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" n . “ u Wu de . .- ‘ - B 2 k: F . u. A De . DIR» Baus 2 “ . , .. . er" at i Tre me Ft B\, ; Fu u 7 ” . un... . 6 h Zr © « 2 “ „ - ” “ ” y - ie Ka DE N PAIR BAR in .. a PER. 2 Ur ) D a Te ‘ ‘ u ” en L Pr “ = nt md = ul FE N 3 ng . ti ‘ “ nn on we . . a Y 4 fe: ia y di , 5 ‘ .. f ee ee nee pP a ee E ee a a Nalais ! Wr “ R . Bm *. ! Yan u ng j 2 DZ ARLER IE NGG, en Minen Bir Si ne Line; a BR EISRENT 144 Kane SAD N ERRUR, Be Inn EN Me AR LTR Tr E nes ” Be WEN Kain iR yaakı Dt Rt Gh aD vu. Be 5 ar ae . rl m ar, . ) De nat h ER il PN ABRE ins RR REN a ER dm TEN, B‘ Rt Ay ERut BE Pe Eee : a he EEE LIE NN DiBER "upr: ann, BL TEN SELTEN „u ur ad een ne Pe N " ae . Hirn DATEN am Ar) rs it) Ir73 Em Bei “ Y “untstert nahe vet ernst DE wi hand had f ibn, ner fie A iR Pi bi ae Y ink > rm .q * fest nt Fre En Se ... tn Kr DIE 1 FR ra aa ERBETEN se ua Wr AP ht Are a een t 1% PR ER Be m Ir ln eh] w ht, ng ee rege in “ DIE an ws ELSE ee a, Kat: ie en “ Er 22 Vene ar en] uns rer ars ’ N DET? mine Ua NONE ARTE LIEFT, Du Zr Der AUEN ararnen nu er LE BR aM Y,“ D Lau En von“ a.m, “tur an Fr ER ITT E03 DETL ZEN ENT y Der PD EN xXVI Band. 1874. u Mit neunundzwanzig Tafeln. “ri Be Berlin, 1874. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung) Behren - Strasse No. 7. Breit. Inhalt. A. Aufsätze. -- J.F.E. Darue. Mikroskopische Untersuchungen über Diabase. | = L. Meyn. Silurische Schwämme und deren eigenthümliche Ver- breitung, ein Beitrag zur Kunde der Geschiebe . . . . J. Hanıeı. Ueber das Auftreten und die Verbreitung des Eisen- steins in den Jura-Ablagerungen Deutschlands . . . . M. Bauer. Mineralogische Mittheilungen. (Hierzu Tafel I—-III ) €. Struckmann. Kleine palaeontologische Mittheilungen.. . . v. Rıcatuören. Ueber Mendola-Dolomit und Schlerndolomit . BE ee er EIN EB J. HeıpdenHaın, Chemisch-geologische Betrachtung der Gyps- vorkommnisse in der Zechsteinformation . . - "Berenpt und Meyn. Bericht über eine Reise nach Niederland, im Interesse der königl. preuss. geologischen Landesanstalt. KEblerzus Tafel Vo 20°. > - ee H. Laspesues. Mittheilung über künstliche De ee H. Laspeykes. Amethyst-Zwillinge mit der trigonalen Pyra- H. Loretz. Das Tirol - Venetianische Grenzgebiet der Gegend G . Berenpt. Marine Diluvialfauna in Ostpreussen und zweiter Nachtrag zur Diluvialfauna Westpreussens. (Hierzu Taf. X.) J. Baranowskı. Die mineralogische und chemische Zusammen- setzung der Granitporphyre . . . . 2... F : _F. Joanstrup. Ueber die Lagerungsverhältnisse an die He bungsphänomene in den Kreidefelsen auf Möen und Rügen. RE Chorzuelatel ALU) N... 2 Sr BE. Kaukowsky. Die augithaltenden Felsitporphyre bei Leipzig % * TrautscHhoLv. Ueber die Naphtaquellen von Baku. (Hierzu P2 - mide —— von Oberstein an der Nahe. (Hierzu Tafel VI.) 4 . Rozmer. Neue Aufschlüsse oligocäner Schichten in der. ErovinzcHannovers. Ar ash ana arg 5 RoEMER. Ein neuer Aufschluss der Wälderthon- und Hils- Ahorn Billune 3.2... 2.2.55 Er a ae 1. Rosmer. Ueber ein neues Vorkommen des Räth bei Hildes- Ferne ee N ee von Ampezzo. (Hierzu Tafel VU—IX.) . . 2... Seite 1 41 922 II 586 E. ı F. . RoEemer. Ueber das Vorkommen des Moschus-Ochsen (Ovi- bos moschatus) im Diluvium Schlesiens, . . SADEBECK. Ueber die Krystallisation des Bleiglanze Bier Tafel XII—XV.) . Kayser. Notiz über eine auffällige Mine eines RR nischen G@omphoceras. (Hierzu Tafel XVI.). . Wıcrmans. Die Pseudomorphosen des Cordierits. (Hierzu Tafel XVIL). . G. Borsemann. Ueber die De Iniohrtine a Tate XVUL EX JE vo . Martens. Fossile Süsswasser-Conchylien aus Sibirien. IT. “ (Hierzu Tafel XX.) Rormer. Ueber die ältesten terstefnerimgslahtenden Schich- ten in dem rheinisch-westfälischen Schiefergebirge . W..Danes. Ueber Diluvialgeschiebe cenomanen Alters. (Hierzu Tafel XXI.) + C. ScaLüter. Der Emscher Mersel. «W.C. Brösccer u. H.H. Reuscn. Riesenkessel a Christiania, (Hierzu Tafel XXII—XXVII) K. Marrın und Ta. Waıcart. Petrefacten aus de Räthischen Stufe bei Hildesheim. (Hierzu Tafel XXIX.) G. Berenpt, Anstehender Jura in Vorpommern «C. Scerüres. Die Belemniten der Insel Bornholm. . . . K. A. Lossen. Der Bodegang im Harz, eine Granit- Apophyse von vorwiegend porphyrischer Ausbildung . B. Briefliche Mittheilungen des Herrn H. Crepner des Herrn Mern. i der Herren W. Reıss on Berk \ ; der Herren Rzıss, Story-MaAsKELYNE, Skin men Gosr s + Des CroizEeaux, SEGUENZA, P. Hexrter und D. Dana C. Verhandlungen der Gesellschaft... . . 205. 363. 612. Ansprache zum Gedenken des 25jährigen Bestehens | der Deutschen geologischen Gesellschaft. Gehalten am 7. Januar 1874 von E. BEYRıcH. Meine Herren! Wi sind heute in grösserer Zahl als gewöhnlich versammelt und von aussen her sind Mitglieder zu uns gereist, um gemein- schaftlich mit uns den heutigen Tag zu feiern. Es war der _ erste Mittwoch des Januar 1849, damals der 4. Januar, an welchem Tage die Deutsche geologische Gesellschaft, nachdem sie sich constituirt hatte, die erste ordentliche Sitzung abhielt, in welcher wissenschaftliche Mittheilungen gemacht wurden. Mit unserer heutigen Sitzung tritt die Gesellschaft in das zweite Vierteljahrhundert ihrer Thätigkeit ein. Gestatten Sie mir, ehe wir diesen neuen Abschnitt unserer Arbeiten beginnen, Sie mit einigen Worten in die Zeit zurück zu versetzen, in welcher unsere Gesellschaft entstanden ist. Vor 25 Jahren gab es in Deutschland bereits eine an- sehnliche Zahl von naturforschenden Gesellschaften, in welchen die Geognosie gleich allen anderen naturhistorischen Disci- plinen mitbehandelt wurde. Es gab aber in Deutschland noch keinen Verein, welcher die Förderung der geologischen Wissen- schaften zum alleinigen Gegenstande seiner Thätigkeit gemacht hatte, während in England schon seit dem Jahre 1807 die Londoner geologische Gesellschaft und in Frankreich seit dem EEE % .5r 3 : ; r aa. 7 Sn % Jahre 1830 die französische geologische Gesellschaft ibre einflussreiche Wirksamkeit entwickelt hatten. Aus dem Ge- danken, dass ein Verein in Deutschland wohl in ähnlicher Weise wie die französiche und die englische Gesellschaft auf das Studium der Geologie fördernd einwirken könnte, ging der Plan hervor, eine Deutsche geologische Gesell- schaft hier in Berlin zu gründen. Die Ausführung des Planes fällt in die Zeit der unrohigsten politischen Zustände Deutschlands, — in eine Zeil, wo man weit davon entfernt war, leicht und allseitig Bestrebungen zu- zustimmen, welche, von bier ausgehend, geistiges und poli- tisches Leben in Deutschland zu heben beabsichtigten. Leicht wäre es gewesen, in jener Zeit hier in Berlin eine Berliner geologische Gesellschaft zu gründen, welche dem vor- handenen Bedurfniss der hier lebenden Geologen, sich zu gegenseitiger Mittheilung zu vereinigen und durch gemeinsame geregelte Thätigkeit die Wissenschaft weiter zu führen, genügt hätte. Es war aber in der That kein leichtes Unternehmen, mit Aussicht auf Erfolg hier eine Gesellschaft gründen zu wollen, welche nicht blos eine Berliner, sondern eine Deutsche geologische Gesellschaft zu sein, den Anspruch erhob. Die Verhältnisse in Deutschland waren und sind an- dere als die in Frankreich und England. In Frankreich wäre es ganz undenkbar gewesen, dass eine französische geologische Gesellschaft ihren Central-Sitz an einem anderen Orte haben könnte als in Paris. Weshalb aber, konnte man fragen und hat man gefragt, soll eine Deutsche geologische Gesellschaft, wenn die Gründung einer solchen für uns überhaupt wünschens- werth ist, ihren Sitz in Berlin haben, weshalb nicht in München, in Wien oder in Dresden? Die Antwort auf diese Frage, weshalb doch gerade Berlin den Anspruch erheben durfte, der Sitz einer geologischen Deutschen Gesellschaft zu werden, geben Ihnen die Namen unter der „Aufforderung zur Bildung der Gesell- schaft“, mit welcher die gedruckten Aktenstucke uber die Gründung der Gesellschaft im ersten Bande der Zeitschrift be- ginnen, die Namen: L. v. Buca, A. v. HumBoLpotT, Weiss, G. Rose, KARSTEN, MITSCHERLICH, EHRENBERG, J. MÜLLER. Das ist eine Reihe grosser Namen, welche die Geschichte N A BEURT Er Rn Sehe Ah are I deutscher Wissenschaft stets mit Stolz nennen wird. Ihrem Glanze haben wir es zu danken, dass der Gedanke, eine Deutsche geologische Gesellschaft in Berlin zu gründen, über- haupt entstehen durfte. Ihnen gegenüber erhob sich keine missachtende oder gehässige Stimme, oder sie wagte es we- nigstens nicht, nach aussen hervorzutreten, Es war nun aber erforderlich, den Plan zu einer . Organisation zu entwerfen, von dem wir hoffen konn- ten, dass ihm eine grössere Anzahl nahmhafter deutscher Gelehrter ausserhalb Berlins ihre Zustimmung geben wurden. Betrachten Sie noch einmal die Reihe der Namen unter der ersterlassenen „Aufforderung zur Bildung der Ge- sellschaft“; Sie finden darunter neben : jenen berühmten Männern Berlins vier andere Namen verzeichnet: EwAL», GIRARD, VON CARNALL und BeyRıcH. _ Diese Vier waren es, aus deren sorgsamen Erwägungen und Berathungen in engerem Verkehr die Grundlagen für das Statut der Gesell- schaft hervorgingen, die in den Aktenstücken des ersten Ban- des der Zeitschrift gleich hinter der Aufforderung abgedruckt ‘sind. Nachdem der Entwurf die Billigung sämmtlicher Unter- zeichner der Aufforderung erlangt hatte, wurde er im Laufe des Juli 1848 zugleich mit letzterer als Circular sämmtlichen namhaften Geologen deutschen Stammes zugeschickt. Von dem Erfolg dieser Zusendung hing es ab, ob die Gesellschaft entstehen könne oder nicht. Es liefen 104 zu- stimmende Erklärungen von auswärts ein; die Namen der Zustimmenden sind grossentheils dieselben, welche Sie in dem ersten Verzeichniss der Mitglieder der Gesellschaft vom Ende Januar 1849 (S.78 im ersten Bande der Zeitschrift) als nicht- berlinische Mitglieder aufgeführt finden. Den Grad der Theil- nahme, den unser Unternehmen in Deutschland fand, können Sie aus diesem Verzeichniss beurtheilen. Sie finden darin aus damals nichtpreussischem Lande: . Aus dem Königreich Sachsen: Freiherr von BEust, BREITHAUPT, von CoTTA, GEINITZ, MÜLLER, NAUMANN, PLATTNER, REICH, SCHEERER. Aus Oesterreich: Haıpinger, F. von Hauer, HÖRNES, von REICHENBACH, Revss, RUSSEGGER, ZEUSCHNER. IV Aus Hannover: 2 HAUSMANN, JUGLER, A. Roemer, H. Tom VOLGER, VON WALTERSHAUSEN, WÖHLER. Aus Württemberg: | von ALBERTI, HEHL, JAEGER, Graf MANDELSLOH, PuiE- NINGER, Graf WILHELM von WURTTEMBERG. Aus Baiern: Braun, von RAUMER, SCHAFHÄUTL, GRAF. Aus Hessen: ALTHAUS, DUNKER, GUTBERLET, LUDwi6. Aus den Thuringischen Staaten: ÜREDNER, EMMRICH, RICHTER, SCHÜLER. Aus Nassau: F. SANDBERGER, G. SANDBERGER, STIFFT. Aus Braunschweig: VON STROMBECK und Kpcn. Aus Holstein: G. Karsten und Mryn. Aus Hamburg: WIEBEL und ZIMMERMANN. Aus Russland: von EıcHwALD und HOFFMANN. Aus Waldeck: MENkE. Aus Oldenburg: VON RENNENKAMPFF. Aus Anhalt: ZINKEN. Aus der Schweiz: MERIANn. Wir dürfen nach dieser Uebersicht wohl sagen, dass unser Plan in Deutschland allgemeine Zustimmung gefunden hatte; wir hatten einen zeitgemässen Gedanken erfasst und zu seiner Verwirklichung in dem ersten Entwurf des Statuts den richtigen Weg gefunden. Wir durften jetzt, des Erfolges sicher, weiter vorschreiten und es erging nun im November 1848 die „Ein- ladung zur constituirenden Versammlung* (Seite 4 des ersten Bandes der Zeitschrift), unterzeichnet von denselben Namen, die unter der „Aufforderung“ standen. NV Dass zu einer ungünstigen Jahreszeit, mitten im Winter, in bewegter Zeit, eine grosse Zahl.von Theilnehmern zu dem Zweck der Constituirung eines wissenschaftlichen Vereins sich aus weiterer Ferne hierher begeben würde, konnten wir nicht erwarten. Wir hatten aber doch Ursache, auch über den Erfolg dieser Einladung erfreut zu sein. Sie ersehen aus dem Ver- zeichniss der Theilnehmer an der Constituirung der Gesellschaft (No. 4 der Aktenstücke), dass aus Sachsen der Berghauptmann Freiher von Beust aus Freiberg, mit ihm BreıtHAupT, CorrA und Reich, MEYN aus Segeberg in Holstein, SCHÜLER aus Jena, dann aus preussischen Landes- theilen die Herren Marrıns, Berghauptmann aus Halle, Gir- BEL aus Halle, PLümıcke aus Eisleben, Prinz ScHönsıch - CaA- ROLATH aus Königshütte und von MiELEcKI aus Rüdersdorf hergereist waren, um an den Berathungen über die definitive Fassung des Statuts der Gesellschaft und an deren Consti- tuirung Theil zu nehmen. In zweitägigen Versammlungen, am 28. und 29. December 1848, wurden die einzelnen Paragraphen des Statuten-Entwurfes unter lebhaft geführten Debatten einer eingehenden Prüfung unterworfen und dem Statut nach Ein- führung einiger nicht unwesentlicher Abänderungen des ur- sprüunglichen Entwurfs zuletzt einstimmig in der Fassung zu- gestimmt, wie es als No, 6 der Aktenstücke abgedruckt vorliegt. Noch am 29. December erfolgte die Wahl des Vorstandes für das erste Geschäftsjahr. Die Mitglieder desselben waren: L. von Bucn, Vorsitzender. VON ÜCARNALL u. KARSTEN, stellvertretende Vorsitzende, BeyRicHh, EwALD, GIRARD, G. Rose, Schriftführer. Tamnav, Schatzmeister. RAMMELSBERG, Archivar. So, meine Herren, war die Gesellschaft gegründet, nicht als eine Berlinische, sondern als eine Deutsche geo- logische Gesellschaft. Sie sollte jetzt durch ihr Wirken ihre Lebensfähigkeit beweisen, fussend auf einem Statut, wel- ches, sehr abweichend von gewöhnlichen Gesellschaftsstatuten, _ eine Reihe von eigenthümlichen Bestimmungen enthält, deren Zweckmässigkeit doch kaum vorher sicher zu beurtheilen war; geleitet von einem Vorstande in Berlin, der nicht die Macht VI besass, an dem Statut der Gesellschaft zu rütteln, es zu ver- bessern oder überhaupt zu ändern. Die eigenthümlichen Bestimmungen, welche die wesentliche Grundlage des Bestehens unserer Gesellschaft ausmachen, sind enthalten in den Paragraphen 4, 5, 6, 10, 11 und 12 des Statuts. Fassen Sie die Bedeutung dieser Paragraphen in ihrem Zusammenhange auf, so ersehen Sie, dass der Schwer- punkt unserer ganzen Organisation nicht hierher nach Berlin, sondern in die allgemeinen Versammlungen der Gesellschaft verlegt ist, die nur einmal jährlich, und wechselnd in jedem Jahre an einem anderen Orte Deutschlands abgehalten werden. Der Vorstand in Berlin versieht nur, wie das Statut sagt, die laufenden Geschäfte der Gesellschaft, er hat uber die Mittel der Gesellschaft nur ein Verfugungsrecht innerhalb des Budgets, welches in den allgemeinen Versammlungen festgestellt wird. Er hat über seine Verwaltung einen Rechenschaftsbericht ein- zureichen und existirt als Vorstand ‚nicht für die allgemeinen Versammlungen. Jede allgemeine Versammlung besteht nur aus denjenigen Mitgliedern der Gesellschaft, die sich zu der- selben einfinden,, sie constituirt sich für die Dauer ihrer Ver- sammlungszeit selbstständig, sie repräsentirt während ihrer Dauer allein die Gesellschaft, hat allein das Recht, Aenderun- gen in dem Statut zu beschliessen, und sie allein Könnte, falls sich die Gesellschaft eiumal auflösen sollte, über deren Eigen- thum verfügen. Sie sehen hiermit auch, wie wichtig für das Gedeihen unserer Gesellschaft der Besuch ihrer allgemeinen Versamm- lungen ist, und Sie werden, wenn Sie die wenigen Verände- rungen verfolgen, die im Laufe der verflossenen 25 Jahre durch die allgemeinen Versammlungen in ‚den Bestimmungen unseres Statuts vorgenommen wurden, wahrnehmen, dass als wesentlich darunter nur diejenigen zu betrachten sind, welche den Ort und die Zeit der allgemeinen Versammlungen be- treffen. Das Statut nämlich enthält in der Abfassung, welehe ihm die constituirende Versammlung in Berlin ertheilt hat, noch die besondere Bestimmung „dass Ort und Zeit dieser Versammlungen fur das nächste Jahr im Voraus so gewählt werden sollen, dass dadurch der Be- such der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte nicht gestört wird.“ Diese Bestimmung Vu findet sich nicht in dem ursprünglich hier gemachten Entwurf "des Statuts, welcher durch Cireular mit der „Aufforderung zur Bildung der Gesellschaft“ versendet wurde; sie musste in das Statut aufgenommen werden theils in Folge drängender Bemühungen eines Theiles der auswärtigen zur constituirenden Versammlung hergereisten Geologen, theils in Folge entschiedenen Verlangens von Anderen, welche ihren Zutritt zu der Gesellschaft von der Annahme einer ähnlichen Bestimmung abhängig gemacht hatten. Die Meinung war sehr verbreitet, es wurde, wenn es auch nicht in unserer Absicht läge, doch durch die Abhaltung besonderer Versammlungen einer Deutschen geologischen Gesellschaft die Theilnahme an den allgemeinen Versammlungen der Naturforscher und Aerzte einen Abbruch erleiden, und damit die Zersplitterung eines Institutes beginnen, welches sich eines allgemeinen Ansehens und einer grossen Beliebtheit in Deutschland erfreute. Die nothwendige Folge jener Bestimmung des Statuts war die, dass unsere Gesellschaft gezwungen war, sich conti- __nuirlich der Versammlung der Naturforscher und Aerzte anzu- schliessen und dass ihr damit ein selbstständiges Wollen und Können, ein freies Pflegen der von ihr verfolgten Zwecke ab- Ve RT en SS ee BP a ne ok: geschnitten war. Dem Gedeihen der Gesellschaft war dadurch ein Hemmschuh angelegt, dessen schädliche Wirkungen sich von Jahr zu Jahr allmälig immer fühlbarer machten. Die Ge- sellschaft lahmte ersichtlich und dennoch war es schwer, den gefährlichen Hemmschuh abzuschutteln. Vor Allem haben wir es dem lebhaften Interesse, welches unser hochverdientes Mit- glied, Herr von DECHEN, der gedeihlichen weiteren Entwicke- ‘lung unserer %esellschaft zuwendete, und seiner Energie zu verdanken, dass die allgemeinen Versammlungen in letzter Zeit frei wurden, und dass der betreffende Paragraph des Sta- tuts im Wesentlichen wieder die Fassung erhalten hat, die fur "ihn ursprünglich in Vorschlag gebracht war. Diejenigen unter uns, welche die letzten allgemeinen Versammlungen regelmässig besucht haben — die in Hildesheim, Heidelberg, Bres- lau, Bonn, Wiesbaden — sie werden .mir zustimmen, _ wenn ich das Urtheil abgebe, dass sich nicht nur das Interesse ‚an unseren allgemeinen Versammlungen, sondern auch mit ihm _ das Interesse an unserer Gesellschaft überhaupt seit der Lösung - ER KR vuıl von den Versammlungen der Naturforscher und Aerzte fort- 3 schreitend gehoben hat und dass ein frischer lebendiger Geist in den krankenden Körper eingezogen ist. In den allgemeinen Versammlungen der Gesellschaft liegt, wie wir gesehen haben, der Schwerpunkt unseres Wirkens; wir wissen es und erkennen es an, dass uns hier mehr Pflichten als Rechte zugefallen sind, wir wissen, dass wir nichts anderes besitzen als das von uns erstrebte und erlangte Ehrenamt, die Verwalter und Hüter einer deutschen Schöpfung, deutschen Eigenthums zu sein. — In diesem Sinne, glaube ich, haben wir ein Vierteljahrhundert hindurch unsere Pflicht gethan und werden sie ferner thun, Glauben Sie jedoch nicht, meine Herren, dass die Ver- waltung unseres Ehrenamtes eine ganz mühelose ist, Sie be- steht nicht blos darin, dass wir hier erscheinen, um unsere Sitzungen abzuhalten, die uns allen zu gegenseitiger Belehrung und Anregung dienen. Uns allein liegt die Aufgabe ob, die Publicationen unserer Gesellschaft — als den wesentlichsten Theil ihrer nach aussen gekehrten productiven Thätigkeit — in regelmässigem Gang zu erhalten, und wir allein haben die Verantwortung zu tragen, wenn wir uns entschliessen müssen, ba Fr 2 süße ESTEN - x San au Be EEE a a Be 7 ra Ai 7A Feb nd sc hier und da einmal eine Zusendung, die wir unserer Gesell- schaft nicht würdig erachten können, zurückzuweisen. Es würde sich nicht wohl schicken, wenn ich an dieser Stelle ruhmen wollte, was wir nach dieser Seite hin geleistet haben, es wird mir aber gestattet sein, in einigen Zahlen den Umfang dessen, was die Zeitschrift der Deutschen geolo- gischen Gesellschaft seit 25 Jahren geliefert hat, zur Uebersicht zu bringen. Es sind in derselben zum Druck gebracht 622 kleinere und grössere Aufsätze, davon 186 von hiesigen, 436 von aus- wärtigen Mitgliedern verfasst. Diese Aufsätze sind ausgestattet durch 440 Tafeln, von denen 178 Profile und Karten, 230 Ab- bildungen von Versteinerungen, 32 mineralogische und petro- graphische Darstellungen enthalten. Die Herstellung aller dieser Dinge war nicht immer eine mühelose, sie ist nicht immer ohne kleine Sorgen möglich gewesen, die Beiträge der Mitglieder flossen in früheren Zeiten unserer Kasse oft recht unregelmässig zu, die Herstellung von Karten und Tafeln aber kostet Geld, und wir waren oft genug IK genöthigt, unsere Mittel zu Rathe zu ziehen; wir mussten uns einschränken, wo uns der Stoff nicht fehlte, durch reichlichere Ausstattungen noch Besseres und Grösseres zu liefern. Von diesen kleinen Sorgen erzählt die Zeitschrift nichts, sie erzählt aber auch nichts davon, wie oft durch freiwillige Zuschusse ‘von Mitgliedern der Gesellschaft Ausstattungen ermöglicht wurden, zu deren Herstellung die vorhandenen Mittel nicht ausgereicht hätten. Mehr. noch: unsere Zeitschrift hat nie ein Wort daruber verlauten lassen, dass- stets seit dem Entstehen unserer Gesellschaft unser hiesiges Wirken an hoher und einflussreicher Stelle eine Stütze und thatkräftige Förderung gefunden hat. Mir liegt die Pflicht ob, nach dieser Seite hin am heutigen Tage im Namen der Gesellschaft deren Dank aus- zusprechen und zu begründen. Noch einmal lenke ich Ihre Augen zurück auf die Reihe von Namen, die Sie unter der „Aufforderung zur Bil- dung der Gesellschaft“ verzeichnet finden. Es steht darunter noch ein Name, welchen zu nennen ich bisher keine Veranlassung hatte, es ist der Name des Grafen von Beust, des damaligen Chefs der Bergbauverwaltung im preussischen Staat. In dem Verzeichniss-der Mitglieder vom Ende Januar 1849 vermissen Sie den Grafen von Bevst in Berlin ‚und finden ihn wieder als Graf von Beust in Dresden. Sie finden ferner in der Liste der Mitglieder vom Januar 1849 den Namen des Herrn von DER Hryor in Berlin, des wohlbekannten Ministers, Die Namen Graf von Beust und von DER Heyor sagen Ihnen, wo unsere Gesellschaft bereits bei ihrer Grün- dung eine Stütze gesucht und gefunden hat. Die Geologie machte Gebrauch von dem ihr in Deutschland historisch ge- wordenen Recht, durch den Bergbau gestützt zu werden, denn sie ist ein Kind des Bergbaues und der Bergbau hält es deshalb auch für seine Pflicht, die Geologie zu pflegen. Die Namen und die Personen haben im Laufe der Zeit gewechselt, aber unausgesetzt ist unserer Gesellschaft der wohl- wollende Schutz geblieben, dem sie viel zu verdanken hat. Wir brauchen uns nur umzuschauen in diesen Räumen, in denen wir gastfrei aufgenommen sind; dieselben Räume bergen un- seren Besitz, eine werthvolle Bibliothek, die in liberaler Weise kostenfrei für die Gesellschaft verwaltet wird. Wir können uns mit Stolz der lebendigen Theilnahme rühmen, welche der jetzige, von uns allen hochverehrte Chef der preussischen Bergbauverwaltung unseren Arbeiten zu Theil werden lässt; wir verehren in ihm aber noch ganz besonders den Förderer der geologischen Landesanstalt, eines Institutes, welches dem Studium der Geologie nieht blos im preussischen Staat einen neuen Aufschwung zu geben bestimmt ist, und welchem unsere Gesellschaft schon jetzt die Zufuhr neuer Kraft und ein erhöhtes Ansehen in Deutschland zu verdanken hat. Möge der Deutschen geologischen Gesellschaft dieser werth- volle Schutz auch ferner erhalten bleiben und möge das feste Band, durch welches die Geologie bei uns mit dem Bergbau verknüpft ist, sich nie lockern! Mit diesem Wunsche schliesse ich meine Ansprache und rufe Ihnen zum Beginn Ihrer Arbeiten im zweiten Vierteljahrhundert ein frisches Gluckauf zu. „ Ne; 2“ Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 1. Heft (November, Dezember 1873 u. Januar 1874.) A. Aufsätze. —— l. Mikroskopische Untersuchungen über Diabase, Von Herrn J. F. E. Darae ın Leipzig. Ein Glied aus der Gruppe der ältesten basischen Eruptiv- gesteine, der sogenannten Grünsteine, ist der Diabas. Der Name ‚‚Diabas‘‘ wurde in der Petrographie zuerst von ALEXAN- DER BRONGNIART, aber in der Bedeutung des jetzigen Diorits angewendet. Nachdem dieser Name für das wesentlich aus Hornblende und einem plagioklastischen Feldspath bestehende Gestein aufgegeben worden war, gebrauchte im Jahre 1842 HausmAann*) denselben für das Gestein, welches aus einem Gemenge von Labrador, Hypersthen und Chlorit bestehen sollte. Die jetzt allgemein herrschende Ansicht der Petrographen über die Zusammensetzung des Diabases fusst auf Hausmann’s Be- griffsbestimmung; man versteht darunter, wenn man zunächst von der chemischen Zusammensetzung der Feldspathe absieht und nur die übrigen Kennzeichen derselben berücksichtigt, das- jenige Gestein, weiches wesentlich aus einem plagioklastischen Feldspath und Augit zusammengesetzt ist. ‘ Nicht immer haben Geologen an dieser Begriffsbestimmung festgehalten. Am weitesten entfernt sich von derselben Lory,**) welcher das Hornblendegestein (Diorit) von BouRrs p’O1sans als Diabas bezeichnet. Während hier eine Begrifisverwechse- lung mit Diorit vorliegt, tritt uns in einer neueren Arbeit ***) *) Bildung des Harzgebirges. pag. 18. **) Bull. de la soc. geol, VII. 1850. pag. 540. **®) Scuirting. Die chemisch-mineralogische Constitution der Grün- stein genannten Gesteine des Südharzes. pag. 5. Zeits. d. D, geol. Ges. XXVL, 1. A Ir En N : Et u “ ‚ x En B ’ 2 2 a 2 £ eine wohl nicht ganz zu rechtfertigende Erweiterung des Be- griffes unseres Gesteins entgegen. O. SCHILLING definirt nam- lich: „Wir bezeichnen mit dem Namen Diabas Gesteine, welche aus Labrador und Augit zusammengesetzt sind, und betrachten die mit dem Namen Gabbro bezeichneten Gesteine als zur Familie des Diabases gehörend.‘“ Es scheint fast, als ob sich SCHILLING der Ansicht G. BıscHor’s angeschlossen habe und den Diallag und Smaragdit des Gabbros nur als Umwandlungs- producte des Pyroxens betrachte. Bekanntlich wird dieser Ansicht von bedeutenden Mineralogen*) widersprochen. Andrerseits trennt man aus Unkenntniss der Zusammen- setzung Gesteine, die unzweifelhaft nur Augit, aber keinen. Diallag führen, von den echten Diabasgesteinen ab und zählt dieselben den Gabbros oder den sogenannten Hyperstheniten zu, wie solches mit den Vorkommnissen von Ehrenbreitstein, **) von den Huühnbergen im Thüringer Wald, von Stansland auf Spitzbergen geschehen ist, und noch mit denen anderer Fund- orte geschehen sein mag. Es muss zugestanden werden, dass eine Verkennung ech- ter Diabasgesteine auf Grund blos makroskopischer und che- nıischer Untersuchung sehr leicht möglich ist. Mögen doch auch auf Grund dieser Bestimmungsmethoden viele Gesteine, welche in den Lehrbüuchern der Geologie und in Sammlungen bis jetzt noch unter dem Namen Diorit aufgeführt werden, echte Diabase sein. Es dürfte dies besonders bei dichten Ge- steinen der Fall sein, bei welchen jeder Fingerzeig durch den Mangel eines Uebergangs von einer grobkörnigen oder kör- nigen zu einer dichten Varietät fehlt. Eine sichere Trennung ‘der sogenannten Grünsteine in einzelne Glieder und die ge- naue Begrenzung der letztern ist nur mit Hilfe des Mikro- skopes möglich. Nur durch dieses Instrument kann man zu genaueren Kenntnissen über diese einzelnen Glieder gelangen; nur durch dasselbe kann man sich auch Aufklärung über Structur und Zusammensetzung des in Rede stehenden Dia- bases verschaffen. In den letzten Jahren sind nun bereits *) Genuann vom Ratn in Pocs. Ann, Bd. 95. pag. 545. **) Vergl. darüber die betreffende Bemerkung Zırker’s in Mikrosk. Beschaffenheit etc. pag. 444. 3 ‘von einzelnen Forschern, - von BEHRENS,*) SCHILLING,**) SENF- TER,***) und neuerdings von F. Sanpzerger +) mikroskopische ‚Untersuchungen über Grünsteine, oder speciell über Diabase ‚angestellt und die Resultate dieser Forschungen veröffentlicht worden. Da diese genannten, zum Theil als vorläufige Mittheilun- gen bezeichneten Untersuchungen des Diabases sich auf eine geringe Anzahl von Vorkommnfsen beschränken, auch meist nur die Erforschung der hauptsächlichsten Gemengtheile sich ‘zur Aufgabe gestellt und die Mikrostructur des Gesteins fast - gar nicht berücksichtigt hatten, schien eine mikroskopische Unter- suchung des Diabases, an zahlreicherem Material vorgenommen, eine nicht ganz undankbare Aufgabe zu sein; auch schien die _ Beantwortung der Frage, ob eine Zerfällung des Diabases in quarzfreien und quarzführenden möglich sei, ein Hauptziel | einer ferneren Bearbeitung zu bilden; und schliesslich schien die Darstellung der Umwandlung der Gemengtheile, wie die- selbe unter dem Mikroskop zu beobachten ist, nicht minderer ' Aufmerksamkeit werth zu sein. Das zur Untersuchung verwendete Material wurde auf zahlreichen Excursionen, zum grösseren Theil in dem Gebiete des Königreichs Sachsen gesammelt. Um aber der Arbeit ‚ eine grössere Vollständigkeit zu verleihen, ist ein, wenn auch kleinerer Theil, von Vorkommnissen aus andern Theilen Deutschlands zur Untersuchung herbeigezogen worden, Herr Professor Pr. ZIiRKEL hatte einerseits die Güte, das hierzu nöthige Material mir aus dem mineralogischen Museum der hiesigen Universität zur Verfügung zu stellen, andererseits von ihm selbst angefertigte Schliffe solcher Vorkommnisse bereit- willigst zur Untersuchung zu überlassen. Im Ganzen wurden 86 Schliffe von fast ebenso "vielen Fundorten angefertigt und - untersucht; es kommen davon 69 auf Sachsen und 17 Schliffe > ‚auf andere Gegenden Deutschlands. ° Dass vom Verfasser vorzugsweise sächsisches Material zur Untersuchung gewählt worden ist, erklärt sich aus der *) Vorläufige Notiz über die mikrosk. Zusammensetzung und Struc- tur der Grünsteine. N. Jahrb. f. Min, 1872. er ana. O; ***") Zur Kenntniss des Diabases., N. Jahrb. f. Min. 1872. 7) Die krystallinischen Gesteine Nassau’s, 1873. 1* 4 weiten Verbreitung und aus dem charakteristischen Vorkommen des Diabases in Sachsen; zugleich lag es in seiner Absicht, womöglich eine brauchbare Vorarbeit für die in Angriff ge- nommene sächsische Landesuntersuchung hiermit zu liefern. Die Ablagerungsgebiete des Diabases in Sachsen sind folgende: 1. das Lausitzer Gebiet, östlich der Elbe gelegen; 2. das Thäarand-Nossen-Rossweiner Gebiet; 3. das Neumark-Zwickau-Wildenfelser Gebiet; 4. das Gebiet des Voigtlandes. Zuvörderst möge eine genaue Darlegung uber den mikro- skopischen Befund der den Diabas zusammensetzenden Gemeng- theile zu geben versucht werden; daran knüpfe sich jedesmal die Darstellung der unter dem Mikroskop beobachtbaren Um- wandlung der dabei in Betracht kommenden Mineralien, Feldspath. In den körnigen Diabasen ist der feldspathige Gemengtheil makroskopisch sichtbar, während er in dichten Varietäten des Gesteins nur unter dem Mikroskop-nachweisbar ist. Die Grösse der einzelnen Feldspathe ist also eine sehr verschiedene; in jenen erreichen sie zuweilen eine bis 5 Mm. betragende Länge bei 1 Mm. Breite (Friedersdorf bei Neusalza), in diesen besitzen sie mikroskopische Dimensionen. Als plagioklastische Feld- spathe sind sie mit der charakteristischen Zwillingsstreifung ausgestattet, die allerdings in Folge der Verwitterung, welche das Gestein erlitten hat, bald theilweise, bald gänzlich ver- wischt sein kann. Vollständig erhaltene Zwillingsstreifung ist nur selten beobachtet worden; es weisen dieselbe unter andern viele Plagioklase der Diabase von Wiesa bei Camenz, Frieders- dorf bei Neusalza, Neustadt bei Stolpen, vom Kottmar bei Ebersbach, von Jenkwitz bei Bautzen, von Rubeland im Harz auf. Die Zahl der Zwillingslamellen ist oft recht bedeutend; so wurden an einzelnen triklinen Feldspathen der Gesteine fol- gender Fundorte an Lamellen gezählt: Wiesa bei Camenz: 9. 21. 26; Neustadt bei Stolpen: 25. 32. 50; Friedersdorf: 11. 24; Jenkwitz bei Bautzen: 53. — Die zahlreiche Streifung ist bei vielen Feldspathen oft nur an einem Ende des Krystalls ersichtlich, verschwindet dann infolge der Zersetzung auf ein „ 5 ' Stück vollständig, um hierauf entweder theilweise oder auch vollzählig wieder zu erscheinen. | Eine Anzahl der Feldspathindividuen ist durch eine ‚doppelte, sich gegenseitig durchsetzende polysynthetische, nur bei gekreuzten Nicols wahrnehmbare Zwillingsverwachsung ge- kennzeichnet. Die sich durchsetzenden Lamellen schneiden sich, wie STELZNER*) zuerst darthat, unter einem Winkel von 86° 40’. Beobachtet wurden dergleichen Plagioklase im Diabas vom Kottmar, von Neustadt bei Stolpen, Wiesa bei Camenz, Friedersdorf, Burkhartswalde bei Wilsdruff. Wenn, wie bereits erwähnt, die Zwillingsstreifung des Feldspaths verschwindet, so ist er in Zersetzung begriffen und von den verschiedenartigsten Neubildungsproducten durchzogen und überdeckt. Das Verwitterungsproduct verleiht dem Feld- spath ein trübes Aussehen und stellt eine weissliche Masse „Jar, die sich bei starker Vergrösserung unter dem Polarisations- apparat als ein kurzfaseriges , buntstrahliges, eisblumenähn- liches Aggregat erweist. Die Zersetzung der Feldspathe kann soweit fortschreiten, dass nur einzelne polarisirende Brocken von denselben übrigbleiben, weiche natüurlicherweise auch keine Zwillingsstreifung mehr zeigen. Von der glasigen Masse, welehe Brurens**) beobachtete, und die jene Feldspathbrocken umgiebt, oder mit BEHRENS zu reden, in welcher die abgerun- deten Brocken von glasigem Feldspath liegen, war trotz eifrigen Suchens in recht zersetzten Diabasen keine Spur aufzufinden- - Mit der fortschreitenden Zersetzung nimmt die Spaltenbildung im Feldspath zu; sie folgt gewöhnlich zuerst der Zwillingsver- £: wachsung, um bei weiterem Stadium der Zersetzung bald rechts, bald links derselben sich abzuzweigen. Mit ihrem Fortschreiten in engstem Zusammenhange steht die Ansiedelung der vielfäl- tigen aus der Zersetzung des Augits und des Magnesiaglinfiners entstandenen Gebilde. Die Betrachtung dieser Körper über- gehen wir an diesem Orte, da dieselbe bei der Behandlung des N N \ ER: “ EN A ® Augits gegeben werden .soll. Apatit findet sich, wo er im Gestein enthalten ist, auch im Feldspath eingeschlossen vor; daneben sind auch zuweilen *) Berg- und Hüttenm.-Zeitung XXIX. pag. 150. *:) 2,2. 0, - 6 einige Magneteisenkryställchen zugegen; auch Danptugser sind in Feldspathen beobachtet worden. : Interessant ist das Auftreten und die A = eines triklinen Feldspaths zwischen Quarzkörnern im Schliff von Hintergersdorf bei Tharand. Das Präparat entstammt einem Handstück, das von einer Kluftfläche des Gesteins ab- geschlagen wurde. Während sämmtliche andere Feldspathe des | Gesteins der Umwandlung anheimgefallen sind, überrascht dieser eine den Beschauer durch seine seltene Frische; keine Spur von Zersetzung ist an ihm zu bemerken; deshalb kann er auch im gewöhnlichen durchfallenden Lichte von den ihn umgeben- den Quarzen nicht unterschieden und nur mittelst des polari- sirten Lichtes aufgefunden werden. Neben vielfachen Zwillings- lamellen findet sich eine andere bei Feldspathen gewiss höchst selten beobachtete Eigenthümlichkeit vor. Gleichwie, nämlich die Praseme von unzähligen Hornblendefäserchen durchwachsen [2 werden, sind in ihm viele hunderte kurzer lichter Fäserchen eines Augitasbestes wirr eingelagert. Die secundäre Entstehung dieses Plagioklases ist unzweifelhaft, was durch die bald zu erwahnende Bildung des ihn begleitenden Quarzes erhärtet wird. Nur noch einmal, in dem Diabas von Steben, konnten zwei trikline Feldspathe in Begleitung von Quarz als Neubil- dungsproducte aufgefunden werden. Ueber die chemische Natur der Plagioklase im Diabase sind die Ansichten bei den einzelnen Forschern ziemlich ver- schieden und von einander abweichend. Der Annahme Haus- MANN S folgend, hielt man den feldspathigen Gemengtheil dieses Gesteins bis in die jüngste Zeit für Labrador. ©. ScHILLIng *) analysirte und berechnete den Feldspath der Diabase des Sud- harzes ebenfalls als solchen. SEsFTER**) gelangte jedoch zu dem Resultate, dass Oligoklas vorliege, neben dem aber Labra- dor sich an der Zusammensetzung betheilige. Dieser Ansicht schliesst sich neuerdings F. SANDBERGER***) an. Für manche sächsischen Diabase, die LiEBE}) untersuchte, findet er eine gleiche Zusammensetzung. (Neumark [Oehlschlägels Bruch], “TAI HIND. m 0..0, er) 3,8: 0 +) Gewitz u. Sorge. Uebersicht d. im Königr, Sachsen zur Chaussee- unterhaltung verwendeten Steinarten. 1870, N | 3 4 i ee nn 7 Zella bei Nossen, Oberplanitz, Strahwalde, Niederkunners- dorf in der Lausitz.) Der Diabas aus dem Walkholze bei Reichenbach, der auch zwei Feldspathe enthale, soll nach LiEgE auch Anorthit neben Labrador enthalten. Einer recht interessanten Zusammensetzung betreffs der Feldspathe erfreut sich nach Liızse’s Untersuchung der Diabas von Jenkwitz bei Bautzen. Es sei erlaubt, die Beschreibung, welche Li2BE darüber giebt, hier wörtlich anzufuhren: „Feldspathreich. Merkwürdiger Titaneisendiabas. In einem Gemenge von Labrador, Oligoklas, sehr zersetztem Augit und Diabantachronnyn liegen noch zwei Feldspathe, welche Anor- thit und kleinen Albitsäulen gleichen, sowie Glimmertafeln und viel Kalkspath.* Es findet sich sonach in diesem Gesteine die ganze Reihe der triklinen Feldspathe vor. Leider war es mir nicht ver- - gönnt, in drei davon angefertigten Schliffen u. d. M. diese wohl einzig dastehende Vereinigung von vier chemisch ver- schiedenen Feldspathen als Gemengtheile eines und desselben Gesteines zu erblicken. Es muss deshalb hier der Versuch _ unternommen ‘werden, obwohl späterer Darstellung etwas vor- greifend, die absonderliche Zusammensetzung dieses Diabases hinsichtlich der Feldspathe zu deuten und mit unsern Unter- suchungen in Einklang zu bringen. Von vornherein musste die Gegenwart von Albit in diesem frischen Gestein ange- zweifelt werden, da bekanntlich Albit niemals ein Gemengtheil eruptiver Gesteine*) ist, sondern stets nur auf Gesteinsklüften und Gesteinsdrusen vorkommt. Sollte Lırs&E die langen und breiten Säulen des Apatits, welchen er im Gesteinsgemenge nicht anfuhrt, theils als Albit, theils als Anorthit angesehen haben? Oder ist der nicht wenig im Gestein ausgeschiedene Quarz der Albit Lıesr’s? Und sind etwa nach Lizs& die etwas mehr - zersetzten Plagioklase Labrador und die frischeren Oligoklas ? Die Annahme von mehreren ursprünglichen Plagioklasen in einem und demselben Gestein ist wohl überhaupt unstatt- haft. Zırken**) bemerkt deshalb mit Recht, zunächst der oben angeführten Ansicht SenFter’s, der neben Oligoklas auch noch *) Gust. Rose. Vergleiche ZmkeL: Petrographie Bd, II. pag. 1. ..#*) Mikroskopische Beschaffenheit. pag. 407. 8 Labrador als im Diabas vorhanden annimmt, entgegentretend: „Zwei verschieden geartete trikline Feldspathe sind aber bis E jetzt noch niemals neben einander leibhaftig aus einem und demselben Gesteine analysirt worden.“ Zur Feststellung der chemischen Natur der Plagioklase im Diabas wurde verschiedenes Diabaspulver und einige Dünn- schliffe längere Zeit mit heisser Salzsäure behandelt. Die Plagioklase waren nach dieser Behandlung nicht angegriffen, auch waren sie noch, wie zuvor, mit der charakteristischen Zwillingsstreifung ausgestattet. Es möchten deshalb wohl die Plagioklase im Diabas nicht Labrador, sondern Oligo- klas sein. | Monokline Feldspathe konnten in den untersuchten Dia- basen, obwohl ihr Vorhandensein nach den Angaben von BEHRENS, der solche in einem Aphanit von Arendal beobach- tete, vermuthet wurde, trotz der darauf verwendeten Betrach- tung nicht mit Gewissheit nachgewiesen werden; denn wenn auch viele Feldspathleisten (in den Diabasen von Neumark, Chrieschwitz bei Plauen, von der Plauen-Oelsnitzer Bahn- Station 55 u. a.) bei anfänglicher Betrachtung eine Aehnlich- keit damit zur Schau trugen, so waren es doch nur solche In- dividuen, die in Zersetzung begriffen und mit Umwandlungs- producten imprägnirt waren. Durch letzteren Vorgang war wohl die Zwillingsstreifung verwischt und eine entfernte Aehn- lichkeit mit Orthoklas hervorgebracht worden. Augit. Der zweite Hauptgemengtheil der Diabase ist der Augit, welcher bei der Untersuchung des Gesteins die meisten Schwie- rigkeiten verursacht. Nur selten sind die Individuen des Au- gits von scharf ausgebildeten Flächen begrenzt; es wurden dergleichen wohlumgrenzte Individuen nur in den Diabasen von Neumark, Chrieschwitz bei Plauen und Dobeneck bei Oels- nitz, welche die Combination oP. o&Px. oPoo darstellten, beobachtet. In der Regel sind aber die Contouren der Krystalle unregelmässig und infolge der Umwandlung sind in recht zer- setzten Diabasen die Augite oft nur als Brocken zugegen, ja die Zersetzung der Augitindividuen kann so weit gedeihen, dass man Mühe aufwenden muss, noch einige Ueberreste der- selben aufzufinden. Eine ebenso seltene Erscheinung ist das = ‘Vorhandensein einer Zwillingsverwachsung am Augit; damit sind manche Augite der Gesteine von Neumark, Chrieschwitz, Neustadt bei Stolpen, Rubeland im Harz ausgestattet. ‚Bei makroskopischer Betrachtung ist die Farbe noch nicht sehr zersetzter Individuen im Dünnschliff grobkörniger oder körniger Diabase eine lichtbräunliche; unter dem Mikro- skop erscheinen diese Individuen aber meist lichtröthlich ge- färbt. In besonders dichten Varietäten des Gesteins sind die Augite hingegen lichter, oft gelblich gefärbt (Dobeneck bei Oelsnitz, von der Weilbach bei Weilburg). SENFTER*) beobach- tete in dem feinkörnigen Diabas vom Odersbacher Weg bei Weilburg grünen Augit. Nach der Beschreibung des Präpa- rats zu urtheilen, dürfte die Farbe dieser Augite wohl schwer- lich eine ursprüngliche sein; es möchten wohl Pseudomorphosen des Neubildungsproductes nach Augit vorliegen. Von unregel- mässig sich verzweigenden Sprungen sind fast sämmtliche Krystalle dieses Minerals durchzogen; es ist dies eine Eigen- thümlichkeit, welche die Zersetzung desselben vorzubereiten oder wenigstens mit derselben im engsten Zusammenhange zu stehen scheint. Gewagt scheint es, den Augit der Grünsteine, also der Diabase, wegen dieser vorhandenen Spaltenbildung als unvollkommenen Diallag anzusprechen, oder seine Ab- stammung vom Diallag herzuleiten. BrHurens sagt nämlich darüber: ‚‚In grössern Stucken bemerkt man, dass zwei sich unter spitzem Winkel schneidende Systeme von groben, ziem- ‚lich parallelen Spalten vorhanden sind, so dass man geneigt sein köunte, den Augit, wenn nicht aller, so doch sehr vieler Grünsteine für einen unvollkommenen Diallag anzusehen.“ Eine ähnliche und hierauf bezügliche Bemerkung findet sich von demselben Forscher in der Beschreibung des ,‚Diorits‘“ (!) ‚von Bösenbrunn im Voigtland vor: „Allein auch diese (die Brocken des Augits) lassen bei einiger Aufmerksamkeit und gehöriger Vergrösserung den rhombischen Umriss und damit die Abstammung von Diallag erkennen.“ Apatit ist nicht selten im Augit eingeschlossen, ein tri- kliner Feldspath, an dem 17 Lamellen gezählt wurden, fand sich in einem Augit des Diabases von Neustadt bei Stolpen; hin und wieder wurden auch kuglige oder langgezogene Hohl- 2),4.% 0, 10 räumchen entdeckt, welche wohl als Dampfporen anzu- sprechen sind. | Der zersetzenden und auflösenden Wirkung des Wassers widersteht bekanntlich keine Felsart; es lässt sich deshalb vom Diabas wegen seines hohen geologischen Alters a priori annehmen, dass er ein absolut frisches Gestein nicht sei, son- dern, dass seine Gemengtheile in bald grösserem, bald minderem Grade der Umwandlung anheimgefallen sind. Die mikro- skopischen Beobachtungen bestätigen diese Voraussetzung voll- kommen; denn obwohl Verfasser so glücklich war, eine An- zahl Gesteine von seltener Frische zur Untersuchung benutzen zu können, erwiesen sich doch gerade die beiden wesentlichen Gemengtheile, Plagioklas und Augit, wenigstens zum Theil in Umwandlung begriffen. In den folgenden Zeilen mag der Versuch unternommen werden, ein deutliches Bild von den vielfältigen, ein buntes Durcheinander darbietenden Neubildungsproducten des Augits zu entwerfen, wie dieses dem Beobachter unter dem Mikroskop entgegentritt. Wenn man zu einer richtigen Beurtheilung der Umwand- lungsproducte des Augits gelangen will, muss man zuerst mög- lichst frische Diabase der mikroskopischen Untersuchung unter- werfen. Im ersten Stadium der Zersetzung findet sich auf Sprüngen und an den Rändern des Augits eine lauchgrüne, vorherrschend schuppige, selten faserige Substanz vor. Diese grüne Materie wurde im Laufe der Zeit auf Grund chemischer Analysen mit den verschiedensten Namen aus der Familie des Chlorits be- legt. So betrachtete SANDBERGER sie anfänglich als Aphroside- rit; SCHILLING*) war geneigt, dieselbe theils als Aphrosiderit, theils als Metachlorit anzusehen; LieBE**) führte sie als neues chloritartiges Mineral unter dem Namen Diabantachronnyn in die Wissenschaft ein; Kenneort***) that dar, dass die von Liege dafür angegebene Zusammensetzung recht gut mit der von ihm selbst aufgestellten Chloritformel übereinstimme, und er erachtet die fragliche Substanz für gewöhnlichen Chlorit; F) 2,8. 0, .pag. „18. **) Neues Jahrb. f. M. 1870 pag. 1 ft. ***) Ebendas. 1871. pag. 50, “ be 11 endlich giebt SANDBERGER*) neuerdings den oben erwähnten Namen Aphrosiderit auf und betrachtet sie als eine dem. ' Grengesit ähnliche Mischung. Aus dem Angeführten geht nun zwar hervor, dass diese Substanz im Wesentlichen ein wasser- haltiges Magnesia-Eisenoxydulsilicat darstellt; doch ist aber auch daraus ersichtlich,‘ dass es wohl nicht gerathen ist, sich für den einen oder andern der gebrauchten oder vorgeschlage- nen Namen zu entscheiden. Es werde daher diese Materie im Folgenden mit dem von VoGELSsAng”*) vorgeschlagenen Aus- hilfsnamen:: Viridit belegt. „Viridit,*”*) grüne und durchschei- nende Gebilde in Form von schuppigen oder faserigen Aggre- gaten, welche namentlich als Umwandlungsproducte nach Horn- blende, Olivin u. s. w. haufig vorkommen. Ihre Zusammen- setzung, ist gewiss nicht immer dieselbe; der Hauptsache nach werden es Eisenoxydul-Magnesiasilicate sein, und meist ge- hören wohl die Schüppchen. einem chloritartigen, die Fasern einem serpentinähnlichen Mineral an.“ Beachtenswerth ist der Umstand, dass der Viridit im ersten Stadium der Umwandlung des Augits sich nicht allein an dessen Rändern angesiedelt hat, sondern sich bereits zwischen den Zwillingslamellen und auf Spältchen der sonst noch frischen, mit der prächtigsten Zwillingsstreifung ausgestatteten Plagio- klase vorfindet. Selbst in den Schliffen von Neustadt bei Stolpen und Wiesa bei Camenz, in denen sich Viridit nicht einmal auf Spalten des Augits zeigt, fehlt er doch nicht im Feldspath und auf Sprüngen des Quarzes. Diese Viriditmassen, welche feinste graugrune Linien im Feldspath und Quarz dar- stellen, stehen im engsten Zusammenhange mit den an den Augiträndern befindlichen. Die Masse des Viridits nimmt zu im Feldspath, wenn er auch die Sprünge des Augits reichlich durchzieht. Bemerkenswerth ist daneben sein isolirtes Auf- treten in der Feldspathsubstanz; grüne Schüppchen und blass- gelbliche Körnchen liegen etwas abseits von den grünen Schnü- ren zahlreich im Feldspath verstreut. Die weiter vorgeschrittene Zersetzung erstreckte sich nicht allein in der Richtung der Zwillingslamellen im Feldspath, sondern bildete auch in dem- dh 30. pag! 2. **) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. XXIV. 1872. pag. 529. ***) ZurkeL, Mikr. Beschaffenheit. 1873. pag. 294, 12 selben abseits gelegene Hohlräumchen, in welche die Sub- stanz des Viridits an Stelle der weitertransportirten Feldspath- substanz vom circulirenden Wasser abgesetzt wurde. Es lehren diese Betrachtungen, dass der Viridit der Diabase ein aus der Zersetzung des Augits hervorgegangenes Product, also wohl ein krystallinisches, aber kein hyalines Mineral, kein Glas ist. Es wird letztere Ansicht von BEHRENS vertreten und z. B. in der Beschreibung „des Diorits von Bösenbrunn“! zu begründen versucht. Wegen der von ihm angenommenen glasigen Be- schaffenheit setzt BEHRENS die Bildung des Viridits vor die des Feldspathes, — welchen er zum Theil als farbloses Glas bezeichnet, — auch sieht er deswegen den pulverförmigen Viridit („‚Chloritstaub‘‘) mit „‚hochster Wahrscheinlichkeit‘“ als ein zertrummertes Glas an. Im Interesse des Lesers mag eine wörtliche Anführung der betreffenden Sätze gestattet sein und hiermit folgen: ‚Dies letztere (grünes Glas) muss offen- bar vor dem farblosen Glase erstarrt sein, man findet Stüuck- chen davon, die durch einen von oben herwirkenden Druck zersprengt und strahlig auseinander getrieben sind; höchst wahrscheinlich ist der Chloritstaub, an dessen reichlichem Vor- handensein man die Diabasaphanite soll erkennen können, nichts Anderes, als solch zertrümmertes Glas (Aphanit von Weil- burg).‘“ Von dieser Anschauung, dass der Viridit ein glasiges Gebilde sei, ausgehend, erklärt auch Benrens das Vorkommen des Viridits zwischen und in den Feldspathleisten nicht als Resultat eines nachträglich erfolgten Transports, wie es an- fänglich nach seiner Darstellung scheinen will, sondern er sieht denselben als ein ursprüngliches, bei der Festwerdung des Gesteins entstandenes glasiges Gebilde an; denn „‚die grüne Substanz der Flecke*, sagt er, „zieht sich überall zwischen die Feldspathleisten hinein, sie ist wohl zwischen denselben herausgepresst worden, was man weit besser in der Nähe mikroskopischer Spalten eines hellgrünen Aphanit- schliffes von Weilburg sieht, wo grüne Glasmasse gleichsam in die Spalten einmündende Rinnsale zwischen den Feldspath- theilen bildet.‘ x In diesem ersten Umwandlungsstadium befanden sich durch- schnittlich die Augite folgender Diabase: Wiesa bei Camenz, Neustadt bei Stolpen, Linde bei Kohren, Friedersdorf und Sohland bei Neusalza, Kunnersdorf. Bei weiterer Umwandlung des Gesteins wird der Augit \ | ) 13 soweit angegriffen, dass meist nur rudimentäre Krystalle oder nur Brocken desselben übrigbleiben. Der Viridit nimmt an Masse und Verbreitung zu und zeigt eine grössere Tendenz zur Faserung, Am Rande der Augitbrocken ist der. Viridit meist noch blättrig. Die weiter davon abgelegenen Partien, die in einem früheren Stadium ohne Zweifel ebenso blätterig beschaffen waren, lösen sich aber in feinste Fäserchen und Nädelchen auf, die selten eine parallele, häufiger eine ver- worrene Aggregation zeigen. Daneben finden sich hauptsäch- lich grauröthliche wolkige Gebilde ein, die sich zuweilen in kleinste grünliche Körnchen auflösen. Weshalb bezeichnet Beurens diese wolkigen Gebilde als felsitische Kugelchen und Ballen ? Der Feldspath ist bei dieser Beschaffenheit des Augifs recht zersetzt. Nur einzelne Brocken zeigen Spuren einer Zwillingsstreifung, doch ist die Polarisation an der ganzen Feldspathmasse wahrnehmbar. Dass sich der Viridit in den so beschaffenen Feldspathen weit zahlreicher eingefunden haben muss, ergiebt sich aus dem Gesagten von selbst. Die Faserung des Viridits tritt besonders gern auf der Grenze zwischen Augit und Plagioklas auf, und es scheint oft, als ob die Fa- sern in die Feldspathkrystalle hineinragten. Wenn diese Er- scheinung wirklich vorhanden wäre, so würde die ursprüng- liche Bildung des Viridits dadurch wahrscheinlich gemacht, Darauf lässt sich indess Folgendes entgegnen: Die Zersetzung der Krystalle beginnt zuerst an ihrem Umriss; dadurch, vor- züglich bei langanhaltender und intensiver Verwitterung, wird so. viel Substanz fortgeführt, dass zwischen den einzelnen Krystallen. Hohlräume entstehen, die gross genug sind, um die zugeführte Viriditsubstanz in kleinsten Nädelchen und Kryställ- chen, welche selten die Lange von 0,018 Mm. überschreiten, anschiessen zu lassen. Uebrigens ergiebt sich aus der Ent- fernung der Nädelchen von einander, dass sie bei ihrer Bil- dung der im Plagioklas gegebenen Zwillingsverwachsung_ oft gefolgt sind. Zudem giebt es aber auch für das scheinbare Eindringen des faserigen Viridits in den Feldspath noch eine andere Erklärung. Wenn nämlich die auf einer Kante liegen- den Plagioklaskrystalle geschnitten werden, so muss der Augit und der von ihm abstammende Viridit nothwendiger Weise die tiefer liegenden Flächen des Feldspaths überdecken. So 14 ; greifen scheinbar die beiden erstern in letztern über. Diese angeführten Beobachtungen und Gründe dürften wohl genügen, um die Wahrscheinlichkeit der secundären Entstehung des also gearteten Viridits darzuthun. An. einer nicht geringen Zahl der untersuchten Diabase ist dieses Stadium der Umwandlung aufgefunden worden. Ein grosser Theil der voigtländischen Gesteine ist hier zu nennen: Chrieschwitz bei Plauen, Hauer- mühle bei Plauen, Alte Burg bei Pausa, Kuppe der Drei- berge bei Plauen, Pfarrbruch in Neumark ete. Aus andern Gegenden mögen hier noch aufgezählt werden: Burkhartswalde bei Wilsdruff, Herzogswalde bei Wilsdruff, der Kottmar und die Klunst bei Ebersbach, Schleiz, Beraun in Böhmen, Ehren- breitstein. Als ein letztes Stadium der Umwandlung des Augits in unserm Gestein lässt sich der Zustand desselben auffassen, in dem ein vollständiges Verschwinden der Brocken des Au- gits theilweise stattfindet® und der Viridit die Stelle des ehemals vorhandenen Augits ausfüll. ZIRKEL*) beschreibt diesen Vorgang in folgenden Worten: ‚Die dunkelgrüne Chlo- ritmaterie tritt als formliche Pseudomorphose nach Augit unter Wahrung seiner Durchschnittsformen auf, häufiger aber wohl sind die letztern bei der Umwandlung verwischt worden.‘ Der Viridit ist oftmals in seiner ganzen Ausdehnung vollstän- dig blätterig; zuweilen schliessen sich die einzelnen Schüppchen nicht eng aneinander an, so dass ein durchbrochen blättriges Gefüge entsteht. Dergleichen gearteten Viridit zeigen die Schliffe vom Galgenberg bei Oberplanitz, Chrieschwitz, Berg- schlösschen bei Nossen, Fördergersdorf, von der Plauen-Oels- nitzer-Bahn-Station 62, von der Weilbach bei Weilburg. Während bei genannten Vorkommnissen eine Ändeutung irgend welcher Faserung fast immer vermisst wird, wurden hingegen auch solche beobachtet, welche schuppig und theils auch fase- rig ausgebildet sind (Dreiberge bei Plauen, Thalmüble bei Tharand, Gersdorf bei Rosswein).. An andern Schliffen fin- det sich der Augit lediglich in diese faserige Substanz umge- setzt (Hintergersdorf bei Tharand). Ein guter Theil der von BEnrens als faserige oder schilf- ähnliche Hornblende angesehenen Gebilde mag wohl nur *) a. a. O. pag. 408. 15 faseriger Viridit sein, um so eher, als denselben auch jede Spur von Dichroismus mangelt. Durch diese Annahme wird auch die Bemerkung des genannten Forschers über die Ver- breitung des Augits und der Hornblende in den Grünsteinen für uns verständlich. Er giebt nämlich an, dass Hornblende in der Mehrzahl der von ihm untersuchten Präparate vor- herrsche. Die Richtigkeit dieser Angabe ist an und für sich nicht zu bestreiten; es ergäbe sich daraus nur, dass die von ihm untersuchten Grünsteine nicht vorwiegend Diabase, son- dern vielmehr Diorite gewesen wären. Diese letztere An- nahme verliert jedoch sofort an Wahrscheinlichkeit durch wei- tere von ihm angeknüpfte Ausführungen. Er erwähnt nämlich, dass auch der Augit dieselbe Verbreitung wie Hornblende habe, dass unter den von ihm untersuchten Präparaten augit- frei nur 4 und hornblendefrei nur 2 gewesen wären. Wenn für diese Beobachtungen die thatsächliche Richtigkeit fest- gehalten’ werden müsste, dürfte eine Trennung der Grünsteine in Diabas und Diorit wohl schwerlich ausführbar sein. Da aber in den von uns untersuchten Präparaten unzweifelhaft Hornblende niemals neben Augit beobachtet wurde, ist es mehr als wahrscheinlich, dass die von BEHRENS so überaus häufig aufgefundene Hornblende nichts anderes als faseriger Viridit, also ein Zersetzungsproduct des Augits ist. Zersetzungs- producte desselben Gesteins sind aber wohl nimmer von Geo- logen zur Bestimmung und Gliederung von Felsarten verwen- det worden. Wo also Augit in Grünsteinen neben dieser so- genannten Hornblende (Viridit) festgestellt wird, darf man wohl ohne Zweifel das Gestein als Diabas bezeichnen; denn dasselbe wird bei seiner Entstehung eben wesentlich nur ein Gemenge von Plagioklas und Augit dargestellt haben. Weil nun aber BEHRENS nicht die ehemalige, sondern die gegen- ' wärtige Zusammensetzung berücksichtigt, so ist es auch nicht zu verwundern, dass er den Aphanit von Weilburg als Diorit bezeichnet, obgleich das Gestein ein Diabas ist. Bereits Senr- TER“) hat das Gestein als Diabas erkannt; es kann diese Angabe Senrters hier nur bestätigt werden. Auch das Gestein von Bösenbrunn im Voigtland wird von Benrens als Diorit aufge- führt. Es ist dasselbe jedoch nichts weniger als Diorit, son- *) a. a. O. pag. 679. 16 dern Diabas, beobachtete er doch selbst in demselben ‚‚Brocken und Kryställchen von diallagähnlichem Augit.‘“ Da das Gestein sehr zersetzt ist, enthält es ungemein viel faserigen Viridit, ° der oft Pseudomorphosen nach Augit bildet; vom Augit, der hier bei der Bestimmung des Gesteins massgebend ist, ist Allerdings verhältnissmässig nur noch wenig vorhanden. Viel- leicht dürften auch die Gesteine von Langenwolmsdorf und Freiberg, welche von Benkens als Diorite bezeichnet werden, sich bei einer von mir nächstens auszuführenden Untersuchung als leibhaftige, wenn auch etwas zersetzte Diabase enthüllen, da ja bereits in ersterem Gestein von BEHRENS durch die Untersuchung Augitbrocken festgestellt wurden. In manchen Diabasen sind öfters einige der angeführten Stadien der Umwandlung des Augits zugleich vertreten. Neben noch recht frischen, nur von wenig Viridit umsäumten und durchzogenen Krystallen liegen andere, in denen die Masse des Viridits vorherrscht, so dass vom Augit nur Brocken übrig geblieben sind. Endlich giebt es Stellen in demselben Schliff, ' wo. der Viridit als Pseudomorphose nach Augit erscheint. Auch finden sich Diabase vor, in welchen nur wenig, Brocken .des Augits vorhanden sind, meist aber nur Viridit zugegen ist. Wenn die Neubildungsproducte sich im Gestein häufen, wenn der lauchgrüne Viridit an Masse und Verbreitung zu- nimmt, stellen sich oftmals neben letzterem lichtgelbliche Ge- bilde ein, deren Verschiedenheit vom Viridit bei mikroskopischer Betrachtung sofort in die Augen springt. Im Verlauf der Untersuchung wurden diese Gebilde als Pistazit erkannt. Das mikroskopische Auftreten des Pistazit in Diabasen darf nicht befremden, da derselbe genugsam makroskopisch darin aufge- funden worden ist. In einem Diabase, der vom nördlichen . Mundloch des im Bau begriffenen Tunnels im Elsterthale unter- halb Plauen entnommen.,wurde, war erdiger Pistazit von citron- gelber Farbe in Menge auf Spältchen und Hohlräumchen aus- geschieden. Das davon hergestellte Präparat enthältsin Hohl- räumchen Pistazit. Unter dem Mikroskop erwies sich das Vor- handensein desselben weit zablreicher, als die makroskopische Betrachtung des Dünnschliffes erwarten liess. Wo er haufweise ausgeschieden vorkommt, stellt er ein aus monoklinen eitron- gelben Blättchen bestehendes Aggregat dar. Die Blättchen schliessen sich eng an einander an; doch kommen auch solche | £ \ H | x $ 1 | 17 farbige und so gestaltete Blättchen vereinzelt im Schliff vor; oft sind sie auch mit gleichfarbigen Scheibchen und Pünktchen \ vergesellschaftet. Ein Stück des Schliffes wurde 4 Stunden ‚lang in Salzsäure gekocht, um das Verhalten des Pistazits zu dieser Säure zu prüfen. Während der Viridit sich durch diese Behandlung vollständig aufgelöst hatte, und das Gestein durch- aus gebleicht worden war, waren diese gelben Blättchen nicht angegriffen worden und in ihrer ursprünglichen Anzahl noch vorhanden. Da auch das Verhalten dieser Substanz vor dem Löthrohre Pistazit anzeigt, dürfte dieselbe vorläufig wohl ' unter diesem Namen aufgeführt werden. Der Pistazit scheint | sich aus den bereits einmal erwähnten grauröthlichen wolkigen Gebilden, welche vielleicht sehr kalkreich und sehr eisenhaltig sind, zu bilden. Wo diese Gebilde zahlreich im Viridit lagern, ist der Pistazit sparsam vertreten; wo erstere aber zu mangeln beginnen, wird letzterer häufiger; ja zuweilen beobachtet man; wie die gelben Blättchen oder Säulchen aus genannter Sub- stanz allseitig herauswachsen (Ilkendorf). Die Nähe von Eisen- ' erzen ist der Bildung des Pistazits augenscheinlich günstig; ‘in den Schliffen von Ilkendorf, von der Thalmühle bei Tharand "wurden Magneteisenkryställchen theilweise von Pistazitblätt- ‘chen umgeben beobachtet. Der Pistazit ist einerseits im Viri- dit gelagert und zwar öfters in solcher Menge, dass Blättchen ‚an Blättchen gedrängt liegen; andererseits findet er sich auch in den angegriffenen Feldspathen vor. Feine radialstrahlige Nädelehen, auch dunne Blättchen und zahlreiche Körnchen durchschwärmen die Feldspathe nach allen Richtungen. Diese Gebilde sind oft in solcher Anzahl vorhanden, dass man sie in dem Gesichtsfelde nicht zu zählen vermag; unter andern wurde diese Ausbildung des Pistazits in den Feldspathen der # Diabase von Burkhartswalde, Herzogswalde, von der Thal- a mühle, Hintergersdorf, Bösenbrunn beobachtet. Zu ihrer Bil- dung mag hier vorzüglich Feldspathsubstanz verwendet worden sein, und es sind also diese Gebilde als beginnende Pseudo- morphosen nach Feldspath aufzufassen. Diese Art der Er- klärung steht in vollem Einklang mit frühern, namentlich von Bıum*) herrührenden Untersuchungen der Pseudomorphosen *) Abhandlungen über den Epidot in petrogr. und genetischer Be- ziehung. Zeits. d. D.geol.Ges,. XXVL, ı. 2 18 ze des Epidots nach Oligoklas oder Labrador. Die Epidot ent- , haltenden Feldspathe sind nach Bruu insgesammt sehr zer- setzt. .Es war demnach also die Bildung dieses Minerals auch im Innern der Krystalle auf Kosten der Feldspathsubstanz möglich geworden. Es sind somit diese Gebilde im Gestein nicht vor dem Feldspath entstanden und in denselben einge- hüllt worden, sondern ihre Bildung fand ungemein spät im Feldspath und auf dessen Kosten statt. Noch sei darauf hingewiesen, dass eine Verwechslung des im Gestein vertheilten , Pistazits mit lichtgelblichen Augit- brocken stattfinden kann. Die lichtere Farbe des Pistazits und das Fehlen jeglicher Sprünge in demselben sind jedoch zwei charakteristische Merkmale, welche eine Unterscheidung des- selben von :Augit anslichen! \ In den aus dem Voigtland zur Enter gelangten Diabasen tritt uns ferner eine von den jetzt beschriebenen Gebilden abweichend beschaffene. Substanz entgegen, deren secundäre Entstehung nicht minder vom Augit herzuleiten sein dürfte. Im Gestein, das, so weit jetzt bekannt ist, seine Hauptverbreitung zwischen Plauen und Oelsnitz im Voigtland hat, sind dunkelschwarze, stecknadelkopfgrosse Kornchen vor- handen, die im Dünnschliff unregelmässig begrenzte lichtbräun- liche. Durchschnitte liefern. Von den bekannten Mineralien hatte kein anderes eine grössere Aehnlichkeit mit genanntem Gebilde, als der Chlorophäit; es wurden deshalb zur Fest- stellung der Natur des ersteren Dünnschliffe von letzterem ‚her- gestellt. Zur Untersuchung wurde ein Diabas aus Connecticut und der Melaphyr vom Hockenberg bei Neurode in Schlesien, in welchen Chlorophäit vorhanden ist, benutzt. Die schwarzen Körn- chen und Schüppchen im Gestein aus Connecticut erhielten im Präparat eine olivengrüne Farbe. Unter dem Mikroskop löst sich der Chlorophäit entweder in ein Haufwerk von excen- trisch gefaserten Kügelchen oder in. verworren faserige, eis- blumenähnlich gestaltete Buüschel, deren Spitzen nach dem. Innern gerichtet sind, auf. Bei Anwendung des Polarisations- apparats erweist sich der Chlorophäit mit einer überaus präch- tigen Aggregat-Polarisation ausgestattet. Der Chlorophäit. im Melaphyr vom Hockenberg ergab sich theilweise ebenso struirt, theils mangelte demselben jedwede Faserung. Mit diesen mikroskopischen Merkmalen des Chlorophäits stimmt das er- IE =» wähnte Mineral im Diabas überein. Es möge deshalb im ‚ Folgenden vorläufig mit diesem Namen belegt werden. Wie ‘der Chlorophäit in den Melaphyren und Basalten ein Aus- ' füllungsproduct von Blasenräumen ist, so wird auch dem der Diabase eine gleiche Entstehung meist nicht versagt werden " können. Im Präparat aus Schwabes Bruch in Neumark be- " "obachtet man deutlich die Spältchen, auf welchen die Zufuhr der Substanz in die Hohlräume erfolgte. Noch deuthicher be- ' weist diese Bildung ein Präparat des Diabases von der Plauen- "Oelsnitzer Bahn, Station 31. Es’ findet sich Chlorophäit darin 'als schwarze Punkte vor, welche sich unter dem Mikroskop in Jagenweise Schichten auflösen. Die Mandelbildung besteht aus " "Sehichten, welche von aussen nach innen folgende Anordnung . ‚besitzen: a, lichtgelbe, fast weisse Schicht; b, eine breitere F "weingelbe‘'Schieht; c. eine braunschwarze, nach beiden Seiten " hin verblassende Schicht; d, eine weingelbe Schicht, b. ent- sprechend; e. die Mitte der Mandel ist mit der braunschwarzen Substanz, welche der Schicht e. entspricht, angefuüllt. Ausser den genannten Schliffen führten die der Diabase von der ‚ Plauen-Oelsnitzer Bahn, Station 56 und Station 17 ebenfalls se rn Quarz. Ueber das mikroskopische Vorkommen des Quarzes in den _ deutschen Diabasen wird in den über dieses Gestein veröffent- _ liehten Arbeiten nichts Erhebliches berichtet. Senrrer*) hat in den von ilım ‘untersuchten Diabasen keinen Quarz gefunden, - Liege”) erwähnt, dass in dem sonderbaren Kalkdiabas von _ Oberplanitz (Wutzler’scher Bruch), der offenbar eine zweimalige Umwandlung erlitten habe, Milchquarz vorkomme, Bei BEH- >) findet sich die Mittheilung, dass er in den bis jetzt _ untersuchten Grunsteinen nicht viel Quarz gefunden habe, _ Eine Angabe darüber, in welchen Vorkommnissen Quarz vor- handen und mit welchen andern Mineralien er vergesellschaftet war, vermisst man; es musste deshalb früher angenommen werden, dass derselbe sich nur im Diorit-Grünstein vorfinde. Kr a fi ®- 2.3. Ö. were O0. g; PAR EEE BEL 6) 1:3 2* EEE Er ER e % | A wurde unsere Aufmerksamkeit bei vielen derselben auf die || Gegenwart von Quarz gelenkt, denn eine Anzahl derselben / zeichnete sich durch merklichen Widerstand beim Schleifen F vor andern aus, und dieselben zeigten auch bei erlangter Durchsichtigkeit der Schliffe kleine, schon makroskopisch wahr- nehmbare und durch besondere Helligkeit und spiegelnden ') Glanz vom Feldspath unterschiedene Partikelehen. Bei der mikroskopischen Untersuchung fand die makroskopische Wahr- nehmung alsdann ihre volle Bestätigung. Die schöne bunt- farbige Polarisation und die unregelmässig durch den Krystall sich verzweigenden Sprünge lassen keinen Zweifel über die /#' Gegenwart des Quarzes und auch keine Verwechselung mit Feldspath zu. Quarz findet sich als ursprüngliches Gebilde in il! u r 5 einer Anzahl unserer Präparate; in andern derselben wurde er als secundäres Product erkannt. Wo er sich einmal an der | Zusammensetzung des Gesteins betheiligt, iritt er in solcher Menge auf, dass er sich den Rang eines wesentlichen Gemeng- theils erwirbt und der Zahl seiner Individuen nach den vor- handenen Feldspath fast erreicht (von der Klunst bei Ebers- bach, Kunnersdorf, Kottmar [Berg] bei Ebersbach) oder auch wohl übertrifft (Neustadt bei Stolpen, Jenkwitz bei Bautzen, Kelterhaus bei Ehrenbreitstein). Die Grösse der als unregel- | mässige Körner ausgeschiedenen Quarze ist unbedeutend; die | meisten- sind stecknadelkopf-gross, doch giebt es auch kleinere. Wie die Quarze vieler älteren Gesteine, z. B. Granit, Gneiss etc. | sehr zahlreiche Flussigkeitseinschlüsse beherbergen, so auch der Quarz der Diabase. Die liquiden Einschlusse, bald eiför- mig gestaltet, bald unregelmässig umgrenzt, sind entweder ziemlich gleichmässig in den Quärzkörnern vertheilt, oder auch reihenweise darin angeordnet; ihre Libellen befinden sich meist in ruhelos wirbelnder Bewegung. Als feste Einschlüsse im Quarz sind vor allen Dingen die als Mikrolithe ausgebildeten Apatite zu nennen; es war in den. unter dem Mikroskop betrachteten Quarzkörnern wohl keines, das nicht wenigstens etliche derselben enthielt; in 2] andern fanden sich dieselben sogar angehäuft. Magneteisen findet sich vereinzelt in Quarzen secundärer Entstehung (Hin- tergersdorf bei Tharand, Dobeneck bei Oelsnitz, Jocketa bei Plauen, von der Weilbach bei Weilburg); ein Eisenglanzblättchen 21 » !" wurde in einem Quarze des Schliffes von Kunnersdorf beob- achtet. Auf Sprüngen des Quarzes haben sich die so ver- schieden gearteten Nachkommen des Augits eingefunden. In BHohlräumen und in Spältchen in Zersetzung be- griffener Diabase ist gar oft die Gegenwart von Quarz, der dann gewöhnlich mit Kalkspath vergesellschaftet war, fest- ‚ gestellt worden. Seine secundäre Entstehung ist deutlich er- " sichtlich. Recht zahlreich wurde derartiger Quarz in den IM [Be u « von Dobeneck, Hintergersdorf, Beraun, Steben | I N | I) hi ' ’ und in dem von der Mündung des Ruppbachthales in Nassau nachgewiesen. Noch geschehe Mittheilung über eine interessante Äus- bildung des Quarzes im Diabas von Hintergersdorf bei Tha- rand.. Das Handstüuck, von einer Kluftflläche des Gesteins "entnommen, zeigte an seinem Rande eine an Asbest erinnernde Beschaffenheit. Der davon gefertigte Schliff enthält an einem Ende normal ausgebildeten Diabas, sodann tritt Asbest ein und zuletzt milchig getrübter Quarz. Die Ursache der er- wähnten Trüubung in letzterem sind unzählige Fasern und Nä- - delchen, welche entweder parallel angeordnet, oder wie es meist der Fall ist, wirr durcheinander liegen und dann oft recht gekrümmt sind. Die meisten dieser Gebilde sind farblos; wenn aber die oft zu dichtem Filzwerk vereinigten Nädelchen von Sprüngen getroffen werden, sind sie grün gefärbt. Der _ Zusammenhang mit den rückwärts gelegenen Partien lässt erkennen, das wir es hier mit einem Augitasbeste zu thun haben; ferner lehrt die mikroskopische Untersuchung, dass “dieser Quarz eine wunderschöne, dem Prasem ähnliche Aus- bildung besitzt; seine Entstehung war offenbar eine secundäre, da er auf wässerigem Wege gebildet wurde. ‚Schliesslich möge noch eine andere eigenthümliche Ausbil- dung der Quarzsubstanz Erwähnung finden. Als Ausfüllungs- _ masse von Hohlräumen findet sich in einem Präparate von - Dobeneck bei Oelsnitz, als auch in einem anderen von Jocketa _ bei Plauen eine milchweisse Substanz, deren Härte zwischen 6 und 7 liegt. Unter dem Polarisationsapparate zerfällt diese Masse in Kleinste unregelmässige Körner, welche die präch- tige Polarisation zeigen, wie solche den Chalcedonen eigen ist. & Es ist wohl’ deshalb nicht gewagt, diese Ausfüllungsmasse als Chaleedon zu betrachten, Uebrigens sei noch bemerkt, dass 1 Na Zn > Sn men u Zara en nn We 22 En Be der Obeloanen im Jocketaer Diabas von Kalkspath begleitet wird, dessen mikroskopische Eigenthümlichkeiten weiter unten erörtert werden sollen. Magnesiaglimmer. Ferner ist ein, wenn auch an verhältnissmässig wenig Localitäten vorhandener Gemengtheil des Diabases der Magnesia- E glimmer. Sein wellig-faseriges Gefüge, seine braungelbe Farbe | und sein ausgezeichneter Dichroismus machen denselben be- kanntlich leicht kenntlich. In langen schmalen Fetzen liegt er im Gestein verstreut. Wo er aber einmal in dasselbe ein- tritt, ist er durchaus nicht spärlich vorhanden. Die Zahl seiner Individuen steigert sich oft dermassen, dass dieselben den Äugit darin erreichen oder fast übertreffen. (Südlausitzer Bahn, Station 312, Jenkwitz bei Bautzen). Beachtenswerth ist der Umstand, dass er nur in solchen Diabasen vorgefunden wurde, in welchen der Quarz einen ursprünglichen und wesent- lichen @emengtheil bildete; doch lässt sich daraus noch nicht schliessen, dass, wo Quarz vorkommt, auch Magnesiaglimmer gegenwärtig sei; denn in den quarzführenden Diabasen von der Thalmühle und Hintergersdorf bei Tharand und von Herzogs- walde bei Wilsdruff konnte seine Gegenwart nicht ferigeisht werden. Es ist eine häufig beobachtete Erscheinung, dass der Ma- gnesiaglimmer in der unmittelbaren Nähe von Titaneisen auf- tritt; er bildet gleichsam die Unterlage, auf welcher der Absatz desselben erfolgte. Oft scheint es, als ob der Augitin Magnesia- elimmer übergehe; doch dürfte die braune Farbe der Augit- | ränder nur davon herrühren, dass aufgelöstes Magneteisen sich als feine bräunliche Haut dort absetzte und so eine Aehnlichkeit mit Magnesiaglimmer hervorbrachte. Apatite durchstechen denselben immer zahlreich (Neustadt | bei Stolpen, Kunnersdorf in der Lausitz); im Präparat von Jenkwitz wurde aber der Fall beobachtet, dass sich um einen grossen Apatitquerschnitt fünf Glimmerblätter, von denen das grösste zwei Flächen des Krystalls einnimmt, radialstrahlig angesetzt haben. Ueber das Vorkommen von Magneteisen im Magnesiaglimmer soll weiter unten gehandelt werden. Der Magnesiaglimmer gilt allgemein als sehr unveränder- 23 | lieh*); umso überraschender ist die Beobachtung, dass auch ‚er.dem zersetzenden Einfluss der Atmosphärilien im Gestein "nieht widersteht und dass auch er, um mit Gustav BischoFr zu reden, bestimmt ist, „Früchte des Mineralreichs“ zu bilden. Die Umwandlung beginnt an den Rändern der Glimmerblätt- chen, auch folgt sie gern der Faserung; das bräunlichgelbe Mineral wird dadurch theilweise in eine grasgrüne Substanz umgesetzt**), das wohl ein Magnesia - Eisenoxydulsilicat sein _ dürfte. Für dieses Neubildungsproduct, das dem aus der ' Augitzersetzung hervorgehenden so ungemein ähnlich ist, mag auch der Name Viridit gebraucht werden. Die Umwandlung ‚des Magnesiaglimmers kann sich soweit erstrecken, dass nur Er LAN N ee a Be a TE Det a rar at ] - ein schmaler gelblichbrauner Streifen ubrig bleibt, der beider- seits von Viridit umgeben ist (Kottmar, Klunst bei Ebersbach). Im Ganzen wurde die Anwesenheit von Glimmer in neun ver- schiedenen Diabasen und zwar von folgenden Fundorten fest- gestellt: Neustadt bei Stolpen, Wiesa bei Camenz, Kunners- dorf bei Lobau, vom Kottmar, von der Klunst bei Ebersbach, Friedersdorf und Sohland bei Neusalza, Jenkwitz bei Bautzen und von Ehrenbreitstein. Apatit. Die neuesten chemischen Analysen weisen in der bei weitem grösseren Zahl der Diabase einen Gehalt an Phosphor- säure nach, die an kein anderes Mineral als an Apatit gebun- den sein wird. Thatsache ist es, dass auch unter dem Mi- kroskop in einer grossen Anzahl von Diabasen Apatit wahr- genommen wird. Ist man auch bei anfänglicher Betrachtung nicht geneigt, die langen farblosen Krystallnadeln wegen ihrer eigenthumlichen Ausbildung mit den Apatiten jüngerer basischer - Eruptivgesteine, namentlich der Basalte zu identifieiren, so schwindet jedoch jeder Zweifel über ihre Äechtheit bei dem Anblicke‘ der grellen hexagonalen Querschnitte, die entschieden jenen 'laugsäulenformigen Gebilden angehören. Ein grosser Theil der Apatitnadeln unseres Gesteins ist durch eine viel- fache, dem basischen Pinakoid parallel gehende, gliedweise *) Vergl. Bischor, chem. und physical. Geologie II. pag. 701. ff, “*) Vergl. Brum, Pseudomorph,, erster Nachtr. pag. 73. ff, und Daup, Neues Jahrb. für Miner. 1851 pag. 4. 24 Theilung von den Apatiten jüngerer Gesteine unterschieden. 2 Oft kommt es vor, dass die einzelnen Glieder nicht in einer 4 Richtung liegen, sondern dass dieselben bald am Ende, bald in der Mitte des Krystalls etwas verruckt sind, so dass man unwillkürlich an die lose aneinander gereihten Ketten der Diatoma vulgare erinnert wird. Die Zahl der einzelnen Glieder richtet sich nach der Länge der Säulen; so wurden im Diabas von Kunnersdorf Apatite mit 9, 19 und 23 Gliedern gezählt; im Schliff des Diabases von der Thalmühle bei Tbarand tritt sogar ein Apatit mit 27 Gliedern auf. An den Enden der Krystalle sind sehr viele Apatite zugespitzt; es liegt jedenfalls hier eine Combination von ooP und P vor. Seine Verbreitung im Gestein ist eine ungleichmässige; bald tritt er vereinzelt, bald dicht zusammengedrängt auf. So zählt man ‘auf einem und demselben Gesichtsfelde bei 140maliger Vergrösserung im Präparat von Burkhartswalde etliche dreissig scharf be- grenzte Querschnitte. Es durchstechen entweder die Nadeln die Gesteinsmasse oder nur einzelne Gemengtheile; sowohl Feldspathe und Augite, als auch Magnesiaglimmer und Titan- eisen sind von ihm durchwachsen; aber am zahlreichsten sind Quarze von ihm durchspickt. Ueberhaupt macht man die Wahrnehmung, dass Apatit in den grobkörnigen und körnigen Diabasen häufig, und von diesen wiederum in den quarzfüh- renden stets vorkommt, während er in feinkörnigen und dichten Gesteinen selten oder gar nicht vorhanden ist. Es fuhrt des- halb ein Theil der voigtländischen Diabase keinen Apatit, unter andern die Gesteine von Dobeneck, Chrieschwitz, Ober- planitz, Plauen, Schleiz. Caleit. x In manchen Diabasen gewahrt man bekanntlich Caleit, bald in grossen Massen auf Spalten, bald als Ausfüllungs- material ehemaliger Hohlräume ausgeschieden. Bei mikrosko- pischer Betrachtung. findet der Beobachter beide Verhältnisse wieder; es hat sich sowohl Kalkspath einerseits auf feinsten Spältchen, als auch andererseits in einzelnen Körnern im Gestein angesiedelt. Die starke Doppelbrechung und die rhom- boedrische Spaltbarkeit lassen dieses Mineral bekanntermassen leicht erkennen. Während gewöhnlich die Verwachsungs- lamellen die Kalkspathausfüllung ihrer ganzen Ausdehnung 25 nach gleichmässig durchsetzen, finden sich in den Hohlräumen des Schliftes von Jocketa viele einzelne gegeneinander scharf begrenzte Kalkspathkörner, welche eine selbstständige, sich vielfach wiederholende Zwillingsverwachsung nach — ! R be- sitzen. Die Richtung der Zwillingslamellen ist in den einzel- nen benachbarten Körnern ganz unabhängig voneinander; es ist dies eine Erscheinung, welche mit der zuerst von Öschatz*) am Marmor beobachteten vollkommen übereinstimmt. Wenn man sich die Frage über die Bildung des Caleits im Diabas vorlegt, so liegt die secundäre Entstehung des auf Spältehen vorhandenen unanfechtbar auf der Hand. Es ist nämlich Kalk bei der Augitzersetzung frei geworden; derselbe hat sich mit der Kohlensäure des durchrieselnden Wassers verbunden und sich dort abgesetzt. Eine andere Meinung kann man hingegen uber die Entstehung der im Gestein ein- zeln vertheilten Kalkspathkörnchen haben. Die ursprüngliche Bildung dieses Kalkspathes, welche bei der Festwerdung des Gesteins vor sich gegangen sein soll, erscheint BEHRENS**) nicht unbedingt unmöglich. Zur Begründung dieser Ansicht führt BEHRENS an, dass im frischen Diorit von Munkholm der Kalkspath klare, unregelmässige Körner bilde, in welche schöne, gut erhaltene Hornblendekryställchen hineinragen, so dass jeder Gedanke an Verwitterung — also wohl auch an seeundäre Bildung — ausgeschlossen bleiben müsse. Der Diabas von Steben in Baiern , welcher noch ziemlich frisch ist, enthält ebenfalls diese von Beurens für Hornblende ge- haltenen grünen Prismen in noch völlig unversehrtem Zustande. Zirken ***) vermuthet, dass diese grünen Prismen vielleicht Delessit seien, und zugleich bemerkt er ferner, dass diese Ge- bilde aus der Augitzersetzung herzuleiten sind. Die Viridit- massen in der Umgebung des Augits gleichen diesen Gebilden durchaus, auch stehen dieselben damit im Zusammenhange; daraus dürfte hervorgehen, dass diese grünen Prismen, welche man ja Delessit nennen mag, gleichzeitig mit dem Kalkspath gebildet und von demselben eingeschlossen worden sind. ' Es EN ist daher wohl anzunehmen, dass auch die vou BEHRENS *) Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges, Bad. VII, 1855. 2) 2a. OÖ: “**) a. a. O. pag. 409. 26 im Kalkspath beobachteten Krystalle, trotz ihrer Frische ein secundäres Gebilde sein werden. Es erscheint diese Deutung wohl insofern berechtigt, da der genannte Forscher den Viridit nicht als secundäres Product, sondern als ein bei der Fest- werdung des Gesteins entstandenes Gebilde betrachtet. Sind. aber diese grünen Prismen secundärer Entstehung, so muss auch für den sie umschliessenden Kalkspath eine gleiche Bil- dung angenommen werden. . Wie sollte man auch die Aus- scheidung des kohlensauren Kalkes aus einem durchwässerten Schmelzfluss, wie solcher für die Grünsteine vor ihrer Fest- werdung. angenommen werden muss, erklären! ‚Das Vorkom- men von kohlensaurem Kalk in, wie es scheinen will, noch vollständig frischen Gesteinen, beweist nur, dass selbe eben nieht mehr frisch, sondern bereits, wenn auch in geringem Grade, in Umwandlung begriffen sind; absolut frisch können Gesteine von so hohem geologischen Alter, wie die Diabase und Diorite es sind, überhaupt nun und nimmermehr sein. Titaneisen. Unter den im Diabas, vorhandenen Erzen hat das Titan- eisen gewiss zuerst Anspruch auf Besprechung. Seine Erkenn- barkeit. unter. dem ‚Mikroskop ist seltsamerweise im umgewan- delten Zustand viel leichter und sicherer, als im vollkommen frischen; es ist dies eine mikroskopische Erscheinung, die im Olivin bekanntermassen ihr Analogon findet. ‘Im frischen Zu- stande leitet, nur die hexagonale Umgrenzung zu einer Fest- stellung hin; wo diese nicht deutlich ausgebildet ist, wo das Erz die Form von Stäben angenommen hat, ist seine Unter- scheidung schwer, und nur nach Durchmusterung vieler Schliffe wird man auf die Natur .dieser stabartigen Gebilde .gefuhrt. Glücklicherweise hat die Zersetzung diesem Gemengtheil ein Kennzeichen aufgedrückt, das immer zuverlässig ist. Recht wohl- umgrenzte Titaneisenkrystalle sind nämlich gar oft mit einer grauweisslichen Substanz umgeben ‚oder durchzogen. Diese Materie wird auch an den erwähnten Stäben beobachtet, so dass eine Identificirung der letzteren mit 'Titaneisen ebenfalls ge- rechtfertigt erscheint. Als erstes Zeichen der Umwandlung stellen sich auf der Krystallfläche lichte Linien ein, welche dem Neubildungsproduct angehören werden (Friedersdorf, Neustadt bei Stolpen, Wiesa bei Camenz, Kunnersdorf, Burk- Kr Ve 27 hartswalde u, a.). Bei anderen ‚Vorkommnissen hingegen ver- breitern sich jene.Linien bald mehr, bald weniger; der Krystall besteht alsdann zur einen Hälfte aus dem Umwandlungspro- ducte, zur anderen Hälfte aus schwarzem Erz. Dieses Stadium der Zersetzung zeigt eine Anzahl der untersuchten Diabase; es mögen hier nur folgende angeführt werden: Alte Burg bei Pausa, Neumark (Pfarrbruch), Hintergersdorf und Thalmuhle bei Tharand. ; Jedoch kann sich das Verhältniss zwischen der weissen opaken Masse und dem schwarzen Erz. so gestalten, dass letz- teres nurnoch als schwarze Striche in der ausgebreiteten Substanz der ersteren erscheint. Die Anordnung; der oben genannten weisslichen Linien und der schwarzen Striche in dem angegriffenen oder fast zersetzten Titaneisenerz ist auf- fallenderweise ganz so, wie der Verlauf der Spaltbarkeit in den Kalkspathkörnern. Am täuschendsten und schönsten ist diese Aehnlichkeit am, Titaneisen des Präparats von den Dreibergen bei Plauen ausgebildet, - fast nicht minder schon weisen diese Ausbildung folgende Schliffe auf: Klunst bei Ebersbach, Mag- witz bei Oelsnitz, Ehrenbreitstein, Hintergersdorf bei Tharand, Herzogswalde, Steben u. a. Die Zersetzung des Titaneisens kann aber auch soweit) vorschreiten, dass nur eine Anzahl kleinster schwarzer Punkte in dem lichten: Neubildungsproducte liegen, ‚welche dem Beobachter noch Bericht erstatten, dass einst jene. Stelle von einem vollständigen Erzpartikel einge- nommen, wurde. Die Präparate von Ilkendorf bei :Nossen, Fördergersdorf bei Tharand, Magwitz bei Plauen demonstriren dies Verhältniss recht deutlich. Die chemische. Zusammensetzung dieses Gebildes ist noch vollis unbekannt. ZIRKEL*) vermuthet, dass ‚es vielleicht kohlensaures Eisenoxydul sei. Die Prüfung auf dieses Salz wurde au dem Präparat. von den Dreibergen bei Plauen vor- genommen. Es wurde zuerst ein Theil des Schliffes: bloss- ‚gelegt und gesäubert; dann wurde mittelst einer Capillarpipette Salzsaure auf das zu untersuchende Object gebracht, während dasselbe unter dem Mikroskop. betrachtet wurde. Hätte kohlen- saures Eisenoxydul vorgelegen, so wäre gewiss eine Ent- wickelung von Kohlensäure. erfolgt, was aber unterblieb; auch *”) a. a. O. pag. 409, 28 war keine Bräunung an dieser Substanz nachträglich zu be- merken, obwohl zu verschiedenen Malen Säure darauf gebracht und diese auch einmal rasch verdunstet wurde. SANDBERGER halt diese weisse opake Masse für ein Titansilicat; ein Beweis für diese Behauptung wird aber nicht gegeben, und es scheint deshalb noch nicht für gerathen, dieser Ansicht zu folgen. Das Auftreten des Titaneisens im Gestein ist recht constant, und nur in wenigen Präparaten dürfte es gar nicht vorhanden sein. Oft ist es zweifelhaft, ob mehr Titaneisen als Magnet- eisen vorliegt, und nur durch zeitraubende chemische Reac- tionen dürfte diese Frage für jedes in Betracht kommende Gestein zu entscheiden sein. Magneteisen. Das Magneteisen besitzt im Allgemeinen die gleiche Ver- _ breitung in den Diabasen, wie das so eben besprochene Titan- eisen. Vielfach ist es in einzelnen scharf umgrenzten Kry- stallen, deren Durchschnitte auf octaödrische Form verweisen, ausgebildet; nicht minder häufig sind Krystalle als Zwillinge zu einem Haufwerk verwachsen; auch wurde linienförmige Aneinanderreihung einzelner Octaöder mit rechtwinklig davon sich abzweigender Verästelung beobachtet (Friedersdorf). Uebri- gens dürften die im Augit der Gesteine von Neustadt bei Stolpen, Neumark, Friedersdorf und Schleiz vorhandenen Tri- chite, Gebilde, welche ähnlich und entweder in parallelen Linien angeordnet sind oder in gestrickter Form auftreten, dem Magneteisen zuzuzählen sein. Vorstehende Verhältnisse sind bereits vom Magneteisen der Basalte, Laven, Dolerite, Melaphyre etc, bekannt und haben auch schon eine ausführ-- liche Beschreibung erfahren. Die direete Ausscheidung des Magneteisens aus dem ehe- maligen eruptiven Magma der Basalte, Laven etc. unterliegt keinem Zweifel; diese Thatsache wird durch das Mikroskop zu augenscheinlich bestätigt. Mit Recht tritt deshalb ZırkeL*) der Ansicht jener Forscher entgegen, welche die Entstehung desselben in jenen Felsarten aus der Zersetzung des Augits herleiten. Anders liegen aber die Verhältnisse in den Dia- basen. Wenn man bei mikroskopischer Betrachtung des Magnet- *) Basaltgesteine pag. 09. 29 eisens in den Diabasen sich die Frage uber seinen Ursprung vorlegt, gelangt man zu Resultaten, die in Bezug auf einen grossen Theil desselben der secundären Bildung das Wort reden. Es zeigt sich namlich, dass in den frischesten unter- suchten Diabasen, welche eine grössere Anzahl der Augitindi- viduen noch unzersetzt enthalten (Neustadt bei Stolpen, Wiesa bei Camenz), das Magneteisen im Innern derselben niemals eingebettet ist. Wo aber Sprünge den Krystall durchziehen und die Wände in Viridit sich umsetzen, da tritt es dem Be- schauer entgegen. Auf: der Grenze zwischen Augit und Viridit liegt immer ein schwarzes Pulver, in welchem sich auch kleine wohlausgebildete Magnetitkrystalle vereinzelt vorfinden. Die Zahl des wohlumgrenzten Magnetits nimmt von dieser Grenze aus in der Richtung zum Viridit zu, in welchem er alsdann eine grössere Häufigkeit erlangt. Wenn aber die Augitkrystalle von zahlreichen Sprüngen durchkreuzt werden, siedelt sich das Mineral auf denselben zuweilen dermassen an, dass man den Eindruck bekommt, als ob schwarzer Staub absichtlich recht dicht über den Krystallen ausgestreut worden sei (Friedersdorf bei Neusalza, Jenkwitz bei Bautzen). Bei einer 600—900 fachen Vergrösserung lösen sich aber auch diese opaken Partikelchen zum grossern Theil in einzelne reguläre Kryställchen oder Kırystallaggregate auf. Das Magneteisen tritt immer im Feldspath und Quarz, in welchen gar nicht selten zierliche Individuen desselben auf Sprüungen der Betrachtung entgegentreten, in der Verbindung mit Viridit auf; wo letzterer fehlte, konnte die Gegenwart des ersteren ebenfalls nicht festgestellt werden. Je weiter der Magnetit vom Augit, der das Material zu seiner Bildung”lieferte, entfernt ist, desto grösser werden die einzelnen Krystalle; man wird deshalb auf der Grenze zwischen Augit und Viridit, und an Rändern und auf Spältchen des ersteren staubförmiges Magneteisen wahrnehmen; von bier aus findet ein Uebergang zu immer grössern Individuen statt, so dass man auf ausgedehnten Viriditmassen immer ziemlich grosse Magneteisenkryställchen zu beobachten Gelegenheit hat. Je mehr der Augit der Zersetzung unterliegt und. der Viridit an Masse zunimmt, desto mehr muss sich auch Magneteisen in den Diabasen vorfinden; deshalb werden vorzüglich dichte 30 Diabase, weil leichter uvm, immer rer uhch dieses Erz enthalten. | Unter ähnlichen Verhältnissen erfolgt auch die Adsedhö dung des Magnetits in dem in Umwandlung begriffenen Magne- siaglimmer. Es ist die allmählige Herausbildung und massen- hafte Anhäufung des Magneteisens aus den Magnesiaglimmer- blättern höchst deutlich an folgenden Präparaten zu sehen: Kunnersdorf, von der Klunst bei Ebersbach, Jenkwitz. bei Bautzen. | | Das Magneteisen der Diabase hat sich also zu einem Theile infolge der Zersetzung des Augits und des Magnesia- glimmers gebildet. Dieser Vorgang hat viel Aehnlichkeit mit der Ausscheidung des Magneteisens bei der Zersetzung u: Olivins in Serpentin. Vorstehende, durch mikroskopische Untersuchung ge- wonnene Resultate stehen nicht im mindesten in Widerspruch mit den Grundsätzen der Chemie; es sei deshalb gestattet, kurz auf die Worte Gustav BiscHhor’s*) hinzuweisen, in welchen er die nachträgliche Bildung des Magneteisens aus diesen genannten und ähnlichen Mineralien beschreibt: „In allen Mineralen, welche mehr oder weniger reich an Eisen- oxydul und Eisenoxyd sind, findet sich das Material zur Bil- dung des Magneteisens. Sind beide Oxyde in demselben‘ Ver- haltnisse vorhanden, wie im Magneteisen, so kann sich die ganze Menge dieser Oxyde als Magneteisen ausscheiden. Ist nur Eisenoxydul gegenwärtig: so setzt diese Ausscheidung die vorhergegangene theilweise Oxydation des Oxyduls voraus. Ist nur Eisenoxyd vorhanden: so muss eine theilweise Des- oxydation desselben vorausgehen.* — „Scheidet sich Magnet- eisen aus Augit, Granat,*") in welchen die Eisenoxyde an Kieselsäure gebunden gedacht werden, aus, so muss dies mit gleichzeitiger Ausscheidung von Kieselsäure verknüpft sein.“ Die bei der Augitzersetzung frei gewordene: Kieselsäure findet‘ sich in den Diabasen in den Quarzen secundärer Ent- stehung, in welchen sich zugleich auch. aus den Eisenoxyden Magnetit: gebildet hat. Die Diabase von Dobeneck bei Oels- nitz, Jocketa bei Plauen, Weilbach bei Weilburg führen in 7 *%) G. Bıscuor. Chemische u. physikal. Geol. II. pag. 919. u. 944. **) Hierzu ist ja auch Magnesiaglimmer zu zählen. n22 re De FETT EEE BESIEEN y lkamah = a — ! ER 31 - Quarzen, welche sich auf Spältchen und in Hohlräumen abge- setzt haben, Magneteisenkryställchen ; desgleichen werden solche vom Kalkspath der Diabase vom Bergschlösschen bei Nossen, von Steben in Bayern umhüllt. Wie zu erwarten, findet sick das Magneteisen in vielen Präparaten infolge der Verwitterung umgewandelt. Ein schmutzig bräunlichgelber Saum umgiebt gar oft die schwarzen Erzpartikel. Man irrt gewiss nicht, wenn man dieses Neubil- dungsproduct'als Eisenoxydhydrat anspricht. Viel häufiger macht man die Beobachtung, dass kleine Magnetitkryställchen der Umwandlung vollständig erlegen sind, es liegt also eine Pseudo- morphose von Eisenoxydhydrat nach Magneteisen vor. Es kommen u. a. beide genannte Bildungen.in den Diabasen von Zella bei Nossen, Plauen, von der Plauen-Oelsnitzer Bahn, Station 55, von Neumark, Hintergersdorf, vom Galgenberg bei Oberplanitz, von Chrieschwitz bei Plauen mit einander ver- gesellschaftet vor. Von andern Magneteisenindividuen gehen hingegen blutrothe oder orangerothe Lamellen aus, die viel- fach zersägt sind uud grosse Aehnlichkeit mit Dendriten dar- bieten; auch findet man also gefärbte und gestaltete Gebilde, ohne von Magneteisenkrystallen begleitet zu sein, im Gestein vereinzelt vor. Mit dieser Ausbildung, welche vermuthlich dem Eisenoxyd angehört, sind vor andern die Präparate von Ilken- dorf bei Nossen, Plauen, der Hauermühle Segenuber, Förder- gersdorf bei Tharand in seltener Schönheit versehen. Diese so gebildeten Eisenoxyde verbleiben selten an dem Orte ihrer Entstehung, sondern dieselben sind als feinste bräunliche oder röthliche Haut auf Spältchen abgesetzt, um von hier aus eine weitere Fortführung zu erfahren und auf tiefer gelegenen Stellen des Gesteins zum endlichen und bleibenden Äbsatz zu gelangen. So berichtet denn auch das Mikroskop, dass der Braun- und Rotheisenstein, welche im Bereiche der Diabase in manchen Gegenden in Gängen und Lagern auftreten, zumeist ihren Ursprung dem im Gestein entweder ursprünglich vor- handenen oder in ihm gebildeten Magneteisen verdanken. Eisenglanz. Einige sehr prächtige und wohl umgrenzte Krystalle des Eisenglanzes wurden im Diabas von Wiesa bei Camenz und einige rudimentär ausgebildete Blättchen in den Diabasen von Kunnersdorf und der Thalmühle bei Tharand festgestellt. 32 re Schwefeleisen (Eisenkies). Wie mühevoll und zeitraubend auch das Selbstanfertigen von Gesteinspräparaten zur mikroskopischen Untersuchung ist, so gewährt diese Thätigkeit doch dem mikroskopirenden Ge- ologen den nicht zu unterschätzenden Vortheil, dass er schon makroskopisch wahrnehmbare Mineralien bis zur Fertigstellung des Schliffes verfolgen kann und dadurch vor so mancher fal- schen mikroskopischen Deutung bewahrt bleibt. Besonders nützlich erwies sich die Selbstanfertigung unserer Präparate bei der mikroskopischen Feststellung des Eisenkieses. Wo Eisenkies unter dem Mikroskop nachgewiesen wurde, war be- reits sein Vorkommen durch makroskopische Wahrnehmung auf die angegebene Weise erhärtet. Die mikroskopische Fest- stellung geschieht am sichersten bei auffallendem Licht. Das Schwefeleisen ist dabei durch die feine Durchlöcherung und seine gelbliche metallische Spiegelung charakterisirt. Es steht hinsichtlich seiner Verbreitung im Diabase . entschieden dem Titan- und Magneteisen nach; in vielen Präparaten konnte dasselbe gar nicht aufgefunden werden. Auch dieser Gemengtheil des Gesteins, obwohl in einer Anzahl von Vorkommnissen noch recht frisch erhalten (Berg- schlösschen bei Nossen, Wiesa bei ÜOamenz, Kunnersdorf, Beraun, Ehrenbreitstein), hat doch auch das Schicksal so vieler Gemengtheile des Diabases getheilt und ist theilweise ein Opfer der Umwandlung geworden. Der: äussere Rand der einzelnen Individuen ist bereits sehr weit angegriffen und in eine durchscheinende bräunlichröthliche Substanz umgewandelt, Oft gewahrt man am -Saume dieses Umwandlungsproductes eine hexagonale Krystallausbildung; es dürften diese Gebilde wohl Eisenglanz sein, während die nichtkrystallisirten auf Grund allgemein bekannter Umwandlungsprocesse wohl als Eisenoxydhydrat angesprochen werden müssen. Diese Neu- - bildungsproducte sind am Eisenkies in folgenden Präparaten sehr schön. zu beobachten: Thalmühle bei Tharand, Ilkendorf bei Nossen, Plauen, Eisenberg im Grossherzogthum Altenburg, Marburg in Hessen. Nicht immer ist die Umwandlung des Eisenkieses so weit gediehen, dass man an der Farbe das Neubildungsproducet un- zweifelhaft erkennen kann; jedoch lässt sich der feine schwarze Da, nr 33 Saum, der an demselben öfters zu bemerken ist, wohl als " das erste Stadium der Umwandlung des Eisenkieses zu Braun- | eisenstein auffassen. ' Gruppirung und Structurverhältnisse der Diabase, Während für den grössten Theil der Diabase Plagioklas " und Augit als wesentliche Gemengtheile auftreten, tritt bei einem kleinern Theile derselben als dritter der Quarz hinzu. Die Behauptung, dass Quarz ein ursprünglicher und wesent- licher Gemengtheil des Diabases sei, wird in dieser Abhand- lung nicht zum ersten Male aufgestellt. ZırkeL*) hat nämlich in den sogenannten Trappen, welche unzählige Lager und Gänge im Sandstein des Carbon des westlichen Schottland " und der Hebriden bilden, denselben als wesentlichen Gemeng- " theil constatirt. Es ist aber gewiss als ein günstiges Resul- ' tat dieser von uns geführten Untersuchung zu betrachten, dass ‚ diese so constituirten Diabase auch in Deutschland und nament- lich in Sachsen nachgewiesen werden konnten. Zugleich ist die grösste Aussicht vorhanden, dass diese also beschaffenen ' Diabase eine noch weitere Verbreitung besitzen, als augen- blicklich angenommen werden kann. Infolge dieser genaueren " Einsicht macht sich das Bedürfniss geltend, den Diabas in " zwei an sich gleichwerthige Gruppen zu zerfällen, nämlich ‚nach dem Fehlen oder Vorhandensein des Quarzes in quarz- freien und quarzführenden. Für erstere Gruppe wolle man ‚-daher lediglich den Namen Diabas gebrauchen, während für letztere Gruppe der Name Quarzdiabas der bezeichnendste und ‘ am füglichsten zu gebrauchen sein dürfte. i Es ergiebt sich hieraus folgende Gruppirung: Diabas. I. Gruppe: „Diabas:‘‘ Plagioklas, Augit, Titaneisen, Magnet- eisen, Schwefeleisen und Apatit. u. Gruppe: „Quarzdiabas:‘“‘ Plagioklas, Augit, Quarz, Magne- siaglimmer, Titaneisen, Magneteisen, Schwe- feleisen, Apatit. Die erste Gruppe erfreut sich allerdings einer weitern "Verbreitung, als die zweite, und dieselbe dürfte sich, nach - *) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. XXIII. 1871. pag. 28. Zeits. d. D. geol. Ges. XXVL 1. 3 34 den neuesten Untersuchungen F. SANDBERGER’S*) zu schliessen, | vielleicht mit der Zeit in einzelne Unterabtheilungen zerspalten || lassen. So weit es sich nach den bisherigen Untersuchungen | über Diabase, mit welchen ja bis jetzt erst ein Anfang gemacht worden ist, beurtheilen lässt, hat die dritte unter dem Namen | „Paläo-Pikrit‘* mit Olivingehalt von SANDBERGER er Art wohl ein Recht auf besondere Selbstständigkeit. In wie- weit aber die beiden ersten Arten SANDBERGER’s, nämlich der. „typische Diabas“ und der „Paläo-Dolerit‘“‘ dieselbe A | meine Giltigkeit beanspruchen zu können verdienen, dürfte | ‘erst durch weiter fortgesetzte Forschungen zu entscheiden sein. Verfasser muss umsomehr davon absehen, hierzu eine be- | stimmte Stellung einzunehmen‘, weil diese Arten sich einer | bestimmten geologischen Gliederung anschliessen, erstere nam- 1 lich dem Devon und letztere dem Silur zugehören soll, und weil bekanntlich für Sachsen eine verlässliche Gliederung dieser Formationen erst durch die in Angriff genommene geo- logische Landesuntersuchung zu erwarten steht. Alle in der Korngrösse begründeten Structur-Varietäten | des Diabasgesteins sind in der ersten Gruppe vertreten. Von grobkörnigen oder körnigen ist gar oft an einer und derselben | Ablagerung der Uebergang zu vollkommen dichten oder schief- | rigen Diabasen zu verfolgen. Auch die Diabasporpbyre, Vario- lite, Kalkaphanite und Diabasmandelsteine erweisen sich sammtlich, — vielleicht macht erstere Structur-Varietät hin und wieder eine Ausnahme, — als zu den „‚Diabasen‘‘ ge- hörig. Die Mikrostructur der „Diabase‘‘ ist eine rein krystalli- nische. Es fehlt in allen zur Untersuchung gelangten Vor- | kommnissen irgend welche körnige oder entglaste amorphe Zwischenklemmungsmasse. Dass weder ein Feldspathglas, noch grünes Glas, noch felsitische Grundmasse, oder felsitische Kügelchen vorhanden sind, wie BEHRENS für verschiedene Dia- base (Weilburg, Bösenbrunn) erkannte, darauf wurde bei Be- handlung der einzelnen Gemengtheile hingewiesen und eine Deutung dieser Gebilde gegeben. Nach Vorstehendem scheint demnach jede Andeutung über die eruptive Entstehung des Diabases zu mangeln. Glücklicher- *) a.a. O. pag. 3. u. 4. | | | | | 1 R " \ | e. 35 E ? j weise bietet aber eine andere, vielfach an dichten Diabasen beobachtete Texturausbildung, die Mikrofluctuationstextur den entschiedensten Beweis für eine solche Bildung des Gesteins dar. Die vorhandenen Gemengtheile, vorzüglich die Feldspath- mikrolithe, zeigen streckenweise eine parallele Anordnung mit deutlich gewundenem Verlauf, der sich bald mehr, bald weniger weit erstreckt. Es ist dies eine Erscheinung, die auf eine vor der Erstarrung vorhanden gewesene plastische und fliessende ° Gesteinsmasse hindeutet. An mehr als einem Dutzend dichter Diabase wurde diese Mikrofluctuationsstructur erkannt. In besonderer Schönheit und Deutlichkeit war die- selbe an den Gesteinen folgender Fundorte vorhanden: Dobe- neck bei Oelsnitz, Schwabes Bruch in Neumark, Oberplanitz, Plauen - Oelsnitzer - Bahn - Station 55, Weilburg, Wischerwa in Böhmen, Rubeland im Harz, Schleiz u, a. Die oben erwähnte gliedweise Theilung der Apatitnadeln, welche sowohl in dichten, mit Mikrofluctuationstextur ausge- statteten, als auch in deutlich körnigen Diabasen häufig be- obachtet wurde, scheint ebenso auf eine strömende Bewegung des ehemaligen Gesteinsmagma, durch welche die bereits aus- geschiedenen Apatite zerbrochen wurden, hinzuweisen; deshalb wird man auch berechtigt sein, anzunehmen, dass gleichfalls die körnigen Diabase sich einst in diesem Zustande befunden haben. ° In Sachsen haben die ‚„Diabase‘‘ ihre Hauptverbreitung in dem Gebiete des Voigtlandes, im Neumark-Zwickau-Wilden- felser und theilweise auch im Tharand-Nossen-Rossweiner Gebiet. ‘ Zur Charakterisirung der mikroskopischen Verhältnisse der einzelnen Gemengtheile und ihrer Structur mag hier zu- nächst die Beschreibung eines „‚„Diabases‘ folgen. Diabas von Ilkendorf bei Nossen. Bei makroskopischer Betrachtung erweist sich das Gestein als ein vollkommen krystallinisches und grobkörniges. Die grauen oder oft grünlichen Plagioklase sind auf ihren Spal- tungsflächen ohne spiegelnden Glanz; auch bemerkt man darauf keine Zwillingsstreifung. Der dunkelschwarze Augit übertrifft an Zahl den Feldspath, Einzelne Titaneisenkrystalle sind im 3. 36 Gesteinsgemenge ausgeschieden. Das Gestein scheint noch i vollständig frisch zu sein. Die mikroskopische Betrachtung hingegen lehrt, dass die grössere Zahl der Gemengtheile der Umwandlung zum Theil oder fast ganz anheimgefallen ist. Im Plagioklas sind unzäh- _ lige grauweissliche Gebilde und Viridit angehäuft, weshalb er vollständig getrübt erscheint. Die Zwillingsstreifung ist daher auch an ihm fast immer ganz verwischt worden; doch findet noch deutliche Polarisation statt. Die unter dem Mikroskop röthlichgelben Augitindividuen sind ungemein rissig; auf Spal- ten, mehr aber noch an den Rändern sind sie in Viridit um- gesetzt, der oft zur Hälfte den Raum derselben einnimmt. Zahlreiche lichtgelbe Blättchen und Scheibchen von Pistazit verbreiten sich in der lichtgrünen Viriditmasse. Während ein ‚sehr grosser Titaneisenkrystall nur an seinem Saume mit der graulichweissen opaken Substanz umgeben ist, sind einige kleinere Krystalle desselben Erzes so vollständig umgewandelt, dass nur einzelne schwarze Pünktchen oder schwarze Striche in diesem lichten Neubildungsproducte liegen. Blutrothe ge- staltlose Lamellen von Eisenoxyd liegen isolirt, meist an den Rändern des Augits; ebenso beschaffene stehen im Zusammen- hange mit Magneteisen und lassen noch deutlich ihre Ent- stehung aus demselben erkennen. Die Herkunft der isolirt liegenden Blättchen lässt sich dadurch ebenfalls auf dieses Erz zurückführen. Nur wenig Magneteisen ist frisch erhalten; sehr viele Kryställchen desselben erscheinen als Pseudomor- phosen von Eisenoxyd oder Eisenoxydhydrat. Durch zahlreiche Querschnitte des Apatits wird die Anwesenheit dieses Gemeng- theiles dargethan. Die ‚„‚Quarzdiabase‘‘ sind recht deutlich körnige oder grob- körnige Gesteine, deren Zusammensetzung, wie schon oben er- wähnt wurde, aus Plagioklas, Augit, Quarz, Magnesiaglimmer, Titaneisen, Magneteisen, Schwefeleisen und Apatit besteht. Der Magnesiaglimmer begleitet den Quarz fast immer; in den Quarzdiabasen der Lausitz fehlt er nie, während er in drei Vorkommnissen aus dem Tharand-Nossen-Rossweiner Gebiet (Thalmühle, Hintergersdorf, Herzogswalde) vermisst wird. Ihre Mikrostructur- ist stets eine rein krystallinische, Eine amorphe Zwischenklemmungsmasse mangelte denselben ebenso wie den „‚Diabasen“. ZIRKEL erwähnt unter den von der a = NET CE nn ee ao R 23 u een nn nn) nr nos ar AIR er Do Sn FEEEESENNTN WITT ER rn Ey PORN Dr PEN CE 37 Insel Arran von ihm untersuchten Quarzdiabasen solche, ‚‚deren Mikrostructur theils wirklich kornig ist, und solche, zwischen deren krystallinischen Gemengtheilen zurucktretende Partieen einer nicht individualisirten graulichen Substanz stecken, welche sich entweder noch im anfänglichen verworren-mikrokrystalli- nischen oder gekörnelt-glasigen Zustande befindet, oder schon der Metamorphose in meist grünliche Strahlenbüschel anheim gefallen ist.“ Es wäre somit möglich, dass auch in einzelnen sächsischen und andern deutschen ‚‚Quarzdiabasen‘‘ eine ähn- lich struirte amorphe Masse zwischen den einzelnen Gemeng- theilen noch beobachtet werden könnte. Im Quarzdiabas von Ehrenbreitstein, der nach ZIRkEL*) amorphe Zwischen- klemmungsmasse führt, konnte in dem von mir angefertigten und untersuchten Präparat, das einem Handstuck der hiesigen Universitätssammlung entstammt, eine amorphe Substanz nicht erkannt werden. Im Ganzen erwiesen sich nach unsern bisherigen Unter- suchungen 14 Gesteine von verschiedenen Fundorten als Quarzdiabase; es kommen davon 10 auf das Lausitzer und 3 auf das Tharand-Nossen-Rossweiner Gebiet (die drei vor- hergenannten); einer ist ein aussersächsischer, der von Ehren- breitstein. Im Lausitzer Gebiet sind Quarzdiabase folgende: Wiesa bei Camenz, Neustadt bei Stolpen, Klunst bei Ebersbach, Kottmar (Berg) bei Ebersbach, Kunnersdorf, Friedersdorf bei Neusalza, Sohland, Jenkwitz bei Bautzen, Goda und Stiebitz bei Bautzen. Es wurden die Gesteine der beiden letztgenannten Fund- orte noch neuerdings als Diorite bezeichnet. Und mit viel _ Wahrscheinlichkeit lässt sich vermuthen, dass noch viele andere Grünsteine der Lausitz, welche bisher als Diorite**) betrach- tet wurden, zu den „Quarzdiabasen‘‘ gehören. In der Folge- zeit möchten wohl auch manche andere Quarzdiorite aus den * Aa er, verschiedensten Gegenden ihre Selbstständigkeit einbüssen und sich als ‚„‚Quarzdiabase‘‘ entpuppen; war man ja bis jetzt ge- wöhnt, zwar die Coexistenz von Hornblende und Quarz, nicht aber die von Augit und Quarz anzunehmen. *) Mikroskop. Beschaffenheit pag. 444. »*) Vergl. Geognostische Beschreibung des Königr. Sachsen. Heft III. % _ pag. 19 u. ff. 38 \ In folgenden Zeilen möge schliesslich ein „Quarzdiabas“ kurz beschrieben werden. Quarzdiabas von Wiesa bei Camenz. Plagioklas und Augit sind in diesem grobkörnigen Gc- stein in gleicher Menge ausgeschieden. Ein Theil der Feld- spathe ist etwas grünlich gefärbt; auf den Spaltungsflächen der grünlichen sowohl, als auch der weisslichen Feldspathe bemerkt man bei makroskopischer Betrachtung fast immer die Zwillings- streifung. Die mittlere Länge der einzelnen Feldspathleisten betrug bei der vorgenommenen Messung 4—5 Mm. bei l--2 Mm. Breite. Die dunkelschwarzen Augitindividuen haben ungefähr dieselbe Länge; dieselben besitzen aber eine Breite von 2—3 Mm. Bei aufmerksamer Betrachtung des Handstücks wird es immer möglich sein, die schwarzen Glimmertafeln vom gleichfarbigen Augit zu unterscheiden. Nur selten gelingt es, die kleinen Quarzkörner aufzufinden; mit einer Lupe dagegen verursacht das Auffinden derselben keine Schwierigkeiten. Das pechglänzende Titaneisen ist reichlich vorhanden, weniger häufig aber der speissgelbe Eisenkies. Die recht frischen Plagioklase sind unter dem Mikroskop mit vielfacher Zwillingsstreifung ausgestattet; an einigen der- selben wurden 9,21 und 26 Zwillingslamellen gezählt. Andere Individuen dieses Gemengtheils sind mit einer vielfachen, sich gegenseitig durchkreuzenden Streifung versehen. Zwischen den Zwillingslamellen und auf Spältchen des Feldspaths hat sich der Viridit in kleinsten grünen Schüppchen oder als grünes Pulver angesiedelt; daneben bemerkt man oft die gräulich- weisse, eisblumenähnliche polarisirende Masse,. welche infolge der begonnenen Zersetzung des Feldspaths entstanden ist. Der Quarz ist gleichmässig im Gestein in kleinsten unregelmässigen Körnern vertheilt; er beherbergt zahlreiche Flussigkeitsein- schlüsse, auch ist er von sehr vielen Apatitnadeln durch- stochen und auf seinen Spältchen findet sich Viridit. Die lichtröthlichen Augite sind oft frei von Sprüngen, andere Individuen desselben Minerals sind von solchen durchzogen. In einem Augitkrystalle sind zwei kleine trikline Feldspathbe ein- geschlossen. Dampfporen sind vereinzelt in den Augiten ent- halten, Die Ränder des Augits sind zum Theil in Viridit um- gesetzt; auch findet sich Viridit theilweise auf Sprüngen | | | i | 39 desselben vor. Nicht minder häufig ist im Gestein der Magne- ' siaglimmer ausgeschieden, welcher gelblich braune Lamellen ' bildet. Zahlreiche Apatite durchstechen denselben immer. Die ' Lamellen des Biotits sind an ihren Rändern fast immer in Viridit umgewandelt, der die Faserung des ersteren beibehält. Ein grosser Theil des pulverförmigen und auch des wohl- krystallisirten Magneteisens ist aus der Zersetzung des Augits und des Magnesiaglimmers hervorgegangen und findet sich deshalb an den Rändern derselben vor. In langen Stäben oder auch in ziemlich regelmässigen hexagonalen Krystallen ist das Titaneisen zwischen den ubrigen Gemengtheilen ver- theilt; nur einige lichte Linien auf einigen Krystallen verrathen den Anfang seiner Zersetzung. Einige wohlausgebildete Eisen- glanzblättchen liegen in der Mitte des Präparats. Der Eisen- kies, wenig vorhanden, ist jedoch wegen seines gelblich-metalli- schen Glanzes leicht von den übrigen Erzen zu unterscheiden. Apatit in langen Säulen und in hexagonalen Querschnitten ist in grosser Menge im Schliffe zu beobachten. Resultat. 1. Die Diabase lassen sich in zwei Gruppen zerfällen: a. „Diabase,‘“ aus Plagioklas, Augit, Titaneisen, Magneteisen, Schwefeleisen und Apatit bestehend; b. „Quarzdiabase,‘‘“ ein krystallinisches Gemenge von Plagioklas, Augit, Quarz, Magnesiaglimmer, Titaneisen , Magneteisen, Schwefeleisen und Apatit. 2. Die Mikrostructur dieser beiden Gruppen des Diabases ist eine rein krystallinische. 3. Die eruptive Entstehung der Diabase wird durch die Mikrofluctuationsstructur dargethan. 4. Der Plagioklas der Diabase dürfte immer Oligoklas sein. 9. Der Augit und der Magnesiaglimmer werden durch die Umwandlung in Viridit umgesetzt. 6. Das Magneteisen der Diabase ist zum Theil secun- därer Entstehung; es geht aus der Zersetzung des’ Augits und - des Magnesiaglimmers hervor. 7. Die Umwandlungsproducte des Magnetits sind Eisen- | oxyd oder Eisenoxydhydrat (Rotheisenstein und Brauneisenstein). 40 8. Das Schwefeleisen liefert als Neubildungsproduct eben- falls Brauneisenstein, wahrscheinlich auch Eisenglanz. E 9. Der Quarz ist entweder ein ursprünglicher Gemeng- 4 theil, oder er ist secundärer Entstehung. j 10. Der Kalkspath ist in den Da immer secundärer ; Aalehung- E BL. Am Schlusse dieser Arbeit fühle ich mich gedrungen, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. ZIRKEL den aufrichtigsten Dank auszusprechen für die Hingebung, mit | welcher er mich in das Studium der Mikroskopie der Mine- ralien und Felsarten eingeführt hat, und für die Unterstützung, welche er mir auch bei Bearbeitung vorliegender Abhandlung | durch Rath und That zu Theil werden liess. Herrn Professor Dr. Herm. CreDner statte ich denselben Dank ab für seine Güte, durch welche mir zahlreiches Material aus Sachsen zu- gänglich gemacht wurde. 41 2. Silurische Schwämme und deren eigenthümliche Verbreitung, ein Beitrag zur Kunde der Geschiebe. Von Herrn L. Meyn ın Uetersen. So lange ich die Insel Sylt kenne — seit 1846 — ist mir daselbst eine Singularität in Geschieben auffallend ge- wesen. — Am Strande dieser Insel, welcher gar nicht sehr steinreich ist, weil in der Kustenwand nur eine Decke jünge- ren Diluviums auf weissem Quarzsande der Miocänformation liegt, finden sich einzelne kleine meist ziemlich scharfkantige Gesteinsstucke, die man, da sie mit Säuren nicht brausen, dem Habitus nach für lockeres poröses Thongestein hält, die aber durch ihre Farbe unter allen anderen Geschieben das Auge auf sich ziehen. Dieselben sind, namentlich am feuchten Meeresstrande _ liegend, ausgezeichnet durch die, in der Mineralwelt so höchst seltenen, Farben des Lavendelblauen und Smalteblauen. Sie zeigen das Lavendelblau noch leuchtender als der Porcellan- jaspis, das Smalteblau noch intensiver als die Chalcedonafter- krystalle, und gehen in selteneren Fällen uber in das schwärz- liche Violblau, das man am stinkenden Flussspath kennt. Je seltener diese Farben, selbst bei minutiös ausgebilde- ten Mineralien, vorkommen, desto auffallender mussten sie an einem rohen Felsgestein erscheinen, wenn dasselbe auch vor- erst nur in kleinen Bruchstucken gefunden wurde. Das Räthselhafte des Gesteines schien sich aber noch zu vermehren, als nach und nach eine ganze Reihe von silurischen Petrefacten gefunden wurden, von denen mir freilich viele durch ra Feuer zerstört sind, von denen aber sowohl die Kieler Uni- versitätssammlung, als auch das Ouriositäten-Cabinet des Eme- ritus Hansen in Keitum auf der Insel Sylt noch zahlreiche Stücke enthalten. Trilobiten verschiedener Geschlechter und Beyrichien, Euomphalus-, Orthis- und Leptaena-Arten, Bryo- _ zoen und Crinoiden, die bekanntesten silurischen Korallen, 42 u namentlich Propora, Favosites Gothlandica und fibrosa, sind die gewöhnlichsten Vorkommnisse, die Trilobiten und Brachicpo- den meistens verhältnissmässig klein von Gestalt, die Schalen umgewandelt entweder in eine dunkelviolblaue Chalcedon- masse, oder in blendendweissen Cacholong. Auf dem benachbarten Festlande, wo das jüngere Dilu- vium als Deckgebirge der höheren Landschaften durchaus den- selben Charakter und dieselbe Zusammensetzung zeigt, wie auf der Insel Sylt, habe ich während der ganzen 26 Jahre auf Quadratmeilen kein einziges Stuck von ähnlicher Beschaffen- heit gefunden, obgleich das Gestein doch so leicht kenntlich ist. So habe ich denn im Laufe der Jahre schon zahlreichen wissenschaftiichen Freunden, und immer von Neuem mir selbst die Frage vorgelegt, welchem Umstande das Diluvium dieser Insel, die doch evident nur ein Bruchstuck des benachbarten Festlandes ist, es verdanken könne, dass das eigenthumliche Gestein längs des ganzen Umkreises ihrer ausgedehnten Kuste und nirgends sonst gefunden werde? Das Jahr 1872 sollte mir die Lösung dieser Frage bringen. Bei einem Besuche der Insel in diesem Jahre sammelte ich ein etwas löcheriges Stuck des blauen Gesteins voll von Beyrichien, und in den Höhlungen desselben fand ich festge- klemmt den groben weissen Quarzsand des, das Diluvium dort unterteufenden Miocänsandes, der mit Diluvialsand gar nicht verwechselt werden kann, namentlich weil er als Nebenge- mengtheile weissen Kaolin und unmagnetisches Titaneisen mit Zirkon und anderen Edelsteinen enthält. Jetzt lag die Ver- müthung sehr nahe, es möchten alle blauen Geschiebe aus dem Tertiärsande stammen, und dadurch die Erklärung des localen Vorkommens geben. Eine nähere Untersuchung aller bisher gesammelten Stücke ergab die Unumstosslichkeit der Thatsache, denn alle löcherigen Brocken zeigten in ibren Lücken die Ueberbleibsel desselbigen Sandes, oder wenigsteus Kaolin mit Titaneisen, und kein einziges von ihnen war mit Diluvialsand gefüllt oder besudelt. x Nachmals habe ich auch, namentlich bei Keitum, gleich- artige Stücke direct aus dem Tertiärsande hervorgeho:!t und namentlich Blöcke der, bald näher zu beschreibenden, Horn- und Feuersteine bis Kopfgrösse — eine beherzigenswerthe 43 Lehre für den Forscher in lockeren Schichten, dass er vor- sichtig sein muss, wenn er die reinliche Fundstätte des Meeres- strandes über den Inhalt der an den Steilkusten verwaschenen Schichten befragt. Hier im Norden ist man der Gesteine mit silurischen Petrefacten so gewohnt, und namentlich Zusammenstellung und Grössenverhältnisse silurischer Arten, welche der lavendelblaue E Stein zeigt, gleichen hier so sehr dem hier allgemein ver- breiteten sogenannten Backsteinkalk, die an dem lavendel- blauen Stein zuweilen vorkommenden glatten, rechtwinklig gegen die Schichten gestellten Absonderungsflächen gleichen denjenigen, welche dem Backsteinkalk seinen Namen verschafft haben, so sehr, dass ohne die auffallende Farbe des Gesteines - vielleicht niemals die Beobachtung gemacht wäre, dass diese silurischen Geschiebe in der That dem Tertiär- sande angehören. Jetzt ist diese wichtige Thatsache auch keinesweges mehr auf die Insel Sylt beschränkt, denn an zwei anderen Fund- ‚plätzen des Quarzsandes, nämlich bei Mögeltondern und in der Nähe der fiscalischen Bohrung zwischen Uetersen und Elmshorn habe ich jetzt ebenfalls Bruchstücke des lavendel- blauen Gesteins gefunden, und dadurch das vermuthete mio- cäne Alter constatiren können. So steht denn fest, dass ausser den weissen Quarzen und Quarziten, welche bis zur Grösse eines Hühnereis, und eirund oder pyramidal geschliffen, im. Tertiärsande gesammelt liegen, und nur gröbere Theile des reinen Quarzsandes selber zu sein scheinen, auch verstreute fremdartige scharfkantige -Geschiebe in demselben ähnlich wie im Diluvium vorkommen, eine Erscheinung, welche LyYELL auch noch in der weissen Kreide, BeEyrich im vereinzelten Falle in dem pommerschen Jurakalkstein beobachtet hat. Gewohnt, bisher alle silurischen Geschiebe unseres Dilu- viums aus Scandinavien abzuleiten, dachte ich auch für die blauen Gesteine an keinen anderen Ursprung, so lange ich sie für Bestandtheile des Diluviums hielt, wenn auch die fremd- Beraten Tr ge artige Farbe zu Zweifeln Anlass gab. Nachdem aber das Geschiebe als Eigenthum der Tertiärformation erkannt war, und der Eistransport aus Norden für diese Stücke nicht mehr unabweislich blieb, konnte die Fremdartigkeit derselben auch 44 die Herkunft aus anderen Gegenden, namentlich _aus Süden andeuten. So gewann das Gestein ein noch höheres Ile als bisher, und da die Bruchstücke im Ganzen genommen nicht zahlreich sind, wurden sie für mich ein Gegenstand ‚eifriger Jagd. So kan ich rasch in den Besitz vieler und auch grösse- rer Stücke, von denen die grössten, nicht blos durch ihre Umrisse an Schwammgestalten erinnerten, sondern auch, theils E P-- = “ unter der Lupe, theils schon vor blossen Augen, ein von Kanälen durchzogenes Schwammgewebe deutlich zeigten. Die Vergleichung vorhandener Abbildungen und Beschrei- bungen liess mich bald unzweifelhafte Seitenstücke zu den von F. RoEMER beschriebenen Aulocopien aus den Silurge- schieben von Sadewitz erkennen, jenen grossen eigenthüm- lichen Schwammgestalten, welche — als nicht aufgewachsene Schwämme — ausschliesslich der Silurformation eigen sind. Mehr als 80 Individuen von 5—15 Cm. Durchmesser sind in meinen Händen gewesen, von denen ich eine Zusammen- stellung der verschiedenen Formen, welche vorzugsweise dem Aulocopium diadema und aurantium anzugehören scheinen, der Sammlung der Königlichen Bergakademie übergeben habe. Eine genauere Bestimmung ist, wenn nicht Dünnschliffe darin Hilfe gewähren, selbst dem Paläontologen von Fach sehr erschwert, weil nicht, wie bei den Sadewitzer Petrefacten der kalkige Schwamm sammt der basalen Epitheca aus Kieselsub- stanz vorhanden ist, sondern nur die kieselige Epitheca allein gefunden wird. Bei dem grossen Reichthum an Aulocopien ist es auffallend, dass die nach Rorner’s Mittheilungen sowohl ın Tennessee als in den Sadewitzer Geschieben mit ihnen gesellschaftlich auftretenden Astylospongien in den Geschieben der Sylter Tertiärbildung noch nicht gefunden sind, während sie andererseits zahlreich verstreut, aber unbekannter Herkunft im norddeutschen Diluvium liegen. Ungenügendes Material und ein ungenüugender Erhaltungs- zustand erschweren bis jetzt die genauere specifische Be- stimmung der Petrefacten und lässt sich darnach das ursprüng- liche Niveau dieses seltenen Gesteines noch nicht exact be- stimmen. Wenn das Sadewitzer (Gestein mit Sicherheit auf die % | 45 esthländische Lyckholmschicht zuruckgeführt ist, so lassen die vielen Aulocopien, durch welche die Sylter Geschiebe ausge- zeichnet und den Sadewitzer Gesteinen nahe verwandt sind, ' wenigstens eine vorläufige Einreihung in dieses an der oberen Grenze der Untersilurbildung liegende Niveau zu. Bestärkt wird diese Vermuthung durch den Gesammthabitus einiger, mit kleinen Petrefacten gefüllter, durch Verwitterung farblos ge- 'wordener Sylter .Stücke, welche man für Stücke des soge- nannten Backsteinkalkes halten könnte, den RoEuer fur gleich- alterig mit Sadewitzer Steinen erklärt, und durch die an Back- steinkalk erinnernden glatten parallelepipedischen Absonde- rungen. Dieser Backsteinkalk, welcher im schleswigholsteinischen Mitteldiluvium ausserordentlich verbreitet ist, im frischen Zu- stande einen dunkel-olivengrünen oder zuweilen schwarzblauen Kalkstein darstellt, welcher in Splittern durchscheinig ist, lässt allein von allen silurischen Kalksteinen nach der Auflösung des Kalkes ein Kieselskelett zurück, ist der einzige, welcher - stellenweise in Hornstein, Chalcedon und Feuerstein verwan- delte Petrefacten umschliesst und in wirklichen Hornstein über- geht, steht also auch hierdurch dem Sylter Gestein näher, und ist, wie die Alterstufe und die Art der Verkieselung vermuthen lassen, wahrscheinlich das Muttergestein des zweiten stiellosen Hauptgeschlechtes silurischer Schwämme, der Astylospongien, dessen wohlerhaltene Individuen zahlreich lose als Feuerstein und Hornstein im Diluvium liegend, dem ganzen Verbreitungs- bezirk des Backsteinkalkes angehören, welchen ich im unteren Theil des dortigen Diluviums selbst noch bei Maarsbergen in der Nähe von Utrecht getroffen habe. Dass die Localität, wo ‚der Backsteinkalk ansteht, noch nicht bekannt ist, thut wohl dem Werthe dieser Vergleichung keinen Eintrag, denn durch seine oft sehr schönen Versteinerungen ist sein Niveau genau { ‚genug bestimmt, und die Aehnlichkeit mit dem lavendelblauen Sylter Gestein ist doch nicht so gross, dass sie auf einen £ gleichen Fundort hinwiese, sie genügt mir eben, um die erste - Parallele mit dem Sadewitzer Gestein zu stärken. Das Resultat dieser Vergleichung: ist nur, dass hier For- 3 men, Eigenthümlichkeiten und kieselige Natur des Backstein- kalkes zusammen mit den Aulocopien des gleichalterigen Sade- wu 46 | “| witzer Kalksteins in einem Gestein auftreten, welches sonst | von beiden unterschieden und völlig unbekannter Herkunft ist. | Indem die genauere paläontologische Untersuchung ande- | ren Kräften vorbehalten bleiben muss, wende ich mich aus Anlass des Erhaltungszustandes der grossen Aulocopien wieder | der Gesteinsbeschaffenheit zu, welche noch neue Aufschlüsse | gewährt. Bei der Untersuchung zahlreicher Individuen zeigt es | sich nämlich, dass in der Versteinerung die verschiedensten Aus- || bildungen der Kieselsubstanz mitwirken. Die Aulocopien sind theils in krystallisirten weissen Quarz, theils in grauen Horn- stein, braunen Jaspis, schwarzen Feuerstein, bläulichen oder honiggelben Chalcedon mit schneeweissen Cacholongtrauben in den Hohlräumen, oder endlich in das zuerst beschriebene lavendelblaue Gestein verwandelt. Da früher an eine Analyse des blauen Gesteins nicht gedacht war, so wurde es erst in Folge dieses Zusammenhanges nachher allgemein als ein reines Kieselgestein erkannt. Diese Untersuchung verrieth denn auch, || dass das früher blos als ,„‚porös‘‘ bezeichnete Gestein in der That durchweg eine feine Schwammstructur hatte. Man sieht Schwammschichten, welche wie Wachsthums- perioden durch concentrische dichte Querlinien unterbrochen werden, Schwammchichten von verschiedenen Farbentonen übereinander, die sich gleichzeitig durch verschiedene Weite der Maschen auszeichnen, man sieht Schwämme der verschie- densten knolligen Oberflächenformen, theilweise auch mit glatten Knollenflächen gleichsam über einander getropft wie die aus einem Leimgefäss rinnende Gallerte, man sieht kleine Schwämme von traubiger Gestalt von einer Schwammschicht völlig überwuchert, aber bei dem Schlage sich herauslösend. Nicht selten gewahrt man zahlreiche feine oder einzelne gröbere Kieselnadeln, in einem einzigen Falle fand ich die Masse aus sechsstrahligen Sternen gehäuft — das Stück befindet sich in | der Berliner Sammlung — in einem anderen Falle sind blumig | blätterige Bänder gekrösartig durch einander gewunden, — das | Stück ist noch in meiner Sammlung. Ob diese Beobachtungen genügen, um rindenartig fortwuchernde Schwämme zu charakte- || risiren, um also RoEMER’s Ausspruch, dass es vorläufig als | Erfahrungsatz gelte, dass die Spongien der silurischen Schich- tenreihe und ‚der paläozoischen Gesteine überhaupt im Gegen- ji | An satz zu den Spongien der jüngeren Bildungen und der Jetzt- zeit einer Anhaftungsstelle entbehren und deshalb frei im Meere lebten, zu beschränken, wage ich noch nicht zu be- stimmen und muss dies dem gewandten Forscher selbst über- lassen. Weiter unten wird sich ergeben, dass die Zahl der freischwimmenden Spongien in der Silurzeit wahrscheinlich noch viel grösser gewesen, und dass sich deren Petrificate legionenweis finden. Da sich als Versteinerungsmasse der Aulocopien der Feuer- stein und Hornstein gleichwerthig mit dem Chalcedon und dem blauen Schwammgestein gezeigt hatten, sah ich mich weiter veranlasst, rohe Stücke dieser Gesteine von gleicher Beschaffen- heit, die an demselben Strande umherliegen, zu prüfen, und fand sie rasch in einer Anzahl, wie ich kaum erwartet, und in grösseren Stücken als das blaue Gestein. Beide zeigen fast ohne Ausnahme, wo sie nicht zerbrochen sind,. zerfetzte äussere Gestalten, welche nur sehr wenigen Gruppen der Horn- und Feuersteine des Kreidegebirges eigen sind, von denen sie sich aber sonst petrographisch sehr bestimmt unter- scheiden lassen. Das Schimmernde im Bruch, welches für den Kreidefeuer- stein selbst noch in sehr schlechten Varietäten charakteristisch ist, hat hier einem matten Wachsglanze Raum gemacht; an die Stelle der Sprodigkeit des Kreidefeuersteins ist hier eine ge- wisse Zähigkeit und Widerständigkeit getreten, welche bei dem Formatisiren der Stücke so sehr hervortritt, dass man über die abweichende jaspisähnliche Natur nicht in Zweifel bleiben kann. Ein Hauptkennzeichen ist aber die von aussen nach innen gehende braune Verwitterung oder Oxydation an Stelle der weissen Schwimmkieselrinde, welche sich auf verwitternden Kreidefeuersteinen bildet. Ich kenne zwar grosse Landflächen, welche mit Bruch- stucken von Kreidefeuerstein in brauner Farbe dicht übersäet sind, aber diese Farbe rührt von dem Humus der _Haidevege- tation her und zieht sich langsam ohne scharfe Ränder von aussen nach innen, ohne die Durchscheinigkeit zu beeinträch- tigen. Bei diesen silurischen Feuersteinen aber gehen braune undurchsichtige Wolken, nicht von aussen eindringend, son- dern im Steine erzeugt mit verschiedenen scharfen Grenzlinien en 48 ; = ” in parallelem und sich schneidendem Verlauf, wie bei dem Kugeljaspis nach innen. Der Eisengehalt, welcher sich da- durch verräth, ist vorher dem Feuerstein nicht anzusehen, aber nicht selten ist auf einer noch nicht ganz verwitterten Bruch- fläche ein Hauch der lavendelblauen Farbe als Beginn der Oxydation sichtbar. : In dem Gletschermergel des Mitteldiluviums findet sich unter tausend Feuersteinen mannigfaltigster Art, welche stets auf eine oder die andere Schicht der Kreideformation zurück- zuführen sind, hie und da ein brauner, höchst undurch- sichtiger Feuerstein, welcher aussen herum, besonders in den Vertiefnngen mit einer licht grasgrün en Rinde überzogen ist. Diese Rinde ist auf dem braunen Grunde so leuchtend, dass ich vor vielen Jahren bei dem zuerst am Strande gefun- denen Stücken ohne Weiteres annahm, dieselben seien von feinen Meeresalgen umhullt gewesen und diese darauf festge- trocknet. Erst als es mir auffallend wurde, dass die Erschei- nung sich mir an diesen lederbraunen Stücken, nie an anderen Feuersteinen zeigte, prüfte ich jedes Fundstück aufmerksam, ohne jedoch über die Herkunft derselben zu irgend einer be- stimmten Ansicht kommen zu können. Nachdem ich jetzt das silurische Alter und die Charaktere der Feuersteine von Sylt kennen gelernt habe, bin ich kaum noch in Zweifel, dass auch diese braunen, grunbeschlage- nen Feuersteine der Silurformation angehören, denn sie theilen die jaspisähnliche Zähigkeit und die mit braunen Farbenstreifen einwärts ruckende Oxydation, wie auch die zerfetzte Gestalt mit jenen. Indessen ist dieser Punkt der näheren Untersuchung und der Aufspürung von Petrefacten im Gestein empfohlen. Die Erscheinung der mit verschiedenen braunen Wolken- zonen einwärts schreitenden Verwitterung ist noch auffallender bei den silurischen Hornsteinen der Sylter Gesteinsgruppe. Diese Hornsteine sind von verschiedenem, namentlich musche- ligebenem und körnigem, aber nicht splitterigem Bruch, und zum Theil so gleichmässig dicht, dass sie jenen losen Horn- steinen aus der Kreideformation gleichen, aus denen die Ver- fertiger der alten Steinwaffen ihre scharf geschliffenen Keile machten. | Während aber Kreidehornsteine von derselben schön perl- 49 : grauen Farbe äusserlich gar nicht verwittern, höchstens etwas lichter werden oder den ganz oberflächlichen Ausschlag von Mangandendriten liefern, zeigt sich bei diesen silurischen Horn- steinen dieselbe lederbraune nach innen schreitende Oxydation eines versteckten Eisengehaltes, wie bei dem zugehörigen Feuer- „steine.e An einem einzigen Exemplar von schönster Dichtig- keit bestand die braune Rinde aus einer gleichfarbigen und gleichbreiten Zone von 3 Mm. Dicke (ein Handstück davon ist in Berlin), bei anderen Stücken sind vielfach dunkel ge- ränderte Wolken halb parallel, wie im Kugeljaspis, mehr noch sich kreuzend und verschlingend, von aussen nach innen theil- weise bis in die Mitte vorgedrungen. Dabei zeigt die perlgraue Farbe im Innern zum Theil verwaschene Flammen des bekannten Lavendelblau, und ebenso erscheint ein lavendelblauer Anflug zuweilen auf der schon braun verwitterten Aussenfläche. Zuweilen kämpfen auch in der Verwitterungszone braune und blaue Wolken miteinander. Unter der Lupe erscheint theils im Innern, theils auf der Ausseufläche das Schwammgewebe sichtbar, und in den brau- nen Wolken liegen braune Körnchen, die deutlich ver- wittert sind und ihre Farbe verbreitet haben, in den blauen Wolken schwarze Körnchen, die unverwittert erscheinen, und von denen die blaue Färbung ausgeht. Die Körnchen haben ganz den Habitus von Titaneisen, und die nähere Prüfung aller früher beschriebenen Objecte zeigt überall, wo die blaue Fär- bung dunkler wird, dieselben Körnchen, welche wie zerbrochene Titaneisenkörner aussehen, selbst tief im Innern der Schwämme. Die farbenden Körner scheinen in der That zerbrochene Stucke, also nicht im Innern der Substanz ausgebildet, sondern in den lebenden Schwamm eingedrungen zu sein. War der Aufenthalt der Spongien ein sandiger Meeres- “boden, so könnte eine solche Einmischung nicht auffallend sein. Die kieseligen Sandkörner sind in der allgemeinen - Verkieselung verschwunden, und nur das feinkörnige Titan- eisen ist sichtbar geblieben. In ähnlicher Weise dringt das Titaneisen des jetzigen Meeresbodens in die Gliederthiere _ oder wenigstens in die Fugen ihrer Panzer hinein. Wenn man aus den Garneelen der Nordsee eine Suppe bereitet, so ist der Bodensatz der Suppe feiner Quarzsand mit reichlich Titan- eisen gemengt. — Werden diese Körner wirklich als Titan- Zeits.d. D.geol.Ges. XXVL. ı. 4 50 eisen erkannt, dann ist nicht unmöglich, dass der ganze || Tertiärsand ein blos umgearbeiteter silurischer Sandstein ist, dem die kieseligen Schwammgesteine von Anfang an ange- hört haben. Ausser den bisherigen Aufklärungen über eine Anzahl _ von zweifelhaften Geschieben sollte aber das lavendelblaue Gestein noch weitere Aufschlüsse über Räthselfragen dieser Art gewähren. Es fand sich nämlich unter den Sylter Gesteinen ausser den scharfkantigen Bruchstücken und den Aulocopien eine ganze Zahl gerundeter Stücke, welche bei einem grössern Längendurchmesser von etwa 1—2 Zoll eine plattgedrückte || Mandelgestalt mit glatter Oberfläche haben. Aeusserlich auf der glatten Oberfläche zeigen sie das deutlichste Schwammge- webe, in welches noch allerlei kleine Partikelchen anderer Petrefacten, namentlich von Bryozoen eingedrückt sind, inner- lich sind sie theils Chalcedon, theils jaspisartiger Feuerstein mit halbeoncentrischen braunen Wolkenstreifen, in denen das Schwammgewebe völlig verflossen ist. Theilweise haben sie kleine Protuberanzen von Schwammbildung, durch welche auf’s Unzweifelhafteste dargethan wird, dass die glatte Form eines scheinbar gerollten Flusskiesels durchaus nicht Product mechanischer Bewegungist, sondern eine ursprüngliche und originale Schwammgestalt, was ebenfalls durch allerlei kleine Unregelmässigkeiten der Form und einspringende Theile von gleich glatter Oberfläche dar- gethan wird. Spuren mechanischer Abreibung sind absolut nicht vorhanden. ' Es würde hier also abermals eine Form von silu- rischen Schwämmen vorliegen, welche nicht fest- gewachsen und ungestielt gewesen, die aber nicht, wie die Aulocopien eine Basis und eine nach oben gewendete Oberfläche der Weiterbildung zeigen, sondern ringsum in glei- cher Weise fortwachsend, auf einen Mittelpunkt bezogen werden müssen. | Diese Gestalten brachten mir ähnliche Steine in Erinne- rung, welche, freilich ohne die lavendelblaue Rinde, aber mit ganz gleichem inneren Ansehn und sehr ähnlicher Oberflächen- beschaffenheit, seit meinen Kinderjahren mir ein Räthsel ge- wesen waren, und über welche ich weder in Büchern noch nt we = nn, | 19 | Fr | 51 u mündlichen Unterhaltungen die geringste andere Auskunft er- halten konnte, als dass man sie Rollkiesel nannte, was sie nach dem Eindruck, den sie mir machten, nicht sein konnten. Es sind dies kleine, bei einer runzeligen Oberfläche doch höchst glatt anzufühlende, schwarze gerundete mandelförmige Steine von der Grosse eines Aprikosenkernes, welche von Mineralogen schlichtweg Feuersteingeröll genannt werden. Um keinen Leser über das Gemeinte in Zweifel zu lassen, so sei es gleich hier gesagt, es sind dieselbigen runden Kiesel, welche, durch Quarz verkittet, den echten englischen Pudding- stein bilden, und die daher jeder Mineraloge kennt. — Ehe ich den Puddingstein kennen lernte, hatte ich mit losen Kieseln derselben Art Jahre lang als Kind gespielt. Die Glätte und Härte derselben, vereinigt mit einer grossen Zähigkeit uud Schwerzersprengbarkeit macht sie eben zum Spielzeug geeignet. Sie wurden gefunden auf den öffentlichen Spaziergängen in Kiel, namentlich am Wall, und wurden dort allgemein Wallsteine genant, welchen Trivialnamen ich vor- läufig conserviren möchte, da ich glaube, diesen Steinen eine grössere Bedeutsamkeit geben zu können, In einem Lande, wie Schleswig-Holstein, welches von allen Sorten Feuerstein in seinen Diluvialschichten erfüllt ist, und an jedem Strande die _ bunteste Sammlung derselben zeigt, musste es mir schon als Kind auffallen, dass ich die merkwürdigen Wallsteine nirgends zwischen den anderen Feuersteinen, und eben nur auf den Fusspfaden fand. Bei den in die Augen fallenden Cohäsions- eigenschaften des Feuersteins widerstrebte es mir, auch diese runden Steine Feuersteine zu nennen, da sie, auf das Pflaster geworfen, nicht wie Feuerstein zersplitterten, sondern elastisch hoch aufsprangen und höchstens einmal in der Mitte zerbrachen, wobei dann concentrische braune Wolkenringe hervortraten, _ welche im gewöhnlichen Feuerstein unbekannt sind. Erst in späteren Jahren habe ich über den Ursprung der 'Wallsteine erfahren, dass sie als Ballast aus englischen Häfen x gekommen waren, und wegen ihrer Unzerbrechlichkeit für die - Fusssteige gewählt wurden. (Wer würde wohl ächten Feuer- stein zum Fusssteig wählen?) Seit Ballastschiffe nicht mehr _ aus England kommen, kennt man die Wallsteine hier nicht AM mehr, und über die speciellere Heimath habe ich nie etwas 3 erfahren. Als ich später in mineralogischen Vorlesungen den Pudding- stein kennen lernte, hoffte ich über die alten bekannten Steine, die ihn zusammensetzen, Auskunft zu erhalten, aber vergebens. In den mineralogischen Handbüchern werden die Componenten des Puddingsteins ohne Ausnahme als Feuersteine in Ge- schieben , abgerundete Geschiebe, abgerundete Stücke, Ge- rölle, fragments roul&s nnd ähnlich bezeichnet, ohne zu be- denken, dass es gar keinen durch Wasser abgerun- deten Feuerstein giebt und geben kann, dass also noch weniger Hunderttausende und Millionen solcher Steine von gleicher Grösse sich finden könnten. Das Feuersteingeschiebe kommt im norddeutschen Dilu- vium in fast allen Schichten vor. Im mitteldiluvialen Gletscher- mergel fanden sich fast nur unzerbrochene Feuersteine mit ihren ursprünglichen, wunderlich gestalteten, weichen Knollen- formen und unverletzter Originaloberfläche; im mitteldiluvialen Korallensande finden sich kleine, scharfkantige durchsichtige Splitter, und daneben nur durch Stossen gerundete Blöcke, weiche auf der Oberfläche fast ganz in Splitterhaufwerk zer- trummert, und ausserdem in 2-—4 Theile zerbrochen sind; im mitteldiluvialen oberen Blocklehm trifft man nur hie und da zerbrochene, aber nie zerstossene Feuersteine jeder Grösse, und im jüngeren Diluvialsande finden sich fast nur scharfkantige zerstossene Bruchstucke von den verschiedenen Grössendimen- sionen der Kartoffel. _ Aber unter allen diesen sieht man nicht ein einziges, durch Rollen rund und glatt geschliffenes Feuersteinstückchen, und in der Meeresbrandung, wo alle harten Gesteine unserer Küste sich eirund schleifen, bleibt der Feuerstein kantig, da er immer von Neuem zerbricht. Zunächst ist also das Material des Puddingsteins, der lose vorkommend sogenannte Wallstein, kein Feuerstein, son- dern ein zäher Jaspis, und bis heute hatte ich mir auch die glatt gerollte Beschaffenheit dieser Kiesel aus ihrer zähen Jaspisnatur erklärt. Hatten doch auch manche Mineralogen bereits angedeutet, dass sowohl die Bruchfläche, als auch die concentrische Streifung brauner Farben das Material des Puddingsteins vielleicht dem Kugeljaspis annähern. 5 S 53 Jetzt aber, nachdem ich Mandeln von ganz gleichem Habi- tus, innen aus gleichem Jaspis bestehend, aussen aber mit weicher Rinde von Schwammstructur, kennen gelernt hatte, jetzt erschienen mir jene alten Bekannten unter einem ganz neuen Gesichtspunkt. Wenn blos gerollte Jaspise vorlägen, wie wäre es mög- lich, dass die abrollende Thätigkeit bewegter Gewässer eine so regelmässige Mandelform hervorbringen könnte, da in der Substanz keinerlei Schichtung wahrnehmbar, _also von flachliegendem Schotter eines geschichteten Gesteins nicht die Rede ist? Wie wäre es dem Gewässer möglich, eine so stets gleich bleibende Grösse zu erzielen, wohl einzelne kleinere Individuen zuzulassen, aber kein einziges grosses zu zeigen? “Wie wäre es möglich, dass die Substanz nur gerundet, nie- mals in Bruchstücken erschiene? Was endlich bewirkt die eoncentrische Farbenzeichnung, wenn die Substanz nicht ur- sprünglich concentrisch angelegt war? In der That sind auch alle diese Stücke nicht geroll- ter Jaspis, sondern sind in ihrer ursprünglichen Gestalt er- halten, Das hat schon BreituAupr mit sicherem Blick erkannt, denn er rechnet das Material des Puddingsteins zum Kugel- - jJaspis und sagt von ihm: ‚‚es dürfte ein Concretionsgebilde sein, in, mit Thon und Bohnerz ausgefüllten Höhlen.‘ — Es handelte sich daher in der That nur noch um die Frage, ob Coneretion oder organische Gestalt? Ich prüfte nun die vorhandenen Stucke, und habe sowohl in-der Oberfläche der Wallsteine als auch in der ganz gleichartigen der Kugeln des Puddingsteins noch Spuren der Schwammstructur gefunden, ebenso auch in dem echten ägyptischen Kugeljas- pis, dem sogar Bryozoen und dergleichen kleine Petrefacten- Bruchstücke eingedrückt sind, und der keineswegs immer Kugeln bildet, sondern nur in grösserem Format alle Kugel-, _ Ei- und Mandelgestalten der Wallsteine und deren kleine De- formitäten mit einspringenden Theilen wiederholt. Es wurde bei: dieser Gelegenheit auch die stets vorhan- dene, eben so glatte als runzelige Oberfläche, welche oben er- _ wähnt worden, einer näheren Betrachtung unterzogen, und während ich dieselbe fruher für das Resultat des Rollens der Jaspise und der zahllosen erhaltenen Stösse ansah, muss ich ö ihr jetzt eine andere Ursache zuerkennen. Ich will versuchen, 94 die Ansicht vom Rollen und Stossen nachstehend gründlich zu beseitigen: Die Vollkommenheit des muscheligen Bruches, welche 1 Feuerstein und Jaspis gemein haben, bewirkt bei jedem hef- tigen Schlag und Stoss, welcher einen einzelnen Punkt der Oberfläche trifft, unter demselben die Lostrennung eines regel- mässigen Kegels, welcher an der Schlagstelle bei a auf der Oberfläche nur als ein lichter Kreis erscheint, aber wenn der ph Hs Stein nachher zertrummert wird, auf der Basis sitzen bleibt, und sich aus der flachen zersplitterten Umgebung herausschält. Ich habe natürlich und künstlich gebildete Feuersteinkegel dieser Art von grosser Schönheit in der Kennzeichensammlung der Bergakademie niedergelegt, und auch an dort vorhandenem Kugeljaspis sehr vollkommene Beispiele aufgewiesen. Ist die Jaspisoberfläche von vielen Stössen getroffen, so entstehen viele kleinere und grössere Kreise als Kegelscheitel auf der Oberfläche und die krummen Zwischensplitter fallen heraus, Auf rohe Weise so gerundet erscheint ein Theil der Feuer- steinbruchstücke im Korallensand, und so entstanden schien mir anfangs auch die Runzelfläche der Wallsteine, in der man deutlich, wenn nicht Kreise, so doch labyrinthisch durchein- anderlaufende Halbkreise gewahrt. Jetzt aber bei den Chalcedon- und Jaspismandeln von Sylt, welche unversehrte Protuberanzen besitzen und offenbar nie einen Stoss erhalten haben, zeigte sich die Oberfläche mit denselben labyrinthischen Halbkreisen bedeckt, an denen krumme Splitterchen ausgefallen scheinen, und überdies bemerkt man dieselbe Erscheinung eben- falls auf der mürben porösen Oberfläche der blauen Sylter Mandeln, die eines muscheligen Bruches ganz unfähig ist, und in den einspringenden Vertiefungen der Deformitäten dieser Mandeln, wohin bei der Geröllbewegung gar kein Stoss ge- langen kann. Ebenso wie an diesen nachweislich ungerollten Mandeln verhält sich die Erscheinung bei den aus England stammen- RER u EEE ET | | 4 | | | | \ IK j' F | r 55 den Wallsteinen und den eigentlichen Aegyptenkieseln, deren einspringende Deformitäten die völlig gleiche, runzelige Ober- fläche haben, während nur an zufälligen Vorsprüngen dieselbe durch das nachherige Rollen glatt abgeschliffen ist. An diesen glatten Vorsprungen aber kann man durch Stösse und selbst durch Hammerschläge weder die erwähnten Halbkreise noch die runzelige Oberfläche wieder erzeugen — ein zuverlässiger Beweis, dass dieser nie fehlende Charakter nicht durch mecha- nische Abreibung entstanden ist, sondern mit der ursprüng- lichen Entstehungsursachbe zusammenhängt und entweder das Netzwerk des Schwamms selbst bezeichnet oder doch die Folge einer eigenthumlichen Verkieselung zwischen den Maschen desselben ist. Mir unterliegt es darnach keinen Zweifel mehr, dass gleich den lavendelblauen Mandeln von Sylt, auch die schwarzbraunen englischen Wallsteine, die Bestandtheile des Puddingsteines, und die Aegyptenkiesel sämmtlich verkieselte Schwämme in ihrer ursprünglichen Gestalt sind, und wenn ich sie alle für ' silurische Schwämme halte, so habe ich dafür zunächst nur den innigen Zusammenhang aller vorgeführten Thatsachen und die stiellose Gestalt als Stütze, hoffe aber noch eingedrückte Petrefacten zu finden, die jeden Zweifel beseitigen. Um das Ursprungsalter etwas genauer erforschen zu können, sah ich mir zunächst die Nachrichten über den Puddingstein an, der ja von jeher am meisten Aufmerksamkeit erfahren, aber leider vergebens. - Die beiden ausführlichsten neueren Petrographen ZIRKEL und SeEnFFt verlegen zwar beide den Puddingstein selbst sehr positiv in die silurische Formation, der erstere nach Hertford- shire, der letztere nach Herefordshire — und nicht ohne eine freudige Ueberraschung las ich diese Angaben, indem ich da- durch fur die Herkunft der kleinen mandelkörnigen Schwämme sogar auf ein vorsilurisches Zeitalter verwiesen wurde; allein beide Angaben erwiesen sich als irrthumlich. In Hertfordshire, gleich nördlich von London, ist nur Eocän und Kreide vor- handen, und das fast vollständig devonische Herefordshire ist eine Verwechselung, welche auch in vielen mineralogischen Handbüchern steht, während die sorgfältigsten Topographen unter den Mineralogen Hertfortshire schreiben, es auch be- 56 kannt ist, dass das ältere Pflaster in den Strassen Londons eine Anzahl Puddingsteine enthielt. Dr Von einem silurischen Alter des Puddingsteins selber kann deshalb keine Rede sein, wie ja auch MurchHıson desselben nirgend erwähnt. LvYELL nennt gelegentlich the puddingstone of Hertfordshire a lower eocene deposit, und bei dieser Be- stimmung kann man sich beruhigen. Selbstverständlich thut das Alter des Conglomerats dem möglicherweise silurischen Alter seiner Bestandtheile keinen Eintrag. Wünschenswerth bleibt nur noch, die Localität der lose liegenden Wallsteine in England zu ergründen, wozu vielleicht das Vorstehende Anlass giebt, und dann in den Winkeln, Löchern und Biegungen deformer Stücke nach genau bestimmbaren Petre- facten zu suchen. So weit war meine Kenntniss des in Rede stehenden Gegenstandes gelangt, als ich im Auftrage des Herrn Handels- ministers mit den Herren Bryrıca, HAUCHECORNE, ORTH und. BERENDT gemeinschaftlich zu einer Vergleichung des hollän- dischen Diluviums mit dem norddeutsch-scandinavischen ge- sandt wurde. | Gleich in der ersten Sandgrube, nördlich von Arnheim, | fand ich, durch den lavendelblauen Anflug eines Steines auf- | merksam gemacht, einen Hornstein, welcher demjenigen von Sylt so sehr, bis zum Verwechseln ähnlich war, dass die Stücke von beiden Orten, welche ich in der Bergakademie niedergelegt habe, und von denen das holländische Stück Datum und Fundort von Beryrıc#'s Hand trägt, von einem Blocke geschlagen zu sein scheinen. Weiter nordwärts in dem von STARING auf der Karte ausgezeichneten scandinavischen Diluvium war mir allerdings der Mangel an deutlichen Kreide- feuersteinen und das Vorhandensein von Feuersteinen mit silurischem Habitus auffallend, doch konnte ich das Alter der letzteren oder einen Zusammenhang mit anderen Gesteinen bestimmten Alters daselbst nicht nachweisen. In Amsterdam glaubte ich die Spur zu finden, da ich die grossen Schlangen in ihrem Behälter auf mandelförmigen Wall- steinen gebettet sah — nebenbei ein weiterer Beweis, dass dabei von eigentlichem Feuerstein gar nicht die Rede sein kann, weil man die kostbaren Schlangen gewiss nicht der Verwundung durch die so leicht zerbrechenden und dann e 57 schneidenden Feuersteine aussetzen würde. Die Nachfrage belehrte mich, dass auch hier die Wallsteine als Ballast von England, man wusste nicht aus welchem Hafen, gekommen. Endlich am Ufer der Maas bei Beugen nördlich Venloo aus der steinleeren Campine in das steinige Maasdiluvium ” kommend, fand ich in demselben nicht blos zahlreiche Feuer- steinbruchstucke der jaspis- und hornsteinartigen Beschaffen- heit und von zerfetztem Umrisse, sondern auch Wallsteine in ungezählter- Menge, in allen Charakteren des Inneren und Aeusseren den oben beschriebenen gleich, nur darin ab- weichend, dass hier statt der Mandelform mehr eine drehrund verlängerte Eiform hervortrat — ein weiterer Beweis, dass nicht 'Wasserbewegung, sondern- organische Selbstbestimmung die Ursache der eigenthumlichen Gestalten sei. Die rugose Oberfläche fand ich bei diesen holländischen Individuen zum Theil noch vollkommener ausgebildet, als bei den englischen, und nicht wenige zeigten auf derselben noch Ueberbleibsel einer abgeschauerten lavendelblauen Rinde. Von da an habe ich in dem durch Starına begrenzten Maasdiluvium, in dem Rheindiluvium und in dem gemengten "Diluvium gleicherweise überall dieselbigen Wallsteine massen- haft gefunden. Namentlich auf den haidebewachsenen Höhen des Diluviallandes im Nordwesten von Arnheim, welches so beträchtlich ansteigt, sieht man die kleinen 'verkieselten Schwämme in Milliarden aufgehäuft, vermischt mit dem sonsti- gen Rheingeschiebe. Wenn es für die Bewohner des unteren Rheinthales noch eines Beweises bedürfte, dass hier nicht von Rollkieseln, son- ‚dern von ursprünglichen Gestalten die Rede ist, so liefert ‚gerade der Rheinkies denselben am handgreiflichsten. Alle Gesteine, die er enthält, Quarzite, Kieselschiefer, Porphyre und ganz besonders die sehr zahlreichen aus Gängen und Trümmern des Schiefergebirges stammenden zerträmmerten Quarze sind durch das Wasser an den Kanten abgeschliffen und leicht zugerundet, in der Hauptsache aber kantig geblieben, nur diese Jaspise mit der runzeligen Schwammgravirung auf der Oberfläche sind ohne Ausnahme völlig drehrund, mehr oder weniger verlängert, und eigentlich abgeschliffen nur an denjenigen Stellen, wo sie ersichtlich einen ungehörigen Vor- sprung gehabt haben. In diesen Wallsteinen offenbart sich - 58 ein wesentlicher Bestandtheil der Zusammensetzung des weit- gedehnten Rheindiluviums, dessen Herkunft man nicht kennt, und dessen organischer Ursprung wohl kaum noch bestritten werden kann. ! Bei der Häufigkeit dieser Steine im Rheinthal wird es über kurz oder lang gelingen mussen, aus anderweitigen Petre- facten, die dem Schwamm an zufällig löcherigen Stellen ein- gedrückt sind, das geologische Alter nachzuweisen. Sollte dies, wie ich nicht zweifle, sich als silurisch heraus- stellen, dann erhalten wir aus dem Diluvium dieser Gegend den Hinweis auf eine sicherlich im Süden verschwundene oder jetzt verdeckte silurische Ablagerung, wahrscheinlich dieselbe, deren südliche Belegenheit schon aus dem Vorkommen im Miocänsande der Insel Sylt vermuthet werden konnte, während die Ansammlung ähnlicher Gebilde in dem älteren Eocän Süd- englands vermuthlich auf eine geographisch getrennte, sonst gleichalterige und gleichartige Ablagerung hinweist. | 59 3 Ueber das Auftreten und die Verbreitung des Risen- steins in den Jura- Ablagerungen Deutschlands, Von Herrn J. Hasırı ın Berlin. Bei dem Beginn der Bearbeitung vorliegenden Themas dachte ich nicht im entferntesten daran, dass die Arbeit so voluminös werden würde, wie sie augenblicklich vorliegt, und habe ich in Folge dessen bei der ersten Behandlung eine Re- duction vorgenommen, wage jedoch nicht, dieselbe weiter fortzu- führen, da ich befürchte, dass diese doch schon in Folge des vorliegenden Themas zum Schematismus neigende Abhandlung zu abgerissen und skelettartig wird. Von meinem anfänglichen Plane, die jurassischen Ablage- rungen von Deutsch-Lothringen (Metz-Diedenhofen) und Luxem- burg, überhaupt den östlichen Flügel des südlich französischen Jura-Ringes mit in den Bereich dieser Abhandlung zu ziehen, musste ich zu meinem grössten Bedauern Abstand nehmen, doch behalte ich mir diese in Folge der verhältnissmässig ge- ringen Durchforschung des Vorkommens bedeutend schwierigere Arbeit für die allernächste Zeit bevor. Um mich über meine Arbeit zu orientiren, unternahm ich vor einiger Zeit eine geognostische Reise nach dem Harz und Württemberg und halte ich es für meine Pflicht, an dieser Stelle den Herren Hütten-Inspector Dr. Baur zu Wasser-Alfingen, Dr. Brauns zu Hildesheim, Gruben-Director CAsTEnDycK zu Harzburg, Dr. Danzs zu Berlin, Geh. Bergrath Professor F. RoErmEr zu Breslau, Obersalinen-Inspector SCHLÖNBACH zu Salzgitter, Kammerrath von STROMBECK zu Braunschweig | meinen verbindlichsten Dank abzustatten für die freundliche Unterstützung, die sie dem Anfänger zu Theil werden liessen. 60 Hauptsächlich zu meiner Arbeit habe ich benutzt: | Für Norddeutschland: F. A. RoEMER, die Versteinerungen des norddeutschen Oolithen- gebirges, mit 16 Tafeln. 1836. Derselbe, Nachtrag zu den Versteinerungen. 1839. Dunker u. Koch, Beiträge zur Kenntniss des deutschen Oolithen- gebirges. 1837. HEINR. ÜREDNER, Uebersicht der geogn. Verhältnisse Thüringens und des Harzes. 1843. A, von STROMBECK, über den oberen Keuper und unteren Lias der Gegend von Braunschweig. Zeitschrift der deut- schen geologischen Gesellschaft. Jahrgang 1851. Derselbe, über den braunen Jura und oberen Lias der Gegend von Braunschweig, ibid. Jahrgang 1852. BoRNEMANN, Ueber die Liasformation der Gegend von Göttingen _ und ihre organischen Einschlüsse, Inaugural-Disser- tation u. s. w., ibid. Jahrgang 1854. F. Rormer, Die jurassische Weserkette, mit Karte und Profil. Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellsch. Jahrgang 1857. R. WAGENER, Der Lias von Falkenhagen, Verhandlungen des naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westfalen. Band XVII. 1860. U. ScHLöNBACH, Der Eisenstein des mittleren Lias im nordwest- lichen Deutschland u. s. w. Zeitschr. der deutsch. ' geol. Gesellsch. Jahrgang 1863. CREDNER, die Gliederung der oberen Juraformation im nordwest- lichen Deutschland. 1863. K. von SrEBAcH, Der hannoversche Jura, mit 10 Tafeln und 1 Karte. Berlin, 1864. R. WAGENER, Die jur. Bildungen der Gegend zwischen dem Teutoburger Wald und der Weser, mit Beiträgen von Branpt. Verhandl. des naturh. Vereins für Rheinland und Westfalen. Band XXI. Jahrgang 1864. SCHLÜTER, Die Schichten des Teutoburger Waldes. Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellsch., Jahrgang 1866. Ben Emerson, Die Liasmulde von Markoldendorf. Inaugural- Dissertation. Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellsch. Jahrgang 1870. 61 D. Brauns, Der mittlere Jura im nordwestlichen Deutschland. Cassel, 1869. Derselbe, Der untere Jura im nordwestlichen Deutschland. Braunschweig, 1871. Fur Sudddeutschland: von BucH, Ueber den Jura von Deutschland. Königl. Akade- mie der Wissenshaften zu Berlin. 1837. Quexstepr, Das Flötzgebirge Württembergs. 18483. _ Derselbe, Der Jura. 1858. O0. Fraas, Versuch einer Vergleichung des deutschen Juras mit dem Französischen und Englischen. Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. Jahrgang. 1850. - ©. FRomMHERZ, Der Jura im Breisgau. Beiträge zur mineral. und geogn. Kenntniss des Grossherzogthums Baden von G. LeonHAarnd. Jahrgang 1853. OppeL, Der mittlere Lias Schwabens. Württembergische Jahres- hefte, Jahrgang 1853, ACHENBACH, Geognostische Beschreibung der Hohenzollern’schen _ Lande. Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellschaft. Jahr- gang 1856. Fr. Prarr, Beitrag zur Kenntniss des fränkischen Jura. Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. Jahrgang 1857. Orprzen, Die Juraformation. 1857. DErFNeR u. Fraas, Die Jura-Versenkung bei Langenbrücken. Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. Jahrgang 1859. ÜREDNER, Die Grenzgebilde zwischen Keuper und dem Lias am Seeberge bei Gotha u. s. w. Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. Jahrgang 1860. SCHRÜFER, Die Juraformation in Franken. Inaugural-Disser- tation. 1861. _ W. Waagen, Der Jura in Franken, Schwaben und der Schweiz. München, 1864. Die geognostischen Specialkarten von Württemberg sammt Begleitworte, so weit dieselben bis Mitte des Jahres 1873 er- ‚schienen sind. Herausgegeben sind dieselben vom Königl. - statistisch-topograpbischen Büreau in Stuttgart. Für den schlesisch-polnischen und baltischen Jura: _ WesseL, Der Jura in Pommern, Zeitschr. der deutsch. geol, E- Gesellsch. Jahrgang 1854. 62 F. RoEMER, Geologie von Ober-Schlesien. Breslau, 1870. Die weniger benutzten Monographien sind bei einem jedes- maligen Gebrauche angeführt. Bekanntlich unterscheidet man in Deutschland mit Aus- nahme der deutschen Reichslande drei grössere jurassische Ablagerungen: den nordwest-deutschen, den fränkisch-schwäbischen und den oberschlesisch-polnischen Jura, mit welchem Letzteren, nach F. ROoEMER,*) wahrscheinlich das isolirte Vorkommen an der Odermündung zusammenhängt. Leider sind nun in einem jeden derselben Gliederungen erkannt worden, die nicht vollkommen miteinander uberein- stimmen, und bin ich daher gezwungen, in beiliegenden Ta- bellen eine specielle Gliederung und Parallelisirung des Jura zu geben, welche ich theils schon in Handbuchern und den angegebenen Abhandlungen vorfand, theils durch eigene Com- bination herstellte; ich hoffe hiermit im Grossen und Ganzen das Richtige getroffen zu haben. Bei der Gliederung habe ich für den Lias und braunen Jura die Eintheilung von OPPEL zu Grunde gelegt, bei dem weissen Jura jedoch bin ich ihr nicht gefolgt, sondern ich habe dort die Waagen’ sche Eintheilung ' vom Jahre 1866,**) in welcher er Oxford-, Kimmeridge- nnd Tithon-Gruppe unterscheidet, zur Begrenzung von der Oxford- gruppe einerseits und Kimmeridge- und Tithongruppe andrer- seits benutzt, welche zwei Abtheilungen ich nur im Allge- meinen durchführen werde, da in den mächtigen Kalk-, Mergel- und Dolomitmassen der Eisensteingehalt fast vollständig ver- schwindet. Bei der Bearbeitung des schlesisch-polnischen Juras habe ich mich nicht auf den preussischen resp. oberschlesischen Jura beschränken können, sondern ich habe das polnische Gebiet, so weit es auf der Roemer’schen Karte angegeben, mit in den Bereich dieser Abhandlung gezogen. Zu ihm habe ich auch, wie schon vorher angegeben, die Ablagerungen an der *) F. Rormer, Geolog. von Oberschlesien. pag. 2706. **) LEonHARDT u. Bronx, Jahrgang 1866. pag. 570. | 63 Odermündung gestellt, wahrend ich die Juraschollen von Gotha und Eisenach zum süddeutschen Lias rechnen werde, Da ich endlich im Laufe der Arbeit zu der Ueberzeugung gelangt bin, dass das Mineralvorkommen mit dem petrographi- schen Charakter der Niederschläge eng zusammenhängt, so werde ich im Verfolge der Abhandlung nicht blos des Mineralvor- kommens Erwähnung thun, sondern auch die Gesteinsbe- schaffenheit einer jeden Zone einer näheren Betrachtung unter- werfen, und zwar zuerst für das nordwestliche, dann fur das südliche Deutschland, und endlich für den schlesisch-polnischen und baltischen Jura. Zuletzt gedenke ich noch die Haupteisen- steinlager hervorzuheben und über die orographische Verbrei- tung des Eisensteins zu einigen bemerkenswerthen Resultaten zu gelangen. Lias in Nordwestdeutschland. Zone des Ammonites planorbis. Schon die unterste Zone des untern Lias, die Zone des Ammonites planorbis, giebt uns ein deutliches Bild dieser ju- rassischen Hauptabtheilung. Als Resultat der in den meisten Fällen ungestörtesten Meeresablagerung sehen wir Thone, Sandsteine, Kalke und Mergel, welehe minerogenen Sedimentär- gesteine aber in verschiedenartige Combinationen zu einander treten können. Fasst man mit Herrn von SeeBAcH und Herrn BEn EmeEr- son den versteinerungsleeren Thon c) von STROMBEOK'S als Basis des Lias auf, so erhält man für Braunschweig und Hannover aus dieser Zone im Allgemeinen ein System von mehreren thonig sandigen Kalksteinbänken, -welche einem sandig plasti- schen Thone eingelagert sind, der besonders zum Liegenden hin in bedeutender Mächtigkeit sich entwickelt. Der Sand kann in obigen Bänken so sehr überhand nehmen, dass, be- sonders wenn die Bänke dem Einfluss der Atmosphärilien aus- gesetzt sind, ein gelber mürber Sandstein entstehen kann. In der plastischen Thonmasse zerstreut finden sich zuweilen Thoneisensteingeoden, welche sich auch in dem mehr schiefrig werdenden Thone der Weserkette und dem ebenfalls daselbst zuweilen auftretenden Mergelthone (Exten, Altenbeken) be- finden. Jedoch tritt der Thon auch zurück und die Kalkbänke 64 gewinnen die Oberhand, z. B. bei Amelsen in der Markolden- dorfer Mulde. Ebendaselbst bei Deitersen liegen glimmerhal- tige, bituminöse, sandige Schieferthone mit darübergelagerten festen Kieselplatten, - Da sehr viele Autoren das Ammonites planorbis-Bett mit Ammonites angulatus-Bett vereinigt beschrieben haben, so werde ich auf diese Zone in der Angulatus-Zone noch ein- mal zurückkommen, indessen habe ich noch nach Herrn D. Brauns*) nachzutragen, dass am Molkenberg bei Bolle graublaue, durch Verwittern sich gelbfärbende Mergel und bei Kollerbeck eisenschüssiger Kalk in dieser Zone anstehend ge- funden sind. Zone des Ammonites angulatus. Wenn man die petrographische Entwicklung: dieser Zone im Allgemeinen für den östlichen und mittleren Theil des nord- westdeutschen Liasgebietes beschreiben wollte, so musste man Sandsteinbanke, doch mit Lagen von Kalk und Thon, angeben, indessen schwankt die mineralogische Zusammensetzung sehr bedeutend. Für die Braunschweiger Gegend gehört wohl zum grössten Theil d) aus dem Profil STRONBECK’s**) hierhin, welcher Sandsteinschiefer und thonig sandige Kalkbänke mit unterge- ordneten Lagen von blaugrauem Thon und gelbem Sand angiebt; ferner den Versteinerungen gemäss (das Vorkommen von Ammo- nites planorbis ist ungewiss) auch die festen Sandsteinbänke mit dunnen Lagern von lockerm Sande, grauem Thon bei Becken- dorf im Magdeburgischen,***) während man in der Markolden- dorfer Mulde vorwiegend grauen vetsteinerungsleeren Thon als Aequivalent obiger Sandsteine auffassen muss; fraglich ist es, ob die von Herrn Ben Emerson dicht daneben gefundenen eisenschussigen Sandsteinplatten dieser Zone zuzurechnen sind. Jedoch auch dem obigen Thon ist eine graue, dichte, sandige Kalkbank eingelagert, die in Folge des Uebergangs ihres Eisen- oxydulgehalts in Eisenoxydhydrat beim Verwittern eine ocker- braune Färbung annimmt. Dasselbe Gestein ebenfalls mit ein- gelagertem eisenschüssigem Kalke lagert am Götzeberg bei *) Unterer Jura im nordwestlichen Deutschland. pag. 55. **) Zeitschr, der deutsch. geol Gesellsch. IV, pag. 59 u. ft. *°%) Ewaun, Sitzungsber, der Akad. der Wissensch, 8. Januar 1858. pag. 405. 65 Göttingen; dicht dabei, zwischen der Maschmühle und Rllie- hausen, sind Eisensteinnieren und eisenschüssige sandige Schichten den Schieferthonen eingelagert, die hier in die Ammonites planorbis-Zone hinunter gehen. Ebenfalls umfassen die von Herrn Beyrkıcn*) aus dem mittleren Theil der Qued- - linburger Kette in der Nähe der Bruchmühlen aufgefundenen zerreiblichen Sandsteine mit auseinanderfallenden Eisenstein- nieren und grossen klumpig kalkigen Sandsteinausscheidungen, neben dem Angulatus-Bett auch noch zum Theil die Zone des Ammonites planorbis. In der Weserkette ist die thonige Bildung durchaus vorherrschend, wenn sich auch z, B. bei Falkenhagen eisen- schüssige Sande und bei Exten Thoneisensteinnieren und häu- fig auch Kalkbänkchen den Schieferthonen eingelagert finden. Verkieste und verkalkte Petrefacten sollen sich nach D. Brauns**) in der Markoldendorfer Mulde in dieser Zone finden, welche erstere ebenfalls bei Altenbeken, Neuenheerse, Willebadessen und Volkmarsen vorwiegend sind. Zone des Ammonites Bucklandi. In Folge der Auffassung fast sammtlicher***) Geognosten, die den nordwestdeutschen Jura bearbeitet haben, dass sich hier die Oppeu’sche Subzone des Ammonites geometricus nicht abzweigen lässt, werde ich auch fur Suddeutschland dieselbe mit dem Ammonites geometricus-Bett vereinigen. Die Zone zeichnet sich in Norddeutschland besonders da- durch aus, dass der Eisensteingehalt plötzlich in derselben sehr bedeutend wird und an einigen später zu erwähnenden Stellen Veranlassung zu einem umfangreichen Bergbau gegeben hat, " Verschiedenartige petrographische Gebilde setzen diese Zone zusammen. Im Nordosten des norddeutschen Jura, in der Gegend “ von Helmstedt, befindet sich ein kalkig sandiges Gestein, *) cfr. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. Jahrg, I. pag. 315 ff. E22, 00 pa: 7. *%=%*) Auch U. Scauössach erklärt im neuen Jahrbuch für Geologie und Palaeontologie 1864 pag. 214: „Es ist mir zweifelhaft geworden, ob eine Ueberlagerung der Zone des Amm. Bucklandi durch die Gesteine, i welche durch Amm, geometricus charakterisirt werden, für Norddeutsch- land statthaft ist.“ Zeits. d. D. geol. Ges. XXVLI, 1. 5 66 welches körnigen Eisenstein, theils von gelber, theils von brauner Farbe einschliesst, der bald oolithisch, bald eckig ist, und auch an einzelnen Orten, z. B. am Kloster Marienthal, sudlich von Helmstedt, bei Sommerschenburg und bei Bade- leben, Kreis Neuhaldensleben, sich in zerklüfteten Bänken von + — 1’. Mächtigkeit (vor Zeiten an letzterem Orte abgebaut) abgesondert hat; doch ist der Eisengehalt schwankend ‘und nicht gleichmässig in der ganzen Erstreckung vertheilt. Zum Theil ist hierher e) aus dem Profil des Herrn v. STRou- BECK *) für Braunschweig und ausserdem noch f) vollständig zu ziehen, also der obere Theil des schon vorher erwähnten dunkel blaugrauen Thons mit Risensteingeoden und eingelager- | tem gelben losen Sand, und sein thonig sandig eisenschüssiges Gestein von meist ockergelber Farbe. Bei Beckendorf, **) in der Quedlinburger Gegend, ist das Gestein sandig mergelig, während bei Harzburg ein System von 4 Eisensteinflötzen und Thonen diese Zone repräsentirt, auf welches ich später genauer zurückkommen werde. Dasselbe macht jedoch im Stübchenthal, 1 Stunde davon, einem blau grauen Kalk Platz,***) der beim Verwittern ein gelbblaues Ansehen erhält. . Blaugrauer Thon in bedeutender Mächtigkeit mit vielen Eisengeoden lagert bei Markoldendorf, der nach Norden zu bei Amelsen bald sandig eisenschüssig wird. In der Provinz Hessen ist diese Zone bei Hebel im Kreise Hom- berg als blaugraue in’s Schwarze übergehende Lettenschiefer || mit eingelagerten Sphaerosideriten aufgefunden worden.+) An der Weser bei Herford, Enger, Werther, Bielefeld und Salz- uffeln tritt diese Schicht als Mergelschiefer mit mehr oder weniger mächtigen blaugrauen Kalkschicht-Einlagerungen auf, welche zu einer bedeutenden Mächtigkeit am Paderborner Berge, zwischen Willebadessen und Neuenheerse, und weiter nach Neuenheerse und Langeland, anschwellen. Am südlichen Theile des Teutoburger Waldes lagern dicke, sandig thonige Kalksteinbänke mit mergeligen Zwischenlagen, die, zuweilen in Eisenstein üubergehend, flötzartig auftreten und bei Germete gefördert worden sind. u” *) Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellsch. IV. pag. 63. *%*) cfr. EwaLn. Sitzungsber, d. Akademie d. Wissensch. 1855. pag. 2. a ***) Ibidem pag. d. j) GutserLet, Leons. u. Baonn, Jahrbuch 1847, pag. 350, 67 2 Von eisenhaltigen Partieen erwähnt Brauns (a. a. O.) noch die Schichten am Eisenhahneinschnitt bei Mattierzoll, aus welchem angegebenen Schichten-Profil ich hier nur eine 0,3 M. ' mächtige Eisenkalkbank erwähne. Bei Ohrsleben und Rok- lum sind die Schichten nach demselben Autor ebenfalls etwas eisenschüssig, und reichert sich der Gehalt bei Rottorf am Kley zu rothbraunem körnigem Eisenstein an. Ebenfalls sollen in der Hilsmulde Thone mit Schwefelkiespetrefacten und einge- lagerten Eisenkalkbänken sich befinden. Was nun das vorhin erwähnte Eisensteinvorkommen bei Harzburg anbelangt, so ist dasselbe zuerst im Jahre 1863 durch Herrn U. SCHLÖNBACH*) erwähnt worden; indessen waren ' die Aufschlüsse damals noch nicht vollständig und hat Herr ' Kıoupren**) die Untersuchung darüber fortgesetzt. Nach ihm wechsellagern beim Dorfe Bundheim in der Zone des ' Ammonites Bucklandi 4 Eisensteinflötze in einer Gesammt- mächtigkeit von 4,1 M. mit 3 Thonschichten von 12,1 M. ı Mächtigkeit; und wenn der Thon, der nach seinem Profil ‚die letzte Eisensteinschicht überlagert (die Schichten sind alle , überkippt und besitzen einen Einfallwinkel von 26— 40°) und in dem Herr KLüPreı trotz eifrigstem Suchen keine Ver-. ' steinerungen auffinden konnte, der nächst ältern Formation ' zugehört, so haben wir hier die seltene Erscheinung, dass mächtige eisenführende Lagerstätten direct dem Keuper aufge- lagert sich gebildet haben. Das Lager wurde im Jahre 1861 durch den Grubendirec- tor CASTENDYCK aufgefunden, der bei Bündheim, + Stunde von ' Harzburg mit einem Schachte niederging, nach dem die bis ‚zur Äckerkrume tretenden Flötze zuvor durch einen jetzt ver- schutteten Stollen untersucht worden waren. Die Flötze wer- den auf der Grube so bezeichnet, dass das liegendste also wie vorher erwähnt, das jüngste mit I. bezeichnet wird, die hangenderen mit den darauf folgenden Zahlen. Das Kıörrer’sche Profil, die Schichten senkrecht zum Einfallen von oben nach unten gemessen, lautet wie folgt: *) ScuLönßAcH, Ueber das Eisensteinvorkommen im nordwestlichen Deutschland. Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellsch. 1863. *=*) Krüprgı, Berg- und Hüttenm. Zeitung von Kerr u. Winner, 1871. pag. 21. 5* 2 | 68 Keupermergel (?), petrefactenleer. 1,3 M. Lager IV. 5,1 M. graublauer Thon. 8,0 M. Lager IlI., in der Mitte eine 0,16 M. mächtige weisse Thonschicht einschliessend und ausserdem eine feste Kalkschicht in wechselnder Mächtigkeit. 5,1 M. petrefactenarmer graublauer Thon. 3,2 M. Lager 11. ; 3,2 M. graublauer Thon mit eisenschussigen Bohnen. 4,5 M. Lager I. | petrefaetenarmer Thon, der nächst jüngern Zone angehörig. Auf obige Flötze basirt augenblicklich die Förderung der Grube Friederike bei Harzburg, deren qualitativer und quanti- tativer Schwerpunkt auf dem Flötz III. des Profils beruht. Der grösste Theil dieses Flötzes ist von mulmiger Beschaften- heit, gleichmässiger Korngrösse und feinoolithischer Structur. An Aussehen ähnelt der Eisenstein sehr dem später zu er- wähnenden bekannten Wasseralfinger, nur dass derselbe con- sistenter ist. Folgende Analysen verdanke ich der Güte des Herrn Hüttendirector Hundert auf der Mathildenhütte bei Harzburg. Analyse eines milden Eisensteins aus dem östlichen Feld, obere Sohle: 62,4 pCt. Fe? O° = 43,68 pCt. Fe. 9,7 pCt. A 0°. 9,5 pCt. SiO?, Ca 0CO?, 16 pCt. Ag. Analyse eines Erzes vom östlichen Feld, untere Sohle: 57,05 pCt. Fe’ O° = 39,93 pCt. Fe. 9,55: pCt. Al? O®... 9,4. pCt:»Si0?. 9,3 pCt: Ca 0COE 15 pCt. Ag. | KrürreL giebt den Durchschnitt des Eisengehaltes bei lufttrocknem Erze auf 44 pCt. an. Die andern Flötze sind weniger eisenhaltig, der Thon- und Kalkgehalt nimmt zu und es verliert sich die mulmig-feinkörnig-gleichmässige Beschaffen- heit, um einer bohnerzartigen Platz zu machen. In dem letzten Jahre wurden 12000 Tonnen in 8 stün- diger Schicht, mit einer Belegschaft von 80 Mann incl. Tage- arbeiter gefördert, doch wird, um die Production zu steigern, | ein zweiter Schacht im Hangenden abgeteuft. In Folge der geringen Teufe traten die Tagewasser in F 13. Re 69 | rend bei trockener Jahreszeit die Wassermenge 2—3 Cubik- ı fuss beträgt, die Grube in Folge der starken Regengüsse für einige Tage versoffen. Nach der Grubenkarte von Friedericke, die mir von dem | Herrn CAsTEnDYCcK zur Verfügung gestellt wurde, sind durch ' mehrere Schürfe Eisensteinflötze in der Gegend nachgewiesen, | jedoch ist es immerhin fraglich, ob die erschürften Eisen- | steine dieser Zone oder der später zu erörternden des | | die Grube ein, und war bei meinem vorletzten Aufenthalt, wäh- | | Ammonites Jamesoni zugehören, d. h. ob sie die Fortsetzung des sogenannten Flotzes Calefeld bilden oder nicht. Da ich das erstere vermuthe, so werde ich bei der Besprechung der Ammonites Jamesoni-Zone darauf zurückkommen. Nach Osten zu am Eichenberge sind obige Flötze gefun- den worden, jedoch verdrückt zu 1—2M. Mächtigkeit. Weiter ‚nach Osten am Stubchenthal zeigt sich der Eisengehalt nur noch als eisenschussiger Kalk, westwärts an der Oker als eisenschussiger, etwas oolithischer Mergel, wodurch die blos locale Erzanreicherung erwiesen ist. Verhüttet wird dieses Erz ohne sonstige Erzzuschläge in der Mathildenhütte bei Harz- burg, welche in 2 Hochöfen zur Zeit etwa 1000 Ctr. Roh- eisen erbläst, das ein gutes Giessereieisen liefert. — Zone des Ammonites obiusus, Ammonites o@ynotus und Ammonites raricostatus. Diese drei Zonen habe ich zusammengefasst, da der petro- graphische Charakter derselben in allen dreien wenig verschie- den ist, und auch die meisten Bearbeiter diese Zonen vereinigt behandelt haben. Mächtige Thone haben sich fast durchweg in Norddeutsch- land, Frauken und Schwaben niedergeschlagen, die nur selten in Mergel und Kalk übergehen. Wo diese Zone im Nordwesten von Norddeutschland auftritt, sind es mehr oder minder plastische Thone mit Eisensteingeoden. | Im mittleren Theile bei Harzburg haben sich 4 grüne, sehr lockere, an der Luft hellbraun werdende, meist -feinkör- nige, oolithische Eisensteinflötze eingelagert, von welchen 3 eine Mächtigkeit von ungefähr 0,5 M., das vierte von 0,7 M. besitzen, an Masse jedoch den 68 M. mächtigen Thonen gegen- über sehr zurückstehen. Nach Westen an der Oker bei Goslar ist der Eisenstein schon verschwunden, es finden sich dort 'Tutenmergel, Kalk und Thonschichten; bei Liebenburg wahrscheinlich nur Thon, || der auf der Haverlah-Wiese bei Salzgitter kleine Eisenstein- | geoden und verkieste Versteinerungen enthält, welche letztere nach Baauss*) ebenfalls dem schwärzlichen Thon in der Hilsmulde eingelagert sein sollen. In der Markoldendorfer Mulde finden sich in der untersten Ablagerung dieser Schicht | mächtige Thone mit kleinen chocoladenbraunen Eisenstein- d knollen, faustgrossen Geoden und selten Knauern von fast | reinem Kalkspath. Darüber lagern 15—16 M. mächtige Thone, |) die an dem Fahrwege von der Markoldendorfer Chaussee nach Vardeilsen versteinerungsreichen Eisenoolith enthalten. Das || Gestein ist inwendig dunkelroth, an der Oberfläche chocoladen- braun; darüber lagert dann ein glinfmerreicher, stellenweis sehr schiefriger Sandkalk mit häufigen, gelben, eisenreichen Partieen. Zuweilen auch eisenschüssig ist nach Brauns (a. a. O.) derim Schaumburgischen gefundene Thon, der in Schiefer- thon und theilweise auch in Sandstein übergeht. In der Fal- kenhagener Mulde ist brauner, eisenschussiger, glimmerführender F Mergelschiefer dem Schieferthon eingelagert. Ein ähnliches Gestein ist bei Grevenhagen, nur hat sich der hangende Schieferthon bei Falkenhagen in dunkle Mergel verwandelt. Die Erstreckung dieser Zone nach Westen hin zeigt uns wie- der durchgängig dunkle Thone, doch sind dieselben dort weniger erforscht. | SEN ET ES ET Zone des Ammonites Jamesoni und Ammonites iber. Die Gliederung dieser beiden Zonen ist zwar an einigen Orten mit Erfolg durchgeführt worden, indessen ist es nicht möglich, für diesen District dieselbe allgemein anzunehmen, || doch werde ich die Unterscheidung, wo sie möglich ist, für die einzelnen Bezirke angeben. | Es finden sich in diesen Horizonten die am - ver- breitetsten Eisenlager, so dass dieselben als Hauptcharakte- ristik für den östlichen und mittlern Theil dieser Zone aufge- | fasst werden können, wenn dieselben auch an keiner Stelle eine solche Mächtigkeit erhalten, wie die des untern Lias bei Harzburg. Ohne bis jetzt eine Gesetzmässigkeit darin ent- *) Barauns, Unterer Jura. pag. 91. 71 decken zu können, sehen wir in dieser Zone theils dunkle Thonablagerungen, theils, und zwar häufiger, oolithische, meist _ eisenreiche Mergelbildungen. Bei Ohrsleben treten Thone mit Thoneisenstein auf, die aber noch nicht genau erforscht worden sind; sicher ist es, dass sie zu dieser oder der nächst folgen- den Beschreibung gehören. Besser erforscht ist der körnige Eisenstein bei Rottorf am Kley, zwischen Vorsfelde und Königslutter in der Provinz Hannover, welcher nach unten zu nicht sehr reichhaltig ist und eine grünliche Farbe besitzt, aber nach oben durch den zunehmenden Eisengehalt eine braun- rothe Färbung annimmt. Die petrographische Beschaffenheit ist ähnlich dem später zu beschreibenden Eisenstein von Cale- feld. Zum DBraunschweigischen hin nimmt der Eisengehalt wieder ab, denn z. B. bei Schöppenstedt treffen wir diese Zone als eisenreiche Mergel wieder. Nach ROoEMER sind zwischen Schandelah und Gardessen, am westlichen und süd- westlichen Abhbange des Elm, im Norden, Westen und Süden der Asse, bei Mattierzoll, Salzdahlum u. s. w. graue mehr oder weniger feste, sehr zerklüftete Thonmergel gefunden, die selten ganz ohne kleine Eisensteinoolithe sind. | Bei dem schon früher (in der Arieten-Zone) erwähnten Städtehen Harzburg bildet diese Abtheilung ein 2 M. mäch- tiger oolithischer Eisenstein, der nach oben zu allmählig in einen harten, hellgrauen, gelben Kalk der Ammonites Davoei- Zone übergeht. Es ist dies ein Flötz, welches vielfach die Zone des Ammonites Jamesoni und auch noch die Zone des Ammonites ibex repräsentirt. Die Bergleute bezeichnen es seines in Calefeld schon lange bekannten und früher abge- bauten Auftretens wegen als Calefelder Flötz und es basirte, be- vor man das mächtige Bucklandi-Lager dort bei Harzburg ge- funden hatte, hierauf der Betrieb der Mathildenhütte. Das -Flötz befindet sich 40—50 Lachter, im Hangenden der Grube Friederike und hat dort eine Mächtigkeit von 7—8’ reinen Eisensteins, doch ist dieselbe schwankend, denn nach der Grubenkarte von Friederike ist die Mächtigkeit desselben etwas ‚westlich vom Schachte (Schurf E) über 5 M.*) *) Nach den gütigen mündlichen Mittheilungen des Herrn Gruben- direetors CAsTenpvck ist im Anfange der sechziger Jahre an den Ge- ‚stütswiesen bei Bündheim (westlich von Harzburg) im Hangenden dieser “ 72 Nach Westen zu nach Liebenburg bei Goslar ist diese Zone ebenfalls als Eisenstein nachgewiesen. Zu unterst be- 2 findet sich eine Schicht von grünlich- braunem oolithischem Eisenerz, welche von rothem, oolithischem, sehr brockeligem Eisenstein überlagert wird, der, ebenso wie die Eisensteine Harzburgs, in harte hellgraue oder rothe Kalke der Ammonites. Davoei-Zone übergeht. Die Mächtigkeit und die Verbreitung des Eisensteins in dieser sogenannten rechten Innersten-Kette ist nicht bedeutend, und wenn man ihn auch nach Gross- Döhren und bis zum Hungerkamp hin verfolgen kann, so ist derselbe doch beim Forsthause Strauth vollständig verschwun- den. Ebenfalls wurde er trotz vielfältiger Nachforschungen auf der rechten Seite der Innerste-Kette nicht gefunden Etwas weiter nach Westen an der Haverlah-Wiese bei Salzgitter tritt uns das Gestein in der zweiten Entwicklung ent- gegen, es sind mächtige Thone, die sich dort niedergeschlagen haben. Doch schon bei Bodenstein bei Lutter am Barenberge treffen wir wieder auf Eisenoolith mit kalkigem Bindemittel, der. wiederum allmählig in oolithische Kalke jungern Alters übergeht. Eisenoolith treffen wir weiter bei Willerhausen, Calefeld und Oldershausen. An dem ersten Punkte ist der Be- trieb vollständig aufgegeben, während die Gruben von Calefeld und Öldershausen einen dunkel rothbraunen, sehr feinkörnigen oolithischen Eisenstein fordern, der in einen grünlich braunen, sehr bröcklichen Mergel der Zone des Ammonites ibex über- geht. Das Lager bei Oldershausen besitzt eine Mächtigkeit von +—2M., während der Mergel nach unten zu sehr eisenschussig wird und eine Mächtigkeit von + M. besitzt. Das Liegende dieses Horizontes von Steinberg in der Markoldendorfer Mulde bildet ein hellgrüner, sehr eisenreicher, stark, oolithischer Mergelkalk von bedeutender Festigkeit, der sich in grossen Blöcken absondert und nach oben zu bedeckt wird von einer 1—8 M. mächtigen Thonschicht, die entweder vertreten oder überlagert wird von einem dunkelvioletten, versteckt oolithischen, kalkreichen Eisen- stein von 4 M. Mächtigkeit. Neben den später noch zu er- wähnenden Schichten wird, nach der gütigen Mittheilung des Schichtenablagerung ein Eisensteinflötz von 2 M. Mächtigkeit erschürft worden, kalkig und oolithisch, welches früher durch Tagebau auf der Grube Hansa gewonnen wurde. Vom Langenberge ist es auf einige hun- dert Lachter hinaus bekannt. Leider ist es mir nicht geglückt, weder die alten Halden, noch das eigentliche Flötz zu finden. » 73 : Steigers Herrn A. Haaısz zu Markoldendorf, dies Lager durch Tagebau gewonnen und enthält das Gestein ungefähr 36 pCt. Eisen. Zusammen mit dem anderu Erz wird es auf der ScHU- mann’schen Eisenhütte bei Dassel verhüttet. - Das Hangende wird repräsentirt durch einen an Eisengehalt schwankenden Mergelschiefer von wenig oolithischem Gefüge.- Während die vorigen Schichten nach Emerson die Zone des Ammonites Jamesoni repräsentiren, bildet das Hangende, ein 3—4 M. mächtiges, sehr stark eisenreiches, oolithisches Ge- stein, welches im frischen Zustande bläuliche Oolithe in lauch- grüner Grundmasse zeigt, den Horizont des Ammonites ibex. Auch diese Schicht ist in Abbau genommen und enthält an Eisen ungefähr 30 pCt. An Stelle des Eisenooliths treten bei Hullersen, ebenfalls in der Markoldendorfer Mulde, Thone mit eisenreichem Oolith durchsetzt und an Stelle des eisenreichen Mergelschiefers an dem dicht dabei gelegenen Butterberge 2—21 M. mächtiger hellgrauer, durch Verwittern sehr weiss werdender Mergelschiefer auf. In ähnlichem Eisen- oolith fand D. Brauss bei Hedeper und am Wohlde den Ammonites Jamesoni. Durchgängig bildet der Eisenoolith im ganzen sudöst- lichen Theile des Teutoburger Waldes diese Zone, zu ab- bauwürdiger Mächtigkeit reichert er sich bei Altenbecken, an der Teutoniahütte und bei Warburg, südlich von Willebadessen an. Zu Grevenhagen, wo sich ebenfalls ein ähnlicher Eisen- oolith befindet, lagert daruber ein abbauwuürdiges Flötz von Brauneisenstein, das noch nicht näher bestimmt ist, aber auch voraussichtlich dieser Zone zuzurechnen ist, Als dunkle oder lederfarbige Schieferthone mit verkiesten Bänken sind diese Schichten entwickelt im Bette des Abachs bei Marienmünster, im Niesethale bei Kollerbeck, bei Diebrock und Dehme in der Nähe von Herford, wo ausserdem noch schwarze Thonmergel auftreten, am westlichsten Punkte des norddeutschen Liasgebietes an der Bentlager Schleuse bei Rheine und endlich bei Kollerbeck, an welcher letzteren Stelle die charakteristischen Versteinerungen dieser Zone meist in _ Schwefelkies verwandelt auftreten. Zum Schluss erlaube ich mir noch nachzutragen, dass BraAuss (untere Jura im nordwestlichen Deutschland, pag, 100—123) in seinen Zonen des Ammonites Jamesoni und . Ammonites centaurus (Zone des Ammonites ibex) noch angeführt 74 hat von Lühnde und Gronau Thone und Mergel, von der Buch- = horst dunkelgraue, mitunter bräunliche Thone, welche oben ‚durch feste Bänke abgegrenzt werden. Die andern von ihm als hierher gehärend angeführten Bildungen habe ich, | auch häufig mit andern Angaben, theils in dieser Zone er- wähnt oder ich werde dieselben, indem ich sie als zur nächst jüngern Ablagerung gehörig betrachte, mit der folgenden Zone erörtern. Zone des Ammonites Davoei und untere Zone des Ammonites margaritatus. Das Gestein dieser Zonen besteht theils, wie meist im cen- tralen Theil des norddeutschen Jura, aus Kalken, theils vor- wiegend aus Thonen, wie auf der linken Seite der Weser oder auch aus Wechsellagen dieser beiden, denen sich dann zuweilen noch Mergel hinzugesellt. Zunächst sei es mir gestattet, die von EwALp*) ange- gebenen Thone in der Nähe der Aller, zwischen Walbeck und Weferlingen hierher zu ziehen, in welchen der Ammonites capricornus aufgefunden worden ist, und die ebenfalls wenig gekaunten gelbgrauen harten Kalke mit Inoceramus ventricosus von Rottorf am Kley, denen U. ScuLönsach hier ihren Platz anweist. Am Kahleberg bilden hellfarbige, oolithische Mergel diese Schichtenabtheilung, während bei Harzburg, bei Lieben- burg am Sohlenhai, Schurf I und II, und bei Bodenstein bei Lutter am Barenberge sich ein grauer, theils massiger, theils oolithischer Kalk niedergeschlagen hat, der nach unten zu eisenschüssig wird und in die Eisensteine der vorigen Zone übergeht. Aehnliche Kalke, nur durch die Mächtigkeit unter- schieden, finden sich auf der Haverlah-Wiese bei Salzgitter, bei Oldershausen und Calefeld..e. Der meist mit dem vorigen zusammengenannte letzte Ort hat über diesen Kalken noch wechsellagerende Schichten von Kalken und Mergeln dieser Zone aufzuweisen. **) Aus der Göttinger Gegend gehört hierhin in Folge der von BornEMmAnn angegebenen Versteinerungen zum grössten *) Monatsberichte der Akademie der Wissenschaften. 7. April 1859, pag. 354. **) Emerson, (Liasmulde von Markoldendorf u. s, w. Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellsch., 1870, pag. 278,) verneint das Auftreten dieser Zone bei Markoldendorf. Doch cfr. Brauxs, untere Jura pag. 129. 75 Theil der blaugraue, bituminöse, zuweilen etwas mergelige Kalk- . stein, der häufig durch Aufnahme von Glaukonitkörner grün gefärbt ist und nach dem Verwittern braune oder rothe Farben zeigt. Schwefelkies und Zinkblende finden sich häufiger darin. Es sind mehrere übereinander geschichtete feste Bänke, meh- rere Zoll stark, zwischen welchen thonig mergelige Bänke von geringer Festigkeit liegen, welche Schichten jedoch in Folge ihrer somstigen Einschlüsse als ausserdem noch zu der vorher beschriebenen Abtheilung gehörig aufgefasst werden mussen. Jenseits der Weser, im Teutoburger Wald bei Altenbeken, liegen dunkle Thone, ebenfalls an der Bentlager Schleuse un- weit Rheine. Endlich erwähnt D. Brauns von der Gegend zwischen Schandelah und Gardessen eisenschüussige Kalke, die sich nach dem Sudrande des Elm hin erstrecken und in der Braunschweiger Gegend zuweilen mit Eisenknollen ein- schliessenden, blättrigen Thonen wechsellagern. In seinem Pro- fil des Bahneinschnitts in der Buchhorst bei Braunschweig, giebt er ein ungefähr 8 M. mächtiges System von Thonen, Mergel und Kalkbänken an, welche neben einer 0,05 M. mäch- tigen Bank von Nagelkalk eine Bank von Eisenkalk und eine Bank mit Sphaerosideriten einschliesst, beide ebenfalls von obiger Mächtigkeit, Obere Zone des Ammonites margaritaltus und Zone des Ammonites spinatus. Die in Norddeutschland nur für vereinzelte Punkte durch- geführte Trennung dieser beiden Zonen veranlasst mich, die- selben hier zusammenzufassen. Die Gesteinsbeschaffenheit derselben ist fast durchweg eine mächtig thonige mit mehr oder weniger starken Sphaerosideritgeoden, so z. B. bei Ohrs- leben, Papstdorf, an der Asse, zwischen Gardessen und Schandelah, bei Querenhorst u. s. w. Bei Harzburg und auf dem Osterfelde bei Goslar befindet sich ein 82 M. mächtiger graublauer, etwas schiefriger Thon, dessen Petrefacten theils in starken Kalkgeoden, theils frei im Thone stecken. Derselbe Thon findet sich ebenfalls bei Liebenburg, während bei Calefeld, Willers- und Olders- hausen verkieste charakteristische Petrefacten daraus ge- sammelt sind, welche auch am Eisenbahndurchschnitt bei Stroit am Südrande der Hilsmulde meist in Thoneisenstein- 76 geoden eingewachsen sind. Im Braunschweigischen dagegen enthalten die letztern meist keine verkieste Versteinerungen und befinden sich dieselben frei in den 'Chonen. Bei Göttingen, in dem Graben hinter der Sternwarte, steht dunkelgrünlichgrauer plastischer Thon mit Knollen von Sphae- rosiderit an. Bröckelige schwarze Schieferthone lagern in der Falkenhagener Mulde, welchen sich nach oben Glimmerschupp- chen eingelegt haben, ohne bemerkenswerthen Eisengehalt, während sich bei Borlinghausen bei Altenbeken der Eisen- gehalt dieser Zonen plötzlich so angereichert hat, dass mehrere im Abbau begriffene Flötze von Sphaerosiderit den Thonen daselbst eingelagert sind. Im Allgemeinen sind diese Schichten zwischen der Weser und dem Teutoburger Wald wenig erforscht, nur ist noch zu erwähnen, dass das schwarze, thonige, in der vorigen Abthei- lung erwähnte Gestein von der Bentlager Schleuse bei Rheine in diese Zone hinuüberreicht. Von dem schon früher angeführten Aufschluss von der Buchhorst erwähnt Brauns aus dieser Zone Thone mit Sphaerosideriten, kalkige Bänke, Sphaerosideritschichten, Eisen- und Nagelkalk, die in einer Mächtigkeit von 20 M. wechsellagern, ausserdem führt er noch an, dass die schon früher von v. STROMBECK erwähnten Thone bei Stroit zum Hangenden hin Eisenkalk enthalten. Zone der Posidonia Bronni. Mit Ausnahme des auf der rechten Seite der Bode ge- legenen Theils des Quedlinburger Gebirges, wo in dieser Zone sich helle Kalkschiefer abgelagert haben, setzen zum grössten Theil schwärzlich blaue, stark bituminöse Schiefermergel diese Zone zusammen, welche zuweilen, besonders dort, wo die Schiefermergel wenig mächtig ausgebildet sind, in versteine- rungsleeren, thoneisensteinfreien, zum Theil schiefrigen Thon übergehen, den Herr v. STRONBECK als ein marines oder sub- marines Aequivalent der littoralen Schiefermergelbildung auf- fasst. Nach Herrn EwALp*) treten im Allerthale sehr bitumi- nöse Mergelschiefer auf, während an den Zwerglöchern bei *) EwaLp, Akademie der Wissenschaften. Monatsberichte vom 7. April 1859 pag. 256. ” 3 a N u CN VEN GE Scan BR ERBE ni 271 Hildesheim graue, wenig sandige Schiefer sich zu unterst ge- bildet haben, worauf eine >M. mächtige, starkriechende Kalk- schicht (Stinkstein) sich gelagert hat, auf welcher zuerst rothe*) stark klingende Schiefer in einer Mächtigkeit von 6—7 M. sich ablagern, die weiter hin wieder grau und milde werden. Den Abschluss dieser Schichtenabtheilung bildet eine 0,6 M. mächtige Schicht von stark ockergelbem Sandstein. Weiter tritt diese Zone in der typischen Entwicklung auf am Lehrer Wohld bei Flechtorf, Neuhaus, Volkmarsdorf, Klein Sisbeck, Querenhorst u, a. m. a. OÖ. In der zweiten thonigen Ausbildungsweise finden wir z. B. Gross Sisbeck, Volkmarsdorf und die Strasse zwischen Morse und Fallersleben. Eisenschüssige Kalkbänke befinden sich in den Schiefern der Hilsmulde, und eine quaderförmige, mehr als fussdicke Thoneisensteinbank”*) hat sich bei Falkenhagen grobspaltigen Plattenschiefern eingelagert, die zum Liegenden und Hangenden hin in dünnschiefrige, schwarze, fettigerdige Schieferthone übergehen. Darüber lagert sich endlich eine oolithische Mergelplatte mit koprolithartigen Schwefelkies- knollen von ei- oder. nierenförmiger Gestalt. Im Lippe’schen Wald bei Stapelage und Oerlinghausen liegen nur Schiefer- thone, die nach längerem Liegen lederbraun werden, Nördlich von Herford bei Werther und westlich davon bei Kirchdorn- berg ist das Gestein dem vorhin erwähnten Auftreten an den Zwerglöchern bei Hildesheim ähnlich. Zone des Ammonites Jurensis. Dieser oberste Theil des obern Lias wird im Osten und im mittleren Theile des nordwestdeutschen Jura-Gebietes durch mehr oder minder kalkreiche Mergel, zuweilen in Verbindung mit Thonen repräsentirt, so z. B. in dem vorhin angegebenen Theile des Quedlinburger Gebirges; graue thonige Mergel- bänke treten im Braunschweigischen auf, z. B. bei Campen, Gross Sondern, Gross Sisbeck, milde Kalkmergel von geringer *) Die rothe Färbung ist nicht durch natürliche Eisenfärbung, sondern wahrscheinlich durch Verbrennen der nächst älteren Kalke entstanden. **) Nach dem häufigen Auftreten der Orbicula papyracea von Wascener, (Verhandlungen des naturh. Vereins für Rheinland und West- falen, Jahrg. 17, pag. 169 u. ff.) als Orbicula-Bank bezeichnet, 78. Mächtigkeit an der Ziegelei bei Grassel. An den Zwerglöchern 3 bei Hildesheim wird die Zone durch eine 2—3’ mächtige graue Mergelschicht mit eingelagerten Mergelkalkknauern gebildet. In der Falkenhagener Mulde an der Weser sind die Ver- steinerungen verkiest, welcher Schwefelkiesgehalt sich bei Dehme so aussergewöhnlich angereichert hat, dass ein abbau- würdiges Flötz sich dort in den Jurensis-Schichten findet und ist es sehr wahrscheinlich, dass das unter dem Tönsberge, zwischen Wiestinghausen und Oerlinghausen, gefundene Schwe- felkieslager derselben Schichtenabtheilung zuzurechnen ist, be- sonders, da in der dortigen Gegend, wie früher angegeben, die nächst ältern Posidonien-Schiefer bekannt sind. Indessen liegen bis jetzt neuere Aufschlüsse darüber nicht vor. Der braune Jura. Zonen des Ammonites torulosus und der Trigonia navis. In Norddeutschlaud lassen sich in der untersten Schicht des Doggers diese beiden Unterabtheilungen nicht machen. Meistens besteht dieselbe im Osten des nordwestdeutschen Jurazuges aus Thonen, die zuweilen mit Mergeln und Kalken geschichtet sind, welche nach Westen zu in Schieferthone überzugehen scheinen, Im Quedlinburger Gebirgszuge befinden sich graue, kalkige Mergel mit Thonen in Verbindung; bei Hoym haben sich mächtige Thonmassen abgelagert, welche in geringerer Mäch- tigkeit sich auch an der Okerhütte und bei Klein Schöppen- stedt finden, die Versteinerungen sind an diesen letzteren Orten mit einer weissen Kalkschicht umhullt. Im Roökegraben bei Wenzen und an dem Eisenbahndurchschnitt bei Clusebusch, südöstlich von Greene, befinden sich über schiefrigen Schich- ten, plastische, graublaue Thone mit vielen grauen Mergel- kalkgeoden in einer Mächtigkeit von 20 M., über welchen am Rökegraben sich noch eine 1’ mächtige dunkelgraue dichte Kalkschicht, oben und unten von einer Nagelkalkschicht be- grenzt, findet. Von einem in der Nähe befindlichen Bahnein- schnitt erwähnt Brauns, dass dort in dieser Zone kalk- und eisenhaltige Schieferthone sich befinden. *) Brauns, Der mittlere Jura u. s. w. pag. 26. 79 In der Falkenhagener Mulde befindet sich Schieferthon, so z. B. in Österhagen, in den Kuhkämpen und der Waldwiese bei dem Scharpenberg, welcher, den gefundenen Petrefacten gemäss, sich als zu den Oppen’schen Zonen des Ammonites torulosus, der Trigonia navis, des Ammonites Murchisonae und des Ammonites Humphriesianus zum Theil oder vollkommen gehörig erwiesen hat, indessen ist die Mächtigkeit der Schich- ten sehr verkummert, Zone des Ammonites Murchisonae, Schieferthone mit Sphaerosideritnieren sind in petro- graphischer Beziehung durchweg für diese Zone massgebend, ‘die eine Mächtigkeit bis zu 100 M. erreichen kann; nur kann man von ihr sagen, dass sie im Osten Glimmerschüppchen enthält, welche im Westen vollständig fehlen. Am Rökegraben _ bei Wenzen befinden sich hellgraue glimmerhaltige Schiefer- thone mit vielen Sphaerosideritgeoden, welchen, wie aus den Haldenversteinerungen zu ersehen ist, bei Dohnsen sich eine zollstarke Kalkbank eingelagert zu haben scheint; der- selbe dunkle Thon findet sich über den ganzen Wohld, zwischen Flechtorf und Hattorf, bei Hordorf, bei Volkmars- dorf, Querenhorst, an der Oker und an mehreren andern Orten. Glimmer- und qnarzkörnerfreier dunkler Schieferthon ist weiter an der Weser bekannt auf dem Wege von Lübbecke nach Herford, bei Osterkappeln und am Vossberge bei Osna- brüuck, und ist noch zu erwähnen, dass er bei Hessisch Olden- dorf sich mehr in Mergelschiefer umgeändert hat, -in welchen die eingelagerten Thoneisensteinnieren Geoden bis zur Kopt- grösse enthalten. | Zone des Ammonites Humphriesianus. Petrographisch lässt sich in Norddeutschland nach Herrn V. SEEBACH diese Zone in 2 Unterabtheilungen zerlegen, zu unterst dunkler Thon mit verkiesten Petrefacten oder mit Thoneisensteingeoden. Darüber hellerer Thon mit verkalkten Versteinerungen; indessen sind die Aufschlüsse in dieser Zone noch zu gering, um diese Ueberlagerung mit Ausnahme von Hildesheim, direct nachzuweisen. Die helleren Thone mit kalkigen Einschlüssen sind ausserdem noch durch den Eisen- 80 bahnbau bei Mainzholzen in einer Mächtigkeit von 26 M. auf- geschlossen, während bei Dohnsen die früher erwähnten Hal- den den untern Thon zeigen, und zwar muss der dunkelgraue an der Luft violett anlaufende Thoneisenstein sich entweder dort in Bänken abgesondert haben, oder die Thoneisenstein- geoden müssen eine aussergewöhnliche Grösse erlangt haben, Bei Hannover, Rothehof bei Fallersleben haben sich eben- falls verkieste Petrefacten und Thoneisensteingeoden in dem Thon vorgefunden, der in dem Gehöft Thuopemann bei Rinteln und zwischen Engter.und Osnabrück am Vossberge schiefriger wird, seine Thoneisensteingeoden aber beibehält, Im Königreich Sachsen bei Hohenstein, an der sächsisch- böhmischen Grenze ist nach den palaeontologischen Einschlüssen diese Zone aufgefunden, sie besteht dort aus Sandsteinen mit » kalkigem Bindemittel. *) Zone des Ammonites Parkinsoni. Die Schichten dieser Zone’ sind in den allermeisten Fällen nicht bestimmt von denen der nächst jüngeren und älteren getrennt worden und ist es daher, besonders da der Ammo- nites Parkinsoni mit andern Parkinsonier- Species und Ammo- niten-Familien verwechselt worden ist, schwer, genaue An- gaben über die petrographische Beschaffenheit dieser Zone zu machen. In dem, in der vorigen Beschreibung erwähnten Bahnein- schnitt bei Mainzholzen, werden dieselben Thone der oberen SersacH’schen Coronatenschichten in dieser Zone weniger plastisch, glimmerreicher, sandiger und schiefriger, die ver- kalkten Versteinerungen verschwinden und weichen den sehr häufig auftretenden Sphaerosideritgeoden. Diese Schichten finden sich südwestlich von der Lechstedter Mühle, am Oster- wald am Mehler Dreisch, bei Lubbecke und in der Jurascholle bei Horn, in welcher mächtige, nicht starke, geschichtete schwarze Schieferthone mit zwischeneingelagerten bauwurdi- gen, kalkigen Thoneisensteinbänken sich befinden, die wahr- scheinlich ähnlich dem Eisensteinlager der Arietenzone bei Harzburg direct dem Keuper aufgelagert sind. Dieselben *) Archiv für die naturwissensch. Landesunters, in Böhmen. Bd. I. Section 2. pag. 24. >07 Fran \ \ i m IB Shi re sı Thone sind bekannt vom nördlichen Fusse der Grotenburg, im Flussbette des Siechenbaches, von Oerlinghausen und Greving- "hagen, doch ist es sehr wahrscheinlich, dass dieselben in die Zone des Ammonites Humphriesianus hineinreichen. Endlich treten noch bei Lübbecke und bei Rodinghausen bei Pr. Olden- dorf schwarze Schiefermergel mit aneinander gereihten Sphae- rosideritnieren auf. Während Herr v. SessacH nun in Folge ‚ seiner Untersuchungen angiebt, dass er in dieser, etwa 30M. mächtigen, Schichtenfolge ausser dem echten Ammonites Parkin- " soni höchstens einen unbestimmbaren Pecten oder eine unbe- stimmbare Gressiya gefundnn hat, giebt Herr D. Brauss noch _ mehrere andere Versteinerungen, unter ihnen auch Belemnites “ giganteus an, den v. SEEBACH in seinen Coronatenschichten als aussterbend betrachtet; doch siehe darüber Brauns a. a.O .pag. 43 u. ff., pag. 158 und ausserdem die beigelegten Tabellen. Zone der Terebratula digona. Die Thone des Parkinsonibettes werden in dieser Zone sandiger und enthalten zuweilen eingelagerte eisenschussige Kalkbänke, z. B. bei Geerzen in der Nähe von Ahlfeld und bei Eime. Von der Oker bis zum Lindenbruch ist ein milder, rother, oolithischer Thoneisenstein durch v. SrrousEck bekannt geworden, der an Versteinerungen Ammonites Parkinsoni bifur- catus, Terebratula varians ScHL., Ter. perovalis Sow., Pleuromya Brongniartiana Br., Goniomya literata, Astarte depressa GOLDF., Astarte pulla Rorzm., Cucullaea oblonga Sow, (?), und Cucullaea concinna PuiL. (?) ergeben hat, weshalb ich, besonders in Folge des Vorkommens von Terebratula varians ScHL. und Astarte pulla Rorm., diese Schicht der in Rede stehenden Zone zu- _ rechne. Sie ist mächtigen Thonmassen eingelagert. Nach v. SerBACH gehören dieser Zone an der Porta mäch- tige Schichten von glimmerreichen sandigen und kalkigen Thonen, 30 M. stark an, welchen eine 0,3 M. mächtige, san- dige Kalkschicht mit Avicula echinata*) aufgelagert ist, der ein 4—5 M. mächtiger Thonsandstein mit Rh. varians und Bel. Beyrichi und hastatus folgt. Bei Lübbecke und bei Pr. Oldendorf setzen mächtige, sandig thounige, schiefrige *) Diese Schicht rechnet D. Brauns a. a. O. pag, 57, schon zu - seinem Eisenkalk. Zeits.d. D.geol.Ges. XXVI. ı. 6 Mergel diese Schichtenabtheilung zusammen, welchen faustgrosse d Thoneisensteinnieren eingelagert sind. | | Ohne Zweifel gehören die von WAGENER*) pag. 29 u. fi. angegebenen eisenschüssigen kalkigen Schichten am Fusse des Steinberges zwischen Horn und Detmold hierher, sowie auch das braungelbe, harte, sandige Gestein östlich von Werther bei Bielefeld. Zone des Ammonites aspidoides.*””) Die genannten Schichten, welche ich mit der Zone der Ostrea Knorriü für Norddeutschland parallelisire, wurden von A. ROoEMER ihres charakteristischen eisenhaltigen Kalkes wegen in seinem Oolithengb. Nachtrag pag. 3 mit dem Namen Eisenkalk belegt; er schildert hier das Gestein vom Wettberge bei Hannover als aus wechselnden Schichten von röthlichem, etwas sandigem Kalkmergel mit besonders nach oben hin häu- 1 figer auftretenden Lagen von mit Eisensilicatkörnern gemeng- tem Kalkstein, in welchem System von einer ungefähren 7—8 M. starken Mächtigkeit sich wenig mächtige Nieren von Roth- und Gelbeisen eingelagert finden. Am Steinberge zwischen Hannover und Steinsdorf lagert zu unterst Kalkstein, ebenfalls mit Eisensilicatkörnern, welcher nach oben hin in einen braun- rothen feinkörnigen Sandstein übergeht. Diesen Schichten sind weiter wohl beizuzählen die rothbraunen, sehr thonigen, etwas oolithischen Thoneisensteine von Rothehof (o' von v. STROMBECK), welchen Thonlagen eingebettet sind und deren Versteinerungen mit einer leicht abfallenden Kalkschale ver- sehen sind. An der Porta hat sich ein System von sandigen Schiefer- thonen und festen, sandigen, eisenschüssigen Kalksteinbänken, *) cfr. WaAsEneER, Die jur. Bildungen u. s. w. Verhandl. d. naturh. Vereins für Rheinland u. Westfalen. 1864. pag. 26 u. ff. ’*) cfr. Oppeı, palaeontolog. Mittheilungen, pag. 146, wo er vor- schlägt, die Zone der Terebratula lagenalis, Zone des Ammonites aspi- doides zu bezeichnen. U. ScuLöngacH hat nun (cefr. Beiträge zur Palaeon- tologie der Jura- und Kreide-Formation u. s. w. 1865. pag. 33. u. fl.). die Identität des Ammonites aspidoides und Ammonites subradiatus nach- gewiesen, weshalb er es für passender hält, die beiden letztgenannten Horizonte als Zonen des Ammonites ferrugineus- und der Ostrea Knorriü zu bezeichnen, 3 , die zum Hangenden hin abnehmen, in einer Mächtigkeit von | 14 M. niedergeschlagen. Darüber liegt ein unten kalkig, oben | sandiges Gestein, 9 M. mächtig, auf welchem endlich 6—8M. . mächtige, sandige Schiefer folgen. Im Westen und Osten der Weserkette, z. B. bei Unsen, zwischen Hessisch Oldendorf und Klein-Bremen, von Klein-Bremen zur Porta und zwischen der Hunte und Hase sind die Thonschiefer etwas mergeliger, und die eisenschüssige braune Färbung des Porta-Kalkes ist in eine mehr blaugraue übergegangen. Nach Herrn LasAarp*) tritt in den sandigen Mergelschie- | fern, welche am Dörrel bei Pr. Oldendorf diese oder die vor- hergehende Zone bilden (Avicula echinata ist in denselben ge- funden worden, welche zwar in dieser Zone ihr Hauptlager hat, aber auch in die nächst ältere Zone hinunterreicht), ein \ abbauwürdiger Spatheisensteingang auf, welcher jedoch nicht näher erforscht worden ist, und darf ich wohl hier auch des gangartigen Spatheisensteinvorkommens Erwähnung thun, wel- ches im braunen Jura bei Lintorf gefunden worden ist.**) Die Münkeburger Schichten STROMBECK’s, in Betreff deren Einreihung v. SEEBACH schwankt, sind von BrAUns a. a. O. I pag. 59, zu dieser Ablagerung gestellt und genau profilirt, Die Schichten lauten nach diesem Autor wie folgt: Zu unterst 0,3 M. milder Thonsandstein, dann 0,85 M. eisenschüssiger oolithischer Mergelkalk, 0,9 M. bräunliche, mürbe, thonige Mergel mit Eisensteinknollen, 1,85 M. ziemlich feste eisenschüssige, oolithische Kalk- mergel; darüber endlich bildet den Abschluss zum Hangenden hin ein 2,1 M. mächtiger, meist sehr thoniger, sehr eisenschüssiger E gelber, stellenweise rother Mergel, der auf 0,5d M. von der untern Grenze entfernt, eine Schicht von rundlichen Eisenkalk- ‘ knollen besitzt. | Zone des Ammonites macrocephalus. Die Gesteinsbeschaffenheit dieser Zone zeigt sich uns im Osten und Westen in zwei wesentlich verschiedenen Modifi- cationen. Im Osten lagern Thone mit Thoneisensteinnieren, *) Verhandl. d. naturh. Vereins für Rheinland und Westfalen. 1864, Corr. Bl, pag. 72. *#) cfr. F. Rozuen, Die jur. Weserkette, pag. 364. 6* 84 des Galgenberges bei Hildesheim. Bei Lechstedt, unweit Hil- | desheim, liegen hellere Thone mit hellen, verkalkten, häufig | verkiesten, palaeontologischen Einschlüssen, welche sich auch am ÖOsterwalde auf dem Mehler Dreisch, auf dem Osterfeld in der Hilsmulde finden. Von dort bis zur Weserkette sind diese 1 Schichten bis heute nicht aufgeschlossen und sind in Folge dessen, da uns das Gestein in vollständig anderer Entwickelung |' an der Porta entgegentritt, nur muthmaassliche Ansichten uber die Aenderung der Gesteinsbeschaffenheit möglich. An der erwähnten Porta Westphalica sind es die durch 2 F. Roesmer berühmt gewordenen und von ihm Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellschaft Bd. IX. pag. 592 näher beschriebe- nen Bausandsteine, die diese Zone charakterisiren. Sie be- stehen aus eckigen, groben Quarzkörnern und pulverigem, gelbbraunem Eisenoxydhydrat, welches Bindemittel, durch die ganze Masse verbreitet, aber in kleinen Partien mehr zusammen- gehäuft auftritt als in den Zwischenräumen, in einer Mächtig- keit von 12 M.*) Darüber liegt ein 2,5 M. mächtiger Eisen- | oolith von rothbrauner Farbe und hellgrünen Körnern, auf welchen eine ungefähr 1 M. mächtige Schieferthonschicht, an- scheinend durch zersetzten Schwefelkies rothbraun gefärbt, folgt. In der Richtung nach Klein-Bremen zu verschwinden die Bausandsteine bald ebenso, wie sie in dieser Entwickelung sich nur noch bis zur Wittekindskapelle nach Westen hin ge- zeigt haben. Möglich ist es, dass der bei Gehlenbeck in der Nähe von Lübbecke auftretende braune, sehr stark eisenschüssige, in dünnen unregelmässigen Bänken abgesonderte, grobkörnige Sandstein obigen Porta-Sandstein vertritt, Zonen des Ammonites anceps und Ammonites athleta. Im Osten des hier zu betrachtenden Gebietes wird diese Zone durch ein blauschwarzes Thongebilde repräsentirt, wel- ches in der Umgegend von Braunschweig am Clieversberg, bei Sullfeld und Emend, sudwestlich von Fallersleben und am Kraner’schen Teiche bei Goslar keine Eisensteingeoden ent- *) D, Brauns giebt die Mächtigkeit auf 16 M, in Folge der neuern Aufschlüsse an. cfr. a. a. O, pag. 09. .% aIir Bee N 0 RE Tome FU TESTER Se TARLZIN SRIRESÄRRE mn m nn er. Per NYLTEIE, este Fe 85 ‚halt, statt dessen aber graugelbe thonige Kalknieren oder ' -Knauern, und dessen Versteinerungen in den seltensten Fällen verkiest sind Vom Tönnies-Berge bei Linden beschreibt F. Roruer*) ' diese Schicht aus einem blauschwarzen Thon bestehend, deren Petrefacten sammtlich in glänzenden Schwefelkies verwandelt sind. Derselbe Thon mit verkiesten Ammoniten tritt nach dem- selben Autor bei Hannover und bei Hollensen am Deister auf. Im Allgemeinen sind in fetten Thonen die Versteinerungen verkiest, in magern und schiefrigen verkalkt gefunden. An der Porta bestehen diese Schichten aus über 100’ mächtigem, dunklem Schieferthon, über welchens ich eine Bank von harten kieseligen Kalkgeoden gelagert hat. In dieser Aus- bildung erstreckt sich das Gestein bis über Lübbecke hinaus, wird aber zwischen Osnabrück und Ibbenbüren sandiger und verändert sich dort zu einem harten, braunen oder grauen Quarzfels, dem dunkle sandige Thonmergel eingelagert sind, so z. B. an dem Ibesknapp, dem Hollenbergerknapp und am ‚südlichen Rande der Kohlengebirgserhebung von Ibbenbüren. Der Lias für Süddeutschland. Zone des Ammonites planorbis. In Franken hat man diese unterste Liaszone noch nicht auffinden können, wenn man nicht mit GumsEL**) die 2—10’ mächtige, dunkle, versteinerungslose Mergelschieferschicht mit Schwefelkiesknollen, welche den gelben Keuperthon im süd- westlichen Franken überlagert, dafür betrachtet, der in der Gegend von Sitrullendorf röthliche, stark eisenschüssige, theils _ dunkelgraue Zwischenschichten eingelagert sind, deren Eisen- gehalt so bedeutend ist, dass sie an der Luft sich in einen braunen Eisenstein umwandeln. Dagegen tritt die Zone be- 4 stimmt in der Jurascholle am Seeberge bei Gotha auf, und wird dort gebildet durch ein System von graulich-weissen fein- ' körnigen bis dichten Sandsteinen und grauen Thonen. Die ‚Schalen der Petrefacten werden meist durch Eisenocker ge- bildet, 2 Neues Jahrbuch u. s. w. von Lronu. u. Brons. Jahrgang 1855, pag. 40 u. ff. *%) Leonn. u. Baons, Jahrgang 1858, pag. 550. In Schwaben und in der Jura-Versenkung von Langen- brücken in Baden ist die petrographische Beschaffenheit dieser Zone eine im Allgemeinen kalkige, während hin und wieder zum E Hangenden bin sich eine Thonschicht einlagert, die dann un- bestimmbare verkieste Versteinerungen einschliesst. Jedoch || sind von Waiblingen auch noch Mergeleinschlüsse in den Kalk- | schichten bekannt. Im Aalener Revier ist nur der untere Theil kalkhaltig, nach oben zu wird die Schicht sandig, sowie | auch auf dem Schurwald und beim Hohenstaufen Sandsteine vorherrschend sind, welche zum Hangenden hin eisenschüssig werden. Bei Göppingen erhält der dort lagernde Kalk eine | eisenoolithische Structur, und am Starzelfall, im Dorfe Duss- lingen und im Steinlah-Bache haben sich gelbe Eisenoolithe der Kalkbank eingelagert. Durch Verwitterung wird die Farbe gelb von Eisenoxydhydrat. Nach Quenstepr gehört hierhin auch die Erzschicht von Aichschiess auf dem Schurwald» welche OprpEL in die Zone des Ammonites anyulatus stellt. | Diese Erzschicht ist ähnlich den bei Thofte und Beauregard | in dieser Zone sich befindenden 2—-3 M. mächtigen Thoneisen- steinen. Sie tritt zwischen Aichschiess und Schambach in einer Mächtigkeit von 0,5 M. auf.*) Das Gestein besteht aus in feinen oolithischen, eisenschüssigen Thon eingebetteten 3 Thoneisensteinkörnern. Zone des Ammonites angulatus. Bei. Eisenach**) setzen die Zonen des Ammonites psilonotus und Ammonites angulatus (vielleicht gehört zur Ammonites psilonotus-Zone das bei Krauthausen und im Graben von Eisenach vorkommende System von Sandsteinbänken, sehr eisenschüssigen Sandsteinen und von kalkigen Sandsteinen) vorwiegend eisenschüssig sandige Schichten mit eingelagerten bis 5 M. mächtigen Schieferthonen zusammen, von welchen die letztern Thoneisenstein-Septarien einschliessen. Am Seeberg bei Gotha ist ein ähnliches Gestein, nur *) Opper, (Der Jura u. s. w. pag. 31 u. 32,) führt diese Schicht in einer Mächtigkeit von 1 M. an, doch muss dieselbe (cft. Begleitworte zum Atlasblatt Waiblingen) auf obiges Maass reducirt werden. | *%) von Frırsch, Vorstudien über die jüngeren mesozoischen Ablage- rungen bei Eisenach, Lronn. u, Baonn. 1870. pag. 385. ” 87 umschliessen die Sandsteine ein mergeliges Bindemittel und sind die ersteren zuweilen von Brauneisenstein durchzogen, welche Eisenconcretionen sich ebenfalls in den obersten Sand- steinlagen der Ammonites angulatus-Zone von Coburg *) befinden, ; ausserdem tritt zuweilen dort auch sehr eisenschussige Kalk- erde auf. | | In Oberfranken bilden graue, schiefrige Letten oder Thone, in welchen sich vielfach handgrosse nierenförmige Eisenocker- geoden ausgeschieden haben mit eingelagerten, wenig mäch- tigen, harten, gelben Sandsteinbänken (Cardinienbänke), welche durch Aufnahme von grösserem Eisengehalt zuweilen roth- braun gefärbt sind, z. B. auf dem Altenberge bei Bamberg, diesen Horizont. Die Mächtigkeit derselben schwankt, ist ‚aber niemals sehr bedeutend, so wie auch die übrigen Schich- ten des untern Lias in Franken meist verkümmert sind. Nach Schwaben zu verschwinden die Thonschichten der Zone des Ammonites angulatus und findet sich dort häufig nur die wenig starke Cardinien-Bank, welche jedoch meist, z. B. in Mittel- franken, in der Gegend des Hahnenkammes, von einer 0,6 M. mächtigen, weisslichen Thonschicht überlagert ist. In Schwaben tritt diese Zone sehr häufig in Form eines von Thon unterlagerten, ziemlich mächtig geschichteten, blauen Sandkalkes auf, welcher nach aussen hin in Folge der Witte- rungseinflüsse mehr sandig wird, und, wenn der Process weit genug fortgeschritten, nur noch aus einem milden gelben Sand- stein besteht, wie z. B. bei Göppingen. Hier und an mehre- ren anderen Orten, wie z. B. zwischen Hechingen und Spai- chingen und Ostdorf, lagert sich darüber noch schwacher eisen- schüssiger Kalk (Kupferfels), der bei Huttlingen und am Hohenstaufen in Rotheisenstein übergeht, während die im Hohenzollernschen lagernden Malmsteine nur noch eisenschüssig sind. Von Wasseralfingen erwähnt OPPpEL**) eine eisenreiche Lage, und ist es nur möglich, dass er darunter die 0,3 M. mächtige, durch Eisenoxyd roth gefärbte Sandsteinschicht ge- meint hat, welche im Remsthal bei Unterböllingen gebildet *) efr. v. ScHAUROTH, Uebers. der geol, Verhältn. des Herzogthums Gotha u. s. w. Zeitschr, der deutsch. geolog. Gesellsch. Jahrg. 1853. pag. 734 u. ff. *%) OppeL, Die Juraformation u. s. w. pag. 32. worden ist, denn in den Begleitworten zum Atlasblatt Aalen, welches Wasseralfingen umfasst, sind weiter keine eisenhaltigen Niederschläge dieser Zone erwähnt, mit Ausnahme der harten : Ei kalkigen Sandsteinbänkchen, die in der Gegend vorkommen und sich beim Verwittern bräunlich, braun oder roth färben. Zu erwähnen ist noch, dass sich zur Psilonotenzone hin in Schwaben häufig eine Nagelkalkbank befindet. *) Zone des Ammonites Bucklandi. Am Moseberg bei Eisenach setzen Kalkstein und Mergel- kalk diese Zone zusammen, während in Franken sehr harte eisenschüssige Kalke mit vielen Quarzkörnern, oft in einer so grossen Menge, dass sie das Gestein in Sandstein mit kalkigem Bindemittel umwandeln, denen im nördlichen Theile noch versteinerungsleerer Schieferthon untergelagert ist, diesen Horizont bilden, z., B. bei Seussling, Kirch- schletten, Puchitz und an der Rodach bei Bodelstedt, unweit. Bamberg. Frisch ist das Gestein dunkel und die Quarzkörner hell, beim Verwittern entstehen rothgelbe Sandsteine. Nach Erlangen zu verschwindet der Schieferthon, und mehr oder minder eisenschüssige Sandsteine setzen am Marloffstein diese Schicht zusammen, welche auch in dieser Beschaffenheit bei Gunzenhausen von QUENSTEDT gefunden worden ist. Für Schwaben ist die Mächtigkeit der Schichten dieser Zone nicht bedeutend, gewöhnlich bestehen dieselben aus einem Wechsel von blauen Kalkbänken und sporadischen grauen Letten oder ‘Ü'honen. | Bei Göppingen schliesst derselbe noch eisenreiche Zwischen- schichten ein. Im Aalener Revier hat der Arcuatenkalk eine von andern Districten abweichende Mächtigkeit bis zu AM., welcher bei Hüttlingen Quarzkörner umschliesst und zu unterst eine handhohe Erzschicht besitzt, die bei Seitsberg am inten- sivsten roth gefärbt ist. In der zu Anfang angegebenen .ge- wöhnlichen Entwickelung tritt der Kalk im Bereiche des At- lasblattes Göppingen, Kirchheim und Tübingen auf, während bei Boblingen rostige Thone, Letten und Mergelschiefer in den Kalkbänken sich befinden. Zuweilen, z. B. bei Tübingen, zeigen sich in dieser Zone verkieste Versteinerungen. *) cfr, Leons. u. Bronn, 1858. pag. 640. a2 DE mg Zee er en F een r nn mn m GE NEE BETT an TE N 89 Zone des Pentacrinus tuberculatus. Ueber den Schichten des Ammonites Bucklandi haben sich ‚vielfach in Schwaben schwarze bituminöse Mergelschiefer ab- gelagert, zwischen welehen sich blaue Kalkbänke abscheiden; doch kann es auch vorkommen, dass der Kalk überhand nimmt und die Schiefer verschwinden. Zuweilen sind die in ihnen vorkommenden Pentacriniten mit einer Schwefelkiesum- hüllung umgeben, besonders die aus der Steinlah, zwischen Dusslingen und Ofterdingen bei Tübingen. Die Schichten des Ammonites obtusus, Ammonites oxynotus und raricostatus. In Franken ist es der obere versteinerungsleere Thon SCHRÜFER’ Ss, in dem GUmBEL*) charakteristische Versteinerungen dieser Ablagerungen gefunden hat und der in Oberfranken eine Mächtigkeit von 5 M. besitzt, welcher diese Zone bildet. Nach Erlangen zu verschwindet, wie die Thonschicht der ' Arietenzone, auch diese Lage und scheinen auch im südlichen Franken diese Zonen zu fehlen. In Schwaben bilden über 30 M. mächtige Thone diese 3 Oppeu’schen Zonen, die ich hier der grossen mineralogischen - Uebereinstimmung wegen für Süddeutschland zusammengefasst habe. Orpeu lässt den Abschluss der Zone des Ammonites raricostatus zur hangenderen Zone durch eine 1’ harte, hell- graue Geodenbank bilden, die jedoch nicht uberall entwickelt 2 ist. Auch findet sich in den untern Schichten eine 0,3 M. mächtige Kalkbauk (Pholadomyenbank), die nach Hechingen und Balingen zu verschwindet. In den Thonen finden sich die Versteinerungen verkiest, in den Kalken verkalkt. Schöne Kieskerne finden sich bei Aalen. Während in den früheren Zonen der Schwefelkies nur selten auf den Pentacriniten oder " Ammoniten einen Anflug bildete, erfüllt er in diesen Zonen häufig den hohlen Raum der Schnecken. Im Tübinger Revier sind .die Verkiesungen seltener, indessen haben sich in den dortigen Schieferletten braune Geoden von armem Thoneisen- stein ausgeschieden. In Baden sind von FROMMHERZ**) die Schichten bis zur *) cfr. Neues Jahrbuch von Leonn. u. Bronn, Jahrg. 1858. pag. 553. **) Beiträge zur mineral, u. geol. Kenntniss Badens. 1853. pag. 55. Fe a F FF 90 Zone des Ammonites raricostatus zusammengefasst; es befinden sich dort dunkelgraue, harte, nach oben heller werdende Kalk- @ steine, die Versteinerungen sind nicht verkiest, doch kommen bei Uffhausen, unweit Freiburg, auch schwarze Thone mit verkiesten Ammonites Turneri vor. Schichten des Ammonites Jamesoni, Ammonites ibex und /mmonites Davoei. Für Franken: Die Scurürer'sche Schicht des 4Ammonites Valdani habe ich zum Theil der Zone des Ammonites Jamesoni und “fmmonites ibex gleichgestellt, doch, da dieselbe in Folge ihrer Versteinerungen hauptsächlich die Orprn’sche Zone des Ammonites ibex (pars) repräsentirt, so ist es möglich, dass der obere versteinerungslose Thon (s. oben) in die Zone des Ammonites Jamesoni mit hinüberragt. Ausserdem erwähnt Herr Fraas*) vom Dorfe Aschbach eine 2—3’ mächtige lichte Kalksteinbank, aus welcher er neben typischen Versteinerungen des Ammonites ibex-Bettes auch den Ammonites capricornus an- fuhrt, wodurch, da dieser Ammonit sich auf das DBavoei-Bett beschränkt, das Hineinreichen dieser Kalksteinschicht in die Zone des Ammonites Davoei ersichtlich ist. Da ausserdem noch für das sudwestliche Franken und für Baden diese Son- derung noch nicht so weit gediehen ist, so werde ich für diese Districte die 3 Oppzn’schen Zonen des Ammonites Jamesoni, Ammonites iber und -/mmonites Davoei zusammenfassen, wäh- rend ich in Folge der petrographischen Gleichheit für Schwaben die beiden ersteren Zonen vereint betrachten werde. Im Allgemeinen bilden im Osten und Nordosten diese Zone zu unterst Kalkmergel mit schwachen Verkiesungen, z. B. am Hauptmoore bei Bamberg. Bei Aschaffenburg, etwas sudlich davon, hat sich jene von FrAas erwähnte Kalkschicht abgelagert, die nach Süden hin am Hahnenkamm quarzreicher wird und dort nach oben hin in gelbbraunen Mergel übergeht, indessen sind im südwestlichen Theile die Schichten dieser Zone wenig erschlossen. | Im Nordwesten lagern sich auf das oben erwähnte Ge- stein ungefähr 10 M. mächtige, gelbgraue, schiefrige Mergel, welche sich zuweilen zu harten Steinmergelbänken absondern, z. B. am Seussling bei Bamberg. *) cfr, Neues Jahrbuch von Leonn. u. Bronn. 1850. pag. 148 u. ft. NE Be EEE EEE BETT SEHEN DIN De re Fe = — Kg ne De EEE? a y 7 # N N 9] Zöne des Ammonites Jamesoni und Ammo- nites ibex. Die mineralogische Beschaffenheit des Gesteins dieser bei- den Zonen ist in Schwaben eine durchaus gleichmässige. Es sind hellgraue, mit Thonen wechselnde Steinmergelbänke, die sogenannten rostigen Kalkmergel QuEnsTEDT’s, mit nur an einigen Stellen fehlenden zahlreichen, in Brauneisenstein uber- gegangenen Schwefelkiespetrefacten und Schwefelkiesknollen, in einer mittleren Gesammtmächtigkeit von 5—6 M. Im Grossherzogthum Baden befinden sich ebenfalls obige Bildungen, doch verschwinden hier die Thoneinlagerungen. Zone des Ämmonites Davoei. Für Schwaben: Trotzdem hier die mineralogische Be- schaffenheit dieses Horizontes sehr ähnlich der der vorigen Zone ist, (5-—-6 Steinmergelbäanke mit bläulichen Thonen ° wechselnd bestimmen dieselbe), so sind doch, im Gegensatz zu den nächst älteren Schichten, die Versteinerungen hier stets verkalkt. | Die untern und obern Schichten des Ammonites margaritatus. Für Franken lässt sich auch hier die Unterscheidung noch nicht durchführen. Dunkle schiefrige Thone, gegen 16 M. mächtig, scheiden sich hier aus, welche viele Thoneisenstein- geoden eingeschlossen halten und als Liegendes 2 Steinmergel- bänke von 0,3 M. besitzen. In Schwaben befinden sich in der untern Ammonites mar- garitatus-Schicht starke hellgraue Steinmergelbänke, zwischen denen sich bläuliche Thone einlagern, die in dem obern Bett so die Oberhand gewinnen, dass in denselben sich nur selten ' graue Steinmergelbänke ausscheiden. Die mittlere Gesammt- mächtigkeit beträgt 18 M. Schon zu unterst treten die Ver- kiesungen, die nach oben hin häufiger werden, wieder auf. Auch kommen zuweilen Schwefelkiesknollen und Thoneisen- steinversteinerungen vor, zZ. B. im Revier Aalen, Am nördlichen Abhange des Fremersberges in der Um- gebung von Baden-Baden, bilden diese Zone Letten und Knollen von Eisenkies, mit zum Theil sehr schönen Kıy- 92 stallen,*) sonst scheinen die Schichten bis zu denen der Posi- donia Bronni in Baden zu fehlen. Zone des Ammonites spinatus. Für Franken: Die Turonorı für das nordwestliche Franken entnommenen Schichten dieser Zone geben SCHRÜFkLR und WaaAGEn für Banz von oben nach unten folgendermassen an: Oberer Alaunschiefer, wie der untere, nur weniger alaun- und eisenhaltig. Ohne Versteinerungen. Paxillosen-Knollenlager, Schwefels. Thonerde mit Kohlen Kalk mit sehr viel Schwefelkies, Thongallen u. s. w. Voll von Bel. pa.rillosus. Unterer Alaunschiefer, ahnlich dem Costaten- Phonsche ‚aber bei Weitem mehr alaunhaltig u. s. w. (eisenhaltig). Costaten-Knollenlager. Ganz dicht an einander gehäufte . harte Mergelsphäroide von 1—3” Durchmesser. Ammonites costatus kommt fast ausschliesslich hier vor. Costaten-Thonschiefer. Dunkle schiefrige Thone, manch- mal sehr hart und schwefelkiesreich. Der Costaten-Thonschiefer ist die mächtigste Schicht. Es finden sich viele rothbraune und graue Geoden darin. Von Oberfranken fuhrt GUmBEL**) dunkelgrauen Thon mit grossen Eisenstein- und Schwefelkiesgeoden an. Im südwestlichen Franken ist die Gesteinsbeschaffenheit eine durchaus verschiedene, dunkelbläulich schwarze Schiefer- mergel, harte, blaugraue Mergelknollen einschliessend, in einer Mächtigkeit bis zu 10 M., mit übergelagerten bis 2 M. mäch- tigen, dunkelgrauen sandigen Mergelbänken repräsentiren das Ammonites spinatus-Beit. Die Versteinerungen sind entweder vollständig in Schwefelkies verwandelt, oder dieselben besitzen wenigstens den sogenannten Kiesharnisch. Für Schwaben bestehen die Schichtenablagerungen durch- weg aus gelben, lettenartigen Thonen, in welchen dicke Bänke grauer Steinmergel liegen, die sich beim Verwittern eigenthum- lich gelb färben. *) cfr. F. SınnserGer, L. u. Br. 1858. pag 296. **) cfr. Leonn. u. Bronn. 1858. pag. 550 u. ff. 93 Schichten der Posidonia Bronnii. Für Franken, Schwaben und Baden, Diese Schichten sind sich im ganzen südlichen Deutschland so ähnlich, von localen kleinen Abweichungen natürlich abgesehen, dass eine allgemeine Beschreibung derselben genügen wird. Sie bestehen in Franken, Schwaben, Baden (Uffhausen, unweit Freiburg) aus bituminösen dunklen Schiefern mit eingelagerten Stinkstein- banken und zuweilen auch mit einer eingelagerten Thonschicht. Zur Jurensiszone hin werden diese Schiefer vielfältig durch "den sogenannten Leberboden ersetzt. Fein vertheilt findet sich häufig Schwefelkies, der sich zuweilen in dünnen Lagen knollenformig und auch bankförmig ausscheidet. Die Ver- steinerungen sind meist verkiest, Der feinvertheilte Schwefel- kiesgehalt, der sich zu Brauneisenstein und freier Schwefel- säure umwandelt, ist die Ursache, dass der bituminöse Posi- donienschiefer sich selbst entzundet, z. B. bei der Hütte in Wasseralfingen und in dem Gebiet des Hohenzollern, *) Die Schichten des Ammonites jurensis. Im Nordosten von Franken, um Rasch und um Bamberg, bilden wenig mächtige, dunkle, graue Thone mit schwefelkies- reichen Mergelspbäroiden und verkiesten Einschlussen diese Zone. Nach Nordosten, wie nach Sudwesten nehmen die Ver- kiesungen ab und findet sich im nordöstlichen Theile die vollständigste Verkalkung. Im südwestlichen Theile ist die mineralogische Beschaffenheit ganz ähnlich der Schwabens, wo bis zu 3 M. mächtige, harte Steinmergelbänke ein- schliessende Thone mit in Kalkmergel sich befindenden Petre- facten, die typische Entwickelung bilden. Es ist noch zu er- wähnen, dass sich beim Kellerbau des Schlägelwirths in Wasseralfingen als liegendste Ablagerung dieser Zone eine 0,14 M. mächtige schwefelkiesreiche Thonschicht gefunden hat. In Baden lagern in dieser Zone dunkelgraue Mergel im Schiefer, welche erstere bei Kandern verkieste Ammoniten einschliessen. *) cfr. Geogn. Beschreib. der Hohenz, Lande von An. AcHEnBACH. Zeitschr. der deutsch, geol. Gesellsch. Bd. VIII. pag. 378. 94 Ber mittlere Jura. Die Zonen des Zmmonites torulosus und der Trigonia navis. In Franken haben sich im nordöstlichen Theile im Nieveau des Quesstepr’chen braunen Alpha, blaue oder graue schiefe- rige Thone mit meist kalkigen Versteinerungen gebildet, die nach oben zu sehr petrefactenarm und sandig-glimmrig werden, an mehreren Orten kleine Thoneisensteingeoden ausscheiden und in den sogenannten Personatensandstein der folgenden Zone übergehen. Für das nach Württemberg sich hinziehende Gebiet giebt WAAGEN an, dass die obern versteinerungsleeren Thone Eisenkiesconcretionen besässen. In Schwaben findet in diesen Zonen obige Gesteinsent- wickelung ebenfalls statt, wenn man auch in Folge der ge- naueren Durchforschung in den Thonen Kalkmergel-, Steinmer- gel- und Nagelkalkbänke eingelagert gefunden hat, Auch hier scheiden sich eisenreiche Thoneisensteingeoden in so bedeuten- der Anzahl aus, dass QuEnsTeDT sie in seinem Flötzgebirge mit als leitendes Moment zur Auffindung der Zone angiebt. Diese färben sich beim Verwittern gelb. Die hellen Kalkschalen der Versteinerungen bilden ebenfalls ein wesentliches Erkennungs- zeichen, doch ist dies blos der Harnisch, denn das Innere ist mit dichtem Thoneisenstein erfüllt. Nach oben hin verlieren sich die Kalkhullen, die Petre- facten nehmen die gelblich braune Thoneisensteinfärbung an und die Thone werden so sandig, dass sie bald in die Sand- steine der folgenden Zone übergehen. Die Thoneisenstein- geoden sind im Hohenzollernschen ebenfalls entwickelt, meist liegen dieselben zwischen den Schichtungsflächen, doch durch- brechen sie auch die Thone in mehr oder minder verticaler - Richtung. In Baden bei Kandern setzen diese Zone 70—100 M. mächtige Thone zusammen. Zone des Ammonites Murchisonae. Für Franken: Hier bildet das Liegendste dieser Zone ein Wechsel von Saudsteinen und wenig mächtigen, glimmerreichen Thonschichten, der bald in den echten Personatensandstein, einen dunnkörnigen Sandstein, übergeht und Flötze von rothem 35 Eisenerz führt, die an mehreren Orten Veranlassung zu einem ausgedehnten Bergbau gegebeu haben. Seit mehr als 600 Jah- ren werden dieselben*) in der Umgebung von Amberg am Erzberge gewonnen, jedoch ist der Erzberg schon grössten- theils ausgebaut und schätzt FLurL den daselbst bis zum Jahre 1792 gewonnenen Eisenstein auf einige Millionen Seidel.**) Das Erz selbst ist ein dichter brauner Eisenstein, der von einem mulmigen eisenschüssigen Thon umhuüllt ist und aus lauter unförmigen Brocken oder auch aus Körnern besteht. Zuweilen sondern sich auch kugelige Stücke ab, die dann eine faserige Structur annehmen. Es erstreckt sich über Altenricht, Engels- dorf, Krummbach und Siebenaich bis nach Sulzbach hin und ist auf dieser Erstreckung mit Erfolg in Angriff genommen worden. In den letzten 20 Jahren haben bei Leutenbach, Rettern, Röschlaub, Weissmain und Thurnau bergmännische Arbeiten, jedoch sehr häufig ohne practischen Erfolg, zur Ge- winnung des Eisensteins stattgefunden und vermuthet Herr Professor (@UENSTEDT weiter, dass bauwürdige Lager vom Hesselberge bei Wassertrüdingen bis weit nördlich nach Franken hinein zu finden seien. Auf dieser Erstreckung treten am Nördlinger Ries die Flötze bis an die Ackerkrume. ***) Die gewonnenen Erze werden auf Hämmern der Nachbarschaft _ verhüttet oder anderwärts nach Baiern vertrieben. Ueber dem mächtigen eisenschüssigen Personatensandstein hat sich eine feste, sehr eisenschüssige Kalkbank, einige Fuss *) efr. Marm. Fort, Beschreib. der Gebirge von Baiern und der obern Pfalz. München. 1792. =#*) Das baiersche Erzseidel beträgt 9-6 Kbf. Interessant ist es vielleicht zu erfahren, dass am Ende des vorigen Jahrhunderts solch ein Seidel für 36 Krz. verkauft wurde, *=*) Nach dem, nach Vollendung dieser Abhandlung erschienenen Werke von Decnen’s: Die nutzbaren Mineralien u. s. w. Berlin, 1873. pag. 980. treten die Eisenerze in Baiern weiter auf in Mittelfranken, zwischen Ostheim und Heidenheim. Sie folgen dem westlichen Abhange der fränkischen Alp, von Hersbruck an der Pegnitz, bis zu ihrem Nord- ende bei Staffelstein und Lichtenfels und dem östlichen Abhange bei Vilseck und Amberg. In dieser Erstreckung 'ist das Lager an vielen Orten in einer Mächtigkeit von 4 bis 1 Meter bekannt. Nähere Ortsan- gaben a. a. O. pag. 581. Im Jahre 1871 sind in Mittel- und Ober-Franken 71882 Ctr., im Geldwerthe von 5113 Thlrn, mit 75 Arbeitern gefördert worden. 96 mächtig, gebildet, worauf mit seltenen Ausnahmen, (wo sich dann direct wieder Sandsteine abgelagert haben), rothe oder gelbe Thonschichten folgen, die eine bis zu einem Meter mäch- tige Sandsteinlage eingebettet halten. Für Schwaben: Hauptsächlich sind zwei Faciesentwicke- lungen in dieser Zone zu bemerken; im nordöstlichen Theile bis Kirchheim eine sandige, von Kirchheim weiter nach Süden eine mehr thonige, die hin und wieder Sandsteinbänke aus- scheidet. Eine nur locale bedeutende Kalkentwickelung findet sich bei Asselfingen an der Wutach. Als gelbe Sandsteine mit eingelagerten Erzflötzen erstreckt sich diese Ablagerung vom nördlichen Theile Württembergs über Huttlingen, Wasseraltingen, Aalen bis zum Fusse des Hohenstaufen. Dasselbe Mutterge- stein mit verunreinigten Flötzen lagert sich bei Schlatt, Gammels- hausen bis südlich von Boll, wo die Flötze an Mächtigkeit schon bedeutend abgenommen haben. Am Fusse der Teck stehen die letzten als Baumaterial brauchbaren eisenschüssigen Sandsteine an. Von hier nach Südosten über Metzingen, Reutlingen hin, nimmt der Thon überhand und herrscht der- selbe in der Tübinger, Hechinger und in der Uracher Gegend bei Weitem vor, ohne jedoch jemals vollständig kieselfrei zu werden. Auch in dies Thongebilde lagern sich Thoneisen- steinflötze, z. B. lagern sich östlich vom Fusse des Hohen- zollern dem dort 30—36 M. mächtigen Thongebilde zehn, 4—10” mächtige, Thoneisensteinflötze ein, die östlich von dem- selben in Thoneisensteingeodenzuge übergehen und im Eiach- thale sich vollständig verlieren. Unter und über dem Thon liegen eisenschüssige Sandmergel, von welchen die untere Schicht noch eisenschüssige Thonbänke führt. Um nun näher auf den Eisensteingehalt einzugehen, er- laube ich mir, das genaue Profil dieser Zone von der berühm- ten württembergischen Eisenerzstätte Wasseralfingen, von Herrn Hütteninspector SCHÜLER aufgenommen, hier wieder zu geben. Die Schichtung lautet wie folgt: 1,6 M. gelblicher, rauher Sandstein, vielfach thonig und kal- kig (Hangendste Schicht von ß). 0,03 M. Erzstreifen, gegen Norden auskeilend. 0,3 M. thonige Sandsteinplatten, tiefbraun gefleckt. 0,2 M. Erzstreifen im 'Thonsandstein gegen Süden, ein wirk- liches Flötz gegen Norden. 97 Er j 0,68 M. thonige Sandschiefer, rauh, braun und gelb. 0,12 M. Erzstreifen, gegen Süden auskeilend. . schiefriger weicher Thonsandstein. M 0,2 M. rauhes Erz, gegen Norden auskeilend. 0,8 M. thonige Sandschiefer. | 0,1 M. sandiger Erzstreifen, gegen Norden auskeilend. 2,0 M. Sandschiefer, dunkler Thon und rauhes sandiges braunes Gestein. t;1 . oberes Flötz. Im oberen Stollen abgebaut. M 4,1 M. Sandsteinschiefer, mehr oder minder von glimmerrei- chen Thonen durchzogen. In der Mitte ein schwacher Erzstreifen, der gegen Süden sich verliert. M. rauhes, sandiges Erz, nur im Süden entwickelt. 1,6 M. Sandschiefer, weisslich grau. M. constant durchgehendes Flötz gegen Suden, aber viel- fach unrein, rauh und sandig. M. gelbbrauner Sandstein. M. rauhes, sandiges Erz, aber sehr unstätes Flötz. M. Sandschiefer, verworren mit Thon gemischt. 0,08 M. Erzstreifen, rasch gegen Norden auskeilend. M. Sandstein und Sandplättchen, meist von lichter Farbe. M. unteres Flötz, im Tiefbau seit 1844 abgebaut. M. sog. Stahlstein, blaugraues, kalkiges, sandiges, hartes Gestein, schwillt in der Mitte bis zu 0,6 M. an. M. gelber, gleichartiger Sandstein, als Baustein gesucht. 2,5 M. plattiger Sandstein, meist von lichter Farbe. M. bröckliger, braungrauer Thonsandstein, plattig und schiefrig. 3,2 M. braunes, lockerbrüchiges Gestein, bald thonig und mergelig, bald mehr sandig, im Süden mehr Sand- steinschiefer. Liegendstes von ß. 32,89 M. Aehnlich ist die Structur des Gebirges beim rothen Stich bei Ober-Alfingen und am Fahrwege bei Baiershofen. Die- selbe Flötzmächtigkeit finden wir hier, nur ist bei Baiershofen die hangendste Schicht ein fetter Thon, der nach. unten zu Brauneisensteingeoden fuhrt. Beim Abbau, der zuerst durch einen Stollen und später 1844 noch durch einen Schacht erfolgte, hat man die unange- nehme Erfahrung gemacht, dass das obere Flötz nach Suden Zeits. d. D. geol. Ges. XXVL, 1. 7 98 zu sich 0,8 M. verdrückt und dass, abgesehen von den vielfältigen tauben Bergmitteln, die sich in das untere Flötz eingelagert haben, der Eisengehalt des letztern geringer wurde, in Folge dessen man den Betrieb darauf einstellte. Ebenfalls wird in den nördlichen Flügeln vom lösenden Wilhelmsstollen das Erz sandiger, und war man in Folge dessen gezwungen, den Be- trieb blos auf die östlichen und südlichen Baue zu beschränken, Nach einer Analyse von Dorn besteht das Erz aus 32,3 pCt. Kieselsäure, 4,8 pCt. Thonerde, 49,1 pCt. Eisenoxyd, 2,4 pCt. kohlens. Kalk, 1,1 pCt. Manganoxyd, 9,5 pCt. Wasser. Ich unterwarf das Erz aus den südlichen Abbauorten einer Analyse und fand neben Spuren von Mangan, Zink und Kohlensäure über } pOt. Phosphorsäure, ungefähr 0,2 pCt. Titan und Zirkon, 50 pCt. Eisenoxyd und 3,63 pCt. Eisen- oxydul; ausserdem war noch Kali, Natron, Kieselsäure, Thon- ‚erde, Kalk, Magnesia, Wasser, Phosphorsäure und Schwefel- saure vorhanden. - Gefördert werden augenblicklich etwa 300000 Ctr.*) jähr- lich, welche mit 80000 €tr. Bohnerz von Hertzfeld und Giengen gemöllert, in einem Coks- und drei Holzkohlenöfen verblasen werden. Die beiden Hauptflötze ziehen sich, wie schon gesagt, wenn auch nicht in derselben Reinheit und Mächtigkeit bis in die Boller Gegend. Bei Aalen, 0,5 Stun- den von Wasseralfingen, wird blos ein Flötz abgebaut und zwar das untere, (ein Zeichen, in welch kurzer Erstreckung sich die Beschaffenheit ändern kann,) welches bei einer Be- legschaft von 15 Mann etwa 2500 Kilogr. liefert, die mit derselben Masse Bohnerz in 2 Holzkohblenhochöfen zu Königs- bronn verblasen, den in der Technik ruhmlichst bekannten Königsbronner Hartguss liefert. | Nach Osten zu verlieren sich die Flötze bald, denn die auf bairischem Gebiete angestellten Bohrungen und Nach- forschungen auf Eisenerze dieser Zone haben keinen Erfolg gehabt. **) Das Erz zieht sich vom Erzhäusle bei Aalen über Mandel- *) Der Centner nimmt, wie er aus der Grube kommt, sammt Ver- unreinigungen einen Raum von 0,8 Kbf, ein. **%) cfr. ScuüsLer, Württemb. Jahreshefte XVI, EI Er BE ERTEILEN FEETETETESTERERTT e RT RER Denen DSMFET U SEE RR ER BSH Pr & 99 hof, Dammerwang nach Essingen, wo Trummer des weissen Jura es dem Beobachter entziehen. In der Gegend von Lau- - bach nimmt der Sand auf Kosten des Erzes überhand, aber noch bedeutend eisenschüssig zieht sich diese Bildung bis nach - Gmünd hin fort, um von bier aus wieder nach Südosten zwischen- gelagerte Erzflötze einzuschliessen, die aber in Folge des grossen Thongehaltes unverhüttbar sind. In der Umgebung - von Göppingen ist die Schichtenablagerung eine folgende: Auf 3 M. mächtige Sandsteine folgen ungefähr ebenso mächtige Schieferletten, die von mehreren harten Sandsteinbänken durch- zogen sind, darüber lagert das untere Erzfötz 1 M. mächtig, und nach einer 3 M. mächtigen, wenig festen Sandschicht, das _ obere Flötz, ebenfalls 1M. stark. Es ist ähnlich dem Wasser- alfinger und im Beginn des vorigen Jahrhunderts südlich von _ Donzdorf abgebaut. In neuerer Zeit gewinnt man in der Nähe von Kuchen das daselbst gebildete 1,9 M. mächtige Erz- flötz, welches sich zwischen Allenstedt und Ueberkingen er- streckt. Seit 1858 befindet sich auch in der Flur Röth, süd- | i lich von Kuchen, ein wenig belebter Bergbau, dessen Erzeug- nisse zum Schwarzwald gefahren werden. Das Flötz besitzt eine Mächtigkeit von 1,3 M. und ist auf den Klüften von schnee- weissen Gypstrümern durchzogen. Die Production des Jah- res 1861 ergab 18500 Kilogramm. Wie schon vorher erwähnt, ändert sich die mineralogische Beschaffenheit des Gesteins in den Weinbergen bei Awen am Fusse des Berges Teck. Der feste Sandstein tritt mehr und mehr zurück. Nach Südwesten zwischen Metzingen und Kohlberg machen Thone die Hauptentwickelung aus, haben jedoch zum Hangenden hin eine eisenschüssige Sandsteinschicht aufge- E lagert. Nichtsdestoweniger befindet sich im Thon eine grosse 3 Re k: 7 #, | ® Menge Thoneisenstein ausgeschieden. Faustgrosse, dunkelgraue, beim Verwittern blutrothe Sphaerosiderite finden sich sehr oft und sammeln sich zuweilen, z. B. in der Falkenberger Steige bei Tischard und Frankenhausen, diese Geoden zu zusammen- hängenden Schichten an. Nach den an den beiden Orten lagernden Eisenschlacken und den daneben sich befindenden kleinen Löchern scheint es, als ob vor einer längern Reihe von Jahren hier diese Erze durch Rennarbeit verhüttet wor- den wären. Wenn auch wohl noch nicht verhüttet, so doch bei einem billigeren Brennmateriale nutzbar, sind die Tue 100 Thoneisensteinschichten, die sich in dieser Zone in der Um- gebung von Tübingen befinden, welche, ebenso wie die Erze der Uracher eezend, einem sandig glimmerigen Thone einge- lagert sind. . . Nachdem ich nun in den vorigen Zeilen die petrographische 3 Beschaffenheit und das Vorkommen der Haupt-Eisensteinlager- stätte berücksichtigt habe, bleibt mir nur noch übrig, kurz die sogenannte Heininger Muschelplatte zu erwähnen, welche sich im Hangenden dieser Zone zuweilen findet and aus Trümmer- oolith und zahllosen Muschelbruchstüucken besteht, die von einem eisenreichen Mergelkalk umhuüllt sind. In Baden setzen mergelige Kalksteine, die jedoch auch häufig sandig werden, diese Schichten zusammen, sie sind meistens eisenschüssig und enthalten häufig Zwischenlagen von Eisenrogenstein.*) Diesen hat man an der Märzenbergmaite bei Nebenau in der Nähe Kanderns gewonnen,“*) und ihn als Zuschlag zu andern Erzen beim Hochofenbetrieb benutzt, doch in Folge des daraus resultirenden Phosphorgehalts des Roh- eisens wurde dasselbe kaltbruchig, unbrauchbar, und war man gezwungen, den Abbau zu sistiren. Ausserdem finden sich noch bedeutende Rotheisensteinimprägnationen bei Feldberg, Lipburg und Oberweiler.***) Der Eisenrogenstein selbst be- steht aus sehr gleichmässigen concentrisch schaligen Körnern, die einem thonigen Bindemittel eingebettet sind. Im Innern des Kerns befindet sich ein heller, lockerer Thon, der von der dunkelglänzenden Schale umgeben ist. Zuweilen finden sich auch Quarzkörner von ähnlicher Grösse beigemischt, die an Masse zunehmend, das Erz zu einem nur eisenschussigen umwandeln.f) Subzone des Ammonites Sauzei, Zonen des Ammo- nites Humphriesianus und Ammonites Parkinsoni. Für Franken: Im nördlichen Theile von Franken haben sich diese Oppeu’schen Abtheilungen durchaus noch nicht unter- *) SAnDBERGER, Beiträge zur Kenntniss des badischen Oberlandes, Leonu. u. Baonxn. 1857. pag. 130. °®) Husc, Beschreibung von Kandern. Beiträge zur mineral. und geogn. Kenntniss Badens. I. pag. 12. ”**) FRrommHEnz, Geogn. Beschreibung des Schönebergs bei Freiburg 1837. pag. 14. +) Hus, a. a. OÖ, 101 , scheiden lassen, während es WAAGEN geglückt ist, für einige Punkte des südlichen Schwabens diese Scheidung paläontolo- gisch, wenn auch nicht petrographisch, durchzuführen. Im nordöstlichen Theile, z. B. bei Friesen, setzen diese Zonen blaue, durch Verwitterung grau werdende Kalkmergel zusammen, die zuweilen oolithisch sind und nach Frankendorf zu in linsenförmige Thoneisensteinnester einschliessende, feste Bänke in einer Mächtigkeit bis zu 15 M, übergehen. Nach Südwesten zu schliessen die mergeligen Körner kleine Eisen- ' oolithe ein. Subzone des Ammonites Sauzei und Zone des Ammonites Humphriesianus. Fur Schwaben: Ueber der Zone des Ammonites Murchi- sonae folgen Schieferlettenlagen, in denen sich nur 2 Bänke charakterisiren lassen. Zu unterst ist es die sogenannte Pecti- nitenbank, oder Lager des Ammonites Sowerbyi, eine röthlich braune Kalkbank mit vielen feinen oolithischen Brauneisen- steinkörnern durchdrungen, welche in dieser Gestalt von Aalen - bis zum Hohenstaufen auftritt; von dort nach Süden verliert sie zwar die Eisenoolithe selten, doch treten sie nicht in der Anzahl wie bei Aalen und Wasseralfingen auf, und beginnt die Farbe der Kalkbank eine mehr bläuliche zu werden. Dann folgt zum Hangenden hin eine 3 M. mächtige, feste, bläuliche Kalkbankschicht ohne Eisenoolithe. Endlich lagern sich auf das Schieferlettengewirr 4—6 M. mächtige Thone, die zuweilen mergelige Kalkbanke eingeschlossen halten, die nach oben hin Ueberhand nehmen und dort eine geschlossene Reihe bilden. Was endlich die Verkiesung der Petrefacten anbetrifft, so fin- den wir dieselbe in diesen Schichten im Gegensatz zu den nun folgenden verschwindend selten. Parallelisirt man den FromuHerz’schen Coronatenkalk mit den Schichten des Ammonites Humphriesianus, dann ist die Ge- steinsbeschaffenheit für Baden eine mergelig kalkige, zuweilen mit kleinen Einlagen von hellbraunem Rogenstein, welcher wieder, aber wenig, eisenschüssige Rogenkörner einschliesst. FERN Aue ER BE 5 Die Schichten des Ammonites Parkinsoni. Fur Schwaben: Hier folgt direct über den mergeligen Kalkbänken der vorigen Zone der sogenannte Bifurcatenoolith, 102 ein feinkörnige rEisenoolith, nur wenige Fuss im Norden mäch- | tig, nach Süden zu stärker entwickelt. Die Körner selbst be- 7 sitzen höchstens Linsenkorngrösse, und wenn sie auch elliptisch sind, so besitzen sie doch immer eine regelmässig concentrisch- schalige Structur. Zuweilen sind dieselben so. häufig, dass | ihre Masse mehr als die Hälfte des Gesteins für sich in An- spruch nimmt und, wenn sie auch nicht so stark ausgebildet sind, so hängt doch mit ihnen die stark eisenschüssige Fär- bung des Gesteins zusammen. Gerade dort, wo die Schichten des braunen Jura am regelmässigsten entwickelt sind, zwischen Metzingen und Hechingen, verschwinden die Brauneisenstein- körner dieser Schicht fast gänzlich. Aussergewöhnlich gross sind die Körner am Harras nördlich von Spaichingen, wo die- selben vor Zeiten gewonnen wurden. Ueber dieser Schicht tritt plötzlich ein fetter Thon mit Schwefelkiespetrefacten und nicht sehr zahlreichen, unregel- mässig traubigen Schwefelkiesknollen auf, die dann von den sogenannten Parkinsonioolithen überlagert sind. Diese, an- scheinend aus unreinem Thoneisenstein bestehend, sind häufig im Innern blau kalkig, in welcher Masse nur vereinzelte Erz- körner sich finden. Besonders in thonreichen Gegenden ist dies der Fall e Bei Gmünd, Bopfingen und Aalen besteht die Zone aus braunen, theils oolithischen, theils mergeligen Lagen, thonreicher werden dieselben bei Boll. In den Revieren von Ehningen, Reutlingen, Balingen, Göppingen und Urach lagern fette Thone mit verkiesten Einschlüssen. Im Hohenzollernschen scheiden sich ausser den Thoneisensteinnieren auch noch wenig oolithische, blaugraue Steinmergelbänke aus. Bei Kirchheim, wo diese Zone nur sehr wenig erschlossen ist, erkennt man doch die eisenoolithische Structur. In Folge der Ausführung Waasen’s (cfr. der Jura in Franken, Schwaben und der Schweiz. 1864. pag. 82) reihe ich den FrommHerz’schen Hauptrogenstein trotz der von FROMMHERZ angegebenen Fauna, welche sich sehr an die Bathgruppe anschliesst, der Zone des Jmmonites Parkinsoni ein.*) Hellfarbige, sehr haufig schneeweisse, oolithische Lagen mit Oolithkörnern von 2—3 M. in grösseren Felsmassen auf- tretend, bilden dann diese Schichten. *) cfr, SANDBRRGER, a. a. O, pag. 130. H f e. x j . ! } | e , = e ; E ; 103 Zone des Jmmonites aspidoides. Für Franken: Die nächst ältere Zone der Terebratula digona scheint im ganzen sudwestlichen Deutschland zu fehlen, die obere Zone ist auch in Folge ihrer verkummerten Ent- wickelung wenig gekannt. Bei Schesslitz in Oberfranken wird dieselbe repräsentirt durch eine handhohe, dunkelbraune, oolithische Kalkmergelschicht. Nach Südwesten und Suden zu ist die Bildungsweise eine ähnliche wie im Norden von Schwaben, wo bei Wasseralfingen und Bopfingen bis nach Boll hin 2—4’ mächtige oolithische, zuweilen etwas mergelige Kalke lagern. Bei Boll ändert sich die Gesteinsbeschaffenheit in eine thonige um, die sich über Ehningen, Oeschingen, die Umgegend von Balingen bis nach Baden erstreckt und diese Zone bildet, welche in Folge ihrer mineralogischen Aehnlich- keit und ihrer geringen Mächtigkeit sehr häufig zur Zone des Ammonites Parkinsoni gerechnet wurde. In Baden setzen im Allgemeinen wieder braunrothe, eisen- schüssige Mergel und gelbbraune Eisenrogensteine diese Zone fort, welche jedoch meist zu unterst auftreten. Eine Ausnahme davon findet sich in den Geoden einschliessenden Thonen des bekaunten Orpzu’schen Aufschlusses von Vögisheim. Schichten des Ammonites macrocephalus. Für Franken: Bis zu 6 M. mächtige Thone mit vielen Schwefelkiesconeretionen und Schwefelkiespetrefacten lagern in dieser Zone zwischen dem Main und der Pegnitz und gehen weiter nach Nordwesten zu in oolithisch mergelige, mehr oder minder dunkelgefärbte Kalke uber, welche Brauneisensteinoolithe ausgeschieden hatten, die an einigen Orten sich so anreichern, dass sie als Brauneisensteine gefördert werden. In Schwaben und Baden setzen die Schichten in obiger - oolithischmergeligen Entwickelung fort; im Innern besitzen die mergeligen, meist 1--2 M. mächtigen Kalke eine graublaue Farbe, welche nach aussen hin braun wird. Ausserdem findet man jedoch auch Thone mit geodenartigen Aus- scheidungen. Bei Balingen fangen die Oolithe. an eisen- schüssiger zu werden und setzen eisenhaltiger wie in Württem- berg nach Baden hinein fort. Bei Gutmadingen werden die- selben so eisenhaltig, dass sie seit einer langen Reihe von Jahren dort gewonnen werden. In Geisingen werden dieselben 104 gewaschen und auf den fürstlich Fürstenbergischen Hütten zu | Bachzimmern verhüttet, wo dieselben ein beliebtes Walzesen liefern. Ein ähnliches Eisenerz ist auch am Fusse des Pletten- berges bei Balingen in Württemberg durch bergmännische Arbeiten gewonnen worden. Auf Halden gelagert wittern durch Einfluss der Atmosphärilien die Brauneisensteinlinsen heraus. Ebenfalls findet man sehr feine Brauneisenstein-Krystallnadeln in den Kammern des Ammonites macrocephalus. Die Schichten des Ammonites anceps und des Ammonites athleta. In Franken bilden diese Schichten bald Thone mit ver- kiesten oder in Mergelknollen steckenden verkalkten Versteine- rungen, bald ein eisenschüssiger, harter Kalkmergel, oder ein sehr eisenhaltiger Oolith, selten graue harte Kalke. Im All- gemeinen“) sind, was das Schwefelkiesvorkommen anbetrifft, die Versteinerungen nach Südwesten zu verkalkt, während nach Nordosten Verkiesungen vorzuherrschen scheinen. “ In Schwaben lagern ungefähr 10—13 M. mächtige graue Thone mit meist verkiesten Versteinerungen, jedoch nicht überall, denn bei Aalen finden sich die Petrefacten in bitumi- nösen Steinknollen eingeschlossen, Der branne Jura in Schlesien und an der Odermündung. Die Zone des Ammonites Murchisonae. Aeltere Gesteine als die der Ammonites Murchisonae-Zone zugehörigen sind bis jetzt im schlesisch-polnischen Jura nicht aufgefunden, sowie auch der Lias im ganzen übrigen östlichen Deutschland fehlt. Als hierher gehörige Schichten sind nach Herrn F. RoEmEr**) anzuführen, wie folgt:***) | 1. der eisenschüssige braune Sandstein von Helenenthal | bei Woischnitz, | 2. der Kostezelitzer Sandstein, 40—50’ mächtig, aus losen gelben und eisenschüssigen Sandsteinen bestehend, denen *) cfr. Münster, Versteinerungen zu Bayreuth. 1833. **) F, Rocmer, Geolog. von Oberschlesien. pag. 19. *##) Zeuschner besitzt eine andere Anschauung über den braunen Jura Schlesiens und verweise ich auf seine Bemerkungen über die geogn. Karte von Oberschlesien, Zeitschr. der deutsch, geol. Gesellsch. | 1870. pag. 373. 105 mit Glimmerschuppchen versehene, dünn geschichtete, braune Thoneisensteinflötze eingelagert sind, die hauptsächlich bei Oblonken und Warlow, südlich von Bodzanowitz gewonnen werden. In Folge seines Auftretens bei Kostczelitz wird er mit obigem Namen belegt. Seine Hauptverbreitung ist in dem Gebiete zwischen Landsberg, Pilschen und Creutzburg, doch ‘ auch zu beiden Seiten der Lisswartha. In der Altersbestimmung fraglich sind die Rormer’schen grauen und lockern Sandmergel von Siedlee und die feuer- festen 'Thonschichten von Mirow. Zonen des Ammoniies Humphriesianus, Ammonites Parkinsoni, der Terebratula digona und des Ammonites aspidoides. Für den schlesisch polnischen Jura: In dieser Schichten- gruppe unterscheidet Professor RoEMER 2 Gliederungen: a. die Schichten mit der grossen Form, | b. die Schichten mit der kleinen Form des Ammonites Parkinsoni, welche einzeln sich jedoch nicht mit einer oder mehreren Oprpzv’schen Zonen parallelisiren lassen. Die liegenden Schichten, die mit der grossen Ammo- nites Parkinsoni-Form, werden durch Thon und thonige Sphaero- sideriteinlagerungen gebildet, welche augenblicklich berg- männisch bei Kostryn und Przystayn (in Panki verhüttet), bei Konopiska südwestlich von ÜCzenstochau und vielleicht auch bei Blanowize, unweit Kromolow bergmännisch ausge- beutet werden. Weiter werden dieselben bei Kowale und Strojee bei Praska, unweit Landsberg, und auf preussischem Gebiete bei Bodzanowitz, Wichrow und Sternalitz, südöstlich von Landsberg gewonnen und letztere bei Malapane verhüttet. In dieser Zone lagern meistens 2 Sphaerosideritflötze, von welchen das obere (Grobstein) sandhaltig, das untere (Feinstein) edler, aber wenig mächtig ist. Die Schicht mit der kleinen Form des Ammonites Parkin- som besteht aus dunklem, sandigem Thon, ebenfalls mit Sphae- rosideriten und aus losem Sand, eisenschüssigen Sandsteinen mit sandigen Brauneisensteinen. Die Thoneisensteine werden bei Pierschno, 1 Meile von Üzenstochau, und bei Blano- wice, unweit Kromolow in mehreren Gruben abgebaut und in Blachownia verhüttet. Verlassen sind die Gruben bei Panki. 106 Die Thoneisensteine selbst sind an der Oberfläche fein weiss gesprenkelt durch feine oolithische Körper von weissem Kalk- spath, von welchen sie auch erfüllt sind. Die oben erwähnten Brauneisensteine der mehr sandigen Schichten sind bei Zajacki, nördlich von Kızcpice, im Abbau, während die Baue südlich davon bei Zwierzynice, bei Danko- wice, Truskelasi und Konopiska bei (Czenstochau*) ver- lassen sind. Im anstehenden baltischen Jura gehören zu der RoEMER- schen Zone des Ammonites Parkinsoni bei Soltin, nördlich von Cammin, die 15’ mächtigen braunen Sandsteine, welchen eine 2’ mächtige Spaerosideritschicht eingelagert ist. Ein ähn- liches Gestein tritt am südlichen Ende der Stadt Cammin, auf der Insel Gristow und am Lebbiner Berg auf. Neben diesem Sandstein finden sich auch noch Thone mit Lumachellen, und sind kleine Eisenoolithe dem Bindemittel eingestreut.**) Zonen des Ammonitesmacrocephalus, des Ammonites anceps und athleta. Für Schlesien: Gewöhnlich tritt das Gestein als fester grauer Kalkmergel mit braunen Eisenoolithen in Schlesien auf, z. B. bei Balin, im Norden von Chrzano, Kokitno, Wisoka, Ciegowice, Kromolow u. a. m. a. O., die jedoch auch voll- ständig verschwinden, das Gestein ist dann ein grauer Kalk- stein. Im Allgemeinen sind die Schichten mehr sandig, oben mehr kalkig. Zuweilen tritt in dem Gestein der Quarz so mächtig auf, dass ein Conglomerat daraus entsteht. Ausser den vorhin erwähnten Brauneisensteinoolithen treten z. B. bei Pomorzany, nördlich von Balin, bis Wallnuss grosse, rundlich eckige Brauneisensteinstücke auf, zuweilen in bedeutender Anzahl. Von den Eisenerzen des braunen Jura berichtet Herr Ober- bergrath Runge,***) dass aus den Gruben von Ponoschau, Zborowski, Bieberstein, Krzizancowitz, Bodzanowitz, Sterna- litz und Koselwitz vom Jahre 1868 109060 Kilogr. gefördert worden sind. Ausserdem finden sich noch Juraeisensteine *) efr. Zeuschner, LEonnH. u. Bronn, 1870, pag 585. **) cfr. Suess, Leonu. u. Bronn, 1867. pag. 342. »Pk) Rormer, Geolog. von Oberschlesien. Anh. pag. 305 u. ff. EEE 107 bei Liebsdorf, Sumpen, Jastrzigowitz, Paulsdorf und an mehre- ren andern Orten, welche der vielen Wasser wegen vorläufig noch nieht ausgebeutet werden. Meist liegen nach demselben Autor 3—6 Erzlagen, durch schwache Lettenmittel getrennte Erzschichten, im braunen Jura zusammen, von welchen die hangenderen durch Duckelbau, die liegenderen durch Strecken- und Strebbau gewonnen werden. Das von Herrn WesseL*) bei Nemitz in Pommern an- stehend geschilderte eisenschüssige Gestein ist von Herrn SADEBECK in Folge neuer Aufschlusse als Diluvialgeschiebe erkannnt. Da ich die Geschiebe nicht in das Bereich meiner Arbeit ziehen werde, verweise ich ausser auf die vorhin ge- nannte noch auf eine Abhandlung von Herrn Fern. RoEMER: Ueber Diluvialgeschiebe der Mark in der Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 1862. pag. 575 ft. Der weisse Jura. Wie ich schon in der Einleitung bemerkt habe, unter- scheide ich in diesem grossen Schichtencomplex nur 2 Ab- theilungen, und zwar Oxford einerseits, und Kimmeridge und Tithon-Gruppe andererseits. Ausserdem halte ich die nur im grossen Ganzen mitgetheilte mineralogische Zusammensetzung einer jeden Bildung der verschiedenen Länder für genügend, so dass ich der localen Abweichung von derselben keine Rech- nung tragen werde, ausgenommen natürlich des etwa darin auftretenden Eisengehaltes. Der Oxford. Für das nordwestliche Deutschland: Im Östen und im Centrum der nordwestlichen jurassischen Ablagerung ist die petrographische Oxfordzusammensetzung im Allgemeinen wie folgt: Zu unterst befindet sich ein grauer, thonig sandiger, zu- weilen oolithischer Kalkstein, der von gelblich grauen und rauchgrauem Kalkstein, bisweilen dolomitischem Mergelkalk überlagert ist. Darüber endlich bat sich ein eisenschussiger Kalkoolith oder ein dichtes Kalksteingebilde gelagert, über *) Zeitschr. der deutsch, geol. Gesellsch, Bd. Vl. pag. 305 u. ff. 108° welchem ein Dolomit oder Dolomit-Mergel, zuweilen auch ooli- | thischer Kalkstein das Hangende zum Kimmeridge bildet. In der Weserkette ist die liegendste Schicht thoniger und flammig gestreift, oder ein brauner oder grauer Quarzfels (Osnabrück, Ibbenbüren, Ibesknapp, Holleberknapp u. s. w.). Darüber hat sich ein feinkörniger, dunkelblaugrauer Kalkstein gelagert, der jedoch von der Wittekinds-Kapelle nach Westen zu fehlt. Der Eisengehalt dieser Kalksteine (oberer Coralrag A. Roruer’s) kann sich jedoch anreichern, z. B. zwischen dem Jacobsberge und Klein-Bremen, dass er zu bergmännischen Versuchen Veranlassung gegeben, doch vergl. darüber die An- merkung von F. RoENER, die jur. Weserkette, geogn. Mono- graphie pag. 324 u. ff. Fur das südliche Deutschland: In Franken setzen diese Hauptabtheilung graue Thone und glaukonitische Bänke mit daruber folgenden wohlgeschichteten Kalken und Schwamm- schichten zusammen, Eine wenig mächtige Thongeodenlage führt uns in Schwaben aus dem Kelloway in den Oxford hinüber, welcher dann ein Thongebilde mit Schwefelkies-Concretionen und Versteinerungen folgt, welchem besonders im untern Theil graue Kalkbänke eingelagert sind, die auch wohl ge- schichtet in ansehnlicher Mächtigkeit dasselbe überlagern. Fur Schlesien: Rechnet man, was allerdings bis jetzt noch nicht nachgewiesen ist, die Schichten der Rhynchonella lacunosa oder den unteren Felsenkalk F. Rormzr’s als oberste Ox- ford-Schicht im Sinne der WaAgen’schen Eintheilung vom Jahre 1866, so bilden in Schlesien weisse Kalkmergel und Kalk- steine, welche letztere nach oben zu massig -werden, die Oxfordgruppe. Kimmeridge und Tithon-Gruppe. In Norddeutschland bildet grauer Kalkmergel, dichter und oolithischer, meist hellgelber bis grauer Kalkstein, Mergelthon und Dolomitmergel die mineralogische Beschaffenheit der Kimmeridge-Gruppe. Nur selten ist der Kalkstein vollkommen hell, in den meisten Fällen hat er obige Eisenfärbung; in dem Thonmergel befinden sich zuweilen Schwefelkiesversteinerun- gen, die jedoch nicht allgemein verbreitet sind. Ausserdem [3 . ’ - 109 treten im Westen der Weserkette im Liegenden dünngeschich- tete, braune Sandsteine und sandige Schiefer auf. Im südlichen Deutschland lagern zu unterst wohl ge- schichtete graue Mergel, auf welche Kalke folgen, die endlich von den bekannten lithographischen Schiefern von Nusplingen und Solenhofen bedeckt sind. In Schlesien übernehmen Kalksteine, zum Hangenden hin mit kieseligen Ausscheidungen die Zusammensetzung. Waäh- rend die ältern Schichten theils massig und dicht sind, werden die jungsten zuweilen oolithisch, doch bleibt die Farbe der - Kalksteine in beiden Fällen eine gleichmässig weisse. In dem Baltischen Jura zeigt der weisse Jura sehr viel Verwandtschaft zu dem schlesisch-polnischen, indessen ist es augenblicklich trotz der neueren Untersuchungen des Herrn RungE*) noch nicht möglich, ein petrographisches Gesammt- bild desselben zu geben. Vielfach sind in dem weissen Jura, besonders in Schwa- ben und Baden, Bohnerze eingelagert, da ich dieselben jedoch als auf secundärer Lagerstätte ruhend betrachte, so werde ich hier nicht auf dieselben eingehen, sondern später darauf zurück- kommen. Nachdem ich in den vorhergehenden Ausführungen ge- sucht habe, eine möglichst genaue Zusammenstellung des Eisen- steinvorkommens in Deutschland zu liefern, werde ich nun eine im Grossen und Ganzen gegebene Uebersicht desselben nach den einzelnen Zonen folgen lassen, Leider haben die forschenden Geognosten bis jetzt dem auftretenden Eisengehalte zu wenig Rechnuug getragen, als dass man augenblicklich schon im Stande wäre, eine ganz ge- naue Angabe desselben liefern zu können. An ihnen liegt auch wohl zum grossen "Cheil die Schuld, dass das deutsch- jurassische Eisensteinvorkommen bei Weitem nicht die Be- deutung hat, wie z. B. dasjenige Englands, wo es mit den ersten Rang in der Eisenproduction einnimmt. Wenn nun *) Anstehende Juragesteine im Regierungsbez, Bromberg. Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellsch. XXII. pag. 14, 110 auch die chemische Constitution dieser jurassischen Erze sie nicht zu jeder Eisenfabrication zweckmässig erscheinen lässt, so ist doch die bedeutende Masse und die leichte Gewinnung, derselben zu bestechend, als dass man ihnen nicht allseitige Aufmerksamkeit schenken sollte. In Württemberg gesellt sich zu obigem Vorwurf noch der Umstand, dass der Bergbau Monopol des Staates ist, und dieser sich auf eine geringe Production beschränkt, doch nach der Absicht der Regierung, der Landesvertretung noch in dieser Session ein Berggesetz vorzulegen, welches sich eng an das Preussische anschliessen wird, ist zu hoffen, dass in diesem Lande, in welchem die Juraformation am wesentlichsten zum topographischen Charak- ter und zur industriellen Thätigkeit der Bewohner beiträgt, die jurassische Eisensteingewinnung bald eine der dortigen Juraausbildung würdige Stellung einnehmen wird. Die Zone des Ammonites planorbis. Schon die unterste Zone des untern Lias zeigt uns an vielen Stellen in Norddeutschland Thoneisensteinausscheidungen und eisenschüssige Kalke, in Süddeutschland erhält der Kalk zuweilen, wie QUENSTEDT sich ausdrückt, eine versteckte eisen- oolithische Structur, wird zum Hangenden hin, zur Zone des Ammonites angulatus, eisenschüussiger und schliesst zuweilen rothe oder braune Linsen ein. Die Zone des Ammonites angulatus. Sie ist an Eisengehalt reichhaltiger wie die vorige, denn in Norddeutschland sammeln sich die Geoden zu Thoneisen- steinnieren an, und in Süddeutschland befinden sich bei Aalen, Hüttlingen, in der Hohenstaufener und Hohenzollerner Gegend schwache Schichten von Rotheisenstein, auf dem Schurwald befindet sich sogar eine 0,5 M. mächtige Thoneisensteinschicht. in diesen Ablagerungen. Die Zone des Ammonites Bucklandi. In Norddeutschland befinden sich in dieser Zone bei Bardeleben, Sommerschenburg, Kloster Marienthal, bei Rottorf am Kley ziemlich mächtige Eisenoolithlager. Bei Harzburg lagern sogar. 4 Flötze über einander, jedoch scheinen alle Lagerstätten blos localer Natur zu sein, denn, wenn auch die 111 , Schichten von letzterem Orte bis zur Weser wohl niemals vollständig eisenfrei sind, so sind bedeutendere Anreicherungen nicht daraus bekannt, nur in der Markoldendorfer Mulde zeigen sich viele Eisensteingeodenausscheidungen. Jenseits der Weser treffen wir bei Germete wieder auf ein bauwürdiges Eisensteinflötz, doch auch hier scheint das Streichen desselben nicht bedeutend zu sein. Ein schwaches _ Analogon zu obigen mächtigen Lagen bilden in Süddeutschland die eisenschüssigen Zwischenschichten bei Göppingen, Hütt- lingen und die 0,4 M. mächtige Rotheisensteinschicht vom Seitsberge. Die Petrefacten sind in dieser Zone so wie auch in der folgenden Zone des Pentacrinus tuberculatus meist mit einem dünnen Schwefelkiesanflug versehen. Die Zonen des Ammonites obtusus, Ammonites oxzynotus und Ammonites raricostatus. Der bei Harzburg auftretende bedeutende Eisensteinreich- thum setzt sich in diese Zonen hinein fort und bildet hier 4 0,5—0,7 M. mächtige Flötze von oolithischem Eisenstein. Die Eisensteingeoden von Markoldendorf reichern sich in dieser Zone zu braunen Eisensteinknollen und in einem etwas höhern Niveau, aber noch zu dieser Zone gehörig, am Wege nach Vardeilsen zu Eisenoolith an. Die Eisensteinknollen scheiden sich noch an mehreren andern Orten, jedoch in dieser Zone in geringerer Anzahl aus, Trotz der sonstigen petrographischen Uebereinstimmung dieser Zone in Norddeutschland und Sud- deutschland zeigen sich darin in letzterer Gegend an keiner Stelle Eisensteinlager. Bemerkenwerth ist nur, dass an vielen Orten die Verkiesungen stärker werden und auch das Innere der Petrefacten durchdringen, Zonen des Ammonites Jamesoni und Ammonites ibex. Das östliche und mittlere Gebiet des norddeutschen Jura giebt uns in diesen Horizonten sehr verbreitete Eisenlager. Dieselben treten hauptsächlich als Eisenoolithe bei Rottorf am Kley, Harzburg, Liebenburg, Haverlah-Wiese bei Salzgitter, Willershausen, Ollershausen, Calefeld, Markoldendorf, Alten- beken, an der Teutoniahütte bei Borlinghausen, bei Gräven- hagen, überhaupt im ganzen südöstlichen Theil des Teutoburger Waldes auf und vielleicht auch als Thoneisenstein bei Ohrs- leben, und als Brauneisenstein in dem vorhin erwähnten Orte Grävenhagen im Teutoburger Walde. Von hier nach Nordosten verliert sich der Eisengehalt merklich und zeigt sich nur noch in der Verkiesung der Einschlüsse, welche ebenfalls vielfach 4 sich in Süddeutschland, doch häufig in Brauneisenstein umge- wandelt, finden. Die Zone des Ammonites Davoei und die untere des Ammonites margaritatus. Sie sind in Norddeutschland nicht bedeutend eisenschussig, nur werden die Ammonites Davoei-Schichten in dem cen- tralen Theile an den Hauptlagerstätten der vorigen Zone zum Liegenden hin eisenschüssiger und gehen dann allmälig in die Eisensteine der vorigen Zone über. In den hangenderen Thonen zeigen sich zuweilen Thoneisensteinknollen. Fast ver- schwindend dagegen ist der Eisensteingehalt in dem suddeut- schen Jura. Die Versteinerungen sind in den allermeisten Fällen in der Ammonites Davoei-Zone verkalkt, gehen aber zum Hangenden hin, in der Ammonites margaritatus-Zone wieder in Verkiesungen über, ausserdem stellen sich Schwefelkiesconcre- tionen und Sphaerosideritgeoden ein. Die obere Zone des Ammonites margaritatus und Ammonites spinatus. Die vorhin erwähnten Thoneisenknollen setzen in dieser Zone weiter fort. Bei Falkenhagen reichern sie sich zu mehre- ren mit Erfolg im Abbau begriffenen Flötzen an. Suddeutsch- land zeigt ein ähnliches Verhalten, wenn auch keine bauwur- digen Lager aufgefunden worden sind, nur scheinen die Ver- kiesungen der Ammonites spinatus-Zone in Franken bedeutender als in Schwaben zu sein. e Die Zone der Posidonia Bronnii, In Norddeutschland sind die Sphaerosideritausscheidungen in diesen Schichten seltener, zuweilen tritt eine eisenschüssige Kalkschicht auf. Bei Falkenhagen dagegen lagert wieder eine 0,4 M. mächtige Thoneisensteinbank, welche von einer ooli- thische Schwefelkiesconcretionen einschliessenden Mergelplatte bedeckt ist. In Franken und Schwaben zeigt sich in diesen N lu 0 002. Zu Su Gr u ne ee EEE ne EB en. na er es a nd ne 113 Schichten neben verkiesten Einschlussen auch noch fein ver- theilter Schwefelkies. Die Zone des Ammmonites jurensis. Mit Ausnahme der Verkiesungen von Falkenhagen, des nicht weit davon bei Dehme aufgefundenen abbauwürdigen Schwefelkiesflötzes und des allem Anscheine nach auch zu diesen Schichten gehörigen Lagers unter dem Tönsberge, zwischen Wieslinghausen und Oerlinghausen, ist der Eisen- steingehalt in Norddeutschland, Schwaben und im südlichen Franken sehr gering, nach Rasch, Bamberg und nach Kandern im Breisgau zu verschwinden die verkalkten Einschlüsse, und - Verkiesungen treten an deren Stelle. Der braune Jura. Die Zonen des Ammonites torulosus und der Trigonia navis. Diese Schichten sind in Norddeutschland fast verschwin- dend, in Ober-Franken nur wenig eisenhaltig. In der letztern Gegend scheiden sich zum Hangenden hin Thoneisensteingeoden aus; in Mittel-, Unter-Franken und Schwaben dagegen finden sich dieselben zugleich mit dem Auftreten des braunen Jura, vermehren sich indessen zur nächst jüngern Zone hin. Die Zone des Ammonites Murchisonae. Während in Norddeutschland in diesem Horizont nur Ver- kiesungen und Thoneisensteingeodeneinschlusse sich finden, geben die Eisensteinlager in dieser Zone in Süddeutschland Veranlassung zu einem ausgedehnten Bergbau. In Franken und Schwaben sind bei der frühern Zusammenstellung viele Punkte aus dieser Zone angegeben, von denen das Erz be- kannt ist und auf die ich hier verweise. Aus Schwaben bleibt mir noch übrig hervorzuheben, dass in der sandigen Gesteins- _ entwickelung gleichmässig feinkörnig-oolithischer Brauneisen- stein lagert, während in der thonigen Entwickelung Thon- eisensteinlager sich gebildet haben. Wenn nun auch diese Lager- stätten nicht durchweg eine gleichmässige Ausbildung haben, so verschwindet doch der Eisengehalt niemals vollständig, so- gar in Baden finden wir Rotheisensteinimprägnationen in den dortigen die Ammonites Murchisonae-Zone zusammensetzenden Zeits.d. D.geol.Ges. XXVL. 1. 8 Eh > Schichten. Dass die sich weithin erstreckende Minerallager- “ | stätte hauptsächlich blos bei Wasseralfingen und Aalen abge- baut worden ist, davon trägt lediglich die Schuld das vorhin 3 erwähnte Staatsmonopol. | In Betreff des von dieser Zone an auftretenden Eisenge- haltes in Schlesien und an der Odermundung muss ich auf meine vorigen Anführungen von Schlesien verweisen, da die Untersuchungen nicht so weit gediehen sind, um die einzelnen Orpzu’schen Zonen von einander zu scheiden. Die Zone des Ammonites Humphriesianus zeigt in den untern Schichten der ganzen norddeutschen Ver- breitung verkieste Petrefacten und Thoneisensteingeodenaus- scheidungen, welche sich jedoch in dem Hangenderen -verlieren, um verkalkten Petrefacten zu weichen. In Franken sind die Schichten dieser Zone eisenhaltig, denn in Nordosten bei Frankendorf schliesst der Kalkmergel Thoneisensteinlinsennester ein, nach Südwesten zu sind die Schichten weniger erforscht, jedoch zeigen sich auch hier wie in den liegenden Partien dieser Zone von Aalen bis zum Hohenstaufen Eisenoolithe.e Von dort bis zum Süden hin nehmen dieselben ab, um in Baden wieder aufzutreten. In den hangenderen Schichten verlieren sie sich ebenfalls und in den sie bedeckenden Thonen zeigen sich nur selten Thon- eisensteineinschlusse. Die Zone des /mmonites Purkinsoni. Sie zeigt in Norddeutschland im Gegensatz zu der ver- kalkten Fauna der vorigen Zone wieder vielfache Sphaerosi- derite und Schwefelkiespetrefacten. In der Jurascholle bei Horn treten bauwürdige kalkige Thoneisensteinbänke auf. Auch in Süddeutschland befinden sich in den untern Schichten (von Metzingen bis Hechigen verschwinden dieselben) mehr oder minder viele Eisenoolithe, welche von blaukalkigen, vereinzelte Eisenkörner einschliessenden Thonen bedeckt werden. In Baden fehlt der Eisengehalt fast vollständig, die Oolithkörner bestehen aus Kalk. Die Zone der Terebratula digona ist von der Oker bis zum Lindenbruch als Thoneisenstein be- a en oo 8e1ls kannt. In der übrigen Erstreckung treten in Norddeutschland vielfach Sphaerosiderite auf. Die Zone des Ammonites aspidoides. Vielfache Eisenoolithe mengen sich dem in diesen Schich- ten lagernden norddeutschen Kalke ein und sind vielleicht die bei Lindorf und Pr. Oldendorf gefundenen Spatheisenstein- flötze dieser Zone einzureihen. Die wenig mächtig entwickel- ten süddeutschen Schichten dieser Zone en aus eisen- schüssigen mergeligen Kalken. Die Zone des /mmonites macrocephalus. Obwohl uns im Osten und Westen Norddeutschlands das Gestein in vollständig verschiedenartiger Entwickelung ent- gegentritt, so sehen wir doch in beiden einen gewissen Eisen- gehalt, in der thonigen Bildung erblicken wir ihn als Thon- eisenstein, in der sandsteinartigen als Eisenoxydhydrat, an der Porta Westphalica reichert sich letzteres sogar zu einem 2,5M, mächtigen bauwurdigen Eisenoolith an. Im nördlichen Theile Frankens enthalten die Thone Schwefelkiesconeretionen. Nach Suden zu, mit dem Auftreten des Kalkes, vermehrt sich auch der Eisengehalt an manchen Orten zu bauwürdigen Brauneisensteinlagern, um im nörd- lichen Theile Württembergs wieder abzunehmen. . Von Balingen an wird er wieder starker, und zwar lagert er dort in bau- würdiger Mächtigkeit und erstreckt sich ähnlich nach Baden hinein. Die Zonen des /mmoniites anceps und Ammonites athleta. Der Eisengehalt dieser obersten Zonen des braunen Jura ist im Norden Deutschlands wie im südlichen Theile nicht sehr bedeutend. In dem ersteren Gebiete ordnen sie sich nach der Zusammensetzung des Thones. Ist derselbe fett, so schliesst er die Petrefacten verkiest ein, im mageren Thon sind die Versteinerungen stets verkalkt. Im nordwestlichen Theile Frankens finden wir verkieste Einschlusse nach Suden zu, in Schwaben hinein gehen dieselben in verkalkte über, welche sich über Aalen hinaus hinziehen und im südlichern Theile . sich wieder in verkieste verwandeln, g* Der weisse Jura. Oxford-Gruppe. 3 ‚Der Eisengehalt verläugnet sich auch in diesen Schichten weder in Nord- noch in Süddeutschland. Wenn oolithische Kalke auftreten, so sind sie meist durch denselben gefärbt. In der Weserkette bei Hausberge haben sogar bergmännische Versuche in dieser Gruppe auf Eisen stattgefunden. In den Mergeln und Thonen treten zuweilen Verkiesungen auf, in Franken, z. B. bei Streitberg,*) Thalmässing und Weissenburg, in Schwaben bei Boll, wo die Verkiesungen sogar recht be- deutend werden und in Baden beim Buchberge bei Achtdorf. In Schlesien ist der Eisengehalt dieser Gruppe sehr gering. In der Kimmeridge-Gruppe verschwindet der Eisen- gehalt noch mehr und die eisenschüssige Färbung tritt nicht so deutlich mehr zum Vorschein. Die Farbe der Kalksteine ist meist hell. Endlich bleibt mir noch übrig, der meist hier lagernden Bohnerze Erwähnung zu thun, welche vielfältig in Württem- berg und Baden aus den Schichten des weissen Jura geför- dert werden. Die vielseitigen Untersuchungen LrvALLoıs’s**) haben jedoch erwiesen, dass, wenn dieselben auch meist an ihrem Fundorte selbst gebildet worden sind, die Bildungszeit zum grössten Theil dem obern oder auch dem untern Eocäan angehört. Umgekehrt sind die grossartigen Neocomien-Eisenstein- lager, die sich von Gebhardshagen über Salzgitter und Lieben- burg bis Hahndorf und von Othfresen über Haverlah und Steinlah nach Gutstädt erstrecken, zum grössten Theil den vielfach auftretenden Thoneisensteingeoden des sich in der dortigen Gegend befindenden Lias zu verdanken,***) welche von den Neocomiengewässern fortgeschwämmt und zerkleinert hier abgelagert worden sind, während der leicht suspendirte Thon weiter fortgeführt worden ist. *) Gümser, Württembergische naturw. Jahreshefte. Jahrg, 1862. pag. 92. ”*) Minerai de fer ou minerai pisiforme. Bul. de la soc. geol. de France. t. 28. pag. 159 u. ff. *#®) von STROMBECK, Zeitschr, der deutsch. geol. Gesellsch. Jahrg. 1857. pag. 319. a u A 117 Aus den vorhergehenden Zusammenstellungen folgt nun: 1. Der Eisengehalt verschwindet im Lias und braunen Jura in keiner Zone vollständig. Die Art des Eisensteins richtet sich nach der sonstigen petrographischen Beschaffenheit der Schichten. 2. Der Eisengehalt ist nicht abhängig von dem geolo- gischen Alter der Schichten, wenn auch ein gewisser Zu- sammenhang mit demselben nicht geleugnet werden darf. Viel- mehr tritt das Eisen an einigen Hauptpunkten in bestimmten Zonen in bedeutender Mächtigkeit auf, greift aber dann nicht nur in die nächst unter- und uüberliegenden Schichten mit hinüber, sondern zeigt sich, reichlicher wie an andern Orten, auch in vielen andern jüngern jurassischen Ablagerungen, wie z. B. bei Harzburg, Markoldendorf und an mehreren andern Orten, wie das zur Evidenz aus vorstehender Abhandlung her- vorgeht. Weiter kann der Eisengehalt auch in den geo- gnostisch am regelmässigst entwickelten Schichten einer Gegend (z. B. zwischen Hechingen und Metzingen iu der Parkinsonier- zone) fehlen, wenn er auch in den meisten übrigen Districten desselben Horizonts sich deutlich entwickelt zeigt. 3. Aehnlich den vorhin erwähnten Hauptpunkten kann man auch verschiedene „‚Eisenbezirke,‘“ wenn es erlaubt ist dieselben so zu bezeichnen, im Lias und braunen Jura unter- scheiden. Beispiele dafur sind im untern Lias, in der Bucklandi- zone, die nordöstliche Gegend der norddeutschen jurassischen Ablagerungen (Sommerschenburg, Marienthal, Harzburg); in den Zonen des Ammonites Jamesoni und Ammonites ibex die ganze jurassische Erstreckung Norddeutschlands bis zum west- lichen Theile des Teutoburger Waldes; und im obern Lias die Gegend der Falkenhagener Mulde und eines Theiles des Lippe- schen Waldes. Für den braunen Jura kann man im untern Unteroolith (Zone des Ammonites Murchisonae) als einen solchen jurassischen Eisenbezirk gesammt Franken, Schwaben und Baden auffassen, während im obern Unteroolith (Zone des Ammonites Parkin- soni) nur Franken und der nördliche Theil von Schwaben einen solchen bildet. In der Ammonites macrocephalus-Zone des Kelloway zeigt das sudwestliche Franken und das südliche Schwaben nebst Baden bedeutenden Eisengehalt und während nun in den Ornatenthonen in Deutschland der Eisengehalt sehr gering ist, bilden in der Schweiz Eisenoolithe die typische Entwicklung dieser obersten braunen Jura-Schichten ; indessen, da augenblicklich die geognostischen Localuntersuchungen noch nicht weit genug gediehen sind, um schon zu einem in dieser Beziehung befriedigenden Abschlusse gelangen zu können, so werde ich von einer weitern Erörterung und genauern Präci- sirung dieses Punktes Abstand nehmen. Aus diesen drei Schlüssen folgt weiter, dass das geog- nostische Auftreten der jurassischen Eisenerze die in neuerer Zeit vielfältig sich Bahn brechende Ansicht der Geognosten und Chemiker durchaus bestätigt, welche diese Eisenerzlagerstätte als auf secundärer Basis ruhend betrachten und zwar in der Weise, dass eisenoxydulhaltige kohlensaure Gewässer in die Schichten eingedrungen sind, ihre Kohlensäure verloren haben und in Folge dessen das nun in diesem Wasser unlösliche Eisenoxydul als Eisenoxydhydrat und Eisenoxydoxydul niederge- schlagen wurde. gsleerer Thonstei b fa und racus, - Zu Seite 118, ScuLöterR | Bew. Emmerson | Brauns ; für Altenbeken. | für Markoldendorf. | für das nordwest- | 8 1866. 1870. liche Deutschland, | & a 1871. © Mergel mit = Ammon. Germainti, 3 Posidonienschiefer. s Schichten des Se Ammon. spinatus. Amaltheenthon. Amaltheenthon. Fehlt. Schichten des Ammonites Davoei. Schichten mit Schichten mit Ammon; centaurus.| Ammon. centaurus. Schichten des Schichten des Ammon. brevispina. Schichten des Ammonites armatus.\Schichten der Tere-| Ammon. Jamesoni. bratula subovoides. ö er = Schichten des je Ammon, bifer. = Schichten des Schichten mit 5 5 Sehichten.d Ammon. Ziphus. | ® Ammon, planicosta. chichten des je) Ammon. planicosta. Fehlt. Fehlt. Fehlt. Schichten des Schichten des Amm. Gwmündensis. |Ammon. geometricus. Arietenschichten. Schichten mit Amm. Fehlt. obliquecostatus. Schichten des Schichten mit Angulaten-Schieht, Ammon. angulatus. | Ammon. angulatus. Lias mit Psilonoten- Psilonoten- Amm, planorbis. Schicht. Schichten. EZ Schwaben, | ———— Frankeh, ÖPLEL, QUENSTEDT. MONSTER Scunoren 1850, 1858. f. d. Obormainkreis. für Frauken. 1533. 1561, a —— Zone des & Jurensis- Schichten mit Ammonites Jurensis. mergel, Aınmoniles Jurensis. ‚Zone der 5 Posidonien- Monotiskalk mit Schichten mit Posidonia Bronnü, Schiefer, Ichthyosauren. jan Bronnü. ee — fer E Zone des : cn: Schichten mit Ammonites spinalus, N Costaten-Kalk, en Ammonites costalus. ,_—_— 5 _— 0 | 5 Ammonites costalus ; Obere Zone des E 4 Anmonites margaritatus, Amaltheon-Tlion. Anaedem Schichten mit ee — — 5 R Hydraul-Kalk, | Ammonites margaritatus. Ionere Zenit. Zwischenkalke Ammonites margarilatus, —1-ö 1-3 Fa er Fee Zone des Dayoei-Kalke. Ammonites Dacoei, : Schichten mit A Zone Sn Der Ammonites Davoei. Immonittes iber. £ „ | Namismalismergen, | Gryphiten-Kalk, Schichten mit en; Spiriferen-Bank, Ammonites Valdani. im h (! Armatus-Bett.) Zone dos Anmonites raricostalus. Turnerithon Oberer tetecne | © und vorsteinerungsloerer Botakalke. Schieferthon. Zone des Ammonites obtusus, Bl me en Der Zone des Pentacriniten- un. N Battacrinus tuberculatus. Platte. nalerekTinlenntn eh 7] (umfasst noch den Subzono des R Di Ammonites geomatrichs, Ä Bonebedsenaktern): Exitteneschicht, —_ Arieten-Kalk, Zone des a Ammonites Bucklandi Zone des Augulaten- Zone des Ammonites angulatus. Sandstein. Ammoniles angulatus. ee ara Zone des Psilonoten- Noch nicht Anmonites planorbis. Bank. gefunden. Baden. Fe FrommmeRz für Baden. 1555. Oberer Belemniten-Schiefer. Posidonien-Schiefer, (Lins-Schiefer ) Nicht erwähnt, Belemnitenmergel. (Linsmergel.) Gryphitonkalk, (Linskalk.) F. A. Rossrer für Norddeutschland. 1830. Schichten mit Ammonites Aalensis und hireinus. m Bituminöse Schiefer. Oberer Liasmergel @. T.) Schichten mit Ammonites costatus und Turbo. eyclostoma. Belemniten-Schichten. Nicht erwähnt. Gryphiten-Kalk. Unbekannt. VON STRONBEOK für Braunschweig. 1552— 1853. Radiansschichten. Posidonien-Schiefer, Amaltheenthon, Thonmergel mit Eiscnoolith. &) Versteinerungsleerer Thon (&) Nicht erwähnt Eisenschüssiger Thonstein und Eisenstein (f.) Versteinerungsleerer Thon (e), lie Thon X) Der Li BORNEMANN für Göttingen 4. ?k) Posidonion-Schiefer. Fehlt, i) Amatheenschiefer, Belemniten-Scbichten, (h) Graue Schieferthone, (8) Nicht erwähnt. Eisenschüssige Letten- mergel mit Ammonites angulatus, Gryphaca arcuala u. S. W. Unbekannt. EINIGER ER PER VON SERDACH, für Hannover, [DER a 8 | i Norddeutschland. T. Roerıer WAGSEn ) U. ScoHLoEnDAcH, für die Weserkette, | für d. Falkenhagener Mulde. für Norddentschland 1557. 1560. 1863. Horiz. von] Rad.-Schiefofthon. |- Seen Eehlt Ammonites * Rad.-Bank. Zonssul Ammoniten gireriss " rein, Ieharroshin. und Ammonites radians, Schichten der Posidonia Bronn Fehlt, Schichten des Ammoniles Jamesoni Fehlt. Schichten der Gryphaca arcuta, Schichten des Ammonit. angulatus. Horiz. von Ammonites Walcotti, Horiz, von Ammonites costatus, Horiz, von Ammonites amaltheus. Horiz, von Ammonites_ capricornus major! maculatus ct polymorphus. Horiz, des Ammonites striatus, Ammonites Horiz. von 5 capricornus monii N Ammonites bifer, capricor- ; mmonites capri- nus minor. A » cornus nudus. Fehlt. Hor, von Ampmonites aries, Zone des Ammonites angulalus, Zono des Zone der Posidonia Bronnii. Zone des Ammonites spinatus, Obere Zone des Amnmoniles margaritatus, Untero Zone des Ammon. margaritalus oder obere Zone des Amm. finbriatus, Untere Zono des Ammonites fimbriatus. Zone des Ammonites Jamesoni, Zono des Ammoniles planicosta Eehlt. Zone des Ammonites geometricus. Zone des Ammonites Bucklandi. Zone des Ammonites angulatus. Zono des Ammoniles Johnstoni Zono des Ammonites Jurensis, Posidonienschiefor. Wasxen u. Brasor u, d. Teutoburger Wall. 1504, s Ammonites Aalensis, Ammonites radiansı Posidonien-Schiofor, fd. Gegondzwisch. d. Wesor SCHLoTER für Altenbeken. 1800. Amaltheonthon, Schichten des Anm, capricornus. Schichten des Anm, brevis pina. Schichten mit Amm, planicosta, Fehlt, Arioten-Schichten, Angulaton- Schichten, Peilonoton- Amaltheontlion, Numismalismorgol, Schichten mit Ammonites planicosta und Ammonites geomelrieus, Fehlt, Bucklandi- und Arcunten-Ralk. Schichten dos Ammonites angulatus, Schichten mit Ammonites Johnstoni. Schichten, Amalthoontlion, Sohlchton dos Ammonites armatus, Schichten dos Ammon, planicosta, Fohlt, Schlehten dos Anm, Gmindonsis. Schfchten mit Am, obliquecostatus, Schichten dos Ammon. angulatus, Lins mit Anmonites psilonolus, Anm, planorbis, Zu Seite 118, Bin, Birnsnson Birauss für Murkoldendorf, | für das nordwest- 1570, liche Doutschland, Morgel mit Ammon. Germaini, Posidonienschiofer, Schichten dos ern rn | Ammon. spinatus, Amaltheenthon, Fehlt, Schichten dos Ammonites Davoei, Schichten mit Ammon, centaurus, ‚Schichten mit Ammon: centaurus, Sohlohten dos Ammon brevispina, Schichten dor Tore- Schichten des Ammon, Jamesoni, byatula subovoiden, Braut ET —a Schichten dos Ammon, bifer, Schichten mit Schiehtendes | Armen, Ziphun, Anımon. planicosta, | Fohlt Fohlt, Sohlohten dos Ammon. geomelricus, Arlotonschlohten. Tohlt Scohlohten mit Ammon. angulatus, Pailonoton- Angulnton-Schioht, ——— Psilonoton- | Der mituere Jura, Der untere Jura. Schicht, Schichton. u ee ern te * x ee N eg Er eg ee 4 ET Sr a E 3 Anke na : a En x pr Pa PTR) trennte eg : . T showing unge eh ee reis ei ra Er „rer hälgtkäg Ara ea en re Pers ee bh % . & ER. RE RER En 19 en { N i Zu Seite 118. Schlesien. F, RoEmER schland. für Schlesien. 1871. ,—_ \On, Schichten des Ammonites macrocephalus. un alen- n. | 1 | [77 EEE a En ET Een n Mergel nit Aricula m nit orri. : i ; Schichten mit der kleinen mit und der grossen Form unsom un ı und Weg teus. Ammonites Parkinsont. VE ——[ hone, A Thone mit| Schichten des Inoceramus ‚Iyplocus. polyplocus und andere Ab- lagerungen wesentlich gleichen Alters. mit der Noch nicht avis, aufgefunden. € .» 2 Fi, Der ig “ r. Be 5 u Schwaben. | u - Örrer, | | 1558. Zone des Ammonites athleta. Zone des Ammoniles ancops. Zone des Anımonites maerocephalus, Zone des Ammonites aspidoides. Zone der Terebratula Digona. Zone des Ammonites Parkinsoni. Zone des Ammonites Humphresianus, Subzone des Ammonites Sauzei. Zone des Amonites Murchisonac, Zone der Trigonia navis, Zone des QUENSTEDT für Schwaben. 1858. (vars.) En Ammonites torwlosus. Franken. — MossTEer für den Obermainkreis. 1833. Der unter dem Jnrakalk befindliche ‘Thon, welcher! grösstentheils oolithisch ist, und dann Eisentheile ent hält, seltener aber als blau- grauer ‘Thon erscheint, (Oxfordelay.) Der oolithische Thoneisen- stein mit abwechselnden Lagen von cisenschüissigem Thon und Kulkstein, Der untere ee pie Der obere Lisssandstein. Mergelschiefer mit Belem- initen, Ammoniten in ver- schiedenen Lagen SCHROFER für Franken. 18061. Schichten mit Ammoniles anceps. Schicht mit Ammonites macrocephalus. Schicht mit Bel, giganteus. Schicht mit Ammonites Murchisonae, Obere Region der Thone des untern braunen Jura. Schichten mit Ammonites torulosus, Baden, FnoxaHenz für Baden, Oberer Rogenstein. (Mocrocephalenbank.) Pugnaccenmergel (Bradfordstone). Fehlt. Hauptrogenstein. Coronatenkalk. (Walkerde.) (pars.) Unterer Eisenkulk. (Eisenrogenstein.) Nicht angegeben. EEE LEN Derbraune Jura Dr A. Rorsen für Norddeutschland. 1536. Oxfordtlion. Walkerde besser Bradfordthon. (pag. 210.) Dogger unterster Theil. = A. ROENER, Nachtrag. 1839. Eisenkalk. Dogger unterster Theil. Oberer Liasmergel. YON STROMBEOK für Braunschweig. 1553. Dunkler Thon (p und x). Oxfordien. Schicht No. II. Thon mit Ammonites macrocephalus. Gesteinseinlage (0). Schicht II, Thon mit Bel, giganteus (IM). Dunkler versteinerungs- leerer Thon (IV). (m. v. E) Thon mit Ammonites opalinus, Norddeutschlan Wacsen u, Branpf. für die Gegend zwischen der Weserkette und dem Teutoburger Wald, 1864. ! Schichten mit Ammonites Parkinsoni, Opnlinus-Thon, F, Rossten für die Wesorkette, 1857. Schichten mit Ammonites ornalus. Schicht des Ammonites macrocephalus. Cornbrasch (Oberregion). Schichten mit Ammonites Rarkinsoni, 'Thone mit Bel, giganteus. Schichten mit Inoceramus polyplocus. VON SEEDACH für Hannover, 1864 Ornatenthone, Macrocophalon- Schichten. Se Eisenkalk dos Cornbrasch, Schichten der Ostrea Kuorrii, Schichten des Ammonites Parkinson. Coronaton-Schichten, Schichten des Inoceramus polyplocus, Schichten des Ammonites opalinus. Bnauns | für Norddeutschland, | 1870. | Ornatenthon, Macrocophalon- Schichten, Die oolithischen Mergel und Risonkalke mit Aricula echinata, Thono mit Ostrea Knorrii. Schichton mit Ammonites Parkinsoni und Bel, giganteus, Coronnten-Thone, Eisenschüssigo Thone mit Tnoeeramus. polyplocus, Schloforthono mit dor Trigonia navis, Zu Seite 118. Schlesien. — en FE. Rosuer für Schlesien, 1571, Schichten des Ammonites maorocephalus, Schichten mit der kleinen und dor grossen Porm Jos Ammonites Parkinsoni, Schichten des Inoceramus polyplocus und andaro Ab- Ingerungen wosontlich gleichen Alters, Noch nicht aufgefunden. ee ) . # { 4 . f - 4 fa u en en € & % en we RERLRECHE er FA a a N 119 5. Mineralogische Mittheilungen. *) Von Herrn Max Baver ın Berlın. IV. Ueber die seiteneren Ärystallformen des Granats. Hierzu Tafel I- DI. Die am Granat am häufigsten auftretenden Krystall- formen sind das Granato@der, das gewöhnliche Ikositetraäder s: a:a und das Pyramidengranato@der Formen finden sich häufig für sich allein und mit einander und. mit anderen Körpern in Combination, die Flächen der letz- teren schärfen meist die Granatoöderkanten zu oder stumpfen die Oombinationskanten zwischen Ikositetraöder und Granatoeder ab. Für sich allein auftretend wie das erwähnte Ikositetraöder und das Granatoöder ist das Pyramidengranato&der am Granai noch nicht beobachtet worden. ‘ Ausser diesen erwähnten häufigen, zum Theil fast nie fehlenden Formen finden sich aber am Granat noch eine ganze Reihe anderer, seltenerer, zu denen auffallenderweise gerade die mit besonders einfachen Parameterverhältnissen mitgehören, der Würfel und das Oktaöder, die sonst bei den Krystallen des a. Erstere zwei - regulären Systems zu den häufigsten Formen zu gehören pflegen. ea Ausserdern gehören dahin noch die ganze Reihe der Pyra- mydenwürfel und Pyramiden-Oktaöder, sowie einige von dem erwähnten verschiedene Ikositetraöder und endlich einige Acht- undvierzigflächner, die alle zu den sogenannten Pyramidengrana- to@dern gehören. Ich bin auf diese selteneren Flächen durch einige Stufen des blassfleischrothen Granats von Elba aufmerksam geworden, die mir Herr v. KNOBELSDORFF zur Untersuchung und Bestim- mung vorlegte. Ich habe dann das reiche Material des hie- *) Fortsetzung zu: Diese Zeitschr. Bd. XXIV, pag. 385. 1872. 120 sigen mineralogischen Universitätsmuseums durchgesehen, sowie die Krystalle der Sammlung der Bergakademie und habe die Er- gebnisse der Durchsicht mit den Angaben der Literatur ver- glichen. Da ich einiges Neue dabei gefunden habe, so erlaube ich mir, die gewonnenen Resultate dem mineralogischen Pu- blicum hiermit vorzulegen. | Eine der seltensten Formen am Granat ist das Oktaäder. Den älteren Mineralogen (Hauyr, Mons etc.) war diese Form überhaupt unbekannt und der erste der sie erwähnt ist Gustav Rose.*) Er hat sie beobachtet an einem im Berliner Mine- raliencabinet aufbewahrten kleinen schwärzlich-grünen, in einer Druse aufgewachsenen Krystall von Pyschminsk bei Beresowsk, an welchem die Flächen des Oktaöders die dreikantigen, die Flächen des Würfels die vierkantigen Ecken eines vorherr- schenden Granatoäders gerade abstumpfen. Die interessante Combination ist l. c. pag. 480, sowie bei KoKkscHARow **) ab- gebildet. Die Oktaöderflächen haben den grössten Glanz, die anderen sind glatt, aber weniger glänzend. Während hier das Oktaöder gegen die anderen Formen sehr zurücktritt, ist dasselbe im @Gegentheil herrschend bei dem interessanten okta@drischen Kalk-Thonerde-Granat aus den grünen Schiefern von S. Piero auf der Insel Elba (nicht zu verwechseln mit dem auf dem Feldspath der Turmalin- granitgänge aufsitzenden Granat derselben Localität, bei dem aber das Granato@äder oder das gewöhnliche Ikositetra&der vorherrscht). Diese blassfleischrothen okta@drischen Granatkrystalle wurden 1859 von Hauptmann Piısanı entdeckt, von dem auch die mir vorliegenden Stufen stammen, dann von BomßBiIccı, TscHERMAK***), vom RarTaf) beschrieben. TSCHERMAK nennt den von ihm untersuchten Granat weiss, während ich blos hellfleischrothe Krystalle gesehen habe. Doch ist das Vor- kommen wohl sicher dasselbe, da G. vom Rır# (l. c.) angiebt, dass kleine Krystalle zuweilen fast farblos sind. Bei diesen Krystallen herrscht das Oktaöder stets vor, nicht *) Reise nach dem Ural etc. II. p. 488. 1842. **) Materialien zur Mineralogie Russlands III. pag. 25. t. 44, f. 7. +) Neues Jahrbuch pag. 867. 1862. +) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd, XXII, pag. 039 ff. EINER EEE CE DEN RE u ee 2 ern RN NETTE 3“ ... ar und Oktaöder, ferner: Würfel, Pyramidenwürfel E eg & 121 5 selten sind seine Flächen ganz allein vorhanden und zwar fast stets matt, während die mitvorkommenden, die Kanten des Oktaöders häufig abstumpfenden Granatoäderflächen stets einen sehr starken Glanz zeigen. Von weiteren Formen wird weiter unten noch die Rede sein (cfr. Taf. I. Fig. 4.). An den bekannten von Diopsid begleiteten Granaten vom Alathal (Mussaalp) hat, wie es scheint KEnnGoTT*) zuerst Oktaäderflächen beschrieben; aber STRÜVER hat das Vorhanden- sein derselben in seinem Aufsatz: Ueber die Minerallager- stätten des Alathals in Piemont**) nicht bestätigt und auch ich habe an den vielen daher stammenden Krystallen der Ber- liner Sammlung keine Oktaöderflächen auffinden können. Kesn- GoTT (l. c.) beschreibt sie als sehr klein, aber scharf ausge- bildet und durchgehends stark glänzend, und zwar führt er die beiden Combinationen : Würfel, Pyramidenoktaöder: DIS a . = . Br a 2 genannte Pyramidenoktaäder und Oktaeder, je neben den vor- herrschenden Flächen des Granatoäders, Ikositetra&ders und :ooqa:a, das Pyramidengranatoeders: a als bei den Krystallen von der Mussaalpe vorkommend an. Ich selbst habe Oktaöderflächen beobachtet an ziemlich hellgelblichgrun gefärbten, auf Kalkspath aufgewachsenen Gra- naten von der Grube Andreasort in Andreasberg. Es sind vorherrschende Granatoöder, deren Kanten die Flächen des gewöhnlichen Ikositetra&ders gerade abstumpfen, neben anderen untergeordneten Flächen, von welchen hier eben die Oktaöderflächen als kleine Abstumpfungen der dreikan- tigen Ecken zu erwähnen sind. Die sämmtlichen Flächen, auch die des Oktaöders, sind wenig glänzend und nicht sehr glatt, die Ikositetraöderflächen parallel der Symmetriediagonale stark gestreif. Die an einem solchen Krystall beobachtete Combination: Granato&der, Ikositetraöder und Oktaeder ist in Taf. I. Fig. 1 abgebildet. *) Uebersicht über die mineralog. Forschungen des Jahres 1858 pag. 101. *#) Neues Jahrbuch 1871 pag. 337. 122 Weit häufiger findet sich der Würfel, den schon Hauy, ; Mons, PriLuips etc. erwähnen. So beschreibt Mous*) Krystalle, | Würfel mit matten Flächen, deren Kanten durch die Dodeka- ederflächen abgestumpft sind, aus dem Tremeswarer Banat, ohne nähere Beschreibung und ohne nähere Angabe des Fundorts. | Aus jener Gegend finden sich Krystalle mit Würfellächen nach G. RosE**) bei Dognatzka, wo die vierkantigen Ecken grosser brauner Granatoöder, die auf derbem körnigem Granat auf- sitzen, gerade abgestumpft sind; ferner nach meiner Beobachtung bei kleinen braunen Krystallen von Cyklowa an vorherrschen- den Granatoödern mit abgestumpften und zugeschärften Kanten, ebenfalls auf dichtem Granat aufgewachsen, sowie an den be- kannten im blauen Kalkspath von Orawitza und Cyklowa ein- gewachsenen Krystallen. Havy erwähnt des Würfels nicht bei seiner Species Gra- nat, ***) sondern nur bei seiner von ihm vom Granat getrenn- ten Species Aplom. Er beschreibt) kleine Krystalle, die die Combination des Wurfels und Dodekaeäders zeigen und nach den Flächen des Würfels spaltbar sind. Die Krystalle stammen von England. | L£vyfr) beschreibt zuerst Würfelflächen vom Alathal in x £ R : 2 s M [7 Se Piemont in Verbindung mit Granato@der, Ikositetra&äder 505 | und Pyramidenwürfel 2 2a:0© a, von wo sie auch RoszE,TTff) 2 KEnneorTT 7*) und STRÜVERF**) in den verschiedensten Combi- nationen anführen. Nach den Exemplaren des hiesigen Museums sind Würfelflächen bei den Krystallen von diesem Fundort nicht so sehr selten, sind aber meist nur kleine, jedoch stark glän- zende Abstumpfungen der vierkantigen Granatoöder- oder Iko- %) Grundriss der Mineralogie. II. 419. 1824. Taf. X. Fig. 147. **) Pose. Ann. 111. 274. Anmerkung. **#) Traite de mineralogie. 2. ed. 1822. II. 313 £. Delec. pag..999: jr) Description d’une collection de mineraux formee par M.H. Hev- LAND. 1. 427. 1837. Taf. XXIU. Fig. 3. +r+) Reise in den Ural. II, 468. und Pocc. Ann. III. 275. Anmcerk. +*) Uebersicht über die Result. mineral. Forschuugen des Jahres 1858. 101. +**) Neues Jahrbuch, 1871. 337. IE 5. 123 ‘ kannt werden. Fernere Localitäten, wo Würfel an Granatkrystallen auf- ' treten, sind nach Rose, der dieselben zweimal*) zusammenge- | gestellt hat: Pyschminsk bei Beresowsk, wo der Würfel mit dem Dodekaäder und Oktaöder auftritt, wie das schon oben er- wähnt wurde; ferner der Vesuv: kleine braune Krystalle. Ich habe die Würfelflächen an dunkel rothbraunen Krystallen | von dort in Combination mit dem Dodekaöder und dem ge- " -wöhnlichen Ikositetraöder und von sehr glatter und glänzender Beschaffenheit beobachtet; ferner das Zillerthal: kleine, sehr | glänzende, schwarze Krystalle die mit weissem Zirkon vor- F kommen, endlich das Pfitschthal in Tyrol. Hier sind die Wür- h fellächen nach den Stücken der hiesigen Sammlung matt und "ziemlich ausgedehnt. Nach Krantz**) finden sich dort sogar Krystalle, wo der Würfel allein auftritt. Aber auch später findet man Würfel noch in der Litera- a | sitetraöderecken, so dass sie trotz ihrer Kleinheit leicht er- E | | tur erwähnt. PraArr***), beschreibt braune Krystalle von " Lisens in Tyrol, wo der Würfel sehr schön mit Granatoäder, 3 2 - - Kenssort}) erwähnt Krystalle mit Würfelflächen vom Mittags- ‘horn, südwestlich von Saas im Saasthale in Oberwallis in | - der Schweiz; ferner am braunen Grossular vom Feengletscher im Saasthale,ff) in Combination mit dem Granatoäder und Ikositetra@der, wobei er fälschlich Hrzssengee, Abhandlungen der Senkenb. naturf. Gesellsch. IV. 201 eitirt, wo gar nicht F en ® ; aa } a und Pyramidengranatoäder —:-:@ vorkommt. ’ _ von Granaten die Rede ist; und endlich vom Findelengletscher bei Zermatt im Wallis.$ff) Aehnliche Krystalle beschreibt ferner Staüverf*) von Cantoira, im Thal von Lanza, und RS %) Reise in den Ural. II. 488. und Pocs. Ann. III. 275. Anmerkg. 3 **) Neues Jahrbuch. 1858. 78. Verhandl. des naturh, Vereins von - Rheinland und Westfalen. 1857. pag. XLIII. — ###) Pocc. Ann. 111. 274. 1860. © +) Kenncorr, Uebersicht. 1858. 102. Früher beschrieben von & Wıser: Neues Jahrbuch. 1846. 577. ++) Uebersicht. 1862—1865. 209. +++) Uebersicht ete. 1861. 79. +*) Jahrbuch, 1868. 605, 21 a SANDBERGER*) aus dem Sneiss des Schwarzwaldes von Gaggenau } an der Murg, nordöstlich von Baden. Hier sind es braunrothe ‚| Krystalle von bedeutender Grösse, Ikositetraäder und Würfel || in Combination zeigend. Ausserdem habe ich Würfelflächen , an den kleinen schwarzen Granaten von Pfunders beobachtet, | wo sie in Combination mit Dodekaöder und Ikositetraäder und zuweilen mit einem niedrigen Ikositetra&der vorkommen, von | welch letzterem weiter unten die Rede sein wird. Die Flächen | sind fast sammtlich glänzend, nur die Würfelflächen stets || ganz matt. ZıppE hat angegeben, dass der Pyrop in Wurfeln krystalli- | sire. Der von ihm beschriebene Krystall scheint aber mehr | eine würfelähnliche, zufällig entstandene Form mit bauchigen Flächen zu sein, als ein wirklicher, unzweifelhafter Würfel, | der auch nach ZiıppE stets als zweifelhaft erwähnt wird. Ich habe die mir zugänglichen Pyropen untersucht und keine einigermassen sichere echte Krystallform, sondern nur abge- | rundete Körner finden können. Von den Ikositetraädern gehört das mit dem Ausdruck: | 2 dagegen andere, flachere oder spitzere Formen dieser Art. \ Doch sind schon mehrere derselben beobachtet worden. So erwähnt Bomsiccı**) an dem okta&drischen Granat von nr EL weder von vom Rıarta an diesen Krystallen beobachtet wurde, noch von mir selber an der allerdings geringen Zahl von vor- liegenden Stücken. Dagegen habe ich dieses Ikositetraöder an Krystallen von zwei anderen Fundorten beobachtet und zwar an solchen von Pfitsch und von Pfunders. Die Krystalle von Pfitsch waren Combinationen des Dode- kaöders, das vorherrschte mit dem die Kanten ziemlich breit S. Piero auf der Insel Elba das TER dc a:a, das - % Q ’ F abstumpfenden Ikositetraäder: -:a:a. Ausserdem sind die 2 vierkantigen Ecken dieses Ikositetraäders abgestumpft durch a R S Ä 5:@0:@ zu den häufigsten Formen des Granats, sehr selten sind *) Kenscort, Uebersicht. 1860. 74, aus: Sannsensen, Geolog. Be- | schreibung der Gegend von Baden. 1861. 62. | **) cfr, vom Rato, Zeitschr. d. deutsch geol. Gesellsch. XXI. 039. 1870, BR es ws 125 matte Würfelflächen und die Combinationskanten des Würfels und Ikositetraäders sind sehr schmal abgestumpft durch die glänzenden Flächen eines niederen Ikositetra&ders. Wegen der ‚ Schmalheit dieser Flächen ist die Messung des Winkels, den "sie mit den Flächen des gewöhnlichen Ikositetraäders machen, " nicht ganz genau auszuführen, trotz des grossen Glanzes, es 1 a u Zn ern a 7 men Pe re ne folgt aber aus dem gemessenen Winkel mit Sicherheit der Ausdruck: en Es ist namlich dieser Winkel: B) gemessen: berechnet: 170° 23 169758, welche Uebereinstimmung bei der erwähnten Flächenbeschaffen- | heit hinreichend ist. Diese Combination ist Taf. I Fig. 2 ab- gebildet. An den kleinen schwarzen und glänzenden Krystallen von ' Pfunders ist es eine ganz ähnliche Combination, welche das er- ne u wähnte Ikositetraöder trägtk Das Dodekaäder herrscht, und dessen Kanten und vierkantigen Ecken sind durch die glänzenden Flächen des gewöhnlichen Ikositetraöders und durch die matten des Wur- fels abgestumpft. Endlich stumpfen noch ganz schmale aber glän- zende Flächen, die ebenfalls einem Ikositetraöder „:a:a ange- En. ’ en 3 hören, die Combinationskanten zwischen den Flächen des Wur- fels und des Ikositetraöders 5:0: ab Es wurde wieder der "Winkel einer Fläche dieses Ikositetraöders mit einer unmittel- bar darunterliegenden Fläche des andern Ikositetraäders a =:a:a gemessen und gefunden: ey" gemessen: berechnet: 169° 47 169° 58, "woraus wieder der erwähnte Ausdruck folgt. Aehnliche Flächen, die Kante zwischen dem gewöhnlichen ‚Ikositetraäder und Würfel abstumpfend, zeigen auch zuweilen die braunrothen Granate von Orawitza; auch hier sind diese Flächen sehr schmal, äber stark glänzend und desshalb lässt ‘sich auch hier der Winkel zwischen den Flächen des gewöhn- lichen und dieses niedern Ikositetraöders messen. Es folgt aber daraus für diese Körper nicht der vorhin erwähnte, son- sieht: gemessen: berechnet: 160° 24 160° 32. Dieses Ikositetra&der giebt schon QuEnsteor* als an Kry- stallen von der Mussaalp beobachtet an; ich habe an Krystallen | von. dieser Localität nie niedere Ikositetraöder beobachtet und ebensowenig geben KEnnGoTT und STRÜVER solche an; über- haupt gehören, wie schon erwähnt, diese Formen zu den aller- | seltensten am Granat. Auch spitzere Ikositetraöder finden sich. Ein solches er- | wähnt v. KokscHarow, das an Krystallen vom Ural mit dem Dodekaöder und Pyramidenoktaäder 5: 7:0 vorkommt aa | 4'3°3 dieser Autor im dritten Band seiner Materialien diese Form nicht mehr erwähnt, er scheint sie also stillschweigend zurückge- zogen zu haben, und den Ausdruck Dieselbe Form erwähnt auch Des CLoIsEAuUx Fr) in Ver- bindung mit Dodekaöder, Ikositetraöder und Pyramidenokta- i 2 Sie ist deshalb interessant, weil sie die kurzen aa eder -:- 5:5: Kanten dieses Pyramidenoktaöders gerade abstumpft (siehe bei Betrachtung dieses letzteren weiter unten). Der Krystall ist ein Almandin vom St. Gotthard. Nicht so sehr selten finden sich Pyramidenoktaeder, be- sondes das, welches die kurzen Kanten des gewöhnlichen Iko- au a 5:3°3 sitetraöders gerade abstumpft und den Ausdruck besitzt. Diese Form wird auch schon von PnıtLips, aber ohne An- gabe des Fundorts, erwähnt. Die Fläche findet sich aber blos *) Mineralogie 274. %%) Uebersicht von Kenscorr für 1852. 66. nach Sırr.ınan Am. Journ. Verhandl, mineralog. Gesellsch. St. Petersburg. 1848. *%*%) Manuel de mineralogie, I. 269. fg. 101. = hat.**) Es ist aber auffallend, dass | a ic EIEFE TE TAET TE TIETT N. TEN 127 >= im Verzeichniss der Flächen, nicht auch in dem der Combi- nationen. Kenscorr*) und Srüver*”) geben diesen Körper bei Krystallen vom Alathal an, an welchen auch ich ihn nicht ‚selten als meist ganz schmale, aber sehr glänzende Ab- stumpfung der erwähnten Ikositetraöderkanten beobachtet habe. HEssenBer@***) beschreibt ibn ganz ebenso bei roth- braunen Krystallen von Pfitsch, an welchen er auch in der hiesigen Sammlung beobachtet werden kann. Ausserdem habe ich dieses Pyramidenoktaöder und zwar immer in der erwähnten Weise auftretend, beobachtet: an den schon erwähnten dunkel rothbraunen Kıystallen vom Vesuv, Taf. I. Fig. 6.; an den schon mehrfach erwähnten kleinen glänzend schwarzen Krystallen von Pfunders; an den dunkel- braunen, fast schwarzen Krystallen von der Valle&e de St, Nicolo _ am Monte Rosa, auf Chloritschiefer sitzend; an den Melaniten vom Vesuv; an einem sehr schön durchsichtigen Almandin in der Sammlung der hiesigen Bergakademie (blos mit dem Ikosite- tra&der), der vom Cap der guten Hoffnung stammen soll; an den grossen dunkel rothbraunen Granaten vom Gotteshausberg - bei Friedeberg in Oestr. Schlesien, (cfr. Taf. I. Figur 7.); so- wie an den feuriggelben Krystallen auf Feldspath aus den Turmalingranitgängen von S. Piero auf Elba, mit dem Ikositetra- öder, dessen andere Kanten durch den Pyramidenwürfel: a 5:@ ara abgestumpft werden. (Taf. I. F. 5.) Endlich wird diese Form noch erwähnt an braunen Kry- stallen von Dognatzka,7) in der Woiwodina; vom Mittagshorn im Saasthale im Oberwallis;f7) von Rympfischweng am Fin- delengletscher bei Zermatt in Wallis;+ff) von Cantoira im Lanzathal;}*) von Pitkairanta in Finnland, +**) so dass also dieses Pyramidenokta&der zu den verbreiteteren der seltener auftretenden Formen des Granats zu zählen ist, *) Uebersicht. 1858. 101. **) Neues Jahrbuch. 1871. 337. ***) Abhandl. Senkens. Ges. II. 249. Taf. XIII. Fig. 3. +) Prare, Pose. Ann. 111. 274. ++) Kesscorr, Uebersicht. 1858. 102. Wıser, Jahrb. 1846. 577. +++) Kesncott, Uebersicht. 1861. 79. +*) StrüvEr, Neues Jahrbuch. 1808. 605. 7**) KoxscHAarow, Materialien. III. 8. Note, nach Nordenskjöld. Viel seltener sind dagegen die andern Pyramidenoktaäder. Rn Ich führe zuerst das Pyramidenoktaöder 5:5:0 an. Dieses er- || wähnt zuerst von KOKSCHAROW*) an dem schon erwähnten Krystall vom Ural mit dem Granatoäder und Ikositetraäder i| n 5: a es gilt aber hier dasselbe, was bei Besprechung dieses Ikositetraäders oben gesagt wurde, auch diese Form ist bei von KoxscHAarow (Materialen III. 8) nicht wieder erwähnt. Dagegen erwähnt Des Croıszaux”") diese Form beim Al- mandin vom St. Gotthard und bildet die interessante Combination ab. Es ist ein vorherrschendes Dodekaöder, dessen Kanten durch das gewöhnliche Ikositetra&der abgestumpft und dessen dreikantige Ecken von den Dodekaederflächen aus durch die Flächen des erwähnten Pyramidenoktaöders od von den 'Dodekaöderkanten resp. Ikositetraäderflächen aus durch die Flächen des Ikositetraäders en zugeschärft werden, in der Art, dass die Ikositetraöderflächen die kurzen Ka des Pyramidenoktaöders gerade abstumpfen. Ausserdem finde ich diese Form, das Pyramidenokta&äder :a in der Literatur nicht wieder erwähnt, dagegen habe Sl SIE, ich es selbst in ausgezeichneter Weise an hell grüngelben Krystallen von Kalk-Thonerde-Granat vom Zillerthal beobach- tet, Es sind theils ziemlich grosse, theils kleinere Krystalle, in einer Druse aufgewachsen, das Granato@der vorherrschend und dessen dreikantige Ecken von den Flächen aus durch Pyramidenoktaöderflächen dreiflächig zugeschärft. Die Dodeka- öderflächen sind an den grossen Krystallen nicht sehr eben, aber glänzend, die Pyramidenoktaöderflächen matt und ziem- lich gross. Bei den kleineren Krystallen sind alle Flächen glänzend und erlauben die Messung des Winkels der Dodeka- ederläche mit der Pyramidenoktaöderfläche zur Bestimmung des Axenausdrucks der letzteren. *) Kenncort, Uebersicht für 1852. 66. nach Sır.ınan Amer. Journ. XIV. 274 und Verhandl. d. Miner, Gesellsch. v. St. Petersburg 1848. **) Manuel de mineralogie I. 269. Fig. 101. 129 Der gemessene und berechnete Winkel der zwei Flächen beträgt: gemessen: berechnet: 160° 435 160° 32° ‚es ergiebt sich also in der That der Ausdruck 5:5: 0 Diese Combination ist auf Tafel I, Fig. 3 abgebildet. Endlich habe ich noch ein weiteres Pyramidenokta&der beobachtet und zwar an den schon oben erwähnten okta- edrischen, hell fleischrothen Granaten von S. Piero auf Elba, | aus der Sammlung des Herrn von KNOBELSDORFF, dem ich für die Ueberlassung der Stucke hiermit meinen Dank aus- drücke. Es sind die gewohnten matten Oktaöder, deren Kanten durch die sehr glänzenden Dodekaederflächen wie ge- wöhnlich abgestumpft sind. Die Combinationskanten zwischen den Okta&öder- und Dodekaederflächen sind abermals durch zwar matte, aber doch ziemlich breite Flächen eines Pyra- midenokta&ders abgestumpft und es ist, wenn auch mit Mühe und nicht sehr genau, noch möglich, den Winkel der Dodeka- öder- und Pyramidenokta@derfläche zu messen, aus welchem sich der Ausdruck 2 :2:@ ergiebt. Die Richtigkeit dieses Aus- | 3.83. ' drucks ergiebt sich aus der folgenden Winkeltabelle: | gemessen: berechnet: 16720 166° Ar. - Die erwähnte Combination ist Taf. I. Fig. 4 gezeichnet, Weiter ist mir von Pyramidenokta&dern nichts bekanut ge- worden. Wenn ich mich nun zur Betrachtung der Pyramidenwürfel ; a a wende, so ist vor allem die Form nn als die häufigste zu erwähnen. Sie findet sich stets als meist sehr schmale Ab- stumpfung der längeren Kanten des gewöhnlichen Ikositetra- ' eders, wie sie z. B. von KoKSCHAROw,*) DES ÜLOISEAUX, "*) sowie Taf. I. Fig. 5 u. 7, gezeichnet ist, und zwar von einer grösseren Anzahl von Fundorten. %) Materialien, Atlas. Taf. 44. Fig. 5. *%*) Manuel. Atlas. Fig. 99. **%) Tyaite de mineralog, 2, Aufl. 1822. pg. 321. Atlas. Tf. 61. Fg. 42. Zeits. d. D. geol. Ges. XXVL, 1. 9 130 Schon HaurY***) erwähnt diesen Pyramidenwürfel in seiner variet& uniternaire mit Dodeka&der und Ikositetra&der -:a:a an Krystallen aus dem Temeswarer Banat, woher auch (nam- lich von Dognatzka) der von Prarr in PoGGENDORFF’s Annalen Bd. 111. pag. 274 beschriebene Krystall stammt, der diese Flächen mit dem Pyramidenoktaeder . und andern For- men zeigt. Ebenso erwähnt ihn Mons*) ohne Angabe des Fundorts und in derselben Combination, und wieder in der- selben Combination und in einer weiteren mit hinzutretendem ee oder statt dessen zutretendem Pyramidengranatoe&der = - :a Levy**) an Krystallen des Alathals in Piemont, wo das Vorkommen dieser Form später vielfach und in den ver- schiedensten Combinationen bestätigt wurde, so von KEnn- sort ***) und. STRÜVER.F) Auch an den Krystallen vom Ala- thal der hiesigen Sammlung sind vielfach die langen Kanten des gewöhnlichen Ikositetraäders durch die schmalen, aber glänzenden Flächen dieser Form gerade abgestumpft. Eine sehr interessante a die nur von den zwei Pyramidenwürfeln “:ooa:a und :c0q gebildet wird, be- 2 20° 79° schreibt BREITHAUPTFF) und nach ihm KorscHArow. +++) Es sind im Innern grüne, aussen mit einer gelben Haut bedeckte Krystalle von Kalk-Eisen-Granat, aus der Kupfergrube Pit- kairanta im Kirchspiel Impalax in Finnland (Grube No. ], Omelianow),. Ueberhaupt scheint die vorliegende Form 5:0: 004 bei den Kalk-Eisen-Granaten von Pitkäranta nicht sehr selten zu sein, denn GADoLın beschreibt noch drei Combinationen von dieser Lokalität, worin sie auftritt, und auch KoKSCHAROwW erwähnt sie und bildet sie ab. f*) *) Grundriss der Mineralogie. II. 414. 1824. und: Leicht fassliche Anfangsgründe etc. II. 393 mit Abbildung. *%*) Description d’une collection de mineraux formee par Mr. Hexkv Hevranp. I. Bd. 1837, pag. 427 u. 428 u. tab. XXVII. Fig. 3 u. 4. *%*%*) Uebersicht für 1858. pag. 101. +) Neues Jahrbuch. 1871. 337. +r) Vollständiges Handbuch. III. 646. 1847, +++) Materialien. III. 35. Taf. 44. Fig. 6. f*) Materialien. III. ea Fig. 5. 8. 9, y 131 Von diesen Combinationen besteht die eine blos aus dem Dodekaäder, dessen vierflächige Ecken durch die Flächen des Pyramidenwürfels von den Dodekaederflächen aus zugeschärft werden. Das Ikositetra@der fehlt; bei einer andern fehlt im Gegentheil das Dodekaäder. Sie besteht aus dem sehr herr- schenden Ikositetra@der 5:0: 0, dessen lange Kanten durch die Pyramidenwürfelflächen gerade abgestumpft sind. In der Litteratur geschieht seiner noch von mehreren anderen Fundorten Erwähnung. HEsSENBERG *) beschreibt eine sehr flächenreiche Combination des Kalk-Thon-Granats aus dem körnigen Kalk von Auerbach an der Bergstrasse, an der ausser 2 .ooa:a, und den gewöhnlichen Flächen Granatoeder, 2 Ikositetradöäder und Pyramidengranatoeder u noch ein zweiter gleich weiter zu erwähnender Pyramidenwürfel ; 3:5: 000 auftrittt. | Kenncort**) beschreibt -Krystalle vom Mittagshorn im Saasthal im Oberwallis und weiter***) dunkelgrüne Krystalle von Rympfischweng am Findelengletscher bei Zermatt, im Wallis ; ferner G. vom Rıtaf) Krystalle von Elba, die diesen Körper zeigen. Es sind das eben nicht die oben erwähnten okta- edrischen Granaten auf den grünen chloritischen Schiefern, sondern die auf den Granitgängen von S. Piero vorkommen- den, welche auf weissem Feldspath aufsitzen. Auch an den betreffenden Stücken der hiesigen Sammlung ist diese Form zu beobachten als schmale aber glänzende Abstumpfung der langen Ikositetra@derkanten, zuweilen in Oombination mit dem fi | Pyramidenokta&der 5 welches die kurzen Kanten ebenso En 35° abstumpft, wie der Pyramidenwürfel die langen, so dass man also ein Ikositetra&der hat, dessen sämmtliche Kanten schmale aber glänzende Abstumpfungsflächen tragen, wie dies Taf. I. *) Abhandl. Senkens. Ges. II. 177. Taf. VII. Fig. 25. *%) Uebersicht. 1858. 102. #3*)\ Uebersicht für 1861, 79. +) Zeitschr, der deutsch. geol. Gesellsch, XXII. 660. 9 * 0 Fig. 5. zeigt; und endlich 'von Sırüver*) an den schon oben erwähnten Krystallen von Cantoira im Thal von Lanzo in Piemont. u Ausser an den Krystallen der erwähnten Lokalitäten fin- det sich dieser Körper noch nach meinen eigenen Beobach- ; tungen an Stücken der hiesigen Sammlung von folgenden Orten: An den grossen schwarzen Krystallen von Arendal. Diese sind meist nur Granato@der mit abgestumpften Kanten, doch finden sich bei einigen auch die Kanten zwischen Ikosite- | tra@der, und Granato&der abgestumpft und die langen Ikosite- tra&derkanten durch die schmalen, aber glänzenden Flächen des vorliegenden Körpers abgestumpft, ähnlich wie bei DES CLoıseAux Fig. 98, wo aber das Pyramidengranatoeder fehlt. In ganz ähnlicher Combination, zuweilen noch mit dem er- wähnten stumpferen Ikositetra@der, findet er sich an den Gra- naten vom Pfitschthal in Tyrol. Ferner auch am Vesuv, und zwar einmal an den dunkel honiggelben, stark in’s Röthliche spielenden Krystallen, die schon oben bei Besprechung des Würfels erwähnt wurden, an denen diese Flächen, wie bei den Krystallen von Pfitsch, klein, aber sehr glänzend sind; dann an einigen Melanitkrystallen von dort, mit vorherrschendem Oktaöder und Ikositetra&der und untergeordnetem Würfel und 5:3:5 (6. Taf. I. Fig. 6.) und endlich an grünen Krystallen von Schwarzenberg in Sachsen, die auf grünem dichtem Granat aufgewachsen sind. Ks sind Combi- Pyramidenokta&der i 5 i x a nationen des Dodekae@ders und Ikositetra&ders -:a:a, dessen 2 längere Kanten durch die glänzenden Flächen des Pyramiden- wurfels ziemlich stark abgestumpft sind. Das Granatoeder hat glänzende, das Ikositetraäder rauhe und matte Flächen. . “ .. [07 .. C} 2 . Wenn dieser Pyramidenwurfel 5:0:004 verhältnissmässig häufig vorkam, so sind andere Pyramidenwürfel um so seltener, a a 20 19 :°0@ beschreibt BreıtHuaupr*) und nach ihm *) Neues Jahrbuch. 1868. 605. **) Vollständiges Handbuch. III. 646 15: EN En di Er u er Ted re a 1: KOKSCHAROW *) von Pitkairanta mit dem Pyramidenwürfel a = . . . . =:a:oca in Combination, wie schon oben erwahnt. 3:5:004, welcher die gebrochenen Oktaederkanten des ! - Pyramidengranatoeders Se a abstumpft, findet sich nach 3.2 HESSENBERG**) an den kastanienbraunen Krystallen von Auer- bach, fast allein für sich ganz selbstständig auftretend, nur mit Spuren des gewöhnlichen Ikositetra@ders, theils aber auch in Combination mit andern Körpern. So beschreibt Hrssen- "BERG (). c.) vollkommen durchsichtige, blassisabellgelbe kleine aufgewachsene Krystalle, welche eine ziemlich complicirte Com- ‚ bination darstellen, die dadurch merkwürdig ist, dass mit dem Granatoeder > und ee die bei- . den Pyramidenwürfel = =-:0:004a und :co.a verbunden sind. 2° 3; 5; Er bildet diese Combination auch ab, ***) aber insofern un- richtig, als in der Abbildung die Kanten einer Fläche des ‚Pyramidenwürfels ©02 mit zwei anliegenden Pyramidengra- nato@derflächen 302, welche drei Flächen doch in einer Zone ‘liegen, nicht Panallel gezeichnet sind. Sehr ausgezeichnet habe ich die ad Form an den schon erwähnten rothbraunen Krystallen vom Gotteshausberg von Friedeberg in Oestr. Schlesien beobachtet. Es sind Do- deka&der, an deren Kanten die we des Ikositetra&ders : x a und des Pyramidengranatoeders =:-:@ auftreten und die ge- 3:5, | In brochenen Oktaederkanten der letzteren sind durch Flächen "> des Pyramidenwurfels 2122004 abgestumpft. Alle Flächen 322° sind glänzend, nur die letzteren matt und rauh, aber zum - — Theil ziemlich ausgedehnt, so dass sich der oben erwähnte - — Zonenzusammenhang ausgezeichnet beobachten lässt, wie das - Taf. I. Fig. 7 zeigt. *) Materialien, III. 35. Taf. 44. Fig. 6. **) Abhandl. Senkens. Ges. II, 177. Taf. VII. Fig. 25. “) ], c. Taf. VIL Fig. 25. Eu 134 Des CLoiszaux*) erwähnt diese Form im Flächenverzeich- niss des Almandin, nicht aber im Verzeichniss der Combi- nationen, er hat sie also wie es scheint nicht selbst beobach- tet, sondern aus der Litteratur entnommen. Weitere Pyra- midenwurfel sind nicht bekannt. Die letzte Formenreihe ist die der Achtundvierzigflächner, und da ist vor allem zu erwähnen, dass die sämmtlichen For- men dieser Reihe, die beim Granat bisher beobachtet worden sind, Pyramidengranatoeder sind, die die Granato@derkanten mehr oder weniger stark zuschärfen. Von diesen Pyramidengranato@dern gehört das mit dem Ausdruck 2:2 3 2 diesem ist hauptsächlich noch eins mit dem Ausdruck :a zu den gewöhnlichen Erscheinungen. Ausser 22 4 beobachtet, das statt des ersterwähnten zuweilen die Kanten des Granato@ders zuschärft, wie das z. B. Des Onoiszaux**) zeichnet. Diese beiden Formen, die bis jetzt nie neben ein- ander auftretend beobachtet wurden (siehe übrigens weiter unten), sind von einander mit Sicherheit nur durch Winkel- messungen zu unterscheiden, und es ist deshalb leicht möglich, dass sich eine theilweise Verwechslung dieser zwei Formen herausstellt und dass bei fortgesetztem Studium des Granats sich dieser letztere Körper als noch häufiger herausstellt, als bisher angenommen wurde, wie z. B. KokscHARow ***) beim a, s: . . [97 197 . russischen Granat blos die Form -:=:a, nicht aber auch 45 :a auffuhrt. SS ERS: DIR In der Litteratur wird sie von Hauy und Mons noch nicht aufgeführt; zuerst wurde sie an den braunen Krystallen von Orawitza im Banat beobachtet, und zwar wahrscheinlich von Levr}) im Jahre 1837, wenigstens habe ich frühere Angaben nicht finden konnen. Von da ab wird sie von dieser Lokalität in allen Handbuchern: Durrenoy, Dana, NAUMANN, QUENSTEDT, = *) Manuel de min. I. 269. *%) Manuel de min. Atlas. Taf. XVII. Fig. 100. *%*%*) Materialien etc. III. 13. +) Description d’une collection etc, J. 426. nn 135 # Das Onorseaux etc. aufgeführt. Ausserdem erwähnt sie nur # noch Kokscuarow*) am Grossular von Wilui, sonst wird kein Fundort weiter angegeben. Ich habe diese Form noch an verschiedenen anderen Orten beobachtet, so an den schon mehrfach erwähnten dunkelbraunen, fast schwarzen Krystallen von der Vallee de St. Nicolo am Monte Rosa, auf Chloritschiefer aufsitzend, und zwar in Ver- aa, 2 zusammen die Granato@derkanten zuschärfen. (Taf. I. Fig. 8.) Dass es wirklich diese zwei Pyramidengranato@der sind, er- bindung mit dem Pyramidengranatoeder a, welche beide PM giebt sich aus der Messung der betreffenden Winkel, welche betragen: berechnet gemessen ar Igor de a 1eBe ni, ni 160° 54. ....160° a8’ = watagı . ,.. 11a0.88, Einen ganz ähnlichen Krystall habe ich von Friedeberg beobachtet. Die Grösse des Krystalls erlaubte keine Messung, und es ist deshalb nicht mit aller Sicherheit zu behaupten, - dass auch hier dieselben zwei Pyramidengranatoeder die Gra- nato@derkanten zuschärfen, wie bei den Krystallen vom Monte Rosa. Hier wie dort sind alle Flächen glatt und glänzend. Ein nach den gemessenen Winkeln keine rationelle Axen- verhältnisse gebendes Pyramidengranatoöder erwähnt Kok- SCHAROW (l. c.). Ferner sind mehrfach sehr niedere Pyramidengranatoeder zu beobachten, die durch einfache oder doppelte Knickung der Ikositetra&der- oder Granatoöderflächen entstehen. Eine aus letzteren entstandene Form dieser Art berechnet NAUMANN ”*) nach den Winkelangaben von PhırLips als ie a. Es fin- . a, 64'63° det sich beim Topazolith, Aehnliches erwähnt Kenseorr***) *) Materialien etc. III. pag. 13. 29. Taf. 44. Fig. 10, 11, 12, **) Pocg. Annal. 16. 486. PP) Uebersicht für 1861. pag. 79, 136 bei den grünlichschwarzen Allochroitkrystallen von Rympfisch- weng am Findelengletscher bei Zermatt. Eine Knickung der Ikositetraöderflächen nach der Symmetrielinie habe ich an den honiggelben, auf Feldspath aufgewachsenen Granaten von Elba beobachtet, doch ist mit allen solchen Flächen durch Messung nicht viel anzufangen, warum ich auch hier- nicht weiter darauf eingehe und nur ihr Vorhandensein erwähnt haben möchte. E Fasst man nun die Resultate vorliegender Untersuchung zusammen, so ergiebt sich, dass bis jetzt am Granat folgende Formen und zwar an folgenden Fundorten beobachtet sind: 1. Oktaöder (Pyschminsk, Elba [die oktaädrischen Krystalle auf den grünen Schiefern], Alathal (2), Grube An- dreasort in Andreasberg). 2. Würfel. (Alathal, Arendal, Dognatzka, Pitkairanta, Auer- bach, Mittagshorn im Saasthal, Elba, Pfitsch, Pfun- ders, Vesuv, Findelengletscher bei Zermatt. 3. Granatoeder fehlt fast nie. 4. Ikositetraäder: a) b) .a:a fehlt selten. SS DIS Q :a (Elba, [oktaödr. Granat der grünen Schiefer nach Bomsiccı] Pfitsch, Pfunders). Se c) d) :a:a Orawitza, Mussaalp nach QUENSTEDT.) 5:5 (Ural? [Koxscuarow, cfr. pag. 15], St. Gotthard.) 5. Pyramidenoktaäder: 2) b) BIS SUR :a (Zillerthal, Ural? [KokscHArow, pag. 18]). IS DIS DIS wis wi8 :a Elba, oktaödr. Granat der grünen Schiefer.) c) :5 (Alathal, Pfunders, Friedeberg, Vesuv, Do- 8 gnatzka, Mittagshorn, Zermatt, Lanzathal, Pitkairanta.) 137 \ 6: Pyramidenwürfel: a) 50:00 (Alathal, Elba [Granat der Granitgänge] Dognatzka, Pitkairanta, Auerbach, Mittags- horn, Zermatt, Lanzathal, Pfitsch, Pfun- ders, Schwarzenberg in Sachsen.) 2000 (Pitkairanta). 20 19 a c) 3:5: 004 (Auerbach, Friedeberg). 7. Pyramidengranatoeder: 2.a sehr häufig. BIS WIR SS] ES Oo) :a (Pfunders, Czyclowa, Vallee de St. Niccolo, Friedeberg, [?] Wilui). a 4 c) Er (Topazolith ohne nähere Angabe des Fundorts). . d) unbestimmte: (Wilui, Rympfischweng, Elba [Gra- nat der Turmalingranitgänge]). Aus dieser Zusammenstellung ergiebt sich sodann die grössere oder geringere Häufigkeit oder Seltenheit der be- treffenden Fläche von selbst. Y. Ueber einige physikalische Verhältnisse des Glimmers. I. Die Strukturverhältnisse. Wie die meisten physikalischen Eigenschaften der Mine- ralien, so ist auch die Structur derselben bis jetzt noch wenig - eingehend untersucht worden. Erst neuerer Zeit tritt man . diesen Fragen etwas näher, und es ist neben einigen anderen - Mineralien (Kalkspath, Steinsalz ete.) besonders der Glimmer, der sich zu derartigen Untersuchungen gut eignet. EEE EI EN rg ea Be En Sl a a Be En En a a I N RT ne RA ae BE ee ET Pre ET ET N x = ir == a DE a er Zr j < ’ x I. N DEE N NIE 7 EC SE ET EN 138 Schlag- und Drucklinien. | Dass der Hauptblätterbruch nicht der einzige am Glimmer auftretende ist, hat Herr Prof. Reusch, dem die Krystallphysik schon so viele wichtige Entdeckungen verdankt, schen vor längerer Zeit nachgewiesen.*) Er hat diese Blätterbrüche, welche weit schwieriger zu erhalten sind, als der Hauptblätterbruch parallel der Basis, dargestellt vermittelst der Körnerprobe, durch Aufsetzen des Körners oder einer Nadel auf die Glimmer- platte und Eintreiben der Spitze in den Glimmer durch einen leichten Schlag. Die so erhaltönen Blätterbruche sind nach der zuerst von Prof. REUSCH ausgesprochenen Ansicht senkrecht zur Basis und parallel mit den Flächen des Hauptprismas p=a:b:ooe und der Längsflächke b=mwoa:b:ooc, und stellen sich dar als drei durch die Ansatzstelle des Körners gehende Strahlen, welche mehr oder weniger regelmässig und geradlinig sind und sich unter Winkeln von ungefähr 60° schneiden, so dass ein mehr oder weniger regelmässiger, sechsstrahliger Stern entsteht. Jeder - Strahl ist parallel einer der Kanten der genannten drei Flächen mit der Basis, Die Entdeckung dieser Blätterbrüche und ihre Darstellung vermittelst der Körnerprobe war für das Studium des Glimmers von ganz besonderer Wichtigkeit, weil es mit Hülfe derselben möglich war, sich in allen zumeist vollkommen formlosen Glimmerplatten, wie sie in den Graniten und anderen Gesteinen vorkommen, mit Leichtigkeit krystallographisch zu orientiren, unter Zuhülfenahme der Untersuchung im polarisirten Licht. Die Richtung der Ebene der optischen Axen giebt stets die- jenige sogenannte „‚charakteristische‘ Schlaglinie, welche der Längsfläche parallel geht, die zwei andern entsprechen den Prismenflächen. Ich habe früher eine Anzahl von Glimmern mittelst dieser Methode untersucht und einige allgemeine Resul- tate angegeben. **) In neuester Zeit hat Herr Prof. ReuscH seine Studien am Glimmer fortgesetzt und diemerkwürdige Entdeckung gemacht,“*) | *) Berl. Akad. Sitzungsber. v. 9. Juli 1868; daraus Pose. Annal, 136. 130 u. ferner: Berl. Akad. 4. Februar 1869, daraus Pocs. Annal, 136. 632. ! *%*%) Pocs. Annal, 138. 337. 1869, *%*%) Berl. Akad. Sitzungsber, vom 29. Mai 1873 139 dass sich auf der Basis“ ein weiteres System von Bruchlinien ' darstellen lässt. Druckt man nämlich auf eine nicht zu dünne Glimmerplatte, welche auf einer elastischen ebenflächigen Unter- lage ruht, mittelst eines halbkuglich begrenzten stumpfen Stifts, so entstehen Bruchlinien, die eine andere Lage haben als die durch den Schlag auf eine scharfe Nadel erzeugten; sie sind nämlich parallel mit Richtungen, die zwischen den erstgenannten in der Mitte liegen und Winkel von 30° mit ihnen machen. Das System der auf diese Weise entstandenen Blätter- brüche, das in der Folge als das System der Drucklinien von dem der Schlaglinien unterschieden werden soll, ist aber nicht so regelmässig, wie das System der Schlaglinien, es entsteht nicht der regelmässige sechsstrahlige Stern, sondern es ent- steht, wenn nach allen drei Richtungen die Drucklinien zum Vorschein kommen, meist ein dreistrahliger Stern; zuweilen kommen auch blos zwei oder auch wohl blos eine der Druck- linien zum Vorschein. Weiter unten soll von der Erscheinungs- weise dieser Drucklinien eingehender die Rede sein. Ich habe schon früher, ehe ich mit dieser Entdeckung des Herrn RruscH bekannt war, diese als Drucklinien von den Schlaglinien unterschiedenen Blätterbruche auf eine andere Art, nämlich ebenfalls mit dem Körner oder vielmehr mit der Nadel dargestellt, ohne mir damals ganz von der Erschei- nung Rechenschaft geben zu können. Diese Art der Dar-- stellung ist zwar viel weniger allgemein anwendbar, als die von Herrn Prof. Reusch angegebene. Da aber die so dar- gestellten Drucklinien die Quelle vielfacher Irrthümer werden können, so will ich näher auf ihre Entstehung und ihre Eigen- schaften eingehen. Ich hatte nämlich auf Veranlassung von G. RosE ange- fangen, die Glimmer des Berliner Mineralienkabinets einer ein- gehenden Untersuchung zu’ unterwerfen, ähnlich wie ich in der oben eitirten Arbeit die Glimmer der Tübinger Sammlung unter- - sucht hatte, Gleich im Anfang fiel mir auf, dass an einem ziemlich sproden, ganz hellblonden Kaliglimmerblättchen vom Ural, ‚von ziemlicher Dicke, also vielleicht für die Körnerprobe ein wenig zu dick, beim Schlagen an verschiedenen Stellen nicht lauter Linien-Systeme von beziehungsweise parallelen Linien entstanden, sondern bald solche parallel dem System der Schlaglinien (Taf. II. Fig. 1a.), bald solche parallel dm der Drucklinien, (Fig. 1b.) die mit jenen Winkel von 30° mach- ten, so dass also auf einem und demselben Glimmerblättchen ver- schieden gerichtete Schlagliniensysteme vorhanden waren. Da- mit schien der Werth der Körnerprobe fur die krystallographische Orientirung an unregelmässigen Glimmerplatten wieder voll- kommen in Frage gestellt, denn es liess sich auf den ersten Blick durchaus nicht entscheiden, welchem von den auf der Platte vorhandenen Liniensystemen das Hauptprisma p und die Längsfläche b, welchem dagegen das zweite Prisma p’=a:;:b:ooc und die Querfläche a=a:o0b:o0c entspreche. Dass sie diesen beiden krystallographischen Richtungen wirk- lich entsprachen, ging aus der optischen Untersuchung hervor, welche ergab, dass stets eine Linie jedes Systems entweder parallel oder senkrecht zur Richtung der Ebene der optischen Axen war. Im Allgemeinen war wohl zu erkennen, dass an allen den Stellen, wo der Glimmer durch den Schlag voll- ständig durchbohrt wurde, das eine Liniensystem auftrat, wo die Axenebene senkrecht zur charakteristischen Schlaglinie war,“) aber an den andern Stellen, die durch den Schlag nicht ganz durchbohrt worden waren, zeigte sich bald das eine, bald das andere der beiden Systeme, Bei genauerer Betrachtung der verschiedenen durch Druck und Schlag erzeugten Linien unter dem Mikroskop lernt man bald diese beiden Systeme zu unterscheiden, auch wenn man die Art und Weise der Entstehung, ob durch Druck oder Schlag, nicht kennt. Vergleicht man dann die verschieden ge- richteten auf derselben Glimmerplatte durch Schlag auf die Nadel entstandenen Liniensysteme mit den eigentlichen Druck- und Schlagliniensystemen, so bemerkt man bald, dass die sämmt- lichen Systeme, deren Linien beziehungsweise parallel sind, in ihren physikalischen Verhältnissen den Schlaglinien gleichen, während die wieder unter sich beziehungsweise parallel ge- richteten, aber in der Richtung von den vorigen um 30° ver- *) Es bezieht sich diese Auseinandersetzung zunächst auf Glimmer erster Art, speziell grossaxige Kaliglimmer. Bei Glimmern zweiter Art sind die Verhältnisse aber wesentlich dieselben, nur hat man die Ver- schiedenheit der Richtung der Axenebene zu berücksichtigen, was ohne Schwierigkeit gemacht werden kann. 141 schiedenen Systeme durchaus die Verhältnisse der durch Druck _ erzeugten Linien zeigen. Dadurch geben sich die einen als echte Schlaglinien parallel dem Hauptprisma p und der Längs- fläche b zu erkennen, während die anderen als ebenfalls durch Schlag erzeugten Drucklinien parallel dem zweiten Prisma p’° und der Querfläche a zu betrachten sind und man hat damit wieder die anscheinend gefährdete Sicherheit in der krystallo- graphischen Orientirung gewonnen. Ehe ich zur Unterschei- dung der beiden Liniensysteme übergehe, möchte: ich einige Worte über die Darstellung derselben beifügen, die vielleicht von praktischem Nutzen sind. Entstehung der Schlag- und Drucklinien. Ueber die Darstellung dieser Linien hat Herr Prof. ReuscH seine Erfahrungen in seiner letzten Arbeit (Berl. Akad, 1873) niedergelegt, und ich kann nach meinen an den verschieden- sten Arten von Glimmer und anderen ähnlichen Mineralien (Chorit, Talk ete.) gemachten Beobachtungen nur das 1. c. An- gegebene bestätigen. Was die Schlaglinien betrifft, so hatte Herr Rrusca schon lange den Körner weggelegt und dafür eine vorn stumpfer conisch abgeschliffene grobe Schneidernadel ge- nommen, die den Mittelpunkt des Strahlensystems weniger ruinirt und überhaupt viel bessere Resultate giebt, als der rohere Körner. Es handelte sich aber wesentlich um eine passende Unterlage, denn je nach dem dazu angewandten Material zeigen sich die Resultate bei Anwendung derselben Nadel und dessel- ben Glimmers sehr verschieden. Eine solche Unterlage muss drei Hauptbedingungen erfüllen. Sie muss: l. vollkommen eben sein; 2. fest genug, um überhaupt eine solide Basis abgeben zu können, 3. aber auch elastisch und weich genug, damit der Glim- mer die beim Druck und Schlag unvermeidlichen kleinen Bie- gungen erleiden kann. Die von Herrn Prof. Reusca ]. c. angegebene, auf eine dicke { Glastafel aufgeklebte ungefähr liniendicke Platte von vulkani- sirtem Kautschuk, erfüllt alle diese Bedingungen aufs Beste. Die Platte, die ich der Güte des Herrn Reusch verdanke, - hat mir bei den vielen Glimmeruntersuchungen die besten Dienste geleistet. Es ist mit einer solchen Platte viel leichter gute Schlaglinien zu bekommen, als mit irgend einer andern 142 Unterlage, und es erfordert bedeutend weniger Uebung, wenn- gleich es auch hier erst nach einiger Zeit gelingt, Linien- systeme herzustellen, die die Richtungen p und b scharf und deutlich bezeichnen. Zur Darstellung der Drucklinien dient dieselbe Unterlage und es ist hierbei ihre Elasticität von noch grösserer Bedeu- tung, als bei der Darstellung der Schlaglinien. Ich verweise in diesem Punkte auf die Beschreibung von Herrn Prof. REuscH (l. e. 1873) und bemerke nur, dass etwas spröde Glimmer, die sich nicht leicht biegen lassen, sehr gern beim Druck blos ein rundes Loch geben, ohne eine Spur von davon ausgehenden Drucklinien. | Die Darstellung der Drucklinien mittelst eines Schlages auf die Nadel ist ziemlich schwierig, und so leicht auch deren Dar- stellung durch Druck sein mag, so gelingt sie doch nur bei wenigen Glimmersorten durch Schlag und zwar besonders bei solchen, welche eine gewisse Sprödigkeit besitzen, nie bei wei- chen, talkähnlichben. Auch darf die Tafel nicht zu dunn sein, weil sonst die Nadel ganz durchdringt und dann meist Schlag- linien hervorbringt. Die Nadel darf auch nicht zu spitzig sein. Am besten erhält man die Linien, wenn man eine schon ge- brauchte und durch den Gebrauch etwas abgestumpfte Nadel auf eine etwas dicke, spröde Glimmerplatte aufsetzt und einen ganz leichten und langsamen Schlag führt, der eben hinreicht, auf den Glimmer einen genügenden Druck auszuüben, nicht aber ihn zu durchbohren oder auch nur einen wesentlichen Eindruck darin hervorzubringen. In letzterem Fall entsteht, wie erwähnt, fast stets die Schlagfigur, aber auch häufig dann, wenn der Schlag leicht genug schien, die Druckfigur hervorzubringen. Es ist also die Entstehung der Druckfigur durch Schlag mehr oder weniger dem Zufall anheimgegeben, doch kann man mit einer passenden Nadel an einem passenden Glimmer bei einiger Uebung ziemlich sicher diese Drucklinien darstellen, während dies bei anderen Glimmersorten durchaus nicht gelingen will. Zuweilen kommt es vor, dass zwischen den einzelnen Schlaglinien noch die eine oder andere Drucklinie zugleich auf- tritt, doch sind dies seltene Fälle, und stets sind dabei die Schlaglinien über die zwischenliegenden Drucklinien in der Länge uud Dicke so überwiegend, dass dabei durch die Druck- linien nie ein Zweifel in der krystallographischen Orientirung 143 entstand. Man kann aber ganz willkürlich ein von einem _ gemeinsamen Mittelpunkt aus strahlendes combinirtes Druck- nnd Schlagliniensystem erzeugen, (Taf. II. Fig. le.) wenn man erst durch einen leichten Schlag die Drucklinien herstellt, hierauf in deren Mittelpunkt eine scharfe Nadel aufsetzt und nun einen stärkeren Schlag führt, durch welchen die Schlaglinien ent- stehen. Es gelingt dadurch zuweilen, durchaus nicht immer, einen sehr regelmässigen zwölfstrahligen Stern zu erzeugen, dessen abwechselnde Strahlen der Schlag- und Druckfigur an- gehören, und solche Sterne sind zur Vergleichung der zweierlei Linien und ihrer verschiedenen physikalischen Eigenschaften ganz besonders geeignet. Uebrigens bilden sich diese Druckfiguren auch vielfach, ohne dass ihre Entstehung beabsichtigt wird, durch blosse schlechte Behandlung von namentlich grösseren Glimmertafeln, die allen Stossen und Drucken preisgegeben sind. So dienten hier vielfach grosse weisse Glimmerplatten als Material, um die Lage der Krystalllächen an den Axensystemen zu demon- striren. Diese Tafeln, welcke stets allen möglichen Drücken, Verbiegungen,, Stössen etc. ausgesetzt sind, tragen solche Drucklinien in grosser Menge und häufig grosser Schönheit, wie sie besser nicht bei absichtlicher Darstellung entstehen können; es sind entweder ganze, zuweilen sehr regelmässige dreistrahlige Sterne, oder sieht man auch nur zwei oder einen der drei Strahlen, ganz wie bei absichtlicher Darstellung durch regelmässigen Druck. - Wie leicht in der That diese Linien entstehen, sieht man - auch, wenn man eine Glimmerplatte zwischen zwei Finger- nägeln ganz aufs Gerathewohl quetscht. Fast regelmässig ent- steht dabei ein Druckliniensystem, oft ebenfalls regelmässig, wie bei einem regelrechten Druck, oft auch weniger. Bei der leichten Art der Darstellung, die also nur, wenigstens bei ge- eigneten Glimmersorten, einen unregelmässigen Druck, eine Quetschung oder eine ähnliche mechanische Einwirkung vor- aussetzt, ist es zu verwundern, dass diese Blätterbruche nicht schon lange bemerkt wurden. Es kommt dies aber wohl da- her, dass diese Systeme fast nie so gebildet sind, auch nicht bei einem ganz regelmässigen Druck, dass die darin herr- schende Gesetzmässigkeit so leicht zu bemerken wäre, da nur “in seltenen Fällen, besonders dann, wenn in dem betreffenden 144 Glimmer schon durch leichten Druck ein Druckliniensystem ent- steht, dieses einen ebenso regelmässigen sechsstrahligen Stern | bildet, wie das Schlagliniensystem, während gewöhnlich, wenn stärkerer Druck nöthig war, ein mehr oder weniger unregel- mässiges Centrum entsteht, von dem die Anfänge der Linien zuerst unregelmässig ausstrahlen, so dass sie erst im weiteren Verlauf ihre regelmässige Richtung annehmen. Wie schon er- wähnt wurde, fehlt auch nicht selten die eine oder andere Linie, so dass nur zwei Richtungen oder auch nur eine ver- treten ist. Ausser nach den drei genannten Richtungen parallelp’ unda erscheint aber häufig bei Darstellung der Druckfigur noch eine weitere Linie, die der Richtung nach diesem System eigentlich nicht, sondern dem Schlagliniensystem angehört, aber natur- lich ganz dieselbe Entstehungsursache hat, wie die andern Drucklinien. Diese geht stets parallel der charakteristischen Schlaglinie, also parallel b = (010) und theilt den Winkel der zwei den Richtungen (130) und (130) Pe Linien in zwei gleiche Hälften von je 30°. Diese Linie bildet sich nicht sehr häufig. Ich habe bei Untersuchung einer grösseren Anzahl von Präparaten, die theils von Herrn Prof. ReuscH dargestellt und an G. Rose gesandt, theils von mir selbst verfertigt waren, gefunden, dass circa 2 oder — derselben diese Linie deutlich zeigte, bei andern waren nur Spuren derselben durch feine Risse angedeutet, bei andern fehlte sie ganz. Nur dieser Richtung b=(100) geht diese zu- weilen auftretende vierte Linie der Drukfigur parallel, nie einer der beiden p, so dass der Schluss gerechtfertigt ist, dass die durch den Druck im Glimmer in Thätigkeit gesetzten Kräfte parallel b dieselbe Wirkung auf ihn auszuüben im Stande sind, wie in der Richtung von a und p°, dass sie diese aber parallel p nicht im Stande sind. Aus dem selteneren Auftreten der Linie parallel b folgt aber ferner, dass durch den Druck die Trennungen im Glim- mer parallel b nicht so leicht erfolgen, als parallel p® und a, während zwischen a und p° kein Unterschied festgestellt werden kann. Das Erscheinen dieser Linie kann zuweilen eine prak- tische Bedeutung haben, sofern sie unmittelbar und obne Zu- hulfenahme des Polarisationsinstruments angiebt, welches die charakteristische Schlaglinie ist, die mit ihr ja stets parallel geht. 145 Nicht selten findet man, dass die charakteristische Schlag- linie langer ist, als die beiden andern. Es ist dies nicht immer der Fall, aber doch oft der Längenunterschied zwischen beiden ein sehr bedeutender, so dass die Schlaglinie b mehrere Mal länger sein kann, als p. Nie hat eine Linie parallel p eine so entschieden bedeutendere Länge. Wenn sich je eine der p weit fortsetzt, so pflegt dies von einem gewissen Punkt an unregelmässig zu geschehen, so dass ein grösserer Theil der Längenerstreckung nicht die regelmässige Schlaglinie ist, sondern eine etwas gebogene Fortsetzung derselben. Daraus folgt, dass die Theilung durch Schlag längs b leichter vor sich zu gehen scheint, als in der Richtung von p. Doch ist dieser Unterschied jedenfalls nicht bedeutend, da sich diese grossen Längenunterschiede nicht häufig und auf einer und der- selben Glimmerplatte nicht immer beobachten lassen, wo man doch die Verhältnisse an allen Stellen als ganz gleich voraus- setzen kann. Nähere Beschreibung und Unterscheidung der zwei Liniensysteme. Wie erwähnt, macht es die sichere Herstellung der krystallo- graphischen Orientirung in Platten, wo durch Schlag beide Systeme entstehen, sehr wünschenswerth, diese sicher zu unter- scheiden. Daher habe ich eine grosse Anzahl von Schlag- und Drucklinien unter dem Mikroskop bei schwacher Ver- grösserung (doch mindestens 50 Mal, oft ist auch zur Er- kennung der Unterschiede viel stärkere Vergrösserung nöthig) untersucht und gefunden, dass diese Linien allerdings so be- deutende Verschiedenheiten zeigen, so dass dem Geübten ein Blick in’s Mikroskop genügt, um eine Schlaglinie von einer Drucklinie zu unterscheiden, Betrachten wir zuerst die Schlagliniensysteme,. Ein solches ist Taf. II. Fig. 2a, sehr stark vergrössert abgebildet, Fig. 2b zeigt die natürliche Grosse, Die sechs Linien strahlen alle von einem mehr oder weniger durch die Spitze der Nadel zer- trummerten Centrum aus und beginnen hier häufig mit sechs meist deutlich und weit klaffenden Spalten, als deren Fort- setzung sich die eigentlichen Schlaglinien darstellen. Selten gelingt es, die Schlagfigur so zu erzeugen, dass das Centrum nicht durch die klaffenden Spalten oder durch ein Loch ange- Zeits.d. D.geol.Ges. XXVL ı. 10 deutet ist, sondern dass die sechs Strahlen von einem und demselben blos durch den Schnitt der Linien angegebenem Punkt ausstrablen. Nie ist es blos Eine Spalte, die eine Schlaglinie macht, sondern stets gehen mehrere dicht ge- drängte Spältchen genau parallel neben einander her, einen Strahl der Schlagfigur bildend, häufig das eine Spältchen viel stärker als die anderen und sich weiter fortsetzend. Nicht selten biegen sich die starken Spalten am Ende etwas ein und verfolgen einen gekrümmten Weg. Dasselbe ist zuweilen der Fall auch bei den feineren Spältchen, wobei sie dann am Ende etwas divergiren. Zuweilen biegen sich die Strahlen auch wohl plötzlich knieeförmig unter einem Winkel von 120° um und verfolgen hinter dem Knie die Rich- tung eines anliegenden zweiten Strahls in der eben beschrie- benen Weise. Selten biegt sich derselbe Strahl noch einmal um und bildet ein zweites Knie, so dass nun die Spalte in der Richtung der dritten Schlaglinie sich fortsetzt, Häufig gehen längs des einen oder anderen dicken Hauptstrahls oder längs allen feinere Aestchen rechts und links von demselben ab, welche den zwei anderen Hauptstrahlen parallel sind, und ebenso sind nicht selten zwei Hauptstrahlen durch einen Zwischenstrahl parallel dem dritten mit einander verbunden. Solche verbindende Zwischenstrahlen finden sich besonders häufig und dicht gedrängt um das Centrum, den Ansatzpunkt der Nadel herum, besonders so weit die klaffenden Spalten reichen, so dass diese mittlere Parthie des Glimmers durch die dicht gedrängten Spältchen ganz dunkel erscheinen. Das Centrum ist von einer mehr oder weniger regelmässig kreisförmig begrenzten Zone umgeben, in der lebhaft newtonia- nische Farben sichtbar sind, hervorgerufen durch dünne Luftschichten, die sich wegen geringer Aufblätterung um das Centrum herum dort eingepresst zwischen den Glimmerlamellen vorfinden. Diese Zone der newtonianischen Farben erstreckt sich nie bis an die Endspitzen der Schlaglinien, sondern um- giebt immer, ganz unabhängig von diesen Spitzen, die centrale Parthie, etwa so, wie es die in der Figur punktirte Linie angiebt. Ein Druckliniensystem ist in natürlicher Grösse in Taf. II. Fig. 3b, stark vergrössert in Fig. 3a abgebildet. Hier findet man, wie schon erwähnt, nicht mit solcher Regelmässigkeit, 147 wie bei den Schlaglinien, den sechsstrahligen Stern, indem hier häufig die Strahlen sich blos auf der einen Seite der Druck- stelle finden und sich nicht nach der andern fortsetzen, so dass häufig dreistrahlige Sterne entstehen, an denen auch wohl noch der eine oder gar zwei von den drei Strahlen fehlen können. So kommt es oft vor, dass die ganze durch den Druck erzeugte Figur blos aus Einem Strahl besteht. Von der in der Richtung der charakteristischen Schlaglinie auftretenden weiteren Linie habe ich ebenfalls schon oben gesprochen. — Dies Druckliniensystem ist nun folgendermassen beschaffen: der Mittelpunkt ist im Allgemeinen viel weniger zerstört, als bei den Schlagliniensystemen, wenn der Druck nicht geradezu bis zur völligen Durchbohrung der Platte fortgesetzt wurde, was zur Erzeugung der Drucklinien durchaus nicht nöthig ist. Die Linien gehen entweder alle von einem Punkt aus, oder der dritte Strahl zweigt sich erst an einem vom Durchschnitts- punkt verschiedenen Punkte eines der zwei ersten Strahlen ab. Zuweilen entsteht im Mittelpunkt ein gleichseitiges Dreieck, ' dessen Seiten den Strahlenrichtungen beziehungsweise parallel sind und zwischen dessen drei Seiten eine verhältnissmässig wenig alterirte Glimmerparthie liegt. Nicht selten entstehen auch complicirtere Figuren, indem nach einigen oder allen Richtungen mehrere dicke Strahlen verlaufen, alles lässt sich aber ohne Mühe auf den ursprünglichen drei- oder sechsstrahligen Stern zuruckführen. Was die einzelnen Strahlen betrifft, so sind sie ebenfalls aus einer Anzahl von nebeneinander herlaufenden, mehr oder weniger feinen Rissen und Spalten zusammengesetzt, Diese sind aber nicht streng parallel, sondern divergiren von ihrem Anfangspunkt aus ein wenig, wobei die einzelnen Risse nach aussen hin immer feiner und feiner werden, so dass das Bild einer Ruthe entsteht. Rings um die Ansatzstelle ist auch hier Aufblätterung erfolgt, diese folgt aber ganz genau den einzelnen Strahlen, die sie bis zu ihren äussersten Spitzen in schmalen Rändern umgiebt, was auch hier an den newtonianischen Far- ben zu bemerken ist, so dass hier ein farbiger Stern ent- steht, der so viel Strahlen hat, wie die Druckfigur, und an dem die durch die Aufblätterung entstandenen Farbenräume die einzelnen Strahlen längs ihres ganzen Verlaufs bis an ihre ausserste Spitze hin umgeben. Ausser diesen Farben sieht 10* 148 man aber auch noch in den die Strahlen zusammensetzenden Rissen farbige Erscheinungen längs diesen sich hinziehen, die offenbar mit der längs dieser Richtungen stattfindenden Faser- bildung zusammenhängen und wohl als Gitterwirkungen auf- zufassen sind. Hat man nun eine Schlagfigur, von der es zweifelhaft ist, ob sie dem Schlag- oder Druckliniensystem angehört, so liefert die gegebene Beschreibung beider ein sicheres Mittel zur Unter- scheidung. Bei den Schlaglinien verlaufen die einzelnen Risse parallel, zeigen vielfach Umbiegungen in scharfen Knieen und eben solche Verästelung und nie zwischen den Rissen die von der Fasrigkeit herrührenden Farbenerscheinungen. Bei den Druck- linien sind die Linien ruthenformig, die Risse schwach diver- girend und zwischen den Rissen sieht man die durch die Faserbildung erzeugten Farben. Umbiegungen in scharfen Knieen sind hier nicht beobachtet wie dort, auch nicht Veräste- lungen in dieser Art. Sehr charakteristisch ist auch besonders der durch die Aufblätterung entstandene Saum von newtonia- nischen Farben. Bei den Schlaglinien geht die Aufblätterung vom Mittelpunkt aus, die Grenze der Farben bildet einen mehr oder weniger regelmässigen Kreis um die Ansatzstelle und durchschneidet die Strahlen an beliebigen Punkten. Bei den Drucklinien dagegen geht die Aufblätterung von den einzelnen Strahlen aus und die Farbengrenze umgiebt deshalb jeden einzelnen Strahl, stets dessen äusserste Spitze noch in sich fassend und nie einen auch noch so kleinen Riss durch- schneidend. Durch Berücksichtigung dieser Unterschiede wird man in den Stand gesetzt, die beiden Liniensysteme stets sicher zu unterscheiden und man hat damit die Möglichkeit der genauen Orientirung nach diesen Liniensystemen wieder erreicht. Natur der Schlaglinien. Hierbei handelt es sich um die Bestimmung von zweierlei verschiedenen Verhältnissen. Einmal ist es klar, dass diese Schlaglinien nichts anderes sind, als die Schnitte irgend einer inneren Fläche, die eben durch die Körnerprobe zur Erschei- nung kommt, mit der Basis oder dem Hauptblätterbruch. Diese inneren Flächen nun können in ihrer Neigung sehr verschieden sein, d. h. sie können mit der Basis die allerverschiedensten Winkel machen; sie können senkrecht zur Basis sein, also 149 wirkliche Prismen- und Brachypinakoidflächen, oder sie können mit der Basis einen mehr oder weniger grossen, von 90° ver- schiedenen Winkel bilden und also einem rhombischen Oktaäder a:b:mc der Hauptreihe und einem beliebigen Brachydoma _ angehören. Sodann erhebt sich die Frage, ob die Flächen, welche die Schlaglinien erzeugen, Flächen einer leichten Zerreissbar- keit sind, d. h. Flächen, die senkrecht auf einer Richtung stehen, nach welcher die absolute Festigkeit des Glimmers ein Minimum ist, ob sie also dem Hauptblätterbruch parallel der Basis vergleichbar sind; oder aber ob es nicht vielleicht Flächen sind, nach denen die Molekule des Glimmers beson- sonders leicht gegen einander verschoben werden durch einen Druck, der nicht senkrecht zu den betreffenden Flächen steht, ob man es also vielleicht mit Gleitflächen zu thun hat, wie sie nach den Beobachtungen von Reus#*) bei Kalkspath und Steinsalz durch den Körner hervorgebracht werden. Dieselben Fragen legte sich auch Herr Prof. Reusch**) vor. Er vergleicht die Schlaglinien mit den durch die Körner- probe erzeugten Linien und Flächen am Steinsalz und meint, dass es denkbar ist, dass auch an andern Krystallen in erster Linie Trennung nach den Flächen kleinster Cohäsion und da- her leichtester Verschiebbarkeit hervorgerufen werden können, Dann fährt er fort: „Der sechseckige Kern der Schlagfigur scheint mir ferner darauf hinzudeuten, dass hier Gleitflächen ins Spiel kommen könnten, die nun allerdings nicht nothwen- dig Säulenflächen, sondern wohl eher oktaidische oder dode- kaidischen Flächen sein durften, die mit den ersteren je in einer horizontalen Zone lägen.“ | Was nun zuerst die Neigung der Flächen betrifft, so ge- lingt es nicht, aus der Betrachtung und Untersuchung der künstlichen Schlagfiguren hierüber ins Klare zu kommen. Es zeigen aber viele Glimmerplatten Risse und Spalten von natür- licher Entstehung in der Richtung der Schlaglinien, die ge- wissermassen als natürliche Schlaglinien zu betrachten sind und die Untersuchung dieser Spalten ist im Stande, die vor- liegende Frage zu lösen. i Zu diesem Zweck ist eine Glimmerplatte von Monroe in New-York (Greenwood fournace) von besonderer Wichtigkeit. *) Pocs. Annal. 132. 441. 1867. **) Pocc. Annal, 136. 130. 1869. ER RER Sr KUREN INGE 09 WEN PR TR RUN SrascN IEERRER OR LEINEN DR I EN | ar: EN 150 Dieselbe ist ein Stück des bekannten dunkel ‚bouteillengrünen Phlogopits mit einem Axenwinkel von ungefähr 10°. Die Tafel ist begrenzt von schiefen Flächen, die alle mit der Basis Winkel von ca. 113° machen (vergl. die Beschreibung von KENnGoTT, Wiener Akad., Sitzungsber. XI. 615. 1853 und weiter unten). Diese Flächen liegen in den Zonen der Basis mit der Querfläche und den Flächen des zweiten Prismas (130), und ihre Kanten mit der Basis sind deshalb beziehungsweise senkrecht zu den Linien der Schlagfigur und parallel mit den Linien der Druck- figur. Diese Seitenflächen sind im Allgemeinen rhombo&drisch angeordnet, wie dies KEnneort (l. ec.) beschreibt. Der vor- liegende Krystall ist Taf. II. Fig. 6 abgebildet, Auf der Basis sieht man zun eine der erwähnten auch an andern Glimmern häufig beobachtbaren Linien parallel den Schlaglinien, hier speciell parallel der charakteristischen, durch- aus gerade und sehr regelmässig verlaufen. Diese Linie geht bis zur Kante mit der entsprechenden schiefen Seitenfläche von A nach B, hort hier aber nicht auf, sondern setzt sich auch noch auf der Seitenfläche fort, längs B C, und zwar ganz genau senkrecht zu der Kante dieser Fläche mit der Basis. Die untere Seite dieser Glimmerplatte ist aufgewachsen und kann desshalb nicht beobachtet werden. Spaltet man oben ein Blätt- chen ab, so sieht man die Linie auf der neuen Basis wie vorher am gleichen Ort in der Winkelecke A entspringen und wie vor- her als eine sehr gerade und regelmässige, wenig vertiefte Rinne, verlaufen. Zugleich lässt sich nach dieser Linie das abgespaltene Glimmerblättchen leicht einreissen, so dass eine genau gerade nach dieser Linie verlaufende Spalte entsteht. Diese beiden Linien deuten also eine Spalte an, die in der Richtung der Schlag- linien und zugleich senkrecht zum Hauptblätterbruch den Glimmerkrystall durchsetzt. Es ist daher wohl der Schluss gerechtfertigt, dass überhaupt die den Schlaglinien entsprechen- den Blätterbruche senkrecht zum Hauptblätterbruch, also parallel den Hauprismenflächen (110) und der Längsfläche (010) sind und nicht etwa schief dazu parallel den Flächen eines Oktaöders und eines Längsprismas. Dass diese Spalten in ihrem ganzen Verlauf so selten zu beobachten sind, kommt vielleicht mit daher, dass diese schiefen Seitenflächen selten so deutlich und glatt sind, dass hier eine so feine Linie zwischen den Fasern leicht sichtbar wäre. Bei einigen Phlogopiten kommen diese Seitenflächen zwar nicht 151 selten vor, aber die hiesige Sammlung ist verhältnissmässig arm daran. Bei Muskowiten sind diese Flächen zwar auch nicht selten vorhanden, aber meist ganz rauh und unregel- mässig, so dass daran wohl kaum viele Beobachtungen in diesem Sinn gemacht werden können. Nachdem nun also die Richtung der Schlagflächen, soweit die vorliegenden Beobachtungen dazu ausreichen, festgestellt ist, handelt es sich um die Feststellung der Art und Weise, wie die Schlagflächern entstehen. Ich denke mir"den Vorgang folgendermassen: Wenn die Spitze des Korners oder der Nadel durch den Schlag mit dem Hammer in die Masse des Glimmers eingetrieben wird, so wird in derselben ein nach unten gerichteter, innen hohler Kegel erzeugt, der in die weiche Unterlage eindringt. Da- durch wird der in Anspruch genommene Theil des Glimmer- blatts ausgedehnt. Wegen der Elastieität wird der Glimmer nach dem Aufhören der Wirkung der Kraft seine ursprüng- liche Form mit ebener Oberfläche wieder annehmen können, wenn die Kraft nicht gross genug war, eine definitive Verände- rung hervorzurufen. War aber die Kraft gross genug, so wurde die Elasticitätsgrenze überschritten, und die Wirkung davon musste sein, dass der hohle Kegel Risse bekam und zwar natürlich nach den Flächen der leichtesten Zerreissbarkeit. Dieser ganze Vorgang geht wegen des kurzen Schlags auf die Nadel so rasch vor sich, dass der Hohlkegel gebildet und zerrissen ist, ehe die centrale Formveränderung sich der gan- zen Glimmertafel mittheilen konnte. Es ist dies ein wesent- licher Unterschied von dem unten zu besprechenden Vorgang bei der Darstellung der Drucklinien. Die durch die Körnerprobe erzeugten Flächen p und b wären demnach Flächen der leichtesten Zerreissbarkeit, also wirkliche Blätterbrüche, wie der parallel der Basis, nicht Gleit- flächen, und es wären die senkrecht auf der Basis stehenden Flächen p = (110) und b = (010), diejenigen, denen diese secundären Blätterbrüche parallel sind. Gegen die Annahme von Gleitflächen in dieser Richtung spricht auch die Beobachtung der an den Glimmerplatten viel- fach vorkommenden natürlichen Risse und Spalten parallel b und p, namentlich wenn man sie mit denen parallel den Flächen des zweiten Prismas (130) und der Querfläche a (siehe weiter unten) vergleicht, deren Gleitflächennatur be- sonders bei günstigen Stücken in die Augen springt. Man sieht nie längs einer solchen Spalte parallal p oder b die bei- den Hälften der Tafel gegen einander verschoben, immer gehen die Blätterbruche der einen Hälfte jenseits der Spalte im gleichen Niveau weiter, nie sieht man eine durch Abgleiten längs p und b entstandene Fläche, kurzum keine einzige Er- scheinung an den natürlichen Spalten scheint mir fur Gleit- flächen zu sprechen. Herr Prof. ReuscH*) neigt sich wegen der Analogie mit Steinsalz und Kalkspath der Ansicht zu, dass durch die Kör- nerprobe am Glimmer solche Gleitflächen entstehen. Dass bei den genannten zwei Mineralien wirkliche Gleitflächen durch den Körner erzeugt worden, ist unzweifelhaft, denn man kann ja beim Steinsalz längs der Dodekaäderflächen, beim Kalkspath längs den Flächen des nächsten stumpferen Rhomboöders die zwei Hälften des Krystalls durch genügenden Druck vollständig von einander abschieben, und die gemeinsame Fläche der bei- den Hälften ist glatt und spiegelnd. Es scheint mir nun aber doch, dass die Verhältnisse beim Glimmer von denen beim Steinsalz und Kalkspath so sehr verschieden sind, dass von einer Analogie in dieser Beziehung kaum die Rede sein kann. Im einen Fall hat man ein dünnes elastisches Glimmerblättchen, dessen in die weiche Unterlage eindringender Hohlkegel bei genügend starkem Eintreiben des Körners platzt und zwar nach den Flächen der leichtesten Zerreiss- barkeit, und diese Risse setzen sich bei genügender Kraft des Schlags und sonst günstigen Verhältnissen noch weit über die unmittelbare Umgebung des Hoblkegels fort. Bei den dickeren Stücken des Kalkspaths und Steinsalzes wird durch den Kör- ner nicht ein solcher Hohlkegel erzeugt, der durch Platzen nach den Flächen der leichtesten Zerreissbarkeit die Schlag- figur erzeugt. Hier dringt der Körner einfach in die Substanz ein und treibt, weil die ganze Platte nicht, oder ungenügend elastisch ist und nachgiebt, die von ihm unmittelbar ergriffenen Massentheilchen vor sich her. Diese müssen sich also gegen die festliegende Hauptmasse verschieben und es muss diese Verschiebung natürlich längs den Flächen .der leichtesten Ver- schiebbarkeit, der geringsten Cohäsion, vor sich gehen. Es kommen also hier wirklich Gleitflächen ins Spiel. wegen der *) Pocc. Annal. 136. 130. 153 geringeren Elastieität des Stoffs, während eben diese grosse Elastieität verbunden mit der Möglichkeit der Herstellung sehr dünner Plättechen beim Glimmer die Herstellung von Flächen leichtester Zerreissbarkeit, eigentlicher Blätterbrüche, er- möglicht. Jedenfalls sind aber diese Flächen leichtester Zer- reissbarkeit schwieriger darzustellen, d. h. es ist eine grössere Kraft der Zerreissung nöthig, als bei denjenigen parallel der Basis, also ähnlich wie bei Schwerspath, wo auch der Haupt- blätterbruch parallel der Basis vollkommener ist, als der parallel den Prismenflächen. Beim Glimmer scheint dann wieder der Blätterbruch parallel b etwas vollkommener zu _ sein, als der parallel p, da ja die Schlaglinie parallel b häufig . In ausgezeichneter Weise länger ist, als die parallel p. Natur der Drucklinien, Gehen wir nun über zur Betrachtung der Flächen, denen . die Drucklinien entprechen, welche in der Richtung der Quer- fläche und der Flächen des zweiten Prismas verlaufen, so han- delt es sich auch hier einmal um die Neigung dieser Flächen gegen die Basis, sowie um die Art und Weise, wie dieselben entstehen. Wir haben gesehen, dass parallel diesen Richtungen durch blossen unregelmässigen Druck innere Blätterbrüche ent- stehen, und dass diese inneren Blätterbrüche besonders charakte- risirt sind durch eine feine Auffaserung, welche so weit gehen kann, dass dadurch zarte asbestähnliche Fasern von zuweilen bedeutender Länge entstehen. Betrachtet man Platten von Glimmer, die in Graniten und ahnlichen Gesteinen eingemengt waren, und von denen man wohl voraussetzen darf, dass sie darin vielfachen unregelmässigen Drücken und Pressungen ausgesetzt waren, so bemerkt man viel- fach die ausgezeichneten, regelmässigen und geradlinigenTreppen- falten, die parallel den Richtungen p’ und b verlaufen; davon wird unten eingehender die Rede sein. Sodann beobachtet man tiefe Risse mit asbestähnlichen Fasern in derselben Richtung, und nicht . selten ist die Platte durch eine oder mehrere Flächen begrenzt, _ die ganz von solchen asbestähnlichen Fasern bedeckt sind. Eine mit solchen Fasern bedeckte Fläche kann schon dieser Eigenschaft wegen nicht als eine natürliche Begrenzungsfläche vorausgesetzt werden. Auch müsste es auffallen, dass diese Flächen nur bei Glimmerplatten vorkommen, wo auch sonst Spu- Se ei Fr as P N ! Be N BR en u 154 ren energischer Druckwirkungen zu beobachten sind, es ist deshalb anzunehmen, dass diese Flächen entstanden sind durch Trennung der Platten längs derselben, dass sie also die Flächen der Zonen (p’c) und (ac) sind, längs denen die Bi am leichtesten vor sich geht. Es ist also von Interesse, diese Flächen genauer zu be- obachten. Bei den mir zur Verfügung stehenden Kaliglimmern mit grossem Axenwinkel (Muskowiten) habe ich zwar vielfach solche Flächen beobachtet, sie waren aber meist uneben und rauh, und nur einmal konnte eine Messung mit dem Reflexions- gonimeter ausgeführt werden. Anders ist es bei den Magnesia- glimmern mit kleinem Axenwinkel (Phlogopiten). Hier trifft. man nicht selten solche Flächen, ziemlich eben, ziemlich stark glänzend und mit kurzen Fasern bedeckt, die besonders deut- lich zum Vorschein kommen, wenn man mit dem Fingernagel quer über die Fläche senkreckt zur Combinationskante mit der || Basis hinstreicht. Durch diese Fasern charakterisiren sich diese Flächen als die oben genannten Trennungsflächen, als was sie auch GRAILICH*) schon angedeutet hat. Ihre grössere Ebenheit und ihr Glanz, der übrigens auch hier nicht leicht gross genug ist, um eine Messung durch Reflexion zu ermög- || lichen, deutet an, dass beim Phlogopit die Leichtigkeit der Trennung nach diesen Flächen grösser ist, als beim Muskowit, bei welchem letzteren dagegen die Fasern sich leichter, länger und gedrängter ausbilden, vielleicht gerade weil die Trennung schwieriger ist. Diese Trennungsflächen, die auch früher schon vielfach beobachtet wurden, wurden stets als natürliche Krystalle be- schrieben. Da sie nichts anderes, als durch unregelmässigen Druck entstandene Theilungsflächen sind, so ist klar, dass nicht alle von der Symmetrie geforderten Flächen stets vorhan- den sind, sondern bald nur eine, bald mehrere in ganz be- liebiger gesetzloser Zahl. Man hat deshalb auch diese Kry- stalle in verschiedenen Systemen untergebracht und je nach dem Krystallsystem, das man aus der Flächenanordnung heraus- deutete, hat man dann den wegen des kleinen Axenwinkels für oberflächliche Beobachtung nicht immer sicher zu entschei- denden optischen Charakter gedeutet. So beschreibt KEnnsort"”) *) Wiener Akad. XI. 69. **) Sitzungsber. Wiener Akad. XI. 615. 1854. 155 einen sogenannten „‚Biotit‘“ von Greenwood fournace und deutet diese Flächen als Rhombo&ederflächen, bildet auch rhom- boödrische Combinationen auf Tafel II. ab, aber mitten darunter findet sich Fig. 11, die sich nicht rhombo&drisch erklären lässt, sondern die ein durchaus monoklines Ansehen zeigt; zwei von unsern fasrigen Flächen (Kenseorr erwähnt die Fasrigkeit be- sonders) bilden ein rhombisches Prisma, zu dem die schiefe Endfläche durch den Hauptblätterbruch geliefert wird. Natür- lich musste dieser Glimmer optisch einaxig sein und Kenn- sort erklärt ihn auf Grund einer optischen Untersuchung aus- drucklich dafur, trotzdem dass er aus den von ihm beschrie- benen optischen Erscheinungen im Polarisationsinstrument, (Auseinandergehen des Centrums des schwarzen Kreuzes beim Drehen des Objekts etc.) den entgegengesetzten Schluss hätte ziehen mussen. Ich habe diesen Glimmer bei einer optischen Untersuchung meinerseits als ganz unzweifelhaft zweiaxig und zweiter Art mit einem Axenwinkel von 10° gefunden, so dass also trotz der theilweise rhombo&derähnlichen Flächenanord- nung an rhomboädrisches System gar nicht gedacht werden kann. Rhomboedrisch wurde er auch von KoBELL gedeutet. BLAkeE*) hat diesen Glimmer auch früher schon untersucht, ihn zweiaxig gefunden und monoklin gedeutet. Bei jedem andern Mineral als beim Glimmer würde schon diese verschiedene Flächenanordnung, die abgesehen von dem optischen Verhalten ebenso gut oder schlecht rhomboädrisches als monoklines System zulässt, dagegen sprechen, dass wir es hier mit natürlichen Flächen zu thun haben. Beim Glimmer aber zeigen die so ausgezeichneten Krystalle des Vesuvs die bei entschiedener Einaxigkeit, also bei entschieden rhombo- Edrischer Krystallform, doch fast stets einen monoklinen Habitus, wie besonders die ausgezeichneten Untersuchungen von KOKSCHA- ROW und HESSENBERG zeigen. Auch die von KokscHARoOWw in den Materjalien beschriebenen Kaliglimmer mit grossem Axen- winkel von der Ostseite des Ilmensees im Ural zeigen mono- ‚klinen Habitus, trotzdem dass sie zweifellos rhombisch kry- stallisiren. Wir haben uns also zum weiteren Beweis, dass wirklich *) Am, Journ. sc. arts. ser, II. 12. pag. 6 ff. 1851. 156 Theilungsflächen, nicht natürliche Krystallflächen vorliegen, nach ferneren sicheren Merkmalen umzusehen. | Schon oben habe ich erwähnt, dass die Flächen alle mehr oder weniger fasrig sind, eine Erscheinung, die mir von keiner wirklich und unzweifelhaft natürlichen Krystallfläche be- kannt ist; sowie, dass diese Flächen nur bei eingewachsenen, also vielfach gedrückten und gepressten Glimmern auftreten, nicht bei aufgewachsenen, welche diesen Wirkungen nicht unterworfen waren. Ganz unzweifelhaft wird aber die Natur dieser Flächen als Theilungsflächen erkannt, wenn man den Verlauf derselben an den einzelnen Stücken, die mir von ver- schiedenen Fundorten vorliegen, verfolgt. Zuweilen beobachtet man nämlich wirkliche Rhombo&der, deren Begrenzungsflächen die in Frage stehenden Flächen bilden und deren Endecken der Hauptblätterbruch stets sehr stark ab- stumpft. Häufig fehlen aber zu einer oder zu mehreren Flächen die parallelen Gegenflächen, und man erhält dadurch Gestalten, welche, so wie sie sind, überhaupt auf gar kein System be- zogen werden können. Meist sind diese Flächen wirkliche äussere Grenzflächen und begrenzen den Kıystall in seiner ganzen Dicke. Diess ist aber nicht immer den Fall. Haufig durch- setzen sie blos durch einen Theil der Dicke hindurch die Platte und hören dann plötzlich mitten in derselben auf, so dass eine grosse Treppe entsteht, gebildet von einem Hauptblätterbruch, einer sol- chen schiefen Fläche und wieder einen Blätterbruch. (Taf. I. Fig. 6 bei FG.) Entweder ist nun das Aufhören der Fläche ein vollkommenes, oder es setzt sich eine vielfach ziemlich breite, meistens aber doch sehr scharfe Spalte DEFG in die Tiefe fort und hört ihrerseits etwas tiefer mitten in der Platte auf, als die eigentliche äussere Begrenzungsfläche. Diese ist in der Spalte schon thatsächlich vorhanden und man kann die über der Spalte sich fortsetzende schiefe Fläche durch Abspalten des Glimmers längs der Spalte beliebig vergrössern, wobei man beobachtet, dass auch die Spalt- flächen die Faserbildung zeigen; zuweilen ist aber die schiefe Fläche auch blos angedeutet und die Trennung längs derselben noch nicht vollkommen durchgeführt, was aber dann durch Abbrechen leicht vollends bewirkt werden kann. Zu- weilen geht auch wohl eine solche Spalte zwar in der Rich- tung der Tiefe durch die ganze Platte hindurch, hört aber auf 157 der Basis im Streichen verfolgt plötzlich auf, so dass ein von der grossen Platte abgespaltenes dunnes Blättchen durch die Spalte blos zum Theil getrennt wird. Dabei sind häufig die beiden durch die Spalte total getrennten Parthien längst der- selben verrutscht und nehmen erst mit dem Aufhören dieser Spalte im Streichen ihr gleiches Niveau wieder ein, wie Taf I. Fig. 10 zeigt. Alle diese Verhältnisse: Fasrigkeit, Aufhören der Flächen als äussere Begrenzungsfläche und Fortsetzung als Spalte in die Tiefe, wobei die beiden Wände der Spalte die typische Be- schaffenheit, Fasrigkeit etc. der äusseren Grenzflächen zeigen, Unregelmässigkeit der durch diese Flächen gebildeten For- men etc, scheinen mir genügende Beweise für die oben ge- machte Annahme, dass diese Flächen Theilungsflächen, nicht wirkliche ursprüngliche Krystallflächen sind. Es handelt sich nun um die Bestimmung der Lage dieser Flächen, und hierin, wo es sich um Constatirung thatsächlicher Verhältnisse handelt, zeigen alle Beobachter eine vollkommene Uebereinstimmung, erst bei der Deutung dieser übereinstimmend beobachteten Thatsachen beginnen die Differenzen in den An- schauungen. KENNGoTT giebt (l. ec.) an den von ihm unter- ‘ suchten Stücken von Greenwood fournace den Winkel der fasrigen Trennungsflächen mit der Basis im Mittel zu 112° an und schliesst daraus auf ein Rhombo&der von 73° Endkante, BLaAxE giebt (l. c.) denselben Winkel zu 113—114° an. Meine eigenen Messungen mit dem Anlegegoniometer, ausgeführt an ' sämmtlichen tauglichen Platten der Berliner Sammlung sowohl _ von Muskowit als von Phlogopit gaben ebenfalls Winkel, die stets zwischen 112° und 114° lagen. Bei einem hellblonden Muskowit vom Ilmengebirge waren diese Flächen ganz besonders lang und glänzend, und ein ab- gespaltetes etwas dickeres Plättchen gab so gute Bilder, dass die Messung mit dem Reflexionsgoniometer (kleines WoLLA- ston’sches Instrument mit entfernt stehender Flamme) ausge- führt werden konnte. Sechs Messungen ergaben ein Mittel von 113° 25’, bei Extremen von 112° 55’ und 113° 55°. Es zeigen somit alle diese Flächen eine und dieselbe Neigung gegen die Basis und sind deshalb unzweifelhaft als Flächen, denen eine krystallographische Bedeutung zukommt, anzuerkennen, wenn es auch keine ursprünglichen Krystallflächen sind. Da diese beobachteten Glimmer alle nach ihrem optischen i Verhalten zu urtheilen, zweifelsohne rhombisch krystallisiren, vu so folgt aus den Zonen dieser Theilungsflächen und aus dem gemessenen Neigungswinkel, dass beim Glimmer Flächen leichtester Theilbarkeit parallel den Flächen eines Oktaeders | gehen, die mit der Basis Winkel von 112—114°, im Mittel 113° 25, machen und ebenso parallel den Flächen eines makrodiagonalen Querdomas, die mit der Basis denselben Win- kel und mit den Oktaederflächen ein scheinbares Dihexa- eder (ähnlich z. B. wie beim Witherit) bilden. Das Axenver- hältniss des rhombischen Glimmers ist zur Zeit noch ungenau bekannt, da bis jetzt noch selten hinlänglich gut: ausgebildete Krystalle gefunden sind, welche eine vollkommen genügende Messung erlauben. Es ist desshalb kaum möglich, für die Trennungsflächen einen definitiven Axenausdruck zu berechnen, doch könnte man aus diesem IWinkel selbst und dem als 120° angenommenen Prismenwinkel ein Axensystem berech- nen. Aber auch die hier gemessenen Winkel sind zu wenig genau, um die Grundform und das Axenverhältniss des rhom- bischen Glimmers darnach festzustellen. Hält man aber fest, dass das Prisma, dem die Schlagfigur entspricht, den Ansdruck a:b:o0c hat, so hat das obige Oktaöder den Ausdruck: 3a:b:pe da a Ich schliesse hieran noch die Bemerkung, dass ich nie be- obachtet habe, dass zwei solcher Trennungsflächen an einer Glimmerplatte in einer Seitenkante zusammenstossend vorge- kommen wären, überhaupt nie mehr als eine Theilungsfläche mit ihrer parallelen Gegenfläche in der Zone mit der Basis. Stets treffen sie sich nur in Endkanten. Ausser diesen durch Druck erzeugten Liniensystemen oder Rissen parallel p®? und a finden sich aber auch noch andere mit diesen Richtungen zusammenhängende Erscheinungen | an den Glimmerblättern, die schon wegen der Gleichheit der | Richtung den Gedanken an einen inneren Zusammenhang, an || eine mit der Bildung der Sprünge gleiche Entstehung erwecken, Wie bekannt, laufen über viele aus Graniten etc. starmmende Glimmerplatten ausgezeichnete Treppenfalten, indem die Platte an einer Stelle längs einer mit a oder p’ vollkommen parallelen Richtung einen scharfen Knick macht, sich aber gleich daneben || und das Querprisma: oob: pe. 159 wieder längs einer eben solchen scharfen Knicklinie, welche mit der ersten parallel ist, in die ursprüngliche Lage zurück- biegt, wie das Taf. II. Fig. 7 im Querschnitt zeigt. Diese Knickungslinien sind meist vollkommen gerade und liegen nie in einer Richtung, die nicht parallel a oder p’ wäre. Ausser diesen Treppenfalten zeigt sich bei vielen Glimmern parallel p’ und a eine ausgezeichnete Streifung,*) die aber nicht als eine solche betrachtet werden kann, die durch das diehte Aneinanderliegen von vielen der erwähnten Treppen- falten entstanden ist, die sich durch abwechselndes Auf- und Abbiegen gebildet haben. Jedenfalls könnte die Biegung nicht immer im gleichen Sinn vor sich gegangen sein, denn dadurch würde die sich an die letzte Biegung anschliessende ebene Glimmerparthie in einem wesentlich anderen Niveau liegen, als die vor der ersten Falte. In Wirklichkeit liegen aber die Platten mit solchen Streifen im Grossen und, Ganzen in einer Ebene. | : Da diese Streifung vielfach zu falschen Folgerungen Ver- anlassung gegeben hat, so gehe ich etwas näher darauf ein; von den Treppenfalten wird weiter unten eingehender die Rede sein. Vergleicht man zunächst diese Streifen mit den erwähnten Treppenfalten, so bemerkt man, dass bei ihnen durchaus die den Treppenfalten eigene scharfe Kante fehlt, und dass sie durch sanfte Rundung allmählig in einander und in die ebenen Parthien der Glimmerplatte übergehen, dass sie also mehr die Natur der sogenannten „charakteristischen Streifung‘ haben, **) die nicht durch treppenformige Abwechslung verschiedener Flächen entsteht, sondern die eine Eigenschaft einer Fläche ist, wie Härte, Glanz etc. Was dann das Vorkommen in der Natur anbelangt, so ‚finden sich die Treppenfalten, wie alle die andern Structurer- scheinungen, Risse und Spalten in den verschiedenen Rich- tungen etc. ausschliesslich nur bei Glimmerplatten, die in Ge- steinen, Graniten etc. eingewachsen waren, während die Strei- fung, von der hier die Rede ist, diese Verdickungslinien im Gegentheil nur ausnahmsweise bei diesen eingewachsenen *) Verdickungslinien, Reusch, Berl. Akad. 29. Mai 1873. 442. *=#) Württemb, Jahreshefte. 16871. Bd. XXVII, \F vH FTSE EN A VOR TB RE RE PARSE FALTER EA. RR BE EN na De a N ct hen Re SAX Er Art =” % 160 Glimmerplatten, vorzugsweise aber bei vollkommen mit natür- 3 lichen Flächen ausgebildeten, auf Drusen sitzenden Glimmer- krystallen zu beobachten sind, und zwar nicht immer auf der natürlichen Basis, wohl aber an den abgespaltenen Blätt- chen auf der Spaltfläche. Solche Krystalle sind namentlich die durch complicirte Zwillingsbildung ausgezeichneten Lithion- glimmer- (Zinnwaldit-) krystalle von Zinnwalde, ferner ein "ganz ähnlich gebildeter Glimmer aus dem Binnenthal im Wallis und andere mehr. An eingewachsenen Glimmerkrystallen habe ich diese Streifung in ganz ausgezeichneter Weise beobachtet an Handstücken vom Ural, die schon KokscHArow*) beschrie- ben und abgebildet, aber wie wir sehen werden, unrichtig ge- deutet hat. Aber auch an anderen Stücken ist die Erschei- nung, wenn auch viel weniger ausgezeichnet, zu beobachten. Wenden wir uns zuerst zu der Erscheinung selbst, her- nach zu der von KokSCHAROW gegebenen Deutung. Wir betrachten zunächst eben dieselben uralischen Platten von Muskowit, weil bei ihnen, wie wir sogleich sehen werden, die Erscheinungen einfacher sind, als beim Zinnwaldit. Diese Platten sind vielfach von rohen natürlichen Krystallflächen be- grenzt. Die Falten, welche zusammen die Streifung bilden, stehen auf den natürlichen Begrenzungsflächen senkrecht und zwar geht die Streifung senkrecht zu der einen Fläche über den ganzen Krystall hin, über die ganze Erstreckung des Blätterbruchs ununterbrochen hinweg, (vergl. Taf. II. Fig. 8.) während die andern Streifensysteme nur bis zu diesem ersten Hauptsystem gehen und an der ersten, diesem zugehörigen Falte scharf absetzen, so dass eine doppelte ausgezeichnete Feder- streifung gebildet wird, die allerdings von der Federstreifung, wie sie andere Mineralien, so der Skolezit, Harmotom etc. zeigen, dadurch sich unterscheidet, dass bei dieseu die zwei Streifensysteme nach einer Linie aneinander stossen, zu der sie beide symmetrisch sind, während beim Glimmer das eine System an einer Falte des andern aufhört, so dass keine Symmetrielinie gebildet wird. (vergl. Taf. II. Fig. 8.) An allen mir vorliegenden Krystallen war nicht der ganze Umfang erhalten, sondern immer nur die eine Hälfte, naäm- *) Materialien etc. II. 118. 161 lich die zwei Flächen eines Prismas, die sich in dem schar- fen oder stumpfen Winkel schneiden. Aber nicht immer sieht man die durchgehende Streifung senkrecht zu der einen Begrenzungsfläche, an der die zwei andern Systeme scharf absetzen und eine federartige Streifung bilden. Häufig findet man blos die zwei Systeme, die nur über einen Theil der Platte hinlaufen und senkrecht zu zwei sich unter 60 und 120° schneidenden Prismenflächen stehen. Diese beiden Systeme bilden keine deutliche Federstreifung, bei der hier Symmetrie vorhanden sein musste, sondern sie werden nach der Mitte hin immer undeutlicher und hören in der Mitte end- lich ganz auf, so dass hier eine glatte Partie entsteht. Zu- weilen endlich sieht man auch nur in einer der zwei letztge- nannten Richtungen Streifen, in der andern gar keine oder doch sehr undeutliche. Die deutliche Streifung geht entweder gleichmässig über die ganze Platte weg, oder sie hört auch wohl, aber selten, plötzlich, ohne vorher undeutlicher zu wer- den, an einer mehr oder weniger regelmässig geraden Linie auf, jenseits welcher die Platte ganz glatt wird. Vergl. Taf. II. Kirn Itu. BI. Nachdem nun KokscHArow in ähnlicher Weise diese ge- streiften Krystalle beschrieben hat (er erwähnt nicht das so ausgezeichnete Hauptstreifungssystem, das über die ganze Platte sich hinzieht, fügt aber bei, dass diese Federstreifung bei auf- und eingewachsenen Krystallen vorkomme, dass sie aber bei letzteren meist gröber sei), sagt er: „„Diese Streifung zeigt deutlich, dass die Krystalle, wo sie auftritt, Zwillinge sind.“ Diese Meinung, dass eine federartige Streifung noth- wendig auf Zwillingsbildung schliessen lasse, ist sehr ver- breitet und kommt wohl daher, dass eine Anzahl Mineralien mit ausgezeichneter Federstreifung, so die oben erwähnten 'Skolezit, Harmotom und andere wirklich Zwillinge sind, an deren Zwillingsgrenzen die Streifen der Individuen plötzlich auf- bören. Von diesen Mineralien aus hat man nun geschlossen, dass Zwillingsbildung allgemein die Erzeugerin der Federstreifung sei, obgleich es auch andere Beispiele gab, wo Federstreifung sicher nicht mit Zwillingsbildung zusammenhängt, so die Feder- streifung der Flächen der Chabasitrhomboeder etc. Der obige Schluss wurde auch ohne weitere Prüfung auf die federartig gestreiften Glimmerplatten angewandt und wirklich sind diese Zeits. d. D. geol. Ges. XXVL 1. LJ x BER ee m RER NS 2) RL AB ng Yteh, Mali )= a Fe) EIER y va* ; 07 ar NR Tin j "€ 162 auch zum Theil ausgezeichnete Zwillinge, so namentlich die bereits erwähnten Zinnwalditkrystalle. Diesen Schluss aber auf alle Glimmer mit dieser Streifung auszudehnen, ist ganz unrichtig, und es hat namentlich die Untersuchung dieser von KokscHAarow ohne Weiteres für Zwillinge erklärten Platten von Alabaschka und ebenso von anderen Orten gezeigt, dass man es lediglich mit einfachen Krystallen zu thun habe, eine Untersuchung, die im polarisirten Licht ohne die geringste Schwierigkeit rasch und sicher ausgeführt werden kann. Bei den vorliegenden uralischen Glimmerplatten (von Ala- baschka bei Mursinsk) führt eigentlich die Betrachtung der Streifung selber ohne weitere sonstige Untersuchung auf die Vermuthung, dass man es hierbei nicht mit Zwillingsbildung zu thun hat. Oben habe ich schon auf deu Unterschied zwischen der echten Federstreifung beim Skolezit, Harmo- tom etc, überhaupt bei unzweifelhaften Zwillingen und der uneigentlichen bei den vorliegenden Glimmerplatten hinge- wiesen, ein Unterschied, ‘der darin besteht, dass beim Glimmer keine Symmetrielinie vorhanden ist, soudern dass das eine Strei- fensystem am andern einfach aufhört. Diese Symmetrielinie bei den Zwillingen ist aber dadurch entstanden, dass die Indivi- duen gegen die ihr entsprechende Zwillingsfläche symmetrisch liegen, sonst wären es eben keine Zwillinge, und diese symme- trische Lage der ganzen Individuen bedingt auch eine Symmetrie der Streifung,. Diese fehlt beim gestreiften Glimmer gänzlich, oder ist doch nicht nothwendig wie dort, und dieser Mangel lässt auf Mangel an Zwillingsbildung schliessen. Betrachten wir nun die Beziehung der Streifensysteme zu den Seitenflächen der Glimmerplatten, untersuchen wir mit anderen Worten, welches der Streifensysteme zu welcher Be- grenzungsfläche gehört, so finden wir mit Hülfe der Körner- probe und des polarisirten Lichts leicht, dass stets das durch- laufende Hauptstreifensystem parallel der Makrodiagonale b geht, also der Querfläche a= (100) entspricht, während die bei- den andern Systeme senkrecht zu den Prismenflächen p oder parallel den Prismenflächen p’ sind. Nachdem dies erkannt ist, kann an einer solchen Platte gleich ohne weitere optische ‘Untersuchung bestimmt werden , welche von den natürlichen Begrenzungsflächen p und welche b sind, denn zu der letzteren Fläche ist ja die durchgehende Hauptstreifung stets senkrecht. 163 Hat man blos 2 Faltensysteme, wie in Taf. Il. Fig. 9 u. ll, so ist man ebenfalls ohne optische Untersuchung krystallo- graphisch orientirt, da hier die beiden Streifensysteme senk- recht auf p stehen, während die Richtung der Makrodiagonale den Winkel, den die Richtungen der Streifen mit einander machen, halbirt, im Fall derselbe 120° beträg, wie Fig. 9, dagegen die Brachydiagonale, wenn die Streifen unter 60° zu- sammenstossen, wie in Fig. 11. Das Erstere geschieht, wenn die bildenden Streifen entsprechende Flächen p unter 60°, das Zweite, wenn sie unter 120° sich schneiden. Wenn nun, wie das beobachtet ist, zu den Prismenflächen (110) und (110) solche Streifensysteme senkrecht stehen, so erfordert die krystallographische Symmetrie auch senkrecht zu (110) und (110) dieselben Streifensysteme, und ein vollständiges _Glimmerblatt musste somit fünfStreifensysteme zeigen: das Haupt- system parallel der Axe b, und die vier Systeme senkrecht zu den vier Flächen von p, unter denen das zu (110) senkrechte parallel mit dem zu (110) senkrechten ist, von dem es aber durch das Hauptsystem getrennt ist. Ebenso ist es mit den Systemen senkrecht zu (110) und (110). Die zu (110) und (110), so wie die zu (110) und (110) senkrechten Streifen stossen dann in einer Symmetrielinie parallel der Brachydiago- nale a unter einem Winkel von 60° zusammen, wie die Fig. 12 Taf. II. zeigt. ö Wie schon erwähnt, sind solche vollständigen einfachen Platten von mir nicht beobachtet, man sieht stets blos die zwei Flächen (110) und (110) oder die zwei Flächen (110) und (110) mit der zwischenliegenden (010) oder auch ohne dieselbe, der andere Theil fehlt gänzlich. Die mir zugänglichen, vollkommen mit allen Flächen ausgebildeten Prismen, z. B. von Hörlberg in Bayern und andere zeigen überhaupt keine Streifung. In den Richtungen p’ und a sieht man also dreierlei ver- schiedene Erscheinungen verlaufen, einmal die Spalten und Risse, die auf die oben erwähnten fasrigen oder glatten Trennungsflächen führen, die mit der Basis Winkel von 113° machen, Sodann bemerkt man die Treppenfalten, die diesen Richtungen mehr oder weniger regelmässig und geradlinig fol- gen und endlich die sogenannten Verdickungslinien oder die Linien der nicht durch Treppenbildung erzeugten Streifungs- systeme, 11* DV RON ET BE) el a a PA CR AREN Baeeag La KEN Das NEL H EI ES EB TER B- VPREL A SEhUA ee en SE RER RE ER an a a ee TE a a a ee Ra a EN in a re a \ Sa A 5 Bea Tr ee EN s ER) VERETRRH a u E . h r > N Va h 164 Diese Erscheinungen nun zeigen zum Theil unter sich einen ganz ähnlichen Zusammenhang, wie die Streifen und die Absonderungsflächen am Kalkspath, von denen erstere parallel der grossen Diagonale über die Rhomboöderflächen hinlaufen, die letzteren aber die Endkanten gerade abstumpfen, und die nach Reusch*) beide durch Pressung in geeigneter Richtung willkührlich erzeugt werden können. Was zunächst die Verdickungslinien betrifft, so habe ich sie nur einmal deutlich in Verbindung mit einer Spalte beobach- tet und zwar an einem Krystall, wo zwei nicht sehr breite Zonen mit solchen Linien, die sich unter 60° schnitten, sich in der Richtung von p’ hinzogen. Wo die eine der beiden Zonen nach aussen hin aufhörte, zeigte sich unmittelbar vor dem Beginn der ganz glatten Partie eine tiefe, nicht sehr regelmässige, parallel mit den Streifen verlaufende Spalte, die ebenfalls die Neigung der andern in dieser Richtung verlau- fenden Spalten von 113° gegen die Basis besitzt. Der Zu- sammenhang der beiden Erscheinungen ist ein derartiger, dass man nicht umhin kann, beide als durch gleiche Ursachen er- zeugt, anzunehmen. Die betreffende Glimmerplatte war ziem- lich dick, hellblond, unregelmässig begrenzt und aus einem grobkörnigen Granit herstammend. Der Fundort ist unbe- kannt. Um so deutlicher spriggt nun aber der Zusammenhang zwischen Treppenfalten und den regelmässigen Spalten und | somit den diesen entsprechenden faserigen und glänzenden | Grenzflächen ins Auge. Betrachtet man nämlich eine dickere Glimmerplatte, die viele Treppenfalten zeigt, so sieht man nicht selten, wie schon oben angedeutet, wie entweder einer oder beiden Kanten der Treppe (Taf. U. Fig. 7) eine in ihr hinlaufende mehr oder weniger tief in den Glimmer dringende, oder auch die ganze Platte durchsetzende Spalte entspricht. Diese Spalten gehen entweder über die ganze Platte hin, soweit die Treppenfalte in horizontaler Erstreckung sich hinzieht, oder sie hört eher auf und die Treppe setzt sich ohne Spalte weiter fort. Alle diese Spalten haben die gewöhnliche Neigung von 113° gegen den Hauptblätterhruch. Das zwischen den beiden horizontalen Partieen *) Berl. Akad. April 1867. Daraus: Pocc. Annal. 132. 441. re. 16h des Glimmers oder besser zwischen den beiden Kanten der Treppe liegende schiefe Stück desselben ist, wenn zwei deut- liche Spalten vorhanden sind, stets oder doch fast stets nicht mehr ganz vollkommen intact erhalten, sondern es ist in diesem Fall in die mehrerwähnten diese Risse und die damit zusammen- hängenden Flächen charakterisirenden Fasern aufgelöst, von denen man, wenn sie etwas breiter sind, bemerken kann, dass sie von zwei ganz geraden unter sich und den Spaltenrich- tungen parallelen Linien begrenzt sind. Meist sind diese Fasern aber sehr fein, oft haarfein und liegen dann dicht ge- drängt neben einander. Häufig bemerkt man auch Platten mit Spalten, die mit Treppenfalten nicht im Zusammenhang zu stehen scheinen. Diese zeigen aber gemeiniglich reiche Faserbildung und diese letztere lässt auf eine vorher dagewesene, aber durch Faserung ganz zerstörte Treppe schliessen. Jedenfalls folgt aus der Betrachtung aller dieser Verhältnisse, dass zwischen Treppen- falten, Faserbildung und Spaltenbildung ein solcher Zusammen- hang existirt, dass an einer gemeinsamen Ursache dieser Er- scheinungen nicht gezweifelt werden kann. Wie die Betrachtung der Handstücke einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den genannten drei Erscheinungen erkennen lässt, so ist an ihnen auch sofort die Art und Weise der Entstehung zu erkennen, und zwar sind sie alle Wir- kungen des Drucks, wie bei dem analog sich verhaltenden Kalkspath. Dass solche Druckwirkungen vorliegen, wird jedem klar, der solche Glimmerplatte mit recht ausgeprägten Falten und Spalten besonders noch im Gesteine eingewachsen vergleich. Man findet alle diese Erscheinungen, wie das schon oben von den schiefen Begrenzungsflächen gesagt wurde, nur an Glimmerplatten, die im Gestein (Granit etc.) eingewachsen vorkommen, die also sicherlich vielfachen Druckwirkungen und Pressungen ausgesetzt waren, nie aber findet man sie bei den, auf Drusenräumen ausgebildeten Krystallen, bei denen die Art des Vorkommens jeden Gedanken an äusseren Druck von vorn herein ausschliesst. Bei keinem einzigen derartigen Glimmer ist es mir trotz eifrigen Suchens gelungen, eine Treppenfalte oder eine solche schiefe Begrenzungslinie mit Faserbildung, die mit der Basis 113° macht, oder überhaupt Faserbildung oder Spalten, oder irgend etwas Aehnliches zu finden, nur die Strei- fung oder die Verdickungslinie zeigen sie nicht selten. Durch Druck hat auch schon Herr RruscH*) diese Er- 9 scheinungen erklärt und die Richtungen p?’ unda als Rich- tungen leichtester Knickung aufgefasst, aber die Deutung im Einzelnen, besonders die Art und Weise der Knickung muss wohl etwas modifizirt werden. Leider hat Herrn Rausch nicht das grosse Material der hiesigen Sammlung bei seinen Unter- suchungen zu Gebote gestanden, er wäre wohl sonst auch sofort auf die folgende Abänderung seiner Deutung geführt worden, die nur in der Annahme anderer Flächen besteht, nach welchen die Umstellung der Moleküle der vor dem Druck ebenen Glimmerplatte vor sich gegangen ist. Betrachtet man Taf. II. Fig. 7 eine Treppenfalte mit zwei scharfen Spalten, wie das oben beschrieben wurde, so sieht man, dass diese beiden letzteren die Treppenwinkel genau hal- biren, und dass die Blätterbruche der beiden horizontalen Stucke und des schiefen, ja gegen die Spalte, in der sie zusammenstossen, ganz symmetrisch liegen. Iemnach müssen die Winkel in den Knickungslinien der Treppe ungefähr = 134° sein, da die Spalte mit der Basis einen Winkel von ungefähr 115° macht. Zwar sind genaue Messungen wegen der stets vorhandenen Flächen- krümmung nicht thunlich, aber ungefähr findet man an allen Treppenfalten, soweit ich dies habe annähernd messen können, den genannten Winkel. Das schiefe Mittelstuck befindet sich also gegen die beiden horizontalen Seitenstucke in Zwillings- stellung und die Zwillingsläche ist eine Fläche entweder des Okta&ders oder des Querprismas, deren Flächen mit der Basis 113° machen. Längs diesen Flächen werden die Moleküle mit der grössten Leichtigkeit umgestellt, ganz in derselben Weise, wie dies Herr Reusca (l. c.) für die Flächen des nächst stumpferen Rhombo@ders am Kalkspath experimentell bewiesen und theoretisch erläutert hat. Man kann also in der That sagen, dass die Richtungen p’ und a auf dem Hauptblätterbruch Richtungen leichtester Knickung sind, weil in diesen Richtungen ihnen die Moleküle am leichtesten durch Druck in die Zwillings- stellung umgelagert werden und so die scharfen Knicke bilden. Aber diese Umlagerung der Moleküle in die Zwillings- stellung, diese Treppenbildung, ist nur die erste Wirkung des Drucks, oder besser gesagt, es steht mit dieser Umlagerung *) Berl, Akad. Mai 1873. 167 stets noch eine andere Druckwirkung in Verbindung. Ist der Druck nämlich stark genug, so findet eine vollkommene Ver- schiebung der zwei Theile der Platte gegen einander statt und zwar eine Verschiebung in denselben Oktaöder- und Quer- prismenflächen, von denen oben die Rede war, eine Verschie- "bung, die so leicht vor sich geht, dass dadurch ganz glänzende Trennungsflächen, also wirkliche Gleitflächen erzeugt werden. Das dazwischenliegende schiefe Stück wird bei dieser Operation nach denselben Flächen weiter zertheilt und löst sich in einzelne Fasern auf. Diese bleiben nicht selten zum Theil auf den sonst sehr glatten und glänzenden Gleitflächen hängen und zeigen dann häufig durch das Abwärtsgebogensein der losen Enden, die Richtung des Druckes und der Bewegung an. Die Gleitflächennatur dieser scharfen Flächen erkennt man besonders an Stücken, wiein Taf. II. Fig. 10 eines schematisch abgebildet ist, wo man deutlich sieht, wie längs einer der erwähnten schiefen Flächen die eine Hälfte unter Faserbildung auf der Spalte in die Tiefe gedrückt ist, während weiterhin blos noch eine Treppenfalte ist, die auch endlich allmählig aufhört. Indessen sind deutliche Stücke der Art ziemlich selten. Die hier gegebene Erklärung dieser Erscheinungen unter- scheidet sich also von der von Herrn Prof. Reusca*) gegebenen nur dadurch, dass hier als Flächen, nach welchen die Um- stellungen oder Knickungen und die schliesslichen Spaltungen und vollkommenen Trennungen vor sich gehen, Okta@der- und Quer- prismenflächen angenommen sind, während Herr Revsca die Umstellung als nach den Prismenflächen p’ und a erfolgt an- nimmt. Bei Reusch ist es aber eine theoretische Betrachtung, die ihn zu dieser Annahme führt, gegen welche a priori nichts Wesentliches eingewendet werden kann, wenn schon die un- symmetrische Lage des schiefen Stücks und der beiden hori- zontalen (l. c. pag. 442 Holzschnitt) zur angenommenen Fläche der Verschiebung auffallen muss, besonders wenn man die analogen Verhältnisse beim Kalkspath vergleicht, Die hier entwickelte Annahme stützt sich dagegen auf Belegstüucke, bei denen die Entstehung der Treppenfalten und Gleitflächen durch Druck in der Art, dass beide blos die verschiedenen Erschei- nungsweisen einer und derselben Kraftwirkung sind, ferner die symmetrische Lage der drei Abschnitte einer Treppenfalte *) Berl, Akad. 1873. Mai. 442. IRRE SEE SEHEN NEE NR VAR EN Sales u ER BD VE Day 55 ERRILER AR, N i . ® ie RR ni en REN ARE RE a BR Re RS ET RR x # & Fe EM 168 sind. Auch die Entstehung der Drucklinien durch eine langsam wirkende Pressung lässt sich mittelst der leichten Verschiebbar- keit der Glimmertheilchen nach diesen Gleitflächen leicht er- klären. Drüuckt man nämlich mit dem stumpfen rundlichen Drücker auf den Mittelpunkt des auf einer elastischen Unter- lage liegenden dünnen Glimmerblättchens, so ist der Vorgang folgender: Der Mittelpunkt, auf den der Druck unmittelbar wirkt, wird in die weiche Unterlage eingepresst. Da der Druck langsam und stetig wirkt, so theilt sich die Bewegung auch dem nicht unmittelbar afficirten Theil des Blättchens mit, derart, dass es sich ringsum in die Höhe hebt, wobei aus dem ganzen vorher ebenen Blättchen ein hohler Kegel entsteht. Dies kann aber ohne Krummungen und Faltungen des Blätt- chens nicht vor sich gehen. Diese gehen alle von dem unmittel- bar gepressten Mittelpunkt aus und laufen gegen den Rand hin, so dass das Blättchen eine Form annimmt, die etwa mit der der Faltenfilter der Apotheker und Chemiker verglichen werden kann. Da dies nicht die Gleichgewichtslage des Blättchens ist, so werden in demselben gewisse Kräfte in’s Spiel gesetzt, die aber nicht auf ein Auseinanderreissen des Blättchens hin- wirken können, sondern die lediglich eine Verschiebung der Theilchen in den am stärksten gefalteten Stellen anstreben. War der Druck schwach, so wird nach seinem Aufhören das Glimmerblättchen in Folge seiner Elastizität einfach seine ur- sprüngliche ebene Oberfläche wieder annehmen, war aber der Druck stark genug, wie er es auch im Gestein ja sehr häufig war, so erfolgte die von den durch den Druck ins Werk gesetzten Kräften angestrebte Verschiebung in der That, und zwar musste diese Verschiebung nach den Flächen vor sich gehen, nach welchen sie am leichtsten erfolgt, und dies sind eben jene schiefen Flächen, die desshalb so häufig als Gleitflächen auf- treten. Auf der Basis mussen sich dann diese Verschiebungen als Linien parallel p? und a zu erkennen geben und dies sind die Drucklinien. Offenbar ist der Vorgang bei Darstellung der Drucklinien von dem oben geschilderten bei Herstellung der Schlaglinien total verschieden, und es ist nicht zu verwundern, dass dabei so ver- schiedene Resultate erzielt werden. Während in einem Fall ein gegen die zwei schiefen Flächen deutlich zu beobachten = 169 langsamer Druck auf das Centrum wirkt, langsam genug, dass sich seine Wirkung dem ganzen Blättchen mittheilen kann, ehe eine definitive Structuränderung eintritt, ist es hier bei den Schlaglinien ein rascher, starker Schlag oder Stoss, der die Theilchen des Centrums trifft, sie vor sich hertreibt und nach den Flächen der leichtesten Zerreissbarkeit trennt, ehe sich diese Kraftwirkung irgendwie auf der übrigen Glimmerplatte bemerkbar machen kann. Erst wenn die Zerreissung erfolgt ist, theilt sich deren Resultat auch dem nicht unmittelbar er- griffenen Theil der Platte mit, indem sich die Risse oft sehr weit hinaus erstrecken. Was die in der Richtung p°’ und a verlaufenden soge- nannten Verdickungswellen betrifft, so beweist die Art des Vorkommens der Glimmervarietäten, die sie mit am besten zeigen, dass sie nicht nothwendig durch äusseren Druck ent- standen sein müssen. Sie finden sich nämlich, wie schon erwähnt, besonders bei den aufgewachsenen Glimmerkrystallen, bei denen sich ja, wie erwähnt, nie eine Treppenfalte oder eine Gleitfläche beobachten lässt, eben weil sie äusseren Drücken und Pressungen, wie sie auf die eingewachsenen Platten oft so mächtig eingewirkt haben, nie unterworfen gewesen sind. Sie ‚haben sich im Gegentheil in den Drusenräumen mit aller Ruhe ausbilden können und sind dann auch nachher ganz ungestört geblieben. Die Wellen können also bei diesen aufgewach- senen Krystallen nur durch innere Pressung entstanden ge- dacht werden, wie sie ja ebenfalls in auf Drusen aufgewach- senen Krystallen beobachtet sind und wie sie z. B. im Alaun die Erscheinungen der sogenannten Lamellarpolarisation er- zeugen. Offenbar spricht dagegen nicht der Umstand, dass auch bei eingewachsenen Krystallen die Wellen sich finden, denn diese konnten ja ganz gut denselben inneren Spannungen unterworfen sein, neben den äusseren Drücken, welche sogar neben den Wellen starke Spalten in deren Richtungen erzeugt haben. Im Gegentheil wäre es sehr auffallend, wenn bei den _ eingewachsenen Glimmern gar keine solche Wirkungen der inneren Spannung beobachtet würden. | Damit soll übrigens durchaus nicht behauptet sein, dass - äussere Drucke und Pressungen nicht auch solche Verdickungs- linien oder Streifensysteme erzeugen können, im Gegentheil a a ie a 9 a A deutet das oben erwähnte, al beobachtete Zusammenvorkom- 1 men der Wellenstreifung mit einer deutlichen und tiefen Spalte auf e einen genetischen Zusammenhang auch dieser zwei Erschei- | nungen hin, beweist ihn aber nicht, da ja die Spalte später 0 entstanden und nur zufällig mit den Streifen in Verbindung stehen kann. Die Beobachtung der Handstucke giebt hier keine ganz genügende Aufklärung; vielleicht ergiebt aber das Experiment eine günstige Beantwortung der Frage, ob äusserer | Druck Verdickungswellen produciren kann. Hier soll also | vorläufig nur gesagt werden, dass diese Streifen nicht noth- wendig auf äusseren Druck schliessen lassen müssen, und es bleibt vor der Hand dahingestellt, ob sie starker Druck zu erzeugen im Stande ist. II. Optische Verhältnisse des Glimmers. Die optischen Verhältnisse des Glimmers, an sich sowohl als auch namentlich in ihren Beziehungen zu den krystallo- graphischen und chemischen gewähren das grösste Interesse. Von diesen Beziehungen sind am wichtigsten die Lage der Ebene der optischen Axen bei den zweiaxigen Glimmern. Ist der Axenwinkel gross, so ist die Bestimmung dieser Rich- tung leicht. Bei Untersuchung dieser Glimmer mit grossem Axenwinkel, die durchweg nicht zu den Magnesiaglimmern gehören, hat sich bis jetzt stets ergeben, dass die Kaliglimmer (Muskowite) und eisenfreien Lithionglimmer (Lepidolithe)*) Axen haben, deren Ebene parallel der Makrodiagonale des Haupt- prismas p liegen. Diese Glimmer sind also nach Herrn Pro- fessor Reusch’s Bezeichnung erster Art. Einzig und allein die eisenhaltigen Lithionglimmer (Zinnwaldite), besonders die von Zinnwalde selbst, sind unter den Glimmern mit grossem Axenwinkel zweiter Art, so dass die Axenebene parallel der Brachydiagonale a des Prismas p liegt. | Anders verhält es sich bei den meist dunkelgefärbten, zweiaxigen Magnesiaglimmern (Phlogopiten). Bei diesen ist der Axenwinkel klein, er übersteigt nicht 20° und ist meist *), Die hier angedeuteten opt. Verhältnisse der verschiedenen Lithion- | glimmer hat G. Rose vorläufig aus einigen Beobachtungen geschlossen, i sie bedürfen noch der Bestätigung. G. Rose, Berl. Akad. Monatsber. 19. April 1869. pag. 343. 344. 47 _ bedeutend geringer, während er beim Muskowit zuweilen bis über 80° beträgt und kaum unter 50° fällt. Bei diesen Phlo- gopiten mit kleinem Axenwinkel ist namlich die Axenebene bald makrodiagonal (Glimmer I. Art), bald brachydiagonal (Glimmer II. Art), ohne dass bis jetzt eine Beziehung zu den chemischen Verhältnissen aufgefunden worden wäre. Die meisten dieser Glimmer gehören allerdings zu denen zweiter Art, doch sind auch solebe erster Art nicht selten. Es scheint sogar vorzukommen, dass verschiedene sonst absolut gleiche Blättechen von derselben Localität theils erster, theils zweiter Art sind, | Daraus folgt, dass WıLk’s*) Ansicht, dass die Gruppe der Phlogopite sicb von den Muskowiten ebensowohl in Beziehung auf die Richtung der Axenebene, als in Beziehung auf die Grösse des Axenwinkels unterscheide, nicht durchweg und allgemein gilt, sondern eben blos für die von ihm untersuchten finnischen Muskowite und Phlogopite. Es scheint ein Zufall zu sein, dass sich unter seinem Material blos Phlogopite zweiter Art befunden haben, denn es lässt sich doch wohl nicht ohne Weiteres annehmen, dass in Finnland gar keine ' solehen erster Art vorkommen. WıLKk führt auch in seiner Arbeit einige Beispiele von nicht finnischen Phlogopiten erster Art an, z. B. den bekannten dunkelbraunen Glimmer vom Baikalsee. Die Untersuchung und Bestimmung der Lage der optischen Axen ist, wenngleich im Allgemeinen bei Platten senkrecht zur Mittellinie leicht auszuführen, hier zuweilen recht schwer. Die geringe Entfernung der beiden Hyperbeläste in der Stellung | unter 45° lässt ein scharfes Erfassen der Axenebene oft fast unmöglich erscheinen und ebensowenig gelingt oft eine genaue Einstellung auf die Lagen der totalen Auslöschung im paral- lelen polarisirten Licht, da wegen der meist intensiven dunklen, grünen oder braunen Farbe der in Rede stebenden Glimmer die Intensitätsunterschiede des Lichts bei voller Helligkeit und bei voller Dunkelheit höchst gering erscheinen. Zweckmässig habe ich in den meisten Fällen die Untersuchung im Stauroscop mit der empfindlichen Kalkspathplatten - Combination gefunden. | *) Fin. Vet. Soc. Förh, 1872. 35. Meddelanden beträffande finska mineralier. DENE E NENNT TEEN EA le RE SEE RR, DEE IRRE re A RNIT TOT ELSER EN DAR NER AR EL En N 5: BER RE SE ANERHAN Kr RR ” ® 2 \ \) WELT SAH x U HET ar * 7 172 Im Polarisations-Instrument wurde vorher die ungefähre Lage der Axenebene bestimmt, hernach die Platte so in’s Stauroscop gebracht, dass diese Richtung mit der oberen oder unteren Polarisationsebene parallel war, dann das Plätichen gedreht bis die Interferenzfigur unverändert erschien. Dies ergab so- dann die genaue Richtung der Axenebene. Aber auch so bleibt besonders bei Glimmern mit sehr kleinem Axenwinkel und bei solchen, die kein scharfes Interferenzbild geben, noch zuweilen einige Unsicherheit. Zu den Phlogopiten der verschiedenen Arten gehören nach meinen jetzigen und früheren Untersuchungen*), sowie nach denen von Herrn Prof. Reusch**) die von folgenden Fund- orten: | (Diese Fundorte sind zum Theil ganz unbestimmt, wie z. B. Grönland, aber durch ihre Aufzählung gewinnt man doch eine ungefähre Uebersicht über die Zahl der Phlogopite erster und zweiter Art. Ich zähle zunächst die Fundorte blos auf, ohne eine nähere Beschreibung des Vorkommens beizufügen.) I. Phlogopit erster Art. 1. Baikalsee, 2. Vereinigte Staaten. 3. Merefjord in Norwegen. 4. West-Chester (asterisirend). 5. West-Point N,Y. 6. Rother Kopf in Zillerthal. 7. Eningen in Württemberg. 8. Unbekannt. 9: Ural; 10. Laacher See. 11. Grönland. 12. Brevig. 13. Monroe N.Y. II. Phlogopit zweiter Art. l. Pargas. 2. Ilmengebirge bei Miask. *) Pose. pag. 138. 337. 1869. **) Herr Reuscn hat für G. Rose eine Anzahl von Glimmern des hie- sigen Museums untersucht. Die Präparate sowohl als die Notizen liegen hier und konnten von mir mit zur vorliegenden Arbeit benutzt werden. Be 173 3. Vesuv. 4. Ceylon. 5. Arendal. 6. Laacher See. 7. Unbekannt. 8. Rossie N. J. 9. Äker. 10. Lupikko in Finland. 11. Ersby. 12. Hopontuo in Finland. 13. Winnikby in Finland. 14. Jefferson Cty. U. S. 15. Edwards N. Y. 16. Canada (asterisirend). 17. Monroe Cty. 18. Fraskati aus dem Piperno. 19. West Chester. 20. Falun. 21. Oxbow. 22. Knopko 23. Tallbacka | 24. Rautsuo ın Finland. 35. Rohkala Man sieht also, dass die Zahl der Phlogopite zweiter Art nochmal so häufig ist, als die der ersten Art. Wenn schon die Bestimmung der Lage der Axenebene in sicher zweiaxigen Glimmern bei kleinem Axenwinkel zu- weilen mit Schwierigkeiten verbunden war, so ist es oft noch schwieriger, einaxigen Glimmer als solchen zu erkennen und vom zweiaxigen mit sehr kleinem Axenwinkel zu unter- scheiden. Einfaches Betrachten im Polarisationsinstrument im con- vergirenden polarisirten Licht oder gar in der Turmalinzange, entscheidet gerade in den zweifelhaften Fällen durchaus nicht, es sind dann schärfere und sicherere Mittel zur Untersuchung anzuwenden. Die beiden, die dabei vor Allem in Betracht kommen, sind: die sogenannte NDove’sche Probe, die mir schon bei meiner früheren Arbeit gedient und gute Resultate ergeben hat, sodann das Betrachten der empfindlichen Interferenzfigur, die die Brezına’sche Kalkspath-Combination im Stauroscop erzeugt. Man legt das zu untersuchende Blättchen auf den Objecttisch, z. B. des zum Stauroscop eingerichteten Fusss’schen Polarisationsinstruments. Bleibt bei der Drehung des Glim- mers die Interferenzfigur unverändert, ‘so ist derselbe einaxig und damit rhomboedrisch, im anderen Fall zweiaxig. Letztere Methode ist entschieden bequemer, kann aber blos bei ver- hältnissmässig grossen Platten angewandt werden, welche das ganze oder doch fast das ganze Sehfeld bedecken. Ist die Platte zu klein, so bedeckt sie blos einen Theil der Inter- ferenzfigur und es ist dann nicht immer deutlich die Art und Weise ihrer Einwirkung auf diese letztere zu erkennen. Solche kleine Plättchen lassen sich dagegen noch sehr gut mittelst der Dove’schen Probe untersuchen, wo das kleinste Stückchen hinreicht, und nebenbei lässt sich hier noch gut die Art und Weise der Absorbtion untersuchen. Bekanntlich giebt es nicht wenige einaxige Kıystalle, welche durch gewisse Unregelmässigkeiten in der Bildung ge- wisse optische Eigenthümlichkeiten zeigen. So giebt es z. B. Beryliplatten senkrecht zur Axe, wo beim Drehen das schwarze Kreuz entschieden und sogar oft sehr weit auseinander geht. Aehnlich ist es noch bei vielen anderen Krystallen. Beob- achtet man eine solche Platte im Stauroscop, so sieht man häufig nicht die geringste Aenderung der Interferenzfigur beim Drehen, und ebenso zeigt häufig die Dovr’sche Probe keine Spur von Reaction. Man ist deshalb wohl berechtigt, einen Glimmer, der im Stauroscop und bei der Dovr’schen Probe vollkommen einaxig erscheint, der aber ein geringes Oeffnen des schwarzen Kreuzes im Polarisations-Instrument zeigt, doch für einaxig zu halten, namentlich, wenn dieses Oefinen un- regelmässig geschieht. So habe ich einen chloritähnlichen weichen Glimmer, der in dem Chloritschiefer des Zillerthals eingewachsen ist, untersucht und gefunden, dass ganz reine Blättchen ohne Risse im Polarisations-Instrument ein geringes Auseinandergehen des schwarzen Kreuzes zeigten. Das Aus- einandergehen geschah aber in der Weise, dass beim Heraus- drehen des Blättchens aus der Stellung der weitesten Oeffnung das Kreuz sich schloss und geschlossen blieb bis zu der Stellung, die von jener um 180° verschieden war, statt dass || schon bei 90° Drehung wieder eine Oeffnung stattgefunden En: . P} 175° hätte, wie es bei einem wirklich zweiaxigen Glimmer noth- wendig hätte sein müssen. Ausserdem zeigte sich diese Platte im Stauroscop und bei der Dovs’schen Probe ganz wie ein einaxiger Krystall, ich stehe also nicht an, diesen -Glimmer für wirklich einaxig zu halten. Solche Unregelmässigkeiten mögen schon öfter getäuscht haben, und ich will deshalb hier noch besonders darauf aufmerksam machen, jedenfalls wird dadurch die an sich schon so grosse Schwierigkeit der Beurtheilung der optischen Verhältnisse der Magnesiaglimmer noch erheblich gesteigert. Durch Anwendung all dieser Mittel haben sich nun die folgenden Glimmer als sicher einaxig (Biotit) ergeben: 1. Vesuv.*) 2. Pospsham U.S. 3. Fassathal. 4. Aostathal. 5. Zillerthal. 6. Wolfshau bei Steinseiffen im Riesengebirge. 7. Kariät in Grönland. 8. Arendal. 9. Atwed in Ostgothland. 10. Unbekannt. Noch einer optischen Erscheinung möchte ich Erwähnung thun, welche, wenn ich die betreffende Stelle richtig verstehe, schon von GrAILIcH**) erwähnt, aber unrichtig gedeutet wurde. GRAILICH sagt (l.c. pag. 84): „Man findet zuweilen Glim- mer, bei denen die Fokalpunkte der Lemniskaten unter jedem Azimut des einfallenden polarisirten Lichts mehr oder weniger unverändert hell bleiben. Diese Helligkeit erstreckt sich dann zumeist über diese Punkte weit hinaus; und bei einem Glimmer von Pressburg blieb das ganze mittlere Gesichtsfeld noch ziem- lich hell erleuchtet, selbst wenn die Hauptschnitte parallel oder senkrecht gegen die Schwingungen des einfallenden Strahles .*) Hierher gehört der von Gustav Roskz (Pocc., beschriebene Glimmer vom Vesuv. Es scheint, dass die auf den Drusen aufgewachsenen Glim- mer dieses Fundorts einaxig, die in den Blöcken eingewachsenen dagegen jedenfalls in der Mehrzahl zweiaxig sind. **) Wiener Akad. Sitzungsber. XI. pag. 46 ff, 1853. 176 standen; eine Erscheinung, welche lebhaft an die bei einer senkrecht zur Axe geschnittenen Quarzfläche erinnert.‘ Ganz ähnliche Erscheinungen habe auch ich an einigen Glimmerplatten und zwar zuerst an hellblondem Kaliglimmer von Middletown Conn. beobachtet. Bei einer gewissen Stellung. des Blättchens im Polarisations-Instrument ist der Mittelpunkt ganz hell, um ihn herum ziehen sich die Lemniskaten. Deren Fokalpunkte sind durch dunkle, aber nicht ganz schwarze Punkte markirt, von welchen aus sich ganz helle graue Streifen in der Richtung der sonst bei den Lemniskaten beobachteten schwar- zen Hyperbeln erstrecken. Jenseits dieser regelmässig hyper- bolischen hellgrauen Streifen, setzen sich aber die farbigen Lemniskaten nicht regelmässig fort, sondern man findet die gleichgefärbte jenseitige Fortsetzung der diesseits an der Hy- perbel scharf abstossenden Lemniskate, wenn man an der Hyperbel etwas nach innen rückt, wie Taf. II. Fig. 4. zeigt. Dreht man das Glimmerblatt, so drehen sich die hellgrauen Hyperbeln und bei einer gegen die vorige um 45 ° verschie- denen Stellung berühren sich die zwei Hyperbeläste und bilden ein hellgraues Kreuz, in der Weise, dass der Mittelpunkt ganz oder fast ganz hell bleibt und zwar bei jedem Azimut des Glimmerblättehens, während nur an den Fokalpunkten der Lemniskaten wieder wie bei der ersten Stellung zwei dunklere, nicht ganz schwarze Punkte auftreten. Die Lemniskaten sind aber nicht mehr ganz regelmässig, sondern die Hälften sind gegeneinander längs der die Fokalpunkte der Lemniskaten ver- bindenden Linie um etwas gegen einander verschoben (Taf. II. Fig. 5.). Bei einer abermaligen Drehung um 45° hat man wieder das Bild wie zu Anfang, aber um 90 ° gegen die Anfangs- stellung verdreht, bei weiterem Drehen wiederholen sich diese sammtlichen Erscheinungen. Es sind das die von GRAILICH angedeuteten Unregelmässigkeiten, fortwährend mehr oder we- niger bedeutende Helligkeit der Fokalpunkte und fortwährende Helligkeit des Centrums bei jedem Azimut. Zur Erklärung dieses von dem einen gewöhnlichen Glimmer- blättchens so abweichenden Verhaltens zieht GRAILICH die von Bıor beschriebene Lamellarpolarisation zu Hülfe, mit den Worten: „Das Phänomen deutet unzweifelbaft die Mitwirkung einer Lamellaraction in den Polarisationswirkungen an.‘ In der That ist es auch bei der so deutlich blättrigen Structur 177 des Glimmers nicht zu verwundern, wenn die Unregelmässig- keiten so zu erklären gesucht werden. Ich habe aber eine andere und wie ich glaube, richtigere Erklärung dieser Un- regelmässigkeiten gefunden, Diese fanden sich namlich blos an Platten, die unzweifel- haft Zwillinge waren, und zwar waren die Individuen mit der Basis verwachsen, nicht wie es meist der Fall ist, mit einer Fläche aus der Prismenzone. Diese Zwillingsbildung ist meist sehr leicht in dem Polarisationsinstrument zu beobachten und zu erkennen, indem man bei einem so gebildeten Krystall zugleich die beiden, den zwei Individuen entsprechenden Lemniskatensysteme sieht, welche sich unter 60 ° durchkreuzen. Auch bei solchen unzweifelhaften Zwillingen bleibt das Centrum mehr oder weniger hell bei jedem Azimut, aber die schwarzen Hyperbeln sind bei gewissen Stellungen doch sehr deutlich zu sehen, in anderen dann auch weniger. Spaltet man nun einen solchen Zwilling, dann bekommt man meist ein Blätt- chen, das einfach ist, während das zweite noch deutlich seine Zwillingsnatur zeigt. Spaltet man an der Seite, wo das erste einfache Blatt weg war, weiter ab, so bekommt man wieder einfache Blättchen, aber der zurückbleibende Zwilling zeigt seine Zwillingsnatur im polarisirten Licht immer undeutlicher und endlich hat man bei fortgesetztem Weiterspalten an der angegebenen Seite ganz genau die oben und von GRAILICH "beschriebenen Erscheinungen, die also dann eintreten, wenn zwei Glimmerblätter, von denen das eine im Verhältniss zum andern sehr dünn ist, nach dem gewöhnlichen Zwillingsgesetz mit der Basis verwachsen sind, Dass diese Erklärung wirklich die richtige ist, folgt noch weiter daraus, dass man diese Erscheinungen künstlich nach- ahmen kann, Legt man ein sehr dünnes Glimmerplättchen auf ein dickes, so dass die Axenebenen sich unter 60° kreuzen, so erhält man im Polarisationsinstrument die erwähnten Er- scheinungen. Dabei entspricht die oben beschriebene und in Figur 4. abgebildete erste Stellung der Lage des dickeren Plättchens, wo seine Axenebene mit den Ebenen der oberen und unteren Polarisation 45° machen und die zweite Stellung demnach der Lage, wo die Axenebene des dicken Plättchens mit einer Polarisationsebene des Instruments zusammenfällt, wo- von man sich an einem künstlichen Zwilling dieser Art, an dem Zeits. d. D. geol. Ges. XX VI. 1. 12 178 die Axenrichtungen der beiden Blättchen deutlich unterschieden bezeichnet sind, leicht überzeugt. | Es kann sich nun blos noch die Frage erheben, ob die von GRAILICH mehr angedeuteten als beschriebenen Erschei- nungen, mit denen um die es sich hier handelt, identisch sind. Hierfür wird aber die Wahrscheinlichkeit in sehr hohem Grade vermehrt durch die Localität des von Graiticah als Beispiel angezogenen Glimmers. Pressburg ist nämlich der Fundort eines Glimmers, der in der That auf die angegebene Art zwillingsartige Verwachsung zeigt, dessen optische Verhältnisse Krnseott*) schon besprochen und dessen Zwillingsnatur GRAILICH**) erkannt hat. Es scheint also fast sicher, dass GRAILICH einen solchen Zwilling mit Individuen von sehr ver- schiedener Dicke untersuchte, dessen Zwillingsnatur allerdings aus der Betrachtung eines so gebauten Blättchens allein nicht ohne Weiteres gefolgert werden kann. Es war ursprünglich meine Absicht, auch andere Verhält- nisse des Glimmers, besonders die Zwillingsbildung und die Beziehungen der optischen Eigenschaften zu der chemischen Zusammensetzung zu besprechen. Die letzteren Beziehungen wurden die Anstellung vieler Analysen erfordern, ausserdem ist, wie ich höre, Herr TScHERMAK mit einer derartigen Arbeit beschäftigt, so dass ich davon absehen kann. Ich will nur erwähnen, dass die S£Enarmont’sche Hypothese uber die Bil- dung des einaxigen Glimmers nicht durch die Thatsache be- rührt wird, dass alle Kaliglimmer mit grossem Axenwinkel erster Art sind, wenn es sich nur bestätigt, dass es Phlogopite erster und zweiter Art giebt, durch deren Mischung dann der einaxige Glimmer entstände. Diese letzteren sind ja alle Magnesiaglimmer, also von den Verhältnissen, _die der Kali- glimmer zeigt, zunächst unabhängig. Es sei übrigens erwähnt, dass SEnARMONT nicht der erste war, der die Einaxigkeit gewisser Glimmer aus der Mischung zweier verschiedener Glimmervarietäten zu erklären suchte. Heinrich Rose hat schon 1822 eine ähnliche Ansicht ausge- #) Wiener Akad. VI. 413. 1851. **) Wiener Akad. X, 193. 1853. Vergl. auch Wiener Akad. XI. 74. 1853. 179 sprochen. Er sagt*) bei Besprechung der Analyse des einzigen einaxigen, d. h. von ihm für einaxig gehaltenen Glimmers, den er kannte und der wahrscheinlich aus Sibirien stammte: „Es wäre daher möglich, dass dieser Glimmer bestände aus gewöhnlichem zweiaxigem Glimmer (oder aus Silikaten von Basen mit 3 Atomen Sauerstoff, vereinigt mit Kalisilikat, wie die Glimmer, die ich bisher untersucht habe) und aus Glim- mer, der aus Silikaten von Basen mit 2 Atomen Sauerstoff, wie der Magnesia ist, durch welche Verbindung vielleicht das merkwürdige Verhalten dieses Glimmers gegen das Licht (also diese Einaxigkeit) hervorgebracht wird.“ Dies ist allerdings nur eine auf eine geringe Zahl von Üntersuchungen ge- stützte Vermuthung, sie besagt aber nichts wesentlich Anderes, als die Hypothese von SENARMONT, der diese Ansicht allerdings zuerst präcis gefasst und mit 'Thatsachen verschiedener Art zu belegen versucht hat. Weiter wollte ich einer Vermuthung erwähnen, die sich mir beim Studium der (Slimmeranalysen und beim Vergleichen derselben mit den Axenwinkeln aufgedrängt hat, die ich aber, aus Mangel an passenden Analysen, und weil höchst selten die Zusammengehörigkeit einer Analyse und einer Axenwinkel- bestimmung zu einem und demselben Glimmer sicher feststeht, nicht als definitive Ansicht aufstellen und aussprechen, son- dern nur der weiteren Prüfung anheimgeben will. Ich ver- muthe nämlich, dass in ähnlicher Weise, wie das von 'TscHEr- MAK**) für die Enstatitgruppe bewiesen wurde, der Eisengebalt einen wesentlichen, wenn auch wohl sicher nicht allein be- stimmenden Einfluss auf die Grösse des Axenwinkels 9 aus- ubt, in der Weise, dass dieser Winkel um so kleiner ist, je grösser der Eisengehalt, und umgekehrt. Wenn diese Frage entschieden werden soll, so ist es vor Allem nöthig, dass alle zu analysirenden Glimmer vorher, und zwar eben das zur Analyse zu verwendende Material sorgsamst optisch untersucht wird und dazu möchte ich die Chemiker dringend auffordern. Es wird durch solche combinirten Unter- suchungen die Wissenschaft sicher weit mehr gefördert, als wenn der Eine eine Anzahl Glimmervarietäten blos analysirt, der Andere ebenfalls eine Anzahl blos optisch untersucht. *) Giuseet’s Annalen 71. 18. 1822. **) Mineral. Mittheilungen 1871. I. pag. 18, 12 * 180 Zuweilen lässt sich die Zusammengesörigkeit zweier solcher Untersuchungen zwar sicher, aber nie ohne Mühe nachweisen, in den meisten Fällen ist dies aber, wie erwähnt, gar nicht möglich, und damit haben beide getrennten Untersuchungen nur einen Theil des Werths, den sie, zweckmässig combinirt, haben würden. VI. Die optischen Verhältnisse des Margarits und einiger anderer slimmerähnlicher Mineralien. a. Margarit. Bei Gelegenheit der optischen Untersuchung der verschie- denen Glimmer der Berliner Sammlung wurden auch die glimmerähnlichen Mineralien, darunter der Margarit und einige andere mit herbeigezogen. Nach den Etiquetten stammten die Tyroler Margarite der Sammlung theils vom Pfitschtbal, theils von Sterzing, Nach v. ZEPHAROWICH*) stammen aber alle diese Stücke vom Greiner- berg im Zillertbal, so dass diese Angaben der Etiquette also alle unrichtig wären. Ausser diesen Tyroler Margariten wurden auch noch einige amerikanische und ein russischer untersucht. Die sämmtlichen als von Sterzing stammend bezeichneten "Stücke zeigten in Spaltungslamellen im Polarisations-Instrument den grossen Winkel der optischen Axen, wie er immer für den Margarit angegeben wird 9=76°— 80°. Dana**) giebt für ‚Krystalle von Sterzing Axenwinkel: »=109° 32’, 117° 30°, 126° 24’ u. 128° 48° für rothes Licht an, Des CLo1zEAaux ***) o=100° nach einer Beobachtung von GRrAILICH. Ausserdem giebt Des ÜLoIzEAUx*"*) noch an, dass er an einem wenig ge- krummten Plättchen von Sterzing beobachtet habe, dass die zwei optischen Axen beinahe zusammenfallen. In Sırıımann’s Jour- nal (l. e. 1867) sagt er ferner, dass er an einem Plättchen von Sterzing nahezu zusammenfallende (distinetly united) Axen beobachtet habe. Es geht nicht deutlich hervor, ob dies das *) Mineral. Lexikon von Oesterreich II. 199. 1873. **) Mineralogy 506. aus einem Briefe von Des Croiseaux. SıLL. Am. J. II. ser. Bd. 44, 283. 1867. ***) Manuel I. 901. 1862. a a Ed = 181 Resultat einer neuen Beobachtung ist, oder blos die Wieder- holung der schon früher im Manuel erwähnten. Jedenfalls ist ‚auffallend, dass Dana in seinem Handbuch zwar die Bestim- mung der grossen Axenwinkel erwähnt, nicht aber die in- teressante Beobachtung der kleinen Winkel. Auch an den Stücken der Sammlung, die den Etiquetten zufolge vom Pfitschthal stammen sollen, beobachtete ich grosse Axenwin- kel, nur Ein Stuck machte eine Ausnahme. Es hatte ganz dasselbe Aussehen wie die anderen Stücke angeblich vom Pfitschthal, die kleinen weissen Täfelchen in grosser Menge in grünem Chlorit eingelagert, aber die Täfelchen zeigten ein ganz abweichendes optisches Verhalten, indem sie nicht zweiaxig waren, sondern vollkommen einaxig. Wegen der Angabe von Des CLoIzEAux, dass er bei Sterzing Margarit mit sehr kleinem Axenwinkel gefunden habe, wurden diese Täfelchen ganz besonders sorg- faltig untersucht, um zu constatiren, ob man es mit wirklicher Einaxigkeit, oder vielleicht blos mit ausserordentlich kleinem Axenwinkel zu thun habe. Sie zeigten im convergirenden Licht im Polarisations-Instrument ein beim Drehen des Prä- parats vollkommen fest und unverändert bleibendes schwarzes Kreuz wie der Kalkspath, die Dovr’sche Probe*) liess keine Spur von Absorptionsverschiedenheit in zwei aufeinander senk- rechten Richtungen erkennen und ein Plättehen in’s Stauroscop eingeschaltet, ergab keine Veränderung in der so empfindlichen Interferenzfigur der Kalkspathplatten von Brezina Es ist somit kein Grund vorhanden, diesen Margarit nicht als optisch vollkommen einaxig anzuerkennen. Die optische Axe erwies sich negativ. Die sämmtlichen amerikanischen Margarite und der rus- sische waren zweiaxig mit grossem Äxenwinkel, Man hat somit beim Margarit ganz dieselben optischen Verschiedenheiten,;, wie beim Glimmer. Es finden sich Plätt- chen mit grossen und in dem oben angegebenen weiten Rah- men schwankenden Winkelwerthen, wie beim Muskovit, man hat ferner solche mit kleinem Axenwinkel, wie beim Phlogopit und endlich vollkommen einaxige, wie beim Biotit, wobei aber die Margarite mit Einer Axe oder mit kleinem Winkel als sehr selten vorkommend zu bezeichnen sind. | *) Cfr. meine Arbeit über Glimmer etc. Pocc. 138. 337. 182 Während man beim Glimmer die optischen Verschieden- heiten wenigstens bis zu einem gewissen Grad auf chemische Unterschiede zurückführen kann, ist dies beim Margarit bis jetzt nicht möglich gewesen. Wohl kommen auch beim Mar- garit zwei chemisch wesentlich verschiedene Arten, beide im Pfitschthal vor; einmal der Ba freie eigentliche Margarit mit starkem Kalk- und unwesentlichem Magnesiagehalt, dann an einem anderen Fundort, am Rothbachl in Pfitsch mit Rhätizit zusammen, der Ba haltige (4,6—5,9pCt BaO) Oellacherit mit sehr wenig Ca (0,23 — 1,03 CaO) und mehr Mg (2,90 bis 4,85 MgO). Aber im Ba-Gehalt ist der Grund für die Ein- axigkeit oder den kleinen Axenwinkel nicht zu suchen, denn der Ba haltige Oellacherit hat nach Dana pag. 489 einen Axenwinkel = 78° 45’ für blaues und von 79° 21° für rothes Licht. Die Margarite der Berliner Sammlung wurden alle optisch bestimmt und Axenwinkel zwischen 74° und 80° ermittelt, auch wurden sowohl diese zweiaxigen, als der einaxige Mar- garit qualitativ geprüft, aber nichts anders als die gewöhnlichen Bestandtheile des Margarits gefunden, so dass, um einen Grund dieser optischen Verschiedenheiten einzusehen, weitere quan- titativre Analysen auch dieser Varietäten mit kleinem Axen- winkel und mit nur Einer Axe abgewartet werden müssen. Jedenfalls wird aber dadurch der Ausspruch von Des CroI- ZEAUX*) bestätigt, und sogar erweitert. -Er sagt: „Selon toute probabilite ce nom (margarite) s’applique & toute une famille de mineraux plutöt qu’a une seule espece.‘“ Die krystallographische Orientirung mittelst der Körner- probe führt beim Margarit zu keinem sehr befriedigenden Re- sultate. Einmal sind die Plättchen, namentlich des Tyroler Vorkommens,, dazu meist zu klein, sodann sind sie stets so spröde, dass sie beim Schlag meist zerspringen. Da auch natürliche Begrenzungsfiächen höchst selten sind (ich selbst habe fast nie welche gesehen), so lässt sich nur schwer ent- scheiden, welche Lage die Ebenen der optischen Axen gegen die rhombischen Krystallaxen haben. Es sind besonders die amerikanischen Margarite, die alle ausnakmslos zweiaxig mit grossem Axenwinkel waren, hierzu *) Ann. des mines 1857. V, ser. XI. 372. 4 183 geeignet und am meisten die grossblättrigen rosenrothen von Chester und Goshen in Massachusets, mehr als die anderen fruher unter dem Namen Corundellit, Clingmanit, Euphyllit, Emerylith etc. beschriebenen von anderen Localitäten, von denen mir Originalproben, die SıLLınan früher an Gustav Rose zur optischen Untersuchung geschickt hatte, zur Verfü- gung standen. Alle diese unterschieden sich optisch in nichts von den grossaxigen Tyroler Margariten und die Axen- winkel bewegen sich alle in den oben angegebenen Grenzen. Hieran schliesst sich ein Margarit von Georgien am Kaukasus, der ebenfalls einen grossen Axenwinkel zeigt, den man aber nicht genau bestimmen kann, weil das Material stark zersetzt ist. Das Vorkommen ist ganz dasselbe wie in Tyrol, es liegen auch hier die einzelnen Krystalle in einem feinkörnigen Chloritschiefer. Da die Krystalle grösser sind als die Tyroler, so sind auch sie zur Körnerprobe geeigneter, als jene. Bei den obigen rosenrothen blättrigen Massen von Mar- garit ist es schon schwer, nur ein reines Blättchen abzu- spalten, da wegen der Sprödigkeit sofort kleine Risse in der ganzen Masse entstehen, welche das deutliche Hervortreten der Schlagfigur hindern. Wiederholt man aber den Versuch oft genug, so findet man, dass die Schlaglinien bei den gross- axigen, den an einem Stück da und dort auftretenden natür- lichen Begrenzungsflächen parallel gehen, und dass die Axen- ebene stets senkrecht zu der „charakteristischen Schlaglinie‘ steht, wie bei den Glimmern erster Art. Ob dies auch bei den kleinaxigen Margariten so ist, oder ob diese vielleicht die beim kleinaxigen Phlogopit häufigere Axenlage zweiter Art haben, kann ich nicht entscheiden, da mir kein Material zur Verfügung steht. Die Schlaglinien an allen Margariten sind stets sehr wenig rein und immer dick, strangförmig; aber doch heben sich die Richtungen der drei Strahlen zuweilen unzweifelhaft deutlich hervor, wenn auch viele intermediäre Linien sich zwischen den Hauptschlaglinien einstellen. b. Damourit. Der Damourit ist von DeLEssE*) als besondere Mineral- *) Annales de chimie et de physique III. 25. 248. 1845. species aufgestellt worden, und zwar begriff er darunter das gelblich weisse feinschuppige Muttergestein des Cyanits von Pontivy in der Bretagne. Neuerer Zeit ist ein anderes Vor- kommen vom Hörrsjöberge in Wermeland von IGELSTRÖöM*) ebenfalls zum Damourit gestellt werden. Diese beiden Mine- ralien haben eine durchaus glimmerähnliche Struetur und namentlich das von Wermeland lässt sich von einem gewöhn- lichen echten Kaliglimmer durchaus nicht unterscheiden ausser etwa durch die helle talkartig grüne Farbe, die sonst bei Glimmern nicht vorzukommen pflegt, was aber bei den sonsti- gen grossen Farbenverschiedenheiten bei den Glimmern ganz - unwesentlich ist. Ausserdem ist die chemische Zusammen- setzung und das specifische Gewicht des Damourits von denen des Muskovits nicht verschieden, wie die Vergleichung der Glimmeranalysen mit denen des Damourits zeigt. Namentlich eine echte Glimmervarietät, die von Litchfield in Maine, zeigt nach der Analyse von SmiTH und Brus# eine fast vollkommene Uebereinstimmung in der Zusammensetzung mit den beiden Damouritvorkommnissen von der Bretagne und von Wermeland, die nur dadurch etwas gestört wird, dass bei dem Glimmer ein Theil des Ka durch Na vertreten wird, bei den Damouriten nicht. Die folgende Tabelle zeigt dies sehr deutlich: SiO, AlO, FeO, K,O Na,0 MgO CaO H,O 44,60 36,23 1,34 6,20 4,10 0,37 0,50 5,26=98,60 45,227. 37:85 "Spur 11.20, ,„ ,„ 599» 43,41 35,17 4,62 10,90 „ 140 ,„ 4,0=100 1. Glimmer von Litchfield nach Smira und Barusn. 2. Damourit von Pontivy nach DELESsSE. 3. Damourit vom Horrsjöberg nach IcELström (vergleiche Dana Mineralogy, 5. ed. pag. 310 und 487). | Die für den Glimmer angegebenen Zahlen stehen fast durchweg zwischen den für die beiden Damouritvorkommnisse angegebenen in der Mitte, namentlich sieht man, dass der Wassergehalt des Glimmers grösser ist, als bei beiden Damou- riten, so dass also der Damourit nicht wegen seines Wasser- gehalts von den echten Glimmern unterschieden werden kann. Das specifische Gewicht des Damourits von Pontivy ist ne *) Berg- und hüttenmännische Zeitung XXV, 308. 1866. 185 — 2,792, das des Glimmers von Litchfield = 2,76, also auch im specifischen Gewicht eine Uebereinstimmung, wie sie oft nicht zwischen den Gewichten zweier echter Muskovite von verschiedenen Fundorten herrscht. | | Es ist demnach klar, dass der Damourit nicht von dem Kaliglimmer oder Muskovit als besondere Species abgetrennt werden kann, mit dem er physikalisch und chemisch so voll- kommen übereinstimmt, dass eine specifische Trennung ganz unzulässig erscheint. Auch RAMMELSBERG *) hat den Damourit schon ganz mit dem Kaliglimmer vereinigt und ich wäre hier darauf nicht mehr ausführlich zuruckgekommen, wenn nicht in den verbreitetsten Handbüchern, wie in dem von Dana und in der letzten Ausgabe des Naumans’schen, immer noch der Da- mourit als selbstständige Species festgehalten und bei Dana sogar weit vom Glimmer getrennt wäre, und wenn nicht die für den Damourit vorhandenen Angaben über die optischen Verhältnisse ihn vom Kaliglimmer unterscheiden würden. Wenn nämlich, was unzweifelhaft ist, der Damourit nichts ist als Kaliglimmer, so muss eine Angabe über die optischen Verhältnisse desselben auffallen, die zuerst von Des CLoIzEAUX**) herruhrt. Während nämlich alle Kaliglimmer, die bis jetzt untersucht wurden, einen sehr grossen Axenwinkel zeigen, der kaum unter 60° herabsinkt, dagegen bei einzelnen bis über 80° steigt, giebt Des CLomzeaux den Winkel des Damourits von Pontivy zu 10—12° an, ein Unterschied vom Glimmer, den man bei der sonstigen grossen Uebereinstimmung nicht erwarten wurde. Leider ist in den hiesigen Sammlungen kein echter Da- mourit von Pontivy vorhanden, so dass mir also das Material fehlt, um diese Angabe von Des CLoIzEAux zu prüfen, dagegen besitzt die Universitäts - Sammlung ein ausgezeichnetes gross- blättriges Stuck Damourit von Wermeland, dessen Blättchen gut durchsichtig sind und den optischen Charakter leicht er- kennen lassen. Diese Blättchen zeigen aber einen sehr grossen Axenwinkel wie alle anderen Kaliglimmer und zwar ist: %) Ueber die chemische Constitution der Glimmer. Diese Zeitschr. Bd. XIX, p. 400. 1867. %*) Annales des mines V. ser. XI, 329 und Manuel de mineralogie I. 498. 186 o = 65°. Vollkommen genau ist die Bestimmung nicht mög- lich wegen der vielen Risse, die die Blättchen durchziehen. Man hat also auch in optischer Beziehung eine vollkommene Ueber- einstimmung mit den Verhältnissen, wie sie beim echten Kali- glimmer beobachtet werden, was die Untrennbarkeit des Damourits weiter dokumentirt. Es fehlt nun also blos noch eine erneute Prüfung des Damourits von Pontivy, die ich, wie gesagt, aus Mangel an Material nicht selbst ausführen kann. c. Cymatolith. Der Cymatolith oder Cumatolith Suerarp’s (siehe Dana, 455) von GosHen, Mass., (in der Zusammensetzung identisch mit Serström’s Pihlit von Brattstad bei Sala) ist ebenfalls ein in der Struktur durchaus glimmerähnliches Mine- ral, mit einem sehr deutlichen Blätterbruch, es scheint aber, dass er wegen des grossen Kieselsäuregehalts von 62—64 pCt. chemisch nicht mit dem Glimmer vereinigt werden kann. Dem Kaliglimmer nähert er sich durch einen bis ungefähr 6 pCt. betragenden Gehalt an Kali. Ich habe die durchsichtigen Blätter von der Farbe des bekannten Glimmers von Utön, die mit einer SHEPARD’schen Originaletiquette versehen sind, optisch untersucht. Die Axen- ebene ist senkrecht zum Hauptblätterbruch, der Axenwinkel o=70° und die Dispersion ist sehr deutlich p>v wie beim Glimmer. Die Körnerprobe giebt einen sehr deutlichen sechs- strahligen Stern und die Axenebene steht senkrecht auf dem einen Strahl, wie bei den Glimmern erster Art. Regelmässige äussere Umgrenzung ist nicht deutlich wahr- zunehmen. VII. Ueber eine eigenthümliche Zwillingsstreifung am Eisenglanz. Längst bekannt ist auf den Geradendflächeu der Eisen- glanzkrystalle eine Streifung, die ihre Ursache in der treppen- förmigen Abwechslung der Flächen eines Rhombo&ders mit der Basis hat. Dabei erfordert die Symmetrie Streifen in drei Richtungen, die mit einander Winkel von 60° machen, und es entstehen dadurch auf der Basis gleichseitige Dreiecke. 187 "Solche ineinandergeschachtelte gleichseitige Dreiecke wer- den an den Eisenglanzkrystallen, die eine ausgedehnte Basis haben, z. B. an den Eisenrosen des St. Gotthards, sehr häufig beobachtet, dagegen ist eine andere Streifung auf der Basis ausserordentlich viel seltener, so dass ich sie nur an sehr wenigen Stücken der Berliner Mineraliensammlung beobachten konnte, und zwar besonders an einem deutlich ausgebildeten Krystall, als dessen Heimath Tyrol angegeben war, an einigen Krystallen aus dem Ural und an einigen derben Stucken aus Schweden. Der erwähnte Krystall von Tyrol ist in Taf. III, Fig. 1 auf die Basis projieirt. Er zeigt vorherrschend die Basis oa: oa:ooa:c, dann am Rande die Flächen des Haupt- rhombo&ders R= a:a:o0a:c, des nächsten stumpferen Rhom- boöders vo=2a':2a’:o0a’:c und des gewöhnlichen Dihexaäders = 2a: Sa: c. Die hintere, in der Figur punktirte Hälfte ist abgebrochen und es ist statt der Krystallflächen ein Bruch zu beobachten, der an den meisten Stellen muschlig ist, an andern Stellen aber auch glatt, eben und sehr glänzend. Es zeigt der Winkel dieses glatten und glänzenden Bruchs mit der Basis, der sich am Reflexionsgoniometer sehr genau ermitteln lässt, dass dieser der Fläche des Hauptrhombo&ders A parallel ist. Betrachten wir die Streifung auf der Basis, so sehen wir zuerst und vor Allem, dass sich in einer Richtung parallel dem vorderen v, und dem hinteren R, der Figur die Streifen dicht gedrängt einer am andern über die Basis hinziehen von einer Kante der einen Seite bis zur entsprechenden Kante der anderen. In der Figur sind nur einige wenige der Streifen dieses Systems eingezeichnet. In den zwei anderen entsprechen- den Richtungen parallel den beiden anderen Flächen R oder v sind nur wenige Streifen vorhanden, in der einen Richtung etwa ein halbes Dutzend, in der anderen blos ein einziger, die ausserdem gar nicht über die ganze Basis hingehen, son- dern nach kurzer Erstreckung aufhören, Es entsteht so eine . grosse Verschiedenheit zwischen diesen drei Richtungen, die noch dadurch wächst, dass die gedrängt stehenden Streifen des erstgenannten Systems ziemlich stark sind, während die spärlichen Streifen der zwei andern Systeme ausserordentlich fein sind, so dass beim ersten Anblick überhaupt blos eine 188 Streifungsrichtung vorhanden zu sein scheint, die im Folgen- bi den kurz die Hauptstreifung heissen soll. | ” Die Streifen der verschiedenen Systeme kreuzen sich zum Theil in der Art, und dies ist der häufigste Fall, dass sie sich einfach wie zwei gerade Linien schneiden, ohne dass irgend eine Verrückung der Lage eintritt. Ausserdem aber ist, zwar weniger häufig aber doch nicht gar selten, mit der Durchkreuzung eine Verwerfung theils der Hauptstreifen, theils der anderen feineren verbunden, so dass also ein Streifen nicht unmittel- bar auf der entsprechenden jenseitigen Seite des ungestört hin- durchschneidenden andern Streifens weitergeht und beide Theile nicht unmittelbar in einer geraden Linie liegen, sondern dass nach einer oder der andern Seite längs des schneidenden Strei- fens die eine Hälfte gegen die andere um einen kleinen Betrag verrückt ist, wie dies an einer Stelle a in der Figur ge- zeichnet ist. Ferner fällt sofort in die Augen, dass die Streifen, wo sie an einer in der Basis liegenden Kante anstossen, nicht aufhören, sondern in schiefer Richtung über die anliegenden Flächen und ebenso uber die entsprechenden weiteren hinlaufen, so dass viele solche Streifen, besonders die Hauptstreifen um den ganzen Krystall herum verfolgt werden können, wenn die dazu nöthigen Flächen nicht weggebrocheun sind, während andere, so namentlich die Streifen der zwei anderen feineren Systeme zwar auch auf die der Basis anliegenden Flächen über- gehen, aber auf diesen, wie auf der Basis sich nicht bis an die gegenüberliegende Kante erstrecken, sondern nach kurzer Erstreckung aufhören. Alle diese Umstände, besonders die ganz ungleiche, der Symmetrie scheinbar widersprechende Vertheilung der Streifen auf der Basis lassen erkennen, dass man es hier mit etwas ganz anderm, als mit der gewöhnlichen Streifung zu thun hat, und die Verfolgung der Streifen auf den schiefen Rhomboeder- etc. Flächen lässt vermutben, dass die Streifung durch dunne, zwillingsartig eingewachsene Lamellen hervorgebracht wird, wie z.B. bei den triklinen Feldspäthen, was die nähere Unter- suchung bestätigt. Da die Verwachsung nach einem beim Eisenglanz seltenen Gesetz vor sich geht, auch diese ganze Art und Weise der lamellaren Zwillingsverwachsung bis jetzt bei diesem Mineral noch nicht bekannt gemacht worden ist, 189 so hat es ala einiges Interesse, etwas näher Haraut ein- zugehen. Zur näheren Unten: aller Verhältnisse eignet sich hauptsächlich das Hauptstreifensystem, mit dem wir uns da- her zunächst ausschliesslich beschäftigen. Verfolgt man die Streifen in ihrem Verlauf um dem ganzen Krystall herum, so sieht man, dass sie stets in einer Ebene bleiben, nicht zick- zackförmig auf- und absteigen, man sieht, dass man es wirk- lich mit einer ebenen Lamelle, die den ganzen Krystall durch- setzt, zu thun hat. Auch die Richtung dieser Lamelle in Beziehung auf die am Krystall vorhandenen Flächen lässt sich aus dem Verlauf der Streifen unzweideutig und mit Sicherheit entnehmen. Dieselben machen nämlich mit den Kanten, welche die verschiedenen Flächen, uber die sie hinlaufen, mit ein- ander machen, verschiedene schiefe Winkel, wie das die . Streifen in der Figur deutlich zeigen, stets aber sind diese parallel mit den Combinationskanten der Hauptrhomboeder- fläche R, mit den zwei anliegenden Dihexaderflächen r, und r, (r, und r, sind ja abgebrochen) und in Folge dessen ' parallel mit der Fläche R, selbst, da ja wie erwähnt, auch ‚auf der Basis die Streifung parallel Kante R,/c ist. Die Fläche R, ist am Krystall wie oben schon erwähnt, nicht ' als ursprüngliche Krystallfläche, sondern als ebene Bruch fläche‘ vorhanden. Diese Beobachtung, dass die Lamellen alle parallel der Fläche R, sind, lässt sich unrmittelbar nur an denjenigen machen, nn noch über die Flächen r, und r, hinlaufen, da die genaue Parallelität der Lamellen it R, unmittelbar nur aus der Parallelität der betreffenden Combinationskanten von R, und den rechts und links anliegenden Flächen mit den Schnittlinien dieser Flächen und der Lamellen folgt. Allein dass alle die Lamellen unter einander und somit alle parallel BR, sind, das folgt aus dem vollkommenen Parallelismus aller Schnittlinien der Lamellen mit sämmtlichen Krystallflächen, der je auf der betreffenden Fläche zu beobachten ist. Der ganze Kıystall besteht also aus einzelnen Lamellen, die von zwei ausgedehnten und sehr nahe zusammenliegenden Flächen R gebildet sind und die mit den Flächen R anein- - ander liegen. Damit erklärt sich auch, dass eine Bruchfläche A jan, glänzend und spiegelnd, parallel £ vorhanden ist. Es 190 ist dies kein Blätterbruch, sondern eine Absonderungsfläche, 4 längs welcher zwei Lamellen zusammengehangen hatten, und | es ist überhaupt der beim Eisenglanz zuweilen angegebene Blätterbruch parallel R nichts Anderes als seine Absonderung nach diesen Lamellen. Die Streifen parallel den zwei Anderen Richtungen ent- sprechen Lamellen, welche gegen R, und R, ganz eben so gelegen sind, wie die den Hauptstreifen entsprechenden gegen R,. Hier kann man zwar nicht den ganzen Verlauf verfol- gen, durch Vergleichung der Winkel der Streifen mit den verschiedenen Kanten bei den Hauptstreifen und den andern geht dies aber mit Sicherheit hervor. Hier gehen die La- mellen nicht durch den ganzen Krystall hindurch wie dort, sondern hier sind es blos einige keilformig eingeschobene Stücke, ähnlich wie bei den zwillingsartig eingeschobenen Stücken, die beim Periklin so häufig beobachtet werden. Wenn solche Lamellen parallel £, das Haupttindividuum durchziehen, so ist aus der Analogie mit anderen ähnlich ge- bildeten Mineralien a priori zu schliessen, dass diese Lamellen zu dem Hauptindividuum in Zwillingsstellung liegen, und dass also die Zwillingsfläche eine Hauptrhombo&derfläche ist, dass man es also mit dem selteneren der zwei beim Eisenglanz beobachteten Zwillingsgesetze zu thun hat, das sonst noch an Krystallen von vulkanischem Eisenglanz von Stromboli und an den rutilbedeckten Krystallen vom St. Gotthard selten beobachtet worden ist.*) Diese seltenere Zwillingsverwachsung ist es, die diesen Krystallen ihr Hauptinteresse verleiht. Dass dieses Gesetz wirklich vorliegt, kann durch Messun- gen direkt nachgewiesen werden, da die Lamellen genügend breit sind, so dass die an ihnen auftretenden Flächen die Flamme einer Kerze deutlich reflektiren. Nimmt man den Krystall auf ein WoLLASToN’ le Re- flexionsgoniometer, so spiegelt zuerst (vergl. den Durchschnitt durch den Krystall senkrecht zur Kante R,/c oder dem Haupt- streifensystem**) Tal. III. Fig. 2) die Fläche v des Hauptindivi- *) G. vom Rats, Mineralog. Mitteilungen. 16. Eisenglanz vom Eiter- kopf bei Plaidt. Pocc. 128. 430. 18066. **) Es ist hier blos eine Lamelle, die über die schiefe Fläche v weg- geht, gezeichnet und eine zweite, die blos die Basis e aber nicht » schnei- 191 duums. Nach einer Drehung von 12° spiegeln die Flächen der uber » und zu gleicher Zeit die vorderen Flächen der über ce hingehenden Lamellen; hierauf spiegelt nach einer Drehung von 22° die Basis c des Hauptindividuums, nach wei- teren 6° die hinteren Flächen der Streifen auf c, und endlich nach abermaligen 50° die hintere Fläche (Blätterbruch) R,. Diese Winkel sind in der Figur zwischen die von einem Punkt ausgehenden Flächennormalen eingezeichnet; am äusse- ren Umfang sind aussen die wirklichen Winkelwerthe wie sie (als Supplemente) aus den gemessenen folgen, angeschrieben, innen die nach den Mıtner’schen Winkelangaben berechneten genauen Werthe. Die Vergleichung dieser Winkelwerthe zeigt, dass die nach v spiegelnden Flächen der Lamellen an diesen ebenfalls Flächen ®v des ersten stumpferen Rhomboeders sind, wenn diese La- mellen gegen das Hauptindividuum in der Zwillingsstellung sind. Es ist nämlich: %/, = 168° (gemessen) und = 2.84° 23’ = 168° 46’ (ge- rechnet) denn v,/R, = 84° 23’ nach MILLER. Ferner fand sich der Winkel der hintern Fläche der zwei- ten Lamelle mit R = 130°, dies führt auf das am Haupt- individuum nicht vorkommende nächste schärfere Rhombo&der u=+a':+a’:o0.a’:c, denn es ist: “/R = 129° 50’ (gerech.) und = 130° (gem.). ferner: %/ı, = 145° 47 (gerech.) und = 147° (gem.). Die andern Winkel können in Taf. IH. Fig. 2 verglichen werden. Es zeigt die vollkommene Uebereinstimmung aller, dass das erwähnte Gesetz wirklich herrscht. In ganz ähnlicher Weise findet sich diese Streifung und Zwillingsbildung an einigen wenigen Stücken derben Eisen- glanzes aus Schweden, von denen eines, wo der Eisenglanz auf körnigem Magneteisen aufgewachsen ist, von Bitsberg in Dalecarlien stammt. Bei diesen gehen die Streifen ziemlich gedrängt und in allen drei Richtungen über die Basis hin und lassen sich auch noch auf den mehr oder weniger zerbrochenen' det, Die Lamellen sind durch Schraffirungen ausgezeichnet. Begrenzt sind sie von je zwei Flächen AR, 192 rhombo&drischen Seitenflächen noch sicher als hierher gehörige | Lamellen verfolgen. Die Fläche R tritt hierbei als ebene Bruch- fläche auf, in Folge der lamellaren Bildung parallel dieser Fläche, Auch parallel mit der Basis ist an diesen Stücken eine deut- liche schaalige Absonderung zu erkennen. e Beim Titaneisen ist diese Lamellarstruktur nicht oder jedenfalls nicht deutlich wahrzunehmen. Durch eine ähnliche lamellenförmige Zwillingsverwachsung ist auch der ‘eigenthümliche Umstand zu erklären, dass der mit Eisenglanz isomorphe Korund häufig parallel mit zwei Rhombo&derflächen R deutlich spaltbar erscheint, parallel mit der der dritten nicht, dass überhaupt die Blättrigkeit nach den drei gleichwerthigen Hauptrhombo&derflächen eine ver- schiedene ist.*) Ich habe alle Korundkrystalle der Berliner Sammlung durchgesehen und bei den allermeisten Lamellen ganz in derselben Weise und nach demselben Gesetz wie beim Eisenglanz eingewachen gefunden, ein Gesetz, das: ja beim Korund schon lange bekannt ist. Aber selten gingen Lamellen allen drei Hauptrhomboäderflächen parallel, seltener auch blos einer einzigen, meist waren es zwei. Diese Lamellen lösen sich leicht von einander ab und so ist der Blätterbruch des Korunds nichts anderes als eine durch diese Zwillingslamellen hervor- gebrachte Absonderung, wie das z. B. an einem Rubin mit schönem Lichtschein sehr deutlich zu beobachten ist. Da nun die Lamellen nicht immer nach allen drei Richtungen in gleicher Menge und gleich dicht gedrängt eingeschaltet sind, da im Gegentheil in den meisten Fällen nach zwei oder auch blos nach einer Fläche R die Lamellen am zablreichsten und ge- drängtesten sind, so wird auch in den meisten Fällen der vermeintliche Blätterbruch nach zwei oder seltener nach einer Fläche R deutlicher sein, als nach den anderen. Jedenfalls aber ist durch obiges Vorkommen gezeigt, dass das seltenere Zwillingsgesetz beim Eisenglanz mit der Zwillings- fläche R nicht auf die erwähnten Lokalitäten beschränkt ist, sondern dass es überhaupt weiter verbreitet ist, wenn es auch nur in dieser Ausbildung der eingewachsenen Lamellen an die Erscheinung tritt. *) Vergl. z. B. Quessteprt, Mineralogie, pag. 300. 193 Nachdem dies niedergeschrieben war, kamen mir noch weitere Eisenglanzkrystalle in die Hände, welche diese Er- scheinung zeigten. Der eine ist ein kleiner, sehr glattflächiger und glänzen- der Krystall, der die an dem oben beschriebenen vorkommen- den Flächen zeigt, aber in anderer Ausbildung, indem der Taf. III. . Fig. 1 abgebildete Krystall tafelförmig, der vorliegende aber ziemlich hoch pyramidal ist. Ein Fundort ist nicht angegeben, doch ist er sicher nicht von derselben Localität wie jener. Die ‚anderen sind zwei ziemlich grosse Krystalle, die G. Rose von seiner Reise nach dem Ural etc. aus dem Gold- sande von Najornoj bei Beresowsk mitgebracht und in seiner Reisebeschreibung*) beschrieben hat, ohne dieser Erscheinung Erwähnung zu thun, obgleich sie ausserordentlich auffallend ist. Zu beobachten sind die an dem oben beschriebenen Ty- roler Krystall erwähnten Flächen, ausserdem ein Skalenoeder, dessen Flächen die Combinationskanten des Dihexaäders r und’ des Hauptrhombo£@ders A abstumpfen. Die Lamellen sind spar- samer, als an den oben beschriebenen Krystallen, aber ziemlich in gleicher Menge in allen drei Richtungen. Der eine der zwei Krystalle ist dadurch merkwürdig, dass an einer zerbrochenen Stelle Brüche ganz nach den Berührungsflächen der Lamellen, und zwar nach den drei Richtungen derselben, vor sich ge- gangen sind, so dass man sieht, in welcher Weise diese La- mellen den Krystall in einzelne mehr oder weniger schwach zusammenhängende parallelepipedische Stücke zerlegen. Es ist dies also ein fernerer Beweis für die weitere Ver- breitung dieses Zwillingsgesetzes, *) I, 148. 149. Es ist aber zu erwähnen, dass an dieser Lokalität auch Eisenglanzkrystalle vorkommen, die diese Streifen nicht zeigen, sonst aber ganz gleich gebildet sind wie jene. Zeits.d. D.geol.Ges. XXVL. 1. 13 194 VI. Ueber einen eigenthümlich ausgebildeten Rauchtopaskrystall N von &alsenstock im Wallis. " Der vorliegende Krystall hat eine sehr eigenthümliche } Ausbildung. Auch liefert er einen kleinen Beitrag zu der Be- " antwortung der Frage, ob die Basis beim Quarz vorkommt, | oder nicht. Es ist deshalb eine kurze Beschreibung desselben vielleicht von einigem Interesse. Er ist in Taf. III. Fig. 2, 4 und 5 in schiefer Projektion, im Durchschnitt und in gerader Projektion auf die Basis abgebildet. Der Krystall ist im Ganzen zwei Zoll lang und an seiner breitesten Stelle fast eben so dick, ziemlich hellbraun, unten an der Ansatzstelle weiss. Die Prismenflächen haben die ge- wöhnliche Beschaffenheit, auf ihnen sind die sechs Flächen der zwei Rhombo&der aufgesetzt, die aber sehr schmal sind, da durch eine basische Fläche ihre Endecke sehr stark abge- | stumpft wird. Diese letztere Fläche ist rauh und matt, stellen- weise etwas löcherig und zeigt in einer Richtung weniger, in einer andern eine sehr deutliche Streifung, wie von den Sirichen einer Schmirgelsäge herrührend, so dass der erste Än- blik, besonders auch wegen des sonderbaren Aussehens des gan- zen Krystalls eine künstlich hergestellte Fläche vermuthen lässt, was aber nicht der Fall ist, wie wir weiter unten sehen werden. Diese Fläche geht aber nicht über den ganzen Kıystall hin, sondern es erhebt sich daruber, etwas nach der einen Ecke gerückt, wie Fig. 5 zeigt, ein zweites, bedeutend dünneres Prisma, dessen Flächen denen des ersten genau parallel sind, und die ebenfalls ganz genau die übliche physikalische Be- schaftenheit, Horizontalstreifung ete. der Quarzprismenflächen zeigen. Darüber erheben sich wieder die sechs Rhomboäder- flächen, aber nochmals tritt eine der ersten ziemlich parallele und mit ihr physikalisch ganz gleich beschaffene basische Fläche auf, welche aber, wie Fig. 5 zeigt, diesmal nicht wie vorhin um den ganzen Krystall herumgeht. Darüber erhebt sich abermals ganz in derselben Weise wie vorhin, ein drittes noch dünneres Prisma, dessen Flächen wieder den anderen Pris- menflächen parallel sind und das jetzt durch die Rhomboeder- flächen ganz zugespitzt wird. Dieses dritte dünnste Prisma ist ganz nach einer Ecke hin gerückt, und es setzen sich, wie man aus Fig. 3 und 5 sieht, zwei Rhomboederflächen des 195. mittleren Prismas unmittelbar in zwei solche des letzten, dunnsten fort. Die dünneren Prismen setzen sich nicht unmittelbar auf die, das nächst vorhergehende Prisma abschliessende basische Fläche auf, sondern es sitzt darauf (eft. af. IN: Big. 3: u. 4) unmittelbar eine sechsflächige Pyramide, genau parallel mit den andern Pyramiden, darauf erst sitzt dann das Prisma nach unten ebenfalls durch eine schmale basische Fläche oder durch eine unregelmässig runde, wulstförmige Fläche begrenzt, so dass zwei Rinnen entstehen, von denen aber die an der Basis des dünnsten Prisma’s nicht ganz um den Krystall herumgeht. Was nun die Beschaffenheit der basischen Fläche betrifft, so ist zunächst bei genauerer Betrachtung zu bemerken, dass man es nicht mit einer wirklichen, ächten Basis zu thun hat, denn diese Fläche hat nicht genau die Lage, die die. Basis haben müsste, nämlich in den horizontalen Zonen, die durch die Pris- menflächen und die Pyramidenflächen bestimmt werden. Man sieht leicht, dass die Kanten der Pyramidenflächen mit den fraglichen Flächen nicht parallel sind mit den entsprechenden Kanten der vorhin genannten beiden Flächen, wie dies auch in den Figuren, besonders in Fig. 5 angedeutet ist. Uebrigens ist die Annäherung an den Parallelismus eine sehr grosse, Dass ferner diese Flächen nicht, wie es im ersten Augen- blick allen Anschein hat, wirklich künstlich hergestellt sind, folgt daraus, dass dann die daran anstossenden Flächen des auf- sitzenden dünneren Prisma’s auch künstlich hergestellt sein müssten. Diese zeigen aber wie erwähnt, genau die Flächen- beschaffenheit der andern Quarzprismen. Wir haben es also hier unzweifelhaft mit Flächen zu thun, die durch irgend einen Zufall bei der Entstehung des Krystalls, etwa in Folge einer Hemmung der Ausbildung ent- standen sind. Der Vorgang war wohl ziemlich complizirt, und man hat ein mehrmaliges Versiegen und Wiederbeginnen der Zufuhr von Quarzlösung anzunehmen. Er kann etwa folgender- massen gedacht werden: Der Krystall wuchs in einer Druse, die oben, an der der Ansatzstelle des Krystalls gegenüberliegenden Seite schon Krystalle mit weitausgedehnten Flächen enthielt, und zwar wuchs er, bis er an diese Krystalle anstiess, die ihn am Weiter- wachsen hinderten, so dass er an seinem oberen Ende den 13” Abdruck dieser Kıystallplatten aufgeprägt bekam. Ob diese Krystalle Kalkspath waren, wie bei den Krystallen aus dem Maderaner Thal*) oder ein anderes Mineral, lässt sich nicht mehr entscheiden. 5 Inzwischen wurden diese störenden Krystalle aufgelöst und der Quarz wuchs fort, und zwar in der Weise, dass auf der Hemmungsfläche sich eine hexagonale Pyramide erhob, wie Fig. 4 zeigt. Damit war der erste Akt abgeschlossen. Beim weiteren Fortwachsen setzte sich dann die neue Substanz nach Art der Scepterquarze ab, blos oben auf der Spitze, und es entstand so die untere Rinne. Dann kam eine weitere Hemmung, die durch eine zweite ziemlich parallel der ersten in den Hohl- raum eingelagerte Krystalllamelle hervorgebracht wurde. Auch diese zweite Lamelle löste sich auf uud das Weiterwachsen geschah wie vorhin, so dass sich auf der zweiten Hemmungs- fläche wieder zunächst eine hexagonale Pyramide erhob, und über dieser endlich erhebt sich wieder nach Art der Scepter- quarze, das dünnste letzte Prisma. Hier ist deutlich zu sehen, wie das Prisma auf der vorher schon fertigen hexagonalen Pyramide aufgewachsen ist und diese Beobachtung rechtfertigt die Annahme einer solchen auf der unteren Hemmungsfläche aufgesetzten Pyramide, die man nicht mehr wahrnehmen kann, weil die Substanz durch den ganzen Krystall hindurch dieselbe ist, wie man das ja häufig bei Quarzkrystallen findet, die auch allmählig schaalenweise sich gebildet haben, nicht in einem Guss und ohne Unterbrechung. Tafelerklärung. Sarel,T. Granatkrystalle. (Eine Fläche jeder einfachen Krystallform ist mit dem Miıuter’schen Zeichen der betreffenden Form ohne Rücksicht auf die Lage der be- zeichneten Fläche versehen.) Fig. 1. Kırystall von der Grube Andreasort bei Andreasberg. Granato- öder, dessen Kanten durch das gewöhnliche Ikositetraöder, und dessen drei- kantige Ecken durch das Okta&der abgestumpft sind. *) Vergl. Quexsteor, Mineralogie. 192. 19 Fig. 2. Kırystall von Pfitsch. Granatoeder mit den zwei Ikositetra- edern 5:0: a und = a:a und mit dem Würfel. | Fig. 3. Krystall vom Zillerthal. Granatoöder mit durch das Pyra- midenoktaöder 5 i 5: a duseschösften dreikantigen Ecken. Fig. 4. Krystall aus den grünen Schiefern von San Piero auf Elba. Oktaöder mit durch das Granatoeder abgestumpften Kanten; dazu das Pyramidenoktaöder = ; 2: a und das Ikositetraöder 5: :a, das die kurzen Kanten zweier Granatoederflächen abstumpft. Fig. 9. Krystall aus den Gängen im Granit von San Piero auf Elba. Ikositetraöder, dessen gebrochene Oktaöderkanten durch die Flächen: des Pyramidenwürfels 5 : co a:a, und dessen gebrochene Würfelkanten durch die Flächen des Pyramidenoktaöders 2: -E - abgestumpft sind. Fig. 6. Kıystall vom Vesuv. Granatoeder mit breit abgestumpften Kanten und durch kleine Würfelflächen wenig abgestumpften vierkantigen Ecken. Ausserdem sind von dem Ikositetraöder, wie in Fig. 6, alle Kanten abgestumpft. Fig. 7. Kırystall vom Gotteshausberg bei Friedeberg in Oestr, Schlesien. Granatoeder, dessen Kanten durch die a des Ikosite- tratders 5 : 5a abgestumpft und durch die des Pyramidengranatoeders s ; 5: a zugeschärft werden. Die gebrochenen Würfelkanten des Ikosite- a ‚a N brochenen Okta&derkanten des. Pyramidengranatoöders durch die Flächen tra&ders sind durch die Flächen des Pyramidenoktaäders die ge- SSES des Pyramidenwürfels 5: 5: & a abgestumpft. Fig. 8. Krystall von St. Nicolas und Friedeberg. Granatoöder, an $ .a dessen Kanten die beiden Pyramidengranatoeder = a und — za auftreten. Tatel ll, Fig. 1. Glimmerblättehen mit natürlichen Begrenzungsflächen p und b und mit Angabe der Richtung der Schlaglinien, Drucklinien und der Ebene der optischen Axen, Fig. 2, a) Vergrösserte Schlagfigur; b) dieselbe in natürlicher Grösse. Fig. 3. a) Vergrösserte Druckfigur; b) dieselbe in natürlicher Grösse. Fig. A.| Optische Erscheinungen an den Zwillingen, wo das eine Indi- Fig. | viduum sehr dünn ist gegen das andere. Fig. 6. Glimmerplatte von Greenwood fournace, von den schielen Gleitflächen begrenzt, mit einer Spalte parallel] p und senkrecht zur Basis, die nach ABC verläuft. a. Fig. 7. Querschnitt senkreckt zur Basis durch eine Glimmerplatte mit einer Treppenfalte. Fig. 8. : 3 3 Fig. 9. Glimmerplatten von Alabaschka mit Streifung senkrecht Fig. 11, | UP und b. Fig. 10. Platte von Kaliglimmer mit einer schiefen Gleitfläche, die in eine Treppenfalte übergeht. Fig. 12. Schematische Figur einer vollständigen Glimmerplatte mit Streifung parallel den Flächen p und b. Tafel II. Fig. 1. Eisenglanzkrystall von Tyrol mit der Streifung auf der Basis, auf letztere projicirt. Fig. 2. Querschnitt durch diesen Krystall senkrecht zur Basis und zur Hauptstreifung. Fig. 3. Schiefe Projektion des treppenförmigen Rauchtopaskrystalls, natürliche Grösse. Fig. 4. Durchschnitt durch diesen Kıystall parallel mit der Haupfaxe. Fig. 5. Projektion desselben auf die Basis, natürliche Grösse. 199 B. Briefliche Mittheilung. Herr HERRMANN ÜCreEoner an Herrn Berrich. Leipzig, 8. November 1873. In Wiesbaden fand der Vorschlag, vor der nächstjährigen allgemeinen Versammlung der Deutschen geologischen Gesell- schaft in Dresden, sich in Leipzig zu treffen und eine drei- tägige gemeinschaftliche Excursion in einige der interessanteren Landstriche Sachsens zu unternehmen, allgemeineren Beifall. Die anwesenden Herren des Vorstandes, namentlich Sie, hoch- geehrter Herr Professor, sprachen die Absicht aus, die pro- Jeetirte Excursion zu einem Theile des officiellen Programmes der nächstjährigen gemeinschaftlichen geologischen Thätigkeit unserer Gesellschaft zu machen und veranlassten mich zu dem Entwurfe des Excursionsplanes. Diesen letzteren gestatte ich mir anbei Ihnen und den übrigen Mitgliedern der Deutschen - geologischen Gesellschaft vorzulegen, in der Hoffnung, dass derselbe Anklang finden und zu einer recht vielseitigen Be- theiligung veranlassen möge. Zugleich erlaube ich mir die Mittheilung, dass das konigl. sächs. Finanzministerium stets bemuht, geologische Studien zu fordern, mir gutigst eine grossere Anzahl von Eisenbahn- Freibillets, gültig für die Zeit unserer gemeinschaftlichen Touren, zugesagt hat, welche ich den Herren Theilnehmern an der Excursion in Leipzig zur Disposition stellen werde. Programm der Excursion. Am 7. September. Zusammentreffenin Leipzig in der geologischen Landesanstalt, im mineralogischen Museum, Waisenhausstrasse. Einblick in die die Excursion betreffenden Fa are BE Erg Ba ER a Re en Be a NEST & ! ER DR A I Di, Mi, Ns er LS L 200 Sammlungen und Kartenaufnahmen. Zeitig genug anlangende 4 Theilnehmer erbieten wir uns, nach einem eine kleine halbe Stunde entfernten Aufschlusspunkte zu führen, wo horizon- tales Rotbliegendes auf steilstehenden &rauwackenschiefern discordant auflagert. 53% Am 8. September. Tour von Cossen nach Roch- litz, durch Granulit, Cordieritfels, Gneiss, Gar- benschiefer, Phyllit, Rothliegendes und Quarz- porphyr. (Literatur: Naumann, Erläuterungen zu der geogno- stischen Karte von Sachsen. Erstes Heft. a geognost. Karte. Section XIV.) Die Abfahrt findet zu noch ae Stunde vom Bayerischen Bahnhofe statt. Der Zug führt uns über das Diluvium an einzelnen Braunkohlengruben vorbei über Borna an den Aufschlüssen der Frohburg-Geithainer Zechsteinzone vorüber, nach Cossen. Kurz vor dieser Station passiren wir die 412 Meter lange Eisenbahnbrücke von Göhren, von welcher sich ein herrlicher Blick in das von uns zu durchwandernde Muldethal bietet. Gleich in nächster Nachbarschaft sind nor- male Granulite, durchzogen von Pegmatitgängen aufge- schlossen und in der Thalsohle selbst liegen einzelne Blöcke von Cordieritfels zerstreut. In den oberen Niveaus der Thal- gehänge, und zwar etwa 300 M. Meereshöhe treten feuerstein- ‚führende Diluvialkiese und Lehme auf. Von diesem unteren Ausgangspunkt an reihen sich mit kurzen Zwischen- - räumen folgende Aufschlüsse aneinander: im Muldethal bis in die Nähe von Wechselburg verschiedenartige Granulite und Trappgranulit — im Delitzscher Thal ausserordentlich schön ausgebildete Garbeuschiefer, — im Selgethal Gar- benschiefer und Thonschiefer. Jetzt verlassen wir das Granulitgebiet und den Schieferkranz desselben und betreten die Sandsteine, Letten und Felsittuffe des unteren Roth- liegenden, welche wir an verschiedenen Stellen discordant auf den krystallinischen Schiefern aufliegen sehen werden. Im Selgegrund ist ausserdem die Ueberlagerung der genannten Glieder des Rothliegenden durch den Felsitporphyr, welcher den ganzen Rochlitzer Berg aufbaut, zu beobachten. Wir be- steigen letztgenannte Porphyrkuppe und, nach Erfrichung in der trefflichen Restauration, auch den Aussichtsthurm, von welchem ein Ueberblick über das Granulitgebiet und dessen 201 Umgebung genommen werden kann. Darauf Besichtigung einiger der enormen Porphyrbrüuche mit ihren verschieden- artigen Varietäten des Felsitporphyres und Fortsetzung der Excursion auf dem sogen. Promenadenweg nach Rochlitz. Wir verlassen den Gipfel des Berges und somit den Porphyr und gelangen in das Gebiet der diesen letzteren, wie wir im Selgegrunde gesehen, unterlagernden Letten des unteren Rothliegenden. Diese beobachten wir im Mordgrunde, an der Rochlitzer Bastei, am Rochlitzer Schlosse in discordanter Lagerung auf den steil aufgerichteten Schichten des Schiefer- mantels des Granulitgebietes. Von Rochlitz führt uns Abends die Bahn nach Chemnitz. Am 9. September. Tour durch den Suüdrand des Granulitgebirges und den sich sudlich an den- selben anlegenden Schieferkranz. Profil durch das erzgebirgische und zwar Chemnitzer Rothlie- gende mit seinen Porphyren und den Zeisigwalder Tuffen. (Literatur: Naumann, Erläuterungen zu der geogno- stischen Karte von Sachsen, Heft II.; Karte von Sachsen, Section XV. — Naumann, Geognostische Karte des erzgebir- gischen Bassins in Sachsen, Section I. Leipzig 1866. A.Knor, Beiträge zur Kenntniss der Steinkohlenformation und des Roth- liegenden im erzgebirgischen Bassin. Neues Jahrbuch 1859. pag. 932 und 671). Von Chemnitz auf der Leipziger Bahn nach Wittchensdorf. Hier befinden wir uns wieder im Granulitgebirge und zwar nahe seinem südlichen Rande. An diesen lehnt sich Naumanns Gneissglimmerschiefer, den wir z. B. in einem Bahneinschnitte zwischen Wittchensdorf und Bahrmühle sehr schön aufgeschlossen finden, um dann, in südlicher Rich- tung weiter gehend, in den Thonschiefer, also die han- gendste Zone des granulitgebirgischen Schieferkranzes zu ge- langen. Bei Borna und Glösa ist. bereits das Gebiet des Culms erreicht, welcher dort als Thonschiefereonglomerat und grossblockiges Graniteonglomerat ansteht. Auf dem Wege dahin überschreiten wir in etwa 300 M. Meereshöhe feuer- steinführenden Diluviallehm und zugleich betreten wir ' das erzgebirgische Rothliegendes- Bassin, dessen nordöstliche Muldenbucht wir auf der Tour von Glösa bis Oberwiesa in der Richtung von W. nach O,. quer durchschneiden werden, 202 um bei letztgenanntem Orte wieder auf Carbon und Urschiefer zu stossen. Das Rothliegende dieses östlichen Endes der zwischen dem Erzgebirge und dem Granulitgebirge eingelagerten lang- gezogenen Mulde gehört ausschliesslich NAaumann’s unterer Etage an, trennt sich jedoch in verschiedene Glieder, in welche saämmtlich wir einen Einblick gewinnen und zwar in die un- terste Zone der Leiten, granulit- und porphyrführenden Con- glomerate mit Lagen von Thonstein bei Glosa und Furth, — in die darüber lagernde Porphyrplatte oberhalb Fürth (hier auch Feuersteinlehm in 335 M. Meereshöhe) und bei Hilbers- dorf, — in die zweite Zone des Rothliegenden und zwar Sandsteine und Conglomerate mit Quarzgeröllen in der Hilbers- dorfer Sandgrube, — in die darauf folgenden Porphyrtuffe (Thonsteine) und die sie zum Theil durchsetzenden, zum Theil ihnen aufgelagerten Quarzporphyre am Zeisigwalde. Von letztgenanntem Höhenzuge nach Oberwiesa hinabsteigend, über- schreiten wir bei diesem Orte den Sandstein und die Letten der untersten Zone des Rothliegenden mit einigen Bänken von Thonstein, ähnlich wie wir sie bei Glösa und Fürth ent- wickelt fanden. Dieselben überlagern die groben Gneiss- und Porphyr-Conglomerate der productiven Kohlenforma- tion bei Euba und diese an dem nämlichen Orte die Thon- schiefer der erzgebirgischen Schieferzone. Wir sind hier an das dem Granulitgebiet gegenuber liegende Ufer des Roth- liegenden - Bassins gelangt. Der Aufschluss des Kohlencon- glomerates an der Hasenmühle in Euba ist ein hochinteressanter Punkt, indem hier ganz junge Feldspath- und Quarzkrystalle, sowie Knop’s Pinitoide als Incrustat der Conglomerat-Gerölle auftreten. Von Niederwiesa kehren wir per Bahn nach Chemnitz zurück. Die kartographische Aufnahme der Section Chemnitz für die neue Specialkarte Sachsens hat Herr Professor SIEGERT in Chemnitz übernommen, wird sich mit Vergnügen der Füh- rung unserer Gesellschaft unterziehen und hofft das bis dahin fertige Blatt, wenn auch erst nur im Manuskripte, vorlegen zu können. Am 10. September. Tour über den Altenhayner Porphyr, durelı die Braunsdorfer sogen. jüngere 203 Gneissformation und die productive Kohlenfor- mation von Flöha. (Literatur: Naumann, Erläuterungen zu der geognost. Karte von Sachsen, Heft II. Geognostische Karte von Sachsen, Section XV. Naumann, geognost. Be- schreibung des Kohlenbassins von Flöha, mit Karte, 1864. ©. F, Naumann, Ueber den jüngeren Gneiss bei Frankenberg in Sachsen. — Neues Jahrb. für Min etc. 1873. pag. 803.) Von Chemnitz per Bahn über Niederwiesa nach Franken- berg, dem nordöstlichen Ende der erzgebirgischen Rothliegen- den-Bucht. Hier lagert das Ausgehende des unteren Roth- liegenden auf dem Culmconglomerate discordant auf. Zu Fusse der Eisenbahnlinie, den Ufern der Zschopau und zwar stromaufwärts, also in südlicher Richtung folgend, treffen wir zuerst auf den Altenhayner Quarzporphyr, welcher ausgezeichnet säulenformige Absonderung und bogenförmige Krümmung der Säulen, sowie den Contact mit dem benach- barten Gneiss beobachten lässt. Dann erhalten wir ein pracht- ‚volles Profil durch den Braunsdorfer Gneisszug (nach Naumann’s und Mürrer’s Ansicht ebenso wie der nordöstlich davon zu Tage tretende Cunnersdorfer Gneiss postsilu- rischen Alters). An die südliche Flanke der hierher gehö- rigen ziemlich mannichfaltig zusammengesetzten Gesteinsreihe schliessen sich steilaufgerichtete silurische Kieselschiefer und auf diese folgen nun, an den Thalgehängen des Zschopau- Flusses auf’s deutlichste entblösst, die Schichten der Flöha’er Kohlenformation, beginnend mit dem unteren Kohlen- sandstein, in welchem ein Kohlenflötzchen zu Tage ausgeht. Derselbe wird von groben Gneissconglomerate und dieses von einer etwa 60 Meter mächtigen Platte von Felsitporphyr über- lagert. Im Hangenden dieses letzteren tritt dann der obere Kohlensandstein und uber diesem, das Flöha’er carbonische Becken abschliessend, Porphyrtuff auf. Die Tour durch die angeführten Aufschlusse kann bequem in 4 Stunden gemacht werden. Jedenfalls bleibt dann noch genug Zeit, die in der Nähe des Flöha’er Bahnhofes durch Bahneinschnitte entblössten Schollen von carbonischem Sandstein zu besichtigen, die in Vertiefungen der Porphyr- platte vor Denudation geschützt, als einzige Reste einer früher zusammenhängenden Decke dieses Sandsteines übrig geblieben sind. Sehr lohnend wurde auch der Besuch des „Kuhloches* bei Niederwiesa sein. Hier überlagern nämlich die an Por- phyrgeröllen sehr reichen, groben Conglomerate der productiven Kohlenformation, das grossstuckige brec- cienartige a des Culm auf das Deut- lichste discordant. Die geologische Karte der Section Flöha von Herrn Dr. JENTzscH wird hoffentlich bis September des kommenden Jahres vollendet sein und dann den Mitgliedern der Excursion von dem obengenannten Mitarbeiter der sächsischen Landesunter- suchung, der zugleich die Führung durch seine Section über- nehmen will, vorgelegt werden. Gegen Abend bringt uns der Bahnzug über Freiberg nach Dresden, wo sich noch Zeit findet, die bereits eingetroffenen Fachgenossen zu begrüssen. Sollte an den genannten, der Excursion zu widmenden Tagen das Wetier ungünstig sein und dadurch die Ausführung der projectirten Tour verhindert werden, so lässt sich letztere ebensogut in umgekehrter Richtung nach dem Schlusse der geologischen und anthropologischen Ver- sammlung von Dresden aus ausführen. Mit dem Wunsche jedoch, dass der oben in Rechnung gezogene Fall sich nicht verwirkliche, rufe ich den hoffentlich recht zahl- reichen Theilnehmern an der geplanten Exeursion zu: auf frohes Wiedersehen in Leipzig! ° 6. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der November - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 5. November 1879. - Vorsitzender: Herr RAMMELSBERG. Nachdem derselbe in warmen Worten des grossen Ver- lustes gedacht hatte, den die Gesellschaft durch den Tod ihres langjährigen Vorsitzenden, G, Rose, erlitten, wurde zur Neu- wahl des Vorstandes geschritten. Herr Bevrıca theilte mit, dass Herr EwALp aus Gesund- heitsrüucksichten den Vorsitz nicht wieder übernehmen wolle. Bei der zuerst vorgenommenen Wahl der Vorsitzenden wurden gewählt: | | Herr Beyrıca als Vorsitzender, die Herren RAMuMELS- BERG und Rorn als stellvertretende Vorsitzende. Herr Beryrıcn übernahm den Vorsitz. In der darauf folgenden Wahl der Schriftführer wurden gewählt: die Herren Losses, Dames, Weiss und Bauer. Der Vorstand besteht demzufolge aus folgenden Herren: Herr Beyrica, als ‚Vorsitzender, Herr RAMMELSBERG, Herr Rora, Herr Lossen, NER | als Schriftführer, Herr Bauer, | Herr HAUCHECORNE, als Archivar, Herr Lasarp, als Schatzmeister. als stellvertretende Vorsitzende, Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Jonw Hasıen aus Ruhrort, z. Z. in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren HaucHkcoRNE, BavER und Danmss; Herr A. Haurar in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren HAUCHECORNE, BEY- RICH und Dauss; Herr Professor MönL in Cassel, vorgeschlagen durch die Herren LasArn, LossEn und Dauss. Herr Beyrich legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher vor. und referirte demnächst genauer über den Inhalt der Arbeiten von Stacht, über die Grapto- lithen - Schiefer am Osternig- Berge in Kärnten (Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1873. Bd. 23. Heft 2. pag. 175.) und von v. Mossısovics, Beiträge zur topischen Geologie der Alpen (ebendaselbst pag. 137). Herr Lossen legte Graptolithen aus dem Harz vor, die er an sieben von ihm neu entdeckten Fundpunkten auf den Sectionen Harzgerode und Pansfelde gesammelt hatte. Alle diese Fundpunkte liegen in Uebereinstimmung mit dem früher von dem Redner (vergl. diese Zeitschr. Bd. XXI. pag. 284) festgestellten Horizonte der Harzgeroder Graptolithenschiefer innerhalb des Wieder Schiefers nahe dem Liegenden des Hauptquarzits, zum Theil unmittelbar unter dessen untersten Bänken. Sie vertheilen sich zusammt den schon früher be- kannten Fundpunkten, bei Harzgerode, im Schiebecksthal und dessen Seitengründen, sowie an der Selke am Clausberg, auf zwei durch den Hauptquarzit getrennte Schichtensysteme und erweisen so den schon früher aus stratographischen Gründen gefolgerten Muldenbau der Schichten an der unteren Selke auch auf palaeontologischem Untersuchungswege. Die Schiefer- schichten im Nordflügel sind vom Clausberg an der Selke bis zur Fahrstrasse von Harzgerode nach Schielo an mindestens 12 Stellen als graptolithenführend bekannt, dieselben Schichten im Sudflügel auf der Südseite des Hauptquarzits an 6 Punkten — darunter ein durch Herrn stud. L. BrAckEBuscaH entdeckter Punkt — zwischen ebenderselben Fahrstrasse von Harzgerode nach Schielo und Wieserode, nordöstlich von Pansfelde. Aus dem beide Muldenflügel verbindenden Scheitelstück ist bisher 207 nur ein zweifelhafter Fund des Herrn Heme bekannt. Sammt- liche Graptolithen sind einzeilig und nicht scalariform, wie- wohl es an einzelnen gekrummten Individuen nicht fehlt. Ihr Niveau ist dem oberen thüringisch -fichtelgebirgischen Grapto- lithenhorizont gleichzustellen, nicht dem unteren, welcher dem böhmischen an der Basis von BarrAanpe’s Etage E entspricht und der im Harz nicht vorhanden zu sein scheint. Herr Lasarp legte einen Bergkrystall vor, der einen grossen Reichthum von Mineralien, vielleicht auch Holz ein- geschlossen hält, Derselbe war von ihm von einem Ober- steiner Steinschleifer acquirirt und stammt angeblich aus Sud- america. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V; W, (0) 7 Berykıch. HAUCHECORNE. Dames. 2. Protokoll der December - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 3. December 1879. Vorsitzender: Herr BsyYriconH. Derselbe eröffnete die Sitzung mit der Nachricht von dem Tode NAaumann’s, durch dessen Hinscheiden die Wissenschaft und die Gesellschaft einen so schweren Verlust erleiden und forderte die Anwesenden auf, sich, um sein Andenken zu ehren, von ihren Sitzen zu erheben. Ebenso machte er der Gesell- schaft von dem Tode von Professor Revuss in Wien Mitthei- lung und gab dem Schmerze Ausdruck, den der in der letzten Zeit erfolgte Tod von vier ausgezeichneten Fachgenossen (ausser den Genannten noch BreitHAaupr und Gustav Rose) jedem verursacht, der sich für die mineralogischen Wissen- schaften interessirt. Hierauf wurde das Protokoll der November - Sitzung vor- gelesen und genehmigt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr FeLıx KARkEr in Wien, | Herr Dr. O. Lenz, Sectionsgeologe an der k. k. geolog. Reichsanstalt in Wien, Herr JuLiAn NIEDZwIEDZKI, Professor am Polytechnicum zu Lemberg, alle drei vorgeschlagen durch die Herren STAcHE, von Mossısovics und NEUMAYR; Herr Dr. OTTOKAR FRISTMANTEL, Assistent am minera- logischen Museum der Universität zu Breslau, - vorgeschlagen durch die Herren F. RoENER, WeBSKY und Dauss; Herr Major a. D. Schweper in Marburg, vorgeschlagen durch die Herren von Kosnen, DAuss und BaAuvzr; Herr cand. phil. Arruur Krause, z. Z. in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren BeYrich, BAUER und Danmes. | Herr BeyrıcaH legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr v. RicHTHoFEN berichtete uber eine Arbeit von Gün- BEL aus den Sitzungsberichten der bayr. Akademie: „Das Mendola- und Schlerngebirge“ und vertheidigte seine in seiner Arbeit über die Umgegend von St. Cassian niedergelegten Ansichten den Angriffen GÜMBEL’s gegenüber. Herr HaucHEcoRNE legte das neue Werk v. DECHEN's: „Die nutzbaren Mineralien und Gebirgsarten im deutschen Reiche* vor und gab eine kurze Uebersicht über dessen Inhalt, welcher Herr Beryrich einen Hinweis auf die zahl- _ reichen Literaturangaben beifügte. Weiter berichtete derselbe über eine Arbeit des Bergassessors PritzE in der berg- und hüttenmännischen Zeitschrift: „Ueber die neuen Aufschlüsse. auf dem Stassfurtes Salzlager“, und erläuterte die von Herrn DousLas bei seinen Bohrungen daselbst gewonnenen Resultate an einigen Schachtproßien. Herr Weiss sprach über eigenthumliche Pseudomorphosen von Steinsalz nach Carnallit und legte einige Stücke vor, die zusammen mit Pseudomorphosen von Steinsalz nach Steinsalz in eigenthüumlich verdrückten schiefwinkligen Formen, im Salzthon von Westeregeln liegen (efr. diese Zeitschr, Bd. XXV. 209 pag. 552). Sodann berichtete er uber eine Arbeit von Nırs: Die angebliche Anhydritgruppe im Kohlenkeuper Lothringens, nach welcher das Salz von Dieuze und Vis in Lothringen nicht im Kohlenkeuper, sondern darüber im Gypskeuper liegt. Es wurde von anderer Seite bemerkt, dass diese Ansicht ‚durchaus nicht neu, sondern schon in QuEsstepr’s „Epochen der Natur‘‘ ausgesprochen ist. Endlich knüpfte Derselbe hieran die folgende Mittheilung: Ein nicht uninteressantes, obschon nur kleines Steinsalz- vorkommen ist das zwischen Hettstedt und Gerb- ' stedt a. Harz neuerlich entdeckte bei Welfesholz. Im Wetterschacht neben Schacht Zimmermann, einer der vielen Punkte jener Gegend, wo Kupferschiefer gefördert wird, fand man von oben nach unten: Buntsandstein 1a4[s- 33 Wr ass 36,62 Meter rothe Schieferletten . . 2... 3.8 0% N 4.89 blaue: Betten... NE It. blaue Letten mit Siuketstalasen E00 Stinkstein (vorwaltend) mit Asche 2,60::.3%; kurzschaliger fester Stinksteingyps 21,00 ,, Steinsalz . . a ea are O5 Anhydrit und Ban VE 0 milder Gyps. . . ee 0,90 Zechstein (durchteuft). 1 0 desgl. (nicht durchteuft) bis zum Kunterschiefer. 1.0.28 5. 32.:42,00:%. 119,25 Meter. Die Gesammtmächtigkeit stellt sich jedoch wegen der Neigung der Schichten auf 111,3 M., wonach die einzelnen Zahlen zu redueciren sind, | Das Steinsalz (z. Th. grossblättrig-krystallinisch und klar) bildet ein linsenförmiges Lager im Gyps, welches auf 110 M. Längsdurchmesser mittelst Strecken aufgeschlossen wurde, während Versuchsörter zugleich das Steinsalz bis zu seinem Auskeilen im Gyps verfolgten, so dass uber die Lagerungsform kein Zweifel sein kann. Dass der Gyps dem sogenannten älteren Gyps der Zechsteinformation angehört, folgt aus obigem Profile. Durch Analysen soll festgesetzt “ Zeits. d.D.geol. Ges. XXVI. 1. 14 sein, dass der Anhydrit im Liegenden des Steinsalzes um so reiner, d. h. freier von Wasser, oder vielmehr von Gyps, ge- _ funden sei, je naher er dem Steinsalz gelegen gewesen. Herr Dauzs sprach unter Vorlegung der betreffenden Stücke über die Echiniden des durch seine eigenthüumliche La- gerung altbekannten Juravorkommens von Hohnstein in Sachsen. Sämmtliche Stücke entstammen der Corra’schen Sammlung und gehören dem palaeontologischen Museum der hiesigen Universität. Die vorgelegten Echiniden gehören folgenden Species an: Cidaris Blumenbachi (Münst.) GoLpr., Rhabdoci- daris nobilis Münst., Pedina sublaevis (+ aspera) Ac., Holec- typus corallinus D’ORB., Dysaster granulosus Ag. und Collyrites bicordata LEskR sp. — Von diesen sechs Species kommen drei, namlich ©. Blumenbachi, Rh. nobilis und D. granulosus nur im weissen Jura Suddeutschlands, zwei: P. sublaevis (+- aspera) und Ü. bicordata im süddeutschen, d.h. schwäbisch - fränkischen Jura nicht, wohl aber im nordwestdeutschen Jura vor. H. co- rallinus ist beiden Gebieten gemeinsam. Es liegt also hier eine Mischung der Faunen zweier palaeontologisch sehr verschieden entwickelten Juraablagerungen vor, die sich übrigens auch im Zusammenvorkommen zahlreicher Exemplare von Gryphaea dilatata und grosser Perisphinctes- Arten ausprägt. Will man also annehmen, dass zur Zeit der Ablagerungen des suddeut- schen einerseits und des nordwestdeutschen Jura andererseits eine Verbindung zwischen beiden vorhanden gewesen ist, so gewinnen die vereinzelten Partien von Hohnstein, Khaa etc. auch bezüglich dieser Frage sehr an Bedeutung. Herr Bauer legte einen Rauchtopas vom Galenstock im Wallis vor, der durch eine scheinbare Geradendfläche, die sich nur durch Wachsthumsstörungen erklären lässt, eine eigen- thümliche, terassenförmige Ausbildung erhalten hat (cf. diese Zeitschr. diesen Band p: 194). Er besprach seine Bildung und verglich sie mit der des Babylonquarzes. Ausserdem legte er eine Glimmerplatte von Snarum vor, in der zwischen die ein- zelnen Blätter Quarzlamellen eingelagert sind, die ebenfalls eine treppenföormige Ausbildung besitzen. Diese Platten sind nicht so eingelagert, dass die Axe des Quarzes senkrecht zum Hauptblätterbruch des Glimmers steht. Herr Rorn legte zur Ansicht vor und besprach: Osserva- zioni geodetiche sul Vesuvio eseguite nell’ anno 1872. Nota 211 del Prof. Scuravonı. Nach den Ausbrüchen im April 1872 betrug die Höhe des höchsten Punktes des ausgezackten Kraterrandes 1294,97 Meter, ist also nur wenig geringer als 1868, aber der höchste Punkt liegt jetzt an einer anderen Stelle. Die Axe des Hauptausbruchspunktes oben am Kegel hat keine Verschiebung seit 1845 erlitten. Die Stelle am Nordostrande des Plateau’s, wo der ‚‚feste Lavakegel‘“‘ Hxım’s Dampf und am Fuss Lava ausstiess, liegt in 1271,86 Meter Seehöhe. Aus den von P1z20FALconE in Neapel aufgenom- menen Profilen ergiebt sich, dass von 1868 — 1872 die nach Öst und Süd gerichtete Abdachung viel geringere Erhöhungen erfahren hat, als die nach Nord und West gerichtete Abdachung, wie ferner seit 1847 die ganze Profillinie fortwährend eine Erhöhung erfuhr, welche an manchen Punkten 100 Meter beträgt. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. Beyrıch. HaAUCHECORNE. BAUER. 3. Protokoll der Januar - Sıtzung. (Festsitzung zur Feier des 2djährigen Bestehens der Gesellschaft.) Verhandelt Berlin, den 7. Januar 1874. Vorsitzender: Herr BEYRICH. Herr Beyrica eröffnete mit einer Ansprache*) die Sitzung, zu welcher folgende auswärtige Mitglieder der Gesellschaft er- schienen waren: Herr BarBor DE Mary aus St. Petersburg, „» CreEpner aus Leipzig, „» v. FrivcH aus Halle, „ . Hıurrop aus Dortmund, „ JoHNsTRUP aus Kopenhagen, „ V. KNOBELSDORF-SCHÖNEICHE aus Schöneiche, *) Dieselbe ist diesem Hefte als Anlage beigegeben. Herr Graf REICHENBACH aus London, » RemeLE aus Neustadt-Eberswalde, „» .F. RoEnER aus Breslau, „» NSADEBECK aus Kiel, » ÖTETTENFELDT aus Nord-Amerika, » WEBsKY aus Breslau. Glückwunsch - Telegramıne waren eingetroffen von der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien, von Herrn Gu1po STACHE und von Herrn NEUMAYR; ferner von Herrn Geisırz in Dresden auch im Auftrage der Gesellschaft Isis. Ferner über- brachte Herr HAUCHECoRNE den Gruss des Herrn v. DEcHEn. Ein ferneres Telegramm kam im Laufe des Abends von Herrn ÜREDNER in Halle an, Das Protokoll der December - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder bebehee. Herr JoHussTrup, Professor aus Kopenhagen, Herr BArgor DE MaArnY, Staatsrath und Professor an der Academie des mines in St. Petersburg, Herr A. InoSTRANZEFF, Professor an der Universität in St. Petersburg, alle drei vorgeschlagen durch die Herren BEYRrICH, HAUHCECORNE und LASARD; Herr Dr. phil. Fock£ aus Bremen, vorgeschlagen durch die Herren BEyrıcH, HAUucHE- CORNE und DAMmES; Herr PauL, Geologe der k. k. Reichsanstalt in Wien, vorgeschlagen durch die Herren NEUMAYR, MoyJsı- sovics und STACHE; Herr Dr. MAURICE DE TRIBOLET aus Neuchätel, _ vorgeschlagen durch die Herren Hzım, Lossen und KAYSER. Herr Meyn sprach über silurische Schwämme und deren eigenthümliche Verbreitung im Diluvium unter Vorlegung der betreffenden Belegstücke (efr. diese Zeitschr. diesen Bd. p. 41). Herr F. Roruer legte einige Eisenerze aus der Sierra Mo- rena in Spanien vor, die sich dort in ungeheuren Mas finden, und besprach deren Vorkommen. 213 Herr A. SanEBEcK überreichte zunächst der Gesellschaft als Geschenk: „das mineralogische Museum der Uni- versität Berlin, systematisches Verzeichniss und Beschrei- bung seiner Schausammlungen von &. Rose und A. SADEBECK, Berlin 1874 bei E. S. MıTTLER u. Sohn.“ In demselben sind die vier aufgestellten Sammlungen, die Krystall-, Mineralien-, Gesteins- und Meteoriten - Sammlung beschrieben, in der Art, dass die einzelnen Stücke der Reihe nach aufgeführt und die hervorragenden etwas ausführlicher geschildert sind. Besonderer Werth wurde auf die Richtigkeit und Genauigkeit in der Angabe der Fundorte gelegt. Sollte auch über kurz oder lang dureh eine Umordnung der Sammlung die Bedeutung dieses Büchleins, als ein Führer durch die Sammlung zu dienen, erlöschen, so wird es doch dem Mineralogen zum Nachschlagen gute Dienste leisten konnen und wird ihm dadurch interessant sein, dass noch manche kleine Beobachtungen von G. Rose darin zu finden sind. Auch wird es stets den sprechenden Beweis liefern, wie sehr sich @. Rose die Ordnung der Sammlung angelegen sein liess und wie er sich bemuhte, dieselbe durch eine lehr- reiche Aufstellung dem grösseren Publikum nutzbar zu machen. Dann sprach Redner uber Zwillingskrystalle des Weissbleierzes von Düpenlienchen bei Aachen, deren in dem vorgelegten Buche zuerst Erwähnung gethan ist. Es sind herzförmige Zwillinge nach dem Gesetz, demzufolge eine Flache des verticalen Prismas (3a:b:ooc) Zwillingsebene ist, ein Gesetz, welches bis jetzt nur durch v. KokscHArow*) an Kıystallen vom Altai, Grube Solotuschinsk, 68 W. westl. . vom Schlangenberge bekannt war. Zwei Flächen des verti- calen Prismas fallen nahezu in eine Ebene, sie bilden einen Winkel von 174-° und die herzformige Gestalt wird dadurch hervorgerufen, dass die Längsflächen beider Individuen so weit verlängert sind, dass sie sich an der Zwillingsgrenze .treffen. Drittens sprach Derselbe über die bisher erlangten Re- sultate bei einer Bearbeitung der Krystallformen des Bleiglanzes. Dieselben beziehen sich zunächst auf die *) Mem. de J’acad. imper. de sc, des St, Petersbourg, VII. 8. Tome XVI. No. 14. Zwillingsbildung. Zwillinge sind beim Bleiglanz bedeu- tend häufiger und mannigfaltiger, als man bisher annahm. Ausser denjenigen nach dem gewöhnlichen Gesetz kommen auch solche nach einem neuen Gesetz vor, Zwillingsebene eine Fläche des Triakisokta@ders (a:Ja:a). Die Zwillinge nach dem gewöhnlichen Gesetz sind im wesentlichen dreierlei Art, Aneinanderwachsungs - Zwillinge, verwachsen mit der Zwillingsebene, verwachsen senkrecht ge- gen dieselbe und Durchwachsungs - Zwillinge. Bei weitem das meiste Interesse bietet die zweite Art dar. Diese Zwillingsbildung zeigen besonders die platten- föormigen Bleiglanze von Gonderbach bei Laasphe. Sehr schöne Exemplare derselben besitzt die königl. Bergakademie, welche Herr Ober - Bergrath HauchzEcorne und Prof. Weiss bereitwilligst dem Vortragenden zur Bearbeitung uberliessen. Die Krystalle haben die Form des Mittelkrystalls, sind aber nach einer Octae@derfläche tafelförmig entwickelt, wodurch eine rhomboedrische Ordnung entsteht, derzufolge die tafelformige - Octaöderfläche die gerade Endfläche, die übrigen Octa@derflächen das Hauptrhomboäder und die Hexaöderflächen das erste spitzere Rhomboöder darstellen. Dreht man ein Individuum senkrecht gegen die tafelförmige Octaöderfläche um 180°, so entsteht der Zwilling, es liegen dann die Octaöderflächen (Haupt- Rhomboäder) des einen Individuums da, wo die Hexaöder- flächen des anderen liegen. Die Zwillingsgrenze auf der tafel- förmigen Octa@derfläche tritt dann dadurch hervor, dass an der Zwillingsgrenze von beiden Individuen Flächen eines flachen Ikositetra&ders erscheinen, welche eine mehr oder minder tiefe und breite Rille bilden. Der Verlauf der Rille ist unregel- mässig aber geradlinig, sie kann in sich selbst zurückkehren, am Rande endigen und an einer anderen Stelle wieder hervor- treten. Dadurch, dass sich diese Erscheinungen öfter wieder- holen, entstehen ganz mannigfaltige Zeichnungen, welche die vorgelegte lithographische Figurentafel zur Anschauung brachte. Es ist dies eine ganz eigenthüumliche und charakteristische Art der Zwillingsbildung, welche bei keinem anderen Mineral des regulären Systems bekannt ist. Die Durchwachsungszwilliuge sind dadurch inter- essant, dass in ähnlicher Weise, wie beim Flussspath und 215 Fahlerz durch die Zwillingsbildung secundäre Flächen oder - _ wenigstens Streifen, welche auf solche hindeuten, zur Erschei- nung kommen. So zeigen die Hexaöderflächen an Bleiglanzen von Freiberg, an den Stellen, wo ein Zwillings - Individuum herausragt, vierseitige flache Pyramiden, die einem Ikosite- traöder angehören; diejenigen an den Neudorfer Krystallen haben Streifen nach den Combinationskanten eines Ikosite- traöders mit dem Hexaäder und in derselben Weise die Octaeder- flächen Streifen, die auf ein Triakisocta@der hindeuten. Das zweite Gesetz, Zwillingsebene (a:la:-a), Zwil- lingsaxe senkrecht darauf, ist nicht nur für den Bleiglanz, sondern für das reguläre System überhaupt neu. Es kommt nur an Spaltungsstücken vor, z. B. bei Düpenlienchen und zwar so, dass nach diesem Gesetz Zwillingslamellen einge- schaltet sind, ganz in derselben Weise, wie bei den Spaltungs- stüucken des Kalkspaths und triklinen Feldspaths, Neben den Zwillingsbildungen sind -bei dem Bleiglanz die Wachsthumserscheinungen von besonderem Interesse. Es ist zunachst der Umstand bemerkenswerth, dass sich die Molecule nicht vollkommen parallel einigen, das heisst, dass die gleich- namigen Flächen nur annähernd parallel sind. Für solche gleichnamige Flächen, welche der Theorie nach parallel sein mussten, dies aber bei den Krystallen nur annähernd sind, wurde der Name hypoparallel vorgeschlagen. Die Art, wie sich die Molecule anlegen, ist verschieden bei den verschiedenen Typen der Bleiglanzkrystalle und steht in innigem Zusammenhang mit den Arten der regelmässigen . Verwachsungen, wie sie bei den gediegenen Metallen, Gold, ‚Silber, Kupfer, vorkommen, welche noch einer ausführlichen Bearbeitung bedürfen. Herr Lossen besprach die geologischen Verhältnisse eines Bohrlochs in der Kaserne des Kaiser-Franz-Garde-Grenadier- Regiments. Herr Weiss legte eine 6’ lange Steinsalzstufe von Erfurt vor, in welche ein Stammstück von derselben Länge eingebettet ist. Dasselbe ist fast ganz in structurlose Glanzkohle über- gegangen, z. Th. aber ist es auch in Steinsalz verwandelt. Die Tüpfel einzelner Gefässbruchstücke, welche sich an gewissen Stellen des Stammes noch im Steinsalz erhalten haben und unter dem Mikroskop zeigen, weisen auf Coniferen, lauf mna die Sitzung geschlossen. VE w. OR BeYRicH. Weiss. - BAUER. « Druck von J. F.Starcke in Berlin. - Jieitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 2. Heft (Februar, März und April 1874). A, Aufsätze, —. Il. Kleine palaeontologische Mittheilungen. Von Herrn €. Struckmann ın Hannover. 1. Ueber das Vorkommen der Terebratula trigonella ScHLoTH, im oberen Jura bei Goslar. Durch Herrn Wıruıam Brauns in Goslar zuerst darauf _ aufmerksam gemacht, dass an dem bekannten Fundorte ober- jurassischer Versteinerungen, der Sandgrube bei Goslar, Tere- bratula trigonella sich vorfinde, nahm ich Gelegenheit, dieses interessante Vorkommen näher zu untersuchen und war so glücklich, an Ort und Stelle verschiedene sehr wohl erhaltene Exemplare dieser ausgezeichneten Terebratula zu sammeln; später batte Herr W. Brauns die Güte, mir auf Ersuchen noch verschiedene vollkommen erhaltene Exemplare zu übersenden. Ueber die Aechtheit der in der Sandgrube bei Goslar vor- kommenden Terebratula trigonella kann kein Zweifel obwalten, nachdem ich während der Versammlung der Deutschen geol. Gesellschaft in Wiesbaden mehrfache Gelegenheit hatte, den interessanten Fund vorzuzeigen und als identisch mit der sud- deutschen Form anerkannt zu sehen. Auch stimmt die Goslar’sche Terebratula trigonella voll- ständig mit der Abbildung überein, die Ferv, RoEMER in seiner Geologie von Oberschlesien auf t, 25 f. 5 von diesem Fossil aus der Gegend von Piasek und Sanow giebt. Auch war es Zeits. d. D.geol. Ges. XXVI.?. 15 mir inzwischen vergönnt, demselben für das Breslauer Museum einige wohlerhaltene Goslar’sche Exemplare zu übersenden, und schreibt mir Herr F. RoEnEr, dass die Uebereinstimmung. mit den süddeutschen Exemplaren eine vollständige sei. Die Goslar’sche Terebratula trigonella besitzt ebenfalls die Querstreifung, wie RoEMER dieselbe abbildet; an süddeutschen Exemplaren, die ich aus verschiedenen Gegenden besitze, habe ich dieselbe zwar nicht bemerkt; jedoch zweifle ich nicht, dass das Fehlen dieser Querstreifung oder vielmehr der quer verlaufenden Runzeln nur Folge eines mangelhaften Erhaltungs- zustandes ist. Die gewöhnlichste Länge eines Goslar’schen Exemplars beträgt 13 — 14 Mm.; jedoch habe ich ein aus- gezeichnetes Eexmplar vor mir, welches eine Länge von 19 Mm. erreicht. Das Vorkommen in der Sandgrube bei Goslar am Fusse E des Petersberges beschränkt sich auf einen schmalen Horizont im unteren Korallen-Oolith des weissen oder oberen Jura, und zwar in und unmittelbar über der Korallenbank mit verschiedenen Astraeen, namentlich /sastraea helianthoides und Thamnastraea concinna, welche fast überall im nordwestlichen Deutschland die Grenze zwischen den eigentlichen Oxford- Bildungen mit Ammonites cordatus und dem Korallen-Oolith (corallien) bezeichnet. Sowie ich bei Hannover, z. B. am Mönkeberge unweit Ahlem, ganz unzweifelhaft das erste Auftreten der Stacheln vom Cidaris florigemma in dieser Korallenbank beobachtet habe, mit der Korallenbank also der Korallen-Oolith oder die Schich- ten von Cidaris florigemma beginnen, so finden sich auch bei Goslar die Stacheln von Cidaris florigemma zusammen mit den erwähnten Korallen und der Terebratula trigonella; das häufigste Fossil, welches ausserdem zugleich mit den vorigen vorkommt, | ist Exogyra lobata Rorm. (nicht reniformis, wie ÜCREDNER in. seiner oberen Juraformation des nordwestlichen Deutschlands pag. 92 angiebt), ebenso wie auch vom Mönkeberge bei Han- nover diese Exoyyra unmittelbar über der Korallenbank und zugleich mit den erwähnten Cidariten-Stacheln vorkommt. Ich besitze ein selbst gesammeltes Handstück aus der Sandgrube bei Goslar, in welchem zwei Exemplare der Terebratula tri- gonella neben der Thamnastraea concinna, einer Oberschale von Exogyra lobata und zwei Stacheln von Cidaris 219 florigemma unmittelbar neben einander liegen. Der Hori- zont des Vorkommens ist also in keiner Weise zweifelhaft; bei Goslar gehört Terebratula trigonella den untersten Schichten des Korallen-Oolith (corallien) an. Dieses Vorkommen stimmt sehr wohl mit den Beobach- tungen F. RoEMmER’s in Oberschlesien und dem benachbarten Polen überein, wo in den Schichten mit Rhynchonella Astieriana D’ORB. (Terebratula inconstans L. v. Buch) Terebratula trigonella zugleich mit Terebratula pectunculoides und loricata, Ostrea rastellaris GoLpr. und Cidaris Blumenbachü GoLpDr. (= (idaris florigemma Pitt.) neben anderen Versteinerungen vorkommt (efr. Rormer, Oberschlesien, pag. 263 u. folgd.) Ich habe die Ostrea rastellaris noch besonders erwähnt, weil diese bei Hannover ebenfalls im unteren Korallen-Oolith vorkommt. In Süddeutschland gehört Terebratula trigonella bekanntlich QUENSTEDT’s weissem Epsilon an, und kommt ebenfalls in Begleitung von Terebratula pectunculoides und loricata vor, während meines Wissens Stacheln von Üidaris florigemma (Blumenbachü) in jenen Schichten Schwabens noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen sind (cfr. QuENSTEDT, Jura p. 729). Vergleicht man nun das Vorkommen der Terebratula tri- gonella im unteren Korallen - Oolith von Goslar und in Ober- schlesien zugleich mit Cidaris florigemma, so wird es mehr wie wahrscheinlich, dass der Korallen-Oolith des nördlichen Deutschlands und der weisse Jura Epsilon Schwabens einer geologischen Ältersperiode angehören. Diese Vermuthung wird . noch dadurch bestätigt, dass der weisse Jura Epsilon in Schwaben von dem weissen Jura Zeta oder den Krebsscheeren- platten überlagert wird, welche eine Parallele mit den Solen- hofer Schiefern in Franken zulassen. Mir ist es nun kürzlich gelungen, ein sehr wichtiges Fossil der Solenhofer Schiefer, den Homoeosaurus Maximiliani H. v. M. im mittleren Kim- meridge von Ahlem bei Hannover aufzufinden (cfr. diese Zeitschr. Bd. XXV. pag. 249). Stellt man nun beide That- sachen zusammen, so gelangt man leicht zu der Schlussfolge- rung, dass der weisse Jura Epsilon Schwabens dem Korallen- Oolitb, und der Solenhofer Schiefer, sowie die gleichalterigen Schichten Schwabens dem Kimmeridge des nördlichen Deutsch- ‚lands im geologischen Alter gleichzustellen sein werden. 15* In dieser Beziehung durfte das Auffinden von Terebratula trigonella im oberen Jura von Goslar als eine interessante Bereicherung unserer norddeutschen Jura - Fauna zu be- trachten sein. 2. Ueber das Vorkommen des Eimbeckhäuser Plattenkalks mit Corbula infleva bei Ahlem unweit Hannover. ‚Die jüngsten Schichten des oberen Jura, die bislang aus der näheren Umgegend von Hannover bekannt waren, habe ich im Jahrgange 1871 dieser Zeitschrift pag. 214 u. folg, und pag. 765 u. folg., unter dem Namen „Obere Pteroceras- Schichten“ beschrieben, auch im 22. Jahresberichte (1873) der naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover ein ausführ- liches Verzeichniss der darin vorkommenden Versteinerungen mitgetheilt. : Ueber den eigentlichen oder mittleren Pteroceras-Schichten mit Pteroceras Oceani Broxgx. folgen zunächst graue thonige und dichte Kalksteine und Thonmergel, die durch das häufige Vorkommen von Corbula Mosensis Buv., Cyrena rugosa DE LORIOL (Sow.), Anomia Raulinea Buv. und Ostrea multiformis Der. u. Kocn charakterisirt werden, und daran schliessen sich grau- weisse thonige Kalksteine mit unzähligen Steinkernen von Cyrena rugosa, ausgezeichnet durch das Vorkommen von Exo- gyra virgula. Es sind dieses die früher von mir beschriebenen Schichten 2, 3 und 4, entsprechend Crepxer’s Schicht 11, d.h. den Thon- und Kalkmergeln über den Pteroceras-Schichten in seiner „Gliederung der oberen Juraformation und der Mul- den-Bildung im nordwestlichen Deutschland 1863.“ Der La- gerung nach würden diese Schichten dem Vorgange ÜREDNER’S und SEEBACH’s gemäss als Schichten der Exogyra virgula zu bezeichnen sein, obwohl diese Bezeichnung auch nicht völlig zutreffend ist, da dieses Fossil schon weiter unten zusammen mit Pteroceras Oceani vorkommt. _ Indessen ist der Name ,‚‚Obere Pteroceras - Schichten“ auch nicht ganz bezeichnend, da Pieroceras Oceani nicht mehr in demselben vorkommt; freilich wird die Lagerung dadurch recht gut angegeben. Ich komme weiter unten hierauf zurück. Ueber den oben erwähnten Mergeln und Kalksteinen be- schrieb ich von Ahlem als jüngste Schicht der oberen Ptero- a Te 221 ceras-Schichten und Kimmeridge - Bildungen überhaupt (diese Zeitschr. Jahrg. 1871 pag. 215) bunte Kalkmergel mit Schild- kröten-Resten, vielen Saurierzähnen, Ostrea multiformis, Cyprina nuculaeformis, Cyrena rugosa und einzelnen anderen Petrefacten; als besonders charakteristisch für diese Schichten kann ich noch Pinna granulata Sow. hinzufügen. Bei den Ahlem’er Asphaltbrüchen erreichen diese gelben Mergel eine Mächtigkeit von d Metern. Hohere Schichten waren bislang nicht auf- geschlossen. Es ist dieses nunmehr seit vorigem Herbst ge- schehen, indem man unter einer sehr zähen blauen Thon- schicht mit Belemnites subquadratus Roem., die also dem Hils- thon (neocomien) angehört, weitere asphalthaltige Schichten aufgefunden hat und ausbeutet. In dieser neueren Asphalt- grube beobachtet man über den erwähnten bunten Mergeln, die frei von Bitumen sind, zunächst eine 2—3 M. mächtige Schicht von dichten, sehr harten Kalksteinen, deren einzelne Bänke von Mergelschichten getrennt sind, in denen ich bislang noch nicht die geringste Spur von Versteinerungen habe ent- decken können. Darüber folgen wiederum 2—3 M. mächtige Schichten eines bald dichten, bald mergeligen Kalksteins, ganz von Bitumen durchdrungen, der in ganz dünne, höchstens zoll- dicke Platten sich spaltet und bei der Verwitterung in un- zählige eckige, kleine Kalkstüuckchen (Scherben) zerfällt. Durch die Aufnahme von vielem Asphalt erlangen dieselben an man- chen Stellen eine gewisse Zähigkeit und widerstehen dann den Einflüssen der Witterung oder äusserer Gewalt recht gut. Die mergeligen Schichten lassen sich durch Spaltung in wenige Millimeter starke Platten absondern, die Platten der Kalk- schichten sind dagegen in der Regel 2—3 Cm. stark. In dieser eigenthüumlichen Schichtenfolge sind nun nicht allein einzelne Platten auf ihrer Oberfläche mit unzähligen kleinen zweischaligen ‘Fossilien bedeckt, sondern fussdicke Schichten bestehen au einzelnen Stellen fast nur aus zusammen- gehäuften kleinen Muschelschalen. Grösstentheils sind es Steinkerne; an vielen Stellen hat aber auch der Asphalt eine wunderbar schöne Erhaltung der Schalen bewirkt. Man erkennt auf den ersten Blick, dass die grosse Masse der kleinen Bivalven dem Genus Corbula angehört; ich war anfangs zweifelhaft, ob dieselben als Brut der Corbula Mosensis anzusehen seien, habe mich aber bald überzeugen können, . 222 dass dieselben zu der Art gehören, die A. Rormer als Nucula en; inflexa beschrieben und abgebildet hat (Versteinerungen des norddeutschen Oolith- Geb. pag. 100 t. 6. f. 15.) und die später von DUNKER in seiner Monographie der norddeutschen Wealden-Bildung (pag. 46 t. 13. f. 16. u. 17.) richtiger als Corbula inflexa aufgeführt und vortrefflich abgebildet wird. Der Gute von P. pe LoRIoL, der dieselbe Art aus dem etage port- landien superieur der Haute-Marne beschreibt (cfr. P. DE LoRIoL, Rover et Tomgeck, Monographie paleontologique et g£olo- gique des &tages superieurs de la formation jurassique du departement de la Haute-Marne, pag. 152. pl. 9. f. 19— 22.) verdanke ich ausserdem Exemplare aus der Haute-Marne, die vollständig mit den hiesigen übereinstimmen. Nach diesem Vorkommen konnte es mir nicht länger zweifelhaft sein, dass die beschriebene Schichtenfolge den sogen. Eimbeckhäuser Plattenkalken F. Rormer’s an- gehört, wie dieser dieselben als oberstes Glied der Kimmeridge- Bildung (Portland-Kalk A. Rormer’s) aus der Gegend von Münden und Eimbeckhausen nordwärts vom Süntelgebirge be- schreibt (efr. F. RoEMER, die jurassische Weserkette, in dieser Zeitschr. Jahrg. 1857 pag. 581 u. folg.). SEEBACH rechnet in seinem Hannoverschen Jura (pag. 59) diese Plattenkalke bereits zu den Purbeckschichten. Ausser der Corbula infleva finden sich in den Platten- kalken bei Ahlem nach meinen bisherigen, immerhin noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen, nur noch wenige andere Fossilien, die jedoch ebenfalls die geognostische Stellung un- serer Schichtenfolge charakterisiren und schärfer bezeichnen. Besonders wichtig in dieser Beziehung ist das Vorkommen von dGervillia lithodomus Dunker u. Kock sp. in vorzüglich schön erhaltenen Ezemplaren, die im nördlichen Deutschland überall die Corbula inflexa zu begleiten pflegt, oder auch in der norddeutschen Wealdenbildung vorkommt. Ferner finden sich Cyprina Brongniarti A. RoEm. sp. und Cyrena rugosa DE Lorı1oL (Sow.), die auch in Frankreich für die oberen Portland- bildungen charakteristisch sind, sodann Cordula aluta Sow. (Nu- cul gregaria Der. u. K.) und Trigonia gibbosa. Ausser diesen findet sich nur noch selten ein Cardium, und in grösserer Menge eine Corbitella, deren Artbestimmung mir noch nicht gelungen ist. Durch das Auffinden dieser Eimbeckhäuser Plattenkalke es a bei Ahlem wird die Schichtenfolge der oberen Juraformation in der näheren Umgebung von Hannover nicht unwesentlich vervollständigt. Es ist mir nicht zweifelhaft, dass mit den bunten Mergeln über den oberen Pteroceras-Schichten (Virgula- schichten) die Portlandbildungen, wie schweizerische und fran- { zösische Geologen dieselben neuerdings zu bezeichnen pflegen, beginnen, dass diese bunten Mergel selbst dem etage portlan- dien inferieur, und die Plattenkalke dem &tage sup£rieur ent- sprechen, so dass es nunmehr möglich ist, die obere Jura- formation bei Hannover und speciell bei Ahlem vollständig mit den nordfranzösischen oberen Jurabildungen zu paralle- lisiren, wobei sich nur, namentlich in den älteren Schichten, einzelne unerhebliche locale Abweichungen ergeben. P. DE LorıoL hat am Schluss seines Werkes über die Haute-Marne eine tabellarische Uebersicht der dortigen oberen Jurabildungen gegeben. Ich werde versuchen, seine Haupfgruppen mit den oberen Jurabildungen bei Hannover in Parallele zu stellen. Oberer Jura bei Hannover. I. Oxfordbildungen (Hersumer Schichten v. SEEBACH’S) mit ./mmonites cordatus und Gryphaea dilatata —= etage Oxfordien. Vorkommen: Tönjesberg, Lindenerberg und Mönke- berg. I. Korallen-O olith (Florigemma-Schichten ÜREDNER's) — etage Corallien oder Sequanien. l. Korallenbank und Schichten mit Cidaris florigemma. Vorkommen: Lindenerberg und Mönkeberg. 2. Schichten des Pecten varians. Vorkommen: Lindenerberg und Mönkeberg. 3. Schichten der Terebratula humeralis. Vorkommen: Lindenerberg, Limmer und Mönke- berg. IH. Kimmeridgebildungen. = etage Kimmeridien. 1. Unterer Kimmeridge (Nerineenschichten v, SEEBACH’S, und Zone der Natica globosa und Nerinea tuberculosa ÜREDNER’S). = Zöne Astartienne? Vorkommen: Lindenerberg, Limmer, Mönkeberg. 2. Mittlerer Kimmeridge (Pteroceras - Schichten) (Zone der Nerinea obtusa und der Pteroceras Oceami nach CREDNER). L — Sous-etage Pterocien oder Strom- bien. { Vorkommen: Tönjesberg, Lindenerberg, Limmer, Mönkeberg, Ahlem. SR 3. Oberer Kimmeridge (Obere Pteroceras-Schichten bei Ahlem; Virgula-Schichten nach SERBACH und CREDNER) mit Corbula Mosensis und Exogyra virgula. 2); | — Sous-etage virgulien. Vorkommen: Tönjesberg, Ahlen, IV. Portland-Bildungen (Purbeckschichten nach ÜREDNER und v. SEEBACH, einschliesslich der Schichten des .’mmo- nites gigas). = etage Portlandien. a. Untere Portlandschichten (bunte Mergel bei Ahlem) mit Pinna granulata. = portlandien inferieur, b. Obere Portlandschichten (Eimbeckhäuser Plattenkalke bei Ahlem) mit Corbula inflexa und Gervillia lithodomus. — portlandien superieur. Man wird daraus die ausserordentlich geringen Abwei- chungen der hiesigen oberen Jurabildungen mit denen der Haute-Marne wahrnehmen. 225 2. Veber Mendola-Dolomit und Schlern-Dolomit. Von Herrn von Rıcstaoren ın Berlin. 1. Trennung der beiden Dolomite. In der Trias von Sud- Tyrol kommen zwei sehr ausge- zeichnete Dolomit-Horizonte vor. Unter den 12 Schichten- gruppen, in welche ich diese Formation theilte”), nehmen die *) In meinem Werk: „Geognostische Beschreibung der Umgegend von St. Cassian, Predazzo und der Seisser Alp“ (Gotha, Justus Pertnes. 18560.). Ich benutze diese Gelegenheit, um der Vorrede desselben einige Worte hirzuzufügen. Die Arbeit stützt sich auf eingehende Studien des im Titel bezeichneten Gebietes, welche ich im Sommer des Jahres 1856 ausführte. Es fehlte mir zu jener Zeit noch vollständig die Uebung in der geologischen Arbeit im Feld; ich musste sie stufenweise erringen, um dann sicherer vorwärts zu schreiten. Schon bei Gelegenheit der da- maligen Ausarbeitung sprach ich daher die Befürchtung aus, dass man- ches lückenhaft sein würde. Die später besuchten Gegenden waren besser aufgenommen als die zuerst gesehenen; auch verwendete ich auf die centralen Theile des durch meine Karte dargestellten Gebiets mehr Sorgfalt als auf die peripherischen. Nach und nach musste ich mir auch der Unvollkommenheiten wohl bewusst werden, die manche Theile meiner Arbeit wegen des Mangels an practischer Vorbildung und des mir in Folge dessen zur Vergleichung zu Gebote stehenden Materials an sich tragen, umsomehr als gerade in Süd- Tyrol eine Menge der wich- tigsten geologischen Probleme in Betracht kommen, welche zu ihrer Erforschung vor Allem einer reichen Erfahrung bedürfen. Ich habe deshalb von Anfang an erwartet, dass, wenn Andere, damit ausgestattet, an die Bearbeitung desselben Gebietes gehen würden, manche Schwäche ‚zu Tage treten, manche Interpretation anders ausfallen und manche Lücke auszufüllen sein würde. Bei meiner langen Abwesenheit von Europa, welche mit dem Erscheinen des Werkes begann, war es mir nicht ver- gönnt, den Arbeiten auf diesem Gebiete zu folgen. Doch habe ich mein Interesse für das Land beibehalten, und ich begrüsse es mit Freuden, dass einige der bewährtesten Kenner der Alpengeologie neuerdings das- selbe besucht und einige meiner Beobachtungen und Resultate einer kri- tischen Sichtung unterworfen haben. Dies that Herr Stur im Jahre 18068. Wenn er sich im Wesentlichen zu Gunsten meiner Ansichten Dolomite die Stufen 5 und 11 ein. Unter 5, und enge da- mit verbunden, lagert der Virgloria-Kalk (No.4) mit Retzia trigonella, Waldheimia angusta, Spiriferina Mentzelü ete., welcher nach meiner damaligen Darstellung*), obgleich wahrscheinlich mitten in den deutschen Muschelkalk hineinfallend, doch die obere Abtheilung der alpinen Trias eröffnet**), indem keine Versteinerung aus den Schichten 3, 2, 1, welche zusammen die untere Trias bilden, in den Schichten 4 bis 12, und keine Art aus diesen in den tieferen zu finden ist, während hingegen einige Arten durch 1, 2, 3, und einige andere, insbesondere auch eine Anzahl einander analoger Formen, durch verschie- dene in der langen Reihe 4 bis 12 enthaltene Horizonte hindurchgehen. ausspricht und mit seinem durch keinen Anderen übertroffenen Schatz von Kenntniss in der Alpengeologie weitere Deductionen auf der Grundlage einiger derselben macht, so ist kürzlich Herr Gümser, zu Resultaten gelangt, welche zum Theil die meinigen wesentlich ergänzen, zum Theil aber von ihnen abweichen. Mit besonderem Vergnügen gehe ich auf die Ergebnisse der Arbeiten meines ehemaligen Gefährten auf Wanderungen in den Nord- alpen ein, in der Hoffnung, dass, wenn ich in einigen Punkten allerdings meine von der seinigen verschiedene Anschauung aufrecht erhalten zu müssen glaube, manche der zahlreichen Geologen, welche jetzt die klas- sischen Gegenden von Süd-Tyrol wieder zu besuchen angefangen haben, sich zu weiterer Forschung bezüglich der streitigen Fragen veranlasst finden werden. Doch muss ich von vorn herein bemerken, dass ich bei der Länge der Zeit, welche seit meinen Reisen daselbst verflossen ist, und dem reichen Inhalt, welchen dieselbe für mich gehabt hat, nur einen kleinen Theil der zur Stützung meiner Ansichten noihwendigen That- sachen werde in das Gedächtniss zurückrufen können, *) St. Cassian pag. 44 u. 98 ff. Der Gegenstand wurde specieller abgehandelt in meinem Aufsatz: „Die Kalkalpen von Vorarlberg und Nord-Tyrol (Erste Abtheilung); Jahrb. der k, k. geolog. Reichsanstalt Bd. X. (1859) pag. 10 bis 10 und 22 bis 24. **) Ich finde, dass Herr v. AusertTı in der zweiten Auflage seines ausgezeichneten Werkes über die Trias die von mir für diese Annahme aufgeführten Gründe aufzählt und dann mit ebenso vielen Gründen zu beweisen sucht, dass der Virgloria - Kalk nicht den Keuper er- öffnet. Diese Deduction beruht auf einer irrigen Auffassung, indem meine damalige Ansicht dahin ging, dass die Grenze zwischen der oberen und unteren Trias der Alpen mitten in den deutschen Muschel- kalk hineinfäll. Nach neueren Ansichten, welche sich auf umfassen- dere Belege stützen als damals zu Gebote standen, würde der Virgloria- Kalk dem unteren deutschen Muschelkalk entsprechen. 227 Beide Dolomite gehören daher der oberen Trias an. Sie sind durch einen Schichteneomplex (6 bis 10) geschie- den, in welchen die Faunen der Buchensteiner Kalke (nach Stur äquivalent dem Reiflinger Kalk mit der Cephalopoden- Fauna in den Nordalpen), der Wenger Schichten und des Anfaugs der Sanct Cassianer Schichten die Haupt - Horizonte bilden. In Folge einer, nach Ablagerung des Dolomits 5 statt- gefundenen, sehr bedeutenden Schichtenstörung, welche in einer Bildung des tiefen Eruptionskessels der Augitporphyre mit dem Fassathal als Mittelpunkt ceulminirte, ist die Mächtigkeit dieser durch das Vorwalten von Tuffgesteinen ausgezeichneten, und der meist gestörten Dolomitbank 5 in der Regel fast söhlig angelagerten Schichtenreihe 6 bis 10 ausserordentlich schwankend, so zwar, dass sie oft in einer Mächtigkeit von mehreren Tausend Fuss die beiden Dolomite trennt, an anderen Stellen aber vollständig fehlt, so dass dann diese einander unmittelbar aufgelagert sind. Das Verhältniss lässt sich übersichtlich so darstellen, dass am Rande des Eruptionskessels von Fassa und darüber hinaus überall der obere Dolomit unvermittelt auf dem unteren lagert, während innerhalb desselben die trennenden Zwischenglieder stets auftreten. Die beiden Dolomite mussten in meiner Abhandlung, zum Zweck der Detailbeschreibung, mit besonderen Namen belegt werden. Damals (1856) waren in den Südalpen noch wenige Formationsglieder genau studirt. Die Arbeiten von Herrn v. Hauer über die lombardischen und venetianischen Alpen, sowie die Hauptarbeiten von STOPPAnI, fielen später als meine Reise; und auch in den östlich angrenzenden Gebieten waren, mit Ausnahme der Raibler Schichten, wenige Triashorizonte mit Sicherheit bestimmt worden. Eine Parallele mit den da- mals bereits benannten Schichtgruppen der Nördalpen konnte, mit Ausnahme des wichtigen und durch das Alpengebiet leicht erkennbaren Horizontes des Virgloriakalkes, ohne Hypo- these nicht unmittelbar ausgeführt werden; und so kam es, dass ich mich für die meisten Formationsglieder, zunächst in “ meinem Tagebuch, und dann auch in meiner Ausarbeitung, _ neuer Namen bedienen musste. Ich wählte die Methode der Bezeichnung nach Localitäten, wobei ich den wenigen bekann- teren unter diesen vor den unbekannten den Vorzug einräumte, Den oberen Dolomit (11) nannte ich Schlerndolomit, nach seinem charakteristischen Vorkommen am Schlern, wo 3 sein Hangendes (die Raibler Schichten No. 12), sowie sein Liegendes (z. Th. die St. Cassianer Schichten, No. 10, und z. Th. der untere Dolomit, No.5) deutlich und bestimmbar auf- treten. Für den unteren Dolomit wäre es am passendsten gewesen, eine derjenigen Localitäten als Ausgangspunkt zu wählen, wo auch die ganze Reihe der darüber liegenden Tuff- schichten möglichst entwickelt ist. Da aber dieselben im Allgemeinen wenig bekannt waren, so gab ich dem Mendola- Berg bei Kaltern, südwestlich von Botzen, den Vorzug. Dazu verleitete mich auch die Pietät gegen Herrn v. Buch, welcher diesen Berg studirt und bekannt gemacht hatte. Ich selbst stattete der Mendola nur einen sehr flüchtigen Besuch ab, und zwar in der ersten Zeit meiner Bereisung, als mir das zweifache Lagerungsverhältniss der beiden Dolomite noch nicht bekannt war, und konnte constatiren, dass die Schichten 1, 2, 3, 4, 5 an ihr entwickelt sind. Da ich eine Trennung im Dolomit nicht sah, so glaubte ich, dass der Dolomit der Men- dola bis zu ihrem Gipfel ein und derselben Formation ange- höre. So entstand der Name Mendola-Dolomit. Er be- zeichnet allein den unteren Dolomit, ist auch in meiner Abhandlung consequent für diesen angewendet worden. Nur aus Irrthum ist (wie an der Mendola) der Complex beider Dolo- mite, nie aber der obere allein mit demselben Namen bezeichnet worden. Es gelang mir damals nicht, die beiden Dolomite auch palaeontologisch zu charakterisiren. In dem unteren ‘fand ich crinoidenstielartige Gebilde, von der Art derer, die SCHAFHÄUTL Nullipora annulata genannt hatte; im Schlerndolomit hatte ich dieselben nicht beobachtet. Da sie nun an der Mendola bis hoch hinauf in grosser Menge vorkommen, so glaubte ich darin umsomehr eine Bestätigung zu haben, dass der ganze Dolomit dieses Berges der unteren Etage zugehöre, Es war Herrn GümseL vorbehalten, grössere Klarheit über das gegenseitige Verhältniss der beiden Dolomite zu verbreiten und die palaeontologische Grundlage für ihre Trennung, in den Fällen wo der obere Dolomit den unteren unmittelbar überlagert, zu finden. In einem vor Kurzem veröffentlichten 229 Aufsatz*) hat dieser rastlose Alpenforscher eine Menge der ‚vortrefflichsten Beobachtungen niedergelegt, welche in vielen Stücken die meinigen vervollständigen und berichtigen. Er hat meine Auffassung des Mendola-Dolomits, wie aus S. 47 hervorgeht, wohl gekannt, und beschreibt auf S. 52 in dem Profil der Pufler Schlucht seine Stellung ganz genau**), wie er zwischen Virgloria- Kalk (4) und den Tuffen (6 bis 10) lagert. Auch an anderen Stellen ist dieses Lagerungsverhält- niss deutlich beschrieben, und ebenso ist dem zweiten Lage- rungsverhältniss, wo Dolomit auf Dolomit ruht, Rechnung ge- tragen, insbesondere im Hinblick auf die Süd- und Westseite des Schlern. Meine Angaben finden daher in dieser Hinsicht eine erfreuliche Bestätigung. Auch was die Aehnlichkeit bei- der Dolomite im petrographischen Charakter betrifft, stimmt GÜUNBEL mir vollständig bei. Doch hat er am Schlern selbst weit mehr Spuren von Schichtung nachgewiesen, als ich und nach mir Herr Stur beobachtet hatten, Ich erkannte dort nur bankförmige Schichtung,. Dieser Unterschied in der Auffassung ist aber unwesentlich, da ich selbst beschrieben habe, wie in dem südlichen Theil meines Aufnahmegebiets der Schlern- Dolomit in wohlgeschichteten dolomitischen Kalk übergeht. Das Hauptverdienst von GUMBEL aber besteht darin, dass er eine scharfe palaeontologische Trennung beider Dolomite beobachtet hat. Er hat gefunden, dass die sogenannten Nulli- poren nicht, wie ich geglaubt hatte, auf den Mendola-Dolomit beschränkt sind, sondern in beiden Dolomiten vorkommen, in jedem aber durch verschiedene Arten charakterisirt sind. Durch eingehendes Studium hat er nachgewiesen, dass diese eigenthümlichen organischen Gebilde zu den Foraminiferen ge- hören. Er gab ihnen den Gattungsnamen Gyroporella, und zeigt, dass der Mendola-Dolomit ausschliesslich durch Gyropo- *) Das Mendola- und Schlerngebirge von Dr, C. W. Güuser. — Sitzungsber. der mathem.-physik. Klasse der Akad, der Wissensch, zu München 1873. 1. pag. 14 bis 88. — München 1873, %%) Unter dem Zeichen P.b (durch einen Druckfehler als P, e gesetzt). Es ist nicht recht verständlich, weshalb Herr Günmser diesen Dolomit, der nach seiner eigenen Messung in der Pufler Schlucht 78 Meter Mächtig- keit hat und manchmal noch mehr erreicht, eine „relativ untergeordnete Stelle“ einräumt und sagt, dass er nicht als eine besondere alpine Schichtenstufe angesehen werden kann. rella pauciforata, der Schlern-Dolomit durch mehrere andere 25 Arten charakterisirt ist. Bedurfte es auch dort, wo die ganze Mächtigkeit der Tuffe des Augitporphyrs sich zwischen die bei- den Dolomite einschiebt, nicht eines solchen Nachweises, um sie stratigraphisch von einander zu halten, so war derselbe umsomehr dort erwünscht, wo eine solche Trennung nicht stattfindet, und besonders in dem südlichen Theil des Gebietes meiner Karte, wo beide Formationsglieder als geschichtete do- lomitische Kalke gleichförnig aufeinander lagern. Es wird dadurch beispielsweise das Verhältniss am grossen Kalkgebirge des Latemar, westlich von Predazzo, aufgeklärt, und ein von mir begangener Irrthum, den bereits STUR ver- muthet hatte, berichtigt. Ich hatte in den höheren Theilen desselben eine Fauna gefunden, welche derjenigen von Esino ähnlich ist, aber des üppigen Vorkommens der sogenannten Nulliporen wegen die Schichten für dem Mendola-Dolomit ent- sprechend gehalten. GünmsEL hat aus einem der von mir dort gesammelten Gesteinsstücke ersehen, dass diese Gyropo- rellen mit denen des Schlern identisch sind, und damit den Beweis geliefert, dass die oberen Theile des Latemar-Gebirges aus Schlern-Dolomit bestehen. Es gewährt mir grosse Be- friedigung, dass diese Irrthümer aufgeklärt sind; denn wenn ich auch der Richtigkeit meiner Beobachtungen gewiss war, so war ich doch von derjenigen der Deutung nie ganz über- zeugt, und konnte auch nicht recht begreifen, wie der sonst so gleichföormige Mendola-Dolomit dort eine so grosse Mächtig- keit erreichen könne. Die hier dargestellten Thatsachen werfen auch Licht auf eine ganze Reihe von ähnlich aufgebauten Kalk- gebirgen.*) Die gleiche Thatsache hat GuUmBEL auch an der Mendola direct nachgewiesen, und meine Ansicht, dass ihr oberer Theil ganz aus Mendola-Dolomit aufgebaut sei, ganz klar widerlegt. *) Die Zweifel an der grossen Mächtigkeit des Mendola-Dolomites wuchsen während der Bearbeitung, so dass ich, abweichend von der im Text gegebenen Beschreibung, auf der denselben begleitenden geogno- stischen Karte die oberen Theile des Latemar, Viezena, Weisshorn- Gebirges u. s. w. als Schlerndolomit einzeichnete.. Nur bei den Kalk- gipfeln im äussersten Südosten meiner Karte, welche die Grenze gegen das Venezianische bilden, wagte ich nicht dies zu thun, da ich ihre hö- heren Theile nicht untersucht hatte. 231 Allerdings giebt auch er zu, dass über den Campiler Schichten (No. 3) Eine Dolomitbildung scheinbar ungetheilt und ununter- brochen bis in die höchsten Theile des Gebirges fortsetzt; ‚allein bei näherer Betrachtung fand er folgende Gliederung von unten nach oben: a) Pflanzenführende CampilerSchichten (No. 3 meiner b) c ur d) e nt f) 8) Reihe). - Dunkle Dolomite, in breccienartiger Weise mit weissem Dolomit verbunden; fuhrt stellenweise Hornstein und und enthält Crinoideen, genau wie der dunkle typische Virgloria-Kalk (No. 4 meiner Reihe). Um 10 bis 12 Meter höher, deutlich geschichteter weisslicher Dolomit mit @yroporella pauciforata. Mäch- tigkeit 30 bis 40 Meter (No.5 meiner Reihe, Men- dola-Dolomit). Eine Lage von grünem Letten mit steinmergelartigem Dolomit und vielen kleinen organischen Einschlüssen. Hier und da kieselige Ausscheidungen, GÜMBEL sagt, dass dies dem Anseheu nach Stellvertreter der Wen- ger Schichten sind (ein Glied aus No. 6 bis 10 meiner Reihe). Ueber dieser Lage, 80 bis 100 Meter über den Cam- piler Schichten, folgt die Hauptmasse des Dolomits, voll Chemnitzien nnd ungemein zahlreichen Gyropo- rellen, welche ganz anderer Art als die unteren und mit denen des Schlerndolomits identisch sind. Das Vorkommen von Schlerndolomit an der Mendola wird überdies erwiesen durch die” Ueberla- gerung durch: Rothe Raibler Schichten, genau ebenso wie (No. 12 meiner Reihe) auf der Gipfelfläche des Schlern, und die fernere Folge von woblgeschichtetem Dolomit mit Megalodus complanatus und Turbo solitarius. Durch diese für das geologische Verständniss von ganz Sud-Tyrol ungemein wichtigen Beobachtungen hat GUmBEL mehralsirgend ein anderer die Trennung von un- terem und oberem, Mendoladolomit und Schlern- dolomit, befestigt und sicher begründet, so dass sie sich nun auch unter den schwierigsten Verhältnissen durch- führen lassen wird. 2 Umsomehr muss es befremden, aus diesen so schön ge- fundenen Prämissen das im höchsten Grade unerwartete non sequitur gezogen zu sehen, dass der Mendoladolomit RıcHT- HOFEN’s und der Schlerndolomit RICHTHOFEN’s identisch sind, und der erstere Name zu cassiren ist; eine Anzeige, die drei Mal ($. 19, 50, 86) in gesperrter und einige Malie in gewöhnlicher Schrift ge- drucktist, und sich dadurch als der Zielpunkt des Guünsen’schen Aufsatzes zu erkennen giebt. Dass derselbe Gelehrte, welcher auf Grund der vortrefflichsten Beobachtungen nachweist, dass die beiden Dolomite stratigraphisch wie palaeontologisch ver- schieden sind, so emphatisch betont, dass sie identisch seien, kann wohl nur auf einer Unklarheit in der Ausdrucksweise beruhen. Vermuthlich soll Folgendes der Sinn sein: „An der Mendola wie am Schlern kommen unterer und oberer Dolomit vor; wählt man für den oberen den Namen Schlerndolomit, weil er am Schlern vorwaltet, so ist der Name Mendoladolo- mit deshalb für den unteren nicht ganz zweckentsprechend gewählt, weil auch an der Mendola der obere an Mächtigkeit überwiegt.“ Will man für den unteren Dolomit, deshalb weil er an der Mendola nicht mehr charakteristisch entwickelt ist als an anderen Orten, und neben ihm noch andere Formationen an derselben auftreten, einen neuen Namen einführen, so steht dem nichts im Wege, als der Umstand, dass der Name Men- doladolomit bereits eingeführt ist, ein Synonym aber die Nomen- clatur ohne Noth beschweren und deshalb nicht practisch sein würde. Der von GüuBEL vorgeschlagene Name „Obere Lagen des unteren Muschelkalks* wird sich schwerlich bei Localbeschrei- bungen Eingang verschaffen, da er einen Bruchtheil von Hypothese involvirt und nicht ein bestimmtes Formationsglied prägnant bezeichnet. Ist es denn nun aber deshalb „zweckentsprechend und nützlich, die Bezeichnung Mendoladolomit im Sinne RıcHT- HOFEN’S aus der Reihe der alpinen Formationsglieder ver- schwinden zu lassen“ (S. 54), weil der damit bezeichnete Do- lomit nicht die ganze Mendola aufbaut? Müsste dann nicht ein gleicher Bannstrahl gegen eine Menge anderer Benennungen ki? a 233 geschleudert werden? Oder besteht denn die ganze Partnach- klamm aus GünseL’s Partnachschiefern? ganz Draxlehnen aus Günser’s Draxlehner Kalken? oder das ganze Algäu aus Gonmser’s Algäuschichten? Nur wenn der Mendoladolomit an der Mendola überhaupt nicht vorkäme, würde es unzweck- mässig sein, den Namen ‚‚Mendoladolomit‘ in meinem Sinne - fernerhin anzuwenden. 2. Bildung des Schlerndolomits. Die wunderbaren Verhältnisse, unter denen der Schlern- dolomit auftritt, führten mich zu der Ansicht, dass er in Riffen von ähnlicher Gestalt wie wir sie heute sehen "aufgewachsen sein müsse, nicht aber eine über ganz Sud-Tyrol ausgebreitete und nachträglich bis auf die wenigen vorhandenen Ueberreste zerstörte Decke gebildet haben könne. Folgendes waren die wesentlichsten Punkte in meiner Argumentation *): 1. Dicht benachbarte Riffe haben ganz verschiedene Mächtigkeit.. Während sie am Schlern zwischen Hangendem und Liegendem 3000 Fuss beträgt, ist dicht daneben am Lang- kofl diejenige des noch vorhandenen Dolomits ungefähr 5000 Fuss, mag aber mehr betragen haben. da ein Hangendes allem Anschein nach nicht vorhanden ist. An anderen Ber- gen ist sie 2000 Fuss und weniger, und zwar wieder zwischen Liegendem und Hangendem, Die Ungleichheit fällt nicht, wie bei den Tuffen, zusammen mit entsprechenden Differenzen, welche zur Zeit der Bildung im Niveau der Unterlage bestanden, sondern bezieht sich wesentlich auf das Fort- wachsen nach oben, Da auf den meisten Dolomitbergen *) Ich verwahre mich ausdrücklich gegen jene Reihe von Argumenten, wie sie die meiner Ansicht zustimmenden Herren Gitserr und ÜBvurcHiLu inihrem schön ausgestatteten Werk: „The Dolomite mountains‘“ (London 1864) aus meiner Darstellung herausconstruirt haben, und wie sie unverändert in dem Werk: ‚Untrodden Peaks and unfrequented valleys, a midsummer ramble in the Dolomites“, by Amelia B. Evwarns (London, Longmans Green & Co. 1873) aufgenommen worden sind. Auch sonst hat sich in Herrn CuuschisL’s „Physical description of the Dolomite distriet‘“‘, in welcher er im ausgiebigsten Maass aus meinem Werk geschöpft hat, ohne die Darstellung mehr als einmal mit der Quellenangabe zu beschweren, manche irrige Auffassung eingeschlichen. Zeits. d.D.geol. Ges. XXVL, 2. 16 Er die hangenden Schichten mit geringer Neigung obenauf liegen, so zwar dass man nicht annehmen darf, es hätten bedeutende Schichtenstörungen oder grossartige Erosionen zwischen den Ablagerungsperioden beider stattgefunden und die localen Unter- schiede in der Mächtigkeit des Schlerndolomits bewirkt, so können nur besondere genetische Umstände die Ungleichheit des Fortwachsens nach oben veranlasst haben. En 2. Wenn die Riffe die Reste einer früher allgemein ge- wesenen Bedeckung wären, so müsste seit ihrer Ablagerung das Werk der Zerstörung und Fortführung in einer bei wenig gestörter Lagerung fast unerhörten Grossartigkeit stattgefunden haben, da der Dolomit von Süd-Tyrol ein hartes Gestein ist, Es fehlt an den Symptomen einer so umfangreichen Wirkung beider Agentien; der Zerstörung deshalb, weil, auser in den ausgewaschenen Flussthälern, die weichen und leicht zer- störbaren Schichten des Liegenden der Dolomite wohl erhalten sind; der Fortführung deshalb, weil von den unendlich grossen Behältnissen, in denen sich das Material einer zerstörten Dolo- mitdecke von grosser Ausdehnung und mehreren tausend Fuss Mächtigkeit abgelagert haben würde, etwas zu sehen sein musste. Wir könnten z. B. erwarten, in einer der folgenden Formationen ausserordentlich mächtige Dolomit-Conglomerate zu finden, da nur ein sehr geringer Theil des Dolomits, gleich den krystallinischen Schiefern des Hochgebirges, in Form von Schlamm nach den unteren Flussthälern geführt wird, sondern seine Zerstörungsproducte wesentlich feste Gesteinsfragmente sind. Speciell bei dem Kessel von Fassa ist nicht abzusehen, wohin vor der Entstehung des Durchbruchs, in welchem der Avisio seinen Lauf nimmt, das Material hätte geführt werden können. 3. Fossilien der Raibler Schichten finden sich auf der Höhe des Schlern, und dicht daneben in 3000 Fuss geringerer Hohe, auf den Tuffschichten der Seisser Alp. Auch scheint sich in den St. Cassian-Schichten, deren stratigraphisches Ni- veau nur bis in die tieferen Theile des Dolomits hinaufreicht, die unterdolomitische mit der oberdolomitischen Fauna zu verbinden. 4, Es giebt Stellen, am grossartigsten im Norden der Vedretta Marmolata und an den Rosszähnen, wo die Tuffe des Augitporphyrs sich in grosser Mächtigkeit neben den Dolomit- 235 riffen aufbauen und sich deutlich als mit ihnen gleichzeitig entstandene Absätze erweisen. Dabei geschieht es häufig, dass _ der Dolomit zuerst, in seinem untersten Theil, einer gewissen Tuffschicht in geringer Ausdehnung aufgelagert ist, dann gegen jede höhere Lage des Tuffes sich etwas vorschiebt und da- durch an Ausdehnung zunimmt, bis zu einer Stelle, wo es den Anschein hat, als ob die Tuffschichten nicht mehr mit dem Nachbar Schritt gehalten hätten, und dieser hinfort als ein allseitig freies Riff emporwuchs. 5. Die den Riffen angelagerten Tuffschichten enthal- ten häufig eine grosse Menge kleinerer und grösserer runder Dolomitscheiben von der Form breiter Korallenstöcke; auch ist Tuffsand mit Dolomitsand vielfach in den Schichten vermengt, 6. Alle diese Verhältnisse lassen sich nur erklären, wenn man annimmt, dass die Dolomitriffe durch die Thätigkeit riff- bauender Korallen zur Zeit einer allmäligen Senkung ent- ‚standen, während welcher sie zuerst auf Tuffschichten auf- sassen, dann aber, als das den Meerbusen von Fassa rings umsäumende, von Tuff nicht bedeckte Mendoladolomit- Ufer allmälig vom Meer überspult wurde, auf dieses Gestein über- griffen und auf ihm seitlich fortwuchsen, so dass die meisten Riffe auf einer Seite auf Tuffen, auf der anderen auf Dolomit auflagerten. Auf Seite 293 bis 306 meines Buchs bin ich näher auf diese Vorgänge eingegangen. 7. Gegen die Kerallenrifi-Theorie lassen sich zwei Ein- wendungen erheben. Die erste gründet sich auf den Umstand, dass die Dolomite, besonders im südlichen Theil des Gebietes, geschichtet sind. Sie erledigt sich durch die mehrfach con- statirte Beobachtung, dass gehobene recente Riffe bald Schich- tung annehmen. Die zweite beruht in der Seltenheit der Ueberreste von Korallen. Ich suchte ihr durch die Thatsache zu begegnen, dass in recenten Riffen die Spuren von Korallen bald undeutlich werden, sowie durch die Vermuthung, dass die Verwandlung eines Riffs in kıystallinischen Dolomit die Obli- teration organischer Structur in besonderem Maasse zur Folge gehabt haben dürfte; zur Stütze derselben führte ich aus, dass Ammonitenschalen vollkommen in Dolomit verwandelt sind und ganz unkennbar sein würden, wenn die spiralig angeord- neten Kammern sie nicht verriethen. Ich zog hieraus die Schlüsse: «a. dass die mächtigen 167 Dolomiteolosse (Schlern, Blattkofl, Langkogl, Rosengarten etc.) | Korallenriffe der Triasperiode seien; b. dass die Schichten, welche die reiche Fauna von St. Cassian eiuschliessen, gleich- zeitige Zwischenriff-Sedimente eines tiefen Meeres seien, die Fauna dieser Schichten aber wesentlich aus Thieren besteht, welche die Riffe bewohnten; c. dass die Raibler Schichten von Sud- Tyrol theils Korallensand - Sedimente auf der Höhe der Riffe, theils ebenfalls Zwischenriffbildungen aus der letzten Zeit der Korallenthätigkeit seien. Herr Stur hat in einer wichtigen Arbeit*) eine Reihe von neuen Beweisen für die Korallenriff-Theorie beigebracht, und erklärt sich emphatisch für dieselbe. Es ist darauf um so mehr Werth zu legen, als diese Frage nicht den Zweck seiner Untersuchung bildete, und erin der That im Laufe seiner Beobachtungen auf die Theorie geführt wurde. Herr GüNBEL, welcher die bedeutsame Arbeit von Stur bei dieser Frage nicht berücksichtigt, erklärt sich mit unserer Theorie nicht einver- standen. In 1)**) der verschiedenen Mächtigkeit der Dolomit- riffe sucht er eine Analogie der Verhältnisse, wie sie bei an- deren Formationen in den Alpen zuweilen vorkommen. Was 2) die Zerstörung einer vorausgesetzten continuirlichen Decke von Dolomit betrifft, so findet er darin keine Schwierigkeit. „Nach (seiner) an Ort und Stelle gewonnenen Anschauung unterliegt es nicht dem geringsten Zweifel, dass die jetzt durch- brochene Dolomitdecke weit über die gegenwärtig tief aus- gewaschenen Thäler, Hochflächen und Jöcher ausgedehnt ge- wesen sei etc.“ (S. 75). Leider sind die dieser Anschauung zu Grunde liegenden Beobachtungen eben so wenig mitgetheilt, als Ursachen für die Thatsache angegeben, dass von der An- fangs vermeintlich zusammenhängenden Dolomitdecke nur Reste in einem nach Norden bestimmt begrenzten Gebiet vorhanden sind und sich nicht über Hunderte von Quadratmeilen weiter erstrecken, wo ihrer Höhe nach die Dolomitbedeckung in frü- herer Zeit hätte ausgebreitet sein müssen. Auf das dritte Argument geht GUMBEL nicht ein, da er das Vorkommen der *) D. Stur, eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1868 pag. 529. **) Die Nummern beziehen sich auf diejenigen der vorhergehenden Argumente. 237 Raibler Versteinerungen auf der Seisser Alpe nicht kennt. Doch ist es von Stur bestätigt worden. Das unter 4) an- gegebene Verhältniss konnte einem so sorgfältigen Beobachter wie GüÜMBEL nicht entgehen; es führt ihn zu seiner eige- nen Dolomittheorie, die ich sogleich angeben will. Das unter 5) beschriebene scheint ihm nicht bekannt zu sein, Was das 6te betrifft, so giebt GUmsBEL die Thätigkeit der Korallen nicht zu, und zwar aus denselben zwei Gründen, welche ich unter 7) erwähnt und in meinem Buch (S. 295 — 298) aus- führlich abgehandelt habe, Insbesondere stützt er sich darauf, dass, da Gyroporellenreste häufig, diejenigen vou Korallen aber selten sind, ein Vorwalten der letzteren in dem Gesteins- material nicht angenommen werden könne. Wenn man aber bedenkt, wie verschieden der Grad ist, in dem sich die kal- kigen Gehäuse verschiedener Thierklassen erhalten, und wie er selbst bei Gattungen derselben Ordnung schwankt, wie beispielsweise (um bei den Foraminiferen stehen zu bleiben) Nummuliten oder Fusulinen in Unzahl und im vorzüglichen Erhaltungszustande neben kaum erkennbaren Resten von Zwei- schalern, Gastropoden und Korallen liegen, so verliert das Gegenargument seine Beweiskraft vollständig, überdies wenn das bereits bei 7) Angeführte berücksichtigt wird. Auf solchen Argumenten (und weitere werden nicht erwähnt) beruht der Schluss-Satz: „Ich hoffe, dass dieser Nach- weis (nämlich dass der Dolomit nicht das Erzeugniss riff- bauender Korallen sein kann) zureichen wird, die Alpengeologie ‘von der ansteckenden Rifftheorie gründlich zu heilen.* ($.75.) Sehen wir nun, was GümssL an die Stelle der gefähr- lichen Lehre setzt. Er geht von den unter Argument 4) angege- benen Verhältnissen aus, und gelangt zu dem Schluss: „So konnten die dünngeschichteten Schiefer und Tuffe ..... im Be- zirke der Fluthen und Strömungen zum Absatz gelangen, wäh- rend unmittelbar anstossend auf tiefem Seegrund ein kalkig-dolomitischer Schlamm sich niederschlug, um nach und nach das Material zum Aufbau der Dölomite zu hetern.* (8. 71.) Abgesehen von der Inconsequenz, die sich darin aus- spricht, dass GUmßEL sich anderswo (S. 75) für eine ehemals zusammenhängende Dolomitdecke mit Bestimmtheit erklärt, hier aber für die ursprüngliche Bildung einzelner getrennter Riffe plaidirt, dürfte die Theorie, dass in unmittelbarer Nähe mechanischer, in einem stark bewegten Meer erfolgter Tufi- ablagerungen ein beinahe chemisch reiner „Dolomitschlamm‘* sich an tiefen Stellen abgesetzt habe, wohl kaum das Resultat einer klaren Vorstellung des vermutheten Vorganges sein, und sich schwerlich einer allgemeinen Annahme erfreuen. Es ist gar nicht verständlich, wie man mit Hülfe dieser Theorie die scharfe seitliche Abgrenzung von Massen von reinem weissem krystallinischem Dolomit gegen schwarze Tuffabsätze, oder das Fehlen massenhaft mechanisch beigemengter Tuffbestandtheile im Dolomit erklären will. | Sollte die Korallenrifftheorie durch triftige Gründe ge- schlagen und eine andere fest begründete Erklärung der Ent- stehung des Schlerndolomits an ihre Stelle gesetzt werden, so werden die Anhänger der ersteren dieselbe gewiss ohne Zau- dern verlassen. Herr GüusEL hat an ihren Stützen nicht ge- rüttelt, und gegen sie nur dieselben zwei Bedenken aufzuführen vermocht, welche ich bereits bei meiner ersten Behandlung des Gegenstandes vorgesehen und geschlagen hatte, an ihre Stelle aber eine Hypothese gesetzt, die er vermuthlich bei einem zweiten Besuch von Süd-Tyrol sofort aufgeben wird. Weit entfernt, an meinem ehemaligen Erklärungsversuch zweifelhaft geworden. zu sein, ist es mir vielmehr gelungen, denselben seit jener Zeit durch neue Belege zu befestigen, die sich besonders auf die mehrfach angegebenen zwei Bedenken (Schichtung und Seltenheit von Korallenresten) beziehen. Zur Zeit als ich mein Werk über St. Cassian schrieb, konnte ich mich zur Stützung meiner Therie zwar auf die Untersuchungnn hervorragender Forscher über lebende und gehobene Korallen- riffe, wie BEECHEY, Darwin u. a., berufen, besass aber noch nicht selbst entsprechende Erfahrungen. Schon bald darauf hatte ich Gelegenheit, diese Lücke auszufüllen. Unter den ver- schiedenen Korallenriffen, welche ich besuchte, will ich nur auf eins näher eingehen. 239 3. Beobachtungen an dem gehobenen Korallenriff Udjong-Tji-Laut-örön an der Südküste von Java. Im Herbst 1861 bereiste ich in Gesellschaft von Herrn JUNGHUHN, dem unvergleichlichen Kenner von Java, in dessen bald darauf erfolgtem Tod die Wissenschaft einen schweren Verlust erlitt, einige wenig bekannte Gebiete dieser Insel, welche zu den Provinzen der Preanger Regentschaften gehören. Bei Tji-eri in der Regentschaft Sukapura, an der Sudküste der Insel, kamen wir zu einem gehobenen Korallenriff, das mir, im Verein mit dem an der benachbarten Küste noch fort- dauernden Wachsen von Korallen, Belege fur meine kurz zuvor ausgesprochene Theorie der Korallenriff-Bildungen in Süd-Tyrol zu bieten schien. Die Resultate der Beobachtungen gebe ich hier nach dem damals, unmittelbar nach der Rückkehr von unserem Ausflug, in Batavia verfassten Manuscript wieder. Die Sudküste von Java verläuft auf grosse Strecken ein- formig, ohne eine einzige Einbuchtung und ohne merkbaren Vorsprung. Das Gebirge dacht sich allmälig ab und fällt mit seiner letzten Terrasse, die nur selten einige hundert Fuss Höhe erreicht, theils unmittelbar in das Meer ab, theils auf einen flachen Sandstrand, der sich als ein schmaler Kusten- saum dem Fuss der Terrasse entlang hinzieht. Heftige Bran- dung schlägt das ganze Jahr hindurch, auch bei dem rubigsten Wetier, brausend an diese Kuste und lässt selbst für die kleinsten Böte keinen ruhigen Ankerplatz ubrig, Jede Ab- weichung in dem einfachen Verlauf der Kustenlinie tritt be- merkbar hervor. Die bedeutendste in dem von mir besuchten Theil ist der flache Vorsprung Udjong-Tji-Laut-örön*), wiewohl auch diese Abweichung so gering ist, dass sie nur eine Ver- werfung der ostwestlichen Küstenlinie um eine halbe geogra- phische Meile nach Norden veranlasst, Es entsteht dadurch eine flache Bucht; aber selbst in ihr schlägt die Brandung *) Laut-örön (sundanesisch) bedeutet: „ruhiges Meer‘; man be- zeichnet damit ihrer etwas schwächeren Brandung wegen die flache Ein- buchtung. Tji-Laut-örön ist der Name des bei dem Riff mündenden Flusses: ‚Fluss des stillen Golfes“. Udjong bezeichnet einen felsigen Vorsprung der Küste in das Meer. lich versucht, sie zu einem Ankerplatz zu benutzen. Das Ende des Vorsprungs ist durch eine 40 bis 50 Fuss hohe Riff- insel mit schroffen Wänden bezeichnet. Der Kanal des Flusses Tji- Laut- örön trennt sie von einer Ebene, die nur 8 Fuss uber das Meeresniveau erhaben ist und sich eine halbe Stunde breit, bis zum Fuss des niederen Hugellandes, ausdehnt. Da sich mehrere Gesichts- punkte gleichzeitig für die Untersuchung boten, so theile ich im Folgenden eine Skizze des geognostischen Baues vom Fuss der Hügel an mit. Mächtige Massen tertiärer und jun- gerer Sedimente setzen in den Preanger Regentschaften die Gebirge zusammen, welche sich von der centralen Haupt- erhebung der Insel nach Suden abdachen. Sie bestehen ganz und gar aus vulca- nischem Material, das sich bald in fein- erdigen, bald in mehr sandsteinartigen und fein conglomerirten Tuffschichten abgesetzt hat, bald einzelne Einlagerun- gen von ausserordentlich grobem und festem Conglomerat bildet. Grosse, fast scharfkantige Blöcke sind in eine feste, verbindende ‚Masse eingekittet, und es entstehen Gesteine, welche den „‚Eruptiv- tuffen‘* des Augitporphyrs in Sud-Tyrol ganz analog sind. Ihre Entstehung hängt mit dem Ausbruch der zahlreichen Gang- massen zusammen, welche während der Ablagerung der genannten feineren Se- dimente zu sehr verschiedenen Malen die schon gebildeten Schichten durch- setzten. An diesen haben sie Contactein- wirkungen hervorgebracht, auf der Höhe aber sich zunächst den Eruptionsstellen » ne! ER ge 241 zu Conglomeratbänken ausgebreitet, in denen meist die ein- geschlossenen Blöcke mit der verkittenden Masse identisch sind; sie überlagern oft unmittelbar die feinerdigsten Schichten und wiederholen sich regellos durch den ganzen Complex, so dass man sich häufig an den Bufaure und andere Stellen des Eruptionskessels von Fassa versetzt glaubt. Das gesammte Tuffgebirge neigt sich unter einem sehr geringen Winkel nach Süden. Wo es die Küste erreicht, sind die feinen Tuffsedi- mente hinweggespült; selbst bei manchen Conglomeratschichten die von abgerollten Gesteinsstucken gebildet werden hat die Brandung eine leichte Arbeit. Nur die festen Eruptivtuffe setzen diesen Einwirkungen einen heftigen Widerstand entgegen und werden dadurch das wichtigste Element für die Ansiedelung von Korallen. Man sieht oft eine Schicht des schwarzen Con- glomerats vom Ufer aus, wo sie unter dem hoch aufgewor- fenen Strandsand hervortritt, als eine feste, scheinbar fast un- zerstörbare Platte mit äusserst geringer Neigung in das Meer hinabziehen. Die Brandung arbeitet mit furchtbarer Kraft und hat alle darüber liegenden Sedimente hinweggeführt, an den Conglomeraten aber nur eine ungemein rauhe Oberfläche hervorgebracht. Die Trachytblöcke starren dicht nebeneinander aus der Fläche hervor; sie zerstieben die Brandung in einer breiten wildschäumenden Fläche und geben dadurch die Be- dingungen zu reicher Entfaltung des thierischen Lebens. Auf weite Strecken ist die Südküste eine flache Sanddune; an solchen Stellen ist sie todt, man sieht nur hier und da eine an den Strand gespülte verwitterte Bivalvenschale. Aber kaum erreicht man die schwarze Conglomeratscholle mit ihrer aus- gezackten Oberfläche, so sieht man den Strand mit zahllosen, ganz frischen Resten von Ein- und Zweischalern, Seeigeln und Korallen bedeckt. Au Felsen sitzen Millionen kleiner Litoral- schnecken und hier und da findet man einen grossen, erst vor R Kurzem ausgestorbenen Korallenstock auf den schon über das Niveau der Ebbe gehobenen Theilen des schwarzen Gesteins. Bei dem kleinen Dorfe Tji-eri am Nordufer des Golfes Laut-öröon kann man diese Verhältnisse deutlich beobachten. Die letzte Terrasse des Gebirges besteht aus den tertiären feinen trachytischen Tuffen (R). Unter ihnen kommt schon in Einschnitten bei dem Ort die schwarze Oonglomeratbauk i a. Riff, 5. Karrenfelder, ce. Linie der äussersten Brandung, d. Meeres- fläche, e. Canal des Tji-Laut-örön-Flusses, f. Ebene von Korallensand, 9. Bänke von festem cämentirtem Korallensand, A. Trachytische Sedi- mente, ?. Bank von festem Trachytconglomerat. zum Vorschein und setzt in’s Meer hinein fort. Ueber ihnen sieht man an denselben Entblössungsstellen deutlich horizontale. Schichten eines zu festem Gestein verkitteten Korallensandes, der auch die Häuser des Ortes trägt (9) und bis auf das schwarze Conglomerat fortsetzt, wo er in alle Auswaschungs- höhlungen eingreift. Er ist von verschiedenem Korn und ver- schiedener Festigkeit, zum 'Cheil ein dieht caämentirter Kalk- sandstein.. Das schwarze Conglomerat liegt im vollen Bereich der Brandung; es besteht aus einem für diese Gegenden un- gewöhnlich stark augithaltigen Gestein und ist von der Bran- dung in wilden zackigen Formen ausgewaschen. Die tiefen Aushöhlungen sind von Korallensand erfüllt, der mit viel vul- kanischem Material und Titaneisensand vermengt ist. Es sitzen ihm einzelne abgestorbene, aber noch vollständig erhaltene Korallenstöcke auf, die sich hier niemals zu einem Riff ent- wickelt haben; ich fand sie bis ungefähr 3 Fuss über der Fluthmarke. 243 Die Ebene f, über die man von Tji-eri nach dem Riff geht, besteht aus Sand und ist mit kurzem Gras bewachsen, für alles Andere durchaus unfruchtbar. Der Sand ist, wo ich ihn aufgeschlossen fand, Korallensand, nahe dem Riff am reinsten, weiter entfernt mit vulkanischem Material vermengt. Der Einschnitt e ist die Mündung des Tji-Laut-öron - Flusses. Die Schichten der Ebene sind hier durch einen 8 Fuss hohen Abhang entblösst. Auch dies sind Schichten von verhärtetem, cämentirtem Sand von zertrümmerten Korallen und Schnecken- schalen; er ist aber weit gröber als derjenige, worauf die Häuser von Tji-eri stehen, die einzelnen Bruchstücke sind frischer und haben zum Theil noch ihre Farben, und das ganze Gestein ist bei Weitem nicht so stark cämentirt, wie dort. Es sind die ersten Stadien desselben Vorganges vertreten, der dort schon weiter gediehen ist; die ganze Ablagerung ist junger als jene. — Das Flussbett e ist mit losen Massen von Korallen- sand erfullt. Das Riff selbst stürzt fast ringsum steil ab; nur einzelne Stellen sind leichter zugänglich und niedriger. Die Höhe ist in allen Theilen beinahe gleich, und dürfte im Mittel 40 Fuss betragen. Die Oberfläche des Riffes ist mit dichtem Wald von hohen Laubbäumen, besonders Ficus-Arten, bedeckt. An die ‘schroffen Wände schliessen sich nach Westen und Süden Karrenfelder an (d, 5), deren tief ausgefressene Höhlungen über der Ebbe liegen, während zur Zeit der Fluth die Brandung sich an dem Zellenwerk der Gräte bricht. Die Höhlungen sind mit Korallensand ausgefüllt, die Gräte sind rauh und scharf. Das Karrenfeld geht unmittelbar in das Riff über; an vielen Stellen aber ist es von den Wänden desselben durch eine ungefähr 20 Fuss breite, ganz mit losem Korallensand ausgeebnete Ausbuchtung getrennt. Im Suden und Südwesten folgt jenseits des Karrenfeldes ein zur Zeit der Ebbe glatter Wasserspiegel (d), und etwa 200 Schritt entfernt eine der Küste parallele Linie sehr heftiger Brandung (c). Dort kommt also das Riff noch einmal an die Oberfläche, während unter der glatten Wasserfläche wahrscheinlich die Thiere noch jetzt fortbauen. Eine besondere Eigenthumlichkeit der Karrenfelder ist es, dass man in ihnen eine grosse Anzahl einzelner todter Ko- rallenstöcke von noch ziemlich frischem Aussehen findet. Sie 244 sind auf den Unebenheiten des Gesteins angesiedelt, mithin bedeutend jünger als dieses. Lebende Korallen sah ich nicht; aber ganz frische Stücke von solchen werden an die Wände des Riffs gespült; auch hat Herr JunGHuuUHnNn früher in etwas tieferen, vom Meere bedeckten Theilen lebende Stöcke beob- achtet. Dass sie in ziemlich bedeutendem Maassstab vorhanden sein müssen, darauf deutet die reiche Riff-Fauna hin. Ausser den Felsen-Schnecken, welche auf den Karrenfeldern in Unzahl sitzen, werden Schalthier- und Echinodermen-Reste in grosser Menge aus der Tiefe heraufgespult und geben das Haupt- material zu dem Zerstörungsproduct, welches ich der Kürze wegen mit dem herkömmlichen Ausdruck ,Korallensand‘ be- zeichne. Ich untersuchte zunächst den gehobenen Korallen- kalk des Riffs und der Karrenfelder; ich fand ihn in allen Theilen von so gleichbleibender Beschaffenheit, und die geringen Wechsel des Gesteins so regelmässig wiederkehrend, dass die Altersunterschiede einzelner Theile des Gesteins im Verhältniss zum Alter des ganzen Riffs nur sehr gering sein können, d.h. dass die Zeit seit dem Absterben des Riffes (also wahrscheinlich seit der Erhebung über die Meeresfläche) sehr lang sein muss im Verbältniss zu der Zeit, welche erforderlich war, um das Riff aus der Tiefe aufzubauen. Das Gestein ist geschichtet, und zwar grösstentheils in dieken Bänken, hier und da aber auch in dünnen Lagen, die 20 bis 30 Fuss weit (weiter reichte die Beobachtung an keiner einzelnen Stelle) fortsetzen. Wo die Platten dünn sind, bestehen sie aus camentirtem Korallensand, bald feinerem, bald gröberem, Das Gestein wird krystallinisch, bald mehr, bald minder, sehr ‘fest und klingt unter dem Hammer, ohne jedoch eine gewisse Zähigkeit zu verlieren. Es hat meist eine gelbliche und röth- liche Färbung, die bei näherer Untersuchung an der nicht völlig dichten bindenden Substanz zwischen den krystallinischen Köornern haftet, und erinnert an viele unreine Dolomite. Die Schalthierreste, von denen manche unzerbrochen im Gestein liegen, sind kaum mehr erkennbar. An einigen Stellen, be- sonders auf den Karrenfeldern, fand ich die Schichten fest verbunden; das Gestein sprang zwar vorwaltend nach ihren Flächen, aber auf den meisten Bruchflächen waren die Schichten ‚nur noch an der Streifung erkennbar. In den höheren Theilen 245 des Riffs sind sie deutlicher geschieden und die Schichtungs- flächen oft durch ein fläachenweis angeordnetes Maschenwerk von Höhlungen bezeichnet. In allen- dünngeschichteten Massen suchte ich vergebens nach Korallenstöcken. Die dicken Bänke sind noch krystallinischer, noch fester und noch zäher und klingen noch mehr unter dem Hammer. Sonst gleicht ihr Kalkstein im Allgemeinen dem vorigen; aber man findet darin Verästelungen, die blos auf Bruchflächen zu erkennen sind. Das Gestein ist in ihnen in hohem Grade krystallinisch, körnig, dolomitähnlich und fast rein weiss; die Grenze mit dem umgebenden dunkleren Gestein ist niemals scharf, da auch dieses, wie an den Karrenfeldern zu sehen ist, nach und nach in ähnliche Zustände übergeht. Man kann diese Verästelungen nicht herausschlagen, auch zeigen sie keine organische Structur. Aber weun man die eben erst abgestorbenen Korallen daneben sieht, so erkennt man deutlich, dass jene die Ueberreste der eigentlichen Korallenstöcke sind, alles Andere aber nur eine ceämentirte Breceie ist. Der Korallensand ist, wie gesagt, eine Ansammlung der zertrümmerten Kalkgehäuse von Korallen und Schalthieren, und meist von einem gleichmässigen, sehr feinen Korn. Das Meer spült sehr viele gut erhaltene, ganze Gehäuse hinzu; aber durch die ununterbrochene Einwirkung der Brandung werden sie allmälig dem anderen Sande gleichgemacht. Na- turlich ist dies nach Oertlichkeiten ein wenig verschieden. Wo das Meer ruhig ist, sammeln sich grössere Bruchstücke an, ohne weiter zerkleinert zu werden, eine grosse Anzahl der Gehäuse behält dann auch noch ihre Gestalt; aber dies sind im Allgemeinen Ausnahmefälle. Man kann bei dem Riff von Tji-Laut-orön den Korallen- sand in den verschiedensten Altersstufen und in den verschie- densten Graden allmäliger Veränderung beobachten; er zeigt sich als ein wichtiges Glied der Gesteinsbildung in der ganzen Gegend. Ich fand ihn in wesentlich drei Altersstufen. Im ersten Stadium ist es der lose Triebsand aus kleinen abge- rundeten Kalkstuckchen, welcher von der Fluth auf die Karren- felder des Riffes und auf die schwarze Conglomeratbank bei Tji-eri geworfen wird. In der Nähe des Riffes und an diesem selbst ist er am reinsten; es fehlt aber an Entblössungen, an denen man bestimmen könnte, ob er Spuren von Schichtung 246 zeigt. Weiterhin am Ufer nach Westen wird er allenthalben angespült; er ist hier mehr verunreinigt und besonders mit kleinen Körnchen von Titaneisen vermengt; die letzteren ordnen sich in deutliche parallele Lagen an und bewirken dadurch eine Art sehr dünner Schichtung. Ein zweites Stadium zeigen die mit f bezeichneten Schichten an. Der Korallensand ist, wie man an dem Abbruch bei e sieht, bereits cämentirt, aber zu einem noch leicht zerreiblichen Gestein; krystallinische Structur ist noch nicht bemerkbar, aber die Schichtung ist sehr vollkommen, und wahrscheinlich gleichmässig durch die ganze Ebene f. Das dritte Stadium endlich wird durch die Schichten g bei Tji-eri und die dünngeschichteten Gesteine bezeichnet, welche am Riff selbst zwischen den dieckeren Bän- ken lagern. Der Grad der Cämentirung, der krystallinischen Structur und überhaupt der Umwandlung des Gesteins ist an beiden Orten ungefähr gleich. Bei Tji-eri aber lassen sich der grösseren Ausbreitung wegen die Modificationen besser verfolgen. Man sieht hier besonders einzelne Schichten in einem sehr charakteristischen Zustande, der an die Encriniten- breccien älterer Formationen erinnert; es sind dies die lockersten Abänderungen; von ihnen finden allmälige Uebergänge bis in jene dichten, dolomitischen Structurformen statt, wie ich sie von dem Riff beschrieben habe; an den Karrenfeldern, welche das älteste zu Tage kommende Gebilde sind, kann man die Uebergänge noch weiter bis in dichten, zuckerkörnigen, fast weissen Kalkstein verfolgen, der schliesslich von dem in dicken Bänken anstehenden nur durch die dünne Schichtung zu unterscheiden ist, Es ergeben sich aus den beschriebenen Erscheinungen klare Einblicke in die Geschichte des Riffes, und damit auch der gesammten angrenzenden Küste. Es unterliegt wohl zunächst keinem Zweifel, dass die Hauptmasse des Riffes während einer Periode langsamer Senkung entstanden ist und vollkommen die Eigenschaften der Barriereriffe wiederholt. Die Korallen bauten auf der weiten Fläche, deren Minimum jetzt durch die Ausdehnung des Riffs bis über die Grenze der Karrenfelder hinaus nach der Linie der äussersten Brandung zu erkennen ist, in der von Darwın so meisterhaft beschrie- benen Weise, Schicht fur Schicht nach dem Masse der fort- schreitenden Senkung auf. Zwischen den Korallenstöcken - Sn 247 wurde, während gleichzeitig der Aufbau ruhig fortschritt, Korallensand in Massen abgelagert, so dass, als das Gebäude fertig war, es aus einem ganz unregelmässigen, aber doch vorzugsweise in Horizontalebenen angeordneten Wechsel aus dickeren und dünneren Anhäufungen von Korallensand und festen Korallenstöcken bestand. Das Ende der Thätigkeit der Korallen ist wahrscheinlich durch die Verwandlung der Sen- kung in eine Hebung herbeigeführt worden, und diese schritt — ob durch neue Senkungen unterbrochen, lasse ich hier un- erörtert — mehr und mehr fort, bis das Riff in seiner jetzigen Höhe über den Meeresspiegel hervorragte. Die Hebung setzt noch jetzt fort; die Beweise dafür liessen sich leicht dem Riff selbst entnehmen, aber sie sind längs der gesammten Küste von Java durch zahllose Thatsachen geboten. Es würde hier zu weit führen, die vielen Fälle angeben zu wollen, in denen ganz neue Strecken von Festland durch Zurucktreten des Meeres gewonnen worden sind; die Erzählungen davon gehören bei einer Reise an den Küsten von Java zu den Tages- gesprachen. Am Riff von Tji-Laut-örön sieht man deutlich, wie sich während dieser fortschreitenden Hebung die Korallen mehr und mehr nach der Tiefe zurückziehen mussten. Sie siedeln sich nun auf längst verlassenen und abgestorbenen, zu festem Gestein verwandelten und mannichfach zernagten und zerfressenen Theilen des Riffes wieder an; aber anstatt wie früher nach der Höhe zu bauen, mussen sie tiefer hinab ihre Wohnsitze gründen und die kaum begonnenen Ansiedelungen absterben lassen. So bilden sich periodisch immer tiefere Zonen vereinzelter Korallenstöcke. Man erkennt dies deutlich an den Karrenfeldern und den weniger hohen Theilen des Riffes. Ueberall sitzen hier auf dem alten, in Kalkstein ver- wandelten Korallenfels schmarotzerhaft ganz neue, aber doch schon längst abgestorbene Stöcke auf, die noch ihre Structur vollkommen bewahrt haben. Es ist wunderlich, wenn man diese verunglückten Versuche der jungen Generation auf dem alten festen Stamm der Urahnen sieht. Erst wenn einmal das Land wieder langsam unter das Meer hinabsinkt, wird eine dritte Reihe von Generationen das Werk der Vorfahren fort- setzen und das alte Riff höher aufbauen können, Bemerkenswerth ist die Bedeutung des Korallensandes, nicht nur in dem Aufbau des Riffes, sondern auch in der Bildung von Schichtgesteinen über Strecken, welche das Riff an Ausdehnung übertreffen, und seine schnelle Verwandlung in geschichteten Kalkstein, in welchem alle organischen Reste undeutlich werden. Es zeigt sich dadurch, dass Kalksteine von ganz verschiedener Art und verschiedener Mächtigkeit unmittelbar nebeneinander abgelagert werden können. Was die Form des Riffes betrifft, so bietet sie ein Miniaturbild der Dolomitriffe. . Sie zeigt, in welcher Weise Kalkstein frei aufwachsen kann. Der Tji-Laut-öron-Fluss hat jenes übergreifende Wachsen landwärts verhindert, welches die meisten Dolomitriffe zeigen. Einen passenderen Vergleich mit diesen geben die gehobenen Korallenriffe von Maros, östlich von Makassar auf Celebes. Dort erheben sich aus (wahrscheinlich) jung tertiärem Sandstein erst einige verein- zelte kleine Riffe, welche zu keiner bedeutenden Höhe ge- langten. Dann steigt in senkrechten, zum Theil überhängen- den, vielfach bis an den Grund zerborstenen und zerrissenen Wänden ein Kalkgebirge mit vielen Vorsprüngen und tiefen Einbuchtungen an. Die langgedehnte Mauer trägt ein Plateau, das natürlich in demselben Verhältniss wie die Wände zerrissen ist und sich nach dem Meere zu ein wenig zu senken, nach dem Centralgebirge allmälig anzusteigen scheint. Seine Höhe schätzte ich auf 600 bis 700 Fuss. Die Kalkscholle setzt nach den eingezogenen Erkundigungen bis zu dem daraus anstei- genden, aus älterem Gebirge aufgebauten Pik von Maros (ca. 2000 Fuss) fort. Ihre Abbrüche gewähren einen eigen- thumlichen Anblick, Man sieht deutlich an den Wänden bis hoch hinauf die Spuren der früheren Einwirkung eines bran- denden Meeres. Meist sind dieselben hohl ausgefressen und hän- gen in der Höhe uber. Hier und da sieht man Stalaktiten unter diesen Dächern herabhängen, und viele Höhlen öffnen sich am Abhang. Ein dichtes Flechtwerk von Schlingpflanzen bildet vom oberen Rande her freie, mehrere hundert Fuss herabbängende Guirlanden, welche die Wände nicht berühren. Breite, mit Wiesen bedeckte Thalgründe, welche wahrscheinlich die fraheren Einmündungsstellen von Suüsswasserbächen an- zeigen, sind von solchen Wänden umgeben und führen in das Innere der Kalkscholle. Zu beiden Seiten von ihnen sieht man engere und weitere Spalten, manche so eng wie diejenigen des Schlernbaches, bis in die Tiefe niedersetzen, und trotzdem 2 249 | von dem Lianengeflecht vollig ausgefüllt. Stets bleibt das blumenkohlartige Gegeneinanderneigen der oberen Theile der Wände charakteristisch, so dass es scheint, als seien später die Bedingungen dem Wachsthum günstiger gewesen wie am Anfang. Der Kalkstein ist weiss und schwach dolomitisch und hat häufig zellige Textur. Ein zerfressenes, ästiges Ge- fuge giebt ihm einen hohen Grad von Rauhheit. Es rührt wahrscheinlich von dem Umstand her, dass hier an der der Brandung ausgesetzten Aussenseite des Riffes Korallensand zwischen den festen Korallenstöcken nicht zur Ablagerung kom- men konnte und deren höhlenreiches Bauwerk allein erhalten ist. Korallenstructur konnte ich nicht erkennen, nur ihre Formen. zeichnen sich auf Bruchflächen; von sonstigen Versteinerungen sah ich nur die Kammern von Schneckengehäusen und Durch- schnitte dicker Zweischaler. Ich fand mich hier, hinsichtlich der äusseren Formen, ganz in die Dolomitgebirge von Sud-Tyrol versetzt. Von Interesse waren besonders die Spuren des Fort- bauens der Korallen an den Rändern der durch Canäle ge- trennten Riffe.e. Die Zusammenschwemmungen von Material am Grunde der letzteren mögen theils durch Strömungen hin- weggeführt, durch Brandung zerstört und durch Sand bedeckt sein; nur zum Theil dürften sie in den Kalkausfüllungen ent- halten sein, auf denen man in den oberen Theilen der Schluch- ten zwischen den Wänden hinansteigt. Als wir das Riff Udjong-Tji-Laut-örön verliessen, folgten wir der Südküste gegen Westen nach dem Ort Tji-Pa-Band- jong. Dunkle, karrig ausgewitterte, ausserordentlich rauhe Tuffeonglomerate waren das vorherrschende Gestein am Strande, und auf ihnen lagert unmittelbar der Strandsand. Schon in der Ferne brach sich die Brandung an denselben, und zeigte, wie flach, der allgemeinen Schichtenneigung entsprechend, sich die Schicht unter das Meer senkt. Fast allenthalten ist sie von Korallenbauken bedeckt, die bald weit ausgedehnte Lagen von 3 bis 4 Fuss Mächtigkeit, bald isolirte kleine Schollen bilden, bald auch aus ganz vereinzelten Korallenstöcken be- stehen. Hier war noch nirgends eine Verwandlung in Kalk- stein zu sehen; die Korallen hatten noch ihre ursprüngliche organische Structur, und in keinem Fall fand ich Korallensand zu festem Gestein verkitte. Es sind dies ganz junge, der Hebungsperiode angehörige Bildungen. Ein grosser Theil der Zeits. d. D. geol. Ges. XXVL,. 2. 17 Bänke ist über das Niveau der höchsten Fluth gehoben und und von Strandsand bedeckt; in den Wassereinschnitten konnte 3 man sie sich deutlich unter dem Sand hinaufziehen sehen, während sie sich nach dem Meere zu in die Tiefe senken, Die Brandung an dieser Küste macht es unmöglich, die leben- den Korallen zu sehen; aber von ihrem intensiven Fortleben in einer gewissen Tiefenzone zeugt der Reichthum der Thier- - welt. Stücke von ganz frischen Korallen werden mit zahllosen Resten von Schalthieren (besonders Asiphonobranchiaten) an das Ufer gespult. Cidariten - Stacheln sind ebenfalls nicht 1 selten. Solche Anschwemmungen sind allenthalben zwischen den Flussmündungen. Aber wo nur der kleinste Süsswasser- zufluss nach dem Meere stattfindet, da ist der Strand todt und abgestorben. Wohl sieht man auch dann noch die gehobenen Korallenbänke auf dem dunklen Conglomerat, aber weder _ eine Spur von Schalthieren noch ein Bruchstück von frischen Korallen. Das dunkle Gestein bildet einen schönen Contrast zu den darauf sitzenden weissen Schollen und Bänken von Korallen, und ich wurde lebhaft an den Sasso di Capell mit seinen schroff abgesetzten, von den Eruptivtuffen des Augitporphyrs umhüllten Schollen und Bänken von weissem Dolomit erinnert. Denkt man sich die Küstengebilde von Tji-eri in Senkung begriffen, und nimmt man an, dass die _ eruptive Thätigkeit der benachbarten Gebirge gleichzeitig in ihrer heftigsten Phase wäre, so müssten hier ganz ebensolche Ablagerungen gebildet werden, wie sie durch die Steilwände am Bufaure und Sasso di Capell entblösst sind. Die Ko- rallen wurden auf dem schwarzen Felsboden höhere Bänke und Schollen aufbauen können, als bei Tji-eri; die constructive Thätigkeit aber würde durch die Eruptionen unterbrochen werden. Tuffe wurden die fertigen Gebilde bedecken und bei weiterer Senkung den Boden zum Aufbau neuer Schollen und Bänke geben. Westlich von Tji-Pa-Bandjong hört das Korallenleben auf, da sie auf dem nun herrschenden Sand keinen Ansatzpunkt finden. _ 4. Schichten unter dem Mendola-Dolomit. Das Liegende des Mendola-Dolomits (5) bildet in der von mir aufgestellten Schichtenfolge der Virgloria-Kalk (4), 251 welcher, wenn auch jenem ausserordentlich nahe stehend und oft in ihn übergehend, doch wegen der verschiedenen Facies seiner Fauna, der charakteristischen Eigenthumlichkeit des Ge- steins und seiner weiten Verbreitung in den Alpen, den Rang eines besonderen alpinen Formationsgliedes voraussichtlich be- halten wird. Darunter folgt die untere alpine Trias, und zwar (3) Campiler Schichten, (2) Schichten von Seiss und (1) Grödner Sandstein, welcher auf Por- phyr oder porphyrischen Tuffen ruht. Herr GunmsEL hat die Kenntniss dieser Formationsglieder um eine Reihe der genauesten Beobachtungen vermehrt, Trotz des hohen Werthes, welchen jeder Kenner der Südalpen denselben beilegen wird, sei es mir doch gestattet zu zweifeln, ob die daraus gezogenen Schlüsse die apodiktische Gewissheit haben, mit der sie aus- gesprochen werden. Sie sind auf S, 85 der Günmszu’schen Abhandlung verzeichnet wie folgt: 1. Das von Pıcuuer entdeckte Vorkommen echter Stein- kohlenschichten bei Steinach wiederholt sich auch in der Nähe des Botzener Porphyrstockes. Fragmente desselben sind in den Porphyr eingeklemmt und ein- geschlossen. 2. Dem Rothliegenden gehören wahrscheinlich jene grossen Conglomerate an, die von Porphyr durchbrochen und verworfen sind. 3. Der Porphyr von Botzen gehört der gleichen Erup- tionszeit an wie der mitteldeutsche Porphyr und ist kein Gebilde der Triaszeit. 4. Der Grödner Sandstein entspricht den tieferen Lagen des alpinen Buntsandsteins. Seine tiefsten Arkose- artigen Lagen vermitteln keinen genetischen Ueber- gang in den Porphyr, sondern haben ihr Material nur aus zerstöortem Porphyr geschöpft. Sehen wir von dem unter 1] angegebenen, von mir un- beachtet gelassenen Vorkommen ab, so beziehen sich die an- deren Thesen auf das Verhältniss von Porphyr und Grödener Sandstein. Ich hatte zu zeigen gesucht, dass den ältesten Quarzporphyren eine zweite Reihe folgte, welche mit mäch- tigen Breceien und bankförmig geschichteten, nur aus Porphyr- masse bestehenden Conglomeraten genetisch verbunden war, und dass diese Gebilde abermals von Porphyren durchbrochen LE und dabei zum Theil dislocirt wurden. Der Uebergang, stellen- weise der Conglomerate, und stellenweise des jüngsten Por- phyrs, in die Grödner Sandsteine schien mir ein allma- liger zu sein. Da auch diese aus porphyrischem Material bestehen, und selbst dort, wo sie weithin über Thonglimmer- schiefer lagern, vorwaltend porphyrisch sind, so hatte ich den Schluss gezogen, dass von der Zeit an, als sich geschichtete ı Conglomerate mit untermeerisch ausgebrochenen Porphyren ablagerten, erst vereinigte Eruptions- und Sediment-Thätigkeit | fortwährt, bis nach dem Erlöschen der ersteren die letztere allein waltete und die Bildung der wohlgeschichteten Grödner || Sandsteine veranlasste. GUMBEL schliesst sich der älteren Ansicht von Buch und anderen Geologen an, indem er die Bildungsepochen von Porphyr und Grödener Sandstein als weit auseinanderliegend trennt. Als Beweise werden ($. 21 bis 24) beigebracht: a. dass beide Gebilde scharf geschieden seien; b. dass Thonstein nicht vorhanden sei; c. dass Por- phyr in kein Triasglied hineingreife; d. dass die Analogie ‚des Vorkommens der Porphyre, wie Stss hervorgehoben hat, auf ein höheres Alter hinweise; e. dass es eine ältere, rothe, brececien- und conglomeratartige, vom Porphyr dislocirte Bil- dung gebe, welche sich ausserhalb des Bereichs der von Por- phyr nicht durchbrochenen Grödner Sandsteine gestellt zeige und, wegen ihrer petrographischen Aehnlichkeit mit dem Roth- liegenden Deutschlands, diesem auch im Alter parallel zu stellen sei. — Dagegen ist zu bemerken: a. dass eine Trennung von Porphyr und Sandstein auch nach meinen Beobachtungen an einzelnen Stellen wohl stattfindet, dieses Verhältniss jedoch seine Bedeutung verliert, wenn es andere Stellen giebt, wo ein Uebergang stattfindet, wie bei Theiss und Cartelrutt; b. dass auch ich Thongesteine nicht beobachtet habe; c. dass es nicht zu erwarten ist, dass Eruptivgesteine, welche am Bo- den der Triasablagerungen liegen, deren spätere Glieder durch- brochen haben sollten (wohl aber haben dies ihre Nachläufer, die vielen anderen porphyrischen Gesteine, vielfach gethan); d. dass Analogie, von so hohem Werth sie zuweilen ist, doch keine Beweiskraft besitzt, und, beispielsweise auf die Mela- phyre und Augitporphyre, oder den Granit von Predazzo an- gewendet, ganz sicher zu falschen Schlüssen führen würde; e. dass auch ich die Zweiheit der Gebiete bereits beschrieben | 253 Babe, daraus aber sich kein Schluss auf den Betrag der Älters- _ differenz entnehmen lässt. Es ist ganz klar, dass sich hier zwei Annahmen gegen- _ überstehen, welche auf Wahrscheinlichkeits- Argumenten beruhen, aber nicht bewiesen sind, Auf meiner Seite stehen die allma- Jigen Uebergänge, auf Herrn GümgeL’s die Analogien. Weitere Beobachtungen werden wohl hierüber Licht verbreiten, — Ich fahre nun mit den Schlussthesen fort: 5. Die Seisser Schichten Rıcuruoren’s zerfallen in: a. eine tiefste Abtheilung, entsprechend dem ausser- alpinen Röth- und Grenzdolomit; b. eine der östlichen Gegend von Botzen eigenthüm- liche, an Ostracoden und Foraminiferen uberreiche Dolomitlage, und versteinerungsreiche schwarze Schiefer mit Fischresten; c. eine obere Schichtenreihe, welche mitsammt einem Theil der sogenannten Campiler Schichten dem Wellendolomit und dem unteren Muschelkalk ent- spricht. Nächst den Belegen für die scharfe Trennung von Men- doladolomit und Schlerndolomit besteht wohl das Hauptverdienst von GÜmBEL’s Arbeit in den mit äusserster Sorgfalt und geubtem ' Scharfblick gezeichneten Profilen meiner Grödner, Seisser und Campiler Schichten, Es ist eine jener Musterarbeiten des hoch- verdienten Herrn Verfassers, an denen seine Werke so reich sind; ‚ und ich gestehe gern, dass mir meine eigenen Profile derselben Schichten wie die roh zugehauenen Steinblöcke des Schülers ni gegenuber der vollendeten Technik des Meisters in der Sculptur erscheinen. So hohen Werth diese genaue Untersuchung der Gliederung auch weiterhin für die Kenntniss von Süd - Tyrol behalten wird, dürfte dies doch kaum in gleichem Maasse von ‚den Versuchen zur Parallelisirung der einzelnen Schichtenglieder _ mit den Unterabtheilungen der deutschen Trias gelten. Wenn Ä es z. B. auch viel Verlockendes für sich haben mag, die zehnte ? Schicht in Gumser’s Profilen (P!° auf 5. 32, 33; im obigen Citat als 5b bezeichnet), welche aus einem stellenweise nur 1 Meter, und am Pufler Bach bis 14 Meter mächtigen Dolomit besteht, als Aequivalent des Röth, und entsprechend einem an i der Formationsscheide zwischen Buntsandstein und Muschel- _ kalk auftretenden Dolomit aufzustellen, so zeigt doch GUMBEL selbst, wie weit wir noch von der Sicherheit einer solchen Parallel- stellung sind, indem er die Schicht einmal (S. 37) mit Bestimmt- heit als „Foraminiferen - Dolomit des Alpenröth‘‘ bezeichnet, dann aber (S. 40) sagt: „‚es bleibt immerhin möglich, dass diesel | Dolomitlage bereits dem ausseralpinen Wellendolomit ent- | sprechen könnte; doch fehlt es zur Zeit zu dieser Paralleli- = sirung an Anhaltspunkten.“ Dies ist eines der Beispiele, wo auf einer Seite ein untergeordnetes Formationsglied der Alpen- Bi trias mit Bestimmtheit in directe Parallele mit einem ausser- alpinen gestellt wird, auf der nächsten aber das Hypothetische der Erklärung zugestanden wird. Und doch ist vielleicht die E | Parallelstellung der Schichten des Roth unter allen die am we- nigsten unsichere. Die Details dieser Versuche zur Parallelisirung alpiner und ausseralpiner Schichtgebilde würden von dem Gegenstand dieses Aufsatzes zu weit abführen. Wohl aber möchte ich mir erlauben, noch auf die scharfe Polemik Günsen’s gegen den Gebrauch besonderer, von Oertlichkeiten hergenommener Benennungen für alpine Schichtglieder einzugehen, nicht sowohl weil sie zunächst gegen von mir selbst eingeführte Namen gerichtet ist, von denen gewiss mancher im Lauf der Zeit fallen wird, als weil sie ein wichtiges Princip der Methodik betrifft. Der Umstand, dass man Gebilde, die mit ausser- alpinen Schichten gleichaltrig sind, „nur weil sie in den Alpen vorkommen‘ (wie sich GÜNBEL ausdrückt; es wäre rich- tiger, zu sagen, deshalb weil sie in den Alpen petrographisch wie faunistiscb in besonderer Weise ausgebildet und ihrer stratigraphischen Stellung nach nicht genau bestimmt sind) nicht mit den allgemein gebräuchlichen Namen belegt, sondern neue Bezeichnungen für nothwenig hielt, wirft für Herrn GüusEL „einen zweifelhaften Schein auf den wissenschaftlichen Charakter der Alpengeologie.““ Wohl wird jeder, der in den Alpen gearbeitet hat, gewiss gern zugeben, dass diese Methode 5] in manchen Fällen zu weit getrieben worden ist und mit Vorsicht angewendet werden sollte; aber die Thatsache ist wohl kaum zu widerlegen, dass im geraden Gegensatz zu dem eitirten Ausspruch, die wissenschaftliche Alpengeologie erst von der Zeit datirt, als man angefangen hat, jene Localbenen- nungen anzuwenden und, unbekummert um die Stellung, welche ein so bezeichnetes Formationsglied im Vergleich zur Stra- 255 'tigraphie anderer Länder einnimmt, zunächst die Verbreitung und gegenseitige Stellung dieser einzelnen Formationsglieder festzustellen suchte, um dann erst durch das Studium der Versteinerungen, welche sie führen, eine Parallele mit be- bekannten Gebilden zu versuchen. So lange diese Methode, an der Stelle der von Buch, EICHWALD und Anderen viel ge- brauchten, die petrographische Aehnlichkeit zum Ausgangs- punkt der Beneunungen zu wählen, angewendet wird, ist auch der Versuch, die verschiedenen Formationsglieder in den Alpen miteinander, und diese mit ausseralpinen Gebilden auf palaeon- tologischer Grundlage zu vergleichen, fortdauernd gemacht worden; und dass er noch keinen Abschluss erreicht hat, und die Ansichten uber die Parallelstellung noch immer weit aus- einander gehen, ist wohl nur ein Beweis von der Schwierig- keit des Problems, dem man sich nur langsam und schrittweis nähern kann. Die den einzelnen Oertlichkeiten entnommenen Benennungen sind ja nicht aus Vorliebe oder Laune beibehalten worden, sondern aus dem rein practischen Gesichtspunkt, weil sie bestimmter und sicherer bezeichneten, was man meinte, als die von anderswoher, meist mit unvollkommener Beweis- führung, übertragenen Namen. Und selbst dann, wenn die Parallelisirung vollständig durchgeführt sein wird, wird man zwar in allgemeinen Werken uber Alpengeologie, und noch mehr in geologischen Lehrbuchern, unter den bekannten Haupt- gruppen eine Menge von Localbenennungen zusammenstellen; aber bei örtlichen Beschreibungen wird sich manche von diesen forterhalten und mit ungleich grösserer Präcision anwenden lassen. So werden z. B. für die Salzburger Alpen die Be- zeichnungen „Hallstätter Kalk“ und „Dachstein - Kalk“ für lange Zeit hinaus weit bequemer und prägnanter bleiben, als wenn man an ihrer Stelle die der entsprechenden Keuper- Niveau’s in Deutschland anwenden wollte. Ja es dürfte sich wohl mit der Zeit als ein Bedürfniss herausstellen, für die so überaus mächtig und mannigfaltig entwickelte obere Trias die Grundtypen der Formationsglieder in den versteinerungs- reichen Gebilden der Alpen als Norm anzunehmen, und zu versuchen, inwiefern sich ihre unvollkommenen deutschen Re- präsentanten in Parallele mit ihnen stellen lassen. Es ist dankbar und mit Freuden anzuerkennen, wenn ein so gewiegter und gründlicher Kenner der Alpen einerseits und der deutschen 256 Mittelgebirge andererseits, wie Herr GÜMBEL, den Schatz seiner 3 Erfahrungen zur Erreichung des längst allgemein anerkannten und erstrebten Endzwecks, stratigraphische Vergleichungspunkte auf palaeontologischer Grundlage zu gewinnen, widmet. Aber auch gerade deshalb, weil er einen so reichen Schatz von Erfahrungen zu Grunde legen kann, können wir aus seiner Arbeit klar sehen, wie weit wir noch von dem Ziel einer vollkommenen Parallelisirung entfernt sind, wie unexact es sein wurde, mit ihm die von Deutschland hergenommenen Bezeichnungen „Alpiner Röth“, ‚Alpiner unterer Muschelkalk und Wellendolomit“, ,„Alpiner oberer Muschelkalk‘‘ u. s. w. in Specialbeschreibungen von Theilen der Alpen anzuwenden; welchen Rückschritt in der Methodik der Alpengeologie es bezeichnen würde, wollte man die auf S. 87 und an anderen Stellen von Herrn GüuBEL vorgeschlagene hypothetische Nomen- clatur an die Stelle der zwar schwerfälligen, aber durchaus klaren und bestimmten Methode der gebräuchlichen Termino- logie setzen, in deren Anwendung allmälige Vereinfachung auf sicherer Grundlage das allgemein erstrebte Ziel ist.*) *=) Den besten Beweis giebt wohl die wichtige neue Arbeit von Herrn v. Mossiısovics: „Ueber Faunengebiete und Faciesgebilde der Triasperiode in den Ost-Alpen‘“ (Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt 1874, S. 81 bis 154), welche mir lange nach Vollendung des vorstehenden Auf- satzes zukam. Einerseits zeigen die weittragenden Gesichtspunkte, welche in derselben in geistvoller Weise auseinandergesetzt und angewendet sind, wohl am besten den Grund der Schwierigkeiten, welche sich dem Ver- suche, selbst die Triasgebilde verschiedener Theile der Alpen in dasselbe Gliederungsschema zu zwängen, hauptsächlich durch die in Faunen und Facies begründeten Unterschiede, entgegensetzen. Andererseits ergiebt sich daraus, wie man bei vorsichtiger Anwendung der Methode verglei- chender Untersuchung und Zusammenstellung allmälig einen klaren Ueber- blick der Gliederung der alpinen Trias und ihrer Beziehungen zu ausseralpinen Schichtgebilden zu erhalten hoffen darf. r ER 257 3. Ueber die Naphtaquellen von Baku, Von Herrn Trautscnorw ın Moskau. Hierzu Tafel IV. Wenn man von Astrachan kommend, am westlichen Ufer des Kaspischen Meeres nach Süden fährt, kommen bei Pe- trowsk die ersten Ausläufer des Kaukasus in Sicht und schon in der Nähe von Derbent tritt der breite, langgestreckte und schneebedeckte Rücken des Schahdagh mächtig hervor, der an sein ewiges Feuer von Kinalugi erinnert und dadurch uns auf den reichen Kohlenwasserstoffgehalt der Halbinsel Apscheron vorbereitet, der als Endzweck unserer Reise unsere Gedanken vorzugsweise in Anspruch nehmen soll. Die Halbinsel Ap- scheron stellt sich vom Meere gesehen als ein nicht hoher Landrucken dar, auf dessen Abhang nur selten etwas wie grünes Buschwerk zu sehen ist. Meist hat Alles eine gelbliche Erdfarbe. Im Osten liegt die heilige Insel (Serjätoi), und die Meerenge, welche durch sie gebildet wird, dient den durch- segelnden Schiften häufig als schützender Ankerplatz. Auf der wasserlosen Insel sind deutlich die Gebäude einer Paraffin- fabrik wahrzunehmen, die jetzt leer und unbenutzt stehen, da das Product, das man aus dem Naphtdegil der Insel Tsche- lekan fabrieirte, nicht Absatz genug fand. Auf der Insel Serjätoi findet sich nur Kir, das Verdampfungsproduct der Naphta und wenig dickflüssige Naphta und es hat dort, wie es scheint, nie eine bedeutendere Ausbeutung von Naphta statt- gefunden. Ich traf am 7. Juli 1873 in Baku ein. und fand die Strassen ganz nass vom kurz vorher gefallenen Regen, ein Ereigniss, über das ich weniger verwundert war, als die Ein- wohner von Baku, denn es fällt dort mitunter sechs Monate hintereinander kein Tropfen Regen. Baku liegt unter dem 67. Grade der Länge östlich von Ferro unter dem 40. Grade 20 Minuten der nördlichen Breite, und zwar an der Südseite der Halbinsel Apscheron in der Westecke eines sich nach Süden öffnenden Meerbusens. Die zwei Vorgebirge, welche den Meerbusen bilden, liegen in glei- cher geographischer Breite und sind die Endpunkte des die Hälfte einer Ellipse darstellenden Busens. Das östliche dieser Vorgebirge heisst Sultan, das westliche nur zwei Werst von der Stadt heisst Bail. Ungefähr acht Werst südöstlich liegen vor dem Meerbusen die grössere Insel Nargie und die klei- nere Wulf. Sie sind von dem Neere verlassene Anhäufungen von Muscheln, unter denen Cardium catillus, Mytilus rostriformis und M. polymorphus die häufigsten zu sein scheinen. Den sanzen Meerbusen umgeben Höhen, an welchen sich auch die Stadt hinaufzieht; im Westen der Stadt sind sie wenig bedeu- tend, östlich davon, und zwar zwischen der Stadt und dem Vorgebirge Bail steigen sie am höchsten auf, um sich sogleich wieder zu einer muldenartigen Vertiefung herabzusenken, in welcher sich die zum Kriegshafen und zur Marineverwaltung gehörigen Gebäude befinden. Den Schluss macht hier das Vorgebirge Bail selbst, das eine kegelförmige Kuppe darstellt. Die Höhen zwischen dem Vorgebirge Bail und der Stadt bestehen in einem Schichteneomplex der sogenannten Aralo- Caspischen Formation, aus Mergel-, Muschelkalk- und Sandstein- schichten. Diese Schichten fallen unter einem Winkel von ungefähr 15 Grad nach Nordost ein, liegen aber oben auf der Mitte der Höhe ziemlich horizontal. Die Schichten führen alle zahlreiche Reste von Schalthieren; der Sandstein reich an Schalenbruchstücken liefert in seinen harten Varietäten einen guten Baustein; in einem anderen Sandstein sind nur die Ab- drucke der Schalen enthalten, die auf Cardium edentulum und intermedium und Congeria rostriformis weisen; ein thoniger Mergel enthält weniger aber besser erhaltene Schalen von Monodacna intermedia EıcHw. Adacna edentula PALL. sp. » . plicatilis Eıcnw. Monodacna catillus EıcHw. Congeria rostriformis DECH. Sp. Paludina variabilis EICHw. Mytilus polymorphus PALL. Es ist hierbei zu bemerken, dass Monodacna, Didacna und Adacna nur Subgenera der Gattung Cardium sind. 2539 Die Schalen der lebenden Bivalven und Gastropoden, welche vom nahen Meere an den Strand geworfen wer- den, sind: Didacna trigonoides EıcHw. Cardium edule L. u rusticum L. Mytilus polymorphus GALL. Neritina danubialis DechH. Die Stadt Baku ist im Wachsen begriffen, sie dehnt sich nach Osten aus, da nach Westen kein Platz mehr für sie ist, Die Häuser sind alle steinern mit flachen Dächern, und der ältere Theil ist ein labyrinthisches Chaos der engsten Gassen, der früher durch dieke Mauern mit noch dickeren Thürmen auf ein Minimum des Raumes eingeschränkt war. Gekrönt wird die Stadt durch den Palast des ehemaligen Chans, der jetzt für die Zwecke der Garnison benutzt wird, und dessen Inneres sehenswerth ist. Die Stadt Baku vergrössert sich nicht blos durch Neu- bauten, sondern auch durch den allmäligen Rücktritt des Kas- pischen Meeres, der es möglich machte, dass der ganzen Länge des Hafens nach ein breiter Quai aufgeführt wurde. Ein erwäh- nenswerthes Factum in Betreff der allmähligen Abnahme des Niveau’s des Kaspischen Meeres ist, dass bei dem Ankauf eines am Meeresufer gelegenen Territoriums eine dortige Handelsgesellschaft das Abkommen getroffen hat, dass der Boden, den das Meer bei weiterem Ruückzuge dem Lande ab- tritt, Jangs ihres Grundstücks ihr gehören soll. Solche Ab- machungen könnten auch an den Ufern anderer Meere einge- gangen werden, denu die allmählige Abnahme des Meeres- niveau’s ist eine allgemeine Erscheinung, wenn sie sich auch vielleicht im Erdocean nicht so rasch vollzieht, wie in dem Becken des Kaspischen Meeres, das augenscheinlich mehr durch Abdampfung verliert, als ihm durch die wenig zahlreichen Flüsse zugeführt wird. Bei Taganrog liegen Sande mit Palu- dina achatina und Unio pictorum 40 Fuss über: dem Meeres- niveau und auf Muschelkalk mit Cardium Fittoni und Buccinum dissitum; bei Taman ragen aus den Uferwänden hier und da die Schalen von Cardium edule und Mytilus edulis in verschie- dener Höhe über dem Meeresniveau hervor und die jungtertiären Schichten bei Kertsch, bis 100 Fuss Höhe locker aus Schalen- resten aufgehäuft, sehen nicht danach aus, als wenn sie aus der Tiefe emporgehoben wären. Bei Baku selbst, und zwar in der Nähe des Vorgebirges Schich habe ich Schalen von Cardium trigonoides PALL. und Mrytilus polymorphus, die noch heute vom Kaspischen Meere an den Strand geworfen werden, in einer Höhe von 50 Fuss über dem Niveau des Meeres gefunden. Der Felsen stürzt hier steil in’s Meer ab, und es ist unmöglich, dass die Mu- scheln von Wind und Wellen an diese Stelle geführt wor- den sind. Die Hohen, welche den Meerbusen von Baku umgeben, sowie überhaupt alles Land der Halbinsel Apscheron sind ganz entblösst von Baumwuchs, und was sich an günstig gelegenen bewässerten Orten an Bäumen und Sträuchern findet, ist Er- zeugniss der sorgenden Hand des Menschen. Aus einiger Ent- fernung gesehen, erscheint das graugelbe Erdreich ganz ent- blösst von allem Pflanzenwuchs, in der Nähe nimmt man in- dessen wahr, dass dem nicht so ist, sondern dass einige fahle, niedrige Kräuter wie das stachlige Alhagi camelorum, Zygo- phyllum fabago, Tournefortia Arguzia, Convolvulus persicus, Ni- traria Schoberi, Kochia scoparia, Peganum Harmala etc. hier und da zerstreut wachsen. In den wenigen kleinen Gärten der Stadt findet man nicht selten Feigen- und Olivenbäume, deren Kultur hier in diesem trockenen Klima überhaupt am lohnendsten sein dürfte, ausserdem Pistacia vera, Tamarix gallica, Spastium junceum, Nicotiana glauca und Acaria fuli- brissin. Auch Gurken, Melonen, Arbusen werden aufgezogen, und am Nordufer der Halbinsel befinden sich Weingärten. Bei Tische spricht man auch von „hiesigem* Wein, wagt ihn aber doch nicht vorzusetzen. Weizen wird auch gebaut und in günstigen Jahren auch geärntet. Im Allgemeinen aber macht die Landschaft den Findruck der Leblosigkeit. Wenn man sich im Nordosten der Stadt bei der sogenannten Wolfspforte in einer Höhe von 400 Fuss befindet und in das Thal Jassamal hinabsieht, so ist nirgend eine Spur von Grün, nirgend ein lebendes Wesen wahrzu- nehmen. Alles still ringsum. Im Westen erscheinen zwei Höhen, die „Ohren von Baku“, welche ungefähr die Umrisse zeigen wie Somma und Vesuv von Neapel aus; leider fehlt der Vordergrund von Neapel. Steigt man hinab in's Thal, so 261 sieht man hin und wieder ein kummerlich sich nährendes Pflänzchen, einen verirrten Schmetterling, eine Eidechse oder eine Heuschrecke. Aber die ziemlich breite Thalfläche, welche im Winter einen Salzsee darstellt, ist ganz entblösst von Vege- tation, und die Erde ist hier mit einem weissen Anfluge von Salz überzogen, der ganz das Ansehen hat, wie die dünne Schneedecke, die im Norden bei Beginn des Winters ein leichter Schneefall hervorbringt. Man würde sich in eine Winterlaud- schaft versetzt glauben, wenn sich nicht plötzlich von den jenseitigen Höhen in Schlangenlinie eine lange Karavane von Kameelen herabbewegte. Wo in diesen Thalgründen, oder was hier fast dasselbe ist, in diesen trocken gelegten Salz- seen Wasser steht oder fliesst, ist es mit einer dünnen Kruste Salz, wie mit Eis bedeckt, und in das Erdreich sinkt der Fuss ein, wie in leicht überfrorenen Erdboden. Wie schon erwähnt, sind die Sommer in Baku heiss, Monate lang fällt kein Tropfen Regen, und die trockenen Winde dorren die Blätter der seltenen Laubhölzer und des Weins. Herrschende Winde sind Nord- und Sudwinde und heftige Nordwinde sind am gefürchtetsten, da sie Baku mit Staub und Sand überschutten. Bei einer meiner Exeursionen hatte ich einen solchen Sandsturm im Jassamalthale auszu- halten. Wuüthend heulte der Sturm durch das Thal, und in _ einer breiten Zone trieb eine dicke Sandwolke dem Südufer der Halbinsel zu. Auf dem Rückwege nach Baku waren wir gezwungen, das Thal Jassamal von West nach Ost zu über- schreiten. Gegen den Wigd gehend war man blind und am Athmen gehindert, da die feinen Sandkörner mit Heftigkeit gegen das Gesicht anschlugen. Mit dem Winde sah man nur wenige Schritte vor sich, Der Weg war bereits vollständig verschüttet, obgleich der Sturm erst zwei Stunden andauerte, und den Pferden wurde es schwer, den Wagen durch den tiefen Flugsand zu ziehen. Wir stiegen aus und wateten hinter dem Wagen drein, der oft in der dicken Sandwolke . verschwand. Am Fusse der östlichen Thalwand angekommen, fand der Fuhr- mann erst nach längerem Suchen den Weg, der uns auf die Höhe und aus dem Bereich des Sandsturms führte. Dergleichen Erscheinungen machen es wahrscheinlich, dass auch die be- wegte Atmosphäre ohne Mitwirkung des Wassers an der Bil- dung des Reliefs der Erdoberfläche nicht unwesentlichen An- theil nimmt. : 3 So arm die Oberfläche des Bodens der Halbinsel Apsche- ron ist, so reich ist der Untergrund. Man kann ohne Ueber- treibung behaupten, dass der dortige Boden viel mehr Naphta enthält, als süsses Wasser. Man hat überhaupt vier Arten von Quellen zu unterscheiden: Naphtaquellen, Quellen von Kohlenwasserstoffgas, Salzquellen und Süsswasserquellen. Süsswasserquellen finden sich im Westen des 500 Fuss hohen Plateau’s von Gösdek, am Nord- und Nordostufer der Halbinsel Apscheron, am Süudufer bei Goussan, und Brunnen sind nicht selten erbohrt in einem Boden, den man ganz von Naphta und Salzwasser durchdrungen glauben sollte, wie z. B. in dem Gebiet von Balachana. Salzquellen finden sich in dem Thal von Jassamal östlich von Baku und nördlich davon bei dem Schlammvulkan Köreky. Salzwasser tritt überdies in allen Schlammvulkanen aus dem Boden, und das Salzwasser der zahlreichen flachen Seen ist nichts anderes als das Auslaugungsproduct des Bodens durch die Winterregen. Quellen des brennbaren Kohlenwasserstofigases finden sich vorzugsweise bei Ssurachany, auf dem Bergrücken Schubany in fast 900 Fuss Höhe und südlich vom Vorgebirge Bail; sonst aber entwickelt sich das Gas noch in allen Schlammvulkanen der Halbinsel, und ist eine der hauptsächlichsten Ursachen der Bildung der Schlammvulkane, da es das Salzwasser mit dem begleitenden Thonschlamme über, die Oberfläche der Erde drängt. Zu gleicher Zeit mit dem Gase dringt auch in der Regel Naphta aus der Erde, und auf dem Salzwasser der Schlamm- vulkane schwimmt daher gewöhnlich eine Decke mehr oder weniger dickflüssiger dunkelbrauner Naphta, die beim Ueber- fliessen des Wassers die Umgebung des Schlammhügels bedeckt ‚und sich bald zu einer harzartigen, teigähnlichen schwarzen Masse verdichtet. Diese Ablagerungen erreichen stellenweise eine bedeutende Mächtigkeit und westlich von Balachana in dem Berge Kir-maku findet sich eine solche von vier Arschi- nen Mächtigkeit. Das tatarische Wort für diese an der Luft verdickte Naphta ist Kir, sie findet sich an vielen Orten, und von den Einwohnern der Dörfer wird der Kir als Brennmaterial 263 verwerthet, in der Stadt Baku wird er zum Dachdecken benutzt, und in den Händen geschickter Techniker könnte er ohne Zweifel noch für manche andere Zwecke nutzbar gemacht werden. Wenn dieser Kir längere Zeit der Einwirkung der Atmosphärilien ausgesetzt gewesen, erhärtet er noch mehr, zerflüftet sich und wird grau, so dass er das Ansehen von 'Sandsteinklippen erhält; so in der unmittelbaren Nachbarschaft des Dorfes Balachana am westlichen Ufer des Salzsee’s. Dort überzeugt uns erst ein Schlag mit dem Hammer, dass wir es nicht mit Stein zu thun haben. Schlammvulkane sind in sehr grosser Anzahl auf der Halbinsel Apscheron vorhanden, z.B. auf dem Berge Bogboga bei Balachana, ganze Reihen davon am Ufer des Salzsee’s bei Binagadi, am Berge Köreky, in der Umgebung des Plateau’s von Gösdek, am Berge Kürges (den Ohren von Baku) u. s. w. Die Naphta schwitzt indessen auch allein aus dem Boden, so z.B. bei Ssabuntschi in Vertiefungen des Bodens, wo sich nach und nach die verdichtete Masse wellenförmig ablagert, an anderen Stellen des Balachaner Bezirks zieht sie sich bei schneller Verdunstung im Sommer zu spinnenartigen Pladdern zusammen, oder um mich eines treffenderen Vergleichs zu be- dienen, zu Formen, wie man die Amöben in den Lehrbuchern der Zoologie abbildet. Die Stellen, wo die Naphta freiwillig aus der Erde dringt, sind in der Regel auch die ergiebigsten für Brunnen und Bohr- löcher. Der an Brunnen und also auch an Naphta reichste Bezirk ist der von Balachana, nächstdem sind reich an dünn- flüssiger Naphta, ähnlich der bei Balachana, die Brunnen von Beibat, südöstlich vom Vorgebirge Bail, ferner geben dick- flüssige Naphta die Brunnen von Binagadi, von Bachtschi und von der Insel Serjätoi. Die Naphta der Halbinsel Apscheron ist vorzugsweise in Sand und Sandsteinschichten enthalten, die dem oberen Tertiär angehören, wie denn die ganze Halbinsel aus tertiären Schichten aufgebaut ist. Der Naphta führenden Sandsteinschichten unter- scheidet man drei in dem Gebiet von Balachana, die oberste findet sich in einer Tiefe von 5 Faden und enthält meist un- taugliche Naphta, die zweite ist in einer Tiefe von 15 — 20 Faden Tiefe und führt viel und gute Naphta, die jedoch nicht immer von gleicher Beschaffenheit ist.- In dem tiefen Thale von Beibat ist man schon bei einer Tiefe von 8 Faden auf gute leichtflüssige Naphta gestossen. Bei Binagadi fand ech schwarze dickflussige Naphta in einer Tiefe von 13, 17 und 13 Faden. Aus den gewöhnlichen Brunnen wird die Naphta mit Schläuchen geschöpft, die vermittelst eines Gopels in die Höhe gezogen werden, aus den Bohrlöchern schöpft man mit metallenen Eimern, deren zweiklappiger Boden sich beim Hinunterlassen öffnet, beim Heraufziehen schliesst. Pumpen scheinen nicht in Anwendung zu kommen. Die dickflüssige Naphta ist in der Regel bräunlich schwarz, die dünnflussige von Balachana aber ist dunkel olivengrun, die sogenannte weisse Naphta hat die Farbe uud Klarheit des weissen Weins und schwitzt aus dem Thon der oberen Tertiärschichten am Rande eines Salzsee’s 14 Werst von Ssurachany aus; die Bohrlöcher sind dort nur 5 Faden tief, und die Ausbeute der- selben beträgt täglich nur wenige Eimer. Der dortige Thon schloss in sich: Monodacna caspia EıcHw., M. intermedia EıcHw., Didacna trigonoides Eıchw. und Congeria rostriformis. Die Ausbeute ist natürlich in den verschiedenen Brunnen sehr verschieden. Die gewöhnlichen gegrabenen Brunnen ge- ben oft nur wenige Pud täglich; bei Binagadi erhält man aus zwei Brunnen je 40 Pud täglich. Einer der gewöhnlichen Brunnen im Balachaner Bezirk liefert 200 Pud täglich, ein anderer 500 Pud. Die Bohrlöcher geben viel mehr: ein Bohr- loch des Balachaner Gebiets giebt bei 21+ Faden Tiefe 2700 Pud ohne Nachtarbeit, und dieser Brunnen ist schon seit dem Jahre 1870 im Gange, ohne merkliche Abnahme im Er- trage zu zeigen. Bei der Anlegung eines anderen Bohrlochs gab die erste Sandsteinschicht in einer Tiefe von 4 Faden einen Ertrag von 50 Pud schlechter Naphta täglich, die zweite Schicht aus einer Tiefe von 20 Faden 4500 Pud. Ein anderes Bohrloch gab aus der dritten Sandsteinschicht 25 Faden 2! Fuss tief täglich zwischen 3000—4000 Pud gute Naphta. Die unterirdischen Behälter, in denen die rohe Naphta aufbewahrt wird, sind aus Stein erbaut und die Innenwände sind mit einem besonderen Cäment bekleidet, der aus ge- branntem Kalk, Asche von Kuhmist, Kameelhaaren und Trauben- zucker dargestellt wird. Die Behälter sind verschieden gross, die grösseren fassen 120—130,000 Pud. Gewöhnlich wird die Naphta nicht durch unterirdische 265 Gassammlungen in die Höhe gepresst, meist befindet sich die Flüssigkeit in Ruhe und nur ausnahmsweise haben sich auf der Halbinsel Apscheron springende Quellen gezeigt, die auch bald wieder ihre Thätigkeit einstellten. So z. B. hat sich auf der Besitzung von MırsoyEwW bei Balachama im April 1873 ein intermittirender Quell (Bohrloch) aufgethan, der nur von Zeit zu Zeit 20 Minuten sprang und nach 3 Wochen wieder zu springen aufhörte. Indessen auf dem Onıkow’schen Antheil des Balachaner Bezirks begann später ein Quell zu springen, zu dem das Bohrloch im April 1873 angelegt war, und An- " fangs war auch diese Quelle eine intermittirende. Ich hatte | Gelegenheit, diesen Naphta-Springquell den 10. Juli in Augen- schein zu nehmen; die Quelle sprang damals einmal in 24 Stun- den und zwar 5 — 6 Stunden lang. Der Strahl der trüben, dunkelolivengrünen, dünnflüssigen Naphta erhob sich aus der Mündung einer 8! Zoll weiten eisernen Röhre ruckweise in Stössen von 1—2 Secunden Dauer zu der Höhe von 3, 5, 7, 9 Fuss, sank dann wieder herab, um sogleich wieder die auf- steigende Bewegung zu wiederholen u. s. fe. Der Strahl des Springquells bestand indessen nicht allein aus Naphta, sondern war mit dem zugleich ausströmenden Gase vermischt, denn die Flüssigkeit wurde nicht durch hydrostatischen Druck empor- geworfen, sondern durch den Druck des Gases ausgepresst. Die ausgeworfene Flüssigkeit fiel zum Theil in das Bohrloch zurück, zum grösseren Theil aber regnete sie auf den Innen- raum des Bohrthurms, von wo sie in kleinen Rinnsalen nach aussen floss und sich in Vertiefungen der Oberfläche sam- melte, da die zur Aufnahme der Naphta bestimmten gemauerten Behältnisse noch nicht fertig gestellt waren. Für den Augen- blick waren natürlich für einen so grossen Ueberfluss von Naphta nicht Käufer genug vorhanden, und es verdampfte daher bei der hohen Sommertemperatur ein Theil der nutz- lichen Flussigkeit, ein anderer sog sich in das lockere Erd- reich ein, Indessen der intermittirende Springquell verwandelte sich bald in einen ununterbrochen thätigen, denn schon am 12. Juli sprang er am Tage dreimal, in der Nacht zum 13. einmal, und am 13. früh um 6 Uhr brach er wiederum aus, um von da ununterbrochen mit verstärkter Heftigkeit auszuwerfen. Als ich am 17. den Springquell wieder besuchte, erhob sich der Zeits.d. D.geol.Ges. XXVI. 2. 18 Strabl der Naphta bis zu 5 Faden Höhe, d. h. bis an das Dach des Bohrthurms, und ein Regen von dicken und langen Tropfen erfüllte den ganzen Raum des Bohrthurms. Ströme von Naphta ergossen sich nach aussen, einen Theil des mit- ausgeworfenen Sandes bald absetzend und sich in die mittler- weile schon zu ansehnlicher Grösse angewachsenen Naphta- teiche ergiessend. Man schüttete in der Eile kleine Erdwälle um diese Teiche auf, aber auch diese wurden schon nach einigen Tagen überfluthet, und zuletzt floss die Naphta dem ‚benachbarten Salzsee von Balachana zu. In Folge dieses jede Erwartung übertreffenden Erfolges in der Naphtabohrung fiel der Preis der Naphta in Baku bald von 5 Kopeken auf 2+ das Pud, ja soll später sogar auf einen Kopeken herunter- gegangen sein. Der Quell sprang indessen ohne Aufhören fort, und obgleich es nach einigen Wochen gelungen war, die Oeffnung mit einem durch Bleigewichte beschwerten Holz- stöpsel zu verschliessen, so bahnte sich die Naphta durch das lockere Erdreich doch einen Weg neben dem Rohr und gab immer noch nach oberflächlicher Schätzung täglich 25,000 Pud. In der That ein unbequemer Reichthum! die Fabriken hätten wie Pilze aus der Erde schiessen mussen, um so grosse Quantitäten zu bewältigen, gar nicht zu gedenken der Tonnen, die für den Transport des gewonnenen Photogens schnell herbeizuschaffen geradezu eine Unmöglichkeit war. Die Eru- ption der Naphta nahm erst am 16. September ein Ende, und obgleich sie länger als zwei Monate gedauert, floss noch in der letzten Periode täglich 18 — 20,000 Pud aus, was zu _ messen dadurch ermöglicht wurde, dass man einen mit einem Hahn versehenen hölzernen Kasten von 4 Arschinen Höhe : um das Bohrloch aufstellte. Es ist selbstverständlich, dass weder das specifische Ge- wicht, noch die Temperatur der Naphta der verchiedenen Quellen des 3 Quadratwerst umfassenden Gebiets von Balachana gleich sein können, da sie aus verschiedener Tiefe aufsteigt; dennoch ist die Schwankung keine bedeutende, indem das Minimum des spec. Gew. 0,865, das Maximum 0,920 ist, das Minimum der Temperatur 14° R., das Maximum 22°,5 R. Das Bohrloch im zweiten Antheil, dem Kaufmann KokErEy gehörig, welches täglich einen Ertrag von 4000 Pud liefert, hat bei 15° R. ein spec. Gew. von 0,873. Ein Brunnen des vierten Antheils, der 267 600 Pud täglich giebt, hat bei 15° R. ein spec. Gew. von 0,871. Das Bohrloch hat eine Tiefe von 21 Faden, der Brun- nen eine Tiefe von 17. Ein anderer Brunnen, dessen Naphta aus einer Tiefe von 15 Faden gehoben wird und 200 Pud Naphta täglich liefert, zeigt eine Temperatur von 16°,5 und hat ein spec. Gew. von 0,869. Der Brunnen des zweiten Antheils mit Naphta von 0,920 spec. Gew. (dem Maximum) bei 14° R. hat nur eine Tiefe von 2 Faden. Die Naphta mit dem Maximum der Temperatur von 22°,5 kommt aus einer Tiefe von 14 Faden und hat ein spec. Gew. von 0,903. Hierbei verdient bemerkt zu werden, dass diese Temperatur eine Ausnahme im Balachaner Bezirk ist, und dass im Allge- meinen die Temperatur der Naphta nur zwischen 14 und -19 Grad schwankt bei der verschiedensten Tiefe, die übrigens nicht in den bestehenden Bohrlöchern 27 Faden übersteigt. Die angeführten Zahlen verdaake ich Herrn Ingenieur Krarr, der die betreffenden Untersuchungen auf den Besitzungen des Herrn KokEREY ausgeführt hat. So wie der Bezirk von Balachana der naphtareichste der Halbinsel Apscheron ist, so ist Ssurachany am reichsten an brennbarem Koblenstoffgas. Dort, sieben Werst nördlich vom Dorfe Sych am Süudufer befindet sich das weltbekannte indische Kloster Ateschga (Ataschkja) mit den berühmten ewigen Feuern, und dort sind von den Unternehmern KokorEY und MırsosEv zwei grosse Petroleum-Fabriken angelegt, um die sehr reichlich aus der Erde strömenden Gasquellen als Heizmaterial zu ver- werthen. Die von KokorkEy errichtete Fabrik habe ich be- sucht, und kann ich darüber Folgendes berichten. Die Fabrik umfasst mit ihren steinernen Mauern ein Areal von 10 Dessjä- tinen, auf welchem sich die Gasquellen, die Destillations- gebäude und Laboratorien, die verschiedenen Werkstätten, die Wohngebäude für die Beamten und ein Garten befinden. Nächstdem ist in die Umfassungsmauern der Fabrik das in- dische Kloster mit seinen zahlreichen Gasausgängen hinein- ‚gezogen. Diejenigen Quellen, welche für die Fabrik als Brennmaterial benutzt werden, münden unterhalb 40 grosser eiserner Sammelkästen, die, unten offen, über sie gestulpt sind, und deren obere Wände sich im gleichen Niveau mit der Erdoberfläche befinden. Das aus den Erdspalten aufsteigende Gas sammelt sich in diesen grossen untereinander in Verbin- IS> _ dung stehenden Kästen und wird in Röhren von dort in die = Fabrikgebäude geleitet. Der Druck des Gases ist gering und beträgt nur 7— 9 Millimeter auf die Quecksilbersäule des Ba- rometers. Sollte in der Folgezeit der in die Behälter ausströo- mende Gasvorrath nicht ausreichen, so lässt sich leicht durch Ventilatoren eine grössere Quantität aus der näheren Umge- bung der Fabrik heranziehen. Für jetzt ist noch Ueberfluss vorhanden, denn ausser den Flammen des indischen Tempels brennen im Hofraume ununterbrochen mehrere Gasquellen mit langer flackernder Flamme aus aufrecht stehenden weiten eisernen Röhren heraus, die in der Nacht die Stelle von La- ternen vertreten. Während meiner Anwesenheit waren 17 eiserne Kessel für die Destillation der Naphta im Gange, und jeder fasst 300 Pud Naphta. Das reine (mit Schwefelsäure und Aetznatron behandelte) Destillat beträgt ein Drittel der der Destillation unterworfenen rohen Naphta. Die Kessel werden mit Gas geheizt, und sechs Röhren, die unter jeden der Kessel münden, können mit einem Druck der Hand geöffnet und geschlossen werden, Die Destillationsrückstände werden in der neueren Zeit sehr nützlich als Heizmaterial auf den Dampfschiffen des Kaspischen Meeres verwendet; sie werden, durch Wasserdampf pulverisirt, unter die Dampfkessel gespritzt, und geben sehr bedeutende Hitze; die Heizung bedarf weniger Bedienung, ist reinlicher und billiger als jedes andere Brenn- materiale Ein grosser Uebelstand für die dortigen Fabriken ist der Mangel an Holz, denn alles Holz, was für die Fässer nöthig ist, muss von den Zuflüssen der Wolga hingeschafft werden. Nicht so reichlich wie das Gas, ist das Wasser in der Kokerev’schen Fabrik bei Ssurachany vorhanden: Ein Brunnen giebt (durch suspendirtes Schwefeleisen) schwarzes Wasser, es wird für die Kuhlfässer verwendet, ein anderer Brunnen liefert schwefelwasserstoffhaltiges Wasser, das für den Garten, die Küche und zum Waschen tauglich ist; ein dritter Brunnen endlich giebt kalkhaltiges, doch geniessbares Wasser. Wie schon erwähnt, ist das indische Kloster Ateschga mit in den Kreis der Fabrik gezogen worden; die einzige von dem Hofraum der Fabrik zu demselben führende kleine Pforte befindet sich in der Umfassungsmauer der Fabrik. Wenn man durch dieses Pförtchen in das Heiligthum der Gebern eintritt, 269. wird man von dem Indier, dem einzigen Bewohner des Klo- sters empfangen, der sich alsbald in ein weisses Gewand wirft, in der neben dem Eingangsraum belegenen Zelle drei Gasflammen anzundet (die Oeffnungen befinden sich in heerd- artigem Gemäuer) und ein dem Sanskritunkundigen unver- ständliches Gebet spricht, das er mit Geklingel einer kleinen Glocke begleitet. Dann regalirt er die Gäste mit rosenrothem Kandiszucker und führt sie in den Hofraum, um, nachdem sie Alles in Augenschein genommen, das übliche Trinkgeld zu empfangen, denn seine Einkünfte sind klein und bestehen nur aus einigen ausserhalb der Fabrikmauer befindlichen Gasquellen, deren Nutzniessung er den Tataren naheliegender Dörfer gegen Entgelt zum Zweck des Kalkbrennens überlässt. Der Einzige, welcher mit seinem Ich dort unter eine ganz fremde Bevöl- kerung geschneit ist, unterscheidet sich natürlich durch Phy- siognomie und Tracht sehr scharf von seiner halb muhameda- nischen, halb christlichen Umgebung, macht aber mit seinem weissen Turban, seinem schwarzen enganliegenden Anzuge, seiner ziemlich hellen Hautfarbe und seinem ernsten Blick keinen ungünstigen Eindruck. Toleranz gehört ohne Zweifel zu seinen Tugenden, denn bei einem meiner Besuche sah ich, dass einige Arbeiter der Fabrik sich über einem seiner ewigen Feuer auf dem Klosterhofe ihr Mahl bereiteten. Er soll übri- ‚gens die Ankunft anderer Gebern aus Indien in Aussicht ge- stellt haben. Fragt man nach dem Ursprung der bedeutenden Menge von Kohlenwasserstoff - Verbindungen, welche in dem Boden der Halbinsel Apscheron aufgehäuft sind, so ist die Antwort, wie in den meisten Fällen dieser Art, schwierig. Man sollte freilich meinen, dass es keinen günstigeren Ort zur Aufklärung dieser Frage geben könne, als den Bezirk Balachana, wo man nur wenige Spatenstiche zu thun hat, um auf Naphta-führende Schichten zu stossen. Aber man sucht hier vergeblich nach pflanzlichen Substanzen, aus denen sich die Naphta gebildet haben könnte, und in dem ganz von Naphta durchdrungenen Sande, der in meiner Gegenwart bei dem Graben eines Re- servoirs ausgeworfen wurde, habe ich nur Reste von Cardium trigonoides und Mytilus polymorphus gefunden. Sollte hier nur das Fleisch der Bivalven das Material zur Bildung von Kohlen- wasserstoff-Verbindungen geliefert haben? In der That be- stehen mehrere Hundert Fuss mächtige Schichten nur aus einem Gemenge von Sand und Bivalvenschalen, aber wir finden an anderen Orten ähnliche Schichten, ohne dass sie von An- sammlungen von Naphta begleitet wären. Der die Koke- rev'sche Fabrik leitende Chemiker EICHLER: theilte mir mit, dass er unter den Destillationsproducten der Naphta Pelarson-, Capryl-, Capron-, Baldrian-, Butter-, Ameisen- und Essigsäure gefunden habe, Stoffe, die natürlich die Mitwirkung thierischer Substanzen bei der Naphtabildung nicht ausschliessen. Es sieht ebenso problematisch mit der Vertheilung der Naphta in dem Boden aus. Man befindet sich hier vorläufig noch ganz auf die Empirie angewiesen, und wie sehr diese tauscht, hat sich bei dem Verkauf der Parzellen des Balachaner Bezirks erwiesen. Die Naphta der ganzen Halbinsel befand sich nämlich bis Ende 1872 in den Händen eines General- pächters, und nach der Ergiebigkeit der verschiedenen Brunnen wurden die zum Verkauf gestellten Parzellen taxirt. Der fru- here Generalpächter erstand die Parzelle mit seinem ergie- bigsten Brunnen fur 900,000 Rubel, aber schon nach wenigen Monaten sollte er erfahren, dass ein nahe gelegener Antheil, der noch nicht den zehnten Theil dieser Summe gekostet hat, durch den sich eröffnenden eben beschriebenen Springquell fast das Zehnfache an Ertrag lieferte. Es lasst sich annehmen, dass auf einem Areal von 3 Quadratkilometern, auf welchem überall Naphta aus der Erde quillt, sich diese in ziemlich gleichmässiger Vertheilung befindet, und dass die in mehreren Stockwerken über einander liegenden unterirdischen Naphta- sumpfe ungefähr von der Ausdehnung des Balachaner Bezirks sind. Der Umstand, dass die Schichtung des Sandsteins eine fast horizontale ist, durfte dieser Ansicht Unterstützung leihen. Indessen ist dabei immer zu berücksichtigen, dass Naphta eine Flüssigkeit ist, die leicht verdampft, und dass die sich ent- wickelnden Gase zur localen Ansammlung grösserer Mengen Naphta und zu ihrer Translocirung Veranlassung geben können. Dies das ungefähre Resultat meiner eigenen Beobachtun- gen, sehr gründliche Untersuchungen uber denselben Gegen- stand hat der Akademiker AsıcH angestellt, und zwar in, seiner Arbeit „Ueber eine im Kaspischen Meere erschienene Insel“. Bei aller Verehrung für diesen ausgezeichneten Forscher bin ich nicht im Stande, seine Ansichten überall zu adoptiren, ich REGEN 271 ' muss gestehen, dass die Schlammvulkane überhaupt einen ausserordentlich neptunischen Eindruck auf mich gemacht ha- ben, und nicht allein auf der Halbinsel Apscheron, sondern ebenso bei Taman und Kertsch. Diesen Pseudovulkanen würde sich vielleicht am ehesten VoLger’s Theorie von den „Faulbergen“ anpassen lassen, wenn man dabei die Voraus- setzung der Erzeugung gewaltiger Hitze aus dem Spiele lässt. Ueberhaupt scheinen mir die Beziehungen der Theorien zu den Thatsachen sich zu verhalten, wie die Beziehungen des Thees zum Wasser. Man kauft den Thee, ohne zu unter- suchen, ob das zur Verfügung stehende Wasser zum Thee passt. Die klugen Grosshändler in Moskau verkaufen andere Sorten Thee nach Charkov als nach Kiev, andere nach Tula als nach Archangelsk, weil sie wissen, dass in jedem Orte ver- schiedenes Wasser ist, und dass der Thee, der in Charkov ein gutes Getränk liefert, in Tula ein schlechtes giebt. Zu so gunstigem Resultat haben es die Geologen in Betreff der Theo- rien und Thatsachen noch nicht gebracht, und die klugen Leute, welche alle Theorien mit den Thatsachen in Concurrenz brin- gen können, sollen erst noch geboren werden. Freilich giebt es auch in der kaufmännischen Welt Leute, die anders ver- fahren: die Tataren nämlich, welche zur Messe nach Nischni- Nowgorod kommen, proben den Thee auf die Art, dass sie eine Handvoll davon gegen das Ohr halten und dann die Hand fest zusammen drücken, kracht der Thee gut, so hat er die gewünschten Eigenschaften und wird gekauft. Es scheint mir, als wenn auch diese Art des Handels ihr Analogon in der Behandlung dunkler geologischer Fragen hat. Kracht es nur gut bei der Einführung neuer Hypothesen, so wird ein grosser Theil des Publikums zufriedengestellt. Seit den vor dem Jahre 1863 von dem Akademiker ABıcH am Westufer des Kaspischen Meeres ausgeführten Unter- suchungen sind dergleichen noch im Jahre 1870 auf Anordnung des Grossfürsten - Statthalters des Kaukasus von den Berg- Ingenieurs Krart, AncHıpov und Fürst ZULUKIDSE ausgeführt worden.*) Da die kleine Schrift der genannten Herren in russischer Sprache verfasst ist, so will ich einige der dort mit- *) Geologische Beschreibung eines Theiles des Kreises Baku. Tiflis 1872. getheilten Bemerkungen ausziehen. In Betreff des so wich- 4 | tigen Balachaner Bezirks wird gesagt, dass das Fallen der Ei Schichten 15° NO beträgt, und dass sie von SO nach NW streichen. Die Reihenfolge jener Schichten wird (ohne An- gabe der Mächtigkeit) wie folgt angegeben: Schwemmland und eine Schicht sandigen Thons mit Kir, Sandstein, Mergel, Sandstein mit Naphta, Mergel, Sandstein mit Glimmer, Dünne Schicht harten kiesligen Kalksteins, Sandstein mit Naphta, Harter kiesliger Kalkstein, Sandstein mit Naphta, Harter kiesliger Kalkstein. w ER (ei ri a, wi os el Pr Ei % f BET, na Set Tiefer folgen wieder Mergel mit wechselnden Kalk- und Sandsteinschichten, er In Bezug auf die Altersfolge der Schichten bemerken die Verfasser, dass ein oolithischer Foraminiferenkalk, Ostracoden- schalen und Reste von Multiloculina, Triloculina etc. enthaltend, den formatischen Bildungen zu parallelisiren seien, während das auf demselben ruhende Schichtensystem mit den verschie- denen Arten von Adacna, Monodacna und Didaena den pontischen Sedimenten zuzuzählen seien. Sie geben indessen zu, dass eine strenge Grenze hier nicht zu ziehen sei, da in diesen und jenen Bildungen gemeinsame Species vorhanden. Da weiter oben und im Westen der Halbinsel Apscheron Kreide auftritt, so ist es keinem Zweifel unterworfen, dass Bildungen der gan- zen tertiären Epoche hier vorhanden sind, und es ist ferneren | Untersuchungen vorbehalten, die dem westlichen Tertiär gleich- altrigen Schichtenenmplexe hier zu klassificiren. Ueber die Ausbeutung der Salzseen und den Salzgehalt derselben enthält die erwähnte kleine Schrift ebenfalls einige 1 bemerkenswerthe Nachweise: Der bei dem Dorfe Kurdachany | liegende Salzsee giebt jährlich eine Ausbeute von 300,000 Pud Salz, der beim Dorfe Muchamedli befindliche See giebt 36000 Pud. 273 Nach den im Bergamte zu Tiflis ausgeführten Analysen ist die Zusammensetzung des Salzes vom See Kürdachany: Organische Substanz . Unorganisches (Sand) Schwefelsaurer Kalk . Schwefelsaures Natron . 0,24 4,28 1,87 3,86 Chlormagnium . AT Chlornatrium . . 2 2... 8864 99,36 Das Salz des See’s Muchamedli gab: Organische Beimischungen 0,03 Unorganische Beimischungen. 0,41 Schwefelsaurer Kalk 0,54 Schwefelsaures Natron. 4,14 Chlormagnium 0,30 Chlornatrium . 94,86 100,08. Der See Massasyr liefert eine Ausbeute von 300,000 Pud jährlich. Das Salz des See’s Massasyr ergab: Der Organische Beimischungen Unorganische Beimischungen Schwefelsaurer Kalk Schwefelsaures Natron Chlormagnium Chlornatrium . nahe dabei befindliche See Mirdalaby beim Dorfe Binagadi giebt 70 bis 90,000 Pud. teren hat nachstehende Zusammensetzung: Das Salz des letz- 0,16 0,79 0,58 5,30 0,28 . 92,18 99,29. Organische Beimischungen . Unorganische Beimisch. (Thon, San). 1,44 Schwefelsaurer Kalk Ä ; Chlormagnium . Chlornatrium 0,08 0,79 0,19 . 95,69 setzung des Kasnkhen Meeres an *); Ä RE = en 3 e Chlormagnium . . . ...2,89 ee: Schwefelsaurer Kalk. . 7,97 A Schwefelsaure Magnesia. 24,11 Dieses Wasser stellt also eine Art von Mutterlauge dar, in welcher die leichtlöslichen Salze schon eine bedeutende Rolle spielen. *) Asıcn: Ueber eine im Kaspischen Meer erschienene Insel. Petersburg 1869. IR 275 4. Chemisch - geologische Betrachtung der Gyps- vorkommnisse in der Zechsteinformation. Von Herrn Jos. HEiıpEnnainn. Von den Kalkverbindungen, welche an dem Gebirgsbaue unserer Erde einen wesentlichen Antheil nehmen, ist nächst dem kohlensauren der schwefelsaure Kalk die wichtigste. Das Vorkommen dieses Salzes ist ein sehr verbreitetes ; seine Lager- stätten haben wegen der innigen Verknüpfung mit Steinsalz- lagern eine grosse national-öokonomische Bedeutung und treten in verschiedenen Formen auf. Unter diesen ist es namentlich die Zechsteinformation, welche in Bezug auf Masse und Man- nigfaltigkeit der Ausbildung von Gypsen sich auszeichnet, indem hier, im Gegensatz zu anderen Formationen, wo der Gyps als stock - und lagerförmige Einschaltungen oder nester- artig auftritt, derselbe wirkliche Etagen, d. h. durchgehende Formationsglieder bildet, welche sogar bezüglich ihrer Mächtig- keit alle übrigen Gesteinsbildungen dieser Schichtengruppe übertreffen. Der Gyps ist eines der wenigen Mineralien, welches zu- gleich als gebirgsbildendes Gestein auftritt. Sein Vorkommen ist ein zweifaches in chemisch - mineralogischer Hinsicht, ein- mal wasserfrei — als Anhydrit, dann wasserhaltig — als eigentlicher Gyps. Der Anhydrit krystallisirt rhombisch, die Hauptform ist oP.oPx.»oP spaltbar nach der Makro- und der Brachy- diagonale, doch kommen nur selten ausgebildete Krystalle vor. Die Farbe des reinen Minerals ist weiss, gefärbt erscheint er röthlich, blau und grau. Der Gyps krystallisirt monoklinisch, die häufigste Form ist die Hemipyramide mit dem Prisma und dem Klinopinakoide (P.o Px.coP.). Die letztere Fläche beherrscht stets die Krystallbildung; sie bildet den Haupt- blätterdurchgang, nach welchem die reineren Gypsarten, wie z. B. das or 'Marienglas vorzüglich spaltbar sind. Häufig ist bei diesem Mineral . die Zwillingsbildung und zwar nach dem Gesetze der Juxtaposition auf dem orthodiagonalen Hauptschnitte, wodurch der Krystall eine schwalbenschwanz- artige Form erhält, welche die Krystalle vom Montmartre so vorzüglich zeigen. Geologisch unterschied schon FREIESLEBEN in seinem clas- sischen Werke uber die Zechsteinformation von Mansfeld und vom Harz zwei Gypse in derselben, einen älteren und einen jungeren, welcher letztere jedoch noch sehr verallgemeinert aufgeführt wurde, Dieser letztere Umstand, sowie derjenige, dass der Natur dieses Minerals nach sein Auftreten mit viel- fachen Lagerstöorungen verbunden zu sein pflegt, waren wohl die Veranlassung, dass in der nächstfolgenden Zeit sein Auf- treten meist irrthümlich aufgefasst wurde, bis erst in neuester Zeit eine vollständige Klarlegung dieser Verhältnisse durch BeyricnH erfolgte, welche in der ersten Lieferung der geolo- gischen Specialkarte von Preussen und den thüringischen Staaten, betreffend die Gegend von Nordhausen am südlichen Harzrande dargelegt worden sind. Hiernach ist die Gliederung der Zechsteinformation folgende: 1. Zechsteinconglomerat mit Kupfer- schiefer . ». . . 2... 7 untere Abtheilunes Zechstein GIPSEET EEG Stinkschiefer oder Dolomit | Gyps mit Letten . . . obere Abtheilung. — mittlere Abtheilung, a N © Der Gyps bildet also hier zwei Etagen, eine in der mitt- leren, die andere in der oberen Zechsteinformation, welche beide durch Stinkschiefer oder auch Dolomit oder auch beide zugleich getrennt werden. Nach den in den Sitzungsberichten der Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften zu Marburg mitgetheilten Untersuchungen der thüringischen und hessischen Zechsteinformation von MoESsTA unterscheidet derselbe: 1. Kupferschiefer . 2. Zechstein. ee 3. Untererer Gyps oder dessen | Vertreter... u... :.' 7 mittlere Abthkeilung. 3. Dolomit . Se | 5. Unterer Letten mit Gyps . Gr Plattendolomt „ea .#.2 22. | er Abtheilung. 7. Oberer Letten mit Gyps . untere Abtheilung. wobei die Identität mit der Harzer Bildung alsbald hervortritt, wenn man die obere Abtheilung als Lettenbildung zusammen- fasst, welche durch ein dolomitisches Lager (6) in zwei Ab- theilungen gespalten wird, so dass die Gypse 5 und 7 dem Harzer Gypse (5) parallel zu stellen sind. Aber nicht allein das geologische Niveau oder die Lagerungsfolge characterisiren diese zwei Bildungen als verschiedene, sondern auch chemisch unterscheiden sie sich scharf dadurch, dass der untere Gyps wasserfrei, d. i. als Anhydrit, der obere hingegen als wasser- haltiger gewöhnlicher Gyps ausgebildet ist. Zwischen dem südlichen Harzrande und dem Rande des thüringer Hochlandes — der Hainleite — erhebt sich in der goldenen Aue, getragen von krystallinischen Gesteinen das Gebirge des Kyffhäuser, bestehend aus Rotliegendem mit auf- gelagerter Zechsteinformation am südlichen Abhange. Diesen letzteren umsaumt ein breites weisses Band, eine mächtige Gypsbildung, welcher die Quellen von Frankenhausen ent- springen. Die Bildung ist mit der oben citirten des Harzes übereinstimmend, die Trennung der beiden Gypse bewirkt eine Lage Stinkschiefer von etwa 6—8 Fuss Mächtigkeit. Auf diese Gypse beziehen sich die nachfolgenden Untersuchungen. Der obere Gyps ist meist späthig, stellenweise als sogenanntes Marienglas ausgebildet und besitzt dann eine ver- worren blättrige oder auch central-radiale Structur. Nur an seiner Basis, also unmittelbar über dem Stinkschiefer, tritt deutliche Schichtung und eine mehr. körnige Ausbildung ein. Im Gegensatz hierzu steht: der untere Gyps mit fast nie späthiger, sondern ala- ‚basterartiger oder körniger Ausbildung. Seine primitive Bil- dung ist die als Anhydrit, welcher jedoch stellenweise durch Aufnahme von Wasser mehr oder weniger zu Gyps umge- wandelt worden ist, ein Process der continuirlich forischreitet und eine Menge interessanter Erscheinungen im Gefolge hat, Wie die gesammte Zechsteinformation den unbestrittenen Charakter einer Meeresbildung trägt, so wenig kann auch die marine Entstehung dieser Gypse bezweifelt werden. Die wasser- freie Ausbildung spricht nicht dagegen, da die neueren For- schungen dargethan haben, dass, wenn die Abscheidung von schwefelsaurem Kalk aus einer Lösung unter einem Drucke von zehn Atmosphären geschieht, sich dieses Salz nicht wasserhaltig, sondern wasserfrei zeigt. Es genügt daher ein nur 320 Fuss tiefes Meer den Bedingungen der Anhydritbildung. Für den unzweifelhaften Absatz aus dem Wasser spricht neben dem nie fehlenden Bitumengehalt die äusserst deutliche Schich- tung, welche derart sich ausdrückt, dass dunne und rein weisse Lagen mit bitumenreichen, grau bis schwarz gefärbten ab- wechseln. So parallel gebändert erscheint das Gestein da, wo es in frischem Zustande aus frischen Steinbrüchen oder unter- irdischen Grubenbauten gewonnen wird und stellenweise als sogenannter grauer Marmor bei kleinen Ornamenten und Schmucksachen zur Verwendung gelangt. Sobald aber dem Gesteine, sei es durch Austreten des Gebirges an die Ober- flache oder durch einsickernde Wasser oder unterirdische Quellenläaufe zur Berührung mit Wasser Gelegenheit geboten wird, nimmt es dieses allmälig auf und verwandelt sich in wasserhaltiges Salz. Die bitumenreicheren Lagen nehmen weniger auf als die reineren, und die Folge davon ist eine ungleiche Volumvergrösserung beider, wodurch die ursprünglich parallele Bänderung in eine gewundene übergeht. Diese Zeich- nungen auf der Gesteinsoberfläche, welche durch ungleiche Verwitterung der einzelnen Lamellen noch mehr hervorgehoben werden, sind zum Theil äusserst zierlich. Geht die Wasser- aufnahme an der Erdoberfläche vor sich, so entsteht durch die allmälig nach unten fortschreitende Volumvergrösserung eine schalenartige Absonderung und Aufblähung. Es erklärt dies die buckliche und höckerige Oberfläche der Anhydritberge; und da die Schalen nicht mehr fest aufeinander liegen, sondern zwischen ihnen leere Zwischenräume entstehen, so dröhnt ein solcher Boden, wenn‘ man über ihn hinschreitet. Die inten- sivere Bildung des Gypses aus Anhydrit findet jedoch in der Tiefe statt, wo unterirdische Wasserläufe continuirlich thätig 279 wirken, Am meisten sind gerade die tiefsten Lagen der Um- wandlung ausgesetzt, indem die in den Gebirgen niedersinken- den Wasser die geschlossene Unterlage des Anhydrits, den Zechstein, nicht durchdringen können, sondern auf seiner Ober- fläche also an der Basis des Anhydrits hinfliessen. Die nächste Folge derartiger Umwandlungen ist eine mit unwiderstehlicher Gewalt erfolgende Erhebung der üuberlagernden Gebirgsschichten, deren Maass durch die der Wasseraufnahme entsprechende Volum- vergrösserung bedingt wird. Ist dieser Prozess beendet, so tritt ein in seiner Wirkung umgekehrter ein; der Gyps fällt dem Wasser zur Beute, er wird in Lösung fortgeführt; es ent- stehen unterirdische Hohlräume, welche nachmals einsturzen, und dann die bekannten Gypsschlotten oder Erdfälle bilden. Die lösende Kraft des Wassers wird häufig noch durch die Erscheinung begleitet, dass ein Theil der Lösungen an Ort und Stelle zuruckbleibt und verdunstet und den Gyps als feines Pulver zurücklässt.. Die Oberfläche der Gypsfelsen überzieht sich auf diese Weise mit einem feinen weissen Staube, der local zu grösseren Mengen zusammengeschwemmt sich findet und von den Bewohnern Berg- oder Himmelsmehl genannt wird. Die unmittelbaren Versuchsresultate, welche sich folgend tabellarisch zusammengestellt finden, beziehen sich auf folgende Gesteine: 1. Oberer Gyps von feinkörniger Beschaffenheit 40’ über _ dem Stinkschiefer. Die Mächtigkeit dieses Gypses beträgt bis zu 200 Fuss. 2. Unterer Gyps unmittelbar unter dem Stinkschiefer, 3. Unterer Gyps etwa 30’ unter dem Stinkschiefer. Die Gesteine 2 und 3 bilden das häufigste Vorkommen, doch tritt in ihnen unter Berücksichtigung der Umstände, nach welchen die Wasseraufnahme erfolgen kann, auch lagerartig und stockförmig eigentlicher Gyps auf. Die genannten Gesteine sind gebändert, von sehr feinkörniger Beschaffenheit und be- sitzen trotz der theilweisen Umwandlung noch eine solche Festigkeit, dass sie selbst zu Mauersteinen verwendet werden. Die quantitative Bestimmung ergab für die einzelnen Bestand- theile folgende Zahlen; 15 2. en CaOo 33,25 31,83 35,18 MgO 20,25 2,42 Spur R | Fe,0O,--Al,O, 0,08 0,78 0,26 3 Na,0 Spur 0,08 Spur 4 SO, 48,00 33,06 45,43 S CO, —_ 14,20 320 R Cl Spur Spur Spur \ SH, _ deutliche Spur kaum Spuren SiO, 0,07 4,42 1,58. 1 H,O 18,08 „;il. 13,51 C (Bitumen) 0,04 0,23 0,07 VER 100,13 99,83 Berechnen wir aus diesen Zahlen die Mengen der ein- zelnen Salze und namentlich die von Gyps und Anhydrit, so ergeben sich folgende Resultate: 1. 2. 3. SCa0O,+2H,O 86,42 39,29 64,57 SCaO, 12,42 28,06 16,47 SMgO, 0,75 — — CCa0, — 26,23 7,18 CMgO, — 9,08 — Fe,O,-+AI1,0, 0,08 0,18 0,26 C (Bitumen) 0,04 0,23 0,07 SiO, 0,07 4,42 1,58 Na, O (NaCl) _ 0,08 — 99,78 100,13 99,83 Man ersieht aus diesen Resultaten, dass die Umwandlung des Anhydrits zu Gyps bei Nr, 3 weiter vorgeschritten ist wie bei Nr. 2, indem bei ersterer 78,67 pCt. des ursprüng- lichen Anhydrits in wasserhaltiges Salz verwandelt sind, bei letzterer hingegen nur 50,06 pCt. Der obere Gyps (1), in welchem nur 15,38 pCt. des gesammten schwefelsauren Kalks anhydritisch sind, kommt dem normalen Gyps am nächsten, doch zeigt er, wie selbst der obere Gyps in seinen untersten Schichten noch anhydritisch sein kann. Wenn man nun erwägt, dass reiner Anhydrit bei Auf- ee nn TRETEN NEED EDEN SAT TR Te a 77 9" u 20 un 22 u U SD nen 281 nahme von zwei Molekülen Wasser sich um 27,04 pCt. ausdehnt, so ergiebt sich für Nr. 2 eine Ausdehnung um 11,51 pCt.. und bei Nr. 5 eine solche von 15,74 pCt. des ursprünglichen Vo- lumens. Sehr beachtenswerth ist der Gehalt dieser Gesteine an kohlensauren Salzen als kohlensaurem Kalk und kohlensaurer Magnesia; derselbe steigt in Nr. 3 auf 7,18 pCt. und in Nr. 2 auf 31,31 pCt.; ebenso der wenn auch geringe Gehalt an Eisenoxyd und Thonerde, welcher in manchen Lagen des Ge- steins sich wohl noch höher stellen wird. Betrachten wir die Gypsmetamorphose in den oben schon gedachten allgemeinen Zügen, so nimmt der Anhydrit 26,47 pOt. Wasser auf und ver- wandelt sich in Gyps. Dabei vergrössert sich sein Volumen um 27,04 pCt. Nunmehr beginnt die Auswaschung des letzteren, welche bis zum völligen Verschwinden seiner gesammten Masse stattfinden kann. Dann erscheint die Gypszone in ihrem Ober- flächenverlaufe nicht mehr als zusammenhängende Zone, son- dern luckenhaft, unterbrochen, nur sporadisch treten Gypsmassen auf, gleichwie wenn sie einzelne Nester oder Stöcke wären. Die mitgetheilten Analysen aber zeigen uns die Fährte des Zusammenhangs, denn wenn der Gyps, der in 440 Theilen Wassers löslich ist, als leicht lösliches Salz fortgeführt wird, so kann dies nicht in gleichem Maasse mit dem kohlensauren Kalk, der kohlensauren Magnesia, dem Eisenoxyd, der Thon- erde, der Kieselsäure und dem Bitumen geschehen, von denen beim ersten nur eine kaum merkliche Löslichkeit nachgewiesen ist, während die andern als in Wasser geradezu unlöslich be- 'trachtet werden. Diese letzteren Substanzen bleiben daher als Residuen der Auswaschung zuruck und bilden die Aequi- valente der Gypsbildung. Je nach dem Mengenverhältniss ‚nun, in welchem die genannten unlöslichen Stoffe vorhanden waren, muss die Beschaffenheit dieser Gypsäquivalente ver- schieden ausfallen. Bei wenig Thonerde entstehen dolomitische Kalke, umgekehrt entstehen Letten, in den meisten Fällen beide zusammen. Nr. 1 z. B. würde wegen der vollständigen Abwesenheit kohlensaurer Salze einen thonigen, Nr. 2 einen stark kalkhaltigen Rückstand hinterlassen, Nr. 3 ungefähr zwischen beiden die Mitte halten. Auf diese Weise erkennen ‚wir in Leiten, Dolomiten und Kalken die Vertreter der Gypse und finden die Continuität der gesetzmässigen Verbreitung Zeits. d. D.geol. Ges. XXVI. 2. 19 letzterer auch da, zuruckgelassen hat. Von nicht minder grossem Interesse ist der in Nr. 2 ge- fundene Gehalt an Schwefelcaleium, der durch die redueirende Kraft des Bitumens entstanden ist. Die Schwefelbildung Si- : % ciliens ist schon von Horrmann chemisch dargelegt und von ‘wo die lösende Kraft des Wassers nur E sporadisch hie und da einen Theil der ursprünglichen Bildung e| BiscHorr ausführlich besprochen worden. Die Zersetzung bildet E| zunächst Schwefelcaleium und Kohlensäure, aus dem Schwefel- calecium muss sich aber durch die Einwirkung der Atmosphä- rilien kohlensaurer Kalk und Schwefelwasserstoff bilden, was man sich durch nachstehende Formeln leicht vergegenwärtigen | kann: SCa0O, +20 = SCa+2C0O, SCa -- 00, +-3,0°= CCaO, + SH,. BıscHorr nimmt als Bedingung dieser Umbildung eine erhöhte Temperatur an; nach vorliegenden Resultaten jedoch scheint dieselbe schon bei gewöhnlicher Temperatur stattzu- finden. Es mussten hiernach die Anhydritberge geringe Men- gen von Schwefelwasserstoff aushauchen, wofür auch das Vor- kommen gediegenen Schwefels im Gypse spricht, Wahrschein- lich bemächtigt sich, da aus wasserstoffreicherem Bitumen neben Kohlensäure auch gleichzeitig Wasser gebildet wird, die sich bildende Kohlensäure sogleich des Kalkes, so däss sich auf diese Art eine Beziehung zwischen dem höheren || Schwefelcaleiumgehalt und dem an Kohlensäure in Nr. 2 un- gezwungen ergeben würde, während andererseits wieder beides mit dem hohen Bitumengehalt auf’s engste zusammenhängt. Der wenn auch geringe Chlorgehalt zeigt die allgemein salzführende Eigenschaft der Zechsteinbildung. Ueberblicken wir noch einmal die Ergebnisse voreiehen der Betrachtung, so können wir sie in folgende Sätze zusammen- || fassen: l. Die beiden geologisch verschiedenen Gypsbildungen der Zechsteinformation sind auch chemisch verschieden. | 2. Die Umbildung des Anhydrits zu Gyps geht conti- nuirlich vor sich und schreitet noch stets fort. 3. Gleichzeitig damit findet eine Zersetzung des bitumi- nösen Gypses in Schwefelcaleium, Kohlensäure, Schwefel- # 283 wasserstoff und kohlensauren Kalk statt, der Schwefelwasser- stoff zersetzt sich weiter in Wasser, Schwefel oder eventuell Schwefelsäure, welche letztere wieder neue Salze bilden kann. 4. Als Aequivalent des durch Wasser ausgewaschenen Gypses bleibt ein mehr thoniges oder mehr kalkartiges Re- siduum zuruck. Zum Schlusse kann ich nicht umhin, Herrn Prof. Carıus für seine freundliche Unterstützung bei der Ausarbeitung der Analysen, sowie auch namentlich Herrn Dr. Mozsta, durch dessen Güte ich sowohl die Handstucke zu den Analysen als auch das geologische Material erhielt, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. *) | ”) Anmerkung der Redaction. Vorstehende Arbeit wurde der Gesellschaft durch Herrn Berennt in Berlin nach dem Tode des Ver- fassers zur Veröffentlichung in der Zeitschrift übergeben. 19* 5. Bericht über eine Reise nach Niederland, im Interesse der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt, Von den Herren Brrexpor ın Berlin und Mryn ın Uetersen. Hierzu Tafel V. Nach Gründung der geologischen Landesanstalt für den Preussischen Staat ist es alsbald auch in Aussicht genommen, die so lange vernachlässigten jüngeren Formationen ebenso in dem Massstabe von 1:25,000 auf geognostischen Karten dar- zustellen, wie das Huügel- und Gebirgsland, jedoch mit einer für diese Formationen besonders wunschenswerthen, ausdrück- lichen Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse der Land- und Forstwirthschaft. Dieser neuen Aufgabe gegenüber ist vor allen Dingen die Feststellung richtiger Grundsätze für die Aufnahme erforderlich, Aus dem Grunde wurde bestimmt, dass eine Commission von fünf Personen, bestehend aus dem Vorstande der geolo- gischen Landesanstalt, Professor BEyrıcH und Ober- Bergrath HAUCHECORNE, dem Professor der Landwirthschaft in Berlin A. Ortu, dem Professor G. BERENDT, damals in Königsberg und dem Dr, L. Mey aus Uetersen sich nach Niederland be- gebe, um sich zu überzeugen, wie weit die von Herrn Dr. W. C. H. Starına bearbeitete, von dem topographischen Bu- reau des Königlich Niederländischen Kriegsministeriums heraus- gegebene, geognostische Karte von Niederland, im Maassstabe von 1:200,000, welche 1867 beendigt ist, und nach Belgien und Preussen hineinreicht, Grundsätze adoptirt habe, welche auch den norddeutschen Verhältnissen entsprechen, und wie weit dieselbe überhaupt mit der Natur übereinstimme. Der Vorstand hatte sich zu dem Ende vorher mit Herrn STARING in Verbindung gesetzt. Da jedoch dieser verdienst- volle Gelehrte ganz von den Geschäften zurückgezogen auf seinem Landgute Bockhost, östlich von Zutphen, lebt und ! it ERERERUET n - üaı D cn - 285 - durch körperliche Leiden, in Folge früherer Strapazen, ver- hindert ist, grössere Ausflüge zu unternehmen, so konnte ein eigentliches Zusammenwirken für den beabsichtigten Zweck, wie es hoch erwünscht gewesen wäre, leider nicht stattfinden, doch hat Herr Starıng in seinem gastlichen Hause der Commission über alle Punkte Aufklärung gegeben, über welche sie damals bei Beginn ihrer Reise im Stande war, die geeigneten Fragen zu stellen. Die gesammte Commission, welche zu Cöln sich vereini- gend, bei Arnheim in Niederland eintrat, folgte zuerst dem Saum des höheren Diluviallandes, welches den Namen Veluwe trägt, bis Zutphen, machte von da durch die Ebene des „Sand- diluviums“ den östlichen Ausflug nach Herrn Starına’s Gut und ging darauf nach Groningen, um den vielgenannten Dilu- vialbügel des Hondsrug, auf dessen Nordspitze die Stadt liegt, mit seinem abweichenden Diluvium und dessen Abfall in die verschiedenen begrenzenden Alluvien zu sehen. Von Groningen machte sie zwei Mal eine Excursion nach den Umgebungen von Winschoten, um auch das dortige Dilu- vium genau zu bestimmen und die Situation des vergrabenen und des unvergrabenen Hochmoores in Augenschein zu nehmen. Darnach wurden auf der westlichen Bahn bis Lenwaarden die Stufen zwischen dem Diluvium und der vollständigen See- marsch und von da bis Harlingen die Marsch selber durch- schnitten, um mit dem Dampfschiff über die Zuyderzee nach Amsterdam zu gehen. Ausser dem jüngsten Marschboden in dem eben erst trocken gelegten Y und dem horizontalen Moorbecken in dem schon länger ausgetrockneten Haarlemer Meer, wurden die Dünen und ihre Auflagerung auf anderen Alluvialbildungen in der Nähe von Haarlem und Scheveningen besichtigt. Bis so weit wirkte die Commission als Ganzes, ohne irgend eine we- sentliche Differenz in dem unten näher zu entwickelnden Urtheil über die Karte als Ausdruck der Naturverhältnisse gehabt zu haben. Die weiteren Beobachtungen wurden, mit Ausnahme des Besuches im Museum zu Leyden, an welchem noch Professor Orrtu Theil nahm, ausschliesslich von den beiden Verfassern gemacht, welche dieselben daher auch allein zu vertreten haben, EEE EEE EIER EEE TEE FL Ar er a N Wir gingen nun durch Südholland nach Nordbrabant in das Kempenland nach Tilburg, dann in die belgische Campine nach Turnhout und über Tilburg zurück nach dem’Kulikerland zu den Ufern der Maas, wo es ein Hauptaugenmerk war, in Uebereinstimmung mit dem Wunsche des Herrn Starıng, fest- zustellen, ob ausser den, von ihm angegebenen Abstufungen bis an den Fluss, vielleicht noch eine oder mehrere andere Terrassen verschiedenen diluvialen oder alluvialen Alters ein- zuschalten seien? Von den Ufern der Maas unternahmen wir zur Aufklärung einiger zweifelhaft gebliebenen Punkte rücksichtlich des nor- dischen Diluviums eine zweite Fahrt nach den nördlichen Pro- vinzen. Namentlich wurden die Umgebungen von Assen und von Steenwyck, das von dem Reichthum der dort verfrach- teten Geschiebe seinen Namen hat, besichtigt. Von dort aus nahmen wir auf dem Wege nach Utrecht einen Blick uber die Ober- und Nieder- Veluwe, sowie über das merkwürdige Geldersche Thal und schliesslich, nachdem die lange vergebens gesuchten, tieferen Terrain - Einschnitte des Diluviums zu Maarn in der Zeisterheide und zu Arnheim- Wolfheze im Veluwesaum getroffen waren, wendeten wir diesen beiden Einschnitten, sowie der erhabenen Hochfläche der Ve- luwe im Norden von Arnheim eine besondere Aufmerksam- keit zu. Das hauptsächlichste Resultat dieser Beobachtungen, welche, wenn auch flüchtig und in einer sehr kleinen Zahl von Tagen gewonnen, doch mit hinreichender Vorubung in der Beurtheilung ganz ähnlicher Bodenverhältnisse unternommen wurden, ist die Anerkennung, dass Herr STARING mit einer seltenen Genauigkeit und Zuverlässigkeit gearbeitet, dass er mit sicherem Blick das Verschiedenartige auseinander gehalten und das Gleichartige zusammengefasst und dass er in der That Alles zum Ausdruck gebracht hat, was in dem Maassstabe 1: 200,000 irgend darzustellen ist. — Sein Vaterland hat Ursache, dem verdienten Manne für seine wissenschaftlich- practische Leistung umsomehr dankbar zu sein, da der Inhalt derselben, welcher in engster Beziehung zur Bodencultur steht, dem Verständniss der wirthschaftlichen Kreise viel näher ge- rückt ist, als dies bei geologischen Karten der älteren For- mationen der Fall zu sein pflegt. 287 Das zweite Resultat dieser Beobachtungen, die Entschei- dung, wie weit die projectirte geologische Karte des nord- deutschen Flachlandes sich den Darstellungen des Herrn StA- RING anzuschliessen habe, entzieht sich selbstverständlich heute noch der Veröffentlichung, indem Beschlüsse darüber, unter Berücksichtigung vieler anderen Verhältnisse und des grösseren Maassstabes von der competenten Behörde erst später gefasst werden können. | Das dritte Resultat besteht in den nachfolgenden spe- cielleren Bemerkungen zu der Karte. Die Diluvialbildungen Niederlands zerfallen durch Alluvial- niederungen in drei deutlich geschiedene Theile. Der südlichste Theil, der sich an das belgische Hügel- _ und Gebirgsland anlehnt, wird von dem Uebrigen abgeschieden durch das breite Rheinthal auf der Strecke des zersplitterten, ostwestlichen Laufes zu den Mündungen des Flusses. Der nördlichste Theil wird abgesondert durch die von Osten nach Westen sich erstreckenden Niederungen der Vechte, welche jenseit der Zuyderzee sich in dem Y und der diesem entsprechenden Depression und -Verschmälerung des Düunen- gurtels fortsetzen. Zwischen beiden Niederungen liegt das mittlere Dritttheil. In dem südlichen Dritttheil liegen nach Starıng das flache, nur wenig ansteigende Maasdiluvium und die letzten Vorsprüunge des sonst ganz zu Deutschland gehörigen Rheindiluviums, wel- ches beträchtliche Höhenzüge bildet. In dem Raume zwischen Rhein und Maas wird letzteres durch das Thal der Roer vom Maasdiluvium gesondert. In dem nördlichsten Dritttheil findet sich nach Srarıng’s Angabe scandinavisches Diluvium als ununterbrochene, selbst durch die Inselkette sich manifestirende Fortsetzung des han- nover-oldenburgischen Diluviums, aber in hohem Grade verflacht. Das mittlere Dritttheil, welches von Starına als gemengtes Diluvium bezeichnet wird, lehnt sich an der deutschen Grenze gegen die zum Theil mit Miocänschichten verbrämten Vorberge des Jura und der Kreide im Münsterland und im Bentheimischen und fällt hinab in das breite nordsüdliche Ysselthal fast bis zum Niveau des Meeres, erhebt sich aber jenseit dieser Nie- derung plötzlich wieder :insularisch abgesondert zu den höchsten 288 Höhen des Reiches in der Veluwe über Arnheim, und in Gooiland und Zeisterheide uber Utrecht. Nach dem flüchtigen Ueberblicke, welcher genommen wurde, können wir doch schon aussprechen, dass in der That diese Gliederung in der Oberfläche des Landes deutlich ausgeprägt ist und im Allgemeinen auch der von Starına festgestellten Gliederung des Diluviums zu entsprechen scheint, ä Bei genaueren Untersuchungen innerhalb der deutschen Grenzen wird man später, da das Rheindiluvium wohl unan- tastbar ist, besonders das Zusammentreffen der beiden grossen Stromdiluvien nördlich von Düren und Aachen, noch mehr aber die Natur des gemengten Diluviums vor dem Busen von Münster näher bearbeiten mussen, um die Art des Zusammen- wirkens nördlicher und südlicher Transporte zu präcisiren. Immer aber wird man auch dann noch Rücksicht nehmen mussen auf den durch Ausdehnuug, Erhebung und Bildung unter geringerem Bergschutz ausgezeichneten Hauptkörper des niederländischen gemengten Diluviums, welcher im Treffpunkte von Maas, Rhein und baltischer Fluth liegt und zwischen Yssel, Rhein und Zuyderzee einen imponirenden, durch das Geldern’sche Thal erfüllten, Halbmond bildet, die Hochländer der Provinzen Geldern und Utrecht. Fur dieses Mal musste im Gebiete des Diluviums, da Münsterland und Rhein - Maasverbindung von selbst den deut- schen Untersuchungen anheimfallen, sogar das Hauptaugen- merk auf diese Gruppe gerichtet werden, soweit die sorgfältige Vergleichung des scandinavischen Diluviums von Groningen, Drenthe und Zevenwohlden mit den deutschen Flächen derselben Formation die Zeit dazu liess. Beginnen wir mit unseren Beobachtungen über das scan- dinavische Diluvium, so ist nicht blos der Habitus der Ober- fläche, sondern auch der Inhalt der spärlich geöffneten Gruben unzweifelhaft übereinstimmend mit norddeutschen, namentlich nordwestdeutschen Hochlanden: derselbe Sand, derselbe Grand, derselbe Lehm, dieselben Geschiebe. In den Umgebungen von Steenwyck, nördlich der Yssel- mündung, treten diese Uebereinstimmungen so deutlich hervor, dass man sich nach Harburg oder Stade versetzt glaubt. Die Hügelgestalten, die Berührungsformen zwischen diesen und der horizontalen Moorniederung, dann in den Lehmgruben der MV, a — 239 roth und gelb gestreifte, sandige und steinige Lehm, auf den Aeckern der Grandboden mit reichlichen Feuersteinen, am Hafen die von Steenwyckerwohld herangefahrenen Felsblöcke, in den Strassen der kleinen Stadt das Pflaster, Alles gemahnt in völlig unzweifelhafter Weise an den Boden in der Umgebung jener hannoverschen Städte. Leider war der beträchtliche Eisenbahn - Einschnitt zu Steenwyckerwohld, wahrscheinlich der einzige, welcher Auf- schluss über die Gliederung des scandinavischen Diluviums in Niederland anschaulich hätte geben können, bereits mit Rasen bekleidet, und wir erfuhren nur nachrichtlich die in dieser Be- ziehung bedeutsame Thatsache, dass daselbst sehr verschie- dene Lehmsorten sollten angetroffen sein. Sollten die Eisenbahn - Ingenieure es der Mühe werth gehalten haben, ein Profil des Einschnittes aufzunehmen, so wäre die Veröffentlichung desselben zu wünschen, und sollte später eine Erweiterung oder Reparatur des Einschnittes die Aufnahme gestatten, so würde dieselbe für dieses Capitel in Niederlands Geognosie von bedeutendem Werthe sein. Leider tritt das scandinavische Diluvium an keiner Stelle in bedeutender Ausdehnung mit dem Meere in Berührung, um dadurch grössere Aufschlüsse zu gewähren. Die kleine Insel Urk, inmitten der Zuyderzee war uns als ein gegen das Meer stehendes Diluvialkliff bekannt; sie ist aber durch HArrınG so genau beschrieben, dass unser Besuch daselbst, der überdies an Zeitaufwand und anderen Schwierigkeiten hätte scheitern mussen, uberflussig erscheinen konnte, In den Schriften des Herrn StArına ist nirgends hervorgehoben, dass die beiden Berührungspunkte des Meeres mit dem scandinavischen Dilu- vium des Festlandes, bei Vollenhove, der Insel Urk östlich gegenüber, und bei Stavoren am südwestlichen Vorsprunge von Friesland, zu hohen Küstenrändern abgewaschen seien, und mündlich stellte er uns auch keine tieferen Aufschlüsse irgendwo in Aussicht, Bei der Fahrt über die Zuyderzee gewahrten wir aber doch leider für dies Mal zu spät, dass das sogenannte rothe Kliff bei Stavoren und das benachbarte Oudemirder Kliff wirklich so abgebrochen seien, dass man den Inhalt der Diluvial- schichten dort mit Glück untersuchen könnte. In der That gleichen diese Kliffe und ihr Strand, so weit man durch gute 20. Teleskope es beurtheilen kann, dem rothen Kliff auf der Insel Sylt (in seinem oberen, nicht tertiären Theile) und dem Emmer- a leff Kliff auf dem benachbarten Festlande, den beiden deut- lichsten Berührungspunkten des scandinavischen Diluviums in Deutschland mit der Nordsee. — Ein sorgfältiges Studium der Kliffe an der Zuyderzee, welches von der Zukunft zu er- warten steht, dürfte eben sowohl wie der Einschnitt von | Steenwyckerwohld die speciellere Vergleichung des niederlän- dischen und deutschen Diluviums erleichtern, für welche es so sehr an geeigneten Aufschlüssen fehlt. | Da längs des ausgeprägten Rückens, welcher von Gro- ningen bis Zuidbarge läuft, in einer Erstreckung von 7 bis 8 geographischen Meilen das Terrain sich aus dem Marsch- niveau von 0,4 Meter bis zu 20 Meter erhebt, freilich umgeben von Mooren, deren Oberfläche 18—24 M. hoch liegt, so liess sich in dieser erhabeneren Gegend, wenn sie auch flach ist, um so eher ein Aufschluss erwarten, weil diese Landschaften, welche die Heiden von Drenthe begreifen, ausserdem noch durch die in den Hünenbetten gesammelten colossalen Fels- blöcke ausgezeichnet sind. Von den vielen vormals vorhan- denen Blocksammlungen dieser Art ist noch eine Anzahl östlich und nordöstlich von Assen bei Rolde, Borger, Eext und anderen Plätzen erhalten. Um solche Aufschlusse zu suchen, statteten wir den Hünenbetten bei Rolde unseren. Besuch ab, fanden uns aber auch hier getäuscht. : Wir trafen zwar die grossen Blöcke, deren einer reichlich sechs Cubikmeter beträgt, in gleichen Gesteineu, wie auf Ru- gen und der cimbrischen Halbinsel, fanden auch die Zusammen- stellung derselben durch die Vorfahren ebenso angeordnet, allein es gelang uns doch erst nach längerem Suchen, die Schichten des scandinavischen Diluviums und namentlich den Diluviallehm auf der Feldmark anstehend zu finden. Die Land- schaft ist völlig durch Heidesand ausgeebnet, und die grossen Blöcke sind offenbar nur durch ihr Hervorragen aus solcher Decke gefunden worden. Man ist genöthigt, nach den beob- achteten Thatsachen den Durchschnitt des Demeagg aufzufassen wie in Tafel V. Figur 1. Trotz der Anwesenheit so vieler grosser Blöcke fehlt es hier völlig an geeigneten Steinen zum Pflastern, denn obgleich die Chaussee von Klinkern gebaut ist, sind in Rolde selbst ET ru ek ee Tr Are pe ı — nn EU AN 291 doch nur wenige Höfe und Hofzugänge mit spärlich zusammen- gesuchten Steinchen gepflastert, und ebenso ist Assen, der Hauptort dieser Provinz, ein von Moor und ebenen Heiden umgebenes Städtchen, mit belgischem Marmor gepflastert und nur an einzelnen Strassenecken mit nordischen Geschieben — der beste Beweis, dass das Diluvium hier nicht die eigentliche Oberfläche bildet, sondern mit einer dünnen Decke von Heide- sand verhullt ist. Nichtsdestoweniger gelang es uns, in einer Lehmgrube bei Rolde, ausser den gewöhnlichen Granit- und Gneusgeschie- ben, mit baltischem bryozoenreichen Feuerstein auch finlän- dischen Rappakivi und einen schönen Elfdaler Porphyr mit grossem, deutlich ausgeprägtem Gletscherschliff zu finden. Diese Beobachtungen würden aber sämmtlich nur auf die oberste Abtheilung des norddeutschen Diluviums, den kalk- leeren Decksand, die ihm untergeordneten kalkarmen Lehm- partien und den ihn ersetzenden Decklehm hinweisen. In Deutschland liegen diese fast ohne Ausnahme discordant auf dem aus scharf begrenzten Sand- und Mergelbanken gebildeten Mitteldiluvium, welches erst im Osten des ganzen Flachlandes, wie im Osten der cimbrischen Halbinsel, nackt zu Tage geht, aber auch dort erst die Gliederung der Formation deutlich beobachten lässt, In Uebereinstimmung damit steht denn auch Starıng’s oft betonte Erklärung von der vorzugsweise grandigen Beschaffen- heit des Diluviums in Niederland, dem Zurucktreten der Lehm- lager und dem fast vollständigen Fehlen der Mergelbänke. Eben deshalb ist das scandinavische Diluvium dieses Königreiches nur mit den weniger fruchtbaren Theilen der- selben Formation im Bremischen und Luneburgischen, in der Bramstedter Heide von Mittelholstein und den Schleswigschen Heiden nordöstlich von Husum zu vergleichen und ist trotz ausserordentlicher Anstrengungen der harten, auch dort noch niedersächsischen Bevölkerung, trotz der ausgezeichneten Wasser- Communication, welche die Regierung geschaffen, in jedem grösseren Complex nichts als eine öde, völlig unbewiältigte Heide. Dieselbe ist eben nur dort unter den Pflug genommen, wo ihre Abhänge gegen das vergrabene Hochmoor von dem Ueberflusse dieser Bodenart gepflegt wurden, um wenigstens Roggen und Buchweizen in freilich ununterbrochener Folge FTIR TE EEE EEE SE We N ar ee ne a BEN 3 Me tragen zu konnen. Selbst kleine Diluvialhügel, welche in- mitten des Moores auftreten und leichter zu bezwingen waren, sind entweder gar nicht, oder nur zur Hälfte urbar gemacht, und trotz der Nähe der reichen Marsch und der in höchster Blüthe stehenden Moorcolonien, welche den Acker unterstützen, trotz der sichtbaren Wohlhabenheit der reinlichen, ordentlichen und besonders sparsamen Bewohner, welche ihn pflegen, ist es kaum möglich, sich vorzustellen, dass dieser fürchterlich sterile Boden derselben Formation angehört, wie z. B. der unerschöpflich reiche Boden der Insel Alsen. Herr Starına hat bei der Anlage seiner Karte im Ge- biete des Diluviums durch die verschiedene Schraffirung nicht verschiedene Etagen der Diluvialformation, sondern nur ver- schiedene Facies derselben andeuten wollen. In dem später veröffentlichten Schlussel far seine Farben und Buchstaben hat er die Unterschiede specieller definirt, wie folgt: s. scandinavisches Diluvium; Granite und viele Kreide- feuersteine, aus dem Nordosten bis zu Finland hinauf herstammend; g. gemengtes Diluvium; das scandinavische Diluvium mi Granit und Feuerstein, gemengt mit Steingrus aus Münsterland, dem Teutoburgerland und den Rhein- uferlanden; r. Rheindiluvium; ohne Granit, aber mit Basalt und anderem aus den Rheinufern stammendem Steingrus; m. Maasdiluvium; ohne Granit und Basalt, abstammend aus den Ardennen; v. Feuersteindiluvium in Limburg; verwitterte und aus- gespülte Lagen der Kreideformation, grösstentheils bedeckt durch Maasdiluvium und Löss. Daraus ist ersichtlich, dass STARING an eine verticale Gliederung der Diluvialformation, wie sie jetzt in Deutschland erstrebt wird und auf den Karten von Norddeutschland zur Anschauung gebracht werden soll, nicht weiter gedacht hat. Es galt daher gerade für uns, zu untersuchen, ob nicht in Niederland ebenso gut Wie in Deutschland das scandina- vische Diluvium unter den obersten Lagen auch deutlich ge- schiedene ältere Theile enthalte, welche gelegentlich zu Tage ausgehen ? 293 In der That schienen uns dergleichen schon seit langer Zeit daselbst bekannt und nur nicht von dem übrigen Dilu- _vium unterschieden zu sein, weil sie in der Oberfläche neben _ einander liegen und an keiner Stelle in ihren Lagerungsverhält- nissen beobachtet werden können. Einer von uns hat bereits in den Mittheilungen des Vereins nördlich der Elbe1859 pag. 87 „über Dolomitgeschiebe in Holstein‘‘ darauf hingewiesen, dass die seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bekannte Fundgrube silurischer Petre- facten, der Hondsrug bei Groningen, in ihrem wesentlichen Inhalte mit den mitteldiluvialen Schichten von Schulau an der Elbe übereinstimme. Die erste wissenschaftliche genaue Studie über einen Diluvialhaufen des Flachlandes ist die Lithologia Groningana von Brucmans 1781, und sie war genau genug, um selbst aus der Ferne den petrographischen Inhalt beurtheilen zu können, der auch, soweit er petrefactenreiche Kalksteine begreift, durch F. Rornmer allen Zweifeln entrückt ist. Leider war es uns jetzt an Ort und Stelle nicht möglich, die Thatsache, dass sich auch die bunten silurischen Dolomite des Gletschermergels von Schulau im Hondsrug vorfinden, an einer offenen Grube zu bestätigen, da sich dergleichen auf dem ganz mit Häusern und Gärten besetzten Hügelrücken nicht vorfinden. Ebensowenig Auskunft gewährte in dieser _ Richtung das Museum der Universität Groningen, in welchem der Geschiebereichthum des eigenen Bodens nur palaeonto- logisch, aber nicht petrographisch repräsentirt ist. Aber es gelang uns doch, einerseits in dem Grand der öffentlichen Fusssteige und einiger privaten Gartenwege, an- dererseits durch die Hilfe einiger Arbeiter im Stadtpark un- mittelbar unter der Oberfläche des letzteren einen mergeligen, scandinavischen Diluvialgrand zu beobachten, welcher durch (das leuchtende Roth der Feldspath- "und Granitbrocken, wie durch seinen ganzen übrigen Inhalt das unverkennbare Ge- präge des Mitteldiluviums an sich trug, und durch die Ueber- fülle silurischer Kalkbrocken ein Seitenstuck zu den gleichen “ Anhäufungen auf dem Vorsprung von Jever im Grossherzog- thum Oldenburg und von Schobull nördlich von Husum - abgiebt. Der Inhalt des Hondsrug an Gesteinen war auch in dem 294 bunten Mosaik einiger eingehegten Trottoirs der Stadt an- ‚schaulich genug repräsentirt, und zum besonderen %lück waren am Kanal vor der Stadt die ausgebrochenen Pflastersteine einiger Strassen aufgehäuft. Diese bildeten ein vollständiges, durch nichts Fremdartiges entstelltes Sortiment aller scandi- navischen Gesteine des Mitteldiluviums, und bier gelang es uns, nicht weniger als fünf verschiedene Varietäten der silu- rischen Dolomite aufzufinden, deren Anwesenheit früher ledig- lich aus Brucman’s Charakteristik erschlossen worden war, Eine fernere Bestätigung erhielt diese Thatsache später durch die von BRuUGNAns selber gesammelten Handstücke, welche noch im Museum zu Leyden mit den alten lateinischen Charac- teristiken aufbewahrt werden und unter denen zahlreiche Par- allelstücke zu den obersilurischen Gesteinen von Schulau ge- funden wurden. Als silurische Dolomite sind unter diesen namentlich ganz unzweifelhaft Nr. 14765 Margodes violaceus, und _ Nr. 14717 Margodes argillaceus lamellaris, lamellis fluctuan- tibus. — Ein weniger aus Steinbrocken gehäuftes, noch mehr dem Mitteldiluvium von Schulau durch Lehm und Mergel ent- sprechendes Vorkommen bietet die Insel Urk, welche nur 1800 Meter iang, 600 Meter breit ist, und nur zu # aus Di- lavium mit schroffem Abfall gegen das Meer besteht. Da dieser kleine Diluvialrest wie schon erwähnt, eine besonders genaue Specialuntersuchung durch Herrn Professor HARTING erfahren hat und dessen Beweisstücke ebenfalls im Museum zu Leyden niedergelegt sind, so war ein Besuch derselben nicht erforderlich, und können wir aus Harrına’s Monogra- phie hinreichende Anhaltspunkte entnehmen, um auch diese gewöhnlichere Form des Mitteldiluviums als in Niederland vorhanden zu bezeichnen. Die oberste Lage daselbst besteht, ohne eine Hülle von Decksand, aus einem Lehmmergel von 8,3 Meter Mächtigkeit, röthlich und gelblich gefärbt, je nach den Mengen des Eisenoxydhydrates und in unverwittertem Zustande mit einem namhaften Gehalte von kohlensaurem Kalk, wie es überall in Norddeutschland, bei den zu Tage gehenden Mergellagern der Fall ist. Schon in der Tiefe von 3 Metern findet sich auf Urk ein Gehalt von 19,71 pCt. 295 kohlensauren Kalkes, was den besten mitteldiluvialen Mergeln an der Ostseeküste entspricht, Die Bestandtheile des sehr mageren unplastischen Lehms sind: runde Quarzkörner, scharfkantige Brocken krystallinischer Gesteine in wechselnden Mengen und formlose Theile von kohleusaurem Kalk und Eisenoxydhydrat als Erfüllung der Lücken zwischen diesen. Der Lehm ist ohne eigene Muschel- reste auch ohne Foraminiferen und sonstige mikroskopische Organismen. Diese ganze Bank ist erfüllt mit grossen und kleinen Steinen, worunter Granite von mehr als 2 Meter Durchmesser genannt werden. Unter den Steinen über Haselnussgrösse gehörten 27,7 pCt. zu Granit und anderen Orthoklasgesteinen, 53,8 pCt. zu den festen Kalksteinen, 3,5 pCt. zur Kreide, 2.2 pCt. zum Feuerstein, 5,6 pCt. zu verschiedenen Sand- steinen, ein Verhältniss, das nur etwa in dem Zurücktreten von Kreide und Feuerstein etwäs von den baltischen Mergeln abweicht. Unter dem gelbrothen folgt ein schwarzgrauer Mergel von reichlich 1 Meter Mächtigkeit mit denselbigen Gesteinen und darunter ein kalkfreier Sand, wie es scheint, ohne Gestein- brocken, welcher nicht weiter in die Tiefe verfolgt und auf seinen Inhalt nicht untersucht ist, von dem es also zweifelhaft bleibt, ob er dem Unterdiluviam oder etwa dem Miocänsande angehört, welcher bei Sylt den ganz gleichen Lehmmergel des rothen Kliffs unterteuft. | Ganz unvergleichbar mit den baltischen Mergeln der- selbigen Art ist auf der Insel Urk nur, dass von Harrıne ein wesentlicher Procentsatz der Kalksteine als weisser und gelber Jurakalk bezeichnet wird. Aber während alle andersfarbigen Kalksteine nach ihren Petrefacten als obersilurisch erkannt sind, ist dieser weisse und gelbe Jura- kalk durch Harrıng nur nach seiner Aehnlichkeit mit Portland- stein und mit lithographischem Kalkstein von Solenhofen in Farbe, Dichtigkeit und ebenem und muscheligem Bruch bestimmt. Nach den im Museum zu Leyden aufbewahrten Muster- stücken dieses Gesteines dürfen wir jetzt mit Bestimmtheit aussprechen, dass dieselben ebenfalls der Silurfor- mation angehören. Zum Beweise dessen sei es uns gestattet, aus der bereits 296 oben eitirten Abhandlung über Dolomitgeschiebe in Holstein einen Passus zu citiren, welcher wohl keinen Zweifel an der Identität beider Vorkommnisse zulassen wird. Es heisst da- selbst pag. 82: | „Was mir aber besonders interessant und merkwürdig „war, ist das Uebergehen der rothen und gelben sandigen „Dolomite in rothe und gelbe dichte Kalksteine von „eigenthümlich feinem Korn und durchaus unsplitteri- „gem, ebenem und muschligem Bruch, der dem „des lithographischen Steins aus der bairischen „Juraformation nichts nachgiebt. „Die Farbe dieses feinen dichten Kalksteins ist oft so „zart rosig violett, seine Oberfläche in den runden Ge- „schieben so glatt und unzersetzt, dass er durch diese auf- „fallenden Charaktere das Auge anzieht und dem Sammler „nicht leicht entgeht. „Der dichte violette Kalkstein war mir denn auch fast „aus allen Theilen Holsteins, wo Korallensand und Korallen- „mergel vorkommen, bekannt, obgleich immer nur in klei- „nen vereinzelten Blöcken, während ich ein Vorherrschen „desselben unter den anderen Kalksteinen bisher einzig und „allein zu Eldena bei Greifswald in Pommern und zu Ra- „densleben bei Neu-Ruppin in der Mark Brandenburg beob- „achtet habe. „Die schöne Dichtigkeit und der bald völlig ebene, „bald muschelige Bruch, der bei jedem ersten Schlage ein „vollkommen gestaltetes Handstück liefert, die rosenrothe „Farbe, die das Auge selbst in den gelben und weis- „sen Stücken (als Wolke) noch erkennt, wenn es einmal „die Uebergänge verfolgte, die Handlichkeit der Blöcke, „welche glatt geschliffen sind, machen das Gestein zu einem „Liebling des geognostischen Hammers, so dass bald eine „Verwechselung mit anderem Geröll nicht möglich ist. Es „ist arm an Versteinerungen, und selten wird etwas an- „deres als Ortboceratiten darin gefunden; diese sind „aber nicht dicker als eine gewöhnliche Bleifeder, stets in „weissen durchsichtigen Kalkspath verwandelt, daher „unbestimmaar, und mit einer tief blut- bis kirschrothen „Rinde umgeben, welche Zeichnung, da sie auch andere 297 „eben so späthige Partien des Gesteines rändert, noch mehr „undeutliche Petrefacten in demselben verräth. „Mit diesen, unter den Geschieben weit verbreiteten, „und entweder überhaupt häufigeren, oder seiner auffallen- „den Eigenschaften wegen leichter wahrgenommenen Kalk- „stein stehen die Dolomitvarietäten von Schulau in der „innigsten Verbindung durch Uebergänge jeder Art, „jazum Theil sogar durch Verwachsung.“ Durch diese vor vielen Jahren geschriebene Charakteristik, welche auf alle Harrınag’schen Musterstücke anwendbar ist, wird, wie wir glauben dürfen, die Herkunft der Gesteine, welche dem weissen Jura anzugehören scheinen und deren Ursprung Harrıng gerade deshalb vergebens zu finden suchte, hinreichend erläutert und dadurch zugleich die identische Zu- _ sammensetzung des Mitteldiluviums in Holland und Nord- deutschland wieder hergestell. Da Harrına kein anderes Petrefact darin gefunden hat, als die Spur eines Pentacriniten, so durfte sich auch diese vielleicht noch als Bruchstuck eines der bleifederdicken späthigen Orthoceratiten erweisen. Ebenso kann es wohl nicht fehlen, dass die anderen von Herrn Har- Tıng erwähnten Kalksteine von violetten, rothen, fleischfarbenen und seegrunen Flecken, ganz wie sie in den Uebergängen des lithographischen dichten Kalksteins zu den zuckerkörnigen Dolo- miten sich finden, dieser durch seltene Farben ausgezeichneten Gruppe von Silurgesteinen angehören. Auch die Insel Wieringen, nahe bei dem Helder, und der bis zu einer Höhe von 15 Metern ansteigende Diluvialkern der Insel Texel dürfte dem Mittel-Diluvium angehören, doch ‚ist dies nur Vermuthung und weder auf fremde noch eigene "© Beobachtungen gestützt. -— Mit grösserer, auf eine freilich sehr lückenhafte Autopsie gestützter Wahrscheinlichkeit weisen _ wir auch den Kern der Diluvialpartie von Steenwyck und Steenwyckerwohld dem Mitteldiluvium zu, denn die gemeldete Verschiedenheit der Lehmsorten im Einschnitt, die fruher dort gegrabenen Mergel, die im scandinavischen Diluvium Nieder- lands sonst ungewöhnliche Fruchtbarkeit des Bodens, und der im Canal bei Steenwyck früher getroffene Diluvialsandstein, _ ein charakteristischer Bestandtheil des Mitteldiluviums,, geben ‚dies genügend zu erkennen. Sonach würde, wenn man die Spitze des Hondsrug, welche von Seemarsch umgeben ist, als Un Zeits. d.D, geol, Ges. XXVI, 2. 20 298 frühere Meeresküuste anspricht, das Mitteldiluvium in Nieder- land überall den Rand des jetzigen Meeres bezeichnen, wahr- scheinlich in Folge einer Denudation bei der ersten Erhebung. Von ganz besonderer Wichtigkeit erschien es der Com- mission, und sie hat es durch zweimalige Untersuchung in pleno an allen erreichbaren Punkten festzustellen gesucht, dass auch jene unterste Abtheilung des norddeutschen Dilu- viums, welche sich an einigen Stellen durch eine marine Fauna auszeichnet, die der jetzigen Fauna derselben Breiten entspricht, in Niederland gefunden wird, nämlich in den Um- gebungen von Winschoten. Zwar ist es nicht gelungen, durch Petrefacten diese That- sache zu erhärten, vielmehr erschienen sogar am Nordost- abhange des Winschotener Hügels gegen die Marsch hin, irre- leitend, Susswasserschnecken in dem Ausgehenden dieses Thones, allein es war deren Herkunft durch ein späteres Localbecken doch leicht festzustellen, und eine allseitige Er- wägung der Umstände führte zu dem oben erwähnten wichtigen Resultat. Der Thon von Winschoten ist schwarzgrau und vollig frei von Geschieben oder Sandkörnern, brauchbar sowohl zu vorzüglichen Dachpfannen als auch zu Chausseeklinkern, da er, wie aller Diluvialthon, seinen Kalkgehalt nicht in Körnern oder gar Steinchen enthält. Er geht an manchen Stellen völlig zu Tage, nicht blos an den südöstlichen Rändern des Hügels von Winschoten ausbeissend, sondern auch flächenweise, z. B. auf der Gemeinweide zwischen Stadt und Eisenbahn; auf den Ländereien nach Zuiderveen zu, in den Gräben der Aecker und Wege; in der dort betriebenen grossen Ziegelgruabe. — Wo er || bedeckt ist, besteht die Decke nur ausnahmsweise aus einer Sandwehe, in der Regel ist sie entschiedenes Oberdiluvium ‘| des Decksandes, der aber auf den Berührungsstellen theilweise | Brocken, Knollen, Schollen und losgebogene Schichten des bedeckten Thones aufgenommen hat. Auf dem Hügel von Heiligerlee geht er ebenfalls zu Tage, | und zwar in den Ziegelgruben, welche dem Canal zunächst liegen, Auch hier ist er sonst verhüllt von einem deutlichen u 299 ' Decksande, namentlich auf der sanften Erhebung, die das herr- liche Nationaldenkmal der Niederländer trägt, während auf den Ziegelgruben bei Klosterholt nach dem noch unvergrabenen Theile des Hochmoors hinuber, eine sehr dunne Decke von Mitteldiluvium, voll von den deutlichsten Gletscherspuren zwi- schen Decksand und Altdiluvium eingeschaltet ist. Der Thon von Winschoten gleicht in mancher Beziehung, namentlich durch seine ungewöhnlich dunkle Farbe den mio- canen Glimmerthonen, und bei dem Mangel an Petrefacten war eine Zeit lang in der Commission mehr Meinung für diese Ansicht. Bestärkt wurde dieselbe, als oben unter der Marsch südöstlich vom Winschotener Hügel neben dem Wege nach Westerlee ein schneeweisser Glimmersand gefunden wurde, den man zunächst als einen Bestandtheil des unter die Marsch hinabreichenden Geestbodens betrachten musste. Da aber dieser von Starına als ein regenerirter Glimmersand mit aufgespulten Bruchstücken zerstörter Braun- kohlenflötze und Bernstein erkannt ist, der wahrscheinlich den Alluvialschichten der Marsch mit angehört, so kommt er für die Deutung der älteren Schichten nicht in Betracht und da sonst alle anderen Umstände für den alten Diluvialthon sprechen, so entschied sich die Kommission schliesslich für diese Meinung. Wesentlich fiel dabei in die Wage die für diese Thone so charakteristische Marmorirung, und dann die Verbindung der einzelnen Brocken durch ein hellgraues, äusserst feinsan- diges Mergelmehl, Das letztere dient in seiner wunderlichen petrographischen Verwendung als Füllungsmittel zwischen den getrennten Stucken des Brockenmergels und seiner Coätanen am leichtesten zur Erkennung dieser weit verbreiteten, meist sehr mächtigen und wenig wechselnden Tiefseebildung, welche den scandinavischen Geschiebetransporten zunächst vorherging resp. sie unterbrach. Der bis jetzt bekannt gewordene, Winschoten nächst- liegende Punkt des Vorkommens ist die colossale Ablagerung, welche bei den Tiefarbeiten des Hafens von Geestemünde ausgestochen wurde. Da derselbige Thon zwischen Winschoten und Groningen bei Zuidbroek, wo er in einer Tiefe von d Metern beginnt, mehr als 25 Meter Mächtigkeit gezeigt hat, da er ebenfalls 20* unter der Stadt Groningen mehr als 25 Meter mächtig, das Liegende des Mitteldiluviums bildet, und westlich von Gro- ningen bei de Leek verziegelt wird, so ist eine ausgedehnte Bettung des scandinavischen Diluviums durch das ältere stein- freie Diluvium, welches vielleicht unabhängig von den scandinavischen Bildungen ist, bereits dargethan, und die weitere Verfolgung dieses Gegenstandes durch nieder- landische Geognosten wünschenswerth. Dabei wird es nicht blos erforderlich sein, die Abhänge des scandinavischen Dilu- viums nach Osten bei Ruitenbroek und Emmen, wo noch meh- rere Ziegeleien liegen sollen, darauf zu prufen, und die bessere Begründung der Sache durch Petrefacten zu bewirken, seien es auch nur die kleinen Muschelkrebse, welche bei Segeberg denselben Thon erfüllen, sondern wesentlich wird es sein, festzustellen, ob nicht dieses bedeutsame Formationsglied sich auch als das Bette von einem Theil des gemengten oder gar des Rhein- und Maasdiluviums ergiebt, denn dadurch würde seine Selbstständigkeit eine noch grössere Bedeutung erhalten. Das gemengte Diluvium der Starına’schen Karte haben wir, wie oben erwähnt, lediglich im Westen der Yssel untersucht, weil der östliche Theil desselben, welcher die Ausläufer der deutschen Gebirge berührt, durch deren un- mittelbarste Abfälle zu stark ubermengt ist, um die Producte aus grösseren Entfernungen gehörig scheiden zu können. In dem westlichen Theile dieses gemengten Diluviums, in Gelderland und Utrecht, haben wir aber so wenig von Bruchstücken der münsterländischen und teutoburgischen Ge- birge gefunden, dass uns ein solcher Inhalt in dieser Partie fraglich geworden ist. Auch von scandinavischen Bestandtheilen fanden wir in diesem Diluvium Anfangs keine Spur. Am ÖOstabhange des Veluwesaums trafen wir in tiefen Gruben feldspathfreien weissen Sand ohne Steine, bedeckt von Grand und einem schwach lehmigen Sande, welche zwar den Habitus mancher scandinavischen Diluvialhügel ziemlich genau wiederholten, allein doch ausschliesslich von rheinländischen Steinbrocken gebildet wurden. Das Einzige, was an bekannte Gesteine aus Norddeutsch- land erinnerte, waren gewisse braune und mehr oder weniger blaue Hornsteine und Feuersteine ohne Bryozoen, aber gerade Bi 301 : von diesen ist neuerlich durch ihre starke Ansammlung in den miocänen Sande der Insel Sylt wahrscheinlich gemacht, dass sie gar nicht zu den scandinavischen Geschieben ge- hören, sondern, obgleich silurischen Alters, doch wahrschein- lich südlicher Abkunft sind. Nur der Umstand, dass auf der Linie von Arnheim nach Zutphen am Fusse des Abhanges der Veluwe sich Buchen- alleen von unubertrefflicher Schönheit finden, deren schlanke Stämme 70—80 Fuss kerzengerade in die Höhe gehen, machte die Vermuthung rege, dass hier das scandinavische Mittel- diluvium in der Tiefe liegen möge, welches den ausgezeich- neten und berühmten Buchenwuchs der deutschen und dänischen Ostseeküsten trägt, und dass die sandig- grandige Oberfläche nur eine Art Decksand sei, welcher hier vorzugsweise durch rheinische Gesteine beeinflusst werde, Bei den späteren Untersuchungen wurde daher diese Frage in der Gegend von Arnheim einer näheren Prüfung. unter- zogen. Dabei zeigte sich, dass der freudige Wuchs der Buchen sich nicht auf den Fuss der Hügel beschränkt, sondern sich an den Abhängen hinaufzieht und theilweise auf das Plateau und die Höhen verbreitet. Die Erscheinung wird gerade auf der Höhe noch auffallender, weil deren unbepflanzte Strecken mit Heide ohne Uuterbrechung bedeckt sind, und sich in allen tiefen Gräben und Grandlöchern nur der magerste feldspath- leere Sand mit rheinischem Quarzgeröll und Jaspiskugeln zeigt. Geleitet durch den vollkommeneren Wuchs der Buchen suchten wir beharrlich nach scandinavischem Lehm und be- sonders nach Mergel in der Tiefe, allein vergebens. Wir fanden nicht blos diesen nicht, sondern überhaupt weder Lehm noch Mergel, immer nur den erwähnten, allen Prämissen nach absolut unfruchtbaren Grand. Die sorgfältigste Umfrage bei a Landleuten und Erdarbeitern führte zu demselben negativen Resultat. . Endlich trafen wir in dem Park des Gutes Wardisborn, an einer Stelle, wo die Buchen gerade ihre schlanksten Schäfte zeigten, eine Lehmgrube, wurden aber freilich durch deren Inhalt höchlich überrascht. Die Figur 2 giebt ein Profil dieser Grube. Unter einer etwa zweifüssigen Decke des allverbreiteten rheinischen Grandes zeigte sich ein weisser steinfreier Schluff, a < j SE A gu | RE a te 5 EN a: ’ * = . r A hr nz u er 302 der zwar im feuchten Zustande von lehmiger Beschaffenheit ist und einige Consistenz hat, im trockenen Zustande aber staubig wird und nichts enthält, als den allerfeinsten, unter dem Mikroskope deutlich erkennbaren Quarzsand, welcher aus wasserklaren, scharfkantigen Körnern ohne Bindemittel besteht und in seinen weichsten Theilen einen wirklichen Tripel un- organischen Ursprunges bildet. Die ziemlich senkrecht stehende Wand dieses scheinbaren Lehms, dessen geneigte Schichtung durch den bedeckenden Grand abgeschnitten wird, ist oben weiss, unten leicht gelblich marmorirt, und unterhalb der Grubensohle licht grau gefärbt. Einige kesselartige oder vielleicht in ihrem weiteren Streichen grabenartige Vertiefungen, welche von dem Deckgebirge gleich- mässig verhüllt worden, sind mit Grand erfüllt, der ein etwas mehr lehmähnliches Bindemittel von gelber Farbe zu haben scheint, das aber auch nur aus demselben Schluff mit Eisen- oxydhydrat besteht. Von Kalk oder Kali war in der Grube keine Spur zu gewahren. Das Ganze bildet also einen Boden, welcher nach den üblichen Vorstellungen am allerwenigsten dem Buchenwuchs genügen könnte. Seine Buchen aber sind von vollendeter Schönheit, und fast ebenso schön sind sie in der Nachbar- schaft, wo diese scheinbar lehmige Lage fehlt, und wo die Brunnen durch den gleichbleibenden quarzigen Sand und Grand 25 bis 30 Meter tief bis auf den Wasserstand der Yssel ge- graben werden müssen. Bei der sandigen und hartgrandigen Beschaffenheit dieses Bodens und seiner grossen Kalkarmuth sollte man entweder Föhren oder Eichen als Waldbaum erwarten, weil diese mit den Bodenbestandtheilen leicht befriedigt sind, und nur für ihre Pfahlwurzel einen tief-gelockerten Untergrund fordern. In manchen Gegenden, wo sandige und kalkige Gesteine oder Erden hart aneinander stossen, wie z.B. auf dem Teuto- burger Wald, bezeichnet die Grenze des Buchenwuchses gegen das Nadelholz oder die Eichen ganz scharf die Grenze der Gesteine. Hier aber bei Arnheim erscheinen weder Eichen noch Föhren freiwillig im Sande, die Buche aber so sehr, dass die Bodenart selbst im Volksmund als Beukengrond be- zeichnet wird. Wir selber sahen auf der Höhe der kahlen und grandigen Heide, wo der heftige Wind die quarzigen 303. Rheinkiesel selbst vom Sande blosfegt, junge Buchenanpflan- zungen im besten Wachsthum, und sahen selbst Buchenalleen dort anlegen, in Pflanzlöchern, in welche selbst der verwe- genste deutsche Forstmann auf nordischem Grandboden weder Eichen noch Föhren noch Vogelbeeren als erwachsene Allee- bäume setzen würde; und doch hat der nordische Grand un- serer Heiden alle die kalk- und kalireichen Feldspathgesteine, die hier fehlen, und hat den Feuerstein, der so viel leichter löslich als Quarz und wohl nie ganz kalkleer ist. Abgesehen von dem hier gewonnenen unerwarteten geo- gnostischen Resultat verdient diese Erscheinung wohl die Be- achtung der Forstleute, um, durch Vergleichung mit den anderen Lieblingsbodenarten der Buche auf den dänischen Inseln, in Schleswig - Holstein und auf Rügen die Lebensbedingungen dieses hochgeschätzten Waldbaumes näher als bisher fest- . zustellen. Die untersten Schichten der Veluwe bei Velp im Norden von Arnheim bestehen aus einem weissen Sande, in welchem keine Geschiebe gefunden werden, und dieser Sand aus feinen und höchst feinen Quarzkoöornern ohne andere Bestand- theile gemengt, von denen die ersteren gerundet, die letz- teren scharfkantig sind, hat keinerlei Kalkgehalt und nichts, was an scandinavisches Diluvium erinnern könnte. Ebenso wenig war in dem grossen Eisenbahn - Einschnitt des Veluwesaumes zwischen Arnheim und Wolfheze ein Kalk- gehalt des Sandes zu spüren. Figur 3 giebt ein Bild des Durchschnitts, in welchem jedoch nichts bemerkenswerth ist, als dass bei 2 sich eine dunne Schicht von Rheingeröll ein- lagert, während die horizontalen Bänke 3 und 4, sowie die ab- schneidende Geröllbank 5 frei von Kalkgehalt, frei von Lehm- oder Thonbeimischung, frei von Feldspathen, aber mit Milch- quarzen so erfüllt sind, dass die Sandmassen fast dem Tertiär- sande ähnlich werden. In diesem grossen Einschnitt, der noch fortwährend er- weitert wird, und dessen Inhalt zu untersuchen die beste Ge- legenheit war, fand sich kein einziges Bruchstück scandinavischer Gesteine, nichts anderes als Quarzite, Sandsteine, Grauwacken, an den Kanten nur schwach abge- rundet, niemals gerollt, Grauwackenschiefer, Kieselschiefer, Serieitschiefer und andere auf dem Uebergang zu flaserigem Gestein stehende Thonschiefer, sowie die löcherigen und zacki- 4 gen Quarze, welche als Gang- und Trummgesteine aus diesen Schiefern abstammen; dann zahlreiche gerundete Quarze, eiförmige Jaspiskugeln , löcherige, präsumtiv silurische Feuer- und Hornsteine und Basalte. Das einzige weichere Gestein zwischen dieser harten An- sammlung ist Thoneisenstein in der Form von Eisennieren und zum Theil beträchtlicher Grosse, die aber offenbar zur Zeit des Transportes auch harte thonige und sandige Sphäroside- rite gewesen. ° Wir können nicht leugnen, dass der Anblick dieses tiefen Einschnittes iu einen Hügel von fast 50 Meter Meereshöhe herabreichend bis fast auf das Niveau der am Rhein gelegenen Stadt Arnheim, uns an dem gemengten Charakter dieses Dilu- viums irre machte, wenn wir uns auch gegenüber den viel zahlreicheren Beobachtungen der niederländischen Geognosten bescheiden mussten. Diese scandinavischen Bestandtheile fanden wir denn auch in der That später weiter westlich nach Utrecht zu in dem noch grösseren und tieferen Einschnitt der Zeisterheide bei _ Maarn. Wir dürfen aber wohl der ganzen äusseren Erschei- nung nach annehmen, dass die Zeisterheide und die Veluwe einen zusammenhängenden Diluvialkörper von gleicher Ent- stehung ausmachen, und dass das merkwürdige Geldern’sche Thor zwischen den beiden vorspringenden Spitzen dieser Diluvial-Landschaften bei den Schanzen von Grebbe und Wa- geningen keinen wesentlichen Unterschied derselben begründet. Die Figur 4 stellt ein ungefähres Profil des Einschnittes bei Maarn vor. Di Ausser den oben erwähnten rheinländischen Gesteinen fanden sich hier noch vereinzelt Sandsteine mit kohlenreichen Pflanzenabdrücken, rothe Quarz - Conglomerate, Kieselschiefer- Conglomerate, Hornsteine mit dichtgedrängten Entrochiten- räumen und sehr häufig ein blauschwarzer, scheinbar graphi- tischer, feinkörniger Glimmerschiefer von grosser Härte und Zähigkeit, durchsäet mit Schwefelkies in vollkommen scharf- kantigen glänzenden Würfeln, also von einem Habitus, dass seine Ursprungstätte, wenn sie irgend wo blosliegt, unzweifel- haft festgestellt werden kann. Alle diese waren offenbar sud- lichen Ursprungs, und ebenso die Basalte, welche grösser P>-- 7 Bea Fa ee 305 waren und einen mehr säulenförmigen Habitus zeigten, als scandinavische Basalte. Gleichfalls war sämmtlicher Grus und alle kleineren Steine rheinländischen Ursprunges. Erst in der Grösse von 1 Fuss Durchmesser zeigten sich einige wenige scandinavische Blöcke, während alle Blöcke von zwei und mehr Fuss im Durchmesser scandinavisch waren. Nur ein einziger Rheinlandsblock von Grauwacke erreichte die Grösse von 6 Cubikfuss. Besonders bezeichnend für dieses Grössenverhältniss war es auch, dass nicht ein einziger baltischer Feuerstein im Ge- röll gefunden wurde, und nur drei Blöcke desselben von un- gewöhnlicher Grösse. Unter den scandinavischen Blöcken zeigten sich vorwie- gend grobkörniger rother Granit und Gneus, violetter Sand- stein und Quarzit, Hornblendeschiefer, Diorit und Diorit- porphyr. | Zu unserer nicht geringen Verwunderung fanden wir in dieser Gesellschaft auch einige Zeugen des Mitteldiluviums, namlich den hinreichend bekannten silurischen Backsteinkalk in einem Blocke von 10 Cubikfuss, so gross, wie man ihn unseres Wissens in Norddeutschland noch nicht getroffen, gänzlich zum Kieselskelett reducirt, einen grossen Block spä- thigen gotländischen Korallenkalksteins tief bis ins Innere zer- fressen, und drei grosse Blöcke der vorhin erwähnten silu- rischen Dolomite, welche bis auf grosse Tiefe zu einem Sande von kleinen Bitterkalkrhombo&dern zerfallen waren. Nach allen vorhandenen Zeichen mussten wir annehmen, dass alle grossen scandinavischen Blöcke aus der Tiefe ab- stammten und entweder im tieferen Niveau eine Beimischung des sonst durchaus rheinländischen feldspathfreien Sandes und Grandes bildeten, oder noch wahrscheinlicher, die Zubehör einer localen von unten heraufreichenden Mergel- und Sand- masse, welche bereits fortgeräumt war. Da die in Angriff befindliche Wand aus ziemlich stein- leerem Sande bestand, so müssen wir ein entscheidendes Urtheil hierüber suspendiren, können aber nicht umhin, dieses für uns wahrscheinliche Verhältniss als den zunächst festzu- stellenden Punkt auch für die deutschen Höhen von Eliten und Cleve zu bezeichnen. 306 Der Umstand, dass es in diesem Einschnitte nicht an grossen, wohl aber an kleinen Granitblöcken fehlt, dass auch in der Nähe von Arnheim durch tiefe Erdarbeiten nur grosse Blöcke gewonnen sein sollen — ferner die Thatsache, dass die Heide von Veluwe, welche mehr als irgend ein anderer Theil von Holland zum Bau von Steindenkmälern auf domini- renden Höhen einladet, solcher Steinsetzungen ganz entbehrt, während dieselben auf den niedrigen flachen Heiden von Drenthe zahlreich sind und auch auf den niedrigeren Höhen der öst- lichen Hälfte des wirklich gemengten Diluviums vorkommen — dieser Umstand spricht mit grosser Entschiedenheit dafür, dass das scandinavische Diluvium in Geldern durch rheinlan- disches verschüuttet und überdeckt ist, nachdem es bereits voll- standig abgesetzt war. Ziemlich zweifellos und aligemein ist die Thatsache an- erkannt, dass in der letzten Periode des scandinavischen Dilu- viums die grossen Blöcke auf den vorhandenen Gipfeln strandeten. | Geschah dies nun in Drenthe bei einer jetzigen Höhe von. 10 bis 20 Metern, zeigt sich aber am Rande der Veluwe weder auf dieser Horizontale, noch auf einer anderen, noch auf den bis zu 110 Metern reichenden Gipfeln etwas Aehnliches, wäh- rend sich doch die Blöcke, verdeckt von Rheinlandschutt, in entsprechender Tiefe vorfinden, dann liegt die Vermuthung nahe und verdient in vollem Maasse entweder Bestätigung oder Widerlegung durch eingehende Beobachtungen: dass das scandinavische Diluviumälter als das Rheindilu-. vium, ja dass dieses letztere hauptsächlich erst gebildet ist, als der Transport der grossen Blöcke, das Ende der Eisperiode, bereits erfolgt war. — Dass in den Tiefen dieses Einschnittes, wo jetzt nur rheinländischer Sand zu finden war, auch scandinavischer Sand angestochen worden ist, ja, dass unter demselben sich eine undurchlässige Mergelbank befunden habe, davon trafen wir unter den umherliegenden Steinen auf unumstössliche Beweise. Sehr zahlreich lagen nämlich neben den anderen Steinen grosse und kleine Schollen und Knollen des Diluvialsand- steins (früher local Korallensandstein genannt), welcher sich in der Regel innerhalb des Ausgehenden eines kalkhaltigen a Se 7 U 25 Der rn Zee ac 7, g} = 307 Sandlagers, wie es die scandinavischen Sande der mittleren Abtheilung sind, bildet, falls solches auf undurchlässigem Mergel liegt. Durch den Mergel wird das Tieferdringen des Wassers verhindert, welches den Kalkgehalt der oberen Sandschichten ausgelaugt hat. An dieser Stelle, wo ein langsames perio- disches Verdunsten eintritt, muss es den Kalk wieder absetzen und so den Diluvialsand zu einem festen Sandstein mit kal- kigem Bindemittel gestalten. Im Gebiete des eigentlichen Korallensandes bildet ein solcher Sandstein oft 1 bis 2 Meter mächtige Bänke, aus denen man Material für Grotten und und andere Parkbauten gewinnt und die in der Umgegend von Danzig sogar zu natürlichen Grotten und Höhlen Anlass gegeben haben. An den Küsten der Ostsee und der baltischen Landseen wird nicht selten, weil diese Schicht allein dem Abspulen widersteht, bei geneigter Schichtenstellung durch diese Bank ein wahres Riff gebildet, welches aus dem Gerölle des Stran- des hervorragend mit scharfer Oberkante ziemlich weit in das "Meer hinaus streicht. So einfach und naturgemäss die Bildung des Diluvial- sandsteins ist, so wenig er also in theoretischer Beziehung ein Interesse erwecken kanı, so wichtig ist er für den praktischen Geognosten, namentlich da, wo aus verschütteten Abhängen nur Schollen zu Tage kommen und wo, wie in diesem Ein- schnitte, der Sand fortgeräumt oder verunreinigt ist, aus wel- chem er entstand. Der Sandstein lehrt dann nicht blos, dass die obige Zusammenstellung eines durchlässigen kalkreichen Sandes über einem undurchlässigen Mergel vorhanden ist oder war, son- dern er zeigt auch die Bestandtheile des Sandes selber nicht blos unvermischt mit Abraum, sondern überdies in ihrer ori- ginalen Zusammenstellung und der Anordnung ihrer Schichten. In dieser wichtigen und lehrreichen Beziehung ist dem Diluvialsandstein eine viel grössere Aufmerksamkeit als bisher zuzuwenden und sind geeignete Handstücke desselben als Muster des vorhandenen Sandes und seiner inneren Anordnung für die Museen weit belehrender, als die besten genommenen Sandproben. Der Diluvialsandstein von Maarn nun, der einen nur un- 308 deutlich geschichteten, sehr feinkörnigen Sand durch Kalk verbunden darstellt, giebt bei der Auflösung in Salzsäure, welche sehr rasch mit Brausen geschieht, nur eine schwache Eisenfärbung, aber eine unerwartet starke Thontrübung. Sein Sand, der so fein ist, dass man ihn nur unter der Lupe son- dern kann, besteht aus sehr kleinen scharfkantigen und klaren und etwas grösseren gerundeten gelblich-trüben und milchigen Quarzkörnern mit vielen kleinen schwarzen Splittern, von denen aber nur wenige sich durch das Gewicht als Magnet- und Titaneisen, keine als Kohle ergeben, die meisten also wohl bei ihrer hornsplitterigen Gestalt als Hornblende anzu- sprechen sind. | Daneben ist etwas rother, gar kein kaolinisirter Feldspath, etwas vielfarbig metallisch glänzender Glimmer, kein weisses Glimmerblättehen und eine ziemliche Anzahl farbiger Edelsteine vorhanden, unter denen man auch ganz klare aquamarin-farbene gewahrt. Da nur die gerundeten gelblichen Quarze und die verein- zelten Milchquarze auf rheinländische Beimischung deuten, _ ohne sie zu entscheiden, so ist also der Sand, in welchem der Diluvialsandstein sich bildete, ein deutlich scandinavischer und wird den Anhalt für weitere Untersuchungen geben können. Starıng erwähnt eines heidnischen Götzenbildes von dem Tromperberge bei Hilversum, einer Zusammenstellung von einer grossen und vier kleinen Schollen sandigen Kalksteins, welche in einem künstlichen Hügel in aufrechter Stellung ge- funden wurden, und deren Herkunft STAarına nicht zu erklären weiss, da solche Geschiebe nicht vorkommen. Jedes Wort ‘ der Starıne’schen Beschreibung passt aber auf Schollen von Diluvialsandstein, und wunderbarer Weise ist eine eben solche Zusammenstellung von Schollen des Korallensandsteins 1848 am Osterhof bei Itzehoe unter der Erde getroffen, deren theil- weise Bearbeitung und Gruppirung damals ebenfalls den Ge- danken an ein Götzenbild der Vorzeit wach werden liess. Obgleich die vorhistorische Archäologie jetzt ein so enges Bündniss mit der Geognosie geschlossen hat, glauben wir doch die Ergründung der dahin gehörigen Fragen den Archäologen überlassen zu müssen, uns genügt es, die Herkunft des Steines gezeigt zu haben, über welche die niederländischen Geognosten und Arehäologen so mancherlei Hypothesen aufgestellt haben. ———— - Te Reste Bee \ Br ERNST LIE SEE DEFENDER n | 309 Wir müssen aber die Archäologen noch darauf aufmerksam _ machen, dass die gegenwärtige Gestalt der Steine jedenfalls nur ein Residuum der vormaligen Gestalt ist, dass dasselbe Agens, welches den Stein bilden konnte, an der neuen Lager- statte im Laufe des Jahrtausends ihn theilweise wieder in losen Sand verwandeln musste, ebenso wie es den oben er- wähnten Block des Backsteinkalkes zum blossen Kieselskelett aussog und die Dolomite in Rhombo&dersand zerkrümelte. Nach unserer Formationsbestimmung verlassen wir hier die Betrachtung des Diluviums, indem wir uns zu dem „Sand- diluvium“* des Herrn Starına wenden, das wir beide mit grosser Bestimmtheit als den Heidesand des Nordens und Ostens erkannten, und vollig mit einander übereinstimmend als „alteres Alluvium‘* bezeichnen. Die zweifellose Feststellung dieser Identität für alle fer- neren Untersuchungen war ein Hauptaugenmerk bei dem uns aufgegebenen Besuche von Niederland, da wir beide seit den Anfängen unserer Bekanntschaft mit dem Heidesande den- selben nach Beschreibungen für die ununterbrochene Fort- setzung des @ampinesandes hielten, und da nach einem Be- richte von FORCHHANMER auch STARING im Jahre 1860 diese Identität in Kopenhagen anerkannt hat. Dadurch wird nämlich ein sehr beständiger, gleichartiger und unverwechselbarer Horizont inmitten der jüngeren Bil- dungen gewonnen, welcher nicht durch ungeheure nur sehr zusammenhängende Flächen bis an die russische Grenze und bis an das Sandriff von Skagen einnimmt, sondern sich auch, selbst wo er auf ganz geringe Ausdehnung einschwindet, noch mit Sicherheit durch die Niveauverhältnisse unterscheiden lässt, Wir wollen übrigens nicht unterlassen, ausdrücklich hervor- zuheben, dass wir uns mit der Bezeichnung als älteres Allu- vium durchaus nicht in Gegensatz zu Herrn Starıne stellen, oder bei unserer ersten Feststellung des älteren Alluviums im Gegensatz befunden haben. Es spricht vielmehr für die Rich- tigkeit unserer Anschauung, dass Herr Srarıng, der gründliche Kenner dieser Formation, sie vollkommen billigt, wenngleich sein Name ‚‚Sanddiluvium‘“ und die Art der Darstellung des- selben auf der Karte dagegen zu sprechen scheinen. Bei der grossen Ausdehnung, Mannigfaltigkeit und wirth- + schaftlichen Bedeutung des Alluviums in Niederland war ee für die Uebersicht desselben wichtig, auf den Karten die völlig zersplitterten Diluvialinseln durch den Mantel des alten Allu- viums zusammen zu fassen, der sie zu geeigneten grösseren Körpern vereinigt, während andererseits bei der Massigkeit des norddeutschen und cimbrischen Diluviums es dort für die Uebersicht bedeutsam ist, die Unterbrechungen desselben durch das ältere Alluvium, welches stets eine wesentliche Niveau- differenz bezeichnet, anschaulich zu machen. Daher die ver- schiedene Darstellung bei gleicher Auffassung. An dieser Stelle dürften wir der Entwickelung der Gründe für unsere Altersbezeichnung überhoben sein, während wir es für wichtig halten, zur Feststellung der Uebereinstimmung in diesem Punkte die eigenen Worte Starıng’s einzuschalten. In seinem Hauptwerke ‚De Bodem van Nederland‘ sagt derselbe Band II. pag. 24. „Nach der Behandlung der übrigen Theile des Dilu- „viums muss dieses Sanddiluvium ganz abgesondert be- „sprochen werden, denn es hat sowohl seinem Ursprunge „als seiner Entstehungszeit nach nichts Anderes mit dem- „selben gemein, als dass aus ihm seine Bestandtheile ent- „lehnt sind, während der diluviale Zeitraum in „den alluvialen üuberging“, und ferner pag. 114: „Zu den Ablagerungen, welche oben mit dem Namen „Sanddiluvium bezeichnet sind, muss ein Theil des Dilu- „viums gebracht werden, welcher, jünger als alle anderen „dazu gehörigen Ablagerungen, auf diesen und am Fusse „der mit Grand und Steinen gefüllten Hügel liegt. Es ist „unzweifelhaft entstanden in dem allerletzten Theile des „diluvialen Zeitraums oder in dem allerersten des „darauf folgenden alluvialen, denn überall wo man es an- „trifft, liegt es auf dem Granddiluvium und unter den allu- „vialen Absätzen. Es kann daher beinahe mit eben so „grossem Recht zu dem einen wie zu dem anderen Zeit- „raum gezogen werden, und es giebt nur wenige | „Gründe, welche für die Meinung sprechen, dass i „das Sanddiluvium der früheren Periode ange- | Fe a a a \ REN ee RER KIT TEN. sl „hört, in der das gegenwärtige Verhältniss zwischen „Wasser und Land noch nicht bestand.“ 5 Wir haben, wie schon vorhin angedeutet, in Allem was wir von Niederland gesehen, nur Aehnlichkeiten und absolute Uebereinstimmung des Sanddiluviums mit unserem Heidesande und seiner fruchtbareren Zubehör, der Sandmarsch, gefunden und keinerlei Unterschiede wahrnehmen können, haben auch an vielen Stellen seine unmittelbare Fortsetzung in die Heiden benachbarter deutscher Provinzen beobachtet und überall die gleichen Beziehungen der Ueber- und Unterlagerung gegen benachbarte Formationen, sowie das höchst auffallende und charakteristische Fehlen aller Bestandtheile der ihn unter- teufenden Formationen constatirt. Ueber die Herkunft des Materials dieser grossartigen Steppenformation können wir uns hier nicht verbreiten, da die Untersuchungen hierüber erst anfangen, nur soweit können wir uns erklären, dass wir dasselbe keineswegs, wie Herr Starıng, als das einfache und unmittelbare Product zerstörter Diluvialhügel von gleicher Beschaffenheit wie die, welche jetzt noch aus dem Heidesande hervorragen, betrachten. Diese Diluvialhügel sind nur in seltenen Fällen an ihren Rändern von Wellen eines vormaligen Meeres benagt, auch stimmt der Heidesand lange nicht immer mit ihrem Sande überein. Aber auch wo dieses der Fall ist und wo es keine Schwierigkeit hat, die Abführung der suspendirten Lehm- und Mergeltheile bis in entlegene Meerestiefen zuzugeben, lehrt das Fehlen eines Strandwalles von grossen und kleinen Steinen am Fusse der Diluvialhugel, dass ein Abbrechen und Verwaschen derselben durch Wellen, wie an den heutigen Meeresküsten zur Zeit der Bildung des alten Alluviums entschieden nicht stattgefunden hat, Diese unsere Ansicht haben wir in den Niederlanden nur bestärkt gefunden, Wir trafen bei Rolde im unbestrittenen Gebiete des scandinavischen Diluviums den Heidesand als einen weissen, gelb marmorirten Schluff mit einer Anzahl weisser Milchquarze, welche jede Vergleichung mit dem scandinavischen Sande der benachbarten Hügel ausschlossen. Noch auftallender zeigt sich diesaErscheinung im Gebiete der eigentlichen holländischen und belgischen Campine, und besonders in den nordbrabantischen Maasgegenden, Hier, wo 312. das Maasdiluvium die Stelle des scandinavischen vertritt und in der That gar keine lehmähnlichen Bestandtheile enthält, sondern nur Quarzgrand mit Ardennengesteinen, hier ist der Heidesand von einem weissen Schlufflehm so erfullt, dass man Ziegeleien darauf anlegt — z. B. im Nordosten von Tilburg — und dass die Landwege der Formation, in deren Sand sonst die Räder bis an die Achsen hineinmahlen, festen Lehm- dielen gleichen. Auch im Norden und Östen des deutschen Flachlandes ist dieser Schluff oder scheinbare Lehm des alten Alluviums be- kannt. In Östpreussen wird er mit dem Namen Hundsdreck bezeichnet, weil sein Ansehen ein täuschendes ist, die Frucht- barkeit anderer Lebmsorten ihm aber gänzlich abgeht und er das Heidewachsthum ebenso zulässt wie der Sand. Ist er ja doch auch eigentlich nur ein feiner zerriebener Sand. Als eine Facies des Heidesandes möchten wir ihn mit dem Namen Heidelehm belegen. Wir haben rücksichtlich dieser Formation nur das Eine hervorzuheben, dass in den Maasufern, der deutschen Stadt Goch gegenüber, nicht, wie Herr StArıng vermuthete, sondern ganz wie er es auf der Karte ausgedrückt hat, diese Formation die einzige Terasse bilde. Der Aueboden der Maas liegt in einem ziemlich schmalen Thale, das in die Formation des Heidesandes eingeschnitten ist. Der letztere wird zwar, je naher er an die Maas tritt, um so fruchtbarer, doch ist dies mit der Sandmarsch bei Tondern und bei Bremen völlig ebenso, und mögen vormalige bedeutende Ueberschwemmungen hierzu mit- gewirkt haben. Bis auf 4 Fuss Tiefe ist die humose frucht- bare Beimischung zu merken, und an der Stelle wo das Maasthal eingeschnitten ist, scheint auch der Heidesand selbst nicht mächtiger zu sein. Schon in einer Tiefe von 4 Fuss wird Maasdiluvium getroffen, und auch im Flussthal liegt die jüngere Bildung nur mit 2- bis 3füssiger Mächtigkeit auf dem Maasdiluvium. Ueber die jungalluvialen Bildungen von Niederland können wir uns kürzer fassen, als über das Diluvium uud alte Allu- vium. Die Flachmoore (Lage venen), ursprünglich aus Wasserpflanzen entstanden und nachwachsend durch Sumpf- pflanzen, sind dasjenige, was man in Deutschland meistens als Lagunenmoore bezeichnet hat. Sie bilden jenen breiten Streifen, welcher die eigentliche Marsch von dem alten Allu- 313 vium zu scheiden pflegt, falls diese sich nicht unmittelbar be- ruhren, und sie sind niedrig, besonders im Verhältniss zu der Marsch, weil diese noch Jahrhunderte Jang durch Ebbe und trennt waren und durch spätere Entwässerung in sich zu- sammensanken. Die Sumpfmoore (Moeras veenen) STarıIng’s, aus Sumpfpflanzen entstanden und durch sie fortwachsend, verbin- den die Flachmoore mit den Ausläufern des Hochmoores, oft- mals nur eine sehr flache humose Schicht dem alten Alluvial- sande auflegend, so dass der Geologe zweifelhaft werden muss, welcher Formation eine Ebene von grosser Ausdehnung zuzu- rechnen sei, Sie erscheinen in Deutschland und auf der cim- brischen Halbinsel völlig ebenso und werden im Norden des letzteren als Kjaerstraekninger bezeichnet. Die Hochmoore (Hooge veenen) Starıne’s ent- sprechen unseren deutschen Hochmooren oder Moosbrüchen, wie sie in Ostpreussen genannt werden, vollständig in allen ihren Erscheinungen wie in ihrer Entstehung, welche STarına richtiger, als dies in Deutschland zu geschehen pflegt, auf ver- sumpfte Wälder zurückführt. Wie in Deutschland, so liegen auch hier die Hochmoore an der Scheide des Diluviums und des alten Alluviums, theil- weise auf den Wasserscheiden und diese überwuchernd, na- mentlich auch aus den schwach geneigten Thälern des Dilu- viums zungenförmig herabhangend wie Gletscher, oder von da _ aus das Ganze überwuchernd, wie das Continentaleis von Grön- land. In beiden sonst so verschiedenartigen Bildungen ge- schieht der Zuwachs auf der Höhe und die Flächenausdehnung vorzugsweise durch den Druck der Mitte nach allen zugäng- ‚lichen Richtungen. Sehr merkwürdig ist in den Niederlanden die Beschränkung der Hochmoore auf das scandinavische Di- luviam und das overysselsche gemengte Diluvium, in welchem jedenfalls ein scandinavischer Beitrag vorhanden. Im Rhein- diluvium findet sich keines; aber einen Rest des einzigen grossen Hochmoors im Maasdiluvium, das Peel, haben wir gesehen und den anderen Hochmooren gleich gefunden. Ein wesentlicher Unterschied gegen deutsche Verhältnisse liegt in den abgetorften Hochmooren, verveende hooge veenen, denjenigen Flächen, welche gänzlich vergraben und in Culturland Zeits. d. D. geol. Ges. XXVL. 2. = 94 Fluth aufgewachsen ist, während sie schon vom Wasser ge- | 314 verwandelt worden sind. Es giebt zwar dergleichen Fläcken auch in Deutschland, allein schwerlich lassen sich dieselben noch wieder so reconstruiren, wie es Srtarına gethan hat, indem er Bodenbeschaffenheit und actenmässige und münd- liche Ueberlieferung zur Hulfe nahm, Diese Darstellung ist sehr dankenswerth, weil sie den ursprünglichen Zustand erkennen und darnach auch die Bil- dungsgesetze erschliessen lässt. In Deutschland wird das viel kleinere Maass solcher abgetorften Flächen und die viel geringere Cultivirung derselben die Unterscheidung einer sol- chen Zwischenstufe auf der geologischen Karte wohl: nicht nothwendig machen, man wird noch ohne grosse Fehler den ursprünglichen Zustand darstellen können. Dagegen ist aber Deutschland reicher an Moorbildungen, deren Aequivalente in Niederland ganz zu fehlen scheinen. Dahin gehören die Waldmoore, welche die runden Kessel- thäler der mitteldiluvialen Landschaften erfüllen, und oft bei einer Mächtigkeit von 10 bis 12 Metern die Aufeinanderfolge der Waldvegetation von .der Diluvialepoche an bis in die Gegenwart gleich einer natürlichen Chronik enthullen. Zwei- tens gehören dazu die Grünlandsmoore, die kalk- und gyps- reichen Wiesenmoore an den Landseen und in den Fluss- thalern des Mitteldiluviums, welche von Natur mit Gräsern überzogen und in den oberen Schichten auch immer aus Grä- sern gebildet, in der Regel ein Lager von Wiesenkalk, 1 bis 2 Meter mächtig, unter sich enthalten. Bei dem hervortretenden Mangel an Kalk und Mergel im niederländischen Diluvium konnten die Charen, deren Wachsthum im Wasser den Kalk fast mehr noch gesammelt hat als das Haufwerk der Süsswasserschnecken, nicht freudig gedeihen. So ist dieser charakteristische Mangel des nieder- ländischen Alluviums zu erklären, denn das Klima hat keine Beziehungen dazu. In geringer Entfernung nach -Osten hat sich, gestützt auf Kreidebildungen der Nachbarschaft eine un- geheure Ablagerung des Wiesenkalkes gebilder, an den Ufern des Dümmer Sees bei Lemförde. Bei Starıng’s sonst so sorgfältiger Darstellung des Boden- inhalts vermisst man aber entschieden, dass nicht auch die dem Wiesenkalk parallel laufende Eisenerzbildung eingetragen ist. Wer den Charakter der Starına’schen Karte beurtheilen kann, 315 wird im Allgemeinen das Fehlen des Wiesenerzes ebenso voraussetzen, wie dies bei dem Wiesenkalk gerechtfertigt ist. Das wäre aber ein grosser Irrthum,. Eisenstein ist in recht ausgedehntem Maasse in Niederland vorhanden. Wir reisten mit einem belgischen Industriellen, welcher grössere Flächen auf dieses Erz ausbeutete, um es nach Dortmund zu verkaufen. In der Niederung unter den Höhen von Arnheim und Hochelten hat früher, nach vorhandenen Schlacken zu urtheilen, viel Eisen- schmelzerei stattgefunden, heute noch werden Hochöfen zu De- venter und anderen Plätzen östlich der Yssel betrieben, auch sieht man auf den niederländischen Bahnhöfen die Anfuhr des Erzes. Soweit ohne Andeutungen auf der Karte die literarischen Hilfsmittel und mündlichen Erhebungen schliessen lassen, liegt der Raseneisenstein ebenso wie in Deutschland in der Nähe der diluvialen Höhen auf dem Grunde des alten Alluviums an humusreichen, leicht überschwemmten Plätzen, findet sich aber als sandiges Wiesenerz noch viel weiter ausgedehnt auf den Ebenen des alten Alluviums. Der Beekklei (Bachlehm) wird von dem Rivierklei (Fluss- marsch) durch STARING sehr bestimmt geschieden. Die Gründe waren uns zuerst nicht recht einleuchtend, da die Grösse des Flusses dem Alluvium nicht wohl einen verschiedenen Cha- raktar geben kann, wenn sie beide kleiartig oder lehmig sind. Wir haben uns auch noch nicht vollständig davon überzeugt, doch scheint es, als ob die Bäche und Flusse, welche im Ge- biete des alten Alluviums sich halten, eine eigene Art des Klei absetzen, welcher mit dem von uns geschilderten Schluff- lehm ubereinkommt und eine nur dünne fruchtbare Rinde über "ganz flache, kaum eingeschnittene breite Thäler deckt. Diesen Eindruck hatten wir in Nordbrabant bei Boxtel und bei Veghel, wo ohne wesentliche Niveaudifferenz gegen die unfruchtbare Fläche plötzlich eine reichere Vegetation erscheint, und na- mentlich üppige Weiden zwischen doppelten Hecken gepflegt werden, und Pappeln wie Eichen sich in freudigem Wachs- thum befinden. Ein eigentliches Seitenstück zu diesem Gebilde wissen wir bis jetzt aus lMeutschland nicht namhaft zu machen, doch kann seine Unterscheidung unsere Aufmerksamkeit nur schärfen, DT 316 da ohne den Vorgang der Karte uns das Verhältniss auch in E Niederland nicht aufgefallen wäre. Der Flussklei oder die Flussmarsch in den Ce in denen Ebbe und Fluth nicht mitwirken, die Seemarsch und die alte Seemarsch, welche vor der Moorbildung abgesetzt worden, die Sandbänke der Flüsse, die Watten und Sandbänke, sowie der Strand des Meeres sind von denen der deutschen Kusten in nichts abweichend, bieten auch fur ihre Unterschei- dung keinerlei Schwierigkeiten dar. Auch die Dunen, soweit wir sie bei Haarlem und Sche- veningen gesehen, gleichen den deutschen Dünen, doch ohne ihnen an Grossartigkeit gleich zu kommen, weder unseren Nordseedunen, noch unseren Ostseedunen. Selbst das Korn des Sandes ist vielleicht zehnmal kleiner als es auf den Gipfeln der Lister Dünen oder auf dem Kamme unserer Nehrungen gefunden wird. Der Inhalt ist durchaus dem Sande des Fest- landes entsprechend, offenbar rheinländischer Sand, ähnlicher noch namentlich durch Feldspathmangel den Tertiärsanddünen von List als den Diluvialsanddunen der Ostsee. Bei Haarlem ist der Dünensand reichlich mit Muschelbrocken vermengt und auf der Landseite wird er in eigenthümlicher Weise mit zahl- reichen unzerbrochenen Helix-Gehäusen erfüllt, indem aus den Wäldern und Gärten des Dünenfusses die Thiere hinaufkriechen oder die Schalen durch Winde hinaufgeführt werden. Da in anderen Gegenden der Fuss der Düne meist öde ist, und we- nigstens selten Laubholz trägt, das diesen Schnecken Schutz und Gedeihen giebt, so dürfte eine solche Art der Umhüllung von Landschnecken mit Sand nur zu den Ausnahmen gehören. Als letztes Glied seines Alluviums nennt STARING die Zandstuiviugen, unsere Sandwehen. Diese oft bis zu wahr- hafter Dünengrösse aufgehäuften Sandhugel sind auch in Deutschland häufig genug. Hier haben wir Gelegenheit gehabt, zu sehen, dass ihre gesetzmässige Stelle ganz dieselbe ist, wie bei uns. Die Sandmasse wird von den herrschenden Winden auf der Ebene des alten Alluviums zusammengefegt, und am Fusse der Diluvialhügel, wenn diese schroff sind, angehäuft oder auf deren Abhang und Gipfel, wenn die Böschung eine sanfte ist, hinaufgejagt. Nichts gleicht dem grossartigen Eindruck dieser Sandwehen, die durch den Nordwestwind, welcher frisch aus ET RT RUHR ER y By En 317 der Zuydersee kommt, auf der Ebene des Gelder’schen Thales und dem flachen westlichen Fusse der Veluwe zusammengefegt, bis an die Gipfel dieses Hochlaudes hinaufgeschoben werden. Der flachere Fuss des Diluviums, aus welchem der Wind mit Zurücklassung aller Kiesel jedes Sandkörnchen wegweht, ver- gegenwärtigt vollständig den Eindruck, den nach den Reise- beschreibungen die steinigen Wüsten des Orients gewähren müssen. Am meisten auf dieser Stelle, sonst aber auch fast überall gewahrt man, dass die Vorstellung der Deutschen von Holland, als einem durch die Natur überall reich gesegneten Lande, eine irrthumliche ist. Nicht blos der schmale Gürtel des schönen reichen Marschlandes hat durch Deiche und Wasser- bauten dem Meere entrissen werden mussen, sondern auch die breite Fläche von Niederland ist der Wustenei von Heide, Sumpf und Moor förmlich abgetrotzt und abgerungen und ist noch lange nicht ganz erobert. Reinlichkeit und Ordnung, verständige Sparsamkeit und unermudliche Beharrlichkeit haben das Land wohnlich und für seine sinnreichen Eigenthümer auch einträglich gemacht. In Handel und Schifffahrt mögen andere Völker den Niederländer überflügelt haben, in der Be- zwingung eines widerspänstigen Bodens hat er es anderen Völkern so zuvorgethan, dass von vielen Landschaften des üppigsten Bodens aus noch immer Niederland beneidet wer- den kann. 318 6. Mittheilung über künstliche Antimon-Krystalle, Von Herrn H. Laspeyres ın Aachen. Vor einigen Tagen erhielt ich von Herrn E. LAnDsBErg, Generaldirector der Actiengesellschaft für Bergbau, Blei- und Zinkfabrieation in Stolberg und in Westfalen, die Hälfte eines grossen Erzkuchens, welcher auf der Bleihütte Münsterbusch bei Stolberg, unweit Aachen — der genannten Gesellschaft gehörend — sich zufällig in einer Schlackenmasse bei der Production von Hartblei gebildet hatte. Es lag nämlich in der Absicht, aus allen antimonhaltigen Abfällen (Krätze genannt) der Bleihütte mit Hilfe von Blei- schlacken in einem Bleihochofen sehr antimonreiches Hartblei zu gewinnen. Dabei floss aus Versehen, weil das Metall im Gestelle zu hoch gestiegen war, aus dem Schlackenloche Metall über in den vorgesetzten mit flüssiger Schlacke gefüllten Schlackentopf und gelangte in diesem sich langsam abkühlen- den, schlechten Wärmeleiter nur sehr langsam in den festen Zustand. Dabei hat sich nun mitten im etwa halbkugelförmi- gen*) Erzkuchen durch irgend welche Veranlassung — ver- mutblich durch Ausfliessen des noch flüssigen Erzkernes aus der schon erstarrten Erzhülle**) — ein unregelmässiger zacki- ger und weitverzweigter Hohlraum gebildet, welcher zu gross ist, um ihn durch Voiumverminderung des von aussen erstar- renden Erzes bei der Abkühlung entstanden annehmen zu kön- nen und welcher unter diesen für eine Kıystallbildung äusserst günstigen Umständen natürlicher Weise mit den schönsten Krystallen eines Metalles oder einer Metallverbindung bez. Legirung bewandet ist. Die vielfach kleinen, aber auch häufig *) Diese Form entspricht genau dem halbkugelförmigen (rad. = 4”) Boden des Schlackentopfes dieser Bleihütte. **) Höchst wahrscheinlich beim Umstürzen des Schlackentopfes auf dem Hüttenhofe, wo später beim Zerschlagen der Schlackenmasse die Erz- masse gefunden wurde. 319 bis 8 Mm. grossen, metallglänzenden Krystalle ragen bald ein- zeln aus der blätterig-körnigen, sehr porösen Erzrinde heraus oder bilden auf derselben ein lockeres Haufwerk. Alle kleinen Poren zeigen dieselbe Bewandung als die grosse Druse. Beim ersten Anblick scheinen die Krystalle reguläre Hexaöder zu sein, welche durch zierlichen, mäandrisch grup- pirten Aufbau aus stabföormig nach einer octa@drischen Axe verzogenen Wüurfelchen in paralleler Axenstellung gebildet werden, genau so wie die schönen künstlichen Hexa@der von Schwefelblei (Bleiglanz), welche sich bekanntlich auf fast allen Bleihütten — in ganz besonderer Schönheit, Grösse und Zier- lichkeit auf der Bleihütte Münsterbusch genannter Gesellschaft — durch Sublimationen in den Rissen und Hohlräumen inner- halb des inneren Mauerwerkes der Bleihochöfen bilden, und deren zierliches Aussehen mit den erhöhten Hexaederkanten und den treppenförmig vertieften Hexa@derflächen ich deshalb allgemein als bekannt voraussetzen darf. Diese auffallende Aehnlichkeit in der Form und Wachs- thumsart dieser neuen und der längst bekannten Krystalle dieser Bleihutte liessen zuerst vermuthen, dass die Ersteren ebenfalls Schwefelblei seien. Allein drei Beobachtungen, mit blossem Auge anstellbar, widersprachen sofort dieser Ver- muthung. Einmal sind die Krystalle, wo sie noch nicht Anlauf- farben erhalten haben, nicht bleigrau wie der natürliche und künstliche Bleiglanz, sondern zinnweiss mit dem lebhaftesten Metallglanze, wie er selbst beim Bleiglanze sich kaum finden durfte. Ausserdem bekommt der Bleiglanz, besonders der künstliche von Stolberg, zuerst bunte, kaum noch metallglän- zende, sondern nur noch schimmernde Anlauffarben und be- deckt sich zuletzt mit einer dunnen Rinde einer matten bläulichgrauschwarzen Substanz ohne Metallglanz. Die neuen Krystalle zeigen aber stets gelbe Anlauffarben, an die Farben von Schwefel- und Kupferkies erinnernd. Zweitens zeigen die Krystalle nirgends die Spaltbarkeit des Bleiglanzes parallel den Hexaöderflächen, welche vermöge ihrer grossen Vollkommenheit an den meisten künstlichen Schwefelbleikrystallen deren Schönheit mindert. Drittens fallen an den meisten Krystallen gerade Ab- 320 'stumpfungsflächen der Ecken der scheinbaren Hexaöder, also scheinbare Octaäderflächen auf. Diese an den natürlichen Krystallen von Bleiglanz fast nie fehlende, zum Theil selbstständige Krystallform ist an den künstlichen Krystallen von Stolberg von mir noch nie — auch noch so untergeordnet — beobachtet worden, während diese Abstumpfungsfläche an den neuen Krystallen sich gerne so auszudehnen strebt, dass sie gerade durch die drei der abge- stumpften Ecke benachbarten Ecken des scheinbaren Hexa@ders geht. Ferner musste sehr bald das regelmässige Auftreten dieser Abstumpfungsflächen nur an zwei einander gegenüber, d.h. an derselben hexa@drischen Axe liegenden Ecken auffallen. Dadurch werden manche Krystalle tafelformig nach der gleich- seitig dreieckigen Abstumpfungsfläche; andere bekommen das Ansehen von schief gedrückten Octa@dern, wenn die beiden parallelen Abstumpfungsflächen durch die sechs bleibenden, nicht abgestumpften Ecken des scheinbaren Hexaöders gehen. Diese krystallographische Beobachtung liess mich die scheinbar regulären Krystalle hexagonal auffassen. Dann wird das scheinbare Hexa&@der zu einem Rhombo&der mit Kantenwinkeln von nahezu 90°, und die beiden diametralen scheinbaren Octaäderflächen zur Basis, Alle Beobachtungen, nicht nur die oben mitgetheilten, sprachen für das Vorliegen von künstlichen Antimonkrystallen, deren Rhomboe&der bekanntlich dem Hexaöder in der Form so nahe kommen, dass Romk DE L’ISLeE, selbst Hauy, ja Alle den Antimon für regulär krystallisirend wie viele andere Me- talle hielten, bis Marx*) 1850 am geschmolzenen Antimon und dessen nicht besonders ausgebildeten, selten vollständigen und aus lauter unter sich parallel aggregirten Kryställchen bestehenden, nur + bis — Linie grossen Krystallen die hexa-. 4 2 sonalen Symmetrie-Verhältnisse erkannte. Besser ausgebildete, 4! Linien grosse und 5 Linie dicke künstliche Antimonkrystalle beschrieb HezsseL**), noch bessere verschaffte sich durch Um- schmelzen ELSNER.*"*) Diese letzteren nur + bis 1 Linie *) SCHWEIGGER- SEIDEL, Journ. für Chemie u. Physik LIX., 1830 pag. 211 £. **) N. Jahrb. für Mineralogie u. s. w. 1833 pag. 56 ff. **%*) Journal für pract. Chemie 1840, XX. pag. 71. 321 ‚grossen Krystalle, in parallelen Aggregaten von gestricktem Aussehen wie bei regulären Krystallen, nicht sehr glän- zend, aber im Reflexionsgoniometer messbar, hat G. Ros£*) bearbeitet, zugleich mit den zuerst von F. A. RoEuEr **) be- schriebenen, nicht gut ausgebildeten und schlecht messbaren, ' bis 8 Linien grossen, natürlichen Antimonkrystallen von St. Andreasbereg. “ Den Endkantenwinkel des Rhomboäders bestimmten: Mons***) zu 87° 39’, ‚ Marx zu 87° 38, Ross zu 87° 35,3 — danach a:e = 1:1,3068.....f) Abweichend hiervon bestimmte später K. W. Zener ff) an künstlichen und natürlichen Antimonkrystallen durch mikro- skopische Messungen den Endkantenwinkel zu 87° 12’ 35,5” und berechnete das Axenverhältniss a:c = 1:1,3121£..... Auf diese grosse Aehnlichkeit der hexagonalen Antimon- krystalle mit regulären Formen für das blosse Auge ist viel- leicht die von J. Cook£fff) wieder erneute Angabe von regu- lären Krystallen dieses Metalles und dessen daraus abgeleitete Dimorphie zurückzuführen, denn die durch Gluhen von Anti- monwasserstoff in Wasserstoffform gebildeten Krystalle waren nur mikroskopisch klein, konnten also nicht gemessen werden. In der folgenden Literatur habe ich keine Bestätigung der *) Abhandlungen der Berliner Akademie 1849; Mittheil. daraus in Poscs. Ann. 1849 LXXVII. pag. 143 ff. — Monatsber. der Berliner Akademie 1849 p. 137 ff; — Journal für pract. Chemie XLIX. p. 158 ff. — Pharmaceutisches Centralbl. 1849 pag. 489. — N. Jahrb. für Mineral. u. s. w. 1849 pag. 566. — Institut 1849 pag. 342. — Lissie - Kopp, Jahresbericht 1849 pag. 13. %#) N. Jahrb. für Mineralogie u. s. w. 1848 pag. 310 ff. #%%) Treatise on Mineralogy by Freo. Mous, translated with addi- tions by W. Haıpincer. Edinburgh 1825 vol. II. pag. 426 f..127. +) ScurAur, Atlas der Krystallformen des Mineralreiches Taf. XVIL, legt seinen Antimon-Krystallen diese Rose’schen Winkelmessungen zu Grunde. ++) Wiener Akademie, Sitzungsber. XLIV. [2] pag. 312. — Kenn- 6oTT, Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen 1862 -- 65, pag. 277. +44+) SırLıman, the American Journal of science and arts [2] XXXI. Nr. 92. 1861. pag. 191 ff. Journal für pract. Chemie 1861, LXXXIV,, pag. 479 ft. 322 Cooke’schen Beobachtungen ermitteln können, aber auch keine Widerlegung. | Bereitwilligst gestattete mir Herr LAnDsBERe zur Bestäti- | gung meiner Vermuthung durch Messungen und chemische | Prüfungen die Herausnahme einiger geeigneten Krystalle aus / der Druse. An einem kleinen Orrruing’schen Reflexionsgonio- meter mass ich bei zum Theil nicht besonders scharf refle- ctirenden Flächen die Endkantenwinkel zu 87° 71’ bis 87° || 13’, im Mittel 87° 11’ und einen Randkantenwinkel zu 99° 59°, Auf subtilere Messungen, als nöthig waren zur Bestim- | mung der Substanz und der Krystalle, kam es mir vorläufig nicht an, denn diese kann ich erst mit einem grossen Re- flexionsgoniometer mit Zuverlässigkeit an einigen zwar sehr kleinen aber ganz vollkommen ausgebildeten und spiegelnden Krystallen, welche nichts zu wünschen übrig zu lassen schei- nen, vornehmen. Ich will deshalb damit warten, bis ich in einigen Wochen das mir in Kopenhagen aus der mechanischen Werkstatt des Professors E. JÜNGER bestellte grosse Gonio- meter erhalten habe. Ich bitte deshalb die Leser, die vorlie- genden krystallographischen Mittheilungen in dieser sowie in mancher anderen Beziehung nur als vorläufige betrachten zu wollen. | Die bisherigen Winkelmessungen meinerseits stimmen besser mit den Zenger’schen als mit den Rose’schen überein. Da der Letztere erwähnt, dass die Flächen der gemessenen künstlichen Krystalle von ELSNER nicht sehr glänzend, aber noch messbar gewesen seien, und da die mir vorliegenden Krystalle zum Theil sehr vollkommen ausgebildet sind, bietet sich wohl hier die beste Gelegenheit, die krystallographischen Elemente des Antimon noch einmal zu bestimmen. Dass ich das nicht gleich mit unvollkommenen Messinstrumenten zu thun versuche, sondern die besseren abwarten will, wird gewiss gebilligt werden. Dazu kommt noch, dass es mir bisher nicht gelungen ist, hier in Aachen oder aus Bonn die oben citirte Fundamental- | arbeit über die Krystallform des Antimon von G. Rose in den | Abhandlungen der Berliner Akademie zur Einsicht zu erhalten. Meine vorliegenden Mittheilungen basiren deshalb nur auf den Auszügen dieser Arbeit, welche ich in den früheren Noten || namhaft gemacht habe, | —n Ri 323 Ausserdem mass ich noch annähernd den Winkel zwischen der sehr vollkommen ausgebildeten und spaltbaren Basis und dem mäandrisch vertieften Rhombo&@der zu 123° 18’; ScHRAUF giebt ihn zu 123° 32’ an. Bis jetzt habe ich an den Krystallen nur die Flächen R und oR beobachten können, aber in ver- schiedener Ausdehnung zu einander. Viele Krystalle sind, wie oben gesagt nur R, deren Flächen bei den ganz kleinen Kry- stallen eben und normal, bei den grösseren getreppt vertieft sind, und zwar so, dass die mäandrisch verschlungenen Stufen stets einer Kante R:R seltener R:;oR parallel laufen. Die meisten Krystalle zeigen aber oR neben R, bald klein, bald gross. Gern gehen die Flächen oR gerade durch die Rand- ecken von R hindurch und sind seltener getreppt vertieft parallel den Kanten R:oR. Die meisten Krystalle sind viel- fach aggregirt, nicht blos in paralleler, sondern auch in regel- mässig gekreuzter (Zwillings-) Stellung, Durch erstere und durch die nie fehlende vertiefte Ausbildung der Flächen be- kommen die Antimonkrystalle ein sogenanntes gestricktes Aus- sehen, wie die regulären Metalle, was auch die früheren Be- schreiber*) bisher künstlich erzeugter Antimonkrystalle angeben. In den Aggregaten scheint kaum ein Krystall vorzukommen, welcher sich nicht mit irgend einem benachbarten in Zwilling- stellung befindet und dieser wieder mit einem anderen Nachbar. Alle Zwillinge sind nach dem von G. Rose angegebenen Ge- setze (Zwillingsebene — + R) gebildet und erinnern deshalb vollkommen an die entsprechenden Zwillinge des Kalkspathes von Island, Auerbach u. s. w.**) Gar nicht selten sind diese Zwillinge einzeln ausgebildet und zugleich in der Richtung einer Rhomboe&derkante bis zu 10 Mm. langen Krystallen ver- längert, welche säulig aus dem Gewirre der scheinbar cubischen Krystalle herausragen und ein rhombisches Aussehen haben. Je zwei an einer Endkante von circa 87° liegende Rhom- boederflächen R resp. R' der beiden Individuen bilden nämlich scheinbar ein rhombisches (fast quadratisches) Prisma von circa 87° und 93° Kantenwinkeln. Die Zwillingsgrenze — + R hat darin die Lage des brachydiagonalen Hauptschnittes. An den Enden dieses Prisma erscheinen die dritten Rhomboäderflächen *) RAmmELSBERG, krystallographische Chemie 1855 pag. 18 ff. **) QUENSTEDT, Mineralogie 1863 pag. 407. 324 und die Endflächen der beiden Individuen als 2 Brachydomen j und zwar an dem einen Ende als ausspringende, am anderen | als einspringende Flächenpaare, und selbstredend bilden die Endflächen ein viel schärferes scheinbares Brachydoma, dessen Winkel nach einer ungefähren Messung 74° 30° beträgt, wäh- | rend der Combinationswinkel zwischen beiden Brachydomen | ungefähr 123° (d. bh. = Winkel zwischen oR undRs.v) || beträgt. Diesem schärferen Brachydoma (oR resp. oR') geht die vollkommenste Spaltbarkeit parallel. Da der Endkanten- winkel beim Antimon — 90° ist, erscheinen die Endflächen als ein einspringendes Doma an dem Ende, wo die Rhom- bo&derflächen ein ausspringendes bilden und umgekehrt. Das Ende mit den ausspringenden Winkeln der Endflächen ist stets das aufgewachsene. Bricht man deshalb solche Zwillinge von der Unterlage ab, so erscheint wegen der sehr vollkommenen Spaltbarkeit parallel oR und oR' am abgebrochenen Ende das schärfere scheinbare Brachydoma von circa 74° 30’ als Spal- | tungsform daneben auch manchmal die weniger vollkommenen | Spaltungsflächen parallel — z R als Abstumpfungen der | es Rhomboöder-Endkanten. Der 1 kleine Holzschnitt giebt eine | schematische Skizze dieser | Zwillinge mit den hexagona- | ee ER > 0 len Flächensymbolen der bei- den Individuen. Da alle frei ausgebildeten Krystallflächen, | besonders die des Rhombo&- | der treppenförmig vertieft aus- | gebildet sind, bekommt das obere Ende des Prisma einen inneren tiefen getreppten rhombischen (fast quadrati- schen) Trichter, welchen der Holzschnitt nicht wiedergiebt, welchen ich aber später abbilden werde, wenn ich die genauen Messungen ausgeführt habe. Denkt man sich ein Rhombo&der j mit Endfläche in der Richtung einer Entkante stark verlängert | und halbirt parallel der Fläche von — + R, welche die ver- |j längerte Endkante abstumpfen würde, die beiden Hälften um 180° gegeneinander verdreht und schliesslich mit dem Ende 325 der ausspringenden Endflächen aufgewachsen, so hat man sol- chen Zwilling. Die Spaltbarkeit der Krystalle stimmt nach ‚dem Obigen mit den bisherigen Angaben über das Antimon vollig überein. Mit dieser krystallographischen Bestimmung der Krystalle als Antimon stimmen auch die chemischen Prüfungen überein, welche ich an einigen Splittern von den beim Transport abgefal- lenen Krystallen ausführen konnte. Besonders kam es bei diesen qualitativen Untersuchungen darauf an, ob das Antimon Schwefel und Blei enthielte.e. Es wurde deshalb mit concen- trirter vollkommen Schwefelsäure-freier Salpetersäure zu Anti- monsäure und vielleicht etwas antimonige Säure oxydirt; beide sind in Salpetersäure kaum löslich, doch finden sich in der vom Niederschlage abfiltrirten sauren Flussigkeit stets Spuren von denselben. Enthält das Antimon Schwefel und Blei, so sind diese als Sulphate und Nitrate von Blei in der sauren Lösung. Dieselbe mit Wasser verdünnt blieb völlig klar und erhielt mit Baryumnitrat nur ganz schwache Trüubung von Baryumsulphat; das Antimon enthält also nur ganz geringe Spuren Schwefel. Die in der Lösung befindlichen Metalle wurden mit den unlöslichen Antimonoxydationsstufen in ge- wöhnlicher qualitativer Weise weiter untersucht. Dabei ergaben sich nur ganz geringe Mengen Blei (höchstens 1—2 Procent) und geringe Spuren von Eisen mit etwas Mangan. Die Spuren Schwefel kann man auch vor dem Löthrohre auf Kohle mit Soda nachweisen, wenn man schwefelfreie Soda und Flamme (Spiritus) anwendet, Nach diesen Resultaten nehme ich von einer quantita- tiven Analyse Abstand. Einige qualitativ - chemische Unter- suchungen mit ungefähren quantitativen Schätzungen an der Erzrinde, auf welcher die Krystalle sitzen, ergaben, dass diese Rinde nach aussen immer bleihaltiger wird, aber so, dass Antimon stets über Blei herrscht, während der Antimongehalt des bei der Bildung dieser Antimonkrystalle erzeugten Hart- bleies, welches ebenfalls darauf hin untersucht wurde, relativ sehr viel geringer ist. Die gefällten Schwefelmetalle der Krystalle sind licht orange, von dem darin befindlichen schwar- zen Schwefelblei ist nichts zu erkennen; diejenigen der kör- nigen mittleren Rinde sind bräunlich orange durch mehr Schwefelblei im Schwefelantimon; diejenigen der äussersten 326 Rinde röthlich braunschwarz, d. h. das Schwefelblei verdeckt die Farbe des Schwefelantimon fast ganz, und diejenigen des erzielten Hartbleis deuten in ihrer schwarzen Farbe gar nicht- Schwefelantimon mehr an. Später wurden zum besseren Ver- gleich der relativen Mengen von Antimon und Blei die Schwefelmetalle geschieden. i)iese Prüfungen verbreiten viel- leicht einiges Licht über die Bildung des Erzkuchens, welcher im Ganzen bleihaltiges Antimon ist. Die Beschickung des Ofens war zu antimonreich, um eine gute Legirung von Blei und Antimon zu bilden, es wurde das überschüssige Antimon bleihaltig nach oben getrieben, da Antimon beinahe noch ein- mal so leicht als Blei ist, und floss deshalb aus dem Schlacken- loch über, um den Kuchen zu bilden. Dieser erstarrte langsam von aussen nach innen, wobei das Antimon in derselben Richtung angereichert wurde, bis es schliesslich im Innern zu fast bleifreien Krystallen anschoss.. Das erzeugte und in schnell abkühlende Masseln gegossene Hartbleii — es soll gegen 30 pCt. Antimon enthalten — zeigt im Innern kleine Hohlräume ebenfalls mit denselben Krystallen wie der Erz- kuchen, aber nur sehr klein (1—2 Mm.) und sehr rudimentär (gestrickt) ausgebildet, gleichfalls häufig goldgelb angelaufen. Ein nicht viel besseres Resultat lieferten die Versuche, durch Umschmelzen von grösseren Mengen Hartblei bei theilweisem Ausfliessenlassen und unter langsamer Erkaltung auf der Hütte absichtlich gute Krystalle von Antimon zu erzielen. Der glückliche Zufall bringt es eben oft weiter, als die berechnete Absicht. . Die vorbin angedeuteten eingehenderen und sorgfältigeren krystallographischen Untersuchungen dieser schönen und bisher so seltenen Krystalle, sowie etwaige dadurch veranlasste Be- richtigungen dieser ersten vorläufigen Mittheilung, werde ich seiner Zeit und thunlichst bald in dieser Zeitschrift zu ver- öffentlicben mir erlauben. Zu diesen Untersuchurgen wollen Herr E. LANDSBERG und Herr Dr. R. HASENCLEVER, Spezialdirector der chemischen Fabrik Rhenania zu Stolberg bei Aachen, in dessen Hände die andere Hälfte dieser Krystalldruse gekommen ist, alles ihnen vorliegende Material bereitwilligst und freundlichst mir zur Disposition stellen, was mich zu bestem Danke schon jetzt verpflichtet. 327 1. Amethyst-Zwillinge mit der trigonalen Pyramide = von Oberstein an der Nahe. Von Herrn H. Lasreyres ın Aachen. Hierzu Tafel VI. Schon im Jahre 1870 fand ich in der Sack’schen Mine- ralien-Sammlung beim Aufstellen derselben im hiesigen Poly- ‚technikum ein beinahe 100 Quadrat- Centimeter grosses Stück einer ohne Zweifel sehr beträchtlich gewesenen Geode aus dem Mandelsteine von Oberstein mit etwa 50 Krystallen von zum Theil schmutzig-roth gefärbtem Amethyst. Alle Krystalle, von denen einige bis 25 Mm. Durchmesser erreichen, zeigen scheinbar die Combination R und — R theils in leichgewicht, theils in allen au gegenseitigen Ver- schiebungen der Flächen. Nur wenige, besonders grosse Krystalle zeigen, ehe die Krystallform im Aggregate verschwindet, zum Theil noch © R als schmale, mehr als alle anderen Flächen ebene und glän- zende Abstumpfung der Randkanten R:—R; alle dagegen als . ausserordentlich feine gerade Abstumpfungen der Endkanten R:—R die Flächen P, =£ nach Des CLo1zeavx oder =f nach Havy. Die Angabe in Quexstenr’s Mineralogie”), dass Hauy diese kleine und seltene Form an den Obersteiner Amethysten ' erwähne, liess mich diese Beobachtung nicht weiter in der Literatur verfolgen und hielt mich von einer Mittheilung der- selben ab. Aus der letzten Arbeit von Wessky „uber einige bemer- kenswerthe Vorkommen des Quarzes‘“‘ **) erfuhr ich deshalb | *) 1803 pag. 19. **) N, Jahrb. f. Min. 1874 S. 113 ff. 328 zuerst, dass das von Hauy beschriebene Stück Amethyst*) in | dessen nach Paris zurück gebrachter Sammlung von Des CLoIzEAux nicht wiedergefunden werden konnte. In der ge- nannten Arbeit beschrieb Wessky zugleich eingehend und mit seiner bekannten Meisterschaft drei interessante kleine Ame- thyst-Zwillinge mit der Fläche & neben oberen und unteren Trapezoödern von Oberstein, welche sich in der Breslauer Universitätssammlung befinden und knüpft daran sehr beachtens- werthe theoretische Betrachtungen. Diese Krystalle sind theils Zwillinge von zwei rechten oder zwei linken Quarzindividuen mit gemeinsamer Hauptaxe und gegenseitiger Verdrehung um dieselbe um 180 °, theils Zwillinge am Rechts- und Links- quarz in paralleler Durchdringung, also in beiden Fällen soge- nannte Durchdringungs-Zwillinge. | Ein Vergleich meiner vorhin genannten Amethyste mit diesen Mittheilungen von WEBSKY erwies für manche Beziehun- gen wohl eine grosse Aehnlichkeit beider Stücke, in vielen anderen aber eine so bedeutende Abweichung, dass die Be- schreibung und Abbildung meiner Krystalle umsomehr am Platze sein dürften, als ich eine Uebereinstimmung derselben mit denen der verloren gegangenen Stufe von Haur vermuthe. ' Aus Mangel an Literatur hier in Aachen kann ich die Hauy'sche Beschreibung und Abbildung mit meinen Krystallen nicht ver- gleichen. Messungen habe ich an meinen Krystallen nicht ausgeführt, weil die grossen Flächen vielzählige Reflexe haben, weil die selteneren Flächen wie an allen anderen bisher bekannten Vorkommnissen äusserst schmal, gekrümmt und wenig glän- zend sind, also nur Messungen mit Reflexen naher Flamme gestatten, welche an der Hand nicht gerade darin sehr geübter Beobachter bedenklich erscheinen können, und weil ich die grosse schöne Stufe nicht zerlegen mochte. An einem kleinen, vom Rande gelösten Krystalle überzeugte ich mich aber trotz- dem durch Reflexmessungen, dass der Hauptreflex der Ab- stumpfungsfläche der Endkante R:—R mit den Reflexen auf diesen benachbarten Flächen nahezu gleiche Winkel von un- gefähr 157° bilde, dass die Abstumpfung also eine gerade durch P,=# sei. Die vorher und nachher eintretenden Licht- *) Traite de mineralog. 1822 II. pag. 240, t. 57. f. 12, 328 reflexe beweisen die Krümmung dieser Fläche und deuten das Vorhandensein minimaler oberer Trapezo@der an. Die matten und glänzenden Damascirungen der Rhom- boederflächen mit ihrer meist deutlichen Demarcationslinie be- weisen sofort, dass alle Krystalle Durchdringungs - Zwillinge von je zwei optisch gleichartigen Quarzen mit gemeinsamer Hauptaxe und gegenseitiger Verdrehung um dieselbe um 180° sind. So häufig diese Zwillingsdamascirung bei Bergkrystallen und Rauchquarz erscheint, so selten durfte sie meines Wissens und meinen Nachforschungen nach am Amethyste der Mandel- steingeoden zu beobachten sein. Meist ist die an den Endkanten R:—R absetzende matte Damascirung so deutlich durch eine Zwillingsnaht gegen die glänzenderen und meist mehr ebenen Flächenelemente bezeichnet, dass man mit blossem Auge oder Lupe die Abgrenzung der beiden Individuen sicher zu Papier bringen kann. In vielen Fällen wird aber der Gegensatz beider durch Verundeutlichung der Naht geringer und seine graphische Wiedergabe mehr oder weniger subjectiv, indem an die Stelle von Beobachtung Ver- muthung tritt. Solche Krystalle habe ich bei der Änfertigung der Zeichnungen möglichst zu vermeiden gesucht. Obwohl die Fläche P2 (£) in den letzten Jahren mehr- fach beobachtet worden ist*), gehört sie trotzdem immer noch zu den grössten Seltenheiten am Quarze. *) Hauy, Traite de mineralogie 1822 2. Bd. II. pag, 240 t. 57. £. 12 (Oberstein) = f. Des CroızEAaux, Memoire s. 1. cristallisation du Quarz e. c, t. 1858 pag. 93. (Uruguay, Lac superieur) = &. — Manuel de mineralogie I. 1862 pag. 12. Wessky, Zeitschr. d. d. geol, Gesellsch. Bd. XVII. 1865 pag. 352. (Striegau). Becker, Pose. Ann. CXXXVI. 1869 pag. 626. (Baveno), G. vom Rate, Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. XXII. 1870 pag. 629. Taf. XIV. Fig. 1. 3. 4. (Elba). ZERRENNER, ebendas. Bd. XXII. 1870 pag. 920 ff. (Pızibram). G. vom Ratu, Pocs. Ann,, Jubelband 1874 pag, 539 t. 6 f. 5.7.8. (Madagascar, Tavetsch, mehr Wachsthums- als Krystallflächen). Wessky, N. Jahrb. für Mineral. u, s. w. 1874 pag. 113. ff, t. 9. f, 2. 3. 4. 5, 6. (Oberstein, Baveno, Schlesien). V, H. Scunorr, Studien an Mineralien von Zwickau. Programm d, Realschule von Zwickau 1874; Separatabdruck pag. 15. ff. (Zwickau). Zeits.d. D.geol.Ges. XXVL. 2. 22 FETTE DREGEEEEEEEREBEETTTET TIGE PIE 330 Bei allen meinen Krystallen ohne Ausnahme tritt diese Fläche auf und kann an allen 6 Endkanten R: —R auftreten, fehlt aber in der Regel ohne jedes Gesetz an dieser oder jener der Endkanten, mögen dieselben nun benachbarte oder alternirende sein. . Sie erscheint, wie bei allen bisher gefundenen Stufen, als äusserst schmale, oft kaum haarbreite, gerade Abstumpfung dieser Endkanten, aber selten auf der ganzen Länge derselben aufsetzend (vergl. Taf. VI. Fig. 1 Kante 6 und Fig. 5 Kante 5), sondern einmal oder mehrfach unterbrochen (vergl. Taf. VI. Fig. 1—7.). Die Kanten R:—R erschienen dadurch gezahnt oder crenelirt oder schartig wie ein misbrauchtes Messer. Dieses intermittirende Auftreten der Flächen £ hat eine zweifache Veranlassung, einmal durch ein intermittirendes oder oscillatorisches Abstumpfen der abwechselnden Endkanten R:—R am Individuum (vergl. Taf. VI. Fig. 4. u. 5, Kante 2. 3. 2), andermal durch ein Abschneiden der Fläche & an der Zwillingsgrenze durch das andere Individuum ohne diese Abstumpfung an der entsprechenden Endkante (vergl. Taf. VI. Fig. 4. u. 5,, Kante 3. 4. 6.; Fig. 6, Kante 1.2.6. u.s. w.). Wie sind nun an den beiden Enden in diesen beiden Fällen die Flächentheile von £ mit den benachbarten Flächen R und —R verbunden ? Im ersteren Falle muss doch nothwendigerweise die Ver- bindung durch Krystallflächeu erfolgen, und im letzteren Falle durch Compensationsflächen, wie WEBSKkY sehr zweckmässig die eigenthümlichen Flächen nennt, welche bei Zwillingen an ihren nicht zusammenfallenden Grenzen auftreten müssen, um den Raum des Zwillings vollständig abzuschliessen.*) | Diese Frage ist schwer zu beantworten, weil die Flächen £ so ausserordentlich schmal sind und dadurch die abgrenzenden Krystall- und Compensationsflächen ganz winzig klein sein müssen und weil man sie, bei der räumlichen Verschränkung der Krystalle ineinander, innerhalb des schwer hantirlichen Aggregates schwer oder gar nicht zum Reflex bringen kann, auch ihr Reflex bei so flächenarmen Krystallen niemals mit dem einer deutlichen Krystallfläche ‘coineidiren kann. *) Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. XVII, 18065 pag. 359. 331 Ueber die Lage der Compensationsflächen wage ich des- halb nichts anzugeben. Wenn die am Individuum intermittirend auftretenden Flächen £ etwas ausgedehnter, etwa — bis „ Mm. breit wer- den, sieht man deutlich an ihren unteren, der Randecke zu liegenden Enden eine dreieckige Fläche glänzen, welche in der Zone der horizontalen Diagonale von R liegt und mit ocR einen weniger stumpfen Winkel bildet, als R mit ©R (vergl. Taf. VI. Fig. 4. u. 5., Kante 2), welche also einem stumpferen Rhomboöder '/mR angehört; denn Randkante '/mR:R ist parallel Randkante R:o R.*) ‚Am oberen Ende von £ liegt ebenfalls eine dreieckige, aber gekrummte Fläche, wie es scheint, in der Zone von P2:2P2: so P2; am wahrscheinlichsten ist sie deshalb wohl 2P2 oder oo P2 oder wegen ihrer Krummung beide in Üom- bination. Entscheiden lässt sich das nicht, weil an den Krystallen oP2 niemals und 2P2 (s) nur einmal zu beobachten gewesen ist (vergl. Taf. VI. Fig. 6., Kante 2) und weil am letzteren Punkte die über s liegende Fläche £ nach oben an einer Zwillingsgrenze durch eine Compensationsfläche abgeschnitten wird, Diese Fläche s ist eine nur äusserst schmale haarbreite Abstumpfung zwischen R und «R, viel schmaler als ££ Da deshalb eine Streifung auf ihr nicht zu sehen ist, kann man leider dieselbe zur directen, zweifellosen Orientirung von R und —R und von Rechts- oder Linksquarz nicht benutzen, Sie scheint nach rechts unten etwas gerundet zu sein und dadurch untere Trapezoöder anzudeuten, An demselben Krystalle (Fig. 6.) tritt die Flache s noch einmal ganz untergeordnet als oscillatorische Streifung auf R parallel R:s:so R auf und zwar mit einer Spur von © R darunter, bevor R (richtiger —R') wieder eintritt. Diese Stelle ist in der Zeichnung mit ‚a‘ bemerklich gemacht wor- den. Diese Oseillation auf R setzt nach links doppelt geknickt ”) In allen Zeichnungen sind alle Flächen mit Ausnahme von BR. —R. ooR bedeutend verbreitert worden, um sie zur Darstellung brin- gen zu können. 22* fort und wird zwischen den beiden Knicken gebildet durch die rechte untere R-Fläche, so dass also zwischen ihr und der herrschenden, oberen vorderen R-Fläche die Randkante R:R auftritt, welche ganz ausserordentlich fein abgestumpft wird; ob gerade oder schief, lässt sich nicht ermitteln. Im ersteren Falle träte also hier die an den Krystallen als Fläche fehlende oo P2 auf und im zweiten Falle ein Hemiscaleno@der aus der Zone der Randkante von R, also ein => Das könnte vielleicht die Fläche dıo von Des CroI- 2zp2z ZEAUX*) — Fe sein, welche er nur einmal an einem Ame- thyst- Krystalle von Brasilien beobachtet hat und vielleicht für een II, ident mit d® Levy = u an einem Rechts-Linksquarz-Zwil- ling von Fero& hält. Aus Analogien mit anderen Durchdringungs - Zwillingen, an welchen man sich durch Streifung von 2P2 (s) über den Charakter des Quarzes und uber R und —R orientiren kann, darf man annehmen, dass an den vorliegenden Zwillingen die ausgedehnteren, ebener und vollkommener ausgebildeten**) und glänzenderen Flächentheile R, die matteren, meist sehr beschränkten —R sind. Dadurch werden die meisten, fast alle, Krystalle Zwillinge von Rechtsquarz (vergl. Taf. VI. Fig. 1.4. 6.7.), denn & liegt stets an ihnen rechts von R. Bei einigen Krystallen (Fig. 2.) liegt & links von R, sie sind also Linksquarz, aber ob ganz, ist noch eine Frage, denn manche Zwillinge von Rechtsquarz (Fig. 5.) zeigen an einer mehr oder weniger beschränkten Stelle plötzlich £ links von R, oder solche von Linksquarz *) Des CLoızeaux, Me&moire pag. 102 t. 3. f. 75. **) Eine einzige Ausnahme macht nur die nach vorn gekehrte Fläche des Krystalles Fig. 4., welche als grösste von allen Krystallen durch un- regelmässiges Wachsthum wellig und buckelig geworden ist, ohne den höheren Glanz einzubüssen. An diesem mehrfach und parallel aggregirten Krystalle zeigen aber die ihr parallelen, etwas rückwärts gelegenen Flächen die normale Beschaffenheit und leiten in der Deutung der buckeligen Fläche richtig, - 333 (Fig. 3.) £ rechts von R. Man kann solche Krystalle nur als Doppelzwillinge von einem rechten und einem linken Durch- dringungs-Zwillinge in paralleler Stellung zu einander ansehen. Von einer Demarcationslinie zwischen Rechts- und Linksquarz ist deshalb auf den Krystallflächen auch hier — wie überall — nichts zu bemerken. In den Zeichnungen habe ich nur eine solehe Linie zum leichteren Verständnisse der Figuren 3. u. 5. projectirt und deshalb über die Krystalle hinaus verlängert. Die Fläche s (Fig. 6) müsste demnach längsgestreift sein, also parallel ihrer Abrundung nach der rechten Prismafläche. Die durch die Abrundung angedeuteten unteren Trapezflächen wurden demnach zweiter Ordnung sein. Die gerundeten Flächen €, welche dadurch obere oder stumpfere Trapezoöder andeuten, zeigen die Abrundung nach der matten —R hin immer stärker als nach der glänzenden R. Diese öberen Trapezo@der würden somit vorwaltend zweiter Ordnung sein. Solche Flächen sind von Des ÜLoizEAux, Wessky und vom RarH mehrorts als Seltenheit aufgefunden und in geistreicher Weise behandelt worden. *) Sie bilden überall wie bei den mir vorliegenden Kry- stallen meist unvollkommene, gerundete und nur annähernd durch Reflex eines dem Goniometer nahe gerückten Lichtes messbare, schiefe Abstumpfungen zwischen R und —R, bald mehr nach R geneigt (I. Ordnung), bald mehr nach —R ge- neigt (II. Ordnung) als die in der Mitte liegende gerade Ab- stumpfung &. Die von Wessky am Amethyst von Oberstein *) Des CLoızeaux, Memoire sur la cristallisation du Quarz: 1858. 9% Yı: t. D. f. 64. 65. pag. 69. f£. Beute IE, 26856. IDI.SE 70,81, Dag. 60.8. H: t. II. f. 80. pag. 62. f. Wessky, Pocs. Ann. 1856. XCIX. pag. 296. ff., t. IV. f. 23—26, a ee y.Dim.id, !W=.HD) Des Croızeaux, Manuel de mineralogie I. 1862. pag. 11. ff. t. IV. I RE HHSUHI HB. . 36: Wessky, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges, XVII. 1865 pag. 348. ff. t. IXa. f. 1—10. (Y, Yo)- vom Rara, ebendas. XXII. 1870 pag. 622. ff. t. XIV. £.5 (yu.yı) Wessky, Neues Jahrb. für Miner. 1874 pag. 113. fl. t.3. f. 2.3.4. (B, d,, d,, dx.) 334 beobachteten oberen Trapezoöder ß, d, d, dx liegen wie die Hauptabrundung zwischen & und —R an den meinigen, sind also zweiter Ordnung wie y, und y,, so dass ich diese oberen Trapezo&der auch an der mir vorliegenden Stufe vermuthen darf. Ausser den bisher erwähnten Flächen treten an einigen Krystallen meiner Stufe noch schiefe Abstumpfungen der End- kante von R auf (vergl. Taf. VI. Fig. 4 u.5 mit bx bezeichnet). Diese Flächen werden manchmal etwas breiter als &, haben aber nahezu die gleiche, etwas gewölbte Beschaffenheit und denselben Grad des Glanzes. An vier Krystallen habe ich sie beobachtet und zwar meist nur an einer einzigen Endkante, stets rechts von R bei rechten Zwillingen oberhalb & und mit dieser sich stumpf schneidend. KRepetirt diese Endkante am Krystalle durch parallele Aggregation, so kann sich auch diese Fläche wiederholen immer mit & darunter. Die Letztere (£) wird dann unten von dem stumpfen Rhomboeder '/mR be- grenzt und die Kanten bx:z und E: 'm/R scheinen parallel zu laufen, diese drei Flächen mithin einer. Zone änzugehören. Die Fläche bx ist ein Hemiscalenoöäder aus der Endkanten- zone vonR, welche Des CLoIzEAux zuerst beobachtet und ab- gebildet hat. *) Später hat sie G. vom Raru am Quarze von Elba wieder gefunden**), wo sie genau wie bei meinen Öbersteiner Ame- thysten über & auftreten, allein bx und & nicht tetarto@drisch, soudern hemiedrisch. Zuletzt hat sie WEBSKY an den Quarzen von Striegau beobachtet und mit den bisher bekannten ein- gehend behandelt. ***) Wegen der Analogie in den combinirten Flächen liegt die Vermuthung nicht so fern, dass vom Rarn’s Fläche b’ und meine bx dieselben seien. Der Erstere vergleicht seine, in *) Memoire sur la cristallisation du Quarz 1858: b? = t. 3. f. 73. 74. pag. 100, Amethyst von Brasilien, Berg- krystall von Wallis und Ungarn. b® =t. 2 f. 65. pag. 101, Bergkrystall von Brasilien und Un- garn? hemiscalenoödrisch an einer Endkante R, b° = t 1.f. 23. pag. 101., Fundort unbekannt, als einzeln aufretende Fläche (Zeitschr. d. d. geol. Ges. XXH. 1870. pag. 623. %%) Zeitschr. d. d. geol. Ges. XXI. 1870 pag. 623. Taf. XIV. Fig. 3. **#) N, Jahrb. für Miner. 1871 pag. 901, ff. t. 12. 335 der Zeichnung deshalb auch mit b° bezeichneten Flächen mit . 3p3 b’ von Des CLoIZEAUX (® 1 F sagt aber im Texte: „die ap- proximativen Messungen fur unsere Flächen ergeben beiderseits b?:R und b°’;:R=166°, während Dss CLoızEaux für diese Kanten 168° 33° berechnet.* „Unsere Flächen liegen dem- nach zwischen b° und b’, + (#P}), deren Neigung zu R=162° 2’; Wessky bemerkt dazu*): „wegen Unsicherheit der Abmessung scheint Herr vom RatH Anstand genommen zu haben, für dasselbe ein neues Symbol zu adoptiren.* „Cor- . rigirt man aber die Abmessung auf 166° 15’, so ergiebt sich B a9 € für dasselbe das Symbol b’=h; (a:2:3:5)° 48% Auch wegen der Bestimmung der Flache bx habe ich nur ungern davon Abstand genommen, behufs der Messung die schöne Stufe zu beschädigen durch Ausbrechen eines Kıy- stalles. Ich hoffe, dass sich dereinst in anderen Sammlungen die anderen Theile der Geode, von welcher mein Stück stammt, finden möchten. % Gesetzt, es wäre wirklich durch Messung ermittelt, woran ich nicht zweifle wegen des augenscheinlichen Parallelismus der Kanten, dass bx mit & und '/mR in einer Zone läge, so wäre, wenn bx=b?’ zugleich '/mnR=}R, wenn bx br z 'mR=zR, und wenn bx—»b’ 0 'mR=+R, Ausser diesem minimalen, kaum als eigentliche Kristall- fläche vorkommenden, positiven, stumpfen Rhomboe&der findet sich an einem in Fig. 8 Taf. VI. abgebildeten Krystalle meiner Stufe als schmale aber ganz deutliche Krystallfläche ein stumpfes Rhomboäder, welches man nach der Orientirung durch „Matt und Glänzend“ und durch bx (rechts oben von R liegend, vergl. Fig. 4 u. 5) nur als negativ, d. h, über —R (—R') liegend, auffassen kann. Dieser Krystall, in dessen’ Zeichnung die Fläche — '/mR ohne Zeichen nur mit einem Pfeile in der Richtung ihrer geneigten Diagonale bezeichnet ist, besteht in der kleineren, *) N. Jahrb. 1871. pag. 901. 336 * hinteren Hälfte (Kanten 4. 5. 6.) aus Linksquarz ( links von - „Glänzend“) und in der anderen (Kauten 1.2.3.) aus Rechts- Quarz (£ rechts von „Glänzend“), ist mithin ein Doppelzwilling, wie Figur 3 und 5. Ferner besteht er aus zwei vollkommen parallel aggregirten Krystallen, welche bei Kante 3 eine ein- springende Endkante bilden. Der Krystall hat somit zwei obere Endecken; die hintere wird von drei Hauptrhomboäder- Endkanten gebildet, an deren einer (wieder über E) bx sich zeigt; die vordere Endecke ist zu einer horizontalen Kante von rechts nach links verzerrt, welche von einer Zwillingsnaht ziemlich in der Mitte überschritten wird. Auf der linken Hälfte ist diese Kante von R' und —R' gebildet und zeigt eine ganz ausserordentlich schmale, nach vorn (—R') geneigte, schiefe Abstumpfung durch —'/mR. Auf der rechten Hälfte ist die Kante von R und —R gebildet und hat die schiefe Abstumpfung nach hinten (—R) geneigt. Mit den gerundeten Flächen —'/mR —'/mR' combiniren sich in sehr gerundeten Kanten und Ecken auch die seltenen Flächen £, &', bx'. Obwohl an meinen Krystallen die positiven und negativen stumpfen Rhombo&der nur sehr selten und minimal auftreten, so erhöhen sie das Interesse und den Werth der Stufe nicht unbedeutend, selbst im ungemessenen Zustande, denn es ge- hören die stumpfen Rhomboäder am Quarze zu den grössten Seltenheiten: a® nach Levr = *R erwähnt MıLLer nur an einem Krystalle der BRookE’schen Sammlung*); | a’ nach Levy = #R oder | bestimmte Des CLoIzEAux **) ne- az „ a ben b°’ ohne Fundortangabe; b! nach Levr = — +R beschreiben Durrexoy ***), G. RosEf) und vom Rıraff) von Elba; G. Rosef) von Quebeck, Wesskyfff) von Guttannen in der Schweiz und DanA*T) von Massachusetts. #) Des Croızeaux, Manuel de mineralogie pag. 12. ” Memoire etc. t. 2. f. 60. pag. 7. *#%) Des CLoızraux, Me&moire etc. pag. 8, 10. t. 1. f. 28. *%#) Traite de mineralogie T. II. pag. 89. +) G. Rose, Ueber das Krystallsystem des Quarzes; Abhandlungen der Berliner Akad 1846 pag. 16. ff, t. 1. f. ©. ++) Zeitschr. d. d, geol. Gesellsch. XXII, 1870. pag. 620. ff., t. 14. 1.1: 20 702,8: +++) Pocs. Ann. XCIX. 1856. pag. 300. t. 4. f. 23. 24. ®7) Dana, System etc. IV. Aufl. II, pag. 149, f. 344. B. Fr 337 Be Wenigen fügte nach einer Discussion über dieselben WeEBSkyY in seiner bedeutenden Arbeit uber stumpfe Rhom- bo@der und Hemiscalenoöder an den Quarzkrystallen von Strie- gau in Schlesien”) eine ganze Anzahl neuer positiver und ne- gativer hinzu. Dieselben kommen dort zum Theil ganz ähnlich vor als an meinen Krystallen, nämlich als schiefe Abstumpfun- gen. einer zu einer horizontalen Kante verzerrten Endecke, ‚über welche eine Zwillingsgrenze läuft. Auch diese äusserst ‚schmalen und gekrümmten Flächen konnten von WEBSKY nur aus zahlreichen , sich gegenseitig verbessernden Reflexmessun- gen berechnet werden. Als „typische“ Rhomboe&der werden schliesslich genannt: a D 1 1 5 mi rt _— a ae Als Zack Will ee Ba Ach en 2 1 \ RE - Re: ar na Meine Amethyst-Zwillinge beweisen von Neuem die Rich- tigkeit der Naumann’ schen trapezo@drischen Tetartoädrie und der G. Rose’schen Zwillingsbildungen des Quarzes. An einem Individuum finden sich nämlich die Flächen & wie die Flächen s (2P2) nur an den abwechselnden Polkanten R:—R oben und unten an derselben Prismenkante und zwar bei rechten Quarzen rechts von R, bei Linksquarz links von R; & ist also eine trigonale Pyramide Le 4 Alle Krystalle, wo sie anders auftreten, mussen also nach Naumann und G. Ross Zwillinge und zwar entweder von glei- _ chem Quarze in um 180° um die Hauptaxe gedrehter Stellung oder von Rechts- und Linksquarz in paralleler Stellung ***) sein. Die von G. vom Rırkf) von Collo di Palombaja auf _ Elba abgebildeten Krystalle haben die Flächen &, b’, y, y' *) N. Jahrbuch für Miner. u. s. w. 1871. pag. 732. ff. (besonders pag. 811 ff.) t. 12. *) AR, AR, —2R, — IR nicht Oberfläche bildend. “) Zur Meicken Knecht kam schon Becker in Pose. Ann, CXXXVI. 1869 pag. 626 ff. 7) Zeitschr. d d. geol. Ges. XXIIL. 1870 Taf. XIV. Fig. 1.3.4.5. Ebenso Wrsskv, Pose. Ann. XCIX. 1856 t. 4. f. 3-2. pag. 29. ft. Krystalle von der Grimsel u, Järischau (d, —d,,) und Des Cro1zeaux, ME&- ‚moire etc. t. 2. f. 64. u. 65. (yu.Y,) t..3. f. 73. u. 74, (b}). 338 nicht tetrarto@drisch, sondern hemiedrisch und mussten dem-. nach auch Zwillinge sein, welche daselbst auch gefunden sind.*) Allein während an den Enden der Krystalle die Flächen-Com- bination zur Annahme solcher Zwillinge drängt, erweisen die Prismen sich als Individuen. Ob dieser Widerspruch das Naumann’sche Gesetz der Te- tertoöädrie des Quarzes zu widerlegen angethan ist, oder ob und wie diese in so vielen Beziehungen interessanten Quarze von Elba dem Gesetze sich ebenfalls unterordnen lassen, wage _ ieh ohne Bekanntschaft mit diesen Quarzen aus eigener An- schauung kaum zu vermuthen, weder nach der einen noch nach der anderen Seite hin. | Vielleicht kann man diesen Widerspruch lösen, indem man bei diesen Krystallen, welche ja auch so eigenartige, aus mehr oder weniger. horizontalen Platten gleicher Quarzarten — also um 180° um Axe c gedreht — aufgebaute, polysyn- thetische Zwillinge**) sind, die oberste Lage ohne Prismen- flächen als Zwilling von Rechts- und Linksquarz annimmt, oder wenn man bei den Krystallen, welche wie so viele Quarze aus parallelen Kapseln oder kappenförmigen Hüllen von Quarz aufgebaut sind***), die oberste Kappe am Krystall- ende als solchen Zwilling auffasst, an welchem bekanntlich niemals Demarcationslinien zwischen rechts und links zu be- merken sind. Zwillinge von gleichartigem Quarze zu vermu- then, ist unstatthaft, weil vom RarH an den Krystallen keinen Gegensatz von „„Matt‘‘ und „‚Glänzend‘‘ mit einer Grenzlinie angiebt, und weil die Flächen b’, y und y' scalano&drisch auftreten. Die interessante, von WEBSKkYf) aus wenigen Beobach- tungsfällen in Anregung gebrachte Frage über die sogenannte polare Meroädrie von &, nach welcher diese Fläche nur an dem einen Ende des Krystalles auftreten soll — bei Rechts- quarz nur oben, bei Linksquarz nur unten —, kann an den zahlreichen vorliegenden Krystallen direct nicht entschieden werden, weil an allen die Flächenentwickelung nur auf die *) ]. c, pag. 629 £. 6. %*) ], c. pag. 628. t. 14. f. 4. %*#) ], c. pag. 629. +) N. Jahrbuch 1874 pag. 116, 123 ff. 339 Endkanten des einen Poles beschränkt, und selbst das Auf- treten der Prismenflächen eine Seltenheit ist. Nur an dem einen in Fig. 6 abgebildeten Krystalle sieht man kleine Theile von Endkauten und Flächen des unteren Endes aber ohne &. Dieser Umstand würde für die polare Mero&drie ein neuer Beobachtungsfall sein, wenn nicht das untere s auch fehlte und wenn nicht an den mir vorliegenden Krystallen fast immer die Fläche & an derselben Endkante R:—R intermittirend aufträte. Das Vorkommen von Links- quarz mit oberen Flächen £, sowie die Verwachsung von Links- und Rechtsquarz mit oberen Fläehen © in paralleler Stellung zu Doppelzwillingen, scheint mir eher gegen solche Meroedrie zu sprechen.*) Die Amethystkrystalle erheben sich an der Stufe in dicht- gedrängtem Gewirre zuerst farblos auf einer rothen gestreiften Achatlage von ungefähr 10 Mm. Dicke, nehmen allmälig oben eine violette Farbe an, welche in den freien Krystallenden durch zahllose eingelagerte Nadeln und faserige Kügelchen von Nadeleisenerz schmutzig werden. Die Krystalle zeigen ferner, wie so häufig die Amethyste und Quarze**), einen Aufbau oder ein Wachsthum aus paral- lelen, aber nicht überall gleich dicken (0,25—2 Mm.) Hüllen und Kapseln von Quarzsubstanz, welche nur dadurch sichtbar gemacht werden, dass sie meist durch Ablagerung von ganz fein vertheiltem Eisenoxyd getrennt werden, welches sich vor Absatz der jüngeren Hülle auf die ältere Unterlage abgesetzt hatte. Diese Hämatithäute sind meist so intensiv roth, dass der Amethyst mehrfach in den Krystallspitzen wie Rotheisen- kiesel gefärbt erscheint, trotzdem ist die oberste abschliessende Quarzhülle klar und farblos, es dringt die Färbung durch sie aus den tieferen Lagen hervor. Diese Erscheinung dürfte sich bei den Amethysten von ÖOberstein und Umgegend mehrfach wiederholen; denn wenn auch dieselbe nur einmal in der hie- sigen Sammlung sich gefunden hat, so verdanke ich einer *) Vergl, auch Wessky, N. Jahrb. 1874 t. 3. f. 3, pag. 124. **) vom Rarn, Zeitschr, d. d. geol Gesellsch. XXII. 1780 pag. 629. Wessky, ebend. XVII. 1865 353. Wesskv, N. Jahrb. für Miner, u. s. w. 1871 pag. 736, 807. 340 brieflichen Mittheilung des Herrn KenxGorr die Bestätigung der Richtigkeit dieser Vermuthung.*) Mit diesem Aufbau aus parallelen Hüllen in Verte steht wahrscheinlich die grosse Neigung der Krystalle zu einer parallelen Aggregation (vergl. Taf. VI. Fig. 4. 5. 6.7. 8.) und die Erscheinung von einspringenden oder eingekerbten Dihexaöder- endkanten (R:—R), ganz ähnlich nur nicht so regelmässig (vergl. Fig. 7 u. 8) als sie kürzlich G. vom Rata ebenfalls am Amethyst von Idar bei Oberstein beschrieben hat.**) Bei diesen Krystallen ist die Einkerbung Folge der Zwillings- bildung (Durchkreuzung von zwei gleichen Quarzen mit herr- schendem R, 180° um c gedreht); bei meinen Krystallen — ebenfalls Zwillinge von gleichem Quarz — nicht Folge dieser Zwillingsbildung, sondern einer parallelen Aggregation oder eines Fortwachsens der Krystallflächen und regelmässigen Zuruckbleibens der Kanten im Wachsthume, während bekannt- lich meist das Weiterwachsen der Krystalle statt- findet. Wenn ich auch von diesem Krystalle mit eingekerbten Kanten eine ganz naturgetreue, nur nach unten z. Th. er- *) Der geehrte Herr College wird mir hoffentlich nachträglich die Genehmigung nicht versagen, die Stelle dieses gefälligen Briefes weiteren Kreisen zugänglich zu machen: „Unter 20 Obersteiner Exemplaren un- serer Sammlung fand ich eine mit Amethyst ausgekleidete Mandel, dessen Krystalle an den sogen. Sonnenstein erinnern, längs den R u. R!-Flächen flimmernd wie dieser, Die Ursache davon sind mikroskopisch kleine Hämatitlamellen, welche unter dem Mikroskope keine bestimmte Um- ‘ randung zeigen und roth durchscheinen. Nebenbei enthält dieser schön gefärbte Amethyst breite, nadelförmige Kryställchen von Pyrrhosiderit, welche z. Th. aus den Kıystallen herausragen.‘‘ — „Wie nun bei den schweizerischen Bergkrystallen die Chloritschüppchen bisweilen sehr schön den Fortschritt des Wachsthums der Bergkrystalle zeigen, indem auf einen Kıystall sich Chloritschuppen vereinzelt absetzten, der Kıystall weiter wuchs, wieder Chloritschuppen sich auf der Oberfläche absetzten und so fort, wodurch denn innerhalb des Bergkrystalles die Umrisse der früheren Bildungspausen sich erkennen lassen und Krystalle vorkommen, wo bis 12 parallele Schichten beobachtbar werden können, so liegen auch in dem Amethyste, der an Sonnenstein erinnert, die feinen Hämatitschüppchen etwa 4 Mm. tief unter der glasglänzenden Oberfläche und erzeugen das schöne Flimmern wie bei dem Sonnensteine die feinen eingelagerten lamellaren Krystalle.“ — Zürich 9. III. 74. **) Pocs. Ann, Jubelband 1874. pag. 538. t. 6. f. 4. 4a. 341 gänzte Zeichnung in Fig. 7 gegeben habe, so will ich diese || Erscheinung doch hier nicht weiter verfolgen, um sie zum Gegenstande einer besonderen späteren Mittbeilung zu machen, | weil sie nach zahlreichen Stücken in der hiesigen Sammlung. | häufiger wiederzukehren scheint. Die von 6. vom Rarn be- | -schriebenen Amethyste mit eingeschnittenen Kanten hatte ich | in drei Stücken schon mit dem in dieser Mittheilung beschrie- | benen Amethyste beim Ordnen der Sammlung gefunden und ‘ für eine gelegentliche Bearbeitung in ruhigeren Zeiten zurück- | gelegt. Tafelerklärung. Tafel VI. Fig. 1. Zwilling von Rechtsquarz im Grundriss. Fig. 2. Zwilling von Linksquarz im Grundriss. Fig. 3. Doppelzwilling von Rechts- und Linksquarz in parallel- | perspectivischer Ansicht; * der natürlichen Grösse; die Grenzlinie zwi- schen Rechts- und Linksquarz ist am Krystall nicht zu en son- | dern nur der Deutlichkeit wegen projectirt. Fig. 4. Zwilling von Rechtsquarz in por llefgerspechrischer Ansicht; 2 der natürlichen Grösse. Der Krystall, mehrfach parallel aggregirt, zeigt ausser P, z, r, & noch bx und !/mR. Fig. 5 Derselbe Krystall im Grundriss; 2% der natürlichen Grösse. Derselbe zeigt hinten Theile von Linksquarz, welche durch eine projec- tirte Linie umschlossen werden. Fig. 6. Zwilling von Rechtsquarz; 2 der natürlichen Grösse; in parallelperspectivischer Ansicht; zeigt ausser P, z, r, & noch s und Theile des unteren Endes. — Der Buchstabe ‚,‚a“ bezieht sich auf eine Stelle im Texte. Fig. 7. Zwilling von Rechtsquarz in parallelperspectivischer Ansicht; 2 der natürlichen Grösse. Derselbe zeigt durch parallele Aggregation einspringende Endkanten. Unterhalb der durchgezogenen Linie ist der Krystall nicht ausgebildet. Fig. 8. Doppelzwilling von Rechts- und Linksquarz im Grundriss; " © 2 der natürlichen Grösse. Die zwei Pfeile zeigen die Grenze von Links- quarz (hinten) und Rechtsquarz (vorne) an. Ausser P, z, r, & noch bx und —!/mR. Druckfehler. P: Seite 327 Zeile 1 von oben = statt = ae: 9 von unten P2 statt P,. „ 398 ,„ 12 von oben von statt am. „ 328 „ 9 von unten von statt an. FAR SS 1 von unten P2 statt P,. ET RE 342 8. Neue Aufschlüsse oligocäner Schichten in der Provinz Hannover. Von Herrn H. Rormer ın Hildesheim. . Der schon seit längerer Zeit in Aussicht genommenen Kartirung der Provinz Hannover im Maassstabe von 1:25000 wird hier von den verschiedensten Seiten mit Ungeduld ent- gegen gesehen, ganz besonders aber von allen denen, welche die Nothwendigkeit neuer geognostischer Aufnahmen uuserer Provinz richtig zu würdigen wissen, da der Maassstab von 1:100,000 der ohnehin veralteten Papr’schen Karte, welche auch meinen früheren geognostischen Aufnahmen zu Grunde liegt, für eine genügende Darstellung der so überaus mannig- faltigen geognostischen Verhältnisse, besonders ..der südlichen Hälfte unserer Provinz nicht mehr ausreicht. Damit nun aber die inzwischen beobachteten neuen Auf- schlüusse, insbesondere weun dieselben für die Vervollständi- gung der Kenntniss der geognostischen Beschaffenheit der Provinz von einiger Bedeutung sind, oder wenn diese Auf- schlüsse gar nur vorübergehende waren, doch für die dem- nächstigen neuen geognostischen Aufnahmen nieht unbenutzt bleiben, habe ich geglaubt, dieselben durch eine kurze Erwäh- nung in dieser Zeitschrift in geeignetster Weise feststellen zu können. Zunächst erwähne ich drei neue, noch nicht besprochene Aufschlusse tertiärer Bildungen, zumal dieselben schon im Ge- biete der norddeutschen Ebene liegen, für deren Kenntniss jeder neue Aufschluss so willkommen ist. 1. Nördlich vom Dorfe Lehrte, genau an der Stelle, an welcher jetzt der Fahrweg unter der Bahn Lehrte — Berlin unterfuhrt ist, befanden sich früher Thongruben, deren oft ver- suchte Untersuchung stets erfolglos war, weil dieselben mit Wasser angefullt oder der gewonnene Thon mit Lehm und Sand des aufliegenden Diluviums zu sehr vermischt war. Erst $ | 343 bei der erwähnten Unterführung des Fahrweges gelang es mir, neben einigen Foraminiferen und einem abgeriebenen Denta- lium eine gut erhaltene Leda Deshayesiana aufzufinden, wodurch diese Thone als mitteloligocäne erwiesen sind. Zugleich sind durch diesen Aufschluss die bei Walle (unweit Zelle) und Söllingen auftretenden mitteloligocanen Abesnuneen in na- heren Zusammenhang gebracht. Auf von Dechzn’s geologischer Karte von Deutschland 1869 habe ich die Bezeichnung dieses Vorkommens noch ver- anlassen können. 3. Beim Bau der Ilseder Hütte, 1 Stunde südlich von Peine, wurden gelbe, sandige und kalkhaltige Massen auf- geschlossen, welche sich nach den darin gefundenen Verstei- nerungen als oberoligocäne herausstellen. Es sind dieses: Ceratotrochus granulosus v. Münst., Spatangus acuminatus v, Minst.? Thracia ventricosa, Donax?, Cardium multicostatum BroccHı, Isocardia cor Lm&., Oyprina islandica Lme&., Pecten striatulus v. Musst., Pect. Hausmanni GouLpr., Nucula minuta Broccnur. , Terebratula grandis BLUmEnB., Natica castanea, Turritella communis Rısso., Aporrhais speciosa v. SCHLOTH., Dentalium fossile L., Dent. strangulatum Dsn. 3. Durch den Hofbesitzer und Vorsteher RAUTENBERG in Wehmingen (1; Meile südlich von Lehrte), welcher für die geognostischen Verhältnisse seiner Gegend ein offenes Auge hat, wurden mir in neuester Zeit bei Wehmingen gefundene . Versteinerungen zugestellt, welche auch hier auf das Vor- kommen oberoligocäner Schichten schliessen liessen. Die von mir angesehene Fundstelle liegt an der nordöstlichen Ecke des Dorfes im Felde und zwar auf der östlichen Seite des Fahrweges, welcher an der Ostseite des Ortes entlang führt. Die bis jetzt gefundenen organischen Einschlüsse sind: Lamna denticulata, Fisch-Gehörknochen, Stachelu von Cidaris sp., Ceratotrochus granulosus v. Münst., Mactra triangula ‚ Ren., Astarte laevigata v. Münst., Ast. incrassata DE LA Monk., ‚Ast. suborbicularis v. Münst., Cyprina islandica Lm&., Car- dium papillosum PoLi, Cardita scalaris GoLDF., Pecten stria- tulus v. Müunst., Peect. lucidus GoLor., Pectunculus polyodonta Brons, Limopsis auritus Broccuı, Natica castanea, Turritella communis Rısso, Fusus sp., Cassis Rondeletü Bast., Murex 34 capito Pn., Ancillaria glandiformis Lm&., Dentalium Jossile LE: Dental. strangulatum Dsn. Die unter Nr. 1 und 2 erwähnten Vorkommen sind nicht mehr aufgeschlossen und auch der zuletzt erwähnte, nur von einer schwachen Schicht Ackerkrume bedeckte Aufschluss wird nicht lange mehr erkennbar bleiben, weil der Eigenthumer derartige Unebenheiten in seinem Felde nicht dulden will. Wehmingen und Ilseder- Hütte sind somit zur Zeit als die nordlichsten Punkte fur das Auftreten oberoligocäner Ab- lagerungen in unserer Provinz anzusehen. 345 9,- Ein nener Aufschluss der Wälderthon- und Hilsthon - Bildung. Von Herrn H. Rorner in. Hildesheim. Die Gegend von Sehnde, erste Station der von Lehrte nach Hildesheim führenden Eisenbahn, ist schon seit mehreren Jahren der Tummelplatz englischer und deutscher Gesell- schaften, welche hier bereits sehr erhebliche Summen zur Äuf- findung des so begehrten Petroleums; aufgewandt haben, dessen reichliches Vorhandensein nach ihrer Meinung durch ein übri- gens schon lange bekanntes und überaus schwaches Hervor- quellen von Erdöl angezeigt sein sollte. Die eine dieser Ge-. sellschaften behauptete schon vor einigen Jahren, hier mäch- tige Lager von Braunkohle erbohrt zu haben. Die mir später zugestellten Proben dieser Kohle erwiesen sich aber als eine dem Gewichte nach auffallend leichte und der Wirkung nach sehr wenig brauchbare Steinkohle, so dass ich nun umsomehr auf ein neues Vorkommen der Wälderthonbildung schliessen musste, als ich in unmittelbarer Nähe des mir bezeichneten Vorkommens schon vor langen Jahren 'den Hilsthon mit Ammo- nites noricus, Belemnites subquadratus, Pecten crassitesta, Serpula articulata fund Glyphaea ornata in einer Thongrube ‘anstehend gefunden hattee Durch eine im vorigen Herbste wiederholte Untersuchung der Gegend wurde diese Vermuthung in über- zeugender Weise bestätigt. Der Pünkt, an welchem sich der Förderungsschacht für diese . in) kleinstem Maassstabe -betriebene Kohlengrube be- findet, liegt etwa in der Mitte des von Sehnde in: östlicher Richtung nach Rethmar führenden Weges. Durch die erwähn- ten Schürfversuche und durch die Gewinnung von Thon für eine Ziegelei waren auf dem in der Ebene gelegenen und vom Diluviam schwach bedeckten Terrain nach dessen Wegraumung recht gute Aufschlüsse gewonnen, welche durch das nach- ‚stehende Profil erläutert werden. Zeits. d.D. geol. Ges. XXVL. 2. 23 346 ee a. diluvialer Sand, D. grauer Sandstein (a. und 5b. Hilsthon), c. grauer Sandstein, d. zerreiblicher ockriger Sandstein, e. dunkler bituminöser Thon, f. zerreiblicher Sandstein, g. Kohlenflötz, A. loser Sand, - 41. Sandstein mit verkohlten Pflanzentheilen, %k. grauweisser Thon ohne Versteinerungen, J. Sandstein mit verkohlten Pflanzentheilen, (e. bis 2, Wälderthon.) | Bei A dieses Profils befindet sich der Förderungsschacht, neben demselben liegt eine grosse Halde, die vorherrschend aus grossen Blöcken des Sandsteins der oberen Schichten b und c besteht. Dieser eigenthümlich graue, feste Sandstein’ ist reich an Versteinerungen, welche theilweise: wohl erhaltene Schalen zeigen, zum Theil nur als Steinkerne oder aus Ab- drücken erkennbar sind. Da nun die auf dieser Halde ge- fundenen Versteinerungen der 'Wälderthonbildung und dem Hilsthon angehören, so muss es auffallen, dass die Gesteins- stucke (der vorhin erwähnte graue Sandstein), in welchen sich Versteinerungen des Wälderthons finden, von denen, welche die Versteinerungen des Hilsthons einschliessen, sich petro- graphisch gar nicht unterscheiden lassen. ' Die Niederschläge der unorganischen Massen, aus denen hier. beide Formationen bestehen, mussen daher, obschon die eine:marin, die andere eine Susswasserbildung ist, während beider 'Zeitepochen 'un- verändert dieselben geblieben sein. Von den dem Wälderthon angehörenden, hier gefundenen organischen Einschlüssen nenne ich Zähne von .Pycenodus Hartlebeni Rornm., grosse, schön erhaltene Zähne von Pholo- dosaurus, zahlreiche Stücke von Saurierpanzern und wohlerhal- tene Exemplare einer grossen Unio. 317 Von den hier gefundenen un: des Hilsthons führe ich an: Sanguinolaria?, Ptychomya Robinaldina D’ORB. sp., Cardium peregrinum »’OrB. mit Schale, Pecten crassitesta Rorm., Tri- "gonia caudata Ac., Modiola sp. mit Schale, Avicula sp. mit ' Schale, Exogyra sp., Orbicula sp., Turbo sp. Von besonderem Interesse ist jedenfalls das Vorkommen von Trigonia caudata Ag. und Ptychomya Robinaldina D’ORB. sp., welche beide, meines Wissens, aus dem deutschen Neocom noch nicht bekannt sind und zugleich die hier aufgeschlossene Schicht desselben als unteres Neocom erkennen lassen. Be- zuglich der Piychomya Robinaldina D’ORB. sp. verweise ich auch auf Dr. Damzs’s Aufsatz über die Gattung Ptychomya in dieser Zeitschrift Band XXV. pag. 374. Mit diesem Vorkommen des Hilsthons muss ich hier aber noch ein anderes; schon auf meiner geognostischen Karte ver- zeichnetes, aber noch nicht besprochenes Vorkommen dieser Bildung in Verbindung bringen. Etwa zwei Meilen östlich von Sehnde, beim Dorfe Öberg, ist schon seit langer Zeit ein ganz gleiches Vorkommen des Wälderthons bekannt, als das in neuester Zeit bei Sehnde aufgeschlossene. Bei Gründung der nahe gelegenen Ilseder Hütte wurde nun auch bei Oberg ein Schacht abgeteuft, mit dem man mächtigere Flötze der bei Oberg zu Tage tretenden, aber hier nur wenige Zoll starken Flötze der Kohle des Wälderthons aufzufinden hoffte. Auch dieser Schacht steht in demselben grauen Sandstein, wie der oben bei dem Vorkommen von Sehnde beschriebene und war reich an organischen Einschlüssen der Hilsbildung. Die von mir damals aufgefundenen, aus dem erwähnten Schachte stam- menden Versteinerungen, welche sämmtlich die wohlerhaltene Schale zeigen und deshalb noch ein ganz Bess une Interesse haben, sind nun folgende: Gehörknochen von Fischen, Glyphaea ornata Roem., Corbula sp., Thracia Phillipsü Roem,, Tellina sp., Pholadomya alter- nans Roem., Piychomya Bobinaldina D’ORB. sp., Myopsis Sp., Astarte Beaumontü Leym.? Corbis n. sp., Cardium peregrinum D’ORB., Isocardia sp., Oyprina sp., Pecten crassitesta RoEM., Pect. siriatopunctatus Rorm., Avicula n. sp., Modiola sp., Orbicula sp., Exogyra Couloni Dus., Turritella sp., Ceri- 23° % 348 thium sp., Ammonites Astierianus D’ORB., Serpula quinque- carinata RoEm., Serp. antiquata Sow. Durch das Auftreten der Wälderthonbildung bei Sehnde kommen die Aufschlusse dieser Bildung ‚bei Neustadt a, R. (westlich von Hannover) und bei Hannover mit ‚denen am Fiessenberge (bei Peine) und bei Oberg in näheren Zusammen- hang und wird es selbst wahrscheinlich, dass dieselben dem Sudrande eines grösseren, nach Norden sich ausdehnenden Beckens des Wälderthons angehören. Alle diese Aufschlüsse, der bei Hannover ausgenommen, lassen ein östliches Einfallen der Schichten erkennen. In dem Jahrgange von 1851 pag. 514 dieser Zeitschrift babe ich das Vorkommen der Erdölquellen nördlich und sud- lich von Peine (in gleicher Weise wie die Asphalt-Vorkommen bei Limmer und am Hils, geol. Zeitschr. 1872 pag. 277) mit dem Vorkommen der Wälderthonbildung in Zusammenhang ge- bracht und dieses Erdoel als ein Product der Abietites Linkü Rorm. nachzuweisen versucht. Durch das Auffinden des Wälder- thons bei Sehnde hat somit auch die hier vorhandene sogen. Erdölquelle, welche zu so kostspieligen Bohrversuchen die Veranlassung gegeben, ihre Erklärung gefunden. a 349 10. Ueber ein neues Vorkommen des Räth hei Hildesheim. Von Herrn H. Rokwer in’ Hildesheim. Die in der Umgebung’ unserer Stadt so schön entwickelte und auch aufgeschlossene Folge der Schichten der Salz-, Jura- und Kreide-Formation hat in neuester Zeit noch eine grössere Vollständigkeit erkennen lassen, als bisher nachgewiesen wer- den konnte. Der nur wenige Minuten von der Stadt entfernte, über dem westlichen Ufer der Innerste sich erhebende und diesem Flusse entlang laufende Höhenzug, welcher aus verschiedenen Gliedern. der Keuperbildung, und den Schichten des unteren Lias zusammengesetzt ist, wurde im Januar des Jahres 1872 da, wo er den Namen „Krählah“ führt — wenige Schritte südlich von der nach Nordstemmen führende Eisenbahn — bei Anlage eines’Bierkellers in‘ den oberen, nach Osten ein- fallenden Schichten in einer für die Beobachtung der Schichten- folge überaus glücklichen Weise aufgeschlossen. Erst vor wenigen Jahren hatte ich an diesem selben Hoöhenzuge, etwa eine Meile südlicher, unweit des Dorfes Egenstedt durch das Auffinden der Avicula contoria auch das Vorhandensein des „Räth“ in unserer Gegend nachzuweisen vermocht. Der vorerwähnte Aufschluss am ‚‚Krählab‘‘ hat nun aber diese, hier in allen- ihren Gliedern’ entwickelte Bil- dung in einer Mächtigkeit von 16 M. aufgeschlossen. Helle, grünliche Mergel, dunkle Schieferthone, dunn ge- schichtete Sandsteine in festen Bänken setzen auch hier diese Bildung in buntem Wechsel zusammen, und mag das umste- hende Profil von der hier beobachteten Folge der Schichten ein Bild geben, 350 Profil des Bonebeds am Krählah bei Hildesheim. 3 M. Sandiger Lehm. 0,5 M. 1,2 M. Sandstein. Dunkler schulfriger Thon. 1,2 M. Ockriger Sandstein in Bänken, 0,3 M. Dunkler schulfriger Thon. 33 M. Ockriger Sandstein in schwachen, durch dunne Thonlagen getrennten Schichten mit undeutlichen Pflanzenabdrücken. Obere Bonebed- Breceie. 13 M. wechsellagernd. Sandstein mit dünnen Lagen dunkel- grauen Schieferthons: unregelmässig | Thonige Sphärosiderite mit Nagelkalken. 3,9 M. Dunkelgrauer, violetter Schieferthon, in 1—3” starke, vielspaltige Schichten ge- sondert. Zahlreiches Vorkommen orga- nischer Einschlusse. 0,26 M. Hellgrauer feinkörniger Sandsteinschiefer. IE 0,6 M. Dunkelgrauer viol. Schieferthon (wie h.) IM. "Dunkelgrauer viol. Schieferthon (wie h.) mit dünnen sandig. Niederschlägen band- artig wechsellagernd. Untere Bonebed- Breccie. 1,5 M. Graugrüne Mergel ohne Schichtung. u DE 4 Di a ne a B r En 12 351 Graugrune Mergel mit feinen Glimmer-Schüppchen, welche keine Schichtung erkennen liessen und nicht in ihrer ganzen Mächtigkeit, sondern nur bis 1,6 M. aufgeschlossen waren, bilden das unterste Glied (m.) dieser Schichtenfolge. A. ScaLön- BACH, dessen „Beitrag zur genauen Niveau - Bestimmung des auf der Grenze zwischen Keuper und Lias im Hannover’schen und Braunschweigischen auftretenden Sandsteins* (N. Jahrb. 1860 pag. 513) so viele Vergleichspunkte mit dem hier be- sprochenen Vorkommen des Rhät bietet — hat diese Mergel _ auch bei Seinstedt (Profil II. 10 1. ce.) beobachtet, rechnet die- selben aber noch zum Keuper. In keinem Falle sind sie aber ein Aequivalent der Bunten-Keupermergel, von welchen diese Mergel hier durch mehrere Meter mächtige, gelblich - graue, schiefrige Thone mit Estheria minuta und darunter liegende, bis 5 M. mächtige Sandstein-Bänke getrennt sind. Bedeckt werden diese graugrünen Mergel, wie bei Sein- ‚stedt, durch jene als „Unteres Bonebed‘* bezeichnete eigen- thümliche Breecien - Bildung, welche hier aus einer nur 3” starken Schicht feinkörnigen Sandsteins besteht, dessen Quarz- körner mit Zähnen und Knochenresten kleiner Fische ein buntes Gemenge bilden (ScuLöns. Prof. II. 9). Darüber folgen in einer Mächtigkeit von 1] M. dunkelgraue Schieferthone (l.), deren einzelne, oft nur 1” starken Schichten mit eben so dünnschichtigem, feinkörnigem und thonhaltigem Sandstein bandartig wechsellagern. Die nun folgende 4,56 M. mächtige Ablagerung dunkel- grauer, fast violetter Schieferthone (k. i. h.), welche, in 1 bis 3zölligen Schichten gesondert, an der Luft rasch mergelartig zerfallen, wird in ihren tieferen Schichten durch eine 0,36 M. starke Zwischenlagerung eines hellgrauen, feinkörnigen Sand- steins unterbrochen, welcher sich in eigenthüumlicher Weise: in zahlreiche dunne Tafelu von gleichmässiger Stärke spalten lässt (ScuLöns. Prof. III. m.), während in dem oberen Theile sich eine Schicht thoniger Sphärosiderite abgesondert hat, welche bei einem Durchmesser von 0,5 M. bis 0,75 M. eine Höhe von nur 1—3” haben, auf deren unterer wie auch auf deren oberer Seite sich 1” bis 3” starke Nagelkalke angesetzt haben (SrLcHöng. Prof. III. e. f. g.). | Im Hangenden dieser Schieferthone treffen wir wieder eine 1,5 M. mächtige Sandsteinschicht (g.), deren dünne Schichten r ee mit eben so, dünnen Schieferthonlagen wechseln. Bedeckt wird dieselbe von einer 0,1, M. mächtigen Breccien- Schicht, aus grau-grünlichen, sandig-thonigen Knauern bestehend, welche von Bruchstucken von Knochen und mit: Zähnen von Fischen ganz erfüllt sind... Es. ist, dies das „Obere Bonebed“. Die Knochenstücke dieser Breecie sind bedeutend grösser, als die des Unteren-Bonebeds, aber. so. zerstört, dass selten ein bestimmtes, Glied darin erkannt, werden kann (ScHLÖNB, Profil, I. .e.): ra Nach, oben folgt. nun, eine; 3,3 M, mächtige. Ablagerung | ockrigen Sandsteins (f.), in 0,5 M. bis. 0,6.M. starken, durch dünne Thonlagen getrennten. Schichten. Dieser Sandstein ist reich an Pflanzenabdrucken , unter denen aber: bisher. nur. ein gut erbaftenes Farnblatt erkennbar war. | Vergleicht man unser Profil'mit den. von SCHLÖNBACH |. c. mitgetheilten Profilen, so ergiebt. sich, zwar. in petrographischer Beziehung mit keinem. derselben, eine vollstäudige Ueberein- stimmung, doch, stimmen., wie die voraufgegangenen Hinwei- sungen, ergeben, die einzelnen, Schichten ‚mit den gleichaltrigen des einen oder, anderen, der SCHLönBAcH' schen, Profile überein. Ausser dem erwähnten Farnblait habe ich Petrefacten nur in den zwischen dem ,‚Unteren und Oberen Bonebed‘ liegen- den, 4,36 M. mächtigen dunkelgrauen. Schieferthonen (h. k. des Profils) angetroffen und zwar in, zunehmender Menge in den oberen Schichten. Avicula.contorta, Taeniodon: praecursor, Lingula, Suessi sind die.an Zahl ‚der Individuen vorherrschend- sten. Cardium rhaeticum und, Taeniodon. Ewaldi waren keines- wegs selten, auch Leda, Defineri, Anodonta postera, Mytilus minutus, Gervillia, praecursor wurden wiederholt angetroffen. Pecten acute-auritus und Gervillia inflata zeigten sich besonders in einer dünnen, von Schwefelkies erfüllten ‚Zwischenschicht, etwa in der Mitte dieser Schieferthone (h.) überaus häufig. An Gastropoden, fand ich, nur vier. Exemplare einer kleinen Tornatella. Von ganz besonderem Interesse ist aber das Vorkommen von ÖOphiuren. und, Fischen, in, den , oberen. Schichten, dieser, Schieferthone. Orreu hat, ‚schon in einem, in. den. württemb, naturwissensch. Jahresh. XX. Jahrg. 1864 enthaltenen Auf-, satze „Ueber das Lager von ,‚Seesternen im Lias und Keuper“ darauf hingewiesen, dass CGAaLLenor. bereits 1862: im. Bullet, 1 18 ri M E . 4 y - fi 353 806, geol. de-France t. XX. pa. 54 den Beweis geführt, dass die 1824 von dem Geologen pe: BonnarD aus: den Psammiten von. Mareigny-sous - Thil: (Cöte d’Or): angeführten Fossilreste der, Zone der. Avicula contorta angehören und dass sich unter . diesen: Fossilien. auch: Asteriadeen befanden, welche in den Sandsteinen der benachbarten. Localität ,‚Les Davrees‘‘ ge- funden seien. OPPEL tritt dann aber der weiteren Vermuthung _ - CALLENoT’s, dass: auch die: Asterien-Sandsteine Frankens und Schwabens desselben Alters: seien, mit Entschiedenheit ent- gegen und weist nach, dass SCHLOTHEIM's: Asteracites lumbri- calis aus dem Coburg’schen, welchen WaArcH u. Knorr schon 1769: abgebildet und der auch von anderen: Localitäten: Fran- kens und Schwabens, sowie auch aus dem Magdeburgischen und Braunschweigischen bekannt ist, sowie die Ophiuren aus den dunklen Thonen: der, Schambelen im Canton Aargau, die Heer als Ophioderma Escheri bezeichnet, dem: unteren Lias, und. zwar der: Zone des Amm., angulatus angehören. Derselbe bemerkt dann, dass die bei: Nörtlingen in Württemberg in den muschelreicheu Lagen des, Bonebedsandsteins gefundenen Ab- drücke einer kleineren Species von ÖOphiura, oder, Ophioderma: mit Avicula contorta und. Myophoria inflata zusammen vorkom- men und dass er für diese Species die Bezeichnung Ophioderma Bonardi gewählt habe. Ist nun der Umstand, dass diese dem Rhät angehörende Ophiodermen-Art, welche, nach dem Mitgetheilten bisher nur an den erwähnten beiden Localitäten in Burgund und Württem- berg beobachtet wurde, nunmehr auch. in: Norddeutschland nachgewiesen ist, schon an sich von Interesse , so erhöht sich dässelbe aber ganz. besonders; noch dadurch, dass sich fur die hier bei Hildesheim gefundenen Ophiodermen das Niveau, in welchem dieselben auftreten, auf das Genaueste hat feststellen lassen und dass eine so grosse Zahl der gefundenen Indivi- duen einen solchen Erhaltungszustand zeigt, dass deren Unter- suchung ohne grosse Schwierigkeit geschehen kann, während sowohl die bisher im unteren Lias, als die im Rhät gefundenen Asterien und Ophiuren so mangelhaft erhalten sind, dass eine eingehende Untersuchung nicht thunlich gewesen ist. Das Niveau des Vorkommens dieser Ophiodermen anlan- gend, so ist zunächst zu bemerken, dass dieses Vorkommen zwar als ein massenhaftes, jedoch der Zeitdauer nach als ein : 354 sehr beschränktes zu bezeichnen ist. Zunächst wurde in den ‚oberen Schichten der 3,5 M. mächtigen dunkelgrauen Schiefer- thone (h.) und zwar genau 3” über der erwähnten Schicht thoniger Sphärosiderite und Nagelkalke das Vorkommen von kleinen Ophiodermen wakrgenommen. Dieselben lagen auf der Spaltungsfläche des Schiefers und zwar auf nur handgrossen Stucken bis zu 50 Individuen zusammen, aber nur die Ab- drücke deutlich erkennbar und nur bei wenigen Exemplaren auch noch der weisse kalkige Körper erhalten. Sodann wurde auch etwa 3” unter der erwähnten Schicht thoniger Sphäro- siderite ein ähnliches Vorkommen von Ophiodermen beobachtet. Diese auch wohl einer anderen Art angehörenden Ophiodermen sind grösser und auch ungleich besser erhalten als die zuerst erwähnten. : Bei beiden Vorkommen ist aber das Eigenthum- liche, dass trotz der grossen Zahl der Individuen, dieselben doch nur in den See beiden Niveau’s und weder } Cm. uber. noch auch - Cm. unter demselben aufzufinden waren, wohl aber konnten beide Ophiodermen-Lager an jeder Stelle des Aufschlusses in den angegebenen Niveau’s mit nz angetroffen werden. Ebenso interessant als dieses Vorkommen von Ophioder- men war das in einer 0,1 M. tiefer liegenden Schicht beob- achtete Vorkommen 0.1 M. langer Fische, welche sich durch vortreffliehe Erhaltung auszeichnen. und meines Wissens im Rhät bisher noch nicht gefunden sind. Da mir die Zeit fehlt, um eingehende Untersuchungen sowohl über die gefundenen Ophiuren, als auch über die ge- fundenen zwei Fische anzustellen, so hat Herr Dauzs*) die Gefälligkeit gehabt, sich dieser Untersuchung zu unterziehen. *) Die Ophiuren sind von mir zur Untersuchung an Herrn Tu. WricHT nach Cheltenham gesendet, und wird deren Beschreibung nach erfolgter Rücksendung zugleich mit der Beschreibung des Fisches in einem der nächsten Hefte der Zeitschrift erfolgen. Dr. Danes. 359 B. Briefliche Mittheilung. Herr Meyn an Herrn Dames. Uetersen im April 1874. Es hat mich sehr gefreut, von Ihnen zu erfahren, ‚dass Sie jetzt im ‚Begriffe sind, eine von manchen Beobachtern ge- fühlte Lücke auszufüllen, indem Sie eine genauere palaeonto- logische Darstellung der jurassischen Vorkommnisse in unse- rem norddeutschen Flachlande liefern wollen. Gern erfulle ich daher mein Versprechen, Ihnen mitzu- theilen, was ich uber Vorkommnisse dieses Alters unter den Geschieben seit meiner Veröffentlichung in der Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft Jahrg. 1867 beobachtet. habe. Für wichtig halte ich es, dass der Hauptfundort der da- selbst beschriebenen Gesteine von der Liasgrenze, bei Ahrens- berg, seitdem bereits eine: Erweiterung ‚nach verschiedenen Seiten erfahren hat. Ich kenne diese Gesteine jetzt von Grabau, Ahrensberg,.. Horisbüttel und dem Lauenburgischen Gute Steinhorst, so dass sie wenigstens über eine Fläche von vier Quadratmeilen an der holstein-lauenburgischen Grenze verstreut sind. Bei meinem nächsten Besuche der Gegend werde ich mich bemühen, die Grenzen der Verbreitung auch durch Beobach- tungen der Negation im grösseren Umkreise festzustellen. Zunächst wenigstens kann ich bemerken, dass eine genaue Durchsicht der Geschiebe bei Mölln, östlich von Steinhorst, keine jurassische Gesteine mehr ergeben hat. Da ich deutliche namhaft zu machende Petrefacten nicht weiter aufgefunden habe, so werde ich mich beschränken müssen, auf ergänzende Bemerkungen zur der Charakteristik der früher beschriebenen Gesteine und Aufführung einer Reihe 356 von Gesteinen, welche nur durch das Zusammenvorkommen und durch die Singularität ihrer Erscheinung als jurassisch erkannt werden konnte. Das Material, welches ich beschreibe, sende- ich Ihnen mit für die Sammlung der geologischen Landes- anstalt, und da ich namentlich von Petrefacten nichts zurück- halte, wird vielleicht Einiges noch genaue Bestimmung erfahren können. Da es’ augenblicklich‘ ein! vergebliches Unternehmen sein würde, die zu beschreibenden Gesteine nach der Alters- folge zu gruppiren, so werde ich sie nach dem Maasse ihrer Kenntlichkeit anordnen, weil eben die deutlich bestimmbaren Gesteine dienen müssen, um das vorausgesetzte jurassische Alter der undeutlicheren zu rechtfertigen. | 1. Mergelkugeln mit Ammonites opalinus oder Murchisonae (1867 pag. 45) kamen theilweise' noch grösser und schöner als bei Ahrensburg, bei Steinhorst vor. Ausser der zahlreichen Muschel- und Schneckenbrut, welche ich darin erwähnt habe, und den undeutlichen Fischresten, ist auch ein grosser Belemnit getroffen worden, den ich bereits vor: zwei Jahren an die Bergakademie eingesandt habe — ein Geschenk des Grafen SCHIMMELMANN in Ahrensburg — und der Ihnen wohl zur Hand sein wird. Ferner fand ich darin. vier Mal einen Zweischaler von der Symmetrie einer Terebratula, doch habe ich weder den Schnabel noch die Ventralschale gesehen. Die Muschel ist glatt mit leichten Runzeln parallel dem 'Stirnrand, welcher‘ ungebrochen, schön oval läuft. — Alle vier Individuen sind klein, von der Grösse eines Leinsamens bis zu der eines Quittenkerns, aber deutlich und hoffentlich für Ihre Bearbeitung genügend. 2. Geschichteter gelbgrauer Kalkstein’ mit .Jmm. com- munis Sow. (1867 pag. 48). Der Ammonit setzt‘ fast‘ das Gestein zusammen; ist wenigstens in zahlreichen zerbrochenen und ganzen Exemplaren verschiedener Grösse vorhanden, be- gleitet von Bel. bipartitus, welchen Sie in zwei schönen Exem- plaren dort bereits vorfinden. Neue Petrefacten sind aus diesem: Gestein ‘nicht bekannt. Dasselbe ist aber nicht sandig, wie ich früher schrieb, sondern: nur durch Muschelbrut scheinbar sandig, dagegen aber glimmerhaltig und mit’ vereinzelten Glaukonitkörnern versehen: 3. Dunkelgrüner glaukonitischer Sandstein mit Fisch- wirbel (1867 pag: 47). Ausser dem in-Ihren Händen befind- 337 lichen Fischwirbel sind nur noch Reste von Dicotyledonenholz darin gefunden. leider zerfallen die Fundstücke in der Regel mit dem ersten Schlage, doch ist es mir gelungen, eine kleine Zahl frischerer Geschiebe aufzufinden, um durch sie den höchst merkwürdigen petrographischen Bestand dieses auffallenden Gesteins festzustellen. Inmitten des Sandsteins liegen zahlreiche gerundete, meist nussgrosse Knollen eines ‚ebenfalls grünen, aber doch. weniger dunkel gefärbten Sphärosiderites. Dieselben sind nicht Con- eretionen - im ‚Sandstein, die einen Theil seiner Masse ein- schliessen würden, sondern sind gerollte Geschiebe, und stellenweis ist der Sandstein, wo sie kleiner werden, auch fast nur aus ihnen zusammengesetzt. Sie lösen sich mit Brausen und Eisenfärbung in Salzsäure auf und ‚hinterlassen einen feinen Sand, bestehend aus Quarz, grünen und rothen Edelsteinbrocken und schweren, schwarzen, me- tallischen Körnern, an denen man deutliche Blätter- durchgänge und sogar zuweilen okta@drische Gestalt wahr- nimmt, so dass die Natur als Magneteisen wohl kaum zweifelhaft bleibt. Der ganze Sandbodensatz gleieht völlig dem Titan- sande mit Edelsteinen in unserer Miocänformation,, aber nicht dem granathaltigen Magneteisensande, der sich aus dem nor- dischen Diluvium wäscht. Auch das Bindemittel des Sandsteins selber: löst sich in Salzsäure mit Brausen und einem stark bituminösen Geruch. Der zurückbleibende Sand besteht zur Hälfte aus grünen, glaukonitähnlichen, aber scharfkantigen Körnern, zur Hälfte aus weissem Quarz und scharfkantigen porösen gelben Kör- nern, scheinbar Kieselskeletten eines kieseligen Sphäroside- rites, dabei einige Körner grünen Quarzes von hervorragender Grösse und etwas Glimmer. Auch dieser Sandstein ist ebensowohl in Steinhorst wie in. Ahrensburg Begleiter der: geschilderten Ammonitengesteine, sonst aber im Diluvium anderswo unbekannt. 4. Oolithisches Gestein mit: Peeten pumilus, Belemnites compressus und Ammonites Murchisonae (1867 pag. 48). Dieses Gestein findet sich in einer sehr grossen Anzahl von Ge- schieben sowohl bei Ahrensburg als bei Horisbüttel. Die Be- lemniten sind zahlreich; in faustgrossen Stücken kann man 6 bis 7 Individuen finden, aber die Alveole ist Steinkern und 398 ° die Scheide ist hohl, inwendig ausgekleidet mit mikroskopischen, metallisch glänzenden Rhomboödern, welche oberflächlich oxy- dirte Spatheisensteine zu sein scheinen. Neue deutliche Petre- facten habe ich nicht wiedergefunden, nur versteinertes Holz, einige unkenntliche weisse Zweischaler und ein problema- tisches Fossil, welches ein arabeskenartiges Relief hinter- lassen hat. | > Dagegen ist es mir gelungen, durch Auffindung frischerer Stücke und namentlich durch Vergleichung verschiedener Stucke von ungleicher Frische die ursprüngliche Natur des wunderlich zersetzten Gesteins zu ergründen, | Die sammtschwarze Grundmasse mit ebenem Bruch und schimmernder Oberfläche ist das Residuum eines lichtgraulich- blauen Sphärosiderites, dessen kohlensaures Eisen ausgelaugt wurde, und der ein glaukonitisches, höchst gleichmässiges Kieselskelett mit unsichtbaren Poren zuruckliess. | In diesem lichtgraulichen Sphärosiderit lagen die nummu- litenähnlichen kleinen Organismen, welche ihm die oolitbische Structur gaben, und ihn jetzt durch Hohlräume schwammig machen, als kleine Kalkschaler, hohl oder mit einem braunen Eisenerze erfüllt. Sie sind vielleicht geeignet, durch ihre sehr verschiedenen Grade der Verwitterung, nach ihrer Organisation vollständig erkannt zu werden, und gleichzeitig für manche oolithische Eisenerze die Entstehung näher zu erläutern, bei denen: der Charakter als Organismen viel mehr zerstört zu sein scheint. Das Material, welches ich Ihnen übersende, wird genügen, um diese mikroskopischen nummulitenäbnlichen Thiere ihrer palaeontologischen Stellung nach zu ergründen. Ausser den vier schon früher bekannt gemachten Gesteinen des älteren Jura habe ich nun ferner noch mit ihnen in Ge- sellschaft eine andere Reihe von Gesteinen gefunden, welche theils deutlich jurassische Versteinerungen — wenn auch nicht specifisch bestimmbare — enthalten, tbeils einen so fremd- artigen, in dem Geschiebe des ganzen Landes unbekannten Habitus tragen‘, dass sie, nach ihrer Gesellschaft gedeutet und vorläufig dem unteren Jura zugewiesen werden mussen. Es’ sind folgende: 5. Krystallisirter Sandstein, mit Fischresten so erfüllt, dass er stellenweise. einem Bonebed gleicht, oder ein Grätensandstein genannt werden könnte, | 359 Durch rauhe löcherige Oberfläche verräth sich das Gestein, dessen Farbe nicht anzugeben ist, da sie durch die schwarz- braunen Gräten und etwas Glimmer verborgen wird. Die Grundmasse ist ein durch und durch krystalli- sirter, Sandstein mit feinkörnigem Sande und glänzend blätt- rigem Kalkspath als Bindemittel, dessen Bruchflächen, 6 bis 10 Millimeter breit, durch das Gewebe der Sandkörner und Gräten’ hindurch spiegeln. In den Löchern der Oberfläche ist er traubig gebildet. Es ist mir gelungen, ein einziges Stuck zu treffen mit dem Bruchstück eines Ammoniten, und ich behändige Ihnen ausser diesem noch zwei verschiedene Handstücke von ver- schiedenen ‚Blöcken, damit dieses interessante Gestein, das in solcher Zusammensetzung, seines Gleichen nicht hat, in der Sammlung der geologischen Landesanstalt wohl vertreten sei. 6. Kalkiger Sandsteinschiefer, hellgrau, höchst feinkörnig, in Sauren mit starker Thontrüubung leicht löslich, und einen sehr feinen Sand hinterlassend, welcher aus wasserklaren Quarzkörnern, Titaneisen und Bruchstücken eines bräunlichen Silicatskelettes besteht. In dgm Gestein finden sich Ammo- niten und Terebrateln, aber verdrückt und undeutlich. — Selten! 7. :Silbergrauer glimmerreicher Sandstein- schiefer mit zahlreichen aber undeutlichen kohligen Pflanzen- resten. Das dolomitische Bindemittel löst sich in Säure und hinter- lässt einen Bodensatz von vielem feinem Glimmer mit wasser- klarem Quarz und wenig. Titaneisen. 8. Ruinendolomite, aus. gelben, grauen und braunen Farben zusammengruppirt, gleich dem florentinischen Ruinen- marmor, von den mannigfaltigsten Zerkluftungen und deren ' Verwerfungen durchsetzt. Das Gestein ist, absolut fremdartig in. seiner Erscheinung, aber doch auf diesen Fundplätzen des älteren Jura sehr häufig. Sie finden es schon in meinem früheren Berichte (1867 pag.46 al,3 in fine) nebenbei charak- terisirt, es ist mir aber seitdem weit mehr als ein eigenthum- liches, von den anderen Abtheilungen. gänzlich gesondertes Glied der Formation erschienen. 9.. Scheckiger Rauhkalk mit perlmutterglänzenden undeutlichen Zweischalern, nach verschiedenen Richtungen zer- 360 kluftet und zerfallend, ein durch seinen wusten Charakter sehr wenig ansprechendes, aber sehr häufiges Gestein, 10. Schwarzer basaltähnlicher Kalkstein. Schon 1867 pag. 42 hatte ich angedeutet, dass ein überall im Lande einzeln vorkommender basaltähnlicher Kalkstein dem Jura angehören möge. »Seitdem habe ich an dem Jurafundorte Steinhorst dieses Gestein gehäuft gefunden, wie noch nie- mals vorher, und zwar in grossen 1—2 Cubikfuss haltenden, schwer zersprengbaren Blöcken von ziemlich kantiger Gestalt. Ein sehr ähnliches Gestein silurischen Ursprungs kommt vor mit Graptolithen, allein es ist in der Regel gerundeter. Beide Gesteine beginnen in Salzsäure sich mit Brausen aufzu- lösen, beide lassen aber ein kieseliges, schwarzes Skelett zurück. Das nachweislich silurische Gestein giebt Kalkerde, das präsumtiv jurassische aber Eisenoxydul an die Lösung. Ich zweifle nicht, dass es mir mit der Zeit gelingen wird, in dem letzteren Jurapetrefacten aufzufinden, wie ich in dem ersteren nach langem vergeblichem Suchen die Graptolithen gefunden habe, denn die Häufung an dieser Stelle "hat mir auch bei den oben erwähnten Gesteinen die Petrefacten erst zugeführt, nachdem ich durch die petrographische Singularität mich veranlasst sah, dieselben mit dem Hammer zu durchsuchen. Indem ich nun zu Steinhorst nach Petrefaeten des schwarzen basaltähnlichen Gesteins fähndete, fiel mir ein weissgraues Gestein durch die Eigenthümlichkeit seiner Verwitterung auf, Die Oberfläche ist nämlich, obgleich sich das Gestein leicht als Kalkstein kenntlich macht, abweichend von allen anderen Kalksteingeschieben wellig vertieft, nicht etwa auf der Schichtfläche, sondern ganz unabhängig von derselben ringsum, so dass diese Eigenthümlichkeit nicht aus Verhält- ° nissen der Ablagerung bei Bildung des Gesteins resultirt, son- dern in Substanzeigenthümlichkeiten ihren Grund hat. Die welligen Oberflächen der Geschiebe zeigten dabei die Schärfe einer Feile, und Löcher, die von Petrefacten her- rührten, forderten zur Untersuchung auf. : 3 Die Eigenthümlichkeit des Gesteins offenbarte sich auch beim Zerschlagen. Nur mit grosser Mühe liessen sich die Blöcke durch einen englischen Hammer zertheilen, der seit, 30 Jahren auf Granit und Diorit, auf Porphyr und Basalt erprobt ist, und nur von den wenigsten Blöcken liessen sich regelrechte Handstucke schlagen. | Diese drei Erscheinungen zusammen genommen, liessen mich, in Vergleich mit Allem, was ich bisher an Geschieben untersucht, nicht zweifeln, dass ich es mit einem neuen unbe- kannten Geschiebe zu thun habe, und die Häufung an dieser Stelle, wie die Gesellschaft, in der ich es fand, begründeten die Vermuthung, dass auch dieser weisse Kalkstein ein jurassi- scher sein könne. Im Innern sah das Gestein manchen Kreidekalksteinen, namentlich dem so leicht zersprengbaren Saltholmskalk oft tauschend ähnlich, so dass man seinen Widerstand gegen das Zerschlagen. als höchst ungewöhnlich bezeichnen muss. Stellenweise wurde es sandiger und enthielt ausser sehr feinen Sandkörnern, welche der Oberfläche die feilenartige Beschaffenheit geben, Körner von Glaukonit, gleich den be- gleitenden Juragesteinen. Die Petrefacten waren nur durch Hohlräume vertreten, in denen man Astarte, Lima, Pecten und einige andere Gat- tungen erkennen konnte. Nur ganz einzeln zeigten sich er- haltene Schalen, die ich Ihnen sende, und an denen Ihnen wohl die specifische Bestimmung gelingen wird, Ein Block zeigt einen Belemniten im Querbruch; in einem anderen, dessen Sand und dessen glänzende Glaukonite gröber werden, liegen verschiedene Austern und der Abdruck eines Trochus. ww Die Austern und die Gesteinsbeschaffenheit dieses einen sandsteinartigen Stückes erinnern mich an Blöcke des oberen schwedischen Grünsandes von Köpinge, welche ich bei Kiel gefunden habe, und ich würde dieses Fundstück mit den an- deren davon abweichenden nicht zusammenstellen, wenn nicht die auffallend gleichen Charaktere der Geschiebe-Oberfläche und eine Reihe von Uebergängen dazu nöthigten. . Da auch in Schweden die bezeichnete Abtheilung der Kreideformation den Schichten des unteren Jura oder Lias Zeits. d. D.geol. Ges. XXVI 2. 24 362 nahe liegt, so wäre auch hier eine Nachbarschaft nicht auf- fallend. Weil indessen auch noch die Möglichkeit eines jurassi- schen Alters vorliegt, habe ich es für richtig gehalten, Ihnen dies entschieden charakteristische, von den gewöhnlichen Ge- schieben der Kreideformation abweichende Gestein in einer Suite von Handstücken aus verschiedenen Blöcken mit vor- zulegen. = ey 363 6. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Februar - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 4. Februar 1874. Vorsitzender: Herr Bryrıch. Das Protokoll der Januar - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Von Herrn Dusoıs - Reymonp war eine Einladung zur Theilnahme an dem zu Ehren des Herrn PoGGENDORFF am 28. Februar 1874 stattfindenden Festmahle eingelaufen und wurde dieselbe verlesen. Die eingegangenen Bucher wurden vorgelegt und behufs etwaiger eingehenderer Referate zur genaueren Durchsicht empfohlen. Herr Lossen legte das von K. v. Frrrsch aufgenommene Blatt der Schweizer geologischen Karte nebst Profilen und Text über den St. Gotthard vor und besprach die darauf darge- stellten geologischen Verhältnisse unter Vorlegung von Ge- steinen aus dem St. Gotthard-Tunnel, Herr Bauer sprach über Roselith von Schneeberg, Adular aus Drusen von zersetztem Trachyt aus Felsöbanya, Moos- achat aus Central-City in den Rocky- Mountains, Bleiglanz eben daher, und über den Hygrophilit von Wettin unter Vor- legung der betreffenden Handstucke, welche sich im Besitz des mineralogischen Museums der Berliner Universität befinden. Herr v. RicHTHOFEN verlas einen Brief von Herrn v. HAuEr, in welchem der Vorschlag einer näheren Verbindung der Deut- schen geologischen Gesellschaft mit der k. k. Reichsanstalt acceptirt wird und jährliche Referate der österreichischen Geo- logen, besonders über die Geologie der Alpen etc. für die 24* 364, Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft in Aussicht gestellt werden. Herr Kosmann sprach unter Vorlegung interessanter Beleg- - stucke uber den inneren Bau der Pseudomorphosen von Stein- salz nach Carnallit von Westeregein. Herr Daues legte ein Geschiebe von weissem Jura von Rixdorf vor, einen braungrauen murben Sandstein, enthaltend einen Ammoniten, am ähnlichsten dem Amm. biplex, und eine Trigonia aus der Familie der Clavellaten, welche beiden Ver- steinerungen auf Kimmeridge schliessen lassen. Das Gestein ist von den sonst in Norddeutschland bekannten Gesteinen des weissen Jura ganz verschieden. Die grosse Seltenheit solcher Geschiebe erklärt sich leicht aus der mürben Beschaffenheit des Gesteins. Herr Kayser legte einige Oberdevon-Versteinerungen von Schleitz im Thüringer Wald vor. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. y- w. 0. BEyRicH. Weiss. Bauer. 2. Protokoll der, März - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 5. März 1874, Vorsitzender: Herr BEYRIcH. Das Protokoll der Februar-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. | Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Dr. phil. Ep. STEINACKER ‚in Braunschweig, vorgeschlagen durch, die Herren Bauer, Danes und OTTMER; Herr Dr. phil. LAurEr in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren Orru, BAUER und Danmes. Herr Berrıca legte die eingegangenen Druckschriften vor. Herr Weıss besprach das Verhältniss von Steinkoblen- formation und Rothliegendem in Böhmen, haupt- sächlich nach FEISTMANTEL und gab eine Vergleichung mit dem Saar-Rheingebiete. | 365. Öbschon eine Abähl wichtiger in Böhmen gemachter Funde, welche von Bedeutung für obige Frage sind, schon von älterem Datum sind, so ist doch durch Vervollständigung der Beobachtungen über Lagerung und über die in den Schichten eingeschlossenen Petrefacte die Discussion uber die Begren- zung der beiden sogenannten Formationen wieder lebhaft ge- worden und die Frage selbst in ein neues Stadium getreten. Böhmen, dass von jeher classisch für das Studium des Roth- liegenden und der Steinkohlenformation war, wird also von Neuem wichtig in dieser Beziehung und lässt sich wegen des Forterstreckens eines Theiles der betreffenden Schichten nach Schlesien direct mit diesem Gebiete vergleichen und damit zusammenfassen. Ausserdem haben wir in Deutschland nur im Saar - Rheingebirge noch ein Gebiet, welches wegen der Grossartigkeit und vollständigen Entwickelung der hierher ge- horigen Schichten mit Böhmen concurriren kann. Nach mancherlei kleinen Mittheilungen über. böhmisches Rothliegendes und Steinkohlenschichten hat FEISTMANTEL im Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt, 23. Band (1875) pag. 249 ff., die Resultate namentlich bezuglich der gefun- denen Flora in gewissen Schichten zusammenfassend zu be- leuchten versucht und glaubt zu dem Resultate gelangen zu müssen, dass ein grosser Theil von Schichten, welche bisher in Böhmen zur Steinkohlenformation gezogen wurde, wieder davon abzutrennen und zum Rothliegenden zu stellen, also die Grenze beider viel tiefer zu legen sei als bisher. Zwei kleine Mittheilungen im 4. Heft des 25. Bandes unserer Zeitschrift, vervollständigen das Bild der Schichtenentwickelung, wie FEISTMANTEL sie auflasst. Im Allgemeinen ist es der han- gende Kohlenflötzzug in Böhmen, welchen er jetzt in das Rothliegende versetzt. Im Einzelnen werden besprochen na- mentlich folgende Gebiete: 1. Die Ablagerung am Südost- und Süd-Fusse des Riesen- gebirges. Es ist der Zug von Radovenz, welcher mit dem GöPpErT’s ‚„‚versteinten Wald“ führenden Sandstein im Lie- ‚genden zum Rothliegenden gezogen wird, und zwar aus petro- ‚ graphischen Gründen, während ihn z. B. die geologische Karte von Niederschlesien als Steinkohlenformation verzeichnet hat. 2. Diesen sehr ähnlich sind die Schichten von Ste- panitz bei Starkenbach und Nedwes bei Semil, welche 366 schon auf der citirten niederschlesischen Karte als unterstes Rothliegendes ausgezeichnet worden sind. Eine tabellarische Uebersicht (l. c. pag. 256) lehrt die von FEIsTmANTEL an den vorstehenden drei Orten gesammelten Pflanzenreste kennen: - 22 Arten, wovon beiläufig 15 oder 16 bereits anderwärts in Rothliegendem gefunden worden sind, eine Art (Hymenophyl- lites semialatus Geis. = Alethopteris conferta var.) an keinem der drei Orte und noch nie anders als in Rothliegendem irrthumlich hier aufgezählt. Es sind also nur 4 der übrig bleibenden Arten (Annularia sphenophylloides, ein Sphenophyllum, Sigillaria alternans, Stigmaria*)) als Kohlenpflanzen zu bezeich- nen. Durch RorMER ist auch von Karniowitz in Oberschlesien ein Sphenophyllum bekannt worden, das der Vortragende eben- falls zu untersuchen Gelegenheit hatte. 3. Oestlich von Prag ergiebt die Ablagerung von Böh- misch Brod und Schwarz-Kosteletz sehr ähnliche Ver- hältnisse wie die von Stepanitz und Nedwes, doch fehlen in der von hier (pag. 260) angeführten Flora die vorher erwähn- ten vier Formen: 10 der aufgefundenen 15 Arten sind ander- wärts schon im Rothliegenden gefunden worden. 4. Die Budweiser Ablagerung, durchaus permisch, wie schon Stur nachwies. 5. Schlan und Rakonitz, nordwestlich von Prag sind wichtige und interessante Punkte, denen man 6. das Pilsener Becken, südwestlich von Prag, .an- schliessen kann. Hier ist der sogenannte liegende und mitt- lere Flötzzug von dem Hangenden .zu unterscheiden; letzteren rechnet FEISTMANTEL wie bei Radovenz zum Rothliegenden. Das oberste Steinkohlenflötz dieser Gebiete ist hier merkwür- digerweise von einem Brandschieferflötz begleitet, wel- ches neben Pflanzenabdrücken auch Thierreste — namentlich wichtig von Acanthodes, Xenacanthus, Gampsonyz etc. — führt, die bisher als besonders leitend für Rothliegendes angesehen worden sind. Bei Schlan und Rakonitz liegt dieser Brand- schiefer (,Schwarte‘‘“ genannt) noch über der Kohle, bei *) GöPPERT in seinem grossen Werke über die Flora der permischen Formation ceitirt Seite 11 in der Einleitung das seltene Vorkommen von Stigmaria im Rothliegenden, unterlässt aber später bei der Beschreibung von Stigmaria sowohl die Angabe dieses allgemeinen Vorkommens als des Fundortes im Besonderen, 367 Nürschan bei Pilsen dagegen (Brettelkohle, Gasschiefer) sogar unter derselben. Dieselben Thierreste finden sich auch in den Schiefern über Brandschiefer und Kohle. Die begleiten- - den Pflanzen aber bilden eine Flora, worin man in der That den Typus der echten Steinkohlenformation nicht verkennen kann. Ins Besondere kehren schon bei Schlan und Rakonitz nicht blos jene vier oben genannten Arten wieder, sondern es kommen dazu auch baumförmige Selaginen (ZLepidodendron, Lepidophloios), obschon hier die Zahl noch klein ist, nämlich 15 Arten mit 6 auch permisch schon bekannten (l.c. pag. 266). Bei Pilsen steigert sich aber die Zahl der gesammelten Arten auf 101 (l. c. pag. 276 mit Vervollständigung aus einer Abhandlung in unserer Zeitschrift uber den Nürschaner Gas- schiefer), worunter nur 17 auch im Perm bekannt wurden, in specie viele und zahlreichere Sigillarien, Selaginen, auch Farne, die man bisher nur in den echten Steinkohlenschichten kannte, während keine einzige Art dabei ist, die seither nur im Rothliegenden bekannt geworden wäre, ins Besondere nicht Alethopteris conferta. Es fragt sich danach, welches nun die geologische Be- deutung und Stellung der ‚behandelten Schichten sein wird. Sieht man Steinkohlenformation und Rothliegendes als eine fortlaufende Reihenfolge von Schichten an, wie es das Natur- gemässeste ist, so wird es sich weniger darum handeln, die Grenze beider sogenannter Formationen aufzusuchen und fest zu machen, als die sich ergebenden Abtheilungen aufzustellen und überall wieder zu erkennen. Vergleichen wir das Auf- treten der thierischen und pflanzlichen Reste, so ergiebt sich für Böhmen — und wie anzunehmen für andere Gebiete — Folgendes: Die Pflanzen bilden in den tieferen Schichten der productiven Steinkohlenformation die bekannte Flora (I), steigen, ohne den Charakter allzusehr zu verändern, ziemlich hoch hinauf durch eine nächst jüngere Abtheilung (II), bis sie an einem Punkte endlich beginnen, sich deutlicher zu ver- andern. Dies scheint zu geschehen mit dem ersten Auftreten von Alethopteris conferta, welche also die nächste Etage (III) charakterisiren würde. Eine weitere Eintheilung nach den Pflanzen ist gegenwärtig in Böhmen wohl nicht ausführbar, aber nach oben hin erscheint entschieden eine veränderte Flora. — Die thierischen Reste, deren es in der tiefsten 200 Abtheilung (T) überhaupt sehr wenige giebt, beginnen schon in (II) (Nürschan, Rakonitz) einen rothliegenden Charakter zu zeigen und es erscheinen in mehreren Horizonten ganz die- selben Reste, Acanthodes, Xenacanthus ete., ihr Hauptlager aber erst weit höher sowohl in Böhmen als in Schlesien (den Ruppersdorfer Kalken, d. i. der zweiten Stufe von unten nach der Aufstellung von BEyrIicH und JorELY). Dadurch zeichnet sick die Etage (II) durch Steinkohlencharakter der Flora, Permcharakter der Fauna aus. Eine Vergleichung dieser Ergebnisse mit der Entwickelung im Saar-Rheingebiete, die auch Feistmanren anstellte, führt den Vortragenden*) zu anderen Resultaten. ort stellte er seiner Zeit vier Abtheilungen auf: Saarbrücker Schichten (I), Ottweiler Schichten (IJ), Cuseler Schichten (III) und Le- bacher Schichten (IV). Der Steinkohlencharakter in (I) erhält sich im Wesentlichen auch noch bis in die obersten Schichten von (II), erst mit (III), an deren Basis das erste Auftreten der Alethopteris conferta beobachtet wurde, beginnt die grössere Veränderung der Flora, die in (IV) recht merkbar ist. Die thierischen Petrefacte sind erst an der Basis von (II) häu- figer, zwar wurde hier von den wichtigeren „permischen“ Thieren nur Acanthodes beobachtet, dieser aber von da an in acht verschiedenen Horizonten, das Hauptlager. mit Xenacan- thus ete., erst in der mittleren Partie von (IV). Danach lässt sich die Vergleichung zwischen Böhmen und dem Saargebiete nicht anders anstellen, als dass man die gleich numerirten Abtheilungen beider Gegenden parallel] stellt, also den hangenden Flötzzug von Radovenz, von Ra- konitz, Pilsen mit den Ottweiler Schichten. Auch die petro- graphische Beschaffenheit beider Gruppen stimmt in ihrer tbeil- weisen Aehnlichkeit mit rothliegenden Gesteinen überein. Der Unterschied bleibt zwischen beiden Gebieten, dass die boh- mische zweite Flora (in II) sehr viel mehr der ersten (in I) gleicht als dies von den entsprechenden beiden Floren im Saar - Rheingebiete bekannt ist, und dass in den Ottweiler Schichten der Saar bis jetzt Xenacanthus nicht gefunden wurde, worauf kein zu grosses Gewicht zulegen ist. Es wird aber *) Wesentlich zu demselben wie Sıur und GeinItTz, 369 wichtig werden, auch anderwärts eine solche Zone wie (II) überall zu unterscheiden, wo es eben angeht. Endlich ist die Frage zu erörtern, wohin nun die Grenz- linie zwischen Steinkohlen- und Rothliegenden - Schichten zu verlegen sei. Würde man, wie FEISTMANTEL will, den ganzen Hangendzug in Böhmen zum sogenannten Perm stellen, so müsste das auch mit den Ottweiler Schichten der Saar ge- schehen; allein dann würde gar kein Grund vorliegen, warum nicht auch die unterste Abtheilung, mithin die ganze produ- ‚etive Steinkohlenformation zuın Rothliegenden zu stellen sei, da namentlich in Böhmen die Verwandtschaft der beiden Floren so überaus gross ist. Praktischer erscheint es, die Grenze über der zweiten Abtheilung zu belassen, da man leichter die geschilderte Veränderung der Floren in verschiedenen Gebieten, als der Faunen nachzuweisen im Stande sein wird und die thierischen Reste weit sporadischer vertheilt erscheinen als die pflanzlichen. Das Ergebniss aber wird immer unabweislicher, dass productive Steinkohlenformation und Rothliegendes zu einer Formationsgruppe sich verbunden zeigen, wovon sie nur Glie- der bilden und worin die natürlichen Abtheilungen überall wiederzuerkennen, man stets bei genaueren Untersuchungen sich bemuhen wird. Herr Bryrıch gab im Anschluss an den vorhergehenden’ Vortrag eine Uebersicht der Lagerungsverhältnisse und Schiehtenentwickelung bei Schwadowitz und Radovenz und hielt es für wahrscheinlich, dass auch die Abtheilung der Cu- seler Schichten sich in Böhmen, nämlich bei Semil, werde wiederfinden lassen. Herr Orrtu legte die Section Pillkallen der ostpreussi- schen Karte von BEREnDT vor und besprach die geologischen Verhältnisse derselben. | Herr Lasırn legte nebst einem Stuck Meteoreisen aus dem Miocän von Ovifak in Nordgrönland eine Suite Mollusken au® der Cragformation von Halbjarnastadir in Island vor, welche von Dr. MörcHh im Geological Magazine Vol, VII. (on the mollusca of the (ragformation of Iceland) beschrieben worden sind. Der Vortragende machte dabei Mittheilungen über die verschiedenen Lager fossiler Organismen auf Island, von denen das zu Halbjarnastadir gleich den organischen 370 Resten der Inseln St. Helena und Madeira zum untersten Gliede der englischen Cragformation, dem Coralline Crag, bis jetzt stets zugerechnet wurde. Dagegen gehören die von PayKuLL beschriebenen Lager von Fossrogur, welche mit Vor- kommnissen auf Grönland correspondiren, einer etwas jüngeren Periode an, während im Gegentheile die bekannte Flora des Surturbrand, welche OswAaLp HErr nach den von WINKLER und STEENSTRUP dort gesammelten Exemplaren beschrieben hat, von diesem zwei verschiedenen Perioden des Miocän zuge- zählt werden. Die Schichten von Halbjarnastadir, aus denen Mörch in der oben angegebenen Arbeit 61 Arten beschrieben, sind auch von WINKLER und von MörchH als unterstes Glied der englischen Cragformation angesehen worden. LyELL zählt nach der bedeutenden Arbeit von SEARLES Woop über die Cragformation Englands von den gegenwärtig noch lebenden Mollusken des Crag Englands: aus dem Coralline Crag 2 zu nördl., 27 zu südl. Arten, 9 ) Red 2) 8 9 2®) 16 99 9 ER) 795.,.99 Norwich ” 12 „ „ 0 LI IARERA „. Nach der von Dr. MörchH gegebenen Liste nimmt nun ALFRED Bern an (Geolog. Magazine Vol. VIII), dass die in Halb- jarnastadir vorkommenden Mollusken keiner der englischen Crag-Ablagerungen angehören, sondern einer entschieden späteren Periode zugerechnet werden müssen. Auch die Mollusken der hier vorgelegten Suite gehören entschieden den im nordischen Meere vorkommenden Species an. Herr Kayser legte unterdevonische Versteinerungen von Bicken bei Herborn vor, die der Wissenbacher Fauna ent- sprechen, besonders Orthoceratiten und Goniatiten, aber Alles verkalkt und nicht verkiest wie dort. Darunter ist ein G@om- phoceras mit einer merkwürdigen Missbildung, bestehend in einer tiefen Zuruckbiegung der Kammerwand, in der Weise, dass der Sipho nicht mit diesem scheinbaren Lobus in Zu- sammenhang steht. Nach oben zu wird diese Zurüuckbiegung immer geringer. Ausserdem ist ein wahrscheinlich der Gat- tung Trochoceras angehöriges Stück vorhanden. | Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. BerYrich. LASARD. BAUER. 371 | r 3. Protokoll der April - Sıtzung. Verhandelt Berlin. den 1. April 1874. Vorsitzender: Herr BeYricn. Das Protokoll der März - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Tusopor LiEBIscH in Breslau, 4 vorgeschlagen durch die Herren F. ROoEMER, Beyrıca und Lossen; Herr Dr. EmitL DartHe in Leipzig, Herr Dr. Ernst KaLkowskı in Leipzig, Herr A. E. TÖRNEBÖöHM in Stockholm, alle drei vorgeschlagen durch die Herren ZırkeL, H. COREDNER und Lossen; Herr F. Posepsy, Montan-Geologe in Wien, vorgeschlagen durch die Herren NEUMAYR, E. von Mossisovics und C. DÖLTER-CISTERICH. Herr Professor TH. SIEGERT in Chemnitz, Herr Bergschullehrer Dr. H Mirtzsch in Zwickau, Herr Oberlehrer E. Weise in Plauen (Voigtland), alle drei vorgeschlagen durch die Herren H. CrEDNEr, A. JENTZSCH und BeyYrich; Herr Dr. ©. Bopszwie in Cöln, vorgeschlagen durch die Herren C. SCHLÜTER, E. Berrich und Danues. Herr Beyrica legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr Dauss referirte über den Gumger’schen Aufsatz über Conodictyum bursiforme Er. Herr Mryn sprach über das Auftreten des Septarienthons bei Görtz in Holstein, eines Thones mit Gypskrystallen, . Sphaerosiderit- und Barytseptarien, des ersten, der in den Elbherzogthümern gefunden ist. Herr Lasarp machte folgende Mittheilung: In dem jüngst ausgegebenen dritten Hefte des XXV. Bandes unserer Zeit- schrift befindet sich Seite 364—366 eine Mittheilung des Herrn J. HirschwaLn ‚uber Umwandlung von verstüurzter Holzzim- merung in Braunkohle im alten Mann der Grube Dorothea bei 1 ! DEE Clausthal.“ In diesem Aufsatze spricht der Herr Verfasser bei Mittheilung der auf genannter Grube vorkommenden Um- wandlung von Fichtenholz in Lignit oder Braunkohle innerhalb ‚ eines Zeitraumes von 400 Jahren die Ansicht aus, dass die Umwandlung von Holz in Braunkohle bislang allgemein als ein über die historische Zeit hinausgehender Prozess be- trachtet worden sei. Dieser Behauptung gegenüber ‘möchte ich auf die älteren Beobachtungen und Publicationen desselben Gegenstandes hinzuweisen mir erlauben. Unser hochverehrtes Mitglied, Herr Göppsert in Breslau, hat bereits vor langen Jahren die Verwandlung des Zimmerholzes in Braunkohle in den Steinkohlengruben von Charlottenbrunn beobachtet und publieirt. ; Zu Turrach in Steiermark fand sich in einem verlassenen Stolln eines Eisenbergbaues ein ausgezeichneter Fall der Um- wandlung von Eichenholz in Braunkohle. Unerr giebt in seiner Geschichte der Pflanzenwelt pag. 92 bei Mittheilung der beiden hier erwähnten Fälle auch ScHRöTTEr’s Analysen dieses durch Ausscheidung von Sumpfgas und Kohlensäuregas verwandelten Eichenholzes. Ebenso werden beide Thatsachen von BıscHoF in der zweiten. Ausgabe seiner chemischen Geologie Band 1. pag. 776 angeführt. Mehrfache von GörrsErT und FORCHHAMMER beschriebene Uebergänge von Torf in Braunkohle in Folge von Druck lasse ich bier unberührt, da es mir darauf ankommt, dem jetzt ver- offentlichten Vorkommen gegenuber genau analoge bereits früher bekannte Beobachtungen zu eonstatiren. Indem ich dieses im Interesse älterer zum Theil mir nahe stehender Forscher zu thun fur Pflicht gehalten, soll damit dem Ver- dienst des Herrn HiırscHwALD wiederum eine so interessante Thatsache ans Licht gezogen zu haben, in keiner Weise zu nahe getreten werden. Herr Weiss bemerkte zu den vou Herrn Mryn vorgelegten Gypskrystallen mit axial sich erstreckenden fremden Einschlussen, dass deren Lage sich krystallographisch naher fixiren lasse. Sie erscheinen nämlich, wie Herr Meyn angab, in der Rich- tung, der Verbindungslinie der spitzen Ecken der rhomboi- dischen Tafeln. . Diese Ecken‘ werden gebildet von den Flächen J=a:b:»oe und l=+a:;b:c, wenn man die Bezeichnungs- weise von QUENSTEDT zu Grunde legt. "Daraus ergiebt sich weiter, dass die Richtung, der Einschlüsse zusammenfällt mit der schiefen Diagonale einer durch, die Kanten fil gelegten Fläche, welche den Axenausdruck a:ob:2c erhalten würde. Derselbe erläuterte mehrere vorgelegte Steinkohlenpflauzen. 1. Zwei Fruchtähren von Calamostachys aus dem Augustus- schacht vom Windberge bei Zwickau, von Herrn Prof. Gkinirz mit dankenswerther Güte zur Untersuchung zugesandt, das eine Exemplar Original zu dessen f.9. t.18. seines. grossen Stein- _kohlenwerkes. Beide Stücke, die zwar specifisch. nicht ganz übereinstimmen, sind von so vorzüglicher Erhaltung, dass. nur jene von Bınner beschriebenen verkieselten Aehren. sie, über- treffen dürften. Man erkennt im Längsbruch bei ihnen aus- gezeichnet deutlich ausser der Quergliederung der Axe und, den nicht ‚ alternirenden Längsrippen,, und ausser den, Durch- schnitten der Blattquirle, noch die in der ‚Mitte. der. Inter- nodien senkrecht abgehenden geraden Träger der Sporangien, jene an der Spitze nicht schildformig erweitert, diese zu meh- reren in einen Kreis gestellt und .an der Spitze der Träger- stielchen angeheftet. Ausserdem gehen bei dem einen Exem- plare von der Aufbiegung der Deckblätter aus Anhängsel nach unten, welche schirmförmig über den Sporangien sich aus- breiten, deren Natur aber noch problematisch erscheint., Alle Bracteen sind nach aufwärts gekrümmt, bei dem vorhin be- merkten Exemplare mit ihrer Spitze nur bis, zur, Höhe des nächsten Knotens reichend, wie bei den meisten Annularien- Aehren; bei dem andern Exemplare dagegen bis zur, Höhe des drittens Knotens. Bei letzterem sind keine Träger zu sehen, sind aber wohl nur wegen der zufälligen Lage des Längs- _ bruches nicht sichtbar. 2. Exemplare von Odontopteris obtusa Brer. von Brücken im Saar-Rheingebiete und von Löbejüun. Hierzu ist Folgendes zu bemerken. Herr Gemırz jun. hat kürzlich geglaubt, Od. obtusa Baer. von Od. obtusiloba Naum. (deren älteres Synonym Od. Sternbergi STEININGER die Priorität beanspruchen würde) sowohl bezüglich der specifischen Merkmale als des geogno- stischen Vorkommens unterscheiden zu können. Od. obtusa habe weniger gebogene Nerven und sei die ältere, der Stein- kohlenformation angehörig, Od. obtusiloba stärker gekrummte Nerven und gehöre dem Rotliegenden an, Das Exemplar von Brücken, welches zu den Fig. 5 u. da, Taf. 3 der fossilen Flora 374 des Saar- Rheingebietes vom Vortragenden gedient hat, liess sich der Letztere zu erneuter Untersuchung bezüglich obiger Frage aus der Bergschulsammlung in Saarbrücken zusenden. Es ergiebt sich, dass die eitirte Zeichnung ganz genau ist, dass das Stück ausserdem mit Exemplaren wie das vorgelegte von Löbejün, von Herrn LaspEYREs in grauem etwas glimmerigem Schieferthon gesammelt, speecifisch völlig übereinstimmt, ebenso aber auch mit zahlreichen Exemplaren des Rothliegenden und dass die Nervenbiegung der gewöhnlichen rothliegenden Stücke nicht stärker ist als die der vorliegenden. Hieraus folgt, dass die gewöhnlichen Formen des Rothliegenden und der oberen Steinkohlenformation nicht von einander zu unterscheiden sind, dass also Od. obtusa beiden Bildungen in der That gemeinsam ist. Wohl aber existiren im Rothliegenden andere Varietäten mit auffallend stark nach rückwärts gekrüummten Nerven der Fiederchen, wie sie in dieser Weise im Steinkohlengebiete bisher nicht vorgekommen sind. Man kann daher annehmen, dass die Pflanze der jüngeren Etagen zum Theil in etwas an- derer Weise variirt, aber auch nur variirt habe, als dieselbe Species der älteren Schichten. Schon Anpri war auf die oft auffallend starke Rückwendung der Nerven aufmerksam ge- worden und hatte eine Odontopteris Decheni darauf zu gründen versucht, jedoch später zurückgezogen (s. Weiss, foss. Flora). Auch die Wettiner sogenannte Neuropteris subcrenulata GERM. wurde nach einem vorgelegten Exemplare ais völlig ident mit der gewöhnlichen Od. obtusa von Neuem nachgewiesen. 3. Zu den Pflanzen, welche sowohl in der Steinkohlen- formation als im Rothliegenden vorkommend angegeben werden, gehört auch Walchia, und zwar sowohl piniformis als filiei- formis. Die erstere Art ist von GEINITZ in Sachsen angegeben und abgebildet, vom Vortragenden aus dem Saargebiete und von Aachen, von RoEHL aus Westfalen aufgeführt, auch bei Wettin soll sie und jiliciformis vorkommen. Wenn man wegen Unvollständigkeit der Erhaltung das sächsische Exemplar als nicht genügend sichergestellt betrachtet, so gilt dasselbe von dem Stück von Saarbrücken, welches in keiner besseren Er- haltung vorlag. Jenes aus Westfalen ist der Abbildung nach richtig bezeichnet, jedoch liesse sich vielleicht der Fundort anzweifeln, wenn die Abbildung wirklich nach dem Stücke selbst angefertigt wurde (was bekanntlich in dem Rönr’schen 375. _ Werke nicht immer der Fall ist). Das Stück von Aachen be- findet sich in der Sammlung des naturhistorischen Vereins für Rheinland in Bonn und die Fundortsangabe beruht auf der beiliegenden Etiquette. Ein Paar typischer Exemplare von Walchia filieiformis fanden sich mit der Angabe „von Hattingen in Westfalen“ in der Samml. der Univers. in Berlin und wur- den vorgelegt. Sie liegen in Thoneisenstein, der vermuthlich durch Rösten roth gefärbt ist. Die Wettiner Walckia kommen nach Mittheilung von LAspeYkes in der Grenzschicht zwischen Steinkohlenformation und Rothliegendem vor, die zwar Las- PEYRES glaubt, noch bei den Steinkohlenschichten belassen zu müssen, die aber von Anderen vielleicht lieber zum Rothlie- genden gezogen würde. — So ergiebt sich als Resultat, dass es wünschenswerth wird, durch neue unzweifelhafte Funde die _ verticale Vertheilung dieser Pflanzengattung festzustellen. 4. Endlich legte der Vortragende noch ein Exemplar von Alethopteris conferta von Löbejün bei Halle vor, welches Prof. v. Fritsch in Halle die Güte gehabt hatte, zur Ansicht hierher zu senden. Unter den von AnprÄ verzeichneten Pflanzen- resten der dortigen Steinkohlenformation befindet sich auch die Angabe von Alethopteris sinuata Bren. sp., eine Art, die mit Aleth. (Callipteris) conferta ident ist. Bei der grossen Wichtig- - \ keit dieser Pflanze zur Erkennung des Unter - Rothliegenden hatte die obige Angabe besonderes Interesse, und es schien eine erneute Untersuchung des Stückes erwünscht. Dieselbe ergab, dass die Bestimmung durchaus richtig, wenn auch die Erhaltung des Stückes nicht besonders gut ist. Das Gestein aber, worin sie liegt, hat ein eigenthümliches Aussehen, ein ‚sandiger, glimmeriger, etwas gebänderter Schieferthon, der mit den von LASPEYREsS gesammelten Handstucken von Wettin und -Löbejün, und zwar sowohl der Steinkohlen- als Rothliegend- Reihe verglichen wurde. Es fand sich jedoch kein hinreichend ähnliches Gestein vor, obschen ähnliche in beiden Ablagerun- gen, so dass es zweifelhaft bleiben muss, welcher von beiden Abtheilungen das vorgelegte Stück entstammt. *) *) Auch Prof. Laspevres hat später das Gestein mit Alethopteris conferta verglichen und ist zu gleichem Resultate gelangt, wie er brief- lich mittheilte. 376 Herr Lossen sprach unter Vorzeigung der von ihm geo- logisch colorirten Messtischblätter Schwenda, Wippra, Harz- gerode, Pansfelde über den Schichtenaufbau des Harzer Schiefergebirges. Namentlich hob er hervor ein stundenlang verfolgbares anormales -nördliches Einfallen der Schichten im = Sudostrand des Harz zwischen Breitungen und der Linie Wippra— Grillenberg, an welchem nicht einzelne bestimmte Schichten, vielmehr alle Schichten, welche in jenen Südostrand hineinstreichen, theilnehmen, so dass sich die: Erscheinung deutlich als eine mit Fächerstellung ausgebildete Uebersturzung gegen den alten Ufer- rand der Harzinsel im Flötzgebirgsmeer charakte- risirt, eine Erscheinung, die sich im rheinischen Schiefergebirge im Taunus mehrfach zu wiederholen scheint. Ferner beschrieb der Vortragende den Bau der Selke-Mulde als eine ur- sprünglich nach NO eingesenkte und geöffnete Mulde, die hintennach durch seitlichen Druck aus NW- Ueberschiebungen, zumal im Nordwestflügel, Querfaltungen von SO nach NW und endlich gleichsinnig verlaufende Zerreissungen mit Ver- werfung der Muldentheile erlitten hat, und wies darauf hin, wie der ganze geologische Zusammenhang auf das Eindrin- gen des Rämberg-Granit in die Schichten als Ur- sache. dieses den Schichtenbau ausserordentlich beeinflussenden Druckes zurückführe. | Herr KAyser legte das ihm von Herrn Krörrezs in Prum zur Ansicht gesendete Exemplar von „/straeospongia meniscoides DEWALQUE vor. Hierauf wurde. die Sitzung geschlossen. | EINE w. 0. BeYRrichH. LASARD. Danmes. s LT Druck von J. F.Starcke in Berlin. EoOV 7 jora 1) M i | | | ERZIEHER TEEN Au nn ne ETREAPEFESENEEENEN SEELE SENSE RENATE ER: N Mieitschrift der | Deutschen geologischen Gesellschaft. 3. Heft (Mai, Juni, Juli 1874). A, Aufsätze, — : l. Das Tirol- Venetianische Grenzgebiet der Gegend von Ampezzo. Von Herrn H. Lorerz ın München. Hierzu Tafel VII-IX. Südlich vom Pusterthal verläuft in ungefähr westöst- licher Richtung die wichtige geognostische Grenzlinie zwischen der grossen alpinen Centralzone Tyrols und dem ihr aufge- lagerten, einer spätern Bildungsepoche angehörigen Alpenge- gebirge: nach Nord die krystallinischen Schiefer, Gneisse, Glimmerschiefer, Phyllite der Centralzone; nach Süd in’s Hangende hinein die Schichten der alpinen Trias, und darüber ' noch stellenweise jüngere Gebilde, ein im Gegensatz zu dem Gebirge im Nord mannichfaltigeres, wechselvolleres Gebirgs- bild bietend; namentlich sind es die in hohen, schroffen Wän- den und oft wunderbaren Formen und Umrissen auftretenden, ganze Quadratmeilen bedeckenden Dolomitmassen, welche längst schon in geognostischer, wie in landschaftlicher Hin- sicht die Aufmerksamkeit der Reisenden auf sich gezogen haben, Wir beschäftigen uns in den folgenden Betrachtungen mit demjenigen Theile dieser sudalpinen Nebenzone, der etwa zwischen dem Pusterthal, Sextenthal, Piavethal, dem obern Zoldothal, Buchenstein und Enneberg gelegen ist; und etwa zur Hälfte auf Tyroler, zur Hälfte auf Venetianisches Gebiet fällt, — Diese Betrachtungen bilden Zeits. d. D. geol. Ges. XXVL; 3. 25 378 die Ausführung der Skizzen, welche ich vorläufig schon im N. Jahrb. f. Mineralogie etc. 1873 S. 271-291, 337—337, 612—626, 854—860 (Geogn. Beobacht. in d. alp. Trias der Gegend v. Niederdorf, Sexten u. Cortina in Sud-Tirol, nebst Berichtigungen und Ergänzungen) gegeben habe. Eine Beschreibung der orographisch-hydrographi- schen Verhältnisse dieser Gegend wird hier, mit Ruück- sicht auf den Raum, übergangen. Man erkennt dieselben aus den Oesterreich. Generalstabskarten: Tirol, Bl. 14 und 18; und Venetien F. 1, F. 2 und G. 1, sowie aus der betreffenden geograph. und Reise-Literatur. — Herr Dr. Kurrz hat sich der dankenswerthen Mühe unterzogen, in das Gewirre der Berg- namen dortiger kegend Ordnung zu bringen und seine Resultate in der Schrift: „Die Dolomitgruppen von Enneberg, Sexten, Schluderbach, Ampezzo und Buchenstein, Gera 1871,‘ zusammengestellt. — Im Venetianischen ist die Uebereinstimmung zwischen den Karten-Namen und den in der Gegend selbst gebräuchlichen grösser, als auf der Tiroler Seite: — Die Berghöhen findet man zusammengestellt in: „Misurazioni delle altezze nella provinzia di Belluno e nel territorio confinante la medesima, Collezione ipsometrica etc. da GIUSEPPE TRınKEr, Belluno, ANGELO GUERNIERI;““ vieles auch in der erwähnten Schrift von Kurz. Was die äussere Physiognomie, die Configuration der Ge- birgslandschaften betrifft, die wir in unserm Kartengebiet be- treten, so sehen wir überall langs dem Rande des der Central- zone angehörigen Phyllitgebirges und ebenso auch in den tiefen Aufbruchsthälern der Piave, und weiter westlich der Fioren- _ tina efc. zum Theil schon recht steile und hohe, bewaldete, oder von Wiesen und Matten überzogene Vorterassen, den tiefern Gruppen der alpinen Trias angehörig, sich erheben; über welchen erst die eigentlichen Dolomitwände der Trias hoch aufstreben und den Horizont mit ihren wunderbaren Um- rissen begrenzen. Weiter einwärts in's Gebirge hinein gehend finden wir den obern Abschluss der Dolomite theils in Zacken, Spitzen und langgezogenen, zerrissenen Kämmen, theils mehr plateauartig, oder schräg abgedacht; ähnlich den Dolomiten verhalten sich die ihnen an manchen Stellen noch aufgelager- ten Kalkmassen. Fragt man nun nach dem geognostisch-stratigra- 379 _ phischen Aufbau dieses in einer Fülle äusserer Grösse und Mannichfaltigkeit sich vor dem Blick ausbreitenden Gebirgs- landes, so ergiebt sich der nähern Untersuchung allerdings eine "Reihe von Schichtengruppen oder Gebirgsstufen, von sehr un- gleicher Mächtigkeit und Verbreitung, die sich auf die natür- - liehen Grundlagen der paläontologischen und lithologischen ‘Charaktere gründen, und, wie dies in der Natur der Sache liegt, auch in der äussern Gebirgsansicht ihren schärfern oder schwächern Ausdruck finden. Für das westlich von unserer "Karte, von St. Cassian nach Bozen sich erstreckende, alpine Gebiet hat Freiherr von RicHTHoFEN in seinem Werke: „Ge- " ognostische Beschreibung der Umgegend von Predazzo, St. - Cassian und der Seisser Alpe in Südtirol,“ Gotha 1860, eine - Eintheilung aufgestellt, die in der That so aus der Natur ent- nommen ist, dass Jeder, der nach demselben Grundsatz zu verfahren bestrebt ist, auf nahezu damit stimmende Gruppen '- kommen wird; unsere Eintheilung schliesst sich daher, nur im Einzelnen abweichend, im Ganzen an jene für das Nachbarge- biet bestehende an, wie denn das Gebiet der Karte in ge- - ognostischer Beziehung durchaus die Fortsetzung jenes west- licheren ist. Bezüglich der Benennungen der einzelnen Ge- birgsstufen wurde der Grundsatz befolgt, soweit alpine Namen gebraucht werden, sich an die bisher üblichen und in ihrer Bedeutung bestimmten, auf vorliegendes Gebiet anwend- baren Bezeichnungen zu halten, besonders auch an die für das westliche Nachbargebiet gültigen; in den tiefern Stufen jedoch, die allgemeiner verständlichen Bezeichnungen der ausseralpinen Entwicklung vorzuziehen, z. B. Muschelkalk lster, 2ter Stufe, Buntsandstein u. s. w,; insoweit die bisher gelungenen Parallelisirungen alpiner und ausseralpiner Schich- ten dies gestatten. Neue Namen, insbesondere von Lokalitäten entnommene Bezeichnungen für Schichtengruppen wurden gänz- lich vermieden. So wünschenswerth es auch erscheint, wie in der ausser- alpinen, so in der alpinen Entwicklung, möglichst scharf auf paläontologische Charaktere, namentlich auf die so wichtige Ordnung der Cephalopoden basirte Horizonte zu fixiren, so konnte doch bei der Bearbeitung des vorliegenden Gebietes bierin nichts wesentlich Neues geboten werden. Die Schwierig- 25* 380 keit, gut erhaltene Petrefacten und überhaupt Petrefacten auf- zutreiben, bewährt sich auch in diesem Theil der Alpen; und unter dem gesammelten Material sind gerade die Cephalopoden am wenigsten vertreten. Besonders gilt dies von den in der Masse des Gebirges so überwiegenden Dolomiten, durch welche man gewiss gerne einige paläontologische, mit alpinen und ausseralpinen zu vergleichende Horizonte legen wurde. Auch an durchgehenden Profilen, besonders in den tiefern Stufen, lässt dies Gebirge zu wunschen übrig, wesshalb wiederholt auf die Bozener Gegend, namentlich das bekannte Normal- Profil von Puft Bezug genommen werden wird. In einem ersten, stratigraphischen Theile be- trachten wir die Reihenfolge der Schichten, von welchen die der alpinen Trias angehörigen an Ausdehnung und Ver- breitung prävaliren und besonders die Aufmerksamkeit in An- spruch nehmen; in einem zweiten, tektonischen Theile müssen wir dagegen den Gebirgsbau, das Ganze des Gebirges in seiner jetzigen Gestaltung kennen lernen. In diesen beiden Theilen wird sich hinlänglich Gelegenheit finden, auch den Lokalverhältnissen die gebührende Berücksichtigung zu schenken. Eine vollständige Aufzählung der aufgefundenen Petrefak- ten wird hier nicht beabsichtigt; eine solche, wie noch mehr die Beschreibung neuer Arten, welche das gesammelte Material wahrscheinlich aus verschiedenen Horizonten enthält, muss einer andern Gelegenheit vorbehalten bleiben. Herrn Ober-Bergrath GüMBEL, der immer gern bereit war, diese Arbeit durch Rathschläge und Mittheilungen aus dem reichen Schatz seiner Erfahrung zu fördern, spreche ich hier- für gerne meinen besten Dank aus. I. Die Schichten. Phyllit. (Thonglimmerschiefer.) Der Phyllit oder Thonglimmerschiefer bildet die Unterlage des Triasgebirges und tritt längs dessen äusserer Umgrenzung im N und NO unseres Gebietes zu Tage; im N bildet er, das Pusterthal entlang ziehend, die südlichste Partie der al- pinen Centralzone; zwischen Sexten- und Kartitsch-Thal zweigt 38l sich ein Streifen des Phyllitgebirges ab, der in SO Richtung verläuft und unser Triasgebiet im NO umsäumt. Die Frage ‚nach dem Alter dieses Schiefergebirges bleibt hier unerörtert. Organische Reste fanden sich in dem Phyllit, soweit er in den Bereich der Karte fällt, nicht. Die Gesteins- beschaffenheit ist überall nahezu dieselbe: ein Schiefergestein, mit meist glänzenden Flächen, zum Theil mehr fest und knollig brechend, sonst in feineren, zum Theil ausserordentlich feinen Blättchen und Schuppen spaltbar, die auf dem Quer- bruch oft gebogen verlaufen oder wellenförmig, auch ziekzack gefaltet sind; grau, grün bis schwarz von Farbe, öfters seiden- glänzend; auch wohl kalkig anzufühlen; Quarz ist nicht selten in Adern eingesprengt, dagegen bildet er im grossen Ganzen keinen eonstituirenden Bestandtheil des Gesteins, welches sich hierdurch vom Glimmerschiefer unterscheidet. Nur stellenweise wird dasselbe etwas flaserig durch eingemengte Quarzkörner, oder es bilden sich Annäherungen an Glimmerschiefer durch mehr lagenweise hinzutretenden Quarz, während andererseits das Gestein manchmal ganz thonschieferartig wird. An den Berg- gehängen, nördlich von Sexten, beobachtet man, dass der Phyllit stellenweise durch Verwitterung Anlass zu Eisenalaun- artigen Bildungen giebt. Bemerkenswerth ist der scharfe landschaftliche Contrast, in dem die sanften Contouren des Schiefergebirges zu den Dolomit-Umrissen stehen, da, wo sich beiderlei Gebirgsketten gegenüberliegen, z. B. im Sextenthal. Im ganzen südlichen Theil unseres Gebietes beobachtete ich nur an einer Stelle das Auftauchen des Phyllites, nämlich bei Lorenzago, am Wege von da nach Valle Mauria, in dem Thälchen, welches hinter S, Antonio herabkommt. Kalkzuge im Phyllit. Von den im Phyllit auftretenden Zugen älteren Kalkes treten nur zwei an das Gebiet der Karte heran, namlich einer bei Winbach, und gegenuber bei Klettenheim im Pusterthal; und dann der Zug der Königswand und Rossekorspitz, wel- cher den Gebirgskamm auf der Nordostseite des obern Digone- thals bildet. Es sind das graue und weisse, dichte Kalke ohne Petrefakten, die auch in Dünnschliffen keine Organismen er- kennen liessen. Quarzporphyr. | Ein Blick auf die Karte von RicHTHorFEN’s zeigt, dass in der Gegend von Bozen der Quarzporphyr auf weite Erstreckung hin die direkte Unterlage der Trias bildet, dass aber nach Osten, mit dem Aufhören des Porphyrs das Phyllitgebirge zur Unterlage derselben wird, wie es auch in unserm ganzen Gebiete bleibt. Doch finden sich, aber nur ganz vereinzelt, an der Grenze von Phyllit und Trias kleine Quarzporphyr-Par- tien, welche auf von dem Centralstock ziemlich weit entfernte Seitenausbrüche deuten. Ein solches Vorkommen beobachtete ich in der Nähe von Innichen, auf dem Bergrücken der rech- ten Sextenthalseite; das Gestein ist bier fast granitartig, ohne eigentliche Grundmasse; und ein zweites NW von Danta, in der Richtung nach Padola, wo man auf mächtige Blöcke eines gewissen Porphyrvarietäten bei Bozen recht ähnlichen Porphyrs stösst. Die Lagerungsverhältnisse sind an beiden Stellen, welche ganz im Walde liegen, nicht wohl ersichtlich. Conglomerat und Buntsandstein. Ein aus Phyllit- und Quarz-Brocken verkittetes Con- glomerat liegt allenthalben im Gebiet unserer Karte zunächst ‚auf dem Phyllit auf. Ueber dem Conglomerat folgt eine Sandsteinbildung, der alpine Repräsentant des Buntsandsteins. Durch Petrefakten und durch bestimm- bare Pflanzenabdrücke lässt sich zwar diese Parallelisirung direkt nicht herstellen. Jedoch ist die Stellung dieses Sand- steins an der Basis der Trias und sein Hinanreichen in successivem Uebergang bis an diejenigen Schichten, welche die ersten bestimmbaren Petrefakten enthalten, und zwar solche des ausseralpinen Roöths*) ein genügendes Moment, um ihn mit grosser Wahrscheinlichkeit dem ausseralpinen Buntsand- stein gleichzustellen, abgesehen von der petrographischen Aehn- lichkeit im Ganzen, wie in gewissen einzelnen Lagen. Herr *®) Im Gebiet der Karte fand ich diese Petrefakten zwar nicht; sie kommen aber in der Gegend von Bozen vor, bei ganz unverändertem Fortgehen der betreffenden Schichten. Siehe darüber Gümser, Mendel- und Schlerngebirge, Sitzungsber. d. math. phys. Cl. der Akad. d. Wissensch. München, 1873, I. S 26 ff. — Auch v. Rıchtnoren bezeichnet seinen Grödener Sandstein als versteinerungsleer. Do 225 EEE ET: 383 v. RicCHTHorFEN bezeichnet für die Gegend von Bozen u. =. f. j E dieselbe Sandsteinbildung als „Grödener Sandstein.“ Die Frage, ob auch das unter diesem Sandstein liegende Conglomerat bis zum Phyllit herab zur Trias zu rechnen sei, kann nicht ohne Weiteres bejaht werden. Allein bei dem gänzlichen Mangel an organischen Resten, insbesondere von Pflanzenabdrücken, die etwa eine Zugehörigkeit zur Dyas hätte beweisen können, wurde vorgezogen, auf der Karte die so verwandten Bildungen des Conglomerats und des Buntsand- steins — deren Grenzen unter einander überdies schwer zu bezeichnen — zusammenzuziehen. An Stellen, wo die Grenze von Phyllit und Conglomerat aufgeschlossen ist, — so auf dem Höhenzug der rechten Sextenthalseite zwischen Innichen und Sexten — sieht man auf die letzten graugrünen Phyllitschichten unmittelbar die Conglomeratbildung mit ihrer rothen Verwitterungsfarbe folgen und ins Hangende fortsetzen. Fragmente von Phyllit und Quarz sind die constituirenden Bestandtheile des Conglome- rats; bald sind sie gross, namentlich die Phyllitbrocken, bald gehen sie zu geringen })imensionen herab, mitunter stark ab- gerundet, mitunter mehr eckig. Fein zerriebener Phyllit- schlamm liegt zwischen diesen Fragmenten, oft nur wie ein Hauch, oft auch grössere Massen und Klumpen bildend, und dient als Bindemittel. Nicht selten auch findet sich dieser Phyllitdetritus in gan- zen Lagen abgesetzt, die Gonglomeratbänke trennend; diese Lager bilden dann eine Art regenerirten Schiefer. Die Ele- mente des Conglomerats sind, wie man sieht, dem zunächst umlagernden Gebirge entnommen. Wo das Conglomerat frisch gebrochen ansteht, erscheinen die Bestandtheile in ihrer ursprünglichen Farbe, Phyllit grau, grün, Quarz weiss. Sehr bald überzieht sich aber das Gestein mit einer eisenoxydrothen Verwitterungsfarbe, die für die Con- glomeratfelsen recht charakteristisch ist. Der feine, alle Spal- ten und Klüfte erfüllende Phyllitdetritus scheint der Oxydation seines Eisengehaltes sehr zugänglich zu sein. Zu erwähnen ist eine eigentbumliche Bildung, welche in den Bereich des Conglomerats fällt und sich in der Nähe der untern Grenze desselben zu halten scheint. Es sind rothe, thonige, d. h. ganz aus oxydirtem Phyllitdetritus bestehende 384 Bänke, welche durchaus mit stengelartigen, vegetabilisch aus- sehenden, manchmal verästelten Gebilden erfüllt sind, deren Masse indess vollkommen dieselbe ist, wie die einschliessende.*) -— In der Nähe dieser Lage fand ich (bei Maistadt unweit Niederdorf) Kurpfererzspuren (Malachit). — Selten nur er- scheinen Kalkgeschiebe im Conglomerat eingebacken. Für die über dem Oonglomerat liegende Sandsteinbildung passt die Bezeichnung „Buntsandstein‘ auch äusserlich sehr gut, denn rothe und graugrüne, auch gefleckte, meist glimmer- reiche Sandsteinbänke und Sandsteinschiefer wiederholen sich hier vielfach. Wo das Bindemittel mehr vorherrscht, schalten sich thonigere Lager ein. Die Grenze nach unten ist keine scharfe, es giebt Mittelstufen zwischen Conglomerat und Sand- stein. Wie wir im Conglomerat die Bestandtheile des Phyllit- gebirges wiedererkennen, so finden wir auch im Sandstein die zerriebenen Trümmer des ältern Gebirges, des damaligen Fest- landes als constituirende Elemente wieder; ausser dem Phyllit lieferten dieselben der Quarzporphyr und auch wohl Gneiss und Glimmerschiefer. Die röthlichen Feldspathpartikel, ein sehr gewöhnlicher Bestandtheil des Sandsteins, sind wohl grösstentheils aus den Porphyrmassen der Bozener Gegend abzuleiten; der Glimmer, ebenfalls ein ganz allgemein ver- breiteter Bestandtheil des Sandsteins mag theils dem Porphyr, theils Gneiss und Glimmerschiefer entstammen, So zeigt sich z. B. ein rother Sandstein von Dosoledo fast ganz aus Quarzkörnchen bestehend, die durch ein an Masse sehr geringes Bindemittel, Phyllitdetritus, vielleicht auch zerriebenen Feldspath, verbunden sind; eingestreut sind weisse, glänzende Glimmerblättchen, und kleine Phyllitstuckchen hie und da; ein anderer Sandstein von derselben Lokalität fuhrt daneben auch röthliche Feldspathkörnchen, Aehnlich sind fast alle diese Sandsteine zusammengesetzt. Manche gehen in Conglomerat über; Phyllitschüppchen und Quarzgeschiebe, da- zwischen in Menge kleine rothe Feldspathpartikel. *) Unverkennbar dieselbe Bildung ist es — Sandstein mit länglichen Wülsten, die das ganze Gestein zu bilden scheinen und vegetabilisches Ansehen haben — welche Benecke von S. Rocco, Val di Scalve erwähnt. (Trias und Jura in den Südalpen $. 47.) — Sicher geht diese Lage auch in die Bozener Gegend, da v. Rıcutuoren anführt, dass im Grödener Sandstein pflanzliche Reste als „wulstige Erhabenheiten‘‘ und als Kohle vorkommen, FEN Eee 385 In der obern Partie der Buntsandsteingruppe ziehen einige Lagen besonders die Aufmerksamkeit auf sich, Es sind zu- nächst bunte, auch graue, braungefleckte Sandsteinbänke, die in ihrer ganzen Erscheinung wie in einzelnen Merkmalen sehr an den ausseralpinen Chirotherium - Sandstein erinnern (z. B. in der Gegend von Sexten). Sodann bemerkt man in einer gewissen hohen Lage dieser Abtheilung massenhafte Einschlüsse braungelben, thonigen Mergels, welcher sich bei näherer Untersuchung als stark eisenhaltig heraus- stellt: Sphärosiderit, oder doch eisencarbonathaltige Mergel, äusserlich zu Thoneisenstein verwittert, innerlich öfters noch hart; diese Lagen sind durchgreifend, man erkennt sie an vielen Orten wieder. Noch mehr fällt in der obersten Partie des Buntsandsteins eine Reihe von Bänken eines meist grauen, sehr glimmerreichen Sandsteins und Sandsteinschiefers auf, welche durchaus mit kohligen Pflanzenresten, Blättern und Stengeln erfüllt sind, ohne dass es irgendwie gelänge, aus dem massenhaften, manchmal fast zu Kohle werdenden Material deutliche, bestimmbare Abdrücke zu gewinnen. Alle diese Lagen sind auf weite Erstreckung constant, so dass man sie von den östlichsten Punkten unseres Gebietes bis in die Gegend von Bozen wiederfindet. Sie liegen der oberen Grenze des Buntsandsteins, nach dem Röth zu, schon nahe. — Ebenfalls in dieser Zone bermerkte ich (in der Gegend von Sexten) Spuren von Kupfererz (Malachit).*) Der Verwitterung sind sowohl Buntsandstein als Conglo- merat in hohem Grade unterworfen, was Folge von thonigen Beimengungen, Phyllit- und Feldspath-Detritus ist. Massen- haftes Quarzgeröll bleibt als Rest des verwitterten Conglome- rats zurück, Herr v. RiCHTHOFENn giebt die Mächtigkeit. des Grodener Sandsteins auf ca. 400’ an, an manchen Stellen soll sie noch *) Vergl. auch Güuser. Mendel- und Schlerngebirge, Sitzungsber. d. math. phys. Cl. d. Ak. d. W. München, 1873. I. S. 32, 33, Profile. ' Diese Profile zeigen völlige Uebereinstimmung mit der Folge in unseren Gegenden. — Unbestimmbare kohlige Reste, nahe der oberen Grenze des Buntsandsteins, sowie Kupfererzspuren, erwähnt auch Benecke aus dem Buntsandstein von Recoaro, (Ueber einige Muschelkalkablage- rungen der Alpen, Geogn. paläont. Beiträge. Bd. II. Heft 1.) — Dasselbe erwähnt v. ScuauroTuH aus dem obern Buntsandstein Recoaro’s. - 356 mehr betragen. Auch in unserem Gebiete dürfte die Mächtig- keit der beschriebenen Gruppe meist einige hundert Fuss messen, £ Das Ausgehende der geschilderten Schichten stellt sich auf unserer Karte als ein zusammenhängender Zug dar, welcher von Enneberg her an dem Nordgehäng der Dreifingerspitz und Hochalpe bis Ausserprags, dann am Südgehäng des Pusterthals von Niederdorf bis Innichen zu verfolgen ist, von da im Sexten- thal zum Pass des Kreuzbergs und dann abwärts ins Padola- thal nach Comelico weiter zieht; zwischen Auronzo und S. Stefano schliesst dieser Zug, unter jüngern Schichten einschie- bend, nach S ab; weiter südlich fand ich Conglomerat und Buntsandstein nur noch in der Nähe von Lozzo di Cadore, wo sie am Weg von Pelos nach Lorenzago an der Piova stark anstehen; wie weit sie von da an der Piova aufwärts reichen, habe ich nicht ermittelt. Auch bei S. Antonio bei Lorenzago, da wo das oben erwähnte Phyllitvorkommen ist, stösst man auf diese Schichten. Auffallend ist, dass in der ganzen übrigen Landschaft Cadore, sowie weiter nach Zoldo zu, der Aufbruch der Schichten nicht mehr bis auf den Buntsandstein geht, während wenig höhere Schichten noch vielfach entblösst sind. Am besten aufgeschlossen findet man die Gruppe im Sextenthal. Am Thalausgang steht beiderseits das Conglome- rat stark in Felsen an, hier auch die Grenze zum Phyllit. Die Sandsteinschiefer mit Pflanzenresten und die übrigen höhern Partien der Gruppe sind unter Anderm aufgeschlossen bei Wildbad Innichen und an verschiedenen Stellen der Gsellberge bei Sexten. Alpine Röthgruppe. Die Bänke des Buntsandsteins gehen nach oben in dünn- geschichtete, thonig-schiefrige, meist lebhaft gefärbte Lagen über, zu welchen bald petrographisch neue Schichten-Elemente treten, nämlich zunächst Gyps, dann dolomitische und kalkige Lagen und Rauchwacken. Nach den rein mecha- nischen Sedimenten der vorigen Gruppe treten die ersten che- mischen Niederschläge ein. Zugleich stellen sich die ersten Spuren animalischen Lebens ein; es sind einmal Conchiferen (in unserer Gegend nicht gerade häufig und deutlich), sodann Foraminiferen, letztere stets in grosser Menge, deren Reste 387 in den dolomitischen und kalkigen Lagen erhalten sind; -Gastropoden- und Crinoidenreste beginnen auch schon sich bemerklich zu machen. Die charakteristischen, überall leicht wiederzuerkennenden - Lagen, welche in diesem Horizont auftreten, namentlich Gypse, Rauchwacken und Foraminiferenkalke, und mit grosser Con- stanz auf weite Erstreckung fortgehen, und nicht minder die ‚wesentlichen petrographischen und paläontologischen Differen- zen, welche diese Schichten gegen die tiefern, wie — wenn auch nicht so scharf — gegen die höher folgenden darbieten; dies zusammengenommen bestimmt uns, die genannten Schich- ten zusammen als besondere Gruppe aufzufassen; und zwar konnen wir sie dem ausseralpinen Röth vergleichen, nicht nur ihrer Position und der vielfachen petrographischen Aehn- lichkeiten wegen, sondern in erster Linie wegen des Vor- kommens gewisser Petrefacten, besonders der Myophoria costata ZENK. sp. in diesem Horizont, in der Gegend von Bozen. Herr v. RicHTHOFEN hebt in seinem mehrfach eitirten Werk und auf der zugehörigen Karte diese Gruppe nicht besonders hervor. Er rechnet den Buntsandstein etwa bis zum Gyps und lasst von da die „Seisser Schichten‘ beginnen, welchen auch die schwarzen Foraminiferenkalke zufallen, wie aus verschiedenen Stellen des Werkes hervorgeht. — Die Grenzen unserer Röth- gruppe nach oben und unten sind allerdings nicht scharf, die Lagerung ist concordant, der Uebergang successiv; aber die Gruppe als solche, mit ihren charakteristischen Schichten tritt sehr wohl hervor und lässt sich überall leicht verfolgen und kar- tographisch angeben. Betrachten wir nun die in Rede stehende Schichtengruppe, und zwar zunächst ihre Gesteinsfolge etwas näher. Für die Gegend von Bozen geben die genauen Profile in der eit. Schrift Herrn Gümszr’s 1. c. S. 32 den besten Anhalt. Die Folge ist dort von unten nach oben im Allgemeinen: Chiro- therium sandstein -äbnlicher Sandstein; Sandsteinschiefer mit kohligen Pflanzenresten; bunte, sandig lettige Schie- fer und Sandsteinlagen mit gelben dolomitischen Knollen, und stellenweise Gyps; gelber Dolomit mit Petrefacten, unter denen Myophoria costata ZENK. sp. hervorzuheben; Fora- miniferenlagen und Rauchwacken. Der Dolomit” mit 333 Myophoria costata bezeichnet den Horizont des ausseralpinen Röthdolomits. Ich bemerke, dass ich diese Form, wie die übrigen 1. c. namhaft gemachten Petrefacten im Gebiet der Karte nicht gefunden habe; allein die grosse Uebereinstimmung, welche die Schichtengruppe im Ganzen wie im Einzelnen in den östlicheren Gegenden mit der Bozener Gegend zeigt, lässt keinen Zweifel über gleichzeitige Ablagerung. Die Foramini- feren-Schichten bieten an sich keinen sicheren Anhalt, sie ‘gerade in den Röth zu stellen; es geschieht dies aber zweck- mässig ihrer allenthalben innigen Verbindung mit den übrigen dolomitischen Lagen des Complexes wegen. Die Gesteinsfolge, welche wir im Gebiet unserer Karte, z. B. in der Gegend von Innichen und Sexten finden, ist von unten nach oben, die höchsten Lagen der Buntsandsteingruppe mit einbegriffen, gewöhnlich so: Sandsteinschiefer mit kohli- gen Pflanzenresten, mit denen nahe zusammen auch die Sandsteine mit gelben Thoneisteinknollen liegen; leb- haft gefärbte, bunte, besonders rothe und grünliche glimme- rigthonige und lettigsandige Lagen; fein zerblätternde Schieferthone und Mergel mit Gyps (der öfters ausgewaschen ist); erdig mergelige, rauhe, poröse und bituminöse, dunkle dolomitische Lagen, und schwarze, mitunter kalkspath- aderige Kalke, mit den schwarzen Foraminiferenkalk- Lagen und Rauchwacken (letztere zum Theil etwas gyps- haltig). Diese Folge stimmt mit der oben aus der ann Gegend gegebenen überein. *) Ueber diese Schichten ist im Einzelnen noch Folgendes zu bemerken. Ueber den gewöhnlich durch lebhafte Farbe ausgezeich- neten glimmerreichen und lettigen Lagen, in die wir die obere *) Neues Jahrb. f. Min. 1873. S. 356 ff, führte ich unter den Ge- steinen der alpinen Röthgruppe der Gegend von Sexten etc. auch weissen krystallinischen Dolomit an; es beruht dies auf einem Irrthum, wie schon 1. ec. S. 613 bemerkt. Der betreffende Dolomit gehört höheren Lagen (dem Schlern-Dolomit im weiteren Sinn) an und ist durch Dislocation zwischen die Röthgruppe versetzt. Die von v. Scuauroru (Uebers. d. geogn. Verh. d. Geg. v. Recoaro, Sitzungsber. d. math. nat. Cl. d. K. Ak d. Wissensch. Wien, 17. 1855) gegebene Gesteinsfolge aus dem Röth-Niveau bei Recoaro ist der obigen sehr ähnlich. Auch der Gyps wird von dort erwähnt. 389 _ Grenze des Buntsandsteins setzen können, bilden die Gyps- führenden Schieferthone und Mergel einen ziemlich constanten und durchgreifenden Zug; wenn auch vielfach kein Gyps in diesem Horizonte anstehend gefunden wird, — was einmal durch oöfteres Auskeilen desselben, manchmal wohl auch durch spätere Auswaschung bewirkt sein kann — so taucht derselbe weiterhin stellenweise doch wieder auf, und in andern Fällen deuten wenigstens die durch Verwitterung fein zerblätternden Schieferthone seine Lage an. Dieser Gypszug setzt auch weiter westlich fort; wir sehen die betreffenden Vorkommnisse auf der Karte v. RicHTHoren’s an der Grenze des Buntsand- steins zu den Seisser Schichten oder etwas in letztere hinein verzeichnet. An manchen Punkten schwellen die Gypslagen zu nicht unbeträchtlicher Mächtigkeit an, so besonders in den östlichen Gegenden unseres Gebietes. Mitunter ist der Gyps- thon stark mit Bitumen oder kohligen Theilen imprägnirt. Das interessanteste Gestein aus dieser Gruppe sind die schwarzen Foraminiferenkalke. Etwas höher als die Gypsthone und schon durch dolomitisch mergelige Schichten eingeleitet, so wie in naher Verbindung mit Rauch- wacke findet man nämlich eigenthümliche, sehr dunkelfarbige, bituminöse, gewöhnlich dunngeschichtete Lagen von kalkig- dolomitischem Aussehen, zum Theil mehr erdig schiefrig, zum Theil mehr kalkig compakt und letztere oft mit Kalkspath- adern auf dunklem Grunde durchzogen; welche Lagen, wie jedes abgewitterte Fragment zeigt, mit einer Unzahl kleinster Organismen durch und durch erfüllt sind. Diese Organismen sind in der Hauptsache Foraminiferen, daneben Ostra- coden und nicht selten Bryozoen. Viel seltener bemerkt man daneben Durchschnitte von Conchiferen und Gastro- poden, die indess kaum einmal völlig herauswittern. Nur einmal fand ich darin auch deutlich ausgewitterte Crinoiden- stielglieder, wohl Encrinus sp. Die chemische Untersuchung dieser Gesteine ergiebt einen starken Bitumengehalt, nur wenig eisenhaltigen Thon, und stets ein sehr geringes Verhältniss von kohlensaurer Magnesia zum kohlensauren Kalk, Ueber ein Dutzend Proben von den verschiedensten Punkten dieses Gesteinszuges verhielten sich in dieser Beziehung ganz gleich.*) *) Eine Probe von Lagusello bei Caprile enthielt 91,7 pCt. kohlen- Die schwarzen Foraminiferenkalke deuten mithin einen Nieder- schlag an, der auf grosse Eıstreekung unter völlig gleichen Bedingungen in mechanisch-chemischer Hinsicht, wie hinsicht- lich des animalischen Lebens stattfand. Wir finden diesen leicht wiederzuerkennenden, für diesen Horizont sehr charakte- ristischen und leiteuden Gesteinszug auch westlich von unserem Gebiet, bis in die Gegend von Bozen. *) Besonders günstige Aufschlusspunkte der schwarzen Fora- miniferenkalke etc. sind in unserm Gebiete bei Sexten, am Fuss der beiden Gsellberge; hier auch starke Entwicklung der Rauchwacken; weiterhin sehen wir sie bei Comelico, nament- lich am Fussweg von Padola nach Auronzo oft und stark an- stehen, wo sie manchmal etwas Quarzsand enthalten. Am Ausgang des Torrente Diebba und am Rio Socosta bei Auronzo stehen sie mit steil aufgerichteten, verbogenen Schichten an und tauchen auch oben auf dem Mt, Malone auf. In der Land- schaft Cadore traf ich sie bei Lorenzago, bei Pieve di Cadore — wo sie bei S. Francesco anstehen und dann nochmals am NO-Eingang der Stadt, nebst den zugehörigen Rauchwacken erscheinen, — dann weiter zwischen Valle nnd Venas, wo man sie an der grossen Biegung der Landstrasse bemerkt, stets mit stark verbogenen Schichten. Weiter westlich tauchen sie nur in kleinen Flecken auf, so bei Lagusello bei Caprile. Uebrigens sind sie auch an den Sudgehängen des Pusterthals, westwärts von Innichen u. s. f., wenn auch weniger gut auf- geschlossen, nicht wohl zu übersehen. Den Gypszug des Complexes findet man aufgeschlossen z.B. bei Sexten; östlich vom Kreuzberg, am Weg nach Padola, wenig ausserhalb Padola, nach N, am Fuss des Gehänges; bei sauren Kalk; eine von der Landstrasse bei Valle di Cadore 91,8 pCt. CaO. CO,; von Lorenzago 91,9 pCt.,;, von Monte Malone bei Auronzo 944 pCt.; vom Inner-Gsellberg bei Sexten 93,7 pCt.; vom. Welsberger Berg, etwas verwittert, 87 pCt. %) Herr Gümseı 1. c. S. 37 ff. beschreibt mehrere hierher gehörige Ostracoden und Foraminiferenspezies aus der Gegend von Bozen. Mir gelang es nicht. Foraminiferen zu isoliren. Bei sämmtlichen Proben lösten sich mit dem kohlensauren Kalk auch die organischen Reste auf. Ebensowenig fand ich schlämmbares Material in diesen Lagen. — In manchen Dünnschliffen erkennt man Gyroporellen. Herr Gümskn be- stimmt eine solche von Toblach als Gyroporella tenuiforata n. sp., eine andere Form von Valle di Cadore als @. monilifera n. sp. 391 - $S. Anna unweit Padola; Auronzo gegenüber stehen die Gyps- _ mergel unmittelbar am Anzieifluss an; der obere Lauf des Torrente Diebba bei Auronzo ist schluchtartig tief in die Schichten der in Rede stehenden Gruppe eingerissen und man gewahrt hier mächtige, aus dem Zusammenhang gerissene und abgestürzte Gypsschollen. Weiter nach Cadore zu verschwin- det in dem engen Piavethal von S. Catterina bis Lozzo die Rötbgruppe; bei Lozzo jedoch stehen die Gypse wieder stark an, wie auch noch weiter an der Strasse von da nach Domegge, an der man ebenso wiederholt die Rauchwacken bemerkt, Oefters beobachtet man, — so in der Gegend von Sexten, an den Gsellbergen, dann am Kreuzberg, zwischen Padola und Auronzo, auch zwischen Toblach und Niederdorf — wie sich die geschilderte Röthgruppe an den Berggehängen als schwach aber deutlich ausgeprägte Ruckenbildung hinzieht, welche wohl selbst wieder in eine Reihe aufwärts verlaufender, kleiner Hügel zerfällt. Die Mächtigkeit der Röthgruppe mag sich der des Bunt- sandsteins vielleicht gleich verhalten, strichweise auch wohl etwas geringer sein. Alpiner Muschelkalk. Wenn im Folgenden hier drei Stufen des alpinen Muschel- kalkes unterschieden werden, so soll damit nichts anderes ge- sagt werden, als dass sich der Muschelkalk der Gegenden, von denen wir reden, in drei wohl unterscheidbaren Stufen oder Schichtensystemen präsentirt, von denen jede zunächst durch Petrefakten als Muschelkalk charakterisirt ist, und von denen jede durch die Summe. ihrer Petrefaktenführung, wie ihrer Schichtenelemente zweckmässig als besonderes, für sich be- stehendes und abgegrenztes Ganze aufgefasst und als solches stets leicht wiedererkannt werden kann. Mit den drei Hauptgruppen, in welche der ausseralpine _ Muschelkalk gewöhnlich getheilt wird, hat obige Eintheilung nichts zu thun; nicht im entferntesten ist an eine Parallelisi- rung etwa unserer ersten Stufe mit dem Wellenkalk, der zweiten mit der Anhydritgruppe etc. gedacht. So finden sich 2. B. noch in unserer dritten Stufe Ammonitenformen, welche mit ausseralpinen Wellenkalkformen correspondiren. Von den bekannten alpinen Muschelkalk-Horizonten fallt 392 | a der der Posidonomya Clarai und der des Ceratites Cassianus in unsere erste Stufe; der Brachyopodenhorizont von Recoaro wahrscheinlich in die zweite; der von Herrn v. Mossısovics neugefundene des Trachyceras Balatonicum, sowie der bekannte Horizont des Ammonites (Arcestes) Studeri in die dritte, welche auch den noch etwas höheren Horizont der Buchensteiner Kalke begreift. Es ist jedoch zur Zeit noch schwierig — besonders wegen des viel zu sparsamen Vorkommens der maassgebenden Petrefacten — diese Horizonte überall zu erkennen; als Basis der Kartendarstellung wurde daher auch die obige, auf natür- lichen Grundlagen beruhende Dreitheilung gewählt. Die drei Stufen grenzen sich unter einander recht scharf ab; die unterste Grenze gegen den Röth ist ziemlich gut er- kennbar, bei weitem weniger jedoch die oberste Grenze gegen die Gruppe der Sedimentärtuffe, welche Grenze wegen Wechsel- lagerung und successiven Uebergängen nur ungefähr angegeben werden kann. Alpiner Muscheikalk, erste Stufe. Es sind kalkige, mergelige und thonschiefrige Schichten, meist reich an Glimmer und dünngeschichtet, welche sich über der beschriebenen Röthgruppe in ansehnlicher Mächtigkeit aufbauen und nach Gesteinsbeschaffenheit, nach der Art der eingeschlossenen Fauna und nach ihrem Auftreten im Triasgebirge ein nahe verbundenes Ganze darstellen; wie die vorhergehenden Gruppen, namentlich die des Röths, so bleibt sich auch diese Gruppe in ihrem Weiterziehen an den Triasgehärgen im Ganzen, wie in ihren Theilen, auf sehr grosse Erstreckungen gleich; dieselben charakteristischen Lagen findet man so constant weithin wieder, dass sie nicht minder zuverlässig leiten, wie Petrefakten. Die Fauna dieser Gruppe stellt sich nach Zahl der Gattungen und Arten gegen die der Röthgruppe als eine ent- schieden reichere dar, wie auch die Individuenzahl in manchen Lagen und strichweise eine erstaunlich grosse ist (abgesehen von den Foraminiferen des Röths). Allein der Erhaltungszu- ‚stand ist im grossen Ganzen ein höchst mangelhafter, denn meist sind es nur verwischte, undeutliche Abdrücke und Stein- kerne, welche in Menge glimmerreiche Schichtflächen bedecken oder mergelige Lagen erfüllen. Im ganzen Gebiet der Karte 393 scheint dieser Zustand zu herrschen, da das auf vielen Wande- rungen gesammelte Material nur unbedeutend und zu weiter- greifenden Schlüssen unzureichend ist; an vielen Stellen kann man hier sogar von entschiedener Petrefaktenarmuth reden. Wir mussen uns, um einen näheren Blick auf die Petrefakten- führung und den paläontologischen Charakter dieser Triasstufe zu gewinnen, in die Gegend von Bozen wenden, wo der Com- plex in bessern Profilen und mit besseren, deutlicheren Petre- fakten aufgeschlossen ist. Herr v. RiCHTHOFEN Bde dort 1) „‚Seisser Schich- ten.‘* Sie enthalten zu unterst die oben erwähnten schwarzen Foraminiferenkalke und sind im übrigen graue, sandig-merge- lige, dünngeschichtete, wellige Kalke, besonders charakterisirt durch das bekannte alpine Petrefakt Posidonomya Clarai Enmmr., neben der nur wenig bestimmbares vorkommt. Darüber 2) „Campiler Schichten,“ ein Complex von oben und unten rothen, in der Mitte gelbgrauen schiefrigen Schichten, welche sich in dieser Farben-Dreitheilung sehr oft an den Gehängen präsentiren, und eine besonders an kleinen Gastropoden und Conchiferen reiche Fauna beherbergen; hervorzuheben ist Ceratites Cassianus Hav., Naticella costata Mü., Turbo rectecostatus Hav.. Myacites fassaensis Wıssm. Ein weiteres Anhalten geben Herrn GünusEL’s genaue Profile aus der Bozener Gegend,*) und die daran geknüpften Bemerkungen und Resultate. Wir entnehmen denselben folgen- des: Sehr nahe über den schwarzen Foraminiferenkalken fol- gen, etwa dem tiefsten Wellenkalk entsprechende Lagen mit Pecten discites, Ostrea ostracina und einigen andern Petrefakten, wenig darüber die Lagen mit Posidonomya Ülarai, dann eine oolithische rothe Bank voll kleiner Gastropoden (Holo- . pellen), und nun die Hauptpetrefakten-Schichten mit Ceratites Cassianus, ‚Turbo rectecostatus, Naticella costata, Myacites (Pleuromya) fassaensis und andern Conchiferen, Pecten, Gervillia ete., welcher Horizont etwa den tieferen Schichten des Wellenkalkes und der Region der fränki- schen Dentaliumbänke gleichgesetzt wird. — Bezuglich der Gesteinsfolge und der Vertheilung der Petrefakten in diesem Schichten-Ganzen besteht zwischen diesen Profilen und den 9,8528: 0,..8:.,30° 87, Zeits. d.D. geol. Ges. XXV1.3. 26 394 Angaben v. RıcHTHoFEN’s im Allgemeinen eine unverkennbare Uebereinstimmung, im besondern namentlich auch darin, dass die Pos. Clarai sich in den untern, sonst weniger versteine- rungsreichen Lagen hält, und erst höher die eigentlich petre- faktenreichen Lagen mit zahlreichen Schnecken und Bivalven sowie mit Cer. Cassianus folgen. Wir können die Resultate, die sich aus der Untersuchung der genannten Geologen in der Bozener Gegend ergeben, um so eher als auch für das Gebiet unserer Karte völlig zu- treffend annehmen, als an der einzigen Stelle, wo sich ein durchgehender Aufschluss dieser Partie ergab,*) die Beobach- tungen mit jenen Resultaten recht gut übereinstimmen; sowohl bezüglich der Gesteinsfolge, als auch bezüglich des Lagers der Pos. Clarai und der petrefaktenreichen Lagen. An allen übrigen Stellen bezeugen in Ermangelung durchgehender Aufschlüsse und wohlerhaltener Petrefakten wenigstens die immer wieder auftauchenden charakteristischen und constanten Gesteinslagen des mittleren und oberen Theils der Gruppe, dass wir noch wesentlich dasselbe Triasgebilde vor uns haben wie bei Bozen. | Der Horizont, auf welchen die Art der Fauna in dieser- untersten Muschelkalkstufe verweist, ist, wie schon ausge- sprochen wurde, etwa der des tiefsten bis zum tieferen ausser- alpinen Wellenkalk.“*) Bezüglich der vollständigen Aufzäh- lung der Arten ist auf die cit. Arbeiten der Herren v. Rıcart- HOFEN, GUMBEL, BENECKE zu verweisen. Mir selbst gelang es nicht, Neues im Gebiet der Karte zu finden; ausser den wenig - kenntlichen Myaciten sind Myophorienabdrücke, sp. div., von den Conchiferen wohl noch am meisten vertreten.***) Die kleinen Gastropoden kommen vielfach auf die v. SCHAUROTH abgebildeten Rissoen hinaus. (Krit. Verz. d. Verst, d. Trias in Vicentin. T. III.) | | Ich zog es vor, diesen Schichtencomplex nicht weiter in die Abtheilungen der Seisser und Campiler Schichten zu *) Auf dem Bergrücken südl. von Welsberg im Pusterthal. **) GünseL. a. a. 0, 28, 42, 43. — Vergl. ferner Benscke, Ueber einige Muschelkalkablagerungen d. Alpen, Geog. pal. Beitr. Bd. 2. Heft 1. *=#=®) Das aufgefundene Material ist N. Jahrb. für Miner. 1873 S. 355 namhaft gemacht. 395 trennen, um, da die Rothgruppe schon ausgeschieden war, die Trennungen nicht zu häufen. Auch lässt sich die untere Partie des Complexes bei der Seltenheit deutlicher Exemplare der Posid. Clarai und bei ihrer petrographisch wenig in die Augen fallenden Beschaffenheit an den Gehängen nicht so leicht erkennen als die tiefer liegende Röthgruppe. Beim Ueberschreiten eines in diesem Complex liegenden Gehänges trifft man in der Regel gewisse charakteristische Bänke in verschiedenen Hohen wiederholt an; dies ist nun sehr wahr- scheinlich nicht immer wirkliche Wiederholung, sondern zum Theil nur scheinbare, in Folge von Faltungen und Abbrüchen, welche in diesen Theilen des Triasgebirges sehr gewöhnlich sind, und zugleich auch diesen Complex mächtiger erscheinen lassen als er in der That ist: ich halte es für wahrscheinlich, dass doch ein und dasselbe Profil, nach Art derer der Bozener Gegend oder des bei Welsberg gelegenen, bei all’ diesen Un- regelmässigkeiten zu Grunde liegt, welche freilich dazu bei- tragen, dass die Erkennung der Grenzen erschwert wird. Die Schichtenfolge, welche v. ScHAUROTH a. a. O. von Recoaro anführt, gleicht der oben gegebenen aus der Röth- gruppe und ersten Muschelkalkstufe schr; auch hier wird Pos. Clarai aus den tiefern Lagen namhaft gemacht. — Vergl. fer- ner über die Trennung dieser Gruppe in zwei Untergruppen: Benecke ]. c. S, 14, 15, 28. — Stur, Geologie der Steier- mark S. 209 ff. Ueber die Gesteine des Muschelkalks erster Stufe sind noch einige nahere Angaben zu machen. Der Hauptsache nach sind es graue, gelblich verwitternde, mergelige Kalkbänke und Kalkschiefer; ferner graue thonig mergelige und thonig sandige, und in den obern Partieen der Gruppe stark roth gefärbte thonig sandige Schiefer; sowohl die Kalke und Mergel, als namentlich die sandig thonigen Schiefer zeichnen sich durch reichlichen Glimmergehalt aus; so dass die Glimmerlamellen nicht nur dicht gedrängt und in sehr auf- falliger Weise die Schichtflächen der schiefrigen, grauen und rothen Lagen bedecken, sondern auch manchmal die Masse der kalkigen Bänke sich ganz mit winzigen Glimmerblättchen im- prägnirt zeigt. Solche kalkige Bänke findet man auch oft mit phyllitischen oder thonschiefrigen dunkeln oder grünlichen Lagen durchwachsen, welche dann auf verwittertem Quer- 26* 396 bruch ein flaseriges Aussehen bewirken, oder das Ansehen eines mit Muschelschalen durchwachsenen Kalkes. Besonders auffallend sind die im obern Bereich der Gruppe mächtig entwickelten rothen Schiefer. Meist bil- den sie in Menge auf einander geschichtet breite rothe Zonen; besonders erwähnt v. RıcHTHorkEn mehrfach die zwei, durch eine graue Zone getrennten rothen Streifen der Campiler Schichten, die sich fernhin sichtbar an den Gehängen der Gegenden weiter westlich hinziehen. Man kommt aber auch an Stellen, wo graue Kalke, graue und rothe Schiefer geradezu mit einander abwechseln. — In den Profilen GuusEvs ]. c. S. 30, 31 liegen rothe Schiefer schon in der Region der Pos. Clarai. Ebenso im Profil bei Welsberg. Auch v. SCHAUROTH (Uebers. d. geog. Verh. d. Geg. v. Recoaro) fuhrt solche Schie- fer aus dieser Zone an. — Die Grundmasse dieser rothen Schiefer ist thonig und stark eisenoxydhaltig, ferner ist Quarz in feinvertheiltem Zustande zugegen und ein die kleinsten Theile noch erfüllender Glimmergehalt. Die rothen, glimmer- reichen, mit uudeutlichen Myacitenabdrücken bedeck- ten Schichtflächen dieses Gesteins sind eine sehr in die Augen fallende und charakteristische Erscheinung in diesem Theil des Triasgebirges. Die alpine Entwicklung weicht in diesen eigen- tbumlichen thonigschiefrigen Schichten von der ausser- alpinen äusserlich sehr ab. Man stosst in diesem Oomplex stellenweise auf Lagen, die fast thonschieferartig sind. Nicht minder charakteristisch sind die sich häufig wieder- holenden eigenthumlichen algenartigen oder wurmför- migen, zum Theil vielleicht von Fussspuren herrührenden wulstföormig erhabenen Zeichnungen, welche graue oder graugrüne, glimmerreiche Schichtflächen bedecken, und sich auf die weiteste Entfernung gleich bleiben; ich sah sie z. B. am Weg von St. Vigil nach Prags genau so wie im Weissbachgraben an der Mendola. las Das bemerkenswertheste Gestein jedoch aus dieser Gruppe, welches ebenfalls so constant, wie ein Leitpetrefakt weithin sich vorfindet und in den kleinsten Fragmenten zu erkennen ist, sind jene rothen oolithischen Schnecken-Luma- chellbänke, welche etwas unter den Hauptpetrefakten-Schich- ten mit Naticella costata etc., also etwa am Beginn der Campiler a a N 3 i 1 Sl außen ig 2 i } \ x 397 Schichten liegen.*) Bei näherer Besichtigung erweist sich dies Gestein als ein Haufwerk dicht an einander liegender, ganz kleiner, in Eisenoxyd verwandelter Gastropoden- (Holopellen-) schalen, dazwischen weisses, kalkspathiges Cäment; an ande- ren Handstucken bemerkt man, dass das Eisenoxyd auch die Zwischenmasse imprägnirt und zugleich in demselben Maasse die organische Form verwischt. Wieder andere Handstücke zeigen in einer weissen, kalkigen Cämentmasse rothe, schalige Eisenoxydoolithkörner, ohne Gastropodenschalen. Umgekehrt zeigen andere Proben kalkig erhaltene Schalen von kleinen Schnecken und Zweischalern mit eisenoxydrother Ausfullungs- und Öamentmasse. Beim Lösen in verdünnter Säure hinter- lassen diese Gesteine stark eisenoxydhaltigen Thon und Glimmerschuppchen, was ja auch, nebst feinem Quarzsand, die ‚Grundmasse jener rothen Schiefer ist. Die von den Herren v. RICHTHOFEn und GÜNBEL aus den Campiler Schichten beschriebenen eigeuthümlichen Conglome- rate habe ich im en Gebiete der vorliegenden Karte nicht beobachtet. Eigentlich dolomitische Gesteine kommen in diesem gan- zen Complex nur wenig oder ganz zurücktretend vor. Die petrographisch-chemische Zusammensetzung der be: schriebenen Gesteine deutet auf eine Bildungsweise, bei wel- cher gleichzeitig kalkige Niederschläge und mechanisch einge- 'schwemmte Sedimente thätig waren; letztere, nämlich Thon, eisenoxydreicher Thon, Glimmerblättchen und Quarzsand sind noch dieselben Stoffe, welche auch zur Bildung der unter- lagernden Schichten der Buntsandstein- und Röthgruppe bei- trugen; sie rühren von den Gesteinen des damaligen Festlan- *) Gümser, 1. c. Profile, S. 30, 31 No. 5. — An den Gehängen längs des Pusterthals ete., beobachtete ich diese Bänke meistens mehr- fach in verschiedenen Distanzen über einander. Nur zum Theil mag diese Wiederholung in den schon erwähnten Falten und Abbrüchen be- gründet sein; wahrscheinlich erscheinen in dem hier zu Grunde liegenden Profil schon mehrere derartige Bänke statt der einen |. c. Auch Bznecke (l.c. S.11) hebt diese Bänke als „Hauptorientirungs- schichten“ in der untern Trias hervor. Besonders häufig sei in ihnen die Holopella gracilior Schaur. sp. — Vergl. ferner v. ScHauroTH, Uebers. ‚der geogn. Verh. von Recoaro: oolithische Bank mit Turbonilla graci- hior etc, 398 landes, Glimmerschiefer, Phyllit, Quarzporphyr her; bei der Bildung der untersten Muschelkalkschichten befanden sie sich in einem durch längere Bearbeitung im Wasser sehr fein zer- theilten Zustande. In der Configuration des Triasgebirges macht sich der be- schriebene Complex der ersten Muschelkalkstufe sehr gewöhn- lich als ansebnliche Vorstufe zu den weiter zuruck noch höher aufsteigenden Wänden geltend; welche Vorstufe -— theils mehr terrassenförmig vorspringend, theils mehr in successivem Ueber- gang zu jenen Wänden — gewöhnlich schon ziemlich steile Abhänge aufzuweisen hat. Diese Abhänge werden, was sich häufig wiederholt und ziemlich charakteristisch ist, stellenweise von nicht hohen grauen Kalkwänden unterbrochen, die seitlich nicht sehr lange aushalten, und deren mehrere mitunter in ge- wissen Abständen uber einander auftauchen; eine Erscheinung die wieder mit den schon erwähnten Schichtenwiederholungen und Abbruchen in Verbindung steht. | Die Mächtigkeit des ganzen Oomplexes durfte, die Wieder- holungen abgerechnet, immerhin 100 Meter weit übersteigen, öfters wohl einige 100 M. betragen. ' Die Karte zeigt, wie diese erste Muschelkalkstufe stets con- cordant dem Zug des Röth und Buntsandsteins folgend, vom Enneberg her längs dem Pusterthal und Sextenthal und Comelico verläuft. Bei Auronzo greift sie in’s Anzieithal und bildet hier Mt. Malone und Campiviei, um sich dann dem Anziei und der Piave folgend SW nach Cadore zu wenden, wo sie gewölbartig aufgebrochen zu beiden Seiten des Flusses hoch an den Gehängen hinaufgreift. Ueber die Boita hinaus nach W sind ihre Schichten nur wenig entblösst. Mächtiger anstehend findet man diese wieder in der Gegend von Caprile und der Fiorentina, unter Verhältnissen, welche auf starke Faltungen und Dislocationen hindeuten. Alpiner Muschelkalk, zweite Stufe. In scharfem Contrast steht zu der beschriebenen ersten Stufe des alpinen Muschelkalkes die folgende, zweite. Sahen wir dort einen ziemlich bunten Wechsel kalkiger, mergeliger und schiefriger Gesteine und eine artenreiche Fauna von Gastropoden und Conchiferen, so finden wir hier eine ein- 399 förmige dolomitische Entwicklung — unten mehr erdig und bituminös, oben mehr körnig krystallinisch — und eine Fauna, welche sich, wenigstens in vorliegendem Gebiete auf niedere Klassen und sehr wenig Arten beschränkt, Cri- noidenreste und Foraminiferen, letztere oft massenhaft im Gestein angehäuft. Es ist die erste, manchmal schon recht ansehnliche Bil- dung weissen krystallinischen Dolomits der alpinen Trias, welche hier, schon im Muschelkalk, erscheint. | Die Grenze nach unten ist scharf, die dolomitischen BanRE liegen concordant auf den Schichten der vorigen Gruppe, überall deren Zug begleitend. Es kommen wohl Zwischengesteine und Wechsellagerung vor,*) immerhin aber ist die Gruppe wohl ausgeprägt. Nicht minder ist die Grenze nach oben sehr be- stimmt überall da, wo die dritte Stufe des alpinen Muschel- kalkes und uber dieser die Tuff-Abtheilung entwickelt ist; wo dies der Fall, da tritt die zweite dolomitische Muschelkalkstufe als leicht kenntliche, sich naturgemäss als zusammengehöriges Ganze präsentirende Schichtengruppe hervor. Wo jedoch die genannten Glieder fehlen, da. verschwimmt diese Muschelkalk- stufe nach oben in eine continuirliche Dolomitbildung. Die Zutheilung dieser Gruppe zum Muschelkalk beruht von vorn herein darauf, dass auch noch über ihr Schichten mit entschiedenen Muschelkalk - Petrefacten (Cephalopoden, Brachiopoden etc.) liegen; sie ist im ubrigen auch dadurch gegeben, dass die charakteristische Foraminiferenspecies ihrer oberen Partie auch anderswo im alpinen Muschelkalk, nämlich im Reiflinger Kalk zu Hause ist. Ihre untere Partie ent- spricht wahrscheinlich dem Recoaro-Kalk, wofur indess wegen Petrefactenmangels kein sicherer Beweis vorliegt. Werfen wir nun einen näheren Blick auf die betreffenden Gesteine und ihre Einschlusse und halten wir uns dabei zu- nächst an die normale Entwicklung; als solche mag diejenige gelten, welche wir da, wo auch die dritte Muschelkalkstufe erscheint, vorfinden und welche mit dem Normalprofil der ®) So z. B. auf der Strecke vom Welsberger Berg nach der Hoch- alpe; am Weg von Dont nach Forno di Zoldo, und a. O. der dortigen Gegend. Pufler Schlucht übereinstimmt. So_z. B. in der Gegend von 18 Welsberg und Niederdorf. Es macht sich hier in der unteren Pache des Comp zunächst ein eigenthumliches graues, ziemlich dichtes, bituminöses Gestein von entschieden dolomitischem Charakter geltend; dasselbe ist dunner und dicker geschichtet, plattig und zeigt die Eigenschaft, sehr leicht beim Zerschlagen in Stücke von ziemlich parallelepipedischer Form zu zer- springen, meistens riecht es beim Zerschlagen bituminös. Der Bitumengehalt ist verschieden stark, ist er beträchtlicher, so sieht das Gestein ziemlich dunkel aus.*) Häufig sind die Lagen dieses Dolomites stark entwickelt und erreichen eine gewisse Mächtigkeit. Die dolomitischen Gesteine dieser unteren Partie sind jedoch keineswegs immer dicht und plattig, sondern es stellen sich auch sebr oft, zugleich mit jenen, porösere Lagen ein, welche dann auch ein löcheriges, rauchwackenartiges Aussehen gewinnen und stellenweise in ächte Rauchwacke selbst übergehen. ‚ Alle diese Gesteine, welche, wie gesagt, vorzugsweise die untere Partie der zweiten Muschelkalkstufe einnehmen, er- weisen sich in unserem Gebiete fast ganz versteinerungsleer, Es ist hervorzuheben, dass die eigenthümlichen Foraminiferen, welche wir gleich zu erwähnen haben werden, hier noch nicht, wenigstens nicht in Menge auftreten. Das wenige, was sich von Petrefacten stellenweise findet, sind Durchschnitte und Spuren von kleinen Gastropoden, Bivalven und Crinoiden, **) *) Derartige Lagen stehen unter andern an der Ampezzaner Strasse, dem obern Ende des Toblacher Sees gegenüber an. Sie zeigen viel Bitumen, sehr wenig in Säure unlösliche Mineraltheile, und sind ein ent- schiedener Dolomit. Schon im Schichtenverband trifft man nicht selten diese Lagen ganz zersprungen, oder auch die Sprünge wieder mit Kalkspath erfüllt, Manche dünngeschichteten Lagen dieser Region zerfallen zu weiss ver- witternden, griffelförmigen Stückchen. Kalkspath überkleidet öfters die Hohlräume der rauchwackigen hierher gehörigen Gesteine. In keiner Probe fand ich Gyps, obwohl das Aussehen ihn öfters erwarten liess; nur eine Probe ragirte auf Schwefelsäure, **) Crinoiden in dieser Zone auch in der Bozener Gegend, GümBEL lc; 8. 48 u. 91. 401 = Ohne scharfe Grenze, vielmehr allmählich durch Ueber- gang entwickelt, folgt auf die beschriebenen Dolomitschichten ein in der Regel körnig krystallinischer, weisser oder doch lichter Dolomit; er macht gewöhnlich die grössere Hälfte der Gruppe aus und ist stets auf’s Deutlichste in ‘ Bänke geschichtet. Man trifft feinkörnige, fast dichte, dann auch wieder grober körnige Varietäten; ebenso reinere, oft poröse, die Poren mit Bitterspathkryställchen ausgekleidet, und unreinere, mehr graue Abünderungen. Manchmal auch, - doch ausnahmsweise erscheint das Gestein mehr kalkig als _ dolomitisch, ein derartiges Vorkommen bemerkte ich am Nord- abfall der Hochalpe. Das wichtigste Kennzeichen dieses Gesteins jedoch ist ‚seine Erfüllung mit Gyroporellen, besonders mit der Species Gyroporella pauciforata Güms.”) Auf günstig abge- witterten Stücken bemerkt man, wie diese Foraminiferen dicht gedrängt an einander liegend das Gestein ganz und gar er- füllen; der frische Bruch zeigt oft gar nichts oder nur schwache Umrisse. Sie sind keineswegs an allen Stellen und in allen Lagen des Dolomits gleich zahlreich vorhanden, Strichweise und in einem Profil auch bankweise scheinen. sie ganz zu fehlen. Dazu kommt der so äusserst verschiedene Verwitte- rungsmodus und der damit zusammenhängende Erhaltungszu- stand; alles das bedingt, dass man an einer Stelle vielleicht nur wenige oder schlecht erhaltene Spuren der Gyroporellen ent- deckt, während sie anderswo in Menge und gut ausgewittert vorkommen, Jedenfalls bleibt Gyroporella pauciforata für diese Partie des alpinen Muschelkalkes ein höchst bezeichnendes und bis zu einem gewissen Grade leitendes Petrefact, nach welchem man in den betreffenden Gegenden gewöhnlich nicht umsonst suchen wird, was um so wichtiger ist, als dieser Dolomit ausser den Foraminiferen nur wenig enthält, nämlich kleine Gastropoden indifferenter Form und Crinoiden- *) GümgeL, die sogen. Nulliporen. Abh. d. Königl, Bayr.-Akademie d. Wissersch. II, Cl. 11. Bd. 1. Abth. 1872, — Es ist nicht ausge- schlossen, dass neben dieser Form paueciforata noch eine oder vielleicht mehr als eine nahestehende Form vorkomme, wobei besonders an die Formen Tab, D, II, Fig. 3 und auch 5 (l. c.) gedacht wird. 402 stielglieder.*) Man könnte daher diesen Dolomit auch als „Hauptbänke der G@yroporella pauciforata‘““ bezeichnen. **) *) Die kleinen Gastropoden treten manchmal erst im Dünnschliff hervor. Die Crinoidenstielstücke sind nicht gerade selten, meist klein. Die Form deutet auf Encrinus sp. Die grössten fand ich vor dem Sarenkofel, sie hatten 6 Mm. Durchmesser, auf der Bruchfläche des Ge- steins treten sie in bekannier Weise späthig krystallinisch hervor; ihre Masse ist, wie die umgebende, dolomitisch. *#=) Die skizzirte Entwicklung dieser dolomitischen Muschelkalkstufe findet ganz so westwärts von unserem Gebiete und in der Gegend von Bozen statt. Herr v. RıcutTHorEn unterscheidet dort 1) Virgloriakalk, dunkle, bituminöse Schichten ohne Petrefacten, welche als wahr- scheinlich den Recoaro-Brachiopoden-Schichten mit Retzia triyonella ete gleichstehend bezeichnet werden, und 2) Mendola-Dolomit, krystallinisch drusiger Dolomit, für welchen crinoidenstielartige Gebilde (früher auch als Nulliporen, C’haetetes, Trochitensäulen aufgeführt) d. i. die Gyroporellen, als leitend genannt werden. Virgloriakalk und Mendoladolomit entsprechen ohne Zweifel ganz den oben unterschiedenen zwei Partieen unseres Muschel- kalkes zweiter Stufe; überdies führt v. Rıcatuoren an, dass ersterer in gewissen Gegenden allmählich in letzteren übergehe. — Auch im Profil bei Pufl findet man unten: grauen Dolomit und Kalk mit knolligen Lagen und Crinoiden (Virgloriakalk), oben: sehr wohlgeschichteten grauen und weissen Dolomit mit Gyroporella paueciforata (Günuser ]. c. S. 52). — Ibid. 47 ff. siehe über das Unzutreffende der Bezeichnung „Mendoladolomit.‘ Der Mangel an Petrefacten verhindert die Gleichstellung dieser Muschelkalkstufe, oder speziell ihrer unteren Partie, mit dem Brachio- podenhorizont von Recoaro mit Bestimmtheit auszusprechen. Ich selbst fand nur an wenigen Stellen Anzeichen von Petrefacten in dieser Zone; so am Oollesei beim Kreuzberg hinter Sexten. Nahe beisammen mit @yro- porella pauciforata führendem Dolomit und mit bituminösen Plattendolo- miten und Rauchwacken liegen dort Dolomite mit Crinoiden und Kalklagen, welche ein muschelkalkartiges Aussehen haben und Durchschnitte von Muscheln und Schnecken, auch kleine Hornstein-Einschlüsse zeigen. Die Lagerungsverhältnisse sind dort derart, dass man diese Schichten für „Virgloriakalk“ nehmen muss, nicht für höheren, unserer dritten Stufe entsprechenden Muschelkalk. In den plattigen, bituminösen Lagen fand ich nur am Sarenkofel Schnecken-Durchschnitte; Gyroporellen kommen allenfalls in den höheren Lagen, dem kıystallinischen Dolomit schon nahe, vor. Herr v. Rıcutuoren führt an, dass am Mt. Frisolet im Virgloria- kalke Retzia trigonella gefunden sei. Bei den ziemlich complicirten Lagerungsverhältnissen und häufigen Schichtenwiederholungen an dieser Stelle wäre übrigens eine Verwechselung mit höherem Muschelkalk: (der dritten Stufe) nicht undenkbar, 403 Bei unserer bisherigen Betrachtung der zweiten Muschel- kalkstufe war der Fall in’s Auge gefasst, wo über ihr auch die dritte Muschelkalkstufe und auf diese die Sedimentärtuffe folgen. Hinzuzufügen wäre nur noch, dass in diesem Falle die obere Grenze der zweiten Stufe ganz scharf hervortritt. Auf den Dolomit mit Gyrop. paucif. folgen Kalke und Horn- steinkalke, der folgenden Stufe angehörig. Die genannte Fora- minifere geht bis oben hin, wenn auch, wie es scheint, die obersten Bänke nicht gerade sehr stark damit erfüllt sind. In dieser Weise gestaltet sich die Sache im SW Theile unseres Gebietes, vom Enneberg an bis fast an die Ampezza- ner Strasse bei Toblach. Die Mächtigkeit der zweiten Muschel- kalkstufe ist in dieser Gegend ansehnlich, wenn sie auch die der ersten nicht erreicht; wie man dies zwischen Welsberg und Ausserprags und auf den Gehängen zwischen Niederdorf und Toblach mehrfach bemerken kann. In einem nicht unbeträchtlichen Theil unseres Kartenge- bietes nun finden wir die beschriebene dolomitische Muschel- kalkstufe ohne obere Grenze; diese Stufe eröffnet dann eine Dolomitbildung, welche continuirlich bleibt und auch die nächst folgenden sonst wohl unterscheidbaren Triasstufen der- art umfasst oder repräsentirt, dass bis zu einem gewissen weit höheren Horizont keine Grenzen mehr hervortreten. Wir fassen diese Art der Entwicklung, welche ihr vollkommenes Analo- gon in der Gegend von Bozen am Schlern findet und von dort aus den Beschreibungen der Herren v. RiICHTHOFEN, STUR, GumßBEL bekannt ist, — hier nur so weit in’s Auge, als sie auf die in Rede stehende Muschelkalkstufe Bezug hat, um bei einer späteren Gelegenheit wieder darauf zuruckzukommen. Von der Ampezzaner Strasse bis nach Auronzo zieht sich längs dem Pusterthal, Sextenthal und Comelico Superiore über den Vorstufen der tieferen Triasschichten ein mächtiger Dolomitwall, in hohen Wänden und Zacken aufragend. Da, wo diese Steilwände uber der ersten Muschelkalkstufe aufzu- steigen beginnen — Beobachtungspunkte hierfür sind etwa die Höhe sudlich vom Kreuzberg, Collesei oder Schuss genannt, ' und.die Höhen der Gsellberge bei Sexten, auch die Ampezzaner Strasse, — bemerkt man über den Kalkmergeln und rothen Schiefern der ersten Muschelkalkstufe, ganz in normaler Weise jene plattigen, dunklen Dolomite, welche die zweite Muschel- R. kalkstufe und damit die continuirliche Dolomitbildung eröffnen; von Collesei aus sieht man deutlich, wie dieselben als dunk- leres, dünner geschichtetes Band unten an den Steilwänden in SO Richtung weiter ziehend, öfters zwischen dem Schutt auftauchen. An den genannten Punkten gelingt es denn auch, die zugehörige obere Partie der zweiten Muschelkalkstufe in ınehr oder minder deutlich ausgewitterten Gyroporellen (paucif.) in körnig krystallinischem Dolomit zu erkennen, Bis wohin diese obere Partie jedoch an den Steilwänden in’s Hangende reicht, das lässt sich nicht weiter bestimmen, um so weniger, als Gyropor. paucif. stellenweise weit in’s Hangende geht, in der Art, dass man die höheren und höchsten mit dieser Fora- minifere erfüllten Dolomitbänke kaum mehr zum Muschelkalk zweiter Stufe zu rechnen haben wird, sondern in ihnen dolo- mitische Repräsentanten des Muschelkalks dritter Stufe wird erblicken müssen. Diese Foraminiferenspecies kann daher auch nicht ausschliesslich leitend für die zweite Stufe betrachtet werden. Bemerkung. Was auf der Karte im NO Gebiet als alpiner Muschelkalk zweiter Stufe dargestellt ist, drückt jene tieferen bituminösen (Virgloriakalk?) und die nächst folgenden reineren Lagen mit Gyropor. paucif. aus; die Grenze nach oben ist allerdings in der Natur wenig begründet. Im ganzen südlichen Theil unseres Kartengebietes, von Auronzo durch Cadore nach Zoldo und Caprile’ liegen auf den dolomitischen Gesteinen der zweiten Muschelkalkstufe allerorten wieder die Schichten der dritten. Allein es lässt sich dabei nicht verkennen, dass die zweite Muschelkalkstufe in diesen Gegenden einen von dem oben beschriebenen etwas abweichenden Charakter hat. Namentlich muss hervorgehoben werden, dass die Gyrop. paucif. hier keinenfalls in der Menge und Regelmässigkeit auftritt, wie im N des Gebietes; ich beobachtete sie weder an Ort und Stelle, noch fand sie sich in den Dünnschliffen der gesammelten Proben.*) Auch die petrograpische Beschaffenheit des Gesteins differirt etwas und *) Damit ist ihr Vorkommen allerdings noch nicht in Abrede ge- stellt, allein dass die massenhafte Erfüllung des Gesteins mit dieser Form fehlt, dafür spricht schon der Umstand, dass man an den von mir be- suchten Punkten umsonst nach den bekannten Verwitterungsstücken sucht. ER ne De ee Pen j 405 Ei ‚gleicht meist nicht ganz jenem weissen, körnig krystallinischen _ Gyroporellendolomit, der wenigstens in dem weitaus grössten Theil des nördlichen Zuges herrschend ist. So scheint in der Strecke von Auronzo weiter S und SW öfters ein ziem- lich dichtes, graues, kalkiges Material statt jenes Dolomites einzutreten. Auch der zwischen Boita- und Zoldothal in der Gegend der Forcella Cibiana ete. am Coll’ Alto auftretende Dolomit dieser Stufe liess an den Beobachtungspunkten keine deutlichen Gyroporellen erkennen, während im Dünnschliff wenigstens Crinoidendurchschnitte hervortreten. Bei Caprile, auf Mt. Fernazza, sowie am Weg nach Alleghe, ist der be- treffende Dolomit graugelb, etwas rauherdig und feinkörnig, dabei porös und führt eine Gyroporelle, welche der Gyrop. multiserialis Gum». wahrscheinlich nahe steht, ihr Erhaltungs- zustand lässt indess keine Bestimmung zu. Nördlich von Caprile gegen Colle di S. Lucia und Buchenstein zu ist die- selbe Dolomitstufe weiss, drusig feinkörnig und ganz ohne Einschlüsse. *) Die typischen, bituminösen Lagen, welche gewöhnlich die untere Partie der Stufe repräsentiren, traf ich am Weg von Venas nach Cibiana, nur wenig entblösst anstehend. Ein kalkig dolomitisches, bituminöses Gestein, ebenfalls hierher gehörig, am Weg von Lozzo di Cadore nach der Forcella di Palle, so dass Anzeichen vorliegen, dass auch in diesen süd- lichen Gebieten stellenweise dieselben beiden Partieen dieser _ Stufe unterschieden werden können, wie in den nördlichen. ' Allerdings nicht überall, denn an gewissen Stellen ist das Gestein von unten bis oben ziemlich dasselbe; so an den er- wähnten Stellen des Mt. Fernazza bei Caprile. Was wir in der Gesteinsbeschaffenheit der zweiten Muschel- kalkstufe im südlichen Theil des Gebietes finden, namlich eine gewisse Veränderlichkeit im Gegensatz zu dem constanteren "Verhalten weiter nördlich, das gilt auch von der Mächtigkeit. Im Ganzen erscheint dieser Dolomit, wie man ihn auf dem Höhenzug längs der Piave und Boita, von Auronzo bis Venas bemerkt, von ansehnlicher Mächtigkeit, ebenso weiterhin west- *) Nahe bei Caprile, seitwärts vom Weg nach Andraz kommt in - © diesem Dolomit Bleiglanz vor, der Gegenstand einer kleinen berg- männischen Versuchsarbeit war. 406 lich in dem Höhenzug Coll’ Alto, Col Duro etc. nach Forno di Zoldo zu; doch täuscht man sich wohl nicht, wenn man in dieser auf gewissen Höhen genannter Gegend sehr ansehn- lich erscheinenden Maächtigkeit nur eine scheinbare erblickt, welcher ein oder mehrere Abbrüche zu Grunde liegen (an Dislocationen verschiedener Art fehlt es in diesem Gebiete über- haupt nicht). An manchen Zwischenstellen indess findet man diesen Dolomit wenig mächtig, so in der Thaltiefe der Boita bei Venas, auch wohl im Rutortothal unterhalb Zoppe. Sehr gering ist seine Mächtigkeit im Thal beiderseits von Dont; namentlich an der Stelle oberhalb Dont ist er auffallend schwach, so dass man Acht haben muss, ihn nicht zu über- sehen. Am Fernazza bei Caprile ist diese Dolomitstufe von mittlerer, ziemlich normaler Mächtigkeit. Als Hauptmomente aus dem Bilde, welche das Auftreten der besprochenen Triasstufe ia unserem Gebiete gewährt, be- merken wir zunächst, dass sie allenthalben vorhanden ist und den Zug der tieferen Triasstufen begleitet, von denen sie sich stets deutlich abhebt, während sie streckenweise, nämlich im NO nach oben sich in Dolomit verliert; sodann, dass sie in ihrer Entwicklung und Mächtigkeit, in ihrem Gesteinsmaterial und dessen organischen Einschlüssen nicht mehr den so ganz constanten Charakter der tieferen Stufen zeigt. Alpiner Muschelkalk, dritte Stufe. Wir müssen bei der Betrachtung der zunächst folgenden Triasstufen denjenigen Theil des Kartengebietes unberücksich- tigt lassen, wo der Dolomit mit Gyroporellu pauciforata der Vorläufer einer continuirlichen Dolomitbildung ist. In dem grösseren Theil des Gebietes sieht man dagegen auf jenen Dolomit eine Schichtengruppe folgen, welche sich nach Gesteinsmaterial und organischen Einschlüssen wesent- lich und sehr auffällig von ihrer Unterlage unterscheidet, und in welcher überhaupt ganz besondere und neue, dem alpinen Triasgebirge eigenthümliche Schichtenarten auftreten, die weder ‚tiefer unten noch höher oben wiederkehren. Wir heben zunächst folgende Thatsachen hervor: Es ist ohne allen Zweifel in dieser Schichtengruppe noch alpiner Muschelkalk enthalten, was sich durch Petrefacten (Cepha- lopoden, Brachiopoden u. a. Formen) ergiebt; über ihr lagert 407 ein mächtiges System von Tuffsandsteinen und anderen Tuff- 'gesteinen, welches sich durch Pflanzeneinschlüsse nach allge- meiner Annahme als Repräsentant der Lettenkohlenstufe er- weist; die Grenze jenes noch Muschelkalk enthaltenden Com- plexes zu dem Tuff-System ist nichts weniger als scharf, sie ist durch Wechsellagerung unsicher; immerhin lässt sich jener aus eigenthümlichen, ziemlich constanten und leicht kenntlichen Schichten aufgebaute Complex an der Basis des Tuffsystems nicht nur gut verfolgen und überall wieder erkennen, sondern bildet auch in seinen besonderen, selbst unter einander wechsel- lagernden Elementen ein bis zu einer gewissen Höhe in den Profilen eng verbundenes, schwer in einzelne Theile zu trennen- des Ganze. Dies, zusammen mit dem Vorkommen von Mauschel- kalkformen innerhalb der Schichtengruppe an verschiedenen Lokalitäten, bestimmt uns, sie ganz und ungetrennt noch dem Muschelkalk zuzutheilen und die Grenze, welche zwischen Muschelkalk und Lettenkohlenstufe irgendwo gezogen werden muss — da wir unsere Eintheilung der alpinen Schichten, so weit die Analogien es erlauben, von der Basis der ausseral- pinen Entwicklung entnehmen — ungefähr dahin zu legen, wo die Tuffbildungen das Uebergewicht über die eigenthümlichen Kalke und Schiefer jenes Complexes gewinnen. *) Werfen wir nun einen Blick auf die Gesteine der Gruppe. Es sind zunächst Kalk bänke, welche einen wesentlichen Bestandtheil der Gruppe bilden; gewöhnlich sind sie mergelig und fuhren feine Glimmerblättchen, öfters auch sind sie dunkel und bituminos. Am meisten sind sie dadurch charakterisirt, *) Gegen diese Zutheilung des ganzen hierhergehörigen Schichten- complexes zum Muschelkalk wird sich möglicherweise ein Einwand er- - heben lassen, insofern sich in den oberen Partieen desselben Petrefacten- formen herausstellen könnten, die mehr mit höheren als mit Muschelkalk- formen verwandt sind. Unsere eigenen Beobachtungen ergaben, was Ammoniten und Brachiopoden betrifft, nur Muschelkalkformen, die indess von wenigen benachbarten Punkten stammen, während an den meisten Stellen nichts gefunden wurde. Auch die von gewissen Punkten des @ Jietes schon früher in der Literatur erwähnten, dieser Gebirgsstufe angehörigen Funde gelten als Muschelkalkformen (Ammoniten von Zoldo). Es kann sich eben hier nur um eine etwas tiefere oder höhere Lage der Grenze handeln, welche wir über dem Muschelkalk ziehen. a dass man an ihnen, in gewissen Lagen, in grösserem oder ge- ringerem Grade ein, Verwachsensein mit Hornstein wahr- nimmt. Bald ist der dunkle Hornstein plattenförmig mit den - Kalkschichten verwachsen, bald in knolligen oder ganz unregel- mässig gestalteten Massen, welche aus den abgewitterten Bän- ken und Fragmenten hervorragen. Es sind keineswegs alle’ Kalkbänke, welche diese Beimischung fuhren, dieselbe hält sich an gewisse Zonen; in diesen sind die Kalkbänke stellen- weise ohne sichtbare Hornsteinausscheidungen sehr fein mit Kieselsaure imprägnirt und dadurch sehr hart. Neben den Kalken tragen schiefrige Schichten zur Zusammensetzung dieser Gruppe bei. Sie zeigen sich theils mehr mergelig, sehr dünngeschichtet, schwarz, bituminös und leicht zerfallend; theils mehr kieselig, hart, dünnplattig, klin- gend, dabei dunkel gefärbt, auch wohl aus abwechselnd helle- ren und dunkleren Lagen verwachsen und daher auf dem Querbruch streifig gebändert; aber auch diese Schichten brau- sen in der Regel mit Säure und besitzen im Grund genommen dieselbe Mischung, nur quantitativ anders, wie jene Kalk- und Hornsteinkalkbänke. So entsteht eine Reihe von Abände- rungen, an welchen stets die dunkle, dunnschichtige Beschaffen- heit zunächst in die Augen fällt. Als besondere Gesteinsart reiht sich an diese Schiefer die sogen. Pietra verde an, lebhaft grün gefärbte, ge- wöhnlich kieselig schiefrige, mitunter etwas mehr kalkige oder tuffige Lagen bildend und für diese Schichtengruppe durch ihr leicht kenntliches Aeussere sehr bezeichnend. Sie ist in ihrer . Mächtigkeit und in ihrer Vertheilung zwischen den übrigen Schichten des Complexes sehr variabel, fehlt übrigens nur ausnahmsweise im Bereich der Gruppe und ist für diese und die benachbarten Gegenden Sudtirols und Venetiens ein sehr charakteristisches Gestein. Die Pietra verde ist ihrem Ursprung nach ein Tuffge- stein, wie schon ihr vielfacher Uebergang in deutlichere Tuffe lehrt. Ausser derselben zeigen sich jedoch auch andere, als echte Tuffgesteine kenntliche Lagen schon im Bereich der Gruppe. Führen wir noch die sandig-mergelig- glimmerreichen, oft mit kohligen Pflanzenresten erfüllten Schiefer an, welche z. B. im nördlichen Theil des Gebietes besonders in der unteren Partie 409 _ der Gruppe auftreten, so wären hiermit die Haupt-Gesteins- typen derselben namhaft gemacht. Ein grosser Theil dieses Schichtenmaterials ist als Tuff- artige Bildung aufzufassen und in Zusammenhang mit der Ent- stehung der Eruptivgesteine in den westlicheren Gebieten von Fassa etc. zu bringen. Sehr fein vertheiltes, von dort abzu- leitendes Material schlug sich in der Pietra verde und den kieseligen Schiefern, groberes in den körnigtuffigen Zwischen- _ Jagen nieder. Zwischendurch fanden Kalkniederschläge statt. - In den sandigen glimmerreichen Lagen machen sich auch noch die Abschwemmungen der Gebirge des Festlandes geltend. Die Petrefactenführung vertheilt sich derart, dass die Kalkbänke vorzugsweise der Sitz von Cephalopoden, Brachio- poden, Gastropoden, Pelecypoden und Crinoiden sind, wäh- rend in den dünnschichtigen, mergeligen und kieseligen Schie- fern, zum Theil wohl auch in den Kalkzwischenlagen, die für die alpine Trias so wichtige Gattung Halobia in verschiedenen, schwer zu unterscheidenden Spezies oft in grosser Menge zu- sammen gefunden wird; daher auch für diese Schiefer der Name Halobienschichten gebraucht wird. So scharf die untere Grenze des Complexes, gegen den unterlagernden Dolomit hervortritt, so wenig scharf ist, wie bemerkt, seine Grenze gegen die nach oben folgende Sedimen- tartuff-Abtheilung, da Tuff- und Tuffsandstein-Lagen sich schon zwischen den Kalken, Knollen- und Hornsteinkalken, Halo- bienschiefern und Pietra verde einstellen. Da jedoch diese charakteristischen Schichten in schwer zu trennendem Schich- tenverband und weithin sich gleich bleibend ihre feste Zone an der Basis des Tuff-Systems einhalten, so erscheint mit Rücksicht auf die Muschelkalk-Petrefacten die Gruppe als solche in der Natur begründet. *) Wir gehen zu dem Auftreten der in Rede stehenden Schichten in den verschiedenen Theilen des Gebietes uber, nachdem wir zunächst einen Blick auf das Normal-Profil bei *) Auf die Karte v. Rıcuruoren’s übertragen würde unser Muschel- kalk dritte Stufe als ein Streifen an der nnteren Grenze der Gruppe 17. „‚Sedimentärtuffe und Wenger Schichten“ erscheinen, der auch noch etwas in die Gruppe I6 eingreifen würde, welcher v, Rıcutuoren seine „Buchensteiner Schichten‘ zurechnet, Zeits. d. D. geol. Ges. XXVL, 3. 27 410 Pufl geworfen haben. Dort ist die Folge über den Dolomit- s schichten der zweiten Muschelkalkstufe nach aufwärts: Schwarzer Mergelschiefer, Crinoidenbreccie, dünngeschich- teter schwarzer Mergel mit Halobien, zusammen eirca 1 M.; weisser und grauer, dünnbankiger, knolliger Kalk mit Hornstein und Brachiopoden (wahrscheinlich Terebratula und grosse Spiriferen), 17 M.; schwarzer Kalkschiefer voll Halobien, 10 M.; Buchensteinerkalk, nämlich knolliger Hornsteinkalk mit Ceratiten, dazwischen grünlich-graue Mergel, 12 M; schwarze tuffige Schiefer mit Halobien, dazwischen Pietra verde und Kalkbreccie, 9 M. Hierüber als Decke der Lagergang des Augitophyrs. Wir entnehmen diese Folge aus GümsEL, Mendel- und Schlerngebirge S. 52 ff., woselbst die Details und angeknüpf- ten Bemerkungen zu finden sind, aus denen wir nur noch an- führen, dass die innige Zusammengehorigkeit der Halobien- schiefer mit den in sie eingelagerten Kalk- und Hornstein- kalkbänken zu einem eng verbundenen System hervorge- hoben wird. Im südlichen und sudwestlichen Theil unseres Ge- bietes stösst man auf Schichtenfolgen, welche die unverkenn- barste Analogie mit der Entwicklung im Pufler Profil zeigen. Der Augitporphyr (Augitophyr), der sich bei Pufl als Decke auflegt, fehlt dort; die Tuffsandsteine und sonstigen Tuffge- steine.der folgenden Gruppe werden den Halobienschichten somit näher gerückt und wechsellagern mit ihnen. Wir führen einige Aufschlusspunkte an; leider ergaben sich ausser den Halobien keine Peirefacten. Am Weg von Caprile nach Colle di S. Lucia trifft man über dem Dolomit der zweiten Muschelkalkstufe, auf welchen indess eine Strecke weit Verschüttung folgt: Knollen- kalke mit Hornsteinknauern, mit Zwischenlagen von grünlichen Mergeln, schiefriger Pietra verde und Tufisandsteinbänken; dann, in innigem Zusammenhang mit den Knollenkalken, strei- fig gebänderte, kieselige, dünne und dickere plattige Lagen, Halobienschichten, mit Zwischenlagen von schwarzen dünnen Mergelblättern, Hornstein-Plattenkalken und Tuffsandsteinen; höher knollige Kalkbänke mit Hornstein und unregelmässig mit Tuffschiefer durchwachsen; Tuffe (Eruptivtuffe?) in Bäuken 4il geschichtet, mit ausgezeichneter kuglig schaliger Absonderung. Die Pietra verde ist in diesem Profil nicht mächtig ent- wickelt. *) Aehnlich sind die Verhältnisse im oberen Zoldothal, bei Forno di Zoldo und Dont. !er letztere Ort ist seit länge- rer Zeit durch die in seiner Nähe gefundenen Muschelkalk- Ammoniten bekannt. Von Dont gegen Fusine zu stehen auf den schwachen Dolomit der zweiten Muschelkalkstufe fol- gend an: dünnplattige, hellgrünliche, kieselige Schiefer, wenig mächtig; graue knollige Kalke und schwarze, plattige Kalke mit Hornsteinlagen; Tuffsandsteine; Pietra verde, kieselig, schiefrig, plattig, mächtig; etwas mehr im Hangenden (der Zusammenhang hört hier auf) bemerkt man nochmals Knollen- kalke, und später Kalke und mergelig glimmerige Kalkschiefer mit kohligen Pflanzenresten und Ammonitenspuren. Bald darauf folgen stark entwickelt die Tuffsandsteine. Im Val Inferna, ostlich von Forno di Zoldo, stehen die- selben Schichten, doch weniger gut zu verfolgen an; auch hier bemerkt man, in der Nähe von stark entwickelter Pietra verde sandig mergelige glimmerige Schiefer im Bereich dieses Complexes. Unterhalb Zopp& im Rutortothal, nördlich von Forno di Zoldo, bemerkt man wieder dieselben Schichten, namentlich mächtige kieselig schiefrige Pietra verde und derselben nahe die grauen, sandig glimmerigen Kalkschiefer, in welchen ich ein grosses, schlecht erhaltenes Fragment eines gerippten Ammoniten sah. Aus diesen sandig schiefrigen Kalken scheinen auch die *) Am Weg von Caprile nach Andraz passirt man dieselbe Schichtengruppe, die Aufschlüsse sind jedoch etwas zerstreut und die vielfachen Schichtenfaltungen erschweren die Verfolgung der Reihe, Man bemerkt besonders die schwarzen Halobienschiefer und die Pietra verde, welche hier schon stärker entwickelt ist als vor Colle di S. Lucia, Auch im Buchensteiner Thal, oberhalb Andraz stösst man auf vereinzelte _ Aufschlüsse in diesem Complex ; so stehen wenig oberhalb des Dorfes, rechte Thalseite, schwarze Halobienschiefer mit Hornstein-Plattenkalken und Tuffsandsteinen an; unterhalb Castell Andraz Hornsteinknollenkalke und Pietra verde zusammen. Man passirt die Gruppe auch am Weg von Caprile nach Alleghe. 2 412 ee von v. Hauser beschriebenen Muschelkalk- Ammoniten der Gegend von Dont zu stammen, nach einer Notiz in der ersten 3 der betreffenden Abhandlungen. *) = An allen diesen Punkten liegt indess kein gehörig aufge: schlossenes Profil vor. r Im ganzen südöstlichen Theil des Kartengebietes scheint die Entwicklung dieser Triasstufe sich noch durchaus an die skizzirten Verhältnisse anzuschliessen. Durchgehende Aufschlüsse bieten sich kaum, was man zu sehen bekommt, stimmt mit dem weiter westlich Gesehenen überein. Beispiels- weise stehen diese Schichten mehrfach an der Strasse zwischen Venas und Peajo im Boitathal an: Halobienschiefer mit dünnen schwarzen Mergelzwischenlagen, schon mit Tuffsand- steinbanken wechsellagernd, und Pietra verde. Dass auch die Ammoniten hier nicht fehlen, zeigt ein Fragment, welches ich in dieser Zone im untern ÖOtenthal fand. Die Pietra verde betreffend sei noch gesagt, dass sie in gewissen Abänderungen von sehr kieselig schiefriger Be- schaffenheit und blassgrüner Farbe den dunkelen, kieseligen Halobienschiefern so nahe tritt, dass ihre enge Verwandtschaft mit letzteren ganz deutlich wird und sie sich nur als eine be- sondere Abart derselben darstellt. Die -sehr wechselnde Mäch- tigkeit der Pietra verde wurde schon angeführt; gerade an den Stellen, wo sie dicht und kieselig ist, pflegt sie auch gewöhn- lich mächtig aufzutreten; sie ersetzt in diesem Fall so zu sagen die petrographisch verwandten schwarzen Halobien- _ (oder Wengener-) Schiefer, oder einen Theil derselben. An anderen Stellen ist sie nur lagenweise zwischen den Knollen- kalken und Halobienschiefern vertheilt, in diesem Fall ist sie öfters mehr erdigtuffig und körnig. Wieder an anderen Stellen fehlt sie ganz, so am Weg zwischen Caprile und Alleghe. Die typische Pietra verde wiederholt sich höher in der Sedi- mentärtuff-Abtheilung nicht mehr; auch v. RıcHTHoFEN hebt #) v. Hauer, Denkschrift d. math. nat. Cl. d. Akad. d. Wissensch. II. Bd. Wien, 1850. Derselbe, Sitzgsber. d. math. nat. Cl. d. Akad. d. Wissensch. Bd. 52. Abth. 1. 1865. v. Mossısovics, Jahrb, d. k. k. g. Reichsanst. 1869, 967. Es glückte mir nicht, brauchbare Exemplare dieser Ammoniten wieder zu finden, nn nn re ee Rn & GE ale n 413 das relativ tiefe Niveau der Pietra verde im Vergleich zur Hauptmasse der Sedimentärtuffe hervor. Dieser Umstand und ihre Verwandtschaft mit dem Gestein der kieseligen Halobienschichten rechtfertigt es, die Pietra verde, auch bei grosserer Mächtigkeit noch in den Bereich der in Rede stehen- _ den Gruppe zu ziehen. Auffallend ist nur, dass, wie es scheint, die Halobien sich immer in den schwarzen Schichten halten und nicht in der Pietra verde vorkommen. Im Norden des Kartengebiets zieht der alpine Muschel- kalk dritter Stufe von Prags bis Enneberg hin. Gleich bei Bad Prags tritt der Dolomit der zweiten Muschelkalkstufe herab, und in seinem Hangenden stehen gelbgraue, sandig mergelig glimmerige Schiefer mit kohligen Pflanzenresten an, die zu der dritten Stufe zu ziehen sind; weiter im Hangenden bemerkt man Kalkbänke mit plattenförmigen und knolligen Hornstein, dann in der Thalschlucht zwischen Golserberg _ und Badkofel ein graugrünes, aphanitisches, plattiges, in lang- lich eckige Stücke zerspringendes Gestein, selten Halobien- abdrucke, desto häufiger unkenntliche Pflanzenreste führend, eine Art Mittelgestein zwischen den kieseligen, dunkelen Halo- bienschiefern und Pietra verde; dasselbe sieht aus der Entfer- nung wohl ungeschichtet aus, ist indess deutlich geschichtet. Auf der Höhe des Golserberges stehen der dritten Muschelkalkstufe zuzurechnende knollig zerfallende Mergelkalk- bänke mit mergeligen Zwischenlagen, auch Hornsteinkalken an; sie scheinen hier gleich auf den Dolomit mit Gyroporella pauciforata zu folgen. Aus diesen Kalken sammelte ich Muschel- kalk-Petrefacten, nämlich Ammoniten aus der Verwandtschaft des Ammonites Ottonis v. Buch, Terebratula angusta SCHLOTH., Lima lineata SCHLOTH. und einige andere indifferente Formen. Weiter gegen Osten ist längst dem Bad- und Saren- kofel diese Zone stark verschüttet, doch stehen in einem vorspringenden Kopf vor dem Sarenkofel Kalke und Hornstein- kalke an, in denen ich Ammonites aff. rugifer Opp. (Fragmente) und gleich unter diesen Mergel, in denen ich Rhynchonella ef. semiplecta fand. Nach unten folgt die zweite Muschelkalkstufe, Dolomit reich an Gyr. pauciforata; die Petrefacten - führenden Kalke und Mergel scheinen hier dieselbe Lage zu haben, wie auf dem Golserberg. — In Folge von Dislocation wiederholt sich die ganze Schichtengruppe, die im N vor Bad- und Saren- 414 kofel hinzieht, in diesen Bergen und im 8. derselben noch. einmal; auch hier folgen wieder über dem Dolomit Horn- steinkalke, Es ist recht wohl möglich, dass diese Hornsteinkalke und Mergel mit Ammoniten, Brachiopoden etc. auf dem Golserberg und vor dem Sarenkofel dem 17 M. mächtigen ‚weissen und grauen, dünnbankigen, knolligen Kalk mit Hornstein und voll Brachiopoden‘‘ entsprechen, der im Profil der Pufler Schlucht nahe über dem Dolomit mit Gyrop. pauciforata liegt. Im Thal Ausserprags, vom Seitenthälchen des Denna- bachs aufwärts, gegenüber St. Veit, stehen die Schichten der zweiten Muschelkalkstufe, in Folge Versenkung der tieferen Triasstufen, gleich von der Thalsohle beginnend am Gehänge an, in der Nähe von Neuprags namentlich die graugelben, sandig glimmerreichen, mit kohligen Pflanzenresten erfüllten Schiefer, wohl dieselben wie bei Bad Prags. Ueber diesen folgt ein System von grauen und schwarzen Kalken und Horn- steinkalken, kieseligen, gebänderten Schiefern mit schwarzen Mergelzwischenlagen, in welche schon vielfach kalkig tuffige und tuffig sandige Lagen sich einmengen, die aufwärts ganz in die Gruppe der Sedimentärtuffe übergehen. Wenig weiter thalaufwärts sammelte ich einige Muschelkalk-Ammoniten aus der Verwandtschaft des Ammonites Ottonis Buch, und binodosus Hav. und andere Formen. Sie stammen aus mergeligen, zum Theil glimmerführenden Kalkbänken, die äusserlich zwar dem oben erwähnten Ammoniten - führenden Material aus der @egend von Forno di Zoldo gleicher, indess ohne Zu- sammenhang anstehen.*) | Ich verdanke Herrn Bergrath Dr. v. Mossısovics eine ge- naue Bestimmung des aa den verschiedenen genannten Punkten gesammelten Ammoniten-Materials, welche ich hier anführe: 1. Vor dem Sarenkofel: Arcestes aff. rugifer Opp. 2. Golser- *) Die genaue Bestimmung der Lage ist bei diesen ausserhalb eines grösseren Zusammenhanges anstehenden Schichten hier auch desshalb er- schwert, weil wahrscheinlich mehrfache Brüche quer gegen das Streichen vor- liegen, und die einzelnen Partieen gegen einander verschoben sein können. Bei der Darstellung N. Jahrb. f. Miner. 1873 8. 339, 340 u. s f. sind die Dislocationen von mir übersehen und dadurch irrthümlicherweise Schichten der dritten Muschelkalkstufe für ein verändertes Aequivalent der dolomitischen zweiten Muschelkalkstufe aufgefasst worden. BIETE NER RREEL Alb "berg: Trachyceras Ottonis v. Buch. Trachyceras Taramellü v. Moss. 3. Bei Neuprags: Trachyceras Balatonicum v. MoJs. Trachyeeras aff. antecedens BEyR. Trachyceras aff. Cuccense "Moss. Aegoceras sp.? In einem kürzlich publizirten Artikel*) macht Herr v. Mossısovics auf die interessante Thatsache aufmerksam, dass sich durch Vergleichung der Ammonitenfunde aus Friaul, dem Bakonywald und Prags ein neuer alpiner Cephalopoden- horizont ergebe, welcher bereits drei Formen zeige: Trachy- ceras cf. Ottonis, Trachyceras Balatonicum (welches der von Berrich als Varietät von Ottonis abgebildeten Form aus Rüdersdorf nahe stehe) und Trach. ef. binodosum vel antecedens, die bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Brachiopodenfauna und der stratigraphischen Stellung auf das Niveau des ausser- alpinen Wellenkalks weisen. Der Complex, den wir als alpinen Muschelkalk dritter Stufe für das betreffende sudtyroler und venetianische Gebiet beschreiben, begreift demnach in seinen Schichten unter allen Umständen noch solche, welche mit ausseralpinem Wellenkalk correspondiren; zunächst die Schichten mit Trachyceras Bala- tonicum ete.; sodann auch die mit Arcestes Studeri und Ammo- nites binodosus, — welche Formen unter den seit längerer Zeit bekannten Funden von Dont sind — nach den bisherigen Annahmen über die Stellung des Ammonites Studeri, wogegen es nach Herrn v. Mossısovics fraglich erscheint, ob auch noch dieser höhere Horizont**) ausseralpinem Muschelkalk entspreche. Um so mehr dürfen wir wohl annehmen, dass in den höheren Partieen unseres Complexes Repräsentanten des ausseralpinen oberen Muschelkalks enthalten seien. Ausser dem Horizont des Trachyceras Balatonicum und des Arcestes Studeri fällt in unseren Complex der Horizont der oben beim Pufler Profile schon erwähnten Buchensteiner Kalke v. Rıcuruoren’s.***) *) Verhandl. d. k. k. geol. R. 1873. 296, **) Im Bakony-Wald liegt Arc. Siuderi höher als Trach. Balatoni- eum. v. Mossısovics Verh. der k. k. geol. R. 1872. 190. _ *%#) Dieselben enthalten nach Herrn v. Mossısovics Arc, cf. Triden - tinus v. Mo1s, Arcestes und Trachyceras sp. ind. und Trachyceras cf. Reitzı Böckn, sie liegen, wie aus Profilen im Bakonywald erhellt, höher als Arc. Studeri. Unser Complex der dritten Muschelkalkstufe kann daher auch nicht 416 Leider gestatten die Aufschlüsse unserer Gegenden vor- läufig nicht, diese verschiedenen Cephalopodenhorizonte in ein und demselben Profil sammtlich in ihrer Folge und Lage ent- wickelt zu sehen, so dass man im Zweifel bleibt, ob dieser Fall in der Wirklichkeit überall vorliegt, oder ob vielleicht an der einen Lokalität nur dieser, an der anderen jener der Hori- zonte, zeitlich verschieden, gebildet wurde. : Des Vorkommens von Cölestin im Muschelkalk bei Neuprags habe ich schon bei einer früheren Gelegenheit (N. Jahrb. f. Min. 1873. 340) Erwähnung gethan. Die cölestin- führenden dunklen, etwas bituminosen Kalkbänke, dem Muschel- kalk dritter Stufe angehörig, befinden sich noch etwas thalab- wärts von jenen Pflanzenreste-führenden Schiefern. Zahlreiche Individuen einer G@yroporella sp,, pauciforata nahestehend, doch nur mit einer Reihe Canälchen auf jedem Ringglied, kommen in denselben Lagen vor; die organischen Hohlräume sind grossentheils mit Cölestin erfüllt. In denselben Lagen fand sich auch Strontianit in faserig strahligen, kleinen Partieen auf Klüften, sowie schwefelsaurer Baryt. Ein derartiges Handstüuck zeigte in zerfressenen, strahlig blättrigen Partieen Schwerspathkryställchen, durch ein sehr kieselsäurereiches Silikat, wahrscheinlicher noch durch Kieselsäure selbst pseu- domorph verdrängt; die letzten Reste des schwefelsauren Baryts konnte ich noch chemisch nachweisen. Ein mineralo- gisch ähnliches Vorkommen sammelte ich am Weg von Caprile nach Alleghe, in einem Complex von Hornsteinführenden Kalk- und Kalkschieferbanken, die schiefrige Zwischenlagen mit Halobien haben und derselben Triasstufe angehören. Auch hier konnten Reste von schwefelsaurem Baryt nachgewiesen werden. Wahrscheinlich ist ein Gehalt an den Sulfaten von Strontian und Baryt in den Lagen dieses Horizontes auf grösere Entfernung verbreitet. Herr Oberbergrath GünußeL theilte mir mit, dass er dasselbe mineralogische Vorkommen aus dem- selben Niveau in der Partnach-Klamm kennt; die äussere Aehnlichkeit mit den südalpinen Vorkommnissen ist sehr schlechthin als „Buchensteiner Kalk“ bezeichnet werden, welcher Aus- druck N. Jahrb, f. Miner. 1873, 614, 615 gebraucht wurde. Auch der Ausdruck ‚oberer Muschelkalk“ im Sinne der Lage, gegenüber den tieferen alpinen Muschelkalkstufen, wird besser vermieden. N ala gross. Jene Gyroporella sp. ist nach ihm Gyroporella minutula var. major. € U NW $ } iR Es erübrigt noch, des Auftretens der Schichten der dritten Muschelkalkstufe in den Zug von Ausserprags bis Enne- berg zu gedenken. Sie sind hier als mergelige Kalke und Pflanzenreste - führende Schiefer entwickelt, tuffige Zwischen- lagen und Hornsteinkalke treten sehr zurück. Die Kalkbänke führen Muschelkalkpetrefacten, namlich: Spiriferina Fragilis ScHLoTH sp., Terebratula angusta SCHLOTH, Terebratula vul- garis SCHLOTH., Spirifer sp. nov., Pecten discites SCHLOTH. sp., Pecten cf. inäquistriatus GoLDr., Entrochus cf. Enerinus lilü- formis. Die Ammoniten treten sehr zurück, ich habe bei mehr- maligem Besuch der Lokalität nur drei schlechte Fragmente bemerkt, gegen sehr viel Brachiopoden, besonders Spiriferen. Die Entwicklung der dritten Muschelkalkstufe, obschon die - stratigraphische Stellung ganz dieselbe ist, weicht überhaupt an dieser Stelle etwas von den näheren und entfernteren Loka- litäten, wie wir sie hisher beschrieben haben, ab, und leitet die in der höheren Gruppe folgenden noch grösseren Ab- weichungen ein. — Vergl. hierzu das Profil von der Hochalpe zum Welsberger Berg, weiter unten. Gruppe der Sedimentärtuffe, dolomitisch-kalkige Repräsentanten derselben und St. Cassian-artige Schichten. Zwischen dem alpinen Muschelkalk und der ersten der grossen Trias-Dolomitstufen, nämlich dem Schlerndolomit, lagert an allen den Orten, wo die zuletzt beschriebene dritte Muschelkalkstufe entwickelt ist, noch eine mächtige Reihe von Schichten. Es sind in erster Linie die Eruptionen der augitischen Gesteine des weiter westlich folgenden Gebietes, welche in be- deutenden Tuffmassen das Material zum Aufbau der zu be- sprechenden Schichtengruppe lieferten; das Tuffmaterial wurde, Strömungen folgend, über grössere Theile des Gebiets ver- breitet und als Sedimentärtuff-Schichten von verschie- dener Beschaffenheit abgelagert, welche in der That die Haupt- masse dieser Schichtengruppe über dem Muschelkalk aus- machen. Es sind jedoch nicht allein die Tuffe, die diesen Complex zusammensetzen: die kalkig-dolomitischen 418 Niederschläge, deren Produkte wir schon in den ver- schiedenen Muschelkalkstufen antrafen, dau@®n auch während der grossen Periode der überwiegenden Tuff-Ablagerungen fort, und man findet sie hier nicht nur in Intervallen zwischen den Tuffbänken abgesetzt, oder gleichzeitig mit den Tuffen zu eigenthüumlichen Mischgesteinen abgelagert, — auch Conglome- ‚ratbildungen kommen vor — sondern man bemerkt nament- lich, dass sie an allen den Stellen, wo die Tuffanschwemmun- gen nicht hingelangten, vielleicht auch durch Abschwemmung wieder entfernt wurden, also local- oder strichweise das Ueber- gewicht über jene erlangen. Es kann so der Fall eintreten, dass local ein grosser Theil unserer Sedimentärtuffgruppe durch mächtige kalkig-dolomitische Bildungen ersetzt ist, oder dass solche gänzlich allein herrschen, während in anderen Fällen sich vielleicht nur eine oder mehrere derartige Partieen zwischen die Schichten der Tuffgruppe einschieben. Diese Fälle treten jedoch an Ausdehnung und Verbreitung gegen die Art der Entwicklung zurück, wo die eigentlichen Sedi- mentärtuffe und verwandte Gesteine die Hauptmasse des gan- zen Complexes ausmachen und die Kalkniederschläge nur in einzelnen Bänken und Mischgesteinen sich in ihnen ver- theilen; wir nehmen diese Entwicklung als die normale und bezeichnen jene kalkig-dolomitischen Bildungen, die local be- trächtlichere Theile der Gruppe ausmachen, als dolomitisch- kalkige Repräsentanten der Sedimentärtuffe; da wir uns ihre Bildung als gleichzeitig mit den im grösseren Theile des Gebietes vor sich gehenden, tuffigen Niederschlägen denken. Die Gleichmässigkeit, mit der die tieferen Triasstufen auf grössere Erstreckungen hin fortziehen, ist in dieser Stufe, wie wir sehen, einem ziemlich mannichfaltigen Wechsel ge- wichen. Was die organischen Reste dieses Complexes betrifft, so wäre zunächst an die der Lettenkohlenstufe angehörigen Pflan- zenformen zu erinnern, welche in gewissen Tuffsandsteinen und Schiefern liegen;*) von thierischen Resten sind die Halo- bienformen verschiedener Arten zu nennen, die sich aus der dritten Muschelkalkstufe aufwärts fortsetzen und in verschie- *) v. Ricutuoren a. a. OÖ. 8. 69. — Stun, Jahrb. d. k.k. g. R. 1808. — GünseL a. a. O. $S, 60. BEER, TR Say DE ET ey EEE 4 ER v 3 419 denen Höhen in Tuffschiefern und kalkigen Zwischenlagen ihr Lager haben; ferner werden aus solcben auch Ammonitenfor- men, besonders dem Genus Trachyceras angehörig, angeführt. Es glückte mir nicht, das bisher bekannte durch neue Funde zu bereichern. Die dolomitisch-kalkigen Repräsentanten der Sedimentär- tuffe sind im Ganzen genommen sehr petrefactenarm zu nennen, namentlich ist hervorzuheben, dass sich die in meist unvoll- kommenen Spuren eingeschlossene, oft nur andeutungsweise vorhandene Fauna auf einer sehr niederen Stufe hält. Erst in den höheren derartigen Bildungen, nahe dem Schlerndolomit, und auch hier nur local, tritt das organische Leben mehr her- ‚vor, und dies führt uns auf den Punkt, wo wir der St. Cassian- Schichten und ihrer Beziehungen zu den dolomitischen Reprä- sentanten der Sedimentärtuffe, soweit es auf unser Gebiet Be- zug hat, gedenken müssen. Dem Weg aus dem Livinallongo nach St. Cassian folgend, überschreitet man die Schichten des mächtigen Sedimentärtuff- Systems und gelangt auf den Höhen der Prelungei-Wiesen zu den bekannten Petrefacten-Schichten von St. Cassian. Der petrefactenreiche Kalkmergel-Complex bildet die ansehnliche oberste Partie des Sedimentärtuff-Systems.*) Es sind das die eigentlichen St. Cassian-Schichten. Dieses eigentliche St. Cassian tritt aber als solches ausgebildet keineswegs überall auf. Auch anderswo, und vielleicht durchweg, endigt das Sedimentärtuff-System nach oben mit kalkigmergeligen Schich- ten, welche äusserlich grosse Aehnlichkeit mit den St. Cassian- Schichten haben; dieselben gelblich verwitternden, zum Theil oolithischen Kalkmergel, mit organischen Resten mehr oder minder erfüllt; aber nach diesem Reichthum an wohl erhalte- nen und gut herauswitternden Petrefacten sucht man umsonst. In den organischen Resten erkennt man nur zerbrochene Trummer von Schalen aller Art, Fragmente von Crinoiden und Cidariten, Korallen ete., die oft bis in’s Kleinste zermalmt mit unorganischen Massen durcheinander zu einem sehr festen *) Siehe auch v. Kuırstein, Beiträge zur geol. u. topogr. Kenntn. der östl. Alpen, S. 14 f. — Diese oberste petrefactenreiche Partie scheint etwa in den Raum zwischen Nordabfall des Col di Lana und den Schlern- dolomitzug Valparola St. Sass zu fallen. 420 Trummergestein verkittet sind. Diesen Charakter haben die betreffenden Schichten, wo sie zugänglich sind und wo ihre Struktur durch ruhige Verwitterung zum Vorschein kommt, in unserem Gebiete durchweg. Es ist möglich, dass hiervon local Ausnahmen, mehr in der Art der eigentlichen St. Cassian- Schichten, vorkommen; es ist auch zu bemerken, dass ofters in Folge der Lage dieser Schichten, über steilen Gehängen und am Fuss von Dolomitwänden, theils eine ruhige Verwitte- rung nicht zu Stande kommt, theils auch,der von oben kommende Dolomitschutt alles zudeckt. Letzteres ist thatsächlich auf weite Erstreckung hin der Fall; doch die Analogie mit den zu- gänglichen Punkten. lässt als wahrscheinlich erscheinen, dass im Liegenden des Schlerndolomits, in engem Anschluss an die Sedimentärtuff-Gruppe und als deren oberste Partie, sich ein durchgehender Zug solcher Schichten erstreckt, für die der Name „St. Cassian-artige Schichten‘ gestattet sein wird. | Auf der Karte sind die St. Cassian-artigen Schichten nur an den Punkten eingetragen, wo sie beobachtet wurden. Herr v. RıcHTtHoren, der über die Verbreitung der St. Cassian-Schichten sich in ähnlicher Weise ausspricht, z. B. S. 72 seines Werks, unterscheidet im Profil der Seisser Alp noch eine besondere, tiefere Stufe, im Charakter jener St. Oassian-artigen Lagen, welche er Cipitkalk nennt; dieser petrographisch eigenthumliche Kalk enthalte Korallen-, Cri- noiden-, Cidariten- und Brachiopoden-Reste und bilde so zu sagen die Einleitung zu den St. Cassian-Schichten; dem Cipit- kalk ähnliche Kalkeinlagerungen in das Tuffsystem, mitunter dolomitisch, und auch wohl ohne Petrefacten, erwähnt er von verschiedenen anderen Orten. Jenem Cipitkalk nun stehen auch die oft mächtigeren Bildungen nahe, die wir dolomitisch- kalkige Repräsentanten der Tuffgruppe nannten, Im Grunde stellen sich ja alle diese Bildungen ihrem Material nach, als Unterbrechungen der Tuffablagerungen durch kalkig - dolo- mitische Niederschläge dar; nur local erreicht. ihre Fauna eine höhere Stufe und Mannichfaligkeit, während sie sich meistens und besonders in allen älteren Bildungen derart auf einer niederen Stufe hält. In den zum Theil mächtigen Kalk- und Dolomitmassen der ‚‚dolomitisch-kalkigen Reprä- sentanten der Sedimentärtuffe‘“ fand ich von Organismen nur 421 Crinoidenreste und Spuren von Korallen und Cida- riten, nur einmal fand sich in einem Dünnuschliff eine nicht zu bestimmende @yroporella sp., während sich nirgends solche in der Verwitterung verriethen; ausserdem finden sich jene eigenthumlichen Lagen, die aus Trümmern von Muschel- und Schneckenschalen durch unorganische Masse verkittet bestehen, stellenweise auch schon in den tieferen Vorläufern der St. Cassian-artigen Schichten. Aus dem Vorstehenden erhellt, wie Sedimentärtuffe, ihre dolomitisch-kalkigen Vertreter und die St. Cassian- und Cipit- artigen Gebilde zu einem grösseren Ganzen verbunden sind, welches im Bau des Gebirges als solches hervortritt; an das- selbe schliesst sich eigentlich auch noch als untere Vorstufe die dritte Muschelkalkstufe an, insofern die tuffigen Nieder- schläge in dieselbe schon stark eingreifen. Der Fall, wo die dolomitisch- kalkige Facies die Tuff-Niederschläge fast ganz verdrängt, bildet den Uebergang zu der von dem Muschelkalk zweiter Stufe beginnenden localen rein dolomitischen Ent- wicklung, Schlerndolomit im weiteren Sinn, wovon weiter unten. Die petrographische Beschreibung der Gesteinsarten, welche im Bereich der eigentlichen Sedimentärtuffe auftreten, in ihren “mannichfaltigen Modificationen, findet man in dem Werk v. RıcatHoren’s.*) Ganz dieselben Elemente bilden auch im Gebiet «unserer Karte den Tuffcomplex. An Masse vorwie- gend, und fast überall, wo man sich im Gebiet der Sedimen- tärtuffe bewegt, zunächst in die Augen fallend ist der ‚„Tuff- sandstein,‘* nach seinem Aussehen zum Theil ‚„‚dolomitischer Sandstein‘ genannt; er enthält die Bestandtheile von augitischen Eruptivgesteinen in Tuffform und daneben Quarzkörnchen, Glimmerblättchen und bildet bald festere, bald lockere, leicht verwitternde Massen. Nächst den Tuffsandsteinen treten Tuffschiefer, Tuffconglomerate, Kalktuffsand- steine, Kalktuffeonglomerate und andere Mischgesteine aus kalkigen und tuffigen Elementen gebildet auf. Die petrographische. Beschaffenheit der dolo- mitisch-kalkigen Repräsentanten der Sedimentärtuffe ist oft eine ganz eigenthumliche und schwer zu beschreibende; ya BT. 422: 8 Be es unterscheiden sich dann diese Gesteine für das einiger- maassen geübte Auge sehr wohl von den tieferen wie von den höheren Dolomit- und Kalkstufen. Die Beschaffenheit ver- witterter Stücke ist dabei oft so, dass man Spuren von niede- ren organischen Formen ausgewittert zu sehen glaubt, während eine nähere Prüfung doch nichts Deutliches herausfindet. In anderen Fällen bietet aber auch dieser Dolomit und Kalk — es sind meist Mittelstufen zwischen beiden — dem Blick nichts Ungewöhnliches dar. Eruptivgesteine, welche in die Schichten des Sedi- mentärtufisystems gangförmig, oder in anderer Weise unregel- mässig eingeschaltet sind, wie das in den westlich angrenzen- den Gegenden öfters vorkommt, habe ich in vorliegendem Ge- biet nicht beobachtet. Es kommen stellenweise wohl Gesteine vor, die in nächster Beziehung zu Eruptivgesteinen stehen, denselben auch ganz gleichen, zum Theil vielleicht auch als Eruptivtuffe, im Sinne v. RıcHTHOFEN’s aufzufassen sind; die- selben erscheinen indess normal in den Schichtenverband der Sedimentärtuffe eingelagert. Die grösste Ausdehnung erlangt das von der Gruppe der Sedimentärtuffe eingenommene Terrain im SW unseres Gebie- tes, zwischen Buchenstein, Oordevole, Fiorentina, Zoldo und Boitathal. Diese Partie zeigt eine ziemlich mannichfaltige Ge- staltung und mehrfachen Wechsel von Hochflächen und schmä- leren Bergrücken, jäh abfallenden oder sanfteren Gehängen und tief eingeschnittenen Thälern. Im SO zieht sich die Gruppe der Sedimentärtuffe von der Boita bis zum Anzieithal, über den Muschelkalkstufen gedehnte plateauartige Vorstufen zu den höheren Dolomiten bildend, oder auch in steilem Ansteig zu letzteren liegend. Im N des Gebietes ist ihre Ausdehnung ge- ring und beschränkt sich auf den kleinen Zug von Innerprags. bis Ausserprags. Nachdem so das allgemeine Bild dieser Gruppe entworfen ist, fügen wir noch einiges auf das locale Auftreten der- selben Bezügliche hinzu, insoweit grössere Aufschlüsse oder besondere Verhältnisse vorliegen. Am Weg von Caprile nach Alleghe bemerkt man folgende Profile aus dem Muschelkalk in die Sedimentärtuff- gruppe: 423 1) Vor Calloneghe. Dolomit (Muschelkalk zweiter Stufe). Schutt. Hornsteinführende Knollenkalke mit Tuffsandsteinen dazwischen. Dünne, sehr stark wellenförmig und ziekzack verbogene Kalk- und Kalkschieferbanke, zum Theil mit Hornstein, mit dunnen schwarzen kieselig schiefrigen und auch tuffigen Zwischenlagen; namentlich nach oben führen diese schiefrigen Lagen Halobien und Posid. Wengensis. Sehr verwitterte Tuffschiefer und Tuffbanke; ziemlich mächtig. . Kalke und dolomitische Kalke mit Tuffen verwachsen, auf kurze Strecke. Tuffsandstein, kurze Strecke. Kalktuffe, Tuffschiefer mit Kalkknollen und Kalkbänken, sowie mit anderem Tuffgestein durchwachsen; die Kalke ent- halten Spuren von ÖOrinoiden und anderen Organismen; als Zwischenlagen feinblätterige schwarze Mergelschiefer. Dunkle ‚‚Tuffsandsteine,‘* fein- und grobkörnig, bis kiese- lig schiefrig, öfters durch rothe Feldspathkörner porphyrisch, stellenweise Kalkbrocken fest eingeschlossen, wie eingeschmol- zen, aıı den Grenzen mit rothen Feldspathkörnchen umgeben; eine beträchtliche Zahl Bänke dieser Partie hat ein porphyrisches Aussehen, zum Theil rundliche Absonderung bemerkbar, in Schichten ausgebreitete Eruptivtuffe. | 2) Abwärts von Calloneghe. Gesteine der ersten Muschelkalkstufe; rothe und graue Schiefer mit Myaciten, Uebergangsgesteine zum folgenden Dolomit. Dolomit der zweiten Muschelkalkstufe, grau, spröd, rauh- körnig, zum Theil mit einer Gyroporella sp. Geknickte, dünne, knollige und plattige Hornsteinkalke, zur dritten Muschelkalkstufe gehörig, rückwärts, in Schutt. „Dolomitische Sandsteine‘‘ mit Zwischenlagen von plattigen, klingenden, schwarzgrünen, kieseligen Schiefern mit -Pflanzen- spuren und Ammoniten- (? Trachyceras-) Spuren. Mächtig, nach oben mehr conglomeratisch und tuffig. Kalkbäuke mit dünnen, schwarzen, mergeligen Zwischen- lagen; Kalktuffeonglomerat; Kalkbänke mit kleinen Crinoiden- A resten und Spuren von Gastropoden, ziemlich mächtig; inte- grirende Einlagerung im Tuffeomplex. Schwarzgrünes doleritisches Tuffgestein von verschiedenem Korn, auch zum Theil röthlich, stellenweise mit kieselig-schief- rigen Einlagerungen und porphyrartigen Ausscheidungen; starke Bänke; mächtig. Monte Carnera. Zwischen der Fiorentina und dem Giaupass, nördlich von Pescul, erhebt sich die Dolomit- und Kalkmasse des Monte Carnera, nebst der zugehörigen östlichen Verlängerung am Pizzo del Corvo; eines der hervorragendsten Beispiele der localen, kalkig- dolomitischen Vertretung der Sedimentärtuffgruppe. Nach S mit steilen Wänden abfallend ist diese Dolomit- und Kalkmasse nordöstlich und nordwestlich schräg abgeflacht, während ihr breiter Kamm etwa in nord- östlicher Richtung abwärts verläuft. Die ganze Masse bildet so, wenn man sich jene schrägen Abflachungen noch etwas nach NO unter die aufgelagerten Schichten fortgesetzt denkt, eine Art dreiseitigen Keil, der zwischen den seitlich anstossen- den Tuffschichten eingelagert, mit seiner Basisfläche wahr- scheinlich auf den Schichten der dritten Muschelkalkstufe auf- ruht. Von den schrägen, nach NO und NW gekehrten Ab- fällen sind die seitwärts folgenden, früher auf- resp. ange- lagerten Sedimentärtuff- Schichten abgeschwemmt, -—— im Val Zonia, wie am Pizzo del {orvo, so dass jene Flächen sicht- bar geworden und zum Theil durch Erosion eingerissen sind. Die höchsten Sedimentärtuffschichten ziehen über den Dolomit- rücken weg, von den südlicheren Theilen allerdings abge- geschwemmt, weiter nördlich am Val Carnera jedoch noch er- halten; sie sind nicht mehr mächtig, und bald über ihnen fol- gen deutliche St. Cassian-artige Schichten, welche zunächst unter den Schlerndolomitwänden der Cima di Formin etc. liegen. Dies sind die merkwürdigen Lagerungsverhältnisse an der erwähnten Localität, wie man dieselben vom Giauthal nnd -Pass, und vom Val Carnera, ferner von Mondeval und Pizzo del Corvo, aus der Nähe, oder übersichtlicher vom Monte Fernazza aus über das Fiorentinathal hinüber wahrnimmt. Es deuten diese Verhältnisse wohl auf eine successive, von beiden Seiten her kommende Verdrängung eines local vor sich gehen- den dolomitisch-kalkigen Niederschlags durch die Anschwem- mung des Tuffmaterials, welche zuletzt ausschliesslich Platz 425 griff, Nach Süd darf man sich das abgebrochene Dolomit- massiv des Mt. Oarnera verlängert und wohl auch erweitert, und so in ursprünglichem Zusammenhang mit einer ausgedehn- teren derartigen Einlagerung im Tuffsystem denken, die nun grösstentheils verschwunden ist; nach Norden mag dasselbe immerhin in ähnlichem Zusammenhang mit solchen Bildungen stehen,‘ welche unter der starken Bedeckung durch spätere Ablagerungen liegen. — Das Gesteinsmaterial des Mt. Car- nera ist theils kalkig, grossentheils auch dolomitisch, feinkör- nig porös, und öfters mit den oben berührten organisch aus- sehenden Verwitterungszeichnungen; es ist deutlich in Bänken geschichtet, die im allgemeinen Schichtenverband liegen; von organischen Resten konnte ich nichts als ziemlich gut erhaltene. Crinoidenstielglieder (Encrinus sp.) entdecken. Bei derartigen, isolirt auftretenden Kalk- und Dolomitein- _ Jagerungen möchte man allerdings an Korallenriffe denken, _ doeh die Form des Ganzen, die Schichtung in Bänke und der Mangel an den betreffenden organischen Einschlüssen, während Crinoiden vorkommen, scheinen mir nicht dafur zu sprechen. Auf beiden Seiten vom Carnera ziehen die ächten Sedi- mentärtuffschichten nach W und O weiter; und schon im Pi- sandrothal überschreitet man die bekannten Tuffsandsteine und -schiefer, Tuff- und Kalktuffeonglomerate ete., ähnlich nach W, gegen Mt. Pore zu. \ In den obersten Tuffbänken des Piz. del Corvo,*) welche etwa mit dem Rücken des Mt. Carnera in gleicher Höhe, vielleicht noch wenig höher liegen, fand ich Ammonites Jarbas Mv. in Tuffgestein, und in dessen Nähe zahlreiche Exemplare einer Halobia sp., wesiger in dem Tuffmaterial, als in röthlichen, thonigen, klingenden Plattenzwischenlagen; das Niveau beider Petrefacten ist so gut wie ganz dasselbe. Wenig höher liegen die meist verschütteten „St. Cassian- 4 *) Pizzo del Corvo wird hier die höchste Kuppe zwischen M. Car- nera und Pisandrothal genannt; sie besteht aus Tuffsandsteinen und er- hebt sich über einem niedrigeren, südlichen Dolomit-Vorsprung, der die östliche Fortsetzung des Carnera bildet und NO sich abflacht. — Als Cima oder Croda di Formin (Fermin) ist die nach S spitzig zulaufende Schlerndolomitmasse bezeichnet, die zwischen Croda del Lago und Car- nera liegt. — Ich kann nicht verbürgen, dass diese Stellung allgemein so angenommen wird, Zeits. d.D. geol. Ges. XXVI1. 3. 28 426 artigen Schichten,‘ die unter den Schlerndolomit der Cima di Fermin einschiessen. Dem Mt. Carnera verwandte dnlomitisch kalkige Bildan- gen treten am Pelmo auf, Mt. Crotto und Penna, | Der südöstliche Theil des Gebietes giebt bezüglich der Sedimentärtuffe zu keinen besonderen Bemerkungen Anlass, und im NO fehlen sie als solche ganz. Im N ist zunächst das Profil zwischen Sarnkofel und Dürrenstein von Interesse. Auf dem Höhenrücken zwischen Innerprags und Ampezzanerstrasse, vergl. Profil 4., hat man die Folge: Dolomit des Sarnkofels mit Gyrop. paucifor.; kieselige und tuffige (Halobien-) Schiefer, Hornstein- führende Kalke, aphanitische Schichten etc., zur dritten Muschelkalkstufe gehörig; dann St. Cassian- oder Cipitartiger Kalk, an den sich gleich, eine hervorragende Kuppe bildend, ein zäher, rauher, dolomitischer, geschichteter Kalk ohne Petre- facten anschliesst, auf den sich nochmals_gelblicher Cipitartiger Kalk legt; dann braun verwitternde Tuffmergel mit Posidono- mya Wengensis; rauher, fester, auch wohl etwas luckiger, in Bänken geschichteter Cipitartiger Kalk, öfters breccienartig aus stark zertrümmerten organischen Fragmenten verkittet, allen- falls sind Cidaritenstacheln und Korallen kenntlich; derselbe ist ziemlich mächtig und geht nach oben in rauhen Dolomit über, der wieder eine vorspringende Kuppe bildet; auf diesen legen sich, stärker abgewittert, in einer Einsattelung unmittel- bar vor der Steilwand des Dürrenstein beginnend, die höch- sten St. Cassian-artigen Schichten dieses Profils; sie sind ziem- lich mächtig, und man sieht sie etwas weiter westlich aus dem Pragser Thal als mauerar&äg geschichtete Zone zunächst unter dem Schlerndolomit liegen; etwas weiter östlich ist der über- lagernde Dolomit zerstört und sie liegen frei auf dem Flodin- ger auf. Es sind das bläulich graue Mergelkalke, gelblich ver- witternd, und rauhe breccienartig verkittete Lagen und orga- nische Trümmergesteine mit Resten von Korallen, Cida- ritenschalen und -stacheln, Crinoiden und Conchi- feren.*) *) Die N. Jahrb. f. Miner. 1873. 284 angeführten Petrefacten sind im Schutt hinter dem Dürrenstein gesammelt und stammen möglicher- weise, sogar wahrscheinlich, aus Schlernplateauschichten. Das Thal da- 427 - Wir sehen, dass in diesem. Profil die dolomitisch kalkige Facies der Sedimentärtuffgruppe schon entschieden das Ueber- gewicht uber die tuffige erlangt hat, wie sie weiter westlich, gegen Ausserprags zu, noch herrschend ist; wenig weiter öst- lich, schon vor der Ampezzaner Strasse verschwinden auch die letzten Spuren der Tuffe und die dolomitische Entwicklung geht bis auf den Muschelkalk zweiter Stufe herab, so dass wir uns dann im „‚Schlerndolomit im weiteren Sinne‘‘ befinden. Wir kommen hierauf zurück. Auch im Thal Ausserprags bemerkt man über den ver- wachsenen Gehängen der Sedimentärtuffe zunächst am Schlern- dolomit der Zwölferspitze des Herstein den Zug St. Cassian- artiger Schichten, wie am Dürrenstein. Mit dem Pragser Wildsee schneidet die tuffige Facies in- dess wieder ab; weiter westlich in dem Strich von Ausser- prags bis Enneberg fehlen die typischen Sedimentärtuffe von der dritten Muschelkalkstufe an bis zum Schlerndolomit ganz und sind durch geschichteten Kalk und Dolomit ersetzt, der sich hier bis ziemlich hoch hinauf durch einen beträcht- lichen Hornsteingehalt auszeichnet und nach oben wiederholt mehr oder minder deutliche Andeutungen St. Cassian-artiger Lagen und organischer Trümmergesteine enthält; das Nähere s. in dem nun folgenden Profile. Als Anfang zur Betrachtung der Triasstufen unter dem Schlerndolomit sei an dieser Stelle das, schon N. Jahrb. für Miner. 1873 S. 343 erwähnte Profil, zwischen Pusterthal und Ausserprags, gegeben, weil es das einzige durchgehende Pro- fil derart in diesen Gebieten ist. Dasselbe hat in den unteren Partieen viel Analogieen mit denen der Bozener Gegend, auf welche durch Beisetzung der Nummern aus Herrn GünsEL’s selbst, am Kaserbach, ist nämlich eine Bruchspalte, und in seiner Tiefe können Reste der von dem Bruch betroffenen Schlernplateauschichten liegen, zu denen sich Schutt der ebenfalls an dieser Stelle von verschiedenen Dislocationen betroffenen St. Cassian-artigen Schichten unter dem Schlern- dolomit gesellt. Aus den letzteren sammelte ich an der Stelle vor der Wand des Dürrensteins nur eine bestimmbare Form, eine Koralle, etwa —= Omphalophyllia pygmäa Mü. 28* 428 Profilen (Mendel- und Schlerngebirge S. 30, besonders das bei Pufl) hingewiesen ist; in den oberen Partieen hat dasselbe Eigenthümlichkeiten. | Profil von der Hochalpe zum Welsberger Ders, Svon Welsberg, Nvon St. Veit. (Vergl. Profiltafel No. Il.) St. Cassian-artige Schichten Dolomitisch-kalkige Repräsentanten der Sedimentärtuffe. Hangend: Schlerndolomit der Hochalpe. Steilwand. Graue, erdig mergelige, kalkspathreiche, zer- bröckelnde dolomitische Lagen, zunächst von der Steilwand eine Terrainsenkung erfüllend, mit gelblich verwitternden Muschelschalen-Breccien-Lagen. Rauhe Kalke, Cipitkalkartig, in knollig-eckig zer- fallenden Bänken mit gelblich ockerigen Putzen; da- bei auch breccienartige Lagen, gewissen St. Cassian- artigen Gesteinen von undeutlicher Trümmerstruc- tur ähnlich, mit Fragmenten kleiner Organismen, Muschelschalen-Breccien etc. — Graue, weiche, streifige Mergelschiefer, kurze Strecke. — Krystallinisch-körniger dolomitischer Kalk. — Rauher Kalk (Cipitkalkartig) und mergelige Schie- fer, kurze Strecke. — Krystallinisch - körnig dolomitische Kalke, zum Theil mit Hornstein. — Plattige und schiefrig streifige Dolomite mit Horn- steinlagen. — Plattig oder eckig zerfallende, sehr krystallinisch geschichtete Dolomite und Dolomit-Kalke, mit Kiesel- masse theils in parallen Lagen, theils unregelmässig durchwachsen; in den höheren Lagen auch undeut- liche Cidariten- und Crinoidenreste führend und an die sogenannten Cipitkalke erinnernd. — Alpiner Muschelkalk dritter Stufe. Alpiner Muschelkalk, zweite Stufe. 429 Streifige und Hornstein führende, in feine Stück- - chen zerfallende Mergel und Tuffschiefer, sehr yer- wittert. (Kurze Einsenkung.) ' Lagen von tuffigen Schiefern, Sandstein und Con- glomeraten. — Graugelbe, erdig mergelige, glimmerführende Schiefer, nach oben zum Theil conglomeratisch, mit Mergelknollen und Pflanzenspuren, Muschel- kalk-Brachiopoden und andere Muschelkalk- Petrefacten, und Spuren von Ammoniten. — Dieselben graugelb angewitterten Schiefer nebst knollig aus dicken Banken brechenden und zerfallen- den mergeligen Kalken, mit Mergelconcretionen und Schwefelkies; dieselben Muschelkalk-Brachi- opoden und andere -Petrefacten. — Feste dunkle Petrefactenkalke, plattig und rundlich zerfallend, mit Einschlussen von Encrinus, Conchiferen, Gastropoden, Brachiopoden, (Muschelkalkformen); auch sandig mergelige Lagen mit Pflanzenresten dazwischen. — Dicke Kalkbänke, rundlich verwitternd, mit Einlagerungen von streifigen in parallelepipedischen Stückchen zerfallenden Schiefern mit Hornstein- einlagen, (gewissen Lagen der Halobienschiefer be- nachbarter Localitäten ähnlich). Raubkörnige, weisse und graue Dolomitbänke, reichlich und deutlich die G@yroporella paucifo- rata Guns. enthaltend. Nach oben zeigen sich neben diesem Einschluss auch kleine Crinoidenreste. Weisser und grauer, rauher Dolomit, in dünneren und dickeren Lagen geschichtet, spröde brechend, auch porös; öfters in kleine weiss verwitternde Stückchen zerfallend. — 430 Uebergangslagen, nämlich röthliche, schon dolo- mitische, und weiss graue, dolomitische, noch Glimmer H führende Lagen. — | Rothe Schiefer, stellenweise aus Verwachsung blickend. — Vergl. Profile bei Bozen, a. a. O.= P?. Graugelbe, manchmal glimmerige Kalkmergel- schiefer und Platten mit zahlreichen kleinen Gastropoden. — Graue, dünnschiefrige, klein- brechende Kalkschiefer, zwischendurch auch rothe Schiefer. — Vergl. Profile bei Bozen = P!. — Vorwiegend rothe thonige Schiefer mit glimmer- - reichen Schichtflächen und rothem Boden, dazwischen auch graue mergelige Schiefer und röthliche oolithische Schnecken- Lumachell - Kalk- banke. Graue Kalke und graue mergelige Schiefer mit: Myaeiten und kleinen Gastropoden; rothe Schiefer und röthliche oolithische Schnecken-Lu- machell-Kalkbänke. — Vergl. Prof. b. Bozen =P°. Rothe, thonige Schiefer, kurze Strecke. — Graue, mergelige Schiefer mit verwischten Mya- citen. — Plattige graue Kalke und Schiefer; in ver- schiedenen Lagen kommt Posidonomya Clarai Eumr. vor, — Vergl. Profile bei Bozen a. a.0.=P°. Alpiner Muschelkalk, erste Stufe, ı 8 Dolomitische, graue spröde Mergel, Rauch- = = wacken, schwarze Foraminiferen-Kalke. — M & Vergl. a. a. O. = P?. — Gyps scheint zu fehlen. — o= x Sandsteinbänke. — Die obersten Partieen, gegen a: g den Röth, nicht aufgeschlossen. =: Conglomeratbänke, aus Quarz und Phyllit be- OS» stehend. Liegendes: Phyllit des Welsberger Berges. Die Schichten des Profils fallen SSW — SW ziemlich steil ein. Die Mächtigkeit der einzelnen Gruppen zu taxiren ist erschwert, weil man auf dem Bergrücken zum Theil quer gegen das Streichen, zum Theil auch fast ganz im Streichen 431 unter verschiedenen Steigungsverhältnissen geht. Gruppe ml ‘ist jedenfalls einige 100 Meter mächtig, etwas weniger m2, noch etwas schwächer m 3 wie auch r; b mag zwischen 100 und 200 M. messen, und # + c etwa so gross wie m? sein. Schichtenwiederholungen durch Faltungen machen sich nicht bemerklich. Die Cassian-artigen Lagen sind in diesem Fall auf der Karte nicht besonders ausgedrückt, da sie sich wenig von der _ dolomitisch kalkigen Facies abheben, die hier für die Sedi- mentärtuffe eintritt. Diese Facies bereitet sich schon in dem Muschelkalk dritter Stufe vor. Hier fehlen die sonst so ty-_ pischen schwarzen Halobienschiefer, die Knollen- und Horn- steinkalke und die Pietra verde, oder sind nur in leichten ‚Spuren angedeutet. Halobienabdrücke fand ich nicht. Wie schon bemerkt, prävaliren die Brachiopoden, al Spiri- feren; von Ammoniten Spuren. Wir müssen es vor der Hand dahingestellt sein lassen, ob dieser Muschelkalk (wie der ähnliche auf dem Golserberg und vor dem Sarnkofel) vielleicht auch dem 17 M. mächtigen Kalk mit Brachiopoden, der im Normalprofil der Pufler Schlucht nahe über dem Gyropellen-Dolomit liegt, entspricht und viel- leicht nur eine besonders starke Entwicklung desselben dar- stellt, welche an anderen Localitäten, bei der normalen Ent- wicklung, durch die Halobienschiefer verdrängt wird. Die hier auftretende dolomitisch kalkige Facies für die Sedimentärtuffe erinnert ganz an Mt. Carnera; möglicherweise liegt dort unter Carnera nach der Fiorentina zu die dritte Muschelkalkstufe ebenso entwickelt vor wie hier; es scheint mir dies wahrscheinlich, ich konnte indess die Stelle nicht mehr darauf hin untersuchen. Schlerndolomit, Mit dem Schlerndolomit betreten wir die erste der beiden grossen Triasdolomitstufen, welche sich über den Gehängen der geschilderten Gruppen in steilen, zerrissenen und weithin in’s Auge fallenden Gebirgswänden erheben und in- ihren be- sonderen Farben und Formen den Charakter der landschaft- lichen Scenerie jener Gegenden so wesentlich mit bestimmen. Jedoch nicht überall tritt der Schlerndolomit in- dieser Weise, eine grossartige, tausend oder mehrere tausend Fuss hohe Ge- 432 birgsstufe formend auf: strichweise nimmt seine Mächtigkeit ganz auffallend ab, wo sich dann die höher folgende Dolomit- stufe des Hauptdolomits desto mehr hervorhebt. Den Namen „Schlerndolomit‘‘ entnahm v. RıcHTHOFEN be- kanntlich dem Schlernberg bei Bozen, dessen Dolomit im Profil Pufl — Seisser Alp eine besondere Stufe bildet, um damit alle jene weiter östlich folgenden Dolomitcomplexe zu bezeichnen, die stratigraphisch dem Dolomit des Schlern entsprechen; die- selbe dolomitische Triasstufe setzt auf unserem Kartengebiet fort, und wir bezeichnen sie auch hier mit demselben Namen, den wir vor der Hand noch durch keinen der ausseralpinen Entwicklung entnommeuen, wie auch nicht durch einen anderen alpinen Namen besser und mit Sicherheit ersetzen können. Die Auflagerung des Schlerndolomits auf den Complex der Sedimentärtuffe, resp. deren oberste kalkige, St. Cassian- artige Partie ist desswegen eigentlich nur ausnahmsweise zu beobachten, weil der massenhafte Dolomitschutt am Fuss der Wände alles zuzudecken pflegt; wo dies ausnahmsweise nicht der Fall, sieht man deutlich die normale Auflagerung des Dolo- mits auf die St. Cassian-artigen Schichten, so z. B. am Dürren- stein, an der Hochalpe. An vielen Stellen, wo man den Schlerndolomit quer gegen die allgemeine Richtung des Streichens passirt, überzeugt man sich bei genauerer Beobachtung von seiner Schichtung in Bänke, er macht in dieser Beziehung keine Ausnahme von dem ganzen Trias-Schichtgebirge, doch darf dieser Umstand gleich hervorgehoben werden, weil allerdings die zerrissenen oder in eigenthümlich pfeilerartigen Massen aufstrebenden Wände den Eindruck der Schichtung keineswegs hervor- bringen.*) et Das Material dieser Triasstufe ist grossentheils ein heller, oft schneeweisser, stellenweise in’s gelbliche, röthliche oder graue spielender krystallinischer Dolomit von gröberem und *) Die Schichtung des Schlerndolomits in dicke Bänke tritt z. B. am Dürrenstein auch in den untersten Partieen deutlich hervor beim Blick aus dem Hintergrund des Pragser Thals und aus dem Kaserbach- thal. — Fernere Beispiele hierfür: Schusterstock aus dem Hintergrund des Innerfeldthals; Rauchkofel am Pragser Wildsee; Cima di Formin u.a. m. 433 feinerem Korn; eine gewisse rauhmehlige und zuckerkörnige Oberfläche bei der Verwitterung, eine poröse, drusige, so durch das ganze Gestein gehende Beschaffenheit, und damit zusammenhängend, zahllose, wo man hinsieht, glitzernde Bitterspathkryställchen, sind charakteristische Eigenschaften. So bleibt der Typus auch auf grössere Entfernung dem der namengebenden Localität sehr ähnlich. Allein dieser überall wiederkehrende Charakter ist doch nicht der ganzen Schlern- dolomitstufe, von den liegendsten zu den hangendsten Par- tieen eigen, sondern das Material wechselt in dieser Richtung; im Ganzen betrachtet, kann man sagen, dass die beschriebene Gesteinsbeschaffenheit der grösseren Masse der Schlerndolo- mitstufe von unten an aufwärts eigen ist, und dass in den oberen Partieen, mit noch weit deutlicher werdenden Bank- schichtung das Aussehen des Gesteins sich abändert, sogar von Bank zu Bank etwas variabel sein kann. Was in den tieferen Partieen die Schichtung oft verwischt, ist die Reinheit des dolomitischen Materials, der Maugel an zeitweiligen, stär- keren, thonigen Niederschlägen; nur höchst feine heterogene Zwischenlagen sind es, die Trennung in dieke Bänke bewir- ken, deren Fugen hie und da hervortreten. In den hangenderen Partieen änderten sich die Bedingun- gen des Gesteins-Niederschlages, man. sieht das an jedem grösseren Aufschluss. Der ruhige, gleichmässige und fast eontinuirliche Absatz, auf den jene tieferen Partieen schliessen lassen, scheint etwas bewegteren, wechselnden Umständen ge- wichen zu sein. Sehr verbreitet, vielleicht sogar durchgehend, macht sich nun ein oolithisches Gefüge in den Dololomit- bänken geltend; sei es, dass die Oolithbildung von Gasbläs- chen ausging, oder dass heterogene Mineralsubstanz, oder or- ganische Theilchen den Kern solcher Dolomitoolithe bildeten, die in dem ringsum erfolgenden allgemeinen dolomitischen Sediment, öfters wohl in bewegterem Medium, sich ablagerten. Die oolithischen Theile liegen oft ganz dicht aneinander, öfters auch sind sie sparsam in der nicht oolithisch verbin- denden Dolomitmasse vertheilt; auf frischem Bruch: zeichnen sich : jene als hellere rundliche Flecke auf dunklem Grunde ab, oder ragen auch als sphäroidische Körper hervor; auf ver- witterten Stücken gewahrt man deutlich ihre concentrisch schalige Structur. Diese geht öfters bis zum Centrum, oft 434 auch liegen die Schalen um einen nicht oolithischen Kern un- organischer, auch wohl organischer Natur herum. Ueberhaupt macht sich in diesen höheren Schlerndolomitpartieen, auch wo das eigentlich oolithische Gefüge nicht ausgebildet ist, doch sehr verbreitet eine aus zweierlei Masse gemischte Struktur geltend, in der die eine Masse mehr dicht, lagen- und streifen- weise, oder zu rundlichen Körpern angeordnet, die andere mehr krystallinisch zwischen der ersten vertheilt und sie ver- bindend erscheint; wie dies besonders auf Verwitterungsflächen hervortritt. — Am Rauchkofel am Pragser Wildsee z. B. stehen solche Bänke vielfach an. — Das ganze Aussehen dieses Ge- steines deutet auf Bewegung, die in einen continuirlich von Statten gehenden Niederschlag hineingetragen wurde, und einen grossen Theil der sich absetzenden Partikel veranlasste sich um irgend ein Centrum heterogener Natur oder um einen schon zusammengeballten Kern zu Körperformen anzuordnen, die dann von dem Rest des Niederschlags umhullt und ver- bunden wurden. Es scheint, dass dann dieser ursprünglich strukturlos niedergeschlagene Rest später vorzugsweise die makrokrystallinische Beschaffenheit annahm, während jener in höchst feinen, diehten Lagen concentrisch angeordnete Theil auch nur in diesen Lagen mikrokrystallinisch werden konnte, d. i. scheinbar dicht blieb. In den tieferen Partieen des Schlerndolomits sehen wir nur einen homogeneren, ohne Ein- führung fremder Elemente, vielleicht auch‘ unter anderen Tie- fenverhältnissen und ohne Seitenbewegung vor sich gehenden Niederschlag, dessen Produkt dann auch später durch Um- lagerung der Moleküle in der alles durchdringenden Feuchtig- keit gleichmässig körnig-krystallinisch werden konnte, Die Porosität wird vielfach durch spätere Auslaugung erklärt; die Grundbedingungen dazu dürften ursprünglich gegebene sein. Diese bewegtere Art der Dolomitbildung wurde öfters durch schwache thonig-schlammige Niederschläge unterbrochen, und in Folge davon sind nun die Bänke deutlichst von ein- ander abgesetzt. Gegen oben pflegen auch die thonigen Zwischenlagen etwas stärker zu werden, es stellen sich eigen- thumlich thonig-dolomitische und mergelige Gesteine ein, und so wird das Niveau des Schlernplateaus erreicht, d. i. die oberste Schlerndolomit-Schichtfläche, die Basis der dem Schlern- dolomit aufgelagerten Triasstufe. Bei der Wichtigkeit, welche 435 diesem Horizonte im Gebirgsbau unserer Gegenden zukommt, müssen noch einige Bemerkungen hierüber Platz finden. Die dem Schlerndolomit aufgesetzte Triasstufe, — wir nennen sie Schlernplateau-Schichten — eröffnet sich in der Regel mit Gesteinslagen, deren Material vom Dolomit mehr oder minder abweicht. Es sind vorzugsweise thonige, merge- lige und kalkig-mergelige Schichten, aus welchen sie sich auf- baut; ganz besonders auch treten hier die sogenannten Stein- mergel oder dolomitischen Steinmergel auf, deren Material aus einer Mischung von gefärbten, namentlich Eisen- oxydul oder -oxydhaltigem Thon und Dolomit besteht, und zu einem dichten, matten, gelblichen, graublauen, rothen oder marmorirten Gestein bankweise geschichtet ist. Dasselbe ist frisch ziemlich fest, verwittert aber insgemein sehr leicht und hinterlässt eine thonige, gefärbte Masse. Die erwähnte, sehr deutliche Bankschichtung der höheren Schlerndolomitpartieen, die thonigen Zwischenlagen und das Auftreten eigenthumlicher Zwischengesteine, zeigt, wie sich der Niederschlag des Materials der folgenden Gebirgsstufe schon einige Zeit vorher eingeleitet und die Dolomitbildung in immer kürzeren Intervallen unterbrochen hat, bis er sie ganz verdrängte. Es findet also an der oberen Grenze des Schlern- dolomits bis zu einem gewissen Grade eine Art Wechsellage- rung statt; indess nicht uberall gleich stark, und immerhin ist diese obere Grenze recht wohl märkirt und tritt im Bau des Gebirges sehr kenntlich hervor. Ganz besonders macht sie sich da in auffallender Weise bemerklich, wo die aufruhenden Schichten später wieder entfernt sind: vermöge der leicht ver- witterbaren Beschaffenheit jener Steinmergel waren diese unter gewissen Umständen der Zerstörung in hohem Grade ausge- setzt, und die Denudation machte dann erst an den festeren Dolomitbanken des Schlerndolomits in der Nähe seiner oberen Grenze Halt. So kommt es, dass man die oberste Schicht- fläche des Schlerndolomits, oder einige seiner obersten Schicht- flächen vielfach treppenförmig gegen einander vorspringend, öfters auf weite Flächen hin freigelegt findet, in welchem Zu- stande sie lange Zeiträume, nur der erodirenden Wirkung des Wassers preisgegeben, ausdauern können, Solche grosse Dolomitfächen markiren sich weithin in der Ansicht des Ge- birges. Da nun dieser Horizont äusserlich oft so scharf aus- 436 geprägt auftritt und auch als stratigraphische Grenze von Wichtigkeit ist, behalten wir für ihn den kurzen Ausdruck Schlernplateau bei, entlehnt von dem stratigraphisch ganz entsprechenden Plateau des Schlernberges bei Bozen. Selbstverständlich liegt dieses Niveau häufig nicht mehr hori- zontal. | So auffallend der Schlerndolomit in seinem grossartigen Auftreten im Gebirge, und so interessant er in seinen verschie- denen Modificationen in petrographisch genetischer Hinsicht ist, so wenig bietet er, selbst dem aufmerksamen Beobachter, an organischen Einschlüssen, so dass wir ihn direct nicht leicht anderen alpinen oder ausseralpinen Bildungen als äqui. valent an die Seite setzen können. Das wenige an orgaui- schen Resten besteht in Folgendem: Am meisten noch bemerkt man Durchschnitte Chem- nitzien- oder Turritellenartiger Gastropoden, mit auskrystalli- sirten Hoöhlungen. Sie sind nicht gerade selten. Es scheint, dass sie in verschiedenen Höhen der Dolomitstufe wiederkehren, vielleicht ganz durchgehen. — Eigenthüumliche herzformige auskrystallisirte Hohlräume — möglicherweise von einer Mega- lodonartigen Form herrührend, wahrscheinlicher nur Bruch- stucke von Gastropodenhohlräumen, fallen ebenfalls oft im drusig-körnigen Schlerndolomit auf; sie verdienten nicht be- merkt zu werden, wenn sie nicht neben jenen Schnecken charakteristische Merkmale abgäben. Megalodonkerne, in dem höhern Hauptdolomit so häufig, scheinen in der Hauptmasse unserer Dolomitstufe noch zu fehlen, ich habe keinen einzigen derart mit Sicherheit im Schlerndolomit beobachtet, soweit es nicht die höchsten Lagen waren; hier allerdings, in der Nähe des Schlernplateaus beginnen sie so eben sich einzustellen, Dagegen kommen Cidariten- und Örinoidenreste sicher in den höheren Partieen des Schlerndolomits, besonders gegen das Schlernplateau zu, vor. &Gyroporellen, welche auf der Mendola und auch am Schlern im Schlerndolomit sind, *) fand ich nicht, auch nichts von Korallen. — Von Ammoniten- resten, mit auskrystallisirten Kammerräumen, liegt mir nur ein Fragment vor. Die eigenthümlichen Strukturverhältnisse, welche sich in *) Günser, Mendel- und Schlerngebirge. S. 49, 74. » 437 den oberen Sehlerndolomitpartieen so deutlich zu erkennen geben, und besonders durch die Verwitterung hervortreten; die zum Theil wohlerhaltenen und fein herauswitternden or- ganischen Reste (Cidariten, Crinoiden, Gyroporellen); der Wechsel in der Beschaffenheit des Materials, wenn man die tieferen Partieen mit den höheren, und wenn man selbst be- nachbarte mit einander vergleicht; die deutliche Bankschichtung an sich, alles das führt zu dem Schluss, dass der Schlerndolo- mit keinen wesentlichen und durchgreifenden späteren Verän- derungen unterworfen gewesen sei.*) Wir halten diese Trias- stufe für ‘ursprünglich in Schichten abgesetzten Dolomit, und *) Im Gegensatz zu der Anschauung, dass der Schlerndolomit ur- sprünglich als Korallenriff gebildet und tiefgreifenden späteren Umwand- lungen unterworfen gewesen sei. — Es wäre, beiläufig bemerkt, selbst wenn die Schlerndolomitstufe gegenwärtig ein von oben bis urten ganz gleichmässiges Gebilde wäre, was sie thatsächlich nicht ist, nicht einzu- sehen, warum solche Umänderungen sich auf sie allein hätten beschrän- ken und nicht auch wenigstens die tieferen Theile des Hauptdolomits und die zwischenliegenden Schlernplateauschichten, in denen ebenfalls vielfach dolomitische Lagen vorkommen, hätten ergreifen sollen, wie auch die tieferen Kalke und dolomitischen Kalke. Auf die plötzlich abbrechenden Steilwände dieser Triasstufe, die noch am ersten für jene Anschauung zu sprechen scheinen, kommen wir später zurück. — In feinkörnigem Dolomit des Rauchkofels am Pragser Wildsee fand ich ein kleines Fragment einer Cidaritenschale so fein ausgewittert, wie sonst nur in Kalk. Crinoidenstielstücke, Encrinus, sammelte ich im Schlerndolomit des Set Sass, sie sind zum Theil wohl erhalten, zum - Theil verschwunden, so dass statt ihrer nur auskrystallisirte Röhren vor- handen sind; derartige Röhren sieht man öfters im Dolomit, ohne wie in diesem Fall deutlich auf ihren Ursprung hingewiesen zu werden. Diese Beispiele, wie auch das Vorkommen schön ausgewitterter Gyropo- rellen in dieser wie in anderen Dolomitstufen, zeigen, dass selbst die feinsten organischen Formen unter Umständen im Dolomit vollkommen erhalten bleiben können. Es ist hauptsächlich der gröber körnige, drusige Dolomit, der dieser Erhaltung durch die Absorption der kleinsten Par- tikel zu grösseren Krystallen ungünstig ist, Einen typisch oolithischen Schlerndolomit vom Rauchkofel am Prag- ser Wildsee untersuchte ich chemisch und fand eine annähernd gleiche Zusammensetzung der oolithischen und der nicht oolithischen Masse, wie zu erwarten, weil das Ganze eine ursprüngliche Bildung mit verschieden- artiger Anordnung der sich gleichzeitig ablagernden Materie und nur von späterer Umkrystallisirung der nicht oolithischen Zwischenräume etwas modifieirt darstellt. Die isolirten Oolithkörner enthielten: kohlensauren 438 die erwähnten sichtbaren Verschiedenheiten des Materials für solche, die in ursprünglich etwas modifieirten Bedingungen der Absetzung des dolomitischen Sediments begründet sind. Schlerndölomit im weiteren Sinn. Herr v. RicHTHOFEN bespricht in seinem bekannten Werke mehrfach den Fall, wo die ganze Gruppe der Sedimentärtuffe fehlt, und von dem Virgloriakalk und Mendoladolomit an eine- continuirliche Dolomitbildung herrscht, so dass der: letztge- nannte Dolomit mit dem Schlerndolomit durch Dolomit zu- sammenhängt. (Vergl. ferner GuüngEL a, a. O. S. 69.) Im ganzen Nordost unseres Kartengebietes herrschen ähn- liche Verhältnisse. Von der Ampezzaner Strasse bei Toblach an bis nach Auronzo lassen sich die Schichten der zweiten Muschelkalkstufe verfolgen, über welchen sofort hohe Dolomit- wände sich aufbauen. Thalaufwärts in’s Hangende schreitend, findet man nur Dolomit. Es kann hier zunächst die Frage entstehen, ob das, was auf den Muschelkalk zweiter Stufe folgt, eigentlicher Schlerndolomit, oder ob es ein dolomitischer Repräsentant der zwischen beiden liegenden Gruppen ist; den ersten Fall hätte man sich so zu denken, dass nach Bildung der zweiten Muschelkalkstufe local eine Pause in den Nieder- schlägen eintrat, bis zum Beginn der Ablagerung des Schlern- dolomits; oder so, dass vorhanden gewesene nicht dolomitische Bildungen später wieder zerstört und durch Schlerndolomit er- setzt wurden, oder auch durch zeitweilige Trockenlegung. Die petrographische Beschaffenheit der unteren Partieen jener do- lomitischen Folge über den Muschelkalk zweiter Stufe kann diese Frage nicht beantworten; ebenso wenig lässt sich ein directer paläontologischer Beweis geben, da die entscheidenden Formen der Ammoniten, Brachiopoden und Halobien in jenem Dolomit nicht gefunden wurden. Indess, es spricht alles dafür, dass wir in der localen rein dolomitischen Folge Zeitäquiva- lente für die an anderen Stellen sich deutlich von einander Kalk 52,6 pCt., kohlensaure Magnesia 46,1 pCt. — Die ganze Masse zeigte kohlensauren Kalk 51,3 pCt., kohlensaure Magnesia 47,4 pCt.; die möglichst isolirte krystallinische Zwischenmasse kohlensauren Kalk 96,7 pCt., kohlensaure Magnesia 44,5 pCt. In allen drei Fällen ist das Verhältniss CaC : Mg © nahezu wie 1:1. ee abhebenden Stufen voraus haben, — vom Dolomit mit Gyro- porella pauciforata an, bis zum obersten Schlerndolomit. 2 ee Der Uebergang nämlich von den dunklen, tieferen Dolo- mitlagen der zweiten Muschelkalkstufe in den höheren weiss- krystallinischen Dolomit ist successiv; nichts deutet an den Steilwänden auf eine länger andauernde Unterbrechung in der Schichtenbildung, ebensowenig “zeigen sich Reste zerstörter, nicht dolomitischer Schichten. In den tiefsten Theilen findet man noch die Gyropor. paucif.; weiter im Hangenden, in den _ _Querthälern, erkennt man deutlich den typischen Schlerndolo- ‚mit an den oben angeführten charakteristischen Merkmalen; man gelangt endlich an deutlichst abgesonderte Bänke des höheren Schlerndolomits mit dem oolithischen Gefüge etc., end- lich auf das Schlernplateau. Ganz besonders sind es die Ver- hältnisse im Thal der Ampezzanerstrasse, südlich von Toblach, welche die Gleichzeitigkeit der dolomitischen Facies im O mit der gemischten im W erkenneu lassen; wir müssen dies näher auseinandersetzen, | Auf der Westseite der Ampezzanerstrasse führt der Dolo- mit des Sarenkofels, von den dunklen, bituminosen Lagen an, die etwa am Nordende des Toblacher Sees zu Tage treten, weiter ins Hangende reichlich die G@yropor. paucif. Noch eine Strecke südlich vom Sartbach fand ich Spuren dieser Form in der westlichen Thalwand. Man erkennt bald, dass man es hier nicht bloss mit alpinem Muschelkalk zweiter Stufe zu thun hat, der allerdings sonst der Hauptsitz dieser Form zu sein pflegt. Die ganze Dolomitfolge, in welcher sie hier auftritt, ist viel zu mächtig, um bloss für jene Stufe angesehen werden zu können, die sich immer in einer gewissen Grenze der Mächtigkeit hält. Nirgends, auch weiter nach Sud, lassen sich langs dieser Strecke Spuren der Schiefer und sonstigen Schich- ten der dritten Muschelkalkstufe und der Sedimentärtuffe an- ‚stehend entdecken. Wenig weiter westlich, auf der Höhe zwischen Sarenkofel und Dürrenstein haben wir das weiter oben besprochene Profil, in dem die ganze Folge aus dem Muschelkalk in den Schlerndolomit wieder entwickelt ist, doch so, dass jene eigenthümlichen dolomitischen Re- präsentanten der Tuffe mehrfach eingeschaltet sind. Zwischen der Höhe und der Ampezzaner Strasse verlieren sich die 440 Schichten der dritten Muschelkalkstufe*) und der eigentlichen Sedimentärtuffe, und in demselben Maasse wachsen jene dolo- mitischen Repräsentanten derart an, dass sie sogar die dritte Muschelkalkstufe vertreten und mit dem Gyrop. paucif.-führen- den Dolomit zusammenhängen. | Wir haben hier also ganz deutlich ein Anwachsen des letzteren Dolomits nach oben,“ein Anwachsen der dolomitischen Facies der Sedimentärtuffe abwärts, bis zum Contakt beider; ein sich Verlieren jener nicht dolomitischen Schichten zwischen beiden Dolomitbildungen, oder ein Aufgehen derselben in eine rein dolomitische Folge, welche östlich von der Ampezzaner Strasse allein herrscht. ; Diese Verhältnisse deuten gewiss auf Gleichzeitigkeit der beiden Arten der triadischen Schichtenentwicklung. | Was speciell jene höheren Gyroporella pauciforata-führen- den Dolomitpartieen betrifft, so können wir sie, womit auch die Lage stimmt, als dolomitische Facies des Muschelkalks dritter Stufe ansehen; diese Foraminiferenform kommt auch sonst in höherem Muschelkalk als unsere zweite Stufe vor, nämlich im Reiflinger Kalk, Auf der Ostseite der Ampezzaner Strasse kann man ebenfalls, wie auf der Westseite, ein weites Hinaufreichen dieses Einschlusses bemerken, ich fand sie dort noch am Fuss des Birkenkofels, nicht weit unterhalb der Klausbrucke. Auch im Innerfeldthal scheint sie etwas thal- einwärts zu reichen. Dass sie hier so hoch hinauf geht, wäh- rend dies bei der gewöhnlichen Schichtenfolge nicht der Fall ist, liegt vielleicht eben an der fortgesetzten Dolomitbildung, an welche sich ihr massenhaftes Vorkommen ja vorher schon hielt, und welche anderswo durch nicht dolomitische Sedimente verdrängt wurde. Auch in diesem hohen Hinaufreichen ge- dachter organischer Form können wir einen Beweis dafür fin- den, dass die continuirliche Dolomitbildung ohne zeitliche Unterbrechung auf die zweite Muschelkalkstufe folgte. Die geschilderten Verhältnisse an der Ampezzaner Strasse zeigen, dass in letzter Instanz die dolomitisch kalkigen Reprä- sentanten der Sedimentärtuffe mit dem Schlerndolomit im weitern Sinn zusammenfallen können. Mit diesem Ausdruck *) Also derselbe Fall, den v. Rıc#utuoren in der Nähe von Bad Ratzes an der Westseite des Schlern anführt; a. a. O0. S. 92, z 441 nämlich wollen wir in der rein dolomitischen, vom Muschel- kalk zweiter Stufe bis zum Schlernplateau reichenden Folge die tieferen Partieen bezeichnen, soweit sie ungefähr den bei normaler Entwicklung unter dem eigentlichen Schlerndolomit liegenden Gruppen entsprechen. — Die Erscheinung des Schlern- dolomits im weiteren Sinn ist dieselbe, nur auf grössere Er- streckung von unten nach oben, wie territorial ausgedehnt, die wir in kleinerem 'Maassstabe schon bei der Gruppe der Sedi- mentärtuffe besprachen. Man darf sich vielleicht die stellver- tretende Dolomitbildung in abgeschlosseneren, ruhigen Theilen vor sich gehend denken, den Absatz der Tuffe ete. unter dem Einfluss von Strömungen, Der Ausdruck Schlerndolomit im weiteren Sinn ist hier etwas anders gebraucht, als ihn ursprünglich Herr GUnmBEL (a. a. ©. S. 71, 72) aufstellte. Auf der Karte ist für diesen Dolomit eine entsprechende Bezeichnung gewählt, welche ohne scharfe obere Grenze in den eigentlichen Schlerndolomit verläuft und unten an den Streifen grenzt, der die als solche erkennbaren Lagen des Muschelkalks zweiter Stufe darstellt. Es ist nicht zu vermeiden, dass in der Kartendarstellung an diesen Localitäten in der Natur nieht begründete künstliche Grenzen entstehen. So zwischen m? und s’ längs dem Sart- bach, und zwischen t’ und s’ nördlich vom Dürrenstein. Noch mag bemerkt werden, dass die petrographische Be- schaffenheit des Schlerndolomits im weiteren Sinn, in den La- gen, welche stratigraphisch etwa den Sedimentärtuffen ent- sprechen, doch nicht auffällig an jenen eigenthumlichen Habitus erinnert, der öfters den localen dolomitisch-kalkigen Vertretern der Tuffe zukommt. Schon im Profil IV. und selbst schon im Profil III. ist die Mächtigkeit des @yropor. pauecif. führenden Dolomits an den Steilwänden des Sarn- und Badkofels ungewöhnlich stark; solche Wände kommen anderwo in dieser Stufe kaum vor; das Anwachsen dieses Dolomits in westöstlicher Rich- ‘tung beginnt also schon in der Gegend des Pragser Thals. Wenn nicht der Anschein trügt, so ist ausserdem die Mächtig- keit in diesen Steilwänden grösser, als in den durch Disloca- tion, nördlich von ihnen und tiefer zu liegen gekommenen Stücken derselben Stufe. (S. die Karte u. Profile) Dies Zeits. d.D. geol. Ges, XXVI; 3. 29 442 liesse darauf schliessen, dass dieser Dolomit nicht bloss in westoöstlicher, sondern auch in nordsüdlicher Riehtung anwächst und auch nach beiden Seiten ein Auskeilen der nicht dolomi- tischen Zwischenschichten stattfindet. | Am Pfad im Sartbachthal, auf der Seite des Flodinger, stehen Hornsteindolomite an, welche etwa den im Profil Hoch- alpe- -Welsberger Berg über dem Muschelkalk dritter Stufe lie- genden entsprechen mögen. Wir knüpfen hieran noch einige RR über das Auftreten und die Vertheilung des Schlerndolomits im Gebiet der Karte. Die grösste Ausdehnung hat derselbe im NO, wo ihm das ganze massige und wilde Felsgebirge zwischen Sexten-, Anziei- und Misurinathal angehört, welches sich im Dürren- stein und dessen südlichen Ausläufern noch etwas westlich über die Ampezzaner Strasse fortsetzt. Die Schlerndolomit- berge erreichen hier bedeutende Höhen — Birkenkofel 9211’, Drei-Schusterspitz 10092’ Meereshöhe ete., etwa 5—6000’ über den Thälern, wie schon das Ansehen der ganzen Kette von NO her ein sehr imposantes ist. — Allein es ist dabei nicht zu vergessen, dass eben die tieferen Theile ,„Schlern- dolomit im weiteren Sinne‘ sind, und zu der ganzen Mächtig- keit sehr wesentlich beitragen. Die mittleren Lagen des Ge- birgsstockes gehören dem- Schlernplateau an: in der Gegend der drei Zinnen, der Toblacher Platte, Schusterplatte, Monte Piano-Plateau, westliche Abdachung des Dürrensteins u. a. m. Weit geringer ist die Mächtigkeit des im SW auftretenden, vielleicht mehrere Hundert bis über 1000’ Höhe erreichenden Schlerndolomitmassivs, welches fast überall in der Zone des Schlernplateaus nach NO abfällt. Vergleicht man den mauer- artig hinziehenden SW Abfall dieses Schlerndolomits gegen die Fiorentina zu mit den Dolomitwänden längs dem Sexten- thal und Comelico, so könnte man auf den ersten Blick be- zweifeln, dieselbe Gebirgsstufe vor sich zu haben. Berück- sichtigt man indess, dass hier, längs der Fiorentina, die Sedi- mentärtuff-Abtheilung als solche vorhanden ist, und dass man zu jener Vergleichung ihre Mächtigkeit und die der aufgesetz- * ten Schlerndolomitmauer addiren muss, so verringert sich die auffallende Differenz. Immerhin bleibt die Mächtigkeit des 443. eigentlichen Schlerndolomits hier gering, besonders nach dem Westende, Set Sass, und Ostende, Becco lungo zu. Noch mehr gilt dies von dem schmalen Schlerndolomit- zug, der im SO des Gebiets, nur als niedrige Wand unter den hohen Hauptdolomitmassen des Antelao und weiter nach dem Anzieithal sich erstreckt, und an vielen Stellen, wo Zwischen- schichten nicht deutlich hervortreten, von jenem höheren Dolo- mit sich gar nicht abhebt. — Man überzeugt sich durch alle diese Verhältnisse von der thatsächlich vorhandenen höchst ungleich starken Entwicklung der Triasstufe des Schlerndolo- mits, und wird so auf die Möglichkeit gewiesen, dass ihre Mächtigkeit stellenweise ganz verschwinden könnte. Am meisten entspricht der Schlerndolomitzug im NW unseres Gebietes, vom Enneberg bis Prags, den Dürrenstein einbegriffen, bezüglich der Mächtigkeit etwa dem mittleren Werth, der dieser Webirgsstufe zukommt. Im mittleren Theil dieses Zuges tritt das Schlernplateau nicht hervor, da höhere Schichten aufliegen,. desto mehr auf der Südwestseite des Dürrenstein, auch auf den Hochflächen der Hochalpe, Drei- fingerspitz, Coldai Latsch, nur dass spätere Erosion den Plateau-Charakter grossentheils wieder verwischt hat. In dem ganzen Gebiet bleiben sich übrigens die charak- teristischen Eigenschaften und Merkmale des Schlerndolomits, wie sie oben für seine tieferen und höheren Theile angegeben wurden, gleich; auch hier verleugnet sich die gleiche strati- graphische Stellung auch äusserlich nicht, 5 Schlern-Plateau-Schichten. Die auf dem Plateau des Schlernberges als Decke des Schlerndolomites liegenden, theils dolomitischen, theils thonig kalkigen, zum Theil durch ihre rothe Farbe und ihren Roth- eisen-Oolith und Bohnerz-Gehalt auffallenden Schichten, welche sich durch eine gewisse Fauna auszeichnen, werden bekannt- lich als Schlernplateauschichten, rothe Raibler Schichten, Raibler Schichten (v. RıcHTHorEn) bezeich- net und, wie die Schichten am Heiligenkreuz bei St. Leon- hard, speciell den Torerschichten oder Schichten mit Corbula 29* A44 Rosthorni bei Raibl gleiehgestellt*), ebenso auch mit der Blei- glanzbank des unteren Gypskeupers parallelisirt. Dieselben Schichten, stratigraphisch genommen, wenn auch in abweichendem Gesteinsmaterial und ohne Petrefacten ausgebildet, erwähnt und verzeichnet v. RIıCHTHOFEN in den weiter östlich liegenden Gegenden, zunächst über dem Schlern- dolomit. ' Ganz derselbe Schichtenzug setzt nun östlich noch weiter auf das Gebiet unserer Karte, und wir behalten für ihn den Namen Schlernplateauschichten bei, weil er, wie auch der Name Schlerndolomit, am unmittelbarsten an das Normal- Profil der Seisser Alp anknupft und zugleich die Zusammen- gehörigkeit, die Lage ausdrückt, welche dieser Complex gegen den vorigen einnimmt. Es wurde schon erwähnt, dass sich in der Nähe des Schlernplateaus in die obersten Lagen des Schlerndolomits fremdartige Schichten einzuschalten pflegen; sie sind thonig und mergelig, öfters aus Dolomit und Steinmergel ver- wachsen, haben eine rauhe Beschaffenheit, gelbliche oder grünliche Farbe, schliessen wohl organische Trümmer ein und sind leicht wiederzuerkennen. Dazu treten die bunten Steinmergel und ihre Varietäten, Dolomitbänke, Kalkbänke und Sandsteine, und setzen den Complex der Schlernplateauschichten zusammen, Nicht minder, wie von den einschliessenden Dolomitstufen, unterscheidet sich das Gesteinsmaterial der Schlernplateau- schichten in seinen charakteristischen Lagen auch von denen der Sedimentärtuff-Gruppe, so dass auch mit dieser kaum eine Verwechslung zu gewärtigen ist. An vielen Stellen sind die höher folgenden Gebirgsstufen zerstört, und man sieht dann die Schlernplateauschichten, so wie auf dem Schlern, als Decke auf dem Schlerndolomit liegen; nicht selten sind aber auch sie selbst weggewaschen oder haben nur geringe, doch leicht kenntliche Reste hinter- lassen. Da, wo die folgende Stufe des Hauptdolomits noch über den Schlernplateauschichten erhalten ist, sieht man nicht selten *) D, Stur, Exec. nach St. Cassian, Jahrb. der k. k. g. R. 1868, S. 556, 557, auch 112. a ee > 445 wie beide Stufen durch Wechsellagerung verbunden sind; wie- der sind es die bunten Steinmergel, die den Uebergang ver- mitteln, bis sie nach oben durch reineren Dolomit verdrängt werden, der sich durch den vielfachen Einschluss von Mega- lodon und meist schon petrographisch vom Schlerndolomit unterscheidet. Die erwähnten Momente zusammengenommen gestatten fast überall die Schlernplateauschichten in ihrer stratigraphi- schen Stellung als durchgehenden Schichtenzug an der Basis des Hauptdolomits, zwischen diesem und dem Schlerndolomit, zu verfolgen und mit Bestimmtheit wiederzuerkennen, von dem Schlern, oder eigentlich schon der Mendola, jenseits der Etsch bis in die östlichen Theile unse- res Kartengebietes; obwohl die Petrefactenfuhrung ihren Cha- rakter nicht nur allem Anschein nach ändert, sondern auch mehrfach ganz ausbleibt. Die genauere Betrachtung des localen Auftretens dieser Schichtengruppe wird ihr Verhalten am besten kennen lehren; wir beginnen am Westrand der Karte, da, wo wir die Schlernplateauschichten als ziemlich reducirte Reste auf den weithin freigelegten, mehrfach dislocirten Schlernplateauflächen der Valparola und des Set Sass aufruhend finden. Auf der Valparola bemerkt man am oberen Ende eines sich ins Chiumenathal hinabziehenden Rückens, der ein sol- cher Schlernplateau-Schichten-Rest ist, folgende Reihe: Schlern- plateau, nach SW hin frei; darauf rothe und bunte Steinmer- gel und dolomitische Lagen mit Rotheisen-Bohnerz in kleinen Körnern; gelblich verwitternde Sandsteinbänke; rothe und bunte Steinmergel mit Magnet- und Titaneisen-Sand; Dolomit, welcher den Durchschnitt nach oben abschliesst und wahr- scheinlich noch als integrirender Theil der Schlernplateau- schichten aufzufassen ist. Vereinzelte Trümmer von Schlernplateauschichten, näm- lich Steinmergel, Sandstein, St. Cassian-artige Gesteine, öfters nur verwachsenen rothen Verwitterungsboden findet man noch mehrfach auf der Valparola, dann am Abstieg von Tre sassi nach St. Cassian, und im Tre sassi- (oder Tra i sassi-) Pass selbst, NO von Sasso di strega. | Eine grössere derartige Scholle liegt auf der Höhe des Falzargo-Passes auf dem mit dem Nuyulau zusammen- 446 hängenden Schlernplateau. Auch sie zeigt gelbbraun ver- witternde Sandsteine, rothe und bunte Steinmergel,*) Trümmer St. Cassian-artiger Gesteine, sowie solche Gesteine, die grosse Aehnlichkeit mit gewissen sogenannten „‚rothen Raibler Schich- ten‘‘ des Schlern und der Mendola haben, sie sind sandstein- artig oder conglomeratisch, reich an rothen Eisenkiesel- stückchen.**) In der Nähe, am Aufgang zum Falzargo-Pass von Buchenstein herauf, kann man sehr schön die obersten Bänke des Schlerndolomits, zunächst unter dem Schlernplateau sehen: einige haben grossoolithisches Gefüge, zwischen ihnen treten schon rothe und bläuliche, steinmergelige Dolomite und bunt marmorirte Steinmergel auf. *) Der rothe, bläulichgrüne und violette, überhaupt sehr bunte Ver- witterungsboden dieser Steinmergel der Schlernplateau-Schichten erinnert sehr an den ausseralpinen Keupermergel. | *#) Der starke Gehalt an lebhaft roth färbendem Eisenoxyd ist für die Schlernplateau-Schichten in gewissen Lagen und besonderen Vor- kommnissen sehr bezeichnend. Es sind hier zunächst die Rotheisenkör- ner, „Bohnerz“ zu nennen, die sich an vielen Stellen, z. B. Schlern, Set Sass, Valparola, bosonders in weicheren, steinmergeligen Lagen vor- finden. Oestlich vom Falzargo-Pass habe ich das eigentliche Bohnerz nicht getroffen, wohl aber ist ein starker Gehalt an unreineren und kiese- ligen Rotheisenkörnern in Sandstein und tuffigem Material noch weiter östlich und westlich in gewissen Schlernplateaulagen sehr . verbreitet; öfters werden die rothen Eisenkiesel in den conglomeratischen Bänken . recht gross und auffallend. Die grösste Masse von Eisenoxyd steckt ohne Zweifel fein vertheilt in den rothen Steinmergeln. So ist die Be- zeichnung ‚,„rothe Raibler Schichten‘‘ wohl gerechtfertigt. — Ausser dem Rotheisen ist Brauneisen anzuführen, welches Mineral theils mehr in feiner Vertheilung, theils mehr local concentrirt ist, letzteres auch durch spätere Prozesse. Beispielsweise ist in oolithischem Gestein und Kalksandstein des Vale grande bei Cortina Brauneisenstein in feinen Körnern vertheilt. Endlich sind Magnet- und Titaneisen-Sand an- zuführen, (Valparola und am Pelmo). | Im Gegensatz hierzu sind für viele Lagen der Sedimentärtuffgruppe grün färbende Eisenoxydul-Verbindungen bezeichnend; Pietra verde, doleritische Sandsteine u. a. In letzter Instanz stammen die eisenhaltigen Mineralkörper der Schlernplateau-Schichten ohne Zweifel auch von jenen Eruptivgesteinen her, deren Material auch die Gruppe der Sedimentärtuffe grossentheils bildet. Eruptive Massen im Bereich der Schlernplateau-Schichten, wie am Schlernberg, fand ich im Gebiet unserer Karte nicht. Die Sandstein- bildungen dürften zum Theil indess noch tuffartig sein. 447 Dieselben, den rothen Raibler Schichten des Schlern sehr ähnlichen Lagen, nebst Steinmergeln und darunter Sandstein, trifft man wieder etwas weiter östlich bei den sogenannten Cinque torri, auf der Fortsetzung der zum Nuvulau gehörigen Schlernplateaufläche, sehr kleine Reste an der Falzargo-Strasse, dem Col dei bos gegenüber, dann weiter auf den Höhen SW von Ämpezzo. Auf der Westseite des Set Sass, wo man von der Prelungei-Höhe herkommt, liegen auf der Gipfelfläche des Set Sass in der Richtung von S nach N, in’s Hangende: 1) Schlern- dolomit des Set Sass. 2) Bunte, knollige und dolomitische Steinmergelbänke, welche schon eine Strecke weit in den ober- sten Theil der Schlerndolomitmauer wechsellagernd hinabgreifen, so wie umgekehrt die Bänke des hier gelblich verwitternden, rauhen, sandig anzufuhlenden Schlerndolomits noch in die Steinmergel eingreifen. 3) Sandsteinbänke, feiner und gröber- kornig, gelblich und röthlich verwitternd. 4) Rothe und bunte Steinmergel, zum Theil auch conglomeratisch, mit rothem Eisenkiesel und Bohnerz; die obersten Lagen sind starke, graue, zerborstene, steingutartige Steinmergelbänke. Im Ver- witterungsboden der Steinmergel finden sich Megalodon- Kerne von flacher Form; sie haben hier ihr Lager, der Er- haltungszustand ist aber ungenugend. Sandsteine und Schlern- dolomitbanke sind vielfach durch herabgeflossenen und einge- drungenen Steinmergel-Schlamm äusserlich roth gefärbt, oder durch deren Verwitterungsboden‘ überdeckt. Weiter östlich, nach dem Obiumenathal, wird das Schlernplateau frei, dann kommt der oben erwähnte Schlernplateau-Schichtenzug von der Valparola herab, der, wie man sieht, ganz dieselbe Folge zeigt, wie der auf dem Set Sass.. Auch die Folge am Fal- zargo-Pass ist dieselbe. Auf 4) folgt, aus rothem Verwitte- rungsboden aufsteigend 5) Typischer Hauptdolomit, klingende, plattige, steingutartige Massen voller Megalodon-Kerne, daneben auch Gastropoden und Cidaritenstacheln; das Ganze ein Trümmerhaufen, die Reste stärkerer Bedeckung.*) *) Den weiteren Verlauf, nach N zu konnte ich nicht mehr verfol- gen. — Das Profil mit der Verwerfung, v. Rıcatuorsn a. a. O. S. 102, dürfte weiter nördlich liegen. Vor dem nach $ gerichteten Vorsprung des Set Sass, dem Col di 448 Von dem Thal im S der Laverella (Verella und Fanis- berg der Karten) bis nach Ampezzo zieht über die an die Falzargostrasse stossenden Vorhöhen der Lagazuoikette und unter den Wänden der Tofana hin ein stark entwickel- ter Zug von Schlernplateau-Schichten. Man kann ihn in seiner Auflagerung auf dem Schlerndolomit und Unterlagerung unter den Hauptdolomit am besten am sogenannten Col dei bos, d. i. dem Uebergang von der Falzargostrasse ins Traver- nanzesthal beobachten. Leider ist das hier ganz durchgehende Profil mangelhaft aufgeschlossen. "Die mehrere hundert Fuss Mächtigkeit erreichenden Schlernplateau-Schichten zeigen sich hier aus drei Gruppen zusammengesetzt, von denen die untere sehr verschiedenartige Gesteine enthält und die petrefacten- führende ist, die mittlere ganz dolomitischer und die obere ganz steinmergeliger Natur ist. Die beiden oberen Gruppen stellen sich sozusagen mehr als Einleitung zum Hauptdolomit dar, die untere dagegen enthält die charakteristischen Schlernplateau-Schichten.. Die untere Abtheilung eröffnet sich auf dem Schlern- Lana gegenüber befindet sich eine, dnrch Dislocation etwas tiefer zu liegen gekommene Partie; ihre Schichten fallen etwas steiler ein, als in der Hauptwand der Set Sass. Sie hebt sich nicht sehr hoch aus den Schuttmassen heraus, in welche man auch ihre östliche und westliche Fortsetzung allmählich eintauchen sieht. Diese isolirte Partie — sie wird in der Literatur mehrfach erwähnt, so in D. Sıur, Exc. in der Gegend von St. Cassian, Jahrb. der k, k. g. R. 1868, 553, 554 — gehört in ihren unteren Theilen den obersten Schlerndolomitbänken an, welche hier ein poröses gelbliches Material und mitunter Crinoidenreste zeigen; auf dem Schlerndolomit liegen dann noch den Schlernplateau-Schichten angehörige Lagen, die eigenthümlicherweise von den oben angeführten, gegen Prelungei gelegenen, abweichen; man findet ihre Folge, etwas öst- lich von dem Südvorsprung so: zunächst über dem Dolomit klotzige Kalkbänke nicht sehr mächtig, mit Korallen und Spongiten, auf der obersten Lage fanden sich auch, wohl noch aus diesen Kalken stammend, Cidaritenstacheln und Gastropoden; darauf eine ansehnliche, ca. 90° mächtige Decke bläulieh grauer, gelblich verwittern- der Kalkmergel, petrefactenarm. Sobald man in westlicher oder nord- westlicher Richtung an den Wänden weiter gegen Prelungei geht, be- merkt man zwischen Schutt vielfach Sandstein mit Organismenresten und Steinmergel der Schlernplateau-Schichten, welche ohne Zweifel disloeirten, fast versunkenen Partieen, den Fortsetzungen jener grösseren, vor dem Südvorsprung, angehören. ae 449 - dolomit mit den bekannten, rauhen, dolomitisch-steinmerge- ligen, farbigen Lagen, und enthält über diesen Steinmergeln hauptsächlich: Kalkbänke, Petrefactenkalke, St. Cassian-artige Kalke mit St. Cassian-artigen Petrefacten, Korallen- und Schwammkalke, oolithische Kalke, Kalksandsteine, Sandstein- banke und conglomeratische Sandsteinbänke, Muschelbreccien, nämlich kalkige Sandsteine mit Muschel- und sonstigen orga- nischen Trummern, auch wohl Pflanzenresten ganz durchkittet, _ auch weichere, schiefrige Mergel u. a. m. Alle früher erwähn- ten, bezeichnenden Lagen der „rothen Raibler‘‘ Schichten, und die ganze Petrefactenführung der Schlernplateau-Schichten dürf- ten in dieser Abtheilung, wie gesagt, zu suchen sein. — Eine kurze Folge von Kalkbänken dieser Abtheilung zeigte sich mit einer Megalodon-Species erfüllt. — Mächtigkeit etwa 200. Die mittlere Abtheilung wird gebildet von einem, sich aus steinmergeligen Lagen entwickelnden, festen, rauhen, meist grauen Dolomit, der öfters sandig ist; nach oben auch rauchwackenartige Lagen, stellenweise wohl auch Gyps. — Mächtigkeit etwa die Hälfte der vorigen. Die obere Abtheilung wird lediglich von bunten Stein- mergelbänken gebildet, die sich wechsellagernd noch in den Hauptdolomit der "Cofana hineinziehen. Megalodon-Kerne von schlechter Erhaltung kommen hier vor. — Mächtigkeit viel- _ leicht die doppelte der unteren Abtheilung, In dieser Weise baut sich die Stufe der Schlernplateau- Schichten am Col dei bos auf. Wenig westlich vom Uebergang nach Travernanzes bilden die dolomitischen Gesteine der ge- "uannten mittleren Gruppe eine vorspringende freigelegte Kuppe, und im Travernanzestbal selbst erfüllen die rothen und bunten Steinmergel der dritten Abtheilung mit ibrem intensiv gefärbten 'Verwitterungsboden den ganzen Thalgrund. In dem ganz in Schlernplateau-Schichten liegenden, aber vielfach disloeirten und durch Schutt verhüllten Terrain zwischen Falzargostrasse und Tofanasteilwänden bis Am- pezzo hinab, sind es namentlich oolithische und St. Cassian- artige, Korallen,- Spongiten,- auch Brachiopoden- und andere Petrefacten - führende Lagen, nächstdem braun verwitternde Muschelbreccien, Kalke und Mergel aus jener unteren Ab- theilung, welche sich in unzusammenhängenden Aufschlussen, bie und da aus quelligem und morastigem Wiesenboden auf- 450 : tauchend, oder an verrutschten Gehängen stellenweise ent- blösst, dem Blick’ darbieten; nur durch mehrfache Beobachtun- gen an den verschiedenen Stellen lernt man so diese Gruppe, die interessanteste der drei genannten einigermassen kennen. Im SW von Ampezzo haben sich ebenfalls auf der Schlerndolomit-Abdachung, die von der Croda del Lago und dem Becco di mezzodi herabzieht, an verschiedenen Stellen Reste der untersten Schlernplateau-Schichten erhalten mit den nun bekannten Gesteinen; die rothen Steinmergel fallen durch ihre Farbe immer am meisten auf und bilden weithin sichtbare Flecken. Im SO von Ampezzo sieht man die obere der genann- ten drei Gruppen der Schlernplateau-Schichten sich als farbig gestreiftes Band von Steimergelbänken in der Wand von Cre- pedel hinziehen, und in SW Richtung, doch von localen Brüchen betroffen, verlaufen. Noch bei Acqua buona kommt diese Gruppe wieder zum Vorschein, wie sie andererseits gegen Tre croci verläuft. Die mittlere Gruppe zieht in bröck- ligen Bänken eines dichten, grauen Dolomits am Fuss der Crepedelwände hin. Auch hier bilden diese Gruppen Vorstufen zum Hauptdolomit. Die Schichten der unteren Gruppe liegen im Thalgrund Ampezzos verschüttet, nur die zugehörigen Sand- steinbänke*) treten bei Cojana etwas stärker heraus. Auch diese unteren Lagen ziehen im Thalgrund noch abwärts, süd- lich bis Acqua buona, wo ein vorspringender Rücken an der Boita den Schlernplateau-Schichten angehört. Im NÖ von Cortina,**) gegen den Cristallo zu, finden wir zunächst wieder die Schichten der unteren Gruppe, Mer- gel, Kalke, Kalksandsteine mit organischen Trümmern, viel- fach verschüttet, ohne Zweifel auch durch Dislocationen mehr- fach gebrochen, vom Thalgrund aufwärts gegen die das Thal zunächst schliessenden Wände des Crepo di sumelles: diese Wände eröffnen sich mit knollig bröckelnden grauen. *) Der Sandstein enthält neben Quarzsand weissliche und grünliche Feldspathkörnchen, wenig Glimmer. Dient als Baustein. *%*) Bei der Erwähnung dieser Verhältnisse, N. Jahrb. f. Min. 1873, 361 ff. waren irrthümlicherweise, nach Angabe früherer Karten, die Sedimentärtuff- und St. Cassian-Schichten als in der Tiefe des Ampezzo- thals anstehend angenommen und die Dislocationen überschen worden. an nr ie er. 6 eu - 451 Dolomitbänken mit Gypsmergelbänken. Es sind zwei Wände terrassenförmig über einander, durch weichere, wohl steinmer- gelige Lagen getrennt, welche den Orepo di sumelles bilden, und deren Zug, vielfach durch Dislocationssprünge verschoben und stellenweise ganz verwischt und verschüttet, sich über Tre eroci hinaus gegen den Misurinasee zu verfolgen lässt; sie bilden zusammengenommen selbst nur eine Vorterrasse vor den Hauptdolomitwänden des Cristallo.. Wir nehmen diese Vorterrasse als integrirenden Theil der Schiernplateau-Schich- ten, ungefähr mag sie der mittleren obiger Gruppen ent- ‚sprechen. Ueber Crepo di sumelles treten in der Jochhöhe Padeon (Uebergang ins Valgrande), am Fuss der Hauptdolo- mit-Steilwände des Cristallo und noch zwischen deren Dolo- mitbanke eingeschichtet, weiche dolomitische Mergel und Rauch- wackenlagen (&ypsgehalt) auf; und zugehörige Steinmergel, gelblich verwitternde, zum Theil oolithische Kalkmergel, Kalk- sandsteine mit Pentacrinus- und Cidaritenresten verrathen sich vielfach durch ihre Fragmente, Auch dieser Schichtenzug lässt sich öfters gebrochen und aus Schutt auftauchend über den erwähnten dolomitischen Terrassen in der Richtung nach Tre eroci und Misurina am Fuss der Südwände des Cristallo und Piz Popena verfolgen und ist noch als integrirender Theil des Schlernplateau-Schichten-Complexes zu nehmen. Der Complex erreicht mithin hieg im Ost Ampezzos eine ansehnliche Mächtigkeit, und seine Entwickelung nach oben weicht ein wenig von derjenigen ab, wie sie weiter west- lich in der mittleren und oberen Abtheilung gefunden wurde. Es hat das wohl nichts befremdendes, da die Bildung jener so nahe verwandten dolomitischen Gesteine durch An- oder Abwesenheit einer mit niedergeschlagenen, von Strömungen herbeigefuhrten Beimischung, Thon, Eisenoxyd, Sand, auf kurze Strecken wechsein konnte. Wie im SO, so präsentirt sich auch hier im NO Am- pezzos der ganze höhere Theil des Schlernplateau-Schichten- Complexes als Vorstufe, als Einleitung, an der Basis des Hauptdolomits, ohne doch in den eigenthümlichen ‚Schichten- elementen und deren organischen Einschlüssen seine enge Ver- bindung mit dem ganzen Schlernplateau-Schichtenzug zu ver- laugnen. Grössere und kleinere Reste von Schlernplateau-Schichten, 452 öfters in ihren Lagerungsverhältnissen gestört und fortwähren- der Abschwemmung unterliegend, haben sich auch im nord- östlichen Theile des Kartengebietes erhalten. Sie be- decken hie und da die Schlernplateauflächen dieses Gebirges und werden hie und da von Hauptdolomit überlagert. Sie sind hier durchweg als graue und gelbliche Steinmergel ent- wickelt: die petrefactenführenden Kalke und andere sonst charakteristische Lagen dieser Triasstufe scheinen ganz zu fehlen. — Gegend der drei Zinnen, Wildgraben, Toblacher Platte u. =. f. Im nordwestlichen Theile des Kartengebietes macht sich der Zug der Schlernplateau-Schichten nur wenig bemerk- lich. Theils ist er durch Denudation verschwunden, so von der Hochalpe*) und Dreifingerspitz, theils zwischen stark ein- fallenden Schichten des Schlerndolomits und Hauptdolomits eingeklemmt und dort meist von Schutt verhüllt; so an einer Stelle S von Grünwaldthal und zwischen Herstein und Ross- kofel. Auch von der SW-Abdachung des Dürrenstein sind diese Schichten weggeschwemmt; dagegen stehen im oberen Kaserbachthal, uber der sogenannten Stolla-Alm und in der Seeland-Alm gegen Schluderbach zu Reste an; sie sind die eben noch vorragenden Reste versenkter Partieen. — Am Eingang der Ochsenalm, stehen die plattigen, mergeligen und rauchwackigen Lagen des Schlernplateaus an; über der Stolla- Alm sind es graue und rothe Steinmergel mit massenhaften Gypseinlagerungen, ein ganzes Wiesenhügelterrain bildend, weiter St. Cassian-artige Gesteine, Muschelbreccien, Kalkmer- gel mit Korallen, Schwämmen und sonstigen Petrefacten. Die letzteren Schichten ziehen sich weiter in die Seeland-Alm, und hier kann man zahlreiche gut ausgewitterte Sachen, nach Art der St. Cassian-Petrefacten, besonders auch Korallen und Schwämme im sumpfigen braunen Wiesenboden auflesen. **) ®) Geringe Reste trifft man am Pfad im Grünwaldthal; sie kommen möglicherweise von einer wenig in die Augen fallenden Stelle herab, wahrscheinlicher sind es Trümmer einer unter der Thalsohle steckenden dislocirten Scholle. **) In einigen der dort gesammelten Handstücke mit Korallen, Schwämmen etc. fand ich Cölestin in krystallinischen Massen, auch Strontianit, ee re a u “- dB. { Unter sanz ähnlichen Verhältnissen treten auch die Schlern- “plateau-Schichtenreste auf, die sich im Misurinathal hin- ziehen; es sind ebenfalls St. Cassian-artige Kalke mit Petre- facten; nahe daran, auf den Höhen, ziehen sich Steinmergel hin. — Ganz isolirt, als den letzten Rest einer dislocirten Scholle, traf ich, den Schlernplateau-Schichten angehörig, Ko- rallenkalktrummer wenig nördlich von Rimbianco. Entsprechend dem wenig mächtigen Schlerndolomitzug, der sich im S unseres Gebietes unter den Hauptdolomitmassen des Antelao hinzieht, sind auch zwischen beiden Dolomiten wenige mächtige und nicht in die Augen fallende Lagen vor- handen, die ohne Zweifel die Schlernplateau-Schichten reprä- sentiren. Ich beobachtete sie über Borca, wo sie als grau verwitternde Sandsteine, gelbliche und oolithische St. Oassian- artige Kalke, graugrüne und bläuliche, rauhe, steinmergelige Lagen auftreten; dann an den Orode S. Pietro, wo man uber Tuffschichten erst Cipit-artigen Kalk, dann petrographisch dem Schlerndolomit entsprechenden Dolomit und darüber bläuliche und rothe Mergel und noch mehr die charakte- ristischen, braunroth verwitternden und rothen Eisenkiesel fuh- renden Sandsteine, nebst Spuren von Rauchwacken überschreitet. Etwas weiter westlich markiren sich diese Schlernplateaulagen über dem als Wand vorspringenden Schlerndolomit als flachere Terrasse. Aehnliche Sandsteine mit rothem Eisenkiesel und St. Cassian-artige Kalke, die im Val Saline, Seitenthal des Val Oten, herabkommen, stammen wohl von der Fortsetzung dieser Schlernplateau-Schichten. Der abwärts folgende Dolo- mit am M. Pianezze wurde in Uebereinstimmung damit die - Fortsetzung des Schlerndolomits sein. Auch die Dolomit- wände zunächst uber der Forcella di Palle schienen mir Schlerndolomit zu sein, Man erkennt aus den Bemerkungen über das locale Auf- teten der Schlernplateau-Schichten, wie der Charakter dieser Stufe im Weiterziehen etwas Veränderliches hat; aus der be- trächtlichen Reihe von Schichten-Elementen, die überhaupt in diesem Complex auftreten, und welche wir oben in jener drei- fachen Gruppirung an der Tofana beim Col dei bos wohl so ziemlich alle vereinigt trafen, sind es bald diese, bald jene, welche man im localen Aufbau vorwiegend verwendet findet, wobei jedoch die eigenthumliche Beschaffenheit dieser einzelnen 454 . Elemente oder Gesteinsarten sich weithin sehr gleich bleibt, und wobei nicht zu vergessen, dass durch vielfache Abschwem- mung mancherlei, von den stehengebliebenen Resten verschie- dene, Schichtenarten verschwunden sein mögen. Die Verschiedenartigkeit und Veränderlichkeit hängt mit der Bildungsweise zusammen. Die Gruppe der Schlernplateau- Schichten bezeichnet im Allgemeinen eine durch Einführung fremder Elemente veranlasste Unterbrechung in der allgemeinen Dolomitbildung. Dass diese letztere, deren Haupt-Producte im Schlerndolomit und Hauptdolomit vorliegen, eigentlich auch während der Bildung der Schlernplateau-Schichten fortdauerte, das zeigen die Wechsellagerung und die Uebergänge an der untereren und oberen Grenze derselben; das zeigen die inner- halb des Bereichs der Schlernplateau-Schichten liegenden wirk- lichen Dolomitbänke, wie nicht minder die Steinmergel, deren Dolomitsubstanz nur durch die Thonbeimischuug verunreinigt ist.*) Die eisenoxydreichen Thonmassen, die Sandsteinlagen und dergleichen deuten wohl auf Strömungen, an die sich local verschieden und ungleich lang andauernde Sedimente knüpften, und unter deren Einfluss die zugleich nach Tiefen- verhältnissen variirenden Bildungen von Kalken, Mergeln, Muschelbreccien, Korallenkalken, St. Cassian-artigen Gesteinen stehen mochten. An letztere Gesteine ist vorzugsweise die Petrefactenführung der Schlernplateau-Schichten gebunden, und so ist es wohl erklärlich, dass dieselbe von Stelle zu Stelle, z. B. auf dem Schlern, am Heiligenkreuz, an der Tofana etc. einen etwas abweichenden Charakter aufweist. — In den Steinmergeln finden sich, soweit meine Beobachtungen reichen, nur Megalodon-Kerne, als Vorläufer derer im Hauptdolomit, *) Es kommen vielfach förmliche Mischtypen von Dolomit und Stein- mergel vor, entweder in der Art, dass ein zwischen feinkrystallinischer und dichterdiger Beschaffenheit schwankendes Gefüge vorliegt, oder dass das Gefüge ein ungleichartiges ist, indem krystallinische - Partieen mit dichten verbunden sind, wobei erstere entweder mehr ader- oder netzförmig zwischen den anderen verzweigt sind, oder beide mehr lagenweise mit einander wechseln. Auf abgewitterten Stücken sieht man das am besten, da die krystallinische Masse hier immer länger Stand hält und dann vorragt, Es sind das ursprüngliche Ungleichartigkeiten im Sediment, denen durch die spätere Krystallisations-Vorgänge noch ein erhöhter Ausdruck gegeben ist. 455 jedoch :nicht gerade häufig und meist schlecht erhalten. Die Sandsteine schliessen stellenweise unkenntliche Pflanzen- reste ein. Die Punkte, von denen ich Petrefacten sammelte, sind besonders: Ueber der sogenannten Stolla-Alm, hinter dem Dürrenstein, Seeland und Misurina bei Schluderbach, verschie- deue Stellen bei Cortina auf der Tofanaseite. Das meiste kommt in den St. Cassian-artigen, den Korallen- und Schwamm- Kalken vor. Man findet ausser zahlreichen Spongiten und Korallen von zum Theil vorzüglicher Erhaltung, nebst Cida- ritenstacheln etc., kleine Conchiferen und Gastropoden, sowie Brachiopoden. CÜephalopoden sehr zurücktretend. Es erübrigt noch des Auftretens der Schlernplateau- Schichten am Pelmo zu gedenken. Ihre Erkennung ist hier “dadurch weniger sicher, weil allem Anschein nach ihre ge- wöhnliche Unterlage, der Schlerndolomit, fehlt. An der Nord- seite, in der Forcella forada, liegen auf den Tuffsandsteinen des Col di Ponia Kalke, dolomitische und St. Cassian-artige Kalke, welche den sonstwo als dolomitisch-kalkige Repräsen- tanten der Sedimentärtuffe auftretenden Gebilden gleichen; über ihnen glaube ich in der Forcella und deren Nähe geringe Andeutungen von Schlernplateau-Schichten als Steinmergel etc. erkannt zu haben. (Sie sind auf der Karte nicht besonders ausgedrückt.) Auf diese folgen in stark verstürzter Stellung die Schiehten des Hauptdolomits. An der Westseite, in der Forcella Staulanza erkennt man wieder die Tuffsandsteine, und beiderseits, sowohl in Mte. Crotto, als nach der Seite des Pelmo jene eigenthüumlichen, dolomitisch-kalkigen Gebilde, wie sie am Mte, Carnera auftreten; etwaige Schlernplateau-Schich- ten mögen hier noch höher unter Schutt verborgen liegen. Auf der Südseite, Campo Rustorto, liegen namentlich gelblich verwitternde Sandsteine, dazwischen Lagen von Mergeln und Kalken, mit schwarzen schiefrigen Zwischenlagen: auf der plateauartigen Hochfläche hier findet man, in derselben oder nahezu derselben Schichtenlage, in Menge ausgewittert M yo- phoria Kefersteini und Megalodon Carinthiacum. Noch mehr gegen die Steilwand liegen steinmergelige, röth- liche Schichten mit Magnet- und Titaneisen-Sand, Geoden von thonigem Braun- und Gelbeisenstein nebst Lignit. — Das Ganze dieser Schichten scheint mir die Gruppe der Schlernplateau- 456 Schichten an der Basis des Hauptdolomits zu repräsentiren.*) Diese Schichten schienen mir auch hier ohne zwischenliegen- den Schlerndolomit auf solche dolomitische Kalke zu folgen, die sich ganz jenen dolomitisch-kalkigen Repräsentanten der Sedimentärtuffe gleich stellen, und besonders in den nach S scharf vorspringenden, in Bänke geschichteten Wänden des M. Penna zu erkennen sind. (Ich bemerkte in diesem dolo- mitisch-kalkigen Material an einer Stelle Korallenspuren.) Berücksichtigen wir die nicht bedeutende Mächtigkeit, welche der Schlerndolomit etwas weiter nördlich, an der For- cella da Lago und im Becco lungo hat, so kann sein Fehlen am Pelmo — wenn, wie wir glauben, wiederholte Beobach- tungen dasselbe bestätigen — nicht besonders befremden. Die Schlernplateau-Schichten können so, bei sich auskeilendem Schlerndolomit recht wohl direct auf die oberste Partie der® Sedimentärtuffgruppe resp. die St. Cassian-artigen Schichten zu liegen gekommen sein. — Denkt man ferner an die ge- ringe Entwicklung des Schlerndolomits im SO des Gebiets, so liegt die Möglichkeit vor, dass etwa parallel der ganzen Sudgrenze des Schlerndolomits auf unserer Karte ein Strich vorhanden gewesen sein mag, wo diese sonst so mächtige Triasstufe durch Sichverlieren ihrer Schichten nur verschwin- dend oder gar nicht vertreten war. — Diese Betrachtungen führen uns noch einmal auf die etwas ausserhalb der Karte liegende Gegend bei St. Cassian zurück. Frühere Beobachter**) sehen die höheren Cassian-Schichten für zeitlich gleich mit dem Schlerndolomit des Set Sass an. Die Lagerungsverhältnisse der Localität verlangen diese Deutung *) Ich konnte diese interessante Stelle nur einmal, dazu bei Nebel, besuchen, der die 'ganze Südseite am Pelmo verhüllte.. Etwa vorhan- dener Schlerndolomit könnte keinenfalls von irgend bedeutender Mäch- tigkeit sein. — Nach Herrn D. Stur würde Myophoria Kefersteini einen etwas tieferen Horizont, als Schlernplateau-Schichten bezeichnen. (Jahrb. d. k. k. g. R. 1868, 559, 560.) — Nach Herrn Günseı (a. a. O. 78, 79) lie- gen Myophoria Kefersteinn und Megalodus carinthiacus in den Schlern- plateau-Schichten des Schlern. | %#%) y, Rıchtnoren 1. c, S. 72. — Stur, Jahrb d. k. k. g. R. 1868, 566, stellt die obersten St. Cassian-Schichten zum Theil noch mit den Schlernplateau-Schichten gleich, RE T Errriue ER - 457 zwar keineswegs, sobald man von den gegenwärtigen Dislo- cationen und Abschwemmungen abstrahirend sich den Schlern- dolomit in seinem ursprünglichen Verlauf denkt. Indessen halten wir eine solche Gleichzeitigkeit bis zu einem gewissen Grade für möglich — nicht in dem Sinn, dass St. Cassian- ablagerungen neben den als Riff aufragenden Schlerndolomit zu liegen gekommen wären — sondern in dem Sinn, dass sich der Schlerndolomit nach jenem oben supponirten Striche hin, welcher sich vom Pelmo weiter NW in die Gegend von St. Cassian gezogen haben müsste, allmählich durch Auskeilen seiner Schichten verlor, so also, dass zuletzt die Schlernplateau- Schichten, eben in diesem Striche, auf die vielleicht nur ganz 'locale Bildung der eigentlichen St. Cassianschichten, und weiter- hin in diesem Strich auf mit den letzteren gleichalterige oder etwas ältere St. Oassian-artige Schichten, z. B. am Pelmo, zu liegen gekommen wären, überall sonst aber auf den Schlern- dolomit. Das Auftreten identischer und sehr nahestehender Arten in der Fauna der St. Cassian- und Schlernplateau- Schichten wird um so weniger befremdend sein, wenn man annehmen darf, dass dieselben, wenn auch nur an wenigen oder einer Stelle durch locales Fehlen der dolomitischen Zwischenstufe zusammenbingen. Mögen wir uns den Schlerndolomit, der am Set Sass so wenig mächtig ist, etwas weiter westlich nun ganz auf Null sinkend denken oder nicht,*) so haben wir hier das Gegen- stück zu der uberaus mächtigen Dolomitbildung, welche im NO unseres Gebietes unter dem Schlernplateau liegt und bis zum Muschelkalk zweiter Stufe hinabgeht. Es lässt sich wegen mangelnder Petrefacten und Aufschlusse nicht sicher erkennen, ob die Schichten, welche wir als oberste Partieen der Sedi- mentärtuffgruppe an der Basis des Schlerndolomits von ver- schiedenen Punkten des Gebietes als „St. Cassian-artige Schich- ten“ angeführt haben, überall demselben Horizont entsprechen; man kaun es — weil derartige Schichten bei durchgehenden Profilen, z. B. vgm Sarnkofel zum Dürrenstein, sich in ver- schiedenen Höhen der Sedimentärtuffgruppe wiederholen, wozu noch kommt, dass in diezer wechselvollen Gruppe kein ge- *) Noch weiter in dieser Richtung treffen wir den Schlerndolomit am Pordoi-Gebirge wieder mächtig. Zeits. d.D. geol. Ges. XXV1. 3. 80 458 naues und constantes Profil vorliegt — für möglich halten, dass sie nicht ganz gleichen Alters sind und daran die Vor- stellung knüpfen, dass die Ablagerung der Sedimentärtuff- gruppe incl. St. Cassian-artigen’ Schichten an verschiedenen Stellen zu verschiedenen Zeiten abgeschlossen und in gleichem Maass durch die Dolomit-Ablagerung des Schlerndolomits er- setzt worden sei, — so dass deren Beginn, wenn wir Schlern- dolomit im weitesten Sinn nehmen, überhaupt in die Zeit zwischen Muschelkalk und Schlernplateau-Schichten fällt; — alles dies, ohne die auf Thatsachen gegründete Vorstellung von der ursprünglich in Schichten und als Sediment erfolgten Bil- dung des Schlerndolomits im geringsten modifieiren zu müssen. Nöthig ist jedoch eine derartige Vorstellung nicht, um die so ungleichmässige Mächtigkeit des Schlerindolomits zu erklären. Denn diese könnte selbst bei ganz gleichzeitigem Beginn der Dolomitbildung durch ungleich erfolgenden Absatz des dolomitischen Materials bei verschiedenen Tiefen- und Strömungsverhältnissen ohne oder wahrscheinlicher mit un- gleichem Sinken des Meeresbodens zu verstehen sein. — Die Bedeutung der Schlernplateau-Schichten-Zone als eines durch- greifenden und mit fast völliger Sicherheit uberall wie- der zu erkennenden Horizontes über weniger constanten Gebilden tritt aber nun desto mehr hervor. Ein weiteres Eingehen auf die nähere Umgebung von St. Cassian lag ausserhalb des Bereichs dieser Arbeit. Diese berühmte Localität bietet immer noch Stoff zu wieder- holten Forschungen. So giebt, abgesehen von der gewiss sehr schwer zu ergründenden Vertheilung der Fauna in den eigentlichen St. Cassianschichten von Prelungei die verschiedene Beschaffenheit der Schlernplateau-Schichten und ihrer Fauna am Heiligenkreuz und an der West- und Südseite des Set Sass Anlass zu erneuten Beobachtungen, wie nicht minder das Ver- balten des Schlerndolomits selbst. Die Karte zeigt denselben bis zum Set Sass und noch weiter nach N gegen St. Cassian zu, andererseits bis zum Rauthal. Es fragt sich, auf welche “ Weise der Schlerndolomit in der Zwischenstrecke fehlt, wie dies nach den bisherigen Beobachtungen anzunehmen ist, (Stun, Jahrb. d. k. k. g. R. 1868, 561 u.), etwa wieder durch Auskeilen seiner Schichten, oder ob er nur durch Dis- locationen, die aber besonderer Natur sein mussten, an den ER pe 459 verschütteten Westgehängen des Kreuzkofels nicht sichtbar wird. Die letzten Partieen des Schlerndolomits sieht man, vom Uebergang Tre sassi in der Nähe des kleinen Sees an der Valparola aus, tief unten unter die mächtig aufsteigenden Hauptdolomitmassen der Lavarella einschieben, von denen sie sich deutlich genug abheben; auch erkennt- man über ihnen den Schlernplateau-Schichtenzug und überzeugt sich unten im Thal am Weg zur Gross-Fannes-Alp von der Richtigkeit die- ser Beobachtung; weiterhin nach St. Cassian zu erschwert je- doch der Schutt die Wahrnehmung. Hauptdolomit. Die zweite der beiden mächtigen, Gebirge bildenden Dolo- mitstufen dieser alpinen Gebiete ist der Hauptdolomit. Wir haben schon gesehen, wie der Complex der Schlern- plateau-Schichten so häufig durch die Wechsellagerung seiner Steinmergel mit den Bänken des Hauptdolomits nach oben successiv in letzteren übergeht, und wie er sich dadurch als eine Art Vorstufe an der Basis des Hauptdolomits präsentirt; was besonders auch da äusserlich recht hervortritt, wo jener Complex mächtiger entwickelt ist und reichlich auch reinere dolomitische Bänke in sich begreifi. Die Auflagerung des Hauptdolomits auf die Schlernplateau-Schichten ist daher überall ganz concordant und die Grenze oft nur dadurch ge- geben, dass von einer gewissen Höhe an die Dolomitbänke entschieden das Uebergewicht über die Steinmergel erhalten und so Steilwände uber flachen Gehängen bilden. Jedoch bemerkt man noch in diesen Steilwänden selbst bis zu beträchtlicher Höhe über deren Fuss nicht selten wie- der zwischen die Dolomitbanke eingeschaltete, leichter ver- witternde Steinmergelbänke oder ähnliche, z. B. rauchwackige’ Lagen, welche viel zum wiederholten Nachstürzen der Wände beitragen.*) An anderen Stellen ziehen sich buntfarbige Mer- gel und dergleichen Material ‚wenigstens als dünne Zwischen- Jagen der dicken Hauptdolomitbänke hoch hinauf. Man über- schreitet z. B. solche Lagen beim Aufgang zur Forcella grande *) Beispielsweise bemerkt man ein derartiges Hinaufgreifen der weicheren Lagen in den Hauptdolomit an der Südseite der Tofana, an der Südwest- und Südseite des Cristallo. 30* 460 am Sorapiss, während andrerseits im Schutt auf der Westseite der Malcoira wie des Antelao Fragmente starker derartiger Mergelbänke herabkommen, welche, wie die Dolomitbänke selbst, Megälodonkerne, doch schlechter erhalten, einschliessen. Im Gegensatz zu dem körnigen drusigen Schlerndolomit zeigt der Hauptdolomit im Ganzen genommen weit mehr ein dichtes, steingutartiges, nicht poröses, klingendes und plattiges Material mit mattem, splittrigem Bruch. Es rührt das ohne Zweifel von der innigen Verbindung her, in welcher die Haupt- dolomitbildung mit fortgesetzten Niederschlägen steinmergeliger oder thoniger Masse steht; selten dürfte eine geringere oder grössere Beimischung von Thonmasse in den Bänken des Hauptdolomits fehlen, und hierdurch werden denn auch mannich- faltige Modificationen und Uebergänge in wahre Steinmergel erzeugt. *) Es liegt in der Natur der Sache, dass dieser vorwiegende Typus des Hauptdolomitmaterials vielfach auch solchen Modi- ficationen Platz macht, welche ein feinkörnig und gröberkörnig *) Die Thonbeimischung bringt oft röthliche, graue, bläuliche bis bunte Farbentöne in das Material des Hauptdolomits, gerade wie bei den Steinmergeln. Diese Farbentöne sind ausgeprägt genug, um manchmal an ganzen Wänden des Hauptdolomits, gegenüber den zugleich sicht- baren Schlerndolomitwänden aus der Ferne hervorzutreten. — Ein geringer Grad von Abwitterung reicht bei diesem Typus des Hauptdolomits hin, um die Thonbeimischung als lehmartigen Ueberzug auf der dichten Masse sichtbar und fühlbar zu machen, im Gegensatz zu dem rauhkörnig abwitternden Schlerndolomit und überhaupt reinen Dolomit. Derartiges Material z B. wird in Masse vom Cristallo in Val fonda herabgeführt, auch nach der Gegend der Tre croci, ins Travernanzesthal von der To- fana etc. Manchmal ist es etwas bituminös. Jener bei den Schlernplateau-Schichten erwähnte Mischtypus, wo dichte, thonige Substanz mit reiner dolomitisch krystallinischen in dünnen - parallelen Lagen oder mehr netzartig verwachsen erscheint, wiederholt sich ganz so bei vielen Bänken des Hauptdolomits; es entsteht dadurch wohl ein in der Richtung der Schichtung streifiges Gestein. (Deut- liche Schichtung im kleinsten Maassstab.) -. Man sieht, der Niederschlag feiner thoniger Masse, der sich schon etwas unter dem Schlernplateau einleitete und in den Schlernplateau- Schichten vorwiegend wird, dauert auch während der Zeit der Haupt- dolomitbildung fort; er wirkt wesentlich gestaltend auf die petro- graphische Beschaffenheit des Gesteins dieser Triasstufe und bedingt durch periodische Zunahme deren so überaus regelmässige Schich- tung. 461 krystallinisches Gefüge mit Prusen, Poren und Bitterspath- kryställchen besitzen und sich im Handstuck vom Schlerndo- lomit nicht unterscheiden, es ist das eben reinerer Dolomit, ohne thonige Beimischung. : Im Vergleich zur Schlerndolomitstufe zeichnet sich die des Hauptdolomits, wohl überall und durch die ganze Mäch- tigkeit hin, durch eine ausgezeichnet deutliche und regelmässige Bankschichtug aus, was an den thonigen Zwischen-Nieder- schlägen liegt. In hohen steilen Wänden sieht man die Trennungslinien gleich starker Dolomitbänke oft überaus scharf und parallel, wie mit dem Lineal gezogen, verlaufen, und im Profil erblickt man nicht selten die ungleich abge- brochenen und vorragenden Bänke gleich Platten und Tafeln aufeinandergeschichtet. (Beispiele: Drei Zinnen; Rosskofel von W aus gesehen; Kamm des Pomagognon aus Val grande; Hauptdolomit im S des Uebergangs von St. Vigil nach Prags u. s. f.) Von organischen Resten, die in der Hauptdolomit- stufe auftreten, sind in erster Linie die stets als Stein- erhaltenen Megalodon zu nennen; ihre Anfänge reichen, wie bemerkt, jedenfalls bis zum Schlernplateau, doch erst im Hauptdolomit kommen sie zahlreicher, mitunter sehr zahlreich, nahe zusammen vor.*) Es ist zunächst die Form Megalo- don triqueter WULF. sp., welche vorzugsweise und zwar in kleinen bis grossen Exemplaren erscheint und wohl sicher von unten bis oben durch den ganzen Complex geht, das Gros dieser Steinkerne liefernd. Auch die flachere Form Megalo- don complanatus Güms. kommt vor, sie scheint sich mehr unten zu halten als oben. Ob in den zahlreichen Steinkernen, die in verschiedenen Punkten von den Typen genannter Species etwas abweichen, auch Varietäten oder neue Arten stecken, mag dahin gestellt bleiben. Nächst den Megalodon- Kernen sind dem Hauptdolomit Gastropoden-Steinkerne resp. zugehörige Hohlräume eigen, von denen manche auf ziemlich charakteristische, markirte Formen schliessen lassen; *) Uebrigens sind viele Hauptdolomitpartieen sicher ganz leer von diesen Steinkernen; man trifft sie von Strecke zu Strecke, und wo sie vorkommen, in der Regel sehr zahlreich. Sie halten sich wohl an ge- wisse Bänke. 462 = der Erhaltungszustand und die überaus spröde Natur des Materials macht jedoch bei diesen das (iewinnen ganzer Exemplare noch viel schwieriger als bei den Megalodon. Von Turbo solitarius Ben., der z. B. auf der Mendola vorkommt, fand ich wenigstens Andeutungen im Geröll der Malcoira am Sorapiss, Andere Vorkommnisse gleichen mehr Chemnitzien- artigen Formen. Steinkerne von Pelecypoden wenig mar- kirter Form kommen ebenfalls vor, doch seltener als die Gastropoden. In den tiefsten Lagen bemerkte ich auch noch, als Nachklänge der Schlernp!ateau-Schichten, Cidaritenstacheln. Gyroporellen dagegen scheinen im Gebiet der Karte, wie im Schlerndolomit, so im Hauptdolomit keine grosse Rolle zu spielen, ich fand derartiges nur an der Tofana aus Lagen herrührend, die wenig über den Schlernplateau-Schichten sein dürften. | Wir wenden uns zur kurzen Betrachtung des örtlichen Vorkommens des Hauptdolomits in unserem Gebiet und er- innern zunächst wieder, an das Profil bei Bozen anknüpfend, an die Auflagerung eines Restes von Hauptdolomit auf die rothen Raibler Schichten des Plateau’s auf dem Sehlern.*) Auf der Mendola liegt ebenfalls über rothen Raibler Schich- ten noch Hauptdolomit. Die oben schon berührte Auflagerung eines Hauptdolomitrestes mit Megalodonkernen, Gastropoden- hohlräumen und Cidaritenstacheln, auf der Westseite des Set- Sass stimmt nach Gestein und organischen Einschlüssen ganz mit jenen beiden Localitäten der Bozener Gegend. Im SW unseres Gebietes tritt der Hauptdolomit an ver- schiedenen Punkten in unzusammenhängenden Partieen oder Resten auf. Die bedeutendste dieser Massen erblickt mau am Pelmo, sie befindet sich in stark dislocirtem Zustand. Das Gestein ist hier, auf der Nordseite, an der Forcella forada un- gemein reich an Megalodonkernen, besonders kleinen; auch am Campo Rutorto, an der Südseite, kommen in sehr dich- *) Dieser Dolomit entspricht dem Esinokalk Srtorranı’s oder der unteren versteinernngsreichen Abtheilung des Hauptdolomits, und der grossen unteren Masse des Hauptdolomits der Nordalpen, im Gegensatz zu dem Plattenkalk, der die höheren Lagen unmittelbar unter den Rhätischen Schichten einnimmt; dem unteren Dachstein der Wiener Geologen. Nach Günseı a. a. O. 81 f. 463 tem Hauptdolomit nebst Cidaritenstacheln Megalodon vor, denen vom Set Sass sehr ähnlich. Andere Hauptdolomit- Trümmer, nur weit kleiner als der Rest am Pelmo, erheben sich burg- oder ruinenartig über dem Schlernplateau im SW von Ampezzo, als Averau, Oroda del Lago, Becco di mezzodi, Cinque torri. Ihr Schlernplateau-Schichten-Fun- dament ist manchmal durch den Schutt ganz verhüllt. — Auch hier Megalodon und Gastropoden. Die Verhältnisse, unter denen der Hauptdolomit im NO des Gebietes auftritt, sind ganz ähnlich denen im SW. Grössere und kleinere Ruinen erheben sich über die Schlernplateau- Zone des dortigen Gebirges. Die zusammenhängendste der- artige Partie erstreckt sich zwischen Ampezzanerstrasse und Innerfeldthal vom Pullkofel zum Wildgraben, mehrfach von Brüchen durchzogen. Oestlich und südöstlich davon ragen die drei Zinnen, der Paternkofel und einige andere Ruinen vom Hauptdolomit über die Hochterrasse des Schlern- dolomits hervor. *) Ein weit grösserer, zusammenhängender und mächtiger Hauptdolomitstock liegt im SO unseres Gebietes und bildet das Sorapiss-Antelao-Marmarole-Gebirge in seiner unteren Hauptmasse. Sehr zahlreich sind die Megalodon an den Westgehängen des Antelao, nicht minder auf der Westseite des Sorapiss; ebenda kommen in dem massenhaften Geröll, welches die Giessbäche herabführen, sehr häufig Gastropoden- kerne und Hohlräume verschiedener Arten vor, von denen z. B. eine Chemnitzienartige Form ganz mit solchen vom Set Sass, eine andere ganz mit solchen von der Mendola stimmen. In der Mitte des Gebiets bildet der Hauptdolomit den mächtigen Cristallostock, dessen einzelne Theile noch verschiedene Namen führen, Pomagognon, Monte Popena, Cristallin ete. (Megalodon an der Rauhkofelscheid, in der Nähe der Tre croci etc.) An dieses Gebirge schliesst sich westlich, jenseits des *) Auch hinten am Schusterstock, zwischen Schuster- und Toblacher Platte, muss noch ein grösserer Hauptdolomitrest liegen, nach Gestein und Megalodoneinschlüssen. Er ist ohne Zweifel dislocirt. Ueber Um- fang und Lagerung bin ich nicht ganz klar geworden. 464 Ampezzothals die ebenfalls sehr mächtige Hauptdolomitmasse der Tofana und des Lagazuoi, nebst deren westlichen Fortsetzungen in die Gegend von St. Cassian; unterer Theil der Laverella (Fanisberg), des Heiligkreuzkofels ete. (Zahlreiche Megalodon z. B. im Travernanzesthal, von der Tofana.) i Im NW des Gebiets zeigt die Karte den Hauptdolomit im Zusammenhang mit der letztgenannten Partie, längs der Ampezzanerstrasse, dann westlich von Dürrenstein, wo er unter einer starken Auflagerung jüngerer Gebilde am Col- freddo, der Croda rossa, dem Hochgaisl binzieht, um dann die ebenfalls mächtigen Gebirgsmassen im Hintergrund des Pragser Thals, nach dem Pragser Wildsee hin zu bil- den.*) Hieran schliesst sich sein nordwestlichster Verlauf, indem er die unteren Theile der Seekofel-Wände bildet und sich weiterhin als zusammenhängender Zug, doch stark disloeirt, bis zum Rauthal verfolgen lässt. Im Gegensatz zum Schlerndolomit zeigt die Stufe des Hauptdolomits, im Ganzen betrachtet, sowehl in ihrer Be- schaffenheit von unten bis oben, als auch namentlich in ihrem Aushalten und ihrer Mächtigkeit, im Verlauf weithin, einen _ durchaus constanten Charakter: wenn wir die zusammen- hängende Decke, welche der Hauptdolomit ehemals über die älteren Triasstufen bildete, in Gedanken reconstruiren, so haben wir ein recht gleichmässiges Gebilde vor uns. Um eine Vorstellung von der Mächtigkeit zu gehen, genügt es zu be- merken, dass z. B. die jetzige Höhe der ziemlich horizontal geschichteten Drei Zinnen über dem Beginn des Hauptdolomits circa 400 Meter betragen mag, und dass die Mächtigkeit des Hauptdolomits. am Südende des Cristallo und an der Tofana diesen Betrag noch sehr erheblich übersteigen dürfte. An vielen Stelleu erschwert steileres Schichteneinfallen oder theil- weise Versenkung die Abschätzung der Mächtigkeit; mag die- selbe auch varliren, so ist doch von solchen Differenzen wie beim Schlerndolomit bier keine Rede. *) Megalodonkerne z. B. hinter dem Pragser See, vom Rosskofel und vom Seekofel. ENTF > “ Ar 465 Dachstein. Da, wo der Hauptdolomit das Gebirge nach oben noch nicht abschliesst, sieht man über ihm eine ebenfalls sehr mäch- tige Kalkbildung folgen. Es ist das ein dichter, heller, weisser, grauer, gelblicher, röthlicher, auch wohl etwas mar- morirter echter Kalk mit mattem, etwas splittrigem Bruch, in dicken, festen Banken, mit kaum hervortretenden Zwischen- lagen geschichtet; nach Material und Schichtung von unten bis oben sehr gleichmässig sich verhaltend, wohlgeschich- tet. So viel Aehnlichkeit er’ im Punkt der Schichtung mit dem Hauptdolomit hat, so sehr unterscheidet er sich von letz- terem in der Beschaffenheit des Materials und dessen Ver- halten den zerstörenden Einflüssen gegenüber. Wo länger dauernde Verwitterung gewirkt hat, da contrastiren die abge- rundeten,, gleichmässig verlaufenden Formen dieses Kalkes, _ wie im Fragment, so im Gebirge, von dem scharfen, eckigen ‚Wesen des Dolomits, um den petrographischen Unterschied _ auch äusserlich anzudeuten; und an solchen Stellen tritt dann auch wohl der Grenzverlauf einigermaassen hervor, wo jedoch frischere Abbruche oder überhaupt steilere Wände sind, da ist der Grenzverlauf aus der Entfernung, so scharf man auch hin- sieht, schwer zu verfolgen, eben wegen der gleichmässigen Bankschichtung, die sich aus dem Dolomit in den Kalk fort- setzt, und noch mehr wegen des gänzlichen Mangels weiche- rer, mergeliger Zwischenschichten. Selbst beim Ueberschreiten einer solchen Grenzlinie ist man leicht unvermerkt aus dem Gebiet des Hauptdolomits in das des auflagernden Kalkes ver- Beizt.”) N 2 * An Was diese Kalkbildung am meisten auszeichnet, das sind die an vielen Orten in Menge vorkommenden grossen Durch- - schnittsfiguren einer Megalodon- Species, auf den Quer- schnitten der starken Bänke, wie der Sturzblöcke. Mit Mühe gelingt es, mehr oder minder beschädigte Exemplare der Muschel herauszuschlagen, da das Material sehr fest und zu- *) Nur stellenweise scheinen breccienartige Gebilde, auch in Bänken geschichtet in der Nähe der Grenze vorzukommen, z. B. in der Nähe der Welsberger Rossalpe, hinter dem Rosskofel, doch treten sie wenig hervor. = 466 gleich von Spaltungsriehtungen durchzogen ist; was man davon N a e sammelt, das stellt sich als Schalenexemplare von Megalodon 4 trigueter heraus, welche Form möglicherweise noch, wie im Hauptdolomit, mit sehr nahestehenden Arten oder Varietäten vergesellschaftet sein kann.*) Wir stellen diesen Kalkcomplex, nach den genannten Einschlussen, nach äusserer Beschaffenheit und nach Lage- rung dem Dachstein (im Sinne Guümsen’s mit Ausschluss des Hauptdolomits) der Rhätischen Formation der Nordalpen an die Seite,**) — welche also hier, ohne dass ihre merge- lige, versteinerungsreiche Facies vertreten wäre, unmittelbar mit dem Hauptdolomit zusammenhängt. Ausser den Megalodoneinschlüssen enthält dieser Kalk noch kleine Gastropoden, an manchen Stellen ziemlich zahl- reich; kleine Bivalven kommen ebenfalls vor, ich fand solche neben zahlreicheren Schnecken in Sturzblöcken von Sorapiss oberhalb S. Vito. Die Formen dieser Vorkommnisse sind ziemlich indifferent und sie sind schwer herauszuschlagen; gewöhnlich muss man sich auch bei ihnen mit den blossen Durchschnitten auf abgewitterten Bänken und Blöcken be- gnügen. ‘ Unser Dachstein entspricht, zum Theil wenigstens, dem, was in Herrn v. Rıcataoren’s Werk als Kalkstein von Fanis beschrieben wird. Wir finden die Dachstein-Auflagerung über dem Haupt- *) Die Punkte, von denen ich Megalodon-Exemplare und Fragmente sammelte, sind: Westfuss des Sorapiss oberhalb S. Vito, in Sturzblöcken; Alp fodara vedla aus anstehenden Bänken; Westfuss des Kreuzkofels bei St. Cassian, unweit Heiligkreuz; oberer Theil des Thals S. Vito. — Man bemerkt die Megalodonfiguren, die nach der Lage des Schnittes verschieden ausfallen und etwa bis zu Handlänge gross, unter andern: in der Forcella grande, und Valle S. Vito am Sorapiss; im Geröll vom Antelao und der Malcoira anf der Westseite; am Pelmo, Nord- und Südseite. =*) Mittheilung des Herrn Oberbergrath Gümser, nach Einsicht des von mir gesammelten Materials. ' Nur an einer Stelle. S vom Rosskofel, nicht weit über der unteren Grenze des Complexes, bemerkte ich Vorkommnisse, die vielleicht als Andeutungen jener mergeligen Petrefacten-Facies zu nehmen sind: . Trümmer von Organismen, z. B. Pentacrinusglieder und dergl., breccien- artig in kalkig-mergeligem Gestein. 467 dolomit, im SW des Gebietes am Pelmo. Oestlich ‘davon bildet sie über der mächtigen Hauptdolomitbasis die Hoch- massen des Sorapiss-Marmarole-Antelao-Gebirges. Im W und NW des Kartengebietes bemerken wir eine der- artige Auflagerung auf der Tofana;*)-sodann eine grössere zu- sammenhängende Auflagerungsscholle des Dachsteins, die vom Vallon bianco und Peutelstein an der Ampezzaner Strasse und dem Hochgaisl nordwestlich bis zum Rauthal, oberhalb St. Vi- gil und westlich bis in den Heiligkreuzkofel bei St. Cassian und St. Leonhard reicht, nach innen mehrfach muldenförmig einsinkt und, abgesehen von Dislocationsspalten, von nicht unbeträchtlichen Massen noch jüngerer Schichten streckenweise bedeckt wird. | Die Mächtigkeit des Dachstein-Gebildes ist bedeutend und scheint nicht in übermässigen Extremen zu schwanken. Hierin, und noch mehr in der ganz durchgehenden Bankschichtung und dem ziemlich gleich bleibenden Verlauf auf grössere Er- streckung gleicht dieser Complex dem nächst tieferen des Hauptdolomits, an den er sich so unvermittelt anschliesst. Die Mächtigkeit erhellt z. B. daraus, dass über der Forcella grande, durch welche gerade die Grenze von Hauptdolomit und Dachstein verläuft, noch die ziemlich horizontal geschich- tete, eigentliche Hochmasse des Sorapiss in einer beiläufigen Höhe von 1000 Meter liegt. Man kann die mächtigen, wohl- geschichteten Kalkbänke bis hoch hinauf .verfolgen, und es hat kaum den Anschein, als ob jüngere, nicht mehr zum Dach- stein gehörige Schichten oben auflägen. Auf eine nicht viel davon abweichende Mächtigkeit kommt man auch bei der Ab- schätzung des mittleren Theils des Pelmo von der Forcella forada aus.**) An der Croda d’Ancona bei Peutelstein er- scheint die Mächtigkeit entschieden geringer; man hat hier die Auflagerung der wohlgeschichteten Kalkbanke über den Haupt- *) Die Auflagerung des Dachsteins auf der Tofana ist nach der Wahrnehmung aus dem Ampezzothal, sowie nach Rollstücken, die in’s Travernanzesthal herabkommen, eingezeichnet. **%) Der ziemlich horizontale Schichtenverlauf der beiden letztge- nannten Bergmassen würde eine eigentliche Bergersteigung nöthig machen, um die jüngsten Schichten in der Nähe zu haben. Doch auch im Ge- röll machen sich nur Kalk und Dolomit bemerklich, 468 a dolomitbänken des Peutelsteiner Felsens in unmittelbarer Nähe der Strasse. Lias und Jura, Diphyakalk und Neocom. Im nordwestlichen Theil des Gebietes. lagern über dem Dachstein noch jüngere Gebilde, deren Begrenzung und Altersbestimmung namentlich in den unteren Partieen wegen mangelnder Petrefacten und auch bezüglich der Lage- rungsverhältnisse, nicht eben zu den leichtesten Aufgaben ge- hört und zu endgiltiger Feststellung noch weiterer Forschungen bedarf. An der Südostecke der Croda d’Ancona, auf dem Rücken zwischen Alp Le Rosa und Öspitale und unmittelbar .vor der steileren Wand, liegen über den wohlgeschichteten Kalkbänken, die wir noch zum Dachstein rechnen: weisse und rothe oder marmorirte, zuckerkörnige, fein zerfallende und leicht ver- witternde Kalke, mehrfach in Dolomit übergehend; dazwischen röthliche und bläuliche Mergel, frisch sehr fest, meist jedoch zu Thonboden verwittert; diese weicheren Gesteine mögen die Einsenkung vor der steileren Wand bewirken, welche selbst aus den Bänken des nun vorherrschend gewordenen, festeren, dolomitischen Materials besteht. Westlich, gegenüber der Croda d’Ancona stehen zwischen Col Veggei und Lavinores an der Crepa d’Antruilles Schichten an, die wesentlich von den umgebenden Dolomiten und Kalken abweichen. Es sind röthlich-violette und bläuliche Mergelkalke und -schiefer, mit eigenthümlichen Flecken (vielleicht den sogen. „Fleckenmergeln‘‘ entsprechend), graue Kalke und Hornsteinkalke, Sandsteinbänke und conglomeratartige Sand- steine, in denen es nicht gelang, Petrefacten zu entdecken. Diese Schichten sind zwar mächtiger als die genannten vor der Croda d’Ancona, doch es hat den Anschein, als ob sie demselben Zug unmittelbar im Hangenden des Dachsteins an- gehörten. Vor der Steilwand der Croda d’Ancona kann man nämlich längs der Südseite eine Einsenkung oder Terrassen- bildung verfolgen, welche durch eine vielleicht zum Theil über- schobene und verschuttete Einlagerung solcher Schichten be- wirkt wird und die Verbindung zwischen den erwähnten Localitäten herstellen dürfte. An anderen Punkten habe ich diese Mergel und Sand- 469 steine, welche mir die Einleitung zu den über dem Dachstein folgenden jüngeren Gebilden zu sein schienen, nicht gefunden. So überschreitet man z. B. auf dem Weg vom Rosskofel und Seekofel her nach der Alp Fosses, auf den Hauptdolomit fol- gende wohlgeschichtete Kalkbänke, die wir zum Dachstein rechnen; sie bieten hie und da ziemlich zahlreiche Durch- schnitte von Gastropoden und Conchiferen, auch wohl Brachio- poden, doch nie herausgewitterte Sachen, und es stellen sich in ihnen bald fein-oolithische Bänke ein. Oolithische Lagen häufen sich dann am Uebergang nach Fosses, ohne dass man deutlich eine Grenze zu jüngeren “Schichten wahrnimmt, namentlich scheinen jene Mergel und Sandsteine zu fehlen; denn die farbigen Mergel wenig südlich hinter Fosses dürften schon den Lagen über dem Diphyakalk angehören. Dem mächtigen Complex, welcher den oberen steileren Theil der Croda d’Ancona bildet und ein in Bänken ähnlich wie der Hauptdolomit geschichtetes dolomitisches Material be- sitzt, gehören meiner Anschauung nach, ausser Lavinores und weiteren nach W und NW gegen M. Sella zu gelegenen Par- tieen, besonders auch die höheren Massen des Hochgaisls, der Rothwand und deren westliche Absenkung gegen La Stuva und Campo di croce zu an: auf der Ostseite des Hochgaisls nämlich glaubt man ähnliche Lagerungsverhältnisse zu sehen, wie auf der Süd- und Süudostseite der Croda d’Ancona; steile Wände über dem Dachstein, demselben Complex angehörig wie die obere Partie der C'roda d’Ancona; vor diesen Wänden scheinen Bruchspalten hinzuziehen, welche möglicherweise zwischengelagerte, weichere Schichten verdecken. Demselben dolomitischen Complex gehört auch der mauerartige Wall an, der sich nordöstlich hinter La Stuva längs der Bruchspalte des Campo di croce-Thals hinzieht — man sieht ihn von Ampezzo — und die mehrfach aufgebogenen Gebirgsschollen der westlichen Abdachung vom Hochgaisl herab, nach jener Bruchspalte.e Das Material dieses Complexes ist entschieden dolomitisch und sehr geneigt, durch Concentration des Eisen- gehaltes auf Adern und Klüften in der Verwitterung - röthliche, marmorirte und dergleichen Töne anzunehmen und lebhaft roth gefärbte Wände zu bilden — eine Erscheinung, die übrigens auch schon im Hauptdolomit und zum Theil wohl auch im 470 Bet ' Dachstein öfters vorkommt. Petrefaeten konnte ich in diesem Complex nirgends entdecken. | Die jüngsten hierhergehörigen, wieder ER fübren- den Schichten sind bei der Alp La Stuva aufgeschlossen. Es stehen hier einige Bänke weissen Crinoidenkalkes an, welche Rhynchonellen und seltener Belemniten einschliessen. Man möchte in ihnen wohl die Repräsentanten des alpinen jurassi- schen Posidonomyengesteins erblicken; allein Posidonomya alpina selbst fehlt und die Rhynchonellen sind immer nur zum Theil herausgewittert, so dass eine sichere Bestimmung nicht gelingen will. Ueber ihnen liegt noch eine kurze Folge von Bänken eines gelblichen und röthlichbraunen, dichten Kal- kes, ın denen ich nur Spuren von Belemniten entdecken konnte, und darauf folgen, durch ehemaligen Steinbruchsbe- trieb aufgeschlossen, wulstige Bänke eines dichten, rothen Kalkes, welcher enthält: Terebratula diphya (ou. sp., Terebratula triangulus Lam. -Ammonites (Phylloceras) ptychoi- cus-QuENn. Ammonites (Phylloceras) ef. ptychostoma Ben. Ammo- nites cf. colubrinus ZıtTeL (Fauna der älteren Cephal. _führen- den Tithonbildungen) und andere Planulaten, sowie weniger deutliche ammonitische Formen (Simoceras 1. c.) und Aptychen. Die genannten Schichten erscheinen der NW Abdachung der Croda d’Ancona an deren unterem Ende aufgelagert und ziehen sich noch SO aufwärts gegen Alp Le Rosa verlaufend. Der Diphyakalk schliesst die Reihe nach oben indess noch nicht ab, es legen sich zunächst etwas heller gefärbte Kalkbänke auf, die auch noch Ammoniten zu enthalten schei- nen; im Hangenden folgen dann, soviel das wieder verwachsene Terrain an verschiedenen Stellen zu sehen gestattet, weisse Kalkbänke. und auf diese dunkeleisenoxydrothe und bläulich- graue Mergelschiefer. Letztere, die bläulich-grauen Mergel, passirt man auch etwas N von La Stuva, vor Campo di croce; sie stehen hier mit steiler Neigung an und gehören zu einer in die Bruchspalte des Thales einschiessenden Scholle — wie denn der ganze Auflagerungsrest dieser jüngeren Schichten an der Bruchspalte unter dem Schutt der etwas älteren nach NO vorliegenden dolomitischen Massen abgebrochen scheint; nach ausserer Beschaffenheit, wie nach den darin enthaltenen Ammo- nitenresten, u. a. Ammonites cf. Emerici Rasp., neben denen 4 | 471 Pecten oder Janira sp. und Echinidenreste vorkommen, docu- mentiren sie sich als Neocom-Mergel. Dieselben Schichten wie bei La Stuva finden sich allem Anschein nach, ebenfalls in Gestalt eines Auflagerungsrestes, bei Fosses. Hat man den oben erwähnten mauerartigen Ab- bruch des dolomitischen, rothe Flächen bildenden Complexes von Campo di croce aus überstigen, so erkennt man in den Bänken, die sich in der muldenförmigen Senkung gegen Fosses zu auflegen, wieder weisse Orinoidenkalke mit Rhynchonellen, rothe Kalkbänke mit Ammonitendurchschnitten und blaugraue und röthliche Mergelschiefer, welche vor einem abermaligen, höheren, wallartigen Aufbruch desselben Complexes absetzen, der auch abwärts gegen Campo di croce liegt. Indem nun die weiter oben erwähnten Schichten uber dem Dachstein, namentlich der dolomitische Complex, — der durch die Bildung rother Wände und die spitzen Üontouren seiner Massen wieder mehr an die tieferen Dolomite als an den Dachstein erinnert — zwischen Dachstein und Diphya- kalk eingelagert auftreten, dürfen sie wohl als alpine Lias- und Juragebilde aufgefasst werden, bis man durch genauere, vielleicht auf Petrefactenfunde gestützte Forschungen ihnen ein bestimmtes Niveau zuweisen kann.*) Diluvialbildungen. Zu diesen rechnen wir zunächst bedeutendere Geröllan- häufungen, welche mit den jetzigen Wasserläufen und Thal- soblen nicht mehr in Verbindung zu bringen sind. So nimmt man z. B. bei Peutelstein, dem Knoten- punkt verschiedener Thalausgänge, grösstentheils wieder durch ‚Schutt verhullte beträchtliche Anhäufungen von Geröllen runder *) Es war mir nicht möglich, diese Auflagerungen über dem Dach- stein noch weiter in die Gegend der Fanisalpe auf dem Heiligkreuzkofel und überhaupt weiter westlich zu verfolgen. Dieses Gebiet bedarf zur Bestimmung des Alters der Schichten, ihrer Lagerungsverhältnisse und Grenzen noch wiederholter geognostischer Besuche. — Ammonitenkalke dürften sich weiter westlich. vielleicht noch mehrfach wiederholen; so be- merkte ich am Weg von St. Cassian nach Ampezzo über die Gross- Fanis-Alpe, nachdem kurz zuvor noch Megalodondurchschnitte vorge- kommen waren, rothe Kalke mit Ammonitenspuren, ohne über ihr Alter näheres angeben zu können. 472 _ Formen und grosser Dimensionen wahr, welche sich von | Thaltiefstea an den Gehängen recht hoch hinaufziehen und sich auch noch in’s Val grande, wie nach W bis zum Hinter- | grund von Progoita erstrecken. Mit den jetzigen, tief in die Bänke des Hauptdolomits eingesägten Betten der bei Peutel- stein zusammenkommenden Wasserläufe haben sie nichts zu thun. Es müssen starke Fluthen gewesen sein, die schon dem jetzigen Lauf der Thäler folgend diese Massen, in denen man || alle Elemente der umgebenden Gebirge wiedererkennt, an die- sen Knotenpunkt zusammenführten. Auch am Ausgang des Pragser Thales lagern, weniger || auf der linken als namentlich auf der rechten Seite, nicht un- beträchtliche alte Geröllanhäufungen, welche noch zum Dilu- | vium gestellt werden können. — Weniger bedeutende, die jetzigen Thalsohlen überragende Geröllhaufwerke kommen local noch mehrfach vor, sie sind im Ganzen geringfügig und mögen die Mitte zwischen Diluvium und Alluvium halten, Wir zählen feruer zu den Diluvialbildungen die im Ge- biete der Karte nicht selten auftretenden eigenthümlichen Con- glomerat-artigen Bildungen, deren Entstehung eine sichtlich viel spätere ist, als die aller früher genannten Schich- ten, und in eine Zeit fällt, wo Thalzüge und Gebirge im Ganzen schon in der jetzigen Beschaffenheit vorhanden, jedoch von anderen mächtigen Wassermassen durchzogen waren, als den jetzt fliessenden. Eine bedeutende derartige Conglomeratmasse bildet unweit Pieve di Cadore die Halbinsel zwischen Piave und dem Ausgang des T. Molina und greift auch noch weiter nach NW und N gegen die Landstrasse zu und ins Molinathal. Dieses Kalkconglomerat umfasst alle Elemente vom Phyllit bis zu den Dolomiten etc. und bildet auf dem ehemaligen un- | ebenen Thalboden eine stellenweise ganz mächtige, horizontal in Bänke geschichtete Decke, welche wieder von dem Lauf der Piave und Molina angeschnitten und in der Nähe dieser Gewässer hie und da in Felsenpfeiler zertbeilt ist. Auf einem solchen steht z. B. die Kapelle an der Ueberbrückung der Molina durch die Landstrasse. Diese Diluvialdecke erstreckte | sich früher noch weiter thalaufwärts, wie noch vorhandene Reste | unweit Domegge zeigen; wahrscheinlich zog sie sich auch noch in die Seitenthäler hinein, da. sich dieselbe Bildung 473 unterhalb Lorenzago gegen Valle Mauria zu, in mächtige Pfei- ler aufgelöst, wiederholt, die den sogenannten Erdpyramiden gleichen. (Aehnliches Conglomerat an der Piova, zwischen Lozzo und Lorenzago.) Dieselbe Bildung liegt, noch mächtiger entwickelt, wenig ausserhalb des %ebiets der Karte, in Perarolo beginnend, an verschiedenen Stellen der Piave abwärts, bis noch unterhalb Ospitale. Sie erfüllte ehemals den Grund des Piavethals auf mebrere Hundert Fuss Höhe, wie der mächtige Rest bei Oa- rolto und die kleinen Reste an den Gehängen über der Strasse zeigen. Schichtung horizontal, nur manchmal durch Unterwaschung und Nachsturz gestört, a ‘ Ganz älinlch ist die schon von v. RicHTHoFEN erwähnte Conglomeratmasse bei St. Vigil. Aehnliche Conglomeratbildungen von beschränkter Aus- dehnung, alle mit Kalk-Cäment und breccienartig da, wo nicht Geschiebe, sondern Schutt eämentirt wurde, trifft man nicht allzuselten an den Gehängen selbst, näher den Thälern, oder auch noch ziemlich hoch hinauf. Man kann sie stellenweise wohl mit früheren, höher gelegenen Thalsohlen, leichter noch mit früheren, an den Gehängen hoch hinauf reichenden Geröll- und Schuttmassen in Zusammenhang bringen, deren untere Theile wıeder der Zerstörung anheimfielen, zum Theil auch nur mit ehemaligen incrustirenden Quellen. Die bildenden Gewässer sind längst verschwunden. Man trifft solche Massen “u. a. in der Nähe von Padola, am Ausgang der Diebba, im Knappenfussthal, oberhalb La Stuyva gegen Le Rosa zu, am Südabhang des Mt. Schiavon uber dem Laggiothal. Bei den Diluvialerscheinungen ist ferner der erratischen Blöcke Erwähnung zu thun, die hie und da vorkommen. Ich fand z. B. erratischen Granit bei Padola auf beiden Thalseiten, und einen Granitblock oben auf M. Piedo an der Piave. Wenn ferner im Sextenthal, dem Innerfeldthal gegenuber, sowie weiter aufwärts bei Sexten, Dolomitbänke von zum Theil sehr grossen Dimensionen auf den Gehängen der rechten Thalseite hoch hinauf gehen, ja am Weg von Sexten nach Vierschach noch auf der nördlichen Seite des Rückens zwischen Sextenthal und Pusterthal liegen, und bei Padola sich dasselbe wiederholt, so können wir in diesen Vorkommnissen entweder die letzten Reste der früher nach N weiter vorgreifenden Dolomitwände, Zeits. d. D. geol. Ges. XXVIL.3. 31 474 oder, gewiss wahrscheinlicher, Diluvial-Erscheinungen erblicken, welche auf eine Zeit zurückweisen, , wo die jetzigen Thalzuge, vielleicht unter Eisbedeckung, mit bedeutenden Schuttmassen erfüllt waren. Reste von solchen, wenn nicht sogar noch Trümmer von der Zeit der Entstehung der Thalspalten her, mögen z. B. auch die Dolomitmassen: sein, welche isolirt im Thal Ausserprags liegen, wie die verwachsenen Massen vor dem Pragser See. Mit grösserer Sicherheit erkennt man sehr alte, durch Abbruch und Senkung disloeirteiund durch Erosion weiter - zertrummerte Massen in dem Dolomit, der sich ‚im hinteren Sextenthal, etwa vom Fischeleinthal bis zum Kreuz- berg längs der Strasse und auch noch jenseits . des Kreuz- berges gegen ‚Comelica und darüber hinaus bis zur‘ Ver- engung des Padolathales hinzieht;*) aber auch. hier scheint stellenweise später aufgeschwemmtes Material‘ mit _vorzu- liegen. ‘ | nal Ob zu den eigenthumlich abgerundeten Couturen, welche namentlich an gewissen Stellen im NW "Theil des Gebietes die Dachsteinmassen zeigen, wo sie tiefer liegend sich ‚an Thalausgängen oder grösseren Einsenkungen hinziehen, auch diluviale Wirkungen beigetragen haben mögen, muss ich sol- cher Erscheinungen Kundigeren zu beurtheilen überlassen. Alluvium. Schuttmassen. Neubildungen. Die Sohlen der bedeutenderen Thalzuge sind, wenigstens strichweise, von verschieden mächtigen Ablagerungen von ‘ Alluvialgeschieben und -geröllen erfüllt, die sich wohl an den Gehängen noch etwas hinaufziehen, und so tbeils den Ueber- gang zu Diluyium andeuten, theils im, Zusammenhang mit dem von den Thalseiten herabgeführten Alluvrium und Schutt stehen. Derartige Alluvialmassen liegen im Pusterthal, den Thä- lern Prags, dem oberen Rienzthal, dem Sextenthal, Comelico, Anzieithal, Boitathal ete. und ziehen sich natürlich allenthal- ben in die Seitenthäler hinein, deren Sohle dadurch successiv erhöht werden kann, z. B, auffallend im Innerfeldthal. Es *) In kleinerem Maassstab treten solche durch Abbruch disloeirte Dolomitpartieen auch an den Gehängen bei Sexten, Innichen ete. auf, wie schon bei der Rötbgruppe erwähnt. =. 475 kommt: dann wohl vor, dass .ın diesem, .die Thalsohle auf- dämmenden Alluvium der: ‚Lauf der Bäche strichweise ein unterirdischer wird, wie an. der oberen Rienz und im Innerfeldthal. - . Striehweise fehlt das Alluvium, wo selbst stärkere Ge- 'wässer enge Einschnitte und Schluchten durchfliessen, wie am unteren Lauf der; Boita, an der; Piave und dem Anziei bei Tre ponti ete. Von_den mitunter sehr bedeutenden Schuttmassen, die sich längs den steileren Gebängen ‚und besonders am Fuss der Dolomitwände erstrecken , sind - auf der Karte vorzugs- weise nur der eigentliche Thalschutt und die damit zusammen- hängenden sich, auch weiter aufwärts ziehenden Massen ange- deutet, Sehr beträchtlich sind z. B..‚die, Schuttmassen längs der Boita, in der Gegend von. $. Vito. Sie kommen sowohl von den: Sedimentärtuffschieten .der rechten Thalseite, als noch weit mehr von den Dolomitwänden des Sorapiss und Antelao, Ein ungeheurer Schuttwall zieht sich vor diesen her und geht stellenweise, namentlich zwischen Resinego und Borca in vollständige Bergstürze über, unter, denen ausgedehnte Qultur- flächen begraben liegen. Dasselbe wiederholt sich weiter ab- wärts in der Gegend von Vodo, nur sind hier die, Trummer- ‘haufen schon mehr verwachsen. Höher gelegene, oft gross- artige Schuttwälle präsentiren sich überall, wo über den Vor- terrassen der tieferen Gebirgsstufen, oder noch über der Schlern- plateaulage, sich die-Dolomit- und Kalkwände der oberen Stufen aufbauen, so z. B. läugs des ganzen Sextenthals und Comelico, vom Neuner- und Gantkofel bis zum Anziei u. s. f. „Zu den hier zu besprechenden Neubildungen rechnen wir die. noch fortwährend vor sich gehenden Kalktuff-, Kalktuff-Conglomerat- und ähnliche Bildungen, auf die man gar nicht selten beim Durchwandern der Thäler dieser Gegen- den stosst. So findet z. B. an einer Stelle zwischen Toblach und Innichen am Fuss der südlichen Gehänge eine Kalktuff- bildung statt, welche zeitweise, wenn Schutt und Geröll von oben dazu kommt, ein festes Kalkconglomerat oder eine Kalkbreccie - erzeugt, die zu Bausteinen benutzt werden; solche Gesteine, älte- ren. Zeiten angehörig, führten wir schon als diluvial auf, — | Kalktuffbildungen ferner bei Wildbad Innichen, im Fischelein- 31* 476 thal, im hinteren Sextenthal, hier Bthuneisbnläiter, im = nanzesthal und an vielen anderen Orten. An dieser Stelle wollen wir noch der eigenthümlichen breccienartig verkitteten Dolomite und Kalke, die in “ wirkliche Dolomit- und Kalkbreceien übergehen, gedenken, wie sie in den höheren Gebirgsstufen an zahlreichen Orten, oft nur in Fragmenten, aber auch in grösseren Partieen auffallen. Sie scheinen zum Theil dadurch entstanden, dass Dölomitbänke und grössere Massen stellenweise durch besondere Kraftäusse- rungen, die theils noch auf die Vorgänge bei der Gebirgser- hebung, theils auf einfache Rutschungen zurückzuführen sind, vermöge der Sprödigkeit des Materials in kleine Trümmer ’zer- druckt wurden, welche später durch die auf allen Kluften circulirende Kalk- und Magnesia-Carbonat-haltige Feuchtigkeit wieder cämentirt wurden. Stellenweise findet man sie mit ganz glatten, sogenannten Spiegelflächen. Andere derartige Vorkommnisse sind Bildungen auf Kluften. So kommen be- sonders im Hauptdolomit und dem noch über dem Dachstein gelegenen dolomitischen Complex Gesteine vor, bei welchen unregelmässige Dolomitstücke durch feinere dolomitische oder steinmergelige, oft anders gefärbte, namentlich stark eisen- schüssige und ziegelrothe Masse verkittet sind: solches Mate- - rial erfüllte Hebungsrisse und Klüfte, und als Cäment diente der nach und nach von oben eingespülte oder durch Reibung sich bildende Schlamm, dessen Eisengehalt durch den Sauer- stoffgehalt der Tagewasser sich oxydirte. Wo derartige Massen vorkommen, nimmt man auch immer jene rothen Wände wahr, durch welche der Hauptdolomit und die höheren dolo- mitisch kalkigen Stufen sich auszeichnen, und welche auf ganz analoge Weise zu Stande kommen. *) — Beispiele: Am Cristallo; Hochgaisl (Ostseite); über der Welsberger Rossalpe; am See- kofel u. s. f. — Die wenigsten dolomitischen Gesteine dieses Typus, namentlich die wirklich breccienartigen, dürften ur- sprunglich im Schichtenverband sich gebildet haben, denn man trifft kaum einmal anstehende Bänke derart. *) Die schwarzen Stellen dagegen, die man häufig an den Dolo- mitwänden bis zu grosser Ausdehnung erblickt, rühren von Flechtenwuchs her, sie halten sich besonders da, wo Feuchtigkeit herabzieht, und bilden vertical laufende Streifen. } en 477 ' Der ASDUE UM. ! Nachdem das Sehiehienschände: in. seinen heilen von unten bis oben betrachtet worden ist, haben wir uns mit den _Dislocationen zu beschäftigen, die mit diesen mächtigen marinen Ablagerungen vorgegangen sind, und von der noch thätigen Denudation und Erosion gefolgt, das Gehirge, in seine jetzige Gestalt gebracht haben. Es wird dabei zweckmässig sein, die unteren Gebirgsstufen, die bis an den Fuss des ersten grossen Dolomitmassivs, namlich des Schlerndolomits, reichend ‚das Fundament jener höheren Dolomit- und Kalkmassen bil- den, zunächst fur sich, ins Auge ‚zu fassen, um dann auch letztere in ihrem Verhalten. bei gen Dislocationen kennen zu lernen. ‚Schichtenwiederholungen und Dislocationen der Triasstufen unter den Dolomiten, im Sudwesten des Gebietes. Im Sudwesten unserer Karte, wo die tiefe- ren Vorstufen auf weite Erstreckung frei liegen, sieht man in der Strecke vom Boitathal.bei Venas nach dem Zoldo- thal zu, mehrfache Schichtenwiederholungen sich auf- ‚wärts gegen den Pelmo zu folgen. Eine in dieser Beziehung - interessante Stelle passirt man in. unmittelbarer Nähe von Ä RENNEN EEE EEE ET EEE EEE NETTE NEE TATEN, ‚Venas, am Weg von da nach Cibiana, noch auf der linken Boitaseite, oberhalb der La Chiusa genannten Stelle. Es steht hier ein kleiner Fleck schwarzer Schiefer an, der auf beider- seits übergreifender Pietra verde liegt; beiderlei Schichten sind unserer dritten Muschelkalkstufe angehörig; auf die Pietra ‚verde folgen direkt graue, dann rothe Schiefer aus der ersten Muschelkalkstufe, dann der Dolomit der zweiten Muschelkalk- stufe, der vom Col $S. Anna herabkommend jenseits zum Coll’ Alto hinauf ziebt. Auch der Zug der Schichten der ersten Muschelkalkstufe setzt sich beiderseits fort, und jene - Gesteine der dritten ziehen noch etwas auf die rechte. Boita- ‚seite hinüber. ‘Die einzelnen ‘Schichten sind. in ihrer Zuge- hörigkeit zu den verschiedenen genannten Complexen nicht zu verkennen; ihre Stellung ist steil, verbogen, und der weitere ‚Verlauf in der Boitaschlucht und rechts und links an den Ge- hängen zeigt, nicht minder starke Faltungen und, Dislocationen 478 an. Diese Stelle ist insofern lehrreich, als sie den unmittel- baren Contakt von (iesteinen, zeigt, die'in normalen, relativ nicht gestörten Profilen nie zusammenlagern, der am wahrschein- lichsten so zu verstehen ist, dass grössere Schollen bei den Fal- tungen und gegenseitigen Verschiebungen aus ihrem Verbande gerissen wurden; einer solchen scheinen im vorliegenden Falle die genannten Schichten des Muschelkalkes dritter ‘Stufe an- zugehören, während die übrigen Schichten einen weiter laufen- den Zug bilden. *) | 2 Weiter westlich setzt sich der markirte und leicht zu ver- folgende Zug’ der Dolomitmassen‘ des’Muschelkalks zweiter Stufe im Coll’ Alto und Col Duro fort. Weber ihm fel- gen nördlich normal die Schichten der dritten Muschelkalkstufe, unter denen besonders stark entwickelte Pietra verde, sowohl von westlich der Forcella Cibiana, als vom Boitathal''aus wahrnehmbar ist. Auf der Höhe der Forcella Cibiana selbst sieht man auf der Ostseite (über Rio Roan) die rothen Schie- fer der ersten Muschelkalkstufe den Dolomit ‘des Coll’ Alto normal unterlagern, während von der Forcella selbst aus ge- sehen, und noch weiter westwärts gegen Val Inferna zu, abermals stark entwickelte Pietraverde-Schichten und andere der dritten Muschelkalkstufe angehörige Gesteine "unter jenem Dolomit hervortreten; diese letztere Stellung ist wohl durch Abbruch verständlich, auf den auch die vorspringenden Wände des Dolomits deuten mögen;**) Schichten der ersten *), Die Möglichkeit von ursprünglichen Dislocationen der - tiefsten Triasstufen durch die in die Zeit der Sedimentärtuffe fallenden Erup- tionen soll hier nicht in Abrede gestellt werden. Jedenfalls treten solche jedoch an Bedeutung gegen die grossartigen Dislocationen sehr zurück, welche später bei der Gebirgserhebung das ganze; Schiechten- gebäude in allen seinen Theilen betroffen haben, und, sind gewiss auch eben desshalb doppelt schwer zu erkennen, — Am meisten noch werden sich jene eruptiven Wirkungen in der Bildung von Gängen und Lager- gängen erkennen lassen, welche in die damals schon bestehenden Schich- tengruppen eindringen, doch weiter westlich mehr aufzutreten scheinen, als im unserem Gebiete. Wo geschichtete Sedimente: der Tuffreihe, wie Tuffsandstein, Pietra, verde, mit ‚älteren Schichten ia Contakt sind, kann wohl nur an die späteren, Dislocationen gedacht werden, *#*) Die isqlirte Dolomitkuppe bei Massari® halte ich auch für Muschelkalk zweiter Stufe. Es ist ein rings abgebrochener Rest einer grösseren Decke, der hier’ normal auf den 'Schiefern der ersten Muschel- 479 Muschelkalkstufe sieht man hier unter dem Dölomit nicht mehr hervortreten. Noch weiter westlich jedoch, gegen Fornesighe zu, verrathen sie ihre Anwesenheit durch zahlreiche Fragmente im Schutt, ünd geht man im Rutortothäl aufwärts, so trifft man sie anstehend, steil aufgerichtet und vielfach wellen- formig bis in kleine Falten gebogen. Ueber ihnen folgen hier, durch Uebergänge verbunden, dolomitische Gesteine der zwei- ten Muschelkalkstüfe, noch’ höher graue, sandig- mergelig- slimmerige Schiefer mit Ammonitenspuren und Pietra verde. Die Folge nach oben ist hier also normal. Abwärts jedoch, gegen Bragärezza zu, folgen wieder Pietraverde-Schichten, ohne dass man ganz klar wird, ob ein Abbruch zwischendurch geht, oder in einer Faltenumbiegung die Gesteine der ersten, zweiten und dritten Muschelkalkstufe auch abwärts auf einander folgen, oder ob, wie bei La Ohiusa ursprünglich nicht zu- sammengehörige Schichten in engen Contakt gebracht sind. In der Thaltiefe bei Forno di Zoldo stehen hauptsäch- lich‘ Schichten der Sedimentärtuffgruppe an, doch tauchen ‘stellenweise tiefere Schichten auf, so local Sommariva und Dozza gegenüber rothe etc. Schiefer der ersten Muschelkalkstufe. Auch verläuft längs des Thaltiefsten, beiderseits Dont, eine Schichtenfolge aus der ersten Muschelkalkstufe in die dritte, _ mit sehr schwach entwickeltem Dolomit der zweiten; an einer Stelle treten die tiefen Lagen mit Posidonomya Clarai an den Weg zwischen Dont und Forno heran.*) Es ist bei der wenig übersichtlichen Terrainbeschaffen- heit kaum möglich, ein treues graphisches Bild des Schichten- verlaufes an den Sudgehängen vom Coll’ Alto zum M, Punta u. s. f. zu geben. Man ersieht indess aus den angeführten Daten soviel, dass Schichtenwiederholungen vorliegen, dass diese mit star- ‚ken 'Aufbiegungen und Faltungen zusammenhängen, zu denen ‚Abbrüche hinzutreten, ‘wie ja Faltungen und Abbrüche der kalkstufe liegt; ein Rest der durch einen zwischendurchgehenden Bruch tiefer gelegten Fortsetzung der Dolomitwand längs Val Livinas und Coll’: Alto. | *) Das spitze Auslaufen der Schichtenwiederholungen unterhalb Dont, wie es ‚auf, der Karte nur des Abschlusses wegen verzeichnet, ist selbstverständlich nicht der Natur entnommen; in Wirklichkeit ziehen ‚diese Wiederholungen ohne Zweifel weiter nach W, am Pizzo Zuel hin, vielleicht biegen sie auch noch etwas am Rio Torbolo ein. 480 | ne Natur der Sache nach nahe verwandt sind und in einander übergehen: können, ‚und dass in Folge. dieser Brüche zwei Complexe resp. Bruchstücke derselben sichtlich in Contakt gebracht sein können, die ursprünglich durch Zwischenschich- ten getrennt waren. { Im Boitathal: ziehen $ich von La. Chiusa aufwärts gegen Peajo die Schichten des Muschelkalks dritter Stufe beiderseits noch weiter, indem sie im unteren Theile des Tha- les eine Art; verschobenes und der Länge. nach. gebrochenes Gewölbe bilden. Nordwärts folgen über ihnen allenthalben die Sedimentärtuffe. _ Längs dem Ogliothal jedoch. sieht. man eine Dolomitwand herabkommen, welche umbiegt und noch. längs dem Boitathal weniger markirt und wohl auch mehrfach gebrochen verläuft. Diesen Dolomit kann man wohl nur. für den der zweiten: Muschelkalkstufe nehmen. Vodo gegenüber enthält er keine Gyroporellen, doch ist das. in diesen Gegen- den keine Ausnahme. Man hat hier sichtlich einen Abbruch in SW — NO- und in SO— NW- Richtung; unterhalb des, mauer- förmig. vorstehenden Dolomits stehen gegenüber Vodo, Tufi- sandsteine an (die Schichten. der ersten Muschelkalkstufe ‚treten unter dem Dolomit nicht hervor); ‘gegen Borca zu liegt ‚viel Schutt; uber dem Dolomit, nach dem Pelmo hinauf, hat, man wiederum das Sedimentärtuffsystem zu suchen, dessen Ge- 'schiebe die Bäche gegenüber Borca auch herabbringen. Die Erscheinungen, die man auf der Südseite des Coll’ Alto.bemerkt, wiederholen sich, wie man sieht, aufwärts noch mehrfach. Es liegen Faltungen und damit in. Verbindung stehende Abbrüche vor, deren Richtung eine Sudwest-Nord- östliche und Sudost-Nordwestliche ist, und. die er- wähnten Momente genügen‘ schon, um zu erkennen, dass der Verlauf des Boitathals selbst an diesen Stellen mit’ jenen Dislocationen im Zusammenhang; steht. Der. Verlauf des obe- ren Zoldothals folgt ebenfalls dieser Richtung. Es bietet dies letztere Thal sehr wenig Aufschlüsse. Den Höhenrücken zwischen Boita- und Rutortothal besichtigte ich nicht, doch ist wohl möglich, dass hier jene Wiederholungen sich noch mehr- fach nachweisen lassen, wenn sie nicht Vegetation und Schutt verhüllt, oder, was auch denkbar ist, nicht hervortreten, indem ja trotz mehrfachen Faltungen und Brüchen doch nur ein und derselbe Complex auf längere Erstreckung allein zu Tage 481 treten kann. ‚Das Vorhandensein noch mehrfacher Wieder- holungen in diesem Gebirgsrücken, dessen Schichten im allge- meinen gegen den Pelmo zu einfallen, scheint mir nach den wahr- nehmbaren Anzeichen wahrscheinlich, schon desshalb, weil die lange, Strecke von dem Gebirgskamm am Coll’ Alto und Col Duro bis in die: Nähe des Pelmo kaum, von der einfachen Mächtigkeit des Sedimentärtuffsystems ausgefüllt werden durfte. Wir betrachten nun die Lagerungsverhältnisse der tieferen Triasstufen in.der weiter westlich angrenzenden Umgebung von Caprile,, Zunächst an diesem, Ort stehen, am Ausgang des Fiorentinabaches, die dunklen, fast massig aussehenden, doch geschichteten Gesteine der Sedimentärtuffgruppe an; aber bald über ihnen, scheinbar im Hangenden, folgen Schichten der ersten Muschelkalkstufe, sowohl an der Fiorentina, als gegen Monte Fernazza zu, bei Lagusello, — wo so eben, nach Fragmenten zu schliessen, die schwarzen Foramini- ferenkalke der Rötbgruppe ans Tageslicht treten; — über die- sen liegt normal die Dolomitwand der zweiten Muschelkalk- stufe, deren Zug man am Fernazza hin, über die Fiorentina bis zum Cordevole deutlich verfolgen kann;*) darüber die dritte. Muschelkalkstufe, deren Schichten am Steig. von Caprile nach Colle di S. Lucia wir früher schon erwähnten, darüber in, nordöstlicher Richtung ‚die Sedimentärtuffgruppe. Die Un- regelmässigkeit liegt hier also darin, dass die Tuffe die Schich- ten der ersten und zweiten Muschelkalkstufe dem Anschein nach unterlagern, ohne dass die normalen Zwischenglieder deutlich sichtbar wurden, oder diese Erscheinung auf einen deutlichen, einfachen Abbruch zurückzuführen wäre, an den man freilich am ersten denken möchte. Längs dem Lauf des Uordevole, zwischen Caprile und Alleghe beobachtet man die bei der- Gruppe der Sedi- mentärtuffe schon angeführte zweimalige Folge aus dem dolo- mitischen Muschelkalk zweiter Stufe in die Sedimentärtuftfe. Etwas unterhalb der Brücke, gegenuber Calloneghe, ist eine Stelle analog der oben erwähnten bei La Chiusa, insofern man hier einen innigen Contakt der dunklen Tuffe mit den *) Am Cordevole oberhalb Caprile scheint sie direct auf die Tuffe zu folgen, so: dass sich ‘die Schiefer der ersten Muschelkalkstufe von der Fiorentina her inzwischen wieder verloren hätten. 482 | verbogerien Schichten der ersten Muschelkalkstüfe I es’ sind die rothen Schiefer — vor sich hat, der wohl nur durch be- deutende Dislocationen bewirkt sein kann. Die Richtung der Falten und Abbrüche geht auch hier von SO nach NW und von SW nach NO: erstere Richtung zeigt die Dolomitmauer des’ Muschelkalks zweiter Stufe oben längs M. Fernazza; über Alleghe sieht man sie abbrechen; der Complex ist weiterhin durch die hangenden Schichten verdeckt, dagegen läuft eine entsprechende Mauer desselben Dolomits nun in SO—SW-Rich- tung herab und tritt normal im Hängenden ‘jener rothen Sehie- fer ins Thal, weiter nach Alleghe hin normal überlagert von den Sehichten' der dritten Muschelkalkstufe, denen Tuffe fol- gen. Der SO=- NW-Riehtung folgt auch die : des Cordevol&e-Thales selbst. *) Von Caprile aufwärts bis zur Vereinigung des Buchen- steiner (Andrazer-) Thales mit dem Livinallongo stösst man auf ganz ähnliche Erscheinungen. Zunächst fallt auf der rechten Cordevoleseite eitie grössere Scholle aus Schichten der ersten ünd daruber der zweiten Muschelkalkstufe bestehend auf, die den Tuffen des M. Migion angelehnt erscheint und mit der: Fortsetzung der Muschelkalkschichten auf dem Südwest- hang des Monte Pore in Verbindung zu bringen ist.**) Sehr merkwürdig ist nun der Anblick dieses letzteren Berges von den Höhen, Nordwest von Caprile, gegen Läaste zu. In der Tiefe der Cordevoleschlucht stehen die‘ vielfach wellenförmig *) Die Schichten vom Muschelkalk erster Stufe an aufwärts gehören hier dem hervortretenden Theile einer Faltenwelle an; denkt man sich. die ursprüngliche Fortsetzung des materförmig abbrechenden Dolomits zweiter Muschelkalkstufe nebst ‘hangenderen Schichten‘ wieder über die Schichten ‚der ersten Muschelkalkstufe weggehend, ‚so ist ersichtlich, dass in SO — NW-Richtung die Faltenwelle einen Bruch. nebst starker Ver- schiebung erlitten haben muss, um die jetzige abnorme Grenze der Tuffe gegen die Schichten der ersten Muschelkalkstufe herzustellen. *%) Die erwähnten Muschelkalkschichten des rechten‘ Cordevoleufers fallen gegen‘ M. Pore'ein, nur in seinen obersten Partieen. liegt der Dolö- mit des Muschelkalks zweiter ‚Stufe in der Linie Ronch Sa viner:.nach West. Dieser Dolomit bildet hier einmal, bei Laste, castellartige Ruinen, was beim Hauptdolomit viel gewöhnlicher ist. — Zwischen Digonera und Sopra.Cordevole tauchen! auch einmal die Röthgypse: so eben auf. — Monte Pore&,.auch Spitzbohre oder Bohre, wird auf- den Karten sonst als Mt. Frisolet verzeichnet, 483 verbogenen Schichten der ersten Muschelkalkstufe an, darüber der Dolomit der zweiten, und dann die Pietra’ verde, Knollen- kalke und Halobienschiefer der dritten Muschelkalkstufe — man überschreitet sie mehrfach am Weg von Caprile nach Andraz, — über denen die Sedimentärtuffe aufwärts lagern. Aber diese Folge wiederholt’ sieh bis zur Spitze der Pore mehrmals, wie nieht nur der’ Anblick vom erwähnten Standpunkt aus lehrt, der namentlich die Dolomitwand der zweiten Muschelkalkstufe an verschiedenen Stellen des steilen und hohen, vielfach‘ be- wachsenen Abhanges sich wiederholend zeigt, sondern wie man sich auch durch eine Besteigung ‘der 'Pore, etwa von Caprile aus, oder auch von Codalunga aus; völlig überzeugt. Auch hier ist das sich kreuzende System der SW — NO- und SO — NW-Richtungen in den Repetitionen und Abbrüchen ausgesprochen, wie auch. wieder der abnorme Contact der Sedimentärtuffe mit. der 'ersten Muschelkalkstufe auf längeren Verlauf hervortritt, ohne dass es: möglich wäre, alle diese Un- regelmässigkeiten darzustellen, nur in Hauptzugen kann die Karte das Bild wiedergeben. Dieselben Erscheinungen setzen sich westlich am Col di Lana fort,*) an dessen Sudabfall' die SO—NW streichenden Falten weiter ziehen und’ der überhaupt ein ganzes Ebenbild des Mt. Pore ist. Sie setzen ebenso östlich fort an den Nord- gehängen des-Fiorentinathals, die zu. dem vom Falzargo- pass bis zum Becco di mezzodi verlaufenden Schlerndolomit- abbruch ansteigen. Mit: der NW-—-SO streichenden Faltenrich- tung stehen im Einklang: das allgemeine, noch NO gerichtete *).8o sieht man'z. B. oberhalb Andraz und vor Castell’ Andraz auf der West-Thalseite ganz ähnlich, wie. oben vom Südwesthang der Pore bemerkt, mehrfach staffelförmig abgebrochen die Mauer des -Dolomits der zweiten Muschelkalkstufe. Die Platte dieses Dolomits liegt hier wieder in einer vortretenden SW — NO laufenden Falte, die aber in dieser wie in der kreuzenden Richtung mehrfache Brüche erfahren hat. An der Brücke: etwas "unterhalb Castell! Andraz ‘stehen Hornstein- kalke mit Pietra , verde,. wenig, oberhalb des Castells Tuffsandsteine, an. Abwärts nach Andraz an dem Westthalgehäng noch mehrfache Dis- locationserscheinungen. Die blosse Ansicht der Gebirge weiter nach SW von Caprile im W des Cortevole und im S der Pettorina lässt von vornherein auf ein weiteres Fortsetzen dieser Dislocationen nach SW schliessen, 484 Schichteneinfallen dieser ‚Gehäuge, der obere. Lauf der Fioren- tinathalspalte, der abnorme Contact der Sedimentärtuffe mit den Schichten der ersten Muschelkalkstufe, Mit dem kreuzen- den System der Falten und Brüche von SW nach‘ NO: das Buchensteiner Thal, Codalunga und Pisandrothal, wie unterer Lauf des Fiorentinathals, und einige untergeordnete dazwischen. Oestlich scheinen mit dem Pisandrothal die. Muschelkalk- schichten in der durch Bruch und Faltung verständlichen Weise ganz abzuschneiden, so dass: gegen die Forcella Forada und Pelmo zu, und noch darüber hinaus bis S. Vito an.die Boita ‚hinab nur mehr Tuffsandsteine und andere Gesteine dieser Gruppe folgen. Zwischen 'Pelmo und Becco di mezzodi bilden diese Schichten einen Sattel und schieben unter den Dolomit im N wie im S ein, in Uebereinstimmung mit der nach NO. gehenden .Faltenrichtung, so wie andrerseits das Einfallen auf der West- und Ostseite: des Pelmo mit .der kreuzenden Richtung harmonirt. Schichtenfaltungen und Dislocationen der Triasstufen unter denDolomiten, im Sudosten des ‚Gebietes. Wenden wir: uns nun nach dem. Südost unseres Kartengebietes, so sehen: wir zunächst im unteren ‚Boitathal zwischen Borca und Venas die Sedimentärtuffgruppe, an ihrer Basis die Pietra verde und die Halobienschichten, und als Decke den schwach entwickelten Schlerndolomit mit Schlern- plateauschichten, unter die mächtig aufstrebenden Hauptdolo- mitmassen ‘des ‚Antelao einfallen, das ganze System: in. der durch den Bruch des Boitathals noch angedeuteten nach NW laufenden Welle liegend. In Cadore dagegen setzt sich die aus der Gegend von Foruo di Zoldo her kommende wellenförmige und durch- brochene Aufbiegung des Schichtensystems fort, die der SW bis NO-Richtung angehört. Das Schichtengewölbe ist bis auf die Röthschichten, die etwa in der Thalmitte, steilgestellt und ver- dreht —- ‚schwarze Foraminiferenkalke zwischen‘ Valle. und Venas u. s. f£ — anstehen, durchbrochen; nach NW an hohen Gehängen hinauf schieben nun die höheren Schichten unter den Antelao und gegen die Marmarole ein, nach SO unter das auch dort aufsteigende Dolomitgebirge. Allein auch hier liegt, namentlich nach NW zu, kein einfaches -Schichtengewölbe vor, 485 was schon ‘die ausserordentliche scheinbare Mächtigkeit aus dem Thalgrund bis an den Fuss der Dolomitwände anzeigt: das System der nach NO laufenden Falten, welches dem gan- zen Thalaufbruch zu Grunde liegt, wirkte überall, auch seit- wärts und dokumentirt sich in dem steileren und weniger stei- len Einfallen‘ und’ dem aufwärts sich 'wiederholenden Auf- treten ein: und derselben Schichtenlage, auf welches man bei näherer Besichtigung 'theils direct durch den Anblick, 'theils wenigstens durch die Fragmente im Schutt geführt wird. Nur so erklärt: sich die grosse anscheinende Mächtigkeit der Complexe, besonders nach dem oberen Cädore zu, 'Piave aufwärts; doch auch hier:muss die Kartendarstellung hinter der Wirklichkeit 'zurückbleiben. Das kreuzende System der SO NW angeordneten Kräfte spricht sich ebenfalls deutlich genug aus, in den nicht bloss einfach, sondern doppelt oder windschief gebogenen Sckichtflächen, wie in den zahlreichen, quer gegen die Piave gerichteten Seitenthälern, deren ‘bedeu- tendstes, das Molina-Otenthal in Zusammenhang: steht mit dem grossen Bruch zwischen Antelao und Marmarole- gebirge.' Die: nach NO gehende Haupt-Spalten- und Faltenrichtung von: Cadore sieht man oberhalb Lozzo mehr NNO bis N verlaufen. Der Endlauf des Anziei, wie der Lauf der Piave oberhalb Tre ponti ist tief in die steil gestellten schiefrigen Schichten der ersten Muschelkalkstufe eingeschnitten, ‘die man an der Landstrasse nach Auronzo in vollständige Wellenbie- gungen bis zur Zickzackfaltung gelegt verfolgen kann, — Diese Schiefer sehen bier mitunter ganz kieselig aus. — Bei Auronzo folgt die Haupt-Thalrichtung dem zweiten Falten- und Bruchsystem nach NW. In Monte Oampiviei biegt der Zug des Ausgehenden der Muschelkalkcomplexe; nebst auflagernden Tuffen nach NW um; die höheren Par- tieen dieses Zuges fallen selbstverständlich unter das Marma- role-Gebirge ein, die tieferen Partieen, namentlich die Schich- ten der ersten Muschelkalkstufe stehen steil und heben sich im Monte Malone sattelföormig aus der Tiefe zwischen den beiderseits relativ ‚eingesunkenen Dolomitmassen der Marma- role-Vorberge und des Najarnola heraus. Im Grunde des Socostathales, wie auf der Höhe des Malone stehen zwischen ihnen die schwarzen Foraminiferenkalke des Röth 486 an, und die früher.oben darüber weggehende Dolomitbedeckung ist verschwunden. bus Der westlich dem Mte. Malone benachbarte Mte. Rosiana zeigt in. seinem abgeschlossenen, fast: parallelogrammartigen Umriss wieder das System nach NW und NO. laufender -Fal- ten- und: Bruchrichtungen: ersterer folgt: das. Anzieithal! bis zum Ausgang des Val Marson und Val: Pian di Sera, letzterer das: Anzieithal oberhalb Val Marson und Valle di Rin. Die hierdurch abgegrenzte Bruchmasse des M. Rosiana ist relativ’gegen M. Malone gesunken, mit dessen Muschelkalk- schichten. die Dolomitdecke auf Rosiana ‘in gleicher Hohe liegt; ausserdem liegt dieses Gebirgsbruchstuck schräg gegen N abwärts, denn: die in Pian di Sera und Valle di Rin’ her- vortretenden Schichten sind gegenuber im 'Anzieithal- schon unter der Thalsoble. Diese Localität ist ferner‘ dadurch be- merkenswerth, dass man am Ausgang des Valle di Rin allen Anschein nach noch die rein dolomitische, im Muschelkalk zweiter Stufe beginnende Entwicklung hat, so wie sie von Au- ronzo nach dem Sextenthal ziebt; während in Pian di Sera die Schichten des Muschelkalks dritter Stufe und Tuffe vertreten sind; zwischendurch muss also die Grenze dieser beiden’ ver- schiedenartigen Folgen gehen, durch Schutt und Vegetation: ist sie indess nicht wahrnehmbar. | Auf der Westseite des M. Rosiana kommt %almei und Bleiglanz *) in dolomitischem Material eingesprengt vor, worauf seit längerer Zeit Bergbau, eigentlieh mehr Tagebau als Berg- bau, besteht. Ihrer Lage nach dürften diese Erze den obersten Schlerndolomitpartieen angehören, vielleicht schon als zu Schlernplateaulagen gehörig zu nehmen sein. Der Schlern- dolomit scheint mir an diesem Berg nur .von mässiger Mäch- tigkeit und der Abfall nach NW dem durch Erosion schon stark eingerissenen Schlernplateau zu entsprechen. ' Jenseits des Anziei im Campoduro mag: die Mächtigkeit des Schlern- *) Beiläufig sei bemerkt, dass ich in Cortina Proben von Bleiglanz (und Lignit) sah, die angeblich auf der. Giauhöhe gefunden wurden. Sie dürften wohl aus den Resten der Schlernplateau-Schichten der dortigen Gegend herrühren, und entweder auf den Schlernplateauhöhen rechts oder links von Giau, oder in dislocirten Schollen gefunden sein, wie sie dort stellenweise am’ Fuss der Schlerndolomitwände liegen und sich mit ober- sten Sedimentärtuffschichten im Schutt mischen. AST dolomits schon beträchtlicher sein, dagegen wird sie sich nach SO und S verringern, gemäss den een auf. der Südseite des Antelao. | Die Schichten der Sedimentärtuff- Gruppe bilden weiter thalaufwärts am Anziei die nördlichen Thalgehänge unter dem Schlerndolomit des Campoduro und ziehen sich, wenig auf- geschlossen bis zur Misurina; das Terrain ist wohl ohne Zweifel, auch hier! von Dislocationssprungen durchsetzt. Die Kalk- und Dolomitwand von Stabizione abwärts längs der Strasse .durfte einer jener in die Tuffe eingelagerten Bildungen derart angehören, das. Gestein. sieht wenigstens stellenweise so aus, Petrefacten fand ich nicht darin. Ganz gleicher Kalk steht an .der Südwestecke des M. Rosiana an. Auch'am Steig von Stabizione nach Misurina passirt mau dolomitischen Kalk, der hier die grösste äussere Aehnlichkeit mit den Einlagerun- gen von. Dolomit in. die Sedimentärtuffe zwischen ‚Sarenkofel und. Durrenstein hat. M. Campoduro scheint nach oben mit dem Schlernplateau zu enden. Die Lage, welche diese Localitäten, ‘wo, die Sedimentär- tuffe schon ‚stark entwickelt sind, gegen die Thäler bei Prags einnebmen;, durfte schliessen lassen, dass die dolomitische Facies des Schlerndolomits im: weiteren: ‚Sinn, ‚nicht weit von NO ber. nach SW greift und ‚bald in die: andere Folge übergeht. „Nach ‚diesen. Bemerkungen über den südöstlichen Theil unseres (Gebietes wollen wir noch einen kurzen Blick auf die nächsten Theile des Dolomitgebirges im Sud und Ost werfen, das im übrigen ausserhalb des Bereichs der Karte liegt. Ich besuchte die nächstliegenden ‘Theile desselben im Sud des M. Tudajo und in: der Gegend von Valle und Pieve di Cadore, wo diese Dolomitmassen auf die rechte Piave- und linke Boitaseite übergreifen, von beiden Flüssen in Schluchten durchschnitten. Auf der Karte ist eine Folge uber den tiefe- ren Muschelkalkschichten nach Art des Schlerndolomit‘ im weiteren Sinne angegeben, womit indess noch nicht gesagt sein soll, dass dieselbe jener im NO bei Sexten. etc. ganz congruent sei. Jene dunklen, bituminösen unteren Lagen des Muschelkalks zweiter Stufe, womit dort die Dolomitwände be- ginnen, fielen mir hier nicht auf, auch wurde. Gyroporella paueci- Jorata nicht gefunden. ‚Am Schlossberg bei Pieve di Ca- bie 488 ‚ dore ist es ein weisser bis gelblicher, körnig-krystallinischer bis fast dichter Dolomit; unterhalb Sottocastello gegen die Piaveschlucht fand ich in ihm gut ausgewittert Gyroporella multiserialis GUmB., (ganz mit der Beschreibung dieser Species stimmend) zusammen mit kleinen Crinoidenstückehen, Spuren von kleinen Gastropoden und einer der vesiculifera verwandten Gyroporella sp. (nach früherer Bestimmung des Herrn Ober- Bergrath GoünmseL). Auf der senkrecht zur Boita abstürzenden Felshöhe von: S. Martino bei ‘Valle ist ‘das Gestein zum Theil: ganz kalkig, ‘ohne organische Reste. Am M. Zueco gegen Perarolo zu wieder dolomitisch mit Spuren von kleinen Gastropoden. Hinter Laggio steht im. Laggio- und Piovathal, sowie weiter aufwärts gegen’ die Höhen im Nord vielfach ein‘ rauhes dolomitisch-kalkiges Material an, manchmal mit Spuren von kleinen Gastropoden, Crinoiden, Korallen und Foraminiferen, welches im Ganzen mehr 'an jene dolomitisch-kalkigen Reprä- sentanten der Sedimentärtuffe erinnert ‘als an Muschelkalk und höheren Dolomit. Abwärts von der Forcella Starezza oder Cervellon gegen das Pioyathal passirt man auch anstehen- des dichtes, aphanitisches Gestein, vielleicht Eruptivtuffe, san- dig-schiefrige Lagen, knollige Kalke mit tuffig- schiefrigen, Pflanzenreste führenden Zwischenlagen, welche beweisen, dass der Complex der Sedimentärtuffe hier nicht fehlt, wenn er auch grösstentheils in die dolomitische kalkige Facies aufge- gangen ist. Das vom Mt. Schiavon herabkommende Mate- rial ist rein dolomitisch und gleicht Schlerndolomit. Dagegen kommen am Sovandrethal auf der Südseite des M. Tudajn auch Schutt und Geschiebe herab, die einem etwas bunten Kalk angehören, und möglicherweise schon eine Andeutung der Lagen sind, in denen von Herrn Stur an dem einige Stunden weiter östlichen Clapsavon Hallstätter Ammoniten gefunden wurden. (S.. dessen Geologie der Steiermark S. 3ll u.) | An der Strasse längs der Piave zwischen Tudajo und S. Stefano passirt man‘ die Schichten vom Schlern- dolomit zum Phyllit; sie sind steil gestellt und liegen in der nach N W laufenden Faltenrichtung; man bemerkt auf dieser kurzen Strecke namentlich auch eine zweimalige Folge aus Buntsandstein im Phyllit; die Schichten scheinen sich in den 489 spitzen Winkel zwischen Mt. Piedo und Mt. Chianda zu ver- laufen. Kommt man von den Piedowiesen her auf den Monte Piedo, — der, zu den Dolomitmassen des Tudajo gehörend, nur durch die Piavespalte von diesem abgeschnitten ist, — so folgt auf die steil gestellten bekannten obersten Lagen des Buntsandsteins mit gelben Mergelknollen etc. sehr schnell der Dolomit; Schichten der Röthgruppe machen sich nur in Frag- menten bemerklich und die Muschelkalkschichten fallen gar nicht auf; diese Unregelmässigkeit kann dadurch erklärt werden, dass eine, etwa nordöstlich gerichtete Schichtenfaltung von einem Längsbruch betroffen und die Massen beiderseits dessel- ben verschoben wurden. Ganz ähnlich folgen an dem etwas weiter nördlich, so- eben ausserhalb des Kartengebietes fallenden Sasso Lunge- rino auf der Ostseite des Digonethals die gewiss dem Tudajo entsprechenden Dolomitwände aus dem Thal gesehen scheinbar unmittelbar auf den Buntsandstein.*) Verhalten der Triasstufen unter den Dolo- miten, im nordöstlichen Gebietstheil von der Piave bis Toblach. Die grosse Breite, welche auf der Strecke von Danta nach dem Najarnola die einzelnen Complexe der tieferen Triasstufen einnehmen, erklärt sich selbstverständlich durch die Wellenbiegungen, in denen sie liegen, es mögen dabei auch Wiederholungen vorkommen. Eiue oder mehrere sehr flache Wellen, in denen die Bunt- sandsteingruppe liegt, glaubt man z. B. auf dem Höhenrücken vom Col Castello nach Danta zu passiren. An anderen Stellen stehen die Schichten sehr steil, z. B. am Steig vom Colle Somacea nach Auronzo. Auf die schon berührte Er- scheinung der Wiederholung von Phyllit nach Buntsandstein stösst man auch weiter gegen Comelico zu, so zwischen Danta und Padola, wo sie jedoch weniger deutlich hervortritt als an den Gehängen NO von letzterem Ort. Verfolgt man einen %) Bei Erklärung solcher Unregelmässigkeiten darf die Möglichkeit einer tief herabgreifenden dolomitischen Facies nicht unbeachtet gelassen werden. — In dem vom Mt, Piedo angeführten Fall scheint mir indess die Erklärung durch Dislocation die richtigere, weil die local nicht hervor- tretenden Schichten an verschiedenen benachbarten Stellen ringsum wieder sichtbar sind. Zeits. d. D. geol. Ges. XXVI, 3. 32 490 der dort herabkommenden Bäche aufwärts, so überschreitet man einen breiten Phyllitstreifen, auf den aufwärts wieder Buntsandsteinschichten und Conglomerat zu folgen scheinen; ähnliche Beobachtungen macht man auf dem Wege von Padola gegen die Höhe des Col Rossone, auf dessen NO - Abhang gegen das Digonethal grössere Schollen ehemaliger Be- deckung mit Buntsandstein und Conglomeratschichten auf dem Phyllit liegen geblieben sind (Profil VII.). Weiter aufwärts im Padolathal, beiderseits des Torrente Risena liegen vor den höheren Dolomitwänden herabge- brochene, resp. durch Dislocation tiefer zu liegen gekommene grosse Dolomitabbruche, welche sich noch weiter gegen den Kreuzberg zu ziehen. Von den kleineren derartigen Do- lomit-Dislocationen, deren Wirkungen im hinteren Sextenthal und Comelico zu bemerken sind, war schon fruber die Rede — bei Besprechung der Diluvialbildungen. _Schichtenwieder- holungen, wie sie in Folge der Falten und Abbrüche auch in dieser (segend vorkommen, sind auf der Karte wenigstens an der einen Stelle auf der rechten Seite des Fischeleinthales_ einigermassen wiedergegeben, wo sie besonders auflallen. In beträchtlicher Höhe über dem T'hale erscheinen hier in einer steilen abgebrocheuen Wand die Schichten des Muschelkalks erster Stufe, nachdem ihnen gegenüber nach N schon Dolomit und Rauchwacken des Muschelkalks zweiter Stufe vorauf- gegangen sind. Abwärts zum Sextenthal wiederholen sich auch hier die dolomitischen und Foraminiferenlagen der Röth- gruppe mehrmals. Die Wiederholungen und Abbrüche ziehen sich von da weiter an den Gehängen hin gegen Innichen und Toblach zu; überall, wo man gegen die Dolomitwände aufwärts steigt, wird man auf ihre Spuren geführt. (Wir erinnern hier z. B. an das wiederholte Auftreten der oolithischen Schnecken- Lu- machellbänke in ganz verschiedenen Höhen.) Mit ihnen hängt denn auch die grosse Ausdehnung dieser Gehänge, besonders in der ersten Muschelkalkstufe zusammen, z. B. bei Toblach, wo der Buntsandstein beim Bahnhof in der Thalsohle ansteht, während die bituminösen Dolomite am Beginn des Muschel- kalkes zweiter Stufe erst am oberen Ende des Toblacher See’s herabkommen. Die genannten Dislocationen werden hier vorwiegend von der SO- bis NW-Richtung der Falten 1a ea | Fr ” 491 und Bruche beherrscht, mit welcher ja auch der Verlauf des Sexten - Padola - Thales selbst, von Innichen bis St. Stefano zusammenhängt. Die Strecke von Toblach bis Enneberg, bezüg- lich der tieferen Triasstufen. An dem Berggehänge SW von Toblach prägen sich die einzelnen Complexe ziemlich scharf durch Ruückenbildung und in den Steigungsverhältnissen aus. Auf der Sudseite des schluchtartigen Einrisses, der sich obenam Trogerbach vor dem Sarnkofel hinaufzieht, sieht man die Wellen und Falten ganz aufgeschlossen, in welche die Schichten der ersten Muschelkalkstufe, besonders die rothen Schiefer, gelegt sind. Die nach oben folgenden Dolomitbänke, besonders von Beginn des hier mächtigen, körnigen Dolo- mites mit Gyroporella pauciforata an, nehmen an diesen Fal- tungen nicht mehr Theil, eben in Folge der Beschaffenheit und Mächtigkeit des Materials; die wirkenden Kräfte äusserten sich dagegen durch Bruch, dessen Richtung in den Nord-Steil- wänden des Sarn- und Badkofels gegeben ist; nur so ist es zu verstehen, dass, nachdem man vom Pusterthal aus auf den Vorhöhen vor Sarnkofel und Badkofel anlangend, den Dolomit mit Gyroporella pauciforaia, und uber ihm sogar noch Reste von Petrefactenkalken der dritten Muschelkalk - Stufe überschritten hat, in den Steilwänden abermals unten die bitu- minösen, weiter hinauf die gyroporellenreichen Bänke der zweiten Stufe erscheinen, obschon die Lagerung gegen das Pragserthal zu so eigenthümlich wird, dass, die dislocirten, aphanitischen Halobienschiefer den Dolomit des Badkofels geradezu zu unterteufen scheinen.*) Die erwähnte Bruchspalte verläuft ziemlich westöstlich; dass aber auch ein kreuzendes System von Kräften thätig ge- wesen ist, geht z. B. aus dem Umstand hervor, dass die Dolo- mitbanke des Badkofels steiler fallen als die des Sarnkofels — man sieht dies aus dem Thal bei Prags — und dass die *) Vergl. hierzu die betreffenden Bemerkungen im ersten Theil, beim Schlerndolomit im weiteren Sinn. N, Jahrb. f. Miner. 1873 pag. 278 ff. pag. 286 ff. sind bei der Darstellung dieser Verhältnisse die Dislocationen übersehen, auch die unrichtige An- gabe gemacht, dass am Westfuss des Badkofels sich ein Schuttkegel hinaufziehe. 32* j d: a 492 ganze Masse des letzteren viel höher gehoben ist als die des ersteren; es erhellt Qies weiter aus der Lagerung des Dolomits am Golserberg über Prags, verglichen mit der des Dolomits der Vorhöhen das Sarnkofels und endlich aus dem Abbruch dieser Dolomitpartieen auf der Westseite, der sich besonders am Badkofel sehr auffallend ansieht; dieser Berg fällt mit einer völligen Steilwand quer gegen das Streichen in das Pragser Thal ab. Seine westliche Fortsetzung ist so voll- ständig versenkt, dass an seinem Westfuss die überlagernden Hornsteinkalke des Muschelkalks dritter Stufe obenauf liegen, und sich so schliesslich, doch nur durch Dislocation, dieser Complex vollständig um den ganzen Berg herumzieht. Der hier so auffallend hervortretende Bruch, — er streicht fast mehr nach N als nach NW — geht weiter fort und senkt die Fortsetzung der Schichten, die man oben auf dem Rücken zwischen Sarnkofel und Dürrenstein anstehen sieht (s. Profil IV. und die Erläuterung in Abtheilung I. bei den Sedimentärtuffen) unter den Schutt im Pragserthal. Ein ähnlicher Abbruch geht auch quer in der Thalschlucht zwischen Badkofel und Golser- berg durch. Weitere Brüche zeigen sich in den Verwerfungen, welche man am Nordwest-Ausläufer des Dürrenstein aus dem Pragserthal sieht, und welche die St. Cassian-artigen Schichten am Dürrenstein gegen den liegenden Dolomit mehrmals ver- schieben; Dislocationen, die sich noch weiter ins hintere Pragser Thal ziehen.: Auf Rechnung der nach NW angeord- neten Dislocationskräfte ist wieder der steile Absturz des Dürrenstein in die Tiefe des Pragser Thals und der wei- tere Verlauf der entsprechenden Wände, Zwölferspitze, Herstein zu setzen. Die Dislocationen auf der Strecke Inner- und Ausser- prags wurden früher — I. Abtheil. bei der dritten Muschel- kalkstufe — schon angedeutet. Sie bestehen darin, dass gegen ‚, den Thalausgang bei Schmiden Buntsandstein, Röth und sogar noch Schichten der ersten Muschelkalkstufe, weiter thalaufwärts noch hangendere Complexe unter die Thalsohle geschoben sind, sodass dort schon die dunkelgrünen, aphani- tischen Schichten mit Pflanzenspuren im Thalgrund liegen. Hierdurch, wie durch Querbrüche an den südlichen Thal- gehängen — besonders deutlich längs des Denna- oder Dannebaches — manifestirt sich auch hier wieder das sich 493 kreuzende System von Dislocationskräften; eine genauere Be- trachtung der Schlerndolomit-Steilwände von der Zwölfer- spitze zum Herstein lässt ihre Wirkung auch an diesen recht wohl erkennen. — Es ist dies die einzige Stelle im ganzen Verlauf der unteren Triasstufen vom Enneberg bis zum Anziei und nach Cadore, wo sie in gedachter Weise völlig verschwinden. Ihr weiterer Verlauf längs den Nordabstürzen der Hoch- alpe und Dreifingerspitz giebt zu keinen besonderen Be- merkungen Anlass. Was man sieht, erklärt sich alles wie sonst; so ist z. B. nach dem Obigen die tiefgesenkte Lage ganz verständlich, welche entsprechende Complexe mit Ein- schluss der Schlerndolomitwände auf der Südseite von Ausser- prags gegen ihre westlichen Fortsetzungen einnehmen, wenn man auf dem Bergrücken von der Hochalpe zum Welsberger Berge steht und herabsieht. Das Abschneiden der Sedimentärtuffgruppe in ihrer ty- pischen Entwickelung an der Spalte des Thals Ausserprags und des Pragser Wildsees wurde schon früher bemerkt; unter der Hochalpe ete. ist ganz vorwiegend die dolomitisch-kalkige Facies vertreten. Jenseits des Enneberger Thals, nach Wen- gen zu, setzen nach der Karte v. RıcartHorsn’s die Tuffe als solche wieder fort. Es scheint überhaupt, dass dieselben, da sie auf der Nordseite des Peitler Kofels, Ruefenbergs und der Geisterspitzen nicht erscheinen, in diesem Gebiete eine gewisse, in der Richtung nach NO ziehende Grenze nicht überschreiten, wie ihr Grenzverlauf vom Anzieithal nach Prags unter dem nord- östlichen Schlerndolomitgebirge her im Ganzen ein nach NW gerichteter sein durfte, Durch die aus der Gegend von Comelico angeführten, an der Grenze des Phyllits zu den untersten Triasschichten vor- kommenden Schichtenwiederholungen überzeugt man sich, dass die Unterlage der 'Trias an den Faltungserscheinungen Theil nimmt, was ja auch sebr deutlich hervortritt, wenn man die Schichten des Pbyllitgebirges für sich allein betrachtet. Die Dislocationen sind derart, dass sie das ganze alpine Gebirge bis tief herab zu den alten Formationen betreffen, wie nicht minder die der Trias aufgelagerten Schichten mitsammt dem Neocom, — Weitere Betrachtungen über die Verbreitung und 494 ns Wirksamkeit gedachter Dislocationen auch in benachbarten alpinen Gebieten wurden die Grenzen unserer Arbeit über- schreiten. *) | | Allgemeines uber die Dislocationen der tie- feren und höheren Gebirgstheile. Die Betrachtung der Dislocationen, welche die Triasschichten bis einschliesslich der Sedimentärtuffgruppe, also das ganze grossartige Funda- ment erfahren hat, auf welchem das eigentliche Dolomitgebirge aufgebaut ist, liess uns überall die Wirkungen von Kräften erkennen, welche offenbar in SV—NO und SO—. NW lau- fenden Axen angeordnet waren. Man muss sich diese Kräfte überall wirksam und in jenen Axenrichtungen ungleich vertheilt. ‘denken, in der Art, dass sich von Stelle zu Stelle Mittelkräfte, selbst wieder ungleich stark und in Ebenen rechtwinklich zu jenen Richtungen — eigentlich als Kräftepaare — wirksam, bildeten. Es entspricht dabei den Gesetzen der Mechanik, an- zunehmen, dass diese Kräftesysteme nicht gleichzeitig, sondern nacheinander oder wechselnd thätig wären, da sich ihre Wir- kungen in beiderlei Richtungen deutlich zu erkennen geben; dort jedoch, wo sich Wirkungen, z. B. Bruchspalten zeigen, die von den vorwiegenden Richtungen abweichen und ziem- lich geradlinig mehr S-N öder W-O laufen, Kann man sie als unter dem Einfluss von Resultirenden entstanden denken. Die Wirkungen selbst mussten in Wellenbiegungen, Zusammen- faltungen und Ueberschiebungen , in Längs- und Querbrüchen *%) Die sehr allgemeine Erscheinung, auf die man beim Ueberschreiten der tieferen Triasstufen in Querthälern oder über Gehänge stösst — dass nämlich die Fragmente liegenderer Schichten, deren obere Grenze man schon überschritten zu haben glaubt und wirklich überschritten hat, auch noch aufwärts und manchmal weit aufwärts vereinzelt oder zahlreicher wieder auftreten — steht im unverkennbarsten Zusammenhang mit den durch Falten und Abbrüche bedingten Schichtenwiederholungen, welche sich, durch Schutt und Vegetation verhüllt, wohl häufiger der Wahrnehmung entziehen, als sichtbar werden. Eine Karte kann daher auch stets nur ein annäherndes Bild liefern. Besonders fallen solche Fragmente von Phyllit auf, die sich aufwärts in die unteren Trias- schichten wiederholen, In manchen derartigen Fällen, z. B. da, wo solche Fragmente auf Vorhöhen vor den Dolomitwänden erscheinen, einem jenseits aufsteigen- den Phyllitgebirge gegenüber, ist allerdings auch an Diluvial-Erschei- nungen zu denken. > ö8 Da 495 bestehen. Da keinerlei Schichtenmaterial absolut nachgiebig oder absolut spröde ist, mussten durch das ganze Schichten- gebäude hindurch alle jene Wirkungen zum Ausdruck kommen, was auch thatsächlich der Fall; da aber die tieferen Schichten bis an den Schlerndolomit, theils durch ihr Gesteinsmaterial, theils durch ihre relativ geringe Mächtigkeit und ihren mannich- fachen Wechsel innerhalb einer gewissen Dicke im Ganzen eine nachgiebigere Masse als die aufruhenden Dolomite bil- deten, kamen an ihnen die Falten, Ueberschiebungen und in Folge davon die scheinbaren Wiederholungen viel mehr zur Geltung als bei jenen. Die oben beschriebenen z. Th. com- plieirten Dislocationserscheinungen, welche man an dem Funda- ment des Dolomitgebirges überall wo_ es zu Tage tritt, bemerkt, müssen sich ähnlich auch in seinem unsichtbaren Theile unter die ausgedehnten Dolomitmassen fortsetzen. An diesem selbst äusserten sich die Dislocationskräfte vorwiegend nur durch Brüche; sie mussten brechen, da ıhr Material zum Biegen wenig geeignet, und weil sie zugleich zum Biegen in diesem Material zu mächtig waren. Und so zeigt sich denn auch in der That das ganze Dolomitgebirge durch und durch von. Brüchen durchsetzt; während sie sich bei dem Schlerndolomit meist auf grössere Gebirgsschollen beschränken, ist das noch sprödere Material des Hauptdolomits stellenweise bis in die einzelnen Bänke von Kreuz- und Quersprüngen erfüllt; wir haben hier das Gegenstück zu der feinen bis zur Ziekzack- biegung gehenden Falten, wie man sie an den Schiefern der ersten Muschelkalkstufe öfters wahrnimmt. Es ist ganz dasselbe System von Dislocationskräften, welches sich an den grossen Dolomitstufen, nebst deren Auf- lagerungen von Dachstein etc., wie an ihrem Fundament äussert und dem jetzigen Gebirgsbau zu Grunde liegt. Dass es das- selbe ist, ersieht man daraus, dass die Dislocationserscheinun- gen in diesen höheren Stufen denselben Richtungen folgen wie unten; verschieden ist nur die Art der Wirkung, aus den angegebenen Gründen. Die angedeutete Wirkungsweise der Dislocationskräfte musste es mit sich bringen, dass dieses höhere Dolomit- gebirge in eine Anzahl grösserer und kleinerer Gebirgsschollen zerbrach, welche gegeneinander, namentlich in verticaler Rich- tung verschoben sind und unter verschiedenen Winkeln, nach 4196 verschiedenen Weltgegenden einfallen; die trennenden Brüche laufen vorwiegend in der Richtung nach NO und NW und bringen stellenweise das Fundament des Dolomitgebirges zu Tage. Ein solehes besonders deutlich abgegrenztes Gebirgs- bruchstück z. B. betrachteten wir oben schon in dem Mt. Ro- siana oberhalb Auronzo. Ein Blick auf die Karte lässt die hauptsächlichsten Dislocationslinien leicht und übersichtlich erkennen. Nachdem somit die Grundlinien für die tektonische Be- trachtung der höheren Dolomit- und Kalk - Gebirgsstufen ge-. zogen sind, erübrigt noch, diese Betrachtung bei den einzelnen Gebietstheilen® durchzuführen. Pelmo. Beginnen wir wieder im SW des Gebietes, so sehen wir über den weithin freigelegten Sedimentärtuffen die stattliche Dolomit- und Kalkmasse des Pelmo sich erheben, isolirt von dem nach N und O liegenden, zusammenhängen- deren Hochgebirge, gleichsam inselartig. Es ist dieser Berg ein Rest der ursprünglich durchgreifenden Hauptdolomit- und Dachsteinbedeckung, doch der Rest selbst wieder zur Ruine zerstört. Mehrfache starke Brüche, sowohl der NO- als der NW-Richtung angehörig, durchsetzen die Masse, wie sich das besonders von N, NW und W aus gesehen, auf’s Deutlichste kund giebt. Die Bruchstücke sind stark gegen einander, theils in verticaler Richtung gesunken und verschoben, theils um mehr horizontale Axen etwas gedreht, welch letztere Erschei- nung besonders deutlich an der auf der nordöstlichen Ecke liegenden Hauptdolomitpartie hervortritt, welche durch einen nach NO verlaufenden Bruch von den höheren Massen abge- trennt und ihrer Dachsteinbedeckung beraubt, mit ihren tafel- formig geschichteten Bänken steil gegen die Hauptmasse ein- fällt und nach unten in Schutt versinkt. Man sieht dies von S. Vito, wie noch besser von W her, aus der Gegend der Forcella Staulanza. Ä Die höheren Massen- bestehen rundum aus wohlgeschich- teten Dachsteinbänken. Wie das unterlagernde Gebirge allseitig gegen das Centrum des Pelmo zu einfällt, so erkennt man selbst noch in den Bänken seines Hauptdolomits und Dach- steins ein muldenförmiges oder wenig schräg abwärts gehendes Einfallen nach Innen: die Art und die Richtungen der Dislo- cationen, die sich auch abwärts um den Berg herum fortsetzen, 497 giebt sich in Uebereinstimmung mit dem weiter oben hierüber bemerkten auch hier zu erkennen. Von der wahrscheinlichen Auflagerung der Schlernplateauschichten an dieser Stelle auf Kalke und Dolomite, die noch zur Sedimentärtuffgruppe ge- hören, war schon früher die Rede. Von dem zu diesen dolo- mitisch kalkigen Repräsentanten der Tuffe gehörenden Mt. Crotto kann angenommen werden, dass er vor Eintritt der Dislocationen mit Mt. Carnera nach einer Richtung westlich vom ersteren und südlich vom letzteren in einem Zusammen- hang stand. Schlerndolomitzug vom Beccolungo zum Set Sass, von Ampezzo gegen St. Cassian zu, In ziemlich geradem Verlauf zieht der mauerartige Abbruch dieses lang- gestreckten, fast plattenförmigen Schlerndolomit- Massivs über Fioreutinathal und Buchenstein in nordwestlicher Richtung hin. Gegen das östliche Ende verläuft im Beccolungo der Ab- bruch nach NO ins Boitathal hinab, und diese Richtung tritt noch einmal vor dem Südvorsprung des Set Sass hervor. Der ausspringende Winkel über dem Mt. Carnera wird durch die solidere Unterlage erklärlich, welche das dolomitische Material dieses Berges im Vergleich zu den Tuffschichten rechts und links darbot. Die ganze grosse Schlerndolomit- platte fällt im Niveau des Schlernplateaus im Allgemeinen nach NO ab; aber sie ist durch zahlreiche nach NO laufende Querbruche in Theilplatten zersprungen, welche gegeneinander mehr oder weniger gedreht sind, daher etwas verschieden einfallen. Man sieht das z. B. sehr gut beim Blick von Ampezzo nach SW, auf den nächstliegenden Theil dieses Schlerndolomit- gebirges, welcher von der Querspalte des Val Ambrizola, und von einer anderen, etwas sudlicheren durchsetzt wird. Eine breitere Thalspalte folgt dann nach der anderen Seite im Giauthal, in dessen oberen Theil sich die höheren Dolomit- bänke des Mt. Carnera noch fortsetzen. Die Querspalten wiederholen sich weiter westlich noch mehrfach, afficiren die Platte des Nuyulau weniger, begrenzen aber dann beider- seits, im Falzargo-Pass (Abstieg nach Buchenstein) und im Valparola-Pass die besonders stark herausgedrehte, daher steil NO abschiessende Theilplatte des Sasso di 7 en Strega, an den sich endlich die weiter westlich zum Set Sass hin folgenden Schlernplateaulagen schliessen. Neben den NO verlaufenden Querspalten fehlen die nach NW ziehenden Brüche nicht; man sieht das z. B. von Ampezzo aus, und noch besser aus dem Boitathal in der Gegend von Zuel und Acqua buona, an dem terrassenförmigen Abfall, der vom Fuss der Croda del Lago abwärts gegen Ampezzo zieht; ein Umstand, durch welchen sich mehrfach auf den Stufen und in den Winkeln der Terrassen Schlernplateau-Schichtenreste auf der Schlernplateau - Unterlage erhalten haben. Man sieht diese NW laufenden Brüche noch schärfer ausgeprägt gegen das Westende dieses Gebirges, wo sie zwischen Sasso di Strega und Lagazuoi im Tra i sassi- (oder Tre sassi-) Pass ver- laufen, dann von der Valparola abwärts nach der Tiefe des Chiumenathals, wie von Tre sassi abwärts längs des Weges nach St. Cassian vor dem Pasquaberg her, und abermals hinter dem letzteren Berge her. Stets ist zwischen diesen Verwerfungen das betreffende Stück der Schlerndolomitplatte wieder herausgehoben, meist NO abfallend.. Das Theilstück des Pasquaberges ist, wie man aus der Thaltiefe von NW her sieht, abermals von mehreren Parallelbrüchen durchzogen, so dass sich diese Masse staffelformig nach NO und SW abstuft. Ein Gesammtdurchschnitt in NO—SW-Richtung (Profil I.) ergiebt somit in dieser Gegend eine Reihe von Schlerndolomit- stücken hintereinander, die in dieser Richtung meist nach NO gedreht sind, und eine Art treppenförmigen Vorbau zu der höher gelegenen Masse der Lagazuoikette bilden; sie fallen dabei zugleich auch gegen NW ab, der SW —NO laufenden Bruchspalte zu, welche sie von der hoch aufsteigenden Haupt- dolomitmasse des Fanisberges*) trennt. — In den Winkeln (Thaltiefen) haben sich auch hier Schlernplateauschichten-Reste erhalten, das meiste davon musste jedoch der Zerstörung an- heimfallen, wenn der Hauptdolomit einmal entfernt war. Man bemerkt ferner, dass sich die Verwerfungs - Erschei- nungen in der NW laufenden Richtung auch noch vor dem *) Der Name Fanisberg scheint weniger gebräuchlich als der Name Laverella, von der Scharte über St. Cassian an bis zum süd- lichen Absturz ins Thal, durch welches man nach der Gross- Fanis- Alpe geht. 499 langgezogenen Abbruch des Schlerndolomits nach SW an eini- gen Stellen fortsetzen. So namentlich vor dem Sudvorsprung des Set Sass, wo jenes Dislocationsstück mit dem Korallen- kalk und anderen Schlernplateauschichten - Resten vorliegt; und von diesem aus sowohl östlich als westlich — beiderseits sinken die dislocirten Partieen bald in Schutt ein — und wahr- scheinlich auch eine kleine Strecke nach S zu, nach der Masse der dort vorliegenden Schlernplateauschichten - Fragmente zu schliessen. Auch am West-Vorsprung des Set Sass gegen Prelungei scheinen bei genauer Betrachtung weitere Verwer- fungsstücke, meist von Schutt verdeckt, vorzuliegen.*) Aehn- liche Verwerfungen , die vor dem Hauptabbruch der Schlern- dolomitwände herziehen , überschreitet man beim directen Absteig von der Valparola nach Castell’ Andraz, und sieht man zugleich am Süd-Absturz des Sasso die Strega; vor den Wänden des Nuvulau über Mt. Por& scheint abermals ein sol- ches Stück vorzuliegen. Den ganzen langen Verlauf dieser Schlerndolomit-Mauer vom Beccolungo zum Set Sass, in ihren Querbrüchen und Ver- schiebungen und den davorliegenden abgebrochenen Partieen übersieht man sehr gut von einem südlich hoch Sn Standpunkt, z. B. dem Mt. Pore. An der vom Falzargo-Pass nach Ampezzo und zwar von W nach O laufenden Bruchspalte längs der Falzargostrasse setzt das ganze plattenföormige Schlerndolomitmassiv des Nu- vulau etc. ab; nördlich davor erhebt sich seine Fortsetzung als zweite Terrasse, um westlich vom Col dei bos, grossen- theils noch von Schlernplateauschichten bedeckt, aber der Hauptdolömitauflagerung beraubt, die ansehnlichen, stark vor- springenden Vorböhen des Lagazuoi zu bilden und östlich vom genannten Punkt die "Basis für die Schlernplateau- schichten und die Hauptdolomitwände der Tofana abzugeben. Der ganze Zug vom Falzargo - Pass nach Ost abwärts, be- *) Hier ist also unter Umständen Verwechselung von St. Cassian- Petrefacten mit solchen aus Schlernplateauschichten möglich. — Wenn es mit dem weiter oben als möglich dargestellten Auskeilen des Schlern- dolomits an dieser Stelle seine Richtigkeit haben sollte, so können aller- dings jene nach W vorliegenden Verwerfungsstücke nur mehr eine geringe Mächtigkeit haben, 500 ren sonders von Süd aus gesehen, etwa von den Höhen des Nu- vulau, lässt jene Gebirgsstufen in ihrer gegenseitigen Lagerung, in ihren Uebergängen an den Grenzen, wie in ihren äusser- lichen Verschiedenheiten auf’s klarste hervortreten (Figur neben Profil VIII... Gegen Ampezzo zu verwischt sich jedoch das Lagerungsverhältniss mehr und mehr durch die starken Ver- rutschungen der Schlernplateauschichten unter der Tofana, so dass diese Schichten zuletzt von dem Schlerndolomit der Crepa überlagert zu werden scheinen; in Wirklichkeit be- zeichnen die Nord- und Ostwände der Ürepa Bruchspalten, und ihre Fortsetzungen nach den genannten Richtungen sind naturlich unter den Schlernplateauschichten des Ampezzothales zu suchen. Der Hauptdolomit-Ruinen der Croda del Lago, des Beeco di mezzodi, Averau etc., ihrer Schlernplateau- schichten-Unterlage und der übrigen Reste von Schlernplateau- schichten dieses Gebietstheils wurde schon früher gedacht. Schlerndolomit-Gebirge in Nordost, zwischen Anziei und Prags. Wie schliessen nun gleich die tekto- nische Betrachtung des Schlerndolomit-Gebirgstockes im NO des Kartengebietes an, welcher den Gegenflügel der eben ge- schilderten Gebirgspartie bildet, doch an Ausdehnung und Mächtigkeit bedeutender hervortritt. Man sieht dieses mächtige Schlerndelomitgebirge von zahl- reichen Bruchspalten durchzogen und umgrenzt, die theils den Hauptdislocationsrichtungen nach NW und NO folgen, theils davon abweichen. Es folgen den genannten Richtungen na- mentlich sämmtliche äussere Umgrenzungslinien, nämlich die Bruchspalten längs Sextenthal und Comelico Supe- riore und der damit zusammenhängende steile Abbruch des Dolomits nach NO; nicht minder die Grenzbrüche nach SW, längs Dürrenstein und Mt. Piano; die Südgrenzen am Anziei; das Querthal des Val Marson, Fortsetzung des längs dem Anziei und Auronzo weiter ziehenden Bruches, und andere kleine Kreuz- und Querthäler. Nur die wenigsten der- selben dürften als reine Erosionsspalten aufzufassen sein, am meisten noch mögen die oberen Thal- Anfänge und -Verzwei- gungen zu solchen gehören. Die ursprüngliche Bruch - Natur giebt sich eben bei den grösseren Thalbildungen deutlich genug durch die Divergenz im Schichtenfall beiderseits, dann auch 501 schon durch das ausgesprochene Vorwalten derselben Richtun- gen zu erkennen. Abweichend von diesen Richtungen verläuft besonders die Aufbruchspaite des oberen Rienzthales, oder das Thal der Ampezzaner Strasse von Toblach zum Dürrensee. Man überzeugt sich beim Durchstreifen der Thäler dieses Gebirgsstockes, wie beim Rundblick von den Höhen, z. B. vom Mt. Piano, oder von den entsprechenden Hochflächen weiter östlich, gegen die Toblacher Platte zu, auf’s deutlichste, wie die einzelnen Gebirgsschollen, in welche dieses ganze Schlerndolomitgebirge zerfallen ist, bezüglich ihrer gegen- seitigen Verschiebung und Aufrichtung, und auch bezüglich der weiteren Zerstörung ganz unabhängig von einander dastehen, wie aus dem Folgenden näher ersichtlich, Die Masse des Dürrenstein fällt nach SW mit dem Schlernplateau ab, also von der Aufbruchspalte längs der Ampezzaner Strasse weg, und der Bruchspalte, welche sie vom Hochgaisl trennt, zu. Andererseits bemerkt man gegenüber, im Osten, an dem Zug vom Birkenkofel bis Schwalben- kofel ein östliches Einfallen der Dolomitbänke, besonders auf der Ostseite, längs dem Innerfeldthal. Das Gebirg- Bruchstück des Mt. Piano, denn ein solches ist es, liegt ziemlich horizontal, wie die obersten deutlich abgesonderten Dolomitbäanke und die Besichtigung des Plateau’s selbst zei- gen; indess bemerkt man in Folge durchgehender Brüche doch etwas divergirende Neigungen oben. Die sich östlich an- reihenden Bruchmassen der Centralpartie, in der Gegend der Drei Zinnen, Toblacher Platte etc., liegen ebenfalls wenig von der Horizontalen abweichend und enden nach oben mit ihren Schlernplateaulagen, welche etwas treppenförmig gegeneinander versetzt erscheinen, Die Gebirgstheile weiter nördlich und östlich fallen durchgängig gegen SW, indem ihre Schichten gegen den Aufbruch längs dem Sextenthal und Co- melico anstehen; dabei sind diese Massen überhaupt höher gehoben als die centralen Theile, wie man aus der bedeutend höheren Lage erkennt, welche die obersten Schlerndolomit- spitzen und die Schlernplateaulagge am Schusterstock (Schusterplatte) gegen die entsprechenden Lagen in der Ge- gend der Drei Zinnen einnehmen. Auch noch an den östlichsten Gebirgspartieen, bis zum ws 502 Najarnola erkennt man eine etwa gegen SW, nach der Bruchlinie des Anziei-Marson-Thales gerichtete Neigung. Da- gegen falleu die Partieen im SW, am Campoduro, den Cadinspitzen und weiter gegen die Drei Zinnen, allgemein von dem Aufbruch im SW weg und nach N oder NO zu; auch sie liegen absolut höher als die centralen Theile, da z. B. die Spitzen der Cadini, welche bis oben hin Schlern- dolomit sind, die Schlernplateaulagen in der Gegend der Drei Zinnen, des Lavaredosattels und gegen Mt. Campedelle zu weit überragen. | Bemerkung. Die Nebenwirkungen oder Secun- därwirkungen auf die benachbarten Dolomitpartieen, welche die Hauptbrüche und -Spalten im Gefolge hatten, sind öfters recht wohl zu bemerken, z. B. an manchen Stellen längs der Ampezzaner Strasse. So in der Gegend, wo der Klaus- bach herabkommt. An den Bergmassen der östlichen Thal- seite hier äussern sie sich dadurch, dass dieselben, in Folge von Parallelbrachen zum Hauptbruch des Thales relativ ge- sunken sind gegen die weiter hinten liegenden höheren Theile, deren Schichten östlich gegen das Innerfeldthal fallen, An dem Felsenwand-Vorsprung, dem Klausbach gegenüber, sind sogar die Schlerndolomitbänke geradezu nach dem Thalriss abwärts gebogen und verdreht; obwohl man bei der wenig hervortretenden Schichtung gerade dieser Schlerndolomit- partieen nicht immer sicher sein kann, ob man Bänke oder bei der Dislocation entstandene parallele Zerklüftungen vor sich hat. — Aehnliche ansehnliche Secundär - Dislocationen und -Abbrüche sind gegenüber, an dem Östende des Flodinger, — Am Mt. Piano, dessen oberste Schlerndolomitbänke, gegen das Plateau zu, sehr deutlich hervortreten, und dessen Hauptmasse ziemlich horizontal liegt, sind doch die vortretenden Theile der Ecke bei Schluderbach nach der Thalspalte abwärts ge- zogen. — Von ähnlichen Secundärwirkungen ist der ganze Südausläufer des Dürrenstein, die Strudelköpfe, nach Schluder- bach zu afficirt, — Aehnliche von Hauptbruchspalten aus- gehende Seitenwirkungen bemerkt man öfters bei genauerer Betrachtung; so z. B. auch an dem westlichen Theil der Cadini, der mitsammt den aufsitzenden Pfeilern etwas nach der Misu- rina-Bruchspalte zu neigen scheint, : 503 Die Frage, warum sich von der mächtigen Hauptdolomit- decke, die einst über dieses ganze Schlerndolomitgebirge weg- ging und selbst noch ohne Zweifel von jüngeren Gebilden bedeckt wurde, nur so wenige Trümmer erhalten haben, diese Frage ist nicht schwer zu beantworten, wenn man die grosse Zahl und die Natur der Dislocationen berücksichtigt, von denen die ganze Gebirgsmasse betroffen wurde. Bedenkt man ferner, wie unsolid das zunächst unterlagernde Fundament des Haupt- dolomits war, nämlich die grossentheils und in dieser Gegend ausschliesslich aus Steinmergeln bestehenden Schlernplateau- schichten; wie wenig dieses Schichtenmaterial zum Widerstand befähigt war gegenüber den überall auf Brüche hinwirkenden Dislocationskräften, und später gegenüber der Verwitterung, sobald die Bruche dieses Fundament einmal an zahlreichen Stellen freigelegt hatten; wie hoch solche Steinmergel im Hauptdolomit hinaufgehen, und wie die Beschaffenheit dieses Dolomits selbst vielfach eine zwischen Steinmergel und Dolomit schwankende ist: so erklärt sich die Zertrümmerung und Fort- führung dieses einst mächtigen Schichtenbaues leichter, als es auf den ersten Blick scheint. *) Dass die übrig gebliebenen Reste vorzugsweise auf dem centralen Theile stehen geblieben sind, ist ebenfalls leicht verständlich. Alle äusseren Theile der ehemaligen Haupt- dolomitdecke waren vermöge der geneigteren Stellung, die von den ringsum gelegenen Aufbrüchen ausging, vermöge der nach der Hauptaufbruchspalte zu sich ohne Zweifel mehrenden *) Ein vollkommenes Bild dieser grossartigen Zerstörung durch zahl- lose Brüche, Verwitterung und Abschwemmung gewahrt man noch jetzt an den bedeutenden Steinmergel-Massen, welche am Wildgraben, und noch mehr gegen die Toblacher Platte zu, längs dem oberen Schwarzen-Rienz- Thal, durch Dislocation fast wie zwischen Schlerndolomit eingeklemmt erscheinen; man braucht dieses Bild nur auf grössere Räume auszudehnen, um zu sehen, wie alles, was über solchen Schichten lag, der Zerstörung mit anheim fallen musste. Derjenige Rest von Hauptdolomit und Schlernplateau - Schichten (Steinmergeln), der sich vom Pullkofel gegen den Wildgraben zieht, giebt in seinen, vielfach von Brüchen durchsetzten, stellenweise ganz zwischen oder neben Schlerndolomit eingesunkenen Massen ebenfalls ein verkleinertes Bild der grossartigen Massen, die einst zur völligen Zer- störung vorbereitet, über dieses ganze Gebirge hin lagen. wo eg Parallelbrüche, und vermöge der absolut höheren, exponirten Lage, in die sie gerathen waren, der Zerstörung und ÜUnter- waschung mehr ausgesetzt, als die inneren Theile, welche zudem seitlich von höher gehobenem Schlerndolomit umfasst und so geschützter waren; so dass die jetzigen ruinenartig aufsteigenden Trümmer der Drei Zinnen etc. die letzten Bruch- stücke eines grösseren centralen Restes derart, sozusagen Reste zweiten Grades sind. Nach Entfernung der Hauptdolomitdecke mit den Stein- mergeln machte die Zerstörung zunächst an der Schlernplateau- lage Halt, mit welcher sich ihr ein widerstandsfähigeres Ma- terial darbot. Dieses Niveau hat sich an zahlreichen z. Th, ausgedehnten Strecken dieses Gebirges erhalten, die nicht mehr namhaft gemacht zu werden brauchen, weil sie dem Beschauer überall gleich in die Augen fallen; hie und da liegen sogar noch Steinmergel auf, und nicht selten zeigen sich Erosions- erscheinungen verschiedener Art, Furchen, Spalten und tief_ eingeschnittene Wasserläufe, weiche in die ebene Fläche ein- gegraben sind. Noch weit ausgedehnter sind aber die Strecken, wo die niemals ruhenden Erosionswirkungen' das Schlerndolomit- massiv selbst angegriffen und der fortschreitenden Auflösung in Einzelmassen, bis zu Pfeilern, Spitzen und Nadeln herab entgegengeführt haben. Diese Art der Zerstörung war durch -die Dislocationen vorbereitet und eingeleitet; ihre eigentliche Thätigkeit füllt die ganze später folgende Zeit und wirkt be- sonders nach der gänzlichen Abschwemmung der auflagernden Schichten und ohne Aufhören weiter. Wir finden natürlich auch hier, dass die Auflösung des Schlerndolomits an den äusseren Theilen am weitesten vorgeschritten ist, welche die höchste absolute Lage einnahmen und den Hauptbruchspalten, diesen Hauptwegen der Zerstörung und Abtragung, am nächsten lagen. Die Erosion folgte dabei den zahlreichen Spalten, mit welchen das Dolomitmassiv seit der Zeit der Dislocationen durchzogen war; so sieht man denn z. B. die Schlerndolomit- Pfeiler und -Spitzen in der Nähe der äusseren Gebirgswände im SW und NO schräg gebirgeinwärts gerichtet, also nach NO bez. SW, in Uebereinstimmung mit dem Schichtenfall an diesen Stellen und mit den die Schichten quer durchsetzen- den Brüchen. 505 ‘ Die Hauptdolomittrümmer auf dem vorher geschilderten Scehlerndolomitgebirge im SW Ampezzo’s sind natürlich aus denselben’ Gesichtspunkten ‘zu beurtheilen, die wir bei den letzten Betrachtungen geltend gemacht haben. — Nicht minder ist nun vollkommen verständlich,‘ warum sämmtlicher höhere Dolomit ete. über so starken Dislocationen, wie wir sie aus der Gegend von Caprile, der Fiorentina u. s. w. kennen lernten, nunmehr verschwunden ist; oder auch über so steilen Schichtenstellungen, wie am Mt. Malone etc. bei Auronzo. Die steilen und plötzlichen Abbrüche, sowohl des Schlern- als des Hauptdolomits, die als hohe Wände’ vor dem Auge des Beschauers aufsteigen, können nunmehr, wenn man 'sich das Wesen der Dislocationen und ihre späteren Folgen klar ge- macht hat, nichts Befremdendes mehr haben. Es sind das alles die später noch mehr oder weniger nachgerissenen Wände von Bruchspalten, die Grenzen, bis zu denen die vorher so gründlich vorbereitete Massen - Abtragung gelangte, resp. zur Zeit gelangt. ist. Wo die Zerstörung überhaupt einmal einhielt, da musste dies vor solchen Bruchwänden geschehen, die ver- möge ihrer Neigung, ihres Verlaufes, und vermöge des Zu- sammenhalts der einwärts folgenden, noch geschlosseneren Massen befähigt waren, eine Grenze abzugeben. An solehen Bruchwänden konnte es ‚beim Schlern-, wie beim Hauptdolomit nicht fehlen. Denn wenn auch die Dislo- cationskräfte überall vorhanden gedacht werden müssen — und die durchgehenden Faltungen bei den Schieferschichten des Muschelkalks, die durchgehende Zertrümmerung mancher Do- lomitbänke beweisen dies —, so ist aus dem jetzigen Gebirgs- bau doch ebenso ersichtlich, dass sie namentlich für die höheren Gebirgsstufen auf gewissen sich kreuzenden Linien vorzugsweise eoncentrirt zur Wirksamkeit gelangten, wodurch eben jenes Zerfallen in einzelne Gebirgsschollen nach jenen Richtungen zu Stande kam; die uber gedachten Linien gelegenen Theile verfielen, vorzugsweise von Brüchen getroffen, am leichtesten der völligen Zerstörung und Abtragung, bis an die beidersei- tigen, festeren Halt bietenden Wände. Es gilt dies namentlich auch von den Haupt- Kufbruchel linien, z. B. längs Cadore, längs des Sextenthals etc, Hier mussten zahlreiche, nach oben fächerformig auseinanderlaufende Spalten entstehen, und der von ihnen betroffene Gebirgstheil Zeits. d,D, geol. Ges. XXVI, 3, 99 weh über dem jetzigen Thal, noch dazu hoch herausgehoben, musste 2 nothwendig der späteren Zerstorung anheimfallen, die zunächst die dolomitischen Massen und später noch das geborstene Gewölbe der tieferen Schichten wegräumte. Der ganze sich rings um unser Gebiet herumziehende Dolomit-Abbruch im N und NO gegen das Phyllitgebirge, im SO und SW gegen die jenseits Cadore und Zoldo aufsteigenden Gebirge, ist aus die- sen Gesichtspunkten zu verstehen. Nicht minder sämmtliche, oft in auffallender Steilheit aufsteigenden Wände. des Schlern- und Hauptdolomits, wie sie in unserem Gebiete allenthalben Li vorkommen und auch in den bekannten Gebirgen weiter west-. lich nach Bozen zu u. s. w. überall auftreten. *) *) Die Frage, wie weit ehemals die Triasschichten das Phyllitgebirge in N- und NO-Richtung über die jetzigen Abbrüche hinaus bedeckten, kann hier nur kurz berührt werden. Dass diese Bedeckung überhaupt weiter ging, das zeigt der Abbruch selbst und die grosse Mächtigkeit, mit der die Dolomitstufen in den steilen Wänden der Hochalpe, des Schusters u. s. f. gleich beginnen; nicht minder die Triasreste, die wir auf Col Rossone und vielleicht auch anderswo finden. Dass aber diese jenseitige Bedeckung bis auf solche ganz unbedeutende Trümmer ganz verschwunden ist, das ist nach der Natur der Dislocationen nicht auf- fallend. Denn wenn z. B. längs des Sextenthals das Phyllitgebirge, die Unterlage der Trias, dem Triasgebirge jetzt gerade gegenüberliegt und nach der langen Erosion noch beträchtliche Meereshöhen, die hoch an den Dolomitwänden hinaufreichen, aufweist, so ist ersichtlich, zu welchen Höhen die ehemalige Fortsetzung der Trias erhoben war, wie auch, dass sie in dieser ausgesetzten Stellung, von den Dislocationen stark zertrüm- mert, nicht lange aushalten konnte, Da die Dislocationen in eine spätere Zeit fallen, als die Bildung der jüngeren Schichten. welche wir über Trias und Jura finden, und da andererseits angenommen werden kann, dass die mächtigen Wirkungen der Diluvialzeit mit den Trümmern der Dislocation so ziemlich aufge- räumt haben mögen, so drängt sich die ganze Umgestaltung in einen relativ nicht langen Zeitraum zusammen. Es versteht sich, dass nachfolgende Erosion, fortgesetzter Absturz von Blöcken und grösseren Massen an den ursprünglichen Bruchspalten noch viel geändert haben; beim. Hauptdolomit vermöge der Natur seines Materials vielleicht noch mehr, als beim Schlerndolomit, doch auch bei letzterem sind grossartige Trümmer und Blockhaufwerke am Fuss der Wände nicht selten; man bemerkt wohl auf diese Weise entstandene, ausgedehnte, frische Wandflächen, die sich durch ihre Farbe von den früheren, verwitterten abheben. Der Schlerndolomit strebt meist in rauhen, sich in Pfeiler und Vorsprünge abtrennenden oder auflösenden 507 . Nach diesen Bemerkungen allgemeiner gültigen Inhalts, die wir an die Analyse der tektonischen Verhältnisse des Dolomitgebirges im NO knüpften, wenden wir uns zur Be- urtheilung des Gebirgsbaus der noch übrigen Dolomit- und Kalkgebirge unseres (sebietes, und können uns nunmehr dabei um so kürzer fassen. Dolomit- und Kalkgebirge im Sudost. — Sora- piss — Antelao — Marmarole. Der von West und Süd her in steilen Wänden zu ungemeiner Höhe hinaufstrebende Dolomitbau des Antelao besteht — da der Schlerndolomit sozusagen zu einer Bank redueirt ist — fast nur aus Haupt- dolomit, dessen Schichten, wie alle tieferen, nach N bis NÖ fallen; über diesem liegt noch Dachstein, dessen Platten, etwas treppenformig gegeneinander vortretend und abgebrochen, fast wie eine grosse schiefe Ebene von den höchsten Theilen zur Forcella piccola und ins Val Oten hinab ziehen. Sie stossen hier an einem Bruch ab, und nördlich davon erhebt sich abermals in den Sudabsturzen der Marmarole hinziehend der Hauptdolomit in schroffen und wilden Felswaänden. — Die Schichten des Sorapiss-Gebirges fallen auf der Südseite nördlich, von dem Bruch, der durch die Forcella piccola geht, weg; die Neigung ist bei den hier zunächst abgebrochen vor- stehenden Hauptdolomittafeln ziemlich steil. Auf der Nord- seite, von der durch den Trecroci - Pass ziehenden Bruchlinie her, fallen die Schichten südlich. Der über dem Hauptdolomit folgende Dachstein nimmt an dieser Senkung von beiden Seiten gegen die Mitte Theil; bei ihm scheint sich die Senkung wirklich zu einer muldenförmigen Einbiegung zu gestalten, Wänden auf und zeigt in diesen keine Schichtungslinien; der Haupt- dolomit und Dachstein bietet öfters mehr eben verlaufende Wände, an . denen sich die Schichtungslinien oft aufs schärfste abzeichnen (z. B. To- fana, Vallon bianco im Travernanzesthal, Drei Zinnen); alles dies mit w der petrographischen Beschaffenheit auf’s innigste zusammenhängend. Die fortgesetzte Wirkung der Abtragung ist bei diesen Dolomit- gebirgen so bedeutend, dass sich die Formen wahrscheinlich im Verlauf der historischen Zeiten merklich geändert haben; es bezeugen dies die enormen Schuttkegel und die grossartigen, mitunter bis zu Bergstürzen gesteigerten Abschwemmungen durch Wolkenbrüche, Die durch Vege- tation geschützten tieferen Vorstufen leisten verhältnissmässig mehr Widerstand, 33 * 508 - “r was an dem Material seiner Bänke liegen muss, wie man dies in der Forcella grande, wie auch von den Gebirgshöhen DB West aus sieht: während die Schichten des Hauptdolomits in. der Einsenkung doch geradlinig verlaufen und dabei vor den quer durchgehenden Brüchen abstossen. *) Das Marmarole-Gebirge steigt aus der Bruöhspakte längs dem Anziei auf, gegenüber den Sedimentärtuff- und Schlerndolomithöhen am Campoduro, Die ganze Hauptdolomit- und Dachsteinmasse auf der Südseite des Anziei scheint nach N und zugleich auch in der Richtung nach O gesenkt, wobei jedoch zunächst an der NO-Ecke, dem schon früher beschrie- benen Mt. Rosiana gegenuber, das Einfallen der Bänke wieder bergeinwärts ist. **) | In den mässigen Hauptdolomit- ‘und Dachsteinmassen, die den SO des Gebietes auszeichnen, hat man ein Seiten- stück zu den ebenso mächtigen Schlerndolomitmassen des NO; beiderlei Gebirgsstufen , stratigraphisch übereinanderfolgend, liegen hier orographisch nebeneinander. In diese Lage herab- gebracht konnten allerdings Hauptdolomit und Dachstein in einer Weise ausdauern, dass sie an Masse und "Höhe dem seitlich anstossenden Schlerndol&mit gleichkommen , resp. ihn überbieten; ihre nördliche Fortsetzung aber, die einst über den Schlerndolomit wegging und dort zu weit beträcht- licheren Höhen gehoben war, unterlag der Zerstörung in un- *) Die am Fuss des sogen. Col di Prato da Mason im Thal östlich von $. Vito anstehenden Steinmergel sind möglicherweise dieselben, die bei Acqua buona anstehen und unter der Senkung der Sorapiss - Massen durchgehend wieder hervortreten. Sie würden dann an der Basis des Hauptdolomits liegen. Nördlich von Acqua buona scheinen sie durch einen Bruch versenkt, um in den Wänden des Crepedel wieder vorzu- treten. Abgesehen von der Schwierigkeit der Verfolgung einer solchen Schichtenreihe bei zwischenliegenden Dislocationen ist es jedoch wohl auch denkbar, dass im Bereich der Schlernplateau- und unteren Haupt- dolomitschichten Steinmergel auf einige Entfernung hin in Dolomit über- gehen können. 5 *%) Darf ich die Nordseite der Marmarole aus der Erinnerung be- urtheilen — ich habe dieselben nicht bestiegen —, so sinkt in der Ge- gend, etwa Stabizione gegenüber, der Dachstein in treppenförmig folgen- den Brüchen bis zum Anziei, in der Weise wie im Profil VI. angedeutet, und die Hauptdolomitgrenze würde schon unter — nicht wie auf der Karte dargestellt, noch über — der Thalsohle sein. 509. gleich stärkerem NMaasse und hinterliess nur geringe Reste; noch etwas weiter nach Norden endlich war die ganze Trias auf der Phyllitbasis im NO längs des Sextenthales zu ähn- lichen Höhen gehoben und wurde nicht minder so gut wie ganz zerstört. So wirkte die Umgestaltung in gewissem Sinne wieder nivellirend auf die Gebilde ein, die sie erst so ungleich erhoben hatte. Ampezzo. Tofana. Lagazuoi. Cristallo. Die Entstehung der Thalweitung von Ampezzo ist auf mehr- fache den Dislocationsrichtungen nach NW und NO folgende Bruchspalten zurückzuführen, welche an dieser Stelle inter- ferirten und so den ursprünglich darüber lagernden Gebirgs- theil besonders stark afficirten, so dass er später der Erosion und Abschwemmung unterlag. Die Spuren der Dislocationen in jenen Richtungen lassen sich noch jetzt an den Gebirgen ringsum erkennen. Das gegen Ampezzo einfallende Schlern- dolomit-Gebirge im SW mit seinen Hauptdolomit - Trümmern haben wir in dieser Beziehung schon betrachtet. Unten bricht es an der NW verlaufenden Bruchspalte des Hauptthales ab, und seine nächste Fortsetzung nach N und NO ist ver- senkt. Der Abfall des Sorapiss-Gebirges gegen Ampezzo, in einigen grossen Stufen, steht mit der NO laufenden Disloca- tionsrichtung im Zusammenhang; seine Schichten fallen von hier aus gegen SO. Selbstverständlich sind die die Thalweitung erfüllenden Schlerndolomit - Schichten von den Dislocationen mit betroffen und dadurch vielfach in ihren Lagerungsverhält- nissen gestört, verrutscht ete. Da die Dislocationen nicht nur in Brüchen, sondern auch in relativen Hebungen und Verschie- bungen. bestanden, so kann die Mächtigkeit dieser Schlern- plateau-Schichten, z. B. auf der NO-Seite gegen den Cristallo . zu, recht wohl eine factisch geringere sein, als sie jetzt er- scheint. Der terrassenförmige Vorbau, den sie dort gegen den Hauptdolomit bilden, wurde früher schon erwähnt.*) Der Hauptdolomit-Stock des Cristallo im NO Ampezzo’s fällt in seinen ‚Schichten im Allgemeinen nach N ein, doch *) Eine der nordöstlichen Dislocationsrichtung folgende Verwerfung, welche da ungefähr durchgeht, wo die niederen Wände. des Crepo di sumelles an die höheren des Pomagognon grenzen, sieht man sehr deutlich aus dem Thale. 510 liegen die einzelnen Theile, in welche er durch die Disloca- tionen abgetheilt ist, eben in Folge derselben, etwas ver- schieden.*) Im Nordost, gegen Val Popena bassa und Schluder- bach zu, folgen die Spaltenthäler der nordöstlichen Richtung. Auch die grossartigen und prachtvollen Pyramiden, welche die höchste Erhebung, den Kamm des Cristallo. bilden, werden durch Spalten getrennt, die etwa nach dieser Richtung laufen, und quer gegen die sehr deutlich hervortretenden, schräg abwärts ziehenden Schichtungslinien stehen, zum Zeichen, dass sie nicht nur durch Erosion zu Stande kamen. Dagegen verfolgt die den niedrigeren Pomagognon vom eigentlichen Cristallo abtrennende Thalspalte des Val grande die Richtung nach NW. Die Stelle an den Tre eroci kann man entweder auf sich kreuzende Bruchspalten in NO und NW-Richtung, oder auf einen mehr W-O laufenden Aufbruch zurückführen, was im Effect auf dasselbe hinauskommen wird. — Die ganze äussere Umgrenzung des Üristallostocks wird durch ehemalige Bruchspalten hervorgebracht, welche, ungefähr wenigstens, die Haupt- Dislocationsrichtungen einhalten. Ins- besondere kommt hierdurch längs dem Misurina und Po- pena bassa-Thal das östlich anstossende Schlerndolomit- Gebirge direct neben den Hauptdolomit des Cristallo zu liegen. Die im Grunde des Misurinathales vielfach anstehenden, den Schlernplateau - Schichten angehörigen Korallenkalke und ‘St. Cassian-artigen Gesteine kann man als den unteren Theil des die Spalte nicht erfüllenden, dislocirten Gebirgskeiles an- .*) So ist das Einfallen der Bänke in der Nähe von Schluderbach ein nordöstliches, weiter westlich, mehr gegen die Rothwand. nach N gerichtet. — Das Abwärtsliegen nach N der ganzen mächtigen Haupt- dolomit-Masse des Cristallo sieht man sehr schön von den Höhen östlich: Monte Piano, Lavaredosattel etc. aus, Alle möglichen petrographischen Varietäten des Hauptdolomits wer- den in dem Geröll des Val fonda bei Schluderbach herabgeführt. Dieses Thal ist durch die, ursprünglichen Brüchen folgende Erosion ziekzackartig in die Hauptdolomitbänke eingeschnitten, die hier, gänzlich von Zerklüf- tungen quer gegen die Schichtung durchzogen, fast zersplittert sind und ca. 20° O — NO fallen. In Folge der Zerklüftung vielfache Erosions- erscheinungen, Aushöhlungen, Unterwaschungen. Die Auflösung des Hauptdolomits in Pfeiler und Nadeln tritt am Cristallin noch stärker hervor als an den westlicheren Theilen. | | 511 sehen; der versenkte und unter dem Cristallo weiter fortsetzende Schlerndolomit mag wenig tiefer liegen. Bemerkung. In der Tiefe des Val buona-Thales, wenig oberhalb Bastianshaus scheint mir dieser Schlerndolomit unter seiner Bedeckung hervorzutreten ; etwas aufwärts, gegen Tre eroci, kommen jene graugrünen, rauhen, steinmergeligen La- gen, die für das Schlernplateau charakteristisch sind, herab, und nach den (ristallowänden aufwärts stufen sich terrassen- formig, doch sehr verwachsen, die Schlernplateau - Schichten ab. Man sieht die Terrassen sehr gut vom Südende des Misu- rinathales, wie aus der Nähe der Tre croci; von hier aus erkennt man trotz mehrfacher, quer durchgehender Brüche, dass sie ganz mit denen am Crepo di sumelles correspondiren, abwechselnd dolomitisch und kalkig-mergelig sind. Der Hauptdolomit der Tofana bildet im Ganzen noch eine geschlossenere, weniger zerrissene Masse als die westlich benachbarte Lagazuoikette und selbst als .der Oristallo. Der Gebirgsstock der Tofana fällt mit lauggezogenen, geraden Wänden gegen Ampezzo, wie gegen Travernanzes ab, welche Wände von NO laufenden Bruchspalten herrühren; die ganze Masse liegt dabei nach N und NO schräg abwärts, wie der Ori- stallo. Doch ist eine gegenseitige Verschiebung einzelner Theile auch hier deutlich zu sehen. Der mittlere Hauptstock ist durch eine nach NO gerichtete tiefe Spalte nochmals getheilt. Ein etwa NW gerichteter Bruch trennt den südlichen, über der Falzargostrasse und Col dei bos gelegenen, kleineren Gipfel der Tofana von dem Hauptstock ab, und ein eben solcher den Col Rosa am anderen Ende. Von Progoito aus, im Nord, bemerkt man ein etwas westliches Einfallen der Sehichtungslinien am Haupttheil der Tofaua, der gegen Tra- vernanzes neigt, ein Gegensatz zu dem Verlauf am $üdende, an der Falzargostrasse. Auf den Hauptdolomit der Lagazuoi und des Vallon bianco legen sich die wohlgeschichteten Kalk- banke des Dachstein und ‚fallen nach NW gegen die Gross- Fannes-Alp ein. Dolomitgebirge von Prags bis Enneberg. Der Blick aus dem Hintergrund von Innerprags aufwärts in die von der Welsberger Rossalpe herabziehende Thalweitung zeigt die südlich vorliegenden Hauptdolomitmassen unter dem 52 BE .Dachstein am Hochgaisl von erheblichen Dislocationen be-. troffen, welche sich in der Trennung der Massen: in einzelne Pfeiler mit verschiedenem Schichtenfall bekunden. _ Weniger stark treten sie an der.nördlich von diesem Thal gegen die Zwölferspitze zu gelegenen Partie. hervor. Das Schlernplateau des Dürrenstein bricht oben über dem Kaserbachthal in nord- östlicher Richtung ab, wie man schon, von unten hinaufsehend gewahrt, und von da ab durchsetzt der Einbruch des Kaser- bachthals, der sich in das Pragserthal verlängert, schräg den Schlerndolomit, welcher dann jenseits, in. der Zwölferspitze weiter zieht. Quer gegen diesen Einbruch laufen wieder die Verwerfungen, welche, wie wir schon früher erwähnten, die St. Cassian-artigen Schichten am Dürrenstein betreffen, Die Schlernplateau - Schichten, die wir in. der Seeland- und Ochsen-Alm hinter dem Dürrenstein unter ähnlichen Ver- hältnissen,.. wie im Misurinathal finden, treten im Einbruch. längs des Kaserbaches nur fragmentarisch, zuletzt wohl mit Trümmern verworfener St. Cassian-artiger Schichten vermischt auf und entziehen sich sogar noch an der Zwölferspitze, von Prags her, dem Blick. i Der Einbruch am Pragser Wildsee begrenzt das Pragser Dolomitgebirge nach. West. Er zeigt uns auf’s deutlichste‘ die südlich bis westlich fallenden Bänke des Schlerndolomits: am Rauchkofel, wo alle charakteristischen; Merkmale dieser Gebirgsstufe aus den liegendsten in die hangendsten. Bänke verfolgt werden können. Nach dem. Grünwaldthal zu schliesst er mit einer sehr hohen Lage, unzweifelhaft schon Schlernplateau, ab. Die Ostwand des Sees liegt zunächst noch im Schlerndolomit des Herstein, auf den sich der ausge- zeichnet tafelformig .geschichtete , Hauptdolomit des Ross- kofels, etwa mit 40° nach SSW fallend, legt; abermals ent- ziehen sich die Schlernplateau- Schichten hier dem Blick, nur hoch oben lässt die Scharte zwischen Herstein und Rosskofel das Vorhandensein von Zwischenschichten, wie auch die äusse- ren Verschiedenheiten des oberen und unteren Dolomits er- kennen. Nach Norden stürzt der Herstein in den für den Schlerndolomit charakteristischen, etwas gerundeten Pfeilern steil ab; die ganze Masse fallt zugleich stark gegen den Ein- bruch des Sees abwärts, und man erkennt in der Theilung 513 in pfeilerartige Massen deutlich Parallelbruche zu der Haupt- Bruchspalte den See entlang.*) Südlich von der Dislocationsspalte des Grunwaldthales ist der Schlerndolomit etwas tiefer als seine nördliche Fort- setzung zu liegen gekommen. Am Südende des Pragser Sees steigen von unten auf die ungeheuren Hauptdolomit- und Dach- stein-Wände des Seekofels; etwas westlicher hebt sich jedoch am Fuss der aufruhenden Hauptdolomitmassen der Schlern- dolomit wieder etwas hervor; an dem nächsten Gebirgsvor- sprung ist er unter dem deutlich in seinen Platten vorsprin- genden Hauptdolomit nebst der den Schlernplateau - Schichten zukommenden Senkung zu erkennen. Die Schichten fallen hier überall auf der Südseite der Bruchspalten steil nach Sud ein; hoch oben legen sich die Bänke des Dachsteins auf und begrenzen den Horizont mit ihren mehr in langgezogenen Cur- ven: verlaufenden Umrissen. | Besonders scharf markirt sich die dislocirende Bruchspalte in ihrem Verlauf wenig südlich von der Jochhöhe zwischen Prags und Enneberg; man befindet sich hier auf hohen, wenig geneigten Schlerndolomitlagen, am Schlernplateau mögen nicht viele, abgeschwemmte Lagen fehlen: an der Spalte bricht der Schlerndolomit ab, und nahe davor liegt der gesenkte Hauptdolomit, der so gedreht ist, dass seine plattenförmigen Bänke steil nach Sud einschiessen. (Profil II.) Auch in diesen Gebirgspartieen druckt sich die Anordnung der dislocirenden Kräfte vorwiegend auf nach NW und NO laufenden Linien aus. Das Schlerndolomitmassiv der Hochalpe liegt weniger stark nach Sud geneigt als das des anstossenden Rauch- kofels; auch von der westlich benachbarten Dreifinger- spitz’ ist’ es durch einen Bruch getrennt, der NW nach der Furkel verläuft. Nicht nur die Schlernplateau-Schichten sind von diesem Gebirge längst verschwunden, sondern die Zer- störung hat ‚auch schon tief in den Körper des Schlerndolo- “mits selbst eingegriffen. Der Nordabsturz ist an seinem Kamm schon tief eingesägt und zerspalten, und breite Furchen und *) Noch viel mehr tritt dies alles von einem höher gelegenen Punkt, z.B. von dem Bergrücken nördlich: von St Veit hervor, — Eine gleiche Seharte wie hinter dem Herstein trennt den Schlerndolomit der Zwölfer- ' spitze von dem rückwärts folgenden Hauptdolomit. 514 Thäler durchziehen die dolomitische Hochfläche und verlaufen in Schluchten, die in das Finsterbachthal hinunterziehen. — In der Gegend des Jochübergangs nach Enneberg, und von da südöstlich gegen die Hauptdolomitgrenze zu sind die hö- heren Schlerndolomitlagen besser erhalten. Das südliche Einschieben der Dolomitstufen und des Dachsteins in die Sohle des Rauthals, welches dem System der nach NW gerichteten Bruchspalten angehört, sieht man sehr schön in der Thalperspective von oberhalb St. Vigil. Gebirge zwischen Pragser Wildsee und Peutel- stein. Die eigenthumlich geschlossenen und gerundeten For- men, welche der dem Hauptdolomit auflagernde Dachstein bei der Abwitterung seiner Bäuke und seiner Massen zuletzt an- nimmt, drücken sich überall, wo er nicht in geraden Wänden emporsteigt, sondern vorspringende Rücken und Kuppen bildet, in den Contouren derselben aus und bedingen den Verlauf seiner Schichtungslinien in langgezogenen Curven, die man weithin an den Rücken und Kuppen, wie über die flacher ge- neigten Hochflächen mit dem Auge verfolgen kann. Eine Com- plication dieser Curven kann dadurch entstehen, dass sich bei diesem Kalk, wie es scheint, die Dislocationen nicht nur durch Brüche, sondern, im Gegensatz zu den Dolomiten, auch durch wirkliche Einbiegung seiner Schichten äusserten. - Diese Mo- mente treten in dem grossen Kalkgebiet, welches die höheren Theile und Sudabfälle des Mt. Sella und Seekofel bildet und sich um den Hochgaisl und die Croda d’ Ancona herum weiter westlich zur Fannesalp zieht, häufig hervor. Auf der Westseite des Hochgaisl’s wird dieses Gebirge von einer Bruchspalte durchsetzt, welche in nordwestlicher Richtung von der Ampezzaner Strasse, zwischen Croda d’ An- cona und Colfreddo, durch das Campo di eroce-Thal zieht und gegen den Monte Sella zu verläuft; wir erwähnten sie schon bei den jüngeren Schichten von La Stuva, welche an dieser Spalte abschneiden.*) In der Gegend, wo diese Bruch- spalte das Thal der Ampezzaner Strasse erreicht, erscheint das Gebirge auf ihrer Nordseite (Colfreddo) viel höher ge- *) Das Thal jedoch, welches La Stuva mit Peutelstein verbindet und vom unteren Lauf des Acqua di campo di croce durchströmt wird, scheint hauptsächlich durch Erosion ausgeweitet zu sein, 515 hoben als die entsprechenden Theile der Sudseite (Croda d’ Ancona). Die ganze höhere Schichtenmasse des Hoch- gaisl’s liegt nach dieser Bruchspalte hin abwärts; und indem, wie man z. B. von Fodara vedla aus übersieht, die dem nach NO gerichteten System angehörigen Dislocationen sich mit jenem Hauptbruch nach ‘NW combiniren, ist diese ganze Schichtenmasse in mehrere grossartige Schollen aufgebrochen und aufgebogen, deren Bruchwände über enormen Schuttmassen theils längs ‘des Hauptbruches verlaufen, theils quer dagegen in nordöstlicher Richtung aufwärts gegen den Gebirgskamm ziehen. Höher hinauf wiederholt sich auch die Bruchrichtung nach NW, und dieser zuzuschreibende Abbrüche verlaufen hinter Fosses, wo die jüngeren Schichten abermals an dem Abbruch abzustossen scheinen, so wie bei La Stuva. Auch auf der Ostseite des Hochgaisl bemerkt man Dislocationen,, die mit demselben System von Richtungen im Einklang stehen. Die höchste relative Erhebung liegt an der Stelle, wo die Roth- wand nach Sud abstürzt. Dürfen wir zum Schluss kurz einige Momente hervorheben, die für den landschaftlichen Charakter dieser Gegenden in seinem Zusammenhang mit den geognostischen Verhältnissen von Bedeutung sind — denn zu weiteren Erörterungen derart ist hier nicht der Ort — so liegen solche: in dem Üontrast der Formen des triadischen Hochgebirges mit dem Schiefer- gebirge im Nord; in der Wirkung, welche der hohe Dolomitbau auf den Terrassen und Rücken der tieferen Gebirgsstufen hervorbringt, die letzteren meist von Vegetation überzogen und in sanfteren Formen, erstere in weissen, zerrissenen Wänden und Pfeilern und bizarren Contouren; in der Unterbrechung der zackigen Begrenzung der Dolomitmasse durch die hori- zontal oder geneigt verlaufenden geraden Linien und Ebenen des Schlernplateaus; in den Unterschieden der Formen und Linien, selbst Farben, welche die beiden grossen, in so ver- schiedenartiger Weise uber oder neben einander aufgebauten Dolomitstufen, und den Dachstein uber ihnen. charakterisiren ; in den erossartigen Block - und Schuttmassen,, die sich am Fuss der Wände häufen und dem Gebirge durch die fort- 516 während thätige Zerstörung entrissen werden, welche im Verein mit der ihr vorangehenden Dislocation erst das jetzige Gebirgs- bild aus den ursprünglichen Sedimenten geschaffen hat. Nachträgliche Notiz, einige Petrefacten be- treffend. Von dem gesammelten Petrefactenmaterial führe ich nach vorläufigen Bestimmungen einstweilen an: Aus alpinem Muschelkalk erste Stufe; Ceratites sp. aus rothen Schiefern in der Nähe von Caprile, mit der Formen- reihe binodosus, antecedens verwandt, wahrscheinlich ein Vor- läufer der genannten Species. | Aus Schlernplateau-Schichten, 1. von Cortina: Epitheles capitata Münst.. Amorphofungia granulosa Münst. ?Rhabdo- phyllia recondita LaugBE, Isastraea ef. Haueri LauBE, Isastraea Gümbeli Laugz, sSolen caudatus Hav-, Cassianella gryphäata Mvnst. sp., Mwyophoria decussata Münst., Perna Bouei Hauv., Chemnitzia sp. div., Rhynchonella cf. quadriplecta Münst., Nau- tilus sp. 2. von Seeland bei Schluderbach: Rhynchonella cf. subacuta MUNST. sp., Spirigera Wissmanni Münst. sp., Corbula Rosthorni Bouk, Turbo cf. Epaphus Lausz, Holopella sp. Die vom Campo Rutorto am Pelmo aufgeführte Megalodon- Form (? Carinthiacum) war dort nur in Steinkernen zu finden. 517 3, Marine Diluvialfauna in Ostpreussen und: Zweiter Nachtrag. zur Diluvialfauna Westpreussens. Von Herrn G. Brrexopr: ın Berlin. Hierzu Tafel X. Schon vor mehreren Jahren glaubte ich endlich Spuren der nach Auffindung der marinen Schalreste in den Weichsel- gegenden auch in Ostpreussen zu erwartenden und gesuchten Molluskenfauna des Diluviums gefunden zu haben und stellte bei Gelegenheit eines Nachtrages zur marinen Diluvialfauna in Westpreussen in einer vorläufigen Notiz die nähere Beschrei- bung des Vorkommens bereits in Aussicht. Bei dieser näheren Untersuchung und nach Sammlung weiteren vielfach zer- brochenen und spärlich sich findenden Materials ergab es sich denn aber, dass man es hier, d. h. bei Arnau, 1} Meile ober- halb Königsberg, nur mit eingeschrammten, losen, jurassischen Formen im Diluvialmergel zu thun habe, ganz ähnlich, wie solche auch in Gemeinschaft mit Paludina diluviana in den Diluvial-Granden von Tempelhof bei Berlin gefunden werden und von Kuntu*) 1865 beschrieben sind. Nach dieser getäuschten Hoffnung verdoppelte ich, wie natürlich, meine Bemühungen und liess keine Gelegenheit bei der geognostischen Kartenaufnahme ungenutzt, auf Schalreste in den Diluvialmergeln oder -Sanden Ostpreussens zu fahnden. Aber sei es nun, dass dieselben wirklich hier noch spärlicher auftreten, oder dass dem Mangel eines so tiefen und grossen Thaleinschnittes, wie in Westpreusseu die Weichsel ihn bildet, die Schuld beizumessen ist, jahrelang wollte solches nicht ge- lingen und erst im Sommer des Jahres 1872, also 7 Jahre nach Auffindung der Diluvialfauna im ganzen Weichselgebiet, *) Zeitsch. d. d. geol. Ges. Bd, XVII. pag. 311. 518 kamer mir endlich die ersten sicheren Spuren derselben in Ostpreussen zu Gesicht. Bei Gelegenheit des Baues der Thorn- Tnlenberser Eisen- bahn hat man nämlich in der Gegend der Bahnhöfe Skandau und Gerdauen grössere Grandgruben eröffnet, in welehen sich nach und nach — denn das’ Vorkommen derselben ist noch äusserst spärlich und selbst hohe den Arbeitern ausgesetzte Trinkgelder vermochten immer nur einzelne Schalen oder Schalbruchstücke in meine Hände zu liefern — fast die ganze von der Weichsel beschriebene Fauna gefunden. Die erste der Gruben liegt beinahe + Meile südlich der Kreisstadt Gerdauen, unmittelbar an der nach Barten führen- den Chaussee bei dem Dorfe Langmichels. Die andere ist ca. $ Meile nordöstlich vom Bahnhofe Skandan, unmittelbar zu Seiten eines Eisenbahneinschnittes im Gebiete des Ritter- gutes Willkamm gelegen. Ein dritter Punkt, an welchem allerdings nur erst ein Exemplar, aber ein ganz wohl erhal- tenes von Cardium edule, gefunden worden ist, grössere Auf- deckungen aber auch noch nicht stattgefunden haben, liegt fast genau halbweges in gerader Richtung zwischen den Städten Gerdauen und Schippenbeil auf dem Gute Grunhof. An allen drei Punkten sind es in namhafter Mächtigkeit aufge- schlossene Sande und Grande des Unteren Diluvium, über welchen die der Hauptsache nach gleichmässig die Oberfläche, wenigstens des Hoöhenbodens, bildende Decke des Oberen Diluvialmergel nur gering war und daher, an der einen Stelle bei Gelegenheit des Chausseebaues, an der: zweiten durch den Eisenbahneinschnitt und am dritten Punkte in Folge grösserer Gartenanlagen die Sand- und Grandschichten zunächst ent- deckt und nachher weiter ausgebeutet wurden. Es haben sich bis jetzt gefunden: In den beiden Gruben von Langmichels und von Willkamm: | Cardium edule L. in genau derselben Erhaltung, wie - seine Schalen von der Weichsel beschrieben sind. Buccinum (Nassa) reticulatum L. in mittelgrossen Exem- plaren und ebenfalls gleicher Erhaltung. Cyprina islandica L. in denselben dickschaligen Bruch- stucken wie bei Mewe etc. 519 Mactra solida L. in mehreren Exemplaren, während bis vor Kurzem von der Weichsel her uberhaupt nur zwei Exemplare von Mactra vorlagen. Hierzu kommt noch aus der Grube von Will- kamm: Ein Tellina solidula allerdings nur mit Wahrschein- lichkeit zuzusprechender Schalrest und Ostrea edulis in einem Exemplare, das, wie die Funde aus Westpreussen erweisen (siehe den folgenden Nachtrag), nicht mehr mit Misstrauen zu betrach- ten sein durfte. Endlich von Susswasserformen: Valwata piscinalis MÜLL. in einem wobhlerhaltenen Exemplare. An dem dritten Punkte auf dem Gute Grunhof hat sich, wie schon erwähnt, nur erst Cardium edule gezeigt. Ausserdem fand sich in der genannten Grube von Will- kamm eine Astarte, welche hier nur erwähnt sein möge, weil sie bei schlechter, Erhaltung doch durch ihre Dickschaligkeit aufallt und an nordische Formen, wie solche bei Uddavalla sich finden, erinnert, möglicherweise aber auch in den Jura gehört, obgleich eine entsprechende dahin gehörige Form mir nicht gerade bekannt ist. Zweiter Nachtrag zur Diluvialfauna West- 'preussens.”) Auch betreffs der marinen Molluskenfauna der Diluvial- schichten Westpreussens, d. h. der Gegenden längs des Weichsel- thales von der russisch - polnischen Grenze hinab bis in die Nähe des Weichseldeltas sind abermals einige Notizen nach- zutragen. Nicht nur, dass sich die Fauna selbst wieder um ein paar Arten vermehrt hat, auch neue Fundorte sind zu den alten hinzugekommen und wird der Verbreitungskreis auch hier ein allgemach immer grösserer. Jacobsmühle bei Mewe, wo die aus dem Diluvial- mergel ausgewitterten und durch Regen ausgespülten Schalreste *) Erster Nachtrag siehe Zeitschr. d. d. geol, Ges. Jahrg. 1868 pag. 435 ff. 520. auf dem Sande der unterlagernden Schichten ganz allmälig ab- trocknen und erhärten können, wo sie daher auf dem ganzen Sandabhange des Berges in bester Erhaltung zu sammeln sind, bleibt noch immer der ergiebigste Fundpunkt. Unter den in letzter Zeit einigermassen massig gesammelten Exemplaren sämmtlicher bisher ‘von hier genannten Arten fanden sich diesmal eine ganze Anzahl von Bruchstücken eines Cardium echinatum L., auf: das kleine Stuckchen bereits früher hinzuweisen ‚schienen, ohne dass jedoch bei der Klein- heit und mangelhaften Erhaltung eine wirkliche Bestimmung möglich gewesen wäre. Die jetzigen Funde lassen keinen Zweifel mehr, wie auch die :Abbilduugen Taf. X. Fig..3 be- weisen. | | Scalaria communis Lau. ist die zweite völlig neu hinzu- kommende Form. Ein äusserst zierliches, bis auf die ersten Windungen gut erhaltenes‘Exemplar, ‘wie es Taf. X. Fig. 2 abgebildet ist, : lasst unter der Loupe sogar noch eine, wenn auch äusserst schwache, röthlich streifige Färbung erkennen. : „Ostrea sp., wie sie sich wiederholt unter den Schalresten von Jacobsmühle gefunden hat und Fig. 4 auf Taf. X. abgebildet ist, wurde als jugendliche O. edulis betrachtet, abermals das wirk- liche Vorkommen derselben beweisen und somit auch für die - lose gefundenen grösseren Schalen sprechen, ’bei denen allein an eine Verschleppung zu denken war. Auch die in den Schriften der phys.-ökonom. Gesellsch. Jahrg. VI. (1866) als erster Fundpunkt erwähnte Stelle bei Rothhof unterhalb Marienwerder hat eine für jene Gegenden neue Form und zwar, entsprechend den ganz vereinzelten Funden von Paludina diluviana und Valvata piscinalis”), einen Süsswasserschalrest geliefert. Valvata macrostoma in einem ganz jugendlichen, so kleinen Exemplare, dass man im ersten Augenblicke Skennea pla- norbis, jene marine jetzt in der Nordsee auf Algen lebende Form, vor sich zu haben glaubt. Von neuen Fundpunkten ist zunächst die Gegend von Kniebau bei Dirschau zu nennen, wo nicht nur fast die gesammte Fauna vertreten ist, sondern auch' die bisher nur in ein paar Exemplaren von Mewe bekannte und jetzt (s. oben) *) Jahrg. VIII. (1867). 521 auch in Ostpreussen gefundene Mactra solida resp. M. sub-.» truncata sich in grösserer Anzahl und hinab bis zu ganz jugend- lichen Exemplaren gefunden hat. Für M. subtruncata sprechen nur einige hinreichend langliche Schalen. Auffallend ist, dass sämmtliche bisher gefundene Schalen sowohl hier wie bei Mewe und gleicher Weise in Ostpreussen kleiner und schwäch- licher sind als ausgewachsene Exemplare des heute in der Nord- see lebenden Thieres sie aufweisen. Es ist das um so auf- fallender, als bei den meisten übrigen Arten der Diluvialfauna namentlich betrefis der Dicke der Schalen sogar das Gegen- theil behauptet werden darf. Dieselben Schalreste haben sich ferner seit kurzem auch an den Abhängen beim Kirchdorfe Sprauden gezeigt, gegenüber der Montauer Spitze, ungefähr eine Meile nördlich Mewe. Beide neu genannte Fundpunkte binden sich noch an die Gehänge des Weichselthales; aber auch ausserhalb dieses aller- dings tiefsten und grössten Einschnittes in Westpreussen haben sich wenigstens Spuren der Diluvialfauna bereits ebenfalls ge- zeigt. So wurde schon vor einiger Zeit östlich der Weichsel in eirca 9 Meilen Entfernung von derselben auf dem Gute Gwisdszin bei Neumark im Kreise Löbau bei der Gewinnung von Diluvialmergel zu landwirthschaftlichen Zwecken ein voll- ständiges, betreffs der Erhaltung den bisherigen Funden auf’s Genaueste gleichendes Buccinum reticulatum gefunden und ebenso erhielt kürzlich die Provinzialsammlung der physik. - okonom. Gesellschaft zu Königsberg einen mir gegenwärtig nicht mehr vorliegenden Fund mehrerer der genannten Schalreste von einem mehrere Meilen westlich der Weichsel gelegenen Punkte, wenn ich nicht irre unweit Terespol. Zeits. d. D.geol, Ges. XXVI. 3. 34 522 3. Die mineralogische und chemische Zusammensetzung der Granitporphyre. Von Herrn Josern J. Baranowskı ın Warschau. Der Name Granitporphyr findet sich zuerst 1840 in Kırten’s „Skizzen der geogn. Verhältnisse der nächsten Um- gebung von Aschaffenburg“; Naumann, v. CoTTA und ZIRKEL adoptirten diese Benennung für die im Erzgebirge bei Alten- berg und in der Leipziger Umgegend bei Beucha und am Tummelberg vorkommenden Porphyre. Der mächtigste Gang von dem im Erzgebirge vorkom- menden Granitporphyr erstreckt sich über Altenberg südlich bis Graupen, nördlich bis zu dem Dorfe Ulberndorf und zieht sich zwischen Gneiss und Felsitporphyr hin, während ein an- derer, ein und eine halbe Meile westlich davon befindlicher Gang Gneiss und stellenweise Granit durchsetzt; ein dritter schmaler Gang läuft aus der Gegend von Dippoldiswalde über Frauenstein nach Nossau und dieser durchsetzt blos Gneiss. Der Granitporphyr in der Leipziger Umgegend ist ganz gleich demjenigen im Erzgebirge, und es waltet kein Zweifel ob, dass diese Gesteine identisch sind. Jener erstere bildet einen mächtigen, zwischen Wurzen und Trebsen sich erstrecken- den Gang, der am Tummelberge kuppenförmig zu Tage tritt. Ausserdem kommt bei Beucha der Granitporphyr aus dem Allavium an die Oberfläche und wird dort in Steinbrüchen als Baumaterial gewonnen. Das Altersverhältniss des Granitporphyrs in Bezug auf den in dieser Gegend zahlreich vorkommenden Felsitporphyr gestaltet sich stellenweise als ein verschiedenes, indem bei Ammelsheim dieser von ersterem durchsetzt wird, und sich so der Felsitporphyr als das ältere Gestein charakterisirt, während am Tummelberge der Granitporphyr von jenem durch- zogen wird und sich dadurch an dieser Stelle der Felsitporphyr als das jüngere Gestein kundgiebt. 523 Naumann beschreibt in seinem „Lehrbuche der Geognosie* (T. Bd. 2. Aufl. pag. 602) die Gesteine folgendermaassen: „Die feinkörnige, aus Feldspath, Quarz und Glimmer oder Chlorit einerseits, Hornblende andererseits bestehende Grund- masse dieser Porphyre ist nach Maassgabe der Farbe ihres feldspathigen Bestandtheils roth oder grau gefärbt“ u. s. w. B. v. Cotta sagt bei Rechtfertigung der Benennung Granit- porphyr (Gesteinslehre 2. Äufl. pag. 150): „Chloritischer Granit- porphyr, sehr oft Syenitporphyr genannt, wahrscheinlich weil man die eingemengten Chlorittheilchen mit Hornblende ver- wechselt hat; doch scheint das Gestein hie und da wirklich auch etwas Hornblende accessorisch zu enthalten. Die Grund- masse ist dicht oder feinkörnig.“ Ferner giebt ZiRKEL in seinem „Lehrbuch der Petrographie* (I. Bd. pag. 526) eine erschöpfende Definition der makrosko- pischen Structur dieses Gesteins, indem er anführt, dass das- selbe einerseits zu feinkörnig sei, um zu den porphyrartigen Graniten gerechnet werden zu können, andererseits aber auch nicht den nothwendigen Grad von Dichtigkeit besitze, um zu den Felsitporphyren zu gehören; nach ihm besteht dasselbe aus einem innigen Gemenge von Feldspath, Quarz und Glim- mer, wozu bisweilen noch Chlorit tritt, der die ganze Masse alsdann innig imprägnirt und ihr so ein grünliches Aus- sehen giebt. Wiewohl nun aber die Ansichten und Angaben dieser drei Geologen im Ganzen wenig von einander abweichen, so machen sich doch einige Unterschiede bemerkbar; in Bezug auf Gestein- structur schliesst die Definition von ZIRKEL diejenige von NAav- MANN und von CortA vollkommen in sich, dagegen differiren die verschiedenen Angaben uber die Bestandtheile merklich von einander. Nach Naumann bestehen die Granitporphyre ausser Quarz und Feldspath aus Glimmer und Chlorit oder aus Hornblende, so dass sich Hornblende uud Chlorit gegen- seitig ausschliessen; v. CorTA erklärt die Angaben der Horn- blende als Verwechslung mit Chlorit und meint, dass die Horn- blende nur accessorisch vorhanden sei. ZIRKEL ‚dagegen ‚erwähnt das Vorkommen der Harnblende in Granitporphyr gar nicht, Weiteren Studien wurde das Gestein nicht unterworfen, weder in Hinsicht auf mikroskopische Beschaffenheit noch auf 34" 524 chemische Zusammensetzung, ausser einzelnen Kieselsäure- bestimmungen von RusE, der für die im Erzgebirge vorkom- menden Granitporphyre 64 pCt. und für die in der Leipziger Umgegend 61 pCt. fand. Möge es mir in der vorliegenden Arbeit gestattet sein, meine Untersuchungen über diesen Gegenstand mitzutheilen. Die neue Richtung, welche sich durch die Anwendung des Mikroskops in petrographischer Forschung entwickelt hat, giebt über Vieles Aufschluss, was durch die Beobachtung mit dem blossen Auge und die chemische Analyse zu erklären unmöglich war, so dass jetzt ohne Hilfe des Mikroskops nur selten noch Untersuchungen vorgenommen werden. Die Grundmasse der Granitporphyre besteht aus einzelnen individualisirten Krystallkörnern von Quarz, Feldspath, Horn- blende und Chlorit, zu denen sich noch Magneteisen und Apatit gesellen, und zwar sind die Kryställchen innig miteinander verwachsen. Das gegenseitige quantitative Verhältniss dieser Gemengtheile ist schwankend, indem an der einen Stelle hald der Quarz vorherrscht, bald Feldspath an der anderen, doch scheint es, dass im Allgemeinen der Quarz in der Grundmasse überwiegend ist. In den Dünnschliffen erscheint der Quarz der Grundmasse in sechsseitigen Durchschnittsformen und giebt ein mosaikartiges, buntfarbiges Polarisationsbild, während der Feldspath zumeist vierseitige Durchschnitte bildet. Der Granitporphyr hat also auch in seiner sogen. Grund- masse eine rein granitische Structur, im grossen Gegensatz zu den bei weitem meisten Felsitporphyren, die eine Grund- masse besitzen, in welcher ausser krystallinischen Theilen auch amorphe, einfach lichtbrechende, nicht individualisirte Materie vorhanden ist. Dies sind die Beobachtungen über die Grundmasse der Granitporphyre, und in Folgendem sollen die einzelnen aus- geschiedenen und makroskopisch hervortretenden Gemengtheile betrachtet werden. Unter den makroskopischen Gemengtheilen des Granit- porphyrs sind Quarz und Feldspath am meisten vertreten. Der Quarz kennzeichnet sich unter dem Mikroskop durch sein klares frisches Aussehen, sowie durch seine compacte, nur von vielen unregelmässigen Sprüngen durchzogene Masse; er kommt 525 meist um und um krystallisirt vor, und liefert bald hexagonale, bald rhombische Durchschnitte. Das Auftreten von deutlich und scharf ausgebildeten, makroskopischen Quarzkrystallen in der in ihren einzelnen Elementen durchaus krystallinischen Grundmasse des Granit- porphyrs ist eine Erscheinung, wie sie bis jetzt an anderen Gesteinen noch nicht beobachtet worden ist. Die Felsitpor- phyre, sowie die Liparite enthalten zwar auch um und um - ausgebildete Quarzkrystalle in sich, aber die Grundmasse dieser Gesteine ist nicht oder wenigstens nicht in ähnlichem Maasse krystallinisch, sondern führt gewöhnlich auch mehr oder weniger amorphe Substanz; andere Gesteine dagegen, welche gleich dem Granitporphyr durch und durch krystalli- nisch sind, wie z. B. Granit, enthalten Quarz nicht in ausge- bildeten Krystallen, sondern nur in unregelmässigen eckigen Körnern, so dass der Granitporphyr eine Ausnahme von der allgemeinen Regel macht. Ferner ist der Quarz ausgezeichnet durch die vielen mikroskopischen Einschlusse, die er in sich birgt, und welche theils Glas, theils Flussigkeit sind, wie ich in sämmtlichen von mir gefertigten Dünnschliffen gefunden habe. Die Gestalt der Einschlüsse ist oft diejenige des Krystalls, in welchem sie eingebettet sind, und sie besitzen deshalb manchmal eine sechs- ‚seitige Umgrenzung; zuweilen aber sind dieselben unregel- _ mässige, krumm oder lang gestreckte Partikelchen von sack-, ei- oder kugelähnlicher Form. In einem Dünnschliff des Altenberger Granitporphyrs, welcher besonders Quarz in grös- seren Krystallen ausgeschieden enthält, bemerkt man in einem Individuum desselben Hunderte von liquiden und hyalinen Ein- schlussen, welche meistens mit einem Bläschen ausgestattet sind. .Ob der Einschluss Glas oder Flussigkeit ist, halt mei- stens nicht schwer zu entscheiden, da die Umgrenzungslinie des flüssigen Einschlusses gewöhnlich auffallend dunkel und breit, und die seines Blaschens dabei hell und schmal ist, wogegen die Glas - Einschlusse eine schmale und helle Um- . grenzungslinie haben, und die ihres Bläschens dunkel und breit _ erscheint. Das Bläschen des Flüssigkeits-Einschlusses ist darin beweglich, was sich durch das freiwillige Umherwackeln kund giebt; dasselbe verändert selbst bei einer Erhitzung des Prä- parates auf 110° C. nicht im mindesten seine Form und das 526 Liquidum kann demgemäss nicht als aus der sonstwie mehr- fach vorkommenden flüssigen Kohlensäure bestehend erachtet werden , vermuthlich ist es kohlensäurehaltiges Wasser. Die Bläschen stehen, wie ich auch hier beobachten konnte, zu den Einschlussen in gar keinem bestimmten Verhältnisse, eine Thatsache, die ebenfalls, wie schon ZIRKEL und andere gefun- den haben, gegen die Annahme spricht, dass dieselben durch Contraction entstanden sind. Nebst dem Quarz ist in dem Granitporphyr der Feldspath am meisten vertreten und zwar liegt sowohl ÖOrthoklas als Plagioklas vor, wenn auch letzterer in viel geringerem Maasse, Grosse, oft leistenförmig ausgebildete Orthoklaskrystalle sind unter dem Mikroskop durch ihre isabelschmutzige Farbe von den anderen Gemengtheilen leicht zu unterscheiden; im polarisirten Licht erweisen sie sich meist als einfache Indi- viduen, bisweilen als Karlsbader Zwillinge. In sehr dünnen Schliffen erscheinen die Orthoklase, die gewöhnlich trübe und impellucid sind, theilweise durchsichtig, was zur Annahme zwingt, dass der ursprüngliche Zustand der Orthoklase ein pellueider, adularartiger gewesen, aus dem erst durch Um- wandlung der undurchsichtige, trüube Feldspath entstanden ist. Die klaren Partieen eines solchen Orthoklas-Individuums bilden meistens den inneren Kern, welcher von einer mehr oder we- niger impelluciden Hülle umschlossen ist, die nach innen all- mälig immer reiner und klarer wird. Dieser Gegensatz tritt schon dem blossen Auge in den Präparaten sehr deutlich hervor. Bei der Anwendung einer starken Vergrösserung beob- achtet man auf das Deutlichste an den Rändern nadelartige, sehr dünne Spitzen, die in den noch unveränderten Feldspath hereingreifen und so den allmäligen Uebergang vom durch- sichtigen zum undurchsichtigen Feldspath hervorbringen. Be- sonders bestärken diese Annahme einzelne Präparate, in wel- chen Orthoklas mit klarem Kern von feinen Aederchen, wie von einem Netz durchzogen erscheint, und es ist wohl nicht . zweifelhaft, dass die Trubung in Gestalt der Aederchen aus dem klaren Feldspath durch Umwandlung entstanden ist, indem auf dem Wege der Poren, Spältchen und Adern durch ein von aussen wirkendes, nasses Agens die Umwandlung bewirkt wurde; dies beweist besonders der Umstand, dass längs der Spalte oder Ader der Feldspath am unudurchsichtigsten ist. 527 Die Plagioklase zeigen zum Unterschiede von den Ortho- klasen im polarisirten Lichte ihre bunte Farbenstreifung ge- wöhnlich recht gut. Besonders gut entwickelte Plagioklase fand ich in dem Granitporphyr von Beucha und Altenberg, weniger reich verzwillingt sind die in den vom Tummel- berge untersuchten Gesteinen. Wie der Quarz, so enthalten auch diese Feldspäthe Glas- einschlüsse, ein Vorkommen, wie es sich zwar in den Plagio- klasen und Sanidinen der Trachyte, Felsitporphyre und Laven darbietet, aber merkwürdigerweise in denen der Granite sich nicht wiederholt. Diese Einschlüsse haben meist eine Be- grenzung, welche parallel dem äusseren Umrisse des Krystalls verläuft, so dass jeder Glaseinschluss als ein vierseitiger erscheint, wenn der ganze Krystall im Dünnschliff viereckig begrenzt ist; die unregelmässige Begrenzung der Einschlüsse kommt seltener vor. Die Einschlüusse sind entweder mit oder ohne Bläschen ausgebildet und ausserdem bemerkt man öfters noch mikrolithische Nädelchen darin, welche einzeln darin liegen oder zu einigen sich gegenseitig kreuzend in einander gewachsen sind, Das Auftreten von unzweifelhaften Glaseinschlussen ist für die Granitporphyre eine sehr bemerkenswerthe Eigenschaft, indem dieselben bisher noch ın keinem anderen ebenso durch- aus körnigen Gestein, welches von amorpher, nicht individua- lisirter Masse völlig frei ist, beobachtet wurden. Man muss annehmen, dass sich das Magma bei der Abkühlung unter solehen Verhältnissen befand, welche eine krystallinische Aus- bildung erlaubten, während die Glas- und Flüssigkeitseinschlüsse darauf hinweisen, dass sich die ganze Masse ursprünglich in einem durchwässerten Schmelzzustande befunden haben muss. Es ist demzufolge keinesweges ausgeschlossen, dass sich nicht auch noch dereinst in den Quarzen und Feldspathen der Gra- nite die bis jetzt durchaus vermissten Glaseinschlusse finden mögen. Hornblende und Chlorit bilden die nächst wichtigen Be- standtheile unserer Granitporphyre. Die Eingangs dieser Arbeit erwähnten Beobachtungen, welche mit blossem Auge vorge- nommen wurden, müssen, obgleich von vortrefflichen Forschern gemacht, denen weichen, die mit dem Mikroskop erzielt wur- den, welches zeigt, dass sich in dem Granitporphyr Hornblende ; 328 und C'hlorit nicht ausschliessen, und dass die Hornblende nicht blos accessorisch vorkommt, sondern neben dem Chlorit we- sentlicher Gemengtheil der Granitporphyre ist. Ganz im Gegen- theil zu den früheren Annahmen offenbart die mikroskopische Untersuchung, dass der Chlorit sich erst durch Umwandlung aus Hornblende gebildet hat, und dass das Vorhandensein dieser beiden Mineralien auf das innigste mit einander verknupft ist; überall wo der Chlorit in diesem Gestein vorkommt, da ist er ein secundäres Gebilde. Die Hornblende ist unter dem Mikroskop leicht erkennbar durch ihre gelblichbraune, bisweilen hellgrüne Farbe, ähnlich derjenigen, wie sie in den Dioriten und Syeniten erscheint. Bei der Prüfung mit dem oberen Nicol wirkt die Hornblende sehr stark dichroitisch. Auch habe ich hier dasselbe wahr- genommen, was ZIRKEL bei der Hornblende der Basalte (Basalt- Gesteine pag. 74) fand, dass nämlich die eigentliche Horn- blendesubstanz oft von zahlreichen dunklen Körnchen durch- sprenkelt ist, die ohne Zweifel Magneteisen sind. Die Grösse der Hornblende - Individuen ist sehr variirend, im Allgemeinen sind jedoch hübsch entwickelte Krystalle seltener, indem diese zum Theil schon in Chlorit umgewandelt sind. Der Chlorit hat eine dunkelgrüne, in ganz dünnen Schliffen grasgrüne Farbe, die in bläulichgrün übergeht, und unterscheidet sich ausserdem durch den viel schwächeren Dichroismus von. der Hornblende. Der Chlorit bekundet sich besonders deut- lich als ein Umwandlungsproduct dadurch, dass man Krystall- Individuen beobachten kann, welche äusserlich Chlorit sind, im Innern aber einen Kern von Hornblende noch in sich schliessen, der jedoch meistens auch schon von Chlorit-Aeder- chen durchzogen wird, und sich so als der Umwandlung ver- fallen kennzeichnet. Ist ein Hornblende-Individuum vollständig durch die ganze Masse in Chlorit verwandelt, so entstehen dadurch förmliche mikroskopische Pseudomorphosen von letz- terem nach ersterer, und solche lassen sich unter dem Mi- kroskop bisweilen gut beobachten. Obgleich nun Hornblende und Chlorit bei weitem weniger zahlreich in Granitporphyren vertreten sind, als Quarz und Feldspath, so bewirken sie doch mikroskopisch allerorts ver- theilt die bräunlichgrüne Färbung der Grundmasse. Als vorletzter Bestandtheil unseres Gesteins bleibt das 929 Magneteisen zu.betrachten übrig. Schon in Handstucken wirkt das Gestein auf die Magnetnadel anziehend, und weist so auf einen Gehalt an Magneteisen hin, welches man in der That unter dem Mikroskop in nicht unbeträchtlicher Menge darin beobachten kann. Dasselbe erscheint in den Dünnschliffen bisweilen als Octa&derdurchschnitt, häufiger jedoch mit unregel- mässiger Begrenzung, zerstreut durch das ganze Gesteinsgewebe, _ entweder als einzelne Körnchen oder zu Haufwerken vereinigt. Die Grösse der einzelnen Körner ist oft verschwindend klein, - selbst unter Anwendung von 800facher Vergrösserung. Die kleinen Magneteisentheilchen erfüllen manchmal fast die ganze Masse eines anderen Materials, wie wir dies oben beiläufig bei der Hornblende schon erwähnt haben, auch trifft man, jedoch nur selten, eine Einhüllung von Magneteisen im Quarz. Eine bestimmte regelmässige Anreihung der Magneteisen- körnchen in geraden Linien nach den Axen des Octaeders wie- das in Basalten und Melaphyren gefunden worden ist, konnte beim Granitporphyr nicht constatirt werden, wohl aber wurde mehrfach eine unregelmässige Verknupfung zu einer krummen, kurzen Linie beobachtet. | Der letzte Bestandtheil des Granitporpbyrs ist mikrosko- pischer Apatit. Derselbe wurde bis jetzt meist in basischen Gesteinen beobachtet, wie dies ZıfkkEL (Mikromineralogische Mittheilungen, N. Jahrb. 1870 pag. 808) für die Basalte, Dia- base, Diorite, Melaphyre u. a. nachgewiesen hat; indessen sein Vorkommen in dem Granitporphyr, der so reich an Quarz ist, beweist, dass er nicht minder Gemengtheil der kieselsäure- reichen Gesteine sein kann, Der Apatit fehlte in keinem ein- zigen der Dünnschliffe, welche ich untersuchte, doch tritt er im allgemeinen ziemlich spärlich auf. Er ist ausgezeichnet durch ein frisches, farbloses Aussehen, sein Vorkommen in langgestreckten dunnen Nädelchen, deren sechsseitiger Durch- schnitt unter dem Mikroskop sich von den gleichen, doch etwas mehr abgerundeten Quarzkrystallen durch die scharfe Begren- ' zung und Grelligkeit unterscheidet. Als eine Eigenthumlichkeit des mikroskopischen Apatits darf betrachtet werden, dass er seltener in vereinzelten Individuen als vielmehr zu mehreren versammelt auftritt, wie es auch bereits in anderen Gesteinen beobachtet wurde. Der Apatit ist oft in andere grössere Kry- stalle eingewachsen, wie ich z. B. in einem Dünnschliff des 530 Altenberger Granitporphyrs acht kleine eingewachsene Apatit- sechsecke in einem Feldspathkrystall fand, und in mehreren Dünnschliffen von Beucha und vom Tummelberg waren Horn- blendekrystalle von Apatitnädelchen und -Sechsecken so durch- setzt, dass deren sogar 15 bis 18 in manchen Individuen beobachtet wurden. Die im Vorhergehenden, bezüglich ihrer mineralogischen Zusammensetzung, untersuchten Gesteine wurden nun auch einer chemischen Analyse unterworfen, welche ich im Labo- ratorium des Herrn Professor Knop in Leipzig ausführte, *) Ausser den gewöhnlichen Bestandtheilen konnte im Granit- porphyr noch Phosphorsäure nachgewiesen werden, doch da der Apatit in so geringen Mengen auftritt, war die quantitative Bestimmung derselben von keinem besonderen Werth. Diese Resultate der Analysen sind folgende: Granitporphyr von Beucha Altenberg 310,.=.66,3 67,1 Al,O, = 15,4 BEN Fe,0, = 7,0 8,7 CO 323 24D MO: — 1.3 1,6 K,0%.— 44 SE Na.074 39 2,4 0, VeV.S 0,6 101,2 100,3 Daraus berechnen sich folgende Sauerstoffzahlen: Beucha Altenberg In SiO, = 35,36 39,94 aa 1 9,69 YET, 2,61 A 02070853 0,71 EDER 0,64 a KOT E01 0,88 > Na AO 0,60 *) Herrn Professor Knor und Herrn Dr. Sıchse sage ich bei dieser Gelegenheit meinen besten Dank für die mir geleisteten Unterstützungen bei der Ausführung der Analysen. ® 531 und das Sauerstoffverhältniss von (RO+ R,O,): SiO, Beucha Altenberg 12,21: 35,36 11,09:35,94 daraus der Sauerstoffquotient: Beucha Altenberg 0,345 0,308 Die früher hervorgehobene grosse Uebereinstimmung in der mineralogischen Zusammensetzung beider Vorkommnisse findet ihren Ausdruck in den sehr ähnlichen Resultaten der Bauschanalyse. Der hohe Kieselsäuregehalt des Gesteins, welcher trotz der vielfach eingemenugten basischen Mineralien denjenigen des Orthoklases übertrifft, deutet schon chemisch die Gegenwart von Quarz an. Die Menge der Kieselsäure des Gesteins bleibt indessen etwas hinter derjenigen der Granite und Felsitporphyre zurück, welche nur in seltenen Fällen unter 70 pCt. hinabsinkt; es rührt dies wahrscheinlich we- niger von einem geringeren Quarzgehalt als von der reich- lichen Beimengung kieselsaurearmer Gemengtheile (Hornblende, Chlorit) und des Magneteisens her. Der Thonerdegehalt ist in Anbetracht desjenigen der Kieselsäure verhältnissmässig niedrig, und es liegt nahe, dies auf die reichliche Gegenwart der an Thonerde armen Hornblende zu beziehen; die Thonerde- menge im Gestein von Altenberg beträgt nur 12 pCt., in demjenigen von Beucha 15 pCt., weil der Granitporphyr ersteren Ortes Hornblende - reicher und deshalb ärmer an Feldspath, derjenige von Beucha aber an Feldspath reicher und Hornblende -ärmer ist. Mit der Gegenwart von Horn- blende und Chlorit hängt auch der relativ hohe Kalk- und namentlich Magnesiagehalt zusammen, welcher denjenigen der meisten Granite und Felsitporphyre übersteigt. Die Gegen- wart des, wie dargethan, ziemlich reichlich vorhandenen Magneteisens führt den hoben Eisengehalt beider Vorkomm- ‚nisse herbei, welcher hier als Eisenoxyd angegeben wurde. Die Magneteisenmenge daraus zu berechnen ist nicht statthaft, Am Behides Be Bläinen Mitkheilung erlaube : _ meinem hochverehrten. enre Herrn Professor Dr. 2 meinen Dank auszusprechen für die Unterstützung i und That bei ou derselben. u % v Pr TREE 533 4. Ueber die Lagerungsverhältnisse und die Hebungs- phänomene in den Kreidefelsen auf Möen und Rügen. Von Herrn F. Jonsstruep ın Kopenhagen. Hierzu Tafel XI. und XII. Die grosse Uebereinstimmung, welche in allen Beziehungen zwischen den Kreidegebilden auf Möen und Rügen stattfindet, deutet unzweifelhaft darauf hin, dass diese Inseln zwei zu- sammengehörende und früher zusammenhängende Partieen aus- machen, die gewaltsamen Störungen ausgesetzt gewesen sind, welche man vorzüglich aus plutonischen Hebungen hergeleitet hat. Bei der Versammlung skandinavischer Naturforscher, die 1873 in Kopenhagen abgehalten wurde, theilte ich die Resul- tate meiner wiederholten Untersuchungen der Lagerungsver- hältnisse in „‚Möens Klint‘‘*) mit, welche ich mir hiermit erlaube, der deutschen geologischen Gesellschaft vorzulegen, da ich glaube, dass die dadurch gewonnenen Resultate nicht nur Bedeutung für das Verständniss der geologischen Verhält- nisse auf Möen haben, sondern zugleich dazu dienen, die Schichtenstörungen der weissen Kreide auf der Insel Rügen zu beleuchten. Nachdem der erwähnte Vortrag gehalten war, habe ich nämlich Gelegenheit gehabt, mich mit den interes- santen Rügenschen Kreidebildungen bekannt zu machen, und die dort im Spätsommer 1873 gemachten Beobachtungen sind in einem besonderen Abschnitte beigefügt worden. Dass ich „Möens Klint‘“ umständlich behandelt habe, ist leicht zu er- *%) „Om H&zvningsph&nomenerne i Möens Klint“ in Be- retning om det 11te Naturforskermöde i Kjöbenhayn S. 69. — Klint bedeutet im Dänischen ein steiles Felsufer oder Absturz, und man hat eine Andeutung davon, dass das Wort auch auf Rügen in Gebrauch ge- wesen ist, wo einer der Kreidefelsen Wissower Klinken genannt wird, eine Verdrehung des ursprünglichen „Wissower Klinten‘“. Bei ScauLtz wird er auch Wisso-Klint (1825) genannt. 934 klären, da er ein uns näher liegendes Terrain ist; es ist aber zugleich darin begründet, dass die Verhältnisse dort im hohen Grade eigenthumlich und augenblicklich überaus leicht zu über- schauen sind, und man wird ausserdem den geologischen Bau der Kreidefelsen auf Rügen ohne ein vorhergehendes Studium von Moöen nicht recht wohl verstehen können. I. Möens Klint. Sowohl Möens als Rügens jähe Meeresufer, in guter Be- leuchtung gesehen, mussen Jedermann wegen der dortigen wunderschönen und im höchsten Grade eigenthümlichen Natur ansprechen, wo eine Menge blendendweisser Kreidefelsen so- wohl oben als auf den Seiten von einer üppigen Buchen- vegetation eingefasst sind, während das blaue Meer seine brausenden Wellen auf den Stein- und Sandwall am Fusse der Felsen sendet. Die mehrere hundert Fuss hohen Fels- wände, die sich oft beinahe senkrecht in die Hohe uber unsere Häupter erheben, scheinen an riesenhafte Ruinen zu erinnern, welche, ungeachtet der scheinbar geringen Widerstandsfähig- keit des Materials, nur langsam den Angriffen nachgeben, welchen sie durch die vereinigte Einwirkung des Regens, des Frostes und des Wellenschlages ausgesetzt sind. Dieser Jahrtausende hindurch ununterbrochen fortdauernde Kampf mit den Naturkräften, ist die Ursache der reichen Abwechselung in der Form der einzelnen Felswände; davon rühren die hervorstehenden Vorgebirge, die Kämme mit scharfen Rücken, sowie auch die trichter- und rinnenformigen Aushöhlungen her, die dadurch, dass sie oben mit ihren breiteren Theilen zusam- menfliessen, zur Bildung einer Menge kegelförmiger Spitzen Veranlassung geben. Alles dieses zusammen bewirkt, dass diese hohen Meeresufer unzweifelhaft als die mit mannigfachen Naturschönheiten am reichsten versehenen Theile der Länder um die Ostsee angesehen werden müssen. Wenn wir nun aber diese Kreidepartieen von einem ‚ geologischen Gesichtspunkte betrachten, wird es die Frage sein, ob wir in einem so überaus einförmigen Material wie die Schreibkreide mit ihren zahllosen, in lange Reihen geord- neten Kieselknollen, einen bedeutenden Stoff neuer wissen- Er b: 7 539 schaftlicher Untersuchungen zu finden erwarten können. Die Schreibkreide gehört nicht zu den Seltenheiten; wir treffen sie in Frankreich, England und an manchen Orten in Dänemark ausser Moöens Klint ziemlich verbreitet, besonders im nörd- lichen Jutland und in dem südöstlichen Seeland. Ueberall ist sie derselbe einförmige Stoff, dieselben Ueberreste der in der Kreidezeit lebenden Thierformen einschliessend; während aber die Schreibkreide an allen jenen genannten Orten die Flint- knollen in beinahe wagerechten Schichten geordnet hat, sind diese dagegen im Felsenufer von Möen, auf welches wir zuerst ugsere Aufmerksamkeit richten wollen, gebogen, geknickt, und treten an vielen Orten in ganz regellosen Linien hervor. Wir haben darin ein unverkennbares Zeugniss der gewaltsamen Katastrophen, unter welchen das Felsenufer entstanden ist, und man wird nicht leicht an irgend einem anderen Orte, Rügen ausgenommen, deutlichere Zeichen so grossartiger localer Störungen zu einer verhältnissmässig späten Zeit aufweisen konnen.*) Es würde mit grossen Schwierigkeiten verbunden sein, die richtige Deutung eines nicht langer wirksamen Vulkans mit seinen weit ausgedehnten, geflossenen Lavaströmen zu geben, wenn wir nirgends auf der Erdkugel Gelegenbeit ge- habt hätten, analoge Phänomene in der jetzigen Periode zu studiren. Glücklicherweise ist dies der Fall, und deswegen kennen wir genau alle daselbst wirkenden chemischen und mechanischen Kräfte, was uns das Verständniss der Ver- hältnisse der erloschenen Vulkane erleichtert. Moens Klint mit seinem zerrissenen Aeusseren und noch verrenkteren Innern, das an manchen Stellen entblösst zu sehen ist, gewährt nun auf ähnliche Weise ein Zeugniss mächtiger *) Wiefern die Lagerungsverhältnisse der Kreide in Wolhynien hier- mit übereinstimmend sind, muss ich dahingestellt sein lassen, aber in Grewinek: „Zur Kenntniss ostbaltischer Tertiär- und Kreidegebilde“ werden sie damit in Bezug auf eine Bemerkung bei Dusnıs DE MONT- PERREUX zusammengestellt: „La craie que j’ai observee en Volhynie m’a frappe par son air ondulE ou comme gonfle. Tandis que les autres formations se presentent par couches horizontales regulieres, on voit celle-ci par son renflement subit se produire sous la forme de Döme ou de boursoufflure aussi irreguliere que possible (Conchiologie fossile du Plateau Volhynie-Podolien 1831 pag, 8). 536 Kräfte, welche einmal wirksam gewesen sind; hier aber be- finden wir uns Phänomenen gegenuber, wozu wir nicht, wie bei den Vulkanen, Analogien in der jetzigen Periode unmittel- bar finden können. Es ist deshalb nicht leicht, den Faden zur Lösung eines solchen fast alleinstehenden geologischen Problems zu finden, welches gerade aus dem Grunde wohl verdienen kann, einer allseitigen Prüfung unterworfen zu wer- den; ehe ich aber anfange, die dahin gehörenden Verhältnisse in Möens Klint speciell zu behandeln, ist es notbwendig, die Mächtigkeit der Schreibkreide in Däuemark und die Be- schaffenheit ihrer Oberfläche im Allgemeinen zu erwähnen. Bei der artesischen Bohrung, welche im Jahre 1872 bei Aalborg in Jutland unternommen wurde, gelang es die Schreib- kreide zu durchteufen, deren Mächtigkeit hier 800 bis 900 Fuss war, und, obgleich man daraus ganz gewiss nicht schliessen kann, dass sie auch dieselbe Mächtigkeit an allen anderen Orten hier im Lande habe, ist es doch immer von Bedeutung zu wissen, dass sie in dieser Beziehung nicht wesent- lich von dem abweiche, was der Fall in anderen Ländern, besonders in England und Frankreich, ist. *) Eine andere Frage, die in mehreren Beziehungen auch nicht ohne Bedeutung ist, und zu deren Beantwortung jetzt *) Die Schreibkreide bei Aalborg ist in einem auffallenden Grade arm an Kiesel, und geht in den tiefsten Theilen allmälig in einen har- ten, mit Thon vermischten, weissgrauen Kalkstein über. Eine Probe, 2 Zoll lang, die aus einer Tiefe von 1272 Fuss (1152 Fuss unter Oberfläche der Schreibkreide) aufgenommen wurde, und die ein Exemplar der Belemnitella mucronata enthielt, hatte eine nicht geringe Aehnlichkeit mit dem Arnagerkalk auf Bornholm. Sollte bei der Fort- setzung des jetzt unterbrochenen Bohrens diese vermuthete Ueberein- stimmung bestätigt werden, so würde dadurch ein nicht unwesentlicher Bei- trag zu Dänemarks Geognosie gewonnen sein, da -wir alsdann in dem Arnagerkalk ein Bindeglied zwischen der Grünsandformation auf Born- holm und der Schreibkreide in dem übrigen Theile Dänemarks haben würden. Der bornholmische Grünsand muss in solchem Falle älter als die Schreibkreide sein, was auch mit den Resultaten übereinstimmt, zu denen Professor ScuLürer in Bonn bei einer Untersuchung der Cephalo- poden des Museums aus der Grünsandbildung auf Bornholm neulich ge- kommen ist, indem er nämlich gefunden hat, dass sie den Schichten der Quadraten-Kreide angehören (Sitzungsber. der niederrhein. Gesellsch. für Natur- und Heilkunde in Bonn 1874). 537 allmälig durch die vielen in den späteren Jahren in Dänemark unternommenen Brunnenbohrungen neue Beiträge eingesammelt werden, ist, wie die Oberfläche der Kreideformation beschaffen sei, ob sie einigermaassen eben oder uneben sei, und wir werden dann erst unsere Aufmerksamkeit auf die von FORCHHAMMER benannte ‚‚neuere Kreide“ (Terrain Danien D’ORB.), die an manchen Orten die Schreibkreide deckt, lenken. Weun wir eine Linie von Norden nach Süden, längs der Ost- küste von Seeland, wo wir ‚‚neuere Kreide“ (Saltholmkalk, Grünsandkalk und ‚„‚Limsten‘‘) unmittelbar unter den Glacial- bildungen haben, verfolgen, dann finden wir ihre Oberfläche bei Godthaab (Helsingör) auf der Curve — 70 Fuss*) nördlich von Kopenhagen „ „ » —- 50 „ sudwestlich v. Kopenhagen „ ,„ *» 0 bei Thune (zwisch. Rothschild u. Kjöge) + 110 ,, Von da sinkt sie sowohl gegen Osten als gegen Süden, so dass sie bei Kjöge unter der Oberfläche des Meeres ist, steigt aber danach südlich von. Kjöge bis zu. . . . . + 60 Fuss BEStevne Dis zur N en 90, und erreicht wieder bei Rödrig das Niveau des Meeres. Ich habe diese Linie gewählt, weil wir darin die grösste Anzahl von Beobachtungspunkten und nur „‚neuere Kreide‘‘ haben. Auf dieser ganzen Strecke, die ungefähr 12 Meilen ausmacht, ist die Abweichung von der wasserrechten Lage also sehr unbedeutend, und nur der Korallenkalk in dem . Hügel bei Faxe macht hiervon eine Ausnahme, indem diese isolirte Kuppe sich zu einer Höhe von 224 Fuss erhebt, Da _ nun die „‚neuere Kreide‘‘ der Schreibkreide aufgelagert ist, sollte man erwarten, dass, won diese erscheint, ohne von jenem jüngeren Gebilde gedeckt zu sein, müsse sie noch ebener ver- breitet sein und in einem niedrigeren Niveau angetroffen werden. Dies ist aber gar nicht der Fall, was am besten daraus erhellen wird, wenn man ihr Erscheinen in- England, Möen und Rügen in einer anderen Linie, etwa von NW bis nach SO, verfolgt, Die Schreibkreide ist hier an fünf *) Die Curven der Höhe beziehen sich auf die Oberfläche des Meeres, Zeits. d. D. geol. Ges. XXVI; 3. By) 538 Orten zu eiketinen, ebenfalls nur von Glacialgebilden er namlich in dem Walde Kastrup (1 Meile nördlick von Ringsted) in Höbe von . . ee BON Russ . bei Wester-Egede a von in Faxe- Hügel. 02.022.220. ea au Men u 2 ee in Arkona auf Rugen . . . 1142: auf Jasmund (25 Meilen SO von ee 40 , also nicht wenig höher, als die Oberfläche der ‚‚neueren Kreide‘‘ in der früher‘ erwähnten nordsüdlichen Linie, und an allen diesen fünf Punkten erscheint die Schreibkreide als ebenso viel isolirte, ziemlich schroff aufsteigende Partieen, zwischen welchen sie tief unter der Oberfläche des Meeres liegend angenommen werden muss. In Ringsted, das eine Meile südlich vom Walde Kastrup und 170 Fuss über dem Meere liegt, hat man die Schreibkreide durch eine Bohrung von 332 Fuss durch den Glacialthon hinab, das heisst, in einer Tiefe von 162 Fuss unter der Oberfläche des Meeres, nicht erreichen können. Bei Slagelse, das 4 Meilen westlicher liegt, bat man sie neulich durch eine Brunnenbohrung erst 314 Fuss unter der Oberfläche des Meeres angetroffen, so dass es also scheint, als ob zwischen dem Walde Kastrup und Wester-Egede eine Aushöhlung sei, vorzugsweise von @seschiebethon erfüllt, der bei Ringsted eine Mächtigkeit von über 332 und bei Sla- gelse von genau 402 Fuss hat. Zwar sind die Höhen, welche die Schreibkreide an diesen fünf Orten erreicht, unbedeutend im Vergleich mit dem Abstande zwischen ihnen; sie stehen aber doch in einem bestimmten Gegensatze zu den früher be- schriebenen Öberflächenverhältrissen der ‚‚neueren Kreide‘. Hier sind nämlich sowohl die absoluten Höhen als die Krüm- mungen der Oberfläche sehr gering, sogar auf einer Strecke von 12 Meilen, während dagegen die ältere und also tiefer liegende Schreibkreide eine viermal grössere Höhe über dem Meere erreicht und Abschlüsse von über 500 Fuss selbst auf kurzen Entfernungen zeigt. Es lag deswegen sehr nahe, sich zu denken, dass eine Erhebung in der letzterwähnten Linie stattgefunden hätte, nur ist es in hohem Grade auffallend, dass die Hebungsphaänomene 539 dann auf Punkten von verhältnissmässig geringer Ausdehnung, aber dureh Zwischenräume von 4, 7, 6; und 2+ Meilen von einander getrennt, vorgegangen sein müssen, ohne dass man in den zwischenliegenden Partieen irgend eine Einwirkung der Hebung verspürt. Ich werde später Gelegenheit haben, hierauf zurückzukommen, wenn ich die geologischen Verhältnisse in „.Möens Klint‘“ besprochen habe, welche am besten geeignet - sind, Auskunft über die Ursache des eigenthümlichen Erschei- nens der Schreibkreide in diesem Theile Dänemarks zu geben. Was ,Moens Klint‘ betrifft, können wir nämlich da einen Blick in das Innere der ganzen Kreidemasse werfen, welche hier auf einer Strecke von drei Viertelmeilen längs der Küste durehschnitten ist, während es uns nicht vergönnt ist, ähnliche Untersuchungen an den beiden zuerst erwähnten Punkten an- zustellen, die, wegen ihrer Lage im Innern des Landes, kein Profil entblösst zeigen. | Es ist jedoch nicht meine Absicht, hier auf eine detaillirte Beschreibung von alle dem einzugehen, was die Geologie Möens betrifft, welche von mehreren Verfassern*) mehr oder weniger ausführlich bebandelt ist; ich werde mich vielmehr auf eine Seite derselben beschränken, nämlich die dort beob- achteten, höchst eigenthümlichen Hebungsphänomene. In „„Moens Geologie“ von PusGAArpD haben wir eine sorgfältige - und verdienstvolle Arbeit, die besonders wegen der dazu ge- hörenden genauen Profile einen grossen Werth hat. Mit Hilfe dieser kann man nämlich eine Vergleichung zwischen dem früberen und jetzigen Aussehen des „Klints‘‘ anstellen, wo- raus hervorgeht, dass viele der Kreidefelsen keine merkbare *) ForcuuAammer: „Om de geognostiske Forhold i en Del af Sjolland og Naboörne‘“‘ i Kongl. Danske Videnskab. Selskabs naturv. og math. Afh. Ade Räkke II. S. 269 (1826), und in „Danmarks geognostiske Forhold“ 1835 S. 67. Lvetr untersuchte „Möens Klint‘“ 1834 im Verein mit ForCHHaNMER, und veröffentlichte die Resultate in: „On the Cretaceous and Tertiary Strata of the Danish Islands of Seeland and Möen.“ Transact. of the Geol. Soc, of London Ser. II. Vol. V. pag. 249. Pugsaann: „Möens Geologie.“ Kjsbenhavn 1851 (und in einer etwas veränderten Form : „Geologie der Insel Möen.‘‘ Leipzig 1852, sowie auch in der kurz gefassten ‚‚Uebersicht der Geologie der Insel Möen“ 1851 Inauguralabhandlung für die Doctorwürde in Bern), 39* 540 Veränderung in der zwischenliegenden Zeit erfahren haben, so dass, wenn Pvs6aaArn jetzt ‚die Profile hätte aufnehmen sollen, sie genau dasselbe Aussehen wie vor 25 Jahren er- halten haben würden; aber an anderen Orten sind sie etwas verändert, z. B. an „Dronningestolen“‘, wovon plötzlich im De- cember 1868 eine Kreidemasse von ungefähr 3 Millionen Cubikfuss hinuntersturzte. Da das neue dadurch hervorgekommene Profil (Fig. 2) kaum an irgend einem Orte mehr als 50 Fuss hinter dem früheren, und zu den Seiten hinaus sogar viel weniger*), liegt, kann man keinen Grund haben, zu erwarten, dass grosse Veränderungen ruücksichtlich der Lage der Kieselschichten darin erscheinen. Nichtsdestoweniger können doch meh- rere Verschiedenheiten nachgewiesen werden, welche davon herruhren, dass die Störung der Lagerungsverhältnisse nirgends so gross ist wie hier, indem der ganze „Dronningestol“ als eine ungeheure Breccienbildung betrachtet werden kann. PuGGAARD meint sogar, dass diese 400 Fuss hohe Partie aus wenigstens 8 grossen Kreideblöcken**) zusammengesetzt sein musse. Man sieht jetzt sowohl in dem nördlichen als in dem südlichen Theile der Kreidewand mehr zickzackartige Kiesel- schichten als früher, die grossen mit Sand oder Thon ausge- füllten Risse haben eine etwas veränderte Richtung, und die sogenannten „Höhlen des Klintenkönigs‘‘ (Fig. 2h.) haben jetzt eine andere Form.***) Was indess besonders Bedeutung hat, ist der Umstand, dass, wenn Jemand anzunehmen geneigt wäre, dass die in der Kreide beobachteten Störungen von früheren Stürzen herrühren, man hier einen vollgültigen Be- weis erhält, dass diese Erklärung auf diese Kreidepartie, welche ausserdem die grösste im ganzen „‚Klint‘“ ist, keine An- wendung finden kann. Der Sturz geschah auf eine Weise, dass auf der jetzt entblössten Wand Nichts von den hinabsturzenden *) Die hierzu gehörenden Erläuterungen verdanken wir dem Assi- stenten STEENSTRUP, der eine Untersuchung und Ausmessung des „Klints‘ und des Hinuntergefallenen unmittelbar nach dem Sturze unternahm. („Videnskabelige Meddelser fra den naturh. Forening “ Jahrg, 1869 S. 1.) *%) 8. Puscaanp’s ideales Profil. Pl. IV. Nr. 27— 31. *#=%*) Der Unterschied ist noch grösser, wenn man die Vergleichung mit den von Forcuuammer und Lysır 1834 aufgenommenen Profilen anstellt. 541 Massen hinterlassen wurde, und ist also ein genaues Profil des ganzen Innern dieses Kreidefelsens.. Dass an anderen Orten zu verschiedenen Zeiten Hinabstüurzungen von Kreidemassen vorgegangen sein können, die Veranlassung zu Fehlschlüssen gegeben haben, kann zwar nicht in Abrede gestellt werden, es ist aber nicht schwierig, solehe Stürze zu erkennen, wenn man mit den Naturverhältnissen des „Klint‘‘ erst im Allge- meinen vertraut ist. Namentlich kann man in allen senkrechten Wänden, ‚welche mit Profilen sowohl senkrecht auf, als parallel mit der Küste die Oberfläche gänzlich erreichen, — und deren giebt es nicht wenige — sich leicht davon überzeugen, dass die verworrenen Lagerungsverhältnisse der Schichten auf diese Weise nicht erklärt werden können. Gebogene und verschobene Schichten sind, wie bekannt, nicht selten. Jeder Geognost kennt die schönen Profile der Silurformation Norwegens, sowohl am Christianiafjord als am Holsfjord, wo die Kalksteine und Schiefer in grosse Falten überaus deutlich gebogen sind. Ebenfalls ist die Verschiebung der Schichten sehr allgemein, wie z. B. in den Kohlenforma- tionen in Schonen, wie auch in allen anderen Ländern; aber an keinem dieser Orte ist das Phänomen auf einen so kleinen Raum zusammengedrängt, und die Störung, man könnte ver- sucht werden zu sagen, so unendlich viele Male wiederholt, wie hier, sowohl rucksichtlich der Biegung als der Verschie- bung der Schichten. Auf der Insel Wight sind zwar Störungen in der Kreideformation vorhanden, sodass die Schichten, nach- dem sie eine wasserrechte Lage eingenommen haben, längs einer Linie von OÖ nach W in eine beinahe senkrechte *) über- gehen, und entweder ist die Kreide da einer Hebung, oder die nördlich davon liegende Partie einer Senkung unterworfen gewesen; in jedem Falle aber hat die Veränderung, welche hier in der Schichtenlage vorgegangen ist, einen ganz anderen Charakter als auf Möen, so dass gar keine Vergleichung zwi- schen diesen beiden Localitäten angestellt werden kann. Um die Störung der ursprünglichen Lagerungsverhältnisse in „Möens Klint‘‘ anschaulich zu machen, werde ich einige einzelne Bei- spiele der vielen dortigen interessanten und instructiven Par- tieen anführen. *) Brıstow. The geology of the isle of Wight 1862, S. 28 u. Pl. 3. 542 „Vidskud“, „Store Steilebjerg‘“ und „Graaryg“ (Fig. 1) sind drei dicht aneinander liegende Kreidefelsen, jeder ungefähr 300 Fuss breit und ebenso hoch, in denen die Flint- schichten Systeme von grossen Bogen bilden, während die mittlere Partie, besonders in ,„Vidskud‘, gewaltsam zu- sammengedrückt ist, so dass die Flintschichten in der grössten Unordnung liegen. Das Ganze trägt das Gepräge dreier grossen Falten, welche sehr an die Profile von ,„Nas‘‘ und „Sönsterud‘‘ am „‚Holsfjord‘“*) und an die gebogenen Schichten der Silurformation in England **) erinnern. In „Dronningestol“ (Fig. 2) sieht man sowohl in seiner südlichen als nördlichen Partie die erwähnten zickzack- artigen Schichten, deren Falten im Kleinen wiedergeben, was jene im Grossen darstellen; aber ausserdem beobachtet man auch viele grosse Bruchstücke, welche ohne Ord- nung zusammengehäuft und gegen einander ge- druckt sind, wodurch die Faltung in den untergeordneten Partieen entstanden ist. Hier, wie in allen übrigen Kreide- felsen beobachtet man unzählige grosse und kleine Sprünge, welche die Kreidemasse in eine grosse Menge kleiner Par- tieen, jede mit ihrem System von Flintschichten, theilen; bei manchen Sprüngen aber ist die Verschiebung so gering, dass man sie deshalb leicht übersieht, Im Fusse von „Hunde- vängsklint“ (an f’ in Fig. 1), „Nyelandsnakke‘',***) „Forchhammers Pynt‘“ (an g in Fig. 2) und „Store Taler‘ (an f’ in Fig. 3) sind die Flintschichten zurückgebo- gen („schleppen‘‘) längs der Sprünge, wegen des Widerstandes, welchen die unterliegende Masse während der Verschiebung ausgeubt hat. Später werde ich noch eine dritte Hauptform von geho- benen Schichten berühren, nämlich colossale Kreide- schollen, welche durch den Druck zur Seite ge- schoben sind, die eine uber die andere. | Es ist dem Professor KJeruLr gelungen, Klarheit in die verwickelten Lagerungsverhältnisse zu bringen, welche es früher *) KıcruLr: „Veiviser ved geol. Excursioner i Christiania Omegn“ S. 30. %*) Muncnisox: Siluria 1859 S. 105, »**) Pusgaarn: Pl. II. Nr. 49; (die Flintschichten, worauf hier hin- gewiesen wird, können aber auf dem Profil nicht gesehen werden). 543 so schwierig machten, die Silurformation in der Umgegend von Christiania zu verstehen, wo gerade die Faltung der Schichten eine grosse Rolle spielt. Er hat auf eine überzeu- gende Weise bewiesen, dass es die aus der Tiefe hervordrin- genden plutonischen Massen sind, welche einen Seitendruck gegen die ursprünglich wasserrecht abgesetzten Kalksteine, Schiefer und Sandsteine ausgeubt haben, so dass diese dadurch gefaltet worden sind, dass sie in einen kleineren Raum als den, welchen sie früher einnahmen, zusammengepresst worden sind. Von „Möens Klint‘‘ aus werfen wir dagegen vergebens den Blick nach allen Seiten, um eine ähnliche Ursache zu entdecken. In ,‚Stevns Klint“, auf den Inseln südlich von Seeland, ja selbst wenn wir weiter hinweg nach Schoonen oder Bornholm gehen, finden sich keine jüngeren pluto- nischen Massen, welche so gewaltsame Störungen bewirkt haben können. Im Ganzen genommen tragen die Formationen bei, uns vielmehr ein unverkennbares Zeugniss von völliger Ruhe, und nur in „Möens Klint“ sehen wir ganz locale Sto- rungen der gewaltsamsten Art. . Wie es früher angedeutet ist, hat man gemeint, dass sie durch Hebungen von unten hervorgebracht seien, aber dadurch mussten nothwendigerweise Wirkungen von einer an- deren Beschaffenheit hervorgerufen sein. Die Erdrinde hatte nach der Kreidezeit und noch mehr nach der tertiären Zeit eine solche Dicke, dass ein localer Druck von unten Verän- derungen von grösserer Ausdehnung, als hier geschehen ist, hätte verursachen mussen. Würde man davon ausgehen, dass die Kraft sich auf eine beschränktere Partie gleichsam con- centrirt hätte, könnte man sich wohl denken, dass die Störung dadurch wohl grösser geworden wäre; dann müssten sich auch Spuren der tieferen Schichten, welche aufgebrochen waren, gezeigt haben. Davon findet sich dagegen nicht die geringste Andeutung. Alles ist hier eine einförmige Kreidemasse mit den ihr eigenthumlichen Flintnieren, ohne dass man vom älteren Grünsand,, der Juraformation, den paläozoischen Ge- bilden, dem Grundgebirge oder durchbrechenden plutonischen Massen etwas sieht. Bei solchen unterirdischen Hebungen in einer so späten Periode, wie die, wovon hier die Rede ist, müsste die Störung wegen der Dicke der Erdrinde in der Tiefe gewaltig gewesen sein und hätte an Intensität verlieren müssen, \ 544 . Je nachdem die Wirkung sich zur Oberfläche erstreckte. Ob- gleich es uns unmöglich ist, die Beschaffenheit der Schichten tiefer unten in der Erdrinde an diesem Orte zu studiren, deutet doch der Charakter der gehobenen Schichten viel- mehr darauf hin, dass das Umgekehrte hier der Fall sei. Es kann kaum an irgend 'einem Orte eine grössere Sförung als diejenige geben, welche wir in den Kreidefelsen selbst beob- achten, und da ausserdem keine der Schichten der Tiefe er- scheint, sondern alles Gehobene Theile der oberen Partieen der Schreibkreide sind, wie später bewiesen werden wird, wird man genöthigt, darin. ein Phänomen zu sehen, welches an die Oberfläche geknüpft ist. Neben den vielen Verwuüstungen und Verlusten an Menschenleben, welche die Sturmfuth vom 13. November 1872 -an den Küsten der dänischen Inseln in der Ostsee verursachte, hat sie auch eine nützliche Wirkung gehabt, indem sie in einem wesentlichen Grade das Studium der geologischen Ver- hältnisse in „‚,Möens Klint‘ erleichtert hat. Der hohe Wasser- stand und der gewaltige Wellenschlag haben nämlich an vielen Orten das im Laufe der Zeiten hinabgefallene Material von Kreide und Thon, das den Fuss der Kreidefelsen deckte, weggeführt, welches früher verhinderte, grosse Partieen zu sehen, die jetzt deutliche Profile zeigen. Eine Menge früher verborgener Flintschichten (schichtweise geordneter Flintknollen) sind entblösst worden, so dass ihre Fallrich- tungen jetzt gemessen werden können, was in den hoch- liegenden, unzugänglichen Partieen fast nicht möglich ist, und zu dergleichen Messungen kann man auch die dort vorgefun- denen, zusammenhängenden, 1 bis 1 Zoll dicken, wirklichen Flintschichten, wovon es nicht so ganz wenige giebt, wie auch zahlreiche thonhaltige Kreideschichten*) von ungefähr derselben . ”) Aehnliche mit Thon vermischte Kreideschichten sind zwar früher an einzelnen Orten beobachtet worden (Pucsaarnp: „Möens Geologie‘ S. 38), jetzt sieht man aber, dass sie ein in „Möens Klint“- und auf Rügen durchgängiges Phänomen sind, welches auf eine perio- dische Ablagerung nicht unbedeutender Mengen von Thon hindeutet, welcher der Schreibkreide sonst fremd ist. Man sieht davon nur schwache Spuren in Jütland und „Stevns Klint“. -— Was hier von den mit Kreide vermischten Thonschichten gesagt ist, gilt auch von den zusammen- hängenden Flintschichten. Solche sind in England nicht selten FE EIER EEE 545 Mächtigkeit benutzen, welche viel schärfer die Schichtlage an- geben. Man kann sich dadurch überzeugen, dass längs des Fusses des Kreidefelsens dieselbe ununterbrochene Abwechse- _ lung inden Fallrichtungen vorhanden ist, welche in dem oberen Theile gesehen wird, und dass selbst da, wo das Profil eines Kreidefelsens eine constante Fallrichtung anzudeuten scheint, sie in der That sehr veränderlich sein kann, indem die Schichten verrenkt sind, so dass sie windschiefe Flächen bil- den, weil der Druck unter der Verschiebung des Ganzen ayf die verschiedenen Theile derselben Kreidemasse verschieden- artig gewesen ist. Dies beobachtet man z. B. in den bei- den südlichsten Kreidefelsen: Hundevängsklint und Jättebrink. Die längs des Fusses gemessenen Fallwinkel, welche oft wegen der verschobenen Form der Schichten nur durch ihre Mittelgrössen bestimmt werden können, sind folgende: Nr. der Profile Name des Kreidefelsens. PucgaArns. Fallen. Streichen, Sıttehunken . 2 ..%.5:1.34,.,.:.920° SW NW-SO N 5 15° WNW SSW-NNO Hundevängsklint . . . 6° 40° SSO WSW-ONO m — Era, Ü 50° SW NW-SO Lille Steilebjerg ° , +... 10° .28°S Ww-oO Nellerendenakke . . . 16° 45°SSW WNW-OSO Sommerspir . . . . . 18-19 50° SW NW-SO Maglevandspynt. . . . 24 1-25°W N-S - Vitmundsnakke . . . . 39 40° NO NW-SO Südl. dem Sandskredsfald 44-45 20-30° W N-S Nylandsnakke . . . . 48-49 60° S55W WNW-OSO (LveL: „Elements of Geology‘‘ 1865 S. 315), und ForcHuAmmer erwähnt in „Danmarks geognostiske Forhold“ 5,58, dass sie sich bisweilen in un- serer Schreibkreide finden, Sie sind aber kaum jemals in so grosser Menge - beobachtet, als in den neuerlich entblössten Kreidefelsen auf Möen. Ein- zelne durchschneiden sogar die Kreideschichten unter einem spitzen Win- kel, als ob es Spaltenausfüllungen wären, was bemerkt zu werden ver- dient, da es aussieht, als ob diese wie auch die anderen zusammenhängen- den Flintschichten lange nach der Absetzung der Kreide gebildet seien. (Cfr. Forcan. 1, c. pag. 80.) 546 Nr. der Profle Name des Kreidefelsens. Puscaarns. Fallen. Streichen. Store * Taler : 3523* 2, 5455597 60-9078 W-O Lille Taler: sudlichste Partie. . 56 50°SO SW-NO mittlere Partie . . 58 A0%S W-O nördlichste Partie . 58' 45° SSO WSW-ONO Slotsgavlne . . . . 59-64 16-25°SSW WNW-OSO Ferner kommen in Betracht die in dem Vorhergehenden genannten drei grossen Falten, „Vidskud‘“, „Store Stei- lebjerg‘ und „Graaryg‘‘ mit antiklinaler Lagerung, wo die Richtungslinien in WNW-OSO gehen. „Dronningestol“, der, wie gesagt, trotz der vielen darin vorkommenden Sprünge, eine grosse Falte repräsentirt, bat, als ein Ganzes betrachtet, eigentlich dieselbe Richtung wie jene, am nördlichen Fusse aber fallen die Schichten 55° NW und 30° WNW, am südlichen dagegen 20-45° SSW, und nicht wie man es erwarten sollte, gegen “SO. Ganz ähn- liche Verhältnisse beobachtet man an „Sandpynten“ mit „Gräderen‘“, ‚ An dem nördlichen Fusse 10° WNW, an dem südlichen Fusse 50-58° WSW. An diesen beiden Orten sind also die unteren Kreide- partieen gegen das Innere verrenkt, als ob zur selben Zeit mit einen von N oder S ausgehenden Drucke, welcher die Faltung hervorbrachte, auch eine Kraft in ostwestlicher Richtung vorhanden gewesen wäre, welche den ganzen Complex von Kreideschichten gegen das Innere, d. h. in westlicher Richtung, gedrückt habe. Obgleich sich keine durchgängige Regel für Streichen und Fallen so verworrener Lagerungsverhältnisse finden lässt, bekommt man doch von allen hier genannten Beobachtungen den allgemeinen Eindruck, dass die Richtungs- linien sich besonders um eine Linie von WNW-OSO grup- piren, wonach also die Hauptrichtung des Druckes, der die Störungen in den ursprünglichen Lagerungsverhältnissen Bu bewirkt hat, angenommen werden muss als eine darauf senk- rechte Linie. Die Kreidemasse ist besonders in einer trian- _ gulären Partie (dem sogenannten „‚Höie Möen‘‘) aufgestaucht, in welcher die Küstenlinie die Hypotenuse, eine Linie von „Mandemark‘‘ bis nach „‚Hundevängsklint‘‘ die kleine Kathete, und ein@ Linie von „‚Liselund‘ bis nach ,„Mandemark‘“ die grosse Kathete ist. Parallel mit der vorletzteren in WNW gehenden Linie trifft man auch die meisten Thalgegenden in dem südlichen und grösseren Theile der Partie, wie auch viele von den Schluchten zwischen den Kreidefelsen. Die Kreide- masse hat in dieser ganzen Gegend eine Höhe von 200 bis 450 Fuss über der Oberfläche des Meeres. Die hier erwähnten Lagerungsverhältnisse würden jedoch bei Weitem nicht hinlänglich sein, um daraus Schlüsse bezüg- lich der Ursache der Hebungsphänomene in „„Möens Klint‘“ zu ziehen, wenn es nicht noch ein anderes Moment gäbe, das uns sowohl bei der Bestimmung der Zeit, wann die Störung geschah, als auch der Ursache der bewegenden Kraft zu Hilfe käme, nämlich die in die Möensche Schreibkreide an vielen Orten eingelagerten Thonmassen, welche ebenfalls nach der Sturmfluth weit deutlichere Lagerungsver- hältnisse als früher zeigen. Sie haben immer die Aufmerk- samkeit der Geognosten erweckt, und sowohl FORCHHAMMER als Lyeıı hoben schon 1835 die Merkwuürdigkeit hervor, dass ein älteres Gebilde, die Schreibkreide, hier auf einer jünge- ren Formation ruhe. Später hat PusgaArn sich damit einge- hender beschäftigt, und seine Untersuchungen sind in das 1863 herausgekommene Werk Lyerv’s: „‚Antiquity of Man“ aufgenommen.*) Diese drei Geologen sind alle zu demselben Resultat gekommen, dass die Störungen in „Möens Klint“ nach der Absetzung der Thonschicht oder in einer nach geologischem Maassstabe überaus spaten Zeit vor- gegangen seien. Darüber kann auch nicht der geringste Zweifel erhohen werden; eine andere Frage ist es aber, ob die von ihnen gegebene Deutung des Phänomens, dass dasselbe nämlich Hebungen von unten zugeschrieben werden müsse, haltbar sei. **) *) 8. 343 bis 347. . **) D’ArchHıac hat auch in seiner „Histoire des progres de la geologie de 1834—1852“ (Tome V. p. 185) wohlbegründete Bedenken dagegen er- hoben, der von den erwähnten Verfassern gegebenen Erklärung beizutreten, 548 Um die Bedeutung dieser in der Kreide eingeschlossenen Thonmassen darlegen zu können, ist es nothwendig, die Thon- art, welche einen wesentlichen Bestandtheil der Glacialbildun- gen in Dänemark ausmacht, kurz zu erwähnen. Unser typischer „Geschiebethon“ (FoRCHHAMMER), der häufig in den Ab- schüssen an den Küsten wie auch bei manchen Efarbeiten entblösst gesehen wird, ist eine meistens graue oder in der Nähe der Oberfläche gelbliche*), sandige Thonart ohne eigent- liche Schichtentheilung und Versteinerungen. In der Regel ent- hält sie zugleich viele Steine, besonders Granit, Gneiss, Grün- stein, cambrischen und silurischen Sandstein, Kalkstein und Schiefer, nebst einer bedeutenden Menge der Steinarten der Kreideformation (Flint, Kalkstein und Kreide). Durch einen in der Natur vorgegangenen grossartigen Schlämmprozess sind aus dem, was ich hier unseren typischen Geschiebethon ge- nannt habe, verschiedene secundäre Bildungen, aus Grand, Sand und steinfreiem Thon bestehend, entstanden, aber sıe sind alle geschichtet und stehen dadurch in einem bestimmten Gegensatze zum Geschiebethon, obgleich auch in diesem eine Andeutung von’ Schichtentheilung vorhanden sein kann. Bei dem Studium dieser Bildung bat man mit nicht wenig Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie hat weder die Einförmigkeit, deutliche Schichtentheilung, noch die organischen Ueberreste, wie so viele anderen Bildungen , wodurch man bei diesen Ver- gleichungen rücksichtlich der Altersfolge viel leichter machen kann. Der Thon ist an einem Orte mit den Steinarten der *) Diese Veränderung der Farbe des Thons hat, wie ForcuHAnMmeEr ' ‚es dargelegt hat, ihren Grund in einer Oxydirung durch das von der Oberfläche hinabrieselnde Wasser, und man beobachtet deswegen immer an den Orten, wo beide vorkommen, eine sehr unregelmässige Be- grenzung zwischen dem unteren grauen und dem oberen gelben Thon. Die Unregelmässigkeit der Grenzlinie wird von der grösseren oder klei- neren Menge Sandes bedingt, welcher an dem einzelnen Orte darin ein- gemischt ist, und finden sich in solchem Thon Risse, zu denen das Wasser leichter hat Zutritt finden können, so ist der Thon an den Seiten der- selben gelblich, was deutlich die Ursache der Farbenveränderung zeigt. Doch .darf eine andere in der Nähe der Oberfläche vorkommende, stein- haltige Thonart, die auch entweder gelb oder gelbgrün sein kann, aber gewiss jünger als unser typischer Geschiebethon ist, hiermit nicht ver- wechselt werden. 549 Silurformation, an einem anderen mit denen der Kreideforma- tion, und an einem dritten mit denen der Braunkohlenformation zusammengemischt worden, was einen wesentlichen Ein- fluss auf seine Farbe und Zusammensetzung hat, so dass er nach der Beschaffenheit des Eingemischten grünlich, weiss, ja sogar beinahe ganz schwarz sein kann, und doch können es Bildungen äus derselben Zeit sein. Dazu kommt noch ein anderer Umstand, der die Vergleichung schwierig macht, und das ist, dass die am frühesten abgelagerten Massen durch spä- tere Glacialwirkungen ganz entfernt sein können, und nur das zuletzt Abgelagerte zurückgelassen ist, ohne dass dies deswegen zu den ältesten Glacialbildungen zu gehören braucht, obwohl es jetzt an einem gegebenen Orte zu unterst liegt, unmittelbar auf paläozoischen, secundären oder tertiären Bildungen ruhend. Die Abschleifung und die zahlreichen Schrammen auf der Oberfläche des Granits, des cambrischen Sandsteins und des Orthoceratitenkalks auf Bornholm, auf dem Faxekalk und dem Saltholmskalk auf Seeland enthalten einen Beweis der unge- heuren Abhobelung, der sie, sowie auch die Felsen auf der skandinavischen Halbinsel, ausgesetzt gewesen sind. Wir kön- nen deswegen an solchen Orten nicht sicher sein, das am frühesten abgelagerte (älteste) Material anzutreffen, das ent- weder ganz und gar weggeführt oder wenigstens mit spa- teren hergefüuhrten Massen so vermischt sein kann, dass es dadurch schwieriger wird, seine ursprüngliche Beschaffenheit zu ermitteln. Dieses gilt natürlich besonders von allen höher liegenden Partieen des festen Untergrundes. Es kann nicht bezweifelt werden, dass, wo die Oberfläche der Kreideformation aus Schreibkreide bestanden hat, diese während der ganzen Glacialperiode ähnlichen, aber wegen ihrer geringeren Widerstandsfähigkeit weit stärkeren Abscheuerungen ausgesetzt gewesen sein muss, wovon die grosse Menge Flint und Kreide, die wir fast überall in Dänemark in den Geschiebe- thon eingemischt sehen, genugendes Zeugniss liefert. Wir ha- ben also auch hier keine Sicherheit dafur, dass der Thon, welcher sich jetzt unmittelbar auf der Oberfläche der Schreib- kreide abgelagert findet, der am frühesten hergebrachte sei, und deswegen scheinen die vorhergenannten,, in die Schreib- kreide Möens eingeschlossenen Thonmassen eine besondere 550 Aufmerksamkeit zu verdienen. Dadurch, dass sie darin ein- gehüllt worden sind, sind sie gegen spätere Entfernung ge- schützt worden und liefern davon Proben, was.hier in den- jenigen Abschnitten der Glacialperiode abgelagert ist, welche den Umwälzungen (Schichtenstörungen), denen die Möensche Schreibkreide ausgesetzt gewesen, vorausgingen, Iı jedem Falle hat man hier einen bestimmten Anknüpfungs- punkt rücksichtlich der Zeitbestimmung der Ablagerung dieser Thonmassen, wie sie auch zur Vergleichung mit dem Ge- schiebethon dienen können, der an anderen Orten in Däne- mark abgelagert ist. Im Vorbeigehen muss ich darauf aufmerksam machen, dass die erwähnten Thonmassen nicht von oben durch Klufte oder Risse in der Kreide hinabgerollt sein können. Dies ist auch die Anschauung der früheren Untersucher gewesen, und in jedem Falle sind die Verhältnisse jetzt von der Be- ‚schaffenheit, dass man sich leicht davon überzeugen kann, „dass die Thonschichten auf der Unterlage ruhen, worauf sie abgelagert wurden, ehe die Dislocation der Kreideschichten vor sich ging. Die Uebereinstimmung, welche in den Lage- rungsverhältnissen dieser Thonmassen an allen Orten herrscht, wo sie von der Schreibkreide umschlossen sind, weist darauf hin, dass es eine bestimmte Regel für die Ordnung des ab- gelagerten Materials gebe, die nie bei hinabgerollten Massen beobachtet wird, welche an einer ganz zufälligen und ordnungs- losen Vermischung von Thon, Geröllen, Kreidebruchstücken, Kreideschlamm u. s. w. erkannt werden können. Es sind für die jetzige Zeit besonders zwei Stellen, wo die Beschaffenheit und die Lagerungsverhältnisse der genannten Thonmassen leicht zu überschauen sind, namlich in der Kluft zwischen „Dronningestol“ und „Forchhammer’s Pynt‘, (Partie I. Fig. 2 und 4), und in drei Klüften zwischen „Store Taler‘ und den drei nördlich davon gelegenen Kreidefelsen II. bis IV. (Fig. 3), welche vielleicht am besten als die Partie des „Lille Talers‘ bezeichnet werden können, obgleich dieser Name eigentlich nur auf den südlichsten von ihnen an- gewendet wird. Die Thonschichten fallen an der erstge- nannten Stelle gegen NW, an den drei letzten gegen SO und SSO, und die Schichtenfolge, welche in der Partie I. (Fig. 4) 551 am denutlichsten gesehen wird, ist von unten aufwärts die folgende*): a. FesteKreide mit regelmässigen Flintschichten, welche dieselben Fallwinkel wie die Thonschichten haben. b. An der Grenze (d. h. an der Oberfläche der Schreib- kreide) zerbrochene Kreide in scharfeckigen Bruchstücken, und unregelmässig abgelagerter Flint, eine vollkommene Brec- cien-Bildung, wo die Zwischenräume mit Kreide von graulicher Farbe, mit Thon vermischt, ausgefüllt sind. (Entspricht den bei Puccaarn S. 105 mit a’ und b bezeichneten Schichten.) c. Gescehichtete Sand- und Grandschichten, welche kleines Gerölle von den gewöhnlichen Krystallinischen Gebirgsarten, nebst gerollter Kreide und Flint enthalten. Die Mächtigkeit dieser Schicht variirt an den hier genannten Stellen von wenigen Zollen bis zu drei Fuss; die Hauptmasse besteht aus Sand. Nahe an der oberen Grenze wird sie thonartiger Sand von gelbbrauner Farbe, (Ist auch bei PuG@AArD mit c bezeichnet.) In einer hiermit analogen Sandschicht in „„Hunde- vangefald‘“‘ (Fig. 1) fand PuGgAARrD vormals einige wenige Versteinerungen, die einzig bisher gefundenen, von denen man annehmen kann, dass sie der Geschiebeformation in ,„‚Moens Klint‘“ angehören. Die meisten Schalen waren zerbrochen, schlecht erhalten und fanden sich nur einzeln, so dass es un- entschieden ist, ob die Thiere an diesem Orte gelebt haben, als diese Schicht auf dem Kreideboden abgesetzt wurde, oder ob die Schalen von anderswoher nebst dem Sande hergeführt sind. Nach der Bestimmung des Dr. O. Mörch sind es: Tellina baltica L., Venus ovata Penn., Oyprina islandica L., Cardium edule L. und eine Turritella, welche also nicht darauf hindeuten, dass die Fauna am An- fange dieser Periode ein arktisches Gepräge hatte, **) *) Soweit die entsprechenden Schichten in den Profilen Fig. 1 und 4 gesehen werden können, sind sie dort mit a’ b’c' u. s. w. bezeichnet, ”) In dem obersten Theile dieser Sandschicht habe ich nur ein kleines Bruchstück einer Turritella finden können. Der untere Theil der Schicht, wo PuccAArp die oben erwähnten Versteinerungen fand, ist er 552 d. Grauer oder grüngrauer Thon (in feuchtem Zustande oft dunkelgrün), der entweder ganz steinfrei ist (Fig. 4), oder wie es der Fall ist in der Partie des „Lille Talers“, nur wenig und sehr kleine Steine, fast nur Granit und an den Kanten abgestossene silurische Kalksteine und Schiefer enthält. Die graugrüune Farbe schreibt sich von der Einmischung der letztgenannten Steinarten in fein zer- theilltem Zustande her, Dagegen findet sich darin weder Flint, noch irgend eine andere der Steinarten der Kreideformation, eine Eigenthümlichkeit dieser Schicht. Man kann hier einzelne untergeordnete Sandschichten von ge- ringer Mächtigkeit antreffen, wo so starke Biegungen beob- achtet werden, dass sie nur dadurch hervorgebracht sein können, dass die Thonmasse einem starken Zusammenpressen aus- gesetzt gewesen ist. In der Partie I. (Fig. 4) bat diese Thon- schicht eine Mächtigkeit von 6 Fuss und ist scharf begrenzt sowohl gegen den unterliegenden Sand als gegen den über- liegenden Thon, an anderen Orten aber geht sie unmerklich in den letzteren über. (Entspricht zum Theil den Schichten Pus@AaRD’s d. und e.) e. Gemeinerhellgrauer Geschiebethon (in feuch- tem Zustande kann er grauschwarz sein) mit vielem Gerölle, welches an Menge und Grösse nach oben zunimmt. Die grösseren sowohl als die kleineren Steine sind in hohem Grade an den Ecken abgestossen wie überall in unserem Geschiebe- thon, und darunter finden sich sowohl fremde, von der skan- dinavischen Halbinsel hergeführt, und der ‚Hauptsache nach von derselben Beschaffenheit wie die, welche sich in der Schicht d. befinden (besonders Granit, Porphyr, Grünstein, cambrischer Sandstein und silurische Steinarten), als auch eine grosse Menge der Steinarten der Kreide- formation, besonders Flint, Kreide und festerer Kalkstein. Die hellere Farbe dieses Thons schreibt sich von der Ein- mischung der Kreide her und seine Mächtigkeit ist oft bedeutend leider jetzt nicht zugänglich. — In dem Geschiebesand (ForcHn.), west- lich von ,„Höie Möen‘“ erzählt Focu (l. e. S. 28), Turritella gefunden zu haben, wie ich auch mehrere Exemplare dieser Univalve, der Turrit. planispira Nyst. sehr ähnlich, aus in Schichten gehüllten Grandpartieen nahe an Klintholm erhalten habe. 5. 3 u Per . B 553 grosser als die der vorhergehenden Schicht, kann aber nicht näher angegeben werden, da er viel variirt, sogar an demselben Orte, weil die Unterfläche der überliegenden Kreidepartie (f und f’ in I. uud II.) ganz unregelmässig sein kann. (Zum Theil die Schichten PuseAArn’s d, e und f, kann aber eigent- lich mit keiner von ihnen verglichen werden, da er damals nicht gekannt zu haben scheint, was ich in dem Vorher- gehenden als typischen Geschiebethon bezeichnet habe.) Untergeordnete Sandschichten können auch hier vorkom- men, und im Ganzen genommen ist e sandiger als d und nimmt oft eine gelbbraune Farbe an, wo sie sich der Ober- fläche nähert. Eine Vergleichung zwischen den Bestandtheilen dieser beiden Thonarten wird ihre ungleiche Beschaffenheit am besten beleuchten können; aber es folgt von selbst, dass der Gegensatz nicht an allen Orten so gross ist wie hier, wo die Thonschicht d ganz steinfrei ist. Beide Proben , ungefähr von dem Gewichte eines Pfundes, sind der Partie I. ent- nommen. Ich werde ferner die Bestandtheile des Geschiebethons von anderen Theilen des Landes anführen, um seine Ueber- einstimmung mit der Schicht e zu zeigen. Grand. Sand. Thon, De na ee le Pier Schichten ua 2 al 900 Sölleröd (Seeland) . . . 78 53,6 38,6 Sara SO. Nee RN N ON DLLON 005 Edelsborg (Eisenbahndurch- schnitt bei Skanderburg . 4,3 55,9 40,2 Ny Carlsberg (Kjöbenhavn) 6,6 36,0 57,4 Nach dem Beginn der Bildung des zuletzt erwähnten Thon’s (e) mit vielen grösseren Blöcken von scandinavischem Granit und den Steinarten der Kreideformation geschahen die localen Störungen derjenigen Partieen der Kreideformation, welche den Kreidefelsen Möens und Rugens entsprechen. Zeits.d. D.geol.Ges. XXV1.3. 36 Die vielen gründlichen Untersuchungen, welchen die Glacial- gebilde unterworfen gewesen sind, in Schweden von v. Post, ToRELL, A. ERDMANN u. A., in Norwegen von KJERULF und in Russland von BöntLinok, v. HELMERSSEN u. A., haben gegenseitig die Richtigkeit des vermutheten Ursprungs dieser Bildungen bestätigt, so dass er als über allen Zweifel erhaben angesehen werden muss. Von grosser Bedeutung ist die von ToRELL gemachte Beobachtung, dass die fossile Fauna, welche in einigen glacialen Thonschichten in Schweden vorkommt, einen ganz arktischen Charakter hat“), und später hat M. Sars dies auch betrefis Norwegens bestätigt gefunden, so dass also eine völlige Harmonie zwischen den Resultaten besteht, welche man auf geologischem und paläontologischem Wege er- halten hat. Ferner hat ToRELL uns berichtet, dass „‚Kros- stensleran“‘ in Schonen, der unserem Geschiebethon entspricht, einigen der Moränebildungen der jetzigen Zeit auf Spitzbergen, Island und in der Schweiz ähnlich sei. Wie bekannt, finden sich über das nördliche Europa bis- weilen sogar kolossale erratische Blöcke verbreitet, vorzüglich aus scandinavischem Granit und Gneiss, welche man sich nur durch Eis aus ihrer ursprünglichen Heimath weggeführt denken kann, und die sowohl einen Beweis der Richtung der Bewe- gung als auch ein Maass der mächtigen mechanischen Kräfte abgeben, welche in der Eisperiode wirksam gewesen sind. Auf Höie Möen am Fusse von Aborrebjerg liegt der Svau- tese-Stein, der ungefähr 1000 Cubik-Fuss gross ist. Aber er ist gegen den Hesselager-Stein in Fünen, südlich von Nyborg, beinahe für Nichts zu rechnen, denn dieser scheint wenigstens 12.000 Cub.-Fuss gross zu sein und hat also ein Gewicht von gegen 2 Millionen Pfund. Beispielsweise soll nur angeführt werden, dass an einem Örte, der in einer Höhe von 390 Fuss über dem Meere in der Nähe yon Fürstenwalde, 7 Meilen von Berlin liegt, ehemals ein ähnlicher Block von ungefähr derselben Grösse, wie auch zwei etwas kleinere vor- —,— *) ToretL: „Bidrag till Spitsbergens Molluskfauna‘‘ 1859 S. 78, wie auch Loven schon früher die Aufmerksamkeit hierauf hingeleitet hat. („Öfversigt af Kongl. Vet. Ak. Förhandl. 1846 S. 254.) SIR 959 handen waren”) und noch weit grössere Blöcke sich in Fin- land finden sollen. **) Unter den verschiedenen Ansichten, welche über die Wan- derung sowohl der grösseren als der kleineren erratischen Blöcke, die aus der scandinavischen Halbinsel und aus Finland herstammen, ausgesprochen worden sind, giebt es besonders zwei, welchen sich die Gelehrten fast aller Nationen jetzt ange- schlossen haben, nämlich dass sie entweder durch festes Eis (die Gletschertheorie) oder durch schwimmendes Eis (die Treibeistheorie) bewirkt sei. Gegen die letzte Theorie kann man einwenden; dass sie einen Wasserstand voraussetzen wurde, der bedeutend verschieden von dem jetzigen sein musste, wenn Treibeis, mitso grossen Blöcken wie den vorgenannten belastet, dieselben OSO von Berlin auf eine Höhe von 400 Fuss über der jetzigen Meeresoberfläche bewegen und dort ablegen konnte, Eine solche Einwendung würde jedoch nicht viel Bedeutung haben, wenn es nicht ausserdem mehrere Beobachtungen gäbe, auf welche näher einzugehen hier nicht die Stelle ist, die es aber im höchsten Grade wahrscheinlich machen, dass die bewe- sende Kraft am besten einer festen Eisdecke zuzuschreiben sei. Dies schliesst doch keineswegs die Möglichkeit aus, dass Treibeis sowohl während des Hin- und Herrüuckens des Eises, also beim Anfange und Ende der Periode, eine Rolle gespielt haben könne, und es sind gerade verschiedene Phänomene in unseren glacialen Bildungen, welche man sich nicht wohl auf andere Weise als durch schwimmendes Eis hervorgebracht denken kann. *) Der grösste, jetzt zu einer riesenhaften Schale vor dem Alten Museum in Berlin umgebildet, war 26 Fuss lang, 27 Fuss hoch; süd- licher, in einer Entfernung von 144 Fuss, lag der zweite, 18 Fuss lang und der Theil, der über die Erde hervorragte, hatte eine Höhe von 1b Fuss. Eine Viertelmeile nördlich von diesen lag der dritte, der 25 Fuss lang, 16 Fuss breit und 12 Fuss hoch war, und alle drei be- standen aus derselben Art scandinavischen Granits, waren aber doch von dem anderen Granit-Gerölle, welches sich in grosser Menge in der Nähe fand, etwas verschieden. (Kıöpen: Beiträge zur mineral, und geognost. Kenntniss der Mark Brandenburg V. S. 58.) #=*) v. Hetnmerssen: Studien über die Wanderblöcke und die Diluvial- gebilde Russlands, 1869. S. 10 in Mem, de l’Acad, de St. Petersbourg, Tom.. XIV. Nr. 7. 36 * Rısk hat das grosse Verdienst, die allgemeine Aufmerk- samkeit auf die Bildung, die Ausdehnung und Bewegung des Eises im Inlande Grönlands zuerst hingeleitet zu haben.*) Seiner Darstellung ist es zu danken, dass die scandinavischen Naturforscher allmälig mehr und mehr die Ueberzeugung ge- wonnen haben, dass eine ähnliche Eisdecke nicht nur über die scandinavische Halbinsel und Finland, sondern sogar be- deutend weiter, sowohl gegen O als S, ausgebreitet gewesen sein musse, wogegen es aus leicht erklärlichen Gründen schwie- riger ist, etwas von ihrer Ausdehnung gegen W und N zu sagen. Die Bedenklichkeiten, welche man früher gegen ein Eingehen auf die Gletschertheorie, was Scandinavien betrifft, hegte, wa- ren besonders in den Terrainverhältnissen begründet, welche nicht günstig dafür zu sein schienen; aber mit denjenigen, welche zufolge der Beschreibung Rınk’s sich in Grönland finden, verglichen, ist eigentlich nichts, was dawider spräche, wenn man nur annehmen kann, dass die Temperatur in dieser Pe- riode hinlänglich niedrig gewesen sei, und dafür sind jetzt nicht wenig entscheidende Beweise beigebracht.”*) Es liegt in der Natur der Sache, dass beinahe Alles, was wir von dieser Periode wissen, sich auf ihr Ende beschränkt, während wir dagegen nur sehr wenig kennen, was die frü- heren Abschnitte der Periode berührt, als das Eis anfing, sich von den höchsten Felsenpartieen Scandinaviens zu niedrigeren Gegenden zu verbreiten. | Die Beobachtungen über den höheren Wasserstand längs der Küsten Norwegens und eines Theiles von Schweden am Schlusse der Eiszeit können uns keine Aufklärung geben, wie das Niveau des Meeres am Anfange dieser Periode war. Zur Beantwortung dieser Frage liegt keine einzige zu- verlässige Thatsache vor, und davon wird es doch abhängig *) Rınk: „Om den geographiske Beskaffenhed af de danske Han- delsdistrikter i Nordgrönland“, 1852, i det Kgl. D. Vidsk. Selsk. nat. og math. Afh. Ste Räkke, Bd. III. S. 48. **) Die früher erwähnten Beobachtungen Lovin’s und TorerıL's über die Fauna der Glacialschichten, mit den arktischen Pflanzenüberresten zusammengehalten, welche von A. Naruorst im Süsswasserthon in Scho- nen, und von ihm in Verbindung mit Prof. Jap. STEENsTRuUP in den Bodenschichten der seeländischen Torfmoore gefunden sind. (Öfversigt af Kgl. Vetensk, Akad. Förhandl. i Stockholm 1872 S. 123.) 557 sein, ob wir berechtigt sind, anzunehmen, dass die jetzigen Ostseeländer damals ein zusammenhängendes Ganze bildeten, oder durch ein Meer getrennt waren, über welches das Eis die aus der scandinavischen Halbinsel geholten Massen von Steinen, Grand, Sand und Thon bewegt habe, Man könnte sich leicht vorstellen, dass das Dasein eines solchen Neeres ein. so we- sentliches Hinderniss gewesen sein würde, als dass eine zusam- menhängende Eisdecke sich von Scandinavien über die Ostsee nach den südlich von derselben liegenden Ländern hätte bilden können. Hierzu muss bemerkt werden, dass dieses Meer nicht ‚wie das Eismeer und das atlantische Meer längs der Nord- und Westküste Norwegens offen gewesen ist, so dass das Treibeis allmälig wegtreiben konnte, sondern vielmehr ein ver- hältnissmässig nicht tiefes Landmeer oder ein Meerbusen, der unter dem Wachsen und Hervorrücken der grossen scandina- vischen Eisdecke im Anfange mit Treibeis, später mitfestem Eis gefüllt werden musste. Obgleich wir jetzt, wie gesagt, aller Kenntnisse der der- maligen Niveauverhältnisse beraubt sind, ist es doch nicht ohne Bedeutung zu erwägen, wie eine fortschreitende Eis- masse einem solchen Landmeere gegenüber, z. B. mit den jetzigen Tiefenverhältnissen , gestellt sein wurde. Es ist ja freilich sehr unsicher, ob ähnliche Verhältnisse zu der Zeit existirten, wovon hier die Rede ist, und es darf besonders nicht übersehen werden, dass bedeutende Partieen während der Glacialperiode vom Boden der Ostsee entfernt sein können; da man aber genöthigt ist, sich einen hypothetischen Zustand. ‚vorzustellen, kann man ebensogut den jetzigen als jeden an- deren wählen. Man hat dann wenigstens einen bestimmten Ausgangspunkt uud wird sich leicht denken konnen, welchen Einfluss eine Abweichung von den so vorausgesetzten Niveau- 'verhältnissen auf das Phänomen würde gehabt haben können. Die grösste Tiefe der Ostsee findet sich jetzt um Gotland, wo sie zwischen 300 — 600 Fuss wechselt, und nur an einer einzigen Stelle findet sich eine tiefere Einsenkung des Meeres- bodens, aber von geringer Ausdehnung, nämlich zwischen den Alandsinseln und Gotland, wo die Tiefe bis zu 1000 Fuss steigt. Der sudlichste Theil, der hier besonders in Betrachtung kommt, hat seine grösste Tiefe zwischen Gotland und Born- holm, wo sie durchschnittlich 300 Fuss ausmacht, während 58 sie westlich von Bornholm an keiner Stelle 170 Fuss über- steigt, so dass dieser Theil verhältnissmässig sehr seicht ist, Eine Eisdecke, wie die, welche zu jener Zeit über ganz Scandinavien ausgebreitet war, müsste leicht die ganze Ostsee füllen können, wie die Tiefenverhältnisse jetzt beschaffen sind; denn sobald das Eis eine Dicke hat, die um } grösser als die Tiefe des Meeres ist, ruht es schon auf dem Meeresboden, doch ohne in diesem Falle einen Druck dagegen auszuüben, da es dann genau im Gleichgewicht ist. Die Folge davon ist also, dass es von dem höher liegenden Eis ausserordentlich leicht muss vorgeschoben werden können, und unter sonst ahnlichen Oberflächenverhältnissen wird die forttreibende Kraft des letzteren wegen der verminderten Reibung in einer grösseren Entfernung wirken können, als wenn die ganze Bewegung aus- schliesslich auf dem trockenen Lande stattgefunden hätte, Erst wenn die Eisdecke seichtere Stellen erreicht, wird der Druck gegen den Meeresboden natürlich in demselben Verhältnisse wachsen, wie die Meerestiefe kleiner wird, und ein Eisstrom, der in dem südlichen Theile des Ostsee-Bassins fortgetrieben ‘wird, wird also mit unveränderter Dicke den grössten Rei- bungswiderstand in dem westlichsten Theile zu überwinden haben, wo die Tiefe immer abnimmt. — Im Ganzen genom- men: weit davon entfert, dass die Moglichkeit der Existenz dieses Meeres als ein Hinderniss der Ausbreitung der Eisdecke betrachtet werden könnte, muss man vielmehr sogar annehmen, es habe dazu beigetragen, die Bewegung des Eises nach ent- fernteren Punkten zu erleichtern, Ich werde darnach zu einer Untersuchung übergehen, wie weit diese allgemeinen Betrachtungen von einer solchen vor- schreitenden Eisdecke und ihren Wirkungen fur das Ver- ständniss der Verhältnisse in Möens Klint Bedeutung haben. Im Vorhbergehenden ist es dargethan worden, dass die Störungen der Lagerungsverhältnisse in einem Seitendruck ihren Grund haben, wodurch die ursprünglich wagerechten Schichten der Schreibkreide gefaltet, zusammengeschoben und verschoben worden sind, ohne dass wir die geringste Spur von gehobenen Massen finden, welche diesen Druck bewirkt haben können, Ferner haben wir gesehen, dass die in der Kreide eingeschlossenen Glacialbildungen ein Beweis sind, dass die hier beobachteten Dislocationen der Schichten nach N - ig Kara v up IN ‘ {N N hin N F h) 559 dem Anfange der Eiszeit vorgegangen sind, und ihre Bestandtheile weisen auf eine bewegende Kraft in der Richtung der Hauptausdehnung der Ostsee hin, wo- mit auch die auf Bornholm und in dem südlichen Schweden beobachtete Schrammenrichtung übereinstimmt. Selbst wenn man noch so grosse Bedenklichkeiten hegt, eine Hypothese zu verkunden, fur welche kein stringenter Beweis geführt wer- den kann, glaube ich doch nicht, dass es möglich sei, wenn man alle Thatsachen zusammenhält, zu einem anderen Resultat als diesem zu kommen, dass die Phänomene der Schichten- dislocationen in Möens Klint nicht allein in der Eiszeit hervor- gebracht, sondern geradezu ein Resultat der mächtigen Kraftentwickelung sind, welche an die Bewegung des Eises in dieser Periode von den höheren nach den nie- drigeren Theilen des nördlichen Europa’s geknüpft ist. Ob eine Theorie haltbar sei oder nicht, hängt natürlich davon ab, wie weit sie consequent durchgeführt werden kann, so dass alle daraus folgenden Schlüsse mit den Thatsachen überein- stimmen. Ich werde nun versuchen, einen Ueberblick uber die hierher gehörigen Phänomene in den einzelnen Abschnitten dieser Periode zu geben, ferner über die Weise, in welcher vermuthlich die Störungen in Möens Klint vorgegangen sind, und wie es mir scheint, dass sie am naturlichsten erklärt wer- den können, indem ich mich anf die in dem Vorhergehenden mitgetheilten Beobachtungen stütze. l. Die Zermalmung der Kreideoberfläche und die darauf abgelagerten Sand- und Grandschichten, Wo wir Gelegenheit haben, die Gebilde der Geschiebe- formation unmittelbar auf der Kreideformation gelagert zu sehen, ist die Oberfläche der letzteren sehr oft von grösseren oder kleineren scharfeckigen Bruchstücken derselben Beschaffen- heit wie die Oberfläche selbst gedeckt; besonders gilt dies von den loseren Steinarten, wie Schreibkreide und „‚Limsten‘‘, etwas Aehnliches kann man aber auch an dem dichteren Saltholmskalk beobachten.*) Es ist ein wohlbekanntes Factum, dass sich über dem „‚Limsten“ in Stevns Klint ein Breccien- *) Jounstrup: „Grönsandslagene i Danmark“ im Bericht über die zwölfte Versammlung dänischer Landleute 1872, S. 126. (1874). gebilde von nicht geringer Mächtigkeit findet**), wo alle Bruch- stücke des „‚„‚Limsten‘‘ durch später abgesetzte Kalksinter, die aus dem deckenden kalkreichen Geschiebethon herstammen, zusammengefügt sind. Diese Bruchstücke der Oberfläche der Kreideformation, welche unter unseren Glacialgebilden dem „Krosstensgries‘‘ in Schweden entsprechen, sind das daselbst am spätesten losgebrochene Material, das liegen geblieben ist, während Alles, was in einem früheren Stadium durch die Einwirkung des Eises aufgerissen wurde, anderswo hinge- führt und in unseren Geschiebethon eingemischt worden ist. In Moens Klint beobachten wir nun auch, dass die Kreide- oberfläche (Fig. 2—4, a und a’) zermalmt und in eine Schicht von scharfeckigen Bruchstücken (Fig. 4, b) verwandelt worden ist, was durch eine ähnliche Ursache bewirkt wurde; aber wegen der eigenthumlichen Weise, in welcher die Oberfläche hier gegen spätere Storungen beschützt worden ist, können wir mit grösserer Sicherheit von dieser als von jenen Ober- flächen annehmen, dass die Zermalmung hier in dem frühesten oder wenigstens in einem sehr frühen Abschnitt der Glacial- periode als eine Folge der Einwirkung des Eises (wahrschein- lich des Treibeises) auf den Kreideboden bewirkt werden musste, Die darauf abgelagerten Sand- und Grandschichten (ec) sind das älteste Glacialgebilde, welches hier erwiesen werden kann. Sand und Granit sind Stoffe, welche sich gar. nicht in der Schreibkreide, noch in irgend einer anderen nahe- liegenden Bildung finden, weshalb sie aus weiter Ferne her- gebracht und am Orte mit kleineren Theilen der losgebroche- nen Kreideoberfläche (Flint oder Kreide) gemischt sein mussen. Nach der geringen Mächtigkeit der Sandschicht und der Grösse der Steine zu urtheilen, kann die Kraft, welche die Wanderung und die Losbrechung desjenigen Stoffes bewirkte, woraus diese Schichten bestehen, kaum sehr gross gewesen sein. Man be- kommt daraus den Eindruck, dass die Ablagerung, im Ver- gleich mit dem, was in späteren Abschnitten dieser Periode stattfand, unter einigermaassen ruhigen Verhältnissen vorge- ®) FORCHHANMER: „Om de geogn. Forhold i en del auf Sjalland og Naboöerne“ i Kgl. Danske Vidensk. Selsk. nat. ag math. Afh. 4ter Reihe II. S. 258, U BEEEENENE ARTE: MENRITEE 561 gangen sei, weil das Material in regelmässigen und untereinander parallelen Schichten, welche allmälig mehr und mehr mit Thon vermischt werden, geordnet ist. Die wenigen Salzwasser- versteinerungen, welche in dieser Schicht gefunden sind, sind für die hier angestellten Betrachtungen von grosser Be- deutung; denn es wird in hohem Grade wahrscheinlich, dass die Ostsee schon zu dieser Zeit existirt und mit den Welt- meeren in Verbindung gestanden haben muss. In diesem Falle muss, wie früher schon angedeutet wurde, die Zermalmung der Oberfläche wie auch die Zuführung von Sand und Steinen in dieser Schicht durch schwimmendes und nicht durch festes Eis bewirkt sein. 2. Die Ablagerung des Thons ohne Einmischung von Flint und Kreide. Zwar ist in der Kreidebreccie (b) mit Kreide vermischter Thon abgelagert, aber seine Menge ist zu unbedeutend, um . weitere Erwähnung zu verdienen, so dass wir die Thonschicht d als den am frühesten abgelagerten Thon betrachten können. Es findet sich hier keine Schichtung, und in Folge davon kann er durch keinen gewöhnlichen Niederschlag der im Wasser aufgerührten Stoffe abgelagert sein. Die zwar spärlich, aber doch hier und da ohne Ordnung eingemischten silurischen Steinarten, welche sich besonders in den Thonschichten II, Ill. und IV. (Fig. 3) finden, zeugen von einer allmäligen Zu- ‘führung und Niedersenkung von Thon und Grand*), und es scheint mir, dass man, ohne missverstanden zu werden, die Benennung „silurischer Thon‘ darauf gut anwen- den könne, da die weicheren silurischen Steinarten weit we- sentlichere Beiträge zu seiner Bildung als der härtere cam- brische Sandstein und der Granit, welche auch darin vorkom- men, geleistet haben. Wenn, wie es hier der Fall ist, die grösseren Steine fehlen, wird man durch das Studium der *) Hierin ist in einem Alaunschiefer Agnostus pisiformis gefunden; aber die Hauptmasse sind graue und rothe Kalksteine mit Orthoceras nebst jüngeren silurischen Steinarten mit Trilobiten (Calymene Blumen- bachi?) Brachiopoden, Korallen und Graptolithen, welche sämmtlich von Schichten herrühren, die den auf Oeland und Gotland vorkommenden Bildungen entsprechen. 562 kleinen Theile, welche an jedem einzelnen Orte in den Glacial- | thon eingemischt sind und an dessen Entstehung einen wesent- lichen Antheil gehabt haben, über seinen Ursprung allmalig verschiedene Erläuterungen einsammeln können. Wenigstens leiten sie uns wohl so sicher als die Schrammen auf dem Felsboden, deun es ist immer möglich, dass diese nur die letzte mehrerer stattgefundenen Bewegungsrichtungen angeben, und ın jedem Falle werden beide Beobachtungen einander gegenseitig stutzen können. Aus dem Dasein der vielen silurischen Gesteinsbruchstücke, mit der Schrammenrichtung auf Bornholm und in der Gegend von Cimbrishamn zusammengehalten, kann man so zu sagen spuren, wie der Eisstrom sich mehr und mehr von NO nähert. In den unten liegenden Sand- und Grandschichten ist das hergebrachte Material (Sand und Granitgeschiebe) von allge- mein scandinavischem Ursprung; jetzt gehört dagegen mehr als die Hälfte des Grandes Bildungen an, welche auf Oeland, Gotland und zum Theil auf Bornholm an- stehend sind, Inseln, welche in der Eisperiode viel. grössere Flächenräume als jetzt eingenommen haben müssen. Nach den Lagerungsverhältnissen der verschiedenen For- mationen auf den zwei erstgenannten Inseln zu urtheilen, muss man annehmen, dass diese vor der Eiszeit mit der scandina- vischen Halbinsel Festland gewesen sind, und ist die schönste Uebereinstimmung zwischen der jetzigen Form der Inseln und der Bewegungsrichtung des Eisstromes durch die Ostsee durch die Schrammen bezeichnet. Die regelmässige Ablagerung des erwähnten Thons mit einer scharfen Begrenzung gegen den unten liegenden Sand — wenigstens ist es so der Fall an der einen der untersuchten Stellen — kann ebenfalls nur während verhältnissmässig ru- higer Verhältnisse zu Wege gebracht sein, so dass weder grös- sere Strömungen, die Veranlassung zu geschichteten Gebilden gegeben haben wurden, noch tiefgehende Eismassen, welche die Bestandtheile des Kreidebodens darin eingemischt haben würden, ihn abgesetzt haben können. Uebrigens ist es ein eigenthum- liches Verhältniss dieses Thons, das ich hier noch erwähnen möchte, nämlich dass er oft, z. B. in der Partie II. (Fig. 3), aus lauter eckigen Stücken Thons zusammenge- setzt ist, welche wieder mit Thonschlamm der- selben Beschaffenheit zusammengefügt sind, wo- durch seine breccienartige Natur leicht übersehen wird. Dies ist doch keineswegs diesem Thon eigenthümlich, son- dern wird auch in anderen Thonarten beobachtet, welche un- serer Geschiebeformation angehören, und bedürfte einer näheren Untersuchung, ehe eine befriedigende Erklärung der Ursache des Phänomens gegeben werden kann. 3. Die Bildung typischen Geschiebethons mit Flint und Kreide (e) bezeichnet hier einen dritten Abschnitt der Eisperiode, und nach den vorliegenden Resultaten der Wirksamkeit des Eises kann 'man sich die bewegende Kraft desselben denken, wie das besonders an den Gneis- und Granitblöcken, die sowohl an Grösse als aa Anzahl zunehmen, gesehen werden kann. Auch die cambrischen Sandsteine und silurischen Steinarten (beson- ders die Kalksteine) halten einigermaassen gleichen Schritt mit den krystallinischen Gebirgsarten, und das Eis, welches alle diese Blöcke herführte, muss entsprechende Dimensionen gehabt haben, so dass nicht unbedeutende locale Disloca- tionen des Kreidebodens dadurch verursacht wurden, dass das Eis sich über ihn hinscheuerte und eine Menge der Bestandtheile desselben (Flint und Kreide) in das übrige Ma- terial, welches es mit sich führte, einmischte. Die grössere Menge Sand, die sich hierin (cfr. S. 553) mehr als in dem „silurischen Thon‘ findet, ist eine Folge der wachsenden mechanischen Kraft des Eises, wodurch die Granit-, Gneiss- und Sandsteinblöcke, nachdem sie von ihrer ursprünglichen Lagerstelle losgerissen waren, gegen den Felsboden sowohl, als gegeneinander gerieben wurden. Die Zunahme der Intensität der bewegenden Kraft muss allmälig geschehen sein, denn der Uebergaug zwischen den Thonmassen d und e ist der Regel nach unmerklich, und nur ausnahmsweise ist eine so scharfe Grenze, wie in der Partie I. (Fig. 4). Die Ablagerung des hier genannten Ge- schiebethons, womit die in der Schreibkreide eingeschlossenen glacialen Bildungen abgeschlossen werden, ist natürlich an anderen Orten fortgesetzt, wo der Eisstrom mehr ungehindert diese Wirksamkeit fortsetzen konnte. 564 4. Die Dislocationsphänomene iin Möens Klint. Aus der zunehmenden Dicke des „‚Inlandeises‘‘ oder der Eisdecke folgte eine immer grössere Verbreitung desselben. Die Ostsee musste dadurch allmälig erst mit umhertreibenden, später mit zusammengeschobenen und zuletzt mit festem Eis gefullt werden, welches während des Vorrückens seine. Wir- kungen immer weiter weg von den Centralpunkten seiner Bil- dung ausdehnte. Was ein Flussbett für Wassermassen ist, welche durch die Kraft der Schwere in Bewegung gesetzt werden, ist die Ostsee demjenigen Theile des Eisstromes ge- wesen, der von Schweden und Finland einen Ablauf durch ‚dieselbe suchte. Bornholm war wegen seiner Lage den An- griffen desselben besonders ausgesetzt, wovon auch die nord- östliche Küste der. Insel zahlreiche Spuren trägt. Alle jün- geren Bildungen, welche keinen hinlänglichen Widerstand gegen die zermalmende Kraft des Eisstromes leisten konnten, fehlen beinahe ganz an dieser Seite, während sie in der Lee- seite (gegen W und SW) mehr geschont worden sind, wo der Granit eine hochliegende Wehr bildete, über welche hin das Eis gezwungen wurde, sich einen Weg zu bahnen, wenn die Läufe nördlich und südlich von der Insel ihm zu enge wurden. Wegen des Widerstandes, welchen Bornholm auf das Fort- schreiten des Eisstromes auf diese Weise ausubte, wurde ein Theil desselben durch den engeren Lauf zwischen Cimbrisbamn und Hammeren gepresst. An diesen beiden Punkten finden sich auch Schrammen von NO gegen SW, und die Fort- setzung dieser Bewegungsrichtung trifft gerade das Fahrwasser zwischen Möen und Rugen und zielt unmittelbar gegen die Neustädter Bucht in Holstein. Dies ist natürlich nur eins der vielen Betten, wohin das scandinavische Eis während seiner hinabschreitenden Be- wegung gestrebt hat, und um einem Missverständniss vorzu- beugen, muss ich bemerken, dass, da ich in dieser Ab- handlung mir nur die Aufgabe gestellt habe, die Ursache der Dislocationsphänomene in der baltischen Schreibkreide zu erweisen, ich mich hier nothwendigerweise nur auf die Er- wähnung der Wirkungen der sich in diesem Bette vorschie- benden Eismasse beschränken muss, 569 Die Wirkung eines Eisstromes muss sehr verschieden sein, je nachdem er sich über eine Unterlage bewegt, die einen bedeutenden oder nur einen geringen Widerstand leisten kann. Schreitet er über die krystallinischen Gebirgsarten des Grundgebirges, so ist er der Hauptsache nach ge- nöthigt, sich nach den Richtungen zu formen und sich in den- selben zu bewegen, welche ihm in den grossen Thalgegenden angewiesen sind. Die Sache stellt sich dagegen ganz anders, wenn die Unterlage von weicher Schreibkreide mit unzu- sammenbängenden Knollen von Flint gebildet ist, welche nicht im Stande sind, sich gegen dergleichen Angriffe zu schützen, sondern sogar gezwungen werden, an.dem ganzen Verwüstungs- werke selbst theilzunehmen. Zufolge unserer Bekanntschaft mit der Verbreitung der Schreibkreide hier im Norden sind wir berechtigt anzunehmen, dass sie in der hier erwähnten Periode, wie jetzt, in einem Gürtel von NW gegen SO erschien. Sobald der Eisstrom, nach- dem er den Lauf zwischen Bornholm und Schweden passirt hatte, nun während des Fortrückens zur genannten Partie der Schreibkreide kam, musste er sich durch das Scheuern der unter dem Eise liegenden Grand- und Steinmassen gegen den Kreideboden in denselben einarbeiten, dieser mochte sich über oder unter dem Niveau des Meeres befinden. Alles was da- durch losgebrochen wurde, musste allmälig mit dem übrigen hergebrachten Material, theils unter, theils vor dem Eisstrome, weggeführt werden, wodurch das Bett immer tiefer werden musste, und der Eisstrom noch mehr genöthigt, vorzugsweise diesem Laufe zu folgen. Die Seitenwände in ‘einer solchen Rinne, die mitunter eine Breite von mehreren Meilen gehabt haben kann, mussten dem ganzen Drucke aus- gesetzt sein, welchen der vorschreitende Eisstrom dagegen . ausübte, sobald er eine grössere Breite als früher bekam. Wenn die Theorie, dass die Glacialwirkungen in Russ- ‚land, Norddeutschland, Holland und dem östlichen England einer zusammenhängenden Eisdecke zugeschrieben werden müssen, überhaupt einige Bedeutung haben soll, muss man auch die Nothwendigkeit der Annahme einräumen, dass die Eislage eine entsprechende Mächtigkeit gehabt habe, die nicht geringer gewesen sein kann, als die welche Rınk vom Inlandeise in Grönland*) anführt, von dessen Rande sich hier und da Massen lösen, die mehr als tausend Fuss diek sind. Wir wollen uns nun denken, dass ein solcher oder vielleicht ein noch mächtigerer Eisstrom sich in den oberen Partieen der Schreibkreide eine Rinne, z. B. 100—200 Fuss tief, ausge- schnitten habe — und zur Ausführung dieser Arbeit hat es gewiss weder an Zeit noch an Kraft gefehlt — dann wird der Seitendruck, sobald der Eisstrom an Breite zunimmt, „Kreide- platten“ und Kreideblöcke einer entsprechenden oder klei- neren Mächtigkeit lösen und auf dieselbe Weise zur Seite schieben können, wie die Eisstucke durch das Treibeis auf den Strand geschoben werden. Sie werden allmalig, die eine hinter die andere aufgehäuft werden, wodurch die früheren auf die Oberfläche der Schreibkreide (an a’ und a) abgelagerten Sand- und Thonmassen zwischen diese aufgeschobenen „Kreideschollen“ auf die verschiedenste Weise eingeklemmt werden. Bald münden die Thonmassen zu Tage aus, bald sind sie ganz ein- geschlossen, überall von Kreide umgeben, bald sind sie von der aufgeschobenen Kreidemasse wie weggeschabt, wodurch dann nur ein geringer Theil des Sandes und T'hones in der Spalte zwischen den Kreidepartieen übrig geblieben ist. Ich kann mir kein Profil denken, das der hier gegebenen Darstellung auf eine vollständigere Weise entspräche, als dasjenige, welches gerade jetzt in der Partie des Lille Talers (Fig. 3) sichtbar ist. Ist diese meine Ansicht richtig, so repräsentiren diese 120, 64 und 115 Fuss dicken „Kreideschollen‘‘ **) also drei Bruch- #*) L. c, S. 47. Ich kann nicht umhin, ein besonderes Gewicht auf diese Mittheilungen Rınk’s von den Verhältnissen in Grönland zu legen, da er der Naturforscher ist, welcher die längste Zeit an einer grossen Anzahl von Orten Gelegenheit gehabt hat, das Inlandeis an den Eisbuchten zu studiren. — Dass es auch eine Menge Beobachtungen giebt von grönländischen Gletschern kleinerer, ja man kann sogar sagen, aller erdenklichen Dimensionen, folgt von selbst. **) Die Mächtigkeit (h) dieser Kreidepartieen ist durch h ==; sh sin Xi einıy bestimmt, wo a die am Fusse des Klints gemessene horizontale Entfer- nung zwischen den Thonschichten bezeichnet, x der Winkel ist, welchen die Richtungslinie mit der Richtung der Küste bildet, und y der Nei- gungswinkel der Schichten; da aber der Neigungswinkel wegen der wind- schiefen Form der Schichten in den einzelnen Kreidepartieen nicht con- nu a a 567 stucke der ursprünglichen Kreideoberfläche, so dass, wenn man Grund hätte zu erwarten, dass der Inhalt der Kreide an Versteinerungen in den verschiedenen Tiefen verschieden sei, man auch berechtigt sein würde, dies durch nähere Untersuchung der oberen und unteren Partieen dieser Kreidemassen bestätigt zu finden. HaAGEnow meint, auf Rugen eine entsprechende Beobachtung*) gemacht zu haben, aber er hat die Vergleichung zwischen den Versteinerungen der Kreide an sehr entfernt liegenden Punkten angestellt, was keine hinlänglich zuverläs- sigen Resultate geben kann. Dagegen sollte eine solche mit Schichten in verschiedenen Niveaus an demselben Orte an- gestellt werden. Während in der Partie des Lille Talers die nörd- ‚liehen Ränder gegen die nördlich davon liegenden Kreide- partieen (,‚Slotsgavlene‘“) in die Hohe gepresst sind, nimmt dagegen der entsprechende Rand in „Forchhammer’s Pynt“ den niedrigsten Punkt ein, und es ist hier der Südrand, welcher von den in: „Dronningestolen‘* zusammengeschobenen Kreidemassen gehoben ist, wovon er nur durch die dazwischen liegende Thonpartie (Fig. 2) getrennt ist. Die unregelmässige Unterfläche der gehobenen, fast auf die Ecke gestellten Kreide- platte nebst den stark gebogenen Flintschichten (f) zeigt, welchen gewaltsamen Verschiebungen und welchem Drucke die Kreide während und nach dem Losbrechen vom Kreide- boden ausgesetzt gewesen ist, und sie bildet einen frap- panten Gegensatz zu den regelmässigeren Feuersteinschichten, parallel mit der ursprünglichen Kreideoberfläche (a) unter den Thonschichten, wie sich das in der Partie des „Talers“‘ (an f’ und a‘) auf dieselbe Weise genau wiederholt. Interessante und hiermit übereinstimmende Verhältnisse kommen in den südlichsten Kreidefelsen (Fig. 1) vor, wo stant ist, kann die Mächtigkeit eigentlich nur annäherungsweise gegen 70-150 Fuss angesetzt werden. Der Mangel an Uebereinstimmung, der sich zwischen dem Profil Pucesanp’s von der Partie des „Lille Talers“ und meiner Figur 3 findet, rührt davon her, dass Puscaarn eine Pro- jeetion des „Klints“ auf einem nordsüdlichen Plan gegeben hat, wodurch die einzelnen Kreidefelsen zum Theil einander decken, während mein Profil von OSO bis WNW parallel mit der Küste geht, welche hier diese Richtung hat. *) Leonuarp und Baonn, N, Jahrb, f. Min. 1840 S. 633. 568 „Jaettebrink“ u. „Hundevaengsklint‘“ zwei ähnliche aufgescho- bene „‚Kreideschollen‘‘ sind, welche beide auf Thon (e’), wie in den vorher genannten Partieen ruhen, nur ist der Neigungs- winkel an „Jättebrink‘‘ bedeutend kleiner als an allen übrigen. Es ist wahrscheinlich, dass ‚Lille Steilebjerg‘‘ und mehrere andere dieselben Lagerungsverhältnisse haben, aber hinunter- gerutschte Massen verhindern für die jetzige Zeit jede ge- nauere Untersuchung. In diesem Kreidefelsen hat die gehobene Kreidemasse eine Mächtigkeit von höchstens 200 Fuss, und da man, so viel ich weiss, nirgends in dem ganzen Klint eine zusammenhängende Kreidemasse mit grösserer, aber viele mit kleinerer Mächtigkeit erweisen kann, wird man leicht versucht, daraus den Schluss zu ziehen, dass die Tiefe, bis zu welchem die Einwirkung des Eises auf den Kreideboden sich erstreckt hat, an diesem Orte 200 Fuss nicht überschritten habe. Hiermit stimmt auch die Mächtigkeit der wellenformigen Schichten in „‚Vidskud‘“, ‚Store Steilebjerg‘‘ und ‚‚Graaryg“. Wenn die Schreibkreide auf Möen ebenso mächtig gewesen ist, wie man jetzt weiss, dass sie bei Aalborg ist, würde das, was gehoben ist, - oder „— der ganzen Kreidemasse ausmachen. In der südlichsten Partie von Möens Klint, die in Fig. 1 dar- gestellt ist, erhält man im Ganzen genommen einen guten Ueberblick über die verschiedenen Dislocationsphänomene, welche hier mit einer seltenen Regelmässigkeit hervortreten, ohne dass man so gewaltsame Umwälzungen wie in „Dron- ningestol‘“ und in „Taler‘‘ verspürt. Die Wirkungen des Seitendruckes sind besonders in den drei grossen Falten und in zwei oder drei aufgeschobenen „‚Kreideschollen‘‘ mit ab- nehmender Dicke und abnehmendem Neigungswinkel überaus schön und deutlich ausgedrückt. Es würde dagegen zu weit- läufig werden, hier durchzugehen, wie sich diese Störungen längs der ganzen Küste von ,„‚Höie Möen‘“ in der beständigen Abwechselung von Kreidefelsen und Schluchten wiederholen. Diese letzteren machen die von Thon und Sand ausgefüllten Zwischenräume zwischen den oft winkelrecht gebogenen, über den Haufen geworfenen, oder gegeneinander eingepressten Kreidemassen aus. Allmälig, wie die Kraft an Intensität wuchs, musste die Menge des zusammengeschobenen Materials zunehmen , sodass es einen sowohl gegen O als S wachsenden Haufen bildete, ; 569 aber mit einer Unregelmässigkeit in der Beschaffen- heit der Oberfläche, wovon man sich jetzt nur einen schwachen Begriff machen kann. Wie vielen Veränderungen die Oberfläche sowohl in Bezug auf Ausebnung als auf Aus- fullung später auch unterworfen gewesen sein mag, es sind doch deutliche Spuren davon zurückgeblieben, und während einer Wanderung durch den Wald auf ‚„‚„Höie Möen‘“‘ hat man überall reiche Gelegenheit die auffallend tiefen, bald kesselförmigen, bald in die Lange hingedehnten Vertiefungen zu sehen, welche den aussen im „‚Klint‘‘ durchschnittenen Schluchten ent- sprechen. Wirklich dies ist nur die Oberfläche des gestörten Inneren, das uns ganz unbekannt geblieben sein würde, wenn die verheerende Kraft der Ostseewellen dieses in seiner Art fast allein stehende Profil nicht entblösst hätten. a In der That hat das gestörte Kreideterrain eine verhältniss- mässig geringe Ausdehnung, insofern es nur ungefähr + Quadrat- meile ausmacht, während die ganze Kreideformation hier im Norden über ein Areal von wenigstens 600 Quadratmeilen ausgebreitet angenommen werden muss, wenn auch die Wasser- Areale mitgerechnet werden, von welchen wir Grund haben vorauszusetzen, dass darunter diese Formation sich finde. II. Die Kreidefelsen Rügens. Nachdem die im Vorhergehenden erwähnten Untersuchun- gen beendigt waren, hatte es ein besonderes Interesse für mich, sie auf Rugen fortzusetzen, um eine Vergleichung zwischen diesen beiden Localitäten anzustellen, wo die unregelmässig gelagerte Schreibkreide an den Küsten der Ostsee auftritt. Die Andeutungen der Lagerungsverhältnisse in der Rügenschen Schreibkreide, welche sich bei W. SchuLtz*), v. Hagenow **), Boru***) und ScHoLzf) finden, hatten schon längst die Auf- *) Grund- und Aufrisse im Gebiete der allgemeinen Bergbaukunde, erster Theil, 1825. S. 49. **) Leonu. u. Baonn, N. Jahrb. f. Mineral. 1839 S. 252 u. 1840 S. 691. *»**) Geognosie der deutsch. Ostseeländer zwischen Eider u. Oder, 1846. +) Mittheilungen aus dem naturwissenschaftlichen Verein von Neu- Vorpommern und Rügen, 1869. S, 75. Zeits. d. D. geol. Ges. XXVL. 3. 37 570 merksamkeit auf die gewaltsamen Dislocationen gelenkt, denen dieses Gebilde dort ausgesetzt gewesen ist; aber die Beschrei- bungen dieser Verfasser sind doch nicht so detaillirt, dass man daraus sichere Schlüsse hätte ziehen können, wiefern eine völlige Uebereinstimmung zwischen den Kreidefelsen Moens und Rügens in allen Einzelnheiten herrsche. Da die Sturmfluth von 1872 so wesentlich dazu beigetragen hat, die Lagerungsverhältnisse der Kreidemassen auf Moen den Glacialbildungen gegenuber zu beleuchten, war es zu er- warten, dass etwas Aehnliches auch rucksichtlich der Ver- hältnisse auf Rügen der Fall sein müsse; aber in dieser Be- ziehung wurde ich etwas getäuscht. Zwar hatte das Meer einen Theil der Abschüsse hier und dort weggeschnitten; im Ganzen genommen war jedoch das, was durch die Sturmfluth entblösst worden war, verhältnissmässig unbedeutend. Der Wasserstand hatte hier nicht die Hohe wie auf Moen erreicht, wie auch der Sturm längs der preussischen Kuste kaum so gewaltig gewesen sein kann, als in der Mitte der Ostsee. Grosse Partieen längs des Fusses der Kreidefelsen liegen hier, wie das früher auch auf Moen war, durch hinunter- gerutschte lose Massen gerade an denjenigen Stellen ganz ver- borgen, wo man wünschen könnte, die Lagerungsverhältnisse genauer zu studiren; was man aber in dieser Richtung ver- misst, wird hoffentlich allmälig ergänzt werden können, wenn im Laufe der Zeiten neue Profile entblösst werden. Nach der detaillirten Beschreibung Moens werde ich mich, was Rügen betrifft, in grösserer Kürze fassen können, und will nun erst von dem sprechen, was die “chichtenstellung der Kreide beruhrt, insofern sie in den Kreidefelsen sichtbar ist. Als ein allgemeines Resultat meiner dort unternommenen Untersuchung muss ich besonders hervorheben, dass die ganze Schichtenstörung der Kreide auf Rügen den Eindruck macht, nach einem grossartigeren Maassstabe als auf Möen geschehen zu sein, indem man dort weit grössere Partieen mit ziemlich übereinstimmenden Fallwinkeln antrifit. Sie erinnern besonders an „‚Jättebrinken‘“, „Slotsgavlene‘‘ und einzelne andere Kreidefelsen auf Moen, welche dort vielmehr als Ausnahmen betrachtet werden müssen, da es Regel ist, dass die Fallwinkel sozusagen mit jedem Schritte wechseln, den man längs des Fusses des ‚‚Klints‘‘ macht. Man würde R 3 571 deswegen leicht auf Rügen zu der unrichtigen Vorstellung kommen, dass die erwähnten grossen Partieen einer regel- mässigen Hebung ausgesetzt gewesen seien, wenn man nicht an den Rändern solcher Kreidemassen die jahen Unterbrechun- gen in der scheinbar regelmässigen Ablagerung sammt der charakteristischen Auflagerung auf den Glacialmassen wie auf Möen träfe, was Alles davon zeugt, dass auch hier die Kreidemassen bedeutenden Verschiebungen in hori- zontaler Richtung ausgesetzt gewesen sind. Die Kraft, welche dieses hervorgebracht hat, muss auf grössere Partieen gewirkt haben als es der Fall auf Möen ist, so dass sie leichter den Parallelismus in den Schichten über grössere Strecken haben bewahren können. — Etwas den in dem Klint Möens so charakteristischen, colossalen Breceienbildungen, z.B. in „Dronningestol‘“ (Fig. 2), Entsprechendes entsinne ich mich des- wegen nirgends auf Rügen gesehen zu haben, wie man im Ganzen genommen weit weniger deutliche Sprünge in den Kreide- massen trifft; sie fehlen aber keinesweges, wovon man meh- rere Beispiele hat (siehe Fig. 8 und 11). Möglicherweise ist jedoch diese grössere Regelmässigkeit mehr scheinbar als wirk- lich dadurch veranlasst, dass die Druckrichtung, wonach die Massen verschoben worden sind, wie auch deren Grösse, an diesen beiden Orten etwas verschieden gewesen sind, so dass die natürlichen Profile auf Rügen, welche hauptsächlich eine nordsudliche Richtung wie auf Möen haben, wenigstens an manchen Orten und besonders in der nördlichsten Partie, nieht viel von der Streichungslinie der Schichten abweichen, während sie auf Möen senkrechter darauf stehen (Fig. 1). Da ferner, als eine Folge davon, die Schluchten auf Rügen etwas zurüuckgedrängt sind, ist es seltener, dass man die daran geknüpften Profile trifft, welche senkrecht auf den Küstenlinien stehen, und gerade hier die beste Auf- klärung über die Lagerungsverhältnisse geben würden. Wenn ich sage, dass die Schluchten zurückgedrängt sind, meine ich "jedoch nicht, dass sie sich nicht finden; vielmehr haben sie besonders in der Nähe der grossen Kreidemassen einen ganz anderen Oharakter, indem sie an weniger Punkten auftreten und eine den gehobenen Kreidepartieen entsprechende, um so viel grössere Ausdehnung haben. Auf dem Boden dieser grossen Zwischenräume zwischen den Kreidefelsen wird die 31* 572 Kreide oft sichtbar, z. B. in der Partie zwischen ‚Stubben- 4 kammer‘ und dem nördlich davon gelegenen „‚Liperhörn‘, von mächtigen Glacialbildungen gedeckt; und zwar liegen die Kreide- schichten an dem genannten Orte fast horizontal, so dass man Grund hat anzunehmen, dass die ganze obere Kreidemasse hier durch die Glacialwirkung zur Seite ins Land hineingepresst worden sei, wo es in dahinter liegenden bedeutenden hohen Partieen aufragt. Um die Fallrichtungen in den Hauptpartieen näher zu beleuchten, werden hier die wichtigsten von denjenigen, welche ich bestimmt habe, mitgetheilt: Wittow. In dem Kreidebruche westlich von dem Leachtthurme . „2... u 022-0029 NN | 20° 0 Unter Arkona:...., sr ua un 2 Se | 20-30° NW In der Kreidepartie unter Arkona, welche ungefähr eine Ausdehnung von 2000 Fuss hat, sind also die Schichten wellen- förmig mit vorzugsweise nordnordöstlichem Streichen, als eine Folge davon, dass sie einem Drucke von O gegen W aus- gesetzt gewesen sind, was wieder am deutlichsten beim Herab- steigen vom Leuchtthurme nach der Küste gesehen werden kann, wo der dünne Rand einer aufgeschobenen Kreidemasse auf Glacialbildungen ruht, welche ich später berühren werde. Jasmund. Fallen. Streichen. In „Liperhörn‘“ fallen die Schichten . . . 5900-35 NNO WNW. N. von | Seibbenkiuktee .. 45° WSW NNW In „Königsstuhl“ . . . . 15°-30°-80° SSW WNW In ‚Klein Stubbenkammer“. 25° SSO WSW Zwischen Stubbenkammer u. Kollicker Ort. . . . 60°-40° WSW NNW- An Kollicker Ort . . . 50°-35°-25° WSW NNW Brimnitzer Bach. 60°-30°-20° WSW NNW Sudl. vom Brimnitzer Bach . 45°-30° SW NW Zwischen Kollicker Ort Er | 45°-25°-10° WSW NNW 5 573 Dieselben haben also mit einer einzigen Ausnahme Streichungs- linien, die sich um eine Linie von NNW-SSO gruppiren. In dieser ganzen Partie, welche den nördlichen Theil der Kreidefelsen Jasmunds bildet, die sich durch ihre bedeutende Ausdehnung auszeichnet, ist es selten beinahe senkrechte Schichtenstellungen wie in „‚Königsstuhl‘ zu sehen, ‚dessen fast unter einem rechten Winkel gebrochene Flintlagen ganz und gar denjenigen ähnlich sind, welche man in ‚‚Store Taler‘‘ auf Möen sieht (Fig. 3). In der Partie sudlich vom Brimnitzer Bach bis nach Sassnitz sind dagegen die einzelnen Kreidepartieen bedeutend kleiner, was ihre horizontale Ausdehnung betrifft, aber die Dislocation der Schichten ist an manchen Stellen ebensogross wie auf Möen. Bald erscheinen die Flintlagen wie grosse, gothische Bogen, z.B. im Wissower Klint oder an dem Kreidebruche nördlich von Sassnitz (Fig. 7) oder in stark wellenförmigen und gefalteten Schichten, wie das besonders in den niedrigeren und zugänglicheren Kreidefelsen beobachtet wird (Fig. 8 u. 10). Von den auf Moens Klint so charakteristischen „Kreide- schollen‘ sieht man ausser der vorerwähnten am Leucht- thurme Arkonas (Fig. 9) verschiedene auf Jasmund, z. B. nörd- lich von dem Kreidebruche am Brimnitzer Bach (Fig. 6), und besonders muss ich die Anfmerksamkeit auf diejenigen len- ken, welche in Figur 5 dargestellt sind, und theils unmittel- bar am Ausflusse des PBrimnitzer Baches, theills an der Küste südlich davon 'entblösst sind. Die nördlichste von diesen letzten (A) habe ich von einer Mächtigkeit von ungefähr 300 Fuss gefunden, die Flintlagen sind stark gefaltet und ge- neigt in dem untersten Theile der Kreideschichten, nehmen dagegen eine regelmässigere und weniger abschussige Lage in dem oberen Theile ein und ruhen auch auf Glacialgebilden, wie in der Partie des ‚Lille Talers“ und an „‚Forchhammer’s Pynt‘® (Fig. 2 und 3). Da diese „Kreideschollen‘‘ ein südwestliches Fallen haben, sind ihre nordöstlichen Ränder in die Höhe ge- hoben worden, nachdem sie durch die Verschiebung der mäch- tigen, nördlich davon liegenden Kreidemassen, welche als los- brechende Keile gewirkt haben, vom Kreideboden gelöst waren. Dass die Flintlagen nahe an der oberen Fläche der Kreiderinde weniger gefaltet und verschoben sind, als in der Unterfläche der 574 Kreiderinde, verdankt man gewiss dem Glacialthon , wel-. cher eine beschützende Decke abgegeben hat, die unter der Zusammendrückung zwischen den schräge gestellten und zu- sammengeschobenen Kreiderinden mehr oder weniger ausge- knetet worden ist. An den Sprüngen, wo keine Thonmasse der directen Friction vorbaute, wo aber die eine Kreidemasse auf die andere hinauf geschoben wurde, sieht man die Wirkung dieser Bewegung darin, dass die Schichtenköpfe längs dem Sprunge schleppen (Fig. 11). Wenn nun auch in der vorgenannten nördlichen Partie Verschiedenes ist, worin die geologischen Verhältnisse der Kreidefelsen Jasmunds von Möens Klint abzuweichen scheinen, besonders rücksichtlich der fast uberwältigenden Grösse der verschobenen Massen, so ist doch die Aehnlichkeit mit dem- selben um so viel grösser in der letzterwähnten Partie zwi- schen Brimnitzer Bach und Sassnitz. Hier sehen wir genau alle Hebungsphänomene denselben Charakter wie auf Moen annehmen, wir haben die vorerwähnte Wechsellagerung von Kreide und Glacialbildungen, die gebogenen, geknickten und ge- falteten Flintlagen und die gehobenen Kreideschollen. Aber selbst _ bezüglich dieser Partie, wo die Verhältnisse weit überschau- licher sind, glaube ich doch nicht, dass es möglich sein würde, die verwirrten Lagerungsverhältnisse dieser Kreidefelsen zu ent- räthseln, ohne erst ein detaillirtes Studium von Moens Klint unternommen zu haben, welcher sozusagen den Schlüssel zum rechten Verständniss des geologischen Baues jener bietet. Was demnächst die ursprüngliche Oberfläche der Kreide und die unmittelbar darauf abgelagerten Glacialbildungen be- trifft, so sind, wie gesagt, die mächtigen und mit Vegetation bedeckten , herabgerutschten Theile an vieler Stellen ein Hin- derniss, ihre ursprüngliche Beschaffenheit hier kennen zu lernen; aber es sind doch mehrere Profile sichtbar, so dass man sich leicht davon überzeugen kann, dass auch auf Rügen eine bestimmte Regel in der Schichtenfolge herrscht. Die Kreideoberfläche ist nicht auf eine so regel- mässige Weise in eine mit Thon ausgefüllte Kreidebreccie, wie auf Möen ausgebildet, sie hat vielmehr einen etwas wellen- förmigen Charakter, der auch an einzelnen Orten in Dänemark beobachtet wird, und die Vertiefungen scheinen hier durch ein regelmässiges Abscheuern hervorgebracht zu sein. Solche Aus- eh nn 575 höhlungen sind in der Regel mit kleinerem scandinavi- schen Gerölle und Sand ausgefüllt und über das Ganze ist ein mit Kreide und Flint gemischter Geschiebe- thon ausgebreitet, der also hier die älteste Glacialschicht ist, den Schichten b und c, welche die Kreide auf Möen decken, entsprechend (Fig. 5 u. 6). Er hat eine Mächtigkeit von 5 bis 10 Fuss und geht danach fast unmerklich in dasjenige über, was ich im Vorhergehenden als ‚‚silurischen Thon“ bezeichnet habe, das heisst: blaugrüner Thon, der entweder ganz steinfrei ist, oder nur scandinavische Steinarten, aber fast keine Feuersteine oder Kreide enthält. Sind die letzteren da, so sind sie es sehr sporadisch und dann nicht grösser als ein Stecknadelkopf oder eine Erbse, was zeigt, welchen geringen Beitrag der Kreideboden selbst zur Bildung dieses Thons gegeben hat. Die Steingerölle, welche darin vorkommen und nächst den krystallinischen Gebirgsarten die Hauptmasse bilden, sind ausser dem cam- brischen Sandstein besonders Beyrichienkalk, Korallenkalk und Encrinitenkalk, von welchen F. RoEmEr*) bewiesen hat, dass sie nebst dem ÖOrthoceratitenkalk als das häufigste palaeo- zoische Geschiebe in den Ostseelanden von Königsberg in Ost- preussen bis nach Gröningen in Holland erscheinen; und das steht in guter Uebereinstimmung mit der ganzen hier angenom- menen Bewegung. Besonders werden die vielen grünlichen auf Gotland anstehenden Mergelsteine durch Verwitterung und mechanische Einwirkung zu Thon umgebildet, und verleihen demselben die eigenthümliche grüunliche Farbe. Es würde gewiss eine dankbare aber beschwerliche Arbeit sein, eine getrennte Un- tersuchung derjenigen Versteinerungen zu unternehmen, welche im Gerölle aus diesem Thon vorkommen. Dadurch würde man die Heimath der Gesteinsarter erkennen und einen siche- ren Anhaltpunkt für die Bestimmung des Ursprunges dieses Thons, wie auch der Kraft bekommen können, welche ihn nach den Orten geführt hat, wo er jetzt abgelagert ist. Wenn man dagegen sämmtliche Versteinerungen im Gerölle auf ein- mal untersucht, sowohl aus älteren als aus jüngeren Diluvial- gebilden, statt aus Gebilden derselben Zeit, werden leicht an- *) Ueber die Diluvialgeschiebe von nordischen Sedimentär-Gesteinen in der norddeutschen Ebene. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XIV. S. 575. 576 scheinende Widersprüche entstehen können, da die Dislo- cation der Blöcke: sich, und zwar sowohl rücksichtlich der Ursache, als der Rıchrahr der bewegenden Kraft, zu verschie- denen Zeiten verändert haben kann. Während in dem erwähnten Thon nur wenige und wenig mächtige Sandschichten auf Möen vorkomnien, ist es auf Rügen eine durchgängige Regel, dass hierin sich eine oder meh- rere, oft mit Thon gemischte Sandschichten finden, deren Mächtigkeit bis zu 16 Fuss steigen kann. Der zwischen den hinaufragenden Kreidekämmen eingeschlossene „,silurische Thon“ (die Sandschichten mit einbegriffen) kann eine sehr bedeutende Mächtigkeit haben, die ich am Brimnitzer Bach 95 Fuss betragend fand, variirt aber sogar an demselben Orte oft bedeutend, wenn die Unterfläche der oben liegenden Kreide sehr unregelmässig, oder wenn ein grosser Unterschied zwi- schen den Fallwinkeln der aufgeschobenen Kreidemassen ist. Man kann sicher sein, diesen Thon in jeder der Schluchten zwischen den gehobenen Kreidepartieen zu trefien, sie mögen gross oder klein sein, und er ist sowohl rücksichtlich des Inhalts und Aussehens, als auch des Mangels an Schichtung, mit der Thonschicht d auf Möen ganz identisch. Der obere graublaue Thon (e), der in Dänemark so typische ‚‚Geschiebe- thon“, der durch seinen grossen Reichthum an Feuersteinen ' und eingemischter Kreide charakterisirt wird, wird dagegen unter den Glacialbildungen zwischen den gehobenen Kreide- massen Rügens nicht angetroffen.*) Die Hebung der Kreide- schichten muss deswegen auf Rügen vorgegangen sein, ehe er gebildet wurde, wenn er sich überhaupt hier findet. An anderen Punkten der Insel kann das der Fall sein, ich habe aber nicht Gelegenheit gehabt, während meines verhältnissmässig kurzen Aufenthalts dies zu untersuchen, da ich nur. den Zweck hatte, den Bau der Kreidefelsen selbst zu studiren. Dagegen sieht man zwar oben auf den Kreidefelsen, wie auch in den grösseren Vertiefungen zwischen ihnen, den sandigeren graubraunen Geschiebethon mit sowohl fremdem als inlan- *) Was unmittelbar auf der Kreide zwischen diesem und dem „silu- rischen Thon“ ruht, hat zwar einige Aehnlichkeit damit rücksichtlich des Ursprunges, ist aber, sowohl was die Lagerungsverhältnisse als die Mächtigkeit und Kiesmenge betrifft, davon verschieden. 977 dischem Gerölle, welcher vielmehr zu den jüngeren, während der oben erwähnte Thon als ein Glied der älteren Diluvial- gebilde gerechnet werden muss. Wegen der geringen Ausdehnung und Höhe, welche der Kreidefelsen auf Wittow hat, kann man nicht erwarten, dass so interessante Verhältnisse sich da wie auf Jasmund dar- bieten, besonders da der ganze halbzirkelförmige Kreidefelsen, worauf Arkona lag, eine einzige zusammenhängende Kreide- partie ausmacht; aber ich hatte doch Gelegenheit, ein paar Beobachtungen zu machen, welche den Wirkungen der Sturm- fluth zu verdanken sind, und kann nicht umhin, die Aufmerk- samkeit darauf zu lenken. An dem gegen N. am meisten vorgeschobenen Punkt ist diese grosse Kreidepartie von einer anderen Kreidemasse überlagert, unter deren gegen S hinauflagerudem , dünnem Zipfel ein keilförmiger Schlund, mit Glacialgebilden ausgefüllt, gebildet ist. An dem Wege vom Leuchtthurme bis zum Strande hinab sind diese Thon- und Sandschichten auf einer Strecke von 80 Fuss entblösst (Fig. 9), und in:dieser verhältnissmässig kleinen Partie sind die Lagerungsverhältnisse in hohem Grade verwirrt,*) Die geschichteten Sandschichten (e’) neigen sich unter einem Winkel von 85°, so dass sie also beinahe senkrecht stehen, haben aber doch die feinsten Linien des Wellenschlages unverändert bewahrt; die Thonschichten (d”) ha- ben eine überaus deutliche Schichtung, sind auf die unregel- mässigste Weise gefaltet und zusammengedrüuckt, und durch einen Sprung wie in zwei Partieen, jede mit ihren Systemen von Faltungen, abgetheill. Wie gross nun auch die Störung dieser Schichten sein mag, so kann man sich doch leicht rück- sichtlich ihrer ursprünglichen Lage orientiren, durch die Kennt- nisse, welche wir von ihnen an anderen Orten gewonnen haben. Die älteste Schicht von mit Kreide gemischtem Thon, Grand und Sand sieht man nämlich hier am weitesten zur Rechten im Profile (b’ und ce’), danach kommt der steinfreie Thon ohne Schichtung (d‘), und weiter zur Linken der san- dige geschichtete Thon (d”), welcher den in den Thon- massen auf Jasmund untergeordneten Sandschichten entspricht, *) Um der Deutlichkeit willen sind die Profile 8-11 in grösserem Maassstabe als Fig. 5-7 abgebildet. 578 nur mit dem Unterschiede, dass auf Jasmund der Sand darin das Ueberwiegende ist, hier dagegen der Thon. Die schräge Unterfläche der Kreidemasse muss wesentlich zur Zusammen- pressung einiger Schichten, zur erhabenen Lage anderer, wie auch dazu beigetragen haben, dass etwas von der tiefsten Thonmasse längs der Oberfläche der Kreide (bei 0) mitge- schleppt ist. Ich weiss nirgends auf Möen oder Rügen den Bau der Kreidemasse in der Form der Oberfläche so deutlich ausge- drückt, wie hier am Leuchtthurm gesehen zu haben, wo drei terrassenförmige Absätze oder vielmehr Kämme die Schichtenköpfe gegen das flachere Niederland parallel mit der Küste wenden. (Die Schichten fallen mit dem Kreidebruche 25° gegen NNO.) Es deutet unverkennbar auf ebenso viele übereinander geschobene „‚Kreideschollen“, wovon aber nur die eine im Profile am Wege zum Strande hinab durch- schnitten ist (Fig. 9). Es bestätigt auch meine auf Jasmund bezugliche Muthmassung, dass ein Theil der scheinbaren Regelmässigkeit der Schichtenlage im nördlichen Theile dieser ‚ Partie zunächst seinen Grund darin habe, dass die Streichungs- linie der Schichten parallel mit der Küste ist. Am südlichen Rande des Kreidefelsens, in der Nähe von Arkona, muss auch ein Kreidezipfel, aber bedeutend grösser als der am Leuchtthurme, über Glacialbildungen hinausgeragt haben; dies war aber bei meinem Besuche dort im Sommer 1873 nicht sichtbar, weil ein sehr bedeutender Theil dieser Kreidemasse heruntergestürzt war und jetzt einen Haufen grosser und kleiner Kreideblöcke bildete, die von einer Höhe von ca. 60 Fuss und mit einer bedeutenden Breite einen unge- heuren schrägen Haufen ausmachten, der sich sogar eine Strecke ins Meer ausdehnte. Ich weiss nicht, dass jemals Stürze dieser Art an Kreidefelsen, vom Gipfel bis zum Fusse, von zusam- menhängenden Kreidemassen gebildet, vorgefallen seien, und es war mir deswegen in hohem Grade interessant zu eriahren, was die Ursache davon sein könnte: der Leuchtthurm-Inspector Hr. ScHiLLinge theilte mir mit, unter der herabgesturzten Kreide- masse haben Thon und Sand gelegen, die beim hohen Wasser- stand weggespult seien. Der Kreidefelsen habe dadurch seine Unterlage verloren und sei herabgestürzt, und da der übrige Theil der Kreiderinde noch auf Thon ruht, was am südlichen 579 Rande gespürt werden kann, wird die zuruckgebliebene Masse gewiss ein anderes Mal dasselbe Schicksal haben, wenn der. ganze Haufe der heruntergestürzten Kreide durch die Einwir- kung des Meeres allmalig entfernt ist, und dieses dadurch Gelegenheit bekommt, seine Angriffe zu wiederholen. Wenn auch die Weise, wie viele der grossen Kreide- massen auf Rügen abgelagert sind, etwas einformiger ist, als man es auf Möen findet, so glaube ich doch, dass es aus dem hier Mitgetheilten hervorgehen wird, dass sowohl die Kreide- felsen Jasmunds als Wittows interessante Phänomene ent- halten, die dadurch eine doppelte Bedeutung bekommen, dass sie in Verbindung mit den entsprechenden geologischen Ver- hältnissen auf Möen gesehen werden, da sie einander gegen- seitig beleuchten. — Es wäre wuünschenswerth, dass eben solche detaillirten Profile von allen Kreidekusten Rugens aufgenommen würden, wie sie PUGGAARD in seiner hier oft erwähnten Arbeit über Möen geliefert hat, wie denn überhaupt in Rügen ein weites Feld vorhanden ist für dergleichen mehr ins Einzelne gehende Stu- dien, welche ich anzustellen weder Zweck noch Gelegenheit hatte. Dies gilt nicht blos von den Lagerungsverhältnissen der Kreidekuste, sondern auch von den Glacialbildungen, unter denen ich beispielsweise die Partie unmittelbar südlich von Arkona’s Felsenkuste nennen kann, wo sich eine höchst interessante Ablagerung eines colossalen Haufwerkes befindet, welches beinahe ausschliesslich aus scharfkantigen und an den Kanten zerstossenen, silurischen Gesteinen (Krossten) besteht und schon aus der Ferne durch ihre abstechende augenfällige Farbe kenntlich ist, auch offenbar schon als Gesammt - Masse dahin geführt sein muss. III. Ich habe mich bisher ausschliesslich an diejenigen Sto- rungen der Schreibkreide gehalten, welche in den Kreidefelsen Möens, Wittows und Jasmunds zu sehen sind; wir können aber diese Einwirkung des Eises auf einem grösseren Gebiete verfol- gen und darin eine Bestätigung der oben auseinandergesetzten 5850 Ansichten finden. PuGGAArD bemerkt, dass er auch an anderen Orten auf Möen anstehende Kreide ausserhalb der eigentlichen Kreidefelsen gefunden habe, und nennt unter diesen einen Punkt auf der Nordseite an der „Stenvaserende‘*), wo sie „einen hohen Abhang mit Thon bedeckt bildet, aber nur eine geringe Ausdehnung hat“. Beim hohen Wasserstand im November 1872 wurde ein grosser, Theil des Thonabhanges weggespült, und man kann sich jetzt davon überzeugen, dass diese ganze Kreidepartie nur ein grosser Kreideblock ist, der durch die Einwirkung des Eisstromes von seinem ursprüng- lichen Lager weiter als die anderen losgebrochenen Massen hin- weggeführt worden ist, indem der Geschiebeblock an allen Seiten von Thon umschlossen liegt. FoscH deutet auf ähnliche Ver- hältnisse an anderen Punkten der Iusel hin und äussert dar- über, dass es nicht unmöglich sei, dass manches von dem, was er als festen Stein angesehen habe, in der That nur eine solche grosse Scholle sei, wie er auch in einem Profil eine grössere unregelmässige und zermalmte Kreidemasse darstellt, die zum Theil in den Geschiebethon eingeknetet ist. Solche untergeordnete Schichten der Schreibkreide im Geschiebethon beobachtet man an vielen Orten in Dänemark. Auf Rügen ragt unmittelbar am Strande zwischen Arkona und Wittow eine isolirte, circa 40 Fuss hohe und 14— 20 Fuss breite Kreide- wand in die Höhe, so weit man sehen kann, an allen Seiten von Thon umgeben. Sie hat stark geneigte und gekrümmte Flintlagen und scheint ebenfalls ein grosser loser Kreideblock zu sein, wie man auch deren mehrere kleinere auf Jasmund in den auf den Kreidefelsen abgelagerten Glacialgebilden antrifft. Es sind aber noch andere und sprechendere Beweise dafür, wie der hier erwähnte Eisstrom unter seinem Vorrücken in sudwestlicher Richtung sogar bedeutende Partieen der losge- brochenen Kreidemassen nach weit entfernteren Orten vor sich her geführt hat. In dem östlichen Holstein, dicht an der Neustädter Bucht, hat man im Pariner Berg, 300 Fuss über dem Meere, Schreib- kreide von so bedeutendem Umfange gefunden, dass sie für *) Puccaarn: „Möens Geologie“ S. 32. Auf der Karte. (Pl. A.) durch ein Kreuz bezeichnet. 58l anstehend gehalten wurde, bis man nach verschiedenem Boh- ren und Ausgraben zu dem Resultat kam, dass es ein oder vielmehr zwei grosse Kreideblöcke im Geschiebethon waren.*) Wir haben also hier vor uns grosse Bruchstücke der zwischen den dänischen Inseln und Rügen ausge- breiteten Kreideformation, aber diese sind nicht, wie die anderen, in die beiden grossen „„Eisbrecher‘‘, wie man die Kreidefelsen Moens und Ruügens gut nennen könnte, aufge- häuft, sondern sie sind mitgeschleppt und in den mächtigen Moränen von Thon, Sand und Grand begraben worden, welche sich in diesem Theile von Holstein ausgebreitet finden**), wo die @Glacialbildungen nicht auf der Kreide-, sondern auf der Braunkohlenformation ruhen. Nach Born sollen sich noch grössere isolirte Kreidemassen an mehreren Stellen in Mecklenburg finden. ***) *) Baunns: Zeitschr. d. d, geol, Ges. Bd. I. S. 111, ‚Hiernach ist die Kreide nicht anstehend, sondern nur ein Geschiebe, welches in zwei grosse Stücke gebrochen ist, die 14 Fuss von einander getrennt liegen. Die Länge der Kreide ist von O nach W 86 Fuss, vonN nach S 10 Fuss, ihre grösste Mächtigkeit 12 Fuss 6 Zoll. Der muthmaassliche Inhalt der ganzen Kreidemasse beträgt 20,000 Cubikfuss. — — — Feine Risse durchziehen den ganzen Block nach allen Richtungen, so dass sich wohl kaum 4 Fuss ohne dieselben findet. In der ganzen Masse sind die - Feuersteine ziemlich regellos verbreitet, nur an einer Stelle scheint ihre Ablagerung schichtenföormig zu sein. Es kommen Feuersteine von 11 Fuss Durchmesser darin vor, alle sind aber zerbrochen; ausnahms- weise findet man nur noch einige ganze Knollen, die dann in der Regel sehr klein sind. Grösstentheils sind alle Feuersteine an ihrem Lager- platz zertrümmert, so dass man aus den unzähligen grösseren und klei- neren Splittern, zwischen welchen Kreidemassen eingedrungen sind, noch die Grösse und Form der früheren Knolle ziemlich deutlich erkennen kann, — — Ein weiteres Vorkommen der Kreide im Bereiche des Hobbers- dorfer Holzes hat nicht ermittelt werden können, wohl tritt dieselbe aber südöstlich von dem gedachten Fundort in einer Gr. Pariner Koppel auf. Dieselbe liegt hier, stark zerklüftet in gewundenen Schichten, von höch- stens 2 Fuss Mächtigkeit, — — Die Versteinerungen sind ganz überein- stimmend mit den Einschlüssen der Rügener Kreide.“ *#) Bruuns „Geogn. Mittheilungen über Wagrien und .Fehmarn“ in: Amtlicher Bericht über die 24. Versammlung deutscher Naturforscher u. Aerzte in Kiel 1846. S. 251. *#) Bor: Geognosie der deutschen ÖOstseeländer 1846. S. 136, „Hierher gehört z. B. das Kreidelager bei Malchin, wie Herrn Vırck’s im Jahre 1842 unternommene Bohrversuche gezeigt haben. Dies Lager ist 582 Wenn die vorher genannten „Kreideschollen“, welche man in Moens und Rügens Kreidefelsen übereinandergeschoben sieht, weit grössere Dimensionen, als die Kreideblöcke in Holstein und Mecklenburg haben, so muss man sich wohl erinnern, dass jene ‚an dem Orte, woher sie stammen, oder in jedem Falle nahe dabei, geblieben sind, während diese in einem ganz anderen Grade während des langen Transports, dem sie ausgesetzt gewesen, dem mechanischen Einflusse des Eisstromes preisgegeben ge- wesen sind, was sich auch in dem uberaus zermalmten Zu- stande ausgedrückt findet, worin sowohl die Kreide als die Feuersteine sich befinden. Wir müssen uns vielmehr darüber wundern, dass ein so weiches und wenig zusammenhängendes Material unter so unsanfter Behandlung, die ihm zu Theil ge- worden ist, einer völligen Zertrümmerung entgehen konnte, Ein anderes Resultat der Bewegung des erwähnten Eis- stromes von NO-SW hat man in den weit ausgedehnten, untereinander parallelen Reihen scandinavischer Steinblöcke, welche von NW-SO durch ganz Mecklenburg streichen, also gerade senkrecht auf die Richtung des Eis- stromes *), wie auch in der Verbreitung von Geröllen, welche den auf Oeland und Gotland anstehenden silurischen Gesteins- nur 35 Fuss mächtig; dann folgen bis zu 43 Fuss Tiefe schwärzlicher Letten mit Granitgeröllen. Auch ein Kreidelager, welches auf der Sa- lower Feldmark sich befand, und welches, nachdem es mehrere Jahr- hunderte lang ausgebeutet worden, seit einigen Jahren gänzlich verbraucht ist, war höchst wahrscheinlich nur eine isolirte Scholle. Ein zwar kleineres als die eben genanrten, aber doch auch noch beträchtliches Kreidegeschiebe fand Herr Pastor Musszeuı bei Kotelow ganz isolirt im Diluvium. Vielleicht möchten noch manche der mecklenburger Kreide- lager sich in Zukunft als blosse Gerölle herausstellen.‘ — In einer spä- teren Abhandlung desselben Verfassers (s. nachfolgende Anm.) sind diese Beobachtungen mit Beispielen noch grösserer Kreideblöcke supplirt, und seinen Aeusserungen zufolge könnte man versucht werden zu zweifeln, ob sich überhaupt anstehende Kreide in Mecklenburg finde, bis es dar- gethan sei, dass die anderen Kreidemassen nicht auch auf Glacialbildun- gen ruhen. *) BoLL: „Geognost, Skizze von Mecklenburg‘ in Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd III. S. 436, und in ,„‚Geognosie der deutsch. Ostseeländer“ S. 106. Um eine Vorstellung davon zu geben, wie grosse Massen von Geröllen sich in diesen Reihen aufgehäuft finden, erwähnt er, dass man zu einer Wasserbauarbeit an der Trave i. J. 1850 nicht weniger als 300,000 C.-Fuss Steine von Klützer Ort holte, ohne dass man doch dadurch eine wesentliche Verminderung verspürte. Zu Zu Hl. uch u Te 583 arten entsprechen, die vorzugsweise in sudwestlicher Richtung über die Länder um den südwestlichen Theil der Ostsee und ganz nach Holland hinein ausgestreut sind. Wie einer jeden gegebenen Kraft eine davon abhängige Wirkung entspricht, so muss auch in den Kreidefelsen Moenzs und Rügens allmälig, wie das aufgehäufte, losgebrochene Material an Masse zunahm, zuletzt ein Widerstand von einer solchen Grösse hervorgebracht worden sein, dass die Kraft einigermaassen dadurch gebrochen wurde, oder in jedem Falle den Widerstand nicht langer besiegen konute. Wenn der Eisstrom dann fort- fuhr, sich unter dem beständigen Zunehmen der Eisdecke so- wohl an Mächtigkeit, als an Ausdehnung mehr und mehr zu verbreiten, mussten „Hohe Moöen‘ und ,„‚Hoher Jasmund‘ ganz auf dieselbe Weise wie Bornholm gestellt sein, nur mit dem Unterschiede, dass an diesem Orte der Widerstand im Voraus in der Granitmasse der Insel gegeben war, auf jenen dagegen erst geschaffen wurde, je nachdem die „Kreideschollen“ auf- einandergeschoben und zusammengepresst wurden. Zuletzt musste doch der Eisstrom ebenso gut über das eine wie über das andere dieser Hindernisse hinschreiten können; natürlich aber mussten dadurch wieder neue Störungen in den äusseren Partieen der gehobenen und zusammengeschobenen Kreide- massen entstehen, und diese Störungen mussten wegen der geringen Widerstandskraft der Schreibkreide hier grösser, als auf der Granitinsel sein, so dass viel von den am höchsten geho- benen Kreidemassen allmalig losgebrochen und weiter weg- geführt werden musste. Die Spitzen und Kämme, welche jetzt das Oberste der Kreidefelsen krönen, verdankt man späteren Veränderungen der jetzigen Zeit durch die Einwirkung des Frostes und des atmosphärischen Wassers und sie geben uns keinen Begriff davon, wie die nunmehrige, in hohem Grade un- regelmässige Oberfläche der ganzen Kreidemasse eigentlich be- schaffen war. Dieselbe kann nur an den Stellen beobachtet wer- den, welche dergleichen Einwirkungen nicht ausgesetzt gewesen sind, wie z. B. auf Möen in dem innersten Theile von ,‚Jyde- leie‘‘, in der Kalkgrube nordöstlich von „Kongsbjerg‘‘ und an mehreren anderen Stellen. Es kann kaum ein blosser Zufall sein, dass auf Jasmund und Möen die Kreide zu derselben Höhe aufgestaucht ist und beide Partieen "dieselbe Gestalt haben sowohl rucksichtlich der Beschaffenheit 984 der Oberfläche, als des sich sanft neigenden Abhanges gegen \ Ei Westen. Die Punkte in den Kreidefelsen selbst, wo die Sto- rung ihr Maximum erreicht hat, ist „Dronningestol‘ auf Möen, der 403 Fuss, und „Königsstuhl‘ auf Rügen, der 410 Fuss hoch ist. Die grössten Höhen, wozu die ganze Kreidemasse überhaupt aufgeschoben ist, betragen auf Möen 453 Fuss in Kongsbjerg und auf Rügen 490 Fuss in „Herthas Burg‘, also so übereinstimmend wie möglich. Da der Uebergang von dem temperirten Klima der Tertiär- periode zum arktischen der Eiszeit die eigentliche Quelle der Bildung und des Wachsthums der scandinavischen Eisdecke war, musste eine Veränderung des Klimas in der entgegengesetzten Richtung eine immer stärkere Abschmelzung des Eises und Verminderung seines Gebietes bewirken, wodurch also aufs Neue ähnliche physische Verhältnisse, wie am Anfange der Periode eintraten. Während des allmäligen Aufthauens der Eisdecke musste das davon herrüuhrende Wasser, wie auch die Strömungen in dem vom umherschwimmenden Eis angefüllten Meer den Thon nach denjenigen Stellen führen, wo die genugende Ruhe zum Absatz war, wogegen der Grand und Sand we- niger weit hinweggespuült wurden. An einigen Stellen, wie z. B. in „‚Jydeleie‘‘ sind unmittelbar auf der unebenen zer- brochenen Kreidemasse zwischen und über den Kreidebruch- stücken Schichten von Granitgeschieben und Feuersteinen ab- gelagert, welche die am Orte hinterlassenen Reste des weg- geschlemmten Geschiebethons ausmachen, während man in einzelnen der Schluchten zwischen den Kreidefelsen, z. B. in „„Sandfald““ und ‚‚Sandskredsfald‘‘ bedeutende Massen von regelmässig abgelagerten Sandschichten mit äusserst wenigen und ziemlich dunnen Grandschichten sieht. Der Ur- sprung ist aus der Beschaffenheit der Bestandtheile leicht herzuleiten, da sie in allen Beziehungen dem entsprechen, was sich in dem allgemeinen Geschiebethon findet. Aus der beinahe horizontalen Lage der Sandschichten auf den stark geneigten Kreideschichten in discordanter Lagerung kann man ferner den Schluss ziehen, dass sie nach der Hebung der Kreide abgesetzt sein müssen, und dass sie nach der Ablagerung keinen Stö- rungen ausgesetzt gewesen sind. Einzelne von Geschiebethon umgebene Grand- und Sand- schichten, die sich sowohl am nördlichen als am südlichen Es Fusse von Möens Klint finden, sind dagegen durch Seitendruck stark zusammengepresst; sie bilden bald S ähnliche Figuren, bald grosse Falten, oder fallen unter Winkeln von 80°, so dass sie beinahe senkrecht gestellt sind. Sie sind insofern von Interesse, weil man hier im Kleinen ganz ähn- ‚liche Störungen in der Schichtenstellung antrifft, wie die, welche die Kreidefelsen im Grossen zeigen. Ich werde mich jedoch nicht weiter dabei aufhalten, da es mir ungewiss scheint, ob sie in einem früheren Stadium durch den hinabgehenden Druck der Eisdecke gegen den Geschiebethon, (so dass dieser dadurch einen Seitendruck gegen die beweglicheren Sand- schichten ausübte) oder in einem späteren Stadium durch einen Druck des Treibeises hervorgebracht seien. Nur so viel kann wegen der Beschaffenheit der umgebenden 'Thonmassen davon ausgesagt werden, dass diese Schichten nach der Hebung der Schreibkreide zusammengepresst sein mussen. | Die hier gegebene Darstellung der Hebungsphänomene nebst dem Versuche, die Ursache dazu auf eine mit den Thatsachen mehr übereinstimmende Weise, als durch die räthselhafte Hebung in Folge eines Druckes von unten zu erklären, ist so zu sagen nnr das eine Blatt der Geschichte dieser Kreidefelsen; das andere und umfangreichere muss hier unberührt bleiben, nämlich die Bildung der Kreide und der Feuersteine nebst den vielen darin aufbewahrten Ueberresten der Organismen der Kreidezeit, Der Zweck dieser Abhandlung ist zunächst gewesen, die Auf- merksamkeit darauf hinzuleiten, dass die erwähnten Kreide- felsen ein wichtiges Problem enthalten, denn während sie wesentliche Beiträge zum rechten Verständniss unserer Kreide- und Glacialbildung gewähren, leisten sie zugleich ein sprechen- des Zeugniss vom Kampfe der Naturkräfte innerhalb des Ge- _ bietes der leblosen Natur in dem oberen Theile der Erdrinde, einem Kampfe, welcher heutzutage fortgesetzt wird, ob er auch, im Ganzen genommen, jetzt durch weniger gewaltsame Mittel geführt wird und einen ruhigeren Charakter als früher hat. Zeits. d.D. geol. Ges. XXVL 3, 38 %. Die augithaltenden Felsitporphyre bei Leipzig. Von Herrn Eanstr Karkowskyv ın Leipzig. Im ersten Hefte der geognostischen Beschreibung des Königreiches Sachsen - (2. Ausgabe 1845 pag. 140) erwähnt NAUMANN mehrere Gesteine der Gegend zwischen Grimma, Wurzen und Taucha im Osten von Leipzig, die er „ihres ver- schiedenen Habitus ungeachtet‘ unter dem Namen „‚grüner Porphyr‘‘ zusammenfasst, im Gegensatz zu den rothen Por- phyren derselben Gegend. Neuere Untersuchungen haben die erste der von Naumann aufgestellten drei Varietäten als Granit- porphyr abgegrenzt; der grünfärbende Bestandtheil derselben ist nach Baranowskı*) Chlorit, hervorgegangen aus der Zer- setzung von Hornblende. Dieses Gestein findet sich bei Beucha und an beiden Muldeufern von Wurzen bis Trebsen. Die beiden anderen Varietäten gehören jedoch zusammen: es sind Gesteine von einer höchst merkwürdigen petrographischen Beschaffenheit, indem sie bei vorherrschendem Felsitporphyr- Charakter auch noch die Gemengtheile des Diabases enthalten, nämlich Labrador, Augit, Magneteisen etc. Mikroskopisch sind bis jetzt zwei Vorkommnisse unter- sucht worden. TScHERMAR”*) beschreibt einen Porphyr von Grasdorf (?) bei Taucha als ein Gestein von merkwürdiger Zusammensetzung und in dem unter anderem Diallag und Quarz zugleich vorhanden wären. ZIRKEL***) erwähnt, dass in einem Porphyr von Wurzen (vielleicht vom Spitzberg bei Lüptitz) eben dasselbe Mineral enthalten sei, welches TscHERMAR für Diallag hielt. Dieser fragliche Gemengtheil ist jedoch nur faserig gewordener Augit. Es mag erwähnt werden, dass schon *) Inaugural-Dissertation: Ueber die mineralogische und chemische Constitution der Granitporphyre. *%) TscnermAak: Min, Mitth. 1873 I. pag. 48. *#*) ZırkeL: Mikroskop. pag. 336. 387 NAUMANN in einigen dieser Gesteine „schwarze, kleine, lang- saulenförmige, sich zwillingsartig durchkreuzende „augitähnliche Krystalle“ beobachtet hat, die er dem Augit zurechnet, ohne dabei an dem Quarzgehalt der Gesteine Anstoss zu nehmen. Die Augit-haltenden Felsitporphyre finden sich zwischen Wurzen, Grimma und Borsdorf, in dem Dreieck zwischen den beiden Leipzig-Dresdener Bahnlinien und der Mulde. Nur bei Taucha und eine halbe Meile nördlich von Wurzen, bei Lüptitz, sowie westlich von Grimma bei “rethen liegen noch vereinzelte Kuppen. Ein Blick auf die grosse geognostische Karte von Sachsen lehrt, dass die meisten Vorkommnisse auf einer gera- den Linie liegen, die von dem Grasdorfer Steinbruche bei Taucha über Kl. Steinberg nach SO bis zum Hengstberg bei Hohnstädt bei Grimma drei geographische Meilen misst. Zwi- schen dem Hengstberg und Ammelshain liegt eine grössere Menge Kuppen, die aber auch alle nach dieser Richtung an- geordnet sind. Abseits liegen dann nur die Vorkommnisse von Luptitz und Grethen. Zwischen Ammelshain und dem Hengst- berge bilden die Kuppen ein flach hügeliges Terrain, das eine Anzahl kleinerer und grösserer Teiche ohne Abfluss einschliesst. Die Lagerungsform dieser Porphyre ist die kuppenartige. Viele Vorkommnisse sind durch ausgedehnte Steinbrüche so degradirt, dass sie sich gar nicht mehr uber die Erdoberfläche erheben. Die grösseren Hügel stellen flach uhrglasförmige Kuppen dar, die sich meist nicht 60 Meter über das allgemeine Niveau erheben. Nur der Colmberg zwischen Seeligstadt und Trebsen ist etwas zugespitzt und dabei zugleich der höchste, und der Spitzberg bei Lüptitz ist ein steiler, schroffer Fels, aber von geringeren Dimensionen. An letzterem finden sich ‘auch Naumanns Gletscherschliffe. Aus dem Diluvium hervorragend, treten diese Porphyre nur an der Südseite des Rittergutsberges bei Ammelshain in Contact mit einem anderen Gesteine auf, nämlich mit Granit- porphyr. Naumann giebt auf seiner Karte ein gangartiges Vor- kommen für dieses Gestein an; in einem kleinen Steinbruche ist jetzt jedoch deutlich eine Ueberlagerung durch den Granit- porphyr zn beobachten und da dieser auch auf der Nordseite des südlich von dem erwähnten Steinbruche anstehenden Felsit- porphyrs gleichfalls überlagernd vorkommt, so darf man ihm wohl eine deckenartige Ausdehnung zuschreiben. Wie dem 38* , 5 auch sei, der Granitporphyr ist jünger als der Augit-haltende Felsitporphyr; leider ähnelt dieser Granitporphyr keineswegs den ausgedehnteren Vorkommnissen dieses Gesteins bei Beucha und an den Muldeufern. Dies ist auch die einzige sichere Altersbestimmung für die Augit-haltenden Felsitporphyre, denn am Spitzberg bei Luptitz tritt wohl auch Granitporphyr auf, doch. lässt sich hier weiter nichts feststellen. Bei Brandis ist das Rothliegende in grosser Mächtigkeit erbohrt worden; es ist vielleicht anzunehmen, dass die Porphyre älter sind als dasselbe. Die Kuppen sind jedenfalls primär, wenn auch nicht anzunehmen ist, dass jede der vielen kleinen einem einzelnen besonderen Eruptionsacte ihre Entstehung verdankt, vielmehr werden diese Porphyre unter der Diluvialdecke wohl eine grössere Ausdehnung besitzen. Die Hügel sind alle mit grossen Felshlöcken uberstreut, die bei Ammelshain in kleineren Indi- viduen mit wenig abgestumpften Kanten auch in der obersten Kies-Diluvialschicht beobachtet werden konnten; unter dieser nur einen bleter mächtigen Schicht liegt ein feinkörniger heller Sand mit braunen Schmitzen, ohne alle Blöcke und Stücke von Porphyr und auch ohne alle sonstigen Geschiebe, also sogen. Glimmersand. Oben auf der Kuppe findet man nur verein- zelte Gerolle zwischen den Felsblöcken in der Humusdecke des Waldbodens; es scheint, als wenn dieselbe überhaupt nie hoch von. diluvialen Schichten bedeckt gewesen sei. Die Augit-haltenden Felsitporphyre zeigen nirgends aus- geprägte Absonderungsformen; sie sind einfach ziemlich regel- mässig parallelepipedisch abgesondert. Accessorische Bestandmassen finden sich durchaus nicht in diesem Gestein, während die benachbarten Granitporphyre sehr reich sind an Bruchstücken von Glimmerschiefer (bei Beucha in ganzen Schollen), Grauwacke und an Quarzit- geröllen. Die Gesteine der etwa 30 Kuppen und Küppchen sind alle vollständig frisch: such as creation’s day beheld (Ca. Ha- roLD IV. p. 182) möchte man sagen. Das vom Hengstberg bei Hohnstädt gleicht an Frische den schwarzen Santorinlaven. Sind doch auch diese Gesteine von keinen weder grossen noch kleinen Sprüngen durchzogen und in ihrer Masse vollständig compact: in keinem Handstucke und in keinem der unter- suchten 27 Schliffe fand sich auch nur eine winzige Pore. 589 = Hiermit, sowie überhaupt mit der grossen Zähigkeit der Ge- steine steht wohl der helle Klang in Zusammenhang, den sie beim Anschlagen von sich geben. Ihrem äusseren Habitus, sowie ihren constituirenden Ge- mengtheilen nach zeigen die Augit -haltenden Felsitporphyre eine eigenthumliche Abstufung: die Gesteine vom Hengstberg, vom Colmberg bei Seeligstadt, von Grethen, Kl. Steinberg, die östlichsten Vorkommnisse sind vollkommen schwarz und nur beim Anfeuchten erkennt man, dass das Schwarze ein tiefes Grünschwarz ist; in der dichten Grundmasse stecken zahlreiche, glasglänzende, vollkommen pellucide Feldspäthe, die oft eine Zwillingstreifung erkennen lassen; noch einzelne Quarze, ein schwarzes Mineral und einige Eisenkiespüunktchen, das ist alles, was mit blossem Auge zu erkennen ist. Andere, weiter nach Westen gelegene Vorkommnisse haben einen helle- ren Farbenton, sie sind dunkel grünlichgrau; ihre Feldspäthe (auch theilweise triklin) sind etwas trube, das schwarze Mi- neral tritt deutlicher hervor. Wieder andere Gesteine sind noch heller: es waltet trüber, bisweilen rothlicher Orthoklas und Quarz vor; daneben gewahrt man noch bisweilen seiden- ' glänzende Säulchen von gelbbrauner Farbe. Höchst eigenthumlich sind in den nicht ganz schwarzen Varietäten Flecken und Flammen eines ganz kohlschwarzen Felsites mit wenigen nicht ganz pelluciden Feldspäthen. Sie liegen meist mit ziemlich scharfen Grenzen ohne alle Ordnung im Gestein und sind faust- oder handgross. Nur bei Döbitz- Sattelhof, nördlich von Taucha und im Breiten Berge bei Lüp- titz, nördlich von Wurzen, zeigen sie eine besondere Form und Stellung. Es sind bei Döbitz linsenförmige Körper von etwa „Fuss Durchmesser, die regelmässig verstreut, alle flach liegen, mit ihrem kreisformigen Durchschnitte parallel dem Ho- rizonte; die Grenzen gegen den Porphyr sind ziemlich scharf, jedoch nicht ohne allen Uebergang. Am Breiten Berge sieht man an den Wänden des Steinbruchs bandartige Streifen, die einander alle parallel ungefähr unter einem Winkel von 10° nach Westen fallen. Derartige Lagerung zeigt wohl ziemlich deutlich, dass diese schwarzen Massen bereits fest waren, oder vielleicht besser gesagt, nur einen gewissen Zusammenhalt besassen, als der übrige Porphyr noch plastisch und in Be- wegung war. Metamorphosirte Bruchstücke fremden Gesteines 590 sind sie jedoch durchaus nicht; ihre mikroskopische Beschaffen- heit offenbart in ihnen sonderbare COoncretionen aus dem eru- ptiven Magma heraus. Neben diesen schwarzen Concretionen (die übrigens auch bisweilen gänzlich fehlen, wie z. B. bei Grasdorf) finden sich auch Flecken von einem lichteren, oft fleischrothen Felsit, erzeugt durch das Vorwalten von Ortho- klas in der felsitischen Grundmasse. Am ausgeprägtesten er- scheinen solche Coneretionen am Breiten Berge bei Luptitz, wo sie aus einiger Entfernung wie Bruchstücke eines fremden fleischrothen Porphyrs mit grossen trüben Orthoklasen und vielen Quarzkörnern erscheinen : der Uebergang in das dunkele, fast schwarze Gestein und die Mikrostructur beweist, dass es Stellen sind, in denen die felsitischen Gemengtheile vor den diabantischen weitaus vorwalten; letztere sind darin auf einige opake, glanzlose Flecke beschränkt. Als Gemengtheile dieser Porphyre zeigt das Mikroskop acht wohl bestimmbare Mineralien ausser der felsitischen Grundmasse, namlich Quarz, Orthoklas, Labrador, Augit,. Biotit, Titaneisen, Magneteisen, Apatit. Was zuerst das allgemeine Verhältniss dieser Gemeng- theile anbetrifft, so treten Quarz und Orthoklas und Labrador und Augit nebst der grösseren enge Eisenerze als je zusammen- gehörig und die andere Gruppe verdrängend auf; mit anderen Worten, die Augit-haltenden Felsitporphyre sind bald mehr granitischer Natur, bald mehr diabasartig: die Textur bleibt jedoch immer die des Felsitporphyrs. Mit den Gemengtheilen und der dadurch ‘bedingten &esammt-Farbe steht auch die Natur der Einschlüsse in den porphyrischen Krystallen in Correlation: je mehr Augit und Plagioklas, desto mehr Glas- einschlüsse; je mehr Quarz und Orthoklas, desto mehr Flussig- keits-Einschlusse. Ebenso verändert sich naturlich das speci- fische Gewicht und die Acidität der Gesteine. Die Quarze, die grössten etwa von 2 Mm. Länge und Breite, treten meistens in zersprengten Körnern auf; vollstan- dige Krystalle wurden weder makro- noch mikroskopisch beobachtet. Die Quarze sind vorzüglich die Wirthe der Flüssig- keits-Einschlüsse, jedoch enthalten sie auch vorkommenden Falls Glaseinschlüsse, wie z. B. ein Quarz im Porphyr von Rl. Steinberg Glaseinschlüsse mit Bläschen , devitrificirte Glas- 391 einschlüsse, Flüssigkeitseinschlüsse und Dampfporen zugleich enthielt. In den Quarzen der ganz schwarzen Porphyre (Hengst- berg, Grethen) sind Flüssigkeitseinschlüsse nicht häufig und klein; in denen des Porphyrs von Döbitz bei Taucha, der mehr granitischer Natur ist, sind sie äusserst zahlreich und enthalten hier auch häufig kleine Würfel: ein mit aller Vorsicht ausgeführter Versuch wies auch einen Ohlorgehalt in dem Ge- ' steine nach. Beim Erwärmen bis fast zum Blasenwerfen des Balsams wurden manche Bläschen mobil, jedoch nirgends trat. gänzliche Absorption des Bläschens ein. Glaseinschlüsse wur- den dagegen in diesem Porphyr gar nicht aufgefunden, auch nicht in den Feldspäthen. Die Feldspäthe, höchstens 5-4 Mm. im Durchm., sind nun also bald monoklin, bald triklin; je mehr monokline Orthoklase in dem Gesteine vorhanden sind, desto trüber sind alle Feldspäthe, auch die Plagioklase; in den ganz schwarzen Varietäten, in denen die Plagioklase überwiegen, sind die Feldspäthe ganz wasserklar. Die Orthoklase enthalten in mehreren Vorkomm- nissen die schönsten triklinen Feldspäthchen eingeschaltet, na- mentlich in den Porphyren von Grasdorf, vom Breiten Berge bei Lüptitz, von Altenhain. Die Plagioklase zeigen eine sehr weit gehende lamellare Zusammensetzung, es finden sich oft hundert Zwillingslamellen in einem 1 Mm. breiten Krystalle. In dem Porphyr vom Hengstberge bei Hohnstadt wenigstens, wenn nicht in allen, ist der Plagioklas Labrador, indem hier zwei trikline Feldspäthe die charakteristischen schwarzen Na- deln enthalten; sie sind in zwei sich unter einem annähernd rechten Winkel schneidenden Richtungen oder regellos gelagert, vollkommen opak und oft in Glieder aufgelöst, kurz sie ge- währen genau denselben Anblick, wie er bei ZırkEL, Mikro- skop. pag 137 und Rosengusch, Physiographie pag. 363 ein- gehend beschrieben worden ist. In den einerseits angeschliffenen Plättchen gewahrt man oft Feldspäthe mit einem ziemlich lebhaften bläulichen Licht- reflex (Grasdorf, Kl. Steinberg, namentlich aber aus dem klei- ‚nen Bruche gegenuber dem Rittergutsberge bei Ammelshain). Behält man diese Kryställchen im Auge bis das Präparat fertig ist, so erkennt man, dass diese Feldspäthe stets mono- klin sind, Sie sind völlig frei von allen Einschlüssen, auf die 592 man den Lichtreflex zurückführen möchte, ein Verhältniss, wie es bis jetzt noch nicht beobachtet worden ist. | Die Umwandlung der Feldspäthe geht deutlich von Sprün- gen aus und erzeugt ein stark polarisirendes Mineral von muscovitartigem Habitus. Ob dagegen die trüben Feldspäthe der saureren Varietäten ihre jetzige Beschaffenheit einer che- mischen AÄlteration verdanken, ist nicht mit Sicherheit zu ent- scheiden. Der pyroxenische Gemengtheil ist Augit: er zeigt soviel Eigenthümlichkeiten, dass es gestattet sein mag, ihn etwas ausführlich zu behandeln. Je schwärzer, schwerer, basischer die Gesteine sind, desto frischer und besser krystallisirt sind die Augitee In der Säulenzone erscheinen beide Pinakoide,; meist walten sie sogar vor den Säulenflächen vor. Fast alle Augite sind ziemlich langsäulenförmig (bis 2 Mm. lang), jedoch kommen auch kurze, dicke Individuen vor. Basische Querschnitte finden sich haufig. genug, so dass an ihnen der Augitwinkel gemessen werden konnte. Terminale Flächen sind nicht häufig, oft vielmehr haben die Säulen ganz unregelmässig begrenzte Enden. Augite mit zwei bis drei in die Mitte eingeschalteten Zwillingslamellen fanden sich besonders im Porphyr des Rittergutsberges bei Ammelshain; die Lamellen sind auch im. zerstreuten Lichte zu erkennen. Den Augiten fehlt eine erkennbare Spaltbarkeit; sie sind beinahe stets von unregelmässigen Quersprüungen durchzogen ; manche sind auch ganz kreuz und quer zerklüftet. In meh- reren Präparaten finden sich Aggregate von Augiten, rein oder mit Magneteisen und Biotit durchmengt. Die frischen Augite (Hengstberg, Grethen, Ammelsbain) sind vollkommen klar und pellucid und zeigen in den Schliffen immer eine rauhe Oberfläche, wie etwa die Olivine der Ba- salte. Ihre Farbe schwankt zwischen bräunlich und grünlich, viele sind besonders hell: aber alle ohne Ausnahme sind deut- lich dichroitisch. Das. sonst so bewährte TscHERNAR’sche Unterscheidungsmittel für Hornblende und Augit lässt uns hier im Stich: man möchte die langen Säulchen nach dieser Eigen- schaft und wegen ihres Vorkommens mit Quarz gewiss der Hornblende zurechnen, wäre nicht die deutlich zu beobachtende Krystallform das entscheidende Moment. Der Dichroismus 393 dieser Augite ist bald stärker, bald auch nur kaum wahrzu- nehmen.*) Diese klaren Augite führen nun schöne Glaseinschlüsse; so sind namentlich die des Porphyrs vom Hengstberg oft ganz erfüllt davon, und in einzelnen Krystallen zeigen die Glas- einschlüsse zwar nicht scharf ausgeprägt, aber dennoch ganz deutlich dieselbe Form, wie die sie einhullenden Augite be- sitzen, ein Verhältniss wie es ZiRKEL, Basaltgesteine Taf. 1. Fig. 8 abbildet. Viele und auch eben noch ganz frische Augite zeigen einen ziemlich breiten, schwarzen und völlig opaken Rand, der im auffallenden Lichte keinen Metallglanz besitzt; es liegt hier wohl amorphes Magneteisen vor, das sich secundär aus dem zersetzten Rande der Augite gebildet hat (Hengstberg, Kl. Steinberg). Der Augit ist überhaupt derjenige Gemengtheil, der von allen zuerst von den Sickerwassern angegriffen wird, Durch die Umwandlung wird derselbe faserig: bei diesem Vor- gange scheint eine geringe Wegführung von Substanz stattzu- finden, dafür sprechen die grünen Ueberzüuge von Spalten in farblosen Quarzen und Feldspäthen. Eisenoxyde scheinen jedoch nicht weggeführt zu werden, ebensowenig ist eine Neu- bildung von Magneteisen im Innern ersichtlich, Wie überhaupt noch nicht eine Regel oder ein Gesetz ausfindig gemacht wor- den ist, nach dem ein Gestein leicht, das andere derselben Art fast gar nicht von den Atmosphärilien angegriffen wird, so scheint auch hier in der Auswahl derjenigen Augite, welche von der Faserung heimgesucht werden, die reine Willkür zu herr- schen, Im Porphyr vom Rittergutsberge bei Ammelshain z.B. liegt ein faseriger Augit dicht neben einem ganz unversehrten, _ letzterer umhuüllt aber wiederum ein kleines faseriges Indivi- duum. Schliesslich jedoch fallen alle Augite der Faserung anheim. Der Beginn dieser Veränderung ist wohl an Spalten gebunden, allein auch hierbei herrscht unerklärbare Willkur; namentlich werden viele Augite im Innern zuerst faserig, wäh- rend die lateralen Partieen nur hin und wieder ein Bündel Fasern aufweisen. Die Fasern sind übrigens durchgängig *) Cfr. Tscuermak: Ueber Pyroxen nnd Amphibol, Miner. Mitth. 1871. I. pag. 29: Schwarzer Augit von Frascati; Pleochroismus: c. oliven- grün, b. grasgrün, a, nelkenbraun. Tee aR ee „2 Du 594 | di | Ban einander und der Hauptaxe der Krystalle parallel; sie polari- siren das Licht einzeln, doch ist diese Erscheinung bei der zugleich stattfindenden Trübung nur selten deutlich zu er- kennen. Der Pleochroismus geht fast ganz verloren. Die Trubung der Fasern tritt am stärksten an den (onturen, an den Quersprüngen, an eingeschlossenen Apatiten und Glas- einschlüssen auf. Die Glaseinschlüsse werden überhaupt ganz verwischt und unkenntlich gemacht und wären nicht die klaren Augite da, so könnte man sich von der Natur dieser truben länglichen Flecke gewiss keine Rechenschaft geben. Mit der Faserung und Trübung verlieren die Augite auch ihre Härte; die umgewandelten Kryställchen haben höchstens die Härte des Flussspathes; in nicht behutsam angefertigten Schliffen sind sie daher meist gänzlich zerstört. Es fragt sich, ob man diese faserig gewordenen Augite als Diallag bezeichnen kann. Gursav BiscHor lässt freilich Diallage aus Augiten hervorgehen: allein die Diallage der Gabbros u. s. w. sind doch von ganz anderer Beschaffenheit, als die bier vorliegenden Pseudomorphosen. Die Farbe ist schmutzig gelblichbraun mit schönem Seidenglanz wegen der faserigen Zusammensetzung. Eine Spaltbarkeit nach dem Orthopinakoide scheint sich allerdings zugleich mit der Fase- rung zu entwickeln, jedoch konnte diese Beobachtung nur an einem einzigen aufgefundenen 2 Mm. langen Krystalle gemacht werden. Auch die sehr geringe Härte ist bemerkenswerth. Ob die Summe dieser Eigenschaften berechtigt, von Pseudo- morphosen von Diallag nach Augit zu reden, mag dem Belie- ben des Einzelnen anheimgestellt bleiben; jedoch kann man wohl nicht nach diesen Vorkommnissen behaupten, dass bis jetzt schon Quarz und Diallag in einem Gesteine als ursprüng- liche Gemengtheile beobachtet worden seien. Es mag erwähnt werden, dass die aus Serpentinen beschriebenen Diallage den bier vorliegenden vollkommen gleichen, nur sind sie lichter. Aber auch diese Diallage sind nur umgewandelte Augite (resp. Diopside) wie an einem Serpentin von Waldheim nachgewiesen werden konute, indem hier alle Stadien der Umwandlung von frischen Augiten an wahrzunehmen waren. Neben den vollständigeren und regelmässigeren finden sich nun auch sehr verkummerte und unregelmässig gestaltete Augite, deren Habitus durch eingewachsene Quarze und Feldspäthe und ME a EEE DEE 7 “ n \ IE u RO NER de ET de > ERE k ER Re ENEE ; DEN SEN . » An x ie ß Er Sn > ed EINEN r ee Bi Pr : x a Es Ka ei A Fe u 595 andererseits durch ihren Aufbau aus Mikrolithen bedingt wird. Manche Augite enthalten namlich eine Menge von Quarzkörnern in sich, ganz ähnlich wie die Biotite; dabei haben sie keine irgendwie regelmässigen Conturen. Andere Augite wiederum hüllen Partikel der felsitischen Grundmasse ein; dies geht so weit, dass schliesslich netzförmige Individuen von ganz will- kürlichen Umrissen resultiren, wie sie sehr schön im Porphyr des Breiten Berges bei Lüptitz zu beobachten sind. Noch wichtiger aber ist der Aufbau aus Mikrolithen. Viele compacte Augite, z. B. in dem Porphyr vom Rittergutsberge bei Ammelshain, sind am Rande, namentlich an den Polenden in Mikrolithe aufgelöst, gleich als wenn die wachsenden Krystalle nicht mehr plastisch genug gewesen wären, um die Molekuül- gruppen, die durch die in der Krystallisation sich offenbarende Attractionskraft herangezogen, wurden, ohne Discontinuität auf- zunehmen. Meist haben diese kleinen Säulchen, die wohl immer schon eine schwache Umwandlung erlitten haben, eine mit dem Hauptkrystall conforme Stellung, bisweilen umlagern sie ihn auch und namentlich die entfernteren ordnungslos. Die Augitmikrolithe finden sich auch einzeln in Quarze und Feldspäthe eingewachsen, obwohl selten. Dann aber bilden sie ziemlich lange bundelformige Aggregate, die namentlich in den schwarzen Concretionen neben einzelnen Mikrolithen häufig sind und diesen einen ganz eigenen Charakter unter dem Mikro- skop aufdrucken. Hierher sind wohl auch ganz haarfeine, dunkele Nadeln zu rechnen, die sich in den schwarzen Concretionen des Porphyrs von Döbitz finden und nur bei starker Ver- grosserung und heller Beleuchtung zu erkennen sind. Verwachsen findet sich der Augit wohl in Form von Mikrolithen mit Orthoklas, indem er bisweilen (Grasdorf, Hengstberg) eine den Conturen parallele Zone bildet. Beach- tenswerth sind auch die Verwachsungen mit Biotit, die sich in allen Vorkommnissen finden, namentlich aber in den Por- phyren vom Spitzberg bei Luptitz, vom Rittergutsberge bei Ammelshain und dem kleinen Steinbruche, letzterem gegen- _ über. Solche Augite sind von einem Kranze von ausgefranzten braunen Glimmerblättchen völlig eingehullt; bald sind es eine Menge kleiner Blättchen,, bald nur wenige grössere, bisweilen aber ist es merkwürdigerweise nur ein einziges Individuum, das den Augit vollständig von der Grundmasse trennt, und 96 dessen Conturen denen des Augites parallel sind (abgesehen von der Ausbuchtung der Glimmerränder im Kleinen). ‘Der Biotit ist überhaupt ein ganz constanter ee - in diesen Augit-haltenden Felsitporphyren,, wenngleich er mit Ausnahme eines Vorkommnisses bei Ammelshain (1,5 Mm. Durchmesser) nie in grösseren Individuen beobachtet werden konnte. Gewöhnlich sind es nur einzelne, schön braun ge- färbte Blättchen, die dabei noch beständig von Quarzkörnern oder Magnet- und Titaneisenkryställchen erfüllt: sind. Reine Biotite finden sich nur in der Verwachsung mit Augit oder als ganz winzige Schüppchen, die auch recht häufig sind. Die braunen Glimmerblättchen mit Quarzkörnern sehen wie durch- löchert aus, während die Eisenerze-führenden fast gauz damit erfüllt sind; gewiss enthalten viele Glimmer — ihres Volu- mens Eisenerze. Glimmerblättchen finden sich auch ähnlich, ' wie um Äugite, um grössere Titan- oder Magneteisenkryställ-" chen; ihr starker Dichroismus macht eine Verwechselung mit einer Eisenoxydzone unmöglich. Die Eisenerze, die abgesehen von den dunklen Augiten, den Gesteinen ihre schwarze Farbe verleihen, sind Magneteisen und Titaneisen. Krystallform und die Auflöslichkeit in Chlor- wasserstoffsaure beweisen die Gegenwart von Magneteisen, wenngleich diese Porphyre nur äusserst schwach, manche gar nicht auf eine leicht bewegliche Magnetnadel attractorisch wirken. Aus der Krystallform und der Unauflöslichkeit an- derer gänzlich opaken Körnchen lässt sich die Anwesenheit von Titaneisen darthun, ja dieses überwiegt offenbar das Magneteisen. An Apatitsind diese Porphyre sehr reich, während Eisen- kies ein beständiger, aber nicht häufiger accessorischer Ge- mengtheil ist. Ausserdem findet sich noch in den Gesteinen von Ammelshain und vom Breiten Berge bei Lüptitz in Aggre- gaten ein braungelbes Mineral in Säulenform, dessen Natur nicht geuauer bestimmt werden konnte. Was nun die Grundmasse anbetrifit, in der alle diese Gemengtheile porphyrisch enthalten sind, so ist ihr Charakter bestimmt durch die felsitischen Gemengtheile, Quarz und Feld-, spath. Die Grundmasse ist in allen Vorkommnissen ein fein- körniges, deutlich krystallinisches Aggregat von Quarz, zwei Feldspäthen, Augit resp. Zersetzungsproduct, namentlich auch 597 | in Mikrolithenform, Magnet- und Titaneisen. Die Masse ist so feinkörnig, dass die Unterscheidung von Quarz und Feld- 'spath nur an wenigen Stellen möglich ist, besonders da wo diese winzigen Feldspäthe trübe sind, wie die porphyrischen Krystalle, also in den helleren und sauerern Varietäten und Coneretionen. Im Porphyr vom Rittergutsberge bei Ammels- hain nehmen an der Constituirung einer ziemlich grobkörnigen Felsitstelle auch kleine gestreifte Plagioklase Theil, die des- halb wohl überhaupt als ein Gemengtheil dieses Felsites an- zusehen sind. Der grune Gemengtheil gehört auch hier dem Augit an. Dieser „Diabas-Gemengtheil* bewirkt, dass an ein- zelnen Stellen sich eine Structur der Grundmasse entwickelt, wie sie bei den basischen dichten Eruptivgesteinen gefunden wird, indem nämlich die Feldspäthe mehr oder minder deutlich Leistenform annehmen und die Zwischenräume von Augit, Magnesiaglimmer und Eisenerzen ausgefüllt werden. Nur in dem allerfrischesten Porphyr vom Hengstberge konnten an sol- chen Stellen noch frische Augitkörner beobachtet werden; hier ergab es sich auch mit Sicherheit, dass der faserige grüne Gemengtheil auch an solchen diabasartigen Stellen nicht ein Umwandlungsproduct von amorpher Basis sei. Glasmasse findet sich auch in diesen Felsitporphyren durchaus nicht, oder wenigstens ist sie durchaus nicht wahrzunehmen. Uebrigens tritt der Augit auch in das Gefüge des echten körnigen Fel- sites ein. Manche Felsitmassen zeigen auch die für den Felsit über- ‚haupt charakteristische Erscheinung, dass ganze Partieen des- ‚selben bei einer gleichmässigen Drehung beider Nicols zugleich | das Maximum der Helligkeit oder Dunkelheit erreichen “); man ‚darf solchen Felsit wohl Fleckenfelsit nennen. Er findet ‚sich hier stellenweise in fast allen untersuchten Präparaten, am ausgezeichnetsten in den schwarzen Partieen des Porphyrs von Döbitz bei Taucha. Fluidalstructur der Grundmasse zeigt allein und dabei - ausnehmend schön der Porphyr aus dem kleinen Steinbruche, südlich vom Rittergutsberge bei Ammelshain; dieser Felsit ist *%) cf. E.K.: Mikroskopische Untersuchungen von Felsiten und Pech- steinen Sachsens in Tscuermak: Mineralog. Mittheilungen 1874. Heft I. pag. 47, “0 . .. . . EEE . r 3; RA . übrigens enorm feinkörnig, so dass er in irgend wie zu dicken Schliffen zwischen gekreuzten Nicols fast gar kein Licht durchlässt. Die erwähnten schwarzen Concretionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie an porphyrischen Krystallen arm sind, während die „Diabas- Gemengtheile*, Eisenerze und ‚die ver- schiedenst gestalteten Augitmikrolith - Aggregate in grösserer Menge zugegen sind, als in dem übrigen Porphyr. Die hellen Concretionen haben einen aus Quarz und trübem Feldspath bestehenden grobkörnigen Felsit; Magnesiaglimmer, Eisenerze und verkrüppelte Augite finden sich in einzelnen Häufchen. Die im Dünnschliff nicht ganz trüben grossen Orthoklase der hellröthlichen Concretionen im Porphyr des Breiten Berges bei Lüptitz zeigen auch die eingeschalteten Plagioklase, wie sie für dieses Vorkommniss überhaupt charakteristisch sind: der strengste Beweis, dass diese Massen rothen Porphyrs keine fremden Bruchstücke sind. Die Augit-haltenden Felsitporphyre sind Gesteine, die we- gen ihrer Zusammensetzung wohl einige Beachtung verdienen, und wegen der petrogenetisch wichtigen Verhältnisse, die man mit Hilfe des Mikroskops in ihnen erkennt. Vergleicht man Felsitporphyr und dichte Diabase vom petrogenetischen Stand- punkte aus, so erkennt man wohl Verschiedenheiten, allein man hat es doch immer mit zweien einander ganz unähnlichen Mineralaggregaten zu thun; man kann daher nie eine Behaup- tung aufstellen, inwiefern z. B. die einzelnen Gemengtheile nur einfach die Träger der petrogenetischen Kennzeichen oder viel- leicht mit die Ursache derselben sind. Hier ist die Sache eine andere, hier wo ein “estein nur mit schwankendem Ver- haltniss der Gruppen aggregirter Mineralien vorliegt. Es muss doch Aufmerksamkeit erregen, wenn bei den mehr „Diabas- Gemengtheile*- haltenden Porphyren Glaseinschlusse reichlich, Flussigkeitseinschlüsse nur äusserst spärlich vorhanden sind, wenn hier die Feldspäthe vollkommen klar, die Augite schön krystallisirt sind, die moleculare Umwandlung nicht weit vor- geschritten ist, während in den am wenigsten pyroxenischen Porphyren Glaseinschlüsse gar nicht, Flüssigkeitseinschlüsse dagegen überaus zahlreich und deutlich aus Salzlösungen be- 4 stehend vorkommen, während hier die Augite verkrüppelt und zerstückelt, die Feldspäthe trube und die Umwandlungsprozesse 599 weiter vorgeschritten sind, obwohl doch die Porphyre gewiss ‚alle gleichaltrig sind. Es treten uns aus diesen Verhältnissen eine Menge schwerer petrogenetischer Fragen entgegen, auf die überhaupt nur synthetische Versuche einst Antwort zu geben im Stande sein werden. Auffällig ist es schliesslich auch, dass diese Porphyre ihrer Acidität nach geographisch angeordnet sind, so dass die östlichsten die basischsten, die am meisten nach Wesien gelegenen die sauersten sind; lebhaft wird man an Bunsen’s Mischungstheorie aus normal trachytischen und pyroxenischen Eruptionsherden erinnert: zeigt sich doch auch in den schwarzen und hellen Concretionen die Tendenz zur Spaltung in zwei ungleichwerthige Gesteine. 600 6, Ueber das Vorkommen des Moschus-Ochsen (Ovibos moschatus) im Diluvinm Schlesiens. Von Herrn Fer». Rormer ın Breslau. In der ansehnlichen Sammlung fossiler Wirbelthierreste, welche sich in dem anatomischen Institute der Breslauer Uni- versität als ein Ergebniss des rastlosen Sammeleifers des ehe- maligen Directors Professor Orro befindet, fiel mir unlängst ein als „Pars ceranii bovis fossilis* bezeichneter”) unvollstän- diger Schädel auf, an welchem sich bei näherer Prüfung als- bald die nicht zu verkennenden osteologischen Merkmale des Moschus - Ochsen (Ovibos moschatus) mit Sicherheit ergaben. Nur der hintere Theil des Schädels ist erhalten. Der ganze Gesichtstheil mit den Augenhöblen, den Nasenbeinen und dem Oberkiefer fehlt. Der so erhaltene Schädeltheil ist von cuboidischer Gestalt. Die senkrechte Hinterwand des Schädels ist fast genau recht- winklig gegen die horizontale obere Schädelfläche geneigt. Die letztere wird durch die rauh höckerigen, aber in dieselbe horizontale Ebene fallenden erweiterten Basalflächen der Hörner gebildet. Die enge und tiefe, durch senkrechte Wände be- grenzte, kaum fingerbreite, mittlere Längsfurche, welche diese beiden Basalflächen der Hörner trennt und welcbe vorzugs- weise den Schädel des Moschus-Ochsen kenntlich macht, ist deutlich ausgebildet. Auch der Knochenzapfen des linken Horns mit der bezeichnenden abwärts gebogenen Krümmung ist wenigstens zum Theil erhalten. Der Knochenzapfen des rechten Horns dagegen ist abgebrochen. Vor dem vorderen *) In dem unter dem Titel: Neues Verzeichniss der anatomischen Sammlung des königl. Anatomie-Instituts zu Breslau von Dr. Ap. Wırn, Orro. Breslau 1835 erschienenen gedruckten Kataloge des anatomischen Museums ist das Stück sub Nr. 2241 auch nur als Schädel eines fossilen Ochsen aufgeführt, Yin Da 61 Rande der Basalflächen der Horner, wo sich die Längsfurche zwischen den Hornbasen rasch zu einer ebenen Fläche erwei- tert, ist der Schädel abgebrochen. Sehr gut ist die hintere senkrechte Rückwand des Schädels von ungefähr quadratischem Umriss erhalten. An dem unteren Rande desselben das rund- liche Hinterhauptsloch. Offenbar gewaltsam und wahrschein- lich bei der Auffindung des Schädels durch unkundige Arbeiter ist diese Hinterwand und ein Theil der Unterseite des Schädel- stüucks durch eine in schiefer Richtung verlaufende Bruchfläche von dem übrigen Schädel getrennt, aber so, dass beide Theile genau aneinander passen. Durch diesen Bruch wird die verhältnissmässig kleine Gehirnhöhle und die ausserordent- lich starke, durch die poröse Knochenmasse der Hornbasen verdickte obere Decke der Gehirnhöhle sichtbar. Die vordere abgebrochene Fläche des Schädels zeigt die durch eine schmale senkrechte Lamelle getrennten halbkreisförmigen, in die innere Augenhöhle führenden Uhoanen und darüber den senkrechten Durchschnitt der mit weiten Höhlungen erfüllten oberen Schädeldecke. Die folgenden Skizzen zeigen den Schädel von verschie- denen Seiten in + der natürlichen Grösse. (Siehe umstehend.) Reste des Moschus - Ochsen sind bisher erst an wenigen Orten in Deutschland nachgewiesen worden. Zuerst”) hat 1846 GIEBEL die Auffindung eines Schädels in der Nähe von Merse- burg bekannt gemacht. Demnächst bestätigte 1863 LYELu in seinem Werke: Ueber das Alter des Menschengeschlechts das Vorkommen eines Schädels in den Sandgruben am Kreuzberge bei Berlin, welcher nach der beiliegenden handschriftlichen Bestimmung im Berliner Museum schon vor einer längeren Reihe von Jahren durch QuEnsTEDT richtig erkannt worden war. In demselben Jahre 1863 berichtete E. E. Scumpr**) *) Der durch C, E. v. Baer (De fossilibus Mammalium reliquiis in Prussia repertis dissertatio. Sectio altera etc. Regiomonti 1823. pag. 27) als zu Bos Pallasit gehörend beschriebene Schädeltheil nebst Horn von Neugartenthor bei Danzig, gehört nach Ansicht des in Danzig aufbe- wahrten Original-Exemplars nicht zu dieser Art und wahrscheinlich über- haupt nicht zu einer Gattung der Boviden. **) Bos Pallasi im alten Saalgeschiebe bei Jena, N, Jahrbuch 1869. pag. 941 ft. Zeits. d.D. geol. Ges. XXVI. 5. 39 Fig. 1. Ansicht von oben. Das vor- Fig. 2. Ansicht der Hinterwand dere Ende des Schädels erscheint in des Schädels. der Zeichnung nach unten gewendet. Fig. 3. Ausicht der linken Seiten- Fig.4. Ansicht der Bruchfläche des fläche des Schädels mit dem unvoll- Schädels bei Fortnahme der gewalt- ständig erhaltenen Knochenzapfen sam getrennten Hinterwand dessel- des linken Horns. ben. Die Gehirnhöhle mit der ausser- ordentlich verdickten spongiösen oberen Decke des Schädels ist sichtbar, Fig. 5. Ansicht der Vorderseite, die Choanen und darüber die mit weiten Höhlungen erfüllte, obere Decke des Schädels zeigend. - 603 über die im Jahre zuvor geschehene Auffindung eines Schä- dels im älteren Flussgeschiebe des Saal-Thals bei Jena. Zu diesen drei bisher bekannten kommt nun der schlesische Fund als vierter hinzu. Leider ist bei demselben die nähere Fund- stelle nicht genau festgestellt. In dem gedruckten Verzeich- nisse des anatomischen Museums ist nur ganz allgemein Schle- sien als solcher angegeben. Die Lagerstätte des Schädels ist wie die an mehreren Stellen desselben noch anhaftenden Theile beweisen, ein grobsandiger grauer Lehm gewesen. Die ganze Erhaltungsart des Schädels ist derjenigen, welche gewisse ebenfalls in dem anatomischen Museum befindliche fossile Wiederkäuerknochen von Kamnig bei Münsterberg zeigen, so ähnlich, dass dadurch der gleiche Fundort auch für diesen Schädel wahrscheinlich wird. Ausserhalb T>eutschland sind Schädel des Thieres in England, Frankreich und in Sibirien im Diluvium aufgefunden worden. Die in Deutschland vorgekommenen Schädel sind sämmtlich unvollständig.*) Allen fehlt der vor- dere Theil mit dem Nasenbeine und dem Oberkiefer, und nur der die Stirnhöhle unmittelbar umgebende Hintertheil des Scha- dels ist erhalten. ‘ Offenbar ist die Dicke und Stärke der Wände der Stirnhöhle und namentlich die Dicke der durch die Horn- basen verstärkten Schädeldecke der Grund, dass dieser bintere Theil des Schädels sich allein erhalten hat. Auch bei den in England aufgefundenen Schädeln, von welchen der erste, im Flusskies bei Maidenhead entdeckte durch OwEn**) beschrieben wurde, während eine vollständige Monographie aller in England beobachteten Reste neuerlichst durch Dawıns ***) geliefert . wurde, fehlen in gleicher Weise die vorderen Schädeltheile. \ Die bisher nachgewiesene Verbreitung des Moschusochsen während der Diluvialzeit überhaupt ist nach den in derselben Monographie von Dawkıns zusammengestellten Thatsachen be- reits eine sehr ausgedehnte. Sie reicht von der Eschholtz Bay im nordwestlichen America durch Sibirien, Deutschland und England # *) Zwei derselben, nämlich der vom Kreuzberge im Mineralien- Cabinet zu Berlin und der bei Merseburg gefundene im mineralogischen Museum zu Halle a/S., sind mir aus eigener Anschauung bekannt. *%*) Quart, Journ. geol. soc. Vol. XII. 1856. pag. 124 ff. *) Palaeontogr. Soc. the British pleistocene Mammalia by W. Boy, Dawkıns, Part. V. British Pleistocene Ovidae. Ovibos moschatus. London 21872. | 33” 604 bis in das südliche Frankreich. Ueberall fanden sich die Reste des Thieres zusammen mit den Knochen des Mammuth, des Rennthiers und des fossilen Pferdes und in der Höhle Gorge. d’Enfer im südlichen Frankreich sind nach Cnarıstie Knochen des Thieres zusammen mit Rennthierknochen und Steinwerk- zeugen von Menschenhand unter solchen Umständen vorgekom- men, dass aus denselben die gleichzeitige Existenz des Moschus- Ochsen mit dem Menschen in dieser Gegend zu folgern ist. Die Röhrenknochen des Thieres waren in der bekannten Weise, um zu dem Marke zu gelangen, gespalten. Das Thier diente daher den Urbewohnern in gleicher Weise wie das Rennthier zur Nahrung. Wie das letztere ist es seitdem aus den Län- dern des mittleren Europas in die arktischen Regionen zurück- gewichen, wo es auf dem Festlande von Nordamerika in den weiten baumlosen Regionen zwischen dem 60. und 75. Breiten- grade und nach den neuerlichen, auf der deutschen Nordpol- expedition gemachten Beobachtungen auch auf der Ostküste von Grönland heerdenweise lebt, Zuletzt möge in Betreff der systematischen Stellung des Moschusochsen hier noch erwähnt sein, dass Dawekıns in der schon angeführten Monographie der schon 1816 von BLAISVvILLE ausgesprochenen Ansicht, dass das Thier eine mittlere Stellung zwischen Rind und Schaf einnehme, auf Grund eingehender anatomischer und namentlich auch osteologischer Untersuchung vollständig zustimmt und auf das Bestimmteste die von OWEN behauptete Zugehörigkeit zu der Gattung Bubalus und die nahe Verwandtschaft mit dem Capschen Buffel (Dubalus cafer) im besonderen entschieden zuruckweist. Die behaarte Schnauze, die Abwesenheit der Wamme, die Zahl von zwei Zitzen (statt vier beim Rinde), die Kürze des Schwanzes und die unsym- metrischen Hufe sind Merkmale, welche das Thier bestimmt von den Rindern trennen und es den Ovidae oder schafartigen Wiederkäuern nähern. | ei 605 b. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr Wırn. Reıss an Herrn G. vom Rare. Riobamba *), 6. April 1874. Im November des vorigen Jahres besuchte ich, leider bei sehr schlechtem Wetter, den seit vielen Jahren in fortdauern- der Thätigkeit sich befindenden Sangay. Von meinem Zelt- lager am Sudfusse des Berges konnte ich, namentlich des Nachts, die in kurzen Zwischenräumen sich wiederholenden Ausbrüuche beobachten; auffallend war es mir dabei, dass die am ÖOstabhang des Berges sich aufthuürmenden Wolken bis weit herab durch rothen Feuerschein erleuchtet wurden. Meine Begleiter erklärten mir, dass der Berg auf jener Seite ge- borsten sei und dass man durch eine tiefe bis zur Waldregion herablaufende Spalte das Feuer im Innern des Berges sehen könne. Ich vermuthete sogleich einen Lavastrom, war aber leider damals nicht in der Lage, die Ostseite des Berges be- suchen zu können. Einde December jedoch sah ich in zwei aufeinander folgenden Nächten, von Mäcas aus, den Berg ganz klar und konnte mich überzeugen, dass wirklich vom Gipfel des Berges aus eine glühend flüssige Lavamasse, gleich einem Wildbache am steilen Abhang herabsturzend, einen Feuerstreifen *) „Das Panorama von Riobamba ist das grossartigste und vielleicht das schönste, was es auf Erden giebt. Drei Viertheile des Horizonts sind mit entschlafenen, jetzt mit glänzendem Schnee bedeckten Feuer- bergen eingefasst; im Westen erhebt sich wie eine Riesenglocke aus Silber der Chimborazo, von dem scheinbar ein beschneiter Rücken nach dem Caraguirasso hinzieht; im Nordosten ragt der an seinem Fusse waldbekränzte Tunguragua wie eine schöne Kuppel gegen den Himmel und neben ihm in Ostsüdost von Riobamba der Capac Urcu (der König der Berge), der Altar der Spanier etc.‘ Scumanpa, 606 € ER erzeugte, dessen Aussehen einigermaassen die Annahme einer offenen Spalte (raja) rechtfertigen konnte. Der Sangay fällt gegen Ost zu schrofi ab nach einer tiefen, wohl in die Schieferberge eingeschnittenen Schlucht und nach dieser Seite hin ist der grosse Gipfelkrater weit geöffnet. Im Innern des Kraters steht ein kleiner Ausbruchs- kegel, dessen Krater ebenfalls gegen Ost zu geöffnet erscheint, wie. dies wohl hauptsächlich durch den hier fast ausschliess- lich herrschenden Ostwind bedingt ist, welcher verursacht, dass die ausgeworfenen Schlackenmassen sich in grösster Masse am westlichen Kraterrand aufhäufen müssen. Im west- lichen Theile des kleinen Kraterkegels befindet sich die Bocca, deren Stein- und Aschenauswurfe von dem bewohnten Theil der Republik Ecuador sichtbar sind. Aus dem östlichen Theile des Kegels tritt die Lava aus; doch konnte ich nicht erkennen, ob sie uber den Kraterrand uberfliesst, oder aber etwas tiefer am Kegel austritt. Dünnflüssig und grell leuchtend zieht die Lava über den kleinen, durch den Boden des alten Gipfel- kraters bedingten Absatz und schiesst dann mit rasender Ge- schwindigkeit über den steilen äusseren Kegelabhang herab, keine Spur von Schlacken ist an dieser Stelle zu erkennen, wohl aber deutlich die Bewegung der unzweifelhaft sehr dünnflüssigen Lava. Tief am Abhang schwimmen Schlacken auf dem Strome, erst nur dessen Licht abschwächend, bald aber als dunkle Blöcke erkennbar, zwischen welchen die hell- glühende, darunter befindliche Masse überall hervorbricht. Noch tiefer am Abhang bilden die Schlacken eine zusammenhängende Schicht mit hellrothen Streifen, den Rissen in der Schlacken- decke, durchzogen. Nur schwach leuchtend zeigt sich das un- tere Ende des in mehrere Arme getheilten Stroms; langsam schieben sich hier die Schlackenblöcke übereinander, die Lava staut sich zu einer mächtigen Masse an, bis sie dann plötzlich, durch ihr eigenes Gewicht in Trümmer sich auflösend, als glühender „Block-Derumbo“ an dem in einen Felsabsturz über- gehenden Abhang herabsturzt. Fort und fort wiederholt sich dieses Schauspiel, begleitet ohne Unterlass von den präch- tigsten, dem Gipfel entsteigenden Feuergarben, die mit einem Sprühregen glühender Gesteinsblöcke weit herab den Abhang des Berges uüberschütten. Inmitten eines breiten schwarzen Streifens — durch die Hitze von Schnee befreiten Aschen- 607 schichten — zieht die glühende Lava am Abhang herab, den ganzen Schneemantel des Berges durchschneidend und noch weit tiefer, his wohl zu einer Höhe von 3600 — 3700 Meter. 'Seit vielen Jahren soll diese Lava ununterbrochen und in der- selben Weise abfliessen. Einer der Jesuitenpatres, der bereits seit vier Jahren die Waldeinsamkeit von Mäcas bewohnt, ver- sicherte mir, dass er den Berg in dieser ganzen Zeit immer in demselben Zustande gesehen habe. Leute aber, welche Mäcas im Anfange der 60er Jahre bewohnten , ausserten mir ihr Erstaunen uber meine Schilderung, da sie nie den Feuer- streifen gesehen, und ihnen der Berg nur als schöner Schnee- kegel bekannt war, dessen grossartige Dampf- und Aschen- eruptionen ihre Aufmerksamkeit erregten. Es dürfte somit das erste Hervortreten dieser Lava ungefähr in die Mitte der 60er Jahre fallen. Genauer den Zeitpunkt festzustellen, ist mir nicht gelungen. Man darf in diesem Lande kaum auf mehr hoffen, wenn man bedenkt, dass die Bewohner Imbabura’s schon im Jahre 1871 den Zeitpunkt des letzten grossen Erd- bebens (1868) nicht mehr anzugeben vermochten. Der Mangel an Lavastromen, welcher die süudamerika- nischen Vulcangebirge auszeichnen sollte, schwindet mehr und mehr, je genauer wir diese Berge kennen lernen; denn abge- sehen davon, dass alle aus übereinander gehäuften Laven auf- gebaut sind, hat man bis jetzt schon eine solche Zahl frischer, ja sogar historischer Ströme aufgefunden, dass sie in dieser Beziehung kaum irgend welchem grösseren vulcanischen Ge- birgszuge nachstehen dürften. Auch die grossen Wasser- und Schlammausbrüche lassen sich auf Erdstürze zurückführen oder sind bedingt, wie wir am Cotopaxi nachweisen konnten, durch das Austreten glühender Lavamassen in den hohen Schnee- regionen der mit gewaltigen Gletschermassen bedeckten Berge. Die Anhäufung der Prenadillas in Folge der vulcanischen Ausbrüche findet ebenfalls eine einfache Erklärung, und so treten die vulcanischen Gebilde Südamerica’s völlig unter die Herrschaft der auch an europäischen Ausbruchsmassen beob- achteten Gesetze. Die grossartige Ausdehnung und die auf- fallende Entwickelung hervorragender isolirter Berge von co- lossalen Dimensionen scheinen aber immer noch den Glauben zu begünstigen, als habe hier einst das vulcanische Feuer mit verheerender Kraft gewüthet und als sei die heutige Thätigkeit 608 nur noch ein schwaches Nachspiel jener grossartigen Aus- brüche, ein Nachspiel wie es der täglich abnehmenden Kraft des „alternden Planeten“ entspreche. Aber auch diese An- nahme lässt sich in Wirklichkeit durch nichts begründen; denn ebenso wie heutzutage einige wenige Berge in mehr oder minder häufiger Thätigkeit sind, während andere ganz und gar ruhen, wird es auch in vergangenen Zeiten gewesen sein. Bald hier, bald dort traten die vulcanischen Wirkungen zu Tage; während lange Pausen der Ruhe an der einen Stelle die vorher aufgethurmten Ausbruchsmassen der Zerstörung durch die Ge- wässer preisgaben, bauten sich an anderen Punkten durch häufig wiederholte Ausbrüche hohe Gebirge auf, oder bedeckten auf weite Strecken zerstreute kleine Eruptionskegel grosse Strecken des Landes mit vulcanischen Producten. Die in einer Epoche thätigen Berge erloschen für lange Zeiten, während andere längst erstorbene wieder zu neuem Leben erwachten, oder an neuen, bisher verschonten Punkten Ausbrüche statt- fanden. Die vulcanische Thätigkeit unserer Epoche ist voll- ständig hinreichend zur Bildung grosser Berge, wie der Chim- borazo, Cayambe, Cotopaxi etc. und zur Anhäufung solcher Ausbruchsmassen, wie sie die Mulden zwischen den beiden Cordilleren des Hochlandes von Quito erfüllen. Nur Zeit wird dazu verlangt und diese hat die Geologie in Fülle. Freilich, will man ein kurzes Menschenleben zum Maassstabe der Epochen der Natur anwenden, so muss man zu ungeheuren Paroxysmen seine Zuflucht nehmen, wenn man auch nur einiger- maassen die vorhandenen Verhältnisse erklären will. Meine letzten Arbeiten bezogen sich auf den Tunguragua und seine nächsten Umgebungen, dessen mächtiger, circa fünf Stunden langer Lavastrom in vorhistorischer Zeit den Boden des Pastassathals ausfüllte.e Vom Flusse fast völlig zerstört, finden sich jetzt nur hier und da kleine Reste dieses Stroms, in Bezug auf welche frühere Reisende sich täuschen liessen, indem sie glaubten, vereinzelte Durchbrüche vulkanischer Ge- steine duroh die alten Schiefermassen vor‘ sich zu haben, Dr. STÜBEL hat zuerst im Jahre 1873 die wahre Natur dieser Lava erkannt. Zwei ganz neue Laven von viel geringerer Ausdehnung treten noch an demselben Abhange des Tungu- ragua auf; von der neuesten ist die Ausbruchszeit bekannt, und zwar scheint nach den glaubwürdigsten mir zugänglichen ‚609 Nachrichten der Ausbruch im April 1773 begonnen zu haben, von welcher Zeit an der Berg zehn Jahre,lang in Thätigkeit blieb, indem unausgesetzt Schlackenausbruche, aus dem (jetzt fast ganz mit Schnee erfüllten) Gipfelkrater statthatten. Diese Eruption wäre also zu setzen 1773—1783 und damit stimmen auch die scheinbar unter sich widersprechenden Angaben, welche Pater Wonr gesammelt hat. Auch Pelileo habe ich besucht und der Moya nebst Zu- behör einige Aufmerksamkeit gewidmet. Eigentlich war es meine Absicht, Ihnen einige Bemerkungen über diese Sumpf- entleerungen und Erdstürze mitzutheilen, doch bedarf ich dazu mehr Ruhe, als sie mir jetzt und überhaupt in der letzten Zeit zu Theil ward. Die Osterfeiertage haben mir einige Rasttage gegönnt, aber schon bereite ich mich auf eine neue Reise nach dem Altar vor. Ich gedenke nun in aller Eile und in möglichst kurzer Zeit die mir hier noch fehlenden Berge zu besuchen, so dass ich der Hoffnung lebe, etwa im Monat Juli Ecuador verlassen zu können — nach einem 4# jährigen mühe- vollen Aufentbalt. Dr. SrüseL treibt sich in der westlichen Cordillere herum, hat zuletzt den Quilatua besucht und muss jetzt in Latacunga angelangt sein; binnen Kurzem hoffe ich mit ihm wieder zusammenzutreffen. — Von Pater Worr kann ich nur von Hörensagen berichten: er war in Folge seiner Bereisung der Küstenebenen von Guayaquil mehrere Monate krank, hat dann seinen- Bericht über diese Reise veröffentlicht und wird jetzt wohl Vorlesungen in Quito halten. 2. Herr Fronweın an Herrn HAutcHECoRNE. Dillenburg, den 17. April 1874. Der den Zinnober derb und eingesprengt führende Gang der Grube Idria bei Dillenburg ist ungefähr 3 Meter im Han- genden oder südlich des Kupfererzganges der alten Grube For- tunatus, streicht theils in St. 4 bis 5 bei südöstlichem Ein- fallen von 50 bis 60 Grad zwischen dem ebenso streichenden 610 und einfallenden Nebengestein von graublauem, dichtem Thon- schiefer (Schalsteinschiefer) im Hangenden und weisslich und grünlich grauem Schalstein im Liegenden, theils auch, und zwar weiter westlich, in St. 6 bis 7 mit südlichem Einfalien von 70 bis 80 Grad im weissgrauen oder röthlichen eisen- schüssigen Schalstein. Dieser Gang besitzt eine geringe Mäch- tigkeit bis zu 2 Decimeter und ist meist mit zersetztem und bis zu kalkigem Letten zerriebenem Nebengestein ausgefüllt, worin auch festere Stücke von Schalstein, kalkigem Quarz und hornsteinähnlichem rothem und braunem Eisenkiesel sich befinden. Das Vorkommen von Zinnober in diesem Gange wurde bis jetzt nur auf eine 20 bis 22 Meter betragende Länge der auf dem Gange aufgefahrenen Strecke gefunden in der Nähe derjenigen Stelle, wo der Gang die Gesteinscheide zwischen Schiefer und Schalstein verlässt und sich weiter westwärts in St. 6 bis 7 in den liegenden Schalstein hineinwendet. Die Zinnobererze sind jedoch nicht blos auf die Gangausbildung beschränkt, sondern auch auf einige Centimeter weit von den Salbändern des Ganges aus in dem Nebengestein eingesprengt, wenn auch in etwas geringerer Menge und Derbheit, als im Gange selbst. Meist sind sie fein und klein eingesprengt, stellenweise nur angeflogen, manchmal aber auch derb bis zur Grösse von mehreren ÜOentimetern. Häufiger Schwefelkies ist mit dem Zinnober vergesell- schaftet, aber der Kies zeigt sich auch weiter östlich an der Schiefer- und Schalsteingrenze ohne Zinnober. Die in der Stollenstrecke aufgeschlossene Fundstelle des Zinnobers be- findet sich 8 bis 10 Meter unter Tage und zeigte bis jetzt wenig von diesem Mineral in der Firste, dagegen mehr in der Soble, während die zuletzt aufgefahrene Streckenlänge von 4 Meter nur taube Gangmasse erkennen liess, Ueber dieser Sohle ist nahe unter Tage Rotheisenstein zwischen Schiefer und Schalstein bekannt und in der Grube Neuehoffnung verliehen, von welchem Eisenerze die eisen- schussigen und Eisenkiesel haltenden Theile der unten sicht- baren Gangmasse herzurühren scheinen. Der, wie schon vorher erwähnt, 3 Meter nördlich, des Zinnoberganges mit dem Stollen erreichte Kupfererzgang der alten Grube Fortunatus ist bis zu dieser Teufe bereits abge- ‚611 - baut, streicht in St. 7%, fällt jedoch mit 70 bis 80 Grad nörd- lich ein, war bis zu 9 Decimeter mächtig, hatte Schalstein als Nebengestein und hat ausser verschiedenen Kupfererzen kein Quecksilbererz geliefert, wenigstens ist ein solches nicht erkannt worden. Aber auch in dem gegenwärtig aufgeschlossenen Gang wurde vielleicht der Zinnober als rother Eisenkiesel oder Roth- _ eisenstein angesehen oder ganz unbeachtet geblieben sein, wenn nicht die anerkennenswerthe grosse Aufmerksamkeit und der _ practische Blick des Steigers Harpr aus Frohnhausen dieses Vorkommen als ein ungewöhnliches von den übrigen ähnlichen Mineralien unterschieden und die Anregung zu der später darauf gewandten mehrseitigen Aufmerksamkeit gegeben hätte. » 6. Verhandlungen der Gesellschaft. l. Protokoll der Mai - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 6. Mai 1874. Vorsitzender: Herr BEYRICH. Das Protokoll der April - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Dr. Durk aus Berlin, vorgeschlagen durch die Herren OrTH, BERENDT und LAUFER. Herr BeyrıcHh legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingesandten Bücher vor. Herr v. RiıchtHoren gab Nachricht über die Reise des Herrn StoLıczka im Norden des Himalaja und sprach über die Bedeutung des Kuen-Lün für die Geologie von China und über seinen Bau im östlichen Theil. Herr Rotax legte eine Arbeit von Herrn A. Hzım vor: „Ueber einen Fund aus der Renntbhierzeit der Schweiz“; der Fund wurde bei Thaeingen in einer Höhle im Kalk gemacht, und besteht besonders aus Rennthiergeweihen mit: Einschnitten, Ritzen und Zeichnungen von Rennthieren, welche letztere mit grosser Kuustfertigkeit gemacht sind. Herr HaucHecorneg legte eine Urne, Knochen und einen Mammuthszahn vor, welche bei der Anlage einer Braunkohlen- grube bei Magdeburg gefunden wurden; ferner Zinnober aus der Gegend von Dillenburg, der gangförmig im Schalstein- schiefer vorkommt, und theilte einen Bericht des Herrn Berg- meister FROHwEIN hieruber mit (cfr. diese Zeitschrift diesen Band pag. 609). 613 Ferner legte Redner einen Amethyst von Oberstein vor, | der die von vom Rarta im Jubelband von PoGgGEnporrr’s Annalen pag. 532 geschilderte Zwillingsbildung zeigt. Derselbe lasst sehr deutlich die physikalischen Verschiedenheiten von Haupt- und Gegenrhomboäder erkennen, Herr Ewaın legte Exemplare von Paludina diluviana von Westend bei Charlottenburg vor, wo dieselbe durch Brunnen- bohrungen aufgefunden wurde. | Herr Loss#n berichtete über die Arbeit GümsEL’s: „Ueber die paläolithischen Eruptivgesteine des Fichtelgebirges*“. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. BeyricH. BRuAMMELSBERG. BAUER. 2. Protokoll der Juni - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 3. Juni 1874. Vorsitzender: Herr Beyricn. Das Protokoll der Mai - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Rentier FrıepricH MAURER in Giessen, vorgeschlagen durch die Herren A, Streng, F. SANDBERGER und v. GRODDECK; Herr Rentier Herm. W. AcKERMANN in Dresden, vorgeschlagen durch die Herren H. B. Gainıtz, F. ZırkeL und Danmss:; Herr Bergmeister TECKLENBURG in Nauheim, vorgeschlagen durch die Herren v, le Koch und SELIGMANN. Herr Beyrich legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bucher vor. Herr Dames legte einige Spongien (Aulocopium und Asty- lospongia) aus obersilurischen Schichten der Insel Gotland vor, welche das hiesige königl. Mineralien-Oabinet durch Herrn Lınpström in Wisby erhalten hat, Dieselben sind in der Er- haltung zum Verwechseln den Schwämmen ähnlich, welche Herr Mevys in der Januarsitzung dieses Jahres als in tertiären Schichten der Insel Sylt auf secundärer Lagerstätte aufgefunden 614 vorlegte. Derselbe äusserte dabei die Ansicht, dass das Ur- sprungsgebiet dieser verkieselten Spongien wohl vielmehr in einer südlichen, jetzt verschwundenen oder verdeckten silu-. rischen Ablagerung, als im Norden zu suchen sei (efr. diese Zeitschr. diesen Band pag. 58). Auf eine Anfrage, wie das Vorkommen jener gotländischen Schwämme sei, war Herr Linnpström so freundlich, zu antworten, dass dieselben aller- dings meist lose in der Ackerkrume, aber doch auch un- zweifelhaft in dort anstehenden silurischen Kalken oder Mergel- schiefern gefunden würden. Da es somit keinem Zweifel unterliegt, dass die auf Gotland gefundenen Schwämme sich dort nicht auf secundärer Lagerstätte befinden, so muss auch angenommen werden, dass die Sylter Schwämme ihr Ursprungs- gebiet im Norden haben, und nicht, wie Herr Meyn annimmt, im Süden. Dass sie sich auf Sylt als Geschiebe in tertiären Ablagerungen finden, hat für die Erörterung der Frage nach dem Ursprungsgebiet keine Wichtigkeit. Herr HaucHEcornE berichtete über das Kohlenvorkommen von Schonen und Bornholm und legte Kohlenproben daher vor. Herr BEYrich besprach die Altersverhältnisse dieser Kohlen- ablagerungen von Bornholm und Schonen und deren palaeon- tologische Verhältnisse. Ferner besprach derselbe die Arbeiten JoHnsTrup's über die palaeozoischen Formationen Bornholms und legte einige von daher stammende Petrefacten vor, sowie eine von JOHN- STRUP aufgenommene, noch nicht publicirte geologische Karte von Bornholm. Herr BErEnpT legte Stücke unteren Diluvialmergels vor, welcher die von Herrn EwıALp; in der Maisitzung vorgelegte Paludina diluviana von Westend enthält und besprach die geo- logischen Verhältnisse des auf dem Plateau von Westend von Herrn Hansemann angelegten Brunnens, aus dem die Stucke stammen. Herr STREUBEL legte einen Pflanzen enthaltenden Kalktuff vor, der sich bei der Wildparkstation unweit Potsdam gefunden hat; es ist jedoch nicht ganz sicher, ob derselbe dort ansteht, obgleich er im Walde unter Wurzeln alter Bäume gefunden sein soll. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. Berricn. Lossen. BAUER. 615 3. Protokoll der Juli - Sitzung, amseliiBerin den 1. Jul 187% Vorsitzender: Herr Rorn. Das Protokoll der Juni - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Herr Rorn legte die für die Bibliothek ı ‘Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr v. RıcHTHOFEN berichtete über don zweiten Theil von SrouiczkA’s Reise nach Yarkand nach einer neueren Mitthei- lung des letzteren. Darnach hat derselbe im westlichen Kuön- Lün einen Hornblendegneiss gefunden, der auch für den öst- lichen Kuön-Lun bezeichnend ist, was für die Forsetzung dieses Gebirges nach Westen ein Oriterium abgiebt. Am nördlichen Abhang des Kuön-Lün fanden sich steil aufgerichtete, carbo- nische Kalke und weiterhin jüngere Schichten, besonders Kreide und Löss in grosser Mächtigkeit. Die Entstehung des letzteren erklärt StoLıozka in derselben Weise wie Redner. Das Vorkommen von Kreide ist merkwürdig, da in China diese Formation fehlt. Ferner berichtete Redner aus demselben Bericht uber den Stein Yu, der in Europa Jade oder Nephrit genannt wird. Er fand sich am südlichen Abhang des Ku@n-Lün, am Flusse Kara- kasch in einem Hornblendegneiss in Gängen, 10 — 40 Fuss mächtig und ein unbestimmtes Gestein enthaltend, das seiner- seits den Nephrit einschliesst. Ausserdem fand sich der Nephrit in Bachgeröllen.. Die Chinesen beziehen aber jetzt die Hauptmasse ihres Yü aus Ober-Birma, wo er sich eben- falls in Geröllen findet. Herr Lossen sprach über die Entwickelung des Diluviums auf der Nordseite von Berlin und über die Niveaudiffe- renzen der einzelnen Schichten, wie sie sich in verschiedenen Bohrlöchern daselbst darstellen. Die Aufbiegungen der Schich- ten, die diese Niveanunterschiede erzeugen, sind z. Th. viel- leicht durch einseitigen Druck hervorgebracht, da wo sie hart am Rand des erodirten Spreethales erscheinen; mehrere SO-NW laufende Parallelfalten bis in das Innere des Diluvial - Plateau in scheinen jedoch dafur zu sprechen , dass jene allgemeineren Ursachen, welche die Faltung des norddeutschen Flötzgebirges 616 bewirkten, ihren Einfluss auch auf das ältere Diluvium geltend. Br machten. Herr Weiss sprach über verkieselte Hölzer des Roth- liegenden aus dem Mansfeldischen und legte ein Stück vor. Die meisten verkieselten Hölzer zeigen nur den versteinerten Holzkörper. Das vorgelegte Stück zeigt aber eine sehr gut erhaltene Oberflächensculptur, die aus zwei spitzen Polstern mit Schlitzen besteht, die in der Quincunx gestellt sind. Es stammt aus einem Steinbruch bei Emseloh im Mansfeldischen, und es war dort zu sehen, dass die Rinde auch vorhanden war, dass sie sich aber beim Herausschlagen des Stücks ab- löste, so dass obige Polster der Oberfläche unter der Rinde angehören. Das Stück gehört zu Tylodendron und ist eine neue Species, T. satronicum Weiss. Herr Kosmans legte ein Stuck Geschiebegranit mit sehr vielen Granaten von Reetz an der brandenburgisch - pommer- schen Grenze vor, dem der Glimmer ganz fehlt. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. Ww. O. RorTn. - LosSsEn. Bauer. Druck von J. F. Starcke in Berlin. | %eitschrift | der Deutschen geologischen Gesellschaft, 4. Heft (August bis December 1874). A. Aufsätze, l. Ueber die Krystallisation des Bleiglanzes. Von Herrn ALEXANDER SaDEBECK ın Kiel. Hierzu Tafel XIII. bis XV. Einleitung. Obgleich der Bleiglanz zu den verbreitetsten Erzen ge- hort und durch grosse Mannigfaltigkeit in der Erscheinungs- weise und Entwickelung der Krystalle ausgezeichnet ist, fehlt es an einer zusammenhängenden Darstellung seiner Krystal- lisation. Um einen Einblick in die Krystallisation eines Minerals zu erhalten, genügt es nicht, die vorkommenden einfachen Formen und Zwillingsgesetze aufzuzählen, wie so häufig ge- schieht, es müssen die Beziehungen der auftretenden Formen festgestellt und geordnet werden. Daraus ergeben sich dann die für das Mineral charakteristischen Zonenverbände, sowie die ‘verschiedenen Entwickelungs-Typen. Während beim Blei- glanz die vorhandenen einfachen Formen von verschiedenen Forschern bestimmt sind, so sind die Zonenverbände und Typen, sowie die mit letzteren in inniger Beziehung stehen- den Ausbildungsarten der Zwillinge weniger gewürdigt worden. Es finden sich in der Literatur nur kurze Angaben, dass E- Zwillinge nach dem, im regulären System häufigsten Gesetz, Zwillingsaxe eine rhomboedrische Axe, vorkommen, während gerade beim Bleiglanz dieses Gesetz eine sehr mannigfaltige r Zeits. d. D.geol, Ges. XXVI. 4. 40 Erscheinungsweise besitzt, darunter auch eine so eigenthum- liche, wie sie mir bei keinem anderen Mineral bekannt ist. Ausser diesem gewöhnlichen Gesetz kommt aber auch noch ein anderes vor, welches dadurch ein noch ganz besonderes Interesse in Anspruch nimmt, dass es ein für das reguläre System überhaupt neues Gesetz ist. Kurze Angaben in der älteren Literatur, welche dieses Gesetz erkennen lassen, sind später ganz unbeachtet geblieben. Die Bleiglanzkrystalle sind vielfach in der Art entwickelt, dass sie uns einen Einblick in ihre innere Constitution und über- haupt in die Art und Weise gestatten, wie sie sich aufbauen. Die hierauf bezüglichen Erscheinungen bei den Krystallen ist man gewohnt als Unvollkommenheiten in der Ausbildung, oder wenn es hoch kommt, als Wachsthumserscheinungen zu bezeichnen und in krystallographischen Abhandlungen mit we- nigen Worten abzuspeisen. Aber gerade sie erfordern ein aufmerksames und genaues Studium, indem sie uns die Kry- stalle in verschiedenen Phasen ihrer Entwickelung vorführen. Sie lassen erkennen, dass sich die Krystalle durch Anlagerung von aussen vergrössern, wie ein Bau durch das Anfügen von Bausteinen. Dass dies etwas wesentlich anderes ist, als das Wachsen in der organischen Natur, bedarf keiner weiteren Erörterung, und deshalb gebrauchen auch viele Mineralogen den Namen Wachsthum nur mit einem gewissen Widerstreben. Es liegt also offenbar das Bedürfniss nach einem passenden Namen vor und erlaube ich mir deshalb mit Rücksicht auf das oben angeführte Beispiel den Namen „Krystallotektonik“ vorzuschlagen. Die Krystallotektonik findet nach bestimmten Gesetzen statt, welche in der innigsten Beziehung zu den vor- handenen Hauptzonen stehen und diese Relation zwischen tektonischen Axen und Zonenaxen verleiht den Bleiglanz- krystallen ihren krystallographischen Charakter und lässt ihre Krystallisation als eine in sich abgeschlossene erkennen. Auch die Aggregate der Bleiglanzkrystalle zeigen manche bisher wenig beachtete Eigenthümlichkeiten, Nach diesen Gesichtspunkten ergeben sich folgende drei Abschnitte: I. Krystallform, II. Krystallotektonik und III. Aggregate. Das Material, welches meinen Untersuchungen zu Grunde lag, befindet sich zum grössten Theil in dem mineralogischen 9) 2: 7 619 Museum der Universität Berlin, dessen Benutzung die Herren Professoren E. Beyrıch und M. WesskKY die %üte hatten, mir zu gestatten; eine schöne Suite von Krystallen von Gonderbach in der Sammlung der königl. Bergakademie in Berlin überliessen mir bereitwilligst die Herren Ober-Bergrath HAUCHEGORNE und Prof. Weiss zur Bearbeitung; einzelne interessante Stücke hatte ich Gelegenheit fur das mineralogische Museum der Uni- versität Kiel zu erwerben; ferner gestattete mir Herr Prof. SENGEBUSCH einen Einblick in seine Sammlung. Zusendungen erhielt ich von Herrn Prof. LAspEYres aus der Sammlung der königl. polytechnischen Schule in Aachen und von Herrn G. SeLıgmann in Coblenz. Allen den Herren, welche auf diese Weise meine Arbeit gefördert haben, spreche ich hiermit mei- nen Dank aus, I. Krystallform. Dieser Abschnitt zerfällt in folgende drei Abtheilungen: 1. einfache Formen, 2. Zwillinge, 3. Krystalltypen. 1. Einfache Formen. Die neueste Zusammenstellung aller bis jetzt beim Blei- glanz beobachteten Formen hat A. ScHRAUF*) gegeben. Dar- nach existiren ausser den drei einfachsten Formen, Oktaäder, Hexaöder und Dodekaöder folgende Formen, welche ich tabel- larisch zusammengestellt habe, mit den Zeichen von Weiss, Naumann und MırLLeRr und den Namen derjenigen, welche sie zuerst beobachtet haben. nach Formen Weıss NAUMANN MILLER Autoren Ikositetraeder (a:a: a) 86036 9611 Naumann“) (Ma: a) ‚12012 1211 % (a:a:&a) 2072 1522 Kımm““*) (a:a:4ta) 606 611 Haurf) (a:a: +a) .505 5ll Des CLoizeAuxff) %) Scunaur: Atlas der Krystallformen des Mineralreichs, 4. L. *%#) Poce. Ann. XVI. pag. 487. %%%) Ueber neue Formen beim Bleiglanz, N. J. für Min. 1870 p. 311. +) Haur: Trait€ de mineralogie, Paris 1822. ++) Des Croızeaux: Manuel de mineralogie, Tom I., Paris 1862. 40* 20 nach Formen Weıss Naumann MıLLER Autoren Ikositetraöder (a: a:ta) 404 All Naumann”) (a: :43) 303 311 Havr*) (a: a) 1202, 214 2, (a: :2a) *0% 433 NAUMANN”) (a: 2a) 1:5 0254 322. «Dim or) Triakisokta&eder (a: 441 NAUMANN”) (a: 331 €. Rosef) oe» » » | © » m elm 28 © ee Ze 2 ST er®) 1 4 i 3 (a: Za:5a) 20 221... Haus) (a: 4a:8a) + 774 NAUMANN“) (a: 22:32) 2 554 as Tetrakishexaäder (a: 0a:4a) cO03 310 Suckowff) Hexakisokta@der (a: Za:3a) 30% 321 ” (a: Ja:za) 804 841 BERNHARDI. Bei weitem die häufigsten Formen sind Okta&äöder und Hexaöder, nach letzterem spaltet der Bleiglanz sehr vollkom- men, aber auch nach dem Oktaeder findet nach Joun ToRBEYTTT) Spaltbarkeit statt, welche er an in Kalkstein eingewachsenem Bleiglanz von Lebanon Co. in Pennsylvanien beobachtete. Das Dodekaöder spielt beim Bleiglanz immer nur eine untergeordnete Rolle, es erlangt nie eine vorherrschende Ent- wickelung. Seine Streifung geht stets nach der längeren Dia- gonale und meist gehört es in die Zone der Oktaederkanten, nicht in die der Hexaöderkanten. Die Streifung der Dode- kaeder erklärt auch das seltene Auftreten von Tetrakishexaädern, indem Krystalle, bei denen die Tetrakishexaäder häufig vor- kommen, auf den Dodekaäderflächen Streifung nach der kur- zeren Diagonale zeigen, z. B. Blende. Da das Dodekaäder selbst nur untergeordnet auftritt, so kommen auch die durch seine Kanten bestimmten Zonen wenig zur Entwickelung und so erklärt sich das untergeordnete Erscheinen des Ikosite- tra&ders (a:a:2a) gegenüber den anderen Ikositetra@dern. Die *) Pose. Ann. XVI. pag. 487. #*%*) Hıuy: Traite de mineralogie, Paris 1822. #%*%#) Dana: A system of mineralogy. +) G. Rose: Elemente der Krystallogr. 2. Aufl. Berlin 1838, +r) Suckow: Zeitschr. für gesammte Naturw. VIII. pag. 289. +7+) Sır.ım. Am, Journ. XXXV. pag. 126. 621 Seltenheit dieses Ikositetraäders beim Bleiglanz verdient noch besonders hervorgehoben zu werden, da bei dem mit dem Bleiglanz als isomorph betrachteten Silberglanz diese Form sogar selbstständig auftritt. Die Häufigkeit der übrigen Ikositetraäder ist beson- ders charakteristisch für den Bleiglanz und zeigen dieselben bei keinem anderen Mineral eine so mannigfaltige Entwicke- lung. Sie erscheinen an den Combinationskanten des Oktae- ders und Hexaöders und es hebt schon Naumann hervor, dass diese Combinationskanten am Mittelkrystall recht eigentlich der Spielraum für die Ikositetraäder sind. Die Ikositetraäder sind nun zweierlei Art, theils solche, welche sich mehr dem Hexaöder nähern, das sind alle diejenigen, bei denen in dem Weiss’schen Zeichen '/m<1 ist, theils solche, welche sich mehr dem Okta&der nähern, dei denen dann '/m>+ ist, in der Mitte steht hier gerade das seltenere Ikositetra&der (a:a:$a). Unter diesen beiden Arten von Ikositetraödern sind die Hexa&@der-ähnlichen die häufigeren, welche noch eine ganz besondere Bedeutung erlangen, indem sie als Rudimente auf den Hexaäderflächen zur Erscheinung kommen. Auf diese Eigenthümlichkeit macht zuerst Naumann aufmerksam; er sagt, dass diesen Ikositetra&dern sehr grosse Ableitungszahlen zu- kommen, womöglich noch grössere als dem von ihm bestimmten Ikositetraäder (a:a:--a); konnte jedoch bei Krystallen von der Jungen Hohen Birke bei Freiberg die Rudimente als (a:a: za) zugehörig bestimmen. Diese letztere Form ist überhaupt das häufigste beim Bleiglanz vorkommende messbare Ikositetra@der. Den sehr flachen Ikositetra&dern widmet Scaccaı*) in der Abhandlung, in welcher er die Lehre von der Poly&drie auf- stellt, eine besondere Aufmerksamkeit, indem er in ihnen eine ' Stütze für seine Lehre findet. Er unterscheidet zwei lediglich hierher gehörige Arten von Polyedrie; die erste beobachtete er an kleinen und glänzenden Krystallen von Eyam in Derbyshire, die Ikositetra&derflächen bilden hier über den Hexa&@derflächen des Mittelkrystalls eine stumpfe vierseitige Pyramide. Ganz ähnliche Pyramiden habe ich auf den Hexaöderflächen von Krystallen von Freiberg, Zilla bei Clausthal u. a. beobachtet. *) Sulla Poliedria delle facce dei cristalli, Torino 1862; Uebersetzung von RAMMELSBERG, diese Zeitschr, Bd. XV. Scaccht hat die Neigungen dieser Flächen gegeneinander ge- messen und verschiedene, mehr minder von einander abwei- chende Winkel gefunden, welche Abweichungen sich aus der zu Messungen ungünstigen Beschaffenheit der Flächen leicht er- klären. Die nach den Scaccar’schen Messungen berechneten Co&f- ficienten sind 3; , —, 355 —; 55; die grossen Differenzen der Coöfficienten erklären sich leicht daraus, dass geringe Winkel- unterschiede schon von bedeutendem Einfluss sind. Scaccars zweite Art der Poly&drie, welche er an Krystallen vom Pacher- stollen bei Schemnitz fand, unterscheidet sich nur dadurch, dass die Ikositetraöderecken dureh die Hexaöderfläche, auf welcher sie aufgesetzt sind, abgestumpft sind; diese Art fand ich wieder bei Krystallen von Neudorf am Harz (vergl. Taf. XIil. Fig. 9, auf der oberen Hexaäderfläche); die vordere Hexaöderfläche ist in Folge der Intermittenz zwischen dem Hexaeder und Ikosi- tetra&der parallel den Combinationskanuten mit dem Oktaäder gestreift, ganz in ähnlicher Weise wie Flussspathhexaäder nach den Hexaöderkanten. Was zunächst meine Stellung zur Lehre der Polyedrie anbetrifft, so stelle ich mich auf den von M. Wessky*) dar- gelegten Standpunkt, dass ScaccHı unter dem Namen Poly£drie zwei wesentlich verschiedene Erscheinungen vereinigt. Die Erscheinungen, welche in diesem Abschnitt in Betracht kom- men, hat WEBsky von der übrigen Poly&drie abgetrennt, indem er für Flächen, welche Flächen mit einfachem krystallogra- pbischen Zeichen nahe stehen und in Folge dessen compli- cirte oder grosse Axenelemente ergeben, den Namen vicinale Flächen in Vorschlag bringt. Demnach sind die Flächen der sehr stumpfen Hexaöder - älınlichen Ikositetra&der vieinale Flächen des Hexaöders. Wichtig ist der Zusammenhang der vicinalen Flächen mit der Zwillingsbildung, auf welchen ich weiter unten zurückkommen werde, an dieser Stelle soll nur die krystallographische Bedeutung der vicinalen Flächen hervor- gehoben werden, welche darin besteht, dass sie die Zonen, die für die Ausbildung des Systems eines Minerals von beson- derer Bedeutung sind, recht klar hervortreten lassen. Die Flächen der Okta@der-ähnlichen Ikositetraäder er- *) Diese Zeitschr. Bd. XV. pag. 677. RB ® et RR Ye x in we: Ko. = Pr. = 5.4 Ar a a a a REITEN EN ae te Er S 7 623. scheinen gewöhnlich so, dass sie mit den Flächen eines Hexa&@der-ähnlichen zusammen Zuschärfungen der Kanten des Mittelkrystalls bilden (Taf. XV. Fig. 3). Nächst den Ikositetraödern sind dann beim Bleiglanz die Triakisoktaöder entwickelt, als deren Grenzgestalt hier das Dodekaöder zu betrachten ist. Die Triakisoktaöder erscheinen auch als vicinale Flächen des Oktaöders, so bei Krystallen von Neudorf (Taf. XIII. Fig. 9). Die Zonen, in welchen die Triakisokta@derflächen in Bezug auf das Oktaöder liegen, sind dieselben, wie die der Ikosi- tetraöder zum Hexaöder und Oktaöder, es sind die Zonen, deren Zonenaxen die prismatischen Zwischenaxen sind. Auf diese Weise kann man die krystallographische Ausbildung des Blei- glanzsystems mit wenigen Worten charakterisiren. Die durch die Grundaxen und rhombo&ädrischen Axen bestimmten Zonen- haben beim Bleiglanz nur eine untergeord- nete Bedeutung. Die durch die Grundaxen bestimmten Zonen, in welche die Tetrakishexa&der gehören, treten ganz zurück, da das vorkommende Tetrakishexaäder (a:o0a: 2a), als sel- tene Abstumpfung des Ikositetraäders (a:a:za), in die durch die längeren Kauten dieses Ikositetraäders bestimmte Zone gestellt werden muss. Ganz in ähnlicher Weise gehört das Tetrakishexaöder, welches ScaccHı bei einer dritten Art der Polyeödrie des Bleiglanzes aufführt, in die Zone der Kanten des Ikositetraäders, welche es abstumpft. Auf eine wirkliche Ausbildung der Grundaxenzonen würde die von ScacckI an- gegebene Streifung nach den kürzeren Diagonalen der Dode- kaederflächen hindeuten, welche ich jedoch nie beobachtet habe. Auffallend ist es dabei, dass er gerade diese Streifung des Dodekaäders erwähnt und die häufigste, die nach der lan- geren Diagonale, nicht berücksichtigt. *) Die durch die rhombo&drischen Axen bestimmten Zonen, welche z. B. beim Granat besonders ausgebildet sind, treten hier, wie schon bei Besprechung des Ikositetraöders (a:a:;a) gesagt wurde, sehr zurück, sie sind nur an einem von SuCKow abgebildeten Krystall von Dillenburg durch das Hexakis- oktaöder (a:ta:la) und das Tetrakishexaöder (a:002:7a) *) Es wäre möglich, dass wir es hier mit einem Druckfehler zu thun haben. vertreten; ich habe eine derartige Combination selbst nie ge- sehen und auch sonst nirgends erwähnt gefunden. Schliesslich sind noch zwei kleinere Zonen zu erwähnen, welche schon Naumann aufgeführt hat; in die eine, welche durch das Triakisoktaäder (a:}a:$a) und Hexaäder bestimmt ist, gehört das Hexakisoktaöder (a:4a:>a), in die andere, welche durch die symmetrische Diagonale der Flächen des Ikositetraöders (a:a:>a) bestimmt ist, ein nicht bestimmbares ee dessen allgemeines Zeichen Naumann als m O0, angiebt. 2. Zwillinge. 1. Gesetz. Zwillingsaxe eine rhombo&@drische Axe. Dieses Gesetz, welches bisher bei allen hboloödrischen Krystallen des regulären Systems als das einzige Gesetz be- kannt war, kommt beim Bleiglanz auf sehr mannigfaltige Art zur Erscheinung. Man kann drei Arten der Ausbildung unter- scheiden, welche durch Uebergänge mehr oder minder mit einander verknüpft sind. a. Aneinanderwachsungszwillinge nach der Zwillingsebene, sogen. Spinellzwillinge. b. Aneinanderwachsungszwillinge senkrecht gegen die Zwillingsebene, zum Theil ähnlich gewissen Blendezwillingen, zum Theil haben sie beim Bleiglanz eine ganz eigenthümliche Entwickelung, welche keinen Vergleich mit einem anderen Mineral erlaubt. c. Durchwachsungszwillinge, wie beim Flussspath, Bunt- kupfererz. a, Aneinanderwachsungszwillinge nach der Zwillingsebene. Taf. XI. - Die allgemeinen krystallographischen Beziehungen der- artiger Zwillinge sind hinlänglich bekannt und brauchen des- halb hier nicht weiter erörtert zu werden. Eine grosse Aehn- lichkeit mit den gewöhnlichen Spinellzwillingen haben die Bleiglanzzwillinge von Neudorf bei Harzgerode (Taf. XII. Fig. 1); die Individuen sind Combinationen des Okta&äders 625 mit Dodekaöder, Triakisoktaöder und Hexaäder und je zwei an der Zwillingsgrenze zusammenstossende Dodekaöderflächen fallen in eine Ebene. Diese Zwillinge sind nicht selten und lassen sich bei einiger Aufmerksamkeit vielfach an den in Sammlungen so sehr verbreiteten Stücken dieses Fundortes auffinden. Für den Bleiglanz besonders charakteristisch sind die Zwillinge, bei denen die Individuen die Form des Mittelkrystalls zwischen Okta&äder und Hexaäder haben (Taf. XIII. Fig. 2). Diese Zwillinge zeigen bei vollkommen regelmässiger Ent- wickelung keine einspringenden Winkel, da die bei den ein- fachen Oktaöderzwillingen vorhandenen einspringenden Winkel hier durch die bis an die Zwillingsgrenze herantretenden Hexaöderflächen verschwinden. Sehr schön kommen diese Zwillinge auf verschiedenen Freiberger Gruben, Przibram, Mittelach in Westfalen u. s. w. vor. Sie werden sehr häufig. durch Verkürzung in der Richtung der Zwillingsaxe tafelförmig und erhalten dann ein hexagonales Aussehen (Taf. XII. Fig. 5). Häufig sind Abweichungen von der vollkommen regelmässigen Ausbildung, der Art, dass die Zwillingsebenen der beiden Indi- viduen sich nur theilweise bedecken oder dass das eine Indi- viduum kleiner ist ‘wie Taf. XIII. Fig. 5 das obere, auch kann das eine Individuum sich über das andere ausdehnen und dieses gewissermaassen umklammern, das zeigt Taf. XIII. Fig. 6; hier ist das tafelformige Individuum in das andere eigentlich eingewachsen, Bildungen, welche den Uebergang zu den Durch- wachsungszwillingen machen. Wiederholte Zwillingsbildungen, wie ich sie bei der Blende*) mit parallelen und geneigten Zwillingsebenen be- schrieben habe, sind hier selten. Eine eigenthumliche Wie- derholung mit paralleler Zwillingsebene zeigt ein Krystall von der Glücksgrube, Revier Kirchen (Taf. XIII. Fig. 5), bei welchem das eine Individuum gegen die beiden an- deren an Grösse zurücksteht. Wiederholungen mit geneigten Zwillingsebeneun kann man mitunter bei Krystallen von Neu- dorf und Freiberg beobachten, nie jedoch habe ich nach diesem Gesetz eingeschaltete Zwillingslamellen auffinden können. *) A. Sınsgeck: diese Zeitschr. Bd. XXI. pag. 620. b. Aneinanderwachsungszwillinge senkrecht gegen die Zwillingsebene, Taf. XIV. Derartige Zwillingsbildungen findet man in der Literatur von verschiedenen Fundorten kurz erwähnt, aber die schönsten sind auf der Fürstlich WıTTsEnstein schen Grube Gonderbach bei Laasphe in Westfalen vorgekommen und noch nicht be- schrieben worden. Die Krystalle sind Mittelkrystalle des Okta@öders und Hexaöders, welche nach einer Oktaäderfläche tafelformig entwickelt sind, wodurch sie ein hexagonales Aus- sehen erhalten. Taf. XIV. Fig. 1 stellt sie auf die tafelformig ausgebreitete Oktaöderfläche projieirt dar, das Sechseck der Begrenzung entspricht dem Sechseck, welches durch die auf der Projectionsebene senkrechten Flächen des Ikositetra@ders (a:a:ta) gebildet wird. Da nun die Zwillingsebene der tafelformig ausgebreiteten Okta@derfläche entspricht, so kanu man eine dieser Flächen des Ikositetra@ders als Verwachsungs- ebene auffassen und man erhält dann den Zwilling, wenn man das eine Individuum in der Zwillingsebene, also senkrecht gegen die Verwachsungsebene gegen das andere um 180° dreht. Es kommen auf diese Weise die Hexaäderflächen des einen Individuums da zu liegen, wo bei dem anderen die Oktaöderflächen auftreten und umgekehrt. Die Figur 1 soll die Stellung der beiden Individuen veranschaulichen; dem Vor- kommen in der Natur entspricht die schiefe Projection (Fig. 5), bei welcher die Individuen nur als Hälften erscheinen. Bei dieser Figur sind die auf der vorderen Seite der Verwachsungs- ebene gegenuberliegenden Flächen Oktaöderflächen, auf der hinteren Seite Hexa@derflächen, an der Verwachsungsebene selbst liegen vorn Hexaöderflächen, hinten Oktaöderflächen nebeneinander. Figur 6 stellt eine seitlich nur von Spaltungs- flächen begrenzte Zwillingstafel dar, wie man sie häufiger an- treffen kann. Die Stellung der beiderseitigen Spaltungsflächen ist hier dieselbe, wie beim Kalkspath die der Rhomboeder- flächen nach dem Zwillingsgesetz, Zwillingsebene die gerade Endfläche. Bei Figur 5 und 6 entspricht die obere Seite der unteren bei Figur ]. Theoretisch ist auch der Fall denkbar, dass die Zusammen- setzungsfläche eine auf der Zwillingsebene senkrechte Dode- kaederfläche ist, dann würden die beiden Individuen sich mit EN, ) 627 Ecken der Sechsecke berühren, man braucht sich bei Figur 1 nur oben oder unten das eine Individuum an das andere an- gelegt zu denken; die Zwillingsgrenze würde dann, wenn die beiden Individuen als Hälften entwickelt wären, einer Seite des umschriebenen Sechsecks entsprechen. Diesen Fall habe ich jedoch nie beobachtet, was sich wohl daraus erklärt, dass hier die Begrenzungsflächen der beiden Individuen gegen die Verwachsungsebene keine einfache Symmetrie haben. Die Zwillingsgrenze kann bei solchen Zwillingen, deren Indi- viduen zwei gleichmässig ausgebildete Hälften darstellen, auf der Zwillingsebene nicht zur Erscheinung kommen, da die tafel- förmig ausgebildeten Oktaäderflächen bei beiden Individuen in eine Ebene fallen. Bei den &onderbacher Krystallen jedoch tritt sie immer als eine mehr oder minder scharf markirte Rille hervor. Diese Rille ist die Folge davon, dass bei beiden Individuen an der Zwillingsgrenze schmale Flächen eines Iko- sitetra&ders auftreten, welches nicht genau bestimmbar ist, aber (a:a:za) zu sein scheint. Zuweilen ist die Rille ziem- lich tief eingeschnitten, mitunter nur als feine Naht erkennbar. Der Verlauf der Rille ist kein regelmässiger, nie genau der idealen Zwillingsgrenze entsprechend, sonst aber in den ein- zelnen Theilen geradlinig. Dem entspricht auch die Begren- zung der beiden Individuen im Innern, indem das eine Indivi- duum in das andere hineingreift. Dies Verhalten stimmt voll- kommen überein mit dem Verlauf der Zwillingsgrenze bei an- deren Zwillingen, bei denen die Zusammensetzungsfläche senk- recht auf der Zwillingsebene steht, wie es G.Ros£*) z. B. beim Eisenkies angegeben hat. Wie mannigfaltig der Verlauf der Zwillingsgrenze bei den Gonderbacher Krystallen sein kann, zeigen die Figuren 2 u. 23. Figur 2 zeigt deutlich, dass die Rillen immer geradlinig sind, entsprechend dem Sechseck des Umrisses. Durch eine rasche Intermittenz verschiedener Richtungen haben sie einen krumm- linigen Verlauf (Fig. 4), welcher sich aber bei genauerer Be- trachtung immer als ein aus geradlinigen Theilen gebildeter darstellt. Bei Figur 2 ist der dem Individuum II. angehorige *) Ueber den Zusammenhang zwischen hemiedrischer Kıystallform und thermo-elektrischem Verhalten beim Eisenkies und Kobaltglanz, Poee. Ann. Bd. CXLL. Raum gestrichelt, wodurch die unregelmässige Vertheilung beider Individuen hervortritt, wie sie mit san und a Se artigen Theilen ineinander reifen! Die Zwilliugsrillen, welche vom Rande der Platten aus- gehen, müssen in ihrem weiteren Verlauf wieder am Rande endigen, sie gehen theils quer über die Platte, theils kehren sie in der Platte wieder um und endigen dann in derselben Seite, von welcher sie ausgegangen sind oder in einer benach- barten. Dieser Verlauf der Zwillingsgrenzen erinnert sehr an den bei den Durchwachsungszwillingen des Quarzes, wie es G. Ros£*) beschrieben hat, nur dass beim Quarz die Zwillings- grenzen durch matte und abwechselnd glänzende Stellen auf den Rhomboöäderflächen zur Erscheinung kommen. Zwillingsrillen, welche nicht am Rande beginnen, sondern innerhalb der Platte, kehren auch immer wieder in sich zurück und begrenzen so inselartige Theile des einen oder anderen Individuums; es entstehen dann Oberflächenzeichnungen, die man mit Landkartenzeichnungen vergleichen kann. Scheinbare Ausnahmen sind solche Rillen, welche im Innern der Platte endigen. Bei genauerer Betrachtung erweisen sich diese Rillen als Doppelrillen, indem eine Rille in der Platte umkehrt und einen dem früheren Verlauf parallelen einschlägt, so dass dazwischen die Oktaöderfläche nicht zum Vorschein kommt. Auf ähnliche Weise erklären sich leicht die auf den Platten zuweilen vorkommenden kleinen Vertiefungen, welche als Punkte erscheinen. Alle derartigen Doppelrillen sind von den einfachen durch mehr oder minder scharf hervorragende Rippen unterschieden; sie sind häufig auf Figur 3, und sind hier überhaupt auffallend dicht gedrängt, wodurch eine ganz eigenthumliche Zeichnung entsteht, in welcher aber die drei sich unter 60° schneidenden Richtungen deutlich hervortreten. Dass die Rillen bei den Gonderbacher Platten in der That eine Folge der Zwillingsbildung sind, nicht Flächen- zeichnungen in Folge gestörter Bildungen, beweist der Um- stand, dass an den zerbrochenen Rändern der Platten die Spaltungsflächen zwischen den Rillen eine der Zwillingsstellung entsprechende Lage haben. An denjenigen Stellen, wo am *) Ueber das Krystallisationssystem des Quarzes, Akad. der Wissensch. in Berlin, 1846. ‚629 Rande Krystallflächen auftreten, geht die Zwillingsgrenze ent- weder durch Kanten, wie bei Figur 5, oder es tritt an eine Hexaederfläche des einen Individuums eine Oktaöderfläche des anderen, wie bei Figur 4, wobei dann häufig die eine Fläche über die andere keilförmig übergreift. Die Grenzen erkennt man leicht daran, dass die Okta&derflächen glänzend, die Hexaederflächen dagegen matt sind. Den weiteren Verlauf auf der anderen Seite der Platte kann man nicht verfolgen, da jede Platte aus einer An- zahl übereinanderliegender Platten besteht, in Folge ausge- zeichneter Schalenbildung, welche weiterhin genauer geschildert werden soll. c. Durchwachsungszwillinge. Taf. XII. Vollkommen regelmässige Durchwachsungszwillinge stellen die Fig. 4 und 7 Taf. XIII. dar, erstere Oktaöder, letztere Hexaöder mit Okta&äder. Hier fallen die beiden auf der Zwillingsaxe senkrechten Oktaederflächen in eine Ebene, ähu- lich wie es bei den eben unter b. beschriebenen Aneinander- wachsungszwillingen der Fall ist, andererseits ist die Stellung je zweier Theile der Individuen in Bezug auf die Zwillings- kante, welche in der durch den Mittelpunkt gehenden, auf der Zwillingsaxe senkrechten Ebene liegt, dieselbe, wie bei den Aneinanderwachsungszwillingen der ersten Art. Es sind also die Durchwachsungszwillinge zugleich Aneinanderwachsungs- zwillinge der ersten und zweiten Art, was sich auch darin zeigt, dass vielfach Uebergänge vorkommen. Durchwachsungszwillinge mit vorherrschendem Oktaeder sind selten regelmässig entwickelt. Häufiger sind solche Zwillinge, bei denen aus einem vorherrschenden Individuum Theile eines anderen zwillingsartig herausragen, einen derartigen Zwilling von Freiberg stellt Figur 5 dar. Diesen Zwilling könnte man auch als einen Aneinanderwachsungszwilling der zweiten Art auffassen, derart, dass an den Kanten einer Oktaöderfläche drei Individuen zwillingsartig angewachsen sind. Jedoch spricht der Umstand für die Auffassung als Durchwachsungszwillinge, dass die vier, der Zwillingsebene parallelen Oktaöderflächen nicht in eine | Ebene fallen. Während hier die zwillingsartigen Hervorragun- gen eine Regelmässigkeit in ihrer Anordnung zeigen, so kom- 630 men bei den Krystallen von Neudorf ganz unregelmässige zwillingsartige Hervorragungen aus einem Hauptindividuum vor (Fig. 9). Diese Hervorragungen haben eine verschiedene Grösse und lassen ihre Zwillingsstellung daran erkennen, dass eine !odekaäderfläche mit einer solchen des Hauptindividuums in eine Ebene fällt, so dass die Streifen auf den Dodekaäder- flächen unter 109° 283’ federartig zusammen treffen. Durchwachsungszwillinge mit vorberrschendem Hexa&der zeigen besonders schön die Krystalle in der Zilla bei Claus- thal (Fig. 7). Auch hier ist häufig ein Individuum vorherr- schend, das andere erscheint nur in kleinen Hervorragungen. Eine unvollkommene Durchwachsung von Freiberg stellt Fig. 8 dar. Diesen Zwilling könnte man auch als einen Aneinander- wachsungszwilling der ersten Art auffassen, bei welchem das eine Individuum über das andere übergreift, wie bei Figur 6. Derartige Zwillinge sind jedoch durch allmälige Uebergänge mit vollkommenen Durchwachsungszwillingen verknüpft und das Auftreten von vieinalen Flächen spricht auch für Durch- wachsungszwillinge. Den Umstand, dass die vicinalen Flächen besonders bei Durchwachsungszwillingen auftreten und zwar auf den Flächen, aus welchen ein Zwillingsstück herausragt, habe ich schon früher beim Fahlerz*) betont, wobei ich auch auf das ähnliche Verhalten beim Flussspath hinwies. #er Bleiglanz bietet nun eine weitere Analogie dar. Als vicinale Flächen treten hier auf den Oktaäderflächen Triakisoktaöderflächen auf, auf den Hexaäderflächen Ikosite- tra&derflächen. Die Flächen der vieinalen Triakisokta@der be- wirken auf den ÖOktaöderflächen der Krystalle von Neudorf Streifen, ebenso die Flächen der vicinalen Ikositetraöder auf den Hexaöderflächen (Fig. 9). Bei den Durchwachsungs- zwillingen von Freiberg bilden die vieinalen Ikositetraäder stumpfe Pyramiden auf den Hexaöderflächen. Die vicinalen Flächen fehlen auf Flächen, aus denen keine Zwillingstheile herausragen, ganz oder kommen wenigstens in anderer Weise, zur Erscheinung. Für den letzteren Fall bietet der Figur 9 gezeichnete Krystall von Neudorf ein Beispiel, bei welchem *, Ueber Fahlerz und seine regelmässigen Verwachsungen mit Kupfer- kies, diese Zeitschr. Bd. XXIV. a ” N a aa ” BE 63 die Hexaöderfläche, aus welcher ein Zwillingsstück herausragt, regelmässig gestreift ist, die anderen dagegen eine parquet- ähnliche Zeichnung haben. Die Beziehnung der vicinalen Flächen zur Zwillingsbildung tritt besonders dadurch hervor, dass die Kanten der vicinalen Flächen oder die Streifen immer von den Stellen ausgehen, wo aus den Hexa@der- oder Oktaöder- flächen Zwillingskanten herausragen. Die Folge davon ist, dass auf der Hexaöderfläche bei Figur 8 die Kanten des vi- einalen Ikositetraäders von zwei Punkten ausgehen, also auf einer Fläche zwei Pyramiden erscheinen, deren Flächen sich unter einspringenden Winkeln schneiden. Somit ist das Auftreten vieinaler Flächen ein vorzügliches Mittel, zwillingsartige Hervorragungen von unregelmässigen zu unterscheiden. 2. Gesetz. ; Zwillingsaxe die symmetrische Diagonale einer Fläche des Ikositetra&@ders (a:a: a), Zwillings- ebene die darauf senkrechte Fläche des Triakis- oktaeders (a:Ja:4a). a. Entwickelung des Gesetzes. Es ist mir nur der eine Fall bekannt, dass die Zwillings- ebene zugleich die Verwachsungsebene ist. Man erhält mithin den Zwilling, wenn man ein Individuum parallel einer Fläche des Triakisoktaöders (a:/a2:7a) durchschneidet und in der Schnittfläche die eine Hälfte gegen die andere um 180° dreht, wie es Tafel XIII. Figur 10 beim Hexaäder darstellt. Die Zwillingsebene hat die Gestalt eines symmetrischen Sechsecks, in welchem je zwei einander gegenüberliegende Seiten parallel sind. Die beiden längsten Seiten dieses Sechsecks gehen den Diagonalen der Hexaäderflächen parallel, welche in ihnen in einer Zwillingskante zusammentreffen; sie schneiden die Kanten des Hexaäders in - ihrer Länge, woraus sich ihre Länge selbst, ‚auf die Hexaöderkante — 1 bezogen, als 7 Y2 bestimmt. Die vier anderen Seiten des Sechsecks sind untereinander gleich lang und verbinden die Endpunkte der beiden längeren Seiten mit den Mittelpunkten der durch die Zwillingsebene halbirten Hexaöderkanten, ihre Länge beträgt + Y17. Die vier unter- einander gleichen Winkel an den längsten Seiten des Sechsecks betragen 100° 327 44”, die beiden einander gegenüberliegenden, welche von den kürzeren Seiten gebildet werden 158° 54’ 32”. Die Zwillingsebene theilt das Hexa&der in zwei gleiche und congruente Hälften. Die Hexaederflächen erhalten durch die Theilung viererlei Gestalt. Die beiden parallelen Hexaeder- flächen, welche die Zwillingsebene in der Richtung ihrer Dia- gonalen schneidet, sind verschieden. Die eine (in Figur 10 die untere) ist ein gleichschenklig rechtwinkliges Dreieck, dessen Katheten 2 der Hexaöderkante messen, die Hypo- thenuse 7 Y2; die andere ist ein Fünfeck mit drei rechten Winkeln und zweien von 135°, der eine rechte Winkel wird von zwei Hexaöderkanten gebildet, die beiden anderen rechten Winkel von diesen und } so langen Kanten, welche letztere Kanten mit der Zwillingskante die stumpfen Winkel bilden. Von den vier anderen Hexaöderflächen sind die zwei kleineren rechtwinklige Dreiecke, deren Katheten - nnd } der Hexaöder- kante messen und deren Hypothenuse in die Zwillingskanten fällt; die beiden grösseren sind unregelmässige Fünfecke, ent- sprechend einer Hexa@derfläche, weniger einem Stück von der Grösse der kleineren Theile. Die schiefen Winkel der recht- winkligen Dreiecke betragen 75° 57’ 50” und 24° 2’ 10”, die der Fünfecke 104° 2’ 10” und 165° 57’ 50”. Die Zwil- lingsebene bildet in den längeren Seiten mit den Hexaöder- flächen Kantenwinkel von 79° 58° 30”, in den kürzeren von 132229220". Dreht man nun die eine Hälfte um 180°, so kommen in der Zwillingsebene immer die gleichgestalteten Flächentheile der Hexaöderflächen nebeneinander zu liegen und es bilden die symmetrisch fünfseitigen Flächentheile einen ausspringenden Winkel von 159° 57’, die diesen parallelen gleichschenklig dreiseitigen einen gleichen einspringenden; die unregelmässig fünfseitigen Flächentheile ausspringende Winkel von 144 ° 58° 40” und die ungleichseitig dreiseitigen dieselben einsprin- genden Winkel. | Alle hier gemachten Winkelangaben beziehen sich auf die berechneten Winkel. Der gemessene Winkel, auf welchem die Ableitung des Gesetzes beruht, ist der Winkel, welchen zwei in einer Diagonale zusammenstossende Hexaöderflächen bilden, im Mittel 160°, gegen 159° 57° des berechneten, Der ebene Winkel, welchen die Zwillingsebene auf der Hexaöder- 633 fläche hervorruft, welche sie schief schneidet, konnte annähernd zu 105° und 75° gemessen werden. Die etwas grössere Ab- weichung von den berechneten Winkeln 104° 2’ 10” und 75° 57° 50” ist leicht erklärlich aus der Ungenauigkeit, welche immer mit der Messung an ebenen Winkeln verbunden ist. b. Krystallographische Beziehungen zwischen zwei nach diesem Gesetz verwachsenen Hexaödern, NAUMANN*) giebt, gestutzt auf die Angaben BUrRHENNE’s **) als allgemeines Gesetz aller Zwillingsbildungen des regulären Systems folgendes an, dass die Hauptaxen des einen Indivi- duums in drei gleichmaassige Normalen irgend reeller Flächen des anderen Individuums fallen und vice versa. Um vorlie- gendes Gesetz nach dieser Richtung hin zu prüfen, hat man nur nöthig zu bestimmen, welche Ausdrücke die Hexa&der- flächen des einen Individuums in Bezug auf die Grundaxen des anderen erhalten. Man erkennt leicht, dass die vier Hexaöderflächen, welche von der Zwillingsebene schief ge- schnitten werden, ein gleiches Axenverhältniss ergeben müssen, die beiden, welche in der Richtung der Diagonale geschnitten werden, dagegen ein anderes Axenverhältniss. Für die ersteren ergiebt die Rechnung das Hexakisoktaäder (a:$a:8a), für die letzteren das Ikositetraöäder (a:a:--a). Somit fallen die Grundaxen des einen Individuums zusammen mit den Nor- malen von zwei Flächen des Hexakisoktaäders (a:22:8a) und einer Fläche des Ikositetra&ders (a:a:-°-a) des anderen und umgekehrt. Es könnte nun noch die Frage auftauchen, ob sich dieses Gesetz nicht auf das erste Gesetz zurückführen lässt. Dass dies bei einfacher Zwillingsbildung nicht möglich ist, erhellt daraus, dass nach dem ersten Gesetz die Hexaäderflächen des einen Individuums mit Flächen des Triakisoktaöders (a:4a:+a) zusammenfallen und überhaupt keine Parallelflächen der beiden _ Individuen weder mit der Zwillingsebene noch der darauf senkrechten Ebene des zweiten Gesetzes identisch sind. Es wäre nur noch möglich, dass sich dies Gesetz aus *) Lehrbuch der reinen und angewandten Krystallographie Bd. II, pag. 228. **) Pose. Ann. Bd. XVI. pag. 23, Zeits. d. D. geol. Ges. XXVI, 4. 41 ER, FERTIG FR a Me a a en ES Nor er EEE 5 hi VENEN TR EU AU N NE ER Kah eh) h 5 s SH er e N vaRBNh 5 kn a1 634 dem ersten mit wiederkolter Zwillingsbildung herleiten liesse, derartig dass die beiden Individuen nach dem zweiten Gesetz die Lage der Individuen I. und IH. oder I. und IV. oder I. und V. des ersten Gesetzes hätten. Diese Möglichkeit ist jedoch dadurch ausgeschlossen, dass die Winkel, welche die Hexa@derflächen bei Wiederholungen des ersten Gesetzes bilden, nicht mit den beim zweiten Gesetz vorkommenden Winkeln übereinstimmen. Der letzte Einwand, welcher gegen dieses Zwillingsgesetz noch erhoben werden könnte, wäre der, dass nur eine zufällige und keine gesetzmässige Verwachsung vor- liegt, dieser Einwand wird aber auf das entschiedenste durch die Art der Erscheinung und Verbreitung des Gesetzes widerlegt. ec. Erscheinungsweise des Zwillingsgesetzes. Einfache Zwillingsbildung, wie sie Figur 10 darstellt, habe Ich beim Bleiglanz nie beobachtet, die Zwillingsbildung ist immer eine wiederholte, welche derartig zur Erscheinung kommt, dass bei Spaltungshexaödern Zwillingslamellen nach diesem Gesetz eingeschaltet sind. Eine solche eingeschaltete Zwillings- lamelle zeigt Figur 11. Die Zwillingslamellen rufen auf den Flächen des Hexaäders, in welches sie eingeschaltet sind, Streifen hervor, und diese Streifen haben eine doppelte Lage, die einen gehen parallel den Diagonalen der Hexa@derflächen, die anderen schneiden die Hexaöderflächen schief und bilden mit den Kanten Winkel von 104° 2’ 10” und 75° 57’ 50”, die ersteren nenne ich diagonale, die letzteren transversale Streifen. Der einfachste Fall ist nun der, dass eine Anzahl paral- leler Lamellen eingeschaltet ist, dann sind sowohl die diago- nalen Streifen untereinander parallel, als auch die transversalen. Der zweite Fall ist der, dass zwei Systeme von Zwillings- lamellen vorhanden sind, welche beide das Haupt - Individuum in derselben diagonalen ‚Richtung schneiden, dann sind die diagonalen Streifen parallel, die transversalen dagegen schnei- den sich unter 151° 55’ 40” und 28° 4’ 20”, welchen Winkel man öfters mit dem Anlegegoniometer messen kann. Im dritten Fall gehen die Lamellen nach den beiden Dia- gonalen einer Hexaöderfläche, dann schneiden sich natürlich die diagonalen Streifen unter 90°, die transversalen, wie im 635 vorigen Fall. Schliesslich können auch nach den Diagonalen verschiedener Hexaöderflächen Lamellen auftreten, dann kom- men diagonale und transversale Streifen zum Durchschnitt und zwar unter Winkeln von 120° 57’ 50” und 59° 2’ 10”. Auf diese Weise ergiebt sich, dass im Maximum 12 Lamellen, entsprechend den 12 Flächenraumen des Triakisoktaäders (a:2a:4a) eingeschaltet sein können. Anderweitige Wiederholungen, der Art, dass an eine Zwil- lingslamelle wieder eine andere zwillingsartig angefügt wäre, habe ich nie beobachtet und scheinen dieselben durch das Vorherrschen eines Individuums hier, wie bei anderen Mine- ralien, bei denen lamellare Zwillingsbildungen auftreten, aus- geschlossen zu sein. Die diagonalen Streifen werden von zwei, in einer Zwillingskante sich schneidenden Hexa@derflächen gebildet und jede Zwillingslamelle ruft natürlich zwei Streifen hervor, welche je nach der Breite der Lamelle einander mehr oder weniger genähert sind. Je breiter die Zwillingslamellen sind, desto mehr kommt die Zwillingsbildung zur Erscheinung, je schmaler, desto mehr erhalten die Hexa&öderflächen ein einfaches ge- streiftes Aussehen, wie bei Fig. 12; ihre Breite kann bis zu der eines dunnen Haares herabsinken. Immer ist eine ganze Anzahl paralleler Lamellen vorhanden, welche einander mehr oder minder genähert sind, zuweilen ganz dicht gedrängt. Die Lamellen in der Richtung einer Diagonale sind meist parallel und baben nur selten eine entgegengesetzte Lage, derzufolge ihre Hexaöderflächen in der Diagonale 139° 54’ gegeneinander geneigt sind. Wiederholen sich die Lamellen in kurzen und regelmässigen Abständen, so entsteht eine gestreifte Schein- fläche, welche die Lage eines flachen Ikositetra@ders hat. Häufiger ist die Wiederholung eine unregelmässige und sınd an einzelnen Stellen die Lamellen gedrängt, an anderen fehlen sie. Am meisten kann man die diagonalen Streifen mit den bei Spaltungsstücken des Kalkspaths. vorkommenden, nach dem Gesetz, Zwillingsebene eine Fläche des ersten stumpferen Rhomboäders, vergleichen. Hohle Canäle, wie sie G. RosE”) *) Ueber die im Kalkspath vorkommenden hohlen Canäle, Abhandl. der Akad. d. Wiss. zu Berlin 1868. 41* beim Kalkspath beschrieben hat, wären mithin auch hier möglich, lassen sich jedoch wegen der Undurchsichtigkeit des Bleiglanzes nicht direct beobachten, sondern nur durch Caleül bestimmen. So würden zwei Lamellen, welche in der Rich- tung einer Diagonale in entgegengesetzter Lage eingeschaltet sind, einen der betreffenden Diagonale parallelen Canal bilden, dessen rechtwinkliger Querschnitt ein Parallelogramm mit Winkeln von 151° 55’ 40” und 28° 4° 20” wäre. Sind die Zwillingslamellen auf einer Hexaäderfläche nach beiden Diagonalen eingeschaltet, so müssen sich die diagonalen Streifen unter 90° schneiden, wobei jede der beiden Lamellen eine kleine Abweichung von dem geraden Verlauf erleidet, welche je nach der Dicke der Lamelle verschieden ist. An den Kreuzungspunkten erscheinen mithin die Lamellen ge- knickt, zuweilen endigt hier auch eine der Lamellen. Die durch zwei derartig sich schneidende Lamellen gebildeten hohlen Canäle, würden die Richtung der Endkanten eines Quadratokta@ders haben, dessen Zeichen (a:a:$8c) ist, wenn man die Grundaxe, in deren Endpunkt sich die Lamellen schneiden, gleich ce setzt, auch der Kantenwinkel der Canäle ist durch den Endkantenwinkel dieses Oktaäders bestimmt. — Die Vertheilung der diagonalen Streifen auf den verschiedenen Hexa@derflächen ist am häufigsten derart, dass dieselben auf zwei gegenüberliegenden Hexaäderflächen allein, oder doch we- nigstens vorherrschend auftreten. Ihre Verbindung bilden auf den zwischenliegenden Hexaöderflächen die transversalen Streifen. Diese haben, abgesehen von der abweichenden Lage, auch ein anderes Aussehen, wie die diagonalen Streifen. Die Lamellen kehren in ihnen nicht eine Fläche nach aussen, son- dern zwei in einer Kante zusammenstossende Spaltungs- flächen. Eine dieser beiden Flächen herrscht vor und ist durch das Hinzutreten der anderen Spaltungsfläche an verschiedenen Stellen abgegrenzt, wodurch sie schief gegen die Zwillings- grenze fasrig erscheint. Diese Fasrigkeit verleiht den La- mellen in der transversalen Lage im reflectirten Licht einen eigenthümlichen Schiller, während sie in der diagonalen Lage einen einfachen Reflex zeigen. Zwischen zwei gegenüberliegenden Hexa@derkanten können die transversalen Streifen einen doppelten Verlauf haben, wie 637 es Figur 12 zeigt, sie schneiden sich dann unter 151° 55’ 40”. Wie aus dem Vorhergehenden sich ergiebt, können zwei der- artig sich kreuzende Lamellen wieder eine doppelte Lage gegen das herrschende Hexa&der haben. Der einfachste Fall ist der, dass die Diagonalen, in welchen sie die Hexaöderflächen schneiden, parallel sind, dann geht auch der Kreuzungscanal dieser Diagonale parallel; schneiden sich dagegen die diagonalen Streifen dieser Lamellen unter 90°, so liegt der Kreuzungs- canal in einer Endkante des oben beschriebenen Quadrat- oktaöders (a:a:8c). Dies letztere ist häufiger der Fall, wie sich schon aus dem ergiebt, was über die diagonalen Streifen gesagt wurde. Die Kreuzungserscheinungen zweier Lamellen in der transversalen Richtung sind ganz ähnliche, wie in der diagonalen, auch hier kommen an den Kreuzungspunkten kleine Ablenkungen der einen oder anderen Lamelle vor. Zu den zwei Streifensystemen, welche zwei gegenüber- liegende Hexa@derkanten verbinden, können noch zwei hinzu- treten, welche zwischen den anderen Kanten liegen, so dass auf einer Hexa@derfläche vier Systeme transversaler Streifen möglich sind, welche jedoch nur in äusserst seltenen Fällen sämmtlich auftreten. Da nun auf einer Hexa&@derfläche noch zwei Systeme diagonaler Streifen möglich sind, so kann jede Fläche sechs Systeme von Streifen aufzuweisen haben. Kommen diagonale und transversale Streifen zur Kreu- zung, so gehen die letzteren quer durch die diagonalen hin- durch und sind auf den diagonalen Flächenstreifen selbst zu erkennen. Darf man hierbei von einer successiven Bildung der Zwillingslamellen sprechen, so könnte man aus diesem Verhalten den Schluss ziehen, dass hier die diagonalen Streifen die älteren sind, die transversalen die jüngeren, also dass nach Ausbildung eines Lamellensystems ein anderes entstand, dessen diagonale Streifen auf einer anderen Hexaäderfläche liegen. Bemerkenswerth scheint mir noch der Umstand, dass ich nie Trennungsflächen nach der Zwillingsebene beobachten konnte. Dies wurde ein Unterschied von den oben erwähnten Kalkspathzwillingen sein. Andererseits stimmen diese Zwil- linge mit den betreffenden Kalkspathzwillingen wieder darin überein, dass sie als eine lamellare Einschaltung von Zwillings- lamellen in Spaltungsstücken auftreten. G. Ross*) ist sehr geneigt diese lamellenartigen Zwillingsbildungen beim Kalk- spath als eine Folge von Druck aufzufassen, da sie Revscn**) auf diese Weise künstlich erzeugt hat. Die von mir in dieser Richtung beim Bleiglanz angestellten Versuche scheiterten an der zu vollkommenen Spaltbarkeit, derzufolge der Bleiglanz immer in kleine Hexaöder zerfiel. Die grösste Aehnlichkeit mit Bleiglanz zeigt das Meteor- eisen von Braunau, bei welchem G. RosE***) auch Lamellen aufgefunden hat, welche auf den Hexa@derflächen einen dia- gonalen und transversalen Verlauf nehmen, jedoch hat er daraus kein Gesetz abgeleitet. Er hatte immer noch eine ge- naue Bearbeitung dieser Lamellen vor und so fand ich in seinem Arbeitszimmer Stücke, welche diese Lamellen aufs schönste zeigten. Eine oberflächliche Messung an diesen Stücken zeigte mir jedoch, dass hier die Lamellen nach einem anderen Gesetz, als beim Bleiglanz eingelagert sind und hoffentlich finde ich auch Gelegenheit, dieses Gesetz zu bestimmen. Der erste welcher die Streifen beim Bleiglanz erwähnt und abbildet, ist Graf Bournonf), er beschreibt dieselben in seinem Catalog pag. 494 folgendermaassen: „„D’ailleurs, dans les developpements que j’ai repräsentes sous les fig. 3, 4, 5 et 6, pl. 72, de mon traite, des divers joints que la galene laisse apercevoir sur les plans des son eube, ceux qui traversent les plaus de ce solide, en faisant des angles de 75° et 105°, avec les cötes opposes sur lequels ils se terminent, ne peuvent, en aucune maniere, passer par aucuns, ni des angles, ni des aretes des cubes composants de la galene.e. Cependant, ces joints, dont le reflet brillant est tres-considerable, et qui se font sentir fortement sous l’ongle, lorsqu’on le passe sur ces plans, sont tres-fortement prononc&s, et quelque soit le nombre des divisions que l’on puisse faire *) Ueber die im Kalkspath vorkommenden hohlen Canäle, Abhandl, der Akad. d. Wissensch, zu Berlin 1868. *=#) Pocs. Ann. Bd. CXXXI. pag. 441. =) Beschreibung nnd Eintheilung der Meteoriten, Abh. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1864. +) Trait& de la chaux carbonatee et de l’aragonite, Vol II. p. 393, t. 72. 1. 3-6. — Catalogue de la collection mineralogique du Comte. e Bourxon, London 1813, 639. eprouver a cette galene, et la petitesse des fragmens obtenus, cette meme texture y est parfaitement conservee et parfaitement reguliere.‘* Die von ihm angegebenen Winkel stimmen also mit den von mir gemessenen überein. Ich habe diese Notiz wörtlich wiedergegeben, da sie in der Literatur ganz verschollen zu sein scheint. Ferner erwähnt FrRENzeL*) Streifen bei Bleiglanz von Frei- berg, welche von Lamellen herrühren, die nach mO (Bkeıra. J —-) eingeschaltet sind; von Junge Hohe Birke, Himmelfahrt, Lorenz Gegentrum und anderen Gruben bei Freiberg. Wahr- scheinlich sind diese Streifen dieselben, wie die hier beschrie- benen, welche ich am schönsten bei Stücken von Junge Hohe Birke beobachten konnte. Das Vorkommen der Streifen scheint übrigens ein sehr verbreitetes zu sein, so habe ich sie wieder- gefunden bei Bleiglanz aus dem Kryolith von Grönland und an mehreren Stücken, denen eine Angabe des Fundortes fehlte. Einmal darauf aufmerksam, wird man in den Sammlungen gewiss vielfach Belege auffinden können. 3. Krystalltypen. Die Krystalle sind meist aufgewachsen, nur in seltenen Fällen kommen eingewachsene Krystalle vor. Nach ihrer Aus- bildung kann man drei Haupttypen unterscheiden, die aber vielfach durch Uebergänge verbunden sind, den regulären, den quadratischen und den rhombo&@drischen. Die Combinationen, sowie die Zwillinge lassen bei den einzelnen Typen mehr minder grosse Verschiedenheiten erkennen. 1. Regulärer Typus. Dem regulären Typus gehören alle Krystalle an, welche nach den drei Grundaxen eine gleiche, oder doch nahezu gleiche Entwickelung haben. Nach den beiden einfachsten Formen, dem ÖOktaöder und Hexa@der, kann man drei Sub- typen unterscheiden, den hexa@drischen, den Mittelkrystalltypus und den oktaödrischen , unter welchen besonders der Mittel- krystalltypus für den Bleiglanz charakteristisch ist. *) Mineral. Lexicon des Königr. Sachsen, Leipzig 1874 pag. 118. a. Hexaödrischer Typus. Das Hexaöder allein kommt selten vor und ist dann meist drusig, so bei Krystallen von der Zilla bei Clausthal, mit treppenförmigen Vertiefungen bei Krystallen aus Hochöfen- bruchen (Taf. XV. Fig. 5), welche ULrıcHn*) ausführlich be- schrieben hat. Meist tritt das Okta&der hinzu, dessen Flächen dann glatter und ebener sind, ferner noch als schmale Abstumpfung der Hexaöderkanten das Dodeka@der. Grosse Krystalle von Bleialf in der Eifel, welche die Discontogesellschaft dem Ber- liner Museum geschenkt hat, zeigen als schmale Abstumpfungen ein Ikositetra@der, welches nicht genau messbar ist, aber wohl (a:a:4a) sein dürfte. Okta&derähnliche Ikositetraäder habe ich bei diesem Typus nicht beobachtet. Die Triakisoktaäder kommen hier auch seltener vor, finden sich jedoch z. B. bei Krystallen von Andreasberg und Wittichen als kleine Flächen **) und zwar (a:+a:-a) und (a:Ja:;za). Eine ähnliche Combi- nation zeichnet Naumann ***) (Fig. 6), welche jedoch flächer- reicher ist, mit (a:+a: 4a), (a: a:*a) und (a:la:!a), er giebt nur an, dass der Krystall aus dem Werner’schen Museum stammt. Die Zwillinge sind fast ausschliesslich Durchwachsungs- zwillinge (Taf. XIII. Fig. 7) und sind besonders schön von der Grube Zilla bei Olausthal. b. Mittelkrystall - Typus. Diesen Typus zeigen vornehmlich Krystalle von den Freiberger Gruben, Kronprinz, Neu- Glück, Dreieichen, Morgenstern, Isaak, Gersdorf, ferner die mit Schwer- spath zusammen vorkommenden Krystalle von Mittelach, Alter Bleiberg im Oberbergischen Revier, von Alston Moor in Cumberland, lose Krystalle von Tarnowitz u. s. w. Die Combinationskanten bieten hier recht eigentlich den Spielraum für die verschiedenen Ikositetra@der, hexa&@der- und oktaäder- ähnliche, wie die Figuren bei Naumann’s Abhandlung***) zeigen. *) Berg- und Hüttenm.-Zeitung XIU. pag. 245. %#) A, SıDEBEck, G. Rose’s Elemente der Krystallogr. III. Aufl. f. 24. **#) Pocc, Ann, XVI. pag. 487. ’ RER 18 Ki, nr 641 Die hexaöderähnlichen bewirken häufig Drusigkeit der Hexaöder- flächen und treten auch mitunter allein ohne Hexaöderfläche auf. In ähnlicher Weise kann ein okta@derähnliches ganz das Oktaöder vertreten, so bei einem von KLEIN*) gemessenen Krystall (a:a:2a). Die Triakisoktadder sind bei diesem Typus noch seltener, als bei dem vorhergehenden. Gewisse Krystalle von Gonderbach gehören auch hierher, sie zeigen immer eine Einigung von verschiedenen Individuen und sollen in dieser Hinsicht später besprochen werden.: Hier kommen theils Aneinanderwachsungszwillinge nach der Zwillingsebene vor (Tafel XIII. Figur 2), theils Durch- wachsungszwillinge (Fig. 8), erstere sind jedoch im Allgemeinen häufiger. Uebergänge sind sowohl zu dem vorhergehenden, als auch zu dem folgenden Typus vorhanden, sowie auch zu dem qua- dratischen und rhombo&drischen. c. Oktaödrischer Typus. Das Hauptbeispiel für diesen Typus liefern die Krystalle von Neudorf bei Harzgerode**), von denen ausgezeichnete und grosse Exemplare aus der Ziscken’schen Sammlung in das Berliner Museum gekommen sind. Bei ihnen ist besonders die Zone der Oktaöderkanten entwickelt, Triakisoktaöder und nach der längeren Diagonale gestreifte Dodekaöderflächen, eine Streifung nach derselben Richtung zeigen mitunter auch die Oktaöderflächen. Gewöhnlich tritt: noch das Hexa&der hinzu, welches mitunter auch recht stark entwickelt ist, die Flächen sind meist glänzend und zeigen zuweilen eine parquet- ähnliche Zeichnung, eine Folge von flachen Ikositetra@dern. Ein solches tritt auch mit Ausschluss der Hexaäöderfläche an Krystallen einer Druse des Berliner Museums***) auf. Ok- ta@derähnliche Ikositetra&der habe ich hier nie beobachtet. Die Zwillinge haben meist das Aussehen von Spinell- Zwillingen (Taf, XIII. Fig. 1), Durchwachsungszwillinge sind seltener und kommen nie in regelmässiger Ausbildung vor, *) Ueber neue Formen beim Bleiglanz, N. J. für Min, 1870 p. 311. *#) A, SaDEBEck, G. Rose’s Elemente der Krystallogr. III. Aufl. f. 24. *%#) G. Rost u. A. SaıneBick, das mineral. Museum der Universität Berlin, Berlin 1874 pag, 24. sie erscheinen nur in der Art, dass aus einem Individuum Theile eines anderen zwillingsartig hervorragen (Taf. XII. Pipe. ya), 5 Die meiste Aehnlichkeit mit den Neudorfer Krystallen haben bunt angelaufene Krystalle aus Derbyshire, bei denen die Triakisoktaäder stark ausgedehnt sind. Andere Krystalle sind wesentlich verschieden durch das Fehlen von Triakisoktaädern und diese sind es, welehe durch allmälige Uebergänge mit dem vorigen Typus verbunden sind; so gewisse Krystalle von Freiberg, Sala in Schweden. Bei derartigen Krystallen sind Durchwachsungszwillinge häufiger (Taf. XII. Fig. 4 u. 5). Schliesslich gehören hierher die reinen Okta@der, welche, wie die reinen Hexa&@der, meist drusig sind, so Krystalle von Obernhoff im Thüringerwalde. 2. Quadratischer Typus. Es sind dies Mittelkrystalle, welche in der Richtung einer Grundaxe verlängert sind und bei denen die auf der verlän- gerten Axe senkrechte Hexa@derfläche ganz fehlt oder sehr stark zurücktritt. Betrachtet man die Okta&der als Grund- okta@der, so sind die stark verlängerten Hexa@derfiächen Flächen des zweiten quadratischen Prismas. Derartige Kry- stalle hat schon HaurY*) abgebildet und WeEisspacH**) hat ahnliche beim Bleiglanz beschrieben. Dieser Typus kommt auch bei den Gonderbacher Krystallen vor und ist durch einen grossen Flächenreichthum ausgezeichnet (Tai. XV. Fig. 3). Die Dodeka&derflächen bilden hier als schmale Abstumpfungen das erste quadratische Prisma , Triakisokta@derflächen die Flächen eines Diokta@ders aus der Endkantenzone des Grund- okta@ders; ein okta@der- und ein hexa@derähnliches Ikosite- tra&der erscheinen als Zuschärfungen der Combinationskanten von Hexa&@der und Oktaöder, entsprechend zwei Diokta@dern. Die Aehnlichkeit mit quadratischer Symmetrie wird dadurch bedeutend erhöht, dass von dem Triakisokta&@der und den Ikosi- tetra@dern nur die in ihrer Lage Dioktaödern entsprechenden *) Hauy, Traite de mineralogie, Paris 1822. **) Ueber die Monstrositäten tesseral krystallisirender Mineralien, Inaug.-Dissert., Heidelberg 1858. cd Da Va RN a ae EEE ae ME DV Da En Bahn le . ee EN NO RE EINE Yu Br ae EN m APR: Hl | | | | | | u v j u. Ba Flächen ausgebildet sind. Die Krystalle erreichen eine Länge bis zu 5cm. und wohl zuweilen noch darüber, sie sind immer aufgewachsen und an der Anwachsungsstelle mehr verdickt verjungen sie sich nach oben, eine Erscheinung, die man auch sonst bei prismatischen Krystallen beobachten kann, z. B. beim Quarz. Ganz ähnliche Krystalle beschreibt ScHARFF*) von Mineral Point in Wisconsin und macht dabei auf die Aehnlichkeit mit Krystallen von der Grube Diepenlinchen bei Stolberg auf- merksam. A. Schraur**) bildet von Diepenlinchen bei Stol- berg einen Krystall ab, bei welchem die Oktaöderflächen auf vier Flächen von (a:Za:}a) eine vierflächige Zuspitzung bilden. Zwillingsbildung habe ich bei diesem Typus nicht beob- achtet. Die Gonderbacher Krystalle kommen mit solchen des ersten Typus zusammen vor und sollen wegen der unvollständigen Raumerfüllungen im Innern noch später besprochen werden. Schliesslich will ich noch auf einen von Kıein ***) ge- zeichneten Krystall hinweisen, welcher, von Du Buque Lead Mines in Iowa stammend, in der Richtung einer Grundaxe hemimorphisch entwickelt ist, indem auf der einen Seite das Hexa&der stark entwickelt ist, auf der anderen fehlt; ferner ist der Krystall noch in der Richtung einer Okta@derkante verlängert, wodurch er einen mehr rhombischen, dem Struvit ähnlichen Habitus erhält. 3. Bhomboedrischer Typus. Dieser Typus zeigt zunächst zwei verschiedene Ausbil- dungsarten, je nachdem in der Richtung einer rhombo&drischen Axe eine Verlängerung oder Verkürzung stattgefunden hat. Eine Ausdehnung in der Richtung einer rhomboö@drischen . Axe zeigen Mittelkrystalle von Przibram, welche dann auch in dieser Richtung zu mehreren verwachsen sind, vielfach auch gekrümmt zu verschiedenen nachahmenden Gestalten gruppirt, *) N. J. für Miner. 1863 pag. 549. ®#=) Atlas der Krystallformen des Mineralreichs 4. L. %=#) Ueber Zwillingsverbind. u. -Verzerrungen, Heidelberg 1869 f£. 7. N RL Rn a Te Re SER TO ERROR EI AREA ERETSPUE VRRRRR OR HER OR OR a SE a eh Ruh? 644 u Bi, welche Reuss*) beschrieben hat. Eine ähnliche Verlängerung zeigen die Taf. XV. Fig. 7 gezeichneten Krystallskelette aus Wisconsin. | | Häufiger ist bei den Krystallen eine Verkürzung in der Richtung einer rhombo&@drischen Axe, also eine Ausdehnung a nach der auf dieser Axe senkrechten Oktaederfläche. Es ent- stehen dann Platten, welche auf der Grube Gonderbach be- sonders schön vorkommen. Betrachtet man das Hexaäder als Hauptrhombo@der, so bildet die stark ausgedehnte Okta@der- fläche die gerade Endfläche und die übrigen entsprechen dem ersten spitzeren Rhombo&@der. Auf eine gewisse Aehnlichkeit mit Eisenglanztafeln soll noch später zurückgekommen werden. Auf der breiten Oktaäderfläche ist eine feine, mitunter sehr gedrängte Streifung parallel den Combinationskanten mit dem Hexa&äder vorhanden. Diese Streifen sind am besten wahrzu- nehmen, wenn die Flächen Krummungen zeigen, sie sind dann besonders auf den Böschungen hervortretend. Bemerkenswerth ist noch der Umstand, dass die Platten auf beiden Seiten ver- schieden beschaffen sind, die eine, mehr regelmässige und ebene, zeigt uns die schon oben besprochenen Zwillingsrillen, die andere ist mehr uneben, hat gewissermaassen ein geflossenes Aussehen und lässt die Zwillingsrillen weniger deutlich hervor- treten. Da ich mich auf diesen Unterschied noch weiterhin beziehen muss, so will ich die regelmässig ausgebildete Seite der Platten die obere, die andere die untere nennen. Die Grösse der Platten kann sehr verschieden sein, die eines Handtellers mitunter noch überschreitend, ebenso ist die Dicke verschieden, manche Platten werden so dünn, dass die seitlichen Begrenzungsflächen kaum zu erkennen sind. Nach Reuss*) ist der jüngere Bleiglanz von Przibram häufig nach diesem Typus ausgebildet, ferner Krystalle aus Siebenbürgen, von der Habachfundgrube bei Freiberg. Cha- rakteristisch für diesen Typus sind die Zwillingsbildungen, die Verwachsungsebene steht hier senkrecht auf der Zwillingsebene. n Häufig kommen jedoch auch Tafeln vor, bei denen die Zwillingsebene zugleich die Verwachsungsebene ist und diese sind dann durch allmälige Uebergänge, die man vielfach auf *) Fragmente zur Entwickelungsgeschichte der Mineral., Sitzungsb. der kais. Akad. d. Wiss., Octoberheft 1856 pag. 42. 645 demselben Stuck beobachten kann, mit dem Mittelkrystall- typus verbunden, so bei Mittelach, Glücksgrube, Revier Kirchen u. s. w. Wie bei dem quadratischen Typus durch Ausdehnen nach einer Okta@derkante bei Krystallen aus Iowa ein rhombischer Habitus entsteht, so habe ich dies auch bei einer Tafel XII. Figur 4 gezeichneten Platte beobachtet. Diese Platte zeigt zunächst eine stark ausgedehnte Fläche mit rhomboedrischer Symmetrie und ist nach oben in der Richtung einer pris- matischen Axe ausgedehnt, wobei aber dieser obere Theil doch seinen Charakter als Platte bewahrt. Der Grund für diese Ausbildung liegt offenbar darin, dass ein vorliegendes Gesteins- stück die gleichmässige Ausbildung gehemmt hat; die Ein- wirkung desselben kann man noch auf der dunkel angelegten knieföormigen Stelle wahrnehmen. II. Krystallotektonik. 1. Allgemeine historische Vorbemerkungen. Die Krystallotektonik ist in den letzten Decennien wenig beachtet worden, es finden sich in der Literatur wohl vielfach dahin einschlägige Erscheinungen beschrieben, aus welchen sich bestimmte Gesetze ableiten lassen, die Gesetze selbst aber sind nicht ermittelt worden. Trotzdem war es schon Havy, welcher der inneren Constitution der Krystalle nicht nur eine ganz hervorragende Bedeutung für die Krystallographie zu- schrieb, sondern auch darauf seine ganze Entwickelung der Krystallographie basirte.e Indem er den kleinsten Theilchen die Form der Spaltungsgestalten zuschrieb, leitete er durch Decrescenzen die Gesetze der Krystallographie ab, so die Krystallgestalten des Bleiglanzes aus Decrescenzen von Hexa- dern. Je weiter aber das Studium der Krystallographie fort- schritt, desto weniger reichte die Haur’sche Vorstellung zur Erklärung der bekannten und neu beobachteten Thatsachen aus und es wurden neue Theorieen von Dana, Bravaıs- FRANKENHEIM , WIENER aufgestellt, auf welche ich hier nicht weiter eingehen kann, die aber Knop*) klar und übersichtlich dargestellt hat. Ich beschränke mich hier auf die Forschungen, welche darauf gerichtet sind, an den Krystallen selbst ibre Bildungsgesetze zu studiren. Schon 1824 hatte Mons**) die interessante Beobachtung am Steinsalz gemacht, dass an den Kanten von Spaltungs- hexa@dern, welche andauernd einer feuchten Atmosphäre aus- gesetzt werden, Flächenpaare entstehen; auf den Flächen selbst kann man häufig beim Steinsalz vierseitige Eindrücke beob- achten, welche Tetrakishexa@dern angehören. Dieses Ver- halten veranlasste LeypoLT**"*, den Versuch zu machen, auch an anderen Mineralien ähnliche Eindrücke hervorzurufen und zwar zunächst beim Quarz durch Aetzen mit Flusssäure; er erhielt auf diese Weise regelmässige Vertiefungen, Aetzfiguren, von denen er sagt, dass sie den kleinsten regelmässigen Körpern zukommen, aus welchen man sich den Krystall zusammen- gesetzt denken kann. Diese Art, die Structur der Krystalle zu untersuchen, ist später vielfach in Anwendung gebracht worden. So wichtig nun diese Aetzfiguren sind, so liessen sie doch nur die Gestalt der kleinsten Körper erkennen, sie gewährten noch keinen Einblick in die Gesetze, nach welchen dieselben an- geordnet sind. Einen weiteren wesentlichen Beitrag zur Lehre der Kry- stallotektonik, verdanken wir ScAccHIf), welcher in der schon. erwähnten Abhandlung über Polyädrie nachwies, dass in der Anordnung der Individuen Abweichungen von der parallelen Lage häufig vorkommen. Unter denjenigen Autoren, welche den auf den Bau der Krystalle bezuglichen Erscheinungen eine besondere Aufmerk- samkeit widmeten, ist SCHARFF zu erwähnen, welcher an den verschiedeusten Mineralien, wie Quarz, Feldspath, Gyps, Blei- glanz und vielen anderen reiches Material gesammelt hat. *) Knor, Molekular - Constitution und Wachsthum der Krystalle, Leipzig 1867. **) Mons, Grundriss der Mineralogie 1824. »**) Ueber eine neue Methode, die Structur und Zusammensetzung der Krystalle zu untersuchen, Sitzungsb. der kais. Akad. der Wiss. in Wien, Januar 1855. +) Sulla Poliedria delle facce dei eristalli, Torino 1862; Ueber- setzung von RauMmELsBEerg, diese Zeitschr. Bd, XV. ea BA RR RA rn IE SEENE 647 SCHARFF weist immer auf die Gesetzmässigkeit im Aufbau der Krystalle hin, kleidet aber seine Resultate nicht in die Form bestimmter krystallographischer Gesetze. Dies hat zuerst Knop*) gethan und zwar an der Hand von Beobachtungen, welche er an leicht krystallisirbaren Substanzen, Chlorkalium, Salmiak, Alaun angestellt hat. Er weist beson- ders darauf hin, dass die Krystallgerippe und regelmässigen Verwachsungen die Anordnung der Moleküle im Raume erken- nen lassen, was die Öberflächenbeschaffenheit der Krystalle nicht leistet. Neuerdings hat VogELsane**) die Krystallbildung unter dem Mikroskop beobachtet und die Krystalliten in die Wissen- schaft eingeführt. Derartige Untersuchungen haben dann von Lasaurx***) und H. BEHRENST) fortgeführt. Es sind bis jetzt zwar auf diese Weise noch keine krystallographischen Gesetze erkannt worden, jedoch wird uns BEHRENS wohl bald mit solchen bekannt machen. Die mikroskopischen und makro- skopischen Beobachtungen mussen hier Hand in Hand gehen. 2. Specielle Krystallotektonik des Bleiglanzes. Der Bleiglanz ist vorzüglich geeignet, einen Einblick in seine Tektonik zu gewähren, indem häufig Krystallskelette, sogenannte regelmässige Verwachsungen und gestörte Bildun- gen überhaupt vorkommen. Er wird in dieser Hinsicht unter den regulär krystallisirenden Mineralien wohl nur noch von Gold, Silber, Kupfer übertroffen, welche in den Gesetzen der Tektonik mancherlei Verschiedenheiten zeigen, auf die ich später in einem besonderen Aufsatze zuruckzukommen gedenke. Die kleineren Individuen, welche in ihrem Aufbau ein Hauptindividuum liefern, bezeichne ich mit dem Namen Subindividuen.ff) *) Knop, Molekularconstitution und Wachsthum der Kiıystalle, Leipzig 1867. *%#) Archives neerlandaises, Tome V, 1870 u. folg. Theile. *"*) Pocc. Ann. CXLIV. pag. 142. +) Die Kıystalliten, Kiel 1874. ‚ rt) HırscnwaLn hat, Tscuermar’s mineralogische Mitth. Heft III, Wien 1873, in einem Aufsatze ‚Grundzüge einer mechanischen Theorie der Kıystallisationsgesetze‘‘ den Namen Singularindividuum in Anwendung 648 Im Folgenden sollen nun zunächst die Subindividuen für sich betrachtet werden, dann die Art und Weise ihrer Eini- gung und drittens die Gesetze der Tektonik. ' l. Subindividuen. Die Subindividuen bieten in ihrer Grösse und Gestalt Verschiedenheiten dar. a. Die Grösse der Subindividuen schwankt von einer mit blossem Auge deutlich wahrnehmbaren bis zu mikrosko- pischer Kleinheit. Je grösser die Subindividuen sind, desto mehr individuelle Selbständigkeit haben sie und erweisen sich dann selbst wieder aus kleineren Subindividuen zusammen- gesetz. Die kleinsten wahrnehmbaren Subindividuen nenne ich Subindividuen 1. Stufe, aus deren Einigung entstehen dann solche 2. Stufe, aus diesen solche 3. Stufe und so fort bis n. Stufe. Nur in seltenen Fällen kann man mehr als zwei Stufen wahrnehmen. Von den Subindividuen 1. Stufe kann man annehmen, dass sie noch kleinere Subindividuen enthalten, welche sich aber unserer Wahrnehmung entziehen. Was von den Subindividuen höherer Stufe gilt, gilt auch von denen niederer Stufe, weshalb man die aus der. Subindividuen höherer Stufe abgeleiteten Gesetze auf die niederer Stufe ausdehnen kann. b. Die Gestalt der Subindividuen hängt bei den Kry- stallen mit den Flächen zusammen, auf welchen sie zur Er- scheinung kommen. Der einfachste Fall ist der, dass die be- treffende Fläche selbst an den Subindividuen auftritt und von solchen Flächen begrenzt ist, welche auch die Begrenzung dieser Fläche des Hauptindividuums bilden. Einfache Ok- taöder zeigen dann Subindividuen, welche nur von Okta&der- flächen begrenzt sind, Hexaöder solche, welche nur Hexa&der- flächen erkennen lassen; letzteres zeigt Tafel XV. Figur 5, bei den Figuren 6 u. 7 haben die Subindividuen Okta&der- gebracht, welchen ich deshalb nicht acceptire, da in diesem Namen das gerade so wichtige Verhalten der Einigung zu einem Hauptindividuum nicht ausgesprochen ist, und da ferner die sichtbaren kleinen Indivi- duen selbst wieder als aus kleineren Individuen geeinigte sich erweisen, mithin keine Singularindividuen sind; auch dürfte der Name Subindivi- duum, welcher in der Literatur schon mehrfach in Anwendung gebracht ist, seiner Kürze wegen zu empfehleu sein. 649 und Hexaöderflächen. Dasselbe weisen auch andere Mine- ralien, z. B. Quarz, Feldspath, Kalkspath, auf. Eine etwas abweichende Gestalt zeigen die Subindividuen, welche Combinationen sind, häufig in der Weise, dass die Flächen der einen einfachen Form mehr vorwalten, als bei dem Hauptindividuum. So herrscht auf den Oktaöderflächen der Gonderbacher Platten, welche die Subindividuen auf der unteren Seite sehr schon erkennen lassen, das Hexaöder mehr vor als das Oktaöder, während die seitliche Begrenzung beide Formen gleichmässiger ausgebildet zeigt (Taf. XV. Fig. 1). Die Gonderbacher Platten lehren ferner, dass die Sub- individuen zuweilen einen grösseren Flächenreichthum haben als das Hauptindividuum. So ist auf Figur 1 ein Subindivi- duum gezeichnet, welches ausser Hexa&der und Oktaöder noch Dodekaöder, Ikositetraäder und Triakisoktaöder aufzuweisen hat. Aehnliches Verhalten zeigen auch Subindividuen anderer Mineralien, z. B. Quarz.*) Flächen, welche an dem Hauptindividuum selbst nicht entwickelt sind, können auch allein die seitliche Begrenzung der Subindividuen bilden, so bei Krystallen aus Derbyshire Triakisoktaäder auf Oktaöderflächen, bei Krystallen von Neu- dorf Ikositetra&der auf Hexaöderflächen. Fehlt schliesslich den Subindividuen die Flache des Hauptindividuums, in welcher sie angeordnet sind, so dass sie als Ecken auftreten, dann erscheinen die betreffenden Flächen des Hauptindividuums je nach der Grösse der Subindividuen componirt, drusig oder matt. So sind die Okta@derflächen beim Bleiglanz zuweilen aus Hexaöderecken componirt, wie es besonders schön beim Flussspath der Fall ist; die Hexaöderflächen bestehen bei manchen Krystallen nur aus Ikositetra@derecken. 2. Einigung der Subindividuen. Den Gesetzen der theoretischen Krystallographie zu Folge müssen die Subindividuen gegen einander immer eine parallele oder zwillingsartige Stellung haben, bei den Krystallen zeigen die Subindividuen aber häufig Abweichungen von der parallelen Stellung, indem sie nur nahezu parallel aneinander gelegt sind, *) G. vom Rıru, Einige Studien über Quarz, Pocc, Ann., Jubel- band 1874. Zeits. d.D.geol.Ges.XX VI. 4. 42 was ich mit dem Namen hypoparallel bezeichnen will. Dem- nach giebt es zunächst zwei Hauptarten von Einigungen, parallele und hypoparallele. a. Parallele Einigung der Subindividuen. Die Subindividuen sind untereinander mehr minder voll- kommen geeinigt, und darnach unterscheidet man, ausgehend von der unvollkommensten Einigung regelmässige Verwach- sungen, Krystallskelette, Krystalle mit erkennbaren Subindivi- duen und vollkommene Krystalle. 1 Regelmässige Verwachsungen, Der Name bezieht sich darauf, dass hier die Subindividuen eine gewisse Selbständigkeit im Raume bewahren, nach be- stimmten Richtungen verwachsen sind und durch ihre Einigung kein Hauptindividuum erzielen. Die beim Bleiglanz vorkom- menden regelmässigen Verwachsungen sind die sogenannten gestrickten (Taf. XV. Fig. 4), bei welchen die Subindividuen nach drei aufeinander senkrechten Richtungen angeordnet sind, welche den krystallographischen Hauptaxen entsprechen. Die Individuen sind mehr oder weniger innig miteinander verwachsen, theilweise zu Stäben geeinigt; die zwischen den Individuen lie- genden Hohlräume sind bei den Stolberger Stücken mit Schalenblende ausgefüllt, welche die Bleiglanzindividuen viel- fach vollkommen umhullt. In anderen Fällen sind die Blei- glanzkrystalle dieht gedrängt und lassen nur wenig Raum frei. Da die sammtlichen Subindividuen parallel liegen, so spiegeln die Spaltungsflächen zugleich ein und in Folge der durch die Zwischenräume oder die fremde Substanz entstehenden Inter- mittenzen, erhalten dergleichen Stücke auf den Spaltungsrich- tungen einen eigenthümlichen Schiller. Von anderen Mineralien zeigen bekanntlich Silberglanz, Silber, Speiskobalt diese Verwachsung sehr schön. Eine Eigenthümlichkeit der Bleiglanzverwachsungen hebt noch Hey- MANN*) an Stücken von der Grube St. Paul bei Welkenraedt, unweit Aachen, hervor, dass einzelne Krystalle noch schräg durch das rechtwinklige Gitterwerk hindurch setzen. Dieselbe *) Verhandl. der naturh. Vereins der preuss, Rheinl, u. Westf. 1863, Sitz, vom 8. April. Erscheinung fand ich bei einem Stück der Kieler Sammlung wieder, was mir deshalb besonders erwünscht war, da die Heymany’sche Beschreibung eine nähere Angabe darüber, in welcher Richtung die schiefe Durchwachsung stattfindet, sehr vermissen lässt. Bei vorliegendem Stück findet die schiefe Verwachsung nach einer rhombo6drischen Axe statt. Diese Richtung kann nun auch die vorherrschende sein, so bei Krystallen von Przibram , welche dann zu draht- und zahnförmigen Gestalten geeinigt sind. Hier bietet das gedie- gene Silber eine vollkommene Analogie, bei welchem ich an einzelnen Stücken die Einigung nach dieser Richtung beob- achten konnte, deren Resultat dann die haarförmigen Ge- stalten sind. 2. Krystallskelette. Die Krystallskelette stellen den nächst höheren Grad der Vollkommenheit in der Art der Einigung der Individuen dar. Sie stimmen darin mit den regelmässigen Verwachsungen überein, dass die Einigung der Subindividuen nach bestimmten Richtungen durch Intermittenzen deutlich zur Erscheinung kommt, unterscheiden sich aber darin, dass die Tendenz, ein Hauptindividuum zu bilden, mehr in den Vordergrund tritt. Ist dieser Unterschied weniger wahrnehmbar, so nähern sie sich auch den regelmässigen Verwachsungen durch allmälige Uebergänge, welche mitunter über die Art der Benennung Zweifel erwecken können. Zur Beseitigung dieses Zweifels dient noch ein weiterer Unterschied, welcher darin besteht, dass bei den Krystallskeletten die Subindividuen zu solchen höherer Stufe in Schalen geeinigt sind, welche übereinander liegen (Taf. XV. Fig. 6 u. 7). Diese Schalenbildung geht immer von den Kanten aus, erstreckt sich aber nicht bis zum Mittel- punkt der angelegten Flächen, sondern lässt in deren Mitten einen mehr minder grossen Raum unausgefüllt. Da nun ferner die Bildung vorwiegend nach einer Richtung hin stattfindet, erklärt es sich, dass die Schalenanlagerung an den Kanten stattfindet, welche nach dieser Richtung hin laufen. So geht die Anlagerung bei Figur 6 in der Richtung einer Hauptaxe vor sich, mithin die Schalenbildung nach den vier oberen Okta@derkanten ; bei Figur 7 nach einer rhomboädrischen Axe, mithin die Schalenbildung bei der in rhombo&drischer Stellung 42* ET VEN RE RE SE EN HR RA Br RUN id Ne TORTE IR SENT MERREEN VAR N 3” N SENDEN li INN REN, > P A ACH A ‚Reh, e - n * b IR as S . ? Fr Ex AK 652 a RT - 3 5 - Y gezeichneten Combination des Hexaöders und Oktaöders nach den Endkauten des Hexaöders und nach den oberen Combi- nationskanten. | Nach innen werden die Schalen immer von den unteren Flächen der betreffenden Form begrenzt, welche sich unter einspringenden Winkeln schneiden und so den Einschnitt auf den Schalen bewirken. Bei sehr regelmässiger Bildung liegen diese inneren Kanten in Ebenen, welche der herrschenden Bildungsrichtung parallel sind und zugleich Abstumpfungsflächen der Kanten darstellen, so liegen bei Figur 6 die Oktaöder- kanten in Hexaöderflächen, bei Figur 7 die Hexaöderkanten in Dodekaäöderflächen, die Combinationskanten in Flächen des Ikositetraäders (a:a:$a). Diese Flächen treten bei etwas bedeutender Dicke der Schalen als Flächen weniger hervor, da dann die Treppenbildung der Kanten mehr in den Vorder- grund tritt; sind die Schalen dagegen dünner, so sind die Kanten näher aneinander gerückt und stellen mehr minder stark gefurchte und gestreifte Scheinflächen dar, welche sich unter einspringenden Winkeln in den Einschnitten der Schalen schneiden. Sind immer zwei parallele Scheinflächen einander sehr genähert, so treten Flächenräume hervor, welche sich in der Bildungsaxe schneiden; so bei Figur 6 ähnlichen Bildun- gen die beiden verticalen Ebenen der Grundaxen, bei Figur 7 drei sich in einer rhombo&drischen Axe unter 60° schneidende Ebenen. Auf den Umstand, dass so gewisse Axenebenen äusserlich zur Erscheinung kommen, bezieht sich der Name Krystallskelett (Krystallgerippe). Die natürlichen Krystallskelette weichen von den eben beschriebenen, vollkommen regelmässig gedachten vielfach ab, einmal darin, dass die Schalen nicht immer eine gleichmässige Dicke haben, wodurch die Scheinflächen mehr minder gekrümmt oder geknickt erscheinen, dann aber auch dadurch, dass: die Kanten häufig nicht scharfkantig sind, sondern in Folge der Einigung aus Subindividuen wulstig und knotig erscheinen. Ferner ist auch die Ausdehnung der Schalen nach dem Mittel- punkt der Flächen hin eine verschiedene, indem auf gewissen Schalen mehr, auf anderen wieder weniger Subindividuen geeinigt sind, wodurch dann die Scheinflächen sehr zurück- treten. Letzteres Verhalten zeigen häufiger Krystallskelette von Matlock, welche Figur 6 entsprechen. Bei den Skeletten von Mineral Point in Wisconsin (Fig. 7) sind die Hexaöder- kanten sehr scharfkantig, da sie auch vielfach von Spaltungs- flächen gebildet werden, welche in ähnlicher Weise, wie bei dem gestriekten Bleiglanz, zugleich einspiegeln und in Folge der Intermittenzen schillern. Die Combinationskanten dagegen sind knotig und wulstig und da an den Kanten der einsprin- genden Winkel der Scheinflächen hier vorzugsweise eine An- häufung von Subindividuen stattfindet, so tritt der einsprin- gende Winkel mehr zurück und erscheint stumpfer als 120°, mitunter nur als eine feine Kerbe, in welcher die wulstigen Kanten federartig zusammenstossen. Bei diesen Skeletten ist auch die Ausdehnung nach der Bildungsaxe eine sehr beträcht- liche und mehrere Hauptindividuen sind in dieser Richtung miteinander verwachsen. Wie bei den gestrickten Gruppirungen sind auch hier die Zwischenräume mit Blende bekleidet und zwar mit stark glänzenden lichtbraunen Krystallen. Eine besondere Eigenthumlichkeit dieser Skelette aus Wisconsin ist noch die, dass einzelne Schalen in Zwilling- stellung nach dem ersten Gesetz stehen. Dies Verhalten erinnert am meisten an die regelmässig baumförmigen Ver- wachsungen, welche G. Ros£*) beim Kupfer beschrieben hat. 3. Krystalle mit erkennbaren Subindividuen. Sie stehen den Krystallskeletten nahe, wenn die Einigung der Subindividuen in einer von den Kanten ausgehenden Schalenbildung stattfindet. Die Schalen haben hier eine - grössere Ausdehnung nach dem Mittelpunkt hin und lehnen sich an alle gleichen Kanten einer Fläche an, während bei deu Krystallskeletten die Anlagerung vorzugsweise nach einer Richtung hin vor sich geht. In manchen Fällen kann man auch zweifelhaft sein, wo man die Grenze für die Benennung zu ziehen hat. So stellt Taf. XV. Fig.5 ein Bleiglanzhexa&der aus einem Hochofenbruch dar, welches noch grosse Aehnlich- keit mit Krystallskeletten hat. Die mit der Schalenbildung verknupften Unvollkommen- heiten bestehen in treppenartigen Vertiefungen der Flächen nach innen, wie bei Figur 5 auf der grossen vorderen Fläche, oder in regelmässigen Vertiefungen überhaupt, welche auf der oberen *) G. Rose, Reise nach dem Ural I. pag, 401. Hexaöderfläche nach drei Kanten verlaufen, auf der rechts- liegenden verticalen nach allen Kanten und zwar derartig, dass sämmtliche Vertiefungen untereinander zusammenhängen. In den Vertiefungen selbst kann man dann wieder Treppenbil- dungen erkennen, Ein ähnliches Verhalten zeigen zuweilen Rhbomboöderflächen des Quarzes, z. B. von Schemnitz. Beim Aufbau von Okta&derflächen aus Subindividuen von der Gestalt von Triakisokta&dern trifft man im Mittelpunkt der Ok- ta@derflächen dreieckige Vertiefungen, deren Umriss dem einge- schriebenen Dreieck der Okta&derfläche entspricht. Von den Ecken der Vertiefungen kann man bei gewissen Krystallen aus Cumberland nach den Mittelpunkten der Oktaöderkanten schwache Kiele verlaufen sehen, welche die Lage von Ikosi- tetra@derkanten baben und anzeigen, dass diese Richtungen bei der Anordnung der Subindividuen eine gewisse Rolle gespielt haben. Die entgegengesetzte Art der Schalenanlagerung ist die, derzufolge dieselbe vom Mittelpunht der Flächen beginnend, nach den Kanten hin stattfindet und jede aufliegende Schale etwas kleiner ist, als die darunterliegende. Die Flächen er- scheinen in Folge dessen parallel den Kanten gestreift, die Kanten selbst abgerundet, so dass die Krystalle geflossen aussehen, wie es zuweilen bei Krystallen von Przibram der Fall ist, bei denen eine Schalenbildung nach den Hexaäder- flächen vorberrscht. Hierher ist auch die bei den Durch- wachsungszwillingen vorkommende Schalenbildung, welche mit dem Auftreten von vieinalen Flächen verbunden ist, zu rechnen. Eine dritte Art der Schalenbildung ist die, dass sich die Subindividuen an verschiedenen Stellen zu Schalen einigen und diese Schalen dann untereinander mehr minder zusammen- hängen. Diese Art der Schalenbildung zeigen die Gonder- bacher Platten sehr schön in verschiedenen Stadien, die Schalen- bildung geht hier nach der tafelformig entwickelten Okta&@der- fläche (Taf. XV. Fig. 1). Die Oktaöderdächen der Subindi- viduen bilden zusammenhängende Schalen. an deren Rande die Subindividuen bei etwas ansehnlicher Grösse deutlich in Form von Ecken hervortreten, wodurch der Rand gezackt erscheint. Je kleiner die Individuen werden und je dichter sie gedrängt sind, desto mehr erscheint der Rand nur gezähnt, die Zähnelung tritt schliesslich mehr und mehr zurück und der Rand y „ N A A A FR ade BE ENT a Br a a Te re rn nr | NA RL LT ER N. a h TREE N KR Fa! nr . ' :: ww, IR - 655 zeigt nur einen unregelmässigen wellenförmigen Verlauf. Es bat dann den Anschein, als ob sich die Substanz dickflüssig über die Unterlage ausgebreitet hätte und gewissermaassen geflossen wäre. Man muss sich hüten derartige Schalen- grenzen nicht mit Zwillingsgrenzen zu verwechseln; sie erschei- nen meist auf der unteren Seite der Platte, die Zwillings- grenzen dagegen auf der oberen. Auf den grösseren Schalen sind wieder kleinere von dreieckiger Form erkennbar, deren Ecken aber abgerundet sind, am Rande treten dann die Sub- individuen mehr minder deutlich hervor. Durch Auflagerung neuer kleinerer Schalen mit concentrischen Rändern erscheinen dann flach conische Hervorragungen. Ferner kann man häufig einzelne Individuen auf den Schalen zerstreut sehen, vielfach auch zu Häufchen oder Stäbchen angeordnet, auf der Figur 1 ist ein derartiges Häufchen dargestellt, welches an einer Stelle in ein Stäbchen ausläuft. Unterbrechungen der regelmässigen Schalenbildung haben Eindrücke zur Folge, welche von den Flächen dreier angren- zender Subindividuen begrenzt, auch eine gleichseitig dreiseitige Begrenzung haben. Derartige regelmässige Vertiefungen sind auf der Figur schwarz angelegt. Sie entsprechen , wie regel- mässig dreiseitige Vertiefungen überhaupt, in ihrer Begrenzung dem ein- oder umgeschriebenen Dreieck des Dreiecks der Sub- individuen selbst. Sowohl die Subindividiuen, als auch die regelmässigen Vertiefungen lassen Zwilliugsbildung deutlich hervortreten, indem sie dann in beiden Individuen eine entgegengesetzte Stellung haben und die regelmässigen Eindrücke des einen dieselbe Lage der Begrenzung, wie die Erhöhungen auf dem anderen Individuum. So treffen sich bei Figur 1 an einer Stelle die Subindividuen an der Zwillingsgrenze mit ihren Ecken. Ein ganz ähnliches Verhalten zeigen die Platten des gediegenen Silbers und Goldes, welche häufig an dem Rande unregelmässig begrenzt, an den regelmässigen Eindrücken die Zwillingsbildung erkennen lassen. Die grösste Aehnlichkeit in den Bildungserscheinungen mit den Gonderbacher Platten haben die Eisenglanztafeln vom Vesuv und die dickeren Schalen von Langö bei Kragerö in Norwegen; die Erscheinungen stimmen bis in die kleinsten Details, von der Gestalt der Subindividuen an bis zu den grösseren Schalen überein. BR iR I NN ER IT ET ER ET) A FR RSS SZENE NER N h AT 2 se Sailer NT SEON ER N en DA RE PN TEN u Fa h en »s Are, j ih 656 Die Schalenbildung ist beim Bleiglanz vielfach eine mittel- bare, indem sich auf den Schalen zunächst Subindividuen zu Bal- ken und gegen die Hauptschalen geneigte Schalen einigen, an welche sich die Hauptschalen anlegen, ohne dass die Zwischen- räume vollständig ausgefüllt werden. Es entstehen dann im Innern des Krystalls regelmässige Hohlräume, welche über die Art und Weise desAufbaues sicheren Aufschluss geben. Besonders deutlich kann man die unvollkommene Raumerfüllung bei Gonder- bacher Krystallen beobachten und zwar hauptsächlich bei den Platten, bei welchen die seitlichen Flächen nicht ausgebildet sind, so dass man in das Innere hineinsehen kann. Taf. XV. Fig. 10 stellt einen senkrecht gegen die tafelförmig ausgedehnte Okta&derfläche geführten Schnitt durch eine solche Platte dar, wobei die Hohlräume durch Schraffirung bezeichnet sind. Die Hauptschalenbildung geht nach den tafelformigen Oktaäder- flächen und zwischen diesen sieht man Querplatten, welche links oben einer Okta@derfläche der Begrenzung, rechts oben einer Hexaöderfläche angehören. Diese Querplatten zeigen die Ecken von Subindividuen als Hervorragungen, welche die Fortbildung vermitteln und gewissermassen die Pfeiler für den weiteren Schalenbau liefern. Solche Ecken haben auf den okta@ödrischen Querschalen eine hexa@drische, auf den hexaö- drischen eine okta@drische Gestalt; sie erscheinen meist ab- gerundet, wodurch die Querschalen ein wulstiges Aussehen erhalten, wie es Figur 2 zeigt. Die genau nach der Natur gezeichnete Figur stellt ein Spaltungsstuck eines Gonderbacher Krystalls des quadratischen Typus dar und zeigt dessen Aufbau aus okta@drischen Schalen, ähnlich wie bei Figur 6. Die Sub- individuen bilden im Centrum einen Stamm, welcher die vor- herrschend entwickelte Grundaxe darstellt. Schliesslich kommt beim Bleiglanz noch eine Art der Eini- gung der Subindividuen vor, welche man als die schuppen- oder dachziegelartige bezeichnen kann. Die Subindividuen sind nicht in zusammenhängenden grösseren Schalen angeordnet, sondern in kleineren, welche derartig übereinander gelagert sind, dass die grösste Anhäufung im Mittelpunkt der betreffen- den Fläche stattfindet, welche auf diese Weise gewölbt er- scheint. Derartig gewolbt sind besonders Hexa&derflächen, z. B. bei Bleiglanz von Schemnitz. Die auf die Hexa&öder- flächen aufgelagerten Subindividuen haben die Gestalt von 657 Ikositetra&derecken, wobei eine Fläche der Ecke eine vorwie- gende Entwickelung hat und nach diesen Flächen findet auch die Ueberlagerung statt. Analogien für diese Art der Einigung der Subindividuen bieten Blende, Gyps, Kalkspath etc. Die Fortbildung der Krystalle ist zuweilen eine unter- brochene und so entstehen dann die Umhüllungen und Scepterbildungen. Die späteren Umhüllungen kommen ausserlich dadurch zur Erscheinung, dass die Fortbildung nach der Unterbrechung nur nach gewissen Flächen stattfindet, nach denen einer einfachen Form. Dadurch erhält die Umhüllung natürlich ein anderes Grössenverhältniss der in Combination tretenden einfachen Formen. So stellt Tafel XV. Figur 9 einen Mittelkrystall dar, bei welchem die Auflagerung der Subindi- viduen auf den Okta&derflächen stattgefunden hat, mithin hat der Krystall durch die Umhüllung ein mehr hexaöderähnliches Aus- sehen erhalten. Umgekehrt kann auch der Mittelkrystall durch Neubildung auf den Hexa@derflächen sich mehr dem Oktaöder nähern. Die Grenze zwischen Kern und Umhullung ist scharf ausgeprägt, aber nimmt nicht immer einen geradlinigen Verlauf. Krystalle wie Figur 9 kommen auf der Zilla bei Clausthal vor, ' die Hexaöderflächen des Kerns sind hier glatt, die der Um- . hullung rauh, auch ist die Auflagerung auf den Okta&derflächen keine gleichmässige, sondern nur Theile derselben werden von der Neubildung bedeckt. Seltener als die Umhullungen sind die Scepterbildungen; dergleichen kommen auf der Grube Albertine bei Harzgerode vor, auf die Ecken eines Oktaäders sind Hexa&der aufgesetzt. 4. Vollkommene Krystalle. Nur in seltenen Fällen kommen beim Bleiglanz Krystalle vor, welche keine Subindividuen erkennen lassen. Die voll- kommene Ausbildung der Combinationen ist noch verschieden auf den Flächen der verschiedenen einfachen Formen und dies dient zur Erkennung der Formen. So sind bei den Gonderbacher Krystallen die Okta&der- flächen glänzend, die Hexaöderflächen dagegen matt‘, bei den Neudorfer sind die Oktaöderflächen meist gestreift nach den Combinationskanten mit den Triakisokta@dern, die Hexaäder- flächen lassen nur selten eine regelmässige Streifung erkennen und sind meist unregelmässig gezeichnet. Einen Einblick in die Gestalt der Subindividuen kann man | sich auch auf vollkommenen Flächen durch Aetzung verschaffen, man erhält dann auf den Hexaöderflächen Eindrücke, welche Ikositetraädern entsprechen, auf den Okta&derflächen Eindrücke von Hexaäderecken oder Triakisokta@derecken. Diese Ein- drucke kann man am schönsten auf solchen Krystallen beob- achten, welche auf natürlichem Wege geätzt sind, die künst- lichen Aetzungen mit Salpetersäure liefern weniger günstige Resultate, indem die Schwefelausscheidung hinderlich ist. b. Hypoparallele Einigung. Bei Anwendung des Namens hypoparallel schwankte ich zunächst zwischen diesem und paralleloidisch, “letzterer schien mir deshalb weniger geeignet, da er kein bequemes ent- sprechendes Substantiv hat. Den allerdings älteren Namen von ScaccHi, Polyädrie, vermied ich absichtlich, da ScAccHI unter diesem Namen auch die vicinalen Flächen begreift, was ich schon früher besprochen habe. Die hypoparalleie Tek- tonik besteht darin, dass die Subindividuen, welche theoretisch parallel gelagert sein sollten, nur nahezu parallel liegen. Die hypoparallele Einigung der Subindividuen ist theils eine ihnen eigene, welche zuweilen sich auch auf grössere, vollkommen ausgebildete Individuen erstreckt, theils eine durch fremdartige Einflüsse bedingte. Da ferner spätere Einwirkungen auf die fertigen Krystalle Erscheinungen, wie Krummungen zur Folge haben können, welche von der ursprünglichen Hypoparallelität nicht zu unterscheiden sind, so sollen dieselben am Schlusse dieses Abschnittes besprochen werden. 1. Eigene Hypoparallelität der Subindividuen. Eine eigene hypoparallele Einigung zeigen häufig hexa&- drische Subindividuen, welche sich nach den hexaädrischen Ecken hin einigen, se dass das resultirende Hauptindivi- duum im Innern vertiefte Flächen zeigt, z. B. Krystalle von Bleialf in der Eifel, Zilla bei Clausthal, Galena im Staate Dlinois u. s. w. Die Hexaöderflächen erscheinen dann vom Mittelpunkt aus gewissermaassen aufgeblättert, wie es auch häufig bei Flussspathkrystallen von Stolberg der Fall ist. 659 Von Neudorf bildet ScHARFF*) einen Krystall ab, dessen Hexaäderflächen aufgeblättert erscheinen und sich in eine nach den Okta&derkanten gehende hypoparallele Tektonik fortsetzen, indem die Subindividuen nach den Oktaederflächen zu Schalen geeinigt sind, welche dann an den Okta&@derkanten in Form von Stäben erscheinen. Eine hypoparallele Einigung von Okta&dern zeigen grosse Oktaäder von Obernhoff, ferner Krystalle von Freiberg, von der Grube Aurora bei Dillenburg u. s. w. 2. Hypoparallele Verwachsung von Individuen. Die Kıystalle von Neudorf sind fast sammtlich hypo- parallele Verwachsungen verschiedener Krystalle, wie Taf. XV. Fig. 8 eine derartige Verwachsung von zwei Krystallen dar- stell. Es erscheinen in Folge dessen die Flächen geknickt und an den Grenzen zeigen die Individuen eine vollständige Entwickelung, wodurch einspringende Winkel entstehen; sowohl Hexaöder- wie Okta&derflächen lassen dies erkennen, auf den Dodekaäderflächen nimmt dann die Streifung einen gekrümmten Veriauf. Auch die Gonderbacher Krystalle nach dem regulären Typus sind immer hypoparallele Einigungen von verschiedenen Individuen. Die Grenzen erscheinen hier auf den Oktaäder- flächen als unregelmässige Rillen, welche äusserlich eine ge- wisse Aehnlichkeit mit den Zwillingsrillen haben, indem sie auch von schmalen Ikositetra@derflächen herrühren. Sie unter- scheiden sich aber leicht von den Zwillingsrillen durch die Stellung der Individuen beiderseits von der Rille, sowie durch ihren unregelmässigen Verlauf. _ Das Extrem derartiger hypoparalleler Einigungen von Individuen ist die Kugelbildung, wie sie bei Krystallen nach dem Typus Ib. vom Alten Bleiberg im Oberbergischen vor- kommen. 2} 3. Bedingte Hypoparallelität. Die Subindividuen Jagern sich um ein entgegenstehendes Hinderniss nach den durch die Gesetze der Tektonik bestimmten Richtungen hypoparallel und jenseits des Hindernisses wieder parallel. Das Hinderniss, bei den Neudorfer Krystallen haufig *) N. Jahrb. f, Mineral. 1861 pag. 390, ED; ER ae N re DER EN % }, - 660 Quarz, wird auf diese Weise eingeschlossen und zwar be- sonders in Dodekaöderflächen, welche dann einen krumm- linigen, ellipsoidischen Verlauf der Streifung haben, wie es besonders häufig beim Antimonglanz der Fall is. In der Petrographie bietet der Augengneiss und die Mikrofluctuations- structur eine Analogie. 4. Krümmungen in Folge späterer Einwirkungen. Die Bleiglanzkrystalle sind je nach ihrer Form verschieden biegsam, Krystalle des regulären Typus sind wenig biegsam und zerspringen leicht bei etwas stärkerem Druck, ebenso Spaltungsstücke, wie man sich leicht durch den Versuch über- zeugen kann. Deshalb zeigen auch die Krystalle zuweilen Spalten und Sprünge, welche dann durch neue Bleiglanz- substanz wieder ausgefüllt werden, was man Ausheilen nennt. Auf diese Weise erklärt ScHARFF die Hypoparallelität bei den Neudorfer Krystallen, worin ich ihm theilweise bei- stimme. Ausgeheilte Krystalle haben geknickte und gekrümmte Flächen und Kanten und lassen mitunter gewissermaassen die Wunde noch erkennen. Stenglige und plattenförmige Krystalle sind bis zu einem gewissen Grade biegsam, welcher wieder durch die Dicke be- stimmt wird, sowie auch durch die Frische und Reinheit der Masse. Bleiglanzplatten von Gonderbach lassen in vielen Fällen ihre spätere, durch mechanischen Druck hervorgerufene Krümmung daran erkennen, dass auch die seitlichen Begren- zungsflächen, sowie die Spaltungsflächen gekrümmt sind und an den Biegungsstellen feine Risse und Sprünge erscheinen. Die Krummung der Platten kann auch sehr grosse Dimen- sionen annehmen, es kommen Krüummungen über 90° hinaus vor, mitunter sogar Falten. In dieser Hinsicht ist besonders ein Stuck in der konigl. Bergakademie ausgezeichnet, welches man am besten als ein Bleiglanzconglomerat bezeichnen kann. Zwischen Krystallen des regulären Typus liegen gekrümmte und gefältelte Platten, manche zeigen sogar eine glaskopfartige Oberfläche. Die Ursache der Krümmung ist hier wahrscheinlich eine verschiedene, zu Druckerscheinungen kommen tektonische hinzu, sowohl unvollständige Schalenbildung, als auch hypo- parallele Anordnung der Subindividuen auf den schon ge- 1 RN N OB REN LER 661 krummten Krystallen in Folge von Hindernissen, welche die Bleiglanzkrystalle des I. Typus darboten. Die nach einer rhomboädrischen Axe vorwiegend ent- wickelten stengligen Krystalle von Przibram sind auch fast immer gekrümmt, in ähnlicher Weise wie das zahn- und moosförmige Silber, ferner kommen zopfförmige Gestalten vor, tropfsteinartige u. s. w., welche Reuss*) zuerst beschrieben hat. 3. Gesetze der Tektonik. Kxop**) hat gezeigt, dass die Anordnung der Subindivi- duen im regulären System nach den dreierlei krystallogra- phischen Axen stattfindet, den Grundaxen, den rhombo&ädrischen und den prismatischen Zwischenaxen; er nennt diese Rich- tungen Wachsthumsrichtungen und sucht Beziehungen derselben mit den Spaltungsflächen und den Zwillingsaxen auf. Von den Beziehungen der Spaltungsflächen zu den Wachsthums- richtungen sagt er, dass es ihm nicht gelungen ist, ein ein- faches Verhältniss zu erkennen; von denen der Zwillingsaxen dagegen, dass dieselben den dreierlei krystallographischen Axen entsprechen, mithin mit den Wachsthumsrichtungen zusammenfallen. Fänude eine wirkliche Beziehung der Knop’- schen Wachsthumsrichtungen zu den Zwillingsaxen statt, so dürften bei den holo@drischen Krystallen des regulären Systems nur die rhombo&@drischen Axen als Wachsthumsrichtungen eine Rolle spielen, bei den tetra@drischen Krystallen könnten die prismatischen hinzutreten und die parallelflächig hemi@drischen Krystalle wären die einzigen, bei welchen die Hauptaxen Wachsthumsrichtungen sein könnten. Ferner müsste noch der Zwillingsaxe des 2. Gesetzes beim Bleiglanz eine tektonische Bedeutung eingeräumt werden. Fasst man ıdie Beziehung jedoch allgemein auf, so entsprechen auch die Spaltungsrich- tungen den Wachsthumsrichtungen, da die dreierlei Spaltungs- gestalten im regulären System, Okta&der, Hexaöder und Dode- ka@der zu den Knop’schen Wachsthumsrichtungen die einfache Beziehung haben, dass ihre Flächen der Reihe nach auf den rhombo&@drischen Axen, den Grundaxen und den prismatischen Axen senkrecht stehen. *) Fragmente zur Entwickelungsgeschichte der Mineralien, Sitzungsb. der kais. Akad. der Wissensch., Octoberheft 1856 pag. 52. ”*) Knor, Molecularconstitution und Wachsthum der Krystalle. ven Bes ae) An TE RR EN a Die dreierlei krystallographischen Axen sind im regu- laren System die mathematisch einfachsten Richtungen und dieser Umstand erklärt es, dass sie allgemein mit den Wachsthumsrichtungen, den Zwillingsaxen und den Normalen der Spaltungsflächen zusammenfallen. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass bei einem bestimmten Mineral die nach der einen der drei Beziehungen maassgebenden Axen auch für die beiden anderen Beziehungen eine Bedeutung haben. Die Kxop’schen Wachsthumsrichtungen haben aber noch bei jedem Mineral eine ganz bestimmte krystallographische Bedeutung, welche Knop nicht in den Kreis seiner Betrachtungen hineingezogen hat und dies ist ihr inniger Zusammenhang mit den bei dem Mineral auftretenden Hauptzonen, welcher beim Bleiglanz ganz unver- kennbar ist. Bestätigt sich dies auch bei anderen Mineralien, was bei dem mir vorliegenden Material auch der Fall ist, so sind wir in der Lage, auch umgekehrt aus den Hauptzonen die tektonischen Gesetze abzuleiten, so dass dann jedes kry- stallographische System eines Minerals bestimmten Gesetzen unterworfen und somit ein in sich abgeschlossenes ist. Die Richtungen, welche Knop Wachsthumsrichtungen nennt, be- zeichne ich mit dem Namen: „tektonische Axen“. Tektonische Axen sind somit die Richtungen, nach denen die Anordnung der Subindividuen statt- findet; beim Bleiglanz die Grundaxen und rhom- bo@edrischen Axen. Die Subindividuen lagern sich an die tektonischen Axen mit Ecken übereinander und nebeneinander. Durch Ueber- einanderlagerung entstehen Balkensysteme, welche den tek- tonischen Axen in ihrer Richtung entsprechen, so beim .ge- strickten Bleiglanz den &rundaxen. Durch Aneinanderlagerung. entstehen Schalen, welche auf den tektonischen Axen senkrecht stehen, so die Gonderbacher Platten, bei denen die Tektonik vorzüglich nach einer rhombo&@drischen Axe stattfindet. Die tektonischen Axen allein geben noch nicht einen vollständigen Einblick in die Tektonik eines Minerals, es handelt sich noch weiter darum, nach welchen Riehtungen von den tektonischen Axen aus die Flächenentwickelung stattfindet und darüber giebt uns die Gestalt der Subindividuen Aufschluss. Die an den Grundaxen auftretenden Subindividuen haben die Gestalt von Okta@der- oder Ikositetra@derecken, mithin findet die An- AT ON FREUEN ha TEE et u TE ER RT Th IE a Ne BSR 3 ea ER r / 663 ordnung der Flächen von den Grundaxen nach den rhombo£- drischen Axen hin statt, also in Zonen, welche bestimmt sind durch die Combinationskanten des Mittelkrystalls. An den rhombo@drischeu Axen haben die Subindividuen theils die Gestalt von hexaäder- und okta@derähnlichen Ikositetra@der- ecken, mithin sind die Flächen hier nach den Grundaxen an- geordnet und zwar in derselben Zone, wie an den Grundaxen selbst; theils erscheinen Triakisokta@derecken, deren Flächen nach den prismatischen Axen hin verlaufen, wodurch Zonen bestimmt sind, deren Zonenaxen die Okta@derkanten sind, Daraus ergeben sich als die für die Flächen der Subindividuen bestimmenden Zonenaxen die prismatischen Axen, welche auch zugleich die Axen der Hauptzonen des Bleiglanzes sind. Während also beim Bleiglanz die Grundaxen und rhom- bo&drischen Axen die tektonischen Axen sind, die prisma- tischen die Zonenaxen, so sind beim gediegenen Kupfer die prismatischen Axen tektonische, wie aus den regelmässig baumförmigen Verwachsungen hervorgeht und die Tektonik geht von den prismatischen nach Grundaxen, also nach den durch die Grundaxen bestimmten Zonen, weshalb hier auch die beim Bleiglanz seltenen Tetrakishexa&äder eine besondere Bedeutung erlangen. Nach den Symmetriegesetzen des regulären Systems muss die Tektonik, wenn sie nach einer Axe stattfindet, in gleicher Weise auch nach den anderen gleichen vor sich gehen. Auf diese Weise entstehen die Krystalle des regulären Typus. Ist jedoch die Tektonik nach einer tektonischen Axe vorwie- gend, so entstehen die beiden anderen Typen, der quadra- tische und rhombo@drische. Von den zweierlei tektonischen Axen ist bei dem Aufbau der Krystalle entweder nur die eine bestimmend oder es sind es beide. a. Tektonik nach den Grundaxen zeigen beson- ders die einfachen gestrickten Bleiglanze, wobei keine der Axen vorherrscht, ferner Okta@der, welche hypoparallel geord- nete Subindividuen erkennen lassen. Das Vorherrschen einer Axe zeigen die okta@drischen Krystallskelette (Taf, XV. Fig. 6), welche lehren, dass durch Einigung der Subindividuen zunächst die die Endpunkte der tektonischen Axen verbindenden Kanten hergestellt werden. 664 b. Tektonik nach den rhombo@drischen Axen zeigen zunächst die hexa&drischen Skelette (Taf. XV. Fig. 5) und zwar nach allen Axen nahezu gleichmässig, wobei auch zunächst die Kanten gebildet werden, welche die Endpunkte der tektonischen Axen verbinden. Ferner findet die hypo- parallele Einigung der Hexa&der nach diesen Axen statt und das Maximum der Anziehung an den Endpunkten der Axen erklärt die nach dem Mittelpunkt der Fläche hin gehenden Vertiefungen. Die vorherrschende Entwickelung nach einer der Axen hin zeigt das Skelett (Taf. XV. Fig. 7). c. Die Tektonik nach den Grundaxen und rhom- bo&drischen ist beim Bleiglanz in den meisten Fällen ver- einigt. Schon oben wurde gesagt, dass man bei gestrickten Bleiglanzen zuweilen neben der Anordnung der ‚Individuen nach den Grundaxen noch die nach den rhombo&@drischen Axen wahrnehmen könne. Aus dem Vorhergehenden ist er- sichtlich, dass durch Tektonik nach den Grundaxen Oktaäder entstehen, durch Tektonik nach den rhomboädrischen dagegen Hexaöder, mithin werden aus einer gleichmässigen Wirksam- keit beiderlei Axen Mittelkrystalle hervorgehen; wenn die Grundaxen mehr vorherrschen, okta@drische, ‘wenn die rhom- bo@drischen vorherrschen, hexaödrische Krystalle. Im Verlauf der Fortbildung der Krystalle kann auch ein Wechsel in der Bedeutung der tektonischen Axen eintreten, dies en die schon oben besprochenen Umhuüllungen. Herrschte bei Wirksamkeit beiderlei Axen ein Grundaxe vor, dann entstehen Krystalle des quadratischen Typus, so zeigt Taf. XV. Fig. 2, wie die Fortbildung eines derartigen Krystalls nach einer Grundaxe durch oktaödrische Schalen stattfindet. Der rhomboedrische Typus entsteht dann, wenn die Schalen- bildung vorzugsweise senkrecht gegen eine rhombo&drische Axe vor sich geht, wie bei den Gonderbacher Platten. Hieraus ist die Bedeutung der tektonischen Axen für die Entstehung der Typen ersichtlich. [‘ IE EMAT FEN at 2 PEN ARE 5 KR | Be I Sr ES E 2097 U NER IR n ft wi KA TE a 665 Ill. Aggregate. Ausser in Krystallen kommt der Bleiglanz in ausgezeichnet stengligen und kornigen Aggregaten vor. 1. Stenglige Aggregate. Die Spaltungshexaöder sind nach einer Grundaxe stark verlängert und nach dieser Richtung parallel oder hypoparallel angeordnet. Die Dicke der Stengel ist verschieden, mitunter sehr gering, so dass man die Massen schon fasrig nennen muss. Diese Aggregate stehen in naher krystallographischer Beziehung zu dem quadratischen Typus der Krystalle. Sie finden sich bei Stolberg, Diepenlinchen und kommen auch in Hochofenbruchen vor. 2. Körnige Aggregate. Die Grösse des Korns ist sehr verschieden, grosskornig, 'grobkörnig, feinkörnig und dicht (Bleischweif). Die grosskör- nigen Bleiglanzmassen haben ein ganz besonderes krystallo- graphisches Interesse, da sie es sind, bei welchen häufig nach dem 2. Gesetz eingeschaltete Zwillingslamellen vorkommen. Diese Massen zeigen ausserdem häufig nach bestimmten Richtuugen Lichtreflexe, da nach diesen Richtungen die Spaltungsflächen parallel sind, eine Erscheinung, die man sonst nur bei Zwil- lingsbildungen zu sehen gewohnt ist. Am meisten vergleichbar sind in dieser Hinsicht die Kalkspathmassen von Elmshorn in Holstein, welche L. Meyn und G. Rosr*) als Zwillingsbildun- gen nach der geraden Endfläche beschrieben haben. Die Aehn- lichkeit wird noch dadurch erhöht, dass hier noch Zwil- lingslamellen nach dem anderen Gesetz, Zwillingsebene eine Fläche des ersten stumpferen Rhomboäders eingeschaltet sind. Dieses Verualten des körnigen Bleiglanzes hat zuerst SEnAR- Mont **) beobachtet und dasselbe auf zwei Zwillingsgesetze zurückgeführt, auf das beim Bleiglanz häufigste erste Zwilings- ‚gesetz und auf ein Gesetz, bei welchem eine Fläche des Hexa- *) Diese Zeitschrift Bd. XXIII. pag. 456. **) Annales des mines Vol. XIII. pag. 225. Zeits. d.D, geol, Ges. XXVJ], +. 43 kisoktaöders (a:2a:4a) Zwillingsebene ist. Nach diesem letzteren Gesetz wurde eine Flache des einen Individuums mit den drei Hexaäderflächen des anderen Winkel von 73° 36, 64° 35’ und 31° 2° bilden. Von diesen Winkeln weichen die von ihm durch Messung erhaltenen nur wenig ab. Die Begrenzung der beiden Individuen ist immer eine unregel- mässige. Wegen der vielen eingeschalteten Zwillingslamellen liessen sich keine sicheren Messungen mit dem Reflexions- goniometer anstellen, bei der zum Theil beträchtlichen Grösse der Individuen konnte aber das Anlegegoniometer in Anwen- dung gebracht werden. Einige der von mir erhaltenen Re- sultate stimmen allerdings ziemlich mit den SenarmonT'schen überein, andere wieder weichen jedoch zu sehr ab, als dass ich mich nach dem vorliegenden Material zur Annahme des Gesetzes entschliessen möchte. Dieser Verwachsung der Indi- viduen verdanken körnige Massen ein eigenthümliches Schillern. SENARMONT giebt als Fundorte an: Spanien, England, Harz, die Arkose von Melle, Dep. des deux Sevres und Tallemont, Dep. la Vendee, ich habe dergleichen Stücke von Freiberg in in der Berliner Sammlung und aus Java in der Kieler beob- achtet. Schillernden Bleigianz von Freiberg erwähnen schon IaLe *) und BrEITHAUPT **) und letzterer giebt eine regelmässige Verwachsung mit Blende als Grund des Schillerns an. Ein Schillern des Bleiglanzes kann man auch beobachten, wenn derselbe in Schwerspath eingewachsen ist, wie es bei Freiberg vorkommt. Das Schillern ist dann die Folge davon, dass beim Bleiglanz die Spaltungsflächen untereinander parallel sind und durch den Schwerspath Unterbrechungen des Glanzes bewirkt werden, ganz in derselben Weise wie bei dem körnigen Blei- glanz das Schillern von Unterbrechungen durch die verschieden gestellten Individuen herrührt. Also allgemein müssen stets parallele Spaltungsflächen mit Intermittenzen schillern. Der in Blende oder Schwerspath eingewachsene Bleiglanz zeigt dendritische und blumige Gruppirungen und diese sind wohl auf eine unvollkommen gestrickte Gruppirung zurückzu- . fuhren. *) Zeitschr. f, Berg- und Hütteuw. Bd. XIII. pag. 194. ”) ” ” » ” „ „ pag. 196. De, wir ve ENTE A: | ur; ar MI 4 PET | I (ie En mE EA EA NG j" aan " EHER PR 2) x ” . ’ . ir ' y # Be Li “ er a nr = % 4 Al Wh f 667 'Grosskörniger Bleiglanz kommt auch als Hüttenproduct vor und nähert sich. dann mitunter dem stengligen, indem die Individuen langgestreckt sich unter stumpfen Winkeln treffen und geknickt erscheinen, wie überhaupt beim körnigen Blei- glanz die Spaltungsflächen häufig geknickt sind. Schluss. Aus dem Vorhergehenden ergeben sich für die Krystalli- sation des Bleiglanzes folgende Resultate: 1. Die Hauptzone ist bestimmt durch die prismatischen Axen als Zonenaxen. 2. Die Zwillingsbildung findet nach zwei Gesetzen statt, Zwillingsaxe eine rhomboedrische Axe und die Nor- male auf einer Fläche (a:+a:4a). 3. Die Krystalle sind nach drei Typen ausgebildet, dem regulären, quadratischen und rhomboöädrischen. 4. Die Krystallotektonik findet an den Grundaxen und rhombo&drischen Axen nach den durch die prisma- tischen Axen bestimmten Zonen statt. 9. Das Schillern des Bleiglanzes ruhrt von Unterbrechungen paralleler Spaltungsflächen her. In Bezug auf das vierte Resultat ist es zu wünschen, dass die Krystallotektonik in ihrer Bedeutung für die Krystallo- graphie mehr und mehr gewürdigt werden möge und dass wir bald mit den tektonischen Axen auch anderer Mineralien be- kannt werden, wodurch wir erst einen weiteren Blick auf die- sem Gebiete erlangen und die allgemeinen Gesetze der Tektonik in ihren Beziehungen zu der theoretischen Krystallographie erfassen können. 43* Inhalt. Einleitung SR an ga ER SENT SERIEN Saale I. Erystallform . . . RED BR SR 1. Einfache Bochen BR DENE RAR AN DWELLLn Den a 1. Gesetz . 2. Aneinanderwachsungszwillinge hack 1er Zwitinge ebene. in. u « N » b. ee kehlkebcht oder die Zwillingsebene i © SSR ee 2. Gesetz. . . SL a. Entwickelung je Eseieen ERDE b. Krystallographische Beziehungen Laisehen zwei nach diesem Gesetz verwachsenen Hexaödern. c. Erscheinungsweise des Gesetzes. 3. Krysballtiypens nn ale 1. Regulärer Typus BEN E a. Hexaödrischer Typus . . . .. b. Mittelkrystall-Typus . . ... e. Oktaedrischer Typus . . ı .. 2. Quadratischer Typus. . . . 2... 3. .Bhombeedrischer. Typus... en 1. Krystallotektonik - - - » 2220. NE 1. Allgemeine historische Vosbaharkmoen 2. Specielle Krystallotektonik des Bleiglanzes 1... Die .Subindivaduen. 4... ar. un. us, N a: Grösse UN, NT Luk SHELL SR b.. Gestalt sn vn. 2. Einigung der Suhindividnen a. Parallele Einigung SER 1. Regelmässige Veran ; 2. Krystallskelette. . Krystalle mit erkennbaren Sihindiviahen. . Vollkommene Krystalle. . . .. b. N ale Rinigung 0... 1. Eigene Hypoparallelität der EN 2. Hypoparallele Verwachsung von Individuen . 3. Bedingte Hypoparallelität 5 4. Krümmungen in Folge späterer Einwirkungen 3. ‘Gesetze. der Tektonik. .u.ı32 SWisuhe en) „U a. Tektonik nach den Grundaxen. . . . \ b. Tektonik nach den rhomboödrischen Ash. c, Tektonik nach den beiderlei Axen Seite. 617 619 619 624 624 624 Seite, Iakerresate 20. en wende > ae ee 068 4N Stenalige -Agpresate, a U EN REN N N 069 Dr Komize) Aupreanler I a en NN NDR TA 608 Schluss u) 21 Fra EEE SE RE REN GB Tafelerklärung. Tafel XIU. Figur 1. Oktaöderzwilling mit Dodekaöder, Triakisoktaöder, Hexaöder von Neudorf am Harz, S. 624, Figur 2. Mittelkrystallzwilling von Freiberg, S. 625. Figur 3. Mittelkrystallzwilling nach der Zwillingsebene tafelförmig, Glücksgrube, Revier Kirchen, S. 625. Figur 4. Durchwachsungszwilling von Oktaödeın, S. 629. Figur 5. Durchwachsungszwilling von Okta&der mit Hexaöder, von Freiberg, S. 629. Figur 6. Mittelkrystallzwilling mit Ueberwachsung des einen Indi- viduums von Freiberg, S. 629. Figur 7. Durchwachsungszwilling von Hexaöder mit Oktaöder von der Zilla bei Clausthal, S. 629. Figur 8. Durchwachsungszwilling mit Flächen eines vieinalen Ikosi- tetraöders von Freiberg, S. 631. Figur 9. Durchwachsungszwilling mit Streifung nach einem vieinalen Ikositetraöder und Triakisoktaöder von Neudorf am Harz, S. 630. Figur 10. Hexaöderzwilling nach dem 2. Gesetz, S. 631. Figur 11. Hexa@der mit einer nach dem 2. Gesetz eingeschalteten Lamelle, S. 634. Figur 12. Hexaöder ‚mit verschiedenen nach dem 2. Gesetz einge- schalteten Lamellen, S. 639. Tafel XIV. Gonderbacher Platten. Figur 1. Theoretische Figur der Zwillingsbildung, projieirt auf die _ Zwillingsebene S. 626. Figur 2. Platte von Gonderbach, bei welcher Individuum II, schraf- fürt ist, S. 627. Figur 3. Platte mit dicht gedrängten Zwillingsrillen, S. 628. Figur 4. Platte nach oben in der Richtung einer primatischen Axe verlängert, S. 627. Figur 5. Schiefe Projection eines einfachen Zwillings, S. 626. Figur 6, dito, begrenzt von Spaltungsflächen, S. 626, x ne } RR Figur 2. Du Ä hse nit eich einen. Gonderbacher Krys 2 _ quadratischen Typus mit erkennbarer Tektonik, 8.654... Figur 3. Gonderbacher Krystall des quadratischen Bu . Figur 4. ee en S. 650. Figur 5. 2 Figur 6, Oktadderskelett, Matlock, S. 651. 3 Figur 8. Hexaöderskelett, nach einer rhomboödrisehen Fe _ längert, Mineral Point in Wisconsin, $. 651. : . Figur 8. Hypoparallel geeinigte Individuen von Neudork, s. 659. Figur 9. Mittelkrystall, durch Rau hexaödrisch (er) ‚von ‚der Zilla bei Clausthal, S. 657. RE ag 9 EEE RN En Er een Dear = ER Aal Ko EEE TE a EEE ES & i ee IN PR RER UN 3 - hi 671 2. Notiz über eine auffällige Missbildung eines devonischen Gomphoceras, Von Herrn Emanver Kayser ın Berlin. Hierzu Tafel XVI. Das unweit Herborn im Nassauischen gelegene Dorf Bicken ist den Paläontologen schon seit einer Reihe von Jahren als eine reiche Fundstelle von Versteinerungen aus dem Niveau des Goniatites intumescens bekannt, an der sich namentlich der genannte Goniatit selbst in zahlreichen grossen und schönen Exemplaren findet. Vor Kurzem nun erhielt die hiesige Bergakademie eine neue Sendung von Versteinerungen aus der Gegend von Bicken, die sich indess von den genannten, welche einem schwarzen bituminöosen Kalkstein entstammen, schon äusserlich durch ihre viel hellere, graue Farbe unterschieden. Die genauere Untersuchung der fraglichen, durchweg verkalkten und offenbar einem merglig- schiefrigen Gestein entnommenen Petrefacten ergab denn auch in der That, dass dieselben einem der Intu- mescens- Stufe sehr fern stehenden Niveau angehörten. Es liessen sich nämlich folgende Formen erkennen: Phacops latifrons BROoNNn. Goniatites everus Buch (= Dannenbergi BEYR.) 5 lateseptatus BEYR. subnautilinus SCHLOTA. ? 5 sp. n. (auch bei Wissenbach vorkommend und BARRANDE’S emaciatus aus dem böhmischen ober- silurischen Kalke sehr nabestehend) ÖOrthoceras Dannenbergi ARCH. VERN. - triangulare ArcH. VERN. (mehrere sehr grosse Exemplare) » Sp. Sp. Gomphoceras Sp. Phragmoceras Sp. Trochoceras sp. (serpens SANDB. ?) Favosites sp. Wie man aus dieser Liste ersieht, hat man es mit einer derjenigen von Wissenbach in Nassau entsprechenden Fauna zu thun*), was um so interessanter ist, als man hier dieselben Versteinerungen verkalkt und zum Theil mit der Schale er- halten hat, die bei Wissenbach nur als verkieste Steinkerne vorkommen. Unter obigen Versteinerungen befand sich nun ein Stück, welches mein Interesse ganz besonders auf sich zog. Es war das ein circa 80 Mm. langes Gomphoceras, welches auf der einen Seite der Länge nach eine starke Abtragung erlitten hatte, so dass nur wenig mehr als die Hälfte des Gehäuses übrig geblieben war; und zwar hatte die Ablation in der Weise *) Es ist eine verbreitete, aber irrthümliche Ansicht, dass es die genannten nautilinen Goniatiten seien, die die Haupt-Eigenthümlichkeit des Wissenbacher Horizontes bilden. Goniatites subnautilinus, der ty- pische Repräsentant der genannten Goniatiten-Gruppe, wurde zuerst nicht aus dem Unterdevon, sondern aus dem Kalk der Eifel beschrieben, und ebenso kommen im Rotheisenstein von Brilon, also an der obersten Grenze des Mitteldevon, Goniatiten derselben Gruppe, ja sogar eine Art, die ich von einer Wissenbacher (Gon. evexus) nicht zu unterscheiden vermag, noch in grosser Menge vor. Auf der anderen Seite aber sind die Goniatiten aus den Kalken des böhmischen Silur-Beckens und ebenso aus den äquivalenten Bildungen des Harzes denen von Wissenbach so ähnlich, dass eine specifische Trennung schwer durchführbar erscheint; ja Herr Karı Koch in Wiesbaden will die Wissenbacher Arten geradezu mit den Barranne’schen identificiren. Das Alles zeigt, dass die Eigen- thümlichkeit der Wissenbacher Fauna nicht in ihren Goniatiten zu suchen ist, die aus dem oberen Silur bis in das oberste Mitteldevon hinaufreichen und in jeder in diesen grossen Abschnitt fallenden Abla- gerung erwartet werden dürfen. Es ist vielmehr das Zusammenvorkommen ächt devonischer Formen, wie namentlich Phacops latifrons, mit zahl- reichen noch an’s Silur erinnernden, wie der in obiger Liste als sp. n. bezeichnete Goniatit (der einzige bei Wissenbach vorkommende, der nicht zur Gruppe der Nautilini gehört), wie ferner eine Anzahl grosser schwach gebogener und gestreckter Nautileen (das Wissenbacher Orth. triangulare lässt sich von einer in Böhmen und im Harz vorkommenden Art spe- cifisch kaum trennen), wie endlich auch die noch zahlreichen Homalo- noten, was der Wissenbacher Fauna ihren eigenthümlichen Charakter verleiht und ihr ihren Platz im Unterdevon und zwar sehr wahrschein- lich an oder doch unweit der Basis desselben anweist. 673 stattgefunden, dass weder die grosse noch die kleine Axe des elliptischen Querschnitts vollständig erhalten war. Dieser Umstand, sowie eine kleine Verdrückung machen die Angabe der Dimensionen des Gehäuses unmöglich. Auf der intacten Seite war das Stück mit einer dicken schwarzen Kalkschale bekleidet. Nur am unteren Ende fehlte dieselbe, so dass hier der Steinkern sichtbar war, und an dieser Stelle nun nahm ich zu meinem Erstaunen an sämmtlichen Suturlinien eine tiefe, spitz trichterförmig auslaufende Zurückbiegung wahr, die dem Extern-Lobus mancher Goniatiten sehr ähnlich sah. War diese Beobachtung schon an und für sich sehr auffällig, weil . ein wirklicher Lobus der Gattung Gomphoceras, wie den ge- streckten Nautileen überhaupt, nicht zukommt, so wurde sie es noch mehr durch die Wahrnehmung, dass der fragliche Lobus nicht in der durch den Sipho gehenden Symmetrie- Ebene, sondern beträchtlich ausserhalb derselben lag. Diese Thatsache erschien so befremdend, dass der Gedanke an eine ihr zu Grunde liegende Abnormität sich nicht zurückdrängen liess. Derselbe wurde unterstützt durch die unsymmetrische und wechselnde Gestalt, welche die Schenkel der Loben wahr- nehmen liessen. Dass diese Unsymmetrie nicht von einer ungleichmässigen Abreibung des Steinkerns herruhre, zeigte eine weitere Absprengung der Schale, welche noch mehrere ähnlich unsymmetrisch gestaltete und in Bezug auf Breite und Tiefe merklich variirende Rückbiegungen der Kammerwände bloss legte. Um womöglich der Ursache der geschilderten Erschei- nungen auf den Grund zu kommen, entfernte ich durch Ab- schleifen die ganze Schale. Es gelang das sehr gut, und ich hatte die Freude, mich auf das Bestimmteste überzeugen zu können, dass in der That eine Missbildung vorlag. Die beigegebenen wohlgelungenen Abbildungen zeigen das fragliche Stuck, wie es sich nach Entfernung der Schale dar- stellt, Figur 1 in einer Stellung, in welcher der scheinbare Lobus dem Beobachter gerade zugekehrt ist, Figur 2 in einer gegen die eben genannte um 90° gedrehten Stellung. Figur 5 und 4 aber stellen Ansichten einer mittleren Kammerscheidewand dar, nach welcher das Stuck beim Durchschlagen zersprang. Die beiden letzten Abbildungen bringen sowohl den Sipho zur An- schauung, der, in der Nähe des Randes gelegen, von ansehn- licher Dicke und radial-strahliger Beschaffenheit ist, als auch die besprochene dutenförmige Ruückbiegung der Kammerwand, welche letztere auf Figur 3, der convexen Seite der Wand, als eine flach kegelförmige Aufragung, auf Figur 4, der coneaven Seite, als eine entsprechend gestaltete trichterförmige De- pression erscheint. Die beiden Abbildungen Figur 1 und 2 dagegen lassen den Verlauf der Suturlinien wahrnehmen (die- selben wurden mit äusserster Sorgfalt mittelst Glaspapier durchgepaust und dürfen als der Wirklichkeit sehr genau ent- sprechend angesehen werden). Man zählt im Ganzen 15 einander ziemlich nahe stehende Kammerwände. Von diesen . zeigen die ll unteren die tiefe, von mehr oder. weniger un- gleich gestalteten Schenkeln eingeschlossene, lobenförmige Rückbiegung, wie sie oben beschrieben wurde, bei den vier ‘letzten dagegen, die ausserdem viel gedrängter stehen, und von denen die zwei unteren auch viel dicker sind, verflacht sich die Ruckbiegung mit einem Male ganz ausserordentlich, so dass sie, weit entfernt wie bis dahin einen tiefen Trichter zu bil- den, nur noch einen ganz flachen und von sehr. schwach ge- bogenen Schenkeln eingeschlossenen Winkel darstellt. Gewiss kann durch nichts besser als durch diese Ausflachung des scheinbaren Lobus bewiesen werden, dass derselbe etwas ganz Accidentelles und nur als eine durch eine krankhafte Ent- wiekelung des Thieres bedingte Missbildung zu betrachten sei. Was nun die Ursache dieser abnormen Entwickelung be- trifft, so dürfte eine weitere, bisher noch unerwähnt gebliebene Beobachtung auf dieselbe hinführen. Wie man nämlich auf Figur 1 wahrnimmt, werden die scheinbaren Loben in ihrem Grunde von einer dunkelen Linie durchzogen, welche, durch sammtliche Loben hindurchgehend, noch mehrere Millimeter in die Wohnkammer hineinreicht. Dieser sich gegen ihr oberes Ende stark verdickenden dunkelen Linie des Steinkerns muss in der unausgefüllten Schale eine auf der Innenseite derselben frei aufragende Längsleiste entsprochen haben. Ich denke mir nun, dass das ehäuse durch irgend welchen Zufall eine äussere Verletzung erfuhr und dass das Thier zum Schutze der beschädigten Stelle die innere Leiste baute, deren wech- selnde Dicke vielleicht der verschiedenen Stärke der Verletzung an den betreffenden Stellen entspricht. Diese Leiste war, glaube ich, die Ursache, warum die Kammerwand an der be- treffenden Stelle stets erheblich zurückblieb und eine loben- förmige Ruckbiegung bildete. Die letzten Kammerwände nah- men zwar wieder eine mehr normale Gestalt an, aber auch bei ihnen macht sich die Folge der Verletzung noch geltend. 3. Die Pseudomorphosen des Cordierits. Von Herrn Arraur Wichmann ın Leipzig. Hierzu Tafel XVII. Die Pseudomorphosen des NMineralreichs sind schon seit längerer Zeit der Gegenstand der eingehendsten Untersuchungen unserer hervorragendsten Forscher gewesen. Die Resultate derselben waren namentlich für die Geologie von grösstem Belang, besonders da die Umwandlungsproducte ein früher ungeahntes Licht uber die innerhalb des Steinreiches vor sich gehenden Processe verbreiten. Ein bedeutendes Verdienst muss dabei der Chemie zugesprochen werden, indem es auf Grund ihrer Analysen gelang, die Natur der die Umwandiung bewir- kenden Agentien festzustellen. Allein nicht gelang es ihr, ein Bild zu geben von der innerhalb des Minerals vor sich gehen- den Metamorphose. ZIRKEL*) war es zuerst, der, in Hinblick auf die oben genannte Thatsache, die Bedeutung des Mikroskopes auseinander- setzie und so der mineralogischen Forschung ein weites Feld eröffnete. Es ist jedoch nicht allein der Gang der Umwand- lung, der vermittelst mikroskopischer Beobachtungen verfolgt werden kann, sondern es handelt sich auch in vielen Fällen um die Feststellung der Natur des Urminerals selbst, beson- ders da die letztere häufig nur nach der ubrig gebliebenen Krystallform und der sehr oft unbestimmten chemischen Zu- sammensetzung annähernd festgestellt werden kann. Der Cordierit, als der Vater einer reichen Nachkommen- schaft von Umwandlungsproducten der verschiedensten Art, die jedoch meist nur als Uebergangsstadien zu betrachten sind, muss vornehmlich ein bedeutendes Interesse für sich in An- spruch nehmen. *) Mikroskop. Beschaffenheit der Mineralien u, Gesteine pag, 97. dä ar % a ET AR 2 TB le: De En N a 5 Be N EEE at A el Zn IRRE 2 3 ta RR en Fa N ae RN a Fr RN NER } \ : Es ist eine auffallende Erscheinung, dass ein Mineral, welches der Zersetzung anheimfällt und als deren Endproduct sich in einer grossen Reihe von Fällen der Glimmer nach- weisen lässt, an den verschiedenen Localitäten einer so ganz verschiedenen Umwandlungsweise zum Opfer fällt. Im Dünnschliff erweisen sich die Cordierite in den meisten Fällen in Zersetzung begriffen. Theils sind es Spalten, von denen aus die Umwandluug bewirkt wird, theils ragen Arme in die unversehrte Cordieritsubstanz hinein, an denen die Metamorphose vor sich geht. Die neugebildete Substanz bleibt stets, wie man sich durch den Anblick bei gekreuzten Nicols überzeugen kann, krystallinisch. Die später folgenden Untersuchungen werden eine genaue Darlegung dieser Art der Umwandlung geben. Erwähnt mag noch werden, dass in manchen Fällen die Metamorphose den Flüssigkeitseinschlüssen zu folgen scheint. So zeigte unter Anderen in einem Cordierit- granit von Helsingfors der Quarz die bekannten Reihen von Flussigkeitseinschlussen. In ihrer unmittelbaren Fortsetzung bemerkte man in dem hart daranstossenden Cordierit Um- wandlungsvorgänge (Fig. 1). Derselbe hatte sich in dieser Richtung umgesetzt in ein Aggregat zarter Nädelchen und Fäserchen. Es mag wohl wahrscheinlich sein, dass an der Stelle, die das neu gebildete Umwandlungsproduct einnahm, sich früher ebenfalls derartige Reihen von Flüssigkeitseinschlüssen befunden haben. In vielen anderen Fällen lässt sich jedoch bestimmt nachweisen, dass ein Zusammenhang zwischen Flüs- sigkeitseinschlüssen und Umwandlung nicht existirt. Da eineın grossen Theil der Pseudomorphosen, besonders aber denen des Cordierits ein ganz bestimmter mineralogischer Charakter abgeht, zumal sie meist als Uebergangsstadien zu betrachten sind, so ist es entschieden unzweckmässig, wenn nicht gar falsch, unter solchen Umständen Umwandlungspro- ducte verschiedener Mineralien unter einem Namen zusammen- zufassen. So wird z. B. von Knop eine Pseudomorphose nach Orthoklas mit dem Namen Pinitoid*) belegt. Denselben Na- men erhält auch eine angebliche Pseudomorphose nach Cor- dierit.**) Noch schlimmer macht es Dana, der unter dem *) Neues Jahrb. für Min. 1859 pag. 581. **, Brum, Pseudomorph., Nachtr. III. pag. 101.; N. Jahrb, f. Min. 1861 pag. 149. u 677 Namen „Pinit‘‘ eine Reihe von Umwandlungsproducten nach Cordierit, Nephelin, Skapolith , Feldspath u. s. w. zusammen- fasst*), ohne eine bestimmte mineralogische Charakteristik, noch eine gleichartige chemische Zusammensetzung feststellen zu können. Solche Bestimmungen können nur die Unter- suchung derartiger Mineralproducte erschweren und eine Be- griffsverwirrung hervorrufen. Eine Aufstellung bestimmter chemischer Formeln für in Umwandlung begriffene Mineralien ist desgleichen zu verwerfen, zumal dort, wo das Endproduct nur theilweise oder noch gar nicht vorhanden ist. Die Berechnung einer chemischen Formel ist ja eben doch nur dann möglich, wenn ein Mineral eine ganz bestimmte chemische Verbindung repräsentirt und nicht aus einer Vereinigung verschiedener Mineral - Elemente zusammen- gesetzt ist. So bestehen z. B. Vorkommnisse des sogenannten Chlorophyllits theils aus Glimmer, theils aus unversehrtem Cordierit und schliesslich einer Zwischensubstanz, die den Uebergang in die beiden eben erwähnten Mineralien vermittelt. Es wäre gewiss falsch, aus solchem Gemenge eine bestimmte Formel herstellen zu wollen. Bereits Gust. Bıschor**) be- merkte sehr treffend, dass die chemischen Formeln solcher wandelbarer Körper schon an sich wenig Bedeutung haben und, dass dies noch mehr der Fall sei, wenn man sie zur Versinnbildlichung der Umwandlungsprocesse gebrauchen will. Der durch seinen Trichroismus und seine meist schön blaue Farbe so ausgezeichnete Cordierit ist bereits mehrfach der Gegenstand eingehender mikroskopischer Untersuchungen gewesen.***) Im Dünnschliff zeigt er eine grosse Aehnlich- keit mit dem in chemischer Beziehung so sehr verschiedenen Quarz. Es finden sich in ihm, oft nahezu in derselben Ver- breitung, die für den letzteren so charakteristischen Flussig- keitseinschlüsse wieder. Die Libelle, welche sich bei einigen Vorkommnissen in fortwährender wirbelnder Bewegung be- findet, fehlt nie. Ausserdem wurde auch zuweilen innerhalb des Einschlusses ein Würfelchen, unzweifelhaft dem Chlor- *) A system of mineralogy 5. Ed., London 1872, pag. 479 ff. *#) Chem. Geologie 1. Aufl. Bd, II, 1. pag. 264. *##) Zıeket, Mikrosk. Besch. pag. 208 ff, — v. Lasauıx, N. Jahrb. für Min. 1872 pag. 831. natrium angehörig, : Aon efanilen, In allen diesen Fällen zeigte übrigens der benachbarte Quarz stets dieselben Einschlüsse, was naturgemäss auf die gleichzeitige Entstehung beider Mi- neralien hindeutet. — Die lebhafte chromatische Polarisation tritt bei beiden Mineralien gleich stark hervor, in nicht allzu dünnen Schliffen zeigt der Cordierit jedoch einen unverkenn- baren Dichroismus. Die blaue Färbung erscheint selten in den angefertigten Plättchen. Besonders charakteristisch sind ‚die Mikrolithen, welche namentlich in den Cordieriten der im Bereich der sächsischen Granulitformation vorkommenden Cor- dieritgneisse enthalten sind und in den meisten anderen Vor- kommnissen nicht fehlen, ja selbst in derselben Massenhaftig- keit wieder erscheinen. Zirker hat ihre Ursprünglichkeit, na- mentlich den Auslassungen v. Lasauix’s gegenüber, bereits genügend dargethan: Als fernere Einschlüsse erscheinen zu- weilen verhältnissmässig grössere Krystalle, an denen sich Säulenflächen mit aufgesetzter Pyramide deutlich erkennen liessen. Allem Anschein nach gehören diese Krystalle dem quadratischen System an, doch war “ihre Natur, ebensowenig wie die der vorerwähnten Mikrolithen, nicht näher festzu- stellen. — Sodann wurden noch in dem Cordierit von Haddam in Connecticut, wie auch in dem sogenannten Chlorophyllit von derselben Localität, hexagonale Tafeln, unzweifelhaft dem Eisenglanz (Fig. 2) angehörig, aufgefunden. Ob diese Tafeln den von Kznseort*) in einem Cordieritgeschiebe von Ceylon beobachteten lamellaren Kryställchen, welche hier für Göthit gehalten wurden, entsprechen, mag vorläufig dahingestellt bleiben. Bemerkenswerth ist nur, dass oben genannter Forscher auch seiner Zeit die Eisenglanztäfelchen im Sonnenstein von Tvedestrand für Göthit hielt. **) Was die als Umwandlungsproducte des Cordierits aufge- 'fassten Mineralsubstanzen anbetrifft, so wurden dieselben zuerst von HAIDINGER***) in verdienstvoller Weise zusammengestellt und beschrieben, und zwar wurden neun Vorkommnisse zu- nächst als solche erkannt. Buumf) erhöhte die Zahl derselben später auf 14. *) Sitzungsb. d. Wiener Akad. d. Wiss. 1853 XI. pag. 298. ‘.**#) Sitzungsb. d. Wiener Akad. d. Wiss. 1853 X. pag. 179. ***) Abh. d. königl, böhm. Akad. d. Wiss. 5. Folge Bd. IV, Prag. +) Btun, Pseudomorphosen, Nachtr. III, pag. 95. 1809. Im Laufe der Zeit sind alsdann noch einige hinzuge- kommen. a4 Von diesen Pseudomorphosen lagen zur mikroskopischen Untersuchung folgende vor: Chlorophyllit, Praseolith, Aspasio- lith, harter Fahlunit, Gigantolith, Pyrargillit, Fahlunit (Tri- klasit) und Pinit. — Das Material wurde zum allergrössten Theile aus dem hiesigen mineralogischen Museum entnommen und verdankt der Verfasser dasselbe der Güte des Herrn Professor Dr. ZıkkEL, dem er noch an dieser Stelle seinen herzlichsten Dank dafür ausspricht. Eine mikroskopische Untersuchung auch der übrigen hier nicht erwähnten Umwandlungsprodukte würde sehr erspriesslich sein und zur Kenntniss des Cordierits und der in ihm vor- gehenden Metamorphose beitragen. 1. Chlorophyllit. Von allen Umwandlungsprodutten des Cordierits zeigt sich der Ühlorophyllit in seinen meisten Vorkommnissen als noch am wenigsten angegriffen. Dünnschliffe des Chlorophyllits von Haddam in Connecticut erwiesen sich noch zum grössten Theil ihrer Substanz als aus unversehrtem Cordierit bestehend. Was die mikroskopische Beschaffenheit ‚dieser Cordierit- substanz anbetrifit, so boten sich, ausser den fast nie fehlen- den Kryställchken und Flussigkeitseinschlüssen, bemerkens- werthe Einschlüsse in Gestalt hexagonaler Tafeln dar (Fig. 2), die theils regelmässig gestaltet, theils in die Länge gezogen erscheinen. In ihrer Färbung sind sie braun bis schwarz, zu- weilen stellenweise grünlich durchscheinend. Vollkommen regelmässige und wohl umrandete Tafeln wurden selten be- merkt, dagegen sieht man sie vielfach zerbrochen, oft in eine Unzahl feiner Partikelchen zerstäubt. Die Ränder haben meist ein zerfressenes Ansehen. Bemerkt mag noch schliesslich wer- den, dass diese Tafeln und Nadeln sich stets unter einem Winkel von 60°, resp. deren Multiplis und Submultiplis kreuzen. Ob sie bei der stattfindenden Metamorphose des Cordierits mit zu Grunde gehen, war nicht zu ermitteln. Mit Wahrscheinlichkeit ist aber anzunehmen, dass auch sie der Zersetzung zum Opfer AREAL N a Ne Be a a a RER sh ” x RN la F & DENE Fin ; KARIN ER “ r f A Mi 7% Ä x ? ZN, a RR N 1a Au Im \) \ 19 N a ; ea RR N 7: , ur A } > Fa 680 fallen, da sie nie in der umgewandelten Substanz wieder auf- gefunden wurden, andererseits konnten freilich irgendwelche Umwandlungsvorgänge an ihnen nicht wahrgenommen werden. Die Alteration des Cordierits giebt uns im sogenannten Chlorophyllit das ausgezeichnetste Beispiel eines auf Spalten vor sich gehenden Umwandlungsprozesses. Die Zerspaltung des in den meisten Fällen noch wohl erhaltenen Cordierits scheint jedoch keine zufällige und regellose zu sein, sondern sie erfolgt nach ganz bestimmten Richtungen. Wir haben es hier mit der höchst auffälligen Thatsache zu thun, dass die vor sich gehende Metamorphose sorgfältig die von der Natur geschaffenen Spalten meidet und sich selbst ihre Canäle erzeugt, auf denen der Transport des umwandelnden Mediums vermittelt wird. Allerdings ist die Möglichkeit nicht ausge- schlossen, dass oben genannte Spalten, denen jeder Zusammen- hang mit der Metamorphose fernsteht, nachträglich beim Schleifen entstanden sind. Es erscheint als höchst wahrscheinlich, dass die Umwandlungsspalten sich in ganz bestimmten krystallo- graphischen Richtungen befinden, in denen das Urmineral am leichtesten angreifbar ist. Einen ähnlichen Vorgang zeigten unter Anderen auch sehr verschiedene Feldspäthe in einem Porphyr von Borneo. Dieselben waren theils noch wasserklar, nur die Ränder angegriffen, theils boten sich concentrische Umwandlungszonen dar, die ihrer Form nach den äusseren Krystallflächen entsprachen. Also auch hier verfolgte die Um- wandlung ganz bestimmte Richtungen. DBemerkenswerth ist ferner die Pseudomorphose nach Orthoklas in einem rothen Porphyr zwischen Predazzo und Moena. Hier zeigen sich sogar im Dünnschliff erhaltene Reste, welche vollkommen die Krystallgestalt des Orthoklases wiedererkennen liessen, so dass man die sich darbietenden Umrisse auf bestimmte Krystall- flächen zurückführen konnte. So vermochte man unter An- deren die Combination ooFPoo. oP. 2Poo. deutlich zu erken- nen. — Wenn bei allen diesen erwähnten Vorkommnissen nicht eine bestimmte Gesetzmässigkeit herrschte, so würden diese Vorgänge nur als zufällige aufzufassen sein, was gewiss nicht gerechtfertigt wäre. Die Umwandlungsspalten kreuzen sich im Chlorophyllit ziemlich rechtwinklig, zuweilen laufen sie auch strahlig aus und dann werden diese Strahlen durch querlaufende Anastomosen 681 wieder verbunden. Auf diese Weise bildet sich innerhalb des Cordierits ein Maschennetz (Fig. 3), das ZırkEL*) sehr treffend mit der Nervatur eines Blattes verglichen hat. — Da das schliessliche Endproduct der Zersetzung unzweifelhaft Glimmer ist, so ist die Ermittelung der Umwandlungsstadien, welche der Cordierit zu durchlaufen hat, um in ein Aggregat von Glimmerblättchben verwandelt zu werden, äusserst wichtig. Bemerkenswerth ist übrigens, dass bereits BıscHor **) ver- muthete, es sei der Glimmer nicht unmittelbar aus dem Cor- dierit hervorgegangen. Die Umwandlungsspalten, welche den Ur-Cordierit durch- setzen, umgeben sich zu beiden Seiten mit einer parallel lau- fenden Umwandlungszone. An ihrem unteren Ende sind die Spalten meist etwas breiter, au ihrem oberen laufen sie oft in eine feine Spitze aus. Diese Spitzen geben nun Gelegen- heit, die Bildung der Spalten zu beobachten. — Da die Ver- änderungen, welche eine Mineralsubstanz erleidet, innerhalb so grosser Zeiträume vor sich gehen, dass ihre directe Beobach- tung dem mikroskopirenden Mineralogen nicht möglich ist, so ist die Ermittelung derartiger Vorgänge nur dadurch auszu- fuhren, dass man die verschiedenen Zwischenstadien (falls solche überhaupt vorhanden sind) dieses Processes aufzufinden sucht. Natürlich ist man hier leicht Irrthumern ausgesetzt. Die Bildung der Umwandlungscanäle scheint in der Weise vor sich zu gehen, dass sich zunächst ein Häkchen als Fortsatz des Canals in die Üordieritsubstanz hineinschiebt. Sodann erlangt die letztere zu beiden Seiten eine trübe gekörnelte Be- schaffenheit. An Stelle des Häkchens sieht man an anderen Orten den Umwandlungscanal treten, und wieder an anderen die zuerst getrübte Substanz die Beschaffenheit der der Um- wandlungszone annehmen. | Die an den Spalten gebildete Zone ist von grünlich- brauner Farbe, erscheint lichter als die Spalten selbst und erweist sich bei gekreuzten Nicols als deutlich krystallinisch. — Die fernere Umwandlung geht in der Weise vor sich, dass dieselbe von den Seiten der durch die Spalten abgeschnürten Vierecke fortschreitet, bis schliesslich der letzte Rest von *) a. a. O. pag. 211. **) Chem. Geologie Bd. II. 1. pag. 371. Zeits. d. D. geol. Ges. XXVI. 4. 44 Cordierit verschwunden ist. Erwähnt mag noch werden, dass von den Spalten ab sich noch neue abzweigen, wobei dann ihre Bildung wieder in der oben angegebenen Weise geschieht. Diese secundären Spalten ragen dann als Aeste in die Cordierit- substanz hinein. Mit dem Verschwinden des Cordierits nimmt die Masse eine homogenere Beschaffenheit an und die Ausscheidung der Glimmerblättchen beginnt. Die Art und Weise dieses Vor- ganges war nicht genau zu ermitteln. Man sieht plötzlich ohne jeglichen Uebergang an Stelle der zuerst metamorphosirten Substanz den Glimmer treten. Kann ein solcher Vorgang auch nicht verwundern, da ja in der Regel das Umwandlungsproduct scharf neben der Substanz liegt, aus der es hervorgeht, so ist es doch auffallig, dass zwischen dem Cordierit und der Zwischen- substanz ein allmäliger Uebergang stattfand, während er bei dem Uebertritt der Zwischensubstanz in Glimmer augenschein- lich fehlte. i)er neugebildete Glimmer ist ziemlich farblos, aber durch fremde interponirte Theilchen oft verunreinigt. Nach Haıipinger’s optischen Untersuchungen ist er zweiaxig. Es mag schliesslich noch die Frage erörtert werden, ob der Chlorophyllit, wie auch die übrigen Nachkömmlinge des Cordierits,“berechtigt sind, eine selbstständige Stelle innerhalb des Mineralsystems einzunehmen. Nach den vorliegenden Untersuchungen muss diese Berechtigung entschieden bestritten werden. Der Begriff des Chlorophyllits fasst zusammen ein Gemenge von Cordierit, Glimmer und der zuerst metamorpho- sirten Substanz. Da die beiden erstgenannten Substanzen schon an und für sich selbstständige Mineralien sind, so konnte eventuell nur die vorerwähnte Zwischensubstanz be- rechtigt sein, den Namen Chlorophyllit zu führen. Nun tritt dieselbe individualisirt trotz ihres krystallinischen Charakters durchaus nicht hervor. Makroskopisch ist sie an und für sich nicht erkenntlich, zumal sie innerhalb der verschiedenen Hand- stucke nur den am geringsten vertretenen Bestandtheil bildet. Aus diesen Gründen kann dann auch eine chemische Analyse dieser intermediären Substanz allein nicht ermöglicht werden. Nach der Analyse von RAMMELSBERG*) zeigt das Vor- Al Fr. se 72 *) Handbuch der Mineralchemie pag. 833. 683 kommniss von Haddam fast dieselbe Zusammensetzung, wie der Cordierit selbst, mit der Ausnahme, dass bereits eine Aufnahme von Wasser stattgefunden hat. 2. Praseolith. Im Dünnschliff erscheint der Praseolith von Bräkke bei Brevig als eine ziemlich homogene grüne Substanz, zwischen der die Cordieritreste als wasserklare Körner hervortreten. Unter dem Mikroskop lässt der Oordierit seine charakteristi- schen Eigenschaften deutlich wahrnehmen. Erwähnenswerth. sind die vielfach vorgefundenen Flussigkeitseinschlüsse, welche neben der Libelle noch ein Kochsalzwürfelchen eingeschlossen enthielten, wie ZIRKEL *) dies auch bereits schon dargethan hat. Die Umwandlung, welcher der Cordierit anheimfällt, ist eine zweifache. Beide Umwandlungsarten scheinen unabhängig von einander zu sein, doch erfolgt die Metamorphose, welche die Cordieritsubstanz als zusammenhbängendes Ganzes in An- griff nimmt, im Allgemeinen zuerst. Die Erklärung dieses Vorganges mag an und für sich manche Schwierigkeiten darbieten, besonders da man gewohnt ist, die umwandelnden Gewässer als nur in Spalten eirculirend anzunehmen. Es mag deshalb im Folgenden versucht sein, den Beweis zu liefern, dass der eben erwähnte Vorgang in Wirklichkeit möglich ist; natürlich wird hierbei a priori an der Ansicht festgehalten, dass eine Umwandlung nur durch eirculirende (%ewässer hervorgerufen wird. Denkt man sich nun ein Cordierit-Individuum innerhalb eines Gesteins, das an seinen Aussenflächen von ceirculirenden Gewässern berührt wird, so ist klar, dass dieselben an allen Punkten ihren um- wandelnden Einfluss geltend machen würden. Durch diese Einwirkung erfolgt ein Austausch der Bestandtheile, indem ‘ neue hinzugeführt und andere hinweggeführt werden. Es ent- steht ein neuer Mineralkörper. Man wird nun zu der Frage berechtigt sein, wie denn die Gewässer noch fernerhin in das Urmineral dringen können, wenn bereits die ganze Oberfläche umgewandelt ist, und sich keine Spalten vorfinden, auf denen ein etwaiger Transport vermittelt werden kaun? Es bleibt *) a. a. O. pag. 212. 44* bier nur die einzige Annahme möglich, dass die Cireulation, also die Hinzuführung und Hinwegführuug, durch das neu- gebildete Mineral selbst stattfindet, denn wie sollte sonst das umwandelnde Medium an den Cordierit herantreten können. Demzufolge muss also das Neubildungsproduct imbibitionsfähig sein. Directe Versuche konnten diese Annahme nur bestä- tigen. Zur Ausführung derselben wurde die Praseolithsubstanz mit Fuchsinlösung behandelt. Es zeigte sich hier auf das Deutlichste, wie das Fuchsin imbibirt worden war, während der noch unversehrte Cordierit, wie sich aus der mikrosko- pischen Untersuchung ergab, nichts von der genannten Flüssig- keit aufgenommen hatte. Hinzugefügt mag noch werden, dass etwaige Poren und Hohlräume innerhalb der umgesetzten Substanz nicht zu ermitteln waren. Nach diesen Unter- suchungen wird wohl die Richtigkeit der Erklärung dieser Art der Metamorphose nicht zu bezweifeln sein, zumal manche Feldspathvorkommnisse auf eine ganz analoge Art dieser Um- wandlung hindeuten. Die zweite innerhalb der Praseolithsubstanz und zwar später folgende Umwandlung ist das Product eines echten Spaltenbildungsprocesses. Dieser Vorgang ist unzweifelhaft vollkommen selbstständiger Natur, ohne Zusammenhang mit dem vorhergehenden. Der Angriff.richtet sich vornehmlich auf die bereits umgewandelte Substanz. Auch hier scheinen . die Spalten das Product der Thätigkeit des metamorphosirenden Mediums zu sein. Sie laufen meist einander parallel oder durchkreuzen sich mehr oder minder rechtwinklig. Senkrecht zu beiden Seiten der Spalten und zwar in parallelen Zonen bilden sich zarte grünliche Faseru (Fig. 4). Bei einem wei- teren Fortschritt der Metamorphose würde demnach der ganze Cordierit schliesslich in ein Aggregat derartiger Fäserchen um- gesetzt werden. Leider liess sich jedoch in keinem einzigen Dünnschliff des Praseoliths irgendwie das Endproduct der ge- nannten Umwandlungsvorgänge feststellen. Die mikroskopische Beschaffenheit bietet ausserdem so wenig Anhalt dar, dass es gewagt erscheinen müsste, aus Analogieen die Natur des End- productes ermitteln zu wollen. Bemerkenswerth sind noch weissliche zusammenhängende Massen innerhalb des Praseoliths, die auch schon makrosko- pisch hervortreten. Bei sehr starker Vergrösserung (900) 685 ergaben sich diese als dichte Aggregate höchst zarter Rhom- bo@derchen. Dem Kalkspath konnten dieselben unmöglich an- gehören, da der Kalkgehalt des Praseoliths incl. von Titan- ‚saure, Kupfer-, Blei- und Kobaltoxyd nur 0,50 pCt. beträgt. Dagegen weist die Analyse des Praseoliths nach ERDMANN *) einen Magnesiagehalt von 13,73 pCt. nach. Dieser Thatsache gegenüber ist die Annahme von BıscHor auffällig, dass mit dem Eintritt von Kali in den Cordierit zugleich eine Fort- führung von Magnesia verknüpft sei. Nun weisen aber die meisten Cordieritanalysen einen Gehalt an Magnesia von 9 bis 11 pCt. nach und müsste demnach die Umwandlung in Pra- seolith mit einer Aufnahme von Magnesia verbunden gewesen sein. Die Gegenwart der oben erwähnten mikroskopischen Rhomboöderchen lässt uns den verhältnissmässig bedeutenden Magnesiagehalt erklären, wenn wir annehmen, dass dieselben aus kohlensaurer Magnesia bestehen und sich als secundäres Product in Hohlräumen angesiedelt haben. Unerklärlich ist hierbei nur die Entstehung derartiger Hohlräume, besonders da sich nirgends eine analoge Erscheinung wiederfand. Der im Praseolith nachgewiesene Titangehalt hat wohl zweifellos seinen Ursprung in den meist schlecht ausgebildeten Titaneisenkrystallen. Ausserdem finden sich noch zuweilen Ausscheidungen einer braunen amorphen Substanz, die irgend einer Eisenverbindung angehören mag. 3. Aspasiolith. Die Untersuchung des Aspasioliths gewinnt dadurch ein erhöhtes Interesse, dass T#. ScHEERER**), welcher ihn zuerst bei Krageröe in Norwegen entdeckte, sein Vorkommen be- nutzte, um die Theorie des polymeren Isomorphismus aufzu- stellen. Im Gegensatz hierzu suchten Haıınger ***), BLumf) und BiscHorff) die pseudomorphe Natur desselben nachzu- weisen, Nachdem schliesslich noch ZırkeL fff) in neuerer Zeit *) Rımmersgerc, Handbuch der Mineralchemie pag. 831. ”*), Pose. Ann. Bd. 68 pag. 319 ff. #*%) Pose. Ann. Bd. 71 pag. 266 ff. +) Pseudomorph., Nachtr. I. pag. 33 u. 53 ff. ++) Chem. Geologie Bd. II. Trr) a. a. O. pag. 212, die auf Spalten vor sich gehende Umwandlung des Cordierits durch das Mikroskop nachgewiesen hat, kann kein Zweifel mehr darüber obwalten, dass der Aspasiolith ein wirkliches Umwandlungsproduct ist. Beim Uebergang in den sogenannten Aspasiolith fällt der Cordierit einer zweifachen Umsetzung anheim. Die meist zuerst auftretende Umwandlungsart giebt sich vornehmlich dadurch zu erkennen, dass sie in Gestalt von Armen den Cordierit durch- zieht. Diese hineinragenden Arme (Fig. 5) bestehen aus einer ziemlich homogenen gekörnelten Substanz, die eben ein Um- wandlungsproduct des Urminerals ist. Durch die zunehmende Verbreitung und Verästelung der genannten Arme gewinnt schliesslich die Gesammtmasse eine homogene Beschaffenheit. Vielfach bleiben jedoch Reste von Cordierit erhalten, die be- sonders deutlich im polarisirten Licht hervortreten. Noch während des Vorganges des oben erwähnten Pro- zesses sieht man eine echte Spaltenbildung vor sich gehen (Fig. 5). Gleichgiltig, ob die auftretenden Spalten noch un- versehrten Cordierit oder bereits umgewandelte Substanz durch- ziehen, geht eine Metamorphose in der Art von ihnen aus, dass Fasern und Nädelchen senkrecht stehend sich bilden und so bestrebt sind, die Gesammtmasse in ein Aggregat derselben umzuwandeln. Dieser letztere Vorgang zeigt viel Analogie mit der im Praseolith stattfindenden Umwandlung. Das schliess- liche Endproduct ist auch hier beim Aspasiolith nicht festzu- stellen, da das Aufhören irgend welcher Metamorphose nicht zu beobachten war. Ob der Glimmer schliesslich als solches erscheint, kann nicht bestritten werden, seine Bildung war aber nirgends ersichtlich. Um einer falschen Auffassung Haıpınger’s*) zu begegnen, welcher als Argument gegen die ScHERRER’sche Theorie an- führte, dass die Aspasiolithsubstanz amorph sei, mag auch erwähnt werden, dass dieselbe stets krystallinisch bleibt, mögen ‚auch die Veränderungen, die sie erleidet, sein, welche sie wollen. R Schon BLum**) bemerkte innerhalb des Aspasioliths braune und rothbraune Partieen, die er für interponirtes Eisenoxyd *) Pose. Ann. Bd. 71 pag. 268. **) Pseudomorphosen, Nachtr. 1, pag. 33. 687 hält. Auch mikroskopisch treten diese Partieen deutlich hervor. Sie zeigen dabei eine eigenthümlich körnige und trube Be- schaffenheit, sind ganz regellos gruppirt und dabei vollkommen amorph. Was die genetischen Verhältnisse dieser Fetzen und Lappen anlangt, so müsste man vermuthen, dass sie secun- därer Natur und vielleicht ein Ausscheidungsproduct der zer- setzten Substanz sind. Dies scheint jedoch keineswegs der Fall zu sein, denn es ergiebt sich, dass sie neben unversehrtem Cordierit vorkommen. Ferner lässt sich mit absoluter Sicher- heit feststellen, dass sie vor der durch die Spalten hervor- gerufenen Umwandlung vorhanden gewesen sind, da auch sie durch die von den letzteren ausgeübte Metamorphose zersetzt werden. Zuweilen ergab sich sogar durch die Beobachtung, dass Spalten innerhalb eines solchen Lappens endigten. 4. Gigantolith. HAIDINGER”) suchte die pseudomorphe Natur des Gigan- toliths von Tammela in Finnland durch die Aehnlichkeit seiner ausseren Formen mit denjenigen des Cordierits nachzuweisen. Diese Ansicht gewann umsomehr Anhalt, als auch die che- mische Zusammensetzung eine den übrigen Umwandlungs- producten ähnliche war. Auch spätere Forscher waren jedoch nicht im Stande, leibhaftigen Cordierit in obengenanntem Mineralkörper wahrzunehmen. **) Erst nach Anfertigung einer verhältnissmässig grösseren Anzahl von Dünnschliffen gelang es, den Cordierit in makro- skopisch wie mikroskopisch wohl erhaltenen Resten aufzu- finden. Diese Reste, welche in Gestalt kleiner rundlicher Körnchen inmitten der Gigantolithmasse stecken, bieten inso- fern Interesse, als sich einerseits die vor sich gehende Um- wandlung an ihnen verfolgen lässt, und andererseits der Cor- dierit selbst durch seine Einschlüsse zu verschiedenen Beob- achtungen Anlass giebt. Die Einschlusse bestehen zunächst *) Abhandl. der königl. böhm. Akad. der Wiss., Prag, 5. Folge Bd. IV, pag. 252. ##) Bus, Pseudomorphosen, Nachtr. 1 pag. 43. — Bıscuor, Chem. Geologie Bd. II. 1. pag. 376. — Zırker, Mikroskop. Beschaffenheit etc. pag. 212, - BE N ER SER iR a wie ER ED Br ae en aus den bekannten Mikrolithen, welche oft Büschel bilden, auch zuweilen halbkreisförmig angeordnet sind. Sodann finden sich Flüssigkeitseinschlüsse in so bedeutender Anzahl, wie sie selten in anderen Vorkommnissen aufgefunden wurden. Theils zeigten sich die Cordieritreste als nach allen Richtungen da- mit erfüllt, theils bildeten diese Einschlüsse schnurförmig angeordnete Reihen. Eine Anzahl dieser Flussigkeitseinschlusse war mit deutlich beweglicher Libelle versehen, die sich in wirbelndem Tanze innerhalb des Liquidums bewegte. Schon bei Erwärmung des Präparates auf 33° C. verschwand die Libelle, um nach erfolgter Abkühlung wieder zu erscheinen und ihr Spiel auf’s Neue zu beginnen. Es kann wohl kein Zweifel darüber obwalten, dass das Liquidum eben flüssige Kohlensäure ist. Zu erwähnen mag sein, dass die Einschlusse oft die äussere Form des Üordierits zu repetiren schienen. Ausser diesen deutlich wahrnehmbaren Resten des Ur- minerals, findet sich noch im Gigantolith mikroskopisch ein schön tiefblaues Mineral, das seinen optischen Verhältnissen nach sich als vollkommen isotrop erweist. Es kommt meist auf Spalten oder in der Nähe derselben vor, ist jedoch nur in wenigen Dünnschliffen aufzufinden. Nicht allzu gewagt würde es erscheinen, dieses Mineral als Flussspath anzusehen, der sich secundär innerhalb der Gigantolithsubstanz angesiedelt hat, besonders da, nach Biscuhor*) ein geringer Fluor- wie Bitumengehalt dem Gigantolith eigen ist. Aus dem Gesagten geht zugleich mit Evidenz hervor, dass dieses blaue Mineral nicht wohl Cordierit sein kann, abgesehen davon, dass das Vorkommen verschieden gefärbten Cordierits innerhalb dersel- ben Substanz nicht gut möglich ist. Was nun die vor sich gehende Umwandlung anbetrifft, so ist dieselbe eine zweifache. Als schliessliches Endproduct erscheint dann der Glimmer. Nach den noch in den Cordierit- resten massenhaft erhaltenen Flussigkeitseinschlüssen zu ur- theilen, ergiebt sich die Thatsache, dass letztere hier mit der Umwandlung in keinem Zusammenhang stehen konnten, wäh- rend sich dieser in anderen Vorkommnissen nicht verken- nen liess. *) Chem. Geologie Bd. I. pag. 487. ee 689 Die erste Umwandlung besteht in einem Gesammtangriff auf den Cordierit, indem die Substanz desselben in ein Aggregat von Nädelchen von gelblichgrüner Färbung umgesetzt wird. Ihr folgt das zweite Stadium der Metamorphose, be- stehend in einem Spaltenbildungsprozess. Senkrecht zu den Spalten erzeugen sich Büschel von längeren Fasern und Nä- delchen, die schliesslich die ganze Gigantolithmasse durch- ziehen. Die Färbung ist meist eine grünlichbraune, am dun- kelsten ist sie an den Spalten. Innerhalb dieser Masse erkennt man nun die Bildung von Blättchen, die bald lichter, bald dunkler sind und den deutlichsten Dichroismus wahrnehmen lassen. Die Glimmerbildung ist eingetreten. Oft scheinen sich auch Büschel von Fasern zu derartigen Blättchen zusammen zu gruppiren. 5. Harter Fahlunit. Der harte Fahlunit wird noch bis in die neueste Zeit hinein von manchen Forschern als eine braune, resp. rothe Varietät des Cordierits aufgefasst.*) Brum”*) hat ihn schon lange zu den Pseudomorphosen des letztgenannten Minerals gestellt. Schon durch seine Härte giebt der Fahlunit kund, dass er noch zu einem weitaus grossen Theile aus Cordierit besteht und zwar in demselben Maasse, wie dies beim Chloro- pbyllit der Fall war. Die Umwandlung erfolgt von Spalten ausgehend. Freilich findet man dabei weder die Regelmässigkeit in der Richtung derselben, noch die zu beiden Seiten parallel laufenden Um- wandlungszonen, wie dies in den bisher beschriebenen Vor- kommnissen der Fall war. Die Spalten durchkreuzen sich nach den verschiedensten Richtungen und zeigen einen deut- lichen Canal. Die von ihnen ausgehende Umwandlung charak- terisirt sich dadurch, dass die Substanz an den Spaltenwänden anfängt eine körnige Beschaffenheit anzunehmen. Ganz un- regelmässig fortschreitend nimmt die Metamorphose ihren wei- teren Fortgang. Eine zweite Umwandlung hat die Bildung eines braunen faserigen und büschelformigen Minerals zur *) Naumann, Elemente der Mineralogie 1874 pag. 439. **) Pseudomorph., Nachtr. I. pag. 32. ee) a De Ar EN u BETEN 2 BIER a Se RT RE EN vr Pak. . - Ke WW CR Fa ei 4 a NE a ar Re AN TG ; S vi i Folge, das sich aus der zuerst umgesetzten Substanz aus- \ scheidet und auch allmälig in dieselbe übergeht. Schon ma- kroskopisch giebt sich dieses Mineral auf den Bruchflächen des harten Fablunits als dunkelbrauner Glimmer zu erkennen, was die mikroskopische Untersuchung, namentlich mit Rück- sicht auf den sehr starken Dichroismus nur bestätigen kann. Nicht allein in der erhaltenen Cordieritsubstanz, sondern auch in der umgewandelten Masse enthält der harte Fahlunit mancherlei fremde Einschlüsse in sich. Es sind zunächst grössere und kleinere Krystalle von 0,05—0,21 Mm. Länge, welche an den Enden in der Regel abgerundet sind und eine starke und dunkle Umwandlung wahrnehmen lassen. Zuweilen sind diese Kıystalle auch zu Häufchen zusammengruppirt. Ausserdem finden sich noch die bekannten Mikrolithen wieder, von denen manche an einem oder beiden Enden in zwei diver- girende Zweige zerfallen. Was den Ursprung der braunen Farbe des harten Fah- lunits anlangt, so ist derselbe nicht etwa begründet in dem „Uebermaass der Oxyde“*) und ebensowenig in dem Eintritt irgend eines Umwandlungsprozesses. Zunächst mag hier con- statirt werden, dass die Färbung eine ursprüngliche ist, denn selbst der unangegriffene Cordierit innerhalb der Fahlunit- substanz ist bereits damit imprägnirt, ohne in seinen optischen Eigenschaften irgend etwas eingebusst zu haben. Die Färbung vertheilt sich nicht gleichmässig auf die gesammte Substanz, sondern bildet zumeist Streifen und Bänder innerhalb der- selben. Selbst bei einer Vergrösserung von 900 liessen sich diese braunen Partieen noch nicht völlig auflösen. Man er- kannte ein Haufwerk äusserst winziger Mikrolithen, die sich schwarmartig innerhalb der braungefärbten Substanz befanden, aber trotzdem blieb noch allemal ein brauner unauflöslicher Grundton zuruck. Hieraus ergiebt sich mit Wahrscheinlichkeit, dass die Färbung eine ursprüngliche ist und nicht von mecha- nischen Beimengungen herzurühren scheint. Es ist nur zu bedauern, dass analog gefärbte Cordierite nicht auch ander- weitig vorgefunden wurden. *) Haıpinger, Abhandl. d königl. böhm. Akad 5. Folge Bd. IV. p.246. 691 6. Pyrargillit. BrLum*) erwähnt zwei Varietäten des Pyrargillits, nämlich den leberbraunen und den ziegelrothen. Beide kommen in den stark zersetzten Graniten von Helsingfors vor. Als ein zweites Vorkommniss wird das von Brunhalt in Södermanland be- zeichnet, von dem aber nichts zur Untersuchung vorlag. Die sogenannte leberbraune Varietät ergiebt sich unter dem Mikroskop als ein echter Nachkömmling des Cordierits. Nicht allein, dass das Urmineral, freilich in einer ziemlich eigenthumlichen Beschaffenheit, als Ueberrest noch erhalten ist, sondern auch die Umwandlungsweise ist so übereinstim- mend mit manchen anderen Vorkommnissen, dass an der pseu- domorphen Natur des Pyrargillits nicht zu zweifeln ist. Höchst wahrscheinlich wurde der Cordierit zuerst in eine lichtbraune Substanz umgewandelt, und zwar wurde diese Metamorphose so hervorgerufen durch einen Gesammtangriff des umwandeln- den Mediums auf das Urmineral. Dieser Art der Umwandlung folgte ein Spaltenbildungsprozess. Zu beiden Seiten der Spalten zeigen sich parallele Zonen, von denen aus gleichmässig die Metamorphose weiter ins Innere dringt. Als Endproduct der Zersetzung erscheint der Glimmer, der sich in Blättchen; aus- scheidet, die eine etwas faserige Beschaffenheit zeigen. Die sogenannte ziegelrothe Varietät kommt in einem äusserst zersetzten Granit vor. Namentlich ist das Gestein von zahlreichen Spalten durchsetzt, in denen sich Eisenocker abgelagert hat, der insbesondere in Spalten des Quarzes wun- derliche Gebilde hervorruft. Dieser Pyrargillit zeigte im All- gemeinen dieselbe Beschaffenheit, wie die vorerwähnte Varietät. Reste von Cordierit waren in dem vorliegenden Schliffe nicht mehr zu entdecken. Die rothe Färbung scheint unzweifelhaft von dem auf Spalten hereingedrungenen Eisenoxydhydrat her- zuruhren. Neben diesem Pyrargillit kommt eine ebenfalls ma- kroskopisch ziegelroth erscheinende Mineralsubstanz vor, die aber mit dem erst erwähnten Vorkommniss nichts zu schaffen hat. Unter dem Mikroskop erkennt man, dass sie ihrer Hauptsache nach aus einem farblosen Mineral besteht, das *) Pseudomorphosen, Nachtr, I. pag. 41. seinen optischen Verhältnissen nach sich als vollkommen isotrop ergiebt. Durchsetzt ist dasselbe von zahlreichen Spal- ten, die ausserordentlich breit sind und vollkommen mit Eisen- oxydhydrat ausgefüllt erscheinen. Innerhalb der farblosen Substanz liegen schwarze Körnchen, die im Centrum am zahl- reichsten vorhanden sind, nach dem Rande zu aber allmälig verschwinden. 7. Fahlunit (Triklasit). Dieses Mineral -Vorkommniss, welches innerhalb eines Talkschiefers bei Fahlun auftritt, zeigt schon in seinen physi- calischen Verhältnissen wenig oder gar keine Aehnlichkeit mit dem „harten Fahlunit*. Dasselbe ergiebt sich auch aus der Mikrostructur. Im dünnen Schliff trat der Fahlunit als eine gelblichgrüne, lichte Substanz aus der umgebenden Masse makroskopisch hervor, jedoch zeigten sich seine Formen nicht sehr scharf begrenzt. Bei der mikroskopischen Untersuchung stellt sich nun heraus, dass die Färbung wohl eine secundäre ist, all- mälig von Aussen nach Innen gehend. Von dem Urmineral zeigten sich nur einzelne Partieen erhalten. Es ist farblos, enthält zuweilen massenhaft kleine, kurze, scharf umrandete Mikrolithen, die aber durchaus keine Aehnlichkeit haben mit den im Cordierit so häufig beob- achteten. Was die optischen Verhältniss® anlangt, sc zeigt sich hier das Urmineral bei gekreuzten Nicols als völlig isotrop und verhält sich hierbei ganz verschieden vom Cordierit. Die eingetretene Umwandlung lässt sich stellenweise mehr oder minder deutlich verfolgen. Von Spalten ausgehend bilden sich Aggregate kleiner Nädelchen, die schliesslich den grössten Theil der Substanz verdrängen und Aggregatpolarisation zeigen. Die Beobachtung dieser Umwandlungsweise wird namentlich dadurch erschwert, dass das ursprüngliche wie das neugebildete Mineral farblos ist, mit alleiniger Ausnahme derjenigen Par- tieen, wo eine secundäre Gelbfärbung eingetreten ist. — Auf Grund dieser Untersuchungen, die herausstellen, dass weder das Urmineral in seinen Eigenschaften sich irgendwie als Cordierit ergiebt, noch das Umwandlungsproduct als ein solches des vorerwähnten Mineralkörpers erkannt werden kann, 693 darf man gewiss den berechtigten Schluss ziehen, dass hier von einer Öordieritpseudomorphose nicht die Rede sein kann. Ebensowenig kann man aber auch zugleich der Annahme BREITHAUPT’s*) zustimmen, der in dem Fahlunit eine Pseudo- morphose nach Granat erkannt haben will. Allerdings kann man diese Ansicht nicht auf alle drei von Haiinger aufgestellten Varietäten ausdehnen, besonders da der genannte Forscher selbst Vorkommnisse beschreibt, in denen noch ein Kern von unversehrtem Cordierit enthalten sein soll. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden diese Varie- täten zum Theil ganz verschiedene Mineralien sein und wäre es unter diesen Umständen sehr wüuschenswerth, wenn die betreffenden Originalexemplare Haıpinser’s einer mikrosko- pischen Betrachtung unterzogen würden. 8. Pinit. Das mit dem Namen Pinit benannte Mineral bildet im Allgemeinen einen ziemlich verbreiteten Gemengtheil mancher Gesteine. Schon seit langer Zeit führte die äussere Beschaffen- heit der Individuen zu der Annahme, dass eine pseudomorphe Substanz vorliege, eine Ansicht, die auch überall ibre Bestäti- gung gefunden hat. Ha1nıngEr war es zuerst, der fussend auf den in der Regel wohl erhaltenen Krystallformen des Pinits, denselben als ein Umwandlungsproduct betrachtete. Mögen solche Vermuthungen über die Herkunft der Pinite zum Theil nicht unberechtigt sein, besonders dort, wo sich leibhaftiger Cordierit als Ueberrest noch vorfändet, so muss es doch in anderen Fällen sehr gewagt erscheinen, auf so geringe An- haltspunkte hin, Alles was im gewöhnlichen Sprachgebrauch Pinit genannt wird, auch ohne weiteres als ein Umwandlungs- product des Cordierits zu betrachten. Die mikroskopische Untersuchung der Pinite bietet inso- fern Schwierigkeiten dar, als sich der Gang der Umwandlung bei ihnen selten genügend verfolgen lässt. Die Reste irgend eines Minerals waren in der Regel in den vorhandenen Schliffen nicht mehr zu entdecken und wo sie vorkamen, konnte ihre Natur nicht immer auf das Bestimmteste nachge- *) Pose. Ann. Bd. 60 pag. 594. 694 wiesen werden. Manche Pinite erwiesen sich aus einer amorphen, zerreiblichen Masse bestehend und zur Präparation für die mikroskopische Untersuchung überbaupt nicht ver- wendbar. Die nachstehenden Untersuchungen verschiedener Pinit- vorkommnisse sollen nun den Beweis zu liefern versuchen, dass einerseits ein Theil derselben als vom Cordierit wirklich herstammend betrachtet werden kann, ein anderer Theil da- gegen nie in einem Zusammenhang mit dem genannten Mineral gestanden hat und andererseits, dass die Ansicht von der Selbstständigkeit des Pinits als Mineralspecies nicht mehr recht haltbar erscheint. Natürlich sind hierbei mancherlei Irrthumer nicht ausge- schlossen, da nicht allein die Untersuchung derartiger zersetzter Mineralkörper schon an und für sich die bereits früher er- wähnten Schwierigkeiten darbietet, sondern auch verschiedene . Dünnschliffe von Vorkommnissen derselben Localität abwei- chende Bilder unter dem Mikroskop zeigten. a. Pinit vom Pini-Stollen bei Schneeberg. HAIDINGER führt in seiner vortrefflichen Abhandlung. „Ueber den Cordierit**) zwei Varietäten dieses Vorkommnisses an. Die eine ist grossblättrig und zeigt nach dem genannten Forscher die Krystallschalen des Oordierits noch wohl erhalten. Die Farbe ist roth und auch der Strich von Eisenoxyd stark geröthet. Die andere Varietät ist grünlichgrau und besitzt die Krystallformen des Cordierits. Vorangeschickt mag noch wer- den, dass die rothe Varietät lediglich in der schalenförmigen Ausbildung vorkommt, die grünlichgraue nur in den eben ge- nannten Formen. Haıineer benutzte nun diese beiden Vor- kommnisse, um einen weiteren Stützpunkt für seine Theorie zu gewinnen. Memgemäss nahm er an, dass die rotbe Varietät bereits am weitesten zersetzt sei und demnach einen bedeu- tenden Kaligehalt enthalten müsse, während bei der grünlich- grauen Varietät die Umwandlung noch nicht so weit vorge- schritten sei. Wir werden zunächst sehen, was die mikroskopische *) Abhandl. der königl. böhm. Akad., 5. Folge Bd. IV. pag. 250. u ee ee 695 Beschaffenheit beider Varietäten ergiebt, ferner was sich aus der chemischen Analyse herausstellt und sodann unsere folge- richtigen Schlüsse ziehen. Die Substanz des rothen Pinits war nicht geeignet, um auf gewöhnlichem Wege Dünnschliffe davon anfertigen zu können. Die ganze Masse zerfällt bei geringem Druck in ein schmutzig braunrothes Pulver. Die mikroskopische Unter- suchung dieses Pulvers lieferte auch kein weiteres Resultat. Die Substanz hatte eine trübe schmutzigbraune Beschaffenheit und zeigte sich vollkommen amorph. Dasselbe stellte sich heraus in Dünnschliffen,. welche nach einer neuerdings von KarkowskyY*) angegebenen Methode ausgeführt wurden. Was nun die Verwandtschaft dieses rothen Pinits zum Cordierit anbetrifit, so liegt als alleiniger Grund die schalen- ‚förmige Ausbildung vor. Ein solches Moment kann aber durchaus nicht den Ausschlag geben, wenn es sich um die Herkunft irgend eines Minerals handelt. Bei unseren bis-. herigen Untersuchungen hatten wir gesehen, dass die Um- wandlungsproducte des Üordierits unter allen Umständen, mochte die Art der Metamorphose sein, wie sie wollte, krystal- lirisch war. An dieser Ansicht muss auch so lange festge- halten werden, als nicht der genügende Gegenbeweis angetreten worden ist. Wenn man ferner von der Annahme ausgeht, dass das Endproduct der Cordieritmetamorphose Glimmer ist, so ist man berechtigt zu fragen, ob die Möglichkeit vorliegt, dass aus einer so amorphen erdigen Masse, wie sie eben der rothe Pinit darstellt, noch Glimmer entstehen kann. Nach allen bisherigen Erfahrungen ist diese Frage entschieden zu verneinen. Wir sehen hierbei noch ganz von den später zu erläauternden chemischen Verhältnissen ab. Die grünlichgraue Varietät zeigt, wie schon erwähnt, die Krystallformen des Cordierits vortrefflich erhalten und auch das Bild, das die davon angefertigten Dünnschliffe unter dem Mikroskop lieferten, lässt mit grösster Wahrscheinlichkeit vermuthen, dass dieser Pinit ein echter Nachkömmling des Cordierits ist. Das Urmineral erwies sich selbst in Resten nicht mehr vorhanden. Die ganze Substanz ist vielfach von *) Mikroskop. Untersuchungen von Felsiten u. Pechsteinen Sachsens. Inaugural-Dissertation. Wien 1874. 696 Spalten durchzogen nach den verschiedensten Richtungen hin. Auf ihnen haben sich zarte Häutchen von Eisenocker abge- lagert, oft auch grössere Häufchen derselben Substanz. Eine Umwandlung gebt von diesen Spalten nicht aus, und es schei- nen dieselben deshalb erst späteren Ursprungs zu sein. Zu- weilen erwiesen sich diese Pinit - Individuen verwachsen mit Quarz und man muss sich deshalb bei‘ der mikroskopischen Untersuchung hüten, den letzteren mit Cordierit zu verwechseln, Das mikroskopische Bild ist im Allgemeinen folgendes: Die erste Umwandlung scheint von Spalten ausgegangen zu sein, von denen aus sich Nädelchen bildeten, die schliesslich den ganzen ehemaligen Krystallraum ausfullten, in Folge dessen jetzt noch diese Umwandlungsspalten als zarte Linien erhalten sind. Sodann begann die Bildung des Glimmers, der sich aus dem obengenannten Aggregat in Blättchen an verschiedenen Stellen ausschied. Einzelne Partieen wurden durch später hereingedrungenes Eisenoxydhydrat gelblichbraun gefärbt. Eine genaue Ermittelung des ganzen Umwandlungsvorganges ist aus dem Grunde nicht wohl möglich, weil nicht die geringste Spur von Cordierit mehr aufzufinden war. Es ist jedoch zu er- warten, dass dies in anderem als dem vorliegenden Material der Fall sein wird. — Musste es an und fur sich schon auffallen, dass zwei Mineralien, die an derselben Localität vorkommen und von einem gemeinsamen Urmineral abstammen sollen, einer so ungleichartigen Metamorphose anheimfallen, so ergeben sich aus den chemischen Verhältnissen beider Substanzen Resultate, die auf das Entschiedenste eine gemeinsame Abstammung in Abrede stellen lassen. Leider existiren nur von der grünlichgrauen Varietät ge- naue Analysen. KLAPROTH war unseres Wissens der erste und einzige, welcher den ganz zersetzten Pinit (die rothe Varietät) einer Analyse unterwarf. RAMMELSBERG bemerkte allerdings schon, dass diese falsch sei, und dies mag auch nicht bestritten, aber es muss nur bemerkt werden, dass die übrigen Pinit- Analysen aller Wahrscheinlichkeit nach nur von der grünlich- grauen Varietät stammen. KLAProrH fand in seiner Analyse kein Kali, und darin hat er vollkommen Recht. Herr THUmNMEL hatte die Güte, im hiesigen chemischen Laboratorium den j rothen Pinit speciell auf Kali zu prüfen und fand auch nicht 697 die geringste Spur davon vor. Damit fällt denn zugleich die ganze Annahme Haıpisger’s, denn dieser hatte gerade seiner Theorie zu Liebe einen ausserordentlich grossen Kaligehalt vermuthet. Es bliebe demnach nichts anderes übrig, als dass die Anschauungen des letztgenannten Forschers überhaupt fallen gelassen würden, wozu indessen gar kein Grund vorliegt, viel- mehr darf man den sogenannten rothen Pinit nicht mehr als einen Nachkömmling des Üordierits ansehen. — Der grünlichgraue Pinit enthält naturgemäss reichlich Kali, beiläufg 6,52 pCt. b. Pinitvon Aue, Dieser Pinit, welcher in dem vollkommen zersetzten Granit von Aue gefunden wird, wies in den untersuchten Dunn- schliffen keine Spur von Cordierit mehr auf. In seiner Mikro- structur zeigt er so grosse Aehnlichkeit mit dem eben erwähn- ten grünlichgrauen Pinit vom Pini-Stollen, dass er wohl ohne Fehler mit demselben zusammengestellt werden kann. Auch er ist reichlich durchsetzt von Spalten, in denen sich Eisen- oxydhydrat abgesetzt hat. Die Hauptmasse bildet auch hier wieder ein Aggregat zarter Nädelchen, zwischen denen zu- weilen Buschel grösserer Blätter hervortreten. In einzelnen Schliffen treten auch die zuerst gebildeten, sich rechtwinklig durchkreuzenden Umwandlungsspalten recht deutlich hervor. c. Pinit von St. Pardoux in der Auvergne. Der Pinit von St. Pardoux liefert im Allgemeinen ein mikroskopisches Bild, welches demnach einem Bretagner Vor- kommniss von ZIRKEL*) entworfenen gleicht. Auch hier lässt sich mit Bestimmtheit vermutben, dass derselbe eine echte Cordierit-Pseudomorphose darstellt. Die ganze Substanz ergiebt sich als ein Aggregat von farblosen Fasern, die zuweilen büschelförnig gruppirt sind. Durchzogen zeigte sich das Prä- parat von Spalten, auf denen sich Eisenocker abgelagert hat. Zugleich findet man im Innern, ohne Zusammenhang mit den Spalten, braune impellucide Gebilde, wahrscheinlich einer Eisenverbindung angehörig,. An einigen Stellen scheint durch die Bildung von Blättchen eine Glimmerbildung eingeleitet zu sein, *) 3. 2.0. pag. 212. Zeits. d. D. geol. Ges. XXVI. 4. 45 AR ve Se = d. Pinit von Penig. Innerhalb dieses Pinites, der ebenfalls eine deutliche Glimmerbildung erkennen lässt, zeigen sich stellenweise die Reste einer lebhaft polarisirenden, sonst farblosen Substanz. Ob dieselbe noch erhaltenen Cordierit darstellt, kann nicht mit Bestimmtheit erklärt werden, da sonstige Eigenschaften des Cordierits nicht beobachtet werden konnten. Alle übrigen Structurverhältnisse des Pinits scheinen aber dafur zu sprechen, dass derselbe pseudomorph nach Cordierit ıst und man ist deshalb wohl berechtigt zu vermuthen, dass die lebhaft pola- risirende Substanz denselben vorstellt. Ausser dem bereits stellenweise stark vertretenen Glimmer ergiebt sich dieses Vor- kommniss als zumeist bestehend aus einem Aggregat von Fa- sern und Büscheln von Nädelchen. Oft bilden die letzteren ein innig verfilztes Gewebe von grünlichgelber Färbung. Durch- zogen ist das Präparat oft von einer Anzahl paralleler Spalten, welche die verschiedentlich beschaffene Substanz scharf trennen, woraus sich einige Aehnlichkeit mit der Mikrostructur des Giseckits ergiebt. Irgend eine Umwandlungsthätigkeit war an diesen Spalten nicht nachweisbar. e. Pinit von Neustadt bei Stolpen. Angebliche Krystalle eines säulenförmigen Minerals, vor- kommend in einem grobkörnigen Granit von Neustadt bei Stolpen wurden zuerst von Fiıcıus*) als „Säulenglimmer“ beschrieben. Brum**) trennte später diese vom erstgenannten Forscher aufgestellte Species, indem er dieselbe einestheils als Pseudomorphose von Glimmer nach Pinit und anderentheils von Glimmer nach Turmalin ansah. Die Umwandlung zu Glimmer, welche der Pinit erleidet, reihte er dann später als eine weitere mittelbare Veränderung des Cordierits an, ***) Vor Bıum hatte bereits FREIESLEBENf) dieses Vorkommniss untersucht und dasselbe Micarell benannt. Er beschreibt das- *) Schriften der Gesellsch. f. Mineral., Dresden 1819 Bd. II. p. 198. **) Pseudomorph. 1843 pag. 30 u. 95. ***) Pseudomorph., Nachtr. I. pag. 47. +) Magazin für Oryktognosie für Sachsen 1850 Heft 4. 699 selbe als ein gelblichgrünes Mineral, das durch Glimmer und thonigen Chloris meist entstellt sei, auf frischem Bruch stark schimmernd, durchscheinend und von etwas faseriger Structur. Das Innere soll einen Kern von „‚krystallisirtem Schörl‘* oder einen dichteren Kern von der Substanz des Minerals enthalten. Fıcınus fand im Gegensatz hierzu, dass der dichte Kern nicht aus reinem Turmalin bestehe, aber doch ein feinkörni- ges Gefüge habe, sowie in der Farbe dem letzteren Mineral ähnele. Die mikroskopische Untersuchung von Dünnschliffen ge- dachten Pinits ergaben nun als Resultat, dass weder von einer Trennung dieses Vorkommnisses in zwei Varietäten, noch von einer Abstammung von Cordierit oder gar 'Turmalin die Rede sein kann. Dünnschliffe beider Varietäten zeigten makroskopisch eine lichtere Randzone, die ziemlich scharf gegen das Innere ab- gegrenzt ist. Diejenige, welche BLum als Pseudomorphose von Glimmer nach Pinit auffasst, lasst im Innern ebenfalls eine lichte Substanz erblicken, die aber grüne und braune Par- tikelchen in sich eingeschlossen enthält. Dieselbe Beschaffen- heit äussert auch die angebliche Pseudomorphose nach Tur- malin, nur dass der Kern eine braune bis schwarzbraune Masse bildet, die theils compact, theils in Körnern isolirt ist, anderer- seits ist aber auch wirklicher Turmalin vorhanden. Nach der mikroskopischen Untersuchung besteht das durch die Randzone abgegrenzte Innere aus einem Aggregat farb- loser Krystalle, die mehr oder minder länglich ausgebildet sind. Sie enthalten oft in der Richtung ihrer Hauptaxe zahl- reiche Mikrolithen, deren Dasein jedenfalls den besten Beweis für ihre Ursprünglichkeit abgiebt. Die Existenz eines solchen aus lauter wirr durcheinander liegenden Krystallen aufgebauten Krystallkörpers kann nicht Wunder nehmen, besteht ja ein grosser Theil der Andalusite aus einem solchen Krystall- aggregat. — Die Kryställchen unterliegen nun einer Umwand- lung zu deutlich dichroitischem Glimmer und zwar grenzt hier das Umwandlungsproduct direct an das Urmineral. Oft ent- halten noch derartige umgewandelte Partieen einzelne un- versehrte Kryställchen, die schliesslich dann auch ein Opfer der Zersetzung werden. Der Umwandlung scheint in der Regel 45* eine Faserung vorherzugehen, die aber nicht immer deutlich _ erkennbar ist. Hierauf frisst sich dann das braune Neu- bildungsproduet förmlich in die ursprüngliche Substanz hinein. — Der in manchen Vorkommanissen enthaltene Turmalin ist 4 theilweise bestimmt als solcher nachzuweisen. Er ist aber hier nur als Durchwachsungsmineral aufzufassen. Im Uebrigen fehlt auch jede Beziehung zu der umgebenden Substanz. An- derentheils entpuppt sich der angebliche Turmalin unter dem Mi- kroskop als eine allem Anschein nach amorphe Eisenverbindung, deren Ursprünglichkeit nicht zu bezweifeln ist, da sie nicht allein den Kern dieser sogenannten Pinite bildet, sondern auch in verhältnissmässig bedeutenden Massen auftritt. Das ganze Präparat zeigt sich vielfach durchzogen von Spalten, auf denen sich Eisenoxydhydrat abgelagert hat. Auch die äussere Rand- zone ist in der Regel durch eine solche Spalte von dem inneren Theile abgegrenzt. Diese Partie besteht nur selten aus den vorerwähnten Kryställchen, sondern hat meist eine faserige Beschaffenheit. Derartige Umwandlungsvorgänge, wie sie im inneren Theile statthaben, konnten hier nicht beobachtet werden. Berücksichtigung verdienen noch einige chemische Ver- haltnisse dieses sogenannten Pinits. Bekanntlich besitzt der- selbe einen ziemlich bedeutenden Kaligehalt, nämlich 11,2 bis 12,4 pCt. Fasst man ihn nun als eine Pseudomorphose nach Cordierit auf (abgesehen davon, dass dies nach den Verhält- nissen der Mikrostructur unmöglich ist), so müsste er äusserst zersetzt sein, wenn man von der Annahme ausgeht, dass der Cordierit vornehmlich durch die Einwirkung des Kalis meta- morphosirt wird. Der Pinit von Neustadt enthält aber noch so viel unangegriffene Substanz, dass hieran gar nicht zu denken ist, Demgemäss ergiebt sich, dass in dem Urmineral noch ein beträchtlicher Kaligehalt stecken muss, dasselbe also auch keinen Cordierit darstellen kann. Da es sich nun herausgestellt hat, dass der Pinit von Neustadt bei Stolpen in keinen Beziehungen zum Cordierit steht, ferner, dass das Urmineral, welches bis jetzt mit keinem anderen Mineral identificirt werden konnte, noch zum grossen Theile erhalten geblieben ist, so darf der Name „Pinit* fur ung. is ee er "mich in "das dan der ni ; = Les der Mineralien und Gesteine eingeführt hat, und für nk 4. Ueber die Foraminiferengattung Involutina. Von Herrn L. G. Borsemann jun. in Eisenach. Hierzu Tafel XVII. u. XIX. Die in diesen Blättern enthaltenen Mittheilungen sind ge- legentlich meiner Beschäftigung mit der mikroskopischen Fauna der Liasformation entstanden. Veranlassung zu denselben bot mir die Auffindung des in der Folge als Imvolutina liasina JoNEs sp. aufgeführten und beschriebenen Fossils in einigen Schichten der unteren Abtheilung der Liasformation von Eisenach. Bei genauerem Studium des davon gesammelten reichen Materials ergaben sich nämlich sowohl mannigfache Widersprüche zwischen den in der Literatur enthaltenen An- gaben und den eigenen Beobachtungen hinsichtlich der Orga- nisation dieses Fossils, als auch verschiedenartige Ansichten der Autoren über seine Stellung im System, so dass es mir in Anbetracht des Interesses, welches Bau, verwandtschaftliche Beziehungen und geologisches Vorkommen diesem Vertreter eines eigenthümlichen Typus der Rotalideen verleihen, von Nutzen zu sein schien, die durch eingehende Untersuchungen gewonnenen Resultate nebst einer Besprechung der von an- deren Beobachtern geäusserten Meinungen zusammenzustellen, Gleichzeitig habe ich noch einige andere Arten in den Kreis meiner Untersuchungen gezogen, welche von verschie- denen Autoren falschlich mit /nvolutina liasina zu einem Genus vereinigt worden sind und bitte, die Gesammtheit der gege- benen Mittheilungen als einen Beitrag zu der trotz mehrfacher Publicationen noch sehr nothwendigen Kritik unserer Kenntniss der Foraminiferenfauna des Lias zu betrachten. Bevor ich mich zur Sache wende, sei es gestattet, Einiges über die Methoden zu bemerken, deren man sich bei derartigen Untersuchungen zu bedienen hat. Wenn irgend das Material es erlaubt, so erscheint es dringend geboten, zur Ermittelung a des Schalenbaues der Foraminiferen Dünnschliffe anzufertigen. So zeitraubend, mühsam und schwierig diese Arbeit auch ist, besonders dann, wenn es sich um Herstellung genau orien- tirter Schnitte sehr kleiver Specimina handelt, so ist es doch der einzige Weg, wirklich exacte und Vertrauen verdienende Resultate zu erlangen; beschränkt man sich auf die Unter- suchung nicht präparirter Exemplare im durchfallenden Licht, so muss man immer fürchten, Täuschungen ausgesetzt zu sein, wie sich im Verlauf dieser Arbeit mehrfach zu ersehen Ge- legenheit bietet. Nur bei Foraminiferen von verhältnissmässig einfachem Aufbau, wie Cristellarien, Marginulinen ete., genügt diese letztere Methode. Das Verfahren, welches ich im vorliegenden Falle zur Präparirung kleiner linsenförmiger, frei aus den Schlamm- ruckständen herausgelesener Foraminiferen mit grossem Vor- theil angewandt habe, besteht in Folgendem: Zur Herstellung eines Schliffes durch die Medianebene befestigt man das zu schleifende Exemplar vermittelst geschmolzenen Wachses auf einem kleinen Objectträger so, dass es flach aufliegt und schleift mit der Hand auf einem feinen Wetzstein (ohne Smirgel oder dergleichen) eine Fläche möglichst parallel der Medianebene an; um aber nicht über letztere hinauszuschleifen, unterbricht man die Operation, sowie sich eine kleine geeignete Fläche gebildet hat, was in der Regel schon nach wenigen Handbewe- gungen eintritt, und wendet das Präparat auf diese Fläche; hierauf erfolgt das Anschleifen der anderen, bisher unver- letzten Seite genau auf dieselbe Weise und zwar gleich bis an die Medianebene heran, deren Erreichung sich durch häufig wiederholte mikroskopische Prüfung des in Arbeit befindlichen Schliffes leicht constatiren lässt, da ja die zuerst angeschliffene kleine Fläche dem Lichte ungehinderten Durchgang gestattet; hierbei bietet sich zugleich Gelegenheit zu allerhand schätzens- werthen Beobachtungen bei verschiedener Dicke des Schliffes; das Präparat wird nun abermals gewendet und von der anderen Seite fertig geschliffen. Aehnlich, aber bei Weitem schwieriger ist die. Anfertigung guter Radialschliffe: Man befestigt zunächst das betreffende Exemplar unter Zuhülfenahme einer schwachen Vergrösserung mit etwas weichem Wachs so auf dem Objectträger, dass seine Medianebene möglichst normal zur Ebene des Trägers steht und umgiesst es dann vollständig mit geschmolzenem Wachs; = nach dem Erkalten folgen die analogen Operationen wie vorhin: Anschleifen einer kleinen Tangentialfläche, Umlegen des Prä- parates, Schleifen bis zur Ebene des grössten Durchmessers unter beständiger mikroskopischer Prüfung, abermaliges Wen- den und Fertigstellung des Schliffes.. Auf diese Weise ist es mir gelungen, sehr genaue Radialschliffe freier Exemplare von nur 0,75 Scheibendurchmesser und 0,33 Dicke anzufer- tigen. Das zur Befestigung dienende Wachs entfernt man theils mit einem Messerchen, theils durch Auflösen in Terpentinöl, wohei es sich als praktisch erweist, den ganzen Objectträger sammt darauf befindlichem Präparat über dem Wasserbade in Terpentinöl zu erwärmen; das Einschliessen des so gereinigten Schliffes in Canadabalsam nimmt man am besten gleich auf demselben Objectträger vor, da das Uebertragen auf einen anderen häufig zur Zerstörung des muhevoll Errungenen führt. Ebenso nothwendig wie die Ermittelung des inneren Baues ist aber für paläontologische Zwecke eine genaue Kenntniss und bildliche Darstellung der äusseren Reliefverhältnisse, welche nur durch Untersuchung des auf ganz opakem Grunde liegenden Objectes bei scharfer Beleuchtung von oben erlangt werden kann. Es könnte dieser Hinweis auf eine allgemein bekannte und angewandte Methode an diesem Orte fast über- flüssig erscheinen, wenn nicht in einem erst vor wenigen Jahren erschienenen Werke über jurassische Foraminiferen*), dessen Verfasser sich geradezu als Reformatoren des nach ihren Aus- lassungen bisher in ganz falscher Weise betriebenen Foramini- ferenstudiums hinstellen, ein grosser Theil der beigegebenen Abbildungen blos im ganz und halbdurchfallenden Lichte ge- zeichnet wären, wodurch sie zur Wiedererkennung der Arten _ vollständig unbrauchbar sind. Reuss hat sich früher schon einmal mit Entschiedenheit gegen diese Manier ausgesprochen; es ist sehr zu bedauern, dass dieselbe abermals Anhänger gefunden hat. Zum Schlusse dieser allgemeinen Bemerkungen sage ich noch dem Herrn Major v. RoruL zu Metz, Herrn Professor J. Rotu in Berlin, Herrn Oberinspector A. SCHLÖNBACH zu *) Zwineıı und KussrLer: Die Foraminiferen des schweizerischen Jura, Winterthur 1870, 4° 49 S, mit 4 Tafeln, 705 = Salzgitter und meinem Vater Dr. J. G. Borsemann meinen ver- bindlichsten Dank für die mir gewährte freundliche Unter- stützung an Vergleichungsmaterialien und Literatur. Geschichte und Charakteristik der Gattung Involutina. Die Gattung I/nvolutina wurde im Jahre 1862 von TERQUEN*) für zwei von ihm als Involutina Jonesi**) und Inv. silicea***) bezeichnete Arten aufgestellt, deren erstere von PıETTE in der Angulatuszone von Jamoigne (Luxemburg) und in Kalken mit Ammonites bisuleatus von Fleigneux (Ardennes) aufgefunden worden war, während die andere aus den Schichten des Ammonites Davöi und planicosta (recte capricornus) von St. Julien les Metz stammte. Mit der als J. Jonesi Tg. et PıErTE bezeichneten Art identificirte TERQUEM ein Fossil, welches BropıE bereits im Jahre 1853 im unteren Lias von Fretherne bei Newham und Purton bei Sharpeness (Gloucestershire) entdeckt und dessen Beschreibung unter dem Namen Nummulites liasinus JONES zu- nächst in den Proceedings of the Cotteswold naturalist’s club t. I. pag. 243 meeting at Sharpeness, May 1853 und ziemlich gleichzeitig als briefliche Mittheilung in einer Abhandlung von BRroDIET) gegeben hatte. Diese letztere Beschreibung lautet: „Diese Fossilien sind scheibenformig, gleichmässig convex auf „beiden Seiten — Zoll (englisch) im Durchmesser und —— Zoll „stark im Centrum. Die Oberfläche ist sehr grob granulirt, *) TerQuem, BRecherches sur les foraminiferes du Lias. Six Me- moires 1800— 1868. Mein. de l’Academie imperial de Metz, II. Mem. 1862 (Annde 1860—61) pag. 426. Diese in Deutschland, wie es scheint, wenig bekannten Abhandlungen enthalten auch allerhand schätzenswerthe Beob- achtungen über die Stratigraphie des lothringschen und französischen Lias. Weitere Forschungen desselben Autors über mittelliassische Fora- miniferen von Nancy sind demnächst zu erwarten; cfr. Mem. soc. g£ol. de France 3. serie t. II. 1874 No. 3 pag. 20. **) II. Mem, pag. 426 et 461. ***) Ibid. 427 et 450. +) Remarks on the Lias at Fretherne near Newham and Purton near Sharpeness with an account of some new Foraminifera discovered theire and some pleistocene depositions in the Vale of Gloucester, Annals and Magazine of Nat, History 1853 Vol. II. pag. 272, 706 „mit Ausnahme eines schmalen Aussenrandes auf beiden Seiten, „und der Kante (edge), welche Theile blos leicht rauh er- „scheinen. Die Granulation folgt bei einigen Individuen un- „regelmässig gebogenen Linien vom Mittelpunkt nach dem „Rande zu, bei anderen ist sie etwas spiral um das Centrum „angeordnet, meistens jedoch bedeckt sie die centrale Fläche „dicht und unregelmässig. Zwischen dem glatten Rand und „dem granulirten mittleren Theil befindet sich eine schmale „leichte Vertiefung, welche bei einigen Exemplaren etwas „stärker ist als bei anderen. Die Kante ist etwas abgestumpft. „Untersucht man Schliffe und durchsichtige Splitter dieser „kleinen Körper, so zeigt sich das Ganze als grob-krystallinisch, „doch können vermittelst verschieden vergrössernder Lupen „und starker Mikroskope mehrere wichtige Structurverhältnisse „erkannt werden. Die horizontalen Schliffe zeigen innerlich „Spirale Wände, (welche jedoch an den bis jetzt präparirten „Exemplaren nicht genau durch die Mitte geschnitten werden „Konnten) zusammen mit kurzen geraden Querwänden (short „straight cross septa), welch’ letztere deutlich an einem sehr „verwitterten Exemplar von Purton sichtbar sind.*) In den „Verticalschnitten sieht man zu beiden Seiten der Medianlinie „die verticalen spitz zulaufenden Säulen (tapering columns), „welche (aus localen Structurdifferenzen der Schalsubstanz „entstanden) so charakteristisch für die Nummulitengruppe „sind, und Spuren der centralen Horizontalreihe der Umgänge „(row of chambers). Eine Bruchlinie durchzieht diese Folge *) Hier wird in der oben eitirten Beschreibung in den Proceedings ete. gerade das Gegentheil gesagt. Leider war mir diese sehr seltene und wenig bekannte Zeitschrift nicht zugänglich; bei der Wichtigkeit des Gegenstandes führe ich daher die bezügliche Stelle in der Terourm’schen Uebersetzung an (cfr. I. Mem. p.579 n. II. Mem. p. 425): „Cet auteur (Jones) signale la presence d’une nummuline dans les environs de Ha- therly. Ce fossile est ornee de granulations irregulieres, disposces en lignes spirales qui se dirigent du centre & la circonference, le disque central est lisse. La coupe montre des cloisons concentriques (Umgangs- wände) et aucune transversale (Quersepta). Le centre occupe par le disque est plein.. L’auteur exprime le doute si ces caracteres sont suffisants pour pouvoir classer ce fossile parmi les nummulines, tout en s’appuyant sur le fait que Mr. Buvicnier a trouv@ une nummuline dans le corallien de St. Mihiel (Meuse).‘“ Uebrigens kannte TerQurm nur diese eine Beschreibung, nicht aber die oben im Text angeführte! 707 in „von Umgängen und zuweilen durchsetzen braune Schnüre den „Kalkspath längs dieser Linie, aber die Gestalt dieser Um- „gange ist noch nicht genügend bekannt. „Ich bin noch nicht im Stande gewesen, die Oeffnungen, „welche die einzelnen Umgänge untereinander verbinden, noch „diejenigen des Aeussersten zu erkennen. „Die horizontale Medianlinie der spiral aufgerollten Um- „gange, die verticalen „columns* und die oberflächliche Gra- „nulation (welche mit den innerlichen Säulen correspondirt) „sind charakteristisch für die echten Nummuliten, aber unglück- „licherweise wissen wir nicht, ob die Lage der Oeffnungen „in diesem kleinen Fossil derjenigen der Gattung entspricht, „auf welche wir sie so eben bezogen haben.“ Indem nun Trrquem die oben erwähnten von PırTTE ge- fundenen Fossilien mit dem Nummulites liasinus Jones fur voll- kommen übereinstimmend erklärt, wobei er sich zugleich gegen die Nummulitennatur derselben ausspricht, äussert er sich über die von JONES nicht genügend behandelte Frage der Existenz von Querwänden a. a. O.: „Das auf Sandstein sehr beschä- „digte Gehäuse (la coquille usee sur du gres) lässt innere „Querwände (cloisons) nicht deutlich erkennen, wegen der ru- „gosen Beschaffenheit der Schale; behandelt man es indessen „mit Salzsäure bis zur vollständigen Auflösung, so hat man „als Ruckstand eine gelbe, in den Umgängen des Gewindes „befindliche Substanz, auf der inneren Seite glatte und aussen- „seits gekerbte Umfangsbruchstücke (des fragments de circon- „ference lisses en dedans et festonnees en dehors); man „erhält auf diese Weise die genaue Gestalt und innere Be- „schaffenheit des Gehäuses. „Es ist also bewiesen, dass dieses Fossil zahlreiche Kam- „mern besitzt (loges), welche durch halbe, an dem äusseren „Iheile eines jeden Umgangs befestigte Kammerwände getrennt „sind. Die Beschaffenheit der Oeffnung haben wir nicht „erkennen können; wir nehmen sie, der Gestalt der Umgäange „entsprechend, als rund an. „Diese Gesammtheit von Kennzeichen,‘ welche sich auf „keine andere Gatiung bezieht, hat uns erlaubt, das Genus „Involutina aufzustellen, und wir baben die Art Herrn Jones „gewidmet, welcher sie zuerst auffuhrt.‘‘ — Was nun die andere Involutina - Art anbetrifft, welcher TERQUEM den Speciesnamen silicea gegeben hatte, so erklärte er dieselbe für identisch mit einem Fossil, welches StrickLann*) bereits im Jahre 1846 als Orbis infimus veröffentlicht hatte. Die Beschreibung, welcher ein Holzschnitt beigefügt ist, lautet: „In einer Schicht gelblichen Schieferthones entdeckte BRoDIE 0 „im Durchmesser, welche mit einem starken Mikroskop unter- „‚kleine weisse Körperchen von etwas mehr als - Zoll (engl.) „sucht, sich als scheibenförmige, spiral aufgerollte, augen- „scheinlich nicht festsitzende Gehäuse ausweisen, die aus „o bis 6 glatten, abgerundeten, jedweder Streifung oder irgend „eines anderen besonderen Kennzeichens entbehrenden Win- „dungen gebildet werden. Da keine Spuren einer Kammerung „(concameration) zu bemerken sind, so müssten wir sie viel- „leicht eher zu den Serpeln als zu den Foraminiferen stellen, „dennoch scheint ihre äusserste Kleinheit eher auf die letzt- „genannte Familie als ihrer Verwandtschaft mehr entsprechend „zu verweisen. Ich habe geglaubt, dass ihre Charaktere den- „jenigen der Gattung Orbis Lea nahekommen und will das „Fossil deshalb vorderhand Orbis infimus nennen.‘ Nichts- destoweniger verglich 'TERQUEM noch in seiner ersten Ab- handlung**) seine nachmalige Imvolutina silicea mit Serpula circinnalis Msrr.***) und Serpula complanata GoLDF. (Spirorbis Msrr.)f) und entscheidet sich erst in der zweiten für die vorgedachte generische Identification mit folgenden Worten ff): „Dieses mikroskopische Schalthier besitzt ein rauhes Gehäuse „und ein auf beiden Seiten sichtlich gleiches Gewinde; alle „Umgänge sind sichtbar ein wenig niedergedrückt und zeigen „im durchfallenden Lichte eine schwarze Substanz, welche sie „erfüllt. Mit Salzsäure behandelt, hat es sich vollständig „„kieselig erwiesen. Benetzt man das Gehäuse ein wenig mit „Wasser und untersucht es im durchfallenden Licht, so be- „merkt man die schon für Involutina Jonesi angeführten Ein- ‚„kerbungen, von welch’ letzterer Art es sich nur durch den *) Quarterly journal of the geological society of London t. 2. pag. 30. 1846. *%) Premier Memoire pag. 569. »**) GoLpruss, Petrefacta Germaniae Vol. I. pag. 227 t. 67. f. 9, +) Ibid. f. 10. | ++) Second Mem. pag. 427. e 709 2 „Mangel ‚der Granulation unterscheidet, wodurch alle Umgänge „des Gewindes sichtbar sind. Gewisse sehr entwickelte Spe- „cimina lassen an dem letzten Umgang des Gewindes sehr „genäherte und wenig ausgeprägte Kammern sehen,“ Fur das auf diese beiden Arten begründete neue Genus stellte nun Terquen die folgende Diagnose*) auf: „Involutina testa calcarea vel silicea, non affıxa, aequi- laterali vel subaequilaterali, plena vel multiperforata, spira plana involuta, anfractibus contiguis, utrinque conspicuis ve] plus minusve obtectis, loculis numerosis interne semi- separatis, apertura rotundata, terminali“, und sagt ferner über die systematische Stellung**): „Dieses „den Fusulinen, Nummulinen und ÖOperculinen sehr nahe ver- „wandte Geschlecht findet seinen Platz natürlich zwischen „diesen beiden (letzten) Gattungen. Es besitzt von den Oper- „eulinen die Art und Weise der Einrollung und die gegen das „Gewinde abgesetzte Mündung (la position de l’ouverture contre „le retour de la spire) von den Nummulinen die linsenförmige „Gestalt und von den Fusulinen die halben Querwände. „Wahrscheinlich wird es möglich sein, die von Herrn Bv- „VIGNIER***) beschriebene Art und eine andere aus dem Lias „der Normandie angeführtef) damit zu vereinigen.“ Diesem so charakteristischen Genus verleibte TERQUEM im - Verlaufe seiner fortgesetzten Arbeiten über die Foraminiferen- fauna des Lias noch weitere sechs Arten ein, nämlich I/nvo- lutina aspera, Deslongchampsi, polymorpha, limitata, petraea und nodosa. Auch zog er später die von GüusEutf) als Spirillina *) Second Memoire pag. 450. **) Ibid. pag. 426. »**) Buyisnier, Statistigue geologique du departement de la Meuse 1852 pag. 338, Atlas pag. 47 pl. 30 f.32—35. Die hier als Nummulina Humbertiana Buvs. aus den Astartemergeln mit Exogyra virgula be- schriebene Art scheint eine echte Nummulina zu sein, jedenfalls hat sie mit keiner der Trrquem’schen Involutina - Arten etwas zu thun. Vergl. auch die Abhandlung von Günser: Ueber zwei jurassische Vorläufer der _ Foraminiferengeschlechter Nummulina und Orbitulites, N. Jahrbuch für _ Min. ete., Jahrg. 1872 pag. 241. 7) Ueber diese Art habe ich keinen weiteren Nachweis finden können, +7) Günsen : Die Streitberger Schwammlager und ihre Foraminiferen- einschlüsse, Württemberg. naturwissenschaftl. Jahreshefte, Jahrg. XVII. 1862 pag. 192—238 t. 4. Sf. 11 u. 12, R han - A RE a beschriebenen Foraminiferen hinzu*), da er an einigen Exem- plaren der Spirillina polygyrata GBu.**) Querwände entdeckt zu haben glaubt. Ergiebt sich nun schon aus der Gegenüberstellung der beiden Arten JInvolutina Jonesi und silicea und aus der ange- führten Gattungsdiagnose, dass das Genus /nvolutina aus sehr heterogenen Elementen zusammengesetzt ist, so treten uns beim Betrachten der Beschreibungen und Abbildungen der später hinzugekommenen Arten noch eine ganze Reihe von Wider- sprüchen zwischen diesen und der Gattungsdefinition entgegen, welche mit der neueren Systematik nicht vereinbar sind, denn wir haben da vereinigt kiesel- und kalkschalige Arten — porenlose und porenführende —, Arten mit ganz freien Win- dungen, wie Cornuspira und solche, deren Windungen Calcarina- artig überwuchert sind. Zu alledem werden einer Species, Involutina Deslongchampsi ***) ganz ausdrücklich ganze Kammer- wände (cloisons entiers) zugesprochen und bei zweien anderen, Involutina petraea}) und nodosaff), sind ebensolche ganz deut- lich aus den Abbildungen zu ersehen, während doch die Genus- definition halbe Querwände erfordert. | Behält man die eben berührten Gesichtspunkte im Auge, so lassen sich die acht von TERQUEM beschriebenen /nvolutina- Arten sehr bequem und natürlich in die folgende Uebersicht bringen: A. Schale kieselig. I Gehäuse scheibenförmig, sehr stark zusammen- gedrückt, Umgänge serpulaartig aufgewunden, bei- derseits vollkommen sichtbar, halbe Querwände: 1) Imvolutina silicea Ta. 2) — aspera Ta. *) Terouem, Cinquieme Memoire sur les foraminiferes du Lias pag. 445. Nach den Worten: „Mr. Günsrı, publiant la faune mikrosko- pique du corallien de Streitberg (Württemberg) etc.“ zu schliessen, scheint Streitberg nicht mehr in der fränkischen Schweiz zu liegen! **) Nicht Spirillina alpigena, wie Terguem a. a. O. schreibt. »**) Tyoisieme Me&moire s. 1. for, du Lias pag. 222 pl. 10. £, 12ab. 7) Cinquieme Mem. pag. 446 pl. 18. f. 17abe. +}) Sixieme Mem. pag. 523 pl. 22. f. 25ab. De rn. II. Gehäuse linsen- bis scheibenförmig, nur der letzte Umgang (oder höchstens noch vorletzte z. Th.) sichtbar; halbe Querwände: 1) Involutina polymorpha Ta. 2) — timitata Te. B. Gehäuse kalkig. I. Gehäuse scheiben- bis linsenformig, innere Umgänge überwuchert, nur der letzte Umgang sichtbar; ganze (Querwände: 1) Involutina Deslongchampsi Ta. 2) — petraea Ta. 3) — nodosa Ta. II. Gehäuse wie vorige, aber halbe Querwände: 1) Involutina Jonesi Tq. et PıETTe. Hieraus erhellt zur Genüge, dass das Genus /nvolutina in seinem bisherigen Umfang nicht beibehalten werden kann, son- dern dass die einzelnen Gruppen auf verschiedene Gattungen vertheilt werden mussen, wozu ich mich umsomehr veranlasst sehe, als ich für die in der ersten und letzten Gruppe enthal- tenen drei Arten in Folge meiner Untersuchungen ein Vor- handensein wirklicher Querwände überhaupt nicht anerkennen kann. Den nachfolgenden Ausführungen vorgreifend bemerke ich bereits hier, dass mir nur für die Gruppe der Involutina silicea die Ueberweisung an eine anderweit bereits bekannte Gattung, das Genus Ammodiscus Reuss*) möglich gewesen ist. Die anderen drei Gruppen sind daher als neue Genera aufzuführen; bei der hierbei entstehenden Frage, auf welche von denselben der bisherige Collectivname Involutina zu beschränken sei, "halte ich es für angemessen, ihn der durch Involutina Jonesi vertretenen Gruppe zu erhalten, erstens, weil diese Art nach Ueberweisung der /nvolutina silicea an Ammodiscus REuss von den das Genus ursprünglich zusammensetzenden Arten allein noch übrig ist, ferner aber, weil auch -Branr”*) den Nummu- *) Reuss, Entwurf einer systematischen Zusammenstellung der Fo- raminiferen. Sitzungsber, der kaiserl, Akad. der Wissensch. zu Wien, mathem.-naturw. Classe Bd. XLIV. Jahrg. 1861 pag. 365. **) Brapy, On Involutina liasina (Nummulina hiasina), RB. J. Geo- ‚ logical Magazine 1564 Vol I. No. 5 pag. 196 PI, 9. lites liasinus für synonym mit Involutina Jonesi erklärt und NaRIRE unter dem Namen Involutina liasina auf’s Neue beschrieben hat; ich schliesse mich ihm hinsichtlich dieser Bezeichnung vollkommen an, wenn auch unsere sonstigen Ansichten in manchen Punkten von einander abweichen. € Für die beiden anderen Gruppen bringe ich die gene- rischen Bezeichnungen Silicina und Problematina in Vorschlag, erstere für die Gruppe der J/nvolutina polymorpha etc., die zweite für diejenige der I/nvolutina Deslongchampsi etc. Inwie- weit diese Gencra wirklich haltbar sind, darüber vermag ich selbst vor der Hand nicht zu entscheiden, da es mir nicht vergönnt war, die Richtigkeit der nicht genügend ausführlichen Angaben TerquEMm’s in natura prüfen zu können; ihre Bestä- tigung muss daher von der Zukunft abhängig bleiben; nichts- destoweniger schien mir ihre vorläufige Aufstellung für ge- boten, da die einmal publieirten Arten doch irgendwo unter- gebracht werden müssen. Nach diesem allgemeinen Ueberblick wende ich mich nun, mit denjenigen Gattungen beginnend, von welchen mir Unter- suchungsmaterial zu Gebote gestanden hat, zu einer eingehen- den Darstellung der von mir gewonnenen Beobachtungsresultate und somit zu einer Rechtfertigung der im Vorigen vorgenom- menen anderweiten Systematisirung des Genus Involutina. Involutina (char. emend.) Syn. Involutina Tero. pars. Involutina testa calcarea, non affıxa, discoidea vel lenti- culari, aequilaterali vel subaequilaterali, tubis simplieibus multiperforata, spira plana obvoluta*), anfractibus contiguis, interioribus obtectis, ultimo conspicuo, loculis nullis, apertura terminali. *) Es kann in der That hier von einer Involubilität, in dem Sinne wie dieses Wort conchyliologisch gebräuchlich ist, nicht die Rede sein; denn die Umgänge umfassen sich nicht wie bei den Ammoniten, sondern sind blos dicht umeinander herumgelegt, wie bei Planorbis, Helix obvo- luta L. etc. Von Rechts wegen müsste daher der Name Involutina als falsche Vorstellungen erweckend in Obvolutina verwandelt werden. N Hank Er TOR 7, Are Y7 “) m Bee, g: WR nr 4 Pa Dh ER ng 5 NT, % re IE e D z 7 ’ A r A, ö % 3er ’ 7 AR 718 Nach dieser neuen Diagnose besteht also das Wesen der Gattung Imvolutina in einem kalkigen Gehäuse, welches aus zahlreichen einfach aufeinandergerollten, ungekammerten und _ einfache Poren aussendenden Windungen gebildet ist, deren innere von Schalensubstanz uberwuchert erscheinen, so dass “nur der letzte Umgang sichtbar bleibt. Hinsichtlich der schon _ weiter oben behaupteten Nichtexistenz von Querwänden, sowie über die Form der Mündung verweise ich auf die speciellen Ausführungen bei Beschreibung der einzigen bis jetzt hierher zu ziehenden Art: Involutina liasina JONES sp. Tal. xVIM. Fig. 1—3; Taf. XIX. Fig. 1—7. : 1853. Nummulites hasimus R, Jones 1.]. c.c. 1862. Involutina Jonesi Terg. et PırrTe, II. Mem. s. 1. for. du Lias pag. 426 et 461 pl. 6. f. 22 a—d. 1863. — — Te., III Mem. s. l. for du Lias pag. 156. 1864. Involutina liasina Brapy, 1. ec. pl. 9. f. 1—6. 1871. — — Parker u. Jones, Annals and Magaz. of nat. history Vol. VII. pag. 361. I. testa discoidea vel lentieulari, aequilaterali vel sub- aequilaterali, margine acuto vel rotundato, multiperforata, spira plana obvoluta, anfraetibus 5—6 latis, integris vel irregulariter erenulatis, ultimo conspicuo rugoso, interioribus valde obtectis, disco medio tuberculis altis irregulariter ornato, apertura ter- minali. Das Untersuchungsmaterial, auf welches die vorstehende Beschreibung gegründet ist, rührt hauptsächlich aus der Bank des Pentacrinus tuberculatus vom Wadenberg bei Eisenach her.*) Aus den Schlämmrückständen des gelben, eisenschüssigen Ver- witterungsthons dieser nur 2’ mächtigen Schicht liessen sich mit Leichtigkeit zahlreiche zum Theil recht schöne Exemplare frei herauslesen. Dieselben sind nach der. Oberfläche zu stets mit Eisenoxyd stark imprägnirt und incrustirt und daher für gewöhnlich undurchsichtig. Ihre Form ist scheibenförmig bis ziemlich stark aufgeblasen; der letzte Umgang von sehr feinen Knötchen deutlich rauh und an seinem äusseren Rande meist *) v. Erıtsch, Vorstudien über die jüngeren mesozoischen Ablage- rungen bei Eisenach, N. Jahrb, für Min. ete. Jahrg. 1870 pag. 404. Zeits.d. D.geol. Ges. XXV]. ı. 46 et an abgerundet; gegen die centrale Scheibe ist er kaum abgesetzt, und diese selbst mit stark erhabenen, ineinander nicht ver- laufenden Tuberkeln bedeckt. Ziemlich häufig finden sich Exemplare, welche nach Art der Nummuliten durch die Median- ebene gespalten sind-und in Folge dessen die Windungsspirale deutlich zur Schau tragen (Taf. XVIM. Fig. 1 u. 2). Ein etwas anderes Ansehen als das so eben geschilderte besitzen einige Exemplare aus schwarzen Thonen des mittleren Lias von Montigny les Metz. Diese erscheinen bei gewöhn- licher Beleuchtung vollständig schwarz von schöner, bei schief auffallendem Licht lebhaft glänzender Kiesausfullung der Um- gangslumina. Der letzte Umgang ist an seinem äusseren Rande meist scharf, auch die Rauhigkeit seiner Oberfläche nicht so regelmässig und deutlich. Gegen die Mittelscheibe ist er durch eire ringförmige Vertiefung wallartig abgesetzt, und die Mittelscheibe selbst mit nicht sehr erhabenen und etwas ineinander verlaufenden Tuberkeln besetzt, letzteres ungefähr so, wie die Terquem’sche Abbildung es angiebt; endlich macht sich bei diesen Exemplaren häufig eine ungleichmässige Üon- vexität der Seiten bemerklich. Angesichts dieser Umstände glaubte ich ursprünglich, es mit zwei verschiedenen Arten zu thun zu haben, bezüglich die französische Involutina Jonesi Tg. et Pıerte für etwas Anderes als die englische Involutina liasina JONES halten zu mussen; ich habe mich jedoch bald in Uebereinstimmung mit den Angaben von Jonzs (]. ec.) von der Unhaltbarkeit einer solchen Trennung überzeugt (Taf. XVII. Fig. 3). Wenn schon durch die erwähnten natürlich gespaltenen Exemplare ein Einblick in den inneren Bau erlangt werden konnte, und auch die Exemplare von Montigny in Folge ihrer scharf abgegrenzten Kiesausfüllung und der Anwesenheit einer Eisenoxydincrustation einige Beobachtungen im durch- fallenden Licht über den Verlauf des letzten Umganges ge- statteten, so habe ich mich doch, den oben ausgesprochenen Grundsätzen gemäss, zur Anfertigung von Dünnschliffen ver- anlasst gesehen. Die Exemplare von Montigny waren hierzu wegen der Inconhaerenz der Kiesmasse wenig geeignet, so dass bei mehr- fach wiederholten Versuchen nur ein einziger einigermaassen gelang. Dahingegen lieferten die von Eisenacher Exemplaren = "angefertigten ca. 30 Median- und 6 Radialschliffe, welche in Bezug, auf Erhaltungszustand auch das von Brapy benutzte Material bei Weitem übertreffen, ganz vorzugliche Beobachtungs- objecte, durch welche einige der von den bisherigen Beob- achtern nur ungenügend erkannten Umstände klar gestellt werden konnten. Die Untersuchung der Schlifte geschah mit einem Mikroskop von Zeiss in Jena, je nach Umständen bei 40-, 60- und 8Umaliger Vergrösserung (Ocular No. 1, System A, BB, C), gewöhnlich unter Zubülfenahme eines ABpeE’schen Londensors und verschiedener verstellbarer Blenden, um zweifelhafte Erscheinungen bei mehrfacher Beleuchtung prüfen zu können. Bei Betrachtung der Medianschliffe (Taf. XIX. Fig. 1 u. 2) sieht man deutlich, dass die Windungen, 5 bis 6 an der Zahl, ‚ ihren Ursprung aus einer grossen im Schnitt cyeloidischen Primordialkammer nehmen und von da aus allmälig, aber nicht ganz gleichmässig an Dicke zunehmend, sich in einer Ebene, ohne einander zu umfassen, um einander legen, durch einfache Wände von einander getrennt, wie auch Brapy bereits erkannte. Die Lumina sind (bei den Eisenacher Exemplaren) z. Th. ganz. mit Eisenoxyd erfüllt, z. Th. sind es blos Schnüre dieser Substanz, welche, die Umgänge quer durchschneidend, nicht selten den Anschein von Querwänden tragen; indessen lässt sich ihre wahre Natur in allen Fällen an ihrer nie ganz regel- mässigen Gestalt, an dem Uebergreifen in die Substanz der Umgangswände und an den Veränderungen erkennen, welche sie während des Schleifens erleiden. Was nun die hiermit berührte, bald in diesem bald in jenem Sinne beantwortete Frage der Theilung der Umgänge durch Querwände anbetrifft, so besteht die Darstellung, welche TERQuENn giebt, im Wesentlichen in sehr scharfen und regel- mässigen Einschnürungen der äusseren Umgangswände und in einem sehr prägnanten, dornartigen, bis zur Mitte des Lumen reichenden Fortsatz jeder Einschnurung. Es ist aber zu be- merken, dass diese Darstellung nicht auf der naturgetreuen Abbildung eines Schliffes (dessen Anfertigung TERrQuEN nir- sends erwähnt), sondern auf einer schematischen Constru- etion beruht, welche auf einen durch Säuren entblössten Kies- kern gegründet ist. Nun ist aber wohl schwerlich anzunehmen, dass der Kieskern ganz und gar unverletzt aus der Auflösung 46* m | = \ % \ 5 5 ; er “> Se des Kalkgehäuses hervorgegangen ist, denn er wird sicherlich zum mindesten mechanisch angegriffen, so dass mir der Werth der auf ihn basirten Darstellung ein sehr zweifelhafter zu sein scheint. Ganz ähnlich wie TerquEem stellt auch Brapy die Er- -scheinung auf Seite 195 seiner mehr erwähnten Abhandlung in Holzschnitten schematisch dar, sagt aber zugleich, dass . dieselbe nur theilweise und unregelmässig entwickelt sei und dass viele Individuen einer Kammerung ganz und gar zu ent- behren scheinen. „‚Einige horizontale Schliffe‘‘, heisst es 1. c., „scheinen anzudeuten, dass die Septa oder unvollkommenen „Wände nicht nach demselben Modus gebildet sind, welcher „bei den höheren Foraminiferen vorherrscht, sondern dass es „wesentlich Falten oder Einschnürungen der äusseren Wandung „sind, und dass ihre Unregelmässigkeit an Zahl, Grad der „Entwickelung und Lage von ihren besonderen Wachsthums- „verhältnissen abhängen.‘ Pruft man darauf hin die beistehenden, nach einigen der deutlichsten Stellen ausgewählter Präparate ausgeführten Skizzen*) und die Figuren 1 u. 2 auf Tafel XIX., so zeigt sich, dass 1. in der That solche unregelmässig vertheilte und gestaltete Einschnüurungen vorhanden sind, 2. dass dieselben im Gegensatz zu der Ansicht von BrapY und TERQUEM sowohl der inneren wie der äusseren Umgangswandung zukommen, und dass die auf beiden Seiten wahrnehmbaren Eindrücke in keiner Beziehung correspondiren, 3. dass dieselben keine scharfen Segmentirungen oder Einknickungen, sondern nur ge- rundete Ausbuchtungen darstellen, welche durchaus keine Aehn- *).No. 1-3 von Eisenach 4°, No. 4 von Montigny ®%. v2 I Ders 717 lichkeit mit den Brapy’schen Textfiguren aufweisen. — Hieraus ergiebt sich denn, dass die Darstellungen von TERQUEM und BraApY übertrieben idealisirt sind und dass wir es im Gegen- theil lediglich mit sehr unregelmässig gestellten Umgängen zu thun haben, deren Einschnurungen niemals einen solchen Grad der Ausbildung erreichen, dass sich ihre Bezeichnung als Kammerwände oder als cloisons fixees & la partie exterieure des tours rechtfertigen liesse, welche Benennungen zu ganz falschen Vorstellungen Veranlassung geben. Auffällig bleibt immer der Widerspruch zwischen den beiden Beschreibungen von Jones (siehe pag. 706). Die Gestalt der Windungen ergiebt sich aus den Radial- schnitten auf Tafel XIX. Figur 3—5. In Figur 5 sieht man die Primordialkammer genau centrisch geschnitten als einen sehr grossen Kreis, in Figur 5 etwas undeutlich elliptisch, so dass sich ihre körperliche Gestalt als sphärisch oder doch wenigstens sphäroidisch annehmen lässt. In Uebereinstim- mung mit den durch die Medianschliffe gewonnenen An- schauungen muss hiernach auch der Primordialkammer immer eine beträchtliche Grosse zugesprochen werden. Scheinbare Abweichungen, welche einige Präparate zur Schau tragen, be- ruhen jedenfalls auf der Lage des Schliffes, welche diese Kammer nicht centrisch schneidet, wie z. B. auf Tafel XIX. Figur 4. Die Durchschnitte der nun folgenden ersten Umgänge zeigen bei Weitem kleinere Durchmesser, aber immer noch cyclischen Umriss, die späteren werden rundlich-dreieckig und demnächst durch Ausbildung von Anhängen flügelartiger Fort- sätze herzformig. Es besteht indessen kein festes Verhältniss zwischen der Zahl des Umgangs und der Gestalt und Grösse seines Querschnittes, indem bei manchen Exemplaren die Um- gänge schneller an Durchmesser zunehmen und eher ihre Gestalt verändern als bei anderen. Doch sind an der Ver- schiedenheit der von den diversen Präparaten gelieferten An- sichten auch die Unregelmässigkeiten der Einschnürungen be- theiligt, wie sich leicht aus einer vergleichenden Betrachtung der Median- und Radialschnitte ergiebt. Der bei BrapyY”) von einem noch im Gestein sitzenden Specimen angefertigte Quer- *) 1. c.PL9£ 5. schnitt zeigt dieselbe Gestalt der äusseren Umgänge, "die er 5 nächst inneren nur fragmentarisch und von den centralen Theilen gar nichts. 388 In Bezug auf die Beschaffenheit der Mündung des letzten Umganges nimmt Brapy an, dass dieselbe dem Querschnitt desselben entspreche (the open send seems to act as the ge- neral aperture),. Was ich an meinen Medianschliffen gesehen habe, spricht nicht dagegen, denn niemals habe ich am Ende des letzten Umganges eine Verengung bemerkt, durch welche derselbe etwa in analoger Weise abgeschlossen werden könnte, wie bei Öperculina und derselben verwandten Gattungen. Keinesfalls aber kann nach den von Brapy und mir gegebenen Durchschnitten die Gestalt der Oeffnung ausgewachsener Indi- viduen mit TERQUEM als rund angenommen werden. Diese Form kommt ihr vielmehr nur in jüngeren Altersstadien zu. Die die Schale durchsetzenden und auf dem centralen Discus ausmündenden Porencanäle muss bereits JonES gesehen haben; was er als „columns“ bezeichnet, kann weiter nichts sein, als die zwischen den Poren befindliche Schalensubstanz. Auch Brapy giebt an, beim Anschleifen von Exemplaren deut- liche Pseudopodialgäange erkannt zu haben, wenngleich die- selben äusserlich durch der Schalensubstanz mehr oder we- niger eingekittete Sandpartikel (?) verborgen sein sollen. An- deutungen derselben finden sich a.a. O. f. 6.1.9. An seinem Radialschnitt f. 5 ist zwar nichts davon zu sehen, aber „einige „(uerschnitte zeigen doch Reihen schwach angedeuteter pa- „ralleler Linien, welche von der Medianlinie nach der oberen „und unteren Fläche zu laufen, eine Erscheinung, welche „zweifelsohne mit dem zusammengebracht worden ist, was als „columnare Structur der Nummuliten bezeichnet wurde, als „man den Organismus noch als zu jener Gruppe gehörig „betrachtete.‘‘ -An den mir vorliegenden Präparaten von Eisenacher Exemplaren zeigen sich diese Porencanäle in ganz vorzüglicher Schönheit, und zwar hat man ausser den bereits erwähnten auf dem Centraldiscus ausmündenden noch solche zu unter- scheiden, welche in der Medianebene verlaufen. Die ersteren treten schon gut hervor, wenn man einen Schliff auf der einen Seite bis zur Medianebene geführt hat und nun auch die andere Seite bearbeitet. Sie erscheinen alsdann als schwarze runde Punkte oder dicke Striche, je nachdem sie normal oder geneigt zur Medianebene aufsteigen. Bei manchen Exemplaren kann man während des Präparirens ihren Verlauf bis auf den Umgang, dem sie entspringen, ver- folgen. Besser jedoch ist diese Erscheinung an Radialschliffen zu beobachten. Hier stellen sich die Poren als einfache, sich nach aussen zu etwas erweiternde Canäle dar, welche an der Oberfiäche zwischen den Höckern des Discus zu Tage treten; sie verlaufen gerade oder mit unregelmässiger Krümmung und sind ebenso wie die Umgangslumina mehr oder weniger mit Eisenoxyd erfüllt. Dass dieselben von der inneren Oberfläche der Wände ausgehen, wie BrApY behauptet (distinet pseudo- podial perforations on the inner surface of the walls), muss ich im Gegentheil dahin berichtigen, dass ich sie nur von den zu beiden Seiten der Medianscheibe liegenden Oberflächen- theilen der Umgänge aufsteigen sah, niemals von einer dem vorhergehenden und folgenden Umgang zugekehrten Seite. Nirgends habe ich eine Dichotomie der Canäle bemerken kön- nen; wo sich eine solche scheinbar zu erkennen giebt, lässt sie sich immer auf einfache, in verschiedenen Ebenen ver- laufende Poren zurückführen; ebenso verhält es sich da, wo mehrere Canäle sich zu gemeinschaftlichem Austritt zu ver- einigen scheinen. Sehr schon lassen sich alle diese Erschei- nungen an Tangentialschnitten beobachten, weil von den äusseren Umgängen zahlreichere Canäle auslaufen, als von den inneren; der Tafel XIX. Figur 6 abgebildete Schnitt ist so ge- führt, dass nur die äussersten Umgänge im Querschnitt erschei- nen, aus den dazwischen liegenden Umgangsstücken sieht man zahlreiche solche, sehr deutliche Poren entspringen. In fertigen Medianschliffen sind von diesen Poren höchstens Spuren zu bemerken; dagegen werden hier die anderen in der Medianebene liegenden Poren bemerklich. Sie charakterisiren sich als dünne, einfache, gerade oder leicht gekrummte Röhr- chen; sie sind nicht an allen Exemplaren sichtbar und konnten mit Sicherheit bis jetzt auch nur bei grösseren zwischen dem letzten Umgang und der Oberfläche bemerkt werden. So zeigen sie sich beispielsweise nicht an Tafel XIX. Figur 1 u. 2, wo- gegen sie an Figur 7 sehr schön ausgebildet sind. Es ist mir nicht wahrscheinlich, dass diese theilweise Abwesenheit genannter Poren auf Rechnung des Erhaltungs- glaube ich, in der bis jetzt anzunehmenden Beständigkeit des Fehlens bei jüngeren Individuen und den inneren Umgängen ausgewachsener, Gründe für die Annahme zu finden, dass de Ausbildung jener Poren überhaupt erst gegen Ende des Wachs- thums, also vom letzten Umgang aus, erfolgt sei, wonach man denn alle Individuen, welche derartige Poren nicht ausweisen, für nicht ausgewachsen anzusprechen haben würde. Jedenfalls sind weitere Beobachtungen über diese meines Wissens noch bei keiner Foraminiferengattung beobachtete Erscheinung sehr erwünscht. Den entgegengesetzten Fall, dass nämlich die in der Jugend vorhandenen Poren mit dem Alter obliteriren, erwähnen ZwingLı und KVEBLER*) für eine Cornuspira (resp. Spirillina) aus dem weissen Jura. Hinsichtlich der Wachsthumsverhältnisse unseres Thieres ergeben die Schliffe, dass seine Ausbildung der Regel nach in der Anlage symmetrisch ist. Die Aufwindung der Umgänge erfolgt, von geringen Abweichungen (Taf. XVII. Fig. 5) abge- sehen, genau in einer Ebene. Wenn also die Gehäuse mehr oder weniger ungleichseitig erscheinen, so liegt der Grund nicht wie bei der in vielen Stucken sehr ähnlichen Calcarina**) in asymmetrischer Lage der Umgänge, sondern in ungleich- mässiger Absonderung der Schalensubstanz. Die Anlagerung dieser letzteren lässt sich an den bei einigen Schliffen sehr deutlichen Anwachsstreifen (Taf. XIX. Fig. 3 u. 4) verfolgen; dieselben charakterisiren sich als feine, der Peripherie des Schliffes parallel laufende, mannigfach gebogene Linien, welche die Gestalt des Durchschnittes in den verschiedenen Alters- stufen repräsentiren. Die chemische Beschaffenheit der Schale erklärt TERQUEM überall für kalkig.***) Brany hingegen bezeichnet sie als *) ZwinsLi u. Kusster 1. c. pag. 24. **) cf. Carpenter, Introduction to the study of foraminifera, London 1862 pl. 14. f. 3. Herrn Prof. Roru, welcher mir Proben zweier durch Jacor von Luzon mitgebrachter an Calcarina Spengleri L. sp. sehr reicher Sande überliess, verdanke ich die Kenntniss dieser Gattung aus eigener Anschauung. ***) Der Behauptung von Parker und Jones, Annals and Magazine of nat. history Vol. VIII. 1871 pag. 361, dass Terouem die Schale seiner ‚I. Jonesi sandig befunden habe, liegt eine Angabe Tergurm’s nicht zu Grunde. zustandes der Gehäuse geschoben werden dürfe, vielmehr. 721 sandig-kalkig: ‚‚Die eigenthümliche Structur der Wandungen‘“, heisst es]. c., „kann an dem äussersten Umgang oder an „irgend einem Theil erkannt werden, welcher frei von äusser- „lichen Anlagerungen ist. Die mikroskopische Untersuchung „„zeigt (mit welchen Hilfsmitteln ist nicht näher angegeben), „dass ihre Textur nicht homogen ist, sondern aus Sandkörnern „gebildet wird, welche in die kalkige Substanz eingebettet sind.“ Auf diese Angabe hin habe ich nun sammtliche gefertigten Schliffe im pelarisirten Licht untersucht, hierbei aber eine zwar krystallinische, jedoch nicht chromatisch polarisirende Masse — reinen Kalkspath befunden. Ferner wurdeu mehrere Exem- plare mit verdunnter Salzsäure behaudelt: sie lösten sich unter starker Entwickelung von Kohlensäure fast vollständig auf; als Ruckstand blieben hauptsächlich Eisenoxydflocken und einige ganz winzige zwischen gekreuzten Nicols hellleuchtende :Quarzkörner, deren Theilnahme am Schalenaufbau mir aber in Anbetracht ihrer sehr geringen Quantität als höchst zweifelhaft erscheint; ich halte dieselben vielmehr für Theile der nach dem Absterben des Thieres gebildeten Incrustation und erkläre mich demgemäss für eine rein kalkige Schalenbeschaffenheit der Involutina liasina.*) Eine ähnliche chemische Prüfung der Exemplare von Montigny musste ich leider wegen des sehr reducirten Materials unterlassen; die Untersuchung durch Po- larisation zeigte jedoch ebenfalls keinen Quarz. Die englischen Exemplare erreichen nach Brapy eine grösse von — bis -“; engl. Zoll (= 0,4—1,8 Mm.) im Scheiben- durchmesser, seine Figur 2 auf Tafel 9 zeigt eine Dicke von 0,6 Mm.; Terguzm fand den Durchmesser bis zu 1,2 Mm., meine eigenen Messungen an deutschen Exemplaren ergaben als Maxima 1,2 Mm. Scheibendurchmesser und 0,6 Mm. Dicke. Involutina liasina ist bis jetzt von folgenden Punkten be- kannt: in England: von Rugby (Warwickshire), von Purton bei Sharpeness und Fretherne bei Newham (Gloucestershire) und von Defford (Worcestershire), überall im unteren Lias (Niveau nicht näher angegeben); *%) Vergl. auch die Bemerkungen von Reuss 1, c. pag. 362 über die Aporosität kieselschaliger Foraminiferen, % in Luxemburg: von Jamoigne (Zone des Ammonites ie N E. gulatus) ; | sn a in Erankreich: aus dem unteren Lias von Fleigneux (Ar- dennes), Arietenzone; in Deutschland: aus dem unteren Lias von Eisenach, ausser in der bereits erwähnten Bank des Pentacrinus tuber- * culatus vom Wadenberg noch in einer derselben pe- a trographisch ähnlichen Mergelbank , welche der un- mittelbar im Liegenden der Tuberculatusbank auftre- tenden Schieferthonzone eingelagert ist*); ferner aus dem mittleren Lias von Metz, uberaus häufig in einer - Re 8—10 Cm. hohen Schicht der Zone des Ammonites Davöi (marnes & ovoides ferrugineux Tq.) gegenüber dem Kirchhof von St. Julien les Metz und in schwarzen Schieferthonen (Lias 6) vom Canal bei Montigny les : Metz. Die systematische Stellung des Genus /nvolutina ist seit seiner Aufstellung Gegenstand verschiedener Controversen ge- wesen. Ich übergehe die Zutheilung der hier allein in Frage kommenden Art zu dem %enus Nummulites (resp. Nummulina), nachdem TERQUEN und Brapy auf das Unrichtige dieser An- sicht verwiesen haben und die Nothwendigkeit einer gene- rischen Abzweigung auch von PARKER und JonEs anerkannt worden ist, umsomehr, als die sogleich vorzunehmende Dis- cussion der von TERQUEM dem Genus /nvolutina zugesprochenen Verwandtschaft auch die Beziehungen zu den Nummuliten berührt. Die oben (pag. 709) wörtlich mitgetheilte Ansicht Ter- Quem’s über die Stellung der /nvolutina ist unhaltbar, wie man - auch die Gattung abgrenzen mag. Es ist zwar nicht zu läug- nen, dass Involutina liasina in ihren Windungsverhältnissen j eine gewisse Analogie mit den assilinoiden Nummulinen (Num- mulinae spuriae RÜTIMEYER)“*) aufzuweisen hat, allein der durchaus einfache Bau des Canalsystems der /nvolutina schliesst { überhaupt eine Zutheilung zu den Familien der Polystomellidea und Nummulitides und somit auch eine Unterbringung in der Ay eier, ıy. Erıtsea 1. **) Rütımeyer, Ueber das schweizerische Nummulitenterrain etc, In Inaug.-Diss. Bern 1850 pag. 69 u. 82 1.4. f. 37. 49. 44. 49. % Nähe der von TERQUEM als verwandt angezogenen Gattungen Nummulina, Operculina und Fusulina aus; der speciell für eine Verwandtschaft mit letztgenannter Gattung beigebrachte Grund steht ausserdem an und für sich auf sehr schwachen Füssen. Eine von TERrQuEm ganz abweichende Ansicht stellt Brapy a. a. O. auf. Auf der von ihm behaupteten sandigen Beschaffenheit der Schale fussend, überweist er nämlich /nvo- lutina (die auch für ihn blos durch 7. liasina repräsentirt ist) der Familie den Lituolidae CarP.*”) und stellt sie in Anbe- tracht ihrer unregelmässigen Einschnurungen in die unmittel- bare Nähe von Trochammina PAR«. u. Jon., während sie ihm durch ihre sonstige Ausbildung als Mittelglied zwischen dieser Fa- milie und den niedriger organisirten Rotalideen gilt. PARKER und Jones theilen diese Ansicht. Diese ganze sehr künstliche Unterbringung beseitigt sich von selbst durch den, wie ich hoffe, genügend beigebrachten Beweis von der rein kalkigen Beschaffenheit der Schale, in Folge dessen man die Gattung ruckhaltlos zu den Rotalideen stellen muss. In dieser Familie nimmt /nvolutina hinsichtlich der Win- dungsverbältnisse eine ähnliche Stellung ein wie die Nummu- linae spuriae Rür. unter den Nummulideen und schliesst sich im Uebrigen eng an die Gattung Calcarina D’ORB. an. Mit dieser gemeinsam unterscheidet sie sich von allen übrigen Ro- talideen durch die mehrere Umgänge hindurch cylindrische Gestalt der Windungen, weiche sich nur allmälig zu Gunsten eines bei /nvolutina übrigens stärker als bei Calcarina ausge- prägten Strebens nach Umfassung der jedesmal vorhergehenden ändert; auch theilt sie mit Calcarina den gleichen Modus der Ueberwucherung und Granulation der inneren Umgänge so sehr, dass zwischen gewissen stachellosen, namentlich jüngeren Indi- viduen von Calcarina Spengleri L. sp. und etwas aufgeblasenen Exemplaren der /nvolutina liasina eine ungemeine Achnlichkeit hervortritt. Andererseits sind es die symmetrische Ausbildung, der Mangel einer Kammerung, die einfachen Umgangswände und das jeder Theilung entbehrende Oanalsystem, welche un- serer Gattung für sich allein eine selbständige Stellung unter °) Carpenter ]. c. pag, 140. den Rotalideen anweisen und dieselbe zugleich als einfachsten Typus dieser Familie charakterisiren. Nicht unerwähnt kann ich hier gewisse eigenthümliche Körperchen lassen, welche zusammen mit Involutina liasina im Lias von Eisenach gefunden worden sind und organischen Ur- sprungs zu sein scheinen, deren Deutung mir aber bis jetzt nicht geglückt ist. Es sind das kleine, linsenförmige , mehr oder weniger aufgeblasene Kalkkörperchen, welche einen Scheibendurch- messer bis zu 0,8 Mm. und eine Dicke bis zu 0,5 Mm. er- reichen. Auf ihrer Oberfläche sind sie bald glatt, bald beider- seits fein granulirt, bald nur einerseits glatt und auf der an- deren Seite granulirt. Sie haben äusserlich einige Aehnlichkeit mit gewissen abnormen Individuen der I/nvolutina liasina*), bei denen auch der letzte Umgang von Schalensubstanz uber- wuchert ist, doch sind sie bei weitem dichter und feiner gra- nulirt (Taf. XVII. Fig. 11 u. 12). Schleift man diese Körperchen parallel der Medianebene an (wobei man sehr behutsam zu Werke gehen muss, da die Präparate leicht bersten), so treten bei allen, gleichviel ob sie aussen granulirt waren oder nicht, zahlreiche rundliche, rothe Punkte (Poren?) aus einer mit Eisenoxyd imprägnirten Kalkmasse hervor, von Windungen habe ich jedoch keine Spur bemerken können (Taf. XIX. Fig. 9). Ammodiscus Russ. Syn. Cornuspira Wırı. z. Th., Trochammina Park. u. Jones, Orbis StrckLD,, Operculina Bas. Schale sandig-kieselig, frei tellerformig, gleichseitig spiral gewunden mit in einer Ebene dicht umeinander liegenden Um- gängen. Am Ende in der ganzen Weite ausmündend. Rkuss l.c. *) Brapy . cp I. LA scheinen; der letzte Umgang hält sich zuweilen nicht genau 1. Ammodiscus infimus STRCKLD. Sp. Taf. XVUl. Fig. 4—7., Taf, XIX. Fig. 8: 1846. Orbis infimus STRICKLAND |]. c. 1862. Involulina silicea Terguem, Second Mem. s. 1, for. du Lias p. 490 pl. 6, 8,11 ab. 18569. — — -— Troisieme Mem. s. 1. for. du Lias p. 223. 1866. — — -— Cinquieme Mem. s. 1. for. du Lias p. 447. 1871. Opereculina liasina Brauns, Der Unterjura im nordwestl. Deutsch- land p. 447, 132, 190. Die Abbildung, welche TerquEn a. a. O. von seiner Invo- lutina silicea giebt, ist augenscheinlich nach einem nicht durch- schliffenen Exemplare bei durchfallendem Licht gezeichnet; sie giebt daher von der äusseren Beschaffenheit der Schale kein richtiges Bild und ist zur Bestimmung nicht geeignet. Einige Terquen’sche Original-Exemplare, welche mir Herr v. RoEHL übersandte, halfen indessen diesem Mangel besser ab, als irgend welches andere Hilfsmittel es vermocht hätte. Dieselben ermöglichten zunächst die leichte und sichere Bestimmung mehrerer von demselben Herrn an verschiedenen Localitäten um Metz gesammelter und mir ebenfalls überlassener Stücke, sowie einer nicht unbeträchtlichen Anzahl Exemplare, welche ich selbst aus Thonen der Zone des Ammonites Davöi von St. Julien les Metz ausgelesen hatte. Aus der Vergleichung genannter Originalien mit den der ScHLöngAacH’schen Samm- lung entnommenen Original-Exemplaren der Operculina liasina Brauns resultirte aber auch die vollständige (schon früher ver- muthete) Uebereinstimmung beider Arten, so dass mir für die - Untersuchung ein sehr reiches Material zur Verfügung stand, uber dessen richtige Bestimmung kein Zweifel walten kann. Die weissen oder grauen sehr harten flachen kleinen Scheiben bestehen im ausgewachsenen Zustande aus 10 bis 12 serpulaartig aufgewundenen, mehr oder weniger deutlich gegeneinander abgesetzten, zuweilen etwas unregelmässig aus- gebildeten Windungen. An der Oberfläche sind dieselben rauh und mit unregelmässigen Quereindrücken versehen oder auch dieses letzteren Kennzeichens entbehrend. Der Scheibenumfang "ist kreisförmig oder elliptisch; manche Individuen sind auch seitlich so zusammengedrückt, dass sie fast rechteckig er- 726 in der allgemeinen Windungsebene. Die Mitte der Scheibe i ist, beiderseits etwas vertieft; die Gestalt der Mündung rundlich, dem Querschnitt der Windung entsprechend. Die durchschnitt- ; liche Grösse beträgt gegen 1 —2 Mm. Scheibendurchmesser; das grösste bis jetzt gefundene Exemplar erreicht aber sogar 4 Mm. (Taf. XVII. Fig. 4). | Meine Bemühungen, die von TERQUEN so stark prononeirt und zahlreich angegebenen Kammerwände, welche den äusseren Quereindrücken entsprechen sollen, aufzufinden, haben sich als vollständig erfolglos erwiesen, obgleich ich das ganze ver- fügbare Material in Terpentinöl bei starker Vergrösserung und verschiedener Beleuchtung untersuchte; auch: die Anferti- gung von Dünnschliffen führte zu keinem anderen Resultat. Es zeigten sich an denselben vielmehr blos unregelmässige, mit schwachen Ausbuchtungen versehene Umgänge, niemals aber solche durchgehende Septa, wie auf Terquem’s Figur, daher ich mich für berechtigt halte, dieselben auf eine falsche Deutung jener oberflächlichen Eindrücke zurückzuführen, deren wahre Natur sich auch Terqueun bei Anfertigung von Schliffen hätte ergeben mussen. Die Lumina der Umgänge sind mit schwarzer, im Schliff braunlich erscheinender körniger Substanz angefullt, welche sie von den begrenzenden hyalinen Wandungen recht gut unterscheiden lässt. Diese Wandungen sind mindestens ebenso stark wie der Durchmesser der entsprechenden Lumina, im Gegensatz zu der Abbildung bei TERQUEM, auf welcher die Wände an Breite stark gegen die Lumina zurücktreten, aber auch diese Differenz glaube ich auf die Verschiedenheit der Untersuchungsmethoden zurückführen zu mussen. Poren gehen von den Windungen nicht aus. Die kieselige Beschaffenheit der Schale erkannte TERQUEN an der absoluten Unlöslichkeit in Säuren bei den Exemplaren aller von ihm angeführten Fundorte. Brapr hingegen leugnet ihre rein kieselige Natur und beansprucht eine Mitwirkung von Kalkearbonat am Aufbau. Nach seiner Ansicht ist die Un- löslichkeit nur scheinbar absolut, indem die Quarzkörner in so grosser Menge vorhanden seien, dass selbst nach Beseiti- gung des kalkigen Substrates die ursprüngliche Gestalt der % Schale unverändert bliebe. Wäre dies richtig, existirte wirklich Kalkearbonat in der Schale, so musste sich aber doch wohl seine Auflösung verfolgen lassen; ich habe jedoch an den von mir mit Salzsäure geprüften Exemplaren von Metz sowohl, wie von dem nordwestdeutschen Liasgebiet selbst unter der Lupe keine Spur von Kohlensäureentwickelung "bemerken können. Das Mikroskop unterstützte diese Wahrnehmungen. An den nicht geschliffenen Exemplaren sieht man an der Pe- ripherie die einzelnen, die Rauhigkeit der Oberfläche bedin- genden Quarzkörner, ausgezeichnet durch starke Lichtbrechung und in polarisirtem Licht einem Haufwerk bunter Steinchen gleichend, während sich die Dünnschliffe als aus lauter kleinen unregelmässig gestalteten Täfelehen zusammengefügt zeigen, die zwischen gekreuzten Nicols ein farbenprächtiges Mosaik liefern. Diese Charaktere sind constant, welches auch der Erhaltungszustand der begleitenden Fossilien im Allgemeinen und der Foraminiferen im Besonderen sein mag. Da nun zwischen den (@uarzkörnern ein kalkiges Bindemittel niemals, weder chemisch noch mikroskopisch nachgewiesen werden konnte, so ist wohl anzunehmen, dass es ursprünglich lediglich organische Substanz gewesen ist, welche die einzelnen Theil- ehen verkittete, anderenfalls wurde sich der Kalk bei der grossen horizontalen und verticalen Verbreitung der Species doch irgendwo erhalten haben. Nach diesen Erwägungen - glaube ich die Ansicht von BraDY nicht weiter berücksichtigen zu müssen. Ammodiscus infimus besitzt also keineswegs die Structur- verhältnisse der Schale, welche PARKER und Jonks für ihr Genus in Anspruch nehmen“), bei welchem die Sandkörner in ein vorherrschendes Bindemittel so eingebettet sind, dass eine Raubigkeit oft,gar nicht zu bemerken ist. Hiermit erledigt sich die von PARKER und Jones und Brapy vorgenommene Zutheilung unserer Art zu Trochammina, sowie die von den- selben Autoren befürwortete specifische Vereinigung mit der lebenden Trochammina incerta D’OrB.. Ueberhaupt hat eine solche Identificirung zweier in zeitlich weit auseinander liegen- den Formationen auftretender Arten ihre sehr bedenklichen Seiten für die Paläontologie, wenn diese Arten in den zwischen- liegenden Formationen gänzlich fehlen. Ohne sich den neueren hauptsächlich von CARPENTER und PARKER und JONES vertre- *) CARPENTER |. c. pag. 141. tenen Ansichten über die Speciesbegrenzung gänzlich zu ver-r schliessen, scheint eine derartige Identificirung zum mindesten voreilig, wie schon Reuss ausgeführt hat. *) Vollkommen übereinstimmend ist hingegen der Schalenbau von Lituola, wie ihn CARPENTER*”*) schildert. Hier liegen namlich die Sandköruer entweder porphyrartig in einer feineren Grundmasse desselben Materials, oder sie sind auch ohne Dazwischentreten einer solchen blos durch organische Substanz zusammengehalten. Aus diesem Grunde bringe ich die in Rede stehende Art zu dem Genus Ammodiscus, welches Ruuss für die mit Lituola verwandten, äusserlich Cornuspira nachahmen- den Formen geschaffen und seiner Familie Lituolidea (= Li- tuolidea ÜCARPENTER pars) einverleibt hat, während er für Trochammina und Verwandte die Familie der Uvellidea be- gründete. — Die von BrAauns vorgenommene Zutheilung des Ammodiscus infimus zu Operculina bedarf wohl keiner beson- deren Erörterung und Widerlegung. Hinsichtlich der specifischen Bezeichnung habe ich unbe- denklich zu der von STRICKLAND gebrauchten zurückkehren zu dürfen geglaubt. Wenn auch die kieselige Beschaffenheit von ihm noch nicht beachtet worden ist, so stimmt doch das Gesammtbild, welches er von seinem Fossil entwirft, vollkom- men (auch hinsichtlich der Grösse) mit der TerquEnm’schen Involutina silicea, so dass mir gegründete Zweifel gegen die Identität nicht vorzuliegen scheinen. Ammodiscus infimus ist sehr weit verbreitet. In England. scheint er mehrfach gefunden worden zu sein. Die STrIck- zLanp’schen Exemplare stammten aus dem oberen Lias. In Frankreich***) findet er sich im unteren Lias von la Ga- renne les chetiss Champs, les Bossons, Nohant, Vie (dep. Indre) überall ziemlich selten (Schichten der Gry- phaea arcuata); im mittleren Lias: bei Venarey und Beauregard (Cöte d’Or) sehr häufig in den Thonen der Davöizone, endlich im oberen Lias des Mt. St. Michel bei Longwy (Zone des Trochus subduplicatus). *) Reuss 1. c. pag. 359. **) OARPENTER 1]. c. pag. 143. ***) cfr, TerQuem 11. cc, Fi 729 In Deutschland kennen wir die Art zunächst aus der Um- gebung von Metz und zwar: aus dem unteren Lias von Gueuleu (von RoEHL, nicht häufig); aus den Davöi- thonen (marnes a ovoides ferrugineux Tergq.) von St. Julien les Metz (sehr häufig) und aus dem Lias ö von Montigny les Metz (ziemlich selten). Im nordwestdeutschen Liasgebiet ist Ammodiscus infimus ebenfalls sehr haufig angetroffen worden; A. SCHLÖNBACH fand ihn aus dem unteren Lias: im Winnigstädter Eisenbahnstein- bruch bei Mattierzoll im Herzogthum Braunschweig, anderthalb Fuss über den Bucklandischichten, und in den Schichten des Ammonites planicosta am Gallberg bei Salzgitter; aus dem mitt- leren Lias: in den Schichten des Pentacrinus nudus vom Soelenhai bei Liebenburg (Schurf No. 1 Schicht 12 und Schurf No. 2 Schicht h bei U. ScuLönsAcH *)) und in dem ge- sammten Lias ö der Finkelkuhle und des Gallberges bei Salz- gitter (sehr häufig). Endlich fand ihn v. Unger in Liasthonen zwischen Oldenrode und Echte (Niveau nicht näher angegeben; Exemplare der ScHLönBAcH’schen Sammlung). 2. Ammodiscus asper TERQUEM sp. Syn. Involutina aspera Terg., Troisieme Mem, pag. 22 pl. 9. f. 2lab. Diese Art wird von TerquEu folgendermassen charak- terisirt: „Schale kieselig, zusammengedrückt, kreisförmig oder „oval, gleichseitig, glasig, durchscheinend, sehr rauh. Ge- „winde beiderseits sichtbar, in der Mitte vertieft, aus 4 bis „> Windungen mit starken (epaisses) Wänden gebildet. »„Windungscanal sehr unregelmässig, Kammern undeutlich‘; und soll sich von der vorigen Art nur durch viel grössere Rauhheit, geringere Zahl der Umgänge und relativ geringere Zahl der Kammern unterscheiden. | Es scheint mir sehr fraglich, inwieweit diese Art auf Selbstständigkeit Anspruch machen kann und ob sie nicht eher mit der vorigen Art vereinigt werden muss. Die grössere oder geringere Rauhigkeit halte ich nach meinen Beobachtungen an Amm. infimus für ein sehr wechselndes Moment; starke Um- *) U, ScuLönsAch, Ueber den Eisenstein im mittleren Lias etc. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. XV. 1863 pag. 487 u. 488. Zeits. d.D. geol. Ges. XXVL. ı. 47 gangswände und unregelmässig gestalteter Windungscanal kommen auch jenem zu und von den (noch obendrein als un- _ deutlich bezeichneten) Kammerwänden ist auf der Abbildung ebensowenig zu sehen, wie ich sie bei Ammodiscus infim«s be- merken konnte, so dass mir wesentliche Unterschiede nicht zu bestehen scheinen. a Diese Art erreicht nach TERQUEM eine Grosse bis zu 1,6 Mm. und ist nach ihm sehr häufig im unteren Lias (Schichten des Bel. acutus) von Gueuleu, was ich selbst von dort sah, gehörte entschieden zu Ammodiscus infimus. Bei der grossen Verbreitung des Ammodiscus infimus durch den ganzen Lias lässt sich vermuthen, dass Vertreter dieser Gattung auch noch in höheren Juraschichten werden aufge- funden werden, aus denen sie bis jetzt noch gänzlich fehlen. Auffällig ist es, dass im braunen und weissen Jura die in Bezug auf die Form entsprechenden, aber kalkschaligen Cor- nuspiren und Spirillinen so stark vertreten sind, während wir im Lias erst eine einzige Art der ersteren Gattung, Cornuspira liasina TerQ.”) von Montigny les Metz (Lias 6), kennen, so dass man auf den ersten Blick vermuthen könnte, es möchten sich unter der grossen Anzahl mittel- und oberjurassischer Cornuspira- resp. Spirillina- Arten auch Ammodiscus- Arten be- finden. Es haben indessen GÜnBEL**) und SCHWAGER***) die ihnen bekannt gewordenen Arten ausdrücklich für kalkig er- klärt und eben dieselbe Beschaffenheit muss man den sehr kleinen Species, welche ZwıngLı und KuEBLER als Cornuspirenf) beschrieben haben, zuerkennen; zwar ist bei diesen letzteren weder eine chemische noch eine physikalische Untersuchung der Schalensubstanz vorgenommen worden, allein die bei starker Vergrösserung gefertigten Abbildungen lassen die charakte- *) TERQUEM, Sixieme M&m. s. 1. for. du Lias p 474 pl. 19, £. 4ab. =) GÜUNBEL ]. c. ’#&) SCHWAGER , Beiträge zur Kenntniss der mikroskopischen Fauna jurassischer Schichten, Württemb. naturw. Jahreshefte 18065. +) ZwinsLı u, Kuesten 1. c. Diese Autoren vereinigen Cornuspira und Spirillina unter dem obigen gemeinsamen Namen. ristische Structur ächt kieselschaliger Foraminiferen vermissen, so dass man vorderhand das Fehlen der Gattung Ammodiscus im braunen und weissen Jura annehmen muss. Bei dieser Gelegenheit will ich darauf hinweisen, dass die Spirillina polygyrata GUnmBEL (pag. 710), auf deren angeb- liche Kammerung Terquvem das ganze Genus Spirillina mit seiner heterogenen Gattung Involutina vereinigt, wirklich kammerlos ist und in Anbetracht ihrer Porosität nirgends an- ders untergebracht werden kann als eben bei Spirillina.*) GünsBEL beschreibt die Art als 1 Mm. im Durchmesser grosse Gehäuse mit schmalen, nach dem Mittelpunkt zu immer schmäler werdenden, durch „schräge Ausbauchungen und Buch- tungen unregelmässig dicken Wandungen‘“ etc. und ferner: ,„Kammerwände konnten trotz Durchsichtigkeit des Gehäuses und trotz Anschleifens, sowie Anätzens mittelst Säure keine wahrgenommen werden.‘ Dem entgegen äussert sich TERQUEM: ,„‚Nous avons pu detacher sur une coquille (de Sp. alpigena [recte polygyrata] envoy&e p. M. GUMBEL) une partie de l’enveloppe calcaire et nous avons obtenu des tours de spire reguliers formes de loges tres etrangles. Nous pouvons done conelure de la que les Spirillines et les Involutines se rapportent & un seul et me@me genre.‘‘ Welche Untersuchungs- und Anschauungsweise den Vorzug verdient, liegt auf der Hand, und es ist klar, dass auch hier wieder „schräge Aus- bauchungen und -Buchtungen gerade wie bei Involutina liasina und Ammodiscus infimus für Querwände angesprochen worden sind, ein abermaliger Beweis für die Nothwendigkeit möglichst allseitiger Untersuchung. Silicina gen. nov. Syn. Involutina Tergvem z. Th. Mit Bezug auf die tabellarische Zusammenstellung auf pag. 710 fasse ich in der Gattung Silicina die beiden von Terquem als kieselschalige /nvolutina-Arten beschriebenen Arten zusammen , welche wie Ammodiscus aus in einer Ebene auf- gewundenen Umgängen bestehen, im Gegensatz hierzu aber die inneren Umgänge nicht mehr erkennen lassen. Sie *) Die andere von Gümser als Sp. tenwissima beschriebene Art wird von Scuwacer ]. c. pag. 94 als porenlos zu Cornuspira gestellt. 47* besitzen hierdurch eine gewisse Aehnlichkeit mit Involutina liasina. Indem ich mich in Ermangelung eigenen Untersuchungs- materials an Stelle einer weiteren formellen Charakteristik des Genus mit dem Hinweis auf die Terquem’schen Beschrei- bungen und Abbildungen der Arten beschränke, bemerke ich nur noch, dass die beiden Arten flache Scheiben bilden und mehr oder weniger rauh sind; nach den Abbildungen scheinen sie in ganz analoger Weise wie Ammodiscus aus Quarzkörnern zusammengesetzt, mithin ächt kieselschalig zu sein; hierfür spricht auch der Umstand, dass keine Poren angegeben sind. In welcher Weise die Ueberdeckung der inneren Umgänge vor sich gegangen ist, d. h. ob sie blos in einer Verwischung der Nathlinien besteht oder ob eine lagenweise Ueberwucherung wie bei den Rotalideen anzunehmen ist, ist nicht bekannt. Ebenso kann die Frage über die Existenz von Kammerwänden. und deren Beschaffenheit noch nicht als endgiltig abgeschlossen betrachtet werden, wenngleich TERQUEM dieselben seiner Gat- tungs - Definition entsprechend als halbe angiebt, da keine Durchschnitte angefertigt worden sind und alle diesbezüglichen Angaben sich blos auf äussere Reliefverhältnisse gründen. 1. Silicina polymorpha TERQUEM sp. 18693. Involutina polymorpha Terg., Troisieme Mem pag. 223 pl. 10. f. 23 abe. 1863. — — — Cinquieme Mem. pag. 447. Diese Art ist flach, gleichseitig, in ihrem Umriss sehr unregelmässig, bald oval, bald nach der Seite der Mündung hin zugespitzt vorgezogen. Die Oberfläche sehr rauh, das Ge- winde nur theilweise sichtbar. Ueber die Kammerung heisst es in der Diagnose: „‚loculis ultimis conspicuis‘“‘ und in der französischen Beschreibung: spire form&e de loges irregulieres, les dernieres seules indiqu6ees, wozu noch die Bemerkung kommt: quelques ächantillons par un reste de spire indiquent le genre auquel ils apartiennent (i. e. /nvolutina sensu TER@.). Auf der Abbildung sind auf dem sichtbaren Theil des letzten Umganges ziemlich starke Einschnürungen angegeben; an einer überzeugenden bildlichen Darstellung ist aber auch hier Mangel. Die endständige Mündung soll rund sein. Diese Art erreicht eine Länge bis zu 2 Mm. und findet sich ziemlich selten in 733 ‚den Sebichten mit Am. Bucklandi und Gryphaea arcuata von Nohant und Vic (Indre); im mittleren Lias in den Schichten der Plicatula spinosa zu Ars bei Metz (ziemlich selten). 2. Silieina limitata TerguEn. 1863. Involutina limitata Tero., Troisieme Mem. p. 223 pl. 10. f. 24ab. „Schale kieselig, gleichseitig, scheibenförmig, rundlich, auf der Peripherie sehr rauh, Gewinde eingerollt und von eng aneinanderliegenden Umgängen gebildet, von denen der letzte und der vorletzte zur Hälfte sichtbar sind. Die letzten Kam- mern eingeschnürt; die Mittelscheibe niedergedrückt und sehr wenig rauh, Oeffnung endständig rund‘ (TeRQuEm). Sie er- reicht 0,92 Mm. Durchmesser und findet sich ziemlich selten in den Schichten der Plicatula spinosa von Ars bei Metz. Problematina gen. nov. Syn. Involutina Terg. z. Th. Auch die hier zusammengefassten drei Arten zeigen nach den Beschreibungen und Abbildungen mehr oder weniger grosse Analogie mit Involutina liasina, es sind lauter kalkschalige, symmetrisch aus einander nicht umfassenden Windungen auf- gebaute Gehäuse, deren erste Umgänge von Schalensubstanz überwuchert und deren Oberflächen mit verschiedenartigen Granulationen und Rauhigkeiten geziert sind. Sie unterscheiden sich aber dadurch, dass bei ihnen sehr starke Quersepta, welche die Umgänge in rundliche Kammern abtheilen, deutlich nach- gewiesen sind. Vorbehaltlich anderweiter eingehenderer Unter- suchungen würde daher auch die Gattungsdefinition nur in diesem einen Punkte von derjenigen der Involutina abweichen. Hiernach würde, das Genus Problematina einen weiteren Typus der nicht umfassenden symmetrischen Zotalidea repräsentiren und in noch näherer Beziehung zu Calcarina stehen als Involutina. 1. Problematina Deslongehampsi TERQUEN sp. 1863. Involutina Deslongchampsi To., Troisieme Mem. s. 1. f. du Lias pag. 222. pl. 10. f. 12ab. „Die Schale ist kalkig, durchscheinend, glänzend, rauh, linsen- formig bis scheibenförmig, gleichseitig, im Umfange rundlich, in der Mitte mit erhabenen unregelmässig vertheilten Tuberkelu besetzt; das Gewinde ist niedergedrückt, der letzte Umgang als Ring allein sichtbar; Kammern zahlreich, auswendig etwas aufgetrieben, Querwände dick, ganz, nicht durchsichtig wie die übrige Schale.‘“ Diese Art ist äusserlich der I/nvolutina liasina sehr ähnlich, nur die Tuberkeln sind erhabener und weniger zahlreich, als bei jener. Sie erreicht einen Durchmesser bis zu 0,36 Mm. und ist sehr selten im mittleren Lias (Davöizone) zwischen Caen und Bayeux (Dep. Calvados). 2. Problematina petraea Terg. sp. 1866. Involutina petraea ToQ., Cinquieme Mem. s. 1. for. du Lias pl. 18.1. 17 abe. „Die Schale ist kalkig, linsen- und scheibenformig, auf dem letzten Umgang tuberkulirt und sehr raub; in der Mitte mit wenig erhabenen unregelmässig vertheilten Hoöckern ver- sehen, welche nicht so rauh wie diejenigen des Umfanges sind; das Gewinde flach, äusserlich nicht sichtbar.‘ Dem Umstand, dass sich Exemplare gefunden haben, welche nummulitenartig durch die Medianebene gespalten sind, verdanken wir eine Abbildung des inneren Baues bei TERQUEM, nach welcher das Gewinde von einer relativ grossen kugligen Primordialkammer ausgehend aus sechs, durch breite Wände von einander getrennten Umgängen besteht, welche durch breite Querwände in zahlreiche, eiformige, regelmässige, langsam wachsende Kammern getheilt werden. Ueber die feinere Structur, namentlich über das Canalsystem fehlen leider die nothwendigen Angaben. Nur soviel lässt sich aus der be- treffenden, übrigens zu kleinen Abbildung ersehen, dass die Kammern der inneren Umgänge durch eine Art Siphonalcanal in Verbindung stehen, während diejenigen der äusseren Umgänge vollständig von einander getrennt zu sein scheinen. Durch- messer beträgt 0,5 Mm. Bisher ist diese Art durch TERQUEM nur im unteren Lias der C'öte d’or von Vie de Chasnay bei Semur und Thoisy la Berchere (Zonen des Ammonites angulatus und Bucklandi) als sehr selten gefunden worden. 3. Problematina nodosa Terq. sp. 1868. Involutina nodosa Terg., Sixieme Me&m. s. 1. for. du Lias p. 923 pl. 22. f. 25 ab. Diese sehr seltene Art von nur 0,44 Mm. Durchmesser, aus den Posidonienschiefern von St. Ruffines les Metz besitzt „ein gleichseitiges sehr rauhes glänzendes Gehäuse, mit runden, abgeschnurten (strangulatis), regelmässig wachsenden Kammern. Das Gewinde ist weit, die Wände durchsichtig.“ Die in durchfallendem Licht gezeichnete TERQuEM sche Abbildung zeigt die Kammern als 13 runde vollständig von einander abgeschlossene Hohlräume, welche, von einer kleinen Primordialkammer ausgehend, sehr rasch an Grösse zunehmen, so dass sie blos zwei Umgänge bilden, welche durch sehr breite Wandungen von einander getrennt sind; auf welche Weise die Kammern untereinander in Verbindung stehen, ist leider ‚ebensowenig zu ersehen wie bei der vorigen Art. Eine chemische Untersuchung der Schale ist von TERQUEM nicht vor- genommen worden, da es sich um ein Unicum handelte; ver- mittelst Polarisation wäre es ein Leichtes gewesen, die Natur der Schale zu ermitteln, ohne letztere zu beschädigen. Obgleich man also noch nicht weiss, ob das Gehäuse kalkig oder kie- selig ist, so stelle ich die in Rede stehende Art doch hierher, da sie mir in ihrem Aufbau grosse Analogie mit der vorigen zu besitzen scheint. Uebersicht der Resultate.. Ein Rückblick auf die gegebenen Darstellungen zeigt, dass die Gattung Involutina in ihrer ursprünglichen Ausdeh- nung, abgesehen von den beiden Silieina-Arten, deren Natur und ‚systematische Stellung noch nicht genügend bekannt sind, Formen aus nicht weniger als drei verschiedenen Familien, den Lituolideen, Spirillinideen und Rotalideen umfasst, deren Vereinigung, unter Hiutenansetzung der durch den ganzen Bau gelieferten Kennzeichen, auf ein einziges gemeinsames Merkmal basirte, welches indessen in der angegebenen Weise gar nicht existirt. Bei der aus systematischen Rücksichten somit be- sr nöthigten Vertheilung der betreffenden Arten auf verschiedene Genera haben sich als paläontologisch wichtigste Ergebnisse herausgestellt: 1. der Nachweis, dass die bisher nur lebend | bekannte Gattung Ammodiscus bereits im Lias ihre Vertreter ° besitzt und 2. die Begründung zweier bis jetzt nicht erkaunter, durch symmetrischen Aufbau und nicht umfassende Umgänge ausgezeichneter Rotalideentypen; da nun auch ächte Rotalien und Rosalinen erst im Lias mit Sicherheit nachgewiesen sind *), so resultirt die interessante Thatsache, dass die vor dem Lias nicht bekannte Familie der Rotalideen bereits in dieser For- 4 mation gleichzeitig in sehr verschiedenen Formen verbreitet ist. 4 £ Anhang. 4 Ueber Annulina metensis**) Terg. Taf. XVIll. Fig. 8, 9 u. 10. Als monomere Foraminiferen hat TERQUEM unter dem Namen Annulina metensis kleine flache, fast gleichseitige, von Säuren nicht angreifbare (daher als kieselig erachtete) Scheib- chen von 0,8 Mm. Scheibendurchmesser beschrieben, welche - von einem weissen allseitig geschlossenen Ring gebildet werden, der einen grauen, auf der einen Seite ein wenig convexen, auf der anderen subconcaven Discus einschliesst. Die Oberfläche des Discus ist etwas rauh und soll nach TsrquvEu’s Angaben von zahlreichen feinen, unregelmässig vertheilten Poren bedeckt sein. Im Querbruch zeigt ihn Terqueu’s Figur von einem ein- zigen flachen Hohlraum eingenommen, der sich aber nicht bis in den Ring erstreckt; seine Wände sind mit einer schwarzen Substanz ausgekleidet, so dass der Discus äusserlich grau _ ®) cfr. Reuss 1. c, pag. 385 ff.; Terouem, Premier Mem., s. 1. for. du Lias pag. 529 ff. t. 4. f. 5 — 10., Sixieme Mem. s. ]. for. du Lias pag. 522 pl. 22. f. 20— 22. Hingegen wird die Foraminiferennatur der Rosalina polygon« Teng. (Second Mem. pag. 450 pl. 6. f. 10.) wohl mit Recht von Parker und Jones in Zweifel gezogen. *%*) cfr, Terouem Second M&m,. etc. pag. 423 u. 433 pl. 5, f. bab,, auch Troisitme Me&m. pag. 167. Eine andere Art wird als Annulina quinquelobata im Sixieme M&m. pag. 475 pl. 19. f. $ab. beschrieben. I 737 _ erscheint, während der Ring weiss bleibt. Dieselbe Abbildung zeist ferner zehn gerade scharfbegrenzte, sämmtlich normal zur Medianebene die Discuswände durchbohrende Oeffnungen, die, einander paarig gegenüberstehend, mit einer ziemlich breiten Basis von Hohlräumen ausgehen und sich nach den beiderseitigen Discusoberflächen zu conisch verjüngen, um schliesslich als feine Punkte zu Tage zu treten. PARKER und Jones in ihrer mehr erwähnten Besprechung der TEREgEM’ schen Untersuchungen bringen diese Körper, ohne sie jedoch in natura zu kennen, mit /nvolutina liasina in Be- ziehung. Auf diese Deutung hin habe ich mich veranlasst ge- sehen, die in meinem Besitz befindlichen Exemplare dieser sogenannten Annulina metensis, welche aus denselben schwarzen Thonen (Lias 5) von Montigny stammen, aus denen auch Terquen sein Material erhalten hat, einer genauen Nachprüfung zu unterziehen und die Resultate im Anschluss an die Be- sprechung der Gattung Involutina mitzutheilen. Das Aeussere stimmt nach meinen Wahrnehmungen mit Terquen’s Beschreibung und Abbildung wohl überein, nur dass ich die zahlreichen Poren auf der Oberfläche des Discus nicht - bemerken konnte, auch erschien mir letztere rauher als die eitirte Figur angiebt. In Salzsäure erweisen sich die kleinen Scheiben sammtlich unlöslich. Mehrere Versuche, die an und für sich nur 0,14 Mm. dicken Scheiben von zwei Seiten her anzuschleifen, scheiterten gänzlich; dagegen lässt ein Präparat, welches blos auf einer Seite seiner Schale beraubt ist, Folgendes erkennen: der weisse Ring ist aus sehr kleinen Quarzkörnchen zusammengesetzt und giebt zwischen gekreuzten Nicols ein äusserst zierliches Farbenmosaik. Er schliesst eine braune Scheibe ein, innerhalb deren, nahe der Peripherie, sechs schwarze, dreieckig rund- liche, nicht ganz gleiche Flecken sichtbar sind, zwischen denen, ungefähr in der Mitte der braunen Scheibe, noch ein siebenter runder liegt (Taf. XVII. Fig. 10). Im Querbruch eines Exemplars (die Anfertigung von Radialschliffen musste ich nach mehrfach misslungenen Ver- suchen aufgeben) bemerkte ich wie TERQuEMm den schwarz ausgekleideten, nach dem Ring hin sich zuspitzenden Hohl- raum, nicht aber die conischen Poren; die Kieselschale erwies sich vielmehr allseitig geschlossen (Taf. XVII. Fig. 9), selbst bei starker Vergrösserung. De re mir ein seh: bedenklicher Widerspruch zwischen TERQuEN’s Benchraihnee = und Abbildung hinsichtlich dieses Punktes vorzuliegen , denn = wenn es nach der Beschreibung heisst*): de chaque cote de ie = r loge partent des ouvertures coniques irregulierement spaces, so ist es nicht recht erklärich, wo in der angeführten 3 Fr Figur 6b. die regelmässigen Abstände und die genaue Corre- spondenz je zweier gegenüberliegender Oeffnungen herkommen, wie sie dort factisch zu sehen sind. **) Ueberhaupt sind diese bisher nirgend anderwärts beobachteten, sich nach aussen zu verengernden Canäle (welche sich bei fortgesetztem Wachs- thum doch nothwendigerweise schliessen müssen) eine so sonderbare Erscheinung, dass. sie (auch ohne meine gegen ihre Existenz sprechenden Beobachtungen) jedenfalls uur mit Vorsicht aufzunehmen sein dürften. Leider gestattete mein stark reducirtes Material nicht, weitere Versuche mit Anfertigung von Schliffen vorzunehmen; 'wenn es mir nun auch nicht gelungen ist, genügende Klarheit über die Natur der Annulina metensis zu verbreiten, so gebt doch wohl soviel aus den mitgetheilten Beobachtungen hervor, dass 1. Annulina metensis in der That nichts mit JInvolutina liasina zu thun hat, dass 2. ihr Bau den Terqurm’schen An- gaben nicht ganz entspricht, und dass 3. ihre Foraminiferen- natur nicht ganz ausser Zweifel steht. Am ehesten liesse sich vielleicht an eine Integamentbildung höher organisirter Thiere denken, ähnlich den im oberen Lias und weissen Jura mehr- 5 fach gefundenen Kalkrädchen von Chirodota.***) Nach Ter- QuEm findet sich Annulina metensis ausser bei Montigny auch noch ziemlich häufig in den Davöithonen von Pouillenay und Venavy in der Cöte d’or. - *) Second Mem. s. 1. f. du Lias pag. 429. ...**) Diese bei 12maliger Vergrösserung angefertigten Figuren messen übrigends 15 und 17 Mm. im Scheibendurchmesser, verweisen also auf 1,25 und 1,46 Mm. grosse Individuen, während die Beschreibung 0,8 Mm. Maximaldurchmesser angiebt! #3%) cfr. Schwager 1. c.; und Zwincui u. Kursrer 1. c, pag. 11u.32, Tafelerklärung. Tafel XVII. Figur 1. Involutina hasina aus der Tuberkulatusbank vom Waden- berg bei Eisenach, 22mal vergrössert. Figur 2. Ein durch die Medianebene gespaltenes Exemplar eben- daher, 22mal vergrössert. Figur 3Ja—c. Imvolutina lasına aus den Lias ö von Montigny les Metz, 22 mal vergrössert; a. und b. Ansiehten der beiden Seitenflächen, c. Vorderansicht. Figur 4ab. Ammodiscus infimus, grösstes bis jetzt gefundenes Exemplar von St. Julien les Metz aus der Sammlung des Herrn von Rozur, Smal vergrössert. Figur 5, bab.,u.7. Ammodiscus infimus, verschiedene kleinere Exem- plare aus dem Lias ö von Salzgitter, ScaLöngach’sche Sammlung, 14mal vergrössert. Figur Sab. Annulina metensis, aus dem Lias ö von Montigny les Metz; a. Ansicht von der subconvexen Seite des ziemlich rauhen Discus, b. Seitenansicht, 22mal vergrössert. Figur 9. Querbruch eines halben Exemplars, A0mal vergrössert. Figur 10. Annulina metensis, auf einer Seite durch Anschleifen seiner Kieselschale beraubtes Exemplar, das mit punktirten Linien an- gedeutete Stück des Umfanges ist ausgebrochen, 4A0mal vergrössert. Figur 11. Problematisches Körperchen aus der Tuberkulatusbank von Eisenach, 22mal vergrössert. Figur 11. Dasselbe mit fein granulirter Oberfläche, 22mal vergr. Tafel XIX. Figur 1. Involutin«a liasina, Medianschliff eines Exemplars von Eisenach. Ein Theil der Wandung des äussersten Umgangs beim Schleifen zerstört, 6Omal vergrössert. Figur 2. Involutina liasina, Medianschliff eines mit Kies angefüllten Speeimen von Montigny. Beim Schleifen sind die Umgänge auf der einen Hälfte theils zerstört, theils stark beschädigt, auf der anderen aber wohl erhalten, 60fache Vergrösserung. . Figur 3—5. Radialschliffe von Eisenacher Exemplaren der Involu- tina hasina. Infolge der Imprägnation und Incrustation der periphe- rischen Schalentheile erscheinen die Schnitte mit einem braunen Rand umsäumt. Manche Partien, insbesondere die erhabenen Tuberkeln, sind ganz frei davon und vollkommen durchsichtig. Da in die Figuren nicht blos die genau in einer Ebene liegenden Theile aufgenommen worden sind, so hat es an manchen Stellen den Anschein, als ob solche helle Tuberkeln noch auf dem Eisenoxydsaum aufsässen, in Wahrheit aber liegen dieselben in einer etwas anderen Ebene als Theile eines nicht imprägnirten Ausschnittes. ar SR e = x 2 $ er gs zeigt besonders. die sich allmälig & De 60fache num. SERIE Si ee 4. 3 Be. 22 kammer, Die ng der Unneänge nicht ganz genau An- ein = Ebene. 80mal vergrössert. ; Figur 6. Tangentialschnitt eines nicht ganz vollständigen Exemplare: Die eine Seite etwas beschädigt und des braunen Randes beraubt. Zahl- reiche Porencanäle, welche, aus den äusseren Windungen aufsteigen e% sich häufig scheinbar zu gemeinschaftlichem Austritt vereinigen, SER vergrössert. ER Ne ‘ Figur 7. Stück eines letzten Umganges mit zahlreichen deutlichen. z R kleinen Poren in der Medianebene, 60mal vergrössert. Sr Figur 8. _ Ammodiscus infimus von St. Julien les Metz, Median- Beach, 40fach vergrössert. R when cher, * I a) REN Pt Kai LE a er von Eisenach. Medianschliff mit einigen durch das Sehen verursachten Sprüngen, 40fach vergrössert. RE m e/erpch 5. Fossile Süsswasser-Conchylien aus Sibirien. Bee Er op! II.*) ET TE Wan N Von Herrn Eovarp v. Martens ın Berlın. Hierzu Tafel XX. Vor zehn Jahren wurden in dieser Zeitschrift (Jahrg. 1864 pag. 345) einige fossile Conchylien vom Ufer des Jrtysch- ‚Flusses bei Omsk in Sibirien beschrieben, welche Herr Staats- rath v. Semenow nach Berlin gebracht hatte. Dieses ist Ver- anlassung geworden, dass mir durch Herrn Akademiker Frieprich SchmioTr in Petersburg neuerdings wieder eine "Reihe fossiler Conchylien aus derselben Gegend zur Unter- "suchung und Beschreibung zugesandt wurde. Es sind darin ' folgende zwölf Arten enthalten: 1. Planorbis marginatus Drar. Ein Stück. "2.2. Limnaea palustris MvLL. var. minor. (fusca ©. Prr.). | Einige Fragmente, das grösste 104 Mm, lang. , 8. Paludina (Vivipara) tenuisculpta.n. Fig. l. Testa subperforata, globoso -conica, striata et spiratim 'tenui-lirata, solida; apex mammillatus, anfractus 5, sutura sat - profunda separati, inde a sutura aequaliter convexi; apertura - dimidiam longitudinem testae superans, rotundato-ovata, pau- _lulum obligua, margine columellari valde arcuato. | Long. 28, diam. maj. 23, alt. apert. 162 Mm. Bei Omsk, zwei Stück. # Erinnert durch die erhöhten Spiralstreifen, auf der letzten _ Windung etwa 18, wovon 7 stärkere über der Mitte, die übri- ‚gen schwächeren darunter, zunächst an die lebende Ussuriensis _ GERSTFELDT, unterscheidet sich aber von dieser sofort durch die gleichmässig gewölbten Windungen, während bei Ussuriensis eine Schulterkante an allen, besonders deutlich aber an den % R *) No. I, cf. diese Zeitschr. Bd. XVI, 1864 pag. 345 ff. C; { oberen Windungen hervortritt. Von P. diluviana Kuntu, welche in der Regel weit schlanker ist, doch aber auch in ungewöhn- Ei lich breiten Exemplaren sich der Gestalt unserer Art nähert, ° wird sie sofort durch die Spiralsculptur geschieden. Die chine- sischen und indischen Arten mit Spiralseulptur unterscheiden sich leicht durch ihre Gestalt und entweder die grössere Flach- heit der Windungen (angularis, cingulata) oder die Schulter- kante (costata). Nächstverwandt scheint P. Hammeri DEFRANCE, aus dem Ober - Eocan von Buxweiler, doch ist diese etwas : schlanker, Höhe zum Durchmesser wie 100:69, bei unserer :82; auch zeigt sich bei £. Hammeri an den oberen Windungen eine Schulterkante und werden die Spiralleisten nach unten stärker, bei der unsrigen schwächer. Ferner dürfte Vivipara aulacophora Brusina foss. Binnenmoll. von Dalmatien und Slavonien t. 2., f. 14. 15. aus dem slavonischen Pliocän zu vergleichen sein, doch ist bei dieser die Mündung verhältnissmässig weit kleiner x und die Sculptur scheint dichter und regelmässiger. 4. Lithoglyphus constrictus n., Fig. 2 u. 3. Testa imperforata, conico-globosa, solida, striata; spira conica, apice obtuso, mammillari; anfr. 4, convexi, sutura profunda discreti; apertura eirca 2 longitudinis aequans, obliqua, peristomate recto incerassato, margine columellari incrassato. ne a) Long. 7, diam. maj. 6+, min. 5, apert. alt. 5, lat. 4 Mm. 5 b) » 8, b) » 2 „» » „ „3 2 Unterscheidet sich von L. naticoides FEr., fuseus PFR. und pyramidatus MÖLLENDoRFF (Beiträge zur Fauna Bosniens 1873 pag. 58 f. 20.) sogleich durch die tiefen Näthe und dem entsprechend die stärker gewölbten Windungen. Bei allen kleineren (jüngeren?) und auch einem grösseren, nach der Ver- dickung des Mundsaumes entschieden ausgewachsenen Exem- plare biegt sich der letzte Umgang vor der Mündung nicht merklich herab, der Aussenrand bleibt gebogen und die Mün- dung nimmt ungefähr 2 der Schaleulänge ein; bei einem grösseren Exemplar aber, dessen Dimensionen unter b) aun- gegeben sind, biegt sich die Nath vor der Mündung etwas herab und der Aussenrand nimmt einen mehr gestreckten Verlauf, wodurch die Schale ein ganz anderes Ansehen erhält; zugleich zeigen wiederholte Verdiekungen hinter der Mündung, Be SR el A = Dr ' dass wir es hier mit einem sehr alten Individuum zu thun haben, das wiederholt noch ein wenig gewachsen ist. Man könnte diese Form (Fig. 3) als var. senilis bezeichnen. 5. Valvata piscinalis MvLL. in mehreren Exemplaren mit mehr oder weniger erhabenem Gewinde. 6. Melania dmurensis var. laevigata GERSTFELDT, Mem. say. etrang. acad. Petersbourg IX. 1859 pag. 312, f. 18. Ein Fragment, das noch Spuren der Spiralrippen an der Unter- seite zeigt. | 1: Unio Pallasın. Big. 4 u. 2. Concha transverse oyata, plus minusve postice producta, utrinque rotundata, crassa, convexa, concentrice striata; ver- tfices prominentes, latiusculi, in circa } longitudinis siti, un- dulato-rugosi, plerumque detriti; area parum distincta, interdum levissime excavata, linea obtusissime angulari demum eva- nescente ceircumscripta; margo ventralis rectus; dentes cardi- nales valvae sinistrae duo subaequales, crassi, trigoni, sulcato- crenati, interstitio lato, trigono, aequaliter sulcato, valvae dextrae unus, validus, trigonus, superne valide sulcatus ; dentes laterales validi, elongati, inde ab initio obligue descendentes, angulum distinctum circa 110—120 ° cum area cardinali for- mantes, inferior valvae sinistrae rugoso-crenulatus; impressio muscularis antica subtrigona, profunda, accessoria parva, pro- fundiuscula. Long. eirca 75, alt. circa 46, diam. 38 Mm. 6, a » 3 nn 32. N » Sachlaminskaja bei Omsk. Die Aussenseite der Schale erinnert zunächst an die mitteleuropäischen lebenden U. crassus und Batavus, nur treten die breiten Wirbel stärker hervor und das Hinterfeld ist in deren Nähe deutlicher durch eine immer noch sehr stumpfe Kante abgegrenzt; das hintere Ende ist bald mehr, bald we- niger verlängert, so dass dadurch auch die Stellung der Wirbel im Verhbältniss zur Schalenlänge etwas schwankt, und wo die Verlängerung bedeutender ist, zeigt sich das Hinterfeld schwach ausgehöhlt. So fragmentarisch die vorliegenden Stücke sind, so zeigen sich doch hierin schon Mittelstufen, welche eine Trennung in eine verlängerte Form mit Aushöhlung und eine kürzere mehr dreieckige ohne Aushöhlung widerrathen. Eben dieser fragmentarische Zustand erlaubt auch nicht, den Umriss und die Maasse genau anzugeben, sie mussten durch Combi- nation der einzelnen Stücke und theilweise hypothetische Er- gänzung gefunder werden; die in erster Linie gegebenen stellen die vorherrschende Form mit mässiger Aushöhlung des Hinter- feldes, die in zweiter Linie ein sehr verkürztes Exemplar dar. Ein Exemplar deutet auf noch stärkere Verlängerung, erlaubt aber nicht einmal vermuthungsweise Maassangaben. Der Durchmesser wurde selbstverständlich durch Verdoppelung der Wölbung der einen Schale berechnet. Die Innenseite ergiebt sofort eine bedeutende Verschieden- heit von allen europäischen lebenden Arten durch die Stärke der Schlosszähne und den fast geradlinig schiefen (nicht ge- bogenen) Verlauf der ebenfalls sehr starken Seitenzähne, die damit einen bestimmten stumpfen Winkel mit der Fläche, welche die Schlosszähne trägt, bilden; dieser Winkel beträgt ungefähr 120, bei der verkürzten Form 110 Grad. Unter den von mir verglichenen lebenden Arten stimmt damit am besten der nordamerikanische U. crassidens Lam. (cuneatus BARNES, niger RAFINESQUE, Conkan), KüsTER, Chemn. ed. nov. 4. 1; dieser unterscheidet sich aber von aussen sofort durch das stärkere Herabsteigen des hinteren Rückenrandes, die deut- lichere Kante, die das Hinterfeld begrenzt, und die stärkere Zusammenpressung der Schale. Diese Art möge den Namen des ausgezeichneten Natur- forschers PETER Sımon PALLAS tragen, geboren zu Berlin 1741, gestorben ebenda 1812, von CuvIEr einer der grossen Zoologen seiner Zeit genannt, der soviel für die Kenntniss der Natur- geschichte Sibiriens geleistet und auch die Lagerstätten der hier besprochenen fossilen Conchylien zuerst aufgefunden hat. 8. Unio pronus n. Fig. 6 u. 7. Concha transverse elongata, antice brevissima, rotundato- truncata, postice elongata, crassa, compressa, concentrice striata; vertices parvi, vix prominuli, valde antici (detriti); area indistincta; margo ventralis subrectus; dentes cardinales valvae sinistrae duo subaequales, crassi, trigoni, sulcato- crenati, interstitio trigono, flabellatim sulcato, valvae dextrae unus, crassus, subcochleariformis, superne piofunde sulcatus; . De TE NE FRE A we a A ER an a TB a FE Te u? 2 ee N 745 'impressio muscularis antica trigono - rotundata, minuscula, accessoria parva, in valva sinistra distincte reniformis. Long. eirca 80?, alt. 34, diam. 10 Mm. Staniza Nowaja, oberhalb Omsk. Leider sind die vorliegenden Bruchstücke so unvoll- ständig, dass über die Gestalt des hinteren Endes und über die Seitenzäbne nichts angegeben werden kann. Eben deshalb lässt sich auch nicht die Lage der Wirbel im Verhältniss zur Gesammtlänge der Schale bestimmen, dieselben sind aber dem Vorderrande sehr nahe gerückt, dieses fallt steil ab und das zusammen mit der geringen Wolbung der Schale giebt der Art einen eigenthümlichen Charakter. Die Schlosszähne sind stark entwickelt, gefurcht und gekerbt; auch der Zwischenraum zwischen denen der linken Schale ist deutlich divergirend ge- furecht. Der vordere Muskeleindruck ist tief, höher als breit und trapezförmig, nach oben breit und geradlinig abgeschnitten, nach unten durch Convergenz beider Seitengrenzen verschmä- lert, so dass der Zwischenraum zwischen dem Muskeleindruck und dem Vorderrand der Schale nach unten sich merklich erweitert, bei dem besterhaltenen Exemplar etwa um das Doppelte. Einige Bruchstücke, die aber nicht mit Sicherheit dieser Art zugerechnet werden können, lassen einigen Spielraum in der relativen Grösse dieses vorderen Muskeleindrucks und in der Rundung des Vorderrandes, sowie im Allgemeinen eine ziemlich langgestreckte Form der Schale vermuthen. Von lebenden Arten sind der nordamerikanische Unio Columbiensis Lea und U. complanatus SOLANDER (purpureus SAY, purpurascens LAMARCK) der vorliegenden Art ähnlich, namentlich der letztere in Exemplaren mit etwas verkürztem Vorderrande, wie das bei Küster in der-neuen Ausgabe von Chemnitz, Unio, t. 41. f. 2 abgebildete. Unsere Art unterscheidet sich aber von dieser leicht durch die weit stärkeren Schlosszähne, den viel kleineren vorderen Muskeleindruck, die stärkere Schale und die mehr gleichmässige Abrundung ihres Vorderrandes, indem bei U. complanatus der Unterrand nach vorn in einer längeren schiefen Linie nach oben zum Vorderrande sich erhebt, was demselben ein eigenthümliches, ich möchte sagen stumpfnasiges Aussehen giebt und in der erwähnten Abbildung bei Küster gut gezeichnet ist. Bei unserer Art dagegen geht e Zeits. d.D. geol. Ges. XXVL, +. 48 der Unterrand in einer kurzen vollen Bogenlinie in den Vorder-- rand über, die Vorderseite wird dadurch höher und hat durch- : aus nichts Schnabelartiges. Der Unio von Kamtschatka, welchen v. MIDDENDORFF auch als complanatus beschrieben und abgebildet hat, sowie dessen U. Mongolicus stehen unserer Art schon ferner, obwohl eine gewisse Verwandtschaft mit ihnen besteht. Unter den fossilen Arten sind namentlich zwei aus euro- paischen Tertiärlagern zu vergleichen: Unio truncatosus MıcazLın, Magasin de zoologie 1837 pl. 85, Porızz et MıcHAup, galerie des Mollusques du musee de Douai pl. 60. f. 2. und SAnDBERGER, Land- und Süsswasser- Conchyl. d. Vorw., pag. 178 t. 8. f. 2. aus dem französischen Unter-Eocän. Ich hatte in der hiesigen palaeontologischen Sammlung Gelegenheit, diese Art zu vergleichen, sie unter- scheidet sich dadurch, dass die Schalen entschieden noch flacher und die Wirbel noch weiter nach vorn stehen, der Vorderrand daher fast senkrecht abfallend, nicht so schön bogenförmig ist. Unio Kirchbergensis Krauss, in den Jahreshefien des Vereins für Naturkunde in Württemberg, VIII. Jahrg. 1852 pag. 152 t. 3. f. 5. aus der Molasse von Oberkirchberg an der Iller. Durch die besondere Güte des Herrn Prof. O. FrAas in Stuttgart war es mir möglich, das Original-Exemplar dieser Art mit den sibirischen Bruchstücken zu vergleichen. Es ergab sich hierbei eine grosse Uebereinstimmung sowohl im Schloss als im vorderen Muskeleindruck und im Vorderrande. Bei dem Kirchberger Originalstück sind die Schlosszähne allerdings noch etwas stärker, nehmen daher etwas mehr Raum ein und die obere Grenze des vorderen Muskeleindrucks läuft daher fast horizontal, nur ganz vorn etwas schief'nach oben, bei den sibirischen Stücken dagegen von Anfang an etwas entschie- dener schief; die innere untere Ecke des vorderen Muskel- eindrücks liegt bei dem Kirchberger Stuck tiefer, bei der sibi- rischen (ausgenommen ein zweifelhaftes Bruchstück) entschieden höher als die halbe Höhe des ganzen Vordertheils der Schale. Die Curve des Vorderrandes von den Wirbeln bis zur Unter- seite stimmt bei einem der sibirischen Exemplare ganz mit derjenigen des Kirchberger Originals. Uebrigens zeigen sich hierin auch gewisse Abweichungen ih den von Krauss a. a. O. y DE a EEE Eu de 2 1 a N Aa x Ki, wa gegebenen Abbildungen des Umio Kiürchbergensis: seine Figur e entspricht dem von mir verglichenen Exemplare, bei Figur a liegt der Muskeleindruck schon merklich höher und seine obere Grenze steigt entschiedener nach vorn auf. Wenn wir daher den Variationsspielraum innerhalb der Art bei UV. Kirchber- gensis nach den erwäbnten Abbildungen, bei U. pronus nach den mehr oder weniger zweifelhaft dazu gehörigen Bruchstücken bestimmen, so können wir allerdings keine bestimmten Art- unterschiede angeben. Da übrigens wichtige Artcharaktere, wie die Gesammtform , die Gestalt des Hinterrandes und der Verlauf der Seitenzähne bei VD. pronus uns noch unbekannt sind und es daher ganz zweifelhaft ist, ob er hierin auch mit U. Kirchbergensis übereinstimmt, so dürfte es bei dem grossen raumlichen und zeitlichen Abstand zwischen beiden gerathen sein, die besterhaltenen sibirischen Stucke vorerst durch einen eigenen Namen zu bezeichnen und eine bestimmtere Aus- einandersetzung der Zukunft zu überlassen. Auch die Unionen aus den Pliocäuschichten Slavoniens, deren Beschreibung und Abbildung in Brusma’s „Fossile Binnenmollusken von Dalmatien, Slavonien und Croatien‘‘, deutsche Ausgabe, Agram 1874, ich soeben erhalte, zeigen in der Mehrzahl die Wirbel soweit nach vorn gerückt und einer darunter, U. Nicolaianus, t. 6. f. 1. 2., hat auch sonst im Schloss und in den Muskeleindrücken viel Aehnlichkeit mit unserem zpronus, unterscheidet sich aber sofort durch die mittlere Depression der Schale, die sogar auch auf der Innen- seite als Erhebung sichtbar wird, 9. Unio bituberculosus n. Fig. 8, 9 und 10. Concha transverse ovata, antice rotundata, crassa, paulum convexa, concentrice striata et duabus seriebus tubercu- lorum a vertice postrorsum radiantibus, satis inter se distantibus et divergentibus sculpta; ver- tices prominuli, acutiusculi, tuberculati, circa + (?) longitudinis siti; margo ventralis inter series tuberculorum leviter sinua- tus; dentes cardinales mediocres, valvae sinistrae duo, posterior validior, subtrigonus, crenulatus, anterior subcompressus, bre- viter arcuatus, valvae dextrae unus, validior, subcompressus; impressio muscularis antica ovata, profunda, sat magna, acces- soria parva, transversim oblonga. 48 * ou eirca 45? ; alt 30, diam. 24 Mm. Bei Omsk. | ee Diese durch ihre Sculptur ausgezeichnete Art erinnert zunachst an einige lebende nordamerikanische Arten, wie U. Aesopus GREEN (cyphius Rar.) und lacrimosus LEA, aber bei dem ersteren ist die zweite Höckerreihe kaum angedeutet, bei dem zweiten zeigt auch der übrige Theil der Schale noch mehr oder weniger Höcker. Ferner sind bei beiden und bei den anderen verwandten nordamerikanischen Arten die Schloss- zahne viel stärker und der Gesammtumriss mehr nach der Höhe ausgedehnt. Von den chinesischen Arten mit Sculptur trennt sie die Anordnung derselben vollständig. Leider lässt auch bei dieser Art die fragmentarische Beschaffenheit der vorliegenden Stücke nichts über die Seitenzähne und das Hinterende erkennen. 10. Cyrena (Corbicula) fluminalis MvuL. Vergl. Jahrgang 1864 pag. 348. Zahlreich, das grösste Exemplar, 23 Mm. hoch und 25 breit. Diese Art ist von demselben Fundort schon in PALLas’ Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reichs, Bd. IH. 1773, 4° pag. 453 t. 6. f. 7a. und b. erwähnt und abgebildet (in dem 1747 zu Frankfurt und Leipzig erschienenen ausführlichen Auszug Bd. II. p. 326 ohne Abbildung). 1l. Cyelas Asiatica MARTENS, vergl. ebenda pag. 349. 12. Ein Pisidium, vermuthlich das oben aufgeführte antiguum, aber zu schlecht erhalten, um sicher bestimmt zu werden. Es ist auffällig, dass gerade die grossen starken Unionen- schalen vielfach zerbrochen sind, so dass nicht Eine voll- ständige Schalenhälfte vorliegt, während von den kleineren dunneren Arten doch vollständige oder fast vollständige Exem- plare vorliegen. Man könnte daraus vermuthen, dass sie nicht zusammen gelebt haben, sondern die Unionen einem gewalt- sameren Transport ausgesetzt gewesen. Die Farbe der klei- neren Arten ist ein glanzloses gelbliches Weiss, nur bei einem Stücke der Valvata piscinalis hat sich ein helles Grün, bsi einigen Cyrenen etwas Braun theilweise erhalten. Die Unionenschalen zeigen einen schwachen und trüben grauweissen wi 749 Perlmutterglanz; ihre äusseren Schichten sind maf#t gelblich- weiss, einzelne Stucke mit rostgelben Flecken. Ueber die Lagerungsverhältnisse hatte Herr FRIEDRICH Schmipr auf meine Bitte die Güte mir Folgendes brieflich mitzutheilen: „Der Artikel von Czerskı, in welchem die Lagerungs- „verhältnisse der übersandten Süsswasserconchylien besprochen „werden, behandelt den geognostischen Bau der Umgebungen „der Stadt Omsk und ist nebst Karte in den Nachrichten der „‚sibirischen Abtheilung der kaiserl. russischen geographischen „Gesellschaft Bd. III. No. 2, Irkutsk 1872, pag. 110— 118 „enthalten. Das Wesentlichste für das Vorkommen der Mu- „scheln besteht darin, dass am Ufer des Irtysch bei Omsk „sowohl ober- als unterhalb der Stadt weisse Mergel, darunter „Sand und Gruss vorberrschen. In beiden Schichten, beson- „ders aber im Sande, sind Muscheln häufig, die zuweilen auch „ausgewaschen und ausgebleicht am Flussufer umherliegen. „Die Hauptfundorte sind die Staniza Sachlaminskaja, 10 Werst „unterhalb Omsk, Tscheremuchowskaja und Nowaja, 15 Werst „oberhalb Omsk. Die Cyrenen (Corbicula fluminalis) und die „bekannten Susswasserschnecken sind häufig, die Unionen „seltener. ÜZERSKI ist geneigt, die letzteren nebst der Paludina „für marin zu halten. Mit den Süsswassermuscheln sind ein- „zelne Fischwirbel, Gebisse von Nagethieren und ein Mammuths- „zahn gefunden. Das Lager ist also ein durchaus neues und „die übersandten Muscheln gehören wahrscheinlich alleeinem „Niveau an. Ueber die Beschaffenheit der Mergel- und Thon- „schichten, sowie über Mammuth- und Pferdeknochen in der „Umgebung von Omsk lässt sich Hr. Ozerskı weitlaufig aus. „In Pırras’ Reise, II. pag. 453 und 459 ist der Mergel auch „erwähnt und die am häufigsten in ihm vorkommende Muschel „auf t. 6 f. 7a. u. b. abgebildet; er nennt sie Tellmuschel, „es ist aber wohl die Cyrena.““ Soweit die Mittheilung von Hrn. Scumwr. Damit stimmt das Zeugniss von Paruas a. a. O., wonach „‚dieselben Sandlagen, worin die Muscheln liegen, auch „allerhand zerstreute Knochen enthalten, theils von Elefanten, „theils von anderen Thieren, ja auch von grossen Fisch- „Köpfen.“ Hiernach können wir nicht wohl bezweifeln, es hier mit einem diluvialen Vorkommen zu thun zu haben. In der That sind auch von den 12 aufgeführten Conchylien- Arten mindestens 5 noch lebend, und davon 3 noch in dem- selben Lande: Planorbis marginatus und Limnaea palustris wur- den von Prof. EHRENBERG im.Flusse Om, der bei Omsk in den Irtysch mündet, gesammelt, Valvata piseinalis von Herrn v. MIDDENDORFF bei Beresov im Gebiet des unteren Ob und von SEDAKOW bei Kirensk an der oberen Lena, so dass auch ihr Vorkommen in den zwischenliegenden Gegenden Sibiriens sehr wahrscheinlich ist. Entlegener ist das gegenwärtige Vor- kommen zweier anderer Arten, Melania Amurensis im Amur- gebiet und Cyrena fluminalis in Transkaukasien und Turkestan (bei Samarkand); dieselbe kommt auch in europäischen Dilu- vialbildungen vor (vergl. PrestwicH, Quart. Journ., Geol. Soc. Nov. 1861. pag. 446). Was die Gattungen der nicht mehr lebend vorkommenden Arten betrifft, so sind Paludina, COyclas und Pisidium gegenwärtig allgemein uber die gemässigte nörd- liche Zone verbreitet, Lithoglyphus ist dem Stromgebiet des schwarzen und kaspischen Meeres eigen. Unio ist zwar sonst weit verbreitet, ziemlich kosmopolitisch, ist aber auffälliger- weise bis jetzt nicht lebend im westlichen Sibirien zwischen Ural und Lena gefunden worden, so wenig wie nach PaLLas’ Zeugniss der Flusskrebs, während Unio und Astacus sowohl im europäischen Russland als im östlichen Sibirien, bier freilich durch andere Arten, in der Gegenwart vertreten sind. Dieses Fehlen der Unionen erstreckt sich, soweit unsere gegenwär- tigen Kenntnisse reichen, weit nach Süden: weder aus den Zuflüussen des kaspischen Meeres noch aus Turkestan sind bis jetzt Unionen bekannt geworden, die nächster uns be- kannten sind aus dem Stromgebiet des Don, des Euphrat, den (sewässern von Kandahar und aus der Lena. Das Vorkommen jüngerer fossiler Unionen im westlichen Sibirien ist in dieser Hinsicht eine ganz interessante Entdeckung. Auffällig ist dabei, dass die eine Art, U. bituberculosus, durch ihre Sculptur manchen nordamerikanischen ähnelt, eine andere, U. pronus, wie schon erwähnt, dem U. Kirchbergensis ‘aus europäischen Miocanlagern so sehr nahe kommt. Da auch Unio flabellatus, dessen Sculptur wieder an nordamerikanische lebende Arten, 2. B. U. heros Say, erinnert, in denselben europäischen Miocan- lagern sich findet, so könnte man sich dadurch zu der Frage versucht fühlen, ob nicht auch die hier aufgeführten sibirischen Unionen einer früheren Zeit als dem Diluvium zuzuschreiben Eee 751 sein möchten, also einer anderen Schicht, als die übrigen vorherrschend recenten Arten. Wir müssen die Beantwortung weiteren Forschungen an Ort und Stelle überlassen. Uebrigens sind die Unionen mit starker Sculptur in der Gegenwart nicht ausschliesslich auf Nordamerika beschränkt, wir finden solche auch in Ostasien, wie in China, Siam u. s. w., und gerade der chinesische Unio Leai Gray steht unserem bituberculosus nicht allzufern, so dass wir letzteren nicht als specifisch nord- amerikanische Form ansehen dürfen. Das beständige Vor- kommen von Hockern oder Falten in der Wirbelgegend der sonst: glatten lebenden Unionen Europas weist überhaupt darauf hin, dass Sculptur für diese Gattung im Typus liegt und vielleicht bei deren Vorfahren eine grössere Ausdehnung hatte. 6. Ueber die ältesten versteinerungsfükrenden Schichten in dem rheinisch-westfälischen Schiefergebirge. Von Herrn Fern. Rormer ın Breslau. Bisher hat in der wichtigen Reihenfolge von palaeo- zoischen Schichten, welche das ausgedehnte Gebirgsland zu beiden Seiten des Rheins zusammensetzen, als das älteste Glied allgemein die jedenfalls mehr als tausend Fuss starke Aufeinanderfolge von Thonschiefern, Grauwackenschiefern und Grauwackensandsteinen gegolten, welche, da sie in den Um- gebungen von Coblenz besonders deutlich aufgeschlossen er- scheint, als Coblenzer Grauwacke*) bezeichnet wurde. Im Taunus und Hundsrücken lehnt sich dieses Schichten- system an halb krystallinische Schiefer und Quarzite an, ‚welche zwar jedenfalls von höherem Alter sind, aber bei der völligen Abwesenheit von organischen Einschlussen sich der sicheren Einordnung in die chronologische Reihenfolge der älteren sedimentären Schichten entziehen. Die Coblenzer Grauwacke selbst wird in der ganzen Ausdehnung des Ge- birges durch dieselbe fossile Fauna bezeichnet. Ueberall fin- den sich Spirifer macropterus GoLDF. (Sp. paradoxus SCHLOTA.), Chonetes sarcinulata, Chonetes dilatata, Homalonotus crassicauda, Cryphaeus laciniatus und das ohne Grund für besonders merk- würdig und schwer deutbar gehaltene Pleurodietyum problema- ticum. Im Ganzen hat die Fauna ein entschieden devonisches Gepräge und schliesst sich durch die Mehrheit ihrer Arten der- jenigen des uüberlagernden Eifeler Kalks, des eigentlichen Centrums der devonischen Schichtenreihe, enge an. Nur ein- zelne Formen, wie namentlich die Homalonotus - Arten und Tentaculites scalaris sind aus mitteldevonischen Schichten nicht *) Früher (Das rheinische Uebergangsgeb. 1844 pag. 8) unter der Benennung Aeltere rheinische Grauwacke von mir. beschrieben; Spiriferen-Sandstein der Gebrüder SınDBErGEn. . 753 bekannt und weisen auf die obere Abtheilung der silurischen Schichtenreihe hin. Ä An einem einzelnen Punkte des rheinischen Gebirges sind nun aber versteinerungsfuhrende Schichten von entschieden höherem Alter, als demjenigen der Coblenzer Grauwacke vor- handen. Dieser Punkt ist Greiffenstein bei Herborn in Nassau, wo eine aus mächtigen Bänken von weis- sem Quarzit bestehende Schichtenfolge, welche palaeontologisch durch das gesellige Vorkommen einer grösseren Art der Gattung Pentamerus (P. Rhe- nanus) bezeichnet wird, ansteht. In vielen deutschen Sammlungen befinden sich handgrosse oder grössere Stücke eines graulich-weissen porösen Quarz- gesteins, welches mit den gelblich - braunen Steinkernen und Abdrücken eines hühnereigrossen Brachiopoden erfüllt sind. Namentlich durch Gorpruss sind solche Stücke schon in den dreissiger Jahren von Bonn aus verbreitet worden. Derselbe Autor hat die Art auch zuerst erwähnt und generisch richtig bestimmt. Er führt sie in Ds ua Becue’s Handbuch der Geognosie, bearbeitet von H. von Decazn, Berlin 1832 p. 523 als Peniamerus Knightü Sow. auf. Ebenso wird sie 1842 von p’Arcuıac und E. DE VERNEUIL (Foss. in the older dep. Rhenish Prov. pag. 593) bestimmt. “Die Erhaltung als Steinkerne lässt in der That die bezeichnenden Merkmale der Gattung Penta- merus sogleich mit Sicherheit erkennen. Namentlich tritt in den Steinkernen der grösseren Klappe ein der mittleren Längs- scheidewand der vollständigen Schale entsprechender Spalt hervor. Bei dem englischen Pentamerus Knightü reicht diese Scheidewand aber bis in die Nähe des Stirnrandes. Bei der Greiffensteiner Art erstreckt sie sich dagegen kaum über die Mitte der Schalenläuge. Dieser Unterschied wurde schon 1844 (Rhein. Uebergangsgeb. peg. 76, 85) von mir hervorgehoben und die Art demgemäss als neu bezeichnet. Später (Leth. seogn. Th. II. pag. 349) wurde sie unter der Benennung Pentamerus Rhenanus aufgeführt. Ueber die Art des Vorkommens bei Greiffenstein war bisher Genaueres nicht bekannt geworden und ich hatte nur in Erfahrung bringen können, dass das Gestein anstehend dort nicht nachgewiesen, sondern nur in einzelnen losen Stücken an der Oberfläche zerstreut sich finde. Ein Besuch der Loca- ee Ag de Re 7 Jität im Monat September d. J. hat mich dagegen überzeugt, dass an der bezeichneten Stelle eine mächtige Scehichtenfolge weisser zum Theil mit den Stein- kernen und Äbdrüucken von Pentamerus Rhenanus. erfüllter Quarzitbänke zu Tage steht. Fährt man auf der Eisenbahn von Wetzlar nach Dillen- burg, so sieht man links in einiger Entfernung als einen weit- hin die Gegend beherrschenden ausgezeichneten Punkt eine mächtige Schlossruine auf einem Bergkegel aufragen, um deren Fuss sich die -Häuser einer Ortschaft hinziehen. Das ist Schloss und Stadt “reiffenstein — die letztere allerdings sehr unbedeutend und viel mehr dorf- als stadtähnlich. - Bei dem Hinansteigen von der nächstgelegenen Eisenbahnstation Sinn nach Greiffenstein sieht man auf dem etwa —- Meilen langen, über das Dorf Fleisbach führenden Wege überall dunkele Schiefer in steiler Schichtenstellung anstehen, welche ganz das äussere Ansehen der in der benachbarten Gegend weiter ver- breiteten und namentlich am Geistlichen Berge bei Herborn in typischer Entwickelung seit langer Zeit gekannten Culm- oder Posidonomyenschiefer haben und in der That auch als solche auf H. v. DecHen’s grosser geognostischer Karte der Rhein- provinz und Westfalens bezeichnet sind. Erst ganz in der Nähe des Ortes verdecken lose Basaltblöcke diese älteren Schichten. Aus säaulenformigem Basalt besteht nämlich die Erhebung, welche die alte Schlossruine trägt. Gleich westlich von dem Orte treten aber am Fahrwege wieder ältere sedi- mentäre Gesteine hervor. Es sind steil aufgerichteie Thon- schiefer mit Quarzschnüren, aber nicht von der Beschaffenheit der Culmschiefer, sondern fest und halbkrystallinisch und augenscheinlich zur Coblenzer «rauwacke gehörend. Bei der weiteren Verfolgung des Weges sieht man die rechte Seite des Thalgehänges mit weissen Quarzitblöcken bedeckt. Dieselben haben zum Theil eine Grösse von vielen Cubikfuss. Ihre Menge, Grösse und eckige “sestalt lassen nicht darüber im Zweifel, dass das Gestein an derselben Stelle anstehen muss. Versteinerungen wurden hier nicht in dem Gestein bemerkt. Diese finden sich erst weiterhin in dem in der Richtung nach Beilstein sich ausdehnenden Buchenwalde. Einzelne kopfgrosse oder grössere Stücke von 'Quarzit liegen hier auf dem Boden zerstreut umler, welche in der vorher ‚beschriebenen Art ganz EN ht a ae - ' a RE EINER 4 Fe # Er erfüllt sind mit den Steinkernen und Abdrücken des Pentamerus Rhenanus. Man erkennt solche Stücke schon vor dem Zer- schlagen an der löcherigen Beschaffenheit der Aussenflächen, welche durch die der verschwundenen Schalensubstanz ent- sprechenden Höhlungeu bewirkt wird. Es ist nicht zu be- zweifeln, dass das Gestein dieser muschelreichen Blöcke auch an derselben Stelle wirklich ansteht. Das beweisen namentlich einzelne grössere Blöcke von prismatischer eckiger Gestalt, welche in keinem Falle aus grösserer Entfernung herbeigefahrt sein können. Ein solcher nur zum Theil aus dem Boden hervorragender und wenigstens 8 Kubikfuss grosser Block zeigte auf der einen Seitenfläche die parallelen Locherreihen der verschwundenen Schalen in einer Höhe von etwa 14 Fuss. So dick muss also wenigstens die Pentamerus - führende an- stehende Schicht sein, von welcher diese an der Oberfläche umherliegenden muschelreichen Blöcke herrühren. Vielleicht ist übrigens nicht blos eine einzige solche Pentamerus - reiche Lage vorhanden , sondern es sind mehrere derselben dem Quarzit untergeordnet. In jedem Falle ist westlich von Greiffenstein eine breite Zone weisser Quarzitbänke vorhanden, welche durch das Vor- kommen von Pentamerus Bhenanus palaeontologisch bezeichnet wird. Diese Quarzite müssen älter sein als die Coblenzer Grauwacke, denn im anderen Falle müssten sie auch ander- wärts in oder über dieser sich haben nachweisen lassen. Noch viel bestimmter wird dieses höhere Alter des Quarzits freilich durch das Vorkommen des Pentamerus selbst bewiesen. Um die palaeontologische Beweiskraft der einzelnen Art in dieser Beziehung richtig zu würdigen, wird man sich der ver- ticalen Verbreitung der Gattung Pentamerus erinnern müssen. Die Gattung Pentamerus ist mit ihren ziemlich zahlreichen ‚Arten auf die silurischen und devonischen Schichten beschränkt. Die Hauptentwickelung gehört der ersteren an. Schon in unter- silurischen Schichten erscheint sie mit einzelnen Arten. Das Maximum der Entwickelung erreicht sie aber in den Grenz- schichten zwischen der unteren und oberen Abtheilung der silurischen Schichtenreihe.e Man hat ihr häufiges Vorkommen in diesem Niveau sogar vorzugsweise als palaeontologisches Merkmal für die Scheidung der beiden Abtheilungen benutzt. Aber auch in den jüngsten silurischen Schichten ist die Ent- wickelung der Gattung noch bedeutend und namentlich gehört ja die typische englische Art des Geschlechts, der Pentamerus Knightü, solchen Schichten an. In der devonischen Gruppe ist die Entwickelung des Geschlechts sehr vermindert. Nur eine einzige Art, der Pentamerus galeatus, hat hier eine grössere Verbreitung und diese Art ist nicht einmal eine neu auftretende, sondern den devonischen wie den silurischen Schichten ge- meinsam. In der jüngsten durch das Vorkommen von Gonia- titen und Olymenien bezeichneten Abtheilung der devonischen Ablagerungen erreicht die Gattung die obere Grenze ihrer ver- ticalen Verbreitung. Sie erlischt hier mit einigen kleinen un- ansehnlichen Formen.*) Im Kohlenkalk fehlt die Gattung schon ganz entschieden. Es ist aber nicht blos die grössere Zahl der Arten, in welcher sich die überwiegende Entwickelung der Gattung in der silurischen Epoche erweist, sondern noch mehr der Um- stand, dass die Arten nur hier gesellig, d. i. bestimmte Ge- steinsschiehten mit fast völligem Ausschluss anderer Fossilien ganz erfüllend auftreten. Das gilt namentlich von Pentamerus borealis Eıcnw. und /?. Ehstonus Eıchw. in Ehstland, dem P. Vogulicus und P. Baschkiricus im Ural und dem P. oblongus Sow., ganz besonders auch von dem P. Knightii Sow., der die den Ludlowschichten eingelagerte Bank des Aymestry-Kalks in dichter Zusammenhäufung erfüllt. Dagegen finden sich die devonischen Arten immer nur in vereinzelten Exemplaren und zusammen mit anderen Brachiopoden, Lamellibranchiaten und Gastropoden. Alle grösseren Formen der Gattung gehören 1 ferner ausschliesslich den silurischen Schichten an. Unter den wenigen Arten der devonischen Schichten überschreitet keine die Wallnussgrösse des ?. galeatus.**) Betrachtet man unter Berücksichtigung dieser Thatsachen das Vorkommen des Pentamerus Rhenanus bei Greiftenstein, so wird man nicht umhin können , aus demselben das silu- rische Alter der einschliessenden Schichten zu folgern. Denn *), Zu diesen gehört namentlich auch der winzige Pentamerus globus Bu. var. Brilonensis Kayser im Rotheisenstein von Brilon. **) Auch eine in der unterdevonischen Grauwacke von Daleiden vorkommende Art mit 16-18 ausstrahlenden Rippen auf der Oberfläche jeder der beiden Klappen überschreitet kaum diese Grösse, das gesellige, dicht gehäufte Vorkommen der Exemplare mit fast völligem Ausschluss anderer Fossilien *) gleicht durchaus demjenigen der vorher genannten silurischen Arten. Ebenso ‚gehen auch die Dimensionen der hühnereigrossen Schale weit über die Grösse der bekannten devonischen Arten hinaus. Endlich ist auch die Greiffensteiner Art in ihren übrigen spe- eifischen Merkmalen gewissen silurischen Arten nahe ver- “ wandt. Im Besonderen ist die äAehnlichkeit mit dem englischen Pentamerus Knightü, mit welcher sie, wie vorher erwähnt wurde, von früheren Autoren meistens vereinigt wurde, sehr gross. **) E. pe VernevuiL (M. V. K., Geologie de la Russie d’Europe ‚Vol. II. pag. 118) vergleicht die Art mit dem P. Baschkirieus und hält selbst eine specifische Identität beider Arten für ‚möglich.***) Mit den genannten Arten und einigen anderen silurischen hat sie namentlich auch die aus gleichartigen dicht- gedrängten Radialfalten bestehende Sculptur der Schalen-Ober- fläche gemein, während eine ähnliche Seulptur bei keiner der devonischen Arten, welche entweder glatt oder nur mit un- regelmässiger, meistens erst gegen den Stirnrand hervor- tretenden unregelmässigen Radialrippen versehen sind, be- kannt ist. *) Die einzigen anderen Fossilien, welche ich zwischen den Stein- kernen des Pentamerus bemerkt habe, sind kleine nicht näher bestimmbare Säulenstücke eines Crinoiden mit radial gestreiften Gelenkflächen und eine kleine anscheinend zur Gattung Syringopora gehörende Koralle. #*) Im Besonderen stimmt die allgemeine Form der Schale überein. Die Grösse bleibt aber stets geringer, als diejenige der gewöhnlichen Form des P. Knightü. Die ausstrahlenden Rippen der Oberfiäche sind ähnlich wie bei der englischen Art, aber doch zahlreicher und feiner und namentlich auch mehr gerundet und weniger dachförmig wie dort. Auch die inneren Scheidewände sind ähnlich. Im Besonderen diejenigen der kleineren Klappe, welche auf den übrigens nur selten sichtbaren Stein- kernen als fast genau parallele, durch einen schmalen linearischen Zwischenraum getrennte Furchen erscheinen, Die Längsscheidewand der grösseren ist, wie schon vorher bemerkt wurde, viel kürzer, als bei dem P. Knightii und dieser Unterschied begründet vorzugsweise die specifische Verschiedenheit der beiden Arten. *%%) Nach einem mir vorliegenden, in der Mitte gespaltenen Exem- plare von Saltinsk und nach der eigenen Abbildung E. ve Verxeuvmu’s ist jedoch bei dieser uralischen Art die mittlere Längsscheidewand der grösseren Klappe noch kürzer, als bei dem P. Rhenanus. Auch sind die Falten der Oberfläche zahlreicher und feiner, als bei der rheinischen Art. Unbedenklich wird daher aus dem Vorkommen des Pen- tamerus bei Greiffenstein auf das silurische Alter der ein schliessenden Quarzitschichten zu schliessen sein. Durch eine locale Hebuug sind demnach hier bei Greiffenstein Schichten von höherem Älter als die Coblenzer &rauwacke an die Ober- fläche gelangt. Die Lagerungsverhältnisse der Pentamerus-füh- renden Quarzite gegen die Grauwacke, ebenso wie die etwaige weitere Verbreitung derselben werden durch specielle Auf- nahmen an Ort und Stelle näher festzustellen sein. In gleicher 4 Weise wird auch noch zu ermitteln sein, wie sich die Quarzite zu den Wissenbacher Dachschiefern verhalten. Diese Schiefer, nach dem Vorkommen bei dem unweit Dillenburg, i gelegenen. Dorfe Wissenbach benannt, seitdem aber auch an anderen weiter westlich gelegenen Punkten und namentlich bei Ruppach, nordöstlich von Montabaur, nachgewiesen, wurden, bisher meistens als eine der Coblenzer Grauwacke aufgelagerte und ihr eng verbundene jüngere Bildung angesehen. Neuer- BEN, lichst hat nun aber Herr Dr. ©. Koc#*) in Wiesbaden die 3 Ansicht ausgesprochen, dass die Wissenbacher Schiefer nicht Jünger als die Coblenzer Grauwacke, sondern vielmehr älter als diese sind und eine Anzahl von Versteinerungen enthalten, welche mit solchen der von BARRANDE mit F. und G. bezeich- neten Abitheilungen der silurischen Schichtenreihe Böhmens identisch sind.**) Ich halte diese Ansicht für wohl begründet und glaube, dass sie bei genauerer Prüfung der Lagerungs- verhältnisse auch stratographisch sich wird erweisen lassen. Wenn nun in solcher Weise beide”*), die Wissenbacher Schiefer sowohl wie die Greiffensteiner Quarzite, älter sind als die Co- blenzer Grauwacke, so werden doch bei der wohl unzweifel- haften unmittelbaren stratographischen Berührung der Wissen- bacher Schiefer mit der Grauwacke die Quarzite das ältere Glied von beiden sein und es ergiebt sich daher folgende auf- steigende Reihenfolge der ältesten versteinerungsführenden Schichten im rheinischen Schiefergebirge: *) Verh. des naturhist. Vereins von Rheinl. und Westf., Jahrg 22 1872 pag. 85 u. 86. %*) Als solche Arten wurden namentlich bezeichnet: Gonialites sub- nautilinus Scuuorn. (= @on. plebejus Bara.), G@oniatites emaciatus Ban. (= Gon. Decheni Kocu in litt.), Orthoceras tringulare v’Anca. et VERN, ‘ (= Orthoe. victor Bark.) ee ec NONE PS IRERLBEN ; 3 759 l. Greiffensteiner Quarzite mit Pentamerus Rhenanus. 2. Wissenbacher Schiefer. 38. Coblenzer Grauwacke. Von verhältnissmässig untergeordneter Bedeutung ist dann die Frage, wo die Grenze zwischen silurischer und devo- nischer Gruppe zu ziehen ist. !ie Coblenzer Grauwacke ist durch die Mehrheit ihrer organischen Formen und selbst durch eine beträchtliche Zahl identischer Arten mit dem Eifeler Kalke so innig verbunden, dess man nicht wohl daran denken kann, zwischen beide einen Hauptschnitt der Eintheilung zu legen. Die fossile Fauna der Wissenbacher Schiefer ist dagegen von derjenigen-der Coblenzer &rauwacke fast durchaus verschieden. Nur das Vorkommen einer Art der Trilobiten- Gattung Homa- lonotus begründet eine gewisse Gemeinsamkeit. Da die letztere Gattung ihre Hauptentwickelung in unzweifelhaft silurischen Schichten hat, so könnte man deshalb geneigt sein, die Schiefer der silurischen Gruppe zuzuweisen. Allein ein grösseres Ge- wicht ist bei der Entscheidung der Frage doch wohl dem Vor- kommen der ziemlich ansehnlichen Zahl von Arten der Gattung Goniatites beizulegen. Denn Goniatiten und Orthoceren bilden den Hauptbestandtheil der Wissenbacher Fauna. Da nun alle übrigen bekannten Arten dieser Gattung in ihrer verticalen Verbreitung auf die devonischen Schichten und das Steinkohlen- gebirge beschränkt sind, so scheint es angemessen, die Grenz- linie so zu legen, dass auch diese @oniatiten-führenden Schichten noch in den Bereich der devonischen Gruppe fallen. Bei den Greiffensteiner Quarziten lassen die früher angeführten, auf die geologische Verbreitung der Gattung Pentamerus bezüg- lichen Thatsachen keinen Zweifel in Betreff des silurischen Alters. Demnach würde die Grenzlinie zwischen den Greiffen- steiner Quarziten und den Wissenbacher Schiefern zu ziehen sein. Entsteht zuletzt noch die Frage, ob das Niveau der Greiffen- steiner Quarzite nicht auch ausserhalb des rheinischen Gebirges nachweisbar sei, so ist an die Thatsache zu erinnern, dass aus den schwarzen Kalken des Klosterholzes bei Ilsenburg am Harze eine ähnliche und möglicherweise identische Pentamerus- Art durch meinen Bruder A. Roxmer*) unter der Benennung *) Verstein, des Harzgeb. 1843 pag. 19"t. 5. f 16,; Beiträge zur geol. Kenntniss des Harzgeb. 1850 pag. 95. 19. f. 9, ER 5 P. Knightü beschrieben worden ist. Freilich tritt diese dort nicht wie bei Greiffenstein gesellig und eine Schicht g SE _ erfüllend auf, sondern vereinzelt und vergesellschaftet mit an- & = deren Brachiopoden, welche meistens der Art nach mit solchen Bee der silurischen Kalke von Konieprus in Böhmen übereinstimmen. z Durch die Zusammenhäufung der Individuen gleicht das Vor | kommen von Greiffenstein demjenigen des Pentamerus Knightü im englischen Aymestrykalke immer am meisten und mag auch en. eine annähernde Gleichzeitigkeit der Ablagerungen der rhei- nischen und englischen Bildungen bestehen, aber eine Iden- tität ist, abgesehen von den früher erwähnten specifischen . ee ı VE 8, 24 et di a en 2 DO le a Fk öl nn HEHE ae Unterschieden der beiden Pentamerus-Arten schon deshalb nicht z wahrscheinlich, weil nach der geographischen Lage bei Greiffen- 4 Bi. stein, ebenso wie es am Harz der Fall, viel eher siluriscee $ Schichten von dem Habitus der böhmischen als solche von dem besonderen palaeontologischen Charakter der engliscen oder überhaupt nordeuropäischen Entwickelung zu erwarten sind. R a er a a a ae aa ae Fa mt art & \ r Zr u, ; be SE ER ar A er 4 EEE NN 3 Bi AH . v . n ’ Zapf $ - j We j PEN af FR u 3 U? Fi z 7. Ueber Diluvialgeschiebe cenomanen Alters. Von Herrn W. Danszs ın Berlın. Hierzu Tafel XXI. Nachdem im 25. Bande dieser Zeitschrift pag. 66 ff. eine Notiz uber ein Diluvialgeschiebe cenomanen Alters von Brom- berg von mir gegeben war, ist es dem Auffinder des dort beschriebenen Geschiebes und seinem Bruder, den Herren Ar. und An. Krause, durch eifriges Sammeln gelungen, noch eine ziemliche Anzahl grösserer oder kleinerer Geschiebe der- selben Art aufzufinden. Die genannten Herren haben das gesammte von ihnen aufgefundene Material dem hiesigen mine- ralogischen Museum übergeben. Durch diesen regen Sammel- eifer ist nun die Kenntniss solcher Geschiebe seit der ersten Auffindung beträchtlich erweitert worden. Einmal hat sich für sie ein Verbreitungsbezirk von etwa 2 Quadratmeilen um Bromberg ergeben, da einerseits mehrere solcher Geschiebe in der Nähe von Fordon im Weichselthal, eins aber auch bei Hammermühl, etwa 2 Meilen nördlich von Fordon, ausserhalb des Weichselthals, gefunden worden sind. Sodann hat sich durch die neuen Funde die Fauna dieser Geschiebe als viel reicher ergeben, als es das erste Geschiebe vermuthen liess. Endlich aber sind durch sie auch Beziehungen zu anderen Ge- schieben und sogar zu anstehenden Gesteinen an’s Licht ge- treten, welche ihr Ursprungsgebiet mit grosser Wahrscheinlich- keit feststellen lassen. Da nun durch Veränderung des Wohn- sitzes der Herren KRAUSE wenigstens in nächster Zeit keine weitere Ausbeute zu hoffen ist, habe ich im Folgenden die bisher erzielten Resultate zusammengestellt und der Veröffent- lichung übergeben. -eits. d. D. geol. Ges, XXVLI, 4. 49 Zunächst möge hier eine Aufzählung aller aus diesen se schieben bisher beobachteten Formen folgen, wobei jedoch zu bemerken ist, dass zahlreiche unbestimmbare Bruchstücke, EN namentlich von Pelecypoden, einen viel grösseren Reichthum der Fauna bekunden, als es die folgende Aufzählung erkennen lässt. *) Ammonites Coupei Broncn. Ammonites Coupei Baonen., diese Zeitschr. Bd. XXV. pag. 67. Das (l. c.) beschriebene Exemplar ist das einzige bekannt gewordene geblieben. Turrilites costatus Lan. Turrilites costatus, diese Zeitschr. Bd. XXV. pag. 67. Ausser dem grossen beschriebenen Stück haben sich noch die mehr, oder minder gut erhaltenen Bruchstücke von drei anderen Exemplaren u Belemnites sp. Ein kleines 5 Mm. langes, im Durchmesser 3 Mm. breites Bruchstuck ist nur durch sein Vorhandensein interessant, da im Cenoman Belemniten bekanntlich zu den Seltenheiten ge- hören. Gastropodum genus inc. Ausser der kleinen glatten linksgewundenen Schnecke (l. c. pag. 68) liegt noch eine ähnliche, aber 10 Windungen zeigende vor. Ostrea sp. Bruchstücke von etwa 11 Mm. langen und 6 Mm. breiten Austern mit gewölbter Mittelpartie sind verhältnissmässig selten. Pecten (Amusium) balticus nov. sp., Taf. XXI. Big. 1. Der Umriss ist fast kreisrund (grösste Höhe 62 Mm., grösste Breite 55 Mm.); die eine Klappe flach gewölbt, *) Ich führe die im XXV. Bande dieser Zeitschr. beschriebenen For- men nochmals an, theils der Vollständigkeit wegen, theils auch, weil bei mehreren an besseren Exemplaren neue Beobachtungen gemacht werden konnten. A if fi = N rain REN PISER, ne IBESE NE BE EI 12. A A a ER EN fi) de ar ar? Une RER ek di u Br es 763 die andere vollkommen flach. Beide Schalen sind mit schar- fen, concentrischen, sehr zahlreichen Rippen bedeckt, welche vom Wirbel bis zum ersten Drittel der Schale eben so breite Zwischenräume haben, als sie selbst breit sind. Von da ab verbreitern sie sich, so dass die Zwischenräume schmaler werden, als die Rippen. Nahe dem unteren Rande werden Rippen und Zwischenräume so fein, dass sie sich nur als gedrängt stehende Linien zeigen. — Von den Ohren war an den vorliegenden zwei Exemplaren nichts zu erkennen. Nicht ohne Bedenken habe ich den vorliegenden zwei Pecten-Individuen einen neuen Namen beigelegt, und zwar erst, nachdem ich mich fest davon überzeugt habe, dass sie mit keiner bekannten Species zu vereinigen sind. Aber auch das würde mich bei der Unvollständigkeit der Exemplare noch nicht bestimmt haben, wenn Pecten balticus für die Erörterung des Ursprungsgebietes der Cenoman-Geschiebe nicht die grösste Wichtigkeit hätte, da er gewissermaassen der Vermittler zwi- schen dem anstehenden und dem erratischen Gestein ist. Von nahestehenden Formen ist Pecten balticus wesentlich durch seine Sculpitur unterschieden: Pecten circularis GOLDF., Petr. Germ. pag. 76 t. 99. f. 10., hat bei anderthalbmal so grosser Dimension noch nicht die Hälfte der Rippenanzahl, wie Pecten balticus, und sind die Rippen bis zum unteren Rand durch breite Zwischenräume getrennt. Pecten orbicularis Sow. hat eine glatte Klappe und auf der concenirisch gerippten legen sich die Rippen wie Schuppen übereinander. *) Pecten (Amusium) sulcatellus STOLIZCKA, Ind. cret. Pelec. pag. 436 t. 31. f. 12. und 17. hat bei gleicher Grösse noch nicht die Hälfte der Rippenanzahl des Pecten balticus und dem- zufolge viel breitere Rippen. ° Pecten (Amusium) orbicularis Sow.**) Von dieser Species sind seither mehrere besser erhaltene Exemplare aufgefunden worden, welche meine erste Bestim- mung bestätigen. Namentlich liegen einige Klappen vor, *) cfr. p’Ore., terr. cret. t. II. t. 433. f. 16. **) Durch einen Lapsus calami in meiner Notiz (I. c. pag. 68) als Pecten opercularis Sow. angeführt. 49* AUF Fu le welche genau mit der Abbildung bei SowERBY, namentlich be- : züuglich der Ohren, übereinstimmen und auch die concentrische Furchung deutlich erkennen lassen. | Pecten laminosus MANTELL. Einige Bruchstücke lassen die kleineren unter einem sehr stumpfen Winkel zusammenstossenden Ohren und eine Schale erkennen, welche durch viel regelmässigere und weiter von einander abstehende concentrische Linien gekennzeichnet ist, als sie P. orbicularis besitzt. Bezüglich der Auffassung und der Abesenzung dieser Species von der vorhergekenden stimme ich durchaus mit GEmITz*) überein. Pecten (Amusium) sp., Taf. XXI. Fig. 2. \ Die rechte, fast flache, dicke Klappe eines dem P. orbieu- laris nahe stehenden Peciten von kreisförmigem Umriss (Breite 33 Mm., Höhe 35 Mm.) lässt ausser der feinen concentrischen Liniirung und einzelnen verschieden weit (3—5 Mm.) von einander abstehenden Anwachsstreifen, namentlich auf der vor- deren und hinteren Seite feine radiale Streifen erkennen. Dieselben sind unregelmässig breit und werden von verschie- denen breiten Zwischenräumen getrennt. Auch der mittlere Theil der Schale zeigt feine radiale Streifung, wenn auch viel undeutlicher. Die concentrische Liniirung tritt auf der ganzen Schale bedeutend stärker hervor. — Das allein erhaltene vor- dere Ohr ist rechtwinklig, mit einem tiefen Byssusausschnitt versehen und von der übrigen Schale durch eine tiefe Furche getrennt; es erreicht nur den dritten Theil der geraden oberen Schalenseite. Die Seitenkanten bilden einen Winkel von 96°. Man würde bei der grossen Aehnlichkeit der Form und Sculptur, die diese Species mit P. orbicularis zeigt, die feine radiale Sculptur wohl nicht zur Abtrennung derselben als eigene Species verwerthen und dieselbe vielleicht als Varietät - Cha- rakter hinstellen, wenn nicht die grosse Verschiedenheit der Ohrenbildung hinzuträte. Die Ohren von P. orbicularis sind fast gleich und fast ohne jeden Byssusausschnitt, der sich bei unserer Art tief und deutlich zeigt. Auch ist der Winkel der *) Elbthalgebirge in Sachsen I, Heft V. pag. 192. 765 Seitenkanten bei P. orbicularis bedeutend stumpfer. Der Sculptur nach scheint P. occulte-striatus ZITTEL*) sehr nahe zu stehen; die divergirenden Linien sind jedoch bei ihm gebogen und nur unter der Loupe wahrzunehmen, und die vordere Seitenkante ist auch gebogen. Das Byssus-Ohr nähert sich in der Form unserer Art allerdings sehr. — ZirTTEL betont die grosse Aehnlichkeit des P. occulte-striatus mit P. Nilssoni, von dem er sich nur durch die feine Streifung unterscheidet. Die Aehn- lichkeiten und Verschiedenheiten dieser beiden Species würden ihr Analogon in P. orbicularis und der hier beschriebenen Art finden. — Ueber die Selbstständigkeit der letzteren mögen weitere Erfunde entscheiden; bemerken will ich noch, dass auch 7. Cottaldinus D’OrB. aus dem Neocom der hier beschrie- benen Art sehr nahe steht, jedoch die feine radiale Streifung nicht zeigt. Janira quadricostata Sow. sp. Mehrere Bruchstücke der rechten und linken Klappe lassen die charakteristische Rippenstellung gut erkennen. STOLIZCRA (l. c. pag. 438) spricht zwar die Identificirung dieser Species mit Janira quinquecosiata nicht bestimmt aus, bezweifelt jedoch die Berechtigung zur Trennung. Namentlich bestreitet er die Richtigkeit der beiden Arten von D’ORBIGNY angewiesenen bathbrologischen Stellung, nach welcher Janira quinquecostata im Cenoman und Turon und J. quadricostata im Senon liegen sollen, und spricht auf das Bestimmteste aus, dass beide zugleich von der Tourtia bis ins Senon gehen. Das Zusammenvorkommen der echten Janira quadricostata mit Ammonites Coupei und Turrilites costatus bestätigt sich auch hier. Avicula seminuda nov. sp., Taf. XXT. Fig. 3. Die linke Klappe ist abgerundet schief dreieckig, wenig nach hinten verlängert, gleichmässig wenig gewölbt. Die höchste Wölbung etwas unterhalb des Wirbels, der etwas nach vorn liegt. Das grösste vorliegende Exemplar ist in der Mitte der Schale 6 Mm. breit, 9 Mm. lang, Die gerade Schlosslinie ist 5 Mm, lang. Das vordere Ohr ist klein, stark abgerundet, *) Bivalven der Gosaugebilde etc. pag. 33 t. 17. f. 6, 766 . dreieckig und geht allmälig in die eigentliche Schale über, das | hintere dreieckige Ohr ist scharf von der Schale abgesetzt. Ueber die ganze Schale laufen 25—30 feine, schmale Rippen, von zweimal so breiten Zwischenräumen getrennt. Hin und wieder schaltet sich nahe dem Rande noch eine viel schwächere Zwischenrippe ein. Im oberen Drittel der Schale sind die Rippen so fein, dass sie nur mit scharfer Loupe wahrnehmbar \ sind, so dass dem unbewaffneten Auge dieser ganze Theil glatt erscheint. Bei besonders gut erhaltenen Individuen lassen sich auch auf dem vorderen Ohr etwa vier feine diver- girende, vom Wirbel ausstrahlende Rippen bemerken. Von der rechten Klappe ist nur ein Exemplar erhalten, das bedeutend flacher als die linke Klappe ist und glatt zu sein scheint. Die eigenthumliche Sculptur der Oberfläche macht diese 4vicula-Art so leicht kenntlich und von anderen Arten unter- scheidbar, dass weitere Vergleiche unnöthig erscheinen. Avicula seminuda ist nächsi der weiter zu beschreibenden Lingula Krausei das verbreitetste Fossil in den Cenoman-Ge- schieben, jedoch in ungleichmässiger Vertheilung; einzelne Stucke sind ganz und fast ausschliesslich mit Individuen der- selben angefüllt, im anderen fehlt sie ganz. Doch ist ihre Zugehörigkeit zu den übrigen Arten der Fauna der Cenoman- Geschiebe durch ihr Zusammenvorkommen mit Lingula Krausei ausser allen Zweiiel gestellt. Inoceramus sp. Mehrere unbestimmbare Bruchstücke einer kleinen Art. Arca cfr. subdinnensis D’ORB. Arca cfr. subdinuensis, diese Zeitsch. Bd. XXV. pag. 68. Ein zweites Exemplar dieser Species hat sich nicht ge- funden. ?Venus sp. Eine 7 Mm. breite, 6 Mm. hohe glänzend glatte, quer ovale Schale, deren Schloss nicht zu beobachten war. Thetis major Sow., Taf. XXI. Fig. 4. Min. Conch. t. 6. pag. 19 t. 513, o’Ors. Pal. fr. terr. eret. Tome II. pag. 454 t. 387: f. 8--10. Ein durch seine so höchst charakteristische Mantel- linie leicht kennbarer Steinkern stimmt genau mit D’ORBIGNY’S | | | [ ‚N 767 Abbildung und Exemplaren von Blackdown. Diese Art ist bis jetzt nur in echten Cenoman.- Ablagerungen (Blackdown, St. Catherine bei Rouen) gefunden worden. Ausser diesen Pelecypoden sind noch einige, selbst ge- nerisch unbestimmbare Steinkerne vorhanden, von denen zwei lebhaft an die Form von Protocardium erinnern. Lingula Krausei nov. sp., Taf. XXI. Fig. 5. Lingula sp., diese Zeitschr, Bd. XXV. pag. 08. Umriss gerundet fünfseitig, die Wirbelkanten unter einem Winkel von 120° zusammenstossend. Diese Kanten gehen in die 15—15 Mm. langen, geraden Seitenkanten über, welche sich ihrerseits wieder unter einem gerundeten Winkel zu der fast geraden unteren Seite verbinden. Die Oberfläche ist gleichmässig gewölbt und mit zahlreichen, sich an den Seiten noch vermehrenden Anwachsrunzeln bedeckt. | Die zahlreichen neuen Funde von Exemplaren der Lingula Krausei erlaubten über ihre Gestalt und namentlich über ihre specifische Selbstständigkeit zu sicheren Resultaten zu kommen. Nach diesen unterscheidet sie sich von Lingula truncata Sow. (= L. Raulintana D’Ore.), mit welcher sie (l. c. pag. 68) ver- glichen wurde, wesentlich durch ihren Umriss. Der Winkel, unter welchem die oberen Seiten zusammenstossen, ist con- stant stumpfer (bei L. truncata nach Davınson’s und D’ORrBIany’s Figuren 30°) der untere Rand ist vie) gerader und die Wolbung gleichmässiger als bei der verglichenen Art, welche in der Mitte abgeplattet ist. Diese Lingula - Art, welche ich nach dem Auffinder der Cenoman-Geschiebe, Herrn A. Krause, benannt habe, be- ansprucht ein ganz besonderes Interesse, einmal, weil sie ausser Lingula subovalis Dav.”) die einzige Lingula- Art ist, welche aus echtem Cenoman bekannt geworden ist und dann, weil sie durch das massenhafte Auftreten in den Cenoman- Geschieben den besten Anhalt dafür gewährt, dass man es in der That mit derartigen Geschieben zu thun hat. Bei der Verwitterung namlich kann das Gestein der Cenoman-Geschiebe *) Brit. Cret. Brach. pag. 7. t. 1. f. 29. 30. einem anderen Kreidegestein, das sich auch (namentlich bei - Danzig und Bromberg) als Geschiebe findet, seiner organischen Einschlüsse wegen, wie Exogyra cornu arietis NıLsson sp. und Pecten arcuatus bei NırLsson, aber sicher zum Senon, wahr- scheinlich zum Grünsand von Köpinge, gehört, so ähnlich werden, dass sie petrographisch ununterscheidbar sind. In den Cenoman-Geschieben jedoch finden sich überall ganze Schalen oder die braunen, hornigen Bruchstücke der Lingula Krausei, so dass man durch sie jedes Zweifels über die ceno- mane Natur der Geschiebe überhoben wird. Zuweilen findet sie sich in grossen Massen angehäuft, wie die Avicula seminuda, mit Ausschluss aller anderen Fossilien. Parasmilia sp. An dem einzig vorhandenen und |]. c. pag. 68 erwähnten Polypenstock wurde ein Schliff ausgeführt, welcher die Zuge- hörigkeit zu dieser Gattung bestätigte. Vielleicht liegt Antho- phyllum conicum Reuss (non A. ROEMER) vor, von welchem auch BöLscHe (Elbthalgebirge in Sachsen I. 2. pag. 57) vermuthet, dass es junge Parasmilien sind. Ceratotrochus efr. ornatus From. Einen kleinen 5 Mm. hohen Kelch stelle ich mehr seiner ausseren Aehnlichkeit der Ornamentik, als der Analogie seiner Septen, die trotz des ausgeführten Schliffes nicht deutlich wurden, zu Ceratotrochus ornatus From., ohne auf diese Be- stimmung Gewicht zu legen. In Frankreich liegt diese Koralle im Cenoman von Ballon (Sarthe). A: Serpula. Schon in der ersten Notiz erwähnte ich Serpelreste als ungemein häufig. Zu den geraden 4 Mm. im Durchmesser weiten Röhren kommen nun noch zwei sicher verschiedene Species: l. Serpeln mit 2—3 in einer Spirale aufgerollten Um- gängen (Taf. XXI. Fig. 5.), deren Durchschnitte sich häufig beobachten lassen. Eine ähnliche Art, die jedoch constant kleiner bleibt, liegt im Neocom von Neuchätel, eine andere, der unsrigen an Grösse zwar gleiche, aber durch die bedeutend 769 dünnere Schale leicht zu unterscheidende Art gehört dem Senon von Köpinge an. | 2. Ein 12 Mm. langes Bruchstück einer vierkantigen Serpel beweist das Vorhandensein noch einer dritten Art. Ueberblickt man die hier gegebene Uebersicht der aus den Cenoman-Geschieben bis jetzt bekannt gewordenen Fossil- reste, so ergiebt sich eine betreffs des Zusammenvorkommens so grosse Eigenthüumlichkeit, wie sie in bekannten Cenoman- Ablagerungen bisher nicht beobachtet ist. Neben allgemein verbreiteten Leitfossilien des Cenoman, wie Ammonites Coupei, Turrilites costatus, Pecten orbicularis, Thetis major, erscheinen für diese Ablagerungen neue Species, wie Peeten balticus, Avicula seminuda und Lingula Krausei und zwar (namentlich die letzteren beiden) die ersteren an Indi- viduenanzahl weit ubertreffend; ja, Lingula Krausei erhebt sich zu dem charakteristischsten Fossil, einer Gattung angehörig, die, in der ganzen Kreideformation selten, im Cenoman bisher nur Lingula subovalis als Vertreter aufzuweisen hatte. Schon diese Eigenthümlichkeit der Fauna, die durch das Erscheinen zweier Korallenspecies noch mehr hervortritt, lasst vermuthen, dass man es hier mit Resten einer anstehend nicht bekannten Cenoman-Ablagerung zu thun hat. Um so interessanter muss die Erörterung der Frage sein, wo das Gebiet der Kreide- formation sich befindet, zu dem die zerstörten Lager, denen diese Reste entstammen, gehören. Das erste kleine Geschiebe, das zur Veröffentlichung der Notiz im 25. Bande dieser Zeit- schrift Veranlassung gab, liess daruber keine begründete Ver- muthung fassen, wenn man auch gern, nach Analogie fast aller unserer Diluvial - Geschiebe, den Blick nach Norden wenden mochte. Die neuen Funde jedoch, die, Dank dem Sammel- eifer der Herren Krause, seit jener Veröffentlichung zur Bear- beitung gewonnen wurden, erlauben auch, ‚diese Frage von Neuem aufzuwerfen und eine immerhin vorläufig genügende Antwort zu ertheilen. Den ersten festeren Anhaltspunkt, der zur Beantwortung der Ursprungsfrage unserer Geschiebe gewonnen werden konnte, ergab sich bei der Vergleichung der verschiedenen Pecten-Arten RENNER 2 ER VAR RER NE N FORERU SUN ETD GEIST MER TEN AR ee REN RL EN NE TERN x P " u I ; TEE , “1 ee 7 wa & bu V Br . x Ik“ N 's aus denselben mit den im hiesigen Mineraliencabinet vorhan- denen. Es fiel sofort die Aehnlichkeit des in einem Geschiebe gefundenen Bruchstückes von Peecten balticus mit dem schon seit langer Zeit in der Sammlung aufbewahrten, Taf. XXI. Fig. 1 abgebildeten Exemplare auf; bei genauerer Vergleichung erwiesen sich beide als ident. Dieser abgebildete Pecten ent- stammt einem Geschiebe, dessen Fundort leider nicht bekannt ist. Das Gestein aber, was zwischen seinen Klappen hervor- tritt, ist so charakteristisch, dass seine Zugehörigkeit zu ge- wissen seltenen Geschieben ausser allem Zweifel steht. BEYRicH hat nämlich im Jahre 1850 bei Gaklkow unweit Greifswald einige Geschiebe gefunden, welche wesentlich aus einem Quarzit bestehen, der sehr viel Glaukonitkörner und namentlich zahl- reiche bis erbsengrosse, wasserhelle, gelbliche, milchige oder schwarze Quarzkörnchen enthält. Durch Abrollung sind auf der Oberfläche dieser Geschiebe zwei Belemnitenfragmente blossgelegt worden, deren specifische Bestimmung jedoch nicht möglich ist. Mit diesen Quarziten stimmt petrographisch das Gestein, welches von dem abgebildeten Pecten balticus einge- schlossen wird, ganz auffallend überein; auch hier liegen in der quarzitischen grauen Masse die Glaukonitkörnchen und die verschieden gefärbten Quarzgerölle.. Die Gahlkower Ge- schiebe nun sind schon von FORCHHAMMER bei einem Besuche des Berliner Mineraliencabinets als sicher von Bornholm stam- mend erkannt worden. Der bekannte Grunsand dieser Insel, der unter dem sogen. Arnagerkalk liegt, hat nämlich einzelne feste, quarzitische Lager*), und Bruchstücke aus diesen haben wir in den Geschieben von Gahlkow vor uns. Häite es neben dem ÜUrtheil FORCHHAMMER’s noch eines weiteren Beweises bedurft, so wäre auch dieser durch ein Gesteinsstuck mit einem undeutlichen Brachiopodenrest gefunden worden, welehes BEYRICH im Frühjahr dieses Jahres auf Bornholm selbst gesammelt hat. Ein Vergleich desselben mit den Gahlkower Geschieben ergab die genaueste petrographische Uebereinstimmung. Von beson- derem Interesse war es nun, dass die Geschiebe von Brom- berg petrographisch gewissermaassen einen Uebergang zwischen diesen festen quarzitischen Lagen und dem eigentlichen Grüun- *, Cfr. von SEEBACH, Beiträge zur Geologie der Insel Bornholm, diese Zeitschr. Bd. 17 pag. 346, IE sand repräsentiren. Das Gestein dieser Geschiebe wurde von mir in der Notiz im vorigen Bande pag. 67 als „grau -grun- licher Sandstein mit viel Glaukonit, wenig Glimmerschüuppchen und vorwiegend kalkig-thonigem Bindemittel‘ bezeichnet. Als Ergänzung ist nun noch hinzuzufügen, dass in diesem Grün- sandstein mehr oder minder häufig Quarzgeröllchen liegen, von genau derselben Beschaffenheit, wie sie die Gahlkower Geschiebe, resp. das von Bornholm mitgebrachte Gesteinsstück zeigen. Diese Quarzkörnchen liegen alle abgerundet theils vereinzelt, theils auch in geringen Mengen dicht beisammen überall in dem Gestein der Geschiebe zerstreut. Nach diesen so auffallenden petrographischen Analogieen liess sich die Vermuthung nicht mehr von der Hand weisen, dass der Bornholmer Grünsand und die Bromberger Geschiebe in gewisser Beziehung zu einander ständen, umsomehr als ja auch Pecten balticus aus einem Geschiebe vorliegt, das petro- graphisch genau mit den quarzitischen Lagen des Bornholmer Grünsandes übereinstimmt. Ja, man wurde der petrographischen Uebereinstimmung zufolge kein Bedenken tragen, die Geschiebe direct als solche dieses Kreidegesteins anzusprechen, wenn denı nicht palaeontologische Ursachen entgegenständen. Ueber das Alter des Grünsandes von Bornholm sind die Ansichten verschiedener Geologen recht divergirend. Gemıtz*) gab im Jahre 1850 auf der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Greifswald, wo v. Hacenow und BoRCHARDT eine Suite von Bornholmer Gesteinsstüucken vorgelegt hatten, seine Meinung über das Alter des Arnager-Kalkes dahin ab, dass nach vorläufiger Bestimmung der in ihm enthaltenen Petre- facten derselbe den Schichten des Töplitzer Schlossberges, also dem eigentlichen Plänerkalk angehöre, der das Quader- gebirge in einen oberen und unteren Quader scheide.**) Danach müsste also der den Arnagerkalk unterlagernde Grunsand dem unteren Quader (= Cenoman) angehören, wie denn GEINITZ *) Diese Zeitschr. Bd. II. pag. 288. **) In dem mir erst während des Druckes dieses Aufsatzes zu Händen gekommenen 7. Heft des Neuen Jahrbuchs 1874 pag. 771 prä- eisirt Geinıtz seine in Greifswald gemachten Angaben dahin, dass ihn die Versteinerungen lebhaft an die Schichten mit Scaphites Geinitzi (— Oberturon) erinnert hätten. VER ep » [4 772 : auch hervorhebt (l. c. pag. 289), dass die dänischen Geognosten } diese Grunsandschichten als das älteste aller dänischen Kreide- | gebilde ansähen. — Dem gegenuber steht dann die Ansicht v. SEEBACH’S (l. c. pag. 347), welcher, den Bornholmer Grün- sand mit dem seeländischen Grünsand parallelisirend, ihm ein noch jüngeres Alter, als dem Faxe- und Saltholmskalk beilegen will, da FORCHHAMMER bewiesen hat, dass bei Thune, unweit Roskilde, der seeländische Grünsand die Schreibkreide uber- lagert. Ebensowenig wie die späteren palaeontologischen Er- funde die Geinıtz’sche Ansicht bestätigt haben, ebensowenig kann man die v. SeeBacH’sche Ansicht acceptiren, da die Par- allelisirung des seeländischen und des bornholmischen Grün- sandes durch nichts bewiesen ist. In neuester Zeit endlich hat mein Freund ScaLöter*) nach genauer Untersuchung einiger Scaphiten von Bornholm die Ansicht ausgesprochen, dass die dortige Kreide wahrscheinlich dem Quadratenniveau angehört. Bleiben wir bei diesem durch genaue palaeonto- logische Untersuchungen begründeten Resultate stehen, so ergiebt sich, dass der Bornholmer Grünsand jüngerist, als unsere Cenoman-Geschiebe.e Und doch sind die Beziehungen zwischen diesen beiden Gesteinen so gross, dass ein Zusammen- hang nicht von der Hand zu weisen ist. Wie das Liegende des Bornholmer Grunsandes beschaffen ist, ist noch unbekannt, aber diesem anstehend unbekannten Liegenden des Bornholmer Grünsandes unsere Geschiebe zuzurechnen, bin ich im höchsten Grade geneigt. Dass durch die Wirkungen der Glacialströme sehr beträchtliche Gesteinsmassen zerstört sind, das unterliegt keinem Zweifel mehr und als Reste solcher zerstörten Massen müssen wir auch unsere Geschiebe betrachten. Dass cenomane und turone Ablagerungen eines und desselben Kreidegebietes grosse petrographische Aehnlichkeit zeigen, ergiebt sich, wenn wir z. B. die nordwestdeutschen und die westfälischen Kreide- bildungen in’s Auge fassen. In Hannover und Braunschweig unterliegen die Plänerkalke von der Zone des Ammonites va- rians bis zu der des /noceramus Cuvieri nur geringen petro- graphischen Variationen, in Westfalen kann in allen Etagen von der Tourtia bis an die untere Grenze des Senon Grün- *) Sitzungsberichte der niederrhein. Gesellsch. für Natur- u. Heil- kunde in Bonn. Sitzung vom 9. Februar 1874. ee sand vorkommen. Nehmen wir auch für die Kreideablage- rungen Bornholms eine gleiche petrographische Harmonie an, eine Annahme, welche noch dadurch weiter begründet erscheint, dass der oben erwähnte, auch in den Bornholmer Geschieben beobachtete Peceten balticus in einem Quarzit liegt, der durchaus nicht von den Quarziten des Bornholmer Grunsandes ver- schieden ist, dass also auch die zerstörten cenomanen Grün- sandschichten solche quarzitischen Lager gehabt haben, so erscheint es noch weniger unnatürlich, die cenomanen Bromberger Geschiebe von zerstörten (oder jetzt durch die Ostsee verdeckten) Sedimenten herzuleiten, welche älter sind, als der Bornholmer Grunsand, aber mitibhm zu demselben Ablagerungsgebiet ge- hört haben und in petrographischer Beziehung ihm nahe verwandt sind. Figur 1a, 1b. 1c. A a a Er a 174 Tafelerklärung. Tafel XXI Peetem (Amusium) baltieus. Linke Klappe. Derselbe. Rechte Klappe. Derselbe. Ein Stück der Wirbelgegend (a) der rechten Klappe vergrössert. Fecten (Amusium) sp. Avicula seminuda. Linke Klappe. Nat. Gr. Dieselbe, vergrössert. Dieselbe. Rechte Klappe. Nat. Gr, Dieselbe, vergrössert. Thelis major. Nat. Gr. Lingula Krausei. Serpula sp. Durchschnitt der Windungen derselben Art. 8. Der Eimscher Mergel. Vorläufige Notiz über ein zwischen Cuvieri-Pläner und Quadraten-Kreide lagerndes mächtiges Gebirgsglied. (Vorgetragen am 12. September 1874 auf der Allgemeinen Versammlung der deutschen geologischen Gesellschaft in Dresden.) Von Herrn Cıemens ScuLöter ın Bonn. Die vielen neuen wichtigen bergbaulichen Anlagen in Westfalen, welche immer weiter nach Norden vorschreitend das Steinkohlengebirge unter der nach dieser Richtung stets mächtiger werdenden Decke des Kreidegebirges aufsuchen, boten im vergangenen Sommer die Veranlassung zu einem neuen Besuche jener Gegend, um die durch frische Aufschlüsse gewonnenen Beobachtungspunkte einer näheren geognostischen Prufung zu unterziehen. Nachdem das die westfälische Steinkohlenformation über- deckende Kreidegebirge bereits wiederholt der Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung und Darstellung in den 40er, 50er und 60er Jahren von Becks*), Hzınrıca **), Rosmer***) ' und v. STROMBECKT) war, kann es sich unter Voraussetzung *) Becks: „Bemerkungen über die Gebilde, welche sich in den Ruhrgegenden an das Kohlengebirge anlegen und zum Theil bedecken.“ Bericht an die preussische Bergbehörde, auszüglich mitgetheilt von H. B. Geinıtrz im „Quadersandsteingebirge“ pag. 17. *#) Heinrich: „Bemerkungen über die unteren Schichten der nord- deutschen Kreideablagerung, welche im nördlichen Theile des Essen- Werden’schen Bergamtsbezirks auftretend, das ältere Steinkohlengebirge überlagern.“ Bericht an die preussische Bergbehörde, auszüglich mit- getheilt von H. B. Geinitz „im Quadersandsteingebirge“ pag: 19. ***) F. Roemer: „Die Kreidebildungen Westfalens. Eine geogno- stische Monographie.“ Verhandl. d. naturhist. Vereins der preuss. Rhein- lande u. Westfalens 1854 pag. 20 ff. und Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. V. pag. 99 £. +) v. StrRomBEck: „Beitrag zur Kenntniss des Pläners über der west- fälischen Steinkohlenformation.‘“ Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Jahrg. 1859. NER NO ST a ER EERTER NEE RE RETURN 3 aa { i N EN I = x ) 776 dieser Arbeiten nur um die Mittheilung neuer Ergebnisse handeln. en: Die von den beiden erstgenannten Forschern aufgestellten Abtheilungen des Kreidegebirges wurden von F. RoEMER wieder eingezogen, indem von ihm nur zwei Glieder: die Tourtia und der Pläner mit untergeordneten Gründsandlagen als selbst- ständig anerkannt wurden. v, STROMBECK’s Untersuchungen näherten sich — nachdem inzwischen die Gliederung des Plä- ners in dem subhercynischen Hügellande erkannt war — wieder der älteren Auffassung, Es wurden nun von oben nach unten sechs Glieder unterschieden: 6. Graue Mergel, - . Oberer Grünsand, . Weisse Mergel, Mergel mit Inoceramus mytiloides, . Unterer Grünsand ohne Thoneisensteinkorner, . Unterer Grünsand mit Thoneisensteinkörnern, Hop OL und dieselben mit den am Harze erkannten Abtheilungen des Pläners in Parallele gesetzt, namentlich wurden die beiden jüngsten Glieder, um die es sich hier besonders handeln wird, zusammen als ein Aequivalent des obersten Pläners mit I/noce- ramus Cuvieri betrachtet. Was den oberen Grunsand betrifft, so ist von mir bei ver- schiedenen Gelegenheiten darauf hingewiesen, dass derselbe nicht dem Cuwvieri-Pläner im Alter gleichstehe, sondern dem Scaphiten-Pläner, von dem Herr v. STROMBECK annahm, dass er an der Ruhr fehle. Wie jene irrthumliche Auffassung veranlasst ward, ist unschwer zu erkennen. Es wurden gewisse mergelige Glau- konit - führende Varietäten des Cuvieri - Pläners für „Oberen Grünsand“ gehalten. So wurde als charakteristischer Auf- schlusspunkt im oberen Grünsande der Einschnitt angeführt *), den die Dortmund-Wittener Eisenbahn zwischen Dortmund und Dorstfeld mache. In diesem Einschnitt aber finden sich nur Inoceramus Cuwvieri und Epiaster gibbus**), und zwar nicht selten. Es sind dies die beiden Leitfossilien des (uvieri- *) A, v. STROMBECK |. c. pag. 50. pag **) SchLüter, Fossile Echinodermen des nördl, Deutschland 1869 pag. 15 t. 2. 777 Pläners Westfalens*). Der obere Grünsand aber, der vor- nehmlich durch Spondylus spinosus und Terebratula semiglobosa charakterisirt wird, streicht erheblich südlicher von Dorstfeld zu Tage aus und zwar ziemlich an der Stelle, wo auf von DecHen’s Karte die Grenzlinie der Verbreitung der nordischen Geschiebe eingetragen ist, und die Emscher kreuzt, Hier war der Grünsand im Anfange dieses Sommers durch Kelleranlagen einiger im Bau begriffener Häuser offengedeckt. Versteine- rungen wurden jedoch an dieser Stelle nicht gesehen. Auch die „Grauen Mergel‘“ v. STROMBECK’s, die von BEckS und Heinrich als Oberer Pläner bezeichnet wurden, sind von mir seit Jahren aus palaeontologischen Gründen vom Turon abgesondert **), obne dass bislang der geognostische Beweis für diese Auffassung erbracht werden konnte. Sie wurden um dieselbe Zeit, als die Bezeichnung ‚‚Graue Mergel‘ aufgestellt wurde, von mir als Stoppenberger***) Mergel namhaft ge- macht, da beim Dorfe Stoppenberg in der Nähe von Essen zuerst die palaeontologische Eigenart dieser Schichten fest- gestellt wurde. Da indess gerade bei Stoppenberg das petro- graphische Verhalten dieser Mergel ein abweichendes ist, selbe dagegen in den Niederungen des Emscher-Thales in typischer Entwickelung auftreten, so scheint es um Irrungen vorzubeugen räthlich, jene Bezeichnung nicht festzuhalten , räthlicher, dafür Emscher - Mergel oder vielleicht kurzweg der Emscher zu wählen. | Der Schwerpunkt ‚der jüngsten Untersuchung liegt nun in der Beobachtung, dass der Emscher Mergel direct den echten typischen Cuvieri - Pläner überlagert und seinerseits von den Quadraten-Schichtenf) überdeckt wird. *) ScHLÜTER, Zeitschr, d. deutsch. geol. Ges. Jahrg. 1866 pag. 88. #*) „Die mächtige Folge grauer und gelblicher Mergel im südlichen Westfalen bei Altenessen, Stoppenberg, Herne, Castrop schliesst sich als tiefstes Glied der Quadraten-Kreide an und werden dieselben als unterstes Senon bezeichnet.“ SchLürer, Beitrag zur Kenntniss der jüngsten Ammo- neen Norddeutschlands, pag. 4. *#) Verhandl. des naturhist. Vereins der preuss. Rheinlande und Westfalens, 17. Jahrg. 1860 pag. 29. +) Da an der oberen Grenze dieses Schichtencomplexes bereits zwei Niveaus abgeschieden wurden, nämlich die Zone des Scaphites bino- dosus und die Zone der Bechsia Sockelandi (ScHLüTer: „Ueber die Spon- Ra Na Deco Ges XX VI. i, "50 Ausgezeichnete Lokalitäten, wo unter dem mächtigen Emscher - Mergel typischer Cuvieri-Pläner beobachtet wurde, 3 sind z. B. Zeche König Ludwig bei Recklinghausen (bei circa 70 Lachter Teufe), Zeche Clerget bei Herne, Zeche von der Heydt bei Herne’, Zeche Victor bei Castrop, Zeche Graf Schwerin ebenda, Zeche Fürst Hardenberg nördlich Dortmund, Zeche Sharnhorst ebendort, Zeche Friedrich Grillo bei Camen. Die Ueberlagerung der Emscher-Mergel durch die Schich- ten mit /noceramus lingua stellt sich mit vollster Deutlichkeit in der Umgegend von Recklinghausen dar. Die noch in der Emscher - Niederung gelegenen Tiefbauanlagen, wie König Ludwig und General Blumenthal haben unter dem Diluvium direct Emscher Mergel getroffen, dagegen die auf der nördlich gelegenen Höhe angesetzten Bohrlöcher vorher den gelben Sandmergel der Zingua-Zone durchsunken, z. B. im Bohrloch Göben II., 6 Meter mächtig. Im Streichen haben bergbauliche Anlagen und zu Tage anstehendes Gebirge den Emscher-Mergel aus der Gegend von Ruhrort-Astaden bis in die Gegend von Camen - Hamm kennen lernen, es ist aber gewiss, dass er sich noch weiter bis in die Gegend Elsen-Paderborn erstreckt. Was die Mächtigkeit der Emscher - Schichten angeht, so nimınt dieselbe, wie diejenige des dortigen Kreidegebirges überhaupt von Süden nach Norden und Westen nach Osten zu. Aus den zahlreichen niedergebrachten Bohrlöchern und Schächten ergiebt sich die bis jetzt beobachtete Mächtigkeit als eine von 150 Fuss bis zu 1500 Fuss aufsteigende. So wurde z. B. im Bohrloche Emscher-Lippe beim Gute Löring- hof unweit Datteln das Liegende des Emscher - Mergels, der weisse Cuvieri-Pläner erst bei einer Tiefe von 1577 Fuss an- getroffen, worauf dann bei 1592 Fuss der obere Grunsand (mit Spondylus spinosus), bei 1748 Fuss der zweite Grünsand (Cenoman), bei 1789 Fuss das Steinkohlengebirge erbohrt wurde. gitarien-Bänke der oberen Quadraten- und unteren Mukronaten-Schichten des Münsterlandes‘‘), so ist es vielleicht räthlich, bis eine weitere Glie- derung völlig durchgeführt ist, die Bezeichnung Zone des Jnoceramus lingua zu wählen, da dieses Fossil in den Bänken über dem Emscher- 'Mergel zuerst auftritt, durch alle folgenden Schichten reicht, aber nicht mehr in die Zone der Becksia Soekelandi hineinsteigt. 779 Wenngleich schon mit der angegebenen Mächtigkeit der Emscher-Mergel der Gesammtmächtigkeit des turonen und ceno- manen Pläners nicht allein gleichkommt, sondern sie sogar übertrifft, so ist damit doch noch nicht die grösste Entwicke- lung desselben erreicht, da das Gebirge noch weiter gegen NO sich einsenkt und mithin in noch weiterer Entfernung vom Ausgehenden voraussichtlich eine Mächtigkeit von wenigstens 2000 Fuss erreichen wird. Wie bereits die erhebliche Mächtigkeit dem Emscher- Mergel den Gliedern des Pläners und Senons gegenüber eigene Selbstständigkeit sichert, so macht dieselbe es zugleich schon von vorn herein wahrscheinlich, dass auch die palaeontolo- gischen Charactere dafür eine weitere Stütze bilden werden. Diese theoretische Betrachtung wird gesichert durch die An- sammlungen von Versteinerungen, welche schon seit vielen Jahren von mir eingeleitet sind. Obwohl die Mehrzahl dieser Reste in einer monographischen Arbeit noch näher zu studiren sein wird, so scheint doch schon jetzt, dass die Fauna der Emscher-Mergel sich als eine eigenthümliche und selbststän- dige zwischen diejenige der senonen und turonen Ablagerungen einschiebe und ihr vielleicht den Rang einer Etage zuweisen könnte. Einen hervorragenden Bestandtheil der Emscher - Mergel bilden die grösstentheils schon abgebildeten und beschriebenen Oephalopoden*), als: Ammonites margae, A. Texanus, A. tricarinatus, 4. tridorsatus, A. westfalicus, A. Hernensis, A. Stoppenberyensis. Von Turriliten, welche hier aussterben: Turrihites plicatus, T. tridens, T. varians. Sodann: Actinocamax verus MILLER, nicht zu verwechseln mit Belemnites verus D’OrB., welcher einem viel tieferen Niveau angehört. Die zahlreichen Gastropoden sind noch nicht näher ver- glichen. Unter den Zweischalern ist die Gattung Inoceramus sowohl *) SchLürer, Cephalopoden der oberen deutschen Kreide. Bis jetzt > Hefte, 20° durch die Grösse, wie die ausgezeichneten Formen, welche deren Schalen darbieten, die hervorragenste. Die prägnan- % testen Vorkommnisse scheinen auf folgende Namen zu weisen: Inoceramus digitatus, 1. cardissoides, I. involutus. Von niederen Organismen nimmt eine grosse Kieselfora- minifere (Haplophragmium) durch stellenweise Anhäufung der Individuen Bedeutung an. Die erhebliche Mächtigkeit der grauen Mergel macht es wahrscheinlich, dass in der verticalen Verbreitung der orga- nischen Reste eine gewisse Gruppirung stattfinden werde, allein es fehlen zur Zeit hierüber noch die nöthigen Beob- achtungen, um schon jetzt darüber Andeutungen geben zu können. Dagegen kann bereits die a priori wahrscheinliche Verwandtschaft der unteren Schichten des Emscher - Mergels mit dem Cwvieri-Planer und der oberen mit der Quadraten- Kreide bestätigt werden, indem in jene I/noceramus Cuvieri be- stimmt hineinsteigt, in diesen aber /noceramus Cripsü bereits aufzutreten scheint. | Was die weitere Verbreitung des in Rede stehenden neuen Niveaus angeht, so tritt dasselbe wahrscheinlich auch an der Nordgrenze des westfälischen Kreidebeckens wieder zu Tage. In den 50er Jahren war nämlich dicht bei Wessum unweit Ahaus ein Steinbruch eröffnet, worin ein Gestein gewonnen wurde, welches verschieden war von den in jener Gegend be- kannten turonen und senonen Gesteinen und palaeontologisch sich durch das Auftreten von JInoceramus cfr. involutus aus- zeichnete. Die Vermuthung der Zugehörigkeit dieses Vorkom- mens zu unserem Niveau liess eine erneute nähere Unter- suchung desselben wünschenswerth erscheinen, allein bei einem jüngst vorgenommenen Besuche jener Localität ergab sich leider, dass jener Bruch wieder zugefullt und in Ackerland verwandelt war, so dass nicht einmal die kleinste Gesteins- probe mehr zu erhalten war. Eine nähere Prüfung muss noch ergeben, ob Aequivalente der Emscher-Mergel, wie gewisse Anzeichen vermuthen lassen, auch in den subhercynischen Hügeln (z. B. am Fusse des Sudmerberges bei Goslar*)), in den Gosaubildungen der Alpen *) A, Rosmen.: Die Quadratenmergel des Sudmerberges bei Goslar. Palaeontogr. Bd. 13 pag. 193. — v. Unser: Beiträge zu einer geogno- ZI aE Aue 6 Te AT a er 2 Fa:® u 10 Dee. du SE Te en Se [er 27 AR A a Ah NE a Be De BR Pa BREI NSS EN A par" REN az ul f MER, ve TE 781 Li 7 (wo ebenfalls die Cephalopoden - führenden Schichten mit Ammonites margae etc. direct von den Schichten mit /nocera- mus Cripsü überlagert werden*)), in Frankreich, England, Süd- afrıca, Texas und Mexico vorhanden seien, und selbe also nicht als eine locale Erscheinung, sondern als ein allgemein verbreitetes Glied der sedimentären Reihe zu betrachten sein werden. Die Reihe der Kreideschichten, welche wir vom Sudrande : des westfälischen Beckens zu seinem Centrum hin vorschrei- tend antreffen, ist nun unter Aufnahme des neuen besproche- nen Gliedes in umgekehrten Reihenfolge von oben nach unten folgende: 12. Zone des Heteroceras polyplocum \ Schichten mit Bel. ll. ,, ,, Zepidospongia rugosa J mucronatus. 10. ,,. » Becksia Soekelandi Schichten ‚Subzone des Scaphites binodosus f mit Bel. ” | Imoceramus lingua quadratus. » » Ammonites margae. er „» Inoceramus Quvieri. » » Spondylus spinosus = Scaphiten-Pläner. Inoceramus Brongniarti u. Amm. Woollgari. » » Jnoceramus labiatus u. Amm. nodosoides: 3» 9» Ammonites Rotomagensis. an „ Ammonites varians. » » Pecten asper u. Catopygus carinatus = Tourtia. De u te ERS Auf v. DecHen’s grosser geognostischer Karte von West- falen**) sind die Emscher-Mergel theils mit dem Buchstaben dd theils mit d? bezeichnet worden. stischen Beschreibung der Umgegend von Goslar. Bericht des natur- wissensch. Vereins des Harzes für 1844 u. 1845 pag. 13. *), Ursan Scuröngach: Schichtenfolge der Gosauformation bei Grün- bach. Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt 1867 pag. 335. — AnTon Reptenpacher: Die Cephalopoden der Gosauformation in den nord- östlichen Alpen. Wien 1873, pag. 138 ff. **) Sectionen Wesel und Dortmund. Auf der neuen Ausgabe dieser Karte haben die Buchstaben eine andere Bedeutung. Vergl. Section Ochtrup. 782 In dem Schema des Herrn von STROMBECK fur den Pläner über der westfälischen Steinkchlenformation fehlt der wirk- liche Owvieri-Planer; von den beiden Gliedern, welche er für das Aequivalent desselben nahm, bildet das eine, der Obere Grünsand, das Liegende des Cuvieri-Pläners, das andere, der Graue Mergel, das Hangende desselben. G, Riesenkessel bei Christiania. Von den Herren W. C. Bröcerr und H. H. Revsch ın Christianıa. Hierzu Tafel XXII. bis XXVII. Unter den Hervorbringungen der Natur, welche vorzugs- weise im Norden Europas der Beobachtung und dem Nach- denken sich darbieten, nehmen die Riesenkessel eine hervor- ragende Stellung ein. Es giebt vielleicht nicht viele Länder, die sich mit der scandinavischen Halbinsel hinsichtlich ihres Reichthums an diesen erstaunlich regelmässigen, oft sehr tiefen, in harten Felsen eingebohrten Höhlungen messen können. Wo ein Bach oder ein Fluss durch einen engen, wilden Thalspalt 'herabrauscht, da ist es eine gewöhnliche Erscheinung, dass sich am Ufer desselben Riesenkessel an Riesenkessel reihen. Allein sie finden sich nicht nur in der Nähe der Flüsse oder der Wasserfälle, sondern oft genug auch in weiter Entfernung. Mancher, der vormals auf dem alten Wege nach Bergen über Lärdalsören reiste, wusste zu erzählen, wie an einem Orte in Lärdal die Strasse durch einen ungeheuren Riesenkessel angelegt war, dessen beide Hälften zu den Seiten des Weges sichtbar waren; „hier — erzählt die Sage — hat der nor- wegische König und Heilige St. Olaf sein Ross gewendet.‘“ . Die lebhafte Phantasie des Volkes hat diese ausgebohrten Löcher mit der Vorstellung von Riesen verknüpft, daher der Name Jaettegryder (Riesenkessel). An vielen Orten, wo ihre Form länglich und ziemlich unregelmässig ist, sieht die Phantasie des Volks in ihnen Fussstapfen jener ungeheuren Wesen. Neben dem alten Wege nach Drontheim über Dovre können alle Reisende in der Nähe der Station Kongsvold einen solchen mit Wasser ge- fullten Riesenkessel — „‚einen linken Schuh‘‘ — sehen. Hier und da, je nachdem die Fussstapfen liegen, wird dann auch gezeigt, wie der Riese bald über einen Felsrücken, bald über ein Thal hinweggeschritten sei. Au der Westküste Norwegens 2 werden sie bisweilen Gygresesser genannt, ein schon von dem bekannten Forscher und Probst NıLs HERTZBErG aus Har- danger angeführter Name. Riesenkessel finden sich in Norwegen vom Meeresniveau bis zu ansehnlicher Höhe uber demselben ; Prof. Tu. SCHEERER erwähnt z. B. von Brevig und anderen Orten grosse am Meeres- \ufer gelegene Kessel, während HERTzBERG von Hardanger eine grosse Anzahl südlich von Odda, bei Läterand 1200’ ü. M.*) beschrieben hat. Da sie kaum irgend wo im Lande selten sind, durfte man hoffen, dass auch die Umgegend Christianias, welche so viele interessante Verhältnisse dem Geologen dar- bietet, Beispiele aufweisen würde. In der That giebt es hier eine ganze Reihe von Riesenkesseln, nahe ausserhalb der Grenze der Stadt, und in einer zur Untersuchung sehr einla- denden Gegend. Diese Riesenkessel in unmittelbarer Nähe Christiania’s, früber kaum gekannt, wurden auf einer jener Exeursionen, welche Professor KyeruLr alljährlich mit den Studirenden zu machen pflegt, erst wirklich entdeckt. Ihre günstige Lage gestattete eine genaue und umfassende Untersuchung. Die einzelnen Kessel wurden nach einem bestimmten Plan geleert, und zwar mit der Absicht, sie in Längsschnitten und Quer- schnitten sammt ihrem Inhalt von Schutt und Steinen zu zeichnen, wie derselbe rubig gelegen hatte, seitdem die Arbeit der Natur selbst aufgehört. Die Hoffnung lag nahe, gerade aus dem Inhalt, wenn dieser in allen Richtungen genau unter- sucht würde, einen bestimmteren Schluss hinsichtlich der Ur- sachen ihrer Bildung ziehen zu können, besonders mit Rück- sicht auf die vollkommen abgerundeten Steine, welche zuweilen in Beschreibungen der Riesenkessel erwähnt werden, und die namentlich von Post 1866 in ausgeleerten schwedischen Kes- seln, sowie K. Hıvan im vorigen Jahr bei der Leerung eines Kessels unfern Eidet in Guldalen (Norwegen) in Menge ge- funden batten. Zu diesem Zweck wurden die Ergebnisse der Ausgrabungen genau niedergeschrieben, die Lage und Gestal- tung gezeichnet, Maasse genommen, und namentlich der Inhalt ‚ untersucht, indem die Aufmerksamkeit auf die Beschaffenheit, *) Alle Maasse sind in norwegischen Fussen oder Zollen angeführt. Form und Lage der Steine und des Schuttes gerichtet wurde; gleichzeitig wurde in weitem Umkreise der ganze Rand des Egebergs, an dessen Abhang die Kessel liegen, sowie das Plateau desselben untersucht. Auch die Schuttablagerungen und die alten Morainen in der Umgegend Christiania’s wurden im Anschluss an die Beschaffenheit der Gerölle in den Kesseln von Neuem untersucht. Nach getroffener Verabredung wurde das vorläufige Re- sultat der Arbeit in der Versammlung der nordischen Natur- forscher in Kopenhagen 1873 von Prof. KJERULF vorgetragen, während die Rortsetzung der Untersuchung und die ausführ- lichere Bearbeitung der Resultate den Verfassern übertragen wurde, welche den Fortschritt der Arbeit genau überwacht und die ganze Zeit hindurch die Aufsicht über die Leerung der ‚Riesenkessei geführt hatten. EJPorphür BE Süenit LI Siturformation. IM Gneifs. oooo Marainen. / Richtung der Sneak A Fig. 1. Die Umgegend Christiania’s. A. = Alunso, G. — Grefsenas. T.— Tonsends. O.= Oslo. Gr. = Grönlien. K. = Kongshavn. J. = Jomfrubräten. B. = Bakkelaget. Die Lage der von uns untersuchten Riesen- kessel. Es ist nicht unsere Absicht, sämmtliche Riesenkessel in der Umgegend Christiania’s hier zu beschreiben, vielmehr uns zu beschränken auf diejenigen, welche sich bis eine halbe Meile südlich von der Stadt am Abhange des ne am Meeresufer finden. Egeberg ist der südlichste der niedrigem > sr Felsenrücken, welche Christiania umgeben und die Einfahrt zur Hauptstadt Norwegens so schön machen. Südlich über der Vorstadt Oslo erhebt sich der alte Gneissfelsen 400’ hoch, oben ein Plateau bildend, mit schroffem Abfall gegen Nord, während er gegen Westen obwohl rasch, doch mehr gleichmässig bis zum Meerbusen sich herabsenkt. Auf diesem westlichen Abhang ist der Felsen ziemlich entblösst, besonders von der See, längs welcher die Liebro-Chaussee dem Felsen- rand gegen Süden stetig folgt. Wenn man von Christiania gegen Süden längs dieses Felsabsturzes unterhalb der Chaussee wandelt, findet man schon dicht ausserhalb der Grenze der Stadt bei Grönlien zwei Fig. 2. Riesenkessel bei Grönlien. kleinere Riesenkessel, den einen 9” im Diameter oben mit scharfem Rande, den anderen wenige Schritte südlicher 18” im Diameter, wenig tief oben mit ausgezeichnet abgerundetem Rande; ausser diesen noch mehrere Spuren oder gleichsam Anfänge solcher Kessel, die nicht vollendet wurden; diese ' Anfänge könnten vielleicht Kesselscherben genannt werden. Dicht jenseits des Landhauses Kongshavn finden sich ein paar Hundert Schritte von einander getrennt zwei grössere Gruppen von Riesenkesseln, beide nahe an der See, die eine auf dem Gute des Herrn Assessor THOMMESEN, die andere auf dem des Herrn Tnıs; auch in kurzer Ferne ausserhalb dieser sind unterhalb der Chaussee mehrere Spuren von Kesseln. In Lille - Bakkelaget endlich finden sich 90’ ü. .M. oberhalb der Chaussee zwei schöne Kessel; sie liegen noch nicht eine halbe Meile südlich von der Stadt und bilden die Grenze unserer Untersuchung; doch sollen sich auch weiter gegen Süd mehrere finden. Was wir hier hervorzuheben wünschen, ist namentlich der Umstand, dass die Riesenkessel Egebergs sich am Abhange desselben, die meisten in Gruppen nahe an der See, finden, während auf dem Plateau nicht viele vorzukommen scheinen. Wir haben daselbst nur einen einzigen kleinen Kessel gefunden, nämlich unweit Jomfrubräten, ungefähr 400’ ü. M. Sein Durchmesser ist 16”, seine Tiefe 15”, die Wände waren schön geglättet, der Horizontalschnitt ein wenig elliptisch; er war schon vorher geleert. Dieser Kessel fand sich mitten im Walde und war seiner unbedeutenden Grösse wegen schwer zu finden; nichtsdestoweniger war er unter dem Namen ‚„,‚die Diebshöhlung‘“ den benachbarten Bauern wohl bekannt. Die- selben kannten keinen anderen Riesenkessel auf dem Plateau des Egebergs, wahrend sie von mehreren solchen an ferneren Stellen zu erzählen wussten. Sehr häufig am ganzen Rande des Egebergs und dann auch in der Nähe der erwähnten Riesenkessel finden sich allerlei Denkmäler der Glacialperiode Scandinaviens, theils und zwar am häufigsten Scheuerstreifen, theils bis eine Elle breite, schnurgerade in den Felsen ausgehobelte Rinnen, theils geglattete Felsen und endlich hie und da kleinere Ablagerungen von Morainen- Schutt. Es möge erwähnt werden, dass der erstgenannte kleine Kessel bei Grönlien in einer breiten Gletscherrinne an deren Seite seine Lage hat. Auch ist zu bemerken, dass das Plateau des Egebergs einen ähnlichen Reichthum an den oben erwähnten Eiszeitmerkmalen wie der ‘ Abhang aufweist. Kein Fluss findet sich in der Nähe der Riesenkessel; nur rinnen sowohl bei Kongshavn als bei Bakkelaget zwei Bächlein, die jedoch so unbedeutend sind, dass sie im Sommer bisweilen austrocknen. Beschreibung der ersten Gruppe von Riesen- kesseln bei Kongshavn beim Landhause des Herrn Assessors THOMMESEnN. EIf grössere und kleinere Kessel liegen hier nahe zusammen unterhalb und auf kleinen Absätzen einer ziemlich schroffen Wand, 1’—8’ über dem Meeres- niveau; die Wand senkt sich auch unterhalb der Meeresfläche steil hinab. Wir werden sie nach der Ordnung, in der sie ungefähr in der Richtung N-S aneinander gereiht sind, mit den Zahlen 1, 2, 3 u. s. w. (Taf. XXVIl. und XXVIII.) bezeichnen. No. 1 ungefähr 2’ u. M. am Fusse einer . senkrechten, ; ungefähr 30° hohen Felsenwand. Dieser Kessel mass im Horizontalschnitt oben ungefähr 4’ im Diameter; Tiefe, Inhalt und übrige Verhältnisse sind unbekannt, da seine Lage im Garten des Besitzers die Leerung hinderte. Eine frühere Ausgrabung soll indessen eine grosse Tiefe gezeigt haben. Bemerkenswerth scheint uns die Lage dieses Kessels im Schutze einer überhängenden Felswand; dieselbe trägt an mehreren Punkten unzweifelbafte Spuren von Kesselbildungen, namentlich am obersten Rande, wo sich eine grosse „‚Seiten- scherbe‘‘ fand. Die Entfernung von No. 1 bis zum nächsten Kessel ist ungefähr 30 Schritte; zwischen diesem und den folgenden sieht man mehrere Gletscherrinnen, die wie die Scheuerstreifen des Egeberg- Randes insgemein, in der Rich- tung NNO — SSW mit schwachem Falle schräg _ der Felsenwand streichen. Die Kessel No. 2, 5, 4 und 5 sind alle klein, wenig tief und leer, sie bieten nichts Bemerkenswerthes dar. | No. 6. Dieser Kessel, oder besser Brunnen, sinkt gleich einem 16° langen, 5’ dicken, am Ende abgerundeten Hobl- cylinder beinahe senkrecht ins Gestein herab, ein wenig gegen die See geneigt. Der Horizontalschnitt oben schwach ellip- tisch.*) Vom Boden aufwärts zeigt sich in der Kesselwand eine deutliche Spirale eingeriffelt bis zu 6° Höhe über dem- selben, wo sie von einem waurstförmigen Querrand an der östlichen Wand unterbrochen war; auch höher hinauf fanden sich deutliche Spuren von drehender Abschleifung, doch nur mit Andeutung einer Spirale. Der Kessel ist in grösserer Tiefe weiter als oben, eine Thatsache, auf welche wir noch bei mehreren unserer Kessel zurückkommen. Die Wände be- stehen fast ganz und gar aus dem Gneisse des Egeberges. An we- nigen Orten waren sie gespalten. Die aus solchen Spalten des Gesteins in den Kessel gefallenen Bruchstücke lassen sich leicht von den Reibsteinen desselben unterscheiden. Der Kessel war beinahe bis zum obersten Rande mit Schutt und Geröllen er- füllt; die Ordnung des Inhalts von oben nach unten ist im We- sentlichen folgende (Taf. XXIV.Fig.1): Zu oberst Wasser, her- rührend von einer ungewöhnlichen Meereshöhe — der Kessel- *), O—-—W:5 3”, N—S:5’ 1”. rand 5’ von der See entfernt, lag nur 1’ 3” über dem ge- wöhnlichen Niveau derselben, — dann Felstrümmer von der Sprengarbeit beim Bauen der oberhalb liegenden Chaussee, mit deren Schlamm gemischt. Dann fing in einer Tiefe von 41’ der Inhalt an zu bestehen, erstens aus gewöhnlichem Mo- rainenschutt, der nur wenige grössere Steine verbarg, darunter in einer Tiefe von 8-10’ eine Partie, in der mindestens 50 Steine gefunden wurden, die alle eine abgerundete regelmässigere Form zeigten, als diejenigen des Morainenschuttes besitzen; hier la- gen auch vier grosse Steine in ein und demselben Niveau, gleichsam einen Fussboden bildend. Unter diesen folgte wieder gewöhnlicher Morainenschutt, in welchem dem Boden zunächst einige abgerundete Steine, deren neun (zwei fussgross, die übri- gen kleiner) erstaunlich regelmässig gebildet, von ellipsoidischer Form waren. Diese, sowie viele der vom Niveau 8’ — 10’ erwähnten regelmässig gestalteten Steine zeichneten sich — wie schon oben hervorgehoben — von denen des gewöhnlichen Morainenschuttes wesentlich aus. Sie durften vielleicht einen besonderen Namen verdienen: Reibsteine (norweg. Rivestene), ein Namen, dessen Bedeutung unten erklärt werden soll. Es könnten wohl zwei Typen getrennt werden: ]. die voll- kommen ausgebildeten von regelmässiger, ellipsoidischer Form, 2. die minder vollkommen ausgebildeten mit elliptischem Umrisse in einem oder dem anderen der drei Querschnitte (Taf. XXV.). | Aehnliche abgerundete, wie gedrechselte Steine finden sich auch in Flussbetten und am Meeresufer, nicht aber, so viel wir wissen, zu Haufen vereinigt im Morainenschutt. Zu Beobachtungen des Morainenschuttes findet sich in unmittel- barer Nähe Gelegenheit; wenige Schritte oberhalb Kongshavn zeigte sich in einer Schlucht, durch welche ein Waldpfad sich schlängelt, eine grössere Ablagerung von Morainenschutt, zum Theil durch Wegfahren des Kieses entblösst. Noch überzeu- gendere Wahrnehmungen bot eine Moraine, gleichfalls unfern der Stadt, bei Okern in Aker, auch hier waren grössere Par- tieen durch Wegfahren des Kieses in Profilen entblösst. Die Untersuchung dieser Localitäten liess als grosse Seltenheiten einzelne mehr regelmässig ausgebildete Steine (zweiter Typus) auffinden, während die Menge des Kieses eckig und unregel- mässig gestaltet war. Deutliche Scheuersteine mit einer oder mehreren ebenen Flächen wurden auch gefunden, ir aber nur eine Andeutung von Haufen regelmässig gerundeter & Steine. Ä Schutt und Steine, welche den Inhalt des Kessels bil- deten, waren so fest verbunden, dass jeder Stein mit Brech- stange und Haue losgebrochen werden musste. Sie wurden gewaschen und eine grosse Anzahl zerschlagen, um die Bergart zu erkennen. Folgende Gesteine wurden sicher erkannt”): Schwefelkies, häufig sowohl oben als unten im Kessel; kann von den Kiesknauern des Alaunschiefers herrühren. Kalkstein; kann von einer der Kalkschichten des Christia- nia-Thals abstammen. Gneiss in verschiedenen Varietäten vom Egeberg, sowie Hornblendeschiefer und Glimmerschiefer. Rother Syenit in vielen Abänderungen, ähnlich denen des. „Grefsen‘sen“ und Tonsenäsen, z. B. mit Titanit, mit schwarzem Glimmer, ziemlich grosskörnig u. s. w. Die weit überwiegende Anzahl der Steine schien Syenit zu sein; aus dieser Felsart bestanden auch die vier grössten Steine. Diabas aus den zahlreichen Diabasgängen des Christiania- thals. j Gabbro in verschiedenen Abänderungen, denen ähnlich, die sich beim nördlichen Ende des Sees Oiern finden. Augitfels mit Pistazit, ähnlich den dunklen Abänderun- gen vom Alunsö. Fremdlinge von weiter Ferne waren: Blauquarz (blauer Quarzit), ähnlich dem des Gudbrands- dals oder des Österdals. Sparagmit, ähnlich der minder typischen Abänderung des Rendals. Ausser diesen fanden sich mehrere Bergarten, deren An- stehendes minder sicher bestimmt werden konnte, z. B. ein 'grün- und weissgefleckter Stein, einem grauen feldspathreichen Granit ähnlich. *) Die Bergarten wurden von Prof. KırruLr bestimmt. No. 7. Dieser ungefähr 34’ tiefe Kessel war besonders schön in einer Spirale, die sich vom Boden aufwärts bis zum oberen Rande wand, ausgebohrt (Taf. XXIV. Fig. 2); man konnte ihn am besten mit dem Abdruck einer riesenhaften Schnecke vergleichen. Der Horizontalschnitt war schwach elliptisch O-W:4’ 5”, N-5:4’ 3”; seine Höhe ü.M. 1’ 4”, Abstand vom Wasser 3. Sein Inhalt bot Nichts von Interesse dar, da er wahrscheinlich vormals geleert war und nur Schutt und Schlamm vom Bauen der Ohaussee herrührend enthielt. No. 8 und 10 waren gute Beispiele der „Kesselscherben*; £ ’_ Fig. 3. Durchschnitt der Kesselscherben No. 8 und No. iO bei Kongshavn, nur der Boden und die östliche Wand derselben sind erhalten. Der erstere scheint seine Vorderwand in neuerer Zeit verloren zu haben, während der zweite vielleicht sein ursprüngliches Ansehen noch besitzt. No. 9 verhält sich ungefähr wie No. 7, nur dass seine Spiraldrehung viel undeutlicher ist. Sein Horizontalschnitt - war sehr deutlich elliptisch,h ONO-WSW 3’ 8”, NNW-SSO 3° 2”; seine Tiefe 4’, Höhe u. M. $°. M No. 11. Ein grosser Kessel, der nur zum Theil aus der See emporragt; seine vordere Wand ist zerstört, weshalb die See immer hineinschlägt. Eine: breite Gletscherrinne an der Seite der schrofien, 20° hohen Felsenwand zwischen ihm und dem letzterwähnten Kessel führt in seinen oberen Theil hinein. Die hinterliegende Felsenwand überragt den mächtigen Kessel, dessen Verhältnisse nicht näher untersucht werden konnten. Beschreibung der zweiten Gruppe von Riesen- kesseln dicht ausserhalb Kongshavn beim Landgute des Herrn Tuııs. Diese Kessel — mindestens 9 an der Zahl, ausser einigen rudimentären — liegen nicht so dicht zu- sammen, wie die der vorigen Gruppe. Sie finden sich am Felsenabhang zwischen dem Meer und der Chaussee, zwei oberhalb derselben in einer Höhe von 1’—40’ u. M. Der . nördlichste vielleicht ein paar hundert Schritte vom südlichsten der vorigen Gruppe entfernt. Wir werden sie mit a,b,c u.s.w. bezeichnen. Fig. 4. Kartenskizze der Gruppe bei Kongshavn I. Maase Die Höhe ü.M. a: N-S = 16’ O-W 53’ a ungefähr 5’ b: er 2 a n 17 e: N a RER 2 25’ BIS N 2 A 1% Be er ie e es 6’ h Sn 0) a. liegt ungefähr 5’ u. M.; der Horizontalschnitt gleicht einer riesigen Fussfährte, breiter gegen Nord, 16° lang in der ner a et a U ei a rer TA RE NE RT ae ET En Er SE rn AZ, D Ehe} DE, TR RR: h. ;f wi; I % A ae al An Er a Fr» KES 5 Fe} OH TEN; aa . j ) 4 En 7 Fa « N ) ER N 793 Richtung NNO-SSW, 54° in der Mitte in der Richtung WNW-OSO. Seine übrigen Verhältnisse konnten leider nicht untersucht werden, da die Ausleerung nicht erlaubt wurde. Seine grösste Tiefe ward als gegen Nord liegend angegeben. b. liegt im Meeresniveau. Er wurde wahrscheinlich be- reits früher geleert. c. 25’ u.M. östlich von a, von diesem durch einen schroffen 20’ hohen Abhang getrennt (Taf. XXVI.). Der Horizontaldurch- schnitt beinahe kreisrund, 4+’ im Durchmesser.*) Seine Tiefe ist 12°. Er dringt fast eylindrisch ins Gestein hinab, indem er sich nur in grösserer Tiefe etwas erweitert, gegen den Boden (dessen tiefster Punkt gegen Westen lag) aber wieder sich einengt. In einer Wand sind deutliche Spirallinien ein- gedreht, deren Zusammenhang indess infolge der durch wurst- formige, aus härterem Granit bestehende Querleisten verur- sachten Unterbrechungen nicht verfolgt werden konnte; der Granit durchbricht nämlich den Egeberggneiss in mehreren Adern. Der Inhalt des Kessels bestand zu oberst aus etwas Schutt vom Bau der Chaussee herruhrend, in dessen Mitte ein grosser Rosenstrauch wuchs. Darunter gewöhnlicher Mo- rainenschutt mit Steinen — unter denen einige ziemlich regel- mässige (zweiter Typus) — bis zu einer Tiefe von 8’, wo acht grössere Steine in einer Ebene liegend eine Art Fussboden bildeten. Unter diesen begannen minder vollkommen aus- gebildete Reibsteine — im Ganzen 60 — häufig zu werden, hie und da mit einem einzelnen der vollkommen regelmässig gestal- teten Steine untermischt. Ihre Anzahl nahm zu mit der Tiefe, wo sie herrschend wurden; in allem fanden sich der letzteren ungefähr 40. Der feinere Kies war auch am Boden von eckiger und unregelmässiger Form; hie und da zunächst der Kesselwandung ein wenig feiner Sand. Die Aufzählung der verschiedenen Felsarten, welche unter den Reibsteinen dieses Kessels vertreten sind, wurde wesentlich nur eine Wiederholung des oben gegebenen Verzeichnisses sein, mit einzelnen wenigen Zusätzen, namentlich von gewöhn- *) In einer Tiefe von 6’ war der Durchmesser N-S 5’, W-O 4’ 9’ von 7’ 9’ war der Durchmesser N-S 6’ 6”, W-O 4’ 6” von 10’ war der Durchmesser NNW-SSO 4’ 9”, WSW-ONO 3’ 6” Zeits. d. D.geol. Ges. XXVI. 4. al lichem Feldspathporphyr; Syenit schien auch hier am SE: figsten vorzukommen. | Wie man sieht unterscheidet sich dieser Kessel von dem mit No. 6 bezeichneten rücksichtlich des Inhalts dadurch, dass keine Anhäufung von Reibsteinen in einem höheren Niveau, von derjenigen am Boden durch gewöhnlichen Morainenschutt getrennt, gefunden wurde. Im Uebrigen war der Inhalt dieser Kessel übereinstimmend. d. ein kleiner Kessel im Meeresniveau liegend, und e. ein grosser als Brunnen benutzter, cementirter Kessel waren beide schon früher geleert. Hierzu kommen noch die Kessel f und g, die von Rasen bedeckt waren; sie wurden später während der Wanderungen nach dem grossen Arbeitsort in Bakkelaget (siehe unten) gefunden. Endlich als schon alle Arbeiten beendet, wurden auf einer der letzten Touren, da unser Auge für diese Dinge geschärft war, die Kessel h und i ein paar Schritte oberhalb der Chaussee entdeckt, 40’ ü. M., völlig verborgen von üppi- gen Berberis-Gesträuchen, welche durch ihre rundliche scharf abgegrenzte Form die Auffindung dieser ungeheuren natürlichen Blumentöpfe veranlassten; h war 13’ in der Richtung N-S, 'ieetwas kleiner. Sie wurden nicht geleert. Ausser den erwähnten Kesseln fanden sich weiter gegen Süden mehrere längliche Kesselscherben, deren längste Achse ungefähr in der gewöhnlichen Richtung der Scheuerstreifen des Egebergs liegt; ihre Tiefe ist gegen Norden am grössten. Beschreibung der zwei Riesenkessel in Lille- Bakkelaget. Zwei Kessel liegen hier dicht bei einander, ungefähr 90’ ü. M. am Fusse eines steilen Felsabhangs, der auch unterhalb der Kessel gegen die Chaussee — in deren Nähe deutliche Scheuerstreifen sich finden — steil abstürzt. Der östlichste kleinere, höher gelegene scheint früher schon geleert zu sein. Ein Paar Knaben könnten in ihm gut Platz finden, wenn sie zusammengekauert sässen. Wenn man sich über den Rand des Kessels lehnt und hinabblickt, öffnet sich unten eine geräumige Nische; diese erwies sich bei genauerer Untersuchung als die emporsteigende hintere (östliche) Wand eines mächtigen Riesenkessels, des grössten aller von uns untersuchten. Der Horizontalschnitt dieses grossen Kessels war oben {, es j ® FASER a RR N RR ROTER BER UEREL EA A BN a) RN RAR NR U ET N Y bs „r q Due 2 eh = a « 2 ’ ” € 2 | EN ER Kr N F u Kin, ” hi . ‘ f NEBER I ia R x + : ! K% la UN TERN a a HR RD ae Nr a" J N ' BEUXT ET R Krk R 795 N-S 8°, O-W 8%’, also schwach elliptisch. Die östliche Wand stieg ungefähr 10’ höher empor, als die westliche; dieser emporragende Theil war, ehe seine Leerung begann, das Ein- zige, was vom ganzen Kessel zu sehen war. Es war jene Nischen -ähnliche Aushöhlung, deren Boden mit einem reichen Haselgebusch bedeckt war. Am oberen Rande ist dieser Kessel nur durch eine ungefähr fussbreite Zwischenwand von dem klei- neren getrennt, von welchem aus man auch jetzt, nach der Lee- rung, ihn am besten betrachten kann (Taf. XXVII. u. XXVIII.). Nachdem das Haselgebusch vom Boden entfernt war, wurde in dem sich öffnenden Kessel von oben nach unten gefunden: eine —’ dicke Schicht von dunklem, mit fruchtbarer Erde vermischten Sand, eine +” dieke Schicht von rothem Sande, dann grosse Morainenblöcke, zum Theil deutliche Scheuersteine, in einer 64” dicken Schicht; sie lagen meist am schmalen Ende, dieht zusammengedrängt, wie gemauert; in einer Tiefe von 7+’ hörten sie gänzlich auf. Hier kam eine 3’ dicke Schicht von kleineren Gerollen und scharfem Sand, worin nur ein einziger ellengrosser Block und einige kleinere Steine in einer Tiefe von 9’ lagen. Dann eine beinahe 4’ dicke Schicht von Sand mit zahlreichen grösseren Blöcken, die jedoch weder so gross, noch so dicht gepackt waren, wie die im oberen Theile des Kessels. In der Tiefe von 12’ wurden ein Paar Reibsteine (zweiter Typus) gefunden. Bei 14’ Tiefe fand sich eine 6’ lange, 5’ breite horizontale Scholle von verwit- tertem. Amphibolit, die sich von dem nördlichen Theil der Kesselwand bis zum östlichen erstreckte, mit ihren Enden die Wände berührend, während sie in ihrer Mitte durch einen sandgefüllten Zwischenraum von den Kesselwandungen ge- trennt war. Gerade hier wurden, dicht an der Wand, auf der Scholle ruhend, zwei sehr vollkommene Reibsteine, deren einer 14” lang, gefunden. Unter der Scholle ruhte eine schrägliegende grosse Fliese. In dem von diesen beiden grossen Steinen und der Kesselwand begrenzten Raum waren acht zum Theil mehr als fussgrosse, vollkommen regelmässige, ausser zahlreichen minder schönen Reibsteinen verborgen. Im übrigen Theil des Kessels wurde in demselben Niveau sowie auch unter deu Reib- steinen nur gewöhnlicher Morainenkies mit grossen Blöcken gefunden. Der Inhalt dieses Riesenbrunnens zeigte also inso- weit eine Art von Schichtung, 51* a; A a EB ET rt DER An Nez öl Be a : re TEN RE ANNE %- ee n Bere iE e RER x RS: TR ni‘ Kar N D Die Leerung des Kessels, die auf Veranlassung des Prof. KJERULF auf die „‚geolog. Untersuchung des Gebiets Christiania- Drammen‘“ übernommen wurde, musste im November, weil die Tage zu kurz wurden und der Herbstregen die Arbeit erschwerte, abgebrochen werden. Erst in der Mitte des Februar, als das Wet- ter infolge des milden schneearmen Winters günstig, wurde die Ar- beit wieder aufgenommen. Bei der Fortsetzung der Ausleerung in der Tiefe von 19° beginnend wurde beobachtet: erstens gewöhn- licher Morainenschutt mit Steinen und Blöcken. In der Tiefe von 21’ boten sich sehr interessante Verhältnisse; hier fanden sich nämlich zwei mächtige Gneissblöcke, der eine südlich, 6° lang, der andere 4’ lang, östlich an der Kesselwand, mit ihren Enden in einem stumpfen Winkel zusammenstossend. Gerade hier, wo sie sich näherten, waren beide Steine deutlich abge- dreht und ausgehöhlt, gleichsam die eine Wand eines Riesen- kessels bildend; hierbei ist auch zu bemerken, dass der gegen- überliegende Theil der Kesselwand sich durch sein glattes und wie geschliffenes Ansehen auszeichnet. Dicht an der Wand lagen zwei schöne Reibsteine. Unterhalb dieser in die Augen fallenden Partie bestand der Inhalt wieder aus gewöhnlichem Morainenkies. In der Tiefe von 26’ fand sich an der Wand etwas Thon. Weiter hinab fing der Kessel an, deutlich sich einzuengen; es schien sich jetzt das Ende der immer schwie- riger werdenden Arbeit zu nähern. In der Tiefe von 30’ lagen zwei Reibsteine; alle Steine begannen jetzt, eine mehr abgerun- dete Form zu zeigen. In der Nähe des Bodens wurden ungefähr sechs vollkommen gerundete Reibsteine gefunden; der grösste Reibstein, welcher indess zum Typus II. (siehe Tafel XXV.) gehörte, stand in aufrechter Stellung, von dem tiefsten Punkt des Kessels durch eine dünne Schicht von Kies mit kleinen Reibsteinen getrennt. Seine Maasse sind 22”, 17” und 15”, das Gewicht genau 3 Centner. | Die Bergarten sowohl der Reibsteine als die der Blöcke wurden genau untersucht; mehr als 300 Stucke wurden zur sicheren und sorgsamen Bestimmung zerschlagen. Es zeigte sich, "dass im obersten Niveau Syenit fast allein herrschend und auch in grösseren Tiefen häufig war; von der Tiefe 11’ nach unten lag Granit von verschiedenen Varietäten in Menge; übrigens würde das oben gegebene Verzeichniss mit wenigen Zusätzen gelten können. Auch hier ging aus der Untersuchung hervor, wa „9 DREHEN ETC MID LLC BA 7 EOHNM LEHE. NET ER Re RT) 1 Naher Aa? z au BL a 3 a NEN EG aa Se a 1 A AV Kr a PR La 2 Fun Kick y 197 dass die Gesteine des Egebergs nur wenig zum Füllen des Kessels beigetragen haben. Dieser mächtige Riesenbrunnen hatte unter dem nord- westlichen Rande eine Tiefe von 333’; misst man indess vom obersten Punkte an der östlichen Wand, so ergiebt sich eine Tiefe von 44’ — 13,8 Meter. Wie es wohl bei den grösseren Riesenbrunnen die Regel, so ist auch dieser an seiner Oeffnung euger, als in grösseren Tiefen*) indem auch die Wände gegen West sich senken.**) Vom Boden aufwärts ist in der Wan- dung eine Spirale eingedrechselt, deren Windungen sich indess kaum in ununterbrochenem Zusammenhang verfolgen lassen; recht anschaulich war der von den Arbeitern hervorgehobene Vergleich mit einer Schnecke oder einem Pfropfenzieher. Die Leerung erheischte ungefähr 50 Arbeitstage bei einer Thätigkeit von 3 Mäunern. 24 grosse Steine mussten ge- sprengt werden, die übrigen wurden unzertheilt heraufgewun- den; eine ganze Halde wie bei einer Grube wurde im Laufe der Arbeit am Abhang unterhalb des Kessels angehäuft, dessen Cubikinhalt zu 2350 Cub.-F. berechnet ist. Obigen Specialberichten reihen wir folgende allgemeinere Bemerkungen an: In Bezug auf die Lage der Kessel ist bemerkenswerth, dass sie oft in Gruppen dicht aneinander längs des Abhangs des Egebergs, nahe dem Meeresufer liegen. Zahlreiche Scheuerstreifen umgeben sie von allen Seiten; ein Kessel (bei Grönlien) hat sogar in einer Gletscherrinne seinen Platz, welche wahrscheinlich später ausgehobelt wurde. Die Form. Erstaunlich gross ist oft die Tiefe im Ver- hältniss zur Weite; die Kessel senken sich ziemlich senkrecht ins Gestein hinab; ihr tiefster Punkt liegt etwas gegen West. Der Horizontaldurchschnitt ist bei den meisten beinahe kreis- *) Der Horizontalschnitt ist in der Tiefe von 15° : N-S 1%, O-W 113’ %%) Die Neigung wurde folgendermaassen gemessen : eine Bleischnur wurde vom westlichen Rand oben herabgesenkt; die Entfernung der Schnur von der Wand zeigt dann die Neigung der letzteren in jeder Tiefe an. In der Tiefe von 14’ war z. B. der Abstand 3’ u. s. w. rund; bei deutlich elliptischer Form stimmt die Richtung der grossen Achse in der Regel nicht mit derjenigen der Scheuer- tapfenformige Kessel bei der Besitzung des Herrn Tuııs). Die grösseren und tieferen Kessel sind nach unten weiter. Meh- rere zeigen eine schöne Spiraldrehung, die grösseren nur am Boden sehr deutlich; in einem Falle (No. 7 iin der Kongs- havnsgruppe) ist die Spirale so stark entwickelt, dass der Kessel mit dem Abdruck einer riesigen Schnecke verglichen werden kann, in einem zweiten Falle (Bakkelaget) so sehr in die Augen falleud, dass alle, die sie sahen, eine oder andere Vergleichung brauchten, wie mit einem Pfropfenzieher u. s. w. Ausser den Kesseln finden sich auch theils mehr verticale, theils mehr horizontale Kesselscherben, die letzteren zuweilen in der Richtung der Scheuerstreifen ausgezogen. Der Inhalt. Die früher nicht geleerten Kessel zeigten alle als augenscheinlich ursprünglichen Inhalt in ihrem oberen Theile gewöhnlichen Morainenkies, am Boden eine Sammlung regelmässig abgerundeter Steine, die Reibsteine, die mehr oder minder vollkommen ausgebildet sind. Die ersteren nabmen an Häufigkeit gegen den Boden zu, wo sie die unvollkommen gerundeten Steine ganz verdrängten; die letzteren fanden sich in den zwei grössten Kesseln (Kongshavn, Bakkelaget) auch in einem hoheren Niveau, von den Steinen des Bodens durch gewöhnlichen Morainenkies getrennt. Der Inhalt ist fest zu- sammengepackt, zuweilen wie gemauert. In einem Falle (Bak- kelaget) konnte man, was den Schutt betraf, eine gewisse Schichtung wahrnehmen. Die grösseren Steine des Morainen- kieses — die Blöcke — erreichten einen bedeutenden Umfang (in dem grossen Kessel zu Bakkelaget waren viele Blöcke mehr als 3’ lang, ein einzelner war 6’ lang, 4’ breit und 4’ dick, eine Scholle war 6° lang, 5’ breit u. s. w.). Die Reib- steine zeigten nie eine geringere Grösse als 3”; sie waren selten ganz vollkommen ausgebildet, wenn sie mehr als 1’ lang waren. Der feinere Kies war überall in den Kesseln, selbst am Boden, wo die Reibsteine lagen, eckig und von unregel- mässiger Form. Thon wurde als eine Seltenheit in grosser Tiefe in dem Kessel zu Bakkelaget gefunden. Die Felsarten und zum Theil ihre Ursprungsstätte konnten sowohl in Bezug auf den Morainenschutt als die Reibsteine, infolge der Lage EN a, = streifen überein. Ausnahmen kommen indess vor (der fuss-- D 799 der Kessel in dieser genau bekannten und untersuchten Gegend ' mit grosser Sicherheit bestimmt werden. Ihre Anzahl war sehr gross, von sehr verschiedenen Arten und Fundstätten. Es ging aus der Untersuchung hervor, dass viele aus weiter Ferne sind; die meisten Steine bestehen wohl aus dem Syenit des Grefsenäs oder Nordmarkens, während die Felsarten des Egebergs nur kleine Beiträge zum Füllen geliefert zu haben scheinen. Ehe wir nachzuweisen versuchen, wie die eben beschrie- benen Kessel wahrscheinlich gebildet sind, dürfte es vielleicht von Interesse sein, die wichtigsten der von Zeit zu Zeit in Betreff der Entstehung der Riesenkessel geäusserten Ansichten in Kürze zu erwähnen. Diese Naturerscheinung schien den älteren Beobachtern sehr merkwürdig, ja räthselhaft, und gab auch, wie oben berührt, dem Volksaberglauben reichliche Nah- rung. Als man sie mit Kritik zu studiren anfing, ward man bald auf den Umstand aufmerksam, dass sie in Flussbetten und in Sturzbächen, namentlich unter deren Falle nicht selten sind, und der Schluss lag nahe, dass solche Kessel dem Um- wirbeln von Stein und Kies durch das Wasser ihre Bildung verdanken. Schon N. HERTZBERG erwähnt dieses und bemerkt, „sie scheinen durch das Brechen der Wellen, durch Wasser- strudel und Ströme, die in ihnen Schutt und Steine im Kreise umgedreht haben, gebildet zu sein.“ Er hat auch beobachtet, dass sie sich oft an Orten finden, wo seit Menschengedenken keine gewaltigen Wasserkräfte gewirkt haben, und versucht — freilich durch ziemlich kühne Ideen — auch in diesem Fall ihre Bildung zu erklären. Er deutet auf die Kraft des Blitz- strahls, oder „dass ein ungeheures Meerinsect, deren vielleicht noch jetzt Exemplare in der Tiefe des Meeres sich finden könnten, diese Kessel in der Urzeit, als die Felsen noch weich waren, ausgebohrt habe‘, — wie es noch heutigen Tages die Bohrmuschel im Kleinen thut; ja, er hielt es nicht fur un- möglich, „dass sie durch gewöhnliche Regentropfen in unge- heuer langer Zeit in ähnlicher Weise entstanden seien, wie er selbst solche ,„‚Riesenkessel en miniature‘“ durch eine Dach- traufe in einer Fliese unter seinem Zimmerfenster innerhalb BRAND EN. gr 800 22 Jahren sich hätte bilden sehen.“ Wenn wir diese, wie es jetzt scheint, sonderbaren Hypothesen hören, müssen wir indessen uns erinnern, dass man damals wenig oder nichts weder von Riesenkesseln noch von mehreren anderen Verhält- nissen, die nach den jetzigen Ansichten mit ihrer Bildung in naher Verbindung stehen, wusste; man darf auch nicht ver- gessen, dass eben derselbe Mann später den richtigen Weg zur Lösung der Frage gefunden bat, indem er 1826 mehrere Kessel der Gruppe am Lätevand, südlich von Odda in Har- danger leeren liess, und eine Kartenskizze ihrer Lage entwarf. Er beschreibt bei dieser Gelegenheit den Inhalt als ‚‚fest ge- packten Kies, der gebrochen und gehauen werden musste.‘ Ueber das Vorkommen der Riesenkessel in Flussbetten und unter Wasserfällen giebt es auch eine Menge neuerer Beobachtungen; als bemerkenswerthe Beispiele können erwähnt werden: Grovehulfos in Thelemarken, Norwegen, ein Wasser- fall, der sich in einen grossen Kessel herabstürzt (SCHEERER); der Fluss Tulema in Finland, in dessen Bette ein Riesenkessel an den Tag kam, als der Fluss höher hinauf in ein anderes Bett geleitet wurde (v. HELMERSEN); der Fluss Tarn in Frank- reich, wo man sowohl das Entstehen als das Verschwinden von Riesenkesseln gesehen haben will (CoLLeeno); in Schwe- den endlich Storfors, ein Wasserfall in dem alten Bette des Indalselven’s, wo eine Menge bis 10’ tiefer Kessel sichtbar wurden, als der Fluss 1796 ein anderes Bett sich wählte (ErpmAans). Ein interessantes Beispiel ihrer Bildung in der neuesten Zeit wird von Oena, einer Papiermuhle bei dem Trollhätta-Falle in Schweden, angeführt; hier wurde im Felsen eine Rinne, die das Wasser zur Muhle führen sollte, ausge” sprengt. Als diese nach dem Verlaufe von 8 bis 9 Jahren vergrössert werden sollte, fand man beim Abdämmen des Wassers, dass sich innerhalb dieser Jahre einige kleine Riesen- kessel, deren tiefster 14’ war, am Boden der Rinne gebildet hatten (ERDMANN). Während. also das Vorkommen dieser und ähnlicher in Flussbetten gelegener Kessel verständlich schien, blieb es nicht minder schwierig, zu erklären, wie die Riesenkessel, die sich nahe den Gipfeln der Berghöhen fanden, an Stellen, wo wahr- scheinlich niemals Wasserströme geflossen sein können — ge- bildet wurden. Doch auch für diese Vorkommnisse schien 801 sich eine ähnliche Erklärung darzubieten, als man die abge- rundeten und gestreiften Felsen zu studiren anfing und gleich- zeitig auch das Vorkommen der Morainen, kurz die Phänomene, welche wir als die Zeugnisse einer entschwundenen Eiszeit ansehen. Von Anfang an betrachtete man nämlich, wie be- kannt, diese Erscheinungen nicht als durch das Scheuern eines Binnenlandeises verursacht, sondern glaubte, dass ungeheure Wasserflutben, welche Kies und Steine in ihren Wellen fortrissen, Scandinavien überschwemmt und auf diese Weise jene Merkmale zuruckgelassen hätten. Jetzt konnte man sich das ehemalige Vorhandensein eines Wasserstrudels an jedem beliebigen Orte als möglich denken; und so schien das Vor- kommen jener Riesenkessel unschwer zu verstehen (SCHEERER, LEonHaARrn u. A.). Diese berühmte Wasserfluththeorie des schwedischen Geologen SerstrRöm wurde bekanntlich wieder verlassen, nachdem sie für die Theorie der Eiszeit den Weg gebahnt hatte. Die fern von Flussbetten gelegenen Riesen- kessel erschienen also wie fruher als vollkommene Räthsel. Es war ganz natürlich, dass der forschende Gedanke seine Zuflucht auch zum Meere nahm, welches seine gewaltigen Wellen über das Ufer wälzt. Der General von HELMERSEN be- schrieb einige Riesenkessel aus Finland, bei welcher Gelegen- heit er die Ansicht äusserte, es könnten die weder in jetzigen noch in früheren Flussbetten liegenden Riesenkessel der Bran- dung des Meeres ihren Ursprung verdanken. Indem die Wellen gegen das Ufer schlagen, setzen sie, meint er, an gunstigen Localitäten Steine in kreisende Bewegung, wodurch der Fels nach und nach ausgehöhlt werde. von HELMERSEN erwähnt auch als ein Beispiel einen Riesenkessel, der in histo- rischer Zeit gebildet sein soll, und scheint so weit zu gehen, dass er das Vorkommen von Riesenkesseln fern von Fluss- betten überall als Beweis eines früheren höheren Meeresstandes betrachtet. Als man die Gletscher und ihre Wirkungen auf die unter- liegenden Felsen genauer zu studieren anfing, konnten die mit Gletschern in Verbindung stehenden Riesenkessel der Auf- merksamkeit nicht entgehen. Der erste, der einen bestimmten Zusammenhang zwischen diesen Erscheinungen wahrgenommen hat, ist, so viel wir wissen, CHARPENTIER (1841); später hat H. Hogarp (1858) und, unabhängig von beiden, in Schweden von Posr (1867) näher entwickelt, wie man sich diesen Zu- sammenhang denken muss. Wie der Gletscher selbst seine Spuren auf der Felsfläche, über welche er fortgleitet, einritzt, so ubt auch das Wasser, das sich von seiner Oberfläche durch Spalten und Risse herab- stürzt, eine eigenthumliche Wirkung aus. Indem es oft mit grosser Kraft den Felsen trifft, wird dieser angegriffen. Steine und Schutt werden mitgerissen und helfen dem Wasser bei seiner Arbeit. Auf diese Weise werden kleinere Höhlungen, Riesenkessel (marmites) und (wie HogarD erzählt) mit abge- rundeten Rändern versehene gewundene Oanäle gebildet. Diese sind sehr verschieden von den regelmässigen, oft schnurgeraden Streifen und Rinnen, welche die durch das Eis fortgeführten Steine, auf der Felsunterlage erzeugten. Wenn solche den Riesenkesseln ähnliche Aushöhlungen (zum Theil die von uns sogenannten Kesselscherben) an den senkrechten oder jäahen Thalwänden sich finden, dann, meint HoGarD, rühre dies davon her, dass das durch die Spalien des Eises herabstürzende Wasser, gerade gegen die Felsenwand gelenkt sei und daselbst seine Arbeit ausgeführt habe. Dass die gewundenen Canäle und die geradlinigen Gletscherstreifen (Skuringsmaerker) gleich- zeitig, also während der Fels von Eis bedeckt war, gebildet seien, gehe daraus hervor, dass sie sich oft gegenseitig kreuzen. Die Riesenkessel und die Canäle sollen, nach Hocarp, einen Beweis dafur liefern, dass die Orte, wo sie sich finden, ein- mal sowohl der Thätigkeit des Wassers als der des Eises ausgesetzt gewesen, also einmal ihre Eiszeit gehabt haben. In Dr. Rmx’s Beschreibung von Grönland hat man be- kanntlich ein Bild von dem Zustande Scandinaviens zu finden geglaubt. Ueber einen Theil des grönländischen Binneneises unternahm im Jahre 1870 Prof. NoRDENSKJÖLD eine kühne _ Wanderung, während welcher er mächtige Flüsse, die durch Risse in die Tiefe herabsturzen, sah; die Erscheinung mitten in der Eiswüste wird als im höchsten Grade grossartig be- schrieben. Auch von genauer untersuchten Gletschern kennt man ähnliche, wenn auch kleinere Wasserfälle. In den Alpen siebt man auf weniger zerklüfteten Gletschern Bäche, welche theils dem Regen, theils dem Schmelzen des Eises und Firns ihre Entstehung verdanken. Wenn solch ein Gletscherbach einen Spalt im Eise trifft, stürzt er sich hinab, die Eiswände 803 schachtähnlich aushöblend, indem die Wirkung des Wassers durch mitgerissenen Schutt und Steine vergrössert wird. Auf diese Weise bildet sich der Bach eine senkrechte Röhre, die oft erhalten bleibt, selbst wenn der ursprüngliche Riss rings umher sich geschlossen hat. Sind solche Aushöhlungen im Eise klein, so werden sie, wie bekannt, gewöhnlich „Mühlen“ (moulins) genannt, während die grösseren oft den Namen „Brunnen“ (puits) tragen. Der erstere Namen rührt davon her, dass das Rauschen des Baches im Innern des Eises täuschend dem Toben der Mühlräder ähnlich ist. Solch eine Mühle ist nur zur Sommerzeit im Gange, friert aber im Winter zu. Indess, auch wenn man sich durch diese Mühlen die Bil- dung der Riesenkessel erklären kann, so giebt es doch einen Umstand, der anfangs schwierig zu deuten scheint. Da nam- lich die Gletscher ununterbrochen, obwohl langsam, in die Thaler herabgleiten, so müssen ja die Mühlen vorrucken. Zu- weilen thauen im Frühling die alten Mühlen wieder auf und empfangen den Bach von Neuem, gleichwie im vorigen Jahre; der Wasserfall wird also auf diese Weise mit den Jahren vorwärts schreiten. Wenn nun die Riesenkessel durch solche Mühlen gebildet wären, so mussten sie wohl (was gewiss nur selten der Fall ist) Spuren des Vorruckens des Wasserfalls zeigen, z.B. eine längliche, in der Richtung der Scheuerstreifen ausgezogene Form oder eine reihenweise Anordnung nach der- selben Richtung u. s. w. Oft aber thaut die alte Mühle nicht wieder auf, während an dem Ort, wo sie sich im vorigen Lenz befand, ein neuer Spalt und eine neue Mühle sich bilden. So trifft man auf Gletscherwanderungen zuweilen erst mehrere geschlossene Muhlen in Entfernungen von einander, die un- gefahr dem vom Gletscher jährlich zurückgelegten Wege ent- sprechen, ehe man die Mühle, welche im Gange ist, findet. Um ein bestimmtes Beispiel anzuführen, darf erwähnt werden, dass dies am Aargletscher nahe dem Ort, wo das berühmte „„Hötel des Neuchatelois‘‘ sich früher befand, beobachtet wurde; dieses war, wie bekannt, eine improvisirte Wohnung der Herren Acassız und Desor. Es ist. ja auch ganz natürlich, dass die Risse sich sehr häufig beinahe an demselben Orte bilden müssen, da sie wesentlich von den Unebenheiten im Felsenbette des Eisstroms abhängig sind. Diese aber müssen im Ganzen unverändert bleiben. 504 Es ist also doch möglich, die Kesselbildung durch ähnliche Mühlen der Eiszeit, der Bewegung der Eismassen ungeachtet, zu erklären. Mehrere Mühlen der Eisschächte ha- ben sich sehr tief — 500° und mehr — gezeigt (Agassız). Man hat indessen, so viel wir wissen, keine einzige Mühle ge- funden, von der es mit Sicherheit nachgewiesen wurde, dass sie sich senkrecht von der Oberfläche des Eises bis zum unter- liegenden Felsen erstreckte; bei einigen ist beobachtet, dass der Schacht sich im unteren Theile krümmt. Hier muss man indessen in Betracht ziehen, dass solche grossen Flüsse, wie die von NORDENSKJÖLD erwähnten (und diesen ähnliche können wir zur Eiszeit auf den zusammenhängenden Gletschermassen Norwegens annehmen) ganz anders, als die Gletscherbäche der Alpen sich im Eise haben eingraben können. Was Steine und Kies betrifft, welche auch zur Fk der Kesselbildung verlangt werden, so führen selbst die Alpen- bächlein oft eine beträchtliche Menge derselben mit, welche in die Mühlen herabsturzt und sie bisweilen ganz und gar aus- füllen kann. Auch das Eis selbst schleppt auf seinem Rücken und auf dem Boden loses Material mit; es wird also kein Mangel an Stein und Kies sein, mit Hülfe deren eine solche Mühle eine Höhlung in der Felsunterlage ausgraben und all- mählig vergrössern kann. von Post hat ausdrücklich die Mühlen erwähnt, er hat auch auf die Bedeutung der abgerundeten, aus weiter Ferne zusammengeschleppten Steine aufmerksam gemacht, und in dieser Beziehung hervorgehoben, dass die Wände der Kessel zuweilen eine Spiralwindung zeigen. Hinsichtlich der halben Riesenkessel und der Kesselscherben glaubt er, dass das Eis selbst der fehlende Theil gewesen, so dass auch in solchen Fällen das Wasser den Kies in einem vollständigen Kessel habe herumwirbeln können. Noch später hat der norwegische Gletscherkundige, Prof. S. A. Sex£, zum Erklären der Kesselbildung auf die Möglich- keit hingewiesen, dass ein Stein, der unter einem Gletscher mitgeschleppt werde, indem er eine Vertiefung in der Fels- oberfläche antreffe und daselbst liegen bleibe, dadurch, dass das von oben drückende Eis über ihn fortzugleiten fortfahre, in drehende Bewegung kommen könne. Der Stein werde da- durch abgenutzt; „die Arbeit werde von einem folgenden Steine, VO ER REN EB LED. RR NENINSETEN EL. AR BRENNT nd KANN Reg 3 0 Ba Yakkaire Au . ak I ne. der auch abgenutzt werde, fortgesetzt und die Höhlung zum Theil durch Kies und kleinere Steine gefüllt; ein grösserer Stein komme nach und werde im Kreise gedreht, indem er den Kies und die kleineren Steine als Mittel zum Aushöblen gebrauche.* Nach dieser kurzen Uebersicht kehren wir zu den in Rede stehenden Riesenkesseln bei, Christiania zurück. Mehrere Umstände zeigen, dass sie durch Was- serfälle gebildet werden, deren Aufschlag Kies und Steine herumgewirbelt und so die einmal er- zeugten Höhlungen immer tiefer gemacht hat. Er- wähnen wir zunächst die besonders am Boden entwickelte Spiraldrehung einiger Kessel. Um uns klar zu machen, wie solch eine Spirale durch das Wasser gebildet werden könne, liessen wir einen Wasserstrahl in ein gläsernes Geschirr fallen, das ungefähr von der Form eines grösseren Riesenkessels, also 3—4 Mal tiefer als sein oberer Durchmesser war. In’s Geschirr gos- sen wir ein wenig Sand und Stein- chen. Wenn der Strahl nicht kräftig genug war, um zum Boden zu rei- chen, entstand daselbst kein Wirbel, und der Kies blieb dann ruhig lie- gen; vermochte er dagegen bis zum Boden zu wirken, so setzte er die Steinchen daselbst in Bewegung, indem das verdrängte Wasser, den Kies mitreissend, nach oben in einer Spirale getrieben wurde. Der fei- nere Kies ward bald ausgeworfen, während der gröbere von dem nach unten gehenden Strome mitgerissen und gegen den Boden gestossen ward, um wieder in einer Spirale auf- I I aan getrieben zu werden u. Ss. w. Die Ansammlung von Reibsteinen am Boden spricht für die gegebene Erklärung. Es ist völlig einleuchtend, dass Steine, die von herabsturzenden Wasserfällen umgewirbelt werden, sich abnutzen und dadurch abrunden. “Schon bei dem ersten Anblick empfängt man den bestimmten Eindruck, dass die Reibsteine auf diese Weise gebildet sein müssen. Sie haben während dieses Umwirbelns gegen den Fels die Riesenkessel ausgerieben, daher ihr Name. Blicken wir auf die Stellen, wo ähnliche Steine in Ansammlungen vorkommen, so finden wir, wie oben erwähnt, dass sie sonst nur in Flussbetten und an Ufern, also an Stellen, wo Wasserwirbel ihr Spiel getrieben haben, angetroffen werden. Man könnte hier einwenden, dass die Reibsteine, wenn sie auch wahrscheinlich ihre Form durch Umherrollen im Wasser empfangen hätten, doch nicht in den Kesseln selbst gebildet zu sein brauchten, vielmehr schon vorher gebildet in die Kessel zufällig gefallen wären. Allein es wurde in diesem Falle schwierig zu erklären sein, dass sie sich in allen Kesseln, die nicht zuvor geleert wurden, finden, und auch, dass sie nie dem Boden fehlten und hier immer in verhältnissmässig grosser Menge oder ausschliesslich vorkommen. Die Wasserfälle, welche die Kessel gebildet haben, müssen sehr mächtig gewesen sein. Eine kleine Kraft würde selbst in hinlänglich langer Zeit diese Arbeit nicht haben ausführen können. Der Wasserfall musste so stark sein, dass er das Wasser am Boden der tiefen Kessel in eine solche Bewegung setzen konnte, dass 1 — 2’ grosse Steine umhergewirbelt wurden. Andererseits kann der Strom oder Bach wohl kaum eine viel grössere Breite als die Halfte der Oeffnung des Kessels gehabt haben; denn ebenso viel. Wasser als in den Kessel hinabsturzte, ebenso viel musste auch aufwärts gedrängt werden. Wir machten folgenden klei- nen Versuch: ein enges Glasgeschirr mit ein wenig Kies am Boden wurde unter einen Wasserstrahl, der im Durchschnitt dicker als die Oeffnung des Geschirrs war, gesetz. Wenn das Geschirr gerade unter den Strahl gehälten wurde, blieb der Kies rubig liegen; sobald es indess ein wenig seitwärts gerückt wurde, so dass nur ein Theil des Wasserstrahls hineindrang, fing das Umwirbeln an. Noch entbehren wir jedes Anhalts zur Schätzung des Zeitraums, welchen die Kesselbildung in Anspruch nahm, da 807 directe Versuche in dieser Hinsicht gänzlich fehlen. Aus dem grossen Kessel zu Bakkelaget wurden, wie oben erwähnt, ungefähr 2350 Cubikfuss Steine und Kies geleert; ebenso viel des harten Gneisses wurde also nach und nach abgenutzt und vielleicht so fein wie Mehl mit dem Wasser fortgeschafft. Und welche Menge herumwirbelnder Steine muss ausserdem zerstört worden sein, um solch ein Arbeit im harten Felsen auszu- führen? Wird ferner gefragt, wann Wasserfälle hier herabstürzten, ‘so ist alsbald einleuchtend, dass es nicht während der jetzigen geologischen Verhältnisse habe stattfinden können. Die Lage der Kessel in Bezug auf die unbedeutenden Bächlein in der Nähe, die Form des Abhangs des Egebergs, die es unmöglich macht, dass sich hier der Niederschlag von einem grösseren Distriete zu einem ansehnlichen Strome sammeln konnte, dies und noch mehreres spricht dagegen. Auch nicht die Brandungen des Meeres sind hier zur Erklärung hinreichend. Freilich liegt z. B. die ganze Kongshavngruppe so niedrig, dass die Wellen bisweilen in mehrere der Kessel hineindringen, und es finden sich in Christiania’s Umgegend viele Zeugnisse, dass einst das Meer viel höher als jetzt gestanden habe: insofern stände also Nichts im Wege, dass man sich eine Bildung durch die bran- denden Wogen denken könnte. Man muss aber sich erinnern, dass die Kessel fast senkrecht in den Felsen eindringen; ja, wenn eine schiefe Neigung bemerkbar ist, so liegt der tiefste Punkt näher an der See. Wenn nun die Brandungen des Meeres die Kessel hätten bilden sollen, so müsste man eher erwarten, sie gingen mehr oder minder schräg landeinwärts in den Felsabhang hinein. Die grösseren Kessel sind ausserdem, wie oben erwähnt, sehr tief und gleichzeitig verhältnissmässig eng. Selbst die mächtigsten Brandungen hätten wahrscheinlich am Boden solcher tiefen Höhlungen, wie unsere tiefen Kessel, grosse Steine nicht herumwirbeln können. *) Wir wenden uns jetzt zu einer Betrachtung des Kessel- inhalts. Wenn, wie es sehr wahrscheinlich ist, die Reibsteine zur Kesselbildung in Beziehung stehen, dann erzählt uns ihre *) Wir müssen hier bemerken, dass es nicht in unserem Plan liegt, auf die verschiedenen Theorien der Kesselbildung genauer einzugehen, um sie Punkt für Punkt zu widerlegen, fremdartige Beschaffenheit, dass jene nicht vor der Eiszeit stattgefunden habe. Der Sparagmit Rendalens und der Blau- quarz Gudbrandsdalens liegen hier zusammen mit dem Gabbro Oieren’s, mit dem grauen Quarzit Mjösens, mit den Syeniten 'Nordmarkens und Grefsenäsens, mit dem Diabas und den Kalksteinen der Umgegend Christiania’s u. s. w. Keine an- deren Kräfte als die fortgleitenden Gletscher der Eiszeit hätten Steine von so weit entfernten Orten herschleppen können. Der Schluss liegt dann sehr nahe, es seien in der That die Reibsteine solche vom Gletscher herbeigeführten Steine, welche dann in den Kesseln eine Bearbeitung erlitten haben. Sie liegen mitten in gewöhnlichem Morainenschutt mit seinen ecki- gen Steinen, ja in den beiden grossen ausgeleerten Kesseln sogar in zwei durch denselben Morainenschutt getrennten Niveaus, was offenbar darauf hindeutet, dass die Kessel selbst zu der Zeit gebildet wurden, als der Morainenschutt hergefuhrt wurde, d. h. zur Eiszeit. Den höchst unbedeutenden Kessel oben auf dem Plateau des Egebergs nahe dessen Rande ausgenommen, liegen alle anderen am Fusse des Gehänges, über welches das Eis in der von den Scheuerstreifen angegebenen Richtung hinweggeglitten ist. Vielleicht hat eben dieser Abhang die Spalten des Eises verursacht, durch welche die Wasserfälle, die jene Reihe von Kesseln gebildet haben, herabstürzten. Etwas genauer könnte man wohl die einzelnen Umstände der Geschichte jener Kessel kennen lernen, wenn die Form und der Inhalt eines grösseren derselben genauer untersucht sein werden. Einige Auskunft geben auch unsere Kessel. Man darf wohl annehmen, dass die Ausbohrung der Riesenkessel wesentlich von dem aufwärts getriebenen Wasser, welches mit grosser Heftigkeit empor spritzte, ausgeführt wurde, während das herabstürzende Wasser wesentlich die Vertiefung des Kessels bewirkte. Beiläufig bemerken wir, dass infolge des oben Gesagten die im Verhältniss zu ihrer Weite im oberen Theile wenig tiefen Kessel, aus denen das ausge- triebene Wasser mehr seitwärts spritzte, abgerundete Ränder erhalten mussten, während die grösseren und, infolge der allmä- ligen Arbeit, tieferen Kessel, aus denen das Wasser aufwärts spritzte, nach und nach schärfere Ränder erhielten. Unsere Kessel bestätigen mit schönen Beispielen diese Schlussfolge. 809 Es geht aus den Beschreibungen hervor, dass die grösseren Kessel eine von den kleineren wesentlich verschiedene Form haben. Es sind auch nur die letzteren, welche hinsichtlich ihrer Form zutreffend mit Kesseln verglichen werden können; die grösseren dagegen haben alle eine verhältnissmässig zu ihrer oberen Weite erstaunliche Tiefe, sie sind tiefen Brunnen am meisten ähnlich. Wer die Kessel bei Kongshavn vor ihrer Leerung sah, konnte nicht ahnen, dass die mit 6 und 7 be- zeichneten so ausserordentlich verschiedene Tiefen wie 34’ und 12’ besitzen; während das Verhältniss zwischen den Durch- messern beider ungefähr wie 5:6, ist das Verhältniss zwischen den Tiefen wie 5:23. Das Verhältniss zwischen dem Durch- messer oben und der Tiefe bei dem grössten dieser zwei Kessel ist also ungefähr wie 1:3; bei dem grossen Kessel zu Bakkelaget ist das Verhältniss sogar nahe wie 1:4. Die grösseren Kessel sind ferner nicht wie die kleineren am wei- testen an ihrer Mündung, sie haben vielmebr in grösserer Tiefe ihren bedeutendsten Durchmesser. Endlich zeigen sie nur am Boden, nicht höher hinauf die erwähnte Spiralbildung deutlich entwickelt. Diese vereinigten Thatsachen lehren, dass, wenn die Tiefe der Kessel sehr ansehrlich wurde, der aufwärts ge- triebene Wasserstrom, welcher, unserem Experiment gemäss, wesentlich das Reibmaterial herumwirbelte, nur bis zu gewisser Höhe über dem Boden die grösseren Steine emporzureissen im Stande war. So wurden die tieferen Theile der Kessel mehr als die höheren ausgedreht, während wohl der feinere durch den emporsteigenden Strom mitgerissene Kies die im oberen Theile des Kessels vielleicht früher gebildete Spirale verwischen konnte, ohne selbst eine neue Spirale zu bilden. So könnte man sich also vielleicht die Dimensionen zwischen den grossen und den kleinen Kesseln, die überwiegende Weite in der Tiefe bei den ersteren, ihre Spiralwindung am Boden u. s. w. er- klären. Als wir die Reibsteine (die wir nur von grossen Kesseln besitzen, weil wir keinen kleineren mit seinem ursprünglichen Inhalte fanden) erwähnten, machten wir darauf aufmerksam, dass ihr Ansehen von dem des unregelmässig gestalteten Kieses, in dem sie eingebettet sind, auffällig verschieden ist. Die kleinsten unserer vollkommenen Reibsteine maassen über Zeits.d. D.geol.Ges. XXVI. 4. 52 3”*), die meisten waren aber viel grösser. Die Ursache dieser Erscheinung ist wohl die, dass aller kleinerer Kies, der in den siedenden Kessel herabstürzte, sogleich ausgeworfen wurde, während nur die grösseren Steine fortdauernd umhergeschleu- dert wurden. Der feinere Kies, den wir zusammen mit den Reibsteinen fanden, rührt dann vielleicht aus jener Zeit her, da der Wasserfall beinahe aufgehört hatte, und er den Inhalt nur so viel umzuwirbeln vermochte, dass die gröberen und feineren Theile desselben gemischt wurden, nicht aber die letzteren aus dem tiefen Kessel herausgeschleudert wurden. Uebrigens ist zu beachten, dass das Allerfeinste, der Thon, welcher in gewöhnlichen Gletscherablagerungen sich häufig findet, fast ganz und gar aus dem Kiese, in welchem die Reib- steine liegen, ausgewaschen ist. Ein Gleiches scheint auch mit Bezug anf den Inhalt der höherliegenden Kessel statt- gefunden zu haben. Könnte man die Höhe über dem Boden, bei welcher der ausgewaschene Kies aufhöre, der nicht aus- gewaschene anfange, in jedem einzelnen Falle festsetzen, so würde daraus vielleicht zu folgern sein, wie hoch über dem Boden der Kessel gefüllt war, als der letzte Rest des Wasser- falls versiegte. Dies geschah vielleicht lange nach der Bildung der eigentlichen Reibsteine. Es wurde schon mehrmals erwähnt, dass in unsern beiden grössten Kesseln Reibsteine theils am Boden gefunden wur- den, theils auf einem höheren Niveau, von denen am Boden durch gewöhnlichen Kies getrennt. Nun lehrte uns der Ver- such mit dem Glasgefäss, dass ein kräftiger Wasserstrahl den Kies von einer gewissen Grösse gerade vom Boden emporzu- schleudern, dann auch das Gefäss völlig zu leeren vermochte, wenn es auch bis zum Rande mit Kies gefüllt gewesen. Das Wasser wirbelte alsdann erst die oberste Schicht auf und schleuderte sie heraus, ergriff alsdann die nächste Schicht und warf auch diese heraus und so weiter, bis das Gefäss völlig geleert war. Wenn wir nun ein wenig Kies ins Gefäss brachten, und der Strahl so schwach war, dass er den Kies nur etwas an den Wänden aufwärts schleudern, nicht aber herauswerfen konnte, dann blieb nach Hinzufügung einer neuen *) Man kennt von anderen Orten kleinere derselben, z. B. von Kesseln in Guldalen (Havan). Bi = | | re ir von Kies, die untere Partie immer ruhig liegen, wäh- rend die oberste Schicht in Bewegung war. Wenn wir dies auf die erwähnten Kessel anwenden, können wir uns denken, es sei der letzte Abschnitt ihrer Bildung der gewesen, dass eine grössere Menge Schutt, Steine und Blöcke auf einmal in sie herabstürzte, wodurch die Reibsteine begraben wurden und später ruhig liegen blieben, indem später nur die obersten Steine des herabgesturzten Schuttes herumgewirbelt und zu Reibsteinen umgeformt wären. Uebrigens lässt sich auch den- ken, dass der Wasserfall eine Zeitlang aufhörte, wodurch der Kessel nach und nach sich füllte, und dass der wiederkehrende Wasserfall nur die obersten Steine herumzuschleudern im Stande war. Die Bildung der sowohl durch Grösse als ihre übrigen Verhältnisse so merkwürdigen Kessel zu Bakkelaget könnte dann vielleicht in folgender Weise skizzirt werden: Während der Eiszeit stürzte hier ein mächtiger Wasserfall durch das Eis gegen den Felsen herab, und bildete den Kessel mit seiner spiralig gedrehten Wand zunächst so, wie er nach vollendeter Leerung sich zeigt. Einige seiner Drehwerkzeuge hat der Wasserfall zuruckgelassen, — die Reibsteine am Boden. Darnach trat eine Ruheperiode ein, während welcher in den Kessel Schutt und Steine herabstürzten, indem auch feiner Sand, ja ein wenig Thon sich ablagerte.. Nach dem Herab- fallen der zwei grössten Blöcke, muss wieder ein Wasserfall im Kessel herumgewirbelt sein, welcher jene auf die erwähnte Weise abgenutzt und gerundet hat, während die unterliegende Partie unbewegt blieb. Auch höher hinauf finden sich Spuren - von der Arbeit wirbelnden Wassers, namentlich die zwischen den zwei Schollen liegende Anhäufung von Reibsteinen. End- lich muss dann der Wassersturz aufgehört und allmälig Schutt und Steine in den Kessel herabgestürzt sein, zuletzt die fest- gepackten, gewaltigen Blöcke, die gleichsam eine Decke über dem Kessel bildeten. Die Ausbohrung der Kessel c, unfern des Gutes des Herrn Turs, wo die Vollkommenheit der Reibsteine vom Bo- den nach oben abnahm, scheint mehr allmälig aufgehört zu haben. Hinsichtlich des Schuttes, der auf den Reibsteinen ruht, also uber dem Theil des Inhalts der Kessel, welcher augen- 52* 'scheinlich in der Bildung eine Rolle gespielt hat, so istes schwierig, etwas Bestimmtes darüber zu sagen, wann und wie E derselbe in die Kessel herabgestürzt sei. In den von uns be- schriebenen Kesseln besteht dieser obere Schutt aus Kies, oft mit einer Menge grosser Blöcke, und kann kaum von gewöhn- lichen Gletscherablagerungen getrennt werden. Aller Wahr- scheinlichkeit nach ist derselbe in der Eiszeit selbst in sie herabgesturzt. Was die von Kongshavn beschriebenen Kesselscherben betrifft, so führt uns kaum Etwas zu der Annahme, sie seien nur Theile ganzer Kessel, deren Ergänzung aus dem Eise selbst bestanden hätte; sie sind ihrem ganzen Ansehen nach wohl nur angefangene ganz gewöhnliche Kessel. Es muss unentschieden bleiben, ob der fusstapfenformige Kessel a und die zu derselben Gruppe gehörenden und benach- barten Kesselscherben ihr Ansehen durch die Form der herab- sturzenden Wasserfälle bekommen haben, oder ob sie durch Wasserfälle gebildet sind, die ihre Stelle in der Richtung der Bewegung des Eises veränderten; sie sind namlich in dieser Richtung ausgezogen, was nicht bei den übrigen Kesseln der Fall ist, die im Gegentheil sich in einer auf diese beinahe senkrechten Richtung ausgezogen zeigen. Schliesslich können wir nicht unterlassen, auf einen wie es scheint höchst bemerkenswerthen Umstand aufmerksam zu machen. Die von ‘uns beschriebenen Riesenkessel, deren Bil- dung wahrscheinlich durch grosse Mühlen zur Eiszeit er- folgte, sind im Allgemeinen in der Meeresnähe gelegen. Nun erzählen uns die Terrassen und Muschelablagerungen, dass das Land bei dem Schluss der Eiszeit ungefähr 500’ tiefer als jetzt lag. Wenn nun die Bildung der Kessel zu einer Zeit, als das Land 500° tiefer als jetzt lag, stattgefunden hätte, so scheint sich eine Schwierigkeit der entwickelten Erklärung entgegenzustellen. Nehmen wir einmal an, es habe am Schlusse der Eiszeit von der Oberfläche des Eises hinabreichend bis zu einem un- serer Kessel, der 500° tiefer als das damalige Meeresuiveau ge- legen, eine brunnenartige Röhre existirt (Fig. 6); denken wir uns ferner, es wäre dieselbe in ihrer ganzen Länge geschlossen und dicht, dann wurde ein Fluss, der in diese Röhre herab- stürzte, dieselbe nach und’ nach füllen und darnach seinen Weg —B . ’_ Fig. 8. E = Esgeberg. h’ = Das Niveau des Meeres der Eiszeit, h. = Das jetzige Niveau des Meeres. fortsetzen müssen, als ob keine Röhre vorhanden; es würde auf diese Weise kein Wirbel am Boden der Röhre ent- standen sein. | Hätte die Röhre dagegen Risse, so wäre das Verhältniss ein anderes gewesen; es lassen sich hier zwei Fälle denken. Wenn sich der Riss in der Röhre über dem damaligen Meeres- niveau öffnete (Fig. 7), und dieselbe unterhalb des Risses ge- schlossen wäre, würde sie mindestens bis zum Risse mit Wasser angefüllt gewesen sein. Ein Gleiches hätte eintreten müssen, wenn der Riss in der Röhre unterhalb des damali- gen Meeresspiegels sich befunden hätte (Fig, 8). Es ist nämlich einleuchtend, dass der Riss in diesem Falle entweder im Meere selbst enden konnte, infolge dessen dieses eindringen und die Röhre bis zu einer Höhe von 500’ füllen musste, oder auch über dem Meeresniveau enden konnte, wobei das Wasser in der Röhre noch höher stehen würde, Ein herabstürzender Wasserfall hätte also in allen Fällen durch eine Wassersäule von mindestens 500’ herabwirken müssen, um den Boden zu erreichen, was — wie früher ent- wickelt — zur Bildung eines Kessels nothwendig war. Durch diese Arbeit (eine ruhende Wassersäule zu durchdringen) hätte die Kraft des Wasserfalls rasch gegen den Boden hin abneh- men und also, um in der That denselben zu erreichen, von Anfang an ganz enorm sein müssen. Sogar des kleinsten Kessels Bildung würde also eine ungeheure Kraft beansprucht haben. Die Grösse der Kraft müsste von mehreren Verhält- nissen abhängig gewesen sein: von der dem Lothrechten mehr oder weniger genäherten Richtung, namentlich aber von der Wassermenge und der Höhe des Falles. Die Phantasie hat hier freien Spielraum; eine mehr sorgsame Betrachtung muss aber die Frage aufwerfen, ob man wohl ohne Weiteres be- haupten dürfe, dass so erstaunliche Verhältnisse wirklich in der Eiszeit existirt haben. Die Annahme würde jedenfalls ein grossartiges Abschmelzen gegen den Schluss der Eiszeit voraus- setzen müssen. Wenn man dagegen annehmen dürfte, es habe das Land vor der Eiszeit einmal höher gelegen, wofür allerdings bis jetzt die Beweise fehlen — dann könnten die Kessel vor dem Ende der Eiszeit gar nicht entstanden sein, wobei dann die erwähnte Schwierigkeit wegfallen würde. Literatur. N. HertTzBerG: Om Ouse - dalens Markvardigheder. Mag. for Naturv. Christiania 1826, 7. Band. | | JEAN DE ÜHARPENTIER: Essai sur les glaciers et sur le ter- rain erratique du bassin du Rhöne. Lausanne 1841; Auszug bei DoLLrus - Ausser: Materiaux pour l’etude des glaciers. Paris 1863—65, tome 3"®. CoLLesno: Bulletin de la soc. geologique de France. 1844 —45. SCHEERER: Beiträge zur Kenntniss des Säfströmischen Fric- tions-Phänomens, Pos. Ann. 1845. a { As 815 H. Hocarn: Recherches sur les glaciers et sur les forma- tions erratiques des Alpes et de la Suisse. Epinal 1858. Auszug bei DoLLrus - Ausser: Materiaux etc. tome 5®, Dorrrus-Ausser: Materiaux pour l’etude des glaciers. Paris 1863 — 69. von Post: Bidrag til jättegrytornas kännedom ÖOfvers af kungl. Vetenskap-Akademiens Forhandlingar 1866. S, A. Sexe: Märker efter en Istid i Omegnen af Hardan- gerfjorden. Univ. Program. Christiania 1866. G. von HeLmeERSEen: Riesenkessel in Finland. Memoires de l’acad&mie imperiale de St. Petersbourg 1867, tome II. A. Erpmann: Bidrag til kannedomen om Sveriges quartäre bildninger. Stockholm 1868. 10. Petrefacten aus der Raethischen Stufe bi Hildesheim. Hierzu Tafel XXIX. I. Fischreste, beschrieben von Herrn K. Marrın | in Göttingen. 1. Pholidophorus Roemeri n. sp., Taf. XXIX. Fig. 1 u. 2. Die von Herrn H. Roemer im zweiten Hefte dieses Bandes erwähnten Fischreste, welche in der mit h. bezeichneten Schicht des Bonebed bei Hildesheim gefunden und mir zur Bearbeitung übersandt wurden, gehören der Gattung Pholidophorus Ac. an, ohne indess mit einer der bisher bekannt gewordenen Species identisch zu sein. Dass die Gattungscharaktere von Pholidophorus durch AGASSIZz wenig präcis umschrieben wurden, ist schon mehrfach in der Literatur erwähnt; wenn ich daher die vorliegenden Fische dieser Gattung zurechne, so geschieht dies besonders auf Grund der von WAGNER und QUENSTEDT angeführten Merk- male, von deren durchgängiger Giltigkeit ich mich im We- sentlichen durch Vergleichung mit Exemplaren der hiesigen Universitätssammlung überzeugt habe. *) Was dieGrössenverhältnisse anlangt, so messen 1 die drei Fische, von denen zwei, der Länge nach ausgebreitet, die volle Seitenansicht gewähren, von der Schnauzenspitze bis zum äussersten Ende der Schwanzflosse 56 Mm.; ihr grösstes, in der Nähe des Kopfes liegendes Hohenmaass beträgt 12 Mm.; das kleinste, eben vor. Beginn der Caudale gemessen, 6 Mm. Die Verjüngung des Körpers von vorne nach hinten ist eine sehr gleichmässige. Der Kopf macht + der Gesammtlänge 4 aus; die Schwanzflosse nur 2 der Länge des Kopies. *) Vergl. Wacnen, Monographie der fossilen Fische aus den litho- graphischen Schiefern Baierns, 2. Abth. pag. 48; und besonders Quen- STEDT, Jura pag. 232. 817 Die Stellung der Flossen scheint mir für die vorliegende Art besonders charakteristisch zu sein. Die aus 14 Strahlen gebildete Rückenflosse steht nämlich zwischen*) Bauch- und Afterflosse, und es fallt ihr vorderer Ansatzpunkt fast mit dem Mittelpunkte der Gesammtlänge des Fisches zusammen, wäh- rend ihr hinteres Ende dem vorderen der Anale, welche 12 an der Spitze deutlich zweigetheilte Strahlen erkennen lässt, gegenübersteht. Die Bauchflossen befinden sich in der Mitte zwischen Kehlflossen und Afterflosse; ich zähle in ihnen etwa 12, in den Kehlflossen 14 Strahlen; doch sind alle diese Zahlen mit einer gewissen Unsicherheit behaftet, da die Flossen nur an einem der vorliegenden Exemplare 'gut erhalten sind. Die äusserlich homocerke Schwanzflosse ist bis zur Mitte ausge- schnitten und besteht aus 25 bis 27 kurz und gerade geglie- derten Strahlen (in einem der längsten befinden sich 12 Glie- der). Die Flossen sind am Grunde frei von jedem Schuppen- besatze. Die Oberfläche des Körpers ist von dunnen glänzenden Schuppen bedeckt, welche selbst bei starker Vergrösserung keine Sculpturen erkennen lassen. Es sind deren etwa 40 Quer- und 11 Längsreihen vorhanden und zwar ist die Bedeckung eine sehr gleichmässige, so dass sich keine Region des Kör- pers durch besondere Grösse oder Kleinheit der Schuppen vor der anderen abhebt, wie dies bei einigen Pholidophorus- Arten zu beobachten ist. Die beiden extremen Formen der Schuppen sind in der Weise über den Körper vertheilt, dass die sechseckigen, grösseren, namentlich im Abdrucke gut zu erkennenden (Fig. 2a.) die Mitte des vorderen Körpertheiles einnehmen und sich von hier nach oben und unten sowohl wie nach dem Schwanze zu allmälig in Rhomben (Fig. 2b.) um- wandeln, welche die spitzen Winkel nach vorne und hinten, die stumpfen nach oben und unten wenden. Ueber die Form der aus dem Zusammenhang genommenen Schuppen vermag *) Die Stellung der Dorsale ist kein Hinderniss, den vorliegenden Fisch als Pholidophorus aufzuführen, wie man nach Wasner, welcher a. a. O. sagt, dass die Dorsale stets den Ventralen gegenüberstehe, annehmen könnte; denn bei dem von Kner beschriebenen Phol. miero- lepidotus (Sitzungsber. der kais. Akad. der Wissensch. Bd. LII.) steht die Dorsale sogar der Anale gegenüber. Ihre Stellung ist überhaupt sehr wechselnd, ich leider nichts Bestimmtes zu sagen, da die grosse Zerbrech- er lichkeit derselben jede Präparation vereitelte. Die Seitenlinie verläuft von der Schwanzflosse bis die Rückenflosse genau auf der Mitte des Körpers, steigt hier aber plötzlich in die Höhe; doch konnte ich ihren Verlauf auf dem vorderen Körpertheile nicht weiter verfolgen. Sie ist leicht an einer” schräg über die betreffenden Schuppen verlau- fenden Erhabenheit zu erkennen (Fig. 2 a. f.), während ihre Oeffnung unter dem hinteren Rande der ersteren sich befindet, wo sie durch einen Anschnitt an der ‚Schuppe angedeutet ist. (Fig. 2 a. a.) Nach Wacner soll ein Fuleralbesatz sowohl an beiden Rändern der Schwanzflosse als auch an Rücken- und Afterflosse bei Pholidophorus allgemein vorkommen. Hier sind au. dem roh skizzirten Exemplare (Fig. 1) lange und spitze Fuleren am oberen und unteren Rande der Caudale (besonders mit Zuziehung der Gegenplatte), sowie an der Dorsale sehr deut- lich und zahlreich zu erkennen, und auch an der Anale glaube ich welche zu sehen. Vom Kopfskelett sind nur wenige Knochen der Art überliefert, dass eine sichere Deutung möglich ist; doch finden sich vor allem an einem von oben her zusammengedrückten Exemplare die charakteristischen Knochen eines hinten wohl abgerundeten Deckels vor, in welchem das dreieckige Oper- eulum und Suboperculum mit gerader Beruhrungslinie zusammen- stossen, so dass das untere Dreieck seine Spitze nach oben, das obere nach unten wendet. Die glatte Oberfläche dieser Deckelknochen hat wohl nur in dem Erhaltungszustande ihren Grund, denn an der anderen Seite desselben Schädelchens liegen weitere mit sebr deutlichen Anwachsstreifen versehene Knochenreste, welche wahrscheinlich ebenfalls dem Deckel an- gehört haben. Das Schädeldach ist hinten doppelt so breit als vorne und hat im Ganzen genommen eine flaschenförmige Umgrenzung; einzelne Knochen lassen sich in ihm nicht unter- scheiden. Die Kieferknochen waren lang gestreckt und ihrer Längsrichtung nach mit Streifen versehen; die Mundspalte aufwärts gerichtet. Schliesslich sind noch die Reste einer sehr breiten Wangenplatte an dem Schädel eines Exemplars zu erkennen. Was die Verwandtschaft der eben beschriebenen 819 Species anlangt, so lässt sich, wie zu erwarten war, eine grössere Uebereinstimmung mit den von Lyme-Regis, Raibl und Seefeld stammenden Arten im Gegensatz zu den übrigen nicht verkennen*), und zwar steht hol. Roemeri unter jenen dem Phol. latiusculus Ag. am nächsten. Jedoch lässt die ge- ringe Ausbildung der Caudale des letzteren, die verschiedene Form der Schuppen und vor Allem die Stellung der Flossen (bei Phol. latiusculus Ag. steht die Dorsale gegenüber der Ein- lenkung der Ventralen) neben anderen, weniger in die Augen fallenden Differenzen auch hier eine leichte Unterscheidung zu, so dass Phol. Roemeri als wohlcharakterisirte Art neben den bisher bekannt gewordenen anzuführen ist. 2. Hybodus furcatostriatus n. sp., Taf. XXIX. Fig. 3 und 4. Aus denselben raethischen Schichten, und zwar, wie aus der von RoEMER gegebenen Darstellung hervorgeht, aus der zwischen f und g gelegenen oberen Bonebed - Breccie, von welcher sich in der hiesigen Sammlung durch die Güte der Herren Doctoren Sumpr und CasPparY viele grosse Handstücke befinden, stammen auch jene von mir als Hybodus furcatostriatus bezeichneten und in zwei Exemplaren abgebildeten Reste von Fischstacheln (Fig. 3 u. 4). Die Abbildungen sind in natür- licher Grösse angefertigt, und es bleibt wohl nur Weniges zur Erläuterung derselben zu sagen übrig. Ausser einer sehr starken, schön gewölbten Hauptleiste, welche längs der Mittellinie auf der vorderen Fläche des’ Stachels verläuft und an dem Figur 3 abgebildeten Exemplare frei zu Tage liegt, während sie an dem anderen nur eben an- gedeutet ist, finden sich an jeder Seite noch 6, ebenfalls scharf ausgeprägte Längsleisten, welche der ersteren parallel ver- laufen. Diese zeigen mehrfache Unregelmässigkeiten (wahr- scheinlich Wachsthumslinien); vor allen Dingen aber sind *) Vergl. Kner: Die Fische der bituminösen Schiefer von Raibl in Kärnthen (Sitzungsber. der kais. Akad, d. Wiss,, Bd. LII.). — Kner: Die fossilen Fische des Asphaltschiefers von Seefeld in Tirol (Sitzungs- berichte ete.,, Bd. LIV.) — Kner: Nachtrag zur fossilen Fauna der Asphaltschiefer von Seefeld (Sitzungsber. etc, Bd. LVI.). Gabelungen her u & lche an dem Figur 4 abgebil- a R deten Exemplare an zweien der Leisten auftreten. Darauf folgt ein System weniger scharf hervortretender Leisten, welche, wie es scheint, durchweg gegabelt waren*); wenigstens sind die in Figur 4 gezeichneten drei sammtlich zweigetheilt. Die dann folgenden Erhabenheiten lösen sich in Sculpturen auf, welche, nach demselben Prineip angeordnet, sich, immer feiner werdend, hier (wo die hintere Fläche zur Bildung zweier {) Schenkel auseinander tritt) bis auf die Rückenseite des Stachels erstrecken, ohne dass in ihnen noch eigentliche Längslinien zu erkennen wären. Am oberen Ende war die Rückenfläche des Stachels mit feinen Längsstreifen versehen und trug wahrscheinlich jederseits eine Längsreihe von Knöt- chen; denn bei einem Schliffe, welchen ich aus einem gerade über dem Zusammentritte der beiden hinteren Schenkel des Stachels herausgenommenen Stücke anfertigte, fand ich auf der einen Seite nur zwei übereinander stehende Erhabenheiten. Hinzuzufügen wäre vielleicht noch, dass die bei a Fig. 3 gemessene Dicke des Stachels 15 Mm. beträgt, die bei b Fig4 gemessene nur 6 Mm. 3. Nemacanthus monilifer Ac. Schliesslich will ich noch das Vorkommen von Nema- canthus monilifer Aa. in derselben Breccie erwähnen. Es ge-. lang mir, ein stattliches Exemplar und ein kleineres Bruch- stück aus dem Gesteine herauszupräpariren, die sich um so eher als Nem. monilifer Ac. bestimmen liessen, als die Unter- scheidung von dem auf den ersten Blick sehr ähnlich gebauten Nem. speciosus WINKLER durch Vergleichung mit dem Original- Exemplare des Letzteren“*), welches sich in der hiesigen Universitätssammlung befindet, erleichtert wurde. | *) Die Gabelung der Leisten ist, so weit mir bekannt, noch an keinem anderen Hybodus- Stachel beobachtet worden; ich halte sie aber trotzdem nicht für geeignet, um, wie es vielleicht ältere Autoren gethan haben würden, durch sie eine neue Gattung zu begründen. **) Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. Bd. XIII. pag. 489. 821 II. Ophiurenreste, beschrieben von Herrn Tu. Wrıicar ın Cheltenham. *) Ophiolepis Damesii WRIGHT nov. sp., Taf. XXIX. Fig. 5. Scheibe klein, wellig gebogen; die Arme lang eylindrisch, viermal so lang als der Durchmesser der Scheibe; die Rücken- schilder glatt, halbkreisförmig; die Bauchschilder eine dop- pelte Kette von runden, vorstehenden Gliedern bildend, welche sich von der Mundöffnung bis zum Ende der Arme erstrecken. Maasse: Durchmesser der Scheibe 6 Mm. Länge der Arme 35 Mm. Dieser schöne kleine Seestern gehört zum Genus Ophio- lepis. Die obere Seite der Scheibe ist wellig gebogen, da sie sich über dem Ursprung der Arme erhebt und dazwischen eingesenkt ist. Die schlanken Arme endigen in einer feinen Spitze. Die Rückenseite der Scheibe ist mit sehr kleinen Schuppen bedeckt. Die schlanken Arme haben gerundete Rückenschilder, und die Bauchschilder bilden eine doppelte _ Reihe von Gliedern, die sich vom Munde bis zur Spitze der Arme erstrecken. Diese Ophiolepis ist der O. Murravü WricHtT aus dem mittleren Lias ähnlich, unterscheidet sich aber von dieser durch ihre längeren schlankeren Arme. Ebenso unterscheidet sie sich von O. Ramsayi WricHT dadurch, dass ihr die dorn- artigen Fortsätze auf den freien Ecken der Rückenschilder fehlen. Aus den Schieferthonen zwischen der unteren und oberen Bonebed - Breceie bei Hildesheim (Schicht h des Profils auf pag. 350 dieses Bandes), von Hrn. H. Roemer aufgefunden. *) Nach dem in englischer Sprache eingesandten Manuscript übersetzt. 822 Tafelerklärung. Tafel XXIX. Fig. 1. Eine rohe Skizze von Pholidophorus Roemeri n. die Stellung der Flossen zu erläutern. Fig. 2. Die zugehörigen Schuppen. In a bedeutet « die der Seitenlinie, 3 die diese andeutende Erhabenheit. Fig. 3. und 4. Hybodus furcatostriatus n. sp. Fig. 5a. Ophiolepis Damesii, von unten. Fig. 9b. Dieselbe von oben. sp., um Oefinung 11. Anstehender Jura in Vorpommern, Von Herrn G. Berexpr ın Berlin. Im Jahre 1865 fand mein um Schleswig- Holstein und das angrenzende Flachland so verdienter Freund Mryx in der Gegend von Hamburg unter den Diluvialgeschieben aus den .Sand- und Grandgruben bei der kleinen Stadt Ahrensburg *) Mergelkugeln, deren Inneres mehr oder weniger erfüllt war mit Ammoniten aus der Gruppe der Falciferen. „Die concre- tionäre Gestalt dieser Steine, sagt er**), hielt ich, zumal bei dem ganz localen Vorkommen nicht blos für das Anzeichen einer zerstörten, weichen Jurabank, sondern auch für das Zeichen einer an Ort und Stelle zerstörten Bank dieser Art.“ Obgleich Meyn inzwischen seiner neuerlichen Mitthei- lung***) nach das Vorkommen dieses Gesteins bereits in einem circa 4 Quadratmeilen betragenden District längs der holstein -lauenburgischen Grenze und zwar von den Orten Grabau, Ahrensburg, Horisbüttel und dem lauenburgischen Gute Steinhorst kennt, so ist es dennoch bisher nicht gelungen, den Ursprungsort dieser altjurassischen Geschiebe in dortiger Gegend zu entdecken, Die damals ausgesprochene Vermuthung der unmittelbaren Nähe eines vielleicht unter dünner Decke des Diluviums an- stehenden Jurapunktes gewinnt aber nicht wenig an Wahr- scheinlichkeit durch einen Fund, den ich das Glück hatte, vor wenigen Wochen in der Stralsund -Greifswalder Gegend zu machen. Bei Gelegenheit der Bereisung der bekannten Berliner Nordbahn zur Verwerthung der von ihr gemachten Erdeinschnitte fand ich nördlich der kleinen Stadt Grimmen in einem circa 4 M. tiefen Einschnitte bei dem Gute Schönwalde genau dieselben flachgedrückten Kalksteinkugeln mit genau *) Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch., XIX. 1867 pag, 41. ”) a..a. O0. pag. 45. **) Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch., XXVI. 1874 pag. 359. denselben Einschlussen wie die Ahrensburger. Aber diese schon dort als solche erkannten Coneretionen lagern hier nicht wie in der Hamburger Gegend zwischen Diluvialgeröllen im Diluvialsand und Grand, sondern fanden sich hier auf ur- sprünglicher Lagerstätte, eingebettet in einem im Uebrigen völlig steinfreien, äusserst hellen blauen Thon, welcher auf eine Erstreckung von fast 300 M. von dem genannten Ein- schnitte aufgeschlossen wird und nur von einer 2 bis 3 M. dicken Diluvialdecke bisher dem Auge entzogen war. Das leider, soweit es die überlagernden Diluvialschichten betrifft, wegen der bereits stattgefundenen Planirung nicht mehr völlig klar erkennbare Profil zeigt am südlichen Ausgange des Einschnittes eine in den Gräben zu Seiten des Bahnplanums noch nicht mit Rasen bedeckte, ganz frisch augeschnittene, sehr flache Kuppe des unterjurassischen Thones in der schon ge- nannten Ausdehnung von eirca 300 M. Das sie direct be- deckende Diluvium ist der Hauptsache nach ein gelbbräun- licher Diluvialmergel, der unter seinen Geschieben sehr reich - ist an Feuersteinknollen. Es folgt nach der Mitte des Ein- schnittes zu, fast die ganze Höhe desselben einnehmend, eine Folge von losen Sand- und Grandschichten, unter welcher, schon nach dem nördlichen Ausgange des Einschnittes zu, der echte tiefblaugraue Untere Diluvialmergel zum Vorschein kommt. Der gewöhnliche gelbbraune Obere Diluvialmergel bildet den sanften Nordhang der Anhöhe. Der Jurathon selbst, soweit Proben desselben in dem Laboratorium der geologischen Landesanstalt bisher abge- schlemmt wurden, zeigte keine Foraminiferen- oder sonstigen mikroskopischen Einschlüsse. Die Concretionen aber, welche aus einer dunkelgrauen, nur an der Peripherie durch die Ver- witterung helleren, entweder dichteren oder concentrisch-scha- ligen Kalkstein- resp. Mergelmasse bestehen und theils die abgeflachte Kugel- oder richtiger die Linsenform, theils die bei Concretionen häufige Brodform zeigen, umschliessen eine ganze Menge gut erhaltener organischer Reste. Dieselben liegen bald genau in der Mittellinie, die ursprüngliche Schich- tungsebene seitlich bis zur Peripherie bezeichnend, bald mehr excentrisch oder auch die ganze Masse erfüllend, fast immer jedoch mehr oder weniger deutlich in genannter, mit der Längsaxe paralleler und häufig auch ringsum durch Einschnü- Ts 825 rungen an der Oberfläche der Concretion erkennbarer Schich- tungsriehtung. Einzelne feine Klüfte, ähnlich den bei Septarien bekannten, durchziehen zuweilen das Innere der Concretion, deren grösster Durchmesser bei der Linsenform 0,2 M., bei der Brodform 0,5 M. erreicht. Die zunächst am meisten in’s Auge fallenden Schalreste sind, wie bereits erwähnt, Ammoniten aus der Gruppe der Falciferen, wie sie in neuester Zeit unter dem Namen Harpo- ceras zusammengefasst werden. Nach gütiger Bestimmung des augenblicklich mit der verdienstvollen Bearbeitung des bal- tischen Jura und seiner Geschiebe beschäftigten Herrn Dr. Damzs sind es drei Arten: Der auf das Niveau der Posidonien- schiefer oder des Lias = hindeutende Am. (Harpoc.) concavus ; der für den braunen Jura «a bisher leitende Am. opalinus und ein noch nicht näher benannter Am. (Harpoc.) n. sp., sämmt- lich in vortrefflicher Erhaltung. Der Jurapunkt von Grimmen steht somit auf der Grenze des Lias zum braunen Jura und repräsentirt gleichzeitig das tiefste bisher bekannte geognostische Niveau Pommerns und der benachbarten Gegenden. Das un- zweifelhafte Zusammenvorkommen von Ammoniten aus den Posidonienschiefern und aus dem ÖOpalinusthone verleiht dem Vorkommen aber noch einen doppelten Werth, indem dadurch ein neuer Beweis geliefert ist für die Zweckmässigkeit des - Zusammenfassens einer besonderen Falciferenzone, womit zu- gleich eine Verlegung der Grenze zwischen Lias und braunem Jura unausbleiblich sein durfte. Ausser den genannten Ammo- niten werden die Kalksteinlinsen von Grimmen charakterisirt, ganz wie die erwähnten Ahrensburger Geschiebe, durch das häufige Vorkommen kleiner Gastropoden, die Herr Dr. Damzs als Straparollus minutus A. RoEn. sp. bestimmt, ebenso wie durch vereinzelte Fischschuppen. Von Pflanzenresten findet sich den Braunkohlenhölzern in der Erhaltung ähnliches Flossholz darin, das zum Theil mit Kalkspath umgeben und mit Kalkspath- schnüurchen durchzogen ist und endlich ein deutlicher Zweigrest einer Conifere, den Herr Prof. Weiss sehr wenig verschieden findet von Pachyphyllum rigidum Pom. sp. (SArorTA) = Mo- reania rigida PoMEL. aus dem Üorallien superieur von Verdun, während ähnliche Arten, früher unter dem Namen Brachy- phyllum beschrieben, im Lias vorkommen. Was nun die etwaige weitere Verbreitung dieses jurassi- Zeits. d.D. geol. Ges. XXV1. ı. 53 Ve schen Thones in Vorpommern betrifft, so liegen Andeutungen dazu durch die seiner Zeit schon gemachten vorläufigen Ab- bohrungen Seitens der Berliner Nordbahn in der Richtung nach Stralsund bereits vor, die hoffentlich in der Folge zu weiteren Aufschlüssen fuhren; ganz nahe dem besprochenen Schönwalder Einschnitte aber ist nach den ubereinstimmenden Aussagen der Anwohner. auf einer Ziegelei bei Gelegenheit einer Brunnenbohrung derselbe blaue Jura- Thon ebenfalls getroffen und in einer Mächtigkeit von circa 40 Fuss durch- sunken worden. Bohrproben sind leider nicht mehr davon erhalten. Ich kehre zurück zu dem Eingangs erwähnten Ahrens- burger resp. Hamburger Geschiebevorkommen , indem ich wiederhole, dass die von MEyNn ausgesprochene Vermuthung durch die Auffindung dieses nur circa 25 Meilen entfernten Punktes erheblich an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Ja bei der grossen Seltenheit von Aufschlusspunkten älteren Gesteins unter der Quartärbedeckung des norddeutschen Flachlandes und demzufolge der Wichtigkeit auch des geringsten Anhalt- punktes nach dieser Seite hin, kann ich nicht umhin, zu Gunsten dieser Vermuthung, so gewagt es auch scheinen mag, aufmerksam zu machen auf die bei einer Verbindung beider Punkte, des Stralsunder und des Hamburger, sich ergebende Richtung. Dieselbe stimmt in auffälliger Weise überein mit der Längsriehtung der mecklenburgischen und der pommerschen Kuste, einer Richtung, welche wieder ihre Fortsetzung findet in dem Haupistreichen der älteren Formationen am Unterrhein und gemeinsam mit der sie kreuzenden Richtung der Weser- gebirge und des Teutoburger Waldes, auch mehrfach durch die Diluvialdecke des Flachlandes hindurchleuchtet oder viel- mehr überall, wenn ich mich so ausdrucken darf, für deren Faltenwurf bestimmend gewesen ist. 12. Die Beiemniten der Insel Bornholm. Ein Beitrag zur Altersbestimmung des Arnagerkalkes. Von Herrn Cıemens ScaLöter ın Bonn. Seitdem durch BEck*), welcher die dänischen Kreidebil- dungen untersuchte, auch die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf die gleichen Ablagerungen Bornholms gelenkt war **), scheinen die Herren von HAGEnow und BorcHARpT die ersten Geognosten gewesen zu sein, welche mit Gesteinssuiten auch Versteinerungen von der Insel Bornholm nach Deutschland gebracht haben. In der Versammlung der deutschen Geologen zu Greifswald wurden die Stücke als Novitäten zur Ansicht vorgelegt. Unter denselben war namentlich der Kalkstein und der ihn unterteufende Grünsand von Arnager vertreten. ***) Herr GemimTzf) bemerkte über den Kalkstein, dass derselbe zufolge seiner organischen Einschlüsse identisch sei mit Schichten des Teplitzer Schlossberges, dass er also denjenigen Schichten angehöre, welche eigentlich Plänerkalk genannt werden und das „Quadergebirge“ in einen unteren und oberen „Quader“ scheiden. Nachdem dann Herr von SeEBACHTF) den Arnagerkalk *) London a. Edinb. philos. mag. 1836, VIII. pag. 559. Jahrb. für Miner. etc. 1837 pag. 348. .#=) Von denen er angab, dass südlich von den kohlenführenden Schichten sich andere aus Quarz- und Kalksand bestehende Bildungen vorfänden, welche 30—40 Conchylien-Arten enthielten, wie sie auch im oberen Grünsande Englands vorkommen, und dass bei Arnager eine kleine Stelle graulich-weisser Kreide mit sehr wenigen Feuersteinen und einer Menge Fossil-Arten sei, we mit denen der weissen Kreide ohne Feuer- steine übereinkämen. ***) Ueber deren Verbreitung die dem Aufsatze von FoRCaHAMMER „Om de Bornholmske kulformationer‘“ angehängte Karte Aufschluss ge- währt. +) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1850. II. pag. 288. ++) Ibid. 1865. XVII. pag. 347, 93" : DR 828 für das jüngste Glied der scandinavischen Kreide und wohl der europäischen Kreide überhaupt angesprochen hatte, ich selbst*) lediglich auf Grund einiger Scaphiten-Fragmente ihn als gleichalterig mit der deutschen ‚‚Quadratenkreide‘‘ in die untere Abtheilung der Senongruppe stellen zu müssen glaubte, scheint Gemirz**) auch gegenwärtig noch geneigt zu sein, seine frühere Ansicht festzuhalten, welche in dem Kalke von Bornholm ein Aequivalent des Pläners von Teplitz und Oppeln, d. i. der turonen Scaphitenschichten ***) erkennt. Bei diesen abweichenden Ansichten ist es von Interesse, neues Beweismaterial für die Altersbestimmung der Bornholmer Kreide heranzuziehen. Es verdient deshalb dankbare Anerken- nung, dass Prof. JounstRup in Kopenhagen die grosse Freund- lichkeit hatte, die Belemniten der Kreideschichten Bornholms behufs näherer Prüfung zu übersenden und damit einen wei- teren Beitrag zur Entscheidung der schwebenden Frage zu geben. Das zur Untersuchung vorliegende Material besteht nun aus 48 Scheiden, von denen 35 von der Stampeaaen, 13 von Arnager stammen. Die ersteren werden sämmtlich dem Grün- sande, die letzteren, welche zum Theil von weniger vollkom- mener Erhaltung sind, wenigstens theilweise aus dem Kalke gewonnen sein. Die Scheiden der Stampeaaen sind nicht gross; ihre Länge schwankt zwischen 30 und 60 Mm. Ihre Gestalt ist im All- gemeinen cylindrisch oder schwach keulenförmig, indem im oberen Viertel erst langsamer, dann rascher eine Abnahme zur Spitze hin statt hat und an der unteren Seite eine ganz geringe Verjüngung der Scheide dem Alveolarende zu sich zeigt. Diese ist kaum bemerkbar in der Seitenansicht, ein wenig stärker in der Bauch-Ruückenansicht. So geht der grössere Durchmesser in der Mitte der Scheide durch die beiden Seiten derselben, während er am unteren Ende auf jenem *) Sitzungsberichte d. niederrhein. Ges. für Natur- und Heilkunde in Bonn. Sitzung vom 9. Febr. 1874. #*%) Neues Jahrb. f. Min. etc. 1874, pag. 771. ***) Welche nicht zu verwechseln sind mit den cenomanen Scaphiten- Schichten „eraie ä Scaphites‘“ und „scaphite-bed‘ französischer und eng- lischer Geologen. | | ul 2 a RO le a Eee I PR AR > I v 329 rechtwinklig steht. Die Siphonalseite ist ein wenig abgeplattet, die gegenüberliegende um ein geringes gewölbter. Die Spitze ‚liegt nicht völlig in der Axe der Scheide, sondern ist ein wenig nach rückwärts gelehnt. Ganz jugendliche Scheiden zeigen diese Merkmale weniger ausgeprägt als grössere. Einen kurzen Spalt lassen nur noch wenige Exemplare erkennen. Am Alveolarende pressen zwei breite, sich allmälig ver- jungende und dann in zwei Furchen (die sogenannten Dorso- lateralfurchen) zur Spitze auslaufende Eindrücke die Rückseite der Scheide in fast keulenförmiger Art hervor. Ausserdem findet sich symmetrisch auf jeder Seite des unteren Endes eine kurze schräge Furche, die Lateralfurche. Sonst zeigt die Ober- fläche, besonders auf der Rucken- und Bauchseite, nur noch undeutliche, kurze, linienartige Längseindrücke, wie sie ähnlich von einer Feile hervorgebracht werden, und ist im Uebrigen glatt, indem insbesondere keinerlei Granulation auf derselben wahrgenommen wird. Besonders bemerkenswerth ist die Beschaffenheit des Alveolarendes. Der Umriss desselben ist eiförmig, an ein- zelnen Exemplaren mehr dreiseitig. Eine tiefe Alveole, wie Bel. mucronatus,. oder auch nur wie Bel. quadratus, besitzt keins der vorliegenden Stücke. Sie ist auch an den best- erhaltenen Exemplaren sehr niedrig, so dass ihre Tiefe auch in diesen günstigsten Fällen nur etwa dem halben Querdurch- messer der Scheide gleichkommt. Im Centrum senkt sich bei einem Durchmesser von etwa l Mm. die Alveole plötzlich noch etwas tiefer ein. Die Alveole hat weder einen runden noch einen quadratischen Querschnitt, sondern schneidet an der Seite des Spaltes und an der entgegengesetzten am tiefsten ein. Die Scheiden zeigen die Eigenschaft, das Alveolarende actinocamaxartig zu gestalten, d. h. sie haben die in der ur- sprunglichen Beschaffenheit des Alveolarendes begründete Nei- gung, hier die Scheide nach Lage der radialen Fiebern kegel- föormig abzustumpfen, wodurch die Alveole öfter ganz oder theilweise verloren geht. Diese Eigenthümlichkeit ist vollig verschieden von der- jenigen einzelner anderer Belemnitenarten, welche die Alveole einbüssen, aber nicht durch Ablösung der radialen Fiebern, sondern durch allmäliges Abblättern der concentrischen Lagen der Scheide, welches ebenfalls in einer ursprünglichen ab- re ii TEEN EN Area Sr ' weichenden Beschaffenheit des Alveolarendes begründet sein N muss und nicht mit jener Erscheinung, wie wiederholt ge- schehen, verwechselt werden darf. Sie zeigt sich z. B. beim Bel. semicanaliculatus Rasp.*) aus der unteren Kreide des süd- lichen Frankreich, und beim Bel. Ewaldi Stromp.**) aus dem norddeutschen Gault.***) Man kann Hunderte von Exemplaren dieses Belemniten sammeln und findet doch niemals ein Stück mit strahlenförmig sich ablösendem Alveolarende. Da man bereits mehrere der oberen Kreide angehörige Belemniten kennt, deren unteres Ende sich durch eine ähn- liche actinncamaxartige Bildung charakterisirt, so ist zu unter- suchen, ob die vorliegenden Scheiden einer dieser Arten an-' gehören. Hierher gehören von älteren Arten der von MILLER?T) auf- gestellte Actinocamaz verus und der durch BrarsviLLeff) begründete Belemnites plenus, welcher zwei Jahre später von Sowersy jf[) von Neuem unter. der schon vergebenen Bezeichnung Bel. lanceolatus abermals abgebildet wurde, und von neuen Arten Belemnites Strehlenensis FRITSCH und vielleicht Belemnites Merceyi MEYER. Da die Ansichten der Paläontologen rücksichtlich der Benennung, Synonymik, Artberechtigung und Lager jener bei- den älteren Belemniten weit auseinander gehen, so wird zu- nächst eine Prüfung derselben nothwendig sein. Diese stützt sich ausser den Literaturangaben zunächst auf 9 vorliegende Exemplare des Actinocamax verus aus der oberen englischen %) p’Orbıcny, Pal. frang. Terr, eret. tom. I. t. 4. **) von DER Marck, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges, 1858. Bd. X. BES. IE. De »e*) Dass gelegentlich durch Abrollen und Beginnen des Verwitterns auch andere Belemniten-Arten ähnliche Zuspitzungen der Enden zeigen können, bedarf kaum der Erwähnung. +) Transact. geolog. soc. 1823, see. ser. Vol. IL, pag. 63 t. 9. f. 17. ++) BraınvitLe, Mem. sur les Belemnites 1827, pag. 59. t. 1. f. 6, +t+) Sowersy, Miner. conchol. 1829. t. 600. f. 8. 9. 1 831 Kreide, von denen die meisten Stücke von Northfleet (Kent) stammen, sowie auf 13 Exemplare des ne plenus, welche ich in Westfalen sammelte. Es muss mit Recht Aufsehen erregen, dass in England selbst der Mıtver’schen Art keine Selbstständigkeit zuerkannt wurde, da Individuen derselben dort kaum selten sein können, indem schon mir 9 englische Exemplare vorliegen und der erste Blick die Eigenthumlichkeiten derselben darthut. SOWERBY*) zog den Actinoc. verus zu Bel. mucronatus. SHARPE**) ist gleichfalls der Meinung, dass er nur abgerie- bene Exemplare des Bel. mucronatus darstelle, und Morrıs ***) stützt sich gänzlich auf die Ausführung von SuarpE. Von nicht englischen Forschern scheint sich nur GEINITZ in seiner letzten Arbeitf) der Ansicht von SHARPE anzuschliessen, nach- | dem er noch kurz vorher die Erklärung abgab ff), Bel. lanceo- latus Sow. und Bel. verus MıLL. seien nicht verschieden und | jedenfalls dieselbe Art. Braunsfff) halt wenigstens einzelne | Individuen für abgeriebene Stücke des Bel. mucronatus. | Vergleicht man nun jugendliche Scheiden des Bel. mucro- natus, welche die gleiche Stärke mit Actinoc. verus haben, wie sie von verschiedenen Fundpunkten zahlreich vorliegen, so ergiebt sich: a. Gleich dicke Exemplare des Bel. mucronatus sind kurzer wie Actinoc. verus; z. B. haben mehrere 6 Mm. dicke Bel. muceronatus nach Abrechnung der Alveole nur eine Länge von 30 Mm., während mehrere gleich starke Actinoc. verus 45 Mm. ER sind. b. Es verjüngt sich die Scheide bei Actinoc. verus rascher zur Spitze; bei Bel. mucronatus ist sie länger ausgezogen.*7) c. Allmäliger verjüungt sich die Scheide des Actinoc. verus *) SowEasy, Miner, conchol. pag. 633. t. 600. f. 6. %*) SparpE, Fossil molluska of the Chalk pag. 10. =) Morrıs, Catal. Brit. foss. 2. ed. pag. 299. +) Geinırz, das Elbthalgeb. in Sachsen, 2. Theil pag. 181. ++) Neues Jahrb. für Miner. ete. 1868 pag. 369. +7+) Verhandl. des naturh. Vereins der preuss. Rheinl. und Westf. 1874 pag. 61. *+) Vergl. auch über diese Formverschiedenheit die Abbildung eines jugendlichen Bel. mucronatus bei vos ver MaAsck, Zeitschr. der deutsch. geol, Ges, Bd. X. t. 7. f. 8e. mit dem angezogenen Bilde von Sowersx. EEE SEE EN 4 832 gegen das Alveolarende hin, so dass die Gestalt keulenförmig wird. Bei Bel. mucronatus findet dieses nicht, oder doch nur in sehr geringem Grade statt. d. Bei Actinoc. verus hebt sich die Äntisiphonalseite der Scheide markirt hervor, indem sie von zwei Längsabplattungen eingefasst wird, welche weiter zur Spitze hin in scharfe Doppelfurchen auslaufen. Die jungen Scheiden des Bel. mucro- natus zeigen noch nichts derartiges, oder es ist doch so schwach angedeutet, dass man es kaum wahrnimmt. e. Unter der Loupe zeigt sich die scheinbar glatte Ober- fläche des Actinoc. verus fein gerunzelt. Es pflegen aber nicht einzelne Granula vorhanden zu sein; vielmehr ähnelt die eigen- 'thumliche Rauhigkeit gewöhnlich einer leicht vom Winde ge- kräuselten Wasserfläche. Bel. mucronatus lässt niemals etwas Aehnliches erkennen. f. Endlich dürfte Actinoc. verus wohl noch niemals in Mucronaten-Schichten gefunden sein; wenigstens ist mir, ob- wohl ich an allen Hauptfundpunkten des Bel. mucronatus, von Mons bis Krakau und nördlich dieser Linie bis zum Sund gesammelt habe, niemals ein Exemplar vorgekommen. Die Meinung, dass in den besprochenen Belemniten frag- mentäre Exemplare des Bel. quadratus vorliegen, scheint nur”) von Herrn Brauns**) ausgesprochen zu sein. Wenn er des- halb sagt, er glaube den ‚kleinen‘ Actinoc. plenus Buy. ein- ziehen zu müssen, so liegt darin nur eine Verwechselung vor, denn das Epitheton „klein“ kommt wohl der Miwzer’schen, aber nicht der BLaınvinLe’schen Art zu. Auch ist, wie schon hier bemerkt werden mag, dem angegebenen Lager zufolge Actinoc. verus MıLL. zu verstehen. Wie beim Bel. mucronatus, so steht auch hier schon die Gestalt einer Vereinigung mit der Mırter’schen Art entgegen. Auch ist mir nicht bekannt, dass da, wo die Lagerungsverhältnisse festgestellt sind, diese Art in den oberen Quadraten-Schichten, wo jedenfalls Bel. qua- dratus am häufigsten ist, auch noch gefunden werde, wie bei Legden, Holtwick, Coesfeld, Lette, Schwiechelt etc. *) Auf die Anschauung Hiüsert’s, dass einzelne Exemplare des Actinoc. verus dem Bel. quadratus sehr ähnlich seien (Comptes rendus seance 13 aoüt 1869) komme ich weiter unten zurück. **) Verhandl. des naturh. Vereins der preuss. Rheinl. und Westf., 31. Jahrg. 1874 pag. 61, eg Fe ee 833 Die Mehrzahl der Schriftsteller, welche den Actinocamaz verus und Belemnites plenus in den Kreis der Besprechung ge- zogen haben, vereinen beide Arten. 1843 führt A. RoEmerR*) sie unter der Benennung Bel. plenus auf, indem er Actinoc. verus als synonym anreiht. Nach dem ‚angegebenen Fundpunkte Gehrden lag, wie weiter unten zu erörtern sein wird, hier indess nicht Bel. plenus, sondern Actinoc. verus Vor. 1847 spricht p»’OrsiesyY**) dieselbe Meinung aus, wie A. Rormer, allein wie auch die Abbildung darthut, scheint auch D’ORBIGNY nur den wirklichen Bel. plenus, nicht Actinoc. verus in Naturexemplaren erkannt zu haben, obwohl er letz- tere Artbenennung wahlt. 1852 scheint Gıeszu***) sich ganz dem Vorgange pD’Or- BIGNY’s anzuschliessen. 1852 finden wir bei Bronnf) das Gleiche. 1862 halt Sämann ff) wie pD’Orsieny die MıLLEr’sche und Bramvivue’sche Art zusammen. 1868 erklärt Geisitzjfr) Del. verus für nicht verschieden von Bel, lanceolatus Sow., den er bereits 1846°+) unter der Bezeichnung Bel. minimus Lıst., 1849*77) abermals als Bel. .lanceolatus, und allerjüngstens*tff) als Belemnitella plena ab- gebildet hat, wobei er die ehedem*) von ihm als Bel. mucero- natus und Bel. subquadratus angesprochenen Scheiden ebenfalls zu dieser Art zieht. 1868 vereint auch Urpan SchLöngach?**) beide Arten im *) A. Rormer, Verstein. des nordd. Kreidegebirges pag. 84. ®*) p’Orsıcny, Paleont. frang. Terr. ceret. tom. I. suppl. pag. 4. t.2. %#*) Gıeser, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 50. +) Bronn, Lethaea geognost. 3. Aufl., Kreide, pag. 348. t. 33. f. 14. 7) Bull. soc. geol. France, tom. 19. pag. 1026, f. +7+) Jahrb. für. Mineral, etc, pag. 369. u nn. Geinıtz, Handbuch der Nennen pag. 266. t. 12. Sa Geinırz, Quadersandsteingebirge t. 6. f. 3—5. *®4-4+) Geinıtz, das Elbthalgebirge in Sachsen 1874. U. Abth. p- 180. (zum Theil) t. 31. f. 15. (non! £. 135. 14.); die hier von Geinırz auch eitirte t. 61. der I. Abth. ist noch nicht erschienen. 1*) Geisitz, Charakteristik I. III. pag. 42.68. t. 17. f. 30—34., die aber jedenfalls nur zum Theil hierher gehören. +**) U. ScuLönßacH, Bemerkungen über Suarpr’s und Sowerpgy’s Bel. lanceolatus etc., Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. 1868 pag. 461. Bu .,. Gegensatze zu der kurz vorher*) und ein Jahr früber**) ge- ausserten Ansicht, dass beide Belemniten verschiedene Species darstellen. Wenn ich die Ueberzeugung hege, dass trotz dieser hohe Beachtung verdienenden Namen sich beide Belemniten unschwer unterscheiden lassen, so möchte dies darin begründet sein, dass mir von beiden Naturexemplare vorliegen, was bei jenen nicht der Fall gewesen sein durfte. Paläontologisch unterscheiden sich beide Belemniten durch folgende Umstände: \ a. Bel. plenus ist erheblich grösser, durchschnittlich etwa doppelt so gross wie Actinoc. verus. b. Bel. plenus ist im Allgemeinen schlanker, wie schon die von SowErBY”"*) auf einer Tafel vereinte Darstellung beider zur Anschauung bringt. Erst in höherem Alter pflegt die Scheide, wie bei manchen anderen Arten, stärker zu wer- den, wie z. B. die Abbildungen bei p’OrzBıenYf), Fritsch und SCHLÖNBACHTT) etc. zeigen. c. Bel. plenus hat in der dickeren Partie einen ovalen (an der siphonalen Seite etwas flacheren, an der antisipho- nalen Seite etwas gewölbteren) Querschnitt, Actinoc. verus da- gegen einen runden. d. Bel. plenus zeigt eine der Siphonalseite abgekehrte ‚Spitze, daher ist diese Seite herausgebogen, die entgegen- gesetzte mehr geradlinig. Bei Actinoe. verus fällt die Spitze fast genau mit der körperlichen Axe der Scheide zusammen, daher einfache runde Keulenform. e. Bei Bel. plenus ist das Alveolarende im Allgemeinen mehr dreiseitig; bei Actinoc. verus mehr oval, weil seitlich mehr zusammengepresst, wie die angezogene Figur 6 bei Sowersy gut darstellt. fff) f. Bel. plenus besitzt zufolge der vorliegenden deutschen *) Id. Sitzungsber. der Wiener Akad. Bd. 57. pag. 8. **) Id. Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. 1807 pag. 991. *#*) Sowersy, Miner. conchol. t. 600. f. 6., 8. u. 9. 1) p’Orsıcnv, Paleont. frang. terr. eret. tom. I., suppl. t. 1. ; en und ScuLöngach, Cephalopoden der böhmischen Kreide KALT +++) Die Figur 18 bei MitLer stellt nicht das Alveolarende, sondern den Durchschnitt der Keule dar, | 8 und englischen Exemplare weniger scharf ausgeprägte Dorso- laterallinien und keine deutlichen Lateralfurchen. g. Bel. plenus besitzt keinerlei Runzelung oder Körnelung der Oberfläche , welche bei Actinoc. verus zwar äusserst fein, aber doch unter der Loupe deutlich sichtbar ist. Zu diesen paläontologisch unterscheidenden Merkmalen kommt hinzu die geognostische Verschiedenheit beider, indem Bel. plenus ein nicht unerheblich höheres Alter als Aectinoc. verus zukommt. Dieser Umstand wird noch näher zu prufen sein. Ueber das geognostische Vorkommen des Bel. plenus in England wissen wir nur, dass er im Lower Chalk gefunden wird. *) In Frankreich wurde er durch nD’OrBIenY”*) in das Oe- noman’ versetzt. Weit genauer giebt Higerr*") das Lager dieses Belemniten an. Nachdem er bei Besprechung der craie & Inoceramus labiatus ou craie marneuse (= Mytiloides-Pläner der norddeutschen Geologen) erwähnt, dass dieselbe an ein- zelnen Localitäten direct der craie glauconieuse & Holaster subglobosus et Discoidea eylindrica (= Rotomagensis - Pläner) aufruhe, fährt er fort: ‚‚mais entre les deux existe, & Blangy et a Neufchatel-en-Bray, une couche de craie blanche tres-argi- leuse ou se trouve le Belemnites verus MitLLer.‘“ Der letzte Name ist zufolge der Lagerstätte offenbar ein Schreibfehler statt Bel. plenus Buamv., und es ist erfreulich, beifügen zu können, dass HE£BerT selbst sich beeilt hat), diesen Irrthum bald zu corrigiren. -Wenn in Belgien unser Belemnit (unter der unrichtigen D’ORBIGNY’schen Speciesbezeichnung Belemnitella vera statt plena) durch DrwALqueff) aus Tourtia angeführt wird, so muss man sich erinnern, dass ausser der eigentlichen Tourtia von Tournay, welche hier nicht verstanden werden darf, noch eine sogenannte Tourtia von Mons und Valenciennes bekannt ist, die zwar von D’ORBIGNY und D’ArcHıac der Tourtia von *) Monrıs, Cat. Brit. foss. 2. ed. pag. 29. **) D’OrBicny, Prodrome de paleont. tom. II, pag. 145. ***) Comptes rendus hebd. 25. Juni 1866. 7) Ibid. 13. August, Anmerkung 2. ++) Dewargue, Prodrome d’une description geolog. de la Belgique 1868 pag. 173 und 394, PER RER ET N EN E N AR aa IR ie 836 | En: Tournay gleichgestellt wurde, die aber bei Dumont*) das Systeme nervien, welches etwa dem turonen Pläner entspricht, bildet und von BriaRt und Corner”) au die Basis ihrer Quatrieme &tage du eretace du Hainaut gestellt wird, die jünger als die Tourtia von Tournay (troisieme &tage) und älter als die „„eraie blanche“ (eing. &.) und die ‚‚eraie grise, le poudin- ER et le tufeau de Cipli“ (six. et.) ist. In der Sammlung des Herrn CoRneT zu Cuesmes unweit Mons habe ich die Meinung gewonnen, dass die Lagerstätte des Bel. plenus nahe unter der Zone des /noceramus mytiloides liege. Er findet sich bei Autreppe zusammen mit jenem pro- blematischen Körper, den GoLpruss Serpula amphisbaena ***) nannte. Es ist wichtig, dies hervorzuheben, da in Westfalen das Gleiche statthat. / An der Sudgrenze des westfälischen Kreidebeckens findet sich von Mülheim bis Dortmund unmittelbar unter dem hellen mit Muscheln erfüllten Mytiloides-Mergel ein Mergel von ähn- licher Beschaffenheit, der aber durch dicke, zahlreich von ihm eingeschlossene Glaukonitkörner und durch das nur sparsame Auftreten von fossilen Organismen abweicht. Ich habe, ab- e: gesehen von einem Galeriten, der aus derselben Schicht stam- men soll, nur zwei Versteinerungen in demselben gefunden, nämlich Belemnites plenus und Serpula amphisbaena, und zwar zu Broich-Spelldorf bei einer tiefen Röhrenanlage des neven | Bahnhofes, ferner bei Essen, sowohl bei Brunnenanlagen inner- | halb der Stadt selbst, wie beim Niederbringen von Schächten in der Nähe der Stadt, desgleichen bei Bochum und zu Tage | anstehend nur an einer einzigen Stelle in einem alten Stein- bruche an der Eisenbahn zwischen Bochum und Langendreer. Hier, nahe dem Ausgehenden, bedeckt das Kreidegebirge | nur in einer Gesammtmächtigkeit von 11 Fuss das Stein- kohlengebirge. Zunächst auf diesem liegt eine glaukonitische *) Bulletin de ’Academie royale de Belgique tom. 16. 2. partie, **) Briarn et CorneT, Descript. mineralog. et stratigraph. de l’etage inferieure du terrain cretac€ du Hainaut, Bruxelles 1867 pag. 22. ***) die vielfach irrthümlich aufgeführt wird, so schon durch Goup- russ selbst von Maastricht. Ebensowenig wie dieser Körper einer Serpula angehört, ebensowenig stellt er eine Gastrochaena, wozu er gern gestellt wird, dar. Es ist noch keine G@astrochaena aufgefunden, welche eine jenem gleiche Röhre absondert. Jedoch ist hier nicht der Ort, dieses weiter zu erörtern. N | | Schicht ohne Brauneisensteinkörner, aber mit Brocken von | Kobhlensandstein, welche reich an Versteinerungen ist, nament- | lich Spongien, Cidariten-Stacheln,, Cidaris vesiculosa, Austern- und Pecten - Schalen, besonders Pecten asper, Fischzähne, | | Oxyrrhina, und Belemnites cf. ultimus führt. | Darüber folgen die eben berührten glaukonitischen Mergel | mit Belemnites plenus und Serpula amphisbaeno, welche a | an dieser Localität ganz besonders häufig ist. | Den Schluss bildet heller Pläner-Mergel mit nur verein- | zelten Glaukonitkörnern, welcher Ammonites nodosoides*), Ino- | ceramus mytiloides etc. fuhrt. | Früher habe ich**) die glaukonitische Lage mit Bel. plenus noch dem Grünsande mit Ammonites varians zugerechnet, ‘da | ich aber noch niemals dieses Fossil in dieser Höhe fand, den | Bel. plenus ebensowenig tiefer, d. h. in unzweifelhaft echten Varians-Schichten, so ist es jedenfalls correcter, vorläufig diese Schicht für sich zu betrachten, bis über deren Zugehörigkeit definitiv entschieden werden kann; umsomehr als in diesem Profile das typische obere Cenoman, der Rotomagensis-Pläner | mit Discoidea eylindrica und Holaster subglobosus ebensowenig, | wie an einem anderen Punkte im Ausgehenden des Kreide- gebirges jenes Reviers nachgewiesen werden konnte, Die Vermuthung, dass jene Schicht nicht zum Cenoman***), son- dern zum ‚Turon gehöre, wird dadurch befürwortet, dass Ser- pula amphisbaena noch nicht in tieferen Lagen beobachtet wurde, aber wahrscheinlich bis in den Brongniarti - Pläner hinaufsteigt. So wurde sie namentlich auch im Plänerı bei Ahaus beobachtet, wo vorherrschend Brongniarti-Pläner, freilich auch Mpytiloides-Pläner bekannt ist. Diese Anschauung scheint noch eine weitere Stutze zu finden in einem Belemniten, den die Bergakademie zu Berlin | | *) Es ist von Interesse, dass dieses für den deutschen Mytiloides- Mergel charakteristische. Fossil neuerlichst auch als bezeichnend für das gleiche Niveau im Pariser Kreidebecken aufgeführt wird. Vergl. Heserr: „Documents relatifs au terrain eretace du midi de la France.“ Bull. soc. 0 .geol. France, 1872 pag. 410. **) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1866 pag. 71. **%) Die Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. X. 1858 pag. 269 aus- gesprochenen entgegengesetzten Ansichten sind nach Obigem zu be- richtigen. EEE RE WEITE SOREEZE EZ 838 ? \ | ; x I Rn aus dem rothen Pläner — Mytiloides -Pläner der subherey- nischen Hügel besitzt. Leider ist dieses wichtige Stück ein Fragment, dem Anfang und Ende fehlt. Allein der ganze Habitus des Stückes spricht dafür, dass es zu Bel. plenus ge- höre. Jedenfalls wäre dies das höchste nachgewiesene Vor- kommen der Art, indem die Angabe von Geinırz*), dass Bel. lanceolatus Sow. im ganzen unteren, mittleren und oberen Planer Sachsens nicht selten sei, nicht aufrecht erhalten wer- den kann, wie weiter unten nachzuweisen sein wird. Abgesehen von dem einen genannten Exemplare ist unser Belemnit im Pläner Hannovers und Braunschweigs, wie es scheint, noch nicht aufgefunden, namentlich auch nicht in den reichen Sammlungen des Herrn ScHLÖNBACH in Salzgitter und des Herrn v. STROMBECK in Braunschweig vorhanden. Dagegen tritt die Art weiter im Osten an verschiedenen Localitäten auf. Seit langer Zeit ist sie aus Sachsen bekannt. Wenn von GEINTZ in seiner neuesten Publication „Das Elb- thalgebirge in Sachsen‘ für den Bel. plenus (der als synonym hinzugezogene Bel. Strehlensis wird hier ausgeschieden) nur allgemein als geognostisches Niveau desselben der untere (cenomane) Pläner genannt wird, so lässt diese Angabe die wünschenswerthe Genauigkeit vermissen. Eine speciellere Ein- sicht in das Vorkommen des Bel. plenus gestattet eine ältere Arbeit von Geimitz**), in der die Schichten, welche durch den Tunnel von Oberau durchfahren wurden, besprochen sind. Dort lagert zuerst auf dem Gneiss eine Conglomeratschicht mit Ostrea carinata, Cidaris vesiculosa etc. Dann felgt ein dunkler Grünsand, welcher seinerseits von aschgrauem Pläner- mergel überlagert wird. Letzterer führt an Versteinerungen unter anderen /noceramus mytiloides und Belemnites mucronatus (wofür jetzt nach Gemitz’s***) eigener Angabe Bel. plenus zu lesen ist). Man sieht, dass hier auf keinen Fall von unterem Cenoman die Rede sein kann, dass, wenn nicht geradezu schon *) Neues Jahrb. für Mineral. ete. 1863. pag. 369. — Uebrigens schränkt Geinıtz allerneuestens (Elbthalgebirge 1874 II. pag. 181) obige Angabe dahin ein, dass die jetzt Bel. plena genannte Art nicht selten im unteren (cenomanen) Pläner, selten im (Scaphiten-) Pläner von Strehlen sei. **) Geinitz, Charakteristik pag. 3. »6) Geinitz, Elbthalgebirge II. pag. 181. 839 Turon vorliegt, jedenfalls die Grenze nahe liegt, wodurch sich das Vorkommen als ein dem westfälischen Aehnliches stellt. Aus Böhmen führt GumseL*) den Bel. plenus als Selten- heit aus dem tiefsten Unterpläner von Kl. Herrendorf unweit Prag auf. In neuerer Zeit wurde durch Frırsch eine Mehrzahl von Exemplaren des Bel. lanceolatus Sow. in Böhmen gesammelt, welche in dem den böhmischen Cephalopoden gewidmeten Werke **) mit der Angabe besprochen werden, dass dieselben sämmtlich aus cenomanen Schichten stammen. Vergleicht man neben diesen ziemlich allgemein gehaltenen Angaben von GÜMBEL und Fritsch die neuesten geognostischen Arbeiten über die bohmische Kreide, welche in dem Archiv der naturwissenschaftlichen Landesdurchforschung von Böhmen I. Bd. II. Abtbeil.***) niedergelegt sind, so finden wir An- deutungen, dass auch in Böhmen Bel. lanceolatus auf eine be- stimmte Schicht beschränkt sei, welche jünger ist als die älteren cenomanen Schichten, nämlich junger als die Perucer- Schichten und die Korycaner-Schichten. In dem genannten Bande des Archivs ist an fünf ver- schiedenen Stellenf) des Vorkommens von Bel. lanceolatus ge- dacht, und zwei dieser Angaben weisen darauf hin, dass man nicht die tieferen cenomanen Schichten in Böhmen als das Bett des Bel. lanceolatus anzusehen habe. pag. 191 heisst es: .‚Die Facies von Debrno mit Bel. lanceolatus liegt meist über den festen Bänken der Korycaner Kalke.““ Ferner bemerkt Kresci pag. 91 bei Besprechung der Korycaner-Schichten an der Elbe, welche einen eisenschüssigen Sandstein mit Exogyra halitoidea darstellen: „‚eine der localen Schichten bei Kajetic bestehe aus mildem thonigen Mergel, in welchem Bel. lanceolatus vorkomme.‘ Aus Schlesien ist Bel. plenus nicht bekannt. Wenn %) GümseL, Beiträge zur Kenntniss der Procän- oder Kreide-For- mation im nordwestlichen Böhmen pag. 78. München 1868. *) Fritsch und Scuuönsachn, Cephalopoden der böhmischen Kreide pag. 18. **#) Unter dem Titel „Arbeiten der geologischen Section für Landes- durchforschung von Böhmen. Mit Beiträgen von Prof. J. Karyci, Dr. Ä. Faıc, ALFRED SLavık und Hüttenmeister C, FEıstMmANTEL.* rt) l. ce. pag. 91, 191, 198, 200, 235. SET CR Wr F 5 y yw% RS A RE r N RR Ar Kunt#*) mit einem Fragezeichen den Bel. lanceolatus Sow. aus dem Pläner des Lerchenberges in Niederschlesien auf- führt, so macht die Gesellschaft, in der er genannt wird, es wahrscheinlich, dass hier eine andere Art zu verstehen sei. Weiterhin wird Bel. lanceolatus durch HoHENEGGER**) aus den Nordkarpathen und zwar aus den Baeulitenmergeln von Friedeck citirt. Da die Friedecker Baculitenmergel zwischen Boeän-Schichten eingeklemmt sind, so ist aus diesem Vor- kommen kein Schluss über das Älter zu gewinnen. Ebensowenig ist etwas Genaues über die Lagerstätte des Bel. lanceolatus in Ost - Galizien bekannt, den KnEr“**) aus „den wenig ausgebeuteten Schichten von Miculince und Üzar- torya‘“ abbildete. Dasselbe gilt von Ne Vorkommen in Polenf), wo er fraglich aus dem Mittelgebirge genannt wird, und Russlands, wo er sich in der Gegend von Kursk finden soll. ff) Endlich wird Bel. lanceolatus Sow. auch in. Bayern aus der Kreide von Regensburg genannt.+ff) Hier giebt GümBEL die „„Schutzfelsschichten“‘ und den „Regensburger Haupigrün- sandstein‘‘*}), das heisst wirkliches Cenoman mit Pecten asper, Pecten aequicostatus und ÖOstrea diluviana als Lagerstätte des genannten Belemniten an. Auf diese Angabe hin würde es gestattet sein, das Auftreten des Bel. plenus schon in tieferen cenomanen Schichten anzunehmen, wenn es nicht den Anschein gewänne, dass GUMBEL selbst diese Angabe zurückzöge, we- nigstens aber kein Gewicht darauf lege, da derselbe in einem kurz nach Herausgabe seines grossen unten angegebenen Werkes eine Abhandlung schrieb*ff), welche speciell die Ver- *) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. XV. 1803 pag. 732. *=)) HouEnEGGER, die geognostischen Verhältnisse der Nordkarpathen.. Gotha 1861 pag. 32. %%*%) Knen, Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen von Ost-Galizien. Wien 1852 pag. 5. t. 1. f. 3 +) Poscu, Polens Paläontologie, 1837. pag. 162. No. 2. ++) EıcnwaLn, Lethaea Rossica, Per. moy. pag. 1029. +++) Gümser, Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern, II. Abth. Geognostische Beschreibung des ostbayerischen Grenzgebirges. Gotha 1868. pag. 792. *)Vergl. 1. c. pag. 700. *++) Im Correspondenzblatt des zoolog.- mineralogischen Vereins in Regensburg, 22. Jahrg. 1868. No. 4—5. A ’ | BER HUN u y He unit # DT N: R r ur pi ir I SER RER ERS 3 IK ER 2: E RN = X ) SE IE Y in) er 841 ' welcher der gedachte Belemnit nicht wieder erwähnt wird. Nach der angestellten Prüfung ergiebt sich | | | v | es steinerungen der Umgegend von Regensburg behandelt, in | | a. die Synonymik des Belemnites plenus wie folgt: 1827. Belemnites plenus Buaınv., Memoire sur les Belemnites, | Bam DI te LER,0. 1829. u lanceolatus Sow., Miner. conchol. VI. p. 208. | t. 600. f.8.,9. non! ScaLorazm 1815. | 1830. Actinocamax Blainvillei Vourz, Observations sur les | . Belemnites pag. 35. | 1840. Belemnites mucronatus, minimus, subquadratus GEINITZ, Charakterist. | 1846. 5 minimus GEıIn., Versteinerungskunde p. 266. f: 12, 1. .17.. 18. 1847. Belemnitella vera D’ORB., Paleont. frange. Terr. eret. suppl. pag. 4, t. 2. 1849. Belemnites lanceolatus GEIN., Quadersandsteingebirge t. 6. f. 39. 1850. & semicanaliculatus Dixon, Geology of Sussex pag. 358. 1.327.1.'23. 1852. 5 lanceolatus Kner, Neue Beiträge zur Kennt- niss der Kreideversteinerungen ÖOst- Galiziens pag. 5. t. 1. f. 5. | 1852. Belemnitella vera Broxs, Leth. geognost. Ill. Aufl. Kreide pag. 343. z. Th. t. 33. f. 14. 1852. en „ GieBeL, Fauna der Vorwelt, Ce- phalopoden pag. 5l. z. Th. 1853. x plena Smarpe, Fossil mollusca of the chalk pag. 9. t. 1. f. 12—16. 1854. Belemnites cenomanus VoN DER MARcK, Zeitschr. d. d. geol. Ges. pag. 270. t. 7. f. 15. 1860. Belemnitella vera Scuuürter, Verhandl. des naturbist. Vereins der preuss, Rheinlande und Westfalens pag. 19. 1861. Belemnites lanceolatus HoHENEGGER, die geögnostischen Verhältn. der Nordkarpathen pag. 52. - 1866. ” verus H&BERT, Comptes rendus hebd. 25. Juni i pag. 1403. 1866. an plenus H£BeErt, ibid. 13. August, Anmerk. Zeits. d. D. geol. Ges. XXVL, 4. 54 1867. Belemnites Hronie U. ScuLöne., Jahrb, er k. = geol. 2 E Reichsanst. pag. 592. 1868. R verus Geinttz, N. Jahrb. für Mineral. etc. 2. Th. 1868. = lanceolatus U. ScaLöns., Jahrb. der k. K geol. Reichsanst. pag. 461., z. Th. 1868. Belemnitella vera DewAarquz, Prodrome d’une descript, ' Belgique pag. 173. 394. - 1868. Belemnites plenus GümßEL, Beiträge zur Kenntniss der Procän- oder Kreideformation im nordwestl. Böhmen pag. 78. 1872. 2 » He£sert, Bull. soc. geol. France, tom. 29. pag. 591. f872, 2 lanceolatus Fritsch u. SCHLÖNBACH, Üe- phalopoden der böhm. Kreideformat. Pag: 18.212 1874. Belemnitella plena Geinırz, Elbthalgebirge II. Abth. | pag. 180) 2. Th... 3124.35 Bons fr. 13:14 b. stellt sich das geologische Vorkommen des Belemnites plenus so: Im Senon und oberen Turon ist Bel. plenus nirgendwo beobachtet; auch ist das Vorkommen desselben im unteren Cenoman, in der Tourtia bis jetzt von keiner Localität nach- weisbar. Wo das Vorkommen desselben am Genauesten fest- gestellt werden konnte, in Frankreich, liegt er in einer Zwischenschicht zwischen dem obersten Cenoman, dem Roto- magensis-Pläner, und dem untersten Turon, dem Mytiloides- Mergel. In Westfalen ist sein Lager, wie es scheint, das gleiche, da es auch dort vom Mytiloides-Mergel überdeckt wird. Nach unten zu ist die Grenze weniger sicher, da an den be- züglichen Stellen der Rotomagensis - Pläner nicht nachweis- bar war, Es ist Grund zu der Annahme vorhanden, dass überall, wo Bel. plenus auftritt, er an der Grenze zwischen Cenoman und Turon seine Hauptlager- stätte habe. Was das Vorkommen des Actinoc. verus angeht, so ist ersichtlich, dass er in England dem Chalk with flints, also De 883 dem Upper chalk*) angehöre, da MiLLer**), der ihn aus Kent, Wiltshire und Sussex kennt, sein Lager so bezeichnet: „Chalk, and sometimes inclosed in the flints imbedded in it.“ Mit dieser Angabe stimmen vorliegende Originale aus England überein, welche zum Theil noch in Schreibkreide ***) einge- schlossen sind. In. Deutschland wurde die Art zuerst 1843 durch An». RoEumer f) als Bel. plenus von Gehrden eitirt,- wo bekanntlich untersenone Schichten verbreitet sind. Dann habe ich selbst 1860 ganz jugendliche Scheiden als Bel. quadrata aus dem ältesten Senon aufgefuhrtff), welches ich seitdem unter der Bezeichnung Emscher-Mergel fff) abge- trennt habe. 1866 eitirt U. ScHaLönsgAch die Art aus der Quadraten- kreide von Braunschweig. ‚1868 nennt derselbe Autor*}) Bel. verus aus dem tiefsten Niveau der Quadraten-Kreide des Innerste-Thales. 1871 führt Brauns*ff) „denselben als Bel. plena eben- falls aus dem unteren Theile der oberen Kreide neben Bele- mmitella quadrata auf. 1874 habe ich dann zuletzt das Vorkommen der Art im „Emscher-Mergel‘' Westfalens angegeben. *fff) ”) der dem Senon entspricht. Hiesert will neuerlich den Begriff Upper chalk dahin einschränken, dass nur die über der eigentlichen Mu- eronaten-Kreide liegenden Schichten darunter verstanden werden sollen, Geological magazine Vol. VI. No. 5. Mai 1869, ) 1. c. pag. 64, =“) welche nicht wie auf Rügen und Möen nur Mucronaten-Kreide, sondern auch tiefere Schichten umfasst. +) 1. ce. pag. 84. ++) Verhandl. des naturhist. Vereins der preuss. Rheinlande und Westfalens pag. 15. z. Th. +++) Der Emscher-Mergel. Vorläufige Mittheilung über ein zwischen Cuvieri-Pläner und Quadratenkreide lagerndes mächtiges Gebirgsglied, Verhandl. des naturhist. Vereins der preuss. Rheinlande u. Westfalens, 31. Jahrg. 1874. pag. 90., und Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1874. pag. 775. *7) Sitzungsber, der Wiener Akademie Bd. 57 pag. 8. *++) Zeitschr. d. deutsch. gecol. Ges. Bd. 23. pag. 750. *7+) Der Emscher-Mergel, 1. c. pag. 94. resp, pag 779. 54* Ausser diesen Faeennaben ist anzuführen ,. dass mir noch von folgenden Localitäten Exemplare, die ich meist dem E Herrn Ober -Salinen-Inspector ScuLönsach in Salzgitter ver- danke, vorliegen : 1 Stuck aus der Eisensteingrube zwischen Adenstedt, Bülten und Ilsede, 5 Stück von Wıruıe’s Knochenmühle bei Bruni 1 Stück aus der Mergelgrube nordwestlich von Lochtum, zwischen Lochtum und Vienenburg, 1 Stück von Wülperode bei Vienenburg, 4 Stück vom Mohrenberge, nördlich von Gross- Biewende, 2 Stück von Klein-Biewende, 1 Stuck von Henneckens Mühle am Sudmerberg bei Ocker; 2 Alles Vorkommnisse der unteren EB In Frankreich findet sich Actinoc. verus, wie HEBERT*) schon 1863 mittheilt, in der Zone des Micraster cor anguinum, welche für gleichalterig gehalten wird mit den tiefsten Qua- draten-Schichten in Deutschland.*) Für Frankreich scheint dieses Vorkommen festzustehen, da HfsErT auch später noch darauf zurückkommt***), wiewohl auch die nächst tiefere Zone als Lagerstätte angegeben wird, indem GossELETT) sie in Vereinigung mit /noceramus Cuvieri, Terebratula semiglobosa und Micraster cor testudinarum nennt.Tf) *) Bull. soc. geol. France 2. ser. tom. 20, pag. 610. **) Vergl. U. SchLönsaca im N. Jahrb. für Mineral. etc. 1866: „Parallelen zwischen dem oberen Pläner Norddeutschlands und den gleich- alterigen Bildungen im Seine-Becken“ pag. 316.; sowie Heserrt: „Classi- fication on the upper Cretaceous Period.“, Geological magazine Vol. VI. No. 5., Mai 1869. =) Comptes rendus, seance de 13 aotıt 1866. +) Mem. de la soc. imper. des sc, de Lille 1869, und N. Jahrb. für Mineral. etc, 1870. pag. 498. ++) Indem Hisert für das Pariser Kreidebecken neuestens folgende Schichtenreihe aufstellt (Bull. soc. geol. France 1872. pag. Ba: 7. La craie superieure, 6. La craie ä Belemnitella quadrata et Bel. mucronata, 5. La craie & Micraster cor anguinum, 4. La craie & Micraster cor testudinarum, 3. La craie dnre & Holaster planus, 2. La craie marneuse & Inoceramus labiatus, 1. La craie glauconieuse p’ALrx. BRONGNIART. 845 Nach den angestellten Erorterungen stellt sich a. die Synonymik des Actinocamax verus also: 1823. 1829. 1843. 1852. 1853. 1860. 1862. 21863. 1863. 1866. 1866. 1867. 1868. 1868. 1869. 1871. 1874. 1874. Actinocamax verus MILLER, Transact. geolog. soc. TI. ser.»Vol-»IE) pag, BE. CE 1, Belemmites mucronatus SOWERBY, Miner. conchol. VI. pag. 205. z. Th. t. 600. f. 6. »» plenus A. RoEmER, Versteiner, d. nordd, Kreidegeb. pag. 84. Belemnitella vera GiEBEL, Fauna der Vorwelt, Ce- phalopoden pag. 50. z. Th. Belemnites mucronalus SHARPE, Fossil mollusca of the Chalk pag. 10. z. Th. Belemnitella quadrata SCHLÜTER, Verhandl. des naturh. Vereins der preuss. Rheinlande und Westfalens pag. 15. z. Th. t. 3. f. 4. Actinocamax verus SAMANN, Bull. soc. g&ol. France. 2.. ser. tom. 19, 6 2058 2: Belemnites lanceolatus Kuntn, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges, pag. 722. Actinocamazx verus H£BERrT, Bull. soc. geol. France 2. ser. tom. 20. pag. 610. Belemnites plenus U. ScHLöngach, N. Jahrb. f. Min. etc. pag. 318. Actinocamazx verus HEBERT, Comptes rendus hebdom. 13. Aug. Belemnites verus U. ScHLöngAcH, Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. pag. 592. r „» U. ScHtLöngBacH ,„ Sitzungsber. der Wiener Akad. tom. 57. pag. 8. Pr lanceolatus U. SCHLÖNBACH, Jahrb. d. k.k. geol. Reichsanst. pag. 461. z. Th. 53 verus GOSSELET, M&m. soc. imper. des sc. de Lille Vol. 7. Belemnitella plena Brauns, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. 23. pag. 750. m quadrata Brauns, Verhandl. d. naturh. Vereins der preuss. Rheinl. u. West- falens pag. 31. Actinocamax verus SCHLÜTER, Der Emscher - Mergel ibid. pag 94. = b. ergiebt die angestellte Untersuchung für das sehe a, gische Alter der Art: = dass dieselbe noch nirgendwo im Oberen Senon, oder im Unteren Turon beobachtet, dass dieselbe vielmehr vor; zugsweise den unteren Schichten des Unter- Senon angehöre und nur einmal auch aus Schichten angegeben ist, welche in Deutschland als Ober-Turon, d. i. Cuvieri-Pläner, gelten. Es wird später noch zu prüfen sein, ob die genannten Schichten nicht zusammenfallen mit dem neuerlich aufgestellten Begriff „„Emscher - Mergel‘‘ und das Vorkommen der Art sich auf dieses Niveau beschränke oder ob sie auch noch in die Zone des I/noceramus lingua hineinreiche. Nachdem nun Bel. plenus und Aectinoc. verus des Art”) “nach paläontologisch und geognostisch festgestellt sind, kann nunmehr die Prüfung erfolgen, ob die Bornholmer Belemniten einer dieser Arten angehören. Der Bornholmer Belemnit unterscheidet‘ sich von Bel. plenus BLAINV. a. durch die durchschnittlich geringere Grösse; b. durch die mehr cylindrische Gestalt, gegenüber der mehr spindelförmigen bei jenem; c. durch die mehr centrale Lage der Spitze; d. durch verschiedenen Querschnitt des Alveolarendes, welcher beim Bel. plenus mehr einem gleichseitigen Dreieck sich nähert, bei unserer Art sich meist mehr eiformig gestaltet; e. durch die schärfer ausgeprägten Dorso-Lateralfurchen; f. durch das Vorhandensein feiner, kurzer, linearer Längseindrücke; 8. dadurch, dass fast ausnahmslos wenigstens noch ein Theil der Alveole vorhanden ist. Näher als der genannten Art steht der Bornholmer Be- lemnit dem Actinocamazx verus, unterscheidet sich aber von diesem a. durch etwas bedeutendere Grösse. Das grösste be- *) Die Frage nach dem Geschlecht, ob nicht z. B. die Gattung Actinocamax, wenn auch aus anderen, als den von MırLer vorgebrachten Gründen, aufrecht zu erhalten sein dürfte, fällt nicht mehr in den Rah- men dieser Untersuchung. 847 kannte Exemplar des Actinoc. verus hat MiLLer selbst abge- bildet. Eine halbe Scheide von entsprechenden Dimensionen liegt von Northfleet vor; b. durch die mehr cylindrische Gestalt, gegenuber der mehr keulenformigen des Actinoc. verus; e. durch den abweichenden Querschnitt des Alveolar- endes, welches durch Abplattung der Seiten beim Actinoc. verus sich mehr dem Oval nähert; d. besonders durch das Fehlen der eigenthümlichen Run- zelung der Oberfläche, welche glatt ist und nur kurze linien- artige Längsvertiefungen zeigt; e. dadurch, dass gewöhnlich wenigstens noch ein Theil der Alveole aanden ist, was beim Actinoc. verus niemals der Fall ist. Wenn betrefis des letzten Umstandes H£BErT*) angiebt, dass er in der Sammlung des Herrn MercEY mehrere Exem- plare gesehen habe, an denen die Alveole erhalten ist, so möchte ich meinen, dass diese Stucke nicht zum Actinoe. verus, sondern zu der in Rede stehenden Art gehören. In dieser Meinung werde ich noch bestärkt durch das, was HE£BERT hinzufügt: es seien diese gut conservirten Exem- plare der Belemnitella quadrata sehr ähnlich. In der That steht der Belemnit von Bornholm der ganzen Gestalt nach der Belemnitella quadrata so nahe, dass er sich nur durch zwei bedeutende Umstände unterscheidet, namlich durch die ab- weichende Beschaffenheit des Alveolarendes und die fehlende Granulation der Oberfläche. Da man in neuerer Zeit eine bis dahin mit Bel. quadrata zusammengefasste Art abgeschieden hat, so entsteht die Frage, ob der Bornholmer Belemnit dieser neuen Art angehöre. Die erste Kunde dieses neuen Belemniten gab in Deutsch- land U. SchLöngacH.**) Nach ihm ist demselben, dem Belem- wites Merceyi MAYER, eine kurze rhombische, dem Belemnites quadratus eine längere quadratische Alveole eigenthümlich; und er fügt hinzu: „die specifischen Unterschiede dieser in Norddeutschland in der Unterregion der Quadratenkreide (Zone des Micraster cor anguinum) ausserordentlich häufigen und ver- *=) Comptes rendus, 13 aoüt 1866. *%) Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. 1867. pag. 592. breiteten Art erkannte zuerst Herr Prof. H£BerT*) bei seinem Besuche in Braunschweig und Salzgitter im October 1865, später theilte derselbe mir mit, dass die gleiche Form von Herrn N. pe MERCEY auch in der Kreide der Picardie aufge- funden sei. Diese letzteren Vorkommnisse sind es, die Herrn Prof. K. MAyEr bei Aufstellung seiner neuen Art vorgelegen zu haben* scheinen. **) Leider sind in der SchLöngAch’schen Sammluug die Exem- plare der neuen Art nicht von Bel. quadratus ausgeschieden worden, so dass es nach dem so frühen Tode des trefflichen Forschers nicht leicht zu ermitteln ist, welche Stücke er und H£perT bei obiger Notiz im Auge gehabt haben. Dem Herrn OTTMER in Braunschweig verdanke ich eine Collection Belemniten, welche der Unterregion der Quadraten- kreide (Zone des Micraster cor anguwinum) entstammen, und von Herrn H£BErRT für die neue Art angesprochen sein sollen. Diese Stücke zeigen eine deutliche Granulation der Oberfläche, aber keinen deutlichen quadratischen Querschnitt der nicht sehr tiefen Alveole. Nun ist ein rein quadratischer Quersebnitt der Alveole bei Bel. quadratus überhaupt selten; gewöhnlich nähert er sich einem Rhombus. Ich vermag deshalb diese Vorkomm- nisse trotz der etwas abweichenden Gestalt der Alveole bis - jetzt nicht von Bel. quadratus zu trennen. Sollte vielleicht Bel. Merceyi als Seltenheit auch in jener Schicht auftreten? Von den Bornholmer Belemniten sind jene Stucke jeden- falls verschieden. U. SCHLÖNBACH gedenkt noch einmal des Bel. Merceyi, indem er angiebt, dass er neben Bel. verus MıLL. und Marsu- pites Milleri Mont. im tiefsten Niveau der Quadratenkreide vorkomme. Da die Quadratenkreide neuerlich in verschiedene Glieder zerlegtf) und die Grenze nach unten hin nicht zweifellos ist, so ist die Angabe, dass Bel. Merceyi mit Bel. verus zu- = *) Ich erinnere mich nicht, dass Hüsert selbst den Bel. MMerceyi irgendwo namhaft gemacht hat. **) Infolge dieser Notiz taucht in der Literatur die Zone des Bel. MMerceyi, namentlich bei Besprechung der böhmischen Kreide auf. *#%*) Sitzungsber. der k. k. Akad. d. Wiss. 1868. Bd. 57. pag. 8. +) ScHLüter, Ueber die Spongitarienbänke der oberen Quadraten- und unteren Mucronatenschichten des Münsterlandes. Ferner derselbe, „der Emscher-Mergel‘ 1. c. 849 sammen vorkomme, ein Fingerzeig, dass der Bornholmer Be- lemnit dennoch vielleicht mit Bel. Merceyi zusammenfalle, da in Westfalen die Bornholmer Art zugleich mit der Mınuer’schen im „Emscher-Mergel‘ liegt, und auch am Harze in denselben Bänken vorzukommen scheint. Sehen wir also die Mayzr’sche Diagnose an: „Belemnites testa parva vel mediocri, subclavata, linea laterali utringue gemina, antice dilatata canalique ventrali. antico, brevissimo, profundo; apice plus minusve repente acu- minato, mucronato; diametro rotundato; alveolo valde humili, angulo 25? gradum. — Longit. 54, lat. 9 Mill. — Couches & - Micraster cor anguwinum de la Herelle (Oise) et d’Amiens (Somme). *) Diese Charakteristik der neuen Art ist auf jeden Fall, zumal sie von einer Abbildung nicht unterstützt wird, unge- nüugend, und speciell ist zu tadeln, dass da, wo es sich um die Abtrennung eines bis dahin mit Del. quadratus vereinten Belemniten handelt, von der Oberflächenbeschaffenheit keine Rede ist. Da diesem Belemniten aber nur eine Rinne (canalis), nicht aber ein Spalt (fissura), welcher durchgeht, zugeschrieben wird, so ist es unmöglich, unseren fraglichen Belemniten mit der Mayer’schen Art zu identifieiren, obwohl die deutschen Vorkommnisse mit den französischen dasselbe Lager gemein zu haben scheinen. Endlich ist noch des allerjungst aufgestellten, angeblich dem Scaphiten-Pläner angehörigen Belemniten, des Bel. Streh- _ lensis”*) (rectius! Strehlenensis), den GEINITZ*”*) — es ist un- _ erfindlich weshalb — mit Bel. plenus BLaınv. vereint. zu ge- denken. Diese seltene Art — selbst in das Dresdener Museum sind von Strehlen trotz so langjährigen Sammelns nur drei Exemplare gelangt — zeigt zufolge der Abbildung bei Fritsch und SCHLÖNBACH ebenfalls die Neigung, das Alveolarende durch Ablösen der Fiebern abzustutzen. Aber ‚schon der einzige *) Journal de Conchyliologie publie sous la direction de Mss. CroosE et Fıscuer 3e serie, Tom. V. Vol. XIV. Paris 1866 pag. 368 f. **) Cephalopoden der böhmischen Kreideformation. Unter Mitwir- kung des verstorb. Dr. U. ScuLöngacHh, verfasst von Dr. A. Fritsch. Prag 1872. pag. 18. 19,, t. 16. f. 10, 11. 12. 17. (statt 7.). #*%**) Geinitz, Elbthalg. II. pag. 180. t. 31. f. 13. 14. (non! 15.). Umstand, dass der Querschnitt des Alveolarendes infolge einer Be Ventralrinne "herzförmig ist, genügt, die speeifische Verschie- denheit von dem Bornholmer Belemniten darzuthun. Von Be- lemniten der Kreide über dem Gault besitzen, abgesehen von der mir unbekannten Belemnitella bulbosa*), nur noch Bel. ultimus aus der Tourtia, sowie der genannte Bel. Merceyi eine Bauchfurche, und Del. subventricosus, dessen kurze dreiseitige Alveole niemals eine Abstutzung zeigt, manchmal eine Andeu-. tung derselben, welche in der Verlängerung des Spaltes liegt. Es lässt sich also der Bornholmer Belemnit auf keine bekannte Belemnitenart zurückführen und ist deshalb neu zu benennen. Da die Art in Westfalen, von wo sie mir am längsten bekannt ist, ihrem geologischen Alter nach am ge- nauesten feststeht, so bezeichne ich dieselbe als Belemnites westfalicus. Sie liegt dort unmittelbar über dem ,Cuvieri-Pläner‘‘, im „Emscher-Mergel‘‘, welcher von der der „‚Quadraten-Kreide‘ angehörigen Zone des /noceramus linyua überlagert wird. In diesem Niveau habe ich die Art beobachtet: 1. Zwischen Elsen, Paderborn und Salzkotten**); 2. Auf der Zeche Graf Schwerin bei Castrop; 3. Auf Zeche General Blumenthal bei Recklinghausen; 4. Zeche Blücher bei Horst; 5. Auf Zeche Carnap bei Horst. Ausserdem liegt sie-vor aus den subhercynischen Hügeln, wo das Niveau noch nicht genauer festgestellt ist und nur allgemein als untere Quadraten-Kreide bezeichnet werden kann, und zwar: 1. von Adenstedt bei Peine; 2. von Bultum bei Peine; 3. vom Sudmerberg bei Ocker; *) Merk u. Haınen, Proceed. Acad. nat. sc. 1856. VIII. pag. 70. **) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1866. pag. 75. habe ich dieses Vorkommen als Bel, quadrata angegeben, jedoch, um auf die Verschie- denheit vom Typus dieser Art hinzuweisen, dazu die f. 9. t. 1. bei BrainvitLe citirt, welche durch das Fehlen der Granulation auf der | Oberfläche die bis dahin am meisten zutreffende Abbildung war. p’ORr- BıGny behauptet von dieser Abbildung, sie stelle eine abgeriebene Bel, quadrata dar. 851 4. von Lobmachtersen bei Salzgitter; 5. vom Butterberge bei Harzburg; 6. vom Gehrdener Berge unweit Hannover. Von letzterer Localität liegt auch ein nicht ganz ausge- wachsener Belemnit vor, den ich nicht von Bel. subventricosus Want. zu unterscheiden vermag. Es ist dieses Stuck des Vor- kommens wegen zu erwähnen, da auch unter den Eingangs erwähnten, ungenügend erhaltenen Belemniten von Arnager sich ein paar Fragmente von jugendlichen Scheiden befinden, welche ebenfalls auf Bel. subventricosus hinweisen, diese Art aber in anstehendem Gebirge bisher nur in den Trümmer- kalken Schwedens nachgewiesen ist.*?) Da auch von Lüne- burg mehrere Exemplare dieser Art in verschiedene Samm- lungen gelangt sein sollen, so wäre es, wenn sich dies be- stätigt, von grossem Interesse, festzustellen, in welchem Niveau sie dort auftreten. Da der Belemnites westfalicus nirgendwo aus Gesteins- schichten bekannt ist, welche dem Cuvieri-Pläner oder noch älterem Turon angeliören, dagegen dort, wo sein geognostisches Auftreten am genauesten bekannt ist, dem nächst jüngeren Gliede, dem ‚‚Emscher-Mergel‘ angehört, so ist es vor der Hand wahrscheinlich, dass | der Grünsand der Insel Bornholm ein Aegui- valent des Emscher-Mergels darstelle und gewiss, dass der ihn überlagernde Arnagerkalk nicht dem Turon oder speciell, wie Geisttz will, dem Scaphiten-Pläner entspreche. | Um allgemein ein Urtheil zu ermöglichen, dass dieses Ergebniss nicht dem Resultate widerspreche, welches die Untersuchung der Scaphiten von Bornholm ergab, lasse ich den Eingangs erwähnten Sitzungsbericht hier folgen. „Die geologische Karte der Insel Bornholm von ForcH- HAMMER giebt an der Westküste die beiden einzigen auf der Insel bekannten kleinen Partieen von Kreide an, von denen die eine nordwestlich von Rönne an der Blykoppeaae, die zweite südwestlich von dieser Stadt bis Arnager sich erstreckt. Bei Arnager tritt die Kreideformation zu unterst als Grunsand auf, *) Vergl. ScuLürer, Bericht über eine geognost.-paläontol. Reise im ‚südlichen Schweden. N, Jahrb, für Mineral. etc, 1870 pag. 935. 852 über demselben soll der „Arnagerkalk“ lagern, welcher nach VON SEEBACH frisch von aschgrauer, später von weisser Farbe ist.”) Die gelblichen Mergel von der Blykoppeaae erinnern an das bekannte Gestein der Hügelgruppe von Haldem und Lemförde in Westfalen. Alle drei Lager haben Scaphiten ge- liefert. Zwei Exemplare liegen aus dem Grunsande vor, vier Stück aus dem Arnagerkalk und vier andere Exemplare von der Blykoppeaae, welche Eigenthum des geologischen Museums der Universität zu Kopenhagen sind, und Dank der Freund- lichkeit des Herrn Prof. JOHNSTRUP hier vorgelegt werden können. Mit Ausnahme eines leidlich erhaltenen Stückes sind alle fragmentarisch, zum Theil nur verbrochene Abdrücke. Trotz dieser ungünstigen Erhaltung lehrt doch bald die nähere Betrachtung, dass dieselben mit einer Ausnahme jener engen Gruppe von Scaphiten angehören, deren Aussenseite mit zahl- reichen, von der Sculptur der Flanken unabhängigen kräftigen Rippen und deren Bauchkanten mit Zähnen verziert sind, als da sind Scaphites Geinitzi, Sc. inflatus, Sc. binodosus, Sc. gibbus. Der besterhaltene Scaphit des Grünsandes hat die Dimen- sionen der grösseren Exemplare des Scaphites Geinitzi und des kleinsten bekannten Stückes von Scaphites inflatus. Beide Arten stehen rücksichtlich ihrer Ornamentik sehr nahe**) und der baltische Scaphit stimmt damit überein. Obwohl derselbe nicht sehr gebläht ist — er scheint von seiner Dicke etwas durch Druck verloren zu haben — so wird er dennoch zufolge der geringen Entwickelung des hakenförmig umgebogenen Theiles der Wohnkammer, welche, wie Redner in den „‚Ce- phalopoden der oberen Kreide‘ nachgewiesen hat, für diese Art charakteristisch ist, als Scaphites inflatus Rom. anzu- sprechen sein. Das andere Stück des Grünsandes stellt den umgebogenen Theil der Wohnkammer dar und lässt einen Theil des übrigen Gehäuses noch im Abdrucke erkennen. Ausser den Zähnen an den Bauchkanten erheben sich Hocker an der Nabelkante, und beide sind auf den ebenen Flanken des Gehäuses durch undeutliche Rippen verbunden. Diese Merkmale weisen auf Scaphites binodosus Rom. hin. Das kleinste Individuum von *) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1865. Bd. 17. pag. 347. **) ScuhLürer, Cephalopoden der oberen Kreide pag. 71. 853 Dülmen in Westfalen, dem vorzuglichsten Fundorte dieser Art, stimmt in der Grösse ziemlich überein, indem beide eine Länge von ca. 40 Mm. besitzen. Ein Stück des Arnagerkalkes, welches den 35 Mm, Durch- messer haltenden spiralen Theil des Scaphitengehäuses dar- stellt, muss als unbestimmbar erklärt werden. Auch ein zweites Stuck, ein Fragment des breiten Bauches, ist nicht näher bestimmbar. Das dritte Bruchstüuck zeigt einen Theil der Flanken und der Aussenseite eines grossen Gehäuses, welches entweder dem Scaphites inflatus oder dem Scaphites Geinitzi, wahrscheinlich aber ersterem angehört. Das vierte Fragment liegt in einem zerschlagenen hellgebleichten Roll- stücke. Es zeigt nur weiter gestellte Rippen auf der Flanke, engere auf dem Bauche. Zähne und Knoten fehlen. Letzteres Verhalten ist bisher wohl beim Scaphites Geinitzi, aber noch nicht beim Scaphites inflatus beobachtet worden; es darf jedoch nicht verneint werden, dass das Fehlen der Zähne auch beim Scaphites inflatus sich ebenfalls als eine individuelle Eigen- thümlichkeit zeigen könne, Aus den gelben Mergeln der Blykoppeaae weist ein Ab- druck des gestreckten Theiles eines Scaphitengehäuses mit seinen Höckern am Nabel, seinen nach’ auswärts gewendeten Zähnen an der Bauchkante und den flachen undeutlichen Rip- pen auf den nicht gewölbten Flanken so bestimmt auf sSca- phites binodosus RoEn. hin, dass trotz des fragmentären Zu- standes des Stückes kein Zweifel gegen diese Bestimmung sich regt. Von zwei anderen Stücken lässt sich nur angeben, dass sie der oben genannten Gruppe von Scaphiten angehören. Weun das letzte Stuck, welches einen verbrochenen Abdruck darstellt, einem Scaphiten angehört, so repräsentirt derselbe eine andere Gruppe, indem stärkere Rippen vom Nabel aus- strahlen, welche bei einer Höckerreihe schwächere zwischen sich nehmen. Ob dies auf den Flanken oder an den Bauch- kanten geschieht, kann an den Stücken nicht ermittelt werden. Das Resultat dieser Betrachtung ist nun, dass die Kreide- schichten der Insel Bornholm sehr wahrscheinlich von gleichem oder doch nahezu gleichem Alter sind, und dass ihre verschie- denen Kreidelager keine Scaphiten geliefert haben, welche, soweit die bisherige Beobachtung über das Vorkommen dieser E Cephalopoden reicht, der jüngeren senonen Kreide, d, h. den au Pe AZ a a er Br ER EEE A AT RE rn a: gr b FR Br. ER a % ar N - «T x 5 n ARTE j 3 a 3 854 Schichten mit Belemnitella mucronata eigenthumlich sind, nach- dem Redner in seinen ,‚Cephalopoden der oberen deutschen Kreide‘ dargethan hat, dass Scaphites binodosus und Scaphites inflatus bislang nur in tieferen Quadraten- Schichten nachge- wiesen sei, Scaphites Geinitzi aber dem Turon eigenthüumlich, Scaphites gibbus dagegen erst in den unteren Mucronaten- Schichten auftrete. Mithin ist es wahrscheinlich, dass auch die Kreide von Bornholm den Quadraten- Schichten angehöre. Die Angaben über das Vorkommen von Belemniten wider- sprechen dieser Annahme nicht, indem Herr Horr in Kopen- hagen die briefliche Mittheilung machte, dass der Grünsand Belemnitella subventricosa umschliesse, Herr von SEEBACH aber angiebt*), dass kleine Exemplare von Belemnitella mucronata gefunden seien, sie liefern vielmehr, die Richtigkeit der Bestimmung vorausgesetzt, einen weiteren Beleg für den vom Redner vor mehreren Jahren aufgestellten Satz**), dass die ältere senone Kreide Schwedens durch das gemein- same Vorkommen von Bel. subventricosus und Del. mucronatus, welches von NıLsson ***) geleugnet warf), charakterisirt werde, und giebt zugleich einen neuen Beweis für seine Ansicht, dass die Trümmerkalke des südlichen Schwedens das nordische Aequivalent der deutschen Quadraten-Schichten seien. Es darf aber der Grünsand der Insel Bornholm nicht zusammengeworfen werden mit dem Grünsand von Köpinge in Schweden, welcher ein Aequivalent der deutschen Mucro- naten-Schichten istff), noch weniger darf derselbe, wie man gemeint hat, mit dem Grünsande von Thune bei Röskilde auf Seeland vereint werden, welcher die Mucronaten-Schichten überlagert und der „‚neueren Kreide‘ (nyere Kridt) der dä- nischen Geologen, dem ‚‚terrain Danien‘‘ der Franzosen - ange- hört, wozu ausserdem noch der Faxe-Kalk mit dem Limsteen und der Saltholmskalk zählt.‘ — Soweit der Sitzungsbericht. *) a. a. O, pag. 347. ®*) N, Jahrb. für Mineral. etc. 1870. pag. 936. ”*) Nırsson, Petrific. Suec. pag. 10. +) Es mag daran erinnert werden, dass jüngst auch iu Deutsch- land das freilich seltene Auftreten der Bel. mucronata in der älteren Quadraten -Kreide nachgewiesen wurde. SchHLüter in der Sitzung der niederrhein. Ges. in Bonn vom 15. Dec. 1873. u ++) Scarürten, N. Jahrb, für Mineral. etc. 1870. pag. 969. % ER RR at er a “ Dar Em, 7% ri, x 2 855 Auch die „„Emscher-Mergel‘‘ in Westfalen haben Scaphiten geliefert, aber leider sind die bisher gefundenen Stücke so fragmentarisch,, dass sich nicht entscheiden lässt, ob man es mit Scaphites Geinitzi oder Scaphites inflatus zu thun habe. Der erste war bisher nur in tieferem Niveau, in Schichten, welche dem Emscher-Mergel vorausgehen, der zweite dagegen “nur in jüngeren Schichten gefunden. Es würde also nichts _ Befremdliches haben, wenn Scaphites Geinitzi, aus dem Cuvieri- Pläner, wo er, wie ich nachgewiesen, noch vorkommt, auch noch bis in die folgende jüngere Zone der Emscher-Mergel stiege. Es alterirt also die aus der Betrachtung der Belemniten sich mit Nothwendigkeit ergebende Schlussfolgerung nicht das Urtheil, welches sich aus der früher angestellten Betrachtung ‚der Scaphiten der Insel Bornholm ergab, sondern präcisirt ‚dasselbe, da es für die Kreideschichten Bornholms allgemein _ ein dem Untersenon oder der Quadraten-Kreide entsprechendes _ Alter ergab. Sollte später festgestellt werden — die Möglich- keit ist bis jetzt nicht ausgeschlossen — dass Belemnites west- jalicus am Harze bis in die nächstfolgende Zone des Imoce- ramus lingua hineinsteige, so wurde auch dann noch das Ergebniss fest bleiben, dass die Kreide von Bornholm der unteren Abtheilung der Quadraten-Kreide äquivalent sei. Sonach ergiebt sich das Alter der baltischen Kreide- schichten von oben nach unten also: 1. Saltholmskalk mit Ananchytes sulcatus; 2. Faxekalk mit Dromien etec.; 3. Köpinge-Sandstein u. Tullstropskrita mit Bel. mucronatus; 4. Trummerkalk von Ignaberga und Balsberg mit Del. sub- ventricosus 5 5. Kreide von Bornholm mit Bel. westfalieus. 13. Der Bode- Gang im Harz, eine Granit-Apophyse von vorwiegend porphyrischer Ausbildung. *) Von Herrn K. A. Lossen ın Berlin. Im Laufe des Monats August war ich im Harz als königl. Landesgeolog mit der Kartirung der geologischen Verhältnisse an der unteren Bode zwischen dem alten braunschweigischen Hüttenorte Altenbraak und der Blechhütte- bei Thale be- schäftig. Eine dabei gemachte Beobachtung scheint mir wichtig genug sowohl für die specielle Geognosie dieses Ge- birges, als auch für die geologische Forschung überhaupt, um eine vorläufige Mittheilung zu rechtfertigen. Den mit der geologischen Harzliteratur bekannten Fach- genossen bringe ich das bereits von Hausmann**) beschriebene und später von STRENG***) ebenfalls beschriebene und analy- sirte Porphyr - Vorkommen von Ludwigshütte und Altenbraak, * Stunden oberhalb Treseburg an der unteren Bode, in Er- innerung. Hausmann nennt das Gestein „‚grauen Euritporphyr“, - STRENG zählt es trotz der graulichweissen Farbe zu seinen „rothen Quarz-führenden Porphyren‘“‘. Weniger bekannt dürfte ein zweites Vorkommen von Porphyrgesteinen sein, das ©. J. ZINCKEN sen. im zweiten Theil seiner überaus gehaltvollen und, wie mir scheint, zu wenig gewürdigten Abhandlung „Ueber die Granitränder der Gruppe des Ramberges und der Ross- trappe‘‘ (Karst. u. von DecH. Arch. 1846. 10. Bd. pag. 581 bis 604) zuerst beschrieben hat und welches seither nur noch *) Diese vorläufige Mittheilung bildete den Gegenstand zweier Vorträge vor der deutschen geologischen Gesellschaft, gehalten zu Dresden am 11. September und zu Berlin am 2. December 1874. *%*) Ueber die Bild. d. Harzgeb. pag. 116 u. pag. 121. »#*) Weber die Porphyre des Harzes pag. 30 u. 31. re 857 einmal von Herrn L. BrAnpEs*), einem Schuler von Fr. A. ROEMER, erwähnt worden ist. Es ist dieses Vorkommen unter- halb Treseburg in der Gegend der Gewitterklippen, etwa eine kleine halbe Stunde oberhalb der Granitgrenze.**) Beide Autoren, ZInckEen®**) wie BrAnpDesf), welcher Letztere die’ 23 Jahre vorher erschienene Abhandlung seines Vorgängers nicht gekannt hat, sprechen die Vermuthung aus, die Porphyre von Ludwigshütte und Altenbraak könnten im Zusammenhang stehen mit dem Gestein von den Gewitterklippen. Während aber Branpes, dessen Karte übrigens jene Vermuthung in keiner Weise bestätigt, von den beiden genannten Fundorten nur Porphyre beschreibt, deren petrographische Aehnlichkeit und ähnliches Vorkommen ihn zu jener Vermuthung veran- lassen, führte Ziıncken von den Gewitterklippen (speciell von der blauen Klippe) eine grosse Mannigfaltigkeit von Gesteinen als anstehend auf, die er als verschiedene Varietäten von Feldspathporphyr, Weissstein, grob- und feinkörnigem Granit *) L. Branpes. Geologische Beschreibung der Gegend zwischen Blankenburg, Hüttenrode, Marmormühle, Bode und Thale. Mit einer Karte im Maassstab 1:25,000 und zwei Profiltafeln. (Zeitschr. f. d. Gesammt. - Naturw., redig. von C. Gieser u. M. Sıewert, Jahrg. 1869 pag. 1 — 91.) Diese umfassende Arbeit eines eingeborenen Harzer Berg- und Hüttenmannes, eine Fortsetzung der letzten geologischen Kartenarbeit Fr. A. Rormer’s auf CO. Prepdieer’s Blatt II. Wernigerode (1: 50,000), scheint unverdientermaassen ganz unbekannt geblieben zu sein. Selbst von Gronpecr’s Abriss der Geognosie des Harzes, in dem sich die zer- streute Literatur sorgfältig zusammengestellt findet, führt dieselbe nicht auf. Wenn nun auch eine streng wissenschaftliche Kritik Vieles daran auszusetzen haben dürfte und namentlich die Rohheit der Kartirung in Rücksicht auf den grossen Maassstab den Eindruck hervorruft, als habe dem Autor die nöthige Zeit zur Herstellung einer entsprechenden geolo- gischen Aufnahme gemangelt, so sind doch zahlreiche tüchtige Einzel- beobachtungen über Lagerungsverhältnisse, zahlreiche Gesteinsbeschrei- bungen u. s. w. darin enthalten, welche einen unbestreitbaren Werth für die weitere Durchforschung dieser vielfach noch ganz unbekannten Harz- gegenden besitzen. %%) Die sogenannte kleine Previcer’sche Harzkarte (1: 300,000, Ausgabe 1867), nach Fr. A. Rormer und A. Streng colorirt, giebt da- selbst den Porphyr zu beiden Seiten des Thales, wohl nach der Aufnahme .des Herrn Branpes, an. Te) Lei. pag.,508 1. e pag. 52. Zeits.d. D.geol.Ges. XXVI. 4. 55 858 und Uebergangsgesteine zwischen diesen allen sehr eingehend charakterisirte*) und von denen er die Feldspathporphyre mit denjenigen von Ludwigshütte verglich. _ Geologisch be- trachtet sah ZINCKEN in diesen petrographisch porphyrähnlichen und porphyrischen Gesteinen keineswegs einen selbständigen Porphyrgang, vielmehr erblickte er in der Gesammtheit der mannigfaltig physicalisch und chemisch verschiedenen Gesteins- abarten der Blauen Klippe den local wieder zu Tag tretenden und unter modificirenden Verhältnissen z. Th. abweichend ausgebildeten Ramberg-Granit. Dass Herr Brannes trotz alle- dem auch an den 6ewitter-Klippen, ganz wie zu Ludwigs- hütte-Altenbraak schlechtweg nur von Feldspathporphyr-Gängen spricht, hat wohl darin seinen Grund, dass er hauptsächlich gegenüber den Gewitterklippen längs des herrlichen Prome- nadenwegs, der von Treseburg thalabwärts bis zum Bode- kessel auf dem rechten Flussufer verläuft, seine Beobachtungen gemacht hat“), während Zıncken umgekehrt an dieser Stelle, wie Text und Karte erkennen lassen, nur das linke Thal- gehänge und zwar ganz besonders eingehend untersuchte. Ich selbst hatte Pfingsten 1868, als ich zum ersten Mal *) Erst hoch oben über den Gewitterklippen in der Kante des Pla- teaus gegen den Steilhang des Bode-Ufers im Forstort Rehthäler giebt Herr Branpes einen von ihm aufgefundenen Porphyrbruch auf der linken Thalseite an und scheint er sich darauf beschränkt zu haben, diesen letzteren Punkt mit dem auf dem rechten Bode-Ufer tief unten in der Thalschlucht beobachteten Porphyrgang durch zwei gerade Linien zu ver- binden, ohne dass er den Steilhang unter den Gewitterklippen näher untersucht hat (conf. 1. c. pag. 96). Dass er letztere Untersuchung zum mindesten nicht in der Ausdehnung wie Zıncken ausgeführt hat, lehrt der Vergleich seiner Karte mit der in Karst:. u. v. Decuen’s Archiv mit- getheijten Zıncken’schen auf den ersten Blick, denn an der Blauen Klippe, jenem zahnförmig aus dem Nordufer nach S. vorragenden scharfen Fels- grat, steht nach Herrn Brannes nur Kieselschiefer (d. i. Hoınfels), aber kein Porphyr an. Zu Zuncken’s Zeit existirte der erst Ende der S0er Jahre angelegte Promenadenweg auf dem rechten Bode-Ufer noch nicht und wohl überhaupt kein fortlaufender Weg in dem Thal zwischen Treseburg u. Thale. Dieser energische Forscher entriss der Natur ihr Geheimniss mitten im harten Winter, als in den Jahren 1850 u 1838 die Bode so fest zugefroren war, „dass es möglich war, auf dem Spiegel derselben‘ durch die unwegsamen Schluchten zu ‚dringen. Es darf uns daher nicht befremden, dass dem sorgfältigen Beobachter die schmalen Porphyrgänge auf dem rechten Bode-Ufer entgangen sind. » 859 das in Norddeutschland geologisch wie landschaftlich unüuber- troffene Thal von Treseburg bis Thale durchwanderte, hart am Weg gegenuber den Gewitterklippen Gänge im Hornfels aufsetzend gefunden, aus welchen ich zwei Varietäten eines porphyrischen Gesteins mit mir nahm. Meine Zeit gestattete damals keine weitere Untersuchung. Nunmehr amtlich mit der Kartirung dieser interessanten Gegend betraut, stellte ich mir folgende Aufgabe: 1) Lässt sich der von ZINcKEn zuerst ahnungsweise aus- gesprochene Zusammenhang des Granitvorkommens an den Gewitterklippen mit den Quarzporphyren von Ludwigshütte- Altenbraak thatsächlich durch die Ver- folgung der Gangspalte über das zwischenliegende Plateau nördlich der Bode direct nachweisen? 2) Lässt sich ein zu Tag ausgehender Zusammenhang zwischen diesem Granitvorkommen und dem Massen- Granit des Ramberg nachweisen? und 3) Welche Rolle spielen die als Quarzporphyr, bezüglich Feldspathporphyr oder Weissstein beschriebenen Ge- steine dem Granit gegenüber? Die einfachste Beantwortung der beiden ersten fuglich zusammenfassbaren Fragen wird seiner Zeit die genaue karto- graphische Darstellung im Maassstab 1:25000 bringen. Die- selbe konnte in diesem Herbst zwar noch nicht vollig abge- schlossen werden, ist aber soweit gediehen, dass ich jetzt schon die Ergebnisse als entscheidend betrachten muss. *) Es haben sich überall, wo die Begehung des Gebiets die etwa in Stunde 6+ streichende Verbindungslinie zwischen den Gewitterklippen und Ludwigshütte kreuzte, in den Forstorten Rehthäler, Tresewege, Birkenholz granitoporphyrische oder porphyrische Massen von wesentlicher Uebereinstimmung mit den Gesteinen der Gänge von Altenbraak, theils in deutlich verfolgbaren Klippenzügen anstehend, theils in losen Bruch- stücken am Ausgehenden umherliegend, gefunden. Gegen Westen wurde das Fortsetzen der Gangspalten über Ludwigs- *) Der Leser wird gut thun, zum besseren Verständniss der im Folgenden erwähnten topographischen Verhältnisse die den Arbeiten von Zıscken (1. u. 2. Theil) und Brannes beigefügten Karten zur Hand zu nehmen. ' 99% 860 hütte hinaus durch mehrere Windungen der Bode hindurch bis nahe Wendefurt nachgewiesen, ein Abschluss der Beobach- tungen nach dieser Richtung jedoch in keiner Weise erzielt, so dass eine weitere Verlängerung nicht unmöglich scheint. Ostwärts habe ich die Porphyrgesteine verfolgt bis zur Plateau- kante*) gegen den Steilhang, in dem das linke Bode-Ufer über die Gewitterklippen schroff abstürzt. Gerade an der Stelle, wo sich auf der Grenze zwischen den Rehthälern und Lindenthälern der Krumme Stieg von dem Plateau abzweigt, setzt die Gangspalte in den zu Hornfels veränderten Schichten auf. Hier also schliessen die Beobachtungen meiner Vorgänger an. Das Uebersetzen der Gangspalte durch die Bode von den Gewitterklippen nach dem Thale-Treseburger Promenadenweg hat Herr Branpes zuerst mitgetheilt. Er giebt indessen nur einen Kreuzpunkt des Ganges mit diesem Weg an, der auf der NW - Seite des Kestenthalrüuckens, ungefähr 300 Schritte unterhalb der Einmündung des Kestenthals in die Bode, liegt und dem aufmerksamen Beobachier nicht ent- gehen kann. Es ist das am meisten thalaufwärts gele- gene Gangvorkommen unterhalb Treseburg, Der 16 Schritt längs des Weges aufsetzende Gang liegt hier nahezu als Lager- gang zwischen den Schichten, die h. 6% streichen und 65° S. einfallen, nimmt jedoch, indem er die Bode in einem Klippen- zug durchschneidet, eine spätere Stunde an. Zwei getrennte Gänge, wie Herr Branpes (l. c. pag. 52) annimmt, sind nicht vorhanden. **) Geht man weiter thalabwärts, so trifft man noch zweimal hart am Wege auf den Gang und kann sich beide Male über- zeugen, dass die Spalte nicht nur durch den Weg, sondern auch durch die Bode hinüber nach den Gewitterklippen setzt. Von diesen zwei Stellen befindet sich die nächste, nur un- gefähr 450 Schritte weiter abwärts gelegene, etwas oberhalb der „die Heuscheune* genannten Felsgrotte, gegenüber der West- seite der Blauen Klippe. Dieses Vorkommen ist am Weg nicht so deutlich aufgeschlossen, wie der Punkt weiter auf- wärts; der Gang streicht als Quergang in Stunde 10 durch den Weg; klimmt man jedoch etwas bergan, so wechselt er die Stunde und wendet sich aus der Richtung SO-NW in die *) Vergl. die Anmerkung auf S. 858. **) Vergl. weiter unten die Anmerkung auf $. 568. 861 ONO-WSW. Auch ostwärts des Wegs dreht er sich gegen NO und habe ich, in dieser Richtung durch die Bode watend, seine Fortsetzung in der jähen Westseite der Blauen Klippe an- stehend getroffen. Vergleicht man alle Beobachtungen , so zweigt sich in der Blauen Klippe von der durch ZIncKEN beobachteten und beschriebenen Hauptspalte eine ihm unbe- kannt gebliebene Nebenspalte ab, die, an der unteren Stelle auf das rechte Bode-Ufer übersetzend, durch den vorderen Steil- hang des Kestenthalrückens streicht und dann wieder an der von Herrn BRAnDES gekannten oberen Stelle auf das linke Ufer zurückkehrt. Die Trennungs-, bezüglich Vereinigungs- punkte mit der Hauptspalte bedürfen noch einer näheren Untersuchung. | Die Stelle, an welcher diese letztere vom linken auf das rechte Bode-Ufer hinübersetzt, habe ich einige hundert Schritte unterhalb der Heuscheune zwischen dem Taschengrund und der Kleinen Tasche gegenüber der Ostseite der Blauen Klippe aufgefunden. Sie correspondirt mit dem auf dem linken Ufer am Ostende der von ZINCKEN gezeichneten Granitpartie aus- laufenden Gange (l. c. pag. 590. u. 593. f. 4. Station 38-39.)- Die Spalte streicht Stunde 6— 64 und fällt steil nach S. ein, das Streichen der Hornfelsschichten im Liegenden derselben wurde Stunde 52 bei 80° S. Einfallen gemessen, so dass nur eine geringe Abweichung zwischen der Lage des Ganges und der Schichtenlage statthat. In der Verlängerung dieser Streichrichtung gegen OSO trifft man oben auf der Höhe, da wo die Schlucht, welche bei Zincken die Grosse Tasche heisst, ihren Ursprung nimmt, abermals den bald h. 6. bald h. 9. streichenden Gang links westwärts von dem Wege, der nach dem Langen Hals durch den Forst führt. Derselbe ist hier sehr schmal, höchstens 6 Schritt breit, und in dem waldigen Terrain auf dem Plateau nur mit grosser Aufmerksamkeit zu verfolgen. Es kann daher, wenn von da ab gegen SO eine etwa 400 Schritt breite Lücke constatirt werden muss, in der es meiner vorläufigen Unter- suchung nicht gelungen ist, Spuren der Ganggesteine zu entdecken, vorerst nicht entschieden werden, ob hier die Spalte wirklich nicht bis zur Oberfläche reicht. Das Fortsetzen derselben gegen den Massengranit hin, sei es nun in der Tiefe, sei es wirklich zu Tage, geht für mich daraus hervor, dass jenseits des eben 862 erwähnten Forstweges nach dem Langen Hals, da wo sich in dem Hirschbornsgrund der erste günstige Aufschlusspunkt bietet, der Gang wieder deutlich wahrgenommen wird.*) Dieser Grund ist der obere Theil einer wilden, trummererfullten Schlucht, der Franzmummenschurre, die wenige Schritte ober- halb der Jungfernbrücke in das Bodethal hineinfällt, gerade in der südlichen Verlängerung der nach. W. gekehrten Wand des Rosstrappfelsens. In der Sohle und in dem unteren Ein- hang der Schlucht hindert der herabgerollte Schutt die Beob- achtung anstehender Gangmasse. Klimmt man jedoch das östliche Gehänge, den Trummern des Ganges folgend, bergan, so erreicht man in Stunde 11 eine Hornfelsklippe, die von dem sehr schmalen Gang deutlich durchsetzt ist. Von hier sind es dann nur noch höchstens 100 Schritte, die man in Stunde 6. über die Trümmer des Ausgehenden des Ganges bis zum Massen- granit zurücklegt. Die Vereinigung der Spalte in der Nähe der Hirschbornsklippe mit diesem letzteren erfolgt nicht derart, dass innerhalb des Massengranits der Gang selbständig fort- setzt, vielmehr so, dass zugleich mit dem Einmünden der Gangesgrenzen in die Grenze des Granitmassivs das Ganggestein in den normalen, deutlich mittelkörnigen Granit übergeht. Das Gesammtergebniss der vorstehend mitgetheilten karto- graphischen Beobachtungen lässt sich dahin aussprechen: Von der Nordwestseite des Ramberg-Granitmassivs zweigt sich ein sehr schmaler, in der Regel 10 bis 20, selten 100 Schritte breiter Gangspaltenzug ab, der, wenn man seinen Austritts- punkt aus dem Massengranit im Osten mit dem vorläufig be- *) Man erreicht diesen wichtigen Beobachtungspunkt am besten, indem man vom Hexentanzplatz den durch die Thüre im Wildgatter führenden Weg einschlägt, der längs der Plateaukante erst gegen S. und dann gegen W. verläuft und zum Besuch der auf den einzelnen Granit- klippenthürmen gelegenen Aussichtspunkte (Lavıkre’s-Höhe u. s, w.) dient. Man gehe weder rechts ab nach diesen aus dem Plateaurand vorgeschobenen Felsthürmen, noch links gegen die Chaussee hin, die von Thale nach Friedrichsbrunn führt, sondern stets gerade aus, so gelangt man nach Ueberschreitung der Granitgrenze ohne Mühe zu der Stelle, wo der Plateaurand sich gegen den Hirschbornsgrund einsenkt und als letzter Ausläufer des eingeschlagenen Weges ein Pfad über Hornfelsklippen in die Schlucht hineinführt. Folgt man dann der Schlucht noch ungefähr anderthalbhundert Schritte weiter abwärts, so bemerkt man zur rechten Hand das weisse Ganggestein zwischen dem braunen Hornfels. 863 kannt gewordenen westlichsten Beobachtungspunkt bei Wende- furt durch eine gerade Linie verbindet, circa 9000 Schritt lang in Stunde 74 nach dem Brocken - Granitmassiv hinzieht. Diese Länge ist ziemlich gleich der des grössten Durchmessers des Ramberg-Massivs und der eines Drittels der Entfernung zwischen der Westgrenze desselben und der Ostgrenze des Brocken-Massivs. Das Gangspaltensystem schneidet, soweit bekannt, die Bode an sieben Stellen und mag darum kurz der Bode-Gang heissen. Wie weit derselbe dem Flussthale auf- wärts über Wendefurt hinaus folgt, wird die fortgesetzte Unter- suchung lehren. Es darf indessen jetzt schon darauf hinge- wiesen werden, dass diese grosse Apophyse des Ramberg durch ihre aus OSO gegen WNW auf die Brockengruppe hin- zeigende Richtung einen unterirdischen Zusammenhang der in gleicher Richtung hintereinandergereihten Granitmassive im Harz andeutet, der ja auch nach dem Vorhandensein von Granitgäangen zwischen der Brockengruppe und dem Ocker- Granit und der gleichsinnigen Hauptausdehnung des ganzen Gebirges natürlich erscheint. Die einzelnen, hie und da ober- flächlich getrennten oder durch Doppelung der Spalte parallelen, Theile des Ganges liegen bald als Lagergänge zwischen den Schichten, bald durchsetzen sie dieselben als Quergänge, wo- durch im Kleinen ein vielfach auf kurze Erstreckung wech- selnder, treppenformig abgestufter Verlauf der Streichlinie der Gangspalte bedingt wird. Aber auch im Grossen stellt der Gang eine zweimal gebrochene Linie dar, indem sein wirk- licher Verlauf eine nach Westen einseitig in die Länge ge- zogene m Linie um die mittlere Streichrichtung in h. 74 be- schreibt, deren östlicher kurzer. Bogen vom Austritt des Ganges aus dem Massengranit bis zu dem über den Gewitterklippen in den Rehthälern gelegenen Schnittpunkte nördlich der Generalstreichlinie verläuft, während der westliche, mindestens dreifach längere Bogen südlich derselben von da über Alten- braak nach Wendefurt zieht. Altenbraak bezeichnet die Stelle, an der der Gang am meisten von der Generalstreichlinie ab- weicht; der SO-NW gerichtete westliche Gangtheil Altenbraak- Wendefurt und der WNW-OSO gerichtete östliche Gangtheil von den Gewitterklippen bis zum Massengranit sind nahezu, beziehungsweise vollständig um die Hälfte kürzer als der WSW-ONDO gerichtete mittlere Theil Altenbraak-Gewitterklippen. 864 Gehen wir nun in Beantwortung der dritten Frage von der Darlegung des räumlichen Verhaltens der Gangspalte zu ihrer Ausfüllung über, so ist dem an und für sich schon be- deutsamen Ergebniss, dass das Granitmassiv des Ramberg einen Spaltengang aussendet, der seinem grössten Durchmesser an Länge mindestens gleichkommt, das noch wichtigere hinzu- zufügen, dass diese Apophyse nach unserer jetzigen Kenutniss mit Ausnahme der schon von ZINCcKEN beschriebenen Stelle an den Gewitterklippen nirgends Gesteine von echter makro- skopischer Granitstructur, sondern stets solche mit einer mehr oder minder vorwaltenden feinkornigen bis ganz dichten Grund- masse enthält. Dasselbe Magma, das in dem grossen Massiv durchweg deutlich krystallinischkörnig erstarrte, ist unter dem abkühlenden Einfluss der nahe aneinandergerückten Spalten- wände porphyrisch oder granitoporphyrisch fest geworden. Das stimmt recht wohl überein mit auch anderweitig schon in Norwegen (Drammen), Cornwales (Redruth)*), in den Vogesen (Andlaw)**), in den Alpen (Valorsine) und Pyrenaeen (Case de Brousette) u. s. w. an Granitausläufern gemachten Beob- achtungen. Eine erhöhte Bedeutung gewinnen aber diese den Granit mit dem Quarzporphyr so nahe verwandt erweisenden Erfahrungen, wenn wir die Natur und Vertheilung der ver- schiedenen Gesteinsvarietäten im Bodegang einer etwas ein- gehenderen Betrachtung unterziehen, ohne jedoch in dieser vorläufigen Mittheilung auf eine auch nur annähernd er- schöpfende petrographische Üharakteristik einzugehen. Es wird sich den hier in Rede stehenden Beziehungen ent- sprechend mehr um die Angabe von Structurverhältnissen, als um genauere Gesteinsbeschreibungen handeln. Neben ganz ausgesprochenen, grobkörnigen oder fein- körnigen, z. Th. glimmerarmen Graniten und typischen Quarz- porphyren mit einer äusserst dichten splittrigdurchscheinenden sogenannten Hornstein - Grundmasse sind Gesteine von einem weniger bestimmten Habitus vorbanden , welche nicht so ein- fach mit bekannten Gesteinen vergleichbar sind. Es sind das eben Structurübergänge zwischen den beiden voranstehenden Extremen, die sich gerade durch das weniger Bestimmte als solche charakterisiren. Hierher gehören Granitporphyre, wenn *) Laut brieflichen Mittheilungen der Herren Zırkrı **) und RosEnBuschH. 865 man das Wort für Quarz - Porphyrgesteine mit einer feinkör- nigen oder halb dichten, halb körnigen Grundmasse gebraucht, ‚hierher die sehr feinkörnigen bis nahezu dichten Weissstein- Gesteine ZIncKEn’s, die bei einem wenigstens makroskopischen Mangel an Granat wohl eher dem Leptinite französischer Autoren, als dem echten Granulit aus Sachsen vergleichbar sein dürften, hierher endlich gewisse flaserige Porphyre, die vermöge ihrer schwach ausgesprochen schiefrigen Structur bei nicht ganz dichter Grundmasse möglicherweise ebenfalls zu der Bezeichnung Weissstein Anlass gegeben haben. — Aber auch an solchen Gesteinen mangelt es nicht, die nicht nur der Structur, sondern auch der Substanz nach von Granit abweichen, wie denn schon ZincKEn auf einen Einfluss des Nebengesteins auf die Natur der Ganggesteine (Endomorphis- mus FOouRnET) hingewiesen hat. Sehr glimmerreiche, sowohl feldspathreiche als feldspatharme Porphyre mit dunkelbräun- lich- bis violettgrauer oder auch ins Grünliche spielender, meist feinkörniger bis nahezu dichter Grundmasse müssen einstweilen als Glimmer-Syenitporphyr*) bezeichnet werden, ohne dass an ihrer Zugehörigkeit zu der Gangausfüllungsmasse ein Zweifel zulässig wäre. Da wo die Spalte sich von dem Massengranit abzweigt und auf der Erstreckung von da bis zu dem Hirschbornsgrund ist noch kein echter Quarzporphyr, auch kein Granitporphyr vorbanden, es besteht vielmehr der Gang in seiner ganzen Ausdehnung aus einem eigenthumlich halb feinkörnigen, halb dichten , weissen , 'röthlichgrau gefleckten Leptinit - Gestein. ZinckEn, der darüber im 1. Theil seiner Abhandlung (Karsr. Archiv 5. Bd. 1832. pag. 346 — 347) als von einem Granit- Grenzgestein gegen den Hornfels spricht, ohne jedoch das gangformige Vorkommen an dieser Stelle erkannt zu haben, beschreibt es bereits derart, dass man es sofort aus seinen Worten wiedererkennt; doch fehlt der Quarz, wie er angiebt, keineswegs gänzlich; vielmehr nimmt man, wenn auch sehr vereinzelt, deutlich kleine rauchgraue, fettglänzende, muschlig- brechende Körnchen von noch nicht 1 Mm. Grösse neben spär- lichen verkruppelten Glimmerblättchen und Kiespunkten wahr. *) Nach der sehr häufig beobachteten Zwillingsstreifung könnte es sich möglicherweise sogar um Glimmerdiorite handeln. 866 Woraus die das Gestein forellenartig zeichnenden, 1—2 Mm. grossen, röthlichgrauen,, fettigglänzenden Fleckchen bestehen, wird zuverlässig erst das Mikroskop lehren; der Umstand, dass nicht selten äusserst kleine Glimmerblättchen in den Fleckchen und einigemal im Centrum derselben ein gleichgefärbtes Quarz- korn beobachtet werden konnten, sowie die in dünnen Ge- steinssplittern deutlich wahrnehmbare grössere Lichtdurchlässig- keit der Fleckchen gegenuber der übrigen weissen feinkörnigen Gesteinsmasse , lässt vorläufig nur die Vermuthung zu, dass die Fleckchen reicher an Quarz- und Glimmersubstanz, der Rest des Gesteins reicher an feldspäthiger Masse sei. Das Ganze macht den Eindruck einer in ihrer Entwickelung ge- hemmten Granitstruetur und nur die seltenen, für den Gesammt- habitus gar nicht in Betracht kommenden Quarzkörnchen und Glimmerschuppchen erinnern an Porphyrsiructur. Wirklich babe ich denn auch, zwar nicht in dem Gange anstehend, son- dern ihm gegenüber zwischen den Trümmerhalden des west- lichen Einhanges des Hirschbornsgrundes echte kleinkörnige Granitmassen in einer Breite von 5 Cm, den Hornfels gang- förmig durchsetzend gefunden. Sie entsenden seitlich Trüm- chen von nur wenig Mm., ja bis zu 1 Mm. Breite in den Hornfels, in denen man dann allerdings keine deutliche Granit- structur mehr wahrnehmen kann. Ist sonach die Ausfüllungsmasse der mehrere Schritte breiten Gangspalte weit dichter erstarrt als die Gesteinsmasse dieser nur wenige Cm. breiten Gänge, so ist doch andererseits diese letztere wieder um so mehr verdichtet, je schmäler die ausgefüllten Trümchen sind. Dieses Verhalten entspricht der Erfahrung, dass im Allgemeinen das Granitmagma in Spalten- räumen zu dichterem Gefüge”) erstarrt zu sein pflegt, dass aber keineswegs darüber binaus ein gesetzmässiges Verhältniss zwischen der relativen Weite verschiedener Spalten und der relativen Dichtigkeit der in derselben erstarrten Massen statt- hat. Aus diesem letzteren Umstande eine absolute Gesetz- losigkeit des Verhaltens herleiten zu wollen, scheint mir nicht *) Ich sehe hierbei von den eigenthümlichen Pegmatit-Graniten und insbesondere von den häufig symmetrisch geordneten granitischen Drusen- gängen ab, deren Ausnahmestellung Herr vom Raru (diese Zeitschrift XXII. Bd. pag. 644—652) so trefflich hervorgehoben hat. 867 zulässig. Es gebricht uns viel zu sehr an festen Normen zur Beurtheilung der physicalischen und chemischen Erstarrungs- bedingungen granitischer Magmen, um daraus mehr ableiten zu dürfen, als eben unsere unzureichende Kenntniss der Einzel- umstände, die bei der jeweiligen Erstarrung maassgebend waren. Ein ähnliches geflecktes, nahezu ganz dichtes Leptinit- Gestein, wie das vorstehend beschriebene, findet man an dem zunächst westlich gelegenen Aufschlusspunkte, da wo das Rinnsal der Grossen Tasche seinen Ursprung nimmt. Nur sind die Fleckchen hier dunkelgrünlich gefärbt, wie von einem zersetzten Glimmer-Mineral und die porphyrartig eingewach- senen Quarzkörnchen weit häufiger. Andere daselbst ge- sammelte Gesteinsstüucke lassen sich denn auch geradezu als Granitporphyre bezeichnen, in welchen die in feinkörniger Grundmasse eingebetteten Quarzkörnchen deutlich dihexa&- drische Gestalt besitzen. Wieder andere Stücke sind Quarz- porphyr. Da wo der Gang gegenüber der Ostseite der Blauen Klippe zwischen der Kleinen Tasche und dem Taschengrund zuerst die Bode erreicht, ist er hart am Weg so gut aufgeschlossen, dass . man seine innere Zusammensetzung genau erforschen kann. Hier zeigt sich nun eine weitere wichtige Erscheinung, die ich nicht nur hier, sondern an allen gut aufgeschlossenen Beobach- tungspunkten wahrgenommen habe. Der Gang besitzt deutlich, sowohl am Hangenden als am Liegenden, dichteres Gefüge, der- art, dass die Gangmitte granitporphyrisch, die mehrere Fuss breiten Salbänder porphyrisch erstarrt sind. Das Ganggestein der Mitte ist hier ein Minette-artiger Glimmer- Syenitporphyr mit zahlreichen 4 Mm. bis 1 Cm. grossen tombak- braunen Glimmerblättchen von der Form rhombischer Ta- felchen mit abgestumpften scharfen Ecken und grünlichgrauen Feldspäthen, die häufig trikline Zwillingstreifung erkennen lassen, in einer feinkörnigen bräunlichgrauen, in’s grünliche spielenden Grundmasse. Die Salbänder bestehen dagegen aus einem Quarzporphyr, der vereinzelte, höchstens 1 Mm. grosse Quarzkörner in einer sehr dichten, feinsplittrigen ,. schwach fettglänzenden,, violettgrauen, beim Schlag vieleckig zersprin- genden Grundmasse enthält. Ganz analog, nur noch ausgezeichneter ist diese Ver- 868 dichtung und mineralische Verschiedenheit der Gangmasse ge- gen das hangende und liegende Salband an der weiter auf- wärts gelegenen, von Herrn BranDes*) schon gekannten Stelle am Bodethalweg zu beobachten, da wo das oben gedachte Neben- trum, das aus der Westseite der Blauen Klippe auf das rechte Bode-Ufer nach dem Kestenthalrucken übersetzt, wieder auf das linke Ufer zurückkehrt. Die Ganggesteine sind bier allem Anschein nach kieselsäurereicher und dem entsprechend leichter, weniger glimmerreich, als bei dem zuletzt beschriebenen Vor- kommen. ’Dies spricht sich auch in ihrer helleren, grauen bis grünlichgrauen, nur selten in’s Bräunliche spielenden Farbe aus. Der Unterschied im Glimmergehalt ist sonst sichtbar nur in der Gangmitte bemerkbar, die als Granitporphyr be- zeichnet werden muss. Wohl ist auch hier Glimmer der her- vortretendste porphyrische Einsprengling, aber die 2 Cm. erreichenden Blättchen desselben sind viel dünner, oft nur wie gehaucht auf die Grundmasse; ihre Anzahl ist lange nicht so gross; ihre Gestalt haufig, wie so oft im Ganggranit und besonders im sogenannten Schriftgranit, nach zwei gegenüber- *) Herr Branpes (l. c. pag. 52 ff.) erwähnt nur einen Unterschied im petrographischen Verhalten, den Glimmerreichthum des Gesteins „am Hangenden“ und das Zurücktreten des Glimmers, sowie Hervortreten des Quarzes des Gesteins „am Liegenden“, Das Uebersehen der Dichtig- keitsunterschiede hängt zusammen mit seiner durchaus irrigen Auffassung des ganzen Vorkommens: einmal hat er übersehen, dass im wirklichen Hangenden des Ganges genau dieselbe Gesteinsabänderung ansteht, wie im Liegenden, dass also sein „Hangendes‘“ vielmehr die Gangmitte ein- nimmt; sodann nimmt er, irregeführt durch eine locale „18’’ mächtige“ Schieferscholle im Gang, zwei selbständige Porphyrgänge verschiedener petrographischer Ausbildung an. Diese Vorstellung beherrscht ihn derart, dass er, wiewohl er zu Altenbraak dieselben Verschiedenheiten vom „Lie- genden‘ zum „Hangenden“ wahrgenommen hat ohne trennendes Schiefer- mittel (efr. 1. ec. pag. 52. „obgleich ich selbst hier die wirkliche Tren- nung der beiden Gänge nicht beobachtet habe“), dennoch zwei Gänge in einer Spalte annimmt. Die Berufung auf Herrn Strene’s Angabe, dass der bei der Ludwigshütte vorkommende Porphyr zwei gangartige Massen bilde, mehrt nur das Missverständniss, denn damit sind zwei ganz getrennt im Schiefergebirge aufsetzende Gangtrümer gemeint ohne jede Beziehung zu diesem petrographisch abweichenden Verhalten in ein und derselben Spalte. Irrig ist ferner die im Gegensatz zu Herrn STRENG gemachte Annahme, der Glimmer sei Graphit, sowie manches Andere, was sich durch meine Beschreibung widerlegt. ‚869 liegenden Kanten in die Länge gezogen, so dass sie wenig Fläche und wobei sie überdies noch öfter die strichförmige Kantenansicht, als die streifige Flächenansicht darbieten; end- ‚lich ist ihre Farbe nicht schön tombakbraun, sondern von schmutzig verwaschenem dunkelgrünlichem Ton und ihr Glanz meist matt. Spärliche Quarzkrystallkörner und wenig un- bestimmt aus der feinkörnigen bis halbdichten granitopor- phyrischen 6Grundmasse sich abhebende Feldspathkrystalle fallen durch ihre grauliche und weissliche Farbe, die nahezu mit derjenigen der Grundmasse übereinstimmt, wenig auf. Das Gestein an den Salbändern des Ganges ist wo möglich noch dichter als das vorhin beschriebene aus den Salbändern des glimmerreichen Ganges. Das Aussehen der grauen ins grünlichgraue oder auch dunkelbraune spielenden, fast muschlig brechenden , splittrigen, mit etwas fettigem Schimmer durch- scheinenden Grundmasse ist ganz das derjenigen eines aus- gezeichneten Hornsteinporphyrs der alten petrographischen Schule. Zahlreiche graue, im Bruche muschlige Quarzdihexaäder von höchstens 1 Mm. Grösse, häufige, bis zu 2 Mm. lange, l Mm. breite, weissliche Orthoklaskryställchen, zuweilen als Carlsbader Zwillinge ausgebildet mit rectangulär leistenför- migem Durchschnitt senkrecht zur Längsfläche M, und spär- liche sehr kleine, kaum sichtbare dunkle Glimmerstreifchen machen die porphyrischen Einsprenglinge aus. Die Glimmer- individuen und die längsgestreckten Feldspathleistchen zeigen nicht selten eine parallele Orientirung ihrer Hauptausdehnungs- flächen, beziehungsweise Längsaxen. An und für sich wurde dies Verhalten bei der Kleinheit der Individuen kaum sonder- lich auffallen, wenn nicht stellenweise das ganze Salband- Gestein parallel der Contactfläche mit dem Nebengestein eine ' plane Parallelstructur besässe, vermöge deren es in bis zu l Cm. dicke, mehr oder weniger regelmässige Platten spaltet. Hiermit hängt zuweilen eine abwechselnd dunklere und hellere, gebänderte Zeichnung der Grundmasse zusammen, die zumal auf angewitterten Flächen gut, im frischen Gestein dagegen meist nur unbestimmt hervortritti. Senkrecht auf die Contact- flächen und also auch senkrecht auf diese plattige Ablösung steht dagegen eine viel glattflächigere, plattige oder prismatische Absonderung, auf deren Trennungsflächen jene eben erwähnte Bänderung nebst der parallelen Anordnung der Einsprenglinge 870 am besten wahrzunehmen ist. Diese letztere, dem säuligen Basalt vergleichbare Absonderung, ist übrigens nicht nur an dieser Stelle, sondern auf der ganzen Erstreckung des Gang- spaltenzuges mehr oder minder deutlich vorhanden. Gegenüber den beiden zuletzt beschriebenen Vorkommen tritt nun unter den Gewitterklippen die von ZINCKEN genauer beschriebene und kartirte, sowie an mehreren Profilen erläu- terte Granitmasse auf, „‚die einen grossen Theil der Thalwand der Blauen Klippe bildet‘“ und jene überaus mannigfaltige, zwischen deutlich körnigem Granit und verschiedenen Porphyr- gesteinen schwankende, Gesteinsbeschaffenheit aufweist. Leider wurden gerade an dieser höchst interessanten, aber besonders beschwerlich zu erforschenden Stelle meine diesmaligen Unter- suchungen durch ein heftiges Gewitter unterbrochen. So habe ich nur das Vorkommen der einzelnen von ZINnckEN beschrie- benen Gesteinsvarietäten, nicht aber deren Vertheilung inner- halb der Gangmasse untersuchen können, ein Mangel, den die fortgesetzte Untersuchung beseitigen soll, der aber Angesichts der sehr eingehenden Angaben Zincken’s nicht allzu fühlbar sein dürfte. Der grobkörnigste Granit, von dem ich ein Hand- stuck geschlagen habe, zeigt gelblichweisse Feldspäthe bis zu 2 Cm., wasserhelle Quarzkörner von + bis zu 1 Cm. und untergeordnet dunkle Glimmerblättchen bis zu 2 Mm. Grösse. Andere, feinkörnigere Granite mit blaulichweissem Feldspath und gelblich bis röthlich gefärbtem Quarz sind glimmerfrei; wieder andere führen vereinzelte silberweisse Glimmerblättchen. Daneben kommen echte, prismatisch zerklüftete, den Salband- gesteinen des anderen Bode-Ufers entsprechende Quarzporphyre, sowie die dunklen quarzieeren, glimmerreichen Syenitporphyre vor, die jedoch hier zuweilen auch spärliche Quarzdihexa&@der aufweisen. Dabei ist ein Theil dieser glimmerreichen Ge- steine durch Parallellagerung der sehr dünnen und etwas ge- bogenen Glimmerblätter, die feinschuppig membranös erscheinen, mit Flaserstructur versehen. Uebergänge zwischen den Granit- oder Syenitporphyren und den echten Graniten zeigen 1—2 Cm. grosse Feldspathkrystalle porphyrisch ausgeschieden. Es steht zu erwarten und ist bereits durch Zıncken’s Angaben nahezu erwiesen, dass hier der Granit und Granitporphyr auch die Gangmitte, die dichteren Gesteine, die seitlichen Theile einnehmen. Jedenfalls bleibt es sehr beachtenswerth, dass 871 gerade an dieser Stelle, wo die Gangspaltengesteine, deren Fuss unter mächtigen Schutthalden verhüllt ist, einen so be- trächtlichen Antheil an der Zusammensetzung der Thalwand nehmen, dass ZINCKEN von einer „grösseren isolirten Granit- partie‘ (conf. l. c. pag. 590) spricht, die Granitstructur wiederkehrt. Die Ganggesteine auf dem Plateau zwischen den Gewitter- klippen und Altenbraak sind zwar meist verwittert, vielfach aber findet man zweierlei Gesteine, einen sehr dichten Hornstein- porphyr und ein weniger dichtes granitoporphyrisches Gestein, so dass auch hier eine Verdichtung der Gangmasse gegen die Salbänder stattzuhaben scheint, wofur auch einzelne günstigere Aufschlüsse, wie z. B. in den Rehthälern, sprechen. Die mehrfach beschriebenen Gesteine von Altenbraak und Ludwigshütte, denen sich der neue Fundpunkt noch weiter westlich bei Wendefurt gut anschliesst, dürfen hinsichtlich ihrer Gesteinsbeschaffenheit als bekannt vorausgesetzt werden. Bemerkt sei nur, dass auch hier, wenn auch durchweg, wie schon aus den Angaben von HAUSMANS, STRENG, BRANDES u. A. hervorgeht, die Gangmassen sich als nur wenig nach dem Vor- _ wiegen oder Zurucktreten der einzelnen Gemengtheile variirende Quarzporphyre charakterisiren, es dennoch nicht an Gesteinen fehlt, die, durch Form und Lage der Glimmerblättchen zumal; die Erinnerung an feinkörnige Ganggranite wecken. Dagegen scheint mir wichtig hier festzustellen, dass ich auch zu Alten- braak und Wendefurt den Unterschied in der Dichtigkeit zwischen Gangmitte und Salband beobachtet habe. An dem ersteren Orte ist dieses Verhalten beispielsweise ausserordentlich deut- lich wahrzunehmen am westlichen Salband des Ganges, der, an dem unteren Ende des Ortes hinter der Pension des Herrn Präceptor ROTHENSTEIN herstreicht. Sowohl unten an dem alten Huttengraben, als bergan in den Gartenanlagen der Pen- sion an dem Wege nach dem kleinen, auf einer Porphyrklippe errichteten Aussichtspavillon, steht an der Grenze gegen den blauen Thonschiefer ein grünlichgrauer, sehr dichter, splittriger Hornsteinporphyr mit 1—1! Mm. grossen Quarzdihexaödern und spärlichen bis 2 Mm. grossen Feldspathkrystallen an. Ein ähnliches hellgrunes, dichtes Porphyrgestein mit zahlreichen kleinen Quarz- und Feldspatheinsprenglingen habe ich vor Jahren schon gegenüber Ludwigshuütte in der östlichen Thal- 872 wand des Grossen Mühlenthals, gerade vor dessen Einmündung in das Bodethal, unmittelbar gegen den Thonschiefer angren- zend gefunden. Der Gang unterhalb Wendefurt zeigt das dich- tere Salbandgestein besonders deutlich an der nach Wendefurt zugekehrten Seite. Es ergiebt sich sonach als vorläufiges Resultat dieser nicht abgeschlossenen Forschung nach der Zusammensetzung und Vertheilung des Ganginhaltes des Bode-Ganges, dass l. durchweg die Apophysengesteine der phanerokrystal- linisch - granitischen Structur des Massengranits, von dem sie auslaufen, entbehren; 2. dass diese Verdichtung der Ganggesteine nur an einer Stelle und auch hier, wie es scheint, nur im Innern der in beträchtlicher Ausdehnung entwickelten Gang- massen wieder der Granitstructur Platz macht; 3. dass die Ganggesteine, je weiter sich die Apophyse von dem Massengranit entfernt, um so entschiedener die normale Porphyrstructur annehmen; 4. dass fast an allen guten Aufschlusspunkten eine be- sondere Verdichtung der Gangmasse gegen das Han- gende und Liegende statthat, derart, dass ein deut- licher Gegensatz zwischen der Gangmitte und den dichteren Salbandern obwaltet; 5. dass Absonderungsklüfte, mehr oder weniger regel- mässig und im letzteren Fali theils parallel mit den Gangwänden, theils senkrecht darauf eine ausgezeich- nete Plattung oder parallelepipedisch - prismatische Zerklüftung der Gangmasse hervorrufen. Diese Ergebnisse weisen unverkennbar auf die Entstehung des Ramberg - Granites und seines Ausläufers durch direete Erstarrung aus heissem Fluss hin. Gestutzt auf sie und auf die oben gemachten Mittheilungen über die geognostische und geologische Lage und Erstreckung des Bode-Ganges, sowie auf die bereits früher aus dem Harz bekannt gegebenen Untersuchungen über Form und Inhalt der Massengranite und ihrer Apophysen spreche ich die wohlerwogene Ueberzeugung aus, dass, den unterirdischen Zusammenhang der Granitmassive des Harz andeutend, eine Aufreis- sungsspalte vom Ramberg gegen den Brocken hin- läuft, in der das heissflüssige granitische Magma ; j 4 er 4 Ar N 873 durch den abküuhlenden Einfluss der Spaltenwände porphyrische Structur angenommen hat. Damit will ich nun aber keinesweges sagen, dass ich die Discussion über die Genesis dieser wichtigen Beziehungen von Granit und Porphyr geschlossen erachte. Das kann um- soweniger meine Ansicht sein, als ich diese Mittheilungen aus- drücklich als vorläufige bezeichnet habe und gesonnen bin, die interessante Entdeckung allseitig weiter zu verfolgen. Es sollen meine Worte nur unverhohlen die Auffassung kennzeichnen, in der ich meinerseits diese Untersuchung führe. Andererseits sollen sie die Einladung an die Fachgenossen enthalten, allseitig, vom gegnerischen sowohl, als vom zustimmenden Standpunkte aus, sich an dieser Untersuchung zu betheiligen. Ich habe schon einmal an anderer Stelle den Ramberg im Harz ein wahres Modellgebirge des Granit genannt, die Entdeckung dieses porphyrischen Ausläufers berechtigt auf’s neue und in erhöhtem Maasse zu diesem Ausspruch. Der Bode - Gang, mitten in Deutschland in herrlicher, ja erhabener Waldgebirgs- natur, auf altbewährtem geologischem Gebiet, wo klar ge- schieden typisches Sediment und typischer Granit nebeneinander vorkommen, verspricht ein Prüfstein zu werden für die Frage nach der Entstehung des Granits, die stets als eine Grund- frage der Geologie gegolten hat. Zumal, nachdem neuerdings Herr F. Prarr in seiner „‚Allgemeinen Geologie‘ unter dem Kapitel, ,‚die metamorphischen*) Gesteine‘‘ die Granitfrage *) Ich brauche kaum zu sagen, dass ich den Granit nicht den so- genannten metamorphischen Gesteinen zurechne, weder unter der An- nahme, dieselben seien thatsächlich umgewandelte Sedimente, noch unter der ' von Herrn F. Prarr befürworteten, wonach sie grösstentheils als ursprüng- liche chemische Sedimente aufzufassen sein würden. Ich gebrauche das Wort Granit nur für massige Gesteine, dienach räumlichen, wie nach stoff- lichen Beziehungen sich als Erstarrungsgesteine ausweisen, geschichtete Gra- nite erkenne ich nicht an; krystallinische Schichtgesteine der Mineral- aggregatformel: Quarz, Glimmer, Feldspath, gleichviel ob schiefrig oder nicht, nenne ich Gneiss, verbinde dann aber mit dem Begriff der Schich- tung das wirkliche successive, additive Aufgeschichtetsein des Gesteins- stoffes,. Es kann mich in dieser Bezeichnungsweise auch nicht beirren, dass es zahlreiche sogenannte Gneisse giebt, deren fragliche Schichtung vielleicht richtiger auf plattige Absonderung eines schiefrigen Erstarrungs- gesteines zurückzuführen ist. Das sind eben noch unklare Gesteinsbil- dungen, die keinen sicheren petrographischen Namen führen können, weil man ihren geologischen Werth noch nicht kennt. Fortgesetzte Zeits. d.D.geol. Ges. XXV1. 4. 56 874 eingehend besprochen und trotz seines ausgesprochen pluto- nistischen Standpunktes sich zur neptunischen Entstehung nicht nur des granitischen Gesteinstoffes, sondern auch der durch denselben erfüllten Räume bekannt hat, dürfte eine erneute Prüfung dieser Frage an einem lehrreichen concreten Granit- vorkommen am Platze sein. Gerade im Hinblick auf das erwähnte Kapitel des Prarr’schen Buches fullt der Bode - Gang eine wichtige Lücke aus. Es-ist in der That auffallend, dass ein so ruhig abwägendes Urtheil, wie es jener Autor stets bekun- det, die wohlbekannten, wenngleich zu wenig erforschten directen Beziehungen des Granits zum Quarzporphyr ganz ausser Rechnung gelassen hat, da sie doch mindestens gleiche Berücksichtigung verlangen durften, als die ihrer geologischen Bedeutung nach schwer controlirbaren Holzschnitte eigenthüm- licher Granitramificationen und -Adern nach MaccuLLocH und Hırcacock, auf die Herr Prarr wiederholt ein so nachdrück- liches Gewicht legt.*) Selbst die wenigen Worte, welche Herr Prarr der Verdichtung granitischer Masse widmet (l. c. Forschung wird uns dereinst die richtige Unterscheidung lehren; zu dem Ende scheint mir aber durchaus erforderlich, nur geologisch gleichwerthige Gesteine auch petrographisch gleichwerthig zu benennen, sonst kommen wir mit Herrn Prirr dahin zu sagen (l. c. pag. 145): „Einzelne“ (se. pyrogene Gesteine, z. B. Porphyr) „Gesteine kommen auch unter Um- ständen vor, welche sie als eine wässerige Bildung erkennen lassen.“ *) Wie mir scheint mit Unrecht, denn einmal haben wir so wenig klare Vorstellungen von der jeweiligen inneren Magma-Beschaffenheit und den jeweiligen äusseren physicalischen Erstarrungsbedingungen des Granits, dass wir uns nicht leicht zu dem Ausspruch führen lassen dürfen, der Granit konnte als Erstarrungsgestein so feine Räume nicht erfüllen ; sodann kommen in der unmittelbaren Nachbarschaft und weiter entfernt vom Granit so ganz gewöhnlich Spaltenausfüllungen von Quarz und Feldspath vor, die unzweifelhaft wässerigen Ursprungs (etwa Ab- sätze heisser Quellen) sind, dass eine Verwechselung solcher Mineral- aggregate mit echten Granitadern leicht vorkommen mag. Jedenfalls dürfte eine für die plutonistische Anschauung in diesen feinen Spalten gegebene Schwierigkeit weit geringere Bedenken erregen als die Schwie- rigkeit, die Herr Prarr sich mit der Annahme geschaffen hat, es seien die Granitstöcke mit allen ihren Apophysen, mit ihrem wechsel- vollen, bald untergreifenden, bald durchgreifenden, bald übergreifenden Grenzverhalten gegen das Nebengestein und ihren oft meilenweit über- aus gleichmässigen Gesteinsmassen nach Form und Inhalt ein Product der mechanisch-chemischen Thätigkeit des Wassers! 875 pag. 661): „Es ist dieses der Umstand, dass wir in ihm“ (se. dem Granit) ‚gar keine amorphe Masse finden, dass die ganze Masse in ihm vollständig und meist in grösseren Kry- stallen ausgebildet ist, auch in den feinsten Verästelungen zeigen sich in der Regel dieselben Structurverhältnisse, seltener ist es, dass die Masse hier eine feinkornigere ist, nur wo die Adern so dunn werden, dass kaum eine Stecknadel in den- selben Platz hätte, müssen natürlich auch in dieser die krystal- linischen Elemente feiner werden, aber auch in solchen Spalten findet man keine glasige Masse‘ entsprechen keineswegs den thatsachlichen Beobachtungen, wie der hochgeschätzte Autor sich selbst gestehen wird, wenn er sich in’s Gedächtniss zurückruft, was bereits frubere Forscher uber die Verdichtung der Grauitmassen zu Petrosilex oder Quarzporphyr aus den oben angeführten Granitgebieten mitgetheilt haben. Es handelt sich hierbei keineswegs stets um stecknadeldicke allerfeinste Trümehen, vielmehr um eine Verdichtung ansehnlicher Massen in gangförmigen Äusläufern oder längs der Peripherie der Massengranite oder -Syenite.*) Auch was Herr PraArr von dem unbedingten Fehlen der Glasmasse in solchen abweichend erstarrten Graniten sagt, trifft nicht ganz zu. Nach ZiRkEL (Mikrosk. Beschaffenh. d. Miner. u. Gest. pag. 317) sind, wenn auch nur sehr selten ‚zweifellos echte‘‘ Glaseinschlusse in den Quarzen sächsischer und cornischer Granite, die durch ihre Structur zu den Quarzporphyren hinneigen, gefunden. Wiehtiger noch und besonders für unseren Fall von Bedeu- tung scheint mir eine (diese Zeitschr. Jahrg. 1867. Bd. XIX, pag. 106 u. 107) von demselben Forscher mitgetheilte Beob- achtung, wonach in den Pyrenaeen unweit der Case de Brou- seite im gleichnamigen Thale ein prachtvoller Contact von schwarzem Thonschiefer und einem quarzführenden Felsit- porphyr zu beobachten ist, ,‚der weiter südlich in Granit all- *) Ich will nur beispielsweise hinweisen auf Kıeruur’s geologische Karten der Umgegend von Christiania (Maassstab 1:100,000) im Chri- stiania-Silurbecken und im Veiviser, wo südlich des Kroftkollen und Voxen-Kollen (Aasen) solche unmittelbaren Beziehungen zwischen Granit, resp. Syenit und Quarzporphyr graphisch dargestellt sind. Von Dram- men besitzt die Sammlung der königl. Berg- Akademie ausgezeichneten Quarzporphyr aus einem Granitausläufer, den Herr Professor Eck dort gesammelt hat, 96* 376 mälig übergeht‘‘ und dessen hornsteinähnliche lichtgraue Grund- | masse unter dem Mikroskop einen Mikroporphyr mit einer im gewöhnlichen Licht wasserklar homogen erscheinenden, im polarisirten Licht sich in jeder Beziehung als amorph aus- weisenden Basis darstellt. Herr ZırkeL spricht allerdings nicht von Glas, sondern nur von „amorpher Grundmasse‘“‘, von der er überdies bemerkt, dass sie „in höchst unregelmässigen und bizarr gestalteten Verästelungen in die grösseren Quarzkörner hiveinsetzt.‘“ Immerhin dürfte, wenn man alle Angaben in Betracht zieht, nach Maassgabe unseres jetzigen mikrosko- pischen Unterscheidungsvermögens Glas die natürlichste An- nahme sein. Vielleicht, dass der hochverehrte Autor daraus Anlass nimmt, eingehender auf den geologischen, wie auf den mikroskopischen Theil dieser für die Petrogenesis wichtigen Beobachtung zuruckzukommen. Für mich liegt ein sehr starkes Moment für den hier behaupteten geologischen Zusammenhang dieses glasführenden Quarzporphyr mit dem benachbarten Granit darin, dass der Quarzporphyr silberweissen Kaliglimmer führt. Damit es nun dem Bode-Gang nach keiner Seite hin an Beweiskraft mangele, soll derselbe ausser der Darstellung seines Verlaufs im Maassstab 1:25000 in jeder Weise gründ- lich untersucht werden. Dabei wird es Behufs definitiver Entscheidung der Frage, ob ein granitisches Magma unter den abweichenden Bedingun- gen, welche die Erstarrung in schmalen Spalten beherrschen, sich theilweise als Glas verfestigen konnte, vor Allem auf sehr gründliche mikroskopische Untersuchungen ankommen, die nicht 'ich allein, sondern die auf diesem Untersuchungsgebiet be- währten Meister und Alle, denen ein selbständiges Urtheil in dieser Frage von Werth scheint, zu fuhren berufen sind. Ich bin in der angenehmen Lage, jetzt schon die Mitwirkung der Herren ZiRKEL, ROSENBUSCH, COHEN, KALKOWSKY, LEHMANN in Aussicht stellen zu dürfen. Eine Nebeneinanderstellung aller dieser unabhängigen mikroskopischen Diagnosen wird dann leicht erkennen lassen, wieweit unsere heutigen Untersuchungs- mittel gestatten, ein übereinstimmendes klares Urtheil in dieser Frage zu fällen. Um das Interesse für diese Untersuchungen noch mehr zu erregen und um meinerseits wie billig den ersten Beitrag dazu zu liefern, sei hier von vornherein mitgetheilt, dass ich 877 in der That Glassubstanz in der Grundmasse der Salband-Quarzporphyre des Bode-Ganges unter dem Mikroskop beobachtet zu haben glaube und dass mein verehrter Freund, Herr Dr. Couex in Heidelberg, diese Beobachtung an denselben Schliffen controlirt und bestätigt hat. Es dienten zu dieser Untersuchung drei von Herrn Fuzss gefertigte Dünnschliffe aus dem am Bodewege zwischen Thale und Treseburg am meisten thalaufwärts aufsetzenden Gang- vorkommen (Nebentrum) gegenüber den Gewitterklippen. Zwei Schliffe stammen von dem Salbande am Liegenden des gegen S. einfallenden Ganges, einer aus der Mitte. Letzterer ist zu klein, als dass sich ein vollkommenes Bild des Gesteins danach geben liesse; er genügt jedoch vollständig, um den makroskopisch so auffallenden Gegensatz zwischen Gang- mitte und Salband auch mikroskopisch bestätigen zu können. Die Wahl dieser Dünnschliffe war eine zufällige, ich hatte sie zu meiner Vorbereitung auf das zu kartirende Gebiet aus Handstücken anfertigen lassen, die ich schon 1868 geschlagen habe, als ich zuerst diesen ausgezeichnet aufgeschlossenen Gang im Vorubergehen beobachtete, ohne eine sichere Kennt- niss seiner geologischen Bedeutung zu haben. Die beiden Schliffe des Salband-YJuarzporphyrs(au.b) sind also aus dem pag. 869 beschriebenen , mit einer Anlage zur planen Parallelstructur parallel der Grenzfläche des Ganges ausgestatteten Gestein gefertigt. Hält man sie gegen das Licht, so bemerkt bereits das unbewafinete, noch besser das mit der Loupe versehene Auge einen mit jenem Planparallelismus offenbar im Zusammenhang stehenden Linearparallelismus. Die bräunlichgraue Grundmasse ist von lichten, durchscheinen- den, etwas wellig gebogenen Streifchen durchzogen, die, höch- stens 0,5 Mm. breit, meist aber viel schmäler, langsam an- schwellend und ebenso allmälig mit verschwommenen Conturen sich in die vorherrschenden dunkleren Grundmassentheile ver- lierend um so bestimmter hervortreten, je breiter sie sind. In Schliff a sind sie weitaus breiter und deutlicher als in Schliff b. Legt man die Schliffe auf schwarzes Papier, so treten die im durchfallenden Licht helleren Streifehen nunmehr als dunklere Schattenlinien zwischen der übrigen staubig grau erscheinenden Grundmasse hervor. Die makroskopischen porphyrischen Ein- 878 sprenglinge rufen sehr schwache Ablenkungen in der Richtung der Streifchen hervor, derart, dass sie augenartig von den- selben umzogen werden, ganz ähnlich, wie makroskopisch Glimmerlagen die grossen Orthoklase des Augengneiss wellig anschmiegend umziehen. Auch kommt es vor, dass vor einem scharfen Winkel eines Quarzdihexa@ders ein relativ breiter, convex halbmondförmiger Theil der helleren Grundmasse liegt, der sich nicht weiter erstreckt als bis zu den beiden benach- barten Winkeln. Andererseits sieht man auch dichtere Än- sammlungen dunklerer Grundmasse in der unmittelbaren Um- gebung eines oder mehrerer nahe beisammenliegender Krystall- körner, indem eine Ärt von Hof dieselben theilweise oder ringsum umgiebt. Auch findet sich dieser Hof zur Hälfte aus heller, zur Hälfte aus besonders dunkler Grundmassenanhäufung zusammengesetzt. Die bis zu 1 Mm. längsgestreckten Glimmer- blättchen, die meist als schwärzliche äusserst schmale Striche, manchmal mitten in einem hellen Grundmassenstreif, erschei- nen, sowie ein Theil der Feldspäthe, leistenartige Durchschnitte und zuweilen senkrecht zur Flache M durchschlifiene Carlsbader Zwillinge von höchstens 2 Mm. Länge und 1—0,1 Mnı, Breite, lassen im Dünnschliff ihre mit der Parallelstructur überein- stimmende Lage weit schärfer erkennen, als im Handstück. Im durchfallenden Licht treten die schwarzen Glimmerblättchen am besten hervor, die bei dieser Betrachtung in Folge schon eingetretener Zersetzung meist bräunlich gefärbten und nur mehr theilweise klaren Feldspäthe dagegen am besten auf der Unter- lage von schwarzem Papier, wobei sie meist milchweiss wer- den im Gegensatz zu den bis auf eingewachsene grauliche Grundmassenpartikelchen rein schwarz erscheinenden 0,2 bis 1,5 Mm. messenden Quarzen. Alle diese Beziehungen zwischen der Form und Lage der porphyrischen Einusprenglinge einerseits und der Structur und Licht- wie Farbenvertheilung der Grund- masse andererseits scheinen unter den weiteren Begriff der Fluidalzeichnung zu gehören, deren Richtung hier vorgezeichnet war durch die begrenzenden, Widerstand leistenden Gang- spaltenflächen, zwischen welchen das Magma sich bewegte. Es kommt für diese Auffassung nicht darauf an, ob diese Zeich- nung das unmittelbare reine Resultat der Erstarrung des Ge- steins darstellt oder ob secundäre Molecularbewegung Antheil daran hat, denn immerhin ist der Weg für diese letztere vor- 879 gezeichnet durch die bei der ursprünglichen Erstarrung aus- gebildeten Structur- und PDichtigkeitsverhältnisse. Wenn man die Dünnschliffe unter dem Mikroskop im ge- wöhnlichen Licht betrachtet, so nimmt man schon bei geringer Vergrösserung”*) wahr, dass zwischen den hellen, durchsich- tigen Streifechen und der dunkleren, weniger durchsichtigen Hauptmasse des Grundteigs weder eine scharfe Grenze noch ein mehr als relativer Unterschied statthat. Wie so häufig werden auch hier mit steigender Vergrösserung die Unterschiede verwaschener in Contur und Farbe. Man erkennt nämlich deutlich, dass auch die dunkleren Theile der Grundmasse keineswegs aus einer homogenen dunklen Masse bestehen, sondern theilhaben an der durchsichtigen Grundmassensubstanz der Streifehen, sowie, dass umgekehrt die dunkleren Elemente der Grundmasse auch den Streifchen nicht ganz fehlen, nur spärlicher darin vertheilt sind, was für das unbewafinete Auge die Unterschiede von heller und dunkler hervorruft. Nur die breiteren Streifehen im Schliffe a treten daher auch bei stär- kerer Vergrösserung noch als helle continuirliche Bänder von kurzer Erstreckung hervor, im Uebrigen ist das Gesichtsfeld flaserig, fleckig, hell und dunkel gezeichnet, und nur das streifenweise Hintereinanderliegen mehr oder minder zahlreicher oder spärlicher heller Fleckchen deutet noch die Parallel- structur an. Die wasserhell oder hell gelblichweiss durch- scheinende Masse ist im ganzen Schliff vorhanden; undurch- sichtige, trüb bräunlichgraue bis graulichgelbe, ganz allmälig gegen diese helle Masse nach Licht und Farbe abgetönte Par- tieen bilden darin ein mehr oder weniger dicht gedrängtes wolkiges Maschennetz. Die breitesten hellen Streifehen sind nur stellenweise von schmalen Schattenlinien spärlich durch- adert oder von wolkigen Häufchen getrübt; mit abnehmender Breite der Streifchen nimmt die Zahl und Dichtigkeit der ein- zelnen undurchsichtigen Maschen zu, so dass die zwischen ihnen bleibenden durchsichtigen Fleckchen stets kleiner werden und weiter auseinandergerückt erscheinen, wodurch dann das Verflösstsein mit der übrigen, ganz analog, nur noch fein- *) Bei dem etwas dünneren Schliff b und in der einen Hälfte des Schliffes a ist dieselbe Wahrnehmung schon mit einer starken Loupe im durchfallenden Licht zu machen. telell) maschiger struirten Grundmasse hervorgerufen wird. Im All- gemeinen ist die Gestalt der hellen Maschenlumina isometrisch rundlich oder eckig; nur da, wo sie zu den streifenförmigen Bän- dern gereiht sind, finden sie sich häufig nach deren Richtung flaserig in die Länge gezogen, auch wohl bogig gekrümmt, wenn sie an der unmittelbaren Umgebung eines grösseren Einsprenglings theilnebmen. Ihr Inneres ist keineswegs so wasserklar, wie die grellen compacten lassen der Quarz- krystalle, vielmehr schwach schattirt; je grössere Vergrösse- rung man anwendet, um so mehr feine und allerfeinste Schattenstrichelchen von unbestimmter Abgrenzung nimmt man darin wahr. Das undurchsichtige Maschenwerk scheint nur aus einer besonders dichten Anhäufung dieser Schattenstriche zu bestehen; zumal die Betrachtung des dünnen Schliffes b führt zu dieser Auffassung, welche das Ineinanderverflösstsein der hellen und dunklen Grundmassentheilchen erklärt. Bei Anwendung von polarisirtem Licht zeigt sich nun, dass der helle Grundmassenantheil in zweierlei Substanz zer- fallt, in farbig polarisirende und in zwischen hell und dunkel wechselnde apolare. Bei parallelen Nicols wird die Helligkeit des Gesichtsfeldes nicht viel geringer als im gewöhnlichen Licht, nur gewahrt man unbestimmt verwaschene meist gelb- liche oder bläuliche Farbentöne in Flitterchen und Körnchen oder Leistchen zwischen der ungefärbt bleibenden hellen Sub- stanz und in den dunklen Maschen. Bei gekreuzten Nicols tritt dagegen besonders im Schliffe b, aber auch unverkennbar, wenn auch schwächer, im Schliffe a eine ganz beträchtliche Verdunkelung ein, die trotz des Wechsels in der Lichtstärke, welchen die einzelnen farbigen Grundmassentheilchen bei fest- stehend gekreuzten Nicols und gleichzeitiger Drehung: des Schliffes in seiner Ebene erleiden, constant bleibt. Hier nun fällt zweierlei ganz besonders auf: einmal sieht man, dass die breiteren lichten Grundmassenstreifen im Schliffe a, sowie ein Theil der lichten Höfe um die porphyrischen Einsprenglinge in beiden Schliffen vorzugsweise aus farbig polarisirenden Partikelchen bestehen; sodann zeigt sich in dem an amorpher Substanz reicheren Schliff b, weniger ausgezeichnet in a, eine sehr auffällige seitlich angelagerte oder ringsumlaufende An- sammlung dieser Substanz um zahlreiche Einsprenglinge, die bei Kreuzung der Nicols mit einmal einen mehr oder minder ssL breiten dunklen Hof da zeigen, wo vorher helle Substanz lag. Da wo die Grundmasse in das Innere der wasserklaren Quarz- dihexa@der Arme hineinsendet, nehmen diese Grundmassenarme, wenn sie von einem solchen bei gekreuzten Nicols dunklen Hof ausgeben, Theil an der Verdunklung, wie sich überhaupt diese theils frei liegenden, theils mit der Peripherie zusammen- hängenden Grundmasseneinschlüsse im Quarz ganz der Aus- bildung der Grundmasse ausserhalb des Krystalls anschliessen. Zur besseren Controle des Verhaltens im polarisirten Licht wurde, da ich eine Kızıw’sche Quarzplatte nicht anwen- den konnte, ein Gypsblättchen über dem unteren Nicol ein- geschaltet und dann ein Krystall mit solch einem amorphen Hof ausgesucht, der so nahe an der Grenze des Schliffes lag, dass ich zugleich die Umgebung des Krystalls und das Glas des Objectträgers beobachten konute. Es war dann jedesmal bei gekreuzten Nicols die neutral graue Farbe des Glasträgers und des amorphen Ringes um den Krystall im Schliff. ganz übereinstimmend im Grad der Verdunkelung und in der Neu- tralität der Farbe und verblieb auch so bei Drehung des Schliffes in seiner Ebene, andererseits war aber auch bei Drehung des oberen Nicols die abwechselnd grüne und rothe Farbe beider immer von genau derselben Nuance. Danach kann ich die apolare Natur der Substanz nicht mehr in Zweifel ziehen; auch mein verehrter Freund und College Wiss, der auf meinen Wunsch dieselben Beobachtungen wiederholte, kam zu demselben Urtheil. Bei der ferneren Erwägung nach der Natur dieser apolaren Masse können reguläre oder senkrecht zur optischen Axe geschnittene anisotrope Mineralien bei gänz- lichem Mangel einer bestimmt abgegrenzten Form und Spalt- barkeit nicht in Betracht kommen. Auf Opalkieselsäure weist uns auch nichts hin, das armförmige oder buchtenartige Ein- dringen derz. Th. apolaren Grundmasse in das Innere der Quarz- krystalle macht eine solche Auffassung sehr unwahrscheinlich, dagegen sprechen diese und andere Analogien mit den Er- scheinungen beim Quarzporphyr und Quarztrachyt für Glas. Das wäre also, wenn wir, wie billig, die geologische Werthig- keit des untersuchten Salbandporphyrs in Rechnung brin- gen, leibhaftiger Granitobsidian, richtiger vielleicht Granitpechstein. Derartige Glasmasse macht im Schliffe b einen gar nicht so unbeträchtlichen Antheil des Grundteigs aus, 882 während sie in a viel mehr gegen die farbig polarisirenden Theilchen zurücktritt. Die häufige Anreicherung an dieser Glasbasis in der unmittelbaren Umgebung der porphyrischen Einsprenglinge, wie sie sich, zumal in dem Schliff b in der Hofbildung um dieselben oder in unregelmässig einseitigem Anhaften apolarer Masse zu erkennen giebt, deutet, ebenso wie eine besondere Anhäufung polarisirender Theilchen an gleicher Stelle, auf eine Störung des chemischen Gleich- gewichts im Magma hin, welche bei der Ausscheidung jener Einsprenglinge erfolgte und eine Ungleichartigkeit in der Grundmassenausbildung nach sich zog. Die polarisirenden Theilchen der Grundmasse sind nur in seltenen Fällen mit Sicherheit auf ein bestimmtes Mineral zurückzuführen. Die Zahl der makroskopisch erkennbaren porphyrischen Mineralausscheidungen nimmt nur ganz uner- heblich durch solche mikroskopische Einsprenglinge zu, die man durch Vergleich mit jenen grösseren als Quarz, Feldspath oder Glimmer bestimmen kann. Weitaus der grösste Theil polarisirt dagegen in unbestimmt conturirten Flitterchen mit verwaschenen Farben, die bei gekreuzten Nicols aus dem dunklen Unter- oder Zwischengrund hervorleuchten und bei Drehung des Schliffes in seiner Ebene scheinbar den Ort wechseln, indem bald hier bald dort hellere Farbentöne auftauchen und wieder verschwinden. In den helleren Grundmassenstreifen ıst das bunte Mosaik aus verhälfnissmässig grösseren und näher an- einander gerückten farbigen Flitterchen zusammengesetzt, mitten darin liegt wohl einmal ein kleines leuchtend polarisirendes Quarzkörnchen, das dann stets der scharfen hexagonal wiuk- ligen Begrenzung der grösseren Quarzkörner entbehrt und in seinen gerundeten Conturen ein unbestimmtes Verflossensein zeigt. Derlei kleine Quarzkörner kommen auch mehrfach in der ungestreiften Hauptmasse des Grundteigs vor, wie denn im Allgemeinen mit der Verringerung in der Grösse auch die Bestimmtheit in der Abgrenzung und in der Schärfe der Winkel der Quarzkörner abnimmt. Doch sind auch sehr kleine kreis- runde, aber ganz scharf in der Grundmasse abgegrenzte Quarz- körnchen vorhanden. Lässt nun auch diese Unbestimmtheit in der Contur und dieses Verflösstsein kleiner Quarzkörner vermuthen, dass ein Theil der mit verwaschenen Farben po- larisirenden Flitterchen ebenfalls Quarz sei, und darf man für 883 Feldspath und Glimmer einen anderen Theil in Anspruch neh- men, — wie ich denn einmal ganz deutlich in der Umgebung eines grösseren leistenformigen Feldspathkrystalles genau pa- rallel dessen Längsaxe eine Anzahl sehr kleiner farbiger Leistchen beobachtet habe — so bleibt doch die Hauptmasse neben jener apolaren Substanz eine sogenannte unindividuali- sirte, besser vielleicht unentwirrbare felsitische Entglasungs- masse. Kleine undurchsichtige, besonders dunkle bis schwarze Pünktchen lassen sich nach dem Verhalten im auffallenden ‚Licht als von mindestens dreierlei Art unterscheiden. Ein Theil verräth sich dabei durch den Erzglanz und zuweilen auch durch die Wüurfelgestalt als Schwefelkies,: der hie und da auch makroskopisch in einzelnen Krystallen oder in Schwärmen kleiner Krystallkörnchen beobachtet werden kann. Ein anderer Theil wird im auffallenden Licht trub milchweiss in der Art zersetzter feldspäthiger oder felsitischer Masse. Ein dritter Theil bleibt schwarz, ohne eigentlichen Glanz zu verrathen und muss einstweilen unbestimmt gelassen werden, soweit nicht verkrüppelte, durch Verwitterung opake Glimmerblättchen vorliegen. Die Quarzkrystalle sind unter den Einsprenglingen am häufigsten. Ihre Grösse und meist ziemlich scharf wink- lige, auf das Dihexaöder führende, seltener rundliche oder unregelmässige Begrenzung, sowie ihre Einschlüsse von Grund- masse wurden bereits erwähnt. Ihre compacte durchaus klare Masse polarisirt wie gewöhnlich in leuchtenden Farben mit buntem Saum an der Peripherie des Krystalls. Sie schliessen spiessige, seltener dünnprismatische, durchsichtige Mikro- lithe ein, hie und da schwach grünlich gefärbt und zuweilen deutlich selbstständig polarisirend, einzeln oder zu zwei und mehreren gebündelt oder einander durchsetzend, frei der Krystallmasse inneliegend oder an deren Peripherie festsitzend, manchmal an dunklen Körnchen oder Grundmassenpartikelchen festhaftend. Glimmerblättchen sieht man seitlich hineinragen, halb vom Quarz, halb von der Grundmasse umschlossen. Alle diese Einschlusse gewahrt man bei verhältnissmässig geringer Vergrösserung. Einer weit stärkeren bedarf es, um die nicht gerade dicht gesäeten, sehr kleinen, selbst bei 1375 facher 884 linearer Vergrösserung*) zum Theil noch winzigen Flüssigkeits- oder Glaseinschlüsse ‚mit oder ohne Gasbläschen zu beob- achten. Diese sind sehr unregelmässig, oft fetzenartig gestaltet. Negativkrystalle habe ich darunter nicht gesehen (wohl aber zweimal Grundmasseneinschlüsse von scharf rhombischer Form, entsprechend dem Schnitt durch die Dihexa&öderendkanten). Erwärmungsversuche behufs Bewegung oder Condensation der Libelle konnten nicht angestellt werden, doch habe ich zwei, aber auch nur zwei Einschlüsse mit tanzender Libelle wahr- genommen und diese Wahrnehmung durch mehrere unbefangene Beobachter — mikroskopisch geschulte Botaniker — contro- liren lassen. Ein Theil der Einschlusse, wie auch aus der vielfach sehr dunklen Umrandung hervorzugehen scheint, ist also jedenfalls von einem Liquidum erfüllt; ob Glaseinschlüsse vorhanden sind, wie das die fetzenartige Form, das Vorkom- men von Glas in der Grundmasse und Einschlüusse solcher Grundmasse in dem Quarze wahrscheinlich machen, muss ich einstweilen dahingestellt sein lassen. Die theils wasserklaren, meist aber ganz oder theilweise durch begonnene Zersetzung his zur Undurchsichtigkeit trüben, braun bestäubten Feldspäthe sind mit sehr seltenen Aus- nahmen Orthoklase, soweit das Fehlen der Zwillingstreifung auf den zahlreichen, der M-Fläche nicht parallelen Durchschnitten einen solchen Schluss zulässt, der übrigens recht wohl überein- stimmt mit der so seltenen Beobachtung dieser Streifung am Handstück unter der Loupe. Die Durchschnittsformen sind die gewöhnlichen, die leistenformigen herrschen vor und sind zu- weilen durch eine Medianlinie in zwei verschiedenfarbig polarisi- rende Hälften getheilt, wonach Carlsbader Zwillinge darunter sind, was ebenfalls mit der Untersuchung am Handstüuck zusammentrifft. Die Polarisationsfarben, meist blau und braunroth bis gelb, sind nicht so intensiv als die des Quarz. — Von Einschlussen habe ich Quarzkörnchen, Glimmerblättchen,, säulige Mikro- litbe wahrgenommen, einmal auch farbenstreifige Plagioklas- lamellen. Die Glimmerblättehen bieten wenig Ausgezeichnetes. *) Immersion-System. Herr Professor Kny gestattete freundlichst die Benutzung der vorzüglichen Instrumente des pflanzenphysiologischen In- stituts, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen aufrichtigen Dank ausspreche. 885 _ Sie sind meist nur von der sehr schmalen Randseite zu sehen und so sehr mit dunkelschwarzer Substanz beladen, dass sie fast stets ganz undurchsichtig, höchstens am Saum schmutzig braungrün oder braungelb verwachsen erscheinen. Manchmal jedoch sieht man Individuen, die auch im Innern grüne Farbe besitzen und nur theilweise mit schwarzer Masse bedeckt sind. Diese erscheinen bei Abhebung des einen und Drehung des anderen Nicols schwach dichroitisch. Sehr viele Durchschnitte der Blättchen zeigen sich am Ende gespalten mit zwischen- eingedrungener Grundmasse, ja manchmal sind sie in dieser Weise vollständig der Länge nach durchrissen. Dies, sowie ihr selten gerader,‘ meist etwas wellig gekrümmter Verlauf und ihre ungleiche, treppenförmig abgebrochene oder nach dem einen Ende zugespitzte Breite verleiht ihnen eher die Gestalt eines Splitters als einer Krystallleiste. Dabei erinnert man sich unwillkurlich der Auffassung Zıncken’s, der an den Gewitterklippen zu der Ueberzeugung gelangt ist, der Glimmer eines dieser Ganggesteine sei hervorgegangen durch Umwand- lung von Hornfelssplittern *), einer Auffassung, der man gewiss nicht ohne Weiteres beitreten wird, die aber alle Beachtung verdient bei fortgesetzter Forschung. So weit meine Diagnose. Ich füge ihr das vorläufige, kurz zusammenfassende Urtheil an, welches Herr E. CoHen in Heidelberg, der sich durch seine vortreffliche Untersuchung der Quarzporphyre mit diesem Gegenstand so vertraut gemacht hat, auf meinen Wunsch nach Uebersendung der Schliffe mir mitzutheilen die Gute hatte, und bemerke dabei, dass derselbe die Prüfung der Polarisationserscheinungen unter Anwendung der Krein’schen Quarzplatte**) vorgenommen hat, welche mir nicht zu Gebot stand. Bezüglich der Grundmasse spricht sich Herr Conrn, nach- dem er die Schwierigkeit einer sicheren Entscheidung hervor- gehoben und die Nothwendigkeit vergleichender Studien an den übrigen Ganggesteinen des Bode- Ganges, namentlich an den Uebergängen zum typischen Granit, sowie am Elvan u. s. w. betont hat, folgendermaassen aus: „Was nun die Grundmasse betrifft, so ist dieselbe jeden- '*) 1845 1. c. pag. 99. **) vergl. Leonan.-Gein. Jahrb. 1874, Heft 1, pag. 9. 856 „falls nicht individualisirt, d. h. die ganze Masse lässt sich „nicht in gegeneinander abgegrenzte, ibren Eigenschaften nach „erkennbare Theile auflösen. Eine apolare Substanz ist un- „zweifelhaft vorhanden, welche, wie Sie angeben, vorzugs- „weise die Einsprenglinge in bald schmalen, bald breiteren „Zonen umgiebt; ausserdem lassen sich noch in der Grund- „masse kleine Partieen sicher nachweisen. Es liegt kein „Grund vor, die apolare Substanz für etwas anderes als Glas- „masse zu halten und würde ich sie unbedingt für solche er- „klaren. Der Schliff b ist reicher an Glas, als der Schliff a. „Die kleinen bei Drehung des Schliffes zwischen gekreuzten „Nicols aufblitzenden Punkte halte ich für Entglasungspro- „ducte; man erkennt wohl einzelne stark polarisirende Körner „(vielleicht Quarz) und Leisten (wahrscheinlich ein glimmer- „artiges Mineral), aber die Hauptmasse liefert ineinander ver- „fliessende Farbentöne, wie es bei den Porphyren der Fall zu „sein pflegt, und es sind Partieen vorhanden, welche verän- ‚„derten Glasmassen ähnlich sehen. Was die vorliegenden „Schliffe dagegen von den mir bekannten Porphyren unter- „scheidet, ist das im Wesentlichen gleichartige Verhalten durch „den ganzen Schliff hindurch, während in den Porphyren zwar „auch vielfach Partieen mit einem ähnlichen Verhalten vor- „kommen, aber stets wechselnd mit anderen, welche sich „büschlig, strahlig oder verworren aggregirt im polarisirten „Licht herausheben oder sich sicher als veränderte Glas- „masse erkennen lassen. Auf diese Verschiedenheit lege ich „Jedoch kein grosses Gewicht, da nach den Beschreibungen „anderer Forscher es auch Porphyre geben muss, welche die „gleichen Erscheinungen geben, wie der vorliegende Schliff. „Das Hauptgewicht lege ich darauf, dass die Grundmasse sich „nicht in einzelne ihrer Natur nach definirbare Theile auflöst „und sich insofern sicher den Porphyren sehr nähert, „von dem Granit sehr abweicht. Obwohl also nicht iden- „tisch mit der Grundmasse von mir untersuchter Porphyre „wurde ich dennoch nicht Anstand nehmen, sie als eine „äusserst porphyrähnliche zu bezeichnen. „Diese starke Annäherung an die Quarzporphyre wird „noch ganz wesentlich unterstützt durch die regelmässige Um- „grenzung vieler Quarzkörner, durch ihre isolirte porphyrartige „Einlagerung in der Grundmasse, durch die Einschlüsse und 887 „Einbuchtungen letzterer, durch die geringe Zahl von Flüssig- „keitseinschlussen, durch die geringe Masse der Interpositionen „überhaupt und durch das unzweifelhafte Vorkommen von „Glasmasse. „Die makroskopisch deutlich. erkennbare streifige Natur „habe ich unter dem Mikroskop nicht mit hinreichender Deut- „lichkeit verfolgen können, um zu entscheiden, ob sie mit der „Fluidalstructur der Porphyre identisch ist, d. b. ob sie iden- „tisch ist mit der mit diesem Namen belegten, sicher auf „feurig flüssigen Ursprung deutenden Structur. Damit soll „aber kein Zweifel an der eruptiven Natur des vorliegenden „Gesteins ausgesprochen werden. Diese ist mir, soweit man „nach den wenigen Schliffen urtheilen kann, unzweifelhaft.‘ Ueber die porphyrischen Einsprenglinge und ihre Ein- schlüsse sagt Herr CoHEn fernerhin: „Flussigkeitseinschlusse im Quarz mit beweglicher Libelle „habe ich keine gesehen“) und glaube nicht, dies dem „schlechten Licht zuschreiben zu können. Trotzdem sind „sicher Einschlüsse mit Flussigkeit vorhanden; sie liegen stets „vereinzelt und sind im Ganzen spärlich. Weitaus die meisten „Einschlüsse sind jedenfalls anderer Natur, z. Th. vielleicht „Glasfetzen von sehr unregelmässiger Gestalt. Ganz sicher bin „ich nicht, obwohl ich ähnliche Dinge auch sonst gesehen habe. „Daneben finden sich braun durchschimmernde und opake „Körnchen. Die kleinen spiessigen Mikrolithe, welche fast alle „Quarze führen, sind nichts Charakteristisches, doch habe ich „sie in dieser speciellen Ausbildungsweise vorzugsweise in „Porpbyren gesehen. Ob sie einer Mineralspecies angehören „und welcher, wird wohl Niemand entscheiden können. In „den Feldspathen habe ich keine Einschlusse mit Libellen ge- „sehen; dagegen in Schliff a in dem klaren Theil eines Ortho- „„klases Einschlüsse, welche mir Gasporen zu sein scheinen; *) Diese Differenz der Angaben meines verehrten Freundes und der meinigen erklärt sich leicht, wenn man die verhältnissmässig geringe An- zahl der Flüssigkeitseinschlüsse erwägt, wonach es a priori unwahr- scheinlich sein muss, dass die zwei von mir beobachteten mit beweglichen Libellen auch von Herrn Cousin beobachtet worden sind. Ich würde weniger sicher sein, wenn ich nicht meine Beobachtung zweimal durch ganz verschiedene Personen hätte controliren lassen. 888 „ferner finden sich Quarzkörner, Mikrolithe und gelbe Körner „und Fetzen.‘ Was nun das pag. 868 beschriebene Gestein aus der Gangmitte betrifft, so ist, da vorderhand nur ein, obenein sehr kleiner Dünnschliff vorliegt, einstweilen nur so viel zu sagen, dass es sich in Uebereinstimmung mit dem makrosko- pischen Befund auch mikroskopisch wesentlich verschieden verhält von den eben eingehend beschriebenen Schliffen des Salbandes. Einmal fehlt der Quarz in sicher erkennbaren Körnchen fast ganz, während sehr trübe Feldspathleisten und Glimmerlamellen (von ganz ähnlicher Beschaffenheit und noch deutlicher dichroitisch wie die aus dem Salband beschriebenen) so zahlreich und in verschiedenen Grössenabstufungen vor- handen sind, dass der Eindruck eines porphyrischen Ge- steins einigermaassen verwischt wird, zumal bei polarisir- tem Licht, wo in dem Grundteig, wie Herr ÜoHEN sagt, „auch die übrigen polarisirenden Elemente grösser, schärfer begrenzt sind und stärker auf’s polarisirte Licht einwirkend, als in den Schliffen des Salbandes. Dazwischen“, fährt er fort, „glaube ich aber noch in geringer Menge eine Substanz eingeklemmt zu finden, welche eine Einwirkung auf’s polari- sirte Licht zeigt, wie sie veränderter Glassubstanz eigen zu sein pflegt. Glas habe ich nicht nachweisen En glaube auch nicht, dass solches vorhanden ist.‘ Herr Dr. KınkeLpeyY, Assistent in dem unter der Leitung des Herrn Professor Finkener stehenden Laboratorium der königl. Bergakademie, hat auf meine Veranlassung je eine quantitative Analyse ausgeführt von denselben Handstücken aus der Gangmitte und aus dem Salband am Liegenden, welche die Splitter für die Dünnschliffe geliefert haben. Die Tren- nung der Oxyde des Eisens und der Alkalien wurde besonderer Sorgfalt empfohlen. Ich lasse hier die Resultate folgen und füge Srrene’s Analyse des Porphyrs von Ludwigshütte*), und die zwei Ana- lysen, welche wir durch C. W. C. Fuchs von dem Massen- granit des Ramberg**) besitzen, zum Vergleich bei: *) Leonn.-Bronn Jahrb. 1860. pag. 158, **) Ibid. 1862. pag. 781. 889 | Palo Sn ve oe. y, SiO, 72,30 70,40 73,79 73,84 76,81 Ba. 0 _ 2 AO, 15,04 15,29 15,81 14,33 10,95 %e9 056127008 u = FeO 1,28 169 156 236 2,19 MO 059 058 007 002 0,02 CaO 139 1,62 ..:09..:.044 20,88 Na50 502. 4.09 3829. :0,04::.3,10 0:7 A983 389: 3.76. 8,15.°:5,26 EEG), 2. 21193084 11,19 0 20) 2,0190 re Besil LOS. 2023 28 = = Summe 100,02 99,51 100,40*) 100,64 100,01 Sp. G. 2,697 2,68 2,63 2,64 2,65 — 2,101 I. Hornsteinporphyr des Salbandes vom Gang im Kestenthalrücken II. Granitporphyrähnliches Gestein der Gang- mitte ebendaselbst II. Porphyr von Ludwigshütte (rechtes Bodeufer) STRENG. IV. Massengranit von Friedrichsbrunn Eweres V. Massengranit vom Hexentanzplatz Vergleicht man I. und II., so stimmt der etwas höhere Kieselsäuregehalt von I. recht wohl mit dem auch makrosko- pisch hervortretenden Quarzgehalt überein, während anderer- | KINKELDEY. _ seits II. immerhin noch recht kieselsäurereich erscheint in Betracht der spärlichen Quarzkörnchen, die man beobachtet. Sehr auffallend ist der hohe Natron- Gehalt in dem Gestein der Gangmitte, der in Einklang steht mit dem nahezu gleich hohen Natron-Gehalt des der petrographischen Beschreibung nach ebenfalls aus dem Innern des Ganges stammenden Ge- steins von Ludwigshütte.**) Er wird nicht aufgewogen durch die etwas grössere Kalimenge in dem viel natronärmeren Sal- *) Ueberdies 0,31 MnO, %%) Dieser hohe Natrongehalt findet sich auch bei den.von KırkuLr analysirten Quarzporphyren von Nyholmen und Trosterud (3,976 und 3,922 Na,O auf 3,083 und 3,628 K,O), welche, wie oben und schon bei Rots (Gesteins-Analysen 1861. pag. XXXIL) erwähnt, auch nur Aus- läufer von Granit- bezüglich Syenitmassivs sind, Zeits. d. D.geol. Ges. XXVI.4. W 890 band, so dass die Gangmitte entschieden alkalireicher er- scheint als dieses, was wiederum mit ihrer feldspatb- und glimmerreicheren Natur harmonirt. Dass das Ludwigshütter Gestein kieselsäurereicher gefunden ist, bestätigt den grösseren Gehalt an makroskopischen Quarzkörnern , welcher den Gang in der Gegend um Altenbraak auszeichnet vor der Gegend ab- warts Treseburg. Vielleicht liegt hier eine Beeinflussung des Magmas durch Einschmelzen des Nebengesteins vor, indem der Gang bei Altenbraak die Zone des Hauptquarzit im Wieder Schiefer durchsetzt, während in der Umgegend der Gewitter- klippen Schieferhornfels, Kalkhornfels und Diabas das Neben- gestein ausmachen. Einer gleichen Einwirkung durch Ein- schmelzen von Schiefersubstanz u. s. w. ist vielleicht auch die | Differenz im Kieselsäuregehalt beizumessen, die zwischen den Analysen der Ganggesteine I., II. und III. und den übrigens sehr untereinander abweichenden Analysen der Massengranite IV. und V. hervortritt. Wenn auch offenbar noch zu wenig Analysen vorliegen, um solche endomorphische Beeinflussung mit einiger Sicherheit zu constatiren, wollte ich es nicht unter- lassen darauf hinzuweisen, da, wie ich aus dem Vorkommen sehr glimmerreicher Ganggesteine schliesse, die weitere Ver- folgung der chemischen Untersuchungen nach dieser Seite Re- sultate verspricht. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass das glashaltige Sal- bandgestein ein etwas höheres specifisches Gewicht hat, als das Gestein der Gangmitte. Es ist deshalb die Bestimmung wiederholt, dabei aber dasselbe Resultat gefunden worden. Zugleich geht damit ein höherer Wassergehalt in dem Salband- gestein Hand in Hand. Man könnte versucht sein, durch eine Zu- nahme pintoidischer Verwitterung gegen das Salband hin die- sen Umstand zu erklären. Dagegen spricht jedoch der mikro- skopische Befund, wonach die Feldspäthe in dem Gestein der Gangmitte weniger frisch erscheinen, als in dem Salband- gestein. Nach dem grösseren Quarz- und geringeren Feldspath- gehalt kommt diesem letzteren andererseits ein etwas höheres specifisches Gewicht wirklich zu. Sollte nicht aber auch in diesem höheren specifischen Gewicht des rasch und doch nur zu sehr geringem Theil glasig*) erstarrten Salbandgesteins der *) Die auffällige Verschiedenheit im Glasgehalt der aus demselben Handstück gefertigten Schliffe a und b lässt den Schluss zu, die analy- 891 natürliche Ausdruck einer compacteren Raumerfullung gefunden werden können gegenüber dem langsamer, makrokrystallinischer und darum relativ lockerer verfestigten Gestein der Gangmitte ?*) Die fortgesetzte mikroskopische Untersuchung an den Ge- steinen des Bode- Ganges wird hoffentlich das Vorkommen einer Glasbasis und der zugehörigen Entglasungsmasse in diesem Ausläufer des Massengranit weiter darthun und fester begründen, sowie die Uebergänge kennen lehren, durch welche die Mikrostructur derartiger glasführender Gesteine allmälig in die Makrostructur des Massengranits verläuft. Trifft dies zu, und wird sonach der durch die geologische Kartirung direct bewiesene Zusammenhang zwischen Granit und Porphyr erweitert zu einem Zusammenhang zwischen Granit und Porphyrglas, Pechstein oder Obsidian, so dürfte das nach geologisch räumlichen wie stofflichen Beziehungen harmonische Resultat das Schlussglied bilden in der Kette der Beweise für die plutonische Natur des Granits. Zugleich wird eine derartige, zumal durch vergleichende Stu- dien unterstützte Untersuchung dieser der Structur nach porphy- rischen, der geologischen Werthigkeit nach granitischen Ge- steiue, die ich am kürzesten als Porphyr-Facies des Granit’s bezeichnen möchte, uns darüber aufklären, ob es chara- kteristische mikroskopische Kennzeichen giebt, wonach man solche local porphyrisch erstarrte Granite unterscheiden kann von dem typischen Quarzporphyr, d. h. von jenen eruptiven Massen, die in Erfüllung selbständiger und besonders srösserer geologischer Raumbildungen durchweg perpbyrische Structur angenommen haben und deren Er- scheinen so häufig von echten Tuffbildungen, Thonsteinen und dergleichen begleitet ist. So lange mikroskopische Kriterien mangeln, verdienen die geologischen doppelte Aufmerksamkeit. Gerade dass wir keinen Granittuff, wohl aber einen Porphyrtuff kennen, das sirte Masse sei besonders glasarm gewesen. Analyse und sp. Gew. sprechen für eine quarz- und glimmerreiche Grundmasse des Salbandgesteins. Vergl. Herrn Conen’s Angaben. *) Herr Eck hat seiner Zeit eine ganz analoge Mittheilung an Herrn vom Rats gemacht (conf. Leons.-GEin. Jahrb. 1869 pag. 433): Granito- porphyrische Gangmitte des Glimmersyenitporphyrganges ohne „amorphe Grundmasse‘“‘ sp. Gew. = 2,614, Salband mit vorherrschender „unter dem Mikroskop amorpher“ Grundmasse sp. Gew. = 2,685. Ob amorph hier unindividualisirt oder isotrop bedeutet, ist nicht ersichtlich. ae 892 macht neben dem verschiedenen räumlichen Verhalten einen der Hauptunterschiede aus in der geologischen Rolle, welche diese beiden so nahe verwandten Gesteine spielen; ein zweiter Hauptunterschied liegt in dem Mangel an grossartigen Contaet- metamorphosen beim Porphyr *), ein dritter in der häufigen Neigung des Granits zur gneissäbnlichen Schiefer- oder Flaser- structur. Fragt es sich daher, wo werden unter den zahllosen Quarzporphyrgängen diejenigen zu suchen sein, welche vielleicht nur Apophysen in der Tiefe versteckter Granitmassen dar- stellen und sonach zu unserer Porphyr-Facies des Granits gehören, so liegt es nahe, sich solcher Porphyrstöcke, -Gänge oder -Lagergänge zu erinnern, die keinerlei Beziehungen zu echten Tuffen erkennen lassen, die metamorphische Contact- wirkungen aufweisen und zu flasrigem Gefüge neigen. Derartige Porphyrvorkommen finden sich gar nicht selten, zumal im alten Uebergangsgebirge, während sie in den mit augenscheinlichen Tuffbildungen verknüpften Hauptporphyr- formationen im productiven Steinkohlengebirge, im Rothlie- genden und in der Trias gänzlich zu fehlen scheinen. Wegen ihrer Tendenz zur flaserigen Structur hat man für einen Theil derselben das Wort Flaserporphyr gebraucht, dabei jedoch die Trennung von jenen flaserigen, mit porphyr- ähnlicher Structur ausgestatteten Sedimenten unterlassen, für die ich den Namen Porphyroide vorgeschlagen habe (conf. diese Zeitschr. Bd. XXI. pag. 329 ff... Diese seiner Zeit von Herrn von DECHEN mit weisem Vorbedacht vorläufig nicht vollzogene Trennung scheint mir heutzutag ebenso unerlässlich, als es mir incorrect erscheint, wenn neuerdings umgekehrt der Begriff des sedimentären Porpbyroids auf alle Flaserporphyre älterer *) Wenn aus der weiteren Umgebung von Christiania nach KyeRruLr und vom Rarn (Leonn.-Gein. Jahrb. 1869 pag. 431) solehe Contactmeta- morphosen auch da angegeben werden, wo sich Quarzporphyr (Krofte- kollen) oder Orthoklasporphyr (Isi) mit den silurischen Schichten be- rühren, so ist daran zu erinnern, dass gerade ein Theil der dortigen Porphyre nachweislich im innigsten Zusammenhang mit den jüngeren Massengraniten und Massensyeniten steht, wie denn z. B. am Krofte- kollen nach Kyrrune (Christianiasilurbecken pag. 55) der Quarzporphyr in Granit übergeht und auch die steile Aufrichtung der metamorphosirten Schichten daselbst offenbar auf andere Verhältnisse hinweist als sie da sind, wo das unveränderte Silur und Devon conform von Porphyrdecken überlagert werden. 893 Autoren ausgedehnt wird.*) Beiderlei irrige Zusammenfassun- gen finden ihre Erklärung in dem häufigen localen Zusammen- hang zwischen Flaserporphyren und Porphyroiden, wie er z. B. an der Lenne nach von DECHEN, im südlichen Thüringer Wald nach Crepner sen. und im Fichtelgebirge nach GUNBEL statthat, und wie er nach TörnEBoHM’s sehr dankenswerther Analyse des schwedischen Begriffs Hälleflinta**) auch in Dale- karlien und anderen schwedischen Porphyr- und Porpbyroid- territorien sich* vielleicht nachweisen lassen dürfte. Herr von DecHuen, dessen Abhandlung uber die Feldspath- Porphyre in den Lenne-Gegenden ***) eine grundlegende genannt werden muss, hat diesen Zusammenhang dahin ausgesprochen, dass die schiefrigen Porphyre (Porphyroide) in demselben Verhältniss zu dem gewöhnlichen Porphyr stehen, wie der Gneiss zum Granit. Andererseits vergleicht er die Porphyroide wiederum mit dem „Schalstein-Porphyr‘“. Wenn Herr GUMBEL jüngst in seiner vorläufigen Mittheilung über die „‚palaeolithischen Eruptiv- ‚gesteine des Fichtelgebirges‘‘ unter dem Namen Keratophyr „Lagergänge“ eines zwischen Granit, Porphyr und „Hornfels“ f) in seiner Ausbildung schwankenden Eruptivgesteins, “neiss- artige, geschichtete, Feldspath-führende Quarzitgesteine der Phycodenschichten, Porphyr-artige Schiefergesteine (Schiefer- porphyroide) und endlich ‚„‚tuffige Schichtgesteine der eruptiven _ Keratophyre, genau in demselben Verhältniss zum Keratophyr, wie die Schalsteine zum Diabas‘‘, zusammenfasst, so dürfen wir unter diesem Namen wohl ebenfalls weniger einen scharf abgegrenzten petrographischen Begriff, als vielmehr den vor- laufigen Ausdruck des so eben erwähnten localen natürlichen Zusammenhanges verstehen. Worin dieser locale Zusammen- hang bedingt sei, das ist der Kern der Frage. | Gneiss und Schalstein dienen auch Herrn GüNmBEL zum Vergleich für die Porphyroide und verwandte Schichtgesteine, *) Ich kann mich selbst nicht ganz freisprechen von einer unvor- sichtigen Anwendung des Wortes Flaserporphyr. Dagegen ist es mir nie eingefallen, alle Lenneporphyre und alle verwandten Gesteine aus dem Thüringerwald als schichtiges Porphyroid aufzuführen, wie dies in Herm. Crepner’s Elementen der Geologie geschieht. Conf. diese Zeitschrift Bd. XIX, pag. 680; XXI. 329; XXIV. 763, #*) Leonn.-Gein. Jahrb. 1874. pag. 140 ff. #**) Kunst. u. v. Decuen Arch, 19. Bd. 1845. pag, 3067, +) in der Bedeutung von Petrosilex oder Felsit. 894 nur wird der Schalstein direct als Diabastuff bezeichnet und dem entsprechend eine aus „Feldstein“-Quarzit- und Thonschiefer- masse zusammengesetzte Varietät der dem Phycodenguarzit „engst verknüpften‘ schichtigen Gesteine als Keratophyrtuff ange- sprochen. Aus dem kurzen summarischen Bericht ist nicht ersichtlich, wie sich diese Tuffe zu den „Lagergängen‘ des eruptiven Keratophyr verhalten, da man doch vielmehr einen Zusammenhang mit Oberflächenergüssen, Lagern und Decken, erwarten muss. Die von mir seiner Zeit auch für die Harz- Porphyroide in Erwägung gezogene, aber verneinte*) Annahme einer Tuffbildung scheint mir für dichte, geschichtete Silieat- gesteine überhaupt nur dann gesichert, wenn, wie dies bei dem Schalstein in der That der Fall ist**), Trümmerbildungen mit deutlich erkennbaren Fragmenten eines Eruptivgesteins den Zusammenhang mit diesem letzteren vermitteln, Solche con- glomeratische oder breccienartige Porphyrsedimente werden von Herrn von DecHEn im Lennegebiet ausdrücklich in Abrede gestellt ***) und Herr GUnBEL hat aus dem Fichtelgebirge vor- läufig auch nichts derart erwähnt, denn unter den „Feldstein- knöllchen und -Kügelchen‘ in seinen Keratophyrtuffen sind doch wohl coneretionäre chemische Ausscheidungen und nicht abgerundete Fragmente zu verstehen.f) Warum also Tuff? Das ist die eine wichtige Frage. Eine zweite drängt sich sofort auf, wenn ferner die gneiss- und porphyrartigen Schicht- gesteine aus dem Phycodenquarzit-Niveau von Herrn GÜUNBEL als auskrystallisirte Sedimente unter ausdrücklicher Vernei- nung einer metamorphischen Entstehung aufgefasst werden, wie dies, nachdem ich diesen Gedanken für die Harzer Porphy- roide abgelehnt hatte, Herr CREDNER jun. bereits für seine nordamerikanischen Schieferporphyroide angenommen bat. Wo *) 1. ce. pag. 308 ft. **) Ich erinnere beispielsweise an die von Sannsercen und FE. A. Rosmen beschriebenen Breccien aus Diabas, Stringocephalenkalk und Schiefermaterial bei Weilburg in Nassau und bei Mandelholz im Harz. **) ]. c. pag. 437. u. 438. +) Ich kenne autoptisch ganz analoge Gesteine von Treseburg aus dem Harz, sowie nach Herrn Rıchrzn’s freundlicher Belehrung vom Heu- berg bei Sophienau im Thüringerwald und gebe gern zu, dass sie einen tuffartigen Eindruck hervorbringen, nie wollte es mir jedoch ge- lingen, klastisches Eruptiv-Material darin zu finden. 895 'bleibt dann der Zusammenhang mit dem eruptiven Keratophyr? Ein solcher könnte gefunden werden in der Auskrystallisirung tufiger Schlämme zu Gneiss- und Porphyroidgesteinen. Wird diese Bildungsweise abgelehnt und scheint andererseits in der That nach der alleinigen Angabe von Lagergängen des Keratophyr und der Nichtangabe deutlich fragmentärer Porphyrgesteine die Tuffnatur aller dieser geschichteten Silicatgesteine einstweilen zweifelhaft, so ist mir doch ein Zusammenhang so denkbar, dass die Silicatlösungen, welchen diese Gneisse, Porphyroide u. Ss. w. ihre Entstehung verdanken, als begleitende Erschei- nung der Keratophyr - Eruption — ich sage nicht als Theile des Keratophyr-Magma’s — dem Erdinnern entstammen. Diese Auffassung wurde insoweit allerdings einer ursprünglichen Sedimentbildung widersprechen, als das Eindringen der Lager- gänge zwischen die Schichten und damit das Eindringen der Silicatlöosungen einen bereits vorhandenen und nicht erst zu bildenden Schichtenkörper verlangt. Keineswegs aber, und ‚hier scheinen mir die eigentlichen Grunde für die Annahme einer ursprünglichen Sedimentirung seitens des hochverehrten Autors zu suchen, setzt sie voraus, dass der eigentliche mineralisch- chemische, , diagenetische Gesteinsbildungsprocess in diesem Schichtenkörper vor diesem Eindringen bereits zur Fertig- stellung des festen Gesteins geführt hatte. Ganz wie Herr GümseEL bin ich der Ueberzeugung, dass ‚die krystallinischen Silicatbildungen, welche in diesen Quarziten und Thonschiefern den gneiss- oder porphyrartigen Habitus hervorrufen, zugleich mit und nicht etwa nach der Verfestigung der Quarzit- oder Thonschiefermasse sich ausgeschieden haben; seine diagenetische und meine metamorphische Anschauung gehen nur darin auseinander, dass ich die Substanz jener Silicate zum Theil wenigstens unter be- sonderen Umständen, in dem in Rede stehenden Falle also im Zusammenhang mit dem Eindringen des Keratophyrs zwischen die Schichten, dem ursprünglichen Sediment zugefuhrt denke, Herr GümßEL dieselbe als von vornherein dem Sedi- ment angehorig betrachtet. Wie nahe diese beiden An- schauungen sich stehen, ergiebt sich aus der Betrachtung, dass, falls die Keratophyr-Eruptionen sehr lange andauerten, so dass jene unterirdischen Quellen schon während der Bildung der PLycodensedimente spielten, beiderlei Bildungsprocesse 896 Bi. ineinander verlaufen. Es wird daher vorzugsweise auf die genaue Darlegung der geologisch räumlichen Beziehungen aller dieser Gesteine ankommen, um die Entscheidung nach dieser oder jener Seite hinzuführen. Sobald Herr Güusen an Stelle der Lagergänge des Keratophyr lager- oder deckenartige Ober- flächenergüsse nachweist, ist seine Auffassung die einfachere. Für die meinige darf ich die bis jetzt noch nach keiner Seite. hin widerlegten Beobachtungen des älteren CREDNER*) aus der zugestandenermaassen der fichtelgebirgischen äquivalenten Ge- gend im Schwarza- und Katzethale im Thüringer Wald an- | führen, wonach flaserige porphyroidische und gneissige Ge- | steine im Contact von Granit- und Porphyrgängen allda auf- treten und überhaupt das ganze Schiefergebirge zwischen diesen von Contactmetamorphosen begleiteten Gängen und den Graniten des Arolsberges und von Waffenrode regional einen krystallinischeren Habitus zeigt. Damit stimmt recht gut überein, was Herr R. Richter so treffend hervorgehoben hat, dass die Porphyroide**) der dortigen Gegend vorzugsweise denjenigen Zug des Phycodenquarzits begleiten, der dem langen j) Granitgang des Schwarzethals nahezu parallel läuft und öst- | lich der so eben abgesteckten Region nicht auftreten. In der That sind die Gesteine, welche weiter gegen Südosten in der Umgebung der Steinheider Phycoden - Quarzite auftreten, von anderer, weit weniger krystallinischen Beschaffenheit und die Feldspathführung scheint ganz verschwunden, wie im Quarzit, so im Schiefer; während in jener Region zwischen Königssee und Eisfeld und zwischen dem Arolsberg und Lan- genbach der Feldspath***) nicht nur als krystallinischer Be- | standtheil des Schichtenkörpers, sondern vielfach nebst Chlorit | und einem sericitischen (?) Glimmer in Linsen, Koauern, | Trümern von Quarz das Gebirge durchschwärmend ausge- schieden ist. Es sind das offenbar ganz dieselben Feldspath- führenden derben Quarzmassen, die auch Herr Günuser (l. ec. pag. 46 u.47) beschreibt; während er indessen nur „rings von 1; 2 BR. 107187 *) Leonn,-Bronx Jahrb. 1849. pag. 1 ft. *%*) Schulprogr. Saalfeld 1871. Nur scheint mein hochverehrter Freund gleich Crepner jun. den Begriff Porphyroid auch auf diejenigen Gesteine auszudehnen, welche nach dem älteren Crrpner eruptive Keratophyre im Sinne Günmßeı’s sind. **#) wenigstens zum Theil Plagioklas, vielleicht Albit ? 897 Thonschiefermasse dicht umschlossene Quarzlinsen‘‘ *) angiebt, habe ich im Thüringerwald, ganz wie im Taunus und zumal im Sudostrand des Harz, nicht nur solche, sondern auch deut- lich das Schiefergebirge, bald im Sinne der Schichtenlage, bald quer gangförmig durchtrümernde Massen beobachtet. So z. B. besonders ausgezeichnet in dem Wasser, das längs der Fahrstrasse vom ZRennstieg nach Langenbach herabfliesst, gerade da, wo ein auf R. Rıchter’s Karte rechts und links der Strasse angegebener Glimmerporphyritgang den Bach durchsetzt. Das uber die Klippen der harten Schiefer stür- zende Wasser lässt an dieser Stelle in der geglätteten Gesteins- oberfläche auf’s deutlichste den Verlauf der Schichten und die gangformig das Schichtgestein durchsetzenden Quarztrümer erkennen. Feldspath ist am Salband der Trümer zumal ange- häuft und dringt von da einbreschend in den Schichtenkörper ein. Derart gangförmige Vorkommen widerstreiten der dia- genetischen Auffassung GUNMBEL’s, sprechen vielmehr, zumal in Anbetracht ibrer regionalen Verbreitung für die metamor- phische Auffassung des älteren Orenxer. Zwischen Langen- bach und Goldisthal, zwischen Breitenbach und Böhlen und von da nach Schwarzemuhle, zwischen Unter- und Ober- schöblingen,, überall in jener Region findet man die feldspath- ‚führenden derben Quarzmassen, die in R. Rıcnrter’s Beschrei- bungen wohl nur darum nicht hervortreten, weil mein verehrter Freund nach dem hierin nicht mustergiltigen Vorgang älterer Geologen die schichtigen Quarzite und solche derben Gang- *) Wenn Herr Günser in diesen ringsum von Thonschiefersubstanz dicht umschlossenen Feldspath-führenden Quarzlinsen einen „unzweideu- tigen“ Beweis dafür erblickt, dass die Feldspathführung nicht eine Folge von Metamorphose sei, so möchte ich daran erinnern, dass in den ÜOon- tactringen um die Granite viele Millionen kleiner, rings von Thon- schiefermasse umschlossener concretionärer Ausscheidungen liegen, ohne dass man die Contactmetamorphose solcher Fleck- und Knotenschiefer mit Erfolg jemals bestritten hätte. So lange man also derartige Vor- kommen noch als Contactmetamorphosen bezeichnet, kann man aus die- sem Grunde nicht wohl die Möglichkeit abweisen, dass auch jene Linsen . im Gefolge metamorphischer Processe sich ausgeschieden haben. Nur das geht höchst wahrscheinlich aus diesem concretionären Verhalten hervor, dass das von der Metamorphose beeinflusste oder auch im Sinne Güuser’s diagenetisch auskrystallisirte Sediment vor jener Concretions- bildung noch nicht festes Gestein war. ee. und Linsenquarze weder im Text noch auf der Karte scharf getrennt hat. Bei reiflicher Erwägung aller Umstände wird man zugeben müssen, dass noch viel Räthselhaftes den Zusammenhang der flaserigen und nichtflaserigen Quarzporphyre und der schich- tigen Porphyroide umgiebt. Gerade weil aber im Sauerland und in Thüringen wie im Fichtelgebirge dieser Zusammenhang ein derart inniger, natürlicher ist, dass Herr vox Decnen trotz der klaren Erkenntniss der zweifellos sedimentären Natur des versteinerungsführenden Theils seiner Lenneporphyre sich seiner Zeit nicht entschliessen konnte, die Trennung in Eruptiv- porphyr und in Pseudoporphyr auszusprechen, und dass Herr GÜUMBEL heute sogar einen neuen Collectivbegriff schafft, um diesen Zusammenhang auszudrücken, wird eine Gegend, in welcher derselbe gar nicht augenscheinlich zu Tag tritt, viel- leicht am allerehesten neue Gesichtspunkte zur Lösung dieser Frage beibringen. Dies nun ist im Harz der Fall. Wenn ich nach den bis jetzt dort stattgehabten Unter- suchungen im Gegensatz zu den von GÜMBEL und CREDNER jun., aber in Uebereinstimmung mit den von CREDNER sen. für den südlichen Thüringerwald gewonnenen Anschauungen zu dem Resultat gekommen bin, die Harzer Porphyroide für meta- morpbische, unter besonderen Einflüssen auf das ursprüngliche Sediment entstandene Gesteinsbildungen zu halten, so liegt das 1) an dem einseitig regionalen Vorkommen derselben in dem Zwischengebiet zwischen Brocken und Ramberg, nördlich der Sattelaxe der Tanner Grauwacke, sowohl innerhalb als ausserhalb der Hornfelscontactringe um die Granite *); *) Die bei Friedrichsbrunn beobachteten Porphyroide liegen, wie (diese Zeitschr. Bd. XXI. pag. 294 ff.) beschrieben, innerhalb des Ram- berg - Contactrings derart neben chemisch wie mineralisch verändertem Diabas, dass hier eine doppelte Contactwirkung in Betracht gezogen werden muss, wie denn auch sonst stofflich eine Analogie zwischen Albit- führenden Porphyroiden und natronreichen Diabas-Contactgesteinen statt- hat. Es sind dies complieirte Fälle, die aber nicht dazu führen dürfen, die im Uebrigen im Harz ausserhalb des Granitringes sehr klar ausge- sprochenen Contacterscheinungen am körnigen Diabas mit den Porphy- roiden zu confundiren, wie dies von Herrn Crrpner in seinen „nordame- rikanischen Schieferporphyroiden“ (Leoxn.-Gein. Jahrb. 1870 pag. 982) | 899 2) an der eigenthümlichen geologischen Rolle, welche diese räumlich von der geringsten Dimension bis zur abbauwürdigen Masse anschwellenden Gesteine im Körper des hercynischen Schiefergebirges spielen, indem sie, bald als echte flaserige Sericitporphyroide, bald unter Wegfall der Grundmasse als Phyllitgneisse, bald unter Wegfall der Flaser und der Einsprenglinge als Hälleflintgestein, bald unter Vorherrschen der Flaser als Serieitschiefer, endlich als blaue Schiefer mit Serieitfleecken oder mit feldspäthigen oder feldstei- nigen Ausscheidungen oder als feldspathführende Quar- zite nicht sowohl an ein festes Niveau gebundene Einlagerungen, als vielmehr einen in seiner äusseren Erscheinung. sehr wechselvollen, an vorgenannte Re- und von Herrn Günser (l.c. pag. 47 in dem Citat *)) zu geschehen scheint, wenn Beide meines Freundes E Kayser Arbeit „über die Contactmeta- morphose der körnigen Diabase im Harz“ eitiren, wo sie von den Harz- porphyroiden reden. Wenn eine grossartige Granit-Eruption das Aus- ‚brechen zahlreicher heisser Quellen zur Folge hat, so werden diese heissen Quellen in einem derart siebförmig von alten Diabasen durchlöcherten Schiefergebirge, wie es der Harz ist, naturgemäss auch die chemische Substanz des Diabas und seiner Contactbildungen auflösen, wonach eine stoffliche Verwandtschaft zwischen den in der Granitregion auftretenden Porphyroiden mit jenen Gesteinen nichts Auffallendes hat. Es scheint mir darum aber auch gar nicht undenkbar, dass Porphyroide direct als Diabas- Contact - Gesteine auftreten können, zumal die Substanz des ur- sprünglichen Sediments doch auch beiträgt zu der schliesslichen minera- lisch-chemischen Beschaffenheit des Contactgesteins.. Unter diesem Ge- sichtspunkt sei hier hervorgehoben, dass die von Herrn Cneopxer jun, beschriebenen höchst interessanten nordamerikanischen Schieferporphyroide nach des Autors eigener, sowohl in dieser Zeitschrift (Bd. XXI. pag. 529), als im Jahrbuch (1. c, pag. 971) gemachter Angabe, thatsächlich als eine ganz locale abweichende Gesteinsfacies zwischen zwei mächtigen Diabas- massen lagern. So lange Herr Creonxer nicht die Unmöglichkeit darthut, sehe ich gar nicht ein, weshalb der, das Lager im Liegenden allein ver- anschlagt, 2300 Fuss mächtige Diabas nicht eine 300 Fuss mächtige Contactfacies bedingt haben sollte, zumal diese Contactfacies sehr natron- und kalkreich ist. Je unwegsamer und entlegener solch eine Gegend wie die von dem verehrten Autor geschilderte ist, um so grösser ist gewiss das Verdienst ihrer Durchforschung, immerhin wird es noch lange dauern, ehe man hier sicheren Boden für die theoretische Anschauung gewinnt, 900 “ gion gebundenen abweichenden Zustand im Schiefer- gebirge zu bedeuten scheinen; 2 3) an denim Zusammenhang damit zugleich in derselben Region auftretenden Quarztrünern, welche die zum Theil allerfeinsten Querklüfte der Schichten erfüllend, Feldspath (beziehungsweise Albit), Kalkspath und sericitischen (?) Glimmer führen; | 4) gerade an dem absoluten Mangel echter Quarzporphyr- massen, deren eigenthumlich ausgebildete Tuffe jene Porphyroide sein könnten. Das postgranitische, z. Th. sphärolithisch entwickelte Gangspaltensystem des Auerbergs, das durch alle Schichten | hindurchsetzt, kann gar nicht in Betracht kommen; antegrani- tische Porpbyre sind zwar als Rollstüucke aus einzelnen Conglomeratschichten des Oberharz, nirgends aber aus jenem Granitzwischengebiet und überhaupt nicht als anstehend im Harz bekannt. In dem Anhang zu meiner Arbeit über die rechtsrheiniscce Fortsetzung des Taunus hatte ich die Porphyre von Ludwigs- | hütte-Altenbraak in Betracht gezogen*) als möglicherweise mit den damals zuerst von mir aus dem Harz beschriebenen, aber noch nicht benannten Porphyroiden im Zusammenhang stehend, Nachdem diese Porphyre nunmehr sich als Porphyrfacies des Ramberg-Granit in Gangspalten ausgewiesen haben, scheint | es Angesichts der sub 1) erwähnten regionalen Verbreitung der Porphyroide im Zwischengebiete zwischen Ramberg und | Brocken sehr beachtenswerth, dass unter den Gesteinsabände- rungen der dieses Zwischengebiet durchziehenden Granitapo- | physe Flaserporphyre auftreten, und dass an der Blauen Klippe im Contactring des Ramberg echte schichtige Serieit - Porphy- roide**) von diesen Flaserporphyren gangformig durchsetzt werden. Bir: *) Diese Zeitschr. Bd. XIX, pag. 676 u. 677. *%) Vergl. Zincken 1. c. 2. Th. 1845. pag. 603. g) „Grünlich-grauer, fester Schiefer, wie erhärteter Talk (sic!) mit ganz feinen Glimmer- blättchen“. -Nach dieser Angabe war ich fast a priori sicher, flaseriges Serieitgestein zu finden, Es ist dies beiläufig gesagt eine Stelle, wo der Uebergang aus dem blauen Thonschiefer in das Sericitporphyroid gut zu beobachten ist, 901 Hier ist kein Zweifel möglich, welche geologische Be- deutung dem flaserigen Eruptivgestein, dem Flaserporphyr beizumessen sei. Dieser Flaserporphyr ist seiner geologischen Werthigkeit nach Ganggranit, der selbst in diesem verdichteten Zustand noch die Tendenz, Gneissstructur nachzuahmen, nicht verleugnet. Ebensowenig scheint mir aber auch die Bedeutung des Porphyroid’s an dieser Stelle zweifelhaft. Das Porphyroid als abweichende petrographische Facies im hereynischen Schiefergebirge ist hier so eng verknüpft mit den abweichenden Schichtgesteinen des Contactringes um den Granit, dass ich es hier für eine Contactmetamorphose ansprechen muss. Fügen wir dies dem Harz entliehene Moment in die vorste- hende Erörterung ein, so gewinnt die Anschauung einige Berech- tigung, dass auch die Gänge der flaserigen und nicht flaserigen - Eruptiv-Porphyre der Lennegegend*), sowie der Eruptiv-Kera- tophyre**) im Fichtelgebirge und Thüringerwald porphyrisch ‚erstarrte Apophysen von in der Tiefe ruhenden Granit-' massen seien, deren thatsächliches Vorhandensein uns ja die Granitfragmente in den rheinischen Basalten lehren und auf die nach GuUnBEL***) Granitfragmente in Diabasbreccien des Fichtelgebirges vielleicht hinweisen durften. Ferner stellen sich uns nun die flaserigen schichtigen Porphyroide theils als Contactmetamorphosen an den porphyrischer Granitapophysen, theils als im weiteren Sinne von der Graniteruption abhängige Regionalmetamorphosen im Schichtgebirge ungezwungen dar. Umsomehr wird man zu dieser Auffassung angeregt,“ als das nördliche Sauerland in den Porphyrgängen der Bruch- häuser Steine einen Punkt besitzt, an dem nicht Lagergänge, sondern mächtige Quergänge von sehr varietätenreichem, z. Th. *) Ueber die mikroskopische Beschaffenheit einiger dieser Gesteine vergl. die deutsche Ausgabe der „Krystalliten‘“ von H. Voczısane p. 109; die einzige, von mir Herrn Ror# mitgetheilte chemische Analyse veran- lasst diesen zu der Bemerkung: „Das Gestein gehört zu den nicht häu- figen Felsitporphyren, welche mehr Atome von Natron als von Kali ent- halten“ (conf. Rotu, Beiträge zur Petrogr. der pluton. Gest. in Abhandl- der phys. Kl. der kgl. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. 1873. pag. 101). **) Nur im Einvernehmen mit Herrn Günmser würde ich jedoch den - Namen Keratophyr für die Porphyr-Facies des Granit anwenden. er )h.e.pag. 40, 902 granitähnlichem Porphyr*) das Schiefergebirge in einem der hochaufragendsten Gipfel durchbrochen und z. Th. breceien- artig zertrummert haben, begleitet von Flasergesteinen, aus- i gezeichneten Contacterscheinungen und Albit nebst Chlorit führenden Quarztrümern, welche letztere auch in Begleitung der Porphyre und Contact-Porphyroide von Pasel an der Lenne nicht fehlen. | Im südlichen Thüringerwald scheinen gerade vorzugsweise | die geologischen Verhältnisse des “chwarza- und Katze-Thales geeignet, um diese Auffassung zu bestätigen oder zu wider- | legen. In ihrem Licht erscheint der langgezogene Gang- stock des Granits als die weitere Hauptspalte, in der das | granitische Magma körnig, die Schwärme der Keratophyrgänge als die engeren Nebenspalten, in der dasselbe Magma por- phyrisch erstarrt ist. Beiderlei Spalten werden von flaserigen gneissigen oder porphyroidischen Contactschiefern begleitet, der Granit aber auch, wie schon CREDNER sen. hervorgehoben bat, und wie ich an Ort und Stelle**) selbst beobachtet habe, von Hornfels, analog dem Hornfels des Harz. Sollte eine genaue i Kartirung dort zu dieser Anschauung führen, so dürfte der Auf- | fassung der übrigen nicht in direetem Contact mit dem eruptiven | Granit und Keratophyr beobachteten Gneisse und Porphyroide | als zugehöriger Regionalmetamorphosen nichts im Weg stehen. Ob der (l. e. pag. 46) von Herrn GUMBEL angezogene Granit- stock des Hainberg bei Wurzbach (Hennberg nächst Weitis- berge bei R. RıcHTer, diese Zeitschr. Bd. XXI. pag. 574, 399), der nach R.. Rıcnrer’s Karte einen ausgezeichneten Knotenschiefer-Contactring besitzt und dessen Umgebung nach *) Die grosse Mannigfaltigkeit der an diesem wichtigen, nunmehr durch die Ruhrthalbahn viel zugänglicheren und darum hoffentlich bald ' nach seinem ganzen Werth ausgebeuteten Punkte vorkommenden massi- gen und schichtigen, porphyrischen und granitoporphyrischen, flaserigen und Breccien-Gesteine hat schon 1791 Nose in seinen „Orographischen Briefen über das Sauerländische Gebirge in Westfalen“ beschrieben. Zu Trıgower’s Analyse eines Porphyr der Bruchhäuser Steine (Ann. d. Chem. u, Pharm. 87. 1853. pag 331) bemerkt der begleitende Text ausdrück- lich, das analysirte Gestein gleiche einem feinkörnigen Granit! **) Auf der Ostseite des Granit in der Schlucht, welche unterhalb Glasbach bei der Obstfelder Schmiede von rechts in die Schwarza ein- mündet, 903 beiden Autoren durchschwärmt wird von z. Th. sehr fein- körnigem Ganggranit*), nicht ebenfalls Anhaltspunkte bietet zur Beurtheilung des Verhältnisses von Granit, Keratophyr und Porphyroid, muss die weitere Untersuchung lebren. Die l.e. von Herrn GünmgeEL mitgetheilte Beobachtung, dass da, wo der Ganggranit im Sorbitzthal das quarzitische Schicht- gestein durchsetzt, letzteres keinerlei bemerkbare Contact-Ein- wirkung, auch nicht unter dem Mikroskop zu erkennen giebt, bestätigt nur die alte Erfahrung, dass Eruptivgesteine — und zwar Basalt so wenig als Granit — nicht stets ÜContact- metamorphosen im Gefolge haben. Sie scheint mir daher auch ' dagegen nicht verwerthbar, wenn es gilt, den Zusammenhang zwischen den von ÜREDNER sen. beobachteten Contactporphy- roiden mit den gneissigen oder porphyroidischen Phycoden- quarzitgesteinen im Sinne einer regionalen Metamorphose auf- zuklären, wie das die von Herrn GUmBEL entschieden betonte Zu- sammengehörigkeit der geologischen Verhältnisse im südlichen Thüringerwald und im Fichtelgebirge und die fichtelgebirgischen Lagergänge des Keratophyr zu verlangen scheinen. Herr Gone selbst hat seiner Zeit die Gesteine der Gegend von Hirschberg als von regional abweichendem petrographischen Charakter geschildert**) und mein verehrter Freund LıEBE, der vorzugliche Kenner des Voigtlandes, halt sie für regional me- tamorph. Die Entfernung zwischen dem Hainberg und Hirsch- berg an der oberen Saale ist nicht einmal so gross, als die zwischen Ramberg und Brocken. Die Hirschberger Gneisse gehen bis über Gefell hinaus bis zu dem Granit von Tobertitz. Gerade der Umstand, dass „alle quarzigen Gesteine dieser Region reichlich Alkalien (5— 10 pCt.) enthalten‘ (Gumskt |]. e. p. 47), stimmt überein mit den Erfahrungen aus dem Granitzwischen- gebiet im Harz. Die Quarzite der Umgegend von Altenbraak und weiter gegen den Ramberg hin sind, obwohl ausserhalb des eigentlichen Contactringes um den Granit, derart silicat- *) nach R. Rıcurer auch von Quarzporphyr. %%) Geogn. Karte d. Königr. Bayern 1858. u. Bavaria 1863. Bd. II. Die geogn. Verhältn. des Fichtelgeb. etc, Die „von ganz eigenthüm- lichen Verhältnissen beherrschten“ Schichten zählte der Autor damals noch, offenbar wegen der abweichenden krystallinischeren Ausbildung, zur Phyllitformation. Das Zinnerz in dem Gneiss vom Büchig, das einst Veranlassung zu „blühendem ausgezeichnetem Bergbau“ gegeben, mahnt an den Granit. 904 reich*), dass man sie oft verkannt hat. ZInckEN z. B. “| nennt sie (l.c. 2. Th. 1845. pag. 598 u. 599) geradezu „grauen “ Hornfels“. Warum ist der Quarzit nicht anderwärts im Harz Ä derart silicatreich? warum gerade hier, wo gleich Vorboten des i benachbarten Contaetrings um den Ramberg Porphyroidschwärme das Schiefergebirge durchziehen? warum gerade hier, wo mit einmal der anderwärts fehlende Feldspath in den Querklüften des Schiefergebirges ein so gemeines Mineral ist? Die möglichst naturgetreue Antwort auf diese Fragen kann erst dann gegeben werden, wenn das ganze Zwischengebiet zwischen Brocken und Ramberg genau kärtirt und seine Gesteine unter- ‘ sucht sein werden. Der Bode- Gang scheint auch nach dieser | . Hinsicht Aufschlusse bringen zu sollen. Setzt der Granit, wie ich glaube bewiesen zu haben, in ihm als in einer Aufreissungs- spalte gegen den Brocken hin fort, dann muss auch der Heerd der Graniteruption nach dieser Richtung hin wohl näher der Oberfläche liegen als anderwärts im Harz. Dem entsprechend hören die im Gefolge jener Eruption stattgehabten chemischen Einwirkungen auf das Schiefergebirge, die in dem Horofels- ring um den Massengranit uns entgegentreten, nach dieser Richtung hin nicht ganz auf, sie begleiten vielmehr die Granit- apophyse auch nachdem sie aus dem Contactring um den Massengranit herausgetreten ist, aber ohne sich an dieselbe in Art einer directen Oontactmetamorphose zu knüpfen. Das zeigt, die von mir als regionaler Metamorphismus des Zwischen- | gebiets der Granite gedeuteten Erscheinungen sind nicht ver- ursacht durch die geringe Masse der porphyrisch erstarrten | Apopbyse, sie hängen vielmehr ab von dem in der Tiefe der Oberfläche genähert rubenden Massengranit. In Uebereinstim- | mung damit scheint der Hornfelsring um den Ramberg, der sich im Ö., 8. und W. des Granit durch die Fleckschiefer- zone so scharf markirt von dem unveränderten Schiefergebirge | scheidet**), an der nordwestlichen dem Brocken zugekehrten *) Glimmerführender Quarzit von Altenbraak, analysirt im Labo- ratorium der kgl. Bergakademie von Herrn Dr. KınkeLdey: SiO, 81,20; TiO, 1,01; Al,O, 8,77; Fe,O, 0,44; FeO 1,67; CaO 025; MgO 1,12; RK, 0) 1,98; Na. ‚Ö 1,89; H,O 1.41; "so, 0,29; P,O, 0,23 = 100,64; sp. Gew. — 2,701. Man vergleiche damit die von Herrn Günser |, c. pag. 49 mitgetheilte Analyse eines jedenfalls sehr flaserarmen Porphyroids von der Katzemühle im Thüringerwald mit SiO, 84,17; Al,O, 9,76; Fe,O, 0,81; K,O 3,71; Na,O 0,41; H,O 0,10; co, 0,12 = 911. **) Vergl. meine desbezüglichen Angaben diese Zeitschr. Bd. XXIV. pag. 712 ff., pag. 776 u. 777. 905 Granitseite, die den Bode-Gang aussendet, gegen das, man kann nicht sagen, normale Schiefergebirge des Zwischengebiets weit weniger bestimmt nach Aussen hin abgegrenzt. Die so leicht kenntlichen Fleckschiefer fehlen fast ganz, an ihre Stelle treten jene halb gehärteten, verdichteten, halbglänzenden, zer- knitterten, gefältelten Schiefer, die alle jene unbestimmten, rela- tiven Merkmale eines zwischen Thonschiefer und Phyllit hin und her schwankenden Schichtensystems an sich tragen und welche, mit dem echten Hornfels abwechselnd, tief eindringen in das Innere des Contactringes. Zugleich finden sich die zahlreichen und mannigfach vom blauen Schiefer mit Serieit- flecken bis zum ausgezeichnetsten Phyllitgneiss in oft kaum fussbreiten, wenige Schritte fortstreichenden Lagen entwickelten Porphyroidgesteine ein, umsomehr auffällig in ihrer hochkry- stallinischen Beschaffenheit, je schwankender der Charakter der ihre Umgebung bildenden Thonschiefer ist. Aber auch das fallt auf, dass diese so hervorstechenden und darum nicht leicht zu übersehenden Gesteine bis jetzt nur auf der dem Brocken zugekehrten knotenschieferfreien Nordwestseite des Rambergs innerhalb eines Treseburg einschliessenden convexen Bogens von den Gewitterklippen nach Altenbraak und von da nach Friedrichsbrunn zurück angehäuft gefunden worden sind, während auf der West-, Süd- und Östseite*) des Ram- bergs jede Spur davon fehlt, obwohl die normalen Einlagerun- gen, Kalk, Quarzit und körnige Diabase von der Nordwest- seite ihren Verlauf dahin weiter fortsetzen. Die weitere Kar- tirung wird noch Vieles bestätigend oder berichtigend aufhellen. So viel aber darf jetzt schon als feststehend behauptet werden: Auf der NW-Seite des Ramberg - Granites liegt im Wieder Schiefer ein Gebiet regionaler Metamorphose, das sich nicht “scharf scheiden lässt von der klar ausgesprochenen und ander- seitig scharf vom Normalschiefergebirge geschiedenen Hornfels- Contactmetamorphose desselben Wieder Schiefer im Umkreise des " Granits. Dieses Gebiet ist reich an Porphyroidlagern, die ander- wärts um den Ramberg nicht bekannt sind. In seiner nördlichen Hälfte wird dasselbe von einer nach 5. einfallenden Aufreissungs- spalte, in der der Ramberg-Granit porphyrisch entwickelt gegen *) Die gegen den Harzrand gekehrte Nordseite des Ramberg ist noch zu wenig begangen, um sie hier in Betracht ziehen zu können. Zeits. d. D. geol. Ges. XXVI, 4. 58 906 den Brocken hin fortzieht, durchsetzt. Ich habe diese 1854 von Fr. A. RoEMER nach List bereits dem Taunus ver- glichene Gegend schon als regional metamorph bezeichnet *), als ich den Bode-Gang noch nicht kannte, seine Entdeckung hat mich in dieser Auffassung bestärkt. Wie viele derartige Regionen giebt es aber, wo keine Granit-Apophyse den Causal- zusammenhang andeutet! Ich weiss nicht, ob das in dieser Abhandlung für die plu- tonische Entstehung des Granit und für die Metamorphose bei- gebrachte Material Herrn F. Prarr zu einem Besuch des Harz veranlassen wird, ich meinerseits möchte dem Wunsch Ausdruck geben, der hochgeschätzte Autor möge einmal an diesem oder einem anderen concreten Beispiel seine Anschauungen über Granit und Metamorphismus erläutern.**) Man kann getrost zugeben, dass mit dem Metamorphismus viel Unfug in der Wissenschaft getrieben worden ist; man darf gewiss nicht ohne Weiteres die Gesammtheit der krystallinischen Schiefer als Metamor- phosen annehmen, wenn aber Herr Prarr die Frage aufwirft, ob wir nicht die ganze Klasse der meiamorphischen Gesteine zu streichen und den Granit aus der Reihe der Eruptiv-Gesteine in die der wässerigen Bildungen zu weisen haben, so kann ich vom Harz aus dem in keiner Weise beipflichten. *) Diese Zeitschr. Bd. XXI. pag. 285 und 319 segq. **) Es scheint mir dies um so wünschenswerther, als Herr Prarr in seinem schätzenswerthen Buch vorzugsweise nur die Ansicht jener Autoren bekämpft, welche die alten azoischen krystallinischen Schieferformationen als durch ‚‚Granitsaft‘‘ umgewandelte Sedimente auffassen möchten, anstatt die Gesteinsmetamorphose in einer, wie mir scheint, viel „exacteren“ Weise ausgehend von den unleugbaren Contacterscheinungen zu erörtern. Dabei wird der Autor Zugleich Gelegenheit finden, zu zeigen, wie sich nach der von ihm vertretenen neptunistischen Granittheorie die im Harz bis zu 3,35 Kilom, breiten metamorphischen Contactringe um den Granit ungezwungen deuten lassen. 1 j | | | | ! en 907 B. briefliche Mittheilungen. Te — — —n i. Herr Wıru. Reıss an Herrn J. Rorn. Riobamba im Mai 1874. Der Gute des Herrn P. Wour verdanke ich es, Einsicht von den Bemerkungen nehmen zu können, in welchen Herr H. Karsten*) die Nichtexistenz recenter oder gar historischer Lavenströme in Ecuador darzuthun versucht; weniger allerdings durch Darlegung wohlbeobachteter Thatsachen, als vielmehr durch den Versuch einerseits Zweifel an der Glaubwürdigkeit der von mir gemachten Thatsachen zu erregen, andererseits aber sowohl Herrn P. Wour als auch mich als solche Neulinge in Bezug auf vulkanische Erscheinungen darzustellen, dass man uns nicht einmal die Kenntnisse zutrauen dürfe, welche nothig sind, um einen frisch geflossenen Lavastrom von einer Spalte zu unterscheiden. Allerdings hat der ‚‚Vortrag‘‘**) des Herrn H. Karsten in der Schilderung meiner Ootopaxi- Besteigung keine Erwäh- nung gefunden; doch ist dies nicht aus Vergesslichkeit oder gar aus Missachtung geschehen, sondern hat einfach seinen Grund darin, dass mir in den Hochgebirgen Ecuadors Herrn Karsten’s Werke nicht zugänglich waren. Auch ist ein auf *) Zeitschr. d. d. geol. Ges, Bd. XXV. 1873 pag. 508 — 572; alle im Folgenden einfach mit der Seitenzahl bezeichneten Citate sind diesem an Herrn vom Raru gerichteten Briefe entlehnt. *%%) „Die geognostischen Verhältnisse Neu-Granada’s“ .in Verhand- lungen der Versammlung deutscher Naturforscher, Wien 1856 p. 80—117. Diesem Werke entnommene Stellen werde ich die Bemerkung „Vortrag“ beifügen, und zwar ist darunter, mit wenigen besonders bezeichneten Ausnahmen, immer Seite 92 der Verhandlungen zu verstehen. 58* 908 Reisen geschriebener Brief keine wissenschaftliche Abhandlung, und schon dadurch entschuldigt sich der Mangel an Citaten. Denn selbst wenn ich mit der Deutung der beobachteten Thatsachen nicht einverstanden bin, so liegt mir doch nichts ferner als absichtliches Verschweigen meiner Vorgänger, und gerade im vorliegenden Falle hätte ich um so weniger hierzu Veranlassung gehabt, als Herrn Karsren’s Schilderung des Cotopaxi - Ausbruches vom September 1873 Beweise für die Richtigkeit meiner Darstellung und meiner Auffassungsweise bietet. Ehe ich nun — um ein für alle mal diese Sache zu er- ledigen — zur Erörterung der einzelnen Punkte übergehe, muss ich noch erwähnen, dass, wenn ich gleich in der ersten Person rede und auch die Verantwortung des hier Gesagten allein übernehme, ich doch keinesweges weder die Beobachtun- gen, noch die daraus gezogenen Schlüsse als mir allein an- gehörig betrachten kann, da bei der Art und Weise wie wir, Herr STÜBEL und ich, seit einer Reihe von Jahren unsere Ar- beiten gemeinsam ausführen, es mir unmöglich sein würde, in jedem einzelnen Falle anzugeben, was dem Einen oder dem Anderen von uns zukommt. Als Augenzeuge berichtet Herr KArsten über den von mir fälschlich in das Jahr 1854 versetzten Ausbruch des Coto- paxi, da er wenige Tage nach dem Beginn der Eruption von Latacunga aus den Berg betrachten konnte. Aber alle seine Beobachtungen beziehen sich leider nur auf die Feuererschei- nungen, wie solche sich aus 8 bis 10 Stunden Entfernung darstellten; nicht einmal den Fuss des Berges scheint Herr Karsten besucht zu haben. Nun kommt es mir nicht zu, Herrn Karsten daraus’ einen Vorwurf zu machen, da es Jedem frei stehen muss, so viel oder so wenig zu leisten als er für gut findet oder die Verhältnisse gestatten. Welchen Werth aber wurde man in Europa den Schlussfolgerungen eines Beobachters beilegen, der bei einem Vesuv-Ausbruche sich da- mit begnügte, von Sta. Lucia oder von Hötel de Rome in Neapel aus das gewiss grossartige Schauspiel des Ausbruches zu geniessen, ohne sich je die Mühe zu nehmen, die Abhänge des Berges zu untersuchen? Und doch hält Herr Karsten, sich stutzend auf einige veraltete Hypothesen, seine aus sol- chen Entfernungen ausgeführten Beobachtungen für so werthvoll, 909. dass sie allein ihm hinreichen, die Resultate monatelanger, über alle Theile des Berges ausgedehnter en in Frage zu stellen! Allerdings findet sich in meinem Berichte nur angedeutet, dass der Besteigung des Gipfels eine eingehende Untersuchung der Abhänge des Cotopaxi vorausgegangen war; aber eine solche Andeutung sollte doch wohl genügen, einer allzuraschen ‚Verurtheilung vorzubeugen. Der erste, ganz frische Lavastrom wurde von Herrn StüßeL in den letzten Monaten des Jahres 1871 an der Nord- seite des Cotopaxi entdeckt; — in den Monaten März und April 1872 besuchte ich zum ersten Male diesen Berg und wandte meine Aufmerksamkeit namentlich der Nord- und Ost- seite zu. Ende desselben Jahres (November und December 1872) hielt ich mich abermals am Cotopaxi auf, behufs Unter- suchung der Süd- und Westabhänge, und in diese Zeit fällt die erste Besteigung des Berges. Wenige Monate später erreichte auch Herr StüserL den Gipfel (8. März 1875), und verwandte derselbe später nochmals (Beginn des Jahres 1874) einige Wochen auf die weitere Erforschung der, gegen das Chillothal und gegen Valleviecioso hin sich ausdehnenden, Nord- und Ostgehänge. — Eine Reihe ganz frischer historischer Laven- ströme konnten wir am Cotopaxi ‚nachweisen; aber nur in Bezug auf einzelne derselben gelang es uns, die Zeit des Aus- bruchs annähernd festzustellen. Alle diese Lavenströme sind so gleicher Natur, dass die Beschreibung des einen auf alle ande- ren sich übertragen lässt, mit Beifügung einiger unbedeutenden, durch die Terrainverhältnisse bedingten Abweichungen. Der zuletzt von mir besuchte der neuen Lavenströme des Cotopaxi war gerade der vom Jahre 1853, und so konnte ein viertägiger Aufenthalt an dieser Seite des Berges genügen, um in Ver- bindung mit den bereits gesammelten Erfahrungen ein richtiges Verständniss der hier obwaltenden Verhältnisse zu erlangen. Herr StüßeL bestätigte bei seiner auf demselben Wege aus- geführten Besteigung die von mir gemachten Beobachtungen, sprach jedoch in dem bereits im vergangenen Jahre veröffent- lichten Berichte*) die Ansicht aus, dass der Ursprung des *) Carta del Sr. Dr. A Stüszu a S. E. el Presidente de la Repü- blica sobre sus viajes & las montanas Chimborazo, Altar ete. y en espe- cial sobre sus ascenciones al Tnnguragua y Cotopaxi. Quito 1873 p. 28 und p. = u. 26, nis | ” | \ Lavastromes im Gipfelkrater selbst zu suchen sei, eine Ansicht, welche auch durch Herrn Karsten s Schilderung Bestätigung findet, wie ich dies sogleich näher erörtern werde. Auch scheint es Herrn StüseEL wahrscheinlich, dass im Jahre 1863 abermals ein Lavastrom an dieser Stelle herabfloss; doch kön- nen erst weiter fortgesetzte Nachforschungen über die Richtig- keit dieser Angabe entscheiden. Wahr ist es, dass bis jetzt nur Herr Srüsen und ich die neuen Lavaströme des Cotopaxi erkannt und untersucht haben. Keiner der früheren Reisenden erwähnt derselben, und seit HerrnStvpgeu’s erster Entdeckung hat kein anderer Beobachter den Berg betreten. So klar und deutlich aber hoben sich die schwarzen Lavenströme von dem weissen Schneemantel des Berges ab, dass, ist einmal die Aufmerksamkeit auf dieselben gelenkt, sie sich aus grosser Entfernung in unzweideutiger Weise erkennen lassen, und dass uns bereits die Genugthuung zu Theil ward, Herrn P. WoLr zu unserer Anschauungsweise bekehrt zu sehen. Die vorstehenden Bemerkungen sind wohl hinreichend, um darzuthun, dass allzufluchtiges und oberflächliches Arbeiten uns hier nicht zum Vorwurfe gemacht werden kann. Den Hauptinhalt, sowohl der neuerdings veröffentlichten Bemerkungen als auch der von Herrn Karsten auf der Natur- forscher - Versammlung zu Wien gegebenen Schilderung des Cotopaxi-Ausbruchs, bilden Speculationen über die Natur des bei den Explosionen auftretenden Feuerscheines: von brennen- den Gasen wird abstrahirt, aber auch die Deutung der Feuer- saule als Wiederschein der im Kraterschlott aufsteigenden Lava wird verworfen. Glühendheisse Gase sollen unter mäch- tigem Druck dem Erdinnern entsteigen und beim Ausströmen die den Krater umgebenden Felsmassen bis zum leuchtenden Gluhen erhitzen, Stücke von denselben abreissen, und so den 'Glühschein, die Dampfwolke, die Aschenregen und Steinaus- würfe erzeugen. Einer Widerlegung bedarf dieser Erklarungs- versuch wohl kaum: die von zahlreichen Forschern nun schon so häufig und in der unmittelbarsten Nähe wiederholten Beobachtungen habe zur Genüge die Richtigkeit der bereits von L. v. Buch erkannten Natur des Feuerscheines festgestellt; das Betreten des Kraterrandes während einer Eruption wäre unter den angegebenen Bedingungen gerade ein Ding der ) gl “Unmöglichkeit, und kein Berg könnte auf die Dauer solchen Ausbrüchen widerstehen, da, bei dem Mangel neu zugeführter Lava, das bereits vorhandene Berggerüste das Material zu den grossartigen Aschen und Schlackenauswürfen liefern musste: selbst der grösste Berg der Erde wurde in kurzer Zeit aus- geblasen sein, während doch gerade durch die Eruptionen die vulkanischen Berge aufgebaut werden! — Als unbegründet muss also diese Erklärung verworfen werden, will man nicht annehmen, dass die auf der übrigen Erde herrschenden Natur- gesetze in Ecuador ihre Gültigkeit verloren haben. Für Herrn KARSTEN scheinen allerdings, gegenuber seinen aus ca. 10 Stun- den Entfernung gemachten Beobachtungen, die Resultate aller übrigen Forscher gar nicht in Betracht zukommen. Und welches sind denn nun eigentlich die Erscheinungen, deren Beobachtung wir Herrn Karsten verdanken? welches die gewichtigen Thatsachen, deren Erkenntniss eine Umgestaltung der Vulkangeologie herbeiführen soll? — Mit Herrrn KArsten’s eigenen Worten will ich sie anführen; sie sind alle in fol- genden wenigen Zeilen enthalten: „Ueber der Krateröffnung des Cotopaxi sah man damals, 9°... eine in bestimmten Intervallen erscheinende Feuersäule „senkrecht emporklimmen und nach und nach wieder versinken. „Wenn dieser senkrechte Lichtkegel seine grösste Höhe erreicht „hatte, senkte sich seitwäarts an seinem Grunde ein Lichtstrom „gleich einer zungelnden Flamme hinab, immer an bestimmter „Stelle des Kraterrandes erscheinend, sich bis zu bestimmter „Erstreckung abwärts verlängernd, dann nach oben sich wieder „zurückziehend, ....‘“*) Das ist Alles, weiter erfahren wir Nichts; denn alles Folgende sind bereits Schlüsse aus den angeführten Beobach- tungen, in welchen uns sogar über den gewundenen Verlauf einer Spalte im Innern des Berges Belehrung zu Theil wird. Aus den angeführten Beobachtungen soll nun das Nicht- vorhandensein der Lava abgeleitet werden: ‚‚denn das späte, „zögernde, von oben nach unten sich scheinbar mühsam ver- „breitende Erscheinen des seitlichen, abwärts fliessenden Licht- „stromes spricht nicht für die Meinung, es sei der Reflex einer *) Seite 570 und „Vortrag“ Seite 93, an beiden Stellen mit genau denselben Worten. 912 glühend flüssigen Masse.“*) — Und weshalb nicht? — Mir will bedünken, als liesse sich diesen Erscheinungen gerade de entgegengesetzte Deutung geben: 4 Der Kraterschlott ist mit glühend - flüssiger Lava erfüllt, deren Oberfläche, in Berührung mit der Atmo- sphäre erstarrend, von einer Schlaekenkruste bedeckt wird. Von Zeit zu Zeit steigen Wasserdämpfe und Gase im Schlott auf, welche, mit heftigen Explosionen sich Ausweg bahnend, die obersten Theile der Lavasäule zerstäuben und so die Dampfsäule, die Aschenwolken und die Auswurfe glühender Steine und Bomben er- | zeugen. Die auf solche Weise von Schlacken gereinigte Oberfläche der im Kratergrunde befindlichen Lava strahlt ihre Gluth gegen die senkrecht daruber schwebenden, mit Aschen geschwängerten Dampfwolken aus, bis neue Schlackenbildung allmälig die Gluth wieder verhüllt: daher sieht man „‚eine in bestimmten Intervallen er- scheinende Feuersäule senkrecht emporklimmen und nach und nach wieder versinken.“ | Den rasch entweichenden Gasen folgt die auf- wallende und dürch den Wasserdampf gehobene Lava, fliesst an der niedrigsten Stelle des Kraterrandes über und bildet so ,‚‚den seitlichen Lichtstrom‘, „immer an „bestimmter Stelle des Kraterrandes erscheinend.‘ Die so ausquellende und an dem mehr denn 40° geneigten Abhange herabstürzende Lava bedeckt sich rasch mit Schlacken, und zwar wird die Schlackenbildung von unten nach oben erfolgen und so den Schein hervor- rufen, als ziehe sich der Feuerschein nach oben zurück. Am Austrittspunkt muss die Lava am heissesten, also am freiesten von Schlacken sein; man wird also dort die ganze Breite des Stromes als leuchtendes Band sehen, während weiter abwärts die beginnende Schlacken- bildung schon einen Theil der glühenden Masse verhuüllen wird; deshalb erschien der intermittirende Lichtschein *) S. 570 und „Vortrag“ S. 93, an beiden Stellen mit genau den- selben Worten. 913 nach oben verbreitert und mit dem Krater zusammen- hangend.*) Bei sich wiederholenden Ausbruchen wird die uber- fliessende Lava ihren Weg entweder über die Schlacken- kruste der fruher ausgetretenen Lava suchen, oder in die Schlackenhülle eindringend, diese zersprengen und hinwegführen mussen: daher ‚‚das späte, zögernde, von oben nach unten sich scheinbar mühsam verbreitende Erscheinen des seitlichen Lichtstromes.“ Am einfachsten und vollständigsten erklären sich somit alle von Herrn Karsten beobachteten Lichterscheinungen durch das stossweise Austreten einer glühend-flussigen Lava, und es ist durchaus nicht nöthig, Abweichungen von den bei anderen vulkanischen Ausbrüchen beobachteten Regeln anzunehmen. — Nur ungern konnte ich mich entschliessen, hier Dinge zu erörtern, welche in fast jedem Lehrbuche der Geologie mehr oder minder weitlaufig auseinandergesetzt sich finden und - welehe man deshalb von Rechts wegen als allgemein bekannt voraussetzten sollte. — Nicht die Richtigkeit der von Herrn Karsten beobachteten Thatsachen und deren getreue Schil- derung ist zu widerlegen, sondern ausschliesslich die denselben gegebene Deutung. „Die von Herrn Dr. Reıss bei dortigen Bewohnern ein- „gezogenen Erkundigungen über den Lavastrom erscheinen mir „gänzlich werthlos.‘“**) — Werthlos! und weshalb? stimmen sie doch vortrefflich mit Herrn Karsten’s eigenen Angaben überein! — Herr Karsten bestätigt nicht nur die Zerstörung der Brücke durch die bei Beginn des Ausbruchs herabkom- menden Wasser- und Schlammfluthen, sondern auch die höchst merkwürdige Thatsache, dass noch heisse Lavenblöcke durch diese Fluthen bis Latacunga geführt wurden, so zwar, „‚dass „sie noch brennbare Stoffe bei ihrer Berührung entzundeten.‘‘ ***) Auch mir war erzahlt worden, die Blöcke seien so heiss nach Latacunga gelangt, dass man beim Zerschlagen Papierciga- retten an ihren inneren Theilen anbrennen konnte; um mich aber von jeder Uebertreibung ferne zu halten, beschränkte ich *) 8. 571. =*%) 8, 571. #6) Vortrag. 914 mich darauf zu erwähnen, dass die Blöcke noch heiss bis zu dieser Entfernung geführt wurden. Herr Karsten scheint jedoch so wenig wie ich selbst sich von der Richtigkeit dieser Angabe überzeugt zu haben, sondern ebenfalls nach Hören- sagen zu berichten, da nach seiner eigenen Aussage (Vortrag pag. 92) so heisse Blöcke nur am ersten Tage herabkamen, — zu welcher Zeit Herr Karsten sich am Fusse des Tungu- ragua befand. Um die Glaubwürdigkeit meines Berichtes noch mehr ab- zuschwächen, begegnet Herr KArsTEn der von mir angeführten, durch den glühenden Lavastrom hervorgebrachten Täuschung mit der Bemerkung: ‚‚die Idee von der Spalte, die Herr Dr. „REISS citirt, scheint erst nach meiner Abreise sich verbreitet „zu haben.‘‘*) Mit Nichten; denn entweder Herr KARSTEN war derselben Täuschung verfallen oder er berichtet abermals nach Hörensagen, wenn er in dem bereits mehrfach eitirten ‚„Vortrage“ erzählt: „eine lange, vom Krater ausgehende „Spalte hatte kurz vorher den oberen Theil des Kegels ge- „öffnet und liess durch sie, wie früher allein nur aus dem „Krater, die erhitzten Gase hervortreten, die Nachts wie leuch- „tende Flammensäulen in gemessenen Unterbrechungen aus „weiter Ferne gesehen wurden.‘ — und weiterhin: „die ge- „gen Latacunga gewendete, von dem neuesten Spalt zer- „klüftete Seite des Cotopaxi, vor Kurzem noch mit Schnee „bedeckt, war jetzt dunkel gefärbt, nur durch Reif oder Grau- „peln leicht geweisst.‘‘; — ja auch das Schmelzen des Schnees schreibt Herr Karsten der von der Spalte ausgehenden Hitze zu: „Die von der Spaltenflamme gelösten und mit „Schneewasser getränkten, vom Gipfel herabgleitenden Schnee- „massen, die am Fusse des Berges schnell vollends zer- „flossen.“ **) Der ganze von Herrn Karsten auf der Naturforscher- Versammlung zu Wien gehaltene Vortrag umfasst in den im Jahre 1856 gedruckten Verhandlungen 14 (Quartseiten (pag. 81 bis 94), von welchen nur zwei der Schilderung des Cotopaxi - Ausbruches gewidmet sind. Dem Verfasser eines > *) S. 572. **) „Spalte“ ist hier gesperrt gedruckt, um die Aufmerksamkeit auf dieses Wort zu lenken; steht nicht gesperrt im Originale, 915 solehen Aufsatzes konnten die oben eitirten, auf die „Spalte“ bezuglichen Stellen um so weniger entgehen, als auch weiter- hin mehrfach die ‚„‚Spalte‘‘ Erwähnung findet. Das Verschwei- gen, ja das ganz bestimmte Abläugnen dieser, meine Angaben so glänzend bestätigenden Thatsache dürfte doch wohl auf- fallend erscheinen. - Aber mehr noch: Herr Karsten geht sogar so weit, mir, hier im Interesse seiner kuz vorher verläugneten Spalten- theorie, die Behauptung zu unterlegen, der betreffende Lava- strom bestehe aus Blöcken: ‚‚Auch fand Dr. Reıss den sogen. „Lavastrom am Cotopaxi, dem er die Katastrophe von 1853 „zuschreibt, aus Blöcken bestehend; möglicherweise „waren sie die Trümmer des einst hier durch einen zeitweise „vermehrten vulkanischen Druck zerklüfteten Kraterkegels‘“ *); — Ich habe nie etwas Aehnliches gesagt, und muss ich mich, im Interesse der Sache, gegen eine solche entstellende Wieder- gabe meiner Worte verwahren. — In meinem Bericht heisst es, pag. 8 des spanischen Originals: „La superficie (der „Lava) se compone de pedrones grandes‘“ etc., und in der, deutschen Uebersetzung (diese Zeitschr. Bd. 25 pag. 82) findet sich diese Stelle wörtlich wiedergegeben. Aber stimmt denn das, was ich über den „,‚Spalt‘“ be- richtet**), nicht ganz und gar mit dem überein, was Herr Karsten in den oben angeführten Stellen sagt? zumal wenn man bedenkt, dass Herr Karsrun den Anfang des Ausbruches nicht gesehen hat? Die grosse Wasserfluth am ersten Tage spricht dafür, dass Anfangs bedeutende Lavenergusse erfolgten; der glühende Strom mag wohl, wie dies anderwärts ja nicht selten beobachtet wurde, anfangs rasch und reichlich am Ab- hange herabgeflossen sein, während an den folgenden Tagen nur ein intermittirendes Ueberfliessen neuer Lava und ein lang- sameres Fortschreiten des schon mit einer Schlackenkruste bedeckten Stromes stattfand. ; *) S. 571; „aus Blöcken bestehend“ ist im Original nicht gesperrt gedruckt. *”*) Die Stelle lautet pag. 9 des Originals: ,„Todavia recuerdan muchas personas las vistas hermosas que ofreciö el cerro rajado, como ellos dicen, de arriba & bajo, con lo eual se podia ver el fuego interior en toda la falda.“ S$. die Uebersetzung, diese Zeitschr. Bd. 25 pag. 83. 96 a Auch dass ich der Beobachtungen des Herrn GöMEZ DE LA TorRE gedenke, giebt Herrn Karsten Veranlassung, mich der Leichtgläubigkeit und Kritiklosigkeit zu zeihen: Beschuldigun- gen, deren Tragweite Herr Karsten wohl kaum erwogen haben dürfte! — Ich habe Herrn GönEz weder je gesehen, noch gesprochen; die betreffende Mittheilung wurde mir, ohne irgend welche Veranlassung von meiner Seite, von einem Mayordomo gemacht, welcher damals als Begleiter des Herrn Gönmzz den Lavastrom gesehen, und zwar gab dieser Mann seine Schilderung in so einfacher und natürlicher Weise, und stimmten alle seine Angaben in Bezug auf die Oertlichkeiten so sehr mit den von mir beobachteten Verhältnissen überein, dass ich um so weniger berechtigt bin, an der Richtigkeit derselben zu zweifeln, als sie später von anderen Seiten mehrfach bestätigt wurden. Für einen Ecuatorianer, der ge- wohnt ist, sein ganzes Leben lang auf schlechten Wegen zu reiten, ohne irgend welche Rücksicht auf das ihn tragende Thbier zu nehmen, bietet, bei schonem Wetter, der Ritt durch den Arenal bis zum unteren Ende des neuen Lavastromes (in 4200 M. Höhe) keinerlei Schwierigkeit; haben doch auch wir, Herr STÜBEL und ich, unsere beladenen Maulthiere an der Seite dieses Lavastromes bis zu fast 4600 M. Höhe ge- bracht. — Nun will ich gern zugestehen, dass die Beobach- tungen des Herrn GömEz sich möglicherweise auf die Lava vom Jahre 1863 beziehen könnten, wenn nämlich in jenem Jahre ein Ausbruch stattgefunden hat, wie dies Herr STÜBEL anzunehmen geneigt ist; denn es ist fast unmöglich, in diesen Ländern irgend welche zuverlässige Angaben in Bezug auf Jahreszahlen zu erlangen. Unstreitig hat Herr Karsten Recht, wenn er wenig Ver- trauen in die Wahrheitsliebe der Ecuatorianer setzt. Schade nur, dass er diese Zweifel nicht 20 Jahre früher gehegt, als im Jahre 1853 der bei seiner Anwesenheit stattfindende Aus- bruch des Cotopaxi so glänzende Gelegenheit zur Lösung vieler wichtiger Fragen bot. — ‚‚Sie alle (die Bewohner) waren zu „der Zeit so voller Furcht und Schrecken, dass es mir un- „möglich war, für einen Versuch, den Berg zu besteigen, „einen Begleiter zu finden. Niemand hatte jemals eine solche „Besteigung unternommen; Alle erklärten ein so verwegenes „Unternehen für unausführbar, sowohl wegen des siedenden 817 „Wassers, welches vom Krater ausströme, als auch wegen des „Schlammes, der ringum den Abhang bedecke.‘‘*) — Hätte doch Herr Karsten, statt blindlings diesen wunderbaren An- gaben Glauben zu schenken, sich damals erlaubt, ‚diese Aus- „sagen von der ausserordentlichen Höflichkeit abzuleiten, mit „der die dortigen Bewohner ihre Antworten den Wünschen und „Meinungen des Fragenden gemäss einrichten ‚***) — leicht würde er sich dann überzeugt haben, dass der Cotopaxi ein grosser Berg ist, der selbst bei einem heftigen Ausbruche nicht ringsum in Flammen steht, und eine, selbst nur auf die un- teren Theile der Nord- und Ostabhänge beschränkte Begehung würde Herrn Karsten Gelegenheit gegeben haben, frisch ge- flossene, historische Lavenströme mit eigenen Augen zu sehen und so — vielleicht — diese ganze unerquickliche Discussion zu vermeiden. Fasse ich nun die Resultate der sowohl von Herrn Karsten als auch von Herrn STÜBEL und mir eingezogenen Erkundigungen und angestellten Beobachtungen zusammen, so ergiebt sich, in Kürze, folgende Geschichte des Cotopaxi- Ausbruches; | Am 14. September 1853, Nachts 2 Uhr***) hörte man _ ein vom Üotopaxi ausgehendes pfeifendes Sausen in dem etwa 8— 10 Stunden entfernten Orte Machachi: begleitet von hef- tigen Explosionen und Aschenauswürfen floss ein Lavastrom an der Südwestseite des Kraterrandes über, als glühender Streifen am Abhange sichtbar. Der Schnee schmolz unter dem Einflusse dieser glühenden Masse und erzeugte Schlamm- fluthen, welche ein Anschwellen des Rio Cutuchi verursachten, so zwar, dass die 12 Fuss über dem Fluss erhabene Brücke von Latacunga zerstört wurde. Drei Mal stieg der Fluss an diesem Tage, grosse Blöcke vom unteren Ende des Lava- stromes mit sich führend; Blöcke, welche glühend - leuchtend dem Flusse, am Fusse des Berges, das Aussehen eines Feuer- *) 8. 571 und 972, = 91 1372. »**) 14, September, 2h. am. ? 918 stroms gaben und noch so heiss bis Latacunga gelangten, dass leicht brennbare Gegenstände an ihnen entzündet werden konnten; auch an den folgenden Tagen führte der Fluss noch grosse Mengen schlammigen Wassers. Der vom Lavastrom berührte, ursprünglich mit Schnee bedeckte Theil des Berg- abhanges erschien nun schwarz und von Schnee befreit. — Das Ueberfliessen der Lava erfolgte in intermittirender, fast pulsirender Weise, während durch die Kraterexplosionen glüuh- hende Gesteinsstucke in weitem Bogen ausgeschleudert wur- den, vom Gluthschein der Lava erleuchtete Dampf- und Aschenwolken erhoben sich über den Gipfel, und kleine Schlackenfragmente fielen in dem bereits erwähnten Orte Machachi noch so heiss nieder, dass sie Kleider etc. versen- gen konnten. i Wie lange der Ausbruch gedauert und ob vor dem Hervor- treten der Lava bereits Explosionen stattfanden, darüber er- fahren wir nichts Bestimmtes. Die Lava, welche dem Krater entquoll, fioss über die die steilen Gipfelfelsen herab, staute sich tiefer am Abhange, da wo dieser weniger rasch abfällt (in ca. 5500 M. Höhe), zu einem mächtigen Wulste an, ergoss sich von hier aus, in mehrere sich oft vereinigende und wieder trennende Arme zer- theilt, bis zur unteren Grenze des ewigen Schnees, woselbst sie, zwei kleine Quebradas und den sie trennenden Grat über- fluthend, ein weites Lavameer bildete (4600 M.). Die im | schneebedeckten Theile des Abhanges ganz unbedeutenden Schluchten nehmen von hier ab rasch an Tiefe zu; stark diver- girend verlaufen sie nach dem Fuss des Berges. Der zwischen denselben liegende Rücken veranlasste die Anstauung der Lava, von welcher nur verhältnissmässig unbedeutende Arme in dem Grunde der beiden Schluchten abflossen : der nördliche - Arm erreichte sein Ende in der Höhe von 4200 M., und auch der südliche Arm scheint nicht wesentlich weiter vorgedrungen zu sein. Nahe dem Gipfel konnte die rasch abfliessende Lava auf dem mit 40 und mehr Graden geneigten, mit losem Sande und Schutt bedeckten Abhange sich nicht erhalten, sie musste ab- rutschen und zerbröckeln, wie dies Herr SrtuseL bereits richtig vermuthet hatte. Vielleicht liegt ein Theil derselben unter dem Schutt und Sand begraben, welcher durch spätere Aus- 919 bruche und das fortgesetzte Abbröckeln der Gipfelfelsen sich hier anhäufte. Durch diese Annahme erklärt sich auf die ein- fachste und natürlichste Weise die von uns beobachtete Durch- wärmung des Arenals. Denn noch heut ist der mächtige Lava- strom nicht völlig erkaltet, so dass der Schnee rasch auf seiner Oberfläche verschwindet und ein verhältnissmässig bequemer Weg zur Besteigung des Gipfels geboten wird. Herrn Karsten erinnert meine Besteigung des Cotopaxi an ähnliche von ihm ausgeführte Besteigungen der Berge Cumbal (4790 M.), Chiles (4780 M.), Imbabura (4582 M.) etc. und er bemerkt dabei: ,‚Die Besteigung des Cumbal musste „ich in gleicher Weise durch Einhauen von Stiegen in die „steile Eiskuppe ermöglichen,‘‘*) — Hier liegt ein Irrthum vor, denn der Cotopaxi ist gerade dadurch ausgezeichnet, dass sein fast 6000 M. hoher Gipfel sich erreichen lässt ohne ewi- gen Schnee zu betreten. Bei aufmerksamem Durchlesen meiner Schilderung muss sich ergeben, dass wir von der Schneegrenze an, von 4600 M. bis zur Höhe von 5559 M., über die Block- oberfläche des noch warmen Lavastroms aufstiegen, dass dann ein völlig durchwärmter Sandabhang (Arenal) folgte, von wel- chem aus, gegen Süden zu, eine vom Kiraterrande herab- hängende, von Fumarolen durchsetzte Laya erreicht und bis zum Südwestgipfel des Berges verfolgt wurde. Das ist ja gerade der schwarze Streifen, der, vom Gipfel bis zur unteren Schneegrenze am ganzen Abhange herablaufend, mich ver- anlasste, die Besteigung von dieser Seite aus zu unternehmen, Cumbal, Chiles und Imbabura galten bisher für noch nie erstiegene Berge, und kann ich meine Verwunderung nicht unterdrücken darüber, dass Herr Karsten, der uns jetzt er- zahlt, vor mehr als 20 Jahren diese Gipfel erreicht zu haben, es nie der Mühe werth hielt, die so mangelhaften, aber allge- mein verbreiteten Höhenangaben dieser in Bezug auf diese Berge zu berichtigen. — Oder sollte hier, statt „„Besteigungen“ zu lesen sein: „Besteigungsversuche‘‘? — Von den höchsten menschlichen Wohnungen, am Abhang der Berge, bis zum *) S. 568. 920 Krater des Cumbal oder zum ewigen Schnee des Chiles ist ein so weiter Weg, dass, will man, wie Herr Karsten dies gethan, in einem Tage hin und zurück gehen, keine Zeit, 4 weder zu eingehenden wissenschaftlichen Beobachtungen noch zu der immer langwierigen Besteigung der Schneegipfel, übrig bleiben kann. Ich spreche aus Erfahrung; denn auch wir haben einige Zeit an diesen Bergen zugebracht, Im Vorstehenden glaube ich alle den Cotopaxi betreffen- den Einwürfe des Herrn Karsten erörtert zu haben, doch kann manches, hier nur flüchtig Angedeuteie seine vällige Erklärung und Begründung erst bei einer zusammenhängenden Beschreibung des ganzen Berges finden, welche zu geben es mir an Raum und noch mehr an Zeit und Musse gebricht. Muss nun auch die Darlegung aller von uns beobachteten Thatsachen einer späteren Zeit aufbewahrt bleiben, so hoffe ich doch, dass die vorstehenden Betrachtungen — für Geologen wenigstens — genügen, um die Haltlosigkeit der alten, von Herrn Karsten so heftig vertheidigten Anschauungen zu be- weisen. Handelte es sich nur um die persönlichen Ansichten des Herrn Karsten, so wurde ich mich kaum zu einer Wider- legung der unbegründeten Angriffe verstanden haben; Herr KARSTEN tritt aber hier, allerdings als wenig glücklicher Ver- fechter jener theoretischen Anschauungen auf, welche fast ein halbes Jahrhundert lang die Geologie beherrschten und ‘erst durch eingehende Untersuchungen vulkanischer Gebirge allmälig verdrängt werden konnten, welche jedoch noch immer zur Deutung der Gebirgsformationen im Hochlande von Quito — einer ihrer Geburtsstätten — in Anwendung kommen. Die Ausnahmsstellung, welche diesem Distriete dadurch zu Theil wird, erklärt sich leicht aus der Thatsache, dass gründliche Arbeiten hier noch nie von einem Geologen ausgeführt wurden; die wenigen Reisenden, welche Ecuador besuchten, waren meist in ihrer Zeit beschrärkt und bei den mannigfachen ihnen obliegenden Beschäftigungen wurde den geologischen Studien nur eine untergeordnete Wichtigkeit beigelegt. Das Gewicht jeder einzelnen Stimme erscheint aber um so grösser, je geringer die Zahl der Beobachter, und dies muss um so mehr der Fall sein, wenn, wie hier, Alle, mehr oder minder, in Bezug auf die erlangten Resultate überein- stimmen. Gerade deshalb will ich noch die gegen Herrn 921 P. Wour gerichteten Angriffe in aller Kurze erörtern und die völlige Unzulässlichkeit sowohl der von Herrn KARSTEN ver- tretenen Anschauungen als auch der als Beweismittel beige- brachten Beobachtungen darlegen. Doch kann es dabei keines- weges meine Absicht sein, Herrn P. Wour in irgend welcher Weise vorgreifen zu wollen, zumal mir die Abhandlungen dieses Herrn, auf welche Herr Karsten sich bezieht, völlig unbekannt sind. | Mehrfach *) hat Herr Karsten die Erscheinungen erörtert, welche die Zerstörung eines Zuckerrohrfeldes am Fusse des Tunguragua begleiteten, am ausführlichsten wohl in einem zu Berlin gehaltenen und daselbst auch gedruckten Vortrage. Die dort gegebene poetische Beschreibung erinnert so lebhaft an die uns aus dem Alterthume überlieferte Schilderung des Methana-Ausbruches, dass sich unwillkurlich der Gedanke auf- drängt, beiden müsste dieselbe Täuschung zu Grunde liegen: und so verhält es sich auch in der That. Auf Methana konnte die ausserordentliche Mächtigkeit der Lava den Irrthum hervor- rufen; am Tunguragua aber haben wir es mit einem ganz gewöhnlichen Lavastrom zu thun, der sich in keinerlei Weise von den mächtigen Lavenergüssen anderer vulkanischer Gebirge unterscheidet. Herr M. Wacner”*) erwähnt einfach diese Lava, ohne auch‘ nur die Möglichkeit in’s Auge zu fassen, dass über die Natur derselben Zweifel erhoben werden konnten, — aller- dings auch ohne Herrn KARSTEN zu citiren; in ähnlicher Weise scheint Herr P. Wour sich ausgesprochen zu haben. Im Be- ginn des Jahres 1873 untersuchte Herr SruszL den Tungu- ragua, wies den Austrittspunkt dieser Lava und das Vorhanden- sein eines zweiten, wohl auch schon von Herrn WAGNER er- kannten, etwas weniger frischen Stromes nach und schilderte zuerst die wahre Natur jenes mächtigen alten Lavastromes, welcher auf 4 bis 5 Stunden’ Länge den Grund des Pastaza- tbales erfüllte.*”*) Ohne deshalb auf eine Schilderung der *) S. 569 u. „Vortrag“. ”*) Naturwissenschaftliche Reisen im tropischen Amerika. Stuttgart 1870, pag. 485. lc page. 20 u. 21. Zeits. d“.D. geol. Ges. XXVL. 4. 59 922 Verhältnisse weiter einzugehen, will ich nur einige wenige Thatsachen erwähnen , welche geeignet erscheinen, alle Be- denken zu heben. | Vom Gipfel des Tunguragua, über den gegen Norden tief ausgescharteten Kraterrand uberfliessend, ergoss sich ein Lava- strom über den ganzen Abhang herab bis an den Fuss des Berges, woselbst er auf dem flacheren Lande des Pastaza- thales sich zu einem mächtigen Wulste aufstaute. Das Ausserste Ende des Lavastromes erreichte den Fluss und sperrte das Thal ab, bis allmalig die sich ansammelnden Wassermassen den so gebildeten Damm durchbrechen und die ihren Lauf hindernde Lava hinwegräumen konnten. Dadurch wurde am Ufer des Rio Pastaza das Innere des Lavastromes erschlossen: auf einer Blockschicht ruht die mächtige, oft platten- oft säulenformig abgesonderte, oft unregelmässig zerklüftete Trachyt- masse, deren Seiten und Oberfläche durch eine wilde Block- kruste verhullt werden. Es liegt also nicht ein ‚aus Andesit- blocken bestehender Wall‘, -sondern ein mit einer Block- und Schlackenkruste bedeckter Lavastrom vor. Eine etwas auf- merksame Betrachtung des Profils bei Ninayacu (so heisst die Stelle, an welcher die Lava den Pastazafluss berührt) würde wohl selbst Herrn Karsten’s Erhebungsglauben erschüttert haben; denn dort ruht die Lava auf Chlorit- und Glimmer- schiefer, und es ist doch klar, dass bei einer Hebung nur die die betreffenden Terrainabschnitte bildender Gesteine aufge- richtet und zertrummert werden können. Der Wulst müsste also hier aus Schieferblöcken bestehen und nicht aus Andesit- blöcken; denn Herr KaArsTEn sagt ganz unzweideutig: „Das „ganze Phänomen bestand nur in einer Zertrümmerung und „geringerer Hebung des Felsbettes dieses Thales.‘‘*) — Da nun aber Herr Karsten selbst zugesteht, dass dieser „Wall“ in der zweiten Hälfte der vergangenen Jahrhunders erzeugt wurde, so haben wir hier unstreitig einen historischen Lava- strom vor uns. Nach den von mir gesammelten Traditionen und Doku- menten, deren Details seiner Zeit veröffentlicht werden sollen, scheint der Ausbruch in den ersten Tagen des April im Jahre *) 8. 969 im „Vortrag“ lautet die Stelle: „... das allmälige Zer- bersten und Aufrichten des Bodens,“ 923 1773 begonnen zu haben; dann aber blieb der Berg, fast ohne Unterbrechung, 10 Jahre lang in Thätigkeit. Aus welcher Zeit die Lava stammt, konnte ich nicht genau erfahren, doch durfte sie wohl dem Beginn dieses Ausbruches angehören. Damit ist aber nun keinesweges die Reihe der historischen Lavaströme erschöpft, wie dies Herr KARrsTEn anzunehmen scheint: in den Jahren 1868 und 1869 entquoll ein mächtiger Lavastrom dem Krater des Pasto; — seit 4 Jahren, und. bis auf den heutigen Tag, fliesst ohne Unterlass eine glühende Lava am Ostabhange des Sangay herab *); — aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts stammt jener mächtige Strom in den Vorbergen des Antisana, dessen schwarze, Alles ver- wustende Schlackenmasse selbst von den Abhängen des Pichincha aus (ca. 6—8 Stunden Entfernung) sichtbar sind und dessen wahre Natur bereits von v. HumBoLpr erkannt wurde, welcher auch den Verlauf dieses Stromes, auf seiner Karte des Anti- sana, im Ganzen richtig dargestellt hat. Gerade diese zuletzt erwähnte Lava, sowie die benachbarte und wohl wenig ältere von Potrerillos oder Papallacta (bereits von Herrn Orron**) erwähnt) bestehen, nach Herrn P. Worr’s so interessanter Entdeckung, aus quarzführendem Andesit. Recente Lavenstrome, mit allen Zeichen des frischen Fliessens den Gehängen der Berge folgend, finden sich in nicht unbeträchtlicher Zahl an verschiedenen Bergen Ecuador’s; doch wurde mich selbst eine einfache Aufzählung zu weit führen, auch ohne eingehende Schilderung der Verhältnisse nutzlos sein. Manche dieser Ströme mögen wohl der histo- rischen Zeit angehören, ohne dass Nachrichten über ihren Austritt erhalten sind;, denn nur 300 Jahre reichen die Auf- zeichnungen der Spanier zurück, und bei dem völligen Mangel jedes höheren Interesses, welcher die Abkömmlinge der Uon- quistadoren charakterisirt, ist es leicht begreiflich, dass alle älteren Nachrichten verloren gingen und dass auch die neueren, meist auf die hohen Päramoregionen beschränkte Phänomene - unbeachtet blieben. *%) Auch die französischen Akademiker scheinen den Austritt eines Lavastromes am Sangay beobachtet zu haben. **) The Andes and the ‚Amazonas; or, across the continent of South America. New York 1870, 59? 924 Eigenthumlich ist es, dass Herr Karsten die pseudopa- rallelen Gesteinsbänke, welche in den tiefen, die Abhänge der Berge durchfurchenden Schluchten aufgeschlossen sind, für Lavenströme erklärt, während er doch die auffälligsten Re- präsentanten dieser @attung nicht zu erkennen vermochte. — Un- streitig sind alle vulkanischen Gebirge Ecuador’s und Columbia’s durch Anhäufung der Ausbruchsmaterialien gebildet, durch eine vulkanische Thätigkeit, welche sich in keiner Weise von den noch heutzutage stattfindenden Manifestationen derselben Kräfte unterscheidet. — Vielfach ist selbst das Innerste der älteren Berge durch tief einschneidende Schluchten und Caldera’s erschlossen, oft sogar bis herab auf die alten Gesteinsforma- tionen, auf deren Oberfläche die ersten Ausbruchsmaterialien abgelagert wurden: Ueberall sehen wir pseudoparallele Laven- ‚ströme oder mächtige, von vielen Gängen durchsetzte Schlacken- massen, welche keinen Zweifel über die Entstehungsweise der Berge lassen können. Es kann hier weder von „‚glocken- formig gehobenen Trachytdomen‘‘, noch von einer Boussin- sauLt’schen Erhebungstheorie die Rede sein; keine der beob- achteten Thatsachen rechtfertigt die Annahme dieser Hypo- thesen, ja keine erklärt die Möglichkeit einer solchen Täuschung. Herrn Karsten’s Vermittelungsversuch ist aber noch unhalt- barer, denn es ist nicht einmal möglich sich vorzustellen, wie ein auf solche Weise gebildeter Berg zusammengesetzt sein sollte. — Täuscht mich mein Gedächtniss nicht, so hat bereits A. v. Humsoupr die Ansicht ausgesprochen, dass die Ablage- rungen der mächtigen Tuff- und Bimsteinschichten auf den „Hochplateaus* der Anden durch grosse Süsswasserseen be- dingt oder doch wenigstens begünstigt wurden; auch Herr WAGnER*) huldigt derselben Ansicht. Ich führe dies nur an um zu zeigen, dass Herr Karsten allein steht, wenn er an- nimmt, die vulkanischen Berge Ecuadors und Colombias seien submariner Bildung**); auch der tertiären Zeit gehören sie nicht an, wie dies neuerdings die Arbeiten des Herrn P. Wour***) ” 1. c. 8. 950 u. 532. *2) „Vortrag“ S. 90 u. 91, **%%) Crönica de los fenomenos voleänicos y terremotos en el Ecuador. Quito 1873 pag. 6. 925 wieder dargethan haben. Doch möchte ich keineswegs be- haupten, dass nicht möglicherweise einzelne der ältesten Aus- brüche bis in die tertiäre Zeit zurückgehen könnten; die Haupt- masse der selbstständigen Berge ist jedoch unstreitig quartärer und recenter Bildung. Ohne auf eine Erorterung der eben erwähnten Seetheorie einzugehen, will ich mich darauf beschränken zu zeigen, dass die von Herrn Karsten zur Stütze seiner Annahme beige- brachten Beweise keineswegs stichhaltig sind: Ablagerungen abgerundeter, aber versteinerungsloser Andesitbruchstucke, wie sie Herr. Karsten vom Chiles anführt, beweisen durchaus nicht eine submarine Bildung; dies bedarf keiner weiteren Erläuterung. Die tertiäaren Fossilien im Patiathale stehen in keinerlei Beziehung zu den weit entfernten, dem Kamm alter Gebirgs- ketten aufgesetzten vulkanischen Bergen. Trachytische Gerölle müssen allerdings von den Bächen nach dem Grunde des Patiathals geführt werden, aber selbst Herr Karsten erwähnt nirgends, dass in diesen oberflächlichsten und neuesten Geröll- schichten tertiäre Versteinerungen gefunden wurden, und auch uns, Herrn STÜBEL und mir, gelang es nicht, bei einer nur flüchtigen Bereisung, solche Beweise zu entdecken. Sollte es sich aber auch herausstellen, dass Trachytgerölle in ein ter- tiares Patiameer gelangten, so würde daraus doch noch keines- _ weges die submarine Natur der vulkanischen Ausbruche zu, folgern sein, da die vulkanischen Gebilde mehrere Tausend Meter über dem Niveau des Patiathales abgelagert wurden. Schliesslich bleibt nur noch „Rumichaca*, worüber Herr KARSTEN, in der seinem „Vortrag“ angehängten Beschreibung der idealen Durchschnitte, sich folgendermaassen ausspricht: „Kieselsteinbank ...., die Foraminiferen und andere vielleicht „den Lophyropoden nahe stehende Schalthiere einschliesst, „welches Gestein hier die beruhmte natürliche Brücke von „Rumichaca bildet, die ein noch unzweifelhafteres Denkmal „der untermeerischen Ablagerung dieser Geröll- und Lava- „schichten abgeben.‘‘*) Nun findet sich diese natürliche Brücke „Rumichaca* im Grunde der tief eingeschnittenen Schlucht des Rio Carchi, und *) „Vortrag“ S. 99, 926 zwar nur wenige Fuss über dem Niveau des Flusses erhoben, in 2766 M. absoluter Höhe. Wie so manche andere natürliche Brücke verdankt sie ihre Entstehung dem Sinterabsatze einer warmen Quelle. Bereits vor vielen, vielen Jahren hat PouLErT Scropz*) die Entstehung solcher Brücken geschildert und durch eine schöne Abbildung erläutert und, irre ich mich nicht sehr, so findet sich eine ähnliche Beschreibung auch in Lyeiv’s Principles of Geology. — Und eine solche recente Sinter- und Tropfsteinbildung wird als „Kieselgesteinbank“ aufgeführt und soll als Beweis für die tertiäre und submarine Bildung der höchsten Andengipfel dienen!! Ich habe mich auf eine Widerlegung der neuerdings von Herrn KarsTEn wieder ausgesprochenen Behauptungen be- schränkt, da es nicht meine Absicht sein kann, die vor 20 Jahren niedergeschriebenen Bemerkungen einzeln zu er- örtern. — Sollte es uns dereinst vergönnt sein, unsere Beob- achtungen über die vulkanischen Gebirge Süd-America’s im Zusammenhang darzulegen, so wage ich zu hoffen, dass noch viele der fraglich erscheinenden Punkte eine einfache und na- türliche Erklärung finden werden. Ich selbst habe, ebensowenig wie Herr StTUBEL, je daran gedacht, einen unserer Vorgänger persönlich anzugreifen: wir gehören einer anderen Zeit an, sind in anderen Anschauungen aufgewachseu und haben eine Reihe von Jahren auf die Untersuchung vulkanischer Gebirge verwandt, welche frühere Reisende nur flüchtig besuchen konnten: es ist somit selbstverständlich, dass die ven uns erlangten Resultate nicht immer mit den von älteren Forschern gegebenen übereinstimmen können. Gewiss ist es sehr anerkennungswerth, wenn ein Reisen- der, neben seinen eigentlichen Beschäftigungen, sich auch noch geologischen Betrachtungen hingiebt, und dankbar muss jede solche Mittheilung aufgenommen werden, zumal wenn es sich um entfernte und schwer zugängliche Gegenden handelt. Nicht *) Voleanoes of Central France. 927 aber kann es gestattet werden, dass Jemand, gestützt auf einige flüchtige Beobachtungen oder gar auf die Thatsache, eine Reihe von Beobachtungen’ nicht gemacht zu haben, das Recht endgültiger Entscheidung wichtiger Fragen für sich in Anspruch nimmt. 2. Herr N. Story-MaskerLyne an Herrn G. vom Ratn. British Museum, 30. April 1874. Ich will Ihnen jetzt eine fur uns Beide interessante Neuigkeit mittheilen. Als Sie hier waren, sprach ich Ihnen wohl die Vermuthung aus, dass die rhombische Form der Kieselsäure, der Asmanit, dem Brookit entspreche. Ich hatte in der That die Berechnung ausgeführt und die Zurückfuhr- barkeit der Formen beider Mineralien auf einander erkannt. Da indess unter den Flächen des Brookits keine (mit Aus- nahme von Mırzer’s Fläche 201) mit einer der wenigen übereinstimmte, welche ich beim Asmanit aufgefunden hatte, so trug ich Bedenken, meine Vermuthung in der Abhandlung. über den Asmanit auszusprechen. Jetzt giebt Des Cno1zEAux in seinem neuen Bande für den Brookit genau die Flächen an, welche mir fehlten; es sind nämlich die von ihm h, und e+ bezeichneten. ' Mein Winkel für 100:102 = 46° 29”. / Des Croızeaux’s Winkel für g':e® — 46° 45”. Mein Winkel für 100:110 = 60° 10". Des Cnoizeaux’s Winkel g!:h'! = 60° 42”. So sind also beide Mineralien isomorph, was man wohl als ein recht befriedigendes Resultat betrachten kann. 928 - 3. Herr Sırvesteı an Herrn G. vom Rarn. Catania, 16. Juli 1874. Seit dem Monat Mai befindet sich der Aetna in einem ungewohnten Zustande der Erregung nach fünfjähriger Ruhe, welche der kurzen Eruption vom September 1869 (Ergiessung eines Lavastroms aus dem Centralkrater in die Val Bove) folgte. Schon waren Gerüchte verbreitet von einer Zerspaltung des Berges, von neuen Krateren, von Flammen und Feuer, welches man in der Nacht wollte gesehen und von unter- irdischen Donnerschlägen, welche man an vielen Orten der Berggehänge wollte gehört haben, sogar fabelte man bereits von einer Eruption in der Richtung auf Bronte. — Um die Ursache der ausserordentlichen Dampfentwickelung aus dem Centralkrater, bald kontinuirlich, bald intermittirend, zu er- kunden und überhaupt den Zustand des Berges in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit einer bevorstehenden Eruption zu er- forschen, brach ich am 2. Juli zu einer Besteigung des Vulkans auf. Am Abende befand ich mich an der Basis des Central- kegels auf der Hochebene Piano del Lago. Schon bevor ich in jene Höhen gelangte, vernahm ich unterirdisches Donnern und bemerkte sogleich nach dem Untergang der Sonne, dass die Donnerschläge, aus dem Üentralkrater tönend, von leb- haften Lichterscheinungen, welche in den Dampfsäulen sich spiegelten, begleitet waren. Am steilen Abhange des centralen Kegels angelangt, verweilte ich eine Zeitlang unter dem Ein- druck der gewaltigen Erscheinungen und bemerkte, dass die unterirdischen Donnerschläge in Intervallen von 2 bis 3 Mi- nuten sich folgten und dass ihnen unmittelbar Lichtblitze aus dem grossen Krater vorangingen. Um 2 Uhr nach Mitternacht befand ich mich auf dem südlichen Kraterrande, welcher häufig erbebte, und sah nun die Ausbruchserscheinungen im Innern desselben deutlich vor mir. Aus einem grossen Schlunde im westlichen Theile der Kraterhöhlung leuchteten in Intervallen von 2 bis 5 Minuten helle Lichtscheine hervor; sie verkündeten, dass glühende 923 Lava im Aufsteigen begriffen war. Unmittelbar nach jedem Feuerschein hörte man Detonationen, welche hohl und dröhnend begannen und schnell an Höhe und Stärke des Tons wuchsen, bis grosse Ballen von sauren Dämpfen emporstiegen, die flüs- sige Lava zertheilten und emporschleuderten. So wurden Bomben, Schlacken, feine Aschen ausgeworfen, von denen die grösseren Massen wieder in den Krater zurückfielen, während die feineren Sande in der Richtung des herrschenden Windes über den Kraterrand geführt wurden. Ich bestimmte die Zeit, welche zwischen der jedesmaligen Lichterscheinung und dem Maximum der Detonation verstrich, zu 2 Secunden, woraus man vielleicht den Schluss ziehen darf, (mit Zugrundelegung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalls), dass die Detonationen in einer Tiefe von eirca 600 Meter statthatten. Im Augenblick einer jeden Explosion ‚trat eine leichte Störung des Luftdruckes ein; mein AÄneroid zeigte schnell vorübergehende Oseillationen von fast 1 Mm. Auch die Dämpfe der Fumarolen, welche an vielen Stellen des inneren Kraterrandes hervordrangen, liessen für einige Augen- blicke in ihrer Thätigkeit nach und schienen dadurch eine Beziehung zu den im Hauptkrater stattfindenden Detonationen anzudeuten. Am ganzen oberen Kraterrande, sowie am inneren Absturze und in der 'Kraterebene brachen zahlreiche Fuma- rolen hervor. Alle diese Fumarolen hauchten reinen Wasser- dampf aus und beeinträchtigten in keiner Weise die Respira- ‚tion. Ihre Temperatur schwankte in 4 Meter Tiefe unter der Oberfläche zwischen 70° und 90° C. Auf dem ganzen Um- fange des Kraters fand ich keine anderen Fumarolen, weder saure noch alkalische. Erloschen waren namentlich jene zahlreichen Fumarolen, welche die letzten kurzen Eruptionen November 1868 und September 1869 begleiteten und welche die Rn des Bodens in geringer Tiefe auf 500 bis 600° erhöhten. | Noch bemerkte ich einen Einsturz des westlichen Theils des Kraterrandes, welcher an die Stelle eines früher vorhan- denen Gipfelkraters getreten ist. Diese Veränderung in der Form des zweigehörnten (bicornis) Kraters ist sogar von Ca- tania bemerkbar. Der ganze Aussenrand des hohen Centralkraters ist mit gelblichweissen, salzig schmeckenden Efflorescenzen bedeckt, 930 welche vorzugsweise aus Chlorverbindungen und Sulfaten des Natrons, der Thonerde, des Kalks und des Eisens bestehen. Die Eruptionsphänomene bieten demnach zur Zeit dar ununterbrochen sich folgende Explosionen von Wasserdampf, sowie Auswürfe von Aschen und Schlacken und beschränken sich auf jenen Schlund im westlichen Theil der Kraterebene; kein Auswurfskegel hat sich bisher gebildet. Die Spannung der Gase und Dämpfe reicht noch nicht hin, grössere Massen der geschmolzenen Lava zu heben. Doch deutet Alles darauf hin, dass das Innere des Vulkans in zunehmender Thätigkeit begriffen ist und wir nach der Erfahrung früherer Ausbruche eine nicht ferne grössere Eruption er- warten dürfen. Der Aetna ist augenblicklich in derselben vorbereitenden Thätigkeit wie vom Jahre 1863 bis zum Fe- bruar 1865, welcher damals die Zerspaltung des nordöstlichen Berggehänges am Monte Frumento und die grossartige Eruption des letztgenannten Jahres folgten. (Die oben mitgetheilte Vorhersagung eines grösseren Ausbruchs des Riesenvulkans Seitens des Herrn SıLvsstkı hat sich in der That zu Ende des August vollkommen bewahr- heitet.) 4. Herr Domenico Contı an Herrn G. vom Rarn. Cosenza, 17. Juli 1874. Ich übersende Ihnen anbei ein Verzeichniss der auf der meteorologischen Station in dieser Stadt von mir während des Jahres 1873 beobachteten Erdbebenstösse. Die Stunden sind von der einen zur anderen Mitternacht gezählt. Januar 5 h. 231.9 h. 232.19 h. 72 . 20 h. 233. Februar 15 h. 24. März 9h. 24. 10b.7.12h9 . 23 h. 24 circa . 27 h. 6+.29 h. 10. April 13 h. 7 10 Min. . 19 h. 7 12 Min. Mai 16 h. 94.17 h. 115. Juni 29 h. 54. 4 we August 15 b. 112.23 h. 13. 24 h. 4,. September 11 h. 10 10 Min. . 19 h. 9; u. h. 10 (2 Stösse). | 23 h. 12 20 Min. u. b. 12 40 Min. (2 Stösse). 25 h. 114 . 26 h. 114, h. 194, h. 19 18 Min. (3 Stösse). October 28 h. 9 41 Min. December 25 h. 4. Die meisten dieser Stösse waren undulatorisch, nur die- jenigen am 19. Januar, 16. Mai, 11. September, 28. October zum Theil sussultorisch. Der Stoss am 11. September war der stärkste, indem er Beschädigungen an Gebäuden verur- sachte; seine Dauer betrug 3 Sekunden. 5. Herr Des Croizzaux an Herrn G. vom Rarn. Paris, 25. Juli 1874. Der Tod Hrssengerg’s, dessen Leben und Forschen wohl geeignet ist, der heutigen Jugend zu zeigen, was ein starker Wille und eine wohl geleitete Arbeit vermag, — ist ein wahres Unglück für die Wissenschaft und für uns, seine Freunde. Ich hatte, als ich die Trauerkunde erhielt, einen Brief an ihn begonnen, in welchem ich auch die Frage nach den wahren und den scheinbaren Zonen beim Kalkspath behandeln wollte. Im Augenblicke, als der verhängnissvolle Krieg des Jahres 1870 begann, hatte ich gerade Hzssengere den Vorschlag ge- macht, einige Symbole der von ihm aufgestellten Kalkspath- formen zu vereinfachen, damit deren Flächen in Zonen fielen, welche in meiner grossen sphärischen Projection dargestellt "sind. So proponirte ich :— RA anstatt — RZ; —2R2 anstatt — RZ; AR! anstatt -R4; ıR5 anstatt RR etc. Sei es, dass ein Brief von ihm verloren gegangen, sei es aus irgend einem anderen Grunde*); erst in diesem Frühjahr *) Den erwähnten Brief Des CroızEaux’s hat HeEssengerg nie er- halten ; sein Schreiben, in welchem er sich gegen die Vereinfachung der Kalkspathsymbole aussprach, wurde durch das Erscheinen des neuen Ban- des des Manuel de Mineralogie von Des CLoizkaux veranlasst. (S. indess N. Jahrbuch für Mineralogie, Jahrg, 1874 pag. 852.) 932 theilte er mir mit, dass die vorgeschlagenen Umformungen ihm unannehmbar erschienen wegen der grossen Abweichungen zwischen den beobachteten Winkeln und denen, welche sich unter Voraussetzung jener Symbole berechnen würden. So wären wir zu verwickelten Symbolen geführt, deren Existenz freilich fast ausser Zweifel gestellt ist durch gewisse neue Quarzflächen. Ein genaues Studium dieser Kalkspathkrystalle würde uns nun vielleicht lehren können, innerhalb welcher Grenzen die Abweichung der beobachteten Winkel schwanken darf. So könnte man sich allmälig der Lösung des Problems nähern. — Ferner wollte ich ihm mittheilen, dass alle Pe- rowskit-Krystalle, welche ich untersucht habe, im polarisirten Lichte ein System von Ringen, durchschnitten von einem Bal- ken oder einem Arm der Hyperbole, zeigen und keineswegs ein schwarzes Kreuz. In gleicher Weise müsse es sich auch verhalten bei den kleinen 'Tyroler Krystallen, und es stehe deshalb ausser Zweifel, dass die interponirten Lamellen eine Doppelbrechung nach Art der zweiaxigen Krystalle besitzen. So wird man zu der Annahme geführt, dass entweder die La- mellen in eine wirklich reguläre Masse nach krystallogra- pbischer Symmetrie eingeschaltet sind wie der Parasit in den Boracit, oder dass — wenn, wie es fast gewiss erscheint, die ganze Masse doppelbrechend ist — sie zu einer triklinen Grenzform (forme trielinigue limite), ahnlich dem Kryolith gehört. Gestatten die zahlreichen gekreuzten Streifen auf der Oberfläche und im Innern der Krystalle und die sehr unregel- mässige Entwickelung ihrer Abstumpfungen an der letzteren Hypothese festzuhalten? Ich trage noch Bedenken, mich zu entscheiden und dies verzögert auch die Veröffentlichung des zweiten Heftes des zweiten Bandes meiner Mineralogie. Es ist so überaus schwierig, Platteu von Perowskit zu erhalten von hinlänglicher Durchsichtigkeit, um zu optischen Unter- suchungen zu dienen. Die Durchsichtigkeit kann man nur darstellen, indem man die Platten sehr dünn schleift, wodurch die krystallograpkische Orientirung wiederum sehr schwierig wird. Ich habe mich in meinem Buche (II fasc. pag. XXXI. bis XXXIV.) wohl nicht deutlich ausgedruckt in Bezug auf die mögliche Existenz zweier Leucit-Varietäten, von denen die eine regulär, die andere quadratisch sein würde. Raummangel 933 verhinderte mich, ausführlicber meine Ansicht zu erörtern und namentlich einen Vergleich zu ziehen zwischen einem parallel zur Hauptaxe geschnittenen Prisma von Leucit und "einem Prisma von schnell gekühltem Glase. Während nämlich das erstere zwei Bilder giebt, welche man durch einen Nicol trennen kann und welche 3—4 Minuten von einander entfernt sind, zeigt das Glasprisma nichts Aehnliches, obgleich man durch gewisse Kunstgriffe das Bild eines dünnen durch schnell gekuhltes Glas gesehenen Gegenstandes verdoppeln kann. Die in den Laven eingewachsenen Leucitkrystalle gaben mir nicht hinlänglich durchsichtige Platten, um aus ihrer Untersuchung ganz sichere Schlüsse zu ziehen. Nur einer der durchsich- tigsten Krystalle von Frascati, welcher der Ecole des mines angehört und parallel den Würfelflächen geschnitten ist, zeigt in Einer Richtung (en une seul plage) Lemniscaten von noch grösserer Deutlichkeit als diejenigen meiner Krystalle. Ich ziehe daraus den Schluss, dass die Krystalle von Frascati, abgesehen von der ihnen gemäss ihres quadratischen Systems eigenthüumlich zukommenden schwachen Doppelbrechung, auch sehr dünne Lamellen mit zweiaxiger Doppelbrechung um- schliessen, welche vielleicht einem Feldspath angehören. Die sehr kleinen Krystalle in Drusen der augitischen Lava der Hannebacher Lei sind in der That Augit und nicht Hypersthen; sie geben nämlich unter dem polarisirenden Mi- kroskop in der Fläche h' = »oP oo ein schönes System excen- trischer Ringe. Ich habe auch vor Kurzem die optische Bestimmung einiger aus dem Andesitgestein vom Rocher du Capucin heraus- gefallenen Tridymitkrystalle versucht, Indess ist es ausser- ordentlich ‚selten, unter ihnen einfache Krystalle zu finden, welche weder mit anderen zusammengehäuft, noch zwillings- verwachsen sind. Es scheint mir, dass, wenn man eine ein- fache Platte untersucht, eine vollständige Auslöschung des po- larisirten Lichts eintritt, obne dass indess jemals ein Kreuz sichtbar wird. Wenn indess aus der horizontalen Ebene der Platte ein anderes Krystallstuck (sei es als Zwilling oder als divergirende Anwachsung) sich etwas schief erhebt, so wirkt diese gleich einer schief zur Hauptaxe eines einaxig doppel- brechenden Krystalls geschliffenen Platte. Blickt man indess auf die Randflächen der Tridymittafeln (sur la tranche des 934 lames), so glaubt man einen zweiaxig doppelbrechenden Krystall vor sich zu haben. Indess es ist das alles nicht vollkommen deutlich und bis auf Weiteres stimme ich voll- ständig Ihren krystallographischen Bestimmungen bei. Haben Sie wohl die nahe Verwandtschaft der Formen k (dihexago- nales Prisma) und p (Hexagondodeka&der) des Tridymits (siehe Pose. Ann. Bd. 135 pag. 439) und k, (=}a:!a:!a:ooc), sowie der Rhombo&der e® und e$ (+3 R) des Quarz bemerkt? Diese Annäherung tritt überraschend hervor, wenn man das erste und zweite Prisma des Tridymits mit den entsprechenden Formen des Quarzes in Parallele stellt.*) 6. Herr G. Sesvenza an Herrn G. vom Rarn. Messina, 22. August 1874. Der Provinzialrath von Messina beschloss, in unserer Stadt ein geologisches Provinzial - Museum zu gründen, und betraute mich mit der Bildung und Leitung desselben. Seit einem Jahre beschäftige ich mich eifrig mit dieser Aufgabe, schöne Serien von Felsarten und Versteinerungen sind vor- banden und geordnet; und so hofle ich, dass die Sache vor- wärts gehen werde, Ich habe im laufenden Jahre das Gebirge le Madonie (nördliches Sizilien, unfern Cefalu) besucht, indess habe ich nicht die anstehenden Kreideschichten betreten wegen der Unsicherheit gerade jenes Gebiets. Ich erforschte die Strati- graphie und Paläontologie der älteren Tertiärschichten, welche dort bis zur Grenze des Oligocän’s reichen. Im vorigen Früh- jahr war ich in der Provinz Reggio, woselbst ich die mittlere Kreide an mehreren Orten untersuchen konnte, ferner mit grosser Befriedigung die ganze Reihe der Tertiärschichten, welche au mehreren Punkten überaus vollständig ist. Ich hoffe dorthin bald zuruckzukehen. Empfangen Sie anbei mei- nen Aufsatz „uber das Oligocan in Sizilien“, sowie den ersten *) In dem Briefe des Herın Des Croızeaux vom 28. Nov. 1873, s. diese Zeitschr. 1873. pag. 567. Z. 15 von unten bittet man zu berich- tigen s’avancer anstatt l’avaner, sowie Z. 17 von unten de A et A! statt de A en A!, und demgemäss auch die deutsche Uebersetzung zu ändern. Fan Pe a dk Aare S= ———— nn —— 935 Theil (enthaltend die Familien der Balaniden und Verrucidi) meines Werks „Ricerche paleontologiehe intorno ai Cirripedi terziarii della provincia di Messina. Con appendice intorno ai Cirripedi viventi nel Mediterraneo e sui fossili terziarii dell’ Italia meridionale.‘‘ 7. Herr Pıur Herter an Herrn G. vom Rarn. Massa marittima*), 27. August 1874, Sie werden unsere Werke bedeutend erweitert finden. Die Fenice**) steigert ihre Production fortwährend und hat bereits seit zwei Jahren für alle ärmeren Geschicke (unter 10 pCt.), die sich zum Export nicht eignen, auf Accesa einen Hüttenbetrieb eingerichtet, dessen Vergrösserung und Verbin- dung mit Schwefelsäurefabrication in Aussicht genommen ist. Auch die Zugutemachung der ärmsten Erze, sowie der Abgänge von der Aufbereitung durch freiwillige Zersetzung und Aus- laugung erfolgt in befriedigender Weise. Wenig glücklich sind dagegen unsere Versuchsarbeiten zur Auffindung neuer Erz- mittel über der Stollensohle geblieben. Im nördlichen Felde ist Galleria Valcalda, die stets in der sterilen Masse getrieben wurde, eingestellt worden, ebenso wie in entgegengesetzter Richtung die Arbeiten der Gesellschaft „Capanne* in Poggio Bindo. Noch weiter gegen Süden im Concessionsfelde der Carpignone verschwanden die Kupfererze fast gänzlich, und die Hauptmasse führt Zonen von schwarzer Blende mit Nestern und Schnüren von Bleiglanz, nicht ohne hübschen Silbergehalt (8 bis 10 Loth), aber zu wenig. So bleibt uns, da die Haupt- erzzonen sich nicht weiter als bis Pozzo Carlo der Capanne im Süden und circa 250 Meter über Salerno hinaus gegen Norden erstrecken, Nichts ubrig, als in der Teufe zu suchen, was uns in der Streichungsrichtung versagt ist. Demgemäss sind wir dabei, den Pozzo Costantino abzuteufen, und wenn uns dieses, wie nicht zu bezweifeln, nur auf 20 M. Saiger- ES: diese Zeitschr. Jahrg. 1873 pag. 117—149. ”*) 8. diese Zeitschr. Jahrg. 1873 pag. 127. a ER, ER ALLE EI e IB NE LER Se RN NR Re NEE N c: & NG 936 teufe gelingt, ein grossartiges Feld aufzuschliessen, mindestens so bedeutend als dasjenige, welches beide Gesellschaften zu- sammen über der Galleria di scolo bebauen: Weniger ver- ea RN, AR Ei A) N Br u va: BR a A 3 \ NE, > yes i £» e ’ R Fa a sprechend, aber von grösserem geologischem Interesse wird eine Arbeit, welche im Niveau der Galleria di scolo von Costantino aus gegen Ost, im Liegenden der Masse, die Schichten und die ihnen eingelagerten Pyroxenbänke von Val Castrucci*), die alle mehr oder weniger erzführend sind, überfahren soll. Ferner arbeiten wir im Thal von Carpignone auf dem sogen. Filone Guglielmo, einem 0,5 Meter mächtigen Ausläufer der Hauptmasse gegen Serra Bottini**). Derselbe führt reiche Erden (Terre) und Nester von Kupferglanz. Serra Bottini bleibt immer noch ein grosses Räthsel. Dasselbe gilt von Montieri***), dort sind einige alte Arbeiten gewältigt, hier und da Spuren von Bleiglanz eingesprengt gefunden worden, von der Erzführung aber, welche Gegenstand des alten Bergbaues gewesen, habe ich noch keine Idee. Ausgezeichnete Hoffnun- gen hegt dagegen Dr. SCHWARZENBERG von seinen Arbeiten am Monte Amiata, ich kenne dieselben nicht und kann daher nur mittheilen, was ich von ihm höre, nämlich dass auf einem Terrain von vielen Quadratmiglien Spuren von Zinnober vor- kommen, und dass es neuerdings gelungen, ein durch Tage- bau zu gewinnendes Thonlager zu entdecken, welches bis haselnussgrosse Knauer von Zinnober enthält, so dass er den Gehalt der ganzen Masse auf 3 pÜt. dieses werthvollen Mi- nerals schätzt. Auch in Travalef) geht es besser, haupt- sächlich durch ein zweckmässigeres neues Abdampfverfahren, welches darin besteht, dass das Wasser der Lagoni vor der völligen Abdampfung in einem grossen gemauerten Bassin, in welchem mittelst eiserner Röhren Dämpfe eircu- liren (nach Art der Locomotivkessel mit Siederöhren), concen- trirt werden. Die Production hat sich hierdurch verdreifacht, was freilich höchst nothwendig, da die Preise der Borsäure gegenwärtig ausserordentlich gefallen sind. Es soll dies indess vorübergehend und nur Folge eines Manovers sein, welches *) S. diese Zeitschr. 1573 pag. 131. **) S, diese Zeitschr, 1873 pag. 137. »**) S, diese Zeitschr, 1873 pag. 139. +) 8. diese Zeitschr. 1873 pag. 141. % 937 die Abnehmer LArnArEL’s anstellen, deren Contract abläuft, um von Neuem vortheilhafte Bedingungen zu erzielen. Endlich wird in unserer Nachbarschaft auch in Rocca dei Trighi*) (Tederighi), bisher jedoch ohne sonderlichen Erfolg, gearbeitet; auch sind zahlreiche Schurfarbeiten auf Kohle im Miocängebiet der Bruna zur Zeit der grossen Kohlen-Hausse - betrieben, aber schon wieder eingestellt worden. 8. Herr James D. Dana an Herrn G. vom Rarn. New-Haven, 31. August 1874. Ich babe seit einiger Zeit über Pseudomorphosen ge- arbeitet, darunter waren einige von Serpentin, obgleich nicht in der Form des Olivin. Eine Localität — die Tilly Foster Eisengrube, unfern Brewster an der Harlem-Eisenbahn, im östlichen Theile des Staates New-York, gerade westlich vom Staat Connecticut — hat Pseudomorphosen von Serpeutin nach folgenden Mineralien geliefert: Chondrodit, Ripidolit, Dolomit, Kalkspath, Enstatit, Biotit, Apatit und nach zwei noch unbe- stimmten Mineralien, wahrscheinlich neuen Species. Eine dieser letzteren Pseudomorphosen nach einem unbekannten pri- mären Mineral hat eine sehr deutliche hexaödrische Spaltbarkeit, genau so vollkommen wie diejenige des Bleiglanz. Dennoch ist es keine Spsitbarkeit, denn die kleineren Theilstüucke, welche man erhält, haben keine Spaltbarkeit. Es ist vielmehr nur eine Ablösung, welche von der Spaltbarkeit des primären Minerals herrührt. Was aber an diesen Pseudomorphosen das Seltsamste: — etwa ein Drittel der kleinen Wurfel, welche in ihrer Vereinigung die cubische pseudomorphe Masse bilden, besteht aus durchscheinendem Dolomit; die kleinen würfel- formigen Dolomitstüucke liegen unterschiedslos zwischen den Serpentinwürfeln. Wir haben gleichsam einen aus zwei Mine- ralien in so vollendeter Zusammenfügung gebildeten Krystall vor uns, dass wir nicht an der gleichen Bildung des Ganzen *) 8. diese Zeitschr, 1873 pag. 146. Zeits,d. D.geol.Ges. XXVL. 4. 60 938 ae et tr #' Fa Br zweifeln können. Die kleinen reetangulären Theilstücke des grossen Würfels sind entweder gänzlich Dolomit oder gänzlich Serpentin. Die Dolomitstücke besitzen ihre eigenthümliche rhomboedrische Spaltbarkeit. Haben Sie eine Vermuthung in Betreff des ursprünglichen Minerals dieses merkwürdigen Ge- bildes?: Ich habe die Absicht, in der November-Nummer des American Journal darüber eine Notiz zu geben. — Die an- dere Pseudomorphose nach einem unbekannten Mineral ist ohne Zeichnungen nicht leicht zu schildern. Auf der genannten Eisengrube ist Chondrodit das haupt- sächlichste Gangmineral des Erzes (Magneteisen). Die Mäch- tigkeit der Lagerstätte beträgt 130 F. In Folge der Dislo- cationen, welche die Felsen (oder die Erdrinde) in diesem Gebiete erfahren haben, ist die chondroditische Gangmasse, besonders dort wo sie sehr vorherrscht, zu Fragmenten zer- trümmert und alle diese Fragmente sind mit einer Rinde oder einem Firniss von Serpentin bedeckt. Der Chondrodit ist auch durchdrungen von Serpentin und gab zur Bildung desselben durch Verwitterung vorzugsweise das Material. Ich glaube, dass heisse, mit Kieselsäure etc. beladene Dämpfe bei der Zersetzung des Chondrodits und seiner Umänderung zu Ser- pentin mitgewirkt. Mein Sohn erhielt einige sehr schöne und glänzende Chondroditkrystalle von jener Oertlichkeit und hat sich eine Zeit lang mit der Untersuchung und Messung derselben be- schäftigt. Er findet, dass fast alle dem zweiten Typus von ScaccHı angehören und zwar genau mit demselben überein- stimmend. Einige wenige Krystalle gehören dem dritten Typus an. Sie tragen die von ScAccHI angegebenen, sowie einige neue Flächen. Ein genaues Studium widmete mein Sohn einem Krystall des dritten Typus, welcher nicht in der ge- wöhnlichen Weise hemiedrisch ist, sondern einen Hemimor- phismus in der Richtung der Makrodiagonale zeigt. Die Krystalle sind recht schwierig zu deuten in Folge des Flächen- reichthums und der unregelmässigen Ausdehnung derselben. Er erhielt indess gute Messungen, z. B. beim zweiten Typus entsprechend dem von ScAaccHI angegebenen Winkel von 155° 19° — für den Chondrodit von Bewster 135° 18’ 50” als Mittel von zwölf Messungen ein und derselben Kante, während eine andere homologe Kante gleichfalls im Mittel aus zwölf 939 Messungen 135° 18’ 40” ergab. Die grösste Abweichung der ‚Einzelmessungen vom Mittel überstieg nicht 15 Minute, die meisten lagen innerhalb einer Minute. Während so die Do- men die gleichen Winkel mit Scaccnr's Humit aufweisen, weichen zu Folge der Messungen meines Sohnes die Prismen- winkel, bezogen auf den zweiten Humittypus um 12’ ab. Diese nahe Uebereinstimmung ist von hohem Interesse. Er wird eine Arbeit mit zahlreichen Figuren über die Chondrodite von Brewster schreiben. Auch hat mein Sohn ungefähr 150 Schliffe unserer „Trapp*- Gesteine innerhalb der letzten zwei Monate angefertigt und las in der vorigen Woche einen kurzen Bericht — als vorläufige Mittheilung — vor der American Association, in welchem er nachwies, dass unter jenen Gesteinen theils Dolerit, theils Diabas vertreten sind. Derjenige Trapp, welcher in Gängen die krystallinischen Gesteine durchbricht, ist wahrer Dolerit (durchaus frei von Chlorit); ebenso enthalten die Trappvarie- täten am westlichen Rande unseres Connecticutthals keinen oder fast keinen Chlorit, während die Trappgesteine des mitt- leren und östlichen Triasgebiets reich an Chlorit sind und zwar um so reicher, je weiter man von West nach Ost fortschreitet, namentlich in der Umgebung von New-Haven. Diese That- sachen sind, wie mir scheint, eine Stutze der in meiner Arbeit über die „Results of the Earth’s contraction“ (namentlich in dem den feurigen Ausbruchsgesteinen gewidmeten Theile) ausge- sprochenen Ansicht, dass das Wasser, welches die Bildung des Chlorits bedingte, dem geschmolzenen Gesteine während seines Durchbruchs zugeführt wurde und zwar nachdem es bis über das Niveau des krystallinischen Grundgebirges (welches keine unterirdischen Wasserläufe besitzt) und bis in die Höhe der überlagernden Triasschichten gehoben war. Vermuthlich be- fanden sich jene Wasseransammlungen, welche die Bildung des Chlorits bewirkten, vorzugsweise auf der Grenze zwischen den krystallinischen Gesteiren und den Triasschichten. So entstanden meiner Ansicht zufolge die theils dolerit- theils diabasähnlichen Varietäten unseres Trapps. Die amygdaloi- dischen Hohlräume sind eine zweite Wirkung derselben Feuch- tigkeit. In ähnlicher Weise ist vielleicht die Verschiedenheit zwischen Phonolith etc. und den wasserfreien eruptiven Feld- spathgesteinen (Porphyr, Trachyt etc.) zu erklären. Es ist 60* 940 Ihnen ohne Zweifel bekannt, dass die triassischen (oder triassisch - jurassischen) Gesteine des Connecticut- Thals sich von New-Haven bis zum nördlichen Massachusetts ausdehnen bei einer Breite von etwa 20 Miles, während zu beiden Seiten und als Unterlagerndes metamorphische Gesteine, Gneiss, Glimmerschiefer etc. ruhen. 9. Herr James D. Dana an Herrn G. vom Rarn. New-Haven, 9. September 1874. Ich ergänze meinen Brief vom 31. August, indem ich Ihnen das genauere Resultat der Chondrodit-Messungen meines Sohnes mittheile und zugleich nach einer mir von ihm über- gebenen Note die Winkel des Humits vom Vesuy, sowie des Chondrodits aus Schweden und Finland zur Vergleichung beifuge. Sie werden wahrnehmen, dass KokscHArow’s Mes- sungen sehr nahe mit den von meinem Sohne am Chondrodit von Brewster (New-York) ausgeführten übereinstimmen. Noch füge ich hinzu, dass der Krystall des II. Typus, welcher meinem Sohne die besten Resultate geliefert hat, sehr reich an glänzenden Flächen ist und eine Grösse von —,; Zoll besitzt. Winkel des Humits Il, Typus und des Chondrodits, Humit II. Typ. Chondrodit Chondrodit Schweden Finland Brewster voM RATH voMRATH v. KokscHArow E.S. Dana A:—+r 135° 17’ 40" — — 1352.21 A:++r 125 49 — — 125.50 B:o 114. 50 ,,7 — — 114 43 A:e T0S.:: D7.. DR. a 109.28 A:i 1922.27 49 122 30 122 28 C:tr 137 23 Is. 237 _- 137 26 941 Winkel des Humits und des Chondrodits II. Typus. Humit Chondrodit | vom RATH E. S. Dana A2510,3,195°9 15118 125% 137 A:ı =. 109° 947004 109 24 A:!r = 111 50 50 11l 49 111 44 Bei den Messungen von A:—;r erhielt mein Sohn als Mittel von zwölf Ablesungen 135° 18° 50” und für eine an- dere Kante A: —!r (gleichfalls als Mittel mehrerer Messungen) 135° 18° 40”. Die Grenzwerthe entfernten sich nur 1+ Mi- nuten vom Mittel; und für die Mehrzahl der Messungen beträgt die Differenz weniger als 1 Minute. Es bewahrheitet sich bei den Chondroditen von Brewster Ihre Bemerkung, dass die Entzifferung eines Krystalls nur wenig die Enträthselung eines ‚anderen fördert. Dies macht die Arbeit lang und schwierig und erheischt stets wiederholte genaue Messungen. 942 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der August - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 5. August 1874. Vorsitzender: Herr BEYRIcH. Das Protokoll der Juli - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. i Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Dr. A. Wichmann, Assistent am mineralogischen Museum der königl. Universität zu Leipzig; vorgeschlagen durch die Herren ZIRKEL, HErMm. CREDNER und Danss. Herr BeyrıcH legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingesandten Schriften und Karten vor. Herr A. STELZNER zeigte eine grosse Platte biegsamen Sandsteins vor, die ihm kürzlich, während seiner Anwesenheit in Rio Janeiro, durch Herrn Giacomo Berrinı, Besitzer einer Droguenhandlung daselbst, geschenkt worden war. Nach den durchaus glaubwürdigen Mittheilungen des letztgenannten Herrn stammt die 80 Cm. lange, 50 Um. breite und 25 Um. starke Platte von San Thome das Letras bei Baependy, in der Pro- vinz Minas Geraes, woselbst der bald mehr bald weniger Elastieität zeigende Sandstein steinbruchartig gewonnen wird. Da er hier in sehr grossen, dünnen und ebenen Platten bricht, benutzt man ihn u. a. als Dachbedeckungsmaterial. Es beruht demnach auf einem Irrthum, wenn neuerdings von verschiedenen Reisenden die Existenz natürlichen bieg- samen Sandsteins angezweifelt worden ist; so u. a. von Herrn Tscaupı (Reisen durch Südamerika Bd. II. 1866. pag. 15 ff.), der auf Grund erhaltener Mittheilungen berichtet, dass die 943 durch Herrn von EscuwEez nach Europa gebrachten Stücke biegsamen Sandsteins ihre Elastieität erst dadurch erlangt hätten, dass sie dem schwachen Feuer einer Schmiede - Esse längere Zeit ausgesetzt und dann langsam abgekühlt worden seien. Herr Wessky referirte eingehend über das der Gesellschaft zugesendete Werk des Herrn A. von Lasausx: Das Erdbeben von Herzogenrath am 22. October 1873. Bonn 1874. Herr LasarD erläuterte im Anschluss an das Referat des Vorredners im Speciellen den LasAaurx’schen Apparat, der zur genauen Beobachtung der Zeit des Erdbebens dient, und be- sprach die grossen Vorzüge desselben. Endlich theilte er mit, dass Schritte geschehen sind, um die Einführung bei den Telegraphenstationen zu erzielen. Herr BryricH sprach über einen ausgezeichnet erhaltenen Pterichthys von Gerolstein aus der Eifel. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. O. BEYRICcH. LASARD. Danmes. 2. Zweiundzwanzigste allgemeine Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft zu Dresden. Protokoll der Sitzung vom 11. September 1874. Die Sitzung wurde durch den Geschäftsführer Herrn GEINITZ eröffnet. Derselbe übergab der Gesellschaft als Geschenk des Herrn Enruich, kais. Rath und Vorsteher der geologischen Abtheilung des Museums zu Linz; eine Photographie des Denk- mals L. von Buc#’s im oberösterreichischen Alpengebiet als Gedenkblatt an dessen in dieses Jahr fallenden hundertjährigen Geburtstag, sowie ein Verzeichniss der von Tnuomas DicKERrT in Bonn angefertigten Modelle von Vulcanen ete. Hierauf begrüsste Herr Geheimrath FREIESLEBEN die Ge- sellschaft im Namen der königl. sächsischen Staatsregierung. 944 Bei der demnächst vorgenommenen Vorstandswahl wurde Herr vos DECHEN zum Vorsitzenden gewählt, dann die Herren A. JEnTzscH aus Leipzig und E. Kayser aus Berlin zu Schrift- führern. Herr von DECcHEN übernahm den Vorsitz. | Herr Berrich übergab im Namen des Berliner Vorstandes den Rechnungsabschluss vom 1. Juli 1873 bis 1. Juli 1874. Zu Revisoren wurden die Herren C. BoRNEMANnN und ACKERMANN ernannt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Major a. D. WestpHaAL in Dresden, vorgeschlagen durch die Herren Geisıtz, Dames und H. AckERMANN; Herr Bergmeister Neumann in Schalke bei Dortmund, vorgeschlagen durch die Herren ScHLUTER, BAUER und Danss; Herr Bergbeflissener Ferv. BERG aus Stralsund, vorgeschlagen durch die Herren G. vom Rarh, KAYsER und ÜREDNER; Herr stud. phil. O. Lüpecke aus Teutschenthal, z. Z. in Halle a. S., vorgeschlagen durch die Herren Weiss, Dames v. Fritsch; Herr Seminar - Oberlehrer KönLeR aus Schneeberg im Erzgebirge, vorgeschlagen durch die Herren ÜREDNER, SIEGERT und Dauss; Herr Oberlehrer MEHNER aus Wurzen, vorgeschlagen durch die Herren CREDNER, SIEGERT und LEHmann. Es kam darauf die auf der vorjährigen allgemeinen Ver- sammlung zu Wiesbaden beantragte Veränderung des $. 11. der Statuten zur Berathung und Beschlussfassung. Nach einer Debatte, an welcher sich die Herren von LasauLx, BEYRICH, SCHLÜTER und HAUCHECORNE betheiligten, wurde dieselbe durch Abstimmung abgelehnt und bleibt somit der $. 11. der Statuten unverändert. Nach der Berathung des zweiten auf Verlegung des Ge- schäftsjahres vom 1. November auf den 1. Januar bezüglichen Antrages wurde derselbe angenommen, ebenso die Veränderung 945 des $. 6. der Statuten, dahingehend, dass die Vorstandswahl nunmehr statt in der Novembersitzung in der Januarsitzung jeden Jahres stattfinden soll. Der $. 6. Alin. 2 der Statuten lautet nunmehr also: „Die Wahl dieses Vorstandes geschieht „in der Januarsitzung für das mit dieser „Sitzung beginnende Geschäftsjahr nach „einfacher Majorität. Bei letzterer werden „die von auswärts eingegangenen Stimm- „zettel mitgezählt.‘ Herr Hrrm. CREDNER erstattete der Versammlung Bericht über die von ihm geleitete Excursion durch das säch- sische Gebirge, zu welcher derselbe durch das auf S. 199 dieses Bandes unserer Zeitschrift publieirte Programm die Mit- glieder der Deutschen geologischen Gesellschaft eingeladen hatte. Eine wesentliche Erweiterung hatte dieses Programm dadurch erfahren, dass man die gemeinschaftliche Tour vor- zuglich auf Anregung des Herrn von DEcHEn, ausser auf die früher genannten Punkte, auch auf die Porphyrberge der Ge- gend von Hohburg auszudehnen beschloss. So versammelten sich denn im Laufe des 6. und in der Frühe des 7. September zu Leipzig in den Räumen der geo- logischen Landesuntersuchung von Sachsen vier und dreissig Mitglieder der Deutschen geologischen Gesellschaft, unter- warfen die Einrichtungen des neu erbauten mineralogischen und geologischen Instituts einer Besichtigung und widmeten den Rest der disponiblen Zeit einem Einblick in die Anfänge der geologischen Sammlung der sächsischen Landesuntersuchung, zu deren Aufnahme zwei geräumige Säle bereit stehen, von denen jedoch vorläufig nur der eine benutzt wird. Die Auf- stellung der Sammlung, welche einerseits als Beleg für die Ar- beiten der Landesuntersuchung dienen, andererseits ein über- sichtliches Bild der Geologie und des Mineral - Reichthums Sachsens geben soll, erfolgt nach einem geographisch - geolo- gischen System, welches sich aus dem zonalen Bau des König- reichs von selbst ergiebt. Die erzgebirgischen Gneisse und Urschiefer bilden naturgemäss die erste Abtheilung der Samm- lung, an welche sich die Gesteine des sächsischen Granulit- gebietes und’ seines Schiefermantels, diejenigen des Lausitzer Granitplateaus, ferner das voigtländische Silur und Devon, die 946 nordsächsische Grauwackenzone, die verschiedenen Carbon- und Dyas-Mulden am Fusse des Erzgebirges, die Quaderformation des Elbthales und endlich Tertiär und Quartär der norddeut- schen Ebene anreihen. Jede dieser natürlichen Abtheilungen soll in unserer Sammlung repräsentirt werden durch Beleg- stücke a) der gesammten der Formation selbst angehörigen Gesteinsarten, b) etwaiger organischer Einschlüsse des be- treffenden Terrains, ce) der durchsetzenden z. Th. viel jüngeren Eruptivgesteine, d) etwaiger Schichtenstörung und tontact- einwirkungen, e) der dort aufsetzenden jedesmaligen Mineral- gänge. Unter den im Laufe dieses Sommers bereits für diese Sammlung eingegangenen Gegenständen erregten namentlich folgende das Interesse der versammelten Geologen: die cordierit- führenden Gesteine der Granulitformation, — die Gangstüucke der Zinnwalder Zinnvorkommnisse, — die symmetrisch gebauten granitischen Gänge des Granulitgebietes, — Zirkon und Ti- tanit führende Gangtrümer von Syenitgranit bei Waldheim, — grosse Suiten von schwarzen, rothen und mehrfarbigen Tur- malinen der Gegend von Penig, — Perthite und ihre Zer- setzungsproducte von Wolkenburg, — Üephalopoden aus dem Devon des Voigtlandes, — silurische Geschiebe aus Leipzig. Der erste gemeinsame Ausflug galt den Hohburger Porphyrbergen, aus denen der verstorbene NAUMANN wiederholt und zwar sowohl in früheren Jahren, wie noch kurze Zeit vor seinem Tode im Neuen Jahrbuche für Mineralogie etc. gewisse Erscheinungen beschrieben hatte, die er nur als Gletscherschliffe deuten zu können glaubte Es sind flammig gebogene, sich z. Th. gabelnde centimeterbreite Fur- chen auf gewissen Wänden, narbige Vertiefungen und warzen- artige Erhöhungen auf anderen Felsflächen. Von dem Ver- ewigten geschlagene ÖOriginalhandstücke, an welchen freilich eine Aehnlichkeit mit schweizerischen, skandinavischen oder nordamerikanischen Eisschliffen nicht zu erkennen ist, waren von den Herren v. Fritsch aus Halle und Hein aus Zürich einige Wochen vor dem, Besuche der Deutschen geologischen Gesellschaft in Leipzig für „Sandeuttings‘“, also für das Re- sultat fortgesetzter Schleifthätigkeit von durch Winde auf den porphyrischen Klippen bewegtem Sande erklärt worden. Auch hatte Herr v. Fritsch täuschend ähnliche Oberflächenformen 947 an Klippen der Küste von Marocco und Herr LAspEYReEs solche auf verschiedenen Porphyrhügeln der Umgegend von Halle beobachtet. Die Besichtigung der von Naumann als die chara- _ kteristischsten bezeichneten Oertlichkeiten am Kleinen Berge bei Hohburg konnte die deutschen Geologen nicht von der Richtigkeit der Glacialtheorie des berühmten Fachgenossen überzeugen, im Gegentheil war der Eindruck ein allgemeiner, dass die betreffenden welligen Runzelungen auf der Oberfläche der dortigen Felsmassen mit Gletscherschliffen Nichts gemein hätten. Nach ihrer Ruckkehr von dieser Tour versammelten sich deren Theilnehmer im Auditorium des mineralogischen Insti- tuts, um einen erläuternden Vortrag des Berichterstatters über den geologischen Bau der in den folgenden drei Tagen zu durchwandernden Gegend entgegen zu nehmen. Der zweite Excursionstag, also der 8. September, führte die Geologen per Bahn über Borna und Narsdorf nach Cossen in das sächsische Granulitterritorium, ein in geolo- gischer Beziehung noch ziemlich dunkles, zugleich aber durch seine Räthsel höchst anregendes Gebiet, dessen genaue Er- forschung die augenblickliche Hauptaufgabe der geologischen Landesuntersuchung von Sachsen und speciell diejenige der Herren E. Darue und J. LeHmans ist. Von dem einförmigen, welligen, von Diluviallehm bedeckten Plateau, über welches sich die Eisenbahn von Narsdorf bis Wittgensdorf hinzieht, stieg man am Fusse des Prachtbaues des Göhrener Viaducts hinab in das an landschaftlicher Schönheit wie an wichtigen geologischen Aufschlüssen reiche Mulde-Thal. Von letzteren traten den Wanderern zuerst solche in dem normalen granatführenden Granulit entgegen, die an Interesse durch einige Gänge von schriftgranitischem Pegmatit und von Tur- malingranit mit symmetrischer Anordnung ihrer Bestandtheile gewannen. In welchem Lagerungsverhältnisse die direct an den Granulit angrenzenden Cordieritgneisse zu diesem stehen, ist noch nicht ganz klar, wird sich jedoch durch einen binnen Kurzem in Angriff zu nehmenden, rechtwinkelig auf das Streichen beider Gesteinscomplexe gerichteten Eisenbahn- Einschnitt, ergeben. Die Cordieritgneisse sind in Folge der Zersetzung des Cordierits zu Glimmer in ein verwittertem, sehr glimmerreichem Gneisse ähnliches Gestein bis zu beträchtlicher 948 Tiefe umgewandelt, welchem der Nichteingeweihte schwerlich seine Abstammung ansieht. Glücklicherweise durchschneiden die gewaltigen Einschnitte der Muldethal- Bahn die Hülle von Zersetzungsproducten, legen das frische Gestein in ausgedehnten Flächen blos und liefern Halden, welche von der Mehrzahl der wandernden Geologen auf Handstucke dieser schönen Felsart ausgebeutet wurden. Normaler Granulit und Cordierit- gneiss sind die verbreitetsten Gebirgsglieder des südlichen Granulitgebietes, nach dessen Peripherie zu die Granulite mehr und mehr Glimmer aufnehmen und dadurch schiefrig werden, während Granat zurücktritt. Auch zur Beobachtung dieser Varietäten gab die Excursion durch den Besuch dreier Stein- brüche oberhalb Altschillen Gelegenheit, in denen gneissartige und schiefrige Granulite abgebaut werden, welche letztere nicht selten Einsprenglinge von Cordierit enthalten. In einem vierten Bruch ist ein Granit aufgeschlossen, welcher stellenweise von scharfkantigen, faust- bis metergrossen Fragmenten sowohl seines oberflächlichen Nebengesteins, also glimmerreichen, wie des in grösserer Tiefe anstehenden normalen Granulites strotzt. Da in diesem Steinbruche der Contact des Granits mit dem Granulite nicht sichtbar war, konnte die Frage aufgeworfen und lebhaft erörtert werden, ob man es hier mit einem gang- artigen Eruptivgranit oder einer körnigen, also granitähnlichen Granulitvarietät, also entweder mit einem späteren Eindringling, oder einem gleichalterigen Formationsgliede zu thun habe? Nach aller Analogie jedoch auf ähnlichen, aber besser aufge- schlossenen Granitvorkommen benachbarter Localitäten gehört der am 8. September besuchte Granit zu den zahlreichen das Granulitgebiet durchwärmenden Gängen. Es scheint kaum fraglich, dass die Granulite in die Ge- steine des sogenannten Schiefermantels allmälig übergehen, wenn solches auf unserer Excursion -auch nicht schrittweise zu verfolgen, sondern nur aus der Aebnlichkeit der zuletzt be- suchten schiefrigen Varietäten des Granulits und der nächst aufgeschlossenen Garbenschiefer von Wechselburg zu schliessen war, welche letztere den sammelnden Geologen wiederum Gelegenheit zu reichlicher Vermehrung ihren Vor- räthe gaben. Eins der lehrreichsten Profile aber gewährte der tiefe Tbaleinschnitt eines der Mulde zufliessenden Baches: der Selgegrund. Ihm thalaufwärts folgend, durchschritten wir 949 ‘ die steilaufgerichteten, vom Rande des Granulitgebiets ab- fallenden Schichten des Schiefermantels, also Garben-, - Glimmer- und Thonschiefer, um dann auf die fast horizontal aufgelagerten Schichten des Rothliegenden zu gelangen. Durch mehrfache Wechsellagerung von murbem, arkoseähnlichem Sandstein, fetten Letten und harten Thonsteinen wird ein aus- gezeichnet treppenförmiges Ansteigen der Thalsohle bedingt, in welcher jede schroff abfallende Siufe einer widerstands- fähigen Thonsteinbank entspricht. Der letzte und steilste Absturz jedoch wird von einer Platte von sanidin- und horn- blendeführendem Felsitporphyr gebildet, welche gewisser- maassen die Basis des ganzen Rochlitzer Berges, in dessen Bereich uns der Selgegrund geführt hat, repräsentirt. Auf ihr thürmen sich die gewaltigen Tuffmassen des Roch- litzer Berges auf, in welchem wir einen alten Vulkan - Kegel von porphyrischen Aschen, Lapillis, Schutt und Blöcken erkennen. Auf dem Gipfel des Berges besichtigten wir die enormen Steinbrüche in diesem verhärteten und zusammenge- backenen Tuff (dem sogen. Rochlitzer Porphyr oder Rochlitzer Sandstein), um uns dann, dem reizenden Promenadenwege folgend, Rochlitz zuzuwenden. Bergabsteigend gelangten wir am Fusse des Berges aus den Porphyrtuffen wiederum in das dieselben unterlagernde Rothliegende mit seinen charakte- ristischen Thonsteinbänken und konnten in der unmittelbaren Nähe von Rochlitz zum zweiten Male, jedoch am entgegen- gesetzten Abfall des Berges die discordante Lagerung des Rothliegenden auf den steilgestellten Schichten des Schiefer- gebirges beobachten. Spät Abends führte uns der Bahnzug nach Chemnitz. Am folgenden Tage, also am 9. September, übernahm Herr Professor SIEGERT von Chemnitz aus die Führung der Exeursion und leitete dieselbe von dem südlichen Rande des Granulitgebiets durch dessen Schiefermantel in das Roth- liegende des erzgebirgischen Bassins,. Da der Schiefer- mantel allseitig vom Granulitgebirge abfällt, so haben seine Schichten an dessen südlicher Peripherie eine nach Süden ge- richtete Schichtenstellung. Als seine wesentlichsten Glieder ‚lernten wir bei Draysdorf Thonschiefer mit flötzartigen Ein- lagerungen von weissem, krystallinischem Kalk, ebenso mit zwischengelagertem Diabas kennen, Auf sie folgt eine Zone 950 von Kieselschiefern und Grunsteintuffen, deren erstere, aus ihrer nordöstlichen Graptolithen- führenden Fortsetzung zu schliessen, dem Silur angehört, während letztere den devo- nischen, an Brachiopoden und Corallen reichen Grünsteintuffen von Planschwitz im sächsischen Voigtlande entsprechen dürfte. Direct an sie lagert sich die Kulmformation an, um sich, durch Erosion oder oberflächliche Bedeckung von Rothliegen- dem hie und da unterbrochen, über Ebersdorf und Frankenberg bis nach Hainichen auszudehnen. Ihre unteren Schichten sahen wir bei Draysdorf entblöst, wo sie aus ziemlich festen, klein- stüuckigen, breccienartigen Thonschiefer-Conglomeraten bestehen. Ihnen folgen oberhalb Glössa feinkörnige und conglomerat- artige Grauwacken und zwischen ihnen einzelne Lagen von an vegetabilischen Resten, namentlich Stigmarien und Lepido- dendren reichen Schieferthonen. ‘ Discordant auf diesen steil aufgerichteten Kulmschichten lagern die Conglomerate und Sandsteine der productiven Kohlenformation, und auf diesen wiederum discordant die einzelnen, unteren Glieder des Rothliegenden, welche die Muldenbucht des erzgebir- gischen Bassins bilden. Die Lagerungsverhältnisse dieser drei Formationen gestalten sich dadurch so ausserordentlich ver- wickelt, dess hier die äussersten Ränder dreier nach ganz ver- schiedenen Richtungen ausgedehnten Becken, nämlich des Kulmbassins von Hainichen, des Kohlenbassins von Floha und des Rothliegendenbassins von Chemnitz - Glauchau über- einander greifen, dass sie ausserdem zum grossen Theil von Diluviallehm bedeckt und auf der anderen Seite durch Erosion derartig zerschlitzt sind, dass in einzelnen Thälern, z. B. des Rothliegenden die unterlagernden Formationen als Kohlen- conglomerat und Kulm entblösst wurden. Dazu kommt noch, dass durch die verhältnissmässig wenig mächtigen Rothliegenden- ablagerungen, namentlich des Bassinrandes, sehr oft Klippen der älteren Formationen hindurchrageu, welche an ihrer Peri- pherie in Folge deren Benagung durch das dyassische hieer direet wieder zu Material der Rothliegendenbildung umgearbeitet wurden, so dass bei dem conglomeratischen Charakter aller drei Formationen die petrographische Unterscheidung derselben stellenweise vollständig unmöglich wird. Eine solche carbo- nische Klippe, wie wir sie bei unserer Excursion im Gebiete des Rothliegendeu antrafen, ist der Kirchberg bei Glössa, 951 "und besteht aus einem groben, oft blockartigem Granitconglo- merat, welches mit dem Gneissconglomerat von Flöha und dem Porphyreonglomerat des Kuhloches in Parallele zu bringen ist. Was nun das Rothliegende der Umgegend von Chem- nitz betrifft, so ist dessen Gliederung, trotz früherer Special- untersuchungen, erst Herrn Professor SIEGERT gelungen. Bei |! unserer Exceursion bewegten wir uns von dem nördlichen Rande der erzgebirgischen Rothliegenden-Bucht in der Fallrichtung der Schichten nach deren Axe zu, überschritten deshalb die sämmtlichen Glieder des dort allein vertretenen unteren Roth- liegenden von dem ältesten bis zum überhaupt vorhandenen jüngsten. Diese können nach Herrn SızgErr vorläufig be- zeichnet werden als: RL. 1. Locker zusammengebackene lichte Sande und mürbe Sandsteine von Borna und Glössa (local); Sandige Letten, murbe, glimmerige, rothbraune Sand- steine mit Lagen von Granulit- und Por- phyrgeröllen. Weisser Thonstein. Platte von Felsitporphyr, bis 8 Meter mächtig (Furth und Hilbersdorf). RL. 2. Sande u. Sandsteine mit Quarz-, seltener Gneiss- geröllen, ohne Porphyr- und Granulitgeschiebe, reich an Araucarien und Psaronien, zuweilen mit dünnen Kalklagen und Kohlenschmitzen (Hilbers- dorf, Werkstättenbahnhof). Mächtige Thonsteine des Zeisigwaldes, mit dem Felsitporphyr an der Kreuzhuche. | RL. 3. Sandige und fette rothe Letten, z. B. an der Ab- deckerei von Chemnitz. Die trefflichen Aufschlusse in dem RL. 1. bei Borna, Glössa und Furth, in dem RL. 2. bei Hilbersdorf und auf dem Zeisigwalde überzeugten allgemein von der Natürlichkeit dieser Gliederung. Was die Thonsteine des RL. 2. betrifft, so be- sitzen dieselben auf dem Zeisigwalde eine Mächtigkeit von mehr als 100 Fuss, keilen sich jedoch allseitig aus. Der Zeisigwald ist demnach zweifelsohne, ähnlich wie der Roch- litzer Berg, ein wahrscheinlich submariner vulkanischer Schutt- und Aschenkegel der dyassischen Periode. 952 Die Diluvialzeit war auf dem von uus berührten Ge- A biete durch Flussschotter - Terrassen vertreten, die dem Laufe der Chemnitz, freilich in oft weiter Entfernung und in bis 15 Meter Höhe über derselben folgen und von Feuerstein führenden Lehmen bedeckt werden. An dem letzten der vier für die Excursion bestimmten Tage führte Herr Dr. A. Jentzsch die deutschen Geologen von Chemnitz aus in die Gegend von Flöha. Es giebt wenig Distriete im Königreiche Sachsen, vielleicht in ganz Deutsch- land, welche so viel interessante Aufschlusse in die ver- schiedenartigsten geologischen Formationen so unmittelbar nebeneinander bieten konnten, wie die Section Floha. Von ihnen durchwanderten wir zuerst den durch die Einschnitte der Hainichener Bahn entblössten Braunsdorfer Gneiss- zug. Derselbe besteht aus einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Varietäten der rothen Gneissformation und der zugehörigen Schiefer, welche im Laufe des kommenden Win- ters von Herrn JENTZSCH eine genauere petrographische Be- stimmung erfahren werden. Von mehreren sächsischen Geo- logen, so von NAuMAnn und MÜLLER, ist dieser Gneisszug als eine eruptive Bildung späteren Ursprungs als die benachbarten, bald zu erwähnenden paläozoischen Schichten betrachtet wor- den, ohne dass diese Ansicht als gerechtfertigt gelten dürfte. Vielmehr gehört der Braunsdorfer Gneiss der erzgebirgischen vorsilurischen Gneissformation an, hängt mit dieser augen- scheinlich unterhalb der überdeckenden paläozeischen Gebilde zusammen und repräsentirt eine ganz ähnliche Zone des säch- sischen Urgebirges wie das Granulitgebiet und die Gneiss- Granit-Zone von Strehla an der preussisch-sächsischen Grenze. Nahe seinem nördlichen, nach Frankenberg abfallenden Rande, nämlich bei Altenhayn, ist der Braunsdorfer Gneiss durchsetzt von einem Gange von prachtvoll horizontal säulenförmig, z. Th. flach gebogen fiederföormig abgesondertem feinkörnigem Felsitporphyr, der die freudige Bewunderung der Besucher erndtete. In nördlicher Richtung lehnt sich nun an diesen Gneisszug das Kulmbassin von Hainichen, wohlbekannt durch seinen Reichthum an Lepidodendren und Calamiten, sowie durch seine Kohlenfuhrung, die zu wiederholten Malen Veranlassung zu einem leider stets unbedeutenden Abbau ge- geben hat. Bei Oertelsdorf wurde uns Gelegenheit geboten, = - ee 953 die Schichten dieses Beckens, also Kulmgrauwacken, Thon- 'schieferconglomerate, Grauwackenschiefer mit Pflanzenresten und zwischengelagerten Kohlenschmitzen in ausgedehnten _ Aufschlüssen zu beobachten. Direct auf den Schichtenköpfen des steil aufgerichteten Kulm trafen wir am Wege nach Schloss Liehtenwalde die Conglomerate des bis hierher vorgeschobenen “untersten Rothliegenden, wie überall in jener Gegend, mit Granulit- und Porphyrgeröllen, so dass diese ein untrüge- risches treffliches Erkennungsmittel liefern. Während wir den Nordwestrand des Braunsdorfer Gneiss- zuges von Kulm und Rothliegendem überlagert trafen, zeigte uns der weitere Verlauf der Excursion, wie sich südlich an diese Barriere von geschichteten krystallinischen Gesteinen Graptolithen - führende, vielfach geknickte Kieselschiefer (bei Mühlbach) anschliessen, auf deren Schichtenköpfen fast horizontal, nur flach nach Sud geneigt, das unterste Glied der -Flöha’er productiven Kohlenformation, ein licht weisslich - gelber Sandstein mit einigen den Abbau nicht loh- nenden Kohlenschmitzen, auflagert. Ihm folgt das gross- ‚stückige Gneissconuglomerat, welches wir in besonderer Schönheit an der Chaussee im Orte Flöha anstehen fanden. Es ist dies zugleich der durch das Vorkommen von Feldspath-, Quarz- und Flussspath- Incrustaten, welche die in Zersetzung begriffenen Gerölle überziehen, aus VOoLGER’s und NAUMANN’S Beschreibungen wohlbekannte Ort. Indem wir uns aus der Sohle des Fiöha-Thales an dessen rechtem Gehänge zum Pfarrholz hinauf wandten, uberschritten wir das dritte und vierte Glied der dortigen Kohlenformation, den plattenformig in sie eingelagerten Porphyr und den oberen Kohlen- sandstein. Ueber letzteren breitete sich, ebenso wie über die benachbarten krystallinischen Schiefer eine ausgedehnte Ablagerung von Porphyrtuff aus, welche ursprünglich mit derjenigen des chemnitzer Zeisigwaldes zusammenhing und erst später durch Erosion von ihr getrennt wurde. Da nun der eben genannte obere Kohlensandstein einige Steinkohlenflötzchen birgt, welche man durch in den Porphyrtuff angesetzte Schächte erreichte und abbaute, so geben die demnach z. Th. aus Tuff, z. Th. aus Sandstein und Schieferthon bestehenden Halden auf der Höhe des Pfarrholzes den besten Einblick in dieses For- mationsglied, Zeits. d.D.geol.Ges. XXVI, ;. 61 = TE In dasselbe sowie in den unterlagernden Kohlenporphyr gewährten uns ausserdem noch die Eisenbahnbauten direct an der Station Flöha sehr interessante Aufschlüsse. Die Bahn schneidet hier 6-8 Meter tief in die Oberfläche der Porphyr- platte ein und entblöst an ihren Böschungen nicht nur, wie zu erwarten, dieses Eruptivgestein, sondern zugleich eine An- zahl von Schollen des conglomeratartigen oberen Kohlensand- steins, welche in z. Th. ursprünglichen, z. Th. durch kleine Verwerfungen entstandenen Vertiefungen der Porphyrplatte vor der sonst allgemeinen Wegwaschung geschützt wurden. In Flöha war der Endpunkt der Excursion der deutschen geologischen Gesellschaft erreicht. Vortreffliches Wetter hatte sie begünstigt, — Geologen aus den verschiedensten Gauen Deutschlands hatten sich an ihr betheiligt, — es war ihnen Gelegenheit geworden, die verschiedensten Gesteinsbildungen und geologischen Erscheinungen kennen zu lernen, die sonst zu den selteneren gerechnet werden, — durch viertägiges Zu- sammenleben von 34 Fachgenossen war der Impuls zu gegen- seitiger Belehrung und Aufklärung, zu manch nutzbringendem Gedankenaustausch gegeben. Man trennte sich in der Hoffnung, dass längere gemeinsame Excursionen von jetzt an stets in das Programm der Versammlungen der Deutschen geologischen Gesellschaft aufgenommen werden würden. Zur Betheiligung an den Sitzungen der letzteren eilten wir noch am Abend des 10. September nach Dresden. Herr SEnrt sprach über den Einfluss der Humussubstanzen auf die Lösbarkeit und Umwandlung der Mineralien. 1) Das letzte Product der Verwesung aller abgestorbenen Organismenreste nennt man Humussubstanz. Diese eigenthümliche Substanz entsteht bei stickstofffreien Organismenresten durch den Einfluss der in denselben vorhandenen Alkalien (Kali oder Natron) oder der Kalk- erde, bei stiekstoffhaltigen Organismenresten der in %ährung geratbenen und Ammoniak entwickelnden Stiekstoffsubstanz auf die Zellenmasse der Organismen. | 2) Die auf diese Weise entstehenden Humussubstanzen sind demnach stets humussaure Alkalien und zeigen sich je nach dem Grade ihrer Entwickelung als ulmin-, humin, quell- und quellsalzsaure Alkalien, am meisten als Ammoniak-haltige Salze. 955 3) Alle diese humussauren Salze üben eine lösende Kraft auf Mineralien aus: a) die geringste Kraft haben die ulminsauren - Salze; sie können nur Carbonate lösen; b) stärker wirken die huminsauren Salze; sie lösen Carbonate und Phosphate; c) am stärksten zeigen sich die quellsauren Salze, namentlich das quellsaure Ammoniak; sie lösen Car- bonate, Phosphate, Sulfate, einfache Silicate und Fluoride. 4) Alle gelösten Salze bleiben aber nur so lange in Lösung, als die humussauren Alkalien sich noch nicht in kohlen- saure Salze umgewandelt haben; ist dieses Letztere der Fall, dann scheiden sich alle in Lösung befindlichen Salze je nach den Grade ihrer Löslichkeit in Kohlensäure-hal- tigem Wasser aus und zwar stets in krystallischen Gestalten. Interessant ist das Verhalten der in humussauren Lösun- gen befindlichen Schwermetallsalze gegen Arsennickel, Arsenkobalt, Arseneisen, Schwefeleisen und Schwefelblei: Diese Erze wirken stets reducirend auf die in Lösung befindlichen Schwermetallsalze, so dass die Metalle dieser letzteren sich um jene Erze herum regulinisch absetzen. Diese letzte Eigenschaft deutet absolut auf einen galva- nischen Process hin, wie auch schon die Darstellung von reinen Kupferkrystallen, deren mehrere vorgelegt wurden, in einem galvanischen Elemente (von MEIDINGER) an- deutet. 5 m 6 N Durch alle die angeführten Erscheinungen lässt sich erklären: 1) die Bildung der Mineralien auf Gängen, 2) das Vorkommen der reinen Metalle in der nächsten Um- gebung der oben unter 5. genannten Arsen- und Schwefel- erze, 3) die Entstehung der Raseneisenerze, 4) die Art und Weise, durch welche die Pflanzen die zu ihrer Ernährung nöthigen Salze sich aus den Felsarten schaffen, 617 Ka em a Fe RR 956 Herr K. A. Lossen sprach über den Bode-Gang im Harz, eine Granitapophyse von vorwiegend porphyrischer Ausbildung (cfr. den Aufsatz diesen Band pag. 856). Herr AckEruMann übergab im Namen der Revisoren den revi- dirten Rechenschaftsbericht.. In dem Posten (Beleg No. 12) war die Summe um 4+ Thlr. zu niedrig in Einnahme gesetzt. Der Vorsitzende forderte die Gesellschaft auf, Decharge zu ertheilen. Dieselbe wurde ertheilt und dem Schatzmeister, Herrn Lasarp, für seine Mühewaltung der Dank der Gesell- schaft votirt. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. O. von DecHen. A. JentzscHh. E. Kavser. Protokoll der Sitzung vom 12. September 1874. Vorsitzender: Herr von Dechen. A Herr MöhHr legte eine Sammlung von geschliffenen typi- schen Basalten vor, welche anf seine Veranlassung vom Mechaniker Herrn Fuzss (Berlin, Wasserthorstrasse 46) her- gestellt war. Auf Einladung des Herrn GümBEL wurde beschlossen, die nächste allgemeine Versammlung in München abzuhalten und wurde Herr GümBEL zum Geschäftsführer erwählt.e Es wurde beschlossen, die Versammlung im Laufe des Monat August 1875 abzuhalten; jedoch wurde vorläufig von einer genaueren Bestimmung der Tage Abstand genommen und beschlossen, dass dieselbe rechtzeitig durch Herrn GÜNBEL im Einverständ- niss mit dem Berliner Vorstande erfolgen und dann den Mit- gliedern baldigst zur Kenntniss gebracht werden solle. r Herr SchLöTer sprach über den ‚‚Emscher Mergel‘‘, als ein neues, zwischen den Cuvieri-Planer und die Quadraten- kreide einzuschaltendes Kreideniveau (cfr. den Aufsatz diese Zeitschrift diesen Band pag. 775). Derselbe legte sodann einen neuen Crinoiden vor. Man N ee Ar fe „€ 957 kennt bisher nur drei Crinoiden, welche unmittelbar mit der Unterseite des Kelches aufgewachsen sind: Cotyloderma aus dem Lias, Cyathidium aus dem Faxekalk, und Holopus lebend, Als vierte Form schliesst sich die vorgelegte an, welche den eocanen Mergeln von Spilecco bei Monteccio maggiore, die der oberen südalpinen Kreide, der Scaglia, aufruhen, entstammt. Herr Mierzsch aus Zwickau sprach über Verwandlung frischen Zimmerholzes in Pechkohle unter hohem Druck und über einige von ihm aufgenommene Flötzprofile von Zwickau. Herr von RiCHTHOFEN sprach über einige Probleme, welche sich bei der geologischen Betrachtung der Grossen Ebenen im nordöstlichen China bieten. Das eigentliche China besteht zu mehr als neun Zehntel seiner Bodenfläche aus Gebirgsland, das in der südlichen Hälfte nur durch wenige breitere Alluvial- thäler, in der nördlichen durch einige grössere beckenartig eingesenkte Ebenen unterbrochen ist. Das Gesammtareal dieser horizontalen Bodenflächen ist verschwindend klein gegen das- jenige der Grossen Ebene, welche in zwei Theile zerfällt. Der eine, mit 7000 Quadratmeilen Flächeninhalt, umfasst das untere Stromgebiet des Hwang-ho und die Mündungen des Yangtsze-kiang, der andere, durch einen schmalen Hals mit dem ersten verbunden, wird von dem letzteren Strome und seinem grössten Nebenfluss, dem Han, bewässert und umfasst ungefähr 1000 Quadratmeilen. — Das erste Problem liegt in - der Thatsache, dass die Grosse Ebene sich nur in der nörd- lichen Hälfte von China dem Gebirgsland vorlagert, in der südlichen aber das letztere unmittelbar in das Meer abfällt. Redner erklärt dies durch den näher erörterten Nachweis, dass in der südlichen Hälfte der Küste Senkung, in der nördlichen Hebung statifindet, so zwar, dass in der grossen, in den Tshusan-Inseln auslaufenden Axenkette des südlichen China Stillstand ist, und von dort aus die Intensität der Hebung mit der Entfernung gegen Norden, diejenige der Senkung mit der Entfernung gegen Süden stetig zunimmt. Dadurch sind die ungeheuren Anschwemmungen der Riesenströme des Nordens in Ebene verwandelt worden, während die allerdings gerin- geren der südlichen Flüsse unter Wasser bleiben und den praktischen Werth der zahlreichen tiefen Buchten für die Schiff- fahrt vermindern. An der neutralen Stelle endlich umsäumen 98 = — breite Schlammbänke im Niveau der Fluth das Land. Sollte sich die Bewegung umkehren, so würde schon bei geringem Betrage derselben die nördliche Ebene unter dem Meer ver- schwinden, im Süden aber ein Küstensirich von Alluyialland geschaffen werden. — Ein zweites Problem betrifft die Aen- derungen, welche der Hwang-ho und Yangtsze-kiang in ihrem Unterlauf erfahren haben. Der letztere besass ehemals ein Delta, indem ein südlicher, jetzt vollständig verschwundener Arm mit drei Canälen in das Meer mündete, während jetzt eine Deltabildung nicht stattfindet. Bezüglich des Hwang-ho wurden die vielfachen wohlbekannten Aenderungen besprochen, welche sein Unterlauf während der letzten 4000 Jahre er- fahren hat. Die älteste historisch bekannte Mündung lag 90 Meilen nördlich von derjenigen, welche vom 13. Jahr- hundert bis zum Jahre 1856 existirte.*) Im Ganzen hat, trotz mancher Schwankungen ein allmäliges Vorrücken des Strom- laufes von Norden nach Süden stattgefunden, und dies mag mit der grösseren Intensität der Hebung des Landes im Nor- den zusammenhängen. Zas jedes ‚bekannte Flussdelta an Areal weit übertreffende Gebiet, welches von diesen verschie- denen Mündungsarmen eingeschlossen wird, darf, wie Redner nachzuweisen sucht, als ein eigentliches Delta nicht betrachtet werden, da niemals mehrere Canäle gleichzeitig in Gebrauch waren, sondern als ein ausserordentlich ausgedehnter, sehr flacher Schuttkegel, den der AHwang-ho selbst aus den herab- . gebrachten Lössmassen aufgebaut hat, und über dem seine Wassermasse bald in einer, bald in der anderen radialen Linie hinabläuft. — Pas dritte Problem ist die Existenz grosser Seebecken, insbesondere derjenigen des Tungting- und Poyang- Sees, welche als Reservoirs fur das überflüssige Wasser des Yangtsze zur Zeit der Hochfluth dienen und während des nie- drigen Wasserstandes trocken sind. Der Unterschied zwischen höchstem und tiefstem Wasserstand beträgt bei beiden Seen resp. 60 und 45 Fuss. Da trotz der grossen Mengen der in diesen suspendirten Bestandtheile eine Auffüullung der Becken *), Zur Zeit des Druckes dieser Verhandlungen (Januar 1875) langt die Nachricht in Europa an, dass der Hwang-ho sein nördliches Bett, in das er sich im Jahre 1856 verheerend wälzte,. verlassen hat und aber- mals in das südliche zurückgekehrt ist, 959 mit Alluvionen noch nicht stattgefunden hat, so glaubt der Vortragende das fortdauernde Bestehen der grossen Seen durch locale Differenzen von Hebungen und Senkungen erklären zu mussen, eine Ansicht, die eine Bestätigung darin finde, dass um gewisse, aus den Ebenen inselartig auftauchende granitische Gebirge kleinere Seen angeordnet sind, welche trotz ihrer für Ausfullung besonders günstigen Lage doch als seichte Seen fortbestehen. — Ein viertes Problem ergiebt die gegenseitige Begrenzung von Ebene und Gebirgsland.. Im Allgemeinen ist sie unvermittelt, und es fehlt durchaus Alles, was man als Di- luvialterrassen bezeichnet. Doch finden sich zweierlei schein- bare Ausnahmen. Die erste besteht in einer Terrasse von 80 bis 100 Fuss Höhe, welche in einer Breite bis zu mehr . als einer Meile die Alluvionen des unteren Yangtsze von den ihn im Süden begleitenden Gebirgen scheidet. Sie bestehen aus einer ununterbrochenen Folge von sandigen Conglome- raten, deren Schichten stetig unter 8° bis 20° nach Norden fallen. Da Faltungen nicht zu beobachten sind, die Mächtig- keit, senkrecht auf die Schichtenflächen berechnet, mithin meh- rere tausend Fuss betragen wurde, da ferner die Formation anderswo gar nicht vorkommt und nirgends ein höheres Ni- veau erreicht, und da das Material, aus dem sie vorwaltend besteht, an jeder Stelle mit demjenigen des Gebirges, dem sie vorgelagert ist, übereinstimmt, so lässt sich die Formation nur als eine von Anfang an in der jetzigen geneigten Stellung ge- _ schehene Ablagerung von Schuttmassen erklären, welche durch grosse Ströme und zu einer Zeit besonders zerstörender Vor- gänge durch grosse Flusse in das an der Stelle der jetzigen Ebene sich ausbreitende Meer geführt wurden. Die zweite Ausnahme besteht in einer Art von Terrassen, welche eben- falls dem unteren Yangtsze eigenthumlich sind, etwas grössere Höhe als die vorigen über dem Fluss erreichen und aus ganz zusammengefalteten Schichten von rothem Sandstein älterer Formationen bestehen, die aber in einer Horizontalfläche ab- geschnitten sind. Sie gleichen denjenigen Horizontalflächen, welche an Küsten, die lange Zeit eine Hebung oder Senkung nicht erfahren, durch die Brandung in halber Fluthhöhe hervor- gebracht werden, und sind wahrscheinlich durch diesen Vor- gang zu erklären. — Als ein fünftes Problem wird die Art des Abfalls einiger geschichteter Gebirge in die Grosse Ebene Een > hervorgehoben. Der fast vollkommen horizontale Schichtenbaus der Provinz Shansi reicht östlich bis an dieselbe heran und. fallt dann in einigen scharfen Wellenbiegungen in sie und unter sie hinab. Noch unvermittelter ist der Uebergang an Stellen des unteren Yangtsze, wo der wellig aufgebogene Berg- kalk entlang einer geraden Linie plötzlich zu senkrechter Stel- lung umbiegt und die Alluvionen unmittelbar an die Steil- abhänge grenzen. MDiese Erscheinung erklärt der Vortragende durch die unvermittelte Begrenzung des Senkungsfeldes der Grossen Ebene gegen die jetzt bestehenden Gebirge und die Intensität der Senkung entlang gewisser geraden Linien. Herr GROTRIAN theilte mit, dass behufs Gewinnung von Chausseebau-Material im Laufe dieses Jahres im Forstdistriete Ziegenrücken, Herzogl. braunschweig. Reviers Oker a. Harz, da, wo das Achtermannsthal in das Okerthal mündet, ein Steinbruch eröffnet sei. Die dortigen Devonschichten: Spiri- feren -Sandstein, Calceola-Schiefer und Wissenbacher Schiefer seien durch Granit gehoben und vermöge Contactwirkung in das unter dem allgemeinen Namen „Hornfels‘‘ bekannte Ge- stein umgewandelt. Dasselbe sei sehr kieselhaltig, vielfach verworfen und lasse, neben plattenförmiger Absonderung, säulenförmige Zerklüftung wahrnehmen, während die von dem granitischen Fundamente entfernten oberen Gesteinslagen, wenngleich durch plutonische Einwirkung ebenfalls metamor- phosirt dennoch ein vollkommen schiefriges Gefüge erhalten haben. Eine Anzahl aus dem gedachten Steinbruche vorgelegter Musterstucke durfe insofern Interesse darbieten, als sie, ausser rhomboidischen Formen, scharf begrenzte sechsseitige Prismen repräsentiren, wie dergleichen aus den Hornfelspartieen - des Harzgebirges bislang nicht bekannt geworden. Die Prismen- gestalt, auf den ersten Blick eine auffällige Erscheinung, lasse sich auf die aus dem ursprünglichen Schichtungsverhältnisse herzuleitende Rhombo&derform unschwer zurückführen. Redner glaubt in der vorbezeichneten Bildung eine Analogie mit ba- saltischen Absonderungen zu erkennen, verwahrt sich übrigens, in Bezug auf eine Frage des Herrn Dr. Lossen, ausdrücklich gegen die Annahme, als ob er dies so verstanden wissen wolle, dass es sich im vorliegenden Falle um einen Krystalli- sationsprocess handeln könne, ist vielmehr der Meinung, dass 961 lediglich in der Intensität des vom Granit ausgegangenen Hitzegrades und der später mehr oder weniger rasch er- folgten Abkühlung, das Agens für die in so eigenthumlicher Structur erfosgte Hornfelsbildung begründet sein werde, Ferner machte der Vortragende Mittheilung uber das bei Gelegenheit der Erdarbeiten behufs der neuen Braunschweig- Magdeburger Eisenbahn stattgehabte Vorkommen von Bernstein in. dem das Untere Oligocän überdeckenden Diluvium des braunschw. Forstreviers Runstedt, sowie uber Struvit, welcher im Monat Juni d. J. beim Bau der neuen Synagoge in der Stadt Braunschweig entdeckt worden sei. Herr vom RaTH legte zwei neue Mineralvorkommnisse vor: Truggestalten von Quarz auf Kalkspath und Pseudomorphosen von Serpentin nach Olivin vom Monzoniberge in Tirol. Die ersteren, welche von Herrn A. FrenzeL aufgefunden wurden, stammen von Schneeberg. Auf einer älteren Quarzbildung der gewöhnlichen Art\ ruhen neuere Quarzkrystalle, welche die Form des ersten stumpfen Kalkspathrhomboöders nachahmen. Es sind Gruppen von je drei Individuen, welche in gesetzmässiger Lage (eine Haupt- rhombo&derfläche des Quarzes parallei einer Fläche des ersten stumpfen Rhombo&ders des Kalkspaths) auf einem ganz um- _ schlossenen kleinen Kalkspathrhombo@der —{R ruhen. Diese Krystalle sind vergleichbar den bekannten Reichensteiner Quarzgruppen. — Die neuen Olivin-Pseudomorphosen bieten eine andere Flächencombination dar, als die berühmten Kry- stalle von Snarum, geben aber diesen an Schönheit Nichts nach. Das Vorkommen liegt auf der Pesmeda-Alp, Südseite des Monzoni, und gehört der Contactzone zwischen dem Eru- ptivgestein des Monzoni und dem Kalkstein an. Herr Ortu legte eine Körnungsscala vor. Die einzelnen Proben sind durch mechanische Sonderung mittelst Decantiren je nach der Fallgeschwindigkeit in Wasser und Absieben der gröberen Gemengtheile durch Rundlochsieb gewonnen. Die Abstufung ist folgende: 962 Ueber 3 Millimeter Durchmesser 2-3 5 1-2 x 0,5-1 ” 0,25-0,5 3 0,1-0,25 5 0,05-0,1 > 0,025-0,05 » Da die feinsten der genannten Proben fast ausschliesslich aus kleinen Quarzkörnchen bestehen und das specifische Ge- wicht des Quarz wenig differirt, sö ist es möglich, durch mecha- nische Sonderung in Wasser gleichmässige Proben zu gewinnen, Wenn auch in der Natur vielfach allmälige Uebergänge, | die Körnung betreffend, vorkommen, so ist es doch als noth- wendig hervorzuheben, dass die Wissenschaft sich bestimmter Bezeichnungen bedient, und die Ausdrucke: Erbsenkorn-, Raps- korn-, Mohnkorugrösse und dergl. sind schon deshalb nicht genügend, weil bei der grossen Variabilität der Pflanzen diese Körner selbst keine bestimmte Grösse repräsentiren. Von besonderer Bedeutung ist die Beachtung der feineren genannten Proben unter —-, namentlich unter „- Millimeter Durchmesser, welche trotz vorwiegenden Quarzgehalts sehr häufig mit Thon verwechselt werden, wenn auch nur sehr wenig eigentlicher Thon (Aluminiumsilicat) beigemengt ist. Das feine Quarzmehl wird nicht selten auch als sehr feiner Sand bezeichnet, wozu der bedeutende Quarzgehalt jedoch nicht berechtigt, und für das praktische Leben entsteht dadurch eine Ungenauigkeit der Ausdrucksweise, welche vielfach ver- wirrend gewirkt hat. Nach dem Sprachgebrauch und dem praktischen Leben ist die Wissenschaft nicht befugt, den Be- griff Sand so weit auszudehnen. Für viele der wichtigsten Fragen der Landescultur sind diese Unterscheidungen und entsprechenden Bezeichnungen von nicht geringer Bedeutung, und wird man eine sehr eingehende Charakteristik namentlich dann nicht entbehren können, wenn es sich um die Kenntniss und Bezeichnung der der Land- und Forstwirthschaft zu Grunde liegenden Gesteins- und Boden- bildungen handelt. Die Durchlässigkeit und Undurchlässigkeit des Bodens sind es namentlich, welche durch die Zahl der capillaren Räume wesentlich beeinflusst werden, und das feine, 963 nur mit wenig Thon gemengte Quarzmehl gehört nicht selten zu den ungünstigsten Bodengrundlagen. Herr Böttger sprach über Tertiärbildungen auf Borneo. Herr BoORNEMARNN jun. besprach das Vorkommen der Schich- ten des Ammonites jurensis in den Liasablagerungen von Eise- nach und legte eine Suite aus denselben gesammelter Ver- steinerungen vor. Herr M&yn aus Uetersen hielt: folgenden Vortrag: Die regelmässigen Gestalten der Imatrasteine und der schwedischen Marlekor haben früher mannigfaltigste Erklärungen gefunden, bis man schliesslich dazu kam, sie als Concretionen im Glacial- mergel zu betrachten. Diese Erklärung bestritt neuerdiugs wieder KJERULF und kehrte zu der Vorstellung von Rollsteinen zurück bis Sars eine Reihe von Imatrasteinen fand, in welchen ein Glacialpetrefact enthalten war. Nun kam KJERULF zu der Erklärung, dass die Concentration der Kalksubstanz bei allen den Imatrasteinen, welche kein Petrefact enthalten, schon in dem Meere selbst während der Niederschlagbildung entstand, und zwar durch verwesende Thierstoffe, deren kohlensaures Ammoniak den Kalk aus dem Gipsgehalt des Meerwassers an dieser Stelle fällte. Für diese Erklärung kann ich hier eine ganze Reihe von Beweisstücken aus der heutigen Marschbildung vorlegen, welche theilweise aus dem Meeresgrunde selbst von mir hervorgezogen sind. Es sind zunächst Imatrasteine, welche ohne organischen Inhalt genau die von PArroT gezeichneten Gestalten wieder- holen. dann dergleichen, welche nur zufällig ein. Cardium oder eine andere Muschel nicht einschlossen, sondern mit sich bloss verfestigt haben. Noch merkwürdiger erscheint es, dass sie sich um den mittleren Theil der bekannten Pseudogaylussite der Marsch angesetzt haben, und dass fast jeder Pseudogaylussit in seinen durchbrochenen Flächen den Ansatz zu einem Imatrasteine enthält. Endlich liegt eine ganze Reihe von Imatrasteinen vor, an denen scheinbar gesunde Gaylussite haften, oder mit den Spitzen herausstecken, und da nun diese Erscheinung bereits viele Quadratmeilen begreift, vom südlichen Holstein bis zum mittleren Schleswig reichend, so ist nicht unmöglich, dass der von KJERULF angedeutete Process unter gewissen Umständen zu- 964 gleich die Ursache der Gaylussitbildung im Meere bezeichnet, eine Frage, welche den Chemikern zur er Feststellung übergeben wird. Herr K. von Fritsch berichtete über ein Profil ante der Schmucke am Thüringer Walde, aus welchem hervorgeht, dass daselbst die schwarzen Schiefer des Mittelrothliegenden (mit Acanthodes, Palaeoniscus, Walchia etc.) durch eine un- gefähr 400 Fuss mächtige Schichtenreihe getrennt sind von dem Unterrothliegenden. Derselbe hob ferner hervor, dass am Thüringer Walde keineswegs immer die ältesten Schichten des Rothliegenden es sind, die an den Granit angrenzen, son- dern dass oft Lagerungsstörungen vorliegen. Herr GöPPpERT lud unter Ueberreichung des Programms fur die Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte in Breslau zu einer recht lebhaften Betheiligung an derselben ein. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. OÖ: von DecHEn. A. JEenzzscHh. ° E. Kayser. 3. Protokoll der November - Sitzung. Verhandelt Berlin. den 4. November 1874. Vorsitzender: Herr BEYRICcH. Das Protokoll der August - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende machte Mittheilung davon, dass die Allge- meine Versammlung der Gesellschaft im August nächsten Jahres in München stattfinden werde, die genauere Zeit jedoch noch festgestellt werden müsse; sowie davon, dass in Folge des Beschlusses der Allgemeinen Versammlung zu Dresden, das Geschäftsjahr mit dem 1. Januar anfangen zu lassen, die Vorstandswahl erst in der Januar - Sitzung 1875 stattfinden werde. 965 Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr RupoLr HörnEs, Geologe an der k.k. geologischen Reichsanstalt, vorgeschlagen durch die Herren E, v. MoJsısovics, M. NeumaYR und DOöLTteEr. Der Vorsitzende machte Mittheilung von einem der Ge- sellschaft zugegangenen Schreiben der Wittwe Tuomas in Siegen, welches die Anzeige enthält, dass dieselbe den Ver- kauf der von ihrem verstorbenen Manne angefertigten Glas- Krystall-Modelle fortzusetzen gedenkt, Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr Lasarp machte folgende Mittheilungen über das Auf- finden von Pliocän - Fossilien im Glacial- Thon in der Nähe von Bernate bei Camerlata: Nach Mittheilungen des Professor Desor, welche derselbe auf der diesjährigen Schweizer Naturforscher - Versammlung machte. ist wiederholt von italienischen Geologen darauf hingewiesen, dass der Oharakter der Pliocan - Versteinerungen von dem vorhergehenden Miocän ein so verschiedener sei, dass man die Tertiärformation mit letzterer als abgeschlossen und die Pliocän-Ablagerungen zu der Glacialperiode gehörig betrachten könne. Diese Ansicht sei auch — nach Herrn Desor’s Mittheilung — in dem Comitato geologico zu Mai- land bei Berathung uber die Herstellung einer neuen geolo- gischen Karte für Italien zu Tage getreten, als man sich dort für die Annahme der Farben der Schweizer Karte, welche keine Farbe für Pliocan enthält, entschied. Inzwischen sei der Zufall der eben bezeichneten Ansicht zu Hulfe gekommen, Vom Marchese RısoLıs zu Bernate bei Camerlata wurden in einer alten Moräne eine grosse Anzahl Pliocan-Versteinerungen gefunden, welche auf die gleichzeitige Existenz der letzteren mit dem Glacial-Thon fast schliessen lassen mussten. Ueber die Ausdehnung der Moränen in der Lombardei weist Redner ebenfalls auf Desor’s „Moränenlandschaft* in den Verhand- lungen der Schweizer naturforschenden Gesellschaft hin. Die von dem Marchese RısoLıs aufgefundenen Fossilien sind von Car MAYER in Zürich als die folgenden bestimmt: er er * Cerithium vulgatum*) Pleurotomaria interrupta x turricula Fusus aduncus „ angulosus » SP. nov. Murez scalaris „sp. indet. s Buccinum dissimile ge) > lim atum 5 mutabile | 5 reticulatum. & italicum % semistriatum Turritella bicarinata = subangulata se communis Terebra pertusa | a Basteroti s Purpura striatula Chenopus Uitingeri 5 pes pelicani Cancellaria cancellata Conus striatulus - ponderosus Solarium simplex * + + 2 siculum - Natica macilenta = neglecta AN = helicina Ficula geometrica Cassidaria echinophora Columbella Borsoni E seripta Ranella marginata. * Dentalium sexangulare Vermetus intortus (ausser den mit * bezeichneten Versteinerungen fand der Vortragende nach den Bestimmungen des Herrn SPEYER noch: *) Die noch lebenden Artefi sind gesperrt gedruckt. 967 Nassa mutabiks Lam. Pleurotoma ? dimidiata Br. Murex plicatus L.) - 35 Arten, worunter 11 lebende, welche Bestimmungen Redner der Güte des Herrn Desor verdankt, Auch D’AnconaA in Flo- renz hat den vollständigen Parallelismus zwischen den aufge- fundenen Fossilien und den classischen Ablagerungen des Pliocan zu Sienna, Bologna, Piacenza anerkannt. Redner legt schliessiich die bei seiner jüngsten Anwesen- heit in Oberitalien an der interessanten Fundstelle im Glaeial- thon aufgefundenen Fossilien vor. Die gute Erhaltung muss fast gegen ein Hingeschwemmtsein sprechen. Obwohl die Thatsache feststeht, so hat die Erklärung, wie auch Herr Desor dieser Tage in einem Briefe ausgesprochen, ihre Schwierigkeit, Herr von DückEr hob hervor, dass Funde in einer Moräne überhaupt Schlüsse auf Altersverhältnisse nicht erlaubten. Herr BERENDT sprach über anstehenden Jura mit A. opa- linus und concavus bei Grimmen unweit Greifswald (cfr. diesen Band pag. 823). Herr Damss macht im Anschluss an den für die Geo- gnosie des norddeutschen Flachlandes so interessanten Vortrag des Vorredners darauf aufmerksam, dass auch dieser neue Fund die Zweckmässigkeit der Abgrenzung des Lias vom mittleren Jura unter der sogen. Falciferenzone befürworte, da hier in ein und demselben Lager Ammoniten zusammenlägen, von denen der eine bisher nur in Posidonienschiefern, der andere in Opa- linusthonen gefunden sei, wie sich das auch schon in den von Herrn Meyn bei Ahrensberg gefundenen Geschieben gezeigt hatte. Herr Kayser referirte über die Arbeit JULES GoSSELET's: Carte geologique de la bande meridionale des calcaires devo- niens de l’Entre Sambre-et-Meuse, Bruxelles 1874. Der um die Kenntniss des belgischen und nordfranzö- sischen Devon so verdiente Autor unterscheidet jetzt 5 Ab- theilungen für das Unterdevon, nämlich von oben nach unten: Calceola- Schichten, Grauwacke mit Leptaena Murchisoni, Schichten von Gedinne. Die Schichten von Ge&dinne wurden bereits von Dv- EN ; 968 mont an die Basis des ‚‚Terrain Rhenan“ gestellt und werden von den belgischen Geologen jetzt allgemein als das unterste Glied der devonischen Schichtenfolge im nördlichen Frankreich und Belgien betrachtet. Den Schichten mit Leptaena Mur- chisoni giebt GOSSELET jetzt eine viel grössere verticale Aus- dehnung wie früher: ausser Dumoxts Coblentzien rechnet | er nämlich zu derselben jetzt noch dessen Ahrien, die uber diesem folgenden rothen Schichten von Vireux (welchen die Vichter Schichten in der Eifel und bei Aachen parallel sind), sowie endlich die noch höheren Bildungen mit Spi- rifer cultrijugatus. Was die Schichten mit Calceola san dalina betrifft, die bekanntlich in der Eifel den unteren Theil der dortigen Kalkbildung ausmachen, so werden diese gewöhnlich als un- teres Glied der mittleren Abtheilung der devonischen Schichtenfolge angesehen; GossELET aber will dieselben vom Mitteldevon getrennt und mit dem Unterdevon vereinigt wissen. Das Mitteldevon würde dann erst mit dem Calcaire de Givet beginnen, unserem Stringocephalenkalk, der bekanntlich die obere Hälfte der Eifler Kalkbildung ausmacht. Schon im Jahre 1860 hat GosseLer die Grenze zwischen Uuter- und Mitteldevon in der gedachten Weise gezogen. Sein Vorgang hat indess, soweit dem Referenten bekannt, bisher keine Nachahmung gefunden. Der französische Gelehrte sucht den- selben daher auf’s Neue zu begründen und beruft sich dabei auf die Arbeiten des Vortragenden über die Eifel, die gezeigt hätten, dass auch in paläontologischer Hinsicht zwischen Stringocephalen- und Calceola - Schichten eine viel schärfere Grenze existire, als zwischen den letzteren und den sie unter- lagernden Grauwacken. Der Vortragende, obwohl weit entfernt das Vorhandene einer derartigen ziemlich scharf ausgesprochenen Grenze in Abrede stellen zu wollen, kann derselben doch nicht den Werth zugestehen, wie GoSSELET. Ganz abgesehen davon, dass es sehr fraglich erscheint, ob eine ähnliche Scheide auch ander- wärts besteht (was für Gegenden, wo die Calceola- und Strin- gocephalenschichten in gleicher Weise durch sandige Ablage- rungen vertreten werden wie in Westfalen, unwahrscheinlich ist), so glaubt der Vortragende auch bestreiten zu müssen, dass die Fauna der Calceolaschichten sich enger an die der 969 unterliegenden Grauwacken als an die der Stringocephalenkalke _ anschliesse. Man muss bei der Vergleichung der fraglichen 'Faunen deren Gesammtinhalt, nicht blos die Brachiopoden in’s Auge fassen. Dann aber scheint sich entschieden eine nähere Verwandtschaft der Calceolabildungen mit den Stringocephalen- schichten zu ergeben; die Echinodermen des Oalceola-Niveaus sind von denen der Grauwacke sehr wesentlich verschieden, - ‚schliessen sich aber denen des Stringocephalen-Niveaus eng an. Etwas Aehnliches gilt für die Corallen, wenngleich zuge- geben werden muss, dass Faciesunterschiede hierbei eine be- deutende Rolle spielen mögen. Weiter sind auch die Trilo- biten der Calceolaschichten denen der höheren Ablagerungen mehr ähnlich als denen der tieferen. Die Gastropodenfauna der Grauwacke und ebenso die Pelecypodenfaunen der Calceola- und Stringocephalenbildungen sind zu wenig bekannt, als dass sie bei der Abmessung des gegenseitigen Verwandtschaftsgrades der drei Faunen eine wesentliche Rolle spielen könnten; da- gegen schliesst sich die Oephalopodenfauna des Oalceola - Ni- veaus mit ihren grossen Oyrtoceren und, wie es scheint, auch Gyroceren eng an die des Stringocephalenniveau’s an, während sie von derjenigen der Grauwacke sehr abweicht. Der Vor- tragende glaubt daher, dass hinreichende paläontologische Gründe für die Abtrennung der Oalceolaschichten vom Mittel- devon nicht vorhanden seien, man vielmehr besser _thue, bei dem alten Brauche zu bleiben und sie als unteres Glied des Mittel- devon zu betrachten. | Referent geht sodann weiter auf den Inhalt der interes- santen Arbeit GosseuLer’s ein und hebt daraus besonders die grosse Analogie hervor, welche in petrographischer Hinsicht zwischen den belgischen und rheinischen Cuboideskalken be- steht. Auch in Belgien sind diese Kalke durch thonige Be- schaffenheit und Kramenzelstructur ausgezeichnet. Auch treten sie keineswegs in zusammenhängenden, gleichförmig fortsetzen- den Schichten auf, vielmehr in Form mehr oder weniger lang gezogener Linsen, so dass die fraglichen Kalke an. vielen Stellen ganz fehlen, während sie oftmals in nächster Nachbar- schaft plötzlich zu grosser Mächtigkeit anschwellen, um dann in geringer Entfernung davon vielleicht ebenso plötzlich wieder zu verschwinden. Dies Verhalten ist aus der schönen, im Maassstabe von 1:80,000 ausgeführten geologischen Karte, Zeits. d. D.geol. Ges. XX VI. 4, 62 | als deren erläuternder Text die in Rede stehende Arbeit GossELer’s dienen soll, deutlich zu ersehen. Herr Kosmann jeate Stufen von den Erzgängen von Langenstriegis bei Freiberg mit den nachstehenden Erläute- rungen vor: Bereits in dem letzt erschienenen (VII.) Hefte des „Neuen Jahrbuchs für Mineralogie“ etc. giebt Herr FRENZEL zu Frei- berg kurze Notizen über das Auftreten der Eisen- und Bleierz- gänge von Langenstriegis und der daselbst brechenden Mine- ralien; unter Bezugnahme hierauf werden die betreffenden Handstücke vorgelegt, welche der Vortragende selbst bei wiederholter Anwesenbeit an Ort und Stelle, den ersten An- brüchen entstammend und den besten Exemplaren zuzurechnen, gesammelt hat. Die Erzgäuge von Langenstriegis treten in dem Glimmer- schiefer-Gebirge auf, welches in einem Rücken von ca. 4 Meile Breite mit einem Streichen von hor. 5— 4 sich im Westen des Freiberger Gneisgebiets anlegt; dieser Glimmerschiefer- rucken wird durch das Thal des Striegisbachs in spiess- eckiger Richtung von Süden nach Norden durchsetzt und bildet zu beiden Seiten des schmalen T'hals ziemlich steil anstei- gende Abhänge, welche sich bis zu 120’ über der Tbalsohle erheben und auf der Höhe sich als sanft ansteigende Ebene mit lang gewellten Rücken ausdehnen. Die auftretenden Gänge sind theils (Braun-) Eisenerz-, theils Bleierzgänge und sind sämmtlich sogen. Spatgänge, d. h. streichen hor. 8—10; mehrere derselben sind, sowohl auf dem linken wie rechten Thalabhang, durch Stolln gelöst, deren erster Anhieb bis gegen Anfang dieses Jahrhunderts zuruckdatirt; es sind dies auf dem linken Ufer der Eleonore- Erbstolln, auf dem rechten der Alexanderstolln. Im Ganzen ist die Zahl der bisher erschurften Gänge auf dem westlichen Abhang zahlreicher als derjenigen auf dem östlichen; hier sind nur einige Eisenerzgänge erschurft worden, allerdings, wie auf dem Müllerschacht, mit über 2 Meter Mächtigkeit. Die Eisenerzgänge, von denen auf dem westlichen Ab- hange ca. sechs nachgewiesen wurden, besitzen durchschnittlich 1 M. Mächtigkeit; während einer mit dem Eleonorestolln gelöst ist, sind andere drei mit Hülfe von Locomobilen bis zu 30M. 91. _ Teufe untersucht. Die Erzführung war bis zu 20M. eine sehr reine; sie bestand aus dichtem Brauneisenstein, der meist zu schönem Glaskopf entwickelt war; die Gangmasse ist Schwer- spath, welcher aber erst mehr nach der Teufe zu sich be- merkbar machte. Am Ausgehenden wurde der Eisenstein kieselig und zeigte sich mit Gesteinsbrocken ausgeschiedener Kieselsäure, des umge- benden Glimmerschiefers und auch mit Schwefelkies gemengt, welcher als Porenausfüllung in kleinen traubigen Knollen mit innerer concentrisch - fasriger Structur erscheint. Ausserdem zeigte sich das Ausgehende der Eisenerzgänge von einer ‘ kaolinartigen, z. Th. von Eisen oder Mangan verunreinigten Thonerde bedeckt; diese Masse ist zur Prüfung auf ihre Eigenschaften und Verwerthung als Porzellanerde der königl. Porzellanmanufactur zu Meissen zugesendet worden; sie hat sich indessen trotz ihrer Reinheit, Feuerfestigkeit und Blasti- eität nicht als geeignet erwiesen, da sie im Feuer reisst. Es wird dies erklärlich aus dem Umstande, dass diese Erde, welche als Produet und Ueberrest der Zersetzung des Glimmer- ‚schiefers anzusehen ist, in der That nicht die Zusammensetzung eines echten Kaolins besitzt, wie dies auch die Analysen er- geben, die in dem erwähnten Aufsatze von FRENZEL wieder- gegeben sind. Die Eisenerzgänge haben nach der Teufe kein Aushalten bewiesen, wiewohl die weitere Untersuchung zur Zeit theils wegen der Handelsconjuncetur für Eisen, theils wegen der Wasserzuflüsse aufgegeben wurde; bei einigen Gängen keilte sich die Gangkluft ganz aus oder zertrümmerte sich, bei an- deren wurde der Gang rauh und kieselig oder nahm die spä- thige Gangmasse überhand. Unter diesen Umständen hat man sich mit um so grösse- rem Eifer der Durchörterung des mit dem Eleonorestolln über- fahrenen Bleierzgangs ‚Weisse Rose‘ zugewendet. Dieser Gang gehört der barytischen oder sogen. Halsbrücker Gang- formation an; typische Stufen für diese werden von ,‚der Eleo- nora bei Langenstriegis‘‘ schon in Breıruaupr’s „‚Paragenesis der Mineralien‘ (pag. 246) angeführt und spricht alle Vermu- thung dafür, dass diese Stufen eben von der im Eleonore- stolln angefahrenen Weissen Rose gewesen sind. Die im Gange aufgefahrene Grundstrecke bewegt sich in 62* » der Region ‚der gesäuerten Erze‘“, in den Ausläufern des „eisernen Huts‘‘; es ist deshalb natürlich, dass man die Erz- führung theils in starker Zersetzung und Umbildung, theils gänzlich fortgeführt antrifft; überall zeigen die mit Dlezchuse bedeckten Hohlräume die frühere erzerfüllte Stätte an. Der Weissrosner Gang hat durchschnittlich 2 M. Mäch- tigkeit mit ziemlich steillem Einfallen; die Gangmasse besteht aus sehr dichtem, festem und reinem Schwerspath, welcher als Zuschlag zum Bleischmelzen. von der Muldener Hütte bezogen wird. Die Erzführung tritt in haselnuss - bis faustgrossen Knotten auf, welche in mehreren Trümern bandartig und dem Streichen des Ganges conform aufsetzen, hie und da absetzen, um nach kurzer Unterbrechung wieder zu erscheinen; ausser- dem ist der Schwerspath mit Bleischweif und daneben mit fein versprengtem Kupferkies erfüllt. Von den paragenetisch brechenden Mineralien wurden nun gefunden: l. Brauneisen, z. Th. als Eisenpecherz, in prachtvoll stalaktitischen, in Drusenräumen und Spalten lang herabhän- genden Gebilden; zugleich erscheint dasselbe als Umhüllungs- pseudomorphose auf Schwerspathkrystallen oder nach solchen, wo sie fortgeführt sind. | 2. Braunsteinrahm,- gleichfalls in traubigen und kugligen Formen, vorzugsweise in Drusen des Schwerspaths. 3. Schwerspath, in schönen flächenreichen Tafeln, in Drusen garbenförmig zusammengehäuft. 4. Weissbleierz, in schönen bis zu 2 Cm. langen, seiden- bis demantglänzenden Krystallen, welche zumeist zu Zwillingen verwachsen sind; von Ansehen milchig trübe bis vollkommen durchsichtig, Die Krystalle sind sehr flächenreich, bemerkens- werth, wie FRENZEL hervorhebt, durch die Ausbildung der Basis, die namentlich an den Zwillingskrystallen, an denen sie eine Fläche bildet, gut zu beobachten ist; vielfach sind die Krystalle von Bleioxyd, Bleischwärze (amorphem Schwefel- blei) und Eisenoxydhydrat überzogen. 5. Vitriolbleierz in grösseren Krystallen mit den Flächen - des Octaeders c:24:2b und der Längsfläche. 6. Pyromorphit in schönen glänzenden, gras- und gelblich- grünen Krystallen, sechsseitiges Prisma mit Endfläche, auch treten spitze Dihexa@der auf, so dass sich Nadeln ausbilden. 973 Die Umsetzungen des Kupferkies zeigen sich in verein- zelten Partieen von fasrigem Malachit. Die Art und Weise, in welcher die allmälige Zerstörung und Veränderung der Bleiglanze und die Ersetzung durch ge- sauerte Erze Platz greift, ist ausgezeichnet an grösseren Erz- knotten zu beobachten; an einem Stücke der Gangmasse, welches sich kugelig aus seiner Umgebung losgelöst hatte und in seiner Mitte einen fast faustgrossen Bleiglanzknoten trug, zeigte sich die ganze Zone des den Bleiglanz umgebenden Schwerspaths zersetzt zu einer strahlig zerfallenden Masse, in der sich z. Th. schon wieder neue Blättchen von Schwerspath angesetzt hatten. Der Bleiglanz selbst ist sehr bröcklig, weil sein Zusammenhang dadurch gelockert ist, dass sich auf den Flächen der Blätterbrüche feine Häutchen von Pyromorphit und Weissbleierzkrystallen gebildet haben. Das zunehmende Wachsthum der Krystalle, unterstützt von der Oapillarthätigkeit der Lösungen auf den bereits gebildeten Spalträumen, führt zu der vollständigen Zersetzung der Bleiglanzkrystalle.. Zwei feine Schnurchen zu beiden Seiten der Bleiglanzknotte, welche ehedem mit Bleiglanzgraupen erfüllt waren, zeigen sich heute als leere Klüfte, die zum Theil ein zelliges Gewebe von Schwerspathblättehen erfüllt, in deren Hohlräumen die feinsten _ Nadeln von Weissbleierz und Pyromorphit verbreitet sind. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. BEYRICH, BAUER. Dans. 4. Protokoll der December - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 2. December 1874. Vorsitzender: Herr Beyrıcn. Das Protokoll der November - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende gab der Gesellschaft Kunde von dem Tode ihres Mitgliedes, des Herrn von CARNALL, der für sie und ihre Ziele stets das wärmste Interesse hatte und auch längere Zeit Vorsitzender der Gesellschaft gewesen war. | 974 Der &esellschaft ist als Mitglied beigetreten: | Herr Dr. O. Lang, Privatdocent und Assistent am geo- logischen Museum zu Göttingen, | vorgeschlagen durch die Herren K. v. SEEBACH, Dauss und M. Baur. Der Vorsitzende legte die fur die Bibliothek der Gesell schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Hierauf verlas derselbe folgendes Dankschreiben des Herrn Fr. von HAUER für eine von der Gesellschaft an die k. k. geologische Reichsanstalt gerichtete Gratulation zur Feier ihrer 25jahrigen Wirksamkeit: An den Vorstand der Deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin. Die gefertigte Direction beehrt sich den richtigen Empfang der ihr freundlichst zum Gründungstage der Anstalt zuge- sendeten, so überaus freundlichen Adresse anzuzeigen und ihren allerverbindlichsten Dank darzubringen. Eine so ehrende An- erkennung im Namen der berufensten Vertreter unserer Wissenschaft in Deutschland ist wohl die höchste Auszeich- nung, die uns überhaupt zu Theil werden konnte. Die Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien am 17. November 1874. v. HAUER. Herr Dames legte im Auftrage des Herrn von Ricat- HOFEN die von Herrn Oscar Lenz, Mitglied der Expedition der deutschen africanischen Gesellschaft, in Westafrica gesam- melten Versteinerungen, besonders Ammoniten vor, die nach Herrn Beyricn’s Ansicht entschieden aus der unteren Kreide (Gault) stammen. Herr Dauss berichtete sodann über die geognostischen Re- sultate, die durch ein bei der Stadt Greifswald auf Salz gestosse- nes Tiefbohrloch gewonnen wurden. Die der Untersuchung zu Grunde liegenden Bohrproben wurden von Herrn Betriebs- ‚Inspector Busse an die hiesige Bergakademie eingesendet, zugleich mit einer Bohrtabelle, welcher die hier wiedergege- benen Mächtigkeiten entnommen sind: Es wurden durchsunken: a. 174° Diluvium, von welchem Bohrproben nicht vor- liegen. ee 95 Sodann: b. „Graulich-weisser Kreidethon, bald fester, bald loser und mit vielen festen Kalksteinknauern ohne Feuer- stein, mit Quarzkörnern.‘‘ Mächtigkeit 188’. €. „Rother Kreidethon. Derselbe hatte in seiner un- tersten Schicht viel Belemniten.‘‘“ Mächtigkeit 24#”. d. „Grüner sandiger Thon mit viel Belemniten.‘‘ Mäch- tigkeit 2". Von den unter b. c. d. angeführten Bohrproben wurden auf Bitte des Vortragenden von den Herren LAUFER und DuLk grössere Mengen geschlemmt und die Schlemmrückstände an Herrn L. G. BORNEMANN jun. nach Eisenach gesendet. Die von ihm vorge- nommene Untersuchung ergab das Resultat, dass die unter b. und c. genannten Schichten der oberen Kreideformation — dem Pläner — angehörten, wie sich das schon aus der petrogra- phischen Beschaffenheit mit grosser Wahrscheinlichkeit hatte vermuthen lassen. (In dem unter d. angeführten Gestein wa- ren mikroskopische Organismen nicht aufzufinden gewesen.) Herr BornEmAnn schreibt darüber: | „Dass wir es mit Kreideschichten zu thun haben, dafür sprechen auch die mikroskopischen Befunde mit aller wünschens- werthen Bestimmtheit und Sicherheit. Die nachfolgend ver- zeichneten Rhabdogonien sowie auch Proropus sind beispiels- weise ganz charakteristische Kreideforaminiferen. » Die jüngsten Schichten, aus welchen sich der Gesteins- beschaffenheit wegen und trotz nochmaligen Abschlemmens im Uhrglas, die Foraminiferen nur schlecht auslesen liessen, haben wenig geliefert, nämlich: Cristellaria ovalis Rss., Crist. rotulata D’ORB., Globigerina cretacea D’ORB., Nonionina nov. Sp. Die rothen Schichten ergaben folgende reiche und man- nigfaltige Fauna, in welcher besonders Globigerina creta- cea, Rotalia polyraphes, Rot. umbilicata an Individuenzahl - vorherrschen: Cornuspira cretacea Rss. — Lagena globosa WALK. Sp. L. apiculata Rss. — Nodosaria nuda Rss.? N. pseudochry- salis Rss.? N. cognata Rss.? — Rhabdogonium excavatum Rss. Rh. Murchisoni Rss. — Cristellaria ovalis. Cr. lobata Rss. Or. nuda Rss. Ür. compressa D’ORB. Cr. sp. nov. — Poly- morphina (Globulina) sp. nov. — Bulimina sp. nov. — Teati- 976 laria conulus Rss. Text. globifera Rss. Text. bolivinoides Rss. — Proropus complanatus Rss. — Bolivina tegulata Rss. — Rotalia umbilicata var. nitida Rss. — Planobulina polyraphes RB Globigerina cretacea D’ORB. Von diesen Arten sind die drei Nodosarien einigermaassen zweifelhaft und bedürfen noch einer Revision; sie gehören zu jenen glatten wenig charakteristischen Formen, die sich in allen Formationen wiederholen und welche, zumal wenn sie nur in wenigen Exemplaren vorliegen, der präcisen Abgren- zung und sicheren Bestimmung grosse Schwierigkeiten bieten. Die Bestimmung von Text. bolivinoides bezieht sich nur auf ein Bruchstück und ist gleichfalls nicht ganz sicher. Nachzutragen sind noch ein paar Arten (meist Nodosarien resp. Dentalinen), zu deren Bestimmung ich noch nicht gekommen bin, und die wenigen vorhandenen Entomostraceen. Von Bryozoen war gar Nichts zu sehen. In den grünen Schichten habe ich für meine Person nichts Organisches wahrzunehmen vermocht; was ich zuweilen dafür ansprach, erwies sich schliesslich als leicht zerreibliche Mergelzusammenballung. Sieht man nun von den nicht ganz sicheren Bestimmungen und von den neuen Arten ab, so ergiebt sich für die verticale Verbreitung der von anderwärts beschriebenen Arten Folgendes: 7 Arten gehen vom Gault, theilweise (Cornuspira cretacea) vom Hils durch die ganze Kreideformation, beweisen also gar- nichts, als das cretacische Alter der betreffenden Schichten überhaupt. — Zwei Arten, nämlich Rhabdogonium excavatum Rss. und Proropus complanatus sind bisher nur aus dem Gault von Folkestone und Westfalens bekannt geworden. Eine Art Rhabdogonium Murchisonn Rss. repräsentirt ein ausschliess- liches Vorkommen der Gosau, und die übrigen 6 Arten sind dem Pläner und Senon gemeinschaftlich, wie denn diese letz- teren beiden Formationsglieder überhaupt sehr viele gemein- schaftliche Foraminiferen führen. Wenn man nun auch den Foraminiferen nicht denselben Werth als Leitfossilien, wie beispielsweise den Mollusken bei- legen kann, und sich zweifelsohne noch viele Arten, welche wir heute blos aus oberen Kreideschichten kennen, auch in tieferen Niveaus finden werden, so scheint hier doch ein solches Ueberwiegen von Formen der senonen und turonen Kreide gegenüber den rein untercretacischen Arten vorzuliegen, dass En 977 män. idie fraglichen Schichten wohl der oberen Kreide und unter Berücksichtigung der petrographischen Beschaffenheit dem Pläner zurechnen darf.“ Es ist nun noch die Frage zu erwägen, ob wir esin dem unter b. genannten graulich - weissen Kreidethon mit einem _ Gestein des Turon allein, oder mit ihm und dem Senon zu- sammen zu thun haben, Erwägt man jedoch, dass einerseits Feuersteine nicht gefunden sind, andererseits der senonen Kreide sebr ähnliche Gesteine (aber ohne Feuerstein!) bei Lebbin auf Wollin und an vielen Stellen in Mecklenburg das Turon zusammensetzen, so wird man sich eher dafür ent- scheiden, dass die Schicht b. des Greifswalder Bohrlochs ganz im Turon steht. — Dass aber auch nur Turon (nicht auch Cenoman) vorhanden ist, erweist das rothe Foraminiferen-reiche Gestein, das man der petrographischen Beschaffenheit und den mikroskopischen Organismen nach wohl unbedenklich dem „rothen Brongniarti - Pläner‘‘ der nordwestdeutschen Kreide v. STROMBECK’s parallelisiren darf. (Von den in der Bohr- tabelle erwähnten zahlreichen Belemniten ist in den eingesen- deten Proben nichts zu finden gewesen.) Es folgt nun das grüne, unter d. bezeichnete Gestein. Foraminiferen sind in demselben nicht gefunden worden, da- gegen sehr zahlreiche Bruchstücke eines Belemniten, welche sich mit Sicherheit auf Belemnites ultimus D’ORB. zurückführen liessen. Dieser Belemnit ist bis jetzt ausschliesslich an der Grenze von Turon und Cenoman, in letzterem gefunden wor- den, und trage ich demnach kein Bedenken, dies letztere Ge- stein, trotz seiner sehr geringen Mächtigkeit als Vertreter des Cenoman anzusprechen. — Unter diesem Gestein folgt: e. „rother Kreidethon, doch von sehr heller, fast gelber Färbung.‘ Mächtigkeit 1’. | Aus diesem Gestein sind keine Petrefacten bekannt, es bleibt daher zweifelhaft, ob man es noch zum Oenoman oder zu den tiefer folgenden Schichten rechnen soll. Die Bohrtabelle führt nun folgende Gesteine an: f. „Thonhaltenden Sand von grüner Farbe, Koprolithen *) und Kalksteinknollen führend“, Mächtigkeit 12’. ER *) Was hier als Koprolithen bezeichnet ist, sind durchweg Phos- phoritknollen. g. „Grauen Sand von verschiedenem Korn, wechselnd mit Knauern von Schwefelkies und Kalk, auch bitu- minoses Holz als Braunkohle führend.“ Mächtig- keit 35. : bh. „Schwarzen kohlenhaltigen Sand mit Schwefelkies.“ Mächtigkeit 4’. ij. „Weissen Sand mit Knauern von Kalkstein und Schwefelkies.“ Mächtigkeit 294”, k. „Sehr bituminösen mit Asphalt gemischten schwarzen Thon.‘ Mächtigkeit 2'- l, „Sandigen schwarzen Thon mit Knauern von Kalk- stein und Schwefelkies, versteinertem Holz, Belem- niten etc.“ Mächtigkeit 12”. m. „Schwarzen bituminösen schiefrigen Thon mit rothen und blauen Thonstreifen durchsetzt, enthält gleich- falls Knauern von Schwefelkies und Kalksteinen.“. Mächtigkeit 36. Da die in diesen verschiedenen Abtheilungen gefundenen Versteinerungen nicht gesondert waren, so lassen sich nur pe- trographisch 2 Hauptabtheilungen unterscheiden. Die Gesteine f. bis i. inclusive repräsentiren eine sandige, die von k. bis m. eine thonige Abtheilung, in beiden sind Phosphoritknollen und Schwefelkiese sehr häufig. Von Versteinerungen aus der sandigen Abtheilung liegen Bruchstücke eines kleinen Belemniten vor und die glatte Schale eines Pecten. Die Belemnitenbruchstucke lassen sehr deutlich‘ die Merkmale des Belemnites minimus erkennen, der Pecten ist nicht näher bestimmbar. In der thonigen Abtheilung mehren sich die Bruchstücke desselben Belemniten bedeutend und es treten noch folgende Versteinerungen (diese alle in Phosphoritknollen liegend) hinzu: Ammonites sp. Ein Ammonit, der beim Auseinanderschlagen der Phosphoritknolle in ausgezeichneter Weise die Kammer- wände und den Sipho zeigte, leider aber von der äusseren Hülle nicht zu befreien war, so dass seine Bestimmung nicht ermöglicht werden konnte, Ferner liegt ein Peceien vor, dessen eine Schale glatt, die andere concentrisch gerippt ist. Da nähere Details nicht zu studiren waren, stelle ich denselben als fraglich zu Pecten orbicularis Sow., den p’Orsıcnr (Pal. fr, terr. cret. t. Ill. pag. 599) von vielen Localitäten des oberen französischen Gault eitirt. Sodann liegen unbestimm- bare Zweischaler, und Serpeln von ziemlicher Dicke vor. *) Von den erwähnten Versteinerungen ist nur Belemnites minimus bezeichnend genug, um das Alter bestimmen zu können. Dieser Belemnit bezeichnet den oberen Gault (,‚Minimusthone“ VON STROMBECK’s), und da er in deutlichen Bruchstücken so- wohl aus der sandigen, als aus der thonigen Abtheilung vor- liegt, so sind wir genöthigt, beide in der Mächtigkeit von 130+’ zusammenzufassen und die Schichten von f. bis m, inclusive dem oberen Gault zuzurechnen. Das in Rede stehende Bohrloch hat also demnach durch- teuft: Diluvium (a.) 174’ Ober-Turon (+ Senon?) (b.) 188’ Unter-Turon (c.) 2447 Cenoman (d [-+ e.?]) 2 (32) Oberen Gault (f, bis m.) 130+° r Summa 520’ Besonderes Interesse nehmen die hier vorgetragenen Re- sultate einmal dadurch in Anspruch, dass wir aus dem Bohr- loch kennen gelernt haben, wie das Liegende der weissen senonen Kreide der Odermündungen beschaffen ist, von dem bisher nur die Kreide mit Holaster planus, Micraster Leskei und Infulaster Hagenowü vom Kalkofen unweit Lebbin auf der Insel Wollin und einzelnen meckienburgischen Localitäten kekannt waren. Man ersieht, dass die Zusammensetzung dieser Kreidepartie bis zum rothen Brongniartipläaner durchaus der der Kreidepartie von Lüneburg, wenigstens petrographisch analog ist. Zweitens aber lehrt uns das Bohrloch auch noch tiefere Schichten, namlich Cenoman mit Belemnites ultimus (allerdings in auffallend geringer Mächtigkeit) und oberen Gault mit Belemnites minimus (in auffallend bedeutender Mächtigkeit**)) =) Es ist noch zu bemerken, dass in den eingesendeten Bohrproben aller Schichten {von b. bis m.) Bruchstücke grosser Inoceramen einge- bettet liegen, die in den unteren Niveau’s befremden und wohl aus den höheren Schichten in das Bohrloch heruntergefallen sind. *, Es sind durchweg die Mächtigkeiten im Bohrloch angegeben. Dieselben stellen sich in Wahrheit wesentlich geringer dar, da Herr BERENDT nachgewiesen hat, dass die Schichten sehr steil einfallen. 950 kennen, deren Existenz bisher in diesen Kreideablagerungen “ durchaus unbekannt war. : = So interessant nun auch die geognostischen Resultate des Bohrlochs der Muthung CARL JoHANN BERNHARD KARSTEN bei Greifswald sind, so wenig erfreulich sind sie bezüglich der technischen Ausbeute gewesen; denn „bei 250 Fuss Teufe wurde das Wasser im Bohrloch salzhaltig, hatte während des Durchteufens der Kreide etwa 1 Procent Salz, bei vorschrei- tender Teufe im Sande verstärkte sich die Soole; sie enthielt bei 440 Fuss Teufe bereits 5 Procent und bei 500 Fuss 7 Procent Chlorverbindungen.‘‘ — Bei 520 Fuss Teufe wurde die Bohrarbeit eingestellt. Herr BERENDT, welcher in diesem Herbst die Greifswalder Bohrung besucht hat, bemerkte hierzu, dass ein früheres von derselben Gesellschaft in nur ca. 4 Meile Entfernung gestosse- nes Bohrloch die Kreideformation schon bei 46 Fuss Tiefe erschroten und bis zu einer Tiefe von 184 Fuss, welche das Bohrloch überhaupt nur erreichte, in der Hauptsache ganz dieselben Schichten durchsunken habe. Ein drittes, jenseits der Stadt von einer anderen Gesellschaft niedergebrachtes Bohrloch habe dagegen bei 270 Fuss das Diluvium noch nicht durchsunken. Redner stellte nähere Notizen in Aussicht. Herr Lossen sprach über den Bodegang im Harz (siehe den Aufsatz in dieser Zeitschr. diesen Band pag. 856). Herr KosmaAnn referirte über das neue, von Harrwiıca in seiner Schrift ‚uber die Schifffahrts- und Vorfluths- Verhältnisse in und bei Berlin‘ aufgestellte Project eines von der ÖOber- spree gegenuber Stralow nach der Havel bei Wannsee fuh- renden Canals. Dieser Canal, welcher neben seinen commercielien und socialen Zwecken bestimmt ist, die durch das Wehr an den Dammmühlen in der Stadt 'bewirkte Stauung der Schneewässer zu beheben und das entstehende Hochwasser abzuführen, ge- winnt in geognostischer Hinsicht ein besonderes Interesse da- durch, dass er, nachdem er von seinem Anfangspunkte aus am Fusse des Kreuzbergs und dessen Fortsetzungen bis nach dem Wilmersdorfer See fortgeführt ist, nach Durchstechung der westlich folgenden, als vom Winde zusammengeweht zu be- trachtenden Sandberge zum Grunewald gelangt und hier die Niederung des Diebsloch (-luch) benutzend, dem natürlichen 51 . Wasserlaufe folgt, welcher durch den Zusammenhang der sich in einer Richtung folgenden Grunewaldseen, vom Hundekehlen- bis Schlachtensee und weiter zum Eindpunkte am Wannsee, gegeben ist. Der Zug der zur Zeit nur durch schwache Abflüsse unter- einander verbundenen Grunewaldseen ist als derjenige eines seicht gewordenen ehemaligen Wasserlaufs in der Richtung eines Querthals gegen die südost-nordwestliche Richtung des Streichens der hier gelagerten und dem System des hohen Flämings und im weiteren des Thüringer Waldes angehörigen Gebirgsschichten zu betrachten. Die Benutzung der solcher Weise im Flussgebiet der Spree auftretenden Querthäler wird in der Harrtwiıca’schen Schrift weiter fortgeführt auf die Verwirklichung eines Canals, dessen Lage durch die Einsenkung gegeben ist, welche oberhalb Erkner durch den Werl-, Peetz- und Molnsee, durch das rothe Luch, den Schermützelsee bei Buckow und die Stobberow von der Spree zur Oder führt, ein Project, auf welches rücksicht- lich der Niveauverhältnisse bereits PLETTNER in seinem Buch „uber die Braunkohlen in der Mark Brandenburg“ vor 20 Jahren hingewiesen bat. Herr von DückeEr sprach über die Kreide von Rügen. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. OÖ. BEYRich. Lossen. BAUER. rate Rechnungsablage Debet. Thir. Sg. Pf. 1873. | 1. Januar. | An Cassa - Bestand laut beiliegendem revidir- ten Rechnungsabschlus . . 35 MEZ ER 1. = An Error in Rechnung Starcke 1872 N 11—|=. An Cassa: 10. > Besser’sche Buchhandlung B.-B. No. 1.} 141122) 7 i0. 5 „ Dr. Lossen “ A a 3. Februar. & dto. an re 131151 — 28. S Besser’sche Buchhandlung & „4.5 11a = 28, er Ueberschuss Sendung Wolf — 15 — 10. März. Postvorschuss ,, 55 sa 30. April. Unterrichtsministerium 5 >08.) 6a 23. Octbr. Besser’sche Buchhandlung ” „7.1 22812) 7 10. Novembr.| Beiträge d. Berl. Mitglieder Rest 1873 ‚, 3 Be 3. Decembr.| Besser’sche Buchhandlung ” N en. 12. 5 Dr. Dames = „10.1: 501512 18. = Besser’sche Buchhandl. = „IELT 4437 18. = do. do. für6Rubel „ ® 5 5i12l— 18. s Berliner Mitglieder % ER m ar Ss. - von Rappard n: » 13115 — 1874, £ 2624/23] 9 1. Januar. An Cassa-Bestand ... 8, ur cn ne 112 ji Die Rechnungs-Revision hat ergeben, dass in dem Einnahme-Belag erzielt, also 4 Thlr. 15 Sgr. mehr in Einnahme zu stellen sind. Die Dresden, den 11. September 1874. Dr. G. Bornemann. Zu diesem Monitum wird bemerkt, dass der Castellan Rıcarer Mitgliedern eingefordert und mit 177 Thlrn, abgeliefert hatte, den Beitrag schlossene Liste und noch dazu an eine Stelle schreiben liess, welche abgeliefert wurde, ist er unter 1874 unter Einnahmen ausweislich des zu löschen übersehen worden. Berlin, den 31. December 1874. Der Schatzmeister } 983 i pro 1873 Credit. Thlr. Sg. Pf. 1873. Per Cassa: .11. März. An Starcke " Ausg.-Bel. No. 1. |} 197/22) 6 10. April. „ Laue s „2.4 4169101 102 3,, sur Bst e SEN, 944 DI .„ Bergbau-Hilfskasse = Br 4122| 6 DIE „ Piesberger { Ren: 417) — DL, „ Schmidt 5 ER, 7120| — 17. August. „ Schneider 5 De 3113] 8 23. October. j| „ DBesser’sche Buchhandlung „, »„.8 1115| 1|11 7. Novembr.| ,„ Friedrich % IE Anl ar [7 ar » 5. W. Mourgues u. Sobn 2 40. 57146) — M. “ „ Starcke = „11. 1 144151 — 7. ’ „ dto. 55 12. 2681221 6 7. „ er „ „19. 26) 7) 6 10. ” „ Finke ” » 14. 5I—I— 10. ne „ Richter = a 1328| — 10. » 2) dto. 9 55216: 3612 | 10. PR „ Dr. Dames für Porto J =. 977% 10. % „. Puttkammer u. Mühlbrecht „, 1, 1151 — 26. ” „ Portof. Zahlungsaufforder. „ ar 5 6) — 11. Decembr.| ., Starcke in 20, :4,.323510, 31. ER salat. 28 Sarnen re 112,80 2622123] 9 | für Berliner Mitglieder die Summe anstatt 177 Thlr. — 181 Thlr. 15 Sgr. übrigen Belege sind mit der Rechnung übereinstimmend befunden worden. H. Ackermann. nachträglich, nachdem er bereits die Beträge für 1874 von den Berliner von Herrn Stud. Krause einzog und mitten in die bereits abge- nicht benutzt werden durfte. Als der Beitrag Anfangs Januar 1874 Cassabuchs selbstständig gebucht, aber unter dem vorjährigen Verzeichniss Dr. Av. Lasarp. Für die Bibliothek sind im Jahre 1874 im Austausch and als Geschenke eingegangen: A. Zeitschriften: Augsburg. 1873. 22. 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Section: Sömmerda, Stotternheim, Erfurt, OCölleda, Neu- mark und Weimar, nebst 6 Heften Erläuterungen; Lief. V. Section: Gröbzig, Petersberg und Zörbig, nebst 3 Heften Erläuterungen. Geologische Uebersichtskarte der österr.-ungar. Monarchie von von Haver; Blatt III. Westkarpathen, Blatt IV. Ost- karpathen, Blatt VII. Ungarisches Tiefland, Blatt VIII. Siebenbürgen, Blatt IX., XI. und XII. Farbenschema und tabellarische Uebersicht der Sedimentformationen nebst 5 Heften Erläuterungen, 1% r e E. 2 = 997 Geologische Uebersichtskarte vom mittleren oder erzreichen Ural. Nach den neuesten Quellen von Franz TouLA. 1874. Panorama vom Grath zwischen Suphellanipa und Skeisnipa in Fjarland am Sognefjord.. Nach der Natur gezeichnet von A. Heim. Schichten- und Bergmännische Karte mit verticalem Durch- schnitt des westlichen Theils des Steinkohlenzuges vom Donetzz, Nach den Aufnahmen der Berg - Ingenieure Nossorr I. und II. Unter Aufsicht vom Akademiker HeLnmersen. Petersburg 1873. Reihe XV., 4 Blatt, List. 15 — 18; Reihe XXVl., 4 Blatt, List. 15 — 18; Reihe XXVII., 4 Blatt, List. 15 — 18. Sveriges geologiska undersökning, Bladen Riddarhyttan No, 46; Linde No 47, Örebro No. 48, Segersjöo No. 49 mit Text. Stockholm 1873. _ Druckfehlerverzeichniss. | Für Band XXVI. u. lies: „120000 statt 12000. „Galenstock‘“ statt Galsenstock. „Wealden‘“ statt Mulden. „aber“ statt oder. „397— 306“ statt 337 - 397. „Pufl“ statt Puft. „talkig“ statt kalkig. „thonigschiefrige‘“ statt thonschiefrige. „NW“ statt SW. „dritten“ statt zweiten. „‚doleritischer“ statt dolomitischer, „doleritische‘“ statt dolomitische. „und des Herstein‘ statt des a „Anhang“ statt Anfang. „krystallinische“ statt krystallinisch. „oolithischen“ statt oolithisch. - „vor uns‘ statt voraus. . = „Thal“ statt Tage. - - „2? Megalodon“ statt Megalodon. Anmerk. Z. 1$ v. u. lies „mehlartigen“ statt lehmartigen. E 0. lies: „Progoito“ statt Progoita. \ . u. - „Dolomitblöcke“ statt Dolemitbänke. 0. - „Contouren‘‘ statt Conturen. u. - „ansteigen“ statt anstehen. 0. - „mächtigen“ statt mässigen, u „einst erfüllenden“ statt nicht erfüllenden, „Pecten‘“ statt Pectem. „brevis‘‘ statt gebbus. „Scharnhorst“ statt Sharnhorst. „1845. 19.“ statt 1846. 10. „Pinitoidischer“ statt pintoidischer. ’ Berichtigung. Seite 891. Das Verdienst der in der Anmerkung erwähnten Best mungen an dem Glimmersyenitporphyr vom Stensfjord bei Sundvolg, gebührt, einer Mittheilung des Herrn Eck zufolge, nicht ihm, sondern Herrn vom Rarn. ’ 999 i. Namenregister. A, hinter den Titeln bedeutet Aufsatz, B. briefliche Mittheilung, P. Protokoll der mündlichen Verhandlungen. BarAnowskIı, Die mineralogische und chemische Zusammensetzung der Granitporphyre A. a Bavee, Mineralogische Mittheilungen. A. — Ueber einen Rauchtopas vom Galenstock. P. BR — Ueber Roselith, Adular, Moosachat, Bleiglanz, Hyerophikt, Fr Berenpt u. Meyn, Bericht über eine Reise nach Niederland etc. A. Bzsrenpt, Marine Diluvialfauna in Ostpreussen und 2. Nachtrag zur Diluvialfauna Westpreussens. A. . . .. — Deber Paludina diluviana von Westend. P.. = Anstehender Jura in Vorpommern. A. ns. ur. — Ueber Bohrlöcher bei Greifswald. P. a ER EE Bsyrıcn, Ansprache zum Gedenken des 25 jährigen Bestehens der Benischen geolog. Gesellschaft (Anlage) . . — Ueber Schichtenentwickelung bei Schwadowitz u. Bayaranz. Pr — Ueber Kohlen- u. paläozoische Ablagerungen auf Bornholm. P. — Ueber Pterichthys. P. ES? she RE, DR Börtcer, Ueber Tertiarformation von net P. s Bornemann jun., Kritische Untersuchung über die De gattung Involulina,. A. . — Ueber Lias bei Eisenach. P. ER Brösser u. Reusch, Ueber Riesenkessel bei Chrienane. A. Coxti, Ueber Erdbeben bei Cosenza, B. H. Caepser, Programm zu einer a Betnkeon een hen. B. age — Bericht über die dreitägige Bon in de PR. Danmes, Ueber Echiniden von Hohnstein. P. . . ... — Ueber ein Kimmeridge-Geschiebe von Rixdorf. P. . — Ueber Spongien von Gotland. P. ; — Ueber Cenomangeschiebe cenomanen Alters, A. — Ueber Abgrenzung des Lias vom braunen Jura. P. — Ueber ein Bohrloch bei Greifswald. P. Bd Dans, Ueber Serpentinpseudomorphosen und über Trapp. B. — Ueber Humit und Chondrodit. B. . . . wu Datue, Mikroskopische Untersuchungen über DaaBate) A. . Dies Croizeaux, Ueber Kalkspath und Leueit, B. vs v. Dücker, Bemerkung über Moränenfunde. Pf. .....%, — Ueber die Kreide Rügens. P. . 5 . EwawLnp, Ueber Paludina diluviana von Wesiud bei Chloe TER ee v. Fuitsen, Ueber Roihliögende am Thuringetweiil P, Frouweis, Ueber den Zinnober bei Dillenburg. B. Gsorrıan, Ueber Hornfels vom Ziegenrücken und Bernstein von Runstedt. P. Es Be Hanıet, Ueber das Auftreten ad die Verne des keneins in den Juraablagerungen Deutschlands. A... . .». 2... 2. Havcaecorse, Ueber diluviale Vorkommnisse bei Magdeburg. P. — Ueber einen Amethyst von Oberstein. P. . . HesıpenHain, Chemisch - geologische Betrachtung der Give nisse ın «der Zechsteinformation, 4, 7. ag ner HERTER, Ueber Bergbau in Toscana. B.. . . Jorxstrup, Ueber die Lagerungsverhältnisse und die Hebunkapkars nomene in den Kreidefelsen auf Möen und Rügen. AFSR Karkowsky, Die augithaltenden Felsitporphyre bei Leipzig. A.. Kayser, Oberdevon-Petrefacten von Schleitz. P. — Unterdevon-Petrefacten von Bicken. P. . — Ueber Astraeospongia meniscoides. P . . . .. Gag — Notiz über eine auffällige Missbildung eines devahischen Gom- phoceras. A. . Re ei in - — Ueber Gosszuer’s Werk: „Carte geologique de la Bande meri- dionale de ’Entre Sambre et Meuse“, PL... . 2 Kosmans, Ueber Pseudomorphosen von Steinsalz nach Cana PB — Geschiebegranit mit Granaten von Reetz. P. . . er — Ueber Erzgänge von Langenstriegis bei Freiberg. P. 2 ER — Ueber Hsrtwıg’s Werk; „Ueber die Schifffahrts- und Vorfluths- - Verhältnisse in und bei Berlin“. P...... Lasarn, Ueber Bergkrystall mit Einschlüsen. P. . . 2... — Ueber das Meteoreisen von Ovifak und über Crag-Mollusken vonelsend, Pr h a — Bemerkung zum HırschwaLp’ an Kfenlz im XXV. Bande dieser. Zeitschrift. „Pa ccne av 2 N RER ee I —=+ lleber: Seismometer ID. Aush on. ae a er ee — Ueber Pliocänfossilien im Glacialthon von Bernate bei Camer- 2 E20 N a a Re lag Laspevees, Mittheilung über künstliche Antimonkrystalle. A. A -— Amethystzwillinge mit der trigonalen Pyramide a Ober- niemand. Nahe Arme une une s Lonenz, Das Tirol-Venetianische Grenzgebiet der Be von Am- LE AC Nage N Are AN Bar a ee ten. in Lossen, Graptolithen aus dem Harz. P.& . „2 Sn ae 378 206 : a ee, R ‘ EEE ER OTEREN VER ne, ET Ne ARSTER a Lossen, Ueber ein Bohrloch in der Kaiser - Franz - en Kaserne zn Berlin. Pf. . a — Ueber den Schichtenaufbau ne Harzer Sehiefereehnkes BR. — Ueber die Entwiekelung des Diluviums auf der Nordseite 2 Berlins. #P, ; DE — Der Bodegang im Et A. : er, v. Mautens, Fossile Süsswasserconchylien aus Sibirien, 11% A. Maarın u. Wericut, Petrefacten aus der räthischen Stufe bei Hildes- Br ikeim. A... Bun, Mevn, Silurische Schwämme nd deten Sessthiintichk Verbreiiun, ein Beitrag zur Kunde der Geschiebe. A. — Ueber Jurageschiebe Schleswig-Holsteins. 2. — Ueber Septarienthon von Görtz in Holstein. P, — Ueber Imatrasteine und Marlekor. P. . Dun Mırtzsch, Ueber Umwandlung von Holz in Kohle, P.. Oartn, Ueber eine Körnungsscala. P. { vom Rath, Ueber Truggestalten von Quarz auf Kallopathı and über Serpentinpseudomorphosen. P. en u Reıss, Besuch des Sangay, Tunguragua und Pelilco. B.. — Ueber Lavenströme am Cotopaxi und Tunguragua. B. . RemeLi, Ueber Kalkspath von Andreasberg. P. er v, Rıcntuoren, Ueber Mendola- und Schlerndolomit. A, . — Ueber Stouıczka’s Reise nach Yarkand und über den Stein Sau. ; res ae — Ueber Probleme der Grössen Ebenen von China, P. F. Roemer, Ueber Eisenerze der Sierra Morena. P. DER — Ueber das Vorkommen des Moschusochsen (Ovibos moechte) im Diluvium Schlesiens. A. ; — Ueber die ältesten versteinerungsführenden Schichten in dem rheinisch-westfälischen Schiefergebirge.. A.. . . . H. Rormer, Neue Aufschlüsse oligocäner Schichten in der en Hannover. A, . . i — Ein neuer Aufschluss der Wälderthon- did Hilebildung. A. — Ueber ein neues Vorkommen des Räth bei Hildesheim. A. SADEBECK, Ueber sein Buch: Das mineralogische Museum der Uni- versität Berlin. P.. De — Ueber Zwillingskrystalle des Weikebleternes. P. — Ueber Krystallformen des Bleiglanzes. P.,. . — Ueber die Krystallisation des Bleiglanzes. A, SchLüter, Der Emscher Mergel. A. — Die Belemniten der Insel Bornholm. A... . 2. 2 2002. — Ueber einen auigewachsenen Crinoiden von Spilecco. P. Sesuenza, Ueber Kreide und Tertiär in Sicilien. B. EZ SENFT, Ueber Einfluss der Humussubstanzen auf die Lösbarkeit und Umwandlung der Mineralien. P. _ Sırvesteı, Ueber Aetna-Eruptionen. B.. .. . STELZweR, Ueber Itakolumit von Minas Geraes. P, , .°. beits. d. D. geol. Ges. XXV], 4, 64 * s DO ° ° a * E23 K ® . £) ee) « D . D . D % Seite 215 376 615 856 741 816 Ai 305 371 963 957 961 961 605 907 216 225 615 957 212 600 792 342 345 349 - 213 213 213 617 775 827 957 934 954 928 942 rsursanın, Ueber die ee von er SE Wessky, Ueber Lasauıx Werk: Das Erdbeben von r Weiss, Ueber Pseudomorphosen von Steinsalz nach Carnallit. 8 58 — Ueber ein Steinsalzvorkommen zwischen Hettstedt. und Ger ‚stedt.. * Be kan less ER _ Ueber ein Slommeiupr in Steinsalz. \ dem in ee verglichen mit dem ee Pr - Ueber Gypskrystalle von Görtz in Holstein. P. . ... Ueber Fruchtähren von Calamostachys, über Odontopteris. ol tusa, über Walchia und Alethopteris conferta. Ueber Tylodendron saxonieum. P. . » 2... Wıcumann, Die Pseudomorphosen des Cordierits. A. Il. Sachregister. Actinocamax verus Aetna : ; Alethopteris einer ; Alluvium, älteres. > . —.ım Anperzozebilt Amethyst-Zwillinge von Ober- Seen re Ammodiseus asper . — infimus 3 - Ammoniten von Westafrica 2 Ammonites Coupei, Antimon, künstliches von Stolberg Annulina metensis . Apatit im Diabas . Arca, cfr. subdinnensis Arnagerkalk . Bi. 000, BepRslolih . .. =... Astraeospongia meniscoides . - Augit im Diabas Avicula seminuda Belemnites Merceyi eHlenus 2. rer en, im... Be 2, — Berchlenenkis — Westfalicus . Bergkrystall mit Einschitissen Bernstein von Runstedt . Bleiglanz, Krystallform des . 213. Bodegang im Harz Bornholm . IE — Grünsand daher . . , 827. Scite 830 928 375 309 474 613 729 725 974 762 318 736 23 | Brauneisen von Langenstriegis 1 Braunsteinrahm von Langen- striegis Ss Buceinum reticulatum., . Calamostachys Calceolaschichten . . . Caleit im Diabas Cardium echinatum. edule Sa a. 20 Cassian-Schichten . . . „, Cenoman bei Greifswald . Ceratotrochus cfr. ornatns Chlorophyllit . - Chondtoedt : ar. Cipitkalk . . . Na Conifere in Steinsalz . . . Corbula inflexa von Ählem , Cordierit : Cotylederma: - m. Cragversteinerungen v. Island Cuboidesschichten . Cyalidium .. 0. Cyclas asiatica . . Cymatolith Cyprina islandica Cyrena fluminalis Dachstein . . Damourit . Diabas 2 4%... — Gruppirung Er — von Ilkendorf . Diluvialfauna in Ostpreussen — in Westpreussen Diluvialgeschiebe, cenomane Diluvialsandstein ; Diluvium in Niederland . — im Ampezzogebiet — . bei Berlin Dolomit, — Mendola- — Schlern- . Ebenen in China Echiniden von Hohnstein Eisenerze der Sierra Morena Eisenglanz, — im Diabas . — Zwillingsstreifung am Eisenkies im Diabas Eisenstein, — imLias Nordwestdeutsch- lands i — im braunen Jura . — im Lias Süddeutschlands — im braunen Jura — im braunen Jura Schle- siens ele. 22 rer — im weissen Jura . Emscher Mergel. Erdbeben bei Cgsenza . Fahlunit, harter . E — (Triklasit) . . . » Feldspath im Diabas . Felsitporphyr . — Apatit im — Augit im — Biotit im ; — Concretionen im . — Feldspath im. . .. — Grundmasse des — Magnet- u. Titaneisen im — "Quarz im Blachmoore. a. Flaserporphyr Fleckenfelsit . Foraminiferenkalke . Gault bei Greifswald . Geschiebegranit von Reetz Geschiebethon .„ . .» 1004 Seite 306 288 471 615 228 228 957 210 212 31 186 32 63 78 Gigantolth . . . Glimmer, — Schlag- und Denekiinses des 2. \ — optische Verhältniese ae — von Snarum . . Granat, — Achtundvierzigflächneram — Granatoöder am — Ikositetra&der am — Öectaeöder am x — Pyramidenocta@der am . — Pyramidenwürfel am — Würfel am. Granit, — Porphyrfacies des Granitobsidian Granitporphyr . . ; Granulitgebirge Sachsens . Graptolithen vom Harz Grödener Sandstein Gyps der Zechstein ma — von Görtz ; Gyroporella pauciforata . Harpoceras concavum . — opalinum \ Hauptdolomit.. = 21% Heidelehm . Heidesand . Hils bei Sehnde . Hochmoore ‚ Holopus Hornfels vom Ockerthe i Humit Humussubstanz Hybodus Furt - Janira quadricostata Jättegryder Imatrasteine Inoceramus sp. Involutna 3 vB — dasina .. Itakolumit 2 ara 08 Jura, — oberer bei Hannover. 134 119 124 120 126 129 . 122 891 881 522 946 206 383 275 372 401 825 825 459 312 311 345. 313 957 960 940 954 819 765° 783 963 766 702 713 942 223 Jura, — Geschiebe von Holstein. — Geschiebe von Rixdorf. — im Ampezzogebiet '. . — in Vorpommern Kalkspath von Andreasberg Kalktuff von Potsdam. Keratophyr . . . Koblenformation bei Flöha i Körnungsscala Korallenriff' von Java. Küen-Lin. . . re Kupfererze bei as. tima Lavenströme am Cotopaxi . — am ; Leueit . Lias, oberer De Eisenach Limnaea palustris Lingula Krausei. > Lithoglyphus constrictus . Mactra solida Magnesiaglimmer im Diebas Magneteisen im Diabas Mammuth von Magdeburg . Margarit SE Marlekor . u Megalodon Gomplagsns Ä — triqueter . Melania amurensis . Mendoladolomit, — Schichten unter dem Möens Klint . Moya Muschelkalk, ande Naphta von Baku Nemacanthus monilifer Neocom im Ampezzogebiet . Odontopteris obtusiloba Oligocän, — bei Lehrte — bei Ilseder Hütte. — bei Wehmingen 1005 Seite 399 364 468 823 216 614 893 9593 961 239 615 939 907 924 932 963 741 767 742 919 22 28 612 180 963 461 461 473 250 934 609 391 257 820 470 373 342 349 343 Ophiolepis Damesü, . Östrea edulis. . . » .. — sp. — 82. Ä Ovibos moschatus Pachyphyllum rigidum . . Paludina diluviana . . 619. — tenuisculpta . Parasmilia sp. Pecten baltieus . — ]aminosus = orbicularis: . .n.. —ı BD jede nn Pentamerus Knightii — rhenanus. ; Pholidophorus Bo. ; Phyllit . 5 — Kalkzüge im . Pisidium cfr, antiquum Pietra.verdg . „er un Pinit. Ru Planorbis areiuaths ; Pliocän am Comersee , Porphyrberge bei ae ; Porphyroikd 5 Praseolith „7%... #% Problematina. . . . 2. — Deslongchampsi 23. N0dosay 2. er — petraea De Pieriehtbys ©. 2... , Puddingstein . Pyrargillit . ER Pyromorphit von Langen- striegis Quarz im Diabas Quarzdiabas von Wiesa Quarzgestein v. Greiffenstein Quarzporphyr ; Quarztruggestalten auf Kalk- spath - Räth bei Hildesheim . Rauchtopas, — vom Galenstock Seite 821 519 520 762 600 825 614 74 768 762 764 7163 764 753 753 816 380 381 748. 408 693 741 965 946 892 683 733 733 739 734 943 92 691 972 18 38 793 382 961 349 194 erg Ch: = wi 1006 Seite Reibsteine. . . 2... 2.809 Steinsalz, * Riesenkessel . . . 2.0.78 — vom Weltesholz er er — bei Christiania. . . . 784 Straparollus minutus . . . 9 — bei Grönlien . . . . 786 Stringocephalenniveau. . . 968 © — bei Kongshavn. . . . 787 Sumpfmoore . 22.2... 318 — bei Lille-Bakkelaget. . 794 Röthgruppe, alpine . . . 386 Tellina solidula . . . . 519 # Rothliegendes, Terebratula trigonella v. dose 217 4 2 m Böhmen Sees Thetis major; . ... 708 — bei Chemnitz . .: : . 91 Titaneisen im Diabas . . . 26 — im Saar-Rheingebiete . 368 Trapp 2.2.00 BIT — am Thüringerwald . . 964 Teidymit . „wm ar en Busens 0: 2 we Turgnragua ... ,., 222.2 4008 Turon bei Greifswald . . . 9759 Salband-Quarzporphyr. . . 877 Turrvilites costatus . . ... 762 Sanddiluviuum . . . . 309 Tylodendron saxonicum . . 616 Daneay ii erro a ea Unio biturbereulosus . . . 747 Schiefergebirge im Harz . . 376 — Pallai . .0....0.748 3 Schlerndolomit a |; promus 2 00 0 A 2 Bildung den .....2098 Unterdevon bei Bicken . SZ Schlernplateauschichten . . 443 e 5 Schwerspath v. Langenstriegis 972 u ae De u 8 Schänne — piseinalis . . 519. 520. nn : ’ . — silurische in Geschieben 41 Ran De Er a E on erChlland: srl Viwiolbleierz von angen- B} Sedimentärtuffschichten . . 417 Birlegie. nn ; — Dolomitisch-kalkige Re- Walchja ne ee . präsentanten Ber E24 Wäldmoore as 2 SE i Seismometer Lasauıx Bee 943 Wallsteine. 2 r IE re Selke- Mulde im Harz, Weissbleierz, imen...: 47970 -- Zwillingskrystalle des . MS Septarienthon bei Görtz Sun ol — von Langenstriegis . . 972. Serpentinpsendomorphosen 937. 961 Wissenbacher Dachschiefer . 758 Serpular =... 4, 20a. 0108 : Shema rs... 2 ae ya Se De zerhnmtatar 2 20.0.0 Tod — polymorpha. . . . .. 732 Zinnober von Dillenburg. . 609 Steinmergel: : .- 2.4 0.498 Druck von J. F.Starcke in Berlin. Teitschr.d.Deutsch .geol. Ges. 1874 en Fig. 12 ES 77m UM 13 m” Max Bauer del. Lith.von Laue- Teitschr.d.Deutsch. geol.Ges. 1874. | Taf.M. TEREHETIIT, Fr /J, //R DHHHHNDG: VL, N, /N / // //, un an ha 17767 Ni v #ig.1 Te ar ZN DS Base Fi NE BB: 1 Ye ! U ERSTES 7, IN PR“ a Resz N A A N mer 3 unse oe Er a ge 7 / / N D,; \D, KEN ! N dr v \ [1 N 2 N 4 \ N N ER a ıY 1 ’ “ v ! [3 N ; S Max Bauer del. Lith.von Laue FÜR en N uaınmag E \ a y eryden N ni: 2 Mag: bi \ N N Y BIP U —n x YopSs g; an 77212239 7/ 5 | U0A JOnd TOP N Da —— / uw 04 £ \ St = << 4 DORT N S N „ee SS: aprag: 7: RT GAY NIT Ss En v0og n DOQUDLDRO,T LP SORTE S SEI . 7888 2: # I 92277 PERpDDUNSg“ u Dany SO > N prurfop eryden osstoA, RpSgUngDSgeS & "N ni SEN Se umuunageric > et en > = Runpnmg 1 T R | a ) N apnbuoung. DZ 3 | Kpoio ur \ [6 r 7W8L 0% & a N ei OSB) A918 QUUIAA UOTLONL) + PERLE R & SEN 2 | awmaguyydeynourymaunengpg ® > 5 | GEAUUEN! ID INES Aimyorpany u al "yngpy wo aabrianınuyS9gusyog Pu N = | 77 ; 9" agb : ]|99927579.029: 510% 59p Oyumy np obmypunsg z Q uwoBpsdy psurgjey ie ‘ E 8 rl tl AN ine rg Eh „= ) dr a a ar Zeitschr. d | Var WR ' Wardisborn bei Arnhem . \dund Gerölle, ce. Steinfreier schr dig steiniger Lehm. sandıger L chm.. pe — f = — = > Be Fe " j BONN ”r Et 007 ” u Ir i r I R Bra IL 58, al 6, u -—— mer => Teitschr.d Deutsch geol.Ges 1874 S Ss S 4 DD EN, Wardisborn bei Arnhem . a. Grand und Gerölle. c. Stanfrcier sehr b. Grandigsteiniger helm. — sandiger Lehm. Rolde. a. ÖbererDilnriolmergel. b. Sand mit,gröfseren Öeschieben. e. Haidesand. d.Hünengräber aus den grojseren beschiehen.. Eisenbahn-Ausstich in Maarn bei Utrech Dihorialsand mit eingelagerter Geröllbank.. 4 r ‘ x 4 . 4 j | Il | | 1 | | l I | { | | | 7 E Y % 7 i \ | 1 J i 4 ; 1 ; Zeitschr. d.Deutsch.geol.Ges. 1874. ‚Laspeyres del. Lith.von Laue. - a a a en m 2 De a at re ee een | 5 a Me Bann Ar eg en nee” een rene nr en 4 h ’ u > Y Ri ” = : - ’ - 5 OIRLR Ba I e. ü y De Ban: Zeitschr. d.Deutsch.geol.Ges. 1874 Tar VI. Abkürzungen. B-Rarg. HU-Kofel SpeSpize. PL -Dlate. MM Monte. Cat. C*-Cima, Cr-Cioda.C2-Come, 5.Sasso, P-Iirro. F-Fouella. L %-Tha]. Gr.Graben. %-Valle, Val B.-Bach. S..See. R.-Rio. ax T.-Torrento, I\- Fiume Cotdikanı eg I B zeichnungen. Profil hinten. main Oreaden ——_ Zandrtrassen nn nn Wege, x Thifahrbar. Pfade rerenrrereren nr» Örenzeron Pirolund Jtalien. llphütte,Caseraudg. Bad. % 8 Kapellen und kirchen Maalsstab - 1: 144000. 4 TEEN R 1 beagrapkische Male 1 fAlgriameten, N ren ee er Gebäude. ».Mlühlen. Geognostische Karte des Tirol -Venetianischen GRENZGEBIETES der Gegend von Ampeszo nach eigenen Aufnahmen in den Sommermonaten 187% & 73 entworfen von D" H.Loretz. Farben Erklärung. 1 Mom und senun, besonders Thalschutt, j Hituviaimadangen |vnnya Kat dan ziar, I] Haupt: Dolomit 7] Schlen«Dolamit BI Salem Alztenı- sichten! yaggaga Shlerı Doll DPI im weitern Sinn ©] H@scianartige Schichten! I ‚kalkigellrasen, fanten der Sedimentartwle Jadimentärtulle Ahpiner Muschel, EN ner Muschel. al zeit Sule: Kalk, ste Slude Bantsandstein > Q| N) yalıyrı u. langlomerat. = 9. Onarzporphys EI |Harkzügeim Inyta. Apinerlusche alk,dritte Sue. Röth: Gruppe. Phylit, von ilboretz. Druck von ARenaud. Lith vonLaue 1 | | stes der Gegen „ Höhe. Grundlinie en Taf. VH. | Set Ghumena Zr LEW? A 8 Be NM .Fernazza Lina Er s, S | 1 U /ılerndolomit SchlerndolomDiph yakalke. Neocom.: Allırıum weitern Sinn. Schutt. Kalkı i NW y w ENG ı . La Mi j ei f »2 - ü za En h fi a + a i en . i NO Pusterthal Olanıy . Fodara vella Profile des Tirol-Venetianischen Grenzgebietes der Gegend von Ampezzo . Jm Maalsstab der Karte nach Grundlinie und Höhe. Grundlinie-Meeres-Niveau. Kavinores Naltan bianeo Lagazusi (ERDTA RE DA WO. Kochalpe Badhefel Dünenstin i t IL Gebarb, Berl CiFonü i ; B Rocefettn TH KT ga Auutkal‘ Pasterthul‘ Prags ai rs Niederdorf ee a SER ey 37, erg in) s ERS EEK RE N | rat | N i PR: Dürunstein Btegiur Gdlinconn & eu a ColRosa Auvuları IM IE Falıaı Colle ii ein WIRD, u Husterthal Innichen + Neun. Burkend; ARM. Schwalbendt. h BER ‚Schwarze Drau Ir Bi 5 ® Anperzaner Seriisse ’ v Kinlkengeimhylit Phyllit Conglomerat ‚Buntsandstein: X, Höthgruppe ROnnUNHAn bl) thin m nz kalk 1 Stufe kalk 2 “Stufe. MPiane lienz. ma Upiner Ikuschel, Apiner Muschel, piner Muschel, Kalk, 3° Stuki Cristalle RR % Z DE Gemärk ospitare LEN NlFernarsa pie! m pe x x ao Crodadiige Mlrınaa Sumelles Crepa E T.Costeana Corlina loita. > v © rlı Jedimentar, Delnmitisch kalkige St.lussian, Söhlerndolomit Jehlerndolomit Schlern-Platcou, Iauptlelomte —Ihatisch Mille. Repräsentanten a u der Tutte. Vohichten. gg ı Tias Diphyakalk —.Veavom Jana, in meiteen Sinn. Johichten. Dachstein L j Er Allurgum Ana ’ Bande EN De Grenzg ebi undlinie un eg 2 SG? r | — (.d. Sao En N Zonvio e.diFommin: | B.di| MIN lau! : M.Comea | RE mezgodi ! f l Y ‚d.Corwo, H | iin | VPisandıd \ TR era HT | N NY NZ Hager Marmanole Ü.Rossone Nönigs £ ro Saperiore VLigone ER Padola 7 G IN 1a I EN s 8 Ben Sy N b > N RS DÜN RQ I Sagazusikette Tolana | Sun = Er a 5Toru MMelone Kun N ( ILO 0LO Sorapiss N DIRÄBESZESEEE DE WILL BED: A, DES PER, ALL ERIIENSIDGEE 7% X BG X LER 4 Es . a ige St. lassıunm, Neocomn. d Uarzınm artıge ie Schichten. er \ Il i N A j IN ei (# Pi Ps N Er Fe dur des Be E Profile des Tirol-Venetianischen Grenzgebietes der Gegend von ‚Ampezzo. Zeitschnd.Deutsch.geol.Ges. 1874. Jm Maafsstab der Karte nach Grundlinie und Höhe, Grundlinie-Meeres-Niveau. .r al Cadini Mlampodws NM Marmarole ASSino fnzieithal 5 ISchwteup, , vi Gallineun — Sehuuteipf, LE Mestarthul Sartentkal eo Vierschach Sexien Bodere 7 GT: 2 Be D TT, Et % e R x (Jr, 1 | | | ! CP YE N} 1 ” ZU Se lmo Maumarole E ON Gt E Agande N fosiana MN jarnola ORossone Hang DE Blaulanza 77) Mn Voten T BR & je Gomelio Saperiore fescnl GGG, DRE Yadola u N I z wu RER UN? LO True. VOL] untuncona MEoviane MIMaLone adv Ospitale 7: % N Klasurina: z S.Stelitno RE elite DONE: Anzies KR FAnziei TDielbn Rau FRRRGER, I x Auronzo Me: ! A ; ad 5 | I Se 3 FLO, WEILEW2 = Layazuaı Tofana mnyrnanzer SIPW? $ = AT: Cristallo Sorapiss ‚ Antelao Srecwei Fgrande Forcelta piecola IN = ZA ee [| i v n { I u an? una c E E Su ıh i Krlkungeim Biyltı Phylti, Cöngtgmerut — Möthgruppe. Upinen Anschel, ApineInschel, ApinerNuschel, Seddimentär, Dolomitisch kulktge »t-Cssiun, _ Sehlerndolemit Jehlerndolomit, Schlern-Plateau, Hauptdolomit Rhätisch: Tias Diphyakalk, locom, llungium Buntsandsten Kalk, 1Stule Kalk, slstde. halk 3f"stule. Mile. Nopreseitantou enge in weilern Sinn Sohichten: Dachsteins Yira. Uhl, der Ihite. Jehichten, u - I B u 4 zul 5 EZ ’ ee Tan + En 2 ‚ .- 4 5 | Zeitschr. d.Deutsch.geol.Ges. 1874. | le 2 Diluvial-fauna in Ostpreulsen. | I | | Fig.2. a | Fig.A. C. F. Schmidt n. d. Nat. gez. u.lith. Var Graaryg. tore Steilebjerg. Teitschr.d.Deutsc Jttebrink Forchhammers Pynt. \ IN N N N N \ OEGEEE 72 ODE ER. Orb; er Fuss v Porchhummer. .Der h \ „ A ‚Zeitschr. d Deufsch geol Ges 1874 2 Jettehrink Hunderzengsklint. Vidskud Tale Stelebjerg Store Steilehjerg. (er EZ] Aeicde mit: line. EEE Sand und Grand: Thom. Em Heruntergerutschte Massen: Un Kig. 1.381 den Mauftstah.1:4000, 0,727 ur TRooo. Profile von MÖENS KLINT 1879. Frg.3. Store Taler Lille Taler ‚Jydelcie. Byn ya A Iwischen Brimnitzer u. Kollicker Bach. Far xl. 7 MD. Am bhollicker Bach. Sand, Grand uw. __. Alintschichten. == sandiger hehm. Zeitschr. d Deutsch. geol Ges. 1874 Profile von RÜGENS KREIDEFELSEN. 1873. ig... 4 _ Drimnitzer Bach. AS ea —y Zwischen Brimnitzer u.höllickerBüch, ig. 8. Fig. Klintschichten: u — Sand, brand EN andiger behm. on. £ ST Arkona. De mic ar } Br ons en een min un SIIII>IIIII— ———— Mn ee u m N — | RR: 13 = O— 6) Sl (dp) aD a r (>) oD OT di o& 2 > &D = n- = iS [dP) En {«B) DI Lith.von Laue A.Sadebeck del. asısche, d. Deutsch.geol. Ges. 1874. Beil l | | PU ni | A.Sadebeck del. Lith.von Laue. EL ; Er = = rn & Teifschr.d. Deutsch. geol Ges. 1814. Malen Plone Lifh.von Laue Zeitschr. d.Deutsch Seol.Ges.1814. Autor del. Taf AM Lith.Anst.v.J G.Bach Leipzig. BE ee ee 5] ER SE er ER ar ih ” Di ii en 4 " > y Je BL Kr FR Zeitschr. d.Deutsch. geol.Ges 187%. Taf XK. Lilh. Anstv. J.G.Bach, Leipzig Autor del. Gez.u lifh.von Laue. Zeitschr.d. Deuts ch. geol. Ges. 1814. Taf. geol. Ges 1814 . Zeitschr. d. Deutsch. Gez.u.lith.von Laue. Teitschr. geol. Ges. 1314. A — — .— 1 ——— uneysbuoyp wg addnag aap 9221[SU0JLeyJ Lith Yon, Laune. ‚oe e 0) ; 0) 5 OL u 7 7 u 2 I ; 8 -6 a " 2 7 u : 9 = Q u u 7 h u R H , | = )L, Z u 4 { [2 u ß / : ; R a Lk = 9 7 n [2 u u ap = 6 G „0 = © [U a u u H 2 x S = h d u ud u „= WRSsN MR oyH er ‚ 9L- 95 SPS] sap gpat atq 2 Te 5 2 . A? “ . c vet x X \ - Mar ao ‚Deutsch. geol Ges. 187%. Jeitschr. d | ; & a] = o© = = a ON A Er: So en rn | © => Dal len Bel «dr 2 Er SR 5 4 Es K ae = TarxXV. Zeitschr. d.Deufsch. geol. Ges. 1814. Der Kessel N?7 bei Kong shavn. F g.Tta. re 7 x a RETURN SER, ü SEERRN \ Y (8) EELSTURNEIEN (a) SOSSE SEE » DD 4 5 I) SIDE ESION N Sa SEI PR \ N “rs % " % er DJ Vollkommen ausgebildete Derselbe Kessel. Maafsstab:wie der auf Tat. XXL. Reibsteine. Minder vollkommen ausgebildete Reibsteine. Der Kessel N®6 bei Kongshavn Lifh.von Laue. Veitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1814. RZ SERUM Ohne Auswahl genommene me, Tiefe. 9%. Blöcke. | | | Ohne Auswahl genommene Steine. Tiefe 16° an der östlichen Wand. Reib steine. Lith.von Laue. Meran x Der Kessel ec bei Kong shavn. Maalsstab: wie deranf Tar.AXVII. Dar SAN: Rn Lith.von Laue. N 7 u Yeitschr. d. Deufsch.geol. Ges. 1874. esenkessel zu Bakkelaget. Ri Lith.von Laue. \r Taf. XV. Der grosse Kessel nach der Leerung von oben gesehen. re < ö I \ x \ \ Die zwei grossen Blöcke in der Tiefe:2% ° von oben gesehen. Riesenkessel zu Bakkel ag ef. Lifh. von L aue. 4 ael. K Martin ;eologischen Gesellschaft, _ .XXV. Band. er nesl- Heft. »vember und Dezember 1873 und Januar 1874. Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). Her a ART A Ar N a Behrensirasse No. 7 hr n. Inhalt des 1. Heftes. A. Aufsätze. # z Seite, 1. Mikroskopische Untersuchungen über Diabase. Von Herrn 3 RusB Dirmermsbeipam. . :,- „unse 2 gen 1 2. Silurische Schwämme und deren eigenthümliche Verbreitung, ein Beitrag zur Kunde der Geschiebe. Von Hrn. L. Meyn mL Üstersen a a u ET 3. Deber das Auftreten und die Verbreitung des Eisensteins in den Jura-Ablagerungen Deutschlands. Von Hrn. J. Hanıeı' De Becher ee ee 4. Mineralogische Mittheilungen. Von Hrn. Max Bauer in Berlin. I (Eierzu Pael EHE) 2.0 2020.20 arte Se B. Briefliche Mittheilung ie) le} Hes. Horse HERRMANNPÜREDNER 222, KEN ee C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der November-Sitzung, vom 5. November 1873 .. 205 2. Protokoll der December-Sitzung, vom 3. December 1873 . 207 3. Protokoll der Januar-Sitzung, vom 7. Januar 1874 .. . 211 Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen, Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie. Anzei- gen etwaiger Veränderungen des Wohnortes sind an Dr. Dames (Lust- garten No. 6.) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhandlung (Behrenstrasse 7.) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- händlerischem Wege, sondern dasch directe Uebersendung an Be Bessersche Buchhandlung zu bewirken. = Tr —Z Zeitschrift. der geologischen Gesellschaft. xxXVI Band 2. Heft. Februar, März und April 1874. Ar, Berlin, 1874. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). ‚Behrenstrasse No. 7. $ > FR Ian 20 * 5 Wr Y 13 = 4 % £ *. EEE RRETETENN e e Inhalt des 11. Heftes. A. Aufsätze. Seite, 1. Kleine palaeontologische ren Von Herrn C. STRUCK- MANN in Hannover . . SE RR N 2. Ueber Mendola - Dolomit al Schlera Dolsinn, Von Herrn von RICHTHOFEN in Berlin . . . Fe DEN 3. Ueber die Naphtaquellen von Baku. Yon Here TRAUTSCHOLD in Moskau. : (Hierzu. Tafel IV) 2 ....... 007.202 230 4. Chemisch-geologische Betrachtung der Gypsvorkomnmnisse in der Zechsteinformation. Von Herrn Jos. Heıvennuan ,„ 275 5. Bericht über eine Reise nach Niederland , im Interesse der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. Von den Herren Berenpt in Berlin und Mevn in Uetersen. (Hierzu Taler Ve er: ee. 6. Mittheilung über künstliche Bine Krystalle Von Herrn H. Laspeyges in Aachen . . . . Da rn P:; 7. Amethyst- Zwillinge mit der trigonalen Pyramide m von Oberstein an der Nahe. Von Herrn H. Laspeyres in Aachen, ‘(Hierzu Tafel VL) . . . . . De ee ER 8. Neue Aufschlüsse oligocäner Schichten in der Pac Han- _ nover. Von Herrn H. Roener in Hildesheim . . 342 9. Ein neuer Aufschluss der Wälderthon- und Hilsthon- Bildung Von Herrn H Roemer in Hildesheim . . 345 10. Ueber ein neues Vorkommen des Räth bei Hildesheim. Von Herro, H. BRormer an Hildesheim... ...... 2420 349 B. Briefliche Mittheilung BUESSIRIEBSEMENNG Se ee ee FR C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Februar-Sitzung, vom 4. Februar 1874. ... 368 2. Protokoll der März-Sitzung, vom 5. März 1874. . . . .. 964 3. Protokoll der April-Sitzung, vom 1. April 13974. . . . . 3A. Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen, Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzei- gen etwaiger Veränderungen des Wohnortes sind an Dr Dames (Lust- garten No. 6.) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhandlung (Behrenstrasse 7.) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- händlerischem Wege, sondern durch direete Uebersendung an die Bessersche Buchhandlung zu bewirken. XXVT. Band. 3. Heft. Mai, In: und ul; 1874. Behrenstrasse No. 7. Inhalt des II. Heftes. A. Aufsätze. 1. Das Tirol-Venetianische Grenzgebiet der Gegend von Am- pezzo. Von Herrn H. Lorerz in München. (Hierzu Ta- BEN een ee 2. Marine Diluvialfauna in Ostpreussen und Zweiter Nachtrag zur Diluvialfauna Westpreussens. Von Herrn G. BERENDT in Berlin. (Hierzu Tafel X.) . . 3. Die mineralogische und chemische Zusammensetzung der Gra- nitporphyre. Von Herrn JoserH J. Baranowskı in Warschau 4. Ueber die Lagerungsverhältnisse und die Hebungsphänomene F. Joussteup in Kopenhagen. (Hierzu Tafel XI. u. XII.) 5. Die augithaltenden Felsitporphyre bei Leipzig. Von Herrn ERNSE KALKOW RE H Bepzaig Sur ee 6. Ueber das Vorkommen des Moschus-Ochsen (Ovibos moschatus) im Diluvium Schlesiens. Von Hrn. FervD. Roemer in Breslau B. Briefliche Mittheilungen der Herren Wırn. Reıss und FrouwEiNn . . „ C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Mai-Sitzung, vom 6. Mai 1874 . ; 2. Protokoll der Juni-Sitzung, vom 3. Juni 1874 . .. . 3. Protokoll der Juli-Sitzung, vom 1. Juli 1874 in den Kreidefelsen auf Möen und Rügen. Von Herrn Seite, 605 612 613 615 Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen, Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzei- gen etwaiger Veränderungen des Wohnortes sind an Dr Dames (Lust- garten No. 6.) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhandlung (Behrenstrasse 7.) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- händlerischem Wege, sondern durch direete Uebersendung an die Bessersche Buchhandlung zu bewirken, Zeitschrift der XXVI. Band. 4. Heft. August bis December 1874. (Hierzu Tafel XII—-XXIX.) vw Berlin, 1874. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). "Behrenstrasse No. 7. za w+ nk r E ; 7 4. Ueber die Krystallisation des Bleiglanzes. ‘Von Herrn Auexan- Inhalt des IV. Heftes. SEAS Aufsätze. DER SADEBECK in Berlin. (Hierzu Tafel XII—XV.) . . 617 2. Notiz über eine auffällige Missbildung eines devonischen Gom- phoceras, Von Herrn Emanurr Kayser in Berlin. (Hierzu BateF XV I} 202.,% N U NO 3. Die Pseudomorphosen des Cordierits. Von Herrn Arruur ER Wıcsmann in Leipzig. (Hierzu Tafel XVIL) . . . . 069 4. Ueber die Foraminiferengattung Involutina. Von Herrn L. G. Borsewann jun. in Eisenach. (Hierzu Tafel XVII. u. XIX.) 702 d. Fossile Süsswasser-Conchylien aus Sibirien. II. Von Herrn E. v. Martens in Berlin. (Hierzu Tafel XX.) ... . . 74 6. Ueber die ältesten versteinerungsführenden Schichten in dem rheinisch-westfälischen ee Von Herrn Erkp. Rosner in Breslau . . . Be N De 7. Ueber Diluvialgeschiebe cenomanen AuSE Von Herrn W. DAMES in Berlin. - (Hierzu Tafel XXL) 0. 7,0... 7% 268 8. Der Emscher Mergel. Von Herrn Cı. Schröter in Bonn „ 775 9, Riesenkessel bei Christiania. Von den Herren W. C. Bröccer u. H. H. Revsca in Christiania. (Hierzu Tafel XXI — RZUHR) 4% 0% 783 10. Petrefacten aus der Bäthischen Stufe bei Hildesheim. Von den Herren K. Marrın in Göttingen und Ta. WricHT in Cheltenham. (Hierzu TafelXXIX) . .. 816 11. Anstehender Jura in een Ven Herrn G. Besnar | art Berin.:3..% 823 12. Die Belemniten der Insel Echoln: a Ham Cine % Schruürer in Benn.. .... BE 279: 13. Der Bodegang im Harz, eine Granit: A von vorwie- gend ee: en Von Herrn K. A, Lossen in Beilin.. . .. Ä .. 856 B. Briefliche rn une der Herren Reıss, Story-MaskELyse, Sırvesteı, Domenico Conti, Des CroızeAux, SeGuEnza, P. Herter und D. Dana . . 9%7 C. Verhandlungen der Gesellschaft. Protokoll der August-Sitzung, vom 5. August 1874 . . . 942 2. Zweiundzwanzigste allgemeine Versammlung der Deutschen | geologischen Gesellschaft zu Dresden . . . . 943 3. Protokoll der November-Sitzung, vom 4. Norenber 1874 .. 964 Protokoll der December-Sitzung, vom 2. December 1874 . 973 [5 ii Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzei- gen etwaiger Veränderungen des Wohnortes sind an Dr. Dames (Lust- garten No. 6.) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhandlung (Behrenstrasse 7.) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch- händlerischem Wege, sondern dnsch directe Uebersendung an die Bessersehe PueSbanllung zu bewirken, FE N Pe bi; er uinliihiiin 3 9088 01357 0767