oh .r Hu en ir as II PER 5} ur eier hut. ad a ann eh U % PIECH PT A; But sASr, Re Gr Huesseeh. Einen Beh ‚N r E F W Y Dre A MSIE 4 BIER I PEPPFETDER FIN A fl HA Hi RA“ tn Ma ash N br: art RR, mat denne! m Re 4 BEL ZT wirbt A ur Nor Kur er) vs 1 N 3a ae en nö .% ERDZFOE dr pa DETEFE R P Fi} “ E? Ka ah De: RE AT, Bee Tre N N #71 een « A tg ihr ir ERTRE EN STAR Dep Ma TERE tal ELLI ZT Be 2% Br uhalıgeh a Sie n/a Prien BC ie Ber ai. \ r i lan e Ka Ih gt ww j KR Pih, 3 Shih, Wein ar L aan keanan Yard MOIN Tan Kr Bu HABA je CRRLEF it SEehe FE N #s nr Kue® RES Kt ” vun {pp + . Iahas Ir \ Bag 7AR- ER ERERN EL cu NR H 1% nn HH A 2 K er wi hehe IRRE EHER BRE pr PL EC fs N; ERS (e ER Be MAN He Arne ah ws aw ur warnt Seien FAT gern a. EUREN aa a SE Er 22 a! 5 N u “ ana + En “ A N er Be DER EL ERS EN TER Kay 327 PAher ar DER SEWEL BAR EL . dit sp einer N " aa her \r E ma RRs wetr “ ' 2 IL Bi U x TE Er ET dk. ahlerande yehengh: 7 u. pe \ Re Eh, ehrt ee Sn iR Fan ER in “ ara Kr! at Ar ee ; der XXX. Band. 1880. BETIITerT ee —un..59nr7 en ‚29 1891 Berlin, 1880. ei Wilhelm Hertz (Bessersche’ Buchhandlung) Marien - Strasse No. 10. vı Br x 1 RE RE Inhalt. A. Aufsätze. J. SterzeL. Ueber Scolecopteris elegans ZENKER und andere fossile Reste aus dem Hornstein von Altendorf bei Chem- pitz. (Hierzu Tafel 1. und II.) ; E. Kayser. Ueber Dalmanites rhenanus , eine Art der Haus- manni-Gruppe, und einige andere Trilobiten aus älteren rheinischen Dachschiefern. (Hierzu Tafel II.) . ; . Arzruni. Eine Kupferkies - Pseudomorphose von Nishnij- Tagil am Ural i . Eck. Beitrag zur Kenntniss des süddeutschen Muschel- kalks. (Hierzu Tafel IV.) . BERENDT. Ueber Riesentöpfe und ihre allgemeine Verbrei- tung in Norddeutschland. (Hierzu Tafel V — VII.) . OREDNER. Ueber Schichtenstörungen im Untergrunde des Geschiebelehms,, an Beispielen aus dem nordwestlichen Sachsen und angrenzenden Landstrichen. (Hierzu Tafel RIES . PringsHEIM. Ueber einige Eruptivgesteine von Liebenstein in Thüringen. (Hierzu Datei. un AL). „ PABST. Untersuchung von Chinesischen und Japanischen zur Porzellanfabrication verwandten Gesteinsvorkomm- nissen . EN . Heım. Zum „Mechanismus der Gebirgsbildung“ . Nörzine. Die Entwickelung der Trias in Niederschlesien. (Hierzu Tafel XIII -- XV.) Ä . SANDBERGER. Ueber die Bildung von Erzgängen mittelst Auslaugung des Nebengesteins . . Dewitz. Ueber einige “ostpreussische Silurcephalopoden. (Hierzu Tafel XVI-_ XVII.) Ehe . STEINMANN. Mikroskopische Thierreste aus dem deutschen Kohlenkalke (Foraminiferen u. Spongien). (Hierzu Taf. XIX.) W. Branco. Beobachtungen über Aulacoceras v. Haver. (Hierzu FI Ta RX.) F. Krockmann. Ueber Basalt-, Diabas- und Melaphyr- Ge- schiebe aus dem norddeutschen Diluvium . P. Gricorıew. Der Meteorit von Rakowska im Gouverne- ment Tula in Russland RortHrLetz. Radiolarien , Diatomaceen und Sphärosomatiten a ee ne = a mg a Je im silurischen Kieselschiefer von Langenstriegis in Sachsen. (Hierzu Tafel XXI.). Seite 111 223 262 300 350 371 394 -401 408 417 447 IV en Aa ARTE A. NeHrıng. Uebersicht über vierundzwanzig mittelenropäische Quartär-Faunen. . 468 E. Geinttz. Der Jura von Dobbertin in Mecklenburg und seine Versteinerungen. (Hierzu Tafel XXII.) z 510. Fr. Prarr. Einige Beobachtungen über den Lochseitenkalk . 536 Fr. Prarr. Einige Bemerkungen zu Herrn Hem’s Aufsatz „Zum Mechanismus der Gebirgsbildung“* . . 542 G. Horn. Bemerkungen über Jllaenus crassicauda Wanren- gurc. (Hierzu Tafel XXL) . . . D00 H. CrEDNER. Ueber Glacialerscheinungen in Sachsen, "nebst vergleichenden Vorbemerkungen über den Geschiebe- mergel. (Hierzu Tafel XXIV.), . 572 =—— W. Branco. Ueber die Verwandtschaftsverhältnisse der fas- silen Cephalopoden . 596 Huyssen. Uebersicht der bisherigen Ergebnisse der vom preussischen Staate ausgeführten Tiefbohrungen im nord- deutschen Flachland und des bei diesen Arbeiten ver- folgten Planes . 612 = JENTzscH. Uebersicht der silurischen Geschiebe Ost- ‚und Westpreussens . 623 W. Damzs. Ueber Cephalopoden aus dem Gaultquader des Hoppelberges bei Langenstein unweit Halberstadt. u Tafel XXV. u. XXV1) e 685 M. Hoyer. Ueber das ernneh von Phosphorit - - und Grünsand-Geschieben in Westpreussen . . 698 E. Kayser. Dechenella, eine devonische Gruppe der Gattung Phillipsia. (Hierzu Tafel XXVI.) . . 703 0. RAamMELSBERG. Ueber Vanadinerze aus dem Staate Cördoba in Argentinien . a ee RE M. Bauer. Diptas aus den Cordilleren von Chili. . . . . 714 M. Baver. Nochmals die Krystallform des Oyanits . . . 717. C. STRUCKMAnN. Ueber die Verbreitung des Renthiers in der Gegenwart und in älterer Zeit nach Maassgabe seiner fossilen Reste unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Fundorte . . 728 F. WAHNSCHAFFE. Ueber Gletschererscheinungen bei Velpke und Danndorf (Hierzu Tafel XXVIM.) . 774 O. Lang. Ueber den Gebirgsbau des Leinethales bei i Göttingen. (Hierzu Tafel XXIX) . ... 799... B. Briefliche:Mittheilungen.. . " .e..,. 182 DrBsErır C. Verhandlungen der Gesellschaft . . 203. 431. 640. 817. der Zeitschrift | i Deutschen geologischen Gesellschaft. E XXX. Band. | & 1. Heft. | 3 Januar bis März 1880. 2 Br: | Berlin, 1880. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). N.W. Marienstrasse 10. ierzu die Beilage: Gedenkworte am Tage der Feier des hundert _ jährigen Geburtstages von Chr, S. Weiss den 3. März 1880. ! Zeitschrift % ; Deutschen geologischen Gesellschaft. | 1. Heft (Januar, Februar und März 1880). A. Aufsätze. — l. Ueber Scolecopteris elegans ZENRER und andere fossile Reste aus dem Hornstein von Altendorf bei Chemnitz, Von Herrn J. T. Sterzer ın Chemnitz. Hierzu Tafel I. und 1. II. In meiner ersten Abhandlung über diesen Gegenstand !) habe ich angezeigt, dass ich die Untersuchung der Scolecopteris- Reste fortsetzen werde, habe auch bei dieser Gelegenheit so- _ wohl, wie schon in einer brieflichen Mittheilung an Gemırz ?) bemerkt, dass in dem Hornstein von Altendorf noch ander- _ weite organische Reste vorkommen und mir weitere Veröffent- liehungen darüber vorbehalten. Leider waren mir solche bisher - dringenderer Arbeiten wegen nicht möglich. Mittlerweile hat - Geinirz, wie ich aus seiner brieflichen Mittheilung (diese Zeit- schrift 1879. pag. 623 ff.) ersehe, die Bearbeitung dieses Gegenstandes gleichfalls angetreten. Ich werde auf das in jenem Briefe von ihm Mitgetheilte unten zurückkommen. °) 1) Ueber Palaeojulus dyadicus GEINITZ u. Scolecopteris elegans ZENKER. - Diese Zeitschr. 1878. pag. 417-426. Taf. XIX. Ich werde diese Arbeit in Folgendem immer mit I. bezeichnen. 2) N. Jahrb. f. Min. 1878. pag. 731. - — ®) Nur beiläufig will ich Folgendes constatiren: 1. Ich habe Herrn - Geimitz am 29. December 1878 in völlig „unparteiischer“ Weise (vergl. Gemitz 1.c. pag. 626) alle meine Original-Exemplare und noch Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 1. 1 PP TER a Ra a EB Ar u & K 1, a Mr For SEEN. 1. Seolecopteris ZENKER. a. Scolecopteris elegans ZENKER. Noch weitere Beweise für die Identität des Palaeojwlus dyadicus Geinırz mit Scolecopteris eleyans ZENKER beizubringen, erscheint mir überflüssig, nachdem dieselbe von competenter Seite als Factum anerkannt worden ist. !) Einige Bemerkungen von Geinmz (l. c.) über den Erhal- tungszustand von Scolecopteris nöthigen mich, Folgendes darauf zu entgegnen: Gemıtz sagt (l. c. page. 626), „dass man es bei diesen Farnresten (a) weniger mit einer der Länge nach zerspaltenen Pinnula zu thun hat, als vielmehr meist (b) mit dem Abdrucke der Pinnulae von der unteren oder inneren Seite, wo statt der Mittelrippe und Nerven nur Furchen er- scheinen, sowie (c) mit stark eingerollten Fiederchen, deren äussere oder obere Fläche oft im Gestein verborgen ist, wäh- rend die meist von Gesteinsmasse geschiedenen umgebogenen Ränder der Pinnulae sich oft dem Beobachter zukehren.“ Dass der unter (a) näher bezeichnete Erhaltungszustand zuweilen vorliege, habe ich bereits mitgetheilt (I. pag. 420), aber nirgends behauptet, dass dies meist oder gar stets der Fall sei (vergl. I. pag. 420. Punkt 2). Wenn ich zu verschie- denen Malen (z. B. I. pag. 424) den Ausdruck brauchte: „Palaeojulus ist die Hälfte eines Farnblättchens“, so ist das durchaus nicht gleichbedeutend mit: „Palaeojulus ist eine der Länge nach zerspaltene Pinnula“. Es heisst vielmehr: Palaeo- Julus ist die bei oberflächlicher Betrachtung der betreffenden Hornsteinplatten sichtbare Hälfte eines Farnblättchens, mag die andere nun zerstört sein oder im Gestein verborgen liegen oder (s. o. c), durch Gesteinsmasse von jener getrennt, als ein zweiter Palaeojulus erscheinen. mehrere andere sehr gute Stücke vorgelegt. 2. Die in dem nicht für die Oeffentlichkeit bestimmten Privatbriefe (l. c. p. 625) erwähnten Belegstücke erbat sich Herr Gemitz, weil die Exemplare des „Paläojulus-Hornsteins“ seltener würden, ohne jedoch die Absicht kund zu geben, von Neuem Untersuchungen daran vornehmen zu wollen. Herr Geintrz sprach sich damals als durch meine Sendung vollkom- men zufriedengestellt aus. Meine Untersuchungen über den vermeint- lichen „Palaeojulus“ waren zu jener Zeit noch nicht abgeschlossen; dass ich deshalb diejenigen Exemplare zurückbehielt, „von denen ich Förderung meiner Arbeit erwarten durfte“, wird hiernach allerdings wohl Jeder „natürlich“ finden. Wozu also das meine Handlungs- weise verdächtigende (?) des Herrn Geheimrath GEemırz? — 1) SCHIMPER in ZITTEL, Handbuch der Palaeontologie. München 1879. pag. 91 u. 92. — Ferv. Rormer, Lethaea palaeozoica. Stuttgart 1880. pag. 197. — Gemıtz l. c. pag. 623. 3 Einen Erhaltungszustand, wie der oben mit (b) bezeich- nete ist, habe ich nie vorgefunden. Darnach wären die meisten y - von mir, sowie auch von ScHinper (l. c.) und von Rama (|. c.), denen Exemplare vorlagen, als wirklich verkieselte Blättchen aufgefassten Scolecopteris-Reste nur Steinkerne aus dem Innern . der gerollten Fiederchen, diese selbst aber nicht vor- handen. Dies widerspricht meinen Beobachtungen. Immer hat man es mit den Blättchen selbst entsprechenden Kiesel- schalen (allerdings meist ohne, nur zuweilen mit Erhaltung _ der feineren Structuren) zu thun. Dass das so ist, sieht man a. am sScolecopteris-Blättchen, die ohne Umhüllungsgestein frei in Höhlen der Hornsteinplatten hineinragen oder sich über die Oberfläche derselben erheben; b. an Blättchen, die vollständig vom Gestein eingehüllt sind, in welchem Falle sie sich immer durch andere Färbung deutlich von letzterem abheben (Fig. 2 u. 3, L, pag. 422 und Taf. XIX. Fig. 5, 6, 8— 10). Die häufig lockerere Umhül- lungsmasse füllt auch die Höhlen der gerollten Blättchen, deutlich abgegrenzt vom Petrefact, aus. Zuweilen sind diese ' Höhlen sogar theilweise frei von Gestein (Uebergang zu a.); c. an Blättchen, die man parallel zur Blattspreite ab- geschliffen hat. Das in Figur 3 dargestellte Exemplar zeigt ‚weissliche Blättchen in röthlichem Hornstein. Die Blättchen a, b und c sind soweit abgeschliffen, dass nur ringsum ein der Blattdicke entsprechender Streifen von den gerollten Blatt- 'rändern sichtbar ist. Der Streifen zeigt innen die Quer- schnitte der Nerven, aussen die den Nerven entsprechen- ‘ den seichten Einsenkungen, wie sie sonst an der Oberfläche der Blättchen wahrzunehmen sind. Das Blättchen d ist von dem Schliff nur eben getroffen. Der Nervenverlauf ist in dem - durchscheinenden Gestein schwach sichtbar. Wo aber die am weitesten hervorragenden Theile der gerollten Ränder etwas ‚abgeschliffen sind, treten sofort kräftige Spuren der getroffenen | Nerven hervor; ’ d. an Dinasehlillen von Blättchen, die zellige Structur zeigen fl... Dat. XIX; Fig, 7 bei a. Nicht ausgeführt.); e. wenn man die stark hervortretenden Nerven der Rück- seite der Blättchen betrachtet (Fig. 2); denn dann muss man die Ueberzerzeugung gewinnen, dass diesen Blattflächen nach- gebildete Steinkerne viel kräftigere Skulpturen zeigen müssten, als diejenigen sind, wie sie die von uns als Blattoberseiten angesprochenen Flächen besitzen ; f. daran, dass an der Oberfläche der vermeintlichen Stein- kerne nie Spuren der Fructifications-Organe vorkommen. 5 1* Den angezeigt, doch die einzelnen Erhaltungsarten der Seolecopteris- E Blättchen genauer zu gruppiren. Meine Beobachtungen hier- über sind folgende: R: a. Die petrifieirten Blättchen sind vollständig in Hornstein eingehüllt. Petrificirungs- und Umhüllungsmaterial sind verschieden gefärbt; letzteres ist häufig weniger dicht. b. Die petrifieirten Blättchen liegen, mehr oder weniger hervortretend, an der Oberfläche der Hornsteinplatten: aa. bb. BG Sie kehren dem Beobachter die Oberseite zu. Die Nervation ist meist durch seichte Furchen oder durch dunklere Linien angedeutet. Die mittlere Partie ist nach der Basis hin etwas eingesenkt, und diese Einsenkung oft mit der Umhüllungsmasse. überdeckt, oder es ist diese Stelle der Blättchen, wie die Basis überhaupt meist, zerstört. (Vergl. l., Taf. XIX., Fig. 5, wo selbst im Querbruche die Blatthälften an der Mittelrippe getrennt erscheinen, ausserdem auf beifolgender Tafel I. Fig. 1 u. 7). Zuweilen ist die eine Blatthälfte überhaupt nicht mehr vorhanden. Ich besitze u. A. ein Exemplar mit einer Höhlung, die mit freien, halben und gan- zen Blattschalen in regellosem Gewirr erfüllt ist. Die Oberseite der Blättchen ist nach unten, die umgerollten Blattränder sind nach oben gekehrt und zeigen ihre Oberseite. Die mittlere Partie ist meist durch Gesteinsmasse verdeckt, zuweilen auch die eine Blatthälfte (Taf. I. Fig. 2c, 6, ausserdem 1. Taf. XIX. Fig. 2 u. 1b). | Desgl., aber die Blattränder sind weggebrochen und die Blattunterseite liegt frei da. Die Nerven treten sehr kräftig hervor. Die Fruetifications- organe sind, wenn überhaupt fructifieirende Blätt- chen vorlagen, mit den Blatträndern verloren ge- gangen (Taf. I. Fig, 2a. u. b.) c. Die Blättchen selbst sind aus dem Gestein herausgefallen und letzteres zeigt den Abdruck der Blätter und zwar stets den Abdruck der Blatt-Oberseite (I. Taf. XIX. Fig. 1a. bei c.). Ich will nun zunächst noch einige Exemplare besprechen, die geeignet sind, das Gesammtbild von Scolecopteris elegans zu vervollständigen. Figur 1 ist eine erneute und bezüglich einiger Details corrigirte (auch des leichteren Vergleichs wegen in dem Maass- 'stabe der anderen Zeichnungen ausgeführte) Wiedergabe des Fiederbruchstückes, von dem ich bereits eine Zeichnung in photographischer Pause an einige der Herren Fachgenossen sandte, die auch einer brieflichen Mittheilung an Weiss (diese Zeitschrift 1879. pag. 204) beigedruckt wurde. Der Text hierzu erwähnt, dass die Seitennerven meist einfach, einige von ihnen gegabelt seien. Die Abbildung liess von der letz- teren Beschaffenheit der Nerven wenig sehen. Die neue Figur 1 auf Tafel I. zeigt sie bei a, b, c, d und e; Dichotomie findet also an diesem Exemplare nur bei verhältnissmässig wenigen Nerven und zwar gegen die Spitze der Fiederchen hin statt. Dasselbe zeigt auch Figur 2. Im Uebrigen sei bezüglich des ersteren Exemplars nur nochmals kurz erwähnt, dass davon 6 Fiederchen (resp. Theile derselben) erhalten sind, welche alternirend zu beiden Seiten einer theilweise noch erkennbaren Rhachis liegen. Bei f verläuft der starke Mittelnerv eines an der Basis zerstörten Blättchens bis an die Rhachis heran. Die 5 Mm. langen und 3 Mm. breiten Blättchen sind klein-zungen- förmig, stark gewölbt, haben abgerundete Spitzen und rück- wärts umgerollte Ränder. Die wirklich verkieselten Fiederchen kehren dem Beobachter zweifellos ihre obere Seite zu (siehe o. b., aa.). Dafür sprechen auch die Richtung der Nervengabe- lungen und der gegen die Spitze hin deutlich vorhandene, wenn auch nur leicht markirte Mittelnerv (nicht [b] oder [e] nach GeisITz, siehe o.), welcher kurz vor dem Ende getheilt ist. Figur 6 auf Tafel I. stellt ein ziemlich langes (11 Mm.) und schmales (2,5 Mm.) Fiederchen dar, ähnlich dem, wie ich es bereits (I. Taf. XIX. Fig. 2) zeichnete. Beide liegen wahr- ‚scheinlich auf dem Rücken und kehren dem Beobachter die gerollten Blattränder zu. Aehnliche Fiederchen kommen sel- tener vor, als solche, wie sie Figur 1 darstellt. Für eine Tren- nung dieser Fiederchen von Scolecopteris elegans liegt kein Grund vor; denn die grössere Länge derselben allein berechtigt noch nicht dazu. Ich fand ausserdem auf einem angeschliffenen Exemplare ein schmales, 16 Mm. langes Blättchen, auf die ganze Länge hin mit 2 Reihen deutlicher, im Querschnitt vor- liegender Sporangien besetzt, ganz von der Art, wie sie ‚Sco- lecopteris elegans besitzt. Figur 4 und 5 dürften Wedelspitzen, resp. die Enden von Fiedern darstellen. Dass die Blättchen zu sScolecopteris gehören, dafür sprechen wohl die kleinen Seitenfiederchen oder Segmente, welche die Gestalt der Scolecopteris-Fiederchen haben. Darnach waren die Endfiederchen dieser Art länglich - eirund, fiederschnittig, resp. mit den letzten Seitenfiederchen verwachsen. 6 b. (2) Scolecopteris ripageriensis Gran’ Eur. Grasp’ EurY beschreibt!) drei Arten von ‚Seolecopteris, nämlich Sc. subeleyans von Grand’ Croix (l. ce. Fig. 5 u.4), Sc. ripageriensis (l.c. Fig. 5) von Peronniere und Se. conspicua (Z’ecopteris polymorpha Boxer.) von verschiedenen Fundorten (l. ce. Fig. 10 u. 11). Die erstere Species dürfte kaum von Sc. elegans ZENKER zu trennen sein. Die Blättchen erscheinen allerdings in den Querschnitten (Fig. 3k.) weniger eingerollt, als dies bei ‚Sc. elegans der Fall zu sein pflegt; doch möchte ich nicht allzu grosses Gewicht auf die kleinen, nur in natür- licher Grösse gegebenen Abbildungen legen. Die nach Prä- paraten von RexauLt (Fig. 4, I, m) gezeichneten Sporangien entsprechen in der Hauptsache den Figuren 10 und 11 auf Tafel II. bei STRASBURGER.?) Leider erscheint die interessante Arbeit dieses Forschers Granp’ Evey nicht zu Gesicht gekom- men zu sein; denn er bezieht sich nur auf Zenker und RenaULr. Was Granp’' Every von einem Indusium bei Scolecopteris er- wähnt, bedarf wohl noch weiterer Untersuchung. Die Stelle des Indusiums wird doch wohl hier durch den umgerollten dünnhäutigen Blattrand vertreten. | Scolecopteris ripageriensis Granp’ Eury unterscheidet sich von der ersteren Species durch breitere Fiederchen, gabelige Nerven und dickeres, oblonges „Synangium“, bestehend aus 4 dicken, ovalen Kapseln. Scolecopteris conspicua mit seinen sehr gestreckten und langspitzigen Sporangien wird von SCHIMPER (l. c. pag. 91) als Typus einer neuen fructifieirenden Gattung (-citheca) betrachtet, und schon von Gran’ EvurY (jedoch nur mit Rücksicht auf die anderweite Beschaffenheit der Fiederchen) zu einer anderen Gruppe gestellt. Im Hornstein von Altendorf kommen vereinzelt Fiederchen vor, welche regelmässige, tiefe Gabelung der Seitennerven zei- sen. Zwei solche Blättchen sind auf Tafel I. Figur 7 u. 8 wieder- gegeben. Sie können den Blättchen von ‚Se. ripageriensis (l. c. Fig. 0) in Bezug auf den äusseren Habitus an die Seite ge- stellt werden; sie sind aber durchaus nicht ‚breiter (2,5 Mm.) als die Blättchen mit vorwiegend einfachen Nerven (2—3,5 Mm.). Die Länge der ersteren ist nicht bekannt. Die Gabelung der Nerven spricht nicht unbedingt für eine andere Species. (Hat doch auch Pecopteris arborescens z. B. an gewissen Stellen der Wedel Fiederchen mit gegabelten Nerven.) Der Mittelnerv ist 2) Flore carbonifere du Departement de la Loire etc. Paris 1877. pag. 72, 73 u. 74, pl. VII. 2) Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. VIIl. 1874. - kurz vor dem Ende auch bei diesen Blättchen getheilt. Die _ Seitennerven stehen bei den in Figur 7 und 8 dargestellten ' Fiederchen etwas weniger dicht, als dies meist, jedoch nicht immer, bei den Blättchen von Sc. elegans der Fall ist. So lange nicht sori dieser Fiederchen gefunden werden, lässt sich nicht bestimmt entscheiden, ob wirklich eine andere Species und ob wirklich Sc. ripageriensis vorliegt. ') Der Erhaltungszustand, in welchem die besprochenen Sco- lecopteris-Reste auftreten, gehört zu den allergrössten Selten- heiten, und ist gewiss von grossem Interesse, weil er in vielen Fällen eingehendere histologische Untersuchungen zulässt, als der gewöhnlichere Erhaltungszustand (Abdruck, Verkohlung ete.). Noch weit werthvoller würden aber jene verkieselten Exemplare sein, wenn sie sich mit solchen identificiren liessen, wie sie eben als die häufigeren bezeichnet wurden. Es fragt sich, ob Scolecopteris elegans hierzu die Möglichkeit bietet. Fassen wir zunächst die äussere Form der Blättchen in’s Auge, so finden wir unter denjenigen, die von Altendorf bekannt sind, folgende Abänderungen: a. Kurz-zungenförmige Fiederchen (2,5 — 5,5 Mm. Breite, 6—8 Mm. Länge) mit Nerven, die vorwiegend einfach, nur vereinzelt gegabelt sind und zwar letzteres gegen die Spitzen der Blättchen hin (Fig. 1, 2 u. 3 und I. Taf. XIX. Fig. 1b, 3 u. 4); b. längere, schmale, zungenförmige Fiederchen (2,5 Mm. breit, 11 — 16 Mm. lang). Gabelung der Nerven nicht beobachtet (Fig. 6 und I. Taf. XIX. Fig. 2); c. zungenförmige Blättchen (2,5 Mm. breit) von nicht be- kannter Länge mit regelmässig dichotomen Nerven (Fig. 7 u. 8. Aeusserlich ähnlich Sc. ripageriensis Gr. E.); d. die oben beschriebenen Endfiederchen (Fig. 4 u. 5). Die Form a. erinnert mit ihren kleinsten Fiederchen, die zuweilen (Fig. 1 und STRASBURGER, 1. c. t. II. f. 1) genähert _ und parallel stehen, an ecopteris arborescens und zwar beson- ders an Wedel mit den grösseren Fiederchen.?) Der Umstand, ı) Vergl. Gemıtz, ]l. c. pag. 627. — ScHimper, 1. c. pag. 91. f. 66., Copien nach Granp’ Eury. Die Bezeichnungen müssen aber sein: Fig. 17, 18, 19 u. 21 Sc. subelegans; Fig. 13, 15, 20 u. 22 Se. ripage- riensis; Fig. 14 u. 16 Asterotheca Presı. 2) GöPPpeErT, Foss. Flora d. Perm-Form. t. 16. f. 1. — Gran’ Evury, 2.1.8 £6, 8 dass an der Spitze der Fiederchen von sScolecopteris elegans zuweilen einige Nerven dichotom sind, dürfte kaum einen we- sentlichen Unterschied dem 4’ecopteris arborescens gegenüber bilden, da Nervengabelung dieser sehr variablen Art nicht fremd ist. Heer beschreibt !) eine Varietät von /’ec. arbores- cens „mit etwas längeren, weniger dicht aneinander schliessen- den Fiederchen, deren Nerven oft gabelig getheilt sind“. Heer scheint hier nicht nur die Gabelung der Nerven an ganz be- stimmten Stellen des Wedels zu meinen, wie sie GERMAR °) beobachtete. Der Letztere spricht übrigens auch von „verein- zelten Gabelungen“ an den Fiederchen von Fee. arborescens überhaupt (l. c. pag. 100). Bei letzterer Species ist endlich auch die Theilung des Mittelnervs beobachtet worden. °) Ferner zeigen die Abbildungen Bronsnıarrt’s von Pecopteris hemitelioides*) Fiederchen in allen den Grössen und Formen, wie sie bei Scolecopteris elegans beobachtet wurden. Nur ist hier der Mittelnerv bis an die Spitze einfach, und BRONGNIART scheint keine Gabelung der Seitennerven beobachtet zu haben. (Vergl. das bei Pec. arborescens hierüber Gesagte.) Die von BRONGNIART vergrössert dargestellten Fiederchen (Fig. 2B u. C) erinnern im Uebrigen sehr an die fast gegliedert erscheinenden Fiederchen von Scolecopteris elegans. Die Form b. würde den längeren Fiederchen von FPee. hemitelioides entsprechen; doch kommt hierbei auch Pec. mer- tensioides GUTBIER°) in Frage. Die Form d. kann auf verschiedene Arten bezogen werden, je nachdem man annimmt, dass nur die Spitzen längerer Fie- derchen oder fast vollständige Blättchen vorliegen. In dem letzteren Falle würde wohl Pee. oreopteridia Brosgr. (l. c. t. 104, f. 1.) am ähnlichsten sein. Im ersteren Falle kommen die an den Wedel- oder Fiederspitzen von Pecopteris arborescens ste- henden Fiederchen (GeErMmAR, 1. c. t. 34. f.3 u. 3b.) oder auch die Form von ec. arborescens in Frage, wie sie GERMAR, |. c. t. 35. f. 4. abbildet. Letztere wird meist zu ec. Candolleana Broxgt. gezogen und der Vergleich unserer Fiederchen mit dieser Species (vergl. noch Broneniarr, 1]. c. t. 100. f. 3.) und 1) Flora foss. Helvetiae, Zürich 1877, pag. 28. . ?) Die Versteinerungen von Wettin u. Löbejün, pag. 97 ff. An den Spitzen secundärer Fiedern und an der Wedelspitze. 3) SCHIMPER, ]. c. pag. 127. f. 108. *) BronGnIart, Hist. de veget. foss. t. 108. f. 1. u.2. — Vergl. Granp’ Eury, 1. c. t. VOL f. 9. — Pec. hemitelioides kommt auch im Rothliegenden und zwar in dem von Bert und Millery in Frankreich vor. Vergl. Granp’ Evurv, ]. c. pag. 519 u. 515. 5) GUTBIER, Verst. d. Rothl., 1849. t. 5. f. 5. — Verst. der Stein- kohlenform., 1855. t. XXX. f£. 1. ion. dazu gehörigen Pec. Cyathea Broxet (l. ec. t. 101 f. 4.) na Pec. lepidorhachis Brongt (l. c. t. 103. f. 1.) liegt ja auch nahe. Ich möchte aber betonen, dass auch durch die in Rede stehenden Fiederchen der Vergleich von Scolecopteris mit Pe- 2 R copteris arborescens nicht ausgeschlossen wird. Die Endfiederchen (d) können denen von Pec. arborescens _ (Broner. ]. e. t. 102. f. 2.), auch wohl denen von Pee. hemi- telioides (l. c.) an die Seite gestellt werden. Die wellige Be- - schaffenheit der Blättchen bei unseren Exemplaren darf wohl nicht als trennend gelten, da wir es hier mit verkieselten und _ wahrscheinlich getreuer erhaltenen, dort mit mehr oder weniger zusammengedrückten Blättchen zu thun haben; ausserdem tritt jene Beschaffenheit auch nur in der Vergrösserung deutlich hervor. | ee Wie steht es nun mit den Fructificationsorganen der oben zum Vergleich herbeigezogenen Arten? — Ist sie der von Secolecopteris eleyans zu vergleichen ? : Granp’ Eury hat diese Arten (mit Ausnahme von Peco- pteris mertensioides Gur».) mit gut erhaltenen Fruchtorganen gefunden und sie mit Rücksicht auf letztere neben Scolecopteris - (mit Ausnahme von Se. conspicua) zu der Gattung ./sterotheca Presr. („pour Asterocarpus (ÖPPERT“) gestellt.!) 4sterotheca _ (Prest) Grann’ Eury umfasst aber nur eine Abtheilung der _ Arten von Asterocarpus GÖPPERT, und diese hat ScHimpkr (l. c. _ pag. 89), den Untersuchungen von Granp Eury Rechnung tragend, genauer charakterisirt. Darnach steht Scolecopteris - Zene. als gleichwerthige Gattung neben Asterotheca Prexsı. Beide bilden mit Stichopteris GEıin., Marattiotheca ScH., Angio- theca SchH., Acitheca ScH., Senftenbergia Corpa und Oligocarpia Göpr., die Unterfamilie „Anyivpecopterideae“.?) Am nächsten stehen sich jedenfalls 4Asterotheca, Scole- - copteris und Acitheca, und es dürfte bei Versuchen, in dem gewöhnlichen Zustande erhaltene Farne mit jenen Gattungen - zu identificiren, in den meisten Fällen schwer werden, insbe- - sondere Jsterotheca und Scolecopteris aus einander zu halten. i Bei Asterotheca sind die Sori sitzend, bei Scolecopteris ge- ‚stielt. Das Stielchen ist aber bei Scolecopteris oft so kurz, dass dann selbst im verkieselten Zustande beide Fructifications- ' arten schwer zu unterscheiden sind®), wie viel weniger, wenn Zu A Fr ee TEN I) Gran’ Eury, 1. c. pag. 67 ff. pl. VII. — Scumeer, Il. ce. pag. 89 ff. u. 90. 2) Stur (Culmflora 1875 — 1877. pag. 293. resp. 187.) betrachtet - Scolecopteris als einziges Genus der Marattiaceen - Unterordnung Scole- Ri ee und sScolecopteris elegans ZENK. als einzige Species dieser Gattung. E 3) Vergl auch Granp’ Eury, 1. c. pag. 73. ed die Sori, wie dies ja sonst meist der Fall ist, nur von oben her sichtbar und in dieser Richtung zusammengedrückt sind. Auch der Unterschied, dass bei Scolecopteris (mit Ausnahme ' von Scol. ripageriensis) die Sporangien meist etwas gestreckter sind, als bei Asterotheca, wird in den meisten Fällen nicht zu constatiren sein. Ausserdem schwankt auch bei verkieselten Exemplaren speciell von Scolecopteris elegans die Form der Sporangien nach dieser Richtung hin. | Geanp’ Eurr!) glaubt, dass die Pecopteris-Wedel mit Aste- rotheca-Fructification zu den als /saronius beschriebenen Stäm- men gehören. (Psaronius ist Basis von Caulopteris; Stichopteris ' sind Blattstiele, zu den Narben der letzteren Gattung passend.) An Psaronien ist aber ja bekanntlich auch unsere Gegend reich, an Farnwedeln sehr arm. Am häufigsten kommt noch Scolecopteris elegans vor, und man ist daher versucht, diese Art auf jene Stämme zu beziehen. Im Hornstein von Altendorf selbst habe ich noch keine /saronius-Spuren gefunden; wohl aber sind in geringer Entfernung davon Exemplare dieser Gat- tung gesammelt worden. Wenn nun auch die oben geäusserten Bedenken und das zuletzt erwähnte merkwürdige Zusammentreffen auf eine sehr innige Beziehung zwischen Asterotheca und Scolecopteris hin- weisen, so muss es doch weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben, zu entscheiden, ob beide wirklich streng zu trennen sind oder nicht. Granp Eury und Stur?) stellen die Pecopterideen, die ich zum Vergleich mit Scolecopteris elegans heranzog, zu Astero- theca. Es scheint mir fast, dass man sie mit demselben Rechte Scolecopteris unterordnen kann, und dass jene carbonisch- dyassischen Pecopterideen in sScolecopteris elegans verkieselt vorliegen. Dies würde um so wahrscheinlicher werden, wenn sich auch an den Blättchen, die mit Se. ripageriensis ver- glichen wurden, nicht die stumpfen Sporangien der letzteren Art, sondern die bei Sc. elegans beobachteten fänden (bis jetzt habe ich die erstere Form nirgends wahrgenommen). Denn gerade die Ripageriensis - Fruchtform lässt sich wohl viel we- niger leicht mit Asterotheca verwechseln, als die typische Form von Scol. elegans. j N]. e. pag. 66. und t. B. ?) Da Asterotheca PrzsL. nach Grann’ Eury am Grunde verwach- sene Sporangien hat, so tritt diese Art der letzteren nicht us in der Dyas auf. Vergl. Srur, luxe: = Ft 11 2. Pecopteris mentiens n. Sp. In den Figuren 9—16 auf Tafel I. u. II. sind verkieselte 'Farnfiederchen dargestellt, bei deren Betrachtung man zweifel- haft sein kann, ob man sie zu Sphenopteris oder zu Pecopteris zu stellen hat. Die Fiederchen sind, wie ich deutlich zu sehen glaube, _ mit der ganzen Basis angewachsen, 3—4 Mm. lang und 2,5 bis 5 Mm. breit, breit bis länglich-eirund, mit mehr oder _ weniger stumpfer Spitze, welliger Blattfläche und jederseits mit 1—2 seichten Einschnitten versehen. Die Nerven sind auf _ der Oberseite wenig deutlich zu sehen; desto kräftiger treten sie auf der Rückseite der Blättchen hervor, wie die Figuren 10, 11a (ein aus dem Gestein gelöstes Blättchen, a Unterseite, b Oberseite) und 12 erkennen lassen. Darnach war der _ Mittelnery sehr stark und gegen die Spitze hin getheilt. Die gleichfalls sehr kräftigen Seitennerven sind gewöhnlich einmal gegabelt. Fructificationsorgane habe ich bis jetzt nicht finden können. Unter den bekannten Pecopterideen ist wohl der Farn aus dem Porphyrtuff von Reinsdorf, welchen Gutsgier (l. c. p. 16. t.9. £.9.) als Varietät von Pecopteris similis STERNB. bescreibt, _ unseren Exemplaren am ähnlichsten. Von Pec. similis STERNE. !) ist der Gutsier’sche Farn meiner Ansicht nach ganz zu tren- nen; denn bei dem letzteren sind die Fiederchen weniger dicht - gestellt und bis auf die Basis getrennt oder wenigstens hier _ nur eben noch zusammenhängend, während bei ec. similis ' STERNB. die Fiederchen, soweit es die Abbildung erkennen lässt, - viel weiter verwachsen sind.”) Ausserdem ist der Rand der _ Fiederchen oder Fiederschnittchen bei dem letzteren Farn im oberen Theile des Wedels ganz und nicht hin- und hergebogen; die Fiederschnittchen der tieferen Fiedern sind dreilappig. Die _ Güunsier’schen Fiederchen haben seichte Einbuchtungen, ohne jedoch dreilappig zu sein. Die Zahl der vorspringenden Par- tieen ist grösser. Die Altendorfer Blättehen stimmen. mit denen des Gur- _ Bier’schen Exemplars hinsichtlich der Grösse und der Gestalt _ der Fiederchen, und die Nerven sind auch einmal gegabelt. "Wenn die Nervation Unterschiede in Bezug auf Kräftigkeit zeigt, so ist im Auge zu behalten, dass der Erhaltungszustand 1) STERNBERG , Vers. einer geogn. -bot. Darst. d. Flora der Vorw., - Heft 4. pag. XVIII., Heft 5 u. 6. t. 20. f. 1. Carbon von Swina in - Böhmen. 2) STERNBERG, ]. c. „— pinnis alternis linearibus pinnatifidis.“ 12 in beiden Fällen ein anderer ist. Mit Bestimmtheit kann ich die Uebereinstimmung beider Formen nicht behaupten, zumal ich das früher der Gursıer’schen Sammlung zugehörige Original- exemplar nicht gesehen habe, es auch in den Geinitz’schen Werken nicht erwähnt finde. ; Ich nenne den Altendorfer Farn Pecopteris mentiens, weil er in gewissen Erhaltungszuständen einer anderen Art „täuschend ähnlich“ erscheinen kann. Ich muss nämlich auf Grund der Beobachtungen, die ich bis jetzt gemacht habe, auch die Formen, welche Figur 13 —16 dargestellt sind, zu der in Rede stehenden Art ziehen. Ich fand solche Gebilde eher, als die vorher beschriebenen Blättchen, und ich glaubte sie mit Sphenopteris Gützoldi (UTBIER vereinigen zu können. !) Vor Allem erinnern die längeren Fiederchen (Fig. 14 und 15) an die Gutsıer’sche Species. Es schien auch, als ob die schmalen Lappen sich hier und da am Ende verdickten und eine Spheno-Hymenophylleen-Fructification hier zu finden sein werde; aber ich sah mich veranlasst, diesen Vergleich fallen zu lassen, nachdem ich auch die Unterseite der oben als Pecopteris mentiens beschriebenen Blättchen gesehen hatte. Sie zeigt eine Beschaffenheit, die es sehr wohl möglich erscheinen ° lässt, dass die in Figur 13-16 dargestellten Exemplare solche sind, bei denen die Unterseite von Fiederchen vorliegt, deren Blattparenchym zurücktritt oder theilweise zerstört ist, während sich die Nerven ausserordentlich kräftig abheben. In dieser Vermuthung wurde ich durch folgende Beob- achtungen bestärkt: a. Bei denjenigen Sphenopterideen, deren Blättchen in schmale Segmente getheilt sind (Sphenopteris trichoma- noides BRoNGT., Sph. linearis BrongT. u. A.) sieht man gewöhnlich deutlich einen oder mehrere Nerven in die Lappen verlaufen. Auch hei Sph. Gützoldi ist dies der Fall. Ich habe aber an den Altendorfer Blättchen ver- gebens nach Nervenspuren in den vermeintlichen Fieder- lappen gesucht. b. Bei manchen Blättchen, die auf den ersten Blick eine vollständige Theilung in lineale Lappen zeigten, wurde 2) Dieselben Blättchen. waren es wohl auch, die Geinırz dem Sphen. Gützoldi ähnlich fand. Vergl. N. Jahrb. f. Min. 1. c. — GutsIEr be- schreibt (l. ec. pag. 9 t. 3. f. 3-5.) die Fiederchen dieses Farn: „Fie- derchen abwechseld, kurz, länglich-eiförmig, fiederschnittig, tief einge- buchtet, Schnittchen einfach oder 2—3gabelig, stumpf abgerundet. Nerven nach jedem Schnittchen sich theilend, Fruchthäufchen an dem Gipfel der Schnittchen.“ Y 13 die Trennung derselben bewirkt durch eine weissliche Masse, die sich indessen entfernen liess. Darunter verlief die verkieselte Blattspreite ohne Unterbrechung. c. Die Vermuthung, dass vielleicht das Umhüllungsgestein die Zwischenräume zwischen den Lappen mechanisch ausfülle, wurde dadurch widerlegt, dass sich die Blättchen zuweilen aus demselben herauslösen lassen. Dies ist mit s einem Exemplare (Fig. 11) vollständig, mit einem an- = deren (Fig. 14) theilweise geschehen. Ausserdem hebt en . sich zuweilen bei nech im Gestein sitzenden Blättchen R der continuirlich verlaufende Blattrand deut- lich von demselben ab (Fig. 13 u. A.). Der Fall, dass Blattskelette für vollständige Blättchen Y gehalten worden sind, ist nicht neu. Ich erinnere nur E an ‚Sphenopteris myriophyllum Broxet. (l. c.. pag. 184. \ pl. 55. f. 2a u. b), welches wahrscheinlich das Skelett von Pecopteris Sultziana Broner. (l. c. pl. 105. f. 4.)!), ferner an Cheilanthites quercifolius Görpr. und Hymeno- phyllites quercifolius GöPP. ?) e. Auffällig ist gewiss die ausserordentliche Dicke der Ner- ven bei den vorliegenden Blättchen; indessen ist das be- deutende Hervortreten derselben z. Th. in einer welligen 2 Beschaffenheit der Blattspreite begründet. Wegen dieser ’ Eigenthümlichkeit ist nicht immer deutlich zu sehen, wo an die Breite der Nerven aufhört und das zwischen den- selben liegende Parenchym beginnt. Die convexe Fläche = der ersteren verläuft allmählich in die concave des letz- ? teren. — Uebrigens treten bei fossilen Farnen auch in ı dem gewöhnlichen Zustande der Erhaltung die Nerven oft ausserordentlich kräftig hervor. Dafür sind Beispiele: Pecopteris nervosa Broner. (]. c. pl. 95. f. 1.) und be- 2 sonders Cycadopteris heterophylla Zieno (SCHIMPER, |. c. 3: pag. 124. f. 99.), bei welchem Farn die Nerven fast ebensoviel Raum einnehmen, als das Mesophyll. =. EB: 3. Coniferenreste. e. a. Coniferenblätter (Dicalamophyllum Alten- dorfense n. sp.) e. Es finden sich in dem Hornstein von Altendorf zahlreiche verkieselte Blättchen von der Form und Grösse, wie sie in 1!) GöpperT, Die foss. Farnkräuter pag. 263. — Unger, Genera et sp. pag. 133. 2) GÖPPERT, 1. c. pag. 152. 253. 254 u. 268. t. XIV. f.1.2 u. 4. Ein a den Figuren 17—21 dargestellt wurden. Sie sind 1 Mm. breit und bis zu 1l Mm. Länge erhalten, lineal-lancettlich, in eine mehr oder weniger langgezogene Spitze verlaufend. Die Ober- seite ist etwas gewölbt, die Unterseite mit 3 meist in gleicher Höhe liegenden Längsrinnen versehen, deren mittlere von zwei oft ziemlich kräftig hervortretenden Kielen, die seitlichen von den letzteren und dem etwas umgebogenen Blattrande begrenzt werden. Zuweilen nur tritt die mittlere Partie der Unterseite mehr hervor; die Mittelrinne ist dann schmäler (vergl. die Querschnitte Fig. 20 u. 21). | Trotz der kleinen Verschiedenheiten gehören diese Formen jedenfalls zu einer Art. Abgesehen davon, dass zwischen frischen und trockenen Nadeln eine Verschiedenheit des Quer- schnittes obwaltet, so ist dieselbe auch oft bei jungen und alten Coniferennadeln ziemlich gross (Oryptomeria japonica Don., Abies pectinata DC. etc.). Wir finden der Gestalt nach ähnliche Blätter bei vielen Coniferen ; aber gewöhnlich verläuft auf der Mitte der Unter- seite der Lamina nur ein Kiel. Macht sich auch fast in allen Gruppen der Coniferen die Neigung zur Zweitheilung des Fibrovasalstranges geltend, so ist doch an der Oberfläche davon nichts zu bemerken. Bei der Gattung Araucaria finden’wir keine Blattform, die der oben beschriebenen entspräche. Die Nadeln der schmal- blättrigen Arten (z. B. Araucaria excelsa R. Br., A. (ookü R. Br., A. Cunninghami Aır.) sind pfriemenförmig, zusammen- gedrückt - vierkantig. Die einzige lebende Conifere, deren Blätter bei linealer Form eine ähnliche Beschaffenheit der Unterseite haben, wie die Altendorfer Nadeln, ist Sriadopitys verticillata Zucc.*), und sie ist wohl überhaupt die einzige Conifere, deren Nadeln von zwei parallelen Nerven durchlaufen werden (Fig. 22 ist eine Copie nach Zuccarint, |. e. t. 101. f. 4). Diese Nadeln sind freilich, wenn auch nur ca. 2 Mm. breit, bis 80 Mm. lang; auch sind sie nicht spitz, sondern abgerundet und haben auf der Oberseite eine Rinne. GöPPErT?) vergleicht den Zapfen dieser Species mit Pinites anthracinus ExpL. (Pinus anthracina Lisor. et Hurrox) aus dem Carbon von Newcastle. Es wären also die Blätter des Altendorfer Rothliegenden nicht die ersten paläozoischen Reste, die an die recente Gattung Sciadopitys erinnern. Ä Leider habe ich aber durch eine weitere Beobachtung in !) Vergl. SıesoLd et Zuccarinı, Flora Japonica, Lugd. 1870, Sect. 1% pag. 1.#. 1. 101 u. 102. ?) Monogr. d. foss. Coniferen 1850. pag. 222. Drfahrung gebracht, dass die Verwandtschaft unserer Nadeln zu Sciadopitys trotz der äusseren Beschaffenheit wohl keine so nige ist, als ich anfangs glaubte und zwar deswegen glaubte, il mir die Länge der Blätter und die Rinne auf der Ober- che weniger wesentlich erschien, als die so ausserordentlich arakteristische Beschaffenheit der Unterseite (zwei Kiele; her „Dicalamophylium“). Ich sah nämlich später den Quer- ruch mehrerer Nadeln mit theilweiser Erhaltung der inneren Structur. Figur 21 stellt einen solchen Querschnitt dar, wie r bei Oberlicht und zwar bei 50 facher Vergrösserung zu beob- achten war. Darnach hatten die Nadeln nur einen centralen ‚(zweitheiligen?) Fibrovasalstrang (a). In dem um diesen sich erumziehenden dunkleren Kreise (b) sehen wir vielleicht die Reste von Harzgängen, die sonst bei Coniferennadeln allerdings ohl meist näher der Peripherie liegen (am Rande der Blätt- ‘chen, z. B. bei ce sind ähnliche Gebilde angedeutet). ; Wir hätten demnach Üoniferenblätter vor uns, die mit der äusseren Beschaffenheit der zweinervigen Seiadopitys-Nadel die _ innere Beschaffenheit der einnervigen Nadeln der meisten Coni- _ feren vereinigen. } Ich werde versuchen, den inneren Bau der fraglichen Nadeln noch genauer zu erforschen. Vorläufig schlage ich für dieselben den Namen Dicalamophyllum Altendorfense vor. Man hat die Altendorfer Coniferennadeln mit grosser Be- - stimmtheit auf Araucariozylon bezogen.') Dafür spricht weiter nichts, als dass Stämme der letzteren Art häufig in der Nähe ” vorkommen. Unter den Stengelresten des Altendorfer Horn- steins selbst habe ich noch kein Exemplar mit deutlicher Structur gefunden. Mit demselben Rechte, mit denen man die in Rede ste- 5 henden Blättchen auf 0 bezieht, kann man auch Walchia als hierzu gehörig betrachten , und man hat es ja vielfach gethan. Die Walchia-Blätter sind aber anders geartet?), als die Altendorfer Coniferenblätter. % b. Beblätterte Coniferenäste resp. Coniferen- zapfen. Das grösste der aufgefundenen Exemplare (Fig. 23) erinnert _ wohl am meisten an das ‚von Schinper (Pal. veget. II. p. 239. a, \) Gemrrz, Fossile Myriapoden, Sitzungsber. d. Isis, 1872, pag. 129. — Derselbe, diese Zeitschr. 1879. pag. 627. 0 2 ScHmMPER , Pal. veget. II. pag. 235: „Folia dimorpha: breviora - ovata vel linearia imbricata, longiora lineari- lanceolata, strieta soloque apice incurvata ineumbentia, vel valcata e basi erecta subdecurrente ‚patentia, dorso carinata, tenui-striata.“ Ban og; EEE RENTE ET EN EST ET N REREN sr er us E &, RN es y a wen Sn BRD a ne ET NE 1a . es ED! x Br Au t. 73. f. 3.) abgebildete Exemplar von Walchia imbricata Sca. von Autun. Es wäre darnach keine Fruchtähre, sondern ein Aestchen, wofür auch die langgestreckte, walzenförmige Form (es ist bei 4 Mm. Breite bis zu 27 Mm. Länge erhalten) spricht. ScHimper beschreibt jene Walchia so: „Foliis ramulorum dense imbricatis, brevibus, subsquamaeformibus, ovatis, ex apice obtuso brevissime et mutice acuminatis, crassiusculis, dorso distinete carinatis.“ Der Rückenkiel der Blättchen ist freilich bei den Alten- dorfer Exemplaren nicht allenthalben deutlich. Dabei ist jedoch im Auge zu behalten, dass das Aestchen weit aus einer jener Hornsteinplatten hervorragt, die lose in der Ackererde zerstreut liegen und oberflächlich meist deutlich abgeschliffen sind. Der kleinere Rest (Fig. 24) von ovalem Umfange macht eher den Eindruck eines Fruchtzäpfchens; doch könnte es auch das Bruchstück eines Aestchens sein. Vielleicht gelingt es mir, durch geeignete Schliffe genauer hinter die Natur dieser Gebilde zu kommen. | Es finden sich in dem Altendorfer Hornstein noch grössere, eiförmige, meist vereinzelt umherliegende, zuweilen aber auch dachziegelig geordnete Schuppen resp. Blätter vor (5 Mm. lang, 4 Mm. breit, mehr oder weniger deutlich gekielt), die an Ull- mannia - Schuppen erinnern!), aber in eine kürzere Spitze verlaufen. Die einigermaassen ähnlich gestalteten, aber bis 40 Mm. langen und bis 15 Mm. breiten, eilanzettförmigen und stechend spitzen Blätter von Araucaria imbricata Pav. dürften, (obwohl man an diese Gattung erinnernde Blattreste in unserer Gegend gern fände) kaum zum Vergleich herbeigezogen werden. An Sciadopitys verticillata sehen wir (vergl. Zuccarint, 1. c.) eilan- zettliche, 4 Mm. lange und 3,5 Mm. breite, spitze Knospen- schuppen, die anfangs dicht dachziegelig zusammen, später an den Aesten zerstreut stehen. Zuccarisı bildet dieselben ohne Kiel ab. An meinem getrockneten Exemplare ist ein solcher deutlich zu sehen (möglich, dass er im frischen Zustande nicht vorhanden ist). Es liest wohl nahe, dass man bei Betrachtung der zuletzt erwähnten Altendorfer Blättchen an diese Knospen- schuppen denkt, da sie mit Dicalamophyllum Altendorfense zu- sammen vorkommen und letztere Species sehr an Sciadopitys erinnert. Mit den Zapfenschuppen dieser Gattung haben die fraglichen Reste keine Aehnlichkeit. 1) Vergl. Ullmannia Bronni Görr. bei Hrer, Perm. Pflanzen von Fünfkirchen. Mitth. a. d. Jahrb. d. königl. ung. Anstalt, Bd. V. 1876. t. XXl. f. 3. — Gemiızz, Dyas, t. XXXI. f. 23. — Göprert, Foss. Fl. d. Perm.-Form., t. 45. f. 15 u. 16. 17 A. Calamarienreste. E " % X Ueber beblätterte Calamarien - Stengelreste (schlecht er- halten und daher fraglich, ob Asterophyllites oder Sphenophyllum), sowie über Calamarien - Fruchtähren, die Volkmannia -Typus besitzen werde ich erst nach eingehenderer Untersuchung das Nähere mittheilen. Insbesondere Pflanzenreste der letzteren Art _ kommen verhältnissmässig häufig verkieselt bei Altendorf vor. + “ 2 e Im Hornstein von Altendorf kommen demnach vor: 1. Seolecopteris elegans Zenker. Einige Exemplare E äusserlich ähnlich dem sScolecopteris ripageriensis GRranD” Evay. 2. Pecopteris mentiens n. Sp. 3. Dicalamophyllum Altendorfense n. sp. (Coniferen- 4 ee a nd, - nadeln). Coniferen-Zapfenschuppen resp. -Blätter. Vielleicht auch - Knospenschuppen von Dicalamophyllum _Sltendorfense. 9. ?Walchia imbricata ScHImP. 6. Volkmaunnia (Weiss) sp. 7. Asterophyllites sp. oder Sphenophyllum sp. Schliesslich noch die Bemerkung, dass ich natürlich ver- schiedene der besprochenen Pflanzenreste nicht der Abbildung und Beschreibung werth gehalten hätte, wenn sie nur als Ab- druck oder als Steinkern vorlägen, da man in dem: letzteren Falle auch von der sorgfältigsten Untersuchung weitere brauch- bare Resultate kaum erwarten dürfte. Die vorliegenden ver- kieselten Objecte berechtigen zu dieser Hoffnung, so unscheinbar sie auch äusserlich oft erscheinen. Ich werde es mir angelegen i sein lassen, noch weiter zu ihrer Erforschung beizutragen und m erlauben, gelegentlich über den Erfolg der Untersuchungen zu referiren. Fi 2 u SS, EIER DT = , Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 1, 2 18 Erklärung der Tafel I. und 1. | Sämmtliche Exemplare aus dem Hornstein des Rothliegenden von Altendorf bei Chemnitz. Figur 1. sScolecopteris elegans ZEnK. Vergr. */,. Ansicht von oben. Bei a, b, c, d und 2 vereinzelte Nervengabelungen, bei f ein von der Rhachis aus verlaufender Mittelnerv. Figur 1b dasselbe Exemplar in nat. Grösse. Figur 2. Desgl., von unten her gesehen, c mit den umgerollten Blatträndern, a und b ohne dieselben (weggebrochen). Kräftige, gegen die Spitze der Blättchen hin gegabelte Nerven. Vergr. *%,. Fig. d. nat. Gr. Figur 3. Desgl., Flächenansicht eines angeschliffenen Exemplars. Weiss verkieselte Blättchen in röthlichem Hornstein, durch den Schliff a, b und c tiefer, d höher getroffen. Vergr. */,. Figur 3b nat. Gr. Figur 4 und 5. Desgl., Endfiederchen. Vergr. *%/,. Figur 4b und 5b nat. Gr. Figur 6. Desgl., längeres Fiederchen von unten. Vergr. */. Figur 6b nat. Gr. Figur 7 und 8 Desgl., vielleicht auch Scolecopteris ripageriensis Grann’ Eury. Vergr. *,.. Figur 7b und 8b nat. Gr. Figur 9. Pecopteris mentiens n. sp. Vergr. #/,. Figur 9b nat Gr. Figur 10. Desgl, von unten. Vergr. *).. Figur 11. Desgl., ein aus dem Gestein gelöstes Blättehen, a von unten, b (Spiegelbild) von oben. Vergr. #/.. Figur 12. Desgl., von unten. Wahrscheinlich mit Fig. 9 zu dem- selben Wedel gehörig. Figur 13-16. Desgl., von unten, an Sphenopteris Gützoldi GuTeB. erinnernd. Vergr. *%- Figur 17—21. Dicalamophyllum Altendorfense n. sp., Coniferen- nadeln. Figur 17 von oben. Figur 18 u. 19 von unten. Figur 20 Querschnitte davon. Vergr. */,. Figur 21 Querschnitt in 50facher Vergr., bei Oberlicht gezeichnet; a Fibrovasalstrang, b u. ce Harzgänge (). Figur-22. Querschnitt und Unterseite eines Blattes von Sciadopitys verticillata Zucc. Vergr. ca. */,., Copie nach Zuccarimnt. Figur 23. Aestchen von Walchia imbriecata Scume. (?). Vergr. */ı- Nur das in Figur 23b (nat. Gr.) zwischen a u. b liegende Stück wurde ausgeführt. Figur 24. Desgl., oder Fruchtzäpfühen. Vergr. */ı. Figur 25 und 26. Zapfenschuppen, Coniferen-Stengelblätter oder auch vielleicht Knospenschuppen von Dicalamophyllum Altendorfense. NB. Die Original-Exemplare sind Eigenthum der Sammlung der geologischen Landesuntersuchung und der naturwissensch. Samm- lung der Stadt Chemnitz. 19 2. Veber Dalmanites rhenanus, eine Art der Hausmanni- Gruppe, und einige andere Trilobiten aus den älteren rheinischen Dachschiefern. Von Herrn Emanusr Kayser ın Berlin. Hierzu Tafel II. | Hat man die den Südrand des Hunsrück und Taunus 4 bildende Zone krystallinischer und halbkrystallinischer Gesteine überschritten, so gelanst man im Norden derselben in ein ie ausgedehntes Gebiet von Thon- und Dachschiefern und Quar- ziten, welche den grössten Theil der Plateaus des Taunus und 3 Hunsrück bilden. Die Quarzite, welche mehr oder minder mächtige und lang fortsetzende Züge innerhalb der Schiefer darstellen, werden von den Herren v. Decuss, Koch und GrEBE ganz überein- stimmend als sattelförmige Heraushebungen eines älteren - Schichtengliedes angesehen. Ihre Fauna ist an Arten arm, erweist sich jedoch “durch Pleurodietyum und eine Anzahl mit im Spiriferensandstein (oder den Coblenz-Schichten) gemein- 5 samer Arten, wie Grammysia hamiltonensis, Pterinea "lineata, ensselaeria der Leptaena afl. Murchisoni, Chonetes sarci- mulata ete. als unzweifelhaft devonisch. !) x Die Thon- und Dachschiefer, welche von den Geo- logen der preussischen Landesaufnahme auf der rechten Rhein- "seite „Wisperschiefer“, auf der linken „Hunsrück- schiefer“ genannt werden, führen an vielen Localitäten Ver- E ‚steinerungen, die hauptsächlich durch den ausgedehnten, in der ganzen Gegend bestehenden Dachschieferbergbau zu Tage ge- bracht werden. Von diesen Localitäten sind schon seit län- gerer Zeit bekannt Caub auf der rechten und Bundenbach a a ') Die Fauna der Quarzite setzt sich besonders aus Brachiopoden und Lamellibranchiern sowie einigen Trilobiten zusammen. Indem ich mir weitere Mittheilungen über dieselbe vorbehalte, bemerke ich - für jetzt nur, dass sie sowohl durch eine Reihe eigenthümlicher Arten — darunter der von der Nahe bis in die Eifel und in’s Siegen’sche hinein verbreitete Spirifer primaevus STEINING. —, als durch das Fehlen _ mancher charakteristischer Arten des Spiriferensandsteins -— wie z. B. Spirifer macropterus — ausgezeichnet ist. Ix* 20 auf der linken Rheinseite. Ein dritter erst in neuerer Zeit bekannt gewordener wichtiger Versteinerungspunkt ist Ge-- münden im Südwesten von Bundenbach. Die Zusammensetzung der Fauna ist an den genannten | drei Orten eine sehr ungleichartigse. Bei Bundenbach finden sich ausser den bekannten, durch F. R&mer beschriebenen | Asterien in einiger Häufigkeit nur noch eine Anzahl Crinoiden, Petraja-artige Corallen, einige kleine Zweischaler und ein grosser Phacops. Bei Caub und Gemünden ist meines Wissens noch nie eine Asterie gefunden worden, dagegen kommen an beiden Orten Cephalopoden — darunter auch grosse Goniatiten aus der Verwandtschaft von evexus (oder Dannenbergi) — ziem- lich häufig vor. Gemünden endlich ist noch besonders durch zahlreiche, für das rheinische Unterdevon geradezu gigantische Cardiolaceen neben Urinoiden, Tentaculiten und selteneren algenartigen Pflanzenresten ausgezeichnet. Brachiopoden sind an allen Localitäten überaus sparsam vertreten, Gastropoden fehlen vollständig. Im vorliegenden Aufsatze seien mir einige vorläufige Mit- theilungen über die Trilobiten der in Rede stehenden Schiefer- fauna erlaubt. Unter denselben ist weitaus am häufigsten und allen drei oben genannten Localitäten gemeinsam der schon erwähnte Phacops. Durch seine beträchtliche, oft bis 15 Centim. betra- gende Grösse, sowie besonders durch die starken Knoten, welche die 11 Axenringe des Thorax an ihren Enden tragen, unterscheidet sich die fragliche Form von der Art des Spiri- ferensandsteins und der jüngeren Devonbildungen, Ph. latifrons Br. und tritt vielmehr in nahe Beziehung zu den Phacops- Arten der Barranpe’schen Etagen F— H in Böhmen, ünter welchen ihr namentlich Ph. fecundus Barr. verwandt ist, sowie zu einer der wichtigsten Trilobitenformen der Unterhelderberg- formation Nordamerika’s, Ph. Logani Hauu (vergl. BARRANDE, Syst. Sil. Boh&me, vol. I pl. 21 und Harı, Paläont. N. York III. t. 75.). Beide genannte Arten — besonders die böh- mische — haben eine ähnlich stark granulirte Glabella, und beide — namentlich die amerikanische — ähnlich geknotete Axenringe. Indess unterscheiden sich beide ausser ihrer ge- ringeren Grösse schon durch die deutliche Furchung der Seiten- rippen des Pygidiums, während ich an 8 wohlerhaltenen Pyei- dien des rheinischen Trilobiten keine Andeutung einer Spaltung der Rippen beobachten konnte. Dieser Unterschied bestimmt mich besonders, die fragliche Schieferform zu Ehren des Ver- fassers der Monographie der Bundenbacher Asterien und Cri- noiden, Herrn Fervınanp Reumer, als Phacops Ferdinandi auszuzeichnen, | | \ on Wahrscheinlich ist ausser der beschriebenen bei Gemünden noch eine zweite Art vorhanden, die ebenfalls sehr gross, aber durch viel schwächere Segmentirung, namentlich einen auf den Seiten fast glatten Schwanz ausgezeichnet ist. Ihre Glabella is viel schwächer granulirt als bei ?h. Ferdinandi und mit 3 Paar deutlichen Seitenfurchen versehen, welche ich bei Ph. Ferdinandi noch nicht beobachtet habe. !) | Ä Neben der Gattung Phacops ist in unserer Fauna weiter "auch die Gruppe des Oryphaeus vertreten, und zwar mit meh-. _ reren, wie es scheint z. Th. neuen, imentlich bei Caub vor- En Arten. Mein Material ist indess zur Zeit noch zu unvollständig, um nähere Mittheilungen über dieselben geben _ zu können. Dass ausser Phacops und Cryphaeus bei Bundenbach auch ‚echte Dalmaniten vorkämen, hat zuerst E. Beyrica auf er allgemeinen Versammlung der deutschen Geologen zu ltinchen (Zeitschr. d. d. geol. Ges. XXVII. pag. 752. 1875) mitgetheilt, und zwar auf Grund eines früher im Besitze des Herrn Dunker befindlichen, jetzt in der Marburger Universitäts- sammlung aufbewahrten Pygidiums, dessen Zugehörigkeit zu _ Dalmanites er erkannt hatte. Der Umstand, dass ich selbst vor einiger Zeit ein Py- -gidium von Caub erhielt, welches ich ebenfalls auf Dalmanites beziehen zu können olaubte, veranlasste mich, Herrn v. KoEnEn um Zusendung des fraglichen Bundenbacher Schwanzes zu | bitten, welcher Bitte derselbe auch mit dankenswerther Bereit- willigkeit entsprochen hat. Die Untersuchung des Bundenbacher - Stückes, hat nun das wichtige Resultat ergeben, dass das- selbe derjenigen Dalmanitengruppe angehört, als deren Typus der böhmische D. Hausmanni gelten. kann. v Die Eigenthümlichkeiten dieser Gruppe, deren böhmische "Arten von CorpıA in seinem Prodrom (1847) unter dem Na- men Ödontochile beschrieben worden sind, sind bereits durch BaArranpe erkannt und gut beschrieben worden (Syst. Sil. Bo- heme I. pag. 532—537; vergl. auch Kayser, Aelteste devon. Fauna d. Harzes, pag. 29). Der wichtigste Gruppencharakter _ besteht in der sehr grossen, als Minimum 16, gewöhnlich aber 20 oder noch mehr betragenden Zahl der Axenringe des Pygi- diums (gegenüber meist nur etwa 12, als Maximum aber 16 s Die deutliche Furchung der Glabella und die Knotung der Axen- ringe des Thorax scheinen nur den älteren devonischen Phacops- Arten zuzukommen. Die jüngeren Formen der Eifel zeigen dieselben ebenso- wenig, wie die Arten der amerikanischen Oberhelderberg-, Hamilton- und Ohemung - Formation (vergl. J. Harr, Pal. N. York u Ilustr. Devonian fossils, Orustacea, pl. VI- VIII). 22 solchen Ringe bei der der Hausmanni-Gruppe nächstverwandten | Gruppe der obersilurischen D. caudatus). % Ei Die Axe des auf Tafel II. dargestellten Bundenbacher Pygidiums lässt mindestens 20 deutliche Segmente zählen. Aber auch in der starken, unregelmässig vertheilten Granu- lirung der Axenringe und Seitenrippen, dem glatten Randsaum und dem ziemlich langen Endstachel spricht sich seine Zuge- hörigkeit zur Hausmanni-Gruppe aus. Von den Arten dieser Gruppe sind in ‚erster Linie die ebenfalls mit einem längeren Schwanzstachel versehenen Formen zu vergleichen. Zu diesen gehören von böhmischen Arten M’ Coyi, auriculatus, rugosus und spinifer, von solehen des Harzes tuberculatus, von ameri- kanischen endlich micrurus.. Von diesen Arten unterscheiden sich die Schwänze von M’ (oyi und auriculatus von dem Bun- denbacher auf den ersten Blick durch ihre wesentlich geringere Breite. Auch das Pygidium von micrurus ist schmäler und zugleich mit breiterer Axe und kürzerem Endstachel versehen. Dasjenige von tuberculatus hat ebenfalls einen kürzeren Stachel und stumpfere Seitenrippen, dasjenige von rugosus endlich weicht # durch viel feinere Granulirung ab. Recht ähnlich dagegen ist die Schwanzklappe von spinifer sowohl in der ganzen Gestalt, als auch in der Beschaffenheit der Granulation und der sehr scharfen, durch etwa ebenso weite Zwischenräume getrennten # Seitenrippen. Dennoch halte ich es in Anbetracht der ver- gleichweise schmäleren Axe des Bundenbacher Pygidiums und der stärkeren Einbuchtung, welche die Contour des Randes an der Stelle zeigt, wo sich der Stachel an den Schwanz ansetzt, für angezeigt, die rheinische Form mit einem eigenen Namen zu belegen, als welchen ich Dalm. rhenanus vorschlage. | Die Auffindung eines Dalmaniten der Hausmanni- Gruppe in einem der tiefsten Glieder des rheinischen Unterdevon ist für die Frage nach den Beziehungen desselben zu den ältesten oder hereynischen Devonbildungen des Harzes von grossem Interesse. Bisher kannte man Vertreter der Hausmanni-Gruppe in Europa ausser in Böhmen, wo aus den Barkranpe’schen Etagen F und G schon nicht weniger als 8 verschiedene Arten beschrieben worden sind, nur noch im Hercyn des Harzes, wo | 2 oder vielleicht auch 3 Arten vorhanden sind, und in dem gleichstehenden Niveau der paläozoischen Schichtenfolge des fränkisch-fichtelgebirger Gebietes, dem Knollenkalk der Tenta- culiten- und Nereitenschichten. Die Gruppe war mithin nach unseren bisherigen Kenntnissen ganz auf die hereynischen Ab- lagerungen beschränkt, über deren Alter die Ansichten der Geo- 23 _ logen noch auseinandergehen. esen uns aber der Bunden- “ bacher Dalmanit belehrt hat, dass die Hausmanni - Gruppe auch in unzweifelhaft devonische Schichten aufsteigt, ist es - klar, dass diese Gruppe eine ganz ähnliche geologische Rolle spielt, wie die Gruppe des Cryphaeus, des Crotalocephalus und der Bronteus- Arten aus der Verwandtschaft des thysanopeltis Baer. Wie diese, nimmt auch die Hausmanni- Gruppe ihren Anfang im Hercyn, um sich weiter mehr oder weniger hoch in die überliegenden Devonschichten fortzusetzen. Sie bildet mit- hin ähnlich wie die genannten Trilobiten - Gruppen ein wich- _ tiges Bindeglied zwischen Hercyn und typischem Devon. Die verticale Verbreitung der Hausmanni-Gruppe in Ame- rika ist eine ganz ähnliche wie in Europa. Im obersilurischen Niagarakalk fehlt sie noch vollständig, ebenso auch in den die Salinaformation krönenden Waterlimeschichten — Schich- ten, welche mit ihren zahllosen Tentaculiten und grossen Kru- stern in auffälligster Weise an die bekannten, an der aller- obersten Grenze des Silur stehenden fisch- und krusterführenden Kalklager der Insel Osel erinnern. Erst in den über dem Waterlime folgenden Unterhelderbergbildungen — Ablagerun- gen, die auch sonst vielfache nahe Beziehungen zum Hercyn zeisen — tritt die Aausmanni - Gruppe plötzlich mit einer grösseren Zahl von Arten auf, um sich sodann durch den Oriskanysandstein hindurch — der heutzutage fast ganz all- gemein als unterdevonisch gilt — in die noch höhere Ober- helderbergformation hinauf fortzusetzen. !) Es sei zum Schluss noch die Bemerkung gestattet, dass, nachdem die geologische Rolle der Hausmanni - Gruppe sich derjenigen von Oryphaeus ganz ähnlich erwiesen, man für sie mit demselben Recht wie für den letzteren einen besonderen Sections- oder Gruppennamen beanspruchen könnte. Als ein solcher würde der oben erwähnte Corpa’sche Gattungsname Odontochile zu verwenden sein. - !) Die Formen des Unterhelderberg zeigen z. Th. gewisse Beson- derheiten, wie namentlich einen langen, sich zuweilen gabelnden Kopf- stachel — eine Eigenthümlichkeit, die sich auch bei einer harzer Art wiederholt. Dieser Umstand veranlasste mich in meiner Arbeit über die Fauna des harzer Hercyn (pag. 29 unten) zu der Bemerkung, dass man die fraglichen Formen wohl zu einer besonderen Untergruppe des D. pleuroptyx vereinigen könne. Dies war jedoch insofern ein Ver- sehen, als von allen amerikanischen Arten gerade D. pleuroptyx dem böhmischen Hausmann! am nächsten steht und daher nicht zur frag- lichen Untergruppe gerechnet werden kann, welche letztere vielmehr, wenn man sie durch einen besonderen Namen auszeichnen wollte, pas- send als Gruppe des D. näsutus bezeichnet werden könnte. 24 Erklärung der Tafel 1. Figur 1. Pygidium von Dalmanites (Odontochile) rhenanus n. sp. aus dem Dachschiefer von Bundenbach. Original im Besitz | der Marburger Universitätssammlung. — Am besten ist die linke Seite | erhalten. Figur 2. Phacops Ferdinandin. sp. von derselben Localität. Mässig grosses Exemplar, nach mehreren der geologischen Landes- anstalt zu Berlin angehörigen Stücken entworfen. 3 Bine Kupferkiespsendomorphose von Nishnij - Tagil, am Ural, Von Herrn Anopezas Arzeonı ın Berlin. » | In Tscuermar’s Mineralogischen Mittheilungen ist auf pag. 31 — 34 des Jahrgangs 1875 ein Aufsatz von Herrn Envarp Dörr abgedruckt, in welchem eine aus Nishnij - Tagil herstammende Pseudomorphose von Kupferkies beschrieben wird. Auf Grund der treppenförmig nach Innen zu absetzen- den Ausbildung dieser pseudomorphen octaödrischen Krystalle, welche an solche von. Alaun erinnern, sowie auf KoKSCHAROW’s "Angaben !), dass auch Rothkupferkrystalle in Gumeschewsk "und in Tagil zu mehreren in paralleler Stellung aneinander- gereiht angetroffen werden, sich stützend, ist Herr DÖLL geneigt - diese Pseudomorphose als eine nach Rothkupfer anzusehen. — - Diese, eines weiteren Beweises entbehrende Hypothese wird bereits auf der zweiten Seite (pag. 32) Herrn DörLL zum Fac- ‚tum, indem es seiner Meinung nach „sich aus dem Vorher- gehenden ergiebt“, dass „als ehemalige Substanz der Cuprit "anzusehen ist“. — Darauf folgt nun die bestimmte Behauptung: „Es liegt hiernach eine Pseudomorphose von Kupferkies und Bitterspath (Braunspath) nach Cuprit vor, worin (soll heissen: in welcher) Kupferkies in geringer Menge durch Pyrit ersetzt ist“. — Damit begnügt sich aber Herr Dörr nicht: sein Aui- satz schliesst mit dem Umsturz der bisher allgemein ange- nommenen und nicht blos auf vereinzelte Beobachtungen ge- ‚gründeten Ansicht, dass die oxydirten Kupfermineralien spätere _Bildungen als die Schwefelkupfer - Verbindungen seien. Es heisst auf pag. 34 wörtlich: „Durch sie (diese Pseudomorphose) ist der Beweis geliefert, dass der Kupferkies nicht immer das älteste Kupfererz auf den Lagerstätten sein muss. Speciell für Tagil folgt daraus, dass der in den Letten der dortigen Kupferlagerstätte vorkommende Kupferkies wirklich späterer "Bildung ist, als Cuprit, wie dies LupwıgG vermuthet hat, und - 1) Mater. z. Min. Russl. I. pag. 87 u. 89. Letztere Stelle wird sich aber wohl kaum auf die erwähnte Art der Gruppirung von octa- edrischen, sondern vielmehr von hexaädrischen Krystallen be- -ziehen!- — Vergl auch G. Rose, Reise n. d. Ural I. pag. 264 u. 314. * von 26 nicht den Rest eines ehemaligen Kupferkieslagers vorstellt, dessen Zerstörung das Material zu den jetzigen Tagiler Erzen gebildet haben soll. Ja, es wird sogar wahrscheinlich, dass : auch das Eisenkieslager, in das die Tagiler Lagerstätte nach unten ausgeht !), denselben Enntstehungsgrund hat, denn warum soll sich da unten der Eisenkies nicht ebenso gebildet haben, wie der in der Pseudomorphose erscheinende. Damit sind aber auch die Hauptgründe für die Annahme des oben angeführten Ursprungs der Tagiler Lagerstätten gefallen (!) und es steht nichts mehr der Ansicht entgegen, dass diese Lagerstätte, welche noch G. Rose räthselhaft genannt und welche diesen Charakter selbst durch die späteren Beobachtungen von Lupwıe und Wiser nicht ganz verloren hat, durch Infiltration kupfer- haltiger Gewässer entstanden ist.“ Inwiefern eine derartige Beweisführung und derartige Schlussfolgerungen, welche ebenso gut auf alle übrigen Kupfer- lagerstätten des Urals und sonst wo anders noch ausgedehnt werden könnten, berechtigt sind, mag der Beurtheilung eines Jeden überlassen bleiben. Hier sei vorläufig nur bemerkt, dass bisher Pseudomorphosen von Kupferkies nach Rothkupfer nicht bekannt sind?) und dass, wenn kein weiterer Grund zur An- nahme einer solchen in unserem Falle vorliegt, als dass in der Pseudomorphose, wie im Rothkupfer eine parallele Aneinander- reihung von Krystallen sich merklich macht — eine Erschei- nung, welche auch bei anderen regulären, in Octaödern kry- stallisirenden Mineralien (Spinell, Magneteisen, Silberglanz ete.) vorkonnmt — auch die ganze Hypothese wohl kaum in genü- gender Weise begründet ist, besonders da sie sich nicht auf die Kenntniss der Verhältnisse, welche sie klarzulegen sucht, stützt. Einige nähere Angaben über das Vorkommen dieser Pseudomorphose, welche ich theils der mündlichen Mittheilung des Herrn GricorıJ NIKOLAJEWITSCH MAIER, Verwalter der Gruben Mjedno - Rudjansk bei Nishnij-Tagil verdanke, theils den Beschreibungen, die Herr Marızr von den Gruben gegeben hat?), entnehme, will ich hier kurz zusammenstellen und den- !) Ueber ein derartiges „Ausgehen“ in Eisenkies ist mir eine Angabe nur in R. Lupwıc’s Geogenet. ete. Studien ete., Darmstadt 1862, zu finden gelungen. 2 ?) R. Brum (Die Pseudomorphosen, 4. Nachtrag, p.186) und J. RorH (Allg. u. chem. Geologie I. p. 228) führen als einziges Beispiel für die Umwandlung von Rothkupfer in Kupferkies auch blos diese mehr als unwährscheinliche Angabe von E. Dörr an. °) 1. Ueber die Kupfererzlagerstätte Rudjansk , Oesterr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen, XXV. Wien 1877. 2. Briefliche Mittheilung ET a ee EEE EA ER EEE TE TE ae N Br; elben eine die Lagerungsverhältnisse erläuternde, nach einer ir zur Benutzung gütigst überlassenen Handzeichnung des Aerrn Maser copirte Skizze beifügen. Mit Freude ergreife ich ie mir hier gebotene Gelegenheit, Herrn Ma1er sowohl für die erthvollen Auskünfte, wie für die mir geschenkten Mineralien ‘(unter welchen auch eine prachtvolle Stufe der Pseudomorphose) ‚und Gesteinshandstücke meinen aufrichtigsten Dank auszu- drücken. Auch die mitgebrachten Gesteine, welche ich Dank der liebenswürdigen Hülfe meines Freundes Herrn H. Bückıse - habe mikroskopisch untersuchen können, will ich hier kurz 3 beschreiben. . ; ; * “ at END —ı 2: = N Be. mit grünem Thon, e Grüner Thon mit Rothkupfer- erz, p Kupferkiespseudomorphosen. Befindet man sich unweit des nördlichen Endes der Gru- ben Rudjansk, so beobachtet man von O. nach W. sich be- wegend folgende Schichten: erzfreie Thonschiefer (c), dann grünen Thon, welcher die Kupfererze, vorwiegend Rothkupfer, führt (e) und sich von SO. nach NW. zwischen die Schiefer "und den darauf folgenden Limonit (d) einschiebt. Auf letzteren folgen dann wieder die erstgenannten Thonschiefer (ce). aber hier mit linsenförmigen Einlagerungen von Magneteisen, die een NE ES ETET, ' an den Secretär der kais. russ. min. Ges. zu St. Petersburg, abgedruckt im Protokoll der Sitzung vom 18. September 1879, Verhandl. der kais. russ. min. Ges., 2. Serie, XV. Band, pag. 193 (in russischer Sprache). DO ihrer Längsausdehnung nach parallel mit der Streichrichtung sämmtlicher Schichten verlaufen, d. h NW-SO. und ebenso - nach NO. einfallen. Die westlichste Magneteisenlinse stösst von O. an eine Scholle silurischen Kalksteins (a), in welcher nach Herrn Maıer’s Angaben gut erhaltene Orthis-Reste ge- funden worden sind. Diese Linse ist es nun, welche an ihrer äussersten Nordspitze die aus Kupferkies mit Eisenkies und Braunspath bestehenden octaödrischen Pseudomorphosen führt. Die genannten Schichten sind im Süden durch eine Verwerfung abgeschnitten, jenseits welcher ausschliesslich Thonschiefer in gleicher Weise, wie die unter (c) erwähnten, erzfrei auftreten. Alle diese. Thonschiefer, welche dickschiefrig und fest, eisenschüssig und kalkhaltig sind, zeigen eine röthlichbraune oder violette Farbe, enthalten grüne chloritische Flecken bis zur Grösse von 2—3 Cm. Durchmesser, einzelne eingesprengte Kalkspathkrystalle, welche an manchen Stellen sich anhäuien, endlich noch kleinere Partieen von Brauneisen. — Unter dem Mikroskop erscheint das Gestein als eine feinkörnige Masse, die Eisenoxydhydrat und ein schwarzes Pigment (Graphit) enthält und in welcher zahlreiche Maenetitkörner und kleine leistenförmige Glimmerkrystalle eingebettet sind. In einem quer zur Schieferung geführten Schliffe sind diese Leisten deutlicher, als in einem Längsschliffe zu sehen. Die chloritische Masse ist pleochroitisch, hellgrün resp. grüngelb, bei gekreuzten Nicols schwarz bis dunkelviolett; in einem Längsschliffe deutlicher und reichlicher zu sehen, als in einem Querschliffe, in welchem sie bandartig auftritt. Kalkspath, z. Th. mit deutlicher Zwil- lingsbildung, ist reichlich vorhanden. Quarz wurde blos an einer Stelle in Körnern beobachtet, welche winzige Flüssig- keitseinschlüsse enthalten. Endlich finden sich auch recht frische Plagioklaszwillinge von verschiedener Grösse. Die mei- sten der senkrecht zur Zwillingsebene getroffenen Krystalle gaben für den Winkel, welchen eine der Auslöschungsrichtungen mit der Projection der Zwillingsfläche bildet, 121), — 131% °. Nur einmal wurde dieser Winkel zu 5° bestimmt. Derselbe Schiefer wird auch auf den Strassen von Nishnij- Tagil anstehend angetroffen. Theils ist er wie der eben be- schriebene rothbraun und grün gefleckt und erscheint daher wie dieser conglomeratähnlich, theils zeigt er gleichmässig schmutzig grünlichgrau gefärbte, feinkörnige und dünnschiefrige Partieen. Ein Stück von der letzteren Ausbildungsweise, un- mittelbar in der Nähe einer conglomeratähnlichen, buntgefleck- ten Partie abgeschlagen, wurde auch mikroskopisch untersucht. Dem eben beschriebenen im Wesentlichen ähnlich, besteht dieses Gestein aus einer feinkörnigen Grundmasse — einer weissen, auf das polarisirte Licht anscheinend wirkungslosen, 29. ‚amorphen Substanz, die auch bei Anwendung der Immersions- linse sich nicht in individualisirte Theile auflöste — welche _ von mikroskopischen Spalten, erfüllt mit Chlorit und Quarz, durchsetzt ist. In dieser anscheinend amorphen Substanz finden sich, neben zahlreich eingestreuten Magnetitkörnern, Leisten - eines glimmerähnlichen Minerals, dessen optische Schwingungs- richtungen parallel mit den Längskanten sind, und einige we- nige Plagioklase, welche zwar fast überall einheitlich auslöschen, _ sich aber dennoch als asymmetrische Feldspäthe in Folge der Auslöschungsschiefe und des Auftretens vereinzelter, äusserst - schmaler Zwillingslamellen erweisen. In der Mehrzahl der Fälle liegt bei diesen Krystallen der optische Hauptschnitt A unter einem Winkel von 22° gegen die Spaltungsdurchgänge geneigt. Ein Zwilling gab als Winkel zwischen Spaltungs- und Auslöschungsrichtung des vorherrschenden Krystalls 29—30 ° und zwischen letzterer und der entsprechenden Richtung der Lamellen 12—14', so dass die auslöschungsrichtung der La- mellen mit den Spaltungsdurchgängen einen Winkel von circa - 43° einschliessen würde. Die Magnetitlinsen, welche sich sowohl nach der Streich-, _ wie nach der Fall-Richtung der Schichten hin auskeilen, be- - ginnen in einer Entfernung von circa 50 Meter westlich von der an Kupfererzen reichen Schicht (e der Skizze) und wiewohl sie auch kupferhaltig sind, rührt der Gehalt an diesem Metall = nicht vom Rothkupfer, welches hier nie angetroffen wird, son- ‘ dern von eingesprengtem Kupferkies her. Das Maeneteisen ist körnig-krystallinisch, aber nicht in gross ausgebildeten Kry- _ stallen bekannt.!) Die, von O. aus gerechnet, zweite, die Pseudomorphosen einschliessende Magneteisenlinse ist 60 Meter - von der Rothkupfer führenden Schicht entfernt und sind die Sa a. x ee en "Pseudomorphosen aller Wahrscheinlichkeit nach als solche nach Magnetit zu deuten, wofür u. A. folgende zwei Umstände sprechen: dass Reruss eine solche Nachbildung, wiewohl in einem anderen Gestein (im Chloritschiefer von Fahlun) bereits constatirt hat?) und dass sich für die vorliegende Pseudomor- phose bezüglich ihres lamellaren Baues ein Analogon in künst- - lichen Magneteisenkrystallen bietet. °) 2) G. Rose (Reise n. d. Ural ete. I. pag. 310) erwähnt auch kleine, scharf ausgebildete Octaöder, welche in Höhlungen und auf Spalten- wänden des Magneteisens vom unmittelbar nördlich von Rudjansk lie- x - genden Magnetberge Wyssokaja Gora vorkommen. — R. Lupwıc (Geo- genetische und geognostische Studien auf einer Reise durch Russland und den Ural. Darmstadt 1862) kennt aus der Nähe der Wyssokaja Gora Magneteisenkrystalle, deren octaödrische Flächen treppenartig erhöht ' sind (pag. 216). ?) Ber. d. Wien. Akad. 10. 68. 1853. ®) Solche treppenförmig abgesetzten Krystalle, welche sich zu - Nishnij Tagil beim Rösten des Maßnetit von der Wyssokaja Gora in 30 Ohne mit Entschiedenheit darauf hinzuweisen, dass die ur- sprüngliche Substanz, nach welcher die Kupferkies-Pseudomor- phosen sich gebildet haben, nothwendigerweise Magneteisen gewesen sein müsse, sind dennoch die angeführten Gründe — ihr Vorkommen im Magneteisen, welches auch sonst Kupferkies, nie aber Rothkupfer enthält; die Entfernung ihres Fundpunktes von den Rothkupfererz-führenden Schichten; die bereits ander- weitig constatirte Substitution von Magneteisen durch‘ Kupfer- kies; endlich das vollkommen ähnliche Aussehen künstlicher Magneteisenkrystalle — ausreichend, um der hier ausgesproche- nen Vermuthung eine grössere Wahrscheinlichkeit zu verleihen, als die mit allen bisherigen Erfahrungen im Widerspruche ste- hende Hypothese des Herrn DöuL für sich beanspruchen darf. !) Bezuglich des inneren Baues und der äusseren Charaktere der Pseudomorphosen, sowie der sie begleitenden Mineralien, der Mitte eines Rösthaufens gebildet hatten, wie es scheint durch die Langsamkeit des Processes begünstigt — das Rösten dauert manchmal mehrere Monate lang — und beim Auseinanderbrechen des Haufens gefunden worden sind, erhielt ich ebenfalls von Herrn MArEr und habe mich über die frappante Aehnlichkeit dieser Gebilde mit den Pseudo- morphosen überzeugen können. 1) Herr MAıer nimmt diesen Ursprung der Pseudomorphosen als vollkommen erwiesen und unzweifelhaft an. („Ueber die Kupfererz- lagerstätte Rudjansk“.) — Es ist wohl nicht am unrichtigen Platze hier den Wortlaut des bereits erwähnten, in russischer Sprache abge- fassten, also den meisten Fachgenossen unzugänglichen Briefes des Herrn MATErR wiederzugeben. Es heisst in demselben: a „Die den Herren Hocasrertter, Lupwıc und Wieser übergebenen Stufen vom pseudomorphen Kupferkies stammen nicht, wie es hiess, aus dem Thon der Gruben Rudjansk her, sondern kommen ausschliess- lich in einem Magneteisenlager vor, welches am Norwest-Rande der Grube zwischen Kalk und Thonschiefer sich befindet. Die Erzmasse ist ein feinkörniges Magneteisen mit eingesprengtem Kupfer- und Eisen- Kies. Sich nach Norden auskeilend, erhält sie eine schwammige Be- schaffenheit, bedingt durch zahlreiche sie durchsetzende Höhlungen, deren grössere manchmal die von Herrn Dörr beschriebenen pseudo- morphen Octaöder enthalten. Thone sind in der Nähe nie vorhanden. Der auf dem Kalkstein lagernde Maenetit verdankt seinen Kupfergehalt ausschliesslich dem Kupferkies. — Cuprit, der hier nie beobachtet worden ist, kommt sowohl krystallisirt, wie derb östlicher, im Hangen- den, vorzugsweise in einem zersetzten Grünstein, manchmal im Limonit, vor, an einer Stelle also, welche mit dem Magneteisenlager nichts ge- mein hat und von demselben durch eine mächtige Schicht tauben Schie- fers getrennt ist. — Die von mir in Rudjansk bisher angetroffenen Cupritkrystalle besassen glatte und glänzende Flächen, auf denen sich nie concentrisch dreieckige Eindrücke, wie sie auf den Flächen der erwähnten Pseudomorphosen und den in Rösthaufen künstlich gebil- deten Magnetit-Krıystallen, finden. Was die Thone der Grube Rudjansk betrifft, welche an deren Südende (wo nunmehr die Tiefe von 198 M. erreicht worden ist) in allen Teufen die Spalten ausfüllen, so enthalten sie blos Malachit und Silicate, selten Phosphate des Kupfers, wogegen in ihnen nie Kupferkies angetroffen worden ist.“ 3 “ nichts hinzuzufügen habe. 31 möge auf die überaus genaue und treffliche Beschreibung des Herrn E. Dörı und die seiner Abhandlung beigegebene Licht- druck- Abbildung verwiesen werden, zu denen ich meinerseits Die Magneteisenlager setzen sich auch weiter nach Westen und Norden von den Gruben Rudjansk fort, wo sie an der _ Wyssokaja Gora eine bedeutende Ausdehnung erreichen, indem sie normal zu ihrer Streichrichtung eine Zone von beiläufig - 1300 Meter einnehmen. Das Magneteisenerz, welches, theils in Kalken, theils in einem Feldspathgestein eingelagert, durch Tagebau gewonnen wird, führt auf seinen Kluftflächen Kupfer- grün, Malachit und, wiewohl seltener, auch Kupfer- und Eisen- kies. — Das Feldspathgestein, welches z. Th. grob-, z. Th. - feinkrystallinisch ist, besitzt im ersten Falle eine hellbräunliche, _ im zweiten eine grünliche Farbe. Mit blossem Auge lässt sich an der grobkrystallinischen Varietät im Wesentlichen nichts Anderes als der Feldspath selbst und eine grünliche Substanz auf dessen Klüften erkennen. In der feinkrystalli- nischen Varietät sind einzelne grössere, recht frische Feld- spathkrystalle ausgeschieden. Unter dem Mikroskop erwei- sen sich die beiden Gesteine als identischh Sie enthalten Kalkspath, Epidot (spärlich), Titaneisen, welches in ein brau- nes, äusserst feinkörniges Aggregat von gitterartiger Structur - (Titasomorphit?) zersetzt ist, und eine chloritische Substanz. - Der Feldspath — ein Plagioklas — zeigt eine schöne, wieder- holte Zwillingsstreifung und oft auch einen dem Mikroklin voll- - kommen entsprechenden gegitterten Bau. Beide Varietäten, mit Kieselfluorwasserstoffsäure nach der von BorickY angege- benen Methode geprüft, lieferten blos isotrope, der Kalium- F Verbindung entsprechende Krystalle, so dass der Feldspath als - Mikroklin anzusehen ist. 32 4. Beitrag zur Kenntniss des süddeutschen Muschelkalks. ') Von Herrn H. Eck ın Stuttgart. Hierzu Tafel IV. L Neue Muschelkalkkorallen. In Band XXXI dieser Zeitschrift, S. 254— 257, wurde bei Gelegenheit der Beschreibung einer neuen Latimaeandra aus dem oberen Muschelkalk (oberen Encrinitenkalk) von Kleingereuthe bei Donaueschingen ein Verzeichniss der we- nigen Korallenfunde gegeben, welche in ausseralpinem Muschel- kalk bisher gemacht worden sind. Denselben anzureihen wären noch Chaetetes sp. aff. Recubariensis SCHAUR., welcher von Herrn SANDBERGER?) aus der Terebratelbank des unteren Muschel- kalks der Gegend von Würzburg angegeben wurde, und die von Wıssmann®) im Museo Münsteriano gesehenen, jedoch nicht näher beschriebenen „ersten unzweifelhaften Korallen aus dem Muschelkalk“. Herr Domainenrath HoPrGARTNER hat das Verdienst, den aufgeführten Arten seitdem zwei weitere hinzugefügt zu haben, welche von ihm gleichfalls im oberen Encrinitenkalke am Buchberge bei Donaueschingen gesammelt wurden, und welche derselbe in dankenswerther Weise dem Verfasser zur Untersuchung anzuvertrauen die Güte hatte. l. Latimaeandra Hopfgartneri sp.n. Taf. IV, Fig.l. Ein Stück theils oolithischen, theils schaumkalkartig porö- sen, zahlreiche Encrinus-Stielglieder und schöne Stylolithen füh- renden Kalksteins zeigt in einer etwa halbkugligen Vertiefung von 80 mm Breite und ca. 46 mm grösster Höhe den Ab- druck einer Koralle (Fig. la), dessen einstiger, ohne Zweifel massiver Polypenstock nicht erhalten ist. Man beobachtet ı) Das Manuscript von diesem Aufsatz wurde schon im Herbst vo- rigen Jahres an die Redaction eingesendet. Die Herstellung der Tafel hat aber die Veröffentlichung bis jetzt verzögert. D. Re >?) Würzburger naturwiss. Zeitschr., Bd. VI, 1866, S. 140. >) Neues Jahrb. f. Mineralogie u. s. w., 1842, S. 311. “9 mlich auf der Wandung des Hohlraums vielfach gewundene Vertiefungen, welche Höhenzüge aus radial gestellten Lamellen umgrenzen (Fig. 1au.b), die nach unten sich durch Gabelung oder Einschaltung vermehren. Es scheint mir daher nicht zweifelhaft, dass die letzteren als Ausfüllungen von Inter- septalkammern reihenförmig angeordneter Polypenkelche zu betrachten sind, deren trennende Kämme jene Vertiefungen _ verursachen. Zur Veranschaulichung der Oberfläche eines Theiles des eigentlichen Polypenstocks diene die nach einem Guttapercha-Abdruck angefertigte Fig. 1c. Viele Verhältnisse ‚desselben sind in Folge dieser Erhaltungsweise nur unvollkom- men zu ermitteln. Die einzelnen Reihen werden aus 2, 3 oder mehr Kelchen gebildet. Die stark hervorstehenden und schmalen trennenden Kämme sind meist stark gebogen, gelappte Figuren zeigend, auch nicht in ihrer ganzen Erstreckung gleich hoch, ‚sondern etwas auf- und niedersteigend.. Die einzelnen Kelche. -eimer Reihe haben verschiedene, alle indess und somit auch die Kelchreihen-Thäler ansehnliche Tiefe; letztere zeigen Län- gen von 9 bis 18 mm und Breiten von 2 mm an den schmalen, 4,5 mm an den erweiterten Stellen. Die einzelnen Kelch- _ eentren scheinen 2,9— 3 —3,5—4 mm von einander abzu- stehen, jedoch nicht immer deutlich zu sein. Die Septen der Kelche waren ungleich lang, zuweilen nach innen vereinigt. An verschiedenen Stellen wurden 8 auf 3,5 oder 10 auf 4 oder 11 auf 4,3 mm Länge gezählt; in einem der Kelche mögen deren 30 vorhanden gewesen sein; ein Urtheil über ihre _ Vertheilung in Systeme dürfte schwer zu gewinnen sein. Sie überschreiten (mindestens zum Theil) die trennenden Kämme und verbinden sich mit denen der entgegengesetzten Seite. Theile des Abdrucks sind mit später abgesetzten Kryställchen von Kalkspath in der Form des ersten spitzeren Rhombo&ders überdeckt und dadurch unkenntlich geworden. Obgleich über manche Eigenschaften genügende Auskunft nicht zu erlangen ist, dürfte es nach Allem doch erlaubt sein, die im Vorste- henden beschriebene Koralle der Gattung Latimaeandra anzu- reihen. Soweit ein Urtheil nach Abbildungen möglich, scheint dieselbe durch die vielfältig gebogenen und auf- und nieder- steigenden Mauern an die Latimaeandra Bronni Kst. sp. (vergl. Laugen, Die Fauna der Schichten von St. Cassian, -Abth. 1, Denkschriften der k. k. Akad. d. Wiss., math.-nat. Fol, Bd. 24, Wien, 1865, S. 260, t. IV, f. 5) aus dem un- { teren Alpenkeuper von St. Cassian zu erinnern, ohne dass ein -directer Vergleich derselben statthaft wäre. Ich erlaube mir, sie nach ihrem Entdecker als Latimaeandra Hopfgartneri zu bezeichnen. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 1. 3 RE 34 2. Cyathophora (?) Fuerstenbergensis sp. n. (Taf. IV, Fig. 2.) Eine zweite Koralle aus demselben Encrinitenkalke bildet einen massiven, convex gewölbten Polypenstock (Fig. 2a, an- gefertigt vor Abtrennung eines Stückes an der rechten Seite - zur Herstellung von Schliffen) von 52 mm Länge, 45 mm Breite und etwa 18 mm Höhe in der grössten Wölbung. Die zahlreichen und, wie ein Anschliff quer durch den Po- lypenstock zeigt, radial gerichteten, gebogenen, röhrigen Zellen zeigen subpolygonalen (und zwar abgerundet 4-, 5- oder 6seitigen) oder rundlichen Umriss und nicht sehr ver- schiedenen, 1 bis 1!/,, mm in der lichten Weite betragen- den Durchmesser. Die Lumina benachbarter Kelche sind durch '/, bis mehr als 1 mm dicke Zwischenwände von einander getrennt. Ihre dichten Wände sind, wie aus einem Querschliff, von welchem die Skizze in Fig. 2d einen Theil veranschaulichen soll, hervorzugehen scheint, nicht unmittelbar, sondern durch wenig entwickelte Rippen mit einander ver- bunden. Die Kelchwand fällt nach innen senkrecht ab. Die dichten Sternleisten ragen nur wenig weit in den Kelch hinein. Man erkennt schon mit der Loupe, dass 5 Primärsepten vor- handen sind (Fig. 2b), von denen eines bisweilen etwas we- niger stark entwickelt ist; zwischen sie schalten sich kürzere und schwächere Secundärsepten ein, und zwar je eines in den 3 Zwischenräumen zwischen 4 benachbarten grösseren Stern- lamellen, je 2 in den beiden Kammern zwischen dem öten und den beiden rechts und links anliegenden Septen, so dass die Gesammtzahl aller Sternleisten 12 beträgt (Fig. 2c). Dieses Verhältniss bestätigt auch der Querschliff, in welchem theils Kelche mit der eben angegebenen Vertheilung der Septen (Fig. Ze), theils solche beobachtet wurden, in welchen die beiden Kammern zwischen dem öten und den rechts und links anliegenden Primärsepten erst durch je ein näher an jenem eingeschaltetes Secundärseptum in je 2 Kammern von un- gleicher Grösse getheilt sind (Fig. 2d), so dass die Gesammt- zahl der vorhandenen Sternleisten hier nur 10 beträgt. Ein Säulchen ist nicht vorhanden. Der Anschliff quer durch den Polypenstock zeigt das Vorhandensein von Querböden, welche bei benachbarten Zellen meist in demselben Niveau gelegen sind. Nach dem Vorstehenden dürfte die erwähnte Koralle der Gruppe der Stylinaceen angehören, von denen jedoch wohl nur die Gattungen Cyathophora Mıca. und Coccophyllum Reuss zum Vergleich herangezogen werden könnten; erstere bisher nur aus Jura- und Kreidebildungen bekannt, während die einzige a. Art der letzteren, Adecspiifilum Sturi, aus oberen alpinen Trias- schichten der Gegend westlich vom Waldgraben im Westen von Alt-Aussee stammt.!) Von der letzteren Gattung würde sich die obige Koralle durch die nicht unmittelbar mit einander - verbundenen Wände, von beiden durch das Vorhandensein von 5 Primärsepten unterscheiden. Dennoch ziehe ich es vor, die- selbe vorläufig noch der Gattung Cyathophora zuzurechnen, und schlage (einem Wunsche des Entdeckers Herrn HoPF6GARTNER hinsichtlich der Artbenennung folgend) vor, dieselbe als _ Cyathophora (?) Fuerstenbergensis zu bezeichnen. , : Nachdem Herr Quenssteor ?) die Meinung ausgesprochen hat, dass die von MıcreLin®) aus dem Muschelkalk (Haupt- muschelkalk ?) von Magniere bei Luneville erwähnte „Stylina“ _ Archiaci einen Steinkern darstelle (der von D’Orsıcny wahr- _scheinlich mit Recht zu Favosites gestellt worden sei), könnte - die Frage aufgeworfen werden, ob Dicht die oben beschriebene Koralle mit dieser in Beziehung zu bringen sei. Immerhin auffällig wäre es, wenn MicHeLis, welcher bei der am gleichen ‚Orte dargestellten /sastraea (?) a a die Steinkernnatur sehr wohl erkannte, dieselbe bei „Stylina“ Archiaci übersehen haben sollte. Nach dieser Annahme würde die Fig. 2c a.a.0. die Ausfüllungen der Visceralräume dreier Zellen darstellen, deren Längsstreifung auf wenig entwickelte Sternlamellen hin- _ weisen würden (die Copie der Miıcneuin’schen Abbildung in der Petrefactenkunde Deutschlands a. a. OÖ. t. 164, f. 25 ist _ wenig gelungen und geeignet, in diesem Punkte Anlass zu Miss- deutungen zu geben). Die gleich weit von einander abstehen- den Querlinien auf dem mittleren Kerne wären auf Querböden zu deuten, welche indess dann auch auf den Ausfüllungen der benachbarten Röhren zu sehen sein müssten. Diese Verhält- nisse liessen sich mit denen der obigen Koralle wohl vereini- gen. Schwierigkeiten für die Deutung würden indess die Quer- "lamellen verursachen, welche die einzelnen Rühren bez. _ Röhrenausfüllungen mit einander verbinden sollen. Man wird daher zu einer Beurtheilung der Micaeuiv’schen Art wohl eine _ erneute Untersuchung des” Originals abwarten müssen. Ich will mit Bezug auf Herrn Quensteor’s Aeusserung a. a. O. -S. 570 nicht unerwähnt lassen, dass Etwas der „Stylina“ "Archiaei Aehnliches bei Rüdersdorf nicht aufgefunden wurde. 2) Reuss, Ueber einige Anthozoen der Kössener Schichten und der alpinen Trias. Sitzungsber. d. math. - nat. Cl. d. k. Akad. d. Wiss., Wien, 1865, Bd. L, Abth. 1, S. 153-167. n) Petrefactenkunde Deutschlands, Abth. 1, Bd. 6, H. 4, 1879, S. 569. ) leonographie zoophytologique, Paris, 1840 — 1847, S. 13, t.3, f. 2. 3* 36 ee II. Ceratites antecedens Beyer. und Terebratula angusta var, Ostheimensis Pröscn. aus schwäbischem Muschel- kalk und ihr Lager. Der untere Muschelkalk von Rohrdorf bei Nagold in Württemberg hat zwei Versteinerungen geliefert, deren Vor- kommen als nicht ohne allgemeineres Interesse im Folgenden erwähnt sein mag. l. Ceratites antecedens BEYR. Ein scheibenförmiger Ammonit, als Steinkern erhalten und aus gelbem glimmrigen Dolomit bestehend, von 57 oder 58 mm Durchmesser und etwa 26 mm Höhe der letzten Windung, also mit einer Scheibenzunahme = 100:45 (bei Ceratites ante- cedens von Rüdersdorf nach der von Herrn Berrich gegebenen Abbildung!) = 60:27 mm = ebenfalls 100:45), dessen innere Windungen nicht sichtbar sind. Die Seiten des Ge- häuses sind flach gewölbt, scheinen mit einer steilen Nahtfläche zum Nabel abzufallen (dieser Theil des Steinkerns ist nicht mit wünschenswerther Schärfe erhalten) und scheiden sich durch deutliche Kanten von dem schmalen Aussentheil, welcher glatt, am Anfange der Windung fast eben, am Ende derselben etwas gewölbt ist und hier eine Breite von 8,5 mm besitzt (wie der ©. antecedens von Rüdersdorf nach der Abbildung). Die Seiten der Schale sind mit Rippen bedeckt, welche, nach den wenigen bis zum Nabelrande erhaltenen zu schliessen, an letzterem eine schwache Anschwellung besassen, ferner etwas unter der Seitenmitte sich in einem stärkeren Knoten gabeln, etwas nach vorn gebogen (nicht so geradlinig wie bei C. ante- cedens von Rüdersdorf) nach der Kante des Aussentheils ver- laufen und hier mit kurzer Wendung nach vorn zu schief stehenden Zähnen anschwellen. Ausser den mit Gabelrippen in Verbindung stehenden sind noch ein paar vereinzelte Zähne eingeschaltet. Die Zahl der Umbilicalknoten lässt sich nicht ermitteln, diejenige der Lateralknoten dürfte 12, die der Rand- knoten 26 betragen (Ü. antecedens von Rüdersdorf zeigt 24 bei 60 mm Durchmesser, das wahrscheinlich aus Thüringen stammende Exemplar der Berliner Universitäts - Sammlung 25 bei 55 mm Durchmesser’)). !) Beyrich, Ueber einige Cephalopoden aus dem Muschelkalk der Alpen u. s. w. Abhandl. d. k. Akad. d. Wiss. zu Berlin aus d. Jahre 1866, Berlin, 1867, t. IV, £. 3. w a Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., X, 1858, S. 211 f., t. IV, £. 4. 31 Von der: Lobenlinie sind sichtbar der getheilte Siphonal- Jobus, 2 Laterale und ein Auxiliarlobus, unter welchem bis ii zur Naht noch für eine kleine Einbiegung Platz sein würde, ohne dass eine solche beobachtet werden könnte. Die Loben erweitern sich nicht im Grunde (wie bei C. nodosus) und glei- _ chen auch hierin denen des (©. antecedens. Die Zähnelung ist, _ wenn auch nicht ganz scharf, erkennbar und zieht sich an den Seiten der Loben in die Höhe. Der Siphonallobus, die Stel- | + der Randknoten, die Länge des oberen Laterallobus im . zu derjenigen des Siphonallobus, das geringe Ueber- stehen des Lateralsattels über den Siphonalsattel stimmen mit den entsprechenden Verhältnissen des thüringischen C. ante- -eedens überein; der Lateralsattel scheint ein wenig breiter und x vielleicht der Lateralknoten etwas tiefer gestellt zu sein. % Nachdem das Vorstehende geschrieben, hat auch Herr von Mossisovics das zu Grunde liegende Exemplar untersucht _ und mit den Originalen der Art von Rüdersdorf und aus Thü- ringen verglichen. Derselbe äussert sich wie folgt: Wien, den 7. November 1879. „Indem ich den mir freundlichst zur Ansicht übersendeten _ Ceratiten von Rohrdorf der Post übergebe, gereicht es mir zu lebhafter Befriedigung, Ihnen mittheilen zu können, dass ich Ihre Ansicht über die Uebereinstimmung desselben mit Cer. _ antecedens vollständig theile. Da Beyrıcn’s Beschreibung und “ oldung nach drei unter einander nicht völlig übereinstim- ' menden Exemplaren entworfen ist, so bezeichnet der Name 1 Cer. antecedens gewissermaassen den Collectivtypus der deut- schen Wellenkalk-Ceratiten der Binodosus-Gruppe. Ihr Exem- plar stimmt nach meinen Notizen über die Beyrıc#'schen Stücke . gut mit einem Exemplar von Rüdersdorf, welches der Zeich- nung von 1867 zu Grunde liegt. Die auf der gleichen Tafel _ abgebildeten Loben rühren von einem anderen Rüdersdorfer Stücke her, bei welchem die Lateralknoten auf der äusseren _ Windung an während die Lateralfalten gleichmässig r bis zu den Marginalzähnen fortsetzen. “2 Alle mir bekannten einschlägigen alpinen Formen entfernen 3 sich durch tiefere und weiter gezackte Loben von Ihrem schwä- bischen Exemplare. Auch in der äusseren Form und den & essen besteht keine nähere Beziehung zu _ einem der bis heute vorliegenden alpinen Stücke.“ Mossiısovics. Die letzte Aeusserung des ausgezeichneten Kenners alpiner | Bu 1 seohalopoden wurde dadurch veranlasst, dass ich in der äusseren Form des Gehäuses und dem Verlauf der Rippen 38 des Rohrdorfer Ceratiten Uebereinstimmung mit den ent- ! sprechenden Verhältnissen bei dem C. binodosus Hav. von: Reutte zu erkennen glaubte. 2. Terebratula angusta var. Ostheimensis Pröscn. Taf. IV, Fig. 3. Die Merkmale der Terebratula angusta aus dem Sohl- gestein der Friedrichsgrube bei Tarnowitz wurden schon durch v. SCHLOTHEIM !) sehr gut aufgefasst, indem er als besonders bezeichnend den „sehr gewölbten, auf beyden Seiten plötzlich abfallenden Rücken der Oberschaale, sehr übergebogenen Schnabel, und die ganz platte untere Hälfte, welche in der Mitte eine schmale Längenfurche hat“ hervorhob; sie sei „übri- gens von schmaler, länglich runder Form“. Schärfer charakte- risirend fügte L. v. Bucm?) als weitere Kennzeichen "hinzu: die tief unter der Mitte der Länge gelegene Breite, den spitzen Schlosskantenwinkel (gewöhnlich von 63 Grad), die kleine Oefinung des Schnabels, das Verhältniss der Länge zur Breite — 100:74, die Höhe = 52, welche allein der grösseren Klappe zukommt. Diese Merkmale sind jedoch meist nicht constant. Messungen, wie sie theils auf meine Bitte mit dankenswerther Gefälligkeit von Herrn Harrar in Berlin, theils von mir an oberschlesischen Exemplaren und an vorhandenen Abbildungen ausgeführt wurden, ergaben: (Siehe die Messungen nebenstehend.) Wenn hiernach bei gut erhaltenen Exemplaren, deren Zu- gehörigkeit zur Terebratula angusta keinem Zweifel unterliegen kann, das Verhältniss der Länge zur Breite von 100:51,43 bis 100:83,33 und die Lage der grössten Breite zwischen der Längenmitte selbst und Punkten tief unter derselben schwan- kend gefunden wird, so wird man auch die von Herrn PröscHoLpT ?) in wenigen Stücken in der Spiriferenbank und ausserordentlich selten in den Terebratelbänken von Ostheim unfern Meiningen angetroffenen Terebrateln, welche mit der T. angusta in der hohen Wölbung der Bauchschale und in der tiefen Einsenkung der Kückenklappe übereinstimmen und ein Verhältniss der Länge zur Breite = 5:4 = 100:80 Dr . 1) v. SCHLOTHEIM, Die Petrefactenkunde auf ihrem jetzigen Stand- punkte u. s. w., Gotha, 1820, S. 285. 2\L. v. Bu Ueber Terebrateln. Abh. d. k. Akad. d. Wiss, zu Berlin aus d. Jahre 1833, Berlin, 1835, S. 134, t. II, £. 33. 3) PröscHoLpr, Beitrag zur näheren Kenntniss des unteren Muschel- kalks in Franken und Thüringen, Meiningen, 1879, S. 14, f. 14. CL IT 9 6681 "AIXXX UM "ssiM 'p perv 3 °P ID MU - jew 'p OgsFunzHg uoyosturusodty I SELL], Aop uOdunIDUTeIsIO‘ AOp SSTUUDTDZIOA SOyaspLiy. “HLOWNVHSS "A (r 78 7 29 7 T28I 8987 ZzdioT II Pa. I av 'spuejyosmog opunyuspeponag Old we R oo or I ua ‘Mm 's n uersEfyaSIDgE ur SYTeNTeyosnn Sop pun sursIspueg uejung sep ueuorreuno] aIp Aoqo) "OH (z ; ca TI II 028I Mejssıg ‘uoIrsojy9sıogg UOA 9180]095 ‘wanaoy (r Vyım Jop ur enge | 20°CL:00I1 = BECEB ae omenjey, UOR yfexjoyosnp wezsJun sne 99°99:001 = 9:77] ©7220. SgnIosypLIpshLg Iap 99°99:001 = OL: er 1.3.7272 (‚uelss usage, UOA yeyusjyog woneiq sme „| MM ep aayun zoyep wu G2'G | 17°82:001 = 069:088 |. >: 2 on Koyosmiugsg, 108 ee „ozpse104) U0A ueIyDIyag“ sne ‘oyııp op Aoyun | 99°99:001 = Be a | äsop “09° | 99°19:001 = CIR20CS 3 won zmkogprg TOR Rn. LLEL:00T = SZIL:GE SI Opo .. [esep 068 | 8E°L2:001 = Ga IL:OGFI | (Mdıpzyosoq senge) '0sop En: Den na, » | EPIE:00L = 036002 Ars 228 > lesen > “ayıpy Jep deyum aoyep ‘ 98 | 02T2:001 = Rau om dep ur zagep “wur ga'z | egieg:00 I = wuayg:ggp | then wolsoftos -1890 ur aqnıoounyasio‘A AP Njeyuojyog wonerq sne :pysnbun "4waL 19Q dajum HOAgT U9ISSQALS AP EdCT ap d9p 9duPpT uoA SsIupeq.1o‘ SEP VER LERNT er v YERZ 7 DENE ER ET ER % ee a BE 2 40 als Varietät (var. Ostheimensis Prösc#.) bei derselben belassen | können, obwohl die grösste Rreite bei ihnen über der Längen- : mitte gelegen ist. Man wird dazu um so mehr Veranlassung | haben, als auch bei Terebratula vulgaris, bei welcher das Ver- ‘ hältniss der Länge der grösseren Klappe zur Breite zwischen 100:57,14 und 100:93,75 schwankend befunden wurde, die grösste Breite der Schale keineswegs stets „oberhalb der Mitte der Länge, wenn auch nicht viel“, sondern zuweilen auch be- trächtlich über, in oder beträchtlich unter der Längenmitte der Schale gelegen ist. Nicht aber können jene Formen mit jün- geren Exemplaren der Ter. vulgaris verwechselt werden. die mir in allen Grössenstufen von 3,5 bis 42,5 mm Länge vorliegt. Eine mit der von Herrn PröscHoLpr beschriebenen Va- Das Lager der oben geschilderten Versteinerungen zu den unteren Muschelkalk : von Rohrdorf bei Nagold: Ueber den Sandsteinen und rothen Mergeln des oberen Buntsandsteins folgen von unten nach oben: Untere Abtheilung des unteren Muschelkalks: 4,65 m gelber Dolomit mit Lingula tenuissima, Discina discoides, Myophoria vulgaris, Saurierknochen; auf den Klüften Anflüge von Kupferlasur, Malachit, Dendriten. 13,97 m grauer Mergelschiefer mit eingelagerten schwachen Bänken von gelbem Dolomit; darin Rhizocorallium Jenense, Lingula tenuissima, Ostrea spondyloides, Lima radiata, Myophoria car- dissoides, Myacites Fassaensıs. (in 18,62 m über der Muschelkalkgrenze) eine untere Terebratel- schicht mit sehr zahlreicher Terebratula vulgaris: Länge derselben 5 bis (höchstens) 22 mm, Verhältniss der Länge zur Breite = 100 :57,14 bis 100 :93,75; bei weitem indess vor- herrschend kleinere Exemplare, beträchtlich länger als breit. Der Umriss gerundet oder pentagonal. Die grösste Breite theils über, theils in, theils unter der Mitte gelegen. Allen, kleinen wie grossen, fehlt die der typischen Terebratula vul- garis eigene flache rinnenartige Vertiefung unter dem Wirbel der Rückenklappe, obwohl man bei einigen die inneren „mitt- leren Stützen“) durchschimmern sieht. Bei einigen Schalen ist die grösste Wölbung der Rückenklappe gegen den Wirbel hin befindlich. Viele, und zwar kleinere wie grössere, zeigen keine vom Wirbel nach dem Stirnrande ausstrahlenden Kan- ten, keinen Wulst in der Rücken-, keine Depression in der Bauchschale. Doch bilden sich bei anderen Individuen schon bei einer Länge von 12,5 mm Länge auf der kleineren Klappe 1) KoscHinsky, Beiträge zur Kenntniss von Terebratula vulgaris ScHr. Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1878, XXX, S. 375. ät völlig übereinstimmende Terebratel wurde (bis jetzt in 3 Exemplaren) auch im unteren Muschelkalk von Rohrdorf bei Nagold aufgefunden. Die Bauchklappe ist hochgewölbt mit steil von der Mitte abfallenden Seiten, übergebogenem Schnabel und kleiner Oeffnung; die Rückenklappe hat gar keine Höhe und ist schon vom Wirbel an stark eingesenkt, die Stirnlinie daher abwärts gebuchtet. Das Verhältniss der Länge der grösseren Klappe zur Breite beträgt 15:13 mm = — 100: 86,66 belwinkel 100°), bez 14.25: 12,25 — 190: 36,20 (Schnabelwinkel 106°), bez. 13:11 = 100:84,61 (Schnabel- winkel 106 °); die Länge der kleineren Klappe 15 bez. 12 mm (beim 3ten Stücke ist sie nicht bestimmbar), der Schlosskanten- winkel etwa 123°. BE chanlichen, gebe ich im Folgenden zwei Profile durch und am Fusswege von Aach nach Dornstetten unweit Freuden- stadt (in der Luftlinie etwa 2°/, geogr. Meilen von Rohrdorf entfernt): E e Ueber den Sandsteinen und rothen Mergeln des oberen Buntsandsteins 3 folgen von unten nach oben: E Untere Abtheilung des unteren Muschelkalks: 3 6,08 m bräunlicher dichter bis feinkörniger Dolomit. = 12,18 m grauer (mit Säure wenig brausender) Mergelschiefer mit einzelnen eingelagerten Bänken von bräunlichem, diehten bis feinkörnigen Dolomit.. (in 18,26 m über der Muschelkalkgrenze) eine untere Terebratel- schicht mit zahlreicher Terebratula vulgaris, so zahlreich, dass Herr QuENsSTEDT „sie an abgeschlackerten Stellen mit der Hand zusammenraffen“ konnte.!) Auch hier sind kleine schlanke Exemplare bei weitem vorherrschend ; „ganz breite finden sich nur ausnahmsweise darunter“; „selten ein mar- kirter Wulst“. Sie stimmen mit denen aus der Rohrdorfer unteren Terebratelbank vollkommen überein. Ferner in der Schicht: Myaecites inaequivalvis. e !) QuEnstept, Die Petrefactenkunde Deutschlands, Abth. I, Bd. I, - Leipzig, 1868 -71, S. 424, t. 50, f. 90- 94. — Epochen der Natur 1861, 8. 480, linke Figur. 42 (Rohrdorf.) die erwähnten Kanten aus, zwischen denen sich eine Wulst nur sehr wenig über die Schale erhebt, so dass der Stirn rand eine schwache Aufwärtsbiegung nur an den Stellen beob- achten lässt, wo die Kanten an denselben herantreten. Bei einem anderen sind trotz einer Länge von 22 mm die Kanten nicht stärker ausgeprägt und keine Wulst vorhanden. Da- gegen zeigt ein weiteres schon bei einer Länge von 19,5 mm eine deutlich abgegrenzte, über die Schale sich erhebende Wulst und den nach Art der repanden Terebrateln schwach gebuchteten Stirnrand. Ein anderes von 22 mm Länge und 16,5 mm in der Mitte gelegener Breite ähnelt der 7. amyg- daloides SCHAUR.!), ist indess viel weniger gewölbt. Nicht selten kommen ungleichseitig entwickelte Exemplare vor. Völlig gleich beschaffene Terebrateln aus unterem Muschel- kalk erweisen das Vorhandensein derselben Schicht bei Gült- lingen unfern Wildberg im Nagoldthale und bei Mariazell zwischen Schramberg und Rottweil. — Ferner in der Schicht: Gervilleia socialis, Modiola sp., Lima radiata, Myophoria car- dissoides, Myacites anceps, Chemnitzia dubia, Chemn. obsoleta. 18,62: m graue Mergelschiefer mit eingelagerten schwachen, oben zahlreicheren Dolomitbänken. Darin / unten Ostrea complicata, Ichthyosaurus atavus (Wirbel) ; in 1,5 m Ammonites Buchi (kleine verkieste Exemplare); höher Rhizocorallium Jenense (auch im Raum spiral gewun- dene Formen), Lingula tenuissima, Östrea spondyloides auf Lima lineata, Ostrea comphcata, Gervilleia‘ socialis und costata, Mytilus vetustus, Lithodomus priscus, Lima lineata, und radiata, Myophoria cardissoides und laevigata, Mya- cites Fassaensis, inaequivalvis und impressus, Chemnitzia obsoleta und dubia, Pleurotomaria Albertiana, Nautilus bi- dorsatus. Etwa in der Mitte Bänke mit zahlreichen Exem- plaren von Gervilleia socialis und costata neben Ostrea spondyloides, Myophoria laevigata, Myacites anceps — oder von Lima lineata und radiata — oder von Myacites anceps. Zu oberst ein wenig mächtiger, dünnblättriger, schwarzer Schieferthon. 37,24 m. Obere Abtheilung des unteren Muschelkalks: (in 37,24 m über der Muschelkalkgrenze) eine obere Terebratel- schieht mit zahlreicher Terebratula vulgaris: meist grösser ais die tiefer gelegenen, bis zu 28 mm lang, alle fast eben so lang wie breit (z. B. 26,33 mm lang, 24 mm breit, Ver- hältniss = 100: 91,15), die grösste Breite in der Mitte ge- legen, der Umriss der kleineren Klappe fast kreisförmig. Alle besitzen mehr oder minder ausgeprägt eine flache mittlere Vertiefung unter dem Buckel der Rückenklappe. Selbst die grossen zeigen keine oder eine nur spurenhaft angedeutete 1) v. SCHAUROTH, 2° a. O., t. 1, f. 13. 24,33 m Mergelschiefer und Dolomit, worin in 3,04 m eine Bank, reich an "Myaeites anceps, er in 3,04 m darüber eine Schicht mit Ammonites Buchi (klein, > verkiest). Im Niveau zwischen derselben und der unteren : Terebratelbank ferner: Einerinus-Stielglieder vom Typus des Br E. lilüformis, Ostrea spondyloides, Lima radiata, Gervilleia socialis, Nucula Goldfussi, Myophoria cardissoides und laevi- gata, Myacites anceps. 18,25 m gelbgrauer, wulstiger, theils dichter, theils feinkörniger Dolomit und dolomitischer Kalkstein, sparsam Kalkstein, B- höher mit schwachen Einlagerungen von grauem Mergel- Be -- schiefer und Bänkchen von frisch blaugrauem, verwittert ee braunem feinkörnigen Dolomit; mit Zingula tenuissima, Myo- :“ phoria curvirostris SCHL. (= aculeata Hass.) und cardissoides, u. Myacites impressus, inaequivalvis, anceps u. Fassaensis. Darin EB: . unten eine Gervilleienschicht mit zahlreicher Gervilleia so- Be: cialis und Pecten discites, Ostrea spondyloides; höher eine za Limabank. E Zu oberst darin schwarzer dünnblättriger Schieferthon, wenig re: mächtig (2—3 Fuss). 42,59 m. > Obere Abtheilung des unteren Muschelkalks: E- Gin 42,59 m über der Muschelkalkgrenze) eine obere Terebratel- E bank mit zahlreicher Terebratula vulgaris in grossen, mit ne denen aus der Rohrdorfer oberen Terebratelbank überein- E- :: stimmenden Exemplaren. Aus dieser Schicht stammt gewiss auch das von Herrn Quenstepr in der „Petrefactenkunde E** Deutschlands“, Abth. 1, Bd. U, in f. 95 auf t. 50 darge- ::: stellte Stück von Grünthal unweit Freudenstadt. Daneben Be kleine Terebrateln, wie sie aus der Rohrdorfer oberen Tere- bratelbank als Jugendformen der 7. vulgaris geschildert wur- 44 (Rohrdorf.) - Wulst, weshalb der Stirnrand gar nicht oder nur sehr wenig aufgebogen ist. Ihre Schalenzeichnung gab ALBERTI im Neuen Jahrbuch für Mineral. u. s. w., 1845, S. 672, t.V, f. 1 (nicht gut dagegen ist die Abbildung im Ueberblick über die Trias, 1864, S. 155, t. VI, £. 1d); denn sicher wurden jene Stücke aus dolomitischem Wellenmergel von Mariazell bei Rottweil der oberen Terebratelbank entnommen, ebenso wie die von ihm aus unterem Muschelkalk von Niedereschach aufgeführten Exemplare); beide gleichen völlig den Rohrdorfern aus der oberen Terebratelbank. Kleine Terebrateln aus der gleichen Schicht (Taf. IV, Fig. 4) mit kreisrundem Umriss (Länge zur Breite = 10:9,66 mm = 100: 96,6), zeigen eine hochgewölbte Bauchklappe und flache, in der Mittellinie vom Wirbel her schwach einwärts gebogene Rückenschale, weshalb der Stirn- rand ein wenig nach der grösseren Klappe hin gebuchtet ist. Solche Exemplare mögen vielleicht der 7. parabolica SCHAUR. ?) aus dem unteren Muschelkalk Recoaros zu Grunde liegen, mit welcher sie besonders in der flachen, etwas einwärts gebo- genen, kleineren Klappe übereinstimmen. Ich möchte sie doch nur für Jugendformen der 7. vulgaris halten, deren schwache Einwärtsbiegung der Rückenklappe der rinnenarti- gen Vertiefung unter dem Wirbel und über den inneren mitt- leren Stützen bei grösseren Exemplaren entspricht und bei weiterem Wachsthum nicht mehr zur Ausbildung kommt. Da- neben Terebratula angusta var. Ostheimensis, ferner Myophoria laevigata, Myacites anceps. 23,27 m graue Mergelschiefer mit Kalkstein- und Dolomitbänken. Darin Discina discoides auf Lima lineata, Ostrea spondyloides auf derselben, Lima striata, Nautilus bidorsatus. 9,31 m schwarzer bituminöser, oben brauner Kalkstein, mit Myophoria grauer Mergelkalkstein, orbicularis. gelber schiefriger Kalkstein 32,58 m (darüber die Zellenkalke des mittleren Muschelkalks), 69,832 m = Gesammtmächtigkeit des - unteren Muschelkalks. Die Mächtigkeiten wurden bestimmt vermittelst des Aneroid-Barometers un- ter Zugrundelegung einer Höhe von 1514,75 württ. Landesvermessungs- fuss = 433,64 m für die Grenze zwischen Buntsandstein und Muschel- kalk und einer Höhe von 1758,58 w. L.-Fuss = 503,69 m für die Grenze des unteren zum mittleren Muschelkalk.®2) Eine zweite Bestimmung 1) ALBErTI, Beitrag zu einer Monographie u. s. w., 1834, S. 56. ?2) v. SCHAUROTH, 2. a. O., 8. 301, t. 1, f. 14. ?) REGELMAnN, Trigonometrische Höhenbestimmungen für die Atlas- blätter Altensteig, Kniebis, Oberthal, Calw und Wildbad. Württ. Jahrb. f. Statist. u. Landesk., Jahrg. 1873, Stuttgart, 1874, S. XXXV. — BacnH, Erläuterungen zur geog. Specialkarte v. Württemberg, Atlasblatt- Calw, 1869, S. 10. (Aach.) den, Lima lineata, Gervilleia socialis, Corbula gregaria, Myo- phoria cardissoides, Myacites anceps, Chemnitzia obsoleta, Natica cognata. 15, 22 m bräunlichgelbe und gelblichgraue, feinkörnige Dolomite und dolomitische Kalksteine, oben mergelie, 6,08 m blaugraue dichte Kalksteine und gelblichgraue dichte Mergel- kalke mit Rhizocorallium Jenense, Gervilleia socialis, costata und mytiloides, Lima radiata, Mytilus vetustus, Myophoria orbi- cularis und vulgaris, Myacıtes musculoides, Fassaensis und an- ceps, Turbo gregarzus; alle Pelecypoden zweiklappig erhalten. 21,30 m (darüber die Zellenkalke des mittleren Muschelkalks). i 68, 80. == Be amächielen des unteren Muschelkalks. Die Mächtigkeiten wurden auch hier durch das Aneroid-Barometer ermittelt. . Eine zweite Bestimmung unter Zugrundelegung einer Mächtigkeit des unteren Muschelkalks von etwa 62 m, wie sie sich aus Blatt Dorn- ‚stetten der topographischen Karte von Württemberg (im Maassstabe el: a) mit äquidistanten Horizontalen entnehmen lässt, ergab für den (Rohrdorf.) ergab für den Schichtencomplex unter der oberen Terebratelbank 37. 93m, | für den oberen 29,25 m, für den ganzen unteren Muschelkalk 67. 20m Das Lager des Ceratites antecedens in der angegebenen Schichten- folge konnte zwar nicht mit Sicherheit ermittelt werden, keinenfalls stammt derselbe indess aus den tiefsten oder höchsten Lagen, sondern wahrscheinlich aus den die obere Terebratelbank zunächst unter- oder überlagernden Gesteinen. Auch das Niveau eines den obigen Schichten entnommenen Pemphix Meyeri Az. war nicht näher festzustellen. .r In anderen Muschelkalkgebieten ist Ceratites antecedens bisher nur aus der schaumkalkführenden oberen Abtheilung des unteren Muschelkalks von Rüdersdorf!) und Thüringens’) bekannt geworden, hier einer Mittheilung des Herrn v. Frırsch zufolge neuerdings mit Ammonites Buchi, wahrscheinlich auch mit Ammonites (Amaltheus) dux zusammen aus der untersten Schauimkalkbank tief unter dem Terebratulitenkalk von Kölme. Auf die frühere, wie es scheint indess nicht sichergestellte®), Angabe eines verwandten und als Ceratites Luganensis Hav. bezeichneten Ammoniten aus der Grenzbank gegen den mitt- leren Muschelkalk von Thüngersheim durch Herrn SANDBERGER ?) mag hier nur nebenbei verwiesen werden. Ziehen wir von an- deren Ammonitenfunden aus dem Wellenkalke nur diejenigen in Betracht, deren Lager uns mit völliger Sicherheit bekannt geworden, so sind der Ammonites Strombecki und Ceratites (Balatonites Moss.) Ottonis als Formen des unteren, Ceratites antecedens und Ammonites (Amaltheus) dux als solche des oberen Theils des unteren Muschelkalks zu bezeichnen, während Ammo- nites Buchi durch den ganzen unteren Muschelkalk hindurch- zugehen scheint. Terebrotula angusta wurde, abgesehen von den oben er- wähnten Vorkommnissen der typischen Form in Oberschlesien und der Var. Ostheimensis bei Meiningen, aus unterem Muschel- kalk noch angegeben aus der Terebratelbank der Rhön°), von I) BEyrıcH, Zeitschr. d. D. geol. Ges., 1859, Bd. XI, S.3, und XVI, 1864, S. 181. — Abhandl. d. k. Akad. d. "Wiss. zu Berlin aus d. Jahre 7566, berlin, 1867,78. 11971: 1V, 22. 2) Ben Zeitschr. d. D. geol. Ges., 1858, X, S. 211. 3) Vergl. Benecke, Abhandl. z. geol. Specialkarte von Elsass-Loth- ringen, Bd. I, H. 4, 1877, S.. 756. 4) ans naturwiss. Zeitschr., 1866, VI, S. 144. 5) GümseL, Bavaria, Bd. IV, H. XI, 1865, S. 40. (Aach.) Aatersten Bolomit . 2.2: 2 2.20.22: Gb — _Mergelschiefer bis zur Bank mit Am. ame er er 16569 74295 wulstigen Dolomit u s. w. bis zur oberen Merepratelbank + 9. 530.#..2.=.:19;08 62 m. Dolomit über der letzteren. . . . . 9,54 19.08 | Kaleremzdamber 2°. .. .:......... 2994 h ; Das Lager der von hier stammenden grossen, mit Dolomit erfüllten Exemplare von Ammonites Buchi und eines in braunen Dolomit ver- steinten Ammonites Strombecki Grisr. liess sich bisher nicht genau er- mitteln, dürfte aber in den tieferen Schichten des unteren Muschelkalks zu suchen sein. "Würzburg !) (hier angeblich zusammen mit Rhynchonella decur- tata, deren dortiges Vorkommen wohl aber ebenso noch der Bestätigung bedarf wie die Angabe derselben aus dem nieder- schlesischen unteren Muschelkalke durch Herrn Peck ?)) und aus dem gleichen Horizonte der Gegend von Saalfeld’) (an- geblich vergesellschaftet mit Ahynchonella decurtata und Spiri- ferina Mentzeli). Sie wurde ferner durch ALserrı*) aus oberem - Muschelkalk der Schächte von Friedrichshall (8 Stücke aus - 290—300 Fuss Tiefe; der ganze obere Muschelkalk war da- selbst bei 93 m = 324,6 württ. gesetzl. Fuss durchsunken °)) _ aufgeführt, eine Bestimmung, die auch Herr Srur°) anerkannte. Von den 8 derselben zu Grunde liegenden Exemplaren zeigen _ indess die 4 grössten eine hochgewölbte Bauchklappe, grosses, bis zur Rückenklappe herabreichendes Schnabelloch und gar _ keine Buchtung in der stark gewölbten Rückenklappe, können also nie der Terebratula angusta zugerechnet werden. Zwei _ derselben von 13 mm Länge bez. von 9 mm Länge und - A 1) SANDBERGER, 2a. a. O., S. 140. -- GüÜmsEL, a. a. O., S. 36. — ZELGER, Geog. Wanderungen im Gebiete der Trias Frankens, Würzburg, 21867, S. 23. & ?) Abhandl. d. naturf. Ges. zu Görlitz, 1865, Bd. 12, S. 145. 2 3) Rıchter, Zeitschr. d. D. geol. Ges., XXI. 1869, S. 438. — Siehe - auch LangenHan, Die Versteinerungen des Bunten Sandsteins, des - Muschelkalks und des Keupers in Thüringen, Gotha, 1878, t. V, f. 4. - Es wäre von Interesse zu erfahren, ob diese Terebratel und die in - Fig. 2 und 3 abgebildeten Rhynchonellen aus Thüringischem Muschel- kalke stammen und aus welchem Lager. Der Mangel einer specifischen - Bestimmung in der Erläuterung der Tafel bei der Rhynchonelle Fig. 2 scheint wohl auf eigenes Sammeln und somit auf thüringische Herkunft hinzudeuten. *) Ueberblick über die Trias, Stuttgart, 1864, S. 156. 5) ALBERTI, ebenda, S. 10. 6) Geologie der Steyermark, Graz, 1871, S. 231. 48 2 nur eine flache mittlere Einbiegung unter dem Wirbel der klei- “ neren Klappe; die beiden anderen von 12 mm Länge und 8,5 in der Mitte gelegener grösster Breite (Verhältniss 100: 70,83, wie auch Auserrı angab), bez. von 8 mm Länge und 6 mm tief unter der Mitte gelegener Breite besitzen auch diese kaum. Zwei weitere kleinere (eines von 6 mm Länge und 5,5 mm in der Mitte gelegener grösster Breite, Verhältniss 100: 91,66 — das andere mit 4,5 mm Länge und 3,5 mm Breite, Ver- hältniss 100: 77,77) mit grossem Schnabelloch zeigen nur eine ganz schwache mittlere Einbiegung in der flach gewölbtem Rückenklappe. Alle diese müssen bez. können der Terebratula ° vulgaris als junge Exemplare zugerechnet werden. Ein weiteres Stück ist seitlich zusammengedrückt, das letzte (mit ansitzen- dem Bruchstück eines Encrinus - Stielglieds) von 8 mm Länge und ca. 5 mm in der Mitte gelegener grösster Breite (100:'62,5) zeigt eine hochgewölbte Bauchklappe, schwache Einbiegung in der flachen Rückenschale und ist das einzige, welches mit Terebratula «angusta verglichen werden kann. Ich würde indess auf Grund des einen Exemplares doch nicht zweifellos von Terebralula angusta reden. Doch will ich nicht unerwähnt lassen, dass schon im Jahre 1862 von mir im Encrinitenkalke des Horstbergs bei Wernigerode eine Terebratel aufgefunden und in der Sammlung der geologischen Landesanstalt in Berlin niedergelegt wurde, welche mir damals in allen wesentlichen Charakteren der Terebratula angusta wohl vergleichbar schien, indess erneueter Untersuchung bedarf. Ihr Auftreten im un- teren Theile des oberen Muschelkalkes könnte übrigens um so weniger befremden, als neben /tetzia trigonella (welche, bei- läufig bemerkt, die Sammlung der technischen Hochschule in Stuttgart auch aus dem oberen Muschelkalk von Marbach unweit Villingen aufbewahrt) von Herrn Günser!) nördlich von Fechheim unweit Coburg etwa 12 m über der Grenze des mittleren Muschelkalks auch sSpiriferina Mentzeli aufgefunden wurde, wenn auch die Angabe’), dass die beiden letztgenannten Brachiopoden „in der Crinoideenbank des oberen Muschelkalks ihr Hauptlager“ haben, wohl nicht als erwiesen gelten kann. Niemals aber wurden Terebratula angusta, Retzia trigo- nella und Spiriferina Mentzeli in den Schichten mit Cerutites nodosus angetroffen. Für die Terebratula vulgaris bildet bekanntlich die Region der Encrinitenkalke ein weiteres Hauptlager. Sie erscheint hier, wie !) Gümser, Geogn. Beschreib. des Fichtelgebirges mit dem Franken- walde und dem westlichen Vorlande, Gotha, 1879, S. 597. ?) Gümse, Sitzungsber. d. math.-nat. Cl. d. k. bayr. Akad. d. Wiss., München, 1873, H. 1, S. 46. 49 ch durch die folgenden Schichten mit C. nodosus hindurch, ‘in der typischen Form, wie sie z. B. von Zıeren, Die Ver- ‚steinerungen Württembergs, 99.1 1,C aus oberem Muschel- kalk von Tullau und Schwäbisch Hall und von Herrn Quen- STeDT a. a. O., t. 50, f. 70—72 von Sontheim und Rothen- burg a.T. abgebildet wurde, erreicht noch grössere Dimensionen "wie im unteren Muschelkalk (ein Exemplar aus den Nodosus- Schichten hat 42,5 mm Länge), unterliegt indess nicht un- beträchtlichen Schwankungen im Umriss, in der Schalenwölbung, "in der grösseren oder geringeren Ausbildung des Wulstes und ‚der Stirnrand-Buchtung bei gleich grossen Exemplaren. Auch die flache Vertiefung unter dem Wirbel der kleineren Klappe "findet sich zwar meistens,. doch nicht immer deutlich. Ihre Schalenzeichnung gab ALBERT ') an Exemplaren aus der Ge- gend von Villingen, bez. von Fluorn. Auch mit ihnen zusam- "men lagern zahlreich im Trochitenkalke bei Tullau und an “anderen Orten kleine Formen mit fast kreisförmigem Umriss "(z. B. mit 7,5 mm Länge und 6,5 mm etwas oberhalb der "Mitte gelegener grösster Breite, Verhältniss 100: 92,86), hoch- ' gewölbter Bauchklappe , grossem Schnabelloch und flacher "Rückenschale mit schwacher mittlerer Einbiegung, welche wie die oben erwähnten ähnlichen Erfunde aus dem unteren Mu- schelkalk als Jugendformen der Terebratula vulgaris zu be- trachten sind. Auf solche Formen bezieht sich vielleicht auch Herrn v. ScHaurorn’s Angabe?) von Uebergängen zwischen T. vulgaris und angusta im Muschelkalk von Coburg. | Ich begnüge mich, im Vorstehenden die Erscheinungsweise ‘der Terebrateln in den verschiedenen Horizonten des Muschel- "kalks am Schwarzwaldrande zu verzeichnen, würde aber, falls ‚sich die erörterten Verhältnisse auch für andere Gegenden be- ‚stätigen, eine Auszeichnung der Form im unteren Theil des unteren Muschelkalkes als Varietät der 7. vulgaris für erlaubt, dagegen eine Unterscheidung der des oberen Theils von denen "aus dem oberen Muschelkalke kaum für thunlich halten. Leider erfahren wir von manchen durch Herrn Quassteor a. a. OÖ. dargestellten Formen nicht das Lager, was z. B. bei den Has- "mersheimer Stücken ({ 77 — 85) von Interesse wäre. Es ist "bemerkenswerth, dass eine von Herrn PröscHoLpr °) aus dem Pe) Neues Jahrb. f. Mineral. u. s. w., 1845, S. 612, t. V, f. 2-5, und UVeberblick über die Trias, 1864, S. 154, IB V, a b, € (Exemplare von Villingen) und f. 1e, f Non Fluorn). 2) aber, d. math.-nat. Cl. d. . Akad. d. Wiss., Wien, XVII, 1855, S. m >) ae Beitrag zur näheren Kenntniss des unteren Muschel- ea Franken und Thüringen, Realschul- Programm, Meiningen, 1 Zeits. d. D. geol, Ges. XXXIIL. 1. 4 ER page 50 unteren Wellenkalk der Gegend von Meiningen abgebildete Terebratula vulgaris mit denen unserer unteren Terebratelbank vollkommen übereinzustimmen scheint. Wäre es erlaubt, nach Abbildungen allein zu schliessen, so könnte man versucht sein : anzunehmen, dass die von Herrn v. ScHAuRoTH!) aus dem Brachiopodenkalk Recoaros dargestellten Terebrateln: suddila- tata SCHAUR., amygdala Car., quinguangulata SCHAUR., amyg- daloides Scuaur. und rhomboides ScHaur. sich besser an die Form des unteren Wellenkalkes reihen liessen als an die echte Terebratula vulgaris. Eine Bank mit der von Zesker?) als | T. vulgaris ß) cycloides (im Gegensatz zu T. vulgaris «) obovata Gliederung des unteren Muschel Durlach nach SAnDBERGER (Ver- handl. des naturw. Vereins in Carlsruhe, H. 1, 1864, Carls- ruhe). Section Donaueschingen nach V oGELGESANG (Beitr. z. Statist. d. inneren Verw. d. Grossherz. Baden, H. 30, 1872, Carlsruhe). [Untere Abtheilung:] 12,05 m „unterer Wellendolomit“ [Untere Abtheilung:] . gelbliche und röthliehgraue do- — Mergel und Dolomit; mit Saurier - Resten, Holopella Schlotheimi, Anoplophora Fas- saensis, Pecten discites, Lima lineata, Mwyophoria aculeata, Sphaerococcites distans. Darin Limabänke. 13,55 m „oberer Wellendolomit“ — Mergel und Dolomit; mit Saurierresten, Fischflossen- stacheln , Saurichthys acumi- natus, Ammonites Bucht, Nau- tilus bidorsatus, Holopella Hehli, Holopella Schlotheuni, Anoplophora Fassaensis, Astar- te nuda, Gervillia socialıs, Co- stata, Pecten Albertü, discites, Lima lineata, Myophoria car- dissoides, Lithodomus priscus, Ostrea complicata, Discina discoides, Lingula tenurssima, Terebratula vulgaris, Sphae- rococcites distans. Darin . braungraue lomitische Mergel, lichtgrüne kalkige oder sandige Thonmer- gel und Bänke von grauem oder braunem Dolomit mit Lima striata, Pecten discites, Gervillia - socialis, mytloides, Arca tria- sina, Pleuromya sp. thonige Mergel, wechselnd mit braunem fein- körnigen Dolomit. Oben mit. Lima lineata, Myophoria vul- garis. . asch- bis grünlichgraue oder ‚schwärzlichgraue schiefrige Mer- gel, hin und wieder mit einer Bank körnigen Dolomits, und graue härtere Mergelschiefer, local mit hellfarbigen Steinmer- geln. Darin Lima lineata, stria- ta, radiata, Pecten discites, My- ophoria cardissoides, Gervillia socialis, Ostrea subanomia, Dis- cina discoides (beide auf Lima 1) v. SchaurorH, Kritisches Verzeichniss u. s. w., 1859, S. 17 | t..41.00=-13,%°1], 1: 2) Zenker, Historisch - topographisches Taschenbuch von Jena und | seiner Umgebung u. s. w., Jena, 1836, S. 214 u. 221. a ns PIERRE _ aus dem Terebratulitenkalk des unteren Muschelkalks) Densich: ‚neten Varietät ist mir im oberen Muschelkalk am Schwarz- waldrande nicht bekannt geworden. Eine Vergleichung des unteren Muschelkalks in ‚den genannten Gegenden von Württemberg mit denen in 4 Eee nichbarten Gebieten Badens zu erleichtern, füge ich in der na chstehenden Tabelle eine Uebersicht der Gliederung desselben ‚bei Durlach, Donaueschingen, am südöstlichen Schwarzwald und BERGER, VOGELGESANG, SCHALCH kalks am Schwarzwalde Am südöstlichen Schwarzwalde ‚nach Scnatcr (Beitr. z. Kennt- niss der Trias am südöstlichen EB Schwarzwalde ‚ Schaffhausen, | 1875). _ [Untere Abtheilung:] 5 m „Wellendolomit“ = brau- ner Dolomit und dolomiti- sche Mergel oder graue, z. Th. sandige und rothe Mer- gel und Kalkschiefer; mit Pecten discites, Myophoria vulgaris, undeutlichen Pflan- zenresten, Lingula tenuissi- k ma, Estheria minuta. E 0,25 m Dentalien- oder Blei- E glanzbank. Encrinus sp., En- trochus dubius, Cidaris gran- 3 daeva, Ostrea spondyloides, E complicata, Pecten discites, Lima lineata, striata?, Gervil- B-- ba socialıs, subglobosa?, Mya- j lina vetusta, Nucula Gold- fussi, Myophoria vulgaris, ele-_ gans, cardissoides, Terebra- tula vulgaris (selten), Dentalium laeve, Pleurotoma- ria Albertina) Holopella Schlotheimi, Natica gregaria, Ceratites afl.Strombecki, -Fisch- u. Saurierreste: Schup- pen, Wirbel und Rippen. a a Ze ne en A bei "Waldshut bei, wie sie schon früher von den Herren Saxp- und ScHIiLL ermittelt wurde. bei Waldshut nach Scan (Beitr. z. Statist. d. inneren Verwalt. des Grossherz. Baden, H. 23, Carlsruhe, 1866). [Untere Abtheilung:] . Dolomitischer Kalkstein oder do- lomitischer Mergelschiefer, arm an Versteinerungen. 6—8 Zoll Dentalienbank = dolo- mitischer Kalkstein mit Blei- glanz. Encrinus sp., Ostrea spon- dyloides, Pecten laevigatus, dis- cites, Lima lineata, striata, Ger- villia socialis, Myophoria cardis- soides, Terebratula vulgaris, Spiriferina fragılis, Dis- cina silesiaca, Dentalium laeve, einige Gastropoden. 4* LG EN NS 2 ae ta LERNEN ar), AN 15 Bir Re Ei vie AsEN et, 92 (Durlach.) 1,43 m Mergel und Dolomit 1,10 m dolomitischer Mergel mit Ammonites Buchi, Gervillia socialis, _Myo- phoria cardissoides, Fisch- flossenstacheln, 0,04 m Dolomit, 0,75 m sandiger Mergel, voll Gervillia socialis, 0,65 m (in 15,37 m über der Muschelkalkgrenze) Mer- gel voll Terebratula vulgaris, 8,95 m Mergel und Dolomit, 0,30 m Dolomit mit Sphae- rococcites distans, 0,73 m Mergel und Dolomit. 13,55 m. 25,60 m. [Obere Abtheilung:] x sehwarzer dünnblättriger Schieferthon mit Pecten dis- cites u. Terebratula vul- garis. 15,60 m „unterer Wellenkalk“ wulstiger blaugrauer Kalk- stein; mit Gyrolepis Albertii, Holopella Schlotheimi, Pleu- rotomarıa Hausmanni, Ger- villia socialis, costata, Mya- lina vetusta, Pecten reticula- tus, Schmiederi, Lima radiata, striata, Ostrea complicata, Astarte Antoni, ER riferi- na fragilis, _Anoplophora Fassaensis, Pentacrinus du- bius, Einerinus Sp. 16,00 m „oberer Wellenkalk“ geradschiefriger Mergel; mit Nothosaurus lMünsteri, Ano- ‚plophora Fassaensis, Myo- phoria orbicularis, ele- gans, Gervillia subglobosa, Pecten Albertü. 31,60 m. 57,20 m. (Donaueschingen.) AR a | lineata) , Anoplophora impressa , tenuissima „ Holopella obsoleta, Nautilus bidorsatus, Ammon i- tes Buchi, Hybodus plicatilis, | Ichthyosaurus atavus. [Obere Abtheilung:] ... gelblichgrauer bis schwärzlich' grauer glimmriger Kalkstein z. Th. mit zahlreicher Tere-° bratula vulgaris oder Ger- villia socialis allein oder ausser- dem mit Ostrea complicata, Lima lineata, Spiriferina fragi- lis, hirsuta. Ausserdem Pec- ten. discites, Lima striata, Pecten Albertü, Myophoria vulgaris, Pleurotomaria extracta, Natica gregaria, Holopella obsoleta, Tur- bonilla Strombecki, Nothosaurus mirabihs. . graue Mergelschiefer mit brau- nem feinkörnigen Dolomit und braungraue Mergel. In ersteren Myophoria orbicularıs, Myoconcha Thielaut. 150 bis 200 Fuss = 5-60 m Ostrea spondylordes, Thracia mactroides, Astarte triasina, Te- rebratula vulgaris, Lingula . | l (Südöstlicher Schwarzwald.) 14,5 m Mergelschiefer und Schie- ferletten mit wenigen Dolo- mitbänkchen = Schichten mit Ammonites Bucht. Östrea spondyloides, subano- mia, Pecten Albertü, discites, Lima lineata, striata, Gervil- la socialis, costata, mytloi- des, Mwyophoria cardissoides, Oorbula gregaria, Astarte tria- sina, Pleuromya musculoides, Anoplophora Fassaensis, ıim- pressa, Thracia mactroides, Panopaea Albertü, Discina discordes, Lingula tenuissima, Natica gregaria, Pleurotoma- ria _Albertiana, Holopella Schlotheimi, Nautilus bidor- satus, Ammonites Buchi, Flü- geldecke eines Käfers?, Sau- rierreste (Ichthyosaurus ata- vus, Nothosaurus mirabklis). ma lineata, Corbula gregaria, Gervillia subglobosa, Anoplo- phora Fassaensis, impressa, Pecten discites, Posidonia sp.n. etc. 8. 106 f. E 0,11 m grauer Kalkstein = Spiri- ferina-Bank. Spiriferi- na fragtlis, hirsuta, Dis- cina discoides, Cidaris gran- daeva, Ostrea complicata, spon- dyloides, Pecten discites, lae- vigatus, Lima lineata, striata, Gervillia socialis, Myalına ve- tusta, Myophoria cardissoi- des, Anoplophora Fassaensis, Corbula gregaria, Holopella Schlotheimi, Pleurotomaria Al- bertiana, Nautilus bidorsatus. 8,25 m härtere Mergel und Kalk- steine. Lima lineata, Pecten discites, Gervillia socialis, Lingula tenuissima. m Mergelschiefer mit Myo- phoria orbicularis. 5,86-8,36 ın (etwa). 45,61—48,11 m (etwa). Sr 3 (Waldshut. einige Fuss glimmersandige Mer- 22 gelschiefer. Ammonites Bu- chi, Lima lineata, Pecten dis- cites, laevigatus, Gervillia costata, Myophoria cardissoides, Anoplo- phora musculoides, Fassaensis, Panopaea Albertii, Chemmitzia scalata. -28 Fuss = 6-8,A m. . grünlicher Thonschiefer mit dünnschiefrigeen Kalksteinen. Lingula tenuissima , Gervillia costata, Lima lineata, Ostrea de- cemcostata. 19,75 m. [Obere Abtheilung ;] [Obere Abtheilung:] 75-10 m Kalkbänke und Mer- .. glimmriger Mergelschiefer mit gelschiefer. Terebratula Kalkplatten. Terebratula vulgaris (zweifelhaft), Z- vulgaris, Gervülia socialıs, Myophoria cardissoides , Lima lineata, striata, Enerinus Sp. (#0 m = Mächtigkeit dieser und der vorhergehenden Schichten.) 6 m bituminöser glimmriger Wel- lenmergel mit Myophoria or- bicularis. 44,4 m (höchstens). A Wir ersehen, dass sich im unteren Muschelkalke der ge- schilderten Gebiete von Durlach bis Mariazell bei Rottweil, (ähnlich wie bei Bubenhausen !)) zwei constante, die Terebratula - vulgaris reichlich haltende Horizonte haben finden lassen, wäh- rend sie in den Gegenden südlich von Donaueschingen mehr vereinzelt anzutreffen ist, wogegen sich derselben in ihrem dor- tigen unteren Lager Speriferina fragilis hinzugesellt. Eine mit Te- rebratula vulgaris ganz erfüllte Bank dagegen wird wieder durch Hrn. Mösca ?) von Kaiseraugst erwähnt, 9,14 m über der unteren Grenze des 32,70 m mächtigen unteren Muschelkalks. Wenig über dem unteren Terebratellager wird hauptsächlich Ammo- nites Buchi angetroffen, doch bei Durlach unter ihm gefunden. Bloss am südöstlichen Schwarzwald war es bisher möglich, zwischen dem oberen Terebratelhorizonte und den Schichten mit Myophoria orbicularis noch eine constante Bank mit Spiri- ferinen festzustellen, vielleicht dieselbe, welcher bei Donau- eschingen und Durlach Spiriferina fragilis entnommen wurde; allein sie durchweg zu verfolgen oder nachzuweisen, dass der andere Theil der aufgefundenen Spiriferen nur einer, tieferen und an verschiedenen Orten in demselben Niveau wiederkeh- renden Spiriferinenlage angehöre °), hat mir bis jetzt noch nicht gelingen wollen. Wäre es erlaubt, die obere der erwähnten Terebratelschichten der Terebratelbank in Franken gleichzustellen, die, wie Herr PröscHoLor*) wahrscheinlich gemacht, nach Meiningen und Thü- ringen verfolgbar ist, so würden die beiden oben aus einander gehaltenen und nach Maassgabe der heutigen Erfahrung vor- läufig abgegrenzten Abtheilungen des unteren Muschelkalks nicht ganz zusammenfallen mit den in jenen Wellenkalkgebieten ge- trennten Schichtengruppen des (unteren) schaumkalkfreien und (oberen) schaumkalkhaltigen unteren Muschelkalks. Demun- geachtet möchten sie, wie diese paläontologisch unterstützt, wohl vorzuziehen sein den früher unterschiedenen, aber nach der Fauna nie genügend charakterisirten und an verschiedenen Orten wie von verschiedenen Forschern auch verschieden ab- gegrenzten Stufen der Wellendolomite ( Wellenmergel) und Wellenkalke, welche durch zwei den beiden im unteren Mu- schelkalk nach den Versteinerungen abtrennbaren Schichten- gruppen gleichwerthige Abtheilungen zu ersetzen sind. Nur die bei Durlach zwischen ihnen von Herrn SANDBERGER gezogene Grenze fällt mit der oben angenommenen zusammen. % 1) BENEcKE, Abhandl. z. geolog. Specialkarte v. Elsass- Lothringen, Bd. LH. 4, Strassburg, 1877, 8. 585. 2) Mösch, Beiträge z. geol. Karte d. Schweiz, 1867, Lief. 4, 8. 18. >) BENECKE, a. 28. 10.,.,8.583. ) PRöSCHOLDT, a.2. 0. BIETE Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Erklärung der Tafel IV. Latimaeandra Hopfgartneri sp. n. aus oberem Muschelkalk (Enerinitenkalk) vom Buchberge bei Donaueschingen. Origi- nale in der Fürstl. Fürstenbergischen Sammlung daselbst. a Ansicht des im Gestein erhaltenen Abdrucks des Korallen- stocks. Natürliche Grösse. b Ansicht des Abdrucks desselben auf einem vom Hauptstücke losgetrennten Gesteinsstücke. Rand ff anpassend an Bruchrand ff von Fig. 1a. Natürliche Grösse. ce Ansicht eines Theils des in a dargestellten Korallenstocks nach einem Guttapercha-Abdrucke. Oyathophora ? Fürstenbergensis sp. n. aus demselben Niveau von Donaueschingen. Original ebenda. a Ansicht des Korallenstocks vor Abtrennung eines Stückes von der rechten Seite zur Herstellung von Schliffen. Natürliche Grösse. Die Septen treten nicht deutlich genug hervor. b und ce Ansichten einzelner Kelche desselben von oben. Verhältniss des Originals zur Abbildung = 1:3. d Skizze eines Theils von einem Querschliff durch die Kelche. Vergrössert. e Skizze der Septenvertheilung eines Kelches im Querschliff. Vergrössert. | Terebratula angusta var. Ostheimensis PröscH. aus oberem Wellen- kalk von Rohrdorf bei Nagold in Württemberg. Original in der Sammlung der technischen Hochschule in Stuttgart. a Ansicht gegen die Rückenklappe. Natürliche Grösse. b Ansicht gegen die Bauchklappe. Natürliche Grösse. ce Ansicht von der Seite. Natürliche Grösse. d Ansicht gegen den Stirnrand. Natürliche Grösse. Terebratula vulgaris ScHL. Jugendform aus oberem Wellen- kalk von Rohrdorf bei Nagold. Original ebenda. Ar a, b, c, d Ansichten wie bei der vorigen. Natürliche Grösse. Das Loch im Schnabel der grösseren Klappe ist etwas zu gross angegeben. Die Abbildungen (zumal Fig. 1b u. c) lassen Manches zu wün- schen übrig. waren aber bei der Entfernung der Wohnorte von Ver- fasser und Zeichner nicht vollkommener zu erreichen. 56 d. Ueber Riesentöpfe und ihre allgemeine Verbreitung in Nord - Deutschland. Von Herrn G. Berexor ın Berlın. Hierzu Tafel V- VI. Wenn ich bei dem in den folgenden Zeilen beabsichtigten Nachweis der Verbreitung von Riesentöpfen bez. Riesenkesseln im norddeutschen Flachlande zuvörderst mit einigen Worten auf die Riesentöpfe im Rüdersdorfer Muschelkalk zurückkomme, so geschieht solches nur zur besseren Klarlegung der dortigen Verhältnisse bez. meiner Ansicht von denselben. Meine Stel- lung zur Frage der Rüdersdorfer Riesentöpfe dürfte zwar aus den wenigen als vorläufige Ankündigung unter dem 3. Juli 1879 in dem Neuen Jahrbuche für Mineralogie ete. veröffentlichten Zeilen !), wie in Folge persönlicher Aussprache mit Fach- genossen bei gemeinschaftlich an Ort und Stelle hin gemachten Touren einigermaassen klar gestellt sein; dennoch glaube ich, nachdem inzwischen nicht num die angekündigte ausführliche Beschreibung jener Localität seitens des Herrn NörtLise statt- gefunden’), sondern sich auch des weiteren ein Brief des Herrn ‚Penck in Leipzig daran angereiht hat, es besonders beto- nen zu müssen, dass meinerseits auch jene a. a. O. schon be- sprochenen und seitens des Herrn Nöruine als eine besondere Gruppe ausgenommenen Vertiefungen in den hangenderen, dünn- schichtigeren Partieen des Muschelkalkes ebenso für wirkliche Riesentöpfe angesprochen werden. So sehr gerade ich von der Ansicht durchdrungen bin, dass bei der Erklärung naturwissenschaftlicher Phänomene gar zu leicht eine für richtig anerkannte Deutung einseitig verall- gemeinert wird, während doch in der That die Natur äusserst vielseitig in ihren Mitteln ist und dieselben oder ähnliche Er- scheinungen auf gar verschiedene Weise hervorzubringen im Stande ist, so scheint mir die Frage im vorliegenden Falle, an ein und derselben Stelle, in ein und demselben Gesteine und — was das wichtigste ist — bei einer mit geringen petro- und ») N. Jahrbuch f. Min. ete. 1879. pag. 851. 2) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1879. pag. 339. m le a ann 2 AR u 57 x stratigraphischen Unterschieden des Gesteins zusammenfallen- den geringen Modification derselben Erscheinung doch nur einfach zu lauten: Sind die uns bekannten Vertie- fungen in der Oberfläche des Rüdersdorfer Mu- schelkalks Riesentöpfe oder aber Geologische Orgeln?!) Dasselbe empfand auch Herr Pexck, als er in seinem Briefe vom 30. October 1879?) schrieb: „Es frug sich also „bisher nur, ob man es mit Riesenkesseln oder mit geo- „logischen Orgeln, nicht aber, ob man es mit beiden Er- „scheinungen zugleich zu thun hat.“ Der durch Herrn Nör- Ling im Eingange zu seiner klaren und ruhigen Beschreibung des an Ort und Stelle Beobachteten angebahnte Compromiss hat die Fragestellung derartig verschoben, dass Herr Penck jetzt (a. a. O. pag. 630) hinzufügt: „das freilich konnte ich „zur Zeit meines ersten Besuches in Rüdersdorf nicht wissen, „dass unter den dort befindlichen Vertiefungen im festen „Muschelkalk neben 80 geologischen Orgeln auch 10 Riesen- „töpfe vorkommen“, während Herr Nörtins neben 80 Riesen- töpfen 10 geologische Orgeln offenbar nur mit eigener Ueber- redung zugiebt, wie aus seinen Worten?) bei Unterscheidung dieser zwei Erscheinungen deutlich hervorgeht, wenn er sagt: „die nach der Art und Weise ihrer Entstehung völlig ver- „schieden sind, obgleich das äussere Ansehen derselben „allerdings auch nach genauerer Betrachtung ein „gleiches zu sein scheint“. Niemand wird es bei ruhiger Ueberlegung befremdlich finden, dass bei der seit Entstehung dieser Vertiefungen als Riesentöpfe durch die mechanische Arbeit strudelnden Was- sers nothwendig vergangenen Zeit einerseits und der Art des Gesteins, fein und gröber geschichteten Muschelkalks, anderer- seits, eine merkliche Einwirkung der Verwitterung bei den Rüdersdorfer Kesseln zu beobachten ist.*) Ebenso wenig wird 1) Ich acceptire hierbei für den Augenblick der Kürze des Aus- druckes halber die von Herrn Prnck in den Namen „Geologische Orgel“ gleichzeitig gelegte, aber keineswegs allgemein, am wenigsten für alle unter dem Namen von geologischen Orgeln seither beschrie- benen Erscheinungen anerkannte Deutung ihrer Entstehung durch auf- .lösend wirkende Sickerwasser im Gegensatz zum strömenden bezw. strudelnden Wasser. 2) Zeitsch. d. d. geol. Ges., Jahrg. 1879. pag. 628. 3) a. a. O. pag. 340. *) Eine dankenswerthe Aufgabe für einen jüngeren Geologen, der - noch frei genug über seine Zeit verfügen kann, wäre ohne Zweifel die eingehende und auf gründliche Versuche gestützte Erörterung der Frage, - inwieweit die in den Rüdersdorfer Riesentöpfen so gut wie in den Ober- - schlesischen (s. Brief der Herrn Gruner vom 8. Jan. in diesem Hefte) 98 es bei ruhiger Ueberlegung befremden, wenn in dem mehr oder weniger dünnschichtigen Kalksteine schon bei Entstehung der Riesentöpfe durch seitliches Ausbrechen von dem strudelnden Wasser losgelöster Schichtentheile die im Ganzen noch immer sehr regelmässige rundliche Form hie und da gestört erscheint. Und endlich wird es auch Niemand bestreiten können, dass beides je nach geringer Verschiedenheit des dieck- oder dünn- schichtigen, fest gebliebenen oder sei es durch Druck, sei es durch Frost, sei es durch beides gelockerten Gesteins in ver- schiedenem Maasse zu beobachten sein wird. Die Folge davon ist eben, dass drei verschiedene Gruppen von den vorgenannten Beobachtern unterschieden werden, deren extremsten sie über- einstimmend verschiedene Deutung geben wollen, während in Wirklichkeit nur drei Stadien der Deutlichkeit einer und derselben Erscheinung vorliegen. Mir genügt es daher vor der Hand vollständig zu con- statiren, dass selbst Herr Prnck, der durch seine, vor Auffin- dung der deutlicheren Riesentöpfe ausgesprochene gegentheilige Meinung doch immerhin in etwas engagirt war, jetzt unum- wunden zugeben muss, dass nach seiner eigenen nochmaligen Ueberzeugung an Ort und Stelle ein Theil der Vertiefungen im Kalksteine von Rüdersdorf „wirklich echte Riesen- töpfe“ sind. Mögen die Meinungen über die Art des zur Bildung der in Rede stehenden Riesentöpfe nöthigen strudelnden Wassers im Allgemeinen nun immerhin für jetzt noch getheilt bleiben, je nachdem der Einzelne bei Erklärung der Diluvialbildungen Anhänger der Drift- oder der Gletschertheorie ist — denn das Vorkommen derselben nicht nur unter Wasserfällen, son- dern auch ähnlich in stark strömendem oder in brandendem Wasser dürfte ja als erwiesen anzunehmen sein — bei der mir für Norddeutschland als die einzige Lösung erscheinenden und zwischen denselben beobachtete dünne braune Thonbekleidung mit dem in der französischen einschlägigen Literatur der letzten Jahre geradezu stabil gewordenen. in den Ardennen und an anderen Punkten Frankreichs auf der Kreide in und zwischen ähnlichen Vertiefungen beobachteten argile a silex und dem in gleicher Weise dem Jurakalk dort eigenthümlichen argile brune zu vergleichen ist, beziehungsweise inwieweit diese Thonhülle etwa in der That Verwitterungskruste ver- schiedener Kalksteine ist. In diesem Falle würde sie der weiter unten beschriebenen eisenschüssigen Kruste der Uelzener Riesenkessel ent- sprechen. Beachtenswerth wäre hierbei auch der besonders von JuLES MaArrın und von CoLLenorT vertretene Gedanke (Bull. de la Soc. Geol. de France 1876. Ill. ser. tome 4. pag. 653) „que les depöts dont il s’agit ne peuvent £tre attribues qu’ a une action glaciaire, et que . cette action devait remonter jusqu’ aux premiers temps de la periode tertiaire.“ wer Er EEE LEDER, En Abe oe ne 273 Tr ut RR EEE ENN PETER TE X ; = Er > ws Bi H Bu . A "02 59 ES combinirten Gletscher - Drift- Theorie !) und speciell in diesem Falle, bei dem untrennbaren Zusammenvorkommen von Glet- scherschrammen, polirten Schichtenköpfen und Riesentöpfen auf dem Rüdersdorfer Muschelkalk scheint mir nichts näher zu liegen als die mechanische Arbeit einem in Spalten des Eises herabfallenden Wasserstrome bez. Wasserstrahle zuzu- schreiben. Die Nothwendigkeit des weit häufigeren Vorkommens von Riesentöpfen in dem der genannten Theorie nach einst ganz von zusammenhängendem Eise bedeckten, folglich auch den enormen Schmelzwassern desselben ausgesetzten Norddeutsch- land war mir daher vom ersten Augenblicke der Entdeckung wirklicher Riesentöpfe in Rüdersdorf so klar, dass mir das allgemeine Fehlen derselben wie ein Mangel erschienen wäre. Mein Bestreben war daher im vergangenen Sommer, soweit es der ungehinderte Fortgang der speciellen Kartirungsarbeiten erlaubte, dahin gerichtet, mich von dieser allgemeinen Verbrei- tung der Riesentöpfe im norddeutschen Flachlande thatsächlich zu überzeugen. Mein erster Besuch galt daher den von Herrn Nöruise zum Schluss seiner Abhandlung als vor der Hand einziger Vergleichspunkt in Norddeutschland herangezogenen Riesenkesseln von Wapno. Die aus der Abhandlung des Herrn Runge „Ueber anste- hende Juragesteine im Regierungsbezirk Bromberg“ ?) angezo- genen, auf die unverritzte Oberfläche des Gypses von Wapno bei Exin bezüglichen Worte lassen kaum eine andere Deu- tung zu. Bei meinem Besuche im Juli v. J. war nun zwar kaum unverritzte Oberfläche des genannten Gypsstockes noch an irgend einer Stelle aufgedeckt zu finden; aber schon die der Chaussee am nächsten liegenden, ziemlich verfallenen Theile des Bruches zeigten in ihren Wänden im Profil einige wenn auch nicht schöne, so doch unverkennbare Risentöpfe, unten geschlossene Vertiefungen mit rundlichem Querschnitt, deren . eine auch die in Rüdersdorf in einigen Fällen beobachtete unten erweiterte Form besass, welche wohl mit Recht auf die zu- .nehmende Tiefe des Kessels bei gleichbleibender im Rückprall nicht mehr bis an die Oberfläche reichender Kraft des Wasser- stromes zurückgeführt wird. Die aus gewöhnlichem Spathsande des Diluviums beste- 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1879. pag. 1 ff. 2) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXIl. pag. 53. 60 hende Ausfüllung dieser Kessel war zum grössten Theile bereits längst in Folge der früheren Steinbruchsarbeit ausgelaufen, immerhin aber noch deutlich in ihren Ueberresten zu erkennen. Einen weit schöneren bez. überzeugenderen Anblick bietet jedoch die westliche bez. südliche Wand des augenblicklich noch im Betriebe befindlichen Haupttheiles des Bruches, un- mittelbar unter den Hauptgebäuden des. Werkes. Diese Lage, welche ein Vorgehen des Betriebes nach dieser Seite vor der Hand nicht gestattet, bietet Grund zu der Hoffnung, dass die beiden auf Tafel V. in getreuer Abbildung wiedergegebenen Riesentöpfe noch für lange Zeit erhalten bleiben werden und noch manchem zur besseren Ueberzeugung dienen können. Die Wände des grösseren etwa 2,5 M. weiten Kessels zeigen zwar deutliche Spuren der Verwitterung, sind aber trotzdem ziemlich glatt zu nennen. An der einen Seite springt das zwischen dem bis hierher vorgerückten Betriebe und dem Riesenkessel stehen ‚gebliebene Wandstück mauerartig vor. Der Boden des Kessels ist nicht eben, zerfällt vielmehr, was von dem Punkte der Aufnahme aus nicht sichtbar wird, durch einen kleinen Mittelrücken in zwei Vertiefungen, ist jedoch vollkommen nach der Tiefe geschlossen. Die Ausfüllung, welche sich nur in diesem unteren Theile noch erhalten hatte, bestand aus reinem, hier und da etwas eisenschüssigem gewöhnlichen Diluvialsande, in welchem sich noch einige faustgrosse, rund- liche, nordische Geschiebe fanden, auf deren Vorhandensein oder Fehlen meiner Ansicht nach jedoch in einem Gestein von der Härte und Beschaffenheit des Gypses und auch des Rüders- dorfer Muschelkalkes weniger Gewicht zu legen ist, da ein freifallender Schmelzwasserstrahl bez. Strom zusammen mit Sand und abbröckelnden Gesteinsstückchen a zur Auswaschung ausreichen dürfte. Die Deutlichkeit allein dieser beiden Riesentöpfe, welche aus der Abbildung auf Tafel V. besser als sich solches be- schreiben lässt, hervorgehen dürfte, entschädigte mich reichlich für den vergeblichen Besuch von Inovraclaw und Bartschin. Am ersteren Orte, wo ich von einer früheren Anwesenheit noch einige unbedeutende, den Jurakalk erreichende Gruben kannte, war jeglicher Aufschluss u, verschüttet und nichts zu beobachten. In Bartschin aber, wo der Jurakalk in einem nam- haften Bruche jetzt seit Jahren gewonnen wird, war die Ober- fläche des ersteren unter der in 2 bis 3 M. mächtiger Bank den Kalkstein gleichmässig bedeckenden Diluvial- oder Ge- schiebemergeldecke nirgends aufgedeckt, auch solche Abraum- arbeit in nächster Zeit nicht zu erwarten. Die vier graden und senkrechten Wände des Bruches liessen nur eine fast 61 a völlig horizontale, gradlinige Oberfläche des Kalkes unter dem Diluvialmergel beobachten und ich musste mir gestehen, dass es auch nur ein besonders glücklicher Treffer zu nennen ge- wesen wäre, wenn eine der Wände grade den Durchschnitt eines Riesentopfes gezeigt hätte. Dass einzelne auf Riesen- töpfe zu deutende Vertiefungen aber auch hier vorgekommen zu sein scheinen, darauf deuteten die Auslassungen des den Betrieb leitenden Beamten, der solche mit Sand ausgefüllte Löcher sehr wohl von einer den Bruch quer aurchsetzenden, ebenfalls zum Theil mit Sand ausgefüllten Kluft unterschied. Wie hier, so gelang es mir auch einige Wochen später in Lüneburg in Folge mangelnder frischer Aufschlüsse nicht, auf der Oberfläche der dort anstehenden älteren (resteine Riesentöpfe direct nachzuweisen, obgleich auch hier den Ar- beitern ähnliche Vorkommen nicht fremd zu sein schienen. Uelzener Riesenkessel. Dagegen fand ich die gesuchten Riesenkessel auch hier im westlichen Theile unseres Flachlandes in schönster und aus- geprägter Form an einer Stelle, wo ich sie am wenigsten er- wartet hätte. In Begleitung der Herren Schorz (Greifswald) und Gruner (Proskau) unter der liebenswürdigen Führung des Bürgermeisters von Uelzen, Herrn v. Lissıngen, besuchte ich die der Stadt Uelzen gehörige, am Rande der städtischen Forst nach Westerweyhe zu gelegene grosse Mergelgrube, aus wel- cher mir durch die Freundlichkeit des Verwalters derselben, Herrn Oberförster WessBErgeE, die Nachricht von wiederholten Funden starker Geweihstücke zugekommen war. Ueber diese, sowie einige in benachbarten Gruben innerhalb derselben - Schichten gemachte Funde, welche einiges Licht auf die da- malige Fauna werfen, hoffe ich in Kurzem Näheres mittheilen zu können. Für jetzt beschäftigt uns, wie damals sofort beim Betreten der Grube, eine andere Erscheinung. Unter der dünnen 0,5 bis höchstens 1 M. mächtigen Decke des die Lüneburger Haide hier bei Uelzen wie über- haupt bildenden Oberen oder Geschiebesandes haben sowohl die Uelzener Stadtgrube wie die unweit derselben gelegenen Westerweyher Gruben 1 bis 6, ja bis 10 M. regelrecht ge- schichtete Unter - Diluvialsande durchsunken und unter den- selben, entweder direct oder, wie in einem Theile der Uelzener Stadtgrube, noch durch eine dünne Bank Unteren Geschiebe- mergels getrennt, den zu agronomischen Zwecken von weit her abgefahrenen Mergel bis zu 10 M. Mächtigkeit aufgeschlossen. E Die sofort von uns angestellten Aufgrabungen bez. Handbohrun- ee. i erh RN Kr d N ‘ 62 % j PRd, an mn [ | gen ergaben als Liegendes des Mergels abermals ausgesproche- nen Diluvial-Sand und -Grand und bewiesen somit die verschie- dentlich verkannte Zugehörigkeit des Westerweyher Mergels zum Unteren Diluvium. Er nimmt also seiner Lagerung nach genau dieselbe Stelle ein wie im übrigen der Diluvial- Thon- mergel oder Glindower Thon, dem er in Farbe, Structur und feiner Schichtung völlig gleicht und als dessen Vertreter er geradezu aufzufassen ist, Eine solche Vertretung des Thon- mergels durch Fayencemergel — denn als solcher ist der Westerweyher Mergel zu bezeichnen — ist auch im geringeren Maassstabe vielfach in Diluvialgegenden bekannt. Auffällig ist bei dem Westerweyher Mergel, welcher wie jeder Fayence- mergel äusserst feinerdig ist und im trockenen Zustande zwi- schen den Fingern zum allerfeinsten Mehle zergeht, nur der ungewöhnlich hohe Kalkgehaltl. Vier von Herrn LAurEer im Laboratorium der geologischen Landesanstalt angestellte Unter- suchungen ergaben einen Gehalt an kohlensaurem Kalke von 82,6 bis zu 87,5 pCt., was mit anderweitigen Analysen des zu organischen Zwecken weit verbreiteten Mergels in völligem Einklange steht. Dieser diluviale Fayencemergel zeigte nun zu unserm nicht geringen Erstaunen die schönsten und ausgeprägtesten Riesen- töpfe, welche mit dem darüber lagernden Diluvialsande ausge- füllt und den Arbeitern bereits längst unter dem Namen „Büchsen“ bekannt sind. Als ein besonderes Glück war es zu bezeichnen, dass zur Zeit in einer der dem Herrn Ropex- BECK gehörigen grossen Gruben bei Westerweyhe auf einige Erstreckung soeben die Abraumarbeiten beendet waren. Zur möglichst reinen Gewinnung des Mergels werden nicht nur die in horizontaler Lagerung denselben bedeckenden Diluvialsande rein abgetragen, sondern auch die senkrecht bis zu mehreren ‚Metern in denselben niedergehenden Büchsen ebenso rein aus- gegraben. Es bot sich in Folge dessen beim Betreten der Grube das auf Tafel VI. in möglichster Treue wiedergegebene überraschende Bild, zu dessen Erläuterung kaum viel hinzuzu- fügen sein dürfte. | Die im Vordergrunde, wo der Sand abgetragen ist, sicht- baren Riesenkessel hatten Durchmesser von 1,5 bis 2,5 Meter bei einer Tiefe bis zu 3 Meter. Der in denselben ursprüng- lich befindliche Sand ist zum Theil ganz rein, zum Theil wird er als eisenschüssig bezeichnet. Die Wandungen der Kessel, welche als regelmässig und eben bezeichnet werden müssen, zeigen stets eine stark eisenschüssige Rinde, wie solches auf der Grenze durchlässiger und undurchlassender Schichten, na- mentlich auch an der Basis des Glindower Thones, wo der 63 Arbeiter sogar eine besondere Eisenschale (Iserschale) unter- scheidet, eine gewöhnliche Erscheinung ist. Steine werden in den Riesentöpfen für gewöhnlich nicht gefunden, wie sie auch den hier zunächst darüber liegenden Diluvialsanden fehlen. Zur Aushöhlung der Kessel dürften sie auch noch weniger erforderlich sein, als solches bereits oben bei dem Gyps von Wapno hervorgehoben wurde. Ein jeder aus irgend einer Fallhöhe herabstürzende Wasserstrahl muss offenbar hinreichen, in dem feinerdigen und zugleich consisten- _ ten, dabei äusserst gleichinässigen Materiale des Fayencemer- gels ein entsprechendes Loch auszuspülen, das um so regel- mässiger wird, je grössere Tiefe es erlangt. So zeigte denn auch die Uelzener Stadtgrube senkrecht in den Mergel niedergehende Vertiefungen, welche einem sand- erfüllten Baumstamme um so mehr gleichen, als die erwähnte eisenschüssige Sandrinde nicht nur den Eindruck der Baum- rinde erweckt, sondern auch sich derartig erhält, dass solche Sandpfeifen zuweilen von den Arbeitern ringsum freigelegt wer- den und einem wirklichen Baumstamme dadurch täuschend ähnlich werden. (a des folgenden Gruben-Profiles.) mm TI” dm I ohl | m der Grube = = m Hm en Fe == = = Se m _ u — z = — <——m—me RT en ds Diluvialsand.. dm Unterer Geschiebemergel. dfm Fayencemergel (Westerweyer Mergel. « Mit seiner braunen eisenschüssigen Rinde stehen gebliebener Theil eines tieferen Strudelloches. Erweckt nun auch die feine Schichtung sowohl der Wester- weyher Mergel, wie der bedeckenden Diluvialsande zunächst die Voraussetzung eines tiefen und ruhigen Wassers vor und u nach der Bildung der Riesentöpfe, so dass weder an Strudel- x R bildung in der Nähe der Küste oder in starker Strömung, - noch auch scheinbar an Schmelzwasser aufliegenden Glet- schereises zu denken ist, so bietet für letzteres doch das oben schon erwähnte Vorkommen Unteren Geschiebemergels zwi- schen dem feingeschichteten Sande einerseits und dem fein- geschichteten Mergel andererseits vollkommen gegründeten Anhalt. Das obige der Uelzener Stadtgrube entlehnte Profil wird. somit für die Erklärung der dortigen Riesentöpfe von grosser Bedeutung. Ist eben, wozu die neueren Untersuchungen immer mehr zwingen, der Diluvial- oder Geschiebemergel geradezu als die Grundmoräne des Eises zu betrachten, so finden sich die Uelzener Riesentöpfe vollkommen an der richtigen Stelle. Nimmt man nun die erwähnte, von mir versuchte Combina- tion der Gletscher - und Drift-Theorie zu Hülfe, welche bis jetzt die einzige Möglichkeit zur Lösung der eben nicht weg- zuleugnenden Widersprüche bei alleiniger Anwendung der einen oder anderen Theorie bietet, so erklärt sich durch zeitweiliges Aufsitzen der bisher an dieser Stelle den Boden nicht berüh- renden, in gewissem Sinne schwimmenden gewaltigen Eisdecke, sowohl die Strudelbildung aus dem in Spalten herabstürzenden Schmelzwasser , als der vor und nachher in tiefem Wasser regelrecht stattfindende feine Schichtenabsatz. Weit allgemeinere Verbreitung der Riesenkessel in Norddeutschland. Bei Vorstellung dieser zusammenhängenden Eisbedeckung ganz Norddeutschlands und dem dann unbedingt nothwendigen einstigen Schmelzen derselben müssen die massenhaften Schmelz- wasser ebenso nothwendig sehr deutliche Spuren auf der Ober- fläche des Diluviums bez. des grössten Theiles des heutigen Norddeutschland zurückgelassen haben. Die auf diese Schmelz- wasser zurückzuführende, in anderer Weise bisher noch nicht erklärte und doch so auffällige, tiefe, zum Theil mit langge- streckten Seeen ausgefüllte Rinnenbildung in ungefähr NS.- Richtung habe ich bereits in dem mehr erwähnten Vortrage (a. a. ©. pag. 13) berührt und in einem kleinen Uebersichts- kärtchen eines Theiles der Mark Brandenburg (Taf. I. daselbst) in etwa zur Darstellung gebracht. Aber solche nach der Tiefe und der im Ganzen grossen Geradlinigkeit dieser Rinnen be- reits recht gewaltigen Gletscherbäche verlangen doch auch kleinere seitliche Zuflüsse, verlangen gewissermaassen eine Unzahl kleiner Quellen. Solche Quellen sind vor allen die Wasserstrahlen bez. Wasserbäche, welche in zahlreichen, beim allmäligen Aufgange immer weiter sich Öffnenden,, beständig sich vermehrenden 65 - Spalten herabstürzen. Das nächse Product derselben aber sind _ ebenso viele kleinere oder grössere Riesentöpfe bez. Riesen- Kessel. | Als solche Riesenkessel nun spreche ich die zahllosen, bald dichter, bald sporadischer, bald scheinbar regellos in Haufen, bald zu Reihen geordnet über die diluviale Oberfläche Norddeutschlands, ganz besonders zwischen Elbe, Oder und Weichsel, sowie nach Russland hinein vorkommenden kleinen Piuhle und Fenne an, welche man erst bemerkt, wenn man ihrem Rande nahe steht und’ welche sofort durch ihre runde oder nicht selten unverkennbar aus 2, 3, auch mehr Rundun- gen entstandene Form, wie durch ihre tiefe, kesselartige Ein- senkung und ihre, Cisternen gleich nirgends einen Zufluss zei- gende, stille und klare Wasserfläche dem aufmerksamen Beob- achter auffallen. ; EWR a u ln 14 ei Natürlich kann es mir nicht einfallen, jeden Pfuhl und _ jedes Fenn in dem genannten Bereiche für einen Riesenkessel - anzusprechen, da schliesslich jede auch flache Einsenkung der 3 Oberfläche bei einigermaassen undurchlässigem Boden zur - Wasseransammlung geeignet ist, wie beispielsweise ein Blick - auf die geologische Karte Ostpreussens recht deutlich lehrt. - Dass aber die Zahl der durch die oben bezeichnete Form und Art gekennzeichneten enorm gross ist, wird mir jeder Kenner Ede: diluvialen Flachlandes bestätigen. Und dass sie auffällig genug in ihrer gesammten Erscheinung sind, dass zeigen deut- lich die daran bereits geknüpften Hypothesen. A Die älteste derselben ist uns heutzutage durch ihre Un- geheuerlichkeit geradezu unverständlich '), aber sie gerade kann A !) Doch was heisst Ungeheuerlichkeit gegenüber der geringen Er- kenntniss des Menschen. Was wir jetzt vielfach für ungeheuerlich er- _ kennen, war in früheren Zeiten beste Ueberzeugung und was jenen 5 ungeheuerlich erschien, ist uns längst zur gewöhnten Anschauung ge- - worden. Bin ich mir doch wohl bewusst, dass vielen, auch gerade unter Zeits. d. D. geol. Ges. XXX. 1. 5 . 66 | yo: als ein Beweis dienen für den richtig schon damals erkannten engen Zusammenhang der Bildung dieser kesselartigen Vertie- fungen mit der Gesammtbildung des norddeutschen Diluviums. Ich meine die 1780 von dem Director der Berliner Realschule JoH. JES. SILBERSCHLAG, dessen vielseitige Bildung ihn sogar gleichzeitig die Stellungen eines Ober - Consistorialrath und eines königl. Ober-Baurath bekleiden liess, in seiner Geogenie ausgesprochene Idee, dass all’ diese zahllosen Vertiefungen Kratere gewesen, aus denen der Sand und die erratischen Blöcke ausgeworfen und über das norddeutsche Flachland zer- streut worden seien. Es führte ıhn dazu besonders auch die Beobachtung, dass nicht selten — damals vor der Blüthezeit der von LeoroLp v. BucH einst verwünschten Chausseen ge- wiss noch weit mehr in die Augen fallend — die Zahl der Geschiebe je näher dem Pseudokrater sich auffällig vermehrt. Auch die Deruc’sche, von WRrEDE seiner Zeit nachdrück- lich bekämpfte Theorie, nach welcher durch wiederholte Ein- stürze hervorgepresste schlammartige Ausflüsse das von jeher die Geister beschäftigende Vorkommen der Geschiebe in Nord- deutschland und namentlich ihre so auffällige Vertheilung im Geschiebemergel erklären sollten, scheint von der Beobachtung dieser verbreiteten kesselartigen Vertiefungen ausgegangen zu sein. Als bereits widerlegt durch Thatsachen darf auch die im Jahre 1850 von meinem um die Erforschung des Diluviums so verdienten Freunde Meyx in seinem Aufsatz über Erdfälle ?) ausgesprochene Ansicht betrachtet werden, nach welcher diese charakteristische Erscheinung des norddeutschen Flachlandes auch dahin zu rechnen wäre und auf die unmittelbare Nähe älteren Gesteins, namentlich Salz, Gyps, Kalkstein oder Kreide schliessen lasse. „Es zeigt sich demnach, sagt er an genannter Stelle, dass die Erdfälle in der norddeutschen Ebene eine un- gewöhnlich frequente Erscheinung sind. Jeder, der sich die Mühe nimmt, sie zu beachten, wird bald finden, dass sie in der Regel haufenweise versammelt sind, mithin sehr deutlich einen eminenten Punkt in der Unterlage bezeichnen.“ .... „Gerade die kleinsten scheinen auf grösste Nähe des Gesteins zu deuten. Wahrscheinlich würden sich bei sorgfältiger Auf- zeichnung zusammenhängende Linien oder Centra der Verbrei- tung ergeben, aus denen man bald lernen würde, allgemeine den Fachgenossen und zum Theil sogar den erfahrensten derselben ‚die ganze Idee von einer zusammenhängenden Eisbedeckung nicht minder als eine Ungeheuerlichkeit erscheint. Doch die Ueberzeugung scheut auch nicht den Vorwurf der Ungeheuerlichkeit und die Wahrheit geht nur hervor aus der steten Prüfung der Einzel-Ueberzeugungen auf dem grossen Probirsteine der Natur. | 2) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1850. pag. 311-338. u De ae # ae Am Am Ku nen Zn ZU di II. u un 4 U 67 - Züge der Configuration des Felsbodens unter unserm Schutt- lande zu enträthseln.“ Leider haben die bisher angestellten, immerhin schon recht zahlreichen Bohrungen in der Hauptsache eine für diese Theorie viel zu bedeutende Mächtigkeit der Diluvialschichten ergeben. Aber auch direcete Aufschlüsse in nächster Nachbar- schaft solcher Anhäufungen von in Rede stehenden Kesseln haben bisher den gemachten Schluss auf grosse Nähe älterer Bildungen nicht gerechtfertigt. In der Umgegend Berlins zeigt sich z. B. die Erscheinung ganzer Reihen dieser tief eingesenkten Pfuhle auf dem südlich der Stadt gelegenen Plateau des Teltow, zwischen Tempelhof und dem unmittelbar südlich Rixdorf gelegenen Britz, ohne dass bis jetzt irgend eine Andeutung der Nähe älteren Ge- steins gefunden worden ist. Und doch schneidet die vom Süd- ende Rixdorfs das Plateau ersteigende Verbindungsbahn auf längere Erstreckung unmittelbar nördlich eines der Hauptzüge jener Pfuhle in kaum 700 Schritt Entfernung auf längere Er- streckung ziemlich tief in das Plateau ein. Ebensowenig ha- ben verschiedene bis 45 Fuss tiefe Bohrungen auf dem be- ' nachbarten, gewissermaassen in einem Schaarungspunkte der Pfuhlreihen liegenden Gute Britz andere als regelrechte Dilu- vialbildungen getroffen. Grade diese charakteristischen Pfuhlreihen von Tempelhof, Britz und Mariendorf mit ihrer westlichen Fortsetzung bis zum Steglitzer Berg, ja bis auf denselben, dienten auch Beyrich in seinen derzeitigen Vorlesungen über den geognostischen Bau der _ Gegend von Berlin gewöhnlich zum Ausgangspunkte für die Entwickelung einer geistreichen Theorie, welche wohl eigent- - lich nur seinen unmittelbaren Schülern bekannt geworden ist. EEE EBEN ZLEREUEROLERREEN < 5 2 Da dieselbe an dieser Stelle doch nicht gut zu umgehen ist, so möge mein hochverehrter Lehrer mir gestatten, sie statt seiner hier darzulegen. Beyrica hält die in Rede stehenden Vertiefungen in gewissem Grade auch für eine Art Strudel- - löcher, aber für Strudellöcher entstanden durch das Bestreben der Wasser bei plötzlichem Sinken des allgemeinen Wasser- niveaus in die Tiefe zu versickern bis zur nächsten undurch- lässigen Schicht oder bis in das betreffende Niveau, wobei dann sanduhrenartig das umgebende Erdreich nachgezogen wurde und einen mehr oder weniger regelrechten Trichter bez. Kessel bildete. Was hier im Kleinen geschah und speciell mit der Aus- waschung des grossen Längsthales der Spree - Odergewässer in Verbindung gesetzt werden müsste, sieht BeyrıcH im Grossen vollzogen bei der Entstehung der, kranzartig das Becken der Ostsee umgebenden Seen der mecklenburgisch - pommersch- a 68 Br... preussischen Seenplatte, deren ganze wallartige Erhebung ihm, wie ich schon früher !) näher anzuführen mir erlaubte. als die Gegenwirkung eines plötzlichen Einsinkens des Ostseebeckens erscheint. | So sehr diese unstreitig grosse Idee sofort zu zünden ver- mag und stets von Neuem zum Nachdenken anreizt, so habe ich mich doch, vor Allem mit dem ersten Theile derselben, der hier zunächst nur in Rede kommt, nie recht vereinen kön- nen. Ohne dass es natürlich hier meine Absicht sein kann, in eine directe Widerlegung dieser Erklärungsweise eintreten zu wollen, möge es doch gestattet sein, einige zur Beurthei- lung beider geeignete Punkte noch besonders hervorzuheben. Wir sehen dazu von der jedenfalls noch weit schwierigeren, in meinem obengenannten Vortrage bereits in etwa berührten Bildung der grossen Seen und der Seen überhaupt vor der Hand ab — wobei ich nur constatiren möchte, dass auch bei der Brrrıc#'schen Theorie Seenbildung im Grossen und Piuhl- bildung im Kleinen durch analoge Ursachen erklärt werden soll — und beschränken uns ganz auf die Pfuhl- bez. Kessel- bildung bei dieser aber wieder vor Allem auf die Kesselbildung in der Nähe Berlins, wie sie auf dem beigefügten Uebersichts- kärtchen in ihrer Zahl und Vertheilung genau nach den Mess- tischblättern der Kgl. Generalstabs- Aufnahmen verkleinert dar- gestellt worden ist. Das erste, was in die Augen springt bei Betrachtung des Kärtchens auf Tafel VII., ist die stellenweise Anhäufung und demnächst die Gruppirung der Pfuhle zu gewissen Reihen. Dass letzteres kein zufälliger Eindruck ist, wird durch den Umstand bewiesen, dass jede Reihe — man blicke nur auf den Tempelhof-Mariendorfer Complex — zugleich eine durch jede gute orographische Karte markirte Rinne bezeichnet. Dennoch ist diese Rinnenform gegenüber der Tiefe der Kessel bez. der zwischen den einzelnen Pfuhlen stehen gebliebenen Brücke wiederum so zurücktretend, dass man an Ort und Stelle viel- fach nur den Eindruck der einzelnen Löcher und erst durch einen Blick von einem entsprechend hochgelegenen Punkte oder durch eine genaue Niveaukarte auf den dennoch rinnen- artigen Zusammenhang geführt wird. Aber auch die zerstreut, scheinbar einzeln gelegenen Pfuhle, beispielsweise auf dem nördlich Berlins bez. des Thales gele- genen Plateau des Barnim reihen sich bei genauerer Betrach- tung vielfach in grössere oder kleinere Rinnen ein. Gerade dieser, allerdings in einem etwas höheren Niveau zu suchende, stets nachweisbare Abfluss an der Oberfläche scheint mir deut- 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Jahrg. 1879. pag. 15. 69 “ lich zu beweisen, dass die in dem Kessel strudelnden Wasser - einen unterirdischen Abfluss nicht gefunden ‘haben, sondern - überfliessend sich den deutlich erkennbaren Weg bis hinab zur ' nächsten grösseren Rinne gesucht und gebahnt haben. F Unter diesen Rinnen macht sich deutlich eine doppelte - Hauptrichtung geltend. Die entschieden grösseren, meilenweit - zu verfolgenden verlaufen fast sämmtlich in nord -südlicher - Hauptrichtung mit leiser Neigung zu SSW., in östlicheren - Theilen des Flachlandes zu SSO. Die kleineren beobachten - demgegenüber in der Hauptsache eine ost-westliche bez. west- - östliche Richtung und stehen zu ersteren offenbar in dem Verhältnisse von Nebenzuflüssen. Dass bei der Dichtiskeit der schon früher als Schmelzwasser - Rinnen besprochenen nord-südlichen Hauptgerinne manche derselben auf kurze Er- - streckung bereits vorhandene ost-westliche zur Herstellung - mannigfacher Verbindungen zwischen den einzelnen bez. zur - streckenweisen Aenderung ihrer Richtung benutzt haben, kann - nicht auffallen, ja scheint mir einerseits nothwendige Folge der - grossen Fülle und zugleich der Veränderlichkeit des Zuflusses der Schmelzwasser, wie denn auch andererseits die grosse An- - zahl, die Dichtigkeit und verhältnissmässig grosse Tiefe und - gleichmässige Richtung der Rinnen mir wieder nur durch den _ grossen Schmelzprocess einer zusammenhängenden Eisdecke erklärlich wird. | Für eine solche zusammenhängende Eisdecke und das anfäng- - liche Nicht-Vorhandensein der grossen ostwestlichen Hauptthäler - wenigstens nicht in der gegenwärtigen Tiefe und Grösse zur ' Zeit des Oberen Diluvialmergels habe ich schon früher!) das regelrechte Fortsetzen all’ der einzelnen SN.-Rinnen über diese - Hauptthäler angeführt und möchte ich ausser auf das Kärtchen - auf Tafel VII. auch noch einmal auf das damals beigegebene - Kärtchen?) verweisen. Aus beiden ist deutlich zu erkennen l. dass fast jede Rinne jenseits des Haupthales in derselben Richtung ihre Fortsetzung findet °), 2. dass diese Richtung durchaus unabhängig ist von dem Haupthale, dessen Hauptgefälle sich Nebenzuflüsse, wenn sie eben nicht bereits vorhandene Rinnen benutzen, stets anzuschmiegen pflegen, während hier nicht nur ein recht- l) a.a. 0. pag. 13. 2) Ebendas. Taf. 1. % >) Aus Taf. VII. zeist sich, dass die Rinne der heutigen Panke - südöstlich des Hauptthales als Grunewald-Schlachtensee-Rinne fortsetzt; _ ebenso die Weissensee-Rinne nördlich, als Steglitzer-Berg-Rinne südlich - und die Hohen-Schönhausener Doppelrinne im Norden als Britz-Buckower - Doppelrinne im Süden. Ingleichen findet die Rinne der Wuhle ihre - südliche Fortsetzung als Rudower Rinne. 70 winkliges Einmünden der NS.-Rinnen die Regel ist, son- dern sogar’ vielfach eine dem Hauptthale mehr oder we- niger entgegenstrebende Richtung bemerkbar wird. !) Da nun die kleinen Nebengerinne, denen gerade die Kessel in der Hauptsache angehören, wie bereits erwähnt, und aus dem Kärtchen (Taf. VII.) ersichtlich wird, mit diesen NS.- Rinnen im ursächlichen Zusammenhange stehen, so gilt eine gleiche Unabhängigkeit von dem Hauptthale auch von ihnen. Eine solche dem Hauptthale entgegenstrebende Richtung befolgen denn auch unter den kleinen Kesselthälern der Ber- liner Gegend gerade die sämmtlichen Mariendorf - Tempelhofer Rinnen, bei denen man, die Existenz des Thales vorausgesetzt, garnicht einsieht, warum sie nicht dem deutlich vorhandenen Grefälle des Plateaus gegen N. bez. NW. gefolgt wären. Eine solche Unabhängigkeit bez. Präexistenz beweist auch z. B. die kleine bei Schöneiche einmündende WO.-Rinne nördlich des Müggelsee im Osten des Kärtchens auf Taf. VII., deren An- fang jedenfalls dem Hauptthale näher liegt als ihre Aus- mündung. Ein zweiter, bei Betrachtung all’ der Kessel sehr in’s Gewicht fallender Punkt ist der Umstand, dass alle die vielen Kessel, um die es sich handelt, fast stets und zu allen Jahres- zeiten mit Wasser gefüllt sind. Es hängt das einfach damit zusammen, dass alle diese Kessel des Weiteren im Lehm bez. Diluvialmergel liegen und legt den Schluss nahe, dass sie auch mit ihrem Grunde noch in dieser undurchlässigen Schicht ste- hen. Im Norden der Stadt Berlin ist eine dies direct bewei- ‚sende grosse Mächtigkeit des Geschiebemergels durch Bohrun- sen hinlänglich bekannt geworden.”) Im Süden der Stadt, wo eine den Oberen und Unteren Geschiebemergel trennende mäch- tige Sandschicht bekannt ist, fehlen die Kessel auffälliger Weise gerade da, wo die Obere Mergelbank notorisch von geringster Mächtiskeit ist, also z. B. auf dem grossen Tempelhofer Felde, während wiederum südlich Tempelhof, da wo die Tempelhof- Mariendorfer Kesselreihen sich hinziehen, nirgends die Sand- schicht unter dem Oberen Geschiebemergel erreicht worden ist, ja sogar die hier bereits vollendeten Kartenaufnahmen gezeigt - haben, dass ungefähr mit dem Beginne von Britz nach Süden zu längs des Thalrandes der Obere Mergel schon wieder un- mittelbar auf dem Unteren lagert. Hervorheben möchte ich noch, dass diese dem Oberen Diluvialmergel gradezu als Eigenthümlichkeit zuzusprechende 1) s. a. das Kärtchen im Jahrg. 1879. pag. 14. 2) s. Lossen: Der Boden der Stadt Berlin. ; f 1 4 = Kesselbildung in seinen sonst ebenen oder flach welligen Flä- chen mit der Auffassung desselben als unmittelbare Grund- moräne des Eises insofern in vollem Einklange steht, als hier grade, wenn überhaupt vorhanden, Riesentöpfe bez. Kessel am ehesten am Platze sind und geradezu erwartet werden müssen. Eine weitere Wasserbedeckung, welche die Spuren derselben durch neue Ablagerung verwischen konnte, hat aber bekanntlich nach völligsem Verschmelzen des Eises nicht mehr stattgefun- den. Die bei diesem völligen Verschmelzen des Eises und dem Verlaufen des sich mehr und mehr zurückziehenden Wassers gebildete Decke von Oberem Sande, Meyn’s Geschiebe- sand (ein Theil meines früheren Decksandes) ist wenigstens so - dünn — in ganz Norddeutschland auf 0,5 bis 1 M. Mächtig- keit beschränkt — dass sie die in Rede stehende Oberflächen- gestaltung, die zum grossen Theile mit ihr überhaupt gleich- zeitig stattfand, nicht zu verhüllen im Stande war. Ja viel- fach ist sie eben so dünn, dass sie von der durch die Verwitterung im Laufe der Jahrtausende gebildeten lehmigen Sandrinde (dem anderen Theile meines früheren Decksandes), zumal unter Einwirkung der Cultur, überhaupt nicht mehr zu trennen ist und daher noch von manchen Geognosten, die grade solche Gegenden zunächst kennen gelernt haben, über- haupt in ihrer selbständigen Existenz angezweifelt wird. Eine mir bis jetzt im Grunde genommen immer unerklär- lich gebliebene Beobachtung, das bisher vollkommen unmoti- virte Vorkommen tiefer, reiner Sandlöcher inmitten einer völlig ebenen Lehmplatte, wie es die zahlreichen Handbohrungen bei Gelegenheit der Kartenaufnahme zuweilen ergaben und stets von den durch die Verwitterung gebildeten lehmigen Sand- zapfen ganz wohl unterschieden wurde, findet jetzt unschwer auch ihre naheliegende Erklärung. Es sind eben von dem Geschiebesande ausgefüllte und so eingeebnete Riesentöpfe. Schliesslich verdient es noch der Erwähnung, dass in der That, die Beobachtung SILBERsScHLA®’s einigermaassen bestäti- gend, nicht selten um die Kessel herum eine grössere Häufig- keit der oberflächlich lagernden Geschiebe stattfindet — aller- dings nicht mehr in der Gegend von Berlin, wo längst alle grösseren Steine fortgelesen sind!) —. Es steht dies in weiterer Uebereinstimmung mit der durchweg gemachten Beobachtung, dass um die Kessel herum bez. in den Kesseln alle sonst in ») Nach einer Verordnung der Kreis- und Domainen-Kammer vom Jahre 1763 war dafür zu sorgen, „dass jeder Bauer, der mit einem Wagen nach Berlin fahre, zwey Feldsteine dahin mitnehme, und die- selben im Thor abwerfe.* Diese Steine sollten zum Strassenpflaster zu Hülfe genommen werden. Büscume, Beschreib. s. Reise von Berlin nach Kyritz in der Prignitz. Leipzig 1780. pag. 7. 72 Vertiefungen und Rinnen ei Abschlenn fast ganz a fehlen oder doch sehr zurücktreten, was beides durch die aus dem Eise hier herabstürzenden und gleich einem Gebirgsbache spülenden Schmelzwasser im Zusammenhange mit der ganzen Vorstellung leicht seine Erklärung findet. Den Weg aber, den das fortgeführte feinere Material genommen, deutet die, Riesen- B | kessel mit Riesenkessel im höheren Niveau verbindende Rinne an, während das Material selbst als ein an jedem Punkte für sich ziemlich gleichmässiger Sand sich in den grösseren Rin- nen, in welche sie münden, zum Theil regelrecht abgelagert findet, im übrigen aber später das Material zu den Thalsand- flächen der Hauptthäler hergegeben hat. So erklärt sich immer mehr, je weiter ich die in der ' combinirten Gletscher - Drifttheorie ausgesprochene Gesammt- anschauung von der Bildung unseres norddeutschen Diluvium zur Anwendung bringe, ein Räthsel nach. dem andern, dessen Existenz als ein solches bisher Niemand leugnen konnte. Habe ich doch oft genug in früheren Jahren rathlos am Rande dieser räthselhaften tiefen, runden Pfuhle gestanden, ohne eine stichhaltige Erklärung finden zu können. Wenn aber irgend etwas geeignet ist, die Richtigkeit einer Theorie, ohne die ein Fortschreiten in der Erkenntniss nicht möglich ist, that- sächlich zu erweisen, so ist es diese, wie ich schon oben sagte, stete Prüfung auf dem grossen Probirsteine der Natur. Nachschrift. Soeben erscheint Herrn Even Geinıtz’s „Beitrag zur Geo- logie Mecklenburgs“ und finde ich zu meinem Erstaunen und meiner Freude nicht nur dieselben Kessel bez. Pfuhle — dort in Mecklenburg „Sölle“ genannt — der aufmerksamen Beach- tung werth gehalten, sondern auch denselben Gedanken betreffs ihrer Entstehung ausgesprochen mit den Worten: „Die Sölle sind eine so weit verbreitete Oberflächenerscheinung und haben überall ein so gleiches Aeussere, dass ihre Entstehung in allen Gegenden wohl ein und dieselbe sein wird und es scheint mir die Erklärung, sie als Strudellöcher aufzufassen, am meisten Wahrscheinlichkeit zu haben.“ Diese vollkommen un- abhängig von einander stattgehabte Gleichheit des Gedanken- sanges begrüsse ich als einen weiteren indirecten Beweis für die Stichhaltigkeit der Erklärung und zwar nicht nur der Ent- stehungsweise jener Sölle oder Pfuhle, sondern der ganzen Entstehungsweise des norddeutschen Diluviums überhaupt, von welcher die erstere nur ein folgemässer Ausfluss ist. Senn © a ln "ut u u ne at ne le Zweite Nachschrift. Riesentöpfe in Oberschlesien und in Pommern. Die auf allen Gebieten des Wissens oft und immer wieder gemachte Erfahrung, dass es nur eines ersten richtigen Er- kennens bedarf, um bald das noch vor Kurzem Unbekannte überall zur Erscheinung kommen zu sehen, bestätigt sich auch hinsichts der Riesentöpfe oder Riesenkessel von Neuem. Am 8. Januar schrieb mir Herr Gruner (Proskau) von der seiner- seits gemachten Entdeckung zahlreicher Riesentöpfe in der Oberfläche des oberschlesischen Muschelkalkes bei Krappitz und Gogolin, zwischen Kosel und Gppeln. Da das Schreiben bereits zu den brieflichen Mittheilungen gegeben ist, so erlaube ich mir hier einfach auf die letzteren in diesem Hefte zu ver- weisen. Soeben noch, während des Druckes der Abhandlung, er- halte ich aber von Herrn Hermann ÜREDNER zwei Zeichnungen, welche derselbe vor 10 Jahren bei Gelegenheit eines Besuches des Jura-Vorkommens an den Odermündungen nach der Natur entworfen hat und welche mit einem Fragezeichen bisher in der Mappe geruht hatten. Die Blätter veranschaulichen un-. verkennbar dieselben Vertiefungen in der Oberfläche des Pom- merschen Jura, wie sie der Rüdersdorfer Muschelkalk zeigt. „Auch ich — schreibt mein Freund Oreoner an Herrn Daues, dem er die Profile mit anderen Sachen zunächst zugesandt hatte — bin jetzt nach NörLine’s Arbeit geneigt, diese Löcher für Riesentöpfe zu halten, woran ich freilich bei Aufnahme jener Skizzen nicht denken konnte, weil ich noch in der Eis- berg-Theorie befangen war.“ Das eine jener Profile hat Crepner selbst schon in sei- nen „Elementen der Geologie“ (pag. 428. Fig. 273) als „Jurassisch e Klippen (Ober-Oxford) im Diluvium von Klemmen unweit Gülzow in Pommern“ wiedergegeben, ohne jedoch weiter auf die eigenthümlichen Vertiefungen und ihre Entstehung ein- zugehen. Es möge hier noch einmal folgen. a Jurakalkstein (Ober-Oxford.. b Diluvium. e a Die Wiedergabe des zweiten jener Profile war CREDNER so freundlich, mir hier ebenfalls zu gestatten. Riesentopf mit grossem Syenitblock im baltischen Jura, an der Küste des Gr. Bodden bei Soltin in Pommern. a Dunkelbrauner, eisenschüssiger, mürber Sandstein, nach oben mit vielen schaligen Sphärosideriten. b Hellbrauner mürber Sandstein, nach oben ebenfalls mit Sphäro- siderit- Nieren. Ueber ihm liegt ein sehr eisenschüssiger, brauner Sandstein voll Avicula 'echinata und einzelnen Bel. giganteus (Cornbrash). e Diluvialsand mit d und e. d sSyenitblock von ca. 3 M. Durchmesser, welcher grosse Orthoklase und Orthoklas - Ausscheidungen enthält. e Thonbänkchen. Beide Profile werden nach dem Vorhergehenden kaum einer weiteren Erläuterung bedürfen. Für die Entstehung jener Vertiefungen als Riesentöpfe aber dürfte gerade das Soltiner Profil ganz besonders lehrreich sein, gleichsam als Verkörpe- rung von Ursache und Wirkung. G. BERENDT. Te Er Da ya lb ee nina CHE a a 5 Da © a a nu 5 se BT RER 5 a: En 75 6. Ueber Schichtenstörungen im Untergrunde des Geschiebelehmes, an Beispielen aus dem nordwest- lichen Sachsen und angrenzenden Landstrichen. Yon Herrn Hermann GrEDNER In Leipzig. Hierzu Tafel VIlI. und IX. In Folgendem sollen Schichtenstörungen aus dem nord- westlichen Sachsen und angrenzenden Landstrichen geschildert werden, welche der mechanischen Einwirkung des skandina- visch-norddeutschen Inlandeises auf seinen Untergrund, also dem Gletscherschube, zuzuschreiben sind. Die Gelegenheit, die Einwirkung vorrückender Glet- scher auf lockeren, nachgiebigen Untergrund, nämlich auf ge- schichtete Thon-, Lehm- und Kiesablagerungen beobachten zu können, ist nur selten gegeben. Die Mehrzahl der alpinen Gletscher ist seit Jahren im Rückzug begriffen oder stabil, — die skandinavischen Gletscher sind z. Th. wegen unge- nügender Verbindung schwer zu erreichen, und die grönlän- dischen Gletscher schieben sich direet in’s Meer, um dort zu kalben. Von dem fast allgemeinen Loose der Alpen- gletscher, an Terrain zu verlieren, machen nur wenige Eis- ströme eine temporäre Ausnahme, indem sie zuweilen eine nicht unbeträchtliche Strecke weit thalabwärts vorrücken, um sich dann wieder zurückzuziehen, so z. B. der Vernagtgletscher, der Suldener Gletscher, der Tourgletscher, der Bossonsgletscher und andere. Auf dem Areale, über welches diese Gletscher hinweggeschritten sind und welches sie dann wieder preis- gegeben haben, ist der frisch entblösste Untergrund der Unter- suchung erschlossen. In allen mir bekannt gewordenen Fällen ergab diese das unerwartete Resultat, dass die Kies- und Sand- schichten, über welche sich der Gletscher neuerdings vorge- schoben hatte, vollständig unberührt in ihrer ursprünglichen Lage verblieben waren, also Stauchungen und Verschiebungen nicht erlitten hatten. Um diese Thatsache zu vergewissern, wandte ich mich an mehrere erfahrungsreiche Gletscherkun- dige, welche mir mit dankenswerthester Zuvorkommenheit ausführliche Mittheilungen machten. So schrieb mir Herr % Frien. Sımony aus Wien Folgendes:. „Der Suldner Ferner im | Örtlergebiete ergoss sich in den Jahren 1815 — 1817 mehrere Tausend Fuss über seine normale Grenze mit steilem Gefälle in einer Mächtigkeit von 70—80 M. schliesslich über einen ebenen, aus lockeren Kiesmassen bestehenden Wiesengrund. Trotz dieser Mächtigkeit der sich wuchtig vorschiebenden Eismasse blieb der von ıhr bedeckte Thalboden dennoch nahezu intact; es bildete sich keinerlei Stirnwall durch Aufwühlen des Schuttgrundes und nur der von dem später schmelzenden und zurückweichen- den Gletscher auf dem früheren Wiesenplan zurückgelassene Moränenschutt verrieth die vorübergehende Anwesenheit eines gewaltigen Eisstromes. Auch bei mehreren anderen Gletschern, die nach einem mehr oder minder intensiven Vorrücken in den letzten 2 Decennien wieder zurückgetreten waren, liess sich nirgends eine nennenswerthe seitliche Aufschiebung unter- lagernder lockerer Bodenschichten constatiren.“ Aehnlich lautet die mir von Herrn As. Heım in Zürich gewordene Auskunft: „Nur selten und nur in ganz engem Thale gleich unterhalb einer Erweiterung beobachtete man, dass ein vorrückender Gletscher Greschiebegrund aufwühlte; unter gewöhnlichen Verhältnissen lässt der Gletscher auch den Greschiebegrund vollkommen intact. Der Glacier du Tour rückte 1818 über bewachsenen Weidegeschiebegrund vor. Er liess den Weideboden unzerstört. Als er sich 4 Jahre nach- her wieder stark zurückzog, trieben die Wurzelstöcke von Trifolium alpinum, Trifolium caespitosum, Cerastium latifolium wieder Blätter und Blüthen, — sie waren unzerstört und lebensfähig geblieben. Diese Beobachtung stammt von ÜHAR- PENTIER. Eine grosse Anzahl ähnlicher Wahrnehmungen machte Escher in den Jahren 1834— 1840, während deren ebenfalls viele Gletscher vorrückten; leider sind fast keine derselben publieirt worden, sie finden sich nur in seinen Reisenotizen ‘ aufgezeichnet. In Uebereinstimmung mit diesen älteren Beob- achtungen stehen diejenigen, welche wir heute an den Glet- scherenden machen können. Eine sehr grosse Zahl gewaltiger Gletscher stehen mit ihrem Ende, das in den letzten Jahr- zehnten oft über 300 M. weit zurückgegangen war, auf un- verletztem alten Geschiebegrund. Man kann oft unter die Gletscher kriechen, und findet dann stets, dass der Gletscher dem Gchiebeboden obenauf liegt, nicht auf den Fels herunter reicht, also beim einstmaligen Vorrücken den Geschiebegrund ungestört liess. Es ist dies beispielsweise von mir und anderen beobachtet worden an dem Rhonegletscher, Unteraargletscher, Hüfigletscher , Brünnigletscher, Roseggletscher, Morteratsch- gletscher, Schwarzwaldgletscher und bei vielen kleinen Glet- schern.“ 17 Auf Grund dieser und noch anderer ähnlich lautender Beobachtungen wäre man versucht, es als Erfahrungssatz hin- zustellen, dass Gletscher bei ihrem Vorrücken ihren aus nach- giebigen Schichten bestehenden Untergrund intact lassen und Lagerungsstörungen innerhalb des letzteren nicht bewirken. Und doch würde dieser Schluss ein voreiliger, ein zu allge- meiner sein. Vielmehr liegt eine Anzahl von z. Th. in der - Literatur zerstreuter, z. Th. noch nicht publieirter Beobach- tnngen vor, welche beweisen, dass Gletscherschub unter gewissen Bedingungen Lagerungsstörungen im Gefolge hat; und zwar erhalten dieselben für unsere Zwecke dadurch besondere Bedeutung, dass sie der Art nach vollkommen mit denen im Untergrunde unseres Geschiebe- lehmes übereinstimmen. In seinen „Gletschern der Jetztzeit“ schreibt Mousson (pag. 56): „Drängen beim Vorrücken die Thalwände den Glet- scher zusammen, oder stösst er auf Hindernisse, so wühlt er gleich einer Pflugschaar den Boden bis auf den Fels auf und treibt Alles, was vorliegt, mit unwiderstehlicher Gewalt vor sich her.“ Im Jahre 1818 sah CnaArPEnTIerR, wie der vor- schreitende Trientgletscher einen Wald angriff, sich mit der Schärfe seines vorderen Endes zwischen Fels und Waldboden schob und diesen und die Bäume vor sich herwälzte. Nach Heım’s brieflichen Mittheilungen ist es oft beobachtet worden, dass ein vorrückender Gletscher seine Endmoräne etwas vor sich herschob, sie ausbreitete, einigermaassen einebnete und dann über dieselbe hinwegstieg. Ferner haben SaussurE sowohl wie CHARPENTIER Felsblöcke von 14—20 M. Seitenlänge durch Eisschub zuın Sturze gebracht und fortgedrängt werden sehen (Mousson, 1. c. pag. 56). Auch dafür, dass anstehende Fels- schichten in ihrer Lagerung durch Gletscherschub affıcirt wer- den können, liegt ein Beispiel in der Beobachtung Escher’s vor, dass die Schichtenköpfe eines steil in der Thalrichtung einfallenden Schiefers an einer Thalverengung, durch welche sich der Gletscher drängen musste, umgeknickt wurden (Hem). Eine ähnliche Beobachtung, die sich jedoch vielleicht auf den- selben Fall beziehen mag, erwähnt Moussox (l. c. pag. 57): EscHeEr fand am Zmuttgletscher festen Felsboden, der vom ' Eise zerrissen und auseinander gelöst wurde. Ein höchst lehrreiches Beispiel sich vor unseren Augen vollziehender Stauchung und Umkippung der oberflächlichen Bodenschicht durch Gletscherschub beobachtete ich im Sommer des Jahres 1878 am unteren Ende des Buersbrä (Buarbrä) in Norwegen. Derselbe, ein Gletscher erster Ordnung, senkt ‚sich vom Ostrande des Folgefons in das Buerthal bis zu 1445 norw. Fuss über den Spiegel des benachbarten Sörfjords, TR dem südwärts gerichteten Arme des Hardanger Fjords. hinab und dringt auch jetzt noch mit verhältnissmässiger Schnellig- keit thalabwärts, so dass er von Jahr zu Jahr immer mehr von den zu den nahen Buergehöften gehörigen Grundstücken überzieht. Sexr!) constatirte 1860, dass sich dieser Gletscher im Laufe des letzten Menschenalters um /, norw, Meile, also fast 1,5 Kilometer vorgeschoben hat und sich im Anfange der sechziger Jahre täglich um 3 bis 4 Zoll vorwärts bewegte. Nach Nirusen’s Angabe ist derselbe während des Jahres 1870 um mehr als 80 M. und im Sommer 1871 in einer Woche um 4 M. thalabwärts gerückt. Der untere Theil des Buergletschers wird von breitklaf- fenden Radiärspalten durchsetzt, in denen das dunkelblaue Innere des Gletschers sichtbar wird. In Cascaden fällt das oberflächliche Schmelzwasser herab, um sich mit dem Glet- scherbache zu vereinen. Der:letztere stürzt wild aus einem in flachem Bogen gewölbten, 3 bis 4 M. hohen und etwa 10M. breiten Gletscherthore hervor, um sich bald auf der dort gerade eine Strecke weit flachen und breiten Thalsohle in eine Unzahl schmaler Arme zu zertheilen, welche Hunderte von flachen Sand-, Kies- und Geröllbänken umfliessen. Je nach der sich mit der Tagestemperatur ändernden Menge der Schmelzwasser werden zahlreiche dieser seitlichen Verzweigungen des Glet- scherbaches zeitweilig trocken gelegt, oder von diesem mit Wasser gespeist, welches dann je nach seiner Reichlichkeit und somit Transportfähigkeit bald feinen Sand, bald gröberes Material ablagert, wie ich mich durch Einschnitte in die Glet- scheralluvionen überzeugte. Es ist augenscheinlich, dass in diesem vielfach verzweigten, abwechselnd wasserarmen, trocke- nen und wasserreichen Canalsysteme ganz ähnliche unregel- mässig mit einander verknüpfte, aber zusammenhängende Ab- lagerungen von verschieden grobem Korne producirt werden, wie wir sie in gewissen unserer Diluvialkiese und -sande mit ihrer Linsenstructur erkennen. Bis auf seine von diesen Gletscheralluvionen eingenommene Sohle ist der unebene Thalboden , über welchen der Buersbrä vorschreitet, von Rasen bedeckt, hier und da mit Erlen und Birken bestanden und mit z. Th. gewaltigen Felsblöcken bestreut. Das energische Vorwärtsdrängen des Gletschers äussert sich nun mit Bezug auf den vorliegenden Thalboden zuerst darin, dass derselbe Felsblöcke zum Umsturze bringt, und falls der Thalboden geneigt ist, sie vor sich herwälzt. Bei meinem Besuche des Buersbrä liess sich dies namentlich an einem etwa I) Sexe, Om Sneebräen Folgefon. Christiania 1864, pag. 9 f. 19 7 M. langen und 4,5 M. hohen und breiten, scharfkantigen Gesteinsblocke wahrnehmen, der vom Fusse des Gletschers bereits in eine derartig unsichere Stellung versetzt worden war, dass er bei um sehr Geringes fortgesetzter Bewegung des Glet- schers umkippen, sich überschlagen und augenscheinlich den - flachen Hang, auf dem er sich befand, hinabrollen musste. Mein Führer versicherte, dass dies sich in der That zu ereig- nen pflege und dass die den Gletscherrand umgürtende Reihe von grossen Blöcken von dem Gletscher vor sich her gewälzt und geschoben worden sei. Diese Angabe steht nicht nur im Einklange mit der ganzen Erscheinungsweise dieses end- moränenartigen Blockgürtels, sondern auch mit der Thatsache, dass auf dem Gletscherrücken keine solchen grossen Blöcke zu beobachten sind, welche durch ihr Herabstürzen sich zu einem derartigen Moränenwalle hätten ansammeln können. Auf horizontalem oder flach ansteigendem Terrain hat dieser Blockschub noch andere Erscheinungen im Gefolge, in denen sich die Gletscherbewegung noch deutlicher offenbart. Sie bestehen in der Zusammenpressung, Faltung, Berstung und Ueberkippung der Rasendecke. Alle einzelnen Stadien dieses Vorganges waren damals rings um den Fuss des Buersbrä durch Beispiele illustrir. An einer Stelle (Fig. 1 Taf. VIII) presste der Fuss des Gletschers einen etwa 10 M. langen Felsblock gegen einige augenscheinlich bereits an und über einander geschobene kleinere Blöcke und diese gegen den berasten Hang, so dass sich dessen Rasendecke vom Unter- grunde abgelöst und zu einer flachen Falte emporgewölbt hatte. Andere Punkte am Gletscherfusse verdeutlichen die weiteren Folgen andauernden Schubes. Die Falten werden steiler, er- reichen 1,3 M. Höhe, beugen sich mit dem Gipfel über, kippen also um und bilden kleine bis über 6M. lange Systeme. Jetzt berstet die Rasendecke direct am Fusse des Gletschers und nun presst dieser das Block- und Schuttmaterial seiner flachen Endmoräne keilartig unter die losgelöste Rasendecke (Fig. 3 Taf. VIN.). Die aufgepflügten Schollen derselben können da- durch etwa 3,5 M. hoch über das eingezwängte Haufwerk ge- schoben und dabei mehr und mehr aufgerichtet werden, bis sie eine fast senkrechte Stellung und die in ihr wurzelnden, noch grünes Laub tragenden Bäumchen eine horizontale Lage er- halten haben (Fig. 2 Taf. VII.). Ganz ähnliche Erscheinungen sind jedoch auch ohne Ver- mittelung von Schubblöcken möglich. So beobachtete ich den Fall, dass der scharfe Gletscherfuss die Rasendecke bis zu einer Höhe von 1 M. aufgestülpt und vollkommen senkrecht gestellt hatte, während er gleichzeitig das von Wurzeln durch- 80 | zogene Erdreich wie eine Pflugschaar aufwühlte Dan vor a herschob. Die vom unteren Ende des Buersbrä beschriebenen Er- scheinungen sind deshalb von doppelter Bedeutung, weil sie erstens die Möglichkeit von Stauchungen, Faltungen "und Ueber- kippungen oberflächlicher Schichten von Seiten eines vordrin- genden Gletschers darthun, und zeigen, wie Moränenschutt, also jüngeres Material, keilartig unter eine ältere, bereits an Ort und Stelle befindliche Schicht (hier die Rasen- und Humus- decke) injieirt werden kann; — zweitens weil hier zugleich eine der Hauptbedingungen, unter denen sich dieser Vor- gang vollzieht, zur Anschauung gebracht wird: es ist die oberflächliche Unregelmässigkeit des Bodens, auf dem sich der Gletscher bewegt, oder das flache Ansteigen des Untergrundes überhaupt. Sie bilden die Voraussetzung, welche Schichtenstörungen von Seiten eines Gletschers ermöglicht. Diese Bedingungen waren in allen jenen Gegenden erfüllt, welche von den grossen, weit aus den Gebirgsthälern der Alpen vordringenden Gletschern, und welche von der skandinavisch- norddeutschen, sowie von der schottisch- englischen Eisdecke während der Diluvialzeit überzogen wurden. Deshalb sind auch dem jetzt, nach dem Rückzuge der letztgenannten Kis- massen wieder blossgelegten einstmaligen Gletscheruntergrunde fast in seiner ganzen Ausdehnung die grossartigsten Schichten- störungen aufgeprägt. In Schottland und in Schweden, wo die Spuren früherer Vergletscherung des Landes handgreiflich vor Augen liegen, hat man diese letztere bald mit den Schichten- störungen des Schwemmlandes, über welches das Eis hinweg schritt, in genetischen Zusammenhang gebracht. In Deutsch- land hingegen sind zwar jene Schichtenstörungen nicht über- sehen, im’ Gegentheil oft abgebildet und geschildert, z. Th. aber auf sehr abweichende Weise erklärt worden. So liegen von BErEnpt, Beum, Beurens, BoLL, v. D. BoRnE, v. CorTTa, v. DecHhen, E. GeInITz, GIEBELHAUSEN, GIRARD, GTLOCKER, v. HıGenow, HELLAND, JENTZSCH, JoHnsTRUr, KüseL, Lossen, Penck, PLETTNER, ZADDACH u. a.!) mehr oder weniger aus- führliche Beschreibungen solcher Erscheinungen aus fast dem sanzen Gebiete der norddeutschen Ebene, von der Weichsel bis jenseits der Elbe vor, aber nur die Publicationen der jüngeren Zeit, also seitdem man sich von der bis dahin herrschenden Eisberg-Theorie loszusagen begann, haben ver- 1) Ueber die einschlägige Literatur siehe: Lossen, Der Boden der Stadt Berlin, Berlin 1879, pag. 370. — Penck, diese Zeitschrift 1879, pag. 126. nn VE HRE er ee er Ei 5 _ suchen können, jene Erscheinung auf Gletscherwirkung zurück- zuführen, wie es bereits vor mehreren Jahren von JounsTaup - und neuerdings von Benrexs, BERExDT, E. Geinıtz, HELLAND _ und Penxck geschehen ist. 2 Anders liegt, wie gesagt, der Fall in Skandinavien, dessen früher allgemeine Vergletscherung für bewiesen gilt. In - Schweden nehmen ausser der eigentlichen Grundmoräne, dem Krosstensgrus und Krosstenslera, wesentlich Sande, Kiese und Thone an dem Aufbau der Glacialformation Theil. Dass Stau- - ehungserscheinungen innerhalb dieser Diluvialablagerungen eine - ganz allgemeine Verbreitung besitzen, geht aus zahlreichen - Publicationen der geologischen Landesuntersuchung von Schwe- - den hervor, die gerade auch diesem Phaenomen besondere Aufmerksamkeit gewidmet hat. Die dasselbe behandelnden, - z. Th. von höchst instructiven Abbildungen begleiteten Auf- - sätze aus der Feder von E. Erpmann, OÖ. Gumasuius, A. G. - Naruorst, D. Hummer und O. TorerL?!) zeigen, dass im Zu- sammenhange mit der Ausbreitung des Geschiebelehmes fast _ überall Aufrichtungen, Ueberkippungen, Faltungen, Knickungen, - Stauchungen, Berstungen, Zerstückelungen und Verwerfungen - der Sande und Thone im Liegenden desselben in grossem > Maassstabe stattgefunden haben, dass ferner der Geschiebe- - lehm gang- oder sackförmig in seinen Untergrund eingepresst - worden ist und dass in eckige Fragmente zerstückelte, pla- stische, dünngeschichtete Thone mit dem ursprünglich darüber- liegenden Lehme eine Strecke weit fortgeschleppt und zu einer Breceie vermengt wurden. Den klarsten Einblick in diese - Schichtenstörungen gewährt die schwedische Steilküste des - Öresunds nördlich von Landskrone, die ich im Sommer 1878 - unter der lehrreichen Führung des Herrn E. Erpmann studirte, - welcher die dort gebotenen Aufschlüsse in seiner oben citirten Arbeit speciell beschrieben und abgebildet hat. Am meisten _ überraschte hier die Stauchung der höchst regelmässig geschich- _ teten feinen Diluvialsande zu Falten von 5 bis 10 M. Höhe - mit z. Th senkrecht stehenden, ja übergekippten Flügeln, die - oben scharf vom Geschiebelehm abgeschnitten wurden. E. Von der dänischen Insel Möen haben PugaAArD, JOHN- _ StRup und HrrLanp ’) noch grossartigere Störungen beschrieben _ und gezeist, dass dort die Kreideschichten gebogen, geknickt RN. 2) An dieser Stelle sei namentlich verwiesen auf: E. ERrDMANN, - Jakttagelser öfver moränbildningar ete.; geolog. föreningens förh. Bd. 1. No. 12. — E. Erpmann, Bidrag till kännedom om de lösa jordafl. i Skäne, ebend. 1874. No. 15.; ferner: ebend. 1879. No. 50. — A. G. NarHorst, Om brottstücken af hvarfig lera inneslutna i en oskiktad - era etc., ebenda 1875. No. 25. 2 ?) Siehe: A. Heıann, diese Zeitschrift 1879. pag. 71. —— Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 1. 6 a | und zerrissen sind, während eleichzeitig Geschiebelehm gang- | und stockförmig in die entstehenden Klüfte gepresst worden ist. Gleiches wie von Schweden gilt von Finnland, welches - in den Rundhöckern, Felsschliffen und Moränenablagerungen, die das Land bedecken, die unwiderleglichen Beweise seiner ehemaligen Vergletscherung zu erkennen giebt. Es kann des- halb nicht auffallen, wenn JernsTRön !) ganz ähnliche Störun- | gen der dortigen geschichteten Glacialablagerungen zur Dar- stellung bringt, wie die oben aus Schonen erwähnten. Die Glacialablagerungen von Liv-, Est- und Kurland hat GREWINGK neuerdings wiederum zum Gegenstande specieller Beschreibung gemacht?), und den Nachweis geführt, dass von Skandinavien und Finnland aus eine Eisdecke über den bott- nischen und finnischen Meerbusen und über die Ostsee in die Ebenen des Ostbalticums und Innerrusslands vorgerückt ist. Bei dieser Eisbewegung wurde der Untergrund je nach seinem Relief und seiner petrographischen Beschaffenheit verschieden affieirt und z. Th. zertrümmert, z. Th. geschliffen, tief ausge- furcht und geschrammt. Grosse Granitblöcke sind bis zur Hälfte in den rothen Devonthon der Gegend von Dorpat ein- gepresst worden (pag. 96), — Grandbänke im Liegenden des Geschiebelehms enthalten gradlinig und rechtwinkelig begrenzte Sandschollen (pag. 98); — bei Reval folgen Lagen ziemlich steil nach W. einfallenden und von seinem ursprünglichen Lager- platze nicht weit entfernten Glaukonitsandes sowie Lagen, die aus scharfkantigen Bruchstücken von Glaukonitkalk und an- deren Geschieben bestehen, derartig aufeinander, dass deren Aufrichtung und Zusammenschiebung einer von O. kommenden Eis- und. Moränenbewegung zuzuschreiben ist (page. 70), lauter Erscheinungen, die unter die Rubrik der von uns specieller in’s Auge gefassten Stauchungen durch Gletscherschub gehören. Wenden wir uns nun von dem skandinavisch-sarmatisch- germanischen Glacialgebiete nach demjenigen Britanniens Ueber die frühere Vergletscherung Irlands, Schottlands und Englands haben die Untersuchungen von BUCKLAXND, ÜLosE, URoLL, DARWIN, GOODCHILD, JAMIESON, KınnaHan, RamsayY und vielen anderen, namentlich aber von Arcnıe. und JAusEs GEIKIE Licht verbreitet. Nach den von ihnen beigebrachten That- sachen kann daran, dass der dortige Till (boulder-clay) den Grundmoränen der britischen Gletscher angehört, ebensowenig ein Zweifel bestehen, wie an der glacialen Natur des Errati- ) Om qvartärbildningarna ete., Bidr. t. känned. af Finlands natur och folk., No. 20. Helsingfors 1876. Ei; >) C. Grewinck, Erläut. zur 2. Ausgabe der geogn. Karte Liv, Est- und Kurlands. Dorpat 1879. _ eums der Alpen und der an sie angrenzenden Landstriche. Stauchungen und Zerstückelungen von Schichten sind im - Untergrunde dieses Tills sehr gewöhnlich anzutreffen. In sei- nem den Fachgeologen wie den Naturwissenschaftler gleich an- _ ziehenden Werke: The great ice-age, London 1877, be- - schreibt James GeiKıE eine grössere Anzahl hierher gehöriger - Erscheinungen, die sämmtlich durch Abbildung der natürlichen - Profile erhärtet werden. Er zeigt (pag. 16 ff, Fig. 11 u. 13), _ wie in Schottland diekbankige Sandsteine, ferner Schiefer und _ Grauwacken an ihrem Ausgehenden unter dem Till umge- - kniekt, zerbrochen und endlich in ein Haufwerk von eckigen - Fragmenten zertrümmert worden sind, die dann allmählich von - dem Till aufgenommen werden. Aehnliches wiederholt sich an der Kreide des nordöstlichen Englands, wo sie vom boulder- clay bedeckt wird. Ueberall, wo dieser mit den horizontalen - Kreideschichten in directe Berührung kommt, ist deren Aus- - gehendes bis zu einer Tiefe von 1 M. zerstückelt nnd mit dem Materiale des Geschiebelehms gemischt, welches sich in Form - unregelmässig sackförmiger Vertiefungen zwischen die aufge- - arbeitete Kreide einzwängt (pag. 359. Fig. 57). An einer - anderen Stelle waren die zerstückelten cretacäöischen Schichten _ in Gestalt zackiger Haufwerke in den boulder-clay eingepresst - worden, der selbst von Kreidefragmenten so gespickt erschien, - dass er local das Aussehen einer Breceie erhielt (pag. 375). - Noch häufiger als dergleichen feste anstehende Gesteine sind in Schottland und England Kiese, Sande und Guttaperchathone - (Bänderthone) von dem Till aufgestülpt, in steile Falten zu- - sammen geschoben, phantastisch gestaucht, senkrecht aufge- _ richtet und abgeschnitten worden (pag. 123, 132 u. a.; dahin- gegen wird hier von der contorted drift von Norfolk in England - und vom Forth in Schottland abgesehen). So gross war der Druck des sich mit und auf der Grundmoräne fortschiebenden - Gletschers, dass zungenförmige Apophysen („legs“) derselben - in den unterliegenden Sand und Kies gepresst wurden und - jetzt die letzteren ganz flach durchschneiden (pag. 132, 377, - 378). Ueber eine ähnliche von SkerrcaLy in Suffolk gemachte - Beobachtung berichtet Hernann.!) An einem dortigen Auf- schlusspunkte schien die Kreide mit zwei horizontalen Bänken - von Geschiebelehm zu wechsellagern, indem letzterer in Form - flacher Injectionen zwischen die Kreideschichten eingequetscht war. Noch zahlreiche analoge Beispiele würden sich der vor- - liegenden Literatur entnehmen lassen, an dieser Stelle sei nur noch die jüngst von J. GEIKIE ?) gemachte, interessante Beob- 1) Diese Zeitschrift 1879. pag. 71. ?) Quart. Journ. of the geol. Soc. 1878. pag. 886. Dr eh achtung angeführt, dass auf Harris, einer der Hebriden, die Schichtenenden des dortigen Gneisses unterhalb des Tills zer- quetscht und nach NW. übergebogen sind, während gleichzeitig Fragmente dieses Gneisses in den Till aufgenommen und von diesem in der nehmlichen Richtung fortgeschleppt worden sind. Nachdem gezeigt worden ist, ‚dass Schichtenstörungen im Untergrunde des Geschiebelehmes innerhalb der britischen so- wohl, wie der nordeuropäischen Glacialregion gewöhnliche, mit der einstmaligen Vergletscherung jener Distriete genetisch ver- knüpfte Erscheinungen sind, muss es auffallen, dass auf den Sohlen der ehemals vergletscherten Alpenthäler und inner- halb der oberflächlichen Schwemmlandschichten der angrenzen- den Vorlande, über welche sich früher gleichfalls alpine Gletscher ergossen haben, ähnliche Phaenomene bisher kaum beobachtet worden sind, dass sich im Gegentheile Kenner der dortigen Glacialgebilde gegen die Existenz analoger Stö- rungen im Gletscherboden aussprechen, so neuerdings brieflich gegen mich die Herren Bacumans in Bern, Heım in Zürich, Sımoxy in Wien. Und doch fehlen dieselben nicht, wenn sie auch seltener zu sein scheinen, ober bis jetzt der Beobachtung entgangen sind. So weisen die hangendsten Schichten der diluvialen Schieferkohlenformation am Öberberge bei Dürnten unter dem dortigen Moränenschutte ebenso ty- pische Stauchungen, Zerstückelungen und Verschiebungen auf, wie sie nur im Untergrunde des schottischen Tills oder des schwedischen Krosstenslera anzutreffen sind. Durch die freund- liche Vermittelung des Herrn RotHrpLerz liegen mir zwei Zeich- nungen glacialer Schichtenstörungen vor, wie sie sich im Juli 1843 und im August 1875 in den Tagebauen des Oberberges boten. Die erstere Skizze (Taf. VIII. Fig. 4.) ist von EscHEr voN DER ListH, die zweite (Taf. VIII. Fig. 5.) von A. Heım aufgenommen, keine von beiden bisher publieirt worden. Jede derselben zeigt auch ohne weiteren Commentar die Zerfetzung, Stauchung und Verschiebung, welche die dortige Schieferkohle und deren Hangendes betroffen hat. Letzteres wird an dem von EscHEr in Figur 4 wiedergegebenen Aufschlusspunkte von einem gelblichen und bläulichen Letten (l des Profiles) ge- bildet, der eine grosse Menge von Süsswasserconchylien (Palz- dina, Limnaeus, Cyclas) enthält, während an der von Hem abgebildeten Wand Sand und Gerölle (s und g des Profiles) die Schieferkohle überlagert haben und jetzt zwischen diese eingepresst sind. Mit Bezug auf die innere Structur der Schieferkohlenfragmente bemerkt Escher: „Trotz der Zer- stückelung und theilweisen steilen Einsenkung der Kohlen scheinen die in ihnen enthaltenen Holzstücke auf gleiche Weise zusammengedrückt wie da, wo die Kohle horizontal liegt.“ es Br 2 E; I >: M 85 Herr RorTsPLerz fügte den von ihm copirten Skizzen der genannten Alpenforscher folgende Erläuterungen bei: „Beide Zeichnungen beschränken sich lediglich darauf, die Störung, wie sie an einer Grubenwand sichtbar war, ganz _ oenau wiederzuseben. FEschHer’s Zeichnung befindet sich in g = dessen geordnetem wissenschaftlichem Nachlasse, welcher auf dem Polytechnicum in Zürich aufbewahrt wird, und giebt nur - einige sachliche Erklärungen durch beigefügte Randbemerkungen. Heım’s Zeichnung verdanke ich diesem selbst, jedoch enthält sich derselbe durchaus einer genetischen Erklärung der merk- würdigen Erscheinung. Will man eine solche finden, so muss - man die übrigen geologischen Verhältnisse der Umgegend von Dürnten mit zu Rathe ziehen. Bei einem Besuche, welchen ich im Herbst 1879 den Kohlengruben daselbst machte, fand ich in den leider jetzt fast ganz verschütteten Tagebauen den- _ noch deutliche Anzeichen localer Schichtenstörungen, obwohl mir damals die Existenz jener beiden Zeichnungen und der durch sie dargestellten Verhältnisse noch nicht bekannt war. Diese Tagebaue befinden sich auf dem Oberberg nord- ' westlich von Dürnten. Der Oberberg mit dem westlich daran _ anstossenden Binzberg bildet einen jener vielen niedrigen welli- - gen Hügel, welche für diese ehemals ganz vergletscherte Ge- gend höchst charakteristisch sind, und deren Oberfläche von einer mehr oder minder starken Moränendecke gebildet wird. Unter letzterer liegen am Oberberge und Binzberge mächtige, annähernd horizontal gelagerte Schichten von Sanden, Kiesen und Thonen, in welche 2 Schieferkohlenflötze eingeschaltet sind. Das untere dieser Flötze wird durch zwei Gruben am Oberberge und Binzberge unterirdisch abgebaut und zeigt eine höchst regelmässige, horizontale Lagerung. Zwar ist der Zusammenhang des Flötzes der Grube am Ober- berge mit demjenigen der Grube am Binzberge noch nicht thatsächlich nachgewiesen; da aber beide Gruben auf gleichem _ Niveau ansetzen und die Lagerung der Flötze ganz normal ist, - so kann der Zusammenhang kaum zweifelhaft sein. Ungefähr 13 M. im Hangenden dieses Flötzes befindet sich ein zweites Schieferkohlenflötz, welches durch die oben erwähnten Tagebaue aufgeschlossen ist. — Da diese kohlen- führenden Schichten in der Hauptsache horizontal liegen, so ' streichen sie alle an den Gehängen des Hügels aus, aber ihr Ausstrich ist durch den Moränenschutt und Lehm verdeckt. Das obere Flötz liegt in den Gipfelschichten, das untere in - den Sockelschichten des Hügels. Betreffs ihres Alters ist fest- gestellt (O. Hrer, Urwelt der Schweiz pag. 533), dass ihre - Ablagerung in die Periode der allgemeinen Vergletscherung der = schweizerischen Hochebene fällt. Da bei Wetzikon unter den 86 gleichalterigen Schichten echtes Moränenmaterial- zur Abla- | gerung gelangt ist, so bezeichnet man diese diluvialen, Schiefer- kohle-führenden Schichten als interglaciale. Nach ihrer Bil- dung hat Erosion in denselben neue Wasserrinnen ausgearbeitet und so die flachen, sumpfigen Thalebenen, in welchen jene Kiese, Sande, Thone und Schieferkohlen zur Ablagerung ka- men, in ein hügeliges Land umgewandelt, über welches mäch- tige Gletschermassen hinwegzogen, die reichliches Gesteins- material aus den Alpen mit sich führend, dieses zum Theil als Grundmoräne auf diesen Hügeln zurückgelassen haben. Auch über den Oberberg und Binzberg bewegten sich diese Eismassen hin und haben die zahllosen, zum Theil grossen Findlinge und den Moränenschutt zurückgelassen, welcher jetzt die Schieferkohlenschichten ganz überdeckt und lange Zeiten hindurch deren Existenz den umwohnenden Menschen ver- hüllt hat. Wenn wir nun einerseits sehen, dass das liegende Flötz beim Stollenmundloche am Binzberge durch die discordant darüber liegende (srundmoräne einfach abgeschnitten wird, ohne dass sowohl hier am Ausstriche als auch irgendwo sonst im Innern des Hügels eine besondere Lagerungsstörung zu beob- achten ist, andererseits aber, dass das hangende Flötz, welches nur durch wenige Meter mächtige Kies-, Sand- und Thon- schichten von der darüber liegenden Moräne getrennt wird, in der complicirtesten Weise zugleich mit jenen Kies-, Sand- und Thonschichten zerdrückt, aufgeblättert, verbogen und zer- rissen ist, wobei die einzelnen getrennten Theile unter- und durcheinander geschoben sind, so können wir diese Erschei- nung nur durch den Druck der Eismassen erklären, welche über den Hügel hinübergeschoben wurden. Die stark expo- nirten Schichten des Gipfels konnten diesem einseitigen Drucke nicht genug Widerstand entgegensetzen und wurden deshalb stellenweise zusammengestaucht und in ihrer Lagerung alterirt, während die geschützteren Sockelschichten unverändert blieben.“ Vom Westen der Alpen wenden wir uns nach derem östlichen Fusse. Im Jahre 1872 beschrieb Te. Fucas!) eigenthümliche Störungen in dem Tertiär und in den Diluvial- ablagerungen des Wiener Beckens. Aus den diesem Aufsatze beigefügten 27 Abbildungen ergiebt es sich, dass diese ober- flächlichen Schichtenstörungen in flachwelligen Biegungen, in steilen Windungen, engen Zusammenpressungen, Ueberkip- pungen und schlierenförmigen Verzerrungen bestehen, ferner dass manche der Falten schräg oder vollständig horizontal t) Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1872. XXIII. pag. 308 — 329 mit Tafel XII bis XV. I iegen, dass Material der einen Schicht in plump-fingerartigen oder spitzhakenförmigen Apophysen in andere eingreift, dass endlich Schollen von Tertiär auf diluvialen Schotter oder jün- _ geres Tertiär übergeschoben sind. Fuchs selbst schreibt |. c. pag. 309: „Es zeigte sich häufig in Ablagerungen, in welchen - loses bewegliches Material mit festen Bänken wechselte, dass in den oberen Schichten die festen Bänke zerbrochen und die _ Bruchstücke in regelloser Weise gegen einander verschoben - waren, ja man konnte die Wahrnehmung machen, dass diese Störungen, bei leichten Biegungen und kaum merkbaren Ver- - schiebungen beginnend, in immer tiefer greifender Steigerung schliesslich Terrainmassen erzeugen, bei denen jegliche Schich- - tung verloren gegangen war, und welche bei einer oft wahrhaft - ehaotischen Mengung der verschiedenartigsten Materialien viel- mehr das Aussehen von Schutthalden oder Moränen als - von normalen Ablagerungen boten. Besonders in die Augen fallend war diese Erscheinung dort, wo dunkelblauer Tegel von rothbraunem Belvedereschotter oder von lichten Diluvial- geschieben überlagert wurde.“ Aus alle Dem geht hervor, dass die oberflächlichen Schiehtenstörungen im Diluvium und Tertiär des Wiener Beckens ihrer Form nach vollkommen ident sind mit den von uns oben aus anderen Gegenden erwähn- E ten und. aus Sachsen noch speciell zu beschrei- benden Glacialstauchungen. Was dahingegen ihre ge- = netischen Beziehungen betrifft, so erkennt zwar Herr Fucus an, dass sie das Product einer nach ihrer Ablagerung stattge- - fundenen Störung seien, erblickt aber die Ursache dieser - letzteren in einer spontanen, nur durch die allge- "meine Schwerkraft bewirkten Massenbewegung. Im - Allgemeinen glaubt Herr Fucns die Wirkung glacialer Phae- - nomene ausschliessen zu müssen, unter denen er freilich nur schwimmendes Eis in’s Auge fasst, jedoch gesteht er zu, dass manche der von ihm beschriebenen Fälle allerdings sehr B gut „als durch strandende Eisberge hervorgebracht betrachtet werden könnten“ (l. c. pag. 323). 4 An dieser Stelle will ich nur hervorheben, dass jetzt, wo - wir wissen, dass der Rheingletscher bis weit jenseits des ” Bodensees, der Isar- und Inngletscher bis südlich von Mün- - chen, der Draugletscher bis in die Gegend von Klagenfurth gereicht hat, nachdem ferner Surss !) bei Wieselfeld unweit Ober-Hollabrunn (etwa 6 Meilen nordöstlich von Wien), un- geheure erratische Blöcke erwähnt, denen er eine Heimath in. den oberösterreichischen und bayerischen Alpen zuschreibt, — EEE ») Boden der Stadt Wien pag. 74. 88 dass also nach alle Dem, a priori die Möglichkeit von Gletschermassen, die sich bis nach Wien und in das Marchfeld vorschoben, nicht ausgeschlossen ist. Diese blosse Möglichkeit erhält die Form der Wahrscheinlichkeit durch den Nachweis !) von Moränenwällen aus grossen Blöcken mit Schliffen, Streifen und Ritzen im oberen Theile des Wiener Beckens und in dessen Nebenthälern (Pitten, Neunkirchen, Stixenstein, Würflach ) und eines deutlichen Rundhöckers bei Würflach. Ferner sagt Karrer |. c. pag. 84: „Spuren ganz eigenthümlicher Diluvial- erscheinungen reichen bis in das Weichbild von Wien selbst hinein“, und bestehen in grossen und neuerdings zahlreich im Untergrunde Wiens angetroffenen Blöcken von Hornblende- schiefer, welche die Gegend des Wechsels, also den öst- lichen Ausläufer des Semmerings, zur Heimath haben müssen. Auch Susss erwähnt?) aus der directen Umgebung Wiens erratische Blöcke von krystallinischen Gesteinen, 2. B. von Glimmerschiefer, welche aus grösserer Entfernung dorthin geschafft worden seien. Ich will durch diese Bemerkungen nur betonen, dass von vorneherein die frühere Existenz von bis weit in das Wiener Becken reichenden Gletschermassen nicht negirt werden kann, dass vielmehr diese Wahrscheinlichkeit durch gewisse Beob- achtungen der Wiener Geologen eine Stütze erhält. Vorläufig aber geht daraus hervor, dass die Erklärung der dortigen Stauchungen als durch Schwerkraft bedingte Massenbewegungen bei Weitem noch keine sichere ist. Ein etwaiger, früher bereits von mehreren Fachgenossen unternommener Hinweis auf sie kann deshalb keinen Einfluss auf die Deutung der von uns und Anderen als Glacialphaenomene geschilderten Stau- chungen und sonstigen Schichtenstörungen in Norddeutschland, Skandinavien und Britannien ausüben. Schliesslich sei be- | merkt, um auch einer Bezugnahme auf die von demselben Geo- logen geschilderten Schichtenstörungen auf der Insel Zante°) zuvorzukommen, dass diese mit denjenigen der Gegend von Wien, in Schonen, England u. s. w. nichts gemeinsam zu haben scheinen, vielmehr der Ausdruck einer durchaus zerrütteten inneren Architektonik jenes Inseltheiles sein dürften. Einen weit grossartigeren Maassstab als in Europa be- sitzen die Glacialphaenomene auf dem nordamerikanischen Continente. Nicht allein, dass die Fläche, auf welcher sich 2) Siehe darüber F. KArrer, Geologie der Hochquellen - Wasser- leitung. Wien 1877. pag. 83. 2) Boden der Stadt Wien pag. 74. 3) Fuchs, Sitzungsber. d. k.k. Akad. d. Be Wien, I. Abth. LXXV. 1877. März. pag23 ur Land. 89 dieselben geltend machen, eine mindestens doppelt so grosse _ ist, als die skandinavisch - sarmatisch - germanische Glacial- - region!), indem sie das gesammte Areal vom arktischen Meere bis etwa in die Breite von Baltimore (also ungefähr von Lis- - sabon) umfasst, — auch die Erscheinungen selbst sind impo- - santer. Namentlich ist dies mit Bezug auf die Rundhöcker- - bildung, Polirung, Schrammung und Ritzung des Felsunter- - grundes der Fall. So sei nur beispielsweise erwähnt, dass in dem kleinen Staate Vermont von dessen Staatsgeologen während _ der Jahre 1857 — 1859 an 308 Stellen polirte Flächen mit - Ritzen und bis fusstiefen Schrammen nachgewiesen wurden ?), _ deren Richtung überall constatirt werden konnte und im All- gemeinen eine südöstliche war. Auch in den meisten übrigen nördlichen Staaten und den britischen Provinzen sind Glet- scherschliffe und -schrammen z. Th. in grosser Häufigkeit beobachtet worden, so in New Jersey von Cook und SMock, - in Ohio von NEwBERRY, in Indiana von Cox, in Wisconsin von CHAMBERLIN, in Neu-Schottland und Neu-Braunschweig von - Dawsos, in Canada von LocAan, im nordwestlichen britischen - Amerika von RicHArpson und Dawson jun. Schon im Jahre - 1850 zeigten Forster und WhırtseY°®) in ihrer vorzüglichen - Beschreibung des Lake Superior, dass in dem archaeischen - und granitischen Gebiete an dessen Südseite Glacialschliffe mit _ - Streifung und Schrammung überall dort anzutreffen seien, wo - nur eine Gesteinskuppe aus der „drift“ hervorrage oder sonst blossgelegt sei. Ich selbst habe mich in den Jahren 1867 und - 1868 von der ganz allgemeinen Verbreitung dieser charakte- - ristischen Kennzeichen einstmaliger Vergletscherung überzeugen - können. Damals noch in der Eisberg-Theorie befangen, glaubte ich sogar in den von mir beobachteten bis 2 Fuss tiefen, im - Querschnitte vollkommen halbkreisförmigen Rinnen innerhalb ausserordentlich fester Aphanite die Wirkung gestrandeter - Eisberge zu erkennen. *) E Nach der Höhe, bis zu welcher die Gletscherschliffe in den - Gebirgen, namentlich der neuenglischen Staaten, über das all- - gemeine Niveau emporsteigen, kann man mit Dana °) schliessen, !) Siehe die Uebersichtskarte von O. ToreELt in dessen Aufsatz: - On the causes of the glacialphenomena etc. Stockholm 1878. (Svens. - vet. akad. handlingar B. V. No. 1. April 1877.) - J. Dana, Manual of geology, 2. ed. 1875. pag. 527. — J. GEIKIE, Great ice-age pag. 446. 2) Hırcnacock u. HAcer, Geology of Vermont, 1861. pag. 67. 3) Report on the geology and topogr. of a portion of the Lake Supe- - rior Land-District, Part 1. 1850. pag. 205. E *) Diese Zeitschrift 1869. pag. 549. und Elemente der Geologie IN. Aufl. pag. 249. 5) Manual of geology, 2. ed. pag. 537. ae 90 dass die Eisdecke im Nordosten der Union eine Mächtigkeit von über 2000 M. erreichte. Nach den oben mitgetheilten Erfahrungen in Europa lässt sich voraussehen, dass so gewal- tige Gletschermassen beträchtliche Schichtenstörungen inner- halb ihres Untergrundes bewirkt haben. Und in der That ist in der auf die einst vergletscherten Gegenden bezüglichen Li- teratur, namentlich in den geological reports der betreffenden Staaten eine Anzahl derartiger Erscheinungen geschildert und abgebildet. Davon seien hier einige Beispiele aus dem äusser- sten Osten und Westen der nordamerikanischen Glacialregion angeführt. Aus Vermont beschreiben Hırcnucock und Hager!) mehrere Localitäten, wo die Schichtenenden der Phyllite bis zu einer Tiefe von 5 M. zerrissen und in alle möglichen Stel- lungen gebracht, z. Th. sogar ziekzackförmig geknickt, andere Stellen, wo greisenartige Gesteine, sowie krystallinische Kalk- steine zerstückelt und dann verschoben waren. Aehnliche Erscheinungen sind durch Haır an Silurkalken unweit des Niagara, ferner durch Hırcacock im Rothsandsteine von New Jersey beobachtet worden. Aus Wisconsin, einem Staate, welcher durch z. Th. gigantische Moränenzüge, durch Rundhöcker, Schliffe, Schrammen und Ritzung der Gesteins- oberfläche, durch Geschiebelehm und geritzte erratische Blöcke den typischen Charakter einer diluvialen Moränenlanaschaft erhält, beschreibt Cnauseruin °), wie horizontal liegende silu- rische Kalke und Mergel auseinander gerissen sind, wie dann die Schichtenenden eine sattelförmige Stauchung und eine Zerstückelung erlitten haben, während gleichzeitig der Ge- schiebelehm schräg unter dieselben eingepresst wurde. Die bei diesem Vorgange erzeugten Kalksteinfragmente wurden mit dem Geschiebelehm nach S. geschleppt. An anderen Punkten Wis- consins haben geschichtete Diluvialsande, welche, wie scheint, als Schollen innerhalb des Geschiebelehms angetroffen wer- den, gerade solche phantastische Biegungen erfahren, wie wir sie später aus dem Diluvium Sachsens schildern werden. Schliesslich sei noch eines höchst instructiven Falles gedacht, den Desor bereits im Jahre 1851 von der Südküste des Oberen See’s beschrieben und abgebildet hat.°) An der Mün- dung des Carp-River waren auf dem Kopfe stehende Talk- schiefer im Untergrunde der Drift bis zu einer Tiefe von 5 M. rechtwinkelig nach S. umgebogen und von dem kiesigen Ge- D) Geology of Vermont 1861. pag. 87 ft. 2) Geology of Wisconsin 1877. pag. 203. 3) In Forster u. WHitney’s Geology of the L. Superior-Landdistriet, h Part ll. pag. 245. RE 'schiebelehm in der Richtung der dort allgemein verbreiteten 'Gletscherschrammen schweifartig mit fortgeschleift worden. _ Ausserhalb des nordamerikanischen Inlandeises erzeugten, - ähnlich wie in Europa die Alpen, auch die Sierra Nevada und _ die Rocky Mountains während der Glacialzeit Gletscher, über - deren Ausdehnung Wnırsev, Kına und HayDen genauere Nach- _ richten gegeben haben. Auch hier fehlen Stauchungen in dem lockeren Untergrunde, den jene Localgletscher überschritten haben, nicht. So beschreibt Lr Cote im American Journal of science and arts, XVIII. 1879. July, pag. 40 aus der Gegend _ des Mono-Sees am Ostabfalle der Sierra Nevada höchst com- E lcirte Windungen diluvialer Sande und Thone, welche er auf Gletscherschub zurückführt. Aus der gegebenen Uebersicht geht hervor, dass in sämmtlichen grösseren Glacialgebieten der nörd- lichen Hemisphaere mit den aus der Diluvialzeit Be er eliekenen Moränen Schichtenstörungen Fdes Untergsrundes in engster Verbindung und in rischen Zusammenhange stehen. In Folge dieser r constanten Verknüpfung und ihrer allgemeinen Verbreitung gestalten sich diese Stauchungen zu oerade so charakteristi- ; schen Eigenthümlichkeiten des alten Glacialterrains wie die - Gletscherschliffe. Dass dies auch an der südlichen Grenze des - skandinavisch - deutschen Diluvialgebietes der Fall ist, möge 4 aus der nach einigen kurzen Vorbemerkungen folgenden Schil- - derung von Schichtenstauchungen in dem Unter- grunde des Geschiebelehmes im nordwestlichen 4 Sachsen und angrenzender Landstriche hervor- — gehen. Vorbemerkungen über das nordische Diluvium Sachsens. R Die Grundmoräne des skandinavisch-norddeutschen Inland- - eises wird nicht ausschliesslich vom Geschiebelehm gebildet, - dieser ist vielmehr nur ein und zwar das charakteristischste Be derselben. Ausser ihm betheiligen sich an der Zusam- En der nordischen Grundmoräne im nordwestlichen ' Sachsen: local Krossteinsgrus, sowie Geschiebekies und -sand, ganz allgemein aber mehr oder weniger mächtige Ablagerungen der subglacialen Gewässer, also die Kies- und Sandabsätze der Schmelzwasser und der Schotter der unter der Eisdecke E fliessenden Bäche und Ströme, endlich dünnschichtige, meist Dir kalkreiche, humose, plastische Thone, der Bänderthon. Die 1 Facies des Krossteinsgruses nimmt der Geschiebelehm in der Nähe fast jeder einst vom Eise bedeckten Gesteinskuppe des sächsichen Hügellandes an, indem er sich eine solche Fülle von eckigen Fragmenten und von Grus des anstehenden Gesteines (Grauwacke, Quarzporphyr, Granitporphyr, Diorit, Granitgneiss etc.) einverleibt, dass das lehmige Cement voll | kommen in den Hintergrund tritt. !) Stellenweise nimmt auch der Geschiebelehm die Gestalt von Geschiebekies und -sand an. Auch dieser ist ungeschichtet, fest zusammenpackt und umfasst Geschiebe nordischen und einheimischen nörd- lichen Ursprunges, während ihm thonige Gemengtheile fehlen, vielmehr durch Schmelzwasser direet bei seiner Ablagerung entführt worden sind. Gleichzeitig mit diesem Geschiebelehm und seinen verschiedenen localen Ausbildungsweisen sind echte Kiese und Sande zur Ablagerung gelangt, die sich durch ihre ausgezeichnete Schichtung als Absätze fliessender Gewässer documentiren. Nach der Verschiedenartigkeit ihrer Zusammen- setzung erweisen sie sich als doppelten Ursprunges, einerseits als Absätze der Schmelzwasser der Eisdecke, und bestehen dann entweder ausschliesslich aus nordischem Materiale oder E 4 einem Gemische desselben mit solchem des direeten Unter- grundes, — andererseits als Schotter subglacialer aus dem sächsischen Mittelgebirge, dem Voigtlande und dem Erzgebirge kommender Ströme, und sind dann aus Geröllen von Gesteinen des südlichen gebirgigen Sachsens zusammengesetzt, während das nordische Material stark zurücktritt. Diese Kiese, Sande und Schotter bilden entweder das Liegende des Geschiebelehmes und erreichen in diesem Falle die beträchtlichste Mächtigkeit, oder sie sind in denselben in Form mehr oder weniger ausgedehnter und mächtiger Bänke eingeschaltet, oder überlagern auch wohl hier und da den Geschiebelehm, oder treten an dessen Stelle. Aehn- liches gilt von den Bänderthonen, welche sowohl zwischen 1) Siehe Erläuter. zu den Sect. Colditz und Grimma von Prnck, Langenleuba von DALmEr; ferner DATHE, N. Jahrb. 1880. pag. 92. und H. CREnNEr, diese Zeitschr. 1876. pag. 151 u. 152. Damals wandte ich freilich noch Eisberge und das Meer zur genetischen Deutung der süd- lichen Randfacies des Diluviums an. Seitdem habe ich durch verglei- chende Studien in dem sächsischen Diluvium einerseits und anderer- seits an den Glacialgebilden gewisser Theile von Schweden, Norwegen, Dänemark, der Schweiz, Südbayerns und Schwabens, sowie durch Dis- cussion der Glacialfrage mit erfahrenen und namentlich nordischen Fachgenossen, die Ueberzeugung von der Genesis des norddeutschen Diluviums gewonnen, der ich in meinem Aufsatze über Gletscher- schliffe und geritzte einheimische Geschiebe (diese Zeitschr. 1879. p- 21) kurzen Ausdruck verlieh. den Kiesen und Sanden, wie auf der Grenze zwischen diesen _ und dem Geschiebelehm, sowie innerhalb dieses letzteren selbst _ eingelagert auftreten können. Sie dürften als Absatzproduct durch feinste Theilchen getrübter, kalkhaltiger, subglacialer, stehender Gewässer anzusprechen sein. Diese sämmtlichen Diluvialgebilde: Geschiebelehm, Krossteinsgrus, Geschiebesand, Diluvialkies und -sand, Bänderthon, Flussschotter und -sande sind demnach durch Lagerung und Materialführung so innig verknüpft, dass sie nur als ein einheitliches geologisches Ganzes, als relativ gleichalterige Ablagerungsproducte auf- gefasst werden können, wenn sich auch eine Art Zweigliederung _ dadurch zu erkennen giebt, dass Schotter, Kies, Sand und Bänderthon vorzüglich das untere Niveau des sächsischen Di- luviums einzunehmen pflegen, während der Geschiebelehm im oberen Theile desselben vorherrsch. In dieser seiner vielgestaltigen Gesammtheit repräsentirt dieser Complex die Grundmoräne des skandinavisch- norddeutschen Inlandeises, d. h die Summe der Gesteinsbildungen, deren Absatz unter dem Glet- schereise, also auf dem Boden der Eisdecke, unge- - fähr gleichzeitig stattfand, und zwar entweder direct _ als Erzeugniss der Gletscherbewegung (Geschiebelehm und Krossteinsgrus) oder mit Hülfe der Gletscherwasser und sub-. - glacialen Ströme (Kiese, Sande, Schotter, Bänderthon). Jedoch - sind auch diese letzteren zuweilen wiederum von der Gletscher- h bewegung ergriffen und fortgeschoben worden. Nur gewisse Kiese und Sande an der Basis unseres Diluviums und im Han- { ERTL ET EEE MIETE NEN NEE senden des Geschiebelehms mögen vor dem Fusse des Glet- schereises bei dessen Vorrücken, sowie bei dessen Rückzuge - gebildet worden sein.!) Von dieser Einheitlichkeit, dieser - Zusammengehörigkeit eines aus massigem Geschiebelehm und ausgezeichnet geschichteten Sanden, Kiesen und Thonen zu- _ sammengesetzten Complexes, wie sie unser sächsisches Dilu- - vium repräsentirt, habe ich mich auf Grund der einschlägigen, speciell auf diese Frage gerichteten Beobachtungen der säch- sischen Landesuntersuchung auf das Deutlichste an der schwä- _ bischen Grundmoräne des Rheingletschers über- - zeugen können. Dieselbe war im Jahre 1879 am Kaibache > zwischen Wangen und Kissleg, etwa 3'/, Meile nördlich von - Lindau, durch einen grossartigen, etwa 3 Kilometer langen und bis über 30 M. tiefen Eisenbahneinschnitt aufgeschlossen. 2.4 ı) Es liegt nicht in. der dieser Abhandlung gestellten Aufgabe, specieller auf dieses Thema einzugehen, vielmehr wird auf einen Auf- satz verwiesen, der den berührten Gegenstand behandeln und demnächst - in dieser Zeitschrift erscheinen soll. er 94 Herr OÖ. Fraas aus Stuttgart machte mich während der Ver- 7 | sammlung der deutschen Geologen zu Baden-Baden auf diese ausserordentlich lehrreiche Stelle aufmerksam und opferte meh- rere Tage seiner viel in Anspruch genommenen Zeit, um mich selbst in jene Moränenlandschaft und an die dort gebotenen | Aufschlüsse zu geleiten. Seiner kundigen Führung und Be- lehrung verdanke ich einen Einblick in die schwäbische Mo- ränenkunde, welcher einen grossen Einfluss auf meine Auffas- sung unseres norddeutschen und speciell des sächsischen Dilu- viums ausgeübt hat. An dieser Stelle sei nur bemerkt, dass die schwäbische Grundmoräne des Rheingletschers in ihrem Aufbaue eine überraschende Aehnlichkeit mit dem norddeut- schen Diluvium hat. Wie letzteres, so besteht auch sie aus typischem Geschiebelehm und ungeschichtetem sandigem Ge- schiebeschotter, beide voll von geschliffenen und gekritzten Geschieben (meist Sentiskalke), ferner aus Sanden und Kiesen, namentlich erstere häufig sehr dünnschichtig und dann oft mit discordanter Parallelstructur, endlich aus wirren Hauf- werken von Glacialschotter und Blöcken. Mit Bezug auf die Deutung unseres Diluviums ist es von besonderem Interesse, dass der von dem Kaibach - Einschnitte entblösste Theil der Rhein-Grundmoräne aus einem mannigfaltigen, oft wiederholten Wechsel von Bänken des schweren Geschiebelehmes und des Geschiebeschotters mit Schichtencomplexen von Sanden, Kiesen und Lagen von groben Geröllen besteht, so zwar, dass an einer Stelle die geschichteten, an einer anderen benachbarten die massigen Gebilde vor den übrigen vorwalten. Die Verbindung zwischen den einzelnen Gliedern der Moräne findet durch aus- keilende Wechsellagerung oder durch schmitz- oder bankför- mige Einlagerung statt. Dadurch sind alle diese Ablagerungen, wie die Wände des Bahneinschnittes zeigen, so innig mit einander verwebt, dass der gesammte Complex ein geologisch untrennbares Ganzes bildet und trotz der local weit über den Geschiebelehm vorwaltenden Sande, Kiese und Geröllbänke erst in seiner Totalität die Grundmoräne des Rheingletschers repräsentirt. !) In diesem ihrem Aufbau haben wir ein belehrendes Ana- logon speciell des Diluviums im nordwestlichen Sachsen zu erblicken: wie jene, so ist auch dieses eine zusammengehörige, eine relativ gleichalterige Glacialablagerung. Anders mag es sich vielleicht mit dem Diluvium weiter im Norden Deutschlands ver- halten, wo mächtige Kiese und Sande mit Resten von Säuge- | thieren und Süsswassermollusken oder marinen Conchylien 1) Von dem Glacialschutte auf der Oberfläche der Grundmoräne wird hier abgesehen. a I P; ER 95 zwischen mehreren Gruppen von Geschiebelehm als Beweise _ einer Unterbrechung der Vereisung, also einer mehrmaligen Vergletscherung jener Landstriche aufgefasst worden sind.!) - Dahingegen hat Berenpr gezeigt, dass zur Erklärung auch dieser Verhältnisse die Annahme einer einmaligen Eisbe- - deckung genüge.?) Dieser Frage näher zu treten, liegt nicht im Bereiche meiner Erörterungen, welche nur die Aufgabe verfolg- _ ten, vorläufig darauf hinzudeuten, dass das Diluvinm im norwest- - lichen Sachsen das Produet einer einzigen Vergletscherung ist. 1. Stauchungserscheinungen am Ausgehenden von Grauwacken. Durch das nordwestliche Sachsen erstreckt sich ein Zug - von wahrscheinlich silurischen Grauwacken, welche zwischen - Strehla an der Elbe und dem Colmberge bei Oschatz einen - ununterbrochenen Streifen von etwa 15 Kilometer Länge bil- den, dann für eine grössere Erstreckung von den Porphyren des mittleren Rothliegenden überlagert werden, um erst bei 8 Deditz unweit Grimma und endlich bei Otterwisch und Hai- nichen südsüdöstlich von Leipzig wieder zu Tage zu treten. - Diese sämmtlichen Vorkommnisse gehören einer Zone an, welche von WSW. nach ONO. streicht, während das Einfallen der Schichten, wo diese nicht local (wie bei Oschatz) auf dem Kopfe stehen, nach SSO. gerichtet ist. Der Gegenflügel dieser - Anticlinale scheint überall unter den mächtigen Ablagerungen des Olisocäns und Diluviums, z. Th. auch des Rothliegenden - verborgen zu sein. Nur südwestlich von Leipzig erheben sich bei Plagwitz und bei Klein-Zschocher einige flache Kuppen von Grauwacke, deren Schichten in entgegengesetzter Rich- - tung, also nach NNW., einfallen. Diese Grauwacken und Grauwackenschiefer : ragen hier aus sogenanntem Rothliegenden (vielleicht Carbon?) in Form schwacher Bodenanschwellungen hervor, deren Abfälle (so - bei Plagwitz) discordant von jenem überlagert werden, wäh- - rend deren Gipfel, sowie die durch Denudation der Roth- - liegenden - Bedeckung beraubten Stellen direct vom Diluvium -_ überzogen sind. Letzteres besteht entweder zuunterst aus - flussschotterartigem oder aus echtem Diluvialkies und darüber _ aus Geschiebelehm oder aber, und zwar auf den Höhen der - flachen Grauwackenhügel, nur aus Geschiebelehm. In beiden - Fällen haben z. Th. recht complicirte Stauchungen innerhalb !) A. Heıranp, diese Zeitschrift 1879. pag. 91. — A. Penck, ebendort pag. 157. *) BErRENDT, diese Zeitschrift 1879. pag. 4 u. £. > 2.96 des Untergrundes des Geschiebelehmes stattgefunden. An dieser Stelle sollen zuerst diejenigen, welche das Ausgehende der Grau- wacken und Grauwackenschiefer betroffen haben, etwas einge- hender beschrieben werden, als es früher geschehen ist. ') Südwestlich von Klein-Zschocher erhebt sich die Grau- wacke zu einem flachen Hügel, auf dessen Gipfel einige tiefe Steinbrüche angesetzt sind. Die Wände des südlichen des- selben gewähren einen Einblick in folgende Verhältnisse (siehe Taf. VII. Fig. 8.). Die untere Partie des Steinbruches steht in einer festen, frischen, dunklen Grauwacke, welche ausge- zeichnet regelmässig und ebenflächig plattig geschichtet ist und steil ungefähr gegen N. einfällt. Nach oben zu lösen sich diese Bänke in kurze plattenförmige Fragmente auf, welche anfäng- lich noch ihre ursprüngliche Schichtenstellung beibehalten, bald aber hakenförmig übergebogen erscheinen und dann in wirre Haufwerke von eckigen Grauwackenbruchstücken übergehen. Das Ganze wird von einem ausserordentlich festen, zähen Ge- schiebelehme überlagert, der dort eine mittlere Mächtigkeit von einem Meter besitzt. Er ist gespickt mit kleinen nor- dischen Geschieben und enthält zuweilen geschliffene und er schrammte einheimische Grauwackenfragmente. An ihrem ehemaligen Ausgehenden umgebogene und zer- rüttete Grauwackenschichten und deren Bedeckung durch Grund- moräne beweisen an und für sich keinen causalen Zusammen- hang zwischen Schichtenstörung und Gletscherbewegung, könnte doch hier ein an Grauwacken und Schiefern so häufig zu beob- achtendes „Hakenwerfen“ bereits vor und unabhängig von der Gletscherbedeckung stattgefunden haben. Dass aber in der That an dieser Stelle eine Zusammenschiebung und Stauchung der durch Verwitterung gelockerten Schichtenköpfe gleichzeitig mit der Ausbreitung der Grundmoräne vor sich gegangen ist, wird durch folgende Erscheinungen unverkennbar gemacht. Der auf die festen Gesteinsbänke folgende Schutt von Grau- wackenfragmenten bildet keine gleichmässige Decke auf den ersteren, sondern einzelne, von einander getrennte, steile An- häufungen. Diese bestehen aus einem wirren, chaotischen Durcheinander von kreuz- und quergestellten, eckigen, meist plattigen Grauwackenbruchstücken von bis Quadratiussgrösse, zwischen denen fast überall die Lücken ausfüllend, etwas sandig-grusiger Geschiebelehm erscheint, während sich gleich- | zeitig vereinzelte Feuersteine und kleine nordische Porphyre und Granite einmischen. Da an diesen Grauwackenfragmenten nirgends eine Andeutung von Abrundung oder Rollung und in ihrer Anordnung nicht die Spur einer Schichtung. zu beobachten ») Diese Zeitschrift 1879. pag. 32. 97 st, erhält man beim Anblicke dieser fest zusammengepressten Haufwerke unwillkürlich den Eindruck, dass sie durch seitliche Zusammenschiebung des lockeren Ausgehenden der Grauwacken- schichten gleichzeitig mit der Ablagerung des Geschiebelehms _ und an dessen Basis entstanden seien. In diesem Eindrucke - wird der Beobachter dadurch bestärkt, dass die Begrenzung zwischen Geschiebelehm und Grauwackenhaufen eine solche ° ist, wie sie nur durch Ueberschiebung erzeugt werden kann. - In Form plumper Säcke greift der Geschiebelehm zwischen - ihnen hindurch bis auf die festen anstehenden Schichten und trennt so die einzelnen Haufwerke von einander, die dann, in scharfe keilähnliche Enden auslaufend, mit überhängender Grenz- fläche in ihn hineingezogen sind, ja innerhalb deren sich in der Anordnung der sie zusammensetzenden Platten die auffälligen äusseren Conturen wiederholen. Letzteres gilt auch von den zu- weilen in dem Geschiebelehm eingeschlossenen plattigen Grau- wackenfragmenten, die dann parallel dem Verlaufe der nahen - Grenze zwischen Grauwackenschutt und Geschiebelehm angeord- net sind, so dass die einzelnen Stücke senkrecht über einander stehen können. Das Alles sind Erscheinungen, in denen der Vor- gang der seitlichen Stauchung, welche die zerrütteten Schichten- köpfe der Grauwacke im Vereine mit der untersten Lage des unter grossem Drucke darüber hingleitenden Geschiebelehmes erlitten haben, auf das Deutlichste verkörpert ist, noch dazu, - da die Oberfläche mancher der Grauwackenfragmente mit - _millimetertiefen und decimeterlangen, einzelnen oder sich kreu- zenden Schrammen versehen ist, welche sich die Gesteins- stücke bei ihrer gewaltsamen Aneinanderpressung gegenseitig eingefurcht haben. 4 Bei fortgesetzter Bewegung des Gletschers und der Grund- moräne würde letztere diese Haufwerke vollständig in sich - aufgenommen und als Geschiebe weiter nach Süden geschleppt haben, wie es in der That bereits mit vereinzelten Grauwacken- ” fragmenten geschehen ist, welche sich jetzt südlich von dem - Klein-Zschocherschen Grauwackenhügel und zwar geschlif- — fen und geschrammt in dem Geschiebelehme, der dort - Diluvialkiese und Rothliegendes überlagert, wiederfinden. = Eine ähnliche Einquetschung des verwitterten und ge- - lockerten Ausgehenden der Grauwackenschichten in den auf - ihm ruhenden Geschiebelehm war im Herbste 1878 und in dem - folgenden Frühjahre in einem am Nordende des Dorfes Klein- Zschocher gelegenen Steinbruche zu beobachten. Derselbe ist in sehr feinkörnigen, lichtgrauen Grauwackenschiefern angesetzt, welche nach oben zu in eckige Fragmente zerfallen und theil- weise bereits thonig verwittert sind. Hier griffen nicht nur einzelne gangartige Injectionen des Geschiebelehms schräg unter ” Zeitschr. d. D. geol. Ges. XXXIL. 1. 7 a EH TER a irn m Haufwerke von fest zusammengekeilten, eckigen, kreuz- und quergestellten Fragmenten von Grauwackenschiefern hinab, sondern es war auch deutlichst zu erkennen, dass der Ge- schiebelehm derartige Grauwackenmassen in südlicher Richtung fortgeschleppt, in sich hineingezogen und zu grotesken Schlieren verzerrt hatte. Die Verknetung der Grauwacke mit dem Ge- schiebelehme war namentlich an einer Steinbruchswand, die Tafel VII. Figur 9. abgebildet ist, wiederholt frisch aufge- schlossen. In diesem Profile bedeuten g die Schichten der noch ziemlich festen Grauwackenschiefer, die nach ihrem einst- maligen Ausgehenden zu, in einen weisslich-grauen, thonigen, mit eckigen Fragmenten angefüllten Schutt (gr) übergehen. Letzterer zieht sich in einer fingerförmig und scharfzackig ge- gabelten Lage in den Geschiebelehm dl hinein. Dieser ist ausserordentlich fest, stark sandig, reich an kleinen nordischen Geschieben, sowie an solchen von Grauwacke und besitzt eine rostbraune Farbe, so dass die lichtgrauen Schlieren von wir- rem, vollständig ungeschichteten Grauwackenschutt, welche scharf an dem angrenzenden Geschiebelehm absetzen, auf das Deutlichste hervortreten. Auch von dem Gipfel eines unmittelbar benachbarten, gleichfalls von Geschiebelehm bedeckten und ausgeglichenen kleinen Steilabsturzes der Grauwackenschiefer aus sind zahl- reiche eckige. bis fussgrosse Platten in den Geschiebelehm hineingeschleift worden, in welchem sie kreuz und quer stecken, und ein fahnenartiges Anhängsel an der Spitze der Grau- wackenklippe bilden. Aus den geschilderten Aufschlüssen unweit Klein-Zschocher bei Leipzig ergiebt es sich, dass die dort im Beginne der Eis- zeit local zu Tage tretenden und an ihrem Ausgehenden durch Verwitterung gelockerten und zerklüfteten Grauwackenschichten an ihrer damaligen Oberfläche gemeinsam mit der untersten zwischen sie gequetschten Lage des Geschiebelehms gewalt- same Zusammenschiebungen und Stauchungen erlitten haben und dann in Form eines chaotischen, aber sehr fest zusam- mengepressten Schuttes in den Geschiebelehm hinein geschleift worden sind. 2. Stauchungserscheinungen im Oligocän. In Folge der grossen Ausdehnung des Oligocäns unter dem Diluvium Norddeutschlauds, ferner in Folge der zahlreichen Aufschlüsse durch den Abbau unserer Braunkohle, konnten die oft sehr auffälligen Lagerungsstörungen innerhalb der ober- flächlichen Oligocänschichten der Beobachtung nicht entgehen. al \ 99 - Sie sind deshalb auch von vielen Autoren (siehe vorn pag. 80) beschrieben worden. Auch im nordwestlichen Sachsen und angrenzenden Land- strichen sind derartige Erscheinungen nicht selten, und offen- baren sich sowohl an den Sanden, wie namentlich an den Thonen und erdigen Braunkohlen des Oligocäns. Während sich die beiden letzteren durch ihre Plastieität zur Erzeugung zusammenhängender Falten und Biegungen besonders gut eigne- ten, haben die Sande der seitlichen Stauchung einen grösseren Widerstand entgegengesetzt, sind zerborsten, dann durch ein- dringende Keile von Geschiebelehm oder Diluvialkies schollen- 'artig losgetrennt und endlich in noch kleinere eckige Partieen zertrümmert worden. Sämmtliche Stadien dieses gewaltsamen Vorganges waren an den Wänden eines Eisenbahneinschnittes bei Gautzsch südlich von Leipzig verkörpert. Hier zeigten sich horizontalgeschichtete, lichtgraue, fast weisse Quarzsande des Oligocäns !) überlagert von bis 6 M. mächtigen Diluvialgebilden und zwar zu unterst Sanden und Kiesen, darüber stark kie- sigem Geschiebelehm. Von dieser Diluvialdecke aus liefen hier und da (siehe Taf. VIII. Fig. 10.) spitzkeilförmige In- jecetionen des rostbraunen Kieses horizontal in flache Erhöhungen von lichten Tertiärsanden mit scharfen aber sehr unregel- mässigen Grenzen mehrere Meter weit hinein, um sich dann auszuspitzen. An einer anderen, unmittelbar benachbarten Stelle war durch Einschiebung einer derartigen 1,5 M. mäch- tigen Kiesmasse eine 6 M. lange und über 1 M. dicke Partie des Oligocänsandes vollkommen ihres Zusammenhanges mit dem anstehenden Tertiär beraubt und lag allseitig haarscharf am Kiese abschneidend innerhalb des letzteren (Taf. VII. Fig. 11... An mehreren anderen Punkten endlich hatte eine vollkommene Zertrümmerung solcher grösserer Schollen zu meist eckigen, scharf umränderten Brocken von Sand statt- gefunden, die jetzt kreuz und quer im Kiese stecken (Taf. VII. Fig. 12... Dass diese Zerstückelung und Lagerungsstörung nicht durch die spülende Thätigkeit des Wassers hervorgebracht worden sein kann, leuchtet bereits bei der direct in’s Auge fallenden Thatsache ein, dass fast alle Schollen und Brocken des äusserst lockeren, leicht zerreiblichen, im Wasser zerfal- lenden Sandes scharfkantige, nirgends verwaschene Üonturen besitzen, also eckige Bruchstücke bilden, ferner dass dieselben die vollkommenste mit den unter ihnen anstehenden Tertiär- ablagerungen übereinstimmende Schichtung aufweisen, die je nach der Lage der Schollen eine horizontale geblieben oder eine mehr oder weniger geneigte geworden ist. Gleichzeitig mit !) Diese Zeitschrift 18783. pag. 637. und oo im Profil 5. Taf. 23. "2 10 den Absatze des Kieses, welcher diese Fragmente umschliesst, hat demnach die Lostrennung des letzteren unbedingt nicht stattgefunden, vielmehr muss der auf der welligen Oberfläche des Tertiärs bereits abgelagerte Diluvialkies unter gewaltsamem Druck auf der ersteren fortgeschoben und z. Th. in dieselbe gangartig eingequetscht worden sein, was soweit gehen konnte, dass Partieen des Sandes, durch derartige Injectionen vollkom- men losgerissen und nun ihres Zusammenhaltes beraubt, in eckige Stücken zerbrochen wurden, die sich gegeneinander verschoben. Ganz anders wie diese spröden Sandschichten haben sich die Thone des Oligocäns gegen den Gletscherschub verhalten. In Folge des letzteren ist ihre plastische Masse in Form wol- kig verschwimmender Zungen in die Grundmoräne eingeknetet oder zu plumpen Zacken und schmalen Bändern ausgezogen worden, welche meterweit in den Geschiebelehm reichen, ehe sie sich ganz allmählich ausspitzen. Instructive Beispiele hierfür liefern die Braunkohlen - Tagebaue bei Schkortitz (Taf. VII. Fig. 16.) und im Thümmlitzwalde (Fig. 7) südöstlich von Grimma. Aus den citirten Abbildungen geht zugleich hervor, dass diese Ausquetschung nur die oberste Thonbank betroffen hat, während die darunter liegenden Schich- ten ihre vollkommen ungestörte horizontale Lage beibehalten haben. In noch viel auffälligerer Weise und grossartigerem Maass- stabe macht sich die Stauchung und Zerfetzung des Gletscher- bodens an den Braunkohlenflötzen bemerklich, Ausser z. B. in den Tagebauen bei Borna sind derartige Lagerungs- störungen vorzüglich schön bei Teutschenthal und Streckau (ersteres westlich von Halle, letzteres zwischen Pegau und Zeitz) blossgelegt. Die betreffenden Aufschlüsse in der fisca- lischen Grube bei Teutschenthal hat bereits A. HerLaxp !) beschrieben, und gezeigt, dass Geschiebelehn und Diluvialkies gangförmig in das dortige Braunkohlenflötz und umgekehrt die Braunkohle gangartig in den Geschiebelehm gepresst ist, dass grosse Schollen der Oligocänsande, sowie des Flötzes von dem Geschiebelehm umfasst werden, und dass die Oberfläche des Braunkohlenflötzes z. Th. Biegungen erlitten hat. Ein jedoch noch auffälligeres Bild derartiger Stauchungen als in der fiscalischen Grube boten im April 1879 die Wände der nicht weit davon gelegenen Braunkohlen-Tagebaue von EisEnGRÄBER und ScHuLzE. Hier folgt an den zu be- schreibenden Stellen auf das Braunkohlenflötz nicht erst, wie 1) Diese Zeitschrift 1879. pag. 72. 101 sonst meist, Diluvialkies '), sondern direct diluvialer Bänder- thon und an polirten, geschrammten und geritzten Muschelkalk- EEE EEE RETTET RE Re a = c Ba u 1 geschieben reicher Geschiebelehm. Nur zuweilen ist der Di- luvialkies durch eine kaum zollstarke Schicht von meist ein- heimischen Kiesgeröllen zwischen Braunkohle und Bänderthon angedeutet. Die Schlamm-Moräne, also der Geschiebelehm, kam demnach oft in directe Berührung mit der Flötzoberfläche und zog diese bei ihrer Fortbewegung in Mitleidenschaft. In Folge davon resultirte ein gegenseitiges Ineinandergreifen von Braunkoble einerseits und Diluvialgebilden andererseits, wo- bei erstere zungenartige Schweife und spitzzackige Kämme in den Geschiebelehm und letzterer plumpe Säcke in die - Braunkohle aussendet (siehe Taf. VIII. Fig. 13.). Noch com- ' plieirter werden die Stauchungen dort, wo sich zwischen die Braunkohle und den Geschiebelehm die ausserordentlich fetten, zähen Bänderthone einschalten (siehe Taf. IX. Fig. 4... Dann bäumen sich die dünnen Schichten der letzteren zu steilen Gewölben auf, deren centrale Partie von einer eng zusammen- - gepressten Braunkohlenfalte eingenommen wird, oder sie sind zickzackartig geknickt und in einander geschoben. Bedeutend grössere Dimensionen als die Teutschenthaler Stauchungen weisen diejenigen der Gegend zwischen Teuchern und Pegau (etwa 30 Kilom. südsüdwestlich von Leipzig) auf, ist doch hier die Kohle zuweilen zu Systemen von 6— 7 M. hohen Falten zusammengeschoben. Im Januar des Jahres 1879 boten die Wände des Tagebaues Streckau das auf Taf. VII. Fig. 15 wiedergegebene Profil dar. Auf einen lichtgelblich-weissen Chamotte-Thon folgt das dort etwa 15 M. mächtige Flötz von erdig-knorpeliger, lagenförmig ge- schichteter Braunkohle. Die Ueberlagerungsfläche, also die Sohle des Flötzes, ist fast vollkommen horizontal und jeden- falls ungestört. Gleiches gilt von den Schichten der unteren Hälfte des Flötzkörpers. Nach oben zu beginnen sich jedoch wellige Biegungen der Schichten geltend zu machen, die immer steiler werden und auf der hangenden Fläche des Flötzes die Form hoher Falten annehmen. Letztere erreichen eine Höhe _ und Breite von 7 Metern. Gleiches gilt von den zwischen — je 2 Falten liegenden Mulden. Die Rücken der ersteren sind 2. Th. regelmässig bogenförmig gestaltet, z. Th. aber auch in bis 3, 4, ja 5 M. lange Schweife ausgezogen. Ausgeglichen - werden diese Sättel und Mulden durch das Diluvium. Letz- 1) Auch der Diluvialkies von Teutschenthal führt, ebenso wie der- jenige der Gegend von Leipzig neben nordischem Materiale sehr viel einheimische Gerölle, so von Oligocän-Quarzen. Buntsandstein, Roth- - liegendem, Porphyren. 102 teres hat an dieser Stelle augenscheinlich zu unterst aus einem nur wenig mächtigen, groben Kies bestanden, auf welchem die Schlamm-Moräne ausgebreitet und fortgeschoben wurde. In Folge der dabei ausgeübten gewaltsamen Pressung wurde der Kies dem Geschiebelehm theils vollkommen einverleibt, theils in Fetzen und Schmitzen zerrissen und in den Ge- schiebelehm eingewickelt und bildet nun mit diesem gemeinsam die unterste steinig -kiesige Lage der Grundmoräne von so enormer Festigkeit, dass die Blöcke, in welche sie des Abbaues der Kohle wegen, zerstückelt wird, oft noch mit schweren | Hämmern zerkleinert werden müssen. Nach oben zu geht dieser lehmige Kies in normalen grandigen Geschiebelehm über, welcher auch hier neben vielen nordischen einhei- mische geschrammte Geschiebe, z. B. von Buntsand- stein, führt. Durch die Bewegung der Grundmoräne wurden also nicht nur die Kiese, sondern auch die deren Liegendes bildenden obersten Schichten des Braunkohlenflötzes affhıcirt und zu den beschriebenen Falten zusammengeschoben. Ausser- dem aber wurde der Kies und der aus seiner Verknetung mit dem Geschiebelehm hervorgegangene, gerade in solchen Fällen felsenfeste kiesige Lehm in Form von Säcken, Gängen und keilförmigen Apophysen in die Braunkohle eingezwängt (siehe Taf. VIH. Fig. 14) und Stücke des Flötzes losgerissen und in den kiesigen Lehm verschleppt. In Folge aller dieser Stauchungs- erscheinungen gewährt die Oberfläche des Braunkohlenflötzes an Stellen, wo dessen Hangendes, also die beschriebene Modification des Geschiebelehms und Kieses abgeräumt und aus Mulden, Gangspalten und Säcken entfernt worden ist, um die abzu- bauende Braunkohle möglichst vor Verunreinigung zu bewahren, einen überraschenden Anblick, indem auf ihr wellenförmige und scharfgratige, bis 6 M. hohe Emporragungen, flache und steile Mulden, schluchtartige Spalten und sackartige Löcher mit einander abwechseln. Es ist der Boden der alten Moräne. Ganz ähnliche Erscheinungen wie bei Teutschenthal und Streckau, nur in kleinerem Maassstabe, sind an den vom Ge- schiebelehm überlagerten Braunkohlenflötzen von Borna (süd- lich von Leipzig) und von Mittweida (nördlich von Chemnitz) zu beobachten. An letzterem Orte!) sind die hangendsten Schichten des Flötzes und die darüber liegenden Thone und Kiese zu schlanken, sich hoch aufbäumenden Schlingen zusam- mengepresst worden. 1) Erläut. zu Seet. Mittweida d. geol. Specialk. v. Sachsen von LEHMANN pag. 36. 108 3. Stauchungserscheinungen an den Diluvialthonen, -kiesen und -sanden im Liegenden des Geschiebelehmes. Der Geschiebelehm des nordwestlichen Sachsen wird, wie bekannt und wie oben pag. 91 erwähnt, an sehr vielen Stellen von Sanden und Kiesen, sowie von Bänderthonen des Diluviums unterlagert. Beide Gebilde haben die auffälligsten Stauchungen erlitten und zwar ist diese Eirscheinung so allgemein verbreitet, dass sie nur selten in einem Aufschlusse gänzlich vermisst wird. Die Bänderthone gehören meistentheils der Grenze zwischen Kiesen und Sanden einerseits und dem Geschiebe- lehm andererseits an. Sie bestehen aus abwechselnden, meist nur wenige Millimeter starken Lagen von fettem, oft humosem, fast stets kalkhaltigem, grauem, braunem, gelbem oder schwar- zem Thone und sehr feinem Sande und erscheinen deshalb auf dem Querbruche bandartig gestreift. Als directes Liegendes des Geschiebelehmes sind sie von diesem sehr oft zu steil- randigen Knickungen oder flachwelligen bis überhängenden Falten zusammengeschoben und in Folge ihrer Plastieität häufig in Gestalt hornförmiger Zacken oder flammenförmiger Schweife in den Geschiebelehm hineingeschleppt, local auch wohl ganz ausgequetscht und von dem Geschiebelehm absorbirt worden. Von diesen Verzerrungen ist die liegende Grenzfläche des Bänderthones oft ganz verschont geblieben, trotzdem dass dessen Mächtigkeit gewöhnlich geringer als 0,5 M. ist. Auch seine untersten Schichten haben dann noch vollkommen unge- störte Lage, erst weiter nach oben zu machen sich geringere, allmählich schärfer werdende Biegungen geltend, und. endlich bäumen sich die obersten Schichten zu den beschriebenen Zacken, Falten, Hörnern und Schweifen auf, ganz ähnlich, wenn auch in weit kleinerem Maassstabe, wie dies pag. 101 von dem Braunkohlenflötze von Streckau geschildert worden ist. Von den in grosser Zahl beobachteten Beispielen dieser Art seien hier nur zwei abgebildet, welche den ausgedehnten Kies- gruben bei der städtischen Wasserkunst unweit Connewitz südlich von Leipzig entnommen sind. In dem einen Falle (Taf. IX. Fig. 2) lagert der Bänderthon direct auf dem alt- diluvialen Flusskiese der Pleisse und Elster, in dem anderen (Taf. IX. Fig. 1) wird er von letzterem durch eine schwarze, sehr regelmässige horizontale Bank von eisenschüssigem, rost- braunem Sande (ds) getrennt. Auf den Bänderthon folgt zäher, geschrammte Geschiebe führender, grandiger Lehm in 1 bis 1,5 M. Mächtigkeit. Der Bänderthon selbst (dt), wel- cher kaum 0,3 M. mächtig ist, aber aus etwa 40 Lagen zu- sammengesetzt wird, ist in der oben geschilderten Weise ver- 104 zerrt und schweifartig in den Geschiebelehm hinein gezogen, während seine liegende Grenzfläche vollkommen intact und horizontal geblieben ist. Letzteres ist zwar auch an sehr vielen anderen Auf- schlüssen zu beobachten, jedoch macht sich zuweilen eine viel tiefer greifende Schichtenstörung geltend, von welcher dann nicht nur die Bänderthone, sondern gemeinschaftlich mit ihnen auch die darunter liegenden Kiese und Sande betroffen wur- den. Das schönste Beispiel dieser Art, in welchem zugleich der Zusammenschub ursprünglich horizontaler Diluvialablagerungen den überzeugendsten Ausdruck findet, bot im Sommer 1879 eine Lehm- und Kiesgrube bei Frohnsdorf zwischen Altenburg uud Penig.!) Hier lagert auf grobem, braunem Diluvialsand und -kies (dk Taf. VIII Fig. 17) mit vollkommen horizon- ‚taler Grenze ein 0,75 M. mächtiger, feiner, gelblicher Diluvial- sand (ds), der nach oben mit einer haarscharfen, ebenfalls horizontalen Grenzlinie abschneidet. Jetzt folgt ein 2,5 M. mächtiges chaotisches Gemisch von Bänderthon, Kies und na- mentlich nach dem Hangenden zu von Geschiebelehm, welches dann in reinen Geschiebelehm (dl) übergeht. Die an der Zusammensetzung dieser unteren gestauchten Zone theilneh- menden Fetzen von Kies und Thon weisen die bizarrsten Formen auf, doch erhält man den deutlichsten Eindruck, dass hier zwei die Basis des Geschiebelehms bildende Bänke, eine von Kies und eine von Bänderthon, auf der ebenen Grenz- fläche des: in ungestörter Lagerung verbliebenen Sandes hori- zontal fortgeschoben worden sind. Bei diesem Vorgange wurde der Kies in Lappen zerfetzt und entweder in rundliche oder unförmliche Klumpen zusammengestaucht. oder aber aufge- rollt, so dass Formen entstehen, welche mit einem Symmetrie- schnitte von Gryphaea arcuata Aehnlichkeit haben. Der Bän- derthon hingegen bewahrte in Folge seiner Plasticität seinen Zusammenhang und schmiegte sich den zwischen ihn einge- quetschten Kiespartieen innig an; doch zeigt seine Schichtung überall dort, wo sie nicht gänzlich verwischt ist, die verwor- rensten, bis in’s Kleinste gehenden Stauchungen und Windun- sen, wodurch er eine moire-antique-artige Zeichnung erhält. Nach oben zu gesellt sich dem Kies und Bänderthon mehr und mehr Geschiebelehm bei, der die ersteren bald ganz ver- drängt und dann seinen normalen Charakter annimmt. Eine scharfe Grenze zwischen ihm und den unteren verschobenen Massen existirt somit nicht, vielmehr lehrt der Augenschein, dass beide ein einheitliches Ganzes bilden und dass der Ge- !) Siehe Erläut. zu Sect. Langenleuba d. geol. Specialk. v. Sachsen, von K. DALmErR. schiebelehm bei seiner Fortbewegung die lockeren Ablagerungen an seiner Basis ergriffen, mit fortgeschleppt und mit sich ver- quickt hat. Stauchungserscheinungen im Diluvialkies und alt- diluvialen Flussschotter können im nordwestlichen Sachsen - fast in der Mehrzahl der dortigen Kiesgruben beobachtet wer- ‘ den, soweit diese im Gebiete des norddeutschen Diluviums liegen, dahingegen weisen die Kiese und Sande jenseits der südlichen Grenzlinie desselben nie derartige Störungen auf. Während z. B. die zu den südliehsten Vorkommnissen gehörigen Diluvialkiese und -sande - von Merzdorf bei Frankenberg am Fusse des Erzgebirges die auffälligsten Schichtenwindungen und Stülpungen erfahren ha- ben, sind solche in den Kiesen und Schottern der benachbarten erzgebirgischen Thäler nie beobachtet worden. Dasselbe gilt von den Tertiär- Ablagerungen des Scheibenberges und Pöhl- berges. Namentlich die Lagerungsiorm der letzteren ist von besonderer Bedeutung für die genetische Erklärung der Schich- tenstörungen im norddeutschen Diluvium und in dessen Unter- grund. Die wohlgeschichteten und wechsellagernden Kiese, Sande und Thone des Scheibenberges sind dem Glimmerschiefer in einer Mächtiskeit von bis 40 M. aufgelagert und werden von einem ebenso mächtigen Basaltstrome bedeckt.) Am NO.-, N.- und NW.-Abhange des Berges streichen die Oligocän- schichten zwischen Glimmerschiefer und Basalt zu Tage aus. Wenn irgendwo, so hätte doch hier unter der Basaltlast ein Ausquetschen und damit in Verbindung eine Stauchung und ' Verzerrung der z. Th. aus fettem Thone und thonigem Sande bestehenden, also besonders dazu geeigneten und rings frei - ausstreichenden Tertiärschichten erfolgen müssen. Es hat sich - jedoch nichts derartiges geltend gemacht. Horizontal, in unge- störter Lagerung tritt der oligocäne Schichtencomplex an den ‘Wänden der dortigen Kies- und Sandgruben dem Beobachter entgegen. Ja selbst das Abrutschen einer gewaltigen Scholle der Basaltdecke hat keine Störungen der benachbarten Tertiär- schichten hervorgebracht. Aehnliches gilt von den Verhält- - nissen des ganz analog aufgebauten Pöhlberges. | Solche Verhältnisse vor Augen, darf man nicht versuchen - wollen, die Schichtenstörungen in unserer z. Th. fast vollkom- men flachen norddeutschen Diluvialebene als eine Wirkung _ der Schwerkraft ‘in Folge einseitiger Belastung zu erklären, - ganz abgesehen davon, dass hier der genetische Zusammenhang zwischen der Bewegung der Grundinoräne und den Schichten- 2 4) Erläut. zu Sect. Elterlein d. geol. Boa: von Sachsen von - A. SAuEr pag. 48. = 106 störungen in ihrem Untergrunde in ne Beispielen geradezu : verkörpert ist. Derartige Schichtenstörungen äussern sich bei den alt- diluvialen Banden und Kiesen in ähnlicher Weise, wie bei den entsprechenden Oligocängebilden, also durch Faltungen, Ueber- schiebungen, schweifartigen Verschleppungen, gangförmigen In- jeetionen und sackähnlichen Einstülpungen. Es seien deshalb nur einige wenige besonders überzeugende Beispiele aus der grossen Anzahl der gesammelten Profile zur bildlichen und beschreibenden Darstellung gebracht. Taf. VII. Fig. 6 ist der Wand einer Kiesgrube bei Gross- Zschepa nördlich von Wurzen entnommen. Hier bedeckt Geschiebelehm einen Schichtencomplex von Sanden und Kiesen. Beide sind reich an Feuerstein; ausserdem enthält der Ge- schiebelehm Fragmente des nördlich davon anstehenden Quarz- porphyrs, die demnach mit ersterem nach Süden gewandert sind. Manche derselben sind platten- oder spitzkeilförmig, stecken dann kreuz und quer in Vieschiekeleht und stehen dann zuweilen senkrecht auf ihrer scharfen Kante. Andere haben die Gestalt grösserer polyedrischer Blöcke. Ein solches etwa 0,4 M. grosses Porphyrgeschiebe ist auf seinem nach S. gerichteten Wege am Boden des Geschiebelehmes in die Kies- schichten eingepresst worden und hat dieselben bei fortgesetzter Bewegung aufgepflügt und vor sich emporgestülpt. In dieser einfachen Lagerungsstörung ist sowohl die Bewegungsrichtung des Porphyrblockes und des Geschiebelehmes, dem er ange- hört, als auch der Druck verkörpert, dem dieser letztere aus- gesetzt war. Complicirtere Biegungen weisen die Profile Taf. IX. Fig. 7 . und 8 auf, welche in einer Kiesgrube bei Gross-Zschocher unweit Leipzig beobachtet wurden. Hier haben in Folge seit- lichen Schubes tiefe, falten- oder sackartige Einstülpungen einer oberen Bank von grauem, grobem Kies in die darunter liegenden Schichten von braunem, feinkörnigem Sande stattge- funden. Die Zusammenschiebung der letzteren ist soweit ge- - gangen, dass die von ihnen eingeschlossenen rundlichen Kies- säcke von der hangenden Kiesschicht, der sie doch angehört haben, fast vollständig abgeschnürt sind und in Folge davon im Profile die Gestalt dickbauchiger, enghalsiger Flaschen er- halten. Der Vorgang der seitlichen Stauchung findet ausser- dem seinen Ausdruck in der radiär nach dem Abschnürungs- punkte gerichteten Stellung der hangenden Kiese. Eine ähnliche Stauchungserscheinung wurde in einem Eisenbahneinschnitte direct nördlich von Gautzsch, also einige Kilometer südlich von Leipzig beobachtet (siehe Taf. IX. Fig. 9). Hier ist augenscheinlich eine dem Diluvialsande dach | 107 muldenförmig aufgelagert gewesene Schicht von Kies so stark - zusammengeschoben worden, dass sie die Form eines engen, - 1,1 M. tief senkrecht in die Sande hinabsetzenden Ganges erhalten hat. Dieser besitzt an seinem oberen Ende nur eine - „Breite von 0,2M. und verjüngt sich dann ganz allmählich, hat also die Gestalt eines spitzen Keiles.. Dass aber dieser nicht etwa die Ausfüllung einer ursprünglich in den Sand hinab- reichenden Kluft ist, geht daraus deutlich hervor, dass die den Kieskeil bildenden Schichten sowohl, wie die einzelnen Gerölle innerhalb der letzteren eine senkrechte, an dessen Mündung - aber eine ausgezeichnet fächerförmige Stellung besitzen, - die sich von hier aus nach beiden Seiten verflacht und in eine horizontale Lage übergeht. Ueberhaupt aber ist die Erscheinung nicht sehteh dass die sämmtlichen scheibenförmigen oder langovalen Gerölle einer seitlich gestauchten Kiesbank ihre ursprünglich horizontale Stellung mit einer senkrechten vertauscht haben, wobei meist die Schichtung der dadurch betroffenen Kiesbank ver- loren gegangen ist. Viel gewöhnlicher aber als auf diese Weise äussert sich ‚der mit der Ablagerung des Geschiebelehmes verbunden ge- wesene Eisschub in dem phantastischen Verlaufe, welchen die - Kies- und Sandschichten im Liegenden des Geschiebelehms — oft für grössere Erstreckung angenommen haben, sowie in der Einquetschung des Materiales der letzteren in den Geschiebe- - lehm. In ersterem Falle, der durch die der Nähe von Gautzsch und Connewitz entnommenen Profile Taf. VIII. Fig. 18 und Taf. IX. Fig. 10 u. 11 illustrirt werden möge, ist die Grenze zwischen Geschiebelehm oder dessen kiesigem Aequivalente, - dem Geschiebekies, und seinem Liegenden eine ebene und ziemlich horizontale, während innerhalb der Kies- und Sand- - schichten die bizarrsten Verschiebungen und Zerrüttungen statt- - gefunden haben. In dem zweiten Falle (siehe Taf. IX. Fig. 3.) ragen die obersten Kiese in Form sich verästelnder oder mehr - oder weniger rasch auskeilender Zungen in den Lehm hinein, so dass ihre beiderseitige Grenze einen höchst unregelmässigen zackigen Verlauf besitzt. Bir. Br» 4. Stauchungserscheinungen an den dem Geschiebelehme eingelagerten Sanden, Kiesen und Thonen. ; Wie bereits in den einleitenden Bemerkungen hervorge- - hoben, sind dem Geschiebelehme einzelne Lagen oder mäch- - tigere Bänke von Kiesen, Sanden und Bänderthonen einge- schaltet, welche entweder der Auswaschung der Schlammmoräne £ . A 2 SR en nn: 108 ; 2 x m E r N s und der Separation ihrer Bestandtheile durch temporär dort rieselnde oder sich ansammelnde Schmelzwasser, oder aber zeitweiligen Verlegungen des Laufes subglacialer Ströme ihren Ursprung verdanken. In Folge der andauernden Fortbewegung des Geschiebelehmes erlitten diese Einlagerungen oft ähnliche Störungen wie die gleichartigen Gebilde im Liegenden des letz- leren. Welchem Druck dieselben innerhalb des Geschiebe- lehmes ausgesetzt waren, geht z.B. aus Taf. IX. Fig. 5. hervor. Dieses Profil war im Sommer 1879 durch einen Eisenbahn- Anschnitt am Bahnhofe Riesa entblösst. Es zeigt im Han- genden eines braunen, einheimische südliche Gerölle führenden Sand- und Kies-Complexes (dk) einen hellgrauen, sehr festen Geschiebelehm (dl) mit einer sich nach S. zu auskeilenden, bis metermächtigen Einlagerung von Diluvialkies und -sand (ds), ähnlich, wie solche in dem dortigen Geschiebelehme bereits früher beobachtet wurden. !) Die frisch aufgeschlossene Kies- und Sandbank war nicht nur innerhalb ihrer Masse gestaucht und zerrüttet, sondern auch durch eine fast horizon- tale Injection von Geschiebelehm wiederum gabelförmig ge- spalten. Diese von der liegenden Geschiebelehmpartie aus- laufende Apophyse durchschnitt den Kies schräg mit scharfer, aber zackig bauchiger Grenze und keilte sich innerhalb des- selben mit trümerartiger Verzweigung aus. Während also in diesem Falle der Geschiebelehm gang- artig in eine kiesige Zwischenlagerung gepresst wurde, haben die an anderen Stellen in den Geschiebelehm eingeschalteten fetten Bänderthone in Folge ihrer grossen Plastieität die bi- zarısten Windungen und Knickungen erlitten, so z. B. in dem behufs Verlegung der Bahnlinie ausgeführten grossen Ein- schnitte bei Altenburg und in den Ziegelgruben nördlich von Eutritzsch. Hier bildet Bänderthon eine gegen 3 M. mächtige Einlagerung in dem etwa 10 M. mächtigen Geschiebelehme und weist in seiner oberen Hälfte Biegungen, scharfe zickzack- artige Knickungen und Ueberkippungen auf, welche in Folge der lagenweise wechselnden Färbung der Thone sehr scharf hervortreten, nach oben zu aber mit dem Geschiebelehme ver- knetet sind, so dass die Grenze beider Gebilde eine ver- schwommene ist. ; Es ist eine nicht seltene Erscheinung, dass sich im Ge- schiebelehme und zwar namentlich im unteren Theile desselben centimeter- bis decimeterstarke Lagen von Sand oder Kies, zuweilen in grösserer Zahl, einstellen. Als integrirende Glieder des Geschiebelehmes haben sie an dessen im Allgemeinen nach S. oder SO. gerichteten Vorrücken theilgenommen und %) PEncK, diese Zeitschrift 1879. pag. 191. deshalb zuweilen Formen erhalten, in deren phantastisch ver- schlungenem Verlaufe sich die Bewegung der Schlammmoräne - wiederspiegel. Als Beispiel hierfür mag die Taf. IX. Fig. 6. - wiedergegebene Ansicht des oberen Theiles einer Wand in dem - Porphyrbruche am Dewitzer Berge angeführt werden. !) Nach unten sehr sandig werdender Geschiebelehm (dl) mit _ eingelagerten, schlierig verzogenen Sandschmitzen und reich - an grösseren und kleineren, oft geritzten und geschliffenen nor- - dischen Geschieben, steht hier in directem Oontacte mit den - an dem citirten Orte beschriebenen Rundhöckern des Porphyr- untergrundes (P). Ganz analoge Erscheinungen waren an dem oben (pag. 93) _ erwähnten Kaibacher Bahneinschnitte innerhalb der _ Rheingletscher-Moräne zu beobachten, wo die im dor- ” tigen Geschiebelehm eingelagerten Sande gleichfalls die auf- fälligsten Biegungen und Verzerrungen erfahren haben. ne a ni DeiET Erklärung der Tafel VAN. und IX. Tafel VI. 2 Fig. 1, 2 und 3. Fortschiebung von Felsblöcken und Zusammen- - stauchung der Rasendecke durch den vorrückenden Buersbrä in Nor- - wegen im August 1878. — Gl = Fuss des Buersgletschers; B = Fels- ” blöcke; R = Rasen- und Humusdecke. - Seite 77. Fig. 4. Zerstückelung der Schieferkohle am Oberberge bei Dürnten in der Schweiz. Verkleinerte Copie einer am 7. Juli 1843 von ESCHER VON DER LINTH aufgenommenen Original - Skizze. —k = Schieferkohle; I = gelbliche und bläuliche Letten; s = Schutt. — Seite 84. 7 Fig. 5. Zerstückelung und Stauchung der Schieferkohle am _ Öberberge bei Dürnten. Verkleinerte Copie einer im August 1875 - von A. Heım aufgenommenen Original - Skizze. — k = Schieferkohle; s= Sand: g = Gerölle. — Seite 84. i ‚Fig. 6. Kiesgrube nördlich von Gross-Zschepa bei Wurzen > unweit Leipzig. P = einheimischer Porphyrblock; ds = Diluvialsand;; - dl = Geschiebelehm. — Seite 106. Fig. 7. Braunkohlentagebau im Thümmlitzwalde unweit Leisnig. = EEE - ob = an Sequoienstämmen reiches Braunkohlentlötz; ot — Oligocän- thon, unten dunkelgraubraun, oben weiss; dl = Geschiebelehm. — - Seite 100. R s Fig. 8. Steinbruch südwestlich von Klein-Zschocher bei _ Leipzig. g = Grauwacke; dl = Geschiebelehm. — Seite 96. Fig. 9. Steinbruch am Nordende von Klein-Zschocher. g= 2 En g1 =: thoniger Grauwackenschutt; dl = Geschiebelehm. — Seite %. | !) H. Orp, diese Zeitschrift 1879. pag. 23. a) Fig. 10, 11 und 12. Eisenbahneinschnitt nördlich von Gautzsch 4 bei Leipzig. os = oberoligocäner Sand; ds — Diluvialsand und -kies. — Seite 99. Fig. 13. Tagebau von EısenGriger u. Schurze bei Teutschen- thal unweit Halle. ob = Braunkohlenflötz; dl = Geschiebelehm. — Seite 101. Fig. 14 und 15. Tagebau bei Streckau. ob = Braunkohlen- flötz;, dk = grober, feuersteinreicher Kies; dl = Geschiebelehm. — Seite 101 u. 102. Fig. 16. Tagebau bei Schkortitz unweit Grimma. ob = Braun- kohlenflötz; ot — Oligocänthon, unten weiss, oben dunkelgrau; dl = Geschiebelehm; 1 = Löss. — Seite 100. Fig. 17. Kiesgrube bei Frohnsdorf zwischen Penig und Alten- | burg. dk = kiesiger, brauner Diluvialsand; ds = feiner, gelblicher Diluvialsand; dt = gestauchter Bänderthon; dl = Geschiebelehm ; l = Löss. — Seite 104. Fig. 18. Eisenbahnanschnitt nördlich von Gautzsch bei Leipzig. os — oberoligocäne Sande; dk = Diluvialkies; ds = Diluvialsand; dl = stark kiesiger Geschiebelehm. — Seite 107. Tafel IX. Fig. 1 und 2. Kiesgruben an der Leipziger Wasserkunst bei Connewitz. dk = Diluvialkies (altdiluvialer Kies der Pleisse und Elster); ds = Diluvialsand; dt = Bänderthon; dl = Geschiebelehm. — Seite 103. Fire 3. Kiesgrube bei Lindenau vor Leipzig. dk — Diluvia- kies (altdiluvialer Kies der Mulde); dl = sandig-kiesiger Geschiebe- lehm. — Seite 107. Fig 4. Tagebau von EisenGriBer u. ScHuLzE bei Teutschen- thal.e. ob = Braunkohle; dt = Bänderthon; ds = Diluvialsand; dl = Geschiebelehm. Seite 101. Fig. 5. Bahnanschnitt bei Riesa. dk = Diluvialkies; dl = Ge- schiebelehm ; ds = Einlagerung von Diluvialsand. — Seite 108. Fig. 6. Steinbruch am Dewitzer Berge bei Taucha nördlich von Leipzig. P = Granitporphyr (Rundhöcker); dl = Geschiebelehm mit Sandlagen und -schmitzen. — Seite 109. Fig. 7 und 8. Kiesgrube bei Gross-Zschocher. ds = Diluvial- sand; dk = Diluvialkies. — Seite 106. | Fig. 9. Eisenbahnanschnitt bei Gautzsch. ds = Diluvialsand und -kies. — Seite 106. Fig. 10 und 11. Kiesgruben nahe der Leipziger Wasserkunst bei Connewitz. ds = Diluvialsand; dk = Diluvialkies, beide altdiluviale Absätze der Pleisse und Elster. — Seite 107. | Ai 2 Br s By 2 7. Ueber einige Eruptivgesteme aus der Umgegend von Liebenstein in Thüringen. Von Herro Gustav Prinesueim ın Breslau. Hierzu Tafel X. und XI. Einleitung. L Das ausgedehnte Granit- und Gmneissgebiet, welches im - nordwestlichen Theil des Thüringer Waldes den Bezirk zwischen - der Kahlen Kuppe im Norden, Altenstein im Westen, Hof- _ wallenburg im Süden, dem grossen Wagenberge im Osten ein- - nimmt, wird im Süden von der Zechsteinformation abgeschnitten, - über welche hinaus dann die mächtigen Buntsandsteinablagerungen - südlich des Thüringer Waldes folgen. Aus jenem Zechstein - ragen an zahlreichen Punkten isolirte Gneiss- und Granitpartien - hervor, andeutend, dass das grosse nördliche Plateau mit jenen Gesteinen, welche H. Crepser !) den ältesten Gesteinen dieses - Gebirges zurechnet, sich in südlicher Richtung noch über die - oben bezeichneten Grenzen hinaus weiter fortsetzt. Gerade - diese vereinzelten Gesteinsvorkommen finden sich sehr häufig E von anderen, gangförmig auftretenden Gesteinen durchsetzt, — welche, sämmtlich in die Reihe der älteren Eruptivgesteine - gehörig, zwar in der Art ihrer Anordnung oft recht eigenartige Erscheinungen darbieten, in Structur und Zusammensetzung _ aber meist desto auffallendere Aehnlichkeit. zeigen. Nament- - lich sind von Interesse die in der näheren Umgebung von - Liebenstein vereinzelt aus dem Zechstein hervorragenden Gneiss- inseln mit ihren Granitporphyr- und Grünsteingängen, deren - petrographische Be geologische Untersuchung der Zweck dieser Arbeit ist. + !) Versuch einer Bildungsgeschichte der geognostischen Verhältnisse des Thüringer Waldes. Gotha 1865, pag. 6. ee Topographisches. Das Dorf und Bad Liebenstein, am südwestlichen Fusse des Schlossbergs gelesen, hat sich mit seinem östlichen Ende theils an dem Abhang dieses Berges, theils in der Einsenkung zwischen Letzterem und der südlich gegenüberliegenden Erhe- bung des Aschenberges angebaut; in seinem westlichen Theil erreicht es bereits die Ebene, welche in westlicher und nord- westlicher Richtung bis über Sauerbrunnsgrumbach, Schweina und Glücksbrunn hinaus sich ausdehnt, und dort durch höhere Berge — den Hohlen Stein und das N\lorgenthor, weiterhin dann den Altenstein — begrenzt wird. Nach den übrigen Richtungen hin ist die Ausdehnung dieser Ebene eine be- schränktere. Gegen Norden wird sie durch den Schlossberg und die sich an diesen anreihenden Höhenzüge abgeschlossen, welche wiederum erst nach dem Dorfe Steinbach zu steil ab- fallen; im Osten wird sie durch eine Reihe von Hügeln begrenzt, welche, im weiteren Verlauf vielfach mit Thälern abwechselnd, zur Bildung jener Terrain-Einsenkungen Veranlassung boten, in welchen östlich der sogenannte Eselsprung, südöstlich das Dorf Beirode gelegen sind; die südliche Begrenzung endlich bildet der Aschenberg. Ueber den Eselsprung hinaus steigt das Terrain wiederum stetig an sowohl nach Nordosten hin gegen das Aterode und das Thüringer Thal, als gegen Osten und Südosten über die Landwehr, die Landesgrenze zwischen Meiningen und Preussen. Geognostisches. !) In dem hier seinen topographischen Verhältnissen nach flüchtig skizzirten Bezirke, der speciell mit Steinbach (im Norden), Altenstein (im Nordwesten), Glücksbrunn, Schweina und Sauerbrunnsgrumbach (im Westen), Beirode (im Süd- westen), Elmenthal (im Süden) und einer letzteren Ort mit dem Aterode verbindenden Linie (im Osten und Nordosten), begrenzt werden mag, liegt ein wesentlich von Zechstein be- decktes Gebiet vor, durch welches an zahlreichen Stellen Gneissinseln zu Tage treten. Dieser ganze Zechsteincomplex 1) Eine Uebersicht über die Lage der hier in Frage kommenden Punkte zu geben, wurde mir durch die Güte des Geheimen Bergraths Herrn Professor Dr. BEvrıcH ermöglicht, welcher die Benutzung seiner noch nicht veröffentlichten geologischen Aufnahmen für die beigefügte | Karte gestattet und mich dadurch zu besonderem Danke verpflichtet hat. wird durch- das längs eines kleinen Baches, des Grumbachs, ‚aufgeschwemmte Alluvium oberflächlich in zwei ungefähr gleich - grosse Hälften getheilt; in eine nördliche, welche etwa in ihrem - Mittelpunkt die Anhöhe des Altensteines, in ihrem südlichen - Theil diejenige des Hohlen Steines östlich Glücksbrunn bildet, - und in eine südliche, welche den Schlossberg nördlich von - Liebenstein zusammensetzt. Die Zechsteinformation dieser beiden Bezirke gliedert sich von oben nach unten wie folgt: Obere Zechsteinletten Oberer Zechstein. Hauptdolomit und Rauhkalk 2 Untere Zechsteinletten Mittlerer Aechstem. Eigentlicher Zechstein \ Kupferschiefer N Unterer Zechstein. In den beiden in Rede stehenden Gebieten herrschen Rauh- kalk und Dolomit. Der untere Zechsteinletten begleitet diese - Gesteine am Nord-, Ost- und Südrande der nördlichen, sowie * am West-, Nord- und Ostrande der südlichen Zechsteinpartie. | Der eigentliche Zechstein zeigt sich an einigen räumlich beschränkten Stellen: er füllt theils — westlich vom Altenstein, nördlich der Teufelsbrücke und am westlichen Fusse des Scharfenberges — die hier gegen das nördliche Gneiss- und Granitplateau gebildeten Buchten aus, theils tritt er — östlich und südlich des Hohlen Steins und nordwestlich vom Felsen- theater — als Unterbrechung der erwähnten Züge von unteren Zechsteinletten innerhalb der letzteren zu Tage. Der Kupfer- schiefer ist hier bis jetzt nur beobachtet worden an den beiden Seiten des Thales, in welchem Schweina liest, und unter ihm treten Conglomerate hervor, die weiter gegen Nordwesten noch - grössere Verbreitung am Rande des Gebirges erhalten. Sie werden dem Rothliegenden zugezählt, welches nach Südosten zu erst in mehr als 15 Kilom. Entfernung bei Schnellbach — u.a. O. wieder angegeben wird. Auch der Kupferschiefer ist - auf dieser ganzen Strecke nicht bekannt, ebensowenig der - eigentliche Zechstein. Mehrfach scheinen Glieder des mittleren - Zechsteins unmittelbar auf dem archaeischen Gebirge abgelagert zu sein. Es ist hier eben die Auflagerung der Zechsteinfor- - mation auf die älteren Formationen einschliesslich des Roth- - liegenden eine ungleichförmige. An sehr zahlreichen anderen - Stellen der Zechsteinformation Thüringens findet sich übrigens - dieselbe Unregelmässigkeit wieder; so ist der Zechstein im Norden bei Thal, Ruhla u. s. w. ohne Einschaltung älterer - Formationen (also auch des Rothliegenden), unmittelbar den - Glimmerschiefern aufgelagert; so bedeckt er im Osten bei - Ilmenau und östlich von dort längs des ganzen Gebirgsrandes, Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL. 1. 8 I nur an sehr vereinzelten Stellen durch schwache Schichten von 3 Rothliegendem unterbrochen, die älteren Thonschiefer. Während das oben genauer begrenzte Zechsteinrevier, abgesehen von der scheinbaren Unterbrechung durch das Alluvium des Grumbachs, ein zusammenhängendes Ganze bildet, begleitet die Zechstein- formation weiterhin gegen Südosten in abgerissenen Parzellen den Südrand des Thüringer Waldes; ihre Mächtiekeit nimmt ab; ihre Lagerungsweise wird eine unregelmässigere, gestörtere;_ das Streichen ihrer Schichten aber bleibt, ebenso wie die Längenerstreckung der abgerissenen Zechsteinparzellen, unver- ändert in dem ganzen Verlauf des Zechsteingürtels, der übrigens, nicht nur am südlichen, sondern in bedeutender Mächtiskeit namentlich auch längs des westlichen und nördlichen Saumes des Thüringer Waldes entwickelt, das ganze Gebirge rings ein- schliesst. Hier überall waltet die nordwest-südöstliche Strei- chungrichtung vor, welche auch in dem Altenstein-Lieben- steiner Bezirke die allein massgebende ist. In diesem letzteren Zechsteincomplexe findet sich als die einzig ausgedehntere Einla- gerung jüngerer Gesteine der den unteren Gliedern der Bunt- sandsteinformation angehörige, feinkörnige, meist gelblichgraue, häufig braungestreifte Sandstein des Antoniusberges östlich von Schweina. Er fällt flach, sowohl gegen Norden, d. h. gegen die Zechsteinletten des Altensteiner Bezirkes, als nordöstlich gegen die Schichten des untersten Zechsteins und endlich öst- lich gegen das Alluvium des Grumbachs ab, während er nach Westen und Süden hin den Hauptdolomit des Zechsteins über- lagert. An der südlichen und südwestlichen Grenze geht er in Bröckelschiefer über, der sich gegen Osten und Norden auskeilt. Von dieser Ablagerung durch eine an ihrer schwächsten Stelle etwa 200 m. mächtige Zechsteinzone getrennt, erscheint die Buntsandsteinformation westlich von Sauerbrunnsgrumbach aufs Neue in sehr bedeutender Mächtigkeit. Hier begleitet sie über Liebenstein hinaus in west-östlicher Richtung bis etwa 900 m. von der Landwehr hin den nördlichen Abfall des Aschenberges. Wiederum ist sie durch jenen feinkörnigen Sandstein repräsentirt und längs ihrer ganzen Nordgrenze von Bröckelschiefer begleitet. Während also der Buntsandstein im Süden, das Rothliegende im Westen das hier in Betracht kommende Gebiet begrenzen, schliesst sich gegen Norden und Osten das schon Eingangs erwähnte ausgedehnte Gneiss- und Granitplateau an mit seinen zahlreichen ansehnlichen Höhen (dem Windsberg, dem Mühlbergskopf, der Bommelhauck, der hohen Klinge und anderen), sowie den dazwischen liegenden ‘ Thälern (dem Louisenthal, Kallenbach-Grund, Schleifgrund, Thüringer Thal ete.). Ein keilförmiger Ausläufer dieses Massivs begleitet auch noch den westlichen Theil des Altensteiner Zech- - steincomplexes, zwischen diesen im Osten und das Rothliegende im Westen sich einschiebend. 3 Die Unregelmässigkeit und Verworrenheit in den soeben kurz auseinandergesetzten Lagerungsverhältnissen zwingt zu der - Annahme, dass (wie auch die Uebersichtskarte trotz der Weg- lassung der Unteraktheilungen von Rothliegendem, Zechstein und Buntsandstein und trotz der abgerundet gezeichneten For- mationsgrenzen andeutet) auf diesem Gebiete viele Massen- verschiebungen ( Verwerfungen) stattgefunden haben. Die Haupt- verwerfung entspricht der Greuze des Gebirges gegen das vorgelagerte Bergland; sie verläuft in nordwest - südöstlicher Richtung von den südlichen Häusern von Schweina aus nach Beirode hin. Andere Verwerfungen scheinen durch das Auf- treten des Buntsandsteins am Antoniusberg bei Schweina und durch das Vorhandensein jener Gneissinseln angedeutet zu sein. Diese Verwerfungen zu verfolgen und in ihrem theils der Haupt- spalte parallelen, theils dieselbe kreuzenden Laufe zu schildern, liegt ausserhalb des Zweckes dieser Arbeit. Sie beschäftigt sich mit der genaueren Untersuchung der gangartig in mehreren der Gneisspartieen jenes Gebietes auftretenden Gesteine. In den meisten dieser Gänge finden sich neben einander auffallend verschieden aussehende Massen. Es ist daher besonders zu prüfen, ob diese Verschiedenheiten scheinbare oder wirkliche - sind, mit andern Worten, ob dieselben Spalten von ver- - schiedenen Eruptivgesteinen zu verschiedenen Zeiten erfüllt wurden, oder ob nur ein einheitliches Ganggestein durch Moda- litäten der Erstarrung eine ungleichförmige Ausbildung erlangte. Zu diesem Zwecke wurden untersucht: 1. das Nebengestein der Gänge, der Gneiss, 2. die Ausfüllungsmassen der einzelnen Gänge. | Der 6neiss. Die Gesteine dieser Gneissparzellen sind ihrer Zusammen- setzung nach sämmtlich den eigentlichen Glimmergneissen zu- zurechnen; aber ihre Structur wechselt mehrfach, eine in Gneissgebieten bekanntlich sehr gewöhnliche Erscheinung. Es lassen sich vornehmlich drei Varietäten unterscheiden, welche übrigens zum Theil an einem und demselben Fundorte neben einander auftreten. Häufig finden sich dieselben sogar so eng verbunden, dass an einzelnen Aufschlusspunkten leicht Hand- stücke geschlagen werden konnten, welche zwei der Varietäten enthielten; meist aber grenzen sie sich in genau zu verfolgen- den regelmässigen Linien von einander deutlich ab. a. Granitartiger Gneiss. Am häufigsten, und fast an allen einzelnen Punkten vertreten, findet sich ein mittel- 2: Ce. and gleichkörniger, meist undeutlich schiefriger Gneiss, welcher, ' im Wesentlichen aus fleischrothem oder heller gefärbtem Ortho- klas, weissem Plagioklas, rauchgrauem bis wasserhellem Quarz, sparsamem silberweissem Kali- und schwarzem Magnesiaglimmer zusammengesetzt, in seiner Structur mannigfachen Modificationen unterworfen ist. Dies Gestein findet sich, nur fast grobkörnig ausgebildet und mit theilweise recht deutlicher, sehr oft aber auch kaum noch erkennbarer Parallelstructur versehen, am östlichen Ausgange von Liebenstein; feinkörniger, mit meist etwas deutlicher hervortretender Parallelstructur tritt es nördlich Beirode an der Liebensteiner Chaussee auf; endlich macht es mit vielfach wechselnder Structur die Hauptmasse der starren Felsen des Eselsprunges aus. Es bildet in Folge des Vor- herrschens der körnigen Quarz-Feldspathmasse gegenüber den nur in kleinen und zarten Flasern eingestreuten Glimmer- blättchen seine Parallelstructur meist nur unvollkommen aus und büsst dieselbe stellenweise sogar so weit ein, dass es scheinbar in echten Granit übergeht, und nur die Verbindung dieser Modification mit dem benachbarten typischen Gneiss die Beibehaltung der Bezeichnung „Gneiss“ veranlasst. Demnach dürfte es als „granitatriger Gmneiss“ (oder nach Naumann |) als körnig flasriger Grneiss) bezeichnet werden. b. Flasriger Gneiss. Eine zweite Varietät enthält dieselben Mineralien in grobkörnigem Gemenge, aus welchem namentlich weisse Plagioklaskrystalle mit schon makroskopisch deutlicher Zwillingstreifung durch ihre Grösse (4—5 mn.) hervorragen, während die Orthoklase an Dimensionen mehr zurücktreten. Kaliglimmer findet sich nur sparsam in kleinen Blättchen eingestreut. Als Hauptmerkmal gegen die vorher- gehende. Varietät dient der Reichthum an meist zusammen- hängenden, gestreckten und langgezogenen, wellenförmig gebogenen und vielverzweigten Flasern von schwarzem Glimmer. Indem die einzelnen Wellen und Abzweigungen desselben mehr oder weniger parallel verlaufen und sich gegenseitig berühren, verleihen sie zugleich dem Gestein eine stets wahrnehmbare lineare Parallelstructur. Aber auch hier bleibt meist noch der (Grehalt an Glimmer bei weitem hinter dem an Quarz-Feldspath- masse zurück. Accessorisch tritt hin und wieder undeutlich krystallisirte Hornblende auf. Dieses Gestein, welches seine Hauptverbreitung gleichfalls am Eselsprung hat, ausserdem aber in etwas weniger grobkörniger und sehr deutlich parallel struirter Ausbildung an dem bereits oben erwähnten Aufschluss nördlich Beirode ansteht, lässt sich am besten mit einer von NAUMANN ?) 1) C£. Naumann, Geologie I. pag. 546. > 2) Ebendas. pag. 547. 117 herrührenden Benennung als „flasriger Gneiss“ unterscheiden, E und zwar finden sich sowohl grob- als feinflasrige Varietäten. _ — Während der granitartige Gneiss in dem hier zu behandeln- _ den Bezirke mehrfach (z.B. an dem südöstlichen Ausgange von Liebenstein) selbständig auftritt, wurde der flasrige durchgehends nur in Verbindung mit dem granitartigen angetröffen. Beide Varietäten sind, wo sie zusammen auftreten, durch zahlreiche Zwischenstufen verbunden. c. Schiefriger Gneiss. dGetrennt von den beiden Varietäten erscheint eine dritte, durch einen noch weit über- wiegenderen Glimmerreichthum und eine parallel - schiefrige Structur gekennzeichnete. Der Glimmer ist vorwiegend schwarz- grauer bis schwarzer, lebhaft glasglänzender Magnesiaglimmer, zu dem selten und nur accessorisch noch deutliche Täfelchen von weissem Kalıglimmer hinzutreten. Die Lagen von Quarz und Feldspath enthalten nicht selten Hornblende in meist nur - -undeutlich ausgebildeten kleinen Krystallen. Auch scheint - diesem Gestein ein nicht unbedeutender Eisengehalt zuzukom- men, wenigstens weist hierauf die röthliche Färbung hin, wie sie stellenweise nur der Quarz-Feldspathmasse zukommt, in anderen Partien aber auch dem ganzen Gestein eigen ist; besonders schön zeigt dies der westlich vom Altenstein an dem Kreuzungspunkt der Strassen: Schweina-Gumpelstadt und E Altenstein- Gumpelstadt in bedeutender Mächtigkeit aufge- schlossene Gneiss. Das Bezeichnendste für diese Varietät ist die ausnehmend starke Schieferung, hervorgerufen durch den über- wiegenden Gehalt an Glimmer und dessen Anordnung zu grossen ununterbrochen fortsetzenden Membranen. Nächstdem unter- scheidet diese Varietät von der vorhin aufgeführten der parallele, ebenflächig- regelmässige, nicht, wie dort, wellig- gekrümmte Aufbau aus einzelnen Lagen oder Schichten. Alle diese Mo- mente verleihen dem Gestein einen dem Glimmerschiefertypus ungemein nahe kommenden Habitus, daher bezeichnet SenFrr gerade das eben erwähnte, westlich vom Altenstein auftretende Gestein als Glimmerschiefer. Wenn hier der Name „Gneiss“ beibehalten ist, so geschieht dies vornehmlich aus zwei Gründen, einem petrographischen und einem geognostischen. Ueberwiegt auch in dieser Varietät der Gehalt an Glimmer den an Quarz und Feldspath, so werden dennoch‘ diese beiden letzteren - Bestandtheile nirgends vollständig zurückgedrängt, und selbst - in den Abarten, in welchen sie am sparsamsten vertreten sind, - erscheint noch Feldspath reichlicher als Quarz und jedenfalls - viel zu zahlreich ausgeschieden, um ihn nur als unwesentlichen - Gemengtheil aufzufassen. Dazu kommt noch in geognostischer Hinsicht der offenbare directe Zusammenhang dieses Gebietes mit dem unmittelbar nördlich davon über die Sennhütte hinaus = 118 sich hinziehenden, unzweifelhaften Gneiss. Dieser letztere, nur durch jene aufgelagerte schwache Zechsteinzone westlich vom Altenstein von dem südlichen Gestein getrennt, liefert ein ihm sehr ähnliches, wenn auch glimmerärmeres Gestein. Die Auf- fassung endlich, nach welcher das in Rede stehende Gestein die Fortsetzung des langen Glimmerschieferzuges bilde, der nahe am 'Nordrand des Thüringer Waldes bei dem Dorfe Thal beginnend in südlicher Richtung bis in das Schnepfengründchen hinab sich erstreckt, scheint der Abweichung in Structur und Zusammensetzung wegen nicht stichhaltis. Denn jene Glimmer- 'schieferpartie zeigt sich überall von äusserst dünnschiefrigem Gefüge, durchaus frei von Feldspath und sehr arm an Quarz. Ist diesem Gestein auch eme Annäherung an den Glimmer- schiefer nicht abzusprechen, so scheint es doch gerechtfertigter, dasselbe den Grneissen einzureihen und es, auch hier Naumanns !) Vorgange folgend, „schiefrigen Gneiss“ zu benennen. Ausser an jener Stelle westlich vom Altenstein findet es sich schön aufgeschlossen in einem Steinbruch, welcher etwa 110 m. nörd- lich von Glücksbrunn an dem von letzterem Ort nach der Schweina- Altensteiner Chaussee hinüberführenden Fahrwege belegen ist; endlich, weniger in festen Blöcken anstehend als unter der Dammerde versteckt, scheint es nordwestlich von Liebenstein längs der Thalsenkung des Grumbachs die Unter- lage der dortigen Wiesen und Aecker zu bilden. Es lässt sich daselbst von dem nördlichen Ausgange des Dorfes Sauerbrunns- grumbach an in nördlicher Richtung bis hinter die erste, fast an den Grumbach herantretende Waldparzelle verfolgen. — Da die drei hier getrennten Varietäten hauptsächlich characterisirt sind durch ihren geringeren oder grösseren Gehalt an Glimmer, also an dem Mineral, welches von den wesent- lichen Bestandtheilen des Gesteines das specifisch schwerste ist, so kann es nicht Wunder nehmen, das dieselben auch durch ihre specifischen Gewichte von einander geschieden werden. Die Ermittelung der specifischen Gewichte geschah für diese, wie für alle folgenden Gesteine mit Hülfe des Pyknometers. Für jedes einzelne Gestein wurde nur eine Bestimmung, und zwar mit je 14—15 Gr. Substanz ausgeführt. 2,611 für den granitartigen Gneiss, 2,676 für den flasrigen Gneiss, 2,761 für den schiefrigen Grneiss. Spec. Gew. Ill Die letztere, für einen typischen Gneiss ungewöhnlich hohe Zahl, weist auf eine Annäherung dieses Gesteines an den Glimmer- schiefer hin. ») Naumann, Geologie I. pag. 547. er" ee a Fe a BER el er 119 Die Eruptivgesteine. Eng verknüpft mit dem Auftreten des Gneisses sind nun in dem oben bezeichneten Gebiete die Gangvorkommen von älteren Eruptivgesteinen, namentlich von Granitporphyren. Zu den Letzteren rechne ich hier diejenigen Quarzporphyrgesteine mit einer feinkörnigen, oft fast dichten Grundmasse, welche auch in den feinkörnigsten Varietäten stets ihre rein granitische, krystallinisch körnige Structur bewahren. Diese Gesteine zeigen häufig Annäherungen an die eigentlichen Granite nach der einen, an die Felsitporphyre nach der anderen Richtung. Ein beson- deres Interesse bieten sie dar durch die Art ihres Auftretens. Die echten Granitporphyre, die man beim ersten Anblick als solche erkennt, füllen nur ganz ausnahmsweise selbständig Gangspalten aus, meist stehen sie in Verbindung mit anderen weniger mächtigen Gesteinen von dichterer Structur und dunklerer Färbung; diese nehmen häufig makroskopisch einen scheinbar melaphyrartigen Habitus an und erweisen sich erst bei der mikroskopischen Untersuchung als Abarten des Haupt- ganggesteins, nämlich als Granitporphyre. Bedeutendere Grün- steingänge finden sich, selbständig entwickelt, in der Umgegend von Liebenstein nicht; wohl aber ist ein derartiges Gangvor- kommen im Contact mit Granitporphyr in einem unmittelbar bei jenem Orte gelegenen Wäldchen, dem „Corällchen* auf- geschlossen. Alle diese Gänge bilden eine dem Südrande des Zechsteinzuges in nordwest-südöstlicher Richtung folgende Linie, welche, am Altenstein beginnend, über Liebenstein, Beirode und Herges sich hinzieht, um nördlich von letzterem Ort im Druse- thal ihre grösste Mächtigkeit zu erreichen. I. Die @neissparzellen des nördlich von dem Alluvium des Grumbachs gelegenen Zechsteincomplexes mit den darin aufsetzenden Gängen. A. Altensteiner Gang. Westlich vom Altenstein, da, wo die von dort nach Gumpelstadt führende Strasse in die Chaussee Schweina-Gum- pelstadt einmündet, wurden die ersten guten Aufschlüsse dieser Gänge angetroffen. Es sind das zwei verlassene Steinbrüche, ein kleinerer östlich, ein grösserer, diesem gegenüber und etwa 150 M. von ihm entfernt, westlich von der Einmündung jener Strasse gelegen. Dieser „Altensteiner Gang“, wie er im Folgen- den der Kürze halber bezeichnet werden soll, setzt im schie- 120 frigen, hier stark röthlich gefärbten und von zahlreichen bis 100 Mm. mächtigen Quarzadern durchzogenen Gneiss !) auf. Er bildet die südliche Fortsetzung des ausgedehnten nörd- lichen Gneissgebietes, wenngleich er von diesem durch eine schmale Zechsteinzone getrennt erscheint. Er streicht in dem grösseren westlichen Steinbruch in hora 8%, und fällt unter ca. 60° nach Südwesten ein, in dem östlichen Stein- bruch an dessen östlichem Ende in hora 8°, und fällt dort mit ca. 50° in derselben Richtung, während er am west- lichen Ende ein undeutlicheres und wechselndes Streichen, im Mittel etwa h. 81/,, zeigt und damit zugleich ein etwas steileres Fallen annimmt. In beiden Steinbrüchen jedoch stimmt die Contactfläche zwischen Gneiss und Ganggestein nicht überein mit der Schichtungsfläche des Gneisses. An der Ausfüllung der Gangspalte selbst betheiligen sich in dem westlichen Steinbruch drei, in dem östlichen vier durch Färbung und Structur schon makroskopisch deutlich unter- schiedene Gesteine. Ein Blick auf die Profile (pag. 121) ge- nügt, um zu erkennen, wie symmetrisch zur Gangmitte dieselben vertheilt sind. Durch seine Mächtigkeit sowie durch sein Auftreten in der Mitte der übrigen ist als das eigentliche, resp. Hauptgang- gestein charakterisirt ein Granitporphyr von kirschrother, fein- körniger, vielfach von schwachen Quarzadern durchzogener Grundmasse, in welcher neben farblosen glasglänzenden,, vor- wiegend weisse, zum Theil gelblich gefärbte Feldspäthe (3 bis 7 Mm.), sowie in geringerer Anzahl kleine dunkelgraue, meist undurchsichtige Quarzkörnchen ausgeschieden sind. Die Mäch- tigkeit des Granitporphyrs beträgt ca. 18,5 M., sein specifisches Gewicht 2,624. Er streicht in h. 7°/, und fällt unter ca. 85 ° ‘von Südwest nach Nordost. Er zeigt eine starke, das Fallen und Streichen quer durchsetzende Zerklüftung; in diesen Klüften findet sich häufig eine Anreicherung eines Eisengehaltes, wel- cher wohl nur zum geringeren Theil aus dem Gesteine selbst, zum grösseren aus dem eisenreichen Nebengestein herrühren und von den jene Klüfte durchziehenden Wassern abgesetzt sein dürfte. Derselbe hat hier vielfach Veranlassung gegeben zur Bildung eines erdigen, rothbraunen Minerals von kirsch- rothem Strich, einer unreinen derben Varietät von Rotheisen- erz, welche freilich nur in dünnen Lagen in den Klüften des Gesteins und längs dieser Klüfte sich abgelagert findet. Uebrigens ergiebt die mikroskopische Untersuchung dieses Gesteins, dass es, wie alle Granitporphyre des hier zu be- trachtenden Gebietes schon an und für sich, also auch in den ») Cf. oben pag. 117 u. £. weniger zerklüfteten Partieen, einen nicht ganz unbedeutenden Gehalt an Eisenoxyd, resp. Eisenoxydhydrat enthält; derselbe macht sich in den Dünnschliffen durch rothe Streifen und Adern geltend, welche das ganze Gestein, in besonders reichem _ Maasse aber die ausgeschiedenen Feldspäthe durchsetzen. _ Ebenso wie dieser Gemengtheil ist den Grundmassen aller der - in dieser Abhandlung als „Granitporphyre“ beschriebenen Ge- - steine gemeinsam eine schwarze bis grünlich schwarze, stark © zersetzte Masse von unregelmässigem Umriss, in Blättchen von meist geringen Dimensionen ausgebildet, welche eine chlori- - tische Substanz darzustellen scheint. Dieselbe ist ihrem mi- Altensteiner Gang, östlicher Steinbruch. Ww Altensteiner Gang, westlicher Steinbruch. III TÄRNENN aD MM ll] — en Ge — = > — N W< 800, 700 Mm 1352 FR N ß Verwitterter Granitporphyr. Dunkler, dichter Granitporphyr. Feinkörniger Granitporphyr. Rother, dichter Granitporphyr. Schutt. Gneiss,. ea>S OH TOR 122 kroskopischen Verhalten nach kaum zu unterscheiden von dem gleichfalls keinem der hier zu besprechenden Gesteine gänzlich mangelnden Magneteisen, mit dem sie meist innig verwachsen ist. Sie pflegt um so reichlicher entwickelt zu sein, je zer- setzter der Granitporphyr ist. Fast immer erscheint sie sowohl selbstständig in theils langgestreckten, schmalen Aggregaten, theils breiteren, verworrenen Blättchen, als überwiegend längs des Randes von Krystallen, diese letzteren als eine, vermuthlich durch Zersetzung entstandene Zone einfassend.. — Ich habe alle jene Gesteine „Granitporphyre“ genannt im Anschluss an die vorausgeschickte Definition; übrigens glaube ich, dass dieser Name selbst dann noch wird beibehalten werden dürfen, wenn durch spätere Untersuchungen etwa der Nachweis gelingen sollte, dass diese chloritische Substanz als ein Umwandlungs- product aus Augit oder Hornblende anzusehen sei. Denn sie tritt stets als unwesentlicher, mit der Zersetzung des Gesteins überhand nehmender Gemenstheil und nur in der Grundmasse auf. Andererseits ist aber ihre etwaige Beziehung zu den ge- nannten Mineralien von vornherein schon deshalb sehr unwahr- scheinlich, weil in den Gesteinen derjenigen Gänge, welche regelmässige Salbandbildungen zeigen — derjenigen von Alten- stein und vom Eselsprung — zwar eine deutliche Zunahme dieses Gemengtheils in den verwitterteren Salbandgesteinen, nicht aber, wie man erwarten müsste, damit zugleich eine Ab- nahme von Augit resp. Hornblende zu beobachten ist. Vielmehr sind Augit und Hornblende auch in den frischen Ganggesteinen hier nicht deutlich und, wenn überhaupt, so nur in sehr unter- geordneter Menge vorhanden. Auch in dem Hauptganggestein des Altensteiner Ganges findet sich ‚jenes wahrscheinlich chloritische Mineral in der gewöhnlichen Weise mit Magneteisen verwachsen, theils selb- ständig, theils als Zersetzungskruste von Krystallen ausgebildet. Ausserdem glaubte ich in der unter dem Mikroskop grob- körnig erscheinenden Grundmasse noch zahlreiche Plagioklase, in geringerer Menge Orthoklase, ferner grün oder braun durch- scheinenden Glimmer (Biotit), spärlich Quarz und, freilich nur in einem der beiden untersuchten Schliffe, Kaliglimmer zu er- kennen, welcher weisse, zwischen gekreuzten Nicols stark farbig polarisirende, fasrige Aggregate bildet. Namentlich er- wähnenswerth aber sind die schönen schriftgranitartigen Ver- wachsungen von Quarz und Feldspath, welche, allerdings nicht in allen Schliffen gleich klar hervortretend, in reich verzweigten Büscheln das ganze Gestein durchziehen. Diese Erscheinung, in weniger vollkommener Ausbildung zwar in der Mehrzahl der später zu erwähnenden Granitporphyre beobachtet, findet sich schöner und deutlicher ausgeprägt nur in dem Granitporphyr 123 des Corällchens bei Liebenstein. Aus dieser Grundmasse - treten als Ausscheidungen Plagioklaskrystalle mit deutlicher Zwillingsstreifung und, diesen sowohl an Häufigkeit als an Di- mensionen nachstehend, Orthoklase, sowie endlich noch sehr vereinzelt Quarze hervor. An diesen Granitporphyr schliesst sich, im Hangenden sowohl als im Liegenden, deutlich abgegrenzt, eine zweite Va- rietät desselben Gesteins von weit geringerer, kaum 1 M. be- tragender Mächtigkeit an, welche, durch dichtere Structur, kleinere Zahl von Ausscheidungen und dunkelbraune Farbe gekennzeichnet, sich in ihrem äusseren Habitus den echten Porphyren schon mehr nähert. Die Ausscheidungen sind im Uebrigen mit denen des helleren Hauptganggesteins identisch, obwohl meist von geringeren Dimensionen (1—4, doch aus- nahmsweise auch bis 14 Mm.) und noch ärmer an Quarz. Auch das specifische Gewicht — 2,647 ist nicht erheblich höher als das des eigentlichen Ganggesteins. Die auffallend rothe Färbung dieses Gesteins wird, wie ein Dünnschliff unter dem Mikroskop leicht erkennen lässt, hervorgerufen durch sehr zahlreiche, durch die ganze Masse vertheilte rothe sowohl als auch schwarze Körnchen und Plat- ten eines Eisenoxyd-haltigen Gemengtheils. Sie durchsetzen, in den unregelmässigsten Formen sich an einander reihend und wiederum mit jener chloritischen Substanz innig verwachsen, an den stärker gefärbten Stellen nicht nur die gesammte Grundmasse, sondern auch die ausgeschiedenen Feldspath- krystalle. Die makroskopisch dichte Grundmasse löst sich unter dem Mikroskop in ein deutlich körniges, wenn auch fein- körniges Gemenge von grünem und braunem, stark dichroi- tischem Glimmer (Biotit), sowie reichlichem triklinem Feld- spath in schmalen, kurzleistenförmigen Kryställchen auf. Quarz, in der Grundmasse kaum mit Sicherheit nachweisbar, fand sich nur sehr spärlich in den ausgeschiedenen Krystallen des tri- klinen Feldspaths, vermuthlich als dessen Zersetzungsproduct. Neben diesen zahlreichen Feldspäthen tritt sehr unter- geordnet und makroskopisch kaum noch erkennbar, braun durch- scheinender Glimmer aus der Grundmasse hervor. Wie ma- kroskopisch, so nimmt auch mikroskopisch an den weniger intensiv roth gefärbten Stellen des Gesteins der Eisengehalt deutlich gegen denjenigen der tiefer roth gefärbten Partieen ab. Diese Abart des Granitporphyrs bildet jedoch nur den Uebergang zu dem eigentlichen Salbandgestein, einem Granit- porphyr von noch dunklerer, grauer, einen Stich in’s Rothe zeigender Grundmasse, aus welcher nur sehr vereinzelte kleine E rauchgraue Quarzkörnchen neben häufigeren Feldspathkrystallen von wechselnden Grössen (5—14 Mm.) hervortreten. Letztere 194 sind theils farblos, theils, und dieses namentlich in den grösse- ren Krystallen, fleischroth bis gelblich gefärbt; fast durch- gängig sehr regelmässig ausgebildet zeigen sie grösstentheils lebhaften Glasglanz, auf den basischen Spaltungsflächen (oP) oft deutlichen Perlmutterglanz. Dieses Gestein schwankt in seiner Mächtigkeit in dem grösseren westlichen Steinbruch zwischen 680 Mm. am östlichen und 800 Mm. am westlichen Salband, in dem kleineren östlichen zwischen 1350 Mm. am östlichen und 870 Mm. am westlichen Salband. Sein speci- fisches Gewicht, etwas höher als das der benachbarten Granit- porphyre, beträgt 2,685. Auch sonst weicht es von den letz- teren durch dichte Structur und dunkle Farbe der Grundmasse in seiner äusseren Erscheinung sehr ab, lässt aber doch schon unter der Loupe an den frischen Partieen einen deutlich gra- nitischen Typus erkennen, der noch mehr hervortritt bei der mikroskopischen Betrachtung. | Diese zeigt ein dem benachbarten rölhen Granitporphyr durchaus ähnliches Mineralgemenge, dessen Eisengehalt jedoch mehr in Form von schwarzen, sehr häufig dendritisch ausge- bildeten und wahrscheinlich als Magneteisen zu deutenden Streifen, Tafeln und Körnchen, ausgeprägt ist, welche in viel- fach zusammenhängenden Partieen das Gestein durchsetzen. Daneben aber findet sich, und zwar spärlicher in der übrigen Masse als vorwiegend gerade in diesem schwarzen Mineral selbst, jene nämliche rothe Substanz, aus Eisenoxyd, resp. Eisenoxydhydrat bestehend, wie sie in dem benachbarten „rothen Granitporphyr“ in so überaus reichlichem Maasse her- vortrat. Im Uebrigen sind Zusammensetzung und Structur der Grundmassen beider Gesteine analog. Aus der genauen Unter- suchung der mineralogischen Zusammensetzung dieser drei Ganggesteine muss man den Schluss ziehen, dass die beiden zuletzt genannten Gesteine lediglich als abweichend ausgebil- dete Salbandvarietäten der Gesteinsmasse, welcher auch die Gangmitte angehört, anzusehen sind, dass demnach die von | Gemitz !) für diese Salbandgesteine gewählte Bezeichnung „Melaphyr“ unzutreffend erscheint. Bis hierher verhielten sich die beiden genannten Auf- schlüsse, wenn auch in Bezug auf die Mächtigkeit der ein- zelnen Gesteinsarten nicht genau gleich entwickelt, doch in ihren höchst regelmässigen Lagerungsverhältnissen sowohl, als in Zusammensetzung, Structur, kurz in ihrer petrographischen Ausbildung durchaus identisch Während aber dieser dunkle Granitporphyr in dem grösseren westlichen Steinbruch die eigentliche Grenze gegen das Nebengestein bildet, schliesst !) Cf. Gemimtz, Dyas, pag. 194. sich, zwischen ihn und den Gneiss sich einschiebend, in dem - kleineren östlichen Aufschlusspunkte noch eine dritte Salband- — zone an. Sie besteht aus einem ungemein stark zersetzten - und in Folge dessen sehr weichen, schon mit dem Fingernagel _ ritzbaren, dichten, graugrünen Gestein, welches neben kleinen hellfarbigen Feldspathkrystallen noch sehr sparsam auftretende - Quarzkörnchen von geringen Dimensionen und meist hellgrauer Färbung erkennen lässt. Seine Mächtigkeit wächst von 220, resp. 300 Mm. am westlichen bis auf 545 Mm. am östlichen - Ende des Steinbruchs.. Auch sonst zeigt sich dieses Gestein - in der Art seiner Lagerung nicht an beiden Enden ganz - gleichmässig entwickelt. Während in dem östlichen Theil seine Auflagerungsfläche gegen den Gmneiss in hora 7 streicht und mit etwa 30° gegen Nordost hin einfällt, nimmt das west- lich, also auf den grösseren Steinbruch zu gelegene Ende all- - mählich auch ein westlicheres Streichen, schliesslich etwa in - hora 5'/, gerade gegen jenen Steinbruch hin verlaufend, an, _ und auch das Fallen der Contactfläche zwischen diesem Gestein - und dem Gmneiss ändert sich demgemäss, wird ein beinahe nördliches und bei weitem steileres; dasselbe beträgt hier etwa 99°. Die mikroskopische Untersuchung zeigt eine feinkörnige, freilich aber bereits so stark zersetzte Grundmasse, dass sich ausser dem mehrfach erwähnten, chloritischen Mineral, welches hier noch massiger und meist in ausgedehnten Tafeln, nur hin und wieder als Randzone von Krystallen auftritt, Nichts als - trikline Feldspäthe mit Sicherheit erkennen liess. Diese sind > es auch, welche allein in grösseren Individuen aus der Grund- masse hervortreten. Das Gestein durchziehen zahlreiche rothe und schwarze Täfelchen und Körnchen, welche auf einen erheb- licheren Eisengehalt schliessen lassen. Wenn somit weder die makroskopische, noch die mi- kroskopische Betrachtung einen sicheren Anhalt zur Bestim- mung dieses Gesteines bietet, frische Stücke bei der Verwitte- - rung, welche das Gestein in seiner ganzen Mächtigkeit zeigt, nicht geschlagen werden konnten, so darf doch andererseits - nicht übersehen werden, dass die wenigen Bestandtheile, welche - noch erkannt werden konnten, auch gleichzeitig in seinem ‘ dunklen Nachbargestein beobachtet sind. Weist trotzdem - das mikroskopische Bild dieser beiden Gesteine nur eine ge- ringe Aehnlichkeit auf, so liegt der Grund hierfür wesentlich in - der Ausbildung jener dunklen, vermuthlich aus Magneteisen - und chloritischer Substanz zusammengesetzten Aggregate. Diese nämlich treten in jenem dunklen Granitporphyr fast ausschliess- - lich als kurze, sehr zahlreich. versprengte und vorzugsweise > zomenartig die Ränder von Krystallen rings umschliessende an 126 Säulchen auf, während sie in dem verwitterteren vielmehr überwiegend als selbständige, breitblättrige Tafeln unregel- mässig vertheilt sind, nur sehr selten Randzonen um Krystalle, häufiger die Ausfüllungsmasse von Spalten und Lücken zwi- schen je 2 nebeinander liegenden Krystallen bilden. Wahr- scheinlich liegt, wenn schon in jenem Granitporphyr die schwar- zen hKandzonen als Zersetzungsproducte anzusehen sind, hier nichts Anderes, als ein fortgeschritteneres Stadium dieser Zer- setzung vor, welche bereits so sehr überhand genommen hat, dass auch der Kern der Krystalle schon mehr oder weniger vollständige Umwandlung erfuhr. Unter dieser Voraussetzung aber könnte dieses Gestein sehr wohl als ein seinem Nachbar- gestein nahestehendes, nur sehr stark zersetztes granitisches Salbandgestein aufgefasst werden; eine Anschauung, welche den gegebenen Verhältnissen weit mehr zu entsprechen scheint, als die Ansicht, dass es, ein Gestein von nicht granitischer Natur, einer gesonderten und selbstverständlich dann früheren Eruption seine Entstehung verdanke. Unterstützt wird die erstere Annahme durch die regelmässige, der Anordnung der übrigen Gangmassen durchaus conforme Lagerungsweise und besonders noch dadurch, dass Bruchstücke jenes benachbarten dunklen Granitporphyrs, in Säure gelest, schon nach wenigen Tagen ein diesem graugrünen Gestein ungemein ähnliches Aussehen erhielten. Bemerkenswerth war übrigens hierbei, dass, wie in der Natur diese beiden Gesteine durch eine scharfe Grenze geschieden sich zeigen, so auch hier im Klei- nen bei allen diesen Stücken, mochten sie nun mehrere Tage oder mehrere Wochen der Einwirkung der Säure ausgesetzt gewesen sein, eine gleichmässig und allmählich fortschreitende Umwandlung, eine genaue geradlinige Abgrenzung der ange- griffenen von den noch unzersetzten, frischen Stellen zu beob- achten war. Endlich kommt das specifische Gewicht dieses Ge- steines (2,552) dem des benachbarten nahe. Es lässt sich nach alledem, wenn auch nicht als gewiss, so doch als höchst wahrscheinlich die Ansicht aufstellen, dass das Gestein, ur- sprünglich mit dem ihm benachbarten dunklen Granitporphyr übereinstimmend, nur durch Verwitterung und Auslaugung seine jetzt abweichende Beschaffenheit erhalten hat. Dass die Gesteine dieser beiden Steinbrüche ein einziges zusammengehöriges Gangvorkommen bilden, kann bei der Iden- tität sämmtlicher übrigen Gesteine und der völligen Ueberein- stimmung in ihrer Anordnung und Vertheilung keinem Zweifel unterliegen. Die Streichungsrichtungen sowohl des Grneisses (im Mittel etwa h. 8'/,), als des Ganggesteines (h. 7), bis 7°/,) stimmen in beiden Aufschlüssen fast ganz genau überein, und die des Ganges entsprechen dabei zugleich vollständig dem ZT Streichen der Verbindungslinie beider Steinbrüche, welches etwa h. 7’/, betragen würde. Ebenso analog ist das Fallen des Gneisses in beiden ziemlich steil gegen Süden, das des Ganggesteines flacher gegen Norden gerichtet. Die einzelnen Gesteine, welche die Gangspalte ausfüllen, zeigen sich hier wie dort gegen einander und gegen das Nebengestein scharf abge- grenzt; die Klüftung, welche meist eine Absonderung in un- regelmässig polyedrische Stücke hervorruft, setzt ohne jede Unterbrechung in derselben Weise durch sämmtliche Gesteine hindurch. Beweist die Uebereinstimmung aller dieser Verhältnisse die Zusammengehörigkeit beider Vorkommen zu einem und dem- selben Gange, so folgt aus der Gleichmässigkeit der Anordnung und Ablagerung jedes einzelnen Vorkommens deren gleichzeitige Erstarrung aus einem und demselben Magma. Die symmetrische Aufeinanderfolge der einzelnen Gesteine von der Mitte aus auf beiden Salbändern hin, ihre bezüglich der Zusammensetzung so.nahe Verwandtschaft, bekundet durch die allen gemeinsame sranitische Grundmasse, endlich das gleichmässige, ununter- brochene Hindurchsetzen der Klüfte durch alle diese Gesteine lässt nur diese eine Deutung einer gleichzeitigen Entstehung, und die Auffassung der dichteren Gesteine als regelmässiger Salbandbildungen zu. Was endlich das Alter dieses Ganges anbetrifit, so folgt aus den massenhaiten Bruchstücken all’ seiner einzelnen Ge- steine, welche gemeinsam mit dem schiefrigen Gneiss das un- mittelbar westlich davon abgelagerte Conglomerat des Roth- liegenden zusammensetzen, dass sein Aufbruch bereits erfolgt sein muss, ehe sich die untersten Glieder der Zechsteinformation ablagerten. B. Der Glücksbrunner Gang. Verfolgt man dieselbe Gneisspartie, in welcher der Alten- steiner Gang aufsetzt, in südlicher Richtung weiter, so tritt zunächst, gekennzeichnet durch eine merkliche Niveauerhebung, eine aus grobkörnigem Granit bestehende Kuppe auf; hinter dieser ist etwa 110 M. nördlich von Glücksbrunn an dem von - letzterem Ort nach der Schweina-Altensteiner Chaussee hin- _ überführenden schmalen Fahrweg durch einen Steinbruch in einer streichenden Länge von etwas über 30 M. ein gangför- _ miges Granitvorkommen aufgeschlossen. Es setzt auch hier - in dem nämlichen Gneiss gerade da auf, wo dieser aus dem _ ihm in der östlichen Fortsetzung deutlich aufgelagerten Zechstein 28 eben hervortritt. Nach Westen hin wird diese Gneisspartie_ 1 durch die erwähnten Schichten des Rothliegenden begrenzt. Der Gneiss des Nebengesteins weicht von dem des Alten- i steiner Ganges nur etwa durch die hier noch mehr überhand- nehmenden Quarzadern ab, welche eine Mächtiekeit von ca. 150 Mm. erreichen. Namentlich pflegt sich eine derartige zu- sammenhängende Quarzschicht zwischen den Gneiss am Liegen- den des Ganges und das eigentliche Ganggestein einzuschieben. Die mikroskopische Untersuchung des Gmneisses zeigt, dass so- wohl die Feldspäthe, welche übrigens vorwiegend als langsäulen- förmige Krystalle ausgebildet sind, als auch der zahlreich ver- theilte Glimmer von Körnern und Tafeln eines schwarzen, wahrscheinlich als Magneteisen zu deutenden Minerals durchsetzt sind. Neben überwiegendem ‚grünem Glimmer findet sich noch hie und da ein weisses Mineral mit regelmässigen Spaltungs- richtungen, welches unter gekreuzten Nicols lebhafte Polarisa- tionsfarben zeigt, vermuthlich Kaliglimmer. Am westlichen Ende des Steinbruchs, wo der Gneiss stark verwittert erscheint, tritt eine eigenthümliche, wellenförmig ge- wundene Zeichnung auf der Gesteinsoberfläche hervor. Diese Erscheinung ist wohl weniger der Structur des Gesteins selbst zuzuschreiben, als vielmehr jenen Wirkungen der Atmosphärilien, wie sie sonst vorzugsweise auf Kalksteine sich zu äussern pflegen und von Euckse Roßert !) und Anderen als „desagregation ( - destruction) vermiculaire“* bezeichnet und beschrieben sind, Die Ablagerung des Gneisses scheint an diesem Aufschlusspunkt bedeutende Störungen erfahren zu haben, welche vielleicht im Zusammenhange stehen mit dem Auftreten der Granitkuppe in unmittelbarer Nähe nördlich davon; Streichen und Fallen sind von dem des Altensteiner Gneisses wesentlich unterschieden, ersteres ist in h. 4, letzteres unter ca. 20° gegen Nordnordwesten gerichtet. | Drei Gesteine, sämmtlich granitischer Natur, schliesst der Gneiss am Glücksbrunner Gange ein, nämlich: 1) einen echten grobkörnigen Granit, 2) einen porphyrartigen Granit mit feinkörniger rother Grundmasse, 3) einen dichten, dunklen Granitporphyr, welcher erst durch die mikroskopische Untersuchung als solcher zu erkennen ist. Aber nur der feinkörnige Granit und der dichte Granit- porphyr können, mit Sicherheit ais wirkliche Ganggebilde, 1) Of. Bulletin de la societe geologique de France 2me ser. tome II. pag. 123. 129 d. h. Spaltenausfüllungsmassen , aufgefasst werden, das dritte Gestein ist von dem eigentlichen Gangmaterial zu trennen, es steht vielmehr zu dem Gneiss in inniger Beziehung. Der grobkörnige Granit zeigt ein gleichmässig körniges Gemenge von 8—20 Mm. messenden, lebhaft glasglänzenden, © weissen bis farblosen, nicht selten aber auch röthlich gefärbten - Orthoklasen, deutlichen milchig-weissen Plagioklasen mit zum * Theil schon makroskopisch erkennbarer Zwillingsstreifung und, - durch Farbe und Glanz von den Feldspäthen leicht zu unter- ‘ scheidenden, rauchgrauen Quarzen; in weit geringerer Menge - finden sich noch glänzende Blättchen dunklen grünlichen Mag- 4 Glücksbrunner Gang. : R 2 1 E F nn | S 4 E, TE, EHE A: z DE DEGE, EDER i GEHE WEIZEERREEETEE = ; 7] ß 8 € E x Zechsteindolomit. ı Feinkörniger Granit. \ n Schutt. ° Quarz. i 3 Grobkörniger Granit. e Dichter Granitporphyr. Glücksbrunner Gang, Granitporphyrtrümer im Gneiss des Liegenden. ENG 4 3 PP DEE sr 4 L SCH E= y Granitporphyr. 3% Gneiss Zeitschr. d.D. geol. Ges. XXXII. 1. 9 nesiaglimmers. Die Feldspäthe, vorwiegend als Krystalle mit den Flächen : RE DR, m P:-x pP, 2P x, @L8 und meist vorherrschender Längsfläche (oo Poo) ausgebildet, zeigen durchweg deutliche Spaltungsrichtungen; mehrfach konnten Zwillingsverwachsungen nach dem Karlsbader Gesetz beobachtet werden. Namentlich die grossen lebhaft glänzenden Feldspäthe finden sich häufig längs ihrer ganzen Begrenzung von einer rothen Orthoklaszone umgeben. Die Quarze treten hier kaum als Krystalle, vielmehr fast durchgängig als krystallinische Aggregate von unregelmässigen Formen auf. Der Glimmer ist an und für sich selten, Kaliglimmer scheint gänzlich zu fehlen. Das mikroskopische Bild lehrt, dass, abgesehen von den durch die Structur und Korngrösse gegebenen Verschiedenheiten, dieses (sestein und der soeben besprochene Gneiss nur geringe Abweichungen zeigen. Es werden in dem Granit sowohl der Glimmer, als auch jenes schwarze, wahrscheinlich als Magnet- eisen aufzufassende Mineral seltener. Für das letztere bietet einen geringen Ersatz ein bräunliches Mineral, Eisenoxyd oder Göthit, das, in dünnen Lagen und Schuppen sparsam dem Granit eingesprengt, reich vertheilt nur erscheint längs der Grenze zwi- schen diesem grobkörnigen und dem vielfach mit ihm verwachse- nen feinkörnigen Granit. Wenigstens zeigte sich eine derartige Anreicherung deutlich in dem Dünnschliff, welcher beide Gesteine zusammen enthielt. Hier bildet jenes bräunliche Mineral eine Zersetzungsrinde um die Krystalle des grobkörnigen Granites und bietet als solche gleichzeitig die Grundlage, auf der die Quarz-Feldspathmasse des porphyrartigen, feinkörnigen Granites aufgebaut erscheint. Diese letztere zeigt eine gleichmässig feinkörnige, hellrothe (Grundmasse, aus welcher eine Menge sehr frischer "Quarz- und Feldspathkryställchen, letztere wiederum theils dem monoklinen, theils dem triklinen Krystallsystem angehörig, als etwas grösser ausgebildete Individuen hervortreten. Doch halten sich die Dimensionen auch dieser Gemengtheile in viel zu beschränkten Grenzen, als dass man berechtigt wäre, dieselben als porphyrische Ausscheidungen zu betrachten und daraufhin das Gestein den Granitporphyren zuzuordnen. In der Grundmasse, in welcher auch hier sich jenes schwarze Mineral (Magneteisen?) sparsam vertheilt findet, überwiegt die Menge an Quarz und besonders an Feldspäthen bei weitem den Gehalt an Glimmer. Nament- lich die rothen Feldspäthe sind in sehr grosser Anzahl ver- treten; sie erreichen durchweg dieselben Dimensionen wie die wasserhellen und weiss gefärbten und erscheinen von den letzteren stets gesondert, nirgend, wie in dem grobkörnigen Granit, diese längs ihres Saumes begleitend. Wo Contact- fiächen dieses Gesteins mit dem Gneiss im Dünnschliff beobachtet werden konnten, war eine Trennung beider zwar stellenweise deutlich ausgeprägt, doch liess sich eine. ähnlich scharfe Grenze wie zwischen dem. fein- und grobkörnigen Granit nicht beobachten. Uebrigens muss bemerkt werden, dass für diese mikroskopische Untersuchung nur Schliffe von Handstücken vorlagen, welche den Nebentrümern und Verzweigungen des feinkörnigen Granits in den Gneiss des Liegenden .entnommen waren. Somit lehrt die mikroskopische Betrachtung, dass Gneiss und grobkörniger Granit hier zwei eng zusammengehörige Ge- steine sind, während eine nahe Beziehung zwischen Gneiss und feinkörnigem Granit im Allgemeinen nicht, zwischen grob- und feinkörnigem Granit sicherlich nicht angenommen werden darf. In seinem äusseren Ansehen von diesen granitischen Ge- steinen durchaus verschieden und in Handstücken weit mehr einem Diorit als einem Granitporphyr gleichend, erscheint das dritte der oben unterschiedenen Gesteine, eine dichte dunkelgraue Masse, in welcher mit Hülfe der Loupe sehr kleine, leisten- förmige Feldspäthe und hie und da winzige Quarzkörnchen zu erkennen sind. Die mikroskopische Untersuchung erweist das Gestein als den Granitporphyren zugehörig, Es zeigt sich unter dem Mikroskop ein Bild, welches dem des dunklen Granit- porphyrs des Altensteiner Ganges durchaus gleicht. Zunächst fällt schon bei Betrachtung des Dünnschliffs unter der Loupe eine entschieden porphyrische Structur, ein deutlicher Unter- schied zwischen Grundmasse und Ausscheidungen in das Auge. Die Grundmasse, mikroskopisch feinkörnig und reich an schwarzen, weniger reich an röthlichen den Eisengehalt des Gesteins bekundenden Körnchen, enthält ausserdem namentlich trikline Feldspäthe, Orthoklase, ferner jenes wahrscheinlich chloritische Mineral und hie und da kleine Quarzkörnchen. Auch schwache Andeutungen von Magnesiaglimmer finden sich spärlich. Die Ausscheidungen bestehen im Wesentlichen nur aus grossen langleistenförmigen Plagioklasen und meist tafel- förmigen Orthoklasen. Auffallend sind in diesem Gestein die unter dem Mikroskop häufig bemerkten starken Eisenoxydzonen, welche die Feldspath-, und zwar vorwiegend die Plaglioklas- krystalle an ihrem ganzen Umfange umgeben, eine Erscheinung, welche schon makroskopisch deutlich bei zahlreichen Feld- späthen aus dem später zu erwähnenden Granitporphyr vom Corällchen bei Liebenstein hervortritt. Hin und wieder, jedoch im Allgemeinen selten, wird in diesen Zonen das als Kisenoxyd gedeutete röthliche Mineral durch jene schwarze zersetzte Sub- stanz vertreten, welche ein Gemisch von Magneteisen und chloritischer Masse zu sein scheint. Nach allem Diesem dürfte, 9% 132 zumal auch nicht ein einziger auf Augit oder Hornblende deutender wesentlicher Gemengtheil zu bemerken war, der Name „Granitporphyr“ für dies Gestein durchaus gerechtfertigt erscheinen. Falls es gestattet ist, aus der auffallenden Aehn- lichkeit des makroskopischen Ansehens dieses Gesteines, sowie des analogen vom Altensteiner Gange mit dem später!) zu erwähnenden dunklen Salbandgesteine vom Eselsprung auf eine entsprechend übereinstimmende chemische Constitution aller dieser dunklen Granitporphyre zu schliessen, erhält auch nach dieser Seite hin die gewählte Bezeichnung eine neue Stütze. Diese drei im Wesentlichen nur durch die Structur unter- schiedenen Granitvarietäten sind in recht unregelmässiger und verworrener Anordnung abgelagert. Zwar zeigen sie sämmtlich ein ziemlich gleichmässiges Streichen in h. 6°/,, und auch das Fallen bleibt, soweit sie entblösst sind, constant unter etwa 27° gegen Nordnordost gerichtet. Aber schon in Bezug auf die Zerklüftung finden sich Abweichungen, indem der dunkle Granitporphyr nur von wenigen, der grob- und feinkörnige Granit von zahlreichen und stärkeren Spalten durchzogen wird. Die letzteren pflegen recht regelmässig parallel dem Contact mit dem Gneiss den Granit zu durchsetzen, doch stellt sich daneben auch eine schwächere, unregelmässig quer gegen jene verlaufende Absonderung ein. Ueberhaupt lassen auch die sonstigen Lagerungsverhältnisse eine Trennung des dunklen Granitporphyrs von dem grob- und feinkörnigen Granit nothwendig erscheinen. Während nämlich der dunkle Granitporphyr von dem grobkörnigen sowohl als dem hellen, feinkörnigen, porphyrartigen Granit streng geschie- den auftritt und eine ziemlich constant bleibende Mächtigkeit von 2,5 M. besitzt, finden sich in seinem Liegenden jene an- deren beiden Granitvarietäten vielfach miteinander verwachsen und linsen- oder plattenförmige Partieen des Nebengesteins einschliessend in einer bis auf 2 M. anwachsenden Mächtig- keit abgelagert. Nur in dem östlichsten Theil des Steinbruchs, in welchem der dunkle Granitporphyr allmählich an Mächtig- keit abnimmt, begleitet ihn auch im Hangenden noch eine schwache Schicht des porphyrartigen feinkörnigen Granits; über dieser folgt dann, hier streng von ihr getrennt, der grob- körnige Granit, welcher jedoch von fremden Gesteinen an dieser Stelle nichts als sehr vereinzelte Gneisstrümmer birgt. Er wird wiederum überlagert von der Decke des ganzen Auf- schlusses, von dem Zechsteindolomit. Es keilt sich somit hier in dem östlichen Theil des Steinbruachs der hangende Gneiss aus, um erst gegen Westen wiederum zwischen den Dolomit 1) Of. pag. 157 u. f. i 133 und das Ganggestein im Hangenden sich einzuschieben und nach dieser Richtung dann in schnell wachsender Mächtigkeit fortzustreichen. Trotz der stellenweise sehr innigen Ineinander- wachsung der beiden verschieden struirten Granitarten tritt doch in der Art ihrer Anordnung eine deutliche Zunahme der Mächtigkeit des feinkörnigen Granits, sowohl nach dem lie- genden Gneiss, wie nach dem hangenden dunklen Granit- porphyr hin, hervor. Namentlich klar zeigt sich dies in dem grösseren westlichen Theil des Aufschlusses, wo zusammen- hängende Massen des porphyrartigen, feinkörnigen Granites, salbandartig und von dem mächtigeren grobkörnigen durch eine scharfe Grenze geschieden, den letzteren begleiten. Unter- brochen wird jene Grenzlinie nur hin und wieder durch grössere Quarz- und Feldspathkrystalle, welche zackig aus dem grob- körnigen in den feinkörnigen Granit hinüberragen. Freilich aber finden sich auch hier noch in dem grobkörnigen Gestein zahlreiche Einsprengungen des feinkörnigen sowohl, als na- mentlich häufig Bruchstücke des Nebengesteins eingeschlossen; Trümmer des dichten Granitporphyrs aber beherbergt derselbe nirgend. Von einer solchen wenigstens einigermaassen regel- mässigen Anordnung lässt sich in dem verworreneren östlichen Theil nur wenig mehr erkennen, wohl aber zeigt auch hier, wie in dem ganzen Aufschluss der Granit überall, wo er in seinen oft reich verzweigten Adern in den Gneiss des Liegen- den eindringt, sowie überall, wo er die in das Ganggestein selbst eingeschlossenen Gneissbreccien durchsetzt hat, jene feinkörnige porphyrartige Structur. Ebenso wie hier in dem Gange selbst, resp. in dessen un- mittelbarem Liegenden findet sich auch weiterhin im Liegenden, wo dasselbe etwa 8 M. von der Gangspalte selbst entfernt, noch einmal gut aufgeschlossen ist, eine Anzahl Trümmer von wechselnder, bis zu 0,75 M. anwachsender Mächtigkeit, aus jenem hellen porphyrartigen Granit bestehend. Ueber die Entstehung des Ganges lässt sich bei der Un- regelmässigkeit in der Anordnung seiner Ausfüllungsmasse nicht leicht eine sichere Theorie aufstellen. Was zunächst den grobkörnigen Granit anbetrifit, so deutet eine Reihe von Er- scheinungen auf dessen Zusammengehörigkeit mit dem Gneiss des Nebengesteins hin. So die Einschlüsse des letzteren in den Granit selbst, die Aehnlichkeit der Zusammensetzung bei- der Gesteine, endlich das Fehlen einer scharfen Abgrenzung zwischen ihnen. Die mikroskopische Untersuchung zeigt einen so allmäh- lichen Uebergang aus dem Gneiss in den grobkörnigen Granit, dass eine Scheidung der beiden Gesteine auch schon hiernach sehr bedenklich erscheinen würde. 134 Muss mithin dem grobkörnigen Granit eine gleichzeitige und gleichartige Entstehung mit dem Gneiss zugesprochen werden, so scheint der feinkörnige Granit vielmehr secundärer Entstehung. Das der mikroskopische Befund diese Annahme sehr wesentlich unterstützt, ist bereits oben dargelegt worden. Trotzdem aber ist die . öglichkeit, dass der feinkörnige Granit stellenweise zu dem Gneiss gleichfalls in näherer Beziehung stehe, keineswegs ausgeschlossen, nur scheint diese Annahme für die Hauptmasse jenes Gesteins nicht zutreffend. Für Letztere dürfte die wahrscheinlichste Deutung vielmehr die sein, dass das feinkörnige Material sich als Ausfüllungs- masse von Spalten innerhalb des Gneisses und grobkörnigen Granites gebildet habe. Wäre diese Bildung auf feurig-flüssi- gem Wege vor sich gegangen, so würden die schwachen Apo- physen und stellenweise fein verästelten Adern, mit denen der feinkörnige Granit in das Nebengestein ausläuft, eine sehr auf- fallende und schwer erklärbare Erscheinung bieten. Jedenfalls müssten die eruptiven Massen mit ungeheurer Heftigkeit und unter mächtigem Drucke emporgedrungen sein, man müsste somit auch Contactwirkungen erwarten. Aber weder makro- skopisch, noch auch mikroskopisch finden sich Spuren eines gewaltsamen KEinpressens von eruptivem Material, dagegen lässt sich an zahlreichen. Stellen der Dünnschliffe ein Hinein- ragen von Krystallspitzen aus dem Gneiss in den feinkörnigen Granit erkennen, was offenbar auf eine wässrige Entstehung, durch Infiltration, hindeutet. Mit dieser Annahme finden auch die übrigen oben be- rührten Punkte, insbesondere die scharf begrenzten, mit dem- selben Material angefüllten, oft verzweigten Nebenspalten, die zahlreichen Analogieen in den Lagerungs- und Structurverhält- nissen des grob- und feinkörnigen Granites, endlich das Auf- treten der Quarzschnürchen am Liegenden des Ganges eine leichte und natürliche Erklärung. Dass der dunkle Granit- porphyr endlich eine selbständige, auf feurig-flüssigem Wege entstandene, spätere Bildung ist, welche die übrigen (Gesteine durchsetzt hat, bedarf keiner weiteren Auseinandersetzung. Die Zeit, in der diese Bildungen vor sich gingen, fällt auch hier wieder vor den Beginn der Zechsteinformation, da der Zechsteindolomit sich als regelmässige Decke über den Gneiss # und das Ganggestein abgesetzt hat. II. Unbedeutendere Gangvorkommen ähnlicher Gesterme | in der südlichen Fortsetzung. Dass mit diesem Punkte die Verbreitung des schiefrigen Gneisses noch keineswegs ihr südlichstes Ende erreicht hat, ihr er ha u Ben un Re a un cin. ah rt Be ea ar te 1 4 B: Dr y & E H hg <= 135 beweisen die weiterhin erst am Grumbach aus dessen Alluvial- bildungen wieder hervortauchenden Blöcke und Gesteintrümmer, welche in der Fortsetzung derselben Streichrichtung den näm- lichen Gneiss und mit diesem zusammen den nämlichen grob- körnigen Granit führen, der in dem Glücksbrunner Gange erwähnt ist. Bezüglich der hier gefundenen Granitbruchstücke muss dahin gestellt bleiben, ob sie wirklich als Zeugen eines an dieser Stelle in dem Gneiss auftretenden Granitvorkommens oder ob sie nicht vielmehr als losgelöste Bestandtheile eines Granitfelses zu betrachten sind, der in einer streichenden Länge von ca. 150 M. an dem von Bad Liebenstein nach dem Grumbach führenden Promenadenwege ansteht (cf. die Karte Tafel XI... Dem gegenüber lassen sich jene dem Glücks- brunner’Gneisse durchaus entsprechenden Gesteine fast 1 Km. weit von Sauerbrunnsgrumbach an längs der Chaussee nach Schweina mit Bestimmtheit verfolgen, wenngleich sie anstehend hier nur in sehr vereinzelten Blöcken gefunden werden, in grösseren Massen aber lediglich durch die zahlreichen, auf den Feldern beim Pflügen aufgeackerten Bruchstücke nachzuweisen sind. Der Mangel an genügenden Aufschlüssen gestattet eben so wenig für diese Gesteine eine Parallele mit dem Glücks- brunner Gange zu ziehen, als für einen porphyrartig ausge- bildeten, feinkörnigen Granit, welcher in der nördlichsten dieser Gneissparzellen, einem östlich vom Grumbach gelegenen Wäld- chen, aufsetzt. Es ist das ein nur wenig aus der Niederung sich erhebendes, von dem von Sauerbrunnsgrumbach nach Steinbach führenden Fussweg durchschnittenes Plateau, das an seinem Abhange bereits von den unteren Zechsteinletten über- lagert wird. Der Gneiss ist von sehr feinkörniger und unge- mein schiefriger Structur, der porphyrartige Granit in Nichts von dem analogen Gestein des Glücksbrunner Ganges unter- schieden. Auch hier beschränken sich die Aufschlüsse der Hauptsache nach auf lose, in grossen Mengen herumliegende Bruchstücke; da aber neben diesen namentlich zur Seite des erwähnten Fussweges auch anstehende Gesteinsmassen vor- handen sind, da ferner die wenn auch nur geringe Erhebung dieses Plateaus über seine Umgebung und das Fehlen dieser Gesteine in den im näheren Umkreise anstehenden Höhenzügen die Annahme, dass sie sich auf secundärer Lagerstätte be- fänden, nicht zulassen, so ist man berechtigt, diese Gebilde als selbständige, von schwachen Granitgängen durchsetzte Gebirgs- glieder aufzufassen. An dem Nordwestrande dieses Wäldchens beginnend, lässt sich der schwache Gang porphyrartigen Gra- nites bis etwa 15 M. von dem Südostrande entfernt in sehr schwankender, im Mittel h. 10 betragender Streichungsrichtung verfolgen. - 136 III. Die Gneissparzellen des südlichen Zeehstein- complexes mit den darin aufsetzenden Gängen. Dies sind die letzten Aufschlusspunkte des schiefrigen Gneisses in dem behandelten Gebiete. Mit dem Beginn des südlichen der beiden oben!) getrennten Zechsteincomplexe ver- schwindet derselbe, um jenen anderen beiden Varietäten Platz | zu machen, welche als granitartiger und flasriger Gneiss unter- schieden wurden. Bleiben auch hier die einzelnen Gneiss- parzellen der Hauptsache nach in einer regelmässig zu verfol- genden Linie angeordnet, so nimmt doch das Streichen dieser Linie gegen das der Gneisspartieen in dem nördlichen Theile eine östlichere Richtung an, indem es, dem Hauptstreichen des Zechsteins analog, genau von Nordwest gegen Südost verläuft. Wie schon Eingangs betont, ist es vorzugsweise der Südrand dieses Zechsteingebietes, der sich durch mächtigere derartige Gneissparzellen unterbrochen findet. Bei Liebenstein begin- nend, treten sie später nördlich von Beirode in bedeutender Ausdehnung hervor, bis sie endlich in ihrer ferneren Fort- setzung gegen Südosten hin kurz vor Herges durch grobkörni- gen Granit vertreten werden, in welchem gerade an jener Stelle noch einmal ein mächtiger Granitporphyrgang aufsetzt. Aber auch ausserhalb dieser Linie erheben sich ca. 1 Kilom. östlich von Liebenstein aus dieser Zechsteinpartie an dem so- genannten Eselsprung gewaltige Felsmassen, in welchem die- | selben Gneissarten, wie die Liebensteiner und Beiroder, zu- bedeutender Mächtigkeit entwickelt sind. A. Der Gang vom Corällchen. Beginnt man vom westlichen Theile dieses Bezirkes, so hat man zunächst an dem südöstlichen Ausgange des Bades Lieben- stein zwei, durch eine Zechsteinzone getrennte bewaldete Berg- kegel vor sich, beide aus der feinkörnigen, weissen, granitartigen Gneissvarietät zusammengesetzt. Gerade dieser Gneiss gewinnt durch das Zurücktreten der Parallelstructur stellenweise ein sehr granitartiges Aussehen. Die beiden Gneisskuppen schliessen einen und denselben Gang ein; doch ist er in der östlichen so viel schöner und klarer aufgeschlossen, dass für die spätere geognostische und petrographische Beschreibung das östlichere Vorkommen vorangeschickt werden soll. Was zunächst die topo- graphischen Verhältnisse betrifft, so ragt die westlichere Kuppe 1) Cf. pag. 113. 137 - unmittelbar hinter den letzten Häusern des Ortes steil empor _ und ist in den Höfen dieser Häuser beiderseits der Strasse - mehrfach gut aufgeschlossen. Sie bildet einen nach Norden _ und Süden steil, nach Westen flach abfallenden Bergrücken - mit der Hauptlängenerstreckung von Westen nach Osten. In - östlicher und südöstlicher Richtung schliesst sich eine schwache * Einsenkung an, welche zugleich die Grenze gegen das weiterhin - anstehende hüglige Zechsteinplateau bildet. Aus diesem erhebt - sich etwa 350 M. weiter gegen Südosten hin die zweite, aus dem nämlichen Gneiss zusammengesetzte Anhöhe, welche im - Grossen und Ganzen dieselbe Streichungsrichtung wie die erste - beibehält. In östlicher und südöstlicher Richtung bleibt ihr Niveau in längerer Erstreckung ziemlich unverändert; sie bildet - hier ein waldbewachsenes Gehänge, das freilich bald von Zech- - stein eingenommen wird; nach Südwesten fällt sie steil gegen - die Liebenstein-Beiroder Chaussee ab, nach Norden lagert sich - ihren anfangs ziemlich steilen, allmählich jedoch sich mehr und - mehr verflachenden Abhängen wiederum Zechstein auf. Es ist _ dies das „Corällchen“ genannte Wäldchen, welches ein durch _ einen Steinbruch in einer streichenden Ausdehnung von 44 M. und in einer Breite von 27 M. aufgeschlossenes interessantes _ Gangvorkommen einschliesst. l. Aufschlusspunkt im Corällchen selbst. | Der Gang setzt auf in jenem Gneiss von vorwiegend gra- - nitischem Habitus. Zwar ist der Gneiss in jenem Steinbruch selbst nicht aufgeschlossen, wohl aber steht er im Liegenden _ des Ganges dicht hinter Liebenstein an der nach Beirode füh- - renden Chaussee an. Im Hangenden wird er nirgend in grös- - seren zusammenhängenden Massen anstehend gefunden, sondern _ tritt nur in vereinzelt aus der Dammerde hervorlugenden Blöcken auf, welche theilweise aus jenem granitartigen, fast - ebenso häufig aber auch aus echtem, deutlich parallel struirtem - flasrigem Gneiss bestehen. Er streicht da, wo er massig an- _ steht (an der Chaussee) in h. 8°/, und fällt unter ca. 40° gegen Nordosten ein. 3 Der von einer etwa 0,5 M. mächtigen Schutt- und Humus- - schicht bedeckte Gang, dessen Hangendes in dem erwähnten - Steinbruch noch nicht erreicht ist, besteht aus einer in einer _ Mächtigkeit von 8,70 M. aufgeschlossenen Granitporphyrmasse, - welche im Liegenden von einem dichten dunklen Gestein be- - gleitet ist. Dieses stellt sich im Gegensatz zu den dichten, - dunklen Gesteinen der bisher besprochenen Fundpunkte keines- _ wegs als eine Modification der Hauptgangmasse dar, sondern als - ein wesentlich verschiedenes Mineralgemenge, als ein am pas- rs Steinbruch im Corällchen. Verwitterter Granitporphyr. B Frischer Granitporphyr. - n Schutt. y Frischer Diabas. sendsten als Diabas zu bezeichnendes Gestein. Das Liegende des Ganges ist, da in dem Steinbruch nur der Granitporphyr als ein für den Chausseebau verwerthbares Material gewonnen wird, hier gleichfalls nicht sichtbar, und demzufolge auch die Mächtigkeit des Diabases nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Doch muss dieselbe, da ich den Diabas nach Weeschaufelung der Damm- erde an einer etwa 6 M. in horizontaler Entfernung von dem Steinbruch befindlichen Stelle in dessen Liegendem wieder an- getroffen habe, mindestens 3,5 M., aller Wahrscheinlichkeit nach aber noch mehr betragen. Die Fallrichtung wendet sich übrigens gegen Ostnordost hin, das Streichen des Ganges ver- läuft in h. 9Y,, also von Südsüdost nach Nordnordwest. Die Grenzfläche zwischen den beiden Gesteinen ist ausge- zeichnet durch Schärfe und regelmässigen Verlauf. Um so auffallender ist daher die Erscheinung, das der Granitporphyr in grosser Anzahl Einschlüsse des Diabases enthält, welche, in ihren Dimensionen sehr verschieden, zwischen 4 und 100 Mm. im Durchmesser schwanken. Diese durch schwarze Farbe und dichte Structur von der grauen, feinkörnigen Granitporphyr- masse sich deutlich abhebenden Diabaseinschlüsse sind von der letzteren grösstentheils scharf, in freilich meist unregelmässigen Umrissen abgegrenzt; oft aber lässt sich auch ein zackiges, zuweilen sogar verschwommenes Ausstrahlen der dunklen Masse in den Granitporphyr hinein beobachten, wie es Taf.X. Fig, 1 zeigt. Bemerkenswerth ist auch, dass nicht selten Feldspathkrystalle, dem Granitporphyr angehörig, aus diesem in die Diabaseinschlüsse hineinragen; eine Erscheinung, welche | selbst da zu bemerken ist, wo im Uebrigen das eingeschlossene 139 gegen das einschliessende Gestein durch scharfe Contouren ab- _ gegrenzt erscheint. Uebrigens nehmen Anzahl und Dimensio- _ nen der Einschlüsse sowohl nach dem Hangenden als auch besonders deutlich nach dem Liegenden hin merklich zu; der- — gestalt, dass etwa in der mittleren Mächtigkeit eine Granit- “ porphyrzone sich einstellt, welche, wenn aueh nicht in ihrer ge- sammten Ausdehnung völlig frei von jenen Einschlüssen, sie doch - nur in sehr geringer Menge und unbedeutender Grösse enthält. Auf die Zerklüftung des Gesteins sind diese Einschlüsse ganz ohne Einfluss. Zahlreiche Spalten durschneiden den Granitporphyr, die mächtigsten grossentheils bis auf den Dia- bas hinab durchgehend, setzen in recht regelmässigen und wenig wechselnden Intervallen von durchschnittlich etwa 1,5—2,5 M. steil in die Tiefe hinab, mit einer ziemlich gleichmässigen in - h. 10%/,, also fast genau von Norden nach Süden verlaufenden - Streichungsrichtung; sie werden vielfach von weniger tief das Gestein durchsetzenden quer gegen die Hauptspalten und un- regelmässiger streichenden Nebenklüften durchbrochen, welche, mit jenen vereint, eine Absonderung des Ganzen in ungleich- 4 mässig polyedrische Blöcke bedingen. Auch der Diabas scheint von zahlreichen Spalten durchsetzt zu werden, welche in der — Hauptmasse des hier aufgeschlossenen Gesteins weniger stark - hervortreten als da, wo die hangendsten Schichten desselben entfernt sind. Immerhin bleibt aber die Zerklüftung auch an - diesen Stellen hinter der des Granitporphyrs zurück. Im We- sentlichen bemerkt man zwei sehr regelmässige Absonderungen, die eine, stärkere, parallel dem Contact mit dem Granitporphyr, eine andere, weniger deutlich ausgeprägte, quer gegen die erste gerichtet. Nahe am Ausgehenden, wo die Verwitterung einen besonders starken Einfluss auszuüben vermochte, treten diese Spaltungsrichtungen noch deutlicher und häufiger hervor, so dass die hier zu beobachtende Zerklüftung schwerlich als für das ganze Gestein maassgebend zu betrachten ist. Es zeigt sich hier eine Absonderung in oft nur 50, oft bis über 500 Mm. starke Platten und Bänke, welche, von rhombischen und mehr oder weniger parallelen Flächen begrenzt, häufig wieder von unbedeutenden und unregelmässigen schwachen Spalten durch- setzt werden. : Ueberhaupt findet sich der Einfluss der Verwitterung auf beide Gesteine sehr charakteristisch ausgeprägt; es lässt sich deutlich die zunehmende Corrosion der weniger frischen und ‘ der erst später angehauenen Partieen des Steinbruchs erkennen, _ wie das bei seiner bereits seit 30 Jahren betriebenen Bearbei- tung nicht anders sein kann. An dem- südöstlichen, zuerst eröffneten Ende erscheint am Ausgehenden des Ganges auf eine Längenerstreckung von 14 M. hin ein vollständig zersetzter ‚140 Granitporphyr, eine mürbe, bereits gänzlich kaolinisirte Masse | von hellgelber Farbe, stark durchsetzt von rothen, resp. da, wo die Verwitterung noch nicht ganz so weit vorgeschritten, schwarzen Flecken, den Umwandlungsproducten der Einschlüsse des Diabases. Derselbe geht von einer gelbbraunen, bröckeln- den, allmählich durch eine violette und grünlichgraue in eine dunkelgraue Masse über, aus welcher in den zersetztesten Theilen nichts als rauchgraue Quarze und leistenförmige, voll- ständig kaolinisirte weisse Feldspäthe ausgeschieden sind. Trotz ihrer Umwandlung behalten aber die Feldspäthe grösstentheils ihre regelmässigen, meist vierseitigen Umrisse bei, und sogar die Spaltungsrichtungen lassen sich theilweise noch deutlich erkennen; ebenso sind die überhaupt nicht merklich angegriffe- nen Quarze häufig in gut ausgebildeter Dihexaöderform erhalten. Glimmer erscheint nur undeutlich und äusserst spärlich in kleinen glänzenden Körnchen ausgebildet. In den nicht ganz so stark verwitterten, violett und dunkelgrau gefärbten Ge- steinen treten neben den weissen auch noch rothe Feldspath- krystalle auf, welche namentlich durch die grösseren Individuen vertreten sind, während die weissen mehr als langausgezogene, spiessige Krystalle in grosser Menge das (Gestein durchziehen. Auch in den rothen Krystallen zeigt sich meistentheils schon die beginnende Kabolinisirung, welche ein Erblassen der Farbe, einen Uebergang in’s Violette oder theilweise schon in’s Gelblich- Weisse mit stets hervortretendem rothen Grundtone und ein Mattwerden der Oberfläche bewirkt. Häufig ist der Anfang der Zersetzung an dem ganzen Umriss der Krystalle zu bemerken, welche dann von einer erdigen Rinde umgeben zu sein pflegen, während ihr Inneres noch vollkommen frisch erhalten ist. Oft giebt sich auch ein ungleichmässigeres Fortschreiten dieser Umwandlung kund; man findet Krystalle, welche in ihrem Innern neben festen unzersetzten Theilen un- regelmässig eingesprengt jene erdigen Lagen enthalten. Ausser den Feldspäthen finden sich Quarze in derselben Ausbildung wie oben, endlich rothe und farblose, meist lebhaft glänzende Körnchen, welche wohl als Glimmer anzusehen sind. Deutlich erkennbarer Glimmer ist in diesem zersetzten Gestein nirgend anzutreffen. Diese scheinbar auffallende Thatsache steht mit der Zusammensetzung -des frischen Gesteins durchaus im Ein- klang, da das letztere kaum irgend deutlich ausgeschiedenen Glimmer und nirgend grössere Glimmerblättchen enthält. An eine Zersetzung dieses Minerals ist bei seiner bekanntlich fast bis zur Unangreifbarkeit gesteigerten Widerstandsfähigkeit ge- gen dem Einfluss der Atmosphärilien nicht zu denken. Die an dem frischen Gestein beobachtete Absonderung verschwindet in Folge der Verwitterung fast vollständig; die Massen ver- 141 lieren an Härte und Festigkeit, zerbröckeln und bilden ein wenig Zusammenhalt bietendes Haufwerk,, in welchem von eigentlicher Zerklüftung nicht mehr die Rede sein kann. Ganz anders bei dem Diabas, welcher an den am stärksten verwit- terten Stellen zwar auch eine bröckliche bis erdige Masse bildet, aber selbst da noch seine Hauptspaltungsrichtungen - regelmässig beibehält und nur diesen mehr oder minder parallel noch neue Nebenspalten aufreisst. Erhielt der Granitporphyr in Folge der Zersetzung eine dichtere und verschwommenere Structur, so findet hier, ausser für die bereits erdig gewordenen Massen, gerade das Umgekehrte statt: die Structur wird kör- niger, die einzelnen erkennbaren Gemengtheile, wenn auch vielfach in ihrer unregelmässigen Ausbildung, ihren zahlreichen Rissen, ihren Einschlüssen von verschieden gefärbten Aeder- - chen die Spuren starker Öorrosion tragend, treten trotzdem deutlicher hervor. Auch die Farbe ändert sich, wird eine hellere, grünliche, das ganze Gestein erhält ein gesprenkeltes Aussehen durch sehr zahlreiche weisse und gelbliche Punkte und Körnchen. Diese Letzteren rühren von stark zersetzten Feldspäthen her, welche sich in weissen und gelblichen, meist unregelmässig begrenzten Individuen massenhaft ausgeschieden _ finden. Vereinzelt tritt daneben noch grauer bis graublauer - krystallinischer Quarz auf, der in. dem frischen Gestein ma- kroskopisch ebenso wenig bemerkbar war, wie der hier deut- _ liche, hellglänzende, in feinen Schüppchen und Blättchen - vertheilte Glimmer, welcher freilich möglicher Weise auch nur _ als ein Umwandlungsproduct des Feldspaths anzusehen ist. - Alle diese Bestandtheile erscheinen in einem die Hauptmasse des Gesteins bildenden dunkelgrünen bis grauen, auch unter der Loupe nicht entwirrbaren Mineralaggregat eingesprengt. Somit hat sich der Einfluss der Verwitterung auf den Diabas in weit schwächerer Weise wirksam erwiesen als auf den Granitporphyr. Die Gründe hierfür mögen in der dichteren Structur des ersteren Gesteins und in dem weit vereinzelteren Auftreten grösserer Feldspathkrystalle, nächstdem aber auch in dem auffallenden Zurücktreten der Zerklüftung liegen, welche gerade die hangendste Zone des Diabases im Gegensatz zu ' den tieferen Partieen und namentlich gegenüber der Zerspal- tung des Granitporphyrs auszeichnet. Die Wirkung der At- - mosphärilien hat sich auf beide Gesteine in durchaus verschie- - dener Weise geäussert, bei dem Granitporphyr: die granitische _ Grundmasse bis zur Unkenntlichkeit zerstörend, bei dem Dia- base: die einzelnen Gemengtheile nur noch deutlicher hervor- _ hebend. Dieser bereits oben beiläufig betonte Gesichtspunkt kann seine volle Würdigung erst durch eine eingehendere Be- _ trachtung der Zusammensetzung der frischen Gesteine finden. Er 142. Der Granitporphyr zeigt eine feinkörnige, graubraune a Grundmasse,, welche namentlich nach der Mitte des Aut- schlusses zu einen röthlicheren und helleren Farbenton an- nimmt. Sie besteht aus einem innig verwachsenen, krystalli- nischen Gemenge rother und weisser, durch zahlreiche da- zwischen liegende Farbennuancen in einander übergehender Feldspäthe, hellen, lichtgrauen, häufig durchscheinenden, da- neben aber auch dunkler gefärbten Quarzes und an Menge bedeutend zurücktretender, heller und dunkler glänzender Glimmerpünktchen. Dieselben Mineralien, mit Ausnahme des Glimmers, finden sich zahlreich in grösseren Krystallen ausge- schieden. Die Feldspäthe sind theils als weisse, fleischfarbene oder röthlich gefärbte Einzelindividuen von Orthoklas und Pla- gioklas, theils als Krystallaggregate entwickelt und zeigen ebenso häufig eine säulen- oder langleistenförmige, als eine in Folge Ausdehnung der Längsfläche mehr tafelförmige Ge- stalt; namentlich sind die grösseren Krystalle stets sehr regel- mässig und scharf ausgebildet. Unter ihnen wiegen helle, meist gelbliche Orthoklase mit fast adularartigem Schiller vor, welche namentlich an Durchschnitten parallel der Längsfläche (Po) sehr vollkommen basische und klinodiagonale Spal- tungsrichtungen, oft sogar auch noch die unvollkommenere pris- matische Spaltbarkeit nach den beiden Flächen von P zeigen. Fast an allen diesen Krystallen finden sich die Flächen oP, &oP, © Px und 2P x, seltener treten dazu noch 2P=s und Ps. Auch Zwillingsverwachsungen nach dem Karlsbader Gesetz sind nicht selten zu erkennen. Die triklinen Feldspäthe, an Zahl den Orthoklasen nachstehend, sind als langleisten- föormige Krystalle ausgebildet. Sehr charakteristisch ist eine oft bis über 1 Mm. starke rothe Zone, welche einen grossen Theil, fast die Mehrzahl der weissen und der fleichfarbenen Feldspäthe an ihrem ganzen Umfange umgiebt. Der Grund für diese Färbung ist, wie das Mikroskop lehrt, wesentlich in einer Anreicherung des Eisengehaltes längs des Saumes dieser Krystalle zu suchen, der somit einen Uebergang in jene rothen Feldspäthe anzubahnen scheint. Häufig finden sich namentlich in den grösseren Orthoklas-Individuen parallele Lamellen eines durch seine Färbung von dem eigentlichen Krystall sich unter- scheidenden Feldspaths eingeschaltet, welche auf eine Aogre- gation mehrerer Feldspathvarietäten hindeuten. Die Dimen- sionen der Feldspäthe sind oft sehr bedeutend: sie wachsen von 2:7 bis auf 20:36 Mm. an. In minder zahlreichen und weit kleineren Individuen ausgebildet erscheint der Quarz, oft | nur als krystallinische Ausscheidungen durch seine wasserhelle bis rauchgraue Farbe, seinen Glasglanz, welcher auf den Bruch- flächen häufig in Fettglanz übergeht, endlich seinen muschligen bis splittrigen Bruch kenntlich, nicht minder oft aber auch durch. seine deutliche Dihexaöderform ausgezeichnet. Diese _Quarz-Dihexaöder zeigen fast stets derart abgerundete Kanten und gewölbte Flächen, dass die Krystalle das Aussehen von Kügelehen annehmen. Jene Abrundung rührt jedoch lediglich von einem dunklen, graugrünen Ueberzug her, nach dessen - Entfernung die eigentlichen hellen Quarzkrıystalle mit meist - scharf begrenzten Flächen hervortreten. Die Substanz dieses - feinen Ueberzuges, makroskopisch nicht wohl bestimmbar, son- - dert sich unter dem Mikroskop von der die Quarzkrystalle - umgebenden Grundmasse nicht immer scharf ab, scheint aber, wo dies dennoch der Fall ist, als wesentlich aus grünem Glim- - mer (Biotit) bestehend gedeutet werden zu müssen. Die kry- - stallinischen EL era eMedeugen haben durchschnittlich einen > Durchmesser von 2—3 Mm., die Krystalle einen solchen von 2 —4 Mm. Der Glimmer endlich ist, abgesehen von seinem - Auftreten als Umhüllung der Quarzkrystalle, nur in der Grund- masse und auch da anscheinend nur so schwach vertreten, - dass es zu seiner sicheren Erkennung und Charakterisirung der : mikroskopischen Untersuchung bedarf. Diese zeigt eine gleich- mässig grobkörnige Grundmasse, in welcher monokliner und - trikliner Feldspath, Quarz und Biotit die wesentlichen Ge- _ mengtheile bilden. Feldspath und Quarz geben vielfach aus- gezeichnete schriftgranitartige Verwachsungen. Diese, in ein- - zelnen Dünnschliffen sehr vollkommen ausgebildet, in anderen - nur angedeutet, ordnen sich wiederum häufig, indein sie unter Aufnahme von Glimmertheilchen regelmässig gruppirte Aggre- gate bilden, um grössere Feldspath- oder Quarzkrystalle in strahligen Fasern und Büscheln zu einer Granophyrstructur an, - welche schon bei der zur Untersuchung aller dieser Dünn- - schliffe vorzugsweise angewandten l53fachen Vergrösserung deutlich hervortritt. Die Quarzkrystalle schliessen mitunter Schüppchen von Eisenoxyd ein; nicht selten finden sie sich, - wie erwähnt, von einer Zone grünen Glimmers umgeben. Flüs- - sigkeitseinschlüsse mit beweglicher Libelle wurden erst bei sehr - grosser (700 facher) Vergrösserung in den Quarzen sichtbar. Der Biotit wird vielfach von Körnern und Täfelchen eines schwarzen Minerals (offenbar Magneteisen, dem hier nur sehr spärlich chloritische Substanz beigemengt zu sein scheint), sowie von rothen Körnern von Eisenoxyd, resp. Eisenoxyd- hydrat, durchsetzt. Sparsamer ist ausser diesen Bestandtheilen noch Hornblende in krystallinischen, theils stengligen, theils - mehr blättrigen und körnigen Aggregaten, welche stets einen starken Pleochroismus von Grünbraun in’s Gelbgrün und, na- _ mentlich bei stärkeren Vergrösserungen, sehr deutliche Spal- — tungsriehtungen zeigen. Die letzteren schneiden sich immer E:, ‘ 144 unter annähernd 124°. Ferner erscheint noch ein unwesent- liches weisses Mineral mit zahlreichen parallelen Spaltungs- richtungen, unter denen namentlich zwei unter einem Winkel von ca. 128° sich schneidende vorwiegen. Es zeigt starke Polarisationsfarben; die Auslöschungsrichtung halbirt den stum- pfen Winkel. Diese Charaktere würden im Wesentlichen auf eine bereits stark zersetzte Hornblende passen. Schliesslich tritt noch, sehr vereinzelt und nur in einem der Schliffe beob- achtet, Kalkspath in kleinen, unregelmässig begrenzten Körn- chen auf. Die Ausscheidungen zeigen nichts Neues im Vergleich mit der makroskopischen Betrachtung: Orthoklas in grossen, meist tafelförmigen Krystallen, Plagioklas mit charakteristischer Zwil- lingsstreifung, in grösstentheils leistenförmigen, Quarz in theils unregelmässigen Aggregaten, theils regelmässig geradlinig be- grenzten Individuen. Auch die chemische Analyse des Gesteins ergab eine mit der normalen Zusammensetzung quarzarmer Granitporphyre durchaus übereinstinnmende Constitution: 910,7, 220016 TO, Nr A103 re Pe, 0,22 29,22 Fe0'%4.18.25 302 MnO.'7,. =, »Spurems CORE RED MeiO’r 2723 ROTER 1020 Na, Om. east TED IE LIT 8051. ra 100,90 Specifisches Gewicht = 2,659. Wie zu erwarten stand, ist der Eisengehalt ein recht be- trächtlicher; der den Quarzgehalt überwiegende Reichthum des Gesteins an Feldspäthen findet in der hohen Menge an Al- kalien, der verhältnissmässig geringen an Kieselsäure seinen Ausdruck. Im Uebrigen ist die Zusammensetzung eine durch- aus normale. Ein hohes Interesse gewährt diese Analyse durch die Vergleichung mit derjenigen des seinem äusseren Ansehen nach durchaus abweichenden dunklen Salbandgesteines vom Eselsprung, auf welche später näher einzugehen ist. Der Diabas, wie er im Liegenden des Granitporphyrs im Contact mit diesem aufgeschlossen ist, bildet ein dunkelgraues, 145 ' dichtes, vielfach von durchschnittlich 3 — 4 Mm. mächtigen, durch Eisenausscheidung rothgefärbten Adern durchzogenes Gestein. Diese durchsetzen meist in parallelen Lagen als weit zu verfolgende Spaltenausfüllungen das Gestein, entsenden hin und wieder schwache, alsbald sich auskeilende Trümer und Schnürchen in ihre Nachbarschaft, bestehen aus einer glimmerarmen, hauptsächlich Feldspath und Kalkspath ent- haltenden Masse und enthalten Quarz nirgend deutlich ausge- schieden. In dem Diabase selbst zeichnen sich als einzig erkennbarer Bestandtheil kleine, leistenförmige, helle, fast slasglänzende Feldspathkrystalle von meist sehr geringen Di- — _mensionen (1—4 Mm.) aus. Daneben finden sich noch gewisse, den im Granitporphyr eingesprengten Diabasbrocken eigen- thümliche, dem massig anstehenden Diabas dagegen abgehende Gemengtheile: eine fleichfarbene bis rothgefärbte Feldspath- varietät, deren Dimensionen zwischen 1:3 und 7:15 Mm. schwanken, und endlich vereinzelt krystallinische Quarzaggre- gate von grünlichgrauer, meist matter oder fettglänzender Be- > schaffenheit; der Mangel an diesen Ausscheidungen in dem anstehenden Diabas, sowie ihre volle Uebereinstimmung mit den analogen Gemengtheilen des Granitporphyrs erweist deut- lich ihren Ursprung aus dem letzteren. Die Uebereinstimmung - geht so weit, dass viele dieser Feldspäthe, analog der näm- - lichen charakteristischen Erscheinung im Granitporphyr, von ” einer rothen Zone umsäumt werden. Im Uebrigen ist der - Diabas der Einsprenglinge nur durch seine noch dichtere Structur, zuweilen auch durch eine etwas dunklere, in verwit- terteren Partieen in’s Grünliche spielende Färbung von dem anstehenden Diabase unterschieden. Ueber die Zusammen- setzung dieses Gesteins, seine Structur und Stellung in der Reihe der Eruptivgesteine kann erst die mikroskopische und ” _ehemische Untersuchung volles Licht verbreiten. 4 Die bereits makroskopisch bemerkbaren Abweichungen in Structur und Zusammensetzung des massig anstehenden und des in dem Granitporphyr eingesprengten Diabases treten in Dünn- schliffen unter dem Mikroskop und sogar schon bei Betrach- tung unter der Loupe noch schärfer hervor. Während die von Stücken des massigen Diabases angefertigten Schliffe ein grobkörniges Gemenge zeigen, in welchem einzelne Bestand- - theile in hervorragenden Dimensionen ausgebildet zu sein pfle- _ gen, sondern sich in den Dünnschliffen jener Einschlüsse die aus dem Granitporphyr aufgenommenen, grossentheils triklinen - Feldspäthe und kleineren Quarzkrystalle als deutliche Aus- > scheidungen von der gleichmässig feinkörnigen Grundmasse ab; = die Zusammensetzung der letzteren aber ist mit derjenigen des anstehenden Diabases vollkommen ident: durch Grösse und . Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 1. 10 146 3 uhT Zahl überwiegend finden sich langleistenförmige, trikline Feld- späthe mit meist sehr charakteristischer Zwillingsstreifung, zu deren Erkennung nur in seltenen Fällen eine höhere als die - sonst angewendete (l153fache) Vergrösserung nöthig war, ferner grünlichbraun durchscheinender Glimmer mit deutlichem Di- chroismus und meist unregelmässigen Umrissen. Endlich ist noch besonders häufig entwickelt ein in grossen, seitener deut- lich rhombischen als unregelmässig begrenzten Blättchen, resp. Täfelchen auftretendes, berggrünes, nur schwach, oft kaum merklich dichroitisches Mineral, welches, wo es Dichroismus zeigt, bei Drehung des Tisches in eine noch hellere, grünlich- weisse Farbe übergeht. Dasselbe ist stets von einer Reihe paralleler, meist höchst regelmässiger Spaltungsrichtungen durchzogen, und oft setzen auch noch quer gegen letztere we- niger scharf ausgeprägte, unregelmässiger verlaufende Risse und Spalten auf. Von der am häufigsten beobachteten Aus- bildung dieses Gemengtheils soll Taf. X. Fig.2 ein Bild geben. Auch Ueberlagerungen der einzelnen Blättchen und, im Zu- sammenhang hiermit, auf dem Querschnitt verworren lamellar bis fasrig erscheinende Aggregate sind bisweilen zu bemerken. Bei Anwendung stärkerer Vergrösserungen erkennt man runde oder elliptische Einschlüsse, welche deutliche, theilweise übri- gens scheinbar unbewegliche Libellen enthalten; übrigens sind dieselben aber stets, auch in dem letzteren Falle, durch die auflallende Breite und die dunkle Färbung ihrer Umgrenzungs- linien im Gegensatz zu den schmäleren und helleren Umrissen des Bläschens als Flüssigkeitseinschlüsse charakterisirt. Alle diese Erscheinungen deuten auf ein dem Augit sehr nahe ste- hendes und jedenfalls durch Zersetzung aus diesem hervorge- gangenes chloritisches Mineral. ‘) Es schliesst hin und wieder "kleine, unregelmässig begrenzte Plättchen von Glimmer, ferner röthliche und schwarze Körner desselben Eisenglanzes resp. Magneteisens ein, der auch hier, noch reichlicher als in den Granitporphyren aller vorher erwähnten Gänge, das ganze Gestein durchzieht. Kleine Quarzkörner, sowie feine, weisse Apatitnadeln sind sparsam in der Grundmasse yertheilt. In den Dünnschliffen, welche dieses Gestein in seinen Einschlüssen mit dem angrenzenden Granitporphyr zusammen enthalten, lässt sich überall genau die Grenze zwischen beiden erkennen, namentlich charakteristisch an solchen mehrfach beobachteten !) Dass diese chloritische Substanz zu der aus den Granitporphyren beschriebenen keine Beziehung hat, leuchtet sofort ein, da beide gerade in allen wesentlichen Eigenschaften: Färbung, Spaltungsrichtungen, Ver- breitung und Anordnung der Individuen ete. durchaus abweichen, auch Dichroismus und Flüssigkeitseinschlüsse nur in derjenigen des Diabases beobachtet werden konnten. B Re k. #; Ä u as “ . Bi A" a Mi rd A 3 bi BE a a a N . L Rh a Stellen, an denen ein in der grünen chloritischen Masse lie- gender Plagioklaskrystall direct abgeschnitten wird von dem Granitporphyr durch eine scharfe Zone von dem letzteren an- gehörigen Glimmer und Magneteisen. Auf Grund des mikro- skopischen Verhaltens lässt sich dieses Gestein am passendsten als „Diabas“ bezeichnen, dessen augitischer Bestandtheil, wie so häufig bei Diabasen, eine Umsetzung in chloritische Substanz erlitten hat. Fehlt auch echter frischer Augit vollständig, so deutet doch das mikroskopische Verhalten jener grünen Massen entschieden auf die Zusammengehörigkeit mit den augitischen Mineralien hin. H. Caepser wählt in seiner „Bildungsgeschichte der geognostischen Verhältnisse des Thüringer Waldes“ pag. 8 für das Gestein den Namen „Diorit“, welchem es seiner äus- seren Beschaffenheit nach vielleicht mehr entspricht. Allein der gänzliche Mangel an Hornblende veranlasste mich, von dieser Bezeichnung abzugehen; denn auch jenes grüne Mineral zeigt nirgends Hornblende-Spaltbarkeit, und besitzt stets nur einen so schwachen, oft fast verschwindenden Dichroismus, wie ihn eben nur augitische, resp. chloritische Mineralien zu zeigen pflegen. Es scheint daher die Anschauung, dass diese Sub-- stanz ein Umwandlungsproduct aus Augit sei, mehr Wahr- scheinlichkeit für sich zu haben, als die Ansicht, dass es aus Hornblende entstande sei. Noch viel weniger aber möchte ich mich der Auffassung von Geisrrz') anschliessen, welcher das Gestein als „Melaphyr“ bezeichnet. Selbst wenn man nicht an der Erklärung von RosexguscH?) festhält, welcher den Melaphyr als eine porphyrartige Ausbildung der Olivindiabase defivirt und Olivin als wesentlichen Gemengtheil des Melaphyrs - hinstellt, so muss der gänzliche Mangel an Olivin, sowie die t a FE a re Era Kr In deutlich krystallinisch-körnige, weder kryptokrystalline, noch porphyrische Structur als eine für einen Melaphyr mindestens sehr ungewöhnliche Ausbildungsweise auffallen. Dazu kommt noch das hohe specifische Gewicht des Gesteins (2,900), wel- ches nicht nur das mittlere Maass (2,69— 2,75), sondern sogar noch die höchsten Grenzen überschreitet, die für das Gewicht eines Melaphyrs angegeben werden.°) Wie wenig endlich die _ chemische Constitution des Gesteins mit der genannten Be- - zeichnung vereinbar ist, wird später (pag. 38) gezeigt werden. E Endlich das dunkle Gestein etwa, analog den Verhältnissen der 1) Cf. Gemıtz, Dyas pag. 19. ?) Of. RosenguscH, Mikroskopische Physiographie der massigen Ge- steine pag. 392. ») Of. z. B. J. Rorn: Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine 1869. pag. LXXVI. u. f., wo unter 21 Bestimmungen der raschen Gewichte von Melaphyren nur eine einzige die Zahl 2,878 - erreicht. 107 148.2 bisher behandelten Gänge, als dichtere Ausbildung des Granit- porphyrs selbst, also vielleicht als Salbandgestein zu betrach- ten, ist aus zahlreichen Gründen unmöglich, Abgesehen von den aus der Anordnung und Ablagerung Beider abzuleitenden Widersprüchen, wird eine derartige Annahme widerlegt 1) durch den vollständigen und in dieser Weise selbst bei Salbandbildungen höchst ungewöhnlichen Wechsel der Structur des gleichmässig körnigen, dunklen Gesteins gegenüber dem echt porphyrisch ausgebildeten hellen; 2) durch den Wechsel in der Zusammensetzung: das Zurücktreten des Quarzes in dem dunklen Gestein; 3) durch das Vorhandensein der chloritischen Masse, deren in dem anstehenden Gestein sowohl wie in den Einsprenglingen gleich starke Entwicklung in so grossen und zahlreichen Indi- viduen es nicht gestattet, sie als accessorischen oder zufälligen Gemengtheil zu betrachten; 4) durch den so sehr verschiedenen Einfluss der Verwit- terung auf beide Gesteine; 5) endlich durch die chemische Analyse, welche der Ein- reihung unter die echten Diabase keinerlei Hindernisse ent- gegensetzt. Die Analyse ergab: SO, 025 ARESR 0, 22..0.0.2098 A109. 2 Fe,0....2 2.20.48 re02 2-3 2 De MO... 2. rt BROT rar MIO...» 9.04 N,0..2 2,020 KR,O: 2 02 PO: 52025 OO H,O 1,45 100,36 Specifisches Gewicht = 2,990. Man erkennt, dass auch die chemische Constitution des Gesteins auf Einreihung bei den Diabasen oder Dioriten hin- weist; welchem dieser beiden Namen der Vorzug zu geben ist, kann bei den stets nur geringen Abweichungen der chemischen Zusammensetzung dieser beiden Gesteine durch die Analyse füglich nicht entschieden werden. 149 2 Der Gang vom Corällchen in seinem Aufschluss am südöstlichen Ausgange von Liebenstein. Zunächst ist die ganze Ausdehnung dieser Gangspalte und ihr Auftreten an etwaigen anderen Aufschlusspunkten nachzu- weisen. Während nach Osten hin der Gang nicht wieder zum Vorschein kommt, findet sich seine Fortsetzung in nordwest- licher Richtung um ca. 175 M. entfernt in der Gneisspartie wieder, welche unmittelbar an dem südöstlichen Ausgange des Bades Liebenstein aus den Dolomiten des Zechsteins hervor- taucht. Der Gneiss, welcher hier namentlich schön im Liegenden, an der Südwestseite der nach Beirode_ führenden ÜUhaussee hinter einigen der dortigen Häuser entblösst ist, stimmt wie in seiner Zusammensetzung und Ausbildungsweise, so auch in 3 ' Streichungs- und Fallrichtung genau mit dem „granitartigen Gneiss“ überein, welcher als _das Liegende des Corällchen- Ganges angeführt wurde. Nur wechselt hier mit der dort im Liegenden allein ausgebildeten granitischen hin und wieder die flasrige Gneissvarität ab. Der Gang selbst, welcher an der gegenüberliegenden Seite der Chaussee in den Höfen zweier neben einander stehender, fast der letzten Häuser von Liebenstein gut aufgeschlossen ist, zeigt in Streichungs-Fallrichtung eine kleine Veränderung gegen das Vorkommen im Corällchen ; das Streichen hat hier in h. 8°/, (gegen h. 9'/, im Corällchen) statt, das Fallen ist ein etwas nördlicheres geworden. Verfolgt man den Gang in der muthmasslichen Richtung seines Streichens vom Corällchen an bis zu diesem Aufschlusspunkte, so scheint auch für die kleine Streichungsänderung eine ganz natürliche Begründung sich zu ergeben. Wie nämlich der Gang im Corällchen in einer Er- hebung über das Thalniveau aufsetzt und, zunächst mit ihr gleichmässig weiter verlaufend, sich fortzieht, so lässt sich er- warten, dass auch weiterhin die in der nordwestlichen Fort- setzung aus dem Thal aufsteigenden Abhänge von demselben Gneiss und dessen Ganggestein gebildet, wenn auch später von Zechstein überlagert sind. Diese Abhänge aber nehmen, sobald sie das Corällchen verlassen haben, gleichfalls eine mehr süd- westliche Richtung an, bis sie sich gerade an der Stelle des zweiten Gangaufschlusses am Bade Liebenstein zu dem höheren Gneissplateau erheben, welches erst in seinen unteren Abfällen wieder von Zechstein bedeckt ist. So steht jene kleine Ab- weichung in den Streichungsrichtungen an beiden Entblössungen des Ganges mit der Oberflächenbeschaffenheit durchaus im Ein- klange.e Am Aufschlusspunkt bei Liebenstein selbst kommt, während im Corällchen nur der Diabas des Liegenden aufgedeckt war, vorzugsweise der hangende Diabas in einer ziemlich rege- mässigen Mächtigkeit von 2,6 M. zum Vorschein, und nur an dem östlichsten Ende tritt auch eine Schicht desselben Ge- steines im Liegenden des Granitporphyrs, 750 Mm. stark, hervor. Der Granitporphyr, wiederum reich an Diabasein- Aufschluss am südöstlichen Ausgange von Liebenstein. | | ii] | Il Im) ı | sch {li | il NW— AZ. 9 ß INN MEIN: n Schutt. » Gmneiss. 3 Granitporphyr. y Diabas. schlüssen, besitzt an dieser Stelle freilich nur eine Mächtig- keit von 5°/, M. stark, erscheint aber über dem hangenden Diabas und von diesem durch eine linsenartig sich einschie- bende Gneissschicht getrennt, unmittelbar am Ausgehenden auf's Neue, erreicht hier eine Stärke von 2 M. und ist gegenüber dem tieferen Granitporphyr durch seine hervorragend starke Verwitterung. sowie vor Allem durch seine Armuth an Diabas- einschlüssen gekennzeichnet. Die Gneisseinlagerung besitzt eine Mächtigkeit von 1,20 M. und behält sie in dem östlichen Theil des Aufschlusses ziemlich regelmässig bei, gegen das westliche Ende hin nimmt die Stärke sehr schnell ab. Wiederholt treten darin unbedeutende, wenige Centimeter mächtige Lagen von einem Diabas auf, welche sich durch dichtes Gefüge und unge- mein starke und unregelmässige Zerklüftung auszeichnen, ver- möge deren sie in sehr kleine und verhältnissmässig dünne Platten brechen. Diese Structur scheint der Diabas überall da angenommen zu haben, wo er in schwachen Lagen erstarrte; so findet er sich in derselben Ausbildung in dem Gneiss des Liegenden wieder an dem oben erwähnten Aufschlusspunkte an der Südwestseite der Chaussee; als eine nur 960 Mm. mächtige Schicht ist er hier dem Gmneiss eingelagert. Seine TE da 3 Een 151 Contactfläehe mit dem Nebengestein streicht daselbst in h. 3%), ; sein Fallen, steiler als das des Gneisses, ist gegen Nordwesten, also diesem, welcher ein nördliches bis ostnordöstliches Fallen besitzt, quer entgegengerichtet. Die Schichtungsfläche des Gneisses steht fast senkrecht zur Contactfläche mit dem Diabas- trümchen. Die Zusammengehörigkeit des Letzteren mit dem Diabase des eigentlichen Ganges wird neben anderen Gründen zur Genüge schon durch die petrographische Beschaffenheit bewiesen, vor allem durch dieselben deutlichen Feldspathaus - scheidungen und dieselben, auch in schwachen Lagen das Ge- stein durchziehenden rothen Adern, die sich an den beiden Fundpunkten des Ganggesteins, im Corällchen und, in dem Liebensteiner Aufschluss wiederfinden. Die Gesteine der letzteren unterscheiden sich von denen des Corällchens im Wesentlichen nur durch die bereits viel weiter vorgeschrittene Verwitterung. Der Granitporphyr, meist etwas heller gefärbt als derjenige vom Corällchen, zeigt wiederum dieselben Eigenthümlichkeiten, dieselbe Anreicherung an Diabaseinschlüssen nach den Salbändern hin, dieselbe so häufig die Feldspathkrystalle umschliessende rothe Zone, denselben graugrünen Ueberzug über einen Theil der Quarzkrystallee Die Feldspäthe sind seltener noch frisch erhalten als mehr oder weniger vollständig kaolinisirt; die grossen Feldspäthe, welche das Gestein vom Corällchen zierten, sind hier nur sehr selten zu beobachten. Der Glimmer erscheint wieder in vereinzelten kleinen, glänzenden Punkten, der Quarz gleichfalls in derselben Ausbildung wie in jenem Gestein. Der Diabas gleicht in seinem äusseren Ansehen nicht so- wohl dem frischen als vielmehr dem bereits mehr zersetzten Diabase des Corällchens, wenngleich er eine entschieden dichtere Structur als jener besitzt. Aus seiner dunklen, grünlich-grauen Grundmasse, welche häufig schon einen mehr violetten Farbenton annimmt, treten seltener die hellen, glasglänzenden, meist viel- mehr andere leistenförmige Feldspäthe hervor, welche je nach dem Grade ihrer Kaolinisirung eine weisse bis gelbliche oder sogar grünlich-gelbe Färbung annehmen. Auch das mikroskopische Bild, welches ein Schliff dieses Gesteines gewährt, weicht von demjenigen des frischen Diabases vom Corällchen zwar nicht in Art und Vertheilung der Ge- mengtheile, wohl aber in Bezug auf die Structur merklich ab. Sie ist hier, wie schon die Betrachtung des Dünnschliffes unter der Loupe lehrt, bei weitem feinkörniger, und daher erscheinen die massenhaft darin vertheilten Feldspäthe, obgleich sie an Dimensionen die des Diabases vom Corällchen nirgends über- treffen, häufig sogar dieselben nicht einmal erreichen, wie Aus- scheidungen aus einer feinkörnigen Grundmasse und verleihen dem Gestein eine porphyrische Structur, die von der gleich- mässig-grobkörnigen Structur jenes anderen Vorkommens wesent- ® 152 lich abweicht. Im Uebrigen aber bestätigt das Mikroskop die vollständige Analogie in der Zusammensetzung des Gesteines an beiden Aufschlusspunkten, abgesehen freilich von dem schon bei dem äusseren Anblick sofort auffallenden höheren Grade der Verwitterung an dem Liebensteiner Diabase, in welchem nicht einmal mehr der Glimmer verschont geblieben ist. Es war daher von vornherein zu erwarten, dass Bruchstücke des frischen Diabases vom Corällchen, längere Zeit in Säure gelegt, sich in eine jenem verwitterten Gesteine ähnliche Masse verwandeln würden, und der Versuch hat dies in vollem Maasse bestätigt. Endlich liegen auch noch die specifischen Gewichte beider Ge- steine einander sehr nahe: dasjenige vom Corällchen betrug: 2,900, dasjenige des Liebensteiner Diabases: 2,841. Wenn somit die Ganggesteine beider Aufschlusspunkte durchaus identisch sind, wenn sie in ihren Lagerungsverhält- nissen, in ihren Streichungs- und Fallrichtungen genau überein- stimmen, wenn ferner diese Streichungsrichtung mit der Ver- bindungslinie beider im Einklang steht, wenn endlich auch das Nebengestein des einen mit dem des anderen sich analog ver- hält, so kann an ihrer Zusammengehörigkeit zu einem und demselben Gangvorkommen füglich nicht gezweifelt werden. Bilden sie aber ein einziges Gangvorkommen, so folgt mit Sicherheit, dass nicht nur die Gesteine beider Punkte als Aus- füllungsmasse einer und derselben Gangspalte, sondern auch die Gneissmassen, in denen sie aufsetzen, unmittelbar zusammen- hangen; demnach muss, wenn das Terrain zwischen den beiden Entblössungen von Zechstein bedeckt ist, dieser Zechstein sich erst nach ihrer Bildung auf der Verbindungslinie beider ab- gelagert haben, d.h. es sind diese Gänge älteren Ursprungs als der sie überlagernde Zechstein. Aus der Zusammengehörigkeit jener beiden Aufschlüsse ergiebt sich aber ferner nach Analogie des Auftretens dieser Gesteine in dem Liebensteiner Vorkommen, dass der Granit- porphyr des Corällchens wie im Liegenden, so auch im Hangen- den von einer Diabasschicht begleitet ist.. Diese Vermuthung wird noch weiter unterstützt durch die Erscheinung, dass der Granitporphyr nach dem Hangenden zu eine ähnliche Anreiche- rung an Diabaseinschlüssen erfährt, wie sie in der Nähe des Liegenden zu beobachten war. Grerade diese regelmässige An- ordnung der Gesteine, die Ausbildung des Diabases, wie er in anscheinend nur wenig verschiedener Mächtigkeit den Granit- porphyr am Hangenden und Liegenden begleitet, könnte den Gedanken nahe legen, das Ganze entstamme einem und dem- selben Magma, welches in Folge allmählichen Wärmeverlustes und damit veränderter paragenetischer Verhältnisse an den Sal- bändern andere Erstarrungsproducte als im Innern geliefert ee 153 hätte. Dieser Hypothese einer gleichzeitigen Entstehung und einer Spaltung des Magmas steht nun gegenüber die Annahme ' zweier, der Zeit nach gesonderter Eruptionen, deren eine, die ältere, die Bildung des Diabases zur Folge gehabt hätte, während erst nach dessen Erstarrung der Granitporphyr, derselben Gang- spalte folgend, emporgedrungen wäre. Die Bildung eines eigent- lichen Salbandgesteines dagegen, wie sie für den Altensteiner (Gang angenommen wurde, kann hier wohl schon deshalb nicht vorliegen, weil das dunkle Gestein nicht eine blosse Structur- modification, sondern, wie oben auseinandergesetzt, ein seiner Natur nach durchaus abweichendes Gestein darstellt. Für jene Annahme der gleichzeitigen Entstehung sprechen nächst den bereits angeführten Thatsachen in zweiter Reihe Erschei- nungen, wie: 1) das Hineinragen von Orthoklaskrystallen aus dem Granitporphyr in die eingesprengten Diabastrümmer, 2) das nicht selten beobachtete zackige, unregelmässige und oft verschwommene Auslaufen der Contouren dieser Einschlüsse in den Granitporphyr selbst, 3) die Aufnahme von ursprünglich dem Letzteren an- gehörigen Quarz- und Feldspathkrystallen in jene Fragmente. Aber sind nicht alle diese Erscheinungen auch mit der anderen Hypothese einer getrennten Bildung beider Gesteine sehr wohl vereinbar? Man würde dann 1) das keineswegs auffallend häufige Hinübergreifen von Orthoklaskrystallen in die Diabaseinschlüsse als eine sehr wohl denkbare zufällige Ausscheidung des Feldspaths zu deuten haben, der, vorausgesetzt, dass die sonstigen Bedingungen zu seiner Bildung gegeben waren, überall da, wo er Platz dazu fand, auskrystallisiren musste, man würde 2) das zackige Auslaufen jener Diabasfragmente durch die unregelmässige Lostrennung von dem anstehenden Gestein ohne Zwang erklären können, während die zuweilen eintretenden verschwommenen Uebergänge sehr wohl durch den Einfluss der feurig-flüssigen Massen auf die an seinen äussersten Enden jedenfalls oft besonders dünnen Lagen der eingeschlossenen Gesteinsbruchstücke entstanden sein können, und so blieben nur 3) jene Einschlüsse von Quarz- und Feldspath _ in den Diabasbrocken übrig, welche auf eine Durchdringung der Massen beider Gesteine schliessen lassen, wie sie zwischen einem - feurig-flüssigen und einem festen Gesteine, ohne auf das letztere sonst stark verändernd einzuwirken, nicht recht glaublich er- 154 scheint. Gemildert wird die Unwahrscheinlichkeit einer der- . artigen Einwirkung dadurch, dass jene Krystalleinschlüsse kaum je in der Mitte der Diasbasbrocken gefunden sind, sondern meist auf die dem Rande zunächst liegenden, also vermuth- lich in Folge ihrer geringeren Stärke weniger widerstandsfähigen Partieen beschränkt bleiben. Wenn somit jene Momente nicht genügen, um die Hypothese einer gleichzeitigen Entstehung in überzeugender Weise zu begründen, so lassen sich viele und schwer wiegende Gründe, welche gegen diese Annahme sprechen, beibringen. Wie nämlich will man, wenn beide Gesteine aus demselben Magma erstarrt sind, a. die Einschlüsse des Diabases in den Granit- porphyr erklären? Würde doch eine allmähliche Temperaturerniedrigung, wie sie zur Aufrechthaltung jener Hypthese angenommen werden muss, eine regel- mässig von Aussen nach Innen fortgesetzte Erstarrung zur Folge haben, oder, wenn derartige Abnormitäten möglich waren, warum finden sich b. nicht auch umgekehrt Brocken des Granit- porphyrs in dem Diabas? Wie ist ferner mit dieser Annahme c. das isolirte Auftreten jener Granitporphyr- masse vereinbar, welche in dem Liebensteiner Auf- schluss, von dem Diabas im Hangenden des eigentlichen Ganges durch eine Gneissschicht getrennt, nicht nur in ihrer ganzen Ausdehnung als typischer Granitporphyr mit nur spärlichen Diabaseinschlüssen ausgebildet ist, sondern auch selbst an seinen Salbändern der Begleitung des Diabases entbehrt? Wie stehen endlich das d. die selbständigen Vorkommen von Diabas im Einklang, welche sich sowohl in schwachen Lagen aus- gebildet in der eben erwähnten Gneisschicht des Lieben- steiner Ganges, als namentlich in grösserer Ausdehnung und Mächtigkeit gegenüber dem Liebensteiner Aufschluss an der Südwestseite der Chaussee vorfinden, wo sie eine deutliche Apophyse des Hauptganges mit einem recht- winklig in diesen einlaufenden Streichen bilden? Müsste man nicht hier conform mit den mächtigeren Ablagerungen überall Granitporphyr und Diabas zusammen, nicht eines ohne das andere Gestein abgelagert erwarten? Die Annahme einer selbständigen Entstehungsweise des soeben unter ce bezeichneten hangenden Granitporphyrs, unab- 155 hängig von dem eigentlichen Ganggestein ist abgesehen von zahlreichen anderen Gründen schon wegen der analogen Be- schaffenheit der Gesteine selbst und der, wenn selbst spärlichen Anwesenheit von Diabaseinschlüssen von vornherein aus- geschlossen. — Alle diese Gründe aber, welche die Voraussetzung einer einheitlichen Entstehung für die Gesteine des Ganges wider- lesen, befürworten naturgemäss zugleich die Annahme zweier, zeitlich getrennter Eruptionen, von denen nach Lage der Dinge die des Diabases die ältere gewesen sein muss. Auf diese Bil- dungsweise deuten: a. die anders kaum erklärbaren Diabaseinschlüsse im Granitporphyr und deren Anreicherung in.der Nähe des durchbrochenen Gneisses; b. der dann durchaus selbstverständliche Mangel aller Einschlüsse von Granitporphyr im Diabas; e. u. d. das selbständige Auftreten von Granit- porphyr und Diabas, getrennt von der Hauptgang- spalte. Es drang eben hier der Granitporphyr bei seiner Eruption nicht nur innerhalb des vorhandenen Diabases allein empor, sondern durchbrach auch diesen, wie an dem Liebensteiner Aufschluss klar zu Tage tritt, ja, er setzte sogar in das Nebengestein hinein und konnte so als reine, wohl losgerissene Diabastrümmer in sich bergende, aber nicht mehr von Diabas an seinen Sal- bändern begleitete Granitporphyrmasse erstarren. Dass er hier e. arm an Diabaseinschlüssen ist, kann kaum auf- fallen, da er wenigstens bis in einige Tiefe hin jedenfalls durch den benachbarten Gneiss von dem anstehenden Diabas getrennt, mithin etwas kürzere Zeit als das Hauptganggestein mit dem Letzteren in Berührung ge- wesen war und ausserdem auch, als er nach Durch- setzung des Diabases in das Nebengestein eindrang, vermuthlich bereits unter viel niedrigerem Drucke stand. In Folge dieser Verminderung des Druckes aber musste zugleich die Erstarrung in ruhiger Weise vor sich gehen und, da in höheren Schichten eine Anreicherung an Diabaseinschlüssen nicht weiter stattgefunden, mussten eben diese Schichten des erstarrten Gesteines ärmer an jenen Fragmenten sich erweisen. Wenn ferner der Granitporphyr an jener Stelle gänzlich frei ist von Gneisseinschlüssen, so möchte ich als Begründung da- für anführen: | 156 1) jene Abnahme des Druckes gerade in den oberen Schichten, in denen er mit dem Gneiss überhaupt erst in Be- rührung kam; | 2) die erhebliche Festigkeit und geringe Zerklüftung des sich hier zwischenschiebenden Gneisses, sowie endlich - 3) dessen vermuthlich nur unbedeutende Ausdehnung. Wenn nämlich auch jene Gneisspartie in der ganzen Längen- erstrekung des Liebensteiner Aufschlusses vorhanden ist, lässt doch die nach dem westlichen Ende dieser Entblössung hin constant abnehmende, nach dem östlichen hin nicht wei- ter anwachsende Mächtigkeit derselben mehr auf eine linsen- förmige Einlagerung zwischen Diabas und Granitporphyr des Hangenden, als auf eine in allzu grosse Tiefe hinabreichende Fortsetzung schliesen. Das selbständige Auftreten schwacher Trümer ist eine bei, der Eruption von Diabasen sehr häufig beobachtete Erscheinung. Dass diese Abzweigungen hier zuweilen auf bedeutende Er- streckungen hin kleine Spalten des Gneisses ausgefüllt haben, beweist der im Liegenden des Liebensteiner Vorkommens mehr als 100 M. von diesem entfernte Aufschluss jenes Diabastrumes im Gneisse. Die geringe Mächtigkeit und verhältnissmässig nicht grosse Anzahl dieser Trümer würde wieder auf die schwache Zerklüftung des Nebengesteines hinweisen. Ebenso entspricht die dichtere Structur der in diesen dünnen Spalten erstarrten Gesteine nur der solchen schwachen Ausläufern eigenthümlichen und gewöhnlichen Ausbildungsweise. Wenn alle diese Betrachtungen die aufgestellte Hypothese als die den gegebenen Verhältnissen am besten entsprechende erweisen, so lassen sich gegen dieselbe kaum beweiskräftige Gründe beibringen. Dass der Granitporphyr zwar Bruchstücke des Nebengesteins losgerissen, demnach aber weder auf diese noch auf die anstehenden Diabaswände irgend welche Verände- rung morphologischer, chemischer oder physikalischer Natur hervorgebracht hat, kann um so weniger auffallen, als Contact- metamorphosen ja überhaupt nur selten zu beobachten sind. Somit bleiben als die einzige nicht ohne einen gewissen Zwang zu deutende Erscheinung jene Einschlüsse von Quarz und Feldspath in den Diabasfragmenten übrig. Alles Andere aber findet durch obige Hypothese eine so natürliche Erklärung, dass ich das Resultat dieser Untersuchungen dahin zusaınmfassen möchte: „Noch vor Beginn der Zechsteinperiode wurde ein „Gesteinsmagma in eine Spalte der hier abgelagerten Gneiss- „partie hineingedrängt, erstarrte zu einer regelmässig begrenzten „und in seiner ganzen Mächtigkeit gleichmässig ausgebildeten „Diabasmasse; zu einer späteren Zeit drang in derselben Spalte 1 4 N N „ein zweites Magma empor, welches, in seiner Hauptmasse „innerhalb des festen Diabases aufbrechend, Bruchstücke des- „selben umhüllte, zum Theil auch in den Gneiss selbst noch „hineindrang und so die mächtige Ablagerung des Granitporphyrs „mit jenen Trümmern als Einschlüssen lieferte“. — B. Die Gänge vom Eselsprung. In der Fortsetzung desselben Zechsteingebietes, dem auch das Vorkommen im Corällchen angehört, treten noch zwei Mal mächtigere Goneissparzellen zu Tage; die eine östlich von Liebenstein in dem sogenannten Eselsprung, die andere süd- östlich kurz vor Beirode. Der Eselsprung, eine waldbewachsene Thaleinsenkung, in welche von allen übrigen Richtungen her die mit Zechstein- dolomit bedeckten Anhöhen steil abfallen, öffnet sich nur gegen Süden und Südosten nach-Beirode und der Landwehr hin in eine das Niveau des Thales selbst beibehaltende Ebene, in welcher sich gleichfalls Zechstein dem Gneiss auflagert. (Cf. Taf. XII.) Aus jenem Thale nun streben gewaltige, schroffe Felsmassen, mit ihren Spitzen noch die umliegenden Höhen überragend, hoch empor; vorzugsweise sind sie aus den beiden Gneissvarietäten zusammengesetzt, welche oben als „granitartiger“ und als „flasriger“ Gneiss getrennt wurden, daneben aber weisen sie noch einen derartigen Reichthum von Uebergängen zwischen diesen beiden Gneissstructuren auf, wie er an keinem andern Punkte dieses Gebietes wieder anzutreffen ist. Die nördlichste und gleichzeitig mächtigste dieser Felsmassen, westlich von dem den Eselsprung durchziehenden Wege gelegen, schliesst einen gangförmigen, feinkörnigen Granitporphyr ein, der an beiden Salbändern von einem dichten, dem dunklen Granit- porphyr der Altensteiner und Glücksbrunner Gänge durchaus ähnlichen Gestein begleitet wird. In der That ergiebt die nähere Untersuchung dieses Gesteins, dass es, wie die ent- sprechenden Gesteine jener nördlicheren Gänge, nur eine in Structur und Färbung abweichende Ausbildung des Granit- porphyrs selbst darstellt. Der Gmeiss in dem unmittelbaren Hangenden und Lie- genden des Ganges besteht zumeist aus der granitartigen Va- rietät von röthlicher Färbung, grobkörniger Ausbildung bei fast gänzlich verschwindender Parallelstructur. Wo diese etwas deutlicher hervortritt, pflegt gemeinsam mit ihr eine Längs- streckung der zahlreichen weissen Feldspäthe, sowie eine mehr bläuliche Färbung des ganzen Gesteins einzutreten; auch ist dann nicht sowohl ein allmählicher Uebergang aus der erst- 158 erwähnten in diese, schon mehr dem flasrigen Gneiss sich nä- hernde Modification, als vielmehr stets eine scharfe Grenze zwischen beiden vorhanden. Echter flasriger Gneiss bildet nur ausnahmsweise das unmittelbare Nebengestein des Ganges; so oft dies aber der Fall ist, pflegt seine Schieferung parallel dem Gangstreifen zu verlaufen. Allenthalben zeigt sich der Gneiss von meist nur wenige Millimeter starken Adern kry- stallinischen Quarzes durchzogen. Seine Streichungsrichtung (h. 8'/,) weicht von der des Ganggesteines (h. 6°/,) merklich ab; eine ausgesprochene Fallrichtung ist jedoch für keines der Gesteine vorhanden, da sie beide saiger in die Tiefe setzen. Der helle, feinkörnige Granitporphyr setzt, in einer Mäch- - tigkeit von 12 M. in bank- oder stufenartigen Absätzen an- steigend, jenen steilen Fels zusammen und erhebt sich bis zu der bedeutendsten Höhe an dem südlichen Salbande. Er bildet Her in einer Stärke von 3—4 M. zusammen mit dem sich anschliessenden, 2,4 M. mächtigen dichten Salbandgestein den hoch über die anderen Massen desselben Ganges emporragen- den Gipfel. Das Gestein des nordwestlichen Salbandes bleibt an Mächtigkeit um 0,3 M. hinter demjenigen des südöstlichen zurück. Hier wie dort aber ist es durch eine scharfe Grenze sowohl nach Innen von dem typischen Granitporphyr, als nach Aussen von dem Grmneiss geschieden. Die Zerklüftung der Granggesteine ist eine nicht eben starke und äusserst unregel- mässige; beide brechen in durchaus ungleichartige, willkürlich geformte grosse Blöcke, welche unter dem Einfluss der Atmos- phärilien zum Theil sich loslösten, in die Tiefe stürzten und so die Bildung jener terrassenförmigen Anordnung veranlassten, welche den schroffen Felsmassen einen so sehr zerrissenen und wilden Charakter aufprägt. Nur an den stärker verwit- terten Stellen tritt häufig eine auffallend starke und regel- mässige Zerklüftung des dunklen Gesteines ein, so dass es hier stellenweise in kaum 10 Mm. dicke Platten bricht. Ein zweites in Zusammensetzung und Anordnung der Gang- gesteine wie des Nebengesteins diesem genau entsprechendes Gangvorkommen setzt etwa 100 M. südlicher an dem süd- lichen Ausgange des Eselsprungs auf der gegenüberliegenden, östlichen Seite des Weges auf. Nur in der Mächtigkeit stellen sich kleine Differenzen ein. - Während der feinkörnige Granit- porphyr hier durchschnittlich etwa '/, M. schwächer ist als in dem nördlicheren Aufschluss, nimmt das Salbandgestein ein wenig an Mächtigkeit zu; es beträgt an beiden Seiten ziemlich gleichmässig 3,10 M., so dass eine um etwa 1 M. grössere Gesammtmächtigkeit für diesen Gang sich ergiebt. Auch hier behält der Gneiss dieselbe Streichungsrichtung und das näm- liche Fallen wie dort bei; die Gangspalte selbst dagegen weicht 459 in diesen Beziehungen ein wenig von der obigen ab: sie streicht in h. 7'/, und fällt unter sehr steilem Neigungswinkel nach Südwesten. Im Uebrigen treffen die für jenes geschil- derten Verhältnisse auch bezüglich dieses Vorkommens sämmt- lich zu; als unwesentliche Abweichung wäre höchstens das häufigere Auftreten schwarzer Flecke auf der Oberfläche des hellen Granitporphyrs zu erwähnen, welche jedoch nur aus- nahmsweise tiefer in das Innere des Gesteins eindringen und, wie die mikroskopische Untersuchung ergiebt, lediglich Ver- witterungseinflüssen zuzuschreiben sind. Es lässt sich dieser Gang als steil ansteigende Felsmasse in seiner streichenden Erstreckung etwa 40 M. weit verfolgen. Der typische Granitporphyr, in seinem ganzen Habitus von dem, der die Hauptmasse des Altensteiner Ganges zusam- mensetzt, kaum zu unterscheiden, besitzt dieselbe kirschrothe bis bräunlichrothe, äusserst feinkörnige, an Quarz und Feld- spath reiche Grundmasse, aus welcher weisse, seltener wasser- helle, leistenförmige Feldspathkrystalle ausgeschieden sind. Deutliche Spaltbarkeit parallel Basis und Längsfläche, starker Glasglanz, auf basischen Spaltungsflächen häufig in Perlmutter- glanz übergehend, zeichnet die meisten dieser Feldspäthe aus. Zwillingsverwachsungen nach dem Karlsbader Gesetz sind viel- fach schon makroskopisch leicht zu erkennen. Die polysyn- thetische Zwillingsstreifung der den monoklinen an Häufigkeit nachstehenden triklinen Feldspäthe tritt erst unter dem Mikro- skop hervor. Auch in den Dimensionen der Feldspathkrystalle ist eine genaue Uebereinstimmung mit denjenigen des Alten- steiner Granitporphyrs zu constatiren; nur ausnahmsweise ge- hen sie über 3:7 Mm. hinaus, in der Regel bleiben sie noch hinter dieser Grösse zurück. Ausser den weissen treten auch untergeordnet und weniger vollkommen ausgebildet , rothe Feldspäthe, Orthoklase und schliesslich noch dunkelgraue, matte bis fettglänzende Aggregate krystallinischen Quarzes aus der Grundmasse heraus. Diese Aggregate sind zwar zahlreich, aber stets nur in äusserst geringen Dimensionen ausgebildet. Der Glimmer tritt auck in diesem Granitporphyr sehr in den Hintergrund; Andeutungen desselben sind wohl hie und da in der Grundmasse vorhanden, gelangen aber nirgends zu grösserer Ausdehnung. Sesrr!) will in diesem Gestein noch grosse Oli- goklaskrystalle, welche von einem braunrothen Orthoklasringe und einer schwarzen Hornblendezone umschlossen wären, sowie schwarze Hornblende in kurzen Säulen bemerkt haben. Nun konnte ich zwar hin und wieder eine Umsäumung weisser, theilweise als Plagioklase erkennbarer Feldspäthe durch eine I) Cf. SENFT, Charakteristik der Gebirgsarten pag. 203 u. 204. ® nn ae rothe Orthoklaszone beobachten, makroskopisch deutliche Horn- blende aber nirgend finden. Ich möchte daher weder an dem von SENFT diesem Gestein gegebenen Namen „Syenitporphyr“, noch auch an der auf Grund dieser Sexrtschen Angaben von ZiRKEL!) gewählten Bezeichnung „Syenitgranitporphyr“ fest- halten, zumal selbst unter dem Mikroskop , trotzdem mehrere Dünnschliffe vorlagen, doch nur undeutliche und ebenso spär- liche als schwach entwickelte Spuren einer Substanz, die auf Hornblende gedeutet werden könnte, in der Grundmasse er- kennbar waren. Ausser diesen durchaus unwesentlich erschei- nenden Bestandtheilen vermochte die mikroskopische Unter- suchung nichts wesentlich Neues beizubringen. Hier erscheint - eine grobkörnige Grundmasse, in welcher ich monoklinen und triklinen Feldspath, ferner Biotit und Muscovit, letzteren in weissen, stark polarisirenden Büscheln vertheilt, endlich Quarz und äusserst sparsam jene undeutlichen Täfelchen von merk- lichem Dichroismus und unklaren, sich unter stumpfem Winkel schneidenden Spaltungsrichtungen (wahrscheinlich zersetzte Hornblende) zu erkennen glaube. Zahlreiche Blätter und Körnchen von Magneteisen und Eisenoxyd durchziehen die Grundmasse; jener chloritische Gemengtheil aber ist hier nur sehr schwach entwickelt, bisweilen tritt er gemeinsam mit Eisenoxyd als eine die Glimmerblättchen umrändernde dünne Zone auf. Die Ausscheidungen bestehen aus Orthoklasen und Plagioklasen, welche bisweilen in ihrer Mitte unregelmässig strahlig ausgebildete Kaliglimmermassen enthalten, die Anzeichen einer beginnenden Zersetzung der Feldspäthe; sie zeigen ferner Quarze, die sich durch grossen Reichthum an Flüssigkeitsein- schlüssen mit deutlicher, aber meistentheils scheinbar unbe- weglicher Libelle auszeichnen. Das specifische Gewicht dieses Gesteins schliesst sich eng an das der analogen früher besprochenen Granitporphyre an, es beträgt 2,640 und ist nur wenig niedriger als das seines dichten Salbandgesteines, für welches 2,709 ermittelt wurde. In seinem äusseren Aussehen freilich weicht dieses letz- tere Gestein bedeutend von ihm ab. Es zeigt eine dichte, dunkelgraue bis schwarze Grundmasse, welche daneben auch bald mehr bläuliche, bald mehr in’s Braune spielende Farben- nuancen zulässt. Die Ausscheidungen beschränken sich auf eine recht beträchtliche Anzahl farbloser bis gelblicher glas- olänzender Feldspäthe von nicht über 3:12 Mm. Ausdehnung. 1) Cf. Zmert, Lehrbuch der Petrographie, Bd. I. pag. 528 u. 529. (Vergleiche übrigens hierzu auch die Anmerkung 2 auf pag. 176 der vorliegenden Arbeit.) ee . ’ ee a Rh ar Be Seh Ban ln Er 2.Z Z0Sl i nun Mein Dan una SU un Zn Zu 161 an Nur sehr vereinzelt werden ausserdem noch kleine, dunkel- graue Quarzkörnchen sichtbar. Unter dem Mikroskop erscheint eine deutlich feinkörnige Grundmasse, in welcher kleine Krystalle monoklinen und tri- klinen Feldspaths, ferner nicht zu häufiger, aber deutlich aus- gebildeter Biotit in kleinen zerrissenen Blättchen von unregel- mässiger Gestalt mit sehr starkem Dichroismus auftreten, An einzelnen Stellen des Dünnschlifis häufig, sind Apatitsäulen, mit- unter von erheblicher Länge, durch das ganze Gestein vertheilt. Nicht eben zahlreich finden sich rothe, theils unregelmässig, theils deutlich sechsseitig begrenzte Eisenoxydblättchen, in weit grös- serer Menge Magneteisen zusammen mit dem hier besonders stark entwickelten chloritischen Gemengtheil. Dieser letztere bildet besonders. langstenglige, vielfach zerrissene Aggregate, häufig als Randzone um Krystalle auftretend.. Von Quarz sind kaum Andeutungen vorhanden. Die aus dieser Grund- masse ausgeschiedenen Gemengtheile — Orthoklase und Pla- gioklase, beide in oft sehr grossen. seltener breitsäulen- als langleistenförmigen Individuen — zeigen vielfach Einschlüsse von Glimmerblättchen, sowie namentlich von dem auch in der Grundmasse so häufigen und vermuthlich die dunkle Färbung des ganzen Gesteins bedingenden Aggregat von Eisenoxyd, Magneteisen und Chlorit. Somit wird die schon makroskopisch hervortretende Aehn- lichkeit dieses Gesteins mit dem dunklen Granitporphyr der Altensteiner und Glücksbrunner Gänge auch durch die mikro- skopische Untersuchung bestätigt; hier wie dort haben wir einen Granitporphyr vor uns, der durch seine dunkle Färbung und dichte Structur einen dem Aussehen der Grünsteine sich nähernden Habitus erhalten hat. Dass es in der That kein Grünstein ist, dürfte aus dem Vorhergehenden schon klar hervorgehen und wird unzweifelhaft dargethan durch die che- mische Constitution des Gestein. Wenn als Repräsentant aller der hier in Frage kommenden dunklen dichten Granit- porphyre gerade dieses Gestein der Analyse unterworfen wurde, so geschah dies, weil es von allen diesen im Allge- meinen bereits stark verwitterten Gresteinen das relativ fri- scheste Aussehen hat. Die Analyse ergab: Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 1. “1 162 BEL, 250 ALD;. losen Re Or PE0: 4 2 22025,92 MnO >... 2r0 le Da. on 02 108 MeO* . u: ao N, 0:40 2 2,40 = : K,0: 42.2 :..0.08 Or 204 ED oe SO 0 102,41 Specifisches Gewicht = 2,709. Diese Analyse zeigt eine genügende Uebereinstimmung mit der des äusserlich so sehr verschiedenen Granitporphyrs vom Corällchen.!) Zwar bleibt die Menge der Kieselsäure, wie mit Rücksicht auf den hier noch mehr zurücktretenden Quarzgehalt nicht anders zu erwarten war, etwas hinter der des letztgenanten Gesteins zurück, während der Thonerde- und vor Allem der Eisengehalt zugenommen haben. Die übrigen Bestandtheile aber — Kalk, Maenesia, Alkalien — verhalten sich in beiden durchaus gleichmässig und beweisen die Zuge- hörigkeit auch dieses Gesteins zu der Klasse der grani- tischen Gesteine. Deutet auch die verhältnissmässig geringe Menge der Kieselsäure auf ein quarzarmes Gestein hin, so ist sie dennoch viel zu hoch, als dass die Ansicht, man habe es mit einem Grünstein zu thun, nicht von vornherein aus- geschlossen und der Name „Melaphyr“ nicht durchaus un- zulässig erscheinen müsste. Vollends die für die übrigen Ge- mengtheile ermittelten Zahlen sind mit einer derartigen An- nahme gleichfalls ganz unvereinbar. Der hohe Eisengehalt entspricht übrigens vollständig dem Befunde der mikroskopischen Untersuchung und unterstützt zugleich die Vermuthung, das die dunkle Färbung des ganzen Gesteines wesentlich von Eisen herrühre. Endlich der verhältnissmässig hohe Phosphorsäure- gehalt ist durch das im Dünnschliff beobachtete Auftreten von Apatitnadeln genügend erklärt. Schon oben ist darauf hingewiesen, dass alle die sonstigen Analogien dieses Gesteines mit den entsprechenden der Alten- ») Cf. oben pag. 144. . s- E 4 E 3 = u steiner und Glücksbrunner Gänge!) auch für diese auf eine ähnliche chemische Zusammensetzung schliessen und die Be- zeichnung „Granitporphyr“ nur noch gerechtfertigter erschei- nen lassen. Ist auch die Anordnung der einzelnen Gesteine innerhalb dieser drei Gänge verschieden, geschieht auch na- mentlich in dem Altensteiner Gange der Uebergang aus dem feinkörnigen in diesen dichten Granitporphyr in Folge der Einschiebung jener rothen, dichten Varietät weniger unver- mittelt als am Eselsprunge, so stimmen doch die petrogra- phischen Merkmale in allen genau überein, und auch jene geognostischen Unterschiede in der Anordnung der Alten- steiner Gesteine und der vom Eselsprung sind doch nur als so zufällige und unwesentliche anzusehen, dass sogar der An- nahme einer analogen Bildung dieser beiden Gänge Nichts im Wege zu stehen scheint. Auch hier ergiebt sich "vielmehr als einfachste und natürlichste Auffassung: beide Gesteine als gleichzeitig aus ein und demselben Magma entstanden und das eine nur als eine Salbandbildung des anderen anzusehen. Schwieriger freilich und mit Sicherheit kaum zu ent- scheiden ist die Frage, ob die beiden um etwa 100 M. von einander entfernten Aufschlüsse als Zeugen eines einzigen zu- sammengehörigen Gangvorkommens oder aber als gesonderte, nur zufällig so gleichmässig ausgebildete Gänge zu betrachten sind. Spricht für die erstere Annahme die analoge Anordnung, Zu- sammensetzung und Mächtigkeit der Gesteine, sowie die geringe Entfernung beider, so scheint doch die Lage der Aufschlüsse, ihre veränderte und mit der Verbindungslinie der Fundpunkte keineswegs zusammenfallende Streichungsrichtung, endlich die geringe Verschiedenheit des Fallens mehr auf eine gesonderte Entstehung hinzudeuten. Jedenfalls könnte die Zusammen- gehörigkeit der beiden Gänge nur dann als feststehend aner- kannt werden, wenn eine Störung der gesammten Grneisspartie in diesem Theil des Eselsprunges durch eine Verwerfung nach- zuweisen wäre. Nun konnte eine solche allerdings nicht be- merkt werden. Da aber bei dem stetigen Wechsel zahlreicher, bloss durch kleine Structurmodificationen unterschiedener Gneiss- varietäten, bei der Lagerungsweise des Gneisses in nur verein- zelt anstehenden, durch Schutt und Trümmerwerk allenthalben unterbrochenen Parzellen und Blöcken eine das Gestein durch- setzende Verwerfung, selbst wenn sie vorhanden, leicht nicht mehr nachweisbar sein kann, so bleibt nichts übrig, als diese wohl wenig belangreiche Frage’ offen zu lassen. Wichtiger ist die Nachforschung nach dem Alter der D) Diese Bemerkung hat zugleich Gültigkeit für das analoge Gestein des später (pag. 164) zu erwähnenden Beiroder Ganges. 112 164 Gänge; diese ergiebt wiederum als höchst wahrscheinlich das auch für die früheren Gänge erhaltene Resultat: sie gehören den Zeiten vor der Ablagerung des Zechsteins an. Wären sie jünger als der Zechstein, so hätten sie die Decke des letzteren, welche sich dem Gneiss des Eselsprungs auflagert, wenigstens in dessen Nähe durchbrechen müssen, d. h. da, wo diese Decke sowohl in der nordwestlichen wie in der südöstlichen Fort- setzung der Gänge, wie aus den ÖOberflächenverhältnissen zu schliessen ist, nur eine sehr geringe Mächtigkeit besitzt. C. Die Beiroder Gänge. Verfolgt man die Strasse, welche das Thal des Eselsprungs durchschneidet, in südlicher Richtung weiter, so hat man nur eine 260 M. lang sich hinziehende Zechsteinauflagerung zu passiren, um noch vor der Einmündung jener Strasse in die Liebenstein-Beiroder Chaussee ein zweites Gneissgebiet anzu- treffen. Dasselbe bildet hier eine jener Parzellen, wie sie in so regelmässigen Zwischenräumen die Südgrenze des ganzen grossen Zechsteinzuges bis gegen Herges hin unterbrechen, und ist daher als die südöstliche Fortsetzung des Liebensteiner Gneissvor- kommens anzusehen. Seine Entfernung von dem letzteren be- trägt in gerader Linie etwa 700 M. In einem seine nördliche, östliche und südliche Begrenzung umschliessenden Zechsteinkreise erstreckt es sich in den beiden letzteren Richtungen bis an die Landwehr und an die ersten Häuser des Dorfes Beirode heran; gegen Westen hin wird es theils durch die letzten Ausläufer des Aschenberger Buntsand- steins, der hier in eine schwache Zone von Bröckelschiefer aus- zulaufen pflegt, theils durch das Alluvium überdeckt, welches in einer Niederung zu beiden Seiten der Chaussee unmittelbar vor Beirode aufgeschwemmt ist. In diesem Gneissgebiete setzen wiederum Gänge auf, welche in einer gemeinsamen Gangspalte zwei den Gesteinen vom Eselsprung ähnliche Granitporphyr- varietäten, eine hellere feinkörnige und eine dunklere dichte, führen. Dieses Gangvorkommen ist zunächst durch einen Stein- bruch westlich der Chaussee gerade da aufgeschlossen, wo diese einen starken Haken schlägt und aus ihrer südöstlichen Rich- tung erst in eine ostnordöstliche, dann fast genau südlich gegen Beirode hin gewendete übergeht. Darauf verschwindet es unter dem bis an die erste gegenüberliegende Waldparzelle östlich der Chaussee aufgeschwemmten Alluvium, um aus diesem, ca. 150 M. von jenem Steinbruch entfernt, auf's Neue hervor- zutauchen und mit seiner ursprünglichen Streichungsrichtung (h. 8°/,) über die hinter dieser Parzelle befindliche Lichtung 165 hinaus in ein zweites Wäldchen sich fortzusetzen. Ungefähr bis zur Mitte dieses Letzteren ist es in einzelnen anstehenden Blöcken leicht zu verfolgen, dann aber keilt es sich nach einer Gesammtlängenerstreckung von 450 M. aus, während der Gneiss auch noch weiterhin durchsetzt. Da nun sowohl das Terrain, ’ in welchem jener Steinbruch angelegt ist, als auch die beiden Waldparzellen Niveauerhebungen bilden, die unter einander durch flache Einsenkungen getrennt sind, so kann man das Ganze als eine zusammenhängende, von Gneiss gebildete Hügel- reihe betrachten, welche nur in dem tieferen der beiden Ein- schnitte, dem zwischen dem Steinbruch und der ersten Waldpar- zelle belegenen, durch Alluvialbildungen oberflächlich unterbrochen ist. Gleichzeitig aber bildet sie den westlichen Ausläufer des von dem Zechsteinplateau im Osten und Nordosten allmählich nach Beirode hin abfallenden höheren Bergrückens. Der Gneiss ist in dem zuerst erwähnten Steinbruch als zusammenhängend anstehende Felsmasse, in den beiden Wäld- chen fast nur in vereinzelten Blöcken und massenhaft herum- liegenden Bruchstücken aufgeschlossen. Er streicht in h. 5°, und fällt ziemlich genau nach Norden ein. Während als haupt- sächliche Typen auch hier der granitische und der flasrige Gneiss hinzustellen sind, wiederholen sich doch daneben die Uebergänge zwischen diesen Varietäten in fast ebenso reich- haltigem Maase, wie in dem Eselsprung. Andererseits nimmt aber die Schieferung des Gneisses mitunter hier so sehr über- hand, dass namentlich von den einzeln anstehenden Blöcken einige in ihrer Structur bereits dem „schiefrigen Gneiss“ nahe kommen; freilich, eine ähnlich geschichtete Structur, wie an dem Altensteiner und Glücksbrunner Gneiss, wird auch in diesen höchst feinflasrigen Varietäten nie erreicht. Die Schichtungs- flächen des Gneisses pflegen seinem Streichen parallel zu ver- laufen. Seine Zerklüftung ist eine schwache, unregelmässig quer gegen Fallen und Streichen verlaufende. — Die Gangmasse ist in dem Steinbruch als ein 12,5 M. mächtiger, sehr feinkörniger Granitporphyr, in h. 8°/, streichend und gegen Nordosten einfallend aufgeschlossen. Er setzt ca. 100 M. westlich der -Chaussee gleichzeitig mit dem ersten Auftreten des Gneisses in diesem auf und zieht sich etwa 25 M. weit unter spitzem Winkel auf die Chaussee hin. Zu- gleich wird er im Hangenden von einer nicht über 180.Mm. starken, in dünnen Platten spaltenden Lage des dunklen, dichten Granitporphyrs begleitet. Während aber der hellere Granit- _ porphyr in der genauen Fortsetzung seiner Streichungsrichtung nach Südosten hin mit derselben Mächtigkeit und demselben - Streichen und Fallen in jener ersten Waldparzelle wieder auf- Setzt, hat sich der dunkle Granitporphyr in seinem Hangenden 166 Beiroder Gang, westlich der Liebensteiner Chaussee. 7 (4 n Dammerde. $ Dichter, dunkler Granitporphyr. y Feinkörniger, heller Granitporphyr. 3 Gmneiss. zu einer 20 M. mächtigen Masse ausgebildet, welche die näm- liche Streichungsrichtung wie in dem gegenüber liegenden Steinbruch, also die nämliche zugleich wie das hellere Gang- gestein beibehält. Auch seine Fallrichtung ist dieselbe geblie- ben, die Absonderung aber wesentlich schwächer; nur wenige, unbedeutende Klüfte durchsetzen, dem steilen Fallen mehr oder minder parallel verlaufend, diese im Uebrigen sehr feste, com- pacte Gesteinsmasse. Endlich die streichende Erstreckung ist eine sehr kurze, nur auf diesen Aufschlusspunkt beschränkte, in dem zweiten Wäldchen schon ist zwar noch das hellere Gestein in seiner alten Mächtigkeit, jedoch keine Spur des dunklen mehr aufzufinden. Aber noch eine andere neue Er- scheinung tritt in dieser ersten (westlicheren) Waldparzelle hinzu: jenes dunkle Gestein nämlich bildet zwar auch hier noch das Hangende des feinkörnigen Granitporphyrs, nicht aber, wie im westlicher gelegenen Steinbruch, das Salband des gesammten Gangvorkommens gegen den Gmeiss. Es schiebt sich vielmehr zwischen dasselh)e und den hangenden Gneiss eine fernere, 11 M. mächtige Granitporphyrmasse ein, welche in Zusammensetzung, Structur, Streichungs- und Fallrichtung dem ersten feinkörnigen Granitporphyr genau analog sich ver- hält. Sie ist besonders deutlich aufgeschlossen, in einer Strasse, welche die flache Einkesselung zwischen den beiden Waldparzellen durchschneidet. Auch sie aber lässt sich nur 1 bis zu dem Beginn des zweiten Wäldchens mit Sicherheit 167 nachweisen. Für den in diesem Letzteren anstehenden Granit- porphyr ist nämlich zwar aus Mangel an genügenden Auf- schlüssen die Mächtigkeit nicht ganz genau zu ermitteln, doch steht so viel fest, dass dieselbe von Anfang an nicht über 12—13 M. hinausgeht, und allmählich immer mehr abnimmt, bis der Gang schliesslich gänzlich sich auskeilt. Auch beweist die Lage und der Verlauf des hier an einzelnen anstehenden Blöcken weiter zu verfolgenden Ganges, dass er mit dem im Liegenden des dunklen Gesteins, nicht aber mit dem in dessen Hangenden abgelagerten Granitporphyr identisch ist. Hier sowohl wie an den andern Aufschlusspunkten zeigt das Gestein eine sehr unregelmässige, jedoch nicht starke Zer- klüftung; seine Färbung, an den frischeren Stellen hellroth- braun, nimmt durch den Einfluss der Verwitterung einen violetten bis dunkelbraunen Ton an. Dem gegenüber behält die dichte Varietät ihre schwarzgraue Färbung in ihrem ganzen, kurzen Verlaufe regelmässig bei. — Uebrigens findet sich der hellere Granitporphyr nirgends mehr frisch erhalten. Namentlich die Feldspäthe zeigen Spuren von mehr oder weniger vorgeschrittener Umwandlung und geben in Folge dessen der höchst feinkörnigen, an dunklen Quarz- körnchen reichen Grundmasse ein recht verschwommenes Aus- sehen. Aber auch die ausgeschiedenen Feldspathkrystalle sind weit seltener in ihrer ursprünglichen, wasserhellen bis schwach grünlich gefärbten Beschaffenheit anzutreffen, als vielmehr von einem schmutziggelben Saume umgeben oder sogar völlig in eine meist bräunlichgelbe Kaolinmasse übergeführt. Auch hier sind in dem Gestein deutliche Ausscheidungen dunkelgrauen Quarzes zu bemerken; Glimmer, in einzelnen glänzenden Körnchen erkennbar, scheint nur der Grundmasse anzugehören. Die Letztere lässt trotz ihrer Verwitterung unter dem Mikroskop ein deutlich krystallinisch-körniges Gefüge erkennen. Von theils an einzelnen Stellen besonders reichlich vertheilten, theils in langen, regelmässig zusammenhängenden Reihen ge- ordneten Zonen rothen Eisenoxyds, sowie hie und da von Apatitnadeln durchzogen, setzen vorzüglich Quarz, Orthoklas, Plagioklas, Biotit, Magneteisen, die mikroskopisch grobkörnige Grundmasse zusammen. Das Magneteisen liebt es, gemeinsam mit dem Eisenoxyd und jener chloritischen Substanz nicht nur versprengte Körner und Blättchen, sondern stellenweise auch stärkere Anhäufungen zu bilden, welche theils dendritische Formen annehmen, theils zu grösseren Massen angehäuft sind und im letzteren Fall als vielfach verzweigte und verästelte Gebilde auszulaufen pflegen. Die Ausscheidungen bleiben auf säulen- oder tafelförmige Krystalle monoklinen und triklinen Feldspaths, sowie meist unregelmässige Quarzaggregate be- 168 schränkt; die namentlich den Feldspäthen der analogen früher behandelten Gesteine so oft eigenthümliche leistenförmige Ge- stalt ist hier kaum zu bemerken. Die Feldspäthe schliessen zahlreiche Blättchen von Biotit, die Quarze nicht allzu häufige Flüssigkeitsbläschen ein. — Wie dieses Gestein, so zeigt auch das andere, dunklere keine wesentlichen Unterschiede gegen die analogen der früher besprochenen Gänge. Seine Grundmasse, obwohl noch etwas dichter, als die des Granitporphyrs, zeigt doch in frischen Handstücken einen krystallinischen, oft deutlich granitischen Habitus. Ausser dem Glimmer bleibt hier auch noch der Quarz lediglich auf die Grundmasse beschränkt, während aus dieser als einzige Ausscheidungen kleine, hellglänzende, farb- lose Feldspäthe (3—5 Mm. messend) mit oft scharf ausge- prägten Spaltungsrichtungen und sehr regelmassiegn meist sechs- seitiger Begrenzung hervortreten. Das mikroskopische Bild zeigte ein gleichmässig feinkör- niges, übrigens keineswegs mehr ganz frisches Gemenge aus Feldspath, wenig Quarz und Biotit bestehend und von zahl- reichen schwarzen Körnchen (wahrscheinlich Magneteisen mit chloritischen Massen verwachsen) durchsetzt. Aus diesem ragen nicht zu häufige Feldspathkrystalle durch ihre Grösse hervor, sowohl Orthoklase als auch Plagioklase mit nur zum geringen Theil noch charakteristisch erhaltener Zwillingsstreifung. Die specifischen Gewichte der beiden Gesteine ergeben annähernd dieselben Zahlen wie die der Gesteine vom Esel- sprung, nämlich: 2,633 für den feinkörnigen, 2,135 für den dichteren Granitporphyr, Aus der Art des Auftretens und der Vertheilung dieser Gesteine geht hervor, dass hier keineswegs eine einzige zu- sammengehörige, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach 2, vielleicht 3 gesonderte Eruptionen vorliegen. Fasst man näm- lich zunächst den hellen feinkörnigen Granitporphyr, welcher in dem ganzen Verlauf der Gangspalte zu verfolgen ist, sowie das dunkle Gestein in dessen Hangendem in’s Auge, so ist für diese die Annahme einer gleichzeitigen Entstehung ent- schieden ausgeschlossen. Das dichte Gestein als eine Erstar- ‚rungsmodification des anderen oder als eine Salbandbildung an- zusehen, ist, um nur die nächstliegenden Gründe anzuführen, schon durch seine in den beiden Aufschlusspunkten so sehr abweichenden Mächtigkeiten, sein gänzliches Verschwinden in der südöstlichen Fortsetzung der Gangspalte, sein einseitiges ‚Auftreten im Hangenden und nicht zugleich auch im Liegenden 169 unmöglich. Ist es doch wenig wahrscheinlich, dass ein und ' dasselbe Magma, obgleich in seiner ganzen Erstreckung inner- halb desselben Gneisses aufbrechend, dennoch nicht nur nach beiden Salbändern hin, sondern sogar an ganz nahe bei ein- ander liegenden Punkten der Gangspalte selbst durchaus ver- schieden sich ausgebildet hätte. Scheint es darum auch geboten, eine getrennte Entstehung der beiden Gesteine anzunehmen, so ist doch die Frage, welches das ältere sei, ob der von der zweiten, äussersten Waldparzelle aus bis nach dem Steinbruch hin deutlich zu verfolgende hellere oder der erst in der west- licheren der beiden Waldparzellen auftretende und nach der Richtung jenes Steinbruchs hin, also gegen Nordwesten schon sich auskeilende dunklere Granitporphyr, nicht zu entscheiden, da Contactwirkungen, Einschlüsse oder sonstige Merkmale für ihre gegenseitigen Altersbeziehungen vollständig fehlen. Eben- so verhält es sich mit der dritten Granitporphyrmasse, welche als Auflagerung des dunklen Gesteins auf jenes Wäldchen be- schränkt auftritt. Zwar könnte man hier die beiden in jeder Beziehung so gleichmässig ausgebildeten helleren Granitporphyr- massen als ursprünglich zu einem Ganzen vereinigt und erst durch die spätere Eruption des dichteren, dunklen Gesteines getrennt auffassen, doch würde man damit zugleich die Annahme einer plötzlichen, starken Erweiterung der Gangspalte und deren alsbaldisen Verschmälerung in der nordwestlichen sowohl als südöstlichen Fortsetzung verbinden müssen. Ob diese An- sicht richtig und nicht vielmehr diese hangende Granitporphyr- masse als eine selbständige dritte Bildung anzusehen ist, als ein Gang für sich, welcher theilweise in der nämlichen Spalte wie jene andern beiden Gänge aufbrach, könnten nur weitere Aufschlüsse in der nordwestlichen Fortsetzung ihres Verlaufes feststellen. Hier würde er, vorausgesetzt, dass seine Streichungs- richtung sich nicht ändere, nördlich von jenem Steinbruch jeden- falls schon unter den letzten Ausläufern des Zechsteins hinweg unter den Buntsandstein des Aschenberges hindurchsetzen. So lange nähere Aufschlüsse nach dieser Richtung hin mangeln, - ist eine Entscheidung zu Gunsten einer der beiden oben präci- sirten Auffassungsweisen nicht wohl möglich. Dass die Entstehungszeit auch dieser Gänge noch vor die - Zechsteinperiode fällt, ergiebt sich aus der deutlichen Auflage- - rung des Zechsteindolomites, welcher dieses Gmeissgebiet von _ dem offenbar damit zusammenhängenden Gneiss des Esel- - sprungs oberflächlich scheidet, sowie aus den sonstigen Ana- - logien der Gangmassen beider Bezirke als höchst wahrscheinlich. 170 Der Gang nördlich von Herges. Hiermit wäre sämmtlicher Aufschlüsse von Eruptivgesteinen ‚auch jenes südlichen grossen Zechsteincomplexes Erwähnung gethan. Nicht eigentlich mehr zu diesem gehörig, sondern in seiner Haupterstreckung bereits das sich gegen Osten und Südosten an den Zechstein anschliessende Plateau grobkörnigen Granites durchsetzend, erscheint nahe bei Herges, nördlich dieses Ortes, noch einmal ein mächtiger Gang mittelkörnigen Granitporphyrs. Derselbe setzt unmittelbar südlich des Mund- lochs eines zu dem Bergwerk an der Mommel gehörigen Stollns !) gerade da auf, wo dieser Zechsteinzug seine erste bedeutendere Unterbrechung durch die Ausläufer des erwähnten mächtigen Granitplateaus erleidet. Seine reichlichen Ausschei- dungen aus der kirschrothen Grundmasse — Orthoklase, bis 30 Mm. gross und regelmässig säulenförmig ausgebildet, Plagio- klase mit oft deutlicher Zwillingsstreifung, Quarze von wasser- heller, fett- bis glasglänzender Beschaffenheit, und endlich Magnesiaglimmer in zahlreichen dunklen Blättchen — geben diesem Gestein ein ausgezeichnet schönes, von den bisher be- sprochenen Granitporphyren wesentlich abweichendes Aussehen. Die mikroskopische Betrachtung zeigt, dass dieselben Mineralien, in kleineren Individuen ausgebildet, zusammen mit reichlichem Kaliglimmer, sparsamerem Apatit, Magneteisen, Eisenoxyd, auch die noch frisch erhaltene Grundmasse zusammensetzen. Der Kaliglimmer pflegt seine meist tafelförmigen Krystalloide von sehr starkem Absorptionsvermögen in büschelartigen Aggregaten anzuordnen; der Apatit durchwächst mit seinen feinen Nadeln vorzugsweise die Biotitblättchen; die eisenhaltigen Bestandtheile finden sich hier genau in derselben Weise ausgebildet, wie oben in dem feinkörnigen Granitporphyr des Altensteiner Ganges. Theils nämlich bilden sie Einsprengungen in der Grundmasse, sowie in den Feldspath- und Quarzausscheidungen, theils schliessen sie als rothe Eisenoxydzonen einzelne der grossen Orthoklaskrystalle rings ein, theils endlich finden sie sich in Forrn von wenige Centimeter mächtigen Lagen eines unreinen derben Rotheisensteines angereichert und füllen als solche nament- lich die übrigens unregelmässig verlaufenden Hauptklüfte aus. Sonst hat dieses Vorkommen, obwohl es in der geraden Fortsetzung der Liebensteiner und Beiroder Gänge an dem südlichsten Ende des Zechsteinzuges aufsetzt und auch in seinem Streichen (in h. 9!/,,) nur wenig von jenen abweicht, 1) Der hier bezeichnete Punkt ist auf den Generalstabskarten irr- thümlich als der „Stall“ angegeben. 171 _ ein durchaus eigenartiges, den nördlicheren Aufschlüssen von Granitporphyr fremdes Gepräge. Als Ursachen hiervon erkennt man die Abweichungen seiner Structur und Zusammensetzung _ — sein bedeutend grobkörnigeres Gefüge, seinen bereits ma- kroskopisch deutlich wahrnehmbaren Glimmergehalt —, dem- nächst die Structur seines Nebengesteines, welches mit der der früheren Gänge fast Nichts mehr gemein hat. Treten diese nämlich sämmtlich in Gneissablagerungen auf, welche rings von Zechstein umgebene Parzellen bilden, so durchsetzt dieser Gang zunächst an jenem Aufschlusspunkt nördlich von Herges deutlich den Zechsteindolomit, der sowohl in seinem Hangenden als im Liegenden ansteht, überschreitet dann erst die Grenze zwischen Zechstein und dem grobkörnigen Granit und erhält seine Hauptausdehnung im Granit gegen Südosten hin. War ferner für die nördlicheren Eruptivgesteine ein höheres Alter als das der Zechsteinperiode fast durchgängig mit Sicherheit nachzuweisen, so ist eine genauere Altersbestimmung für diesen Gang nicht wohl ausführbar.‘ Scheint nämlich auch seine durch den Zechsteindolomit hindurchgreifende Lagerung die Annahme zu befürworten, dass er jünger sei als sein Nebengestein, so muss es doch einer eingehenden Untersuchung überlassen bleiben, ob dies Verhalten nicht vielmehr auf Verwerfungen oder etwa auf Erosionen zurückzuführen sei. Im Zusammenhang mit einer allen Granitporphyren dieser Gegend eigenthümlichen Erschei- nung wird sich noch ergeben !), dass diese letztere Annahme keineswegs ausgeschlossen erscheint, nach welcher das ursprüng- lich von diesem Granitporphyr durchsetzte Gestein weggewaschen, und erst in späteren Epochen an dessen Stelle die Zechstein- gebilde abgelagert seien, welche gegenwärtig im Hangenden und Liegenden des Ganges auftreten. — Jedenfalls sprechen schon die miannigfachen Abweichungen in der Ausbildung der Ausfüllungsmasse selbst dafür, dass dieser Gang von’ den nörd- lichen Gängen des Gebietes zu trennen und vielleicht schon mehr den ähnlichen Gesteinen des Drusethals an die Seite zu stellen ist, welche dort in so grosser Zahl, sämmtlich ein gleiches Streichen zwischen hora 9 und 10 innehaltend, denselben grobkörnigen Granit durchbrochen haben. Hierin wird im Hin- blick auf alle die sonstigen Abweichungen auch dadurch nichts geändert, das dieser Granit recht eigentlich als der Vertreter der nördlicheren Gneissablagerungen angesehen, ja, dass sogar ein directer Zusammenhang zwischen diesen beiden Gesteinen angenommen werden muss. ?) 1) Of. unten pag. 175. 2) Cf. unten pag. 173 u. £. Allgemeine vergleichende Uebersicht. Beziehungen der Gänge unter einander. Mit Aufführung der Gründe, welche veranlassen, diesen Gang aus der Reihe der soeben eingehender besprochenen auszuscheiden, sind zugleich alle die Momente berührt, die das scheinbar willkührlich ausgewählte Gebiet in der Weise zu begrenzen berechtigen wie dies oben geschehen ist. Sie werden daher auch für einen kurzen Rückblick auf die Gesammtver- hältnisse aller dieser Gänge, auf ihre etwaigen gegenseitigen Beziehungen den besten Anknüpfungspunkt bieten. Drei Punkte verknüpfen alle diese isolirten Vorkommen mehr oder minder mit einander: 1) die Uebereinstimmung in Charakter, Zusammensetzung Lagerungsweise des Nebengesteines; 2) die grössere oder geringere Gleichartigkeit in der Aus- bildung und Anordnung des Ganggesteines selbst, und 3) endlich ihr nicht über die Zeit des Rothliegenden hin- ausgehendes Alter. — Das Nebengestein. Hält man an der in der Einleitung hin- gestellten Eintheilung des ganzen Gebietes in zwei durch das Allu- vium des Grumbachs geschiedene Zechsteincomplexe fest, so er- scheint freilich das Nebengestein, wie es in dem nördlicheren dieser Bezirke auftritt, von dem im südlichen vorherrschenden Gneiss in Bezug auf Glimmerreichthum und Structur wesentlich ver- schieden. Trotzdem zeigten sich gerade im äussersten Südosten, im Beiroder Gange, wieder Annäherungen an den schiefrigen Gneiss der nordwestlichen Aufschlüsse, trotzdem lässt schon die Analogie in der Art ihres Auftretens, in ihren Lagerungs- _ formen und Streichungsrichtungen eine Trennuug der nördlichen von den südlichen Gneissparzellen unmöglich zu. Vielmehr erkennt man in der Anordnung, in welcher diese sämmtlich in ziemlich gleichmässigen Zwischenräumen aus dem Zechstein auftauchen, im Grossen und Ganzen zwei geradlinig verlaufende Reihen, deren eine, in h. 9 streichend, die Altensteiner und Glücksbrunner Vorkommen, sowie das jenes Wäldchens östlich des Grumbachs mit den Felsmassen des Eselsprungs verbindet, während die andere, fast genau nordwest- südöstlich in h. 8 verlaufend, bei Liebenstein beginnen und in den Beiroder Gneissablagerungen ihre weitere Fortsetzung finden würde. Es ist klar, dass diese beiden unter sehr spitzem Winkel aufein- ander zu laufenden Linien östlich von Beirode zusammentreffen müssten, und somit erscheint die Vermuthung nicht unbegründet, 173 dass der massige grobkörnige Granit, wie er östlich und süd- östlich unseres Bezirkes mit nur wenig verändertem Streichen hinter dem Dorfe Elmenthal und im Thal der Druse auftritt, als zu jener Gneissablagerung gehörig anzusehen sei. Zu dem- selben Schluss kann man jedoch auch noch auf einem andern Wege gelangen. Mit dem Verlauf jener Verbindungslinien der einzelnen Vorkommen nämlich stimmt auch das für dieselben speciell beobachtete Streichen des Gneisses überein, und dies um so genauer, in je grösserer Enntferuung von der Gangspalte das Streichen aufzunehmen man in der Lage war. Fast über- all wurde es als h. 8!/, bis 8°/, ermittelt. Nur da, wo, wie in dem Beiroder Vorkommen, genügende Gneissaufschlüsse in weiterem Abstande von dem Gange nicht vorhanden waren, wo also eine durch die Eruption des Letzteren selbst veran- lasste Unterbrechung der regelmässigen Lagerung des Gneisses nicht undenkbar erscheint, oder wo überdies noch andere in der Nähe aufgebrochene Eruptivgesteine vielleicht einen störenden Einfluss auf die Anordnung des Gneisses ausübten (so in dem Glücksbrunner Gange die unmittelbar nördlich desselben als abgerundete Kuppe anstehende Granitmasse), nur an solchen Punkten also zeigt das Streichen des Gneisses Abweichungen von der normalen, mit der Aufeinanderfolge der einzelnen Auf- schlüsse übereinstimmenden Richtung. Es würde daher kaum noch ihrer ferneren Analogien, der Gleichmässigkeit der in sämmtlichen Gneissvarietäten zu beobachtenden Einschlüsse, der weithin durchsetzenden Quarzadern, der Eruptivgesteine, die sie beherbergen, bedürfen, um dem Schluss auf eine enge Zusammengehörigkeit aller der einzelnen Parzellen und einen directen Zusammenhang derselben unterhalb des aufgelagerten Zechsteins eine hinreichende Berechtigung zu verleihen. Gesteht man aber dies zu, so ergiebt sich als nothwendige Consequenz der weitere Zusammenhang dieses Gneissgebietes mit der nord- westlich vom Altenstein über die Sennhütte hinaus in längerer Erstreckung aufgeschlossenen Gneissablagerung und damit zugleich mit dem sich an die Letztere anschliessenden ausge- dehnten Gneiss- und Granitplateau, welches in östlicher Rich- tung unterhalb des Porphyrmassivs des Inselsberges und des grossen Beerberges, in nördlicher in dem Gerberstein seine . höchsten Erhebungen erreicht. Abgesehen von der mehr oder minder genauen Uebereinstimmung in der Streichungs- richtung der in diesem ausgedehnten Bezirk vertheilten Gneiss- massen mit dem Streichen der Gesteine jener Gneissparzellen, abgesehen ferner von der gleichartigen Ausbildung aller dieser Gneisse unter einander und der Aehnlichkeit sogar zahlreicher feinkörniger ausgebildeter Granite (wie z. B. solcher des Thü- ringer Thales), mit dem granitartigen Gneiss dieser südlicheren 174 Vorkommen, ist der thatsächliche Zusammenhang der beiden e Ablagerungen schon durch den directen Anschluss nachgewiesen, welcher an dem Altensteiner Gange selbst, sowie unmittelbar nördlich und südlich desselben, obwohl durch eine äusserst schwache Zechsteinzunge verdeckt, unläugbar vorhanden ist. Damit aber ergiebt sich die Berechtigung, diesen Gneisspartieen eine gemeinsame Entstehung mit dem nördlichen, mithin auch ein gleiches Alter zu vindiciren, und, wenn die Ansicht CrEpxer’s!) richtig ist, dass alle jene nördlicheren Granite und Glimmer- schiefer den ältesten, azoischen Gebilden zuzurechnen seien, so gilt genau dasselbe auch für das Alter der südlicheren verein- zelten Gneissvorkommen. Eine Vergleichung dieser Ergebnisse mit den geognostischen Verhältnissen des benachbarten Gebietes im nordwestlichen Theil des Thüringer Waldes wird somit etwa das folgende Gesammtbild ergeben: Glimmerschiefer, Gneiss und Granit, die ältesten der hier auftretenden Gesteine, lagerten sich in der Weise ab, dass der Glimmerschiefer drei vereinzelte Inseln bildete, zwischen denen die Gneiss- und Granitmassen ein ausgedehntes, zusammen- hängendes Plateau ausfüllten. Dieses Plateau wurde in den folgenden Epochen vielfach von Eruptivgesteinen durchsetzt; insbesondere waren es die vorwiegend als Gneiss ausgebildeten Südabhänge desselben, in welchen in der Umgegend von Schweina, Liebenstein, Herges Granitporphyre neben jüngeren Graniten und vereinzelt auch Grünsteinen aufbrachen. Nach einem längeren Zeitraum erst lagerte sich dann die Zechstein- formation auf diese Gneissmassen des Südrandes auf; nur ein- zelne Gneissklippen erscheinen frei von diesen Auflagerungen, sei es nun, dass sie. Untiefen in dem Zechsteinmeere bildend, von dessen Absätzen verschont geblieben, sei es, dass sie, ur- sprünglich von Zechstein überlagert, erst in Folge späterer Verwerfungen, oder aber in Folge der erodirenden Wirkungen des Wassers auf jene Zechsteindecke frei zu Tage getreten sind. Gerade diese vereinzelten Gneissmassen aber geben uns Kunde von den zahlreichen Eruptionen, welche in früheren Perioden hier sich Bahn gebrochen hatten. — Die Ganggesteine. 1. Alter. Bei der Besprechung jedes einzelnen Vorkommens der Ganggesteine wurde der Nachweis versucht, dass ihr Ursprung auf eine frühere als die Zeit der 1, Of. dieses Autors: Versuch einer Bildungsgeschichte der geogn. Verhältnisse des Thüringer Waldes pag. 6, wobei übrigens zu bemerken, dass ÜREDNER stets den Gneiss mit dem Granit als ein Gestein zu- sammenfasst. 175 Zechsteinperiode zurückzuführen sei. _ Wenn daher Sexrr!) in seiner „Classification der Felsarten etc.“ und, vermuthlich auf die Bemerkungen dieses Forschers hin, auch ZIRKEL in seinem „Lehrbuch der Petrographie“ ?) angeben, dass bei Liebenstein und Altenstein unseren Granitporphyren offenbar durchaus ent- sprechende, in jenen Schriften als „Felsitporphyre“ °) bezeich- nete Gesteine den Zechsteindolomit durchbrechen, so habe ich doch weder in der Nähe, noch auch in weiterer Entfernung von diesen Orten für jene Bemerkung irgend welche Belege zu finden vermocht. Vielmehr scheint, wenn man nach den gegen- wärtig vorhandenen Aufschlüssen urtheilen darf, der einzige Granitporphyrgang jener Gegend, welcher möglicherweise den Zechstein durchsetzt haben könnte, derjenige zu sein, welcher am südlichen Ende dieses ganzen Zechsteinzuges nördlich von Herges auftritt. Aber auch für diesen ist, wie bereits angedeutet, eine andere Erklärungsweise möglich, ja sogar wahrscheinlich, welche sich gleichzeitig auf eine für das Auftreten aller Granitporphyre in diesem Theil Thüringens charakteristische Erscheinung stützt. Wie in dem behandelten Gebiete, so treten in dem ganzen nordwestlichen District des Thüringer Waldes die Granitpor- phyre stets nur in Form von Gängen, Spalten ausfüllend, auf, nirgend aber sind sie in ausgeflossenen Massen, also etwa in Strömen oder Decken, bekannt. Diese Thatsache scheint auf die Einwirkung bedeutender Erosionen hinzudeuten. War nun ein Granitporphyrgang innerhalb eines Gesteines aufgebrochen, welches dem zersetzenden und wegführenden Einfluss der Wasser nur einen schwachen Widerstand entgegensetzte, so konnte sehr wohl der Fall eintreten, dass jenes Nebengestein im Laufe der Zeit weggewaschen wurde, die Granitporphyr- masse mithin freistehende, steile Klippen resp. Untiefen im Meere bildete, welche in späteren geologischen.Epochen von den sich neu absetzenden Sedimentgebilden umlagert werden konnten. Diese letztere Annahme würde z. B. die auffallenden geognostischen Verhältnisse des Ganges nördlich von Herges erklären, ohne dass man nöthig hätte, für denselben ein jün- geres Alter als das der Zechsteinformation anzunehmen. Ein fernerer Anhalt für die gegenseitigen Altersbeziehun- gen der einzelnen Gänge lässt sich nur im Zusammenhang mit ihren sonstigen allgemeinen Charakteren, also erst dann gewinnen, wenn man auf die Zusammensetzung, Anordnung und K SE, Of. ebenda pag. 203, sowie die Anmerkung 1 auf pag. 176 dieser rbeit. 2) Of. ebenda Bd. I. pag. 560. 3) Cf. die beiden Anmerkungen auf pag. 176, 176 Entstehung der Ganggesteine in ihren Verhältnissen zu einan- der einen Blick wirft. 2. Zusammensetzung. Als fast allen re meinsam findet man einen hellen , feinkörnigen Granitporphyr. Er liefert, namentlich da, wo er, wie westlich von Altenstein und am Eselsprung, mit einer fast dichten Grundmasse aus- gebildet erscheint, Gesteine, welche sich theilweise in Aussehen, Structur, Zusammensetzung, in ihrer makroskopischen wie mi- kroskopischen Beschaffenheit so vollkommen gleichen, dass Handstücke, welche von räumlich weit auseinander gelegenen Fundorten stammen, häufig nicht zu unterscheiden sind. Schon mit den oben genannten Gesteinen nicht ganz analog ausge- bildet erschien der helle Granitporphyr vom Beiroder Gange, vollständig abweichend endlich derjenige vom Corällchen so- wohl in Bezug auf seine makroskopische Erscheinung, auf Fär- bung, Structur, Zusammensetzung, auf die Art und Grösse der Ausscheidungen, als endlich in Bezug auf das mikroskopische Bild. Dieses erhielt vor Allem durch das verhältnissmässig häufige, wenn auch gegen die Menge der Feldspäthe immerhin zurückstehende Auftreten von Quarz, durch das nachweisbare Vorhandensein von Hornblende, durch die erhebliche Ein- schränkung, welche die chloritische Substanz hier erfährt, einen im Vergleich mit den entsprechenden Gesteinen der übrigen Gänge durchaus abweichenden Charakter. Alle diese rein petrographischen Merkmale zwingen zur Trennung des Granitporphyrs vom Corällchen von jenen. Dazu kommt noch sein auffallendes Verhalten in geologischer Hinsicht, die Ein- schlüsse des Nachbargesteins, wie sie keiner der sonstigen, hier beschriebenen Granitporphyre zeigt, endlich seine Verge- sellschaftung mit einem in dem gesammten Bezirke einzig und allein an diesem Punkte bekannten Gesteine, dem Diabas, um den erschöpfenden Beweis zu liefern: dass der Gang vom Co- rällchen eine eigenartige und in dem Gebiete ohne Analogon dastehende Bildung repräsentirt, zu den übrigen Gängen aber keine Beziehung hat. Dass übrigens die helleren Granitporphyre jener anderen Aufschlüsse, wo sie mit dichterer Structur ausgebildet auf- treten, für sich allein betrachtet, auch wohl, wie dies von SEnFT !) und ZIRKEL?) geschehen ist, als „Felsitporphyre“ !) Cf. SenFt, Classification der Felsarten, pag. 201. Uebrigens hat der Autor diesen Namen in seiner Geognost. Beschreibung des nord- westl. Thüringer Waldes (Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. X. pag. 312 u. 314) abgeändert und die Bezeichnung „Porphyrgranit“ an dessen Stelle gesetzt. ?) Cf. Zirker, Lehrbuch der Petrographie, Bd. I. pag. 556 u. 560. — Unter Hinweis auf pag. 160 dieser Arbeit muss bemerkt werden, SARTT bezeichnet werden könnten, bedarf im Hinblicke auf die leider so grosse Wandelbarkeit des Begriffs „Felsitporphyr“ wohl kaum der Erwähnung. Die Analogie mit den ihnen so nahe stehenden typischen, feinkörnigen Granitporphyren spricht offenbar für die Beibehaltung der von mir gewählten Benen- nung für diese Varietäten sowohl als für die noch dichteren . dunklen. Für diese letzteren gilt übrigens noch weit allge- meiner als für jene das über die Aehnlichkeit der Gesteine der einzelnen Vorkommen oben Gesagte. Ihre dichte, dunkle Grundmasse mit alleiniger oder wenigstens stets vorherrschen- der Ausscheidung von Feldspäthen kehrt in allen den Gängen, welche diesen dunklen Granitporphyr führen, wieder, und diese Feldspäthe pflegen überall in gleicher Weise vorwiegend als wasserhelle, glasglänzende Krystalle ausgebildet zu sein. Da- neben sind freilich noch an einzelnen Fundpunkten kleine Quarzkörner sichtbar, doch treten dieselben bezüglich ihrer Zahl und ihrer Dimensionen so sehr zurück, dass sie auf das makroskopische Aussehen des Gesteines ganz ohne Einfluss bleiben. Auch für die mikroskopische Betrachtung vermehren sie lediglich den Quarzreichthum des Mineralgemenges, ohne im Uebrigen die Analogie mit den entsprechenden Gesteinen der anderen Gänge zu stören. Auf das Fehlen oder Vorhan- densein einzelner accessorischer Gemengtheile, wie des Apatits in den Dünnschliffen dieser Gesteine, des Muscovits und aus- nahmsweise auch der Hornblende in denjenigen des hellen Granitporphyrs kann natürlich kein Werth gelegt werden. Es sind das eben zufällige, unwesentliche Bestandtheile, welche, wenn man ein dem geschliffenen Stücke unmittelbar benach- bartes zum Schleifen verwendet hätte, vielleicht schon nicht mehr zu bemerken wären, welche demgemäss aber in der ge- ringen Menge, in der sie in einzelnen der Gesteine beobachtet sind, auch den analogen der sämmtlichen anderen Gänge zu- kommend zu erachten sind. Wichtiger ist die namentlich in dem hellen Granitporphyr des Corällchens hervortretende Gra- nophyrstructur, eine Modification, von welcher in den Gesteinen der anderen Aufschlüsse kaum Andeutungen vorhanden sind, wichtiger und für sämmtliche dunkle Granitporphyre charakte- ristisch ist deren Reichthum an jener zersetzten, wahrschein- lich chloritischen Substanz und namentlich an Eisengehalt, dem sie, wie erwähnt, zugleich ihre dunkle Färbung ver- danken. Trotzdem sich nun in den meisten der Gänge diese beiden - dass ZırKEL in diesem seinem Werke dasselbe Gestein vom Eselsprung - einmal auf pag. 528 als’ „Syenitgranitporphyr“, an einer anderen Stelle (pag. 556) als „Felsitporphyr“ aufführt. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 1. 12 r; . . BR a 2 az KR EIEER AR . = 5 a Fe a x 17 > z Se BR EN z = jr « =, din A en nn - a Gesteinstypen in theilweise sehr ähnlicher Ausbildung wieder- holen, während die daneben noch auftretenden Gesteine — jener rothe Granitporphyr, sowie das graugrüne Salband- gestein in dem kleineren der Altensteiner Aufschlüsse, und vor Allem der Diabas vom Corällchen — auf locale Vorkom- men beschränkt bleiben, trotzdem ferner auch die Streichungs- richtungen der ihrer Zusammensetzung nach am meisten über- einstimmenden Gänge in nicht allzu weiten Grenzen (zwischen h. 6°/, und 8°/,) schwanken, so lässt sich dennoch der Schluss auf eine innigere Zusammengehörigkeit oder etwa auf einen durch spätere Auflagerungen verdeckten Zusammenhang ein- zelner örtlich getrennter Vorkommen nicht ziehen, soweit der Nachweis eines solchen nicht oben bereits versucht ist. Die einzige mit einiger Wahrscheinlichkeit daraus zu entnehmende Folgerung wäre, dass, wie es in allen Fällen mit einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit möglich war, ihre Bildung auf die vor die Zechsteinperiode fallenden Zeiten zurückzuführen, diese Gänge überhaupt, soweit sie von analogen Gesteinen zusammengesetzt sind, in nicht fern von einander liegenden Epochen, also sämmilich innerhalb eines bestimmten nicht zu langen Zeitraumes aufgebrochen seien. Für die beiden Varie- täten von Granitporphyr wird dies noch glaubwürdiger dadurch, dass an nahe bei einander liegenden Punkten beide ebenso oft gleichzeitig entstanden, als in getrennten Zeiträumen aufge- brochen zu sein scheinen, und, da diese beiden Gesteine mit fast alleiniger Ausnahme des Ganges vom Corällchen, die Hauptmasse aller hier besprochenen Gangvorkommen zusam- mensetzen, so wird man dem allgemeinen, dieser kurzen Aus- führung voraufgeschickten Satze seine Berecheiuuge kaum ab- sprechen können. — 3. Anordnung, Entstehung. Aus der Aechnlichkeit der Gesteine aber weitere Schlüsse abzuleiten, verbietet die Verschiedenheit ihrer Vertheilung, Anordnung, Entstehung. Nach diesen Richtungen hin lassen sich vielmehr die gesamm- ten Gänge in drei gesonderte Kategorien ordnen: il. in solche, welche, als die einfachsten, nur aus einem Gestein, jenem feinkörnigen, hellen Granitporphyr, be- stehen, repräsentirt durch das unbedeutende Gangvor- kommen in dem Wäldchen östlich des Grumbachs, nörd- lich von Sauerbrunnsgrumbach !); in solche, deren Ausfüllungsmasse das Product mehrerer, zeitlich getrennter Bildungen zu sein scheint: die Gänge von Glücksbrunn, vom Corällchen, von Beirode, und endlich 1) Cf. oben pag, 135 u. f. 5 179 3. in solche, welche zwar gleichfalls aus verschieden aus- gebildeten Gesteinen zusammengesetzt, dennoch eine gleichzeitige Bildung erkennen lassen, wie die Alten- steiner Vorkommen und diejenigen vom Eselsprung. Während die hier unter 1. aufgeführten Gesteine ein sehr beschränktes Auftreten und nur unbedeutende Ausdehnung haben, zeigt 2. drei Vorkommen, welche im Einzelnen durch sehr verschiedene Vertheilung und Anordnung charakterisirt sind. In dem Glücksbrunner. Gange ist der eigentliche helle Granitporphyr nicht vorhanden, er wird ersetzt durch einen porphyrartigen, feinkörnigen Granit, welcher, unregelmässig eingelagert in grobkörnigem Granit, gemeinsam mit einem dunklen, dichten Granitporphyr die Gresteinsmasse dieses Ganges aus- macht; in dem Vorkommen vom Corällchen findet sich nur der feinkörnige Granitporphyr vertreten, und mit ihm zugleich füllt dieselbe Gangspalte aus ein dichter Diabas, endlich die Bei- roder Gänge zeigen den hellen und dunklen Granitporphyr in ihrer typischen Ausbildung. Freilich muss, wenn die oben für die Bildung dieser Gesteine gegebenen Erklärungen zutreffen, denen des Glücksbrunner Ganges eine Sonderstellung innerhalb der übrigen eingeräumt werden; denn es ist durchaus wahr- scheinlich, dass die Bildung des feinkörnigen Granits dort mit der Eruption des dichten Granitporphyrs nicht die geringste Beziehung hat, die Entstehung beider vielmehr auf von Grund ans verschiedene geologische F'actoren zurückgeführt werden muss, während die anderen hier erwähnten Gesteine mehreren nach einander aufgebrochenen Magmen ihre Entstehung zu ver- danken scheinen, also insgesammt eruptiver Natur sind. Auch in Bezug auf die Altersverschiedenheit der jedesmal zusammen auftretenden Gesteine ist in jenen Gängen eine Uebereinstimmung nicht zu bemerken; bald war der feinkörnige im Vergleich mit dem sonstigen Ausfüllungsmaterial derselben Gangspalte die ältere, bald die jüngere Bildung. Nach alledem scheint die Annahme einer innigeren Be- ziehung zwischen den Gängen ausgeschlossen. Ein Zusammen- ‚hang endlich entweder nur des helleren Granitporphyrs vom Corällchen und Beiroder Gange, oder nur des dunklen von dem letzteren und dem Glücksbrunner Aufschlusspunkt ist durch nichts nachzuweisen; ja, es scheinen einer solchen Annahme vielmehr für den ersten Fall die schon betonten, wesentlichen Abweichungen indem gesammten Charakter dieser beiden Granit- porphyre, für den letzteren die erhebliche Verschiedenheit ihres Streichens und die Thatsache geradezu zu widersprechen, dass in der ganzen in gerader Richtung fast 4 Kilometer betragenden Entfernung nicht ein einziger weiterer Aufschluss vorhanden ist, der einen Anhalt für eine derartige Hypothese bieten könnte. E27 a Weit regelmässigeren Bau nnd weit grössere Aehnlichkeit unter einander zeigen die Gänge der dritten Kategorie, welche gleichzeitig das westlichste und die östlichsten Gangvorkommen dieses ganzen Gebietes umfasst: das Altensteiner und diejenigen vom Eselsprung. In beiden findet sich der nämliche äusserst fein- körnige Granitporphyr, hier nur von einem, dort von mehreren, je entfernter von der Gangmitte, um so dichter ausgebildeten Gesteinen begleitet, in beiden sind diese Salbandgesteine im Liegenden und Hangenden gleichmässig und annähernd gleich mächtig entwickelt. Unter diesen Umständen ergiebt sich ganz von selbst die Annahme der Entstehung der einzelnen Gänge aus je einem einzigen glühendflüssigen, granitischen Magma, welches in Folge der abkühlenden Wirkung der Spaltenwände an den Salbändern zu einem dichter struirten Gestein erstarrte. Es ist dies nur eine Ausbildung, welche an analogen Gesteinen anderer Gegenden gleichfalls so häufig sich wiederfindet. So beschreibt K. A. Lossen in „dem Bodegang“!) ein im Horn- fels aufsetzendes ähnliches Vorkommen des Harzes, welches eine Äpophyse des grossen Ramberg- Granitmassivs darstellt. Es erscheint an allen seinen verschiedenen Aufschlusspunkten in der Mitte granitporphyrisch ausgebildet, nach den mehrere Fuss breiten Salbändern hin aber in einer dichteren, oft por- phyrischen Structur als Quarz- oder Hornsteinporphyr erstarrt. Freilich ist dort der Unterschied der Salband- von den eigent- lichen Ganggesteinen im Vergleich mit unseren Gesteinen inso- fern ein weit schrofferer, als die ersteren in ihrer Grundmasse unter dem Mikroskop noch eine apolare Substanz, eine Glas- masse, erkennen lassen. Dem gegenüber bewahren auch die dichtesten Gesteine aller unserer Gänge eine durchaus krystal- linische Structur und verleugnen somit ihren granitischen Cha- rakter nirgends auch nur annäherud in dem Maasse, wie dies jene bereits den Porphyren näher stehenden Gesteine des Harzes zu thun pflegen. Noch übereinstimmender mit unseren Thüringer Vorkom- men erweisen sich jene Granitporphyrgänge, welche nach Th. Liesiısco# ?) in dem Granitit des Riesengebirges aufsetzen. Auch hier wird der Unterschied in der Ausbildung des typischen Granitporphyrs von der Mitte der Gänge und eines dunklen, Quarzporphyr-ähnlichen Gesteines mit dichter Grundmasse von deren Salbändern hervorgehoben, auch hier zeigt dieses letztere, wie in einzelnen der Thüringer Gesteine eine proportional mit ı) Cf. Lossen, Der eulreang im Harz, Zeitschr. d. d. geol. Ges., — 1874. Bd. XXVl. pag. 867 u. 2) Liesısch, Ueber die ee Niederschlesiens, Zeitschr. d. d. geol. Ges., 1877. Bd. AXIX. pag. 722 u. f. 181 der Entfernung von der ‚Gangmitte abnehmende Grösse der Gemengtheile, auch hier ist endlich wohl eine kryptokrystalline Basis, nirgends aber eine amorphe Substanz beobachtet. Aehnliche Erscheinungen bieten endlich noch zahlreiche Ganggesteine der Vogesen, so namentlich diejenigen des Hoch- feldes, dar, welche Rosensusch !) unter dem Namen „Grano- phyre“ beschrieben hat. In ihrer typischen Entwickelung in der Mitte stehend zwischen echtem Granit und echtem Quarz- porphyr, lassen diese Gesteine wiederholentlich deutliche Ueber- gänge nach den beiden eben genannten Ausbildungsweisen hin erkennen; die granitischen Varietäten sind meistentheils als Hornblendegranite, die porphyrischen hie und da mit amorpher Grundmasse entwickelt. Die dazwischen liegenden Gesteine zeigen eine häufiger roh radial-fasrige, seltener körnige bis blättrige Individualisation.e. Namentlich erwähnenswerth sind die blumig-blättrigen Schriftgranitrosetten, welche in den mikroskopischen Präparaten dieser „Granoporphyre“ in ähn- licher Weise wiederkehren, wie in den mit ihnen verglichenen Thüringer Granitporphyren. Auch in dem Thüringer Walde selbst endlich hat die Untersuchung mehrerer Salbandbildungen von Granitporphyren, laut den mir von Herrn Professor Weiss gütigst gewordenen Mittheilungen, sowohl diesen Forscher nördlich und nordwestlich des hier beschriebenen Gebietes, als Herrn Professor von SEEBACH südlich und südwestlich desselben zu ganz ähnlichen Resultaten geführt; eine Publication dieser Untersuchungen ist noch nicht erfolgt. Wie nun die Verschiedenheit in der Anordnung und Lage- rungsweise ihrer Gesteinsmassen alle hier behandelten Gänge von einander scheidet, so verbietet sich auch andererseits eine Parallelstellung derselben mit den ähnlichen, weiter östlich auftretenden Gängen älteren Eruptivgesteins, namentlich mit denen des Drusethals. War es für die letzteren charakteristisch, dass sie sämmtlich ein Streichen zwischen hora 9 und 10 inne- halten, so ist es von allen unseren Gängen nur ein einziger, der vom Corällchen, der ihnen in dieser Beziehung an die Seite zu stellen wäre. Gerade dieser Gang aber hat, wie er schon durch seine Zusammensetzung, Lagerung, Entstehungs- weise eine Sonderstellung innerhalb der hier beschriebenen Bildungen einnahm, auch in den östlicheren Gebieten kein ı) Cf. H. RosenguscHh, Die Steiger Schiefer und ihre Contactzone an den Granititen von Barr-Andlau und Hohwald , pag. 348 u.f., ferner desselben Autors „Mittheilungen über Zusammensetzung und Structur granitischer Gesteine, Zeitschr. d. d. geolog. Ges., 1876. Bd. XXVIM. pag. 382 u. £. 182 Analogon. Wohl finden sich in jenen zahlreiche Grünstein- gänge, doch sind diese sämmtlich bisher als Diorite, Gabbro’s oder als Melaphyre beschrieben worden uud weichen auch da, wo sie an den Salbändern von Graniten, resp. Granitporphyren auftreten, stets wesentlich von dem Liebensteiner Gange ab; namentlich wiederholen sich die Einsprengungen von Grünstein- massen in den Granitporphyr nirgends wieder in ‚ähnlicher Weise. Als Resultat unserer Betrachtungen lässt sich somit das Folgende hinstellen: Das hier eingehender besprochene Gebiet muss als die unmittelbare Fortsetzung des nördlichen grossen Gneiss- und Granitplateau’s angesehen werden, welches gerade an diesem seinem südlichen Abhange noch vor Auflagerung der Zechstein- formation innerhalb eines beschränkten Zeitraumes von einer Reihe von Eruptivgesteinen durchbrochen wurde. Eben diese Gesteine sind dann, wenngleich die Art ihrer Anordnung inner- halb der einzelnen Gangspalten zum Theil auf die Erstarrung aus einem einzigen Magma sich zurückführen lässt, zum anderen Theil dagegen die Annahme mehrerer auf einander folgender Eruptionen nothwendig macht, dennoch mit alleiniger Ausnahme des Gesteines vom ÜOorällchen bei Liebenstein sämmtlich zu ähnlichen, nur durch eben jene Lagerungsverhältnisse und durch ihre feinkörnigere oder dichtere Structur im Einzelnen abweichenden Granitporphyrmassen erstarrt. Von anderweitigen Gesteinsgängen dagegen trat nur, vielleicht als die erste von all’ diesen Eruptionen, ein einziger, ein Diabasgang, hervor, welcher in der unmittelbaren Nähe von Liebenstein die Gneiss- decke durchbrach, und, gemeinschaftlich mit einem später empor- gedrungenen Granitporphyr eine hier mehrfach aufgeschlossene Gangspalte ausfülltee Es sind mithin endlich die so häufig als „Diorite“ ) oder dioritähnliche „Melaphyre“ ?) angesprochenen dunklen Gesteine dieses Bezirkes nichts weiter als dichte Structurmodificationen des stets mit ihnen vergesellschaftet auftretenden eigentlichen Granitporphyrs , zu echten Grün- steinen aber haben sie, jenen Diabas ausgenommen, keine Be- ziehung. ı) Cf. Zirker, Lehrbuch der Petrographie, Bd. II. pag. 17. — H. CrEDNER, Versuch einer Bildungsgeschichte der geogn. Verhältnisse des Thüringer Waldes, pag. 10. ») Ebenda pag. 0 GEINITZ, Dyas, pag. 194. B. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr H. Gruner an Herrn G. BERENDT.. Ueber Riesenkessel in Schlesien. Proskau, den 8. Januar 1880. Indem ich davon ausgehe, dass es von Interesse sein dürfte, Nachrichten über weitere Punkte zu empfangen, welche die Annahme einer allgemeinen, von Finnland, Schweden und Norwegen ausgehenden Vergletscherung Norddeutschlands be- stätigen, erlaube ich mir mitzutheilen, dass die eigenthüm- - lichen Vertiefungen, welche Herr Nörtıse im 31. Bd. pag. 339 dieser Zeitschrift aus dem Büdersdorfer Schaumkalk beschrieb, auch dem oberschlesischen Muschelkalke, wie der turonen Kreide bei Oppeln keineswegs fremd sind. Auch hier stellen sie sich als trichter-, kessel- oder schlotartige Gebilde dar und sind mit Sand. rothem Lehm und mehr oder minder zahlreich mit abgerundeten, kantigen, geschliffenen und ge- kritzten einheimischen und fremden Geschieben erfüllt. Die ausgedehnten trefflichen Aufschlüsse bei Gogolin, Gorasdze, Schwieben, Kottlischowitz, Radun, Gr. Strehlitz, Dombrowka bei Tost, Krappitz und Groschowitz zeigten mir stets an den Wänden vorzügliche Profile oben erwähnter Gebilde. Ihre Entstehung den längs Sprüngen und Klüften einsickernden Tageswässern zuzuschreiben, sie für „geologische Orgeln“ zu halten, trug ich bisher kein Bedenken. Cuvier, A. BRONGNIART, FORCHHAMMER, JOHNSTRUP u. A. haben ja, über ähnliche Ein- senkungen berichtend, in befriedigender Weise dargethan, dass sie durch die chemische Thätigkeit des Wassers hervorgerufen sein können. i Beträchtliche Abdeckungen, welche in neuester Zeit in Folge der ausserordentlichen Kalk - Nachfragen in Gorasdze vorgenommen wurden, munterten mich dazu auf, jene Gebilde näher zu untersuchen und, da hier Ausgrabungen von den oben erwähnten Anschauungen abweichende Gesichtspunkte ‚184 eröffneten, in gleicher Hinsicht ‚auch alle zwischen Proskau und Kottlischowitz bei Tost vorhandenen Aufschlüsse im Muschelkalk sowie alle diejenigen in der Kreide bei Oppeln und im tertiären, „glasigen“, kieseligen Sandstein bei Lauban und Bunzlau in’s Auge zu fassen. Gestützt auf meine Beobachtungen an mehr als vierzig ausgedehnten Gruben - Aufschlüssen bin ich zu der Annahme gelangt, dass hier neben „geologischen Orgeln“ viele echte „Riesenkessel“ vorhanden sind. Alle Einsackungen im Gesteinsgrus des Muschelkalks und der Kreide, welche mit rothem Thon oder Lehm erfüllt sind und in die hinein sich Sandzapfen in den mannichfachsten Ge- stalten ziehen, alle Vertiefungen von ganz unregelmässigem Querschnitte und unebenen Wandungen können selbstverständ- lich nur jetzt noch thätigen Kräften zugeschrieben werden. Aber die regelmässig gestalteten Kessel und Trichter, welche mir in den Krappitzer, Gogoliner, Gorasdzer, Groschowitzer Brüchen, in der sog. „Steinkammer“ bei Bunzlau, städtischer Forst, Buchwalder Revier, entgegentraten und durchaus ebene Wandungen aufweisen, welche, ferner gewölbte Böden von oft recht. beträchtlichem Durchmesser und bedeutende Tiefen be- sassen, eine mehrfache enge Verknüpfung zeigten, können nur durch strudelnde Wasserbewegung, durch die mechanische Ar- beit eines frei herabfallenden Wasserstromes, durch bohrende, in die Gletscherspalte auf das darunter liegende Gestein fal- lende Wasserstrahlen entstanden sein. Eine andere Gruppe echter Kessel ist offenbar später durch Tageswässer in ihrer ursprünglichen Gestalt verändert worden, so dass bei ihrer Bildung die vereinigte Wirkung mechanischer und chemischer Kräfte thätig gewesen sein dürfte. 28 von mir als echt angesprochene „Riesenkessel oder Gletschertöpfe“ hatten Durchmesser von 28 Cm. bis 7 M. 50 Cm. und zwar: 4 Stuck’ M. 820 Cm. = — M. 18 em: 10 >)) a 94 „ SR 1 „ 40 „ ) „ 1 b>) 60 ” Be B) „ 20 „ 2 „ 3 „ 76 ES lo TER 7 „ 90 „ Tiefe von 78 Cm. bis 5 M. 60 Cm. 4 Stück — M. 78 Cm. — 1M. 25 Cm. 15 ” 1 ” 60 BL TER 2 ” 90 ” 9 ” 3) ” 13 ” ERr 5) Pb) 60 ” N er EIERN ERERERTEN EEE Er EEE 185 Die Form war in vielen Fällen diejenige vollkommener, ovaler, mehr oder minder grosser Kessel; andere besassen eine bald trichterförmige, bald beinahe cylindrische, oder auch sich erweiternde und wieder verengende, grossen Schläuchen, etwas geneigten Schloten vergleichbare Gestalt. Ihre Wandungen zeigten sowohl im Muschelkalk wie in der Kreide regelmässig eine oben etwa 3— 4 Um., nach unten bis 9 Cm. mächtige, rothe, fette Thonbekleidung. Der Inhalt bestand aus Sand, Grand, Kies, sandigem Lehm, bei einigen auch in grösserer Tiefe aus Thon. Schichtung des Füllmaterials war in den meisten Fällen deutlich sichtbar; häufig wechsellagerten Lehm und Sand. Ich fand die Kessel an sanften Abhängen (Gogolin, Gorasdze), in vollständig ebenen Terrains (Gr.-Steiner Forst nahe der Gorasdzer Grenze), selbst auf kleinen flachen Er- höhungen (Dombrowka bei Tost, in der Nähe der Gr.-Strehlitz- Tost-Gleiwitzer Kreis- Grenze). Ein 3 Meter tiefer, mit san- digem Lehm erfüllter Doppeltrichter fand sich im Gr. - Steiner Walde bei ebener Lage im Muschelkalke, der weit und breit eine höchstens 10 Um. starke Sandbedeckung hat. Geschiebe in allen Grössen und Formen begleiten den Inhalt der Kessel. Reibsteine waren jedoch auf dem Boden jener nicht zu bemerken, ebenso konnte ich in keinem Falle besondere Geschiebe- Anhäufungen wahrnehmen. In der Gogoliner und Krappitzer Gegend liess sich ein gruppenweises und zwar von West nach Ost gerichtetes Auf- treten der Kessel sicher constatiren; die gleiche Richtung hatten die Gletschertöpfe in der sog. Steinkammer bei Bunzlau. Aus dem Umstande,. dass der Längsschnitt der Kessel nicht immer die Regelmässigkeit desjenigen der „Riesenkessel“ hat, vielen bedeutende Tiefen fehlen, eine grössere Zahl mit sandigem Lehm und Thon erfüllt ist, vollkommene Reibsteine weder auf dem Boden noch im Füllmateriale der Kessel an- getroffen werden, Spiralstreifen nur in einem Falle sich con- statiren liessen, die Kesselwandungen nicht polirt oder gut geglättet erscheinen, Frictionsphänomene (gefurchte und ge- ritzte spiegelglatte Schlifflächen in Verbindung mit Roches moutonnees) in nächster Umgebung nicht angetroffen werden, ihre Anwesenheit in der Hauptsache wieder nur in Kalk- steinen sich constatiren lässt, könnte geschlossen werden, dass schlagende Beweise für die Existenz echter „Riesenkessel“ nicht vorhanden seien und jetzt noch thätige Kräfte: Sicker- wässer, Frost, die Atmosphärilien, vielleicht das Meer, die Oder sie einst herausgespült hat. | Im nächsten Heft dieser Zeitschrift will ich durch Abbil- dungen und ausführlichere Beschreibung der oben flüchtig skizzirten Funde zu zeigen versuchen, dass Beweise für die 186 allgemeine Gletscherbedeeckung der norddeutschen Ebene zur Diluvialzeit nicht nur in Oberschlesien, sondern auch in Nieder- schlesien zu finden sind. : 2. Herr GviscArvı an Herrn Rorn. Ueber Erscheinungen am Vesuvy. Neapel, den 8. Februar 1880. Am Vesuv findet sich jetzt ein Kraterplateau aus neuer Lava, welches etwa 2 Meter niedriger ist als der Kraterrand. In der Mitte steht ein secundärer Kegel, an dessen Fuss zahl- reiche, z. Th. halb zerstörte Bocchen liegen. Neben reich- lichem Wasserdampf wird schweflige Säure entwickelt, Koch- salz und andere gelbe und rothe Sublimate sind häufig. Der Kraterrand ist an zwei Stellen eingerissen, an welchen die Schollenlava schwarz und glänzend herabfliesst. Sie zerfällt in feine Fäden wie Pele’s Haar. Die Eisenbahn reicht bis auf die Hälfte des Kegels. Wie lange Dauer wird sie haben’? 3. Herr A. v. Groppecr an Herrn K. A, Lossen. Ueber Grauwacken und Posidonomyenschiefer am Harz. Clausthal, den 26. Februar 1880. Sie fragen in wie weit man berechtigt sei, die Clausthaler Grauwacke als ein besonderes Niveau in der Carbonformation, verschieden von Culmkieselschiefer und Posidonomyenschiefer einerseits, verschieden von der productiven Kohlenformation andererseits, eventuell als ein Aequivalent des millstone grit oder des flötzleeren Sandsteins in Westfalen hinzustellen, und theilen mir mit, dass Herr Beykıcn zur Beantwortung dieser Frage die Entscheidung für wichtig erachtet, ob es möglich ist, die Posidonomyenschiefer kartographisch für den ganzen Oberharz als das Liegende der Grauwacke darzustellen, oder ob ein Al- terniren von Posidonomyenschiefern und Grauwacke stattfindet. Es ist mir nicht bekannt, dass ein Alterniren der typischen Posidonomyenschiefer, wie sie z.B. bei Lautenthal vorkommen, mit, in dicken klotzigen Bänken abgelagerten, meist grobkör- SR nigen Grauwacken, wie wir dieselben bei Wildemann in be- deutenden Steinbrücken jetzt aufgeschlossen sehen, irgend wo beobachtet ist. Dagegen muss ich hervorheben, dass Posidonomyen, be- ziehungsweise charakteristische Formen der typischen Posidono- myenschiefer, nicht allein in letzteren, sondern auch zwischen Kieselschiefern, in Kalken, in Quarziten (am Iberg) und, was hier besonders wichtig, auch in Thonschiefern vorkommen, die mit dünnen, wenige Centimeter mächtigen Bänken feinkörniger Grauwacke wechsellagern. — Diese Gesteine gehören natürlich sämmtlich zum Culm. Weiter geht nun aber aus dem Ange- führten hervor, dass, obwohl die Culmschichten des Oberharzes petrographisch sehr verschiedenartig ausgebildes sind, die grobkörnigen, in mächtigen Bänken abgelagerten pflanzen- führenden Grauwacken eine Sonderstellung einnehmen. Diese liegen unzweifelhaft höher als das durch Posido- nomyen charakterisirte Culm und könnten daher möglicherweise dem flötzleeren Sandstein Westfalens entsprechen. Ich vermuthe, dass es eine sehr schwierige Aufgabe sein wird, die dickbänkigen, grobkörnigen Grauwacken mit meist dünnen Thonschieferzwischenlagen, von den dünnbänkigen, fein- körnigen Grauwacken mit mächtigeren, selten Posidonomyen führenden Thonschieferzwischenlagen, kartographisch scharf zu trennen, da eine charakteristische, diese scheidende Leit- schicht, bis jetzt wenigstens, nicht bekannt ist. Gestatten Sie mir, die angeregte interessante Frage noch etwas näher zu beleuchten. Die bekannten, durch ihre Fauna und ihre petrographische Beschaffenheit so leicht zu erken- nenden Posidonomyenschiefer sind in ausgedehnten zusammen- hängenden Ablagerungen früher hauptsächlich an den Grenzen der grossen nördlichen Devonpartieen des Oberharzes zwischen Lautenthal und Ober - Schulenberg bekannt gewesen. Ausser- dem kannte man sie an räumlich beschränkten, getrennten Partieen mitten zwischen den Pflanzen-führenden Grauwacken, und hat dieses letztere Vorkommen F. A. Rormer veranlasst, sich im Jahre 1852 dahin auszusprechen, dass Posidonomyen- schiefer und Grauwacken wechsellagern, letztere mithin als Culmgrauwacken aufzufassen seien. Mir ist es, wie Ihnen bekannt, bei meinen geognostischen Aufnahmen gelungen, zwei grosse, in der allgemeinen Strei- chungsrichtung zwischen Grauwacken liegende Posidonomyen- schieferzonen zu ermitteln, von denen die eine östliche, längere, vom Rohmkerkopf über den Ahrendsberg, Unter - Schulenberg, Dietrichsberg bis zum Burgstädter Zuge bei Clausthal, die andere, westliche, kürzere, von Festenburg und Ober-Schulen- 188 berg bis etwas über den Unteren Eschenbacher Teich hinaus verfolgt werden kann. Einige der oben erwähnten beschränkten Posidonomyen- schiefer-Vorkommen z. B. das am Langer Teich und im ir geienthal gehören diesen Zonen an. Der Umstand, dass zwischen Unter - Schulenberg Di Rhomkerhalle aus den Posidonomyenschiefern Kramenzelkalke sattelförmig hervorragen, sowie die Verbreitung der Zonen im Allgemeinen, machen es ganz unzweifelhaft, dass die letzteren das unmittelbare Hangende des Devon sind, also als Sättel aufgefasst werden müssen und die angrenzenden, nirgends Posi- donomyen einschliessenden klotzigen Grauwacken einem höheren Niveau angehören. Die meisten der vereinzelt zwischen Grauwacken liegenden Posidonomyenschiefer, z. B. die an der Blankschmiede im oberen Innerstethal, am Prinzenteich bei Buntenbock, am Oberen Flammbacher Teich etc. liegen in der Verlängerung der oben genannten Posidonomyenschieferzonen, und ist es dem- nach wohl mehr als wahrscheinlich, dass dieselben auch sattel- förmige Hervorragungen des typischen Culm aus den höher liegenden Grauwacken sind. Mich hat die Frage immer sehr lebhaft beschäftigt, ob die Kieselschiefer und Posidonomyenschiefer neben den beiden südlich gelegenen Devonmassen des Oberharzes, dem Iberger Korallenstock und dem Diabaszug zwischen Osterode und dem Polsterberge ganz fehlen, wie man nach der Karte F. A. Raner’s und seinen Schriften vermuthen musste, oder ob sie etwa durch eine besondere Faciesbildung ersetzt sind. Posidonomyenschiefer sind, wie ich im Jahre 1876 zeigte, in der Widerwage (Hutthal) neben dem Diabaszuge vorhanden und Kieselschiefer und Wetzschiefer lagern sich — das haben die genauen Aufnahmen gelehrt — besonders in der Gegend von Lerbach, auch an denselben. An den Grenzen des Iberger Kalks gegen die umgebenden Grauwacken fehlen Kieselschiefer und Posidonomyenschiefer gänzlich, — dafür stellen sich aber Quarzite ein, die ich wegen des Vorkommens von Goniatites crenistria als Culmquarzite (1878) aufgefasst habe. Die erwähnten Schichten sind auf der Rauer’schen Karte noch nicht bezeichnet. — Nach Ramer’s Darstellung sind der Iberg und der Diabaszug überall von den Culmgrauwacken um- geben, welche bei Lautenthal über den Posidonomyenschiefern liegen, und in der That grenzen Grauwacken enthaltende Schich- ten an sehr vielen Stellen unmittelbar an die beiden südlichen Devonmassen des Oberharzes. Diese Schichten sind im unmittelbaren Liegenden des 3 et 12250 Ssnat de u ohil un." SAatrE Kennen „ Diele DRS A 189 grossen Diabaszuges durch die neue und alte Chaussee, welche von Clausthal nach Osterode führen, sehr schön aufgeschlossen, und zwar am Heiligenstock und Langenberge. Es sind hier Thonschiefer, welche viele dünne Bänke einer feinkörnigen Grauwacke einschliessen. In diesen Schichten habe ich an 3 Stellen Posidonomya Becheri oder Goniatites crenistria ge- funden, nämlich an der neuen Chaussee, wo letztere den West- und Südabhang des Heiligenstocks umzieht und am Abhang des Schönenberges nach der Grossen Bremke (hier zwischen den beiden Diabaszügen). - In petrographisch ganz gleichen Schichten ist Posidonomya Becheri auch am Südabhange des Ibergs in dem Hohlwege der von Grund nach dem Hübichenstein hinauf führt, vorgekom- men. Dass diese Posidonomyen und Grauwackenbänke ein- schliessenden Thonschiefer, im Hangenden des Devon, dem Culm angehören, ist ganz sicher; — zweifelhaft kann es sein, ob sie Aequivalente der Kieselschiefer und typischen Posido-. nomyenschiefer sind, oder einem höheren Niveau des Culm an- gehören. Das Letztere scheint mir wahrscheinlicher. Jedenfalls sind sie von den dickbänkigen, klotzigen, wenig Thonschiefer einschliessenden und höher liegenden Grauwacken zu trennen. Auf diesen Unterschied aufmerksam zu machen, ist der Hauptzweck dieser Zeilen. 4, Herr Rorsrretrz an Herrn W. Dames. Ueber Gerölle mit Eindrücken. Leipzig, den 28. Februar 1880. . Seit der Veröffentlichung meines Aufsatzes „Ueber mecha- nische Gesteinsumwandlungen in der Umgegend von Hainichen“ (Bd. 31, Heft 2) sind noch mehrere Fundpunkte von Geröllen zu meiner Kenntniss gelangt, welche ich hiermit nachträglich nebst einigen Literaturangaben aufzählen will: 1. Der erste, welcher die Aufmerksamkeit auf Gerölle mit Eindrücken gelenkt hat, scheint nicht LorTtEr, sondern A. Escher v. vd. Lıntu gewesen zu sein, welcher derselben bereits 1833 aus der Nagelfluh des Rigi und Rossberges Er- wähnung thut (s. O. Hrer, Biographie A. EschHer’s v. 2. L.). 2. Ausser den Geröllen mit Eindrücken aus dem Carbon hat von Decaen solche auch aus dem Buntsandstein von Com- mern bereits 1849 (Sitzungsber. der Niederrh. Ges. f. Natur- u. Heilkunde), dann 1856 (Verh. des naturhist. Vereins der preuss. 190 en Rheinl. u. Westf, Sitzungsber. pag. 6. Jahrg. 13) und 1866 (Orogr. geognost. Uebersicht des Reg.-Bez. Aachen, pag. 278) 4 bekannt gegeben. 3. Günmsen erwähnt (Geogn. Beschr. des Fichtelgebirges 1879 pag. 479) Gerölle mit Eindrücken aus Conglomerat- bänken, welche . mit mitteldevonischen Schalsteinen unweit Blankenberg südlich der thüringisch-bairischen Grenze wechsel- lagern. | 4. In Nord-Amerika sollen ebenfalls Oonglomerate mit derartigen Geröllen eine häufige Erscheinung sein (siehe Davsr&e, Etudes synthetiques de geologie experim. I. 1879. pag. 382). ; 5. Vergangenen Sommer hat Herr Orepxer im Plagwitzer Canal bei Leipzig in dem dortigen sog. Rothliegenden eben- falls das Vorkommen von Geröllen mit Eindrücken nach- gewiesen. Es sind Gerölle von weicher Grauwacke und Thon- schiefer , in denen härtere z. Th. Quarzgerölle Eindrücke verursacht haben. Die Kräfte, welche es bewirkt haben, dass hier mitten im Diluvium und Tertiär eine Scholle älteren Ge- birges isolirt heraufragt, waren jedenfalls ausreichend, um jene Eindrücke hervorzubringen. 6. Bei einem vergangenen Herbst gemeinsam mit Herrn (FUTZWYLER unternommenen Besuche der sog. löcherigen, dilu- vialen Nagelfluh bei Oetikon unfern Wetzikon im Canton Zürich ergab es sich, dass die durch Kalksinter zu einem festen Con- glomerate zusammengefügten Gerölle nicht nur sich gegenseitig sehr häufig zu eckigen, scharfkantigen Splittern zerdrückt ha- ben, sondern auch verhältnissmässig gar nicht selten mit Ein- drücken versehen sind, welche durch die. Nachbargerölle ver- ursacht sind. Die Schärfe dieser Eindrücke lässt eine Ver- wechselung mit solchen nicht zu, welche allerdings sehr häufig neben jenen in dieser diluvialen Nagelfluh vorkommen und sich auf secundärer Lagerstätte befinden. Diese letztere Art von Eindrücken ist charakterisirt durch abgerundete Ränder und dadurch, dass die allenfalls in dieselben eingelagerten Nachbar- gerölle keineswegs dieselbe Form haben als der Hohlraum der Eindrücke. Es stammen die Gerölle, welche solche abgerundeten Eindrücke tragen, aus der tertiären Nagelfluh, in welcher sie die Eindrücke empfingen, deren scharf geränderte Form dann bei der Zerstörung der betr. Conglomerate verloren ging. Gerölle mit Eindrücken kommen also nicht bloss in ter- tiärer, sondern auch in diluvialer Nagelfluh vor. Das Zusam- menvorkommen derselben mit zerdrückten Geröllen — häufig treten Zerdrückung und Eindrücke gleichzeitig an demselben Gerölle auf — weist auch hier auf Druckkräfte hin, welche auf das Gestein nach seiner Ablagerung einwirkten. Da diese E 2 * £ 4 19 fluviatile Nagelfluh keine allzugrosse Mächtigkeit hat, auch die betreffenden Gerölle den allerhangendsten Schichten, welche nur noch von etwas Lehm bedeckt werden, entnommen sind, so kanz dieser Druck keinenfalls aus dem (Grewicht der darüberliegenden Gesteinsmasse hergeleitet werden, und man wird wohl richtiger gehen, ihn auf die Dislocationen zurück- zuführen, welchen auch diese Gesteine nachträglich ausgesetzt gewesen sind. 7. Herr Hem hatte die Güte, mir eine Reihe von Dünn- schliffen, welche er von Kalkgeröllen mit Eindrücken aus der - St. Gallener Nagelfluh hat anfertigen lassen, zur Einsicht zu übergeben. Dieselben bestätigen durchweg die Angaben, welche Sorgy über den gleichen Gegenstand mitgetheilt hat. Beson- ders lehrreich ist aber ein Präparat, welches durch zwei neben einander liegende und in einander eingedrückte Gerölle gelegt Figur 1. 5fache Linearvergrösserung. ist. Fig. 1 bildet die Contactstelle derselben ab, welche durch die kleinen Vorsprünge des Gerölles B und A merkwürdig ist. Die Abbildung ist insofern ergänzt, als beim Einlegen des Dünnschliffes in den Canadabalsam beide Geröllscheiben aus- einander gebrochen sind und sich 0,1 Millim. weit von einander entfernt haben. Der Bruch folgte aber nicht genau der zacki- gen Grenzlinie beider Gerölle, so dass sämmtliche kleinen Vosprünge von B durch die Bruchlinie von B abgetrennt wor- den sind. B und A unterscheiden sich sehr leicht von einander, indem letzterer im Dünnschliffe als ein wasserheller, feinkry- stallinisch-körniger, ersterer als ein bräunlicher, eisenschüssiger und breccienartiger Kalkstein erscheint. Die kleinen Ausläufer von B heben sich in Folge dessen schon durch ihre Farbe deutlich ab. Fig. 2 zeigt die Form letzterer bei 150 facher Vergrösserung. Ihre thurm- und zinnenartigen Umrisse sind durch braune, eisenhaltige Ränder und Pünktchen noch beson- ders markirt. Dieses Präparat lehrt uns also, dass während im Allgemeinen das eine Gerölle (B) durch Auflösung des kohlensauren Kalkes einen Eindruck an der Contactfläche mit dem anderen (A) erhielt, gewisse Stellen doch dieser Auflösung 190 Figur 2. 50 fache Linearvergrösserung. besser widerstanden als die anderen und insbesondere die des entgegenstehenden Gerölles (A), so dass solche Stellen als spitzige Vorsprünge in letzteres eindrangen und dadurch eine Art von Verzahnung zwischen beiden Geröllen hervorriefen, welche offenbar nicht selten ist, da sehr häufig trotz fehlenden Bindemittels ein fester Zusammenhalt zwischen derartigen Ge- röllen beobachtet wird. 5. Herr A. Bartzer an Herrn W. Dames. Ueber den Mechanismus der Gebirgsbildung. Zürich, den 5. April 1880. In einer kürzlich erschienenen Schrift über den „Mecha- nismus der Gebirgsbildung“ hat Herr Prarr auch das Kapitel der Faltungen behandelt und dabei ein Glärnischprofil von mir reproducirt, um an einem in seinem Sinn abschreckenden Beispiel zu zeigen, wohin man mit Annahme solcher Fal- tungen komme. | | Erlauben Sie mir nun hierzu einige Richtigstellungen. Herr Prarr sagt: „Ich glaube, es bedarf keiner näheren Auseinandersetzung und nur eines Blickes auf diese Falten- darstellung, deren Verlauf in vollkommenem Einklang mit der von BALTZER gezeichneten steht, um sofort zu erkennen, dass die Annahme einer derartigen Verwickelung und Faltung eines Theiles eines Schichtensystems, das eine vollständige Los- lösung von den tieferen Schichten und eine selbständige Be- wegung, ohne eine entsprechende seiner Unterlage anzunehmen, Klua a 120" Du Ama ae A ul nn re vr. 198 : nothwendig macht, und das Alles noch dazu durch einen ' blossen Seitendruck auf A erzeugt sein lässt, geradezu einen geologischen Wunderglauben verlangt. Den Thatsachen gegen- über, auch wenn sie noch so unerklärlich sind, muss jeder Zweifel verstummen, aber Theorien gegenüber, die neben den zu constatirenden Thatsachen, andere voraussetzen, ist jeder Zweifel berechtigt. Diese Faltungen gehören ganz ent- schieden in die letztere Abtheilung und sind nicht als That- sachen der Beobachtung zu bezeichnen.“ Fangen wir gleich mit. dem Schluss an, so kann er sich wohl nieht auf mich beziehen, denn ich habe in meiner Schrift die gerügten Faltungen nicht als beobachtete Thatsachen, son- dern als Theorie hingestellt. Zum Zweiten steht Herrn Prarr’s schematische Darstellung Fig. 50 nicht „im vollkommenen Einklang“ mit dem von mir gegebenen Profil. Das ergiebt sich sofort, wenn ich neben die Figur des Herrn PrArr eine andere setze, worin ich mich möglichst genau an Prarr’s Art der Schematisirung halte und nur die schlimmsten Fehler verbessere. Corrigirtes Schema von PFAFF. Die willkürlichen Veränderungen oder Auslassungen durch Herrn Prarr beziehen sich darauf, dass er 1. den Kreide- complex s sich nicht aus der Schlinge herauswickeln lässt und 2. dass nach ihm die Schichten der Juraformation an der Faltung der Kreide keinen Antheil haben. Gestützt auf seine falschen Suppositionen sagt nun Herr Zeitschr. d.D. geol. Ges. XXXIL. 1. 13 194 a Prarr, es mache meine Annahme eine vollständige Loslösung der Kreideformation von den tieferen (jurassischen) Schichten und eine selbständige Bewegung der Kreideschichten ohne eine Betheiligung der Unterlage nothwendig, Ein Blick auf mein corrigirtes Schema zeigt aber, dass ich die Juraformation die Bewegungen des Hangenden in wenn auch schwächerem Grade mitmachen lasse und keineswegs das grosse Loch X des Herrn Prarr annehme Die falsche Auffassung des Herrn PraArr liesse sich entschuldigen. Wahrhaft bedauerlich finde ich es aber, dass er in Figur 49 seiner Schrift nicht einmal die Originalfigur IM. meiner Profiltafel richtig copirt hat. Genau dieselben wesent- lichen Punkte, die sein Schema verschweigt, sind auch in der Copie des Originals weggelassen. Man begreift nun, dass Herrn Prarr auch in den Alpen Fächerstructur und Falten entgehen, da er letztere sogar auf demi Papiere übersieht. Dass Herr Prarr sich soviel mit den unterirdischen Aus- waschungen beschäftigt und daher von den oberen Regionen abgezogen wird, kann man als Entschuldigungsgrund hierfür doch kaum gelten lassen. Ich bin seit 1875 wieder einige Male am Glärsisch ge- wesen und behaupte nach wie vor, dass er ein complicirtes liegendes Faltensystem darstelle, wie früher kein anderes der- artiges bekannt gewesen ist. Wahr ist es, dass wegen der Länge der Falten die Um- biegungen oder Wendungen am Berge selbst mit wenigen Aus- nahmen nicht sichtbar sind und daher durch hypothetische Luftsättel angedeutet werden mussten. Meine Ueberzeugung, dass Falten vorliegen, stützt sich auf die mehrfache Wiederholung von Urgon, Valenginian und Neocom, welch’ letztere durch eine Reihe charakteristischer Versteinerungen gekennzeichnet sind. Diese Wiederholung identischer Horizonte erklärt Herr PrArr (indem er sie als verschiedenalterig annimmt) durch Annahme von Kolonien. Danach müsste am Glärnisch eine viermalige Wanderung von Organismen der unteren Kreide ohne jedweden Wechsel der Organisation und der Arten stattgefunden haben. Ferner müsste zufällig die betreffende Kolonie auch wieder genau von dem gleichen Gesteinsmaterial (kieslicher Kalk und kalkige Thonschiefer mit 30 pCt. Thon) umhüllt worden sein. Dieser Zufall müsste sich sodann viermal wiederholt haben. Zudem ist nicht einzusehen, warum diese Kolonienbildung nicht allge- mein (in diesem Theil der Alpen wenigstens) stattgefunden haben sollte. Mir will es scheinen, die Annahme des Herrn PFAFF verlangt doch „geradezu einen geologischen Wunder- glauben.“ 19 | Uebrigens kommt es hier nicht auf die Anzahl der Falten an. Wer eine liegende Falte zugiebt, muss auch mehrere zugeben. Liegende Falten giebt es aber in kleinerem Maass- stab an vielen Orten und ihre Wendungen und Umbiegungen sind deutlich sichtbar (Vierwaldstättersee, Haslithal, Berner- Oberland, Thunersee). Auch die Grösse der Falten darf in den Alpen nicht in Erstaunen setzen. (Grosse Falten sind durch das Relief der Oberfläche mehr unterbrochen, lassen sich nirgends ganz über- sehen und müssen aus vielen Beobachtungen zusammengetragen werden. Ist das aber ein Grund ihre Existenz zu leugnen? Fast fürchte ich übrigens hier Dinge auszusprechen, die jedem geologischen Besucher unserer Kalkalpen sattsam bekannt sind. Wie aber, wenn in den dem Glärnisch benachbarten Ge- birgsmassen die Umbiegungen, die ich als Luftsättel angab, wirklich vorhanden wären? Müsste dann nicht auch der letzte Zweifel des Herrn PrArr verstummen? Schon in meiner frü- heren Arbeit wies ich auf die merkwürdigen Biegungen der Silbaren an der Westseite des Glärnisch (von ihm durch das Rossmnatterthal getrennt) hin. Herr Hem, welcher letzten Sommer am Nordende der Silbaren geologische Aufnahmen für die geologische Karte machte, schreibt mir, er habe nicht nur dieselben mehrfachen Wiederholungen wie am Glärnisch gefunden, sondern es sei ihm auch gelungen, die Umbiegungen . der Schlingen zu beobachten. Bestätigt sich dies, so fällt auch der letzte Zweifel gegen das liegende Faltensystem dahin. Dass Herr Hrım dieses System von unten nach oben statt von oben nach unten gefaltet denkt, kann wohl richtig sein, ändert aber an der Hauptsache, dass ein grosses liegendes Falten- system vorliege, nichts. Neue Beispiele liegender Falten gedenke ich bald zu pu- blieiren; bezüglich des Glärnisch möchte nur noch bemerkt werden, dass es nicht Wunder nehmen darf, wenn die juras- sischen Stufen im Kern der oberen Kreideformation nicht auf- treten, die Fälle sind thatsächlich nicht selten, wo ein mehr- faches Gefältel sich rasch in eine einfache Biegung verwandelt. Umstehende schematische Figur zeigt ein derartiges Beispiel aus dem Lütschinenthal. Die Wand ist über 250 M. hoch. Ueberhaupt zeigen zahlreiche Fälle, dass, trotz gleichzeitiger Faltung verschiedener Schichtencomplexe, Discordanzen ein- treten können, indem z. B. steifere Schichten die Bewegungen der relativ biegsameren nur in unvollkommener Weise mit- machen. Auch ich bin der Meinung des Herrn PrArr, dass alle Zeichen und Erscheinungen der Falten sorgfältig untersucht werden müssen, dass Richtung und Grösse der Bewegung zu 15* Rascher Uebergang mehrfacher Fältelungen in einfache Biegung. ermitteln ist, bevor man eine Theorie abschliessend hinstellt. Namentlich sollte auch immer das wirklich Beobachtete vom Hypothetischen in der bildlichen Darstellung. scharf getrennt werden. Eine Ergänzung der Falten über ganze Profile hin, auch wenn dadurch die Deutlichkeit der Theorie und die Schönheit der Darstellung vergrössert wird, ist unzulässig. In den Nebenzonen der Alpengebirge und zwar speciell auch der Nordseite der Schweizeralpen hat die Faltung einen ganz besonders hohen Grad erreicht und sich derartig ge- steigert, dass liegende Falten und Schlingenbildungen in den Vordergrund des tektonischen Gefüges treten. Zu diesem Satz halte ich mich nach neueren Aufnahmen im Finsteraargebiet berechtigt. Man muss diese Ueberschiebungen selbst gesehen und den Blick daran gewöhnt haben, um an ihre Existenz zu glauben. Wenn man sich nun frägt: ist es möglich, dass (nach PrArr) solche Falten durch Nachsinken der Schichten in ver- schieden geformte Hohlräume der Tiefe entstehen können, was grossartige Auslaugungen über Hunderte von Quadratmeilen voraussetzt, so kann, glaube ich, über die Unmöglichkeit dieser Hypothese kein Zweifel obwalten, vielmehr weisen die Er- scheinungen auf Seitendruck und Stauung an relativ festeren Schollen hin. Schon der Glärnisch lässt sich durch Herrn Prarr’s Annahme nicht erklären. Leicht lösliche Salz- oder Gypsschichten kommen nicht vor, wiewohl der Aufschluss bis in die Stufen der Dyas hinabgeht. Hätte aber doch eine Auswaschung der Unterlage stattgefunden, so musste die Jura- formation am meisten, die Kreide weniger zusammengesunken sein; gerade das Umgekehrte ist der Fall. Dies Beispiel möge genügen. Die Unhaltbarkeit der Prarr’schen Anschauung werde ich später noch an bestimmten Beispielen nachweisen, dieselbe dürfte, wie schon früher bemerkt wurde (Jahrb. für ® ge nn 7 al aa u nn > zur na. dell Znce 197 Min. 1878. pag. 7) nur für locale Unregelmässigkeiten ver- werthbar sein. Uebrigens scheint es, als wolle Herr Prarr selbst von solchen Hohlräumen, wenn er sie haben kann, nichts wissen; das beweist sein obiges Glärnischschema, wo er den Hohlraum X perhorrescirt. Wenn Herr Prarr annimmt, das durch die Thätigkeit des Wassers bedingte Niedersinken der ganzen Erdrinde sei 357 Mal stärker als das durch die Abkühlung erzeugte, so beruht diese Rechnung auf der Schätzung des von den Flüssen weg- geführten Materials. In welchem Zusammenhang steht aber diese Fortführung mit der Faltenbildung und namentlich mit der Entstehung grosser Horizontalfalten. Das Wasser schneidet sich oberflächlich ein und wetzt mit seinen Geschieben die Thäler aus, wobei die Thalflanken von unten nach oben nach- bröckeln. Eine Senkung gegen die Thäler zu findet in den Nebenzonen, abgesehen von den seltenen Muldenthälern, gar nicht statt, und wenn Herr Prarr die Fächerstellung der Centralalpen durch Unterwaschung erklären will, so kommt mir das vor, wie wenn Jemand an einen Berg einen Spazier- stock lehnt und dann behauptet, der Stock ist die Ursache, dass der Berg aufrecht steht. Herr Prarr stellt die Sache so hin, als flössen die Flüsse unterirdisch in der Tiefe und erzeugten dort gewaltige Hohl- kammern; ganze Bergmassen versinken allmählich in ihnen und schmiegen sich durch Faltung ihren Contouren an. Verlangt dies nun nicht „geradezu einen geologischen Wunderglauben“ ? ? Herr Prarr wendet sich unter Anderem auch gegen das Prineip der Plasticität. Der Vater dieses Princips ist TaescA, der es physicalisch fest begründete und auch bereits die geo- logische Anwendung machte. Favre, ALBRECHT MÜLLER, ich und andere haben dies Princip verwendbar gefunden, am Be- stimmtesten hat Heım versucht, es einzuführen, gerieth aber damit in die Netze des Verfassers der „Naturkräfte in den Alpen“, in welchem Werke diese Kraft noch nicht vorgesehen war. Herr Hrın mag sich selbst wehren, ich meinerseits gebe gern zu, dass dieses Princip (welches auch von Herrn STAPFF lebhaft angegriffen wird) noch nicht feststeht, dass es für die Gesteine noch nicht experimentell erhärtet ist, daher auf Ana- logie beruht; ich wage auch keine Angaben darüber, wo in der Tiefe die Plasticität anfängt und aufhört, welchen Gesetzen sie nebst den von TrescaA aufgestellten folgt, ob sie ein Maxi- mum hat und von welchen Kräften sie beeinflusst wird. Hier liegen Probleme, welche grosse Schatten vor sich her werfen, deren Schwierigkeiten aber unüberwindlich erscheinen. Herrn Prarr’s Experimente (l. ec. pag. 18 u. 132), mit B 198 denen er das Princip der Plasticität zu widerlegen meint, ‚wirken nicht überzeugend. Selbst wenn sie sich an die in der Natur gegebenen Bedingungen anschlössen (was nicht der Fall ist), würden sie doch die Frage nicht entscheiden. Denn ich glaube, dass weder unsere Gefässwandungen stark, noch unsere Druckkräfte hoch genug sind, um die Natur in dieser Beziehung nachzuahmen. Brauchte doch Tresca zum Aus- pressen von Blei aus einer 5 Cm. grossen Oefinung seines doppelt so weiten COylinders schon einen Druck von 1000 Centnern. Es bleibt aber der Weg der Beobachtung in der Natur, und da lässt sich nicht ableugnen, dass diese Hypothese ge- wisse geognostische Thatsachen erklärt, die vom Standpunkt des Herrn Prarr ganz unverständlich bleiben. Wenn ein Complex alter und junger Schichten gleichzeitig gefaltet wurde, so ist anzunehmen, die älteren Schichten waren schon erhärtet. Erfolgte die Umbiegung des festen, spröden Gesteins bruchlos, so widerspricht dies offenbar unserer ge- wöhnlichen Auffassung von der Natur der Gesteinssubstanz. Früher half ich mir mit der Annahme, es gehöre eine gewisse Durchfeuchtung und Thongehalt dazu, um die Gesteine plastisch zu machen. Allein ich sah auch thonarme Gesteine bruchlose Biegungen machen an Orten, wo aus anderen Gründen hoher Druck anzunehmen war. Dies führte zur Annahme, dass auch der Druck ein wichtiger Factor sei. Herr Hrım hat in seinem Werk bereits diesen Punkt klar gestellt; ich werde aber immerhin später noch eine im letzten Jahr ausgeführte che- mische Versuchreihe an gebogenen Gesteinen publiciren, woraus sich ebenfalls ergiebt, dass auch nahezu reiner fester Kalk und Dolomit bruchlose Biegungen machen können. Für solche Biegungen weiss ich keine andere Deutung als das TrescA’sche Princip der Plasticität fester Massen. Dafür, dass die betreffenden Gesteine zu Pulver zermalmt und dann wieder verfestigt und cämentirt worden seien (wie Herr StAarrr es meint), geben meine Handstücke nicht den leisesten Anhaltspunkt, womit die Unmöglichkeit dieser An- schauung für andere Fälle nicht zurückgewiesen werden soll. Die Besprechung anderer Punkte der Ausführungen von Herrn PrArr verspare ich, bis ich sie an bestimmte geogno- stische Beispiele anknüpfen kann. 199 6. Herr H. Bückıne an Herrn E. Weiss. Ueber durch Druck hervorgerufene optische Anomalien. Gersfeld i. d. Röhn, den 20. Mai 1880. Die Thatsache, dass Gläser durch Druck doppeltbrechend werden und unter gewissen Bedingungen diese Eigenschaft dauernd behalten, ist schon seit langer Zeit bekannt. Weniger untersucht sind dagegen die Erscheinungen, welche auftreten, wenn doppeltbrechende Substanzen, einaxige sowohl als zwei- axige, einem Druck oder einer Spannung ausgesetzt werden. Da nun anzunehmen ist, dass in gleicher Weise, wie sich amorphe Substanzen im Mineralreiche finden, deren Doppel- brechung nicht wohl anders erklärt werden kann, als durch Druck und Spannung, auch doppeltbrechende Körper vorkom- men, welche in ihrem optischen Verhalten in Folge eines Druckes oder einer Spannung, der sie ausgesetzt waren oder noch sind, gewisse Anomalien zeigen, so dürfte es für die nä- here Erklärung dieser Erscheinungen von Wichtigkeit sein, zu untersuchen, in welcher Weise die optischen Verhältnisse der Krystalle unter dem Einfluss eines messbaren äusseren Druckes modificirt werden. Zu diesem Zwecke habe ich von Herrn Mechaniker Furss in Berlin einen höchst einfachen, an das Polarisationsinstrument leicht anzubringenden Apparat construiren lassen, der es er- möglicht, Krystallplatten zunächst einem in einer Richtung senkrecht zur Axe des Polarisationsapparates wirkenden Druck, den man ganz allmählich bis zu 50 Kilogramm, nach Belieben auch darüber, steigern kann, auszusetzen und dabei gleichzeitig die Interferenzerscheinungen, welche die Platten zwischen ge- kreuzten Nicols im Polarisationsinstrumente zeigen, zu beob- achten. Leider fehlte es mir zur Anstellung einer grösseren Reihe von Versuchen vor meiner Abreise von Berlin sowohl an der nöthigen Zahl brauchbarer Krystallplatten, als auch besonders an Zeit; es können daher die wenigen Versuche, die ich mit dem Apparate angestellt habe, nicht den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit machen; immerhin aber haben sie schon jetzt zu einem ganz überraschenden Resultate ge- führt, das ich Ihnen im Folgenden kurz mittheilen will. Von den Platten, die Sie die Güte hatten, mir zur Be- nutzung bei meinen Versuchen anzuvertrauen, gelangten zwei etwa 4 Millim. dicke, und 10 Millim. breite, senkrecht zur Hauptaxe geschnittene Quarzplatten und eine würfelförmig ge- 200 staltete Turmalinplatte von 4 Millim. Seitenlänge, ebenfalls senkrecht zur Hauptaxe geschnitten, zur Verwendung. Die letztere Platte, aus Turmalin von unbekanntem Fundorte her- gestellt, zeigt einen sehr deutlichen Pleochroismus; in der Richtung der Hauptaxe erscheint sie braun, senkrecht dagegen grün. Im Polarisationsinstrument wird bei Beobachtung im convergenten Lichte (unter Anwendung von weissem Lichte, homogenes gelangte noch nicht zur Verwendung) zwischen ge- - kreuzten Nicols das Ringsystem mit dem schwarzen Kreuz deutlich sichtbar; an einzelnen Stellen aber schien die Platte zweiaxig zu sein, es war ein geringer Axenwinkel zu erkennen, dessen Grösse sich aus dem Abstand der Hyperbeln um etwa !/, Theilstrich des Mikrometers annähernd auf 3° bestimmte. Auch die Stelle der Platte, welche bei wachsendem Drucke untersucht wurde, zeigte ebenfalls diesen kleinen Axenwinkel. Die Platte wurde nun so eingestellt, dass die Axenebene 45 ° mit den Schwingungsrichtungen der gekreuzten Nicols bildete, dass also die Hyperbeln auftraten, und dann wurde mit Hilfe des neuen Apparates ein senkrecht zur Hauptaxe des Turma- lins und parallel der Axenebene wirkender Druck ausgeführt und fortwährend gesteigert. Bei einem Druck von etwa 10 Kilo- gramm waren Hyperbeln nicht mehr zu erkennen; die Inter- ferenzfigur war ganz normal so, wie sie bei den einaxigen Krystallen in der Regel aufzutreten pflegt. Erst bei grösserem Drucke entstanden wieder Hyperbeln, aber nicht in denselben Quadranten wie vorher, sondern in den mit jenen abwechseln- den, so dass demnach die Ebene senkrecht zu der Druckrich- tung die Axenebene wurde. Der Axenwinkel in ihr betrug bei einem Druck von 20 Kilo '/, Theilstrich des Mikrometers (also 3°), bei ca. 28 Kilo 1 Theilstrich (6°), bei 38 Kilo 1!/, Theilstrich (9°), bei 50 Kilo ungefähr 2 Theilstriche (12°). Bei allmählicher Verminderung des Druckes konnten die gleichen Erscheinungen rückwärts verfolgt werden; irgend eine bleibende Aenderung in der Platte war nicht eingetreten. Die Quarzplatten, aus Quarz von ebenfalls unbekanntem Fundorte, zeigten, in gleicher Weise behandelt, bei Zunahme des Druckes deutlich eine Verwandlung der Ringsysteme in anfangs elliptische, dann mehr lemniskaten-ähnliche Figuren. Die Axenebene liegt hier in der Richtung des Druckes, und der Axenwinkel nimmt mit dem Drucke zu, so dass bei einem Druck gleich etwa 50 Kilo der Axenwinkel etwa 2 Theilstriche (12°) beträgt. Die bei starkem Druck auftretenden Curven- systeme sind bei dem Quarz ganz ähnlich wie bei dem Turmalin; sie zeigen eine gewisse Aehnlichkeit mit den Lem- niskaten, weichen aber in einzelnen Theilen merklich von den letzteren ab. I Aus dem verschiedenen Verhalten, welches der unter- suchte Turmalin und Quarz in Bezug auf die Lage der ent- stehenden Axen zu der Richtung des Druckes besitzen, geht hervor, dass sich zwei Classen von doppeltbrechenden Mine- ralien unterscheiden lassen, welche man wohl passend mit den Benennungen „analog“ und „antilog“, die Sie für ein ähn- liches Verhalten bei den Feldspäthen vorgeschlagen haben, bezeichnen Kann. Es würden dann analoge Mineralien solche sein, deren Axenwinkel in einer Ebene parallel der Richtung des Druckes liegt und in dieser Ebene mit zunehmendem Druck wächst; antiloge dagegen diejenigen, deren Axenwinkel entweder in der Ebene senkrecht zu der Richtung des Druckes liegt, und in dieser mit zunehmendem Druck wächst oder in einer Ebene parallel der Richtung des Druckes liegt und in dieser mit zunehmendem Druck sich vermindert. Nach welchem Gesetz die Aenderung des Axenwinkels bei Zunahme oder Abnahme des Druckes in einer bestimmten Richtung erfolgt, konnte aus Mangel an Zeit noch nicht fest- gestellt werden; es gehört dazu vor Allem eine genaue Mes- sung des Axenwinkels, wie sie nur bei Beobachtung im homo- genen Licht und bei Anwendung nicht circularpolarisirender Mineralien möglich sein wird. Auch die Art und Weise, wie der Druck in den einzelnen Theilen derselben Platte sich geltend macht, wie die Erscheinungen in der Mitte der Platte abweichen von den Erscheinungen an dem Rande, harrt noch der Untersuchung. Von besonderem praktischen Interesse aber wird die Frage werden, bei welchem Druck dauernde Aende- rungen bei den einzelnen Mineralien eintreten und welcher Art dieselben sind. Ich behalte mir vor, später hierauf zurückzu- kommen, sobald ich Zeit gefunden habe, weitere Untersuchun- gen anzustellen; bis dahin möchte ich auch eine detailirte - Beschreibung des Druckapparates, der in seinem jetzigen Zu- stande noch mancher Verbesserungen bedarf, verschieben. Es ist wohl zu hoffen, dass man auf dem experimentellen Wege, den ich mit diesen ersten Versuchen betreten habe, dann, wenn man nach Untersuchung der einfachen Verhältnisse zu complicirteren übergehen kann, Resultate erzielen wird, die geeignet sein werden, eine Erklärung für manche derjenigen anomalen Erscheinungen zu liefern, die man seither mit dem allgemeinen Namen „Spannungs- Erscheinungen“ belegt hat, freilich ohne in allen Fällen wirklich ihren Grund erforscht zu haben und ohne sich klar bewusst zu sein, dass diese Erschei- nungen in der That jedesmal durch Spannungen hervorgebracht sind. Untersuchungen .. in der angedeuteten Richtung dürften von besonderer Wichtigkeit auch für viele derjenigen Mine- ralien werden, welchen man in jüngster Zeit auf Grund oft nur 202 geringer Abweichungen von den normalen Erscheinungen eine Stellung in einem Krystallsysteme angewiesen hat, welches von einer geringeren Symmetrie beherrscht wird, als dasjenige, welches Jahrzehnte lang und wohl mit Recht als das wirkliche System dieser Mineralien gegolten hat. Um anomale Erschei- nungen bei Krystallen zu erklären, wird es dann in der Folge nöthig sein, auch denjenigen Verhältnissen, unter welchen die Krystalle entstanden sind und sich jetzt vorfinden,"mehr Beach- tung zu schenken, als dies in den letzten Jahren geschehen ist, wo die Mineralogie und Krystallographie nur einen geringen. Werth auf die paragenetischen Verhältnisse der Mineralien leste und dadurch sich immer mehr und mehr der Geologie entfremdete. 908 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Januar - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 7. Januar 1880. Vorsitzender: Herr BEYkIıcH. Das Protokoll der December-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Dr. Giuseppe Ernesto Pozzı, Assistent am Mi- neralogischen Museum zu Turin, vorgeschlagen durch die Herren Sprzıa, Porrıs und BeyriıchH; Herr Dr. Wırnem Passt, in Leipzig, vorgeschlagen durch die Herren H. Crenner, von RICHTHOFEN und ZIRKEL; Herr Dr. Scuumacazr, z. Z. in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren BEyYrıcH, HAUcHE- CORNE und BERENDT; Herr Dr. Frieprich, z. Z. in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren Weiss, Lossen und SPEYER; Herr Huco Bayer, Bergwerksbesitzer in Charlottenburg, vorgeschlagen durch die Herren VIEDEnz, Weiss und Lossen. Nachdem der Vorsitzende den Dank des Vorstandes für das demselben während des vergangenen Jahres geschenkte Vertrauen ausgesprochen hatte, forderte er zur Neuwahl auf. Auf Vorschlag eines Mitgliedes wurde durch Acclamation der- selbe Vorstand wiedergewählt, welcher demzufolge aus folgenden Mitgliedern besteht: 204 Herr BeyrıcnH, als Vorsitzender. Herr RAMMELSBERG, Herr WeBskY, Herr Danuss, | De als Schriftführer. Herr SPpEyEr, Herr Liegisch, | Herr LasAarv, als Schatzmeister. Herr HaAucHEcoRNE, als Archivar. als stellvertretende Vorsitzende. Herr Hermans ÜrEDNER legte Handstücke derjenigen Conglomerate aus der Glimmerschieferformation des Erzgebirges vor, welche neuerdings von A. SıuEr so- wohl in den Erläuterungen zu Section Elterlein der geolog. Specialkarte von Sachsen, als auch in der Zeitschr. f. d. ges. Naturw. Bd. LII. 1879. pag. 706 speciell beschrieben worden sind. Vielleicht mit in Folge der grossen geologischen Trag- weite, welche die allgemeinere Anerkennung des Vorkommens echt klastischer Gesteine innerhalb der krystallinischen Schiefer- reihe haben würde, sind bei bereits früher geschilderten der- artigen Vorkommnissen mehr oder weniger berechtigte Zweifel entweder an der wirklichen Zugehörigkeit der betreffenden Conglomerate zur Urschieferformation oder aber an der wahren Conglomerat-Natur der als solche aufgefassten Gebilde erhoben worden. In dem vorliegenhen Falle sind beide Möglichkeiten. von vornherein, sowie bei wiederholten Revisionen der in Frage kommenden Profile in's Auge gefasst worden, so dass der Vortragende der Ueberzeugung Ausdruck geben kann, dass der- artige Täuschungen hier ausgeschlossen sind. Dafür dürften auch die von ihm vorgelegten Handstücke sprechen, da sie unverkennbare Gerölle von Gneissen, Quarziten und Graniten, sowie von porphyrischen Mikrograniten in einer krystallinen Grundmasse z. Th. von ebenschieferigem Gneisse, sowie von feinkörnigem Gneissglimmerschiefer enthalten. Der Fundpunkt dieser Conglomerate liegt etwa 11 Kilo- meter südwestlich von Annaberg im Erzgebirge und zwar in der Mitte des Scheibenberges bei Urottendorf und am Hammer- werke von Obermittweida, also in einem archaeischen Gebiete, welches neuerdings eine sehr specielle kartographische Auf- nahme und petrographische Untersuchung erfahren hat (— Sec- tion Elterlein). Dasselbe gehört dem SW.-Flügel der Anna- berger Kuppel an. Das Innere dieser letzteren besteht aus Gneissen und zwar vorwiegend aus zweiglimmerigen Gneissen, auf welche concordant die Glimmerschieferformation folgt, um ebenfalls gleichförmig vom Phyllite überlagert zu werden. Die Glimmerschiefer, welche sich bei Scheibenberg an den süd- 205 westlichen Rand der Annaberger Gneisskuppel in Form einer die letztere umgürtenden Zone anlehnen, haben hier, ent- sprechend der das dortige Gebirge beherrschenden Architek- tonik, ein Streichen von SO. nach NW. und fallen mit durch- schnittlich 20° gegen SW. ein. Den Glimmerschiefern sind mächtige und ausgedehnte Einlagerungen von (Grneissen einge- schaltet, welche mit ersteren durch Uebergänge (Gneissglimmer- schiefer) innig verknüpft sind. Auch krystallinische Kalksteine, sowie Quarzitschiefer treten. eingelagert auf. Ueberall aber herrscht dort die grösste Regelmässigkeit in den Lagerungs- verhältnissen, — nirgends sind steile Schichtenstellungen, ' Ueberkippungen oder grössere Verwerfungen anzutreffen. Die feldspathreichen, gneissartigen Modificationen der Glimmer- schiefer sind es nun, in denen an den oben erwähnten Punkten gerölleführende, also conglomeratartige Bänke in vollkommener Concordanz eingelagert sind. Kann deren Zugehörigkeit zu der Glimmerschieferformation bei so einfachen und klaren architektonischen Verhältnissen nicht bezweifelt werden, so sprechen folgende Beobachtungen dafür, dass die von jenen Gesteinen eingeschlossenen fremdartigen Partieen z. Th. voll- kommen, z. Th. kantengerundete Fragmente älterer Ge- steinsarten, also z. Th. Gerölle sind: 1. die Conturen derselben setzen scharf gegen die Grundmasse ab und durch- schneiden oft Individuen des die Einschlüsse bildenden Mineral- aggregates; 2. die Einschlüsse bestehen aus sehr verschieden- artigem Materiale, nämlich aus mannigfachen Gneissen, Quar- ziten, Graniten und aus porphyrischem Mikrogranit, also in letztem Falle sicher aus einem Eruptivgesteine; 3. Grneisse sind vielfach so eingelagert, dass ihre Schichten schräg oder gar senkrecht gegen diejenigen des sie umschliessenden schie- ferigen Gesteines stehen; 4. Quarzadern, welche die Ein- schlüsse durchsetzen, schneiden plötzlich und in ihrer vollen Breite an der Grenze von Einschluss zum umgebenden Ge- steine ab. Demnach scheint dem Vortragenden das Vorkommen von Conglomeraten in der Glimmerschieferformation der Section Elterlein als gesichert betrachtet werden zu dürfen. Dasselbe bestätist die Auffassung der archaeischen Gneisse und Glim- merschiefer als geschichtete, unter Wasserbedeckung erzeugte, also sedimentäre Formationen, und unterstützt diejenigen An- schauungen, welche bei Erklärung der Genesis dieser Schichten- reihen von einem allgemeinen Metamorphosirungsprocesse ab- sehen. Herr Arzrunı legte einige Gesteine (Chloritschiefer, Listwjanit, Granit, Beresit) aus dem Golddistriete von Ber- X x 206 jösowsk am Ural vor, erläuterte die Vertheilung derselben, die Verbreitung des Goldes in ihnen, die Gegenwart dieses Metalls in den geschwefelten Erzen, welche auf Quarzgängen angetroffen werden, und knüpfte daran einige geschichtliche und statistische Details über dieses älteste der am Ural be- kannten Goldvorkommnisse. Vortragender sprach dann über die Gewinnung des Goldes sowohl aus dem anstehenden Ge- stein, wie aus dem Seifengebirge bei Berjösowsk, welche gegen- wärtig eine verhältnissmässig geringe Ausbeute liefert. Herr K. A. Lossen legte vor und besprach Augit-füh- rende Gesteine aus dem Brockengranit-Massiv im Harz. Ein Theil derselben gehört zu den von verschiedenen Autoren bald als Syenit!), seltener als Diorit?) oder Hyper- sthenfels®) bezeichneten Gesteinen, welche die Ostseite jenes Massivs, etwa vom Wormkethal bei Schierke über die Hohne und quer durch‘ das Dumkuhlenthal bis jenseits des Holz- emmethals bei Hasserode, als Randzone umsäumen. Gerade diejenigen Autoren, welche Gesteine dieser Zone einer spe- ciellen petrographischen, allerdings vorzugsweise chemischen Untersuchung unterzogen haben, KeıseL und Fucas, führen unter deren Bestandtheilen Augit nicht auf. Hausmann’s An- gabe eines sehr reinen Hypersthenfelses von der Hohne, d. h. unter Bezugnahme auf die von ihm gegebene Eintheilung, eines chloritfreien körnigen Diabases, hat bisher keinerlei Be- stätigung gefunden und würde auch nur dann hier Berücksich- tigung finden können, falls echter Hypersthenfels oder Gabbro, also der Granitformation structurell und geologisch nahe ver- 1) JAscHE giebt schon 1817, Kleinere mineral. Schrift. pag. 262, „Syenit in der Nähe der Hohne“* an und so auch in seinen späteren Schriften, wo er noch andere Fundorte aufführt, zuletzt in den Ge- birgsform. i. d. Grafsch. Wernigerode 1857. pag.20. Später hat C. W.C. Fucas, Der Granit d. Harzes u. s. Nebengesteine im Jahrb. f. Min. 1862. pag. 812, die Analyse eines feinkörnigen Syenits vom Steilen Stiege bei Hasserode mitgetheilt, sowie ebendaselbst pag. 856 bis 859 eine Dar- stellung des geologischen Vorkommens gegeben, das danach auf Section Wernigerode der Römer -Prenicer’schen Karte (1:50000) im Allgemei- nen ziemlich zutreffend dargestellt ist, obwohl das nördliche Ende zu beiden Seiten des Holzemmethals fehlt. ?) Diese Bezeichnung hat nur Kemer gebraucht (diese Zeitschr. 1857, Bd. IX. pag. 574 ff.), der eine Analyse des Gesteins von der Hohne also interpretirt, wobei bemerkt wird (pag. 577 in Anm.), dass der von Hausmann von demselben Orte angegebene sehr reine Hyper- sthenfels daselbst von dem Autor vergeblich gesucht worden sei. 3) J. F.L. Hausmann, Ueber die Bildung des Harzgebirges pag. 16 u. 33, giebt an, dass Hypersthenfels und Diabas den Granit in der Ge- Er der Hohne unmittelbar berühre oder doch in dessen Nähe vor- omme. BE Ba ET An hin ae era = R a Ze ds 207 wandte Gesteine, nicht aber der ältere, vom Granit nach Eruptionszeit und -art ganz verschiedene Diabas daselbst anstehend gefunden werden sollte. Dagegen findet sich bei JaSCHE eine von Fuchs ignorirte beachtenswerthe Aeusserung über den Syenit: „Die Hornblende scheint in einigen Ab- änderungen durch Hypersthen ersetzt zu sein.“ !) Nach dem heutigen Standpunkt unserer petrographischen Kenntniss darf hierin ein frühzeitiger (1857!) Hinweis auf das Vorkommen von Augit-Syenit erblickt werden, richtiger auf das Vorkommen von Augit mit doppelter, prismatischer und pinakoidaler Spalt- barkeit neben Orthoklas. Dieser Hinweis ist aber um so interessanter, als derselbe wackere, in seinen Einzelbeobach- tungen zu wenig gewürdigte Localforscher an einer anderen Stelle?) den „Hypersthen und andere hornblendartigen Fossi- lien“ aus denjenigen Granitabänderungen der Brocken-Gruppe aufführt, die er mit dem Harzburger Gabbro zusammen — freilich auch mit den schichtigen Granitcontactgesteinen und darum in eben nicht klarer Weise — als zu ein und derselben geologischen Formation, „der Gabbroformation“, gehörig be- zeichnet hat, worauf weiterhin zurückzukommen sein wird. Der Vortragende hat bei seinen geologischen Begehungen im Harz Veranlassung gehabt, die abgelegene, wenn auch jetzt besser zugängliche Gegend auf der Ostseite des Brocken-Massivs eingehender kennen zu lernen und fasst die Ergebnisse geo- logischer, mikroskopischer und chemischer Untersuchung vor- läufig in den Satz zusammen: Es giebt in der eingangs er- wähnten Randzone, die im weiteren Sinne des Wortes jedenfalls zur Granitformation des Brockens zählt, nicht nur hornblende- haltige und glimmerhaltige, sondern auch Augit- (monoklinen und rhombischen) haltige Gesteine, welche alle zusammen eine Gesteinsreihe darstellen, die vom typischen Brocken- Granit, Granitit im Sinne RosenguscH’s, einerseits zum Harzburger Gabbro, andererseits zu sehr basischem Diorit hinführt. Amphibol-Biotit- Granit, Augit- haltiger Amphibol-Granit, Quarzdiorit, Augit- Quarzdiorit, Augit-Diorit, Diorit und Quarzhal- tiger Biotit-Augit-Gabbro lassen sich als die nam- hafteren Glieder dieser Reihe°) aufführen, in der das Nebeneinandervorkommen von Glimmer, Hornblende und Augit 2) Die Gebirgsform. d. Grafsch. Wernigerode pag. 20. ER 3) Eine ähnliche, nur nicht so vollständige Reihe führte ÜCoHEn neuerdings aus dem Odenwald an (Geognost. Beschreib. der Umgegend von Heidelberg pag. 39). Das Gleiche gilt von den durch STRENG und Kroos (Jahrb. f. Min. 1877. pag. 240) für Gesteine von Minnesota ge- machten Angaben. a so häufig ist, dass eine weitergehende Scheidung der Gesteins- typen in einer generellen Uebersicht sich nicht empfiehlt. Die sauersten Amphibol-führenden Typen der Reihe, wie sie z. B. (vergl. auch Fucus a. a. O. pag. 858 bis 859) in den Steinbrüchen des Dumkuhlenthals zusammen mit feinkör- nigerem Quarzitdiorit (nicht Syenit, wie Fuchs angiebt) an- stehen, ferner am Aufstieg von der Hohne zum Hohnekopf, hier Augit-haltig und zusammen mit Augit-Diorit, haben bis zu 73!/, pCt. SiO, und differiren dann chemisch überhaupt kaum vom normalen Brockengranit. Echte Syenite vom Typus der Gesteine aus dem Plauen’schen Grund oder von Fredriks- värn u. s. w. fehlen gänzlich, es tritt vielmehr fast durchweg bis in sehr basische Gesteine der Quarzgehalt hervor. Er macht sich auch hie und da, so z. B. in den eben erwähnten Gesteinen am Aufstieg von der Hohne zum Hohnekopf, geltend im Auftreten mikroskopischer Schriftgranit - Masse ( Mikro- Pegmatit MicheL-Levy), worin sich eine Verwandtschaft zu den von dem Vortragenden beschriebenen Apophysen - Granititen auf der Ostseite des Brocken-Massivs und zu den gern durch einen Augit-Gehalt ausgezeichneten Granitporphyren mit Gra- nophyrstructur, wie RosEnBUSCH, LIEBISCH u. A. solche be- schrieben haben, kundgiebt. Auch quarzfreie Diorite scheinen nur in beschränkterem Maasse aufzutreten, wie z.B. am Steilen Stieg ausser dem von FuchHs analysirten saureren feinkörnigen Gestein ein aphanitischer Diorit mit nur 44,7 pCt. SiO, an- steht, der nach dem mikroskopischen Befund wesentlich aus Plagioklas, Hornblende und Erz zusammengesetzt ist. Die am meisten herrschende Varietät, gerade jene, die man bisher nach der petrographischen Untersuchung von Fuchs als Syenit zu bezeichnen pflegte, ist ein Quarzdiorit (64,6 pCt. SiO, Dumkuhlenthal), der z. Th. entschieden Augit neben Amphibol oder neben Biotit oder neben beiden führt (Augit-Quarzdiorit) und durch allmähliches Zurücktreten des Quarzgehalts zum Augit- Diorit (50,4 pCt. SiO, Aufstieg zum Hohnekopf) wird. Die Gesteine lassen sich eben allein nach einer quantitativen Ana- lyse ohne mikroskopische Untersuchung nicht leicht interpre- tiren !), namentlich ist die Zwillingslamellirung des Plagioklas, 1) Die von Kerısrr und Fuchs gegebenen Interpretationen der von beiden Autoren analysirten Gesteine bedürfen einer Revision auf Grund des mikroskopischen Befundes. Beide Gesteine gehören den mittel- sauren Gliedern der Reihe an. Keier’s Rechnung scheint mir der Wahrheit näher zu kommen als diejenige von Fuchs; denn es muss lediglich aus chemischen Gründen als sehr unwahrscheinlich bezeichnet werden, dass ein Gestein mit 20,05 pCt. Al,O;; 7,96 FeO; 4,12 MgO; 722 CaO; 2,74 Na,0; 1,70 K,O ein nur aus Hornblende und Ortho- klas zusammengesetzter Syenit sei, zumal das von KeıseL analysirte E ganz abgesehen von dem Vorkommen einfacher Plagioklas- Individuen, makroskopisch häufig schwer oder gar nicht zu erkennen. Noch schwieriger ist oft die Unterscheidung von Ausit und Hornblende ohne Mikroskop. Nur dann, wenn der Augit durch Ausbildung einer deutlichen pinakoidalen Spalt- barkeit neben der prismatischen und durch messingartigen Glanz dem Diallag sich nähert, tritt er, wie z. B. in einigen Augit- haltigen Quarzdioriten oder Augit-Dioriten der Gegend zwischen dem Wormke-Thal und dem Hohne-Bruch, auch makrosko- pisch für das aufmerksame Auge hervor. Sonst ist er meist versteckt, wozu auch der Umstand beiträgt, dass nicht selten Augit- Kerne durch Hornblende umhüllt werden, wie dies Conern !) aus verwandten granitischen und dioritischen Gestei- nen des Odenwaldes, Streng und Kıoos aus solchen von Minnesota beschrieben haben. Jener Diallag-ähnliche Habitus ist nun aber keineswegs etwa ein Zeichen besonderer Annäherung an den Gabbro. Im Gegentheil führt gerade das Vorkommen eines typischen monoklinen Augits mit meist rohen Spaltrissen nach dem Grund-Prisma, seltener mit einer Andeutung pinakoidaler Spaltbarkeit, die aber im Dünnschliffe weder durch Schärfe noch durch diehtgedrängte Lineirung der Risse die Diallag- structur nachahmt, zur Aufstellung des Typus Biotit- Augit- Gabbro. Dieses interessante und bislang nicht recht gewür- digte Gestein, welches das eigentliche Bindeglied zwischen der Granit-Dioritreihe auf der Ostseite der Brockengruppe mit den Harzburger Gabbrogesteinen auf deren Nordwestseite darstellt, war bisher im Osten des Granits noch nicht bekannt. Es bildet daselbst den nördlichsten Ausläufer jener eingangs gedachten Randzone, ist im Kamme der Hippeln, auf dem linken Ufer des Holzemmethals und jenseits aufwärts besonders lehrreich zu beiden Seiten der von Hasserode nach der Plessburg füh- renden Ohaussee zu beobachten. Aus dem in der frischesten Varietät feinkörnigen, grauen, in’s Bräunliche spielenden, weiss- lich gesprenkelten, feldspathführenden Gestein, blitzen bei der Betrachtung mit dem blossen Auge zahlreiche braune Biotit- blättchen auf; die mikroskopische Untersuchung lehrt dagegen eine, von der Grösse der Gemengtheile abgesehen, völlige Uebereinstimmung der Zusammensetzung mit derjenigen Gabbro- Gestein von fast übereinstimmendem, aber etwas niedrigerem Kieselerde- gehalt und mehr als doppelt so hohem Kaligehalt sicher Plagioklas, Magnetit und Quarz neben Orthoklas erkennen liess. b) Geogn. Beschreib. d. Umgegend v. Heidelberg pag. 70 u. 79. 2) Ueber die krystallin. Gesteine v. Minnesota in Nord- Amerika, -- Jahrb. f. Min. 1877. pag. 240. Zeits. d. D. geol, Ges. XXXI.1. 14 ER 210 Spielart aus den Brüchen des Radauthals, die sich bei Ab- wesenheit des braunen und des grünen Diallags neben Labrador, Es Erz, Apatit durch den reichlichen Gehalt von ganz hellgrünlich- gelb durchsichtigem, nichtpleochroitischem Augit, etwa ebenso- viel Biotit, eine relativ geringere Menge von Bronzit und Horn- blende und noch geringeren, aber deutlichen Quarzgehalt auszeichnet. N- Solche Gabbro-Varietäten sind weit davon entfernt, dem typischen olivinfreien Labrador-Diallag-Gestein, wie es z. B. der Grüne Gabbro G. Rose’s von Volpersdorf uns vorführt, zu entsprechen. Dass sie gleichwohl trotz des Mangels an typischem Diallag zum Begriff Gabbro gehören und das Ver- schwinden der diesem Mineral eigenthümlichen Mikrostructur nicht zu dem von Rosexguscn!) gethanen Ausspruch „der Gabbro wird Diabas“ berechtigt, das lehren, abgesehen von specifisch petrographischen Verhältnissen’), gerade im Harz ganz besonders deutlich die geologischen, die den in stockför- migen Massen innerhalb der Granit und Gabbro gemeinsam umziehenden Contacthöfe gelegenen zeitlich jüngeren Gabbro- Gesteinen eine Rolle im Gebirgsbau gleich der des Granits zu- weisen und nicht gleich der der älteren, lagerhaft den Schichten eingeschalteten, mit Mandelstein- und Schalsteinbildungen ver- gesellschafteten Diabase. So haben denn auch die älteren Harzgeologen, FRiEDRICcH HorrmAnn einbegriffen, eine Trennung des Brockengranits und Ockergranits nicht gekannt, sondern beide Granitmassive quer über den Harzburger Gabbro hinweg vereint dargestellt. Aber auch unter den späteren Forschern, welche in Öonsequenz der berechtigten Unterscheidungen der Petrographie Gabbro und Granit descriptiv oder kartographisch trennen, sind doch gerade die beiden Männer, welche die Harz- burger Gesteine am genauesten geologisch und petrographisch untersucht haben, der überall ortskundige und in der Einzel- beobachtung sorgfältige JAscHE ?) und der um die Petrographie des Harzes so überaus verdiente STRENG‘), wieder zu der Ansicht einer Granit und Gabbro gemeinsam umfassenden geo- logischen Formation gelangt. Dieser Auffassung reden auch 1) Mikroskop. Physiogr. d. mass. Gesteine pag. 464. 2) Als solche möchte ich die von meinem hochverehrten Freunde selbst betonte „allenthalben typisch körnige Ausbildung“ des Gabbro (a. a. OÖ. pag. 468), gegenüber der durch die leistenförmigen Feldspathe nach Art der basishaltigen Plagioklas - Gesteine beherrschten Structur des Diabas (a. a.O. pag. 342) bezeichnen, sowie den Umstand, dass die Interpositionen der Diallage sich auch im Augit des Gabbro ohne Diallagstructur finden. 3),a.’2. O. pacı 3 I. *) Jahrb. f. Min. 1862. pag. 984. ES we ' RosenguschH’s mikroskopische Beobachtungen das Wort. Denn wenn er der Beschreibung der oben geschilderten Glimmer, Augit, Quarz und Enstatit (= Bronzit) führenden Gabbro- varietät hinzufügt: „Bei dem Studium dieser interessanten Gesteine, zumal derjenigen vom Schmalenberg und Winterberg, drängt sich immer wieder der Zweifel auf, ob dieselben auch wirklich eruptive und nicht vielmehr abnorme Glieder einer Gneissformation seien“, so sind ja doch Glimmer und Quarz ebensowohl Gemengtheile des Granits, als des Gneisses und dass in der That nach dem ersteren und nicht nach dem letz- teren Gestein hin ein petrographischer Uebergang statthat, das bezeugt die maassgebende geologische Erfahrung. Einzig und allein das durch v. SECKENDORF und Hausmann!) bezeugte Factum, dass der Gabbro petrefactenführende Fragmente unter- devonischen Quarzitsandsteins einschliesst, macht jedem Zweifel, ob er nicht einer Gneissformation angehöre, ein Ende. ?) Unter den zahlreichen Gabbro-Analysen, welche Strexg mitgetheilt hat, findet sich doch keine, welche gerade diese den Augit®) ohne ausgesprochene Diallag - Structur und den Bronzit des basischen Anorthit-Gabbro mit den Granitgemeng- -theilen, Glimmer und Quarz, und der dioritischen Hornblende in sich vereinigende Varietät betrifit. Speciell die Analysen der Proben aus den Steinbrüchen des Radauthals, woher das von dem Vortragenden im Dünnschliff mit dem Gabbro von Hasserode übereinstimmend gefundene Gestein stammt, beziehen sich auf andere Varietäten, wie denn Streng (a. a. O. p. 966) selbst das Vorkommen verschiedener Abänderungen in diesen Brüchen hervorhebt. Es sei daher die im Laboratorium der königl. Bergakademie unter Leitung des Herrn Prof. Fınkkner von dem Assistenten Herrn PurauL ausgeführte Analyse des quarzhaltigen Biotit - Augit- Gabbro aus dem Granit an der Strasse von Hasserode nach der Plessburg mitgetheilt: 2 a. a 0. paer 33. u. 92: 2) Karkowsky (Die Gmneissformation des Eulengebirges pag. 49) hat den Zweifel Rosensusch’s seither bereits zur Vermuthung gestei- gert und weist deutlich auf den Eckergneiss als mit dem Gabbro in Verbindung stehend hin. Dass F. HoFFMANN, ZIMMERMANN, HlAUSMAnNN, JASCHE u. A., den Vortragenden nicht ausgenommen, dieses in der That häufig Feldspath führende Schichtsystem stets zum Hornfels, also zu den Granitcontactgesteinen, gerechnet haben, das wird hierbei völlig ignorirt. 3) Es mag hier daran erinnert werden, dass das braune Mineral, welches 1862 von Streng als Augit analysirt und beschrieben worden ist, nach des Autors eigenen späteren Mittheilungen (Jahrb. f. Min. 1872. pag. 274) vielmehr ein brauner Diallag nach Art des in dem „Schwarzen Gabbro“ von Volpersdorf vorhandenen Diallag-Gemengtheils ist. Der hier in Rede stehende Augit entspricht der Farbe nach viel- mehr dem grünen Diallag von Harzburg und Volpersdorf. 14 * BORr. na Dorn | NO ro FE, 02 are DIS MO ER ER IINO MO rot (OFEN 225 Na BES ME 20 KO ei 0.28 20222208 BORN E02 GOES SO ED 100,13 Der auffallend hohe Kieselerdegehalt der Analyse weist deutlich auf den Qaurzgehalt des Gesteins hin und stimmt überein mit Srrene’s Analyse No. 22!) des Gesteins von der Südgrenze an der nach dem Torfhause führenden Strasse, in welchem dieser Autor bereits Quarz ohne Mikroskop nachge- wiesen hat. Demnächst lassen der für ein Gabbrogestein nie- drige Thonerde- und Kalk- und ein Natrongehalt, höher als der in den beiden Labrador- (Bytownit-) Analysen von STRENG, auf die Anwesenheit eines saureren Plagioklases, als der in dem normalen Harzgabbro, schliessen. Die hohen Eisenoxyd- und Kali-Procente endlich markiren den Glimmer als wesent- lichen Gemenstheil. Als weiteres Uebergangsglied zwischen dem Harzburger (rabbro und dem Brocken-Granitit leste der Vortragende als- dann einen von ihm aufgefundenen grobkörnigen, sehr plagio- klasreichen, jedenfalls dem Quarzglimmer -Diorit stark ange- näherten, augitführenden Granitit vom Meineken- berge aus der Umgebung der Ilsefälle vor, der neben vorherrschendem Biotit nahezu 1 Cm. lange Augitprismen von schwach metallischem Bronceschimmer auf der faserig rissigen Spaltfläche zeigt und JascHeE’s eingangs erwähnten Ausspruch bezüglich des Vorkommens von „Hypersthen“ im Granit für den Augit im Allgemeinen bestätigt. Es ist dies mitten in dem Brockenmassiv auf der Verbindungslinie zwischen dem Hasseroder und Harzburger Gabbro anstehende Vorkommen um so beachtenswerther, als bereits Strenge ?) ein von Fuchs analysirtes Gabbro-artiges Gestein vom Meinekenberg beschrie- I) a. a. O. pag. 962 bis 963. 2) a. &. 0. pag. 969 bis 970. FE 5 h N Ne 7 Er E a Re Ya; IS. 24, se; ! iR ee BR Ha ben hat, dessen Analyse wenig von der so eben aufgeführten und in dem Sinne abweicht, dass sie bei höherem Thonerde- und Kalk-, dagegen geringerem Natron- und Kali-Gehalt auf die Anwesenheit eines etwas basischeren Plagioklas in dem Gesteine schliessen lässt.) Zudem haben dem Vortragenden mikroskopische Untersuchungen an anderen, bisher nicht aus dem Granit ausgeschiedenen, künftig aber besser davon zu tren- nenden Gesteinen des Meinekenberges gezeigt, dass ein sehr namhaiter Augit- Gehalt neben vor Orthoklas vorwaltendem Plagioklas, Quarz und Glimmer vorhanden sein kann, wenn die makroskopische Betrachtung dessen Anwesenheit zu erken- nen nicht oder kaum gestattet. Amphibol fehlt, soweit die Erfahrung reicht, den Ueber- gangsgesteinen zwischen Granitit und Gabbro am Meinekenberge bis auf hie und da angedeutete Spuren völlig. Dieses Fehlen der Hornblende weckt die Erinnerung an jenes von ©. W. C. Fucus °) beschriebene und als Ganzes, wie in seinen Gemeng- theilen analysirte quarzarme Granit-Gestein aus dem Gabbro des Radauthales, das bei durchaus vorherrschendem Orthoklas- Gehalt zahlreiche makroskopische Augitprismen und Sphen- kryställchen eingewachsen enthält, während Hornblende und Biotit völlig fehlen, so dass in ihm ein dem reinen Augit- Syenit angenäherter reiner Augit-Granitit vorliegt. Dünn- schliffe dieses hochinteressanten Gesteins erweisen den nach Fucus’ Analyse dem Malakolith?) verwandten Augit als hell- grünlichgelb durchsichtig ohne Pleochroismus, mit unvollkom- mener Spaltbarkeit nach dem Prisma und den beiden Pina- koiden, also soweit übereinstimmend mit den von einzelnen Autoren öhne näheren analytischen Beweis Salit*) genannten hellen Diabas-Augiten oder den oben angegebenen Augiten der Uebergangsreihe vom Granitit des Brockens zum Biotit-Augit- Gabbro. !) Auch JascHe’s „schwarzer Granit“ vom Meinekenberge ist nach der von Fuchs (Jahrb. f. Min. 1862. pag. 777) gegebenen Analyse und Beschreibung zu vergleichen, obgleich Fucks, der hier Feldspath, Quarz und Glimmer als Gemenstheile angiebt und das (der Analyse nach überdies wahrscheinlich Augit-führende) Gestein zum Granit stellt, an einer anderen Stelle desselben Aufsatzes (a. a. O. pag. 803) genau die- selbe Analyse noch einmal mit der Angabe, dass die „einzelnen Mi- neral-Individuen selbst unter der Lupe nicht mehr erkannt werden können“, unter den Hornfels-Analysen aufführt. a a. a. O. pag. 780, 789, 802, 882, sowie STRENG daselbst pag. 3) Die a.a. O0. pag. 802 mitgetheilte Analyse stimmt am besten mit Funk’s Analyse eines Augits von Nordmark in Wermland (vergl. Raum- MELSBERG, Mineralchemie 2. Aufl. II. pag. 388). *) Für echten Salit ist das von Fuchs analysirte Mineral zu eisenreich. . 214 Inwiefern nun die einzelnen durch chemische und mine- ralogische Uebergänge, durch die stets rein vollkrystallinische, echt granitische, seltener schriftgranitartige. Structur ), durch den gemeinsamen Contacthof und überhaupt durch die gleiche geologische Rolle eng unter einander verbundenen ’) Glieder dieser Gresteinsreihe nach Raumsonderung und Altersunter- schieden geologische Selbständigkeit beanspruchen können; das zu entscheiden muss der erst vorbereiteten, noch nicht abge- schlossenen Detailkartirung vorbehalten bleiben. Bekanntlich hat Hausmann dem Gabbro auf Grund von darin aufsetzenden, auch von Ziscken sen. beobachteten Granitgängen ein höheres Alter als dem Granit zugesprochen; nun kommen desgleichen sangartige Streifen saurer Gesteine in den basischeren diori- tischen u. s. w. auf der Ostseite des Brockens, z.B. im Dumkuhlen- thale vor, aber Jascue hat bereits in umgekehrter Ordnung Gabbro-Gänge im Granit des Eckerthals erwähnt?) und so verläuft auch der basische Biotit- Augit-Gabbro an der von Hasserode nach der Plessburg führenden Chaussee im Allge- meinen als nur der Tafelstructur des umgebenden sauren Gra-- nits parallel eingeschalteter und im Verhältniss zu dessen Riesen - Ellipsoiden sehr kleinkuglig im Innern abgetheilter gangähnlicher Streifen ohne eine sichtliche Vermittelung der beiden Gesteinstypen längs ihrer Grenzen. Letztere Beobach- tungen scheinen demnach, wie schon STRENG mit JAscHE fol- gert,. Hausmann’s Altersnachweis aufzuheben. Es fragt sich nur, ob man es hierbei überhaupt mit Gängen als Ausfüllungen ) Granitoide und Micro-pegmatit-Structur bei Fovaue u. MicHeL-Levy (Mineralog. mierograph. pag. 153), während dem Diabas diejenige vollkrystallinische Structur eignet, welche dieselben Autoren die ophitische nennen. 2) Nachträgl. Zusatz: Auch durch gleiche accessorische Gemeng- theile sind die einzelnen Glieder der Reihe eng verknüpft. Für den Apatit und das Eisenerz bedarf dies nicht erst der Erwähnung, noch auch kann in diesen in Eruptivgesteinen allerwärts verbreiteten Mine- ralien ein Beweis für die Zusammengehörigkeit gefunden werden. Beachtenswerth dagegen erscheint, dass die zuerst in einer Gabbro- Varietät des Radauthals von G. Rosz beobachteten, einige Millimeter grossen Zircon-Kryställehen als mikroskopische Individuen sich nicht nur in verschiedenen Gabbro-Spielarten, sondern fast durch die ganze Reihe hindurch bis in die mit dem Brockengranitit gleichsauren Am- phibol-Biotit-Granite des Dumkuhlenthals nachweisen lassen. Sie haben mit den als Rutil erkannten Pseudo - Zirconen nichts gemeinsam, als annähernd die Krystallform und die parallel der Hauptaxe jedoch unvoll- kommen, angedeuteten Spaltrisse, neben welchen auch solche nach dem Octaöder nicht ganz fehlen, ermangeln der Zwillingsbildung, sind wasser- hell, zuweilen mit einem ganz schwachen Stich in’s Gelbliche, sehr stark lichtbrechend und zeigen intensiv leuchtende Polarisationsfarben, sobald sie im Dane lni nicht parallel oder senkrecht zur Hauptaxe orien- tirt sind. 3) Die Gebirgsform. d. Grafsch. Wernigerode pag. 11. aaa ua ie a al a Lau E a nie nal ol ul nl anal aan Sn a are na Ba 915 von im festen Gestein nachträglich aufgerissenen Spalten zu thun habe. Solche Gänge, welche quer gegen die Platten- structur des umgebenden Eruptivgesteins oder durch dasselbe _ hindurch in’s Nebengestein streichen, sind von dem Vortra- genden innerhalb der in Rede stehenden Formation bislang noch nicht beobachtet worden. Ausser den der Plattenstructur parallelen Streifen (plattenförmigen Ausscheidungen in Folge örtlicher Differenzirung im Magma!)?) kommen dagegen, wie z. B. auf dem hinteren Dumkuhlenkopfe, ganz unregelmässige Adernetze sauren Gesteins in dem Basischen vor, was auch nicht recht für nachträgliche Spaltenerfüllung im Festen spricht. Letz- tere ist im Harz so recht deutlich ausgesprochen am Bodegange, an den porphyrisch erstarrten Granitapophysen zwischen Ilsen- burg und Hasserode und am ausgezeichnetsten an der den Harz in seiner ganzen Breite von S. nach N. durchquerenden Eruptiv- Gesteins-Gangzone der sogen. Grauen und Schwarzen Porphyre. Dergleichen echte nachträgliche Spaltenausfüllungen nannte der . wackere C.F.J. Jasche „Riegel“ und so drückte er seine An- schauung von Granit und Gabbro im Harz dahin aus: „Die Gabbroformation greift in das Granitgebirge ein, in welchem sie als durch Mischungsverhältnisse separirtes Gestein, nicht aber in Riegeln auftritt.“ ?) Herr E. Kayser sprach über Trilobiten aus dem rhei- nischen Unterdevon (cfr. dieses Heft pag. 19). Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. & W; 4 W. 0. BEYRICH. Danes. SPEYER. 2. Protokoll der Februar - Sıtzung. Verhandelt Berlin, ‘den 4. Februar 1880. Vorsitzender: Herr BEYRicH. Das Protokoll der Januar-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. 1) Spaltung des Magmas bei J. Rotn, vergleiche auch die in vieler Hinsicht sehr lehrreichen Mittheilungen Rever’s über „Schlierengänge“. ?) Mineralog. Studien, 1838, pag. 137. Herr G. Berenor sprach über das Vorkommen von Riesentöpfen im norddeutschen Flachlande (cfr. BeSoR Band page. 56 fl.). ! Herr HAUucHEcoRNE legte einen Kte ne halbkugelförmig gestalteten Trinkbecher aus der Sammlung des hiesigen Kunstgewerbemuseums vor. Derselbe trägt folgende Inschrift: | Hart eisen ich vor war, Ein Waser hell und klar Macht mich in wenig Stund zu Kupfer in Herrengrund. Ganz ähnlich lautende Inschriften tragen noch 8 gleiche Trinkbecher derselben Sammlung, z. B.: Wunder klingt ess in den oren Dass auss eissen ist kupffer vorden. 1742; oder: Dass diess kupfer ist von Eissen cimentiret kann man weisen. Wilst nicht glauben, frag nur wohl ess ist eine Stund von Neusohl. u. s. f. | Diese Inschriften erwecken die Vermuthung, dass die Becher in Eisenblech geformt, demnächst durch Einlegen in kupfer- haltige Wasser aus dem Herrengrunder Kupfererzbergwerk bei Neusohl in Cementkupfer unter Beibehaltung ihrer Gestalt, also gewissermaassen durch Pseudomorphosenbildung, umge- wandelt und alsdann etwa durch Hämmern vollendet sein möchten. Da bekanntlich das zur Cementirung von Kupfer verwendete Eisenblech gänzlich zu zerfallen pflegt, während das Cementkupfer ein Haufwerk loser Krystalle bildet und nur bei Anwendung eines elektrischen Stromes dichtes Kupfer gefällt wird, ist Erkundigung darüber eingezogen worden, welche Wahrnehmungen man bei der Benutzung der kupferhaltigen Grubenwasser im Rammelsberg bei Goslar zur Cementkupfer- gewinnung durch Eisenabfälle gemacht hat. Von Herrn Berg- werksdirector WıInmer ist mir hierüber folgende Mittheilung zu-. gegangen: „Nach den bei der Cementirung der hiesigen kupferhal- tigen Grubenwasser gemachten eigenen Erfahrungen bildet sich unter gewöhnlichen Verhältnissen, d.h. da, wo man die Cement- wässer über auf hölzerne Treppen gelegte Eisenbruchstücke rieseln lässt, das Cementkupfer in Pulver- und Schuppenform und wird von Zeit zu Zeit abgeklopft und abgewaschen. Anders gestaltet sich aber die Sache, wenn die Cementirung unter Wasser stattfindet. Hier scheidet sich das Kupfer in com- pakter Form — ganz ähnlich wie beim galvanoplastischen Prozesse — ab, und nimmt die Gestalt der zur Cementirung verwendeten Eisenstücke (alter Nägel, Schrauben, Bohrer- köpfen etc.) im Allgemeinen durch rauhe Inkrustation an. Der Eisenkern wird dabei immer mehr und mehr aufgezehrt, ver- schwindet schliesslich ganz und lässt einen Hohlraum zurück. ; En 2 > 217 Derartige Bildungen sind hier stets vorgekommen, wenn eine im Tiefbau der Grube befindliche Cementirvorrichtung längere Zeit durch den Aufgang der Grundwasser unter letztere gesetzt wurde und oft Monate lang unter dem Drucke einer bis 20 M. hohen Wassersäule fortarbeiten musste. Nach der Aufwälti- sung der Wasser zeiste sich das Cementkupfer in einer zu- sammenhängenden Pseudomorphose der verwendeten Eisen- lagen, konnte somit nicht mehr abgeklopft und abgewaschen, sondern musste durch Breehen, zum Theil unter Zuhülfenahme scharfer Hämmer oder Meissel, mit dem noch eingeschlossenen unaufgezehrten Eisen gewonnen werden. — Ob dabei Wasser- druck und Luftabschluss gemeinschaftlich gewirkt, oder letz- terer allein, ist noch offene Frage.“ Wenn hiernach erfahrungsmässig gewissermaassen eine Pseudomorphosenbildung von Kupfer nach Eisen unter den erwähnten Bedingungen stattgefunden hat, so geht doch aus Nachrichten, welche von der Bergakademie in Schemnitz über die fraglichen Becher eingezogen worden sind, hervor, dass dieselben in Herrengrund aus umgeschmolzenem raffinirtem Cementkupfer in gewöhnlicher Weise durch Hämmern erzeugt worden sind. Herr E. Kayser legte eine durch Herrn Landesgeologen GREBE gesammelte Suite von Versteinerungen aus dem körnigen Rotheisenstein der Grube Schweicher Morgenstern unweit Trier vor. Unter diesen Versteinerungen sind mit Sicherheit zu bestimmen: Spirifer macropterus, Sp. cultrijugatus, Meganteris Archiaci, Pileopsis prisca und Phacops latifrons. Ausserdem sind wahrscheinlich noch vorhanden: Pleurotomaria striata, Orthoceras planiseptatum und Homalonofus sp. Diese Arten- gesellschaft, wie auch die Beschaffenheit des Eisensteins, zeigt, dass derselbe im Alter dem an der Basis der Eifeler Kalk- mulden verbreiteten körnigen Rotheisenstein gleichsteht, welcher der besonders durch Spirifer cultrijugatus ausgezeichneten Ueber- gangszone zwischen Unter- und Mitteldevon angehört. Auch das ganz ähnliche Rotheisenerz von Walderbach unweit Bingen, in welchem neben typischen Unterdevon-Arten — wie Pleuro- dietyum, verschiedenen Pterineen, Grammysia, Chonetes sarci- nulata und dilatata, Meganteris etc. — auch eine ganze Reihe vorherrschend mitteldevonischer Formen — wie Spirifer cur- vatus, speciosus und elegans, Rhynchonella primipilaris ete. — nnd gleichzeitig Spirifer culirijugatus auftreten, gehört der gleichen Zone an. Eine auffallende Erscheinung in einem so hohen Niveau bildet eine vom Redner in mehreren Exemplaren sowohl vom Schweicher Morgenstern wie auch von Walderbach vorgelegte, 218 ‘sehr grosse, dicke bis kugelige Rhynchonella mit kaum vor- handenem Sinus und Sattel und sehr ausgezeichneten langge- zogenen Ohren zu ‚beiden Seiten des Schnabels, weil diese Form. wohl nur als eine Abänderung der bekannten, in den obersten Kalketagen des böhmischen Uebergangsbeckens ver- breiteten Rhynchonella princeps Barr. angesehen werden kann. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. w. 0. BerYRrichH. Danmss. SPEYER. 3. Protokoll der März - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 3. März 1880. Vorsitzender: Herr Bryriıch. | Vor dem Eintritt in die Tagesordnung hob der Vor- sitzende hervor, dass die heutige Sitzung zugleich eine Gedenk- feier des 100 jährigen Geburtstages CHRISTIAN SAMUEL Weiss’s sei. In Folge dessen ergriffen die Herren WEBskY, Weiss, RAMMELSBERG, HAUCHECORNE und Beyrıcn das Wort. Die Reden genannter Herren sind diesem Bande als Beilage bei- gegeben. Das Protokoll der Februar-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek. der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Ausert H. Worr, z. Z. in Berlin. vorgeschlagen durch die Herren Weiss, ARZRUNI und Bückıne. Herr H. Bückıne sprach über merkwürdige Gebirgs- störungen in der Nähe von Schmalkalden südwestlich vom Thüringer Wald, welche, im Allgemeinen der Haupterhebung des Gebirges parallel, einen nordwestlichen Verlauf nehmen. Was den Bau der Störungen anlangt, so sind dieselben aufzu- fassen als Längsspalten, an denen eine Verschiebung der Ge- birgsschichten gegen einander stattgefunden hat, derart, dass TE NEER 219 auf der einen Seite der Verwerfung die älteren (Zechstein-) Schichten aufgerichtet, auf der anderen die jüngeren Gebirgs- - glieder (Wellenkalk) eingestürzt erscheinen. Der Vortragende machte darauf aufmerksam, wie geeignet solche Störungen sind, ein Bild von der ehemaligen Verbreitung auch der jüngeren, allmählich bis auf die wenigen, nur in dem Störungsgebiet erhalten gebliebenen Reste vollständig erodirter Schichten- systeme und dadurch einen Maassstab für die Grösse der Erosion in einzelnen Gegenden zu geben. Als Beispiel wird angeführt, dass die Menge des erodirten Materials für ein nur 1'/, Quadratmeilen grosses Gebiet südwestlich von Schmal- kalden sich auf mindestens 26,000 Millionen Cubikmeter be- laufe, eine Masse, die gleichmässig ausgebreitet, eine Fläche von etwa 460 Quadratmeilen ein Meter hoch bedecken würde. Eine ausführliche Arbeit über diese Verhältnisse wird dem- nächst in dem Jahresbericht der geologischen Landesanstalt erscheinen. Herr RemeL£ legte ein von ihm bei Eberswalde ge- fundenes, bis jetzt noch nicht beobachtetes Geschiebe mit Parado.xides - Resten vor und machte hierzu folgende Mitthei- lungen: | Schon 1851 hatte Ssöcrexn') in den auf der Westküste der Insel Oland entwickelten cambrischen Schichten unter dem Alaunschiefer zwei Ablagerungen unterschieden, welche als die ältesten der dortigen sedimentären Gebilde erschei- nen: zu unterst einen harten weissen, nicht schiefrigen und versteinerungsleeren Sandstein (a), und darüber einen festen kalkhaltigen, quarzigen Schiefer (b) von hellgrauer oder in’s Weissliche übergehender Farbe, dessen Aeusseres mit dem gewisser böhmischer Quarzite verglichen wird. Als paläon- tologisch bezeichnend für diese zweite Ablagerung wurde von ihm das alleinige Vorkommen von Jaradoxides Tessini Bronen. und Ellipsocephalus Hofü Zenk. angegeben. Später hat der nämliche Autor?) als über derselben und unter dem Alaunschiefer liegend noch eine dritte Schicht bekannt ge- macht, die als ein in’s Graue fallender gypsführender Thon- schiefer (c) mit Zwischenlagerungen von kalkiger oder kie- seliger Beschaffenheit, hauptsächlich charakterisirt durch Para- doxides Oelandicus SJÖöGR., beschrieben wird, während er zu- gleich die zweite specieller als einen Sandsteinschiefer mit 1) Anteekningar om Öland. Oversigt af kongl. Vetenskaps- Akade- miens Förhandlingar, 1851. pag. 36. ?) Bidrag till Olands Geologi, ib. 1871. No. 6; Om nägra förstenin- Bar - ans Kambriska lager, Geol. Fören. i Stockholm Förhandl., “1812, eingelagerten Partieen von kalkhaltigem Sandstein bezeichnet. Weitere Beobachtungen über die geologischen Verhältnisse Olands wurden sodann von Linnarsson !) veröffentlicht, und dabei auch die vorgenannten Etagen SJöcrEns einer Be- sprechung unterzogen. Die Schicht a liegt ganz unter dem Meeresspiegel, d ist bei Albrunna, Södra Möckleby und Ale- klinta, ce bei Stora Frö und Borgholm beobachtet worden. Linnarsson äussert einige Zweifel an der von SJÖGREN ange- nommenen Reihenfolge, und in der That ist Manches in den bezüglichen Lagerungsverhältnissen noch unklar, so dass die Altersbeziehung zwischen den Zonen 5 und e noch nicht als ganz feststehend bezeichnet werden kann. Namentlich schwer zu deuten ist der Umstand, dass bei Borgholm der Thon- schiefer mit Paradoxides Oelandicus den Alaunschiefer in be- deutender Mächtigkeit direct zu unterlagern scheint, während bei Albrunna nördlich von jener Stadt und ebenso südlich davon bei Södra Möckleby die Schicht ce unmittelbar unter dem Alaunschiefer liegt?) Letzterer ist in seinem unteren Theile nach Wauuın und Lınnarsson durch Einschlüsse von Stinkkalk charakterisirt, welche durch Paradoxides Forchham- meri Anc. und eine anderweitige reiche Trilobiten- sowie Brachiopoden-Fauna sich als ein Aequivalent der schwedischen Andrarumkalks erweisen. Dieser untere Alaunschiefer mit Stinkkalk bildet somit eine dritte, höher gelegene Paradowides- Zone auf Oland, auf welche dann unmittelbar die obere Haupt- region des Alaunschiefers folgt, welche dort den Olenusschiefer repräsentirt. Während die Stufen mit Paradozides Tessini und mit Paradoxides Forchhammeri hinsichtlich ihrer Versteinerun- gen mit entsprechenden Ablagerungen des schwedischen Fest- _ landes, z. B. in Westgothland, Schonen und Nerike, nahe übereinstimmen, ist die Fauna mit Paradoxides Oelandicus für Öland eigenthümlich. Nachdem nun Herr Danmzs°) kürzlich ein grünes kalk- haltiges Geschiebe von Rixdorf zur Kenntniss gebracht hat, 1) Geologiska iakttagelser under en resa pa Oland, Geol. Fören. ete., Bd. IH., 1876; On the Brachiopoda of the Paradoxides beds of Sweden, Stockholm 1876, pag. 5 u. 6; Om faunan i lagren med Para- dowides Olandicus, Geol. Fören. ete., Bd. Ill. 1877. — In der zweiten der eitirten Abhandlungen wird die Farbe des Thonschiefers mit Parad. Oelandicus als grünlich (greenish) angegeben. 2) In der zuerst angeführten Linnarsson schen Arbeit wird noch eine bei Lillviken in Jemtland gemachte Beobachtung mitgetheilt, der- zufolge es den Anschein hat, als ob der Horizont mit Parad. Forch- hammeri dem mit Parad. Tessin‘ unmittelbar aufläge; wäre dies wirklich der Fall, so könnte die Zone mit Parad. Oelandicus nicht oberhalb des Tessini- Horizontes sich befinden. 3) Diese Zeitschrift XXXI. pag. 795. a a 3 5, Tan Su EEE 1 a el ı 921 welches auf den öländischen Thonschiefer mit Paradozxides Oelandicus zurückzuführen ist, liegt in dem fraglichen Ebers- walder Stück ein Gestein vor, das in allen wesentlichen Beziehungen mit dem vorerwähnten kalkigen Sandsteinschie- fer (5) übereinstimmt. Das mehr als faustgrosse Geschiebe hatte circa 50 Millimeter oder 2 Zoll Dicke. Es besteht aus einem blaugrauen, plattigen und stark kalkhaltigen Sand- steinschiefer mit gelblichweissen , winzigen Schüppchen von Kaliglimmer, auf frischen Bruchflächen von ähnlichem fettigen Glanz, wie er bei Quarziten vorkommt. Eine geringe Ab- weichung von der Beschreibung, welche SsösGren von dem schiefrigen Paradoxides- Gestein b giebt, könnte nur darin ge- funden werden, dass der schwedische Geologe die Beimengung von Glimmer nicht erwähnt und andererseits angiebt, dass kleine grüne Körnchen (von Glaukonit) eingesprengt seien. Nach einer von Herrn Ramans in meinem Laboratorium an der Forstakadmie ausgeführten Analyse hat das Geschiebe folgende Zusammensetzung: HEN unlöslieh:... „>: ... 5921 mit 54,62 SiO, Eisen als Fe,O, berechnet . 0,80 \ Einnerder nn... 0.0.80. 40,79 Ban re er E20 122 durch HCl Könhlensäure ; .e 2 © 2. »-.% 16,64 zersetzbar. Wasser, org. Substanz ete.. 1,00 100,00. Seinen organischen Ueberresten nach deckt sich das be- sprochene Gerölle vollkommen mit dem kalkigen Sandstein- schiefer Ssögren’s. Es enthält nämlich zunächst eine sicher bestimmbare Glabella, mehrere Randschild- und Hornfragmente, sowie eine Pleure des echten Paradoxides Tessinin Broncn. (= Paradozides Tessini var. Wahlendergü Anc. im Appendix zur Palaeont. Scand. pag. 94. Taf. Ia. Fig. 1')). Ausserdem aber fanden sich darin zwei schön erhaltene Kopfschilder von Ellipsocephalus (Liostracus) muticus Anc. (l. c. P. I—-N. p. 27. Taf. XIX. Fig. 3). Diese Art kommt nach Liswarsson in der Schicht mit Paradoxides Tessini bei Äleklinta und Ormöga auf Oland und bei Vinala in Nerike vor, und es ist das zugleich ohne Zweifel dasselbe Fossil, welches Ssöcren als Ellipsoce- phalus Hofü aufgeführt hat. Von sonstigen Versteinerungen ist das Geschiebe gänzlich frei. . ) Auch Ancerm’s ebendaselbst Fig. 2 unter dem Namen „Oelan- dieus“ abgebildete Varietät wird von Linwarsson mit Paradosxides Tessini vereinigt. as, a Ausserie ich ai, a ne nur ie brischen auf Seandinavien hinweisen, sondern im Allge auch unsere untersilurischen Gerölle mehr DEberein URB als mit den Silurgebilden Ehstlands. . Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Ve W. O0. BeysıcH. Danss. LieBıscH. Druck von J. F.Starcke in Berlin. Inhalt des I. Heftes. A. Aufsätze. 1. Ueber Scolecopteris elegans ZENKER und andere fossile Reste dem Hornstein von Altendorf bei Chemnitz. Von Herrn } STERZEL in Chemnitz. (Hierzu Tafel TI: und D.).2 2 oe 2. Ueber Dalmanites rhenanus, eine Art der Hausmanni-Gruppe, einige andere Trilobiten aus den älteren rheinischen Dach fern. Von Herrn EmanveL Kayser in Berlin. (Hierzu Tafel 3. Eine Kupferkiespseudomorphose von Nishnij-Tagil, am Uns Herrn Annpkeas Arzeunti in Berlin. . . .... ; 4. Beitrag zur Kenntniss des süddeutschen Muschelkalks. Yu u H: Eck in-Stuttgart, (Hierzu Tafel-IV.) .> 27. 7228 5 Ueber Riesentöpfe und ihre allgemeine Verbreitung in Deutschland. Von Herrn G. Berenpr in Berlin. (Hierzu abs MEY. Te % | 6. Ueber Schichtenstörungen im Unlarstnnde des Geschichälf an Beispielen aus dem nordwestlichen Sachsen und angrenze den Landstrichen. Von Herrn HERMANN ÜREDNER in Leipz (Hierzu Tafel VIII und IX.) . \ En 7. Ueber einige Eruptivgesteine aus der Umpegends von Er in Thüringen. Von Herrn Gustav Prmcsheim in Br (Hierzu Tafel X. und Xly.%: zn) B. Briefliche Mittheilungen der Herren H. Gruner, GviscarDı, A. v. GRODDECK, ROTHPLEA A" BALTZER und. H. Buckne. 2%. 2002 0 ne C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Sitzung vom 7. Januar 1880 . Protokoll der Sitzung vom 4. Februar 1880. . . . 3. Protokoll der Sitzung vom 3. März 1880 . Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlu \ « Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betrefiend die Versendung der Ze Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen etwaige . derungen des Wohnortes sind an Prof. Dr. Dames (C. Mineralogisches. der Universität) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die sche Buchhandlung (N.W. Marienstrasse 10.) einzureichen. D Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buchhändle Wege, sondern durch di reete Uehbersendung an die Bess Buchhandlung zu bewirken. s = m — — — — zz Zieitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. XXX. Band. - 2. Heft. April bis Juni 1880. a FR a R (Hierzu Tafel XIIT--XX.) Berlin, 1880. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Peeandne) N.W. Marienstrasse 10. D. bei dem sich stets steigernden Absatz der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft die Gefahr entsteht, dass Reclamationen bezüglich defeeter oder nicht eingegangener Hefte von weit zurückliegenden Bänden nicht berücksichtigt werden können , so ersucht der unterzeichnete Vorstand die Herren Mitglieder. derartige Reclamationen spätestens binnen zwei Jahr nach Herausgabe des betreffenden Heftes erheben zu wollen. Berlin, im September 1880. Vorstand der deutschen geologischen Gesellschaft. I. A. W. Dames. eat a a ee Zeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. 2. Heft (April, Mai und Juni 1880). A. Aufsätze. ——_ 1. Untersuchung von Chinesischen und Japanischen zur Porcellanfabrication verwandten Gesteinsvorkommnissen, Von Herrn Wırseım Passt ın Leipzig. Durch Vermittelung des Herrn ZırkeL verdanke ich Herrn von RICHTHOFEN eine Sammlung chinesischer und japanischer Gesteinsvorkommnisse, welche derselbe von seinen Reisen in den Jahren 1868—1872 aus China und Japan mitgebracht und mir zur Untersuchung überlassen hat, wofür ich ihm meinen Dank ausspreche. Die chinesischen Vorkommnisse, 18 Nummern umfas- send, bestehen fast ausschliesslich aus technisch zur Porzellan- fabrication verwandten Felsarten und deren geschlemmten Poch- mehlen; die japanischen Vorkommnisse aus den Gesteinen des Porzellanberges und der Umgebung eines Ortes Arita in der Provinz Hizen unweit Nagasaki gelegen. Im Folgenden möge nun zunächst die Sammlung der chi- nesischen Vorkommnisse ihre Besprechung erfahren. Sämmt- liche hierzu gehörenden Felsarten sind mit einer einzigen Aus- nahme Porzellanmaterialien, welche in King-te-tshönn östlich vom Pojang-hu in der Provinz Kiang-si gelegen, verarbeitet werden, einem Orte, wo in China seit Jahrtausenden das Por- zellan bereitet wird und gehören folgenden Fundorten an. Die Stücke 1 bis 9 stammen aus einem einzigen Stein- bruch Wu-köng bei Ki-mönn-hsien. No. 1 ist der hangende Phyllit, No. 2 Porzellanmaterial geringerer Qualität, Zeits. d.D. geol. Ges. XXX]JlL2. -15 EB No. 3 unbrauchbres Zwischenmittel, = No. 4 und 5 sind die Hauptrepräsentanten des 10 Fe mächtigen Lagers von Porzellanmaterial, No. 6 unbrauchbares Gestein, unmittelbar im Me den von No. 5, No. 7 desgl., 20 Fuss mächtig, No. 8 und 9 sind wieder Porzellangesteine, aber n Qualität nach in „Hu-tun“ und „Yu-tun“ gertennt. Die Nummern 10 bis 14 kommen ebenfalls in der Um- gegend von Ki-mönn-hsien vor, stammen aber aus einem an- deren Steinbruch als die Nummern 1 bis 9. No. 10 ist das geschätzteste aller Porzellanmaterialien. No. 11 eine geringere Qualität desselben, beide werden zu Yu-tun verwandt. No. 12 das geschlemmte Pochmehl aus ihnen, No. 13 ist wie No. 8 Material für Hu-tun, No. 14 das geschlämmte Pochmehi aus ihm. Die Nummern 15 und 16 sind von einem anderen Fund- orte: Yü-kan-hsiön. Es ist ein hochgeschätztes Gestein, das nur in den kaiserlichen Fabriken verwandt wird, No. 17 ist das geschlemmte Pochmehl aus ihnen, No. 18 endlich kommt aus der Nähe des jetzt erschöpften Fundortes: Kau-ling bei Fau-liang-hsiön. | Nach einer schriftlichen Notiz v. RıcatHuorsn’s, welche derselbe den Handstücken beigegeben hatte, liegen sämmtliche ihm bekannt gewordenen Fundorte des Porzellanmaterials in China im Gebiete des Phyllites und bilden, wie es scheint, in demselben regelmässige Einlagerungen, gehören also zum Schichtencomplex der archaeischen Formation. 1. Die chinesischen Gesteinsvorkommnisse. 1. Die Vorkommnisse von Ki-mönn-hsien. Das herrschende Gestein dieser Gegend ist ein Phyllit, in welchem, unter sich wechsellagernd, die Porzellanmaterialien und Zwischenmittel eine etwa 43 Fuss mächtige Einlagerung bilden. Das Hangende wie Liegende ist Phyllit. Im Hand- stück erscheint derselbe (No. 1) sehr dünnschiefrig, von schmutzig grünlichblauer Farbe auf den Schieferungsflächen. 925 Ueberzogen ist derselbe von einem eisenockerfarbigen Pigment, so dass man eine Zersetzung vermuthet, die aber, wie der frische Bruch sofort erkennen lässt, nur eine scheinbare ist. Die mikroskopische Untersuchung dieses Phyllites zeigt, dass derselbe hauptsächlich aus einer farblosen Masse besteht, in der ziemlich zahlreiche krystallinische Gebilde ausgeschie- den sind. Diese farblose Hauptmasse setzt sich aus den drei Ge- mengtheilen, Quarz, einem leichten glimmerähnlichen Mineral und einer amorphen farblosen Materie zusammen. Der Quarz tritt meist in unregelmässig contourirten Körnern von verschie- denem Durchmesser auf, die bei gekreuzten Nicols gewöhnlich hellblau bis stahlblau polarisiren, und oft, was bei grösseren Individuen namentlich deutlich zu gewahren ist, reich an Flüs- sigkeitseinschlüssen sind. Das glimmerähnliche Mineral, durchschnittlich nur lichter Kaliglimmer, da ihm diejenige Fasrigkeit abgeht, welche den Sericit auszeichnet, kommt in zarten, oft über einander gefügten, gebogenen, gestauchten und gewellten Lamellen vor, die eine sehr unregelmässige und wech- selnde Gestalt haben. Meist sind jene Glimmerlamellen um eins jener oben erwähnten Quarzkörner als Centrum in radial- geordneter Lagerung von der strengsten Regelmässigkeit an- gesetzt. Schliesslich sei noch bemerkt, dass der Glimmer im Gegensatz zum Quarz fast ganz frei von fremden Einschlüssen ist. Ausser diesen beiden Gemengtheilen der Hauptmasse zeigen die Dünnschliffe namentlich im polarisirten Licht bei gekreuzten Nicols eine dunkle Substanz, welche wie ein Cement Alles durchdrinst, völlig amorph ist und sich stets optisch einfach brechend verhält. Diese zweifellos amorphe Masse, von ZIRKEL bereits bei Phylliten beobachtet, ist nach ihm ein porodines, amorphes Silicat. !) In dieser Hauptmasse gewahrt man nun unter dem Mikro- skop eine grosse Schaar von bald dünneren, bald dickeren Mikrolithen. Diese Krystalle sind fast alle der ursprünglichen Schieferungsebene des Handstückes parallel gelagert, während ihre Längsaxen eigentlich nie, zum wenigsten einen sehr un- deutlichen Parallelismus ausweisen. Gewöhnlich sind sie wirr und ordnungslos durch das ganze Präparat zerstreut, aber in so grosser Menge, dass das ganze Gresichtsfeld förmlich von ihnen. wimmelt. Hier liegen sie lockerer, dort in dichtem, flockigen, wolkenartigen Haufwerk, so dass oft bei stärkerer Vergrösserung und grösstmöglichster Dünne des Schliffes nicht die einzelnen Individuen erkannt werden können. Deshalb erscheinen auch, namentlich bei etwas schwächerer Vergrösse- 1) Zirker, Mikrosk. Besch. d. Min. u. Gest. pag. 493. 19“ 226 rung unter dem Mikroskop hellere nadelärmere, und dunklere nadelreichere Stellen und Flocken im Präparat. Oft bilden sie auch um eins jener Quarzkörner, an welches sich die Glimmerlamellen in regelmässiger radialer Anordnung gelagert haben, einen weiteren concentrischen Hof, eine mittlere Kreis- fläche ganz frei lassend. Da wo sie spärlicher liegen, gewahrt man oft eine Vereinigung von mehreren solcher Mikrolithen zu gabelartigen oder morgensternartigen Aggregaten, oder es haben sich mehrere in ihrer Längsrichtung an einander ge- schmiegt, und lassen sich so am besten mit den Ruthenbündeln römischer Liktoren vergleichen. Früher würde man diese Mi- krolithen wohl einfach als „Thonschiefernädelchen“ bezeichnet haben, allein jetzt nach den neuesten Untersuchungen von Karkowsky !) unterliegt es keinem Zweifel mehr, dass die grösste Anzahl derselben Staurolithmikrolithen sind, be- sonders da man bei genauerer Durchsuchung der spärlicher liegenden Krystalle sehr viele Zwillinge bemerkt, die nach demjenigen Zwillingsgesetz des Staurolithes verzwillingt sind, welches das schiefwinklige Kreuz von 60° liefert und wo > P 2 die Zwillingsebene ist. Die Länge dieser Staurolith- mikrolithen schwankt zwischen 0,006 — 0,032 Mm., die Dicke zwischen 0,002—0,005 Mm.?) Neben diesen die Hauptmasse der Mikrolithen repräsentirenden Staurolithnädelchen fällt, ein wenn auch im Gegensatz zu diesen sehr geringer Theil dersel- ben und zwar die grösseren und stärkeren dem Turmalin zu, der oft in deutlich hemimorphen, vielfach zerbrochenen und meist sehr kenntlich dichroitischen Säulchen auftritt. Zu diesen beiden mehr nadelförmigen Mikrolithen, gesellt sich endlich noch der Granat in diesem Schiefer in zum Theil blassrosa gefärbten Rhombendodekaödern, und unregelmässig gestalteten Klümpchen, die völlige optische Isotropie bei gekreuzten Nicols erkennen lassen. Dieser Schiefer des Steinbruches Wu-köng besteht dem- nach aus einer Hauptmasse, zusammengesetzt aus Quarz, hellem Kaliglimmer, und amorpher Materie, in der eine grosse Anzahl von Mikrolithen enthalten ist, die zum bei weitem grössten Theil dem Staurolith, ausserdem aber auch dem Tur- malin angehören, und es ergiebt sich somit, dass in demselben ein typischer Phyllit vorliegt, da ausserdem jede Spur von Serieit oder einem sericitischen Mineral fehlt. Bei den nun zu besprechenden Vorkomninissen desselben ı) N. Jahrb. f. Mineral. ete. 1879. Heft 3. u. 4. pag. 382 ff. ») Es wurden Individuen gemessen von der Länge von 0,006, 0,009, 0,013, 0,016, 0,019, 0,025 und 0,032 Mm., sowie von der Dicke von 0,002, 0,003 und 0,005 Mm. + 227 Steinbruches müssen folgende zwei Gruppen gebildet werden, indem wir die zur Porzellanfabrication verwandten Gesteine, die im Folgenden der Kürze wegen als „Porzellangesteine“* be- zeichnet werden sollen, von den unbrauchbaren Gesteinen, den „Zwischenmitteln “, trennen, eine Trennung, die um so be- rechtigter ist, als sich bereits im Handstück makroskopisch ein deutlicher Unterschied zwischen beiden Gruppen zu erken- nen giebt. Zu den brauchbaren Porzellangesteinen gehören die Nummern 2, 4, 5, 8 und 9, zu den Zwischenmitteln die Nummern 3, 6 und 7. In No. 2 liegt der Repräsentant eines 5 Fuss mächtigen Porzellangesteins geringerer Qualität vor, welches sofort auf den hangenden Phyllit folgt. Es erscheint im Handstück von felsi- tischem, einem Petrosilex- oder einer Hälleflinta-ähn- lichem Habitus von weissgrauer Farbe und ist zum Theil von reichlichen dendritischen Bildungen bedeckt. Unter dem Mikro- skop zeigt es ein krystallinisch körniges Aggregat, welches im polarisirten Licht bei gekreuzten Nicols ein Mosaik von hellblau bis dunkel stahlblau polarisirenden Körnern aufweist, das nur hin und wieder durch schön buntgefärbte, kleine lamellenartige Partieen unterbrochen ist. Bei stärkerer Vergrösserung ge- wahrt man, dass dieses rein krystallinische Aggregat aus den drei Gemengtheilen: Quarz, Feldspath und hellem Kali- glimmer zusammengesetzt ist. Der Quarz bildet meist unregelmässig contourirte Körner, welche stellenweise Flüssigkeitseinschlüsse enthalten und bei weitem den grössten Theil des Gesichtsfeldes ausmachen, der Glimmer, nur lichter Kaliglimmer, tritt spärlich in ein- zelnen Lamellen auf, häufiger in kleinen, dünnen, welligen und gestauchten Schüppchen. Viel reichlicher, wenn auch noch nicht so häufig wie der Quarz, ist der Feldspath in leistenförmigen Durchschnitten vertreten, die zwar sehr reich an Einschlüssen, z. Th. Flüssigkeitseinschlüssen, häufiger aber noch an Hohl- räumen, im Grossen und Ganzen aber doch frisch und unzer- setzt sind. Ausserdem erweisen sich einige Stellen durch eine braune, körnige Masse verunreinigt; im Allgemeinen aber zeichnet sich das Gestein durch eine grosse Reinheit von frem- den Beimengungen unter dem Mikroskop aus. Zum Schluss sei noch der Umstand besonders hervorgehoben, dass die mi- kroskopische Untersuchung der Dünnschliffe dieses, sowie auch der noch weiter unten zu besprechenden Porzellangesteine, eine überraschend grosse Aehnlichkeit mit Präparaten einer Hälleflinta von Dannemora in Schweden erkennen liess, die zur Vergleichung herangezogen wurde. Ganz ähnliche Verhältnisse trifft man nun auch bei No. 4 und No. 5, welche durch ein 3 Fuss mächtiges Zwischenmittel von No. 2 getrennt, der 10 Fuss mächtigen Haupteinlagerung von abbauwürdigen Porzellangesteinen angehören. Nur treten die beiden in dem sonst ganz gleich wie bei No. 2 felsitisch und mit Dendriten bedecktem Handstück hin und wieder Quarz- körner, 0,5 bis 1 Mm. gross, porphyrisch ausgeschieden auf, die bei No. 2 ganz vermisst wurden. Unter dem Mikroskop zeigen beide das nämliche krystallinisch-körnige Aggregat von Quarz, Feldspath und Kaliglimmer, nur dass durchschnittlich die Grösse der Gemengtheile namentlich bei No. 5 eine be- deutendere als bei No. 2 ist, und somit das ganze Präparat im Dünnschliff auch einen grobkörnigeren Eindruck macht, und dass den makroskopisch auftretenden Quarzen unter dem Mi- kroskop Durchschnitte von grösseren, durch regelmässige Kry- stallflächen begrenzten Individuen entsprechen, die sehr reich an Flüssigkeitseinschlüssen mit sehr sichtbarer, z. Th. sehr mobiler Libelle sind. So war namentlich in No. 4 ein Quarz sehr reich an ungeheuer grossen Flüssigkeitseinschlüssen, von denen einer 0,02 Mm. lang und 0,006 Mm. breit, ein anderer sogar 0,05 Mm. lang und 0,02 Mm. breit war. Im Zusammen- hang zu alledem steht auch das Auftreten grösserer Glimmer- lamellen, welche sehr reich an Einschlüssen sind, die sich in den Querschnitten zwischen den einzelnen Lamellen abgelagert haben. Der Feldspath ist ganz gleich dem Feldspath in No. 2 vorhanden. Was schliesslich noch die hierher gehörenden Vorkomm- nisse No. 8 und No. 9 anlangt, welche nach v. RıcHTHoFEN’s Angaben aus demselben Steinbruch stammen, aber in Bezie- hung ihrer Lagerung zu den anderen Poızellangesteinen nicht näher gekennzeichnet sind, so sind sie der Qualität nach in Hu-tun (No. 8) und Yu-tun (No. 9) getrennt, eine Trennung, die sich im Handstück wie auch unter dem Mikroskop berech- tigt erweist.!) No.8 schliesst sich eng an die bereits beschrie- benen Vorkommnisse, namentlich an No. 4 und No. 5, an (No.2 bildet mehr ein Zwischenglied zwischen beiden Abtheilun- gen). Im Handstück von felsitischem Aussehen, besitzt es wie jene eine weisse bis gelblich weisse Farbe, und enthält hin und wieder porphyrisch ausgeschiedenen Quarz. Unter dem Mikroskop stellt es das bereits näher besprochene körnig kry- stallinische Aggregat von reichlichem Quarz in unregelmässig begrenzten Körnern, Feldspath in leistenförmigen Durch- 1) Hu-tun und Yu-tun sind nach einer Notiz v. RicHTHOFEN’s die beiden Bestandtheile, aus denen das Porzellan bereitet wird. Hu-tun ist der unschmelzbare, Yu-tun der schmelzbare Bestandtheil und beide werden in verschiedener Weise gemischt zur Herstellung des Porzellans verwandt. 29 schnitten und hellem Kaliglimmer in Schüppchen und flam- migen Häuten oder grösseren regelmässigen Lamellen dar. Dagegen ist bei No. 9, welches zu Yu-tun verwandt wird, schon der Habitus des Handstückes ein anderer. Es hat im Gegensatz zu den obigen 3 Vorkommnissen eine etwas bläu- liche Farbe und erscheint dem unbewafineten Auge völlig ho- mogen von felsitischem Charakter ohne jegliche krystallinische Ausscheidung. Hauptsächlich aber weicht es im Handstück durch einen ausgesprochen muschligen Bruch von jenen Vor- kommnissen ab und ist an den Kanten deutlich durchscheinend. Ausserdem ist es von Adern durchzogen, die aus Kalkspath bestehen. Unter dem Mikroskop zwar aus denselben Gemeng- theilen und in gleicher Weise wie die anderen Porzellangesteine zusammengesetzt, unterscheidet es sich doch durch sein viel häufigeres Vorhandensein von deutlich leisteniörmigen Feld- spathdurchschnitten, grösseren Quarzpartieen, vor allen Dingen ist es aber dadurch ausgezeichnet, und somit unter dem Mi- kroskop leicht von den anderen Vorkommnissen zu trennen, dass es Kalkspath in ziemlich grosser Menge enthält, der theils als Adern das Präparat durchzieht, theils in grösseren rissi- gen, schuppigen Flecken, die bei gekreuzten Nicols deutlich irisiren, durch dasselbe zerstreut ist. Der Gehalt an Calcium- carbonat ist auch die Veranlassung, warum das Vorkommniss No. 9 beim Befeuchten mit Salzsäure braust. Unter den unbrauchbaren Zwischenmitteln haben wir nun vorerst in dem Handstück No. 3 den Vertreter des 3 Fuss mächtigen Zwischenmittels zwischen den abbauwürdigen Materialien No. 2, 4 und 5. Das Handstück, mit Ausnahme einer centralen Partie von der Grösse und Form eines Hühnereies, rostbraun gefärbt, gleicht einem Porphyroide mehr, als einem Petrosilex, indem in einer sonst felsitischen Grundmasse Quarz, Feldspath, der schon bei Betrachtung mit der Loupe eine schulpige Zer- setzung erkennen lässt und hin und wieder Eisenkies in glän- zenden kleinen Krystallen ausgeschieden ist. Unter dem Mikroskop erweist es sich als ein krystallinisch körniges Aggregat von Quarz, Feldspathund Kaliglimmer, das reichlich Apatit, spärlich Eisenkies enthält und durch eine körnig klumpige, rostbraune Substanz, der weiter unten näher gedacht werden wird, verunreinigt ist. Der Quarz ist sehr häufig entweder in zusammenhängenden Partieen, die aus optisch verschieden orientirten Körnern bestehen, oder in klei- neren Körnern, die unregelmässige Begrenzungsflächen haben. Der Glimmer, wiederum bloss lichter Kaliglimmer, muss hier seinen genetischen Beziehungen nach in primären und se- cundären geschieden werden. Der primäre Glimmer erscheint in 30. grösseren Lamellen, die von körnigen Einschlüssen von licht- gelber Farbe wimmeln und welche namentlich den Spaltungs- flächen entlang angehäuft sind, oder aber weit zurücktretend in kleinen schulpigen Schüppchen, da dieser schuppige Glimmer zum grössten Theil secundärer Natur ist. Die Feldspathe weisen nämlich alle eine mehr oder weniger fortgeschrittene Zersetzung in hellen Kaliglimmer auf, der dann jene wolkigen, wellig gebogenen, ausgefranzten Flammen und Schulpe bildet. Obwohl der Kaliglimmer die ursprüngliche Eeldspath- substanz fast gänzlich verdrängt hat, so haben sich die Glim- merhäute doch so orientirt, dass man noch deutlich die Con- touren der einstigen Feldspathkrystalle erkennen kann, dadurch aber stellt es sich heraus, dass die Feldspathe zum Theil Orthoklase, oft in Carlsbader Zwillingen, zum Theil aber auch Plagioklase mit reicher Zwillingslamellirung waren. Ein günstiger Durchschnitt durch einen solchen in Glimmer umgewandelten Feldspath liess besonders deutlich die Mikro- structur dieses secundären Gebildes erkennen. Der Feldspath war ein Carlsbader Zwilling von Orthoklas gewesen, von der früheren Verwachsungsebene aus hatten sich die Kaliglimmerhäute rechtwinklig in grösseren und kleineren Flammen oder Schuppen oder Schulpen angesetzt, die an der früheren Begrenzungsfläche des Feldspathes ihr Ende erreichten, wodurch es ermöglicht war, dass die frühere Form des Feld- spathes, wie die Verwachsungsnaht, welche gleichsam als Axe für die Glimmerschulpe diente, sehr gut hervortrat. Andere trikline Feldspathe wiesen in ihren Durchschnitten eine der- artige von der Verwachsungslinie als Axe ausgehende recht- winklige Anordnung von Glimmerhäuten öfters auf, entsprechend der Zwillingslamellirung. So konnte man an einem besonders schönen Durchschnitt sieben solcher Verwachsungsebenen noch deutlich erkennen, obwohl der ganze Feldspath aus Glimmer bestand. Ausser diesen drei leitenden Gemengtheilen Quarz, Feldspath und Glimmer führt das Gestein noch sehr reichlich Apatit in oft recht langen und grossen Säulen und schönen sechseckigen Durchschnitten. So schwankte die Länge der Apatite von 0,04 — 0,22 Mm. und die Dicke von 0,009 bis 0,03 Mm., denn es wurden Individuen gemessen von der Länge von 0,04, 0,06, 0,09, 0,1, 0,15, 0,14 und 0,22 Mm., sowie von der Dicke von 0,009, 0,01, 0,02 und 0,03 Mm. Die Apatitsäulchen enthielten häufig wiederum Mikrolithen von manchmal blassgrüner Farbe, über deren Zugehörigkeit zu einem bestimmten Mineral sich wohl wenig sagen lässt. Neben diesem als accessorischen Gemengtheil zu bezeichnenden Apatit fanden sich im Dünnschliff, entsprechend dem makroskopischen Befund, im durchfallenden Licht schwarze klumpige Partieen, 23l welche bei Abblendung unter dem Mikroskop speisgelb bis gold- gelb glänzten und sich so als Eisenkies zu erkennen gaben. Der makroskopisch im Handstück hervortretenden Fär- bung entspricht unter dem Mikroskop ein häufiges Vorhanden- sein einer körnigen Masse, welche die Farbe des Eisenockers besitzt, durch ihr häufiges Auftreten die rostbraune Farbe des Handstückes bedingt und welche man wohl am besten mit der von VOGELSAnG !) vorgeschlagenen Bezeichnung Ferrit be- namsen kann. Dieser Ferrit tritt nun theilweise in grösseren und klei- neren Klümpchen und Knöllchen auf, die zum Theil aus einem Haufwerk von kleineren Körnchen bestehen, wie pellucidere Partieen unter dem Mikroskop zeigten, oft aber findet man, dass diese Klümpchen, welche sonst nach aussen hin ganz wechselnd und unregelmässig begrenzt waren, scharf contou- rirte, geradlinige Begrenzungen haben, so dass es scheinen möchte, als ob dieselben aus lauter kleinen Rhomboöderchen zusammengesetzt wären, ja oft findet man einen deutlichen grösseren, völlig rhombo&drischen Durchschnitt. Was die An- ordnung und Vertheilung dieser Gebilde anlangt, so sind sie theils ordnungslos durch das ganze Präparat zerstreut, zum bei weitem grössten Theil aber umsäumen sie die Contouren der früheren Feldspathe und geben so ein leichtes Erkennungs- mittel der Durchschnittsformen der einstigen, jetzt in Glimmer verwandelten Feldspathe. Endlich hat sich der Ferrit auch in den Spalten und Sprüngen der Glimmerlamellen angesiedelt. Dass dieser Ferrit secundärer Natur ist, davon geben zwei Dünnschlife aus dem Handstück No. 3 guten Aufschluss, welche so angefertigt waren, dass der Schliff zum Theil aus jener nicht gefärbten Partie bestand, welcher oben bei Be- schreibung des Handstückes gedacht wurde, zum Theil aus gefärbter, so dass die Grenze beider mitten durch das Präparat ging. Da sah man unter dem Mikroskop namentlich bei Feld- spathdurchschnitten, die aus dem farblosen Theil des Dünn- schliffes bis in den pigmentirten hineinreichten, dass sie nur hier an ihrer Oberfläche mit Ferritkörnern bedeckt, und dass ebenso auch die Glimmerlamellen innerhalb des ungefärbten Theiles frei von Ferrit waren. Dagegen zeigte sich an Stelle des Ferrites überall in diesem Theil eine schmutzig graue, körnige Masse, die im gefärbten Theil in Ferrit umgewandelt zu sein schien. Es erübrigt nur noch die Besprechung der Handstücke No. 6 und No. 7, welche das Liegende von No. 4 und No. 5 bilden, eine Besprechung, bei der ich mich um so eher kurz Y) Zeitschr. d. d. geol. Ges. XXIV. 1872. pag. 529. Bu. fassen kann, als beide sowohl unter sich, namentlich aber auch mit No. 3 in ihrem mikroskopischen Befund die grösste Achu- lichkeit und Uebereinstimmung zeigen. Die Handstücke der beiden Vorkommnisse ebenfalls rost- braun gefärbt durch unter dem Mikroskop häufig vorhandenen Ferrit, nähern sich nur noch mehr als No. 3 in ihrem Aus- sehen den Porphyroiden, namentlich gilt dies von No.7, da man bei beiden sehr reichlich ausgeschiedenen Quarz und Feld- spath bemerkt, der schon makroskopisch im Handstück jene oben näher erörterte Zersetzung in Glimmer gewahren lässt. Unter dem Mikroskop herrscht zwischen beiden und mit No. 3 die grösste und fast völlige Gleichheit, nur dass die Di- mensionen der Gemengtheile bedeutender und die zersetzten Feld- spathe häufiger sind. Ebensowenig fehlt beiden der accesso- rische Apatit und Eisenkies und endlich weisen sie in gleich reichlichem Maasse eine Verunreinigung durch Ferrit auf. Hiermit an den Schluss der Besprechung der Felsarten des Steinbruches Wu-köng angelangt, ist es möglich, einen kurzen Ueberblick anstellen zu können. Dieselben bestanden aus einem Phyllit, dem herrschen- den Gestein der ganzen Gegend und den beiden Gruppen der brauchbaren Porzellangesteine und der unbrauchbaren Zwischenmittel, im Ganzen aus neun Handstücken. Die zur Porzellanfabrication verwendbaren Felsarten erwie- sen sich als Gesteine von Hälleflinta- oder Petrosilex- ähnlichem Charakter und mussten, obwohl im Handstück unter sich von grosser Aehnlichkeit, dennoch in zwei Abtheilungen ge- trennt werden. Die Vorkommnisse No. 4, 5 und 8, weiche die erste derselben repräsentiren, stellten unter dem Mikroskop ein durch und durch krystallinisch körniges Aggregat von Feld- spath, Quarz und lichtem Kaliglimmer dar, und unter- schieden sich unter einander nur durch ein mit steigender Nummer grobkörniger werden der Gemengtheile, wogegen bei der zweiten Abtheilung, gebildet von dem Vorkommniss No. 9, noch der Kalkspath zu obigen Gemengtheilen als für diese Abtheilung gerade charakteristisch hinzutrat, No. 2 konnte als ein Zwischenglied zwischen beiden angesehen werden. Auch im Handstück erwies sich die Trennung als nothwendig und auch in der technischen Verwendung machte sich der Unter- schied beider Abtheilungen geltend, indem die erste zum Por- zellanmaterial Hu-tun, die zweite zum Porzellanmaterial Yu-tun verwandt wird. Dagegen besassen die Zwischenmittel im Handstück einen mehr porphyroidischen Habitus, durch zum Theil reichlich ausgeschiedenen Quarz und Feldspath und besassen im Gegensatz zu den verwendbaren Porzellangesteinen eine rost- en ee braune Färbung, welche von mikroskopisch reichlich vorhan- denem Ferrit herrührte. Unter dem Mikroskop bildeten sie ein krystallinisch körniges Gemenge von Quarz, Feldspath und Kaliglimmer und waren ziemlich zersetzt. Trotz der Zusammensetzung aus den gleichen Gemeng- theilen bestehen aber zwischen den Porzellangesteinen und Zwischenmitteln, abgesehen von den Differenzen, die sich schon im Handstück geltend machten, noch weitere kleine Unter- schiede. So unterscheiden sie sich wesentlich einestheils durch die Grösse der Gemengtheile, anderentheils durch das relative Mengenverhältniss derselben. Die Porzellangesteine waren durchweg viel feinkörniger als die Zwischenmittel, vor Allem waren sie aber in der Grösse des Kornes viel gleichmässiger, indem fast gänzlich sämmtliche grösseren Individuen fehlten, welche in den Zwischenmitteln, entsprechend ihrem porphy- roidischen Charakter, ziemlich häufig waren und namentlich war der Glimmer im Gegensatz zu den Porzellangesteinen in viel grösserer Menge vorhanden und musste streng in secun- dären und primären geschieden werden, da die sämmtlichen sehr reichlich in grösseren Durchschnitten vertretenen Feld- spathe in Kaliglimmer zersetzt waren. — Einen weiteren und vielleicht den Hauptunterschied zwischen beiden Gruppen bil- dete das gänzliche Fehlen accessorischer Gemengtheile und verunreinigender Beimengungen bei den Porzellangesteinen und das reichliche Vorhandensein derselben bei den Zwischenmitteln. Diese waren ja, wie wir sahen, zum Theil sehr reich an Apatit, hauptsächlich aber war es der grosse Gehalt an Ferrit, der die Zwischenmittel färbte und nicht unerheblich verunreinigte. Daher denn auch wohl bloss der Ferritgehalt und die damit verbundene Verunreinigung der einzige Grund zu sein scheint, warum die Vorkommnisse No. 3, 6 und 7 zur Porzellanfabri- eation unbrauchbar sind, da sie doch im wesentlichen nicht viel von den brauchbaren Vorkommnissen unterschieden sind. An die eben besprochenen Gesteine reihen sich nun noch die Nummern 10 bis 14, die zum Theil aus anstehendem Por- zellangestein (No. 10, 11 und 13), zum Theil aus den durch Schlämmen aus ihnen erhaltenen Pochmehlen (No. 12 und 14) bestehen. Die meisten der jetzt zu besprechenden Vorkomninisse wurden auch einer chemischen Untersuchung unterworfen. Die betreffenden Analysen wurden vom Verfasser in dem ihm von Herrn F. ZırkeL gütigst überlassenen chemischen Laboratorium des mineralogischen Instituts der Universität Leipzig ange- fertigt; ausserdem aber hatten einige meiner Herren Commi- 934 litonen die Freundlichkeit, noch zwei Analysen und einige Controlanalysen zu übernehmen. !) Es sei mir daher gestattet, all’ denjenigen Herren, welche mich so liebenswürdig unter- stützten, hier öffentlich meinen Dank auszusprechen. Wenn man die Gesteinsvorkommnisse No. 10, 11 und 13 betrachtet, so gewahrt man sofort eine grosse Aehnlichkeit und Gleichheit mit den oben besprochenen Materialien des Steinbruches Wu-köng. Wir erinnern uns, dass die meisten derselben, No. 4, 5 und 8, einen felsitischen Habitus im Handstück besassen, das hin und wieder porphyrisch ausgeschie- denen Quarz erkennen liess und von weisser Farbe war — sie wurden zu Hu-tun verwandt — und dass dazu im Gegensatz das zu Yu-tun verwendbare Gestein No. 9 sich frei von jeg- licher makroskopischen Krystallausscheidung von bläulich weisser Farbe, splittrigem Bruch und an den Kanten durchscheinend, ausserdem von Kalkspathadern durchzogen erwies, so dass es nicht schwer war, beide Qualitäten schon im Handstück zu unterscheiden. Ganz Gleiches findet sich nun auch hier, indem die Vorkommnisse No. 10 und 11 im Gegensatz zu No. 13 als zu Yu-tun, dies als zu Hu-tun verwendbar zu erkennen sind. No. 10 und 11 schliesst sich eng an No. 9, No. 13 eng an die Vorkommnisse No. 4, 5 und 8 an, so dass die Be- schreibung derselben hier um so kürzer sein kann, da ja jene oben genau besprochen wurden. Nur lassen No. 10 und 11 den Gegensatz zu No. 13 und somit zu den zu Hu-tun ver- wendbaren Materialien noch schärfer and prägnanter erkennen, so dass wohl No. 10 als der typischste Vertreter von Yu-tun aus der ganzen Zahl von Vorkommnissen herausge- griffen werden kann. j No. 10 und 11 also zu Yu-tun verwendbar, sind von No. 9 -kaum zu unterscheiden. Unter dem Mikroskop gesellt sich auch hier zu den als leitend erkannten Gemengtheilen Quarz, Feldspath und hellem Kaliglimmer der Kalkspath, weshalb sie auch beim Befeuchten mit Salzsäure brausen. Sie sind jedoch von No. 9 insofern etwas unterschieden, als die deutlich erkennbaren Feldspathleisten fast ganz fehlen, wogegen es jedoch keinem Zweifel unterliegt, dass die trüben einschluss- reichen, unregelmässig begrenzten Partieen, die sich unter dem Mikroskop deutlich vom Quarz unterscheiden lassen, dem Feld- spath angehören. — Wegen dieser grossen Uebereinstimmung dürfte auch die Analyse von No. 10 als dem typischen Ver- treter von Yu-tun auf No. 9 im Grossen und Ganzen ihre Anwendung finden. Dieselbe ergab, wie ja aus dem ganzen 1) Dieselben wurden in den Laboratorien der Herren KoLzE und WIEDEMANN angefertigt. 235 mikroskopischen Befund und aus dem äusseren Habitus des Gesteins vorauszusehen war, einen ziemlich hohen Kiesel- säuregehalt. Die speciellen Ergebnisse der beiden von No. 10 ausge- führten Analysen waren: I. 1. STONE 22... 214;60 74,94 APO3.5: : 216,46 16,11 Ga, 22,05, 2,58 2,65 KO ...,2...202 2,19 Na20,.222 01:98 2,13 —— 1.0, m. 2,42 100,86 101,04 Bemerkenswerth ist noch, dass dieses wie alle weiter unten noch näher zu beschreibenden Porzellangesteine fast gänzlich eisenfrei sind, oder höchstens ganz minimale, unwäg- bare Spuren desselben zeigten. Hier lag auch zum ersten Male das aus No. 10 und 11 angefertigte und geschlämmte Pochmehl vor (No. 12). Das- selbe stellte ein backsteinartiges Gebilde dar, wie es direct in den Fabriken verwandt wird, und mit einem Stempel als Marke versehen war. Es war sehr feinpulvrig, daher es beim An- fassen abfärbte und hatte eine in’s Gelbliche spielende Farbe; in der Achatschaale zerrieb es sich leicht zu einem ganz feinen Mehl. Unter dem Mikroskop zeigte es sich als aus grösseren und kleineren Trümmern und Brocken von gleicher petrogra- phischer Zusammensetzung als No. 10 und 11 bestehend, daher denn auch die chemische Analyse fast keine Abwei- chungen in der Zusammensetzung ergab. Es war zusammen- gesetzt aus: T: IL») S102. 08, 1561: 7599 A081 ©, 15,601 0 16,90 Ba02, 220,75 0,72 Kal... 002,04 2,36 NA20 022 2246 2,22 Hewi... 2,12 99,69 100,13 ») Controllanalysen führten aus die Herren MÜHLFRIEDEL und GRUND. 26 Daran reiht sich schliesslich noch das Porzellangestein No. 13. Dieses leicht nach seinem Aeusseren als zu Hu-tun verwendbar, kenntlich, gleicht im Handstück und unter dem Mikroskop so sehr den oben besprochenen Vorkommnissen No. 4, 5 und 8, dass ich behufs seiner Beschreibung nur auf jene zu verweisen habe. Die Analyse verdanke ich der Güte des Herrn P. Mann. Sie ergab: SO. 0 ae ArO "5 10,99 030°. : 31,60 x>02:,.28,90 Na209. 7 0.97. 1204 2,524 101,18 Auch zu diesem Porzellangestein (No. 13) war das zu- gehörige Pochmehl No. 14 vorhanden und ergab bei seiner . mikroskopischen Untersuchung, dass es analog No. 12 aus dem zerkleinerten und gepulverten Muttergestein bestand, einen Befund, dem auch in vollem Maasse wiederum die chemische Analyse entsprach. Nämlich: i 11.) 3102... 7410 1,7490 ABO? . . 16,28 16,58 Ca0:.02 2.0088 08 Kor... Ar 1 Na20; ..: 0,42 0,88 a ee en 100,69 100,17 2. Die Vorkommnisse von Yü-kan-hsien. Es erübrigt nun noch, um die chinesischen Vorkomm- nisse zu Ende zu bringen, die Besprechung der Porzellan- gesteine No. 15 und No. 16 von Yü-kan-hsien. Diese beiden Porzellanmaterialien ähneln sich chemisch und petrographisch so sehr, dass wir sie unmöglich von einan- der trennen können, sondern sie Zusammen besprechen müssen. ») Eine Controllanalyse übernahm Herr Grunp. a - Im Handstück gleichen sie fast ganz den Porphyroiden; No. 15 muss man sogar direct als solches bezeichnen, da es in seiner sonst homogenen und felsitisch aussehenden Grund- masse reichlich hellen Kaliglimmer in deutlichen und grossen Blättehen makroskopisch erkenen lässt. Diese fehlen zwar bei No. 16 makroskopisch gänzlich, daher dieses auch sehr an die Porzellangesteine von Ki-mönn-hsiön erinnert, obwohl unter dem Mikroskop auch hier der Glimmer reichlich vertreten ist; es sieht dasselbe im Handstück vielmehr ganz so aus, wie die Grundmasse von No. 15, der Bruch ist bei beiden splittrig; die Farbe weiss mit einem Stich in’s Bläuliche. Unter dem Mikroskop erweisen sie sich zusammengesetzt aus Quarz und hellem Kaliglimmer, der Feldspath fehlt gänzlich, wenigstens war mir es unmöglich, selbst bei der ge- nausten Durchsicht vieler Präparate nur eine Spur desselben zu entdecken, die beiden Vorkommnisse stehen daher im scharfen Gegensatz zu den vorhin erwähnten Materialien. Den Haupt- gemengtheil bildet der den hohen Kieselsäuregehalt bedingende Quarz, welcher theils in ziemlich grossen Individuen und gleichsam ohne Grenze verschwimmenden Flecken und Par- tieen, oder mit regelmässigen Krystalldurchschnitten auftritt und ist sehr reich an Einschlüssen, welche zum Theil flüssiger Natur sind, zum Theil dem Kaliglimmer angehören, der den zweiten leitenden Gemenstheil des Gesteins ausmachte. Der- selbe erscheint in dreierlei Gestalt: einmal in grossen regel- mässigen Lamellen mit deutlicher basaler Spaltbarkeit, jedoch war dies die seltenste Form, dann in grösseren, wellig-gebo- genen, gefranzten und gestauchten, vielfach mit einander ver- schlungenen, oft über einander sich schmiegenden Flammen und Häuten, endlich in ganz kleinen, erst bei stärkerer Vergrösse- rung deutlich in ihren Contouren unterscheidbaren kleinen Schüppchen und Schulpchen, welche das ganze Präparat in dichtem Haufwerk durchziehen und .die Quarzkörner oft kranz- artig umgeben; oft enthielten einzelne grössere Quarze Schüpp- chen von Glimmer in sich eingeschlossen. Das Präparat ergab daher bei gekreuzten Nicols ein zierliches Bild, indem die Fläche des Gesichtsfeldes, welche hauptsächlich aus in verschiedenen Nuancen des Blau polarisirenden Quarzkörnern ' bestand, von einem buntfarbigen, roth, grün, gelb etc. polari- sirenden, aus Kaliglimmerschüppchen bestehenden, vielfach verschlungenen Band durchzogen war, wozu noch die schön farbig polarisirenden grösseren Glimmerlamellen und Häute hinzukamen. Der Feldspath wurde auch im polarisirten Licht gänzlich vermisst. Die chemische Analyse ergab daher auch hier einen hö- heren Kieselsäuregehalt als bei den Porzellangesteinen von 238 Ex: Ki-mönn-hsiön, was jedenfalls von der grossen Menge Quarz herrührt. Die Analyse von No. 15 verdanke ich der Güte des Herrn Kırrr. Sie ergab: SEO AN A120°,.... 19,38 030.72... 1526 K29... 0.0089 N220. 0 — 4:07... 9291 100,22 Die beiden Analysen’ von No. 16 ergaben: T. 11.) SLOR 7. 77,40 AO’. © 219.10 15,20 (EM OR URT/L) 0,60 KO :,0.0, 2273080 3,68 Na70%: 27 ..1,40 1,23 HORE 2,12 100,535 100,80 Auch hier ergab sich das aus beiden erhaltene und ge- schlämmte Pochmehl No. 17 unter dem Mikroskop als aus dem zerkleinerten Material von No. 15 und 16 bestehend und bot daher nichts weiter Bemerkenswerthes. Die Analyse ent- sprach alledem vollständig, sie ergab: 1. II. >) SION 711,02 A208 1: 2919,38 15,45 a0 ne 08 0,30 KO aka 10 9,28 2,98 N322D.. u: .100.1.29 1,40 H70r means 2,98 101,50 100,83 2) Eine vollständige Controllanalyse verdanke ich Herrn MÜHLFRIEDEL. 2) Eine Controllanalyse übernahm Herr Grunv. 3 h, t De che ”‘’ a ee lu BP a a gun na en Su 939 Ehe wir jedoch nun die chinesischen Porzellangesteine verlassen, muss anhangsweise noch das Pochmehl No. 18 eine kurze Besprechung erfahren. Dieses Pochmehl stammt aus der Nähe des jetzt erschöpften Fundortes Kau-ling, d. h. „hoher Pass“, in dem Kreise Fau-liang-hsien und hat insofern noch ein besonderes Interesse, als gerade dieses Vorkommniss nach v. RıcHTuorEn’s Angabe Veranlassung zu dem Namen Kaolin gegeben hat. Proben dieses Pochmehls wurden nämlich mit dem Stempel „Kau-ling“ :versehen nach Europa verkauft, wo die Franzosen diesen Namen „Kao-ling“ und „Kaolin“ schrie- ben, welche Bezeichnung dann von ihnen auf die natürlich vorkommende Porzellanerde übertragen wurde. | Die Untersuchung dieses Pochmehles mit dem Mikroskop ergab nun, dass dasselbe gleich den bereits besprochenen Poch- mehlen aus einem zertrümmerten und zerkleinerten Gestein von ganz analoger Zusammensetzung als die meisten oben be- schriebenen Porzellangesteine von Ki-mönn-hsiön besteht. In engem und beweisendem Zusammenhang mit diesem mikrosko- pischen Befund steht auch der Kieselsäuregehalt desselben, es enthielt nämlich: 76,78 pCt. SiO? nach einer Bestimmung, die ich der Güte des Herrn MüÜnHLFRIEeDEL verdanke. Aus diesen Angaben aber folgt, dass dieses Pochmehl No. 18 durchaus nichts mit einem echten Kaolin gemeinsam hat, dass es vielmehr einem mit den bisher besprochenen Porzellan- materialien chemisch und petrographisch gleich zusammenge- setzten Gestein seinen Ursprung verdankt. Nachdem hiermit die Besprechung über „die chine- sischen Porzellangesteine“ beendet ist, soll versucht werden, in einem kurzen Ueberblick das wesentliche der gefun- denen Resultate über die in King-te-tshönn zur Porzellanfabri- cation verwandten Gesteinsvorkommnisse zusammenzustellen. Die in obigen Zeilen beschriebenen „Porzellangesteine“ stammen von drei Fundorten, einmal aus zwei Steinbrüchen der Umgegend von Ki-mönn-hsien, dann aus der Umgegend von Yü-kan-hsiön und endlich von dem Punkt Kau-ling im Kreise Fau-liang-hsien. Alle diese Fundorte liegen nach einer Notiz v. Rıcutuoren’s im Gebiet des Phyllites, woraus folgt, dass die chinesischen in King-te-tshönn verbreiteten Porzellan- gesteine der archaeischen Formation angehören. Was den äusseren Habitus der Handstücke, und im Grossen und Ganzen die mikroskopische und chemische Zusammen- setzung anlangt, so stellen sämmtliche Porzellanmaterialien Gesteine von mehr oder weniger „felsitischen“ Charakteren Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 2. 16 940 dar, sie gleichen am meisten den als Petrosilex bezeich- = neten Gesteinen den Haelleflinten und Euriten; manche stehen auch den Porphyroiden nahe, indem sie in einer sonst homogen und aphanitisch erscheinenden Grundmasse por- phyrisch ausgeschiedenen Quarz, zum Theil auch Kaliglimmer erkennen lassen. Ei Unterstützt wird die Annahme der Zugehörigkeit und Aehnlichkeit der Porzellangesteine zu den Haelleflinten u. s. w. durch den mikroskopischen Befund. Unter dem Mikroskop bil- den sie nämlich ein krystallinisch körniges Aggregat von Quarz, hellem Kaliglimmer und zum Theil auch Feldspath, und einige sind den zur Vergleichung herangezogenen Haelle- flinten von Dannemora in Schweden zum verwechseln ähnlich. Zu alledem kommt noch die fast übereinstimmende und gleiche chemische Zusammensetzung der Porzellangesteine und der zur Vergleichung herangezogenen Gesteinsvorkommnisse, indem auch erstere einen sehr hohen Kieselsäuregehalt besitzen, der von 75 bis 77 pCt. schwankt. Recht deutlich wird diese chemische Uebereinstimmung, wenn die Analysenresultate der vorliegenden Porzellange- steine, mit den Analysenergebnissen einiger Haelleflinten, Eurite und Petrosilex-Gesteine zusammengestellt wer- den, die vom Verfasser aus den Beiträgen zur Petrographie der plutonischen Gesteine von Justus Rora, Jahrg. 1861. 69 und 73 entlehnt sind. Beifolgende Zusammenstellung ver- anschaulicht diese Verhältnisse: Haelleflinta von No. 10. Material Schweden. NW. von zu Yu-tun.) Tärna-Kirche. SIOAFE IE Aa 123 AR 14,59 I ee 0,68 Dear. Zee 3,40 Me 1,09 Cara 32.2.2269 1,03 KAT IN EEE 7 2520 Nor 2,01 HORSE 2.42 1,76 101,04 99597 2) Vergl. pag. 235. oo... Haelleflinta von Eurit von Same: Schweden. Kiıla den. Zw. Simla Pfarrhaus und Lillän. Sı0? 75,76 13:20 APr03-; 12,78 19:55 Be 02; 1,91 0,46 FeO. 1532 2,20 MnO 0,81 MsO 0,92 1,05 3 CaO 1,87 0,93 E K’O 1,63 4,02 | Na°’O 1,50 3,34 ° H°O. 1.22 0,55 3 | 99,91 99,01 E Ferner: 2 ‘ No. 13. Material Haelleflinta. Schwe- Petrosilex. : zu Hu-tun.)) den, Aboga. Bretagne. 3 SıO? 74,31 75,83 75,04 : AO®. . 16,39 11,37 15,50 & Fe?’O?. EL Sa 1,20 FeO Si ee MnO . — en MsO . —— 0,91 Bo ..:21,60 1,30 Ei Na’0:- 0,57 0,16 | 3.80 K?’O 5,90 5,20 J ; H?O 2,41 1.12 = 101,18 5,89 97,30 Und endlich: Ssı0? . APrO®: Fe?O3, Bet) -. MnO . Mgs0O . Cake; Na’O. 18, H?O 1!) Vergl. pag. 236. Porzellanmaterial Haelleflinta. Jungfru- N 02.16.27 grube Dannemora. 77,11 76,15 15,10 13,46 — 1,90 — 1,52 0,70 0,43 1,40 2,54 3,50 9 2,72 — 700, 53 99,81 ?) Vergl. pag. 238. ko 242 en: Petrosilex. Gang Eurit. Schweden im Granit d. kleinen Lorttjärnar. Hohnsteinklippe. SEO AN 76,33 120 0 SO 13,89 DEE. 20.28.1200 — eD'.... 5 ,.% 156% 1,33 MnOz Hz — 0,19 Ms... 0.2062 0,04 30. 5372522096 0,95 Na205.: 2.1.2243 2,43 RD 9,28 20... ra 0,52 100,522.2- 101,51 Endlich widerspricht ja dieser Annahme auch nicht das geologische Vorkommen in den krystallinischen Schiefern. So ähnlich nun aber auch die Porzellangesteine unter sich sind, so bestehen dennoch im Handstück wie auch besonders unter dem Mikroskop bestimmte Gegensätze, so dass es sich nothwendig macht, die gesammten Vorkommnisse in drei Gruppen zu trennen. Die erste Gruppe ergiebt sich unter dem Mikroskop als .ein krystallinisch körniges Aggregat von Feldspath, Quarz und hellem Kaliglimmer; im Handstück werden die Glieder dieser Gruppe zum Theil porphyroidisch durch porphyrisch ausgeschiedenen Quarz und besitzen im Gegensatz zur zweiten Gruppe eine mehr gelblich-weisse Farbe, daher es nicht schwer ist, schon äusserlich die Glieder der beiden Gruppen zu unterscheiden. — Es gehören hierzu die Vorkommnisse No. 1, 4, 5, 8 und 13. Die zweite Gruppe besteht zwar unter dem Mikroskop aus denselben Gemengtheilen, indessen gesellt sich zu ihnen als wesentlich und leitend der Kalkspath; im Handstück sind sie gänzlich frei von jeglichen krystallinischen Ausscheidungen und daher völlig felsitisch. Der Bruch ist muschelig, die abgeschlagenen Scheiben an den Kanten durchscheinend, und die Farbe ein reines Weiss mit einem Stich in’s Bläuliche. — Es gehören hierzu die Vorkommnisse No. 9, 10 und 11. Die beiden Gruppen sind zwar chemisch nicht sehr unterschieden, nur dass sich der Kalkspathgehalt der zweiten Gruppe auch im Analysenresultat geltend macht, sie werden jedoch auch technisch gesondert, indem die erste Gruppe aus- schliesslich zu einer als Hu-tun, die zweite zu einer als Yu-tun bezeichneten Porzellanmasse verwandt wird. !) ı) Vergl. die Bemerkung über Hu-tun und Yu-tun pag. 228. # “ BR; iz x 243 - Die dritte Gruppe endlich ist unter dem Mikroskop bloss aus Quarz und hellem Kaliglimmer zusammengesetzt, der Feldspath fehlt gänzlich, sie bildet daher den übrigen Gruppen gegenüber eine ganz streng gesonderte Abtheilung, da auch ihr Kieselsäuregehalt den der beiden obigen Gruppen übertrifft, was ja eine unbedingte Folge der hauptsächlichen Zusammensetzung aus Quarz ist. Diese dritte Gruppe wird nur von den Vorkommnissen No. 15 und 16 der Umgegend von Yü-kan-hsiön gebildet, da sich über das Pochmehl No. 18 nichts bestimmtes aussagen lässt, da das ihm zugehörige Gestein fehlt. Der verhältnissmässig grosse Gegensatz dieser dritten Gruppe gegenüber den beiden anderen, bedingt durch das gänzliche Fehlen des Feldspathes im Verein mit dem Vorkommen an einer anderen getrennten Localität, legt die Annahme nahe, dass die beiden ersten Gruppen nur Varietäten ein und desselben Gesteines sind, da das Hinzukommen des Kalkpathes doch nicht wesentlich den Charakter des Gesteins beeinträchtigt, während in der dritten Gruppe ein gänzlich an- deres Gestein vorliegt. Die Vorkommnisse dieser Gruppe repräsentiren zugleich das geschätzteste Porzellanmaterial und sie werden nur in den kaiserlichen Fabriken verwandt. Im engen Zusammenhang mit den eben besprochenen Fels- arten stehen nun die geschlämmten Pochmehle und sie haben noch ein weitergehendes technisches Interesse, indem sie direct, wie sie zur Untersuchung vorlagen, zur Porzellanfabrication verwandt werden. Einige Proben dieser Pochmehle wurden, in Canadabalsam eingebettet, unter dem Mikroskop untersucht und gaben sich als der fein zertrümmerte und gepulverte Detritus ihres be- treffenden Muttergesteins zu erkennen und boten daher nichts Bemerkenswerthes, die chemischen Analysen ergaben denselben engen Zusammenhang. Der mit Rücksicht auf die chemische Zusammensetzung des Porzellans sehr hohe Kieselsäuregehalt dieser sämmtlichen Vorkommnisse muss daher sehr verwundernd wirken und ob- wohl nun nach einer brieflichen Mittheilung v. RıcHTHOFEN’S in King-te-tshönn ausschliesslich festes Gestein zur Por- zellanfabrication verwandt wird, so scheint dies jedoch nicht durchweg der Fall zu sein, vielmehr scheint den Porzellan- gesteinen von Petrosilex- und Haelleflinta-ähnlichem Charakter noch eine andere Substanz, stellenweise sogar echter Kaolin zur Bereitung des Porzellans beigemischt zu werden, wodurch dann allerdings das Räthselhafte, was in dem hohen Kiesel- säuregehalt der Porzellanmaterialien liegt, beseitigt würde. Schon eiue weitere Notiz v. Rıcutuoren’s über die Vorkomm- Mr nisse, aus denen Hu-tun und Yu-tun bereitet wird, in der es heisst: „Yu-tun wird mit 1 pCt. Gyps vermischt, dazu kommt Se eine andere Substanz, die man durch Verbrennen eines Hau- fens abwechselnder Lagen von getrockneten Farnkräutern mit gelöschtem Kalk und nachheriges Schlämmen erhält“, scheint darauf hinzudeuten, dass die vorliegenden Porzellanmaterialien nicht direct, d. h. nicht ungemischt mit anderen Substanzen, zur Porzellanfabrication verwandt werden; vor allen Dingen aber folgt aus einer grösseren Arbeit von EBELMEN und SaL- verar in den Annales de chimie et de physique!): „sur la composition des matieres employees dans la fabrication et dans la decoration de la porcelaine en Chine“, ganz bestimmt, dass den in vorliegender Arbeit von mir beschriebenen Kieselsäure- reichen Haelleflinta-artigen Gesteinen echter Kaolin zu- gesetzt werden muss, da weder jene, noch dieser allein brauch- bares Porzellan liefern. Dieser Kaolin stammt von Tong-kang und Sy-kang im Kreise Fan-lian-hsiön; er ist nach den beiden Forschern ent- standen: „de la decomposition de veritables roches grani- tiques“ ?) und enthält 49 —51 pCt. Kieselsäure, wäre somit ein echter Kaolin. Leider war es mir bis zum Abschluss vorliegender Arbeit trotz der Vermittelung des Herrn F. Zırkeu unmöglich, Proben des betreffenden Kaolins zu erhalten. Nur soviel sei noch am Schluss bemerkt, dass das Pochmehl No. 18, obwohl es von Kan-ling im Kreise Fau-liang-hsien stammt, nichts mit jenem in gleicher Gegend vorkommenden Kaolin zu thun hat, da es ja über 76, beinahe 77 pÜOt. Kieselsäure enthält und ausserdem unter dem Mikroskop auf ein den hier beschriebenen Haelleflinta-artigen Porzellangesteinen von Ki- mönn-hsien, wenn auch vielleicht nicht gerade gleiches, so doch sehr ähnlich zusammengesetztes Muttergestein schliessen lässt. II. Die japanischen Gesteinsvorkommnisse. Umfasste die soeben zu Ende besprochene Sammlung von Gesteinsvorkowmnissen aus China fast ausschliesslich, nur mit Ausnahme des Phyllites und der Zwischenmittel von Ki-mönn- hsiön zur Porzellanfabrication verwendbare Felsarten und deren geschlämmte Pochmehle, so ist dies von der im Folgenden nun genauer zu erörternden Sammlung aus Japan nicht der Fall. 2) Annales de chimie et physique, troisieme serie 1851. Bd. XXXI. pag. 257 ff. 2) a. a. O. pag. 263. 245 - Dieselbe enthält zwar auch Porzellanmaterialien, indessen er- hellt aus der weiter unten folgenden Zusammenstellung des einschlägigen untersuchten Materials, dass es bloss zum bei weitem kleinsten Theile aus technisch zur Porzellanfabrication verarbeitbaren Felsarten besteht; wir können daher für die betreffende Suite keine bessere sie charakterisirende Bezeich- nung wählen, als: Die Gesteinsvorkommnisse des Porzellanberges und der Umgebung von Arita!), indem damit genau der Inhalt der Sammlung erschöpft ist. Die Sammlung von Handstücken besteht aus den Num- mern 16 bis 32 — da noch einige Vorkommnisse von Seto östlich von Owari gelegen mir von Herrn v. RıiHcTHorEn gütigst überlassen worden waren, die die Nummern 1 bis 16 excel. aus- machten, vorläufig aber nicht untersucht wurden — und stammt zum Theil vom Porzellanberg bei Aritäa, wo die sämmt- lichen Porzellangesteine durch einen. der Unregelmässigkeit ihrer Vertheilung entsprechenden Bergbau, der mit seinen auf- und absteigenden Windungen nicht selten mit einem Fuchsbau verglichen ist, aus einem einzigen Berg gewonnen werden, zum Theil aus der näheren und weiteren Umgebung von Arita, wo sie demselben vulkanischen Gebiet, wie der Porzellanberg selbst, angehörend, zu dessen Verständniss beitragen. Zunächst möge nun hier die Aufzeichnung der zu vorlie- sender Untersuchung wesentlichen Vorkommnisse folgen, zu- gleich mit der sich durch dieselbe ergebenden petrographischen Charakteristik er einzelnen Felsarten: No. 16. Sandstein, dicht neben dem Porzellanberg, No. 17. Zwischenmittel zwischen den abbauwür- digen Porzellanmassen, No. 18. Porzellanmaterial No.1 für die Porzellan- masse Tsudzi-tsutschi, No. 19. Porzellanmasse No. 2 zur Porzellanmasse Jakai-ime-tsutschi, No. 20. Porzellanmaterial zur Glasur Uwa k’suri (sämmtliche Vorkommnisse No. 17—-20 stammen vom Porzellanberg), No. 22. Perlitbreecie, dieht neben dem Porzellan- berg und von da in grösserer Verbreitung anstehend, No. 23. Rhyolithbrececie, neben dem Porzellanberg mit No. 22 bankförmig wechsellagernd, !) Arita liegt in der Provinz Hizen auf Japan, unweit von Na- 246 No. 24. Rhyolithbreccie, nördlich von der Stadt (Arita) mit No. 22 bankförmig wechsellagernd, No. 27. Trachyt vom Berg Kurokami-dake, No. 28. Feldspathbasalt, Pass zwischen Imari und Arita. No. 29. Rhyolith, Umgebung von Arita. No. 30. Augit-Andesit, zwischen Hasami und Kawatara, No. 31. Trachyt, Umgebung von Arita bei Kawatara. No. 32. Hornblende-Andesit, bei Tokitsu. Diese kurze Uebersicht des untersuchten Materials lässt sofort erkennen, dass wir es in den japanischen Porzellan- gesteinen !) in petrographischer und geologischer Hinsicht mit etwas bei weitem Anderem zu thun haben, als bei den chine- sischen Porzellangesteinen. Wenn diese sich unter dem Mikro- skop und durch die chemische Analyse, wie auch im Hand- stück als Hälleflinta- oder Petrosilex-artige Gesteine erwiesen, die wegen ihrer Wechsellagerung mit Phyllit zwei- fellos der archäischen Formation angehörten, so liegen ebenso zweifellos in den japanischen Gesteinen Felsarten von jüngerem, vielleicht tertiärem Ursprung vor: denn die Vergesellschaftung mit perlitischen und rhyolitischen Reibungsbreceien, wie sie sich in unmittelbarer Nähe des Porzellanberges vorfinden, wie das Vorkommen von Gliedern der Trachyt- und Basaltgruppe in dem nehmlichen vulkanischen Gebiet, lässt wohl keinen Zweifel darüber obwalten, dass die Porzellangesteine des Por- zellanberges in einem gewissen Zusammenhang mit der Eru- ption dieser tertiären Massengesteine stehen, eine Annahme, die noch mehr durch die genauere Untersuchung der betreffen- den Materialien bestätigt wird, indem weiter unten gezeigt werden soll, dass in den japanischen Porzellanmaterialien vielleicht Tuff-ähnliche Gesteine vorliegen, die wahrschein- lich durch die Eruptionen jener oben erwähnten tertiären Massengesteine eine nachträgliche Veränderung ihrer petro- graphischen Zusammensetzung erfahren haben. Nach diesen vorläufigen Bemerkungen auf die genauere Besprechung der japanischen Vorkommnisse eingehend, scheint es rathsam, dieselben in zwei Abschnitte zu trennen und jeden gesondert zu besprechen. Diese beiden Abschnitte sind leicht gegeben, indem ja die Vorkommnisse von selbst je nach ihren Fundorten in die Porzellangesteine und Gesteine des Porzellan- berges uud dessen unmittelbarer Umgebung und in die Ge- 1) Auch hier sollen der Kürze wegen die zur Porzellanfabrication verwandten Gesteine als Porzellangesteine bezeichnet werden. E 7 B: MI steinsvorkommnisse der näheren und weiteren Umgebung von Arita zerfallen, eine Trennung, die dadurch noch schärfer und ausgesprochener wird, dass die erste Abtheilung ausschliesslich klastische Gebilde, die zweite Abtheilung ausschliesslich krystallinische Massengesteine enthält. 1. Die Porzellangesteine und Gesteinsvorkommnisse des Porzellanberges von Arita. Die erste Abtheilung besteht aus den Nummern 16 — 24 und schliesst somit die eigentlichen Porzellangesteine No. 18, 19 und 20 in sich ein; diese bilden zugleich den Schwerpunkt dieser ganzen Abtheilung. Nicht von ihnen zu trennen sind die beiden Vorkommnisse No. 17 und 16, erst in weiterer Linie. kommen die Reibungsbreccien No. 22, 23 und 24. Von. den Porzellangesteinen, dem Zwischenmittel und Sand- stein wurden auch chemische Analysen veranstaltet, wobei der Verfasser nicht umhin kann, Herrn Hasken für die gütige Ueberlassung des Laboratoriums des physik. Instituts der Uni- versität Leipzig, wo dieselben in den Osterferien 1879 aus- geführt wurden, hier seinen Dank auszusprechen. “ Einige Controllanalysen hatte Herr MüHLFRIEDeL die Güte zu über- nehmen, auch ihm sei hier vielmals gedankt. Die Porzellangesteine und das Zwischenmittel — von dem Sandstein No. 16 wird erst später die Rede sein — haben unter sich so viel Aehnliches, dass sie unmöglich geson- dert besprochen werden können. — Im Handstück erscheinen sie als völlig homogene, weissaussehende Massen von erdigem Bruche, nur das Zwischenmittel ist stellenweise rostbraun ge- färbt, was die Folge eines theilweisen Gehaltes an Ferrit ist, wie sich unter dem Mikroskop herausstellt. Der mikrosko- pischen Untersuchung und speciellen Charakteristik stellten sich nicht unerhebliche Schwierigkeiten in den Weg, da sich unter dem Mikroskop sehr wenig bestimmt zu Deutendes darbot. Das Zwischenmittel No. 17 zeigt bei schwacher Ver- grösserung ein trübes, an kleinen Körnchen und rundlichen Partikelchen reiches, zum Theil schwach bräunlich gefärbtes Gesichtsfeld, dass durch zahlreiche hellere und Körnchen-freie Partieen, die fast ohne bestimmte Grenze in die trübe Substanz verlaufen, unterbrochen ist, Wendet man polarisirtes Licht an, so geben sich die hellen Flecke als lebhaft polarisirende Quarzkörner zu erkennen, die keine bestimmten Umrisse besitzen, sondern gleichsam verwaschene Contouren haben. Die bei gewöhnlichem Lichte trübe, körnige Substanz erscheint bei 248 gekreuzten Nicols fast gänzlich isotrop, nur hin und wieder lässt sich eine schwache Polarisationsfarbe in verschwommenen wolkigen Stellen erkennen, durchbrochen ist sie aber von reichlichen, hellblau polarisirenden Schüppchen und Körnchen und Partikelchen von ganz unregelmässiger Gestalt, die bald zahlreicher, bald spärlicher in der dunklen Masse zerstreut liegen. Ausserdem wimmelt das ganze Gesichtsfeld bei ge- wöhnlichem Lichte von bald kleineren, bald grösseren Klum- pen und Klümpchen von grauer Substanz — theilweise sind die einzelnen Körnchen, welche solche grössere Klümpchen zusammensetzen, rostbraun gefärbt und man kann sie dann wohl als Ferrit bezeichnen, überhaupt erweisen sich grössere Stellen des Gesichtsfeldes des Zwischenmittels durch ein ocker- farbiges Pigment gefärbt, was ja bereits makroskopisch im Handstück hervortrat. — Selbst bei sehr starker Vergrösse- rung war es nicht möglich, diese trübe Masse etwas besser aufzulösen und zu deuten. Schon etwas bestimmtere Resultate liefert die Untersuchung von No. 18, dem Porzellanmaterial No. 1 der Porzel- lanmasse Tsudzi-tsutschi. Hier stellt sich namentlich im polarisirten Licht ganz deutlich heraus, dass neben den gleich wie im Zwischenmittel vertretenen Quarzkörnern noch andere zum Theil farbig polarisirende Stellen im Gesichtsfeld vorhanden sind, die sich bei stärkerer Vergrösserung als ein Haufwerk von lauter kleinen, flammenähnlichen Kaliglimmerblättchen und Schüppchen ergeben, die vielfach ausgefranzt theils ord- nungslos gruppirt, vielfach sich übereinander schmiegend und legend, grössere Klumpen bilden, theils aber Gebilde dar- stellen, die ich als Sphaeroide bezeichnen möchte, indem grössere Flämmchen und Schülpchen um ein Centrum in regel- mässiger radialer Anordnung gelagert sind. Stellenweise bilden aber auch Aggregate von kleinen und kleinsten Glimmer- schüppchen lange Bänder, die.sich in maeandrischen Windun- gen durch das Präparat ziehen. Noch deutlicher zeigt sich dies bei No. 19, dem Porzellan- material No. 2 für die Porzellanmasse Jakai-ime- tsutschi, am besten aber bei No. 20 der Masse zur Glasur Uwn- k’suri, indem hier theils grössere Flächen vorhanden sind, wo mehrere Glimmer-Sphaeroide mit deutlicher Aggregatpola- risation zusammenliegen, theils jene oben erwähnten bandartigen Aggregate die reichlichen und lebhaft polarisirenden Quarze kranzartig umgeben; vor allen Dingen aber die einzelnen Glim- merschüppchen grösser und daher sicher als solche zu erkennen sind. Für No. 20 scheint es aber ferner zweifellos, dass viele der polarisirenden Schüppchen und Körnchen und Partikelchen inner- halb der fast isotropen Masse ebenfalls zum Theil Glimmer- 249 - schüppchen, ebenso viele aber auch Quarzkörnchen sind. In wie weit dies auch auf die anderen Vorkommnisse, No. 17, 18 und 19 Anwendung findet, lässt sich wohl kaum direct angeben, indessen sollte man bei der sonst so grossen Analogie der Vorkommnisse kaum daran zweifeln, dass auch bei diesen ein Theil der betreffenden polarisirenden Gebilde dem Kali- glimmer, ein Theildem Quarz zuzurechnen ist. Neben diesen beiden wohlerkennbaren Gemengtheilen Quarz und hellem Kali- glimmer bildet aber eine völlig isotrope amorphe Materie den dritten und nicht unwesentlichen Bestandtheil der japa- nischen Porzellangesteine.e Der hohe Kieseisäuregehalt der meisten Vorkommnisse, der bis zu 78 pCt. steigt, macht es wahrscheinlich, dass diese isotrope Materie ein amorphes Silicat oder eine Opal-artige Substanz ist, und vielleicht erscheint der Schluss nicht ungerechtfertigt, dass wir es in dem Zwischenmittel No. 17 und den vorliegenden Porzellangesteinen No. 18, 19 und 20 mit silificirten, Tuff-ähnlichen Gebilden zu thun haben. Der ungeheure Reichthum an Kaliglimmer aber dieser sämmtlichen Vorkommnisse scheint jedoch ferner darauf hin- zuweisen, dass diese Tuff-ähnlichen Gesteine nicht in ursprüng- licher Zusammensetzung vorliegen, denn sonst wäre wohl schwer dieser grosse Kaliglimmergehalt, der sich auch in den weiter unten folgenden Analysen ausspricht, in diesen ter- tiären Gebilden zu erklären. Vielmehr scheint derselbe darauf hinzudeuten, dass die Porzellangesteine und das Zwischenmittel eine Veränderung ihrer petrographischen Zusammensetzung spe- ciell was den Kaliglimmer anlangt, erfahren haben, eine Veränderung, die sich vielleicht, wie schon eingangs erwähnt, im genetischen Zusammenhang mit den durch die zur Rhyolith- Familie gehörenden Reibungsbreceien sehr wahrscheinlich ge- machten Rhyolitheruptionen befindet — wenigstens steht dieser Annahme keine Thatsache direct entgegen. Endlich aber folgt noch aus obigen Erörterungen, dass das Zwischenmittel No. 17 fast völlig mit den drei zur Por- zellanfabrication verwandten Felsarten übereinstimmt, ein Um- stand, der insofern von Interesse ist, als v. RıcHtHorEn ein Uebergang des Vorkommnisses No. 17 in die Porzellangesteine No. 18, 19 und 20 unzweifelhaft erschien, eine Annahme, die somit ihre Bestätigung fände. Allerdings aber glaubt v. RıcHt- HOFEN auch einen genetischen Zusammenhang des Sandsteines No. 16 mit den oben besprochenen Porzellangesteinen und dem Zwischenmittel annehmen zu müssen, und wenn dieser Annahme auf der einen Seite zwar nichts direct entgegensteht, so giebt es auf der anderen Seite auch nichts, was beweisend wäre, vielmehr ist es mir wahrscheinlicher, dass ein Uebergang von dem Sandstein No. 16 durch das Zwischenmittel No. 17 in die Porzellangesteine No. 18, 19 und 20, 4 soweit sich aus einer mikroskopischen Untersuchung schliessen lässt, nicht stattfindet. Ber Sandstein No. 16, der dieht neben dem Poren: berg ansteht, stellt sich unter dem Mikroskop als ein echtes klastisches Gebilde dar, über das nicht viel zu sagen ist. Haupt- sächlich wird es aus klastischen Quarzkörnern zusammen- gesetzt, die reichlich Flüssigkeitseinschlüsse mit theilweise sehr mobilen Libellen enthalten und die durch ein eisenhaltiges, thoniges Cement verbunden sind. Noch weitere, aber an Zahl sehr zurücktretende Gemengtheile ausser dem Quarz sind Feld- spath, heller Kaliglimmer in spärlichen Lamellen und ein grünliches, am besten mit Viridit zu bezeichnendes schulpiges, Talk- oder Chlorit-ähnliches Mineral. Der ganze mikrosko- pische Befund macht jedoch einen Uebergang durch das Zwi- schenmittel in die Porzellangesteine nicht recht wahrscheinlich, obwohl er zwar auf der anderen Seite auch nicht direct da- gegen spricht. Die chemische Analyse des Sandsteins No. 16 ergab, entsprechend dem thonigen Cement, einen ziemlich hohen Thonerdegehalt, nämlich: . IT. ST] 72,69 ABOR 2 12 14,09 eo. 030 3,39 00 0,41 ER N 1,56 Ro. 049 4,87 100,42 99,92 Die chemische Analyse des Zwischenmittels ergab: I. Il. SL rd 74,58 Al O3 22 414,60 14,70 er 03 05 1,74 GCaBi AD 0,40 KR 2.465 4,70 Na 2.4.1409 1,15 HOSE 2.02.08; 4,30 39,12 100,57 251° Was endlich noch die Resultate der chemischen Analysen der eigentlichen Porzellangesteine No. 18, 19 und 20 anlangt, so ergaben dieselben einen ziemlich hohen Kieselsäuregehalt. Ob nun auch hier, wie oben bei den chinesischen Porzellan- materialien, der zur Porzellanfabrication so hohe Kieselsäure- gehalt etwa bei der technischen Verwendung auch dieser Mate- rialien, durch Beimischung anderer Substanzen herabgedrückt wird, muss meinerseits völlig dahingestellt bleiben, da mir hierüber jede Auskunft fehlt und diese Frage auch für die vorliegende Abhandlung ohne Bedeutung ist. Folgende Tabelle enthält die berechneten Analysenresultate der drei Porzellangesteine und zwar für jedes im Mittel von je zwei Analysen, auch sie erwiesen sich als fast völlig eisen- frei oder enthielten nur hin und wieder ganz unwägbare Spuren desselben. No. 18. No. 19. No. 20. Porzellanmaterial Porzellanmaterial o.1 No. 2 Material zur Glasur (Tsudzi-tsutschi). (Jakai-ime-tsutschi). Uwa-k’suri. SO 78,27 77,88 77,05 AO: x 214,69 14,78 15,28 020 8.22.25. 0544 0,33 0,40 087434 4,23 3.99 3,98 E04 2,99 2,84 2.91 100,37 99,38 902 Um diese erste Abtheilung der japanischen Vorkommnisse zu Ende zu bringen, erübrigt noch die Besprechung dreier weiterer Gesteinsvorkommnisse, die wegen ihrer localen Ver- breitung in unmittelbarer Nähe des Porzellanberges mit in diese Abtheilung gehören. Es sind dies die Nummern 22, 23 und 24 (vergl. pag. 245 u. 246), welche nicht nur mit dem Porzellanberg, sondern auch unter sich in engem stratigra- phischen Zusammenhang stehen, der sich auch in der petro- graphischen Natur derselben geltend macht. Schon im Handstück zeigt es sich nämlich, dass alle drei klastischer Natur sind, indem sie echte Breccien darstellen. Je nach der petrographischen Beschaffenheit ihrer sie zusam- mensetzenden Gesteinsfragmente muss No. 22 füglich als eine Perlitbreccie, No. 23 und 24 als Rhyolithbreccien be- zeichnet werden. Die Perlitbreccie No. 22 verräth ihren perlitischen Charakter schon im Handstück, indem dasselbe der Haupt- masse nach aus jenen bekannten einzelnen, rundlichen oder 22 durch gegenseitigen Druck eckig gepressten, glasigen, perli- tischen Kügelchen besteht, welche zwiebelähnlich aus einzelnen concentrischen Schaalen und lamellaren Umhüllungen zusam- mengesetzt sind. In dieser perlitischen Hauptmasse liegen nun eckige und unregelmässig gestaltete Fetzen und Brocken an- derer Felsarten, die zum Theil sich schon makroskopisch als Fragmente des Sandsteins No. 16 zu erkennen geben. Wie schon makroskopisch, so tritt die Brecciennatur bei No. 22 noch deutlicher unter dem Mikroskop hervor. Es ergiebt sich nämlich, dass das Gestein aus den verschiedensten Gesteins- fragmenten zusammengesetzt ist. So gewahrt man neben jenem schon im Handstück erkennbaren Sandstein, Brocken von rhyolithischen, trachytischen und andesitischen Ge- steinen, daneben aber wird die Hauptmasse dieser fragmentaren Gesteinsvorkommnisse durch Fetzen der mannigfaltigsten Gestalt und Grösse von verschiedenen Obsidian- und Perlit-ähn- lichen natürlichen Gläsern repräsentirt. Alle diese Bruchstücke liegen oder schwimmen gleichsam in einem rhyolithisch- glasigen Grundteig, der reich an dunkelbraunen Körnchen und spärlichen fragmentaren Quarz- und Feldspathbrocken und Häuten und Fetzen von dunklem Magnesiaglimmer ist, und nicht selten die schönste Fluctuationsstructur aufweist — das Gestein ist also eine perlitische Reibungsbreccie. Wenn man etwas eingehender den mikroskopischen Befund der Gesteinsfragmente selbst untersucht, so findet man in der Breccie zunächst grössere Bruchstücke eines Sandsteins, die sich sofort als dem Sandstein No. 16 zugehörig erweisen. Derselbe besteht auch hier hauptsächlich aus an Flüssigkeits- einschlüssen reichen Quarzkörnern, die durch ein thoniges, Ferrit-haltiges Cement verbunden sind und ausserdem fehlen ‚auch hier nicht der Feldspath, der Kaliglimmer und Viri- dit, als weitere Gemengtheile.. Neben diesem Sandstein, der in all’ den zahlreichen untersuchten Dünnschliffen des Gesteins eine Rolle spielt, finden wir häufig Fragmente eines Rhyolithes, der stellenweise sehr reich an Tridymit und zum Theil schönen Felsosphäritenist. Ausserdem aber trifft man hin und wieder Fetzen eines Augit-Andesites, der oft noch in seinen kleinsten Bruchstücken schöne Fluctuationsstructur besitzt. Diese Augit- Andesitfragmente stellen genau dieselbe Varietät dar, wie der Augit-Andesit (No. 30) zwischen Hasami und Kawatara, welcher weiter unten noch näher beschrieben werden wird. Spielen all’ die bis jetzt erwähnten Gesteinsarten in der verliegenden Perlitbreccie nur eine an Zahl und Bedeutung untergeordnete Rolle, so ist dies von den nun noch etwas ein- gehender zu erwähnenden Fragmenten und Fetzen Obsidian- und Perlit-ähnlicher natürlicher Gläser nicht der Fall, sondern 2 253- sie sind es, welche in einem sehr glasreichen Grundteig schwim- mend hauptsächlich das Gestein zusammensetzen und die mikroskopische Untersuchung der Perlitbreccie No. 22 bot in- sofern ein sehr interessantes und zum Theil reizendes Bild dar, indem wir in dem betreffenden Gestein geradezu „eine Muster- karte“, „eine Sammlung“ von Vertretern eigentlich sämmtlicher Structurausbildungen vor uns haben, wie sie bei den natür- lichen, sauren, vulkanischen Gläsern beobachtet wurden, denn mit Ausnahme vielleicht der rhyolithischen oder trachytischen Pechsteine, ist eigentlich jede bisher veschriebene und unter- suchte Structurform der Obsidiane und Perlite unter den Ge- steinsfragmenten vertreten. Es würde mich viel zu weit führen, auch würde ich ja Allbekanntes und schon vielfach Besprochenes und Beschrie- benes wieder beschreiben, wollte ich hier in’s äusserste Detail gehen, denn hier enthielt z. B. ein Fragment die schönsten Belonite oder farblose Mikrolithe, dort wimmelte ein Bruchstück von lauter in unregelmässiger Anordnung gelagerter kleiner und kleinster Krystalliten, die „wie klein gehacktes Menschen- haar“ durch das ganze Präparat zerstreut waren. Hier wech- selten stark entglaste Stellen, Bänder, die aus Millionen von parallel und regellos gelagerten Körnchen und Mikrolithen bestanden, mit Bändern frei von jeglicher Entglasung in regel- mässiger Folge mit einander ab und dort bot ein Fragment die schönste Fluetuationsstructur dar. — Trichite waren reich- lich vertreten, die theils jene schönen Gestalten zeigten, die so oft mit einer „vielbeinigen Spinne“ verglichen werden, theils mit jenen überaus winzigen Gebilden behaftet waren, die „vielleicht die globuliten-artigen Elemente der Trichitbildung“ darstellen; und selbst die von ZırkeL!) beschriebenen und abgebildeten Krystalle fehlten in ein oder dem anderen Frag- mente nicht, deren Enden „bald regelmässig treppenähnlich eingekerbt, bald ganz willkürlich ausgezackt und förmlich ruinenhaft beschaffen sind“. Schliesslich sei noch eines Frag- mentes gedacht, in dem zahlreiche, ziemlich grosse, rundliche Glasklumpen liegen neben wenigen Beloniten und Trichiten, die bei Anwendung des polarisirten Lichtes deutlich das Inter- ferenzkreuz zeigen. Bestand die Perlitbreccie No. 22 also hauptsächlich aus Fragmenten Obsidian- und Perlit-ähnlicher Gläser, so setzen ausschlisslich Fragmente der verschiedensten Rhyolithe. die beiden nun noch zu erwähnenden Breccien No. 23 und 24 zu- sammen, die daher auch als Rhyolithbreccien bezeichnet werden müssen. Die Bruchstücke liegen auch hier wieder in 1) Vergl. ZırkeL, Mikrosk. Besch. der Min. u. Gest. pag. 353. ea einem rhyolithischen Teig, der vielfach Fluctuationsstruetur besitzt und häufig fragmentare Quarze und Feldspathe insich. eingewickelt hat, weshalb auch diese Vorkommnisse als Rei- bungsbreceien anzusehen sind. Neben diesen verschiedensten die Breccien No. 23 und 24 zusammensetzenden Rhyolith- fetzen findet man unter dem Mikroskop wiederum Theile jenes Sandsteines und Augit-Andesites, deren schon oben bei Besprechung der Perlitbreccie gedacht wurde. Von Interesse ist noch, dass sich unter den jedenfalls fragmentaren Feldspathen der Rhyolithbreccie No. 24 ein dem Mikroklin zuzurech- nender Krystall befand — im Uebrigen ist von diesen beiden Gesteinsvorkommnissen nichts Bemerkenswerthes zu sagen. Die somit beendete Untersuchung der Gesteinsvorkommnisse des ersten Abschnittes des zweiten Theils ergab um kurz noch einmal die gefundenen Resultate zusammenzustellen, dass im Ge- gensatz zu den Hälleflinta- und Petrosilex-ähnlichen chinesischen Gesteinen, welche archäischen Ursprungs sind, die japanischen zur Porzellanfabrication verwandten Materialien, welche dem Porzellanberg bei Arita entstammen, dem Tertiär angehören und sehr Kieselsäure-reiche, wahrscheinlich Tuff-ähnliche Felsarten darstellen, die. eine nachträgliche durchgreifende Veränderung in ihrer petrographischen Zusammen- setzung erfahren haben, wie der grosse Kaliglimmergehalt der sämmtlichen Vorkommnisse andeutete. Zu ihrem weiteren Verständniss trugen die in der Nähe des Porzellanberges an- stehenden Vorkommnisse No. 22, 23 und 24 bei, in denen wir perlitische und rhyolithische Reibungsbreccien erkannten. Denn da dieselben in so unmittelbarer Nähe gerade des Por- zellanberges vorkommen, aus dem die Porzellangesteine sämmt- lich durch Fuchsbau gewonnen werden, so lag der Schluss nahe, dass die Tuff-ähnlichen Porzellanmaterialien in einem gewissen Zusammenhang mit diesen Breccien standen. Ferner endlich erschien die Annahme sehr berechtigt, dass die Ver- anlassung zu den petrographischen Veränderungen der Por- zellangesteine in den durch die Reibungsbreccien sehr wahr- scheinlich gemachten Rhyolitheruptionen zu suchen ist. Das unbrauchbare Zwischenmittel stellte sich als mit ihnen petro- graphisch gleich heraus und war jedenfalls nur durch seine Verunreinigung durch Ferrit zur Porzellanfabrication untauglich. Ob dagegen zwischen dem Vorkommniss No. 16, das sich unter dem Mikroskop als ein echter, klastischer, thoniger Sand - stein herausstellte und den Porzellangesteinen ein genetischer Zusammenhang bestand, war weder direct zu beweisen, noch zu verneinen, zum wenigsten aber schien es wenig Wahrschein- liches für sich zu haben. 255 - 9%. Die Gesteinsvorkommnisse der näheren und weiteren Umgebung von Arita. | Wir kommen nun am Schluss der ganzen vorliegenden Abhandlung noch zu einer Besprechung von Gesteinsvorkomm- nissen, welche in der näheren und weiteren Umgebung von Arita anstehend, ein geologisches Bild desjenigen Gebietes zu geben im Stande sind, dem der Porzellanberg mit seinen im vorigen Abschnitt besprochenen Vorkommnissen angehört. Die Besprechung dieser Felsarten gehört zwar im Grunde genommen nicht eigentlich mit zu vorliegender Abhandlung, da diese hauptsächlich eine Untersuchung chinesischer und japanischer, zur Porzellanfabrication verwandter Ge- steinsvorkommnisse sein soll. Allein da die betreffenden Gesteine einestheils neben Allbekanntem einiges Neue und zum Theil mancherlei Interessantes bieten, anderentheils aber die im vorigen Abschnitt vertretene Anschauung, dass die japanischen Porzellangesteine tertiären Ursprungs und vielleicht Rhyo- lithtuff-ähnliche Gebilde seien, in wıllkommener Weise inso- fern unterstützen, als dieselben bloss jüngere, tertiäre Massen- gesteine darstellen, so mögen sie am Schluss der vorliegenden Arbeit gleichsam anhangsweise noch ihre Besprechung erfahren, indem bloss das Bemerkenswerthe hervorgehoben werden soll. Wir beginnen deshalb, indem wir, die Reihenfolge der die Vorkommnisse bezeichnenden Nummern ausser Acht lassend, die von F. ZırkEL aufgestellte Classification der krystalli- nischen, Feldspath-führenden Massengesteine zu Grunde legen, mit den Gesteinsvorkommnissen No. 27, 30 und 29, welche zur Trachytgruppe gehören, indem No. 27 am Berg Kuro- kami-dake und No. 31 von Kawatara bei Arita echte Tra- chyte sind, No. 29 aus der Umgebung von Arita dagegen ein Rhyolith ist. Die beiden Trachyte vom Kurokami-dake und Kawatara, die unter sich in ihrer Mikrostructur und mikro- skopischen Zusammensetzung völlig übereinstimmend sind, bie- ten im Allgemeinen nicht viel Bemerkenswerthes, indem sie ganz analog mit vielen bereits bekannten und beschriebenen Trachyten ausgebildet sind. Die Feldspathe gehören zum Theil dem Sanidin, zum Theil dem Plagioklas an. Die ersteren sind meist als Carls- bader Zwillinge ausgebildet, die letzteren weisen oft sehr schöne Zwillingslamellirung auf, die meist schon bei gewöhn- lichem Licht als feine Liniirung zu erkennen ist. Häufig sind Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 1, 17 we WERE, Me ! A SE ET ER £ PYSBERT, BRB Le INA 6 die Sanidine wie Plagioklase aus farblosen, einander umhül- lenden Zonen, mitunter von grosser Feinheit aufgebaut und es zeigt sich nicht selten im polarisirten Licht, wo meist jede solche Zone in einem etwas anderen Farbenton polarisirt, dass die Zwillingslamellen der Plagioklase durch die einander umhüllenden Zonen hindurchsetzen, eine Thatsache, die zwar schon öfters beobachtet wurde, aber wohl noch nicht zur Ge- nüge aufgeklärt ist. — Reich sind die Feldspathe zum Theil an Einschlüssen, die jedoch meist Hohlräume, seltener ein körnigtrübes, graues Glas waren. Neben dem Feldspath spielt in diesen Trachyten dunkel- brauner Magnesiaglimmer eine Hauptrolle, der theilweise in grösseren Lamellen, theilweise und zwar am häufigsten in un- regelmässig gestalteten Fetzen und Häuten auftritt. Horn- blende, Augit und Quarz fehlen wohl gänzlich, dagegen zeichnete sich der Trachyt (No. 27) vom Kurokami-dake durch einen grossen Tridymitgehalt aus, der bei dem Trachyt (No. 31) von Kawatara gänzlich vermisst wurde. Der Tri- dymit bildet in jenem Trachyt aus den bekannten „dachziegel- ähnlich übereinander geschichteten, sechsseitigen, farblosen Blättchen“ aggregirte grössere Partieen, die wohl Ausfüllungen von Hohlräumen sind. Die Grundmasse der beiden Trachyte besteht aus einem Aggregat winziger, farbloser Feldspathmikrolithen, die oft in ihrer Lagerung eine schöne Fluctuationsstructur offenbaren, hin und wieder aber auch zu sternähnlichen Aggregaten zu- sammengeschossen sind. — Soviel über die beiden Trachyte vom Kurokami-dake und Kawatara. Mehr Interesse nahm wegen seiner mikroskopischen Aus- bildung der Rhyolith (No. 29) aus der Umgegend von Arita für sich in Anspruch.: Im Handstück war er ein völlig homogener, dichter, lichtbrauner Felsit ohne jegliche krystalli- nische Ausscheidung. Unter dem Mikroskop dagegen bot er ein sehr schönes Bild, indem fluidale, wellig und arabesken- artig gewundene Stränge und Linien von rost- bis ockerbraunen Körnchen ein eigenthümliches Netz- und Maschenwerk bilden. Diese Maschen, die bald lang oval, bald mehr rundlich und von verschiedener Grösse sind, zeigen nun eine ganz mannig- faltige Ausbildung. Zum Theil bestehen sie in ihrem Innern aus unregelmässig aggregirten, regellos begrenzten Quarz- körnern, während von den die Masche bildenden Fluidal- linien nach diesem inneren Kern zu Fasern und kleine wim- perartige Fortsätze in ganz dichter, regelmässiger, radialer Anordnung ausstrahlen, die sich selbst wieder aus lauter klei- nen, höchst winzigen, linear gruppirten Körnchen zusammen- setzen. Am häufigsten sind die Maschen, namentlich wenn sie ee Zr u 257 etwas grösser sind. von einer felsitischen, körnchenreichen Materie angefüllt, die überall die Tendenz zu kugligen Aggre- gaten verräth, die entweder eine radiale Strahlung oder eine concentrische Zeichnung, analog den Jahresringen der Bäume, wahrnehmen lassen, oder aber das Innere einer solchen Masche ist, von einem einzigen Sphärolithen gebildet und zwar ist bei kleinen Maschen dies die Regel der Ausbildung. Da wo die Fluidallinien eine grössere Fläche der Grundmasse des Gesteins frei lassen, besteht dieselbe eigentlich fast immer und aus- schliesslich aus einem Haufwerk von Felsophäriten, welche im polarisirten Licht zum bei weitem grössten Theil deutlich das Interferenz-Kreuz zeigen, wie denn überhaupt die ganze Grund- masse dieses Rhyolithes, sofern sie nicht jenes durch die Körnchenstränge gebildeten Netz- und Maschenwerk darstellt, im Allgemeinen mikrosphärolithisch ausgebildet ist. Ueberall aber, wo Sphärolithe mit radialer Strahlung vorliegen, bilden ‚nicht eigentliche krystallinische Nadeln, sondern linear an- einander gereihte Körnchen oder margaritische Aggregate „die Primitivkörperchen“ derselben. Nicht selten auch werden jene Fluidallinien durch Schmitzen oder breite rostbraune Bänder ersetzt, welche aus denselben kleinen Körnchen bestehen, als jene Linien und zwischen sich wohl etwas Glas enthalten. Im Uebrigen ist die Grundmasse sehr arm an krystallinischen Ausscheidungen, indem neben den wenigen Quarzkörnern, die das Innere einiger Maschen bildeten, nur einige bräunlich- srüne Magnesiaglimmerblättchen und Lamellen und einige Feldspathe unter dem Mikroskop zu gewahren sind. Daran reiht sich in systematischer Folge das Vorkommniss No. 32 von Tokitsu bei Arita. Im Handstück besitzt es eine graue Farbe mit einem Stich in’s Grünliche, ist ziemlich porös und rauh und erweist sich unter dem Mikroskop hauptsächlich zusammengesetzt aus Plagioklas, Hornblende und Augit. Es eröffnet daher die Abtheilung der Plagioklasgesteine und muss wegen seiner leitenden Geimengtheile und mikrosko- pischen Beschaffenheit als ein Hornblende-Andesit be- zeichnet werden. Fast alle grösseren Feldspathe dieses Hornblende-An- desites (No. 32) von Tokitsu sind Plagioklase, doch kom- men neben diesen auch Sanidine in einfachen Krystallen und zweifellosen Carlsbader Zwillingen vor; sämmtliche Feldspathe aber sind prachtvoll zonal aufgebaut, und es zeigt sich auch hier wieder die bereits bei den Trachyten vom Kurokami daka und Kawatara erwähnte Erscheinung, dass bei den triklinen Feldspathen die Zwillingslamellen gewöhnlich die Zonen durch- setzen. Das ganze Gestein machte schon im Handstück keinen ganz frischen Eindruck mehr, und auch unter dem Mikroskop 102 258 waren viele Feldspathe bereits zum Theil in Kalkspath um- gewandelt. Oft zeigt es sich, dass bei zonal aufgebauten Kry- stallen einzelne Zonen aus Kalkspath bestehen und mit frischen abwechseln, manchmal ist auch z. B. bloss der innerste Kern eines solchen Feldspathes Kalkspath, während die denselben umhüllenden Zonen noch aus frischer Feldspathsubstanz be- stehen und umgekehrt. Neben diesem secundären Kalkspath enthalten einige Feldspathe Apatitmikrolithen, alie aber aus- gezeichnet schöne, gelblichbraune Glaseinschlüsse mit dicken Bläschen, conform der Schalenumhüllung eingelagert, ja es ziehen sich nicht selten Zonen rahmenartig in den Feldspath- Durchschnitten einher, welche aus einem wahren Glasstaub — Hunderte von Grlaspartikelchen, die sich fast berühren — be- stehen, abwechselnd mit Streifen und Schalen grösserer Glas- einschlüsse. Die Hornblende ist in diesem Andesit in grösseren Krystalldurchschnitten nicht gerade häufig und durchweg mit. jenem bekannten dunklen Opacitrand umgeben, meist so stark, dass die eigentliche Hornblendesubstanz oft bloss auf einen kleinen Theil im Innern beschränkt ist. Andere Hornblende- krystalle bestehen — wenn man überhaupt noch so sagen darf — sogar gänzlich aus einem Opacitaggregat, welches auch in der ganzen Grundmasse des Gesteins verstreute, zum Theil unregelmässig geformte Gestalten bildet, zum Theil aber auch noch Formen, welche den Hornblendewinkel erkennen lassen und deren Zusammenhang mit einstmaliger Hornblende daher unzweifelhaft ist. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient jedoch dieser Andesit wegen der Art des Vorkommens von Augit. Der Augit ist nämlich im Verhältniss zur Hornblende sehr reich- lich in dem Gestein vorhanden und ist im Gegensatz zu den Augiten sämmtlicher bislang untersuchter Hornblende-Andesite ganz analog der Hornblende mit jenem bei letzterer ja ge- wöhnlichen dunklen Opacitrand umgeben. Ganz unzweifelhafte Augitdurchschnitte in der charakteristischen Combinatiom von oP oPx x=Px und dem Prismenwinkel von 87° 6° zeigen in ganz analoger Weise, wie die Hornblende, die Um- randung mit Opacit und es wiederholen sich hier auf das Genaueste alle Verhältnisse, die eben bei der Hornblende er- wähnt wurden und die für diese ja allgemein bekannt sind. So bestehen manche Augit - Durchschnitte ausschliesslich aus einem Opacitaggregat, andere wiederum lassen im Innern nur einen ganz kleinen Kern von Augitsubstanz erkennen und viele jener durch die Grundmasse zerstreuten Opacitaggregate verrathen durch ihre charakteristischen, dem Augit angehö- renden Formen und Winkel ihre frühere Augitnatur auf das 259° Entschiedenste. Der Hornblende-Ändesit (No. 32) von Tokitsu ist meines Wissens daher das erste jetzt bekannt gewordene Vorkommniss, wo Augit und Hornblende gleichmässig und in ganz analoger Weise mit jenem wohl durch kaustische Einwir- kung entstandenen Opacitrand umgeben sind, denn bislang waren ja selbst in Gesteinen, wo kein Hornblende-Durchschnitt frei von einem ÖOpacitrand auftrat, im stärksten Gegensatz hierzu die Augite niemals dunkel umrandet. Die Farbe der weniger stark umrandeten Augite ist theils flaschengrün, theils grünlichbraun urd lichtbraun, häufig aber ist die Augitsubstanz vieler Augit-Durchschnitte zum grossen Theil analog wie bei den Feldspathen in Kalkspath umgewandelt. daher denn in den Präparaten von früheren Augiten nicht selten nichts als die Opacitumrandung mit den charakteristischen Winkeln vor- handen ist, indem beim Schleifen der zersetzte Inhalt heraus- gebröckelt war. Die Grundmasse dieses Hornblende-Andesites besteht aus einem Gewimmel von Mikrolithen und grünlicher, halbglasiger, globulitischer Basis. Die Mikrolithen sind durchweg leisten- föormige Feldspathmikrolithen, die gewöhnlich eine schöne Fluc- tuationsstructur namentlich um grössere Krystalldurchschnitte offenbaren. Ausserdem aber ist das ganze Gesichtsfeld durch- sät und durchspickt von vielen schwarzen Körnchen, grösseren und kleineren Fetzen und Schmitzen, die wohl theilweise dem Magneteisen angehören, theilweise aber in Opacit umgewan- delte Hornblende oder Augitbruchstücke sind. Die Basis war kein eigentliches Glas, sondern hatte eine halbglasige Beschaffen- heit, veranlasst durch bräunliche, globulitische Körnung und besass eine licht grünlichbraune Farbe. Stellenweise bildet sie grössere tümpelartige Flecken, meist aber ist sie als dünne Schicht zwischen die Feldspathmikrolithen eingeklemmt, oder bildet Einschlüsse und buchtenartige Partieen in grösseren Feldspathkrystallen. Im Gegensatz zu diesem Hornblende - Andesit stellte das Vorkommniss No. 30 zwischen Hasami und Kawatara einen Augit-Andesit von sehr typischer Mikrostructur dar. Im Handstück von pechschwarzglänzender Farbe und anscheinend völliger Homogenität erschien die Grundmasse unter dem Mikroskop in jener als „glasgetränkter Mikrolithenfilz“ be- zeichneten und für diese Gesteine so charakteristischen Aus- bildung. Die grösseren auch hier prachtvoll zonal aufgebauten Feldspathe gehören zum Theil dem Sanidin, zum Theil dem Plagioklas an, der ersteren an Zahl aber weitaus übertrifft und sind sehr reich an Glaseinschlüssen, die oft schalenförmig und den äusseren Umrissen parallel eingelagert sind. — Die Feldspathmikrolithen zeigen deutliche Fluctuationsphänomene. 260 Neben dem Feldspath bildet blasbräunlicher Augit den zweiten wesentlichen Gemengtheil des Gesteins. Die grösseren Augitkrystalle zeigen durchweg einen absonderlich scharfran- digen Querschnitt, eine Eigenthümlichkeit, die ja den Augiten sämmtlicher Augit-Andesite eigen und für dieselben so chara- kteristisch ist, enthalten stellenweise colossale Mengen von braunen Glaseinschlüssen und waren niemals schwarz um- randet, während im Gegensatz hierzu die Hornblende, die als weiterer Gemengtheil sich hinzugesellt, immer aussen den schwarzen Körnchenrand trug. Ausserdem ist sie auch nie so wohl krystallisirt, als der Augit, im Gregentheil tritt sie eigent- lich nur in sehr unregelmässig gestalteten Individuen, vielfach sogar bloss als entschiedene Fragmente auf und macht „geradezu einen erratischen Eindruck, als ob sie dem Gestein selbst fremd wäre.“ !) Die Grundmasse dieses Augit-Andesites, in dem die grös- seren Feldspath- und Augitkrystalle liegen, ist ein filziges Aggregat von lauter farblosen Feldspath- und blassbraunen Augitmikrolithen und unzähligen Magneteisenkörnchen, durch und durch getränkt von einer graulichen, selten grössere Flecken bildenden Glasbasis. Es bleibt nun nur noch ein Gesteinsvorkommniss zur Besprechung übrig. Dieses Gestein (No. 28) von einem Pass zwischen Imari und Arita ist ein Feldspathbasalt, der nur insofern ein grösseres Interesse für sich in Anspruch nimmt, als er wohl der erste untersuchte und besprochene Feld- spath- Basalt ist, der ziemlich reichlich dunkelbraune und stark dichroitische Hornblende mit einem sehr stark ent- wickelten Opaeitrand enthält. Dieser Feldspath - Basalt von Imari gehört zu denjenigen Basalten, in denen eine ho- mogene Glasbasis von kaffeebrauner Farbe reichlich vorhanden ist, ohne jedoch die krystallinischen Gemengtheile an Menge zu übertreffen. Diese bestehen aus Feldspath, Augit, Olivin, Magneteisen und Hornblende. Die grösseren Feldspathe, durch einen schönen, zonalen Aufbau ausgezeichnet, sind theils monoklin und weisen jene für die Feldspathe gewisser Basaltvarietäten so häufige Er- scheinung vielfach auf, dass die zwei parallelen Randlinien grösserer leistenförmiger Durchschnitte nicht scharf ausgezogen sind, sondern einen mehr verwaschenen Eindruck machen, indem Augitmikrolithen vielfach in den Krystall hineinragen, wie denn überhaupt sämmtliche Feldspathe oft ein Gewirre 1) Vergl. F. Ziege: Ueber die krystall. Gesteine des 40. Breiten- grades in NW.- Amerika, Berichte der königl. sächs. Gesellsch. der Wissensch. 1877. pag. 229. 261 und Gewimmel von Augitmikrolithen enthalten und stellenweise reich an Glaseinschlüssen sind. Es ist diese Erscheinung bei diesem Basalt aber um so bemerkenswerther, als dieselbe bis jetzt noch nie bei so glasreichen Varietäten als gerade das vorlie- gende Basaltvorkommniss beobachtet wurde. Der Augit tritt hier nur in kleineren Individuen und dickleibigen, gedrungenen Mikrolithen auf, scharfe Augitdurchschnitte fehlen im Gegen- satz zu dem Augit- Ändesit von Hasami auch diesem Basalt gänzlich. Der Olivin betheiligt sich im Gegensatz zu dem Augit, der eigentlich nur auf die Grundmasse beschränkt ist, gar nicht an derselben, sondern bildet gleichsam porphyrische, grössere Krystalle, die zum Theil zwar noch ganz frisch, meist aber bereits stark serpentinisirt sind. Zu diesen Gemengtheilen kommt nun noch bei dem vor- liegenden Feldspathbasalt eine dunkelbraune, stark dichroi- tische Hornblende in zum Theil grossen und regelmässigen Krystalldurchschnitten mit deutlicher prismatischer Spaltbar- keit, die durchweg einen sehr stark entwickelten Opacitrand besitzen. Oefters bildet sie aber auch bloss unregelmässig umrandete Individuen, Fetzen und Schmitzen, denen jedoch nie ein meist sehr breiter Körnchenrand fehlt. Die Horn- blende macht auch hier mehr: ein dem Gestein fremden Ein- druck, und man findet unter dem Mikroskop weiter keine ‘Hornblende, die man nicht auch schon im Dünnschliff makro- skopisch, an der schwarzen Umrandung sehr leicht sichtbar, bemerkt hätte. Alle diese krystallinischen Gebilde schwimmen gleichsam in einem kaffeebraunen Glase und zeigen deshalb in ihrer Lagerung vielfach Fluctuationen. Die Glasbasis ist aber den krystallinischen Gemengtheilen gegenüber an Menge sehr zurück- tretend und ist meist nur wie ein zarter, brauner Hauch zwi- schen den Feldspathmikrolithen zu erkennen, obgleich sie auch in grösseren tümpelartigen Flecken auftritt und nicht selten keilartig und pfeilspitzenähnlich zwischen mehrere divergirende Mikrolithen eingeklemmt erscheint. 262 2. Zum „Mechanismus der Gebirgsbildung“. Von Herrn Aısert Heım ın Zürich. 1. Allgemeines. Im „Neuen Jahrbuch für Min., Geol. u. Paläontol.“ 1879 findet sich in zwei Theilen von Dr. F. M. Staprr, Ingenieur- Geolog der Gotthardbahn, ein Aufsatz „Zur Mechanik der Schichtenfaltungen“, welcher an der Hand von Rechnungen einzelne der Sätze, zu welchen ich in meinen „Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung im Anschluss an die geologische Monographie der Tödi- Windgällen- Gruppe“ gelangt war, als unrichtig zurückzuweisen versucht. Der Aufsatz enthält ausserdem einige werthvolle Beobachtungen, welche un- sere Kenntniss bereichern. STarrr - discutirt die allgemeine Ursache des Horizontaldruckes in der Erdrinde nicht, sondern blos die localen Wirkungen auf die Gesteine. Zu Ende 1879 ist ferner ein Buch erschienen: Dr. FrıE- DRICH PFAFF, „Der Mechanismus der Gebirgsbildung“. Dieses Werk ist ein Versuch, die Theorie der Kettengebirgsbildung durch Horizontalschub in der Erdrinde, welche von Jahr zu Jahr festeren Boden gefasst hat, als unhaltbar hinzustellen. Währenddem die Differenz in der Auffassung von Herrn STAPFF und mir, so viel aus dessen Aufsatz zu ersehen ist, nur einzelne Punkte betrifft, steht hingegen Prarr von Anfang bis zum Ende im durchgreifendsten Gegensatz zu meinen Re- sultaten. Die Aufgabe dieses Aufsatzes besteht darin zu zeigen, dass ich meine Resultate den Auseinandersetzungen von den Herren Staprr und Prarr entgegen festhalten muss. ') In meinen Entgegnungen auf deren Einwände werde ich versuchen in gleicher Weise, wie es diese Herrn Collegen ge- than haben, rein sachlich zu verfahren, sind wir doch alle von einander überzeugt, dass es jedem nur um das Auffinden der reinen Wahrheit zu thun ist. Die hie und da nicht zu ) In den folgenden Citaten werde ich für den Aufsatz von STAPFF stets in Klammern neben Sr. die Seitenzahl setzen, für das Buch von Beer P., für mein citirtes Buch H. und eine römische Ziffer für den and. 263° vermeidende Schärfe gilt der Methode, nicht der Person. Eine einheitliche Darstellung meiner Anschauungsweise halte ich hier nicht für am Platze, da ich dieselbe im citirten Werke aufgebaut habe — vielmehr werde ich hier blos vertheidigend verfahren und mich im Gange ganz an die Entgegnungen meiner Collegen halten. In meinen Untersuchungen bin ich stets den inductiven Weg gegangen und durch die Localbeobachtungen direct ohne zwischenliegende Schlüsse zu dem zwingenden, mit den Beob- achtungen Anderer übereinstimmenden Resultate gelangt, dass ein horizontaler Zusammenschub in der Erdrinde die Alpen gestaut habe. Bis hierher habe ich keine Hypothese einfliessen lassen. Dann versuchte ich bloss andeutungsweise zu zeigen, dass diese Beobachtungen die Theorie der Rindenschrumpfung durch Contraction des Kernes stützen. Eine parallele, aber inhaltlich der ersteren untergeordnete Frage war diejenige nach dem Mechanismus der Gesteinsumformung, deren Resultate wir in den Biegungen, Quetschungen etc. thatsächlich vor uns sehen. Auch hier bin ich wieder von meinen Beobachtungen in der Natur ausgegangen, musste dann aber aus denselben ‚Schlüsse ziehen, um zu einer Erklärung zu gelangen. Die Beobachtungen könnten natürlich nur an der Hand neuer noch eingehenderer Beobachtungen angetastet werden, während ohne solche nur meine Schlüsse einer kritischen Besprechung unter- worfen werden können. Prarr schlägt einen ganz entgegengesetzten Weg ein. Er stellt sich auf den Boden der Theorie, er beginnt bei jeder zu discutirenden Frage mit einer Reihe von mehr oder weniger willkürlichen Annahmen, z. B. über den ursprünglichen Zustand der Erde, über die jetzige Dicke der erstarrten Rinde, über die Lage der Klüfte etc. etc. und zählt nun die für ihn denk- baren Möglichkeiten für die Folgen, welche eintreten müssten, auf. Er sieht zu, ob sie den von Beobachtern aufgestellten Sätzen entsprechen oder nicht, und richtet die letzteren hier- nach. Wenn Prarr mit Vorliebe Rechnungen und Experimente einflicht, so dienen dieselben nur wiederum seinem deductiven Gang, denn er baut dieselben fast immer auf frühere Deduc- tionen auf, um zwischen weiter übrig bleibenden Möglichkeiten seines deductiven Ganges zu entscheiden. Prarr denkt selbst da fast durchweg deductiv, wo er experimentirt. Es versteht sich von selbst, dass der Weg von Prarr nicht principiell und allgemein als unrichtig bezeichnet werden darf. Wenn die Ausgangsglieder des Gedankenganges sicher nnd richtig wären, wenn wir die physikalischen und chemischen Gesetze der Natur unter allen Verhältnissen genau kennen würden, und wenn unser Geist in seinem Denken umsichtiger e er Le WS X Ze Br a ke ©, = Ri; n 264 und zuverlässiger wäre, dann müssten wir auf diesem Wege zu den gleichen Resultaten gelangen, wie der Beobachter der Natur. Allein alle nothwendigen Bedingungen zum Gelingen solcher Deductionen fehlen heute leider noch vollständig und werden noch sehr lange fehlen. In dem uns vorliegenden Buche verwendet Prarr selbst diese deductive Methode nicht zum Aufbau von Positivem, sondern er will von der Theo- rie, auf welche die Beobachtungen andere Forscher und mich hinweisen, ausgehend unser Beobachtungsresultat, dass die Kettengebirge ein Rindenzusammenschub seien, umwerfen. Täusche ich mich, wenn ich behaupte, dass dieser Weg, in solcher Weise verwendet, unrichtig ist? Auf willkürlichen, oft der Natur gründlich widersprechenden Annahmen, die man im Studirzimmer macht, ganz schema- tische Betrachtungen und Experimente aufbauend, ohne irgend einen Blick auf die Thatsachen der Natur, ohne auch nur Beispiele für die deducirten Behauptungen in der Natur zu suchen, lassen sich directe Resultate der Naturbeobachtung nicht werfen. Prarr übersieht ferner, dass wenn seine Me- thode wirklich zwingend wäre, wir nur unsere Theorie der Schrumpfung des Erdkernes verlassen würden, aber, das viel Wesentlichere, gegen das er zu Felde zieht, nämlich dass die Kettengebirge durch Rindenzusammenschub entstanden sind, würde als Beobachtungsresultat bleiben. Wir haben schon früher diese Methode als unrichtig bezeichnet (H. II. 166. An- merkung), wir sind noch heute dieser Meinung. Ich will im Einzelnen zeigen, wie gebrechlich diese Deductionen sind und nicht anders sein können. Ich habe früher von der mathematischen Behandlungsweise der (feologie vieles erwartet, und auf Rath meines Meisters Escher während mehrerer Jahre meinen Studien eine ganz mathematische Richtung gegeben. Ich habe viel höhere Ma- thematik und Mechanik, graphische Statik, mathematische Physik etc. getrieben und die physikalischen Laboratorien benutzt. Mich reut die hierfür geopferte Zeit nicht, allein ich bin, wo ich mit diesen Mitteln geologische Probleme zu lösen versuchte, stets zur Ueberzeugung gekommen, dass die Geo- logie einer mathematischen Behandlungsweise noch lange nicht zugänglich ist. Es fehlen stets alle, oder doch einige wesentliche Grundlagen für die Rechnung. Wir sind stets, um rechnen zu können, zu Annahmen gezwungen, bei denen das Taktgefühl mit seiner Unsicherheit zu viel in’s Spiel kommt. Was wir beobachten, sind meist viel zu com- plexe und nicht genügend isolirbare Wirkungen, als dass sie sich in einfache, mathematischer Behandlung zugängliche, phy- sikalische Vorgänge mit genügender Sicherheit der gegensei- 265 tigen Maasse auflösen liessen. Fast überall, wo in der Geologie gerechnet worden ist, waren die Prämissen wenigstens ganz unzureichend bekannt, meistens ganz unvollständig, häufig srundfalsch; die Rechnung aber imponirt als solche. Viele geben sich in derselben, überwältigt vom Gefühl des Exacten, gefangen, und das Resultat wird angenommen, und wieder eitirt in der Meinung, es handle sich hier um etwas Unantast- bares. Die Unantastbarkeit liegt aber blos darin, dass einer zu kleinen Zahl die Methode, auf der es gewonnen worden, zugänglich ist. Man kann eine gewaltige Rechnung über die Kräfte zur Biegung der Schichten ausführen, und darin die innere Reibung, die in ihrer Grösse unbekannt und ungemessen, aber jedenfalls enorm gross ist, einfach weglassen, — man kann eine von tausend Stimmen nachgesprochene Rechnung über die Dicke der „festen“ Erdrinde anstellen auf Grund des Stosses, den Fluth und Ebbe eines supponirten flüssigen Erd- kernes auf die Rinde ausüben müssen, ohne zu bedenken, dass die feste Rinde selbst wahrscheinlich eine solche schwache Be- wegung ausübt und dadurch den Stoss mildert, und dass zwi- schen den beweglicheu und „starren“ Theilen eine breite Zone nur halbflüssiger Massen liegt, wo ein grosser Theil der Be- wegung in innerer Reibung aufgezehrt wird, die man eben nicht in Rechnung ziehen kann (H. II. 242). Täuschung für die Rechner wie für die Wissenschaft selbst ist das Resultat davon, aber keine Vermehrung unserer Erkenntniss. Gewiss wird einst eine Zeit kommen, wo auch die Geologie an ihre Probleme mit Rechnung herantreten kann. Niemand kann sich darauf mehr freuen als ich selbst; allein wir werden diese Zeit nicht mehr erleben. Es ist eben leider nicht zutreffend, wenn PrArr in seiner Vorrede sagt, dass wir „die physikalischen und chemischen Kräfte, welche noch jetzt auf der Erde wir- ken, genau kennen“; wir kennen sie direct nur in engen Grenzen der begleitenden Umstände, während die versuchten Rechnungen weit über diese Grenzen hinausgreifen. Wenn ich Ansichten anderer bekämpfen muss, will ich stets offen deren Träger nennen. Es giebt im Kampfe gegen eine andere wissenschaftliche Anschauungsweise sehr unrich- tige, ich möchte sagen rechtlose Mittel, die leider sehr im Gebrauch sind. Dahin gehört vor Allen das einfache Nicht- eintreten auf die Begründung des Gegners und ungenaues Studium seiner Arbeiten, ferner das Einrennen offener Thüren, welches wie Sieg klingt, und die Behandlung von thatsäch- lichen Beobachtungen des Gegners wie wenn es Hypothesen oder Theorieen desselben wären. Möchte es mir gelingen, mich selbst von solchem Verfahren fernzuhalten! 266 2. „Zur Mechanik der Schichtenfaltungen“ von Dr. P.2M.\STArrr STAPFF beginnt seinen Aufsatz mit einer mir unverständ- lich gebliebenen Deduction, aus welcher hervorgehen soll, dass die Faltung einen Zusammenschub von 0,6366 im Mittel her- vorzubringen vermöge, und dass, wo die Schichten noch stärker zusammengeschoben seien, die Faltung eine mehrfache gewesen sein müsse. Wir können nicht einsehen, warum die häufig vorkommende Parallelstellung der Faltenschenkel, welche oft bei ganz einfacher Faltenform einen viel stärkeren Zusammen- schub nachmessen lässt, nicht durch ein und denselben intensiven Faltungsprocess in einer Faltungsepoche zu Stande gekommen sein soll. Ein logischer innerer Zusammenhang zwischen der geometrischen Deduction, welche STAPFF zu jener Zahl geführt hat einerseits und andererseits den wirkenden Kräften, der Stauungsursache und dem Stauungsprocess in einem Gebirge ist gar nicht ersichtlich, so dass jene Zahl wenigstens mir als eine rein willkürliche quantitative Grenze zwischen einfacher und mehrfacher Faltung erscheint, der ich keinerlei Sinn abgewinnen kann. Sie erscheint in den meisten späteren Rechnungen von StAarrFr wieder. Warum soll ein Zusammenschub blos bis auf 0,6366 der ursprünglichen Breite gehen können? Wenn dann aber nach einer Pause derselbe aufs Neue wirksam wird, wie sollen dann diejenigen Kräfte, welche der erstmaligen Faltung bei 0,6366 eine Grenze setzten, plötzlich nicht mehr vorhanden sein, und ein abermaliger Zu- sammenschub von wieder gerade 0,6366, also nun zusammen von 0,6366 x 0,6366 stattfinden dürften? Warum soll der Zusammenschub stets bis auf 0,6366 gehen müssen? Gewiss ist es nothwendig, zwischen einmaligen und mehrmaligen Fal- tungsprocessen zu unterscheiden, es ist dies auch schon von vielen Forschern geschehen, aber der Betrag der Faltung, der in verschiedenen Perioden eintritt, wird sich gewiss nicht an ein solches geometrisches Gesetz halten müssen, vielmehr ist er das Resultat des ganzen durch sehr complexe Bedingungen (locale Widerstandsfähigkeit an den verschiedensten Stellen der Rinde, Schrumpfungsbetrag etc.) regierten dannzumaligen Zu- standes der Erdrinde. ) Starrr stellt nun (St. 296— 300) eine Berechnung der zur Faltung von starren Schichten nothwendigen mechani- schen Arbeit an unter der Voraussetzung, dass meiner An- schauung entsprechend auch „starre“ Gesteine plastisch ohne Bruch umformbar, seien. Dass das Resultat der Rechnung 267° jedenfails nicht mit der Natur stimmen kann, versteht sich deshalb schon von selbst, weil den Rechnungsgrundlagen unter noch anderen folgende Fehler anhaften: 1. Der Modul E der rückwirkenden Festigkeit des Schicht- materiales ist nicht, wie die Rechnung annnimmt, constant, sondern von der Dauer der Einwirkung und ferner davon ab- hängig, ob das gepresste Gestein allseitig mehr oder weniger oder einseitig gar nicht umschlossen sei. 2. Die Rechnung bezieht sich nur auf ein Gewölbe, nicht auf eine ganze Falte, in welch letzterem Fall wegen der Ein- senkung des Muldentheiles daneben, die Kraft zur Hebung des Gewölbetheiles anders wird, und die stärkste Grebirgsfaltung gar nicht nothwendig zugleich eine durchschnittliche Hebung ist. 3. In der Rechnung figurirt in nichts weniger als einfachen Funetionen die oben besprochene Zahl 0,6366. 4. Die innere Reibung bei der Umformung, welche wohl alle anderen Widerstände weit übertrifft, ist gar nicht in Rechnung gezogen. 5. Die Schicht, auf welche sich die Rechnung bezieht, ist zunächst als einzelne oben und unten freie Schicht ange- nommen, während alle unserer Beobachtung jetzt zugänglichen Schichten von unten unterstützt, von oben durch höhere, jetzt theils erodirte Schichten belastet waren. Starrr findet nun, nachdem die Gleichungen noch auf verschiedene Weise umgeformt und durch Substitutionen theil- weise in Zahlenwerthe aufgelöst sind, dass das Rechnungs- resultat der Erscheinung in der Natur und dem Experimente (von Favre) widerspreche, indem es besagt, dass die höheren Schichten in zahlreicheren engeren, die tieferen in wenigen weiten Gewölben gebogen sein müssten. Er glaubt, es sei diese Nichtübereinstimmung der Beweis für die Unrichtigkeit meiner Anschauung, dass auch starre Gesteine sich plastisch verhalten können, welche Anschauung der Rechnung zu Grunde gelegt wurde. Einer Rechnung mit solchen Grundlagen kann aber keine solche Beweiskraft zugeschrieben werden. | Nun berechnet Starrr (St. 794 — 796) abermals die mechanische Arbeit, welche die Stauung einer Falte erfordert, aber unter der Annahme vollständiger innerer Zermalmung und späterer Wiederverkittung, also als Umformung durch Bruch, nicht als plastische Umformung. Der Rechnung haften fol- gende Fehler an: l. Die Fehler der früheren Rechnung, welche wir oben mit den Nummern 1., 2. und 3. bezeichnet haben. 268 2. Die Annahme, dass einer Verkürzung der Schicht um 0,6366 eine Verdickung um 1,5708 entspreche, was doch nur bei mikroskopisch enger Fältelung, nicht aber bei weiter Bie- gung eintritt. Wenn die Schicht zu den äusseren Lagen eines. sich wölbenden Systemes gehört, so kann sich sogar die Schichtoberfläche dehnen. Betrag des Zusammenschubes und Verdickung der Schicht stehen deshalb in keinem directen Abhängigkeitsverhältniss, die innere Reibung der Schicht aber wird sich je nachdem mehr Verdickung eintritt oder hingegen mehr Biegung sehr wesentlich ändern. 3. Die Arbeitsleistung wird berechnet 1. zum Zerquet- schen, 2. zum Heben, 3. zur Ueberwindung der Reibungen an den Grenzflächen der Schicht. Die ganz besonders wichtige innere Reibung „entzieht sich der Berechnung“ (Sr. 794 unten). Trotz dieser Fehler, die allerdings theilweise mehr blos numerisch in Betracht fallen, findet nun StaPrr, dass das Re- sultat seiner zweiten Rechnung mit der Natur in Ueberein- stimmung stehe, denn es müssen darnach „die tiefer liegenden Schichten bei Quetschung durch Seitenschub enger gefältelt, die höher liegenden dagegen zu einzelnen grösseren Falten ge- schlagen werden.“ Diese Rechnung enthält gegenüber der früheren die für Zermalmung nothwendige Arbeit. Das ist nun ‚aber auch die Rechnung, welche dem „Pelomorphismus“, wie STAPFF es nennt, d.h. der plastischen Umformung ohne Bruch, wie ich sie betont habe, viel besser entspricht, als die frühere mit dem widernatürlichen Resultat; denn die bruchlose Umformung fester Gesteine unter einem von allen Seiten die Festigkeit übersteigenden Druck, wie sie mir vor Augen steht, ist selbst nichts anderes, als die allerhöchste in- nere Zermalmung nicht blos in Gesteinsbrocken, sondern in mikroskopische Körner, in Molekule vielleicht, sie ist die vollständigste Ueberwindung der inneren Cohäsion und inneren Reibung. Der Unterschied gegenüber der gewöhnlichen Zer- malmung besteht nur darin, dass die Cohäsion überwunden, aber nicht vollständig zerstört wird, weil die Theilchen in ihren Attractionssphären beisammengehalten werden. STAPFF hat mich missverstanden, wenn er die von mir hervorgehobene Plastieität unter hohem, allseitigem Druck als einen Gegensatz zur Zermalmung auflasst (St. 799 oben). Dass eine Gesteinsmasse, welche von allen Seiten her mit einer grösseren Kraft gepresst wird, als sie nothwendig wäre, um einseitig in sonst freier Umgebung das Gestein zu zermal- men, in dem Sinne plastisch wird, dass eine nun noch neu hinzutretende einseitige Kraft eine theilweise Umformung er- zeugen muss, ohne dass der Raum zur Spaltenbildung und dadurch zur Trennung in einzelne Stücke vorhanden ist, scheint mir eine einfache logische Folgerung zu sein, welche gewiss den Vorwurf, den ihr Staprr macht (Sr. 799 oben) nicht verdient. Diese Anschauung enthält keine neue Hypothese, keine An- nahme eines neuen physikalischen Gesetzes. Der einzige schwierige Punkt dabei liegt darin, dass sie ein Schluss ist auf Erscheinungen, welche in einer Tiefe und unter Umständen vor sich gehen, wo keine directe Beobachtung, vielleicht kein Experiment möglich ist. Dass man beim Berg- und Tunnelbau, bei zerdrückten Gewölben etc., wie Starrr hervorhebt, noch niemals Erscheinungen beobachtet hat, welche als Beweis für den „Pelomorphismus“ starrer Gesteine gelten könnten, ver- steht sich ganz von selbst; denn niemals waren dabei die verquetschten Massen allseitig über ihre Festigkeit hinaus belastet, sondern der Gebirgsdruck war einseitig aufgehoben, oder doch stark vermindert; daher konnte nur Brechen ein- treten (H. II. 34, 91, 94, 95, 105). Die Erfahrungen, welche man in Bergwerken, bei Bauten, durch Experimente etc. bisher gewonnen hat, zeigen nur, dass gewaltiger Druck sich in festen Körpern nach allen Richtungen fortpflanzt, und ich habe sie auch (H. II. 89) nur für dieses Glied meines Gedankenganges, nicht für die bruchlose Umformung selbst, als Beleg angeführt. Dass unterirdische Hohlräume um so eher eingedrückt werden, als unter sonst gleichen Verhältnissen die überliegende Gebirgsmasse höher ist, nennt StAaPprrF „nicht wissenschaftlich“ und „nicht exact“, ohne diese Aussprüche zu beweisen. Ich habe mich hierüber schon in vielen Bergwerken genau erkun- digt, und wo das Gestein in verschiedenen Tiefen gleichartig ist, stets die Antwort erhalten, dass beide, sowohl das Steigen des Bodens und Sinken der Decke in wei- cheren, als auch das Losbrechen von Schutt in den Wänden festerer Gesteine in den tieferen Stollen stärker und schneller fühlbar wird, als in den höheren. Dass alle sogenannten „zugewachsenen“ Strecken in festem Gestein mit „abgelösten Wänden zugestopft“ sind, ist sehr richtig, eben das ist aber zu einem grossen Theil die Folge des durch den Stollen einseitig aufgehobenen Gebirgsdruckes, der langsam fort und fort wirkt. Die bruchlose Einbiegung gegen den Stollenhohlraum könnte natürlich bei festen Gesteinen erst tief hinter den Wandungen stattfinden. Ich ‘kann mich nicht klarer ausdrücken, als ich es (H. II. 105) schon gethan habe. Dass bei geringen Tiefen unter der Oberfläche, wie wir sie bei Tunnel und Bergbau meist treffen, die Festigkeit oder Un- festigkeit des Gesteins einen viel grösseren Einfluss auf die Druckhaftigkeit des Gebirges hat, als die Tiefe unter der Ober- 270 Ä Sr fläche, ist einleuchtend. Andererseits wird meine Auffassung auch nicht im Geringsten beeinflusst durch die Mittheilung von STAPFF, dass bei 1555 M. Tiefe vertical unter der Oberfläche des Gotthardtunnels noch offene weite Krystalldrusen und Wasserklüfte angefahren worden sind. . Dies widerspricht ihr nicht, sondern versteht sich von selbst: Die darüber liegende Bergmasse ist pyramidal, nicht prismatisch, westlich folgt sofort ein Thal, ebenso etwas entfernter südlich und nördlich der ge- nannten Stellen. Der hohe Gipfel drückt nicht auf jene Stelle allein, die in Betracht kommende Belastung beträgt dort viel weniger, als die Hälfte einer 1555 M. hohen Gesteinsmasse, während das Gestein eine mittlere Belastung durch eine 2000 M. dicke Gesteinsschicht ertragen könnte, bevor es in die Kluft hineinbrechen müsste. Das Gebiet, wo offene, leere Klüfte unmöglich werden, liegt erst viel tiefer, wie ich dies schon auseinandergesetzt habe (H. II. 91). Ich hatte diese Verhältnisse übrigens, wie ich glaubte, genügend erörtert, um solche Missverständnisse von vornherein unmöglich zu machen (2 B:.0E. 18219 15.106507). Hier ist der Ort, darauf hinzuweisen, dass STAPFF sowohl wie PFAFF von plastischen „ biegsamen Gesteinen einerseits, und unbiegsamen, festen, starren andererseits als zwei quali- tativ ganz verschiedenen Dingen sprechen, ohne sagen zu kön- nen, worin der Unterschied besteht, oder auch nur einen solchen absoluten Unterschied zu oonstatiren. Wo es gilt, die Gesteine in diese zwei Gruppen zu scheiden, macht sich schon Unsicherheit geltend. Weiss man doch nicht, wo die Grenze legen; ist es denn so gar abentheuerlich, wenn man die obigen Unterschiede blos als quantitative auflasst und zur Ueberzeugung gelangt, dass die Spur von Plastieität, welche auch noch in den „festen“ Gesteinen enthalten ist, durch andere mechanische Umstände, also durch allseitigen starken Druck, vermehrt zur Geltung gelange? Ich werde den Ausdruck Pe- lomorphismus für den „latent plastischen Zustand“, wie ich ihn auffasse, nicht gebrauchen, denn er ist unsicher. Wenn STAPFF daraus gar Schmelzung macht (Sr. 804) und zeigt, dass ver- schiedene Erscheinungen sich mit Schmelzung nicht vertragen, so sind solche Argumente ganz unzutreffend — eine geschmol- zene Masse ist eine Flüssigkeit, deren Kennzeichen ausser- ordentlich verminderte innere Reibung ist, die innere Reibung gegen Umformung im „latent plastischen Zustande“ wird aber wohl noch grösser sein, als der Widerstand gegen gänzliche Zermalmung bei einseitiger Quetschung wäre. Wenn ferner (St. 810) gesagt wird: meine „Annahme führe unmittelbar zum Schlusssatz, dass die Gebirge der Erde versinken müssten, denn für eingeschlossene breiartig „fliessende“ Gresteinsmassen Hl sollen doch wohl keine anderen Gesetze als die bekannten hydrostatischen geltend gemacht werden“, so liegt hierin die gleiche sehr auffallende Verwechselung von plastischem mit flüssigem Zustand, und die auffallendste Nichtbeachtung von H. II. 86, 90 und sogar der nachfolgenden damit übereinstim- menden Angaben von Starr selbst (Sr. 811). Am Schlusse ferner No. 9 (Sr. 809) behauptet StArrr, „dass der Faltungs- vorgang vielmehr mit Zermalmung des Gesteins verknüpft ist, dessen Scherben und Pulver nachmals wieder verkittet werden, und zwar vorzugsweise auf nassem Wege.“ Dass diese Art der Gesteinsumformung sehr häufig auftritt, habe ich in einem eigenen Abschnitte ausführlich dargestellt (H. II. 12 — 30), allein ich habe ebenso sorgfältig durch directe Beobachtungen, durch Messung, durch mikroskopische Prüfung etc. nachge- wiesen, dass die Umformung durch Bruch in manchen Fällen thatsächlich nicht oder nicht vollständig eingetreten ist, sondern ein Theil der Umformung ohne Bruch sich vollzogen hat (H. II. 9, 23 u. 24, ferner der Abschnitt über die Erscheinungen der bruchlosen Umformung 31—-75, beson- ders 34 und die später aufgeführte 5., 6., 8, 15., 16. Er- scheinungsform). Das bisherige alpine Beobachtungsgebiet von STAPFF enthält allerdings keine Stellen, welche ihn der Um- formung fester spröder Gesteine ohne Bruch überzeugen konn- ten. Wer aber die gefältelten Hochgebirgskalkschichten im Thierfehd (Linthal) oder an manchen Stellen des Berner Oberlandes untersucht hat, wird die Thatsache der bruch- losen Umformung spröder Gesteine nicht leugnen können, und seine bisherigen theoretischen Anschauungen darnach modifi- ‘ciren müssen. Die beobachteten Thatsachen haben mich Schritt für Schritt zu meiner Anschauung gezwungen, ich habe versucht, dieselben auf bekannte physikalische Gresetze zurück zu führen. 8 „Der Mechanismus der Gebirgsbildung“ von Prot.Dr. P.PrFxrr. PraArr will zuerst nachweisen, dass sich in festen Körpern der Druck nicht gleichmässig fortpflanze. Er verwendet dazu Glasplatten und beobachtet an deren Polarisation Wirkung und Vertheilung des darauf angewendeten Druckes. Er presst aber die Platte nur au einem Punkte ihres Randes mit einer Schraube Dass ein solcher Druck nicht gleichförmig in der Glasplatte sich vertheilen kann, ist selbstverständlich, beweist aber gar nicht, dass es ebenso sei, wenn der Druck, der grösser Zeitschr. d.D. geol. Ges. XXXIL 2, 18 272 als die rückwirkende Festigkeit ist, auf eine allseitig fest eingeschlossene Gesteinsmasse wirkt. Dann würde er sich wie in einer flüssigen oder gepulverten Masse fortpflanzen müssen. Ebenso durchaus unanwendbar auf die Gesteinsmassen, die in gewisser Tiefe allseitig eingeschlossen liegen, ist sein Versuch auf pag. 13. PrArr spricht den Satz aus (gesperrt gedruckt P. 17): „Wir müssen daraus den Schluss ziehen, dass feste Gesteine selbst bei einem einseitigen Drucke von nahe 22000 Atmos- phären fest und spröde bleiben, und nicht duktil oder plastisch werden“, und etwas höher oben: „Gesteinsplatten von mässiger Dicke halten selbst einen Druck von 21800 Atmosphären aus.“ Leider giebt Prarr nicht näher an, mit was für Ma- schinen und Apparaten und auf welche Weise er diese Zahl gefunden hat, er verweist blos auf seine „Allgemeine Geologie“, die uns auch keine genügende Auskunft über die Construction seines Hebels etc. giebt. Alle genauen Beobachtungen, welche über rückwirkende Festigkeit mit ausgezeichneten Festigkeits- maschinen von zahlreichen Beobachtern gemacht worden sind (verglichen auch Sr. 811) erreichen für festesten Kalkstein allerhöchstens 1000 Kilogr. per [ ]Cm.; eine stärkere mei- stens schon eine nur halb so grosse Belastung zerquetscht den Kalkstein. Diese Zahl in Atmosphären umgerechnet beträgt blos 969! Wenn keiner der mit allen Mitteln arbeitenden Beobachter bisher einen Kalkstein gefunden hat, welcher 1000 Atmosphären erträgt, wenn der Versuch von PFrArr aber auf das 22fache führt, muss man da nicht annehmen, dass in demselben oder in dessen Ausrechnung irgendwo ein grosser Fehler steckt? Noch mehr: der allerbeste Stahl wird von 8000 Kilogr. per []Cm. = 7800 Atmosphären vollständig zerdrückt, wie sollen die Stahlstempel, welche Prarr ange- wendet hat, und wie soll sein eiserner Hebelarm ohne zu brechen das Dreifache dieses Aeussersten Druckes aus- gehalten haben? Kein Apparat kann im Entferntesten die- jenigen Kräfte aushalten, welche Prarr von ihm als experi- mentell angewendet angiebt. Welches Vertrauen bleibt da noch in die Versuche selbst? Fast ist es dadurch überflüssig geworden, die Schlüsse, in welchen er seine Versuchsresultate weiter verwendet, zu besprechen, doch wollen wir gründlich sein. Dass auch bei Prarr’s 22000 Atmosphären, die, wie er in obigem Satze selbst angiebt, einseitig angewendet wurden, die festen, spröden Gesteine nicht plastisch geworden sind, versteht sich von selbst, denn sie können durch einseitigen Druck niemals plastisch werden, ich habe das stets betont und bin dennoch überhört geblieben. en: Der Hauptversuch von PrArr, den er pag. 18 mittheilt und abbildet, leidet zunächst daran, dass sein Stempel un- möglich fast 10000 Atmosphären und dazu noch 7 Wochen lang aushalten konnte. Wo es auf andauernde Belastung an- kommt, wagen die Ingenieure nicht mehr als 1500 Atmo- sphären auf besten Stahl drücken zu lassen, bei 8000 wird er unwiderruflich zerquetscht. Nehmen wir dessenungeachtet an, das Experiment sei richtig ausgeführt worden, so müssen dabei folgende Punkte beachtet werden: 1. Bei den ausserordentlich engen Dimensionen, welche der Apparat und der Gesteinscylinder halten, ist es keineswegs sicher, dass die durch die ungeheure Belastung des Stempels erzeugte Verdickung desselben in seiner Führung nicht Rei- bungen in’s Spiel brachte, welche die Uebertragung des vollen Druckes auf den Gesteinscylinder und noch mehr die Ver- theilung desselben im Gesteinscylinder hinderten, so dass wir nicht wissen können, ob im Gesteinscylinder der Druck einen allseitigen Gegendruck erzeugt hat, der grösser als die Festig- keit war. 2. Ein Druck von allen Seiten, welcher grösser ist als die Festigkeit, macht die Gesteine erst latent plastisch, d. h. er erzeugt einen Zustand, in welchem eine neu noch dazu tretende Kraft eher eine bruchlose Um- formung als ein Zerbrechen erzeugen könnte. Nun muss aber noch diese neue Kraft hinzutreten. Sie hat die innere Reibung zu überwinden, die jedenfalls allein schon den Widerstand gegen Zermalmen bei einseitigem Druck bedeutend übersteigt. Die Umformung ohne Bruch erfordert also: a. all- seitigen Druck grösser als die rückwirkende Festigkeit (latent plastischer Zustand), dazu muss sich zn Ueberwindung der inneren Reibung addiren: b. ein einseitiger neuer Druck, der wiederum seinerseits wenigstens ebenso gross geschätzt werden muss (H. II. 92). Der Druck, welcher in einem solchen Experiment wirkliche Umformung erzeugen könnte, muss also viel grösser sein als derjenige, welcher den latent plastischen Zustand erzeugt, d. h. als derjenige, welcher die bruchlose Umformung für eine zweite Kraft erst möglich macht. Prarr vergleicht nun irrthümlicherweise denjenigen Druck, bei welchem er noch keine plastische Umformung er- halten mit demjenigen, den ich als nothwendig angebe, um erst den latent plastischen Zustand zu erzeugen, statt mit dem gewiss mehr als doppelt so grossen, welcher zur Umformung nothwendig wäre. Obschon ich die innere Reibung nicht in Rechnung ziehen kann, besteht sie eben doch! rer 3. Prarr hat auf die gepresste eingeschlossene Ge masse nicht noch eine neue Kraft zur Umformung seitlich ein- wirken lassen, wie es bei der Gebirgsbildung "der Fall ist, sondern er hat an einer sehr kleinen Stelle den Druck durch Anbringen einer seitlichen Bohrung im umschliessenden Ma- terial fast auf O reducirt. Dadurch hat er den latent plastischen Zustand wieder aufgehoben. Allerdings muss eine Umformung erzeugt werden, wenn einseitig der Druck abnimmt, aber nur unter der Bedingung: a. dass die am ge- ringsten gepresste Stelle noch stärker gepresst sei als zur Ueberwindung der frei gemessenen rückwirkenden Festiekeit nothwendig wäre, und b. dass die Differenz zwischen diesem Minimaldruck und dem Maximaldruck, der auf die Masse wirkt, noch gross genug sei, um die innere heibung zu über- winden. Die erste Bedingung war durch PrArr’s Experiment nicht erfüllt, die zweite ist dadurch ebenfalls gebrochen. Das äusserste was Prarr’s Experiment unter günstigeren Umständen hätte ergeben können, wäre eine Absplitterung pulverfeiner Theilchen des Kalkcylinders gegen die seitliche Bohrung hin . gewesen. 4. Je kleiner die Felsstücke im Gebirge sind, welche Umformung erkennen lassen, je stärker also die Differenzial- bewegungen im Gesteine waren, eine um so grössere Leistung der Kräfte ist diese Umformung (H. I. 33). Bruchlose Bie- sung einer ] Meter dicken Schicht in einen Bogen von 100 Meter Radius ist eine viel geringere Leistung, eine weniger ausge- dehnte Ueberwindung der inneren Reibung, als eine bruchlose Umformung, die schon an einem Gesteinsstück von blos 1 Kub.- Centimeter wahrnehmbar wird; denn bei der gebogenen Schicht summiren sich sehr kleine Verschiebungen der Moleküle auf weite Erstreckung. Die gleichen Kräfte, welche das erstere erzeugen, vermögen noch lange nicht so enorme Differenzial- bewegungen zu Stande zu bringen, wie sie dem letzteren ent- sprechen. Nun sind die Dimensionen des Prarr’schen Appa- rates der Art klein, die seitliche Oeffnung ist so eng und unvermittelt angebracht, dass die innere Reibung und die Stauung der Bewegungsfäden vor der seitlichen Oeffnung eine ausserordentliche werden muss, zudem ist nach 3. dort das Gestein aus Mangel an Gegendruck nicht plastisch. Prarr will das Gestein durch eine enge seitliche Röhre von kaum 1 Mm. Querschnitt hindurchtreiben! Dies erfordert nicht nur hundert, sondern vielleicht mehrere tausend Mal so viel localer Differenzialbewegung, d. h. Ueberwindung innerer Reibung, als die völlige Umbiegung einer Gesteinsschicht in den oben als Beispiel aufgeführten Dimensionen zu einem Halbeylinder, und noch viel mehr als selbst die enge Fältelung, wie ich sie auf 275 Taf. XIV. Fig. 16 meiner „Untersuchungen ....“ abgebildet habe. Ich kenne kein Beispiel einer Gesteinsumformung aus den Alpen, wo dem Gestein auch nur im Entferntesten Zu- muthungen gemacht worden sind, wie in Prarr’s Experiment. Dadurch, dass er mit fast 10000 Atmosphären das Allerüber- triebenste von Umformung nicht hervorzubringen vermochte, ist nicht im Entferntesten unwahrscheinlich gemacht, dass '/o dieser localen Intensität der Kräfte genügt hat, die meisten alpinen Schichtfaltungen zu erzeugen. 5. Schon aus dem Obigen geht hervor, dass, wenn ich 2600 M. mittlere Gesteinsbelastung zur Erzeugung des latent plastischen Zustandes als nothwendig bezeichnet habe, diese Kräfte noch keine Umformung erzeugen können. PrArr irrt sich, wenn er (P. 20) diesen Druck als den von mir „für das vOllige Plastischwerden der Gesteine“ be- rechneten hält (verglichen die obige 2.). Es giebt weichere plastische Massen, d. h. solche, deren Umformung eine geringe innere Reibung entgegensteht, so dass sie sogar von der Hand knetbar sind, und festere plastische Massen, bei welchen die innere Reibung sehr bedeutend sein kann. Die plastischen Massen sollten unter allen Umständen niemals mit den flüssigen, bei welchen die innere Reibung ausserordentlich gering ist, ver- wechselt werden. Es ist deshalb ganz irrig, wenn Prarr meint, ‚nach meiner Ansicht müssten durch solchen allseitigen Druck die Gesteine plötzlich breiweich werden. Weich und plastisch sind verschiedene, sich nicht deckende Eigenschaften (H. I. 82). Der latent plastische Zustand der Gesteine in der Tiefe, wie ich ihn zu erkennen glaube, widerspricht aus dem gleichen Grunde durchaus nicht den Anschauungen von ReyeEr, der es für wahrscheinlich hält, dass sonst flüssiges Magma im Erd- innern durch Belastung fest sei, es wird latent plastisch sein, deshalb aber vielleicht doch nicht flüssig, indem die Pression die Moleküle so nähert, dass der innere Widerstand gegen Differenzialbewegung viel grösser wird, als bei Flüssigkeiten. Darnach könnten sowohl flüssige als starre Substanzen durch Druck zu festen, latent plastischen Massen werden. 6. Die Zeit ist bei einer Arbeitsleitung wie die mühsame Ueberwindung der inneren Reibung ein wichtiger Factor. Die Kräfte, welche in Prarr’s Versuch das Unerhörte leisten soll- ten, blieben nur sieben Wochen in Aktion, die Kräfte, welche viel weniger hochgradige Umformungen der Gesteine bei der Alpenfaltung erzeugten, haben ungezählte Jahrtausende, viel- leicht Jahrhunderttausende gearbeitet. 7. Prarr hat zu seinem Versuch eines der allerschwie- rigsten sprödesten Materialien, lithographischen Kalkstein von BC Solenhofen, benutzt, also auch in dieser Richtung das Schwie- ar rigste verlangt. Es ist nicht nur von PrArr und StArrr, sondern auch noch von anderen Seiten ausgesprochen worden, dass meine Theorie der bruchlosen Umformung doch experimentell er- härtet werden sollte. Niemandem kann das wünschbarer sein, als mir selbst. Ich habe mir die Frage nach Experimenten sehr oft gründlich überlegt, bin aber stets zum Resultat ge- kommen, dass es in Wirklichkeit fast unmöglich ist, die Be- dingungen der Art herzustellen, dass das Resultat des Expe- rimentes wirklich entscheidend a kann, und habe deshalb Versuche unterlassen. Mit Versuchen im Kleinen lässt sich hier nichts erreichen. Umsichtiges gründliches Experimentiren stösst auf ausserordentliche Schwierigkeiten. Wir müssten mit grösseren Massen in ganzen Versuchsreihen arbeiten. Solche grössere Massen erfordern noch viel grössere Kräfte und lange Zeit der Einwirkung. Wie und aus was für Materialien sollen die Apparate gebaut werden, da wir mit den Versuchen an die Grenze der Widerstandsfähigkeit aller uns bekannten Ma- terialien treten? Auf welche Weise sollen wir die Pressun- gen erzeugen und wirken lassen? Die einzigen Experimente, von denen ich glaube, dass sie nach andauernden Versuchen zum Ziele führen würden, kann ich nicht unternehmen, weil die Herstellung der Apparate und die Versuche selbst Summen, Zeit und andere Hilfsmittel verlangen, die für mich alle in gleicher Weise unerschwinglich sind. Einem Versuche wie der oben durchbesprochene von Prarr kann sicherlich nicht das geringste Gewicht beigelegt werden. Unter diesen Umständen bleibt zunächst der Weg übrig, diejenigen Experimente genau zu studiren, welche die Natur selbst ausgeführt hat, d.h. durch directe Naturbeobachtung die Bedingungen aufzusuchen, unter denen in der That bruchlose Umformung eingetreten ist, und diejenigen kennen zu lernen, unter denen sie nicht eintritt (H. IL, Abschnit L, B. und C., besonders 74, 75). Ich habe die bisherigen Beobachtungen anderer Forscher bis zu einem gewissen Grade vermehrt und dann so sorgfältig als es mir möglich war, interpretirt. PFAFF lässt diese Seite meiner Arbeiten ausser Acht; er bekämpft stets nur die theoretischen Endresultate ohne jemals auf eine Prüfung oder Würdigung der Beobachtungen einzugehen, die inductiv Schritt für Schritt mich zu meiner Anschauung ge- zwungen haben. Prarr stellt nun eine Reihe von Experimenten an (P. 23 u. 24), um zu zeigen, dass sich in plastischen Massen der seitliche Druck nicht oder nur auf ganz geringe Entfernungen a Ten a2 re We SIT: fortpflanze. Allein die Experimente erlauben die daraus gezo- genen Schlüsse über Gebirgsstauung nicht, denn: l. der seitlich ausgeübte Druck konnte sich an Versuch P. 23 nicht weiter in der plastischen Masse fortpflanzen, weil die Reibung an der festen Unterlage entgegenwirkte, die Prarr ganz ausser Acht lässt. Die Gebirgsstauung bestand nicht in der Verschiebung plastischer Massen, auf einer starren Rei- bungsunterlage. | 2. Die in Anwendung gebrachten plastischen Massen waren zu gleicher Zeit weich, die innere Reibung somit kleiner als bei Gesteinen. ö. Das Experiment bezieht sich blos auf oben freie Schichten, während die gefalteten Schichten der Gebirge alle von früherer Belastung durch Denudation erst allmählich ent- blösst worden sind und die während der Faltung oben freien Schichten nicht mehr zu beobachten sind. Das folgende Experiment (P. 24), wo der Thon nur aus der dem Kolben näher gelegenen von zwei seitlichen Oefinun- gen aus einem prismatischen Kasten ausquillt, misst ebenso- wenig die Fortpflanzung des Druckes in allseitig eingeschlos- senen, sondern blos in an einzelnen Stellen vom Gegendruck befreiten plastischen, starr umgebenen Massen. Das beobach- tete Resultat ist blos Folge der inneren Reibung und der Reibung an den Gefässwandungen, welche beide für Aus- quetschen aus der vom Kolben entfernteren Oefinung viel grösser sind, als für die nähere. Deshalb, aber nicht weil der Druck in plastischen, allseitig eingeschlossenen Massen sich nicht allseitig gleichförmig fortpflanzen würde, quillt der Thon nur aus der näheren Oefinung. PrArr beginnt pag. 24 die Besprechung der „Wirkungen des in der Erdrinde durch Üontraction des Erdkörpers ent- stehenden Seitendruckes“. Er macht zunächst allerlei V oraus- setzungen, die er theils ausspricht, theils stecken sie still- schweigend in seinen Erörterungen. Solche sind z. B.: 1. dass die feste Erdrinde 10 geogr. Meilen dick sei; 2. dass sie durch und durch ähnlich einem Mauerwerk von horizontalen und verticalen ebenen Fugen durchsetzt sei; 3. dass die verschiedenen Schichten gleich resistenzfähig seien; 4. dass der Seitendruck gleichmässig auf alle Schichten wirke; 5. dass die Erdrinde sich als mechanisches Ganze wie eine Schale aus einem Guss biege; 6. dass den inneren Verschiebungen an Kluftflächen keine Reibungen entgegenstehen. 278 Die Unsicherheit und ee der Nun me i 2, 3° ist einleuchtend, die Voraussetzungen 4 und 5 aber sind im directesten Widerspruch zur Wirklichkeit (wir kommen theil- weise auf dieselben zurück). Auf Grund dieser Voraussetzungen gelangt PFAFF auf dem Wege der blossen Speculation (P. 30) auf die beiden Sätze: 1. „Durch getrennte Massen pflanzt sich der Druck nur dann fort, wie wenn sie unzertrennt wären, wenn die Tren- nungsflächen alle senkrecht zu der Druckrichtung stehen.“ 2. „Ueberall wo die Lage der Trennungsfläche gegen die Druckrichtung eine andere wird, ändert sich auch die Bewe- gungsrichtung der durch den Druck bewegten Massen.“ Diese beiden Sätze sind richtig für die unmittelbar an der Oberfläche liegenden Schichten (freilich nicht ganz genau, weil die Reibung an schiefstehenden und liegenden Kluftflächen darin unberücksichtigt geblieben ist). Daher sind denn auch in den jeweilen wieder oberflächlich sich entblössenden Schich- ten und in den höheren Schichten eines Gebirges überhaupt kleine Brüche, Verschiebungen so viel häufiger als in den tieferen Lagen (verglichen ferner die Versuche von FAVvRE). Allein diese beiden Sätze sind schon für eine 10 M. unter der Oberfläche liegende Schicht nicht mehr zutreffend und wider- sprechen der Natur umsomehr, je tiefer wir gehen. Sie können deshalb auf die Erklärung des Kettengebirgsbaues, wie er heute nach Abspülung der oberen Massen vorliegt, keine Anwendung finden. Die Voraussetzungen 4, 5 und 6 sind an diesem un- richtigen Resultate Schuld. | | Nun folgen Experimente in kleinem Maassstabe mit „Brett- chen von Cigarrenkistchen“ (P. 34). Welcher Zusammenhang besteht da noch zwischen Experiment und Natur? Auf solche Versuche ernstlich näher einzutreten, wird mir Niemand zu- muthen wollen. Wer experimentiren will, hat vor Allem für logische Verbindung von der gestellten, aus der Natur heraus- geschälten Frage und dem Experiment zu sorgen; das Heraus- schälen einer Erscheinung aus deren natürlicher Verwickelung erfordert einen gewissen Takt. Ja, wenn die Brettchen viel- leicht einige Meilen lang gewesen wären! Der Ausspruch (P. 37), dass Wirkungen des Seitendruckes der Unterlage auf aufgelagerte „indirect“ gepresste Schichten ein „Auseinandertreiben der Masse zu erzeugen strebt“, ist im Allgemeinen verkehrt. Wenn auf einer ebenen, seitlich ge- pressten Schichtplatte ein isolirter Fetzen einer höheren Schicht lastet, so wird derselbe eine muldenförmige Einbiegung der Schicht befördern, und selbst als Muldenkern eingeklemmt werden. Wenn die Unterlage zusammengeschoben wird, wird 219° & ' auch die durch Druck und Reibung daran haftende Decke zu- sammengeschoben. Eine Zertheilung höherer Schichtfetzen un „hr Dei ne a durch solche indirecte Wirkung des Seitendruckes könnte nur ganz local auf den Gewölbescheiteln eintreten. Der von PFArF (P. 37) in seiner Figur 25 dargestellte, nur behauptete, nicht einmal durch’s Experiment gefundene Fall, wo ein Gewölbe unter dem aufliegenden Schichtenfetzen keilförmig aufsteigend denselben in zwei Stücke trennt und seitlich schiebt, geht von der verschwiegenen Voraussetzung aus: 1. dass schon ein Gewölbe unter dem Fetzen vorgebildet war, 2. dass der auf- liegende Schichtfetzen nicht breiter als eine Falte sei, 3. dass an der Begrenzungsfläche zwischen direct und indirect seitlich gepressten Schichten keine Reibung sei. Diese sämmtlichen Voraussetzungen treten in der Natur nur ganz local, theilweise niemals ein. Prarr krönt die Betrachtung über „indirecte Wirkungen“ des Seitendruckes mit dem Ausspruch: „Bei genauer Untersuchung in der Natur werden die indirecten oder, wie wir sie auch bezeichnen können, secundären von den directen oder primären Bewegungen wohl meist leicht zu unterscheiden sein.“ Da sehen wir mit Freuden einen Hinweis auf die Natur, allein die Enttäuschung folgt auf dem Fusse nach, denn es ist PrArr nicht eingefallen, weder in geolo- gischen Karten und Profilen, noch gar in der Natur dieser Frage weiter nachzuspüren. Der erste Versuch dieser Art hätte ihn, der doch der Denudation so wenig Einfluss zuschreibt, gelehrt, dass einzelne Fetzen jüngerer Schichten sehr häufig in Mulden der directer gepressten älteren eingeklemmt, enge gefältelt oder ganz zusammengequetscht, aber nicht zertheilt liegen, und dass sie zertheilt an den Flanken eines Gewölbes nur ausserordentlich selten durch ganz andere locale Ursachen erklärbar vorkommen. Prarr lässt (P. 38 bis 44) eine ganze Reihe von Be- trachtungen folgen, welche wieder blos im Studirzimmer auf Grund ganz willkürlicher und der Natur widersprechender Grundlagen aufgebaut sind und zu falschen Schlüssen führen. Ohne auf alles Einzelne näher einzugehen, will ich nur beispiels- weise herausgreifen: Prarr behauptet, dünne Schichten pla- stischer Massen hätten keine Wirkung, während gerade durch sie die Reibung auf den Schichtfugen wesentlich vermindert wird, und dadurch der schichtige Bau noch viel stärker me- chanisch zur Geltung kommt (H. II. 75 etc.). Ferner wird mit Lehm und Brettchen, welche plastische und feste Schichten vorstellen sollen, experimentirt, natürlich in Dimensionen, wo die eigene Schwere niemals die Cohäsion zu überwinden ver- möchte. Die früheren irrthümlichen Schlüsse werden wieder in die neuen Deductionen mit eingeschlossen. Bei plastischen 280 Massen sei die Bewegungsrichtung stets genau zu erkennen (P. 41), „was wir am einfachsten durch folgende (P. 42) sche- matische Figuren veranschaulichen können“. Auch hier nur schematische Betrachtung im Studirzimmer, kein Versuch zur Beobachtung in der Natur. Endlich heisst es am Schluss (P. 45): „wir haben nun die mechanischen Vorgänge in den „geschichteten festen und plastischen Massen der Erdrinde „näher kennen gelernt, die eintreten müssen, wenn wir uns „diese Massen von zwei Seiten her einem starken Drucke aus- „gesetzt denken.“ Eines Commentars bedarf dieser Ausspruch wohl nicht mehr. Wenn die natürlichen Erscheinungen der Kettengebirge nicht mit demjenigen übereinstimmen, was PrArr als die noth- wendigen Folgen eines Seitendruckes hinstellt, so ist damit nicht im Entferntesten bewiesen, was er anstrebte, nämlich dass nicht Seitendruck die Kettengebirge gestaut haben könne, denn seine Reflexionen über die Folgen eines angenommenen Seitendruckes sind alle falsch. Nachdem PraArr im zweiten Kapitel „untersucht“ hat, welches die Resultate sein müssten, vorausgesetzt, dass seit- liche Pressung gewirkt habe, kommt er in seinem dritten Kapitel (P. 45) zu den „Ursachen des Seitendrucks in der Erdrinde“. Er glaubt, zwei Fälle unterscheiden zu müssen: l. wenn die Erde beim Beginn der Rindenbildung durch und durch eine gleiche Temperatur, und zwar diejenige des Schmelz- punktes hatte, könne es durch die Abkühlung gar nicht zum Seitendruck kommen. 2. Nur wenn beim Beginn der Rinden- bildung im Innern eine höhere mit der Tiefe zunehmende Temperatur herrschte, könne allerdings Seitendruck in der Rinde durch fortschreitende Abkühlung des Kernes eintreten. Das letztere (P. 48—59) „zwänge“ aber (P. 105, Zusammen- fassung) zu folgenden „höchst bedenklichen weiteren Annah- „men: a. dass die Temperatur des flüssigen Inhaltes bedeutend „höher sei, als die Schmelztemperatur der Gesteine; b. dass „die Abkühlung in der Tiefe stärker gewesen sei, als an der „Oberfläche“, was nicht möglich sei. Prarr leugnet also schliesslich die Möglichkeit eines Seitendruckes ganz. Den zu den genannten Resultaten führenden Betrachtungen liegen folgende Irrthümer und Ungenauigkeiten zu Grunde: J. Es wird an einer schematischen Figur erläutert (P. 49), dass durch: Contraction nach innen sich verengende radiale Risse in der Rinde entstehen müssten; deren klaffende Weite an der Oberfläche wird berechnet und behauptet (P. 53), dass zuerst durch weitere Contraction der Erde alle diese Risse geschlossen werden müssten, bevor Seitendruck in der Erdrinde 281 entstehen könne, was einer Radiusverkürzung der Erde um 15,8 geographische Meilen bedürfe. In Wirklichkeit könnte aber die Erde nur dann nach dem angenommenen Schema zerspalten, wenn ihre gewaltige Rinde ohne vorwiegende Hori- zontal - Structur rasch aus einem homogenen Guss homogen und unter constant bleibenden Bedingungen erstarrt wäre. Die gebildeten Risse könnten ferner nur dann, wie Prarr annimmt, als klaffende Fugen warten, bis sie durch weitere Erdcontraction wieder geschlossen würden: (P. 55), wenn an der Erdoberfläche alles ewig starr und unveränderlich bliebe. Die Grösse der Erde nahm nicht erst um den ganzen Betrag ab, nachdem die ganze Rinde gebildet war, sondern allmählich während der Schalen- und Schichtenbildung. Ein Geologe, d.h. ein Natur- forscher, der die an der Erdoberfläche jetzt vor sich gehenden Veränderungen und ebenso den jetzigen inneren Bau der Erd- rinde aus Anschauung kennt, weiss, dass die Rinde, sehr wechselvoll gebaut, nicht Product einer zusammenhängenden Erstarrung ist. Die Contractionsklüfte der ersten Rindenschalen sind durch Verwitterungsproducte, noch viel mehr durch Sedimentbildung, durch Se- cretionen, und vor Allem durch Eruptivgesteine (Gänge, Stöcke etc.) stets vorweg wieder ausge- kittet und ausgegossen worden. In Folge dieser ste- tigen Ausfüllung der Contractionsrisse waren jederzeit die ver- schiedenen Rindenschalen in ihrer Grösse dem damaligen noch heisseren grösseren Kerne angepasst, und deshalb musste jede weitere Erstarrung und Abkühlung sofort Horizontaldruck er- zeugen, gleichgültig, ob der flüssige Kern zur Zeit der ersten Rindenbildung bis heute blos 2000 oder noch viel mehr Grade im Ganzen oder in einzelnen Theilen hatte Die Rinde ist übrigens schon lange in ihren äusseren Schichten erkaltet, der Kern erkaltet noch fort; Prarr denkt stets nur an die Grenz- schichten zwischen fester Rinde und flüssigem Innern oder an die Verhältnisse zur Zeit der ersten Rindenbildung (}’. 56), statt an die oberen Rindenschichten und die späteren Pe- rioden. Durch die gänzliche Nichtbeachtung des wirk- lichen Baues der Erdrinde allein schon sind alle Aus- einandersetzungen, welche wir im dritten Kapitel von Prarr finden, jedes logischen Zusammenhanges mit der Natur beraubt. 2. Prarr nimmt die Schmelzhitze der Gesteine in allen Tiefen ohne Rücksicht auf Einfluss des Druckes und der Durch- gasung (ANGELOT, TSCHERMAK, REyEr etc.) zu 2000° an. 3. Mit dem von Prarr adoptirten Contractions - Coeffi- cienten darf gar nicht in der Weise gerechnet werden, weil er ohne Rücksicht auf Durchgasung, auf Gasausscheidung, Dun- sung und dergleichen Erstarrungserscheinungen experimentell ‘ unter ganz anderen Bedingungen festgestellt worden ist, als. sie e. der Erstarrung des Erdmagma entsprechen. 4. Die Annahme (P. 56 Mitte), dass festes Erdmagma von 2000 ° gleiches specifisches Gewicht habe, wie flüssiges von 2000 ° wiederspricht aller Wahrscheinlichkeit. Hiermit können wir nach meinem Dafürhalten das ganze dritte Kapitel von Prarr als abgethan bezeichnen. Das vierte Kapitel von Prarr handelt von der Grösse des Seitendruckes in der Erdrinde. Auf die Seitenflächen eines Stückes der Erdrinde von 10 geographischen Meilen Dicke betrage derselbe 1575550000 Atmosphären. „Dass dieser „Druck die äussersten Schichten zermalmen müsste“, fährt PFAFF fort, „ist gar nicht zu bezweifeln. Da wir aber von „solchen Wirkungen wenig oder gar nichts sehen, so müssen „wir schliessen, dass dieses Maximum des Druckes nicht statt- „ünden kann. Jede offene Spalte in einem Steinbruche wider- „spricht der Annahme eines solchen Druckes“ (P. 62). Diese wörtlich wiedergegebene Reflexion halte ich für ganz unrichtig, denn das von Prarr aus der Erde geschnitten ge- dachte keilförmige Stück Rinde ist in Wirklichkeit keine mechanische Einheit, so dass die Last der tieferen Theile die höheren nachziehend auch oben in vollem Maasse zur Geltung kommen könnte. Im Gegentheil, die Schichten würden sich von einander losblättern. Deshalb wirkt der gedachte Keil in den oberen Theilen nur mit der Last seiner oberen Schich- ten, so dass in den der Beobachtung zugänglichen Theilen die Wirkung nicht auffallend sein kann. Für die tieferen Theile wirken die oberen mit, denn Druck, Last, die von oben nach unten wirkten, werden von den Gesteinen fortgepflanzt, aber nicht der Zug. Für die tieferen Theile ist die seither ent- blösste Faltung der Rinde gewiss der staunenswerthen Wirkung genug! Die Klüfte in den Steinbrüchen gehören der Oberfläche an, sie kommen entweder in seitlich freien oder doch in nicht zu tiefen Massen vor. Klüfte sind übrigens meistens keines- wegs Unterbrüche in der Druckleitung, wie Prarr in Folge schematischer Vorstellungen über die Lage derselben stets annimmt, denn sie klaffen selten auf weitere Erstreckung, ohne dass dazwischen die beiderseitigen Massen oft hart an einander sich stützen. Trockenmauern aus Bruchsteinen, Dämme aus Steinschutt, Bergversatz und andere durchrissene Massen ver- mögen auch Lasten zu stützen und den Druck zu leiten, ob- schon auch hier Klüfte senkrecht zur Druckrichtung stehend vorkommen. Die Rutschstreifen auf Spaltfugen beweisen direct, dass Druck auf den Kluftflächen übertragen wurde. Spalten zeigen nur, dass local in bestimmter Richtung durch irgend- h . x welehe Ursachen die Gesteinsfestigkeit überwunden worden ist, Ex dass aber der Druck, welcher local senkrecht zur Kluft wal- tete, die Gesteinsfestigkeit nicht vollständig zu überwinden vermochte, sonst wäre das Gestein zermalmt und in die Spalte gedrängt worden. Prarr meint (P. 71), man kenne keinen einzigen Fall von seitlichen Verschiebungen; allein wir kennen ja in Ge- birgen, besonders im südlichen und östlichen Theil der Alpen, im Jura etc. so manche Bsispiele dafür, dass an Verwerfungen die beidseitigen Gesteinsmassen horizontal gegeneinander um bedeutende Beträge verschoben worden sind. In den Alpen laufen diese Verschiebungslinien meistens S-N., der östliche Theil ist dann weiter gegen N. vorgeschoben, als der westliche. Ausserdem braucht nur an das Calabrische Erdbeben erinnert zu werden, wo durch horizontale Verschiebungen bei Polistena und Catanzaro ganze Häusergruppen und Quartiere gegenseitig verstellt worden sind. Zum grossen Erstaunen des Lesers fällt Prarr plötzlich (P. 72) aus seiner Rolle und sagt von verticalen und seitlichen Bewegungen, welche durch Schrumpfung des Erdinhaltes ent- stehen: „Diese beiden zusammen sind es, welchen wir den „Hauptantheil an der Gestaltung der Erdoberfläche und dem „Aufbau der Gebirge zuschreiben müssen.“ Das ist das Gegen- theil vom früher (P. 48 —59 und 105) behaupteten. Aber rasch fasst er sich wieder und fährt (P. 75) wieder wie früher fort. | Prarr schematisirt nun in seiner Weise mit einer Figur von sehr übertriebenem Verticalmaassstab (P. 74, Fig. 39) das Verhältniss von Continent zu Meergrund, worin der Continent gewissermaassen als ein nach oben etwas ausge- wichener Gewölbestein der Erdrinde erscheint. Er behauptet dann (P. 77 — 78), dass Alles, was über den Meergrund rage, vom Seitendruck befreit sei und sich deshalb nicht falten könne. Prarr übersieht angesichts seiner Figur, dass, im rich- tigen Verticalmaassstab gezeichnet, die Continente und Meer- boden kaum merkbare Abweichungen von der genauen Ge- wölbelinie der Erdrinde sind, so dass die letztere selbst nicht für nahe der Oberfläche liegende Schichten unterbrochen wird. In seiner Behauptung steckt ferner die Annahme, dass die Last eines ganzen Continentes auf einer Fläche in der Höhe des Meergrundes drückend keinen Reibungswiderstand gegen Verschiebung an dieser Fläche hervorzubringen vermöchte. Während Prarr oft die mächtigsten nach Belieben aus der Erdrinde geschnitten gedachten Stücke als mechanisch starre Einheit sich vorstellt (P. 62) und damit rechnet, denkt er sich hier plötzlich allen Zusammenhang eines Continentes mit den 2a tieferen Schichten aufgehoben , selbst bis auf die Reibung! Wenn der Sockel eines Continentes in der Höhe des Meer- : bodens zusammengeschoben wird, wird selbstverständlich die darauf lastende 4000 M. dicke Gesteinsschicht von continen- taler Ausdehnung, auch wenn sie seitlich noch so frei ist, durch ihren Zusammenhang mit der Unterlage und vor Allem durch die Reibung mitgeschleppt. Der Ausspruch: „Hebungen wie Senkungen lassen eine „gleichzeitige Faltung auf demselben grössten Kreise der Erde „nicht zu“ (P. 78 oben) ist ein Resultat: 1. der Annahme, dass die Erdrinde durch lauter steile durchgehende Klüfte in grosse quaderähnliche Stücke getheilt sei, welche Annahme ganz willkürlich zum geometrischen Be- weis obiger Behauptung erfunden worden ist und mit der Wirklichkeit in Widerspruch steht. Die Verticalklüfte gehen in der Erdrinde uur selten durch grössere Schichtencomplexe durch, sie durchsetzen je nur eiuzelne Schichten oder kleinere Complexe; die durchgehendsten Fugen der Erdrinde sind die Schichtfugen der Sedimente und die Schieferungsfugen der kry- stallinischen Schiefer. Die Horizontalplattung der Erdrinde herrscht im Ganzen vor über die Querklüftung; 2. der Nichtbeachtung der Möglichkeit, ja Wahrschein- lichkeit, dass die Querklüfte verschiedener übereinander lie- gender Schichten sehr mannigfaltig und ungleich geneigt sind, wodurch ihre Wirkungen sich grösstentheils wieder aufheben müssen; 3. der Nichtbeachtung der Reibung, welche der Ver- schiebung an Klüften, die nicht genau senkrecht zur Maximal- druckrichtung liegen, entgegensteht. Mit einem (P. 79 Fig. 42 abgebildeten) Apparate, welcher in einen Kasten gebrachte Massen in beiden Dimensionen gleichzeitig zusammendrängt, will PFAFF nun untersuchen, wel- ches die Folgen eines Druckes auf ein Erdrindenstück seien, das nicht nur in der einen Richtung, sondern wie es in der Erdrinde sein muss in beiden, oder besser in allen in einer Ebene gelegenen Richtungen horizontal zusammengestossen werde. Allein er gesteht ganz unumwunden (P. 80) ein, dass er vor dem Druck unter rechtem Winkel sich kreuzende Ein- schnitte über die ganze Fläche des Pappdeckels, der die Erd- rinde vorstellte, einschnitt. Dann staute sich der Pappdeckel in einer Pyramide. Was hat dieser Versuch mit den Verhält- nissen in der Erdrinde zu thun? Wir wissen es nicht! Prarr kommt zum Schluss, dass Faltung der Erdrinde nur durch einseitige Pressungen erklärbar wären, aber die. Schrumpfung des Erdkernes stets „Folgen viel oder doppelsei- 285 - tiger Pressungen“ ergeben sollten, welche aber bis jetzt noch nicht einmal nachgewiesen worden seien. Allein wegen der schon anfänglichen Cohäsionsunregelmässigkeiten, wegen der continentalen Hebungen und Senkungen war ja niemals für irgend einen Punkt der Horizontaldruck in allen Richtungen gleich gross. War er in einer Richtung stärker, so war die Lage der Falten — senkrecht zum Maximaldruck — bestimmt. Ich habe (H. II. 77, 78) auseinandergesetzt, warum eine ent- standene Faltung eine kreuzende Bewegung erschwert, wenn nicht gar unmöglich macht. Die entstandenen Falten sind Verstärkungsrippen der Erdrinde, welche den kreuzenden Ho- -rizontalschub in andere Theile der Erdrinde ablenken können, ja müssen. Die Erdrindenstücke sind eben nicht in den engen laternenförmigen Apparat von PraArr eingeschlossen, die Span- nungen können vielmehr weit weg fortgepflanzt und durch andere Falten wieder abgelenkt werden. Die Gebirgsketten selbst zeigen, wie Druck von bestimmer Richtung durch das allseitig geschlossene Gewölbe der Erdrinde in bestimmte Gebiete zur Auslösung hingelenkt werden kann. Die verschiedenen Gebirge sind verschieden gerichtet, und die Ketten krümmen sich oft um, damit der Horizontalschub in allen seinen Richtungen vertheilt auf verschie- dene Gebiete zur Auslösung gelange. Hilft Faltung allein nicht, so tritt oft noch Horizontalverschiebung hinzu. Prarr vergisst pag. 108 abermals, dass die Kettengebirge ver- schiedene Richtung haben. Surss und andere haben theilweise auf diese Erscheinungen hingewiesen, ich habe denselben (H. I. 115 etc.) ein ganzes Kapitel „Verbreitung und Vertheilung des Horizontalschubes in der Erdrinde* gewidmet. Trachten wir wiederum lieber darnach, das grosse Experiment der Natur richtig zu lesen und zu deuten, anstatt selbst in einem Maass- stab und unter Verhältnissen zu experimentiren, welche das Experiment zum Spielzeug machen. - Nun folgen in dem Buche von Prarr einige Betrachtungen, die schliesslich zeigen sollen, dass die Gebirgsfaltung eine „Oberflächenerscheinung“ sei. Eine ganz schematische Figur stellt die Erdrinde als eine mechanisch einheitliche Schale, oben und unten glatt und leer begrenzt, vor, worauf dieselbe zu einer gegen 100 geogr. Meilen breiten und über 20 geogr. Meilen hohen Falte aufgestossen werden soll (dies sind nämlich die relativen Dimensionen der Figur. An Hand dieser Figur wird dann gesagt: es sei „ohne Weiteres klar, „dass durch die ganze Dicke der Erdrinde hindurch diese „seitliche Verrückung einträte“ (P. 84). Mir scheint, es ist ebenso „ohne Weiteres klar“, dass dieses an der Figur ge- wonnene Resultat nichts mit der Natur gemein hat: 286 Der Horizontalschub ist ja durchaus nicht für alle Tiefen- zonen der Erdrinde gleich gross, und er ist ungleich geringer, als es sich die Figur von Prarr vorstellt. Die verschiedenen Tiefenregionen sind in verschiedenen Stadien der Abkühlung; sie sind nicht im Verhältniss ihrer Radien zu gross für dn schwindenden Kern, sondern die äusseren Erstarrungslagen und die älteren Sedimente sind verhältnissmässig in höherem Be- trage zu weit, als die inneren Erstarrungslagen, und haben sich deshalb schon falten müssen, bevor die tieferen die Fal- tung beginnen konnten. Während im verritzten Gebirge nahe der Oberfläche durch seitliches Freisein Unregelmässigkeiten in der Stauung eintreten können, hat wohl etwas tiefer in dem ersten geschlossenen Schalenlagen (ältere Sedimente und kry- stallinische Schiefer in den Alpen) der Seitenschub sein Maxi- mum; zu tieferen Schalen hin nimmt er allmählich ab, greift aber mit der Zeit immer tiefer. Langsam kommen wir in ein Gebiet, wo die fortschreitende Contraction Risse erzeugt, und wo sie, wenn noch Flüssiges vorhanden ist, Injectionen und Eruptionen nach sich zieht. Der Zusammenschub, der durch fortschrei- tende Abkühlung des Erdballs entsteht, ist also ganz ver- schieden gross in verschiedenen Lagen oder Scha- len, und negativ in der Tiefe, selbst in schon festen Massen. Daher kann die Erdrinde niemals als Ganzes sich falten. sondern die einzelnen Lagen falten etwas verschie- den stark und schmiegen sich dem entsprechend in verschie- denen Faltenformen und Faltenzahlen einander so gut als möglich mit allmählichen Uebergängen durch Zwischenschichten vermittelt an, oder es entstehen Verschiebungen als theilweise Ausgleichung der ungleichen Bewegung. In der That beob- achtet man im Hochgebirge viele Fälle etwas ungleicher Fal- tung verschiedener Schichtcomplexe. In erinnere an die wei- teren regelmässigeren Bogen der oberen Schichten, die ge- quetschteren, mehr geknitterten, mit Mühe in die Gewölbekerne der äusseren sich einschmiegenden tieferen Lagen (H. II. 73 bis 75), an den Formunterschied in der Faltung der oberen Lagen (Sedimente) gegenüber den Falten der krystallinischen Schiefer (H. II. 182 und vorhergegangene). Die Belastungs- unterschiede während der Faltung haben freilich diese Unter- schiede noch gesteigert. Diejenigen Faltenformen, wie sie Prarr (P. 85, Fig. 44) abbildet, um daraus den Schluss zu ziehen, dass die tiefste gefaltete Schicht nicht tiefer als die halbe Breite eines isokli- nalen Gewölbes unter der Oberfläche liegen kann, habe ich in der Natur niemals gesehen. Solche Formen wären zudem blos unter der Annahme vorstellbar, dass unter der gleich- 287- förmig als eine Schicht gefalteten Masse ein leerer Raum oder eine Flüssigkeit sich befinde. | Die Faltenformen, welche im geschlossenen Terrain ent- stehen, sind ganz anders. Da sind die Faltenschenkel dünner als die Umbiegungsstellen, und bei den oberen Schichten die Gewölbe stärker, die aus tieferen Schichten gebildeten Ge- wölbekerne hingegen oft ganz zusammengequetscht. Es ist absolut nicht nothwendig, dass alle mitgefalteten Schichten in ihrer vollen Dicke oder auch nurin reducirter Mächtigkeit ineinen Gewölbekern hin- aufreichen, sie bleiben vielmehr allmälig tiefer zurück, und erledigen den Zusammenschub in Gestalt zahlreicherer kleiner Falten oder Fältelungen, oder bilden eine von Transversal- schieferung durchsetzte Masse, während die Muldentheile auch noch in tieferen Schichten besser ausgebildet sind (H. Atlas, Profile und Taf. XIV. Fig. 17). Noch tiefer muss wegen dem geringeren Zusammenschub die Faltung allmälig abnehmen. Weil 1. der Zusammenschub in verschiedenen Tiefenregionen der Erdrinde ungleich ist, 2. die Erdrinde ein complicirter blättriger Complex ist, dessen einzelne Blätter ungleichen Widerstand ent- gegensetzen, 3. die mechanischen Conditionen für die Faltung durch die nach der Tiefe zunehmende Belastung mit der Tiefe sich ändern, so kann die Faltung nicht für alle Schichten harmonische For- men erzeugen und niemals kann die ganze Rinde wie eine Schicht gefaltet werden. Weil Prarr dies unberücksichtigt lässt, und stets meint, dass die ganze Erdrinde in allen Tiefenzonen gleichförmig zusammengeschoben sein müsste, findet er nun ein Missver- hältniss zwischen Grösse der Falten und Dicke der Rinde; er behauptet deshalb, die Falten seien eine blosse „Oberflächen- erscheinung“. Unterdessen wiederholen sich (P. 88 u. 89) frühere Irrthümer und neue treten in dichtem Gedränge hinzu. Dass die Faltung in den oberen Zonen der Erdrinde stärker ist, als in den tieferen und deshalb an alten steiferen Gebirgs- massen Ablenkung der Falten eintreten kann, ist nach meinen obigen Auseinandersetzungen wohl deutlich, und hiermit stehen die von Prarr (P. 89) eitirten Aussprüche von Surss in Uebereinstimmung; allein die oberen Zonen und die Ober- fläche sind eben zweierlei Dinge. Wie tief gehen denn die direct beobachteten Falten? Er- gänzen wir die jetzt abgewitterten Falten so weit als dies mit Zeite. d. D. geol. Ges. XXXI1L. 2. 19 “en, Sicherheit geschehen kann, so finden wir sehr häufig, dass die gleiche Schicht an ganz nahe gelegenen Stellen in Niveau- differenzen von 2000, 3000 M. etc. vorkommt. Bei starken Falten ist der Betrag noch weit grösser. In der Glarner- Doppel-Falte sind die oberen Lagen der Eocänbildungen bis zu 6000 M. hinaufgefaltet und unmittelbar darunter greifen die gleichen Schichten unter das Meerniveau hinab. An letz- terem Orte muss der Röthidolomit etwa 3000 M., der Gneiss etwa 4000 M. unter Meer liegen, was eine aus der direct beob- achteten Gestalt der Falte abzulesende Höhendifferenz zwischen dem höchsten Gewölbepunkt und dem tiefsten Muldenpunkt der Sedimentbildungen von 10000 M. ergiebt. In einem Querprofil durch die Mitte des Finsteraarmassivs finden wir bei den Se- dimenten allein durch Faltung erzeugte Niveaudifierenzen der gleichen Schicht von 9000 M. oder des höchsten Gewölbe- punktes und tiefsten Muldenpunktes von 12500 M. Die obersten Lagen der krystallinischen Schiefer kommen in den Alpen in Niveaudifferenzen bis zu 12000 M. vor, was für höchsten Gewölbepunkt und tiefsten Muldenpunkt 15000 M. Niveaudifferenz ergiebt. Diese Zahlen folgen aus den Falten- formen, die wir direct beobachten können. Wie viele tieferen Schichten müssen dieser ungeheuren Faltengestalt sich noch anschmiegen, bis die Niveaudifferenz von 12000 M., die wir bei einer einzelnen Schicht beobachten, ausgeglichen ist, d. h. bis die Faltung aufhört? Sicher genug, um die Falten nicht eine „Oberflächenerscheinung“ nennen zu können. Nach meiner Schätzung ist eine vollständige Ausgleichung so tiefer Faltung, wie wir sie an der Oberfläche beobachten, kaum schon in hö- herer Zone als bei etwa 40000 M. unter dem Meerniveau, oder 45000 M. unter den Alpengipfeln denkbar. Wenn nun Prarr die Erdrinde fast doppelt so dick annimmt, ist eine solche Faltung dennoch nicht eine Oberflächenerscheinung zu nennen. Prarr macht überdies stets den Irrthum, dass er die Falten, welche wir jetzt in den Gebirgen beobachten, als die- jenigen der Oberfläche annimmt, während doch die Denudation mächtige Complexe abgespült hat (H. I., Abschnit V., ferner II. 96 u. 97 und 165— 169). Ohne einen einzigen Beob- achtungsbeweis aufzubringen sagt Prarr (P. 106), „die „stärksten Faltungen haben ganz deutlich erkennbar oft nur „die oberflächlichsten Schichten betroffen, es lassen sich nicht „die geringsten Spuren einer Theilnahme der tieferen Lagen „erkennen.“ Ich wäre sehr begierig, einmal einen solchen Fall in einem Kettengebirge zu sehen, wo unter gewaltig gefalteten höheren Schichten die tieferen "ungestört liegen. Meines Wis- sens hat bisher kein Gebirgsgeologe einen solchen gefunden. Beispiele wie die Höhneburg bei Eisleben sind so sehr blos (289. localer Natur, dass Prarr wohl an diese Fälle nicht denken kann, wenn er allgemein von Kettengebirgen spricht. Auf welche Beobachtungen stützt sich sein obiger Satz? Wenn Prarr später (P. 91) meint, dass wo die Faltung einmal begonnen habe, sie nach unserer Anschauung auch stets fortgehen müsste, so bedenkt er nicht genügend: 1. dass die Widerstände in einem gefalteten Gebiete mit der Faltenstauung selbst wachsen, so dass allmälig ein anderer Theil der Erdrinde der schwächere ist und den Ho- rizontalschub faltend ausweicht. Wäre dem nicht so, so würde es auf der Erde nur zwei verschieden gerichtete aber unge- heuerliche Falten geben; 2. dass der Horizontaldruck selbst abnimmt, sobald in Gestalt von Falten die Massen ihm ausgewichen sind; 3. dass in der That an vielen Stellen die Stauung ganze Perioden lang angehalten hat, und wie der Zusammenhang der Erdbeben mit den Dislocationen der Erdrinde zeigt, auch heute an vielen Stellen stets noch fortgeht. Prarr verfällt (P. 94) plötzlich auf ein anderes Hülfs- mittel: „die Schwere der einzelnen Rindenstücke ist verän- derlich“. Durch Belastung mit Alluvionen müssten Senkungen, durch Entlastung Hebungen eintreten. Diese Anschauung ist in der Geologie schon öfter aufgetaucht. Allein wenn dies die Hauptursache für die Niveauschwankungen wäre, so könnten stets die Tiefen, wo Alluvionen stattfinden, nur noch mehr sinken, die abwitternden Höhen nur noch mehr steigen, und der Wechsel in der Bewegung, wie er durch den Facies- wechsel so wiederholt für ein und dieselbe Stelle nachweisbar ist, die alten Conglomerate auf Berggipfeln etc. blieben uner- klärlich. Wir wollen einen gewissen Einfluss der Belastungs- veränderungen auf Niveauschwankungen nicht in Abrede stellen, allein er kann nicht die Hauptursache der letzteren sein. Nun will Prarr (P. 96—100) berechnen, wie schnell die Abkühlung der Erde vorschreite. Er findet, dass so unend- liche Zeiträume zur Alpenstauung durch Contraction des Kernes nothwendig wären, wie sie nicht zu Gebote gestanden haben können. Diese Rechnung ist aber auf falschen Grundlagen aufgebaut. Ich hebe als solche hervor: l. Die der Natur widersprechenden Annahmen, welche auf pag. 49—57 und noch an anderen Stellen früher in Prarr's Buch schon vorgekommen, und die ich schon weiter oben zurück- gewiesen habe, stecken mit in dieser Rechnung. 2. Die Annahme, dass die Ausstrahlung der jetzigen Erde so gross sei, dass dadurch auf der ganzen Oberfläche jährlich eine 0,008 Mm. dicke Eisschicht geschmolzen werden könnte. 13° 20. Schon die Beobachtung an tiefer gehenden Gletschern zeigt, | dass diese Zahl wahrscheinlich zu klein ist. Gegenwärtig ver- liert die Erde aber Wärme hauptsächlich durch die Thermen und durch die Vulkane Diese beiden bedeutendsten Wege der heutigen Erdabkühlung sind in obiger Zahl ganz unbe- rücksichtigt gelassen. 3. Die specifische Wärme der Erde ist gleich derjenigen von Glas angenommen, während das specifische Gewicht der Erde eher dazu berechtigen würde, eine dem Eisen ähnliche, blos etwa halb so grosse specifische Wärme anzunehmen. 4. Die Abnahme der Wärme vertheile sich fortwährend gleichförmig in der flüssigen Masse. 5. Der Contractionscoefficient ist in gleicher Weise un- richtig wie ich schon früher hervorgehoben habe. 6. Die Möglichkeit eines Zerreissens der erstarrenden Schichten, welche das Darüberliegende in der hierdurch ein- seitig gewordenen Contractionsbewegung mitschleppen und hin- ter sich Senkungsfelder und Vulkanschlothe zurücklassen, ist unbeachtet geblieben. Gewiss würde z.B. die Fehlerquelle in obiger No. 3 allein blos das Zahlenresultat, nicht das Hauptresultat von Prarr’s Zeitberechnung stören; wenn aber, wie hier, eine ganze Reihe solcher quantitativer Fehler gleichzeitig vorhanden sind, die in gleichem Sinne das Resultat beeinflussen und die Rechnung auf Annahmen beruht, die im Prineip, also qualitativ falsch sind (z. B. obige No. 1), so muss die Rechnung verworfen werden, d. h. sie beweist nichts gegen die Rindenschrumpfung durch Kerncontraction. Sehr eigenthümlich ist eine neue Rechnung von PrArrF (P. 101—105). Er sagt, dass durch die Contraction die Rinde „in demselben Maasse“ sich aufbiegen und falten musste, in welchem sich der flüssige Inhalt zusammenzog. „Wenn wir „nun das Volumen aller dieser Aufbauschungen kennen, so „können wir daraus auch die gesammte Contraction bestimmen. „Es fragt sich nur, von welchem Niveau wir hier auszugehen „haben. Es versteht sich hier wohl von selbst, dass wir hier „nicht den Meeresspiegel, sondern den Meerboden zu Grunde „legen müssen, und wir müssen dazu, da ja Senkungen des „Merrgrundes entschieden auch vorkommen, die mittlere Tiefe „des Meeres annehmen.“ So denkt sich Prarr denn das über die mittlere Meertiefe Ragende gleichförmig vertheilt und ge- langt dadurch zu einer Oontraction des Radius von 0,14 geo- graphischen Meilen. Allein was sind hier wieder die Grund- lagen der Rechnung? Zunächst ist es das auffällige Ver- sehen, dass die Aufbauschungen dem Volumen nach Bu ke Fe ee: 231: gleich der Contraction seien. Wenn dies der Fall wäre, so wäre ja durch die Aufbauschungen die Oontraction wieder aufgehoben, es hätte keine Contraction, sondern nur eine andere Vertheilung der Masse bei constantem Volumen der ganzen Erde stattgefunden! Die Aufbauschungen über das ursprüng- liche Niveau sind dem Volumen nach gleich den Vertiefungen unter dasselbe vermindert um die Contraction. Zweitens ist das ursprüngliche Niveau nicht mehr zu bestim- men. Dasjenige das Prarr annimmt ist ganz willkürlich ; warum soll der jetzige mittlere Meerboden unverändert ge- blieben sein? Da Senkung und Contraction zusammengenommen jedenfalls grösser sind als die Aufbauschungen über das ur- sprüngliche Niveau, die sich ja selbst später wieder mit der ganzen Rinde contrahirt haben, liegt jedenfalls das ursprünliche Niveau hoch über dem jetzigen mittleren Meergrunde, und falls die Contraction des ganzen Planeten bedeutender war, als .die eigentlichen Senkungen, was sehr wahrscheinlich ist, so liegt das ursprüngliche Oberflächen - Niveau der Erde über den Gipfeln der jetzigen Berge! Noch ein anderer fundamentaler Irrthum liegt in der Annahme des jetzigen Meergrundes als ursprünglichem Niveau: Sind nicht im Laufe der Zeit stets die Ausbauchungen erodirt und der Meeresgrund aufgefüllt worden, und dies ununterbrochen bei Wechsel wie bei Still- stand in der Vertheilung von Land und Meer? Eine solche Rechnung hätte auch dann, wenn wir das ursprüngliche Niveau der Erdrinde kennen könnten, nur Sinn, wenn wir vorerst von der Erde alle Sedimente abschälen und wieder dahin bringen könnten, wo ihre Atome ursprünglich gelegen haben, sonst ist eine Volumen-Schätzung und Vergleichung der Aufbauchungen und Senkungen unmöglich. Nur wenn man vergisst, dass es auf der Erdoberfläche einen gewaltigen Umgestaltungsprocess der Erosion und Alluvion giebt, kann man einen Versuch zu einer solchen Rechnung machen, wie sie uns Prarr vorführt. Ich meinerseits setze keine anderen Rechnungen an Stelle derjenigen von Prarr, denn weil die Grundlagen dazu fehlen, sind vernünftige Rechnungen eben einfach unmöglich. Ich habe auch in meinem Buche keine Theorieen herausgerechnet, son- dern nur als Anhang zu der Discussion der Beobachtungen angedeutet, dass gewisse theoretische Gesichtspunkte mit mei- nen Beobachtungsschlüssen harmoniren. Das fünfte Kapitel von Prarr kündet der Schrumpfungs- theorie neue Schwierigkeiten an. Es beginnt mit einer Zu- sammenfassung des bisherigen in bestimmte Sätze. Da (P. 105 bis 108) stehen sie alle in Reih und Glied diese sonderbaren, auf Willkür und Irrthum aufgebauten Behauptungen. Prarr will dann auf die Widersprüche aufmerksanı machen, die zwi- Ba schen denjenigen bestehen, welche die Rindenfaltung durch Horizontalschub vertheidigen, sieht aber dabei, indem er mich gerade verkehrt versteht, da zwischen Suess und mir Wider- spruch, wo Uebereinstimmung herrscht (P. 109, H. I. 255 oben und II. 222 ete.). Darauf preist er die Beobachtung. Er hebt hervor (P. 109), wie wichtig es sei, zuerst zu erkennen, „wie haben sich die Massen bewegt“; er redet, als ob hierüber noch nichts beobachtet wäre, als ob keine Profile der Natur abgelesen wären, in welchen der Zusammenschub direet in seinen Folgen sichtbar ist, als ob noch Niemand auf die Lage der Umformungen (Clivage, gequetschte und gestreckte Petre- facten, Rutschstreifen, Fältelung etc.) geachtet hätte, als ob dieselben noch nicht von den zerdrückten Petrefacten unge- störter Schichten unterschieden worden wären, als ob der Zu- sammenhang der eigentlichen Umformungen mit der Gebirgs-. bildung noch nicht constatirt wäre, „es ist ja ebensowohl „denkbar, dass sie ganz unabhängig von derselben .... hervor- „gerufen worden seien“ (P. 112). Prarr argumentirt, wie wenn Erscheinungen wie die „Colonien*“ von BARRANDE, oder die Wiederholung gleicher Facies in verschieden alten Schich- ten von der Wiederholung derselben Schicht durch Faltung kaum unterscheidbar wären, und wie wenn die Umbiegungen, die in tausend Fällen direct gesehen werden, eine blosse Hy- pothese wären. Kurz: er verfällt nun darauf, die von zahl- reichen Forschern in zahlreichen Arbeiten niedergelegten Beob- achtungen theils zu ignoriren, theils anzuzweifeln, endlich zu leugnen, jedoch niemals an der Hand eigener ent- gegenstehender Beobachtungen. DBautzer's Profil des Glärnisch, welches ich im Wesentlichen in dessen Fortsetzung gegen Westen in der Silbernalp in ausgezeichneter Weise durch die dort noch vorhandenen Umbiegungen bestätigt ge- funden habe, hat Prarr ganz verkehrt verstanden; noch ver- kehrter (P. 116 u. 117) meine Darstellung der Erscheinungen liegender Falten (H. I. 220). Weil er Auswalzen oder Zer- drücken einzelner Schichttheile nicht begreift und unsere Aus- einandersetzungen stets missversteht, sagt er, „dass wir auch „das Ausgequetschtwerden der festen Gesteine nicht als eine „Ihatsache ansehen können“, er ist aber nicht hingegangen, um nachzusehen, er zeigt nirgends die geringste Anschauung, nirgends einen Begriff von Gebirgsfalten, er hat sich nicht eine von den tausend Stellen zeigen lassen, wo Schichten zusammengequetscht und dadurch schiefrig geworden sind, oder wo die Zahl und Dicke der Schichten (P. 117) im Mittel- schenkel der liegenden Falten reducirt ist. Sein Nichtvermö- gen, sich die Sache theoretisch und schematisch vorzustellen, 293° steht ihm höher als die Beobachtung der anderen. Endlich gipfelt er in dem Satze (P. 117): „Das Bisherige mag genügen, zu zeigen, wie wenig in „manchen Fällen ein sicherer Beweis einer wirklichen einge- „tretenen Faltung und starken Quetschung beigebracht worden „ist und wie dringend nöthig es erscheine, ehe man solche „Faltungen erklärt, erst genau zu constatiren, wie weit eine „Lageveränderung der Schichten anzunehmen geboten sei.“ Was heisst dies anders, als dass die Beobachtung zahl- reicher Forscher während zahlreicher Jahre über die Gesteins- lagerung im Gebirge Täuschungen und nichts als Täuschungen seien? Und was für Beobachtungen in den Gebirgen recht- fertigen dieses Verdict über so viele mühsame Forscherarbeit? Antwort: gar keine! Solchem Angriff gegenüber halte ich eine eingehende, Raum und Zeit raubende Vertheidigung un- serer Profile für überflüssig, ich verweise auf die Original- arbeiten der Gebirgsgeologen überhaupt. Mancher mag, wie Prof. A. Giexır („Nature“ No. 536. Vol. 21, London 1880) in seiner treffenden Recension zu Prarr’s Buch, humoristisch werden, allein dieser Schlag gegen die gesunde Naturbeobach- tung von einem Fachmann versucht, ist doch zu ernst. Nun folet (P. 117—126) die zwar mit Vorbehalt gege- bene eigene Theorie der Gebirgsbildung von Prarr. Sie ist in varüirten Auflagen schon von Verschiedenen herausgegeben worden. Auslaugung der tieferen Schichten durch das Sicker- wasser und ungleiches Nachsinken der höheren soll die Ketten- gebirge erzeugt haben. Diese Theorie hat zur wesentlichsten Grundlage die absolute Unkenntniss vom wirklichen Bau eines intensiveren Kettengebirges wie es die Alpen sind. Im Fol- genden nenne ich einige der Schwierigkeiten und der That- sachen, welche ihr entgegenstehen: l. Erklären sich nun die thatsächlich massenhaft vor- handenen bruchlosen Biegungen und Fältelungen der Schichten, welche nach Prarr meiner Anschauung so grosse Schwierig- keiten in den Weg setzen, besser ? 2. Die liegenden Falten bleiben bei Prarr’s Anschauung unerklärlich. 3. Die Bildung von Gebirgsketten und langen Falten müsste auf streifenförmig wechselnde Auslaugung, wie sie nicht angenommen werden kann, zurückgeführt werden; die Theorie von Prarr erklärt nur Einstürze, keine Ketten, noch weniger Kettensysteme. 4. Warum kreuzen sich Bersketten nicht, wenn Auslau- gung in der Tiefe sie bildet ? 5. Die eng gedrängten, in grosser Zahl im Querprofil 294 aneinander sich anreihenden, nirgends aufgebrochenen Falten einzelner Schichten (wie z. B. des Urgonien und besonders des Neocomien im Sentisgebirge, des Dogger im Jura etc. etc.) sind unerklärlich ohne grossen Horizontalschub. 6. Die Einheit ganzer ausgedehnter Gebirgssysteme kann nur die Folge einer viel einheitlicheren, nicht einer stets local individualisirten Ursache sein. 7. Die Thaleinschnitte des Gebirges enihldssen nirgends die zusammengesunkenen Höhlen oder“ ungleichförmig ausge- zehrten Schichten, welche die Hypothese annimmt. In den obe- ren Lagen, wo doch mehr Wasserklüfte sind, finden wir diese Schichtauszehrung („Hohlschichten“) thatsächlich nicht. Ein Wechsel in der Mächtigkeit der Schichten durch Auslaugung entstanden, so dass er auf die oberen Schichten dislocirend und gebirgsbildend hätte wirken können, kommt thatsächlich nur local und selten vor. Prarr hat solche Erscheinungen auch nirgends beobachtet. 8. Die Gebirgsprofile in den Thaleinschnitten zeigen eben- sowenig die ungestörte Unterlage unter den gestörten und den unregelmässig ausgezehrten Schichten. Auch Prarr kann keine Beobachtungen über solchen Gebirgsbau aufweisen. 9. Die Faltung geht in den Alpen und anderen Gebirgen durch den Gneiss hinab; es müsste deshalb die gebirgserzeu- gende Auslaugung am stärksten in den tieferen Gneisslagen, d. h. im schwerer löslichen Gestein stattfinden. 10. Da in dieser Tiefe die Gesteine sehr gleichförmig sind, müssten in allen Theilen der Erdrinde die Erscheinungen ähnlich sein, d. h. die ganze Erde müsste gleichförmig mit Gebirgen bedeckt sein. ll. Eine so reichliche Circulation des Wassers in so grosse Tiefen unter die dislocirten gefalteten Gesteine hinab findet in der That nicht statt. Wenn Prarr im Mittel 1,6 M. jährlichen Niederschlag und 0,8 M. jährliche Versickerung an- nimmt, so ist das erstere um ein Drittheil, das letztere mehr als zehnfach zu viel schon für die oberen, geschweige die tie- feren Gebirgsschichten. 12. Die von den Quellen zu Tage geförderten gelösten Bestandtheile stammen zum grössten Theil aus den obersten, hoch über der Dislocationsursache liegenden, vielfach nur ober- flächlichen Schichten oder Schuttlagen, nur die Thermen könnten Bestandtheile von unter den dislocirten Schichten liegenden Regionen heraufbringen. 13. Sehr viele Quellwasser, selbst Thermen sind arm an gelösten Bestandtheilen; die Thermen sind viel zu spärlich, als dass man von ihrer Auslaugung die Entstehung der Alpen herleiten könnte. 2 295 - 14. In Folge von No. 11, 12 und 13 ist es auch un- richtig, wenn Prarr den ganzen Gehalt der Quellen als ge- birgserzeugendes Einsinken der Unterlage berechnet, und mit seiner durch Abkühlung berechneten, übrigens noch viel un- richtigeren Radiuscontraction von "/ooono Mm. per Jahr ver- gleicht. In seinem letzten, sechsten Kapitel bespricht PrArr „die Modification der Schrumpfungstheorie durch Hrn“. Zuerst kommt er wieder auf die Umformung der Gesteine zu sprechen. Er behandelt dabei die bruchlose Umformung der Gesteine, die als eine vollendete Thatsache an tausend Beispielen beobachtet werden kann, von denen PrArr aber selbst offenbar keines untersucht hat, als ob dies eine Theorie von mir wäre, die auf einige nicht stichhaltige Analogieschlüsse hinauslaufe (P. 128). Nirgends kommt ein Versuch, anders als ich es gethan habe, die Thatsache der Gesteinsumformung zu erklären. Prarr meint, wenn von 3000 M. Tiefe an „bis zum „Mittelpunkt der Erde Alles durch den Druck und die Hitze „plastisch und flüssig“ angenommen werden müsse, so müsste die Erdrinde selbst eine tägliche Fluth- und Ebbebewegung zeigen (P. 129). Hier wie in den folgenden Einwendungen, welche mir Prarr macht, tritt uns wieder die unglaubliche Verwechselung von plastisch und flüssig entgegen, auf welche wir schon früher hingewiesen haben. Die Tuouson’- schen Rechnungen über die Rindendicke sind unrichtig, weil sie eine directe Berührung eines flüssigen fluthenden Kernes _ an eine starre Rinde angenommen haben, wie dies auch PFAFF dadurch thut, dass er plastisch gleich flüssig setzt. In Wirk- lichkeit ist aber zwischen „starrer“ Rinde und „flüssigem“ Kern wie ein Kissen die breite Zone fester, durch die darüber liegenden Lasten plastisch gewordener Massen, wo in innerer Reibung die Fluthbewegung, wenn eine solche vorhanden ist, sich aufzehrt, bevor sie auf die Oberfläche wirken kann. Ob die äusserste Rinde auch eine Fluth- und Ebbebewegung mit- macht, ist noch nicht entschieden, allein doch durch die Mes- sungen von Prof. Prantamour und durch andere in Stern- warten wahrgenommene Schwankungen wahrscheinlich gemacht. Fluth und Ebbe des Meeres würden dann gleich der Differenz in der Bewegung des Wassers und der trägeren Erdfeste sein. Wenn der Kern einer plastischen Kugel, die mit einer schweren starren Masse bedeckt sei, sich contrahire, so sei „dadurch (P. 131) die Möglichkeit gegeben, dass die plastische „Masse sich den ausspringenden Winkeln der Knickungen an- „schmiegt, aber zu einer Faltung der plastischen Masse ist 296 „auch jetzt kein Grund gegeben.“ Diese Behanptung beruht auf der irrthümlichen Meinung, dass nach meiner Anschauung oben alles starr, bei 3000 M. Tiefe plötzlich alles weich plastisch oder gar flüssig sei. Es giebt aber keine scharfe (Grenze zwischen beiden Theilen. Die Plastieität beginnt erst langsam und allgemein bei mittlerer Belastung von 3000 M, Gestein, und nimmt tiefer langsam zu. In einer mächtigen Region wechseln die Schichten, die schon plastischer Umfor- mung fähig sind, mit solchen ab, bei welchen die Belastung hierzu noch nicht genügt. Die Festigkeit, d. h. die innere Reibung, welche der Umformung entgegenwirkt, bleibt aber bei den verschiedenen Schichten verschieden; keine Möglichkeit zur plastischen Umformung kann diesen Unterschied der Schich- ten verwischen. Es ist somit auch die vollständig plastische Region noch eine geschichtete Masse und sie ist fest, wenn auch nicht starr, denn die innere Reibung bei Umformung durch den Druck nimmt nicht ab, vielleicht eher zu. Im weiteren bewegt sich Prarr in den alten und noch sich vermehrenden Missverständnissen meiner Theorie der pla- stischen Umformungen, und zieht aus seinen Missverständnissen Schlüsse gegen die Richtigkeit meiner Anschauung. Er kommt (P. 132) durch einen ganz unzutreffenden Versuch, in welchem er Lehm und heisses Wachs zwischen den Backen eines Schraubstockes herausquetscht zum Ausspruch, dass Ziekzack- biegungen, Knickungen in scharfem Winkel „gerade feste und starre“ Massen erfordern, und in meiner Theorie „ganz un- erklärlich“ blieben. Er verwechselt hier auf's Neue weich und flüssig mit plastisch (H. II. 82), obschon die Versuche von A. Favae belehren, dass selbst ganz ungewöhnlich weiche und plastische Substanzen (Thon) bei Contraction der Unter- lage (also sogar bei „indirectem Seitendruck“) falten. Hier (P. 132) sollen nun plötzlich „starre“ Körper diejenigen sein, die sich biegen können, nachdem früher die bruchlose Schicht- faltung geleugnet worden ist. In der That aber sehen die gefalteten Gebirgsschichten im Querprofil ganz anders aus, als die geknickten Cigarrenbrettchen; ich habe die ersteren Formen in Wort und Bild hervorgehoben (H. II., 1. Abschn., besonders 41 — 49). Diejenigen Geologen, welche angesichts der Falten im Gebirge in den Ausruf ausgebrochen sind: „die Gesteine müssen zur Zeit der Faltung weich gewesen sein“, haben den wahren Charakter der Biegungen mit besser beob- achtendem Auge aufgefasst, als derjenige, der sagt, Ziekzack- biegungen erforderten „gerade feste und starre Massen“. Die Erklärung war zwar nicht richtig, aber sie war die noch un- reife Aeusserung einer doch richtigen Auffassung der Falten- 297 - form, welche für sehende Augen die plastische Umformung als ein Factum erkennen lässt. 3 Prarr schreibt mir Unklarheit und „Confundirung“ (P. 153 und 134) zu, weil er den Schweredruck von oben stets vergisst, und meint, der Horizontaldruck anstatt dem stabilen Gesteins- druck müsste nach mir Gesteine plastisch machen (P. 131 untere Hälfte und 134 etc.), während ich unzählige Male betont habe, dass nur allseitiger Druck die Plasticität er- zeugen, dieselbe also erst in den tieferen Theilen, wo die Ver- ticalbelastung die Gesteinsfestigkeit übersteigt, eintreten könne. Gebirgsbildenden Druck (Horizontalschub) und belastenden Druck wirft er fortwährend durcheinander (P. 141). Wenn ich in meinem Buche nicht verständlich genug für denjenigen war, der trachtete, mich zu verstehen, so muss ich gestehen, dass es über meine Fähigkeiten geht, noch klarer zu sein, und deshalb darauf verzichten muss, mich Prarr verständlich zu machen. Dann stellt sich Prarr die hohen Berge am Meerufer und am Tieflandsrande vor (P. 135) und meint, sie müssten nach mir ihre Sohle zerquetschen. Er beachtet dabei nicht, dass mit der Tiefe die Basis der schweren Pyramide wächst, und wegen der unten flacheren Böschungen die mittlere Belastung nicht zu-, sondern abnimmt, wenn wir unter die sanft ge- neigten Meergehänge oder Hügelgehänge gegen das Tiefland | gehen. Dass sich ausserdem von der Tiefe unter dem Berg- gipfel die Last nicht wie in communicirenden Flüssigkeits- röhren um die Ecken herum auf grosse Distanzen seitlich gegen das Meer durch nicht entsprechend belastete Massen hindurch forspflanze, versteht sich wegen der gegen den Rand stets abnehmenden Belastung und der absorbirenden inneren Reibung, welch’ letztere Prarr nicht kennt, für mich von selbst. Mit der „Annahme eines Plastischwerdens absolut unbe- greiflich“, scheint Prarr (P. 155) „die deutliche Schichtung der Gneisse und krystallinischen Schiefer, die auch bei den ge- waltigsten Verschiebungen unvermischt und überall von nahezu gleicher Dicke sich zeigen“. (P. 136). Dem ist in der Natur nicht so. Wie oft sind wir in den Alpen im Unklaren, ob das, was vor uns liegt, Schichtung und ursprüngliche Schie- ferung oder Ulivage ist, oft durchkreuzen sich beide, es kom- men die sonderbarsten Fältelungen, Verquetschungen, Streckung und Zerreissung der Glimmerblättchen, innere Zertrümmerungen (z. B. im Gotthardtunnel) etc. vor. Oft wissen wir nicht, ob der undeutliche Schiefer, der vor uns liegt, ein ursprüngliches Gestein oder ein gequetschter Gneiss, Amphibolit oder der- gleichen ist. Und wie froh wären wir, die normale Mächtig- 238 ..: keit der. verschiedenen Theile der krystallinischen Schiefer en ne den Alpen finden zu können! Prarr discutirt ferner die liegenden Falten und behanpt (P. 138), „dass gerade die Verhältnisse, welche für das Zu- „standekommen solcher Faltungen als eine unerlässliche „Bedingung sich zeigen, unmöglich in der Natur vor- „kommen“. Das heisst doch nichts anderes, als er leugnet die Existenz der liegenden Falten. Hierfür hat Prarr, baar jeder positiven oder negativen Beobachtung, kein Recht. Seine „unerlässlichen Bedingungen“ lauten (P. 139): | FR RR u Bla 1. „ein leerer Raum unter der sich faltenden Schicht.“ — Warum, ist nicht einzusehen, denn die Mulde wird wie ein Keil unter das Gewölbe gedrängt und durch Hebung und Ueberschiebung des letzteren schief nach oben schafien sich die Muldenschichten darunter ihren Raum. 2. Die faltende Schicht müsse „allein“ gepresst von der Unterlage isolirt sein. — Warum dies, kann ich ebenso- wenig einsehen, da ja die tieferen Schichten mit abnehmender Vollständigkeit an der Faltung Theil nehmen. 3. Die Cohäsion der faltenden Schicht müsse so gross sein, dass bei rollender Bewegung kein Riss entstehe. — Auch dies ist nicht richtig, denn alles was wir jetzt vor uns sehen, geschah ja, wie ich immer wieder betont habe, unter Be- -lastung im geschlossenen Gebirge. Die ursprüngliche Ober- fläche ist ja nicht mehr da, sondern wir beobachten an Ero- sionseinschnitten in früher geschlossenem Gebirge. Nirgends habe ich behauptet, dass das Einrollen der Schicht „in der Luft stattgefunden“ (P. 141) habe. Es ist wahr, dass diese drei Bedingungen in der Natur nicht zutreffen, aber ebenso wahr ist, dass sie keineswegs Be- dingungen zur Bildung der liegenden Falten, sondern sonderbare Erfindungen sind. Was Prarr bei der Discussion der Glarner Doppel-Falte (P. 141 u. 142) noch einwendet, beruht alles blos auf groben Missverständnissen, die ihre Ursache darin haben, dass er mein Buch nicht aufmerksam studirt hat, was doch das erste Erforderniss einer Entgegnung wäre. Wir sind endlich am Ende des Buches von PFArr an- gelangt. Ich musste dasselbe etwas vollständig durchgehen, so ermüdend die Arbeit war. Das ganze Buch ist nur auf Ver- nichtung der bestehenden Ansichten berechnet; es enthält keine einzige positive Vermehrung unserer Kenntnisse, keinen be- fruchtenden Gedanken, keine Naturbeobachtung, nach der wir uns beim Durchlesen vergebens sehnen, wie nach einer Oase ES ge ar a a 999 . in der Wüste. Wenn Prarr auf meine Analyse antworten wird, so werde ich wahrscheinlich kein zweites Mal das Wort nehmen, es sei denn, dass Prarr mit Beobachtungen den Anschauungen, die ich mit Anderen theile, entgegentrete, und nicht blos wieder mit seiner bisherigen Methode, gegen die - ich feierliche Verwahrung einlege. Ich habe nun im Einzelnen gezeigt, dass diese letztere nur zu einem Conglomerat von Irrthümern führt und mit den Irrthümern stets neue Irrthümer einer noch höheren Ordnung herausrechnet. Aber die Natur ist kein Schema, die Erdrinde mit ihrem complicirten Bau in den Gebirgen lässt sich nicht im Studirzimmer und im Labo- ratorium erforschen. Weder die gesunde Naturbeobachtung selbst, noch die Schlüsse, welche darauf gegründet sind, kön- nen durch eine der Naturbeobachtung ganz entfremdete, stets von theils ungenauen, theils falschen, jedenfalls willkürlichen Annahmen ausgehenden Deduction widerlegt werden. 3. Die Entwickelung der Trias in Niederschlesien. Von Herrn F. Norruing ın Königsberg ı. Pr. Hierzu Tafel AUT XV: Einleitung. Ueber die Entwickelung der Trias in Deutschland besitzen wir durch die Arbeiten v. ALBerrTi’s, v. SEEBACH’S, GIEBEL'S, Eck’s, Scaump’s u. A. ein ziemlich umfassendes Bild. Zu den wenigen Gebieten, welche bisher weder geologisch noch paläon- tologisch genügend bekannt waren, gehört das Triasvor- kommen in Niederschlesien, welches in Folgendem auf Grund einer von mir im Herbst 1879 ausgeführten geologischen Begehung und auf Grund reichen paläontologischen Materials beschrieben werden soll. Auch diese Darstellung ist indess noch lückenhaft; doch ist zu berücksichtigen, dass ich an ein- zelnen Punkten, wie Alt- Warthau, Wehrau etc. unter sehr ungünstigen Umständen arbeitete, da an diesen Orten in Folge des mangelnden Absatzes die Steinbrüche kaum mehr in Betrieb waren und der Schutt von mehreren Jahren die Sohle erfüllt und die Bruchwände verstürzt hatte, so dass nur unvollkom- mene Beobachtungen gewonnen werden konnten. Das Material für den paläontologischen Theil habe ich grösstentheils selbst gesammelt; ausserdem durfte ich die Sammlungen der Universität und der Bergakademie zu Berlin, der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz und die des Herrn Cantor DrrssLer in Löwenberg benutzen. | Es sei mir erlaubt, an dieser Stelle den nachfolgend ge- nannten Herren, welche meine Arbeiten durch ihre Unter- stützung mit Rath und That auf's Liebenswürdigste gefördert haben, meinen herzlichsten Dank auszusprechen: Herrn Geh. Bergrath, Prof. Beyeıchk und Herrn Prof. Daues in Berlin, Herrn Prof. Eck in Stuttgart, Herrn Dr. Psck in Görlitz, Herrn Cantor Deesster in Löwenberg, Herrn Kalkbrennerei- besitzer KLoster in Gross-Hartmannsdorf, Herrn Gutsbesitzer und Amtsvorsteher ÜEBERSCHAAER in Gröditzbereg. a 1. Historisches. Da sich ein vollständiges Literaturverzeichniss über die deutsche Trias in folgenden Werken: H. Eck, Ueber die Formationen des bunten Sandsteines und des Muschelkalkes in Oberschlesien und ihre Verstei- nerungen. Berlin 1865; H. Eck, Rüdersdorf und Umgegend; J. Ror#, Erläuterungen zu der geognostischen Karte vom niederschlesischen Gebirge und den umliegenden Gegen- den. Berlin 1867, findet, kann ich mich darauf beschränken, an den entsprechen- den Stellen die von mir benutzten Abhandlungen zu eitiren. Im Gegensatze zur oberschlesischen Trias, welcher wegen des technischen Werthes des in ihr vorkommenden Bleiglan- zes die Geologen schon in früher Zeit ihre Aufmerksamkeit zuwandten, datiren die Berichte über das niederschlesische Triasvorkommen aus verhältnissmässig jüngerer Zeit. Freilich konnte auch die geringe Verbreitung des Muschelkalkes, der ausserdem keine technisch verwerthbaren Producte liefert, die Beachtung der Forscher und Techniker nicht auf sich lenken, obgleich die Anwesenheit von Kalken in Niederschlesien schon über hundert Jahre bekannt ist, wovon ein Kalkofen im Kuroster’schen Steinbruche bei Gross -Hartmannsdorf, der in diesem Jahre sein hundertjähriges Jubiläum feiert, ein stummer Zeuge ist. Was die Altersbestimmung des in Rede stehenden Ge- bietes betrifft, so wurde dasselbe schon von den ersten Beob- achtern desselben — wie auch von allen späteren — der Trias- formation, und zwar den beiden unteren Gliedern, dem Buntsandstein und Muschelkalk zugezählt. Es ist dies auch leicht begreiflich, da die ersten hier angestellten Unter- suchungen in eine Zeit fallen, in der die übrigen Triasgebiete Deutschlands schon verhältnissmässig genau erforscht und be- kannt waren. Die ältesten Notizen über unsere Formation finden sich in den Werken von Leske !) und CHARPENTIRR.?), von welchen ersterer die Lagerungsverhältnisse des Kalksteinbruchs von Wehrau ausführlich beschreibt. Die ihm bekannten Ver- ı) NarH. Gortrr. Leske, Reise durch Sachsen, in Rücksicht der Naturgeschichte und Oeconomie unternommen und beschrieben. Leipzig 1785. 4. (mit vielen Kupfertafeln) pag. 303 ff ?) Jon. Fr. Wırm. OmArrentier, Mineralog. Geographie der chur- sächsischen Lände. Mit Kupfern. Leipzig 1778., pag. 6 ff. > 3. steinerungen theilt er in Pektiniten und Mituliten. Aus seiner trefflichen Beschreibung geht hervor, dass er unter ersteren Zima lineata, unter letzteren Myophoria vulgaris? begreift. Ausführlicher spricht sich zuerst v. Decnsn!) über das Vorkommen der Trias aus, insofern er die Lagerungsverhältnisse auf das Eingehendste beschreibt. GLockEr’), der nur das Wehrauer Vorkommen genauer studirt hat, constatirt das Vorkommen von Buntsand- stein bei Wehrau, Logau am Queiss und Mittel-Sohrau nord- östlich von Görlitz, das Auftreten an letzterem Punkte als ein nicht ganz sicheres hinstellend.. Er schliesst aus den. bei Wehrau in geringer Anzahl gefundenen Petrefacten: Tur- ritella scalata GoLpF., Mytilus eduliformis v. SCHLOTH., @er- villia socialis QuEnST., Pecten discites v. SCHLOTH., Lima striata v. SCHLOTHa. und Lima lineata v. ScHLora., dass der Wehrauer Kalkstein als unterer Muschelkalkstein zu bestimmen sei (a. a. ©. pag. 190). Auffallend ist ihm nur das Fehlen „der in den beiden Abtheilungen des Muschelkalksandsteins in an- deren Ländern sehr verbreiteten Petrefactenspecies der Tere- bratula vulgaris und Encrinites lilüformis; doch vermuthet er, dass, da nach v. Decnen (a. a. O. pag. 143) im Muschelkalk- stein von Alt- Warthau und Gross- Hartmannsdorf, welch letz- teres als östliche Fortsetzung des Wehrauer Muschelkalksteins zu betrachten ist, neben Resten von Mytilus eduliformis, Ger- villia socialis, Lima striata auch Encrinites klüformis gefunden wurde, im Wehrauer Kalkstein aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls Encrinitenreste als vorhanden anzunehmen sind.“ v. DECHEN giebt ferner eine kurze petrographische Be- schreibung („der Wehrauer Muschelkalkstein ist rauchgrau, aschgrau und bläulichgrau, dicht, dünngeschichtet und mehr oder weniger thonhaltig“), aus welcher hervorgeht, dass zur damaligen Zeit die Schichten des Schaumkalkes noch nicht zu beobachten waren. Auffallend ist ihm auch die gestörte, verworrene Lagerung der Schichten. Das Vorkommen des Muschelkalksteins in grösserer Ausdehnung bei Alt- Warthau und Gross-Hartmannsdorf erwähnt er nur, indem er hinzufügt, dass derselbe dort ebenfalls auf Buntsandstein gelagert und vom Quadersandstein bedeckt sei. Den ersten Versuch einer Gliederung hat Peck °) in seinen I) v. Decnen, Das Flötzgebirge am nördliche Abfall des Riesen- gebirges, KArsten’s und v. Decnhen’s Archiv für Mineral. ete. Bd. 11. 1838. pag. 129. 2?) GLOCKER, Geognostische Beschreibung der preuss. Oberlausitz. Görlitz 1857. (Abhandl der naturf. Gesellsch., Görlitz, Bd. 8.) pag. 188. 3) PEeck, Nachträge und Berichtigungen zur geognostischen Beschrei- bung der preussischen Oberlausitz, Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Görlitz, Bd. 12. pag. 174 ff. BE TIEFER RE Re LA 303 - 3 Nachträgen zur geognostischen Beschreibung der Oberlausitz semacht. Peck führt zunächst die von Herrn GLocKER im Auf- trage der naturforschenden Gesellsshaft su Görlitz angestellten Beobachtungen an und sagt dann: „In den beiden neueren Brüchen !/, Stunde nordwestlich von Wehrau, von denen der vorderste, an Petrefacten besonders reich, seit einiger Zeit nicht mehr im Betriebe ist, lassen sich zwei Schichtengruppen unter- scheiden, die sowohl in ihrem petrographischen Charakter, wie durch gewisse Petrefacten von einander abweichen. Die erste, untere Gruppe, die vorzugsweise Gervillia so- cialis, Lima lineata, Turritella dubia, Natica gregaria u. Ss. W. ‚enthält, besteht aus verschiedenen mit einander wechselnden Schichten, die von unten nach oben in folgender Weise auf einander gelagert sind: zu unterst liegt ein thoniger, dunkel- grauer, plattenförmiger Kalk, in welchem wir bisher noch keine Petrefacten gefunden haben. Ihn überlagern schwache Platten eines röthlich gefleckten, dichten Kalksteines, der zahlreich Gervillia socialis, Myophoria vulgaris u. s. w. enthält. Auf diese Platten folgen blaugraue Kalksteine, bestehend haupt- sächlich aus Wellenkalken mit den bekannten, oft schlangen- förmigen Wulsten. Im ihnen sind Bänke von 6—10” Stärke eines krystallinischen Kalkes wiederholt eingelagert. Zwischen den einzelnen Schichten dieser Wellenkalke befinden sich dünne, viele kleine Glimmerplättchen enthaltende Thonlager. Nach oben hin sind aber diese Bänke des krystallinischen Kalkes durch mehr gelblichgraue, thonige Schichten vertreten. Die zweite Gruppe ist in ihren verschiedenen Schichten alsbald durch das Fehlen der blaugrauen Färbung zu erkennen, an deren Stelle eine gelblich- oder gräulichweisse getreten ist. Sie beginnt über der letzten Schicht Wellenkalk, mit einem dichten, thonigen Kalkstein; dann folgt ein splittriger, gelblich grauer, ziemlich fester Kalkstein; dann wiederum schwache Bänke des thonigen. In der nun folgenden, ebenfalls aus splitt- rigem Gestein bestehenden Schicht treten die ersten 'Encri- nitenglieder, Pecten discites, Arca triasina, auf; diese Wechsel- lagerung wiederholt sich mehrmals, indem nach oben die erwähnten Petrefacten, namentlich die Encrinitenglieder, häu- figer werden. Auf diese Schichten folgen dann die obersten Schichten, bestehend aus überaus muschelreichen Bänken, die bald oolithisch, bald splittrig und krystallinisch, bald thonig und im Ausgehenden weich und zerreiblich werden. Ueber diesen Schichten lagert dann der Sandstein der Kreidefor- ınation etc. An den Ufern des Queisses, Klitschdorf gegenüber, zeigt derselbe an dieser Localität in seinen unteren Schichten einen Zeits. d. D. geol, Ges. XXXIl. 2. 20 304 von den unteren Schichten des oben beschriebenen ganz ver- schiedenen Charakter, und zwar nicht nur in petrographischer Beziehung, sondern auch durch einzelne Petrefacten, die dort gar nicht vorkommen, oder von uns wenigstens nicht gefunden werden konnten. Unmittelbar auf dem Buntsandstein lagert ein in feuchtem Zustande bräunlich gelber Dolomit, der in seinen untersten Schichten thonig ist, dann porös wird und nach oben hin in festes, thoniges Gestein übergeht. In diesem Dolomite finden sich ausserordentlich zahlreiche Schalenbruch- stücke, Steinkerne und Abdrücke einer Muschel, die wir zuerst für eine Cardita hielten, später aber als Myophoria fallax v. Sees. erkannten. Ausser dieser Species kommen noch hier vor: Modiola triquetra, Gervillia costata, Naltica gregaria und Gaillardoti, Pecten Albertü und einige andere bisher noch nicht mit Sicherheit bestimmte Species. Auf diesem Dolomit lagert eine Schicht, bestehend aus durcheinander geschobenen Stücken grauer Schichten, denen ähnlich, wie sie in den Steinbrüchen gefunden werden etc. Mit den Schichten des Wellenkalkes, die jetzt folgen, ist Myophoria fallax verschwunden.“ Nachdem Peck noch ein Verzeichniss der von ihm auf- gefundenen Petrefacten gegeben hat, kommt er zu folgendem, eine Dreitheilung des Muschelkalkes darstellenden Resultate: a. Die unterste dem Buntsandstein auflagernde Gruppe zeichnet sich durch die mehr gelbliche Färbung der die Schichten bildenden Kalke aus, durch einen grös- seren Gehalt derselben an Magnesia; „es wird diese Gruppe gleich bedeutend mit dem Röth Thüringens sein.“ b. Die Schichten der folgenden Gruppe mit plattenför- migen Kalken zeigen mit Ausnahme der obersten thonigen Schicht fast durchweg blaugraue Farben. c. Die obere, an Petrefacten so reiche Gruppe hat durch- weg Kalke von weisser oder gelblich grauer Färbung mit Spuren von Magnesia und einem 5,6 pCt. nicht übersteigenden Gehalt an Silicaten. Pzox hat also schon mit Bestimmtheit die unterste Gruppe als Röth erkannt, während er sich nicht über die Stellung der Gruppen b. und c. ausspricht. Genauer äussert sich hierüber Eck'!); nach ihm gehört die Hauptmasse des Muschelkalkes von Gross- Hartmannsdorf, Alt-Warthau, Nieschwitz, Wehrau dem unteren Muschelkalk an; nur der gelbliche dolomitische Kalk mit Lingula tenuissima, 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XV. pag. 408. W - Er L, Bi En De 305- welcher den Schluss des Alt-Warthauer Muschelkalkes bildet, kann als einziger Vertreter der mittleren dolomitischen Ab- theilung des Muschelkalkes in Niederschlesien angesehen wer- den; der obere Muschelkalk fehlt ganz. | "In Ecx’s mehrfach eitirter Abhandlung über die Trias- formation Oberschlesiens ferner findet sich pag. 139—141 eine vergleichende Zusammenstellung der niederschlesischen, Küders- dorfer, Braunschweiger, Thüringer, Würzburger und Coburger Muschelkalk-Petrefacten. . Für den niederschlesischen Muschelkalk zieht er keine Folgerungen, sondern stellt nur die Abwesenheit des oberen Muschelkalkes und die Gemeinsamkeit des Vorkommens von Thannastraea silesiaca, Ceratites Strombecki, -Ammonites ÖOttonis in Ober- und Niederschlesien fest. Ausführlicher aber spricht Eex !) in seiner Abhandlung über Rüdersdorf von der Ver- wandtschaft des niederschlesischen Muschelkalks mit der unteren Abtheilung des oberschlesischen. Er sagt daselbst pag. 178: „Die Beziehungen zwischen oberschlesischem und nieder- schlesischem Muschelkalk sind ausser durch die Gemeinsamkeit der Thamnastraea silesiaca und, falls sich die Angabe des Herrn Peck bewahrheiten sollte, der Zhynchonella decurtata noch enger geworden durch die Auffindung des Colobodus Chor- zowensis, der Pleurolepis silesiaca, der von H. v. Meyer be- schriebenen eigenthümlichen, mit Zähnen besetzten Platten in dem unteren Wellenkalk von Alt- Warthau durch Herrn DRESSLER in Löwenberg.“ und pag. 171: „In Niederschlesien wird bei Wehrau der untere Muschel- kalk zu unterst aus grauem, dichten, feinschieferigen oder wulstigen Mergelkalk gebildet, welcher in seiner oberen Hälfte mit einer ganzen Anzahl von 1” bis 1’ mächtigen Schichten eines grauen, splittrigen, reineren Kalksteines wechsellagert, die bisweilen in grosser Häufigkeit Turbo gregarius, Dentalium torguatum, ferner Chemnitzia turris, Pleurotomaria Albertiana, Pecten discites, Gervillia subglobosa, socialis und costata, Nucula Goldfussi und Myophoria curvirostris einschliessen. Ihnen la- gern sich stärkere Bänke weissen Schaumkalkes auf, welche ebenfalls mit grauem, dichten, wulstigen Mergelkalk wechsel- lagern. Ein Verzeichniss der Versteinerungen beider Schichten- gruppen wurde von mir bereits in meiner Arbeit über die Formationen des bunten Sandsteines und des Muschelkalks in !)H. Eck, Rüdersdorf und Umgegend, eine geognostische Mono- graphie; Abhandlungen zur geognostischen Specialkarte Preussens und der thüringischen Lande, Band I. Lief. 1. 20° Oberschlesien S. 139 u.f. gegeben, und ich glaube, dass daraus sehr wohl die Gleichwerthigkeit derselben mit den Abtheilun- gen des unteren Wellenkalkes und der schaumkalkführenden Abtheilung bei Rüdersdorf geschlossen werden kann.“ In Bezug auf den Röth bemerkt er ebendaselbst pag. 165, dass das Auftreten mergeliger Dolomite bei Rüdersdorf wenig unter der Grenze gegen den Muschelkalk an das Vorkommen der Dolomite mit Myophoria costata Zunk. sp. an der Basis des Muschelkalkes in Ober- und Niederschlesien (bei Klitsch- dorf am Queiss) erinnert. — Mit Hinzunahme der von Rorm!) in seinen Erläuterungen zur geognostischen Karte von Niederschlesien gegebenen No- tizen, die sich auf die Angabe der Verbreitung und Lagerung unserer Formation nach den Beobachtungen der soeben ge- nannten Autoren beschränken, ist die Litteratur über die niederschlesische Trias erschöpft. IH. Darstellung der geognostischen Verhältnisse im Allgemeinen. Nördlich des Riesengebirges ist durch die Verbreitung der krystallinischen Schiefer eine gegen Nordwest hin offene, ge- gen Südost sich schliessende Mulde gekennzeichnet, innerhalb welcher die Formationen des Perm, der Trias und Kreide zur Ablagerung kamen. Das hier beschriebene Gebiet um- fasst denjenigen Theil der Mulde nördlich des Riesengebirges, der zwischen den Orten Naumburg am Queiss als west- lichstem Punkt, Wehrau am Queiss als nördlichstem Punkt und Conradswaldau bei Goldberg als südlichstem Punkt liest. Die in diesem Gebiete abgelagerten Gesteine der Trias treten überall entweder nur in schmalen Bändern oder in vereinzelten, aus dem Diluvium emporragenden Massen am Rande des durch die permischen Ablagerungen bedingten Beckens auf.- Als Theil der gesammten Sedimentärformationen _ der grossen Mulde betrachtet, bedecken dieselben weitaus das geringste Areal, und von diesem Gebiete nimmt der Buntsand- stein ungefähr °/,, ein, während '/. auf den Muschelkalk kommt. | Innerhalb dieses Gebietes lassen sich drei durch die älteren Formationen bestimmt begrenzte Ausbuchtungen unter- scheiden : der kleinste westliche Löwenberger Busen, der ı) J. Rora l. e. pag. 274 ff. er ai a 307- grösste südöstliche Goldberger Busen und der nördlichste Gross- Hartmannsdorfer Busen. Nur in letzterem ist die Muschel- kalkformation ausgedehnter entwickelt. a. Der Löwenberger Busen. (umfassend die Gegend zwischen Queiss und Bober, auf dem südlichen Muldenflügel von Schlesisch - Haugsdorf bis Siebeneichen). Der westlichste Punkt, wo überhaupt triassische Ablage- rungen zu beobachten sind, liegt bei Flohrsdorf und Nieder- Sohrau, wo der Boden über dem Zechstein intensiv roth erscheint und rothe Letten auftreten.!) Ebenso wie den ‚Zechstein, verhüllen bis nach Schlesisch- Haugsdorf die Dilu- ‚vialablagerungen den Buntsandstein, der dort als lichter Sand- stein auftritt. Einzelne Vorkommen vermitteln den Zusammenhang mit der grossen, am Südflügel der Mulde fortlaufenden, durch Kreide und Dilnvium zum Theil verdeckten Masse von Buntsandstein, welche sich am ganzen Südrande der Mulde, also auch im Löwenberger Busen, dem schmalen Zechstein - Bande, auflegt. An der südlichsten Spitze dieses Busens, bei Zobten, liegt der Buntsandstein dagegen direct auf dem Rothliegenden; das Ein- fallen der Schichten war an letzterem Orte nach Nordwesten, während am ganzen Südrande und bei Löwenberg selbst ein Einfallen nach Nordosten mit 10°—20° zu beobachten war. Im Löwenberger Thale verschwindet der Buntsandstein unter den darüber gelagerten Quadersandsteinen, um auf der rechten Thalseite bei Plagwitz auf der Höhe des Steinberges mit steil auigerichteten Schichten (51°) nach Nordosten einfallend wie- der aufzutauchen. = Ostwärts gegen Lauterseiffen und Pilgramsdorf deuten ein- zelne aus dem Diluvium emporragende Punkte die unterirdische Verbreitung an; solche Punkte sind: der Rothe Berg bei Peters- dorf, der Heilige Berg bei Armeruh (hier ist auch die Entwicke- lung des Röths nördlich vom Basaltkegel zu beobachten); das Einfallen beträgt 10° nach NNO. Letzteren Punkt betrachte ich als am Eingange des Goldberger Busens liegend, somit als nördlichsten Punkt am Südflügel dieser Specialmulde. ») RornH, Niederschlesien, pag. 274. al b. Der Goldberger Busen. Die vereinzelten Punkte bei Pilgramsdorf u. s. w. ver- mitteln den Zusammenhang mit dem grösseren Complex, der hier zu Tage tritt. Von Taschendorf an der Katzbach zieht sich der Buntsandstein in immer mehr sich verengendem Bande, zwischen Zechstein und Quader bis zum südlichsten Punkte der Mulde nach Conradswaldau. Letzterem Orte gegenüber ist der Buntsandstein mehrfach von Basalt durchbrochen, doch konnte ich eine Schichtenstörung nicht wahrnehmen. Von Conradswaldau lässt sich der Buntsandstein, den Grenzen der alten Schiefer folgend, wobei er mehrere kleine Buchten bildet, bis nach Hasel hin verfolgen. Bei letzterem Orte wird an der Grenze des Zechsteins und Buntsandsteins ein Steinbruch be- trieben, woselbst beide Formationen in ungestörter Lagerung in der prächtigsten Weise zu beobachten sind; das Einfallen. beträgt auf diesem Flügel zwischen 10° und 15° nach Nord- westen. Etwas weiter nördlich verschwindet der Buntsandstein unter dem Diluvium, um erst wieder bei Hermsdorf am Rande der Hauptmulde, durch Randaufrichtung emporgehoben, zu Tage zu kommen. !) ce. Der Gross-Hartmannsdorfer Busen. Von Hermsdorf ab bis nach Gross - Hartmannsdorf und Gröditzberg lässt sich der Buntsandstein nicht mehr nach- weisen; höchstwahrscheinlieh verbergen ihn die Ablagerungen der Kreide, denn erst südlich von Gross-Hartmannsdorf treten seine Schichten wieder zu Tage. a. Der Buntsandstein. . In diesem Gebiete ist der Buntsandstein in seiner Ent- wickelung als mittlerer und oberer nur zwischen Alt-Warthau und Gross - Hartmannsdorf auf der rechten und linken Thal- seite, bei der sogen. „rothen Gasse“, und südlich auf der rechten Thalseite am Wege nach Wilhelmsdorf, auf der linken westlichen am Wege nach Hartliebsdorf anstehend. Ferner beobachtete ich sein Auftreten im Garten des Gutes Grö- ditzberg. 1) Beyrıch, Ueber die Lagerung der Kreideformationen im schle- sischen Gebirge. Berlin 1855, in den Abhandl. d. königl. Akad. der Wissensch., pag. 6 ff. und Rorn, 1. c. pag. 277. 309 . Das Streichen ist im Süden auf der rechten östlichen - Thalseite in h. 7. 4. O0. mit einem Einfallen von 20° nach NNO. Am nördlichen Ende des Dorfes bei der sogen. „rothen Gasse“ streichen die Schichten in h. 10. 1 mit einem Ein- fallen von 25° gegen SW. — Bei Alt- Warthau konnte ein Einfallen der Schichten des Buntsandsteins nicht direct beob- achtet werden, doch lässt sich aus dem Verhalten des Röths, dessen Streichen und Einfallen in Feld - Girschners Steinbruch “in h. 9. 7. mit 20° gegen SW. gemessen wurde, sehr wohl ein Schluss auf die Streichungsrichtung ersterer ziehen. ß. Der Muschelkalk. Die Entwickelung dieser Formation, soweit sie in Nieder- schlesien in im Grossen und Ganzen ungestörter Lagerung zu Tage tritt, lässt sich nur auf diesem verhältnissmässig be- schränkten Gebiete, und zwar an den beiden Orten Alt- Warthau und Gross - Hartmannsdorf, hier jedoch sehr schön, untersuchen. Beide Vorkommen sind durch Diluvium an der Oberfläche getrennt. Eine Auflagerung des Muschelkalkes auf den Buntsandstein konnte hier nicht beobachtet werden, doch lässt sich gerade bei ihm die muldenförmige Einlagerung im Buntsandstein sehr wohl erkennen. Mannigfache Einzelstörun- gen haben die Schichten verworfen; doch ist die Hauptfall- richtung nicht in der Weise gestört, dass die Lagerungsver- hältnisse des Ganzen dadurch undeutlich geworden wären. Auf der Westseite des Thales stehen die Schichten des Wellenkalkes und Schaumkalkes mit nordöstlichem Einfallen an; gemessen wurde vom westlichen Aufschluss nach Osten: 1. Streichen in h. 8.5 mit 34° Einfallen gegen NO., 2. » ” h.8.4 » 22° » b) 3. ” „ h. 8. 6 22) 20° ” 6) 2 b2) » h. 8.2 ” 21° ” „ Am östlichen Thalgehänge, in der Nähe der sog. „Bock- windmühle“, beobachtete ich das Streichen der Wellenkalk- schichten in h. 8. 7 mit einem Einfallen von 25° — 30’ nach NO. Etwas weiter nördlich, in GörLitzer’s Steinbruch, streichen die Schichten in h. 10. 5 mit einem Einfallen von 25° — 30° nach SW. — An anderen Punkten wurde das Streichen ge- messen und zwar: 1. an der evangel. Kirche mit h. 10.4 und einem Einfallen von 20° —22° nach SW. 310 in Jäsche’s Steincruch mit h. 10.2 und 7° Einfallen ° gegen SW. | wi in JäscHe’s Steinbruch nördl. mit h. 10.1 und 24° Ein- fallen gegen SW. ! in Krorser’s Steinbruch südl. mit h. 10.4 und 10° Ein- fallen gegen SW. | in Kroster’s Steinbruch nördl. mit h. 10.5 und 10° Ein- fallen gegen SW. | in Krause’s Steinbruch mit h. 10. 3 und 15° Einfallen gegen SW. a m pP ww Nördlich von letzterem Orte sind die Schichten des Muschelkalks und Röths vom Diluvium überdeckt, aus wel- chem der Buntsandsteinhügel der „rothen Gasse“ hervorragt und die Anwesenheit unserer Formation bekundet. Die Schichten des Muschelkalkes treten in nordwestlicher Richtung erst wieder am Alt-Warthauer Kalkofen zu Tage, woselbst ich das Strei- chen nur an zwei Punkten mit h. 10. 2 und h. 10. 5 nach SW. messen konnte, da, wie schon erwähnt, die Auflässigkeit des Betriebes den Verfall der Steinbrüche bewirkt hat. | Aus obigen Daten ergiebt sich das Vorhandensein einer Special-Mulde, deren offenes Ende nach Nordwest gerichtet ist, mit einem Durchschnittsstreichen der Hauptachse von h. 9. 4, deren südlichster Punkt bei Gross-Hartmannsdorf, zwi- schen GörtıTzer’s Steinbruch und der Bockwindmühle, zu suchen ist. d. Nieschwitz und Wehrau. Der nächste Punkt, nördlich von Alt-Warthau bei Niesch- witz gelegen, zeigt wieder eine Mulde, an deren westlichem Flügel die Schichten des Muschelkalkes in h. 9. 3 streichen, mit 30° nach NO. einfallend; an ihrem östlichen Flügel be- trägt das Streichen h. 9. 2 mit 19—20° nach SW.; am öst- lichen Muldenrande sind ferner noch die Schichten des Bunt- sandsteins aufgeschlossen. Schon v. Dscuen nahm an, dass dieser Punkt auf einem Gegenflügel des zuerst beschriebenen Zuges liegt, der mit demselben einen Sattel bildet; besonders aber ist zu vermuthen,. dass unter dem flachen Thale von Warthau der Buntsandstein verborgen liegt (v. DEcHEN l. c. pag. 127). Ferner haben die Herren Lürke und Lupwis die Vermuthung ausgesprochen, dass die ganze Muschelkalk- steinbildung zwischen Nieschwitz, Neu-Warthau, Gr.-Hart- mannsdorf und Georgenthal einen Sattel bildet, dessen Sattel- linie gegen Nieschwitz hin einsinke und dass, da zwischen : are Nieschwitz und Warthau im Liegenden des Kalksteines der bunte Sandstein auftrete, die Flügel des Kalksteines einen Luftsattel bildeten. Diese Vermuthung kann ich nach meinen Beobachtungen nur bestätigen, besonders seit durch die Ausgrabung eines Brunnens das Vorhandensein des Buntsandsteines zwischen Nieschwitz und Alt-Warthau festgestellt wurde. Von Nieschwitz aus ist der Muschelkalk unter der Dilu- vialbedeckung bis nach .‚Wehrau und Klitschdorf am Queiss nicht mehr zu verfolgen. In Folgendem citire ich die Angaben v. Decnuen’s!), da zur Zeit meiner Anwesenheit daselbst in Folge der Verschüttung der Steinbrüche jede genauere Beob- achtung unthunlich war. „Der Muschelkalk ist auf beiden Seiten des Flusses zwi- schen dem Schlosse von Klitschdorf und dem Eisenhüttenwerk von Wehrau (längst nicht mehr existirend) bekannt. In frü- heren Zeiten wurde hier ein sehr grosser Kalksteinbruch be- trieben, welcher in seinem Streichen von NW. gegen SO. eine Erstreckung von 300 Lachtern gehabt haben mag. Der Kalk- stein ist gegen Süden bis an den vorliegenden Quadersand- stein oder die sog. „graue Wand“ fortgebrochen ; die Schichten fallen beinahe ganz saiger, nur etwas gegen Süden geneigt. Das Liegende des Kalksteines auf der Nordseite scheint nicht bekannt gewesen zu sein. Gegenwärtig wird ein Kalkbruch, wohl !/, Stunde von dem alten gegen NW. entfernt, betrieben. Die Schichtenstellung ist dieselbe, h. 4!/, mit 80° gegen SW.“ III. Specielle Darstellung der Formationsglieder. 1. Der Buntsandstein. Unter den Formationen der Trias, soweit dieselben in Niederschlesien auftreten, nimmt diejenige des bunten Sand- steines weitaus das grösste Areal ein; trotzdem wurde, obgleich genaue Angaben über seine Verbreitung vorhanden sind (siehe Ror# 1. c.), eine Gliederung desselben zu geben bisher unter- lassen, ja sogar, wie schon erwähnt, das Vorkommen des Röths bezweifelt. Grenzen, Gliederung, petrographischer Cha- rakter und Aufschlusspunkte. — Die untere Grenze ist überall durch die gleichmässige Auflagerung auf den Zechstein gegeben; die obere Grenze ist aber auch hier, gleichwie in D) v. DecHen ]. ce. pag. 129. SI Oberschlesien, zu tief gelegt worden, indem man die blau- grauen dolomitischen Kalke vom Heiligen Berg bei Armeruh !), die sich durch die Häufigkeit von Myophoria fullax v. SEER. auszeichnen, dem Muschelkalk zuwies. Jedoch schon Eck deu- tete in seinem „Rüdersdorf ..“ darauf hin, dass gewisse Kalke bei Armeruh und Alt-Warthau dem Röth und nicht dem Muschelkalk zuzurechnen seien. une In Niederschlesien lassen sich, ebenso wie in Thüringen, Oberschlesien etc. drei Abtheilungen des bunten Sandsteines unterscheiden: a. eine untere, feinschiefrig sandige, b. eine mittlere, grobkörnig sandige, c. eine obere, merglige, thonige und kalkige. a. Der untere Buntsandstein. Wo die untersten Schichten dieser Formation in dem un- tersuchten Gebiete zu Tage treten, beginnt der Buntsandstein mit einer 1 —2 M. mächtigen rothen Lettenschicht. Darüber folgt eine 1,2 M. mächtige Bank eines grünlich weissen oder röthlichen, feinkörnigen, durch massenhaft eingelagerte Glim- merblättchen dünnschiefrig gewordenen Sandsteins mit Thon- gallen. Ueber dieser Schicht folgt eine 0,5 M. mächtige Schicht rothen dünnschiefrigen Sandsteins, der seinerseits von einer 3,5 M. mächtigen Bank weissen oder rothen feinkörnigen Sandsteins überlagert wird. | Aufgeschlossen sind diese Schichten nur in dem oben er- wähnten Bruch bei Hasel, der auf der Grenze des Zechsteines in diesem betrieben wird, und an ihrer oberen Grenze kurz hinter dem Dorfe Hasel, wo ım mittleren Buntsandstein ein Steinbruch betrieben wird. Organische Einschlüsse: fehlen. b. Der mittlere Buntsandstein. Dieser bildet auch in Niederschlesien die Hauptmasse unserer Formation. Die Sandsteine zeigen eine rothe, weiss- liche oder gelbliche Färbung und sind meist grobkörnig, oft mit grösseren Quarzkörnern ohne ein kalkiges oder kieseliges Bindemittel, und dann als mürbe, lockere, zerreibliche Sand- steine, z. B. bei Gross - Hartmannsdorf im Bruch am Lehn- gut, oder als lose Sande (im Girscaser’schen Bruche) er- 1) RortH, Niederschlesien, pag. 277. 313° scheinend.. Am Rotheberg bei Petersdorf und im Bruche am Heiligen Berg bei Armeruh führt der Buntsandstein grössere, krystallinische Quarzkörner mit glänzenden Flächen. Aufgeschlossen sind diese Schichten bei Schlesisch-Haugs- dorf, Mittelgiessmannsdorf, um, hier unter dem Diluvium ver- schwindend, wieder bei Löwenberg in grösserer Masse zu Tage zu treten. Bei Plagwitz ist der Buntsandstein am besten auf dem Wege nach Höfel aufgeschlossen und an den Gehängen des Steinberges, woselbst.er in steil aufgerichteter Stellung zu Tage tritt. Einer der besten Aufschlüsse ist im Steinbruch nördlich des Heiligen Berges bei Armeruh zu sehen. Bei Löwenberg verschwindet er wieder unter dem Diluvium, um erst bei Taschendorf wieder aufzutreten. Von hier aus legt er sich in weitem Bogen dem älteren Gebirge an und ist vor- züglich in dem Steinbruche südlich vom Dorfe Hasel aufge- schlossen. Vereinzelt tritt er bei Hermsdorf und Gröditzberg, in grösserer Masse bei Gross- Hartmannsdorf, Alt-Warthau und Wehrau auf; an sämmtlichen zuletzt angeführten Punkten sind jedoch die wenigen Aufschlüsse schlecht, da der Buntsand- stein seiner mürben Beschaffenheit halber eine technische Ge- winnung nicht verlohnt. Organische Einschlüsse: Chirotherium-Fährte? Aus dem Steinbruch nördlich des Heiligen Berges bei Armeruh. ce. Der obere Buntsandstein: Röth. Das Vorkommen dieser Abtheilung war in Niederschlesien bis jetzt noch nicht sicher bekannt, sondern nur vermuthet. Die älteste Notiz darüber findet sich bei Pzcxk. !) Er hält die untersten gelblichen Schichten für gleichbedeutend mit dem Röth Thü- ringens. Ror#?) citirt die Notiz Peck’s, während v. SER- BACH?) die Existenz des Röths in Niederschlesien überhaupt bezweifelt. Erst Eck *) beanstandet sehr richtig die Stellung einiger Kalkvorkommnisse, indem er sagt: „Ich muss jedoch bemer- ken, dass Myophoria fallax in Niederschlesien von Herrn PEck bei Klitschdorf auch in denjenigen Kalksteinschichten, welche den zum Röth gerechneten Dolomit überlagern, angegeben wird und dass sie (nach Handstücken in der Sammlung der 1) Pecx, 1. c. pag. 184. 2) Rots, 1. ce. pag. 275. 3) v. SEEBACH, ]. c. pag. 658. *) Eck, Rüdersdorf pag. 165. 314 . königl. Bergakademie in Berlin) auch in dem bisher als Muschel- R kalk betrachteten Kalksteine des Heiligen Berges bei Armeruh und in den unteren Kalksteinschichten von Alt-Warthau in Niederschlesien aufgefunden wurde, so dass eine erneute Unter- suchung der angeführten Fundstellen in dieser Rücksicht sehr zu wünschen wäre.“ ‘ An dieser Stelle sind auch die Angaben von v. SEEBACH!) und Eck?) über die Stellung des Alt- Warthauer gelblichen Kalkes zu berichtigen. Ersterer sagt: „In Niederschlesien habe ich bei Gross- Warthau?) unweit Löwenberg den oberen Muschelkalk beob- achtet und alle drei Glieder desselben, wenn auch nicht alle anstehend, wieder erkannt. Die Schichten sind daselbst reich an Petrefacten und die oberste Abtheilung hat besonders schöne Wirbelthier - Reste (darunter einen Ceratodus in der Samm- lung des Herrn Monar zu Löwenberg) geliefert; auffällig ist das Vorkommen eines gelblichen dolomitischen Kalkes mit Lingula tenuissima, der an manche Schichten der Lettenkohle erinnert; auch liegt er ganz zu oberst.“ Eck*) deutet nun diese Schich- ten als mittleren Muschelkalk mit folgenden Worten: „... und der gelbliche dolomitische Kalk mit Zingula tenuissima, welcher den Schluss des Alt-Warthauer Muschelkalkes bildet, und auf welchen v. SezBAcH bereits aufmerksam gemacht hat, kann als einziger Vertreter der mittleren dolomitischen Abtheilung des Muschelkalkes in Niederschlesien angesehen werden.“ Diese Deutung der fraglichen Schichten ist sehr erklärlich: die gelbliche Farbe, die versteinerungslosen Bänke, das Vor- kommen von Lingula tenuissima, Alles dies wies auf mittleren Muschelkalk hin. Nur eine genaue Untersuchung der Alt- Warthauer Schichten konnte lehren, in welches Niveau sie zu stellen seien, und hat die Auffindung von Myophoria fallax v. Seep. und Natica Goaillardoti Lerr. erst auf’ den richtigen Weg für die Altersbestimmung dieser Schichten geführt. Die Gesteine des Röths sind in ihren unteren Lagen als dünne, plattenförmig geschichtete Dolomite entwickelt; höher hinauf treten gelbliche, thonige, bisweilen oolithische, voll- ständig versteinerungsleere Dolomite auf; über jenen lagern nun Schichten, welche in schöner Entwickelung in GIRSCHNER’s Steinbruch zwischen Gross-Hartmannsdorf und Alt- Warthau zu beobachten sind, und deren Profil von oben nach unten folgendes ist: 1) v. SEEBACH, 1. c. pag. 661. 2) Ecx, Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XV. pag. 408. 3) Soll wohl heissen Alt-Warthau. *) Eck, Oberschlesien. Sin 0,2 M. gelblicher Dolomit mit Myophoria fallax, Monotis = Albert etc. 0,3 M. splittriger, harter Kalk mit Monotis Albertü, Fisch- schuppen und kleinen Zähnchen. 1,2 M. dünnschiefriger, sandiger, in Platten lagernder Dolomit; derselbe ist stark bituminös; hier fanden sich Pflanzen- reste und ein Labyrinthodonten-Zahn. 0,3 M. splittriger Kalk mit Monotis Albertü, Schutt. Die Mächtigkeit des Röths dürfte nicht viel mehr als 50 M. betragen. Aufschlusspunkte sind ausser den oben erwähnten Stellen bei Armeruh und (nach Peck) bei Wehrau. Organische Einschlüsse im Röth. 1. Pflanzenreste. — Sehr schlecht erhalten, vielleicht eine Voltzia heterophylla. Gross-Hartmannsdorf (Feld- Girschner’s Steinbruch). 2. Lingula tenuissima Brons. Alt-Warthau (Steinbruch am Kalkofen). 3. Monotis Albertii GoLvr. Gross - Hartmannsdorf. 4. Gervillia socialis Schtor. sp. Wehrau, Heilige Berg bei Armeruh. En 5. Gervillia costata Quest. Wehrau. 6. Modiola triquetra v. SEEB. Wehrau. 7. Myophoria fallax v. SeeB. Gross-Hartmannsdorf, Alt- Warthau, Heilige Berg bei Armeruh. 8. Myacites mactroides ScuLorHu. Gross - Hartmannsdorf. 9. Natica Gaillardoti Lerr. Alt- Warthau. 10. Gyrolepis- Schuppen. Gross - Hartmannsdorf. ll. Zähne und Wirbel. Gross- Hartmannsdorf. 12. Labyrinthodonten -Zahn. Gross-Hartmannsdorf. Technische Verwendung. Die Gesteine des Röths fanden seiner Zeit einen grossen Absatz in den nächsten Hüttenwerken, da dieselben vermuthlich wegen des Masenesiagehaltes ein beliebter Zuschlag bei der Roheisenfabrication waren. Die gedrückte Lage der Eisen- industrie hat auch auf die Gewinnung des sog. Hammerkalkes erlahmend gewirkt, zumal da diese Dolomite der dünnen Schich- tung wegen weder als Baumaterial, noch in gebranntem Zu- stande als Dünger Verwendung fanden. Es war zur Zeit meiner Anwesenheit in Niederschlesien nicht ein einziger der zahlreichen Steinbrüche in Betrieb. 2. Der Muschelkalk. !) Vom Muschelkalk ist nur die untere Abtheilung vertreten, welche sich in Wellenkalk und Schaumkalk scheidet. a. Der untere Wellenkalk. Der untere Wellenkalk lässt sich in folgende drei Ab- theilungen zerlegen: a. Der Nieschwitzer Grenzkalk (d) besteht aus einem braunen oder röthlichen, grobspäthigen, feinzellig porösen, oder grobzellig löcherigen Kalk, der an all’ den Punkten, wo er auftritt, in derselben Weise wiederkehrt und einen guten Orientirungs-Horizont abgiebt; im Allgemeinen ist er arm an Petrefacten, bei Warthau finden sich selten Wirbelthierreste, die eine Bestimmung nicht zulassen. Obgleich diese Schicht überall das Liegendste des Muschel- kalks bildet, scheint sie als solche weder von PEck, noch von v. SEEBACH beobachtet zu sein, falls man nicht die Peck’sche Angabe I. c. pag. 176: „Unmittelbar auf dem Buntsandstein lagert zunächst ein im feuchten Zustande bräunlich gelber Do- lomit, der in seinen untersten Schichten thonig ist, dann porös wird und nach oben hin in festes thoniges Gestein übergeht; in diesem Dolomit finden sich ausserordentlich zahlreiche Schalenbruchstücke, Steinkerne und Abdrücke einer Muschel, die wir zuerst für eine Cardita hielten, später aber als Myophoria fallax v. SerB. erkannten ...“ auf diese Schicht deuten will. Nach den mir vorgelegenen Handstücken hat Peck den oberen gelblichen Röthdolomit , wie ich ihn auch bei Alt- Warthau beobachtete, mit dieser in Rede stehenden Schicht als ein Ganzes zusammengefasst und sind die citirten Worte daher in dieser Weise auszulegen. 7 Aus dem Angeführten geht hervor, dass der Niesch- witzer Grenzkalk nahezu identisch ist mit der untersten Ab- theilung des Wellenkalkes in Oberschlesien, dem braunen zellig cavernösen, gross-, seltener kleinspäthigen Kalksteine, dieser Horizont also ein für Nieder- wie Ober- schlesien gemeinsamer ist und ein gutes trennendes Glied zwischen Röth und Muschelkalk bildet; da Eck diese Schicht 1) Die eingeklammerten Buchstaben hinter den Ueberschriften be- zeichnen in alphabetischer Reihenfolge die übereinander lagernden Schichten. 4 % : . | 317- mit keinem bestimmten Namen bezeichnete, so schlage ich hierfür den Namen „Nieschwitzer Grenzkalk“ vor, da er an dieser Localität zuerst von Eck beobachtet wurde. Die erste Beobachtung derselben finde ich in Ecr’s hand- schriftlichen, mir gütigst mitgetheilten Notizen über das Muschelkalkvorkommen von Nieschwitz, wo er die Vermu- thung ausspricht, dass diese braunen, feinporösen oder gross- zelligen Lagen zu den liegendsten Schichten gehören. Beobachtet habe ich diese wenig mächtigen Lagen bei Alt- Warthau im Bruche beinı Kalkofen und bei Nieschwitz; die Mächtigkeit war nicht genau zu ermitteln. 8. Die unteren Gross-Hartmannsdorfer Schichten (e). Dieselben bilden die Hauptmasse des niederschlesischen Muschelkalkes und bestehen aus gering mächtigen Lagen von grobkörnigem, splittrigem, röthlich braunem, in der Mitte blau gefärbten Kalkstein mit undeutlichen Schalresten, abwechselnd mit Lagen eines wulstigen, dünngeschichteten, grauen, mer- geligsen Kalkes von grösserer Mächtigkeit; in letzterem finden sich hauptsächlich die Petrefacten vor. Der erwähnte splitt- rige Kalk führt an manchen Orten, so in den Steinbrüchen am Lehngut und an der evangelischen Kirche, nesterweis zahllose Steinkerne von Gastropoden. Nach der Grenze zum Schaumkalk hin gewinnen die späthigen Kalke die Oberhand und verdrängen beinahe vollständig den wulstigen Kalk. Dies hier geschilderte petrographische Verhalten des Wel- lenkalkes ist überall dasselbe. Aus Eck’s Notizen citire ich das Vorkommen bei Wehrau: „Der Muschelkalk von Wehrau besteht aus wechsellagernden Schichten von grauem dichten, feinschiefrigen oder wulstigen, thonreichen (Mergel) Kalkstein und grauen, dichten, splittrigen, reineren Kalksteinen mit wulstigen oder ebenen Schichtflächen von circa 1” bis 1 M. Mächtigkeit, die letzteren meist bedeckt mit undeutlichen Muscheln.“ Ebenso beobachtete Eck das Vorkommen von Gastropoden -reichen Schichten; auch Einschlüsse von Kalk- spath sind häufig. Die Aufschlüsse in diesem Schichtencomplex sind sehr zahlreich, da die technische Verwerthung gerade dieser und der folgenden Schichten eine sehr ausgedehnte ist, weil der Kalk der höheren festen Schichten als Dungmittel sehr beliebt ist. Aufschlüsse. Ich erwähne, von Norden nach Süden auf der Ostseite des Thalgehänges, als liegendsten Bruch den Krause’schen Steinbruch am Lehngut, etwas südlich davon den Kroster’schen Steinbruch. Die wulstigen Schichten sind hier ausgezeichnet durch das häufige Vorkommen von Cephalopoden; sy ferner die verschiedenen Brüche nahe der Kirche am südlichsten Punkt an der Bockwindmühle und auf der Westseite des Thales beim verlassenen Kalkofen. Weiter im alten Bruche zwischen Gross - Hana und Alt-Warthau, bei Alt- Warthau selbst; bei Nieschwitz, hier in sehr gestörter Lagerung eine doppelte Mulde bildend, bei Wehrau in steil aufgerichteter Lage; bei Hermsdorf, hier von geringer paläontologischer Bedeutung. 7: Die oberen Gross -Hartmannsdorfer Schichten (f). Wie schon oben erwähnt, verdrängen in den höheren Schichten des Wellenkalkes die dichten, grauen Kalke die wulstigen, schiefrigen beinahe vollständig, und allmählich treten einzelne Bänke eines festen, knolligen, dunkelblauen, splittrigen Kalkes auf, die nunmehr regelmässig mit Schichten eines grauen, feinkörnigen, splittrigen Kalkes wechsellagern. Aufgeschlossen sind dieselben nur bei Gross- Hartmanns- dorf in verschiedenen Brüchen, welche den Mittelpunkt der Mulde bezeichnen. Diese Schichten, ein Aequivalent des blauen Sohlenkalkes in Oberschlesien, zähle ich deswegen noch zum Wellenkalk, weil in den beiden letzten Etagen die Hauptentwickelung der Cephalopoden stattfand, von denen in den darüber liegenden Schichten nicht mehr eine Spur zu finden ist. Allerdings fällt dann auch das Vorkommen von Spiriferina fragilis in den Wellenkalk, doch glaube ich, dass jenes so schwer wiegende paläontologische Moment eine Zuzählung dieses Complexes zum Wellenkalk rechtfertigt, zumal auch an den Stellen, wie in Jäsche’s Steinbruch, wo der Schaumkalk den Wellenkalk über- lagert, der Wechsel in der Farbe der Schichten von dunklem Blau zu ganz hellem Weiss ein sehr auffallender ist. b. Der obere Wellenkalk mit dem Schaumkalk. Die anstehenden Schichten des Schaumkalkes sind in Niederschlesien weniger mächtig entwickelt, als in Oberschle- sien; eine so reiche Gliederung wie dort, konnte in unserem Gebiete nicht durchgeführt werden, da nur der untere Theil dieses Schichtencomplexes auftritt. Dieser zeigt aber in Bezug auf die petrographische und paläontologische Entwickelung eine grosse Analogie mit dem Auftreten in Oberschlesien. a. Der untere Schaumkalk (g). Weisser oder gelblicher, schaumkalkartig poröser Kalk, in Bänken von 0,5 —5 M. mit zwischenliegenden Lagen eines 319- grauen, dichten, feinsplittrigen Kalkes; in den unteren Schich- ten zeigen sich dieselben noch knollenartig abgesondert, jedoch von ganz hellgrauer Farbe. Die schaumkalkführenden Bänke sind reich an Stylolithen. Die Hauptentwickelung bei Gross - Hartmannsdorf ist in der Mitte der Mulde in Jäsche’s und GÖRLITzer’s Steinbruch; auf der Westseite des Thales stehen dieselben Schichten in einem alten Bruche ebenfalls an. Die Identität der an erst- genannter Localität vorhandenen Schichten mit den Aequiva- lenten in Oberschlesien ist schon durch Eck erkannt und in seinen Notizen fixirt worden, indem er in denselben sagt: „Derselbe Kalkstein, wie in den westlichsten Brüchen, steht in den Brüchen am Kalkofen am Wege nach Gröditzberg an; es ist ein weisslicher oder röthlicher poröser Kalk (ganz von dem Aussehen des Kalkes von Kamminietz und Broslawitz), dessen circa 1° mächtige Schichten mit ebenso mächtigen La- gen eines grauen, dichten Kalkes wechsellagern.“ Entwickelt sind diese Schichten bei Gross-Hartmannsdorf; nach Eck’schen Notizen und Resten, die auf der Halde liegen, bei Alt-Warthau, ferner nach Eckr’schen Notizen und Peck |. c. bei Wehrau und Klitschdorf. 3. Die Wehrauer Schichten (h). Den oben erwähnten Schichten lagert sich in GÖRLITZER’S Bruch (Gross-Hartmannsdorf) eine 3—4 M. mächtige Schicht, die sich in zwei Bänke sondert, auf. Die unterste, braun und röthlich, ungefähr 2 Meter mächtig, besteht durchweg aus Schalen der Terebratula vulgaris; ihr lagert eine weisse oder gelbliche, oolithische auf, die überaus reich an Petrefacten ist. Diese Bank, paläontologisch von der darunter liegenden nicht zu trennen, konnte leider nur an einem Punkte beobachtet werden und zwar nur unter den ungünstigsten Verhältnissen. In einem alten Bruch, der, dicht im Hangenden des Gör- ıitzer'schen Bruches gelegen, jetzt beinahe durch die Schutt- halden des letzteren ausgefüllt ist, beobachtete ich von unten nach oben folgendes Profil: 1. 0,5 M. weisser, kreideähnlicher, leicht mit dem Messer schneidbarer Kalk, mit wenig Petrefacten, nur nesterweise Terebratula vulgaris enthaltend. 2. 0,22 M. oolithische, gelbliche, sehr zerreibliche Conchy- lienschicht, in sehr grosser Zahl sehr schön er- haltene Petrefacten führend. 3. 0,5 M. weisse Schicht wie 1. Zeits. d. D. geol. Ges. XXX. 2. 21 er = 4. 0,62 M. weicher, gräulicher, zuweilen durch Eisen gelb gefärbter und dann fester zusammengebackener Kalk, mit einer unendlichen Menge einzelner Schalen von Terebratula vulgaris. Dammerde und Schutt. | Diese Bank konnte nur auf geringe Längsausdehnung ver- folgt werden, da auf der einen Seite eine Kluft der Unter- suchung ein Ziel setzte, während auf der anderen Seite der Schutt nicht zu bewältigen war. Der Bruch wurde verlassen, weil die dort anstehenden Schichten zu einer technischen Verwerthung nicht geeignet waren. Aber gerade diesen Schichten, die wohl auch bei Wehrau auftreten, entstammt die grösste Mehrzahl der so prachtvoll erhaltenen von mir gesammelten Petrefacten. Das Auftreten derselben Schichten bei Wehrau ist im höchsten Grade wahrscheinlich, von mir persönlich aber nicht beob- achtet worden. Organische Einschlüsse. Coelenterata. Scyphia sp. In h: Gross - Hartmannsdorf. Rhizocorallium jenense ZENK. In e: Gross-Hartmannsdorf, Alt-Warthau, Nieschwitz. Thamnastraea silesiaca (cfr. Eck diese Zeitschrift Bd. XV. pag. 408). In g: Wehrau. Von Kusta gesammelt, im Universi- täts- Museum aufbewahrt. | Crinoidea. Encrinus gracilis Buch. In d—f: Alt- Warthau; In h: Wehrau. Entrochus dubius BEYr. In e: Gross - Hartmanusdorf. _ In h: Gross - Hartmannsdorf, Wehrau. Encrinus cf. lilüformis Lk. In e: Gross-Hartmanntdorf, Alt-Warthau, Wehrau, Nieschwitz. s : In h: Gross - Hartmannsdorf, Wehrau, Alt-Warthau. 321 Echinoidea. Cidaris grandaeva GoLpr. Schalstücke selten, Stacheln da- dagegen sehr häufig. In h: Gross-Hartmannsdorf. Brachiopoda. Spiriferina fragilis SCHLOTH, Sp. In f: Gross-Hartmannsdorf. Terebratula vulgaris SCHLOTH. In h: Gross - Hartmannsdorf, Wehrau, Alt- Warthau. Pelecypoda. Genus Terquemia, Tate 1867. s) Carpenteria, E. DEsLonscHamrs 1858 (non Gray 1856). Die häufigsten Reste der Wehrauer Schichten sind wohl- erhaltene, doch sehr leicht zerbrechliche Schalen, die ich Anfangs für Ostreen hielt, bis eine Reinigung deg Innern und des Schlosses ergab, dass sämmtliche Schalen, welche über- haupt Anwachsstellen zeigten, rechte Klappen waren, wo- durch die Ostreennatur dieser Muscheln ausgeschlossen war. Ungleichklappig, beinahe gleichseitig, mit dem Wirbel der rechten Klappe angewachsen, linke Klappe schwach concav, glatt nach hinten, sowie der freie Theil der rechten Klappe mit concentrischen Streifen oder radialen Rippen versehen. Schlossfeld dreieckig, schräg liegend, in derselben Richtung gestreift, ohne Zähne, manchmal in der Mitte in’s Innere vorspringend; Ligamentgrube länglich, gerade und ziemlich schmal, in der Mitte des Schlossfeldes liegend. Manteleindruck nicht beobachtet. — Aeusserlich gleichen diese Schalen denen von Östrea oder Hinnites. Auf eben diese äussere Aehnlichkeit hin wurden Schalen des Muschelkalkes, bei denen, obwohl das Innere nicht gesehen war, stillschweigend angenommen wurde, dass die angewachsene Klappe auch die linke sei, als Osirea beschrieben. Da nun der Nachweis gelungen ist, dass jene angewachsene Schale die rechte ist, so stehe ich nicht an — zumal alle übrigen Oharaktere auch mit Terquemia im Einklang stehen — sämmtliche bisher unter der Bezeichnung Ostrea beschriebenen Formen zu dieser Gattung zu zählen. ?) Diese Thatsache ist um so interessanter, als dadurch 2) Woopwarp, Manuel of Oonchologie, London. 2) Diesen Gegenstand beabsichtige ich in ausgedehnterer und auch auf ähnliche Reste anderer Formationen sich erstreckender Behandlung später zu veröffentlichen. 21 399 wahrscheinlich wird, dass die echten Ostreen erst im Jura auftreten; denn auch die aufgewachsenen Reste, welche häufig auf Ceratites etc. sich befinden, sind (worauf mich Herr BerrıcH aufmerksam machte) höchstwahrscheinlich dem Genus Osirea E nicht zuzurechnen. 3 Terguemia ostracina SCHLOTH. Sp. Ostrea ostracina aut. In e: Gross-Hartmannsdorf, Alt- Warthau. In h: Gross-Hartmannsdorf, Wehrau, Alt- Warthau. Terquemia difformis GoLor. sp. Taf. XII. Fig. 1 u. la. Ostrea difformis aut. | In e: Gross-Hartmannsdorf, Alt- Warthau, Wehrau. In h: Gross-Hartmanntdorf, Wehrau, Alt- Warthau. Terquemia complicata Goupr. sp. Taf. XIII. Fig. 2 u. 2a. Ostrea complicata aut In h: Gross-Hartmannsdorf, Wehrau, Alt- Warthau. Hinnites (2 Terquemia) comtus Gouor.sp. Taf. XIII. Fig. 3 u. 3a. Hinmites comtus aut. In h: Gross -Hartmannsdorf, Wehrau, Alt- Warthau. Leproconcha paradoxa GIEB. In h: Wehrau. Pecten discites SCHLOTH. Sp.. a. grosse, runde Form mit ziemlich gleichen Ohren; b. kleinere, mehr länglich - runde Form mit sehr un- gleichen kleinen Ohren; das hintere Ohr das klei- nere; ferner sind die Knoten, welche die unteren Rip- pen beendigen, nicht so stark ausgeprägt; nähert sich in der Form sehr dem Pecten liscaviensis GiEB., den ich aber nicht für specifisch verschieden von Jeeten discites halten kann. In e: Gross - Hartmannsdorf. In f: Alt- Warthau. In g: Gross-Hartmannsdorf, Alt- Warthau, Wehrau. In h: wie in g. Pecten laevigatus SCHLOTH. SP. In e: Alt- Warthau, Wehrau. In h: Wehrau, Alt- Warthau. Pecten reticulatus SCHLOTH.- SP. Von Kunta in g bei Alt-Warthau gesammelt. Lima striata v. ÄLB. In e: Wehrau, Alt-Warthau, Gross - Hartmannsdorf, Nieschwitz. In h: Gross - Hartmannsdorf, Wehrau. Lima lineata GOLDF. 3 | 323 In e: Gross - Hartmannsdorf, Wehrau, Nieschwitz, Hermsdorf (nach Kustn). In g: Alt- Warthau. Lima costata (GOLDF. In h: Wehrau, Lima Beyrichi Eck. Von mir nur in einem einzigen Exemplar, auf einem Naut. bidorsatus sitzend, gesammelt; die schief-eitörmige Schale, die zahlreichen, dicht gedrängten, feinen Radialrippen charakte- risiren dasselbe vollkommen. In e: Gross-Hartmannsdorf (KLoster’s Steinbruch). Avicula Bronni GIER. Eine Trennung dieser Species von @ervillia costata ist vollkommen gerechtfertigt, da auch bei vorzüglicher Erhaltung die für Gervillia bezeichnenden Bandgruben vollständig fehlen. In h: Gross- Hartmannsdorf, Alt- Warthau. Monotis Albertii GOLDF. Die von mir gesammelten Exemplare aus dem Röth und aus dem unteren Muschelkalk weichen in ihrem äusseren Ha- bitus so auffallend von einander ab, dass ein genaueres Stu- dium der Formen aus den verschiedenen Niveaus geboten erschien. Ausserdem zog ich noch Exemplare von anderen Localitäten in den Bereich meiner Untersuchungen, deren Re- sultat jedoch nur als ein Versuch der Unterscheidung der Va- rietäten von Monotis Albertü nach den verschiedenen Niveaus zu betrachten ist und — wie ich mir nicht verhehle — noch mancher Ergänzung bedürfen wird. Das mir vorliegende reiche Material setzt sich aus ober- schlesischen, niederschlesischen, Rüdersdorfer und einigen mittel- deutschen Funden zusammen, deren Vergleich Folgendes ergiebt: a. Formen des Röths. Taf. XIV. Fig. 1. Ungleich- klappig? mit stärker gewölbter ovaler linker Klappe und schwächer gewölbter kreisrunder rechter Klappe. Ohren der linken Klappe ungleich mit vorderem, spitzwinkligem, kleinerem, und hinterem, stumpfwinkligem, grösserem Ohre. Wirbel schwach nach vorn gewendet. Rippen fadenförmig, durch Zuwachsstreifen unregelmässig gebrochen; unregelmässig alternirende schwächere und stärkere Rippen mit breiten Zwischenräumen. Variationen in der Berippung können in der Weise ein- treten, dass entweder das Einsetzen der schwächeren Rippen in der Nähe des Wirbels auf der Vorderseite eintritt oder dass die Rippen hinten im Allgemeinen dicker als vorn sind, oder dass das Auftreten der Zwischenrippen erst in der Mitte 324 der Schale sich einstellt, wobei dann die Zwischenrippen am : = 3 Rande die Stärke der Hauptrippen erreichen. b. Formen des Wellenkalkes. Taf. XIV. Fig. Ungleichklappig? gewölbt, mit grösseren, stumpfwinkligen hin- teren und kleineren, bogig gerundeten vorderen Ohren. Wirbel schwach nach vorn gewendet. Rippen radial vom Wirbel aus- strahlend, fein wie Federstreifen nebeneinander liegend, viel zahlreicher und schwächer, als bei voriger; sehr selten setzt eine neue Rippe, die dann schnell die Stärke der früheren erreicht, in den schmalen Zwischenräumen ein; durch An- wachsstreifen weniger stark als bei voriger verworfen. Diese feine Berippung unterscheidet die Form des Wellenkalkes be- stimmt von allen übrigen. Variationen scheinen nur in der Wölbung der Klappen zu existiren, indem aus Nieder- und Öberschlesien beinahe ku- selig gewölbte Schalen bei sonst sich gleichbleibenden Cha- ' rakteren vorliegen. Die von Eck !) ]. c. unter No. 3 ausgezeichnete Jvicula- artige Form scheint einer neuen Species anzugehören, doch wage ich hierüber noch keine Entscheidung zu fällen, zumal das einzige mir vorliegende Exemplar von Coellne gleichfalls eine linke Schale ist. c. Formen des Schaumkalkes. Taf. XIV. Fig. 3.: Flache, kreisrunde oder etwas längliche Klappen; vorderes Ohr der rechten Klappe bogig gerundet und klein, hinteres stumpfwinkelig und grösser; Ohren der linken Klappe gleich. Stärkere Rippen mit breiten Zwischenräumen, in denen eine, zwei, selten drei schwächere Rippen einsetzen können; wenn nur eine Rippe einsetzt, braucht solche nicht nothwendig in der Mitte zwischen den früheren zu stehen. Rippen radial ausstrahlend, ohne durch Anwachsstreifen verworfen zu sein; bei guter Erhaltung laufen feine, dicht gedrängte, concentrische -Anwachsstreifen gleichmässig über Rippen und Zwischenräume. In der Nähe der Ohren werden die Rippen schwächer, so dass bei etwas abgeriebenem Zustande die Schalen an diesen Stellen glatt sind. d. Formen des oberen Muschelkalkes. Taf. XIV. Fig. 4. In den Schalumrissen wesentlich der vorigen gleichend, unterscheiden dieselben sich jedoch durch die Art der Berip- pung von jenen deutlich. Die Rippen sind breit (durch Abreibung ganz flach werdend); vermehren sich theils durch 1) Eck, Oberschlesien, pag. 55. 325. Gabelung, theils durch Einsetzen neuer, schwächerer Rippen in die sehr schmalen Zwischenräume. Gervillia socialis SCHLOTH. Sp. In e: Gross-Hartmannsdorf, Alt-Warthau, Wehrau, Nieschwitz, Hermsdorf. In g: Alt-Warthau, Wehrau. Gervillia costata SCHLOTH. SP. In e: Gross-Hartmannsdorf, Alt- Wehrau, Warthau. In g: Alt-Warthau, Wehrau. Gervillia subglobosa CRED. In e: Gross-Hartmannsdorf, Wehrau. In g: Alt-Warthau. Gervillia mytiloides SCHLOTH. SP. In e: Alt- Warthau. In g: Alt- Warthau. In h: Gross - Hartmannsdorf, Wehrau. cir. Perna sp. | Schalstücke mit parallel fasriger Structur deuten auf dieses Genus, doch war es nicht möglich, ein unversehrtes Exemplar zu erhalten. In h: Gross- Hartmannsdorf. Mytilus vetustus GOLDF. In g: Alt- Warthau. In h: Gross- Hartmannsdorf, Wehrau. Lithodomus priscus (GEB. In h: Wehrau. Macrodon Beyrichi v. Strom. sp. Taf. XIV. Fig. 5, 5a.b. c. 1849. 1851. 1856. 1856. 1861. 1862. 1865. 1865. Cucullaea Beyrichi v. Stromp. Zeitschr. d. d. geolog. Ges. Bd. I. pag. 451. Taf. 7A. Arca triasina F. Rom. Palaeont. I. pag. 298. t. 35. ES ihnd: pag- ‚319.:5436. 46 14416, Arca en GEB.. Muschelkalk von Lieskau pag. 46. 278 Arca nn Gıeg. Lieskau, Muschelkalk, pag. 46. Eraet2: Arca triasina v. SeEB. Zeitschr. d. d. geolog. Ges. Bd. XIII. pag. 602. Arca triasina Eck. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XIV. pag. 302. Cucullaea (Macrodon) triasina F. Rorm. sp., Eck, Oberschlesien, pag. 99. Cucullaea (Macrodon) Beyrichi Stromp. Eck, Ober- schlesien pag. 100. Diese Art, eine der häufigsten in den Wehrauer Schichten, liegt mir in so zahlreichen, wohlerhaltenen Exemplaren vor, dass sich ihre Beschaffenheit bis in’s kleinste Detail studiren liess. . In ihren Schlosscharakteren zeigt sie dieselben Merkmale, auf e welche Lycett im Jahre 1854 sein Genus Macrodon begründete, so dass auch für diese Species besagter Gattungsname wohl- begründet erscheint. GIkBEL,. der . ct & T.8au.b. undt , vr22 u be zügliche Abbildungen mit prächtig präparirtem Schloss der von ihm als Arca triasina und Arca socialis getrennten Arten giebt, bringt beide noch bei #rca unter, obgleich das Lyertr- sche Subgenus Macrodon zwei Jahre früher aufgestellt war. Auf letztere Gattung hat auch schon v. SeErAcCH hingewiesen, der pag. 603 1. c. von Arca triasina sagt: „Daher ist diese Species zu -/rca, oder wenn man Macrodon Lycrrr als selbst- ständig annimmt, der Stellung der Zähne nach zu diesem gehörig.“ Lycett giebt an, dass die verschiedenen Alterszustände von M. Hirsonensis so von einander abweichen, dass man ohne genügendes Vergleichs- und Uebergangsmaterial jeden- falls verschiedene Species aus den einzelnen Alterszuständen gebildet haben würde. Er führt ferner an, dass im Jugend- zustande die Rippen deutlich, ohne durch Anwachsstreifen gestört zu sein, sichtbar seien, mit zunehmendem Alter die- selben jedoch verschwinden und die Schale durch Anwachs- streifen runzlig werde. Ein ähnlicher Fall liegt in Bezug auf Arca (Macrodon) triasina und socialis, zwei von GIEBEL getrennte, von Y. SEE- BACH wieder vereinigte Arten, vor. Denn ich kann, auf das Studium einer grossen Reihe von Exemplaren gestützt, nach- weisen, dass beide in einander übergehen. Ich halte eine Trennung beider auch umsoweniger oerechtfertigt, als sich be- sondere Unterscheidungsmerkmale im Schloss nicht wahrnehmen lassen und beide demselben geologischen Niveau angehören. Die kleinsten der mir vorliegenden Exemplare von 9 bis 13 Mm. Länge (am Schlossrand gemessen) zeigen noch den fast senkrecht auf den Bauchrand absetzenden Vorderrand, die Depression des Wirbels nach dem Bauchrande, und die scharfe Kante, über welche das hintere, leicht gestreifte Feldchen ab- fällt. - Der Wirbel liegt dem Schlossrande sehr genähert. — Bei den etwas grösseren von ]: . Länge geht der Vorderrand in weit geschwungenem Bogen in den Bauchrand über; Depression bei den grösseren immer schwächer werdend, der Bauchrand deshalb beinahe gerade; das hintere leicht ge- streifte Feldchen noch über eine Kante abfallend.e Wirbel vom Schlossrande entfernter. — Bei dem grössten Exemplar, welches 30 Mm. Schlossrand misst, ist eine Trennung von Vorder- und Bauchrand nicht mehr zu bemerken, eine De- 827 - pression ist nicht mehr vorhanden, Bauchrand schwach convex mit einer stumpfen Ecke in den geradlinigen Hinterrand über- gehend. Die Kante, über welche das hintere Feldchen abfällt, noch deutlich vorhanden, aber gerundet und nach ihrem un- teren Ende sich mehr und mehr verflachend. Hinteres Feld- chen dureh undeutliche obsolete Rippen eine schwache Aus- zackung der Anwachsstreifen zeigend, nach unten und hinten sich mehr und mehr verflachend.. Wirbel vom Schlossrande weit entfernt und nach vorn gerückt; eine grosse Area mit Ligamentfurchen ausgebildet. Schalsculptur bei sämmtlichen Exemplaren glatt, nur durch, in der Wirbelgegend schwächere, nach dem Bauchrande stärkere, weit von einander stehende Anwachsstreifen wellig. Kurz zusammengefasst haben wir in der Jugend glatte Schalen nur auf dem hinteren Feldchen leicht gestreift und eckigen Umriss; mit zunehmendem Alter runden sich die Con- turen mehr und mehr ab, die Schalstructur wird durch con- centrische Zuwachsstreifen runzelig; nur auf dem geschützten hinteren Feldchen erhält sich die Streifung, während die Wirbel- gegend Spuren von Abreibung zeigt. Die oben beschriebenen Alterzustände zeigen a Cha- raktere der _#rca triasina und Deyrichi in der mannigfal- tigsten Weise combinirt, so dass ich mich einem Auseinan- derhalten beider nicht anschliessen kann. Unsere Art ist daher mit dem Namen Macrodon Beyrichi STROMB. Sp. zu belegen. In g: Alt-Warthau, Wehrau. In h: Gross-Hartmannsdorf, Wehrau. Nucula Goldfussi v. ALB. In e: Gross- Hartmannsdorf, Wehrau, Nieschwitz. Nucula elliptica GOLDF. In h: Wehrau. Myophoria curvirostris SCHLOTH. Sp. In h: Gross- Hartmannsdorf. Myophoria vulgaris SCHLOTH. SP. In e: Gross-Hartmannsdorf, Alt- Warthau, Wehrau, Nieschwitz. In g: Alt-Warthau, Wehrau, Gross -Hartmannsdorf. In h: Gross- Hartmannsdorf, Wehran. Myophoria elegans DUNKER. In g: Alt- Warthau, Wehrau. In h: Gross - Hartmannsdorf. Myophoria simplex (SCHLOTH.) v. STRONB. In h: Wehrau. Myophoria laevigata AL. sp. Be In e: Gross- Hartmann dor, Alt- Warthau, Wehrau, Nieschwitz. Be In h: Gross- Hartmannsdorf. Myophoria orbicularis Bronn. In g: Alt-Warthau, Wehrau. In h: Gross- Hartmannsdorf, Wehrau. Astarte triasina F. Rem. 2 In h: Gross - Hartmannsdorf. Astarte Antoni GIEBKL. In h: Gross-Hartmannsdorf, Alt- Warthau, Wehrau. Cypricardia Escheri GIEB. Sp. In g: Wehrau. In h: Gross - Hartmannsdorf. Myoeoncha gastrochaena Dunk. Sp. In e: Gross - Hartmannsdorf. Myoconcha Beyrichi sp. n. Taf. XIV. Fig. 6 u. 6a. Schale quer verlängert, nach hinten erweitert, Schloss- rand stark convex, wahrscheinlich in sehr stumpfem Winkel in den Hinterrand übergehend, welcher halbkreisförmig geschwun- gen ohne Absatz in den in der Mitte gebuchteten Bauchrand geht; letzterer bildet beinahe einen rechten Winkel mit dem Schlossrande. Mässig gewölbt, am steilsten nach dem Bauch- rande, durch eine vom Wirbel sich herabziehende Depression abfallend, nach dem hinteren Rande sich allmählich ver- flachend.. Wirbel nicht ganz nach vorn stehend, vielmehr unter sich ein Feldehen lassend, dessen unterer Rand bei alten Exemplaren anschwill. Vom Wirbel strahlen mit fast gleichmässig breiten Zwischenräumen fünf dicke knotige Rippen nach dem Hinterrande; in die Zwischenräume können. sich neue schwächere Rippen einsetzen. Oberfläche durch dicht gedrängte, unregelmässig breite, concentrische Anwachsstrei- fen geziert, die auf den Rippen kleine Knötchen hervor- rufen. Starker Manteleindruck. In der rechten Klappe über dem Muskeleindruck eine schiefe Leiste, über ihr eine gleich- falls schief gestellte Zahngrube, die allmählich in einen langen zweiten Schlosszahn übergeht, hinter dem sich eine Zahngrube befindet, die ihrerseits wieder durch eine schwache Leiste von der Ligamentfurche getrennt ist. Linke Klappe mit einer Zahngrube, unter der sich eine schwache Leiste befindet. R Die grösste Aehnlichkeit in der Form besitzt diese. Art mit Mytilus Mülleri GiesB., doch unterscheidet sie sich aufs Bestimmteste durch die nur über einen beschränkten Theil der Schale verbreiteten Rippen, während sich bei M. Mülleri dieselben über die ganze Oberfläche der Schale verbreiten. 329 - x Ich nenne diese Art nach meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Geheimrath Bereich. In h: Gross - Hartmannsdorf. Myacites musculoides SCHLOTH. In e: Alt- Warthau, Wehrau. Myaeites grandis MÜNSTER. In h: Gross - Hartmannsdorf. Myacites mactroides SCHLOTH. In h: Wehrau. Myacites sp. In e: Gross - Hartmannsdorf, Alt- Warthau. In h: Gross - Hartmannsdorf. Thracia mactroides SCHLOTR. SP. in h: Wehrau. Tellinites anceps SCHLOTH. Synonymie siehe Eck, Oberschlesien pag. 57. Die mir vorliegenden Steinkerne, die bei schöner Erhal- tung der äusseren Umrisse zwar schwache Muskeleindrücke wahrnehmen lassen, zeigen jedoch nicht eine Spur eines Mantelausschnittes, weshalb ich es auch unterlasse, eine genaue Entscheidung über die Stellung dieser Species zu geben. In e: Gross -Hartmannsdorf. Gastropoda. Chemnitzia scalata SCHRÖTER Sp. In e: Nieschwitz. In g: Alt-Warthau, Wehrau. In h: Gross- Hartmannsdorf, Wehrau. Chemnitzia obsoletu ZIETEN SP. In e: Gross-Hartmannsdorf, Wehrau, Nieschwitz. In g: Alt- Warthau, Wehrau. In h: Gross-Hartmannsdorf, Wehrau. Chemnitzia dubia Br. sp. In e: Wehrau, Klitschdorf. Chemnitzia Zekelii GIEB. sp. In h: Wehrau. Chemnitzia oblita GIER. Als Steinkern und Abdruck wohlerhalten; eine der häu- fissten Arten in den Turbiniten-Schichten; die GisBEu'sche Diagnose dieser Speci.s ist dahin zu vervollständigen, dass sich ein wohlausgebildeter Nabelschlitz beobachten lässt. In e: Gross- Hartmannsdorf. e: In g: Alt-Warthau. Chemnitzia parvula Dunk. Suc SRALe 2830 + In g: Alt- Warthau. Natica Gaillardoti Lerr. ScuLorn. sp. Taf. XIV. Fig.7 u. 7a. ) Syn. Natica turbilina MEYER Turbo helicites MÜNSTER. in g: Alt- Warthau, Wehrau. In h: Gross-Hartmannsdorf, Wehrau. Natica coynata GEB. Taf. XIV. Fig. 8 u. Sa. v. SEEBACH !) vereinigt diese Species mit der vorigen, da er den geschlossenen Nabel und die Nahtrinne nicht als spezifische Verschiedenheiten anerkennt und die von ihm untersuchten Exemplare bei offenem Nabel dennoch die Naht- rinne zeigen. (IkBEL sagt dagegen von Natica Gaillardoti, dass die Seiten sich unmittelbar von der Naht herauswölben, so dass diese nur eine ganz unbedeutende Rinne bildet, ferner dass die Innenlippe sich schwielig. verdickt auf die Spindel umlegt und den Nabel völlig schliesst oder nur einen schmalen Eingang lässt. Weiter sagt er von Natica co- gnata, dass sie sich von voriger Art durch das ganz ver- kürzte Gewinde, die rinnenförmige Naht, schmälere Mündung und stets völlig geschlossenen Nabel unterscheide und die Naht stets in einer schwachen, aber doch hinlänglich mar- kirten Rinne liege, von welcher bei voriger Art (Natica Gaillardoti) keine Andeutung zu finden war. In diesen cha- rakteristischen Kennzeichen ist allerdings eine Differenz beider nicht zu finden, als höchstens die etwas höhere Spira der ersteren. Die Unterschiede zwischen beiden Arten sind nach meinen Untersuchungen folgende: Natica Gaillardoti, die Naht bildet eine Rinne, Nabel offen oder geschlossen, Spira etwas erhaben. Natica cognata, kaum sichtbare Naht, Nabel stets geschlos- sen, Spira ganz niedergedrückt. Unter Berücksichtigung dieser Unterschiede konnte ich die Trennung sehr wohl vornehmen, so dass ich Natica cognata Gıss. als eine wohl charakterisirte Species ansehe. In h: Gross - Hartmannsdorf, Wehrau. Natica Eyerichi sp. n. Taf. XIV. Fig. 9 u. 9a. Drei schnell anwachsende Windungen, letzter Umgang beinahe °/, der Höhe einnehmend, unter die früheren etwas herabgezogen, Spira sich wenig erhebend, Mundöfinung halb- kreisföormig, Aussenrand zu einer Lippe umgeschlagen, eng !) v. SEEBACH, Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XV. pag. 641. n £ 831 ; f genabelt mit einer Spindelfalte, die theilweise durch den auch auf die Spindel umgeschlagenen Mundrand überdeckt wird. - Windungen nicht direct von der Naht ab gewölbt, sondern an der Naht eine horizontale, in der Mitte durch eine deutlich eingesenkte Rinne vertiefte Fläche bildend, an deren Ende sie über eine abgerundete Kante sich nach unten mässig wölben. Das Gehäuse erhält hierdurch ein terrassenförmiges Aussehen. Aussenfläche mit feinen Anwachsstreifen versehen. | Diese hübsche kleine. Species nenne ich nach meinem früheren Lehrer, Herrn Dr. Eyerıcn in Mannheim. In h: Gross - Hartmannsdorf. Natica costata BERGER. In g: Alt- Warthau. In h: Gross- Hartmannsdorf, Wehrau. Natica gregaria v. SCHAUROTH. In h: Gross-Hartmannsdorf, Wehrau. Natica turris GIEB. In g: Alt- Warthau. In h: Gross - Hartmannsdorf, Wehrau. Litorina? Schüttei GIEB. In h: Gross - Hartmannsdorf. Litorina® Kneri GIEB. In e: Gross - Hartmannsdorf. In h: Gross- Hartmannsdorf. Turbo gregarius SCHLOTH. SP. In e: Gross - Hartmannsdorf. In g: Alt- Warthau, Wehrau. Turbo toriniaeformis sp.n. Taf. XIV. Fig. 10 u. 10a. Fünf sich schnell erweiternde Umgänge, die durch eine tiefe Naht von einander getrennt sind, bilden ein Torinia- !) artiges Gehäuse, von dem der Durchmesser des letzten Um- ganges beinahe die Hälfte der Höhe ausmacht. Von der Naht wölbt sich jede Windung über eine abgerundete Kante in schwachem Bogen nach abwärts. Tief, jedoch ziemlich eng genabel. Mundsaum scharf? Aussenfläche glatt, Schale sehr dünn. Höhe 12 Mm.; Höhe des letzten Umganges 6'/, Mm.; Breite an der Basis 13 Mm.; Weite des Nabels 3 Mm. Diese Form weicht in ihrem ganzen Habitus sehr von allen anderen Trias-Gastropoden ab. Ihr fehlt nur die Spiral- streifung, um als Zorinia bezeichnet werden zu können. Eine genauere Bestimmung des Genus bei den älteren Gastropoden, 2) Subgenus von Solarium. zumal bei denen der Trias, ist so schwer, dass, da das Ge- häuse wiederum auch viele Aehnlichkeit mit Twrdo hat, ich, um beiden gerecht zu werden, den Namen Turbo toriniae- formis dafür vorschlage. | ; In h: Gross- Hartmannsdorf. Pleurotomaria Albertiana ZIET. Sp. In e: Gross -Hartmannsdorf, Alt - Warthau. In g: Alt-Warthau, Wehrau. In h: Gross- Hartmannsdorf, Wehrau: Pleurotomaria Hausmanni GIER. In h: Gross- Hartmannsdorf. Pleurotomaria Leysseri GIER. In h: Wehrau. Delphinala infrastriat« Strom. Taf. XIV. Fig. Il u. 11a. In h: Gross - Hartmannsdorf. Euomphalus arietinus SCHLOTH. Sp. In g: Alt-Warthau. In h: Gross-Hartmannsdorf, Wehrau. Dentalium laeve SCHLOTA.. In e: Gross -Hartmannsdorf, Wehrau. In g: Alt- Warthau. In h: Gross - Hartmannsdorf, Wehraun. Cephalopoda., Nautilus bidorsatus SCHLOTH. In f: Gross- Hartmannsdorf. Ammonites (Ceratites) Buchü v. AL». Goniatites tenuis v. SEEB. Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. Bd. IX. pag. 24., Bd. XIII. pag. 650. Das mir vorliegende Exemplar ist deshalb interessant, weil es die Identität des (Goniatites tenuis v. SEEBACH mit dem Ammonites Buchii auf das Deutlichste beweist. Darauf hat schon Eck!) hingewiesen, und kann ich seine Vermu- thung’), dass das Original des Goniatites tenuis bei seiner unvollkommenen Erhaltung wohl weniger eigentliche Suturen als tiefere Durchschnitte der Kammerwände zeigt, vollständig bestätigen. Bei dem niederschlesischen Exemplar ist nämlich an einer Stelle, und zwar zunächst der Mündung, die Verwitterung so weit vorgeschritten, dass nicht mehr die eigentliche Lobenlinie, wohl aber die flach gewellte Durchschnittslinie der Kammer- 2) Eck, Rüdersdorf pag. 57. ?) Eck, Zeitsehr. d. d. geol. Ges. Bd. XXXI. pag. 275. 333 _ wände sichtbar ist; wäre nun blos dieser Theil als Bruchstück erhalten, so würde man dasselbe als Goniatites tenuis ansprechen, so aber zeigen die anderen Umgänge in schönster Erhaltung die Charaktere des Ammonites Buchü. Zahlreiche Kammerwände; auf ungefähr 90 Mm. Länge zähle ich deren 36; der schmale, nur 1,5 Mm. breite, 1,75 Mm. hohe erste Laterallobus liegt zwischen zwei je 4 Min. breiten Sätteln. Die Breite der letzten Windung verhält sich zum Durchmesser wie 32:69. Eine Zähnelung der Loben konnte ich nicht wahrnehmen. In e: Gross - Hartmannsdorf. Ammonites (Cer.) Strombecki GRIEP. Dieser Ammonit ist bisher nur in einem Exemplar in Niederschlesien gefunden, und dieses befindet sich im Besitz des Herrn DresstLer in Löwenberg. Ich lasse die Maasse desselben folgen. Windungszunahme: SEohe der Münduns . . x ..».31Mm.]:,, 9.91 Höhe der nächstälteren Windung (2,277 Case) ia namlichen Radius . ...2 14, 2 : Scheibenzunahme: Höhe der Mündung . . ak Mm. 3 2.06 Grösster Scheibendurchmesser . 02, ) (2,05 GRPk.) Nabelweite . . . KM, Dicke an der Mündung in der Mitte der Seitenhöhe . . . 14,5, Dicke der Mündung am Rücken. 7,5, Auf 50 Mm. Länge zähle ich 12 Kammerwände. Im Verlauf der Lobenlinie zeigen sich zwischen den von GRIEPENKERL !) beschriebenen und dem mir vorliegenden Exem- plare Verschiedenheiten. Die Loben sind im Grunde ge- zähnt, und zwar zeigt der erste Laterallobus 7 Zähne, der zweite deren 5; die Sättel sind ganzrandig. Es beruht der Hauptunterschied auf der Verschiedenheit des Dorsallobus; derselbe wird von GRIEPENKERL als durch einen tiefen Ein- schnitt in 2 Theile zerlegt, deren jeder wieder gezähnelt ist, abgebildet, während das schlesische Exemplar diesen Verlauf der Nahtlinie nicht zeigt, sondern der Dorsallobus in gerader Linie über den Rücken läuft, Eine Zähnelung desselben konnte ich nicht wahrnehmen. Maasse der Lobenlinie: 1. Lateralsattel, Höhe 3,75 Breite 5,25 1) Diese Zeitschrift Bd. XII. pag. 165. ars 2. Erster Laterallobus, Höhe ke | Breite 3,00 Dee 3. Zweiter Lateralsattel, Höhe 3,00 Breite 4,00 4. Zweiter Laterallobus, Höhe 2,00 Breite 1,75 5. Dritter Lateralsattel, Höhe 1,75 Breite 3,75 In f: Gross - Hartmannsdorf. Ammonites ( Ceratites) Otionis Buvcn. Taf. XIV. Fig, 12 und 12a. Ausser der typischen Art liegt mir ein Bruchstück eines früheren Umganges von 43 Mm. Länge vor; die Loben zeigen die typische Zähnelung, jedoch beträgt die Anzahl der Zähne nur drei, während dieselbe 7 betragen soll;. ebenso auffallend ist die Interpolation dreier kleineren, Knoten tragenden Rip- pen zwischen je zwei grössere. Der kantige Rücken zeigt. 8 Knotenreihen, und stehen die Verbindungsrippen zur Längs- axe gerade, statt wiebei der typischen Art schief. Ob hier eine Altersvarietät oder eine andere Species vorliegt, wage ich auf den geringen Rest hin nicht zu entscheiden. In e und f: Gross-Hartmannsdorf, Alt- Warthau. Ammonites (Acrochordiceras) Damesü sp. n. Taf. XV. mer 11a, IB Die Mündung ist gerundet rechteckig. die flach gewölbten Seiten sind mit starken, so nach vorwärts geschwungenen Rippen besetzt, dass der tiefste Punkt der Rippe mit dem Anfangspunkt der folgenden in gerader Linie liegt, deren zwei oder drei dicht über der Naht von einem Knoten aus ent- springen, gegen den Rücken immer stärker werdend, um schliesslich einen schwächeren Knoten zur Seite des Rückens zu bilden und ihre grösste Stärke auf der Mitte des kiellosen Rückens zu erreichen. Mit je einem solchen Rippenbündel alternirt eine erst auf der Mitte der Seite ganz schwach ein- setzende Rippe, die aber bald die Stärke der früheren erreicht. Die Rippen stehen auf den früheren Umgängen dichter ge- drängt, rücken aber in Folge der starken Scheibenzunahme mehr und mehr auseinander. Die Anzahl der Rippen auf einem Umgange beträgt 30, die Anzahl der Knoten an der Naht 9, demgemäss 7 Rippen- bündel zu 3 Rippen und 4 zu 2 Rippen, die zu je 2 Paaren einen halben Umgang auseinanderstehen. Der erhaltene Theil ‘ der Wohnkammer umfasst beinahe die Hälfte des letzten Um- ganges. | 335 In der Lobenlinie folgt auf einen tiefen zweispitzigen Dorsallobus ein 16 Mm. hoher, unten 9,5 Mm., in der Mitte _ und am Ende 6,5 Mm. breiter Lateralsattel; auf ihn folet ein in drei Hauptspitzen, deren mittelste fünfspitzig ist, und mehrere Nebenspitzen getheilter, 20 Mm. breiter und ebenso hoher Laterallobus, auf welchen ein unten 12 Mm., in der Mitte und am Ende nur 6 Mm. breiter und 11,5 Mm. hoher zweiter Lateralsattel folgt. Der zweite Laterallobus ist gleichfalls dreispitzig, doch ist die Mittelspitze hier nur zwei- fach gespalten mit je einer kleinen Nebenspitze; er misst 11 Mm. Breite und 10 Mm. Tiefe. Der folgende Sattel, auf dem die Nahtknoten sich erheben, misst unten 8,5 in der Mitte und am Ende 6 Mm. Ein Hilslobus ist wahrnehmbar. Diese neue Species ist also hauptsächlich charakterisirt 1. durch die Art der Berippung, 2. durch die starken Knoten am Nahtrande, 3. durch die charakteristische Form der Lobenlinie, lange, schmale, auf breiter Basis ruhende Sättel mit breiten, vielfach gezackten Loben, deren Verhältniss von Höhe zu Breite stets dasselbe ist. Auf einen halben Umfang kommen 12 Kammerwände. Die Dimensionen des mir vorliegenden Exemplars sind folgende: | Durchmesser des Gehäuses . . . . ....130 Mm. Weite des Nabels . . ran ALIE- Höhe des letzten Umganges in der © Windungs- ebene . . ae Höhe‘ des letzten Umganges. von der Naht zn wecken an. Wal Höhe des vorletzten Umganges . . . . . 21 „ Dicke des letzten Umganges . . ....40 „ Dicke des vorletzten Umganges . . . ad. N, Involuter Theil des vorletzten Umganges u LOS Die deutsche Trias hat bisher keinen Ammoniten ge- liefert, welcher mit der hier beschriebenen Art Verwandtschaft zeigt. — Auch die Alpine Trias hat nur im oberen Muschel- kalk als grosse Seltenheit eine noch nicht beschriebene Art ergeben , welche zu derselben Gruppe oder Gattung, wie Am- monites Damesi gehört. ‘) Herr v. Mossısovics, dem ich mein Exemplar zur Ansicht übersandte, war so freundlich , mich 1) Ofr. v. Mossısovics. Vorläufige kurze Notiz über Ammoniten- gattungen der mediterranen und juvavischen Trias. Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1879. No. 7. pag. 139. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 2, 22 darauf aufmerksam zu machen, dass dasselbe wohl Er neuer- 7 lich von Hyarr!) aufgestellten Gattung Ierochordieeras an- gehören dürfte. Ein genaueres Studium hat diese Vermuthung durchaus bestätigt. Hyarr hat für die genannte Gattung fol- gende Beschreibung gegeben: „Lhis genus is closely allied to Zytoceras and Phylloceras® Süss and Haploceras of ZitteL, combining characteristics wich are found in all of these, besides having peculiar characters of its own and a different development. The extent of invo- lution ist comparable with that of HZaploceras, but the whorl itself is about intermediate between the extreme roundness of Lytoceras and the more flattened sides of /hylloceras. Its peculiar caracteristics consist in having large lateral tubercles and abdominal pilae, which are united as they near the tubercles. The smooth zone along the center of the ab- domen in the young is also probably of generic value.“ Merk hat die aus der Trias von New Pass, Desotaya mountains in Nevada stammende Art Acrochordiceras Hyatii genannnt und (l. c.) Taf. XI. Fig. 5 und 5a Abbildungen da- von gegeben. Vergleicht man diese beiden Abbildungen unter einander, so stellen sich Zweifel ein, ob dieselben einer Art zuzurechnen sind, da sich in der Form der Berippung und in der Windungszunahme, sowie der Involubilität wesentliche Ver- schiedenheiten zeigen. Das schlesische Exemplar stimmt be- züglich der Berippung und der Windungszunahme nahezu mit Fig. 5 l. c. überein. Jedoch ist die Lobenlinie, deren kurze Beschreibung ungenügend ist, nicht dargestellt. Es lässt sich also ein weitergehender Vergleich mit der amerikanischen Art nicht durchführen. Dass sie in der That verschiedenen Arten angehören, lehrt ein Blick auf Hyary’s und die hier (Taf. XV.) gegebene Abbildung. In e: Gross-Hartmannsdorf. lische. Oolobodus Chorzowensis MEY. sp. Zwei wohlerhaltene Gebisse sind im Besitze des Herrn Dresster in Löwenberge. Ausserdem beschrieb H. 1. Meyer‘) „eigenthümliche, mit Zähnen besetzte Platten“ aus dem un- teren Wellenkalk von Alt-Warthau; das mir vorliegende Ori- ginal zeigt einige Aehnlichkeit mit Skulpturen, die sich auf dem Kiefer eines in der Berliner Universitätssammlung befind- 1) Report of the exploration of the fortieth parallel. Vol IV. p. 124. 2) Palaeontogr. Bd. 1. pag. 241. ST lichen Exemplars zeigen, so dass diese fraglichen Ueberreste ' vielleicht die Bedeckung der Kieferäste darstellen dürften. In e: Alt- Warthau. Gyrolepis - Schuppen. In e: Alt- Warthau. In g: Alt- Warthau. Pleurolepis silesiacus Eck sp. nennt Eck!) die mit starken Wülsten auf der Aussenseite ver- sehenen Schuppen, welche. v.: Meyer 1. c. t. 29. f. 2, 30—37 abbilde. Aehnliche Stücke liegen auch mir vor. In e: Alt- Warthau. Saurier. Placodus - Zähne. In d und e: Alt- Warthau. Nothosaurus sp.? Hierher gehören im Besitze des Herrn DressLer befind- liche Wirbel, Rippen, Darmbeine, Hackenschlüsselbeine, Ober- schenkel, Schulterblätter, Sitzbeine und Coprolithen. In d und e: Alt- Warthau. In g: Alt-Warthau. Technische Verwendung. Die Gesteine des Muschelkalks finden die ausgedehnteste Verwendung als Mauerkalk, weniger als Baustein; ferner sind namentlich die Gesteine der liegenden Schichten in gebranntem Zustande ein beliebtes Dungmittel, während die des Schaum- kalkes als Mauerkalk gesuchter sind. Nach Angabe des Herrn Kroster in Gross-Hartmannsdorf beträgt die jährliche För- derung circa 50,000—60,000 Hectoliter. IV. Vergleichung mit den gleichaltrigen Formationen in anderen Gebieten und Schlussfolgerungen. Der Buntsandstein in Niederschlesien stimmt mit dem oberschlesischen sowohl als mit dem norddeutschen darin überein, dass eine untere sandige und obere thonig - mergelig- kalkige, durch Myophoria fallae charakterisirte Abtheilung t) Eck, Oberschlesien pag. 71. 22° vorhanden ist. Mit der oberschlesischen Entwickelung ist er verknüpft durch das Fehlen der Gypse in der oberen und durch = die Abwesenheit von Rogensteinen in der unteren Abtheilung, ® mit der von Rüdersdorf durch das Auftreten der Dolomite mit Myophoria fallax an der Basis des Muschelkalkes. !) Der Muschelkalk stimmt sowohl in paläontologischer als in petrographischer Hinsicht fast auf’s Vollständigste einerseits mit Oberschlesien ?), andererseits, namentlich was die Art des Vorkommens der Petrefacten in den Wehrauer Schichten be- trıfft, mit dem Auftreten des Muschelkalkes bei Lieskau überein, während die Faunen des Schaumkalkes von Nieder- schlesien und Rüdersdorf derartig übereinstimmen, dass die Aequivalenz der betreffenden Ablagerungen zweifellos ist. Zur Vergleichung mit den letzt angeführten Localitäten gebe ich (pag. 343) eine tabellarische Uebersicht der verti- calen Verbreitung der hauptsächlichsten Petrefacten, die ich aus den Abhandlungen des Herrn Eck (Oberschlesien pag. 123 und Rüdersdorf pag. 122) zusammengestellt habe. Ich be- zeichne das Vorkommen in Niederschlesien mit N, in Ober- schlesien mit O, in Rüdersdorf mit R. Aus dieser Uebersicht ergiebt sich, dass für Niederschlesien, abgesehen von einigen neuen Arten verbreiteter Muschelkalk- genera, nur das Vorkommen des Ammonites (Acrochordiceras) Damesii eigenthümlich und derselbe als eine bisher ausschliess- lich niederschlesische Form anzusehen ist. Ferner ergiebt sich, dass in Niederschlesien nur der Bunt- sandstein und der untere Muschelkalk entwickelt ist, letzterer aber in derselben Weise mächtig entwickelt auftritt, wie in Rüdersdorf und Oberschlesien. Zum Schluss möchte ich noch hervorheben, dass, so ver- wandt nun auch durch den Gesammthabitus die Faunen Ober- schlesiens, Niederschlesiens ünd Rüdersdorfs sind, doch jede von ihnen Eigenthümlichkeiten hat, welche als für sie speciell charakteristisch gelten können. Während in Oberschlesien Brachiopoden (wie Discina dis- coides, Retzia trigonella, Spiriferina hirsuta, Spiriferina Mentzeli, Rhynchonella Mentzeli, Rhynchonella decurtata, Terebratula an- gusia) auftreten, welche Niederschlesien und Rüdersdorf fehlen, besitzt Niederschlesien in seinem Wellenkalk eine der reichsten Cephalopoden - Faunen (Ammonites Buchi, Ammonites Otto- 2) Eck, Rüdersdorf pag. 165. Die Bemerkung Eck’s über das Vor- kommen des Röths bei Klitschdorf und am Heiligen Berg bei Armeruh wurde von mir bereits oben erwähnt 2) Cfr. Uebersicht pag. 347. r 339 nis, Ammonites Strombecki, Ammonites Damesü, Nautilus bidor- ‚satus), welche in diesem Zusammenvorkommen weder in Rüders- dorf noch in Oberschlesien sich zeigt. Rüdersdorf beherbergt (abgesehen von Ammonites Buchüü und Ammonites Ottonis, die auch im Wellenkalk erscheinen) seine Hauptmenge der Cephalopodenarten hauptsächlich im Schaumkalk, während in Niederschlesien der Schaumkalk an- scheinend cephalopodenleer ist. Der Wellenkalk Niederschle- . siens ist also bisher die an Cephalopodenformen reichste Localität der deutschen Trias. Rüdersdorf dagegen zeigt eine Entwickelung eigenthümlicher Crinoidenformen (wie Znerinus Carnalli, Encrinus Brahli, Entrochus silesiacus, Entrochus dubius), die in dieser Vergesellschaftung an beiden anderen Localitäten nicht beobachtet wurde x 340 I. Uebersicht über die Verbreitung der Petrefacten in den ver- schiedenen Horizonten der niederschlesischen Trias. Mr Schaum- h 2 alk. kalk. ATTten: Röth. Stufe Stufe d,e, g, h. Pflanzenreste . Rhizocorallium Jenense Zune. Spongie von Gr.-Hartmannsdorf . — Thamnastraea silesiaca BEYR. . . — Eincrinus gracihs BUCH . . . . .= Entrochus dubius BEYR. . . — Entrochus cf. Encrinus llüformis Le. — Cidaris grandaeva (GOLDEF. Lingula tenuissima BRoNN. . . . + Spiriferina fragilis SCHLOTH. Sp. = Terebratula vulgaris SHCLOTH. . . — Terquemia ostracina SCHLOTH. SP. . — . complicata GOLDF. 5 i — : difformis GoLDF. sp... . — Terquemia? ( Hinnites ) comin: GOLDF. Sp. 2 — Leproconcha paradoza Gm. En Pecten discites SCHLOTH. Sp. . — » laevigatus SCHLOTH. SP.. — »„ reticulatus SCHLOTH. SP. . — Lima lineata GOLDF. = „ striata v. AL». — „ costata (GOLDF. — _Beyrichi Eck = Anioula Bronni GIEB. — Monotis Albertii GOLDF. . : -- Gervillia socialis SCHLOTH. Sp. . . + El “ a ee ae el De en en a > costata QUENST. . " subglobosa ÜREDN. . 5 mytiloides SCHLOTH. SP. Cfr. Perna. Mytilus vetustus Goupr. i Modiola triquetra v.SEEBE. . . .» +? | HH HH HH HH HH | — Arten. Lithodomus priscus GIER. . Macrodon 3eyrichi v. STROMB. SP. . Nucula Goldfussi v. Aue. Sp. x elliptica GOLDF. Myophoria fallax v. SEEB. vulyaris BRONN. elegans Dunk. . simplex v. STROMB. laevigata v. ALB. orbicularis BRONN Astarte triasina F. Rem. 5 /ntoni GIEB. Öypricardia Escheri GIER. sp. SIEB ISIS Myoconcha gastrochaena DUunk. Sp. . ; Beyrichi N@®TLING Myacites musculoides SCHLOTH. . 5 grandis Münsr. . P mactroides SCHLOTH. > sp. Thracia mactroides SCHLOTH. SP. Tellinites anceps SCHLOTH. Chemnitzia scalata SCHRÖT. Sp. . 5 obsoleta ZIERT. . A dubia BRoNnNn. . y parvula Dunk. 2 oblita GIEB. . a Zeckeli GiRe. . turris Eck . Natica Gaillardoti Lerr.. . . cognata (GEB. . Eyerichi N@tLine. costata BERGER gregaria v. SCHAUR. turris GIEB. Eiforina ? Schuttei GIEB. r ? Kneri GIER. . Turbo gregarius SCHLOTH. SP. » toriniaeformis N@TLING NS En BEER WEr< | 341 curvirostris SCHLOTH. SP. Röth. Wellen- kalk. Sufe ek ee rer ker ee Schaum- kalk. Stufe 8, h. +++ ++ >) ne) IEI+ 44444 ++ a a EE _— a Arten. Röth. | ec Su : d,.2, 2 eher Pleurotomaria Albertiana ZiET. sp... — + I + 5 Hausmanni GIER. .. = _- -H e Leysseri GIEB. . . — — Delphinula infrastriata STROM. . . — — in Euomphalus arietinus SCHLOTH. SP. Br. = Dentalium laeve SCHLOTH. . .» . — | _— 4 Nautilus bidorsatus SCHLOTH. . . _ -H + Ammonites (Ceratites) Buchü v. Aus. — ne == B (Ceratites) Strombecki \ EN — == E= x (Ceratites) Ottonis BucH _- Ze (Ceratites) Ottonis var. . — >= — 5 (4crochordiceras) Da- mesü Narımg . . .| — =E = Colobodus Chorzowensis MEY. Sp. . = im = Gyrolepis-Schuppen . . .». »..|I + =: er Pleurolepis silesiacus Eck. Sp. . - Es A ee Trematosaurus-Zahn . . ... + == = Sloeodus-Talme;.. 2 2 0 — = er Nothosaurus -Ueberreste . . . .| — De | > Wellen- 843 ll. Vergleichende Zusammenstellung der Petrefacten der oherschle- sischen, niederschlesischen und Rüdersdorfer Versteinerungen aus dem Röth und dem unteren Muschelkalk. 5 ehe25 |as8e: 23 Saza |) S02 2 ee Arten. 33 | #388 29088 sl aa 2 Saar 182=& = Sau | gouMı 5:3 Bere ee ee noa4g AHOM m Bistameesta. 2... se. . N. En R. Rhizocorallium Jenense. . . .» . — N.O.R iR se SEHPmMO camınensis.. . „.:..... — = ©. R Tnemerw En ae = SEE 0. Thamnastraea silesiaca. . . . . — — N.O.R. ‘Montlivaultia triasina . . .. .» — — O. Pıchmussgraciis = su 2... = O.N. | N.O. y Denleatns Wr a. — —. 0. Bnirochus silesiaeus. .. . .. . —_ — Ö.R. hr cf. Enerinus lilüformis . — |N.O.R.|N.O.R. N A ee — N.O. |N.O.R. mens Carmallü. -»-:...:...... — — R. E Baal. ee — — R. Ophioderma (Ophiarachna?) Hauche- | a ee = — R. Aspidur& seutellata. . °. 2... —. O. R. A SIRIUS A EN en — 107 — Oldaris. grandawa . 2... .. —— — |NOR. Be transvors® anna — — O. Radiolus subnodosus . :» .» .. — OÖ. OÖ. 4 lackiert sn. — — OÖ. Dinahla-tenuissima.. =». .v.,..INO.R| ©. — nseinmadisßoides..- anne. — (07 0. Beimastngonella ne. a... — O. O. Sentferınafragius.. nn... .. — N. OÖ. ai Tansuta a a eeee — — 0. 3 Mentzelus. Rt, — — 07 Rhynchonella Mentzei. . . . . — — 07 5 Decurtatas eG er. — — OÖ. Derebratula angusta . . : -. —_ — Ö. 44 nı n |! oo. is 25535 rg Oasen a Nam 2 o.2 = vo {«b7 az oe le 7=: En [3) [77] O,00 ” = a 095 Arten. Ep Fans Oro a ae a 2 2:54 Sn. 2 ER) Sam. ase ng. 9:35 13) 8 [a=e = noO“4os Terebratula vulgaris Terguemia ostracina Foto rn r complicata _- a diformis. — h; ? (Hinnites) en _ Ö. Peeten discites — N.O.R. »„ laevigatus _ N. Os N reticulatus — — Lima lineata . — N.O.R. RR Serial — N. „ .ceostata . _. N. » Beyrichi — N.O „. radiata . e= O. Avicula Bronni en — Monotis Albertü . an. NO. R. !NIONE Geroillia socialis. ....: N". 2. | NR. UNO E costata. . N. O.R. | N.O.R. h subglobosa. — N.O.R. n mytiloides . _ N.O Cfr. Perna sp. — — Mytilus vetustus . — N,2D: $ cristatus. == — Modiola triquetra E= N.? Lithodomus priscus . (0) 0. Macrodon Beyrichi . u OÖ. Arca Hausmanni _ — Nucula Goldfussi . — |N.O.R. » oviformis = = „ . .elliptica . — R.? Myophoria vulgaris . — ıN.O.R. h curvirosiris. _ SR, 1; dlegans nn ae. — OÖ. 1, alas. ne 2.2 IN JO — h SUnDLeRRS Nee. —— — „ ldnigata a: 2. — |N.O.R. ” cardissoids . : . . — OÖ. h orbieularis an. 5 = aa Se 2288 2335, RHOsSM m N.O.R. N. O.R. N. O.R. N. O.R. N. 0.R. N. O.R. N. O.R. 1. 0. N. O.R. N. R 0. 0. R. O N. N.O.R N.O.R N.O.R N.O.R N.O.R N.O.R N.O.R 0. N.R. N.O.R. 0. R. R. N. N.O.R. N.O.R. N.O.R. N.? N. 0. 0. O.R. Arten. Myophoria ovata Astarte Antoni is masına... Cypricardia Escheri Myoconcha Thielaui 9) 2 Goldfussi . “ Beyrichi Corbula incrassata . Myacites musculordes R grandis a mactroides R anceps . subundatus Tellinites anceps . Thracia mactroides . Chemnitzia scalata obsoleta . 5 dubia x parvula . oblita . Zeckeli . loxonematoides k Strombecki . turris Which Gaillardoti B5 costata n cognatda 5 Eyerichi . „Ngregamia .. ee turris . oolithica erina? Schüttei 4 Kneri . , Göpperti . Turbo gregarius . „» toriniaeformis Gasirochgene ; 845° ER SE 82 Sch — he © al Sala 25 25 Se Perg 85 RO ES 3 2 2252 PE 334° =S3 a0 St: 208= — 0. — N.O O. alas R? N.O. Ei O. N.O N.O. Brest R. ER N. Ö. ; FRA N. Ö. R. RS N. Ö. R. Sr N. oO. — OÖ. — N. WRTER O. EyuR, Ö. Koragr: R. N.O.R.| N.O SR OÖ. AgzT N. Kurse O. — N. O.R. in Blauer Sohlenkalk bis Oberschlesien. Schaum- kalk Rüdersdorf, Stufe s—h Niederschlesien. Terebratelschicht a2 "or u | ZRO9O, 2 22 20| 2202222 e ER 2loR u ar. Dr 2.38 > E x n De ..2 82, SuS Yen © ES! EZ 33 z u = Shan, = = 33 = Br je) k Pleurotomaria Albertiana.. . . . = Holsmanni i 2 Besser — Delphinula infrastriate. . » . .» — Euomphalus arietnus . » . . .» — Pa es otinete ee «ER — ne Dentalıım lawer... = wien — T Nautilus bisordatus - - : Ammonites TUCH ee 5 Birombecki. - is urn 3 OHomis = rer ; Is Pommern — a Gantecedens 2 In wer — 6}) dux e e . e ® . . Trochus silesiacus :. : : =». | TOpoT Oo "ourajspurg Se. ounıa pun assıom ‘odLyormsuumg | $7 = | og] pun pweg zooy pe ud u es. »pueg pun »urojspueg -UOIRT- zuummpony) ourays = 2 -pueg 9IIUIONNOAD pun -uto} oyfoy | 4 = q >. 0022022202020 —— — S 'sdAg pun %97 | is : A "SNANDSOWURAAT Pun = = uoyoT Sugog XD7]0} Dis »/ vısoydohzy yww oynwmopq sau | & | 9 -j0f oısoydorzy yıwı oywojod | _ «of mısoydokzy yıwı oywmoog ou | & a [oSAapN OneAz pun 9uyoy a u a AD | -Joryos oneı3 pun [o&ropy oyoıqfed = | -OyTey] AsouT0Aed “asıfoz “ouneIg | -ITey] osou 19%) st ds ‘ = zyImyDsol ser i osıyygds rounerg | > YTEyZUOAH AOZYMYOSOIN 5 2 SS IE 3 5 |SS8$ UONOTLOG 1EFLOp 2 "TeyuolfoM es = | „2S 2 | -suuemtep-ssorn oayun | = 5 | Sen er S SSSS e 2:5 e= SE NE) PJUPISEREIEGN) SD 2 reruaTyog Toneg gs ‚S | -SUUENTEH-SS01) 91010 er = an ISO S | K & <) nr 3 -Puoatm] UEBUNIOUTOIS.IOA 52 = 5 all 5 | oSruom ppeyumerog oreyun ag | SE | ” By" : AR Ser ee Sc == 4 geyumepg 7 8585 B : “uoryyoryos 28-83 | wppmpg mempy |FrS | y |" I -[oyeag9ao], pun -uopunmug „ass BE iS 2383 - ies-# au -Jaopsıopny UOTSOJUISIEAO | "UOISOTTOSAOPOIN | | "Syfeypoyosug uoaojun pun surogspuvsjung sop UISUNIVSRIgY AOJIopsIopny pun uOyOsIsofyosaoge “uaypsısopyastoponu op Sumaaporpy Sıp zoqm Jyaısaagay "IM eh rt Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Erklärung der Tafeln XI bis XV. Tafel XI. 1. Terquemia complicata, linke Klappe, Aussenseite. — Seite 322. 1a. Terquemia complicata, linke Klappe, Innenseite. — Seite 322. 2. Terguemia difformis, rechte Klappe, Aussenseite. — Seite 322. 2a. Terguemia diformis, rechte Klappe, Innenseite. — Seite 322. 3. Hinnites (Terquemia) comtus, linke Klappe, Aussenseite. — Seite 322. 3a. Hinmites (Terguemia) comtus, rechte Klappe, Innenseite. — Seite 322. Tate XIV. 1-4. Monotis Albertü. — Seite 323— 324. Fig. 1. Form aus dem Röth. — Seite 323. Fig. 2. Form aus dem Wellenkalk. — Seite 324. Fig. 3. Form aus dem Schaumkalk. — Seite 324. Fig. 4 Form aus dem oberen Muschelkalk von Rüdersdorf. — Seite 324. 9, 9a, b, c. Macrodon Beyrichüi. -- Seite 325. In verschiedenen Alterszuständen. (Das Schloss bei 5a ıst in der Weise verzeichnet, dass die vorderen schiefliegenden Zähne zu weit abwärts gerückt sind, so dass ein horizon- taler Zahn darüber erscheint, während die hinteren hori- zontalen Zähne nicht genügend hervorgehoben sind.) 6 u. 6a. Myoconcha Beyrichü. — Seite 328. Rechte und linke Klappe. 7 u. 7a. Natica Gaillardoti. — Seite 330. Bei Fig. 7 ist die Nahtlinie nicht scharf genug gezeichnet. Bei Fig. 7a müssen die Zähnchen oben an der Spindel weg- fallen, während andererseits eine leichte Andeutung der Spira vorhanden sein muss. 8 u. 8a. Natica cognata. — Seite 330. Bei Fig. 8a ist die theilweise durch den umgeschlagenen Mundrand verdeckte Spindelritze nicht mit hinlänglicher Deutlichkeit angegeben. 9 u. 9a. Natica Eyerichi. — Seite 330. Fig. 9 zeigt die scharfe Rinne, in welcher die Naht liegt, _ kaum. Fig. 9a muss eine schmale Spindelritze, deutlich umgeschlagenen Mundsaum, zeigen. ig. 10 u. 10a. Turbo torimiaeformis. — Seite 331. . „Seitlich und von unten gesehen, um den weiten Nabel zu zeigen. ig. 11 u. 11a. Delphinula infrastriata.!) — Seite 332. Von oben und von unten gesehen. . 12 u. 12a. Ammonites Ottonis var. — Seite 334. Fig. 12a ist zu schematisch gezeichnet. Tafel XV. . 1, 1a, 1b. Ammonites (Acrochordiceras) Damesü. — Seite 334. Die Lobenlinien bei Fig. 1 sind so angegeben, wie sie dem Zeichner erschienen, während 1b die aufgewickelte Loben- linie darstellt. 1) Die Abbildung dieser Art ist hier gegeben, weil brauchbare Dar- stellungen derselben in der Literatur fehlten. Inhalt, Rrtiıstorisches. 1. Gliederung 2. Vergleichung mit anderen Orten . U. Darstellung der geognostischen Ver se im Blei inen een 1. Geographisches . 2. Lagerungsverhältnisse . ; a. Der Löwenberger Busen . b. Der Goldberger busen +, c. Der Gross-Hartmannsdorfer Busen . a. Der Buntsandstein 3. Der Muschelkalk . d. Nieschwitz und Wehrau . ll. Specielle Darstellung der matoneleer 1. Der Buntsandstein . RN Ne a. Der untere Buntsandstein . Grenzen, petrographischer "Charakter, Auf- schlusspunkte. b. Der mittlere Buntsandstein . are Grenzen, petrographischer Charakter , Auf- schlusspunkte. Organische Einschlüsse. 2, #böthl.2 A Grenzen, petrographischer "Charakter, Se schlusspunkte. Organische Einsschlüsse 2. Der Muschelkalk $ ER a. Der untere Wellenkalk a. Der Nieschwitzer Grenzkalk (d). : 3. Die unteren Gr. - Hartmannsdorfer Schich- ten (e) . Yu Die oberen Gr. - Hartmannsdorfer Schich- ten (12: b. Der obere Wellenkalk mit dem Schaumkalk @ #. Der untere Schaumkalk (g) i | 3. Die Wehrauer Schichten (h) Organische Einschlüsse Technische Verwendung . W. Vergleichung mit den gleichaltrigen Formatio- Saeman anderen Orten. ee Be; V. Uebersichten. Seite 301 302 305 306 306 306 307 308 308 308 309 310 sıl all 312 312 313 315 316 316 316 317 318 318 318 319 320 337 398 340 4, Veber die Bildung von Brzgängen mittelst Auslaugung des Nebengesteins. Von Herrn F. SannserGer ın Würzburg. Dem Wunsche des Herrn SrteLzser in Freiberg ent- sprechend gebe ich hier eine Kritik des von ihm in der all- gemeinen Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft in Baden am 26. September gehaltenen und pag. 644 ff. des XXXI. Bandes dieser Zeitschrift abgedruckten Vortrags, welcher die über die Bildung der Erzgänge aufgestellten Theorien be- handelt. In erster Linie berührt der Verfasser den von mir in der Berg- und Hüttenmänn. Zeitung 1877 (S. 377 — 381 und 389 — 392), in dem Berichte der 50. Versammlung deutscher - Naturforscher und Aerzte zu München, dann in verschiedenen Notizen in dem Jahrbuch für Mineralogie und den Sitzungs- berichten der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München besprochenen Nachweis von Baryt, Fluor, Kupfer, Blei, Nickel, Kobalt, Wismuth, Arsen, Antimon, Zinn, Silber u. s. w. in Feldspath, Glimmer, Olivin, Hornblende und Augit aus krystallinischen Gesteinen aller geologischen Perioden. Er meint, dass sich noch bezweifeln lasse, „ob diese Elemente den genannten Silicaten von Ursprung an und als chemische Bestandtheile angehören oder ob sie jüngere Infiltrations-Pro- ducte sind, die sich auf Haarspalten angesiedelt haben“. Ich habe als selbstverständlich angenommen, dass zu solchen Unter- suchungen nur reines . aterial verwendet werden dürie und darum meinen Mittheilungen nicht jedesmal die Bemerkung ‚beigefügt, dass die untersuchten Silicate zwar aus demselben Gesteins-Lager resp. -Stocke entnommen wurden, in welchem die Erzgänge aufsetzen, aber in Entfernungen von Y,— 2 Stun- den von den Gangspalten selbst und dass sie sich bei mikro- skopischer und chemischer Prüfung als frei von Kiesen, Zinn- stein u.s.w. erwiesen haben. Da ich aber nicht verstanden worden bin, will ich dies hier ein für allemal ausdrücklich hervorheben. | In meinen oben erwähnten Publicationen über diesen Gegenstand hatte ich u. A. die Baryt- und Flussspath- Gänge im Gneiss und Granit des Schwarzwaldes, die Kupfer- und 35l Nickelerz- Gänge im Diabase und Palaeopikrit Nassau’s, die bleifreien Kobalt-Silber-Gänge von Wittichen und Umgegend, die bleiführenden Gänge der Gegend von Schapbach als solche bezeichnet, welche nur Bestandtheile der in ihrem Neben- gesteine vorhandenen Primitiv - Silicate enthielten und daher Auslaugungs-Producte desselben sein müssten, deren Fällung lösliche schwefelsaure Salze und organische Substanz bewirkt hätten, welche ich im Gesteine und auf den Gängen ebenfalls nachweisen konnte. Als allgemeine Folgerung stellte sich dar, dass Erzgänge, deren Material sich in Form von Bestand- theilen primitiver Silicate im Nebengesteine nachweisen lässt, Auslaugungsproducte desselben sein müssen !) und an diesem Satze halte ich um so mehr fest, als neuere Untersuchungen ihn überall bestätigt haben. Es sei gestattet, aus diesen zunächst ein Beispiel zu ge- ben, welches sich auf das Zinnstockwerk von Geyer im Erz- gebirge bezieht. Ich darf voraussetzen, dass denjenigen, welche sich für Erzgänge interessiren, dieses durch die Schilderungen von J. CHARPENTIER ?), STELZSER?), ScHAtLcH*) oder auch die bezüglichen Artikel in v. Corra’s und v. Groppscks Werken über Erzlagerstätten hinlänglich bekannt sei. Ich untersuchte von Herrn F. ScHALcH gütigst für mich gesammelte Glimmer aus dem Greisen am Schiesshause bei Geyer und aus dem Stockscheider des Stockwerks, dann kleine Proben aus dem feinkörnigen Granitfe und aus den sogenannten Imprägnationen neben einem Zinnerz-Gange, letztere von einem prachtvollen Gangstücke herrührend, welches der Freiberger Sammlung ge- hört und mir von STELzser freundlichst zugesendet wurde. Alle Glimmer waren echte Lithionglimmer und färbten die Löthrohrflamme sofort hoch purpurroth. Ein Unterschied zwi- schen den farblosen Blättchen aus dem Greisen, feinkörnigen Granit und den sogen. Imprägnationen war nicht zu entdecken. Der Glimmer ans dem Greisen wurde sorgfältig isolirt und auf mikroskopische Einschlüsse geprüft, nur selten zeigte er ein Blättchen Eisenrahm, niemals aber Zinnstein oder Kies. 2) Mit Recht hat STELZNErR hervorgehoben, dass FORCHHAMMER 1855 (Pocc. Ann. XCV. pag. 60 ff), was gänzlich vergessen worden war, aus sorgfältigen Analysen von je einem Pfunde verschiedener, haupt- sächlich scandinavischer Gesteine ähnliche Resultate erhalten und die- selben Schlüsse gezogen habe, wie ich. Es gereicht mir Das zu beson- derer Befriedigung. Einzelne Mineralien hat dieser ausgezeichnete Gelehrte aber niemals isolirt und ist von der rein chemischen, nicht aber von der geologischen Seite her an das Thema herangetreten. ?) Mineralogische Geographie der kursächsischen Lande 1778. 3) Beiträge zur geognost. Kenntn. d. Erzgebirges Heft I. 1865. *) Erläuterungen zur geolog. Specialkarte des Königr. Sachsen, Section Geyer 1878. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 2. 23 In 10 Gramm wurde ausser den gewöhnlichen Bestandtheilen der Zinnwaldite gefunden: Zinn, Titan, Arsen, Kupfer und Kobalt, letzteres indess in sehr geringer Menge, Es leuchtet sofort ein, dass mit Ausnahme des Wolframs und Molybdän- glanzes, der von STELZNER (a. a.O. pag. 42) als mineralogische Rarität bezeichnet wird, in dem Lithionglimmer die Elemente aller auf dem Stockwerke und analogen Lagerstätten vorkom- menden Mineralien vertreten sind, dazu auch noch zwei andere, Titan und Kobalt, welche bisher auf Zinnstein-Gängen nicht beobachtet, eventuell im Zinnstein und Arsenkies nicht gesucht worden sind. Warum auf Zinnstein-Gängen im Lithionit-Granit Arsenkies vorkommt, der nach STELZSER (a. a. O. pag. 57) „unzweifelhaft als ein seiner Genesis nach der Zinnerz-Forma- tion fremdes Product anzusehen ist“, dürfte nun vollständig aufgeklärt sein. Die „Imprägnationen“ stellen sich an dem oben erwähnten Prachtstücke als Gemenge von viel grauem Quarz mit Lithion- glimmer dar, nur hier und da erkennt man auch ein mikro- skopisch kleines Körnchen von Zinnerz, was vermuthen lässt, dass der von STELZNER (a.a. 0. pag. 39) angegebene Gehalt von 0,58 pCt. Zinn sich auf reichere Imprägnationen als die mir vorgelegenen bezieht. Diese sind also der Hauptsache nach Gemenge von sehr viel Quarz und demselben Lithion- glimmer, welcher auch in dem feinkörnigen Granit vorkommt, in den sie unmerklich übergehen. Ich kann diese Imprägnations- Zonen von Geyer, die überdies nach ÜHARPENTIER (a. a. O. Taf. III.) die Gänge keineswegs ihrem ganzen Verlaufe nach begleiten und die an von STELZNER mitgetheilten Stücken von Altenberg von Quarztrümern durchsetzt und in Bruchstücken eingeschlossen werden, nicht für Zonen halten, in welche Erze aus den Gängen eingewandert sind, im Gegentheil, ich bin. der Ansicht, dass sich in ihnen nur der zinnhaltige Lithionglimmer vielleicht kurz nach Bildung des Granits concentrirt hat. Ist diese Auffassung richtig, so erklärt sich sogleich, wa- rum in Geyer und Zinnwald. (STELZNER a. a. O. pag. 47) der Glimmer veredelnd, d.h. anreichernd auf die Zinnerz- Gänge wirkt, was sonst unerklärlich ist. Da er indess in Geyer nicht wie in Zinnwald auch auf den Gängen selbst!) vor- kommt, so ist nicht anzunehmen, dass er bei der Ausfüllung der Gangspalten unzersetzt gelöst und erst später in neue Pro- ducte umgewandelt wurde, sondern dass sich nur seine Zer- setzungs-Producte, Zinnstein, Arsenkies, Gilbertit, Flussspath, 1) Jedoch mit höherem Zinngehalte 0,1 pCt. SnO,, so dass schon 2 Gramm farblosen Zinnwaldits sehr deutliche Zinnkörnchen liefern. TR VRR 33 Kupferkies u. s. w. in den Gängen und auf Klüften des Granits angehäuft haben. Der braune Lithionglimmer des Stockscheiders (Riesen- Granits) von Geyer enthält dieselben Bestandtheile, wie der lichte des Greisens, allein Zinn konnte in 10 Gramm nicht nachgewiesen werden, ist also, wenn überhaupt nur in mini- malster Quantität vorhanden. Zinnstein und Arsenkies sollen. indess auch im Stockscheider gefunden worden sein (NAUMANN, Erläut. zu Section XV. der geogn. Karte von Sachsen p. 490), der schliesslich auch nur eine ebenso auffallende Varietät des Lithionit - Granits ist, wie der Greisen. Die Mehrzahl der Zinnerz-Gänge ist an solchen Granit gebunden und man glaubte daher früher auch, dass alle Zinnerz- Gänge von Geyer ihre Endschaft auf der Scheide des Granits und Glimmerschiefers erreichen. STELZNER hat aber Fortsetzungen im rothen Gneisse!) und Glimmerschiefer nachgewiesen. Schon vorher waren sie in anderen Theilen des Erzgebirges in letzterem und auch im „grauen“ Gneisse z. B. bei Marienberg bekannt. Seitdem ich in je 10 Gramm erzgebirgischer Glimmer aus grauem und rothem Gneiss, dunklem und hellem Glimmerschiefer Zinn, zu- weilen von Wolfram begleitet, sehr deutlich nachweisen konnte, wundert mich das Fortsetzten von Zinnerz-Gängen aus Granit in Gneiss und Glimmerschiefer durchaus nicht mehr und ebenso wenig das sporadische Auftreten von Zinnstein, Wolfram, wolf- ramsaurem Bleioxyd und zinnhaltiger Blende auf Freiberger Gängen. | Währeud STELZner die Gänge im Granite des Stockwerks von Geyer stets, die im Glimmerschiefer (a. a. ©. S.39) aber nur selten von Imprägnationen begleitet fand, bemerkt er (S. 40), dass sich im rothen Gneiss ihre Physiognomie. in auffälligster Weise ändert. „Die Concentration zu einem scharf- begrenzten Gangindividuum hört auf und statt derselben stellt sich ein Netzwerk von feinen Klüften ein.?) Von diesen letz- teren aus ist das Nebengestein mit Erz imprägnirt. Der Feld- spath von jenem verschwindet, mit ihm die Schieferstructur. - Die ursprünglich fleischrothe oder röthlichbraune Farbe des Gesteins wird schwarz oder blaugrau.°) Diese dunkle Färbung geht aber, weil die Imprägnation immer schwächer wird, je ») H. Crepner, Zeitschr. d. d. geolog. Ges. Bd. XXIX. 8. 757 ff. Ganz so wie im Erzgebirge verhält sich der sogen. rothe Gneiss auch im Spessart. 5 2) Wie zu Altenberg! (SAnDe.) 3) D. h. von Chlorit gefärbt, wie in Altenberg, wo der „Zwitter“ von leicht durch Salzsäure zersetzbarem Chlorit dunkel gefärbt erscheint, welcher aber hier aus eisenreichem, dunklem Lithionglimmer hervor- geht. (SAnDe.) 23* weiter sie sich von der Kluft entfernt, ganz allmählich we : in die ursprüngliche Gesteinsfarbe über.“ Was kann klarer für Auslaugung aus dem Nebengesteine” sprechen , als diese Schilderung? Dass das Nebengestein bei Zinnerz-Gängen nicht aufgelöst, sondern verkieselt ist, beweist gar nichts gegen seine Zersetzung, sondern nur, dass die von kohlensaurem Alkali neben Zinnsäure in Lösung gebrachte Kieselsäure in den schmaler Gangspältchen nicht Raum genug fand, um sich in ihnen selbst vollständig abzusetzen. Schon BrEITHAUPT !) sagt sehr bezeichnend: „Es scheint, dass eine Zuwanderung desselben (des Zinnerzes) nach den Gängen und in dieselben stattgefunden habe, denn man findet es oftmals in der Nähe der meist ganz ausgefüllten Gänge als starke Imprägnation des Nebengesteins, gleichsam als hätten die schmalen Gänge nicht Alles aufnehmen können.“ Soviel über die Zinnerzformation von Geyer. Es scheint mir überflüssig, frühere Theorien, insbesondere die BEAUMoNT- schen „Granit-Fumarolen“ (sic!) zu widerlegen, sie dürften von - allen Unbefangenen längst als chemische Unmöglichkeiten er- kannt .sein und waren überdies, wie oben nachgewiesen, ausser Stande, das Vorkommen arsen- und kupferhaltiger Erze auf den Zinnstein-Gängen zu erklären. Auf weitere Ausführungen über Zinnstein-Gänge verzichte ich hier einstweilen, da sich anderweit Gelegenheit finden wird, weiter auf sie einzugehen. Ich komme nun zu einem zweiten Falle, welchen STELz- ner?) als Beweis dafür ansieht, dass die „Gangflüssigkeit“ von der Spalte aus in das Nebengestein eingedrungen sei und dieses imprägnirt habe, nämlich die Ansammlung von Arsenkies- krystallen in demselben neben Gängen der kiesigen Blende- Formation bei Freiber.. Auf meine Erkundigung erfuhr ich, dass damit in erster Linie ein von VOoGELGESAnG°) meisterhaft beschriebenes Vorkommen am Dittrich - Stehenden gemeint sei. Gangausfüllung und die auf den Haupt - Schichtungs - Klüften nach VOGELGESANG am intensivsten und reichsten auftretende Imprägnation werden von demselben Materiale gebildet, näm- lich von gelblichweissem, kaolinartigem Letten und aufgelöstem Gneiss mit zahllos eingemengten Krystallen von Arsenkies. Ich kann nicht einsehen, warum hier die totale Auflösung des Nebengesteins anderen Ursachen zugeschrieben werden soll, als der Auslaugung durch kohlensäurehaltige Gewässer, die bis zu. bedeutender Entfernung von der Gangspalte reichte. Diese konnte den Gneiss allmählich in ein breiartiges Gemenge von 1) Paragenesis 8. 121 (Capitel: Lateral-Secretion). ?) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXXI. S. 645. 2 3) v. Corra’s Gangstudien II. S. 23, 50 und a.a.0. 355. Kaolin und Pinitoidkörpern umwandeln, welches die sich nach ‚der Gangspalte bewegenden metallischen Lösungen nicht mehr durchliess.. Organische Substanzen waren dann im Stande, sie in seiner ganzen Masse vertheilt niederzuschlagen, und der allseitig gleiche geringe Widerstand brachte hier ebenso schön ausgebildete Krystalle zu Stande, wie sie in Chloritschiefern, Talkschiefern, Schieferthonen u. s. w. so häufig vorkommen. VOoGELGESANG vergleicht (a. a. O. S. 26) diesen Process mit einer Eisenvitriol- Lösung, die mit irgend einem feinen zähen Schlanıme angerührt, den Vitriol zn den schönsten Krystallen anschiessen lässt. Sind nicht die Haupt - Schichtungs - Klüfte hier, wie überall die natürlichsten, nach der Gangspalte füh- renden Wasserwege und ist es denkbar, dass eine Flüssigkeit von der Gangspalte aus, in deren fast wasserdichten Gneiss- massen sie schon gar nicht ungehindert hätte aufsteigen kön- nen, auch noch durch die Schichtungsklüfte in das Neben- gestein eingepresst worden wäre? Ich glaube es nicht und da Sublimation bei Arsenkies, wie bei Kiesen überhaupt noch weniger möglich ist, so bleibt nur Auslaugung übrig, für diesen Fall, wie für alle analogen, die mir in grosser Zahl bekannt sind. Arsen ist im schwarzen Glimmer des grauen Grmneisses von Freiberg !) ebenso reichlich vorhanden, wie in den Glim- mern der hellen und dunklen Glimmerschiefern und den Li- thionglimmern (s. oben) des Erzgebirges, die Herleitung des Arsenkieses aus Silicaten des Nebengesteins hat also gar keine Schwierigkeit. Man wird aus den bisherigen Ausführungen erkennen, dass ich an in der Gangspalte aufsteigende Flüssigkeiten, welche in ihr Erze absetzen, überhaupt nicht glauben kann und der Natur der Erze (Kiese) nach noch weniger an Subli- mation. Lösungen. von secundären Producten verbreiten sich freilich von Gängen auch in das Nebengestein, wie z. B. kohlen- saures Bleioxyd in den devonischen Schiefern der Grube Friedrichssegen bei Oberlahnstein, Chlorsilber bei Caracoles in Bolivia in den neben den Erzgängen liegenden Jurakalk; aber das sind von den bisher erörterten Imprägnationen ganz ver- schiedene und auf die Oxydations-Zone von Gängen beschränkte Fälle. Sind nun die von STELZNER als Einwanderer von den Gängen in das Nebengestein betrachteten Erze und Kiese viel- mehr umgekehrt als Auswanderer aus dem Nebengestein in die Gänge anzusehen, so fällt vollends jeder Grund zu der Behauptung weg, dass die von mir in Silicaten entdeckten Gehalte an schweren und edlen Metallen, Arsen und Antimon 1) Weiteres über diesen Glimmer wird später mitgetheilt werden. 006. auf mikroskopische Kieseinmengungen zurückgeführt werden könnten, denn die Kiese bilden sich ja erst aus diesen Sii- caten und sind sicher nur in wenigen Fällen primitive Körper. Einen weiteren Einwurf gegen die Auslaugungs - Theorie präcisirt STELZneR dahin, dass die geringen Mengen von Metall- oxyden in den Silicaten nicht hinreichen sollen, um Gang- spalten anzufüllen. Ganz abgesehen davon, dass solche Gang- spalten fast niemals vollständig erfüllt, sondern gar häufig auf grosse Strecken zusammengedrückt oder taub sind, steht diese Ansicht in schroffem Widerspruche mit der für zahllose Erz- lagerstätten erwiesenen und noch neuerdings von Y. GRODDECK !) mit Recht besonders betonten Thatsache, „dass die Natur . mittelst äusserst verdünnter Lösungen in langen Zeiträumen °) den in den Gesteinen fein vertheilten Metallgehalt zu sammeln und local abzulagern vermag.“ Aber nicht bloss Erze, son- dern auch alle möglichen anderen Mineralkörper, die in Wasser löslich sind und unzersetzt ausgeschieden oder durch andere gefällt werden können, werden in dieser Weise in den Gängen und Erzlagern concentrirtt. Ein Beispiel aus meiner Erfahrung möchte hier am Platze sein. Die Analysen des körnigstreifigen (a) und des schiefri- gen (Gneisses (b) von Schapbach haben ergeben °), dass: von a ] Kubikmeter — 2720 Kilogr. die Elemente von 92,49 Grm. Bieiglanz, 388,96 ,„ Kupferkies, 10.608,00 „ Schwerspath, 1,959,60 ,„ Flussspath; von b 1 Kubikmeter = 2760 Kilogr. die Elemente von 133,17 Grm. Bleiglanz, 564,62 „ Kupferkies, 9,384,00 „ Schwerspath, 1,959,60 ,„. Flussspath enthält. Das genügt vollkommen, um das am Zusammenflusse zahlreicher Trümer beobachtete Vorkommen von z. Th. 4 Lach- ter mächtigen Erzmitteln zu begreifen, welche bis in die grösste bis jetzt zu Schapbach erreichte Teufe von 40 Lachtern hinab- reichen. Wenn einmal andere Nebengesteine, z. B. solche aus 1) Lagerstätten der Erze S. 299, 307, 324. ?) Ohne diese Voraussetzung ist gar Vieles, vor Allem das Vor- kommen so vieler Pseudomorphosen z. B. auf den Gängen von Schnee- berg, Wolfach, Schapbach, Schemnitz u.s. w. ganz unerklärlich! 3) KırLına, Ueber den Gneiss des nordöstlichen Schwarzwaldes, Würzburg 1878, 8. 27 ft. 380 . der Gegend von Freiberg, ebenfalls nicht nur durch Bausch- Analysen bekannt sind, deren hohen Werth für andere geo- logische Zwecke ich durchaus anerkenne, so wird es leicht sein, für solche ebenfalls Berechnungen anzustellen, die jeden- falls einen nicht bloss theoretischen Werth haben. STELZNER verlangt demnächst (pag. 646) für Gänge, die als Auslaugungsproducte aus dem Nebengestein angesehen werden dürfen, dass „gewöhnlich alle Spalten, die das be- treffende Gestein durchsetzen oder alle Schichtungsfugen und alle etwa vorhandenen Blasen- und sonstigen Hohlräume mit den Secreten des Nebengesteins bedeckt sein sollen“. Das ist wohl schon deshalb nicht immer der Fall, weil, wie die Er- _fahrung zeigt, die Bildung von Spalten und Spältchen im Ge- steine bei Erstarrung, aus Schmelzfluss, Austrocknung oder Pressung desselben durchaus nicht so gleichmässig erfolgt, dass die Gewässer auf allen eindringen und auf allen gleich tief zersetzend wirken können. STELZNER scheint an diese ihm keinenfalls unbekannte Thatsache gedacht zu haben, denn sein Zusatz „gewöhnlich“ enthält offenbar eine Milderung seiner Forderung. Indessen giebt es Erzlagerstätten. wo auch diese weitgehende Forderung erfüllt ist, z. B. die Kupfererz - Lager- stätten am Oberen See nach den Schilderungen amerikanischer Geologen, H. Crepser’s und den mir zu Gebote stehenden Suiten. die Gänge von Wittichen, Schapbach, Altenberg in Sachsen und viele Netz- und Strahlengänge in den verschie- densten Ländern. Ich kann nicht einsehen, warum grosse Gangspalten der Ausscheidung von Bestandtheilen des Neben- gesteins und ihrer Ansammlung ungünstiger sein sollen als eine Anzahl kleinerer Spalten, im Gegentheil! Ich nehme auch gar keinen Anstand, die Gänge neben ihrem Neben- gesteine oder ihren Nebengesteinen in grosse Teufen hinab- reichen zu lassen, natürlich aber nur in solche, in welchen Gangarten z. B. Kalkspath, Braunspath, Schwerspath, Fluss- spath, Quarz und Erze noch nebeneinander bestehen können, ohne zusammenzuschmelzen. Das ist freilich nicht die „ewige Teufe“, aber dieser Bergmanns- Ausdruck ist überhaupt nicht ernst zu nehmen und wird auch von v. Groppeck!) mit Recht für „mehr poetisch, als wahr“ erklärt. Er sollte schon des- halb möglichst vorsichtig gebraucht werden, weil hinlänglich bekannt ist, welche Vorurtheile und rein pecuniären Gründe so häufig von Tiefbauten abgehalten haben und noch abhalten. Es ist ja von den meisten Gängen, um nicht zu sagen, von allen, keineswegs mit Sicherheit festgestellt, in welche Teufe ») Lagerstätten der Erze S. 44. > sie hinabreichen und besteht auch wenig Aussicht, dass dies 3 jemals vollständig ermittelt wird. Ich komme nun zu einem weiteren Einwurfe STELZNER’ s, nämlich „dass sich Erzgänge keineswegs nur in zersetzten, sondern oftmals auch in sehr frischen Gesteinen finden und dass sie in Kalksteinen und anderen Gebirgsarten vorkommen, in denen bis jetzt noch keine Spur von metallischen Beimen- gungen hat nachgewiesen werden können“. Ob sich der Ausdruck „sehr frische Gesteine“ = verkie- selte bezieht, weiss ich nicht, ist es der Fall, so könnte ich ihn natürlich nicht für identisch mit „unzersetzt“ anerkennen, da ein Zerbröckeln und Zerfallen bei Gesteinen erst bei vol- lendeter Zersetzung eintritt, die durchaus nicht bei allen Erz- gängen stattzufinden braucht und auch nicht stattgefunden hat. Wenn nur ein oder zwei Bestandtheile des Nebengesteins und diese nicht erschöpfend ausgelaugt wurden, so kann ein Gestein den Eindruck eines frischen machen, bis Mikroskop und Säure dennoch die schon erfolgte Bildung von Kiesen, Oxydhydraten oder kohlensauren Salzen nachweisen. Die Gänge in Kalksteinen verlangen eine ausführlichere Besprechung, da hier verschiedene Punkte in Frage kommen, welche getrennt gehalten werden müssen. Zunächst ist es nicht richtig, dass in Kalksteinen noch gar keine Spur von metallischen Beimengungen hat nachge- wiesen werden können. Ich weiss von sehr vielen durch eigene Untersuchung das Gegentheil, will aber nur ein und zwar das mir nächstliegende Beispiel anführen. Gelegentlich sehr sorg- fältiger Analysen, welche Herr Hırcer für sämmtliche Schich- ten des fränkischen Muschelkalks ausgeführt hat, wurde in fast allen Niveaus desselben Blei, Kupfer und Zink in geringer Menge nachgewiesen. Diese Körper concentriren sich hin und wieder z. B. im Wellenkalke, wo bei Neustadt a. d. Saale kopfgrosse Bleiglanznester in der Nähe der unteren Terebratel- Bank gefunden wurden, in den Hornstein-Bänken bei Würz- burg, wo sehr häufig Hornsteinknauer von hellbrauner Blende umhüllt sind, dann in einer Septarien-Bank des oberen Mu- schelkalks, die auf weite Strecken unter dem Trigonodus- Kalkstein fortläuft und schwarze Blende und Kupferkies (oder prächtige Pseudomorphosen von Ziegelerz und Malachit nach ihm) in Begleitung von fleischrothem Baryt auf den Klüften der Septarien enthält. *) Alle diese Vorkommen stehen ausser jeder Verbindung mit Gangklüften, auf welchen etwa die Erze aufgestiegen sein könnten. Nicht minder bemerkenswerth ist eine constant Bleiglanz führende Bank im Wellenkalke des 1) F. SANDBERGER, Würzb. naturw. Zeitschr. VI. S. 178 und a.a.0. 399 - südöstlichen Schwarzwaldrandes !) und vollends gar die Blei- elanz, Kupferkies und Baryt von Erfurt bis nach Rottweil in Württemberg enthaltende Bleiglanz-Bank des Keupers.?) Wären diese Gesteine von Gangspalten durchsetzt, so würden sich auf diesen die Erze gesammelt haben. Das Vorkommen von Bleiglanz, Weissbleierz, Kupferglanz, Blende und Kupierkies als Versteinerungsmittel in Kalksteinen ist längst bekannt und kann ja auch nur von Concentration und Ausfällung von im Kalkstein fein vertheilten Erzen oder Metallsilicaten herrühren. In körnigen Kalken der Gneiss- und Glimmerschiefer- Gebiete der verschiedensten Länder sind Erze, z. B. Kupfer- kies, Kobaltarsenikkies, Magnetkies ebenfalls längst bekannt und liegt in vielen Fällen kein Grund vor, diese als spätere Einwanderer anzusehen. Silicate aus dem gleichen Gesteine, z. B. schwarze Hornblende von Pargas, enthalten nach meinen Untersuchungen Kupfer, Kobalt und Antimon, andere Arsen, auch Magneteisen z. B. von Schelingen am Kaiserstuhl und Gottmannsgrün im Fichtelgebirge Kupfer neben Magnesia und Thonerde und ein Spinell von Tiriolo in Calabrien gar 21,28 pCt. Zinkoxyd und 0,35 antimonige Säure?)! In den meisten Fällen aber glaube ich das Auftreten von Erzgängen im Kalkstein nicht durch Auslaugung aus ihm selbst, sondern durch Infiltration von Auslaugungsproducten von Ge- steinen erklären zu müssen, welche ihn bedecken, umhüllen oder durchsetzen. Ich halte nicht für überflüssig, auch diese Fälle durch Beispiele zu erläutern. Bekanntlich bedeckt den triassischen Kalkstein von Raibl in Kärnthen, dessen Hohlräume in der Nähe von Verwerfungs- Klüften durch stalaktitische und in Schalen mit einander wech- selnde Ablagerungen von Zinkblende und Bleiglanz und ihrer Zersetzungsproducte charakterisirt sind *), ein schwarzer Mergel mit fossilen Fischen, Mollusken und Pflanzen, welche s. Z. von Kser, Süss und Scaesk beschrieben worden sind. Die Merselschiefer, welche die Zone des Trachyceras aonoides ver- treten, erweisen sich der Erzführung günstig und wo Verwer- fungen fehlen, finden sich Erze an der Grenze von Mergel- schiefer und Kalk und z. Th. schon in der untersten Region der Mergelschiefer selbst. Es war mir von Interesse, die Zusammensetzung dieser Mergelschiefer aus erzfreien höheren 1) F. ScHALcH, Beitrag zur Kenntniss d. Trias am südöstl. Schwarz- wald 1873. S. 30 ff. 2) F. SANDBERGER, Jahrb. f. Miner. 1866. S. 36 ff. — Nies, Keuper im Steigerwald S. 38 ff. 3) Bolletino del reale com. geol. d’Italia 1879. S. 81. 4) Poszrnv, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. Bd. XXIII. S. 317 ff. EDEN LINES REN was‘ Regionen in ganz frischen, tiefschwarzen Stücken kennen zu lernen. Ich verwendete daher 50 Grm. zu eingehender Unter- suchung. In dem .salpetersalzsauren Auszuge wurde nur Ärsen und wenig Molybdän gefunden. Ich ging daher zur Auf- schliessung von 20 Grm. des schwarzen Rückstandes mit kohlensaurem Natron-Kalı über, wobei Blei und Zink in er- heblicher Quantität, dann Lithion und ausserdem Spuren von Chrom und Kupfer entdeckt wurden, welche also ganz oder grösstentheils in Form von Silicaten vorhanden sein mussten. Man hat es daher statt mit Kupferschiefer, dem das Gestein täuschend ähnlich sieht, mit einem schwach blei- und zink- haltigen, bituminösen Mergelschiefer zu thun. Was ist natür- licher, als anzunehmen, dass diese Schiefer ausgelaugt und die Lösungen von Bleiglanz und Blende in die Hohlräume des unter- und nebenliegenden Kalkes eingesickert sind, wo diese Mineralien z. Th in Zapfen von der Decke herabhängen. Das ist ein Tropfapparat (Quensteot, Epochen der Natur pag. 265) ‚im vollsten Sinne des Wortes! Der Bleiglanz enthält Arsen und liefert Bleivitriol, Weiss- bleierz und Molybdänbleierz, wenn auch letzteres nur in ge- ringer Menge !), die Blende enthält Lithium, wie v. KoBELL?) entdeckt hat, letzteres geht, wie ich mich überzeugt habe, auch in das aus der Blende entstandene Kieselzink über. Auf gleiche Weise wie die Raibler mögen noch manche Bleizink - Lager- stätten im Kalkstein entstanden sein, deren Ursprung jedoch natürlich nicht mehr sicher zu ermitteln ist, wenn die den erzführenden Kalk bedeckenden Schichten durch Erosion ent- fernt worden sind. In ähnlicher Art möchte ich mir die Entstehung der merk- \ würdigen Trümer erklären, welche SteLzser ’) aus dem kör- nigen Kalke von Miltitz bei Meissen beschreibt, der zwischen Hornblendeschiefer und Thonschiefer (?Phyllit) eingelagert ist. Da diese nach ihm nicht im Zusammenhange mit benachbarten Gängen stehen und Eisenkies, Nickel- und Kobalterze führen, so möchte ich in Folge des von mir in sehr vielen Hornblenden beobachteten Arsen-, Nickel- und Kobaltgehaltes diese Erze auch hier aus dem Hornblendeschiefer ableiten, aus welchem sie in Lösung in die Klüfte des Kalksteins eingeführt sein können. Das Vorkommen von Silberglanz und Silber auf diesen Trümern vermag ich aber nicht ohne Weiteres zu er- klären und muss wünschen, dass grosse Mengen der Gesteine 1) v. ZEPHAROVICH, Min. Lexie. f. Oesterreich I. S. 182. 2) Sitzungsber. d. math.-phys. Cl. d. k. b. Acad. d. Wissensch. 1878. S. 552. 3) Berg- und Hüttenm. Zeitung 1877. S. 258. 361 von Miltitz auf alle drei Metalle geprüft werden möchten. Aehnliche ausser jeder Verbindung mit Gängen stehende Trü- mer finden sich in verschiedenen Gebirgen, z. B. Erzgebirge, Schwarzwald, rheinischem Schiefergebirge, in sehr grosser Zahl, sie können überhaupt nur durch Auslaugung aus dem Neben- gesteine erklärt werden. Ganz anders als in den eben erwähnten Fällen liegt die Sache für die berühmten Gänge von Chanarecillo in Chile, deren Mineralien erst kürzlich von Streng !) geschildert worden sind. Hier sind die den Kalkstein durchsetzenden oder in ho- rizontaler Richtung in ihn eindringenden sogen. Grünsteine (? Propylite) offenbar die Erzbringer, d. h. sie und nicht der Kalkstein enthalten die metallführenden Silicate, da die Erz- mittel durchweg an sie gebunden sind. Ganz analog scheinen auch die Gänge von Caracoles in Bolivia zu sein, in dem von ihnen durchsetzten Kalksteine wurden vor Kurzem in Chlor- silber und Gediegen Silber umgewandelte Ammoniten (Amm. plicatilis und perarmatus) gefunden?), ein deutlicher Beweis nicht etwa dafür, dass sublimirtes Silber in sie eingedrungen ist, sondern, dass sich Auslaugungs-Producte des Eruptiv- gesteins in Lösung in ihnen verbreitet haben. Diese Beispiele werden genügen, um zu zeigen, dass es zwar nicht schwierig ist, das Auftreten von Erzgängen im Kalkstein zu erklären, dass aber für jeden einzelnen Fall die vorliegenden Umstände genau erwogen werden müssen. Ausser den Lagerungsver- hältnissen und vorkommenden Mineralien wird auch die che- mische Beschaffenheit derselben genau bekannt, d. h. durch sorgfältige Analysen mit grossem Material untersucht sein müssen. | Ein neuer Einwurf gegen die Auslaugungs - Theorie wird von STELZNER dahin formulirt, dass dieselbe nicht zureiche, „wenn in einem und demselben Bezirke und in einem und demselben Gesteine sehr zahlreiche Gänge aufsetzen und die- jenigen von gleicher oder ähnlicher Streichrichtung auch gleiche, diejenigen ungleicher Streichrichtung aber ungleiche Ausfüllung zeigen und dass diese Thatsache selbst dann beobachtet wer- den kann, wenn, wie im Freiberger Revier, die Schichtung des Nebengesteins eine sehr flach kuppelförmige, also den im Gestein circulirenden Gewässern nach allen Richtungen hin gleiche Beweglichkeit gestattet ist. Die verschieden strei- chenden Gänge sind in solchen Fällen zwar ver- schieden alt, aber es ist keineswegs zu erkennen, dass sich in denälteren Gängen etwa die Elemente 1) Jahrb. f. Min. 1878. S. 897 ff. ?) Bulletin soc. geol. de France Ill. ser. VII. pag. 102. et des Nebengesteins fänden, welche zuden amLeich- testen extractiven gehören.“ Da ich natürlich nieht in der Lage war, zu beurtheilen, welchen Fall SteLzser im Auge hatte, bat ich, mir diesen genau zu bezeichnen und erhielt als Antwort eine Abhandlung von WeneLer !) nebst mehreren Karten und Profilen des Grubenfeldes von Himmelfahrt. Auf der Karte ist eine grosse Anzahl von Erzgängen der kiesigen Blei-Blende-Formation ?) (in h. 12 —6 streichend) neben einer kleineren von barytischen Gängen°) (h. 6—12 streichend) ein- getragen, welche erstere durchsetzen, also jünger sind. Das Nebengestein besteht im ganzen Grubenfelde aus dem gewöhn- lichen grauen Freiberger Gneiss mit schwachen Einlagerungen. von rothem. Fast durch die Mitte desselben setzt ein schmaler Porphyrgang hindurch. Von den beiden Gneissen sind Bausch- analysen von Rue angeführt, in welchen weder schwere Me- talle noch Baryt erwähnt werden. Als Bestandtheile des grauen Gneisses fand ich schwarzen Glimmer, viel weissen, sehr frischen Orthoklas, wenig ebenfalls weissen Oligoklas und Quarz. Der Glimmer wurde zunächst isolirt und in 10 Grm. desselben Arsen, Blei und Zink reichlich, Antimon und Kupfer aber nur in geringerer Menge gefunden. Der Orthoklas ergab einen sehr deutlichen Barytgehalt.e. Wie man sieht, sind die sämmtlichen Elemente der auf den älteren Gängen auftretenden Erze, Arsenkies, Bleiglanz und Blende im Glimmer enthalten; das in diesen Erzen ebenfalls auftretende Silber, von welchem der reine Bleiglanz nur 0,2 pCt. enthält, liess sich in 10 Grm. Glimmer natürlich nicht nachweisen, mehr reines Material stand aber nicht zur Verfügung. Es wird Aufgabe der Frei- berger Chemiker sein, diese Lücke auszufüllen, an dem Voer- handensein des Silbers zu zweifeln habe ich keinen Grund, da alle in Menge vorkommenden Gangbestandtheile gefunden sind. Nun ist aus zahllosen sonstigen Beobachtungen bekannt, dass von den Mineralien der Gneisse und anderer Gesteine die schwarzen eisenreichen Glimmer zuerst durch kohlensäure- haltige Wasser angegriffen werden, was augenscheinlich auch hier der Fall war, und es lässt sich daher sehr wohl begreifen, dass auf den älteren Gängen nur Auslaugungs-Producte des Glimmers auftreten. Die barytischen Gänge sind nach WENGLER (S. 101) nur bauwürdig, wo sie sich mit solchen der kie- sigen Blei- Blende-Formation kreuzen und auch hier nur an einigen Stellen des Grubenfeldes.. Ihr Barytgehalt rührt aus N un für Berg- und Hüttenwesen im Königr. Sachsen 1873 S. 98 ff. 2) BREITHAUPT, Paragenesis S. 157 ft. 3) Ebendas. S. 199 ff. 303°, ‘dem Örthoklas her, welcher erfahrungsgemäss viel schwerer als der Glimmer zersetzt wird und tritt deshalb auf vielen Gän- gen entweder als jüngere Lage auf oder auf eigenen jüngeren Gängen, welche die barytfreien älteren durchsetzen. Die Schwerspathgänge sind daher für mich das Product einer zwei- ten Auslaugung des Gesteins, welche den Glimmer schon er- schöpft vorfand und darum sehr arm an Erzen resp. unbau- würdig. Es ist also in der That vollständig nachzuweisen, was STELZNER in Abrede stellt, nämlich dass auf den älteren Gängen die Producte des am Leichtesten zersetzbaren Silicats des Gneisses, auf den jüngeren aber die des schwerer zersetz- baren auftreten. Man wird nun fragen, woher kommt dann der auf einigen Kreuzen von älteren und jüngeren Gängen beobachtete Silberreichthum, veranlasst durch das Auftreten der Formation der edlen Geschicke? Dass die arsen- und antimonhaltigen Erze (Arsenrothgültigerz, auf Himmelfahrt be- sonders schön und häufig, Polybasit und Sprödglaserz), wie der aus ihnen hervorgehende Silberglanz und das metallische Silber sehr junge Gebilde sind, hat schon BreıtHaupr !) her- vorgehoben und ist auch von mir auf den badischen Gängen von Wittichen, Wolfach und Münsterthal und von Markirch im Elsass ausser Zweifel gesetzt worden. Aber ausserdem konnte ich auch zu Wolfach direct beweisen, dass solche edle Geschicke Auslaugungsproducte älterer silberhaltiger Gang- glieder sind, nicht aber neue Gangglieder selbstständigen Ur- sprungs.. Wenn man die Paragenesis der Gänge von Freiberg, Andreasberg, Bräunsdorf, Schemnitz u. a. genau würdigt, wird man wohl auf das Resultat kommen, dass es sich auch dort so verhält und dass vielleicht zu Schwefelbaryum reducirter Schwerspath dabei eine Rolle spielt. Ist dies der Fall, so ist nur noch der Nachweis des Silbers in grossen Massen des Freiberger Glimmers nöthig, um auch dieses scheinbare Räthsel zu lösen. STELZNER fährt nun fort (pag. 647): „Endlich lässt die Lateral-Secretions-Theorie die Thatsache völlig unerklärt, dass sich die meisten und reichsten, vielleicht kann man sogar sagen, alle Erzgänge nur da finden, wo die Erdkruste starke gebirgsbildende Dislocationen erlitten hat und wo wegen der hierbei aufreissenden Spalten den abyssodynamischen Kräften die mannigfaltigste Entwickelung gestattet war. Das sächsische Erzgebirge, der Harz, die Karpathen und als grossartigstes Beispiel die Cordilleren Nord- und Südamerika’s, sind durch derartige Dislocationen entstanden und in allen diesen Ge- birgen stossen wir auf die bedeutungsvolle Vereinigung 1) Paragenesis S. 251. - Jahrb. f. Min. 1869. S. 309, 324. von allerhand Eruptivgesteinen, von Erzgängen und von Ther- men, vielleicht auch auf ausgebrannte oder noch thätige Vulkane.“ Hierauf ist zunächst Folgendes zu erwidern. Die Aufspal- tung des Gresteins, welche erst Räume zum Absatz von Erzen schafft, ist ein rein mechanischer Process, welcher von jeder (sangtheorie vorausgesetzt werden muss, er beweist oder wider- legt keine derselben. Man kann nun weiter fragen, warum sollen zahlreiche Spaltensysteme, welche Raum im Ueberflusse zum Absatz von Auslaugungsproducten bieten, gerade der Auslaugungs- Theorie ungünstig sein? Ich weiss es nicht und habe gute Gründe das Gegentheil anzunehmen, sobald nicht der Beweis geliefert werden kann, dass das Neben-. gestein solcher Erzgänge die auf diesen auftre- tenden Stoffe nicht enthält. Nur darauf kommt es an, wenn es sich um Widerlegung der Auslaugungs- Theorie handelt. Bezüglich des Erzgebirges kann ich bereits in den Sili- caten fast aller in demselben in einiger Verbreitung vorkom- menden Felsarten, z. B. Hornblende-Gesteine, Gneisse, Glim- merschiefer, Granite, Greisen u. s. w., die wichtigsten Elemente jener Erze, die auf seinen Gängen in Menge vorkommen, vollständig nachweisen. Dasselbe gilt für die Gänge im Por- phyrit, Diabas und Granit des Harzes, welche indess meines Wissens in gar keiner Beziehung zu Mineralquellen und er- loschenen Vulkanen stehen. Was die Gänge betrifft, welche im Bereiche der Kar- pathen auftreten, so habe ich einstweilen nur die Silicate des Propylits untersucht und wähle daher die Gänge von Schem- nitz als Beispiel für die Richtigkeit der Auslaugungs-Theorie. Es war nicht leicht, unzersetzten Propylit aus dieser Ge- gend zu erhalten. Unter 40 Stücken, welche mir durch die Güte der Herren Worr, v. Hantken und v. SzaBo zugekom- men waren, enthielt nur ein von letzterem mitgetheiltes von Drienova in der Nähe des Scnuzz’schen Maierhofes gänzlich frischen, tiefschwarzen Glimmer und daneben wenig frische Hornblende. Im Ganzen konnten leider nur 4 Grm. reines Material aus demselben gewonnen werden. Trotzdem wurde, dieses mit kohlensaurem Natronkali aufgeschlossen und unter- sucht. Mit voller Sicherheit konnte nachgewiesen werden: Blei, Zink, Kupfer, Arsen, Antimon, Kobalt, Mangan, Titan und Zinn. Der Glimmer ist also sehr reich an schweren Me- tallen, während die Hornblende des Quarz - Diorits (sog. Sye- nits) von Hodritsch weit ärmer daran ist und namentlich kein Blei enthält. Dass die Versuche auf Silber und Gold kein Resultat ergaben,, wird sehr begreiflich, wenn man sich erinnert, dass der Bleiglanz von Schemnitz nach Beuvant 7 pÜt. Silber und das aus verschiedenen Erzen dargestellte Feinsilber von dort nach B. Wınkter, höchstens 0,016 pCt. Gold enthält. Hätten mir statt 4 Grm. 20—30 Grm. Glimmer zur Verfügung gestanden, so wären mir beide Metalle wohl nicht entgangen. Es wird auch hier Sache der einheimischen Forscher sein, meine Untersuchung zu ergänzen. | Bemerkenswerth ist ferner, dass der Feldspath aus dem- selben Stücke neben überwiegendem Kalk auch Baryt sehr deutlich zu constatiren gestattete. Es mag nun ein Blick auf die Beschaffenheit des Pro- pylit’s!) geworfen werden, wie er als Nebengestein der Gänge, zZ. B. im Stephansschachte und an anderen Orten der Gegend vorkommt. TscHermaR, vom Rarn und Brun haben bereits ausführlich nachgewiesen, dass der Glimmer des Propylits in eine chlo- ritische Substanz umgewandelt worden ist, dasselbe gilt auch für die Augite und Hornblenden des Gesteins, wie ich mich überzeugt habe. Alle drei Mineralien sind unter Lupe und Mikroskop in diesem Stadium oft überfüllt mit neugebildeten Kiespartikeln und Kalkspath, wie schon Brum?) bemerkt hat. Aber letzterer ist auch durch das ganze Gestein vertheilt, wie man leicht nachweisen kann, wenn man Splitter desselben in kalte Salzsäure wirft. Die Zersetzung des Propylits liefert also die gewöhnlichen Producte, Chlorit und kohlensaure Salze und daneben scheiden sich Eisen und schwere Metalle aus den Silicaten unter Einwirkung löslicher schwefelsaurer Salze und organischer Substanz als Kiese aus, ganz so, wie in irgend einem Diabase, Diorite oder ähnlichem Gesteine älterer Pe- rioden auch. Ein mit kohlensauren Salzen in solcher Weise getränktes Gestein kann niemals mit so hohen Temperaturen in Berührung gekommen sein, wie sie Sublimationen von Gold und Silber als Metall?) oder auch nur als Chlorverbindungen erfordern. *) Es ist immerhin nicht ohne Interesse, im Anschlusse an obige Bemerkungen die Ausfüllungsweise eines der Schemnitzer Gänge zu verfolgen. Dank den reichlichen Geschenken an 2) Ich gebrauche diesen Namen so lange, als die Discussion über die Nomenclatur der Schemnitzer Gesteine noch nicht zum Abschlusse gelangt ist. 2) Jahrb. f. Min. 1865. 8.269 ft. >) Ich darf als selbstverständlich voraussetzen, dass ich eellischee Gold und Silber stets nur als Zersetzunesproduct von Schwefelmetallen resp. Tellurmetallen ansehe, welche beide enthalten. *) Selbst v. Corra (Gangstudien IV. S. 208) hat sich schon sehr energisch gegen solche Sublimationen ausgesprochen. Bo schönen ungarischen und siebenbürgischen Gangstücken, welche der ehemalige Grossherzog Fernınann von Würzburg (1806 bis 1814) und.später Prof. Zırser u. A. der Universitäts- Sammlung zu Theil werden liessen, verfüge ich in dieser Richtung über ein grosses Material. Es kann nicht in meiner Absicht liegen, dieses hier in grösserer Ausdehnung vorzu- führen, ich beschränke mich vielmehr auf das. lehrreichste Gangstück vom Spitaler Gange zu Schemnitz. Dieses lässt folgende Paragenesis erkennen: 1. dünne Schicht von schuppig- strahligem Chlorit mit fein eingesprengtem Eisenkies und Blei- glanz, 2. sogen. Zinopel, schmutzig graulichroth gefärbter, fein- körniger Quarz, an der Grenze gegen ] mit reichlich einge- sprengten Kiesen und Bleiglanz, 3. Chlorit, sehr dünne Lage, 4. kleinkörniger Kalkspath, sehr dünner, nicht durchsetzender Streifen, 9. Amethyst!) mit grob eingesprengter Blende und Bleiglanz (hin und wieder mit Eindrücken von verschwundenem Baryt), 6. Kalkspath, oben in kugelige Aggregate von Rhom- boödern auslaufend, 7. Braunspath, häufig den Kalkspath um- hüllend und z. Th. verdrängend. Also, wenn man von den Erzen absieht, dieselbe Reihenfolge, Chlorit, Amethyst und Kalkspath, wie in den Mandeln von Oberstein, oder, diese mit- gerechnet, dichter Quarz mit eingesprengten Kiesen, grob- krystallinischer Quarz, der z. Th. Baryt verdrängt hat, mit derben Erzen und zuletzt die Hauptmasse der Carbonate, wie an zahllosen anderen Orten, z. B. in Schapbach, Schneeberg u.s. w.?) Diese Erörterungen werden genügen, um zu zeigen, dass die Schemnitzer Gänge nur mit Zersetzungs- und Aus- laugungs -Producten des Nebengesteins gefüllt sind. Leider sind die Propylite und sonstigen vulkanischen Ge- steine Süd- und Nord-Amerika’s noch nicht auf schwere Me- talle und ihre Begleiter untersucht, es ist mir daher unmöglich, ein Urtheil über sie abzugeben, ich kann nur nach der von allen Seiten anerkannten Analogie mit Schemnitz vermuthen, dass sich auch in ihren Hornblenden, Augiten und Glimmern die Bestandtheile ihrer Erzgänge finden werden und wäre für jedes frische Stück aus diesen Gegenden mit genauer Angabe des Fundorts und seiner Entfernung von Erzgängen sehr 1) Derselbe ist auch hier, wie überall, durch organische Substanz gefärbt, die bei Rothgluth vollkommen zerstört wird. 2, Es ist ein Verdienst v. Groppecr’s, die grosse Beständigkeit dieser Aufeinanderfolge auf Erzgängen der verschiedensten Gegenden hervorgehoben zu haben (Lehre v. d. Erzlagerst. S. 80); ich stimme auch seiner Folgerung durchaus bei, dass sich alle diese Hohlraum- Ausfüllungen demnächst von einem gemeinschaftlichen chemischen Ge- sichtspunkte betrachten lassen werden. 36 dankbar. Für den Comstock-Lode muss ich schon jetzt im Hinblick auf Cı. Kısc’s Schilderung seiner Ausfüllung und Structur Ascension und Sublimation aus denselben Gründen ausschliessen, welche oben für den Freiberger Dittrich Stehen- den geltend gemacht worden sind. Ich komme nun zu einem zweiten von STELZNER in dem obigen Satze hervorgehobenen Punkte, nämlich zu der Asso- ciation von Erzgängen mit Mineralquellen. Diese besteht un- zweifelhaft in Böhmen, Sachsen, Oberfranken, den Vogesen, Schwarzwald und Rheinischen Schiefergebirge in der Weise, dass aus Erzgängen vielfach Mineralquellen hervortreten. Ausser den von H. Mürzer !) angeführten aus Sachsen und Böhmen gehören dahin mehrere Quellen im Fichtelgebirge, Plombieres in den Vogesen, Badenweiler, Rippoldsau und Schapbach im Schwarzwalde, Ems in Nassau, Berncastel a. d. Mosel u. a. In allen angeführten Landstrichen giebt es aber auch ganz ähnlich oder gleich zusammengesetzte Quellen, welche mit Erzgängen in gar keine Berührung kommen, sie bilden sogar überall die überwiegende Mehrzahl. Es fragt sich nun, in welcher Beziehung stehen solche Mineralquellen überhaupt zu den Erzgängen, auf welchen sie entspringen? Benutzen sie nur die einmal vorhandenen Canäle, um zur Oberfläche aufzu- steigen, wie jede andere durch Verwerfungen und sonstige Ursachen geöffnete Kluft, oder stehen sie mit ihnen in einem näheren Zusammenhange und setzen gewissermaassen die „Gangthätigkeit“ fort? Ich habe Letzteres früher selbst ge- glaubt und wiederholt Quellen, welche auf Erzgängen oder in deren Nähe entspringen, z. B. die Josephs- und Leopolds- Quelle in Rippoldsau, Salzquelle in Petersthal und Löwenquelle in Baden vollständig auspumpen lassen und dann die Fels- Klüfte sorgfältig auf neugebildete Erzabsätze untersucht. Sie zeigten zu meiner Ueberraschung keine Spur davon, sondern nur Ockerabsätze von dem Punkte an, wo sie zuerst mit der Luft in Berührung kamen. In grösserer Tiefe waren die Quellenspalten ganz frei von diesen und bedurften nach Aus- sage der Wärter niemals einer Reinigung. Ich hätte das wohl vorher wissen können, wenn ich schon vor 19 Jahren die schlagenden Gründe erwogen hätte, welche G. BıscHor ?) für die Unmöglichkeit des Absatzes der Bestandtheile aufsteigender Quellen in ihren Kanälen anführt. Aber so lange ich nicht wusste, dass die Elemente der Erze und Gangarten der Erz- ») v. Corra’s Gangstudien Bd. III. S. 262 ff. 5 ae Chemische Geologie I. Aufl. Bd. II. S. 814., II. Aufl. Bd. 1. Zeitschr. d.D. geol. Ges. XXXI1. 2. 24 gänge als Silicate im Nebengesteine enthalten sind, gab es eben 1 keine andere halbwegs plausible Erklärung als die Ascension. Im rheinischen Schiefergebirge zeigen viele Mineralquellen, a namentlich Natronquellen (Fachingen, Ems, Selters u. s. w.) so intime Beziehungen zu Basalt- Eruptionen, dass man an einem Zusammenhange mit diesen nicht wohl zweifeln kann. Basalte aber durchsetzen vielfach, namentlich zwischen Siegen und dem Rhein, z. B. auf Grube Alte Birke, Luise bei Ho- hausen, Virneberg bei Rheinbreitbach, Erzgänge, deren Eisen- spath dabei in Magneteisen umgewandelt wird, sind also weit jünger als diese. Wenn ich recht unterrichtet bin, verhält es sich auch in Sachsen und Böhmen nicht anders und existirt dort kein tertiäres Eruptiv- Gestein, welches zu Erzgängen, wohl aber solche, die zu Mineralquellen in directer Beziehung stehen. Auch in der Auvergne ändert sich das nicht. Da- gegen sind die ungarischen, siebenbürgischen und viele nord- und südamerikanischen goldführenden Gänge, worunter der Comstock, ja ganz unzweifelhaft in der Weise an ein tertiäres vulkanisches Gestein, den Propylit, gebunden, dass sie nur in diesem erzführend auftreten. In demselben Landstriche kom- men nun auch Solfataren und Geyser vor, die in anderen, Island und Neuseeland, noch von Niemand in Beziehung zu Erzgängen gebracht worden sind. Aber auch in Amerika ist kein Beweis geführt, dass diese Solfataren und Geyser vor den Durchbrüchen der auf die Propylite folgenden Trachyte und Basalte schon vorhanden waren und also als Nachwirkungen der Propylit-Eruptionen angesehen werden müssen. Wenn sie es aber auch wären, so hätten sie, wie schon oben ausgeführt, niemals Erzgänge von der Beschaffenheit des Comstock oder der Schemnitzer Gänge liefern können. Als Gesammt-Resultat ergiebt sich, dass die vulkanische Thätigkeit zwar nicht in der von STELZNER verfochtenen Weise bei der Erzgang - Bildung betheiligt gewesen sein kann, wohl aber 1. durch Aufreissen von Spalten, die aber selbstver- ständlich keineswegs immer durch vulkanische Kräfte gebildet worden sein müssen, 2. durch Massen-Eruptionen von feuer- flüssigen Gesteinen, welche metallführende Silicate als we- sentliche Gemengtheile enthalten. Dass diese in bestimmten Eruptiv-Gesteinen, z. B. Lithionit- Graniten, Diabasen, Pa- läopikriten, Porphyriten, Propyliten, stets dieselben sind, ist der einfache Grund, warum in den in ihnen aufsetzenden Erz- gängen sich dieselben Erze wiederholen. Es-dürfte einstweilen, vielleicht immer, ein vergebliches Bemühen sein, zu erforschen, aus welcher Teufe des uns nur in Bezug auf speci- fisches Gewicht bekannten Erdinnern die einzelnen S 369 . Eruptivgesteine kommen. Man wird daher besser thun, vor- erst nur mit bekannten Grössen zu rechnen, und das sind eben die metallführenden Silicate in den krystallinischen und ihre Reste in den Sedimentär-Gesteinen. _ Wenn ich nun auch genöthigt war, in dem Vorstehenden jeden unmittelbaren Zusammenhang der Erzeänge mit vulka- nischer Thätigkeit abzulehnen, so bin ich doch keineswegs der Ansicht, dass sich die Mehrzahl derselben unter gewöhn- licher Temperatur und gewöhnlichem Drucke gebildet hätte und zwar aus dem folgenden Grunde. Es ist in Süddeutsch- land, Frankreich und England nach den Lagerungsverhältnissen und z. Th. nach in den Erzgängen getroffenen Versteine- rungen sicher constatirt, dass viele Gänge in der Periode des Lias und manche in noch älteren, in Ungarn und Amerika aber in der weit jüngeren miocänen Tertiär - Zeit entstanden sind. In diesen Perioden hatte die Erdoberfläche und um so mehr das Erdinnere noch eine weit höhere Temperatur als jetzt und mag diese die Auslaugung der Gesteine kräftig be- fördert haben. Die obere Grenze dieser Temperatur ist aber durch eine Thatsache bestimmt, nämlich dadurch, dass sich niemals auf Gängen mit Schwefelmetallen zusammen gleich- alter Aragonit vorfindet, sondern nur Kalkspath. Siedhitze ist hiernach bei Erzgangbildung ausgeschlossen. Man könnte glauben, es sei ganz gleichgiltig, ob das Material der Erzgänge aus unbekannter Tiefe und unbekannten Gesteinen in Form aufsteigender Quellen producirt worden sei oder mit seinem Nebengesteine in dem von mir vertretenen causalen Zusammenhange stehe. In letzterem Falle ergiebt es sich als nothwendig, dass die Erzgänge mit ihrem Neben- gestein in die Teufe setzen und man wird nicht nur em- pirisch, sondern aus guten wissenschaftlichen Gründen in dem gleichen Nebengesteine auch nach weiteren Erzgängen ähnlicher Art, wie die schon bekannten, suchen dürfen. Dass dies volks- wirthschaftlich wichtig ist, wird kein Unbefangener leugnen wollen. Es ist darum gewiss der Mühe werth, die hier vor- geführten Untersuchungen weiter fortzusetzen, und ich halte das direct für Pflicht der Berg- Akademien, bei denen die Hülfsmittel dafür in so reichem Maasse vorhanden sind, vor Allem auch Aufbereitungs - Apparate und chemische Labora- torien. Dass noch jahrelang Versuche über die Löslichkeit der einzelnen Gangmineralien in den auf Gängen überhaupt früher wahrscheinlich vorhandenen Flüssigkeiten und mikro- skopische Untersuchungen über die Entwickelung derselben aus den Primitiv - Silicaten nothwendig sind, ist sicher, schon meine vorläufigen Arbeiten in dieser Richtung haben sich sehr 2 24* 2 Ife de a a an u so von on. selbst dahin geführt zu vd TUT 5. Ueber einige ostpreussische Silurcephalopoden. Von Herrn H. Dewirz ın Berlın. Hierzu Tafel XVI-XVM. I. Allgemeiner Theil. 1. Siphonalbildung bei den Vaginaten. An jedem Vaginatensipho sehen wir Einschnürungen, wul- stige Erhöhungen und am Steinkerne deutliche Riefen, welche alle in schräger Richtung so um den Sipho verlaufen, dass sie an der unter der Schale des Gehäuses liegenden Seite, welche ich Siphonalseite nennen will, nach vorn vorgezogen sind, auf der entgegengesetzten, der Antisiphonalseite, nach hinten zurücktreten (Taf. XVI. Fig. 1, 1A, 2, 2A und Taf. XV. Fig. 4, 8). Sie sind bei den verschiedenen Arten (commune, vaginatum, Burchardü Dwrz., Damesiü Dwrz.) sehr verschieden entwickelt, was zum Theil von der Kammerhöhe und der Dicke des Siphos im Vergleich zu der des Gehäuses abhängig ist. Fig. 1. Schematischer Längsschnitt in der Mittelebene von En- doceras Burchardii vergrössert. S Schale der Siphonalseite. AS der Antisiphonalseite. Si Siphonalrohr, von der Siphonalseite S etwas abgerückt gezeichnet. a« Kammerwand, cy Siphonaldute, b& Einschnürung, dö hinteres, auf die Schnittebene projicirtes Ende derselben, d’ö’ desgl. von der davorliegenden Dute, 372 Die Kammerwand (Holzschnitt Fig. a setzt sich be m e Vaginaten bekanntlich auf dem Sipho als Cylinder, die sog. Siphonaldute (Holzschnitt Fig. 1cy) fort, welche meistens hinter der Kammerwand eine Einschnürung (Holzschnitt Fig. 1 b£) trägt und mit ihrem Hinterrande (Holzschnitt Fig. 1 dö) in den vor- deren Theil des Cylinders der vorhergehenden Kammer eingreift. Die hinter den einzelnen Kammern gelegene Einschnürung (Holzschnitt Fig. 1b3) nimmt bald grössere, bald geringereDimen- sionen an; bald ist es nur eine schmale, scharf markirte Rinne (Taf. XVI. Fig. 2, 2A b£ß), bald verbreitert sie sich über einen grösseren Theil (Taf. XVII. Fig. 8bß). Dass nicht allein der vordere, hinter dem Körper gelegene Theil des fleischigen Si- phos, welcher doch alle Siphonalduten gebildet hat, eine der- artige Einschnürung besass, sondern der ganze fleischige Sipho damit ausgestattet war, geht wohl daraus hervor, dass oft sogar das; hintere Ende des sogen. Spiesses, welches nicht in Siphonalduten steckte, ebenfalls Einschnürungen zeigt (Taf. XVI. Fig. 1A v-w).!) Da die Einschnürungen der Siphonalduten gleich hinter den Kammerwänden liegen, so muss die erste Ein- schnürung am fleischigen Sipho, welche doch die Einschnürung jeder Dute hervorgebracht hat, gleich hinter dem Körper Je Thieres sich befunden haben (Holzschnitt Fig. AbB). Fig. 2. Schematischer Längsschnitt in der Mittelebene von Enndoceras Burchardü DwTz., vergrössert. Buchstaben ebenso wie in Fig. 1. n Nahtlinie (der Kammerwand az) auf der Siphonal- seite einen nach vorn geöffneten Sinus x bildend. m Rand, an dem sich die Kammerwand ax umbiest, um in die Siphonaldute DI, d5 überzugehen, einen dem Sinus x entsprechenden Sinus o bil- dend. n und m auf die Schnittebene projieirt. Der Einfachheit halber sind die einzelnen Siphonalduten hier nicht abgesetzt wie in Bie. 1:4. 3: b) Siehe auch BArRANDE, Systeme Silurien Vol. II. t. 238. Bei anderen Arten freilich, duplex, commune, ist das hintere Ende des Spiesses glatt. .... 33° Die Nahtlinie (Holzschnitt Fig. 2n) bildet an der Siphonal- seite einen nach vorn geöffneten Sinus (Taf. XVII. Fig. 4x u. Holzschnitt Fig. 2x). Einen ähnlichen Sinus (Holzschnitt Fig. 20) zeigt natürlich auch der Rand (Holzschnitt Fig. 2m), an dem sich die Kammerwand (Holzschnitt Fig. 2a) umbiegt, um in die Siphonaldute (Holzschnitt Fig. 2bß, cy, dö) überzugehen. — Dass bei den nordeuropäischen Vaginaten die Nahtlinie auf der Siphonalseite einen nach vorn geöffneten Sinus bildet, hat Barranpe!) zuerst eingehend besprochen. In den meisten Fällen ist die Schale des Gehäuses an der Siphonalseite bei dem Auslösen aus dem einschliessenden Gestein in mehr oder weniger breitem Streifen verloren gegangen, so dass man an solchen Stücken die Nahtlinie nicht mehr geschlossen findet. Bei allen Stücken jedoch, bei denen die innere Schalenschicht auf der Siphonalseite erhalten war, habe ich eine geschlossene Nahtlinie gefunden. Auf der unter der Schale liegenden Seite des Siphos, welche ich die Siphonalseite des Siphos nenne, sieht man zwischen je zwei Einschnürungen oft eine plateauartige Ab- plattung (Holzschnitte Fig. 1—37; Taf. XV1 Fig.2, Taf. XV. Fig. 83) des wulstigen Theils, welche an ihrem Hinterrande bogig gestaltet ist. Diese Plateaus entstehen durch Abplattung des Siphos gegen die Innenseite der Schale des Gehäuses, und ihr bogiger Hinterrand ist der Abdruck des Sinus der Kammerwand (Holzschnitt Fig. 2 x, 0). Nehmen wir an, die Kammerwand (Holzschnitt Fig. 1—3 aa) sei angefertigt. Zieht sich das Thier jetzt um eine Kammerlänge im Gehäuse vor, so wird der vor ‚dieser Kammerwand gelegene Theil des fleischigen Siphos auf seiner‘ Siphonalseite unter den Sinus (Holzschnitt Fig. 2 x) der Kammerwand zu liegen kommen und sich in ihn hineindrücken, und die jetzt abgeschiedene Dute wird den Abdruck des Sinus der Kammerwand auf der unter der Schale liegenden Seite an sich tragen (Taf. XVUI. Fig. 87). Da ferner der Sipho mei- stens dicht unter der Schale liegt, so wird eine Abplattung stattfinden (in Fig. 1—4 der Holzschnitte ist der Sipho der Deutlichkeit halber etwas abgerückt). Ausser den Wülsten und Einschnürungen finden wir an den Siphonen riefenartige Gebilde (Holzschnitt Fig. 1—3 d6, Eos Mau XVL Pio.1, 18, Bat XVvl. Fig 840), welehe den Sinus der Kammerwand nicht mitmachen, sondern im Gegentheil an der unter der Schale des Gehäuses liegenden. Seite (Holzschnitt Fig. 1—3 bei ö, 8; Taf. XVI. Fig. 1A) oft 1) Ascoceras, prototype des Nautilides, Bull. soc. geol. France 2e ser. tom. Xll. 1855. pag. 164 und N. Jahrb. f. Min. von LeonHARrD u. BRONN 1855. pag. 265; cfr. Brevn, Diss. Phys. de Polythal. 1732. t. V. f.2. Fig. 3. Schematischer Längsschnit in der Mittelebene von En- doceras vaginatum SCHLOTH. Buchstaben ebenso wie in Fig. 1. spitz nacı vorn ausgezogen sind, einen nach hinten geöffneten Winkel bildend. Man’nimmt meistens eine Rinne wahr, deren Vorderwand schräg, deren Hinterwand jedoch steil abfällt und einen Grat bildet. Diese Gebilde sind der Abdruck der Hinter- ränder der Siphonalduten und nicht wie EıcnwaLp (Lethaea Rossica, Gatt. Endoceras) meint, der Ansatz der Scheidewände an das Siphonalrohr. Sie zeigen uns also stets an, wie lang die Siphonalduten sind. Die Länge der Duten, wie auch die Stellung der Hinterränder zur Kammerwand, ist bei den ver- schiedenen Arten eine sehr verschiedene (Holzschnitt Fig. 1, 3). Oft sind die Hinterränder so schräg gestellt (Holzschnitt Fig. 3 dö), dass sie auf der Antisiphonalseite viel weiter nach hinten ra- gen als auf der Siphonalseite; es ist dann die Dute auf der Siphonalseite viel kürzer als auf der Antisiphonalseite. Die Länge der Duten wie auch die Stellung der Hinterränder scheint mir ein brauchbares systematisches Merkmal abzugeben. Aus Obigem ergiebt sich, dass das hintere Körperende (Holzschnitt Fig. 4K) auf der Siphonalseite nach hinten aus- gezogen war (Holzschnitt Fig. 4x); dass, wenn der fleischige Sipho Einschnürungen (Holzschnitt Fig. 4 b£) trug, was wohl meistens der Fall war, die erste am vorderen Ende des Siphos, gleich hinter dem Körper sich befand. Auch hat uns die verschiedene Länge der Duten belehrt, dass die Fähigkeit der Ausscheidung des vorderen Endes des fleischigen Sipkos bei den verschiedenen Arten bald kürzeren, bald längeren Strecken zukam; so beträgt bd bei Fig. 1 nur eine Kammerhöhe, bei Fig. 3 dagegen zwei. Dass der fleischige Sipho nicht das ganze Siphonalrohr ausfüllte, sondern mit seinem hinteren, zugespitzten Ende in einer im Siphonalrohre liegenden Dute!) steckte (Taf. XVI. 1) Nicht zu verwechseln mit den von einer Kammerwand bis zur 375 8 1 s AS ! N ] | h 1 1 1 n 3 ı ! N 1 1 1 1 | u DL de eg 1 | 1 | 1 I | I N 1 H l 1 1 l 1 N I ] AS- 1-8 [] ' Fig. 4. Schematische Darstellung des hinteren Körperendes und der Schale von Endoceras vaginatum SCHLOTH. K hinteres Körperende, auf der Siphonalseite nach hinten vorspringend (x). vn Verwachsungsband des hinteren Körperendes mit der Schale (nach dem Verwachsungsbande von Eindoc. Burchardü DwTrz.). Si vorderes Ende des fleischigen Siphos. bß erste, hinter dem Körper gelegene Einschnürung; von b£ bis dd reicht die Siphonaldute. S Durchschnitt der Schale des Gehäuses in der Mittelebene auf der Siphonalseite, AS auf der Antisiphonalseite. aa Durchschnitt der Luftkammern in der Mittelebene. Ebenso wie in den 3 ersten Fi- guren ist auch hier der Sipho von der Siphonalseite etwas abge- rückt gezeichnet. Fig. 1 Awv, Ausfüllung einer solchen Dute, Spiess genannt), ist bekannt. Doch sind die Ansichten noch sehr getheilt über die Bildung dieser Dute und das Vorrücken des hinteren Si- phonalendes innerhalb des Siphonalrohres. Nach der einen Ansicht schied der fleischige Sipho eine Menge ineinander- steckender Duten ab; doch habe ich stets nur eine solche Dute vorgefunden, diese zwar bei Stücken sehr verschiedener Dicke ein und derselben Art. Nach der Ansicht Barranpe’s !) liess bei den nordeuropäischen Vaginaten das hintere, von der An- fangsspitze des Gehäuses immer mehr abrückende Ende des fleischigen Siphos Kalkmasse hinter sich (Depöt organique), welche den ganzen hinter dem fleischigen Sipho liegenden Theil des Siphonalrohres ausfüllte.e So gut diese Erklärung dahinterliegenden reichenden Siphonalduten, welche in Wirklichkeit keine Duten, sondern an beiden Enden offen sind. 2) Bull. Soc. geol. France 1855. XII. pag. 170. t.5. f. 14. 15. Systeme Silurien Vol. II. Texte V. 1877. pag. 1055 — 1056. Fig. 5. Schematischer Längsschnitt durch das Si- phonalrohr eines Vagina- ten. s hintere Spitze. tv, t’v’ Duten, in denen das hintere Ende des fleischi- sen Siphos steckte (in Wirklichkeit meistens län- ger und schlanker). z ein | die Spitze der Dutemit dem hinteren Ende s, resp. mit der Spitze der dahinterlie- genden Dute verbindender Kanal. xs, x’x etc. pe- riodisch mit dem dazuge- hörigen Theile des gan- zen (rehäuses nach einan- der abgestossene Stücke des Siphönalrohres. u Luftkammern, nur am vor- deren Theile gezeichnet. p hinteres Ende der Wohn- kammer. 376 ist, so passt sie doch nicht auf alle Fälle, denn oft sehen wir den Theil des Siphonalrohres, in den die hor- nigkalkige Dute hineinragt, nicht mit milchigweissem oder bräunlichem, vom Thiere ausgeschiedenem Kalke ange- füllt, sondern mit durchsichtigem, glas- hellem, der doch nicht vom Thiere ab- geschieden sein kann, oder gar mit Gesteinsmasse (z. B. bei vaginatum).‘) Nach meiner Ansicht war der Vor- gang folgender: Der fleischige Sipho verlängerte sich nicht so schnell, als das Thier in der Schale vorrückte: Das hintere Siphonalende musste daher von der Spitze des Siphonalrohres (Holzschnitt Fig. 5s) abrücken und schied dann, wenn es eine bestimmte Strecke abgerückt war, eine einhül- lende Dute (Holzschnitt Fig. 5tv), wie auch oftmals eine Flüssigkeit ab, aus der sich an der Innenwand des ver- lassenen Theils des Siphonalrohres (Holzschnitt Fig. 5 t-s), wie auch an der Aussenwand der Dute (Holzschnitt Fig. 5tv) organischer, milchig oder auch bräunlich gefärbter Kalk nieder- schlug (Taf. XVII. Fig. 7, die weissen Partieen). War die Ausscheidung eine starke, so wurde der ganze Hohl- raum, in den die Dute hineinragte (Holzschnitt Fig. 5t-s), bis zur An- fangsspitze des »Siphonalrohres mit or- ganischem Kalk gefüllt. Fand eine solche Ausscheidung statt, so war die Dute wohl sehr schwach und häutig, so dass die kalk- haltige Flüssigkeit durch die Wand der Dute hindurch in den Hohlraum hinein abgeschieden werden konnte, 1) Cfr. Schriften der physik. - ökon. Ge- Seen in Königsberg 1879. pag. 171. ig. 6. a. - Bei manchen Arten scheinen Häute vom hinteren Ende des fleischigen Siphos ausgegangen zu sein, welche oft, we- nigstens auf einzelne Strecken, bis zur Innenwand des Siphonal- rohres reichten, die auch eine Hülle ausschieden, an der sich dann ebenfalls organischer Kalk niederschlug (Taf. XV. Fig. 7, die weissen Fortsätze),. Dass diese Lamellenbildung nicht dadurch zu erklären ist, dass der ausgeschiedene Kalk den fleischigen Sipho einengte und zu dieser Faltung zwang, geht wohl auf's Deutlichste daraus hervor, dass die Partieen Taf. XVII. Fig. 7a aus ganz klarem, krystallinischem Kalke bestehen, also kein Depöt organique sind. Diese Häute dien- ten wohl dazu, das hintere Ende des fleischigen Siphos an der Innenwand des Siphonalrohres zu befestigen, doch muss die Lage des hinteren Endes bei ein und derselben Art eine sehr verschiedene gewesen sein, da wir die Spitze des Spiesses bald in der Mittellinie des Siphonalrohres, bald der Siphonal- seite beträchtlich genähert finden. Auch ist das hintere Ende des Spiesses bei ein und derselben Art verschieden gestaltet. War also die erste Dute gebildet, so wurde ebenso, wie dieses Barranpe !) von böhmischen Orthoceratiten nachgewiesen hat, auch bei den Vaginaten das hinter der Dute gelegene Stück des Gehäuses abgestossen (Holzschnitt Fig. 5x-s). Das hintere Ende des fleischigen Siphos rückte weiter und schied, wenn es wieder eine bestimmte Strecke zurückgelegt hatte, eine neue Dute (Holzschn. Fig. 5t’v’) ab und der dahinterlie- gende Theil der Schale und des Siphonalrohres (x’ > mit der alten Dute (tv) wurde wieder abgestossen. Wurde ausser der Dute kein organischer Kalk en den, so füllte sich der hinten (Holzschnitt Fig. 5 beix, x’) offene Hohlraum des Siphonalrohres, in den die Dute hineinragte, bei der Einbettung mit Meeresschlamm, und wir finden dann diesen Hohlraum mit Gesteinsmasse angefüllt. Während dieses Vorrückens stellte ein fadenförmiger flei- schiger Strang (Holzschnitt Fig. 5z) die Verbindung zwischen der hinteren Spitze des fleischigen Siphos und der Spitze der verlassenen Dute her (v-s, v’-v). Dieser Strang schied auch eine kalkige Hülle ab, welche wir in den versteinerten Sipho- nen meistens wiederfinden °) und an der sich auch organischer Kalk niederschlug. Der Strang starb wohl an seinem hinteren Ende ab, wenn der betreffende Theil des Gehäuses reif zum Abstossen war. 2) Troncature normal etc. Bull. Soc. geol. France 1860. 2?) Cfr. BARRANDE, Syst. Sil. II. t. 430. Orthoceras insulare. 4 Dass ich bisher nie, auch in Stücken von ?/; M. Länge, mehr als eine Dute gefunden habe, liegt wohl daran, dass bald nach der Bildung einer neuen Dute das hintere Ende des Ge- häuses und des Siphos mit der alten. Dute abgestossen wurde. Dennoch ist es ja denkbar, dass dieses Abstossen bisweilen oder bei bestimmten, mir nicht bekannten Arten verzögert wurde, und man dann Stücke mit 2 oder mehr (jedoch nicht in einander steckenden) Duten findet. Die Duten und das abgeschiedene Depöt organique hatten also den Zweck, das hintere Ende des Siphonalrohres bei dem periodischen Abstossen des hinteren Theiles des Gehäuses zu verschliessen und den fleischigen Sipho zu schützen. Dass das hintere Ende des fleischigem Siphos nicht gleich beim Vor- rücken den hinter sich gelassenen Hohlraum mit Kalk erfüllte, sondern frei in diesen Hohlraum ohne festen Halt hineinragte (denn die oben besprochenen Befestigungshäute scheinen durch- aus nicht immer vorhanden gewesen zu sein), geht wohl, ab- gesehen davon, dass dieser Hohlraum mit Gesteinsmasse erfüllt ist, auch daraus hervor, dass die Gestalt und besonders die 378 : ee Lage der Spitze der Dute bei ein und derselben Art oft eine. sehr verschiedene ist, wenngleich sie die Mittelebene ziemlich inne hält. Selbst wenn sich in der Ausfüllung eine concen- trische Schichtung erkennen lässt, was in der That bisweilen der Fall ist, so folgt daraus noch nicht, dass die Ausfüllung unmittelbar vom vorrückenden Ende des Siphos als feste La- gen abgeschieden sein muss, sondern die Abscheidung der kalkhaltigen Flüssigkeit in den Hohlraum kann ja auch wäh- rend der Zeit, während welcher das hintere Siphonalende an ein und demselben Orte verblieb, eine periodische gewesen sein, so dass auch der Niederschlag sich schichtenweise ab- lagerte. Nehmen wir an, es wurde nur dann eine Dute gebildet, wenn die Anfangsspitze des Gehäuses und Siphos verletzt war, so wäre es schwer, die Abscheidung des sich oft in dem hinter der Dute gelegenen Theil des Siphonalrohres findenden Depöt organique zu erklären, da sich dasselbe wahrscheinlich aus einer vom fleischigen Sipho ausgeschiedenen Flüssigkeit nieder- schlug, die sich in dem Falle, wenn das Siphonalrohr bereits vor Abscheidung dieser Flüssigkeit hinten offen war, mit dem Meereswasser hätte mischen müssen, es sei denn, dass sie eine schleimartige Beschaffenheit hatte, welche dieses Mischen verhinderte. Auch könnten wir bei dieser Annahme schwer die Entstehung des hinter der Dute gelegenen dünnen Kanals (Holzschnitt Fig. 5z) erklären. Während die nordamerikanischen Endoceras zahlreiche 0) ineinandersteckende Duten _absonderten, bildeten die nordeuro- päischen Vaginaten nach meiner Ansicht nur wenige, nicht in einander steckende Duten. Zur Erklärung dieser Bildung bei den amerikanischen Endoceras scheint mir die Annahme eines sprungweisen Vorrückens des hinteren Endes des fleischigen Siphos auch nicht erforderlich zu sein. Der Sipho verlängerte sich nach meiner Ansicht auch bei diesen Thieren nicht so schnell, als der Körper in der Wohnkammer vorrückte, und schied regelmässig, nachdem er eine bestimmte Strecke von der alten Dute abgerückt war, eine neue aus. Vom Abrücken von einer Dute bis zur Bildung der nächst- folgenden ragte also das hintere Siphonalende bei den Vagi- naten und den amerikanischen Endoceras frei in den Hohlraum des Siphonalrohres hinein, ebenso, wie das hintere Körperende in die Wohnkammer, wenn es von einer Kammerwand behufs Bildung der nächstfolgenden abrückte.. Nur ein dünner flei- schiger Faden und bisweilen einige Häute befestigten bei den Vaginaten das hintere Ende des fleischigen Siphos im Siphonal- rohre. Ob sich Reste dieser Gebilde, oder vielmehr ihre Aus- scheidungsproducte, auch bei den amerikanischen Endoceras finden, weiss ich nicht. Die Abscheidung einer Kammerwand und die einer Dute waren durchaus nicht von einander abhängige Vorgänge, das hintere Körperende und das hintere Siphonalende operirten selbstständig. Das Abrücken des letzteren war bei den Vagi- naten wie bei den amerikanischen Endoceras ein ganz allmäh- liches, nur durch Ruheperioden während der Bildung der Duten und des Depöt unterbrochen, bei ersteren bildete jedoch das Siphonalende viel seltener Duten, als bei letzteren, welche in Folge dessen nicht in einander steckten und wahrscheinlich mit dem dazu gehörigen Schalentheil, eine nach der anderen, abgeworfen wurden. Dass der bei den Vaginaten völlig excentrisch liegende Sipho durch das Uebergewicht beim Sinken und der Einbet- tung des Gehäuses nach unten gerichtet war, und dass die zu unterst gelegene Seite mit dem Sipho erhalten, die entgegen- gesetzte Seite dagegen bei den umfangreichen Stücken durch die sich auflagernden Schlammmassen meistens eingedrückt wurde, habe ich am anderen Orte!) u an besprochen. 1) Schriften der physik. - ökonom. Gesellsch. zu Königsberg i. Pr. XX. 1879. pag. 162- 164. Br Verwachsungsband. Am hinteren Ende war der Körper der silurischen Cepha- lopoden ebenso, wie wir dieses beim jetzt lebenden Nautilus (Holzschnitt Fig. 6) finden, mit der Schale verwachsen. Dieses v Fig. 6. Aufgerollte Hälfte des Verwachsungsbandes der Weich- theile mit der Schale von Nautilus Pompilius. v vorn, h hinten. n letzte Nahtlinie: sie fällt hier mit dem Hinterrande des Ver- wachsungsbandes zusammen, da das Thier eben eine Kammer ab- geschieden hat und noch nicht von derselben abgerückt ist. | Spin- dellobus auf der der Wohnkammer vorhergehenden Windung, in der Mittellinie der Rückenseite des Thieres gelegen. an vorderer Rand des Verwachsungsbandes, Annulus genannt. 1’ eine dem Spindel- lobus entsprechende Einbiegung von an. s Vorsprung von an nach der Mündung zu auf der Mittellinie der Bauchseite des Thieres. m Haftmuskelabdruck. — ?/; nat Gr. rund heraumlaufende Band, von mir Verwachsungsband genannt, war bei den verschiedenen Gattungen und Arten sehr verschie- den gestaltet. Es hinterliess am Steinkerne entweder eine tiefe Rinne oder auch nur feine, eingravirte Begrenzungslinien am Vorder- und Hinterrande Oft sind nur die Linien des Vorderrandes (Annulus), in anderen Fällen wieder nur die des Hinterrandes erhalten. Auf der einen Seite zeigt sich das Verwachsungsband breiter als auf der entgegengesetz- ten; aus der Analogie!) mit dem Nautilus Pompilius geht !) Dass das Verwachsungsband beim N. Pompilius auf der Bauch- 381 : hervor, dass die verbreiterte Seite der Bauchseite des Thieres angehörte. DUO Fig. 7. Vorderes Ende der Wohnkammer von Orthoceras regulare von der Bauchseite gesehen. ab \undrand. ce zwei paarige Eindrücke, der dritte d, auf der entgegengesetzten Seite gelegene durch Punkte angedeutet. — !/, nat. Gr. \ Fig. 8 Wohnkammer von Orthoceras regulare von der Seite ge- sehen. ce einer der beiden auf der Bauchseite gelegenen Eindrücke. d der unpaare auf der entgegengesetzten Seite gelegene Eindruck.. e Abdruck des Verwachsungsbandes. — !/, nat. Gr. Fig. 9 Aufgerollte Hälfte des Abdrucks des Verwachsungsbandes (e-e’) der Weichtheile mit der Schale am Steinkerne von Orthoceras regulare. v vorn. h hinten. n letzte Nahtlinie.e f zwei an der hin- teren Grenze des Verwachsungsbandes parallel neben einander fortlau- fende Furchen. g wulstige Erhöhung an der vorderen Grenze des ver- breiterten Theiles des Verwachsungsbandes. — !/, nat. Gr. a. An mehreren Stücken von Orthoceras regulare fand ich den Abdruck des Verwachsungsbandes (Holzschnitt Fig. Se, Fig. 9) am Steinkerne der Wohnkammer gut ausgeprägt als tiefe, seite des Thieres, der convexen Seite des Gehäuses, breiter als auf der entgegengesetzten ist, glaube ich, gestützt auf WAAGENn und BARRANDE, zur Genüge nachgewiesen zu haben, cfr. Schriften der physik.-ökonom. Gesellsch. zu Königsberg i. Pr. XX. 1879. pag. 166 —168. 382 rund herumlaufende Rinne; an dem einen, bedeutend kleineren Theile des Umfanges ist sie schmal, an dem anderen, grösseren viel breiter. Der verbreiterte Theil liegt auf derselben Seite, auf der zwei der drei länglichen Eindrücke am vorderen Ende der Wohnkammer und der Ausschnitt für den Trichter sich befinden. (Holzschnitt Fig. 7).!) ’ b. Bei Clinoceras Dens MasckE?) und Clinoceras Masckei Dwrz.?) war nur der Hinterrand des Verwachsungsbandes er- halten; er machte die Loben- und Sattelbildung der Nahtlinie mit, wie der Hinterrand wohl stets die Gestalt der Nahtlinien wiedergiebt. c. Bei einem Vaginaten (Burchardü Dwrz.*)), markirt sich das Verwachsungsband (Holzschnitt Fig. 10 pag. 383) durch scharf eingravirte Linien an seinem Vorder- und Hinterrande. Auf der Siphonalseite macht es den Sinus mit, welchen die Naht- linien bilden, und ist hier breiter als an den Seiten; am brei- testen jedoch auf der Antisiphonalseite, so dass ich nach der Analogie mit dem lebenden Nautilus annehme, diese Seite entsprach der Bauchseite, die Siphonalseite der Rückenseite des Thieres. Ausserdem spräche für diese Ansicht der auf der Siphonalseite von der Nahtlinie und dem Annulus gebildete Sinus, welchen ich für identisch halte mit dem kleinen Sinus auf der Rücken- (Spindel-) seite des Nautilus Pompilius (Holz- schnitt Fig. 6 I/). Besonders spricht jedoch Nautilus Aturi aus dem Tertiär hierfür, bei dem wir einen starken, auf der (concaven) Rückenseite gelegenen Sipho, dessen Siphonaltuten ebenso, wie bei den Vaginaten ineinander greifen, und auf der Mittellinie der Rückenseite ebenfalls den Sinus der Nahtlinie finden.°) Hinter der letzten eingravirten Nahtlinie (Fig. 10e) beginnt das Siphonalrohr und zwar mit einer Einschnürung 1) Sitzungsber. d. Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin 1879. pag. 32 bis 34. Bei Besprechung der 3 Eindrücke habe ich an die Dreitheilig- keit der Mündung von Gomphoceras erinnert. Nachträglich finde ich, dass dieser Gedanke schon viel früher von SANDBERGER ausgesprochen ist (Die Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau pag. 149 unten u, 150). Orth. vertieillatum BorLL (Archiv des Vereins der Freunde d. Naturgeschichte in Mecklenburg 1857. pag. 75. t.5. f. 15.) trägt ebenfalls 3 Eindrücke. Mehrere im Berliner paläontologischen Museum als centrale Hısınger bestimmte Stücke (efr. Borr 1. e. pag. 69) zeigen nur 2 Eindrücke. ?) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 49—56. Taf. 1. 3) Schrifen d. physik.-ökon. Gesellsch. in Königsberg i. Pr. 1879. Ba2. 13:12 IV TR *%) Cfr. Sitzungsber. d. Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin 1879. pag. 143— 146. 5) Ofr. BARRANDE, Syst. Sil. Vol. II. Texte IV. pag. 345 oben. cba T e_ 3” k{| dlv x 1 R v a Fig. 10. Verwachsungsband von Endoceras Burchardii (Va- ginat) aufgerollt. vv’ vorn, hh’ hinten. vhMittellinie der Siphonalseite. v’h‘ der Anti- siphonalseite. ce letzte Naht- linie. a, b, d, e, f Begren- zungslinien des Verwach- Sungsbandes (am Steinkern eingravirte Furchen). Der punktirte Theil von a und e ist ergänzt. — Etwa A mal vergrössert. 383 (efr. Holzschnitte Fig. 1--48, Taf. XVL Fig. 2Ab 5). — Auf der Siphonalseite zog sich also das Verwachsungsband (Holz- schnitt Fig. 4 vn) bei den Vaginaten bis zum Hinterrande des nach hinten ragen- den Fortsatzes (Holzschnitt Fig. 4x) des fleischigen Körpers (K) hin, oder mit an- deren Worten, dieser Fortsatz war der Schale angewachsen. d. Bei Lituites convolvens war nur der Vorderrand (Annulus) des Verwach- sungsbandes !) und zwar als tiefe Furche sichtbar; ebenso wie bei Nautilus Pom- pilius war dieser Vorderrand auf der con- vexen Schalenseite viel weiter von der letzten Nahtlinie entfernt, als auf der con- caven, so dass wir annehmen müssen, die convexe Seite entsprach ebenso wie beim Nautilus der Bauchseite des Thieres. e. Auch bei Lituites falcatus SCHLOTH. zeigte sich nur der Vorderrand des Ver- wachsungsbandes ?); da er auch hier auf der convexen Seite des Gehäuses viel wei- ter von der letzten Nathlinie entfernt war, als auf der entgegengesetzten Seite, so müssen wir annehmen, dass die convexe Seite des Gehäuses der Bauchseite des Thieres entsprach, und dass also Lit. fal- catus ebenso wie Lit. convolvens und Naut. Pompilius über den Rücken aufgerolit war. ?) Bei anderen Arten spricht ein Aus- schnitt auf der convexen Seite an der Mündung (für den Trichter) oder die Quer- 1) Ofr. Dames, Sitzungsber. d. Gesellsch. nat. Freunde in Berlin 1879. pag. 1—2. 2) Cfr. Dewırz, Schriften d. physik.-ökonom. Ges. in Königsberg 1879. pag. 176. t. IV. f.3 an. 3) Der von Eıchwarn, Lethaea Rossica t. 50. f. 8. als 2 parallel nebeneinander verlaufende Furchen abgebildete Abdruck des Vorderrandes des Verwachsungsbandes entspricht im grossen Ganzen meiner citirten Abbildung, nur war bei dem Eıchwarv’schen Stück das Thier weiter von der letzten Kammer abgerückt (der davor- liegende Eindruck hat wohl nichts mit dem Verwachsungsbande zu thun). Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 2. 35 38 riefung, deren Form oft auf einen solchen Ausschnitt schliessen lässt, dafür, dass die convexe Seite der Bauchseite des Thieres angehörte. Da nun meines Wissens nach noch bei keiner Art das Gegentheil nachgewiesen ist, so liegt wohl die Vermuthung nahe, dass bei allen gekrümmten Nautileen die convexe Seite der Bauchseite des Thieres entsprach. 38. Leistenbildung in den Luftkammern gewisser Nautileen.) Häufig findet man in den ostpreussischen Geschieben Bruchstücke von Nautileen, welche der Länge nach verlaufende Rinnen auf dem Steinkerne an einigen oder mehreren Kam- mern zeigen (Taf. XVII. Fig. 93— 11). Diese Rinnen finden sich entweder auf der Siphonal- und Antisiphonalseite oder nur auf der Siphonalseite, auf der Antisiphonalseite allein habe ich sie nicht angetroffen. Sie verlaufen nicht immer in zu- sammenhängender Linie, sondern die Rinne der einen Kammer steht vielleicht etwas weiter nach links, die einer anderen ist etwas nach rechts ausgerückt; im Grossen und Ganzen halten sie jedoch die Mittelebene inne. Wenngleich diese Rinnen am meisten entwickelt sind, so zeigen sich bisweilen auch noch Andeutungen ausserhalb der Mittelebene an den Seiten des (rehäuses. Tragen nicht alle Kammern eines Stücks die Rinnen, so sind es stets die vorderen, welche damit nicht behaftet sind; man findet also nicht eine rinnenlose Kammer hinter einer sol- chen, die eine Rinne trägt. Also nur bis zu einem gewissen Alter eines Individuums scheint diese Bildung stattgefunden zu haben. Die Rinnen der hintersten Kammern sind die stärksten, nach vorn zu nehmen sie an Breite und Tiefe ab, um dann ganz zu verschwinden. An den mit Rinnen Heischenet Kammern zeigt sich das Eigenthümliche, dass sie auf der Aussenseite wulstig gestaltet sind, indem der Steinkern eine tiefe Einschnürung vor und hinter jeder Kammer besitzt. Bei den nicht mit Rinnen ver- sehenen Kammern ist dies nicht der Fall, hier ist der Stein- kern ganz glatt, so dass man die wulstigen Kammern als einer ganz anderen Art angehörig betrachten müsste, wenn sie nicht mit den nachfolgenden, glatten in Zusammenhang ständen. Die Rinnen sind nur durch Auswitterung hervorgebracht, der Abdruck einer in die Luftkammer hineinragenden Leiste, welche bei manchen Stücken noch gut erhalten ist (Taf. XVII. Fig. 10 u. Holzschnitt Fig. 11, 12a) und oft eine so starke 1) Ofr. weiter unten Orthoceras? Berendtü n. sp. pag. 389). 389 Figur 11. Fisur 12. Fig. 11. Querschnitt durch eine Luftkammer von Orthoceras? Berendtü. a durch die in die Luftkammer hineinragende Leiste. 1/, nat. Gr. Fig. 12. Querschnitt durch den vorderen Theil einer Luftkam- mer (c) von ÖOrthoceras? Berendtii oder einer nahestehenden Art. a durch die in die Luftkammer hineinragende Leiste. b durch den hinteren Theil der vor der Kammer c gelegenen Luftkammer. Y/, n. G. Entwickelung zeigt, dass sie eine fast bis an den Sipho rei- chende Scheidewand in der Luftkammer bildet. Oft nun ist die Leiste derartig gebogen, dass ein förm- liches Uebereinanderschlagen der durch die Leiste gebildeten beiden Kammerecken stattgefunden hat (Taf. XVII. Fig. 10 an Kammer a und b und Holzschnitt Fig. 11 u. 12). Durch dieses Ueberschlagen verliert die Kammer oft ihre Symmetrie vollständig, nicht allein dadurch, dass der eine Theil der Kammer weiter nach aussen vortritt als der entsprechende der anderen Seite (Holzschnitt Fig. J1), sondern oft ist hiermit auch eine starke Verschiebung der Nahtlinie verbunden. Da ich kein Stück kenne, an dem die äussere Schale an diesen Verbildungen erhalten wäre, so muss.ich unentschieden lassen, ob die Schale darüber glatt hinwegging oder auf ihrer Aussenseite ebenfalls deformirt war. Fragen wir uns nun nach der Entstehungsweise dieser Bildungen. Als ein Depöt organique können sie wohl nicht gut angesehen werden, da es wohl nicht wahrscheinlich ist, dass nur ein so schmaler, der Dicke der Leiste entsprechender Theil des hinteren Körperendes die Kalkmasse abschied. Nach meiner Ansicht, müssen diese Leisten zu der Zeit entstanden sein, als das Thier in diesem mit Leisten ver- sehenen Theil des Gehäuses sich befand und zwar in Folge von Mantelfalten, welche mit dem zunehmenden Alter und der Verlängerung des Gehäuses immer schwächer wurden, bis sie sich endlich ganz ausgeglättet hatten. Eine ähnliche Bildung scheint die zu sein, welche Mascke !) bei den perfecten Lituiten und einer Gruppe der regulären SML&c.©pag, ol. 25* 386 Orthoceratiten (efr. Orth. dimidiatum) beobachtet hat, und At leicht auch die bei Orth. bisiphonatum Sanrer!) aus dem bri- = tischen Silur. 4. Doppelkammerung bei den Arten der Gattung Ancistroceras BouL.’) Seit Veröffeutlichung meiner Arbeit über die Doppelkam- merung®) ist mir von namhaften Paläontologen privatim die Ansicht geäussert, es seien die zwischen den Kammerwänden sich findenden Wände, welche ich mit dem Namen Hilfs- kammerwände belegte, nicht von dem Thiere hervorgebracht, sondern Krystallisationserscheinungen. Ausser den bereits in jener Arbeit dargelegten Beweisgründen möchte ich nur noch Folgendes anführen. Sind die Kammerwände (Taf. XVII. Fig. 6 Aa) gut er- halten, so zeigen die Hilfskammerwände (Taf. XVII. Fig. 6Ab) meistens eine schwächere Entwickelung; sind die Kammer- wände (Taf. XVII. Fig. 5 Baa‘) dagegen zum grössten Theil zerstört, so zeigen die Hilfskammerwände (Taf. XVII. Fig. 5Bb) eine starke Entwickelung, so dass man sie bei flüch- tigem Ansehen für die Kammerwände hält. Doch belehrt uns bald ihr mehr oder weniger unregelmässiger Verlauf, dass wir es nicht mit Kammerwänden zu thun haben und wir finden dann meistens auch noch die eine oder die andere Kammerwand oder wenigstens Theile derselben am Sipho und an der Peripherie des Gehäuses erhalten. Ein Stück von Anecistroceras undulatum Born (Taf. XV. Fig. 5B) zeigt nun im Längsschnitt zum grössten Theil zerstörte Kammerwände, doch sehr gut erhaltene Hilfskammerwände (Taf. XVII. Fig.5Bb), welche zu beiden Seiten ein von der wasserhellen krystalli- nischen Ausfüllung deutlich unterschiedenes Depöt organique (BARRANDE) tragen. Glauben wir also an ein solches, so sind wir auch gezwungen, an die Hilfskammerwände zu glauben. Auch bei den anderen Stücken habe ich ein Depöt auf den Hilfskammerwänden wahrgenommen, wenngleich es sich nicht so scharf markirt, als bei diesem Stück. Ausser an den Hilfskammerwänden findet sich di Depöt auch an den im Durchschnitt oft nur als kurze Stummel stehen gebliebenen (Taf. XVI. Fig. 5Ba,a) Kammerwänden und 1) Quart. Journ. geol. Soc. XIV. 1858. t. 12. f.2. — Cfr. Bronn, Classen und Ordnungen, 3. Bd. 2. Abtheil. pag. 1426. t. 132. f. 19. >) Cfr. nachfolgenden Theil I. _ 3) Zeitschr. für die ges. Naturwissensch. Bd. LI. 1878. pag. 295 bis 310: 1.12. | 3 SB hier zeigt sich die sonderbare Erscheinung, dass das Depöt ‚nicht allein die Seiten des stehen gebliebenen Stückes der Kammerwand bedeckt, sondern sich um den Bruchrand herum- lest (Taf. XVII. Fig. 5Ba’); es findet also eine Verbindung des Depöt der Hinterseite der Kammerwand mit dem Depöt der Vorderseite statt. Wir sind also zu der Annahme gezwun- gen, dass schon zu Lebzeiten des Thieres, während des Vor- rückens im Gehäuse die Kammerwände gänzlich oder theilweise aufgelöst wurden, und dass zum Ersatz dafür die Hilfskammer- wände sich desto stärker entwickelten, oder wenigstens zu der Annahme, dass die Kammerwände vor Entstehung des Depöt theilweise zerstört wurden. Daher glaube ich, dass das Thier kurz vor dem Abrücken von einer Kammerwand dieselbe oft- mals auflöste, zum Ersatz dafür später die Hilfskammerwand abschied und dass dann diese, wie auch die theilweise stehen gebliebenen Kammerwände mit einem Depöt bedeckt wurden, welches sich aus einer vom Thier abgeschiedenen, den Kam- mern infiltrirten !) Flüssigkeit niederschlug. Sei dem wie ihm wolle, so viel ist gewiss, dass wenn wir ein Depöt organique annehmen, wir auch die Hilfskammer- wände gelten lassen müssen, ganz abgesehen von ihrer vom ausfüllenden Kalke verschiedenen Färbung und ihrer inneren Structur?), welche sie als organische Bildungen und nicht als Krystallisationserscheinungen documentiren. II. Beschreibung einzelner Arten. 1. Aneistroceras undulatum Bou1.°) Taf. XVII. Fig, 5, 5A, 5B. Obwohl es BouL vorzog, diese von ihm aufgestellte Gat- tung wieder einzuziehen und mit Lituites zu vereinigen, so scheint es mir doch gerechtfertigt, diese eigenthümlichen, schnell an Umfang zunehmenden von der Gestalt der Lituiten so ab- weichenden Formen mit einem besonderen Gattungsnamen zu belegen. Ueberdies scheint es mir sehr fraglich, ob die ge- krümmte Spitze sich zur Spirale aufrollte. A. undulatum liegt in 3 Stücken vor. Die Gestalt ist trichterförmig, sich nach hinten schnell verjüngend und in eine 1) Cfr. Mascke, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XXVIII. 1876. pag. 53—54. 2) Dewızz, Zeitschr. f. d. ges. Naturw. LI. 1878. pag. 295-310. 3) Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklen- burg 1857. pag. 87. t. 8. f. 25. — Cfr. Zeitschr. f. d. ges. Naturw. LI. 1878. pag. 296., erste Art t. 13. £. 1. 388 hakenförmige Spitze auslaufend. Doch ist die Biegung nicht so scharf als bei der folgenden Art. Der gekrümmte Theil ist . an allen dreien erhalten, die hinterste Spitze mit der Anfangs- kammer fehlt jedoch, ebenso die Wohnkammer. Der Durch- messer der Basis des aus dem nicht gekrümmten Theile der Schale construirten Kegels ist in der Höhe desselben etwa 2, 5 mal enthalten, die Kammerhöhe im Durchmesser des Nahtlinienringes der Vorderwand etwa 3, 44 mal. Die Naht- linien (Fig. 5 A) scheinen ziemlich kreisförmig herumzulaufen. In der Entfernung von etwa einer halben Kammerhöhe ver- laufen undulirende Ringwülste (Fig. 5), und auf und zwischen ihnen gleichlaufende feine, besonders auf der äusseren Schale scharf hervortretende Riefen (Fig. 5a). Diese Wülste und Riefen ‚bilden zu jeder Seite des Gehäuses und auf der con- vexen Seite einen mit der Oeffnung nach vorn gekehrten Sinus. Auf der inneren Schalenschicht bemerkt man bei richtig auf- fallendem Lichte eine Längsstreifung (Fig. 5). Der Sipho') liegt etwas excentrisch, der concaven Seite genähert und bildet in den einzelnen Kammern schwache ellipsoidische Anschwel- lungen. Die Doppelkammerung?) zeigt sich bei allen 3 Stücken. Das grösste Stück (Fig. 5) zeigt die Normallinie und zwar auf der convexen Seite. Nach MasckeE ?) wäre dies also die Bauch- seite, wofür auch der auf dieser Seite a Sinus der Schalenverzierung spräche. Da ich früher nicht sicher war, ob die schwarzen Linien an der Borv’schen Abbildung die Ringwülste oder die Naht- linien andeuten sollten, so musste ich es unentschieden lassen *), ob die von mir als undulatum gedeuteten Stücke mit den Bouv’schen Typen stimmen. Herr Dr. Brückner sen. hatte die Güte, mir die Typen, welche dem Stadtmuseum in Neu- brandenburg (Mecklenburg) gehören, zuzustellen. Von den 2 von Bot?) namhaft gemachten Stücken stimmt das abgebil- dete mit meinen als undulatum gedeuteten vollkommen überein. Auch ergiebt der Vergleich des abgebildeten Stückes mit der Abbildung, dass an letzterer die schwarzen Linien nicht die Nahtlinien, sondern die Ringwülste darstellen. Das zweite grössere, nicht abgebildete, an dem der gekrümmte Theil nicht mehr erhalten ist, hat niedrigere Kammern und viel weniger undulirende Ringwülste, gehört also nicht zu undulatum, viel- 1) Zeitschr. f. d. ges. Naturw. LI. 1878. t. 13. £. 1. CH. Theil: 3) Zeitschr. d. d. geol. Ges. XXVIII. 1876. pag. 51. 4) Zeitschr. f. d. ges. Nat. 1. c. pag. er 5) 1. c. pag. 87 u. 88. 389 - leicht zu Barrandei Dwrz. n.sp. Ein Längsschnitt würde viel- leicht darüber Auskunft geben. 2. Ancistroceras Barrandei.n. sp. Taf. XV. Fig. 6, 6A. Die Art liegt in 3 Stücken vor.!) Der Basaldurchmesser des aus dem gerade verlaufenden Theile der Schale construir- ten Kegels ist in dessen Höhe etwa 2, 8 mal enthalten, die Kammerhöhe im Durchmesser des Nahtlinienringes der Vorder- wand etwa 5 mal. Die Nahtlinien verlaufen kreisförmig um das Gehäuse. Der Sipho (Fig. 6A) liegt etwas excentrisch, der concaven Seite genähert, ist cylindrisch, nicht eingeschnürt an den Kammerwänden, wie bei der vorigen Art. Die Schale zeigt auch feine, zwischen und auf den Wülsten verlaufende Querriefen, von denen auf der Höhe der Wülste auf der in- neren Schale 2 zu einem Bande verschmelzen. Die Entfer- nung der Wülste beträgt etwa eine halbe Kammerhöhe. Die Undulation der Schalenverzierung scheint schwächer zu sein, wie bei der vorigen Art. Anecistroceras Barrandei unterscheidet sich von undulatum durch die schärfer gebogene Spitze, den en Sipho und niedrigere Kammern. Beide Arten fanden sich zusammen und a dem Untersilur an. Nemmersdorf, Kreis Gumbinnen. 3. Orthoceras? Berendtii .n. sp. Taf. XVII. Fig. 9, 9A, 9B, 10, 10A, 10B. Ziemlich schnell an Dicke zunehmend. An den beiden Seiten abgeplattet; im Durchschnitt oval (Fig. 10B). Naht- linien an den Seiten nach hinten zurücktretend, an der Si- phonal- und Antisiphonalseite nach vorn vortretend. Schale nur an einem Stück auf einem kleinen Theil erhalten (Fig. 9A, IB), quergerieft. Die hinteren Kammern wulstig (cfr. Theill.), Sipho (Fig. 10B) excentrisch, kurze Duten bildend (Holzschnitt Fig. 13 pag. 390). Die hierher gehörigen Steinkerne bestehen aus einem bräun- lichen oder bläulichen, thonigen Kalk. Das in Fig. 11, 11A abgebildete Stück besitzt zwar die- selbe Siphonalbildung, doch niedrigere Kammern und geringere Dickenzunahme, so dass es wohl einer anderen Art angehört. ) techn f. d. ges. Naturwiss, LI. 1878. pag. 296—297., 2te und ae Are 1.18. 8. 2.0. 3. r R x mi um ; ar R ‘ et £ 7 FE t. Sl ed 390 3 5 ’ RR I } { E: Dt ar gt un zn f r Fig. 13. Längsschnitt in der Mittelebene durch Luftkammern und Sipho von Orthoceras ? Berendtü. */, nat. Gr In diese Gruppe scheint Orthoceras acuminatum EICHWALD zu gehören. !) Stück Fig. 9 von der Guber bei Rastenburg, Fig. 10 von der Angerapp bei Nemmersdorf (Kreis Gumbinnen). Eben- daher Fig. 11. 4. Endoceras Barrandei?’) n. sp. Taf. XVE Fig. 3.5 Taf XVII. Fig 34,5B Sehr wenig an Umfang zunehmend. Das’ 0,14 M. lange Stück hat am vorderen Ende einen Durchmesser von 0,027 M., am hinteren von 0,023 M. Kammerhöhe im Durchmesser etwas über 3 mal enthalten. Nahtlinie kreisförmig, ohne Sinus auf der Siphonalseite.e Der cylindrische Sipho nimmt etwa ?/, des Durchmessers ein und liegt nicht wie gewöhnlich bei den nordeuropäischen Vaginaten dicht unter der Schale, sondern abgerückt (Fig. 3 zeigt am hinteren Ende den Schnitt durch die Mittelebene). Er besitzt zwar seichte, doch über den grössten Theil der Dute sich erstreckende Einschnürungen (Fig. 3A, B). Der Hinterrand der Duten ist nur wenig schräg gestellt und bildet bei dieser Art gerade auf der Anti- siphonalseite einen nach hinten gezogenen Winkel (Fig. 3B). Aeussere Schale glatt, innere sehr fein quergerieft. Schakumelen (Kreis Gumbinnen). 5. Endoceras Damesii°) n. sp. Far X VL, Rio. |, LA, IB, 10 Sehr schwach an Umfang zunehmend; ein 0,08 M. langes Stück hat am vorderen Ende einen Durchmesser von 0,024 M., !) Lethaea Rossica pag. 1215. t. 49. f. 6. ?) Da, wie ich in Theil I. nachgewiesen habe, die nordeuropäischen Vaeinaten. eine andere Siphonalbildung haben 'als die nordamerika- nischen Endoceras, so wäre es vielleicht gut, erstere als besondere Gattung von Endoceras abzutrennen. 3) Cfr. Schriften der physik.-ökon. Ges. in en RR ie 2 XX. pag. 172. Orthoceras Sp. 391: 2 ‘am hinteren von 0,021 M. Sipho randständig, die Hälfte des Kammerdurchmessers einnehmend (Fig. 1B). Kammern niedrig, ihre Höhe ist etwa 5 mal im Durchmesser enthalten. Innere Schale auf ihrer Aussenseite fein quergerieft, äussere mit An- wachsringen ausgestattet (Fig. 10). Die Nahtlinie bildet auf der Siphonalseite einen nach vorn geöffneten Sinus (Fig. 1x), der Hinterrand der Siphonalduten und der unter der Schale lie- genden Seite ziemlich scharfe Winkel (Fig. 1A), welche jedoch bei anderen Stücken dieser Art abgerundet sind (Fig. 1dö). Der Sinus der Nahtlinien greift etwas über diese Winkel nach hinten über. | Von einem Stück dieser Art ist der Spiess erhalten (Fig. 1A). Da er auch an seiner hinteren Spitze (v-w) die Einschnürungen zeigt, so müssen wir annehmen, dass der ganze fleischige Sipho bis zur hintersten Sgitze mit Einschnü- rungen bedeckt war. Die Spitze trägt auf der Siphonalseite eine Rinne, welche nach vorn schmäler und seichter wird, sich jedoch noch weit hinauf am Steinkerne des Siphonal- rohres verfolgen lässt. Sie bildet wohl den Abdruck eines Muskels, welcher den fleischigen Sipho im Siphonalrohre be- festigte. !) Untersilur. Nemmersdorf, Kreis Gumbinnen. 6. Endoceras Burchardii Dwrz.’) Taf. XVL Fig. 2, 2A. Länge des vorliegenden Stücks 0,11 M., Durchmesser des- selben am hinteren Ende 0,011 M., am vorderen 0,016 M. Die Art nimmt also langsam an Dicke zu, wenngleich sie nicht so cylindrisch erscheint, wie duplex oder vaginatum, son- dern hierin commune näher kommt. Kammerhöhe im Durch- messer des vorderen Nahtlinienringes etwa 3 mal enthalten. Sipho randständig, etwas über '/;, des Kammerdurchmessers einnehmend, im Durchschnitt ebenso wie das Gehäuse kreis- rund, nur auf der Aussenseite etwas abgeplattet, hinter jeder Kammerwand scharf eingeschnürt (Fig. 2 Abß). Der Hinter- rand der Einschnürung wird wie gewöhnlich durch eine scharfe Kante (Fig. 2A dö), die Begrenzungslinie des hinteren Endes der Dute der davorliegenden Kammer gebildet. Innerhalb der Kammer ist der Sipho etwas angeschwollen. Die Nathlinien 2).Cir. Theil I. 2) Sitzungsber. der Gesellsch. naturforsch. Freunde in Berlin 1879. pag. 144. 392 bilden auf der Siphonalseite einen grossen, nach vorn geöffneten Sinus, welcher sich auch auf dem Sipho wiedererkennen lässt. Innere Schale quergerieft, äussere, wie es scheint, mit schräg verlaufenden Anwachsringen. Von Endoceras duplexr unterscheidet sich diese Art durch etwas schnellere Zunahme der Dicke und dünneren, anders ge- stalteten Sipho, von Endoceras commune durch die Querstrei- fung ihrer inneren Schale. Dr Vernevin') hat ein sehr ähnliches Stück abgebildet, welches er für die Jugendform von duplex hält, was von Bar- RANDE ?) wohl mit Recht bezweifelt wird. Eindoceras Burchardi wurde am Ufer eines Baches bei Scha- kumelen gefunden. | Ueber das Verwachsungsband und die Siphonalbildung cfr. den allgemeinen Theil. be Erklärung der Tafeln XVI bis XVII. Fig. 1. Eindoceras Damesü n. sp. ds gratartige Gebilde am Stein- kern, der Abdruck des Hinterrandes der Siphonalduten. Fig. 1A. Siphonalrohr derselben Art von der Siphonalseite aus gesehen. vw hinteres, nicht in Siphonalduten steckendes Ende (Spiess) ‘ mit einer Furche auf der Siphonalseite. Fig. 1B. Kammerwand derselben Art mit dem Sipho. . Fig. 10. Stück der äusseren Schale derselben Art mit Anwachs- ringen. Pie, 2. Endoceras Burchardü Dwrz. von der Siphonalseite aus gesehen. bß Einschnürungen der Siphonalduten. y Abplattungen der Anschwellungen der Siphonalduten auf der Siphonalseite. an Begren- zungslinien des Verwachsungsbandes am hinteren Ende der Wohnkammer. Fig. 2A. Seitenansicht des hinteren Endes desselben Stückes. bß Einschnürungen der Siphonalduten hinter jeder Kammerwand. dS hinter dieser Einschnürung gelegener Grat, am. Steinkerne der Ab- druck des Hinterrandes der Siphonalduten. Der speciell mit dd be- zeichnete Grat gehört zur Dute, in die sich die Kammerwand n fortsetzt. Fig. 3. Endoceras Barrandei n. sp. Am hinteren Ende ist das | Stück in der Mittelebene durchschnitten. Fig. 3A. Sipho derselben Art von der Siphonalseite. Fig. 3B. Von der Antisiphonalseite. (Fig. 3A und B sind umge- kehrt gestellt, wie die übrigen Figuren.) Fig. 4. Endoceras sp. Die Kammer x zeigt den auf der Siphonal- seite von den Nahtlinien gebildeten Sinus. en Fig. 5. Ancistroceras undulatum BoLL von der Seite. & äussere chale. 1) MURCHISON, DE VERNEUIL, v. KeyserLıng, Geology and Palaeon- tology of Russia and the Ural Mountains Il. pag. 353. t. 25. f. 2. 2) Ascoceras, prototype des Nautilides, Bull. de la Soc. geol. de France 1855. 2e serie tom. XII. 1855. re RN Ms NepER| w. Ki 393 Fig. 5A. Ein anderes Stück derselben Art von der Seite, die N ahtlinien zeigend. Fig. 5B. Längsschnitt durch A. undulatum in der Mittelebene. cc concave Seite. aa’ Kammerwände b Hiltskammerwände. Eig. 6. Ancistroceras Barrandei n. sp. von der Seite gesehen. Fig. 6A. Längsschnitt in der Mittelebene durch ein anderes Stück en Art: ee concave Seite. a Kammerwände b Hilfskammer- wände. Fig. 7. Querschnitt durch den Sipho von ZEndoceras commune. a heller, krystallinischer Kalk, nicht vom Thiere abgeschieden. b Ge- steinsmasse, welche die das hintere Ende des fleischigen Siphos ber- sende Dute (Spiess) ausfüllt. Die weissen Partieen sind ein Depöt or- ganique. s, as Mittelebene. s Siphonalseite. as Antisiphonalseite. Fig. 8. Stück des Steinkerns des Siphos von Eindoceras vaginatum SCHLOTH. v vorn, h hinten. y plateauartige Abdrücke auf der unter der Schale des Gehäuses liegenden Seite. bß Einschnürung. dd Hin- terrand der Siphonalduten. Fig. 9. Orthoceras? Berendti n. sp. von der Seite, welcher der Sipho genähert liegt. Fig. 9A. Von der entgegengesetzten Seite. Fig. 9B. Von der Seite gesehen. Fig. 10. Ein anderes Stück derselben Art von der Seite, welcher der Sipho genähert liest. a und b Kammern, an denen die durch eine hineinragende Leiste entstandenen Kanten übereinander greifen. Fig. 10A. Das Stück Fig. 10 von der Seite gesehen. Fig. 10B. Kammerwand mit dem Sipho von Stück Fig. 10. Fig. 11. Eine nahestehende Art von der Seite, welcher der Sipho genähert liegt. Fig. 11A. Von der entgegengesetzten Seite. 6. Mikroskopische Thierreste aus dem deutschen Kohlenkalke (Foraminiferen und Spongien). Von Herrn Gustav Steinmann In Strassburg ı./E. Hierzu Tafel XIX. Die neueren Arbeiten von Brapr!) und v. Mörzer?) haben uns eine überraschende Menge interessanter Foraminiferen aus den jüngeren paläozoischen Gebilden kennen gelehrt. Da jedoch solche Reste aus deutschen Bildungen nur sehr spärlich bekannt geworden sind und vorzugsweise aus der Dyas*), so ist es vielleicht nicht ohne Interesse, darauf hinzuweisen, dass auch die verhältnissmässig unbedeutenderen Ablagerungen von Kohlenkalk, welche am Rhein (Ratingen), in Schlesien und im Fichtelgebirge auftreten, eine ganz analoge mikroskopische Fauna enthalten, wie die russischen, belgischen und grossbri- tannischen Ablagerungen. GünmsEL hat neuerdings über einige Foraminiferen, welche im Kohlenkalke des Fichtelgebirges sich finden, berichtet. *) Leider war ein Theil derselben nur in Dünnschliffen nach- weisbar und ihre specifische Bestimmung deshalb nicht möglich. Derselbe führt an: Trochammina incerta D’OrB. sp., Valvulina palaeotrochus EHR.°),. bulloides BrapY, Endothyra Bowmanni PHILL., ornata Brady (= ? Fusulinella Struvü v. MÖLL.), ammo- noides BRraDY, Nodosinella digilata BRADY, cylindrica Brandy. Ein Stück schwarzen Mergelschiefers mit der Etiquette Altwasser, welches sich in dem geologischen Museum zu Strass- burg befindet, beherbergt ausser einem Productus und mehreren kleinen Gastropoden eine Anzahl wohl erhaltener Foramini- 1) Brapy, Monogr. of Carbon. and Perm. Foraminifera, Palaeont. Soc. 1876. 2) v. MöLter, Die spiralgewundenen Foraminiferen des russischen Kohlenkalks, Mem. de l’Academie d. St. Petersbourg Vlle ser. tom. XXV., No. 9. 1878. tom. XVII., No. 5. 1879. 3%) Brapy |. c. pag. 159—161. *) GÜmBEL, Geogn. Beschreibung des Fichtelgebirges ete. Gotha 1879. pag. 531. 5) Nach v. Mörter’s Untersuchungen als Tetracis conica EHRB. zu bezeichnen. 395 ferenschalen, die durch Schlämmen freigelegt werden konnten. Herr F. R&euer in Breslau hatte die Güte, mir das betreffende Stück als „echten Kohlenkalk* und den Productus als einen jungen P. giganteus zu bestimmen. Ueber das Alter kann so- mit kein Zweifel mehr obwalten. Die Zahl der gefundenen Arten ist freilich gering, nur 5; doch treten zwei derselben, nämlich Fusulinella Struviü v. MörnL. und Cornuspira carbo- naria n. sp. in beträchtlicher Individuenanzahl auf. Proben eines schwarzen, sehr schwefelkiesreichen Mergels, welchen ich vor drei Jahren an der bekannten Localität Ra- tingen bei Düsseldorf sammelte, ergaben beim Schlämmen leider keine Foraminiferenschalen, dagegen fanden sich Spon- siennadeln, wie sie schon aus dem britischen Kohlenkalke be- kannt geworden sind und von Youne!) als Acanthospongia Smithi, von CARTER als Ayalonema bezeichnet wurden. ZITTEL?) hat für dieselbe den Namen Ayalostelia in Vorschlag gebracht. -Die letztgenannten Reste will ich zunächst beschreiben. Ayalostelia Smithi YounG Sp. Taeı XIX. Nie), Es liegen mir nur einige wenige Nadelreste vor, von denen ich den vollständigsten abbilde Sie stimmen gut mit der von ZITTEL gegebenen Diagnose, welche sich nur auf die Youne’sche Art beschränkt. Bei unseren Exemplaren finden sich regelmässig 6, etwas nach unten gebogene Horizontalarme; der senkrechte Strahl ist nicht verkümmert, sondern deutlich entwickelt (an dem abgebildeten Exemplare aber abgebrochen). Diese Nadeln gehören dem oberen Theile des Schwamm- körpers an. Nicht sehr häufig in der schwefelkiesreichen schwarzen Mergelschicht (oberer Horizont) des Kohlenkalks von Ratingen bei Düsseldorf. Foraminiferen des Kohlenkalks von Altwasser in Schlesien. In den oben erwähnten Mergelschiefern des Kohlenkalks von Altwasser fanden sich folgende Arten: Cornuspira car- bonaria nov.Ssp., Trochammina Roemeri n. sp., Fusulinella Strwvii v. Mörn., Eudothyra cir. crassa Brapy, E. Bowmanni PhiLr. ») Nature 1876. pag. 481. — Catalogue of the Western Scottish fossils, compiled by J. Arustzong, J. Young and D. Rosertson 1876. pag. 38. ?) Zırver, Handbuch der Palaeontologie, 2. Lief. 1879. pag. 185. Die letztgenannten sind bereits aus dem Kohlenkalke bekannt. Die beiden Milioliden dagegen erscheinen neu, wenngleich es nicht unwahrscheinlich ist, dass Brapy schon ähnliche Formen unter Händen hatte. N Cornuspira_carbonaria n. Sp. Tat, XIX Kio. 1. Gehäuse klein, bis 0,24 Mm. gross, meist aber kleiner; dasselbe ist sehr flach, selten in einer Ebene gewunden, viel- mehr in der Regel etwas gebogen. Zahl der langsam anwach- senden Umgänge 4—6, ähnlich wie die von Cornuspira Reussi Born.) Bei auffallendem Lichte unterscheidet man nur die Nahtlinien der letzten Umgänge. Um die inneren Windungen wahrnehmen zu können, muss man die Schale in Canada- balsam oder Nelkenöl betrachten. Es zeigt sich dann, dass die ersten Windungen nicht regelmässig spiral gebaut sind, sondern unregelmässig sich verschlingen, wie das auch andere Cornuspira-Formen zeigen, Z. B. cretacea Reuss.?) Das Fig. 1 abgebildete Exemplar ist eines der regelmässigsten. In Bezug auf die Einrollung and relative Höhe der Umgänge steht C. car- bonaria der oben erwähnten C. Beussi Born. und der (. (Spirillira) orbicula Terg. u. B. sp.°) sehr nahe; sie unter- scheidet sich aber durch das ausserordentlich platte Gehäuse und durch die unregelmässigen Anfangswindungen. Unter den von Brapr*) gegebenen Abbildungen von Trochammina incerta — unter welchem Namen die hetero- gensten Formen vereinigt werden — steht die auf Taf. 2. Fig. 3 unseren Exemplaren am nächsten und könnte vielleicht hierher gehören ; doch scheint die Schale agglutinirend zu sein und die inneren Windungen haben eine regelmässigere Auf- rollung. | : Die häufigste Form im Kohlenkalk von Altwasser. Trochammina Roemerin. sp. Tat XIX. Kip. 2. Ausser der eben erwähnten Cornuspira carbonaria fand sich, jedoch viel seltener, eine andere ähnliche Form, die aber, 1) BoRNEMANN, diese Zeitschr. 1855. p. 318. — Reuss, Denkschr. d. Akad. d. Wiss. zu Wien, math.-nat. Ol., B. 25. pag. 121. t. 1. f. 10. 2) Reuss, Sitzungsb. der Akad. d. Wiss. zu Wien, math.-nat. Ol., B. 40. pag. 17% u. 126.1, und.B. 46. pas, 31, L.2 20 72 ) TERQUEM et BERTHELIN, Mem. soc. geol. Fr. 2 ser. t. X. pag. 17. 11.1. 12, *) Brapy, Mon. of Carb. and Perm. For. Pal. Soc. 1876. t. 2. SM abgesehen von anderen Merkmalen, stets agglutinirende Structur der Schale besitzt. Ich bezeichne sie deshalb als Trochammina. Die durchschnittliche Grösse ist 0,4—0,5 Mm. . Die Windun- gen sind stets regelmässig aufgerollt, viel breiter als bei C. carbonaria; auch ihre Höhenzunahme ist bedeutender. Hier und da besitzt die Schale schwache Einschnürungen. Von verwandten Arten lässt sich Tr. Roemeri leicht durch die schnelle Höhenzunahme der Windungen und die bedeutendere Breite derselben unterscheiden. Mehrere Exeniplare im Kohlenkalk von Altwasser. Fusulinella Struvii v. MöLtL. Taf. XIX. Fig. 3. Endothyra ornata var. tenuis (Brapy) v.Mörr. Die spir.-gewund. Fora- miniferen des russischen Kohlenkalks I. pag. 101. t. 4. £. 5. Fusulinella Struvü v. Mörr., ]. c. Il. pag. 22.t.2.f.1,t.5.f 4. Weitaus die häufigste Form unter den Foraminiferen des Kohlenkalks von Altwasser ist eine Zusulinella, die ich ohne Bedenken mit der von v. MöLLeEr als F. Struvii benannten glaube identificiren zu können. Sie ist durchschnittlich etwas grösser als die russische Form (1,2 gegen 0,83 im Maximum), gleicht ihr aber in allen wesentlichen Merkmalen. Der letzte Umgang ausgewachsener Exemplare besteht aus 25 bis 27 schmalen Kammern, welche durch fast gerade oder schwach gebogene Septa getrennt sind. Dieselben treten entweder als zarte Leistchen über die Schale hervor, oder sie sind nur als Linien sichtbar (wie bei dem abgebildeten Exemplare) oder sie liegen in einer schwachen Depression. Dem entsprechend er- scheint der Rand der Schale entweder von den übersetzenden. Scheidewänden stumpf gezähnelt oder ganz (siehe Fig. 3), oder schwach eingebuchtet. Die Schale ist gegen den Rand zu nicht gleichmässig gewölbt, sondern besitzt im äusseren Dritt- theil- eine deutliche Depression, wie solche auch die v. MöL- Ler’schen Figuren zeigen (l. c. II. t.2. f.1.). Das Verhältniss der Höhe zur Breite wechselt nach dem Alter; junge Formen sind verhältnissmässig dick, ausgewachsene schmäler und zu- geschärfter. Das Fig. 3 abgebildete Exemplar von mässiger Grösse zeigt das mittlere Verhältniss. Die merkwürdigen Spalten, welche die Nähte der russi- schen Exemplare zeigen, konnten an den schlesischen nicht aufgefunden werden. ; Die Mündung aller mir zu Gebote stehenden Exemplare ist mit Thon verklebt; ihre Form deshalb nicht direct festzu- stellen. An den hergestellten Längs- und Querschnitten konnte © ne 398° ich mich aber überzeugen, dass sie die gleiche Stellung and Form besitzt, wie sie von v. MÖLLER aufgefunden ist: ein halbmondförmiger Spalt auf der Innenseite der Septums. An einigen Schliffen liessen sich die doppelten Lagen der Septa deutlich nachweisen. Ich kann die Vermuthung nicht unterdrücken, dass die von Brapr (]. c. pag. 100 u. 101. t. 6. f. 1—4. und £ 7. 8.) als Endothyra ornata und E. ornata var. tenuis beschriebenen Formen mit Fusulinella Struvii ident seien. Hatte doch von MÖLLER anfangs (l. cc. I. pag. 93) seine F. Struvü für BE. ornala var. tenuis Brapy angesehen! Da Brapy von seiner Art keine Schliffe untersucht zu haben scheint, so ist die ge- nerische Bestimmung sehr zweifelhaft. Seine Beschreibungen und Abbildungen jener Formen passen auf manche meiner Exemplare ausserordentlich gut. Eine geringe Ungleichseitig- keit ist zumal bei älteren Exemplaren nichts Ungewöhnliches; auch v. MÖLLER hat dieselbe an seiner F. Struvü beobachtet. Selbstredend muss ich eine definitive Entscheidung zurück- halten, bis ich englische Stücke untersucht habe, die mir leider nicht zu Gebote stehen. Diese, im unteren russischen Kohlenkalk ausserordentlich häufige und weit verbreitete Form liegt in zahlreichen Exem- plaren von Altwasser vor. Endothyra cfr. crassa Brapy. Taf. XIX. Fig. 4. Involutina crassa Brapv, Rep. Brit. Assoc., Exeter Meeting pag. 379, 382. 1869. Endothyra crassa Brapv, Carb. For. pag. 97. t. 5. f. 15-17. 1876. — — v.Mörrzs, 1. c. 1. pag. 93. 1.4. f.2., t..12. 1.1.; D. pag- 14. Zwei Exemplare von einer Endothyra, die mir vorliegen, halten etwa die Mitte zwischen Endothyra crassa BrapY und Endothyra globulus Eıcuw. sp.!) Sie sind aufgeblähter als die letztere, aber nicht ganz so breit und niedrig wie die erstere. Es sind eben Verbindungsglieder zwischen den beiden nahe verwandten Formen. Ueber die äussere Form habe ich nichts weiter hinzuzufügen. !) Eıchwaro, Leth. ross. vol. I. pag. 350. t. 32. f. 17. (Nonionina) 1860. — Brapy, 1. c. pag. 95. t. 5. f£ 7—9. — v. Mörrer, lc. 1. pag. 98.1.4. f. 4,t. 5.813. 14; I. pag. Id. . 1. f. 1.2. ee 339 Endoihyra Bowmanni Pnırı. Prrtruips, Proc. Geol. and ee Soc. W. Riding Yorksh. vol. II. pag. 279. 1. 7. £. era 4. v. Mörrer, 1. c. 1. pag. 96. 4.4. f.3,t. 12... 2.; 1. pag. 14. Mehrere Exemplare im Kohlenkalk von Altwasser, meist von geringer Grösse. | Bemerkungen zur Schalenstructur von Endothyra. Da die Ansichten über die Beschaffenheit der Schale von Endothyra noch getheilt sind, so dürften folgende Bemerkun- gen, welche auf die von mir angestellten Untersuchungen fussen, nicht ohne Interesse sein. Brapr!), welcher die PaınLips’sche Gattung zuerst scharf begrenzte und die Schale mikroskopisch untersuchte, sagt, dass die „texture subarenaceous, impertorate, though usually smooth externally“ sei. v. MÖLLER?) dagegen erklärt die „subarenaceous texture* nur durch einen Um- wandlungsprocess entstanden und zeichnet deutlich Porencanäle. Meine Untersuchungen an Schliffen von E. Bowmanni aus dem Kohlenkalk von Illinois?) und von Altwasser und von E. crassa von letztgenannter Localität haben ergeben, 1. dass die Schalenstructur nicht homogen, sondern deutlich aggluti- nirend ist und dass an der Zusammensetzung der Schale auch Quarzkörner, wenn auch selten, Antheil nehmen; 2. dass Porenkanäle nicht existiren. Diese Beobachtungen harmoniren also mit denen Brapy’s, stehen aber zu den v. Mörrer’schen im directen Widerspruch. Ich möchte jedoch hiermit keinen Zweifel an der- Richtigkeit der Beobachtungen des Petersburger “ Gelehrten ausdrücken. Nachdem die Untersuchungen an re- centen Foraminiferenschalen gezeigt haben,. dass an verschie- denen Stellen ein und derselben Schale bald eine rein glasig poröse, bald eine agglutinirende Structur anzutreffen ist, kann es uns nicht wundern, wenn dieselbe Endothyra-Form in Ruüss- land nicht agglutinirend, an anderen Ländern agglutinirend gefunden wird. Eine ähnliche Erklärung könnte für die Diffe- renz, welche in Betreff der Ansichten über die Porosität be- steht, gelten. Denn bei den agglutinirenden Schalen wird die Regelmässigkeit der Stellung und des Verlaufs der Porencanäle gestört oder dieselben gehen überhaupt ganz verloren. Doch II &-pae:: 91. 2.1.26 1; pa8:. 92. 3) Hieselhen verdanke ich Herrn Srtürtz in Bonn. *) Zwischen gekreuzten Nicols deutlich aus der Kalkspathmasse sich abhebend. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 2. 26 a hen. sehr Shader Vergröserungen none boten ist. Erklärung der Tafel XIX. Fig. 1. Cornuspira carbonaria n. Sp. aus dem Kohlenkalk von Alt wasser. Fig. 2. Trochammina Roemeri n. sp. ebendaher. RE Fig. 3. Fusulinella Struvii v. MöLr. ebendaher. Fig. 4. Endothyra cfr. crassa Brapv ebendaher. In Figur 1—4 bedeutet a Seitenansicht, b Yorıderamsieln : ‚Fig. 5. Hyalostelia Smithi Young sp. aus dem Kohlenkalk von Ki Ratingen. ; Nadel von unten gesehen, Kvon dr site 00... A 401 7. Beobachtungen an Aulacoceras v. HAUER. Von Herrn W. Branco ın München. Hierzu Tafel XX. Alveolen ohne Scheide und Scheiden ohne Alveole, dem Genus Aulacoceras angehörig, pflegen in den Sammlungen reichlich genug vertreten zu sein; solche Exemplare dagegen, bei welchen die Alveole noch in ihrer Scheide sitzt, gehören wohl zu den Seltenheiten. Eines dieser Letzteren, der Mün- chener Sammlung angehörig, ist auf Tafel XX. dargestellt. Die Scheide dieses, als Aul. reticulatum v. Hauer bestimmten Stückes besteht im Innern aus weissem, krystallinischen Kalke, während sie aussen dunkel-rothbraun gefärbt ist. Die Alveole dagegen, sowie die später zu besprechenden freindartigen Kör- per sind in einen rothen, dichten Kalk verwandelt, heben sich also scharf von der hellen Masse der Scheide ab. Die Spitze der Alveole ist nicht erhalten, ihre Stelle vielmehr durch den- selben weissen, krystallinischen Kalk ersetzt, aus welchem gegenwärtig auch die Scheide besteht; es ist dies eine Er- scheinung, welche bei Aulacoceras die Regel sein dürfte; denn an den in der Literatur abgebildeten Vertretern dieses Genus fehlt fast ausnahmslos die Spitze der Alveole zu einem grösse- ren oder kleineren Theile. Nur Hvxueyr giebt die Zeichnung eines mit der kugeligen Anfangskammer versehenen Stückes. An dem hier zu betrachtenden Exemplare war bereits auf einer Seite der obere Theil der Aveole, um dieselbe sicht- bar zu machen, künstlich freigelegt. Diese Stelle wurde von mir durch weiteres Absprengen der Scheide auf derselben Seite vergrössert und hierbei kamen zwei eigenthümliche Körper, nämlich der auf der Alveole befindliche (A), sowie der unter- halb derselben liegende (B) zu Tage. Die Alveole sitzt mithin, wie die Zeichnungen beweisen, auch jetzt noch ihrer Länge nach zur Hälfte in der Scheide. Aus dem Gesagten ergiebt sich, dass die beiden Körper vor der Präparation ebenfalls, wie die Alveole, von der Scheidenmasse umgeben waren; und da nun ferner die Oberfläche der Scheide nirgends eingedrückt war, so folgt des weiteren, dass diese beiden Körper nicht etwa zufällig nach dem Tode des Thieres durch das Gewicht 26” der aufliegenden Gesteinsmasse in die Scheide ne worden sein können. Sie müssen vielmehr vermittelst irgend eines naturgemässen Vorganges an Ort und Stelle gelangt sein, und dies kann entweder, nach Analogie der Bohrmuscheln, durch ein von aussen erfolgendes, allmähliches Eindringen in das Innere oder aber, nach Analogie von im Innern wachsen- den Parasiten, durch eine Entwickelung von innen heraus stattgefunden haben. | Die Gestalt der beiden Körper ergiebt sich aus der Zeich- nung. Der kleinere (B) gleicht ungefähr der Schaale einer Cypridina, den grösseren (A) vermag ich aber mit keiner mir bekannten Form in Verbindung zu bringen; derselbe ist 4 Mm. hoch, glatt und lässt nur an einem Theile eine leise concen- trische Streifung erkennen. Hervorzuheben sind noch zwei Thatsachen: Der grössere der Körper liegt .nicht etwa flach auf der Alveole auf, sondern schmiegt sich dergestalt an die- selbe an, dass er sie ungefähr zur Hälfte umfasst; wie dies aus Fig. 3 ersichtlich ist, welche die Fig. 1 von unten gesehen darstellt, wo also a das untere Ende der Alveole bedeutet. Der zweite zu erwähnende Umstand dagegen ist der, dass das Vorhandensein beider Körper sich vor der Präparation auf der Oberfläche der Scheide durch zwei dunkel umrandete ovale Flecken (x und y in Fig. 2) leise verrieth, wenn man die Scheide mit der Lupe genau untersuchte. An diesen beiden Stellen also traten die Körper zu Tage; da aber, wenigstens gilt dies für den grösseren (A) derselben, diese Stelle (x) einen kleineren Durchmesser wie der Körper selber besitzt, so folgt, dass — falls er von aussen in die Scheide eingedrungen ist — derselbe später noch gewachsen sein muss; wofür auch der bereits erwähnte Umstand spricht, dass er die Alveole halb umgiebt, also an seiner Unterseite die gerundete Form derselben angenommen hat. Abgesehen von den beiden besprochenen Körpern lässt sich schliesslich in der Nähe der Scheidenspitze und zwar ebenfalls im Innern der Scheide noch der Abdruck eines wei- teren fremden Körpers erkennen, den man, wenn er (Fig. 5) in gewöhnlichem Gesteine sässe, für den Abdruck eines Schaalen- stückes einer Bivalve halten würde. Der zu dem Abdrucke gehörige Körper ist leider nicht erhalten, da das betreffende Stück der Scheide abgebrochen und verloren gegangen war. Ich bin weder im Stande irgend eine durch Gründe unter- stützbare Ansicht über die Natur dieser eigenthümlichen Körper zu äussern, noch direct nachzuweisen, auf welchem Wege die- selben in die Scheide gelangt sind. Es muss daher genügen, ‘ die Aufmerksamkeit der Forscher auf ähnliche Vorkonmnisse gelenkt zu haben; denn dass derartige Bildungen nicht gerade 403 nur das in Rede stehende Exemplar betreffen, geht mir aus einer brieflichen Mittheilung des Herrn v. Mossısovics hervor, welcher, wie er mir freundlichst schrieb, ähnliches auch bereits beobachtet hat. Ich wende mich nun zu der Frage nach der ursprüng- lichen Beschaffenheit der Scheide von Aulacoceras, welche ja — in den Alpen wenigstens — im Gegensatze zu derjenigen der Belemniten aus einem regellos angeordneten Aggregate weisser Kalkspathkrystalle. oder aus dichtem, rothem Kalke besteht, Bereits von v. Mossısovics !) wurde die Ansicht aus- gesprochen, dass die Scheide von Aulacoceras im ursprüng- lichen Zustande ein lockeres, schwammiges Gefüge besessen habe, mithin dem unteren Theile der Scheide gewisser Belem- niten, wie z. B. des B. acuarius sehr ähnlich gewesen sei. v. Mossısovıcs stützt seine Ansicht darauf, dass man bei gün- stiger Erhaltung bisweilen an Längs- und Querschnitten einige wenige, in weiten Abständen’ aufeinader folgende concentrische Anwachsstreifen beobachten könne. Ich möchte in dem Fol- genden die Gründe, welche für diese Ansicht sprechen, weiter ausführen. Was zuerst die durch v. Mossısovıcs bereits hervorge- hobene Thatsache betrifft, so bin ich im Stande, dieselbe durch einen in Fig. 6 dargestellten Querschnitt des unteren Endes einer Scheide dahin zu verstärken, dass sich bei günstiger Erhaltung zuweilen sogar ziemlich dicht aneinander. gedrängte concentrische Ringe, die Querschnitte der Düten, erkennen lassen. Diese Anwachsstreifen sind jedoch hier nur in der äusseren Wand der Scheide bemerkbar, denn das Innere der- selben besteht lediglich aus krystallinischem Kalke. Auch an anderen alveolenlosen Exemplaren fand ich, wo der Erhaltungs- zustand dies gestattete, ganz vorwiegend an der Peripherie des Querschnittes diese Zeugen einer früher vorhanden gewesenen concentrischen Structur. Es würde danach also scheinen, als wenn die Scheide aussen durch eine festere, ziemlich dicke Hülle geschützt, innen aber unterhalb der Alveole entweder ganz hohl oder doch nur mit wenigen, lockeren, daher leicht zerstörbaren Düten erfüllt gewesen sei. Diese Ansicht wird nun des weiteren gestützt durch eine zweite Thatsache. Es ist bekannt, dass Belemnites acuarius, eben wegen des in sei- nem Innern vorhandenen Hohlraumes, sehr häufig in der Länge 2) Jahrbuch d. k. k. geolog. Reichsanstalt in Wien, Bd. 21. 1871. pes- 43. t. 4. f. 6.u. 7. — Huxrev wirft auch die Frage auf, ob die cheide von Aulacoceras ursprünglich massiv und mit Lamellen erfüllt oder ob sie hohl gewesen sei; doch wagt er nach dem ihm vorliegen- den Materiale keine Entscheidung. (Memoirs of the geolog. survey of the United Kingdom. London 1864.) 404 = nach eingedrückten Exemplaren vorkommt, und ein ganz ähh- liches Verhalten lassen einige, in der Münchener Sammlung befindliche Stücke von _-ulacoceras (Fig. 7 u. 8) erkennen. Es darf freilich nicht verkannt werden, dass sich Derartiges bei dem letztgenannten Genus sehr viel seltener als bei jenem Belemniten beobachten lässt; dies könnte auffällig sein, liesse sich indessen durch die Annahme einer widerstandsfähigeren Aussenwand der Scheide unschwer erklären. Schliesslich möchte ich noch darauf hinweisen, dass es Exemplare giebt, welche auch jetzt noch nicht gänzlich mit Kalk erfüllt sind, in deren Axe sich vielmehr noch kleine, drusenartige, mit Kalkspathkrystallen besetzte Hohlräume befinden. Wenn sich auch in einigen Fällen herausstellt, dass sich diese kleinen Drusen nicht in der Scheide befinden, sondern dass man in ihnen nur einige, durch Incrustation fast unkenntlich gewor- dene Kammern der Alveole vor sich hat, so fehlt doch in anderen Fällen so vollständig eine jede Spur der Alveole, dass man kaum darüber im Zweifel sein kann, dass es eine Scheide ist, in welcher sich auch jetzt noch diese kleinen Hohlräume befinden. Wird es nun durch derartig günstig erhaltene Exemplare wahrscheinlich, dass das unter der Alveole befindliche Ende der Scheide von Aulacoceras im Innern mehr oder weniger hohl gewesen sei, so lässt ein anderes, der Münchener Samm- lung angehörendes Stück von Azlac. alpinum Günz. sp., an welchem die grosse Alveole von der Scheide umgeben ist, noch ziemlich deutlich erkennen, dass Letztere in ihrer ganzen Dicke bis an die Alveole heran aus concentrischen Düten besteht. Wir würden uns daher wohl von dem ursprünglichen Verhalten der Scheide von Aulacoceras ganz ungefähr dasselbe Bild machen können, wie es uns Belemnites acuarius darstellt, bei dem ebenfalls der untere Scheidentheil hohl, der die Alveole direct umgebende dagegen massiv ist; wie es auch schon von vornherein wahrscheinlich sein dürfte, dass die leicht zerbrech- liche Alveole von dicht an einander gelagerten Düten geschützt wurde. Uebrigens aber mag die Grösse des Hohlraumes resp. des mit nur lockeren, leicht zerstörbaren Düten erfüllt gewe- senen Theiles der Scheide bei den verschiedenen Arten von Julacoceras eine ebenso relativ verschiedene gewesen sein, wie dies bei den Belemniten der Fall ist, wo bei Del. giganteus, wenn überhaupt, nur die äusserste Spitze, bei Bel. subgigan- teus') und acuarius dagegen ein beträchtlicher Theil des unter der Alveole gelegenen Scheidenendes hohl gewesen ist. 1) Abhandl. z. geol. Specialkarte v. Elsass-Lothringen. Bd. II. Heft 1. Der untere Dogger Deutsch-Lothringens p. 98 - 103. t. 6. f. 1 u. 2. ie R a y > a E “ | 405 - Von diesen Belemniten unterscheidet sich jedoch ulaco- ceras einmal durch die meist krystallinisch kalkige Natur seiner Scheide und zweitens dadurch, dass selbst bei günstiger Erhal- tung niemals, wie bei Jenen, auch eine radialstrahlige Structur zu beobachten ist. Beides dürfte sich unschwer erklären lassen. Bei Bel. acuarius ist der Hohlraum in der Scheide, entsprechend dem Gesteine, in welchem er im ausseralpinen obersten Lias vorzukommen pflegt, durch eingedrungenen Thon- . schlamm erfüllt. Bei Aulacoceras dagegen treffen wir an Stelle dieses Materiales, ebenfalls gemäss dem petrographischen Ha- bitus der ihn bergenden alpinen Schichten, krystallinischen Kalk. Hatten wir im ersteren Falle einen mechanischen Aus- füllungsprocess, so spricht hier die krystallinische — bisweilen zwar dichte, doch ist das ja häufig nur kryptokrystalline — Natur des Kalkes dafür, dass er durch einen chemischen Vor- gang in dem Hohlraume abgeschieden wurde. Kalkhaltige Gewässer scheinen die ganze Scheide, ebenso wie häufig das Gehäuse der Ammoniten, durchdrungen und diese dann mit ihrem Kalke erfüllt zu haben. Dass bei diesem chemischen Processe die ursprüngliche Structur der Scheide, auch diejenige der äusseren festen Hülle derselben, verwischt wurde, so dass sie nur in besonders günstigen Fällen noch erkennbar blieb, ist eine weitere Annahme, für deren Unterstützung es in der Palaeontologie nicht an zahlreichen Analogieen fehlt. Wie oft ist nicht bei Korallen und Foraminiferen die Structur zum grösseren oder geringeren Theile durch chemische Einwirkung unkenntlich geinacht? Sodann, um auch andere Cephalopoden anzuführen, möchte ich nur an die äussere Schaale der Schei- den von Acanthoteuthis erinnern, deren Querbruch nach Opper !) bei den Württembergischen Exemplaren eine dunkle, krystal- linische Masse erkennen lässt, während diese bei den eng- lischen Exemplaren aus einer weissen, bröcklichen Substanz besteht. Und in gleicher Weise wie die Scheide verhält sich die Alveole von Acanthoteuthis verschieden; denn während an- dere Autoren an derselben weder. Scheidewände noch Sipho entdecken konnten, fand OrpeL an den Exemplaren von Gam- melshausen Beides wohlerhalten. Schliesslich aber liefert uns die Alveole von _sulacoceras selber den deutlichsten Beweis, dass im Innern der Scheide chemische Processe vor sich ge- gangen sein müssen. Denn, wie schon erwähnt, ist mit Aus- nahme des von Huxtey abgebildeten Exemplares die Spitze der Alveole, also deren zartester Theil, bei keinem der darauf 1) Ueber einige Oephalopoden der Juraformation Württembergs, pag. 2 u. 3, Sep.-Abdruck aus den württemb. naturwiss. Jahresheften, Jahrg. 12. Heft 1. hin untersuchten Stücke vollständig und gut ae Speciell | > bei dem hier in Fig. 1—4 gezeichneten Originale war eben- falls der Anfang der Alveole verschwunden und durch den- selben weissen krystallinischen Kalk ersetzt, aus welchem die ganze übrige Scheide besteht. Wenn man nun annimmt, dass die Scheide von Aulaco- ceras in derselben Weise wie diejenige der Belemniten ur- - sprünglich aus in einander steckenden Düten bestanden habe, so würde man vielleicht fordern zu können glauben, dass man bei günstiger Erhaltung auch genau dieselbe Structur bei Bei- den finden müsse; man könnte etwa daran Anstoss nehmen, dass bei den Belemniten nicht nur eine concentrische, sondern auch eine radialstrahlige Structur erkennbar ist, während, bisher wenigstens, bei Aulacoceras nur die erstere nachgewiesen wurde. Allein auch hierzu finden wir bei dem Belemnitiden- Geschlechte Diploconus ZimTeL ein genügendes Analogon, denn bei diesem besitzt die Scheide im Querschnitte gleichfalls nur einen concentrischen Aufbau. !) Dass wir jetzt die Scheide von Aulacoceras nicht im ur- sprünglichen Zustande vor uns haben, dürfte daraus hervor- gehen, dass dieselbe bald aus weissem, oft sogar grobkrystal- linischem, bald aus rothem, dichtem Kalke besteht, dass sie bisweilen der Länge nach eingedrückt ist, mitunter noch jetzt kleine Hohlräume erkennen lässt, dass sie bisweilen concen- trische Structur besitzt, ja dass sie, in anderem Gesteine lie- gend, auch aus einer sandig kalkigen Masse bestehen zu kön- nen scheint.?) Es kann sich daher nur fragen: Wie war sie ursprünglich beschaffen? Und für die Beantwortung dieser Frage dürften die angeführten Thatsachen von nicht zu unter- schätzender Bedeutung sein. ı) Zırrer, Cephalopoden der Stramberger Schichten in: Paläont. Mittheilungen aus dem Museum des königl. bayerischen Staates, Bd. 2. Abth. 1. Stuttgart 1868. pag. 40. 2) Falls nämlich die in den Schichten mit Am. margaritatus in ‘Lothringen auftretenden Formen wirklich dem Genus Aulacoceras an- en Vergl. Bulletin societe d’hist. natur. de Metz, Band 14. af. Tu. II. ES) > fy \ TE 407 Erklärung der Tafel XX. Fig. 1-6. Aulacoceras reticulatum v. HAvEr. Trias. Aussee. Fig. 4 stellt das Exemplar in natürl. Grösse dar. Fig. 1 u. 2 geben in 7facher Vergrösserung die Alveole mit den beiden fremdartigen Körpern A u. B. Fig. 1 ist gegen Fig. 2 um 90° um die verticale Axe gedreht. Fig. 3 stellt Fig. 1 von unten gesehen dar; a ist die Unter- ansicht des Endes der Alveole. Fig. 5. Spitze der Scheide mit dem theilweisen Abdrucke eines weiteren fremdartigen Körpers. Fig. 6. Querschnitt der Scheide eines anderen Exemplares, um die concentrische Structur in der äusseren Wand der Scheide zu zeigen. "Fig. 7 u.8. Aulacoceras liassiecum GÜMBEL Sp. _ Unterster Lias. Lämmerbach bei Salzburg. Zusammenge- drücktes Exemplar. 408 $. Ueber Basalt-, Diabas- und Melaphyr- Geschiebe aus dem norddeutschen Diluvium. Von Herrn F. Krockmann z. Z. ın Berlin. Durch Herrn Pexck !) wurde zuerst der Nachweis gegen- über manchen Zweifeln geliefert, dass gewisse Basaltgeschiebe des Diluviums von Leipzig aus Skandinavien entstammen. Da die Feststellung des Heimathgebietes eines: Geschiebes schon aus dem Grunde für die Erklärung des norddeutschen Dilu- viums werthvoll ist, als durch dessen Kenntniss die Richtung ‘ der Transportwege angedeutet wird, so möchte es nicht über- Hüssig erscheinen, wenn ich im Folgenden von einigen Basalten berichte, die, an ziemlich weit von einander entfernten Orten in Norddeutschland gesammelt, auf eine gemeinsame Abstam- mung hindeuten und ihren Ursprung sicher erkennen lassen. Es sind dies Geschiebe von vier Fundpunkten: Segeberg in Holstein, Schwerin in Mecklenburg, Eberswalde in der Neu- mark und Vorsfelde in Braunschweig. | Die Stücke von Segeberg und Vorsfelde liegen in der Berliner Universitätssammlung, das von Eberswalde verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Remeı£ und das von Schwerin ist von mir an Ort und Stelle aufgenommen worden. Die vier Basaltgeschiebe, obwohl an so weit entfernten Orten gefunden, bieten sowohl in Bezug auf ihr äusseres An- sehen als auf ihre Mikrostructurverhältnisse und die Details der einzelnen Gemenstheile so viel Uebereinstimmendes, dass man sie von einem und demselben geologischen Vorkommen ableiten muss. Aus diesem Grunde sehe ich auch von einer gesonderten Beschreibung derselben ab. Es sind dichte, schwarze Gesteine mit eingesprengten kleinen Olivinen, die in ihrem Aeusseren ganz das Aussehen typischer Basalte tragen. Als Anzeichen der Zersetzung machen sich ganz vereinzelte, mit Zeolithen gefüllte Mandeln bemerkbar. Die Verwitterungs- rinde ist rostbraun. Unter dem Mikroskop lassen sie ein durch grössere aus- geschiedene Olivine und Augite hervorgerufenes mikroporphy- ı) A. Prnck, Nordische Basalte im Diluvium von Leipzig, N. Jahrb. 1877. pag. 248. $ 409 risches Gefüge erkennen. Die eigentliche Grundmasse setzt sich aus Augit, Nephelin, Plagioklas und Magneteisen zu- sammen. Der Augit als der vorwältendste Gemengtheil zeichnet sich durch eine licht- bis röthlichbraune Farbe, seinen ausge- zeichnet polysomatischen Aufbau und durch seine scharfen Conturen aus. Der Kern erscheint oft wie gespickt mit un-. regelmässig geformten Glaseinschlüssen. Im Innern grösserer Krystalle steht die Menge der Glaseinschlüsse, verglichen mit der der Augitsubstanz, nahezu im Gleichgewicht, der schmale peripherische Saum erweist sich dann aber gewöhnlich als völlig einschlussfrei. Pleochroismus wurde nicht beobachtet. Zwillinge nach oPoe sind nicht gar selten, auch knäuel- artige Verwachsungen mehrerer Augite wurden nachgewiesen. Die grösseren Einsprenglinge erlangen Kantenlängen von 0,9 bis 1 Mm., während die der kleineren Krystalle zwischen 0,05 —0,1 Mm. schwanken. Die Art und Weise wie der Nephelin im Gestein auf- tritt, ist schwer mit Worten zu charakterisiren. Scharf be- grenzte Umrisse, Sechsecke und Rechtecke sind nicht vor- handen. Man gewinnt den Eindruck, als ob der Nephelin ursprünglich eine Art Grundteig gebildet habe, in dem sich die übrigen Gemengtheile derart ausschieden, dass ihm nur noch wenig Raum für die Ausbreitung der eigenen Substanz übrig blieb. Im gewöhnlichen Licht farblos oder wie leicht bestäubt aussehend, erscheint der Nephelin ganz wie eine zwischengeklemmte Basis. Die Aehnlichkeit mit einer trichi- tisch getrübten Glasmasse wird noch erhöht durch zahlreiche Einschlüsse zierlicher Magnetitmikrolithe und langer Apatit- nädelchen, wodurch der Nephelin dunkel gefärbt wird. Zu gleicher Zeit lassen diese Einschlüsse aber auch erkennen, dass der Nephelin zu den spät fest gewordenen Gemengtheilen gehört, und dies giebt die Erklärung für seine regellose Form. Bei näherer Betrachtung gewahrt man an farblosen Stellen feine, senkrecht an einander stehende Spaltrisse, oft auch eine wirre Zerfaserung, die wohl auf Umwandlung in Natrolith hin- deutet. . Alsdann lassen bei gekreuzten Nicols die bläuliche Polarisationsfarbe — die allerdings ziemlich dunkel ist in Folge der zahlreichen Interpositionen und der deutlich zu beobach- tenden Ueberlagerung mehrerer verschiedenartig orientirter Nephelinpartieen — die viermalige Aenderung der Lichtinten- sität bis zum völligen Auslöschen während einer vollen Ho- rizontaldrehung und das Dunkelwerden parallel den Spaltrissen nicht mehr an Glas denken. ; Um dieses Mineral als Nephelin sicher zu bestimmen — soweit es eben nach unseren heutigen Mitteln möglich ist — 410 > wurden Theile des Schliffs mit Salzsäure angeätzt und darauf mit Fuchsin behandelt. Die früher farblosen Stellen zeigten sich nach dem Auswaschen schön roth. Weiter wurden Splitter des Gesteins in Salzsäure gelegt und in der getrock- neten Gelatine eine grosse Anzahl Kochsalzwürfelchen erkannt. Nicht unerwähnt will ich lassen, dass in dem Basalt von Vorsfelde sich anstatt der frischen Nepheline unregelmässige Hohlräume fanden, die mit schwach doppeltbrechender zeoli- thischer Substanz ausgefüllt und von einen grünlichen Saume umgeben waren, welcher letzterer seine Existenz dem Augit verdankt. Der Olivin in gut ausgebildeten Krystallen übertrifft die Augiteinsprenglinge noch etwas an Grösse. Die Zersetzung in Serpentin geht auf die gewöhnliche Weise von statten; in grösseren Serpentinfetzen bemerkt man einzelne haarförmige geknickte und gebogene Körperchen, die den Trichiten einer Glasmasse völlig gleichen. Der Plagioklas in schmalen polysynthetischen Leist- chen (0,02: 0,2 Mm,) ist zwar nicht reichlich im Gestein vor- handen, doch ist seine Menge immerhin zu bedeutend, um ihn lediglich als accessorisch anzusehen. Daneben finden sich spärlich braune, nur wenig durch- scheinende Leisten und Blättchen, gewöhnlich in Verbindung mit dem Magneteisen, die wegen ihrer starken Absorption für Biotit gehalten werden dürften. Doch war ein lamellarer Aufbau der leistenförmigen Durchschnitte nicht zu constatiren. Magnetit ist in sehr kleinen quadratischen Individuen (0,03 Mm.) , ausnahmsweise in Körnern von 0,1 Mm. Durch- messer zwar in geringer Menge, aber doch regelmässig im Schliffe vertheilt. | Echte Basis, abgesehen von den Glaseinschlüssen im Augit konnte mit Sicherheit nur in dem Basalt von Segeberg nachgewiesen werden, wo sich einige wenige braune Flecken von Basis vorfanden, die in ihrem Habitus völlig mit der Basis typischer Basalte übereinstimmt. Bei 400 maliger Vergrösse- rung bemerkt man ferner um diejenigen Gemengtheile, die sich durch deutliche Krystallumrisse auszeichnen, einen dunklen isotropen Raum, den man wohl für Basis halten muss. Die Beschaffenheit dieser eben beschriebenen Basalte ist eine so charakteristische, dass _die eventuelle Frage ihrer Zu- gehörigkeit zu anstehenden Gesteinen mit einiger Wahrschein- lichkeit zu entscheiden ist. Durch die Güte des Herrn H. Crepner konnte ich Schliffe von Basalten aus jenen Ge- genden zur Vergleichung heranziehen, die von PEnck !) als das 1) A. Penck, 1. c. pag. 249. 441 Ursprungsgebiet sämmtlicher im norddeutschen Diluvium zerstreuten Basaltgeschiebe angesehen werden. Die Verglei- chung des mikroskopischen Bildes der in Schonen anstehenden Basalte mit dem der Geschiebe zeigte, dass obige Geschiebe am meisten mit den Basalten von Sösdala bei Möllby überein- stimmten. Von Pucnk sind diese Basalte als Feldspathbasalte bezeichnet worden, während ich auf Grund meiner mikrosko-. pischen Untersuchung und dem, was ich zur Charakterisirung und Feststellung des Nephelin als Gemengtheil angeführt habe, dieses Vorkommen eher für einen Feldspath - führenden Ne- phelinbasalt ansprechen möchte. Mir standen durch die freund- liche Vermittelung des Herrn Crepxer die Originalschliffe Pexck’s von in Schonen anstehendem Basalte zur Verfügung und auch hier fand sich jenes farblose Mineral, das ich vorhin als Nephelin gedeutet habe. Doch liess sich bei der ziemlichen Dicke dieser Schliffe und den zahlreichen Interpositionen in dem in Rede stehenden Mineral, wodurch eine etwaige Doppelt- brechung nur undeutlich hervortreten konnte, die Frage, ob man es hier mit Glas oder Nephelin zu thun habe, mit Sicherheit nicht entscheiden. Schliesslich möchte ich mir noch die Bemerkung erlauben, dass mir die Ansicht Penck’s, der alle basaltischen Geschiebe auf das engbegrenzte Ursprungsgebiet von Schonen zurück- geführt wissen will, nicht hinreichend begründet erscheint, da schon seit längerer Zeit aus anderen Theilen des europäischen Nordens Basalte bekannt sind. So erwähnt ZiırkeL !) einen Basalt von Moss in Norwegen und Lacorıo?) Basaltgänge bei Ersby auf der Insel Pargas. Andererseits sind von H. ©. Lane ?) eine Anzahl Geschiebebasalte von Bremen beschrieben, die ' nach ihrer Beschreibung durchaus nicht auf die erwähnten Lo- calitäten von Schonen zurückgeführt werden können. Von Herrn Reueu£ erhielt ich noch einige aphanitische Geschiebe zur Untersuchung, die gleichfalls als Basalte be- stimmt waren und nach ihrem makroskopischen Ansehen auch recht gut diese Bezeichnung rechtfertigten. Die Structurver- 1) Untersuchungen über die mikroskopische Zusammensetzung und Structur der Basaltgesteine pag. 174. — Bei dem Basalt von Moss, der nach ZiırkeL’s kurzen Daten viel Aehnlichkeit mit den hier beschrie- benen hat, lässt ZırkeL die Frage, ob das bläulich polarisirende Mi- neral Nephelin sei, unentschieden. 2) Mikroskopische Analyse ostbaltischer Gebirgsarten, pag. 276. ?) Erratische Gesteine aus dem Herzogthum Bremen, pag 138. 412 hältnisse, wie sie sich bei Betrachtung unter dem Mikroskop ergaben, lassen mich jedoch an der Zugehörigkeit dieser Gresteine zu den Basalten zweifeln. Für eines derselben scheint mir die Bestimmung als Diabas ziemlich gesichert, da es mir durch die Liberalität des Herrn Bückıng, dem ich dafür besten Dank weiss, möglich ward, typische Dia- base vom Wollenberg bei Wetter zur Vergleichung heran- zuziehen und darunter einige zu finden, namentlich von den Localitäten Heimbergskuppe bei Brangershausen und erster Lichtenberg, die in ihrer Mikrostructur die grösste : Analogie mit der des Geschiebes erkennen liessen. Auch bei den beiden anderen Geschieben von Eberswalde. die sich als ident erwiesen und zu denen ich kürzlich noch ein entsprechen- des Stück bei Rixdorf auffand, weicht die Mikrostruetur von der typischer Basalte völlig ab. Sie zeigen. in ihrem Gefüge weit eher Aehnlichkeit mit Melaphyren oder den Melaphyr- basalten Borıcky’s. Da es bei Geschieben immerhin eine pre- cäre Sache ist, sich auf Grund von Structurverhältnissen mit Bestimmtheit für die Zugehörigkeit derselben zu dem einen oder dem anderen Gesteinstypus auszusprechen, zumal wenn, wie es hier der Fall ist, dieselben den Gesteinen der Plagio- klas - Augitreihe angehören, bei deren Definition die Alters- und Lagerungsbeziehungen die wesentlichsten Kriterien sind, so werde ich sie vorläufig als Melaphyre bezeichnen, mit denen sie in Bezug auf ihre Structur am meisten verwandt sind. Bei ihrer charakteristischen Beschaffenheit ist es nicht un- wahrscheinlich, dass man sie dereinst mit in Skandinavien anstehenden Gesteinen identificiren und ihnen ihre richtige Stellung zuweisen wird. Ich lasse nunmehr die Beschreibung der Geschiebe, die sämmtlich aus den Kiesgruben von Hee- germühle bei Eberswalde stammen, folgen. Das als Diabas zu bezeichnende Gestein ist von schwarz- grauer Farbe und enthält zwei fast 1 Cm. grosse, mit Quarz und Kalkspath gefüllte Mandeln. Unter dem Mikroskop er- weist sich dasselbe als schon sehr der Zersetzung und Um- wandlung anheimgefallen. — Den Untergrund des Schliffs bildet eine lichtgrüne Substanz, in welcher hauptsächlich Plagioklase, weniger Augit und Magnetit ausgeschieden liegen. Die farb- losen Plagioklase erscheinen in langen, oft geknickten Leisten (0,3:0,02 Mm.) entweder als einfache Individuen oder als - j Viellingskrystalle. Die Enden sind gewöhnlich unregelmässig abgegrenzt oder ausgefasert. Ihrer durchweg geringen Aus- löschungsschiefe nach gehören sie den saueren Gliedern der Plagioklasreihe an. Spaltbarkeit war nicht zu beobachten, wurde aber durch die von der Zersetzung eingeschlagenen ee sg a aan. Dex > Er , g e 2 RR 4 413 Wege angedeutet. Ihre Anordnung im Gesteinsgemenge ist meist eine wirre und unregelmässige, nicht selten vereinigen sich mehrere Individuen zu federförmig ausstrahlenden Büscheln. Einschlüsse von der unten zu besprechenden lichtgrünen Sub- stanz waren nur vereinzelt vorhanden. Ausser dem triklinen Feldspath fand sich auch Orthoklas in wenigen, aber grösseren Krystallen (etwa 0,2: 0,6 Mm.), . die durch ausgesprochene Spaltbarkeit, parallele Auslöschung und kaolinartige Zersetzungsproducte charakterisirt sind. Der hell kaffeebraune bis rauchgraue Augit zeigt nirgends ebenflächig begrenzte Formen, sondern füllt als das zuletzt ausgeschiedene Mineral die Zwischenräume zwischen den Pla- gioklasen aus. Er tritt nur an einzelnen Stellen des Schlifts etwas mehr hervor, lässt dann aber erkennen, dass grös- sere und durch die Plagioklase vielfach getrennte Partieen optisch einheitlich orientirt sind. Die Spaltung nach dem Prisma ist deutlich ausgeprägt. Auf den Spaltungsklüften haben sich unter dem Einfluss eisenhaltigen Wassers Eisen- hydroxyd-Ablagerungen gebildet, die eine maschenartige Textur hervorbrachten. An Einschlüssen ist er sehr arm. Die ge- wöhnliche Umwandlung des Augits in eine faserige, chloritische Substanz ist stellenweise zu beobachten. Das Magneteisen, wenigstens als ursprünglicher Gemeng- theil, ist nur durch wenige und kleine Individuen von meist quadratischen Umrissen vertreten. Neben dem eben erwähnten chloritischen Umwandlungs- product und von diesem leicht durch den Mangel des Pleo- chroismus zu unterscheiden, findet sich in reichlicher Menge eine lichtgrüne Substanz, in der, wie in einer Art Grundteig die oben beschriebenen Mineralien eingebettet liegen. Die Ver- theilung dieser Substanz ist im Schliff eine ungleichmässige; grössere Partieen werden nahezu ausschliesslich von ihr erfüllt, während an anderen Plagioklas und Augit vor ihr vorwiegen und sie selbst dann nur in längeren Streifen durch den Schliff hindurchzieht. Im gewöhnlichen Lichte erscheint sie hellgrün homogen und zeigt keinen Pleochroismus; bei gekreuzten Ni- cols scheint sie mehrfach völlig isotrop zu sein, häufiger jedoch lässt sie Aggregatpolarisation erkennen und stellt dann einen Filz der allerfeinsten Nädelchen dar. Von kalter Salzsäure wird sie nicht angegriffen, auch durch heisse findet nur eine theilweise Ausbleichung statt. Diese grüne Substanz, die sich sowohl ihrem physikalischen und chemischen Verhalten nach als auch durch ihre Structur von dem gewöhnlichen Chlorit der Diabase unterscheidet, ist nun zweifellos das Umwandlungs- product beider Diabasgemengtheile, des Plagioklases und des SIE CE Augits, da sich unmerkliche Uebergänge in beide Mineralien. verfolgen lassen. Die Umwandlung des Plagioklases scheint theils an der Peripherie durch Abrundung der scharfen Ecken, theils durch Auflösung einzelner Lamellen aus den Zwillingen bewirkt und der ganze Prozess durch eine Wechselwirkung der Feldspath- substanz und der im Diabas enthaltenen Eisenerze bedingt worden zu sein. Weit mehr als der Plagioklas hat der Pyroxen zu der Bildung jener Substanz beigetragen. Der Zersetzungsprozess desselben ging von den Spaltklüften aus, wobei der Augit in eine Menge kleiner Partikel zerfiel, die sich dann zu winzigen Schuppen einer anisotropen, graubraunen Substanz auflösten und zu grösseren Haufen zusammenballten. Erst durch das Medium dieser Schuppenaggregate erfolgte- die schliessliche Umwandlung in den Viridit. Demnach hat man hier die in- teressante Erscheinung, dass der Augit Anlass zu zwei Um- wandlungsproducten, dem besprochenen Viridit und dem vorhin erwähnten Chlorit gegeben hat. Wahrscheinlich sind die vielen grösseren, unregelmässig begrenzten Erzpartieen, die dem Schliff ein gesprenkeltes Aussehen verleihen und meistens einen grösseren Kern der grünlichen Substanz einschliessen, secundäre Ausscheidungen, die bei der Umsetzung des Augits resultirten. Um diese Erz- körner, und nur undeutlich von ihnen abgegrenzt, lagert ein Kranz rothbraunen, schwach dichroitischen Eisenglimmers, der nicht selten eine ganz merkwürdige Gitterstructur zeigt. Es ‚durchziehen ihn nämlich ein oder zwei sich nahezu unter rechten Winkeln kreuzende Systeme von äusserst feinen paral- lelen Linien. Eine Erklärung dieser Erscheinung giebt viel- leicht die Beobachtung, dass der Eisenglimmer in Pseudomor- phosen nach Plagioklas auftritt. Eine dünne Haut des Glim- mers legt sich zunächst auf den Plagioklas und dringt dann in die feinen Spaltklüfte desselben, die, ohne diese Infiltration unsichtbar, jetzt deutlich hervortreten und dadurch jene Systeme von parallelen und sich kreuzenden Linien erzeugen, die durch den hauchdünnen Ueberzug des Eisenglimmers leicht wahr- nehmbar sind. Für die secundäre Natur der eben erwähnten grösseren Erzpartieen spricht noch der Umstand, dass beider- seits an den Rändern eines Sprunges, der den Schliff durch- zieht, sich dieselben in breiten Streifen abgelagert haben. Den Zwischenraum zwischen beiden füllt wieder der Viridit aus und diesen durchziehen in langen Reihen perlschnurartig aneinander- gereihte, rundliche Körnchen (0,01 Mm. im Durchmesser) eines farblosen Minerals. Bei Anwendung von gekreuzten Nicols verhalten sich die Körnchen zwar alle anisotrop, aber nicht 415 ganz gleich. Die kleinere Hälfte wird bei einer vollen Um- drehung viermal hell und dunkel, während die andere Hälfte - bei Betrachtung zwischen gekreuzten Nicols zwei je nach der Stellung des Präparates verschieden gegen ‘einander geneigte dunkle Arme erkennen lässt. Die letztere Wahrnehmung deutet auf ein klinobasisches Mineral. Vielleicht liegt secundärer Albit vor. — Diese Körnchen finden sich auch an anderen Theilen des Schliffs innerhalb des Viridits, wo keine Kluft vor- handen ist. SR Der beschriebene Diabas scheint mit den sogen. Oeje- Diabasen übereinzustimmen, die nach Törxesoum!) ım süd- lichen Dalekarlien ziemlich verbreitet sind, wo sie gangartig in den Gneiss- und Granitterritorien aufsetzen. Die Melaphyre, deren ich oben Erwähnung that, sind aphanitische compacte Gesteine, in denen einzelne bis 1 Cm. grosse Olivine liegen. Die Plagioklase in langen schmalen Leisten, verzwillingt und als Einzelkrystalle, liegen wirr durcheinander und machen reichlich zwei Drittel des Schliffs aus. Farblos und ein- schlussfrei, zeigen sie an ihrer Peripherie nicht selten einen dichten Bart von Maonetitkryställchen. Vielfach legen sich mehrere Plagioklasleisten parallel einer M-Fläche an einander, wobei dann durch zwischengelagerte Schmitzen von äusserst kleinen Magnetitkörnchen die Trennungsnaht deutlich markirt wird. Die Auslöschungsschiefe der Feldspäthe an solchen Durchschnitten geprüft, bei denen die Auslöschung 'symme- trisch zur Zwillingsgrenze erfolgt, erlangt Werthe bis zu 28°. Der rauchbraune Augit ist relativ spärlich vorhanden und verkittet die einzelnen Plagioklasleisten. Er zeigt fast in seiner ganzen Masse die beginnende Zersetzung, wobei er sich in Schuppen auflöst. Bis zu einer Umwandlung in chloritische Substanz scheint der Zersetzungsprozess kaum vorgeschritten zu sein, denn die im Schliff vorhandene viriditische Substanz wird man wohl zum grössten Theil auf Serpentin und von Olivin abzuleiten haben, da sich im Innern derselben oft noch ein kleiner Kern eines unzersetzten Minerals vorfindet, das im gewöhnlichen Licht farblos, bei gekreuzten Nicols lebhaft chro- matisch polarisir. Frischer Olivin mit deutlichen Krystall- umrissen wurde nicht beobachtet. ı) A. E. TÖRNEBOHM, Ueber die wichtigeren Diabas- und Gabbro- gesteine Schwedens, N. Jahrb. 1877. pag. 270 u. 271. Zeits. d. D. geol. Ges. XXX. 2. 27 begrenzten Körnern zeigt er meist z _ oder quadratische Durchschnitte. 5 Eine unindividualisirte Glasmasse ist“ spar: und zwischen die Feldspäthe eingeklemmt. dunkelbraun, durch hindurchgehende dunkle Stre angeordneter Magnetit?). bekommt sie ein striem ges A LER 47T. 9, Der MNeteorit von Rakowska im Gouvernement Tula in Russland. | Von Herrn P. Gricorıew in Petrowskoje Rasumowskoje beı Moskau. Der Meteorit von Rakowka ist im centralen Theile von Russland gefallen, nämlich im Gouvernement Tula, Kreis No- wossilsk, Galun’sche Wolost, Dorf Rakowka, am Ufer eines Teiches, um 3 Uhr Nachmittags am 20. November 1878. Beim Fall drang er in die Erde fast einen Fuss tief ein. Er gehört zur Klasse der Chondrite, war von der Grösse etwa eines menschlichen Kopfes, von unregelmässiger, rundlicher Form mit geringen Eindrücken; eine matt-schwarze Rinde be- deckt eine Masse von aschgrauer Farbe, in welcher das unbe- waffnete Auge silberglänzende Kügelchen von Nickel - Eisen und grössere Körner von Schwefeleisen unterscheidet. Das specifische Gewicht, ohne Rinde, ist bei 15 = 8,982. A. Analyse des metallischen Theils. Eine Probe von 2,1501 Gramm wurde bei 100° C., bei Luftabschluss, in einem Strome von Wasserstoff, mit einer Lö- sung von Quecksilberchlorid behandelt, wobei mehr als das Funfzehnfache an HgÜl, angewandt wurde. Nachdem das Quecksilber aus der erhaltenen Lösung 'gefällt war, wurden folgende Resultate erhalten. Das Eisen wurde vom Nickel und Kobalt durch essig- saures Natrium geschieden und titrirt mit Chamäleonlösung, von welcher 1 Kbcem. 0,005647 Gramm Fe entsprach; erfor- derlich waren 21,6 Kbcem. = 0,1219 Gramm Fe. Die Tren- nung des Nickels von Kobalt geschah durch salpetrigsaures Kali. Erhalten wurde 0,0392 Grm. NiO = 0,0308 Grm. Ni und 0,0068 Grm. Co. Ausserdem wurden im metallischen Theil noch Spuren von Mangan gefunden: Somit ist im metallischen Theil Fe: .:ıu 1809,67 p6t; No. re er, 2 418 Be 0,32 pCt. | AMne.- 2. Spuren Das Nickel-Eisen entspricht annähernd der Formel Fe, Ni. B. Analyse des durch Salzsäure zerlegbaren Theils. | | Eine Probe von 2,2943 Grm. hinterliess nach der Be- handlung mit Salzsäure 1,3337 Grm. Unlösliches, aus welchem durch kohlensaures Natrium 0,3815 Grm. Kieselsäureanhydrid ausgezogen wurden. Daher sind erhalten 0,9522 Grm. = 41,51 püt. durch Salzsäure unzersetzbare Verbindungen. | Bei der Analyse der salzsauren Lösung wurden folgende Daten erhalten. A1N,O, + F&,0, = 0,5625 Grm., worin 0,0013 Grm. Al,O, und 0,5612 Grm. Fe,O,, entsprechend 0,5051 Grm. FeO; zieht man davon ab 0,1673 Grm. FeO, welche dem metallischen Eisen des Meteoriten entsprechen, sowie 0,1156 Grm. FeO aus Schwefeleisen (s. u.), so erhält man 0,2222 Grm. FeO, welche dem zersetzten Silicat ge- hören. Ferner wurde gefunden 0,006 Grm. Mn,0, = 0,0056 Grm. MnO, 0,0173 Grm. CaO und 1,0360 Grm. Mg,P,0, = 0,3733 Grm. MgO. — Die Alkalien wurden bestimmt in einer besonderen Probe von 2,1350 Grm., und erhalten 0,0232 Grm. KCl + NaCl und 0,018 Grm K,PtCl,; in dieser Probe wur- den Co und Ni nicht bestimmt; bei der Behandlung mit Salz- säure zeigten sich in der Lösung Spuren von Chrom. C. Analyse des durch Salzsäure nicht zerleg- baren Theils. Die oben erhaltenen 0,9522 Grm. unlöslicher Substanz wurden erst mit Flusssäure, dann mit Schwefelsäure und Salz- säure behandelt. Dabei blieb ein unlöslicher Rest von schwarzer Farbe, welcher 0,0185 Grm. wog; er wurde nur qualitativ untersucht, mit saurem schwefelsaurem Kalium geschmolzen und zeigte sich bestehend aus Chrom, Eisen und Spuren von Aluminium, ist also Chromeisen. In der Lösung wurde gefunden: 0,1554 Grm. Al,O, + Fe,O,, worin 0,0596 Grm. Al,O, und 0,0958 Grm. Fe,O,, entsprechend 0,0862 Grm. FeO; ferner 0,0370 Grm. CaO und 0,5312 Grm. Mg,P,0, = 0,1914 Grm. MgO. Die Alkalien wurden bestimmt in der- selben besonderen Probe von 2,135 Grm., welche auch zur Bestimmung der Alkalien des in Salzsäure löslichen Theils diente; aus dem unlöslichen Theil wurden erhalten 0,0744 Grm. KCl + NaCl und 0,0282 Grm. K,PtC],. Wale m ch u inne Bas Br ee a Se Ze YET une ae Ze air 2 K} 5, 5 Beer & DE RE 419° D. Bestimmung des Schwefels und Phosphors. Der Schwefel wurde zwei Mal bestimmt: a. aus 2,2565 Gramm Probe wurden erhalten 0,3860 Grm. BaSO, = 0,0530 Gramm S = 2,35 pCt.; b. aus 2,1214 Grm. resultirten 0,3385 Grm. BaSO, = 0,0465 Grm. S = 2,14 pCt. Gefunden ist im Mittel 2,24 pCt. S, was 6,16 pCt. FeS entspricht. Der Phosphor wurde bestimmt in denselben Proben, und erhalten: aus a. 0,0112 Grm. Mg,P,0O, = 0,0031 Grm. P = 0,13 pCt. ; aus b. 0,0088 Grm. Mg,P,0, = 0,0025 Grm. P = 0,11 pCt.; im Mittel ist erhalten 0,12 pCt. P. E. Bestimmung des Kohlenstoffs. Auch hier sind zwei Bestimmungen ausgeführt nach der Methode von BovssiseAuLr mittelst HgCl,. a. aus 2,0484 Grm. Probe wurden erhalten 0,008 Grm. CO, = 0,00218 Grm. C = 0,16 pÜt.; b. aus 2,0429 Grm. resultirten 0,0078 Grm. = 0,00213 Grm. C = 0,10 pCt.; Mittel: 0,13 pCt. C. Aus den angeführten Daten berechnet sich folgende Zu- sammensetzung des Meteoriten: Bere er B,6tnbt‘ Mesallischeri Ni . 7. .2 22. 71,43 Theil. EB 2,032 „ ” Mn. oh Spuren en nn ie se » ! Durch Salzsäure Bo: "9.68 \ Zersetzbarer, rsp. ee 007 in ihr :löslicher ER RR LA ONR MmOQN.. 70.05, 70,24 4 Theil. GO 0,00 MeOte ur 716,20. KO Er 70,12 Na, Ö. A NOT, SO, (Rent). ES FeO ; u ar LO, Al, 0,. a 2299 . EG: a ” | Durch Salzsäure ENG ’ ” 1 Da. a U unzersetzbarer 0 ee mn Chromeisen . . . 0,81 Kohlenstoff . . . 0,13 Ehosphor.:: 4%, 20312 99,25 / 420 Die nähere Zusammensetzung des Meteoriten ist folgende: Nickeleisen (Fe, Ni, > “a ir 1742 ns Schwefeleisen . . . Te a Kohlenstoff: ;= :. „2... 3.2.72 ea Phosphor ... ee. Durch Salzsäure a Silicate 43,91 „ h unzersetzbare „, 40,70 ,„ N Chromeisen ee... Die Zusammensetzung der Silicate ergiebt sich aus fol- gender Zusammenstellung: I. 100 Theile durch Salzsäure zerlegbarer Silicate enthalten SEO: au 01400) = 20,05 Sauerstoff. KEO 20 .21,80 ALOE 0 Ba0: u 4 252700 MeO ....:....830.26 — 20,55 Sauerstoff. MnO2-..,,34:0:98 KO: 2.- 0,86 N3,0.: 235.091 Es ıst also: SiO, :.BO.B,0) = 1. 12.09. II. 100 Theile durch Salzsäure unzerlegbarer Silicate enthalten SEQ0,r8: 2.2 29,29 = 29,48 Sauerstoff. Re... 2 29257 AL®... 2.088 CaO 3,96 = MgO 20,50 — 15,46 Sauerstofl. K,0 0,62 Na,0. 4,02 Daher ist Verhältniss des Sauerstofis der Basen zu dm der Säure = 1: 1,9. nn 421° B. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr Jentzsch an Herrn BERENDT. Ueber völlig abgerundete grosse Gerölle als Spuren Riesenkessel -ähnlicher Auswaschungen. Königsberg, den 16. Juni 1880. Durch Ihre mir freundlichst zugesandte Abhandlung „Ueber Riesentöpfe und ihre allgemeine Verbreitung in Norddeutsch- land“ haben Sie mir eine besondere Freude bereitet, da sie auf das Vollkommenste den Anschauungen entspricht, zu welchen auch ich nach mehrjähriger Thätigkeit im Flachlande gelangt bin. Ihre Ansichten und Profile von Wapno und Uelzen lassen keinen Zweifel aufkommen. Dass auch Ost- und Westpreussens Pfuhle die gleiche Deutung herausfordern, mögen Ihnen folgende Zeilen beweisen, welche ich am 21. September 1879 in mein Notizbuch schrieb: „SW. von Dirschau ragt bis 239’ Höhe ein Rücken auf, „der ganz aus Unterdiluvialsand zu bestehen scheint. Dieser „ist ziemlich reich an Glaukonit und arm (doch nicht frei) an „Geschieben. Unten am ÖOstabhang legt sich brauner Ge- „schiebemergel 4 M. mächtig, sichtlich darauf. Der Sand ist „auch hier unten geschiebearm, mit vereinzelten Kieslagen. „Auffällig sind die kleinen rundlichen kesselarti- „gen Löcher im Lehmgebiet am Fusse des Ostab- „hanges. Ganz ähnliche Reihen kleiner runder „Miniaturseeen finden sich häufig im stark coupir- „ten Lehmterrain. Sind es vielleicht Vertreter der „Riesentöpfe? Eine ähnliche Gegend ist u. A. diejenige „des Dammufers bei Marienburg.“ Seitdem hat sich diese Anschauung mehr und mehr in mir befestigt und ist zur Ueberzeugung geworden, welche ich am 2. Januar 1880 in einem der hiesigen physikalisch -ökono- mischen Gesellschaft gehaltenen Vortrage „über Riesenkessel 422 in Norddeutschland“ aussprach resp. andeutete durch den Hinweis auf gewisse völlig abgerundete grosse Gerölle, welche sich in unserem Binnenlande bisweilen im Diluvium finden, und welche ich als Spuren Riesenkessel-ähnlicher Aus- waschungen auflasste. Wir besitzen z. Z. 8 solche Gerölle, von denen 3 schon unter Ihrer Verwaltung der Sammlung einverleibt worden sind. No. 1. Granitporphyr. Fast vollkommenes Ellipsoid mit den Axen 211:186:120 Millim. Die oberflächlich etwas ver- witterten Feldspäthe lassen theilweise die zonale Umhüllung des Orthoklas durch Plagioklas erkennen, bekunden somit die Verwandtschaft mit dem, durch ellipsoidische Absonderung be- kannten Rappakiwi. Gefunden auf dem Felde bei Melonkeim, Kreis Pr.-Eylau; Einsender Thierarzt Neumann. No. 2. Quarz- und Orthoklas-reicher Granit, ohne Spu- ren oberflächlicher Verwitterung. Fast vollkommenes Ellipsoid mit den Axen 118:97:80 Millim. Gefunden 10 Meter unter der Oberfläche im Versuchsbrunnen am Reservoir der Königs- berger Wasserleitung; Geschenk des Herrn Ober - Ingenieur FeiısteL. Jener Brunnen durchsank: 3,1 M. braunen Geschiebe- lehm, 0,3M. feinen, lehmigen Sand (resp. sandigen Geschiebe- lehm); darunter 6,6 M. grauen typischen Geschiebemergel bis 10,0 M. Tiefe; darunter 3,2 M. Grand resp. grobkörnigen Spathsand bis 13,2 M. Tiefe; darunter 7,8 M. grauen typischen Geschiebemergel bis 21,0 M. Tiefe. Das Gerölle lag also an der Basis eines Geschiebemergels, und zwar innerhalb eines sogenannten Steinpflasters, welches sich durch den ganzen Brunnen hindurchzog. No. 3. Granit; die Feldspäthe sind theilweise, aber nicht sämmtlich, oberflächlich verwittert; somit zweierlei Feldspäthe, die aber nicht wie bei No. 1 sich zonal umhüllen, und auch nicht porphyrartig ausgeschieden sind. Fast vollkommenes Ellipsoid mit den Axen 112:108:82 Millim. Zu Owscharken bei Dirschau von mir selbst gesammelt in einem trockenen, kurzen Wasserriss (Parowe), welcher durch oberen Geschiebe- mergel in unteren Grand hinabreichte. Ä No. 4. Sandstein. Kugelähnliche Eigestalt mit den Axen 71:67:60 Millim. Gefunden am Wege zwischen Heiligenbeil und Thomsdorf; eingesandt durch Herrn Thierarzt Neumann. No. 5. Fast vollkommene Kugel von rothem, kieseligem Sandstein, nach den verschiedenen Richtungen 60 bis 62 Mm. Durchmesser zeigend.. Gefunden im Kreise Flatow, an der Grenze des Kreises Deutsch-Krone, durch Herrn Professor CASPARY. No. 6. Kieseliger Sandstein mit einer schichtenähnlichen Farbenstreifung, welche parallel der kleinsten und der grössten 423 Axe derart verläuft, dass die Schichten scharf gegen die Oberfläche abschneiden. Parallel einem grössten Querschnitt ist das Stück auf einer Seite abgeplattet, auf der entgegen- gesetzten stärker gewölbt, auch sonst nicht ganz gleichseitig, aber überall (wie die vorhergehenden) vollkommen zugerundet, so dass es eine brodähnliche Gestalt repräsentirt. Gefunden zu Neufiet bei Schöneck in Westpreussen. Geschenk des. Herrn Lieprke. Axen 242:172:101 Millim. No. 7. Dichter Kalkstein, wahrscheinlich silurischer Chas- mops-Kalk. Eine kleine, leicht rollende Kugel von 33 Mm. Durchmesser, deren durchweg glatte, abgerollte Oberfläche gleichwohl viele kleine abgeplattete Stellen zeigt. Gefunden im unteren Geschiebemergel zu Pogrimmen bei Darkehmen durch Herrn Stadtrath Dr. Hexschr. No. 8. Kieseliges Senongestein, sogen. harte Kreide. Ein relativ unvollkommenes Ellipsoid, welches, im Vergleich mit den gewöhnlichen grossmuscheligen Bruchstücken unserer harten Kreide, dennoch auf’s Deutlichste eine starke Abrollung mit Tendenz zum Ellipsoid erkennen lässt. Axen 70:63:51 Mm. Von mir selbst gesammelt zu Englischbrunn bei Elbing an der Basis von ca. 1 Meter Geschiebelehm über Unterdiluvial- grand. ; Aus vorstehender Aufzählung geht hervor, dass am häu- figsten Granit und Sandstein in regelrechten Ellipsoiden vor- kommen. Bei ersteren ist die Neigung zu sphäroidischer Ab- sonderung bekannt, und letzterer bildet bei uns sehr häufig concretionäre, kugelähnliche, resp. aus vielen Kugelsegmenten zusammengesetzte Gestalten. Wir müssen somit annehmen, dass auch in den vorliegenden Fällen No. 1 bis 5 von vorn- herein ein sphäroidisches Geschieben vorgelegen hat. Dass jedoch nur eine Abrollung in mächtig bewegtem, sprudelndem . Wasser die jetzige vollkommen gerundete und glatte Ober- fläche erzeugen konnte, lehrt ein Blick. Ganz unzweifelhaft ist die Abrollung bei so unregelmässig brechenden Gesteinen wie No. 7 und 8, und bei so scharf abschneidender Schichtung, wie sie No. 6 zeigt. Das letztere Stück zeigt zugleich durch seine beträchtlichen Dimensionen, dass nur Wasser von äusserst heftiger, also strudelnder Bewegung, es abzurollen vermochte. Es wiegen nämlich No. 6 6,25 Kilo, ferner No. 1 6,8 Kilo, No. 2 1,3 Kilo und No. 3 1,4 Kilo. Die Lagerstätte ist überall fern vom Meer, welches allein jetzt bei uns ähnliche Gestalten in der Brandung erzeugt; so weit bekannt, steht sie in Beziehung zum (diluvialen) Geschiebemergel, und bei No. 2 und 8 ist sie sicher, bei No. 3 wahrscheinlich die Basis des Geschiebemergels. Ich bin üeberzeugt, dass ähnliche grosse Rollsteine sich A244 bei gehöriger Aufmerksamkeit im ganzen Gebiete unseres Di- luviums finden werden und dass sie nur erklärt werden können durch Strudel der Gletschergewässer. Ich wünschte, durch vorstehende Notiz die Aufmerksamkeit zu lenken auf diese Spuren der Wasserthätigkeit, welche für eine richtige Theorie des Diluviums, resp. der näheren Verhältnisse des Diluvial- gletschers nicht minder unentbehrlich sein dürfte, wie die so allgemein verbreiteten polirten, geritzten und geschrammten Geschiebe, die Zeugen der Bewegung des Eises. 2. Herr A. RemeEL£ an Herrn Tan. Lieeıscha. Ueber Basaltgeschiebe der Gegend von Eberswalde. Eberswalde, im Juni 1880. Als wir vor einem Jahre an einer von unserem Collegen Daues veranstalteten Excursion nach den nördlich von hier gelegenen Steingruben bei Chorinchen uns betheiligten, sprach ich mit Ihnen bereits über vereinzelt im hiesigen Diluvium vor- kommende Geschiebe von Basalt, sowie auch von gewissen Gesteinen, die äusserlich dem Basalt ähnlich sind. Was die Basaltgeschiebe anbelangt, so wurden sie in hiesiger Gegend zuerst im Sommer 1875 von einem meiner früheren Zuhörer, dem jetzigen Forstcandidaten Herrn v. ALten, aufgefunden, und zwar bei Heegermühle, °/, Meilen westlich von der Stadt Eberswalde, in einer übrigens besonders an Sedimentärgeschie- ben reichen Grandablagerung des unteren Diluviums, welche den unteren Geschiebemergel überdeckt; ich habe darüber be- reits in der Juni- Sitzung des genannten Jahres der geolo- gischen Gesellschaft eine kurze Mittheilung gemacht (diese Zeitschr. XX VII. pag. 481). Es kann dies wohl als der erste zuverlässige Fund dieser Art in der Mark Brandenburg be- zeichnet werden. Während GirarD (Die norddeutsche Ebene, Berlin 1855. pag. 52)- ihr gänzliches Fehlen angiebt, hatte freilich KLöpen (Beiträge zur mineralog. und geognost. Kennt- niss der Mark Brandenburg, IV. Stück, 1833. pag. 44) be- . hauptet, dass Basalte bei Berlin und Potsdam, sowie auch bei Oderberg i. d.M. nicht selten seien. Allein wenigstens für die grosse Mehrzahl der Fälle ist hier eine Verwechselung mit aller- dings häufiger vorkommenden Geschieben eines schwarzgrauen bis mattschwarzen, dichten und trappähnlichen Gesteins anzu- 4: > _ nehmen, das wohl zum Diabas gehört und mit der in Ihrer Arbeit über „die in Form von Diluvialgeschieben in Schlesien _ vorkommenden massigen, nordischen Gesteine“ pag. 33. unter 8. f erwähnten Diabas - Varietät von Sacrau übereinstimmen dürfte. Diese dichten oder auch sehr feinkörnigen Diabase sind in der That zum Theil im Aussehen gewissen Basalten ausnehmend ähnlich. Durch das specifische Gewicht lassen sie sich vom Basalt nicht unterscheiden, obwohl im Allgemeinen die Diabase ein etwas geringeres Volumgewicht besitzen. So ergab dessen Bestimmung bei einem sehr feinkörnigen schwar- zen Stück von Heegermühle 2,994 bei 21° C.; ferner bei zwei dichten Fragmenten von demselben Fundort: a. schwarz, mit Schwefelkiesanflug, im Uebrigen sehr basaltähnlich, 2,905 bei 22° C.; b. schwarzgrau mit kleinen dunkelrothen Streifen, 2,892 bei 22°,5 C. Bei diesen verhältnissmässig etwas hohen Zahlen ist der Schwefelkiesgehalt der betreffenden Diabase in Anschlag zu bringen. Zu ihrer Unterscheidung vom Basalt sind besonders zu beachten die weniger tiefe, mattere, schwarze Farbe, die fast regelmässige Einmengung von Eisenkies und das öftere Vorhandensein kleiner hellgrauer, z. Th. in’s Grünliche spielender Plagioklase, welche unbeschadet der im Ganzen krypto- ‚krystallinischen Ausbildung porphyrartig eingesprengt sind. Während nun besonders durch neuere Beobachtungen dar- gethan worden ist, dass Basaltgerölle in verschiedenen nörd- lichen Distrieten unseres Flachlandes reichlicher auftreten und stellenweise sogar häufig sind, wie in Schleswig-Holstein nach Fack, Meyn und ZirkeL, am Wellener Bach östlich der Weser- mündung nach H. O. Lane und zumal bei Hamburg nach ZIMMERMANN und GOTTScCHE —, gehören Basalte nordischen Ur- sprungs in den centralen und südlicheren Theilen Norddeutsch- lands jedenfalls zu den seltenen Erscheinungen. Herr A. Penck- hat solche, wie Ihnen bekannt, vor wenigen Jahren aus dem Geschiebelehm bei Leipzig beschrieben (N. Jahrb. f. Mineral. etc. 1877. pag. 245). In der Mark ist dafür bis jetzt die hiesige Gegend die einzige sicher beglaubigte Oertlichkeit, und weiter nach Osten fehlen sie gänzlich. Es schien mir daher von besonderem Inreresse zu sein, die wenigen hierorts gefundenen Geschiebe, weiche ich zum Basalt glaubte stellen zu dürfen, einer genaueren Untersuchung zu unterwerfen, um wo möglich auch einigen Aufschluss über ihr wahrscheinliches Ursprungsgebiet zu erlangen. Es lagen mir drei bei Heegermühle gefundene Stücke vor, sämmtlich von geringeren Dimensionen (nicht über faustgross) und kaum an der Oberfläche verwittert. Ueber die allgemeinen physikalischen und petrographischen ChaelEsr derselben schicke ich Fol- gendes voraus: No. 1. Von intensiver, stellenweise pechartig schwarzer Farbe. Olivin in einzelnen, bis reichlich erbsengrossen Körnern vorhanden, lebhaft olänzend, srün bis grünlichgelb, von deutlich flach muscheligem Bruch. Spee. Gew. 2,862 bei 20° C. No. 2. Tiefschwarz und im Ganzen dem vorigen Stück sehr ähnlich. Enthält eine nahezu 15 Cm. lange und 4 Cm. breite Ausscheidung eines grünen durchscheinenden, stellen- weise irisirenden Minerals, welches gleichfalls Olivin zu sein scheint; neben dem Hauptblätterdurchgang ist freilich noch eine zweite Spaltungsrichtung wahrzunehmen, wie man’ sie sonst beim Olivin in gleicher Deutlichkeit nicht beobachtet, dagegen zeigt sich auch hier ein muscheliger Bruch, verbunden mit einem etwas in’s Fettartige übergehenden Glanz, während die Spaltungsflächen sehr stark glasglänzend sind. Spec. Gew. 2,872 bei 20° C. No. 3. Schwarz mit einem schwachen Stich in’s Bläuliche. Ohne makroskopischen Olivin, jedoch mit Mandeln von weiss- lichem Quarz, welche als innerste Ausfüllung Kalkspath ent- halten und erbsen- bis beinahe haselnussgross sind. Spec. Gew. 2,882 bei 17° C. Die mikroskopische Untersuchung der Dünnschliffe dieser Geschiebe zeigte mir nun sofort, dass sie sämmtlich plagioklas- reiche, mit einer glasigen Basis versehene massige Gesteine sind. So deutlich jedoch der trikline Feldspath in langsäulen- förmigen Kryställchen mit sofort in die Augen springender Zwillingsverwachsung hervortritt, ist dagegen der Augit viel weniger scharf ausgeprägt und zeigt sich eine auffallende Ar- muth von Olivin unter den mikroskopischen Gemengtheilen, obschon dieses Mineral, wenigstens bei No. 1, makroskopisch so gut entwickelt ist. In grösster Deutlichkeit hinwiederum lässt das Mikroskop Magneteisen erkennen, reichlich in No. 1 . und 2, spärlicher, jedoch in etwas gröberen Individuen, bei No. 3. | Nach dem Aussehen und dem mikroskopischen Befunde glaubte ich in den fraglichen Stücken Feldspathbasalte der Gruppe III. b in Zirker’s Eintheilung (die mikroskop. Be- schaffenheit der Mineralien und Gesteine 1873. pag. 429) an- nehmen zu können. Andererseits hat indess das mikrosko- pische Bild von No. 1 und 2 viel Aehnlichkeit mit dem des Feldspathbasalts von Dunglass bei Glasgow (ib. Gruppe IV. b). Bei No. 1 ist die Basaltnatur wohl ganz unleugbar; was No. 2 angeht, so könnte nach den äusseren Merkmalen eher noch ein Zweifel Platz greifen, allein dem steht entgegen, dass die mi- kroskopischen Bilder der beiden Stücke keinerlei wesentliche Verschiedenheit darbieten. In dieser Hinsicht weicht dagegen No. 3 einigermaassen ab. Sehr eigenthümlich sind im Dünn- ee > ME EEE RD % ER 427 . _ schliff des letzteren Geschiebes kleine, vielfach unterbrochene und z. Th. nur durch Umrisse angedeutete Krystalle von gelbbräunlicher Farbe und mit einem regelmässigen Netzwerk feiner dunkler, sich rechtwinklig kreuzender Streifen versehen, über die ich mir keine bestimmte Ansicht zu bilden ver- mochte; mehrfach sieht man, wie diese Gebilde unmittelbar mit einem schwarzen undurchsichtigen Fragment eines Magnet-. eisenkryställchens verbunden sind (wodurch der unten angege- bene Deutungsversuch ZIrkeL’s unterstützt wird). Man könnte bei dem Stücke No. 3 an eins der im märkischen Diluvium häufiger sich findenden Melaphyr-Geschiebe, wie deren nach Ihren Beobachtungen ja auch in Schlesien vorkommen, denken. Vor dieser eruptiven Gebirgsart, für deren Herkom- men noch kein Anhaltspunkt gewonnen ist, habe ich selbst in hiesiger Gegend viel gesammelt, und kann danach nur be- merken, dass die betreffenden Gerölle in ihrem petrographi- schen Habitus doch sehr bedeutend von jenem basaltartigen Geschiebe No. 3 sich unterscheiden. Ihre Grundmasse hat nicht die homogen schwarze Farbe des letzteren Stückes, die- selbe ist vielmehr dunkel violettroth bis bräunlichroth oder rothbraun und manchmal ziemlich unrein gefärbt. Besagte Melaphyre sind theils porphyrartig mit grösseren grünlich- weissen oder grünlichgrauen Plagioklas-Einsprenglingen, die oft eine vorzüglich schöne Zwillingsstreifung zeigen, theils und häufiger noch mandelsteinartig ausgebildet, und mitunter sind beide Ausbildungsarten gleichzeitig vorhanden. Die Mandel- bildungen bestehen vorwiegend aus Kalkspath, Quarz und Chalcedon, ausserdem aber enthalten sie fast immer Delessit, welcher in körnigen oder auch kleinstrahligen Aggregaten von lebhaft dunkelgrüner Farbe auftritt; derselbe bildet gewöhnlich die äussere Schale der Mandeln, bisweilen jedoch wird deren ganze Masse von Delessit ausgemacht. Von diesem in den Melaphyr - Geschieben fast stetig in namhafter Menge auftre- tenden chloritischen Mineral ist nun in dem Gestein No. 3 keine Spur zu sehen, wodurch allerdings die Möglichkeit, dass letzteres dennoch Melaphyr sei, keineswegs ausgeschlossen ist. Die Quarzmandeln sprechen sogar mehr noch dafür, dass solche in Basaltmandelsteinen weitaus seltener sind. Da im Bereich der nordischen Länder Basalte nur in Schonen, also im südlichsten Theile Schwedens, bekannt sind, so wird man naturgemäss auch dort, von wo ja sehr wahr- scheinlich auch einige unserer sedimentären Gerölle stammen, die Heimath der norddeutschen Basaltfindlinge, soweit sie nicht in der Nachbarschaft der Gebirgsgegenden vorkommen, zu suchen haben. Am nächsten lag es, an. das Gestein von Anneklef bei Hör in Schonen zu denken, einen Feldspath- 428 basalt mit einer nur unbedeutend durch höchst feine Ausschei- dungen entglasten Basis, welcher vor Längerem schon durch ZIRKEL untersucht worden is. Um über diesen Punkt und andere sich erhebende Fragen von competentester Seite Auf- klärung zu erhalten, sandte ich die besprochenen Geschiebe No. 1— 5 nebst den zugehörigen Dünnschliffen an Herrn FerD. ZIRKEL und hatte die Freude, von diesem Forscher ein längeres Antwortschreiben, datirt Leipzig den 14. Januar 1876, zu erhalten, dessen Wortlaut ich nachstehend mitzutheilen mit erlaube: | | „Gestern und heute habe ich die übersandten Sachen ge- nauer angesehen, und ich theile Ihnen im Folgenden einige Bemerkungen darüber mit. „Genau stimmt eigentlich keiner der Basalte mit dem Vorkommniss von Anneklef in Schonen, welches ich früher einmal untersuchte, namentlich weil das letztere viel glasreicher ist und besser gestaltete Augite enthält. Doch ist das gewiss kein Grund dafür, die Stücke nun nicht aus jener Gegend abzuleiten, da wir ja so viele Beispiele davon besitzen, dass selbst ein und dieselbe Basaltkuppe an verschiedenen Stellen noch grössere Differenzen aufweist. Etwas anderes wäre es, wenn die betreffenden Stücke überhaupt eine für Schweden fremde Mineralcombination, etwa einen Leueitbasalt, darstellten. In No. 1 ist das körnelige (oder, wie man jetzt neuerdings sagt, globulitische) bräunliche Glas zwischengeklemmt, recht hübsch, reichlicher und besser noch ist es in No. 2 entwickelt, wo es genau mit der amorphen Materie in den Basalten, z. B. von Dunglass in Schottland, von Smolnik in Ungarn, überein- stimmt. Gerade mit diesem Typus bin ich in der letzten Zeit recht vertraut geworden, denn unter ca. 100 Basalten, die ich aus den amerikanischen Territorien von Utah und Nevada untersuchte, erwiesen sich ca. ”/, in ermüdender Monotonie ebenso zusammengesetzt. Reizend sind in No. 1 die zierlichen Magneteisenskelette. Sonderbar ist, dass in allen drei Stücken der Olivin, der doch makroskopisch so gut zu sehen, unter dem Mikroskop so überaus spärlich erscheint. Die Augite sind überall recht schlecht individualisirt, manchmal sind es nur körnige Aggregate. Die lichtgrüne oder blau - seegrüne Materie, welche in allen eine Rolle spielt, möchte ich aber nicht für Glas halten, sondern darin ein Umwandlungsproduct, zu dem sogen. Viridit gehörig, erblicken, welches wohl in erster Linie aus den eingeklemmten globulitischen Glaspartieen hervorgegangen sein mag. Denn erstens hat man bis jetzt niemals wirkliches grünliches Glas in solchen Gesteinen beob- achtet (was Benrens von grünlichem Glas in skandinavischen Dioriten sagt, beruht auf Irrthum!); sodann steckt ja schon e 2 Rn 429 FT diesen Gesteinen bräunliches Glas. Und ferner beob- achtet man namentlich in No. 3, wie diese grüne Substanz mikroskopische Spältchen ausfüllt. Sie stützen sich gewiss auf die mitunter zu beobachtende einfache Brechbarkeit, und z.B. an den dünnen Rändern, wo nichts darüber und darunter liegt, da ist die grüne Materie in der That manchmal entschieden isotrop. Aber manchmal ist schon Viridit, und zwar der aller-- unzweifelhafteste, in amorpher Verfassung beobachtet worden, was uns am Ende nicht Wunder nehmen kann. An vielen Stellen reagirt aber die grüne Substanz ganz entschieden auf polarisirtes Licht, und vielfach sehen Sie, wie ihr Rand fein- faserig ausgefallen ist. Das kann dann kein Glas sein. „Leider kann auch ich Ihnen nichts Bestimmtes über die Dinge in No. 3, die braungelben oder orangefarbigen Lamellen, durchzogen von den dunkleren, netzförmigen Strichen, mit- theilen. Das Präparat enthält unzweifelhaft Läppchen von Eisenoxyd mit genau derselben Farbe, welche besonders in der Nachbarschaft von Magneteisen auftreten. Die Grund- substanz jener Gebilde stimmt damit so überein, dass, wenn in ihnen nicht die Strichnetze wären, Jedermann dieselben gewiss auch für Eisenoxyd erklären würde. Wie kommen aber die anscheinend rechtwinklig sich kreuzenden Striche in das hexagonale Mineral? Ist es eine Pseudomorphose von Eisenglanz nach Magneteisen, wobei von dem letzteren gewisse Lamellen oder Balken, entsprechend den regulären Axen, als minder leicht angreifbar übrig geblieben sind, ähnlich wie in dem weisslichen Umwandlungsproduct des Titaneisens (der Diabase) auch schwarze unzersetzte Striche noch hervortreten? Drei Herren, die sich vielfach mit mikroskopischen Dingen abgegeben, Wıcnwann, DATHE und SVEDMARK, wussten auch ‘ keine recht befriedigende Deutung. Sonderbar ist übrigens noch, dass die Striche mitunter über den Rand der braunen oder rothgelben Grundsubstanz hervorragen.“ Der Brief schliesst mit der Bemerkung, dass die Unent- schiedenheit betreffs des letzten Punktes der unausgesproche- nen, fremdartigen Natur der Objecte zur Last zu legen sei. Es war nun anfangs meine Absicht, die in der Ebers- walder Gegend verbreiteten Gerölle krystallinischer Massen- gesteine einer eingehenden Bearbeitung zu unterziehen. Hiervon kam ich jedoch zurück, da ich allmählich meine Aufmerksam- keit immer mehr dem Studium der hiesigen fossilführenden Silurgeschiebe zuwandte, die in ungeahnter Zahl und Mannich- faltigkeit von mir aufgefunden oder mir zugebracht wurden. Um so erwünschter war es mir, dass Herr Kıockuann auf Ihre Veranlassung hin die Untersuchung der drei Heegermühler Fundstücke in die Hand nahm. Das Stück No. 4, welches ich 430. denselben beigefügt habe, ist von einem grösseren, mit einer dünnen, bräunlichgrauen Verwitterungsrinde versehenen Block abgeschlagen und wurde ein paar Jahre später beim Dorfe Heckelberg an der Berliner Chaussee, ungefähr 1, Meilen südlich von Eberswalde, gefunden. Ich brauche nicht erst zu sagen, dass letzteres Geschiebe schon makroskopisch sofort als ein typischer Basalt sich kennzeichnet, da es ganz durchsetzt ist von kleinen Olivinkörnchen; daneben sieht man einzelne Kalkspathnesterchen. Das spec. Gew. dieses Gesteins, dessen mikroskopischer Charakter voraussichtlich erhebliche Verschie- denheiten von dem der anderen Stücke darbieten wird, fand ich: bei. 482,920: = 8,032. Rt C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der April - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 7. April 1880. Vorsitzender: Herr WEBSsKY. Das Protokoll der März-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Bergreferendar Dr. Gustiv PrinesHem, vorgeschlagen durch die Herren Rorn, Daues und LiEBIScH; Herr Herrmann Hamm, stud. rer. nat. aus Osnabrück, z. Z. in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren Berrıch, LisBısch und Danmss; Herr Dr. E. Naumann, Director der geologischen Landes- . anstalt zu Tokio in Japan, vorgeschlagen durch die Herren ZıtTeL, GÜNBEL und Danmes. Der Vorsitzende theilte der Gesellschaft die folgende Ant- wort auf die von der Gesellschaft der Socitete Geologique de France zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestehens übersandte Addresse mit: | Paris, le,2 avril 1880. Monsieur les President, 4 L’adresse si flatteuse que vous avez bien voulu nous faire parvenir a ete lue hier, au milieu d’applaudissements ) unanimes, a la seance de celebration du einquantenaire de . la Societe Geologique de France. Elle restera dans nos ü archives comme un precieux temoignage de la maniere dont les efforts de notre Societe ont ete apprecies au dehors. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 2, 38 452. Je suis particulierement heureux, Monsieur le President, de la mission qui m’ineombe de venir vous exprimer la gratitude de mes confreres, et qui me !met ainsi en rela- tions personnelles avec les geologues les plus eminents de l’Allemagne du Nord, dont j’ai depuis longbenup appris & admirer les importants travaux. Veuillez agreer, Monsieur le en: l’assurance de ma plus haute consideration. Le President de la Societe Geologique de France A. DE LAPPARENT. Herr Cr. ScuhLürer sprach über paläozoische Corallen aus den Rheinlanden. ') Herr A. RemELE sprach über mehrere, zumeist neue Lituiten, welche in norddeutschen Geschieben vorkommen, und legte dabei eine Anzahl der seiner Darstellung zu Grunde lie- genden Exemplare, darunter auch die Originale der neuen Arten, der Gesellschaft vor. Zuerst von WAHLENBERG ist bei dieser Gattung gekrümm- ter Cephalopoden zwischen perfecten und imperfecten Lituiten unterschieden worden, und dieser Eintheilung ist QuEnsTEDT in seinen paläontologischen Werken sowie auch C. Lossen ?) in seiner verdienstlichen Arbeit über Lituiten im Wesentlichen beigetreten. Letzterer bezeichnet, übereinstim- mend mit QuEnsSTEDT, als perfectiores solche Formen, die eine kleine Spirale und einen sehr langen geraden Theil haben, und als imperfectiores diejenigen, welche bei grosser Spirale sich nur wenig in gerader Linie erstrecken. Nun hat aber WanHtengerG als Beispiel eines imperfecten Lituiten eine mit langem gestreckten Arm versehene Form speciell hervor- gehoben, welche in Knorr’s und Warch’s Naturgeschichte der Versteinerungen, Suppl.-Taf. IV. b. Fig. 1, bereits abgebildet und mit dem gleich zu erwähnenden Lituites Decheni identisch ist; und auch bei andern Arten derselben Gruppe ist eine solche grössere Ausdehnung des freien Schalentheils zu beob- achten. Dabei ist die zumeist, aber nicht immer von zusam- mengeschlossenen Windungen gebildete Spiralscheibe der imper- fecten Lituiten zwar häufig von relativ grosser Breite (Lituites Danckelmanni ete.), zuweilen aber auch von kleinerem Durch- messer (Lituites Decheni). Ein wesentliches, bisher nicht genügend berücksichtigtes Moment für die Unterscheidung der beiden Abtheilungen beruht in der Form des gestreckten Arms; !) Der Vortrag wird als Aufsatz mit Abbildungen begleitet zum Abdruck kommen. 2) Diese Zeitschrift, XII. pag. 15. 433 _ wenn man dieses in Betracht zieht, so lässt sich die Einthei- _ Jung in nachstehend angegebener Weise charakterisiren !): a. Lituitae perfecti. Gestreckter Arm gerade, nur im Anfangstheil etwas einwärts gedrückt, hoch hinauf = gekammert und eine beträchtliche Länge erreichend. Sipho zwischen Mitte und Bauchseite, theilweise auch dem Cen- trum sehr genähert. | b. Lituitae imperfecti. Gestreckter Arm sichel- förmig gekrümmt, bald lang, bald kurz. Wohnkammer ent- weder schon innerhalb der Spirale beginnend, oder am Anfangspunkte des freien Schalentheils, oder erst im ge- streckten Arm. Sipho in allen möglichen Lagen mit Aus- nahme der ganz dorsalen durchbrechend. Diejenigen imperfecten Lituiten, welche einen der Bauchseite (1. e. der concaven Seite) genäherten oder dieselbe berührenden Sipho besitzen, haben mit sehr wenigen Ausnahmen (wie Lituites antiquissimus EICHw. sp.) einen seitlich comprimirten oder runden Querschnitt, wogegen alle dem Redner bekannten Arten, deren Sipho dem Rücken (oder der convexen Seite) bedeutend näher liegt, zwischen Innen- und Aussenseite schmaler sind als zwi- schen den beiden Seitenflächen. °) Bekamntlich ist die Gattung ZLituites ihrer verticalen Verbreitung nach auf die Silurperiode beschränkt. Die perfeeten Lituiten, von denen man nur drei demnächst an- zuführende Arten kennt, beschränken sich auf den Ortho- cerenkalk, und zwar, wie es scheint, speciell auf das untere Echinosphäriten - Niveau Fr. Schuprs. Was die in weit grösserer Artenzahl auftretenden imperfecten Lituiten betrifft, so scheinen sie schon etwas früher zu beginnen, da ihre ersten Vertreter in Fe. Scumipr’s Vaginatenkalk, also im tieferen Theil des gewöhnlich als Orthocerenkalk bezeichneten Schichten- systems, sich zeigen; obwohl hauptsächlich diesem letzteren 2) Ausser Acht bleiben hier die in mehrfacher Beziehung abwei- chenden Lituiten-artigen Formen mit kurzem, jedoch kaum gekrümm- tem oder selbst geradem freien Arm und mit dreitheiliger Mündung, welche Barranpe als Arten des Subgenus Ophidioceras aus der ober- silurischen Etage E Böhmens beschrieben hat. ® 2) Da bei Litwites lituus der Ausschnitt des Triehters an der mehr- - theiligen Mündung auf der äusseren Seite des Gewindes liegt, so müsste letztere bei den Lituiten, zoologisch betrachtet, wie bei Nautilus eigent- lich als die Bauchseite, die innere concave dagegen als die Rückenseite gelten. Die umgekehrte, bei den Paläontologen übliche Bezeichnungs- weise hat sich jedoch so eingebürgert, dass sie zunächst wohl am besten beibehalten wird, um so mehr da es bei den meisten fossilen Cephalopoden noch sehr zweifelhaft ist, welche Lage das lebende Thier in der Wohnkammer hatte. 28 A434 Schichteneomplexe überhaupt eigen, treten sie doch auch in höheren Horizonten des Untersilur stellenweise ziemlich zahl- reich auf und gehen mit abnehmender Häufigkeit in die ober- silurische Abtheilung aufwärts. Besonders schöne Reste der im Ganzen ziemlich seltenen Gattung sind gerade in Silurgeschieben des norddeutschen Di- luviums vorgekommen. . ‘IL. ‚Perfecte Lituiten. 1. Lituites lituus Montrort und 2. Lituites perfectus WAHLENBERG. Diese beiden Arten sind, wie bekannt, einander sehr ähnlich, und einige Paläontologen neigen sogar zu der Ansicht hin, dass sie nicht specifisch zu trennen seien. Der augenfälligste Unterschied liegt darin, dass bei Lituites lituus die Umgänge des eingerollten Theils dicht aneinander liegen, während sie bei Zitwites perfectus sicht nicht berühren. Schon aus den ältesten Abbildungen dieser Fossilien, nämlich der ersteren Art bei Jac. TuEopD. Krem, Descriptiones tubulorum marinorum, 1751, T. V. Fig. B, und der letzteren bei Jon. Pnır. Breyn, Dissertatio physica de Polythalamiis, 1752, T. I. Fig. 11, ist der angegebene Unterschied ersichtlich. Indessen ist doch der gegenseitige Abstand der losgelösten Windungen bei Lituites perfectus ein variabler: neben Exemplaren mit weit abstehenden Umgängen findet man solche, bei denen dieselben mehr oder weniger nahe aneinander gerückt sind. Dagegen giebt es einige andere Unterschiede, welche sich bei den Beob- achtungen des Vortragenden als wesentlich constant erwiesen haben. Es sind dies für Zituites lituus namentlich folgende: 1. der Durchmesser der Spirale ist namhaft geringer (22 bis 24 Mm., wogegen derselbe bei zahlreichen Stücken von Zztuites perfectus ziemlich übereinstimmend —= 31 Mm. gefunden wurde), und das Gehäuse nimmt unterhalb des geraden Arms rascher an Dicke ab, während letzterer dem entsprechend auch nach vorne hin ein schnelleres Wachsthum zeigt '); 2. die Umgänge haben in dem eingerollten Theil einen weniger abgeflachten Querschnitt, da im Bereich der letzten Windung die Entfer- nung der beiden Seitenflächen zur Höhe sich etwa wie 4:5, bei der anderen Art dagegen wie 2:3 verhält; 3. die Einwärts- biegung des freien Arms zunächst oberhalb der Spirale ist stärker ausgeprägt, andererseits geht jener auch bei Lituites !) Letzteres ist auch schon von ©. Lossen richtig constatirt wor- den, indem er die Dickenzunahme des gestreckten Arms für Litwites per -fectus = 1/,,; (nach der Breyn’schen Figur) und = !/; für Litwites hituus angiebt. x : L ir N 455 perfectus mit allmählicherer Krümmung in das Gewinde über; ‚4. die Kammern sind niedriger, im mittleren Theil der Schluss- windung etwa 2 Mm., in der unteren Partie der gestreckten Fortsetzung im Allgemeinen 3— 4 Mm. hoch, während die entsprechenden Höhen bei Lituites perfectus resp. 2,5 —3 Mm. und 5—6 Mm. betragen. Die Wohnkammer von Litwites lituus, welche oft in sehr. dicken Fragmenten gefunden wird, ist seit Langem bekannt. Was die Wohnkammer von Zituites perfectus anbelangt, so hat der Redner sie noch nicht in unmittelbarer Verbindung mit der Spirale beobachtet; jedoch glaubt er dieselbe in einigen sehr wenig conischen Stücken aus Geschieben von hellgrauem Orthocerenkalk annehmen zu dürfen, von denen eines von einem kleinen gekrümmten Bruchstück jener nämlichen Art begleitet war. Diese Fragmente erreichen bei weitem nicht die Dicke der Endtheile von Zituites lituus. Der auffallendste Unter- schied von letzterem besteht aber darin, dass die Ringwülste, namentlich gegen das Ende der Wohnkammer hin, schmaler und weit zahlreicher bei noch engeren Zwischenräumen sind, und dass auch die Querstreifen viel gedrängter stehen; von letzteren zählt man unterhalb des Mundrandes, welcher zwei kurze seitliche Fortsätze zeigt, gegen 120 auf 30 Mm. Länge. Ueber das Vorkommen der beiden besprochenen Arten in Geschieben ist Folgendes zu bemerken. Die schönsten Reste von Lituites lituus fanden sich in der Gegend von Eberswalde in Geröllen des gemeinen rothen Orthocerenkalks. Sie stimmen absolut überein mit einem Exemplar dieser Art in rothem, graugrün geflecktem Kalk von Oeland, welches das Berliner paläontol. Museum aufbewahrt, und weisen auf den oberen rothen Orthocerenkalk der genannten Insel hin. Ausserdem wird Lituites lituus nicht gerade selten in unseren grauen Ortho- cerenkalken angetroffen, und zwar in solchen, die meist eben- falls speciell an Oeland oder an Silurschichten des schwe- dischen Festlandes erinnern. Lituites perfectus wurde bisher in Geschieben von rothem Orthocerenkalk der Gegend um Ebers- walde nur zweimal beobachtet. Häufiger liegt dieser Lituit in grauen Kalken, welche zwar auch bisweilen mit schwedischen Gesteinen harmoniren, aber doch grösstentheils nach ihren sonstigen organischen Ueberresten und ihrem Aussehen mehr auf Ehstland weisen. Sämmtliche Geschiebekalke mit Lituites lituus oder per- feetus entsprechen höher liegenden Schichten des schwedischen Orthocerenkalks (Oeland, Kinnekulle, Dalekarlien), beziehungs- weise dem unteren Echinosphäriten- Niveau Ehstlands nach Fr. ScHmipr. 436 3. Lituites Hageni nov. sp. Am meisten in die Augen fallend bei dieser ausgezeichneten Art ist die bedeutende Grösse der Spirale (54 Mm. Durchm.) und die sehr rasche, geradezu trichterförmige Dickenzunahme des freien Schalentheils, inden der zwischen Bauch- und Rückenseite gemessene Basisdurch- messer des Conus sich zur Höhe wie 1:3,5—4 verhält.) Dieser gerade Arm ist in einer Länge von 4'/, Cm. beobachtet, wo- bei die Kammerwände indess noch bis zum oberen Einde hinaufgehen. Die Höhe der Schale verhält sich zur Breite innerhalb des letzten Umgangs wie 4:3; der Sipho liest, ähnlich wie bei den vorigen Arten, zwischen Centrum und Innenseite, jedoch ersterem in stärkerem Maasse genähert. Sehr merkwürdig ist sodann der Verlauf der Querstreifen, welche zwar (gleichwie die Ringwülste) in ihren allgemeinen Cha- rakteren wie bei Lituites lituus und perfectus beschaffen sind, jedoch auf dem Rücken einen so tiefen Sinus bilden wie bei keinem anderen Lituiten (bis zu 16—18 Mm. Abstand zwischen dem höchsten und tiefsten Punkte); die ganze Schalensculptur er- innert sehr an die weit jüngere Olymenia undulata MÜNSTER. Das so eben besprochene Fossil ist in 2 Exemplaren, von denen das eine dem Berliner paläontologischen Museum über- wiesen wurde, in einem selten vorkommenden Geschiebe in der grossen Kiesgrube am Bahnhof Eberswalde gefunden worden. Es war dies ein grösseres plattenförmiges Stück eines hell- grünlichgrauen, von violettrothen und bräunlichgelben Flecken oder Streifen durchsetzten Kalksteins, für welchen der Vor- tragende die Benennung „fleckiger Orthocerenkalk“ gewählt hat. Diese Geschiebe - Art schliesst sich durch ge- wisse Versteinerungen, namentlich durch das zahlreiche Auf- treten von Resten einer grösseern Megalaspis- Art, auf’s Innigste an die Gerölle des gemeinen rothen Orthocerenkalks mit vor- herrschenden regulären, meist stark conischen Orthoceras- For- men sowie mit Litwites lituus und perfectus etc. an. Ueberdies kommt in dem nämlichen rothen Kalke auch Zituites Hageni vor. II. Imperfecte Lituiten. _ 1. Litwites Decheni nov. sp. Diese durch Eleganz der Form hervorragende Art ist zunächst verwandt mit ZLituites imperfectus 2) Durch dieses rasche Anwachsen der gestreckten Fortsetzung des Gehäuses bildet die betrachtete Species einigermaassen einen Deber- gang zu den eisenthümlichen Formen, welche Borr unter dem Namen Lituites undulatus und Litwites Breynüi beschrieben hat, und die besonders in der Sammlung des Herrn MAscke zu Göttingen aus grauen Ortho- cerenkalken von Königsberg i. Pr. in sehr schönen Exemplaren ver- treten sind. 437° WAHLENBERG (Quenst.) aus dem Ehstländischen Vaginatenkalk und dem südlichen Schweden, lässt sich jedoch von demselben durch ihre ganz abweichenden Grössenverhältnisse sowie meh- rere andere Merkmale sehr leicht unterscheiden. Die aus zwei sich berührenden Umgängen bestehende Spirale hat 40 Mm. Durchmesser; daran schliesst sich ein stark sichelförmig ge- krümmter freier Arm, welcher an dem einzigen vorliegenden Stücke in der relativ bedeutenden Länge von 8,5 Cm. erhalten ist. Ursprünglich muss derselbe noch erheblich länger gewesen sein, da die Kammern bis zum oberen Ende, welches abge- brochen ist, sich erstrecken. Im Querschnitt ist die Höhe der Röhre geringer als ihre Breite (nach dem Verhältniss 5:6). Der kleine Sipho liegt zwischen Oentrum und Rücken, jedoch ersterem bedeutend näher. Die Kammerwände, welche mitten im gestreckten Theil 3 Mm. Abstand zeigen, schneiden den Umfang in senkrecht zur Schalenaxe stehenden Ebenen. Quer- wülste sind nicht vorhanden, dagegen ist die ganze Oberfläche von feinen, aber deutlichen Anwachsstreifen bedeckt, die auf dem Rücken einen mässig tiefen gerundeten Sinus bilden. Das vorgelegte Exemplar lag in einem bei Kloster Chorin unweit Eberswalde ausgegrabenen Geschiebe von rothem, mit graugrünen Partieen durchsetzten Orthocerenkalk, worin zu- gleich ein kleiner Rest von Orthoceras vaginatum SCHLOTH. enthalten ist. Die nämliche höchst seltene Art hat indess Wach schon in Händen gehabt; sie ist in seiner zur Erläu- terung der Krorr’schen Sammlung dienenden „Naturgeschichte der Versteinerungen“, Bd. III. (1771), pag. 161, beschrieben und in der zugehörigen Fig. 1 auf Suppl.-Taf. IV.b abgebildet. Das betreffende Stück stammte aus dem Mecklenburgischen und fand sich gleichfalls in einem Geschiebe von rothem Ortho- cerenkaik. 2. Lituites heros nov. sp. Der gewählte Name soll die ungewöhnliche Grösse dieser Art andeuten, welche übrigens "mit der vorigen in ihrer ganzen Anlage verwandt ist. Die Spirale, deren Windungen sich berühren, ohne hart aneinander gedrückt zu sein, besitzt 92 Mm. Durchmesser; dieselbe ver- längert sich in einen gestreckten Arm von sichelförmiger Krüm- mung, der, in der Mittellinie einer der Seiten gemessen, 12 Cm. lang ist; der Vorderrand der Wohnkammer bildet daran auf den Seitenflächen einen nach vorn convexen Bogen und auf der Rückenseite einen rückwärts gewendeten rundlichen Sinus. Hinter der Mündung ist die Schale seitlich etwas eingeschnürt. Das Gehäuse ist noch stärker zwischen Innen- und Aussen- seite comprimirt als bei Lituites Decheni. Auf der Schale sieht man sehr feine Querstreifen. Das einzige vorliegende Exemplar wurde in einem Gre- 438 schiebe von roth und graugrün geflecktem Orthocerenkalk im Diluvialgrand bei Heegermühle westlich von Eberswalde ge- funden. | Möglicherweise ist die Art identisch mit Zitwites convolvens Hısınser (Leth. Suecica, pag. 27, Taf. VII. Fig. 6). Volle Gewissheit hierüber lässt sich nach der sehr kurzen Diagnose des schwedischen Autors und mit Rücksicht darauf, dass seine Abbildung nur ein kleines Stück vom freien Schalentheil wiedergiebt, nicht erlangen. Im Uebrigen wird der Speciesname „convolvens“ bei den Lituiten, wo er zu den grössten Verwir- rungen Anlass gegeben hat, am besten ganz vermieden. 3. Lituites applanatus nov.sp. Die äusserst flache, teller- artige Spiralscheibe wird von 2!/, Windungen gebildet und hat 24 Mm. Durchmesser. Die Umgänge sind auf den Seiten stärker abgeplattet, als bei irgend einem anderen Lituiten: ihre Breite verhält sich zur Höhe, ausgenommen den inneren Theil des Gewindes, wo der Querschnitt sich abrundet, wie 2:3'/,. Im gekammerten Theil stehen die Scheidewände einander sehr nahe. Was die Wohnkammer angeht, so nimmt sie zunächst über ein Drittel der Schlusswindung ein und geht dann noch etwa 10 Mm. schwach gekrümmt weiter. Der sehr dünne Sipho liegt so zwischen Centrum und Innenseite, dass der Abstand von ersterem zu dem von letzterer sich wie 1:2 verhält. Hierin sowie auffallender Weise auch in der Öber- flächensculptur zeigt dieser imperfecte Lituit eine merkwürdige Uebereinstimmung mit Lituites lituus und perfectus. Nur einmal ist dem Redner diese kleine Art begegnet, und zwar in einem Stücke hellgrauen Orthocerenkalks mit ein- gesprengten Kalkspaththeilchen, welches zugleich u. a. Lituites perfectus und verschiedene Asaphus - Reste (darunter Asaphus undulatus STEINHARDT) enthält; sein geognostisches Niveau ist an der Basis von Fr. Schuipr’s Echinosphäritenkalk zu suchen. Indess befindet sich in der Mascke’schen Sammlung ein etwas grösserer Lituiten-Rest aus grauem Kalk von Königsberg i. Pr., der möglicherweise hierher gehört. | 4. Lituites Danckelmanni nov. sp. Diese in mehreren Stücken vorliegende Art ist eine der grösseren imperfecten Lituiten-Formen. Zu ihren bezeichnendsten Merkmalen gehört der seitlich abgeflachte Querschnitt der Röhre und die Lage sowie die Gestalt des Sipho. Der eingerollte Theil zeigt bei einem vollständig erhaltenen Exemplar mehr als 3 Windungen, welche eine sehr flache Scheibe von 9 Cm. Durchmesser bilden. Das Verhältniss zwischen Höhe und Breite der Uebergänge ist 5:3, bei einigen anderen Stücken nähert es sich dem Quo- tienten °/,; allein stets stehen Rücken und Bauchseite bedeu- tend weiter von einander ab, als die Seitenflächen. Der Sipho 159 ist ziemlich gross, von ovalem, der Schale selbst entsprechen- _ dem Querschnitt und liegt mit seinem Innenrande durchschnitt- lich 1— 2 Mm. von der Bauchseite entfernt. Die Nahtlinien der Kammmerwände bilden auf den Seiten einen sehr flachen nach vorn geöffneten Bogen, erheben sich an den Kanten zwi- schen Seitenflächen und Rücken etwas gegen die Mündung hin und beschreiben sodann auf letzterem wieder einen nach hinten. convexen, freilich nur ganz schwach ausgeprägten Bogen. Dort, wo die Schale sich von- der Berührung mit der vorletzten Windung freimacht, beginnt auch die mässig gekrümmte Wohn- kammer, welche bei reichlich 7 Um. Länge sich ziemlich rasch von der Spirale entfernt. Die Oberfläche zeigt gedrängt ste- hende, z. Th. an der Schneide gekräuselte Anwachsstreifen, die ganz anders als die Kammerwandnähte verlaufen: auf den Seiten bilden sie, nach der Bauchfläche sich einsenkend, einen nach vorn gekehrten Bogen, dagegen auf dem Rücken einen nach vorn offenen Sinus, welcher erheblich tiefer als der der Kammerwandnähte ist. | Eine gewisse Aehnlichkeit, namentlich in der Grösse und Oberflächensculptur, hat die beschriebene Art mit Lituites antiquissimus, und zwar mit der ungerippten, nur mit Streifen versehenen Form (cfr. F. Re&uer, Fossile Fauna der Diluvial- Geschiebe von Sadewitz). Indessen weicht doch die EicH- ward sche Species sehr bestimmt ab durch den subquadra- tischen Querschnitt, wobei die Breite selbst etwas die Höhe übertrifit, ferner durch die ganz ventrale Lage des Sipho und die mehr sinuöse Gestaltung der Kammerwandnähte Auch entfernt sich hier die Wohnkammer nach F. Re&uer viel lang- samer von dem vorhergehenden, kaum stärker gekrümmten Schalentheile Zudem kommt in denselben Geschieben, welche Lituites Danckelmanni enthalten, eine kleine ungerippte Form von Lituites antiquissimus vor, bei der die Verschiedenheit sehr deutlich hervortritt. | Die Diluvialgerölle, in denen Zituites Danckelmanni erscheint, sind äusserst verbreitet und bestehen aus einem meist gelblich- grauen, kieselig-kalkigen Gestein, das gewöhnlich stark zer- setzt ist, zuweilen aber im Innern der Findlinge eine festere graublaue Kalksteinmasse zeigt. Bisher ist diese Geschiebe- Art trotz ihrer höchst reichen und eigenthümlichen Fauna, welche der Redner zum Gegenstande einer eingehenden Bear- beitung zu machen gedenkt, nicht scharf unterschieden worden. Besonders charakteristisch für dieselbe sind einerseits äusserst zahlreiche Reste der Korallen - Gattung Dianulites Eıchw. (= Monticulipora nD’OrsB. bei Mine - Enwarns), andererseits mehrere Chasmops-Arten, unter denen aber Chasmops macroura SJÖGREN sp. weitaus am häufigsten vorkommt. Der Vortra- Mb gende glaubt ihr zweckmässig den Namen „untersilurischer Rollstein-Kalk oder Mergelkalk mit Chasmops ma- croura“ geben zu können. Anstehend ist das Gestein nicht be- kannt, dagegen kommen lose Blöcke von durchaus gleicher Beschaffenheit auf Oeland als jJüngstes der dortigen Silurgebilde vor. Seinem geologischen Alter nach entspricht es, wie von Fr. Scunmipr leicht erkannt wurde, der Kegel’schen Schicht, d. i. der oberen Abtheilung der Jewe’schen Zone in Ehstland. E. Born!) hat unter dem Namen Cyrtoceras hospes ein sehr unvollkommenes Fragment zur Kenntniss gebracht, das wahrscheinlich ein beiderseits abgebrochenes Stück der Wohn- kammer von Lituites Danckelmanni ist. Ferner scheint es, dass die Art in Ehstlaund im anstehenden Gebirge vorkommt und mit dem Fossil zusammenfällt, welches von Fr. ScHhuipr als Lituites cornu-arietis Sow. aufgeführt worden ist, von dieser englischen Art aber sicher specifisch abweicht. Eine genaue, von Abbildungen begleitete Beschreibung der zuvor besprochenen Lituiten wird im Juni d. J. in der Fest- schrift für die 50 jährige Jubelfeier der Forstakademie Ebers- walde, und demnächst auch in einer separat erscheinenden grösseren Arbeit über untersilurische Geschiebe-Versteinerungen veröffentlicht werden. Schliesslich kam der Vortragende auf seine in der März- Sitzung bezüglich der Herkunft unserer Diluvialgeschiebe ge- machten Bemerkungen zurück, und gab der Ansicht Ausdruck, dass wenigstens für die mittleren und westlichen Theile der norddeutschen Tiefebene der gegenwärtige Boden Ehstlands unserem Diluvium keine Materialien geliefert habe, dass dabei vielmehr nur Gebirgsmassen, die eine westlichere Lage hatten, in Betracht kommen können. Eine so völlige Uebereinstim- mung, wie sie einzelne Geschiebe mit schwedischen Schichten ae und paläontologisch zeigen, lässt sich bei der ergleichung mit Ehstländischen Silurgesteinen, trotz unver- kennbarer sehr grosser Aehnlichkeiten, nicht beobachten. Früher wurde oft angenommen, dass die in der Mark Brandenburg vorkommenden Geschiebe von glaukonitischem Orthocerenkalk ihr Analogon nur in dem Glaukonitkalk des Glints, d. i. der steilen Ehstländischen Nordküste, hätten. -Indessen weichen diese (seschiebe faunistisch nicht unerheblich von dem genann- ten Ehstländischen Gebilde ab, und andererseits erscheint ein solcher glaukonitischer Kalkstein an der Basis des Orthoceren- kalks nach Lissarsson auch auf Oeland und in Nerike und nach Törsgvıst in Dalekarlien; dazu kommt, dass der Glau- t) Silur. Cephalopoden (Archiv d. Vereins der Freunde der Natur- geschichte in Mecklenburg, 11. Jahrg.), pag. 82, Taf. IX. Fig. 29. 441° konitkalk unter den ostpreussischen Geschieben zu fehlen scheint, wenigstens ist dem Redner bei einer vollständigen Durchsicht der Sammlung des Herrn Masckz nichts davon zu Gesicht gekommen. Bekanntlich ist besonders durch die aus- gezeichnete Arbeit von Fern. Ramer über die Fauna der mit der Lyckholm’schen Schicht gleichaltrigen Kalksteingeschiebe von Sadewitz bei Oels für das Herkommen einer scharf be- stimmten Geschiebe-Art der Blick auf Ehstland gelenkt wor- den. Allein dieser Forscher sagt selbst nicht unbedingt, dass die Heimath jener Gerölle im westlichen Theile vom jetzigen Ehstland, wo die Lyckholm’sche Schicht entwickelt ist, gelegen habe, sondern giebt zu, dass dies auch ein benachbartes, jetzt vom Meere bedecktes Gebiet gewesen sein könne. Von be- sonderer Wichtigkeit für die erörterte Frage ist der bei Zi- tuites Danckelmanni erwähnte untersilurische Mergelkalk mit Chasmops macroura, ein Gestein, welches von Ostpreussen durch die Mark, Pommern und Mecklenburg bis nach Schleswig- Holstein hinein allenthalben verbreitet ist. Nach den Beob- achtungen des Vortragenden entspricht seine reiche Fauna zwar theilweise Ehstländischen Formen, zeigt aber doch auch wieder so viele Abweichungen, dass man hier schon dieserhalb nicht umhin kann, auf die frühere Existenz eines ausgedehnten unter- silurischen Territoriums im Westen der russischen Ostseepro- vinzen zurückzugreifen. Möglicherweise existirte zu Anfang der Diluvialzeit eine westliche Verlängerung des in Nord-Ehst- land anstehenden untersilurischen Schichtensystems, welche nördlich an der Insel Gotland vorbeiging und dann in südlicher Richtung nach Oeland sich hinzog; an dieselbe würde sich gegen S. und O. die obersilurische Brücke zwischen Oesel und Gotland angeschlossen haben. An den Vortrag knüpfte sich eine Discussion, an der sich die Herren Fern. R&mer und Daues betheiligten. Es wurde dabei von dem Erstgenannten speciell darauf hingewiesen, dass das Ursprungsgebiet des weisslichen oder hellgrauen Geschiebe- kalks mit Pentamerus borealis Eıchw. bestimmt in Ehstland zu suchen sei. Herr Wessky legte einen Topaskrystall von Miask im Ural und krystallisirtes Tellursilber von Botes in Sieben- bürgen vor. Herr HAırax legte einen Pentamerus vom Nordostrande des Harzes aus dem Klosterholze von Michaelstein westnord- westlich von Blankenburg vor. Derselbe wurde dem Redner von Herrn Lossen gelegentlich der Ueberreichung seines Auf- satzes über den in dieser Zeitschrift Bd. XXXI. pag. 710, beschriebenen /entamerus Hercynicus zur näheren Bestimmung ee TR ET TI ar TREE RER = . * re freundlichst überlassen. Er erscheint als ein Steinkern und Hohldruck von der Schnabelgegend der grösseren Klappe und zwar in einem unreinen, dunklen, glimmerführenden Thon- schiefer, der nach Herrn Lossex’s, gefälliger Mittheilung eine untergeordnete Einlagerung im Hauptquarzite des Unterharzes bildet. Vergleicht man das Stück mit der Abbildung |. e. Fig. 4 Taf. XIX., welche ein etwa um ein Drittel grösseres Indi- viduum des Pentamerus Rhenanus F. Ran. darstellt, so ist die auffallende Uebereinstimmung beider im allgemeinen Habitus gar nicht zu verkennen. Bei einer genaueren Besichtigung ergiebt sich ferner, dass der grosse schnabelförmige Steinkern, ' welcher zwischen den von der Schnabelschalenspitze ausgehen- den beiden Zahnstützen zurückgelassen ist (d in Fig. 4b und d, in Fig. 4), in Folge seiner Breite dieselbe grosse Divergenz und in Folge seiner Länge das gleiche Emporheben dieser Zahnstützen über die Höhlungen des Schaleninnern ') zu beiden Seiten des Medianseptum zeigt, wie dies. gerade für Pentamerus Rhenanus so charakteristisch ist. Der durch den Steinkern ausgedrückte Umriss des Schaleninnern entspricht ferner völlig Formen, wie solche dem Redner aus der Vergleichung einer Reihe von Steinkernen genannter Species in dem paläonto- logischen Museum der Berliner Universität und in der Samm- lung der königl. geologischen Landesanstalt bekannt geworden sind. Von irgendwie deutlichen Radialrippen im Schaleninnern ist auf dem vorliegenden Steinkern, der dem Versteinerungs- materiale entsprechend, rauh erscheint, ebenso wenig zu sehen, wie bei der überwiegenden Mehrzahl der beobachteten Stein- kerne des Pent. Rhenanus, auf welchen nur ganz ausnahmsweise wenig deutliche, enge, schwach convergirende Radialrippen kenntlich werden. Dieser genannten, gerade sehr bezeichnen- den Uebereinstimmungen wegen glaubt Redner annehmen zu müssen, dass das vorliegende Stück, obschon es nur in einem Fragmente erhalten ist, dennoch nicht anders als auf Penta- merus Rhenanus F. Rau. gedeutet werden könne. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. W. 0. Berrich. WesskrY. SPEYER. 1) dessen Umriss durch den Verlauf der Linie uu in Fig. 4b,l. ce. dargestellt wird. u her N N ig 2 y a Mi; 5 443 2. Protokoll der Maı- Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 5. Mai 1880. Vorsitzender: Herr BEyrich. Das Protokoll der April-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. | Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr Wessky legte Krystalle von Gaylussit vor, ein Geschenk des Herrn R. Nosack in Gehren in Thüringen. Ueber das Vorkommen berichtet der Letztere Folgendes: Um nach ÜREDNER’s geognostischen Karten zu gehen, so zieht sich in der Richtung von OON. ein Streifen Zechstein von Blanken- burg (Schwarzburg-Rudolstadt) nach Eisenach, und in diesem Streifen älteren Kalkes fanden sich die Krystalle bei zufälli- gem Graben der Radstube einer Mühle, nicht weit vom König- see, 1'/, Stunde von hier. Neben diesen Krystallen, die sich in einer abgelagerten Tonschicht fanden, waren auch Knochen- reste, Eier etc. zu sehen. Herr Kayser verlas zunächst einige Stellen aus zwei an ihn gerichteten Briefen des Herrn G. oe TromeLım (z. Z. in Montpellier), welche über die Lagerungsverhältnisse der be- kannten westfranzösischen Kalke von Erbray, Nehou etc. neue Beobachtungen enthielten, die für die hercynische Frage sehr wichtig zu werden versprechen. er Derselbe Redner legte sodann eine schöne Suite von Ver- steinerungen aus dem älteren oder sogen. Taunusquarzit des Hunsrück vor und knüpfte daran allgemeinere Bemerkungen über die Fauna dieser Stufe. Mit derjenigen des jüngeren 'Spiriferensandsteins (oder der Ooblenzschichten) durch viele gemeinsame Arten verknüpft, erweist sich doch die Quarzit- fauna durch eine Anzahl eigenthümlicher, z. Th. noch unbe- schriebener Formen als ein selbständiges Glied der unterdevo- nischen Schichtenfolge.. Nicht immer an eigentliche Quarzite gebunden, sondern zuweilen auch in Grauwacken und Schie- fern auftretend, ist die fragliche Fauna bereits nicht nur an zahlreichen Punkten im rheinischen Schiefergebirge nachge- wiesen, sondern auch einerseits bis in’s Altvatergebirge, an- dererseits bis in die belgisch-französischen Ardennen hinein verfolgt worden. — Ein den Inhalt des im Vorstehenden skizzirten Vortrages weiter ausführender Aufsatz soll demnächst im Jahresberichte der königl. geologischen Landesanstalt pro 1879 erscheinen. 444 Schliesslich sprach derselbe noch sein Bedenken an der Richtigkeit der Bestimmung des durch Herrn Harrır in der letzten Sitzung vorgelegten, auf Pentamerus Rhenanus bezogenen Brachiopoden aus, da das betreffende Stück — ein kleiner Steinkern der Ventralklappe — wenn auch im inneren Bau an jene Art erinnernd, so doch weder in der Grösse, noch in der Form und Schalensculptur mit ihr übereinstimme. Der Vor- tragende glaubte den fraglichen Kern vielmehr mit einem an- deren, ebenfalls aus dem Hauptquarzit der Wieder Schiefer stammenden, bei Elend gefundenen Pentamerus verbinden zu können, welcher der gewöhnlichen devonischen Art, galeatus, nahe stünde. Herr Harrar erwiederte in Bezug auf die von Herrn Kayser angezweifelte Richtigkeit der specifischen Bestimmung des in der April- Sitzung vorgelegten Pentamerus aus einer Einlagerung in dem Hauptquarzite von Michaelstein, dass der von Herrn Kayser zum Beweise vorgelegte und mit dem Exem- plare von genannter Fundstelle als identisch betrachtete Stein- kern einer dem P. galeatus nahestehenden Art von Elbingerode zu einer solehen Widerlegung ungenügend erscheine, indem der letztere erstens über die Beschaffenheit des unter dem Schnabel der fehlenden grossen oder Ventralschale von den ausgewit- terten Zahnstützen zurückgelassenen schnabelförmigen Stein- kernstückes, welches beim Peniamerus von Michaelstein wegen seiner Breite und besonders Höhe durchaus mit /. Rhenanus übereinstimme, keine Deutung zulasse, da dasselbe nur ganz un- vollkommen erhalten, vermuthlich abgebrochen sei, und indem zweitens von den sehr deutlichen groben Falten, welche auf dem von Herrn Kayser vorgelegten Steinkerne gar nicht weit unterhalb des Schnabels entspringen, auf der Species von Michaelstein nichts wahrzunehmen sei. Gerade dadurch stimme dieselbe wieder mit der überwiegenden Mehrzahl der Steinkerne von P. Rhenanus überein, welche, wenn überhaupt gefaltet, dies stets sehr undeutlich und immer ungleich feiner seien. Redner müsse demnach bei seiner Bestimmung desselben bis zu einem Nachweise der erwähnten EN SEDENSEENeNd n Merkmale an dem- selben beharren. Herr K. A. Lossen legte vor und besprach Albitgneiss aus dem rheinischen Unterdevon der Gegend zwischen Kirn und Herrstein, entdeckt von Herrn GresE in Trier. (Siehe den Aufsatz in diesem Jahrgange der Zeitschrift.) Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. BeYRrich. Danuss, SPEYER. ‘ } ; " 445 3. Protokoll der Juni - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 2. Juni 1880. Vorsitzender: Herr WesskYy. Das Protokoll der Mai-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Professor Tore, Director der geologischen Landes- untersuchung in Schweden, vorgeschlagen durch die Herren HAUCHECORNE, BERENDT und Danuss; Herr Grubendirector Frıeprıch Herzog auf Ottilien- Grube, Kreis Westpriegnitz, vorgeschlagen durch die Herren VıErpenz, Hatrar und SÖcHTInG; Herr Oskar ScHÄrFER aus Breslau, z. Z. in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren Bzrrıcn, RorH und DAanuss. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr K. A. Lossen legte vor und besprach Kersantit aus dem Unterdevon von Michaelstein bei Blankenburg im Harz, ausgezeichnet durch den Gehalt an Granat, Oyanit, Sillimanit, Rutil und Zirkon, welche Mineralien theils in einzelnen por- phyrisch eingewachsenen Krystallkörnern, theils mit Feldspath, Biotit und Quarz zu concretionären Ausscheidungen geballt in dem Gestein enthalten sind, sowie durch sanidinähnlich wasser- klare glasige Plagioklase bis zur Grösse von 1—3 Cm. Herr Weıss berichtete über eine briefliche Mittheilung des Herrn H. Bückına (s. pag. 199) und legte hierauf das Folgende vor: 1. Ein Steinmark von Neurode in Schlesien, welches auf der Rubengrube in Trümern eine Lage von feuerfestem Schiefer- thon durchsetzend durch Herrn Obersteiger Vorker entdeckt worden ist, zeichnet sich zunächst durch seine schön apfelgrüne Farbe aus. Diese und das Vorkommen feiner Nadeln von Haarkies in dem Mineral oder in dessen Nähe liessen Nickel- färbung vermuthen, doch hat die Analyse keine Spur davon nachweisen können. Es ist stark durchscheinend, matt, schim- mernd oder auf Absonderungsflächen glasglänzend, dicht und sehr homogen erscheinend. Genau Gypshärte; ein wenig an 6 der Zunge hängend, vor dem Löthrohr unschmelzbar. Die = Analyse, welche im Laboratorium der Bergakademie unter Leitung des Herrn FiInkener ausgeführt wurde, ergab - SiO, 44,69 MsO 0,06] ALO,: 39.92 009, ..: 0.061 H,O 15,13 K, 0.20.29 F&,0, 0,07 woraus sich ungefähr die Formel des Kaolin = AL,Si,O, + 2 aq ergiebt. Wird von concentrirter Schwefelsäure ange- griffen, von Salzsäure weniger. Mikroskopische Schliffe zeigten sich durchweg doppelt-. brechend, doch zum Theil nach Art des Opal. Eigenthümlich ist, dass der feuerfeste Schieferthon, welcher das Mineral führt, in der Nähe desselben zahlreiche kleine Kugeln bildet, wie Sphaerolithe, welche im Innern die gleiche kaolinische Sub- stanz enthalten. Die Kugeln sind schon makroskopisch sichtbar. | 2. Ein Exemplar einer Pseudomorphose von Kalkspat nach Kalkspath aus einem Melaphyrbruche am Krinsdorfer Fuchsstein in der Nähe von Schatzlar in Böhmen, von Herrn. ALBRECHT gesammelt. Die Pseudomorphose kommt dadurch zu Stande, dass ein Kalkspath - Dreiunddreikantner dick mit Quarz überdrust war, ausgelaugt wurde, und in die Höhlung von Neuem Kalkspath in körnigem Aggregat und zum Theil in noch frei gebildeten Krystallen (erste Säule und erstes stumpferes Rhomboöder) sich absetzte, auch zum Theil gleich- zeitig mit radialstengligem Quarz. Die Pseudomorphose erinnert an jene von Steinsalz nach Steinsalz, welche der Vortragende früher beschrieben und vorgelegt hat. Herr Wersky legte Manganspath mit Kieselzinkerzkry- stallen von Eleonore-Grube bei Beuthen in Oberschlesien, ein Geschenk des Herrn Bergrath ÄscHEngBorn daselbst, vor. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Vz W. - O. WEBSKY. HAUCHECORNE. DanmEs. Druck von J. F.Starcke in Berlin. EZ * Inhalt des II. Heftes. A. Aufsätze. ESS . Sei - 1. Untersuchung von Chinesischen und Japanischen zur Porzellan- = fabrication verwandten Gesteinsvorkommnissen. Von Herrn WILHELM Past in Leipzig BE 2. Zumv,; Mechanismus der Gehen Ver Herrn ALsert Her: in Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für de Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen etwaiger Verän- derungen des Wohnortes sind an Prof. Dr. Dames (C. Mineralogisches Museum der Universität) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Besser- sche Buchhandlung (N.W. Marienstrasse 10.) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buchhändlerischem Wege, sondern durch direete Ueherserdung an die Bessersehe Buchhandlung zu bewirken. —— Zeitschrift der ' Deutschen geologischen Gesellschaft. XXXIH. Band. 3. Heft. Juli bi | September 1880. he NETTE 5 “ R 30 188] ) FSONIAN 4 (Hierzu Tafel XXI—XXIV.) Hedi, 1880. Bei Wilhelm Hertz. (Bessersche Buchhandlung). N.W. Marienstrasse 10. Von den Anfangsgebilden der Cephalopodenschaale, welche in diesem Heft p. 596 fi. von Herrn Dr. Branco er- läutert sind, hat die KRANTZ’sche Mineralienhandlung in Bonn eine Suite von 20 Gypsmodellen in stark vergrössertem Maassstabe anfertigen lassen. Dieselben sind von dort käuf- lich zu beziehen. Zeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. 3. Heft (Juli, August und September 1880). A. Aufsätze. I. Radiolarien, Diatomaceen und Sphärosomatiten im silurischen Kieselschiefer von Langenstriegis in Sachsen. Von Herrn Rorsrıeız ın Zürich. Hierzu Tafel XXI. ‘Von Nieder-Wiesa bei Chemnitz bis zum Zellaer Walde bei Nossen zieht sich ein silurischer Schichtenzug auf eine Er- streckung von ungefähr 3 geogr. Meilen hin, welcher aus Thon- schiefern, Grauwacken, Kieselschiefern, Sandsteinen, Diabas- lagern und Diabastuffen besteht, von denen bisher jedoch nur die Kieselschiefer sich als versteinerungsführend erwiesen haben. Bereits FREIESLEBEN !) erwähnte 1828 den Graptolithus scalaris von Langenstriegis und Geiz?) gab 1852 eine ausführliche Beschreibung und Abbildung der damals von da bekannten Arten, denen ich) neuerdings noch einige Arten hinzufügen konnte. In nachstehender Tabelle sind dieselben zusammen- gestellt zugleich mit Angaben über das Vorkommen derselben Arten in den 2 Graptolithenhorizonten Frankens, wie solches von GÜMmBEL*) angegeben wird. 1) Magazin der Oryktognosie von Sachsen Heft 2. pag. 204. 1828. ?) Versteinerungen der Grauwackenformation in Sachsen 1852. 3) Erläuterungen zu Section Frankenberg der geolog. Specialkarte Sachsens. #) Gümser, Das Fichtelgebirge 1879. E Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 3, 99 448 i Graptolithenhori- Die Graptolithen des Silurs von zont Frankens: Langenstriegis. \ unterer. | oberer. spirah3s. .GEINITZ a at — Diplograpius palmeus BARRANDE . . . . = Rastrites Linnaei BARRANDE . . ...1. — „., üperegrinus BABRANDE. ..... 2.20. —- 2 Retiolites Geinitzianus BARRANDE . . . . — — | Hiernach kann es keinem Zweifel unterworfen sein, dass die (rraptolithen - führenden Kieselschiefer von Langenstriegis dem unteren und nicht dem oberen Graptolithenhorizonte Frankens entsprechen, somit auch wie dieser der untersten Etage des Obersilurs, resp. dem Mittelsilur angehören. Zu bemerken ist nur, dass der im unteren Horizonte Frankens verhältnissmässig seltene Monograptus sagittarius hier sehr häufig ist. Da bei meiner früheren Thätigkeit als Geologe der säch- sischen Landesuntersuchung zwischen 1877 und 1880 auch dieser silurische Schichtenzug in das Bereich meiner Auf- nahmen fiel, so liess ich im Frühjahre 1878 eine Anzahl von Dünnschliffen aus dem Kieselschiefer von Langenstriegis behufs petrographischer Untersuchungen anfertigen. Schon bei einer damals vorgenommenen, vorläufigen Durchmusterung dieser Schliffe war‘ die grosse Menge mikroskopisch kleiner, rund- licher Gebilde mit verschiedenartiger Zeichnung und Gestalt in diesem fast ausschliesslich aus Quarz und Kohle bestehen- den Gesteine auffallend, und es mussten dieselben an die ähn- lichen, rundlichen Körperchen von 0,1 bis 0,5 Millim. Durch- messer erinnern, welche RıcHter in den Graptolithen-führenden Gesteinen Thüringens gefunden und als Ovarialkapseln von Graptolithen gedeutet hatte. Im Winter 1878 auf 1879 fand Herr Mans in einem Dünnschliffe, welchen er aus einem von Herrn A. Jentzsch gesammelten und in der Sammlung der geolog. Landesuntersuchung zu Leipzig befindlichen Kiesel- schieferfragment von Langenstriegis anfertigte, höchst auffällige Monograptus Priodon BROS . . .. . — is Proöteus BARRANDE:. . „ ; — z colonus BARRANDE . . . . — —_ ° sagittarius HisInGER. . . . — — “ triangulatus HARKNESS. . . — & Beoki BARRANDE. . 2 02. — — | a 449 - ‚ Gebilde, welche zu der weiterhin zu beschreibenden Spongo- sphaera gehören. Ein zweites Präparat, das ich darauf hin von jenem Stücke machen liess, zeigte dieselben (rebilde, von welchen einige, nachdem Herr Mann sich mit dieser Sache nicht weiter beschäftigt zu haben scheint, auf Tafel XXI. zur Abbildung gekommen sind. Weitere von anderen Kiesel- schieferstücken angefertigte Dünnschliffe haben zwar derartige Radiolarienreste nicht wieder gezeigt, aber sie sind alle voll von jenen rundlichen Körperchen und von anderen Formen, welche theils auf Diatomaceen, theils auf Tange schliessen lassen. Da makroskopisch von all’ diesen Resten im Gesteine nichts zu bemerken ist, so hängt es lediglich vom Zufall ab, ob solche im Präparate vorhanden sind. Im Allgemeinen hat sich jedoch ergeben, dass in dem dicht erscheinenden, schwar- zen Kieselschiefer, welcher häufig als Lydit entwickelt ist, jene rundlichen Körperchen, die nachstehend unter der Be- zeichnung Sphaerosomatiten zusammengefasst sind, und Tangreste nie fehlen, meist sogar in geradezu gesteinsbildender Menge vorkommen, während die als Radiolarien und Diatoma- ceen deutbaren Reste nur vereinzelt vorhanden sind. I. Beschreibung der organischen Reste. A. Radiolaria. Spongosphaera tritestacea nov. spec. Tal XXL Pie 0. 10,13, 14, Sind Bestimmungen organischer Reste nur nach in Dünn- schliffen sichtbaren Exemplaren überhaupt schon sehr schwierig durchzuführen, so war in unserem Falle noch deshalb beson- dere Vorsicht vonnöthen, weil derartige kleine Wesen bisher in so alten Formationen noch gar nicht beobachtet worden sind. Ich habe daher meine Präparate nachträglich Herrn STEINMANN in Strassburg, der sich mit fossilen Radiolarien viel beschäftigt hat, vorgelegt. Derselbe hatte die dankenswerthe Gefälligkeit, Einsicht von denselben zu nehmen, und erklärte darnach, zwar derartige Radiolarienformen im versteinerten Zustande noch nicht gefunden zu haben, dass aber ihre Deu- tung als solche wohl richtig sein dürfte. Fig. 13 stellt einen Querschnitt durch drei concentrische Gitterkugeln dar, welche unter einander durch unregelmässig angeordnete Querstäbchen verbunden sind. Der KErhaltungs- zustand dieser Skelettheile ist ein höchst zierlicher. Die durch eine dunkle, gekreuzte Strichlage auf der Abbildung bezeich- 20% 450 neten Felder bestehen aus einer mehr oder weniger dichten Anhäufung kleinster, undurchsichtiger, schwarzer Kohlenpar- tikel, während die weiss gelassenen Felder von bei durch- fallendem, gewöhnlichem Lichte wasserhellem Quarz gebildet werden, der bei polarisirtem Lichte eine feinfaserige Chalcedon- structur zeigt, indem die dünnen Fasern alle büschelförmig zusammengruppirt sind. Die dritte — äusserste Gitterschale ist gegen das umgebende Gestein nicht scharf begrenzt und erscheint nach aussen wie zerfressen. Auf der rechten Seite sieht man deutlich einen abgebrochenen Stachelstummel in die angrenzende Gesteinsmasse vordringen. Ein noch deutlicherer und längerer ist bei einem anderen Exemplare sichtbar, wel-. ches in dem Präparate des Herrn Mann liegt. Man darf hieraus wohl schliessen, dass von der äussersten Gitterschale aus Stacheln nach aussen ausstrahlten, die aber jetzt mehr oder minder weit abgebrochen sind. In demselben Präparate, welchem Fig. 13 entnommen ist, befinden sich zahlreiche grössere und kleinere, isolirte Stacheln, welche wohl diese äusseren, abgebrochenen Stacheln darstellen. Fig. 14 giebt ein Bild des grössten Exemplares. An den kleineren von Fig. 9 und 10 sitzen 'eigenthümliche, schwammige Netzwerke an. Man kann daraus folgern, dass die drei Gitterschalen nach aussen von einem schwammigen Skeletkörper umgeben wurden, welcher von grösseren, auf der äussersten Gitterschale aufsitzenden Stacheln durchbrochen war. Letztere, sowie auch der spongiöse Skelettheil sind jedoch zumeist bei unseren ver- steinerten Exemplaren abgebrochen und in einzelnen isolirten Fragmenten erhalten. Aus alledem erhalten wir für unsere Radiolarie folgende Definition: Skelet besteht aus einer rundlichen, schwam- migen Rinde, welche die concentrisch kugeligen, gegitterten Markschalen umgiebt und von radialen, an der äussersten Gitterschale anhaftenden Sta- cheln durchbrochen wird. Bis jetzt beobachteter Maximal-Durchmesser der äussersten Markschale 0,5 Mm.; Maximallänge und -breite der Stacheln 1,9 und 0,075 Mm. Stellung im Systeme. Radiolarien mit drei concentrischen, kugeligen Gitter- schalen kommen nur bei den Arachnosphaeriden, Acti- nommatiden und Spongosphaeriden vor. Bei den ersteren zwei Familien sind die einzelnen Gitterschalen jedoch durch durchgehende Radialstäbe mit einander verbunden, welche unseren silurischen Radiolarien durchaus fehlen. Somit können 451. zum Vergleich mit letzteren unter den lebenden Radiolarien nur die Spongosphaeriden herangezogen werden, unter denen in der That Formen mit drei concentrischen Sphaeroidkugeln ohne durchgehende Radialstäbe vorkommen. Da für dieselben aber auch zugleich die spongiöse Rinde charakteristisch ist, so wird eine noch grössere Uebereinstimmung mit den silurischen Formen erzielt, falls unsere Vermuthung richtig ist, dass die im Kieselschiefer isolirt vorkommenden, schwammigen Skelet-: fragmente als zur äusseren Rinde der drei Gitterschalen ge- hörig anzusehen seien. Unter den recenten Spongosphaeriden hat zwar, mit Sicherheit nachgewiesen, nur Sponyodictyum drei concentrische Sphäroidschalen, allein der Mangel hervor- tretender Radialstacheln innerhalb der schwammigen Rinde unterscheidet dieses Genus von unseren silurischen Radiolarien deutlich. Aber auch unter den Spongosphaeriden, welche inner- halb der Rinde Radialstacheln haben, kommen neben den ge- wöhnlichen Formen mit nur zwei Gitterkugeln solche mit drei concentrischen Sphäroidkugeln höchst wahrscheinlich vor. HaAEcKEL !) bemerkt hierüber: „Ich nehme die Gattung Spon- gosphaera EHRENBERG’S in diesem von MÜLLER erweiterten Sinne hier auf (nämlich = Schwammradiolarien mit Markschale und zwei oder mehreren, regelmässig oder unregelmässig vertheilten Radialstacheln), beschränke dieselbe jedoch auf diejenigen Arten, die eine doppelte, aus zwei concentrischen Gitterkugeln zusammengesetzte Markschale besitzen. Sollten sich dagegen andere Arten finden, bei denen nur eine einfache Markschale vorhanden ist, oder bei denen dieselbe aus mehr als zwei Gitterkugeln zusammengesetzt ist, so würden diese besondere Gattungen darstellen. Eine vielstachelige Species mit schein- bar dreifacher Markschale begegnete mir ein einziges Mal in Messina, ging aber leider während der Untersuchung verloren.“ Demnach darf vermuthet werden, dass in diesem Exemplar die mit unseren silurischen Radiolarien am nächsten verwandte, recente Form vorlag, uud ich stelle daher letztere zu Spon- gosphaera MÜLLER, indem mir die Nothwendigkeit der enge- ren Genusbegrenzung, wie sie HaEckEL vorgeschlagen hat, vor- läufig wenigstens noch nicht erwiesen zu sein scheint. Da sich nun aber unsere silurische Art von den recenten Arten dieses Geschlechtes durch die Dreizahl der Gitterschalen we- sentlich unterscheidet, so kann man sie als Spongosphaera tritestacea bezeichnen. Ä Die Untersuchung der fossilen Radiolarien hat bisher er- geben, dass „eine Entwickelung im Sinne des Fortschrittes vom Niederen zum Höheren sich bei den Radiolarien bis jetzt l) Die Radiolarien 1862. pag. 455. 459 nicht nachweisen lässt.*!) Dieser Satz wird durch das Vor- kommen einer so complicirten Form im Silur von Neuem erhärtet, und jedenfalls erscheint die Vermuthung Hasrcker’s, wonach Aeliosphaera als Urform der Radiolarien anzusehen wäre, sehr unwahrscheinlich, nachdem wir bereits ın den ältesten versteinerungsführenden Formationen Spongosphae- ıiden haben auftreten sehen. B. Diatomaceae. Navicula. Taf. XXI. Fig. 1. Mit einiger Sicherheit liess sich unter den zahllosen, rund- lichen bis eckigen Formen nur eine auf ein Diatomaceen- genus und zwar auf Navicula zurückführen. Das besterhaltene Exemplar ist Fig. 1 abgebildet. Es ist jedoch an der einen Spitze seiner kahnförmigen Gestalt offenbar verletzt und etwas eingedrückt. Von den Zeichnungen auf den Schalen ist nichts mehr zu sehen. Sichtbar sind die Schalen und beideLängsmedianen. Die Maximallänge beträgt 0,135, Breite 0,066 Mm. Nach Herrn E. Prıtzer, dessen Urtheil ich hier- über eingeholt habe, für welches ich ihm auch an dieser Stelle meinen Dank ausdrücke, lässt sich nur soviel darüber mit Sicherheit sagen, dass diesen Gebilden trotz fehlender Seul- pturen wegen der theilweise noch vorhandenen, scharfen Be- grenzung eine Navicula zu Grunde gelegen haben kann. C. Algae incertae sedis. In den schwarzen, stark kohligen Kieselschiefern lässt das Mikroskop sehr zahlreiche, meist aber auch sehr dünne, blattähnliche Gebilde erkennen, welche deutlich parallel den Schichtflächen dem Gestein eingelagert sind. Sie bestehen aus organischer, schwärzlicher Substanz, welche jedoch im Dünnschliff mit bräunlichen Farben schwach durchscheinend ist und das durchfallende Licht doppelt bricht. Die Substanz kann somit nicht aus reinem Kohlenstoff bestehen und wird wohl eine harzähnliche Zusammensetzung haben. Wo diese Gebilde im Dünnschliff quergeschnitten sind, beträgt ihre Breite gewöhnlich nur einige Tausendstel Millimeter. Jedoch sind nicht selten mehrere solcher aufeinander geschichtet, wie dies Fig. 17 zeigt, wobei dieselben jedoch durch eingedrungenen Quarz etwas von einander abgehoben und getrennt erscheinen. 1) Zırter, Handbuch der Palaeontologie I. pag. 126. a 453 _ Die eigenthümliche beiderseitige Verdrückung auf Fig. 17 ist eine zufällige, nachträglich erst entstandene Erscheinung, welche durch zwei kleine Quarzgänge bewirkt wird, die das Gestein und hier auch die organischen Reste durchsetzen. Nicht selten lassen diese dünnen, blattartigen Gebilde noch eine zellenartige Structur erkennen, indem sie im Quer- schnitt sich als aus einer einfachen Reihe länglicher , vier- eckiger Zellen zusammengesetzt zeigen. Hierdurch wird ihre . pflanzliche Natur sehr wahrscheinlich, und man darf vielleicht auf tangartige Algen schliessen, deren Vorkommen in silu- rischen Schichten anderweitig häufig festgestellt ist. Durch sie erklären sich dann wohl auch die oft bis centimeterstarken Häute von anthraeitischer Kohle, welche nicht selten zwischen den einzelnen Kieselschieferbänken angetroffen werden und nur zu oft den Glauben wachgerufen haben, dass sie die Nähe von abbauwürdigen Steinkohlenlagern anzeigten. D. Petrefaeta incertae sedis. Sphaerosomatites nov. gen. Weitaus die Mehrzahl der organischen Reste unserer silu- rischen Kieselschiefer bilden rundliche und z. Th. stachelige Körper, über deren Zugehörigkeit zum Pflanzen- oder Thier- reiche indessen nichts Sicheres festzustellen war, wenn schon für einige Formen nicht unwahrscheinlich ist, dass sie Spongienskeletkörper darstellen. Da dieselben einerseits für die genetische Erklärung unserer Kieselschiefer eine bedeut- same Rolle spielen und das Vorhandensein ähnlicher Gebilde in gleichalterigen Gesteinen Thüringens und Frankens, sowie in devonischem Hornstein Amerikas auf eine allgemeinere Ver- breitung und Bedeutung derselben schliessen lässt, andererseits aber ihr Vorkommen in nächst jüngeren Formationen noch nicht erwiesen und somit eine Anknüpfung derselben an be- kannte organische Formen nicht möglich ist, so schien es am besten, sie vorläufig unter einem gemeinsamen Namen zusam- menzufassen, welcher eine bestimmte Stellung im botanischen oder zoologischen Systeme nicht zur Voraussetzung hat. Ich habe zu diesem Zwecke die Bezeichnung Sphaerosomatites gewählt, um dadurch auszudrücken, dass es rundliche Körper- chen sind, und unterscheide unter den silurischen Gebilden dieser Art: Sphaerosomatites mesocenoides, spinosus, spiculosus, verrucosus und reticulatus. . 454 ) 1. Sphaerosomatites mesocenoides. Fig. 2—A. Diese Gebilde erinnern auf den ersten Blick lebhaft an gewisse Dietyochenformen, insbesondere an EHRENBERG’s Meso- cena oder Dornenring. Indessen ist es wahrscheinlich, dass Fig. 3 und 4 nicht einen wirklichen. Ring, sondern den Quer- schnitt einer bedornten Kugelschale darstellen, wofür besonders Fig. 2 spricht, bei welcher links ein Theil der Schale sichtbar zu sein scheint. Doch muss zugegeben werden, dass, obwohl ein Dutzend solcher Gebilde beobachtet wurden, es doch noch nicht gelungen ist, ganz sicher festzustellen, ob sie eine völlig geschlossene Kugelschale darstellen. Herr StEınıann ist ge- neigt, in ihnen gestachelte Spongien-Skeletkörper zu ‚sehen. Gegen diese Auffassung scheint jedoch die scharfe innere Be- grenzung der ringförmig erscheinenden Querschnitte zu sprechen. Grösster Durchmesser dieser Gebilde beträgt 0,05 Mm. 2. Sphaerosomatites spinosus. Fig. 5, 6. Diese sehr kleinen, 0,01 bis 0,015 Mm. im Durchmesser messenden, rundlichen, aber meist in einer Richtung etwas in die Länge gezogenen und in Folge dessen ovalen Körper sind durch eine eigenthümlich chagrinirte Oberfläche ausgezeichet, die durch schwarze, zu unregelmässig netzförmigen Geflechten gruppirte Kohlenpartikel erzeugt wird. Zwischen den Maschen dieser Geflechte sieht man in das Innere der meist von fein- körnigem Quarzaggregat erfüllten Kugeln hinein. Ausserdem ist es für diese Formen durchaus charakteristisch und wurde der Speciesbezeichnung zu Grunde gelegt (spina, der Dorn), dass von dem kohligen Netzwerk kleine, kurze, spitzige Dor- nen in grosser Anzahl auf der nach aussen gewendeten Seite entspringen. Nicht selten finden sich allerdings an ihrer Stelle nur kurze, stumpfe Stummel; dieselben scheinen aber nur die Basaltheile der abgebrochenen, längeren Dornen zu sein. Zu- weilen sind auch die netzförmig gezeichneten Kugeln selbst nur bruchstückweise erhalten. 3. Sphuerosomatites spieulosus. Fig. 7, 8. Diese Formen unterscheiden sich von den vorher beschrie- benen hauptsächlich durch die längeren Stacheln (daher der Speciesname abgeleitet von spiculum, der Stachel). Ihr Durch- messer, ebenfalls meist etwas bedeutender, erreicht zuweilen die Grösse von 0,033 Mm. Das Netzwerk der rundlichen Körper scheint auch weitmaschiger zu sein, und die langen, dünnen Stacheln laufen, allerdings nur selten, zuweilen in zwei 455 - kurze Spitzen aus. Die Stacheln bestehen wie die Dornen der vorhergehenden Art und wie das Netzwerk der Kugel- oberfläche aus Kohle. 4. Sphaerosomatites verrucosus Fig. 10. Diesen bis zu 0,015 Mm. grossen Kugeln fehlt zum Unterschied von denjenigen der vorhergehenden Arten die netz- förmige, oberflächliche Zeichnung. Statt dessen ist die Ober- fläche durch kleine. ziemlich regelmässig angeordnete Wärz- chen (verruca, die Warze) ausgezeichnet. die sich als dunklere Punkte recht deutlich auf dem hellfarbigen Körper abheben. 5. Sphaerosomatites reticulatus. Fig. 15, 16. Diese häufigsten, meist völlig kugeligen, zuweilen aber auch wie verdrückt und zerbrochen erscheinenden Körper haben gewöhnlich auf ihrer Oberfläche eine mehr oder minder regelmässige, kohlige, netzförmige Zeichnung mit breiten Ma- schen. Das Innere ist mit Quarz und Kohle erfüllt, welch’ letztere häufig zu eisblumenartigen, zierlichen Figuren ange- schossen ist. Der Durchmesser dieser Körper steigt bis zu 0,05 und 0,09 Mm. 6. Anhangsweise sind hier auch die Fig. 11 und 12 ab- gebildeten, im Durchmesser 0,1 bis 0,13 Mm. grossen For- men zu erwähnen, deren Natur völlig unaufgeklärt blieb, ob- wohl ihre hufeisenförmige und wohlbegrenzte Gestalt jedenfalls den organischen Ursprung ausser Zweifel stellt. Sie schienen an gewisse, ebenfalls annähernd hufeisenförmige Campylo- discus- Formen zu erinnern, aber nach Herrn Pritzer können dieselben wegen der unsymmetrischen Begrenzung mit Diato- meen-Formen nicht verglichen werden. Wollte man in Fig. 11 die innere, wurmförmige Quarzanhäufung für den Querschnitt einer inneren Wandung halten, so könnte man vielleicht an eine gekammerte Foraminifere denken. Bei Fig. 12 fehlt jedoch eine solche Andeutung. Herr P. RıcHter in Leipzig machte mich auf Campylodiscus humilis GREVILLE aus dem Stillen Ocean aufmerksam. Nach den gegebenen Abbildungen !) der sehr kleinen, im Durchmesser 0,36 Millim. grossen, marinen Formen mit ebenfalls ausgeprägt hufeisenförmiger Gestalt ist allerdings eine gewisse Aehnlichkeit besonders mit unserer Figur 12 unverkennbar. = 1) Transactions of the Botanical Soc. Edinburgh Vol. VII. Pl. II. 1g. 1. .Y BEE, FR er IST, f Nas Die Natur der Sphaerosomatiten ist zwar unsicher, jedoch lassen sich folgende Vermuthungen darüber aufstellen: Sphae- rosomatites mesocenoides kann entweder als ein Spongienskelet- körper oder als eine Dictyochenform aufgefasst werden. In letzterem Falle wäre es aber jedenfalls wahrscheinlicher, dass diese Formen nicht, wie HAsckern will, zu den Radiolarien, sondern eher zu den Diatomaceen zu stellen sein würden. Dahingegen hat die Spongienskeletnatur für Sphaerosomatites verrucosus die grösste Wahrscheinlichkeit für sich. Ueber die drei übrigen Sphaerosomatiten - Arten hat sich Herr Prirtzer dahin ausgesprochen, dass, wenn sie pflanzlichen Ursprungs sind, sie am ehesten auf Sporen verweisen, während Herr SCHENK, welcher diese Gebilde einzusehen die Güte hatte, die Aehnlichkeit derselben hervorhob mit gewissen Formen, welche er in früherer Zeit in einer an Diatomaceen reichen Schlammprobe aus dem indischen Ocean beobachtet hat, deren systematische Stellung indessen ebenfalls zweifelhaft blieb. Von Sporen könnten etwa diejenigen der Desmidiaceen oder höherer Gefässkryptogamen in Betracht kommen. Allein in einem Gestein mariner Entstehung, als welches sich der graptolithen- reiche Kieselschiefer unzweifelhaft erweist, können solche, be- sonders in dieser Häufigkeit, kaum erwartet werden; auch sind sowohl im sächsischen als auch im Silur überhaupt höhere Gefässkryptogamen bis jetzt mit Sicherheit nicht nachgewiesen worden. Zwar beschreibt Sarorta zwei Kopteris - Arten aus dem Untersilur bei Angers, aber Herr Hrrr vermuthet, wie ich dessen mündlicher Mittheilung verdanke, dass die orga- nische Natur dieser Gebilde noch sehr zweifelhaft sei, da die- ‚selben nicht auf den Schicht-, sondern auf den Schieferungs- flächen liegen sollen. Auch der Umstand, dass diese Sphaero- somatiten gewöhnlich mit netzförmig gezeichneter und stacheliger Oberfläche gut erhalten sind, scheint gegen ihre Sporennatur zu sprechen, da es in der That kaum möglich sein dürfte, dass die wenig widerstandsfähigen Sporen sich so unverletzt erhalten haben sollten. Als Spongienskeletkörper lassen sie sich aber wohl noch weniger leicht deuten denn als Radiolarien. Viel- leicht gelingt es später über ihre Natur etwas Genaueres ausfindig zu machen. Einstweilen kann als auf ähnliche Bil- dungen nur auf von Wnıre aufgefundene und von Dana!) beschriebene und abgebildete, 0,006 bis 0,0006 Mm. grosse organische Reste aus dem Hornstein des unterdevonischen cor- niferous limestone hingewiesen werden, welche rundliche und stachelige Gebilde sind, jedoch als Xanthidien beschrieben wer- den. Die ebendaselbst abgebildeten, mit oben kurzgegabelten ı) Dana, Manual of Geology 1875. pag. 257. en 457 Stacheln versehenen Formen gehören aber wohl, wie auch EHREnBERG’s Xanthidien aus diluvialen Feuersteingeschieben Norddeutschlands zu den Spongienskeletkörpern. II. Entstehung dieses silurischen Kieselschiefers. Die Entstehung der Kieselschiefer überhaupt ist noch jetzt sehr in Dunkel gehüllt. .Naumans !) sagte 1858 hierüber: „Was den Lydit und Kieselschiefer betrifft, so kann an seiner hydatogenen Bildung gar nicht gezweifelt werden. Es scheint fast, dass er ursprünglich in Schichten amorpher (porodiner) Kieselerde abgesetzt worden ist.“ Zwar war damit jedwede pyrogene Entstehungsweise ausgeschlossen, aber räthselhaft blieb doch immer der grosse Kieselsäuregehalt dieser Gesteine. Ihn zu erklären, hat man ziemlich allgemein seine Zuflucht zu kieselsäurereichen Quellen genommen, welche entweder zur Zeit der Ablagerung der betreffenden Schichten vorhanden gewesen oder aber erst nachträglich vorhandene Thonschiefer oder Schieferthonlager imprägnirt und in Kieselschiefer umgewan- delt haben sollen, wodurch auch das angeblich gangartige Vorkommen mancher Kieselschieferlager erklärt würde. Im Allgemeinen muss man nun sagen, dass diese Erklärungs- versuche mehr auf Speculationen beruhten und darum auch ziemlich in’s Allgemeine gingen, weniger aber sich auf einzelne, einschlägliche Beobachtungen stützten. So hat man zwar Quellen als vorhanden angenommen, deren wirkliches Vor- handengewesensein aber nirgends durch zurückgelassene Spuren bewieseu. Und doch liegen, wenigstens für sehr viele Kiesel- schieferlager, eine Reihe von Beobachtungen vor, welche durch- aus mit einer directen Ableitung des Kieselsäuregehaltes aus Quellen unvereinbar sind. Gewöhnlich nämlich wechsellagern die Kieselschiefer in oft nur centimeterstarken Lagen mit an- deren kieselsäureärmeren Thonschiefern und Alaunschiefern. Für mit ihrer Ablagerung gleichzeitig thätige Quellen müsste also eine höchst eigenthümliche, periodische Intermittenz an- genommen werden, welche mit den Beobachtungen an recenten Mineralquellen durchaus nicht im Einklang steht. Für nach- trägliche Verkieselung bildet diese Thatsache eine ebenso grosse Schwierigkeit der Erklärung, wozu noch die Fragen kommen, warum haben diese Quelleninfiltrationen nur gewisse Schichtencomplexe betroffen, und warum sind so viele silurische 2) Naumann, Lehrbuch der Geognosie Bd. I. pag. 11. 458 Graptolithen gerade nur in den von solchen Infiltrationen be- troffenen Schichten vorhanden? A Erst neuerdings hat GünseL') für die Se Kiesel- = schiefer Frankens eine andere Entstehungsaufiassung mitgetheilt. Er sagt: „Der Lydit besteht der Hauptsache nach aus einer wasserhellen, z. Th. amorphen, z. Th. krystallinischen Kiesel- substanz als Grundmasse, in welcher die amorphe Substanz _ und in sehr wechselnder Häufigkeit kleine Körnchen oder Häuf- chen von polarisirendem Quarz immer von unbestimmten Um- rissen, daneben eine erstaunliche Menge kohliger Theilchen, theils in feinen, wolkenähnlichen Flecken, theils in wie durch Gerinnen entstandenen Häufchen, zackigen Streifchen und zu- sammengeballten Körnchen oder in organische Formen nach- ahmenden Ringen und geschwungenen Linien oft so dicht ein- gestreut liegen, dass nur an sehr vereinzelten Stellen die wasserhelle Grundmasse zum Vorschein kommt. In vielen Lyditen kommen einzelne, schon mit unbewafinetem Auge sichtbare und sehr zahlreiche kleine, kreisrunde und in grös- serer Menge ovale, in die Länge gezogene, meist kugelige und mehr oder weniger regelmässig abgerundete Ausscheidungen oder Streifchen und Fläserchen vor, die aus weisser Kiesel- masse oder Kohlensubstanz mit kieseliger Umsäumung bestehen. Es ist nicht zweifelhaft, dass sie organischen Einschlüssen kleinster Formen (etwa wie in der Kieselguhr) angehören; da ihre innere Structur aber vollständig zerstört ist, lässt sich nichts Näheres über dieselben bestimmen. Man darf deshalb den Lydit als eine Art Polirschiefer der ältesten Zeit ansehen.“ Es ist augenscheinlich, dass GümseL hiermit zu demselben Resultate gekommen ist, zu welchem auch unsere Untersuchung. der Kieselschiefer von Langenstriegis führen muss, dass näm- lich die betreffenden Kieselschiefer wesentlich zoo - phytogener Entstehung sind. Und offenbar haben seine „organischen Ein- schlüsse kleinster Formen“ mit unseren Sphaerosomatiten die grösste Aehnlichkeit. Der obersilurische Kieselschiefer von Langen- striegis stellt in der Hauptsache eine Anhäufung resp. einen schichtenweisen Absatz von Grapto- lithen, Radiolarien, Diatomaceen, Tangalgen und Sphaerosomatiten dar, von denen letztere wenig- stens zum Theil Spongienskelettheile zu sein scheinen. Er ist somit jedenfalls mariner und zwar zoo-phytogener Entstehung, und der grosse Gehalt an Kieselsäure ist auch hier wie in den Polir- ı) GümseL, Geognostische Beschreibung des Fichtelgebirges 1879. pag. 269. ee sehiefern organischen Ursprungs, so dass zu seiner Erklärung die Zuhülfenahme kieselsäurereicher Quellen unnöthig wird. III. Umwandlungen der ursprünglichen Gesteins- zusammensetzung. Neben der schichtenweise erfolgten Ablagerung organischer Gebilde hat aber auch zugleich diejenige rein anorganischen Materiales stattgefunden, welcher die quarzigen Sandsteine, die sandigen Schiefer, Thon- und Alaunschiefer ihre Entstehung verdanken. Da diese Gesteine mit den Kieselschiefern durch vielfache Wechsellagerung verbunden sind, so ist eine Ver- mischung organischen und anorganischen Materiales in Voraus zu erwarten, und sie lässt sich auch in der That beobachten. Nicht immer besteht der Kieselschiefer so vorwiegend aus organischen Resten, und andererseits findet sich organisches Material häufig auch in den Thonschiefern und Sandsteinen. Stets aber ist die ursprüngliche Substanz der organischen Reste gänzlich verschwunden und durch andere mineralische Sub- stanzen ersetzt. Von der amorphen Kieselsäure, aus welcher jedenfalls die Radiolarien, Diatomaceen und Sphaerosomatiten- skelete bestanden haben, ist gar nichts mehr vorhanden, und die organische Substanz dieser und der übrigen Organismen ist theils in undurchsichtige, schwarze Kohle, theils in eine wahrscheinlich harzähnliche Substanz umgewandelt. Die Skelet- theile selbst sind in körnige Quarz- oder faserige Chalcedon- aggregate umgewandelt, welche unregelmässig begrenzte, rund- liche bis eckige Kohlenpartikel einschliessen. Dieser Um- wandlungsprocess war ein allmählicher. So sehen wir z. B. die Radiolarienschalen (Fig. 13) im Innersten aus kleinen, reihenförmig aneinandergerückten Kohlenpartikel bestehen, um welche als Centren sich faseriger Chalcedon angesiedelt hat, so dass jedes Kohlenpartikel von mehr oder minder vollstän- digen Chalcedonsphaerolithen umgeben wird. Letzter® sind wiederum perlschnurartig zu Ringen und Stäben zusammen- gefügt, welche nach aussen von schmalen, kohligen Rändern umsäumt werden. Auf letztere folgen dann stellenweise noch- mals je ein quergefasertes Chalcedon- und ein kohliges Bänd- chen. Der innerste Raum zwischen den einzelnen Gitterschalen ist dann endlich ebenfalls von zu radialfaserigen Büscheln grup- pirtem Chalcedon erfüllt. Chalcedon wie Kohle spielen somit hier nur die Rolle von Versteinerungsmaterial, dessen Aus- scheidung in dem geschilderten Einzelfalle jedenfalls iu der 460 angegebenen Aufeinanderfolge stattgefunden hat. Dieses Ver- steinerungsmaterial stammt zwar unmittelbar von der orga- nischen Substanz der betreffenden Thiere und Pflanzen und von der amorphen Kieselsäure ihrer Skelettheile ab, hat aber im Gesteine selbst, ehe es zur Ausscheidung kam, zuweilen Wanderungen angetreten. In Folge dessen finden wir häufig Kohlenpartikel in den zahlreichen Quarzgängen eingeschlossen und im Innern der Sphaerosomatiten ist Kohle oft zu eis- blumenartigen Aggregaten an der Innenseite der Schale ange- schossen. Man muss sich darum auch wohl hüten, zufällige Zeichnungen, welche durch solche kohlige Partieen gebildet werden, für organischen Ursprungs zu halten. ‚Wo allerdings bestimmte Figuren sich regelmässig und ziemlich gleichförmig wiederholen, die mit bekannten mineralischen Structurformen nichts gemein haben, wie z. B. die kleinen Stacheln oder die netzförmige Zeichnung der Sphaerosomatiten, da kann wohl auf organischen Ursprung derselben geschlossen werden. Anderer- seits erklärt sich aus diesen Wanderungen auch, warum gewisse höchst zarte Skelettheile gänzlich in Kohle umgewandelt sind, indem in solchen Fällen ihre ursprüngliche Substanz durch eingewanderte Kohle verdrängt worden ist. Da es bekannt ist, dass die Skelettheile der Radiolarien und Diatomaceen ge- wöhnlich nicht nur aus Kieselsäure, sondern auch aus einem mehr oder minder bedeutenden Gehalt organischen Stoffes be- stehen, so könnte man zwar die kohligen Bestandtheile der versteinerten Skelete als lediglich aus der Reduction dieses organischen Gehaltes zu Kohle sich entstanden denken. Allein eine solche Auffassung würde zu dem Schluss führen, dass die feinen Stacheln z. B. von Sphaerosomatites spinosus und spieu- losus, ferner die Fig. 9 abgebildeten Stacheln von Spongosphaera tritestacea, welche alle nur in kohlige Substanz umgewandelt sind, schon ursprünglich lediglich aus organischer Substanz bestanden hätten. Dies würde aber für die betreffenden Ge- bilde eine so grosse Weichheit und so geringe Widerstands- fähigkeit gegen äussere, mechanische Einwirkungen zur Voraus- setzung haben, dass es ganz unerklärlich erscheinen müsste, warum dieselben dennoch mit so guter Erhaltung ihrer Form petrifieirt worden sind. Bei der vollständigen Umwandlung der meist mikroskopisch kleinen Organismen in Kohle, kör- nigen Quarz und Chalcedon sind natürlich die feineren Schalen- zeichnungen, wie sie z. B. den Diatomaceen eigen sind, ver- loren gegangen und diesem Umstande ist wohl auch die Un- bestimmbarkeit der Sphaerosomatiten zuzuschreiben. Bedenkt man nun, dass unsere Kieselschiefer grösstentheils aus einer Anhäufung solcher organischer Reste bestehen, so ergiebt sich hieraus, dass diese Gesteine im Lauf der Zeiten 461 - fast eine vollständige Umwandlung in ihrer mineralogischen Zusammensetzung erlitten haben müssen. Dies wird durch die mikroskopische Untersuchung bestätigt, welche lehrt, dass unser Kieselschiefer weitaus vorwiegend aus mikrokrystallinischem Quarz und Kohle zusammengesetzt wird. Der Quarz, von grösseren, klastischen, vereinzelten Sandkörnern abgesehen, besteht zumeist aus 0,01 bis 0,002 Mm. grossen Körnern oder dünnsten Chalcedonfasern. Amorphe Kieselsäure konnte in keinem Präparate mit Sicherheit nachgewiesen werden. Wo freilich die Korngrösse zu winziger Kleinheit herabsinkt und beigemengte kohlige Bestandtheile an sich schon optische Untersuchungen erschweren, ist es kaum mehr möglich, optische Prüfungen vorzunehmen. An sich aber ist es nicht sehr wahr- scheinlich, dass in einem Gestein, in welchem grössere Opal- massen noch nie aufzufinden waren, solche von nur Tausendstel Millimetergrösse vorkommen sollen. Neben der Kohle kommt ferner noch jene bereits erwähnte harzähnliche Substanz, win- zigste, nur bis 0,02 Millim. lange Glimmerblättchen , welche bei gekreuzten Nicols in heilen Farben aufleuchten, und etwas Eisenerz vor. Letzteres besteht entweder aus kleinen, meist schon umgewandelten Eisenkieswürfeln oder aus Hämatitblätt- chen und -Körnchen oder nur aus unregelmässigen Partieen von Brauneisenerz. Der mikroskopische Befund bestätigt somit durchaus die durch die zoo-phytogene Entstehung bedingte Thatsache, dass unser Kieselschiefer seine gegenwärtige Beschaffenheit wesentlich nach- träglichen Umwandlungen zu verdanken hat. IV. Gangbildungen. - Mit den zuletzt erwähnten Umwandlungen stehen jeden- falls auch die Gangbildungen im Zusammenhang, welche bei unserem Gestein eine recht auffallende Erscheinung sind. In enormer Häufigkeit durchziehen von mikroskopischer Dünnheit bis zu einigen Zoll Mächtigkeit anschwellend Quarzgänge-adern und -trümer netzförmig das ganze Gestein, so dass ihr Ge- sammtvolumen häufig fast dem des Gesteines selbst gleichkommt. Nach Art ihrer Ausbildung gehören sie unzweifelhaft zu den „Ausscheidungs-Gängen“ Naumanns, der darüber be- merkt): „Die in den Grauwacken und Grauwackenschiefern, im Thonschiefer, Kieselschiefer, Lydite und Quarzite so häufig 1) Naumann, Lehrbuch der Geognosie Bd. 11l. pag. 517. 462 vorkommenden, sogenannten Quarzadern werden gleichfalls als Ausscheidungstrümer betrachtet, indem die sie bildende Kiesel- säure unmittelbar aus dem Nebengestein geliefert sein dürfte.“ Die Ausscheidungsgänge unterscheidet Naumann von den eigentlichen Gängen, welch’ letztere er als Spalten im Gebirgs- gesteine von bedeutender aber indefinirter Ausdehnung, welche mit irgend welchen, von diesem Gesteine mehr oder weniger verschiedenen Mineralmassen erfüllt sind, definirt „Eine scharfe Grenze zwischen den Ausscheidungstrümern und den grösseren Spaltengängen lässt sich freilich nicht ziehen; beide sind sehr nahe mit einander verwandt und werden durch stetige Ueber- gänge mit einander in Verbindung gebracht.“ Ueber die Ent- stehung der Ausscheidungsgänge äussert sich Naumann folgen- dermaassen: „Manche sehr achtbare Geologen hatten freilich die Ansicht, dass alle Gänge gleichzeitig mit dem sie ein- schliessenden Nebengestein gebildet worden seien; welche Ansicht jedoch vor einer genaueren Prüfuug nicht bestehen kann, wes- halb wir sie auch nicht weiter beachten werden. Dennoch aber finden wir, dass andere Geologen, welche die meisten Gänge als spätere Spalten - Ausfüllungen betrachten, noch gewisse gangartige Gebilde unter dem Namen von gleichzeitigen Gängen aufführen. Indessen dürfte es richtiger sein, dieselben als Ausscheidungs-Trümer zu bezeichnen, weil für sie eine vorausgegangene Spaltenbildung mit Recht angenommen werden kann, während sie sich durch die Kleinheit ihrer Di- mensionen von den eigentlichen Gängen unterscheiden.“ Nav- MANN fasst also seine Ausscheidungsgänge nicht als völlig identisch mit den gleichzeitigen (contemporaneous) Gängen auf und bemerkt noch ausdrücklich: „Es gehören hierher dieje- nigen gangartigen Gebilde, welche sich in Contractions- spalten. und zwar theils während, theils bald nach der Festwerdung der sie umschliessenden Gesteine durch Aus- scheidung oder Ausschwitzung aus der Masse gebildet haben.“ Die Spaltenbildung überhaupt führt Naumann auf drei Ursachen zurück: erstens Dislocation durch Erdbeben, zweitens Expan- sion, welche nur auf bedeutende Distancen fortsetzende Spalten verursacht haben sollen, und drittens auf Contraction zurück. Letztere „entstand und entsteht noch gegenwärtig durch ein inneres Schwinden, eine Volumverminderung der Gesteinsmasse, welche eine innere Zerberstung derselben zur Folge hatte, und entweder in der allmählichen Austrocknung, wie bei sedimen- tären Gesteinen oder in der Abkühlung und Erstarrung, wie bei den eruptiven Gesteinen, begründet war.“ .... „Auf diese Weise sind die zahlreichen aber in der Regel wieder ausge- füllten und gleichsam zugeheilten Risse und Klüfte entstanden, welche die körnigen Grauwacken und andere Sandsteinarten, Zu? 7 a A 5 ART, € za e Be u 463. die Kieselschiefer und Quarzite, die Kalksteine, die Serpentine _ und so viele andere Gesteine so häufig nach allen Richtungen durchschwärmen.“ Demnach darf als sicher hingestellt werden, dass Naumann auch die zahlreichen Quarzgänge in den Kiesel- schiefern von Langenstriegis als Ausscheidungsgänge ansah, welche Ausfüllungen von Contractionsspalten darstellen sollen. Diese Auffassung bedarf jedoch in zweifacher Beziehung einer Be- richtigung. Die erste ist, dass die Quarzgängchen und -trümer keineswegs auf die einzelnen Gesteinsschichten beschränkt sind, sondern sehr häufig ungestört quer durch die mit einander wechsellagernden Kiesel- und Thonschieferlagen setzen und am häufigsten da auftreten, wo die Gesteinsschichten am stärk- sten zusammengefaltet sind, und innerhalb der einzelnen Falten an den Stellen stärkster Biegung. Hieraus muss geschlossen werden, dass sie wenigstens zum grössten Theil nicht Con- tractionsspalten sind, sondern ihre Entstehung Gesteinszer- reissungen, welche bei den Schichtendislocationen, hier ins- besondere den Zusammenfaltungen, sich gebildet haben, ver- danken, also „Faltungsgänge“ im Sinne GRoDDEcK’s sind. Letzterer sagt!): „Man bemerkt in manchen dünnen Schichten, und zwar nur auf diese selbst beschränkt und nicht in die benachbarten übersetzend, senkrecht gegen die Schichtflächen stehende, parallel verlaufende und mit Quarz und Kalkspath erfüllte Trümchen; — das sind wahrscheinlich, wenigstens zum Theil Austrocknungsspalten. Ob die Quarztrümer in Grauwacken, Thonschiefern und Kieselschiefern, die Kalk- spathadern in Kalksteinen etc. sämmtlich Austrocknungstrümer sind, ist mindestens zweifelhaft; einige gehören wohl dazu, andere aber gewiss zu den Dislocationsspalten.“ Das- selbe gilt auch von den Quarzgängen unseres silurischen Kiesel- schiefers, welche jedenfalls vorwiegend Dislocationsspalten ihre Entstehung verdanken, wenn schon stattgehabten Contractionen dabei auch eine gewisse Rolle zugestanden werden muss. Mit der Umwandlung der organischen Substanz in Kohle und der amorphen Kieselsäure in krystallinische müssen nothwendig auch Volumveränderungen stattgefunden haben, besonders da die Quarzausfüllungen der kleinen und kleinsten Gänge im Gestein auf Auslaugungen des Nebengesteins zurückzuführen sind. Aber die Ursache jener Auslaugungen war zunächst die Spaltenbildung und nicht umgekehrt die Spaltenbildung Folge der Auslaugungen. Der zweite Punkt, welcher neben der Entstehungsursache l) v. GroppvEck, Die Lehre von den Lagerstätten der Erze 1879 pag. 314. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XXXII. 3. 30 464 in der Definition der Naumann’schen Ausscheidungsgänge der % Berichtigung bedarf, ist die Entstehungszeit. Naumann giebt an, dass die Ausscheidungsgänge „theils während, theils bald nach der Festwerdung der sie einschliessenden Gesteine“ ent- standen sind. Zunächst ist bei dieser Angabe auffallend, dass obwohl Naumann ausdrücklich die „gleichzeitigen Gänge“ mit zu seinen Ausscheidungsgängen rechnet, er dieselben durch seine Definition dennoch ausschliesst, sofern man nämlich dar- unter „gangartige Gebilde, welche während der Bildung des Nebengesteins durch direct aus diesem stammende Sub- stanzen gebildet wurden“, versteht. Denn offenbar sind Bil- dung und Festwerdung eines Gesteins zwei verschiedenartige Vorgänge und bei den meisten sedimentären (resteinen tritt, sofern überhaupt, die Festwerdung erst nach der Bildung ein. Die lockeren Sande und Kiese z. B., welche man so häufig im Diluvium und Tertiär antrifft, sind glaubwürdige Zeugen hierfür. Um die Entstehung gleichzeitiger Gänge begreiflich zu machen, hat man darauf hingewiesen, „dass sich aus dem nassen Erdboden beim Gefrieren Platten von faserigem Eise ausscheiden, welche dünne Erdlagen vor sich in die Höhe treiben, oft zu mehreren über einander vorkommen, so dass immer abwechselnd Eisplatten und dünne Erdlagen mit einander verbunden sind“ etc., oder aber dass beim Gefrieren lehmigen Wassers sich in der gefrorenen Masse Eis gangförmig aus- scheidet. !) Denkt man sich also irgend einen lockeren Sand oder lehmigen Schlamm mit einer mineralischen Solution ge- tränkt, so ist die Möglichkeit allerdings vorhanden, dass bei eintretenden Ausscheidungen mineralischer Substanzen aus die- ser Solution 1. durch dieselben die lockeren Theile des Sandes oder Schlammes, als durch ein Bindemittel, mit einander ver- bunden, also die betreffenden Steine verfestigt werden, und 2. dass die sich ausscheidenden Substanzen innerhalb der Gesteinsmasse sich auch zu gangförmigen Aggregaten, d. h. in die Schichtflächen mehr oder minder regellos kreuzenden Rich- tungen, ansiedeln. Sofern man nun solche gangartigen Bil- dungen als gleichzeitige Gänge bezeichnen will, ist es allerdings richtiger zu sagen, dass sie während der Festwer- dung als dass sie während der Bildung des Nebengesteins ent- standen seien. Lossen?), der sich neuerdings eingehender mit derartigen Gängen beschäftigt hat, nennt sie Primärtrümer im Gegensatz zu den Secundärtrümern, welche zu Nav- MANNS Gängen im engeren Sinne gehören würden. 1) Hzsser, N. Jahrb. 1830. pag. 221. ?) K. Lossen, Zeitschr. d..d. geol. Ges. 1875. pag. 255. Baba len 3, a Re 2.5, eher 465 . en Se Groppeck !) meint hierzu, dass man die während der Ver- festigung des Gesteins entstandenen Primärtrümer Lossex’s auch Ausscheidungstrümer und die „nachträglich ausgeheilten Spalten“ oder Lossen’s Secundärtrümer auch Imprägnations- trümer nennen könnte. Gegen die von Lossen vorgeschlagene Nomenclatur ist jedenfalls einzuwenden, dass vielfach schon vor der Verfestigung der Gesteine sich Gänge in denselben bilden (z. B. eisenschüssige Gänge in den lockeren tertiären und diluvialen Sanden und Kiesen), dass somit Secundärtrümer unter Umständen älter als Primärträmer sind, dass also Primärtrümer nicht immer auch zeitlich primär sein können. Die Bildung der Gesteine bedingt nicht auch deren Verfesti- gung, denn wir kennen nicht nur in mehreren jüngeren, sondern auch in ältesten Formationen, als Silur und Devon, noch un- verfestiste, lockere Gesteine. Die Verfestigung scheint, von nur localen, untergeordneten Ursachen abgesehen, hauptsächlich durch chemische Umwandlungen innerhalb der Gesteinsschichten selbst bedingt zu sein. Letztere sind zwar in erster Instanz von der chemischen Natur der betreffenden Gesteine abhängig, aber besonders in neuerer Zeit ist von mehreren Seiten, und wie es scheint mit gutem Grund, darauf hingewiesen worden, dass mit dem Grade der mechanischen Einwirkungen, welche ein Gestein erlitten hat, auch der Grad der chemischen Um- wandlungen zunimmt. Da mechanische Einwirkungen jedoch zumeist und am stärksten durch Gebirgsdislocationen ausgeübt werden, so steht zu erwarten, dass stark dislocirte Gesteine verhältnissmässig auch am stärksten chemisch umgewandelt sind — ein Satz, der durch die Erfahrung völlig bestätigt wird. Mit als eine Ursache der Gresteinsverfestigung dürfen daher wohl die ‘Gebirgsdislocationen angesehen werden. Da - zugleich mit letzteren auch Spaltenbildungen (Dislocations- spalten) Hand in Hand zu gehen pflegen, so kann unter Um- ständen somit durch Dislocationen gleichzeitig chemische Um- wandlung und Zerreissung der Gesteine, sowie Gangbildungen auf den so entstandenen Spalten bedingt sein. Diese che- mischen Umwandlungen können ihrerseits die Verfestigung des Gesteines zur Wirkung haben, aber es ist dies nicht noth- wendig, insofern einerseits denselben die Verfestigung bereits vorausgegangen sein und andererseits jdie chemische Umwand- lung auch wesentlich in Zersetzung und Auflösung bestehen kann. Um auf unsere silurischen Kieselschiefer, als auf einen speciellen Fall, zurückzukommen, so haben wir gesehen, dass er ursprünglich wesentlich als ein mit Sand und Schlamm ver- mischter Absatz von Thier- und Pflanzenresten gedacht werden rl.e pas. 7A, 30* 466 muss. Diese an sich weiche, unfeste Masse hat mit der Zeit x E chemische und physikalische Veränderungen erlitten, in Folge dessen sich die organische Substanz in Kohle umwandelte, während die amorphe Kieselsäure der Sklettheile sich in kry- stallinischen Quarz verwandelte, dabei aber zugleich alles gleichsam versinterte und verfestigte. Wir wissen ferner, dass nach Ablagerung der Silurformation bedeutende Schichten- störungen — Verwerfungen, Aufrichtungen und Zusammen- faltungen — stattgefunden haben, über welche Eingehenderes sich in den im Druck begriffenen Erläuterungen zu Section Frankenberg findet, und wir müssen den Wir- kungen dieser die zahlreichen Zerreissungen — Spaltenbil- dungen — zuschreiben, die unsere Kieselschiefer wie überhaupt sämmtliche Gesteine des Silurs betroffen haben. Da wir nun aber als Ausfüllungsmineralien dieser Spalten und Risse in der Hauptsache durchaus dieselben Mineralien — nämlich Quarz und Kohle — finden, welche auch sonst als Umwand- lungsproducte die Gesteinsmasse gegenwärtig constituiren, SO sind wir wohl berechtigt, auch für diese dieselbe Entstehungs- ursache anzunehmen. Mit der vollständigen Umwandlung aller organischen Substanz in Kohle und aller amorphen Kiesel- säure in Quarz war natürlich auch für die Gangmineralien die Entstehungsquelle versiegt. Uebrigens sind hier die quanti- tativ zurücktretenden übrigen Gangmineralien, nämlich Wa- vellit, Peganit, Steinmark und allerhand bräunlich- gelbliche Ueberzüge von Eisenoxydsulfat noch beachtens- werth, sofern der Phosphorgehalt der beiden ersten deutlich auf ihren Ursprung aus der Zersetzung organischer Substanzen hindeutet, während die Sulfate jedenfalls aus der Zersetzung des Eisenkieses hergeleitet werden müssen, der sich häufig in kleinen Würfeln im Kieselschiefer eingesprengt findet, woselbst sein Vorhandensein aus der reducirenden Kraft der organischen Substanzen leicht erklärlich ist. Was nun die Dauer dieser Gangbildung betrifft, so habe ich an anderer Stelle gezeigt, dass Dislocationen und damit in Verbindung stehende Gesteinszerreissungen in dieser Ge- gend bis in die jüngste Zeit angedauert haben, aber die Bildung von Gangmineralien musste natürlich mit Versiegung ihrer Entstehungsquelle aufhören, und diese trat höchstwahr- scheinlich schon vor längerer Zeit ein. Wenigstens deutet darauf der Umstand, dass neben vielen Gängen, welche gänz- lich mit Quarz erfüllt sind, auch solche vorkommen, die nur theilweise ausgefüllt sind. Es konnten keinerlei Beobachtungen gemacht werden, welche gegen die Annahme sprächen, dass die zum Theil noch klaffenden Spalten, Klüfte und Risse jünger 467° als die andren und somit erst während oder nach Versiegung ee du En 5 jener Mineralquellen entstanden sind. Demnach kommen wir zu dem Schlusse, dass die Quarzgänge und -trümer im silurischen Kiesel- schiefer von Langenstriegis wesentlich Disloca- tionsspalten ihre Entstehung verdanken, welche von Mineralien ausgefüllt worden sind, die sich bei der allgemeinen Umwandlung erzeugt haben, von welcher dieser Kieselschiefer überhaupt nach seiner Ablagerung während langer Zeit betroffen war und der er seine gegenwärtige mineralische Beschaffenheit verdankt. Anmerkung. Nachdem Obiges bereits dem Drucke übergeben war, schrieb mir Herr Gruxnow in Berndorf, welchem ich meine Präparate übersandt habe, dass er gewisse rund- liche Formen, welche nach der von ihm gegebenen Beschrei- bung zu meinen Sphaerosomatiten gehören, für einzellige Algen, z. Th. geradezu für Protococcen hält. Ich theile diese jeden- falls beachtenswerthe Deutung hier mit, obwohl mir dieselbe noch in mancher Beziehung bezweifelbar erscheint. 468 2. Uebersicht über vierundzwanzig mitteleuropäische Quartär - Faunen. Von Herrn Aırkep Neariıng in Wolfenbüttel. Das Interesse, welches man in den letzten beiden Jahr- zehnten der Diluvial- oder Quartär - Periode gewidmet hat, ist auch für die genauere Erforschung der quartären Fauna sehr förderlich gewesen, und wir besitzen heute über den Umfang und den Charakter derselben‘ eine viel bessere Kenntniss, als etwa vor dreissig Jahren.!) Zumal in Frank- reich, Belgien, England und in der Schweiz hat man Vieles für eine sorgfältige Erforschung der quartären Fund- stätten gethan; man hat dort auch schon die faunistischen Resultate in geeigneten Publicationen zusammengefasst. In Deutschland ist zwar inzwischen ebenfalls Vieles für die Er- forschung der Quartärfauna geschehen; aber es hält sehr schwer, sich über das Geleistete einen Ueberblick zu ver- schaffen, da die einschlägigen Publicationen in sehr verschie- denen, von den Geologen und Paläontologen meist wenig ge- lesenen Zeitschriften veröffentlicht worden sind. Herr SANDBERGER in Würzburg hat allerdings in seinenı grossen Werke über dieLand- und Süsswasserconchy- lien der Vorwelt (Wiesbaden 1870—1875, pag. 752—950) eine sehr dankenswerthe Zusammenstellung der bis zur Ab- fassung jenes Werkes ihm bekannt gewordenen Quartär- Faunen Deutschlands gegeben, so dass dadurch ein ge- wisser Ueberblick schon möglich gemacht ist. Dieser Ueberblick mag auch heute noch demjenigen genügen, welcher sich speciell für die quartäre Conchylienfauna interessirt und diese als die Grundlage für klimatische Rückschlüsse ansieht. Dem- jenigen aber, der ein specielleres Interesse für die quartären Wirbelthiere hegt und ihre ehemalige geographische Ver- breitung zum Ausgangspunkte für weitere Untersuchungen machen will, wird die Sanpgerger’'sche Zusammenstellung kaum noch genügen können; denn es sind seit ihrer Publica- tion noch so viele wichtige Quartär-Faunen in Deutschland erforscht worden, dass eine neue ergänzende Zusammenstellung wünschenswerth erscheint. . » Für jene Zeit bildete Greser’s „Fauna der Vorwelt“ auch hin- sichtlich der Quartär-Fauna eine gute Zusammenstellung. Jetzt ist sie veraltet. re a a. 469: Am wünschenswerthesten wäre es, dass die auf dem Ge- biete der quartären Wirbelthier-Fauna in Deutsch- land gewonnenen Resultate in einer Monographie zu- sammengefasst und dabei kritisch gesichtet würden.!) Ich selbst trage mich schon seit mehreren Jahren (angeregt und ermuthigt durch den mir befreundeten, leider inzwischen ver- storbenen Prof. v. Fraxtzıus) mit dem Plane, eine solche Monographie auszuarbeiten. : Ich habe die Ausführung dieses Planes auch schon bis zu einem gewissen Punkte vorbereitet, indem ich die einschlägige Literatur studirt, viele Museen und Privatsammlungen auf meinen Zweck hin durchgesehen und zahlreiche Zusendungen quartärer Wirbelthierreste [untersucht habe.) Nehme ich dazu die Resultate, welche ich durch meine eigenen zahlreichen Ausgrabungen erreicht habe, so kann ich wohl, ohne zu viel zu sagen, behaupten, dass mir bereits ein recht ansehnliches Material für eine Monographie der quartären Wirbelthier-Fauna Deutschlands vorliegt. Was speciell die kleineren und kleinsten Wirbelthiere der Quartär-Fauna anbe- trifft, so hat bisher in Deutschland meines Wissens Niemand ein so reiches und zuverlässiges Material unter Händen gehabt, resp. wissenschaftlich verwerthet, wie ich es augenblicklich bei einander habe. Leider fehlt es mir, da mein Beruf mich stark in An- spruch nimmt, an hinreichender Mussezeit, um die Ausarbei- tung der oben- bezeichneten Monographie bald in’s Werk zu setzen. Ich begnüge mich für den Augenblick damit, den Lesern dieser Zeitschrift tabellarische Uebersichten von 24 bemerkenswerthen Quartär-Faunen nebst er- läuternden Bemerkungen mitzutheilen, um auf diese Weise einen Theil des von mir gesammelten Materials zu verwerthen. Der mit der einschlägigen Literatur Vertraute wird darin viel !) Eine kritische Sichtung der aufgestellten Arten ist durchaus noth- wendig; denn auf keinem Gebiete der Paläontologie laufen so viele incorrecte oder absolut falsche Bestimmungen um, wie auf diesem. Ich habe mich hiervon immer mehr überzeugt, sowohl bei dem Durch- arbeiten der einschlägigen Publicationen,, als auch bei dem Besuche zahlreicher Museen. Ich kann sogar die einst so angesehenen und, fast möchte ich sagen, für unfehlbar gehaltenen Art-Diagnosen Herrn. v. Meyer’s von obigem Urtheil nicht ganz ausschliessen; denn ich bin im Stande nachzuweisen, dass die meisten seiner Bestimmungen von kleineren Säugethieren und Vögeln der Quartär-Zeit entweder geradezu unrichtig oder doch sehr verbesserungsbedürftig sind. ?) Ich benutze gern die gebotene Gelegenheit, um den Museums- vorständen und Privatsammlern, welche mich durch Zugänglichmachung quartärer Thierreste in meinen Untersuchungen gefördert haben, an dieser Stelle öffentlich meinen herzlichsten Dank auszudrücken. a0. a. Bekanntes vorfinden, aber auch manches Neue; ausserdem ird, denke ich, einem jeden Leser dieser Zeitschrift die Zusam- menfassung der vielfach zerstreuten Publicationen nur ange- nehm sein können. z Die Auswahl der Faunen mag Manchem willkürlich erscheinen; sie ist es auch bis zu einem gewissen Grade. Ich habe jedoch wesentlich diejenigen Quartärfaunen berücksich- tigt, welche mir durch eigene Anschauung des Materials bekannt geworden sind, oder an deren Untersuchung ich mehr oder weniger betheiligt bin. Mit diesen habe ich dann einige - nahe verwandte Faunen des Vergleichs wegen zusammengestellt, welche mir zwar nicht durch eigene Untersuchung bekannt ge- worden sind, die aber wegen sorgfältiger Erforschung und Voll- zähligkeit der Species bemerkenswerth erscheinen, wie die Faunen der Räuberhöhle, des Ofnet, des Hohlefels, der Thayin- ger Höhle, des Trou du Sureau. Wie meine paläozoologischen Untersuchungen von der hie- sigen Umgegend ausgegangen sind, so habe ich auch in der vorliegenden Arbeit die hiesigen Fundorte vorangestellt. Ich hoffe, es wird dieses um so berechtigter erscheinen, als die Faunen von Thiede und von Westeregeln auf Grund meiner Jahre lang fortgesetzten Untersuchungen jetzt zu den bestgekannten in Deutschland gehören; denn an Vollzähligkeit der Arten, an Zuverlässigkeit und Zusammengehörigkeit des fossilen Materials, sowie an Sauberkeit und Ungestörtheit der Ablagerungsverhältnisse stehen Thiede und Westeregeln keinem der von mir besuchten Fundorte in Deutschland nach, sondern ich darf sie in diesen Beziehungen mit zu den ersten rechnen. Die Fundstelle von Thiede ist von Wolfenbüttel nur eine Stunde weit entfernt, so dass ich dieselbe fortgesetzt habe untersuchen können; es sind von mir seit dem Sommer 1873 mindestens 200 Excursionen dorthin ausgeführt, welche mehr oder minder erfolgreich waren. Auf die Ausbeutung der Fundstätte von Westeregeln habe ich seit Herbst 1874 zwölf Excursionen verwendet, welche zusammen 26 Tage in Anspruch nahmen. Die gewonnenen Resultate können daher keine zufälligen sein; sondern man darf annehmen, dass diejenigen Arten, welche ich für Thiede und Westeregeln als häufig oder als selten constatirt habe, dort wirklich häufig oder selten sind. Ich habe deshalb die Zahl der Individuen, so weit ich sie irgend wie ge- nauer constatiren konnte, bei den einzelnen Arten angegeben. Die meisten der betreffenden Individuen werden durch eine grössere Anzahl von zusammengehörigen Skelettheilen reprä- sentirt. So z. B. besitze ich von den 20 angeführten Exem- 471. | plaren des Alactaga jaculus (von Westeregeln) ungefähr 150 einzelne Skelettheile; ähnlich ist es bei anderen Arten. Eine Begründung der einzelnen Bestimmungen kann ich hier natürlich nicht geben; ich verweise in dieser Hin- sicht auf'meine früheren Publicationen, resp. auf die noch bevor- stehenden. Eine wissenschaftliche Verantwortung für die Richtigkeit der in den einzelnen Faunen auf- geführten Species kann ich nur soweit übernehmen, als ich die betreffenden Fossilreste selbst untersucht und bestimmt habe. Jeder, der sich für eine der Faunen specieller interes- sirt, wird die einschlägige Literatur nachsehen müssen. Der Zweck dieser Arbeit ist, wie schon oben hervorgehoben wurde, im Wesentlichen nur die Zusammenstellung eines vielfach zer- streuten Materials. I. Thiede bei Wolfenbüttel!) A. Sängethiere. Vespertilio sp. (Plecotus auritus?). 1. Vespertilio sp. (Vesperugo Nilssonii?). 2. Felis spelaea. 2. Hyaena spelaea. 1. Cams lupus. 1. Canis familiaris intermedius WouLpr. (?). 1. Canis sp. (vulpes?). - Canis lagopus. 5. Foetorius putorius. 1. 10. Foetorius erminea. 1. 11. Foetorius vulgaris (2). 1. 12. Spermophilus sp. (altaicus?). 3—4. 13. Alactaga jaculus. 1. 14. Arvicola amphibius. 3—4. 15. Arvicola ratticeps. 6-8. 16. Arvicola gregalis. Ziemlich häufig. 17. Arvicola arvalis (2). 3—4. 18. Myodes lemmus var. obensis. Sehr häufig. 19. Myodes torquatus. Ziemlich häufig. 20. Lagomys sp. (hyperboreus?). 3. 21. Lepus sp. (variabilis?). 6 - 8. 22. Cervus tarandus. 8—10. (Nur in den tiefsten und mitt- leren Schichten.) 23. Cervus elaphus. 1. (Nur in der obersten Partie.) 24. Ovibos moschatus. 1. 25. Bos sp. 3—4. RTL er 1) Vergl. NeHring, Die quaternären Faunen von Thiede und Wester- egeln etc. im Archiv für Anthropologie, Bd. X. pag. 359 ff. N. Jahrb. f. Mineral. 1878. pag. 845. — Ich bemerke, dass ich sowohl für Thiede, als auch für die anderen Fundorte die Spuren menschlichen Daseins in der vorliegenden faunistischen Zusammenstellung nicht berücksichtigt habe. EB. 26. Equus caballus. Häufig. 27. Rhinoceros tichorhinus. Häufig. 28. Elephas primigenius. Häufig. B. Vögel. 29. Lagopus albus. 3—4.!) 80. Tetrao lagopoides? 1—2. 31. Lagopus mutus. 1. 32. Anser sp. 1. 33. Anas sp. (boschas?). 2. 34. Anas sp. (crecca?). 2. a 35. Ascolopax gallinago. 1. 30. Emberiza sp.? 1. 37. Otus brachyotus? 1. 38. Avis sp. indefin. C. Schlangen und Batrachier. 39. Eine Schlange von der Grösse des Pelias berus. 1. 40. Rana temporaria. Ziemlich häufig. 41. Bufo sp. 1—2. 42. Pelobates fuscus. 1—2. D. Conchylien. 43. Pupa muscorum. Sehr häufie. 44. Chondrula tridens. 2. 45. Üionella lubrica.” An einer bestimmten Stelle sehr häufig. 46. FPatula ruderata. 2.* 47. Patula rotundata. 1.* 48. Helix striata var. Nilssoniana. 8. 49. Helix hispida. 18. 50. Heliz tenwlabris. 10. 51. Helix pulchella. 15. 52. Helix hortensis. 1.” 53. Helix obvoluta. 1. (Nur 1!/, Fuss tief, daher schwerlich von diluvialem Alter, wenngleich äusserlich gut fossil aussehend.) 54. Hyalinia radiatula. 10.* 55. „Succinea oblonga. Ziemlich häufig. 56. Limnaeus pereger. 2. 57. Clausilia sp. (parvula2). 2. 58. FPisidium pusillum. 3. (In den tieferen Schichten.) Belegstücke für sämmtliche aufgeführte Arten (ausser No. 57) liegen in der Privatsammlung des Verfassers. Die- selben stammen aus den jungdiluvialen, lössartigen Ablagerun- gen, welche die zackigen Gypsfelsen des Thieder Gypsbruches theils überdecken, theils die zwischen ihnen befindlichen Klüfte ausfüllen.?) — Die Bestimmungen der Wirbelthiere rühren fast !) Diese Species, sowie manche andere der nachfolgenden habe ich erst bei den letzten Ausgrabungen (April 1880) in einer Tiefe von 20 bis 30 Fuss constatirt. ?) Vergl. meine ausführlichen Mittheilungen in den Verhandlungen ATS sämmtlich vom Verfasser her; die Diagnose der mit * ver- sehenen Conchylien verdanke ich den Herren SAnDBERGER in Würzburg, K. Tu. Lıege in Gera und v. Martens in Berlin. I. a A An Westeregeln bei Magdeburg.) A. Säugethiere. Plecotus auritus. 3—5. Vespertilio murinus. 6-8. Vespertilio Daubentonü. Sehr zahlreich. Vespertilio dasyeneme. 3-4. Vespertilio (mystacinus?). 1. Sorex (vulgarıs?). 1. Felis spelaea. 3. Hyaena spelaea. 2. Canis lupus. 3. Canis lagopus. 2. Ursus sp. Zweifelhaft. Meles taxus. 1. Foetorius putorius. 1. Arctomys bobac. 2. Spermophilus altaicus. 19. Spermophilus guttatus. 2. Alactaga jaculus. 20. . Arvicola amphibius. 2. Arvicola ratticeps. Zahlreich. Arvicola gregals. 6-8. Arvicola arvalis. 4—5. Arvicola sp. (alliarius?). 3—D. Myodes lemmus var. obensis. 5. Myodes torquatus. 1. Lagomys pusillus. 2. Lepus sp. (variabilis?). 6. Cervus tarandus. 4. Ovis oder Antilope sp. (2). 1.* Bos sp. 2. Equus caballus. Sehr zahlreich. Rhinoceros tichorhinus. 4. Rhinoceros Merckü. 1.* Elephas primigenius. 2. NB. Aus den obersten, nicht mehr als diluvial zu bezeich- nenden Lagen besitze ich Reste von Castor fiber, Cervus ca- preolus, Cervus elaphus, Bos sp., Equus caballus, Sus scrofa, welche neben roh gearbeiteten Urnen gefunden sind. d. k. k. geolog. Reichsanstalt in Wien, 1878. No. 12 und 1880. No. 12. — Zeitschr. f. d. ges. Naturwissensch. 1875. Bd. 45. pag. 1 ff. — Arch. f. Anthrop. X. pag. 361. 1) Vergl. Neanring, Die quatern. Faunen etc. im Archiv für Anthrop. X. pag. 364--398., XI. pag. 1-8. — N. Jahrb. f. Miner. 1878. pag. 845 f. — Verh. d. k. k. geol. Reichsanstalt in Wien 1878. No. 12. 474 B. Vögel. 34. Tetrao tetrix. 3. 35. Anas boschas. 2. 36. Anas crecca. 1. 37. .Otis tarda. -. 38. Vultur (einereus?). 1.* 39. TDurdus sp. 1. 40. Alauda (arvensis?). 1. 41. Motacilla sp. 2.* 42. Lusciola luscinia? 1.* 43. Fringilla (montifringilla?). 5 -6.* 44. Hirundo rustica. Sehr zahlreich. C. Schlangen, Batrachier und Fische. 45. Rana temporaria. Sehr zahlreich. 46. Bufo sp. Zahlreich. 47. Pelobates fuscus. 4-6. 48. Pelias berus? 1. 49. Esox lucius. 1. D. Conchylien. 50. Pupa muscorum. Häufig. 51. Chondrula tridens. 5. ; 52. Helix striata, meistens var. Nilssoniana. Sehr häufig. 53. Helix hispida. 1. 54. Helix pulchella. 1.” 55. Vürina pellucida. 1.” 56. Succinea oblonga. Ziemlich häufig. 57. Limnaeus pereger. 1. 58. Planorbis marginatus. 1. 59. Pisidium pusillum. 2.* Belegstücke für die aufgeführten Arten finden sich, abge- sehen von No. 11. 28. 32., in meiner Sammlung, und zwar meistens in grosser Zahl und vorzüglicher Erhaltung. Die mit ' * versehenen Wirbelthier- Bestimmungen rühren meistens von Herrn GieseL in Halle her. Die übrigen Wirbelthiere, von denen viele Individuen durch zahlreiche, zusammengehörige Skelettheile repräsentirt werden, sind von mir bestimmt. Die Diagnosen der mit * bezeichneten Conchylien verdanke ich Herrn Lıese, meinem verehrten Freunde und Collegen in Gera; die übrigen sind von demselben bestätigt. Auch Herr Sanp- BERGER in Würzburg, Herr v. Martens und Herr BeyrıcH in Berlin haben dieselben durchgesehen. Die quartären Ablagerungen von Westeregeln sind de- nen von Thiede ähnlich; sie finden sich in den Gypsbrüchen des Herrn A. Bereuins. Leider scheint die Fundstätte hin- sichtlich der fossilen Knochenlager gänzlich erschöpft zu sein. z EINER ee Te te 415 - In diesen Tagen noch schrieb mir der freundliche Herr Be- sitzer, dass seit meinem letzten Dortsein (Mai 1879) auch nicht das Geringste an Fossilresten vorgekommen sei. II. Der Seveckenberg bei Quedlinburg. A. Säugethiere. Sorex vulgaris. 1. Canıs vulpes. Canıs lupus. Hyaena spelaea. Felis spelaea. Spermophilus priscus (altaicus?). 1. Alactaga jaculus. 1. Myodes lemmus. 1. Miyodes torquatus. 1. 10. Lepus (variabilis?).") 11. Cervus tarandus. 12. Cervus elaphus? 13. Cervus sp. 14. Antilope ? 15. Bos sp. 16. Eguus caballus. 17. Rhinoceros tichorhinus. 18. Elephas primigenius. | 19. Elephas minimus. (Nach meinem ÜUrtheil nur ein juve- niles Individuum der vorigen Art.) SOFT OD B. Vögel. 20. Otis brevipes. 21. Corvus fossilis. 22. Corvus crassipenms. 23. Fringilla trochanteria. 24. Hirundo fossilis. 25. Larus priscus. * Die Fossilreste, auf welchen die obigen Artbestimmungen beruhen, sind im Wesentlichen durch Gießen in den dreissiger und vierziger Jahren zu Tage gefördert. Sie entstammen den diluvialen Ablagerungen der Gypsbrüche, welche sich auf der Höhe des Seveckenberges finden. Das Material liegt in ver- !) GiegeL (Jahresber. d. naturw. Vereins in Halle, Jahrg. 1851, pag. 232) nennt ihn Zepus diluvianus; den ebendaselbst aufgeführten Lepus cuniculus von Quedlinburg habe ich in obige Liste nicht mit auf- enommen, weil ich die betreffenden Reste nicht für diluvial halte. — ergl. über die GıEeger’schen Ausgrabungen im Seveckenberge auch den Jahrgang 1850 des citirten Jahresberichts pag. 12 — 20 und Isis, 1845. Ueber Spermophilus priscus, Myodes lemmus und torquatus von Quedlin- burg er ENSEL in d. d. geolog. Zeitschr. 1855. pag. 486 ff., 1856. pag. . 2 schiedenen Sammlungen; die einzigen Belegstücke für No. 6. 7.8. u. 9. besitzt das mineralogische Museum in Berlin, wo auch die meisten grösseren Arten, besonders Rhinoceros, durch schöne Reste vertreten sind. Sonstiges Material habe ich ge- sehen im zoologischen und im mineralogischen Museum zu Halle, in der geologischen Landesanstalt zu Berlin, im Rath- haus zu Quedlinburg, in der Sammlung des Herrn v. Narnusıus zu Hundisburg. Ich selbst besitze Belegstücke für No. 1. 2. 15. u. 16., welche ich an Ort und Stelle gesammelt habe. Die Bestimmung des Alactaga jaculus (No. 7), welche sich auf einen früher unerkannten, im mineralogischen Museum zu Berlin liegenden Oberschenkel gründet, rührt von mir her; ebenso die Vermuthung, dass Spermophilus priscus mit Spermophilus altaicus (von Westeregeln) identisch sei. — Die Vogelspecies sind sämmtlich von GIEBEL aufgestellt. Mir ist es sehr wahr- scheinlich, dass der fossile Laufknochen, auf dem Larus priscus beruht (Gıeser, Fauna der Vorwelt I. 2. pag. 31), zu Alactaga jJaculus, dem Pferdespringer, gehört; die Beschreibung passt wenigstens sehr gut dazu. Herr Stzerxnstrup in Kopenhagen ist derselben Ansicht. IV. Der Sudmerberg bei Goslar. A. Säugethiere. 1. Vespertilio murinus. 1. (Plecotus nach GIEBEL.) 2. Vespertilio sp. 1. (Kleiner als die vorige Art.) 3. Ursus sp. 1. 4. Cervus tarandus. 1. (Cervus elaphus nach GIEBEL.) 9. Cricetus frumentarius. 1. | 6. Arvicola amphibius. 1. RR 7. Arvicola gregalis. 2. Zwei Hypudaeen- 8. Arvicola glareolus. 1. (Recent?) {| Arten nach GIEBEL. 9. Miyodes torquatus. 7-8. ; 10. Lagomys hyperboreus (oder pusillus?) 1. Von GIEsEL nicht erwähnt. 11. Lepus (variabilis?). 2. (L. timidus nach GIEBEL.) B. Vögel. 12. Lagopus albus. Ziemlich zahlreich. (Gallus und Perdix nach GIEBEL.) 13. Columba. 14. Alauda. Nach GiEseL. Von mir nicht untersucht. 15. Fringila. Die oben aufgeführten Arten, resp. ihre Fossilreste stam- men aus einer Knochenbreccie, welche Herr Urrıcn (jetzt in Hannover) vor etwa 30 Jahren in einigen Spalten der Sud- merberger Steinbrüche entdeckt und ausgebeutet hat. Die ENT... betreffenden Reste befinden sich jetzt grösstentheils in der Sammlung des Herrn Srtruckmann in Hannover. Dieselben wurden bald nach ihrer Auffindung bestimmt und beschrieben von GiEBEL im Jahresbericht des naturw. Vereins in Halle, Jahrg. 1851. pag. 236—245. Vor einigen Jahren kamen die- selben mir unter die Hände !), und ich war im Stande, die meisten. Bestimmungen wesentlich zu modifieiren, wie man aus einem Vergleich der Gisger’schen Bestimmungen mit den mei- nigen erkennen kann. Besonders wichtig erscheint mir die Constatirung von Cervus tarandus, Arvicola gregalis, Mwyodes torquatus, Lagomys hyperboreus (resp. pusillus) und Lagopus albus. Leider ist jene Knochenbreccie seit jenem ersten Funde nirgends am Sudmerberge wieder zum Vorschein gekommen. Ich habe mich mehrfach darnach umgesehen, doch ohne Erfolg. Auch die Bemühungen des Herrn Struckmaxn haben in dieser Beziehung kein besseres Resultat gehabt. V. Die Lindenthaler Hyänenhöhle bei Gera. A. Säugethiere. Felis spelaea. EHyaena spelaea. Canis lupus. Canis vulpes. Canis lagopus? Ursus spelaeus. Ursus arctos. Foetorius putorius. Alactaga jaculus (Alactaga geranus GIEBEL).* 10. Arvicola amphibius. 11. Arvicola gregalis.“ 12. Myodes lemmus. Myodles torquatus. 14. Lepus sp. (variabılıs ?). 15. Arctomys primigenius (marmotta-bobac) Liege. (Nach Henser’s Urtheil Arctomys bobac.) 16. Cervus tarandus. 17. Cervus alces. 18. Cervus elaphus-canadensis. 19. Bos primigenius - Taurus. 20. Bos priscus - Bison. 21. Sus scrofa. 22. Equus caballus. 23. Eguus (hemionus?).* 24. Rhinoceros tichorhinus. 25. Elephas primigenius. re ie 1) Vergl. meine Bemerkungen im Archiv für Anthrop. 1877. X. epag. 389 f. QSI DO PpPODHm VI Das Zwergloch bei Pottenstein (Bayr. Oberfanken). 1. Lehmschicht. 11. Aschenschicht |TIL On Gerne . Ursus spelaeus. 1 . Hyaena spelaea. 1. 2 . Canis vulpes. 3 3 . Canis lagopus. 2. 4. 4. . Castor fiber. 1. FR Din — . Hystrix spelaea. 1. | 6 6. . Equus caballus. 7 d . Cervus megaceros.?) 1. | 8 8 ne Wi B. Vögel. EB = ® ? 5 26. Lagopus albus? 1. 27. Tetrao tetri«. 28. Charadrios sp.? 29. Pandion haliaetos. Die vorstehend aufgezählten Arten sind fast sämmtlich von meinem Freunde LiEsBe, unter Beihülfe des Herrn GIEBEL, bestimmt worden. Die Art- Diagnosen von Alactaga jaculus (statt Alactaga geranus GIEBEL), Arvicola gregalis und Equus hemionus? rühren von mir her, wie ich denn sämmtliche Fund- stücke, sowie auch die Fundstätte aus eigener Anschauung kenne. Das Material an Fossilresten liegt theils in dem fürstl. Museum, theils in der Korn’schen Privatsammlung in Gera. ') Vergl. „Die Lindenthaler Hyänenhöhle* von K. Ta. Lies, l. und 2. Stück im 17. und 18. Jahresbericht der Gesellsch., von Freunden d. Naturw. in Gera 1875 und 1878. — „Die Lindenthaler Hyänenhöhle und andere diluvialen Knochenfunde in Ostthüringen“, von demselben Verfasser im Archiv für Anthrop. IX. pag. 155 fl. — Nenrıne, Ueber Aluctaga jaculus foss. in den „Beitr. zur Kenntn. d. Diluvialfauna*, Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 1876. Bd. 47. pag. 18 ff. mit einer Tafel. — NEHRIng, „Fossilreste eines Wildesels aus der Lindenthaler ° Hyänenhöhle bei Gera“, Zeitschr. f. Ethnologie 1879. pag. 157 bis 143 mit einer Tafel. A. Säugethiere. Nach Ranke’s Angaben vertheilen sich gez in drei E Schichten folgendermaassen : . U.spelaeus. zusamm.9. 1. — . C. vulpes. . ©. vulpes. zusamm. 4 (resp. hirsutirostris). !) Einiges von den Nagerresten ist durch die Güte des Herrn Korn & in meine Sammlung gekommen. = ?) Diese Bestimmung ist nach einem vollständigen Radius, einem lü- 3 dirten Radius und einem lädirten Humerus gemacht. Ob diese Skelet- theile zur sicheren Bestimmung obiger Species ausreichen, erscheint mir zweifelhaft. er 479 I. Lehmschicht. | I. Aschenschicht. |[Ill. Ob. Geröllschicht. . Cervus elaphus. 9. ©. elaphus. zus. 3. I. — ‚ Cervus tarandus. 10. ©. tarandus. zus. 1—2.|10. -— . Cervus capreolus. 11. C. capreolus. zus. 2-3.|1l. — Bos, wild u. gezähmt. | 12. Bos. 2. 12.2. 13. Canis famtliarıs. 1. 13. ©. familiaris. 1. 14. Meles taxus. 1—2. 14. M. taxus. 1—2. 15. Sus scrofa dom. 15. 8. scrofa. 16. Ovis aries. 16. ©. aries. 8 17. Mustela martes. 2. 18. Lepus timidus. 3. 19. Felis domestica. 2. 20. Capra hircus. 1. Dazu kommen die von mir bestimmten kleineren Säuge- thiere, welche angeblich aus der „unteren Schicht“ stammen sollen, aber nach ihrem Aussehen und nach ihrem faunistischen Charakter sicherlich meistens der Aschenschicht oder zum Theil sogar der oberen Geröllschicht angehören. 21. Vesperugo pipistrellus. 1-2. 22. Vesperugo sp. (Kuhlii oder Maurus?). 2 -3. 23. Vespertilio sp. (dasyeneme?). 2--3. 24. Vespertilio murinus. 1. 25. Talpa europaea. Zahlreich, 26. Crossopus fodiens. 2—8. 27. Sorex vulgaris. Zahlreich. 28. Sorex pygmaeus. 1—2. 29. Crocidura (araneus oder leucodon). 2—3. 30. Mus (sylvaticus?). Sehr zahlreich. 31. Arvicola glareolus. Sehr zahlreich. 32. Arvicola agrestis. Ziemlich zahlreich. 33. Arvicola amphibius. 5—6. 34. Arvicola nivalis, var. petrophilus. 1. 35. Myoxus glis. 1. 36. Muscardinus avellanarius. (Lepus sp. Schon oben aufgeführt.) B. Vögel. Nach Ruaske: 37. Gallus domesticus. 4. 38. Columba livea. 1. 89. _Anser domesticus. 1. 40. _Anas boschas. 1. 41. Perdix cinerea. 2. 42. Tetrao tetrix. 3. 43. Tetrao urogallus. 1. Dazu kommen die von mir bestimmten Arten: 44. Turdus (pilaris oder musicus?). Einige Exemplare. 45. Fringilla montifringilla. 3. 46. Lagopus albus. Ziemlich zahlreich. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL3. 31 N 47. Picus medius. 1. 48. Corvus monedula. 1. 49. Glaucidium passerinum? 1. (Jedenfalls eine sehr kleine Eulenart.) x C Batrachier und Schlangen. 50. Rana temporaria. 1. 5l. sSalamandra oder Triton sp. 52 und 53. Zwei Schlangenarten. Die Fossilreste, auf denen obige Speciesliste beruht, sind im Jahre 1876 auf Kosten der Münchener Gesellschaft für Anthropologie etc. unter Leitung des Herrn Heırcen, Präpara- rators an der paläont. Samml. d. kgl. bayr. Ak. d. Wiss., im sog. Zwergloch, einer Höhle des Weyernthals bei Pot- tenstein in bayr. Oberfranken, ausgegraben. Dieselben wur- den zum grösseren Theil von Herrn Jon. Ranke in München bearbeitet; die Reste der Mikrofauna wurden durch Herrn ZiTTeL mir zur Untersuchung angeboten. Das wissenschaftliche Ergebniss ist im 2. Bande der Beiträge zur Urgeschichte Bayerns (1879) pag. 195 ff. veröffentlicht. Ob die Ausgrabung wirklich so sorgfältig stattgefunden hat, dass die Fossilreste der drei von RAaskE unterschiedenen Schichten ganz streng von einander getrennt gehalten sind, erscheint mir zweifelhaft. Ich stütze mich bei diesem Zweifel einerseits auf die mündlichen Mittheilungen des Herrn HorscH in Neumühle, welcher sich die Ausgrabungen des Herrn HkırGEn angesehen hat und als erfahrener Höhlengräber ein Urtheil darüber besitzt, andererseits auf die Thatsache, dass Herr HeEitGEsn die von mir untersuchten Thierreste als der „unteren Schicht“ angehörig bezeichnet hat, was bei der Mehrzahl der- selben ganz’ sicher nicht der Fall ist. Endlich möchte ich darauf hinweisen, dass auch die Individuenzahl, welche RaxkE für mehrere Species angiebt, Zweifel an der strengen Schei- dung der Fossilreste nach den angeführten Schichten erregt. Wenn überhaupt nur je ein Exemplar von Sus und Ovis bei der Ausgrabung vorgekommen ist (vergl. a. a. O. pag. 202), so dürfen diese Species nicht in der 2. und in der 3. Schicht aufgeführt werden. Vom Rennthier sind 1—2 Individuen an- gedeutet; es müssten denn doch wohl unbedingt zwei Indi- viduen gefunden sein, wenn man das Rennthier sowohl der 1., als auch der 2. Schicht zurechnen will (vergl. pag. 203). Meine eigenen Beobachtungen, welche ich im Juli vorigen Jahres mit Hülfe des Herrn Horsca in mehreren Höhlen des Ailsbachthals angestellt habe, sprechen zwar auch im Grossen und Ganzen für die Unterscheidung jener drei Schichten; aber sie haben doch manche andere faunistische Resultate ergeben, 481 zumal hinsichtlich der kleinen Säugethierfauna. Man vergl. die beiden folgenden Faunen. — Das fossile Material, auf wel- chem die obige Speciesliste beruht, wird in München aufbe- wahrt; eine Collection von Doubletten der kleineren Fossilreste hat Herr Zırreu freundlichst mir überlassen. VI. Die Hosscn's Höhle im Ailsbachthal (bayr. Oberfranken). A. Säugethiere. Plecotus auritus. 1. (Ziemlich frisch aussehend.) Talpa europaea. 1. (Frisch.) Felis sp. (catus oder chaus?2).!) Canıs lupus. 1. Canis vulpes. 2—3. Canis lagopus. 1. Canis familiaris. 1. (Ziemlich frisch.) Mustela martes oder foina. 1. (Ziemlich frisch.) Foetorius erminea. 1. 10. Gulo borealis. 1. 11. Meles taxus. 2. 12. Ursus spelaeus. 3—4. 13. Arctomys sp. 1. 14. Spermophilus sp. 1. (Grösser als Sp. altaicus). 15. Myoxus glis. 1-2. (Ziemlich frisch.) 16. Mus (sylvaticus?). 2. (Ziemlich frisch.) 17. Cricetus frumentarius. 3-4. (Sehr gross!) 18. Arvicola amphibius Sehr zahlreich. 19. Arvicola mivalıs. 1. 20. Arvicola ratticeps. 1. 21. Arvicola gregalıs. 2. 22. Arvicola glareolus. 2-3. (Aus oberen Lagen.) 23. Myodes torquatus. 1. 24. Castor fiber. 1. 25. Lagomys (hyperboreus?). 2. 26. Lepus sp. 1. 27. Cervus tarandus. 1. 28. Cervus (elaphus?). 1. 29. Cervus (capreolus?). 1. 30. Eqguus caballus. 1—2. DRIN FTIR B. Vögel. 31. Tetrao urogallu. 3-4. 32. Tetrao tetriv. Sehr zahlreich. 33. Lagopus albus. 1. 34. Anas sp. 1. 35. Scolopax rusticola. 1. 36. Turdus sp. 2. i 37. Mehrere noch nicht bestimmte Arten. 1) Wahrscheinlich ist es eine kleine Luchsform; die Tibia, auf welcher diese Species beruht, misst 164 Mm. in der Länge, was nach meinen Erfahrungen über die Dimensionen von F. catus hinausgeht. al? 482 C. Schlangen und Batrachier. 38. Eine a grösser als die Ringelnatter (Aesculap- Schlange?) ) ee 39. Eine sehr zierliche Schlange. 40. Rana sp. 41. Bufo sp. VIIL Die ElisabethsHöhle im Al rg A. Säugethiere. 1. Vespertilio sp. 1. Eine sehr kleine Art. (Zieml. frisch.) 2. Erinaceus europaeus. 1.- 3. Ursus spelaeus. 2. 4. Canis vulpes. 1. d. Mustela sp. (martes oder foina). 1. 6. Foetorius erminea. 1. 7. Foetorius vulgaris. 1. 8. Myozus glis. 2. (Ziemlich frisch.) 9. Spermophilus sp. 1. (Nur eine Ulna.) 10. Arvicola ratticeps. 5. Diese Species sind von 11. Arvicola nivalıs. 8. mir selbst an Ort und 12. Arvicola gregalis. 8. Stelle constatirt; sie sind - 13. Arvicola agrestis. Sehr zahlr.|\ von Herrn HoescHh und. 14. Arvicola arvalis. Zahlreich. mir ausgegraben, u. zwar (oder eine nah verwandte Art.)| in der tiefsten, vollstän- 15. Myodes lemmus, var. obensis. 9.\ dig ungestörten Schicht 16. Myodes torquatus. 10. im Hintergrunde der 17. Lepus sp. (variabilis?). 2. Höhle. B. Vögel. 18.. Tetrao tetrıw. 1—2. 19. Lagopus albus. 3—4. | Tiefste Schicht, doch einige Reste 20. Lagopus mutus. 1. | auch etwas höher. ; 21. Anas sp. 1. (Mittelgross). 22. Scolopax sp. 1. 23. Corvus monedula oder eine nah verwandte Art. 2—3. 24. Strix sp. (Mittelgrosse Art.) 25. Mehrere unbestimmte Arten. 6. Batrachier. 26. Bufo. sp. 2-3. Die beiden Höhlen, welche ich oben als Hozsc#’s Höhle und Elisabeth- Höhle aufgeführt habe, liegen am rechten Ufer des Ailsbaches, eines Zuflusses der Wiesent. Sie sind von Herrn Hans Hozsc# (in Neumühle) entdeckt, resp. zugänglich gemacht und 1878—1879 auf fossile Knochen ausgebeutet. Ich selbst kenne sie aus eigener Anschauung, da ich mich im Juli 1879 5 Tage in Neumühle zum Zweck von Höhlenuntersu- chungen aufgehalten habe. Sie sind von geringer Ausdehnung 483 und kaum so hoch, dass man darin bequem stehen kann. _ Dieses gilt besonders von der Hozsc#’s Höhle; sie bildet nur ein ziemlich niedriges Felsloch, welches sich etwa 30 Fuss weit in den Berg hinein erstreckt. Aber beide Höhlen sind ohne Zweifel wegen der kleineren Fauna, welche sie geliefert haben, sehr interessant. Die Elisabeth-Höhle liegt im Schlossfelsen der Burg Rabenstein, die Hozscu’s Höhle weiter aufwärts im Thale, etwa 10 Minuten entfernt, jenseits der berühmten Sophien- Höhle. Da beide Höhlen bisher noch ohne Namen waren, so habe ich im Einverständniss mit dem Entdecker mir erlaubt, dieselben zu taufen, um sie kurz und präcis bezeichnen zu können. Die eine nannte ich Hozscn’s Höhle, zu Ehren des Herrn Hans Horsch, welcher sich um die Ausgrabung dieser, sowie vieler anderer Höhlen Oberfrankens verdient gemacht hat; die andere Höhle taufte ich nach dem Namen einer Dame, welche sich für die fränkische Schweiz und ihre Höhlen lebhaft interessirt. | Die sehr zahlreichen und zum Theil sehr wohl erhaltenen Fossilreste aus den genannten Höhlen befinden sich, bis auf die Mehrzahl der Ursus-BReste, in meiner Privat - Sammlung. Sie sind sämmtlich von Herrn Hass ‚HozscH ausgegraben, zum Theil in meiner Gegenwart und unter meiner Beihülfe. Indem ich mir eine ausführliche Abhandlung über diese, sowie andere von mir untersuchte Höhlenfaunen Oberfrankens vor- behalte, begnüge ich mich vorläufig mit diesen Andeutungen. IX. Eine Knochenhöhle bei Ojcow in Russ. Polen. A. Säugethiere. Vespertilio murimus. Sehr zahlreich. Vesperugo serotinus. 2—3. Vesperugo (Kuhlü?). 3-4. Vesperugo pipistrellus. Sehr zahlreich. Plecotus auritus. 2 Talpa europaea. 1—2. Felis spelaca.* Felis catus. Hyaena_ spelaea.“ 10. Camis lupus.” 11. Canis vulpes.* 12. Canis lagopus.” 13. Ursus spelaeus.” Sehr zahlreich. 14. Mustela martes. 1. 15. Foetorius vulgaris. 1. 16. Myoxus glis. 17. Sciurus vulgaris. 18. Mus sylvaticus. 19. Arvicola glareolus. SANITARIDr 484 29. Arvicola amphibius. Zahlreich. 21. Arvicola ratticeps? 1. 22. Arvicola agrestis. Zahlreich. 23. Arvicola arvalıs. 24. Myodes lemmus. 1. 25. Myodes torquatus. 3. 26. Üervus tarandus.* 27. Equus caballus.* 28. Khinoceros tichorhinus.* 29. Elephas primigenius.* B. Vögel. 80. Astur nisus? 3l. Sturnus sp. 32. Fringilla sp. 33. Hırundo sp. C. Batrachier. 34. BRana temporaria. 35. Bufo sp. 9] Die vorstehende Fauna stammt aus den Knochenhöhlen von Ojcow in Russisch-Polen, welche Herr Ferv. Ramkr wäh- rend der letzten Jahre hat ausgraben lassen. Vergl. Sitzungs- berichte der Berl. Ges. f. Ethnologie vom 11. Januar 1879. pag. 1 fil.; „Globus“ 1876. Bd. XXIX. No. 5. Meine Mit- theilungen in der „Gaea“ 1879: Die geograph. Verbreitung der Lemminge in Europa jetzt und ehemals, pag. 717. Da Herr Raumer so freundlich war, mir die sämmtlichen kleineren Thierreste zur Untersuchung zugehen zu lassen, so bin ich im Stande gewesen, die Höhlenfauna von Ojcow durch eine grosse Anzahl von Art-Bestimmungen zu bereichern; die Mehrzahl der oben aufgeführten Diagnosen rührt von mir her. Nur die mit * versehenen Species waren schon vorher constatirt. Ein ansehnlicher Theil der kleineren Thierreste von Ojcow hat ein ziemlich frisches Aussehen; doch ist es schwer, zwi- schen den echt fossil und den recent aussehenden Resten eine Grenze zu ziehen, wie denn überhaupt bei fossilen Knochen aus Höhlen das Aussehen ein sehr unzuverlässiges Kriterium bildet. — Die Ojcower Fossilreste werden im ınineralogischen Museum zu Breslau aufbewahrt; einige Doubletten hat Herr FerDd. Remer mir für meine Sammlung überlassen. X. Höhle auf dem Berge Noviin der Hohen Tatra. A. Säugethiere. Vespertilio sp., eine sehr kleine Art. 1. Sorex vulgarıs. 2—3. Ursus spelaeus. 1. Foetorius erminea. 3. Ze 485 . 5. Foetorius vulgarıs. 4. 6. COricetus frumentarius. 5 - 6. 7. _Arvicola amphibius. Zahlreich. 8. Arvicola nivalıs. 12. 9. Arvicola ratticeps. 19. 10. Arvicola gregalıs. 8. 11. Arvicola arvalis. Sehr zahlreich. 12. Arvicola (agrestis oder subterraneus?). Zahlreich. 13. Mwyodes lemmus var. obensis. Zahlreich. 14. Myodes torquatus. 7. 15. Lagomys sp. (hyperboreus?). 2. 16. Lepus sp. (variabilıs?). 1. 17. Cervus tarandus. 1. B. Vögel. 18. Lagopus albus. Zahlreich. 19. Lagopus mutus. Zahlreich. 20. Anas crecca. 1. 21. Scolopax sp.? 1. 22. Emberiza sp.? 1. 23. Strix sp. (nyctea?2). 1. (Jedenfalls eine grosse Eulenart.) C. Batrachier. 24. Rana temporaria. 10-12. 25. Bufo sp.? 1—-2.)) Die betreffenden Fossilreste sind von Herrn Realschulpro- fessor S. Roru in Leutschau (Ober-Ungarn), welcher im Som- mer 1879 von der königl. ungarischen Akademie mit Höhlen- untersuchungen beauftragt war, in einer Höhle des Berges Novi (nördlich von der Eisthaler Spitze) ungefähr 2000 M. über dem Meere entdeckt. Dieselben lagen in einem gelben Höhlenlehm, etwa 0,5—1 M. tief; sie fanden sich aber nicht gleichmässig in dieser Ablagerung durch die ganze Höhle ver- theilt, sondern lagen nur an einer bestimmten Stelle, welche etwa 6 Qu.-M. Ausdehnung hatte, nahe bei einander. Die kleineren Thierreste, speciell die Nager- und Schneehuhnsreste, sind offenbar durch Raubthiere, hauptsächlich wohl durch Raub- vögel, an dem Fundorte zusammengeführt. (Vergl. meine Bemerkungen über „Die Raubvögel und die prähistorischen Knochenlager“ im ÜCorrespondenzblatt d. deutsch. anthropol. Gesellsch. 1879. No. 8 und im Archiv f. Anthropologie XI. pag. 12.) ») Während des Druckes ist mir eine nachträgliche Sendung des Herrn RorH aus derselben Höhle zugegangen. In Folge dessen habe ich die Individuen -Zahl in obiger Liste bei vielen Species erhöhen müssen; an neuen Species habe ich constatirt: Vespertilio sp. major, Talpa, Arvicola glareolus, Strix brachyotus, mehrere andere Vogel-Arten und einen Fisch. 486 ee, Diejenigen , welche sich für diesen Höhlenfund aus der Hohen Tatra näher interessiren, verweise ich auf meinen Be- x richt im „Globus“ 1880. Bd. XXXVII. No. 20. Die betreffenden Fossilreste sind schon vor einiger Zeit von mir wieder nach Leutschau zurückgesandt; doch hat mir Herr Rora von sämmtlichen Arten, welche durch Doubletten vertreten waren, Belegstücke für meine Sammlung überlassen, so dass ich selbst Proben der meisten oben aufgeführten Arten vorlegen kann. | XI. Nussdorf bei Wien. Talpa europaea. Zahlreich. Sorex vulgaris. 3—4. Spermophilus sp. (guttatus 2). 1.* Arvicola amphibius. 3—4. Arvicola ratticeps. 4—D. Arvicola sp. (arvalis oder agrestis?) 1—-2.* Sminthus sp. (vagus®). 1.* Lagomys pusillus. 1.* Elephas primigenius. 10. Rhinoceros tichorhinus. 1l. Equus caballus. 12. Cervus sp. (megaceros?). 13. Bos sp. (brachyceros?) 14. Hyaena spelaea.!) mr In den gleichartigen Ablagerungen von Heiligenstadt bei Wien: Elephas primigenius. Rhinoceros tichorhinus. Equus caballus. Cervus tarandus. a Sei Die oben aufgeführten Säugethierspecies von Nussdorf entstammen den in der Nähe dieses Ortes vorhandenen dilu- vialen Ablagerungen; letztere werden ihrer Hauptmasse nach als „Löss“ bezeichnet. Die kleineren Species sind aber nicht im Löss gefunden, sondern in einer unter dem Löss liegenden Sumpfschicht, welche aus einem blaugrauen, feinen, sandigen Thon bestand und ausser Planorben, Achatina, Clausilia, Helix u. a. ein förmliches Mooslager von Hypnum aduncum und ee ee ER SF Fer nt Hypnum giganteum enthielt. In dieser Sumpfschicht wurde 1863 ein riesiger Mammuthschädel gefunden, und in der um- gebenden Masse, sowie auch besonders in den Schädelhöhlun- 1) Ueber die bei Nussdorf gefundenen Conchylien vergl. PETERS, Verh. d. k.k. geol. Reichsanstalt 1863. pag. 120. 487 gen entdeckte man die Reste der oben genannten kleinen Species. Die ersten Bestimmungen rühren von Prrers her; dieselben sind dann kürzlich von mir revidirt, wobei die mit * _ — bezeichneten Species constatirt wurden. Vergl. NeHnrinc, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1879. 29. Bd. pag. 475—492. XII. Zuzlawitz bei Winterbergim Böhmerwalde., Zwei verschiedene Faunen aus zwei Spalten eines Stein- bruchs im Urkalk. | A. Aeltere Fauna. (Erste Spalte.) Lepus variabtlıs. Myodes torquatus.* Arvicola gregalis.* Arvicola nivalis.(?)* Foetorius erminea. Leucocyon lagopus foss. WoLDr. (?) Lagopus (albus oder alpıinus).” Nyctea nivea.'® Cricetus frumentarvus.* Arvicola arvalıs. (?) Arvicola agrestıs. Foetorius putorius. Foetorwus vulgaris. Vulpes. vulgaris foss. WOLDR. Vulpes meridionalis WOLDR. Anas. 2 Species. * Corvus corax.* Ein Sperber- ähnlicher Raubvogel.* Drei Fledermaus - Arten. * FA ee be be end vR NDMNPODHOD ONPTIPOND- B. Jüngere Fauna. (Zweite Spalte.) Felis fera Bourc. (Fels minuta Bourc.?) Alces palmatus foss. Rangıfer tarandus. Bos priscus. Equus fossilis. Gallus.” a Die betreffenden Fossilreste sind von Herrn WOoLDRIcH (Wien) im Sommer 1879 an dem oben genannten Fundorte entdeckt. Die mit * bezeichneten Arten kenne ich aus eigener Anschauung, da Herr WorpvkrickH dieselben vor einigen Monaten mir zur Untersuchung zugehen liess; die betreffenden Bestim- mungen rühren von mir her, bis auf diejenigen von Myodes torquatus und Arvicola gregalis, welche Herr WoLpricah, wenn auch mit einigem Vorbehalt, schon aufgestellt hatte. 188 Die kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien wird a bald eine ausführliche Abhandlung des Herrn WoLpricH über die „Diluvialfauna von Zuzlawitz bei Winterberg im Böhmer- e walde“ veröffentlichen. Vorläufig vergleiche man die kurze Anzeige in dem Sitzungsberichte der math.-naturwiss. Classe der Wiener Akademie vom 22. April 1880. pag. 89, wo übri- gens No. 18 und 19 der ersten Species-Liste nicht mit auf- geführt sind. In der Gruppirung der übrigen 17 Species bin ich Herrn Woupkrich gefolgt, welcher die ersten 8 Species als eine Glacialfauna, die folgenden 9 als Repräsentanten einer steppenartigen Fauna betrachtet. | Die Fundobjecte sind, so viel ich weiss,. Eigenthum des Herrn WorpkıcH in Wien; einige Doubletten hat derselbe mir freundlichst für meine Sammlung überlassen. XII. Die Räuberhöhle am Schelmengraben zwischen Nürnberg und Regensburg. A. Moderschicht. ' Ursus spelaeus. Felis spelaea. Hyaena spelaea. (?) Rhinoceros tichorhinus. Bos primigenius. ker B. Culturschicht, mit echt fossilen und mehr oder weniger recenten Knochen gemischt. Canis familiaris. 2—3. (Sehr frisch.) Canis lupus. Selten. Canis vulpes. 1. Felis catus? 1. Hyaena spelaea. 1. Desis spelaeus. Häufig. Meles tawus. 1. Eqguus caballus. Ziemlich häufig. Rhinoceros tichorhinus. 1. Elephas primigenius. 1—2. 11. Sus scrofa domest. (Sehr frisch.) Häufig. 12. Cervus tarandus. Sehr häufig, mindestens 11 Individuen. 13. Cervus elaphus. (Frisch.) Häufig. 14. Cervus capreolus. (Frisch.) Selten. 15. Bos taurus. (Frisch.) Häufig. 16. Bos primigemius. Selten. 17. Antilope sp. 1- 18. Capra hircus. Ziemlich häufig. 19. Ovis aries. Selten. 20. Castor fiber. Selten. 21. Lepus timidus. Selten. 22. Vögel. Selten. art SO SPNDIPODA 489 - 23. Silurus glanis. Selten. . 24. Esox lucius. Selten. 25. Oyprinus carpio. Selten. Die Fossilreste, auf denen die obigen Bestimmungen be- ruhen, sind im Jahre 1871 bei Anlage der Eisenbahn von Regensburg nach Nürnberg entdeckt, und zwar meistens durch eine systematische Ausgrabung unter Leitung der Herren Zittern und Fraas. Eine genaue und sehr interessante Beschreibung des ganzen Fundes hat Herr Zırren geliefert. Vergl. Sitzungs- berichte der math. - physik. Classe d. bayr. Akad. d. Wiss. 1872. 1, Archiv f. Anthrop. 1872., V. Bd. pag. 325 — 345. Die betreffenden Fossilreste liegen in dem königl. paläontolo- gischen Museum zu München. XIV. Die Ofnet bei Utzmemmingen im Ries. Elephas primigenius. Zahlreich. Rhinoceros tichorhinus. Zahlreich. Rhinoceros Merckü. 1. Sus scrofa. Ziemlich häufig. Hyaena spelaea. Häufig. Ursus spelaeus. Ziemlich häufig. Canis lupus. Selten. Cants vulpes. Von zweifelhafter Fossilität. Meles taxus. Von zweifelhafter Fossilität. 10. Eguus caballus. Sehr zahlreich. 11. Eguus asinus (hemionus? NEHRING.). Selten. 12 Bos primigenius. Selten. ld. Bos priscus (= Bison europaeus). Ziemlich häufig. 14. Cervus euryceros. Zahlreich. 15. Cervus tarandus. Ziemlich häufig. 16. Cervus elaphus. 1. 17. Lepus sp. Selten. 1 ‘Anser sp. 1. 19. Anas’sp. 1 sonne wm. Die Ofnet bei Utzmemmingen (südwestl. von Nördlingen) ist im Spätherbst 1875 unter Leitung des Herrn Fraas aus- gegraben worden. Vergl. Correspondenzblatt der d. anthrop. Ges. 1876. No. 8. Herr Fraas hält die obige Fauna für präglacial. Die Fundobjecte sind Bigenthum des königl. Naturalien -Cabinets in Stuttgart. XV. Der Hohlefels im Achthal bei Ulm. A. Säugethiere. 1. Ursus spelaeus. (Vielleicht 1-2 andere Ursus-Species.) Zahlreich. 2. KHelis spelaea. 1: er a FRE ET EL Felis Iynx. 1. Felis catus. 20. . 3 + 5. Mustela foina. 6. Foetorius putorius. 7. Myozus glis. 1. 8. Arvicola amphibius. 9. Arvicola agrestis. 10. Myodes torquatus. 1.!) 11. Lepus sp. 2. 12. Cervus tarandus. Sehr häufig. 13. Ovibos moschatus? 1. 14. Bos primigenius. 15. Sus sp. Selten. 16. Eguus caballus. Häufig. 17. Rhinoceros tichorhinus. Selten. 18. Elephas primigenius. Selten. B. Vögel. 19. oe MUSICUS. nser cinereus. 21. Anas (boschas?). 22. Fuligula sp. 23. Corvus monedula. 24. Pyrrhula vulgaris. C. Batrachier und Fische. 25. Rana sp. 26. Uyprinus carpio (oder Perca fluviatilis). Der Hohlefels ist von Herrn Fraas und Herrn Pfarrer Hartmann (in Wippingen) im Spätherbst 1870 und Frühjahr 1871 systematisch untersucht; die wissenschaftlichen Resultate dieser Ausgrabungen sind von Herrn FrAas im Arch. f. Anthr. 1872. Bd. V. pag. 173 fi. veröffentlicht worden. Die Fundobjecte sind Eigenthum des königl. Naturalien- Cabinets in Stuttgart. XVI Spaltausfüllungen der Molasse bei Baltringen unweit Biberach. Sorex vulgaris. 3. Talpa europaea. 2—3. Foetorius erminea. 1. Fr ») Nachträglich sehe ich, dass Myodes torquatus, welcher von ForsyrH Major in Atti della Soc. ital. di scienze naturali 1872. XV. Fase. 1. beschrieben ist, nicht aus dem „Hohlefels“, sondern aus dem nahe gelegenen „Hohlestein“ im Lonethal stammt. Trotzdem lasse ich diese Species in obiger Liste stehen, weil ich überzeugt bin, dass der Halsbandlemming auch zu der Fauna des Hohlefels gehört und bisher E wohl nur übersehen ist. 491 Arctomys marmotta. 1. Arvicola amphibius. Häufig. Arvinola ratticeps. 1. Arvicola gregalıs. 2. Arvicola arvalis. 9-6. Arvicola subterraneus? 2. Myodes torquatus. Zahlreich. Lagomys sp. (hyperboreus?) 1. Eine kleine Vogel-Art. 1-2. Rana sp. Häufig. Bufo sp. Ziemlich häufig. a PONDHOon nm NS Die betreffenden Fossilreste sind kürzlich von Herrn Dekan Prosst (Unter-Essendorf, Würtemberg) in diluvialen Ab- lagerungen gefunden worden, welche beim Steinbruchsbetrieb in den Spalten der Meeres-Molasse bei Baltringen unweit Bi- berach (Donaukreis) aufgeschlossen sind. Die Reste von Arctomys stammen nicht von derselben Stelle, wie diejenigen der übrigen Arten; sie haben aber nicht weit davon in einer ganz analogen Spaltausfüllung gelegen. Die Bestimmungen rühren von mir her, da ich durch die gütige Vermittelung des Herrn SAnxpBERGER in Würzburg sämmtliche Fossilreste zur Untersuchung erhalten habe. Die Fundobjecte sind Eigenthum des Herrn Prost in Unter-Essen- dorf; einige Doubletten hat derselbe mir freundlichst für meine Sammlung überlassen. XVNH. Die Thayinger Höhle bei Schaffhausen. A, Säugethiere. Felis spelaea. 3. Felis Iynx. 3. Felis catus. 1. Canis lupus. 17. Canis familiaris. (2) 1. Canis vulpes. 2-3. Canıs fulvus. 40-50. Canis lagopus. 3. Ursus arctos. 2—23. 10. Gulo luseus. 4. 11. Arctomys marmotta. 1. 12. Lepus variabilis. 500. 13. Lepus timidus. () 2. 14. Cervus tarandus. 250. 15. Cervus elaphus. 6. 16. Cervus canadensis. (?) 1. 17. Antilope rupicapra. 1. 18. Capra ibex. 1. e 19. Bos primigenius. 1. 20. Bos bison. 6. 21. Equus caballus. 20. DRITTEN 492 22. Rhinoceros tichorhinus. 1—2. 23. Elephas primigenius. 4 6. B. Vögel. 24. Lagopus mutus. 25. Lagopus albus. u 26. Anser sp. 2. 27. Oygnus musicus. 1. 283. Halhaetos albieilla. 1. 29. Corvus corax. 3. Die Thayinger Höhle, welche wegen der in ihr gefundenen Thierzeichnungen in den letzten Jahren der Gegenstand zahl- reicher Debatten unter den Anthropologen und Archäologen gewesen ist, liegt hart an der Grenze des Grossherzogthums Baden, 10 Minuten von Thayingen entfernt, einem Orte, welcher an der von Constanz über Radolfzell nach Schaffhausen führenden, rechtsrheinischen Bahn gelegen ist. Der Reallehrer Merk hat das Verdienst, diese wichtige Fundstelle entdeckt und ausgebeutet zu haben. Die oben erwähnten Thierarten sind von Herrn Rürımever in Basel bestimmt. Man vergleiche den Originalbericht des Entdeckers in den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich: „Der Höhlenfund im Kesslerloch“ etc. Zürich 1875. pag. 9— 21. Auffallend ist die geringe Anzahl von Nager-Arten in der Thayinger Fauna; vielleicht hat man bei den Ausgrabungen die Reste der klei- neren Species übersehen, da man hauptsächlich auf die Spuren menschlicher Existenz das Augenmerk gerichtet hatte. XVII. Langenbrunn an der Donau unweit Sigmaringen. A. Säugethiere. Canis lupus. 1—2. Canis vulpes. 1—2. Canis lagopus? Ursus spelaeus. Häufig. Meles taxus. 1. Lutra vulgarıs. Mustela sp. 1. Foetorius sp. (Etwas grösser als F. erminea.) 1. Felis Iynz. 1. 10. Hyaena spelaca. Häufig. 11. Arctomys marmotta. Ziemlich selten. 12. Spermophilus sp.?? 13. Cricetus frumentarius. 1—2. 14. Lepus sp. 1294 15. Cervus tarandus. Häufig. 16. Cervus elaphus. Ziemlich häufig. (Vielleicht noch einige Hirscharten.) Er TE De er 493° | - 17. Antilope rupicapra? Selten. . 18. Capra ibex. Selten. 19. Ovis aries. (Von zweifelhafter Fossilität.) 20. Ovibos moschatus. 1. 21. Bos sp. (primigenius?) Selten. 22. Bos taurus. Selten. 23. Bos sp. (bison?) Selten. 24. Equus caballıs. Sehr zahlreich. 25. Eguus asinus (E. hemionus? Nerrinc.). 1. 26. Rhinoceros tichorhinus. Ziemlich häufig. 27. Elephas primigenius. Ziemlich häufig. B. Vögel. 28. Perdix cinerea. 1. 29. Cygnus sp. 1. Die betreffenden Fossilreste stamınen aus einem diluvialen Mergel, welcher über und zwischen den Kalktufifelsen eines Steinbruchs bei Langenbrunn im oberen Donauthal sich ab- gelagert findet. Die Ausbeutung der Fundstätte hat zu ver- schiedenen Zeiten stattgefunden, theils gelegentlich bei dem Steinbruchsbetriebe, theils durch besondere Nachgrabungen. Im Jahre 1872 ist eine solche Nachgrabung von Seiten der Herren A. Ecker (Freiburg) und Rrnumann ausgeführt worden, über deren Resultate dieselben einen genauen Bericht im Arch. f. Anthrop. Bd. IX. pag. 81 —95 veröffentlicht haben. In _ dieser Publication sind auch die nöthigen Angaben über die älteren Funde, zumal über diejenigen des Herrn G. JÄGER, enthalten.) Im X. Bande des Archivs f. Anthrop. hat dann Herr Ecker noch einen Nachtrag zu der ersten Publication geliefert, in welchem besonders das über die Ovibos-Reste Ge- sagte von Wichtigkeit ist. — Ich selbst habe einen Theil der kleineren Thierreste durch Autopsie kennen gelernt, da Herr Ecker dieselben mir zur Untersuchung angeboten hatte. Die Fundobjecte sind Eigenthum des fürsti. Fürstenber- gischen Naturalien-Cabinets in Donaueschingen. XIX. Fauna aus dem Löss von Würzburg.) A. Säugethiere. 1. Sorex sp. Selten.“ 2. Talpa europaea. 1. 3. Felis sp. (catus oder manul?) 1.7 :) Vergl. Würtemberg. naturwiss. Jahresh. 1853. pag. 129 — 147. Hier werden auch Arvicola amphibius und Arvicola arvalis mitaufge- führt, doch ihre Fossilität als fraglich hingestellt. 2) Die mit einem * bezeichneten Arten sind bisher nur in einer Lössablagerung des Heigelsbachthals gefunden. Die mit r be- zeichneten Arten sind von mir bestimmt, Hyaena spelaea.* Selten. Canis lupus. Selten. Canis vulpes.* - Selten. Ursus arctos. Selten. Ursus spelaeus. Selten. Meles taxus.* Selten. Gulo luscus.* Sehr selten. Mustela martes.* Selten. Arctomys sp. (bobac oder marmottad) 1.* Spermophilus altaicus.7* Häufig. Alactaga jaculus.7* 1—2. Oricetus frumentarius.+* 1. Arvicola amphibius.* Sehr häufig. Arvicola ratticeps.7* Sehr selten. Arvicola gregalis.7* 5—6. ° Arvicola arvalıs. Sehr häufig. Myodes lemmus.$* 1-2. Myodes torquatus.7* 1. Lepus sp. (timidus oder variabiis)+* 1. Cervus tarandus. Häufig. Cervus all. dama. Sehr selten. Bos primigenius. Selten. Bison priscus. Sehr selten. Equus caballus. Sehr häufig. Rhinoceros tichorhinus. Häufig. Elephas primigenius. Sehr häufig. B. Vögel. Strix sp.* (Nur durch häufige Gewöllbrocken angedeutet.) Tetrao tetrix.7* 1. Anas’sp.* 1. Eine sehr kleine Vogelspecies. (Passerine?)* Sehr selten. ©. Batrachier. Rana temporaria.y Sehr häufig. Bufo sp. Sehr selten. Hyla arborea? Sehr selten. D. Conchylien. Limneus truncatulus. Sehr selten. Pupa parcedendata. Selten. Pupa muscorum. Sehr häufig. Pupa columella. Selten. .. Clausilia dubia. Sehr selten. Olausilia pumila. Sehr selten. Clausilia parvula. Häufig. Olausilia laminata. Sehr selten. Cionella lubrica. Sehr selten. Chrondrula tridens. Selten. Helix arbustorum. Häufig. Helix sericea. Sehr häufig. Helix striata var. Nilssoniana. Selten. Helix strigella. Sehr selten. Helix pulchella. Selten. Helix tenwlabris. Sehr selten. en 495 53. Helix fruticum. Sehr selten. 54. Succinea oblonga. Sehr häufig. 55. Succinea putris. Selten. 56. Limax agrestis. Selten. Die obige interessante Fauna beruht auf zahlreichen Fossil- resten, welche Herr SanpBErceEr im Löss bei Würzburg, besonders an den Böschungen eines Chaussee - Einschnitts im Heigelsbachthal, gesammelt hat. Genaueres darüber findet sich in den Verhandl. d. phys.-med. Gesellsch. von Würzburg, N. F. 1879. Bd. XIV. und im „Ausland“ 1879, No. 29. Vergl. auch meine Mittheilungen über „Die geogr. Verbreitung der Lemminge in Europa jetzt u. ehemals“, Gaea 1879. pag. 719. Die mit 7 bezeichneten Wirbelthier-Species sind von mir bestimmt, da ich durch die Güte des Herrn SANDBERGER in den Stand gesetzt war, die betreffenden Fossilreste genau unter- suchen und mit meinem reichen Materiale vergleichen zu können. Die Belegstücke für sämmtliche Species werden in Würz- burg aufbewahrt, und zwar theils in der Privatsammlung des Herrn SANDBERGER, theils in der paläontologischen Sammlung der Universität. Eine kleine Collection von Nagerresten, so- wie zahlreiche Conchylien habe ich selbst im Heigelsbachthal gesammelt, und zwar auf einer Excursion, welche Herr Sanp- BERGER im Juli vorigen Jahres mit mir nach der Fundstätte zu unternehmen die Güte hatte. XX. Die Fuchslöcher am Rothen Berge bei Saalfeld.!) A. Säugethiere. Sorex pygmaeus. Selten. Crossopus fodiens. Selten. Talpa europaea. Häufig. Tr Canis lupus. Selten. f Canıs sp. (familiaris?) Selten. F Canis vulpes. Selten. + Canıs lagopus. Selten. ff Hyaena spelaea. Häufig. + Fels spelaea. 2—3. 10. Felis Iynx. 1. 11. ÜUrsus sp. (spelaeus?) 1.47 12. Meles tawus. 2—-3.7 13. Mustela sp. (foina oder martes) 1.7 14. Foetorius putorius. 2—3. 7 15. Foetorius erminea. 2—3.t7 ES II !) Die mit einem + bezeichneten Arten habe ich in Wolfenbüttel zur Untersuchung gehabt, die mit FF bezeichneten Arten sind zuerst von mir bei Saalfeld constatirt. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 3, 32 2 Foetorius vulgarıs. 2—3.77 Arctomys sp. (marmotta oder Bohn Sehr Selten. Sciurus vulgaris. 1.77 Cricetus frumentarius. (Sehr starke Exemplare) Häufig, Oricetus sp. parva. (phaeus?) 1.77 Mus sp. (silvatieus?) 1.77 Arvicola glareolus. Selten. ro Arvicola amphibius. Sehr häufig. f | Arvicola ratticeps. Ziemlich selten. Arvicola gregalis. Ziemlich selten. Arvicola arvalıs. Häufig. Myodes torquatus. Ziemlich häufige. Myodes lemmus. Selten. Lepus sp. (variabilis?) Ziemlich häufig. + Lepus cuniculus. (Recent?) Selten. Alactaga jaculus. 1—2. 77 Hystrix cristata (hirsutirostris? Nenring). 1—2.7 Oervus tarandus. Ziemlich häufig. Cervus elaphus. Selten. Cervus capreolus? Sehr selten. Bos primigenius. Häufig. \ Sus scrofa. Selten. Equus caballus. Sehr anna + Rhinoceros tichorhinus. Ziemlich selten. Elephas primigenius. Sehr selten. B. Vögel. Lagopus albus? 1.77 Perdix cinerea® 1.7 Coturnix communis. 1—2. Tetrao tetrie. Sehr häufig. Fr Tetrao urogallus. 1.77 Gallus sp. 2? Anas sp. (boschas?) 3—4.77 Anas sp. (Kleiner als die iD Krr Anser sp. tr Corvus Sp. (corone?) 1.+7 Eine kleinere Oorviden - Art von der Grösse eines Nusshähers. 1.17 Aguila chrysaetos. 1.77 Mehrere Arten von Tagraubvögeln. +r Strie sp. Mittelgross. 1.77 Hirundo rustica. 1. Einige unbestimmte Arten + C. Batrachier, Schlangen und Fische. Rana temporaria. Sehr häufig. Ff Rana esculenta. Selten. Bufo vulgaris. Ziemlich häufig. ff Eine Schlangen - Art. 1. Esox lucius. Selten. D. Conehylien. Hyalinia cellaria MüLı. Patula rotundata MÜLL. AI. 64. KHulota fruticum MöLı. . 65. Campylaea ichthyomma Hu». 66. Chilotrema lapicida L. nebst ihrer var. grossulariae v. VOITH. 67. Arionta arbustorum L. 68. Tachea nemoralıs L. 69. Pupa muscorum L. Selten. 70. Suceinea oblonga L. Selten. Die Fossilreste, auf denen obige Speciesliste beruht, sind 1876—1879 am Rothen Berge bei Saalfeld in Thüringen sesammelt worden, und zwar auf einer kleinen Dolomitkuppe, welche den Namen „Fuchslöcher“ führt. Die unregelmässig verwitterte, zackige Oberfläche der Dolomitfelsen war von einer dünnen Lage diluvialer Ablagerungen bedeckt, welche durch eine Vermengung von Dolomitgrus und mergeligem Zechstein- letten entstanden sind. In dieser Ablagerungsmasse lagen die betreffenden Fossilreste eingebettet; sie wurden theils durch Herrn SpExeLER in Gross - Kamsdorf für das mineralogische Museum in Jena, theils durch Herrn Rıcater in Saalfeld ge- sammelt. Ich selbst habe Gelegenheit gehabt, den grössten Theil der Wirbelthier-Reste zu untersuchen. Zunächst bot mir Herr Rıcater zahlreiche Reste kleinerer Wirbelthiere zur Unter- suchung an. Später (Sommer 1879) benutzte ich einen Aufent- halt in Jena, um mir das dort vorhandene Material anzusehen. Herr Scumiv, der Director des mineralogischen Museums in Jena, war so freundlich, mir die leichter transportablen Sachen zur genaueren Untersuchung nach Wolfenbüttel zu schicken. Die Mehrzahl der Species ist bereits von Herrn RıcHter be- sprochen worden. Vergl. Zeitschr. d. d. geolog. Ges. 1879. pag. 282 und N. Jahrb. f. Mineral. 1879. pag. 850. Die obige Liste bildet nur eine Vervollständigung der Richrter’schen Arbeit. Wichtig erscheint mir besonders die Constatirung von Sciurus-Resten unter dem Jenenser Material; wenn man nach dem Aussehen sich ein Urtheil bilden darf, so sind sie echt fossil, und es wären dieses dann die ersten echt fos- silen Sciurus-Reste, welche mir unter die Hände gekom- ‘men sind.!) Was ich bisher an sogenannten Sciurus - Resten aus dem Diluvium zu sehen bekommen habe, gehörte nicht zu Sciurus, sondern entweder zu Spermophilus oder zuanderen Nager- Gattungen. So z.B. liegt in der Kreisnaturalien-Sammlung zu Bayreuth ein einzelner Nagezahn, welcher nach dem 1833 1) Mein Freund Liese in Gera hat Sciurus-Reste aus der Vypustek-Höhle in Mähren nachgewiesen. Vergl. Sitzungsber. der k. Akad. d. Wiss. in Wien 1879. Bd. 79. 32* 498 publicirten Verzeichnisse über die in jener Sammlung vor # handenen Versteinerungen vom Grafen Müxster bestimmt ist und die Veranlassung zur Aufstellung der Species Sciurus di- luvianus v. Münster gegeben hat; dieser Nagezahn, welcher im vorigen Sommer von mir in Bayreuth untersucht wurde, ist nichts weiter als ein oberer Nagezahn eines Lepus. Aehnliche Bestimmungen sind in der Bayreuther Samm- lung noch in grösserer Zahl zu finden.!) Ich benutze diese Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, damit die betreffenden Fehler in der Literatur sich nicht weiter fortpflanzen. Mus diluvianus major v. Münst. ist weiter nichts als Arvicola amphibius, Mus diluvianus minor v. Münst. = Arvicola glareolus juv., Arvicola spelaea major v. Münst. fand ich repräsentirt durch eine Suite von Resten verschiedener Arvico- lidae, nämlich Arvicola raiticeps, Arv. gregalis, Arv. glareolus und Myodes torquatus, mit Arvicola spelaea minor v. Münsrt. steht es ähnlich, Myozus diluvianus v. Münsrt. ist = Myozus gli. Diejenigen Reste, welche als Lagomys spelaeus v. Münst. in dem gedruckten Kataloge aufgeführt sind und aus der Knochenhöhle von Brumberg in Oberfranken stammen sollen, gehören zu Myolagus sardus HEnseL und „stammen sicherlich nicht aus der Brumberger Höhle, sondern, wie auch ihr ganzes Aussehen deutlich erkennen lässt, aus der sardi- nischen Knochenbreccie.e Mustela diluviana v. Münst. ist zum Theil = Foetorius vulgaris, zum Theil gehören die betref- fenden Reste (2 Humeri) zu Rana oder Bufo. — Obiges ge- nüge als Probe der v. Münster’schen Bestimmungen fossiler Wirbelthiere. XXI. Steeten an > Lahn. Hier sind mehrere Fundstellen zu unterscheiden, nämlich einerseits die Spaltausfüllungen der Dolomitfelsen, welche am rechten Ufer der Lahn gleich unterhalb von Stee- ten durch Steinbruchsbetrieb aufgeschlossen werden, anderer- seits mehrere Höhlen in einem Seitenthal, dem sog. „Teufels- thal“, unter welchen besonders die „Wildscheuer“ wichtig ist. Diese Fundstellen sind schon in den vierziger Jahren auf fossile Knochen ausgebeutet und durch die Publicationen Heam. v. Meyer’s bekannt geworden. Damals hat man die Ausbeute der einzelnen Fundstellen nicht von einander geschieden. Da- gegen sind die Fossilreste, welche die Höhlen des „Teufels- thals“, besonders die „Wildscheuer“, bei den im October 1874 l) Auch andere Sammlungen sind nicht frei von solchen Be” stimmungen. ‘ : e “ P. 499: von Herrn v. CoHAausen veranstalteten Nachgrabungen geliefert haben, sowohl unter einander, als auch von den früheren Funden getrennt gehalten. Ich selbst habe am 28. Juni 1879 unter Führung und Beihülfe eines der von Herrn v. CoHAUSEN verwendeten Arbeiter in dem Höhlenschutte der „Wildscheuer“ eine gründliche Nachlese gehalten, habe auch Gelegenheit ge- habt, von dem betreffenden Arbeiter einige aus diesem Schutte schon früher zusammengelesene und aufbewahrte Fossilreste zu acquiriren. Ä a. Die Wildscheuer. A. Säugethiere, Sorex sp. (vulgaris?) Selten. F Talpa europaea. Selten. (Subfossil?) + * Erwmaceus europaeus. Selten. (Subfossil ?) + Foetorius putorius. Selten. f Foetorius erminea. Selten. * Pelis Iyne. 1. Felis catus ferus.* Zahlreich, meist in meinem Besitz. _ (Subfossil ?) Hyaena spelaea. 2—3. Ursus spelaeus.* Zahlreich. 10. Canis lupus. 1. 11. Canis vulpes. 1—2.* 12. Canis familiaris?? 1. (Subfossil?)* 13. Canis lagopus. 1—2.+* 14. Cricetus frumentarius. 1.7 * 15. Arvicola amphibius.y* 16. Arvicola ratticeps. + * 17. Arvicola gregalis.f 18. Arvicola arvalıs. F* .. 19. Myodes torguatus. Ziemlich häufig. 7 * 20. Myodes lemmus. Ziemlich selten. f * 21. Lepus sp. 1. (Recent?) F 22. Cervus tarandus. Zuahlreieh. 23. Cervus elaphus. 24. ÜOervus alces? 25. Ovibos moschatus? 1.7 26. :.Bos sp..x1. 27. Equus caballus. Ziemlich zahlreich. * 28. Eguus asinus (hemionus? NEHRING.) 1. 29. Khinoceros tichorhinus. 1 -2.* 30. Elephas primigenius. 1—2. (Menschliche Reste. *) B. Vögel. 31. Lagopus albus. Sehr zahlreich. f* 32. Lagopus mutus. Selten. * 33. Tetrao lagopoides? Sehr selten. f 34. Tetrao tetrıx. Häufig. + 35. Tetrao urogallus 22? 1.7 36. Perdix cinerea.'y 37-89. Drei noch unbestimmte Vogelspecies. er ee 90 C. Batrachier und Fische. 40. Rana temporaria. Zahlreich. + 41. Bufo sp. Selten. + 42. Piscis sp. von mittlerer Grösse. Selten. 7 Die Fossilreste, auf welchen die obige Speciesliste beruht, sind durch die von Herrn v. Couausen 1874 in’s Werk ge- setzte Ausgrabung der „Wildscheuer“ an das Tageslicht ge- fördert. Sie sind der Hauptmasse nach Eigenthum des nas- sauischen Vereins für Alterthumskunde und werden in der Sammlung dieses Vereins zu Wiesbaden aufbewahrt. Hier konnte ich dieselben in Folge der gütigen Erlaubniss des Herrn v. ConAuses im vorigen Sommer (Anfang Juli 1879) untersuchen und eine ziemlich bedeutende Zahl von noch nicht bestimmten Species constatiren, nachdem ich schon 8 Tage früher an dem Fundorte selbst bei einer gründlichen Nachlese darauf aufmerksam geworden war, dass viele interessante Spe- cies kleinerer Wirbelthiere der Fauna dieser Höhle angehörten. Die von mir zuerst constatirten Arten sind in der obigen Liste mit 7, die in meiner Sammlung vertretenen Arten mit * be- zeichnet. Die Bestimmungen der grösseren Säugethier- Arten sind meistens von Herrn LucAz (Frankfurt) ausgeführt, worüber das Nähere aus der ausführlichen und wichtigen Publication des Herrn v. Conausen (Annalen f. Nass. Alterthumskunde und Geschichtsforschung, 1879. Bd. XV. pag. 323 — 342) zu er- sehen ist. Ich kann aber nicht umhin, auf einige Errata hinzu- weisen, welche sich in jene, sonst so tüchtige Arbeit einge- schlichen haben. Herr v. CoHAusex nennt pag. 335 unter den . von mir bestimmten Objecten: „Canis vulpes lagopus, den Unterkiefer des Steppenfuchses“; dieses muss natürlich heissen: „Canis lagopus, Eisfuchs.“ (Ich hatte beim ersten Anblick des betreffenden Unterkiefers gesagt, es könne neben dem Eisfuchs auch noch der Steppenfuchs, Canis corsac, in Betracht kommen.) Ferner muss es statt: „.Wyodes lemmus oder tor- quatus, den Lemming in zahlreichen Knochen“ etc. heissen: „M. lemmus und longunins, den Lemming und den Hals- bandlemming in z. Kn.“ Ganz verwirrt und unrichtig ist das über die Schneehühner Gesagte. (Vergl. meine Mitthei- lungen in der „Natur“, 1879. No.45 und in der „Gaea“, 1879. pag. 715 f.) — Endlich will ich der Genauigkeit wegen be- merken, dass die Bestimmung dreier Zähne als wahrscheinlich zu Ovibos gehörig von mir, und nicht von Herrn Luca, herrührt. 2 501: b. Die älteren Funde, welche vorzugsweise aus den Spaltausfüllungen der Dolomitfielsen von r von a ni Kleiner als Vespertihio murinus. 3. Talpa europaea. 4. Sorex vulgaris.'T 5. Crocidura sp.T- 6. Erinaceus europaeus. (Recent?) 7. Foetorius putorius. 8. Foetorius erminea. 9. Foetorius vulgaris. 10. Ursus spelaeus. 11. Canis lupus. 12. Oanis vulpes. 13. Canis lagopus. T 14. Hyaena spelaea. 15. Felis spelaea. 16. Cervus tarandus. 17. Cervus euryceros? ai ' Vielleicht noch 2 andere Cervus-Species. 20. Bos sp. 21. Eqguus caballus. 22. Bhinoceros tichorhinus. 23. KElephas primigenius. 24. Arvicola amphibius. 25. Arvicola ratticeps. \ 26. Arvicola gregalis. T 27. Arvicola arvals. T 28. Arvicola agrestis? 29. Miyodes torquatus. 7 So. ee lemmus. + 31. Mus silvaticus.7 (Recent?) 32. Spermophilus citillus? (altaicus? NEHRING.) 33. Lagomys spelaeus (pusilus oder hyperboreus? NEHRING.) 34. Lepus timidus (varıabilis? NEHRING.) B. Vögel. 35. Lagopus albus. Sehr zahlreich. 7 36. Lagopus mutus. Selten. f 37. Perdix cinerea. (Recent?) 38. Columba sp.?T en | Corvidae? 1 grössere und 1 kleinere Art.f 41. Ein Finken-ähnlicher Vogel.f 42. Anas sp. 1.7 Wahrscheinlich auch noch einige andere Species. C. Batrachier und Fische. 43. Rana temporaria.$ Z. Th. in sehr starken Exemplaren. 44. Bufo sp. T 45. Piscis sp. Steeten stammen. A. Säugethiere. 502 Die Fossilreste, auf denen obige Speciesliste beruht, finden a sich in verschiedenen Sammlungen zeustreut. Die Hauptmasse besitzt das naturhistorische Museum in Wiesbaden; ein an- derer Theil wird in der Sammlung des SENKENBERG’schen In- stituts zu Frankfurt a. M. aufbewahrt. Diese beiden Collectio- nen habe ich selbst untersuchen können. Eine dritte Collection, welche von Herrn v. Krıptsein (Giessen) in den vierziger ‚Jahren gesammelt worden ist, befindet sich theils in Calcutta, wohin die v. Krırsteinsche Sammlung bekanntlich verkauft wurde, theils in Göttingen. Wie mir Herr v. KLıpsteisn mit- theilte, hat er, ehe er seine Sammlung nach Calcutta ver- kaufte, etwa 1000 Doubletten von Wirbelthierresten, welche wesentlich von Steeten und von der Thalheimer Capelle bei Wetzlar stammten, an seinen Freund Wırtz (in Hannover) geschenkt; diese Sachen kamen mit der Wırre’'schen Samm- lung in den Besitz des paläontolog. Museums zu Göttingen. Herr v. SeeBacH bot mir vor 1'/, Jahren die Untersuchung derselben an; die Verabfolgung des Materials wurde jedoch durch die Krankheit und den Tod desselben verhindert. Ich habe dann vor wenigen Wochen (im Juli d. J.) versucht, die betreffenden Fossilien in Göttingen zu sehen; bin aber auch jetzt nicht zum Ziele gelangt, da die paläontologische Samm- lung noch nicht wieder zugänglich ist. In Folge dessen sehe ich mich ausser Stande festzustellen, welche von den oben ge- nannten Species in Göttingen vertreten sind, ob z. B. Reste von Spermophilus, welche Herrn. v. MeyEr von Steeten unter Händen gehabt hat, welche aber in Wiesbaden und Frank- furt fehlen, sich etwa unter dem Göttinger Material finden. Die Mehrzahl der in der obigen Liste aufgeführten Species ist schon von H. v. Meysr constatirt worden. Vergl. N. Jahrb. f. Mineralogie, 1846. pag. 514 fi., sowie auch Jahrb. f. Naturk. in Nassau, III. pag. 217.. Die mit 7 versehenen Bestimmungen rühren von mir her. Wie schon in der Ueberschrift der Liste gesagt ist, stammen die betreffenden Fossilreste vorzugsweise aus den Spaltausfüllungen der Dolomitfelsen von Steeten; doch sollen manche Stücke der Wildscheuer zugehören. Die in Frankfurt a. M. befindlichen Sachen sind meistens nur mit der Bezeichnung „Lahnthal“ versehen; sie stammen aber, wie mir Herr OÖ. Bostıeer sagte, unzweifelhaft von Steeten. Sie ge- hören zu der nachgelassenen Sammlung Herm. v. MeyeER’s und sind wahrscheinlich als Doubletten von diesem acquirirt worden. ke ea ut" N | 503 - XXU. Der Unkelstein bei Remagen am Rhein. A. Säugethiere. Canis lupus. 1. Canis vulpes. 1. Arctomys marmotta (oder eine nahe verwandte Art). 21. Arvicola amphibüus. 1. Cervus tarandus. 2. Cervus elaphus? (Die Reste erinnern sehr stark an den sibirischen Maral oder den nordamerikanischen Wapiti. NEHring). 1-2. 7. Cervus alces? 1. 8. Bos sp. (priscus?) 2. 9. Ovibos moschatus. 1. 10. Equus caballus. 11. 11. Rhinoceros tichorhinus. 4. 12. Elephas primigenius. 2. B. Vögel. 13. Corvus corax. (Von TroscHEL als Strix bestimmt.) In nn C. Conchylien. 14. Helix hispida, meist var. concinna. Sehr zahlreich. 15. Helix pulchella. Selten. 16. Pupa muscorum. Häufig. 17. Clausilia parvula. Ziemlich häufig. 18. Succinea oblonga. Häufig. Die betrefienden Fossilreste sind im Löss des Unkelsteins, eines am linken Rheinufer unterhalb Remagen gelegenen Basalt- felsens, gefunden worden und zwar in den tiefsten Partieen des Löss, unmittelbar _über dem Basalt. Abgesehen von früheren vereinzelten Funden ist die Ausbeutung des räumlich ziemlich beschränkten Knochenlagers in den Jahren 1872 — 1879 ge- legentlich des Steinbruchbetriebes ausgeführt worden. Fast sämmtliche Fossilreste sind in die Sammlung des Herrn G. SCHWARZE zu Remagen gelangt, sie sind von demselben in sachgemässer Weise präparirt und aufgestellt. In mancher Beziehung gehören die Funde des Herrn ScHwARZE zu den wichtigsten, welche im deutschen Diluvium gemacht sind. Genaue Angaben über den Fundort und die Fundobjecte findet man in der ausführlichen Publication des Herrn G. Schwarze: „Die fossilen Thierreste vom Unkelstein“ in d. Verhandl. d. naturh. Vereins d. preuss. Rheinl. u. Westf. Jahrg. 36, Bonn 1879. Da Herr Schwarze mich im vorigen Sommer durch eine Einladung beehrt hatte, so konnte ich hinreichende Zeit auf das Studium seiner schönen Sammlung verwenden, nachdem ich die derselben angehörenden, zahlreichen Murmelthierreste x schon vorher in Wolfenbüttel zur Untersuchung unter Händen gehabt hatte. Die Bestimmung des Corvus corax (siehe oben No. 13) rührt von mir her, ebenso die Bestimmung einzelner Skelettheile (z. B. Gebissreste von (’ervus tarandus); die von Herrn ScHwARZzE angenommene kleine Elephas- Art ist nach meinem Urtheil ein junges Mammuth, die zweite Equus- Art erscheint mir vorläufig sehr zweifelhaft, weshalb ich beide in obige Liste nicht aufgenommen habe. — Die genannten Con- chylien - Arten sind durch zahlreiche Exemplare in meiner Sammlung vertreten, welche ich im Löss des Unkelsteins ge- legentlich meines Aufenthalts in Remagen selbst gesammelt habe; übrigens hat auch Herr Schwarze nicht versäumt, sie neben den Wirbelthieren zu sammeln. XXIII. Die Höhle von Balve in Westfale - A. Säugethiere. Vespertiliones. Talpa europaea.}f !) Fels spelaea. Felis catus. Hyaena spelaea. Canis lupus. Canis vulpes. Ursus spelaeus. Mustela (martes ?) 10. Foetorius putorius. 11. Foetorius vulgaris. T 12. Sciurus vulgaris. 13. Mus silvaticus. Nach FArwiIckK. 14. Arvicola glareolus. 15. Arvicola amphibius. T 16. Arvicola gregalis?T 17. Myodes torquatus. f 18. Myodes lemmus.T 19. Lagomys sp. (pusillus oder hyperboreus). f 20. Lepus sp. 21. Castor fiber. 22. Cervus tarandus. 23. Cervus elaphus. 24. (Cervus sp. (alces?) 25. Bos sp. 26. Sus scrofa. 27. Equus caballus. 28. Rhinoceros tichorhinus. 29. Elephas primigenwus. Se a yclen: 1) Die mit einem + bezeichneten Arten sind von mir bestimmt. R e | e E 2 ; 805 B. Vögel. 30, Lagopus albus.7 (Feldhuhn nach v. Dücker.) 31. Anas boschas. f 32. Ein Vogel von der Grösse eines Finken. f C. Batrachier und Fische. 33. Rana temporaria. + 34. Bufo sp.T 35. Esox lueius. Ich habe die Höhle von Balve als Repräsentantin der westfälischen Höhlen in meine Zusammenstellung aufgenommen, theils weil sie die bekannteste und besterforschte derselben ist, theils weil ich selbst Gelegenheit gehabt habe, einen nicht un- bedeutenden Theil des von dort stammenden Materials zu untersuchen und einige bis dahin unerkannte Species zu be- stimmen. 5 Es ist nicht ganz leicht, sich über die fossile Fauna der Balver Höhle zu orientiren, da sowohl die Fossilreste, als auch besonders die bezüglichen Publicationen sehr zerstreut sind. Auch hat man bei den verschiedenen Ausgrabungen im Ganzen mehr das anthropologische Interesse im Auge gehabt, als das zoologisch - paläontologische. Das fossile Material befindet sich wesentlich in folgenden Sammlungen: 1. in der Sammlung des naturhistorischen Vereins f. Rheinl. u. Westfalen za Bonn, 2. in der städtischen Sammlung zu Balve, 3. in der Privatsammlung des Herrn Apo- theker Kremer daselbst, 4. in der Privatsammlung des Herrn Bergraths v. Dücker in Bückeburg, 5. in der Sammlung der königl. Bergakademie zu Berlin und 6. in der Privatsammlung des Herrn Geh. Medicinalraths Vırcnow daselbst. Das Bonner Material wurde mir im vorigen Sommer durch die Herren Anprä und Bertkau bei meiner Anwesenheit in Bonn auf das Bereitwilligste zugänglich gemacht, die in der VrrcHow’'schen Sammlung liegenden Stücke gestattete mir der Herr Besitzer freundlichst zu untersuchen, und mit dem unter No. 5 aufge- führten Materiale hatte ich Gelegenheit, mich ganz speciell zu befassen, da Herr Haucnhzcorne mich wiederholt zur Bestim- mung und Ordnung der in den Sammlungen der Bergacademie vorhandenen fossilen Knochen nach Berlin berufen hatte. Hinsichtlich der Literatur über die Balver Höhle bin ich hauptsächlich Herrn ScHAAruausen in Bonn zu Dank ver- pflichtet. Ich hebe die wichtigsten Publicationen hier hervor: NöserErATH im Archiv f. Mineral. etc. von Karsten und voN Decnen, 1846. Bd. 20. pag. 328 u. 341. Derselbe in der Zeitschr. d. d. geolog. Ges. 1855. pag. 293. Vırcnow in der 506 Zeitschr. f. Ethnologie, 1870, Se v. 12. Febr. 1870. = pag. 164 ff. und v. 11. Juni 1870, pag. 358—367. v. Docker in demselben Bande jener Zeitschrift pag. 170 und 240. vos Decnues im Correspondenzblatte d. natnrhist. Vereins f. Rheinl. u. Westf. 1871. pag. 99 ff. und im Correspondenzblatte d. anthropol. Ges. 1872. pag. 42. von Der Mark und B. Farwıck in den Verh. d. naturhist. Vereins f. Rheinl. u. Westf. 1875. pag. 84 fi. Man hat bei 2 zahlreich veranstalteten Ausgrabungen der Balver Höhle verschiedene Schichten unterschieden, bald nur drei (GoLpruss) oder vier (NÖGGERATH), bald sieben oder acht (v. DecHEn und VırcHnow). Ich hatte zunächst die Absicht, die Fauna der Balver Höhle nach den einzelnen Schichten gesondert aufzuführen; aber ich habe schliesslich darauf verzichtet, weil es mir nicht möglich gewesen ist, eine Uebereinstimmung in die verschiedenen Aüsgrabungsberichte hinsichtlich der faunistischen Zusammengehörigkeit der ein- zelnen Arten je nach den verschiedenen Schichten zu bringen. Wer sich specieller dafür interessirt, möge die angeführte Li- teratur durchsehen. Ich möchte nur das hervorheben, dass die Reste von Cervus elaphus, welche ich aus der Balver Höhle kennen gelernt habe, durchweg wesentlich frischer aussahen, als diejenigen von Cervus tarandus, wie denn überhaupt nach meinen bisherigen Erfahrungen diese beiden Arten selten neben einander vorkommen. Wo das Renthier hervortritt, tritt der Edelhirsch zurück oder fehlt ganz, wie z. B. bei Thiede, wo Renthierreste in den diluvialen Schichten häufig sind und aus- schliesslich in diesen gefunden werden, Edelhirschreste aber nur in der obersten, nicht mehr als diluvial zu betrachtenden Lage vorkommen. Eine Zeit lang müssen natürlich beide Hirsch- arten in ziemlich gleicher Zahl neben einander gelebt haben, nämlich am Ende der sogen. Renthierzeit, als das Renthier sich mehr und mehr zurückzog, und der Edelhirsch mehr und. mehr vordrang. Ob aber diese Zeit noch bis in den Anfang unserer Zeitrechnung (oder genauer: bis Cäsar) hinabreicht, wie von vielen Seiten angenommen wird, erscheint mir für das westliche und mittlere Deutschland sehr zweifelhaft; es möchte dagegen für das nordöstliche Deutschland einigermaassen wahr- scheinlich sein. Ich selbst habe bei meinen eigenen Ausgrabungen noch niemals einen Renthierrest (in ungestörter Lage) gefunden, welcher auch nur annähernd der historischen Zeit zuzurechnen wäre. Auf vereinzelt in Mooren oder in Flussbetten oder in den oberflächlichen Höhlenschichten gefundene Rennthierreste gebe ich vorläufig sehr wenig; denn ich weiss, dass die sichere Datirung solcher Funde kaum möglich ist, weil sehr mannig- 4 P' 507 _ faltige Störungen in der Lage der betreffenden Fossilreste nachträglich vorgekommen sein können. Ausserdem halte ich es für unrichtig, die in Mooren gefundenen Renthierreste schon deshalb, weil sie aus einem Moore stamımen, einem jüngeren Zeitalter zuzurechnen; die tieferen Schichten vieler Moore reichen weit über die Zeit Cäsars in die Vergangenheit zurück, sie reichen zum Theil bis in die Quartär-Periode hinein. NXIV Das Trou di ar bei Dinant s M. in Belgien. f A. Säugethiere. Talpa europaea. 200, Felis spelaea. 1. Hyaena spelaea. 8. Canis lupus. 1. Canis familiaris. 1. Canis vulpes. 10. Ursus spelaeus. 45. Ursus ferox. 1. Meles taxus. 1. 10. Foetorius putorius. 1. 11. Foetorius erminea. 3. 12. Foetorius vulgaris. 3. 13. Cricetus frumentarius. 11. 14. Mus silvaticus. 1. 15. Arvicola amphibius. 40. 16. Arvicola agrestis. 65. 17. Mwyodes lemmus. 2. 185. Lagomys sp. 35. 19. »Lepus sp. 1. 20. Cervus tarandus. 10. 21. Cervus elaphus. 2. 22. Üervus capreolus. 1. 23. Antilope rupicapra. 2. 24. Capra hircus. 2. 25. Bos primigenius. 2. 26. Bos bison. 2. 27. Sus scrofa. 2. 28. Egquus caballus. 7. 29. Rhinoceros tichorhinus. 4. 30, Elephas primigenius. 1. “ DRITTEN B. Vögel. 3l. FPica caudata. 1. 32. Garrulus glandarius. 2. 33. Turdus viscivorus. 2. 34. Turdus musicus. 2. 35. Turdus iliacus. 1. 36. Turdus piaris. 1. 37. Tetrao tetrix. 1. 38. Lagopus albus. | 39. Lagopus mutus. | 40. Perdix cinerea. 2. 41. _Anas boschas. 4. C. Batrachier und Fische. 42. Batrachier. (Welche Arten, ist nicht angegeben ) 48. na (Welche Arten, ist nieht angegeben.) D. Conchylien. 44. Helix nemoralis. 10. 45. Helix pomatia. 1. 46. ‚Patula rotundata. 3. 47. Hyalina cellaria. 2. 48. ÜUyclostoma elegans. 3. Die obige Fauna entstammt dem durch die Ausgrabungen Duroxr’s berühmt gewordenen Trou du Sureau, einer Höhle, welche in der Nähe von Mont aigle an der Molignee (nordwestlich von Dinant sur Meuse) in Belgien gelegen ist. Eine genaue Beschreibung der Höhle, sowie der Ablagerungs- verhältnisse in derselben findet Se bei Dupont, L’homme pendant les äges de la pierre etc. 2. edit. Paris 1872. pag. 72, 80 und 188 ft. Ich habe geglaubt, die Fauna des Trou du Sureau als Vertreterin der Belgischen Höhlenfauna in meine tabellarische Zusammenstellung aufnehmen zu sollen, da sie zu den vollständigsten und artenreichsten gehört. Ob sämmt- liche Artdiagnosen sicher sind, darüber erlaube ick mir kein Urtheil. Auffallend ist das Fehlen des Halsbandlem- _ mings (Myodes torquatus) in dem Trou du Sureau, wie über- haupt in den belgischen Höhlen, während doch der gemeine Lemming (Myodes lemmus) zahlreich constatirt ist. Viel- leicht sind manche Kiefer von Myodes torgquatus mit zu Arvicola agrestis gerechnet. Es wäre sehr wichtig, wenn die kleineren Thierreste aus den belgischen Höhlen noch genauer beschrieben würden, damit man einen vollständigen Vergleich mit der deutschen Höhlenfauna durchführen könnte. Dvronxt hat in der Höhle drei verschiedene Schich- ten beobachtet, von denen er die tiefste der Mammuthzeit, die mittlere der Renthierzeit zuschreibt. Ob diese Schei- dung scharf durchführbar ist, kann zweifelhaft erscheinen, da 2. B. das Renthier, welches doch in der Renthierschicht vorherrschen müsste, in dieser nur mit 2 Individuen, in der Mammuthschicht aber mit 10 Individuen vertreten ist. Wer sich für diesen Punkt näher interessirt, findet bei Duront a. a. O. die nöthigen Angaben; ich habe in meiner Liste sämmt- liche Species BRD angeführt, obgleich auch ich nicht der all at ne Zuhiaranll a u le Brad FAR n Zu ll All nn ale a ER EN 184 f a en a De N RETTET NB Ein in dieser Uebersichts-Tafel gesetztes Fragezeichen bedenfet, dass entweder die Be- stimmung oder die Fossilität zweifelhaft ist. A. Süngethiere. 1. Vespertilio murinus, gemeine Fledermaus. 2. Sonstige Verpertilio- Arten . 3. Vesperugo- Arten . - 4 Plecotus auri ilus, langöhrige. Fledermaus 5 5. Sorex vulgaris, S itzmaus . 6b. Sorer pygmasus, Zwergspitzmaus 7. Crosopus fodiens, Wasserspitzmaus . . Orocidura (araneus oder leucodon?) . Ex Talpa europaca, Maulwurf . 10. Prinaceus europaeus, Igel lelis spelaca (leo), Löwe elis Iynz, Luchs . \18. Felis catus Sera (und. dome. 14 Hyaena spelaea, Wöhlenhy. 16. Canis Iupus, Wolf 16, Canis Samiliaris, Haushund' 17. Canis vulpes, Fuchs . - 18. Canis fulvus, Rothfuchs . 3 x, Eisfuch x. Höhlenbär . „ brauner Bär . 22, Meles taxus, Dachs 3 “23. Gulo borealis, Vielfrass . . “24. Musteln (foina und martes). Marder \2h. Moetorius putorius, Iltis . e y 20. oetorius erminen, Hermelin NT. 128. N En \.34. Make aus allaadır , kleine Haselmaus 35. Sminthus vayus, Streifenmaus. , . 5 36.0 Alactaya zaculus, Pferdespringer , . . \37T. Opicetus frumentarius, Hamster waticus und ähnliche Mus-Arten. la glarcolus, Waldwühlmaus . la amplibüus , Wasserratte . la nivalis, Schneemaus . cola ratticeps, nordische W ühlvatte 943. Arvivola gregalis, Zwiebelmaus Y 44, Amvicola a und ähnliche Arten N 45,9 Zirvieola agrestis, Ackermaus . 46.© Myodes torquatus, Halsbandlenming 21 “> Myodex lenumus, vesp. obensis, Lomming 48.7 Layomys pusillus (oder hyperhoreus®) >49. Lepus variabilis und timidus . » - \50.,, Castor fiber, Biber . in Kol Hystniu sp. (hirsutirostrist) \52, tarandus, Renthier s alcen, Rich . erOS , Riesenhirsch dama, Damhirsch x elaphus, vesp. canadensis . s capreolus, Reh 58. Antilopen-Arten (Gemse, Sa “59. Capra ihew, Steinbock 60. Capra hircus, Ziege . “61. Ouis ari 64.0 Bos taurus, Hausrind. 60:1 Bos priscus (Bison), Wisent” 66. Sus scrofa, Schwein 67. Tgquus cahallus, Pferd 68.7 Eyuus sp. minor (hemionus?) . 69., line s tichorhinus 70, Rhinoceros Merckit 71., Elephas primigenius B. Einige clarakteristische Vogel-Arten, 72. Lagopus albus, Moo neehuhn . 73. s, Gebirgsschneehulin - 74, a ckhulin . 75. 76. Obi Haie rad), Trappe 77T. Serie nyctea, Schneeeule 2 78. Sonstige Eulen -Arten C. Batrachier und Fische, 79. Schlangen -Reste 80. “Rana, Frosch 81. Bufo, Kröte . . 82. Pelobates, Ruoblauchskröte. - Uebersichts- Tafel. cs ni > inburg. Zwergloch. Baltringen, Thayingen. Berg Novi, Ofnet. Langen- brı Que Zuz a LET Ce span wvm a 2 e 5 65.) 817) SL. 82. ı Fledermäuse, 208 Ansicht bin, dass sie alle ein und derselben Periode ange- hören. Ich bin jedoch sehr zweifelhaft, ob im Trou du Sureau gewisse Species, wie der Lemming oder der kleine Pfeif- hase oder die Schneehühner, wirklich durchaus auf die Renthierschicht beschränkt sind, wie es nach Duront's Dar- stellung scheinen muss. Gegen diese strenge Scheidung sprechen einerseits die Funde im Trou Magrite (a. a. 0. pag. 89), andererseits die in Deutschland gewonnenen Resultate. Da es nicht meine Absicht ist, an dieser Stelle schon die Resultate aus der vorliegenden faunistischen Zusanımenstellung zu ziehen, sondern mir dieses für eine besondere zoogeogra- phische Arbeit vorbehalten will, so schliesse ich hier, ohne weitere vergleichende Betrachtungen, so nahe sie auch liegen mögen, hinzuzufügen. Um aber dennoch dem Leser eine be- queme Vergleichung zu ermöglichen, stelle ich die wichtigsten unter den aufgeführten Wirbeltbier-Arten nochmals in der an- liegenden Uebersichtstafel zusammen, während die Uon- chylien, welche in den meisten der obigen Faunen fehlen oder nur wenige Species aufzuweisen haben, .unberücksichtigt ge- lassen sind. | Zum Schluss erlaube ich mir noch eine kurze Bemerkung über die Hülfsmittel, welche meinen eigenen, in den vorlie- genden aufgezählten Bestimmungen zu Grunde liegen. Abge- sehen von zahlreichen Vergleichungen und Messungen, welche ich in vielen osteologischen Sammlungen Deutschlands auf meinen Reisen vorgenommen, abgesehen von einzelnen Schä- deln und Skeletten, welche ich vorübergehend aus verschiedenen Sammlungen in Händen gehabt habe, und abgesehen von den literarischen Hülfsmitteln, beruhen meine Bestimmungen we- sentlich auf der Vergleichung des Materials, welches das Herzogl. naturhist. Museum zu Braunschweig und meine eigene Privatsammlung enthalten. In letzterer sind vorzugsweise die kleineren Wirbelthiere durch zahlreiche zerlegte Skelette, sowie durch einen grossen Reichthum an Fossilresten vertreten. Mit besonderem Danke hebe ich die Liberalität hervor, mit welcher mein Freund Wırn. BLasıus mir die Braunschweiger Sammlung, so oft ich es wünschte, zugänglich gemacht hat. Ihm verdanke ich noch speciell die Bestimmungen der ersten, "von mir gefundenen Reste von Myodes torquatus, M. lemmus und Arvicola gregalis, jener wich- tigen Arten, welche ich selbst später an so vielen Fundorten nachgewiesen habe. 510 3. Der Jura von Dobbertin in Mecklenburg und seine Versteinerungen, Von Herrn F. Eugsn Geinitz ın Rostock. Hierzu Tafel XXI. In dem von den mächtigen Ablagerungen des Quartärs bedeckten norddeutschen Tieflande sehen wir den Untergrund dieser jüngsten Formation, die Ablagerungen des älteren Flötz- gebirges, nur in isolirten oder mehr weniger zusammenhängen- den Inseln aus der Quartärbedeckung hervorragen, oder wir treffen ihn durch Bohrungen oder Grabungen in verschiedener Tiefe unter dieser Bedeckung, oder erhalten endlich auch nur Andeutungen über sein Auftreten in nicht zu grosser Entfer- nung oder Tiefe durch die locale Anhäufung von Geschieben. Eine Uebersicht über die geognostischen Verhältnisse dieses Untergrundes des Diluviums im norddeutschen Tieflande. so weit sie bisher auf Grund der noch sehr lückenhaften Auf- schlüsse möglich ist, hat uns Lossen in seinem Werke über den Boden Berlins gegeben. !) Jeder neue grössere Aufschluss wird hier eine willkommene Erweiterung unserer Kenntnisse liefern und so erscheint auch das Juravorkommen von Dobbertin im mittleren Mecklenburg in mehrfacher Beziehung von hohem Interesse. Nachdem ich früher bereits eine Notiz darüber ge- geben?), sei im Folgenden das Resultat der weiteren Unter- suchungen mitgetheilt, die sich namentlich auf das verhältniss- mässig reichliche palaeontologische Material beziehen. Der Dobbertiner Juraaufschluss ist eine zum Gebiete der Stadt Goldberg gehörige, seit mehreren Jahren vom Kloster Dobbertin betriebene Thongrube an dem nördlichen nach dem Lüschow - See gelegenen Abfalle eines flachen Hügelrückens, welcher den Dobbertiner See von dem nahen Goldberger See trennt, nach der Reymann’schen Generalstabskarte in 29° 46% ö. L. F., 53° 37’ n. Br. gelegen. Diese Thongrube schliesst einen etwa 10—15 Meter mäch- 1) Reinigung und Entwässerung Berlins, Heft XIII. 1879. pag. 732 ft. 2) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1879. pag. 616 und Beitrag zur Geo- logie Mecklenburgs pag. 85 (Arch. Ver. Nat. Meckl. XXXlll. pag 293). Sl tigen Thonrücken auf, der in complieirter Schichtenverbindung von diluvialem Geschiebemergel, Kies und Sand bedeckt wird. Die Lagerungsverhältnisse sind hier sehr verworren und liessen sich erst nach mehrfachen Besuchen der Localität, namentlich bei den grossen Erweiterungen des Tagebaues im vergangenen Frühjahr, einigermaassen klar erkennen. Die Durcheinander-“ stauchungen von Quartärschichten mit älterem Gebirge in dem schmalen Hügelzuge zwischen den beiden Seeen werden übri- gens auch sehr wohl zu ‚berücksichtigen sein bei der Frage nach der Entstehung dieser Seebecken. Das allgemeine Bild, welches man bei einem Besuch der Thongrube erhält, lässt sich etwa folgendermaassen beschreiben: Die durch einen terrassenförmigen Abbau aufgeschlossenen, nach NO. einfallenden Schichten des (Jura-) Thones werden discordant von Geschiebemergel resp. Diluvialsand überlagert, während in der Mitte der Grube zwei durch den Ahbau iso- lirte Mergelberge aus dem 'Thonlager emportreten. In dem nördlichen Theile, dem Eingange von der Ziegelei aus, schiesst der etwa 35° NO. einfallende Thon unter Dilu- vialsand ein, der ihm discordant mit im Allgemeinen gleich- gerichtetem Einfallen angelagert erscheint. Derselbe besteht aus Spathsand mit Grandzwischenschichten, z. Th. mit vorzüg- licher discordanter Parallelstructur. Weiter nördlich ist der Thon in der Lüschow - Niederung wieder erbohrt worden, und zwar in dem Brunnen der Ziegelei unter einer 4° mächtigen Sandbedeckung, in 16° Mächtigkeit, über einer wasserführenden Sandschicht lagernd. Nach der entgegengesetzten Richtung, d. i. nach der grössten Erhebung des Hügelzuges, steigt auch der Thon an und findet sich hier in der SW.-Ecke der Grube von einer wenig mächtigen Ablagerung von gelbem Geschiebe- mergel oder auch Kies bedeckt. Endlich tritt er auf der Höhe, südöstlich von der Thongrube, fast ganz zu Tage, indem hier die Goldberger Töpfer in mehreren etwa 0,6 Meter tiefen Schurfen den blauen Thon unter einer Kies- und Geschiebe- mergelbedeckung gewinnen. In diesen südöstlichen Partieen ist das Einfallen nicht mehr dasselbe wie in dem nördlichen Eingange, sondern ein vielfach wechselndes und meist sehr undeutlich. Die Ueberlagerung der verschiedenen diluvialen Schichten ist eine ausgezeichnet discordante zu nennen und zeigt namentlich bei dem groben Kies und dem Geschiebe- mergel eine auffallende „Störung des Untergrundes“. Vielfach sind auch buchten- oder tiefe sackartige Einlagerungen der Diluvialschichten zu beobachten, bei denen wieder der Kies und Mergel unter einander verbogene Schichtung zeigen. Die grossartigste Verquickung aber der Diluvialschichten mit dem Thon tritt uns in den oben erwähnten „Mergelbergen“ Zeits. d. D. geol. Ges. XXXI1. 3. 33 238 entgegen. Es sind dies zwei durch einen Sattel zusammen- hängende kegelförmige, aus gelbem Geschiebemergel bestehende Hügel, die in WNW.-OSO. Richtung sich quer durch das Thonlager hindurchziehen und bei dem Abbau als wegen ihres Kalkgehaltes unbrauchbar in ihrem ursprünglichen Umfange stehen gelassen worden sind. Sie haben bei verhältnissmässig beträchtlicher Höhe eine ziemlich steile Böschung, der süd- östliche ist bedeutend höher als der andere. Sie ragten nicht bis zur allgemeinen Diluvialbedeckung heraus, sondern waren vor dem Abraum noch von einigen Fuss kalkfreien Thons bedeckt; zu beiden Seiten lagerte sich der mächtige Thon an, ob mit beiderseits entgegengesetztem Einfallen oder in gleichem N-O.-Einfallen, ist bisher noch nicht sicher zu constatiren. Das scheinbar gänzlich unvermittelte, fast wie eruptive Injec- tionsstöocke — wenn ich mich dieses Vergleiches bedienen darf — erscheinende Auftreten von Diluvialmergel in dem äl- teren Ihonlager, wird endlich dadurch noch schwieriger ver- ständlich, dass man unter dem, an einer Stelle über 12’ mächtigen, Mergel noch nicht wieder auf den Thon gestossen ist; vielmehr haben ınehrere kleinere Bohrungen unter dem- selben, ebenso wie unter dem Thone eine mächtige Schicht von Quellsand, wasserführendem, feinem (Diluvial-) Sand, nachgewiesen. Es sieht somit fast aus, als hätten wir in dem Dobber- tiner Thonlager nicht ein anstehendes Juravorkommen, sondern vielmehr eine mit Diluvialschichten zusammengestauchte erra- tische Scholle des älteren Flötzgebirges. Doch glaube ich, dass, auch wenn etwaige tiefere Bohrungen zunächst noch complicirtere Verhältnisse ergeben sollten, hier in ähnlicher Weise, wie ich es für das Kreidevorkommen in den Dietrichs- hagener Bergen annahm, ein an ursprüngllicher Lager- stätte befindliches, mit Diluvialschichten stark verstauchtes Juravorkommniss anzunehmen ist. Dies gilt indessen nur von dem Jurathone. Das andere Vorkommen der Juraformation in Dobbertin, der Posidonien- schiefer, muss vorläufig noch als ein erratisches bezeichnet werden: In dem Thonlager nämlich, nicht aber in den darüber liegenden Diluvialschichten, finden sich mehrere grössere und kleinere Schollen von echtem Posidonienschiefer. Derselbe ist sowohl petrographisch als auch durch seine charakteristi- schen Versteinerungen unzweifelhaft als Posidonienschiefer re- cognoseirt: Im feuchten Zustand schwarz, im trockenen dunkel- grau, sehr leicht spaltbar und aufblätternd, glimmerreich und sehr stark bituminös. Er brennt an der Kerze mit leuch- tender, stark russender Flamme; bei 100° getrocknet ergab er 38,13 pCt. durch Xylol extrahirbare Substanz. Da woer en an 2 an den Thon grenzt, ist er meist sandiger, oft reich an Gyps- _ kryställchen und leicht gelb beschlagend. Die einzelnen Punkte dieses Vorkommens ergeben sein schollenartiges Auftreten innerhalb des Thones: Gleich am nördlichen Eingange in die Grube trifft man ein mindestens 10 Meter langes und ca. 4 Meter mächtiges Lager des Schie- fers, bedeckt von dem Diluvialsand, unterteuft von dem blauen Jurathon. Im .Allgemeinen ist ein nördliches Einfallen zu ge- wahren, doch sind die oberen Partieen des Lagers im Grossen und en miniature völlig regellos geknickt und verworfen. Jen- seits der Mergelberge trifft man in dem Thone mehrere klei- nere Schollen desselben Posidonienschiefers. Dieselben zeigen ein sehr steiles und dabei aber unter einander regellos ab- weichendes Einfallen; einige scheinen in SW-NO. Richtung zusammenzuhängen. Sind somit allerdings die gegenwärtig sichtbaren Partieen des Posidonienschiefers von Dobbertin als Schollen anzusehen, die bei der späteren glacialen Schichtenstörung mit dem Jura- thon verquickt worden sind, so ist es doch ebenso unzweifel- haft, dass die ursprüngliche Lagerstätte in unmittelbarster Nähe anzunehmen ist. | Das Thonlager von Dobbertin hat bereits früher die Auf- merksamkeit einiger Geologen auf sich gelenkt.') Koch er- wähnt auch den Fund eines vollständigen, 6 Fuss langen Fisches aus dem Thon, von welchem nur noch einzelne Wirbel und ein Kiefer conservirt waren. Aus der Sammlung des Herrn Pastor Hura in Krakow ist der erwähnte Kiefer in das Rostocker Museum übergegangen und man ersieht aus demselben, dass es die rechte Unterkieferhälfte mit noch 4 Zähnen eines irgend- wie in den Thon eingeschwemmten recenten Hechtes ist, also eine Versteinerung hier nicht vorgelegen hat. Der Thon ist blau, oft weiss beschlagend, im feuchten Zustande recht fett, getrocknet bröckelig und hart. Er ist kalkfrei, dadurch von Diluviallehm unterschieden. Stellen- weise zeigt er einen ausserordentlichen Reichthum an grossen, wohl ausgebildeten Gypskrystallen, meist in den Combina- tionen von «P, xPx, —P, oft auch verzwillingt. Kleinere Gypskrystalle haben sich oft zu Septarien-ähnlichen Concre- tionen vereinigt. Von frei in dem Thon liegenden Versteinerungen ist bisher erst ein einziges Exemplar gefunden worden, welches aber ge- nügt, das Thonlager als juraissisch anzusprechen und die 1) Borr, Arch. d. Ver. d. Naturgesch. Mecklenb. IV. 1850. pag. 164. — Koch, ebenda XV. 1861. pag. 215. — WrecHmann, ebenda XXI. 1868. pag. 161. Alle drei Beobachter rechnen das Lager zum Tertiär. 39 * 514 früher von mir geäusserte Ansicht von dem tertiären Alten des > Thones umzuändern. Es ist dies ein Stück der letzten Windung eines grossen Falciferen-Ammoniten, das sich nur unsicher als ’ Ammonites (Harpoceras) lythensis Y.u. B. bestimmen lässt. Das 130 Mm. lange Stück hat einen 75 Mm. breiten Umgang, mit deutlichem Rückenkiel, aber nur ganz undeutlichen breiten Rippen. Dagegen liegt auf seinem Rücken noch in ursprünglicher Lage ein prächtiger Aptychus von einer Länge von 65 Mm., auf der Unterseite fein gestreift, aussen noch mit dem dicken Kalkschmelz. Auf der inneren Seite des Bruchstückes liegen zwei kleine Euomphalus. Dies eine und bis jetzt einzige Stück genügt vollständig, zu beweisen, dass das Dobbertiner Thonlager dem Oberen Lias (resp. dem untersten Dogger) angehört. Ein anderer Fund sei hier erwähnt, der jedoch noch sehr unsicher ist. Von Herrn WırcHmAann in Rostock wurde dem Rostocker Museum eine lose Astarte pulla Ram. übergeben, welche genannter Herr früher als aus dem Dobbertiner Thon stammend erhalten hatte In der That liegt auch in der Schale etwas Thonmasse, indessen ist es auch sehr leicht möglich, dass dieses Stück den in der nächsten Nähe von Dobbertin (Krakow, Techentin) sich sehr zahlreich findenden jurassischen Geschieben entstammt, von denen das Rostocker Museum unter andern z. B. eine grosse Menge von losen Astarten besitzt. Foraminiferen fanden sich nicht in dem Thon. Der Thon führt ausser den Gypskrystallen sehr zahlreiche Septarien-artige Concretionen von verschiedener Grösse. Die- selben sind meist sehr hart, ungeschichtet, von ellipsoidischer Gestalt; sie bestehen aus einem festen, mergeligen, blaugrauen Kalk und enthalten vielfach unregelmässig vertheilte Knollen und Trümer von Pyrit oder sind von Sprüngen durchsetzt, die nach Art der oligocänen Septarien von einer fremden Mineral- masse ausgefüllt sind, aber nicht wie letztere von Kalkspath, sondern von z. Th. schön auskrystallisirtem, oft bunt angelau- fenem Pyrit. Der grosse Reichthum an Schwefelmetallen in den Septarien, sowie das Auftreten von Pyritknollen in dem Thone selbst, ist auch die Quelle der in dem Thon so zahl- reichen Gypskrystalle, die sich durch die bekannte Wechsel- zersetzung des Kalkes mit dem durch Auslaugung entstehenden Eisenvitriole in dem Thone bilden. Fast alle diese Septarien sind versteinerungsfrei. Erst nach langem vergeblichem Zerklopfen zahlreicher Stücke fand ich in einer solchen hellgrauen, nur wenig Erz führenden, zer- 1 515 klüfteten und ungeschichteten Septarie neben dem Steinkern einer kleinen Turritella etwa sechs verkieste Steinkerne, die ich als zu | Nucula Cüacilia D’ORe. gehörig bestimmte. s. QUENSTEDT, Jura, t. 67. f. 22, 23; t. 72. f. 32. = Nucula ornatı. Brauns, mittl. Jura d nordwestl. Deutschl. pag. 263. Einige Aehnlichkeit existirt auch mit der liassischen Form Leda subovalis GoLDF. sp. = Nucula palmae QuEnsTEDT, Jura, t. 23 f. 16,17; s. Brauss, unt. Jura pag. 376. Noch eine andere Septarie zeigte Versteinerungen: Auf- der Oberfläche einer grossen (40, 25, 9 Cm.), von Schwefel- kiesadern durchzogenen Ooncretion liegen zahlreiche wurmför- mige, platt zusammengedrückte, einfache oder verästelte Kör- per, von einer Grösse bis zu 20—25 Mm. Länge bei 2,5 bis 4 Min. Breite, oder auch kleiner (8 Mm. lang, '/), Mm. breit) und stets verzweigt. Es sind dies zwei Arten von Algen, die grössere, quergegliederte stimmt mit der von Herr, Flora foss. Helvetiae, pag. 117. t. 45. f. 9 beschriebenen Taenidium serpentinum Hr. überein, während die übrigen als zu Ohondrites bollensis ZIETEN Sp. (s. ebenda t. 39. f. 2—16) gehörig bestimmt wurden. — Das Aeussere dieser Septarien-artigen Concretionen zeigt oit die lagenweise concentrisch ringförmige Abstufung, die man an der Oberfläche der Imatrasteine so typisch findet. Neben diesen Septarien-artig zerklüfteten Concretionen finden sich auch andere, ohne Zerklüftung, ebenfalls aber ohne jede Schichtung des harten Gesteins und ohne Versteinerungen. Ausser den erwähnten unzweifelhaften Concretionen finden sich nun aber in dem Thone noch andere Kalksteinlinsen, die ersteren an Menge noch übertrefiend, deren Natur als Ooncre- tionen nicht so ohne Weiteres zu behaupten ist. Es sind platte, linsen- oder zungenförmige Gestalten, die stets an den niedrigen Seiten horizontal gefurcht sind, indem die ihnen eigene, bei der ursprünglichen Bildung entstandene Schichten- structur an den äusseren Seiten durch Verwitterung in con- centrischen Zonen noch mehr hervortritt; oft kann man mit Leichtigkeit dünne Schichtlamellen von der flachen Seite der Oberfläche losblättern. Ihre Grösse wechselt in gewissen Grenzen; ganz winzige sind mir nicht bekannt, und die grössten haben etwa die Dimensionen von 35, 12, 35; 20, 15, 3, 5; 18, 12, 3; 18, 10, 4; 15, 11, 3 Centim. Sie bestehen aus einem dichten, hellgrauen, thonigen, oft sehr bitumenreichen und daher beim Zerschlagen stinkenden Kalksteine. Von den vorerst erwähnten Septarien-artigen Concretionen sind diese Kalklinsen vollständig verschieden. Während erstere beim Anschlagen leicht nach den unregelmässigen Klüften zerspringen und fast niemals Versteinerungen führen, spalten diese fast durchgängig sehr leicht ebenflächig und zeigen eine feine, dünne, bis an den äussersten Rand fortsetzende Schieferung oder Schichtung, nach welcher sie sehr leicht spalten. Die Schichtung ist einmal durch verschieden gefärbtes und beschaffenes Gesteinsmaterial gegeben und ferner dadurch, dass auf den Schichten- (und Spalt-) flächen eine grosse Menge von Versteinerungen liegen. Pflanzen, Insectenflügel in zartester Conservirung, Fischschup- pen, Ammoniten, Inoceramen liegen parallel den Schichtungs- flächen in oft papierdünnen Lagen übereinander, und die dün- nen Reste der Pflanzen oder Insectenflügel greifen dabei niemals in eine der zahlreichen darüberliegenden Schichten hinüber, sondern liegen stets wie zwischen den Blättern eines Albums auf eine einzige Fläche beschränkt. Dieser Umstand, sowie der Fund einer ebenfalls dieselben Versteinerungen führenden grösseren Platte von festem, mehr krystallinischem Kalkstein von undeutlicher Schichtung, liess die Anschauung gerechtfertigt erscheinen, in den erwähnten Mergelkalklinsen nicht Imatrastein-ähnliche Concretionen, son- dern abgerollte und durch chemische Einflüsse corrodirte Reste einer ursprünglich zusammenhängenden, zerstörten Bank eines feingeschichteten, mergeligen Jurakalkes zu sehen.!) In der That habe ich in der Literatur über Concretionen eine der- artige feine Schichtung und ein derartiges Auftreten der Ver- steinerungen nicht erwähnt gefunden; die Fischconcretionen von Lebach, die norwegischen Fischnieren, und auch die unten zu erwähnenden Grimmener Juraconcretionen haben durchaus keine Aehnlichkeit mit den Dobbertiner Kalklinsen. Ich würde auch bei der obigen, freilich für die Bildung unseres Jura- lagers noch complicirtere Verhältnisse erfordernden Anschauung stehen bleiben, wenn ich nicht inzwischen einige Platten ge- funden hätte, die einen Uebergang nach den unzweifelhaften Concretionen des Grimmener Typus zu bilden scheinen. Dass auf der Oberfläche der Linsen oft Versteinerungen, namentlich Ammoniten und Inoceramen, unregelmässig wie auf eigentlichen Coneretionen vertheilt liegen, konnte für mich kein Beweis nach einer der beiden Richtungen hin sein. Ich führe also die erwähnten, von den Septarien verschie- denen Mergelkalklinsen ebenfalls als Concretionen auf, ») Beitr. z.. Geol. Mecklenb. pag. 87 (295). 517 ähnlich den Imatrasteinen oder Marleker, die sich innerhalb des Jurathones gebildet haben. Dieselben haben nun einen v_erhältnissmässig bedeutenden Reichthum an Versteinerun- gen geliefert. Durch die Güte des Herrn Klosterhauptmann Graf v. BErnSTORFF in Dobbertin, welcher mir mehrmals Par- tieen der Kalklinsen freundlichst zusandte, war es mir möglich, eine grössere Anzahl Versteinerungen aus denselben herauszu- schlagen. Ich kann es nicht unterlassen, auch an dieser Stelle genanntem Herrn meinen besten Dank für diese Unterstützung auszusprechen. Wie aus der folgenden Liste hervorgeht, ist die Fauna des Dobbertiner Jura allerdings noch nicht sehr reichhaltig, doch ist zu erhoffen, dass dieselbe bei späterem weiterem Sammeln noch vergrössert werden kann. In den Mergelkalk-Linsen fanden sich folgende Verstei- nerungen: | ; Ammonites (Harpoceras) striatulus Sow. Branco, D. Unt. Dogger Deutsch-Lothringens, 1879. pag. 71. Brauns, Mittl. Jura, pag. 112 (A. radians!). Nur in zwei deutlichen Exemplaren bisher gefunden. Ammonites (Harpoceras) n. Sp. Hält nach freundlicher Mittheilung von Herrn Daues die Mitte zwischen Amm. opalinus und Aalensis. Da derselbe auch in Grimmen gefunden und demnächst von Herrn Damzs be- schrieben werden wird, so habe ich mich begnügt, ihn vor- läufig nur als neue Species hier anzuführen. In zwei guten Exemplaren und mehreren Abdrücken auf der Oberfläche von auf den Linsen. Ammonites (Harpoceras) opalinus Reın. In. einem einzigen, aber vollständigen und sicher zu be- stimmenden Exemplare in einer Linse gefunden. Kleine, glänzende, fein gestreifte Aptychen, in ziemlich grosser Menge in und auf den Linsen liegend. Euomphalus (Straparollus) minutus ZIETEN. ZIETEN, Verstein. Württemb. t. 33. £. 6. Natica pulla, RoEmer, Ool. Nachtr. t. 20. f. 15. BrAuns, Mittl. Jura, pag. 183 (Literatur). Findet sich in ausserordentlichem Reichthum, nach dem folgenden das häufigste Fossil, oft auch verkiest und dann mit scharfen Anwachsstreifen. Oft ragt hierbei nur der 518 letzte Umgang aus dem festen Kalke heraus, während aus dem mürben die ganze Schnecke leicht herauszuschlagen ist. Ein grösseres Exemplar zeigt deutliche Längsstreifung. Inoceramus dubius Sow. Sowergy, Min. Conch. t. 284. f. 3. 1828. —= Imoc. amygdaloides GoLDF., Petr. Germ. t. 115. f. 4. Brauns, Mittl. Jura, pag. 242 (Literatur). Tritt in und auf den Kalklinsen massenhaft auf, z. Th. in sehr wohl erhaltenen, auch verkiesten Exemplaren; auch in jungen Exemplaren sehr zahlreich vertreten. Ganoidschuppen und einzelne Fischknochen lagen vielfach auf und in den Kalklinsen. Glyphaea sp. Ein Scherenstück; stark glänzend, grob punktirt. Posidonia (Estheria) opalina QUENST. QUENSTEDT, Jura, pag. 311. t. 42. f. 4. Heer, Urwelt d. Schweiz, 2. Aufl. pag. 83. f. 57a—c. (Aptychus). Von den organischen Resten des Dobbertiner Kalksteins bieten ein ganz besonderes Interesse die zahlreichen Insecten, und zwar schon deshalb, weil wir bisher nur von sehr wenigen Orten eine grössere unterjurassische (liassische) Insectenfauna kennen, nämlich hauptsächlich nur aus der Schweiz und dem südlichen England. ') In der Schweiz gehören die Insecten dem unteren Lias an, in England der gesammten Juraforma- tion, die Dobbertiner Insectenfauna zeigt sowohl mit den Schweizer als mit den englischen Formen eine so grosse Aehn- lichkeit, dass wir von eigentlichen Leitfossilien hier nicht reden dürfen. Bei der sonstigen grossen Aehnlichkeit der genannten drei Hauptgebiete muss der Umstand besonders auffallen, dass bei Dobbertin die Käfer gegen die übrigen Ordnungen so stark zurücktreten, während sie gerade in der Schambelen und in England bei weitem vorwalten. 1) Heer, Urwelt der Schweiz, 2. Aufl. pag. 91; Liasinsel 1852. — BroDIE u. Westwoop, s. unten. — Auch aus dem Lias von Bayreuth sind Insecten bekannt, s. N. Jahrb. f. Miner. 1835. pag. 333. Ferner aus dem Lias von Oesterreich. Neuerdings sind aus dem Rhät von Schonen einige Insectenreste beschrieben, s. HEErR in Geol. Föreningens i Stockholm Förhandl, 1878. IV. pag. 192. t. 13. Die verstreute ame- rikanische Literatur über Jurainsecten ist mir nicht zugänglich gewesen. 519 Insectenfauna des Dobbertiner unteren Jura. Orthoptera. 1. Blattina (Mesoblattina) protypa E. Geis. Fig.]l, Ein ziemlich stark gewölbter, 8 Mm. langer und 3 Mm. breiter Flügel von horniger Beschaffenheit, fein granulirt, noch stark glänzend in dunkelbrauner Farbe. Sowohl in Grösse als in dem Habitus seiner Nervatur nähert er sich sehr der von O. Heer !) aus dem unteren Lias der Schambelen im Canton Aargau beschriebenen Art Blattina angustata Hx., doch ist er, wenn anders die Abbildung von Heer genau ist und einem vollständig erhaltenen Exemplare entspricht, von dieser schwei- zer Art durch seine Form und die Beaderung des Mittelfeldes unterschieden. Der zierliche Flügel ist länglich, gerade gestreckt, vorn abgerundet, Aussen- "und Innenrand verjüngen sich nicht so rasch, wie bei der schweizer Art. Das Randfeld nimmt ", der Flügelbreite ein, seine Hauptader verläuft in gerade ge- streckter Richtung bis zur Spitze; dadurch wird ein wesent- licher Unterschied von Bl. angustata bedingt. Von der Haupt- ader gehen 14 Seitenäste aus, von denen die 3 vorletzten gabeln, während die anderen einfach sind. Das Mittelfeld zeigt nur 2 Hauptadern, die externo- und internomedia, wäh- rend die Scapularis als Abzweigung der externomedia er- scheint. Die Zweige dieser letzteren biegen sich nach der Spitze zu und verlaufen insgesammt, nebst ihren Gabeln, in paralleler, nach vorn gestreckter Richtung. Dieselbe Richtung streben auch die Adern des internomedianen Feldes zu erlan- gen. Dadurch entsteht eine hervorragende Aehnlichkeit mit dem Aderverlauf im Mittelfelde von Bl. angusiata und von der lebenden Blatta germanica; doch ist die Zahl der Nerven grösser als bei Bl. angustata.. Das Analfeld ist durch eine starke, individualisirte Wölbung und die tiefe Analader scharf von dem übrigen Flügel abgesetzt. Seine Adern, die z. Th. bifurciren, verlaufen ähnlich wie bei Blatta zum Theil nicht nach dem Innenrande des Flügels, sondern endigen an der Analader. Dadurch nimmt unsere Art zusammen mit der Bl. angustata gewissermaassen eine Zwischenstellung ein zwi- schen der fossilen Blattina und der recenten (und tertiären) ) Osw. Heer, Ueber die fossilen Kakerlaken. In Vierteljahrsschr. d. Zürch. naturf. Ges. IX. 1865. pag. 28. f. 6. 520 Blatta und wir können diesen Gaktungenntease dursk ei 2 besonderes Genus, Mesoblattina, hervorheben. 1 Exemplar. 9. Blattina chrysea E. Gum. Fig. 2. Der kleine, nur 5 Mm. lange Flügel hat seine grösste Breite nahe vor der Spitze, indem sein Aussenrand gerade verläuft, während der Innenrand zunächst nach unten geneigt ist und erst nahe der Spitze aufsteigt, um sich mit dem Aussenrande zu einem abgestumpften, runden Flügelende zu vereinigen. Der Flügel zeigt einen eigenthümlichen metal- lischen Schiller in goldgrüner Farbe, ähnlich wie bei Motten, als ob das Thier von feinen, metallischen Schuppen bedeckt gewesen wäre; doch war das Bemühen, dieselben zu einer mi- kroskopischen Betrachtung zu isoliren, vergeblich. Die Flügel- basis und ein kleiner Theil der Spitze ist weggebrochen. Trotz der eigenartigen Form stimmt der Flügel in seiner Nervatur mit der Gattung Zlattina überein. Die Subcosta (Marginalader) und Scapularis verlaufen beide in ziemlich gerader Richtung aus der Flügelbasismitte nach dem vorderen Finde des Aussenrandes und entsenden nach diesem sehr zahlreiche, eng gestellte Nebenadern. In ähnlicher Weise verläuft die internomediane und wahr- scheinlich auch die anale Ader nach dem Innenrande und giebt hierhin zahlreiche. meist gegabelte Seitenäste ab. Das hierdurch umgrenzte dreieckige Mittelfeld nimmt den grössten Theil des Flügels ein und wird erfüllt von den in gerader Linie nach der Flügelspitze laufenden, wie Federfahnen entspringenden, einfachen oder bifurcirenden Seitennerven der externomedianen Ader. Zwischen die einzelnen Adern schiebt sich von dem Rande des Flügels auf kurze Erstreckung hin je eine Zwischenader ein, so dass der Rand des Flügels rings herum ganz eng be- adert erscheint. Unsere Dobbertiner Blattina hat in ihrer äusseren Form und Grösse, sowie in der Art der Beaderung viel Aehnlichkeit mit der von Wesstwoon !) aus dem mittleren Purbeck von Durdlestone abgebildeten und von Gizseu?) als Blatta pluma bezeichneten Form. Eine Identificirung der beiden “Arten ist wegen der unzulänglichen Abbildung des en Exemplares nicht möglich. 1 Exemplar. 1) Contributions to. fossil Entomology: Quaterly Journal of the geolog. Soc. of London, X. 1854. t. 15. f. 14. 2) Fauna der Vorwelt, Il. I. Insecten, 1856. pag. 322. le I Aue en aan Zn = Pen BU: Ei a ha Fern I Eat Sie ET TR. nn Ba Er a an 921 3. Blattina Langfeldti E. Gzin. Fig. 3. Ein zierlicher Flügel von 5,5 Mm. Länge; farblos, nur auf den Adern an einzelnen metallglänzenden Stellen die ur- sprüngliche Beschaffenheit verrathend. Aussenrand stark ge- wölbt, Innenrand etwas weniger, beide vereinigen sich zu einer lanzettförmigen Spitze. Randfeld und Analfeld sehr untergeordnet, nur je 1—38 einfache, gerade Adern abgebend. Scapularfeld '/, der Flügel- breite einnehmend, mit-3—4 nach der Spitze gestreckten Seitenästen, von denen der letzte gabel. Externomediane Ader vor der Flügelmitte gabelnd, der äussere Art noch 2 Seitencurven nach der Spitze sendend, der innere bis kurz vor der Spitze einfach bleibend. Internomedia zuerst 4 ein- fache Adern nach dem Innenrand abgebend, der folgende Seitenast einfach gabelnd, der weitere sich in eigenthümlicher Weise theilend; die Hauptader theilt sich endlich vor ihrer Endigung selbst noch einmal. Zwischen den einzelnen Nervenendigungen sind von den Flügelrändern her noch Zwischennerven eingeschaltet. Diese Art hat sowohl in ihrer Grösse, als durch die an den Flügelrändern zwischengeschalteten Adern, sowie endlich durch das Zurücktreten des Rand- und Analfeldes, einige Aehnlichkeit mit der von Bropır !) als Corydalis abgebildeten Form aus dem englischen Purbeck, welche GisBEL?) als Alat- tina similis beschreibt. Endlich zeigen sich noch Aehnlich- keiten mit Orthophlebia minuta (BroviE, t. 5. f. 16; GiEBEL, pag. 260) aus dem englischen Purbeck und mit Blattina in- completa (Bropıe, t. 8. f. 15; GiIEBEL pag. 317) aus dem englischen Lias. | Indessen unterscheidet sich unsere /3lattina doch von jenen genannten Formen zu bedeutend, als dass eine Identificirung “ mit einer von ihnen möglich wäre. Ich benenne die Species zu Ehren des Herrn Baumeister LanereLpr in Rostock, wel- cher mir die erste Nachricht von dem Vorkommen von Ver- steinerungen in der Dobbertiner Thongrube mittheilte. 1 Exemplar. 4. Gomphocerites Bernstorffi E. Geis. Fig. 4. Ein 14 Mm. langes und 2 resp. 2,5 Mm. breites Exem- plar des Vorderflügels einer Heuschrecke, Acridiide. Auch aus dem englischen Lias ist eine Heuschrecke be- ») A History of the fossil Insects in the eoudar rocks of Eng- land, 1845. t. 5. f. 2. ?) Fauna der Vorwelt II. I. pag. 318. 522 kannt, welche von Westwoon als Gryllus Bucklandi abgebildet worden ist.!) Aus dem schweizerischen Jura der Schambelen beschreibt O. Hser drei Arten von Heuschrecken, ebenfalls zu den Acridiiden gehörig, als Gomphocerites Bucklandi?), Acridütes deperditus und A. liasinus.”) Vielleicht gehört un- sere Dobbertiner Heuschrecke auch zu @. Bucklandi, doch lässt die unvollkommene Zeichnung Westwoop’s eine Entschei- dung dieser Frage nicht zu, Die Nervatur des Flügels stellt denselben mehr in die Verwandtschaft mit der Gattung Para- cinema, als Stenobrothus (= Gomphoceras).*) GIEBEL°) stellt die Form zu Oedipoda. Wir wollen einstweilen den Hrer’schen Gattungsnamen Gomphocerites belassen. Unsere Species habe ich nach dem Herrn Klosterhaupt- mann Graf v. Bersstorrr zu Dobbertin benannt, dessen freund- liche Zusendungen von zahlreichen Kalksteinplatten aus der Dobbertiner Thongrube mir ein reiches Material für die Unter- suchungen geliefert haben und welchem ich dafür zu besonderem Danke verpflichtet bin. Der Flügel erhält durch die Einbuchtung des Aussen- und Innenrandes und die gerundete Spitze eine elegante Form; er zeigt zahlreiche braune Flecken und Bänder. Das Rand- und das Scapularfeld nehmen nur einen ge- ringen Theil der Flügelbreite ein. Ihre Hauptadern entsenden nach dem Aussensande zahlreiche, einfache Seitenadern. Die Scapularis reicht bis nahe an die Flügelspitze. Den Haupt- theil des Flügels nimmt das externomediane Feld ein, dessen Ader nach unten 5 schön geschwungene einfache Aeste ab- giebt, während sie an der Spitze nach aussen 2 Aeste ent- sendet. Die internomediane Ader entspringt aus demselben Stamme und verläuft bis über die Mitte des Flügels und giebt 2 Nebenadern ab. Das Analfeld besitzt 5— 6 gerade gestreckte, einander ziemlich parallele Adern. | 5. Acridiites sp. Fig. 5. Fragment eines ziemlich grossen Flügels, dessen untere Adern gerade verlaufen, während die oberen sich nach oben aufbiegen. Netzförmiges Geäder durch zahlreiche senkrechte 1) Bropie, Hist. Foss. Ins. pag. 67. t. 8. f. 16. 2) -Deber die Lias- Insel im Aargau, geolog. Vortrag. Zürich 1852. pag. 15. f. 48. 3) Die Urwelt der Schweiz, 2. Aufl. 1879. pag. 94. t. 7. f. 4. *#) Vergl. L.H. Fischer, Orthoptera europaea, 1853. t. 16. f.5. und 8—19, t. 17. £. 1-10. 5) Fauna der Vorwelt, II. I. pag. 309. 7 ER .x „ Eh it SER > N: 523 "Queradern, die sich nach der Spitze zu in je 2 Reihen von Zellen zerschlagen. Vielleicht als Unterflügel einer Heuschrecke aufzufassen. 6. Grylius Dobbertinensis E. Gzin. Fig. 6 Stimmt im Allgemeinen mit der charakteristischen Beade- rung der Vorderflügel einiger männlicher Grylliden überein; vergl. z. B. FıscHuer, Orthopthera europaea, t. 9 f. Ib, Gryllus domesticus L., und f. 14, Oecanthus pellucens ScoP. Die Figur giebt die Charakteristik der Species am deut- lichsten wieder. 1 Exemplar, 11 Mm. langer Vorderflügel (Flügeldecke). Neuroptera. 1. Elcana (Claihrotermes) Geinitzi Her sp. Fig. 7—10. Der erste in Dobbertin aufgefundene Insectenflügel wurde mir von Herrn ©. Heer freundlichst bestimmt und folgender Weise beschrieben: „Der mir zur Ansicht übersandte In- sectenflügel aus dem Lias’von Mecklenburg gehört zur Gattung Olathrotermes, von welcher ich eine Art (Cl. signatus) in mei- ner Urwelt der Schweiz (2. Aufl. pag. 95) beschrieben und auf Taf. VII. Fig. 8 abgebildet habe. Sie ist derselben sehr ähnlich; ihr Flügel hat dieselbe Grösse und Form und das ‚Randfeld ist auch in Zellen abgetheilt, aber die Queradern bilden einen viel spitzeren Winkel, sonst ist der Verlauf der Adern ein sehr ähnlicher, wie bei der Art aus dem untersten Lias der Schambelen (Ct. Aargau). Der Flügel zeigt auch dunkle Flecken. Bei der neuen Art ist der Flügel 12 Mm. lang, am Grund!) und oben abgebrochen, 3 Mm. breit, im Randfeld (und Mittelfeld) und an der Spitze schwarz gefleckt.“ In Figur 7 ist die Skizze copirt, welche Hrer dieser Beschrei- bung beigefügt hatte. Als Charakteristikum seiner Gattung Clathrotermes giebt HEEr an?’), dass das Randfeld der Flügel durch zarte Quer- adern in eine Reihe viereckiger Zellen abgetheilt ist und die Flügel schwarz gefleckt sind; während bei der anderen fossilen Termitengattung Calotermes diese Queradern fehlen, die Flügel aber ebenfalls schwarz gefleckt und gebändert sind. „Diese 1) Später wurde die Flügelbasis noch aus dem Gestein heraus- präparirt. 2) Urwelt der Schweiz, II. 1879. pag. 95. 524 dunklen Flecken und Bänder sind eine Eigenthümlichkeit der ©; Liastermiten, denn alle lebenden Arten haben farblose Flügel.“ In der That besitzen auch die Dobbertiner Termiten diese dunklen, z. Th. noch glänzenden Farbenflecken, und auch die englischen Liasteriniten, welche Westwoop in Bropıe, Hist. foss.. Ins. £..5. f. 21., t.& 2 1, t 10.7. 14, Sove Orr Journ. 1854. t. 15. m 16.) 8. ir und t. 17. f. 12. abbildet, zeigen dieselben. Als weiteres Merkmal jener Juratermiten müssen wir noch die Queradern vermerken, welche als mehr oder weniger senk- rechte Verbindungen sowohl zwischen den einzelnen Haupt- als auch der Nebenadern der Flügel auftreten. Von denselben sind in der Heer’schen Skizze nur 3 wiedergegeben, während Figur 8, welche dasselbe Exemplar unter Benutzung der Ge- genplatte abbildet, deren weit mehr zeigt. Auch die Abbildung bei Hser, Urw. d. Schw. t. 7. f. 8. zeigt undeutliche Queradern zwischen den Seitenästen der Internomedia. Wir können daher die Gattung unserer Juratermiten (Clathrotermes HERR) auf Grund unseres deutlichen Materiales als eine von allen anderen Termitengattungen ') abweichende folgendermaassen fixiren: Scapularader (Subcosta) s in der äusseren Flügelhälfte nahezu parallel dem Aussenrande (d. i. der Marginalis oder Costa). Ihr ziemlich parallel verlaufen von der Flügelbasis her 2—3 Nebenadern, welche, ebenso wie die Scapularis selbst, nach dem Aussenrande zahlreiche Gabeln abgeben. Das Randfeld oft dunkel gefleckt. Die Interno- media i (Mediana) verläuft nahezu parallel dem Aussenrand nach der Flügelspitze und entsendet nach unten mehrere Seitenäste. Die Externomedia e (Submediana) verläuft nach der Mitte des unteren Flügelrandes; ihrem Felde gehören meh- rere unter sich durch Queradern verbundene, parallele Aeste an. — Viele Seitenadern, sowie die Hauptadern sind durch Queradern mit einander verbunden. Flügel dunkel gefleckt oder gebändert. Diese Diagnose stimmt aber überein mit der, welche GIEBEL *) auf Grund einiger von Wesrwoon abgebildeten eng- lischen Formen für seine Gattung Zlcana, die er zu den Pa- norpiden rechnet, aufstellt: „Diese Gattung gründet sich auf schmale, gestreckte Flügel aus dem Juragebirge, die sich schon durch das breite Randfeld von den vorigen (nämlich Panorpa) unterscheiden und 1) Vergl. HAcEn, Monographie der Termiten, Linnaea entomologica (Stettin), XII. 1857. pag. 31. t. 2. 2) Fauna der Vorwelt Il. I. 1856. pag. 258. Dr te Kr ; R 3 E | 925 den Sialiden nähern, von diesen aber durch die zahlreicheren Queräste und besonders die dicht gedrängten im Radialfelde wieder entfernen. Zwei Hauptadern laufen von der Basis des Flügels bis gegen die Spitze und sind durch einzelne, Flecken tragende Queräste verbunden. Der Radius sendet einfache, fast parallele Aeste schief gegen den Innenrand, und diese sind in ihrer mittleren Region durch alternirende Queräste ver- bunden.“ Jedenfalls für unsere Dobbertiner Formen müssen wir daher dem älteren Gattungsnamen Gisser's, Elcana, den Vor- zug geben vor der Hrer’schen Gattung Clathroterme. Ob letztere Gattung gänzlich mit Elcana zu vereinigen sei, oder als selbstständige Termitengattung bestehen kann, ob ferner Elcana als eine Termitengattung anzusehen ist, oder nach GIEBEL zu den Panorpiden zu stellen ist: dies zu entscheiden fehlen mir sowohl das nöthige Material, als auch die dazu er- forderlichen, eingehenden entomologischen Kenntnisse. Unsere Dobbertiner Formen, die sich in mehreren Exem- plaren gefunden haben, zeigen eine sehr grosse Aehnlichkeit mit der aus dem englischen Purbeck von Wesrtwoon!) als Panorpidium tesselatum (Elcana tesselata GIEBEL a.a. 0. p. 259) abgebildeten Form. Doch lassen sich ausser der verschiedenen Grösse — die Dobbertiner Flügel sind fast halb so gross als die englischen — noch andere erhebliche Unterschiede consta- tiren, welche die Selbstständigkeit der Herr’schen Species erweisen. Aussen- und Innenrand der Flügel vor, resp. in der Mitte der Flügellänge etwas concav, ca. 12 Mm. lang und 3 Mm. breit. Randfeld durch 4 Adern ausgezeichnet (bei Elcana tesselata nur 3), deren jede nach dem Rande mehrere, meist einfache _ und z. Th. unter einander quer verbundene, nach vorn ge- streckte Seitenadern entsendet. In der Flügelmitte, sowie zwischen Scapularis s und der nächsten Ader ist das Feld schwarz resp. braun gefärbt. Externomedia e in der oberen Hälfte des Flügels ungefähr parallel der Scapularis verlaufend und mit ihr durch ca. 8 senkrecht stehende Queradern verbunden, um welche z. Th. dunkle Färbung. Entsendet nach der unteren Flügelspitze 10 Seitenäste, die z. Th. unter einander quer verbunden sind. Die beiden untersten laufen zuerst der internomedianen Ader parallel und schmiegen sich in ihrem weiteren Verlaufe dem Innenrande an, um erst in der vorderen Hälfte des Flügels zu !) Quart. Journ. 1854. t. 15. f. 17. pag. 394. 0926 endigen. Mitte und Spitze dieses den grössten Theil des Plü- gels einnehmenden Mittelfeldes dunkelbraun gefleckt. Internomediane Ader i nach dem Innenrande laufend und hier noch vor der Flügelhälfte endigend. Ihr parallel laufen 3 durch senkrechte Zwischenadern verbundene Adern. Ueber die Endigung der Externomedia giebt ein anderes kleineres (etwa 8 Mm. langes) Exemplar, Figur 9, Auskunft, welches die eigenthümliche Endgabelung und deren Querver- bindungen zeigt. In ähnlicher Weise ein anderes Flügelfragment, Figur 10, welches durch seine schiefen Adern des Randfeldes noch hier- her gehört, und das einige Aehnlichkeit mit der von BRoDIE, Hist. Foss. Ins. t. 5. f. 21. abgebildeten Flügelspitze zeigt, die von GIEBEL a. a. OÖ. pag. 258 als Bittacus dubius beschrieben worden ist. 7 Exemplare. 2. Elcana (Clathrotermes) intercalata E. Gen. Pie. 11. Der vordere Theil eines Flügels, welches sowohl durch seine Grösse, wie auch durch die Nervatur des Randfeldes und Mittelfeldes mit der vorigen Art übereinstimmt, und sich von dieser nur in Einem unterscheidet: Zwischen der Scapu- laris und Externomedia schiebt sich an der Spitze als Aus- füllung des Raumes zwischen beiden Adern statt der einfachen Queradern ein netzförmiges Geäder ein. Hierin stimmt dieses Exemplar, welches an seiner unteren Partie von dem netzförmigen Geäder eines darüberliegenden (Unter-) Flügels bedeckt und durchkreuzt wird, mit der WEsT- woop’schen Abbildung, Quat. Journ. t. 17. £. 12. (E. Beyrichi GIEBEL a. a. O. pag. 259) überein. Dagegen zeigt die übrige Nervatur Abweichungen von dieser Form und nähert sich viel- mehr vollständig der vorigen Art. Auch die dunklen Zeich- nungen im Randfeld und an der Flügelspitze finden sich hier wieder. Der erwähnte Unterschied in dem sau nen Zwischenfeld ist auffallend genug (kein Exemplar von E. (Cl.) Geinitzi zeigt das Zwischengeäder), um diese Form als besondere Species oder wenigstens Varietät, intercalata, ab- zugrenzen. 3. Wahrscheinlich zu den Panorpiden gehört das Bruch- stück eines Figur 12 abgebildeten Flügels. Es ähnelt sehr der von Brovıe, Hist. Foss. Ins. t. 8. f. 5. abgebildeten Or- thophlebia longissima GIEBEL (a. a O. pag. 260), von der es Y a x et EEE: Fr eu H21 - sich hauptsächlich nur durch seine Queradern unterscheidet. Durch letztere nähert es sich wieder dem tertiären Bittacus reticulatus HEER. ') 4. Phryganidium balticum E. Gen. Fig. 13, 14. Flügel 7,5—8 Mm. lang, auch in kleineren Exemplaren vorkommend, nahe der Spitze die grösste Breite erreichend; Aussenrand von der Flügelbasis langsam im Bogen aufsteigend, Innenrand nahe der Basis sich zu einem geraden Verlauf nach vorn umbiegend..e Mit braunen, glänzenden Flecken und an der vorderen unteren Spitze des Flügels noch 2 runde, kleine schwarze Flecken tragend. Nahe dem Rande verläuft eine einfache Subcosta. Der Radius zweigt sich gleich am Grunde von dem gemeinsamen Stamme ab und läuft in seinem äusseren Aste parallel dem Aussenrande, bis kurz vor die Flügelspitze, hier mehrere ein- fache Seitenäste nach dem Aussenrande abgebend. Von ihm zweigen sich 2 geradlinig nach der Spitze laufende Aeste ab, deren äusserster am Ende auch 2 kleine Seitenäste an den Aussenrand abgiebt, während der innere sich gabelt und mit dem vorigen sowie dem Cubitus durch Queradern verbunden ist. Der Cubitus gabelt sich folgendermaassen: Erste Gabelung nahe der Basis; der innere Ast verläuft ungetheilt in schiefer Richtung bis unterhalb der Spitze. Von der nächsten Gabe- lung bifurkirt die innerste Gabel bald wieder, die äussere etwas später und davon wieder der äussere Ast noch zweimal. Die entstehenden Gabeln sind unter einander mehrfach durch Queräste verbunden, wodurch mehrere geschlossene Zel- len entstehen; an der inneren Seite der Flügelspitze zerschlagen sich die Gabeln zu einem netzförmigen Geäder. Zwei dem Innenrande zuerst parallel laufende und sich in schiefer Richtung demselben in der Flügelmitte nähernde einfache Adern bezeichnen das Analfeld. Von den mir bekannten englischen und schweizerischen Jurainsecten zeigt keines eine besondere Aehnlichkeit mit diesem Dobbertiner Vorkommen, welches in verhältnissmässig grossem Reichthum, nämlich in 12 Exemplaren, sich gefun- den hat. Nach der Nervatur giebt es sich als zu den Wassermotten, Phryganeiden, gehörig zu erkennen und nähert sich am meisten der als Limnophilus bestimmten lebenden Form. Die feder- fahnenähnlichen Seitenäste der beiden äusseren Gabeln des Ra- dius erinnern an das Geäder von Orthopteren. Das Vorhan- 1) Insectenfauna von Oeningen und Radobkoj, 1. t. 5. £. 11. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 3. 34 528 densein der Queradern und die netzförmige Nervatur an der Innenseite der Flügelspitze unterscheidet unsere Form auch wesentlich von der Abbildung in Bropvır, Hist. Foss Ins. t. 9. f. 16, 17 (Orthophlebia furcata resp. liasina GieB. a. a. 0. pag. 261). Leider mangelt mir hier sowohl die nöthige Li- teratur, als auch eine Vergleichssammlung lebender Insecten und ich muss mich vorläufig bescheiden, die allgemeine Fa- milienbezeichnung Phryganidium für diese Gattung anzuwenden. Vielfach liegen zwei Flügel von fast gleicher Grösse über einander, doch ist es nicht zu entscheiden, ob es Vorder- und Hinter- oder rechter und linker Flügel sind. In einem Falle scheint auch ein kürzerer und breiterer Hinterflügel unter dem vorderen zu liegen. Der in Figur 14 abgebildete Flügel, der über einem an- deren derselben Art liegt, zeigt eine Abweichung von der Ner- vatur der vorigen Species. Im Allgemeinen herrscht fast vollständige Uebereinstim- mung mit der vorigen Form, nur macht sich hier eine grössere Einfachheit der Nervatur geltend: Die Enndigungen der Adern liegen an der Flügelspitze etwas weiter auseinander und sind, wie es scheint, nicht in netzförmiges Geäder aufgelöst. Der innerste Ast des Radius, der an der Spitze, in 3 Gabeln auf- gelöst ist, scheint hier als äusserster Ast dem Cubitus anzu- gehören; der nächste Ast des Oubitus gabelt sich genau wie bei der vorigen Form; aber der innerste Ast fehlt mitsammt seinen weiteren Verzweigungen hier vollständig; und dadurch wird eine grössere Einfachheit bedingt. Da hier zwei Flügel übereinander liegen und ihr Geäder sich vielfach kreuzt, ist eine Täuschung jedoch nicht vollstsän- dig ausgeschlossen, vielleicht entspricht dieser einfachere Flügel auch dem Unterflügel des Thieres. Ich führe diese Form daher nur als Varietät der vorigen auf, als Phryganidium balticum var. simplex E. Gein. 9. Trichopteridium gracile E. Gem. Fig. 15. Ein kleiner, nur 5 Mm. langer Flügel, dessen systema- tische Stellung mir noch unsicher ist. Er stimmt ziemlich vollständig mit der Abbildung von Westwoon, @Quat. Journ. 1854. t. 15. f. 1&© überein, die auch von WESsSTwooD, a. a. 0. pag.' 394 zu den Trichopteren gestellt wurde. Ich führe ihn unter der vorläufigen Gattung Trichopteridium ein, welche einen gleich weiten Begriff wie die vorige, Phryganidium, bezeich- nen soll. 529 6. Libellula sp. Fig. 16. Die Spitze eines sehr fein, aber deutlich geäderten Libellen- flügels, über einem anderen Flügel derselben Art liegend. Der Rest ist zu unbedeutend, als dass er genauer bestimmt wer- den könnte. Hemiptera. l. Cercopidium Heeri E. Gem. Fig. 17. Von den drei von O. Heer !) beschriebenen Cicadellen aus dem schweizer Lias, ebenso wie von den vier aus dem englischen Purbeck °) verschieden ist eine kleine Flügeldecke aus Dobbertin. Der 7 Mm. lange Flügel hat seine grösste Breite nahe der Basis, seine Spitze ist abgerundet. Er ist punktirt. Das von der schwachen Scapularis begrenzte Randfeld reicht bis über die Hälfte der Flügellänge und ist über Y, so breit als der ganze Flügel. Es ist unbeadert. Die Externo- media gabelt sich in der Flügelmitte, der äussere Ast vor der Spitze noch einmal. Sein innerer Ast ist mit der äusseren Gabel und mit der internomedianen Ader durch Queradern verbunden. Die Internomedia giebt dicht am Grunde eine sich sofort wieder gabelnde Abzweigung nach dem Innenrande ab, während sie sich selbst über der Flügelmitte gabelt und den erhaltenen äusseren Ast nochmals zerschlägt. Nahe der Flügelspitze sind alle entstehenden Zweige durch Queradern untereinander ver- bunden. Analfeld dreieckig, bis vor die Flügelmitte reichend, mit 3 der Analader parallelen Nebenadern. | Zum Theil hat unsere Art mit dem von Westwoop, Qu. Journ. 1854. t. 18. f. 36 abgebildeten Cercopidium Signoreti grosse Aehnlichkeit, und wir könnten diese englische Purbeck- Art als identisch mit unserer Dobbertiner betrachten, wenn wir annehmen könnten, ‘dass das englische Exemplar nicht vollständig erhalten ist, nämlich ihm Anal- und Randfeld fehlen. 2. Pachymeridium dubium E. Geis. Fig. 18. Drei kleine Flügel von 5—6 Mm. Länge, deren unterer Theil hornig und stark punktirt ist, mit undeutlichem Geäder, während der vordere Theil häutig erscheint und an einem Exemplare zahlreiche Längsadern zeigt. 1) Urwelt der Schweiz ll. pag. 101. 2) GıeseL, Fauna der Vorwelt, II. I. pag. 379. 34* 0°. Werden zu den Langwanzen, Lygaeiden, gestellt werden müssen und scheinen am besten der en: Pachymerus als 5 Pachymeridium beizustellen sein. Coleoptera. Es ist auffällig, dass während die Insectenfauna des schwei- zerischen und englischen Jura so reich an Käfern ist, und in dem schweizer Lias sogar die Käfer bei weitem vorwalten !), in dem Dobbertiner Jura dagegen die Käfer sehr zurücktreten. Es hat sich hier bisher nur ein halbes Dutzend deutlicher Exemplare von Flügeldecken gefunden. Da sich die Flügel- decken ihrer Beschaffenheit nach zur Versteinerung sehr gut eignen, so ist die Armuth der Dobbertiner Insectenfauna an Käfern wohl keine zufällige Erscheinung. | Folgendes sind die für eine ungefähre Bestimmung geeig- neten Käferreste: 1. Cfr. Elaterites vetustus BRoDIE sp. Fig. 19. Eine 13 Mm. lange und 5 Mm. breite Flügeldecke, an der Spitze stark gewölbt, mit zahlreichen Längsstreifen. Die Chitin- substanz verkohlt, matt, nur an wenigen Stellen glänzend. Der Flügel zeigt am meisten Uebereinstimmung mit Hla- terites vetustus HEER, Urw. d. Schweiz t. 7. f. 21. 2. Cfr. Nitidulites argoviensis Hr. Fig. 20. Ein kleiner, im Ganzen 5 Mm. langer Käfer, dessen‘ läng- : liche, schmale, gewölbte Flügel und verhältnissmässig grosser Thorax fein granulirt sind. Hellbraun, stark glänzend. Hat Aehnlichkeit mit der Abbildung von Hrer, Urw. d. Schweiz t. 8. f. 2. Für Micranthaxia rediviva Heer, a. a. ©. t. 7. £. 16. ist der Thorax zu schmal. Aehnelt auch der Gat- tung Antherophagus aus der Familie der Cryptophagiden. 9. Eie.s21. Ein kleiner, schmaler, gewölbter Flügel, längs gestreift. Hellbraun, stark glänzend. ‚ Erinnert an Bellingeria laticollis Heer, a. a. 0. t. 8.1. 5. Vielleicht werden später mehr Reste von Käfern gefunden, die eine nähere Bestimmung zulassen. 1) Verel. Hzer, Die Lias-Insel im Aargau, pag. 6 und Urwelt, der Schweiz, pag. 96. 29, En "Ausser den oben erwähnten Flügeln und Flügeldecken von Insecten finden sich in dem Dobbertiner Jurakalk auch ein- zelne Körpersegmente, Brustschilder und ganze Abdomina; freilich stets in undeutlicher und ungenügender Erhaltung. Fig. 22 stellt das Abdomen einer ?Hemiptere, Fig. 23 einer ?Neuroptere dar. Fig. 24 ist wohl als Phryganeenlarve aufzufassen. In den Dobbertiner Kalksteinen finden sich ausser diesen thierischen Resten auch zahlreiche pflanzliche Ueberreste. Ausser einigen Bruchstücken eines kleinen Zquisetum liegen auf den Schichten, dieselben z. Th. ganz bedeckend, zwischen den Insectenflügeln und Muscheln eine grosse Menge von zarten kleinen Algen. Dieselben haben eine blumenblattartige, aus- gefranzte Form, ohne Nerven, und sind äusserst dünnhäutig. Eine Bestimmung dieser Formen war mir bisher unmöglich; am meisten haben sie Aehnlichkeit mit den einzelnen Blättchen von Gyrophyllites, welches Herr, Flora foss. Helvetiae t. 45. f. 2., abbildet; auch erinnern sie in ihrer Form an die Lebermoose, Marchantien. — ; Die Versteinerungen, welche indem Posidonienschiefer von Dobbertin gefunden wurden, sind die folgenden: Ammonites cfr. communis Sow. In ziemlich grosser Menge in dem Schiefer zusammen- gedrückt in kleinen Exemplaren liegend. ? Ammonites serpentinus Rein. Einige kleine undeutliche Exemplare. Aptychus cfr. sanguicolaris QUENST. QuENSTEDT, Cephalopoden t. 23. f. 4 6. Fischknochen. Ganoidschuppen. Inoceramus dubius Sow. In ziemlicher Häufigkeit, ebenfalls flach zusammengedrückt, von der Josidonia Bronni zu unterscheiden. Endlich ein Stück Araucaritenholz. — Nach den obigen Mittheilungen macht sich auch in dem Jura von Dobbertin das Zusammenvorkommen von Ammonites striatulus und J/noceramus dubius, den Leitfossilien des oberen Lias (Opper, Juraform. etc. 1856-1858. pag. 198) mit Amm. opalinus, dem Leitfossil des unteren Dogger, geltend und be- 532 fürwortet in gleicher Weise wie der anstehende Jura von Grimmen „die Zweckmässigkeit der Abgrenzung des Lias vom mittleren Jura unter der sogen. Falciferenzone.“ t) Die organischen Reste des Dobbertiner Jurakalkes regen auch noch zu einer weiteren Betrachtung an. Wir haben in diesen Schichten zusammenliegend gefunden echte Meeresthiere (Ammoniten, J/noceramus, FEuomphalus, nebst einigen Fisch- und Krebsarten) und Meerespflanzen (Algen) mit Landpflanzen (Equisetum) und Insecten. Von diesen letzteren sind die Blat- tinen, Termiten, Heuschrecken, Grillen, Zirpen, Baumwanzen und wahrscheinlich auch die spärlichen Reste der Käfer, pflanzenfressende Landthiere und die Phryganeiden und z. Th. Panorpiden und Libellen solche Insecten, die sich mit Vorliebe am Wasser aufhalten. Dies beweist uns, dass wir unsere Dob- bertiner feingeschichteten Kalklinsen, mögen wir sie nun als Concretionen in dem Thone auffassen, oder als Reste einer zerstörten ‚Bank, als die Ablagerungen aus einer Meeres- bucht in der Nähe vom Festland oder einer grösseren Insel anzusehen haben. Wir sehen also hier gerade so wie in der Schambelen und im südwestlichen England ein Fest- land, resp. eine grössere Inselmasse, für welche wir genau das- selbe Bild entwerfen können, wie es Her in seiner „Urwelt der Schweiz“ II. pag. 102 — 106 uns so anziehend und spre- chend vor Augen führt. ?) Diese Thatsache gewinnt noch höheres Interesse, wenn wir sie mit dem Auftreten der älteren Flötzgebirge im Bal- ticum überhaupt in Zusammenhang bringen. Lossrx schliesst °) aus der einseitigen Verbreitung des Keupers, des Rhät, der Jura- und unteren Kreideformation im Norden der Oder-Elb- Zone und aus ihrem Fehlen im Süden derselben auf eine säculare Landhebung im Süden und Meeresbedeckung, säculare Senkung im Norden der Oder-Elb-Zone. Die „einseitige Lias- verbreitung nur im Westen und Südwesten des baltischen Meeres deutet nach ihm *) auf ein abermaliges Vordringen des Meeres gegen NO. und O. in der Zeit nach Absatz der Lias- und vor Absatz der Jura-Schichten.“ Für diese Anschauung ist also der Nachweis von Fest- land (resp. Inselland) ‚bei Dobbertin zur Zeit des oberen Lias !) Dames, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1874. pag. 967. — BERENDT, ebenda pag. 825. — S. auch Branco, Der untere Dogger Deutsch- IL 1. 1879) pag. 135 f. (Abh. d. Geol. 'Specialk. v. Elsass - Lothringen a ?) S. auch Heer, Ueber die Lias-Insel im Aargau. Vortrag 1852. ürie =) 'Boden der Stadt Berlin pag. 760. *) a. a. O. pag. 762. ee 2 Be 2 De a ae? Zen, Ele 9 I BEER > 533 bis zum unteren Dogger von besonderer Wichtigkeit. Dabei ist noch der Umstand im Auge zu behalten, dass in unmittelbarer Nachbarschaft wieder die echten marinen Ablagerungen des versteinerungsreichen Doggers der höheren Horizonte sich fin- den. Es sprechen ja die localen Anhäufungen von den ver- steinerungsreichen und dadurch oft mit dem Sternberger Ge- stein verwechselten Geröllen des braunen Jura!) entschieden dafür, dass der obere und mittlere Dogger auch hier im süd- östlichen Mecklenburg anstehen muss. Besonders reich sind die Gegenden von Krakow, nordöstl. von Goldberg und Techen- tin, südwestl. von Goldberg, welche also das Dobbertiner Ge- biet gerade in ihrer Mitte umfassen. Es muss also hier eine auf die Hebung des Gebietes zur Zeit des oberen Lias bald folgende Senkung zur Zeit des eigentlichen Dogger angenom- men werden, ein Resultat, zu welchem auch Lossex a. a. O. gekommen. Seiner Annahme entspricht endlich auch das Factum, dass Schonen und Bornholm zur Zeit des Räth resp. Lias ein von Insecten bevölkertes, pflanzentragendes Festland waren, welches vielleicht sogar in directtem Zusammenhang mit der Dobbertiner Gegend stand. Das Dobbertiner Juravorkommen ist endlich noch insofern wichtig, als es ein neuer Punkt der anstehenden Forma- tion ist, der uns besseren Aufschluss über die Verbreitung des baltischen Jura giebt, als die locale Anhäufung von diluvialen Geschieben; insbesondere aber dadurch, dass hier in dem Kalkstein und Thon nicht der eigentliche braune Jura, sondern der Lias, resp. die Grenzschichten zwischen diesem und dem unteren Dogger angetroffen worden sind, und endlich dadurch, dass in dem Schiefer der eigentliche oberliassische Posidonien- schiefer als das erste Vorkommen in der norddeutschen Tief- ebene nachgewiesen worden ist. Abgesehen von dem Posidonienschiefer ist in dem Balticum die Lias- Dogger-Formation bereits an anderen Stellen nach- gewiesen worden und Dobbertin dadurch zu einer interessanten Zwischenstation geworden. Im Jahre 1874 machte Bsrenpr?) ein Vorkommen von Falciferenlias aus der Nähe von Grimmen südlich von Stral- sund bekannt. Bei Schönwalde liegen in einem hellbraunen Thon dunkelgraue Kalkconcretionen von Brod- und Linsen- form mit zahlreichen Versteinerungen, die „fast immer mehr oder weniger deutlich in der mit der Längsaxe parallelen und 1) s. Borr, Geogn. Uebersichtskarte von Mecklenburg, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1851. t. 19 2) Anstehender Jura in Vorpommern , Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1874. pag. 823; s. auch Daumes, ebenda pag. 967. 934 häufig auch ringsum durch Einschnürung an der Oberfläcke der Concretionen erkennbaren Schichtungsrichtung liegen. Ein- zelne feine Klüfte, ähnlich den bei Septarien bekannten, durch- ziehen zuweilen das Innere der Concretion, deren grösster Durchmesser bei der Linsenform 0,2 M., bei der Brodform 0,5 M. erreicht.“ DBerespr führt an Versteinerungen aus diesen Concretionen an: 4Jmmonites concavus, Amm. opalinus, Ammonites n. Sp., Straparollus minimus A. Raem., Pflanzenreste, Pachyphyllum rigidum Pom. sp. ScHorz führt weiter an !): Inoceramus gryphoides und Ammonites cornu copiae, Genau dieselben flachgedrückten Kalksteinkugeln mit den- selben organischen Einschlüssen fand Mryx?) in Diluvial- schichten der Hamburger Gegend, in der Nähe von Ahrens- burg, auf einem ca. 4 Qu.-Meilen grossen Gebiet. Meyn hielt diese Kugeln nicht für Concretionen, sondern für Reste einer an Ort und Stelle zerstörten weichen Jurabank. Was nun die Verbindung dieser drei gleichwerthigen Jura- punkte anlangt, so muss ich gestehen, dass mir die Aufschlüsse in zu weiter Entfernung von einander liegen, als dass sie mir einen sicheren Anhalt geben könnten, um mich über die Rich- tung des Gebirgssystems zu äussern. Gehören Grimmen und Dobbertin zusammen, so könnten sie einem in der erzgebir- gischen Richtung verlaufenden Gebirgszuge entsprechen. Grim- men und Ahrensburg mit einander zu verbinden und dadurch die Richtung der mecklenburg-pommerschen Ostseeküste für die Erstreckung dieses Jurarückens herauszulesen, ist nach dem Funde von Dobbertin nicht mehr zulässig. Mehr Wahrschein- lichkeit scheint mir die Ansicht zu haben, dass drei parallele, in der hereynischen Richtung streichende Jurazüge hier in Ahrensburg, Dobbertin und Grimmen zu Tage treten (vergl. auch Beitr. z. Geol. Mecklenb. pag. 96). 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1875. pag. 445. 2) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1867. pag. 41; 1874. pag. 355. BT NG Se Erklärung der Aunidungen auf Tafel KA. 1 Blattina essblaitine) a E. Gem. 2. Blattina chrysea E. Geın. 3. Blattina Langfeldti E. Gin. 4. Gomphocerites on . GeEIN. ig. 5. Aecridütes sp. . 6. Gryllus Dobbertinensis E. Grin. 7-10. Elcana (Clathrotermes) Geinitzi HEER. 1 11. Elcana intercalata E. GEIN. Panorpidium. Phryganidium Ballicam E. Gem. Phryganidium balticum var. simplex E. GEIN. Trichopteridium gracile E. Geın. Libellula sp. Cercopidium Heeri E. Gen. Pachymeridium dubium E. Gem. Cfr. Elaterites vetustus BRODIE. Sp. ‚Ofr. 2 Nitidulites argoviensis Heer. Cfr. ? Bellingeria laticollis Hrzr. (Versehentlich umge- kehrt abgebildet.) ä Abdomen einer ? Hemiptere. FR 23. Abdomen einer ? Neuroptere. Be 24. ? Phryganeenlarve. 536 4. Einige Beobachtungen über den Lochseitenkalk. Von Herrn Fr. Prarr ın Erlangen. In unmittelbarer Berührung mit den eocänen Thonschiefern der Glarner Alpen, über die ich mir vor Kurzem einige Mitthei- lungen !) zu machen erlaubte, findet sich ein eigenthümlicher Kalkstein, der nach einer Lokalität, an der seine Eigenthüm- lichkeiten mit am leichtesten beobachtet werden können, der sog. Lochseite am Anfange des Sernfthales, den Namen Loch- seitenkalk erhalten hat. Zunächst sind es die Tagernnesenal dieses Kalkes, welche die volle Aufmerksamkeit verdienen und, wie es scheint, Escher vielfach beschäftigt, auch wohl mit zu der von Heın später so ausführlich entwickelten Theorie einer gewaltigen Doppelfaltung der Glarner Alpen wesentlich Veranlassung ge- geben haben. Derselbe bildet, wie es BaLtzer (der Glärnisch. S. 56) sehr passend bezeichnet, ein Kalkband, welches Eocän und Sernifit von einander trennt, weithin schon an den Bergab- hängen sichtbar ist und bei meist sehr geringer Mächtigkeit, die gewöhnlich nur 1—3 Meter beträgt, dennoch sehr constant als eine ebene Platte auf dem Eocän sich darstellt. Schon Bautzer hebt auch die merkwürdige Thatsache hervor, dass eine so dünne ebene Kalkplatte auf so stark ge- wundenen Schiefern liege, und fügt hinzu: man fragt erstaunt, wie es möglich war, dass sie die gekrösartigen Biegungen des Eocäns nicht wenigstens in geringem Maasse mitmachte und dass auch die schiefrigen Sernifite sich nicht daran betheilig- ten. Er vermuthet dann, dass der hohe Thonerdegehalt der eocänen Schiefer ihre Geneigtheit zu Windungen erkläre, und dass Sernifit und Kalkstein, arm an Thonerde, schlecht zu Biegungen befähigt gewesen seien. Sie seien wohl auch, als die Gebirgsbewegung eingetreten sei, hart und starr gewesen und daher einfach verschoben worden. Der Kalk sei dabei besonders an den Contactflächen mechanisch stark metamor- phosirt worden. Der letzteren Meinung schliesst sich auch Heım (ÜUnter- suchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung Th. I. pag. 112) an und kommt nach Aufführung einer Reihe von 1) Sitzungsber. d. k. b. Akad. d. Wiss. 1880. pag. 461. le ar a BE na ne TE Aa ld Era 2 se EZ NEE N e ar ae 537 Thatsachen , die an ihm sich zeigen, zu dem Schlusse: Aus diesen Gründen muss der Lochseitenkalk als jurassische Kalk- bank und zwar als mechanisch reducirter Hochgebirgskalk ange- sehen werden. — Wo die nur wenig Fuss mächtige Bank vor- handen ist, erscheint sie „als ein ausgewaltzter zerquetschter Hochgebirgshalk.“ Es ist nicht meine Absicht auf die merkwürdigen Lage- rungsverhältnisse dieses Gesteines und die daran sich knüpfenden Theorieen näher einzugehen, sondern nur einige Mittheilungen über die Beschaffenheit dieses Gesteines zu machen, die viel- leicht zu weiteren ähnlichen Veranlassung geben, da unsre Kenntnisse von diesem eigenthümlichen Gesteine noch nicht vollständig sind, und vielleicht genauere und ausgedehntere Untersuchungen manche Berichtigung oder manche noch fehlende Aufklärung bringen möchten, namentlich auch in Beziehung auf die Frage, ob alles das, was man jetzt als Lochseitenkalk und umgewandelten oder mechanisch reducirten Hochgebirgs- kalk nennt, auch wirklich überall identisch und gleichalterig sei. Da weder Baurzer noch Heim eine chemische‘ Analyse des Lochseitenkalkes mittheilen oder eine solche anführen, so schien es mir nicht überflüssig, eine solche vorzunehmen. Sie ergab folgende, eine neue Eigenthümlichkeit dieses Gesteins zeisende Resultate. Es enthielt eine von mir selbst an der Lochseite geschlagene Probe folgende Bestandtheile: In Salzsäure unlösliche. . 46,39 pCt. Eisencarbonat . . . . 11,62 Kalkearbonat .. ;...% 289,09 Strontiumearbonat . .. 0,23 Magnesiumcarbonat . . 2,01 99,38 pCt. ') Die in Salzsäure unlöslichen Bestandtheile ergaben folgende Zusammensetzung (durch Aufschliessen mit Flusssäure). Kieselsäure. .. . . a 20 pCt.) Eisenoxyd . . 2305,20 Thonerden au du as 14, 36 Kalk sh ans Spuren Masnesi un an ar 3b Kali Felelariren en 3,24 Natron . . 1,73 Kohle (oder Graphit) 2,91 Glühverlust Se 4,01 100, 00 ptit, ‘) Mit dem blossen Auge sieht man hie und da etwas Schwefelkies eingesprengt, der nicht weiter berücksichtigt wurde. 9838 Sehen wir zunächst die ersteren Zahlen an, so fällt uns sofort der ungemein hohe Gehalt an in Salzsäure unlöslichen Bestandtheilen auf. Ich bemerke zunächst, dass das Stück von dem typischen Lochseitenkalk herrührt, der allerdings dem gewöhnlichen grauen Hochgebirgskalke täuschend ähnlich ist, wie dieser, wenn auch spärlicher, von weissen Kalkspathäderchen sich durchzogen zeigt und auch schon beim Schleifen mit feinem Schmirgel eine glänzende Oberfläche erhält, durchaus nicht matt oder erdig erscheint. Das untersuchte Stück war von mir frisch geschlagen, ungefähr 6 Zoll unter der an den Sernifit gränzenden Oberfläche, welche noch viel reicher an Kalkspath- adern und Knoten sich zeigte. Nach diesem hohen Gehalte an unlöslichen Bestandtheilen, die allerdings der Bautzer’schen Erklärung der Ebenflächigkeit des Lochseitenkalkes nicht günstig ist, können wir das Gestein kaum mehr als Kalkstein bezeichnen. Betrachten wir nun auch die Zusammensetzung der unlöslichen Bestandtheile, so finden wir eine ziemlich grosse Aehnlichkeit derselben mit der- jenigen des von mir untersuchten Elmer Schiefers, und es er- scheint so der sog. Lochseitenkalk als eine Mischung von Kalk und Schiefer, als ein eigenthümliches Gestein, welches man als Schieferkalk bezeichnen könnte. Wir besitzen leider noch viel zu wenig Analysen von alpinen, namentlich jurassischen Kalken aus diesem Theile der Alpen, aber soweit ich Angaben darüber fand, kommt keinem derselben ein so hoher Gehalt von unlöslichen Bestandtheilen zu. In den Mittheilungen, die BaALtzer darüber macht, findet sich für diese Kalke allerdings auch öfters ein ziemlich hoher Be- trag derselben, doch steigt er höchstens auf 20 pCt. In ver- schiedenen Proben, die ich aus den Glarner Alpen und vom Fläscher Berg bei Ragatz entnommen hatte, schwankte der Gehalt daran zwischen 7 und 17 pCt., so dass also in dieser Be- ziehung der Lochseitenkalk ganz einzig dastände und von dem Hochgebirgskalke wesentlich verschieden wäre. Die mikroskopische. Untersuchung von Dünnschliffen des Lochseitenkalkes bietet auch manches Eigenthümliche. Ich bemerke zunächst, dass ich an Ort und Stelle noch vor dem Abschlagen der Proben die Orientirung derselben im Gesteins- verbande genau durch eingeritzte Pfeile bemerkt hatte, dadurch war es möglich Schliffe herzustellen, welche sowohl senkrecht zur Schichtung als auch parallel derselben gingen und zugleich auch gestatteten, erstere auch in der Richtung der Verschie- bung des Gesteines oder auch senkrecht zu derselben herzu- stellen. Schleift man grössere Stücke nach diesen verschiedenen Richtungen an, so sieht man sehr deutlich ein System von Kalkspathadern, die ziemlich regelmässig mit der Achse der “ °F er a i mr Fe Eee Se a > on ..08909 Er eine einen spitzen Winkel von 45— 60° bilden und zwar so, dass wenn man ein Stück so schleift, dass die obere Fläche parallel der Schichtungsfläche, die 2 dazu senkrechten ‘einander parallelen Seitenflächen zugleich parallel der Richtung der Verschiebung gehen, die wir uns von links nach rechts gerichtet denken wollen, diese weissen Linien von oben, von der Sehichtfläche aus, auf den Seitenflächen nach hinten und unten, von Rechts nach Links verlaufen. Meist ziemlich gerade, zeigen sie doch auch manchmal leichte Biegungen selbst in scharfen Winkeln und ihr Verlauf ist namentlich auf den oberen (Schicht-) Flächen kein sehr regelmässiger, indem sie hier mit der Achse der Verschiebung keine bestimmten Winkel bilden, einander nicht parallel laufen, sondern oft bald stark convergiren. Ausser diesen etwas breiteren Streifen sieht man nun noch feinere, sehr unregelmässig verlaufende, bald in stark welligen Linien, die plötzlich blind endigen, bald auch nur sehr kurze Strecken sichtbare, stellenweise zu rundlichen Knoten sich erweiternde Flecken. Hie und da zeigen sich kleine Verwerfungen !/, bis 1 Mm. weit, aber ohne irgend welche Regelmässigkeit oder Gesetzmässigkeit und in benachbarten Adern nicht einander correspondirend. Nichts deutet eine Verschiebung der Masse nach einer bestimmten Richtung hin an. Die mikroskopische Untersuchung von Dünnschliffen, von denen ich eine ziemliche Anzahl (theils 6 Qu.-Um. gross) anfer- tigte, ergab folgende Resultate: Parallel der Schichtfläche angefertigte Präparate zeigten ein Gemenge von feinen Kalk- spathkörnchen mit wenig Quarzkörnchen !), eine ziemlich grosse Menge undurchsichtiger, unregelmässig contourirter, schwarzer bis 0,2 grosser Massen, bräunliche Glimmerschuppen, und ausser- dem eine grosse Menge sehr feiner, staubartiger, schwarzer und brauner Körnchen und Leistchen. Alles liegt ganz regel- los und gleichmässig gemengt durch einander, und stellenweise findet sich die bräunliche Masse etwas dichter, die Kalkspath- äderchen ziehen sich ebenfalls ganz regellos durch die Masse. Der Anblick des Präparates ändert sich nicht, wenn man das- selbe mit denı Objecttische dreht. Das Aussehen erinnert sehr an Präparate von Elmer Schiefern, welche parallel der Schichtungsfläche angefertigt sind. Noch stärker ist die Aehn- liehkeit mit Schiefern, wenn man senkrecht zur Schichtung und Schieferung gefertigte Präparate beider Gesteine mit einander vergleicht. Schon mit dem blossen Auge kann man an solchen Dünnschliffen des Lochseitenkalkes eine bis ins feinste gehende Parallelstrucetur, wir können geradezu sagen, Schieferung er- !) Besonders deutlich in den theilweise geätzten Präparaten er- kennbar. 510. kennen, die nun unter dem Mikroskope in der deutlichten Weise sich bemerkbar macht. Wie ich es bei dem Elmer Schiefern beschrieben habe, ist auch hier die Schieferung eine wellige, überall ziehen sich die schwarzen, wohl grösstentheils als Kohle oder auch Reste organischer Substanzen anzusehenden, feinkörnigen Massen in leichten Wellenlinien durch die Masse hin, sich anschmiegend an die gröberen Körner und sie einhüllend, auch hier auf dem Querschnitte fehlen nicht gröbere derartige schwarze Massen. Die wellenförmigen Kohlenmassen ziehen sich manchmal ohne alle Störung ihres Verlaufes durch eine sie durchsetzende Kalkspathader hindurch, sehr selten ist eine scharfe Grenze zwischen den Adern und den neben ihnen liegenden Massen zu bemerken. In der Regel liegen die grösseren Kohlenstückchen zwar mit ihrer Längsrichtung der Aufschichtungsfläche parallel, doch finden sich auch solche, welche bei einer Länge von 0,2 und einer Breite von nur 0,05 senkrecht zu dieser stehen. Ja es finden sich hie und da solche noch grössere Kohlenfetzen, die zerbrochen und in einzelne Stücke getrennt sind, deren Zusammengehörigkeit noch gut erkannt werden kann, die wohl in senkrechter Rich- tung etwas von einander entfernt sind, aber kaum mehr als 0,005—0,008 Mm., jedoch nicht in einer auf ihrer Längsachse senkrechten Richtung, sich gegen einander verschoben zeigen. Wwanz dasselbe Ansehen bieten nun auch die Präparate dar, welche parallel der Stirnfläche der Schichten angefertigt sind. Als Stirnfläche will ich diejenigen bezeichnen, welche sowohl senkrecht zu den Stirnflächen, als auch senkrecht zu der Richtung der Verschiebung der Schichten (also entsprechend dem Querschnitte eines Stromes), steht. Auch auf diesen zeigt sich dieselbe wellige Structur, und es ist nicht möglich 2 Prä- parate von einander zu unterscheiden, von denen eines der Stirnfläche parallel, das andere senkrecht zu derselben (also Längsschnitt) genommen ist. Von kleinen Organismen konnte ich nichts in demselben wahrnehmen, obwohl sie sonst kaum einem jurassischen Kalke ganz fehlen. Ich habe eine ziemliche Anzahl von jurassischen Kalken sowohl aus den Glarner Alpen, als auch von andren Localitäten zwischen Vierwaldstätter See und dem Rheinthale untersucht, aber in keinem eine ähnliche Structur gefunden, wenn auch hie und da auf den Querschliffen eine schichtenweise Ablagerung angedeutet war, und es steht so auch seinem mikroskopischen Verhalten nach der Lochseiten- kalk ganz eigenärtig da. Auch die mikroskopische Unter- suchung zeigt ihn als ein Mittelding zwischen Kalk und Schiefer. Sie spricht ferner auch nicht dafür, dass der Lochseitenkalk ein mechanisch umgewandelter Hochgebirgskalk sei, und bringt keine Stütze der Theorie, nach welcher der Hochgebirgskalk Bi r en Ja solche Stellungen, wie sie oben für die Kohlen- icken besprochen wurden, sprechen entschieden gegen eine che, woraus freilich zunächst nur gefolgert werden darf, dass n der Stelle, welcher jene Gesteinsprobe entstammt, keine derartige Bewegung Statt gefundeu habe. f Ob solche Bewegungen für andere Stellen nachgewiesen _ werden können, wird wohl weiterer und ausgedehnterer Unter- suchungen bedürfen, welche überhaupt sehr nöthig sein dürften, um alle Fragen, welche sich an den Lochseitenkalk knüpfen, befriedigend beantworten zu können. Vielleicht geben diese Mittheilungen Veranlassung, dass auch von andern Localitäten ‚stammende Proben chemisch und mikroskopisch näher unter- ' sucht werden. 549 d. Einige Bemerkungen zu Herrn Heın’s Aufsatz „Zum Mechanismus der Gebirgsbildung“. !) Von Herrn Fr. Prarr ın Erlangen. Als ich meine kleine Schrift „Ueber den Mechanismus der Gebirgsbildung“*“ herausgab, war ich es wohl gewärtig, dass dieselbe vielfachen Widerspruch hervorrufen würde. Doch hoffte ich auch, dass die Entgegnungen darauf, wenn auch noch so scharf, sich innerhalb der Grenzen einer : wissenschaftlichen und sachlichen Polemik halten würden, und freue mich, dass diese Erwartung von meinem Hauptgegner, Heım, nicht getäuscht worden ist. Derselbe hat in ziemlich ausführlicher Weise eine ganze Reihe meiner Erörterungen angegriffen und dieselben als unhaltbar hinzustellen versucht. Es ist nicht meine Absicht, auf alle Einzelheiten näher einzugehen; in dieser Zeitschrift wäre meines Erachtens auch nicht der Raum dazu, und ich fürchtete diesen, wie die Geduld der Leser zu missbrauchen, wenn ich das thun wollte, doch halte ich es, nicht in meinem, sondern in dem Interesse der Wissenschaft für geboten, nicht ganz und gar die Sache ruhen zu lassen, um wo möglich einiges zur Verständigung in dieser so wichtigen Frage beizutragen. Auch ohne auf die einzelnen Punkte der Streitfrage einzu- gehen, ja ohne nur dieselben scharf ins Auge zu fassen, wird Jedem, der von derselben Kenntniss genommen hat, sofort klar geworden sein, dass wir beide, Heım und ich, von ganz verschiedenen Standpunkten aus ein und dasselbe Thema be- handelten. Er folgte mehr der inductiven, ich der deductiven Methode. Nun ist ja besonders in der Geologie der Fall schon auserordentlich oft vorgekommen, ja fast bei jeder wichtigen Frage, das kann man aus unsrer Wissenschaft ersehen, hat sich immer und immer wieder zunächst der Streit darum gedreht, ob die reine Beobachtuug, oder, richtiger, die aus den Beob- achtungen in der Natur abgeleiteten Schlüsse mehr Vertrauen verdienten, oder die theoretischen Deductionen, gestützt auf Experimente in den Laboratorien und physikalischen Kabi- neten. Ich brauche hier nur an die verschiedenen Phasen des uralten Streites zwischen Neptunismus und Plutonismus, die 1) fr. diesen Band pag. 262. Eee " > — er Bus hr Br # en ae De Er nn se BE a a RER N 2 ; 1 78 543 'v. Buc#’sche Dolomittheorie, den anogenen Metamorphismus | zu erinnern, um das Jedem sofort wieder lebhaft in Erinnerung zu bringen. Natürlich wurde dann auch dabei gewöhnlich gegenseitig die Methode des Gegners als ganz unzuverlässig und nichts- _ beweisend hingestellt und Jeder hielt die seinige für die einzig maassgebende. Ich hoffe, der verehrte Leser wird in meinem Schriftehen nicht so viel von diesem letzten Fehler finden, als ich in dem Schlusse der Erwiderung von Heım davon zu finden glaube. Ueber den Werth oder Unwerth der von beiden Seiten vorgebrachten Gründe entscheidet schliesslich doch nur die Wahrheit, die Jedem gerecht wird, und in der dann am Ende beide Methoden die rechte Einigung finden. Wenn wir den gegenwärtigen Stand unsrer Wissenschaft ins Auge fassen, so werden wir sehr deutlich gewahr, dass die experimentelle, deductive Methode im Ganzen äusserst selten benützt wird. Ich bin weit entfernt, dies für ein Unglück zu halten, oder von möglichst ausgedehnten und genauen Unter- suchungen irgend Jemand abrathen und ihm die andre Me- thode anrathen zu wollen; wohl aber würde ich es für einen Nachtheil für die Geologie halten, wenn man ihr nicht den gebührenden Platz zuerkennen und sie entbehren zu können glaubte. Eine solche Einseitigkeit würde sich bitter rächen. Die Ursache davon liest zum Theil darin, dass es nicht leicht ist, Experimente zur Aufhellung geologischer Vorgänge und diesen entsprechend anzustellen, und dass sich, wie ich aus eigener Eirfahrung sehr wohl weiss, sehr häufig negative Resul- tate ergeben, Zeit und Mühe vergeblich aufgewendet wird, dann auch mit darin, dass der Werth derselben bedeutend unter- schätzt wird. Wie oft kann man hören, dass die in kleinem Maassstabe ausgeführten Experimente gar nichts bewiesen, dass bei den gewaltigen Massen, mit denen die Natur operire, ganz andre Resultate erzielt würden, und namentlich müssen un- geheuere Zeiträume immer wieder herhalten, um Experimente lächerlich zu machen. Auch in der Erwiderung von Heım finden sich ähnliche Anschauungen, so dass es wohl nicht ganz überflüssig sein dürfte, zuzusehen, wie weit solche Anschauun- gen über den geringen Werth von Experimenten und daraus gezogenen Schlüssen berechtigt seien. Zunächst ist nun das allbekannt, dass in einer sehr grossen Zahl von Fällen ohne Weiteres das Verhalten auch der kleinsten Quantität auch für das der grössten Massen maassgebend ist und nur aus Versuchen im kleinen und kleinsten Maassstabe erkannt werden kann. Wenn man die Schmelzbarkeit eines Gesteines mit dem Löthrohre bestimmen will, wählt man dazu nicht einen Felsblock, sondern sucht sich einen möglichst kleinen Zeits, d. D. geol. Ges. XXXII. 3. 35 544 kleinen Reagenscylindern erhält, wendet er unbedenklich auf die Vorgänge im Ocean an, oder die Ergebnisse der Spectral- analyse in den winzigen Gaslampen auf die Atmosphäre der Sonne und der Fixsterne. Und in physikalischen Fragen ist es nicht anders. Die Gesetze der Hydrostatik, die man in kleinen Gefässen ermittelt, verwendet man unbedingt für Seen und Meere, und die Plasticität des Eises untersucht man an kleinen Stücken und erklärt aus ihnen die Erscheinungen der Gletscher. Wenn es erlaubt ist, alle Veränderungen, welche in Folge einer vorausgegangenen chemischen oder physikalischen Einwirkung auf einen Körper an oder in demselben sich zeigen, mit dem gemeinsamen Naınen einer Reaction zu bezeichnen, so können wir aus diesen und vielen andern Thatsachen den Schluss ziehen: die Qualität der Reaction ist unabhängig von der Quantität der Massen, selbstverständlich vorausgesetzt, dass das Verhältniss des die Reaction erzeugenden auf das Reagirende im Grossen wie im Kleinen das gleiche ist. Was nun noch den Einfluss der Zeit anbelangt, so gilt für ihn ebenfalls derselbe Satz, d.h. auch die Zeitdauer ist gleich- gültig für die Qualität der Reaction. Oder mit andern Worten: eine Reaction, die nicht in kurzer Zeit eintritt, wird auch in der längsten Zeit nicht hervorgerufen. Wir dürfen z. B. Blei Jahrhunderte lang eine Temperatur von 100° aussetzen, es wird nicht schmelzen, und eine Granitplatte Jahrtausende einem Drucke von einigen Hundert Atmosphären aussetzen, sie wird ‘nicht zerbrechen. Sehr bemerklich macht sich allerdings der Einfluss der Zeit bei anhaltenden Wirkungen, dadurch, dass sich die Wirkung im Laufe der Zeiten summirt, und so Wir- kungen, die für uns in kurzen Intervallen unmerklich werden, erst sichtbar vor Augen führt, aber eben weil eine bestimmte Grösse durch fortgesetzte Theilung nie Null werden kann, muss auch- vom ersten Augenblicke an dieselbe Aenderung schon eintreten, die wir später so augenfällig wahrnehmen. Wenn wir das fest im Auge behalten, so werden wir so- fort einsehen, dass der Einwand gegen die Beweiskraft eines Experimentes, der sich nur auf die Kleinheit der verwendeten Massen oder auf die kurze Dauer desselben stüzt, auch nicht die mindeste Berechtigung hat. Nur dann und nur soweit ist ein solcher berechtigt, wenn, wie das allerdings häufig eintreten kann, bei dem Versuche im Kleinen durch die Apparate wesent- lich andere Factoren, als sie in der Natur wirken, mit ein- wirken, oder die in letzterer wirksamen zum Theil weggelassen sind, oder hinsichtlich der Zeit nachgewiesen werden kann, dass sie nicht hinreichen konnte, um ein bemerkbares Resultat zu liefern. nr Splitter aus, und die Reactionen, die der Chemiker in seinen 945 Nach diesen, wie mir scheint, für das Folgende nicht über- flüssigen Erörterungen, will ich kurz auf die Hauptdifferenz- _ punete zwischen Heim und mir eingehen. Wie ich schon früher hervorhob, ist die Annahme des Plastischwerdens der Gesteine durch starken Druck das Fundament der Theorie Hein’s über die Entstehung der Faltungen unsrer Gebirgsketten, und er hat selbst die zum Plastischwerden derselben nöthige Druckgrösse zu ca. 700 Atmosphären (entsprechend dem Drucke einer Gesteinsmasse von .2600 M.) bezeichnet. Ich habe nun, um diese Annahme zu prüfen, Versuche angestellt, bei welchen Kalk einem Drucke bis 22000 Atmosphären ausgesetzt wurde, und habe aus diesen Versuchen den Schluss gezogen, dass Heım’s Annahme falsch sei, weil keine Spur von Plastischwerden bei dieser enormen, den von Hrm als dazu hinreichend an- genommenen Druck um ca. das 300 fache übertreffenden Pressung sich zeigte. Ueber die Berechtigung zu diesem Schlusse habe ich mich pag. 20 meiner Schrift näher ausgesprochen. Gegen diese Versuche hat nun Hrm in seiner Erwiderung in doppelter Weise polemisirt. Er hat sie 1) einfach angezweifelt und (pag. 273) sie als unmöglich bezeichnet; 2) ihre Beweiskraft in Abrede gestellt. Sein Zweifel gründet sich auf die Behaup- tung, dass Stahl unmöglich einen solchen Druck aushalten könne# dass derselbe bei 8000 Atmosphärendruck „unwider- ruflich zerquetscht werde.“ Er beruft sich dafür auf Angaben von Ingenieuren, ohne die Quelle näher anzugeben, so dass ich nicht beurtheilen kann, in wie weit die Versuche jener mit meinen Versuchen sich vergleichen lassen. Was nun diese letzteren betrifft, so habe ich den Apparat kurz schon in meiner Allgemeinen Geologie beschrieben, doch will ich hier noch „näher auf die Dimensionen derselben eingehen. Als Hebelarnı diente eine eiserne Stange 1,44 M. lang von rechteckigem Querschnitte 4 Cm. hoch 1 Cm. dick. Diese Stange hatte an ihrem hinteren Ende eine Bohrung von 1,5 Cm. Durchmesser. Durch diese Oeffnung wurde ein Stahleylinder von demselben Durchmesser gesteckt, der zugleich auch durch 2 starke eiserne Säulen hindurchging, welche auf einer Eichenholzplatte fest aufgeschraubt waren. Man sieht nun, wie ich es auch |. c. näher auseinandergesetzt habe, dass wenn man unter diese Stange stählerne Stempel bringt und dieselbe mit Gewichten beschwert, der Druck auf diese Stempel abhängt, 1) von dem Verhältniss der Länge der Stange bis zu dem Puncte, an dem das Gewicht hängt, zu der Länge des Stückes von der Dreh- achse bis zu dem Puncte, unter dem der Stempel angebracht ist, 2) von dem angehängten Gewichte, wobei natürlich auch das Gewicht der Stange selbst mit zu berücksichtigen ist, 3) von dem Flächeninhalte der Basis des drückenden Stem- 39" { Ra DZ Re KR hi 546 pels. Ebenso ist der Gegendruck gegen die Stange und die Drehachse abhängig von denselben Factoren; an die Stelle von 3 haben wir aber hier zu setzen die Breite der Fläche mit der die Stange auf dem Stempel auf und an der Drehachse anliegt. In allen meinen Versuchen waren diese Flächen bedeutend um das 8 bis l12fache grösser als die Basis der auf das Ge- stein drückenden Stempel; weder die Eisenstange, noch der Stempel in toto hatte daher diese hohen Druckgrade auszuhal- ten. Namentlich wurden die höchsten Druckgrade durch keil- förmig nach oben dicker werdende Stahlstücke ausgeübt. Nach der Veröffentlichung meiner Schrift hat Herr W. Spaime zu Lüttich höchst interessante Versuche über Druck und dessen Einwirkung auf feste Körper veröffentlicht.) Im Anfange derselben erwähnt er schon früher (1878) von ihm bekannt gemachte ähnliche Versuche, in denen er Druckgrade von 20,000 Atmosphären anwandte. Er giebt.auch allerdings an, dass kleinere cylindrische Stempel wie er sie bei seiner neuen Reihe von Versuchen anwendete, bei einem über 10,000 Atmos- phären steigenden Drucke zu Grunde gingen, diesen Druck aber noch aushielten. Ich glaube demnach, dass sich die Mög- lichkeit andauernd bis 10,000 Atmosphären mit eylindrischen Stempeln zu drücken, nicht mehr läugnen lässt. Ebenso ver- hält es sich aber auch mit dem Zweifel von Heım, dass Kalk, ohne zu zerspringen, so hohe Druckgrade aushalte, da die Ingenieure den festesten Kalkstein schon bei einem Drucke von 969 Atmosphären zerspringend gefunden hätten. Heım hat hier offenbar übersehen, dass bei jenen Versuchen, wie sie auch MAtLET in seiner bekannten Arbeit „über vulkanische Kraft“ anstellte, stets mit kleineren, an allen zur Druckrichtung senk- rechten Seiten freien Kalkmassen operirt wurde, während ich entweder kleinere Stellen in grösseren Platten, oder in Stahl- Cylindern eingeschlossene Kalkstücke dem Drucke aussetzte. Und auch hier stehen die Versuche Sprıse’s im besten Ein- klange mit den meinigen und können die Zweifel Heım’s gründ- lich beseitigen, indem er schon zersprengte d. h. pulverförmige Massen zu festen, in vielen Fällen (z. B. Kupfervitriol) selbst zu vollkommen homogenen und durchsichtigen Stücken zusam- menpresste. ?) | Gehen wir nun zu dem zweiten Versuche Hrm’s, jene Experimente zu entkräften. Er hat 7 verschiedene Argumente !) Recherches sur la propriete que possedent les corps de se souder sous l’action de la pression. Brux. 1880. ?) Im Begriffe, diese Blätter abzusenden, erhalte ich das IV. Heft der Sitzungsber. der kgl. bair. Akad. der Wiss., in denen die Versuche _ Gümser’s, der bis zu 22000 Atmosphärendruck auf Gesteine drückte und auch nichts von Plastischwerden beobachtete, enthalten sind. - 947 gegen die Beweiskräftigkeit derselben vorgebracht. Den ersten, dass es nicht sicher sei, ob im Apparat der angegebene Druck - wirklich geherrscht habe, berühre ich nicht weiter; die schon _ mitgetheilte Thatsache, dass der Stempel nach dem Versuche leicht wieder aus dem Cylinder herausging, genügt, zu Zeigen, dass er in demselben nicht eingeklemmt war, also drücken musste; er würde ohnedies gar nichts gegen jene früheren, wo die Stempel frei aufgesetzt waren, aussagen. Ebenso glaube ich auf No. 7 kein grosses Gewicht legen zu dürfen, dass Solenhofener Kalk das ungeeignetste Material zu solchen Ver- suchen sei. Ich wählte gerade diesen Kalk, der sich von unsrem gewöhnlichen Jurakalke nur durch die gleichmässigere Ausbildung unterscheidet, wie dieser unkrystallinisch ist und einige Procent in Salzsäure unlösliche Massen, grösstentheils Thon, enthält, weil ja gerade an den Kalken die Biegungen, Faltungen, kurz Umformungen in der Natur am allerdeut- lichsten sich zeigen, und auch thonfreier Kalk nach Hrım schon unter einem Drucke einer Gesteinsmasse von 2000 M. und 2,5 s. Gr., also entsprechend einem Drucke von ca. 500 Atmos- phären, in den zu bruchloser Umformung geeigneten sog. latent- plastischen Zustand versetzt wird. Ich fasse die sub 2—6 von Heim erhobenen Bedenken hier zusammen. «Zunächst bemerke ich, dass Heım in denselben zweierlei durcheinander gemengt hat, wovon eines gar nichts mit meinem Versuche zu schaffen hat, er spricht nämlich von den Bedingungen einer bruchlosen _ Umformung der Gesteine. Mit der letzteren haben sich meine _ Versuche gar nicht befasst. Alles, was daher Heım in dieser Beziehung gegen sie vorbringt, ist ganz überflüssig. Sie konnten und sollten nur beweisen, dass die Gesteine auch durch den stärksten Druck nicht plastisch werden. Nun kann ja kein Zweifel obwalten, dass, wenn der Kalkcylinder in meinem Apparate plastisch geworden wäre, er durch die kleine Boh- rung an der Seite hätte ausweichen müssen. Da keine Spur von einem solchen Ausweichen bemerklich war, so schloss ich, dass der Kalk auch durch einen so enormen Druck nicht plastisch werde. Es könnte nun die Frage entstehen, ob hier die Kleinheit der Masse hemmend eingewirkt habe, mit andern Worten, ob die kleinere Masse weniger leicht plastisch werde, als eine . grössere. Kine kurze Erwägung wird zeigen, dass sie eher leichter plastisch werden müsste, als eine grössere, aus dem einfachen Grunde, weil die innere Reibung verhältnissmässig kleiner geworden ist, als sie in einer grösseren Masse ist. Offen- bar haben ja die äussersten Molekule einer prismatischen senk- recht gepressten Masse nach ihrer freien Oberfläche hin allein keine innere Reibung zu überwinden. Nehmen wir cylindrische Massen, so ist die freie Mantelfläche desselben, wenn wir die Höhe mit h bezeichnen, den Durchmesser mit 6 gleich x ö.h., das Volumen gleich Y,x6?°h. und es verhält sich demnach die freie Fläche zum Volumen wie 1:4, ö oder wie 4:6, und man sieht ohne Weiteres, dass je kleiner der Durchmesser, desto grösser der Abzug an innerer Reibung wird. Ich habe also nicht unter ungünstigeren, sondern unter günstigeren Ver- hältnissen für die Plastieität experimentirt. In No. 3 und 4 hat Hem einen Vorwand vorgebracht, der wohl den meisten Lesern ebenso verwunderlich vorgekommen sein mag, wie mir, nämlich den, dass ich durch die Anbrin- gung einer seitlichen Oefinung in meinem Druckapparate „den latent plastischen Zustand wieder aufgehoben habe“, oder wie er es l. c. ausdrückt, dass dort „das Gestein aus Mangel an Gegendruck nicht plastisch sei“. Wie unhaltbar und unphy- sikalisch dieser Einwand sei, brauche ich nicht nachzuweisen, um so weniger, als Hzım selbst in seinem Werke II. 105 völlig klar und unzweideutig ausgesprochen hat, dass eine solche Oeffnung kein Hinderniss gegen das Plastischwerden sei. Dort entwickelt er nämlich, dass kein in etwas grösserer Tiefe angelegter Tunnel auf die Dauer bestehen könne, und erwähnt ausdrücklich, „da, der Gebirgsdruck .... allseitig wirkt, so ar- beitet er auch von unten .... Der Boden steigt, es entstehen Schienenbrüche.“ Ebenso wird weiter unten auseinandergesetzt, _ dass in einer grösseren Tiefe von c. 3000 M. an, gar keine Spalten mehr existiren können wegen des Plastischwerdens der Gesteine. Wie trotz dieser ganz richtig aus seiner Theorie sich ergebenden Consequenzen Hrın meinem Versuche gegen- über behaupten kann, Mangel an Gegendruck hebe die Plasti- eität auf, ist mir ganz unbegreiflich. Hebt das Loch des Tunnels sie nicht auf, so hebt sie auch das Loch in meinem Apparate nicht auf. So schliesse ich wenigstens. Es würde zu weit führen, wenn ich auf alle Einwände von Hem auch auf meine übrigen Versuche eingehen wollte, ich kann es wohl Jedem, der sich für solche Fragen interessirt, selbst überlassen, zu entscheiden, wie weit dieselben begründet sind. Man wird natürlich gegen jeden im Kleinen angestellten Versuch Einwendungen machen können, und ich gestehe Jedem das Recht dazu in ausgedehntestem Masse zu, nur muss man auch dabei erwägen, ob die aus den Versuchen gezogenen Schlüsse richtig sind, oder nicht. Darauf allein kommt es an, nicht ob sie ganz und gar in der gleichen Weise und mit dem Materiale, wie die Natur arbeiten. Namentlich ist solches Einreden leicht, wenn es nur einzelne Versuche und Erörterungen hervorhebt, andere, welche sie ergänzen, unberücksichtigt lässt. Und das lässt sich Hem öfters zu Schulden kommen. So 549 _ tadelt er an meinen Versuchen mit plastischen Massen, dass die pag. 23 erwähnten nur mit oben freien Massen operirt hätten, von den Versuchen pag. 40, bei denen diese Massen belastet waren, erwähnt er nichts. Bei Besprechung meines 7. Kapitels sagt er pag: 281 „2) Prarr nimmt die Schmelz- hitze der Gesteine in Tiefen ohne Rücksicht des Druckes und der Durchgasung .... zu 2000° an, fügt daran noch 8) einen Einwand hinsichtlich meiner Rechnung, dann kommt „4) die Annahme (pag. 56 Mitte), dass festes Erdmagma von 2000° gleiches spezifisches Gewicht habe, wie flüssiges von 2000°* widerspricht aller Wahrscheinlichkeit. Hiermit können wir nach meinem Dafürhalten das ganze Dritte Kapitel von Prarr als abgethan bezeichnen.“ Bi Heım hat hier völlig ignorirt, dass ich 2 Fälle gesondert betrachtet habe, und dass von pag. 50—59 der Fall be- handelt wurde: „Folgen der Contraction der Erde, wenn beim ‚Beginne der Rindenbildung im Innern eine höhere (nämlich als 2000°) mit der Tiefe zunehmende Temperatur herrschte.“ Was No. 4 von Hrm betrifitt, so kann ich nur darauf erwidern, ‘ dass nicht nur auf pag. 56 sondern überhaupt weit und breit um dieselbe herum nicht mit einer Silbe vom specifischen Ge- wichte die Rede ist. !) Herım sagt pag. 280 „Prarr leugnet also schliesslich die Möglichkeit eines Seitendruckes ganz“ und dann pag. 283 „Zum grossen Erstaunen des Lesers fällt Prarr plötzlich (pag. 72) aus seiner Rolle und sagt von vertikalen und seit- lichen Bewegungen, welche durch Schrumpfung des Erdinhaltes entstehen.“ Die Anführung der Thatsache, dass ich pag. 52 und 59 die Möglichkeit eines solchen Seitendruckes auseinander- setze und zugebe, wird den Leser wohl eher über diese Stelle von Heim, als über mich erstaunen lassen. Pag. 283 berichtet Hrım ferner: „Prarr schematisirt nun in seiner Weise mit einer Figur von sehr übertriebenem Verticalmaasstab (pag. 74 Fig. 39).“ Ich habe im Texte ausdrücklich bemerkt, dass die Figur die natürlichen Ver- hältnisse angeben solle, und wenn der Leser einen Maassstab zur Hand nimmt, so wird er sich überzeugen, dass es auch so ist, die höchsten Berge etwas mehr als 1 Cm. hoch, die grösste Meerestiefe ebenso, die Erdrinde 10 Meilen dick, damit fällt natürlich Alles weg, was Herım auf diese vermeintliche Uebertreibung hin einwendet. Ganz dieselbe Art eines falschen Wiedergebens meiner Angaben findet sich 284, wo Hsım meine Versuche über gleichzeitigen Druck von verschiedenen Seiten !) Auch nirgends von specifischer Wärme, was ich bemerke, wenn etwa Jemand einen Druckfehler annehmen wollte. 590 bespricht. Jeder Leser muss nothwendig die Meinung erhalten, dass der Versuch nur mit kreuzweise eingeschnittenem Pappen- deckel in dem pag. 79 Fig. 42 abgebildeten Apparate gemacht worden sei. Dass der Versuch, auf den ich selbst kein Gewicht legte, mit Pappendeckel gar nicht in diesem Apparate gemacht wurde, sondern dieser zu Versuchen mit plastischen Massen, Papiermache und Lehm benützt wurde, lässt Heım unerwähnt. Ein ebenso falsches Bild giebt die Darstellung meiner an Fig. 43 pag. 84 anknüpfenden Erörterungen. Wiederholt sagt auch Heım, dass ich eine gleich mässige Zusammenschiebung in allen Tiefenzonen angenommen hätte; ich habe dies nirgends ausgesprochen, und somit passt Alles, was Heım daran an- knüpft, nicht recht. Auf die Polemik Hzm’s gegen meine Be- hauptung, dass die Faltung eine Oberflächenerscheinung sei, komme ich unten zu sprechen. Ich habe am Schlusse meines Kapitels IV. die Zeit zu berechnen versucht, welche zu einer solchen Contraction des Erdradius nöthig sei, wie sie Heım selbst für die Faltung der Alpen berechnete. Gegen diese meine Rechnung macht Heım Einwendungen, und dass gegen jede derartige Berechnung er- hebliche Einwendungen gemacht werden können, habe ich selbst öfters schon ausgesprochen, insofern eben die numerischen Werthe der einzelnen bei der Berechnung verwandten Factoren unsicher sind. Wenn nun Heim für jeden der fraglichen Factoren den seiner Theorie günstigsten Werth angenommen, ja die bis jetzt ermittelten alle drei- und vierfach höher angenommen hätte, so würde ich das gelten lassen, wenn auch das dann erhaltene, seiner Annahme immer noch höchst ungünstige Resultat, nicht sehr wahrscheinlich wäre. Aber die Art, wie er gegen meine Rechnung polemisirt — nun, der Leser mag selbst darüber urtheilen. Sechs falsche Grundlagen werden von ihm behauptet. | 1. Die der Natur widersprechenden Annahmen, welche auf pag. 49—57 und noch an andern Stellen meines Buches schon vorgekommen seien. 2. Der Werth für die Wärmeausstrahlung und Wärme- abgabe sei gar zu niedrig. 3. Der Werth für die specifische Wärme sei auch zu klein. 4. Ich hätte angenommen, die Abnahme der Wärme vertheile sich fortwährend gleichförmig in der flüssigen Masse. 5. Der Contractionscoefficient sei unrichtig. 6. „Die Möglichkeit eines Zerreissens der erstarrenden Schichten, welche das darüberliegende in der hierdurch einseitig gewordenen Contractionsbewegung mitschleppend und hinter sich ‚551 sktnssfelder und Vulkanschlote zurücklassen, ist unbeachtet geblieben.“ Wer meine Rechnung ansieht, wird sofort gewahr, dass bei derselben gar nichts vorausgesetzt ist, als ein bestimmter Werth für die Wärmeaustrahlung, die specifische Wärme und den Oontractionscoöfficienten. No. 1 ist damit völlig erledigt, ich habe nicht einmal eine bestimmte Temperatur vorausgesetzt oder irgend eines der pag. 49—57 erörterten Verhältnisse. Heım’s ersten Einwand kann ich somit als grundlos zurück weisen, der sub 4 erwähnte aber enthält geradezu eine Umkehrung dessen, was ich behauptete, indem ich pag. 98 ausdrücklich sagte: „Auf die Vertheilung der Temperaturerniedrigung kommt es dabei natürlich gar nicht an“ und weiter gar nichts über diesen Punct erwähnte oder voraussetzte. Auf No. 6 gestehe ich nichts erwidern zu können, weil ich nicht verstehe, inwiefern das mit der vorliegenden Frage und speziell meiner Rechnung zusammenhängt. Hinsichtlich der drei von mir angenommenen Werthe der sub 2, 3 und 5 erwähnten Factoren ana ich nur erwähnen, dass keiner von mir ermittelt oder willkürlich angenommen wurde. Bei der Wärmeangabe habe ich von den drei vorliegen- den Werthen den grössten zu Grunde gelegt, die Vulkane und Thermen aber allerdings unberücksichtigt gelassen. Welchen minimalen Einfluss die Vulkane auf die Contraction der Erde haben, hat schon Naumann in seiner Geologie ausgeführt. Ich habe mich früher viel bemüht, den Einfluss der Thermen in dieser Beziehung zu eruiren und zu diesem Behufe zahlreiche Notizen über Wassermenge und Temperatur der Thermen gesam- melt, bin aber eben dabei zu der Ueberzeugung gelangt, dass der Einfluss der Thermen ein äusserst geringer sei, der sich nach den vorliegenden Daten aber noch sehr unsicher ermitteln lässt. !) Was die spezifische Wärme und den Üontractionscoöffi- cienten anbelangt, so sind beide nach den von MaAuLer darüber angestellten Versuchen und Angaben eingesetzt. Wenn Heım übrigens meint, das dass specifische Gewicht der Erde eher da- zu berechtigte, eine dem Eisen ähnliche, nur etwa halb so grosse specifische Wärme anzunehmen, so muss ich doch dar- auf aufmerksam machen, dass das specifische Gewicht fester und flüssiger Körper gar keinen Schluss auf die specifische Wärme gestattet, seine Correction rein willkürlich ist. ı) Würden wir z. B. auf ein Areal von der Ausdehnung Europas 9000 Thermen , von denen jede der Erde in jeder Secunde 50 Wärme- einheiten entzieht, annehmen, so würden diese zusammen doch nur ?/ BE nheiten in einem Jahre pro Qu.-Meile der Fläche Europas entziehen 552 Obwohl auch nicht die mindeste thatsächliche Berechtigung dazu vorliegt, würde ich Hrım nicht nur eine um die Hälfte, sondern um das 10 fache geringere spezifische Wärme anzu- nehmen zugeben können. Selbst wenn er auch noch die beiden anderen Factoren jeden um das IÖfache grösser annehmen wollte, würde immer derselbe Uebelstand bleiben, selbst um das 1000 fache verkleinert würde für die zu jener von Hrım angenommenen Uontraction nöthige Zeit das Resultat 779 Mil- lionen Jahre sein! Ich verzichte darauf, die von Hrım gegen meine Erörterungen, im folgenden Kapitel vorgebrachten spär- lichen sachlichen Einwände hier zu beantworten, einerseits, weil ich das Urtheil über deren Gewicht auch hier überall ruhig dem unpartheiischen und aufmerksamen Leser überlassen kann, anderntheils, weil Heım durch Alles das, was er pag. 292 und 293 sagt, eine wahrhaft alpine Verschiebung, Umformung und Metamorphose meiner Ansichten vorgenommen hat, so dass ich mir erst grosse Mühe geben müsste, um die ursprüng- liche Gestalt wieder herzustellen, und den Leser damit hier nicht behelligen will. Als ich diese beiden Seiten von Hem’s Erwiderung las, befiel mich wirklich ein kleines Entsetzen vor mir selbst; was muss erst ein Leser gedacht haben, der meine Schrift nicht gelesen hat? Solchen Lesern gegenüber muss ich nur ganz kurz den wirklichen Thatbestand constatiren, indem ich die betreffenden Stellen aus meiner Schrift wörtlich anführe. Sie beziehen sich auf „Bedenken, die mir öfters schon bei solchen theoretisch ergänzten Darstellungen der Faltungen“ ge- kommen sind und lauten: pag. 113 „Wenn wir nämlich die Zeichnungen von solchen Falten ansehen, werden wir oit gewahr, dass die Umbiegungen selbst gar nicht beobachtet wurden oder auch nicht beobachtet werden können, sondern dass dieselben nur hypothetisch sind und nur durch Verlängerung der vorhandenen Schichtensysteme in die Luft erhalten werden können, sog. Luftsättel. Nun ist ja in vielen Fällen ohne Weiteres eine solche Ergänzung sehr leicht und einfach anzunehmen und auch als im höchsten Grade wahrscheinlich anzusehen, in anderen aber liegt die Sache viel weniger einfach, und es lässt sich für manche derartige Fälle für die eingetretene Faltung gar kein Beweis beibringen, als der, dass sonst dem Alter nach verschiedene Schichten- systeme in einer von der gewöhnlichen Lagerungsweise ab- weichenden Ordnung sich wiederholen.“ Pag. 115 erkläre ich ausdrücklich „den Thatsachen gegenüber, wenn sie noch so unerklärlich sind, muss jeder Zweifel verstummen, aber Theorien gegenüber, die neben den zu constatirenden That- sachen andre voraussetzen, ist jeder Zweifel berechtigt.“ Speciell Hrın gegenüber hob ich hervor pag. 142 „Es wäre 959 im höchsten Grade vermessen, ohne die allergenauesten Unter- suchungen an Ort und Stelle gegen die Beobachtungen Ham’s selbst irgend etwas einwenden zu wollen“ und ‚habe das auch nirgends gethan. Der einzige Fall, den ich näher be- sprochen habe, die Beobachtungen Bautzer’s am Glärnisch war eben ein solcher, in dem die Beobachtung hypothetisch er- gänzt war, und an ihn dann anknüfend und die Schwierig- keiten dieser Hypothese, sowie den der Ausquetschung der Schichten besprechend, sagte ich pag. 117 „das Bisherige mag genügen, zu zeigen, wie wenig in manchen Fällen ein siche- rer Beweis einer wirklichen eingetretenen Faltung und starken Quetschung beigebracht worden ist.“ Und was sagt nun Heım darüber? Er sagt pag. 292: „PFAFF argumentirt, wie wenn ..... die Umbiegungen, die in tausend Fällen direct gesehen werden, eine blosse Hypothese wären. Kurz: er verfällt nun darauf, die von zahlreichen For- schern in zahlreichen Arbeiten niedergelegten Beobachtungen theils zu ignoriren, theils anzuzweifeln, endlich zu leugnen. Und pag. 293 sagt er, anknüpiend an die letzte oben von mir mitgetheilte Stelle (pag. 117), die er wörtlich anführt: „Was heisst dies anders, als dass die Beobachtung zahlreicher For- scher während zahlreicher Jahre über die Gesteinslagerung im Gebirge Täuschungen und nichts als Täuschungen seien?“ Eine solche Logik ist mir unbegreiflich. Obwohl eine solche Art der Polemik es nicht gerade leicht macht, auf die Sache selbst einzugehen, will ich doch hier ganz kurz auf das Wichtigste mich einlassen, um nicht den Schein zu erregen, als ob ich die Einreden Heın’s für stich- haltig ansähe. Folgendes sind die Hauptpunkte meiner Einwände gegen die Faltungstheorie durch Schrumpfung, Nehmen wir die Erde als eine geschmolzene Masse an, die sich durch Ab- kühlung mit einer Rinde um- 7 gab, auf der sich später Sedi- ’* mente absetzten, so ist klar, dass wenn 1—4 die Rinde dar- stellt, nur durch eine Faltung dieser möglich ist, dass sie dem Mittelpunkte © sich nähert, was wiederum nur dann eintreten kann, wenn der Inhalt zwischen 4 und © kleiner wird, der Ra- dius sich verkürzt. Daraus zog ich nun folgende Consequenzen: 5 a... 1. Die Schrumpfung des Erdkörpers müsste in ihren Folgen stets die ganze Rinde ergreifen, da ja, wenn 4 sich nicht dem Centrum nähert, auch 3 sich nicht demselben nä- hern kann, eine Faltung der oberen Schichten nicht ohne eine solche der tieferen möglich sei. , 2. Wenn die Schicht 1 bis a zusammengefaltet würde, so könnte dies nur geschehen, wenn auch 2 und 3 um den- selben Betrag zusammengeschoben würde, 1 könne nicht bis a geschoben werden, wenn 2 und 3 etwa nur bis b verrückt seien. 38. Eine aufgelagerte an ihren Seiten freie Masse wie M könne nicht zusammengeschoben werden, sondern nur in indi- recter Weise durch die unten (bei c) sich bildenden Falten in ihrer Lage beeinträchtigt und verschoben werden, was ich pag. 36 und 37 näher auseinander gesetzt hatte. l. und 2., behaupte ich nun, stimme nicht mit der Erfah- rung überein, die Falten seien eine Öberflächenerscheinung, nicht die ganze Rinde ergreifend, die obersten Schichten zeig- ten sich oft stark gefaltet ohne Theilnahme der tieferen, und hatte, um dies anschaulich zu machen (pag. 87), den Durch- schnitt Heın’s durch die Alpen mit Hinzufügung der die Dicke der Erdrinde veranschaulichenden Linien beigefügt. Wie argumentirt nun Hxım gegen diese, wie mir scheint, sehr einfache Uonsequenzen? Ad 1 sagt er: „Die verschiedenen Tiefenregionen sind in verschiedenen Stadien der Abkühlung, sie sind nicht im Ver- hältniss ihrer Radien zu gross für den schwindenden Kern, sondern die äusseren Erstarrungslagen und die älteren Sedi- mente sind verhältnissmässig in höherem Betrage zu weit, als die inneren Erstarrungslagen.“ Der Seitenschub hat „in den ersten geschlossenen Schalenlagen (ältere Sedimente und kry- stallinische Schiefer) sein Maximum; zu tieferen Schalen hin nimmt er allmählich ab. .... Der Zusammenschub, der durch fortschreitende Abkühlung des Erdballs entsteht, ist also ganz verschieden gross in verschiedenen Schalen oder Lagen und negativ in der Tiefe, selbst in schon festen Massen.“ | | Ich glaube nicht nöthig zu haben, die groben Verstösse gegen die physikalischen Gesetze der Wirkungen der Con- traction beim Erkalten von Körpern, die sich in diesen Aeusse- rungen Heım’s kundgiebt, näher nachzuweisen. Ein Blick auf unsere Figur genügt zu zeigen, dass die Bedingung einer Fal- tung lediglich in der Verringerung des Radius O4 liest, und dass, wenn dieser sich nicht verringert, keine Contraction einer Schale, die ja nur eine Verkleinerung des Bogens, den sie 500 einnimmt, bewirkt, einen Seitendruck erzeugen kann. Ich kann dies um so eher unterlassen, als Heın selbst wieder an einer anderen Stelle dieselbe Auffassung ausspricht. Er sagt _ nämlich (pag. 281): „In Folge dieser stetigen Ausfüllung der Contractionsrisse ) waren jederzeit die verschiedenen Rindenschalen in ihrer Grösse dem damaligen noch heisse- ren grösseren Kerne angepasst, und deshalb musste jede wei- tere Erstarrung und Abkühlung sofort Horizontal- druck erzeugen.“ Meiner Behauptung, die Falten seien eine _ — Oberflächenerscheinung und ständen im Missverhältnisse zu der Dicke der Rinde, hält Hsım weiter nichts entgegen, was ich besprechen könnte, als eben das, dass der Zusammenschub in verschiedenen Tiefen ungleich sei, und dass ich stets meinte, dass die Erdrinde in allen Tiefenzonen gleichförmig zusammen- geschoben sein müsse, und ich hätte keinen einzigen Beobach- _ tungsbeweis dafür beigebracht, dass die stärksten Faltungen oft nur die obersten Schichten betroffen hätten. — Nun die Figur 2 nach Heım, die ich anführte, zeigt dies, meine ich, schon deut- lich genug und noch mehr die Durchschnitte BALTzEr’s vom Glärnisch, von denen ich einen pag. 114 meiner Schrift mit- getheilt habe.°) Ein Blick auf diese, noch mehr auf Fig. 10 der Barrzer’schen Durchschnitte zeigt doch sofort, dass der untere und mittlere Jura ganz sanft ansteigend verlaufen und nicht im mindesten an der doppelten Faltenlegung der Kreide über ihnen Theil nehmen. Zu 3 bemerkt nun Heım: „PrAarr schematisirt nun in seiner Weise mit einer Figur von sehr übertriebenem Vertical- maassstab (pag. 74. Fig. 39).... Er übersieht angesichts seiner Figur, dass, im richtigen Verticalmaassstabe gezeichnet, die IroR 2) Meiner Besprechung der Spaltenbildung durch Abkühlung hält HEIM entgegen, dass die obersten Spalten sofort durch die ersten Sedi- mente hätten ausgefüllt werden müssen. Das ist ganz richtig, berührt aber die tieferen nicht. Das Auftreten der eruptiven Massen, die ja verhältnissmässig in sehr geringer Menge und meist gangförmig auf- treten, scheint nicht dafür zu sprechen, dass sie die Spalten nur zum kleinsten Theile ausfüllten. 2) Herr BALTZErR hat mir gelegentlich dieses Profils eine „Verschwei- gung wesentlicher Punkte“ in Heft 1 dieser Zeitschrift vorgeworfen, indem ich den Kreidecomplex s nicht wieder aus der Schlinge heraus- gewickelt habe. Ein Blick auf das Originalprofil BALTzer’s zeigt, dass mein Profil genau sich an das seinige anschliesst. Er hat Ober-Jura, Untere, Mittlere Kreide blau—rosa — ocker gemalt. Wäre die Kreide wieder herausgewickelt, so müsste auch rechts auf der Figur, wie links die normale Folge auf blau: rosa-ocker sich finden; sie ist aber rechts: blau, ocker, rosa. Der rosa Kreidecomplex ist also auch von Herrn BALTZER im Original nicht herausgewickelt. 556 Kontinente und der Meerboden kaum merkbare Abweichungen von der genauen Gewölbelinie der Erdrinde sind, so dass die letz- tere selbst nicht für nahe der Oberfläche liegende Schichten unterbrochen wird. — Ich hätte ferner ohne alle Berück- sichtigung der Reibung allen Zusammenhang mit den tieferen Schichten aufgehoben gedacht, die beide doch ein „Mitgeschlepptwerden“ jener freien Massen bewirken müssten.“ Die eigenthümliche Art Hem’s im Polemisiren zeigt sich hier wieder sehr eklatant. Ich habe nämlich 1. jene Figur, wie ich auch dabei ausdrücklich erwähnte, im natürlichen ver- ticalen Maassstab gezeichnet, denselben auch angegeben, so dass ein Anlegen eines Maassstabes genügt, um sich von der Richtigkeit desselben zu überzeugen, und 2. ebenso ausdrück- lich die von mir sogen. indirecten Druckwirkungen, ausgeübt von der Unterlage auf eine seitlich freie. Masse, auch hier wieder (pag. 76) erwähnt. Nur noch einige Bemerkungen auch über das sche und letzte Kapitel, das sich speciell mit Heım's Theorie beschäf- tigte. Wiederholt heisst es hier, dass ich ihn nicht verstanden, dass die alten und neue Missverständnisse meinen Erörterungen zu Grunde lägen. Ich will auf einige dieser eingehen, um zu zeigen, dass diese Missverständnisse zum Theil Hrım selbst theilt, zum Theil veranlassen musste. Wenn er aber pag. 295 zu der Stelle meiner Schrift „wenn von 3000 M. Tiefe an bis zum Mittelpunkte der Erde Alles durch den Druck und die Hitze plastisch und flüssig angenommen werden müsse, so müsste die Erdrinde selbst eine tägliche Fluth- und Ebbebe- wegung zeigen“ bemerkt: „Hier wie in den folgenden Einwen- dungen, welche mir Prarr macht, tritt uns wieder die un- glaubliche Verwechselung von plastisch und flüssig entgegen“, so ist das ein Missverständniss seinerseits. Obige Stelle sagt für Jeden weiter nichts, als was Heım selbst annimmt, oben macht der Dıuck die Massen plastisch, weiter unten macht sie die Hitze flüssig. Nirgends habe ich plastisch und flüssig verwechselt, aber das ist ja klar, dass die plastischen Körper, die ja einen Zwischenzustand zwischen dem festen und flüssi- gen darstellen, gewisse Eigenschaften mit beiden gemein haben; mit den flüssigen haben sie die gemein, auch bei verhältniss- mässig geringem Druck ihre Gestalt zu verändern und, wie dies ja auch Hsım selbst zugesteht, den Druck allseitig ähn- lich Flüssigkeiten fortzuleiten. Und es ist doch ein wunder- liches Verfahren, wenn Heım die daraus nothwendig sich erge- benden Consequenzen damit zurückweisen will, dass er, weil dieselben in noch höherem Grade bei Flüssigkeiten auftreten, ar ; sagt: man habe hier plastisch und flüssig verwechselt. Noch einem Falle selbst zieht, sie aber mir zu ziehen verwehren will. Wir haben schon oben pag. 548 bei Besprechung meines Druckversuches einen ähnlichen Fall, die Wirkung des Druckes auf unsere Tunnels, erwähnt, ein ganz gleicher begegnet uns hier. Ich habe page. 135 als Consequenz der Theorie von dem Plastischwerden der Massen durch Druck hervorgehoben _ und besprochen, dass hoch aufsteigende Berge am Meeres- - ufer ihre Sohle ausquetschen und niedriger werden müssten. Pag. 297 seiner Kritik weist Hrım dieses schroff als unmög- lieh zurück. Und doch sagt er II. pag. 100 seines Werkes, wo er von den Folgen der Thalbildung durch Erosion spricht, wörtlich also: „Am Fusse des nun von Thälern umfurchten Bergstockes wird die Last das Gestein seitlich gegen die Stellen, welche durch die tiefen Thaleinschnitte freigelegt wor- den sind, ausquetschen, während die Berggipfel spurweise sinken.“ Ein anderes Missverständniss hält mir Hsım vor, dass ich nämlich nicht beachtet hätte, dass auch die ober- flächlichsten eocänen Falten, die wir jetzt vor uns sähen, unter einer mächtigen, jetzt durch Denudation entfernten Ge birgsmasse und nicht an der Luft sich gebildet hätten. Ich gestehe dieses zu, bin aber überzeugt, dass auch anderen auf- merksamen Lesern des Hxım’schen Werkes es ähnlich ge- gangen sein wird, wie mir, nämlich dass sie, wie ich wenig- stens, auch beim Ueberlegen nicht zu einer sicheren An- schauung gekommen sind, ob Hkım diese Ueberlagerung als conditio sine qua non für alle Faltungen ansieht oder nicht. Zweierlei war es, was mich veranlasste, es nicht anzunehmen. Einmal der Umstand, dass mir dadurch seine Theorie noch von diesen Massen zwischen den stark zusammengedrückten und übergelesten Falten findet, und auch sonst die mecha- nischen Verhältnisse der Faltung noch schwieriger dadurch begreiflich werden. Dann zwei Thatsachen in Heım’s Werk selbst, nämlich 1. die, dass er da, wo er den Gebirgsdruck berechnet (Il., pag. 96) für den Hochgebirgskalk alle ihn drückenden Gesteine aufzählt und schliesst „800 M. eocäne Gesteine, vielleicht auch noch jüngere Gebilde“ und pag. 97 für den Röthdolomit der Tödigruppe mit 800 M. Eoeän“ völlig abschliesst. 2. dass er Taf. X VI. Fig. 9 „die Alpen vor der Hauptfaltung“ darstellend ebenfalls mit dem Eocän die Schichten schliesst, also hier diese Massen überall selbst weglässt. Nach dieser Darstellung hoffe ich für dieses mein Miss- wunderlicher aber ist es, wenn er dieselben Consequenzen in bedenklicher vorgekommen wäre, insofern, als sich gar nichts 558 verständniss von Hrım Verzeihung zu erlangen und von den Lesern gewiss auch dafür, dass ich nicht auf alle Einwände von Heın eingegangen bin; ich hätte sonst allzulange ihre Geduld in Anspruch nehmen müssen. .Diesen oder jenen un- erledigten Punkt zu besprechen, ergiebt sich wohl hie und da noch anderen Orts Gelegenheit!), und so sehe ich auch meinerseits diese nicht sehr erquickliche Polemik als er- ledigt an. | !) Die kleine Arbeit über den Lochseitenkalk war schon 3 Monate, ehe Hem’s Kritik in dieser Zeitschrift erschien, vollendet. Ich würde in derselben sonst auf einige Beer men desselben pag. 292 Bezug genommen haben. 5, Bemerkungen über Illaenus crassicanda | WAHLENBERG, Von Herrn Ger»Aarp Hoım ın Stockholm. Hierzu Tafel XXI. In „Petrificata telluris Svecanae“ !) pag. 27. t. II. f. 5—6 liefert WAHLENBERG Beschreibung und Abbildung eines neuen Trilobiten, den er Entomostracites crassicauda nennt und mit folgender Diagnose versieht: „Oculis ad angulos superiores eapitis convexi, cauda subtriangulari.“ Ferner sagt er: „Oculi ad angulos exteriores et superiores capitis prominuli auricu- larum fere instar.“ Aus der Diagnose und der Beschreibung geht daher unzweideutig hervor, dass die Art durch ihre stark hervorspringenden, zu Spitzen ausgezogenen Augen charakte- - risirt wird, welche sich über den Kopfschild erheben und auf- - — _ wärts und auswärts hervorragen, so dass sie wirkliche Ecken an der Oberseite des Kopfschildes bilden, weshalb sie auch - von WAHLENBERG mit Ohren verglichen werden. Das Pygidium - wird triangulär genannt. Die beigefügten Abbildungen ?) geben das auch an, was als charakteristisch für die Art erwähnt wurde, wenigstens was den Kopfschild betrifft, wenn man die- - selben auch nicht besonders geglückt nennen kann. Von der - Form des Pygidium liefern sie dagegen keine richtige Vorstellung. " WAHLENBERG sagt weiter, dass die Art in Dalekarlien am — Ösmundsberge und an den in der Nähe liegenden Bergen im Kirchspiel Ore gefunden worden sei, und erklärt, selbst nur - Pygidien von derselben?) gefunden zu haben. Das einzige u 1) Petrificata telluris Svecanae examinata a GEORGIO WAHLENBERG. Nova Acta regiae societatis scientiarum Upsaliensis. Vol. VIII. pag. 1 bis 116. t. I— IV. — Additamenta quaedam ad petrificata telluris Sve- canae a GEORGIO WAHLENBERG. In demselben Bande pas. 293 — 296. VI. f 4—6. Upsala 1821. — Der erwähnte Band zeigt das Jahr 1821; doch laut Angabe in „Additamento quaedam etc.“ war die Haupt- — _ abhandlung schon im Jahre 1818 gedruckt worden. u EC GrlE 656. 3) Mehrere Pygidien von noch unbeschriebenen Illaenen aus dem Leptaenakalk, bezeichnet „Osmundsberg“ mit WanHLengerc’s Handschrift und wahrscheinlich von ihm dort gesammelt, befinden sich in den Samm- lungen der Universität von Upsala.. Die von WAHLENBERG erwähnten _ Pygidien gehören wahrscheinlich nicht dieser Art an. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 3. 36 0 vollständige Exemplar, welches WAHLENBERG gesehen, gehörte der Sammlung der Wissenschafts - Gesellschaft zu Upsala und war derselben von Jon. GortL. GAHun geschenkt worden. Es muss daher auch dies Exemplar sein, welches der Beschrei- bung und Abbildung zu Grunde liegt, und es mag daher als Typus-Exemplar von Jllaenus erassicauda WAHLENBERG ange- sehen werden. Das vollständige Exemplar edr Art, welches in den palaeontologischen Sammlungen der Universität zu Upsala auf- bewahrt wird, denselben von der Wissenschafts - Gesellschaft übergeben wurde und mit Wantengere’s Handschrift Ento- mostraciles crassicauda bezeichnet ist, stimmt auch, was Grösse und Zusammenkugelung betrifft, vollkommen mit WAHLENBERG'S Figuren überein. Es unterliegt daher keinem Zweifel, dass dies WAHLENBERGS Original - Exemplar ist. Vergleicht man die Figuren mit dem Original-Exemplare, so findet man, dass dieselben, wenn auch nicht besonders gut getroffen, dennoch wiedergeben, was am meisten charakteristisch ist, nämlich, im Verein mit 10 Körperringen und den abgerundeten, nicht zu Spitzen ausgezogenen Randschildern, die stark hervorspringen- den, sich über die Glabella erhebenden Augen, wenn auch die Stellung, in welcher WAHLENBERG die Figuren gezeichnet, we- niger gut gewählt ist, da dieselbe die Augen nicht so weit über die Glabella hervorragend darstellt, als sie es in Wirklichkeit thun. Das Pygidium kann man dagegen als misslungen an- sehen, da die Stellung der Figur theils dessen Form nicht hervortreten lässt, theils eine vollkommen unrichtige Vorstel- lung von der Rhachis giebt, welche nicht die dreieckige Gestalt zu haben scheint, welche sie wirklich besitzt. Die Grenze zwischen dem oberen mitleren Theil des Pygidium und dessen sich schärfer senkenden abwärts gebeugten Rande wird auch als bedeutend abschüssiger und schärfer markirt angegeben, als sie es in Wahrheit ist. Die ziemlich quer abgeschnittenen Ecken des Pygidium, welche die Art recht charakterisiren, haben gleichfalls, der Stellung der Figuren zufolge, nicht wieder- gegeben werden können. Durch die Beschreibung und die Fi- guren kann man indessen nicht in Zweifel stellen, welche Art WAHLENBERG beschrieben hat. In „Additamenta quaedam ad Petrifieata telluris Sve- canae“ !) erwähnt WAHLENBERG, dass er, seitdem die erste Abhandlung vom Jahre 1818 gedruckt war, verschiedene Ver- steinerungen erhalten hat, besonders aus Ostgothland, wo mau sie bei den damals stattfindenden Arbeiten zum Göta- Canal im Uebergangs-Kalkstein zwischen Berg und Heda in Wreta 27 1220... pa, 292. bl Ehekere Kirchspiel angetroffen hatte. Da viele der gefundenen Trilobiten in einem besonders guterhaltenen Zustande vorkamen, hat er Gelegenheit gehabt, theils seine vorhergehenden Unter- suchungen und Aeusserungen bekräftigt zu finden, theils einige neue Wahrnehmungen zu machen. Er beobachtet jetzt, bei _ den mit Augen versehenen Trilobiten, zum ersten Male die Gesichtsnaht, welche er „linea ocularis“ nennt, und sieht in ihrer Richtung und ihrem Verlauf besonders sichere und be- ständige Artcharaktere. Er fügt deshalb eine kurze Diagnose hinzu über den Verlauf derselben bei den Arten, bei welchen er sie deutlich gefunden. WAHLENBERG beschreibt hierauf den Verlauf der Gesichtsnaht bei Entomostracites crassicauda, da er sie deutlich bei drei ostgothländischen Exemplaren dieser Art gefunden. Zwei dieser Exemplare werden von ihm ab- gebildet. !) Wenn man diese letzteren Figuren mit den vorhergehen- den vergleicht, merkt man augenblicklich, dass sie unmöglich zu einer und derselben Art gezählt werden können. Die Augen ragen höchst unbedeutend über die Kopffläche hervor und bil- den nur niedrige Höcker, keine hervorspringenden Kegel. Die Glabella erhebt sich recht bedeutend über dieselben und bildet vorn die am meisten hervorragende Partie des Kopfes, gleich- wie die Wangenecken nach den Seiten hin. Ein Vergleich zwischen den Original-Exemplaren zeigt dies noch deutlicher _ und auf das Unbestreitbarste, dass zwei unter einander sehr _ verschiedene Arten von WAHLENBERG zu einer Art gezogen sind. Da nun die zuerst beschriebene Art durch eine vollkom- men deutliche Diagnose, welche nicht zu der später abgebil- deten passt, und durch eine Figur, welche wenigstens die Eigen- thümlichkeiten der Art darlegt, charakterisirt ist, muss diese nothwendig den von WAHLENBERG gegebenen Namen crassicauda tragen, während die später abgebildete Art nicht mit diesem Namen bezeichnet werden kann, sondern einen anderen er- halten muss. Im Jahre 1827 erschien Darman’s Schrift „Om Palaea- derna“.?) In dieser liefert er unter dem Namen Asaphus (Illaenus) crassicauda?), mit begleitender Diagnose und Be- Erne die Abbildung einer Art, welche jedoch nur mit )1l. e t. VII. ££5-6. Diese sind auch wiedergefunden worden. Sie sind mit einer Etikette „Og. Heda“ in Waurensrec’s Handschrift versehen. 2) Kongl. Vetenskaps Akademiens Handlingar 1826. Stockholm 1827. DaLman, Ueber die Palaeaden oder die sogen. Trilobiten.. Aus dem Schwedischen übersetzt von Frieprıch ENGELHARDT. Nürnberg 1828. Ole. .pag. 250. 't. V.f. 22-21. Ä 36% 1 der zuletzt von WAHLENBERG abgebildeten Art N überein Er citirt dessenungeachtet die Figuren auf WAHLENBERG’s bei- den Tafeln. Darman hat augenscheinlich keine Gelegenheit gehabt, die Original-Exemplare zu untersuchen, sondern hat angenommen, dass WAHLENBERG die ersten Figuren als weniger gut geglückt verworfen und daher neue mitgetheilt habe. Alle nachfolgenden schwedischen Palaeontologen, welche diese Thiergruppe behandelt haben, wie z. B. Hısınger und Angeuın, sind, ohne Reservation oder Bemerkung, DaLman ge- folgt und erwähnen, sowohl die ersteren als auch die letzteren Figuren WAHLENBERE’s citirend, nur die letzte Art als Illaenus crassicauda, während die erstere, der echte /llaenus crassicauda, nie von Neuem abgebildet und beschrieben worden, sondern in vollkommene Vergessenheit gerathen ist. Die Ursache ist in der Seltenheit des echten /llaenus crassicauda zu suchen, wes- halb auch die Verfasser, da sie dieselbe nicht fanden und auch keine Gelegenheit hatten, WAHLENBERG’s Original- Exemplare zu sehen, die .ersten Abbildungen als misslungen angesehen haben. Vorsorr#°) wiederum ist der Erste, der wahrgenommen. zu haben scheint, dass WAHLENBERG’S Figuren zwei verschie- dene Formen in sich fassen. Er hält jedoch dafür — da er in der silurischen Formation der Ostseeprovinzen zwei Formen von Illaenus crassicauda angetroffen, die eine mit flacher, die andere mit höherer, gewölbter Glabella, welche beide Formen gleichwohl durch Uebergangsformen vereinigt sind und daher von ihm als nur von Variation abhängend angesehen werden — dass diese den beiden von WAHLENBERG abgebildeten For- men entsprechen. Er sagt nämlich ®): „Schon WAHLENBERG kannte übrigens beide Formen, wie die Abbildungen auf seiner 2. und 7. Tafel es beweisen. Er konnte sich aber, ebenso wenig wie Darman .... entschliessen, dieselben in verschiedene Arten zu trennen.“ Die Form, welche VoLsorTH unter die ersten Abbildungen WAHLENBERG’s bringen zu müssen meint, sieht er als Stammform an, wohingegen diejenige, welche mit den letzteren übereinstimmt, mit gewölbter Glabella, als Va- rietät Dalmani angeführt wird. VoLsorre’s Figuren der Stammform nebst Beschreibung ‘) legen jedoch dar, dass diese nicht im Geringsten mit dem 1) „Oculis pärvis ad capitis tempora.* 2) A. v. VoLsorTH, Ueber die mit glatten Rumpfgliedern versehe. nen russischen Trilobiten. Mem. de l’Academ. imper. des sc. de St- Petersbourg, VII. serie, Tome VI. No. 2. St. Petersbourg 1863. 2) 1..e.-pag. 1: %) l. ce. pag. 10-13. t. IL f. 1—6. 563 iirklichen /llaenus crassicauda übereinstimmt, sondern nur eine Form mit flacher Glabella von /Uaenus crassicauda autt. ist. Dass Voısortu indessen gründlicher als irgend ein An- derer WAHLENBERG’s Figuren und Beschreibung studirt hat, beweist, ausser dem oben Erwähnten, auch untenstehende An- _ merkung''), in welcher er WAnuengere’s Ausdruck „auricularum fere instar“ wegzudeuten sucht, da dieser Ausdruck nicht recht zu der ihm vorliegenden Form passt. STEINHARDT ?), welcher viele in erratischen Blöcken in Preussen gefundene Illaenen untersucht hat, hat ebenso wie VoLBORTH zwei Formen unterschieden, welche er, gleichwie Jener, als denjenigen WAHLENBERG’s entsprechend ansieht. Er sieht jedoch nicht, wie VoLBoRTH, die Form mit flacher Gla- bella als Stammform an, da diese, laut NIıEszkowskI, in einem höheren Niveau als die Varietät Dalmani V.oLBoRTH vorkom- men soll, sondern diese letztere. Keine der von ihm ab- gebildeten Formen gehört jedoch zu dem echten Zllaenus cras- sicauda, sondern muss zu dem Illaenus crassicaud«a autt. gezählt werden. Da der Name crassicauda der von WAHLENBERG zuerst beschriebenen und abgebildeten Art wiederzugeben ist, so muss diejenige, wovon später Figuren auf t. VIL £.5—6 dargestellt worden, einen neuen Namen erhalten. Unzweifel- haft muss der Varietätname Dalmani, den VOoLBOoRTH dieser Art zuerst gegeben, als Artname für dieselbe angenommen werden. Da der echte /llaenus crassicaudu in der Wissen- schaft fast unbekannt geblieben ist, liefere ich hier eine neue Beschreibung und neue Abbildungen. Illaenus erassicauda WAHLENBERG 1821. Taf. XXIII. Fig. 1—13. 1821. Eniomostracites crassicauda WAHLENBERG, Petrificata telluris te N. Acta reg. soc. sc. Upsal. Bd. VIII. pag. 27. t. 11. f. 5-6. Caput subtriangulare convexissimum, angulatum, oculis ad conos productis, super glabellam valde erectis, basi capitis proximis. Anguli postici rotundati. Glabella antice obsoleta, 1) „Rechts und links wird diese Ebene (bei Glabella) von den halb- mondförmigen Augen begrenzt, welche in Folge der perspectivisch ver- kürzten, fast unter rechtem Winkel herabgebogenen Randschilder, an den äussersten Rand des Kopfschildes gerückt erscheinen und schon Bee veranlassten, sie deshalb mit Ohren zu vergleichen.“ 1.c. pag. 11. 2) E. Tu. G. SrtemmAarprt, Die bis jetzt in preuss. Geschieben ge- fundenen Trilobiten. Königsberg 1874. pag. 41--42. Beitr. zur Natur- kunde Preussens, herausgeg. von der phys.-ökon. Ges. zu Königsberg, 3. 564 ‚inter oculos angustissima, antice posticeque latior. Sulei dor- sales antice evanescentes dimidium capitis plane attingentes. Thorax articulis 10. Pars plana loborum lateralium, pleu- rarum mediarum et posticarum, recurva decurvaque duplice major. BRhachis depressa, lata, neque tamen duplicem latitu- dinem partis planae loborum lateralium aequans. Pygidium segmentum ellipsis fere occupans, superne sub- applanatum, margine fortius curvata. Sulci dorsales satis de- press. Rhachis dimidium longitudinis pygidii vix occupans, triangularis, aequilateralis fere, postice evanescens, in carinam tenuem, marginen posticam pygidii attingentem, transiens. Anguli valde truncati. Angulus fulcri cum margine anteriore eirciter graduum 100—115. Bei allen vorliegenden Exemplaren ist die Schale voll- ständig erhalten. Kopfschild. Die Wölbung des Kopfschildes nimmt etwas mehr als !/, eines Kreises ein. Von oben gesehen stellt der Vorderrand einen Bogen dar, dessen stärkste Biegung in der Mitte desselben liegt. Der Umkreis erhält dadurch eine etwas dreieckige Gestalt. Die Glabella ist nach allen Rich- tungen hin stark gewölbt. Ihr Stirntheil bildet mit den Rand- schildern einen gleichförmigen Bogen, ihr hinterer Theil da- gegen einen stumpfen Winkel von ungefähr 135° mit den Seitentheilen des Mittelschildes, da diese zu einem, sich über den hinteren Theil der Glabella bedeutend erhebenden Palpe- bralflügel ausgezogen sind. Die Dorsalfurchen werden hierdurch nach hinten hin scharf; nach vorn verschwinden sie unmerklich, erreichen jedoch noch deutlich die Mitte des Kopfschildes. Eine Andeutung eines Nackenringes zeigt die Glabella, inso- fern die hintere Kante etwas angeschwollen ist. Die Rand- schilder sind unbedeutend convex, beinahe flach, mit Ausnahme der hinteren Kante, hinter den Augen, welche stark herabge- bogen ist, wodurch man den ganzen Randschild nicht auf einmal überblicken kann, wie dies bei /llaenus Dalmani VoL». der Fall ist. Das Sehfeld der Augen und eine schmale Kante des Randschildes in dessen nächster Nähe erheben sich etwas über den übrigen Randschild und bilden einen, obgleich sehr stumpfen Winkel zu dessen Fläche. Der Winkel, den die Randschilder zu einer, den höchsten Theil der beiden Palpebralflügel tangirenden Linie bilden, macht ungefähr 105 — 110° aus, und der, den sie zu den Palpebralflügeln selbst bilden, ungefähr 90°. Die Wangen- ecken sind abgerundet, jedoch nicht so stark wie bei /llaenus Dalmani Vous. Die Breite der Randschilder ist etwas geringer als deren Länge. Die Augen erheben sich ganz in der Nähe des Oceipitalrandes, und ragen nicht unbedeutend über die y = ee Glabella, als konische, von vorn nach hinten und aussen hin _ abgeplattete Erhöhungen, vor. Sie bilden demzufolge die höch- sten Theile des Kopfschildes. Das Sehfelä der Augen bildet ein sehr langgestrecktes Parallelogramm, dessen kürzere Seiten abgerundet sind. Ihre Länge ist ungefähr drei Mal so gross als ihre Breite. Eine Facettirung hat man nicht wahrnehmen _ können. Sie heben sich jedoch durch die hellere Färbung von der Schalenoberfläche deutlich ab. Der Palpebralflügel bedeckt nicht nur die Augen an der oberen Seite, sondern ist an der Spitze rechtwinklig umge- bogen, so dass er sie an der äusseren Seite begrenzt. Die Entfernung von der Dorsalfurche, wo die Glabella am schmal- sten ist, bis zur Spitze des Palpebralflügels ist eben so gross, als die Glabellenbreite an dieser Stelle. Der Lauf der Ge- sichtsnaht ist besonders charakteristischh Hinter dem Auge ist die Naht stark nach aussen gebogen und bildet einen sehr spitzen Winkel zum Oceipitalrande des Kopfschildes. Darnach umschliesst sie den stark hervorspringenden Palpebralflügel, nach hinten und vorn zu rechtwinklig gebogen. Von dem Auge geht sie fast gerade aus, mit einer unmerklichen Krümmung, bis ganz nahe an den Vorderrand des Kopfschildes, wo sie sich ziemlich plötzlich nach vorn und innen wendet und dann wieder beinahe gerade in den Rand ausläuft. Sie besitzt also vor den Augen nicht die S-förmige Biegung, welche der Ge- sichtsnaht des /llaenus Dalmani Vo». eigenthümlich ist. Thorax. Der Thorax ist zehngliedrig; die Glieder sind schmal, fach oder unbedeutend gewölbt, gegen die vordere und hintere Kante etwas abgerundet. Die Rumpfaxe ist breit, beinahe überall gleich breit, nach hinten vom 1. bis zum 7. Gliede unmerklich verschmälert, darauf stärker; flach, schwach gewölbt, die Wölbung einen gleichförmigen Bogen bildend. Die Seitenlappen sind in nächster Nähe der Rumpfaxe flach. Ihr flacherer Theil ist etwas breiter als die halbe Breite der Rumpi- axe, darauf sind sie rückwärts und abwärts gebogen. An den vordersten Rumpfgliedern sind sie stark rückwärts ge- ‘ bogen, ungefähr 140°, und nur wenig abwärts; an der Spitze sind die drei letzten sogar etwas nach vorn umgebogen. Alle Grade von Uebergängen werden zwischen den vordersten und hintersten angetroffen. In horizontaler Projection sind die Seitenlappen ungefähr gleich breit, wie die Breite der Rumpi- axe. Am 6. und 7. Gliede ist der flache Theil der Seiten- lappen nicht völlig doppelt so breit, als der gebogene; am ]. dagegen sind sie ungefähr gleich breit. Der äussere gebogene Theil der Rumpfglieder verschmälert sich nach und nach ein wenig gegen die Spitze. Diese ist abgerundet, wie bei Illuenus Dalmani, schief abgeschnitten. = Pygidium. Das Pygidium ist im Verhältniss zum Kopf- schilde ziemlich klein; seine grösste Breite verhält sich zu der des Kopfschildes wie 7:9. Nach den Krümmungen er ist es nur wenig kürzer als der Thorax. Die grösste Breite (in horizontaler Projection) verhält Si zur Länge nicht ganz wie 2:1. Der mittlere und vordere Theil ist sehr flach, der äussere Theil stark herabfallend, aber mit gleichmässigem Uebergang. Der Form nach bildet das Pygidium ein Segment einer sich einem Kreisbogen nähernden Ellipse. Die Rhachis reicht nicht ganz bis zur halben Länge des Pygidiums, ist flach, unmerklich gekielt, der Form nach einem nahezu gleichseitigen Dreieck ähnlich, sehr deutlich mar- kirt und an den Seiten von ziemlich tiefen Dorsalfurchen be- grenzt. Diese sind vorn am seichtesten; bilden aber nach hinten eine tiefer eingedrückte Höhlung. Hinter dieser ver- schwinden sie, so’ dass die Rhachis hinten nicht begrenzt ist, sondern in eine schmale kielförmige, aber flache Linie übergeht, welche sich bis zum hinteren Rande erstreckt. Die Ecken des Pygidium sind ziemlich plötzlich und stark abgestumpft. Das Verhältniss zwischen der Länge der Articulationsfacette und der Breite des Seitentheiles am Vorderrande ist wie 2:3. Die Articulationsfacette bildet eine ungleichseitig-dreieckige, fast ebene Fläche und zum Vorderrande des Pygidium einen Win- kel von ungefähr 100— 115°. Der Vorderrand bildet an den Seitenflächen eine beinahe gerade Linie, mit einem niedrigen hervorragenden Bogen an der Rhachis. Die Rhachis ist am Vorderrande nur wenig breiter als die Seitentheile. Grösse. Exemplare von verschiedenen Alters-Stadien liegen vor, wie folgende Maasse darthun. Sie sind von drei Exemplaren genommen. No. 1. Das einzige bekannte vollständige Exemplar aus der Provinz Dalekarlien (Dalarne), WAHLeExBeRe’s Typusexem- plar. Das Thier ist beinahe vollständig zusammengekugelt. No. 2. Kopf mit 7 fragmentarischen Körpergliedern von Heda in Ostgothland. No. 3. Pygidium von Furudal in Dalekarlien. Länge in Millim. INo. 1. | No. 2. | No.3. Be 25 Körperlänge nach den en ge- messen . . 49 Länge des Kopfschildes nach den Krüm- mungen gemessen. . . 20, n section _ Breite des Kopfschildes . _ Geringste Glabellenbreite 8 - Glabellenbreite am Oceipitalrande . . _ Breite zwischen den Augen !). Abstand zwischen der Glabella und einer die Spitzen der beiden Palpebralflügel | berührenden Linie . . LEN SREN _ Seitentheil des Mittelschildes von der Dorsalfurche bis zur Spitze des Pal- = pebralflügels Breite des Seitentheils des Mittelschildes am Oceipitalrande ang Länge des Sehfeldes der Augen . Breite des Sehfeldes der Augen . Breite des Randschildes. - Länge des Thorax 5 - Breite der Axe am 1. Thoraxsegmente Breite des flachen Theils des EL DIER am 1. Thoraxsegmente . ie - Breite der Axe am 6. Segmente Breite des flachen Theils des Seitenlappens = am 6. Segmente . - Breite der Axe am 10. Segmente _ Breite des flachen Theils des Seitenlappens E: am 10. Segmente - Breite des Pygidiums in horizontaler Pro- E: jection Länge des Pygidium, der äusseren Fläche mach gemessen Länge des Pygidium in horizont. Projection - Breite des Pygidium am Vorderrande . _ Breite der Axe am Vorderrande Länge der Axe . _ Die Seitentheile am Vorderrande Länge der Articulationsfacette gen Exemplare, ist diese Entfernung 20 Mm. Länge des Randfeldes mit dem £ Sehfelde Länge in Millim. No.1. | No.2. INo, Sr 1) Bei einem vierten fragmentarischen Kopfschilde mit einigen Thorax- segmenten von Sollerön in Dalekarlien, welches kleiner ist als die übri- 568 Zusammenkugelung. Das einzige vollständige Exem- ' plar ist stark zusammengekugelt, obgleich nicht vollkommen, wie die Figuren darlegen. Die Ränder des Pygidium und des Kopfschildes scheinen vollkommen zu einander zu passen, die Thoraxsegmente, das Pygidium und der Kopfschild scheinen sich an den Seiten einander noch mehr nähern zu können, weshalb das Vermögen der Art, sich vollständig zusammen- kugeln zu können, keinem Zweifel unterliegt. Skulptur der Schalenoberfläche. Die äussere Fläche der Schale ist theils mit feinen, Nadelstichen ähn- lichen Punkten, theils mit erhöhten Streifen verziert. Diese Streifen sind auf der einen Seite von einem jähen Abfall be- grenzt, während die Aussenfläche der Schale sich auf der anderen Seite gleichförmig bis zum Gipfel des Streifens!) er- hebt. — Wo die Streifen dichter vorkommen, erhalten sie ein wallähnliches Aussehen, mit einem jähen. Abfall und einer stark abschüssigen Seite; wo sie dagegen weiter entfernt von einander sind, gleichen sie terrassenförmigen Absätzen. Beide Streifenarten sind natürlicherweise durch Uebergänge ver- bunden. Die Punktirung ist sowohl am Kopfe als auch am Pygi- dium wahrgenommen worden. An dem kleineren vollständigen Exemplare sind die nadelstichfeinen Punkte ohne Vergrösserung kaum sichtbar. An dem grösseren Pygidium dagegen sind sie mit blossem Auge sehr deutlich. Auf dem stärkeren convexen Theile des Pygidium sind ungefähr 18 auf ein Qu.-Millimeter be- obachtet. An den Randschildern und am vorderen Theile der Seitentheile des Mittelschildes sind sie am Kopfe besonders deutlich. Am Pygidium sind sie am zahlreichsten auf dem gerundeten Theile der Seitentheille.e An der Rhachis und den den Seiten derselben zunächst liegenden Theilen sind sie weniger zahlreich, kommen aber auch dort zwischen den Streifen vor. Die Streifen, welche oft anostomosiren und einen wellen- förmigen Verlauf haben, kommen an der Rhachis des Pygi- dium und an dem hinteren schmäleren Theile der Glabella vor und sind dort besonders zahlreich. Sie laufen an der letzt- genannten Stelle hinten parallel mit der schwachen Gelenk- wulst, welche deren entbehrt, am meisten nach vorn ist ihr Lauf dagegen parallel mit der Längsausdehnung der erhöhten 1) BUrMEISTER hat dieselben zuerst bei einem Asaphus und einem Illaenus nachgewiesen und in: „Neue Beobachtungen über die Organi- sation der Trilobiten“, Zeitung für Zoologie, 1848. pag. 79, beschrieben. -— Barranpe hat dieselben später ebenfalls ausführlich bei einigen böhmischen Trilobiten beschrieben und ihnen den Namen „plis-sillons“ gegeben. Systeme Sil. du Oent. de la Boheme, Vol. 1. pag. 235. | 569 a er _ Augenpartieen. Sie haben also an der Glabella eine dreieckige Anordnung Die weniger abschüssige Seite der Streifen ist an der Glabella die vordere. Am Pygidium ist das Verhält- _ niss dasselbe. Auf der Rhachis des Pygidium läuft die Rich- tung der Streifen nach hinten und aussen von ihrem mittleren Theile aus. Sie werden theilweise auf die Seitentheile nahe u: der Rhachis fortgesetzt, laufen dort aber parallel mit dem - NVorderrande des Pygidium. Auf den Seitentheilen sind sie. jedoch weniger zahlreich und verschwinden bald in der Nähe des äusseren Randes. Der flache Theil der äusseren Hälften der Pleuren ist ebenfalls mit solchen Streifen geziert, bis zu einer Anzahl von 8—10, welche fast parallel mit der Längsaxe des Körpers sind. An den Randschildern, gleichwie am vorderen Theile des Seitentheils des Mittelschildes befinden sich ähnliche, aber viel _ feinere, mit dem Vorderrande des Kopfschildes parallele Streifen. Re, Verwandtschaft. Diese Art ist weit verschieden von allen mir bekannten Arten der Gattung Illaenus. Die einzige, welche durch die für die Art besonders charakteristische Form der Augenpartie des Kopischildes einige Uebereinstimmung zeigt, ist JIlUaenus tauricornis Kurorca.') Die Wangenecken ‚sind jedoch bei dieser zu Hörnern ausgezogen, auch ist. die Form des Pygidium bedeutend verschieden. Der amerikanische Illaenus vindex Bıruınes?) scheint nach der Beschreibung und Figur zu urtheilen, Verwandtschaft zu zeigen. Auch diese Art hat jedoch die Wangenecken stark ausgezogen. Auch der Bau des Pygidium scheint nach der Beschreibung meine Annahme zu unterstützen. Fundort. J/llaenus crassicauda ist mit Sicherheit nur aus Dalekarlien (Dalarne) in Schweden bekannt. Während des letztverflossenen Sommers habe ich denselben dort zu Fjecka und Furudal im Kirchspiel Ore und zu Kärgärde im Kirchspiel Orsa gefunden. Die Universität zu Upsala besitzt drei Exemplare der Art; davon eins von der Insel Sollerön, - nahe Mora, im See Siljan und WaHtengere’s Original-Exem- - plar, dessen Fundort indessen nicht näher angegeben ist, als durch die Bezeichnung Dalarne. Er gehört dort den Grenzlagern zwischen dem Orthoceren- _ und dem Cystideenkalk an und scheint, laut Törnguist’s. Be- - grenzung der fraglichen Lager?) von den jüngsten Lagern des 2) Ueber einige baltisch - silurische Trilobiten Russlands, pag. 288. "7 #. VI. f. 1a—c. Verhandl. der kais. russ. miner. Ges. zu "Petersburg BR AsaT, Petersburg 1848. De } Palaeozoic fossils, Vol. 1. pag. 179. f. 160. ne 3 Törnovist, Om Siljanstraktens palaeozoiska formationsled. Öfver- —sigt k. Vet. Akad. Förhandlingar, 1874. No. 4. pag. 14. 570 - Orthocenkalkes bis zu den ältesten des Cystideenkalks hinauf- zusteigen. | RR Das einzige fragmentarische Exemplar, welches im natur- historischen Reichsmuseum in Stockholm aufbewahrt wird, stammt laut Etikette von Heda im Kirchspiel Wreta Kloster in der Provinz Ostgothland.. Da indessen verschiedene Um- stände dagegen sprechen, dass es dort gefunden ist, nehme ich vorläufig an, dass die Angabe des Fundorts irrig ist. In Norwegen habe ich die Art nicht gefunden, auch scheint sie nicht in den russischen Ostseeprovinzen vorzu- kommen. Da die zuletzt von WAHLENBERG abgebildete Art, Zllaenus Dalmani VoLB. = Illaenus crassicauda autt., wohl bekannt ist, und gute Abbildungen davon vorhanden sind, will ich mich darauf beschränken, nur eine Uebersicht ihrer Synonymik und _ einen Hinweis auf die wichtigsten Abbildungen und Beschrei- bungen zu geben. Illaenus Dalmani VoLsortH 1863. 1821. Entomostracites crassicauda WAHLENBERG, Additamenta quae- dam ad petrificata telluris Svecanae pag. 293. t. VII. £.5, 6. N. Acta reg. soc. sc. Upsala Bd. VIII. 1827. Asaphus (Illaenus) crassicauda Darman. Om Palaeaderna, k. Vet. Akad. Handl. 1826. pag. 250. t. V. f. 24-f.)) 1837. Illaenus crassicauda Hisinger, Lethaea Svecica p. 17. t. 111. f.5. 1854. Illaenus crassicauda AnGELıN, Palaeontologia Scandinavica pag. 41. t. XXIV. f. 2, 2a. 1863. Illaenus crassicauda?) VOLBORTH, Ueber die mit glatten Rumpf- gliedern versehenen russischen Trilobiten, Mem. de l’Acad. imp. ge St. TEDEE, VII. ser. Tome VI. No. 2. pag. 10. t. IE 15 6. 1863. Jllaenus crassicauda var. Dalmani VOLBORTH, 1. c. pag. 13. t M. f. 7-13. 1874. Illaenus crassicauda forma typica s. Dalmani STEINHARDT, Die bis jetzt in preussischen Geschieben gefundenen Tri- lobiten pag. 42. t. IIl. f. 12a, b, c. Fundort und Verbreitung. Diese Art ist eine der gemeinsten Versteinerungen im ÖOrthocerenkalk. Sie ist in allen unseren Provinzen gefunden, wo ÖOrthocerenkalk vor- ı) Ueber die Palaeaden oder die sogen. Trilobiten von J. W. Darman. Aus dem Schwedische übersetzt von FRIEDRICH ENGELHARDT. Nürnberg 1828. pag. 51. t. V. f. 2a -1. 2) Da die von VoLBoRTH aufgestellte Varietät Dalmani zur Stamm- art erhoben worden ist, muss dagegen die Form mit flacher Glabella als eine Varietät der Art Dalmani angesehen werden. Ich schlage den Namen Jllaenus Dalmani var. Volborthi vor. ER } # } = % 3 Br mt: Jemtland, Dalekarl en Nehke, Ost- en | Wäitgolh. : Sm la u ‚Öland Bude 'Schonen, „Die kommt. = En ab Me Bezirke ist sie nicht mit Sicher x iesen worden, doch sind nahestehende Arten mehrmals ER Elan der Tafel XXIH. Illaenus erassicauda WAHLENBERG.. In: Figur 1—8 Das Wantengerc’sche Original- Exemplar aus der Provinz Dalekarlien. _ Figur 9— 11. Kopfschild von ?Heda in Ostgothland. _ Figur 12 -13. Pygidium von Furudal in Dalekarlien. . nn | 572 6. Leber Glacialerscheinungen in Sachsen, nebst ver- gleichenden Vorbemerkungen über den Geschiebemergel. Von Herrn Hermann CrEoxer ın Leipzig. Hierzu Tafel XXIV. Vergleichung des diluvialen Geschiebemergels Norddeutschlands mit recenter Grundmoräne al- piner Gletscher. | Von den Geologen, welche das nordische Diluvium als Product der Vergletscherung Nordeuropas während der Glacial- zeit auflassen, wird der Geschiebemergel oder Geschiebelehm als die Grundmoräne des sich damals von Skandinavien aus über Norddeutschland und seine Nachbarländer ausbrei- tenden Inlandeises angesprochen. !) Wenn dies nun wohl auch wesentlich geschehen ist, mit Hinblick auf die Analogieen mit dem fast allseitig als Grund- moräne früherer Gletscher anerkannten Krosstenslera Scho- nens, dem Till Schottlands, dem Blocklehm der bayerischen Hochebene, ferner mit Bezugnahme auf die kurzen Beschrei- bungen, welche Dssor, FAvRE, Mousson, NECKER, Vogt u. a. von der allgemeinen Beschaffenheit der Grundmoräne recenter und vorzeitlicher Alpengletscher gegeben haben, — so ist es mir doch nicht bekannt, dass man in situ zwischen Fels und Gletscher befindliche Grundmoräne mit directem Bezug auf ihre structurelle Aehnlichkeit mit dem norddeutschen Ge- schiebelehm untersucht und unmittelbar verglichen hätte. Dies mag daher rühren, dass die schweizerischen, österreichischen und süddeutschen Gletscherkundigen eine Veranlassung zu diesem Vergleiche nicht fanden, während die norddeutschen 1) OÖ. ToreLL, Undersökningen öfver istiden 1872. pag. 61 f. — L. Meyn, Die Insel Sylt und ihre Umgebung, Abhandl. z. geol. Specialk. v. Preuss. I. Heft 4. .pag. 649. - G. BErEnDT, diese Zeitschr. 1879. pag. 1 ff. — H. Orn., ebenda 1879. pag. 21; 1880. pag. 175; Verhandl. d. Ges. f. Erdk. Berlin 1880. October. — A. HerLrann, diese Zeitschr. 1879. pag. 68 — A. Penck, ebenda pag. 117 ff. — E. Gemıtz, Beitr. zur Geologie Mecklenburgs Heft I. 1880. pag. 46. — 0. Fraas, Neues Jahrb. f. Min. 1880. I. pag: 270. — A. JentzscH, Schriften d. phys.- ökon. Ges. zu Königsberg 1580. pag. 8. 573 Eesofogen ihre Gletschersindien bei einem Besuche Hr Alpen _ mehr auf den äusseren Habitus der Gletscher und auf solche auffälligen Bewegungserscheinungen wie Endmoränen, Rund- _ höcker, Schlifflächen und Absatzproducte der Gletscherbäche gerichtet zu haben scheinen. Die Resultate einiger neuerdings von mir speciell zum Zwecke der Vergleichung der unter dem Gletscher befindlichen, in Bildung und Fort- bewegung begriffenen Grun dmoräne mit dem nord-. deutschen Geschiebelehme angestellten Untersuchungen am Pasterzen-Gletscher. mögen deshalb für diejenigen Fachgenossen, welche an der Erörterung der Diluvialfrage An- theil nehmen, nicht ohne alles Interesse sein. Der Pasterzen-Gletscher, aus den Firnfeldern an der Süd- seite der Glockner-Gruppe entspringend, besitzt nach v. Sox- KLAR eine Länge von 19 Km., ist also der zweitgrösste Alpen- gletscher. Wie die meisten der Gletscher unserer Hochgebirge — ist er gegenwärtig stark in Rückzug begriffen. Sein unteres Ende wird in Folge dessen augenblicklich von einem später noch zu erwähnenden Felskopfe in zwei Zungen getheilt, unter welchen die Schmelzwasser wild hervorbrechen. Nach der Analogie mit anderen Gletschern würde man hier — in der Re- gion der beträchtlichsten Eisschmelze und der grössten Durch- rieselung des Gletscheruntergrundes durch die von oben zuströ- menden Wasser — die Grundmoräne nirgends in ihrem ursprüng- lichen Zustande, sondern aufgearbeitet und ihrer feineren Theile beraubt, in Form von Geröll-, Kies- und Sandschichten an- treffen. Ich begab mich deshalb eine Strecke weiter thalauf- wärts zu dem seitlichen Gletscherrande und von diesem aus an einige Punkte, wo das Eis nicht fest auflag, sondern in anfänglich etwa 1,5 M. hohen Wölbungen den Zutritt unter - den Gletscher gestattete.e Der Boden dieser subglacialen Ca- — näle, auf welchem die Gewässer der aus den Seitenthälern unter den Gletscher tretenden Bäche, sowie die Schmelzwasser rieselten, war ebenso wie weiter unten nahe dem Gletscherende mit grobem Sand, Kies und in diesen mit Blöcken, also von dem ausgewaschenen und umgearbeiteten Grundmoränen-Ma- terial bedeckt. Dahingegen lagerte am Fusse der beidersei- tigen Wandungen dieser Eisgewölbe zwischen dem Gletschereis und dem festen Felsgrunde die echte Grundmoräne in ihrem ursprünglichen Zustande und deshalb in ihrer typischen Aus- bildungsweise. Sie besteht dort aus einem zähen. bei reich- lichem Wasserzutritte breiartigen, grauen Lehme, der, wie man sich beim Kneten bereits durch das Gefühl überzeugt, ange- füllt ist von kleinsten Gesteinskörnern und -splittern und voll- steckt von kleineren und grösseren, scharfeckigen und gerun- deten, z. Fh. geritzten Geschieben, von welchen die grössten EN E EEONTUT We fest zwischen Eis und Felsgrund eingeklemmt waren. Lies sich diese structurell vollkommene Uebereinstimmung dieser Grundmoräne mit dem norddeutschen Geschiebelehm bereits in deren durchweichtem Zustande nicht verkennen, so erhielten g die von mir abgestochenen Proben nach ihrer Trocknung eine geradezu täuschende Aehnlichkeit mit letzterem, und waren von lichtgrauen Varietäten des letzteren im Handstücke überhaupt kaum zu unterscheiden. Bei der von mir später vorgenommenen Trennung der Bestandtheile dieser Grundmoräne durch Schlämmung ergab es sich, dass deren lehmige Grundmasse nach Entfernung aller über erbsengrossen Geschiebe bestand aus 40 pCt. eckiger und kantengerundeter Gesteinskörner und -splitter und aus 60 pCt. Staub und feinsten Theilchen. An beiden Schlämmprodueten nimmt zerquetschter und zerriebener dolomitischer Kalkstein einen beträchtlichen Antheil. Der Durchschnitt von 9 mecha- nischen Analysen des Geschiebemergels aus der Umgegend von Berlin ergab etwa 52 pCt. Grand und Sand und 48 pCt. Staub, Kalkmehl und thonige Theile als dessen Bestand. !) Wenn demnach auch die beiden untersuchten Glacialgebilde in ihrer procentalen Zusammensetzung aus Fragmenten ver- schiedener Korngrösse, wie von vornherein wegen der un- gleichen Zerreiblichkeit des betreffenden Materiales zu erwarten war, nicht ganz genau übereinstimmen, so zeigt doch die aus- geführte Vergleichung, dass sowohl in der äusseren Erschei- nungsweise, wie in der inneren Structur und allgemeinen Zu- sammensetzung der schlammigen Grundmoräne des Pasterzen- Gletschers und des norddeutschen Geschiebelehms vollständige Gleichartigkeit herrscht. Welche Schwankungen übrigens in dem Gehalte jener Grundmoräne an Staub- und Thontheilchen stattfinden können, ergaben die Beobachtungen auf der Oberfläche des erwähnten, aus dem abschmelzenden Gletscherende herausragenden gewal- tigen Rundhöckers. Noch vor wenig Jahren vom Gletscher bedeckt, ist derselbe erst kürzlich eisfrei geworden. In Folge seiner Erhabenheit über das allgemeine Niveau des Gletscher- bodens entging die auf ihm befindliche Grundmoräne der Um- arbeitung und Umlagerung durch die zu beiden Seiten reichlich strömenden Gletscherwasser und ist uns in unverändertem Zustande auf ihrer ursprünglichen Unterlage erhalten geblieben. Sie besteht aus einem schwach thonigen, scharfen, durchaus ungeschichteten Sande, voll von kleineren und grösseren ecki- gen, kantenbestossenen und gerundeten Fragmenten von flase- 1) @. BERENDT, Umgegend von Berlin pag. 30 u. 31. Abhandl. z. geol. Specialkarte v. Preussen Ill. 3. 575 rigem Gneiss, Augengneiss, Glimmerschiefer, Amphibolit und krystallinischem Kalkstein, welche z. Th. ausgezeichnete Schliff- flächen und Schrammen aufzuweisen haben. Manche der grösse- ren Scheuersteine befanden sich noch in ihrer ursprünglichen Stellung auf dem angeschliffenen und geschrammten Unter- srunde, welcher an zahlreichen Punkten aus dieser Grund- moräne hervorragte. Ueber letztere waren einzelne gewaltige Blöcke zerstreut, von denen man mir berichtete, dass sie auf. dem Rücken des diese Stelle noch vor etwa 3 Jahren bedeckt habenden Gletschers gelegen hätten, demnach beim Rückzug desselben zu Boden gesunken sind. Der Anblick dieses noch auf drei Seiten vom Pasterzen- Gletscher umgebenen, erst vor Kurzem eisfrei gewordenen Rundhöckers und der auf ihm ruhenden Grundmoräne versetzte mich lebhaft zurück zu jener von einem an Scheuersteinen reichen, sandigen Geschiebelehm überkleideten und ebenfalls mit Gletscherschliffen bedeckten Porphyrkuppe des Dewitzer Berges bei Leipzig. Mit Bezug auf die subglacialen Gebilde eines Gletschers ergiebt sich aus obiger Darstellung, dass 1. die eigentliche Grundmoräne eine lehmige, thonig-schlammige Grundmasse be- sitzt, in welcher kleine und grössere Geschiebe suspendirt sind, — dass 2. bei reichlicherer Durchfeuchtung mit Schmelzwasser die feinen Thontheilchen entführt werden können, wodurch die 'Grundmoräne einen mehr sandigen COharakter erhält, während endlich 3. bei noch beträchtlicherem Wasserzuflusse eine Auf- arbeitung, Schlämmung und Umlagerung des Moränenmaterials bewirkt wird, aus welchem dann geschichtete Sande, Kiese und Schotter hervorgehen. Alle drei Formen dieser subgla- cialen Gebilde können in nur wenig Meter Entfernung von einander gleichzeitig zur Ablagerung gelangen. Wir erblicken in ihrer Vergesellschaftung einen deutlichen Hinweis auf die Aequivalenz gewisser nordischer Grande, Kiese und Sande und des Geschiebemergels unseres norddeutschen Diluviums. Das Folgende im Anschlusse an: I. Gletscherschliffe auf Porphyrkuppen bei Leipzig; diese Zeitschr. 1879. pag. 21. Il. Geritzte Geschiebe nordischen und einheimischen Ursprunges im sächsischen Geschiebelehme; ebenda pag. 28. III. Schichtenstörungen im Untergrunde des Geschiebe- - lehmes; ebenda 1880. pag. 75. Zeitschr. d.D. geol. Ges. XXXIL 3. 37 ‚576 IV. Ueber die Verbreitung einheimischer Glacial- seschiebe im nordwestlichen Sachsen. Es ist neuerdings bereits mehrfach hervorgehoben worden, dass der Geschiebemergel auf seinem ungefähr nach S. ge- richteten Wege über die norddeutsche Tiefebene Fragmente dort anstehender Gesteine in sich aufgenommen und im Vereine mit den skandinavischen Geschieben in südlicher Richtung weiter transportirt hat.') Ein Theil dieser einheimischen Ge- schiebe hat unterwegs Schliffe, Schrammen und Ritzen er-. halten. Diese Frictionserscheinungen bilden im Vereine mit denen auf dem festen (Gresteinsuntergrunde Norddeutschlands ein kaum zu widerlegendes Beweismittel für die Glacialtheorie, Ausserdem aber steht zu hoffen, dass sich durch specielle Fest- stellung der Verbreitung solcher einheimischen Geschiebe die Bahnen des skandinavischen Inlandeises auf norddeutschem Boden genauer fixiren lassen, als dies mit Hülfe der norwe- gischen, schwedischen und baltischen Geschiebe allein möglich ist. Da Durchragungen des Schwemmlandes durch feste Ge- steine, mit deren Fragmenten sich die Grundmoräne anreichern konnte, in der südlichen Randzone des norddeutschen Diluvial- gebietes häufiger als weiter im Norden sind, so ist von vorn- herein zu erwarten, dass die Führung des Geschiebemergels an einheimischem Materiale im Süden eine grössere sein wird. Dies wird durch die Erfahrung vollkommen bestätigt und da- durch u. a. zugleich ein Mittel geboten, zu constatiren, welchen richtunggebenden Einfluss die von S. her in das nordische Diluvialareal vorspringenden Gebirge und Höhenzüge auf die randliche Ausbreitung der hier bereits zu geringerer Mächtig- keit herabgesunkenen Gletschermassen ausgeübt haben. Der- artige Schlussfolgerungen werden aber nur dadurch ermöglicht, dass der Boden, welcher zur Bildung der (srundmoräne Ma- terial beigesteuert hat, eine abwechslungsreiche Zusammen- setzung aus charakteristischen Gesteinsarten besitzt, damit die verschleppten Geschiebe als solche erkannt und auf ihren spe- ciellen Ursprungsort zurückgeführt werden können. Diese und ähnliche Bedingungen sind, wie kaum in einem anderen der peripherischen Theile des norddeutschen Diluviums, in dem Hügellande Sachsens erfüllt: 1. Estreten im westlichen Sachsen zahlreiche Gesteinsarten von so eigenartigem petrographischen Habitus auf, dass ihre 1) Diese Zeitschr. 1879. pag. 30. — A. Herranp, ebend. pag. 88. — A. Penck, ebend. pag. 122. — H. Crn., Verhandl. d. Ges. f. Erd- kunde zu Berlin 1880. Octoberheft. 577 Bruchstücke von dem Kenner meist leicht und sicher mit den anstehenden Gesteinsvorkommnissen identificirt werden können, _ — während die Möglichkeit einer Verwechslung mit skan- dinavischen und erzgebirgischen Felsarten bei den meisten ‚geradezu ausgeschlossen ist. Hierher gehören, um nur einige Beispiele anzuführen, die Granatgranulite und Pyroxengranu- _ lite des Mittelgebirges, die Chiastolithschiefer und Andalusit- schiefer der Lübschützer Berge, der Porphyrtuff des Rochlitzer . Berges, der „Bandjaspis“ (silifieirter Thonstein) von Kohren, die Pyroxen-Granitporphyre des Leipziger Kreises, die Platten- _ dolomite des oberen Zechsteines u. a. 2. Der geologische Bau des westlichen Sachsens ist ein zonaler; die einzelnen Gesteinszonen besitzen einen von den benachbarten durchaus abweichenden Charakter und im Allge- meinen eine Erstreckung von WSW. nach ONO., also quer auf die Richtung der Eisströmung, welche, wie die Schrammen von Landsberg, Taucha, Klein-Steinberg und Lom- _ _ matzsch !) beweisen, von ungefähr N. nach S. vordrang. In Folge dieses Zusammentreffens günstiger Umstände wird sich das in ziemlich südlicher Richtung verschleppte Gesteinsmate- rial einer Zone jedesmal auf der Oberfläche einer anderen _ wiederfinden und sich auf dieser durch seinen abweichenden _ petrographischen Habitus leicht kenntlich machen. = 3. Die Oberfläche des nordwestlichen Sachsens hebt sich - in schwachem Anstiege gegen SO.; die Flüsse strömen deshalb im Allgemeinennach NW. und N., eine Rich- tung, die sie bereits während der Glacialperiode inne- hatten, denn ihre alten Schotterabsätze lassen sich aus dem Erzgebirge bis zwischen und unter den Geschiebelehm des Hügellandes und der Ebene verfolgen. Der Transport des ein- heimischen, wie des skandinavischen Materiales der nordischen Grundmoräne ist demnach gegen die allgemeine Stromrichtung erfolgt. Ist bereits durch diese Thatsache der Einwurf, dass _ die einheimischen Geschiebe durch die Flüsse nach S. geschafft _ worden seien, widerlegt, so kommt noch hinzu, dass viele die- ser Geschiebe, wie an oben citirten Stellen constatirt, die für - die gröberen Bestandtheile einer Grundmoräne charakteristi- schen Schliffe und Schrammen , ferner oft auch jene bezeich- nenden „bestossenen Kanten“ aufweisen, theilweise aber auch _ noch als vollkommen scharfeckige und dünnplattige Fragmente - kreuz und quer im Greschiebelehm stecken. Die Wanderung _ unserer Geschiebe steht demnach in keinerlei Beziehung zu den jetzigen und früheren Flusssystemen Sachsens. „7 - 1) Lvepecrke, N. Jahrb. f. Min. 1879. pag. 567. — H. Crp., diese Zeitschr. 1879. pag. 21. -— DATHE, ebend. 1880. I. pag. 92. 1* Se Diese Thatsache wird dadurch nicht abgeschwächt, dass die einheimischen nördlichen Geschiebe nicht auf den echten Geschiebelehm beschränkt sind, sondern oft den z. Th. vor- waltenden Bestandtheil gewisser Kies- und Schotterablagerun- gen bilden, wie sie im Süden des Diluvialgebietes oft den (seschiebelehm vertreten oder begleiten. Je weiter man näm- lich von N. aus in das sächsische Hügelland vorschreitet, desto seltener und beschränkter werden die Vorkommnisse des nor- malen, in dem nördlich vorliegenden Flachlande herrschenden Geschiebelehmes. Statt seiner stellen sich isolirte Haufen von Grand, Kies und Schotter ein, welche aus dessen gröberen Bestandtheilen, vermehrt um Rollstücke und Grus aus der Nachbarschaft bestehen, während seine feineren, namentlich thonigen Elemente weggeschwemmt und, wie es scheint, in der Nähe als „geschiebefreier oder -armer, z. Th. lössartiger Höhenlehm“ wieder abgesetzt worden sind. Dieser Vorgang und seine Folgen sind bereits a priori für die äusserste Rand- zone des Grletscherbodens vorauszusetzen, da dort die Ge- sammtmasse des bis dahin vorgedrungenen Eises in Wasser umgewandelt wird und diese Schmelzwasser das Material der Grundmoräne aufarbeiten und entweder noch subglacial oder vor dem Gletscherfusse als Kies und Schotter wieder absetzen müssen. Die auch in den einleitenden Bemerkungen geschil- derten Erscheinungen am Ende jedes der sich zurückziehenden heutigen Hochgebirgsgletscher bestätigen durchaus die Richtig- keit dieser Voraussetzung. Die wesentlich nordischen Kies- ablagerungen auf den Höhen des sächsischen Hügellandes und Mittelgebirges, sowie in deren Umgebung sind demnach dem G&eschiebelehm vollkommen .gleichwerthige Gebilde. Etwas complicirter wird die Zusammensetzung dieser dilu- vialen Kiese und Schotter dort, wo durch die sich mit den Schmelzwassern mengenden erzgebirgischen Gewässer südliches Material herbeigeführt und mit den nordischen Gesteinen ver- mischt worden ist. Seine Quantität nimmt am äussersten”’Süd- rande des Diluvialgebietes in dem Maasse zu, dass skandina- vische Geschiebe immer seltener werden und zuletzt wesentlich auf deren widerstandsfähigste Repräsentanten, nämlich Dala- quarzite, Feuersteine und Scolithussandsteine beschränkt sind. Aus diesem Grunde ist auch die südliche Grenze des grossen skandinavisch-norddeutschen Diluvialgebietes, sobald es darauf ankommt, sie Kilometer für Kilometer zu ermitteln, nicht überall in der gewünschten Schärfe zu fixiren. Soviel steht jedoch fest, dass dieselbe einer bestimmten Höhenlinie, also einer gewissen Niveaucurve nicht folgt, sondern vielmehr un- abhängig von einer solchen verläuft. So erreicht das nordische Diluvium sowohl im Westen des von uns diesmal in Betracht I: gezogenen (Gebietes bei Zwickau und Lichtenstein, wie weiter, im Osten z. B. bei Stolpen eine Meereshöhe von etwa 410 M., fehlt dahingegen zwischen Frankenberg und Flöha bereits in ‚einer Höhe von gegen 300 M. vollständig. Ein instructives Beispiel dafür, dass aus dem Niveau der allgemeinen Diluvialbedeckung hervorragende Höhen das jen- seits, also südlich davon liegende niedrige Areal vor einer Be- deckung mit nordischem Materiale vollkommen bewahrt haben, indem sie den Gletscher brachen und in zwei seitliche Zungen theilten, liefern die Hohensteiner Berge westlich von Chemnitz (siehe das Kärtchen auf Tafel XXIV.). Dieselben bilden einen von WSW. nach ONO. gerichteten Kamm, der eine Höhe von über 480 M. erreicht, also das nördlich vorliegende Granulit- plateau um mehr als 100 M. überragt. Ebenso wie das letz- tere nordisches Diluvium trägt, so zieht sich dieses auch an den beiden Enden dieses Rückens vorüber noch weiter nach Süden (im Osten bis jenseits Chemnitz, — im Westen bis jenseits Lichtenstein und Zwickau), während die niedrige, direct hinter, also gewissermaassen im Schatten dieser Barre gelegene Gegend von Lugau - Würschnitz, trotz genauester darauf gerichteter Untersuchung von Seiten des Herın Sırserr noch keinen Splitter nordischen Materiales geliefert hat. Fassen wir nun nach diesen vorbereitenden Bemerkungen die Verbreitung einheimischer Geschiebe in dem Diluvium des westlichen Sachsens und die Bahnen, welche dieselben von ihrem Heimathsorte nach ihrer jetzigen Fundstelle eingeschlagen haben, an einigen Beispielen und an der Hand des Kärtchens auf Tafel XXIV. etwas genauer in’s Auge. Die Porphyrdecken und das Rothliegende des Leipziger Kreises werden an drei Stellen von silurischen Grauwacken kuppenförmig durchragt: bei Otterwisch und Hainichen süd- westlich von Grimma, an der Deditzhöhe östlich von dieser Stadt und bei Zschocher unweit Leipzig. An allen diesen Punkten sind die Schichtenköpie der steilaufgerichteten Grau- wacken und Grauwackenschiefer bis zu einer Tiefe von meh- reren Metern zertrümmert und zerrüttet und die Fragmente meist mit mehr oder weniger nordischem Materiale gemischt. Während nun der Geschiebelehm nördlich von diesen Punkten nirgends Grauwackenbruchstücke enthält, nimmt er solche, ‚sobald er das in ein wirres Haufwerk umgestaltete Ausgehende der Schichten überschreitet, in sich auf und birgt weiter süd- lich eine oft enorme Anzahl derselben. In grösstem Maass- stabe hat diese Verschleppung von dem Grauwackenzuge zwi- schen Otterwisch und Hainischen aus stattgefunden (4 des Kärtchens), in dessen Süden der Geschiebelehm und die ihn ‚vertretenden Schotter z. B. bei Stockheim und Gross - Buch ine geradezu angefüllt sind von eckigen oder kantengerundeten Grauwackengeschieben, die sich noch weiter südlich mehr und mehr vertheilen, aber doch noch in ziemlich zahlreichen, bis kopfgrossen Blöcken bis jenseits Lausigk, also gegen 10 Kilo- meter weit sich verfolgen lassen (Hazard). Ganz dasselbe wiederholt sich in kleinerem Maassstabe an der Deditzhöhe und bei Zschocher (3 und 1 des Kärtchens). Auch von der Grauwackenzone, die sich bei Oschatz zum Oolmberge erhebt (5), sind reichliche Gresteinsfragmente bis zu 15 Kilometer Entfernung nach S., nämlich in die Ge- gend nördlich von Döbeln transportirt und dabei ähnlich wie diejenigen von Zschocher z. Th. geschrammt worden. Ausserordentlich viel Material haben die Lübschützer Berge bei Strehla zu den südlich davon gelegenen Diluvial- gebilden beigesteuert. Dieselben bestehen aus einem Kerne von Granit, Granitgneiss und Gneissen, denen sich nach S. zu Glimmerschiefer und Phyllite, sowie Grauwacken anlagern. Die Schieferformationen bergen u. a. die höchst charakteristi- schen Andalusitfruchtschiefer, Chiastolithschiefer und Knoten- schiefer, die beiden ersteren jedoch nur an dem östlichen, der Elbe zugewandten Ende des Höhenzuges. Durchwandert man das Diluvialgebiet einige Kilometer südlich von letzterem in der Richtung von W.nach O., so beobachtet man eine gesetz- mässige, von dem geologischen Aufbau der Lübschützer Berge abhängige Vertheilung des verschleppten Gesteinsmateriales derselben und zwar derart, dass letzteres einen Transport in südsüdöstlicher Richtung erfahren haben muss. So trifft man neben nordischen Geschieben im äussersten Westen nur massen- hafte Grauwacken (Weinberg, Mannschatz), — weiter nach Osten zu stellt sich ebenso reichlich Granit, Granitgneiss und Biotitgneiss ein (Schmorckau), — endlich noch weiter östlich gesellen sich dunkele Fruchtschiefer und Chiastolithschiefer hinzu (Canitz, Weida). Diese anfänglich noch scharf getrenn- ten Geschiebebahnen (8 des Kärtchens) vermischen sich jedoch je weiter sie nach S. und SSO. gelangen, übertreffen aber an Länge fast alle übrigen in Sachsen bekannten. So sind die Grauwacken und Knotenschiefer über den östlichen Theil des Mügelner Zechsteinbeckens gewandert und haben sich hier mit Geschieben von Buntsandstein und Plattendolomit, dann mit solchen des südlich von jenen aufsetzenden gebänderten Thon- steins und Porphyrites vergesellschaftet (7), die wir sämmtlich und zwar z. Th. in geschliffenem und geschrammtem Zustande im Geschiebelehme von Mischütz, also gegen 20 Km. südlich von den Strehla’er Höhen wieder antreffen. Zu ihnen gesellen sich auf der Fortsetzung ihres nach S. gerichteten Weges Phyllite und Sericitgneisse der Gegend von Döbeln, während EFT an Te Re a “ ae zei En SE Es Dh rn ae 2 er a > F 2 - £ v e BETEN, Eu 4 } 581 die Grauwacken und Fruchtschiefer allmählich verschwinden. Es resultiren dann schliesslich in mehr als 25 Km. Entfernung _ von dem Ausgangspunkte dieses Reichthumes an einheimischen Geschieben jene schotterigen Accumulate, welche den sandigen - Geschiebelehm und die Kieselhügel von Ober-Rannschütz bei Döbeln zusammensetzen. Ziemlich reichlich sind in ihnen u.a. Geschiebe von Mügelner Plattendolomit enthalten. Dieselben finden sich hier in einem mindestens 60 M. höheren Meeres- niveau als an ihrem Ursprungsorte. Zugleich aber müssen an dieser Stelle erzgebirgische und mittelgebirgische Gewässer zu- geströmt sein, da dem Materiale jener Kieshügel, dessen Trans- port wir vom Norden bis hierher verfolgt haben, Basalt- und Granulitgerölle beigemischt sind. Diesen Wasserzuflüssen ist wohl auch die Aufarbeitung des Geschiebelehms zu Kiesen und Granden zuzuschreiben. Der eben geschilderten Geschiebebahn verläuft ein zweiter, vom Ostende der Lübschützer Berge ausgehender Transportweg parallel. Er überschreitet die Gegend von Lommatzsch mit ihren fast von N. nach S. gerichteten Gletscherschliffen, sowie das westliche Ende des Meissener Syenit-Gebietes und ist bis in die Nähe von Siebenlehn bei Nossen, also auf eine Länge von fast 40 Km. zu verfolgen (9 des Kärtchens). So enthält der typische Geschiebelehm des Katzenberges, nordöstlich von letztgenannter Stadt, geschliffene und geschrammte Geschiebe von Grauwacke und Grauwackenschiefer, ferner solche von dunklen Lübschützer Fruchtschiefern, sowie von Syeniten, — gleichzeitig führen die mit diesem Geschiebelehm vergesell- schafteten groben Grande neben zahlreichen Feuersteinen, sowie sparsameren Dalaquarziten und nordischen Porphyren Vertreter der gesammten Gesteine des nördlich vorliegenden. Meissener Syenit- und Porphyrareales, so namentlich der Zehrener Porphyre, der Glimmerporphyrite, Porphyrtuffe und flaserigen Syenite und Granite, während erzgebirgische Gerölle vollständig fehlen. Zwischen hier und den noch weiter nach S., also auf dem Abfalle des Erzgebirges gelegenen Orten Deutschen-Bohra und Hirschfeld treten wiederholt mächtige, z. Th. ungeschich- tete Geröllmassen von ähnlicher Zusammensetzung aus nor- dischem und nördlich einheimischem Materiale auf, nur sind unterwegs noch Phyllitfragmente hinzugekommen. Dass die in der Gegend von Meissen aufsetzenden Pechsteine unter den Geschieben fehlen, hat seinen Grund darin, dass dieselben ausserhalb und seitwärts von dieser Geschiebebahn liegen. Während der von den Lübschützer Bergen ausgegangene Gesteinstransport eine nur wenig von der N-S. - Linie abwei- chende Richtung verfolgt hat, lässt sich weiter im Westen, nämlich in der Gegend von Altenburg, constatiren, dass die et Verschleppung von NW. nach SO., also in Uebereinstimmung -mit der am Dewitzer Berge und am Kleinen Steinberge beob- achteten Richtung der Gletscherschrammen vor sich gegangen ist. So bestehen z. B. die den Geschiebelehm vertretenden Grande auf den Höhen nördlich von Penig neben reich- lichem nordischen Materiale und weissen Oligocänquarzen we- sentlich aus Geschieben von Gesteinen, welche in dem Land- striche zwischen dort und dem nordwestlich davon gelegenen Frohburg anstehen, so aus Quarzporphyr von Frohburg, silifi- eirtem, pflanzenführenden Porphyrtuff des Stöckigts, Porphyrit von Gnandstein und Phylliten der Gegend von Langenleuba (15 des Kärtchens). Auch in verschiedenen Aufschlüssen zwischen Penig und Frohburg sind die genannten Gesteine im Geschiebelehm und Grande nachgewiesen worden. Da nun die Peniger Kiesgruben 260 M. hoch liegen, die Frohburger Por- phyre aber nur eine Meereshöhe von 190, die Köhrener Por- phyrite nur eine solche von 240 M. erreichen, so hat auch hier eine Verpflanzung des Glacialmateriales aus niederen in höhere Niveaus stattgefunden. Eines der eigenartigsten Gesteine in West-Sachsen ist der Porphyrtuff des Rochlitzer Berges, der sich deshalb überall leicht wieder erkennen lässt. Seiner ausgesetzten, iso- lirten Lage wegen sind dem Rochlitzer Berge von dem ihn passirenden Gletschereise sehr beträchtliche Massen von Ge- steinsmaterial entführt und von dort aus quer über das ganze Mittelgebirge bis an dessen entgegengesetzte Ab- fälle (z. B. nach Merzdorf bei Frankenberg), ja bis in das erzgebirgische Becken so nach Schloss Chemnitz (13 und 14 des Kärtchens), also etwa 20 Km. weit transportirt worden. Auf diesem Wege haben sich ihm zahlreiche Granulite zuge- sellt, welche im Geschiebelehm ihre plattige und scharfkantige Gestalt beibehalten, in den groben Granden (bei Merzdorf) abgerundete Formen angenommen haben. Diese Merzdorfer Grande sind die typischen Repräsentanten des durch Schmelz- wasser geschlemmten Geschiebelehmes, indem sie. ganz aus- schliesslich aus mehr oder weniger gerundetem, aus NW. und zwar gegen den Abfall des Granulitplateaus eingewandertem Materiale, nämlich aus massenhaften Feuersteinen und an- deren kleineren nordischen Geschieben, sowie aus Granuliten und Rochlitzer Porphyrtuff bestehen. Noch an mehreren anderen Stellen lässt sich die That- sache constatiren, dass Granulite im Geschiebelehm den das Granulitterrain überragenden, flachen Schieferwall überstiegen haben, um zu ihrer jetzigen Fundstätte zu gelangen, so z. B. bei Hainichen (10 des Kärtchens), wo der Geschiebelehm voll- 583 kommen gespickt ist von kreuz- und querstehenden Platten und scharfkantigen Fragmenten von normalem Granulit, Glim- mergranulit und Pyroxengranulit. Da diese Ablagerung auf ihrem Wege aus dem Granulitgebiete nach Hainichen den _ quer vorliegenden Höhenzug des Rossauer Waldes überschreiten musste, so haben sich hier zu den bereits vorhandenen Geschie- ben noch plattige Bruchstücke des dort anstehenden Glimmer- schiefers und über fussgrosse Blöcke von Kieselschiefer zugefügt. Alle diese Geschiebe stecken wirr und ordnungslos gemeinsam mit viel Feuersteinen, einzelnen Dalaquarziten und nordischen Porphyren in dem festen, schweren Geschiebelehm, — der Typus einer echten Grundmoräne. Schliesslich sei noch des Vorkommens von Granuliten sowohl in den isolirten Geschiebelehm - Partieen der Gegend zwischen Glauchau, Zwickau und Lichtenstein, als auch in den einer Meereshöhe von 386 M. angehörenden Haufen von feuer- steinreichem Diluvialgrand westlich von letztgenannter Stadt gedacht, weil ihre Betheiligung an der Zusammensetzung dieser Diluvialgebilde auf eine interessante Ablenkung von der allge- meinen Transportrichtung hinweist. Die Granulitgeschiebe kön- nen nämlich aus dem Granulitgebiete quer über die tiefe und Ball BAT da na Tee TE Ep breite Einsenkung des Lungwitzthales an ihren jetzigen La- gerungsort nur auf einem von NO. nach SW. verlaufenden, sonst im westlichen Sachsen bis jetzt nicht beobachteten Wege ge- langt sein (16). Die Ursache dieser abweichenden Transport- richtung ist darin zu suchen, dass sich der Hohensteiner Rücken, wie bereits erwähnt, keilartig in das Gletscherende vorschob und letzteres in zwei Zungen spaltete, deren eine von der westlichen Flanke des Hindernisses nach SW. abge- lenkt wurde und deshalb von dem Granulitgebiete aus über das Rothliegende der Gegend von Glauchau und Lichtenstein vordrang, wobei Granulitfragmente dorthin verschleppt wurden. Die Resultate der in den beschriebenen Beispielen, sowie ausserdem auf dem zugehörigen Kärtchen graphisch wieder- gegebenen Beobachtungen. lassen sich in folgende kurze Sätze zusammenfassen: l. Das von N. her über das westliche Sachsen vordrin- gende Eis hat von den hierselbst anstehenden Gesteinen z. Th. sehr beträchtliche Mengen in seine Grundmoräne aufgenommen * und im Allgemeinen nach S. transportirt, wo wir dieselben jetzt als Bestandtheil des normalen Geschiebelehmes oder seiner Umlagerungsproducte, also der nordischen Grande wie- derfinden. 2. Diese einheimischen Glacialgeschiebe weisen nicht sel- ten Schlifflächen und Schrammen auf. 3. Die Wege, welche das einheimische Material zurück- gelegt hat, stehen in Eingklang mit der Richtung der auf säch- sischem Felsboden beobachteten Schrammen. eg 4. Die Geschiebebahnen steigen, da sie gegen die all- gemeine Terrainneigung gerichtet sind, im Allgemeinen gegen S. an und können flache Höhenzüge, welche in ihrem Wege liegen, überschreiten, sobald deren Meereshöhe 350 — 380 M. nicht übersteigt. | 5. Ist letzteres der Fall, so theilte sich das Gletscher- ende und drang beiderseitig weiter nach Süden vor, was seine zungenförmige Zerlappung und locale Ablenkungen der Bewe- gungsrichtung des Eises zur Folge hatte. V. Ueber die altdiluvialen Flussschotter und die Diluvialhügel der Gegend von Leipzig. Im Norden, Westen und Osten der Stadt Leipzig dehnt sich eine fast vollkommen horizontale Ebene aus. So gering sind die flachen Anschwellungen ihrer Oberfläche, dass die Berliner und Dresdener Bahnen 15 und mehr Kilom. weit in fast schnurgeraden Linien von Leipzig ausstrahlen. Nur die flachen, weiten Thalsohlen der Pleisse, Elster und Parthe senken sich um ein Geringes unter das allgemeine Niveau. Diese fast vollständige Horizontalität der weiteren Umgebung Leipzigs rührt daher, dass die ursprüngliche Unebenheiten des Terrains im Beginne der Diluvialzeit von den Sanden, Kiesen und groben Schottern dreier Ströme, nämlich der Elster, der Pleisse und der Mulde ausgeglichen wurden. Die Absätze dieser Flüsse sind einerseits von den in nördlicheren Strichen Norddeutschlands mit dem Geschiebemergel vergesellschafteten nordischen Diluvialkiesen und Granden durch vorwiegendes südliches Material und andererseits unter sich durch die Verschiedenartigkeit des letzteren in jedem der alten Strom- läufe scharf geschieden. Die Muldenschotter Leipzies, deren Gerölle Faust-, ja Kopfgrösse erreichen können, bestehen . aus normalen Granuliten, Glimmergranuliten, Pyroxengranu- liten, Mittweida’er Graniten und selteneren Flasergabbros des sächsischen Mittelgebirges, aus den rothen und grünen Quarz- porphyren und Tuffen der Leisnig-Colditzer Gegend und den oligocänen Quarzkieseln des nordsächsischen Hügellandes, — kurz aus Geröllen derjenigen Gesteine, welche die Mulde in ihrem Laufe durch das Mittelgebirge und die dasselbe südlich begrenzenden Landstriche durchschneidet. Eine ganz andere ist die Zusammensetzung der alten Pleisse- und Elster- ehotter, welche ihr Material aus dem westlichen Hügel- de Sachsens und aus dem Vogtlande bezogen haben. Hier herrschen die grünfleckigen Quarze aus den vogtländischen Schiefergebieten und oligocäne Quarzkiesel vor; ihnen gesellen sich Porphyrite von Kohren und Altenburg, grüne Porphyrtuffe der Geithainer Gegend, bandjaspisähnliche Tuffe von Gnand- _ stein, Quarzporphyre von Frohburg, namentlich aber Bunt- sandsteingerölle aus dem mittleren Stromlaufe der Elster und Pleisse zu. ga # Während aber die Verbreitungsgebiete der Pleisse- und Elsterschotter im allgemeinen die heutigen Thäler dieser Flüsse _ beiderseitig begleiten und nur weit grössere Breite und höhere Niveaus erreichen, als die Alluvionen der jetzigen Thalsohlen, hat die Mulde seit Ablagerung ihrer Schotter bei Leipzig ihr damaliges Bette längst verlassen und einen anderen, östlicher gelegenen Lauf eingeschlagen. Heute fliesst dieselbe von Grimma aus in nördlicher Richtung über Wurzen und Eilen- burg der Elbe zu, — früher und zwar im Beginne der Glacial- zeit wendete sich dieselbe von Grimma aus!) in einem etwa 30 M. höher gelegenen Bette in nordwestlicher Richtung nach Leipzig. (Siehe das Kärtchen auf Taf. XXIV.) Ehe sie jedoch dieses erreichte, gabelte sie sich und zweigte bereits bei Pomsen, also etwa 18 Km. südlich von Leipzig einen brei- ten Arm direct nach W. ab), während der andere den flachen Oligocän -Höhenzug von Fuchshain - Stötteritz umfloss und so von O. her zu Leipzigs jetzigem Standorte gelangte. Diesen beiden Stromarmen entsprechen von Muldenschotter planirte, fast vollkommen ebene Thalböden, in deren jedem ein im Vergleich zu der Breite der alten Thalsohlen fast verschwin- _ dender Bach (Parthe und Gosel) seinen Weg eingeschlagen hat. Höchst charakteristisch für diese früheren Muldenläufe sind die auf deren ebene Sohlen aufgesetzten, langgezogenen, as-ähnlich gestalteten Kiesrücken, alte Flussbänke, welche auf eine Länge von bis zu 5 Km. der ehemaligen Stromrichtung folgen. Bi Die Umgegend der heutigen Stadt Leipzig war das Gebiet, in welchem sich die Wasser der das westliche Sachsen drai- nirenden Pleisse, Elster und Mulde vereinten und zugleich einen grossen Theil ihrer Schotter und Sande absetzten. So steht denn die südliche Hälfte von Leipzig auf altdiluvialem —_ Pleisseschotter, der nordöstliche Theil der Stadt auf Mulden- 2) A. Penck, Erläuterungen zu Sect. Grimma d. geol. Specialk. v. Sachsen pag. 68; ferner diese Zeitschr. 1879. pag. 187. — H. COro., Sitzungsber. d. naturf. Ges. zu Leipzig 1880. pag. 2. ?) A. SAuEr, Erläuterungen zu Sect. Naunhof, worin eine specielle Darstellung dieses Abschnittes des alten Muldenlaufes gegeben wird. 2 N A fe F EEE URN LTLND EEE RER RENNEN 886 schotter. Die Grenze zwischen beiden Stromgebieten verläuft südlich der Dresdener Strasse, an welcher noch Muldenschotter mit bis über faustgrossen Granulit- und Tufigeröllen durch Brunnenbauten erteuft wurden, während sich weiter südlich die groben Kiese der Pleisse einstellen. Diese alten Flussschotter sind es also, welche, wie er- wähnt, die ursprünglichen Unebenheiten des bereits an und für sich ziemlich flachen Untergrundes fast vollkommen ausglichen. Die natürliche Folge davon ist die schwankende Mächtigkeit dieser Flussablagerungen, die zwischen 1 und 25 M. variirt, während auf den kuppenförmigen Emporragungen des Unter- grundes z. B. auf den Grauwacken- und Porphyrhügeln jener Gegend derartige Schotter ganz fehlen. Die beschriebenen Sande, Kiese und groben Schotter der Elster, Pleisse und Mulde sind altdiluvial, ihre Ablagerung fällt in den Beginn der Glacialzeit. Dies wird bewiesen einerseits dadurch, dass diesen, wie eben dargethan, meist vor- wiegend aus südlichen Gebieten stammenden Accumulaten mehr oder weniger, oft aber sehr reichlich echt nordisches Material beigemengt ist. Unter diesem waltet Feuerstein vor und fällt am Meisten in die Augen. Ihm gesellen sich die sämmtlichen skandinavischen Gesteine zu, welche für unseren Geschiebelehm charakteristisch sind. Auf diese Weise ent- steht ein wunderbares Gemisch von Gesteinen aus in ent- gegengesetzten Himmelsrichtungen liegenden Ursprungs- gebieten, von welchen aus in der Jetztzeit ein directer Ge- steinstransport in unsere Gegend gar nicht mehr möglich ist: neben dem Granulit aus dem Mittelgebirge, dem Flaser- gabbro von Penig oder Rosswein, dem Quarzporphyr von Leisnig oder Colditz stecken rappakiwiartige Granite von Oland, Porphyre von Elfdalen, Quarzite von Dalarne und baltische Feuersteine! (so z. B. bei Plagwitz, Lindenau, am Central- bahnhofe Leipzigs). Das Maass der Betheiligung dieses mit sächsischen Ge- steinsvorkommnissen gar nicht verwechselbaren skandinavischen Gesteinsmateriales an der Zusammensetzung unserer altdilu- vialen Flussschotter ist ein sehr schwankendes.. An manchen Stellen namentlich des Pleisseschotters sind selbst die Feuer- steine, sonst die häufigsten Repräsentanten nordischer Gesteine, ziemlich selten und bilden nur noch !/, bis Y, Procent der Gesammtmasse, — an anderen Aufschlüssen jedoch werden dieselben so reichlich, dass die faust-, selten sogar kopfgrossen Stücke bei Gewinnung des Kieses ausgelesen und verwerthet werden. In solchen Fällen kann das nordische Material fast ein Drittel des Flussschotters ausmachen. DM Geht einerseits aus dieser Betheiligung von nordischem - Gesteinsmateriale an der Zusammensetzung des Leipziger alten Flussschotters hervor, dass deren Ablagerung nicht etwa vor Eintritt der Vergletscherung Norddeutschlands, also vielleicht in jungtertiärer Zeit stattgefunden hat, so beweist andererseits der Umstand, dass diese unsere Flussschotter vom Geschiebe- lehm, also der nordischen Grundmoräne, bedeckt sind, ja. local mit denselben wechsellagern, deren Zugehörigkeit zu dem alten Diluvium, nämlich den Gebilden der Eiszeit. Diese Ueberlagerung des Flussschotters durch den Geschiebelehm ist eine Thatsache, die sich an zahlreichen, über jeden Zweifel erhabenen Profilen constatiren lässt, wie deren fast jede Kiesgrube in Leipzigs Umgebung ein solches liefert. Besonders klaren Einblick in dieses Lagerungsver- hältniss gewähren zur Zeit die ausgedehnten Kiesgruben im Pleisseschotter vor Connewitz und bei Lösnig, ferner die An- schnitte in dem vom Greschiebelehm bedeckten Muldenschotter im Herıme’schen Canal bei Plagwitz.. Das gleiche Lagerungs- verhältniss ergaben Brunnenausschachtungen in Leipzig, ferner wurde es bei Grimma, dort wo der alte Muldenlauf von dem heutigen abbiegt, von Prxck, ferner bei Oelzschau von SAUER, endlich an den Wyhraschottern bei Borna von DaLmer beob- achtet. Die Einschaltung von alten Flussschotter zwischen zwei Geschiebelehmbänke ist durch Pexck von Möckern, von mir vom Berliner Bahnhofe, sowie vom Central-Güterbahnhofe beschrieben worden, und ausserdem sehr klar z. B. bei Köhra (südöstlich von Leipzig) und bei Geithain aufgeschlossen. : In einer grossen Kiesgrube südlich von Köhra sieht man eine über 0,5 M. mächtige Bank von Geschiebelehm zwischen echtem Muldenschotter, während bei Geithain an den Wänden eines sehr ausgedehnten und tiefen Tagebaues auf den Platten- dolomit des Zechsteines die dreimalige Wechsellagerung von schwerem Geschiebelehm mit vorwiegend einheimischen Kiesen und Schottern und endlich die Ueberlagerung des ganzen Com- plexes durch einen vierten Geschiebelehın in vollständigster Klarheit blosgelegt ist. Aus der geschilderten Verknüpfung der Schotter mit dem Geschiebelehm durch die Führung des nämlichen nordischen Gesteinsmateriales, sowie durch die Wechsellagerung beider geht deren Gleichalterigkeit hervor. Die Benutzung der alten Flussläufe der Gegend von Leipzig fällt demnach in eine viel frühere Zeit, als die Bildung des alten Thalsystemes der Mark, welches nach Brrenpr jünger ist, als der obere Ge- schiebelehm der dortigen Hochfläche, welcher der Rückzugsperiode des skandinavischen Eises angehört und von Berexpr als alt- alluvial bezeichnet wird.!) Dahingegen entsprechen unsere Br alten Flussschotter dem „alten Alluvium, alluvion ancienne* gewisser schweizerischer Glacialdistriete, dem „geschichteten Diluvium“ der Gegend von Bozen, dem „alpinen Diluvium“ GastaLpr's, dem „älteren geschichteten Diluvium“ der baye- rischen Hochebene, den „stratified beds subjacent to Till“ in Schottland ?), welche ebenfalls sämmtlich von Grundmoränen überlagert werden. Während aber diese Schotter wesentlich oder ausschliesslich von den Schmelzwassern der aus den Ge- birgen vorrückenden Gletscher abgesetzt wurden, verdankt das leipziger fluviatile Diluvium seine Entstehung vorwiegend den von Süden herabkommenden, dem vom Norden vordringenden Eise entgegen fliessenden Strömen, deren Sedimente sich mit den gleichzeitigen nordischen Absätzen der aus dem skandina- vischen Inlandeise resultirenden Schmelzwasser mischte. Ge- wisse an anderer Stelle speciell zu behandelnde Beobachtungen weisen darauf hin, dass Dies wesentlich unter der Gletscher- decke, also in subglacialen Strombetten geschehen ist. Tritt man von Leipzig aus eine Wanderung in ungefähr östlicher Richtung an, so begleitet uns zuerst der einförmige Charakter der von altem Flussschotter gebildeten und von Geschiebelehm überzogenen Ebene. Später aber ändert sich die Landschaft; zu unseren Seiten dehnt sich zwar noch weit und ohne Unterbrechung die Ebene aus, durchzogen von hori- zontalen und geradlinigen Wegen, — nördlich von ihr aber, zwischen den Orten Taucha, Sehlis und Panitzsch, erhebt sich wie auf die glatte Ebene aufgesetzt ein flacher Hügelzug, dessen Kammlinie dadurch so auffällig wirkt, dass sie aus lauter aneinander gereihten Kreissegmenten zu bestehen scheint. Verlassen wir z. B. bei Panitzsch, einem Dorfe 2 Km. nördlich von der Bahnstation Borsdorf, die gerade dort voll- ständig ebene Fläche des Geschiebelehmes und betreten das sich nördlich von diesem Orte ausdehnende Hügelland, so löst sich dieses, das von Weitem wie ein einziger dünenartiger Höhenzug erscheint, in eine Anzahl von maulwurfshaufen- ähnlichen Kuppen oder wellenförmigen Hügeln auf, welche entweder ganz isolirt liegen, oder zu mehreren in ungefähr einer Reihe angeordnet sind und dann mit ihrem Fusse oder 1) G. BErRENDT, diese Zeitschr. 1879. pag. 13; 1880. pag. 69; Geo- gnostische Beschreib. der Gegend von Berlin von BErenpr und Dames 1880. pag. 6 fl.; u. Ss. w. 2) Desor, Gebirgsbau der Alpen 1865. pag. 113 f. — GüÜNBEL, Gletschererscheinungen aus der Eiszeit, Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss. in München 1876. pag. 248. — GasTarnı, Bull. de la Soc. geol. de Fr. v1. 2. pag. 554. -- Zırteı, Sitzungsber. d. Akad, d. Wiss. in München 1874. pag. 278. — GeEıkıE, Great lce-Age 1877. pag. 117; u. And. : ‚ppelgipfelige Höhen entstehen. Aber selbst diese kurzen ügelreihen sind nicht geradlinig, sondern meist fallen die sipfel der Einzelhügel seitwärts von der Mittellinie, haben also _ eine schwach staffelförmige Lage zu einander. Die Richtung _ dieser Züge verläuft von WSW. nach ONO., also parallel der alten Gletschergrenze am Fusse des: Erzgebirges und recht- winkelig auf die in Mitten dieser Hügellandschaft (am Dewitzer Berge) nachgewiesenen Gletscherschrammen und -ritzen. Auf einer Wanderung von Panitzsch in nordwestlicher Richtung nach Pönitz an der preussischen Grenze durchschneidet man diese - Hügelreihen quer. Die erste, also südlichste, ist die kürzeste _ und besteht aus dem Jauxberge und dem Kirchberge von Panitzsch, welche etwa 20 M. Höhe über der Diluvialebene _ erreichen. Hinter ihnen erhebt sich und zwar durch eine flache Einsenkung von etwa 0,5 Km. Breite getrennt, ein zweiter Hügelzug, welcher den ersten an Länge und Höhe bei Weitem übertrifft, eine Ausdehnung von über 3 Km. erlangt | und aus 7 oder 8 nahe zusammengerückten, z. Th. mit einander _ wverschmolzenen Hügeln besteht, von denen namentlich der - Fuchsberg durch seine kuppenförmige Gestalt auffällt. _ In etwa gleichem Abstande folgt erst der isolirte Sehliser Berg, dann eine dritte und dieser eine vierte Reihe mit ausgezeichnet - — bogenförmig gelappter Kammlinie. Sie beginnt südöstlich von - — Taucha mit dem schöngerundeten Weinberg und Gewinneberg _ und zieht sich in 4 Km. Länge an den Dörfern Plösitz und - _ Dewitz vorbei. Noch weiter nach NW. folgt ein letzter Zug - von dünenähnlicher Gestaltung, welcher in den kuppelförmigen - Schwarzen Bergen seinen Gipfelpunkt findet. Diese und ebenso der Breite Berg erreichen 179 M. Meereshöhe, erheben sich also 50—60 M. über die umgebende Fläche. Namentlich von - der Höhe der Schwarzen Berge, welche die gesammten be- _ nachbarten Hügel überragen, erhält man einen vollständigen Ueberblick über die ganze Hügelgruppe und ihren auffälligen Contrast zu der sie rings umgürtenden, nach N. und W. wie endlos scheinenden, nur durch den Petersberg bei Halle unter- — brochenen Diluvialebene.e Wer die Scenerie der Moränen- _landschaft nördlich vom Bodensee !) oder derjenigen zwischen München, Chiemsee und Rosenheim?) seinem Gedächtnisse eingeprägt hat, erkennt hier unschwer deren Züge, wenn auch in kleinem Maassstabe wieder. Auch in den norddeutschen Diluvialgebiete steht die leipziger Moränenhügellandschaft nicht 1) Fraas, N. Jahrb. f. Min. 1880. pag. 268. ie ?) ZirteL, Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss. in München; math.-phys. 0. 1874. pag. 25). w DR EN BEER ERNANNT EN) 200 allein, sie wiederholt sich vielmehr, wie die Abbildungen D. BErexpr’s zeigen!) mit typischer Gestaltung und in grossarti- geren Dimensionen in Pommern und Ostpreussen. Die Hügel und Höhenzüge von Taucha bestehen sämmit- lich und im schroffen Gegensatze zu dem unter dem Ge- schiebelehm liegenden altdiluvialen Flussschotter, aus nor- dischem Materiale und zwar aus Spathsand, Kies, grobem Grand und glacialem Schutt. Die Hauptmasse mehrerer dieser Hügel bildet ein grober nordischer Schutt, welcher sich mit keiner einzigen Ab- lagerung der Glacialzeit, wie sie uns im Liegenden des säch- sischen Geschiebelehms bekannt geworden sind, vergleichen liesse. Ausgezeichnet ist er in Sehlis und in etwa 12 M. Mächtigkeit durch einen Anschnitt des Panitzscher Kirchberges aufgeschlossen. Derselbe stellt hier ein chäotisches Haufwerk rein nordischen Materiales vor, welches in seinen Dimensionen vom groben Sandkorn, bis zu über kopf-, seltener bis meter- grossen Blöcken schwankt, dicht aufeinander gepackt ist und, trotzdem es ein lehmiges Bindemittel nicht enthält, steile, aber leicht ihren Halt verlierende Abstürze bildet. Auffallend und für alle hierher gehörigen Ablagerungen charakteristisch ist ihr ausserordentlicher Reichthum an Feuersteinen. Diese wie die übrigen Geschiebe sind meist vollkommen, wenigstens aber an den Kanten abgerundet. Schlifflächen und Schram- men, an den Blöcken des Geschiebelehms so gewöhnlich, sind in diesen Ablagerungen gar nicht oder nur höchst selten zu beobachten. Im Gegensatze zu diesen vollkommen ungeschichteten Anhäufungen nordischen Materiales besitzen andere der dor- tigen Hügel bei gleicher Gesteinszusammensetzung einen ge- schichteten Aufbau und zwar entweder aus Sanden oder aus groben Granden. Der Sand ist sehr licht, durch nordische Feldspathfrag- mente fein roth punktirt, reich an cretacäischen Bryozoön und an Splittern und grösseren Stücken von Feuerstein. Er besitzt eine weitläuftige, meist horizontale, oft ausgezeichnet scharfe Schichtung und umfasst metermächtige Nester und Bänke von grobem lockeren Kies, der aus bis über faustgrossen, wohlge- rundeten Rollstücken besteht, unter denen Feuersteine vor- walten. Am Jauxberge bei Panitzsch ist dieser Sand in ca. 10 M. Mächtigkeit aufgeschlossen. Der Grand, der die Mehrzahl dieser Hügel zusammen- setzt, besteht z. B. am Weinberge bei Taucha aus Lagen eines kiesigen Sandes, welcher vollgepackt ist mit ei- bis über faust- 1) G. BErenpr, diese Zeitschr. 1879. Taf. 11. u. 111. a et Dr Po L FERN RE] ES Be En Rt le Et „r, ROTE DRITTER EG ne le 200 grossen, gut gerundeten Geröllen. Sämmtliche Schichten haben _ eine regelmässige, flachkuppelförmige Lage, mit welcher zu- gleich der bogenförmige Querschnitt des Hügels an jener Stelle in Einklang steht, — eine Erscheinung, welche sich in Sachsen mehrfach wiederholt. Auch hier ist das gesammte Material rein nordischer Abkunft und wird gebildet aus einer Fülle von - Feuersteinen, viel silurischen Kalksteinen, rothen z. Th. Elf- dalener Porphyren, gelblichen und röthlichen Dalaquarziten, Gneissen, Dioriten, Syeniten und Graniten. Man kann sich kaum einen schrofferen Gegensatz denken, als den zwischen ihrer Zusammensetzung und derjenigen der unter dem Ge- schiebelehm lagernden altdiluvialen Schotter. Der Aufbau der Taucha’er Diluvialhügel aus nordischem Schutt und Grand offenbart sich aber noch auffälliger als in den isolirten Anstichen und Kiesgruben dadurch, dass die Oberfläche jener: Hügellandschaft an vielen Stellen von einer so ausserordentlicher Menge von Geschieben und Geröllen be- deckt ist, dass es scheint, als ob die Geschiebe in unserem Lehm, trotz ihrer verhältnissmässigen Fülle, im Vergleiche mit der Unzahl derselben in diesen Schutthügeln doch nur sparsam enthalten wären. Die Schwierigkeit, diese letzteren der Agri- cultur nutzbar zu machen, sind gross und in manchen Fällen nicht zu überwinden. Ist der Geschiebelehm nirgends als Deckschicht über diesen Granden und Sanden nachzuweisen, so erlangt derselbe nicht nur direct am nördlichen und südlichen Fusse jener Hügellandschaft eine weite Verbreitung, sondern ist auch dort, wo sich zwei Hügelreihen nicht unmittelbar berühren, zwischen - diesen z. Th. in typischer Form als ein fetter, zäher, sandiger und kalkreicher Lehm mit geschliffenen und geritzten nor- dischen Geschieben ausgebildet, so z. B. in der Einsenkung zwischen dem Dewitzer und dem Cradefelder Hügelzuge. Hier ruht der an Scheuersteinen reiche Geschiebelehm an mehreren 3 Punkten direct auf dem Quarzporphyr auf, dessen Oberfläche - am Dewitzer Berge polirt und geschrammt ist. Seitdem ich diese Gletscherschliffe nach im Jahre 1877 und 1878 ange- stellten Beobachtungen beschrieben habe!), boten im Laufe des Jahres 1880 ausgedehnte Abräumungen des die Dewitzer E Porphyrkuppe bedeckenden Geschiebelehms wiederholt Ge- legenheit, die früher gemachten Angaben in vollstem Maasse zu bestätigen. Ueberall waren die Spitzen der entblössten Felsklippen durch schwach nach N. geneigte Schlifflächen ab- - geschnitten und wiesen auf diesen spiegelnde Glättung und parallele Ritzung auf, welche durchaus, genau wie an den 1) Diese Zeitschr. 1879. pag. 21. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 3. 38 ja“ NR 2 DESyu Bi: eg a Fr # Fr 27 RE ER ie 592 früher zugängigen Stellen, die Richtung von N. 30° W. nach S. 30° O. strenge nchael, R Ueber das Niveau des diese Gletscherschliffe bedeckenden Geschiebelehmes erheben sich rings die beschriebenen Hügel, jedoch scheint derselbe, nach mehreren Brunnengrabungen zu schliessen, z. Th. unter ihnen zu fehlen, so dass sie an ihrer Basis mit dem unteren Kiese verschmelzen oder diesen nebst dem Geschiebelehme ersetzen würden. In anderen Fällen dürfte sich der Geschiebelehm unter ihnen hindurch ziehen, so dass sie ihm aufgesetzt sind, — ein Verhältniss, welches bei dem Dewitzer Grandhügel durch eine Kelleranlage erwiesen worden ist. Nach der oben gegebenen Schilderung der Diluvialhügel der Taucha’er Gegend kann es für den Anhänger der Glacialtheorie kaum einem Zweifel unterworfen sein, dass dieselben während des Gletscherrückzuges entstandene Ablagerungen und zwar bei einem zeitweiligen Stillstande des letzteren vor sich gegangene Anhäufungen des Moränenmateriales repräsentiren. Die ausgezeichnete Schichtung und Abrollung des letzteren in manchen dieser Diluvialhügel weist auf die starke Betheiligung des Wassers bei ihrer Bildung, die ausschliesslich nordische Herkunft der Gerölle auf die Schmelzwasser als ablagerndes Medium, — der Mangel jeder Schichtung in anderen Hauf- werken auf ähnliche Vorgänge hin, wie sie sich bei der Bil- dung unserer alpinen Endmoränen bethätigen. In der Gegend nordöstlich von Leipzig, also auf dem kleinen Areale zwischen Taucha, Gordemitz und Panitzsch, finden wir demnach sämmtliche Erscheinungen, welche Glet- scher auf ihren einstigen Böden als Spuren ihrer früheren Existenz zurück zu lassen pflegen in engster Verknüpfung ver- eint: Rundhöcker mit Schliffen und Schrammen, die Grund- moräne mit geschliffenen, geschrammten und gekritzten Ge- schieben fremder und zwar nordischer Herkunft und endlich die reihenförmigen Moränenhügel aus der Rückzugszeit der einstigen Gletscherdecke. Jener Landstrich ist eine „jener gleichsam bevorzugten Gegenden, wo die Zeugen der alten Eiszeit sich alle auf einem Punkte vereinigt finden, wo man erratische Blöcke und alte Moränen mit ihren gestreiften Ge- schieben auf geglätteten Felsen ruhend findet.“ !). Eine ganz ähnliche Hügellandschaft mit reihenförmig an- geordneten Kuppen von nordischem Grand und Sand dehnt sich etwa 25 Km. weiter im Osten von Taucha, nämlich nördlich von Dahlen aus. Aber auch in nächster Nähe von Leipzig erheben sich solche Rückzugsgebilde über den Ge- 1) Desor, Gebirgsbau der Alpen 1865. pag. 107. Da La Dr Sa FB a ae sn “ PR; RE se Wr F re ga er ae ET a re u 593. schiebelehm. Westlich von dieser Stadt und jenseits der über 2 Km. breiten Thalsohle der Elster und Pleisse dehnt sich die weite, anscheinend vollkommen horizontale, oben besprochene Schotterebene aus. Wie man sich in den zahlreichen Kies- gruben bei Lindenau überzeugen kann, liegt hier der 3—4 M. mächtige Elsterschotter über typischem, granulitreichem Mulden- schotter, während gerade auf diesem Theile der Diluvialebene der Geschiebelehm fehlt, jedoch in dem nahen Plagwitz und Connewitz als Hangendes jener Schotter ansteht. Ihre west- liche Begrenzung erhält diese 3—4 Km. breite Ebene durch einen aus den dicht aneinander gereihten Hügeln des Bienitz, Sandberges und Weachberges zusammengesetzten Rücken. !) Die Sockelschicht desselben besteht, wie zuerst durch die Untersuchungen des Herrn H. GraBAU dargethan wurde, aus Geschiebelehm, welchem haufenförmige Hügel von Diluvialkies und -sand aufgesetzt sind, ein Lagerungsverhältniss, welches dadurch noch besonders erhärtet wird, dass ein in der Brauerei auf dem Sandberge niedergebrachter Brunnen unter den Dilu- vialgranden den Geschiebelehm in etwa 12 M. Mächtigkeit durchteufte, und darunter altdiluvialen Flussschotter antraf. Letzterer ist rings um diesen Hügelzug in grösserer oder geringerer Entfernung durch Kiesgruben aufgeschlossen und erweist sich als ein echter Elsterschotter mit vorwiegenden Geröllen von Quarz, Rothliegendem, Grauwacken und Bunt- sandstein. Dahingegen bestehen auch hier die dem Geschiebe- lehm aufgelagerten Kiese und Sande ausschliesslich aus feuer- steinreichem nordischen Materiale. Da man in diesem Höhenzuge, ebenso wie in den Hügel- gruppen der Gegend von Taucha und Dahlen, Gebilde während des Gletscherrückzuges entstanden erblicken darf, so sind diesel- ben insgesammt als Analoga von Meyn’s Geschiebedeck- sand an der Unterelbe und in Schleswig-Holstein, sowie von Berenpr’s Decksand in der Mark Brandenburg und in der Provinz Preussen aufzufassen, welche bereits Berenpr und Penxck als Rückzugsgebilde angesprochen haben. Namentlich aber ähneln die aus Sachsen geschilderten Diluvialablagerungen in der localen Anhäufung des nordischen Materiales zu reihenförmig angeordneten Hügeln, sowie in der dichten Packung des un- sortirten Schuttes, wie solche bei einigen unserer Moränenhügel vorhanden ist, den von Berenpt und HertLann als nordische Endmoränen angesprochenen Geschiebewällen von Chorin und Liepe.?) Gewisse Verschiedenheiten in der äusseren Erschei- !) Siehe A. JentzscH, Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 1872 B. 40. p.8. ?) Diese Zeitschr. 1879. pag. 19 u. 104. Siehe auch die Schil- derung dieser „Steinberge“ in M. Busse; Die Mark zwischen Neustadt, 38* nungsweise und in der inneren Structur aller dieser nordischen Rückzugsgebilde, also der Geschiebedecksande, der märkischen Geschiebewälle und Steinberge und der sächsischen Diluvial- hügel haben wohl ihren Grund in Ungleichmässigkeiten beim 'Gletscherrückzuge, sowie vorzüglich in der grösseren oder ge- ringeren Mitwirkung der hierbei entwickelten Schmelzwasser. Ich kann diese Schilderung der Diluvialhügel des nord- westlichen Sachsens nicht schliessen, ohne auf deren grosse Aehnlichkeit mit den „Kames“ des schottischen Flachlandes hinzuweisen.) Die Kames sind Hügel, Kuppen und Rücken von Sand und Kies, zuweilen auch von grobem Schotter mit Blöcken, welche gruppenweise oder isolirt auf die ebene Ober- fläche des Tills, also der Grundmoräne der 'schottischen Glet- scher aufgesetzt sind. Ihr Material ist gerollt und vollkommen gerundet, nur die aus gröberem Schutt bestehenden Hauf- werke werden von eckigen oder kantengerundeten Fragmenten mit erdiger Zwischenmasse gebildet. Die Sand- und Kieshügel sind ausgezeichnet deutlich geschichtet, weisen z. Th. einen kuppelförmigen Aufbau und in ihrem Schichtenverbande fast stets discordante Parallelstructur auf, während die aus grö- berem Schutt gebildeten Hügel keine Schichtung besitzen. Beide Formen sind so innig mit einander verknüpft, dass ihre Zusammengehörigkeit keinem Zweifel unterliegt. Man sieht, die schottischen Kames entsprechen in jeder Beziehung unseren Diluvialhügeln.. Die Deutung ihres Ur- sprunges wird dadurch erleichtert, dass dieselben innerhalb der Gebirgsthäler in wirre Haufwerke von eckigem Glacialschutt und diese in echte, die Thäler quer durchziehende Moränen- wälle übergehen. Durch diese Verknüpfung ist die Entstehung der dem Flachlande angehörigen Kames als Gebilde während des Rückzuges der schottischen Gletscher und zwar als Ab- lagerungsproducte der reichlich fliessenden Schmelzwasser, welche sich des rohen Moränenschuttes beinächtigten ?), augen- scheinlich.. Auf ähnliche Vorgänge ist, wie oben dargelegt, die Entstehung der sächsischen Diluvialhügel zurückzuführen. Oderberg und Joachimsthal. Berlin 1877. pag. 55 ff. — Die „Geschiebe- streifen“ (Hügelreihen von blockreichem Geschiebemergel), welche Meck- lenburg durchziehen, sind nach E. Gemrrz nicht als blosse Schuttwälle einer Endmoräne aufzufassen, besitzen vielmehr z. Th. einen Kern von älteren Gesteinen, „auf denen der Gletscher, vielleicht durch Stauung in seiner Bewegung gehemmt, die Hauptmasse seiner Grund- und End- moräne ablagerte.“ Beiträge z. Geol. Mecklenburgs 1880. pag. 54. 1) J. GEIKIE, Great Ice-Age 1877. pag. 210 fl. | »)l. e. pag. 225 fi. Erläuternde Bemerkungen zu Tafel XXIV. Den Diluvialeintragungen auf diesem Kärtchen liegen im Allge- meinen die Resultate der geologischen Landesuntersuchung von Sachsen, ung zwar im Speciellen diejenigen der Herren DALMmER, DATHE, Hazarp, LEHMANN, MIETZscCH, PEncK,. ROTHPLETZ, SAUER und SIEGERT, — zu- e gleich aber eigene, diesem Zwecke zugewandte Beobachtungen an etwa 70 Aufschlüssen von einheimische Geschiebe führenden Dilu- vialablagerungen zu Grunde. Die den Geschiebebahnen beigedruckten blauen Zahlen bedeuten: an 16. Grauwacken von Zschocher. Pyroxen-Quarzporphyre und Pyroxen-Granitporphyre der Gegend von Grimma. Grauwacken von der Deditzhöhe und Quarzporphyre. Grauwacken von Otterwisch -Hainichen. Grauwacken vom Colm-Berge bei Oschatz. Serieitgneisse von Limmritz und Quarzporphyre (Ziegra). Grauwacken und Knotenschiefer von den Lübschützer Bergen, Buntsandstein, Plattendolomit und Porphyrit aus dem Mügelner Becken, Sericitgneiss und Phyllit aus der Gegend von Döbeln (Oschatz - Mischütz -Ober-Rannschütz). Granite und Gneisse von den Lübschützer Bergen. Grauwacken, Fruchtschiefer und Chiastolithschiefer von den Lübschützer Bergen; Syenite, Glimmerporphyrite, Quarzporphyre, Porphyrtuffe aus der Lommatzsch - Meissener Gegend (Weida- Lommatzsch - Katzenberg -Hirschberg). Granulit, Pyroxengranulit aus dem Granulitgebirge; Glimmer- schiefer und Kieselschiefer von dessen Schieferwall (Hainichen). Granulite (Neudörfchen bei Sachsenburg). i Cordieritgneiss von Mittweida. Rochlitzer Porphyrtuff und Granulit (Merzdorf bei Frankenberg). Rochlitzer Porphyrtuff, Granulit und Pyroxengranulit (Schloss Chemnitz). Quarzporphyr von Frohburg, Porphyrit von Kohren, Thonstein (Bandjaspis) vom Stöckigt, Phyllite von Langenleuba (Penig), Araucarien von Gnandstein (Pflug). Granulite zwischen Glauchau und Lichtenstein. Ueber den alten Flusslauf der Mulde zwischen Grimma und Leipzig siehe Seite 585. 7. Ueber die Verwandtschaftsverhältnisse der fossilen Cephalopoden.' ) Von Herrn W. Branco ın Berlin. LeoroLn von Bucn war es, welcher im Jahre 1832 zuerst die Ansicht vertrat, dass man die Goniatiten und Ceratiten nicht als dem Genus Ammonites ebenbürtige Geschlechter betrachten dürfe, sondern dass man in denselben lediglich zwei Gruppen der grossen Gattung Ammonites zu erkennen habe; Gruppen, welchen kein höherer Rang zukomme, als allen übrigen Gruppen?), welche er bei den eigentlichen Ammo- niten unterschieden hatte. °) Es gelang L. v. Buch nicht, dieser Anschauung allgemeine Geltung zu verschaffen, und so trat denn im Jahre 1866 Beyrıcı von Neuem für diese Sache ein. „Wenn man“ — so schrieb er — „die Aufgabe verfolgt, den Zusammenhang geologisch älterer und jüngerer Ammoniten-Formen in einer naturgemässen Anordnung zum Ausdruck zu bringen, so wird man davon abstehen müssen, die Goniatiten und Ceratiten als gleichwerthige Geschlechter dem Genus Ammonites zur Seite zu stellen.“ *) Während nun von den Autoren, nach dem Vorgange von L. v. Buch und Beyrıch, der mächtige Formencomplex der eigentlichen Ammoniten in eine Anzahl von Gruppen gegliedert wurde, welchen allen ja der gemeinsame Name Ammonites zu- kam, behielten doch die meisten Forscher zugleich auch die Ausdrücke Goniatites und Ceratites bei. Ein Umstand, durch welchen wohl die allgemeine Anerkennung! einer derartig in- nigen Verknüpfung derselben mit den Ammoniten, wie sie v. Buch und BerkıcH im Auge gehabt hatten, erschwert wurde. l) Vorgetragen in der Sitzung vom 13. August 1880 der Dee: meinen Versammlung zu Berlin. 2), „Familien“ nannte sie L. v. Buch. \ ”) L,zor. v. Buch, Ueber Ammoniten ..... und über Goniatiten Abhandl. d. kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1832, Separatabzug pag. 9. Anmerk. 1 u. 2. *) E. Bevrıch, Ueber einige Cephalopoden aus dem Muschelkalk-. der Alpen. Abhandl. d. kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1866. pag. 115. Gedruckt 1867. * 597 Erst als man in der Systematik der Ammoniten in neuerer Zeit Genera an die Stelle der alten Gruppen treten liess, da schwand, indem man das Genus Ammonites aufhob, die an- scheinende Gegensätzlichkeit, welche immer noch zwischen den Namen Ceratites und Ammonites bestanden hatte.!) Nicht so aber war das der Fall mit den Goniatiten, welche nun, nach der Zerspaltung der Ammoniten in viele Genera, diesen Letz- teren umsomehr als eine geschlossene, grosse, scheinbar fremd- artige Formenmasse gegenüber stehen. Erst aus neuerer Zeit datiren die Versuche von v. Mossısovics, einzelne Goniatiten unter die Geschlechter der Ammoniten zu vertheilen; Versuche, die naturgemäss mit ausserordentlichen Schwierigkeiten ver- knüpft sind. Noch nicht allgemein ist die Eintheilung der Ammoniten in Genera angenommen worden. Es mag das zwei verschie- denen Gründen zuzuschreiben sein. Nämlich einmal, weil von Gelehrten verschiedener Nationen ziemlich gleichzeitig eine verschiedene generische Systematik ausgearbeitet wurde, der sich als Supplement noch von mehrfach anderer Seite geschaf- fene Ammoniten-Geschlechter anreihen. Sodann zweitens, weil die ungeheure Masse von Formen, welche zu bewältigen ist, noch ein starkes Schwanken in den Anschauungen über die Abgrenzung der einzelnen Gattungen verursacht. Grleichviel aber, ob man sich für die Eintheilung der Ammonitiden in Gruppen oder in Genera erwärmen will, der Unterschied ist ein nur formaler; denn ältere wie neuere Forscher leitete ja derselbe Gedanke: „Erkenntniss der verwandtschaftlichen Be- ziehungen.“ Nur in den Mitteln, jener Erkenntniss näher zu kommen, steigerte man sich allmählich. Hatte man anfangs die Form und Sculptur der Spirale, die Lobenzeichnung und die Richtung der Siphonaldüten als maassgebende Criterien benutzt, so wurden diesen später als neue Merkmale die Länge und Verzierung der Wohnkammer, der Verlauf ihres Mund- randes und das Verhalten der Aptychen hinzugefügt. Als letztes Moment hat man dann noch in neuerer Zeit die inneren Windungen mit in den Kreis der Betrachtung hineingezogen. Indessen hier schien von der Natur eine Grenze gesteckt zu sein. Je weiter man nämlich von den äusseren Umgängen, also von dem Gehäuse des erwachsenen Thieres, zu den inneren, das heisst zu demjenigen des jungen Thieres, vordrang, desto mehr verschwanden die generischen und specifischen Unter- !) Denn Ceratites sank nun zu einem, den übrigen Geschlechtern der Ammoniten gleichwerthigen Genus herab. Anfänglich mit Trachy- ceras LAUBE vereinigt, wurde es in neuester Zeit durch v. Mojsısovics wieder unter dem alten Namen Ceratites von Trachyceras abgetrennt. schiede; und zuletzt stand man vor einem kleinen, indifferent aussehenden Gehäuse, welches kiel- und sculpturlos war und statt der im Alter oft so reich gezackten Sutur nur eine n monotoner Goniatitenart geschlängelte Lobenlinie besass. Dieses indifferente Ding erschien zu weiteren classificatorischen Zwecken unbrauchbar und zwar dies umsomehr, je weiter man nach dem innersten Kern, nach dem Nucleus der Sehale vordrang. Zwar unternahm es Hyırr!), diesen innersten, nur noch mit dem Mikroskope erkennbaren Theil des Ammoniten-Gehäuses blos- zulegen. Allein auch hierbei zeigten sich, obgleich er mehrere Arten untersuchte, keinerlei derartige Unterschiede, dass sie ihn, der ja selber den theilweisen Versuch einer generischen Eintheilung der Ammoniten machte, hätten veranlassen können, dieselben in seiner Systematik zu verwerthen. Doch gelangte Hyatt durch Untersuchung auch mehrerer Goniatiten zu dem Resultate, dass die Anfangsstadien der Schaale dieser den- jenigen der Ammoniten sehr ähnlich seien. Wenn nun auch hiernach die Fortsetzung derartiger Unter- suchungen nutzlos zu sein scheinen mochte, so däuchte es mir doch rathsam, dieselben in mehr systematischer Weise weiter zu ver- folgen. Denn entweder musste sich bestätigen, dass der Nucleus des Gehäuses wirklich bei allen Ammoniten und Goniatiten von ungefähr derselben Gestalt sei; und dann konnte diese Thatsache als ein schöner Beweis für jene alte Anschauung gelten, dass Beide auf das Innigste mit einander verwandt seien. Oder aber, es ergaben sich dennoch Unterschiede zwi- schen den verschiedenen Gruppen resp. Geschlechtern; und dann mussten solche Unterschiede von einschneidender Wir- kung auf unsere Anschauungen über die Verwandtschaftsver- hältnisse der Ammonitiden sein. Ich beschloss daher, zunächst möglichst heterogene Typen, möglichst Vertreter aller Gruppen, bezüglich Genera der grossen Familie der Ammonitiden zu untersuchen und auf solche Weise silurische und devonische Goniatiten mit carbonischen, diese mit triadischen Ammoniten und Letztere wieder mit jurassischen und cretaceischen zu vergleichen; das Ganze dann schliesslich den aegivalenten Schaalengebilden einerseits der Nautiliden, andererseits der Spiruliden und Belemnitiden gegenüberzu- stellen. In der That ergaben sich denn auch bei dieser plan- mässigen Verfolgung der Sache und bei dem Zeichnen der Anfangsgebilde der Schaale mit Hülfe der Zeichnenkammer !) Embryology. Bulletin of the Museum of comparative zoology at Baryard college. Cambridge, Mass. Vol. 3. No. 5- 1872. pag. 59—108. 599 _ und bei derselben Vergrösserung wesentliche Unterschiede. Die Resultate dieser Untersuchungen !) sollen, soweit dieselben auf verwandtschaftliche Verhältnisse Bezug haben, im Fol- genden kurz dargestellt werden. Um zu einem besseren Verständnisse zu gelangen scheint es wünschenswerth, den Gang der Untersuchung zu veran- rasant a 1 BE Ta ah kn a BE a TE a Le ade 5 ha %. 2 2.08 As Ba te Fi u FR Sn ce a 1205 schaulichen. | Man denke sich ein spiralgewundenes Cephalopoden - Ge- häuse, z. B. dasjenige eines Ammoniten. Wir brechen den äusseren Umgang ab, wir schälen darauf den zweiten, den dritten herunter, wir wickeln schliesslich die ganze Spirale ab, bis wir an den Anfang derselben kommen. Dabei beobachten wir erstens, dass die Sutur aus dem reichgezackten und zer- schlitzten Zustande mehr und mehr in einen einfacheren über- geht, bis sie zuletzt nur noch eine goniatitenähnliche Wellen- linie bildet. Zugleich bemerken wir aber auch, dass sich an dem Querschnitte der Windungen eine allmähliche Aenderung vollzieht. War z. B. der Ammonit hochmündig, mit schnei- dend scharfer Externseite versehen, so verlor er diese Eigen- schaften mehr und mehr je weiter wir die Spirale abwickelten. Wir erblicken in einem gewissen Stadium Windungen von annähernd kreisrundem Querschnitte, und wenn wir nun noch weiter abbrechen, so schlägt der Letztere in das Gegentheil des anfänglichen um, er wird ganz breit- und niedrigmündig. In demselben Maasse beobachten wir schliesslich aber auch eine allmähliche Vereinfachung der Ornamentik: Rippen, Sta- cheln, Furchen und Kiele werden kleiner und kleiner. Nun verschwinden sie gänzlich und zuletzt bleibt nur noch eine glatte, schmucklose Schaale übrig. Wir halten jetzt ein kleines Gehäuse in der Hand, welches kaum noch 2—5 Mm. hoch ist. Wir brechen vorsichtig mit Hülfe von spitzen Nadeln unter der Lupe die Umgänge weiter und weiter ab; wir müssen das winzige Object während der Arbeit öfters unter das Mikroscop legen, um bemerken zu können, ob wir bereits dem Anfange der Schaale nahe sind. Und schliesslich erkennen wir, dass wir den letzten Umgang, welcher noch den Nucleus umgab, fortbrechen „ denn wir bemerken eine auffallende Veränderung an der Sutur. Während nämlich der Aussenlobus bisher stets in zwei Spitzen endete, verloren sich diese später, so dass nur noch ein ungetheilter Aussenlobus vorhanden blieb. Und nun, mit einem Male fehlt auch dieser, und wir erblicken eine ganz fremdartig gebildete Lobenlinie, wie wir eine solche noch 1) Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der fossilen Cephalopoden, Theil I. Palaeontographica N. F. (XXVI.) pag. 15—50. t.4—13. Ferner Theil II. Ebenda N. F. (XXVIL) pag. 12 — 81. t. 4-11. 600 nie bei einem Ammonitiden sahen: die erste nämlich, welche überhaupt von dem jungen Thiere gebildet wurde. Statt des Aussenlobus, welcher, immer rückwärts weisend, gewisser- maassen den Weg zur Anfangskammer andeutete, plötzlich ein ‘ weit nach vorwärts vorspringender Aussensattel (Fig. 2 u. 5). Wir brechen nun noch das letzte Ende des Umganges bis an diese erste Lobenlinie ab und wir sind an dem Nu- cleus, an dem Anfange der Schaale, an der Anfangskam- mer, wie ich sie nenne, angelangt. Nach ziemlicher Mühe freilich, denn diese Anfangskammer ist bei den Ammoniten in der Regel nur '/,—!/, Mm., in selteneren Fällen bis °/,;, Mm. hoch, so dass wir dieselbe nur bei starker Vergrösserung deut- lich erkennen können. Mit Hülfe dieser aber sehen wir, dass sich die Anfangskammer von allen übrigen Luftkammern, wie auch von der Wohnkammer ebenso deutlich unterscheidet, wie die erste Lobenlinie von den darauf folgenden. Der Unter- schied von den Luftkammern liegt auf der Hand; denn diese sind ja nur kleine Theile der jedesmaligen Wohnkammern des Thieres.. Von der Wohnkammer aber ist die Anfangskammer nur der äusseren Form, nicht dem Wesen nach unterschieden; denn beide repräsentiren ja dasselbe, die Wohnkammer des ganzen Thieres. Die Eine: die Wiege des jungen, die Ändere: das Wohnhaus des ausgewachsenen Oephalopoden. Um einen ungefähren Begriff von dieser Anfangskammer zu erhalten, wolle man sich eine kleine liegende Cypraea oder eine Bulla vorstellen. Wir haben also ein mikroscopisch kleines Gehäuse vor uns, welches etwa den Umriss eines lie- genden Eies besitzt, wenn wir dasselbe von oben oder unten, von vorn oder hinten betrachten, d. h. wenn wir dasselbe um seine horizontale Axe drehen. Wenn wir aber diese Anfangs- kammer von der Seite her anschauen, d. h. wenn wir auf den Nabel derselben blicken, so erkennen wir, dass sie bereits in einer Spirale gewunden ist, welche (Fig. 4c, dc, 6c) bei x beginnt und bei z endigt, mithin einen vollen Umgang aus- macht. Indem wir so von dem äussersten Umgange an die Ver- änderungen beobachteten, welche die Sculptur der Schaale, ihr Querschnitt und die Lobenlinie erlitten, Veränderungen, welche in der fremdartigen ersten Sutur und in der eigenthüm- lich gestalteten Anfangskammer ihren Gipfelpunkt erreichten, erhielten wir zugleich ein Bild von den Umwandlungen, welche die äussere Gestalt des Ammoniten-Thieres im Verlaufe seiner Entwickelung erlitt. Denn die Schaale ist ja von dem Thiere gebildet, sie stellt gewissermaassen eine Todtenmaske desselben aus allen Lebensstadien dar, welche es durchlief. Wenn sich nun nachweisen lässt, dass für verschiedene Abtheilungen der ” 601 fossilen Cephalopoden ganz verschiedenartig gestaltete Anfangs- kammern und erste Suturen charakteristisch sind, so folgt aus dem soeben Gesagten, dass diese Abtheilungen auch aus Thieren bestanden, welche sich bereits bei einer mikroskopischen Grösse, zum mindesten der äusseren Form nach, von einander unter- schieden. Es werden daher derartige Unterschiede auf die verwandt- schaftlichen Verhältnisse ein. um so helleres Licht werfen, als wir nach Analogie mit der Entwickelungsgeschichte lebender Thiere schliessen dürfen. dass auch bei den fossilen Öephalo- poden die ersten Jugendstadien näher verwandter Genera oder Gruppen einander gleich, ferner verwandter dagegen ungleich sein werden. Schwer scheint es freilich zu entscheiden, ob man hierbei den Unterschieden, welche sich in der Gestalt der Anfangskammer, oder denen, welche sich in der Form der ersten Lobenlinie aussprechen, ein grösseres Gewicht beilegen solle. Die Anfangskammer ist entschieden das früher Ge- bildete. Bei allen lebenden Mollusken geht die erste Anlage der Schale bereits in einem embryonalen Stadium vor sich. Ja, diese Tendenz des Mantels, in einem sogar sehr frühzei- tigen embryonalen Zustande eine Schaale abzusondern, geht so weit, dass selbst der Embryo der Nacktschnecken vorüber- gehend ein Gehäuse besitzt. Es ist daher in hohem Grade wahrscheinlich, dass uns bei den fossilen Cephalopoden, wenn auch möglicherweise nicht in der ganzen, so doch mindestens in einem Theile der Anfangskammer ein embryonales Gebilde vorliest. Diese Wahrscheinlichkeit wird aber noch vermehrt durch die, wenigstens bei den Ammonitiden, ausserordentlich geringe Grösse der Anfangskammer, welche zwischen !/, und ?/, Mm. Höhe schwankend, nur ausnahmsweise bei einigen der ältesten Goniatiten 1 Mnı. erreicht. Aus diesem letzteren Umstande geht zum Mindesten hervor, dass uns hier Schaalen- bildungen überaus junger Cephalopoden vorliegen. Zum ersten Male also in der Palaeontologie sind wir hier im Stande, in ausgedehntem Maasse embryonale oder wenigstens subembryo- nale Merkmale zur Kenntniss der verwandtschaftlichen Be- ziehungen zu verwerthen. Später als die Anfangskammer wurde nun freilich die erste Querscheidewand und somit die erste Sutur ge- bildet. Aber auch die Unterschiede, welche sich in der Gestalt - dieser aussprechen, dürften höchst wichtig sein. Denn die erste Lobenlinie vergegenwärtigt uns die Zeit, in welcher das Junge Cephalopoden-Thier sein bisheriges Wohnhaus, die An- fangskammer, verliess und diese nun für alle Zeiten durch die erste Querscheidewand hinter sich absperrte. Letztere also mit ihrer Sutur stellt, die Grenze der Anfangskammer bildend, _ ein ganz bestimmtes Wachsthumsstadium dar. Hierdurch wird uns die Möglichkeit geboten, die verschiedenen Gruppen der Cephalopoden in einer äquivalenten Entwickelungsphase mit einander zu vergleichen, was bei dem unbegrenzt dastehenden Nucleus der übrigen Mollusken - Gehäuse durchaus nicht der Fall ist. Zugleich aber verräth uns auch die Gestalt der ersten Sutur, dass das junge Cephalopoden-Thier zur Zeit ihrer Bildung noch einen typisch jugendlichen, ich möchte sagen embryonalen, Habitus besessen haben muss. Denn die drei Gruppen, welche ich bei den Ammonitiden unterscheide, weichen in der Gestalt der erster Sutur noch bedeutend von einander ab. Von der zweiten oder dritten an tritt dagegen die Lobenlinie bei Allen in das typische Goniatiten- Stadium, welches bei sämmtlichen Ammonitiden eine überraschende Aehn- lichkeit besitz. Und erst später bilden sich jene starken Differenzen heraus, durch welche sich die Suturen der ver- schiedenen Genera von einander unterscheiden. Wenn es daher schwierig erscheinen möchte zu entschei- den, ob man der Gestalt der Anfangskammer oder derjenigen der ersten Lobenlinie ein grösseres Gewicht beizulegen habe, so ist dies in der Wirklichkeit doch nicht derartig der Fall. Denn Hand in Hand mit einer anders gearteten ersten Sutur pflegen häufig auch grössere oder geringere Unterschiede in der Form der Form der Anfangskammer zu gehen. Es ergeben sich nun, wenn man jene der frühesten Jugend entnommenen Merkmale zu Grunde legt, so weit meine Unter- suchungen reichen, beiden Ammonitiden drei Gruppen, welche ich nach der Gestalt der ersten Sutur, je nachdem diese nämlich einen schmalen, einen breiten oder gar keinen Aussensattel besitzt, mit dem Namen der 4Angustisellati (Fig, 2a u. Fig. 5), Latisellati (Fig. 3a u. Fig. 6) und Asellati (Fig. la u. Fig. 4) belege. !) 3; Die geologisch älteste Gruppe ist diejenige der Asellati. Wir finden sie im Silur und im Devon, also nur bei den Go- niatiten. Hier verläuft die erste Sutur, ohne einen merk- lichen Aussensattel zu bilden, in wenig geschwungener, fast grader !) Die Sutur der erwachsenen Ammoniten besitzt in der Mitte der Externseite einen tiefen Aussenlobus, welcher an jeder Seite von einem Aussensattel begrenzt wird. Denkt man sich nun den Aussenlobus immer flacher werdend bis er zuletzt verschwindet, so vereinigen sich die beiden Aussensättel zu einem einzigen. In der ersten Sutur nun ist dies bei den Latisellati und Angustisellati der Fall; denn erst von der zweiten (oder dritten) Lobenlinie an bildet sich hier der Aussen- lobus in Gestalt einer Einsenkung an der Spitze des Aussensattels, welcher Letztere eben dadurch erst in zwei Sättel getheilt wird. Bei den Asellati dagegen ist häufig schon in der ersten Sutur ein Aussen- lobus vorhanden. b 1. Asellati. a b 3. Latisellati. Angustisellati. Figur 1, 2 und 3. Linie von einem Ende der Anfangskammer bis zum anderen. - Diese Letztere besitzt eine verhältnissmässig hohe Mundöffnung und ist relativ schmal, so dass der stark abgeflachte Nabel - wenig hervortritt (Fig. 4). 3 Figur 4. Anfangskammer eines asellaten Goniatiten. Vergr. 60 fach. nsicht von oben. b Ansicht v. vorn. c Ansicht v. d. Seite. | Wie jener älteste Typus der Anfangskammer nur Gonia- titen eigen war, so finden wir den geologisch jüngsten Typus: die angustisellate Anfangskammer nur bei Ammoniten. Alle eretaceischen und jurassischen Formen, welche ich 604 untersuchte, besitzen ausnahmslos eine, wenn auch sehr ver- schieden gestaltete, so doch angustisellate Anfangskammer. Allein auch von triadischen Ammoniten - Geschlechtern gehört eine ziemliche Anzahl in diese Gruppe. Die erste Sutur ist hier, gegenüber der jener Asellati, hoch differeneirt: Ein relativ schmaler Aussensattel, an welchen sich jederseits ein erster Seitenlobus und ein erster Seitensattel anreihen. Die Anfangskammer selber (Fig. 5) zeichnet sich im Allge- meinen durch einen eiförmigen Umriss, relativ spitzen Nabel und durch ihre breite, niedrige Mundöffnung aus. BR a Ansicht von oben. b Ansicht v. vorn. c Ansicht v. d. Seite, ER! Die Vergleichung der Abbildungen lehrt, dass diese Am- | moniten von jenen Goniatiten stark unterschieden sind. Wen- wir uns nun zu der dritten Gruppe, zu derjenigen der | Latisellati (Fig 6). Diese ist das gemeinsame Band, welches Goniatiten und Ammoniten mit ein- annder verbindet. Denn ihr gehören von Ersteren we- sentlich die carbonischen Formen, von Letzteren zahlreiche Geschlechter der Trias an. Ebenso aber, wie wir diese Art der Anfangskammer auch bereits bei devonischen Goniatiten finden, so ist dieselbe mit hoher Wahrscheinlichkeit auch schon permischen Ammoniten eigen. Wie der Gruppenname an- deuten soll, besteht hier die erste Sutur aus einem breiten Aussensattel, welcher von einem Nabel der Anfangskammer bis zum anderen reicht, neben welchem also keine weiteren Figur 6. Anfangskammer eines latisellaten Ammoniten oder Goniatiten. Vergr. 60fach. a Ansicht von oben. b Ansicht v. vorn. e Ansicht v.d. Seite. P2 605 Sättel und Loben mehr Platz finden. Die Anfangskammer zeigt ein Gepräge, welches demjenigen der Angustisellati mehr oder weniger ähnlich ist. Und wenn man die zahlreichen Ab- bildungen latisellater und angustisellater Formen aus den oben eitirten Arbeiten (Anm. auf pag. 599) vergleichen will, so wird man leicht einsehen, ein wie enger Zusammenhang zwischen den Formen dieser beiden Gruppen besteht. Denn wenn auch die extremen Glieder der Letzteren wesentlich von einander verschieden sind, so bilden andererseits doch auch wieder manche Formen eine Brücke, welche von der einen Gruppe zu der anderen hinüberleitet.e. Wie denn bei manchen lati- sellaten Anfangskammern eine nur geringe Verschmälerung des Aussensattels hinreichen würde, um Platz für die Ausbildung noch weiterer Suturelemente zu schaffen. \ Schwieriger ist es freilich, jene ersterwähnten ältesten Goniatiten, die Asellati, mit den Zatisellati in Verbindung zu bringen. Zwar fand ich eine Form (Goniatites retrorsus), welche auch hier eine vermittelnde Stellung einzunehmen scheint; und es werden sich vielleicht noch mehrere derartiger Gestalten nachweisen lassen. Allein ebenso wie zahlreiche der lati- sellaten Zweige des grossen Ammonitiden - Stammes im Ver- laufe der triadischen Zeit abgestorben zu sein scheinen ohne sich weiter und weiter zu verzweigen, so mag es auch vielen oder den meisten asellaten ergangen sein.. Die Gruppe der Goniatiten birgt augenscheinlich, wie wir auch später noch in anderer Beziehung sehen werden, heterogenere Formen als die Ammoniten. Wenn wir von den Asellati absehen, so können wir mit Hülfe der Anfangskammer die Wurzel der Ammoniten bereits jetzt bis hinab in das Devon — wo die Latisellati als Goniatiten beginnen — verfolgen. Die Durchforschung der sedimentären Schichten hat erst begonnen. Bereits aber haben uns die Untersuchungen besonders der neueren Zeit echte Ammoniten aus dem Carbon, ja möglicherweise aus noch tie- feren Schichten kennen gelehrt. Fernere Zeiten werden uns wohl erkennen lassen, ob die Angustisellati und Latisellati viel- leicht schon im untersten Devon oder gar im Silur wurzeln, und ob jene asellaten Goniatiten etwa nur ein Seitenzweig des Ammonitiden-Stammes sind, aus welchem die Ammoniten gar nicht hervorgingen. Wie dem aber auch sein möge, das Verhalten der An- fangskammer und der ersten Sutur zeigt uns jetzt bereits die überwiegend grösste Zahl der Ammonitiden als aus einem Gusse bestehend und rechtfertigt auf das Glänzendste die zuerst von L. v. Buch und Beyrıca verfochtene Ansicht von der völligen Zusammengehörigkeit der Ammoniten und Gonia- titen. Nicht allein aber diese Verhältnisse sind es, welche den Beweis für jene Anschauung liefern. Die Untersuchungen 606 über die ersten Jugendzustände lassen noch in ganz anderer Beziehung schlagende Belege für dieselbe erkennen. Dahin gehört zuerst das längst bekannte Verhalten der Sutur bei den Ammoniten, welche in der Jugend jenes typische, wellige Goniatiten-Stadium durchläuft, das vielen Goniatiten zeit- lebens eigen ist. Bei zahlreichen anderen Goniatiten dagegen tritt im Alter — in der Jugend bildet auch ihre Sutur nur eine typische Wellenlinie — eine Zuspitzung der Loben, ein Ceratiten-Stadium ein. Und dieses Ceratiten - Stadium finden wir nun wieder bei gewissen Ammoniten als eine Durch- gangsphase, welche das typische Goniatiten-Statium ihrer ersten Jugend mit dm Ammoniten-Stadium des Alters ver- bindet. Bei anderen Ammoniten, den alten Ceratiter, dagegen persistirt dasselbe, wenn auch in verstärkter Ausbildung. Auch das Verhalten des Aussenlobus spricht für die Buc#- BeyricH’sche Hypothese. Derselbe wird nämlich bei den Go- - niatiten — wenn überhaupt — erst in einem relativ späten Wachsthumsstadium zweispitzig; ebenso aber verhält er sich bei den latisellaten, also bei den den Goniatiten am nächsten verwandten, Ammoniten, während sich bei den angustisellaten Ammoniten die beiden Spitzen des Aussenlobus schon in sehr früher Jugend herauszubilden pflegen. Diese enge Verknüpfung der Ammoniten wenigstens mit den latisellaten Goniatiten spricht sich ferner in der Gestalt der Querscheidewände aus. Durchschneidet man nämlich eine dieser Formen in der Medianebene, so bilden die Septa hier einen nach vorn con- vexen Bogen, während dieser bei jenen uralten asellaten Go- niatiten meist nach vorn concav ist, wie wir solches bei Nau- tilus, Spirula und Pelemnites sehen. Auch der Sipho beginnt bei Goniatiten wie Ammoniten in gleicher Weise, nämlich in Gestalt einer Kugel, welche hart vor dem ersten Septum in der Anfangskammer liegt. Und schliesslich ist es die Sipho- naldüte, welche ebenfalls für die innige Verwandtschaft dieser Cephalopeden spricht. Diese Düte ist im Allgemeinen bei den (Groniatiten nach hinten, bei den Ammoniten nach vorwärts ge- richtet, wie dies bereits L. v. Buch nachwies.!) Ganz auf- fallender Weise besitzt sie aber bei Letzteren in der frühesten Jugend auch dieselbe Richtung nach hinten, welche sie bei den Goniatiten zeitlebens inne hat; erst später wendet sie sich 1) In neuerer Zeit hat zwar Hvarr diese Angabe L. v. Buch's, was die Ammoniten anbetrifft, bestritten. Die Thatsachen indess, welche dieser Autor in seiner verdienstreichen Arbeit an einigen Am- moniten beobachtete, sind wohl dieselben, welche ich oben anführe und nur die verschiedene Art der Deutung derselben dürfte es sein, welche Hyarr zu dem Ausspruche führte, dass die eigentliche Siphonaldüte der Ammoniten nach hinten gerichtet sei. BOT .. : nach vorwärts. Die Ammoniten durchlaufen also auch in & dieser Beziehung ein ausgesprochenes Goniatiten - Stadium. !) Mit all diesen Analogieen, welche gerade zwischen den latisellaten Goniatiten und Ammoniten bestehen, dürfte mög- licherweise ein Umstand in grellem Widerspruche stehen. Es ist dies die Lage des Sipho in der ersten Jugend. Derselbe liegt bekanntlich bei Ammonites und Goniatites an der Externseite. Allein bei den meisten latisellaten Ammo- niten verläuft er anfangs hart an der Internseite und wendet sich erst später nach aussen. Dies erinnert an Clymenia, die sich auch durch den Bau ihrer Anfangskammer als echter Ammonitide erweist. Bei den Goniatiten dagegen scheint der Sipho von Anfang an extern zu verlaufen; doch fehlen freilich hierüber noch umfassendere Untersuchungen. Es ist hier nicht möglich, auf die feineren Unterschiede in der Gestalt der Anfangskammer und der ersten Sutur ein- zugehen, durch welche sich innerhalb der drei genannten Grup- pen von Ammonitiden noch weitere Unterabtheilungen ergeben, Nur möchte ich bemerken, dass sich durch diese Unterschiede gewisse Complexe von Geschlechtern als nahe zummengehörig erweisen, während andererseits sich auch bisweilen innerhalb ein und derselben Gattung stärkere Differenzen geltend machen. Kaum wird es befremden, wenn uns Letzteres im Schoosse so lang- lebiger Genera, wie z. B. Lytoceras und Phylloceras, welche aus der Trias bis in die Kreidezeit hineinreichen, entgegentritt. Viel- mehr werden diese Unterschiede bei weiterer Verfolgung der Sache wohl im Stande sein, innerhalb solcher Geschlechter gewisse Formenreihen oder Gruppen von solchen zu charakterisiren. Wenden wir uns nun zu der Anfangskammer der Be- lemnitiden und Spiruliden. Die Schaale, resp. bei erste- ren die Alveole, beginnt hier knopfförmig,. d. h. die Anfangs- kammer besitzt die Gestalt einer Kugel, welche von der _ übrigen Schaalenröhre in ungefähr derselben Weise durch eine Einschnürung abgetrennt ist, wie die das Quecksilber bergende - Kugel eines Thermometers von der Röhre desselben (Fig. 7b). Man sieht, dass eine derartige Bildung mit dem, was wir bisher bei den Ammonitiden kennen lernten, gar keine Ueber- einstimmung zeigt, wie das wohl auch kaum anders zu er- 1) So ist es wenigstens im Grossen und Ganzen. Bei gewissen, dem Carbon angehörigen Goniatiten jedoch sendet die Querscheidewand gleich- zeitig einen Theil der Siphonaldüte nach hinten, einen anderen nach ' vorn, wie mir Herr Beyrıcn an einem hohlen Exemplare von @. sphae- ricus zu zeigen die Güte hatte. (Vergl. auch SAnDgBErGer, Rhein. Schich- ten-System Nassau, t. V. f. 1i). Ob man hier beide Theile oder nur einen derselben als gleichwerthig mit der Düte der Ammoniten auffassen will, wird von der jedesmaligen Definition des Begriffes einer Siphonal- düte abhängen. N Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL. 3. 39 Se BF RAIN Figur 7. Anfangskammer von Belemnites sp. Figur 8. Anfangskamme a) Vergr. 60 fach. erste Windung v. Goniatites (x in b ist die zweite Kammer.) pressus BEYR. Vergr. etwa 9 a Ansicht v.oben. b Ansicht v. vorn resp. v. d. Seite. a warten war. Dasselbe Verhalten wird man aber auch an der, Figur 8 abgebildeten, Anfangskammer bemerken, welche dem bekannten Goniatites compressus BEYR. aus den Wissenbacher Schiefern angehört. Diese merkwürdige Uebereinstimmung dieses Goniatiten mit Spirula (und Belemnites) wird nun noch vermehrt durch die diesen Formen gemeinsame uhrglasförmige, nach vorn concave Gestalt der Querscheidewände, sowie durch die langen, trichterförmigen Siphonaldüten. Belemnites besitzt diese letzteren zwar nicht, wohl aber finden wir sie ähnlich wie bei Spirula am Goniatites compressus und den nächsten Verwandten desselben. An sich wäre ja eine derartige Sipho- naldüte nichts Auffälliges; bei jenen Goniatiten wird sie es aber dadurch, dass alle übrigen Ammonitiden nur sehr kurze Düten besitzen. Schliesslich besteht auch zwischen jenen Go- niatiten und Spirula in Betreff der ersten Sutur wenn auch keine völlige Gleichheit, so doch eine Aehnlichkeit, indem dieselbe bei Ersteren eine ziemlich gerade, bei Letzterer eine ganz gerade Linie bildet. Ich bemerke hier nur kurz, dass sich auch einige andere jener ältesten Goniatiten dadurch aus- zeichnen, dass sie im Allgemeinen zwar die früher geschilderte Anfangskammer der Asellati zeigen, dass aber bisweilen an ihnen dieselbe Kugelbildung wie bei Gon. compressus auftritt. Sie nehmen also eine Mittelstellung zwischen diesem und den Asellati ein. Bei der grossen Wichtigkeit, welche die Gestalt der Anfangskammer für classificatorische Zwecke besitzt, muss ein so eigenthümliches Verhalten die Aufmerksamkeit in hohem Grade erregen. Wenn man aber nun in Folge dessen der Auffassung, dass diese ältesten Goniatiten und speciell Gon. ee 609 eompressus irgendwie näher mit den Spiruliden verknüpft seien, eine bestimmtere Fassung geben wollte, so würde die schwer zu beantwortende Frage entstehen: „Wo sind die Zwischen- | glieder der Kette, welche jene devonischen Goniatiten mit der recenten Spirula verbinden ?“ Diese Frage könnte wohl nur dann eine Lösung erhalten, wenn es gelänge nachzuweisen, dass ein Theil oder alle Ammoni- tiden Spirula-ähnliche Thiere gewesen seien. Die bisherigen Un- tersuchungen über die Anfangskammer geben freilich für eine derartige Annahme keinerlei Anhaltspunkte. Wichtig aber ist es, dass die Resultate vergleichend anatomischer Untersuchun- 8 gen immer von Neuem darauf hinweisen, dass die ersten An- \ fänge des Stammes der Dibranchiaten „weit jenseits der Trias gesucht werden müssen und sich unseren Blicken wahrschein- lieh unter Schaalen entziehen, welche unter den Tetrabran- chiaten ihren Platz finden.“ Dies bezeugen die Arbeiten von Brock, GEGENBAUR, V. JHERING. Auch auf paläontolngischer Seite ist von Suzss bereits die Vermuthung ausgesprochen worden, dass die lebende Argonauta ein Ammonitide sei. !) : Betrachten wir nun zum Schlusse die Anfangskammer der Nautiliden, über welche bereits die umfassenden Untersuchungen von BARRANDE vorliegen. Ein niedriges, henkelloses Näpfchen oder ein mit der Spitze nach unten gekehrter, hohler Kegel giebt uns ein ungefähres Bild von den beiden wesentlichsten Typen, welche wir hier unter den Anfangskammern finden (Fig. 9). Figur 9a. Anfangskammer v. Figur 9b. Anfangskammer v. Figur 9c. Anfangkam- Orthoceras. Ansicht von vorn Nautilus pompilius (nach BAr- mer u. Theil der 1sten tesp. von der Seite. Vergr. RANDE). n die Narbe. Windung v. Nautil. pom- i 16fach. Ansicht v. vorn. pilius. Ansicht v.d.Seite. 1) Sitzungsber. d. k.k. Akad. d. Wiss. zu Wien 1870. Bd. 61., März und Bd. 51. 1865. — Ferner Brock, Versuch einer Phylogenie der di- branchiaten Cephalopoden. Inaug.-Dissertation. Leipzig 1880. W. EnGeL- MAnNn. — Auch Owen betont übrigens, dass der Unterschied zwischen 39* 610 Ebenso entschieden wie die Aehnlichkeit der Anfangs- kammer zwischen latisellaten Goniatiten und Ammoniten für die innige Verwandtschaft dieser Formen sprach, ebenso ent- schieden deutet die völlige Unähnlichkeit dieser Gebilde bei den Nautiliden einer- und den Ammonitiden andererseits gegen eine derartig nahe Verwandtschaft dieser beiden Gruppen, wie man eine solche wohl nach der Aehnlichkeit der Schaalen der erwachsenen Thiere annehmen möchte und auch annimmt. Diese Unähnlichkeit der ersten Jugendstadien aber beruht auf den folgenden Punkten: Bei den Ammonitiden beginnt der Sipho in Gestalt einer Kugel hart vor dem ersten Septum, bei Nautilus dagegen mehr röhrenförmig und an der äussersten Spitze der Anfangskammer. Ferner ist die Anfangskammer der Nautiliden häufig schon mit einer deutlichen Sculptur versehen, in zahlreichen Fällen hat man auf derselben bereits die so charakteristische „Narbe“ !) nachgewiesen (n in Fig. 9b) und schliesslich pflegt dieselbe, wenigstens bei Nautilus, eine relativ beträchtliche Grösse (3 Millim. hoch) zu besitzen. Bei den Ammonitiden hingegen wurden bisher weder Sculptur noch Narbe auf der Anfangskammer nachgewiesen und der Letzteren Grösse ist eine weit geringere ('/, bis ”/,, selten 1 Mm. Höhe). Vor Allem aber spricht sich diese Unähnlich- keit in der bei beiden Gruppen ganz verschiedenen Gestalt der Anfangskammer aus, welche bei den Ammonitiden spiral gewunden ist, bei den Nautiliden aber eine konische oder näpfchenartige Gestalt besitzt. Es sind dies Alles Unter- schiede, welche mit Nothwendigkeit zu der Ueberzeugung führen, dass bereits in einem embryonalen oder wenigstens subembryonalen Stadium die Thiere der Nautiliden eine andere Gestalt als diejenigen der Ammonitiden besessen haben müssen. Diese gewichtigen Differenzen muss auch Hyarr anerkennen und sie waren es, welche BArrAnpe zu dem Ausspruche führ- ten, dass die Ammonitiden nicht von den Nautiliden abstammen könnten. In der That, wenn man erwägt, dass bereits in den ältesten Schichten diese beiden Typen von Anfangskammern einander gegenüber stehen, so würde man — so weit eben bisherige Untersuchungen reichen — höchstens von einer ge- meinsamen Abstammung beider Thiergruppen von einer uns noch unbekannten Urform hypothetisch reden dürfen. Anderen- falls wäre für jetzige Erkenntniss die Behauptung, dass die Nautiliden von den Ammonitiden abstammten, gerade ebenso dem lebenden Nautilus und der Spirula nur ein relativer und kein ab- soluter sei und dass die tetrabranchiaten Ammoniten als Repräsen- tanten der dibranchiaten Spirula betrachtet werden könnten. (Ann. and Magazine of nat. hist. Jan. 1879.) Die übrigen Literaturangaben siehe in Palaeontographica N. F. Bd. 7. (27) pae. 74. 1) Palaeontographica Bd. 27. 1880. pag. 45 etc. 611 viel oder ebenso wenig gerechtfertigt wie die umgekehrte, dass Letztere die Abkömmlinge des Ersteren seien. Weit eher könnte man noch — wenn man nur ganz im Allgemeinen den Bauplan der Anfangskammern vergleicht — bei gewissen Nau- tiliden Anklänge an Goniatites compressus und Spirula finden. Denn, da die genannten Formen keine spiralgewundene Anfangs- kammer besitzen, so würde bei den mit näpfchenförmiger Anfangs- kammer versehenen Nautiliden eine Verschmälerung der auf dieselbe folgenden Schaalenröhre, wie bei @oniatites compressus (Fig. 8), eine Abschnürung der Anfangskammer zur Folge haben. Und durch diese müsste dann aus dem Näpfchen ein kugelartiges Gebilde entstehen. Allein derartige Nautiliden kennen wir eben nicht. Das Ganze zusammenfassend können wir daher sagen, dass je die Ammonitiden, die Nautiliden und die Spiruliden- ' Belemnitiden bereits in einem embryonialen oder subembryo- nalen Stadium sehr verschiedene Schaalenbildungen besassen, welche auch auf die Existenz ebenso, wenigstens der äusseren Form nach, verschiedenartiger Thiere schliessen lassen. Dass sich aber weiter bei einigen der ältesten Goniatiten eine höchst merkwürdige Uebereinstimmung mit Spirula nicht verken- nen lässt. Ich gebe zum Schlusse eine tabellarische Uebersicht des ersten Auftretens und des Verschwindens der drei Gruppen von Ammonitiden, soweit dasselbe aus meinen bisherigen Unter- suchungen erhellt. Formationen. Gruppen der Ammonitiden. er hun. 2). > | — | — | Angustisellati. a... | — | Zoatisellati. | Amgustilellati. Biyas' . :. | — | 3 | = Farbon.. “.... | == | LDatisellati. | — Devon...‘ | Asellati. | Latisellati. | _ | | Silur) . . . | Asellati. !) resp. Devon, je nachdem man nämlich die böhmischen Etagen F, G, H und ihre Aequivalente in anderen Ländern als Silur oder Devon auffasst. 5 0. Uebersicht der bisherigen Ergebnisse der vom Preussischen Staate ausgeführten Tiefbohrungen im norddeutschen Flachland und des bei diesen Arbeiten verfolgten Planes. Von Herrn Houvssen ın Halle a.d.S.‘) Der Zweck der Tiefbohrungen, für welche jährlich sehr ansehnliche Summen (jetzt 15000 Mark) durch unseren Staats- haushalts-Etat ausgesetzt werden, ist, diejenigen älteren Bildungen kennen zu lernen, welche die Grundlage .des Alluviums und Diluviums und der in dem norddeutschen Flachland ebenfalls sehr verbreiteten und hier auch fast nur aus lockeren Massen bestehenden Tertiärformation ausmachen. Die Arbeiten sind nun seit 16 Jahren im Gange und haben, obschon sie noch lange nicht als abgeschlossen gelten können, doch schon manche wissenschaftlich und praktisch bedeutsamen Ergebnisse geliefert, über welche eine übersichtliche Mittheilung gemacht werden soll. Es ist das Verdienst des vorigen Herrn Oberberghaupt- manns Kruc von Nıppa, den wir die Freude haben hier unter uns zu sehen, dass er die Ausführung dieser Arbeiten angeregt und die Mittel dafür zu erlangen gewusst hat. Der grössere und zunächst hauptsächlich in den Bereich der Untersuchung gezogene Theil des zu untersuchenden Ge- biets gehört zum Bezirke des Oberbergamts zu Halle, dessen Direktor zu sein ich die Ehre habe. So fand denn die Mehrzahl der Tiefbohrungen unter der Leitung dieses Oberberg- amts statt, und kann ich hierbei die Erwähnung meines wacke- ren Mitarbeiters, des Herrn Geheimen Bergraths CRAMER nicht unterlassen. Ueber den im Allgemeinen zu befolgenden Plan hatte ich vor dem Beginn der Arbeiten in Berlin mündlichen Vortrag zu halten. Bei der Bestimmung der Bohrstellen musste natürlicher- weise von den vorhandenen Aufschlüssen festen Gesteins aus- gegangen werden. Diese sind in der Provinz Brandenburg: en) Vortrag, gehalten in der allgemeinen Versammlung am 14. August 613 EL Sperenberg, 5 Meilen südlich von Berlin. Daselbst steht Gyps zu Tage an und wird seit langer Zeit durch Stein- bruchsbetrieb gewonnen. Sein Alter hat noch nicht festgestellt werden können, da weder Nebengestein bekannt noch organische Reste im Gyps aufgefunden sind; aber nach der Beschaffenheit desselben und der ganzen Art des Vorkommens muss man ihn dem Zechstein zuweisen. 2. In südlicher Richtung von Sperenberg treten bei Fisch- wasser unweit Dobrilugk, wo sich die Berlin-Dresdener und die Halle-Sorauer Eisenbahn kreuzen, und westlich davon zu Rothstein unweit Liebenwerda in der Provinz Sachsen Quarz- gesteine mit erkennbarer Schichtung auf, die dem Silur oder Devon angehören dürften. Noch weiter südlich kommt man an mehreren Punkten im Königreich Sachsen und in der Preussischen Oberlausitz (Prov. Schlesien) auf Grauwacke, die - — wenn das Vorkommen von Graptolithen noch als entscheidend gelten darf, dem Silur zuzurechnen sind. Ein der Provinz Brandenburg angehöriges Vorkommen festen Gesteins in der Nähe von Dobrilugk beiBabben unweit Finsterwalde, welches wohl als Grauwacke in Anspruch genommen und deshalb von mir besichtigt worden ist, besteht lediglich aus Geröllen, die in der jüngsten Periode durch Eisenocker zusammengebacken sind. 3. Oestlich von Berlin befindet sich das allbekannte Muschel- kalk-Vorkommen von Rüdersdorf, auf das Beste aufgeschlossen durch den grossartigsten Steinbruchsbetrieb. Das Streichen ist dort von SWS. nach ONO. gerichtet, das Fallen nach N,; man kennt im Hangenden durch Tiefbohrarbeiten den Keuper und im Liegenden, als anstehendes Gestein und durch eine Tiefbohrung, den Röth mit Gyps. 5. In südlicher Richtung von da findet sich hart an der südlichen Provinzgränze bei Senftenberg ein sehr interessanter Aufschluss: der Koschen, ein Berg, an welchem Granit, ein Diabasähnliches Gestein und Grauwacke anstehen. Das Alter der letzteren ist noch nicht genau bestimmt. Das sind die wenigen festen Anhaltspunkte, die man für die Tiefborungen in der Provinz Brandenburg hatte. Da im N. derselben, in Pommern, von Bildungen, die älter als das Tertiär sind, nur Jura und Kreide anstehen, zwischen diesem Gebiete und Rüdersdorf aber vortertiäre Aufschlüsse überhaupt fehlen, so musste sich die Untersuchung zunächst der südlichen Hälfte der Provinz zuwenden. Eine geeignete Querlinie für die Bohrarbeiten festzustellen, um durch diese ein bestimmtes geologisches Profil zu erhalten, war schwer. Denn aus den spärlichen Vorkommnissen an- stehenden Gresteins lässt sich nicht erkennen, ob das Haupt- streichen des Sudetischen Gebirgsystems, von OSO. nach 614 WNW. oder dasjenige des Erzgebirges von WSW. nach ONO, welchem das Streichen der Schichten zu Rüdersdorf und auch die Richtung von Fischwasser nach Rothstein entspricht, das herrschende ist. Deshalb schien es mir für’s Erste am zweck- mässigsten, eine von N. nach S. gerichtete, also jeder dieser beiden Richtungen einigermassen entsprechende Linie zu wählen. Natürlicherweise verfolgt man bei den Tiefbohrungen nicht bloss wissenschaftliche, sondern zugleich die praktischen Zwecke der Aufschliessung nutzbarer Mineralien. So hatte ich denn, ım Einverständniss mit Herrn CrAueEr, vor allen anderen Bohr- stellen die im Gyps bei Sperenberg, wo ich mit Sicherheit Steinsalz erwartete, in Vorschlag gebracht, wozu denn auch, nachdem vorher die später zu erwähnenden Bohrungen am Vläming ausgeführt worden waren, die Genehmigung des Herrn Ministers im Jahre 1867 erfolgte. Das Ergebniss war sehr bald die Erbohrung von Steinsalz 283 Fuss unter der Ober- fläche. Man setzte die Bohrung darin bis zu 4051 Fuss fort, ohne das Liegende zu erreichen, und hatte damit das mächtigste, bis jetzt bekannte Steinsalzlager entdeckt und zugleich den tiefsten, bis dahin erreichten unterirdischen Aufschluss gemacht. Die Arbeit musste nur deshalb aufgegeben werden, weil die Betriebs - Dampfmaschine und die Stärke der ganzen Bohrvor- richtung die Fortsetzung nicht zuliess. Der Zustand des Bohr- lochs hätte die Weiterarbeit gestattet. Zwei, in der Nähe, eben- falls im Gyps angesetzte Bohrlöcher trafen das Steinsalz in fast gleicher Tiefe, wurden aber nicht weiter hineingetrieben. Hierauf wandte man sich von Sperenberg südwärts. Der Umstand, dass im Zwickauer Becken die produktive Steinkohlenformation unmittelbar von Kieselschiefer, der als silur angesprochen wird, umgeben ist, liess es möglich erscheinen, auch im Hangenden der erwähnten Gesteine von Fischwasser und Rothstein jene Formation zu entdecken. Man setzte des- halb die zweite Tiefbohrung in der, auch abgesehen von jedem praktischen Zwecke, hochinteressanten Gegend von Dobrilugk, im Hangenden des Quarzgesteins von Fischwasser, eine Weg- stunde westnordwestlich von diesem Orte an. Das Bohrloch erreichte bald ein sehr festes, sandiges Schichtgestein, welches dem Kulm oder Devon, möglicherweiser aber auch dem Silur angehören kann, und in welchem bei ungefähr 1000 Fuss Tiefe die Arbeit eingestellt worden ist, — meines Erachtens zu früh, weil die Fortsetzung sicherere Aufschlüsse hätte liefern können und die Erreichung des im Steinbruch bei Fischwasser bekannten Gesteins erwünscht gewesen wäre. Das dritte Hauptbohrloch wurde in der Linie Sperenberg- Dobrilugk bei Dahme niedergestossen und schloss unter dem Tertiärgebirge den bunten Sandstein auf. Man hatte keinen 615 Grund, in diesem weiter vorzudringen und stellte die Arbeit bei etwa 100 Fuss Tiefe ein. In derselben nordsüdlichen Linie ward zwischen Dahme und Dobrilugk, bei Hilmersdorf, das vierte Hauptbohrloch bis fast 1000 Fuss Tiefe niedergebracht. Man fand Tertiär, ein dem Mansfeldischen Grauliegenden gleichendes, also schon der Formation des Rothliegenden zuzuzählendes Gestein, dann diese Formation und darunter ein Schiefergestein, das als Kulm oder Devon anzusprechen sein möchte. Steiles Einfallen der Schichten charakterisirt diese Stelle vor den anderen. Die Bohrlöcher bei Dahme und Hilmersdorf wurden nach dem neuen Verfahren niedergebracht, bei welchem die Ausför- derung des Bohrschmandes nicht mittels des jedesmal besonders einzulassenden und aufzuholenden Löffels, sondern durch Aus- spülung mittels Wassers erfolgt, welches durch das hohle Bohr- gestänge mit Maschinenkraft in das Bohrloch hineingetrieben wird und in demselben mit dem Bohrmehl wieder aufsteigt. Dabei ist der Bohrer ringförmig und stellt vor Ort eine ring- förmige Rinne her, innerhalb welcher das Gestein als cylin- drischer Kern seinen Zusammenhalt behält und zusammenhängend in Stücken von der Höhe mehrerer Zoll bis einiger Meter her- aufgeholt werden kann, so dass die Beurtheilung des durch- bohrten Gesteins nicht mehr bloss nach feinem oder gröberem Bohrmehl und nach s. g. Nachfallstücken zu geschehen braucht, und die etwa vorkommenden organischen Reste meist wohl- erhalten zu Tage gebracht werden. Bei festem Gestein wendet man bei dieser Bohrmethode den Diamantbohrer an, der eben- falls dazu dient, die Arbeit, welche bei der älteren Arbeits- weise nur langsam vorrücken konnte, zu beschleunigen. Allerdings hat diese Methode das Missliche, dass man bei der Auswahl der Bohrstellen an Punkte gebunden ist, an welchen sich hinreichendes Wasser an der Oberfläche findet oder durch einen Brunnen gewonnen werden kann, und an welchen die Benutzung dieses Wassers freisteht. Ein zweiter Umstand wirkt noch bei der Auswahl der Bohrstellen lästig beschränkend,, nämlich der bergrechtliche Zustand der vormals Sächsischen Landestheile. In diese ist nämlich die Preussische Berggesetzgebung, nach welcher die Mineralkohle vom Finder gemuthet werden kann und ihm zu Eigenthum verliehen wird, nicht eingeführt worden, sondern sie bildet daselbst ein Zubehör des Bodeneigenthums. Will daher in den hiervon betroffenen Landestheilen, zu welchen die Nieder- lausitz gehört, der Staat an der Kohle, die er vielleicht durch seine kostspieligen Bohrarbeiten findet, ohne neue grosse Opfer das Eigenthum erlangen, so muss er die Bohrpunkte auf fis- kalischem Grundeigenthum, also in seinen Forsten oder Do- mänen wählen. | Dieser Umstand trug mit zu dem Entschluss bei, als es räthlich schien, nun auch östlich der Linie Sperenberg-Dobri- lugk zu bohren, sich im Kreise Cottbus, der altpreussisch ist und die Wohlthat der preussischen Berggesetzgebung ganz ge- niesst, anzusetzen. : Der da gewählte erste Bohrpunkt liegt '/, Meile westlich der Stadt Cottbus am Priorfluss. Man kam daselbst bald in's Tertiär, welches dort bauwürdige Braunkohle führt, und unter diesem in den Keuper, und zwar nach der in der geo- logischen Landesanstalt vorgenommenen Bestimmung in die untere Region des mittleren Keuper, worin denn bis zu etwa 1200 Tiefe fortgebohrt wurde. Die Verbreitnng des erbohrten Braunkohlenflötzes westlich und nordwestlich von Cottbus wurde noch durch fernere 6 Bohrlöcher nachgewiesen, von welchem das mit Nr. VII. bezeichnete unter dem Tertiär die Kreideior- mation traf. In dieser fanden sich sehr zahlreiche Exemplare von Terebratula rigida. Unter der Kreideformation traf man den Keuper, wie im Bohrloch Nr. I. Diese Verhältnisse, in Verbindung mit den Ergebnissen der ersten vier grossen Tiefbohrungen und den zu Tage an- stehenden Gesteinen, lassen eine grosse Aehnlichkeit mit den geologischen Verhältnissen der preussischen Oberlausitz und den angränzenden Theilen Niederschlesiens erkennen und machen es dem Redner wahrscheinlich, dass in der Niederlausitz und der Mark Brandenburg das Sudetensystem herrschst, also die Haupt-Streichrichtung von OSO. nach WNW. anzunehmen ist. Er ist demnach der Meinung, dass die ferneren Tiefbohrungen auf einer gegen diese Richtung senkrechten Querlinie anzu- setzen sind. { Dieser Ansicht entspricht der demnächst gewählte Bohr- punkt bei Hänchen, südwestlich von Cottbus. An dieser Stelle fand man das Diluvium reichlich 500 Fuss mächtig und unter diesem den oberen und mittleren Muschelkalk, den Schaum- kalk, den unteren Wellenkalk, den Röth und den bunten Sandstein. Technische Hindernisse nöthigten leider dazu, die Bohrarbeit, welche ein so mannichfaltiges Profil erschlossen hatte, vor wenigen Wochen in der Tiefe von 2600 Fuss auf- zugeben. Für ein viertes Hauptbohrloch in der nämlichen, von NNO. nach SSW. gerichteten Querlinie ist jetzt vom Oberbergamte eine Stelle bei Bahnsdorf, nordöstlich der Stadt Senftenberg und nördlich des Koschenberges, in Vorschlag gebracht worden. Die Wahl wartet der Genehmigung des Herrn Ministers der 617 “ öffentlichen beiten! !) Ein Bohrloch an dieser Stelle muss _ über das Auftreten der Formationen zwischen der Trias und der Koschener Grauwacke Aufschluss geben und die bereits er- langten Ergebnisse über die Gegend zwischen Berlin-Rüders- dorf und der Oberlausitz vervollständigen. Es müssen nun erwähnt werden die Bohrarbeiten am Vläming, jener ausgedenten Erhebung, welche den süd- westlichen Theil der Provinz Brandenburg und den östlichen Theil der Provinz Sachsen auszeichnet, und welche, obschon der älteren Formationen entbehrend, durch seine ganze Gestal- tung, sowie durch seine Flächenausdehnung und Höhe ein wirkliches Gebirge darstellt, das der Hauptrichtung nach sich dem Streichen der Sudeten anschliesst. Am nordöstlichen Fuss, bei Grüna, unweit Jüterbogk, war schon in früherer Zeit durch Privatmittel ein Bohrloch 800 Fuss tief niedergebracht worden, ohne ältere, als Tertiärgebilde, zu treffen. Im Jahre 1864 nun, vor der Sperenberger Bohrung, wurden vom Staate 3 Bohr- löcher auf der Höhe des Vläming, zwei zwischen Wittenberg und Jüterbogk und das dritte bei Kroppstädt nordöstlich von Wittenberg, niedergestossen. Man traf an den beiden ersten Punkten unter dem sehr mächtigen Diluvium das Braunkohlen- gebirge. Der dritte Punkt ist gewählt, wo dieses zu Tage aus- geht. Als Ergebniss der drei Bohrungen ist anzusehen, dass wenigstens der mittlere Theil des Vläming über der Meeres- fläche kein festes Gebirge enthält, und dass die mitunter auf- gestellte Vermuthung, das Vläminggebirge entspreche einer Erhebung älterer Formationen, in seiner Zusammensetzung soweit sie bis jetzt bekannt ist, keinen Anhalt findet. Wir wenden uns nun zu den Bohrarbeiten in der Gegend von Magdeburg. Die früheren dortigen Tiefbohrungen, welche das Steinsalzlager von Stassfurt erschlossen und welche zum weiteren Aufschluss desselben dienten, oder welche im Interesse des Betriebs der Königlichen Saline zu Schönebeck hergestellt sind, gehören nicht in den Rahmen des heutigen Vortrags. Nur von den letzteren gehört ein in der Mitte zwi- schen Schönebeck und Magdeburg, bei Salbke, niedergebrachtes tiefes Bohrloch hierher. Dasselbe hatte ursprünglich den Zweck, die etwaige nördliche Verbreitung des Schönebecker Salzlagers bis zu diesem Punkte festzustellen, und lieferte ein in dieser Beziehung verneinendes Ergebniss, indem man nach Durchboh- rung der Formationen des Buntsandsteins und des Zechsteins das Rothliegende angetroffen hatte. Man beschloss die Fort- setzung der Bohrarbeit um zu erforschen, ob sich an dieser !) Die Genehmigung ist erfolst und die Arbeit an dieser Stelle sogleich begonnen. ao ee Stelle vielleicht, zwischen dem Rothliegenden, das in den süd-. lichen Festungsgräben von Magdeburg, und dem Kulm, der in dem Elbbette und nördlich von Magdeburg, in der Neustadt, sowie weiter ostsüdöstlich bei Plötzky und Gonmern und west- nordwettlich in weiter Erstreckung bekannt ist, die produktive Steinkohlenformation einlege. Ohne hierüber Aufschluss zu er- langen, musste man bei ungefähr 1900 Fuss Tiefe die Arbeit wegen der technischen Unmöglichkeit, weiter zu kommen, noch innerhalb des Rothiegenden. aufgeben. Ein Steinkohlenfund bei Magdeburg würde aber zu wichtig gewesen sein, als dass man es bei diesem Versuche hätte dürfen bewenden lassen. Desshalb wurde weiter nordwestlich, unmittelbar südlich von Sudenburg, bei Magdeburg ein zweites Bohrloch angesetzt, und zwar in etwas tieferem geognostischem Niveau, so dass man schon sehr nahe unter. der Oberfläche den Zechstein traf. Es wurde sodann das Rothliegende ganz durch- bohrt und unter diesem der Kulm gefunden, worauf der Betrieb in ungefähr 1900 Fuss Tiefe eingestellt wurde. Die vorge- dachte Frage muss also nun als bestimmt verneint gelten. Eine noch weiter westlich, in der Nähe von Alvensleben, wo auf der Südseite des Magdeburger Kulm-Grauwackenzuges Rothliegendes mit Porphyr und Melaphyr und im Hangenden davon die Zechsteinformation (auch das Kupferschieferflötz) ansteht, hatte schon früher ein Privatunternehmer einen Bohr- versuch nach Steinkohlen unternommen, aber innerhalb des Rothliegenden aufgegeben. Neuerdings haben andere Unter- nehmer dieses Bohrloch wieder aufgewältigt und fortgesetzt, jedoch leider ohne regelmässige Bohrregisterführung und ohne gehörige Sammlung von Bohrproben. Als man endlich Mela- phyrstücke zu Tage gebracht hatte, wurde die Arbeit bei etwa 1600 Fuss Tiefe aufgegeben, obschon einerseits die Möglichkeit besteht, dass es sich um Melaphyr-Bruchstücke aus dem Con- glomerat des Rothliegenden handelte, und andererseits auch unter dem Melaphyr, falls er dort in der Tiefe als festes Ge- stein ansteht, noch Steinkohlen liegen können. Freilich waren die angewandten Bohrvorrichtungen für eine wesentlich grössere Tiefe nicht ausreichend. In der Gegend von Hallea.d.S. findet, wie allgemein bekannt, seit uralter Zeit bei Wettin und Löbejün Steinkohlen- bergbau Statt, der auf vielfach zerrissenen Flötzstücken umgeht und bereits eine grosse Anzahl von Bohrungen, meist jedoch nur bis zu mässigen Tiefen, für Rechnung der Grubenkassen veranlasst hat. Das produktive Steinkohlengebirge wird hier zum Theil von Porphyr und sehr mächtigem Rothliegenden bedeckt. Letzteres zu durchbohren war nordwestlich von Wettin, bei Rothenburg an der Saale, in den Jahren 1845—1858 eine Ba a N ES Eh» an an me» er DER ze 61 9 n“ bedeutende Tiefbohohrung vom Staate betrieben worden, welche bei 1709 Fuss Tiefe aufgegeben wurde, ohne auch nur die untere Abtheilung des Unter-Rothliegenden zu erreichen. Gegen- wärtig bohrt man für Rechnung unseres Bohrfonds zwischen Wettin und Löbejün, bei Dommitz. Das Bohrloch ist bereits 2600 Fuss tief und steht ebenfalls noch im’ Rothliegenden, ob- schon die gründlich untersuchten Verhältnisse schon bei mässiger Tiefe die Erreichung des Steinkohlengebirges hatten erwarten lassen. Ungefähr ebensoweit südlich von Halle, wie dieser Punkt nördlich davon liegt, war in den fünfziger Jahren dicht bei der Königlichen Saline Dürrenberg, gelegentlich eines nicht von Erfolg begleiteten Steinsalz- Bohrversuchs, in einer Tiefe von 1900 Fuss, unter den Formationen des Buntsandsteins, des Zechsteins und des Rothliegenden, Steinkohlengebirge mit un- bauwürdiger Steinkohle angetroffen, damals aber nicht tiefer untersucht worden. Zu letzterem Zweck ordnete nun das Ministerium die Aufwältigung des alten Bohrloches an, welche durch zweijährige Arbeit auch endlich gelang. Man vertiefte dann das Bohrloch noch um einige Hundert Fuss im Stein- kohlengebirge, ohne jedoch ein Flötz von gewinnenswerther Mächtigkeit anzutreffen, und musste endlich wegen der allmäligen Verengung des Bohrlochsdurchmessers durch die nothwendig gewordene vielfache Verröhrung die Arbeit aufgeben. Hierauf erhielt das Oberbergamt die Genehmigung, in der Mitte zwischen Dürrenberg und Leipzig, unweit der Station Kötschau, auf Grund und Boden der Domäne Schladebach eine Tiefbohrung anzusetzen. Da bei Leipzig, westlich der Stadt, Rothliegendes über Grauwacke zu Tage ansteht, so ist Hoff- nung vorhanden, zu Schladebach das Steinkohlengebirge in wesentlich geringerer, vielleicht in halb so grosser Tiefe zu treffen, als zu Dürrenberg. Man ist dort jedoch noch mit den Vorbereitungen zur Bohrarbeit beschäftigt. Eine fernere Aufgabe wird es sein, das Gebiet nordöstlich und östlich von Halle mittels Tiefborungen zu durchforschen. Die Porphyre, welche bei Wettin, Löbejün und Plötz in Ge- sellschaft des produktiven Steinkohlengebirges auftreten, reichen im Osten bis Torgau und locken dazu an, die immerhin mög- liche Ausdehnung dieser Formation nach Osten hin zu unter- suchen. Der Umstand, dass der Staat aus seinen Gesammtmitteln die Kosten dieser Tiefbohrungen bestreitet, liess es billig er- scheinen, sie auf alle Provinzen auszudehnen, selbst dahin, wo geringe Aussichten auf die Erschrotung nutzbarer Lagerstätten vorhanden sind. Auch der Wunsch, die Arbeiten zu concen- triren und durch ihre Concentrirung an den einmal in’s Auge gefassten Stellen schneller zu entscheidenden Ergebnissen zu gelangen, konnte nicht davon abhalten, gleichzeitig auch in anderen Provinzen zu bohren. So wurde denn innerhalb des Hallischen Ober bezirks noch bei Cammin in Pommern, nahe der östlichsten Odermündung eine Tiefbohrung angesetzt, um festzustellen, ob daselbst die jurassische Kohle, welche bekanntlich auf der Insel ‘ Bornholm und in der Schwedischen Provinz Schonen Gegen- stand des Bergbaus bildet, vielleicht ebenfalls bauwürdig auf- trete. Das jetzt ungefähr 1600 Fuss tiefe Bohrloch, welches in der Juraformation steht, hat die Frage des Vorkommens bejaht, aber die der Bauwürdigkeit vorläufig verneint, indem sich in oberer, wie in grösserer Tiefe nur unbedeutende Kohlen- streifen gefunden haben. Indessen laden die noch an anderen Stellen Pommerns: östlich von Cammin bis. Colberg hin, und, in Vorpommern, zu Schönwalde, bei Grimmen, bekannten Vor- ' kommen der Juraformation zu ferneren Versuchen ein. Uebri- gens ist das Camminer Bohrloch noch im Betrieb und lässt wohl noch weitere wissenschaftlich wichtige Aufschlüsse er- warten. Ganz ähnliche Gypsmassen , wie zu Sperenberg, stehen ausserhalb des Hallischen Bezirks zu Segeberg in Holstein und zu Inowrazlaw in der Provinz Posen, sowie zu Lübtheen im Grossherzogthum Mecklenburg-Schwerin an. Nachdem also zu Sperenberg unter dem Gyps das mächtige Salzlager entdeckt war, lag es nahe, auch die beiden anderen,- dem Preussischen Staatsgebiete angehörenden Vorkommen durch Bohrlöcher auf Steinsalz zu untersuchen. Das im Jahr 1868 im Gypsbruch zu Segeberg angesetzte Bohrloch I. traf denn auch bei 472 Fuss, und das nur 1000 Ruthen davon entfernt angesetzte Bohrloch IH. schon bei 310 Fuss Tiefe Steinsalz. Die günstige Handelslage des Orts veranlasste dazu, dort ein Salzbergwerk anzulegen, was indess bis jetzt wegen des über- grossen Wasserandrangs nicht gelungen ist. Auch bei Stade in der Provinz Hannover steht Gyps an, der aber nicht dem Zechstein, sondern dem Röth angehören dürfte. In diesem Gyps wurde im Jahr 1871 vom Staate ein Bohrloch angesestzt und bis zu fast 1900 Fuss abgeteuft. Dasselbe durchteufte rothe Thone mit Gyps und spärlichen Steinsalz, wie es auch z. B. bei der Saline Salzderhelden in diesen Schichten seit längerer Zeit bekannt ist. Unten fand sich gesättigte Soole. Der Fund hat Anlass zur Anlage der Privatsaline zu Stade gegeben. Bei Lieth in Holstein, nördlich von Altona, sind rothe Thone bekannt und bei diesen kalkige Bildungen, denen des Zechsteins nicht unähnlich. Herr Mryn hat auf Grund dieser 621 38 Aehnlichkeit die Thone als dem Rothliegenden angehörig ge- deutet und das Vorkommen von Steinkohlen in nicht über- _ mässiger Tiefe unter denselben für wahrscheinlich gehalten. = E Demgemäss wurde dort im Jahr 1872 eine Tiefbohrung vom 7 je PR e z ” 3 en, a» Re: 1 a Lane a Een an u a ar Staate unternommen und bis zum Jahre 1878 zu einer Tiefe von 4237 Fuss fortgesetz, welche also über diejenige des Spe- renberger Bohrlochs noch wenig hinausgeht. Man hat aber nach Durchsinkung der kalkigen Bildungen immer nur in dem ziegelrothen Thon "gebohrt, welcher Mandeln von Steinsalz und auch Partieen von Gyps enthält. Nach meiner Ansicht steht das Bohrloch ganz im Röth und die vorerwähnten kalkigen Massen entsprechen den Kalkbänken, welche der Röth z. B. auch in der grossen Thüringer Mulde führt. Im Anschlus an die im Bezirk des Oberbergamts zu Clausthal ausgeführten Tiefbohrungen sei noch erwähnt, dass sich die Mecklenburg-Schwerin’sche Regierung vor Kurzem entschlossen hat, ihren Gypsberg bei Lübtheen durch Bohrarbeit zu untersuchen. Dieselbe ist dabei so glücklich gewesen, im Jahre 1877 nicht bloss, wie mit Sicherheit zu er- warten war, Steinsalz, sondern auch Kalisalz, ersteres in der Tiefe von ungefähr 880, letzteres aber bei ungefähr 1040 Fuss zu entdecken, und lässt dieses Vorkommen jetzt näher unter- “suchen. Bei Inowraclaw im Oberbergamtsbezirk Breslau begann der Preussische Staat im Jahre 1870 eine Tiefbohrung im Gyps, welche schon im folgenden Jahre bei 415 Fuss Tiefe das Steinsalz erreichte und fast 600 Fuss darin fortging. Nachdem dann auch zwei fernere Bohrlöcher in einer um we- nige Fuss grösseren Tiefe das Salzlager erreicht hatten, legte der Staat dort eine Saline an, für welche das Steinsalz in den Bohrlöchern zu Soole aufgelöst wird, die man dann auf Koch- salz versiedet. Dem Beispiele des Staats folgend, haben auch Private bei Inowraclaw gebohrt und das gefundene Steinsalz bergmännisch in Gewinnung genommen. Ebenfalls unter der Leitung des Oberbergamts zu Breslau wurde eine Tiefbohrung zu Bischofswerder im Regierungs- bezirk Marienwerder ausgeführt, um dort die Tertiärformation und das Vorkommen älterer Bildungen kennen zu lernen. Man fand das Diluvium über 300 Fuss mächtig und unter demselben das Tertiär mit Spuren von Braunkohlen, stellte dann aber, bei reichlich 360 Fuss Tiefe, die Arbeit ein, ohne Aelteres aufge- schlossen zu haben. Ein Bohrloch bei Thierenberg im Samlande, Ostpreussen, welches die Stellung der dortigen Bernsteinbildung zu den äl- ‚teren Formationen feststellen sollte, erreichte etwa 500 Fuss Tiefe, ohne letztere zu erschliessen. Von grosser wissenschaftlicher Bedeutung ist dagegen das Ergebniss der Bohrarbeit bei Purmallen unweit Memel, gleichfalls im Breslauer Bezirk, gewesen. Dies Bohrloch durch- drang die Jura- und die Zechsteinformation und gelangte unter dieser, ohne die Steinkohlenformation anzutrefien, in’s Devon. Dasselbe wurde im letzteren bei ungefähr 900 Fuss Tiefe ein- gestellt. Absichtlich habe ich in dem Vortrage vermieden, auf Einzelheiten einzugehen, welche eine Ueberschreitung der knapp bemessenen Zeit bedingt und den Gesammtüberblick beein- trächtigt haben würden. Die letztere Rücksicht war mir auch Anlass, mich meistens auf runde Zahlenangaben zu beschrän- ken. Ich behalte mir vor, die Ergebnisse der Tiefbohrungen in einer ausführlicheren Abhandlung zu veröffentlichen , sobald ‚dieselben noch etwas vollständiger sein werden. 623 9, Üebersicht der silurischen Geschiebe Ost- und Westpreussens, Von Herrn Jentzscn in Königsberg ı. Pr. Am Schlusse seines Vortrages über Lituiten!) bemerkt Herr Reuer£, dass der untersilurische Glaukonitkalk unter den ostpreussischen Geschieben zu fehlen scheine. In der That ist derselbe bisher nur gelegentlich einmal von Herrn STEIsHARDT’) erwähnt, indem dieser bei der Beschreibung des Asaphus sp. aff. tyranno sagt: „Drei sind von Herrn Conrector SEYDLER in Braunsberg in einem grauen, mit zahlreichen Glaukonitkörn- chen gemengten Kalkstein gefunden worden.“ Eins der ge- nannten Stücke ist nunmehr in den Besitz des Provinzial- _ museums der physikal.-ökon. Gesellschaft gelangt. Es ist ein hellgrauer, feinkrystallinischer Kalk mit zahllosen knollig ge- stalteten Körnchen, welche oberflächlich schwarz glänzend sind, mit dem Fingernagel sich zertheilen lassen und erdigen Bruch mit der charakteristischen grünen Farbe des Glaukonits zeigen. Das in diesem Gestein enthaltene Pygidium ist nach F. Scuuipr°) der für den russischen Glaukonitkalk bezeichnende Asaphus platilimbatus. Denselben Trilobiten erhielt ich in mehreren Exem- plaren von Thorn in einem ebenfalls glaukonitischen, jedoch etwas mergeligen Kalkstein. Noch ein drittes Exemplar von unbekanntem Fundort, doch höchst wahrscheinlich aus Ost- preussen, zeigt ebenfalls ein charakteristisches Pygidium des genannten Trilobiten und besteht aus einem feinkrystallini- schen, etwas splitterig brechenden, sehr spärlich mit Glaukonit durchsetzten Kalk, der theils blass grünlich, theils schmutzig braunroth gefärbt ist. Sehr charakteristische, glaukonitische, deutlich krystalli- 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. XXXI. 1880. pag. 441. 2) Die bis jetzt in preussischen Geschieben gefundenen Trilobiten. Königsberg 1874. 4°. .pag. 25. >) Herr Akademiker Fr. Schmivr aus Petersburg besuchte im Früh- jahr d. J. die hiesigen Sammlungen und bestimmte bei dieser Gelegen- heit einen grossen Theil unserer Trilobiten, sowie mehrere andere Petrefacten. Im Folgenden ist überall hervorgehoben, welche der Be- stimmungen und Vergleichungen von ihm herrühren, während für die übrigen der Verfasser verantwortlich ist. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXL. 3. AO nische Stücke des Gesteins sammelte ich zu Claussen beiLyck und zu Puschdorf bei Wehlau. Endlich erhielt ich noch von Caymen bei Königsberg ein Geröll eines gelb und roth ge- flammten glaukonitreichen Kalksteins, welcher wahrscheinlich derselben Etage angehört. 3 | Hiernach ist festgestellt: Glaukonitkalk vom Alter des russischen ist in Ost- und Westpreussen verbreitet, jedoch relativ sehr selten. Die Seltenheit kann keineswegs auffallen, wenn man erwägt, dass die Glaukonitkalk-Schicht in Esthland nur 3 Meter mächtig auftritt und überdies meist durch mäch- tige Schichten bedeckt wird. Da seit Rauer’s bahnbrechender Arbeit!) nichts Zusam- menhängendes über die Geschiebe Ost- und Westpreussens veröffentlicht worden ist, gebe ich nachstehend eine gedrängte Uebersicht der in beiden Provinzen bisher aufgefundenen Silur- geschiebe. Dem Gange der bisherigen Aufnahmen entsprechend, ist in unserer Sammlung Westpreussen, insbesondere der west- lich der Weichsel gelegene Theil, spärlicher vertreten als Ost- preussen, weshalb auch letzteres ganz vorwiegend als Fund- stätte der selteneren Geschiebe aufzuführen sein wird. l. Cambrischer Scolithes-Sandstein.”’) Spärlich im Weichselgebiet. 2. Schwarzer Stinkkalk mit Agnostus pisi- formis. — Ramer kannte dies Gestein u. a. von Meseritz in Posen, aber nicht aus unserem Gebiet. STEISHARDT be- schreibt ein Stück von Rosenberg in Westpreussen. Ein zweites besitzt das Provinzialmuseum, angeblich von Neukuhren im Samland. 3. Unguliten-Sandstein. Ein einziges Stück durch F. Rauer von Lyck beschrieben. 4. Glaukonitkalk. Selten, doch allgemein verbreitet, wie oben gezeigt. 5. Vaginatenkalk in Scamipr’s gegenwärtiger en- gerer Fassung.?) Die charakteristischen Versteinerungen desselben sind bei uns selten. Als völlig identisch ist durch - F. Scumivr ein Stück mit mehreren Exemplaren des echten Asaphus expansus constatirt, welches überdies im Gestein genau den unteren, unmittelbar über dem Glaukonitkalk liegenden Schichten des Vaginatenkalkes entspricht. Das Stück stammt von Bartossen bei Lyck. Das Gestein ist ein ziemlich dichter, grauer Kalk, durchsetzt mit ausserordentlich zahlreichen, un- 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1862. pag. 575-637. 2) Vergl. meine Mittheilung, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1879. p. 792. 3) Vergl. A. v. no. Pauren, Monographie der baltischen Orthisinen. Mem. de l’Acad. de St. Petersbourg XXIV. No. 8. pag. 4. 3 625 gefähr 1 Mm. grossen, concentrisch-schaligen Linsen von Eisen- oxydhydrat, welche nach ScHuipr !) versteinte Leperditien und Cypridinen sind. Genau dasselbe Gestein besitzen wir in un- seren Stücken von Thorn, von Grossschönau bei Schippenbeil in Ostpreussen und von Trömpau bei Königsberg. Doch ent- sinne ich mich, es noch öfter gesehen zu haben. Von ge- . wissen obersilnrischen, ebenfalls eisenhaltigen Crinoiden- und Beyrichienkalken ist es durch seine Structur, wie durch das Fehlen obersilurischer Petrefacten leicht zu unterscheiden und dürfte somit als ‚sehr charakteristisch einer weiteren Beachtung werth sein. Auch Orthoceras vaginatum liegt ınehrfach vor, jedoch in einem reinen, grauen Ralke ohne Eisenlinsen. 6. Echinosphäritenkalk (= oberer Theil des Vaginatenkalkes der bisherigen Literatur). Hierher ge- hört die überwältigende Mehrzahl der bisher als „Vaginaten- kalk“ bezeichneten Stücke. Asaphus Weissi Eıchw., den ScHNMIiDT in mehreren Exemplaren unserer Sammlung erkannte, ist für diese Schicht charakteristisch, jedoch von STEINHARDT u. A. bisher mit Asaphus expansus verwechselt worden. Cysti- deen sind keineswegs — wie der Name vermuthen lässt — häufig in diesem Gestein. Nur einmal fand ich zu Daakau bei Riesenburg in Westpreussen in untersilurischem Kalk ein Exemplar von Caryocystites (Heliocrinus) radiatus EıcHw. sp. Dagegen finden sich reichlich in unserem Gestein die meisten des bisher für den „Orthoceratitenkalk“ aufgeführten Petre- facten, namentlich viele Cephalopoden. Genannt seien: Ortho- ceras commune Hıs. und regulare SCHLOTH. (dieser oft mit Wohn- kammer nebst den drei Eindrücken etc.); Litwites lituus MoNT- FORT, Litwites Odini VERNEUIL, Pleurotomaria elliptica Hıs. sp., Hyolithes acutus Eıchw. Das Gestein ist über das ganze Ge- biet verbreitet und mir von so vielen Fundorten bekannt, dass eine Aufzählung derselben überflüssig ist. Es findet sich, im Gegensatz zu allen anderen Sedimentgesteinen vorwiegend in grösseren, bisweilen über metergrossen Platten. 7. Gesteine mit Chasmops macroura SJÖGREN SP. Genannter Trilobit wurde bisher meist als Chasmops conicoph- thalmus bestimmt, ist aber nach EıcuwALp, ScHMipT u. A. davon entschieden zu trennen. Die Gesteine, in denen er vorkommt, tragen einen sehr mannichfachen Habitus. a. Grauer, dichter Kalk, dem Echinosphäritenkalk ähnlich, z. Th. mit den spiegelnden Blätterdurchgängen durch- brochener Crinoidenstücke. F. Scumipr erkannte das Gestein für identisch mit dem von Jewe, und darin folgende Petrefacten, welche sämmtlich mit demselben übereinstimmen: Chasmops macroura, !) Dorpater Archiv für Naturk. 1, Serie II. (1861) pag. 46. 40 * 626 Ch. mazima F. SCHMIDT nov. sp., Ch. bucculenta SIJöGR., Aeakit | Jewensis F. SCHMIDT nov. sp., Strophomena rugosa Daum. und noch einige andere neu aufgestellte Arten; hierher gehören auch lose gefundene Exemplare von Orthis Iyna Eıcaw. in der Form von Jewe. Dies Gestein, mit den genannten Verstei- nerungen, liegt nun u. A. vor von Trömpau bei Königsberg, Grünhof und Willkomm bei Gerdauen, Kaidun und Grossschönau bei Schippenbeil, und von Wormdit, sämmtlich in Ostpreussen, sowie von Zoppot bei Danzig; es ist somit allgemein verbreitet, doch nicht häufig. b. Dichter, compacter, dem lithographischen ähn- licher Kalkstein. Durch Scamipr identificirt: Chasmops macroura, Ch. mazima und Asaphus Jewensis von Steinbeck, Grossschönau bei Schippenbeil und Wischwill bei Raenit. Die gleichen Trilobiten im gleichen Gestein besitzen wir ausserdem noch von Königsberg, Neukuhren im Samland, Orschen bei Landsberg und Eisenberg bei Heiligenbeil, sämmt- lich in Ostpreussen, sowie von Culm und Rosenberg in West- preussen. Ganz gleiche Gesteine, jedoch ohne die genann- ten Versteinerungen sind allgemein durch beide Provinzen verbreitet; sie finden sich vorwiegend in faust- bis kopigrossen Stücken, sind nirgends häufig, aber doch zahlreicher als irgend eines der bisher genannten Gesteine. Ein petrefactenleeres Stück identificirte Schmipr mit dem Gestein von Wesenberg. Ganz gleiche Geschiebe besitzen wir u. A. noch von Kirpehnen und Rauschen im Samland, von Caymen, Bauth u.a. ©. bei Königs- berg, Thalau und Kowarren bei Darkehmen, Grossschönau bei Schippenbeil, Sirmken bei Kruglanken, Tikrigehmen bei Pr. Eylau und Auxinnen bei Szittkehmen, sämmilich in Ost- preussen, sowie von Thorn und Graudenz in Westpreussen. c. Ein ganz gleiches, mit COyclocrinus Spaskii EıcHnw. erfülltes Gestein sammelte ich zu Claussen bei Lyck; ein zweites solches Stück erhielt ich von Kirpehnen im Samland. Es ist offenbar identisch mit dem durch F. Ramer von Meseritz in Posen beschriebenen und dürfte der Varietät No. 7b wohl in Alter und Abstammung sehr nahe stehen, obwohl Chasmops z. Z. nicht daraus bekannt ist. d. Backsteinkalk ist in ungefähr gleicher Häufigkeit wie 7b, jedoch in meist über faustgrossen, etwas abgeflachten Stücken über das ganze Gebiet verbreitet. Da F. Raeuer denselben bereits früher von Lyck nachgewiesen hat, gehe ich nicht näher darauf ein; durch den Gesteinscharakter und das Vorkommen von Cyclocrinus Spaskü, Leptaena sericea etc. sind unsere Stücke sicher erkennbar. Der in drei derselben ent- haltene Chasmops ist nach F. ScHmioT Chasmops macroura. Eins unserer Handstücke lässt sehr deutlich erkennen, wie der 627 Backsteinkalk aus der Verwitterung eines dichten, der Va- rietät 7b ähnlichen Gesteins hervorging. e. Aehnlich poröse, kieselige Gesteine, z.Th. mit Feuerstein-artigen Ausscheidungen, und reich an Monticulipora Petropolitana finden sich weit verbreitet und nicht allzu selten. Wir besitzen theils das Gestein, theils die daraus stammenden verkieselten Monticuliporen unter an- deren von Caymen, Craussen und Steinbeck bei Königsberg, Gr. Kuhren im Samland, Ragnit, Insterburg, Puschdorf bei Wehlau, Goldap, Langmischels bei Gerdauen, Bartossen bei Lyck, Lötzen und Arys, sämmtlich ostpreussischh Da die gleiche Monticulipora auch im Gestein 7b vorkommt, so stelle ich das Gestein in die Nachbarschaft des Backsteinkalkes, mit dem es ohnehin petrographisch verwandt ist. Herr Reuere beschreibt ähnliche Gesteine mit Monticulipora und Chasmops macroura von Eberswalde, was ebenfalls die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe bestätist. Wir besitzen darin nur ein relativ schlechtes Pygidium von Chasmops. Die No. 7 b—e sind der Kegelschen bis Wesenberger Zone, No. 7a aber der Jewe-Schicht Fr. Schuipr’s zu vergleichen. f. Aehnlichen Gesteinen dürften auch viele der lose vor- kommenden verkieselten Korallen entstammen, nament- lich das sehr häufige und allgemein verbreitete Springophyllum organum E. et H., welches nach Schupr auf die Lyckholm’- sche Zone hinweist. 8. Pentamerus borealis-Kalk, ist, ganz wie Ra=MER ihn beschreibt, überall verbreitet, aber nur in einzelnen Stücken. 9. Obersilurischer Korallenkalk ist überall ge- mein; ebenso die im Grande ausgewitterten losen, in Kalk versteinten Korallen desselben. 10. Crinoidenkalk ist überall verbreitet und steht an Häufigkeit dem vorigen wenig nach. 1l. Beyrichienkalk ist ebenfalls sehr gemein und bildet stellenweise, z. B. bei Königsberg und im Samlande, die Hauptmasse der Silurgeschiebe.e Krause’s Hinweis !) dar- auf, dass nach Grewino« Goldingen in Kurland (39° 33’ östl. v. Ferro) der östlichste Punkt sei, an dem sich das Gestein finde, ist mittlerweile durch GrEwInGK selbst berichtigt wor- den?), der neuerdings die Beyrichienkalk-Geschiebe ostwärts bis zur Linie Schlock — Mitau — Schadow — Kowno, also bis 41° 30° östl. L. verfolgte. Die östlichsten Punkte Ostpreussens, von denen ich echten Beyrichienkalk mit Beyrichien kenne, sind: der Rombinus und Neppertlauken, östl. von Tilsit, Raudo- t) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1877. pag. 2. ?) Archiv für Naturkunde, Dorpat I. Serie, VIII. pag. 79. 628 natschen, südöstl. von Tilsit, Grilskehmen und Kosaken bei Goldap, Claussen, westl. von Lyck. F. Ramer’s Fundort „Lyck“ liegt (nach Mittheilung des Herrn Vogr) ebenfalls etwas westlich dieser Stadt, in der Gegend von Arys und am Schirdingsee, also innerhalb obiger Linie, deren östlichster Punkt, Kosaken, 40° 1’ östl. L. besitzt. Da Ostpreussen sich bis 40° 33’ erstreckt, so ist hiernach ein nicht unbeträcht- licher Landstrich scheinbar ausgeschlossen. Doch liegen aus jenem äussersten Grenzbezirk überhaupt relativ wenig Geschiebe vor. Immerhin bleibt es auffällig, dass in dem vorhandenen Material zwar obersilurische Kalke mit Prilodietya lanceolata, Atrypa reticularis ete., hart an der russischen Grenze von mir selbst gesammelt, vorliegen, dass aber die Beyrichien- führung des Obersilurs nach Osten zu seltener und spär- licher wird. i 12. Gotländer Oolith, den Re&uer schon von Lyck beschreibt, ist in zahlreichen, doch immer vereinzelt vorkom- menden Stücken über das Gebiet verbreitet. 13. Obersilurisches Graptolithengestein kannte F. Rewer ostwärts nur von Meseritz in Posen. Doch erkannte ich es auch !) in Stücken von Schippenbeil und Rastenburg in Östpreussen mit Sicherheit; dasselbe Gestein mit Cyathaspis und Primitia fand sich auch bei Bromberg in Posen; und ein etwas abweichender obersilurischer Kalk mit Monograpsus bei Neufiez bei Schöneck in Westpreussen. Kırsow ?) hat neuerdings gleichfalls obersilurisches Graptolithen-Gestein zu Langenau bei Danzig gefunden und Dewirz?) desgl. zu Nemmersdorf, Kreis Gumbinnen. Immerhin gehört dasselbe zu den seltensten Ge- schieben unserer Provinz, nimmt jedoch einen weiten. Verbrei- tungsbezirk ein. 14. Obersilurischer Kalkstein mit Leperditia Angelini F. Scuuior 1874 (= L. phaseolus F. Remer 1862). Durch genannten Muschelkrebs sind folgende Gesteine charak- terisirt: a. Gelblich weissen, unvollkommen oolithi- . schen Kalkstein erwähnt Raner von Lyck; Geschiebe, welche genau dessen Beschreibung entsprechen, besitzen wir vom Samländischen Strand, von Grossschönau bei Schippenbeil, Kosaken bei Goldap und Thorn. Das Gestein ist somit all- gemein verbreitet, aber relativ selten. 1) Jahresbericht über die geolog. Erforschung der Provinz Preussen. Schriften der phys.-ökon. Ges. 1876. pag. 141. 2) In: Festschrift zur Danziger Naturforscher - Versammlung 1880. pag. 34. 3) Schriften d. physik.-ökon. Ges. 1880. pag. 175. 629 .b. Auffallend grünlicher, äusserst feinkörniger Kalkstein, durchzogen von braun hervortretenden, R aus krystallinischem Kalk bestehenden Knollen, umschliesst eine Leperditia Angelini. Es liegt mir ein Stück dieses höchst charakteristischeu Gesteins von Uderwangen bei Königsberg vor, welches dadurch interessant ist, dass F. Scaaip"T es als identisch mit einer der Schichten am Kattri- pank auf Oesel erklärte. | c. Sehr ähnlich 14b ist ein grauer, dichter und fester Kalk mit bräunlichen Ausscheidungen kry- stallinischen Kalkes; in der dichten Grundmasse ist Leperditia Angelini reichlich eingebettet. Diese Gesteinsart ist zwar nirgends häufig, aber doch recht reichlich verbreitet. Wir besitzen sie von Trömpau und Ludwigsort bei: Königsberg, Grossschönau und Grünhof bei Gerdauen, Siewken bei Krug- lanken, Goldap, sämmtlich in Ostpreussen; und von Rosenberg und Thorn in Westpreussen. In der Gesteinsbeschaffenheit schliesst sie sich eng an den bei uns vorkommenden Grapto- lithenkalk an, in einzelnen Stücken nähert sie sich andererseits gewissen Varietäten des Beyrichienkalkes, mit welchem das Leperditiengestein ohnehin durch das gemeinsame Vorkommen der Leperditia Angelini verbunden ist. 15. Hellgelber, feingeschichteter, thoniger Do- lomit mit Eurypterus remipes Deray. Ein einziges Stück von Königsberg, welches auch im Gestein auffallend mit dem Eurypterus - Gestein von Rootziküll auf Oesel überein- stimmt, ist durch Dames!) bekannt geworden. Das gleiche Gestein hat Mas6kE noch mehrfach, doch petrefactenleer, bei Königsberg gefunden. Ueber die Abstammung dieses Geschie- bes kann kein Zweifel obwalten, und bestätigt dieses wichtige Stück somit vollkommen den Gesammteindruck, den unsere Geschiebe bezüglich ihrer Abstammung gewähren. Die Mehrzahl der vorgenannten Geschiebe weist mehr oder minder entschieden auf Esthland und dessen nächste Umgebung als Abstammungsort. Auf Schwedens Festland deutet einzig der bei uns äusserst seltene Agnostus-Kalk und der bisher nur jenseits der Weichsel gefundene Scolithes-Sandstein. Auf Got- land weist ein Palaeocyclus porpita von Königsberg, sowie ver- einzelte Exemplare eines gestreiften Pentamerus, nicht minder die Oolithe, der Korallen- und Crinoidenkalk. Doch bleibt es auffällig, dass letzterer bisher, trotz der Hunderte untersuchter Stücke, mir erst einen einzigen, ziemlich schlechten Crinoiden- 1) Zeitschr. d d. geol. Ges. 1878. pag. 687. 630 kelch lieferte; nicht minder auffällig bleibt es, dass die so charakteristische und auf Gotland so häufige Orthis biloba bisher nicht bei uns aufgefunden ist. Noch klarer tritt die Heimath der ostprensi Silur- geschiebe hervor, wenn man diejenigen der bisher von Anderen unterschiedenen wichtigeren Geschiebearten aufzählt, welche bisher nicht bei uns gefunden wurden. Ds sind dies: 1. Paradozides - Sandstein. 2. Untersilurischer Graptolithenschiefer. Zwar haben wir untersilurischen Diplograptus, aber im Kalk, somit auf Esthland hinweisend. ’ 3. Sandstein mit Trinucleus- und Ampyx- Arten. Zwar erwähnt STEInHARDT aus ÖOstpreussen 2 Arten der letzteren Gattung, Ampyz culminatus ÄngELın und 4. rostratus SARs. Welches jedoch das Muttergestein der ersteren Art ist, wird nicht gesagt; das der letzteren ist bei allen 3 vorliegenden Exemplaren ein dichter, grauer, resp. gelblicher Kalkstein. Ein viertes Exemplar, welches ich für unser Museum erwarb, liegt gleichfalls in einem Kalk, der gewöhnlichem Echinosphä- ritenkalk gleicht und somit auf Esthland hinweist, wo die Gattung Ampyx keineswegs völlig fehlt. Der von Meyn beschriebene silurische Dolomit mit Fischresten, Malachit, Kupferkies und Bleiglanz. Von den uns fehlenden wichtigeren Geschiebearten des Silures sind also 3 specifisch schwedisch und das vierte von unbekannter Herkunft. Von typisch schwedischen Silurgestei- nen haben sich nur zwei Sorten in wenigen Exemplaren in Westpreussen gefunden, dagegen in Ostpreussen nur ein ein- ziges Exemplar des Agnostuskalkes, welches noch überdies von einem nicht absolut sicheren Sammler herstammt. Die grosse Hauptmasse unserer Silurgeschiebe weist auf den Raum von Esthland bis Gotland, als auf den Raum, in welchem die Silurschichten zerstört wurden, um einen so wesentlichen An- theil an dem Aufbau der Diluvialmassen zu nehmen. Obersilur ist ungleich häufiger als Untersilur, welch letzteres somit in viel geringerem Maasse der Zerstörung ausgesetzt war, Mancherlei andere paläozoische Geschiebe, welche unser Museum aus Ostpreussen besitzt, harren noch einer Unter- suchung, deren Resultate s. Z. mitgetheilt werden sollen. Für diesmal war es ausschliesslich mein Zweck: die östliche Verbreitung der bisher anderwärts unterschiede- nen deutschen Silurgeschiebe festzustellen. ir ie 7 0 B. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr G.v. Her mersen an Herrn G. BERENDT. Riesentöpfe in CGurland. 23. August 4. September Se Reval, den Ihren Aufsatz über Riesentöpfe und ihre allgemeine Ver- breitung in Norddeutschland hatte ich mit besonderem Interesse gelesen, da auch ich mich mit der Erscheinung der Riesen- töpfe, namentlich in Finnland und am Ural, beschäftigt habe. Ihre Abhandlung veranlasst mich, Ihnen die folgende Mitthei- lung zu machen, da sie eine Gegend betrifft, die an Nord- deutschland grenzt, nämlich Curland. Als ich 1874 im mittleren Curland "bei dem Gute Lukken, am rechten Ufer des Windauflusses, den dort befind- lichen, = Permischem Kalksteine Ban Steinbruch be- suchte, bemerkte ich an perpendikulären Wänden des künstlich entblössten Gesteins, zwei Riesenkessel. Sie befanden sich ın geringer Entfernung von einander und in ein und derselben Höhe des Profils. Der Kessel Fig. 1 ist 4 Fuss tief, oben 1 Fuss 6 Zoll, unten 1 Fuss im Durchmesser. Er war ganz angefüllt von braunem, eisenschüssischem Grand a (nordischer Sand), welchem viele Stumpfkantner und Roller von Granit, Gneiss etc. liegen. Der Kessel Fig. 2 ist 5 Fuss tief und hat 1 Fuss ım Durchmesser. Auch ihn füllte das Diluvium a aus; über diesem lag der Sand c und diesem folgte nach oben die Acker- erde d. Beide Kessel sind cylindrisch, ihre Wände rauh, weil sie so lange nach ihrer Entstehung vom Wasser angenagt sind. Als ich sie von dem diluvialen Schuttboden hatte reinigen lassen, erkannte man an den Wänden deutlich die Schichtung des Kalksteins. N 2. Diese Kessel erinnerten mich an zwei Riesenkessel, welche ich 1865 am Ural, auf den Denissower Goldwäschen, in einem körnigen Dolomit gesehen hatte. 2. Herr Lorerz an Herrn Beyrıcn. “ Petrefaetenfunde im Thüringer Schiefergebirge. Eisfeld, den 25. September 1880. Für die Stratigraphie und Paläontologie des Thüringischen Schiefergebirges hat sich kürzlich eine ebenso neue und inter- ur CR N a ER AT a En Er a Sn DE ud “ 633 essante, als wichtige Thatsache ergeben, indem mitten in einem _ bisher für azoisch angesehenen Schiefergebiete, in einem Stein- bruch auf Strassenmaterial, Versteinerungen zum Vorschein sekommen sind, welche ich bei Gelegenheit von in diesem Sommer ausgeführten Revisionsarbeiten kennen lernte. Die Localität ist auf der von mir für die geologische Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten kartirten Section Steinheid, beim Gebirgsdorf Sigmundsburg, in der Nähe des Rennsteiges. a Die Schichten, welchen die Versteinerungen enthaltende Bank angehört, hatte ich früher als cambrisch, speciell unter- cambrisch, eingetragen; sie liegen zunächst westlich, d. i. im Liegenden von allen denjenigen, weiter ostwärts folgenden, als cambrisch, speciell obercambrisch, geltenden graugrünen Thon- schieferschichten, welche im Allgemeinen eine grosse petro- graphische Aehnlichkeit, stellenweise völlige Uebereinstimmung zeigen mit ihrer hangendsten, zunächst unter den untersilu- rischen Eisensteinen und Griffelschiefern gelegenen Partie, den typischen „Phycodenschiefern.“ (Nur diese hangendste Partie hat jedoch bisher Exemplare von Phycodes circinnatum RicHTER geliefert, und diese Form war bisher fast ausschliesslich als der älteste organische Rest des Schiefergebirges angesehen worden.) Westlich, d. i. im Liegenden dieses obercambrischen Systemes, ändern die Schieferschichten einigermaassen ihren petrographischen Charakter, werden dunkler von Farbe, wechsel- lagern in kürzeren Folgen mit quarzitischen, z. Th. aber auch etwas klastisch oder grauwackeartig aussehenden Schichten, obschon solche vom Habitus der obercambrischen Schiefer auch hier nicht ganz fehlen und die Uebergänge aufwärts wie abwärts nur ganz allmähliche sind; noch weiter in’s Liegende nehmen die Schichten mehr und mehr die Beschaffenheit eines krystallinischen Schiefergesteins an, während eigentliche Thon- schiefer und klastisch aussehende Gesteine zurücktreten. Jene Petrefacten - Schicht liegt etwa auf einer Linie, oder etwas westlich von einer Linie, welche als beiläufige un- tere Grenze des graugrünen obercambrischen Schiefersystemes angesehen werden kann. Das Gestein, welches die Verstei- nerungen enthält, ist ein rauher, quarzitischer, z. Th. etwas grauwackeartiger, graugrünlicher oder röthlicher, dickspalten- der Schiefer. Was nun die bisher gefundenen organischen Reste dieses neuen Petrefacten - Horizontes betrifft, so möchte ich zunächst bemerken, dass ihr Erhaltungszustand, wie es bei der Be- schaffenheit des Gesteines allerdings nicht anders zu erwarten, vielfach ein mangelhafter ist, ja öfters bis zur Unkenntlichkeit herabsinkt, was jedoch nicht hindert, dass einzelne Stücke 634 besser erhalten sind, und dass bei Durchmusterung einer grösseren Anzahl von Exemplaren manche feine Structurtheile erkennen kann. Viele Exemplare scheinen von den mecha- nichen Vorgängen, welche auf das Gestein gewirkt haben (Schieferung, Streckung) affieirt und mehr oder minder verzerrt zu sein. Mir scheint, dass mit Berücksichtigung dieses Um- standes entschieden das Meiste des bisher Gefundenen sich auf ein und dieselbe Brachiopoden-Form, und zwar ? Lingula, resp. ein Lingula nahestehendes Genus, zurückführen lässt. Der Schalenkörper dieses Brachiopoden besteht aus einer thonigen, zerreiblichen Masse von rother oder weisser, auch gelblicher Färbung; diese Substanz haftet fester am Gesteine, als sie in sich selbst zusammenhängt, und so kommt es, dass beim Spalten des Gesteins die Schale sich immer theilt und ein Theil auf der convexen, der andere auf der concaven Seite sich befindet; höchst selten bekommt man ein Stück der äusseren Schalenoberfläche zu sehen, und diese sieht ganz nach Lingula aus. Sehr oft ist in diesen Schalenresten, wenn auch oft nur hie und da oder spurenweise, eine feine, kreuzweise verlaufende, oder fein gitterartige Structur, schräg zur Längs- und Queraxe der Schale, zu bemerken; die besser erhaltenen Stücke zeigen auch, besonders gegen den Rand, eine radial gerichtete Faserung, auch lassen sie Leisten und Eindrücke erkennen. Figur 1. In Figur 1 (in natürlicher Grösse, wie auch die folgenden) ist das deutlichste der aufgefundenen Exemplare dargestellt, welches wohl dem Abdruck einer Klappen-Innenseite mit noch anhaftenden Schalentheilen entspricht. Oefters hat sich die symmetrische Gestalt nicht so gut erhalten: je nach der Lage, welche die im Gestein eingebetteten Schalen gegen die Rich- tung der Streckung bei den Schieferungsvorgängen einnahm, sind dieselben in verschiedener Weise verzogen, was mir we- br j 635 nigstens die einfachste Erklärung für Formen wie Figur 2 und Figur 3 scheint. Die feine, von innen nach aussen laufende Figur 2. Figur 3. Faserung und die fein gitterförmige Structur in- der Schalen- masse lassen sich auch bei solchen verzogenen Formen vielfach noch erkennen. Bei stärkerer Verzerrung können, besonders wenn die Umrandung der durch Spalten des Gesteins freige- legten Schale eine mangelhafte oder unsichere ist, ganz eigen- thümlich aussehende Gestalten zum Vorschein kommen, wie Figur 4 und Figur 5, welche im Umriss an Aviculaceen erin- Figur 5. nern, doch, wie ich glaube, noch auf dieselbe Brachiopodenform zurückzuführen sein dürften; ich bemerke, dass einige Stücke des bisher gesammelten Materiales allerdings sehr an Bivalven erinnern, mit ganzer Sicherheit habe ich solche indess nicht erkannt. Noch sind einige symmetrisch querovale Formen vorge- kommen, Figur 6 (convex) und Figur 7 (concav); ob wir es Figur 6. u, v a) were nicht entscheiden; auch diese Exemplare zeigen z. Th. die erwähnte fein gitterartige Schalenstructur und die radial lau- fende Faserung am Rande. Ein nur einmal vorliegender , gerippter Abdruck ist so mangelhaft beschaffen, dass ich ihn nur nebenbei erwähnen darf. Ich muss mich in dieser brieflichen Notiz auf obige Be- merkungen beschränken, da es mir hier an der Literatur und dem Vergleichsmateriale fehlt, welche nöthig wären, um diese neu entdeckten Thüringischen Vorkommnisse mit solchen an- derer Gebiete, namentlich des Auslandes zu vergleichen, und so zu einer bestimmteren Ansicht über die Stellung der be- treffenden Schichten zu gelangen. Einem eingehenderen Stu- dium, als es für den Augenblick möglich ist, muss es vorbe- halten bleiben, das vorliegende, bei fortgesetztem Betrieb des Steinbruches hoffentlich noch zu vermehrende Material genauer zu untersuchen, zu prüfen, wie viel wirklich verschiedene For- men oder Arten hier vorliegen, und zuzusehen, ob dieser uralte Thüringische Petrefacten- resp. Brachiopoden - Horizont sich vielleicht mit einer der zur Zeit bekannten tiefsten silurischen Bildungen ausländischer Gebiete vergleichen lässt, oder nicht. Zu constatiren ist einstweilen, dass durch die Entdeckung dieser Versteinerungen ein mächtiger Schichtencomplex des Thüringischen Schiefergebirges in den Bereich der ältesten paläozoischen Gebilde hinaufrückt. Noch Eins möchte ich in Kürze berühren, dass nämlich an eine Einfaltung eines etwas jüngeren paläozoischen Com- plexes zwischen alten azoischen Schichten — wie man sie a priori vielleicht vermuthen könnte — hier nicht zu denken ist; das gänzlich abweichende Aussehen des Gesteins und der Versteinerungen bei Sigmundsburg von den weiter östlich entwickelten, wohl bekannten silurischen, devonischen und Culm-Bildungen, der allmähliche Gesteinsübergang im Ge- sammtbereich der Schieferschichten von den Phycoden-Schich- ten an abwärts, die Einschaltung von Thonschiefern von ober- cambrischem Habitus in unmittelbarer Nachbarschaft der quar- zitischen, die neuen Versteinerungen enthaltenden Lagen, und die Gesammtheit der Lagerungsverhältnisse, wie sie sich nach den bisherigen Forschungen und Aufnahmen in diesem Gebirgs- theile ergeben, würden einer solchen Auffassung entgegenstehen; und so kann ich, nach Allem, nicht daran zweifeln, dass wir es hier wirklich mit Schichten von höherem Alter als die Phycoden - Schichten und mit entsprechend alten organischen Resten zu thun haben. RE. R _ hier mit einem anderen, (nach Art von Obolus), querovalen Re; Brachiopoden zu thun haben, oder nicht, möchte ich vorderhand nn RE a a Ltg en a HE is en . en” BES > er se, SA Sir Bar en 3 N TE en ne 637 3, Herr M. Nevmayr an Herrn W-. Dames. Ueber das Alter der Salzgitterer Eisensteine. Wien, deu 31. October 1880. Die Bearbeitung der Ammonitiden aus den untercreta- ceischen Ablagerungen des nordwestlichen Deutschlands, welche ich gemeinsam mit Herrn Dr. Uarıe unternommen habe, ist nun nahezu vollendet und die Resultate derselben werden dem- nächst in den Palaeontographicis erscheinen. — In geolo- gischer Beziehung ist das Ergebniss ein sehr geringes, da die Daten über die Lagerung der einzelnen Formen, welche in den Sammlungen liegen, ziemlich unzureichend sind und uns ge- naue, autoptische Kenntniss der Fundorte fehlt; es wird jetzt die Aufgabe entstehen, die Lagerstätte der einzelnen von uns fixirten Typen genau zu ermitteln und auf’Grund dieser Unter- suchungen dann die Parallelen mit den gleichalterigen Vor- kommnissen anderer Länder festzustellen. Nur in Beziehung auf die Eisensteine von Salzgitter ist es schon jetzt möglich zu sagen, dass die bisherigen Ansichten über deren Alter einer Berichtigung bedürfen, indem in diesem Gesteine sich mehrere Arten finden, welche beweisen, dass dasselbe bis zu einem höheren Niveau hinaufreicht, als bisher angenommen wurde. Ich führe hier diejenigen Ammoniten und Belemniten der Eisensteine an, welche entweder mit schon früher beschriebenen Formen übereinstimmen, oder wenn sie neu sind, auch in anderen Gesteinen sich gefunden haben: Belemnites subquadratus Ram. Belemnites pistilliformis Rasp., Belemnites Brunsvicensis STROMB. Amaltheus Nisus ORe. Olcostephanus bidichotomus L£yı. Olcostephanus Grotriani (Hilsconglomerat vom grossen Vahlberg). Hoplites curvinodus PHILL. Hoplites Deshayesi Levu. Acanthoceras Martini ORe. Crioceras gigas Sow. Crioceras Bowerbanki Sow. Crioceras Urbani n.sp. (Frankenmühle bei Ahaus). Ein Vergleich mit der trefflichen Tabelle der norddeutschen Unterkreide v. STromBeEck’s zeigt, dass nach diesen Fossilien Ä die Eisensteine bis zum Niveau der Schichten mit Acanthoceras Martini, ja vielleicht bis zu dem der Gargas-Mergel aan Nisus) hinaufreichen. Speciell ist es ein sehr charakteristisches Gestein, ein blassgrün und röthlich gefleckter Eisenstein aus der Grube Marie bei Steinlah unweit Salzgitter, welches durch das aus- schliessliche Auftreten von Aptien-Formen charakterisirt ist; aus diesem stammen Amaltheus Nisus, Hoplites Deshayesi, Acanthoceras Martini und die drei Crioceras- Arten. Von spe- ciellem Interesse ist die fast vollständige Uebereinstimmung dieser Fauna mit derjenigen der vielbesprochenen Fundstelle an der Frankenmühle bei Ahaus, deren Reste namentlich durch die Arbeiten von EwALn, v.-STROMBECK und U. ScHLöN- BACH bekannt geworden sind. Von diesen Formen finden sich nicht weniger als 6 Arten in den rothgrünen Eisensteinen der Grube Marie wieder, eine bei der geringen Menge der über- haupt bei Ahaus auftretenden Ammonitiden sehr beträcht- liche Zahl, so dass wir beiderlei Vorkommnisse mit Bestimmt- heit als genaue Aequivalente betrachten können. 3 4. Herr A. Remerk an Herrn Ta. LiEpıschH. Ueber die Basalte oder basaltähnlichen Geschiebe der Eberswalder Gegend. Eberswalde, den 28. November 1880. Um leicht möglichen Missverständnissen vorzubeugen, welche bei der Vergleichung des Aufsatzes von Herrn F. Krockuann in diesem Bande dieser Zeitschrift pag. 408 mit meinem an Sie gerichteten Schreiben vom Juni d. J. und dem gleichzeitig veröffentlichten Briefe Zırker’s (ib. pag. 424) entstehen können, bin ich zu folgenden Bemerkungen genöthigt: l. Das Basaltgeschiebe aus hiesiger Gegend, welches Herr Krockuasn pag. 408 erwähnt und zugleich mit einigen anderen Fundstücken der norddeutschen Ebene für einen plagioklasführenden Nephelinbasalt erklärt, ist das Stück mit reichlich eingesprengten Olivinkörnchen von Heckel- berg südlich von Eberswalde, welches ich auf pag. 429 — 430 mit No. 4 bezeichnet und sofort als typischen Basalt hin- gestellt habe. Mikroskopisch war dasselbe weder von ZIRKEL, noch von mir untersucht worden. e (par sind en Wi Sn desselben hervorgeht, nur auf die mit, No.1, 2 und 3 41 1% ini No P) a ni a inders es iereseietar 426 a = N = wird ‚von Herrn Kıockmann pag. 412 —415 als eb nr Das Zırkeu’sche Schreiben bezieht sich, wie auch aus dem 640 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Juli - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 7. Juli 1880. Vorsitzender: Herr BEYRrıcH. Das Protokoll der Juni-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. i Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Dr. Max Fesca, Privatdocent in Göttingen, vorgeschlagen durch die Herren Lane, KrEım und E. Berkicn. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr A. REmeEL£ legte zwei in untersilurischen. Geschieben der Gegend von Eberswalde gefundene Exemplare eines eigen- thümlichen gekrümmten Cephalopoden vor, für welche er die neue Gattung Palaeonautilus glaubte errichten zu müssen. Die Diagnose dieses Genus lässt sich folgendermaassen aufstellen: Gehäuse ganz ohne freien Arm aus mehreren mit ihrer Axe in einer Ebene aufgerollten Umgängen bestehend, welche namhaft breiter als hoch und mehr oder weniger in- volut sind, so dass sie einen deutlich ausgeprägten oder selbst sehr tiefen Doppelnabel bilden. Sipho unmittelbar an der Bauchseite (concaven Seite) oder derselben sehr genähert. Kammerwände im - Wesentlichen einfach (höchstens mit schwachen Biegungen); Wohnkammer lang, mit einfach ge- krümmtem oder auf dem Rücken ausgeschnittenem Aussen- rande. Oberfläche quergestreift oder ausserdem noch mit gleichverlaufenden Rippen versehen. Schon von EıcHwALp sind einige hierher gehörige Formen aus dem oberen Orthocerenkalk der Insel Odensholm unweit der Nordwestspitze Ehstlands bekannt gemacht worden; in 641 seiner Lethaea Rossica, I. pag. 1304 — 1306, t. LI. f. 27 und t. L. f. 5 und 7, beschreibt er drei bezügliche Arten als Clymenia Odini, depressa und incongrua.. Durch die meist starke Involubilität und Nabelbildung, die verhältnissmässig sehr beträchtliche Breite der Windungen (während bei den typischen Clymenien umgekehrt ihre Höhe grösser ist) und ferner durch die Abwesenheit einer eigentlichen seitlichen Fal- tung sowie einer sattelartigen Vorwölbung der Kammerwände auf dem Rücken unterscheiden sich jedoch die fraglichen Fos- silien sehr bestimmt von der für das Oberdevon charakteristi- schen Münster’schen Gattung Clymenia. Andererseits sind jene EıchwaAın’schen Arten öfter als Lituiten angesprochen worden. Ihre generische Verschiedenheit von letzteren ist jedoch, trotz einer gewissen Aehnlichkeit, sofort daran zu er- kennen, dass ihnen der freie, vom Gewinde abgezweigte Arm fehlt und die Spirale beiderseits mit einem deutlichen Nabel versehen ist. Ganz ungewöhnlich wäre ferner für Lituiten mit ventralem Sipho die sehr grosse Breite der Umgänge im Ver- gleich zum Abstand zwischen Rücken- und Bauchseite. Näher verwandt durch einige ihrer äusseren Merkmale sind dagegen jene Fossilien mit der Gattung Nautilus, und diese Beziehung soll auch durch den gewählten Namen ausgedrückt werden. Indessen die allgemeine Formbeschaffenheit, das relativ lang- same Anwachsen im letzten Umgang und der ventrale Sipho machen doch auch eine Trennung von dem letztgenannten Ge- schlecht unabweislich; bei den zahlreichen eigentlichen Nau- tilen, welche typisch wohl erst im Kohlenkalk beginnen, ent- fernt sich der Sipho nicht merkbar von der Mitte. Das neue Genus, dessen Aufstellung nach allem dem geboten erschien, steht etwa zwischen Nautilus und Clymenia, hat jedoch auch Einiges von den imperfecten Lituiten. Eine Untergattung von Nautilus anzunehmen, schien dem Redner nicht angebracht zu sein. Die vorgelegten Versteinerungen gehören nun zugleich einer noch unbeschriebenen Art an, welcher der Vortragende den Namen Palaeonautilus hospes gegeben hat. Bei der- selben treten die in der Diagnose der Gattung angegebenen Hauptcharaktere besonders ausgezeichnet hervor. Die Spirale zeigt an dem grösseren und am besten erhaltenen der beiden Exemplare bei 5 Cm. Durchmesser vier Windungen, welche so stark involut sind, dass jedesmal fast ?/, des vorhergehenden Umgangs dadurch bedeckt werden. Die Breite der Röhre be- trägt hier das Doppelte ihrer Höhe, bei dem kleineren Stücke sogar noch etwas mehr. Im Querschnitt bildet die Röhre eine in ihrem oberen Theil annähernd elliptische und unterseits concav ausgeschnittene Figur, wobei Aussen- und Innenfläche 41* N in scharfen Kanten zusammentreffen. Am meisten in die Augen Se fallend ist der beiderseits in gleicher Weise vorhandene, sehr tiefe. trichterförmige Nabel, über dessen Grund sich die Schluss- n windung um ca. 10 Mm. erhebt. Die Wohnkammer nimmt mehr als die Hälfte der Schlusswindung ein; die hinter der- selben liegenden stark gewölbten Kammerwände, deren Form übrigens wie bei den Lituiten beschaffen ist, stehen gedrängt. Der ziemlich dünne, kreisrunde Sipho zeigt Anschwellungen zwischen den Scheidewänden und ist, die innersten Windungen abgerechnet, '/, bis 1 Mm. von der Bauchseite entfernt, wäh- rend derselbe bei den früher genannten EıcmwArp’schen For- men ganz ventral ist. An der Schalenoberfläche beobachtet man zahlreiche, schräg über die Seiten nach hinten laufende Streifen von etwas verschiedener Stärke, die auf dem Rücken einen wenig tiefen Sinus bilden; eigentliche Querrippen fehlen dagegen. Von den beiden Exemplaren des Palaeonautilus hospes wurde das eine bei Heegermühle, westlich von Eberswalde, das andere bei letzterer Stadt gefunden. Beide lagen in Geschie- ben von dunkel bläulichgrauem Orthocerenkalk mit vielen ein- gemengten Kalkspaththeilchen, welche nach ihren sonstigen organischen Einschlüssen zuverlässig in das Echinosphäriten- Niveau Fr. Scauipr’s gehören. Das Berliner palaeontologische Museum enthält ein zu der nämlichen Art zu stellendes Stück aus dem grauen Geschiebekalk von Sorau. Mehrere, z. Th. recht schöne Exemplare derselben Gattung aus Geschieben des hellgrauen Orthocerenkalks von Königsberg i. Pr. befinden sich in der Mascrke’schen Sammlung; sie sind jedoch von der neuen Art specifisch verschieden. Die specielle Beschreibung der Eberswalder Palaeonautilus- Reste sowie auch der in der April-Sitzung besprochenen Li- tuiten (pag. 432—441) ist enthalten in der „Festschrift für die 50jährige Jubelfeier der Forstakademie Eberswalde“, Berlin bei JuLıus Springer, welche am 7. Juni d. J. dem Buchhandel übergeben worden ist. !) 1) Nachträglicher Zusatz. — In Bıcsey’s Thesaurus Silurieus, London 1858, pag. 184, werden zwei der vorher genannten EICHWALD’- schen Arten, nämlich depressus und incongruus, unter der vor reichlich 40 Jahren von Conran aufgestellten Gattung Trochohtes eitirt, während sie ebendaselbst pag. 171 zugleich bei Olymenia Münster aufgeführt sind; bei dem Namen „Trocholites“ ist in Dale „Lituites“ hinzu- gefügt. Für das Conrap’sche Genus wird bei M’ Coy, British Palaeo- zoic Fossils, Fasc. II (1852), pag. 323, folgender wortgetreu übersetzter Gattungscharakter angegeben: „Gehäuse scheibenförmig, Windungen offenliegend, sich berührend; Septa einfach, oder mit einem unbedeutenden Dorsallobus; Sipho an oder nahe dem inneren Rande. De Se -. " Se ARE he eh” nn L =. EB a 5 are hin 5 muaal Dt ige aaa a Sr Fe re Ze FE El re 3 Derselbe Redner legte sodann einige Stücke einer bisher _ noch nicht unterschiedenen Geschiebe-Art vor, welche als „Unterscheidet sich von Clymenia durch den Mangel der seitlichen Winkelbildung der Septa, schliesst indessen mehrere der Münster’schen Arten ein, denen jene Winkelbildung fehlt.“ In dieser Diagnose ist offenbar das Facit der für „Palaeonautilus“ gegebenen wesentlichen Merkmale keineswegs ausgesprochen. M’ Coy beschreibt auch als erste Art einen englischen Trocholites anguiformis SALTER Sp., bei dem die Umgänge nicht einmal hart aneinander liegen ; unter demselben Namen haben KjeruLr nnd Danrr ein Fossil von der norwegischen Halbinsel Herö (Sarmann’s Lituites angulatus) mitgetheilt, das von F. RoErmEr mit Lituites antiquissimus identificirt worden ist. Auch Andere haben theils echte Lituiten, theils Clymenien mit dem Namen Trocholites belegt. So werden dazu beispielsweise in PıcTET’s Traite de Pal&ontologie, 2de ed., II. pag. 647 u. 648, die Olymenien mit einfachen (schwach gebogenen) Scheidewänden gezählt, und ist in dem zugehörigen Atlas, t. LI. f. 13, die bekannte Clymenia angustiseptata Münster unter der Benennung Trocholites angustiseptatus abgebildet. OConkAap selbst hatte seine Gattung auf zwei amerikanische Arten ge- gründet: Trocholites ammonius und planorbiformis. Die erstere, aus dem Orthocerenkalk von Trenton, ist von DE VErneuıL fraglich zu Litwites cornu-arietis Sow. gestellt, dagegen von Harz und O. Lossen mit Lituites teres Eıcauw. = Odini Vern. vereinigt worden. Was aber den als Seltenheit auch im englischen Bala limestone beobachteten Trocho- hites planorbiformis (als Lituites, resp. Nautilus, bei SALTER, MURCHISON und Bicsey) anbelangt, so ist diese Art bestimmt von Palaeonautilus generisch nicht zu trennen. Aus den bezüglichen, so vielfach abweichenden Angaben der ver- schiedenen Autoren könnte man den Schluss ziehen, dass die ConrAn’- sche Gattung von Hause aus ungenügend präcisirt und begrenzt worden ist. Sollte jedoch Conkan’s Original - Diagnose von Trocholites mit der für Palaeonautilus gegebenen sich decken, was ich leider vor Beginn des Druckes dieser Protokolle noch nicht zu eruiren im Stande war, so müsste selbstverständlich der letztere Name cassirt werden. Es sei noch bemerkt, dass die Benennung „Trocholites“ auf alle Fälle sehr schlecht gewählt ist, weil die fraglichen Formen mit der Gestalt eines Trochus nichts gemein haben; anders ist es bekanntlich bei Trochoceras BARRANDE. Unmittelbar vor Thoresschluss erhalte ich noch das von G. Lmp- ström herausgegebene und theilweise noch von Ancerın bearbeitete Werk „Fragmenta Silurica e dono CaroLı Henricı WEGELIN“, welches im November oder December zu Stockhölm erschienen ist (die Vorrede datirt vom 30. October d. J.). In demselben sind aus dem schwe- dischen Silur zahlreiche Mollusken und einige Anthozoen beschrieben und abgebildet, welche grösstentheils der untersilurischen Abtheilung angehören und vornehmlich in Dalekarlien gefunden worden sind. Durch die Uebereinstimmung einer sehr grossen Zahl der mitgetheilten Arten mit solchen, die sich in der Eberswalder Geschiebesammlung be- finden, wird wiederum die von vornherein von mir vertretene Ansicht unter- stützt, dass die Heimathstätte unserer märkischen Geschiebe zumeist in den südlichen oder mittleren Theilen Schwedens, beziehungsweise in den zugehörigen Inseln oder benachbarten Gebieten, die jetzt vom Meere bedeckt sind, zu suchen ist. Weiterhin giebt die Linnström’sche Publication zu folgenden thatsächlichen Bemerkungen Anlass, zunächst 64 Wesenberger Gestein bezeichnet werden kann. Die frag- lichen Gerölle bestehen aus einem sehr reinen, hell graugelb- lichen dichten Kalkstein mit rothen oder röthlichen Streifen und Flecken, welcher von äusserst compacter Beschaffenheit ist, splittrig bricht und in seinem Aussehen meist eine auf- fallende Aehnlichkeit mit dem lithographischen Kalk besitzt; nur fehlt die plattige Absonderung, auch sind öfter Einschlüsse von farblosem Kalkspath darin zu beobachten. Das Gestein wird in der Mark ziemlich häufig angetroffen, enthält aber sehr selten Versteinerungen. Für sein geognostisches Niveau be- stimmend ist eine sehr grosse Murchisonia, welche in einem hierher gehörigen Stücke von Heegermühle gefunden und von Fr. Scamivt sofort als die Wesenberger Form von Murchi- sonia bellicincta HALL (Fr. ScHu.) erkannt wurde. Da nun die bezüglich der von mir früher besprochenen und in der oben genannten „Festschrift“ beschriebenen Lituiten: Litwites anguinus AnGELIN aus dem Orthocerenkalk vom Digerberg und Alsarbyn in Daiekarlien ist identisch mir dem von mir als Zitwites perfectus WAHLENBERG beschriebenen Fossil. Ich glaube nicht, dass im vorliegenden Falle die Aufstellung einer neuen Art begründet war; des „Lituites perfectus“ geschieht in der schwedischen Schrift überhaupt keine Erwähnung. Lituites latus Anc. von Wikarbyn in Dalekarlien (Orthocerenkalk) gehört demselben Typus an, den ich zuerst mit Zitwites Hageni bekannt gemacht habe. Es sind dies jedoch, trotz sehr grosser Analogien, zwei verschiedene Species, da abweichend von meiner Art bei Zitwites latus die Umgänge trotz der weniger breiten Spirale nicht aneinander stossen und auch die Oberflächensculptur eine etwas andere ist. Discoceras subcostatum Ang. aus dalekarlischen Orthocerenkalken ist zweifellos ganz dieselbe Art wie der von mir früher publieirte Litwites Decheni. Die Abbildungen in Fig. 5-8 auf Taf. XI. des schwe- dischen Werkes und die von mir in der erwähnten „Festschrift“, Taf. 11. Fig. 14—- c, gegebenen sind einander so vollkommen gleich, wie es selten in einem ähnlichen Falle mag vorgekommen sein. - Weiterhin ist zu constatiren, dass in dem AnGELIn-LinpsTröm’schen Werk, pag. 11, Taf. IX. Fig. 15—18, unter dem Namen Trocholites in- congruus Eıcmw. ein Fossil aus dem Orthocerenkalk Olands und Dale- karliens mitgetheilt ist, welches die grösste Aehnlichkeit mit meinem Palaeonautilus hospes besitzt. Kaum einen anderen Unterschied zeigt jenes von der Eberswalder Geschiebe-Versteinerung, als dass die Schale schwache Rippen ausser den schiefen Querstreifen hat und seine Di- mensionen geringer sind: der Maximal-Durchmesser der Scheibe wird zu 33 Mm. angegeben, während derselbe bei meinem grösseren Exem- plar fast 50 Mm. beträgt. Allerdings scheint die schwedische Form auch etwas weniger involut zu sein. Ich kann übrigens letztere nicht für identisch mit EıcnwArp’s „Olymenia incongrua“ halten, da diese Art mit einem völlig ventralen, „der vorhergehenden Windung unmittelbar aufliegenden“ Sipho versehen ist. Offenbar soll in den „Fragmenta Silurica“ der Gattung Trocholites eine bestimmtere Stellung zugewiesen werden; leider wird jedoch die Diagnose ConrAp’s, welche in amerikanischen Journalen enthalten ist, die mir bisher nicht zugänglich waren, nicht mitgetheilt. A.R. r ee 645 : Wesenberg’sche Schicht in Ehstland als besonders charakte- ristische Gebirgsart einen ebensolchen, dem lithographischen Stein ähnlichen Kalk von vorwiegend gelblichgrauer Farbe - enthält, so unterliegt es keinem Zweifel, dass jene Gerölle-Art in die eben erwähnte, von dem genannten Geologen mit dem Buchstaben E bezeichnete Zone gehört. In einigen anderen Stücken des Gesteins aus der Eberswalder Gegend fanden sich vereinzelte Brachiopoden-Reste der Gattungen Orthis und Stro- phomena. Ferner dürfte dahin ein Geschiebe aus der Gegend von Bromberg im Berliner palaeontol. Museum zu rechnen sein, welches ein grosses Exemplar von Lituites antiquissimus Eıcaw. sp. einschliesst; dasselbe ist zwar bei dichter und sehr compacter Textur vorwiegend ziegelroth gefärbt, jedoch geht die Farbe auf der einen Seite des Stückes in ein helles . Gelblichgrau über, und hier gleicht es durchaus den anderen vorhin besprochenen Geröllen. \ Endlich sprach der Vortragende noch über eine andere, bisher unbekannt gebliebene Art von Geschieben, die in mehr- facher Hinsicht von ganz besonderem Interesse ist; er giebt ihr den Namen: roth und weiss gefärbter untersilu- rischer Fenestellenkalk oder Leptaenakalk. Die Hauptmasse des Gesteins ist ein ziegelrother dichter Kalk, der eine Kleinigkeit heller als der gemeine rothe Orthoceren- kalk ist, und in welchem mehr oder minder grosse Nester und Adern eines milchweissen bis grauweissen Kalkspaths von kör- niger oder späthiger Beschaffenheit liegen. Jene rothe Farbe geht zuweilen in Rosenroth oder Fleischroth über. Seltener er- scheint das Ganze als ein scheckiges Aggregat von lauter rothen, dichten und weissen späthigen Theilen von geringer Grösse. An Versteinerungen sind diese Geschiebe äusserst reich. Zunächst wären kleine Korallen (darunter Streptelasma sp.) und vereinzelte Kelchfragmente einer Hemicosmites- Art zu er- wähnen. Ganz hauptsächlich aber ist die Fauna, welche schon unverkennbare Anklänge an das Obersilur zeigt, durch zahl- reiche Formen von Bryozoen und Brachiopoden charak- terisirt. Unter ersteren sind besonders bezeichnend einige noch genauer zu untersuchende Fenestella-Arten, sodann Pitilo- dietya cir. acuta Hauı und Discopora rhombifera FR. SCHMIDT. Unter den Brachiopoden treten zuvörderst einige Leptaenen hervor, am häufigsten Leptaena quinquecosiata M’ Coy, ferner Leptaena transversalis Daum. und eine der Leptaena equestris Eıcnw. ähnliche Art. Fast ebenso häufig sind gewisse, mit Platystrophia lyna Eıcaw. sp. verwandte Platystrophia-Formen, so dass das Gestein allenfalls auch als ein Platystrophiakalk bezeichnet werden könnte. Ferner sind anzuführen: ‚Spirifer insularis Eıcnw.; die Borkholmer Form der Strophomena de- pressa Darm. (Leptaena rugosa in Hısıneer’s Lethaea Sueeica); verschiedene Orthis- Arten, darunter Orthis (Strophomena) ex- pansa Sow., Orthis cfr. Actoniae Sow. und eine der Orthis elegantula sehr ähnliche Art; mehrere kleine Atrypen; Diseina sp.; Orthoceras sp., verwandt mit Orthoceras (Cycloceras) fe- nestratum Eıcaw.; Primitia brachynotos Fr. Schm. Von Trilo- biten findet sich hauptsächlich eine Sphaerexochus-Art, die an Sphaerexochus angustifrons und granulatus Anc. erinnert; ausser- dem Odontopleura sp., Lichas sp. etc. Bemerkenswerth ist _ noch, dass das .Gestein stellenweise zahlreiche Crinoidenstiele enthält, und dass mit demselben zusammen sich Geschiebe eines ebenfalls roth und weiss gefärbten oder auch gelblich- grauen Kalks gefunden haben, welcher ganz und gar von Uri- noidengliedern aus der Verwandtschaft von Crotalocrinus rugosus MitLLER sp. erfüllt ist und daneben mehrere der bezeichnendsten unter den vorgenannten Versteinerungen enthält. | Nach der Erklärung Fr. Schuipr’s entspricht die Fauna des Fenestellen- oder Leptaenakalks durchaus der Borkholm’- schen Schicht (F. 2). Ein mit demselben petrographisch wie paläontologisch völlig übereinstimmendes Gestein ist jedoch nur in Schweden bekannt und kommt dort nach Törngvıst!) an einigen Punkten der nächsten Umgebung des Siljan-Sees in Dalekarlien (Boda, Osmundsberg etc.) vor; anderwärts in Schweden ist es nicht beobachtet worden. -Törngvist hat dafür den Namen Leptaenakalk eingeführt. Er giebt an, dass die Ablagerung in ihrem oberen Theile aus einem Kalk- stein von einer zwischen Grau, Weiss und Roth wechselnden Farbe bestehe und nach unten zu in einen ziegelrothen Cri- noidenkalk übergehe. Der Fenestellenkalk ist ein sehr seltenes Geschiebe. Der weitaus grösste Theil der vom Redner zusammengebrachten Collection dieses Gesteins, von welchem eine ausgewählte Suite der Gesellschaft vorgezeigt wurde, rührt von einem ein- zigen, mehrere Kubikfuss grossen Block her, der im Grand des unteren Diluviums zu Brahlitz bei Oderberg i. d. M. gefunden wurde. Genau an derselben Stelle lagen die vorher erwähnten Geschiebe von Crinoidenkalken. Ausser bei Oderberg fanden sich einige wenige Stücke des Fenestellenkalks auch in un- mittelbarer Nähe von Eberswalde. Das Verbreitungsgebiet ist jedoch anscheinend kein unbedeutendes, da einzelne dahin ge- hörige Gerölle auch bei Neubrandenburg und in Schleswig- !) Om lagerföljden i Dalarnes undersiluriska bildningar, Lund 1867; Geologiska jakttagelser öfver den kambriska och siluriska lagerföljden i Siljanstrakten, Ofversigt af Kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar, 1871. No. 1; Om Siljanstraktens paleozoiska formationsled, ib. 1874. No. 4. — Man vergl. auch Linnarsson in dieser Zeitschr. XXV. pag. 686. { x ; Ei, ES Holstein vorgekommen sind. In Herrn Mascke’s reicher Ge- ' schiebesammlung von Königsberg i. Pr. hat der Redner da- _ gegen nichts von jenem Gestein gesehen. ') 647 Herr Wessky legte eine Suite der von GEoRGE J. BrusH _ und Epwaro S. Dana in New-Haven, Connecticut, in der Nähe des Dorfes Branchville, District Redding, Tairfield County, Connecticut entdeckten Phosphate vor, welche von den ge- nannten Mineralogen in Groru’s Zeitschrift für Krystallographie (I., 528; III., 577; IV., 69) beschrieben worden sind. Es - waren darunter die Gattungen Eosphorit, Triploidit, Dickinsonit und Lithiophilit vertreten, auch Spuren von Reddingit, Fair- ‚ fioldit und Uranpecherz zu erkennen. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. (07 Beyrich. Weiss, DamnmEs. 1) Nachträglicher Zusatz. — Die so eben erschienenen, auf S. 643 schon angeführten „Fragmenta Silurica“ von AncELin und Linn- STRÖM sind für die Beurtheilung der Geschiebe des Fenestellen- kalks von grösster Bedeutung, weil in diesem Werke zahlreiche Pe- trefacten aus der Wecerm’schen Sammlung sich beschrieben und ab- gebildet finden, die in dem vorhin genannten Leptaenakalk am Siljan-See (ganz besonders bei Ostbjörka, jedoch auch bei Boda, am Osmundsberg und etlichen anderen Punkten) gesammelt worden waren. Von den daselbst mitgetheilten Arten des schwedischen Leptaenakalks habe ich schon bei rascher Durchsicht in der Eberswalder Collection des Fe- nestellengesteins die folgenden wiedererkannt, bei deren Aufführung meine Benennungen, sofern sie abweichen, in Parenthese beigefügt sind: Ptychophyllum craigense M’ Coy (Strepielasma sp.); Orthis concinna Linpstr. (der Orthis elegantula ähnliche Art); Orthis conferta LiNDsTR.?; Orthis cfr. Actoniae Sow.; Strophomena luna Törnovist in lit. (Orthis v. Strophomena expansa); Discina gibba Linvstr. (Discina sp.); Ambonychia pulchella LinDsTr. Einigen anderen Arten, wie Meristella crassa Sow. (var. junior) und Athyris? Portlockiana Davıpson, entsprechen ähnliche Formen im Fe- nestellenkalk. Der oben erwähnte Orthoceratit ist ohne Zweifel ver- wandt mit Orthoceras funiforme Anc., aber doch nicht speeifisch über- einstimmend; dagegen scheint mir diese Angerın’sche Art ein und das- selbe mit dem Ehstländischen Orthoceras fenestratum Eıchw. {Lethaea Rossica, I. pag. 1231, t. 48. f. 14) zu sein. Eigenthümlich ist, dass in dem schwedischen Werke Leptaena quinquecostata M’ Coy nur für den tiefer liegenden Trinucleusschiefer angegeben ist, während dieselbe in den Arbeiten von Törnovist als ein besonders häufiges und charakte- ristisches Fossil des Leptaenakalks genannt wird. Die zahlreichen von mir zu Leptaena quinquecostata gerechneten Exemplare, welche aus den fraglichen Geschtehen vorliegen, stimmen übrigens (namentlich in der relativ grossen Breite) mit der Beschreibung und den Figuren der englischen Autoren besser überein, als die Abbildungen der bei AnGELin- Linpström ebenso benannten Form des schwedischen nn gig 2. Protokoll der August - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 4. August 1880. Vorsitzender: Herr Weresky. Das Protokoll der Juli-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Emm Prümm in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren Wessky, Liıe- BISCH und Damss; Herr stud. phil. CaeLıus in Marburg, vorgeschlagen durch die Herren DunkER, STRENG und v. Korsen; i Herr stud. rer. nat. Aucust BArcArzky in Cöln, vorgeschlagen durch die Herren ScHLÜTErR, DAuES und LieBiIsch. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr A. Remere legte vor und besprach Geschiebe vom Alter des Sadewitzer Kalks (Lyckholm’sche Schicht = F. 1 nach Fr. Scauipr). Bekanntlich wird der in Fer». Raenmer’s Monographie eingehend geschilderte Sadewitzer Ge- schiebekalk von einem hellgrauen dichten Kalkstein gebildet, welcher gewöhnlich in plattenförmigen Stücken erscheint und noch eine deutliche Schichtung erkennen lässt. Bisher war derselbe in seiner typischen Abänderung nur innerhalb eines etwa 1'/, Quadratmeilen umfassenden Bezirks bei Sadewitz und einigen benachbarten Ortschaften südöstlich von Oels in Niederschlesien beobachtet worden.!) Von Eberswalde liegt nun ein einziges Geschiebe desselben Gesteins vor, das aber zweifellos dahin gehört und vor einigen Jahren von Herrn Bergrath von GELLHORN in der grossen Kiesgrube am dortigen Bahnhof gefunden- wurde. Es ist ein etwas über faustgrosses plattiges Stück von gelblichgrauer Farbe, welches ganz wie bei solchen von Sadewitz selbst nach aussen hin zu einer etwas erdigen Masse verwittert ist und ebenso auch an der Ober- fläche zahlreiche schwärzliche Fleckchen von Braunsteinsubstanz 1) F. Rormer, Foss. Fauna der silur. Diluvial-Geschiebe von Sade- witz, pag. IX. 649 zeiot, die theilweise zu undeutlichen dendritischen Gruppen angeordnet sind. Auch darin tritt noch eine Uebereinstimmung mit den bezüglichen Sadewitzer Geschieben hervor, dass die Versteinerungen an einer der Schichtflächen liegen und nicht im Innern des Steines eingewachsen sind. Abgesehen von einigen undeutlichen Resten erkennt man darunter ein kleines jugendliches Exemplar von sStreptelasma Europaeum F. Raun., welches derjenigen Form dieser für die Fauna von Sadewitz höchst bezeichnenden Koraile, wie sie am gewöhnlichsten dort vorgekommen ist, völlig gleicht (l. c. pag. 16, t. IV. f. 1e), ferner eine Brachiopodenklappe, die zwar etwas an Orthis Assmussi VERN. erinnert, bei der jedoch die gerundeten Haupt- rippen bedeutend stärker entwickelt sind. Von lose vorkommenden Coelenteraten, die nach F. Rauer (diese Zeitschr. XIV. pag. 589 u. 590) vermuthlich derselben Zone einzuordnen sind, zeigte der Redner vor: Syringophyllum organum Epwarns et Hase (aus der Eberswalder Gegend, von Gransee und von Stettin), Aulocopium aurantium OswALD (von Eberswalde) und Aulocopium cir. diadema Osw. (von Schwedt a. d.O©.). Die zuletzt genannten Spongien sind ganz oder theilweise in bläulichen Chalcedon verwandelt; die über letz- terem z. Th. noch sich zeigende Versteinerungsmasse ist ein gelblichgrauer, dem Sadewitzer durchaus gleichender Kalk. In das nämliche Niveau sind noch zu stellen einige bei Eberswalde und benachbarten Orten lose vorgekommene Exem- plare von Orthis Oswaldi v. Bucn. Sodann auch gewisse in derselben Gegend vereinzelt aufgefundene Geschiebe eines com- pacten, gelblichgrauen und etwas zur Verwitterung geneigten dichten Kalks mit einer vorläufig noch zweifelhaften Chasmops- Art, sowie mit Lituites antiquissimus Eıc#w. sp. Endlich ist noch ein Geschiebe von Hohen-Saaten a.d.O. unweit Oderberg i. d. M. anzuführen: ein etwas mürber Kalk- stein von heller gelblich- bis grünlichgrauer Farbe mit Cala- mopora (Favosites) aspera D’Ore., welcher entweder in die Lyckholm’sche (F. 1) oder in die Borkholm’sche Zone (F. 2) gehört. Die Röhrenzellen sind zwar meist von gleichem, ca. 3 Mm. oder etwas über 1 Linie betragendem Durchmesser, dennoch aber liegen dazwischen einige kleinere, wie es nach Epwarps und Harme gerade für jene Art charakteristisch sein soll. Diese ungleiche Grösse der sechsseitigen Zellenöffnungen ist bei zwei von Herrn Dames mitgebrachten Geschieben von Schwartzen in Ehstland, welche anscheinend dieselbe Koralle enthalten und in der Gesteinsbeschaffenheit vollkommen mit dem Stück von Hohen-Saaten übereinstimmen, noch mehr aus- geprägt. Im Uebrigen aber erkennt man auch bei der Ver- gleichung mit Exemplaren der von Fern. Raenmer mit einigem Zweifel zu der vorgenannten Art gezogenen Sadewitzer Cala- mopora kaum einen Unterschied, nur dass hier die Dimensionen der Zellen nicht merkbar variüren (ef. Fauna von Sadewitz, pag. 28, 1:.1V:f.7). Von demselben Redner wurde darauf ein im eingerollten Zustande vortrefflich erhaltener kleiner Nileus vorgelegt, der aus einem zu Eberswalde gefundenen Geschiebe von hellgrauem Vaginatenkalk herausgelöst worden ist. Das Fossil ist iden- tisch mit der Art von Pawlowsk bei St. Petersburg, welche v. Vorgorta !) als Nileus Armadillo Darm. beschrieben hat; beide sind aber von dieser altbekannten schwedischen Form, welche in unseren Geschieben öfter vorkommt, sicher speecifisch verschieden. Der fragliche Trilobit wird von dem Vortragenden demnächst unter dem Namen Nileus Volborthi beschrieben werden. Schliesslich zeigte der Vortragende folgende im Grand des unteren Diluviums bei Hohen-Saaten ausgegrabene Reste von Cervus megaceros HarrT. vor: 1. den Basaltheil einer starken abgebrochenen Stange mit der Rose und Ansatz der abgebrochenen Augensprosse; 2. ein Schaufelfragment; | 3. ein Bruchstück einer schwächeren Stange mit an- sitzendem Rosenstock ; 4. einen Halswirbel, zu den 5 letzten, dem Rumpf zu- nächst liegenden gehörig. Die Bestimmung dieser Reste ist völlig sicher und wurde auch von dem Collegen des Vortragenden, Herrn Prof. ALTUM, vollauf bestätigt. Namentlich lässt bei dem zuerst angeführten Geweihstück die eigenthümliche Stellung und die relativ ge- ringe Dicke der Augensprosse , verbunden mit der ausseror- dentlichen Stärke der Stange, schon bei flüchtiger Betrachtung nicht den geringsten Zweifel mehr übrig. Der mitgetheilte Fund reiht sich dem früher schon in demselben Niveau des märkischen Diluviums zu Rixdorf entdeckten Geweihfragmente des Riesenhirsches an und bestätigt die von Daues ’) daran geknüpften Schlussfolgerungen. Herr Dames bemerkte hierzu, dass nicht nur in Rixdorf, sondern auch am Kreuzberg bei Berlin in dem nämlichen Ni- veau sich Ueberreste von Cervus meyaceros gefunden haben. Herr Wegsky legte einige Exemplare von Schwefel aus einer grösseren Sendung vor, welche der Bergassessor Herr O. Lucke in Ratibor auf Anregung des Realschul - Directors 2) Ueber die mit glatten Rumpfgliedern versehenen russischen Tri- lobiten, St. Petersburg 1863, pag. 35, t. IV. f. 1— ?) Diese Zeitschr. XXVIl. pag. 481. 601 _ Herrn Dr. Wossmıo in Tarnowitz dem mineralogischen Mu- seum gemacht hat; die vorgelegten Exemplare stammen aus _ den vor einiger Zeit aufgeschlossenen Schwefel - Lagern im Tertiär von Kokoschütz bei Rybnik in Oberschlesien; der in 4 der Nähe des Wilhelms- Bades daselbst niedergebrachte Ver- “= suchsschacht, erreicht die in Gyps- Mergel aufsetzende flötz- artige, mit 3—4° nach Westen einfallende Ablagerung in - 30 Meter Tiefe. Der Schwefel ist von erdiger Beschaffenheit, - bildet, mehr oder minder mit Gypsletten veranreinigt, platten- _ Artige, in der Flötzrichtung liegende Partieen, oder ziemlich _ reine, im Letten eingebettete nierenförmige Knollen; die in gewissen Lagen auftretenden Knollen eines dichten Kalksteins sind zuweilen von Schwefel - Schnüren durchzogen, der eine krystallinische Structur zeigt; ausgebildete Krystalle sind noch . nicht beobachtet worden. 2,7 NR Herr G. BERENDT legte Geweih-Bruchstücke, zwei rech- ten und einer linken Stange angehörend, von Cervus tarandus L. aus dem Unteren Diluvium der Berliner Gegend vor. Die- selben stammen von drei Fundorten südlich und südöstlich Berlins, von Tempelhof (Einschnitt der Verbindungsbahn ), ' Britz und Müggelheim (Grandgruben) und zwar überall aus demselben Niveau, aus dem Grande dicht über dem Unteren Diluvialmergel. Es sind die ersten Spuren des Ren aus dem märkischen Diluvium und wurden zwei der Stücke schon vor 2 Jahren vom Redner bei Gelegenheit der Kartenaufnahme von - Ort und Stelle mitgebracht. Das dritte ist im vorigen Herbste von Herrn Lavrer bei gleicher Gelegenheit erworben und, wie die beiden anderen, der Sammlung der königl. geologischen Landesanstalt einverleibt worden. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. al a a BE EA ale a rn a ai a una nn sea z Y " r NP ; Be 4 v. w. 0. WesBskYy. HAUCHECORNE. Dames. an u inet Eat nk \ er “ Re en wie lee nn Da a ei Zu ne, ee we u fi on ee Fr e vr £ Ir u wr7 ri ' 3. Achtundzwanzigste Versammlung der Deut- \ schen geologischen Gesellschaft zu Berlin. | Protokoll der Sitzung vom 11. August 1880. Herr Beyrıc# als Geschäftsführer eröffnete die Sitzung und begrüsste die Versammlung. Hierauf ergriffen die Herren, Unterstaatssecretair VON GossLer und Geheimrath B=znpEemann das Wort, um die Versammlung im Namen des Kultus- resp. des Handelsmini- steriums willkommen zu heissen. Sodann überreichte Herr HaucHecorxe den Theilnehmern an der Versammlung werthvolle literarische Geschenke, welche die königl. preussische geologische Landesanstalt und Berg- akademie für dieselben vorbereitet hatte. Es wurde nun zur Wahl des Vorsitzenden geschritten. Durch Acclamation wurde Herr von DEcHen gewählt, welcher die Wahl annahm, zugleich aber den Vorschlag machte, für den zweiten Tag Herrn O. ToreLL, für den dritten Herrn F. von Haver zu Vorsitzenden zu wählen. Die Versammlung trat diesem Vorschlage bei. Herr vow Decnen übernahm den Vorsitz, Zu Schrift- führern wurden die Herren Bückıse, DAtHE und Tenne ge- wählt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Leuscuxner, Geheimer Bergrath in Eisleben, vorgeschlagen durch die Herren ZiRKEL, VON DecHEs und Ewarn; Herr Dr. Kurt von ECKENBRECHER in Leipzig, vorgeschlagen durch die Herren Zırker, H. B. Gemıtz und H. ÜCRrEDNER. Herr Beyricnh übergab hierauf Namens des Schatzmeisters die Rechnungsablage für 1879 und verlas folgendes Schreiben: Berlin, den 1. Juli 1880. Sehr geehrter Herr Geheimrath! Indem ich Ihnen den Cassenabschluss pro 1879 zur gefälligen Vorlegung in der bevorstehenden allgemeinen Ver- sammlung ergebenst übersende, muss ich gleichzeitig lebhaft bedauern, den diesmaligen Abschluss nicht persönlich über- geben und mit einigen Erläuterungen begleiten zu können. SE 653 Leider ist mir aber der Gebrauch einer Wasserkur im Bade Liebenstein, ebenso wie die Nichtunterbrechung der- selben zur Pflicht gemacht, da ich bereits gegen Ende August Reisen in meinem Berufe zu unternehmen habe. Die von mir in meinem in München erstatteten Bericht erhofften und später in Wien in sichere Aussicht gestellten finanziellen Resultate sind vollkommen eingetroffen. Nach geschehener Beseitigung des Deficits werde ich das erstrebte Ziel mit Absehluss des Jahres 1880 erreichen, dass, nachdem im Laufe des Jahres 6 Hefte (2 von 1879 und 4 von 1880) berichtigt worden sind, stets aus den Ein- nahmen eines Jahres die Ausgaben desselben Jahres be- stritten werden und damit der frühere leicht zu Defieit füh- rende Weg für immer verlassen wird, die Hefte der Zeitschrift eines Jahrganges aus den Beiträgen des folgenden Jahres zu bezahlen. Neben der finanziellen Sicherheit wird dieser Modus auch auf die Beschleunigung des Erscheinens der Zeitschrift unzweifelhaft günstig wirken. Ausser diesem Resultate wird sich mit Ablauf dieses Jahres ein weiteres höchst erfreuliches darbieten. Nach meinem Ueberschlag hoffe ich dann im Stande zu sein, ca. 3000 Mark in zinsbaren Staatspapieren für die Deutsche geologische Gesellschaft anzulegen, denen die Zinsen und event. fernere Ueberschüsse zuzuschlagen und getrennt zu verwalten wären, um ein kleines Oapital für die Gesellschaft zu sammeln, über dessen Zweck und Verwendung der Vor- stand der nächsten allgemeinen Versammlung eine Vorlage zu machen haben würde. Die Staatspapiere würden am besten bei der Reichs- bank zu deponiren sein, indessen würde zu diesem Zwecke zunächst die Nachsuchung von Corporationsrechten für die Gesellschaft nothwendig werden. Letztere sind leicht zu erwerben und nicht länger zu entbehren, wenn eine Vermö- gensverwaltung für die Gesellschaft vorhanden sein wird. So weit als nothwendig bitte ich, den Vorstand durch die allgemeine Versammlung zur Ausführung der vorstehen- den Schritte autorisiren zu lassen. Mit der Versicherung vorzüglichster Hochachtung zeichne Ihr ergebenster Dr. Ad. Lasarp, Schatzmeister der Deutschen geologischen Gesellschaft. Es wurde beschlossen, über die in diesem Schreiben ge- machten Vorschläge auf der nächstjährigen Versammlung Be- schluss zu fassen. ans Zu Revisoren aden die Herren E. E Scunm. öl . GroTRIAn gewählt, welche die Wahl annahmen. Br Herr K. A. Lossen erläuterte hierauf den geologischen Bau des Bodens der Stadt Berlin, als Erklärung der den Mit- gliedern der Versammlung von der königl. geologischen Landes- anstalt überreichten geologischen Karte Berlins. Herr F. von Haver besprach den beolasi Bau Bosniens und der Hercegowina auf Grund der von den Herren v. Mossısovics, Tırrze und Bittner ausgeführten Untersuchungen und Aufnahmen. a) Derselbe Redner erläuterte sodann eine geologische Special- ° karte des Kohlenbeckens von Teplitz und Dux. Im Anschluss hieran sprach Herr C. Koch über die Quellen an der unteren Lahn, namentlich über die von Ems. Herr Kosmann sprach Folgendes: In der Flur Zawada bei Preiskretscham, Kreis Gleiwitz in Oberschlesien, sind drei Schurfbohrlöcher zur Erbohrung von Steinkohlen gestossen worden; die Bohrlöcher haben einen Umfangsdurchmesser von 30 Cm. Bei 260 M. Tiefe haben dieselben die auf der Grenze des Muschelkalksteins und des Buntsandsteins vorhandenen Wasser angebohrt. Als vor 2 Jahren diese Wasserklüfte mit dem ersten Loche aufgebohrt wurden, standen diese Wasser unter solcher Spannung, dass das Wasser 4 M. hoch über die Sohle des Kalksteinbruchs, in welchem die Bohrlöcher an- gesetzt sind, emporsprangen, grosse Felsstücke mit sich empor- reissend und mit solchem Getöse hervordringend, dass die bohrenden Bergleute erschreckt davonliefen. Noch heute drin- gen die Wasser spontan 1 M. hoch über den Boden hervor nach Art artesischer Brunnen, und beträgt der Zufluss nach Mes- sungen ca. 25 Kubikm. pro Minute. Diese Wassermengen sind von: dem Ingenieur, Herrn Baurath SALsAcH zu Dresden, welcher mit der Ausarbeitung des Projectes für die Wasserversorgung Oberschlesiens beauftragt ist, als Grundlage für dieselbe aus- ersehen, und liegt das bezügliche Project bereits den compe- . tenten Behörden vor. Mit Rücksicht auf die Erhaltung dieser Wasserquelle, welche schon jetzt für den ganzen Industriebezirk Oberschle- siens von hervorragender Bedeutung ist, hat das königl. Ober- bergamt zu Breslau im Wege der Bergpolizei - Verordnung einen Schutzbezirk proclamirt, welcher in westöstlicher Rich- tung jederseits 2 Meilen des Wassercentrums, in nordsüdlicher !) Cfr. Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt Bd. XXX. 1880. er a FR EN ri u 9 Ba 655 1 ehung i über 1 Meile vom Centrum aus, mithin nahezu über 10 Qu.-Meilen begreift. Die Grenzen legen sich nahezu dem Rande an, in welchen sich südlich der Muschelkalk dem Steinkohlengebirge auflagert, _ und gehen von Ujest über Kieferstädtl nach Gleiwitz, von dort nach Rokitnitz und Repten, 1 Meile südlich von Tarnowitz und 1 Meile westlich von Beuthen, von Repten über Tost nach dem Anfangspunkt zurück. Innerhalb dieses Schutzbezirks sind alle Schürfarbeiten untersagt. und nur mit Genehmigung des Bergrevierbeamten zulässig, der Betrieb bereits verliehener Gruben wird auf Grund des vorzulegenden Betriebsplanes con- trolirt und eventuell untersagt werden. Herr FrAaAs trug Folgendes vor: Wer gleich mir in der Lage war, vor mehr als einem Menschenalter, im Jahre 1849, der ersten allgemeinen Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft angewohnt zu haben, fühlt unwillkürlich sich zu einer Vergleichung zwischen Einst und Jetzt gedrängt. Wäh- rend damals lediglich nur von den alten Schichten der Erd- rinde die Rede war und auf die deckenden Glieder der Erd- schichten, auf Diluvium und Alluvium, mit einer Art Gering- schätzung geblickt wurde, so hat sich dies heutzutage ganz wesentlich geändert. Die Untersuchung gerade der jüngsten Glieder der Erdrinde ist durch die daran sich knüpfenden Fragen nach der Entstehung des Menschengeschlechts zu ihrer vollen Berechtigung gekommen, und keinem Geognosten wird es mehr in den Sinn kommen, gleichgültig sich das Schutt- und Schwemmland Deutschlands anzusehen. Im Gegen- theil ist seit neuerer Zeit die Frage nach der Entstehung des Diluviums eine brennende geworden, was zahlreiche Aufsätze in jedem Heft unserer Zeitschrift beweisen. | -So folge ich auch heute gern dem von Ihnen ausgesproche- nen Wunsche um Mittheilung von Beobachtungen über das Diluvium, soweit solche in und ausserhalb der Heimath von mir gemacht worden sind. Ausgehend von einer typischen, durch die Mammuthausgrabungen des vorigen Jahrhunderts historisch gewordenen Localität, von dem Felde bei Kann- statt, möchte ich dort 4 Horizonte gliedern: 1. zuoberst Schneckenlehm 3—4 M. mächtig; der Lehm verräth durch keinerlei grössere Gresteinsstücke seinen Ursprung, er ist viel- mehr nur der Staub älterer Formationen, unter denen das Keuper- und Liasgebirge der Umgegend wohl die Hauptrolle spielen. Die Schneckenschalen im Lehm gehören nur theil- weise noch den heute dort lebenden Mollusken an, ein Theil derselben ist ausgestorben oder nur noch in der Alpenwelt erhalten, wie z. B. Succinea paludinoides Br., Helix nitens Micn., Zeitschr. d.D. geol. Ges. XXXIL. 3. 42 656 montana STUD., circinnata Stun., acieformis KLein, Be Feruss., Clausilia plicata Drar., Cyclostoma ee, Drar., Lymnea disprueta MüLL. Nach unten mengen sich Quellen- ‚schnecken: Lymnea, Planorbis, Paludina u. s. w. unter die Landschnecken. | 2. 20—30 Cm. Geschiebelehm oder besser Geschiebe- schichte, denn neben dem Lehm stellen sich Sande ein, bald feinere, bald gröbere, geschobene aber noch kantig erschei- nende Gesteinsfetzen der verschiedensten Art, die in der näch- sten Umgebung Kannstatts gar nicht anstehen, z. B. grobe Keupersandsteine, weisser, feinkörniger Keuper, Liassandstein, Muschelkalk , Buntsandstein. Entschieden keine Rollsteine, wie sie der Fluss führt, können sie nur als glaciale Geschiebe betrachtet werden, um so mehr als hier stets der Fundplatz für die Reste von Zlephas primigenius, Rhinoceros tichorhinus, Ursus spelaeus, Bos priscus, Cervus euryceros ist. 3. Fester Kalktuff mit den Blattabdrücken Quereus Mam- muthi HEER, pedunculata Eure., Populus alba L., Salix cinerea L., alba L. u. s. w. DBei einer Mächtigkeit von bis zu 4 M. enthält der Tuff selten etwas anderes ÖOrganisches als die Hohlräume von Schilf, Holz u. dergl. Vogeleier, Vogelknochen, Reste von Coluber, Emys und Zähne von Rhinoceros Merkü gehören zu grossen Seltenheiten. Höchst merkwürdiger Weise fanden sich in dem Tuff eingebacken eine schmiedeeiserne Klinge, sowie unter dem Tuff Braunkohlen und geschlagene Feuersteine. 4. Zu einer festen Nagelfluhe verkittetes Geschiebe, fast ausschliesslich aus jurassischem Geschiebe bestehend. Es ist die Grundmoräne des schwäbischen Albgletschers, ihre Mäch- tigkeit schwillt, laut den PBohrregistern bei Erbohrung der Sauerwasserquellen, bis zu 10 M. an. Halten wir an diese glacialen Erscheinungen im Herzen Schwabens norddeutsche Verhältnisse, wie sie in den letzten Jahren von A. Pesck, H. Creoner u. A. klar gestellt worden sind und wie sie in der Umgebung von Berlin beobachtet werden kön- nen (s. die Uebersichtskarte der Umgebung von Berlin von der kgl. pr. geol. Landesanstalt übergeben), so finden wir zunächst einen mit Sicherheit zu bestimmenden Horizont, der in beiden Ländern als identisch angesehen werden kann, es ist der Ho- rizont der nordischen Fossilreste. In Kannstatt, wie in Rixdorf und zahllosen anderen Orten, wo diese Reste gefunden werden, finden sie sich in einem Geschiebe von Sand feinerer oder gröberer Art, über dem Glindower Thonmergel, wie er auf der Berliner Uebersichtskarte bezeichnet wird. Bedeckt wird der Horizont von mächtigem Geschiebemergel und Sand, dem „oberen Diluvium“ Berlins. Betrachtet man den Kannstatter Be Kalktuff als eine rein locale, mit den dortigen Sauerwassern zusammenhängende Bildung, so haben wir in den 3 Horizonten 1, 2 und 4 die entsprechenden Gebilde um Berlin, 1. den Geschiebelehm und Sand, freilich von viel grösserer Mächtig- keit als in Kannstatt, 2. den fossilführenden Horizont, der genau stimmt nach den hier von dort erhaltenen Resten, 3. den Geschiebemergel von Glindow kann man nur als das Aequivalent der schwäbischen Grundmoräne ansehen, welche in Schwaben Jura und Triastrümmer vor sich herschob, um Berlin aber tertiäre Thone aufnahm, knetete und als Thon- mergel weiterschob. Je nach der Entfernung vom Hochgebirge schwellen die Geschiebelehme und die Moränen an oder ab. Die 3— 4 M. mächtigen Lehme von Kannstatt schwellen an der Alb und mehr noch in Oberschwaben an, wohin die al- pinen Gletscher sich ausdehnten, nehmen aber mit der Ent- fernung von ihrem Ausgangspunkt ab. Für die Grundmoräne aber bleibt immer der Zustand des Gebackenseins bezeichnend. Nagelfluhegebäck, Brecciengesteine, feste Oonglomerate beziehen sich stets auf den ausserordentlichen Druck der Eismassen, die auf der Grundmoräne lasteten. In Gegenden nun, in welchen die Geschiebelehme nicht getroffen werden, wie im Süden Europas und in den Mittelmeergegenden, bleibt einzig noch die gebackene Grundmoräne mit den gelegentlich erhaltenen nordischen Fossilresten bedeckt. Die terra rossa jener Gegenden, die fest cementirten Bedeckungen der Schich- ten sind ebenso viele Spuren, welche der deckende Gletscher an den Orten hinterlassen hat, an welchen er lange Zeiten hing. Grotten und Höhlen in diesem Brecciengestein haben sich an vielen Orten Syriens als reiche Lager prähistorischer Menschenstationen erwiesen, in welchen Feuersteinsplitter zu- sammen mit den Knochen und Zähnen jetzt verschwundener Thierarten sich finden. Speciell nenne ich hier das Wadi Djos im Kesruan, eine von mir ausgebeutete Felsengrotte, und die Höhle des Hundsflusses. Neuesterdings erst hat Herr LoRTET eine neue, ganz ähnlich beschaffene Menschenstation zu Hanaoueh bei Tyrus beschrieben, wo in der harten Nagel- fluhe Pferd, Hirsch, Ochs, Steinbock u. A. ihre Knochen und Zähne gelassen haben. Hiernach bleibt sich der Fossilhorizont in allen ange- führten Gegenden gleich, ebenso auch die unter den Fossil- geschieben befindliche Grundmoräne bald in Gestalt von Ge- schiebemergel, bald von Jura und Triasschutt, bald von Resten aus der Kreideformation in Gestalt der rothen Mergel des Südens. Die eine wie die andere Gegend aber bekundet nur die Allgemeinheit der glacialen Erscheinungen, die über ganz _ Europa sich erstreckten. 42* 658 Herr H. Grorkrian legte einen Bärenschädel vor und bemerkte dabei Folgendes: Der Schädel stammt aus dem Drömlings-Gebiete der norddeutschen Ebene und zwar aus der Ortslage des Fleckens Calvörde im Herzogthum Braunschweig. Derselbe ist dort auf dem Gehöfte des Reihebürgers Wırn. FriepricHhs, No. 46, circa 286 Meter vom Öhreflusse ent- fernt, bei Anlage eines Brunnens in 1,5 M. Tiefe im Moor- sande entdeckt; der Unterkiefer fehlt, auch sind sonstige Knochenreste nicht gefunden. | | Die Bestimmung der Bären - Art anlangend, welcher der, mit Ausnahme mehrerer Zähne und des rechtsseitigen Joch- bogens, ausgezeichnet erhaltene, 399 Mm. lange Schädel zuzu- rechnen, so glaubte Redner, abgesehen von sonstigen kranio- logischen Eigenthümlichkeiten,, in der gleichmässigen, übrigens geringen Erhebung des Schädels von der Schnauze bis zur Stirn, ein von fossilen Arten, insbesondere der Ursws spelaeus- Form wesentlich abweichendes Merkmal zu erkennen. Hiernach, sowie in Rücksicht auf die Fundstätte, dürfe die Annahme, der vorliegende Schädel habe der jetzt lebenden Art Ursus arctos angehört, in eben dem Maasse, als in Betreff der in der Provinz Preussen vor mehreren Jahren ausgegrabenen drei Bärenschädel, worüber Herr Aus. MÜLLER ausführlich berichtet, gerechtfertigt erscheinen. Auf welche Weise der qu. Schädel an den Ort seines Vorkommens gelangt sein möge, darüber können nur Muth- maassungen gehegt werden. Zu Calvörde, einer alten Ansiedelung der Wenden, in der Nähe der wildreichen Kolbitzer und Letzlinger Haide, habe sich ein aus der Zeit Kaiser CarL des Grossen herrüh- rendes Castell befunden, an dessen Stelle später ein fürstliches Schloss und zwar theilweise auf dem gedachten Grundstücke No. 46, jetzt noch „Burghof“ genannt, innerhalb dessen be- sagter Schädel zu Tage gefördert, errichtet worden sei. Viel- leicht lassen sich aus diesen Verhältnissen, wegen Existenz eines Ursus arctos im Burghof zu Calvörde, irgend welche Schlussfolgerungen ableiten. Herr Hornsreın machte Mittheilung über die Auffindung von Kreidegeschieben in einer versteinerungsfreien Sandabla- gerung des Habichtswaldes, welche, unter Basaltconglomerat liegend, sich als tertiär ergiebt. Derselbe legte ein Geschiebe von dort mit J/noceramus striato-costatus vor und machte darauf aufmerksam, dass, nach den heutigen Niveauverhältnissen im Habichtswalde, der in seiner Hauptmasse tertiärer Entstehung ist, nicht ohne Weiteres ein Schluss zu ziehen sei über den Weg, auf welchem die Geschiebe transportirt seien, und der 2 FEDER ZEITEN er EEE ET a ae > re re Ta Ep Saar a FE ES A Fe a a ee = 2 ’ I "Fr “8 2659 primären Lagerstätte, der sie entstammten, dass es deshalb sich empfehle, weiteren Fundpunkten solcher Geschiebe nach- zuspüren, um durch solche zur Lösung dieser Frage zu ge- langen. Herr HErM. Cr£epner aus Leipzig sprach über die Be- theiligung einheimischen Materiales an der Zusam- mensetzung des Geschiebelehmes, also der Grund- moräne des skandinavischen, über Norddeutschland vorrückenden Eises. Er zeigte an Beispielen aus Sachsen, dass sich diese Grundmoräne bei jeder Hervorragung von anstehendem Ge- steine, die sie auf ihrem mit dem Eise von ungefähr N. nach S. gerichteten Wege traf, mit Fragmenten des betreffenden Gesteines anreicherte und diese mit sich fortführte, wobei die- selben oft mit Schliffen, Schrammen und Ritzen versehen wur- den. Da sich das Terrain im Allgemeinen in südlicher Rich- tung hebt, so hat die Wanderung dieses einheimischen Mo- ränenmateriales nicht in der Richtung der Flusssysteme, sondern gerade entgegengesetzt von niedrigeren in höher gelegene Niveaus stattgefunden. Ein specieller, durch kar- tographische Beilagen erläuterter Aufsatz soll dieses Thema ausführlicher behandeln. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. [07 VON DecHen. Bückıne. DartHue. Tanne. Protokoll der Sitzung vom 15. August 1880. Vorsitzender: Herr O. Tore. Herr Grorrıan übergab im Namen der Rechnungsrevi- soren den Rechnungsabschluss des Herrn Lasarn, welchem letzteren die Gesellschaft unter Abstattung ihres Dankes De- charge ertheilte. Daran schloss sich die Beschlussfassung über den Ort der nächstjährigen allgemeinen Versammlung. Es wurden Marburg und Saarbrücken vorgeschlagen. Nach lebhafter Discussion wurde Saarbrücken gewählt und zugleich bestimmt, dass die Versammlung in der ersten Hälfte des Monats August statt- finden solle und der Berliner Vorstand mit dem Geschäfts- führer die Tage festzusetzen habe. Herr HAucHzcornE wurde 600 u... beauftragt, mit Herr Ober - Bergrath Ersert in Saarbrücken wegen Uebernahme der Geschäftsführung in Verbindung zu treten. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr JuLius QuacLuio, Chefingenieur in Wiesbaden, vorgeschlagen durch die Herren BeyrıcH, HAUucHE- CORNE und TOoRrELL; Herr Henrıqgues in Strassburg i./E., vorgeschlagen durch die Herren GroTu, LiEBiscH und Bückıne. Herr Branco sprach über die Verwandtschaftsverhältnisse der fossilen Cephalopoden. !) Herr C. StRrUcKMAnNn machte einige ergänzende pa- läontologische Mittheilungen aus dem oberen Jura von Han- nover. Derselbe hob zunächst, im Anschluss an seine vor Kurzem erschienene monographische Darstellung der Wealden- bildungen der Umgegend von Hannover (Hannover, HAınus- sche Buchhandlung, 1880) hervor, dass, nach seinen Untersu- chungen, zwischen den marinen Schichten des oberen Jura und den Brakwasser- und Süsswasserbildungen des Hannoverschen Wealden ein sehr allmählicher Uebergang stattfindet. Von den bislang beobachteten organischen Resten des Hannover- schen Purbecks finden sich fast !/, bereits in den älteren Juraschichten, während etwa °/, auch im eigentlichen Wealden (Hastingssandstein und oberer Wälderthon) gefunden werden; der Purbeck kann daher mit Recht als unterer Wealden be- zeichnet werden. Während also auf der einen Seite die ma- rinen Portlandschichten ganz allmählich in die brakischen Niederschläge des Purbecks übergehen, stehen andererseits die letzteren in einem so engen paläontologischen Zusammenhange mit den eigentlichen Wealdenschichten, welche ebenfalls eine nicht unerhebliche Anzahl von Wealdenarten aufweisen, dass eine Trennung unthunlich erscheinen muss. Die Wealdenfauna trägt einen durchaus jurassischen Charakter, und da dieses nach den Untersuchungen von ScHEnk auch mit der Wealden- flora der Fall ist, so betrachtet der Vortragende die gesammten Wealdenbildungen als die jüngsten Glieder des Juragebirges, während derselbe es für unnatürlich hält, die Wealdenbil- dungen in der Art zu trennen, dass der untere Wealden oder Purbeck dem oberen Jura, der mittlere und obere Wealden aber der Kreideformation zugetheilt wird. Es ist dem Redner gelungen neuerdings noch einige !) Cfr. dieses Heft pag. 596 ff. 661 weitere Thatsachen zu beobachten, welche zur Bekräftigung ‚seiner Auffassung angeführt werden: a. Pycenodus Mantelli Ac., der bisher nur aus dem Pur- beck und oberen Wealden bekannt war, ist von ihm in einer sehr schön erhaltenen, unzweifelhaften Unterkieferhälfte kürz- lich auch im mittleren Kimmeridge (Pteroceras-Schichten) des Samkekopfs bei Springe am Deister aufgefunden. b. Die Eimbeckhäuser Plattenkalke, welche am südlichen Deister eine Mächtigkeit von fast 100 M. erreichen, entsprechen ihrer Lagerung nach ohne Zweifel den englischen Portland- bildungen, beziehungsweise dem mittleren und einem Theile des oberen Portlandien von Boulogne-sur-mer. Dieselben ruhen bei Hannover auf den Schichten mit Ammonites gigas, während ‚sie von den Münder-Mergeln, dem eigentlichen Uebergangs- gliede zwischen dem oberen Jura und dem Wealden, in grosser Mächtigkeit, am westlichen Deister bis zu reichich 300 M., _ überlagert werden. Die Liste der Versteinerungen aus den im Allgemeinen petrefactenarmen und nur selten gut aufgeschlos- senen Plattenkalken hat seit dem Erscheinen der monogra- phischen Darstellung der oberen Jurabildungen der Umgegend yon Hannover im Jahre 1878 eine erhebliche Vermehrung erfahren; als die häufigsten Arten werden angeführt: Corbula inflexa A. Reuw. sp., Corbula alata Sow., Cyprina Brongniarti A. Ram. und C. nuculaeformis A. Ram., Cyrena rugosa SOoW. sp., Modiola lithodomus Der. et K., Ostrea multiformis Der. etK. und Serpula coacervata Buumene.; seltener finden sich Corbula Mosensis Bso., Corbirella Pellati P. pe Lor. und (. tenera P. DE Lor., Cardium Dufrenoyi Buv., Gervillia obtusa A. Ram. und G. arenaria A. Rau., Trigonia variegata Creon., Pecten con- centricus Der. et K. und einige andere Arten. Die Fauna ist daher im Allgemeinen eine marine. Der Vortragende ent- deckte indessen vor Kurzem an dem südlichen Ausläufer des Deisters, dem Kappenberge bei Nienstedt, mitten zwischen diesen marinen Schichten, eine nur wenige Centimeter mächtige Kalkbank , deren eigenthümliche, vorzugsweise aus kleinen Gastropoden bestehende Fauna zum grossen Theile Arten enthält, welche für den unteren Wealden, den Purbeck charak- teristisch sind; als solche werden namentlich angeführt: Neri- tina Valdensis A. Rau. sp., Paludina Schusteri A. Rem. und Paludina Roemeri Dkr.; ausserdem glaubt Redner darin fol- gende Versteinerungen erkannt zu haben, welche P. pe LortoL aus dem Purbeck von Villers-le-Lac beschrieben hat, nämlich Bithynia Chopardiana, Carychium Brotianum und Corbula For- besiana. Daneben findet sich sehr häufig Twurritella minuta Der. et K., welche bereits in den unteren Portlandschichten nicht selten auftritt. Eingeschlossen von mächtigen marinen Niederschlägen findet sich daher eine Kalkschicht, deren Fauna ganz ent- schieden auf eine Brakwasserbildung hinweist. Vortragender folgert aus dieser Thatsache, dass während der langen Zeit- dauer, innerhalb welcher die Eimbeckhäuser Plattenkalke ab- gelagert wurden, das Jurameer zeitweise bereits einen so erheb- lichen Zufluss von Süsswasser erfuhr, dass der Salzgehalt sich verminderte und sich eine der Wealdenperiode ähnliche Brak- wasserfauna entwickeln konnte; auch hält derselbe diese Beobachtung für geeignet, seine Ansicht von dem allmählichen Uebergange der marinen Juraschichten in die brakischen Wealdenbildungen zu unterstützen. Im Anschluss an diese Mittheilungen trägt derselbe Redner ferner vor, dass es ihm seit dem Erscheinen seiner monogra- phischen Arbeit über den oberen Jura von Hannover im Jahre 1878 durch fortgesetztes Sammeln und neue Aufschlüsse ge- lungen sei, eine erhebliche Anzahl weiterer Versteinerungen in diesen Schichten nachzuweisen. Während damais aus dem oberen Jura der Umgegend von Hannover, einschliesslich des Purbecks, aber ausschliesslich der eigentlichen Wealden- schichten, 404 Arten von ihm selbst und 36 Arten von anderen Forschern beobachteter thierischer Reste, im Ganzen daher 440 Arten aufgezählt werden konnten, beträgt die Liste jetzt 492 Arten, von denen 458 Arten von ihm selbst beobachtet worden sind. Von den neuen Funden werden folgende als besonders bemerkenswerth hervorgehoben und an den vorge- legten Exemplaren erläutert: 1. Während bislang keine Schwämme mit Sicherheit hatten nachgewiesen werden können, sind kürzlich in der Ko- rallenbank des unteren Korallenooliths von Völksen am Deister drei Arten aufgefunden, welche sehr wahrscheinlich mit fol- genden schwäbischen Arten übereinstimmen: Sporadopyle obligquum ZITTEL = Scyphia obligua GOLDF. Stellispongia semicincta ZITTEL = Spongites semicinctus QuEnsT. Platychonia vagans ZiTTEL = Spongites vagans QUENST. 2. Von den Echiniden werden angeführt: Cidaris cervi- calis Ac., dessen Stacheln sehr häufig zusammen mit den Stacheln von Cidaris florigemma Pnıut. in der Korallenbank des unteren Korallenooliths von Völksen vorkommen; ferner Echinobrissus Damesi STRUCKM., von welchem ein vollständig erhaltenes Exemplar aus den Pterocerasschichten von Ahlem vorgelegt wurde. ? 3. In der Korallenbank des unteren Korallenooliths von Völksen findet sich nicht ganz selten auf Korallenstöcken fest- 663 gewachsen eine kleine Thecidea, welche mit der Thecidea 'Moreana Buv. aus den gleichalterigen Schichten des Maas- Departements völlig übereinzustimmen scheint. 4. Unter den zweischaligen Mollusken werden hervor- gehoben: Pecten erinaceus Buv. aus dem unteren Korallen- oolith von Völksen, eine Art, die wahrscheinlich mit Zeeten globosus Quenst. synonym ist; ferner Corbis (Mya) ovalis A. Ram. sp. aus dem unteren Korallenoolith des Bielsteins am Deister, vielleicht synonym mit Corbis depressa Buv. End- lich werden zugleich mit einem englichen Exemplare aus dem Portland-stone der Insel Portland Exemplare der Sowerbya Dukei Damon aus den Pteroceras - Schichten des Tönjesberges - bei Hannover vorgelegt, indem Redner auf seine briefliche - Mittheilung im Neuen Jahrbuche für Mineralogie etc. 1879. pag. 853 hinweist. - 5. Von den neuen Gastropoden werden aufgeführt: Chem- nitzia pseudolimbata BL. et H. aus dem unteren Korallen- oolith des Mönkeberges bei Hannover. Die der Chemnitzia Heddingtionensis Sow. nahe verwandte Art ist im Jahre 1877 von BLAkE und Hunueston zuerst aus dem Korallenoolith von Abbotsbury beschrieben worden; auch bei Hannover kommt dieselbe mit der Farbenzeichnung erhalten vor. Ferner eine neue Patella aus der Korallenbank des un- teren Korallenooliths von Völksen, welche Vortragender zu Ehren des Professors NeumAyr in Wien Patella Neumayri be- nannt hat. 6. Endlich werden unter den Cephalopoden, die im All- gemeinen im oberen Jura von Hannover sehr sparsam ver- treten sind, Ammonites ./rduennensis D’OrB. aus den Oxford- (Heersumer) Schichten des Bielsteins am Deister und Ammo- mites gigas ZIETEN aus dem unteren Portland des Kappenbergs am südlichen Deister als neue Funde erwähnt. Herr von Dücker machte, an den letzten Vortrag an- schliessend, darauf aufmerksam, dass die von Herrn Struck- MANN vorgelegten Petrefacten aus dem Deister die charakte-. - _ ristische schwarzbräunliche Färbung erkennen lassen, welche den dortigen petrolig-asphaltisch durchdrungenen Felsmassen _ eigen sei und auf deren grossartige Verbreitung Redner neuer- - lich in mehrfachen kleinen Publicationen so dringend hinge- wiesen habe. 3 Herr Beyrıcu bemerkte zu dem Vortrage des Herrn STRUCKMANN, dass für die Zurechnung der Wealden - Bildungen - zur Kreideformation die Untersuchungen des Herrn v. STROMBECK bestimmend wurden, wonach die über den Wealden-Bildungen - gelagerten marinen Kreidebildungen mit dem oberen Neocom “ er RR Br. Br beginnen, so dass der Wealden mindestens in seinem oberen Haupttheil nur das Zeitaequivalent des unteren Neocom sein könnte. Die interessante Thatsache, dass eine grössere Zahl jurassischer Arten auch in dem sich aussüssenden Wasser eine Zeit lang fortzuleben im Stande war, ändert nach Ansicht des Redners nichts an der für die Classification der Wealden- Bildungen bestimmend gewesenen Grundlage. Herr STELZNErR sprach über die Metamorphose, welche die Destillationsgefässe der Zinkhütten er- leiden. Innerhalb dieser Gefässe (Muffeln), welche aus feuer- festem Thon und Chammotte hergestellt werden, wird ein Gemenge von gerösteten Zinkerzen (Zinkoxyd) und Kohle oder Coaks der Einwirkung einer Temperatur von etwa 1300° C. ausgesetzt. Die hierbei sich entwickelnden Zinkdämpfe werden nun zwar zum grössten Theile in geeigneten Condensations- apparaten aufgefangen, zum anderen Theile dringen sie aber auch in alle Porositäten der Muffeln ein, zugleich mit Kohlen- säure, Kohlenoxydgas und Wasserdampf, die sich ebenfalls aus der Beschickung bilden. In Folge der Einwirkung aller dieser Dämpfe und Gase auf die weissglühende Muffelmasse wird diese letztere blaugefärbt und fast gänzlich in ein hyalokry- stallines Gemenge von Zinkspinell, Tridymit und glasiger Schlacke umgewandelt ; zuweilen entsteht ausserdem noch hexagonales Zinksilicat, und in einem Falle wurden auch an Plagioklas erinnernde Neubildungen beobachtet. Während der Vortragende diesen Umwandlungsprocess untersuchte, hat Herr Dr. H.O. ScauLze in Freiberg denselben zum Gegenstande chemischer Studien gemacht. Da sich der Zinkspinell durch Behandeln der Muffelmasse mit Flusssäure leicht isoliren lässt, vemochte er nachzuweisen, dass sich in Freiberger Muffeln 24,02 — 33,92 und in solchen von Bensberg 29,17 — 32,58 pCt. Zinkspinell entwickelt hatten. Derselbe hat das sp. G. 4,49—4,52 und besteht aus 42,60 ZnO, 1,12 FeO, 55,61 Al,O, (Freiberg), bez. aus 43,74 ZnO, 0,75 FeO, 55,43 Al,O, (Bensberg), was mit der aus der Formel ZnO.Al,O, berechneten Zusammensetzung (44,07 ZnO, 55,93 Al,O,) sehr gut übereinstimmt. Der Zinkspinell ist theils farblos, theils violettblau ge- färbt. Im letzteren Falle wird er graulichweiss, wenn er an der Luft geglüht wird, behält dagegen seine Farbe bei, wenn man das Glühen unter einem Strome von Kohlensäure, Wasser- stoff oder Chlorgas vornimmt. Die blaue Farbe, welche die Muffeln der Zinköfen anzunehmen pflegen, ist lediglich in der Bildung des eben genannten Minerals begründet. Indem Herr Scauuze die Bensberger Muffeln weiterhin analysirte, vermochte 6 er zu constatiren, dass dieselben schliesslich zu einem Gemenge / erenaeıı werden von 32,58 Spinell, 62,82 Kieselsäure und 4,60 nicht als Spinell vorhandener Basen. Da diese Basen, selbst wenn sie die Bestandtheile eines sehr hochsilicirten Glases ausmachen sollten, höchstens S— 10 pCt. Kieselsäure beanspruchen würden, so müssen etwa 50 pCt. Kieselsäure frei geworden sein, und nach dem Befunde der mikroskopischen Analyse ist anzunehmen, dass dieselben als Tridymit vor- handen sind. Nachdem der Vorteäpknde och betont hatte, dass die besprochene Umwandlung keineswegs nur eine vereinzelte oder zufällig beobachtete Erscheinung ist, sondern sich wohl auf . allen Zinkhütten in grossem Maassstabe und in gesetzmässiger Weise vollzieht, lenkte er schliesslich die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung, welche ihr näheres Studium für diejenigen Vor- stellungen besitzt, die man sich von manchen in der Natur erfolgenden Mineralbildungen zu machen hat; insbesondere wies er auf die Analogie hin, die allem Anschein nach zwi- - sehen denjenigen Zuständen existirt, unter welchen sich die Im an 2 Spinelle und Tridymite der Zinkmuffeln bilden und jenen an- deren, unter welchen sich Tridymit und mancherlei Silicate neben Fumarolenspalten und in vulkanischen Bomben ent- wickeln. Ausführliche Mittheilungen sollen a. a. O. gegeben werden. Herr G. BEREnDpr sprach: Meine Herren! Mir ist das Wort ertheilt, gerade heute erst ertheilt worden, jedenfalls noch unter der Annahme, dass ich Ihnen von der Umgebung Berlins aus- gehend einen Ueberblick über die Verhältnisse des nord- deutschen Tieflandes und speciell des norddeutschen Diluviums im Ganzen geben würde. Ich habe aber schon seit Wochen darauf verzichtet, solches zu thun, denn wenn die Resultate, zu denen ich dabei schon jetzt gekommen bin, in Ihren Augen nicht. wie vage Behauptungen, Vermuthungen oder schöne Phantasiebilder erscheinen sollen, so bedarf es einer grossen Menge beweisenden Details. Solches Detail habe ich bereits in Menge gesammelt, aber es ist naturgemäss zerstreut über das grosse, weite Flachland, und ich erkannte sehr bald, dass es mir nicht möglich sein würde, ein zu solchem Vortrage un- bedingt nöthiges Kartenbild bis zu der festgesetzten Frist des Geologentages liefern zu können. Daher ‚beschränkte ich meine Thätigkeit in den letzten 6 Wochen denn ganz speciell auf die Uebersichtskarte der Berliner Umgegend, von der Berlin aber das Herz ist, das man nicht von dem Körper, der Mittelpunkt, den man nicht vom Kreise trennen kann. Was daher Einleitendes bei der Kürze der Zeit und der Rücksicht auf unsere Gäste, die uns noch mancherlei mitzu- theilen haben, gesagt werden konnte, das hat Ihnen mein lieber Freund Lossen bereits gestern gesagt. Was des Wei- teren daran auszuführen wäre, das haben Sie, meine Herren, gedruckt in der Tasche, und ich verzichte daher herzlich gern und mit Freuden zu Gunsten unserer lieben Gäste heute auf das Wort. | Herr JEnTzscHh aus Königsberg sprach über die ge- schichteten Einlagerungen des Diluviums und deren organische Einschlüsse. Eine petrographische Gliede- rung ist, wie schon BERExDT und Lossen gezeigt haben, nicht allgemein möglich. Redner zeigt dies an einer graphischen Darstellung von 45, fast durchweg von ihm selbst untersuchten Bohrprofilen aus Ost- und Westpreussen. 4 dieser willkürlich im Diluvium angesetzten Bohrungen haben ältere Formationen erreicht: Ostrometzko und Hermannshöhe in Westpreussen Braunkohlenformation in 34 resp. 110 M. Tiefe; Purmallen bei Memel einen vielleicht unteroligocänen Grünsand bei Z(OM. und Tilsit ganz neuerdings direct weissen Kreidemergel bei 30 M., während dieselben Formationen stellenweise bis zur Oberfläche emporsteigen. Die tiefsten Bohrungen, welche das Diluvium nicht durchsanken, sind Schönberg bei Carthaus mit 89, Bastion Krauseneck in Königsberg mit 77, Ponnau bei Wehlau mit 73 und Mühlhausen bei Elbing mit 72 M. Tiefe. Als mittlere Mächtigkeit des ost- und westpreussischen Dilu- viums ergiebt sich aus unserem umfangreichen Materiale 70 bis 75 M., was sehr nahe mit Schunmann’s aus anderem Ma- terial und mehr schätzungsweise hergeleiteter Zahl (200 bis 250 Fuss) übereinstimmt. Lossen fand die Mächtigkeit in der Mark von ähnlichem Werthe, im Maximum 126 M., während in Schleswig-Holstein die Mächtigkeit noch etwas grösser zu sein scheint, da genannte Maximalzahl in jenen Gegenden (einschliesslich Hamburgs) mehrfach constatirt ist. Geschiebefreie (richtiger geschiebearme) meist dünn und eben geschichtete Bildungen finden sich im nördlichen Ost- preussen und in der Umgebung der Weichselniederung im obersten Diluvium als „Deckthon“, doch auch häufig und mächtig in den verschiedensten Nieveaus des Unterdiluviums, oft von mächtigen Geschiebemergeln unterteuft. Letztere finden sich nicht in constanter, kleiner Anzahl (zu 2 oder 5) über einander, so dass man mit Penck eine bestimmte Anzahl totaler Vergletscherungsperioden annehmen könnte, sondern wir kennen deren u. a. in Hermannshöhe bei Bischofswerder 4, in Englischbrunn bei Elbing 6, in Königsberg gar 7 übereinander. a : Die E rchtigkeit einer solchen Ba hibenidisel- Bank beträgt & bis 36 Meter. Obige Bohrlöcher durchsanken, abgesehen von älteren Formationen, zusammen 1400 M. Davon sind 113 M. Cultur- boden und Alluvium; 621 M. ungeschichteter, meist geschiebe- reicher Diluvialmergel; dagegen 666 M. mehr oder minder ' geschichtete, meist geschiebearme Bildungen, nämlich 157 M. Grand, 390 M. geschiebearmer Spathsand, 119 M. Staub- mergel, Pelit und Thon (= Glimmersand, Fayencemergel, ge- ‚schiebefreier Thon, Bänderthon). Mehr als die Hälfte des ost- _ und westpreussischen Diluviums besteht somit aus geschich- teten, sichtlich vom Wasser aufbereiteten Gebilden; in der - Mark und in Holstein scheint deren Antheil, nach vorgelegten Profilen, sogar noch bedeutender zu sein; desgleichen in. Sachsen. Die Natur jener Diluvial-Gewässer wird zwar theil- weise durch Verbreitung, Material und Structur (z. B. Diagonal- schichtung) der betr. Schichten angedeutet; sichere Anhalts- _ punkte dafür gewähren aber nur die organischen Einschlüsse, die freilich in den Absätzen etwaiger subglacialer Bäche völlig fehlen müssten. © — Während Reste von Landsäugethieren aus allen Theilen Norddeutschlands bekannt sind und die Conchylienfauna von Berlin, Halle und Leipzig durchweg dem Süsswasser angehört, ist diejenige Rügens und Holsteins marin und verwandt mit derjenigen der Nordsee. Auch Holsteins Oyprinenthon durfte bisher in diesem Sinne aufgefasst werden. Die hauptsächlich von Berexpr erforschte Fauna des Weichselgebietes und ein- zelner Punkte Ostpreussens erwies sich ebenfalls als vom Nord- seecharakter, mit spärlichen, sichtlich eingeschwemmten Val- vaten und Paludinen. Unter den vom Redner weiter nachge- wiesenen Formen sind am wichtigsten die Eismeerform Leda (Yoldia) arctica GraY und die im vorigen Jahrhundert von Neuem eingewänderte Dreissena polymorpha Paruas. Con- chylien-Fundorte sind vom Redner (einzelne auch durch Andere) in so grosser Anzahl aufgefunden worden, dass ihrer zur Zeit ungefähr 90 bekannt sind. Am häufigsten sind sie in der ni Erden Er Dane BL asia Polen 13 Aa FE ne 5 Maar rinnen Pan Eee : FRE . Sn AE (S: B Gegend von Elbing und reichen von da bis Königsberg, Ger- k dauen und Bergenthal bei Rössel in Ostpreussen, andererseits bis Gwisdszin bei Neumark, Thorn, Bromberg, Pr. Stargardt E und Dommachau, 2‘/, Meilen südwestl. von Danzig in 510 Fuss - _ Meereshöhe gelegen. Die Mehrzahl der Fundorte zeigt indess Eismeer-, Nordsee- und Süsswasserformen gleichmässig neben _ einander, und somit auf secundärer Lagerstätte; so verhält sich namentlich der zwischen oberem und unterem Geschiebe- u F mergel lagernde Grand, der besonders in Östpreussen eine reiche Fundgrube bildet; nicht minder der graue untere Ge- RER . RE, Br ar ” Fr, 668 schiebemergel, welcher theils einzelne Klappen und Bruch- stücke, theils ganze Gruppen von Conchylien (mehrfach noch mit Farben !) enthält, welche dann als Nester und Schlieren im Geschiebemergel erscheinen. Völlig unveränderter Meeresboden sind dagegen die Leda- schichten von Lenzen bei Elbing, deren Verwandtschaft mit dem holsteinischen Cyprinenthon Berenpr neuerdings erkannt hat. Hier liegen zahllose Exemplare von Leda arctica, (yprina islandica und Astarte borealis, die grösseren Muscheln gedrückt, bei den kleineren oft noch beide Klappen beisammen; die Epidermis ist zumeist erhalten; der umgebende Thon enthält noch reichlich organische Substanz, und, als wahrscheinlich durch die Zersetzung thierischer Substanz bedingt, stellenweise Knollen von Blaueisenerde und Kryställchen von Gyps. Wirbel, eine Rippe und Schädeltheile von delphinartigen Thieren, Pha- langen eines Seehundes und einzelne Fischwirbel ergänzen das marine, vorwiegend arktische Bild, während andererseits sich daneben je ein Klauenglied von Ursus sp. und Bos sp., sowie ein einziges Cardium edule L. gefunden hat. Reine Süsswasserfauna, charakterisirt durch Dreissena po- Iymorpha, Valvata piscinalis und Paludina cfr. diluviana fand Redner, die Ledaschichten überlagernd, zu Lenzen bei Elbing, im Sand; ferner zu Bielandt bei Elbing, in lehmigen Schichten unter oberem Geschiebemergel, über Grand, der durch Leda führenden grauen Geschiebemergel unterteuft wird; endlich im Diluvialgrand des Weichselthalgehänges bei der BRaudener Mühle zwischen Dirschau und Mewe; auch die 3 einzigen von ihm bei Königsberg, im Grand unweit Lauth, gefundenen Con- chylienstücke sind Dreissena. Diese letztere Muschel ist be- kanntlich durch Berenprt auch bei Potsdam in einem einzigen, daher früher angezweifelten Exemplar gefunden, während sie in Ost- und Westpreussen in Bruchstücken eine der gemeinsten Diluvialeonchylien ist. » Als reine Nordseefauna mit ganz vereinen Süsswasser- resten charakterisirt sich (abgesehen von der Raudener Mühle) diejenige der Weichselthalgehänge. Einzelne Vorkommnisse mögen, analog dem von Bielandt erwähnten, mit dem glacialen Geschiebemergel verschleppt sein; die Mehrzahl hält Redner für ursprünglich, weil völlig unvermischt und massenhaft die Schalen in geschichtetem, fast geschiebefreiem Spathsand in sehr verschiedenen Tiefen liegen, so namentlich zu Jakobsmühle bei Mewe und Kl.-Schlanz bei Dirschau. Westlich der Weichsel ist Leda grösste Seltenheit. Redner fand ein Exemplar bei Mestin nordwestl. von Dirschau im Grand unmittelbar unter Geschiebemergel, und 2 Klappen neben je einem Bruchstück von Dreissena und Cardium bei Mewe am Weichselufer, un- a” EA re 669 | geltelhatt dem dort anstehenden unteren Geschiebemergel ent- stammend; alle drei Exemplare müssen somit als vom Eis _ transportirt angesehen werden und können den Nordseecharakter der an der Weichsel selbst und westlich derselben heimischen Fauna nicht trüben. Eine ausschliesslich mit Nordseefauna erfüllte Schicht findet sich in der Schlucht von Vogelsang bei Elbing. Beide Klappen von Cardium edule liegen dort bisweilen noch über- einander. Unter der nur .wenige Zoll mächtigen Bank liegt eine Süsswasserbildung mit Unio und anderen Öonchylien, sowie mit zahlreichen Diatomeen. Diatomeenmergel, ganz vorwiegend aus Süsswasser- und vereinzelten Brackwasser-Formen bestehend, ist durch Scav- MAnn zu Domblitten bei Zinten in Ostpreussen, durch Rors, EHRENBERG und E. Geinitz zu Wendisch-Wehningen in Mecklen- burg nachgewiesen. Diatomeen sind jedoch im Diluvium weit verbreitet, meist mit Spongiennadeln untermischt. Sie finden sich auch zu Wilmsdorf bei Zinten von gleichem Charakter; dagegen mit anderen, anscheinend durchweg marinen Formen in der Ledaschicht von Lenzen und in der Cardiumschicht von Vogelsang bei Elbing; nicht minder im holsteinischen Diluvium, und zwar sowohl im Oyprinenthon von Hostrup bei Apenrade, als in dem Nordseeformen führenden Brockenmergel von Fahren- krug. Nach diesen seinen neuesten Entdeckungen ist Redner der festen Ueberzeugung, dass Diatomeen weit verbreitet im Diluvium Norddeutschlands sind, und Mangels diluvialer Con- chylien oft genug zur Bestimmung des limnischen resp. ma- rinen Charakters einzelner Diluvialschichten benutzt werden können. !) Die Existenz eisfreier Inseln in der Diluvialzeit wird schon angedeutet durch das Vorkommen der Süsswasserconchylien und besonders der grossen Landsäugethiere.. Noch mehr dafür spricht die Existenz kohlenartiger Diluvialschichten. Solche sind zwar aus Norddeutschland schon mehrfach erwähnt, aber bisher noch vielfach (und theilweise mit Recht) angezweifelt. Ziemlich sicher diluvial ist nun die Kohle von Purmallen und von Gwilden bei Memel. Die Lagerung ist an beiden, 2 Kilo- meter von einander entfernten Punkten gleich. an letzterem besonders deutlich, und zwar mitten im mächtigen Spathsand, der von oberem (Geschiebemergel bedeckt wird. Zahlreiche zerdrückte Pflanzenstengel (anscheinend Monocotyledonen und Equiseten), sowie Ostrakodenschalen finden sich in der Kohle !) Nach Schluss der Versammlung theilte Herr ScHuorz dem Vor- en. mit, dass auch das bekannte Diatomeenlager von Lüneburg ıluvıal ist. resp. in den sandigen Partieen derselben; unter der Kohle ist zu Purmallen noch 70 M. mächtiges Diluvium durchbohrt. Das zu Tage tretende Profil ist ähnlich einem durch GRrE- wıngGk von Dünaburg publicirten, während die von Cardium edule- Schichten überlagerten sogenannten Diluvialkohlen der kurländischen Küste wohl richtiger Berexpr’s Haidesand, also dem Altalluvium zuzurechnen sein dürften. Die Purmallener Kohle ist als locale Torfbildung aufzufassen, der nachher ver- sandet und schliesslich unter dem vorrückenden Gletscher be- graben ward. Alle genannten Thier- und Pflanzen - Schichten gehören dem unteren, geschiebeführenden Diluvium an. Geologische Niveaus können zur Zeit noch nicht durch diese Schichten bestimmt werden; erst langjährigen Detailaufnahmen kann es gelingen, darnach die Begrenzung der verschiedenartigen Ge- wässer und das wechselnde locale Vordringen und Zurück- ziehen des Gletschereises zu ermitteln. Specielleres über den Gegenstand soll in den Schriften der physik.-ökon. Gesellschaft zu Königsberg veröffentlicht werden. Herr von DÜcker, anknüpfend an den Vortrag des Herrn JEntzsch über die im Diluvium gefundenen Conchylien, be- merkte, dass diese zahlreichen interessanten Funde im nord- deutschen Diluvium den deutlichsten Beweis liefern für eine recht eigentlich sedimentäre Ablagerung desselben, wie auch die auf gestriger Excursion nach Rixdorf besichtigte Auf- schlussstelle eine so evident aquatische Ablagerung in scharf getrennten Straten von Sand und Lehm mit gerundeten Ge- schieben gezeigt habe, wie man solche nur sehen könne. Von einem eigentlichen Gletscherdetritus kann dabei keine Rede sein. Herr ©. Torerr sprach über die Verbreitung der Yoldia arctica.!) Herr vow Lasaurx legte die neue Karte der Valle del Bove im Maassstabe von 1:15000 vor, grösstentheils von SARTORIUS V. WALTERSHAUSEN selbst gezeichnet, vom Vortra- genden ergänzt und vollendet und in dem lithographischen Institute von J. G. Bac# in Leipzig gedruckt, die dem 2. Bande des Aetnawerkes beigegeben werden soll. Auf derselben sind alle Details, speciell alle Gänge in der Valle del Bove auf das Genaueste verzeichnet; die Ströme von 1842 und 1869, sowie der grossartige Strom von 1852 nach topographischen Auf- nahmen zum ersten Mal kartirt. Für die Geologie des merk- !) Ein vom Redner in Aussicht gestelltes ausführliches Referat ist bis zum Druck obiger Protokolle nicht eingegangen. D. Red. 64 würdigen Aetnathales ist diese Karte ungemein wichtig. Die zum Trifogliettokegel gehörigen Gangsysteme treten auf das Bestimmiteste hervor. Die Priorität in Bezug auf den Nach- weis zweier oder mehrerer alter Eruptionscentren am Aetna, eine Annahme, die auch LyeıL ausgesprochen und diesem gemeiniglich zugedacht wird, nimmt der Vortragende auf das Entschiedenste für Sarrorıus in Anspruch. Er stützt dieses auf die aus dessen Manuscripten sich ergebende Thatsache, dass LYELL vor seiner Reise nach Sicilien im Jahre 1857 in Göttingen bei SArToRIıUs verweilte und von diesem alle Einzel- heiten bereitwilligst mitgetheilt erhielt, welche die Existenz . des alten Trifogliettocentrums erwiesen. In seiner bekannten, im Jahre 1858 erschienenen Arbeit trug dann LyELL diese Ansichten vor. (Vergl. Rora’s Uebersetzung, Bd. XI. pag. 149 dieser Zeitschrift.) Bezüglich der Entstehung der Valle del Bove nahm Lysrı bekanntlich an, dass die Erosion zum grössten Theile die heutige Gestaltung derselben bewirkt habe. Das fusste auf dem Irrthum, die mächtigen alluvialen Ablagerungen bei Mascali und Giarre seien alle aus der Valle del Bove gekommen. Jedoch ist mit Sicherheit nachzuweisen, dass das gerade nicht der Fall gewesen. Ohne Zweifel verdankt das Thal seine Entstehung der östlichen Aufsprengung und Zerstörung der beiden Kratere, des elliptischen und des Tri- fogliettokegels, die successive erfolgten. Nachher verschob sich das Centrum gegen Westen, und so steht der jetzige Kegel nicht mehr wie beim Vesuv oder der Roccamonfina im Innern des alten Ringwalles, sondern ausserhalb desselben. Denken wir uns den M. S. Croce auf den äusseren westlichen Rand des Roccamonfina-Kessels aufgesetzt, so erhält dieser das Profil des Aetna. Auch die Ansicht Srtorrant’s ist nicht zutreffend, der in der Valle del Bove nur ein Baranco zu sehen glaubt, dessen Caldera durch den jetzigen Central-Kegel ganz erfüllt sei. Die Caldera ist eben das Trifoglietto. Das gesammte Trümmermaterial, welches aber in Folge einer solchen seit- lichen Zersprengung vor der gebildeten Oeffnung zu suchen war, hatte man bisher beim Aetna nicht gefunden. Der Vortragende glaubt es in der auffallenden Terrasse von Moscarello nach- weisen zu können, die mit ca. 500 M. Höhe gerade so breit wie die Mündung der Valle del Bove vor dieser liegt. Erhebung und Erosion haben an der Bildung des Thales so gut wie keinen directen Antheil. Partielle Erhebungen der Schichten und steilere Stellung derselben im Centralkegel sind als die Folge der Injectionen z. Th. mächtiger Eruptivmassen anzusehen. Die Höhe der erodirten Theile beträgt nicht mehr wie ca. 20 —30 M. Aber die Nothwendigkeit der Annahme einer Erhebung im Centralkegel, die aber an der Bildung der Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL 3. 43 R er 7 £; ch er ne: 1 u F ER a re a =. FR . 672 r RE RE N x = > ; DER DEE, 2 x Pe bo Ye3 } R " F y N - Valle del Bove nicht betheiligt ist, hatte doch der Scharfsinn L. v. Buc#’s richtig erkannt; die Discontinuität in der Schichten- stellung und äusseren Kegelböschung findet nur in einer solchen ihre Erklärung. Im U. Bande des Aetna-Werkes werden alle diese Fragen mit ihren Belegen ausführlich behandelt werden. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. w. 0. v. Decuen. PBoückıne. Dartue Toenne. Protokoll der Sitzung vom 14. August 1880. Vorsitzender: Herr von HAver. Herr Lersıus aus Darmstadt legte die Tafeln zu seiner Monographie des Halitherium Schinzi vor und sprach sodann über die diluviale Entstehung der Rheinversenkung zwischen Darmstadt und Mainz. Die in neuester Zeit ausgeführten Tiefbohrungen in der Rheinebene haben ergeben, dass die dilu- vialen Sande zwischen den beiden genannten Orten die Mäch- tigkeit von 100 M. erreichen; in dem tiefsten Bohrloch sind die unterlagernden Tertiär - Schichten noch nicht angetroffen worden. Die diluvialen Sande und groben Geschiebe breiten sich über das rheinhessische Tertiär-Plateau aus bis zu Höhen von 120 M. und mehr über dem Mainzer Rhein-Pegel und gehen vor bis hart an den östlichen Rand des Plateaus, un- mittelbar über dem Abbruch der Tertiär-Schichten. Die gro- ben Geschiebe und die Sande, welche hier von einem Flusse angeschwemmt, nicht in einem See abgelagert wurden, liegen also östlich und westlich des Rheines in einem Niveau, wel- ches Differenzen bis zu 200 M. aufweist. Diese Lagerung der diluvialen Flussanschwemmungen, sowie besonders diejenige der unterlagernden Tertiär-Schichten macht es wahrscheinlich, dass die Rheinversenkung zwischen Darmstadt und Mainz und die beiderseitigen bedeutenden Verwerfungs- Sprünge erst in der diluvialen Zeit entstanden sind, ja vielleicht bis in die neueste Zeit hinein ihre Wirkungen ausüben. Um nun festzustellen, ob noch in neuester Zeit Boden- bewegungen in dieser Gegend stattgefunden haben, ist in die- sem Sommer das Präcisions - Nivellement auf der Eisenbahn- strecke zwischen Darmstadt und Mainz, welches im Jahre 1870 von der Europäischen Gradvermessung ausgeführt wurde, wieder- holt worden. Dieses Nivellement hat ergeben, dass in den 673) letzten zehn Jahren auf dieser Strecke keine Senkungen zu erkennen sind; nur an der Höhenmarke am Bahnhofe in Mainz ergab sich eine Senkung von 0,5 M. Die Stadt Gross - Gerau ist bekanntlich seit langen Zeiten ein Centrum von Erdbeben gewesen; sie liegt gerade in der Mitte zwischen Darmstadt und Mainz und über der tiefsten Rheinversenkung. Seit dem Prä- eisions-Nivellement des Jahres 1870 hat kein Erdbeben statt- gehabt. Falls hier oder an anderen Orten wiederum ein Erd- beben vorkommen sollte, so könnte vielleicht der vielfach in neuerer Zeit behauptete Zusammenhang zwischen den Erdbeben und den mechanischen Störungen in der Erdfeste durch diese mit äusserster Präcision ausgeführten Nivellements der Euro- päischen Gradvermessung nachgewiesen werden. Herr von Koenen aus Marburg zeigte zunächst grössere Fragmente grosser Exemplare von Placothorax? aus dem un- teren Oberdevon von Bicken und von .Ssterolepis? aus dem- selben Horizonte von der Nordostseite der Ense bei Wil- dungen. Ferner bemerkte er, es seien Zweifel ausgesprochen worden, ob das Exemplar wirklich zu Coccosteus gehöre, von weichem er auf der Versammlung in Jena durch Hrn. v. SpeBack Mit- theilung machen resp. eine Photographie vorlegen liess (diese Zeitschrift Bd. XXVII. pag. 667). Diese Zweifel seien aber unberechtigt, und er lege jetzt das Stück von Coccosteus Bickensis selbst nebst den betreffenden Abbildungen von PAnDErR (Placodermen) und Ecerrox (Quart. Journ. Geol. Soc. XVL) vor. Das Exemplar hat etwa 140 Mm. Gesammtlänge gehabt, wovon ca. 60 Mm. auf die mässig gewölbte, nur ca. 20 Mm. breite mittlere Rückenplatte kommen. Ausser dieser liegen jetzt noch drei andere Arten von Bicken vor, von welchen Redner die eine Herrn Kocn ver- dankt. Das Exemplar enthält die mittlere Rücken- und Nacken- Platte und die, leider verdrückten, Rücken- und Nacken-Plat- ten der rechten Seite. Diese Art, welche Coccosteus carinatus heissen mag, schliesst sich zunächst an €. decipiens Ac. an; sie hat eine deutlich gekielte mittlere Rückenplatte, deren fast ebene Seiten- theille um ca. 90 Grad gegen einander geneigt sind. Dieselbe ist ca. 60 Mm. lang und hinten 40 Mm. breit, vorn etwas schmäler und zeigt eine bei Coccosteus ungewöhnliche, mehr regelmässige Anordnung der Tuberkeln in Reihen, welche mehr oder weniger genau dem äusseren Rande der Platte folgen. Die davorliegende mittlere Nackenplatte (= No. 1 bei Panper, Placodermen t. 3. f. 1) ist nicht gekielt, sondern mässig ge- wölbt, hinten 21 Mm., vorn 18 Mm. breit und 23 Mm. lang. 43: ee Die beiden anderen Arten von Bicken gehören einem wesentlich verschiedenen Typus an, und zwar nähern sie sich mehr dem Coccosteus Milleri, von welchem EserToN a. a. O. ein Schema giebt. Auf diesem fehlen beim Vergleich mit dem Panper’schen Schema (]. ce. t. 3 u. 4) von Coccosieus decipiens die von letzterem mit No. 1 bis 4 bezeichneten Platten, die man als Nackenplatten zusammenfassen kann. Die Platten No. 5 bis 8, welche den eigentlichen Kopf zusammensetzen, stossen dort direct an die Rückenplatten an. Mit dem Schema EgeErron’s stimmt besonders ein Exem- plar von Bicken recht gut überein, welches Redner Herrn Dr. HoızarreL verdankt, und welches an den seitlichen Rücken- platten, der ganzen linken Seite und an der Spitze des Kopfes defect, aber dabei ganz unverdrückt ist. Die Bauchplatten fehlen ganz. Dasselbe zeigt aber 1., dass über der von EGERTON weiss gelassenen Lücke zwischen Rücken und Kopf eine schmale Zone von Nackenplatten vorhanden war; 2. dass die seitlichen Rückenplatten und in geringerem Grade auch die Kopfplatten hier eine Art Einschnürung haben, und dass daher beide ver- muthlich mit den Nackenplatten articulirten; 3. dass der rechte Infraorbitalbogen, ganz ähnlich dem von Panper abgebildeten, nicht wie bei dessen Abbildung (t. 4. f. 1) gleichsam frei in der Luft schwebt, sondern vorn und hinten durch Nähte mit dem Kopfe verbunden ist. Die dadurch begrenzte Augenhöhle hat einen verhältnissmässig grossen Durchmesser (15 Mm.); es könnten indessen darüber liegende Platten ausgebrochen sein, welche dem Auge eine noch mehr seitliche Lage gegeben haben würden. Die Gesammtlänge dieser Form, für welche der Name Coccosteus inflatus vorgeschlagen wurde, beträgt ca. 83—90 Mm., die der mittleren Rückenplatte 31 Mm. Diese ist in der Mitte 29 Mm. breit, nach vorn schwach, nach hinten weit stärker verjüngt, dabei flach gewölbt, hinten an beiden Seiten etwas abgeplattet. Der Kopf ist ziemlich gleichmässig gewölbt, oben und an den Seiten etwas flacher; hinten ist er über 40 Mm. breit, augenscheinlich wenig länger als breit, und nach vorn ziemlich stumpf zulaufend. | Von einer anderen nur wenig grösseren Art von Bicken, welche der eben erwähnten jedenfalls sehr nahe steht, befindet sich ein Stück im Breslauer Museum, welches Herr Geh. Rath Remer gütigst zur Ansicht mittheilte. Dasselbe enthält reichlich die hintere Hälfte des oberen Theiles und der rechten Seite des Kopfes und zeigt eine stumpfe Kante, an welcher der obere Theil und die Seite mit nahezu 120 Grad zusammenstossen. Diese Art mag Üveccosteus bidorsatus heissen. 675 - Die zuletzt erwähnten Formen vom Typus des Coccosteus Milleri unterscheiden sich von den echten Coccosteus (C. deci- piens) nicht unbedeutend durch eine sehr viel kürzere, gegen die Längsaxe ziemlich senkrecht stehende Nackenzone, welche zudem mit dem Kopfe anders verbunden ist. Dieselben sind daher mindestens als besondere Untergattung von Coccosteus abzutrennen, welche Brachydeirus genannt wurde. | Redner behält sich vor, eine eingehende, von Abbildungen begleitete Beschreibung der erwähnten Formen zu veröffentlichen. Herr Kosmann trug Folgendes vor: Die Erforschung des Oberschlesischen Steinkohlengebirges im Bereich des Sattelflötz- zuges Zabrze - Königshütte-Laurahütte hat sich in den letzten 2 Jahren auf die verticale Ausdehnung von nahezu 400 M. erstreckt. Es hat sich dabei sowohl um die Feststellung der pflanzenführenden Schichten im Bereich des productiven Stein- kohlengebirges, als auch um die Nachweisung der conchylien- führenden Horizonte über und unter dem Sattelflötz gehandelt, welche letztere bis zu einer Teufe von 130 M. unter dem Sattelflötz gedeihen konnten. Die Resultate dieser Forschungen sind bereits in einer grösseren Abhandlung niedergelegt, welche in der Preuss. Zeitschr. für Berg- etc. -Wesen demnächst er- scheinen wird, und von welcher die grundlegenden Profile und Situationen der Versammlung vorgelegt wurden. Es hat sich dabei gezeigt, dass die muschelführenden Schichten sowohl rein marinen Ablagerungen, als auch solchen von brakischer Be- schaffenheit angehören, und dass namentlich die schwächeren, in alaunartige Schieferthone eingebetteten und über dem Sattelflötz auftretenden Muschelschichten diesen letzteren an- gehören. Sie führen durchweg Reste von Anthracomya elon- gata und Modiola cfr. Carlotae F. Remer. Von entschieden mariner Herkunft sind nur die bereits bekannten Schichten über dem sogen. Muschelflötz, 25 — 30 M. unter dem Sattel- flötz, dann eine Wiederholung dieser Schichten über einem Flötzchen, welches 10 M. unter dem Sattelfllötz auftritt, 3. eine analoge Schicht 9—10 M. über dem Sattelflötz. Es haben sich aber marine Petrefacten noch in mehreren Schichten in 64 und 90 M. unter dem Sattelflötz gefunden., so mehrere grössere Pecten, Orthoceras telescopiolum, Goniatites diadema, und in der Schicht 130 M. unter dem Sattelflötz im Tiefsten des Bolm- schachts II. der Königsgrube Goniatitess Wurmü. Es ist aber auch in neuerer Zeit der Nachweis erbracht, dass dieser Wechsel zwischen brakischer und mariner Sedi- mentirung wohl nivellitischen Unterschieden zugeschrieben wer- den darf, insofern die marine Conchylienschicht des Muschel- Hötzes beim Abteufen des Tiefbauschachtes der Concordia-Grube 676 bei Zabrze in unzweifelhaft brakischer Entwickelung und dazu in geringer Mächtigkeit gefunden wurden. Diese bei 87 M Teufe des Schachtes durchfahrene Schicht liegt daher nur 98 M. unter dem Hauptschlüssel-Erbstolln der Königin-Luise- Grube, während die marinen Conchylien derselben Schicht hier in 85 M. Teufe unter dem Hauptschlüssel-Erbstolln gefunden worden sind. — Von dem Vorkommen in der Concordia-Grube wurde eine grössere Platte vorgelegt. Ein anderer Theil der Forschungen richtete sich auf die Bestimmung der bereits von Stur angedeuteten Grenze zwi- schen der oberen und unteren Abtheilung der oberschlesischen Steinkohlenformation.. Die ungestörte Schichtenfolge, welche auf der Heinitzgrube mit den Tiefbauschacht und einem 600 M. langen Querschlag in einer 150 M. - Sohle durchfahren worden ist, konnte hierin am ehesten einen Aufschluss geben, und war damit auch eine Grundlage für die Beurtheilung der bisher unbekannten Stellung der hangenderen Flötze dieser Grube gegeben. Anfang August d. J. gelang es dem Vortragenden in einem kleinen Querschlage vom X. zum XI. Flötz und zwar 3 M. unter ersterem eine ca. 1 M. mächtige Schieferthonschicht zu entdecken, welche mit ausgezeichneten Exemplaren von Sphenopteris latifolia Bronsn. erfüllt war; dieses Petrefact ist leitend für die jüngere Steinkohlenformation, und da das X. und XI. Flötz derselben Schieferthonzone eingebettet sind, so würden diese als bereits der oberen Abtheilung angehörige zu bezeichnen sein. Es folgt unter diesen Schieferthonen ein Sandsteinmittel und darunter noch das XII., XIII. und XIV. Flötz. Da mit diesen letzteren die markscheidende Fiorentine- ‚Grube erreicht ist, welche die Flötze vom Valesca- bis zum Sattelflötz baut und durch die Baue nachgewiesen ist, dass das Valescaflötz, in die Heinitzgrube übersetzend, hier mit dem Flötz XIV. identisch ist, so sind weiterhin zu paral- lelisiren das XIII. Flötz mit dem Marieflötz, das XII. Flötz mit dem Florentineflötz, bezw. dem Paulusflötz der cons. Paulusgrube, von welchem es bekannt, dass es noch der unteren Abtheilung angehört. In der That ist also mit dem XI. und XII. Flötz der Heimitz- grube die Grenze zwischen den beiden Steinkohlenpartieen festgelegt, und ist das XI. Flötz mit dem Georgineflötz, das X. Flötz mit dem Orzegowflötz der Rudaer Grube zu parallelisiren. Herr Kayser sprach unter Vorlage von Belegstücken über ein Zusammenvorkommen von Stringocephalus Burtini, A re ve Te a B7 Zul nt “ e \ Ir 677 ; Uneites gryphus und Calceola sandalina im Eisenstein der Gru- ben Garkenholz und Holzberg bei Rübeland und Hüttenrode im Harz. Der fragliche Eisenstein — gewöhnlich Braun-, sel- _ tener Magnet- oder Rotheisenstein — gehört der Elbingeroder Kalkmulde an und stellt eine Contactbildung zwischen dem mitteldevonischen Kalk und einer denselben überlagernden Schaalsteinbildung dar. Die Versteinerungen finden sich nicht _ sowohl im bauwürdigen Eisenerz selbst, als in den dasselbe namentlich in den oberen Teufen begleitenden, nesterartig im Eisenstein auftretenden löcherigen Hornquarzmassen. Am häu- figsten sind Korallen (besonders Favosites-, Heliolites-, Alveo- lites-, Cystiphyllum- und Cyathophyllum- Arten), von denen das Gestein oft ganz erfüllt ist, Stromatoporen und Crinoidenstiele, daneben kommen Brachiopoden und seltener auch Gastropoden und Trilobiten vor. Das Auftreten von Calceola im Hüttenroder Eisenstein ist nun nicht blos darum interessant, weil diese Art im Mittelharz bisher unbekannt war, sondern auch besonders wegen ihres Zusammenvorkommens mit den beiden oben genannten Brachio- ‚poden. Es lässt sich zwar nicht mit Sicherheit behaupten, dass alle 3 Arten in einer und derselben Schicht beisammen liegen; aber sie gehören doch einem einzigen, meist nicht sehr mächtigem Lager an. Auch in der Crinoidenschicht der Eifel kommen Stringocephalus und Calceola neben einander vor. Es ist aber vielleicht richtiger, die harzer Kalk- und Eisenstein- bildung als Aequivalent nicht blos jenes einen, sehr beschränk- ten Horizontes der Eifel zu betrachten, sondern darin vielmehr eine gleichzeitige Vertretung der beiden, in der Eifel und im Oberharze getrennten Stufen des Mitteldevon, der Calceola- und Stringocephalenschichten, zu sehen. Dafür spricht die hohe Position des Hütten- oder Eisensteins an der obersten Grenze des Kalks und an der Basis einer unmittelbar von Iberger Kalk überlagerten Schaalsteinbildung; dann aber ist auch in Betracht zu ziehen, dass die beiden Stufen des Mittel- devon auch in anderen Gegenden keineswegs immer scharf geschieden sind, so z. B. in der Lahngegend (Grube Heina bei Giessen) ') und in England. Derselbe Vortragende legte weiter einen schönen Panzer- fisch aus den obersten Schichten des Unterdevon der Eifel vor. Derselbe stammt aus der Gegend von Prüm und ist der erste derartige, bis jetzt im rheinischen Unterdevon gemachte Fund. Der fast handgrosse Panzer ist auf der einen Seite nahezu . 1) Auch im Stringocephalenkalk von Vilmar kommt neben anderen, in der Eifel den Oalceolaschichten angehörigen Arten, nach einer freund- lichen Mittheilung des Herrn v. Koenen, als Seltenheit auch Calceola vor. 678 vollständig erhalten und ist aus einer Anzahl polygonaler Platten zusammengesetzt, deren Anordnung der Redner an einen Schema erläuterte. Der interessante Rest gehört gene- risch mit dem durch H. v. Meyer schon 1846 unter dem Na- men Placothorax Agassizü aus dem mitteldevonischen Kalk der Eifel bekannt gemachten Fisch zusammen. Das von v. MEYER beschriebene Stück war indess weit unvollständiger und schlech- ter erhalten und Meyer hat an demselben vorn und hinten verwechselt. Der Name Placothora.x, der durch Acassız 1844 für sehr fragmentarische, aber von den Eifeler abweichende Fischreste des schottischen Oldred aufgestellt wurde, darf den beiden Eifeler Placodermen nicht verbleiben. Derselbe muss vielmehr der Bezeichnung Macropetalichthys Platz machen, welche Norwoop und Owen 1846 für Fischreste aus dem nordamerikanischen Unterdevon (Corniferous-Schichten) vorge- schlagen haben. Schon NEwBERRY hat aus der Abbildung, die MryEr von Jlacothorax Agassizii gegeben, die Identität des Mryer’schen Placothorasz mit Macropetalichthys gefolgert, und der neue Prümer Fund, für den der Name Macropetalichthys Prü- miensis vorgeschlagen wurde, bestätigt diese Identität vollständig. Herr vox Fritsch trug folgendes vor: Die uralte Saline zu Halle wird von einer Gewerkschaft, die Pfännerschaft genannt, betrieben. Unter der umsichtigen und thatkräftigen Leitung des Herrn Salinendirector LeopoLnD hat die Pfännerschaft in den letzten Jahren ein Bohrloch bei Zscherben südwestl. von Halle neben ihrem dortigen Braunkohlenwerke gestossen. Kürzlich wurde in einer Teufe von 875 M. die Zechsteingrenze erreicht und sehr nahe darunter Steinsalz gefunden, dessen Mächtigkeit durch weitere Untersuchungen festgestellt werden wird. Das Bohrloch steht in einer Meereshöhe von 107 M. (etwa 27 M. über dem Spiegel der Saale bei Wörmlitz). Es wurden durchsunken (in abgerundeten Zahlen ausgedrückt): Oligoeänschichten etc. 12 M. Wellenkalk, oben schaumkalkführend, 106 M. Trigonienbänke (= Üölestinschichten) 21 M. Thon, Mergel, Gypse etc. des oberen Röth 118 M. Rogenstein, Dolomite, Kalke und Mergelthone des un- teren Röth 30 M. Mittlerer Buntsandstein 286 M. (Von hier an Soole beobachtet.) Unterer Buntsandstein 302 M. Zechstein. (Bis Anfang August nur ca. 12 Mm., wo- von etwa 8 M. Steinsalz.) Die erbohrten Mächtigkeiten entsprechen nahezu den wirk- lichen, da der Schichtenfall nach vielen Beobachtungen am 679 _ Wellenkalk , Röth und mittleren Buntsandstein in der näheren ne Umgebung im Mittel nur auf 5° zu veranschlagen ist. Eine auf Grund dieses Einfallwinkels und der sonst in jener Gegend bekannten Mächtigkeiten der Schichten angestellte Berechnung wurde durch das Bohrresultat auf das Beste bestätigt. Von allgemeinerem Interesse ist namentlich mit Rücksicht auf Rüdersdorf die beobachtete Mächtigkeit der Glieder des Buntsandsteins. Interessant ist auch die Zechsteingrenze am Zscherbener Bohrloche, bezeichnet durch eine sehr harte quarzitische Bank, über der rothe Thone und Letten, unter der gleichgefärbte Mergel vorkommen. Vorgelegt wurden gut erhaltene Steinkerne von Ammonites tenuis v. SEEB. aus dem Röth von Langenboden bei Halle, Ammonites buchü Der. (ob WıcHamann?) aus dem untersten Schaumkalkhorizonte von Cölme bei Halle, sowie einige inter- essante Petrefacten aus dem Hercynkalk vom Wege zwischen Thale (Blechhütte) und der Rosstrappe, nämlich Zronteus cfr. furcifer BaRR., ÖOrthoceras cir. dulce Barr. und Airypa Thetis Barr. Herr P. Friedrich legte eine grössere Anzahl von Tafeln vor, die zu seiner demnächst in den Abhandlungen der preuss. geologischen Landesanstalt erscheinenden Arbeit über „die Tertiärflora der Provinz Sachsen“ gehören. Die abgebildeten Pflanzen stammen zum grössten Theil aus dem Unteroligocän der Umgegend von Halle a./S. und zwar aus dem das Lie- gende der Braunkohle bildenden „Knollenstein“, aus dem san- digen Thon von Stedten, dem Alaunthon von Bornstedt und dem Braunkohlenlager von Riestedt. Einige Palmen wurden in dem Knollenstein von Weissenfels und Nachterstedt unweit Aschersleben gefunden, an welch letzterem Orte derselbe als Geschiebe im Diluvium auftritt. Die interessanteste Fundstätte von Pflanzen ist der „Segengottesschacht“ bei Eisleben, in welchem bei ca. 4 M. unter Tage ein heller Thon durchteuft wurde, der wohlerhaltene Blätter, Blüthen und Früchte in einer seltenen Fülle enthält. Dieser neue Pflanzenfundort ist deshalb interessant, weil er bis auf ein Bruchstück von Ös- munda lignitum GiEB. sp. keine Species mit den erwähnten Nachbarfloren gemeinsam hat und eine grosse Anzahl von neuen Species und (sattungen enthält. Die Mehrzahl gehört Pflanzen an, deren lebende Analoga auf das Festland von Australien und die polynesischen Inseln beschränkt sind, eine geringere Anzahl weist auf das tropische Amerika. Unter den Proteaceen ist die Dryandra Schrankiü Steg. sp. die häufigste. Der Individuenzahl nach schliesst sich die erste unzweifelhafte en ohlechallene Blüthen nt zu = = un — Die bald erscheinende Arbeit enthält au ‚gegen 300 Abbildungen. | nt Er x Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Y% h W. von Decaen. DBückıns. Darae. Rechnungsablage Einnahmen. ik. PR 1879. An Cassa: | 1. Januar. | Saldo-Vortrag . Se ee: 31 2% von Koenen kär Bände I— si) E.-B. No. 1. 22 | 50 4. Februar. | Prof. Bauer ir N 20 | — De Prof. Dames ss SR 99. 20. © ;, Beiträge der Berliner Mitglieder ,, en 910 DONE, Dr. Stübel = a \ 3 5. März. Dr. v. d. Mark " U 22145 12:9. Dr. Koch N ch on 5319 16. April. Reyer 5 ne 19 | 95 16.7. Senft AN RE 39 95 164%, Jackson R JE 17/91 I6.N.,, Beiträge der österr. Mitglieder ‚, u! 279195 16.0, Besser’sche Buchhandlung Re: ee 4082 | 82 BO, - | Prof. Rud. Hörnes ” DE 100 | 35 24. Novembr.| Besser’sche Buchhandlung n ls. 461 | 60 24. Decembr.| Abgesetzte Bände 14. | 1008| — 31. EN Spezia in Turin (ohne Belag) | 53] 50 31. ” Mittler & Sohn (durch Prof. | Dames) E.-B. No. 15. 6 80 31. % An Nötling verkaufte Bände dto. (ohne Belag) 67 | 50 | 10494 | 50 Die obige Rechnung revidirt, mit den Belegen verglichen und Berlin, den 13. August 1880. 5 E. E. Scumip. | & pro 1879. richtig befunden. H. GROTRIAN. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Be Aussaben. Mk. Pf. = .1879. 1. Januar. | Bonification an den Schatzmeister auf Grund vorjähriger Revision . — |16 Be Per Cassa: 0.,; An Schiller A.-B. No. 1. 1355| — 6- er} PR) Ebel : 95 9 2 9 GE rn, »„ Werner & Winter ” or 90 | 70 DB; „ Fränkel „ ei 4180 28. 55 „9 Schubert ch) a 13 | 77 BEN, „ Ebel B: eh. 33| — 5. Februar. | ,„ Liebisch ss EG 150| — 20. ” „ Weiss für Porto-Auslagen ,, ee 20 | 25 20. % „ Ebel N PS 29 | 50 7. März. = iksichter ” 510. 7180 17. April. „ Laue % BER 1043| — Be, „ Ebel ” rl, 13 | 50 DR Bl „ Zwach r el. 165 | — AR „ Mourgues & Sohn 3% le 131 | 20 6. Mai „ Schneider % tn: 13 | 26 6. „ Rosenberg x „3.16. 63 0 „ Ebel RT 7 Bira'ns „ Giesecke & Devrient incl. Porto, S RE: 169 | 55 er » J. F. Starcke x K 670 — DEN, R dto. R 20: 581 — Sl; „ Ohmann R: ER, 7174| — 24. Juni. „. Ebel 5 DIRDE: 10 | 50 24. Novembr.| „ Besser’sche Buchhandlung ,, DER 342 | 55 25. »% „ J. F. Starcke er erde 1119 | 50 25. i \; dto. aD: 808 | — 2. “ „ Schneider h w 20. 5, N 1 RR dto. e sale 16 49 25. = E dto. i 108: 15 225. a Mr en 5 Rad: 70| -- 2: 53 80: 65 — al. ae a ae auf 1880 . FAR 4643 | 33 10494 | 07 48 Inhalt des II. Heftes. A. Aufsätze. 1. Radiolarien, Diatomaceen und Sphärosomalitän im en Kieselschiefer von Langenstriegis in Sachsen. Von „Berm & RoTHPLerz in Zürich. (Hierzu Tafel XXL). . . . ... 44 & 2. Uebersicht über”vierundzwanzig mitteleuropäische Quartär- Fau- Se nen. Von Herrn Arrren Nenrmg in Wolfenbüttel. . . . 468 38. Der Jura von Dobbertin in Mecklenburg und seine Versteine- KB rungen. Von Herrn Eucen Gemttz in Rostock. (His SRERB Tall XIAT.). ren. Se 0 4. Einige Beobachtungen über den Tochseitenkale Nr Horrn Fr. re Prarr in Erlangen . . . 5886 5. Einige Bemerkungen zu Herrn Hate I Aulsats nn Mechkniekine EN der Gebirgsbildung.* Von Herrn Fr. Prarr in Erlangen . . 542° 5a. Bemerkungen über Illaenus crassicauda Wauengere. VonHerrn GErHARD Horm in Stockholm. (Hierzu Tafel XXUL) . . . 559° 6. Ueber Glacialerscheinungen in Sachsen, nebst vergleichenden Vor- bemerkungen über den. Geschiebemergel. Von Herrn HERMANN 0 ÜREDNER in Leipzig. (Hierzu Tafel XXIV). . 2. . 572 1.» Deben die Verwandtschaftsverhältnisse der fossilen Gephalopoden. BLATT: Von Herrn W. Branco in Berlin. . . 596.8} 8. Uebersicht der bisherigen Ergebnisse der vom Pre State ausgeführten Tiefbohrungen im norddeutschen Flachland und des bei diesen Arbeiten verfolgten Planes. Von Herrn Hvysen in Halle.a.d. S 2.2 zu 02 8. Uebersicht der silurischen Ba Re Kos Westpreussens Von Herrn Jentzsch in Königsberg i. Pr. . . . . 623 B. Briefliche Mittheilungen der Herren G. v. HELMERSEn, LorETz, M. Neumayr und A. Remere 681 C. Verhandlungen der Gesellschaft. Kr 1. Protokoll der Sitzung vom 7. Juli 1880 ...... re 2. Protokoll der Sitzung vom 4. August 1880... . 68 3. Achtundzwanzigste uns der Deutschen geologischen € Ge Ra sellschaft zu Berlin . . 2 Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. u Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für ae Zeitschrift, Briefe und- ‚Anfragen, betreffend die Versendung. der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen etwaiger Verän- a derungen des Wohnortes sind an Prof. DfDames (C. Mineralogisches Museum ie: der Universität) zu richten. Die Beiträg sind pränumerando an die Besser sche Buchhandlung (N.W. Marienstrasse 10.) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buchhändlerischem‘ Wege, sondern durch direete Uehersendung an die Benneren % Buchhandiung zu bewirken. N a ee ze —— — — ne Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. xXXxII Band. 4. Heft. October bis December 1880. (Hierzu Tafel XXV— XXIX.) Berlin, 1881. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). N.W. Marienstrasse 10, Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. - 4. Heft (October, November und December 1880). n A. Aufsätze. l. Ueber Cephalopoden aus dem Gaultquader des Hoppelberges bei Langenstein unweit Halberstadt. Von Herrn W. Dames ın Berlın. Hierzu Tafel XXV und XXVl. Die Untersuchungen Berrıca's und EwıArp’s haben dar- gethan, dass in der Gegend zwischen Halberstadt, Derenburg und Quedlinburg die untere Kreide in Gestalt von mächtigen Quadermassen entwickelt ist, welche den aus Keuper und un- teren Liasbildungen bestehenden Sattel westlich von Quedlin- burg im Norden und Süden begrenzen. Im westlichen Theil des Sattels, also westlich von Börnecke, sind die Keuper- und Liasbildungen nicht mehr bis zur Oberfläche gehoben, und hier verbinden sich die bis dahin durch jene getrennten zwei Quader- züge zu einem langgestreckten Zuge, welcher sich fast bis Ströbeck, nördlich von Derenburg, ausdehnt, allerdings wieder- holt durch Diluvialmassen überlagert und so an der Oberfläche unterbrochen. Die ersten kartographischen Darstellungen des in Rede stehenden Gebietes, welche BerricH veröffentlichte !), zeigen diesen Quaderzug im Liegenden der cenomanen und turonen Schichten mit einer Farbe bezeichnet und mit der Benennung: Unterer Quadersandstein resp. Unterquader. Auf der später von Ewarn herausgegebenen geologischen Karte des Gebietes zwischen Magdeburg und dem Harz (Section Halber- stadt) ist eine Gliederung dieser Quadersandsteine in eine 1) Diese Zeitschrift Band I. 1849. t. IV. und Band III. 1851. t. XV. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 4. 44 EB liegende und eine hangende Zone durchgeführt. Die liegende Zone hat sich durch ihre Einschlüsse, welche sie an mehre- ren Punkten unmittelbar bei Quedlinburg und weiter westlich bei Börnecke und Langenstein geliefert hat, als Neocom er- wiesen. Die hangende Zone, welche — gemäss der soeben erwähnten Sattelerhebung — die liegende Zone mantelartig umlagert, ist durch die Farbenerklärung der Ewaup’schen Karte mit den Worten erläutert: „Gaultsandsteine des Quedlinburger Höhenzuges, sämmtliche Glieder des Gaults umfassend.“ — Im Folgenden ist eine Beschreibung der bisher in diesem Graultquader aufgefundenen Petrefacten gegeben. Bereits in der Januar-Sitzung des Jahres 1856 legte Herr EwıALn!) ein grosses Ancyloceras vor, welches, damals zur Sammlung des Herrn Herrmann in Schönebeck gehörig, jetzt in die EwaLp’sche Sammlung übergegangen ist. Der genauere Fundort desselben ist nicht bekannt geworden. Man wusste nur, dass es aus der Gegend von Halberstadt stammte, und Ewırp nahm daher an, dass es aus dem Quedlinburger Höhen- zug herrühre, da man Ancyloceras - Reste nur im Neocom und unteren Gault kenne. In der April-Sitzung desselben Jahres’) sprach Ewarp über die Verbreitung und Gliederung des Gault im nördlichen Deutschland und verwies die Schichten, aus welchen jenes Ancyloceras stammte, in das Terrain aptien D’ORBIGNY's, welches er mit Einschluss der Ancyloceras - Kreide als unteren Gault bezeichnete. Aus der Gegend von Halber- stadt oder Quedlinburg sind in der Literatur weitere Funde aus diesem Gaultquader nicht erwähnt; dagegen hat Ewaın‘°) am östlichen Ende desselben in einem Steinbruche zwischen Aschersleben und Ermsleben (Section Stassfurt der EwaLp’- schen Karte) ein grosses Ancyloceras gefunden und dadurch das Alter dieses Sandsteins als unteren Gault erkannt, eine wichtige Berichtigung der bis dahin geltenden Ansicht, dass jene Sandsteine der Braunkohlenformation angehörten. Die Auffindung der im Folgenden zu beschreibenden Oe- phalopoden ist wesentlich dem Umstande zu verdanken, dass der Besitzer des Gutes Langenstein, zu welchem der Hoppel- berg gehört, Herr Geheimrath Rımrav, in letzterem einen sehr ausgedehnten Steinbruchsbetrieb eröffnet hat, welcher nament- lich die harten, fast quarzitischen Schichten zur Gewinnung bringt. Es werden jedoch weniger die anstehenden Schichten ausgebeutet, sondern mehr die die Abhänge des Berges be- deckenden harten Blöcke, welche als loses Haufwerk nach 1) Diese Zeitschr. Bd. VIII. 1856. pag. 14. ?) Diese Zeitschr. Bd. VIII. 1856. pag. 160. | 3) Diese Zeitschr. Bd. Xl. 1859. pag. 341. 4 687 der Verwitterung und Fortführung der weicheren Schichten übrig geblieben sind. Dieses Material liefert einen ausserge- " wöhnlich festen und brauchbaren Pflasterstein, womit z. B. grosse Theile Hamburgs gepflastert wurden. Bis jetzt ist nur der Nord-Abhang des Berges in der erwähnten Weise in Be- _ trieb genommen, also die liegendsten Schichten des Gault- quaders, und nur aus diesen stammen die zu besprechenden Petrefacten. Am Schluss der Arbeit wird gezeigt werden, inwiefern diese Thatsache Wichtigkeit hat. Sämmtliche bisher aufgefundenen, im Besitz des Herrn Rımpau befindlichen und auf seinem Gute Langenstein aufbewahrten Exemplare hat mir derselbe auf meine Bitte mit gütiger Bereitwilligkeit zur Bear- beitung anvertraut, und ausserdem war Herr Ewa» so freund- lich, trotzdem er selbst eine Beschreibung des von ihm früher besprochenen Stückes beabsichtigte, mir auch dieses zur Unter- suchung zu übergeben. Ich spreche dafür beiden genannten Herren auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aus. Sämmtliche Reste, welche der Quader des Hoppelberges bisher geliefert hat, gehören der Gattung Ancyloceras an, wenn die Gattung, wie es auch hier geschieht, in dem Umfange an- genommen wird, welchen ihr NkumayrR'), nach dem Vorgange Pıcrer’s, und z. Th. auch Quenstepr’s und Asrtıer’s, gegeben hat. Gegenüber Neumayr, welcher den Namen Crioceras LE- vEILLE als den ältesten wählt, habe ich es vorgezogen, den allerdings etwas jüngeren Namen Ancyloceras anzuwenden, und zwar, weil ich der Ansicht bin, dass bei einer Zusammen- ziehung von Gattungen, wie sie hier vorgenommen wurde, der- jenige Namen am zweckmässigsten beizubehalten ist, welcher den perfectesten, völlig ausgebildeten Gehäusen , gegeben ist. Ausserdem aber bestimmt mich dazu noch ein practischer Grund. Ueberblickt man nämlich die 62 Arten, welche Nev- MAYR (l. c.) von Crioceras namhaft macht, so ergiebt sich, dass von ihnen 49 schon früher als Ancyloceras, dagegen nur 10 als Toxoceras, 3 als Crioceras beschrieben waren. Es müsste also bei Annahme des Namens Crioceras zu Gunsten einer ge- ringen Minorität eine sehr überwiegende Majorität von Arten umgetauft und die Synonymie erheblich vermehrt werden. Die bisher aufgefundenen Exemplare lassen sich auf drei Arten vertheilen, von denen zwei — Ancyloceras yigas SoW. SP. und Ancyloceras (Toxoceras) obliguatum D’ORB. sp. — schon seit längerer Zeit bekannt sind, eine dritte dagegen — Ancy- loceras Ewaldi nov. sp. — bisher nicht beschrieben wurde. 1) Diese Zeitschr. Bd. XXVIl. 1875. pae. 935. 44* l. Ancyloceras gigas ‚Sow. sp. 1826. Scaphites gigas Sow., Geol. Trans. 2 serie t. IV. pl. 34. f. 2. 1829. Hamites gigas Sow., Min. Conch. pag. 180. t. 593. f.2. 1840. Ancyloceras Renausianus D’ORB.. Pal. fr. terr. eret. I. p. 499.t. 123. 1850. _Ancyloceras gigas (Sow.) D’OrB., Prodrome Il. pag. 114. 1860. 2 Ancyloceras gigas OosTER, Üephalopodes fossiles des Alpes süsses: Y. Pag. 65. :t. 99. (non! 54 11) 1861. _Ancyloceras gigas (Sow.) Pıcrzr, Materiaux pour la paleon- tologie suisse, III. serie, II. pag. 46. Die Steinbrüche am Hoppelberge haben bis jetzt vier Fraginente geliefert, welche bis auf den spiral aufgerollten Theil, welcher an keinem Stück erhalten ist, die bezeichnende Form und Sculptur des Ancyloceras gigas Sow. sp. gut erken- nen lassen. Das eine, den gestreckten Theil darstellende, Bruch- stück hat eine Länge von ca. 26 Cm. Es zeigt das letzte % Stück der Spirale in Gestalt einer hakenförmigen Krümmnng und an einem vorderen Ende einige verdickte Rippen mit Tu- berkeln, zum Zeichen, dass der grade Theil fast sein Ende erreicht hat. Ferner hat es deutlich die für die Art bezeich- nende flache Einbuchtung der Externseite ziemlich in der Mitte des graden Theils. Bis zu dieser Einbuchtung laufen die ein- fachen Rippen grade nach der Externseite, von da ab biegen sie sich immer mehr nach vorn, so dass sie am vorderen Ende des Frragmentes am schiefsten stehen. Auf der Internseite verflachen sie und nehmen die Gestalt von seichten, Anfangs grade, späterhin gebogenen Wellen an. Die Grösse des Exem- plars beträgt etwa die Hälfte des in vierfacher Verkleinerung dargestellten der Paleontologie francaise. Dasselbe ist von p’Orgıgny’s Zeichnung auch dadurch unterschieden, dass die Rippen nicht so gedrängt stehen, vielmehr nur um wenig gerin- ger als ihre Dicke von einander entfernt sind. Doch stimmt die Zahl der Rippen sehr gut, denn sowohl an p’Orsıcny’s Ab- bildung, als am Harzer Stück zähle ich auf eine Länge von 12 Cm. (unter der Externeinbuchtung) ungefähr 20 Rippen. So mag die erwähnte Verschiedenheit ihren Grund in der Stein- kernerhaltung des Quaders haben. — Der hakenförmig gekrümmte Endtheil — oder das Hufeisen, wie man mit Pıcrkr kurz sagen kann — ist durch drei Stücke vertreten. Zwei davon zeigen in völlig normaler Ausbildung die dicken, in weiten Abständen von einander stehenden Rippen, welche durch 2 bis 4 feinere, denen des gestreckten Theils ähnliche Rippen getrennt und auf der Externseite fast stets unterbrochen sind. Dieselben besitzen auf jeder Seite zwei oder drei Knoten. Der unterste Knoten steht unweit der Internseite, der mittlere nahe der Externseite, der oberste nahe bei letzterem fast schon auf der Externseite selbst. An dem einen der beiden Exemplare ist die unterste Knotenreihe nur an den ersten dicken Rippen Be 3922 entwickelt, an dem anderen liegt dieselbe etwas höher, als am _ ersteren und an dem von D’Orsıcny abgebildeten Stück. Es ist auf diese Verschiedenheit der Sculptur kein Gewicht zu legen, denn auch Pıorer sagt, dass die dicken Rippen 2 oder 3 Knoten auf jeder Seite tragen, und ausserdem ist vielfach nachgewiesen, dass die Sculptur der Ancyloceren auf dem Huf- eisen stark variirt. Das dritte Exemplar zeigt das Hufeisen völlig ausgebildet, aber mit etwas abweichender Sculptur: man sieht nämlich auf der Externseite eine flache unregelmässige Rinne, welcher auf der Seite eine zweite parallel verläuft. Diese letztere endigt allmählich etwa da, wo das Hufeisen in den gestreckten Theil übergeht, die erstere etwas früher. Durch diese Furchen wird die Sculptur unregelmässig und die Knoten sind schwächer ausgeprägt und unsymmetrisch gestellt, die feineren Rippen und die Anwachsstreifen unterbrochen und in der Nähe der Furchen vom graden Verlauf abgelenkt. — In dieser Abweichung von der normalen Sculptur wird man jedoch kein Merkmal einer anderen Art, sondern nur die Folge einer ehemaligen Verletzung des Gehäuses zu erkennen haben, wie solche auch an mehreren grossen planulaten Ammoniten aus dem weissen Jura Schwabens und Polens des hiesigen pa- _ laeontologischen Museums zu beobachten sind. Bezüglich des gewählten Namens folge ich Pıcrer und D’Orgıeny. Der englische Hamites gigas Sow. ist in den hie- ‚sigen Sammlungen nicht vertreten. Ich konnte mich daher durch directen Vergleich nicht von der Identität desselben mit Ancyloceras kenauxianus D’OrB. überzeugen. Doch ist die Ab- bildung der Mineral Conchology überzeugend genug, um die von PıicterT und D’ORBIenYy vorgenommene Zusammenziehung beider in eine Art zu rechtfertigen, umsomehr als auch der ebendaselbst gezeichnete Durchschnitt gut passt. Auch Ewaıd'!) hat schon 1850 beide Arten vereinigt. Es ist ein glücklicher Umstand, dass unter den spärlichen, im subhereynischen Gaultquader aufgefundenen Petrefacten gerade diese so charakteristische und leicht wiederzuerken- nende Art vertreten ist, deren geologisches Niveau genau fest- steht. Sie liegt im französischen Aptien von la Bedoule und Cassis (Bouches du Rhöne), von Eouze, nördlich von St. Paul- trois- chäteaux und von Apt (Vaucluse) selbst.!) — ÜOosTEr führt sie von Gantrischkumli (Berner Alpen) und Veveyse bei Chätel - St.-Denis (Freiburger Alpen) an.?) An dem von 2) Diese Zeitschr. Bd. II. 1850. pag. 475. 2) Das Citat von Brunner, dass sie sich im Neocom des Stockhorns gefunden habe, hat Pıcrer (Materiaux ete. III. serie pag. 46) mit einem Fragezeichen versehen. ihm Taf. 53. Fig. 1 abgebildeten Stück zeigt der spirale Theil einzelne stärkere Wülste, welche der Art nicht zukommen; und bei dem auf derselben Tafel Fig. 4. dargestellten Exemplar sind die Rippen in der Biegung des Hufeisens ohne Knoten dargestellt, was auch gegen die Einreihung desselben unter Ancyloceras gigas spricht. Es bedarf danach sein Vorkommen in der Schweiz noch weiterer Bestätigung. — In England ist sie im Lower-Greensand von Atherfield mit anderen Apt- Fossilien gefunden (efr. auch Ewaıp |. c. pag. 478). | Aus Norddeutschland !) kannte man sie bisher nur aus dem Aptien von Ahaus?) und aus gleichalterigen Schichten von Salzgitter‘) und von Egestorf am Deister.*) 2. Ancyloceras Ewaldi nov. sp. Taf. XXV. und Taf. XXVL. Fig. 1. Zwei fast vollständig erhaltene Exemplare und das den gra- den Theil darstellende Bruchstück eines dritten einer bisher un- beschriebenen Art belege ich nach Herrn EwarLp, der zuerst das Auftreten grosser Ancyloceren in der Halberstädter Ge- gend festgestellt hat, mit obigem Namen. — Bei der Beschrei- bung werde ich das Exemplar der Ewarp’schen Sammlung mit I., das im Besitz des Herrn Rıupau befindlichen, vollständige, mit II., das Fragment mit III. bezeichnen. — Es trifft sich günstig, dass die Exemplare 1. und II. sich ergänzen, insofern an I. das Hufeisen, an II. der spirale Theil besser erhalten ist. Maasse: I. 1. % I. Länge’). . „>. ... ...,90m 885 (m 07 Längsdurchmesser am vor- deren ‚Endes... 10005 7 E u, Querdurchmesser am vor- deren under, n. ....202. 3. 88% N en Längsdurchmesser am An- fang des Hufeisens . 8 „ T E Br Querdurchmesser am An- fang des Hufeisens . 6,9, 5) " 5 1!) Die Angabe ÜrEpner’s (diese Zeitschr. Bd. XVII. 1865. pag. 238) des Vorkommens am Lindener Berge beruht nur auf Kammerausfüllungen und ist noch weiter zu bestätigen. 2) Ewanp, Monatsber. der kgl. preuss. Akad. d. Wiss. 1860. p. 342. 3) Ofr. die briefliche Mittheilung NeumAyr’s über die Eisensteine von Salzgitter in diesem Band pag. 637. 4) G. STRUCKMANN, Geognostische Studien am Deister II. 1880. Sep.- Abdruck pag. 18; hier mit einem Fragezeichen. 5) Gemessen von der Externseite der Mitte des Hufeisens bis zur entferntesten Stelle der Externseite der Spirale. 691 Der (nur an I. erhaltene) spirale Theil besteht aus einer _ Windung und ist vom Anfang an mit Rippen bedeckt, welche ununterbrochen und gerade über die Externseite verlaufen. Auf geringe Entfernung von der Spitze hebt sich eine Rippe stärker und dicker hervor und trägt an der Externkante einen breiten, niedriger Höcker. Darauf folgen nach vorn zwei schwächere Rippen ohne Knoten. Auf sie folgt wieder eine dickere Rippe, welche an der Internkante einen Höcker und an der Extern- kante deren zwei, nahe bei einander liegende, trägt. Eine dritte verdickte Rippe, welche jedoch nur an der Extern- _ kante einen schwachen Höcker erkennen lässt, ist von der zweiten wieder durch zwei feinere Rippen getrennt. Sechs _ feinere Rippen trennen die dritte stärkere Rippe von einer vierten, welche keine Höcker erkennen lässt. Es scheint, dass diese 4 stärkeren Rippen auch auf der Externseite sich vor den anderen durch grössere Dicke auszeichneten, jedoch ist hier die Erhaltung nicht ganz deutlich. — Der übrige Theil der Spirale sowie der ganze gerade Theil ist mit gleichmässi- gen, geraden, etwa um ihre Dicke von einander entfernten, höckerlosen Rippen geziert, welche auf der Internseite schwächer werden und hier nur als flache, etwas nach vorn geneigte Wellen erscheinen. Auch auf der Externseite sind sie nur schwach nach vorn gewendet. Der gerade Theil ist leicht nach aussen gekrümmt; es fehlt ihm die Einbuchtung, wie sie An- cyloceras gigas besitzt. Da, wo der gerade Theil in das Huf- eisen übergeht, zeigen I. und ll. eine unregelmässige Ausbil- dung der Rippen; bei I. divergiren zwei Rippen plötzlich stark und in den so entstandenen Raum setzt sich eine Rippe ein, welche an Stärke den übrigen gleich ist. Dass die Rippen allmählich stärker werden, je näher sie dem Hufeisen stehen, braucht kaum erwähnt zu werden. — Das Hufeisen trägt an seinem Beginn noch einige einfache, knotenlose, wenn auch gröbere und weiter von einander entfernte, an der Externseite mehr nach vorn gebogene Rippen. Danach stellt sich bei I. auf den Seiten eine dicke, hohe Rippe ein, welche an der Internkante und an der Externkante zu je einem stumpfen Höcker anschwillt. Aus dem oberen Höcker entspringen drei Rippen, welche ohne Unterbrechung über die Externseite fort- laufen, um sich auf der anderen Seite wieder zu einem Höcker zu verbinden. Es folgen nun auf diese erste grobe Rippe noch sechs weitere, von denen die erste an der Externkante zwei dicht neben einander liegende Höcker trägt, von deren jedem eine Rippe über die Externseite läuft; ähnlich, aber schwächer ausgeprägt, ist es auch bei der zweiten. Die dritte ist schma- ler, aber schärfer, die Knoten sind schwächer ausgeprägt und es läuft von ihr aus nur eine, aber breite Rippe über die Externseite. So ist es auch bei den folgenden, nur dass de Rippe auf der Externseite sich mehr firstartig erhebt. Die Rn Rippen werden nun von hier ab schwächer, je mehr sie sich der Mündung nähern. Es ist noch hinzuzufügen, dass zwischen je 2, von den Knoten ausgehenden Rippensystemen der ersten 3 Rippen auf der Externseite eine flache, wellenartige Rippe sich einstellt. — Etwas abweichend verhält sich I. Hier sind die stärkeren Rippen auch auf dem Hufeisen noch durch ein- zelne schwächere getrennt. Die Knoten an der Internseite sind schwach entwickelt. Man bemerkt ferner an der Extern- kante zwei über einander stehende Knoten und auf der . Externseine keine Gabelung der Rippen. Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass in dieser Verschiedenheit der Sculptur beider Exemplare ein specifischer Unterschied vorliegt. Ich hatte Gelegenheit, in der Sammlung des Herrn Ewırn zu beob- achten, wie stark die Ancyloceren gerade dann in der Sculptur variiren, wenn auf dem Hufeisen die Bildung der stärkeren Rippen beginnt; und auch die verschiedenen oben citirten Ab- bildungen von Ancyloceras gigas geben dafür einen deutlichen Beleg. Das charakteristische der Art liegt darin, dass die Spirale anfangs mit einzelnen stärkeren, knotentragenden Rippen ver- sehen ist, welche dann völlig verschwinden, um erst wieder am Hufeisen zu erscheinen. Etwas Aehnliches hat sich bisher ausschliesslich bei Ancyloceras Audouli gezeigt. Asrtıer bemerkt zwar in der Beschreibung !) nur, dass gegen das Ende der letzten Drehung der Spirale sich vier kleine Rippen mit 2 Knoten auf jeder Seite einstellen, die kaum sichtbar wären. Die Abbildung zeigt dieselben überhaupt nicht. Ein Exemplar der hiesigen Sammlung von Cheiron zeigt jedoch sehr deutlich, dass vom Anfang der Spirale an sich sehr breite Rippen mit zwei Knoten einstellen, welche durch fünf bis sechs feine ge- trennt sind. Trotzdem ist aber Ancyloceras Ewaldi von der französischen Art wohl unterschieden: einmal hat Sncyloceras Audouli ebenso wie Ancyloceras gigas die sattelartige Einbiegung des graden Theils, ferner sind die Rippen, welche Knoten tragen, auffallend verbreitert, und zwar sowohl die auf der - Spirale, wie die am Hufeisen, und endlich hat es einen mehr. querovalen Durchschnitt, während Ancyloceras Ewaldi einen längsovalen besitzt. Der Weiteren ist eine gewisse Aehn- lichkeit von Ancyloceras Ewaldi mit Ancyloceras gigas nicht zu leugnen. Der Unterschied zwischen beiden ist jedoch darin zu ı) Catalogue descriptif des Ancyloceras appartenant a l’etage neo- comien d’Escragnolles et des Basses-Alpes. Lyon 1851. pag. 22. t. VI. No. 12 et t. VII. No. 12 bis. suchen, dass der grade Theil von letzterem nach der Intern- seite zu sattelartig eingebuchtet ist, bei ncyloceras Ewaldi jedoch gleichmässig schwach nach der Externseite gekrümmt _ verläuft, und dass ferner die dicken Rippen des Hufeisens bei Ancyloceras Ewaldi auf der Externseite kammartig erhaben sind, während sie bei #ncyloceras: gigas auf der Externseite meist verschwinden oder doch nur schwach angedeutet sind. Nur in der Nähe der Mündung ist ausnahmsweise und selten eine Rippe auch bei letzterer Art nicht unterbrochen. : Pıcrer !) vertheilt die Arten von Ancyloceras bekanntlich in zwei Sectionen. Die erste besitzt einen paarig, die zweite einen unpaarig getheilten oberen Laterallobus. Da die Erhaltung im Sandstein die Erkennung der Loben verhindert, lässt sich nicht entscheiden, welcher der beiden Sectionen 4ncyloceras Ewaldi angehört. Jedoch spricht der ganze Habitus dafür, dass es der _ zweiten Section einzuverleiben ist. Diese letztere umfasst fünf - Gruppen, welche auf die Art der Berippung gegründet sind. Unsere Art lässt sich jedoch in keiner derselben unterbringen, da Pıcrer keine Gruppe aufgestellt hat, in welcher der Anfang des spiralen Theils und das Hufeisen allein mit knotentragenden Rippen bedeckt sind, der übrige Theil des Gehäuses jedoch - einfache Rippen trägt. Es würde also für Ancyloceras Ewaldi und Audouli Asmızr?) eine sechste Gruppe aufzustellen sein, wenn es sich herausstellen sollte, dass die Pıcrer’schen Grup- pen in der That natürliche sind, wogegen manche Zweifel _ obwalten. 3. Ancyloceras (Toxoceras) obliguatum D’ORB. sp. Taf. XXVI. Fig. 2. 1840. Toxoceras obliguatum »’Ors., Pal. fr. terr. cret. t. I. pag. 486. t. 120. f. 1-4. ?1850. Toxoceras plicatile D’Ore., Prodrome II. pag. 101. 1861. Toxoceras obliguatum D’ORB. PıcTET, NMateriaux etc. Ill. p. 56. Sn Se DR a ER ae ee BEE ER ee 3 Fa Ze ee Ag Der einzige am Hoppelberg bisher gefundene Reprä- sentant dieser Art besteht aus einem 28 Centim. langem, ziemlich stark gekrümmten Fragment. Dasselbe besitzt fast regelmässig ovalen Querschnitt, doch ist die Internseite etwas breiter, als die Externseite.e Auf der Oberfläche ist das- 2 ' 4 1) Materiaux pour la paleontologie suisse III serie, II. pag. 40 ff. ERBE A 2) Pieter hat Ancyloceras Audouli der dritten Gruppe zugetheilt, _ deren Arten eine Spirale mit gleichgrossen, zahlreichen und knoten- losen Rippen haben. Es scheint dieser Irrthum dadurch hervorgerufen, dass er nur nach der Figur die Zutheilung vorgenommen, den betref- fenden Passus in der Beschreibung aber übersehen hat. selbe mit 22, etwa um ihre eigene Dicke von einander ge- trennten, starken Rippen bedeckt, welche auf der Internseite nur als schwache Linien erscheinen, auf den Seiten an Dicke langsam zunehmen und auf der Externseite am stärksten her- vortreten. Sie erleiden hier keine Unterbrechung. Während die 17 ersten Rippen einen fast geraden Verlauf haben, biegen sich die 5 letzten stärker nach vorn. Ich habe geglaubt, das in Rede stehende Fragment dem D’Orsıcny'schen Toxoceras obliguatum zuweisen zu sollen, trotz- dem »’Orsıcny’s Beschreibung und Abbildung davon in einigen Punkten abweicht. Zuvörderst ist aber in Erwägung zu ziehen, dass in der Paleontologie francaise selbst Beschreibung und Abbildung von einander abweichen; denn während die Beschrei- bung die Rippen „sehr schief“ nennt, zeigt die Abbildung die- selben fast grade. Es wird ferner gesagt, dass die Ventralseite glatt sei, und das zeigt allerdings auch die Abbildung. Nun besitzt aber die Berliner Sammlung ein ungewöhnlich schön erhaltenes Exemplar von Eseragnolles, welches deutlich erken- nen lässt, dass die Rippen auf der Internseite nicht unter- brochen, sondern als feine erhabene Linien vorhanden sind, Ja, zwischen je zwei solcher Rippen schaltet sich noch eine weitere ebenso starke ein, welche auf die Internseite beschränkt bleibt. Dasselbe Stück ist auch dadurch lehrreich, dass es zeigt, wie nur im Anfang des Gehäuses die Rippen keine wei- teren Verzierungen tragen, dass sich dagegen im weiteren Verlauf auf einzelnen stärkeren, durch einige schwächere ge- trennten Rippen an der Externkante und auf den Seiten (etwa anı Anfang des letzten Drittels ihrer Länge) je ein Knoten erscheint. Endlich zeigt dasselbe, dass das Ganze nicht bogen- förmig gekrümmt, sondern spiral aufgerollt ist, allerdings mit weit von einander abstehenden und sehr allmählich an Grösse zunehmenden Urmgängen. Die Sarmann’sche Etiquette zu die- sem Stück lautet: „Toxoceras plicatile v’Ors. (Prodrome): das starke Ende; Toxoreras obliquatum: die Spitze; beide zusam- men ein Ancyloceras!“ Das einzige, was die Literatur über 7o.o- ceras plicatile besitzt, sind die wenigen Worte in D’ORBIGAY’S. Prodrome II. pag. 101. Es ist aber daselbst nur gesagt: „pourvue de plis nombreux, doubles a la region ventrale, eflaces sur le dos.“ Letzteres trifft bei dem Stück von Escragnolles insofern zu, als von der Stelle ab, wo sich Knoten auf den Rippen bilden, diese auf der Externseite sich verflachen und fast verschwinden. Dagegen sagt die Diagnose des Pro- drome nichts von Knotenbildung auf den Rippen. Ich häbe daher, trotz der bekannten Zuverlässigkeit der Sarmann’schen Bestimmungen , Bedenken getragen, eine Zugehörigkeit des. Toxoceras plicatile zu Toxoceras obligquatum auszusprechen und EN) A BA 695 derselben in der Synonymie Ausdruck zu geben. Jedoch er- schien mir der Hinweis darauf von Wichtigkeit. ') Die Frage, welchem Niveau innerhalb der unteren Kreide die Schichten mit den eben beschriebenen Arten von An- cyloceras zuzutheilen sind, ist bereits durch Ewarp beant-. wortet. Gestützt auf das Vorkommen eines grossen „in- cyloceras — des oben als ..ineyloceras Ewaldi beschriebe- nen —- stellte er die betreffenden Schichten in das Niveau der französischen Ancylocerenkreide, oder in das Aptien. Diese Ansicht findet durch die neueren Funde ihre vollste Bestäti- gung. Während jedoch Aneyloceras Ewaldi, als neue Art, nur durch das Auftreten einer grossen Ancyloceras - Art überhaupt beweisend wirken konnte, hat sich zu diesem noch Ancyloceras gigas als eine der wichtigsten Arten der Ancylocerenkreide gesellt, und zwar in grösserer individuenzahl, als Aneyloceras Ewaldi. In der Vergesellschaftung dieser beiden grossen Arten ist denn allerdings eine sichere Analogie mit dem Erscheinen so zahlreicher, grosser Vertreter derselben Gattung in Südfrankreich vorhanden, welche nur dadurch modifieirt wird, dass der Hoppel- berg bisher nur drei Arten geliefert hat, also im Gegensatz zum südlichen Frankreich auffallend artenarm erscheint, was jedoch mehr in der kurzen Zeit der Ausbeutung seines Quadersand- steins, nicht aber in einem thatsächlichen Fehlen anderer Arten begründet sein dürfte. — Haben wir es also bezüglich der beiden Ancyloceras- Arten mit typischen Petrefacten des Aptien zu thun, so tritt uns in „/ncyloceras obliguatum eine Form entgegen, welche bisher auf das obere Neocom beschränkt zu sein schien. Zwar giebt Pıcrer (l. c. pag. 57) an, dass Toxoceras plicatile D’ORrep. vielleicht auch in einer Schicht zwi- schen Neocom und Gäult vorkomme, wodurch — falls sich die oben als wahrscheinlich hingestellte Identität von Toxoceras. obliquatum und plicatile bestätigen sollte — der Beweis geliefert wäre, dass auch diese Art in ein höheres Niveau hinaufsteigt. Vorläufig darf man aber in Ancyloceras obligquatum nur eine Art erblicken, welche, wie so manche andere, auch in das Aptien hinaufsteigt und ein Bindeglied mehr zwischen Neocom und Gault darstellt. — Die Stellung der fraglichen Schichten in’s Aptien ist somit unzweifelhaft; jedoch ist die Verschiedenheit der Meinungen, ob. man im Aptien oberes Neocom oder un- 1) Pıcrer (l. c. pag. 56) bemerkt, dass er ein Stück besitze, wel- ches ihm zu Zoxoceras obliquatum zu gehören scheine und ein deut- liches Hufeisen besitze, dagegen des spiralen Theils ermangele. Nach Obigem muss es zweifelhaft sein, ob dasselbe in der That zu 7oxo- ceras obliguatum gehört. teren Gault zu erblicken hat, noch nicht ausgeglichen. Für mich sind die scharfen, kritischen Beweismaterialien, welche im Ewarp’schen Aufsatz über die Grenze zwischen Neocom und Gault!) zu Gunsten des Gaultcharakters der Aptien-Schich- ‘ten niedergelegt sind, heute noch in voller Gültigkeit; und darin befinde ich mich ja mit den meisten norddeutschen Pa- laeontologen in Uebereinstimmung, Was EwaıLp aber vom palaeontologischen Gesichtspunkt aus für Südfrankreich bewiesen hat, wird in der Halberstädter Gegend ausser von diesem auch noch vom stratigraphischen und petrographischen Gesichtspunkt bestärkt und bestätigt. Es war schon in der Einleitung er- wähnt, dass hier in der unteren Kreide zwei parallel verlau- fende Quader- Höhenzüge zu verfolgen sind, deren liegender von echtem Neocom, deren hangender von den Ancyloceras- führenden Schichten gebildet wird. Abgesehen von ihrem pa- laeontologischen Inhalt sind beide auch orographisch fast überali leicht zu scheiden, denn fast in ihrem ganzen Verlauf sind sie durch eine mehr oder minder deutlich ausgesprochene Einsen- kung, die bis zu tiefer Thalbildung fortschreiten kann, ge- trennt; und auch petrographisch sind sie meist leicht zu unter- scheiden, insofern der Neocomquader grobkörnig, meist stark 'eisenschüssig und daher intensiv gelb oder röthlich gefärbt ist, während der Gaultquader sich feinkörniger, lockerer (allerdings einzelne sehr harte, quarzitische Bänke einschliessend) und grösstentheils von weisser, hellgrauer oder hellgelber Farbe zeigt. — Es wird also die Grenze vom Neocom zum Gault im nordöstlichen Theil des Harzrandes nicht nur palaeontologisch, sondern auch durch die äussere Erscheinungsweise beider Ab- lagerungen zum Ausdruck gebracht. Schliesslich sei nochmals darauf hingewiesen, dass sich die hier beschriebenen Fossilreste bisher nur in den lie- gendsten Schichten des Gaultquaderzuges gefunden haben, dass also auch vorläufig nur das Liegendste desselben als Aptien angesprochen werden kann. Zwischen diesen Schiehten und der oberen Grenze ist aber noch ein mächtiger, bisher versteinerungsleerer Schichtencomplex entwickelt, welcher nun- ‚mehr vermuthlich als Aequivalent des mittleren und oberen Gault anzusehen sein wird. Jedenfalls findet EwaLp’s An- nahme, dass dieser Quaderzug „sämmtliche Glieder des Gault umfasse“, nach diesen bisherigen Beobachtungen eine weitere Bestätigung. 1) Diese Zeitschr. Bd. VIII. 1856. pag. 160. Erklärung der Tafeln XXV und XXVI. Tafel xXXV. g. 1. Ancyloceras Ewaldi nov. sp. Exemplar der Rınpau’ schen Sammlung, an welchem die Spirale schön erhalten ist. Die vier one 2 Tafel XXVL Sammlung. Es ist nur das Hufeisen dargestellt, da die Gestalt des geraden Theils durch die Abbildung des ersten Exemplars auf Tafel AXV. gend erläutert ist. Natürl. Grösse. Fig. 2. Ancyloceras (Toxoceras) obliquatum v ’Ors., das einzige, _ bisher aufgefundene Windungsfragment. Es zeigt im Vergleich zu D’Orzıcny’s Abbildung in der Pal&ontologie francaise eine viel stärkere Pens bei sonst durchaus gleicher Sculptur der Oberfläche. entragenden Rippen an letzterer sind mit a, b, e, d bezeichnet. Fie ig. 1. yloceras Ewaldi nov. sp. Exemplar der Ewarpv’schen Sau 2, Ueber das Vorkommen von Phosphorit- und Grün- sand - Geschieben in Westpreussen. Von Herrn M. Hoyer ın Swaroschin beı Dirschau. Das Auftreten der Phosphorite als Diluvialgeschiebe im Ge- biete der unteren Weichsel constatirte Herr Jextzsch im Herbste vergangenen Jahres durch Auffindung solcher am Nogatufer bei Marienburg. Gemeinschaftlich mit demselben beobachtete ich das Vorkommen derselben bei Dirschau und Gross - Gärtschau. Da eine technische Ausbeutung dieses Mineralvorkommens auf ursprünglicher Lagerstätte in den Bereich der Möglichkeit gezogen werden konnte, so habe ich versucht, sowohl das Ver- breitungsgebiet, als auch die ursprüngliche Lagerstätte dessel- ben festzustellen. In geradezu überraschender Häufigkeit finden sich die- selben in einer Grandablagerung bei Langenau, zwischen Dir- schau und Danzig, wo dieselben wohl an 10—15 pCt. der Geschiebe betragen mögen. Nördlich ist ihr Vorkommen sicher bis nach Danzig constatirt, Östlich bis nach Pr. Stargard. Weiter südlich habe ich ihr Auftreten bei Klungwitz im Kreise Schwetz nachweisen können. Auf dem rechten Weichselufer sind als Fundpunkte Marienwerder') und Marienburg anzu- führen. Eine weitere Verbreitung stromaufwärts ist natürlich nicht ausgeschlossen, jedoch noch nicht mit Sicherheit beob- achtet. Das Vorkommen dieser Phosphoritgeschiebe im Dilu- vium würde sich diesen meinen Beobachtungen zu Folge auf das Gebiet der unteren Weichsel beschränken und zwar in der Weise, dass das Weichselthal selbst in jene Diluvial-Ab- lagerungen, welche die Phosphoritgeschiebe führen, einge- schnitten ist. Auf diesem Flächenraum sind jedoch die Phos- phorite nicht an allen Punkten gleichmässig verbreitet, sondern strichweise lässt sich ihr Auftreten in grösserer oder geringerer Anzahl wohl beobachten, wie der beifolgende Holzschnitt zeigt. Die Phosphorite finden sich in Form von unregelmässigen serundeten Knollen, mit glatter fettglänzender Oberfläche und von tiefschwarzer Farbe. Sehr selten erscheint, wohl in Folge der Verwitterung, die Oberfläche matt, und eine graue, dünne 1) JentzscHh, Schriften d. physik.-ökon. Gesellsch. 1879. pag. 69. a Sn ara BER m u En nr SFR, ar a ara TEN, 2 a an 5 re” Fe ef a a 3) 2 0 ar TE e Segen x o Zklungwir-\ D“ = = 9 —— oGraudenz 2 5) 2 == 3 == / ESS u ? 2 ,% 40: Say "7 oO Er # 272% Schwetz 7 ir -1c 4 2 aCulm “ 7: a 7 a N Das, N? | 2 BZ Bromberg. N Mu of a Verbreitungs- Besonders massen- bezirt haftes Vorkomen. Rinde hüllt den im übrigen schwarzen Kern ein. Bis jetzt habe ich noch nie solche gefunden, die durch ihre geschrammte und dekritzte Oberfläche die Spuren eines längeren Transports verriethen. Als charakteristisch erweisen sich glatte, gerundete, grös- sere und kleinere, wasserhelle, milchigweisse oder graue Quarz- körner, welche in der eigentlichen Grundmasse eingeschlossen sind; wenn diese Körner herausfallen, so erhält die Oberfläche der Knollen ein eigenthümlich löcheriges Aussehen. Ihr Inneres zeigt eine der Oberfläche concentrich schalige Structur, häufig auch scheint es, als ob mehrere kleinere Knollen späterhin durch hinzukommende Phosphoritmasse zu einem grösseren Ganzen verkittet worden wären. Ihre Grösse schwankt zwischen der eines Tauben- bis Hühnereies. Die grösste von mir gefundene Knolle mag wohl das Volumen von zwei Fäusten besitzen und wiegt 1;75 Kilo. Nach dem, was eben über die Sauchar ee: Koeln RE sagt ist, glaube ich dieselben als auf ursprünglicher Lagerstätte gebildete knollige Concretionen auffassen zu müssen und nicht etwa, als durch den Eistransport aus grösseren ne, zer- kleinerte und abgerundete Geschiebe. Zwei Analysen haben Herrn Rırruausen für Ale han. mensetzung dieser Phosphorite folgende Resultate ergeben: A. Dunkelgefärbtes Stück: Enthält wenig orga- nische Substanz und entwickelt beim Glühen sehr schwach den Geruch nach verbrennendem Horn. Die Analyse ergab: Unlöslich in Salpetersäure . . . . 8,40 Phosphorsäure (mit molybdänsaurem Ammoniak a u Kalk (Cao) . . a Bisenoxyd (F&,0,)). . ...... 2 Glühverlust, Kohlensäure und sonstige Substanzen wurden quantitativ nicht- bestimmt. B. Hellergefärbtes Stück: Unlöslich in Salpetersäure . . . . 26,27 Phosphorsäure, .. =. 2 280 u 02 Da5 Kalka. 2... wre Eisenoxyd. m 2. mr. ah Auch hier wurden sonstige Bestandtheile nicht bestimmt. Von Petrefacten, welche in den Phosphoritknollen vor- kommen, habe ich bis jetzt’ beobachtet: l. sSpongia® Eine Knolle zeigt ein undeutliches grob- maschiges Gewebe. | 2. Nautilus sp.') | 3. Lamna-Zähne, lose, aber in Phosphorit verwandelt. Diese jedenfalls wenigen und theils (die ?,Spongia) frag- würdig erhaltenen Petrefacten würden wohl keinen Schluss auf dis ursprüngliche Lagerstätte unserer Phosphorite ziehen lassen, wenn nicht zu gleicher Zeit mit jenen, ganz merkwürdige, Phosphorite in grösseren und kleineren Knollen führende Grün- sandschollen im Diluvium eingebettet vorkämen, welche sehr wohl einen ungefähren Schluss auf die Formation, durch deren Zerstörung die Phosphorite in unser Diluvium gekommen sind, ziehen lassen, D) Die ins Species fand ich bei Langenau und übergab die- selbe Herrn JEnTzscHh zur genaueren specifischen Bestimmung, welche derselbe jedoch bis jetzt nicht vorgenommen hat. 701 Die erste Auffindung einer grösseren phosphoritführenden _ Grünsandscholle auf der Feldmark Swaroschin datirt vom Herbste vorigen Jahres. Auf meine diesbezügliche Mitthei- lung konnte mir Herr Jentzsch von einem ähnlichen, von ihm selbst beobachteten Vorkommen nicht weit davon bei Ulkan Nachricht geben. Das massenhafte Vorkommen der. Phospho- rite bei Langenau durfte mich dann wohl auch auf mit ihnen vergesellschaftete Grünsandgeschiebe hoffen lassen — und ich fand meine Erwartung nicht getäuscht. Durch die grossartigen Erdarbeiten begünstigt, war es mir in diesem Jahre möglich, eine grosse Anzahl dieser -Geschiebe aufzufinden. Alle zeigen eine mehr oder minder abgerundete Form; in ihre weiche Masse finden sich oberflächlich grössere und kleinere Gerölle der verschiedensten Art eingepresst, ein Beweis dafür, dass sie während ihres Transportes einem ge- wissen Druck ausgesetzt waren. Ihre Consistenz ist etwa die eines fetten Thones; manche sind aber etwas sandiger und zer- fallen leicht an der Luft. Mit Salzsäure behandelt brausen sie stark, was auf einen hohen Carbonatgehalt hindeutet. Jedoch nur verhältnissmässig wenige dieser Gründsandgeschiebe sind phosphoritführend, jedenfalls ist aber nur die einzige Möglich- keit denkbar, dass die Phosphoritknollen und die Grünsand- geschiebe Reste einer und derselben Ablagerung, oder mit anderen Worten, genetisch gleichzeitig sind. Meine Annahme gewinnt noch umsomehr an Wahrscheinlichkeit, als sich genau dieselben Quarzkörner in den Phosphoriten wie in den Grün- sandgeschieben finden. Es bleibt nun noch die Bestimmung der Formation übrig, welche wir als ursprüngliche Lagerstätte unserer Phosphorite anzusehen haben, und da, wie schon oben bemerkt, die we- nigen Petrefacten sich als unzureichend erweisen, so bleibt nur die petrographische Beschaffenheit übrig, um mit deren Hülfe an der Hand schon bekannter Thatsachen einen Schluss zu ziehen. Eine directe Aequivalenz mit den bernsteinführenden Schichten des Samlandes kann ich vorläufig noch nicht an- nehmen, da sich auch nicht eine Spur von Bernstein in den Grünsandgeschieben voriand. Die einzige Möglichkeit wäre die, dass an die Facies der „blauen Erde* in Westpreussen zu denken wäre, eine Vermuthung, die allerdings keine andere Wahrscheinlichkeit für sich hat, als dass an einem Punkte im Samlande (Georgswalde) in der blauen Erde ebenfalls Phosphoritknollen gefunden wurden. Berenpt!) beschreibt das Vorkommen einer 12:14 ZoW 2) Zeitschr. d. d. geol. Ges. XXIl. pag. 908. Zeits. d. D. geol. Ges. XXX. 4. 45 RETTET En mächtigen Bank von haselnuss- bis faustgrossen Phosphorit- knollen bei Grodno am Niemen, welche den dortigen senonen Kreideschichten eingelagert ist. Mit dieser Beobachtung scheint eine von mir gemachte übereinzustimmen, nach welcher ich auch in Kreidegeschieben | Phosphoritknollen beobachtet habe. Es scheint mir daher, dass die westpreussischen Grün- sandgeschiebe als die Repräsentanten eines bisher noch nicht anstehend beobachteten obersenonen oder tieftertiären Hori- zontes aufzufassen sind. Hierüber können natürlich nur Boh- rungen genauen Aufschluss geben; eines scheint mir aber voll- ständig sicher: Die Grünsandgeschiebe können vermöge ihrer geringen Oohärenz keinen weiten Transport ausgehalten haben, ihre ursprüngliche Lagerstätte muss daher in Preussen zu suchen sein, eine Folgerung, durch die ein weiterer nicht un- interessanter Beitrag zur Verschleppung einheimischer Gesteine geliefert wird. u N 22 a ne A a4 7, N 703 3. Dechenella, eine devenische Gruppe der Gattung Phillipsia, Von Herrn EmanverL Kayser ın Berlin. Hierzu !;Tafel XXVI. Im vorigen Jahre erhielt ich aus der Gegend von Hagen in Westfalen eine Sendung von schwarzen, verkalkten Verstei- nerungen, die sich bei näherer Untersuchung als dem Stringo- cephalen - Niveau angehörig zu erkennen gaben. Unter diesen Versteinerungen befanden sich auch Bruchstücke vom Kopf und Schwanz eines mir bis dahin unbekannten Trilobiten (Taf. XXVII. Fig. 1 u. 2). Das lange, vielgliedrige Pygidium legte zwar sogleich die Vermuthung einer Verwandtschaft des Fossils mit Phillipsia nahe; allein die von derjenigen der typischen Phillipsien sehr abweichende Bildung des Kopfes mit seiner breiten, sich nach vorn rasch verschmälernden, stark zerlappten Glabella liess jene erste Vermuthung wieder un- sicher erscheinen. Bei näherem Literaturvergleich ergab sich nun eine grosse Aehnlichkeit, wenn auch nicht völlige Uebereinstimmung der interessanten Form mit dem durch BurmEIsTer schon vor langer Zeit!) unter der Bezeichnung Trilobites verticalis abge- bildeten Kopf- und Rumpffragmente (Taf. XXVIl. Fig. 7 — Copie nach Burmeister). Die Burmeister’sche Art stammt aus dem Kalk von Bensberg unweit Cöln, den man an die Basis des Stringocephalenkalks oder, vielleicht richtiger, an die Decke der Calceola-Schichten zu setzen hat, mithin aus einem etwas tieferen Niveau, als der Trilobit von Hagen. Dass die- selbe Art auch anderweitig vorkommt, zeigten mir zwei fragmen- tarische, der hiesigen Universitätssammlung angehörige Exem- - plare, die in einem weichen, gelblichen, glimmerreichen, wahr- scheinlich v. DECHEN’S: T.ansoschiefer zuzurechnenden, aus der Gegend von Sundwig bei Iserlohn stammenden Grauwacken- schiefer eingebettet sind. Ausserdem aber besitzt die Univer- sitäts - Sammlung noch ein paar schon vor längeren Jahren durch Herrn SArres angefertigte Kautschukabdrücke des näm- 2) Organis. d. Trilob. 1843. pag. 14. t. 5. f. 9a. 45* 704 lichen Trilobiten aus dem Mitteldevon der Gegend von Elber- feld, von welchen einer auf Taf. XXVIH. Fig. 6 abgebildet worden ist. eg Die Bensberger Art ist demnach auf der linken Rheinseite ziemlich weit verbreitet. Dass aber auch die von ihr specifisch verschiedene Art des Stringocephalenkalks von Hagen eine grössere Verbreitung besitzt, lehrten mehrere, in der Sammlung der geologischen Landesanstalt aufbewahrte Pygidien, die einem dunklen, ebenfalls dem Stringocephalen- Niveau angehörigen Kalk der Gegend von Pelm bei Gerolstein entstammen (Taf. XX VII. Fig. 4 u. 5). Auf derartige Pygidien bezieht sich jedenfalls die Angabe von StEInIngGEr über das Vorkom- men von Archegonus aequalis Burn. im Kalk der Eifel.) Von dem zu diesen Schwänzen gehörigen Kopfe ist mir nur das Fig. 4 abgebildete Fragment bekannt geworden, welches ich in diesem Sommer von Gerolstein mitgebracht habe. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Trilobit die Art ist, die BAr- RANDE im Sinne gehabt hat, wenn er in seinem grossen Trilo- bitenwerke °) von einer von ihm in der VerseviL’schen Samm- lung gesehenen, sehr schönen, noch unbeschriebenen, 10 Rumpf- ringe besitzenden PAillipsia aus dem Eifler Kalk spricht, für die er den Namen /’h. Verneuili vorschlägt. Eine gemeinsame Eigenthümlichkeit der beiden Arten liegt in ihrer von den carbonischen Phillipsien wesentlich abwei- chenden Gestaltung der Glabella. Man pflegt bekanntlich die Gattung Phillipsia in die 3 Gruppen oder Sectionen Phillipsia im engeren Sinne, Griffithides und Brachymetopus einzutheilen. Die eigentlichen Phillipsien besitzen eine länglich ovale, sich nach vorn allmählich verschmälernde, mit 3 nicht sehr starken Seitenfurchen versehene Glabella. Griffithides dagegen hat eine nach vorn breiter werdende, keulenförmige, meist aufgeblähte ' Glabella ohne deutliche Seitenfurchen, und Brachymetopus endlich ist durch eine überaus kleine, ei- oder keulenförmige Glabella ausgezeichnet. Die Glabella unserer beiden rhei- nischen Formen zeigt mit keiner der genannten Gruppen eine 1) STEININGER, Geogn. Beschreibung der Eifel 1853. pag. 88. — Archegonus aequalis BurMm. (Org. Tril. t. 5. f. 3) ist eine zu Phullipsia gehörige Art aus dem älteren Kohlengebirge von Altwasser in Schle- sien, die BURMEISTER mit H. v. Meyrr’s Calymene? aequalis aus dem Culm von Herborn in Nassau vereinigt hat. Diese letzte Form, die später von den Brüdern SANDBERGER (Rhein. Schichten Nassau’s t. 3. f. 4) unter dem neuen Namen Cylindraspis latispinosa beschrieben wurde, ist wahrscheinlich ebenfalls eine Phillipsia, wenn auch von der Form von Altwasser specifisch verschieden. 2) Syst. Sil. Boh. I. (1852) pag. 478. fe re" ne a “ et 705 nähere Uebereinstimmung. An der Basis sehr breit, verschmä- lert sie sich nach vorn zu sehr rasch, und erhält durch die langen, starken Seitenfurchen ein auffällig zerlapptes, an Caly- mene erinnerndes Aussehen. Zieht man ausserdem die im Vergleich zu den carbonischen Phillipsien grössere Zahl der Rumpfringe (10 statt 9), sowie den weiteren Umstand in Be- tracht, dass die beiden rheinischen und — wie wir sehen werden -— auch die mit ihnen verwandten fremden Arten ganz auf das Devon beschränkt sind, so will es zweckmässig er- scheinen, für diese Formen einen besonderen Sectionsnamen aufzustellen, und als solchen möchte ich die Bezeichnung Dechenella vorschlagen. Ich gehe nun zunächst zur wenn der beiden rhei- nischen Arten über. Dechenella Verneuwili BarR. Sp. Taf. XXV1. Fig. 1—9. Kopfschild parabolisch, von einem nach vorn allmählich breiter werdenden Randsaum umgeben, mit kurzen Hörnern an den Hinterecken. Die ziemlich stark gewölbte, scharf be- grenzte, nahe bis an den Randsaum reichende Glabella ist an der Basis breit, verschmälert sich aber nach vorn rasch und ‚ endigt mit gerundeter Spitze. Sie ist mit 3 Paar deutlichen Seitenfurchen versehen, von denen das vorderste am schwäch- sten und kürzesten ist. Ein weiteres viertes Paar ist nur an- gedeutet. Das hinterste Paar ist sehr tief und verläuft in flachem Bogen bis zur Nackenfurche, wodurch an der Basis der Glabella jederseits ein dreieckiger Lappen abgetrennt wird. Ein anderer, sehr kleiner Lappen liegt vor der hintersten Seitenfurche, unweit ihres Hinterendes, und wird durch zwei quer von der Hauptfurche auslaufende, sich sehr bald vereini- gende Nebenfurchen gebildet. Nackenring ziemlich schmal, aber deutlich begrenzt. Zu beiden Seiten desselben erhebt sich ein starker Höcker. Wangen flach gewölbt, am Hinterrande schwach leistenförmig verdickt. Die ziemlich grossen, halb- mondförmigen Augen sehr nahe an die Glabella herangerückt. Ihre Oberfläche glatt (?). Zwischen Augen und Hinterecken liegt eine etwas erhobene, scharf begrenzte, dreieckige Partie. Die Gesichtsnähte verlaufen vor dem Auge in einer zuerst auswärts, dann stark einwärts geschwungenen Linie getrennt an den Vorderrand, hinter dem Auge aber schräg auswärts gegen den Hinterrand, den sie unter spitzem Winkel schneiden. Rumpf aus 10 Segmenten zusammengesetzt. Axe ziemlich schmal, mässig stark gewölbt. Seiten flach gewölbt, Rippen nach dem Rande zu sich ein wenig nach hinten umbiegend. Pygidium verlängert halbkreisförmig, von einem ziemlich breiten, glatten Rand umgeben. Axe schlank, deutlich be- grenzt, bis an den Randsaum reichend, aus mindestens 16 Ringen bestehend, von denen erst die allerletzten undeutlich werden. Die Rippen der Seitenlappen ebenfalls sehr zahlreich und markirt. Der ganze Körper ist granulirt, am stärksten die Glabella. ‘Fundort und Niveau: Stringocephalenkalk von Ha- gen in Westfalen und Pelm in der Eifel. Dechenella verticalis Burn. Sp. Taf. XXVI. Fig. 6, 7.) Diese der vorigen im Allgemeinen ähnliche Art unter- scheidet sich dennoch leicht durch ein kürzeres, mehr halb- kreisförmiges, von einem schmaleren Randsaum umgebenes und nicht mit Hörnern versehenes Kopfschild, eine breitere, stum- pfer endigende Glabella, etwas weiter von dieser letzteren entfernte Augen, eine breitere Körperaxe und ein kürzeres Pygidium. Fundort und Niveau: Im Lenneschiefer (?) von Iserlohn und Elberfeld und im Kalk von Refrath unweit Cöln (nach BURMEISTER). Sehen wir uns jetzt nach weiteren, unserer neuen Gruppe zuzurechnenden Arten um, so könnte vielleicht zunächst ein aus dem devonischen Kalk von Schübelhammer stammender Trilobit in Betracht kommen, den Graf Münster ?) unter dem Namen Otarion elegans°), GümBEL aber*) als Trilobites elegans beschrieben und abgebildet hat. Diese sehr kleine, in Fig. 8 in 6facher Vergrösserung abgebildete Art, mit der GüMmBEL auch Münster’s Otarion pygmaeum °) vereinigt, erinnert in der Gestalt ihrer Glabella sehr an die oben beschriebenen rhei- nischen Arten. Sie ist indess leider zu unvollständig bekannt, 1) Der Verlauf der 2 hintersten, in die Nackenfurche einmündenden Seitenfurchen der Glabella ist in der Burmeister’schen Abbildung (Fig. 7) offenbar nicht ganz correct dargestellt. 2) Beitr. z. Petrefactenk. V. pag. 114. t. 10.f. 2. 3) Die Gattung Otarion wurde 1833 von ZENKER für eine von ihm aus nicht zusammengehörigen Theilen construirte Trilobitengattung aufgestellt. Vergl. Bronx. Index Palaeontol. pag. 886; BURMEISTER, Organ. Trilob. pag. 67; BArRANDE, Trilob. I. pag. 24 unten. *#) Geogn. Beschreib. d. Fichtelgeb. pag. 496. t. B. f. 38, 39. 5) ibid. f. 40, 41. ‚707 — die Lage der Augen hat noch nicht mit Sicherheit ermittelt werden können — als dass ein bestimmtes Urtheil über ihre - Verwandtschaft mit Dechenella möglich wäre. Wenn somit die Zugehörigkeit des Fichtelgebirger Trilo- biten zu unserer Gruppe zweifelhaft bleiben muss, so treffen wir dagegen im nordamerikanischen Devon wenigstens eine Art an, die derselben mit Sicherheit zugerechnet werden darf. Es ist das die kleine, durch Harı unlängst !) unter der Be- nennung Proetus Haldemanni aus den Hamilton - Schichten von New-York und Pennsylvanien abgebildete Species. Taf. XX'VIM. Fig. 9 ist eine Copie der Harn’schen Abbildung und wird die grosse Aehnlichkeit der amerikanischen Art namentlich mit Dechenella verticalis sofort erkennen lassen. Indess weist schon die etwas geringere Zahl der Axenringe des Pygidiums auf die specifische Verschiedenheit der Hart’schen Art hin. Ausser dieser Form aber ist wahrscheinlich auch Conrap’s Calymene marginalis aus dem Tullykalk von New-York zu Dechenella zu stellen. Diese von Harz ebenfalls als Proatus bestimmte Art?) besitzt zwar ein aus noch weniger Seg- menten zusammengesetztes Pygidium (nur ca. 10 deutliche Axenringe)°); allein auch bei ihr ist die Glabella ganz analog gestaltet. Beide amerikanische Arten haben, ebenso wie die rheinischen Dechenellen, 10 Rumpfringe. Erklärung der Tafel XXVIL Fig. 1—3. Kopfschild, Schwanz und Rumpfstück von Dechenella Vernewli Barr. sp. aus dem Stringocephalenkalk von Hagen. — Origi- nalien in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Fig. 4, 5. Kopfrest und Schwanz derselben Art aus dem Stringo- cephalenkalk von Pelm bei Gerolstein. — Sammlung der Landesanstalt. Fig. 6. Dechenella verticalis Burm. sp. Vollständiges, nach einem Kautschuckabdruck gezeichnetes Exemplar aus dem Lenneschiefer von Elberfeld. — Sammlung der Universität. Fig. 7. Kopf und Rumpfrest derselben Art aus dem Kalk von Bensberg. Copie nach der nicht ganz correcten Abbildung BURMEISTER’S. Fig. 8. Dechenella? elegans Münstr. sp. aus dem Kalk von Schü- belhammer, 6fach vergrössert. Copie nach GÜMBEL. ' Fig. 9. Dechenella Haldemanni HaıL sp. aus den Hamiltonschich- ten Amerikas, 2fach vergrössert. — Copie nach Harz. 2) Illustrations of devonian fossils, Crustacea, t. 21. f. 7—9. 1876. Ar lsert.oot f. 24-28. 3) In der geringen Zahl der Axenringe des Pygidiums spricht sich bei den fraglichen amerikanischen Formen eine nähere Beziehung zu der Gattung Proetus aus, als bei den rheinischen Dechenellen. « 4. Ueber die Vanadinerze aus dem Staat Cordoba in Argentinien. ; Von Herrn C. Rımmeıssere ın Berlin. Bisher hat man Vanadinerze an verhältnissmässig wenigen Punkten gefunden. Am häufigsten ist noch der Vanadinit oder das Vanadinbleierz, in welchem Der Rıo das Vanadin entdeckte, wenngleich seine Natur erst viel später durch WÖHLER erkannt wurde. Ausser Mexico (Zimapan) ist Kärn- then (die Obir) ein Fundort dieses Erzes, und ich habe an diesem Vorkommen schon vor 24 Jahren!) die Form und die Zusammensetzung bestimmt und gezeigt, dass es mit dem Pyromorphit, Mimetesit und Apatit isomorph ist. Sonst kennt man den Vanadinit noch von Beresow, Schottland, Undenäs in Schweden und aus Südafrika. Die übrigen Vanadinerze sind weit seltener. In neuester Zeit hat sich jedoch in Südamerika, und zwar in der Sierra de Cördoba in Argentinien, eine neue und, wie es scheint, ergiebige Fundstätte von Vanadinerzen aufgethan, um deren Auffinung sich Herr Dr. Brackegusch, Prof. der Mineralogie an der Universität von Cordoba, ein grosses Ver- dienst erworben hat. Derselbe sandte mir vor einiger Zeit eine grössere Zahl der dortigen Vorkommnisse, und ich erkannte daran die Gegenwart von Vanadinit und von Descloizit. Auf meinen Wunsch, etwas Näheres über das Vorkommen dieser Erze zu erfahren, theilte Herr BrAckeguscH mir u. a. eine von ihm varfasste Abhandlung: Las especies minerales de la Re- püblica Argentina, Buenos Aires 1879, mit und fügte derselben einige handschriftliche Zusätze bei. Danach hat er die Vanadinerze Anfangs dieses Jahres an vier Stellen der Sierra de Cordoba getroffen, nämlich auf einem Gang bei Aguadita, nahe dem Pass von Montoya, süd- lich von Pichana, ferner in der Grube Venus des Depart. de Minas, etwa zwei Leguas südlich von Aguadita, ferner in den Gruben Bienvenida und Agua de Rubio. Endlich ist der 2) Pocc. Ann. 98, 649. 22.109 Descloizit von ihm später auch in der Provinz San Luis, östlich von Santa Barbara, in Begleitung von Bleiglanz, Mat- lockit, Malachit und Linarit entdeckt worden. I. Desecloizit. Im Jahre 1854 beschrieb Des CLoizEAux ein krystallisirtes, angeblich aus Argentinien stammendes Mineral, von welchem sich einige Stücke in Paris befanden, welchem Damour den Namen jenes Forschers beilegte.!) Später bewies A. SCHRAUF, dass auch der Vanadinit von Kärnthen von Decloizit be- gleitet wird.?) . x Dauovr hatte in dem Descloizit 24,80 pCt. Vanadinsäure, 60,40 Bleioxyd, 2,25 Zinkoxyd, 5,87 Manganoxydul, 1,48 Eisenoxydul, 0,99 Kupferoxyd, 0,35 Chlor und 2,43 Wasser gefunden. Indem er Mangan, Eisen, Kupfer, Zink und Wasser als beigemengt ansah, hielt er den Descloizit für ein Halb- vanadat von Blei, Pb? V?O’, während das Ganze, wenn jene Oxyde und das Wasser dem Mineral angehören, zu einem _ Drittelvanadat, R?V?O° + ag, wird, in welchem R:Pb — E11: 2°ist. | Allein Damour’s Analyse, mit nur 0,5 Grm. in jedem seiner zwei Versuche angestellt, lässt erkennen, dass die Me- thode nicht geeignet war, ein richtiges Resultat zu liefern, und der Wassergehalt kann unmöglich zu den Metalloxyden ge- hören, dazu ist er viel zu gross. Das reiche Material, welches zu meiner Verfügung stand, erlaubte eingehende und wiederholte Versuche, während Herr Wessky auf meinen Wunsch sich der krystallographischen Seite der Arbeit angenommen und seine Resultate gleichzeitig publieirt hat, wodurch die früheren Des CLoizeaux’s wesentlich erweitert sird. °) es habe A dunkle und B helle Krystalle analysirt, deren V. G. 6,080 resp. 5,915 ist, und gebe die Mittel an: A, B. Chlor 2a 2 rare 0,24 Vanadınsaure®'.: . 22/74 Bleioxyd . . . . 56,48 94,35 Zunkoxyd 4% 3. %.. 16,60 20,93 Manganoxydull . . 1,16 Wasser. „las 01.2584 Spur 99,56 ») Ann. Chim. Phys. (3) 41, 72. 2) Pocc. Ann. 116, 355 ®) Monatsber. d. Berl. Al d. Wiss. 1880. pag. 672. 710 Hieraus folgt, dass der Descloizit eine ni Ver- bindung von Viertelvanadaten ist [| R3 v2 O8 IR MR} und da Pb und Zn offenbar zu je 1 At. vorhanden sind, j Pb V?0°’ + aq] \ Zu V:O0? + aq [ wonach 22,60 V?O°, 55,14 PbO, 20,03 ZnO und 2,23 HO vorhanden sein müssen. Dies ist die Mischung der äusserst seltenen hellen Kry- stalle; in den braunen ist 1 At. Mangan gegen 9 bis 17 At. Zink vorhanden. Wenn der geringe Chlorgehalt dem Mineral angehört, so hat er doch auf die Formel kaum Einfluss, da dann Pb Ci? gegen 35 R? V?O° vorhanden wäre. Die Formel des Descloizits ist aber analog denen des Libethenits und Olıvenits, Libethenit = Cu* P? 0° + aq Olivenitt = Cu? As? 0° + ag. Auf die Formenähnlichkeit dieser Mineralien wurde Des CLoIzEAUX schon in seiner Arbeit geführt, und meine Analysen beweisen auch in diesem Fall die Isomorphie der Vanadate, Phosphate und Arseniate. R? V?O° + aq oder IL: Vanadınit. An sehr vielen Exemplaren wird der Descloizit von den sehr kenntlichen sechsseitigen Prismen des Vanadinits begleitet, dessen V. G. 6,635 ist. | Auch hier ist A eine braune, B eine gelbe Abänderung. Chor? 7 40.25..52:96 2,19 Vanadinsäure. . 18,40 20,88 Phosphorsäure . 0,76 1,05 Bleioxydta.)... .-ı. 46,78 74,22 Zinkoxydi'..... . 2.094 2,48 Die bekannte Formel Pb Cl? + 3 Pp?V? 0° wird lediglich bestätigt. han DE NE Se re 71 Die vorstehenden Resultate sind von mir bereits im Juli d. J. der hiesigen Akad. d. Wissensch. vorgelegt worden. Vor wenigen Tagen erhielt ich einen Brief von Herrn Dr. An. Dörisc, Prof. der Chemie an der Universität zu Cördoba, in welchem Derselbe zunächst drei Analysen von Descloizit mittheilt, deren Resultate ich hier sogleich anreihen möchte. 1. 11. II. Chlor 3... 2...2..,.04 0,08 0,27 Vanadinsäure- =. 20,78 ° 22,59. 21,85 Arsensäure . . . 0,23 0,27 0,30 Bileıaxyd .. „u. 06,80. 36,00. 56,01 Zinkesyd =... 10,92 ,.411,02,-..,87,96 Manganoxydul . .nicht best. 0,40 0,177 Eisenoxydull. . . 2,57 0,26 0,07 Kupferoxyd . . . 0,42 0,02 0,40 Massen 2°... 2,14 258 Unlösliches . .''. ' 0,33 0,51 0,78 99,09 100,58 II. Brackebuschit. An sehr vielen Exemplaren, welche Descloizit- und Vana- dinit-Krystalle zeigen, bemerkt man kleine, schwarze, gestreifte Prismen, deren qualitative Prüfung Vanadin, Blei, Mangan etc. erkennen liess, die ich aber weder in erforderlicher Menge, noch hinreichend rein besitze. Dem erwähnten Briefe hat Herr. Dörıne eine Probe derselben Krystalle beigefügt und mir zu- gleich zwei Analysen derselben mitgetheilt, deren eine, nach Abzug von 4,36 pCt. Unlöslichem, folgendes Resultat ge- liefert hat: Vamadınsäure: »:.., 29.32 Phosphorsäure. . 0,18 Bleioxyd... 29... ,61;00 Manganoxydul . . 4,77 Eisenoxydull . . 4,65 Amkoxyd: 2»o2#4 @041.1,29 Kupferoxyd. . . 0,42 Massen sale 142 2.03 99,66 Berechnet man diese Zahlen, so findet man, dass die At. Bo Va 2 2], also = 2:12 21 sind, so dass wir es hier mit einem wasserhaltigen Drittelvanadat zu thun haben, Pb: v2 O8 n BE TE Ist Mn : Fe = 1:1], so erfordert diese Formel Vanadinsäure . . . 25,45 Bleioxyd:.. «2. 2020209 Manganoxydul . . 4,9 Eisenoxydal .- .. '.”.9,01 Wasser. Sm 9... 100. Herr Dörıne schlägt für diese offenbar neue Verbindung ‘ den Namen Brackebuschit vor. Es ıst von Interesse, das, was wir zur Zeit von der Zu- sammensetzung der natürlichen Vanadate wissen, zusammenzu- stellen, wobei sich zeigen wird, inwieweit unsere Kenntniss derselben noch mangelhaft ist. 1..:Vanadate’von Bler 1. Dechenit. Wäre nach Bereuuann einfach vana- dinsaures Blei, Pb V? Of, was der Bestätigung bedarf. 2. Gelbliche oder bräunliche, traubige Aggregate von Wanlockhead, von FrEnzeL untersucht. !) Eine chlorfreie Probe ist ein Halbvanadat, Pb? V”?O', in welchem gegen 4 At. Va- nadin 1 At. Phosphor enthalten ist. 3. NV anadınit =. Pb. Cl? 4:3 Pb’ VZO er Drittelvanadat enthaltend, und wohl immer etwas Phosphor als Vertreter von Vanadin. II. Vanadate von Blei und Zink. 1. Descloizit, aus Viertelvanadaten bestehend, R*:V?O° + aa. 2. Eusynchit von Hofsgrund, nach”meinen Versuchen aus Drittelvanadaten zusammengesetzt, R? V?O®, wobei Zn: Pb annähernd = 15: | 3. Araeoxen, von dem Fundort des Dechenits, nach Bergemann gleichfalls Drittelvanadate, jedoch in isomorphen Mischungen mit Drittelarseniaten, und zwar so, dass As: V =41:2, und Zn; Pb = 1.1. 1) Jahrb. f. Miner. 1875, 679. Er Be ne ee a a 113 II. Vanadate von Blei und Eisen (Mangan). l. Brackebuschit, Drittelvanadate, R? V?O® +4 ag, worin Re, Mn: Pb=1: 2. | IV. Vanadate von Blei und Kupfer. 1. Psittacinit aus Montana, nach GentH | 3 w2 08 BEVOR -Iag= |E mega) +6 jedoch nicht sicher, da bei der Berechnung 7”—49 pCt. fremde Stoffe in Abzug kommen. Uebrigens ist Pb: Cu = 1:]. 2. Mottramit aus Cheshire, von RoscoE untersucht. Ist zweifelhaft, theils wegen 3 pÜt. Verlust, theils wegen erdiger Beimischungen, von denen man nicht weiss, ob sie zum Mineral gehören. Das Ganze könnte als Sechstelvanadate, 6Uy2N11._L Sf B?V20° RE? V?O BR gedeutet werden. | V, Vanadate von Kupfer und Kalk. 1. Volborthit von Friedrichsroda, aus Viertelvanadaten bestehend, R? V?O° —+ aq, dem Descloizit entsprechend, wo- ber C4:Cu = 11,5 .bis. 1::2;3 ist. 2. Sogenannter Volborthit von Perm, der nach GENTH ausserdem Ba und Ca enthält, und dessen Analysen nicht genügend übereinstimmen. V]J. Vanadate von Wismuth. 1. Pucherit = Bi V O%, ein Drittelvanadat. LE | 5. Dioptas aus den Cordilleren von Chili. Von Herrn Max Bauer ın Königsberg ı. Pr. Da der Dioptas, durch seine Krystallform eines der merk- mürdigsten Mineralien, bisher nur an wenigen Orten gefunden worden ist, so ist es nicht ohne Interesse, ein neues sicheres Vorkommen der genannten Substanz kennen zu lernen, näm- lich das oben angegebene, in den Cordilleren von Chili. Am längsten, seit Ende des vorigen Jahrhunderts, bekannt ist derjenige Fundort, den man gewöhnlich als Kirgisensteppe oder Bucharei zu bezeichnen pflegt. Genauer ist die Localität ein westlicher Ausläufer des Altai, der Berg Altyn Tübe (nach VON SCHRENK), ungefähr 100 Werst nordwestl. von der Ortschaft Karkaralinsk, ungefähr an der Stelle, wo die kleine Nura mit dem Altyn- Ssu zusammenfliesst. Jener Berg besteht aus dichtem Kalk, in welchem auf Spalten und Hohlräumen der Dioptas auf Kalkspath aufsitzend sich findet, zuweilen mit einer jün- geren Kalkspathgeneration, zuweilen mit einer dünnen Kruste nierigen Brauneisensteins bedeckt und höchst selten von Malachit und nach Kenneort noch seltener von einem anderen grünen Mi- neral begleitet, das dieser Forscher mit Euchroit vergleicht. Eigentliche Kupfererze und Quarz scheinen in der Nähe nicht vorzukommen, doch soll der erste Entdecker des Minerals, AscHır MAHMED, angegeben haben, dass die Krystalle in einer alten Kupfergrube gefunden worden seien. In den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts sind aber Dioptase, die KokscHArow später untersuchte !), auch im Jeni- seischen Gouvernement gefunden worden und zwar in den Gold- seifen im Pittschen und Udereischen System. Im Pittschen System fand sich 1852 eine Dioptasstufe in der goldführenden Schicht der Gawritor’schen Goldwäche, die am Oni, einem Nebenfluss des Jenaschimo, liest. In der KrESTOWOSDWISCHEN - schen Goldseife, die zum Udereischen System gehört und an der grossen Muroschnaja, Nebenfluss der oberen Tunguska liegt, ist der Dioptas ein nicht seltener Begleiter des Goldes; auch hat er sich in den in der Nähe dieser Goldseife anste- hend gefunden. 1) Materialien VI. pag. 286. 715 Weiter wird angegeben !) die Küste von Gabun, von wo viele Kupfererze nach Havre kommen. Auf den Spalten eines Stücks blättrigen Dioptases sassen sehr kleine Kryställchen desselben Minerals. Endlich wird von J. D. Dana?) Nassau und von E. S. Dana°) genauer die Gegend zwischen Ober- _ Jahnstein und Braubach als Fundort des Dioptases angegeben. Auf eine Anfrage bezüglich ‘des letzteren Fundortes bei Herrn FR. SANDBERGER in Würzburg erfolgte freundlichst die Antwort, ‚dass Dioptas in Nassau nie vorgekommen sei (von Kupfersili- caten nur Kieselkupfer), dass die Angabe von Dana auf einer Verwechselung beruhe und zwar des Dioptases mit Smaragdo- ‚chaleit, der in der Uebersicht der geologischen Verhältnisse des Herzogthums Nassau 1847 *) als in diesem Lande vokom- mend erwähnt ist, und von wo die citirte falsche Angabe in verschiedene Blätter übergegangen sei. Der Fundort in Nassau muss also für die Zukunft als irrthümlich wegfallen. Der Dioptas, der den Gegenstand dieser Notiz bildet, be- findet sich in einer ziemlich umfangreichen Sammlung von meist _ kupferhaltigen Mineralien, die dem hiesigen Universitäts-Mine- raliencabinet schon vor Jahren mit der allgemeinen Fundorts- bezeichnung: Üordilleren von Chili zugegangen sind. Eine speciellere Angabe lässt sich für die zwei Stücke, die Dioptas enthalten, aus den über diese Sammlung vorhandenen Notizen nicht entnehmen. Das erste Stück ist ein durch Eisenoxydhydrat stark braun gefärbter derber Quarz, der an einer Seite bedeckt ist von einem hellhimmelblauen, undeutlich blättrigen oder schaaligen Mineral, welches stellenweise eine kleinkuglich - nierige Ober- fläche zeigt und welches seinerseits wieder eine dünne Kruste des smaragdgrünen Dioptases trägt. Auf einer engen, quer durch das ganze Handstück laufenden Spalte ist deutlich zu verfolgen eine zweite ausgedehntere Lage von denselben Dioptas- kryställchen, die die sehr schmale Spalte ganz ausfüllt und die an Stellen, wo die Spalte besonders enge wird, eine scheinbar ganz amorphe, oder besser dichte, Beschaffenheit annnimmt. Diese Krusten bestehen aus einer Menge dicht gedrängt ste- hender, sehr kleiner Kryställchen, deren grösste kaum 1 Mm. lang sind. Diese zeigen schon mit der Lupe stellenweise deut- lich die charakteristische Form des Dioptases, Rhomboeder mit ebenen Winkeln auf der Fläche, die sich von 90° nicht weit entfernen (sie müssen genau gleich 84° 38’ und 95° 22’ 1) Des CLoızeaux, Manuel ete, Bd. II. XXI. ?) Mineralogy, V. Aufl., pag. 402. 3) Textbook of Mineralogy 1877. pag. 279. *) Auch Pocc. Ann. Bd. 82. pag. 133. 1851. 146° sein) und auch zuweilen den Lichtschein in der Richtung der | Endkantenabstumpfung der Rhomboeder. Diese Rhomboeder sind combinirt mit dem zweiten hexagonalen Prisma. Deut- licher zeigt diese Form das Mikroskop, welches auch als Haupt- auslöschungsrichtungen die Hauptaxe und die dazu Senkrechte ergiebt. Von dem asiatischen Dioptas unterscheidet sich der amerikanische dadurch, dass die Kryställchen durchsichtig sind und eine etwas hellere Nuance der smaragdgrünen Farbe zeigen. Dies und die sehr geringen Dimensionen der Kryställ- chen lassen sie schwer als Dioptas erkennen. Die krystallographische und optische Bestimmung bestä- tigen durchaus alle anderen Untersuchungen. Die von Herrn FRIEDERICI ausgeführte chemische Untersuchung eines Mate- rials, das allerdings nicht rein zu erhalten war, sondern neben dem Dioptas auch noch von der erwähnten himmelblauen Unterlage reichliche Mengen enthielt, ergab nur CuO, SiO, und H,O, woraus folgt, dass beide Substanzen reine wasser- haltige Kupfersilicate sein müssen. Das speeifische Gewicht war: G = 3,325 (für Dioptas G = 3,278—3,348). Die Härte der dünnen Dioptaskruste war genau die auch sonst für dieses Mineral angegebene: H = 5. Durch Salzsäure wird das Mi- neral zersetzt und das Löthrohrverhalten war das bekannte. Es ist somit wohl kein Zweifel, dass in der That Dioptas vorliegt. Ebensowenig ist dies bei dem zweiten Stück der Fall, bei dem die Dioptaskruste aus noch kleineren Kryställchen besteht. Hier ist aber die Art des Vorkommens eine andere. Es ist ein mulmiges bis ockeriges, dunkelbraunes Eisenoxydhydrat, das von kleinen Bergkryställchen drusenartig überzogen ist. Auf diesen Quarzen sitzen als jüngere Bildung die Dioptase, die wieder ihrerseits von einer verhältnissmässig dicken Schicht krystallinisch blättrigen, wasserhellen Gypses über- zogen sind, welcher sich als jüngste Bildung über der ganzen Fläche abgelagert hat. Es herrscht demnach ein bemerkens- werther Unterschied im Vorkommen zwischen dem asiatischen und dem südamerikanischen Dioptas. Dieser letztere kommt mit Quarz zusammen vor in der Nachbarschaft anderer Kupfererze, welche zur Bildung des jedenfalls sehr jungen Dioptases das Kupfer geliefert haben, während in Asien der Dioptas mit Kalk zusammen und, wie es scheint, entfernt von Kupfererzen ge- wonnen wird; dagegen hat das Vorkommen des Dioptases in ‘Chili offenbar grosse Aehnlichkeit mit dem von Des CLo1zEaux angegebenen Dioptas von Gabun, der sich auch mit Kupfer- erzen zusammen findet, von dessen Vorkommen aber, wie es scheint, noch nichts Genaueres bekannt geworden ist. 6. Nochmals die Krystallform des Cyanits. Von Herrn Max Bauer in Königsberg ı. Pr. | Mit dem ersten Heft des 5. Bandes der Zeitschrift für - Krystallographie etc. kommt ein neuer Aufsatz des Herrn G. vom Rate über das oben genannte Thema in meine Hände. Ich hatte anfangs geglaubt, eine weitere Aeusserung hierüber meinerseits umgehen zu können, da ich auch nach dem Stu- dium dieser Arbeit meinen Standpunkt, wie er besonders in meiner zweiten Abhandlung!) genauer präcisirt ist, in jedem Punkt aufrecht zu erhalten in der Lage bin. Eine genauere Durchsicht hat mich aber erkennen lassen, dass es zur Ver- hütung von Missverständnissen vielleicht gut ist, einige Punkte einer nochmaligen — wohl der letzien — Besprechung zu unterziehen. Ich muss dabei, um Wiederholungen zu ver- meiden, die Bekanntschaft mit meinen beiden citirten Arbeiten über den Cyanit, sowie mit denjenigen des Herrn G. vom Rara?) über dasselbe Mineral voraussetzen. Zunächst muss ich vor Allem der Behauptung des Herrn G. vom Rara widersprechen, ich hätte in meiner zweiten Ar- - beit „Ergebnisse neuer Untersuchungen nicht niedergelegt.“ Ich habe im Gegentheil sehr vielfache neue Untersuchungen, besonders über die Lage der Ebene der optischen Axen gegen die ebenen Winkel auf Fläche M, angestellt und auf Grund derselben die Arbeit abgefasst, wie ich auch a. a. O. wiederholt ausdrücklich bemerkte, und wenn ich die Resul- tate dieser neuen Untersuchungen nicht völlig ausführlich, _ wie in meiner ersten Arbeit, mittheilte, so geschah das nur - deswegen nicht, weil sie mit jenen ersten auf das vollstän- 4 digste übereinstimmten. Herr G. vom Rara wird aber zugeben, E dass neue Untersuchungen am Polarisationsinstrument ebenso _ gut neue Untersuchungen sind wie solche am Goniometer, wıe _ er selbst sie angestellt hat. K 2) Diese Zeitschr. Bd: XXXI. 1879. pag. 244 ff. Meine erste Arbeit steht ebenda Bd. XXX. 1878. pag. 283 ft. 4 2) Diese stehen ausser a. a. O.: Bulletin de la societe mineralogique - de France 1878. pag. 62. — Zeitschr. für Krystallograghie etc. Bd. IH. u1878. pag. 2, ner ebenda: Referat über meine erste Arbeit: pag. 87. — ——- Sizungsber. der niederrhein. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde - m Bonn. Februar 1879. | Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 4. | 46 et Es ist nicht zu leugnen, dass die neuen goniometrischen Untersuchungen des Herrn G. vom Ratu an zwei weiteren Krystallen aus Drusenräumen die krystallographische Kennt- niss des Cyanits wesentlich gefördert haben durch Vervielfäl- tigung und Bestätigung der am ersten Krystall erhaltenen Resultate. Ehe ich aber auf diese Resultate eingehe, muss ich einiges über die Beschaffenheit des von Herrn G. vom RArtH gemessenen Materials sagen, da er gegen meine Aeusserung polemisirt: Der erste von ihm gemessene Krystall sei so klein gewesen, dass nur wenig sichere Resultate durch die Messung der Kantenwinkel gewonnen worden seien. In seiner Arbeit (Z. Kr. III. 3) sagt Herr vom Raru, der Krystall sei 2 Mm. lang und "/, Mm. breit gewesen, also doch sicher nicht gross. Nun sagt zwar Herr G. vom Rara (Z. Kr. V. 19): „Die Di- mensionen sind allerdings nur sehr gering, wodurch indessen — wenn es nur gelingt, Reflexe wahrzunnhmen — die Resultate - der Untersuchungen ja nicht beeinträchtigt werden.“ Aber er ist nicht immer dieser doch immerhin etwas auffallenden Ansicht. Denn er sagt (Bull. soc. min. France 1878. p. 63): „Cette difference est tout a fait insignifiante, vu la taille exces- sivement minime de notre cristalet une certaine incertitude dans les mesures, qui en derive“, also genau das Gegentheil der obigen Behauptung, dagegen das- selbe, was ich von seinem Krystall gesagt habe. Dasselbe, nur ausführlicher, steht auch: Z. Kr. II. p. 3, ich führe das weiter unten z. Th. wörtlich an. In der That ist es auch be- kannt, dass die „excessive Kleinheit des Krystalls“ die Ge- nauigkeit der Messung sehr wesentlich beeinträchtigt. Weiter sagt Herr G. vom Rata: er glaube „die Fehlergrenze der Fun- damentalwinkel nicht enger als =5 bestimmen zu können.“ Jetzt (Z. Kr. V. p. 18) erklärt er seinen Krystall ir a2 trefflich spiegelnden Flächen versehen“. Unter dem letzteren Auspruch kann man sich etwas Genaues nicht vorstellen, da- gegen ist man offenbar berechtigt, einen Krystall, bei dem die „Fehlergrenze der Fundamentalwinkel nicht enger als #5’ bestimmt werden können“, für einen nur wenig genaue Mes- sung erlaubenden und in Folge dessen zu ganz exacten Re- sultaten für ungenügend zu halten. Indessen streite ich hier nicht um Worte: Wenn die Ausdrücke ungenügend und un- genau Herrn G. vom. Rıra für seinen Krystall zu hart er- ‚scheinen, dann bin ich gern bereit, sie fallen zu lassen. Die Sache selbst, das Urtheil über seinen Krystall, halte ich in seinem Wesen vollständig aufrecht, es wird bestimmt durch die erwähnte Unsicherheit von = 5 Minuten. Zu ganz genauen Untersuchungen genügende Krystalle geben ganz andere Mes- sungsverhältnisse, wie jeder Blick in KoxscHarow’s Werke ‚beispielsweise zeigt. Ich greife beliebig heraus, was ich zur Hand habe: Er fand beim Brookit in 5 aufeinanderfolgenden Pa unven: M/M = 99° 50° 0”; 0°; 10”; 0°; 0”; Mittel = 99° 50° 2’, also Unsicherheit einige Secunden. Das nenne ich _ einen zu genauen Messungen genügenden Krystall, oder beim FOhlorit von Achmatowsk: o/P = 113° ST; 5T'/,; 58; a, 57; Bi, , 584, 58°5.98°, 58%; 28; 98, - im Mittel = 113° 58° und so giebt es der Beispiele noch viele. | Uebrigens kann ich nicht umhin, es auffallend zu finden, dass Herr G. von Raru seine Polemik gegen meine Beurthei- Jung seines ersten Krystalls führt auf Grund seiner Messungen am zweiten und der an diesem gefundenen nahen Ueberein- stimmung der gemessenen und gerechneten Winkel, was er thut, indem er (Z. Kr. V. p. 22) nach der Zusammenstellung der am zweiten Krystalle gemessenen und gerechneten Winkel _ sagt, ich würde Angesichts der grossen Uebereinstimmung beider mein oben erwähntes Urtheil nicht aufrecht erhalten. Ich habe davon eben gesprochen, aber dieses mein Urtheil bezog sich nur auf den ersten, nicht den zweiten Krystall, den ich damals noch gar nicht kannte. Dieser scheint ja in der ‘ That besser zu sein, und das erfüllt mich mit der lebhaftesten Befriedigung, denn die an ihm gefundenen Resultate lassen mir, wie ich weiter zeigen werde, keinen Zweifel übrig, dass der vom Herın G. vom Rıru bevorzugte rechte Winkel un- - möglich ist, und das ist im Wesentlichen das, was ich im Gegensatz zu ihm immer behauptet habe. Indessen ist zu bemerken, dass für diesen zweiten Krystall eine Fehlergrenze der Fundamentalwinkel leider nicht mehr angegeben wird. a Was nun das Resultat der Berechnung der an dem zwei- ten Krystall neu angestellten Messungen betrifft, die nach dem - Obigen wohl genauer sind als die ersten, so ergab sich der ”strittige ebene Winkel auf M = 90° 2’ und 90° 5'/, in zwei - Versuchsreihen, also beide Mal grösser als 90 und im Mittel = 90° 3°/,, während der erste Krystall 90° 4’ ergeben hat. Dabei scheint es, als hielte Herr G. vom Rırn den Winkel 4 90° 5'/, für zuverlässiger, da dieser später wiederkehrt, der E von 90° 2’ aber nicht. Besonders ist der erstere auch in das @ Axensystem mit aufgenommen. Es ist also wohl erlaubt, sich bei Gelegenheit ebenfalls dieses Winkels zu bedienen. Man sollte : nun meinen, dass dieser Winkel 90° 4, an zwei Kıystallen er- halten, als der wahrscheinlichste anerkannt werden würde. Herr 3 G. vom Rats scheint auch auf dem Weg dazu zu sein, aber ganz E ist er noch nicht überzeugt, dass trotz der wenn auch nur ge- ringen Abweichung von 90° der betreffende Winkel eben doch nicht genau gleich 90° ist. Da nun dieser Winkel von 90° _ bei einem triklinen Krystall für durchaus unwahrscheinlich — 46* ii zum mindesten gesagt — gehalten werden muss, so liegt Herrn G. vom Ratak, wenn er ihn behaupten will, die Pflicht des strengstmöglichen Beweises dafür ob. Dieser ist aber weder erbracht, noch auch nur versucht. Es kann dies, worauf ich schon einmal hingewiesen habe, worauf aber Herrr G. vom Rırtu mit keiner Silbe eingegangen ist, nur dadurch geschehen, dass derselbe die an jedem einzelnen Krystall erhaltenen Winkelmessungen unter Berücksichtigung der Gewichte der- selben nach der Methode der kleinsten Quadrate berechnet und auf diesem Wege solche Werthe für die krystallogra- phischen Constanten ermittelt, welche allen gemessenen Wer- then gleich gut entsprechen und nicht nur den beliebig heraus- gegriffenen sogenannten Fundamentalwinkeln. Man erhält auf diese Weise aber nicht nur den wahrscheinlichsten Werth für den gesuchten Winkel, sondern auch die Unsicherheit, mit der, in Folge der unvermeidlichen Messungsfehler, das Schluss- resultat, also auch der Werth jenes Winkels, behaftet ist, und man kann dann daraus sehen, ob der Werth von 90°” für den- selben überhaupt möglich, oder ob er nicht vielmehr ganz aus- geschlossen ist. Dass aber der Werth von genau 90° 0°0” in der That durch die neuen gemessenen Winkel (am 2. Krystall) vollständig als unmöglich ausgeschlossen ist, ist mir kaum mehr zweifelhaft. Die aus 5 Fundamentalwinkeln berechneten An- näherungswerthe des Axensystems des Krystalls geben berech- nete Winkel, die mit den gemessenen ganz gut stimmen, die grössen Differenzen betragen ca. 3’, nur zweimal sind grössere Differenzen, aber in beiden Fällen konnte der betreffende Winkel nur ganz ungenau zu „ca. 421/,’“ und zu „ca. 65" * bestimmt werden. Es ist nun aber doch schwer denkbar, dass jene Differenzen 3° im Maximum betragen !) und dass der Werth des in Frage stehenden Winkels um 5%, unsicher sei. Wenn er aber nicht um mindestens 51/,’ unsicher ist, so ist der ge- naue Werth von 90° unmöglich. Dies kann aber, wie er- wähnt, nur jene genaue Berechnung nach der Methode der kleinsten Quadrate sicher ergeben. Diese Arbeit muss dem- nach bei dem dermaligen Stand der Sache zuerst ausgeführt werden, die Gegenüberstellung der gemessenen und aus 5 be- liebig gewählten Fundamentalwinkeln gerechneten Winkel ge- nügt nicht. | Diese wiederholte Discussion der durch die Messungen gewonnenen Werthe scheinen mir demnach im gegenwärtigen Augenblick wichtiger zu sein, als neue Winkelmessungen an neuen Krystallen, und ich muss bekennen, dass ich mich zu 1) Die grosse Differenz beim Winkel m:’h (Z.Kr. V. p. 21) beruht doch wohl auf irgend einem Fehler, vielleicht Druckfehler. N 721 dem Satz des Herrn G. vom RırHn, dass man „nur durch erneute Untersuchung, nicht aber durch eine blosse wiederholte “ Diseussion zur Vereinigung entgegenstehender Ansichten zu gelangen hoffen kann“, im entschiedensten Gegensatz be- finde. Bei einer jeden Untersuchung, speciell einer solchen wie die vorliegende, muss beides richtig sein, Untersuchung _ und Discussion der durch dieselbe gewonnenen Resultate. Ist letztere falsch, oder wie hier, ungenügend, so kann eben nur eine wiederholte Discussion ein besseres und richtiges Resultat geben, nicht aber erneute Untersuchung, wenn die erste richtig war, was hier niemals jemand bezweifelt hat. Ich wiederhole aber trotzdem, dass ich keineswegs, wie Herr G. vom RartH will, eine blosse wiederholte Discusson gegeben, sondern so gut wie er neue Untersuchungen angestellt habe, allerdings an- derer Art als die seinigen. Ich halte es also vorläufig, wie oben erwähnt, für voll- kommen wahrscheinlich, dass eine genaue und strenge Berech- nung aller von Herrn G. vom Rartn erhaltenen Messungsresul- tate die Unmöglichkeit ergeben wird, dass der in Frage ste- = hende Winkel 90° 0° 0” sein kann und sehe deshalb, wie erwähnt, die sämmtlichen neuen wie alten Messungen als mei- ner Ansicht günstige an, dass eben jener ebene Winkel beim Cyanit nicht genau gleich 90° ist. Dabei beweist für den Winkel = 90° 0’ die beobachtete Tautozonalität der Fläcken m x p x m, der Flächen des allgemeinen Zei- chens (hol) die ar dem ersten Krystall, einem Zwilling, die obere Begrenzung bilden, absolut nichts. Einmal ist diese Beobachtung auch um einen den obigen = 5’ entsprechenden Betrag unsicher. Z. Kr. II. p.3 heisst es: „Eine gewisse Un- genauigkeit der Messung resultirte hierbei daraus, dass wegen der Kleinheit der Fläche und den dadurch be- dingten schwachen Reflexen das Fadenkreuz nicht - zu erkennen war, oder der schwache Reflex er- losch, wenn die zerstreute Helligkeit erlaubte, die Fäden wahrzunehmen.“ Wo bei solchen Verhält-. nissen scharfe Zonenbeobachtungen herkommen sollen, sehe ich nicht ein. Zum anderen würde aber eine wirklich strenge Tautozonalität nur beweisen, dass bei dem Zwilling nicht Kante M/T Zwillingsaxe ist, wie Herr G. vom Rata will, son- dern die in M liegende Normale zur Kante M/P, wobei meine - Figuren 3, 4 und 4a verglichen werden mögen (Zeitschrift d. d. geol. Ges. 1878. Taf. XIV.); obiges illustrirt dann auch weiter die früher (pag. 718) schon besprochene Behauptung des Herrn G. vom Ratu, dass die Kleinheit der Flächen, wenn sie nur Reflexe geben, die Messung nicht beeinträchtigen. Wie en hervorgehoben, ist dasjenige, was meine Au fassung des Cyanitsystems wesentlich von der des Herrn G. vom Ratn unterscheidet, das, dass der ebene Winkel auf M nicht ;zenau = 90°,.0°.0° ist, und dass dem Cyanit er & nicht jene einzigartige Stellung unter den triklinen Minera- lien zukommt, die Herr G. vom Rata ermittelt zu haben glaubt. Ob die Abweichung vom Rechten gross oder klein ist, ob man diese Abweichung mit blossem Auge sehen kann oder nicht, sind mir völlig nebensächliche Dinge, und ich möchte dies hier besonders betonen, da Herr G. vom Rath als das Wesen meiner Arbeit hervorhebt !), der fragliche Winkel weiche merklich von 90° ab. Nicht dass er merk- lich abweicht halte ich für wesentlich wichtig, sondern dass er überhaupt .abweicht, gleichviel um welchen Betrag. Ich möchte aber doch auch hierüber noch einige Worte beifügen. Ich habe für jenen ebenen Winkel 90° 23° gefunden. Herr G. von Rate hält das für unmöglich seinen Messungen gegenüber „bei normal ausgebildeten Krystallen“ und nimmt, um diese Zahl zu erklären, Zuflucht zu Unregelmässigkeiten, die alle meine im Paragonitschiefer eingewachsenen Krystalle ohne Ausnahme durch Druckwirkung von Aussen erlitten ha- ben und wodurch sie ihre „normale“ Beschaffenheit eingebüsst haben sollen. Ich leugne gar nicht, dass durch Druck viele Krystalle Biegungen längs der Kante P/M erlitten haben in - Folge der Gleitflächennatur der Schiefendfläche P, ich leugne aber auf das entschiedenste, dass dies bei allen Krystallen der Fall ist. Es giebt solche, die von Druckwirkungen nichts be- merken lassen, an denen absolut nichts auf solche Unregel- mässigkeiten hinweist, deren Annahme daher bei solchen Kry- stallen rein willkürlich wird. Es giebt solche eingewachsene Krystalle, auf deren Flächen M ganz scharfe, regelmässige Bilder reflectirt werden, nicht unregelmässig in die Länge gezogene, wie bei den auch nur wenig durch den Druck gebogenen. Bei solchen nicht gebogenen Krystallen sieht man vielfach die Li- nien auf M parallel der Kante P/M haarscharf und schnur- gerade über die Fläche hinweg gehen und mit Kante M/T auf M deutlich den schiefen Winkel machen, in einer Weise, dass un- zweifelhaft beim Untersuchen der Stücke kein Mensch auf die Voraussetzung einer Unregelmässigkeit und Störung hingeführt werden würde. Dass die Erscheinung bei schlechten Exem- plaren undeutlich werden kann, habe ich schon früher hervor- gehoben, aber man muss eben gute Exemplare zur Hand neh- men, um eine solche Erscheinung zu studiren. Was hierbei die schiefen Querstreifen resp. Sprünge am Diopsid von Ach- 1) Zeitschr. für Krystallogr. V. pag. 17. 1880. _ matowsk oder der Mussaalp beweisen sollen, sehe ich nicht recht ein; wenn bei einigen Krystallen dieses Minerals solche Unregelmässigkeiten beobachtet sind, so folgt daraus doch nicht, dass solche bei allen Oyanitkrystallen ohne Aus- nahme ebenfalls vorkommen müssen. Im Gegentheil, wer viele Gottharder Cyanite zur Hand hat, wird sich unschwer | > davon überzeugen, dass jene erwähnten haarscharf und gerad- linig verlaufenden Linien auf M mit Unregelmässigkeiten durch Druck nicht das Mindeste zu thun haben; es sind Linien, die in vollkommener NRegelmässigkeit der Kantenrichtung P/M entsprechen. In der That ist auch nicht einzusehen, warum man die Möglichkeit des Winkelwerthes von 90° 23’ an den Gottharder Krystallen leugnen will, wenn man an denen vom Greinerberg in Tyrol nur 90° 5'/,’ gefunden hat. Die Differenz ist allerdings = 17'/,, aber solche Differenzen kommen an entsprechenden Win- keln doch auch sonst bei Krystallen derselben Species aber von verschiedenen Fundorten vor und besonders, wenn sie einem so unsymmetrischen System, wie dem triklinen, angehören. Ich führe als Beispiel den Axinit an; Wessky giebt für Krystalle von Strie- gau ') den Winkel r/P = 136° 2’, Marıenac denselben Winkel ' für Schweizer Krystalle = 134° 48° an ?), somit für einen und denselben Winkel, gemessen an Krystallen verschiedener Fund- orte ein Unterschied von 1° 14’, also mehr als das Dreifache der Differenz der Cyanite aus der Schweiz und Tyrol. Ich will noch den Topas anführen, der zeigt, dass solche Diffe- renzen sogar an Krystallen eines und desselben Fundortes vorkommen, auch wenn die Symmetrie des Minerals viel grösser ist als beim Cyanit. P. Grorna?) giebt für den Win- kel f/f der Erzgebirger Topase Werthe von 92" 35'5 — 92° 50, also auch eine Differenz von 15’ 5, beinahe so gross wie beim Cyanit. Am Brookit giebt ScHhraur an seinem I. Typus: a 710.25.:am II. 0. = 452,31, DE = 54; fermer eh me 895° 35. .am II. I. 83° 3. und 83° 13% und so giebt es noch viele Beispiele. Ich bemerke ausdrück- lich, dass bei diesen Winkeldifferenzen der Isomorphismus nach unserer bisherigen Kenntniss keine Rolle spielt, so wenig als beim Cyanit. Damit fällt dann auch die Behauptung des Herrn G. von Rare (Z. Kr. V. p. 22), ich bevorzuge die an den eingewach- senen Krystallen von mir gemachten Messungen vor den sei- nigen. Das ist nicht der Fall; ich sehe nur nicht ein, warum 2) TscHERMAR, Mineral. Mittheilungen Il. 1872. pag. 1. 2) Des CroızEaux, Manuel etc. I. pag. 515. 3) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXIl. pag. 394. 1870. Da ich den von mir berechneten Winkel von 90° 23’ für die Gott- harder Krystalle fallen lassen soll, wenn Herr G. vom Rath für die Tyroler Cyanite denselben Wiukel gleich 90° 5,5 ge- funden hat, so unsicher sind meine Messungen und die darauf gegründeten Resultate denn doch entfernt nicht. Ich muss übrigens bemerken, dass ich rein nicht begreife, warum über- haupt Herr G. vom Rare behauptet, ich bevorzuge meine Mes- sungen vor den seinigen. Das kann sich nur auf meine Replik (Z. d. d. g. G. 1879. p. 244 ff.) beziehen, in dieser ist aber von meinen Messungen fast gar keine Rede, sondern nur davon, dass man die Schiefheit des Winkels auf M mit blossem Auge sieht, und dieses Sehen kann sich doch wieder blos auf mein Gottharder Material beziehen, nicht auf die Tyroler Krystalle, denn nur jenes habe ich gesehen, diese nicht. Ebenso halte ich durchaus fest an der Behauptung, dass man die Abweichung des in Frage stehenden Winkels vom Rechten, jedenfalls wenn man so viele Cyanitkrystalle auf- merksam studirt hat, wie ich das im Lauf der letzten Jahre wiederholt gethan habe, ganz gut mit blossem Auge wahr- nehmen kann. Dass dies auf Wirklichkeit, und nicht auf Selbsttäuschung beruht, dafür kann ich auch diesmal nur von Neuem anführen, dass ich im Stande bin, durch Aufsuchen des scharfen ebenen Winkels auf M die Lage der Ebene der opti- schen Axen jederzeit durch blosses Ansehen mit Sicherheit ohne Polarisatioesinstrument anzugeben. Ich habe daraufhin auch jetzt wieder eine Anzahl von Krystallen neu untersucht und mich auf’s Neue davon überzeugt. Im Ganzen habe ich nun schon bei mindestens 100 Cyanitkrystallen die Axenebene nach den ebenen Winkeln auf M aufgesucht und die nach- herige Controle im Polarisationsinstrument hat gezeigt, dass ich mich in diesen mehr als 100 Fällen nicht ein einziges Mal getäucht habe. Wenn ich das nicht für einen vollgültigen Be- weis annehmen darf, einmal dafür, dass die Schiefheit der Winkel nicht auf Unregelmässigkeiten beruht, die sonst merk- würdig regelmässig eingetreten sein mussten, sondern dass sie zu den wesentlichen, regelmässigen und gesetzmässigen Eigen- schaften des Cyanits gehören und zum anderen dafür, dass diese Schiefheit mit blossem Auge erkannt werden kann, so weiss ich nicht, wie ähnliche Nachweise überhaupt geführt werden sollen. Wenn Herr G. vom Rarta nun zur Erklärung dieser Erscheinung in seinem Sinne die Vermuthung ausspricht, „dass durch die Biegung der Krystalle auch die optischen Eigenschaften eine Störung erlitten haben“, so ist das eine Vermuthung, die so allgemein .und unerläutert hingestellt ist, dass man sich rein nichts darunter denken kann. Sie ist rein willkürlich aufgestellt, um jene ihm unbequeme Thatsache aus an TEN ug 25 der Welt zu schaffen. Es ist aber unschwer zu zeigen, dass der- selben aller und jeder thatsächliche Hintergrund fehlt, dass alle Grundlagen derselben gleich falsch sind. Einmal ist es über- haupt falsch, um das noch einmal zu wiederholen, dass alle ein- gewachsenen Cyanite Unregelmässigkeiten zeigen; viele zeigen solche, viele lassen aber von einer Biegung nicht das aller- mindeste erkennen, so dass man absolut nicht einsehen kann, wo die Unregelmässigkeiten herkommen und wo und wie sie überhaupt sein sollen. Zum Anderen zeigen die optischen Verhältnisse aller untersuchten Cyanitkrystalle (und das be- zieht sich speciell auf das eben Gesagte) eine ganz bemerkens- werthe Constanz: ich habe von vielen den Axenwinkel bestimmt und ihn wie früher BREWSTER stets etwas grösser als 81° ge- funden; ebenso habe ich den Winkel bestimmt, den die Axen- ebene mit der verticalen Kante macht und ihn an allen Kry- stallen gleich 35" ca. gefunden, wie auch BErer und PLückeEr ihn früher schon festgestellt haben, und das an Krystallen, die nicht die mindeste Druckwirkung erkennen lassen, wie auch an solchen die Biegungen durch Druck auf’s Deutlichste zeigen. Es sind also auch in optischer Beziehung nirgends die von Herrn G. vos Raru behaupteten Unregelmässigkeiten zu sehen, sondern überall, wo man der Sache durch gründliche Unter- suchung nachgeht, die schönste, beste Regelmässigkeit, be- wiesen durch die stete Öonstanz der als durch Druck hervor- gebrachte Unregelmässigkeiten gedeuteten Erscheinungen. Die Uebereinstimmung der Werthe der vorher genannten Winkel bei gebogenen und ungebogenen Krystallen zeigt unzweifelhaft ganz direct die Unabhängigkeit der hierher gehörigen optischen Erscheinungen von dem auf die Krystalle wirkenden und die Biegung derselben erzeugenden Druck, und damit ist für sich allein schon die völlige Unhaltbarkeit der Vermuthung des Herrn G. vom Rartn erwiesen. Ich bemerke, dass ich mit einer umfangreicheren Arbeit über die sämmtlichen optischen Ver- hältnisse des Cyanits seit längerer Zeit beschäftigt bin, deren baldiges Erscheinen aber der mangelhafte Zustand meines Instituts allerdings unwahrscheinlich macht. Die Herren Beer und Prücker haben übrigens lange vor mir ganz dieselben Regelmässigkeiten (nach Herrn G. vom Rats Unregelmässigkeiten) beobachtet, wie ich das schon in meiner ersten Abhandlung auseinandergesetzt habe. Sie haben an einer grösseren Anzahl von Krystallen, wie sie ausdrücklich bemerken, ganz wie jetzt auch ich, beobachtet, dass stets die Ebene der optischen Axen durch die spitzen ebenen Winkel auf M hindurchgehen. Die scharfen Augen dieser beiden, als ausgezeichnete Beobachter bekannten For- scher hätten doch wohl auch etwas davon wahrgenommen, wenn die Schiefheit jenes Winkels so DE von n Störangen : und Unregelmässigkeiten herrühren würde, wie ‚Herr = VOM Rare anzunehmen geneigt ist. Ich füge nun noch einige Bemerkungen über die Möslichkeit, so kleine Winkelunterschiede mit blossem Auge zu erkennen. Wenn man einen Gottharder Cyanitkrystall darauf hin betrachtet, so beobachtet man nicht den Einen ebenen Winkel 90° 23’ oder 89° 37’, sondern man hat an einer Verticalkante beide Winkel als Nebenwinkel dicht neben einander, den einen nach oben, den anderen nach unten ge- richtet. Was man sieht, ist auch offenbar nicht die Abwei- chung der beiden Winkel von 90", also der Winkel von 23’, sondern es ist der Unterschied der beiden Nebenwinkel, der das Doppelte, nämlich 46’ beträgt. Es ist nun bekannt, dass man selbst sehr kleine Unterschiede in Längen, Winkeln etc. wahrnehmen kann, wenn die beiden zu vergleichenden Gegen- stände ganz dicht nebeneinander liegen, wie es hier der Fall ist, so dass sie beide gleichzeitig in’s Auge fallen. Zur wei- teren Probe habe ich mir aber noch an einem grossen Kreise zwei Nebenwinkel construirt, indem ich einen Halbkreis in 200 Theile theilte, und dann den einen Winkel = 991/,, den anderen = 100'/, solcher Theile machte. Die beiden Neben- winkel waren um °/,,’ von einander verschieden, es war aber nicht nur mir, sondern auch sonstigen scharfen und schönen Augen gut möglich, den scharfen vom stumpfen Nebenwinkel deutlich zu unterscheiden. Zwar ist hier der Unterschied etwas grösser als beim Cyanit, aber ich bin durch diese Construction durchaus in der Ueberzeugung bestärkt worden, dass die Unter-. scheidung des stumpfen und spitzen Winkels auch da durch- aus möglich ist. Ich kann also dem Vorhergehenden zufolge meine Mei- nung über den Cyanit dahin zusammenfassen: Den eingewachsenen Krystallen vom Mte Campione im Canton Tessin kommen die von mir bestimmten Winkel zu, den aufgewachsenen vom Greiner in Tyrol die von Herrn G. vom Rate bestimmten, wobei natürlich die durch die Messungsfehler bedingten Unsicherheiten zu berücksichtigen sind. Dieselben sind aber nicht so gross, dass man annehmen könnte, die Winkelverhältnisse seien bei den Krystallen von beiden Orten gleich. Ein Widerspruch und eine Unmöglichkeit ist in den von uns gefundenen Differenzen nicht vorhanden, auch nicht bei dem in Frage stehenden Winkel, da ent- sprechende Winkel von verschiedenen Krystallen desselben Minerals oftmals ebenso grosse, ja noch grössere Abweichungen zeigen, besonders wenn sie triklin und von verschiedenen Fund- orten sind. Es ist daher völlig überflüssig zur Erklärung er “ Annahmen aufzustellen, dass alle Gottharder Cyanite durch Druck im Muttergestein Unregelmässigkeiten erlitten hätten, die die Ursache jener Unterschiede sind, wie auch thatsächlich solche Unregelmässigkeit in vielen Fällen durch die Beschaffen- heit der Krystalle ausgeschlossen werden. Die Schiefheit des in Rede stehenden ebenen Winkels ist mit blossem Auge sichtbar; es geht dies z. .Th. aus der künstlichen Construction eines so kleinen Winkels hervor, viel mehr aber noch aus der Möglichkeit, aus dem scharfen ebenen Winkel auf M stets die Lage der Ebene der optischen Axen ohne Polarisationsinstrument anzugeben. Die oben angeführte Annahme des Herrn G. vom Rare, dass der Druck auch die optischen Verhältnisse des Cyanits in entsprechender Weise ändere, ist als thatsächlich unbegründet und willkürlich zurückgewiesen worden. Meine Ansicht nimmt die Thatsachen, wie sie sich un- mittelbar bieten und zwar gleichermaassen die von mir gefun- denen, wie die des Herrn G. von Rıra. Herr G. von Rara braucht aber, um seine Ansichten zu stützen, noch mindestens zwei Annahmen, die beide in den Thatsachen keine Stütze, sondern Widerlegung finden. Ich glaube, dass nunmehr das mineralogische Publikum über den Cyanit so genau unterrichtet ist, dass es sich ein selbständiges Urtheil über den dermaligen Stand der Sache bilden kann. Ich schliesse daher für meine Person die Dis- cussion über diesen Gegenstand und werde das Wort erst dann wieder nehmen, wenn wesentlich neue Gesichtspunkte geboten werden, wozu ich nach dem Obigen blosse Messungen an noch weiteren Krystallen nicht, wohl aber u. A. die rationelle Be- rechnung der Messungsresultate zählen würde. 728 7, Ueber die Verbreitung des Renthiers in der Gegen- ‚wart und in älterer Zeit nach Maassgabe seiner fossilen Reste unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Fundorte. Von Herrn C. Struckmann ın Hannover. Die fossilen Reste des Renthiers (Cervus tarandus L.), die in den quartären Bildungen des mittleren Europas nicht selten gefunden werden, haben bereits seit längeren Jahren die her- vorragende Aufmerksamkeit der Geologen und Anthropologen in Anspruch genommen, namentlich seitdem man erkannt hat, in wie engen i5eziehungen das Ren zu dem wirthschaftlichen Leben der ältesten menschlichen Urbewohner unserer Gegenden gestanden hat. Schon aus diesem Grunde ist es interessant, neben dem Vorkommen der fossilen Reste auch die geogra- phische Verbreitung des Renthiers in früh historischer Zeit und in ‘der Gegenwart ins Auge zu fassen; ausserdem aber hat dasselbe von jeher als jetziger Bewohner der schneebe- deckten Einöden des höchsten Nordens und als die einzige Hirschart, deren Zähmung als Hausthier gelungen ist, ein be- sonderes Interesse erweckt. Der ausgezeichnete Naturforscher und Akademiker J. F. Branpr in Petersburg hat bereits im Jahre 1867 in seinen zoogeographischen und paläontologischen Beiträgen !) eingehende Untersuchungen über die geographische Verbreitung des Renthiers in Beziehung auf die Würdigung der fossilen Reste desselben veröffentlicht. Da seit dieser Zeit indessen vielfache neue und wichtige Beobachtungen namentlich über das Vorkommen der fossilen Reste des Rens in Deutschland bekannt gemacht wor- den sind, es auch meine Absicht ist, die deutschen Fundorte specieller zu berücksichtigen, so dürfte die nachfolgende Dar- stellung nicht ganz überflüssig erscheinen. Ich werde zunächst an die Gegenwart anknüpfen, sodann die Nachrichten aus älterer historischer Zeit kurz erörtern und mit den Unter- suchungen über die Verbreitung des Renthiers in den quar- tären Schichten schliessen. 1) Verhandl. d. kaiserl. russischen miner. Ges. zu St. Petersburg, Il. Serie, Il. Bd., pag. 36 ff. 729 1. Ueber die Verbreitung des Renthiers in der | Gegenwart. “ Das wilde Renthier besitzt, wenn man das in Europa, " Asien und Nordamerika lebende als eine einzige Art betrachtet, die nur nach den verschiedenen Verhältnissen des Bodens und des Klima’s in besonderen Formen oder Racen auftritt, eine völlig eircumpolare Verbreitung, indem fast überall, wohin der Mensch nach Norden vorgedrungen und wo die Vegetation nicht ganz erloschen ist, das Ren die Küsten und die Inseln des Eismeeres bewohnt. Hier lebt dasselbe theilweise noch mit anderen Säugethieren, welche in der vorhistorischen Zeit einen südlicheren Verbreitungsbezirk besassen, z. B. in Ost- grönland und auf den Inseln des nordamerikanischen Eismeeres mit dem Moschusochsen (Ovibos moschatus), auf Novaja Sem]ja und Spitzbergen mit dem Halsband-Lemming (Myodes torquatus), im ganzen Norden mit dem Eisfuchs (Canis lagopus), im nörd- lichen Europa und Asien mit dem Vielfras (Gulo borealis) und Lemming (Myodes lemmus). Auch der Schneehase (Lepus gla- cinlis) dringt mit dem Ren bis zum äussersten Norden vor. In Norwegen und Schweden lebt das wilde Renthier, jetzt durch strenge Jagdgesetze geschützt, noch in ziemlich zahl- reichen Heerden, namentlich auf den höheren Gebirgen, am häufigsten auf dem Dovre-Fjeld und auf den Hochgebirgen des Bergener Stifts, zwischen Bergen und Christiania; als ihr süd- lichster Verbreitungsbezirk ist dort der 60° nördl. Br. anzu- nehmen. Nach Brenn !) bewohnen sie in Norwegen nur die baumlosen, mit Moos und wenigen Alpenpflanzen bestandenen breiten Rücken der Gebirge, die sogen. „Fjelds“, in einer Meereshöhe von 1000 bis 2000 Meter, sollen niemals in den Waldgürtei hinabsteigen und ängstlich die Waldungen meiden. Andere Naturforscher, z. B. PaırLas, WrangeL und Brasıvs, \ erwähnen dagegen aus anderen Gegenden ausdrücklich, dass | das Ren auch die Waldungen aufsucht. Ferner berichtet Breum, dass das Ren in Norwegen nicht wandert, sondern höchstens von dem einen Gebirgsrücken auf den anderen wech- selt, zur Zeit der Mücken aber sich nach den Schneefeldern und Gletschern hinaufzieht. Abweichend davon führen die Renthiere in Sibirien regelmässige und weite Wanderungen aus. Für die Beurtheilung der fossilen Reste des Rens sind diese Thatsachen und die verschiedenen Lebensgewohnheiten, wie ich weiter unten zeigen werde, von nicht unerheblicher - Wichtigkeit. !) Thierleben III. Bd. pag. 120 ff. se +6: Auch in Finnland wird das Ren noch gefunden; im Winter es soll dasselbe rudelweise bis an den Ladogasee streifen (Branpe, l. ec. pag. 97). Buasıus !) erwähnt bei seiner Schilderung des nordöstlichen Russlands, namentlich der Gegenden an der Suchona, dass die Renthiere im Winter bis zum 61° n. Br. und oft bis zum 60. noch heerdenweise vorkommen, sich aber im Frühjahr wieder alle nach der Eisküste hinaufziehen. . Branpr führt an, dass das Ren um das Jahr 1854 im Now- gorodschen Gouvernement bei Tichwin unter dem 59° 39’ n. Br. noch in Rudeln von 20 — 30 Stück beobachtet sei und dass dasselbe sich nach zuverlässiger Nachricht um das Jahr 1866 noch bei Twer, einer waldreichen Gegend an der oberen Wolga unter dem 56° 52’ n. Br., gefunden habe. Es würde dieses in Europa der südlichste Punkt sein, an welchem man noch jetzt lebende Renthiere beobachtet hat. Zu ParLas’?) Zeiten, im Jahre 1773, gab es westlich des Urals, zwischen den Flüssen Kama und Ufa, unter dem 56. Grade, noch Heerden derselben. Braxpr?) theilt ferner mit, dass nach EveErsumann, welcher diese Gegenden im ersten Viertel dieses Jahrhunderts bereiste, das Ren damals nicht selten in den dichten Fichten- und Tannenwäldern des Perm’schen und Wätkischen Kreises vorkam und oft in ganzen Rudeln aus den undurchdringlichen Wäldern des Uralgebirges bis zur südlichen Waldgrenze fast bis zum 52° n. Br., im Winter sogar noch etwas südlicher wanderte. Erst allmählich ist das Renthier aus diesen Gegenden nach Norden zurückgedrängt. Auch GREWINGK bestätigt, das das Ren noch jetzt einzeln in den Waldaibergen des Nowgorod’schen Gouvernements gejagd wird. (Cfr. weiter unten dessen briefliche Mittheilung.) In Sibirien besitzt dasselbe noch jetzt einen weiten Ver- breitungsbezirk, wenn auch in manchen Gegenden eine allmäh- liche Abnahme bemerkbar werden soll. Im Allgemeinen ist dort in den Gebirgen der 49 — 50° n. Br. als die südliche Grenze anzunehmen, jedoch erwähnt ScHRENK, dass die Ren- thiere auf der Insel Sachalin an der Südspitze bis zum 46° n. Br. gehen. Nach demselben Naturforscher ist es ein Cha- rakterthier des nördlichen Küstengebietes des Amurlandes und sehr häufig an der Südküste des Ochotskischen Meeres, wo es die Nadelholzwaldungen und die moorigen Niederungen an der Küste bewohnt. Auch die Baikalgegenden, das Sajanische Gebirge und der Altai sind im südlichen Sibirien noch als die Heimath des Ren’s anzusehen, obwohl auch hier seit den letzten 1, Brasıus, Reise, I. Theil pag. 262. 2) Paras, Reise, Ill. Theil pag. 470. %) BrAnDT, 1. ce. pag. 97. 20 Ghren eine merkliche Abnahme desselben beobachtet ist. _ Finsch erwähnt das Ren unter den Säugethieren des Altai- _ gebirges nicht, bemerkt dagegen, dass das früher daselbst so häufige Elenthier jetzt ganz verschwunden sei. Unter dem grossen Wilde der Urwälder am Ob wird auch das Renthier aufgeführt (O. Fınscn, Reise nach West - Sibirien im Jahre =. 387. Berlin 1879. pag. 272 u. 359). ® Im nördlichen Sibirien findet sich das Renthier überall an allen für seine Ernährüng geeigneten Orten im (sebiete des Ob, des Jenissei, im Taymyrlande (dort freilich minder häufig), am Olenek, an der Lena Jana, Indigirka, am Kolyma und im Lande des Tschuktschen bis an den Anadyr. Sie leben dort in zahlreichen Heerden als Wanderthiere, indem sie im Frühjahr die Wälder verlassen und während des Sommers die öden Tundern in der Nähe des Eismeeres bewohnen. FERrDI- NAND V. WRANGEL liefert über diese Züge nach dem Berichte seines Begleiters, des Herrn v. MarıuscHkiı, über dessen Reise längs dem kleinen Aniuj, eines Nebenflusses der Kolyma, eine sehr anschauliche Beschreibung !): = „Die Jukahiren und die übrigen Bewohner der Gegenden : längs dem Aniuj sind zu ihrem Lebensunterhalt fast aus- schliesslich auf die Jagd der Gänse und Renthbiere ange- wiesen ..... Der Ertrag der Renthierjagd entscheidet, ob in dem Jahre Hungersnoth oder — hiesiges — Wohlleben herr- schen, und daher ist die Zeit des Renthierzuges hier die wich- tigste Epoche im Jahre. wie etwa die Erndte oder Weinlese in der übrigen Welt. „Solcher Züge giebt es hier zwei im Jahre; der erste hat im Frühling, der andere im Herbst statt, und da es hier fast keinen Sommer giebt, so folgen beide Züge ziemlich bald auf- einander. Ungefähr gegen das Ende des Mai verlässt das wilde Renthier in grossen Heerden die Wälder, wo es den Winter über einigen Schutz gegen die grimmige Kälte suchte, und zieht nach den nördlicheren Flächen, theils weil es dort bessere Nahrung auf der Moostundra findet, theils aber auch, um den Mücken und Fliegen zu entgehen, die mit dem Eintritt des Frühlings in ungeheuren Schwärmen die ganze Luft ver- finstern und die armen Thiere im wahren Sinne des Wortes zu Tode quälen. Dieser Frühlingszug ist nicht so vortheilhaft für die Jäger....; die wahre Erndte ist im August oder Septem- ber, wo die Renthiere wieder aus der Ebene in die Wälder zurückkehren. Wir befanden uns gerade in dieser Epoche hier (im Jahre 1821) und hatten Gelegenheit, den Renthierzug und Fang genau zu beobachten. Der Zug der Renthiere ist 2) WRANGEL, Reise ll. pag. 9 ff. etwas höchst merkwürdiges; er besteht in guten Jahren. AUS... ! mehreren Tausenden und nimmt zuweilen eine Breite von 50 bis 100 Werst ein. Obgleich sie, wie es scheint, in Abthei- lungen oder Heerden von 200 oder 300 Stück gehen, so blei- ben diese sich doch immer nahe, so dass das Ganze nur eine ungeheure Masse ausmacht. Ihr Weg ist immer unabänderlich derselbe, zwischen der Obergegend des trockenen Aniuj und bei Plotbischtsche. Zum Uebergang über den Fluss wählen sie eine Stelle, wo an dem einen Ufer ein trockener Thalweg hinabführt und an dem gegenüberstehenden ein flaches, san- diges Ufer ihnen das Hinaufkommen erleichtert. Hier drängt sich jede einzelne Heerde dichter zusammen und beginnt unter Anführung der grössten und stärksten der Thiere ihren Ueber- gang. Der Anführer, dem einige wenige dicht folgen, schreitet langsam mit hochgehobenem Kopfe voran und scheint sich die Localität genauer ausprüfen zu wollen. Wenn er sich von der Gefahrlosigkeit überzeugt hat, setzt er in den Fluss; der ganze Haufen folgt ihm im dichten Gedränge nach, und in wenigen Minuten ist die ganze Oberfläche mit schwimmenden Thieren bedeckt. Nun stürzen auch die Jäger in ihren kleinen Käh- nen pfeilschnell hinter den Buchten, Steinen, Gesträuch u. s. w. unter dem Winde, wo sie sich bis dahin verborgen gehalten, hervor, umringen den Zug und suchen ihn aufzuhalten, während einige der gewandtesten unter ihnen, mit einem kurzen Spiesse bewaffnet, in der schwimmenden Haufen hineinfahren und in unglaublich kurzer Zeit eine grosse Menge tödten ..... = Auch Herr v. Wransen selbst traf in demselben Sommer, im Juni 1821, am grossen Tschukotschja -Flusse, der unter dem 70. Grad n. Br. in das Eismeer einmündet, eine grosse Heerde Renthiere im Wasser gelagert. !) Der Akademiker Frıspeıch ScHuivr berichtet in den wissenschaftlichen Resultaten seiner im Jahre 1866 an den unteren Jenissei unternommenen Reise, dass die wilden Ren- thiere auf der Juraken - Tundra am linken Jenisseiufer schon ziemlich selten seien, weil das ganze Gebiet im Sommer von zahmen Heerden eingenommen würde. Die rechte oder Berg- seite des Flusses liefere dagegen die wilden Thiere, die an bestimmte Punkte und Wanderzüge, die hin und wieder ver- ändert werden, sich binden; jedoch sei kein regelmässiger Uebergang über den Jenissei mehr bekannt. „) Das Ren wandert sogar über das Eis nach den neusibi- rischen Inseln. 1) Wrangeı, 1. c. I. pag. 343. 2) Fr. Schmipr, Expedition an den unteren Jenissei pag. 40. 133 . Auf Nowaja Semlja werden nach SrörEr die Ren- thiere, die dort kleiner sein sollen als auf Spitzbergen, we- nigstens auf der Westküste in Folge der zahlreichen Jagd- expeditionen allmählich seltener.) Dasselbe berichtet Hrverın aus der Gegend von Kostin Shar an der Südostküste nach seinen Erkundigungen im Jahre 1871.) Auf Kaiser Franz-Josef-Land wurden von der Österreichisch - ungarischen Nordpol-Expedition im Jahre 1874 weder Renthiere noch Moschusochsen, wohl aber Eisfüchse und Polarhasen beobachtet; jedoch wird von Payer die Möglichkeit zugegeben, dass Renthiere in den westlicheren, unbetretenen Theilen des Landes sich finden. °) Auch auf König-Karl-Land findet sich das Renthier. *) Auf Spitzbergen ist das Ben überall verbreitet und war bis vor wenigen Jahren noch sehr häufig und in grossen Rudeln anzutreffen. PaArryY beobachtete seine Spuren noch unter 80° 35 nördl. Br. Nach Heverım°) bildet das spitz- bergische Ren eine eigene kleine Race; als reiche Jagdplätze galten bis vor Kurzem der Bel-Sund und Is-Fjord, die Gegend um die Hinlopenstrasse und den Helis-Sund und endlich Ba- rents-Land und Stans-Foreland. Jetzt hat die Zahl der Thiere beträchtlich abgenommen, was in Anbetracht des Umstandes, dass Jahre lang 2000 bis 3000 Stück erlegt wurden, nicht zu verwundern ist. HxusLın beobachtete im Jahre 1870 die Ren- _ thiere auf Spitzbergen entweder paarweise oder in kleinen Rudeln von 4 bis 6 Stück sowohl längs der Strandniederungen, als auch auf den benachbarten, im August meist noch schnee- freien Bergen bis zu 2000 Fuss Meereshöhe. Mit dem Ren wurde auch der Halsband - Lemming angetroffen. Auch in Grönland hat man an passenden Orten das Renthier überall gefunden. Die zweite deutsche Nordpol - Ex- pedition traf dasselbe in zahlreichen Rudeln an der Ostküste unter dem 75. Gr. n. Br. auf der Shannon-Insel und dem segenüberliegenden König-Wilhelm-Lande gleichzeitig mit dem Moschusochsen, Eisfuchs, dem grönländischen Hasen (Lepus glacialis), dem Lemminge, dem Hermelin und anderen Thieren. Pıyer hält das grönländische Renthier von dem amerika- nischen, lappländischen und spitzbergischen als Varietät verschieden, machte auch die Beobachtung, dass dieselben nach dem Innern Grönlands hin an Zahl zunehmen; im Hintergrunde 1) SpörErR. Nowaja-Semlä pag. 98. 2) Herucıın, Reisen nach dem Nordpolarmeer II. pag. 97. 3) Jur. PavEr, österr.-ung. Nordp.-Exp. pag. 275. *) Prrerm., Mitth. 1873. pag. 124. 5) HeucLın, Reisen I. pag. 193 ff. Zeitschr. d.D. geol. Ges. XXXII. 4. nr des Kaiser-Franz-Josef-Fjords wurden förmliche vom Be thiere ausgetretene Fusssteige gefunden. !) | ; Hayss vermochte sich im Jahre 1860/61 während seiner Ueberwinterung an der nordwestlichen Küste von Grönland in Port Foulke unter dem 78. Gr. n. Br. reichlich mit frischem Renthierfleich zu proviantiren. Die Jäger kamen selten mit leeren Händen nach Hause; so oft sie von einer Jagd zurück- kehrten, wurde von Renthieren in Rudeln von 10— 50 Stück “ erzählt.”) Die amerikanische Nordpol-Expedition unter Harı von 1871 — 1873 dagegen, welche unter 81° 38’ n. Br. an der Polaris-Bai überwinterte, erwähnt das Renthier unter den erlegten Thieren nicht, obwohl Moschusochsen, Eisfüchse, Wölfe, Bären und Lemminge beobachtet wurden (Prrerm., Mittheil. 1872..pag..315). In Südgrönland hat die Anzahl der Renthiere seit 100 Jahren allmäklich abgenommen. °) In Island) sollen die wilden Renthiere bereits im zwölf- ten Jahrhundert ausgerottet sein; im Jahre 1773 wurden neue dahin verpflanzt; dieselben sind vollständig verwildert und haben sich derartig vermehrt, dass im Jahre 1809 deren im Innern der Insel bereits 5000 Stück vorhanden waren, ein sicheres Zeichen, dass ihnen Klima und Nahrung zusagen. In Nordamerika ist das Ren noch jetzt in den Hud- sons-Bai-Ländern und auf dem nördlicher belegenen arktischen Archipel häufig verbreitet; die englischen Polarforscher fanden dasselbe noch rudelweise auf der Melville-Insel und auf der Martius-Insel unter dem 75. Gr. n. Br. Lieutenant SCHWATKA war auf seiner in den Jahren von 1878—1880 unternommenen Expedition zur Aufsuchung der Reste der Frankuin’schen Ex- pedition und namentlich auf seiner grossartigen Schlittenreise von der Depöt-Insel am Winchester-Inlet unter dem 64. Gr. n. Br. nach der- nördlichsten Spitze des King William Landes unter dem 70. Gr. n. Br. behufs seiner Ernährung zum grossen Theil auf die Renthierjagd angewiesen. °) In früheren Jahren soll das Ren auch in den Gebieten südlich der Hudsons-Bai, in Canada, Neubraunschweig und Maine häufig gewesen und sich selbst bis in die nördlichen Theile von Vermont, Neu-Hampshire und New-York, d. h. bis zum 45. Gr. n. Br. südlich ausgedehnt haben; erst allmählich ist dasselbe durch die fortschreitende Cultur nach Norden 1) Pavzr, 1. c. pag. 536. ?) Haves, Das offene Polar-Meer pag. 78. 3) Harn, Mitth. d. Leipziger Vereins für Erdkunde 1879. pag. 14. a 1. €. pa 105. 5) PETERMANN’s geogr. Mittheilungen 1880. pag. 427 fi. h 735 | zurückgedrängt worden. Neuerdings wird sogar durch RATzeL bestätigt, dass das Ken noch jetzt einzeln in Maine und in den Gebieten nördlich der grossen Seeen vorkommt.!) Im westlichen Theile von Nordamerika kennt man das Renthier aus Alaska und Britisch - Columbien, d. h. etwa bis zum 53. Gr. n. Br., jedoch ist es möglich, dass es noch einige Grade südlicher in den Gebirgen sich findet. | Aus der vorstehenden Darstellung geht demnach hervor, dass das Ren gegenwärtig noch die sämmtlichen Küstenländer des nördlichen Eismeeres bewohnt; als die nördlichsten be- kannten Wohnorte sind Grönland und Spitzbergen unter dem 80. bis 81. Grade nördl. Br. anzunehmen; in Europa (Nor- wegen) reicht dasselbe südlich bis zum 60. Gr. n. Br., in Asien, auf der Insel Sachalin bis zum 46. Gr. n. Br., in Nord- amerika gegenwärtig im Osten noch einzeln bis zum 45. Gr. n. B., während es im 16. Jahrhundert noch bis zum 43. Gr. u. Br. hinabreichte.°) Das Renthier ist demnach befähigt, sowohl die extremste Kälte des hohen Nordens, als auch ein gemässigtes nördliches Klima zu ertragen. Diese Eigenschaft sowohl als auch der Wandertrieb des Rens ist für die Wür- digung der fossilen Reste desselben im mittleren Europa von nicht geringer Bedeutung. II. Ueber die Verbreitung des Renthiers in älterer historischer Zeit. Die älteren historischen Nachrichten, welche wir über das Ren besitzen, sind sehr dürftig; Braxpr hat dieselben in um- fassender Weise kritisch erörtert.°) THEOPHRAST, ANTIGONUS Carystıus und ArLıan scheinen bei der Beschreibung des im Lande der Skythen heimischen „!apzvöns“ Ren- und Elenthier vermengt zu haben. Es darf dieses nicht auffallen, weil die genannten griechischen Schriftsteller beide Hirscharten viel- leicht selbst niemals gesehen haben, Elenthiere auch jetzt noch in den russischen Gouvernements Volhynien und Tschernigow, dem früheren Lande der Skythen, vorkommen und das Ren- thier dort mehrfach in fossilen Resten gefunden worden ist. Auch Puinıus wirft offenbar nach griechischen Quellen unter dem Namen „Tarandus“ der Skythen Elenthier und Renthier zusammen,. Sorınus enthält eben so unbestimmte D Hann, 1. c. pag. 18. 2) Hann, 1. c. pag. 19. 3) BRANDT, 1. c. pag. 73 ff. 47* Nachrichten, so dass die Auskunit, ale die len Classiker: ertheilen, eine sehr einseitige und wenig zuverlässige se Von hervorragendem Interesse ist dagegen eine Notiz des Jun. Caesar in dessen Comment. de bello gallico, Lib. VL, cap. 26, wenn auch deren Deutung nicht ganz zweifellos ie. Est heisst daselbst: „Est bos (in Hercyniae silvis) cervi figura, cujus a media fronte inter aures unum cornu existit excelsius magisque directum his, quae nobis nota sund, cornibus: ab ejus summo sicut palmae ramique late diffunduntur. Eadem est feminae marisque natura, eadem forma magnitudoque cornuum.“ (Im hercynischen Walde giebt es einen Ochsen von hirsch- ähnlicher Gestalt, dem mitten auf der Stirn ein viel grösseres Horn steht, als es bei den übrigen bekannten Ärten der Fall ist; die Krone desselben breitet sich handförmig in viele Zacken aus. Das Weibchen gleicht dem Männchen und hat eben solche Hörner.) Die meisten der neueren Naturforscher, z. B. Baanpr !) und LusBock ?), beziehen diese Stelle auf das Renthier, wenn auch die Beschreibung desselben bezüglich der Einhörnigkeit unrichtig ist. Da aber im Uebrigen die Schilderung recht gut passt, so müssen wir annehmen entweder, dass hier die Text- verfälschung eines unwissenden Abschreibers vorliegt, oder dass Caesar nur nach Hörensagen falsch berichtet oder aber zu- fällig ein Thier vor sich gehabt hat, welches die eine Stange des Geweihes abgeworfen hatte. Endlich will ich auch noch erwähnen, dass ältere Renthiere, bei denen die Augensprosse des Geweihes schaufelförmig entwickelt ist, aus der Entfernung gesehen, leicht zu der Vorstellung Veranlassung geben können, als ob noch ein Horn mitten auf der Stirn stände. Auf das Elenthier (Cervus alces) können die Worte nicht bezogen werden, weil dasselbe gleich darauf besonders erwähnt wird, ebensowenig auf den Riesenhirsch (Cervus euryceros), weil dessen Weibchen hornlos war. Das Wort os ist wohl nur nach der Gewohnheit der Römer gebraucht worden, fremde Thiere mit bekannten, ungefähr entsprechenden Namen zu bezeichnen. Die zahlreichen fossilen Reste des Ren, welche in Deutschland gefunden werden, bestätigen ausserdem, dass es früher daselbst gelebt hat. Das nicht ganz seltene Vorkommen prachtvoll erhaltener Renthiergeweihe in Torfmooren, z. B. in Mecklen- burg, deutet sogar darauf hin, dass das Thier in verhältniss- mässig noch jüngerer Zeit bei uns vorkam, und trägt dazu bei, die Annahme wahrscheinlich zu machen, dass unter dem Bos cervi figura des CAarsar das Ren zu verstehen is. Auf der 1) Branpt, ]. ce. pag. 85. 2) Lusgock,, Vorgeschichtl. Zeit II. pag. 14. 737 | diesjährieen (1880) prähistorischen und anthropologischen Aus- stellung in Berlin waren derartige Geweihstangen des Ren von besonderer Schönheit und Vollständigkeit aus einer Moder- bildung von Kölpin in Mecklenburg - Strelitz und aus Lapitz bei Neubrandenburg ausgestellt. Auch die klimatischen Ver- hältnisse Deutschlands zur Zeit Cazsar’s stehen einer derarti- gen Annahme keineswegs entgegen; denn während auf der einen Seite vorausgesetzt .werden darf, dass das mit Wald und Sumpf bedeckte Germanien damals ein erheblich rauheres Klima besass, als dieses jetzt der Fall ist, darf auf der an- deren Seite nicht unberüchsichtigt bleiben, dass das Ren auch jetzt keineswegs ausschliesslich an ein arctisches oder alpines Klima gebunden ist, indem dasselbe wenigstens noch vor Kur- zem in der waldreichen Gegend der oberen Wolga im Gou- vernement Twer unter dem 56. Gr. n. Br. vorkam und noch im Anfange dieses Jahrhunderts aus den Wäldern des Perm’- schen Kreises in ganzen Rudeln bis zum 52. Gr. n. Br. wanderte. Zieht man nun ferner den Wandertrieb des Renthiers in Betracht und berücksichtigt, dass demselben in Germanien die Gelegenheit geboten war, während der wärmeren Jahreszeit aus der Ebene in die kühleren Gebirge hinaufzusteigen, so wird man zugeben müssen, dass die klimatischen Verhältnisse der Angabe des Caesar durchaus nicht entgegenstehen; es ist vielmehr wahrscheinlich, dass das Ren, wie wir dieses jetzt noch in anderen Ländern beobachten, erst ganz allmählich aus Deutschland bei fortschreitender Kultur des Landes und der damit in Zusammenhang stehenden Verbesserung des Klimas nach Nörden und Osten zurückgedrängt worden ist. In dieser Beziehung ist die Mittheilung des Carsar auch für die richtige Beurtheilung der Renthierreste einer noch älteren Periode von grossem Interesse. Aus späterer Zeit fehlen urkundliche Nachrichten über das Vorkommen des Renthieres in Deutschland leider voll- ständig, wie wir solche z. B. im Nibelungenliede für das Elch, Riesenhirsch (Schelch), Ur und Wisent besitzen; man darf daraus wohl schliessen, dass das Ren jedenfalls bereits in einer sehr frühen historischen Zeit bei uns ausgestorben oder aus- gewandert ist. Für Schottland, wo Ueberreste des Renthiers auch in Torfmooren gefunden werden, glaubt man dagegen den urkund- _ lichen Beweis zu besitzen, dass dasselbe dort im hohen Norden des Landes noch bis zum 12. Jahrhundert lebte. Man stützt sich dabei auf die Orkneyinga Saga und auf die Chronik des Torrivs (Rerum Orcadensium hist. I. pag. 36), in denen be- richtet wird, dass die Jarls von Orkney im Jahre 1159 über - 158 den Portland Firth nach Nordschottland übersetzten, um in Caithness Renthiere (hreina) und Rothwild zu jagen.) Nach der Mittheilung von Lussock?) hat dieser gelegentliche Bericht in neuerer Zeit dadurch eine sehr gewichtige Unterstützung gefunden, dass man im nördlichen Schottland in den Ruinen alter Befestigungen (sogen. Brochs oder Burghs), deren Be- nutzung wahrscheinlich bis in das 12. Jahrhundert zurück- reicht, mehrfach unzweifelhafte Ueberreste des Renthiers auf- gefunden hat. Als sehr unsicher sind dagegen die Nachrichten anzu- sehen, nach welchen das Ken noch zu Zeiten Gaston’s, Comte de Foix (1331—1390), im Süden Frankreichs und im Mittel- alter noch in Polen gelebt haben soll. III. Ueber die Verbreitung der fossilen Reste des Renthiers. Fossile Ueberreste des Renthiers in jüngeren und älteren quartären Schichten sind über das ganze mittlere Europa ver- breitet; dem Plane dieser Arbeit entsprechend, werde ich die zahlreichen neueren, vorzugsweise seit etwa 10 Jahren in Deutschland gemachten Funde einer eingehenden kritischen Krörterung unterziehen, namentlich auch in Bezug auf die gleichzeitigen Spuren der menschlichen Existenz und unter Berücksichtigung der Ueberreste anderer Thierarten, welche mit denen des Ren’s zusammen vorkommen, während ich die ausserdeutschen Fundorte nur kurz besprechen werde, nament- lich soweit dieselben für die Beurtheilung der ehemaligen Ver- breitung des Renthiers von Interesse sind. In England, Schottland und Irland hat man zahle reiche Ueberreste des Renthiers, namentlich in Höhlen zusam- men mit den Zähnen und Knochen von Elephas primigenius, Rhinoceros tichorhinus, Ursus spelaeus, Hyaena spelaea, Bos priscus und Bos primigenius, Megaceros hibernicus und anderen Thieren, sowie mit menschlichen Artefacten, seltener in quar- tären Lehmschichten, sowie in Torfmooren und anderen jün- geren Absätzen entdeckt. Die Ergebnisse sind vor einigen Jahren in dem bekannten Werke von W. Borp Dawkiss (Die Höhlen und die Ureinwohner Europas, deutsch von SPENGEL, Leipzig 1876) übersichtlich zusammengestellt. In Frankreich hat man schon seit längeren Jahren den l) BrAnDT, 1l.cı pag. 9. 2?) LusBock, ]. c. pag. 14 ff. 7139 fossilen Renthierresten eine sorgfältige Beachtung geschenkt. Das grösste Aufsehen erregten indessen die Entdeckungen der Herren Larter und Cnriısty, welche in dem Jahre 1861 und den folgenden Jahren eine grosse Anzahl von Höhlen und Grotten namentlich in der Dordogne untersuchten, und aus ihren Funden den unumstösslichen Nachweis lieferten, dass ım mittleren und südlichen Frankreich der Mensch gleichzeitig - mit dem Renthier und anderen jetzt längst daselbst ver- schwundenen grösseren Säugethieren, namentlich dem Mam- muth, Rhinoceros, Höhlenbär, Hyäne, Urochsen, Steinbock u. s. w. gelebt hat. Es wurden nicht allein in denselben Schichten mit den Resten des Renthiers und der genannten Säugethiere zahlreiche bearbeitete Feuersteine, sondern auch gespaltene Renthierknochen, künstlich bearbeitete Benthier- geweihe mit verschiedenen Thierzeichnungen und andere un- zweifelhafte Spuren der gleichzeitigen Anwesenheit des Men- schen aufgefunden. Diese Entdeckungen wurden von anderen Naturforschern bestätist und ergänzt in der Art, dass man von der Grenze der Pyrenäen bis in die nördlichsten franzö- sischen Departements die Ueberreste des BRenthiers nachge- wiesen hat, und zwar nicht ausschliesslich in Höhlen ünd Grotten, sondern auch in alten quartären Fluss- Alluvionen, z. B. in den Thälern der Mosel, Maas, Meurthe, Sarre u. s. w. Im Allgemeinen lässt sich aus den vielfachen vorliegenden Untersuchungen die Schlussfolgerung ableiten, dass das Ren zwar schon gleichzeitig mit dem Mammuth und dem Rhinoceros in Frankreich gelebt hat, seine Blüthezeit jedoch in eine etwas spätere Periode fällt, als die zuletzt genannten grossen Säuge- thiere schon ausgestorben waren, der Mensch dagegen sich bereits über einen grossen Theil des Landes ausgebreitet hatte. Dort scheint derselbe vorzugsweise geeignete Höhlen und Grot- ten bewohnt und sein Leben von. dem Ertrage der Jagd, na- mentlich des Renthiers, gefristet zu haben. Jedoch besass derselbe bereits eine gewisse Kunstfertigkeit, indem er es nicht . allein verstand, Knochen und Geweihe zu Waffen und Ge- räthen aller Art zu bearbeiten, sondern auch rohe Zeichnungen der ihn umgebenden Thierwelt vermittelst Feuersteinsplitter auf Knochenstücke und Steinplatten einzuritzen. Die Kunst, die Feuersteine zu poliren, bestand damals indessen noch nicht; vielmehr wurden ausschliesslich geschlagene Steine benutzt. Da das Renthier in dem Haushalte jener alten Höhlenmenschen offenbar eine sehr wichtige Rolle gespielt hat, so haben die französischen Forscher jene Zeit zum Unterschied von der älteren Periode des Höhlen-Bären und des Mammuths und der Jüngeren Periode des Urochsen als das Zeitalter des Renthiers bezeichnet, eine Eintheilung, welche übrigens von Boyp Dawkıns 740. verworfen wird und die auch, wie wir weiter unten sehen wer- den, für Deutschland nicht passt. Wann das Ren aus Frank- reich verschwunden ist, ist nicht bekannt; jedoch wird man annehmen dürfen. dass dieses nicht plötzlich, sondern allmäh- lich geschehen ist. | Ä In Belgien sind es gleichfalls die Höhlen, die nach den Untersuchungen von von SCHMERLING, VAN BENEDEN, Duront und. anderen Forschern zahlreiche Ueberreste des Ren geliefert ha- ben; einige derselben scheinen der älteren Periode anzuge- hören, als das Mammuth noch lebte, die meisten aber, wie in Frankreich, einem etwas jüngeren Zeitalter. Aus der Schweiz werden von Braxpr nur 3 Funde von Renthierresten angeführt und zwar zunächst aus einer kleinen Höhle bei L’Echelle unweit Genf und sodann aus älteren quar- tären Schichten der Cantone Waadt und Zürich. Dazu kom- men die in neuerer Zeit gemachten wichtigen Funde aus den Höhlen von Veyrier und Thayingen. Die in der Grotte von Veyrier am Fusse des Mont Saleve unweit Genf zusammen mit zahlreichen Feuersteinsplittern ge- fundenen Thierknochen sind von Herrn Rürımeyer eingehend untersucht !) und bestehen vorwiegend aus Renthierknochen, die fast sämmtlich zerschlagen sind, um dieselben ihres Marks zu be- rauben; daneben sind die Reste des Schneehuhns ausserordent- lich häufig; ausserdem ist der Hirsch, das Pferd, der Steinbock, der Alpenhase und das Murmelthier vertreten; von gezähmten Thieren fanden sich Rind, Schwein, Kaninchen und Haushuhn. Rürımsyer schreibt diese Reste, unzweifelhaft mit Recht, einer Zeitperiode zu, welche älter ist, als diejenige der Pfahlbauten, in welchen bislang keine Renthierreste aufgefunden sind, aber jünger als diejenigen Ablagerungen der Glacialzeit, in denen Reste des Mammuths und des Rhinoceros vorkommen. Ungewöhnliches Aufsehen erregten vor wenigen Jahren die Funde in der Höhle von Thayingen unweit Schaffhausen, hart an der Grenze des Grossherzogthums Baden.?) Hier wurden ausser zahlreichen geschlagenen Feuersteinen, Werk- zeugen aus Horn und Knochen und Thierzeichnungen sehr häufige Reste des Renthiers zusammen mit Felis spelaea (selten), Canis lupus (ziemlich häufig), Cunis fulvus (häufig), Canis la- gopus (selten), Ursus arctos (selten), Lepus variabılis (ausser- ordentlich häufig), Cervus elaphus (ziemlich selten), Capra ibex (nur 1 Exemplar), Bos primigenius (1 Exemplar), Bos bison 1) Vierteljahrs-Revue Ill. 1! Urgeschichte (1875) pag. 22 fi. E 2) Anthropolog. Correspondenz - Blatt für 1877. No. 9—12. (Bericht über die VIII. Versamml. deutscher Anthropologen). — Ferner NEHRING, Quartär-Faunen, Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXXI. pag. 491. 741 (selten), Equus caballus (ziemlich häufig), Rhinoceros tichorhinus (sehr selten), Elephas primigenius (selten), Lagopus mutus und albus (sehr häufig) und einigen anderen Thierresten gefunden. Hausthiere hat man nicht entdeckt; ein einziger Fund des Haushundes wird als zweifelhaft bezeichnet. Nach der Zu- sammensetzung dieser Reste gehören die Ablagerungen in der Höhle von Thayingen jedenfalls einer älteren Zeit an, als die- jenigen von Veyrier. Ich habe bei diesen Funden etwas länger verweilt, weil sich dieselben den deutschen Renthierfunden un- mittelbar anschliessen. Endlich sind auch im Laufenthal bei den Arbeiten an der Jurabahn in einer Höhle unweit der Liesberg-Mühle Ren- thierreste zusammen mit zahlreichen Artefacten aus Silex im Jahre 1874 aufgedeckt worden. !) Am südlichen Fusse der Alpen in Oberitalien sind bis jetzt nur einige wenige, nicht ganz sichere Spuren des Ren’s aufgefunden; aus Spanien und Portugal sind bezügliche Funde bislang überhaupt nicht bekannt geworden. In Dänemark sind Renthierreste nur einige Male in Torfmooren gefunden ; in den Kjoekkenmoedings hat man die- selben bislang noch nicht entdeckt. | Im südlichen Schweden, namentlich in der Provinz Schonen, sind fossile Renthiergeweihe in Torfmooren häufiger nachgewiesen; dagegen fehlt dieser Nachweis für alle nörd- licher gelegenen Theile des Skandinavischen Halbinsel. Aus Russland liegen im Ganzen nur sparsame Nach- richten über fossile Renthierreste vor. Ueber die bisher in den russischen Ostseeprovinzen gemachten Funde, die um so wichtiger sind, da sie sich den ostpreussischen Funden unmittelbar anschliessen, macht mir Herr Cosstantın GrEwIneK in Dorpat, der sich bereits seit längeren Jahren mit der quartären Fauna der baltischen Ge- genden eingehend beschäftigt hat, unter dem 8. Januar 1881 folgende sehr interressante Mittheilung: „Einzelne Individuen des Renthiers verlaufen sich noch jetzt nicht selten bis in die Waldaiberge des Gouvernements Nowgorod und werden dort gejagd.. Von einem solchen ver- sprengten Thiere scheint auch der in Livland, Kreis Wenden, Kirchspiel Palzmar, 5 Werst vom Gute Serbigall, zwei Fuss tief im Moore gefundene, auffallend frische und wohlerhaltene Schädel gehört zu haben, den ich vor einiger Zeit erhielt. Auch darf nicht vergessen werden, dass fast in jedem Winter Russen mit vollständigem, samojedischen Renthiergespann in unseren Städten erscheinen und sich nicht allein produciren, 1) Correspondenz-Blatt 1874. pag. 79. sondern auch kurze Schlittenfahrten machen lassen. Endlich ist der Versuch einer Acclimatisation des Renthiers in manchem unserer Wildparke gemacht worden, und ein Riga’er Kaufmann hat sich sogar eine ganze Renheerde kommen lassen, die aber bald zu Grunde ging. Diese Thatsachen lassen es erklärlich erscheinen, dass dann und wann ein verhältnissmässig frisches Gerippe bei uns gefunden werden kann. Den Urbewohnern der Ostseeprovinzen, d. h. den Esten, Letten und Litauern ist das Ren fast ganz unbekannt. Weder hat sich bei ihnen eine besondere Benennung desselben, noch die Erinnerung an eine Jagd auf dieses Thier — entsprechend dem Waldstier und Eber der estnischen Kalewipoeg-Sage — erhalten. Das Ren muss zu allen Zeiten in Liv-, Est- -und Kurland und Nach- barschaft selten gewesen sein, wie namentlich daraus hervor- geht, dass unter den Speiseabfällen, welche die indigenen Jäger und Fischer der ersten Jahrhunderte n. Chr. am Aus- flusse der Salıs aus dem Burtnernsee in Livland hinterliessen, keine Renknochen neben zahlreichen Resten von Bos primi- genius, Elen, Biber und Wildschwein zu finden waren. „Als unzweifelhaft subfossil, jedoch nicht der altquartären, sondern der neuquartären Zeit zuzustellen, sind folgende Funde: Im Anschluss an das Rengeweih von Grumbkowkirten bei Stallupönen in Ostpreussen (altpr. Monatsschrift VIII. p. 732): l. Nicht weit von der preussischen Grenze im Gouverne- ment Kowno, Kreis Rossieni, Gut Retowo beim Dorfe Swal- säni, eine Geweihstange von 1 Meter grösster Spannung. !) 2. In Livland, Kreis Riga, Kirchspiel Sisselgal, bei Neu- Kaipen, 12 Fuss tief im Torfmoore das vollständige Gerippe eines jungen Thieres. ?) 3. In Estland, Kreis Wierland, nicht weit von der Meeres- küste, zwischen dem Dorfe und Gute Kunda, 3 Fuss tief im Wiesenmergel die rechte Geweihstange eines vierjährigen Rens, zugleich mit Rind- und Pferderesten.“ Von Braxpr werden ausserdem noch Geweihreste erwähnt, die zusammen mit zwei kupfernen Kesseln und Steingeräthen im Schlamme des Widelsees, südlich von Domesnäs in Kur- land, an der Küste des Riga’er Meerbusens entdeckt wurden. °) Aus dem europäischen Russland werden von BrRAnDT in seiner oft citirten Arbeit (pag. 70) folgende Renthierreste angeführt: 1) Gefunden iu einem Grandlager. Cfr. Sitzungsber. d. Dorpater naturf. Ges. 1880. pag. 334. 2) Schriften der gelehrten estl. Ges., No. 6. Dorpat 1867. p. 1—28. 3) BRANDT, 1. c, pag. 68. 743 1. Geweihstange, gefunden im Bette des Bog bei Bje- lostok in Litauen. 2. Geweihreste, gefunden von Kıprısanow im Tscherni- sowschen, Kursk’schen und Orel’schen Gouvernement, an letz- terer Fundstelle bei Dorfe Studenetz im Dmitrieff’schen Kreise, zusammen mit Mammuthknochen. 3. Knochenreste des Rens, welche von Herrn v. Norp- MANN in Bessarabien entdeckt wurden. 4. Geweihstange aus dem 'Simbirsk’schen Kreise, die ihrem Erhaltungszustande nach einer sehr jungen Zeit angehört. 5. Die von Pauzas erwähnten Renthiergeweihe, die ober- halb Dubrowska an der Wolga gefunden wurden. GREWINGkK erhielt ferner Rennthierreste, welche am inne- ren Knie des „Atrubo“ genannten Wolgaarmes beim Dorfe Chrätschtschewka im Kreise Stawropol auf vier Werst Aus- dehnung zusammen mit einem menschlichen Schädelfragment und Resten vom Mammuth, Rhinoceros, Riesenhirsch, Bison, Elen, Pferd und Kameel gesammelt wurden, und derselbe Naturforscher hebt in seiner Urgeschichte der baltischen Ge- genden und Russlands hervor, dass es nicht an Beweisen fehle, welche ein Zusammenleben von Ren, Mammuth, Rhinoceros, Elen und 'Riesenhirsch im östlichen Theile Südeuropas und namentlich in den Wolgagouvernements Simbirsk, Samara und Saratow dokumentiren. !) Im Königreiche Polen sind kürzlich von Fern. ReueEr die Höhlen bei Ojcow untersucht worden und dort zahlreiche Reste des Renthiers zusammen mit den Knochen und Zähnen von Felis spelaea, Hyaena spelaea, Canis lupus, Canis lagopus, Ursus spelaeus (besonders häufig), Arvicola amphibius, Myodes lemmus (1 Exemplar), Equus caballus, Rhinoceros tichorhinus, Elephas primigenius und anderen Thierresten, sowie mit bear- beiteten Feuersteinen ausgegraben. Die kleineren Thierreste sind von NEHRING bestimmt worden. °) In der Nähe von Krakau wurden von Herrn v. Zawısza zwei Höhlen untersucht und in denselben zahlreiche Knochen von Ursus spelaeus, Elephas primigenius, Cervus alces, Equus caballus, Bos priscus, Canis lagopus u. s. w. aufgefunden; das Ren wird unter diesen von O. Fraas und SLösarskı bestimm- ten Knochen nicht erwähnt; dagegen geschieht der Geweihreste eines grossen Kenthiers Erwähnung, an welchen sich Spuren von Einschnitten mit einem steinernen Instrumente zeigen. °) Eine Spalte im Urkalke von Zuzlawitz bei Winterberg 1) Vierteljahrs-Revue III. No. 1., Urgeschichte (1875) pag. 33 u. 35. ?) Neurıng, Quartär-Faunen, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1880. p. 483. 3) Fortschritte der Urgeschichte für 1875. pag. 96 ff. im Böhmerwalde lieferte Reiner zusammen mit Alces “N palmatus foss., Bos priscus und Equus fossilis. !) In Mähren sind von Wasker Renthierknochen unter solchen Umständen in Höhlen, namentlich in der Byeiskala- höhle, nachgewiesen, welche an der Gleichzeitigkeit des Rens sowohl mit dem Menschen, als mit dem Mammuth nicht zwei- feln lassen. ?) Ganz neuerdings machte Joa. N. WOoLDRIcH Mittheilung über die thierischen Ueberreste aus der Höhle „Certova dira* bei Neutitschein in Mähren; es fanden sich dort Knochen des Renthiers zusammen mit einer entschiedenen Glacialfauna, z.B. Canis lagopus, Arctomys sp., Myodes torquatus und M. lemmus, -irvicola nivalis u.s. w. Es waren jedoch auch Thierreste einer späteren Steppen- nnd Waldfauna beigemengt.°) In einer lössartigen diluvialen Ablagerung von Heiligenstadt bei Wien hat man Reste des Rens zusammen mit Elephas pri- migenius, Rhinoceros tichorhinus und Equus caballus gefunden. *) Von ganz hervorragendem Interesse sind die von Herrn RorHk in Leutschau (Ober - Ungarn) aufgefundenen und von NenHring untersuchten Thierreste aus einer Höhle auf dem Berge Novi in der Hohen Tatra, im Zipser Comitate, etwa 2000 M. über dem Meere.°) Hier entdeckte man neben den Resten eines Renthiers namentlich zahlreiche Nager, darunter Myodes lemmus var. obensis, Myodes torquatus, Lagomys Sp., Lepus sp., Arvicola nwalis, Arvicola gregalis, Arvicola ratticeps und noch 3 andere Arvicola- Arten, ferner Ursus spelaeus (1 Exemplar), Lagopus albus und Lagopus mutus in zahl- reichen Exemplaren und einige andere Thierarten. NEHRING ist der Ansicht, dass diese Reste bis in die Glacialperiode oder bis an das Ende derselben zurückreichen. Fossile Renthierreste in Deutschland. In Deutschland hat man in den letzten 10 Jahren sowohl den Höhlen in anthropologischer und paläontologischer Be- ziehung, als auch den quartären Schichten im Allgemeinen in Bezug auf die in denselben enthaltenen Säugethierreste eine sehr eingehende und erfolgreiche Aufmerksamkeit geschenkt; in erste- rer Beziehung sind namentlich die Untersuchungen der Herren FRAAS, ZITTEL, SCHAAFFHAUSEN und VırcHowW von maassgeben- 1) NERHRING, 1. c. pag. 487. 2) Correspondenz-Blatt 1871. pag. 86 und 1877. pag. 167. 3) Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1880. pag. 284. 4) Neurinc, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1879. Bd. 29. p. 486. 5) NEHRING , Globus Bd. 37. No. 2. und diese Zeitschr. 1880. pag. 484. I R der Bedeutung geworden, während unsere Kenntniss der quar- 'tären Säugethiere, namentlich der Ueberreste der kleineren Arten, die bisher nicht die verdiente Beachtung gefunden hatten, in ganz hervorragender Weise durch die Arbeiten des Herrn Aurrep Nenring in Wolfenbüttel, sowie des Herrn Lissr in Gera bereichert worden ist. Ersterem verdanken wir auch in neuester Zeit eine Uebersicht über eine grosse Anzahl mittel- europäischer Quartär-Faunen !), eine Arbeit, die mir für die Zwecke der vorstehenden und nachfolgenden Untersuchungen von grossem Nutzen gewesen ist. Würde es sich bei der Betrachtung der fossilen Renthier- reste in Deutschland nur um die geographische Verbreitung derselben im Allgemeinen handeln, so würde eine einfache Aufzählung der Fundorte genügen, um den Beweis zu erbrin- gen, dass das Ren in der vorhistorischen Zeit während der langjährigen Dauer der Quartärperiode fast über ganz Deutsch- land, von den Alpen bis zur Nordsee und vom Rheine bis zu den östlichen Grenzprovinzen verbreitet gewesen ist. Fassen wir jedoch die langjährigen Zeiträume, welche die Ablagerung der Quartärschichten erfordert hat, specieller in’s Auge und berücksichtigen namentlich, dass die bekannt gewordenen fos- sılen Ueberreste des Renthiers Schichten von sehr verschie- denem Alter angehören, also auch entweder in derselben Ge- gend oder an von einander entfernten Orten in Zeiträumen zur Ablagerung gelangt sind, welche sehr entlegen von einander sein können, so wird die Untersuchung dadurch erheblich schwieriger, gewinnt auf der anderen Seite aber bedeutend an Interesse. Es handelt sich dann nicht mehr allein um die geographische Verbreitung des Renthiers in Deutschland wäh- rend der vorhistorischen Zeit überhaupt, sondern auch um das geologische Alter seiner Reste und um die Verbreitung des Rens während der verschiedenen Perioden der Quartärzeit. Die bisherigen Funde genügen, wie ich gleich vorausschicken will, nicht, um in dieser Beziehung ein ganz klares Bild zu erhal- ten, namentlich da bei den meisten älteren Funden die nähere Beschreibung der Lagerstelle in Bezug auf die geologischen Verhältnisse fehlt. Die nachfolgende Darlegung ist daher als ein Versuch zu betrachten, der späterer Ergänzung und Be- richtigung bedarf. Zunächst sind zu unterscheiden die Funde in freien ge- schichteten Ablagerungen und diejenigen in Höhlen, Grotten und Spaltausfüllungen; dabei ist ferner zu beachten, ob die gefundenen Ueberreste voraussichtlich noch auf der ursprüng- lichen Lagerstelle sich befinden, oder ob seit der ersten Ab- ı) Nenring, Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXXIl. (1880) p. 468 ff. ren wahrscheinlich bereits Veränderungen in der u z. B. durch Verschwemmen oder durch Umwühlen des Bodens vor sich gegangen sind. Von der grössten Wichtigkeit für die Bestimmung des geologischen Alters ist ferner die Kenntniss der sonstigen thierischen Reste, die mit denen des Rens zu- sammen gefunden sind; in dieser Beziehung sind indessen die älteren Nachrichten meist lückenhatt. Von unzweifelhaft diluvialem Alter sind die von G. BErExpT erwähnten drei Geweihstücke des Renthiers, welche in der Um- gegend von Berlin bei Tempelhof, Britz und Müggelheim in der Grandbank, welche dem unteren Diluvialmergel mit Falu- dina diluviana aufgelagert ist, aufgefunden sind und auf dem Museum der geologischen Landesanstalt aufbewahrt werden. ') In denselben Schichten sind noch folgende Säugethierreste ge- sammelt: Zlephas primigenius, Elephas antiquus, BRhinoceros tichorhinus, Rhinoceros Merckü, Eguus caballus, Ovibos fossilis (moschatus), /20s primigenius, Bison priscus, Cervus alces, Cervus euryceros, Cervus elaphus und Canis lupus. Mit Ausnahme des Edelhirsches bestehen die Begleiter des Rens daher aus Thieren, die entweder jetzt ganz ausgestorben oder aus unseren Ge- genden verdrängt sind. Nach gefälliger Mittheilung des Herrn W. Daumes in Berlin wird ausserdem auf dem dortigen mineralogischen Museum der Universität ein Geweih-Bruchstück von Cercus tarandus aufbe- wahrt, welches aus dem Diluvium vom Kreuzberg bei Berlin stammt. Minder genau ist das Lager derjenigen Geweihreste des Rens bekannt, welche in diluvialen Ablagerungen des Lippethals bei Hamm zusammen mit dem Mammuth ?), und in der Ems gefunden sind; letztere stammen nach Hosıus unzweifelhaft aus älteren (diluvialen) Schichten. °) Ausserdem werden Geweihreste des Renthiers aus dem Diluvium des Rheinthals bei Mannheim und aus dem Dilu- vium am Seehof bei Frankfurt a.M. erwähnt), an letzterer Stelle zusammen mit den Resten des Mammuths und Wisents. °) Häufiger sind die Höhlenfunde aus dieser älteren Periode, namentlich im südlichen und mittleren Deutschland, und die- selben sind um so bemerkenswerther, da an vielen, ja an den meisten Orten sich mit den Ueberresten des Rens auch die ersten Spuren der Existenz des Menschen finden. Eine der 1) BErEnDT und Dames, Geogn. Beschreibung von Berlin pag. 72, und diese Zeitschrift 1880. pag. 651. 2) v.n. Marc, Verhandl. d. naturhist. Vereins d. Rheinlande ete., 15. Jahrg., Separ, -Abdr. pag. 73. — Hosıvs, Beiträge etc. pag. 25. 3) Hostus, 1. c. De 25. #) BRANDT, IE 63. 5) Neues Jahrb. £. al. 1858. pag. 61. * - 747 ältesten Fundstellen scheint die von Oscar FraAss in den Jahren 1875 und 1876 ausgebeutete und beschriebene Ofnet- Höhle bei Utzmemmingen in Schwaben zu sein.!) Neben zahlreichen rohen menschlichen Geräthen, Feuersteinmessern, Beinnadeln, Topfscherben etc., auch einzelnen Knochen des Menschen, fand sich eine sehr erhebliche Anzahl von thierischen Ueberresten, unter denen jedoch das Renthier nur in ge- ringer Anzahl (0,9 pCt. der gesammten Knochen) vertreten ist. Ganz überwiegend ist das wilde Pferd (Equus caballus) mit 64 pCt.; dann folgen HAyaena spelaea mit 11 pCt., das Nashorn (Rhinoceros tichorhinus, nach NEHrıng auch Zähinoceros Merckii in 1 Exemplare) mit 6,8 pCt., Ursus spelaeus und ('ervus euryceros mit je 2 pÜt., Elephas primigenius mit 1,7 pCt., Bos priscus mit 1,6 pCt., ausserdem Wildschwein, Wolf, Wildesel, Ur, Hase und einige andere Arten in geringer Anzahl. Fraas ist der Ansicht, dass die Ofnet-Höhle bereits in praeglacialer Zeit von Hyänen und Menschen ab und zu bewohnt gewesen ist, und dass die meisten der genannten Thiere sowohl den Menschen als den Hyänen zur Nahrung gedient haben. Wir sehen das Ren in Begleitung: von Thieren, die entweder ganz ausgestorben oder völlig aus unseren Ge- genden verdrängt sind. Eine sehr ähnliche Fauna hat die von LiıeEBR untersuchte Lindenthaler Hyänenhöhle bei Gera geliefert und zwar die eigentliche Höhlenspalte, während die auf der davor belegenen Terrasse gefundenen Ueberreste ohne Zweifel einer etwas jüngeren Zeitperiode angehören. ?) In der eigentlichen Höhle fanden sich neben rohen mensch- lichen Artefacten und sparsamen Resten des Renthiers folgende Thierreste, welche nach ihrer Häufigkeit geordnet sind: Wildpferd (Equus caballus), ausserordentlich häufig. * Hyaena spelaea, sehr häufig. (Sowohl die Lindenthaler, als die Ofnet-Höhle waren sog. Hyänenhorste). Rhinoceros tichorhinus (recht zahlreich), Bos primigenius ' (häufig), Ursus spelaeus (ziemlich häufig), Cervus elaphus, Cervus alces, Felis spelaea, Canis lupus, Elephas primigenius, -ilactaga jaculus (Pferdespringer), Canis vulpes, Arctomys marmotta (Mur- melthier), ZLepus sp. (variabilis?) und einige andere Arten in geringerer Anzahl. Das Ren tritt also auch hier noch vereinzelt und zwar . 4) Anthropol. Corresp.-Bl. 1876. No. 8. — Vergl. auch NEHrmeg, diese Zeitschr. 1880. pag. 489. ?) Liege, Die Lindenthaler Hyänenhöhle, im 17. u. 18-20. Jahres- bericht der Ges. von Frennden d. Naturw. in Gera, Sep.-Abdruck, 1. u. 2. Stück, 1875 u. 1878. — Vergl. auch Nenring, 1. c. pag. 477. N OT AT 3 “ N EV AR OLSEN vorzugsweise in der Gesellschaft jetzt ausgestorbener Thier- ' arten auf, zu denen dann noch einige nordische Formen treten. Einen wesentlich anderen Charakter tragen die auf der Terrasse vor der Höhle in unzweifelhaft jüngeren Schichten gefundenen Thierreste, die mehr an die Fauna von Thiede und Westeregeln erinnern, von der später die Rede sein wird. Die Reste des Renthiers sind häufiger geworden, Hyäne, Höhlenbär, Rhinoceros dagegen seltener; das Wildpferd be- hauptet noch seine Häufigkeit; zu dem Ur tritt der Wisent in zahlreichen Exemplaren; daneben finden sich Reste von Lem- mingen (Myodes leminus und M. torgquatus), Wühlmäusen (Ar- vicola gregalis), Springmäusen (Alactaga jaculus), Murmelthieren (Arctomys primigenius Lıeee). LıeBe glaubt mit NeHring an- nehmen zu dürfen, dass diese jüngere Fauna auf ein Steppen- klima mit heissen Sommern und kalten Wintern hindeutet. Aus dem östlichen Thüringen sind noch weitere Renthierfunde bekannt geworden, die jedoch minder genau untersucht sind, z. B. bei Pösneck, Pahren zwischen Schleiz und Zeulenroda, Köstritz; nach Liess werden dieselben sämmt- lich der Zeitperiode angehören, in welche die Vergletscherung der subalpinischen Gebirge fällt. !) | Der älteren Glacialzeit dürften die von Oscar Fras in den Jahren 1870 u. 1871 gemachten Funde im Hohlefels bei Blaubeuren im schwäbischen Achthale angehören. ”) Dort fanden sich mit zahlreichen Spuren des Menschen aus der älteren, diluvialen Steinzeit, wie Feuersteingeräthen der rohesten Form, Werkzeugen aus Knochen und Geweihstücken, sehr häufige Ueberreste des Renthiers zusammen mit dem Höhlenbären, der Wildkatze (Felis catus), dem Wildpferde, sämmtlich häufig, ferner dem Mammuth, Rhinoceros, Ur (sel- tener) und einzelnen Exemplaren von Felis spelaea, Felis lynz, Foetorius putorius (Marder), Myodes torquatus und einigen an- deren Arten. Einen ähnlichen Charakter tragen die älteren Schichten der im Jahre 1871 von ZırteL und FrAas untersuchten Räuber- höhle am Schelmengraben bei Regensburg.’) Zusammen mit zahlreichen Spuren des Menschen aus der älteren Steinzeit (Feuersteinsplittern, zerschlagenen Knochen ete.) und sehr häufigen Geweih- und Knochenresten des Rens fanden sich Ursus spelaeus (häufig), Hyaena spelaea, Canis lupus, 1) Liege, 1. c. 1. Stück pag. 15. — Vergl. auch ANDR. WAGNER in Abh. d. 1I. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. in München, Bd. VI. Abth. I. p. 263. - 2) Nenring, 1. ce. pag. 489. — Vergl. auch Oreoner, Elemente der Geologie, III. Aufl. pag. 676. 3) ZıtteL, Sitzungsber. d. math.-phys. Cl. d. k. bayr. Ak. d. Wiss. ‚1872. 1. pag. 28 ff. — Vergl. auch Nenring, 1. c. pag. 488. 4 749 Chinis vulpes, Eqguus caballus (ziemlich häufig), Zlephas primi- gemius, Rhinoceros tichorhinus und einige andere Reste, von denen es aber weniger sicher ist, dass dieselben der älteren Schicht angehören. Auch die Höhlen und Spalten in den devonischen Kalken _ Westfalens, namentlich die Balver Höhle und die Höhlen bei Klusenstein im Hönnethale, welche in älterer und neuerer Zeit von NÖGGERATH, VIRCHOW, v. DECHEN, v. DÜckER, V. D. Mare und anderen untersucht worden sind, haben zahlreiche Renthierreste geliefert. Leider sind bei den Ausgrabungen, _ namentlich in älterer Zeit, die verschiedenen Schichten nicht immer streng getrennt gehalten, so dass es schwer hält, ein klares Bild der fossilen Fauna zu erhalten. Neurına hat es in seiner oft citirten Arbeit unternommen, die gefundenen thie- rischen Ueberreste übersichtlich zusammen zu stellen '); auch verdanke ich einzelne Notizen den mündlichen Mittheilungen des Herrn v. Dücker, jetzt in Bückeburg. Es darf darnach angenommen werden, dass auch in diesen Höhlen zahlreiche Ueberreste des Renthiers gleichzeitig mit menschlichen Arte- facten der rohesten Form und den Knochenresten der jetzt ‚ausgestorbenen grossen diluvialen Säugethiere, wie Höhlenbär, Höhlenhyäne, Manımuth, Rhinoceros, Höhlentiger etc. zur Ab- lagerung gelangt sind. Ausserdem aber scheint auch hier schon das Ren sich in Begleitung nordischer Thiere, wie Myodes lemmus, Myodes torquatus, Lagopus albus, Lagopus mutus (Schnee- hühner) sich befunden haben. Die Ablagerungen in den Höhlen und Spalten der Dolomit- felsen bei Steeten an der Lahn und in deren Seitenthälern, welche 1874 von v. CoHausen ausgebeutet und 1879 nochmals von NEHRInG untersucht worden sind ?), nachdem bereits in früheren Jahren verschiedene Ausgrabungen stattgefunden hat- ten, gehören wahrscheinlich verschiedenen Zeitperioden an. Es fanden sich zahlreiche Reste des Renthiers zusammen mit den Spuren menschlicher Thätigkeit; auch scheint mit ihnen gleichzeitig der Höhlenbär (häufig), die Hyäne, der Wolf, das Wildpferd (ziemlich zahlreich), das Mammuth und das Rhinoceros gelebt zu haben; dazu treten verschiedene nor- dische Formen: der Eisfuchs, Lemminge, Schneehühner ete., so dass die Ablagerungen jedenfalls noch bis in die eigentliche _ Glacialperiode hineingereicht haben. e: Etwas abweichend liegen die Verhältnisse bei den Funden in den oberfränkischen Höhlen in der Umgegend von ı) Nekring, 1. c. pag. 504. ze 2) Fortschritte der Urgeschichte, No. 3. (1875) pag. 84. — Corresp.- Blatt 1875. pag. 23. — Neurme, ]. ce. pag. 498. Zeits. d. D, geol. Ges. XXXII. 4. 48 Muggendorf, beziehungsweise im Thale der Wisent und deren felsigen Seitenthälern. Die erste Nachricht über daselbst in der Rabensteiner Höhle gefundene Renthierreste giebt A.Wacner, ohne jedoch die Lagerungsverhältnisse genauer mitzutheilen. ') Indessen scheint gerade diese Höhle neben zahlreichen Resten des Höhlenbären in früherer Zeit auch Spuren des Mammuths, des Rhinoceros und des Wildpferdes geliefert zu haben, wäh- rend andere Höhlen um Muggendorf, z. B. die berühmte Gailenreuther Zoolithen-Höhle, fast ausschliesslich Bärenknochen enthielten. Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, dass die thie- rischen Ueberreste in den sehr zahlreichen dortigen Höhlen, Grotten und Spalten nicht gleichalterig sind, sondern verschie- denen Zeitperioden angehören. In neuester Zeit sind ein- gehende Untersuchungen über die oberfränkischen Höhlen von Herrn Neurine veröffentlicht, der Gelegenheit fand, theils selbst Ausgrabungen vorzunehmen, theils ein grosses, von anderen Forschern gesammeltes Material zu untersuchen.) Renthier- reste scheinen sowohl in den älteren Schichten, welche noch der Glacialperiode angehören, als auch in den jüngeren Schich- ten, deren Fauna bereits auf ein milderes Klima hinweist, ge- funden zu sein. Die Hoesch’s-Höhle im Ailsbachthale, welche von Neuring selbst in Begleitung des Entdeckers, Herrn Hozsch, untersucht ist, lieferte in den unteren, älteren Lagen neben sparsamen Besten des Ren's vorzugsweise folgende Thierreste: (anis lupus, Canis vulpes, Canis lagopus, Gulo bo- realis, Meles taxwus, Ursus spelaeus, ÄArctomys sp., Spermophilus sp. (Ziesel), Arvicola amphibius, Arvicola nivalis, Arvicola gre- galis, Myodes torquatus, Lagomys sp. (hyperboreus?), Equus caballus, Lagopus albus. Diese Fauna trägt noch einen nor- dischen Charakter und kann nach Nenrine’s Ansicht an das Ende der Glacialperiode gesetzt werden. Endlich habe ich noch diejenigen Renthierreste zu er- wähnen, die in Spaltausfüllungen am Harze, also im nörd- lichen Deutschland gefunden worden sind. Bereits längere Zeit bekannt sind die Funde aus einer Knochenbrecceie in Spalten der Quadratenkreide des Sudmerberges bei Goslar.°) Hier fanden sich Knochen des Renthiers zu- sammen mit häufigen Resten von yodes torquatus und La- gopus albus; ferner von Lepus (variabilis?), Lagomys hyper- boreus (oder pusillus?), Arvicola igregalis, Arvicola amphibius, 1) Abhandl. d. I. Cl. d. k. Akad. d. Wiss. zu München, Bd. VI. Abth. I. pag. 260 ff. SE 2) Nenring, Fossilreste der Mikrofauna aus den oberfränk. Höhlen, Sep.-Abdr. aus d. Beitr. zur Anthr. u. Urgesch. Bayerns, 1. Bd., und diese Zeitsbhr. 1880. pag. 478—483. iR 3) Ofr. Neuring, diese Zeitschr. 1880. pag. 476. Oricetus frumentarius (Hamster) und verschiedenen Fledermaus- arten. Auch diese Fauna dürfte an das Ende der Glacialzeit zu setzen Sein. Sehr schöne Renthierüberreste, namentlich prachtvoll er- haltene, jedoch echt fossile Geweihfragmente, aus Spalten und Höhlen der Umgegend von Rübeland am Harz werden in der Sammlung der Herrn H. Grorrian in Braunschweig aui- bewahrt. Ich hatte vor Kurzem Gelegenheit, dieselben in Augenschein zu nehmen; ausserdem aber hatte der Besitzer die Güte, mir auf meine Bitte noch nachträglich folgende schriftliche Notizen mitzutheilen und zwar mit der Erlaubniss, dieselben zu veröffentlichen: „Die Hauptfundstätte fossiler Knochen bei Rübeland am Harz befindet sich im Devon-Kalk am rechten Ufer der Bode, dicht oberhalb des schwarzen Marmorbruchs am Kalkofen. Die dortigen Kalkfelsen sind von Spalten und Klüften durch- zogen und in diesen, in Lehm eingebettet, kommen in Folge des Steinbruchbetriebes die Knochenreste zu Tage, wild durch- einandergemengt und zwar vorzugsweise die Reste des Ursus spelaeus von jungen und alten Individuen. . In einem gleichen Niveau mit den Bärenknochen wurden auch Ueberreste von Cervus tarandus, Cervus elaphus, Bos, Equus, Kthinoceros tichorkinus und Vulpes entdeckt; Mammuth, Riesenhirsch und Elen wurden bislang nicht gefunden; ebenso fehlen an jener - Stelle die Reste von Nagethieren und vom Schneehuhn. Letz- tere sind allein nur in der vor etwa 10 Jahren am Forstorte Bergfeld entdeckten und für das Publicum nicht zugänglichen Hermannshöhle (und zwar in grosser Menge!) zusammen mit dem Renthier, Ursus spelaeus und Antilope sp. vorgekommen. Spuren menschlicher Werkthätigkeit in der durch prachtvolle Stalaktitenbildung ausgezeichneten Hermannshöhle habe ich (GROTRIAN) ungeachtet meiner eifrigsten Nachforschungen bis- lang nicht entdecken können und ich bezweifle, dass diese Höhle dem Menschen früher zum Aufenthalt gedient hat.“ Nach vorstehenden Mittheilungen dürfte es wahrscheinlich sein, dass die Knochenreste aus der Hermannshöhle etwa gleich- alterig mit denen vom Sudmerberge bei Goslar sind, während die thierischen Ueberreste aus den Spaltausfüllungen bei Rübe- land voraussichtlich einer etwas älteren Periode angehören. Hoffentlich wird Seitens des Herrn Grorrıan über diese inter- essanten Funde bald etwas Näheres veröffentlicht werden; die erste kurze Mittheilung über dieselben wurde von dem Ent- decker bereits auf der Geologenversammlung in Göttingen im Jahre 1878 gemacht. !) 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXX. (1878) pae. 5592. .48* Einer der wichtigsten Renthierfunde aus der Glacial- zeit und zwar in der Ebene ist derjenige an den Quellen der Schussen bei Schussenried unweit Ravensburg in Württem- berg.!) Die Ausbeutung geschah unter Leitung des Herrn Oscar Fraas. Unter einem diluvialen Kalktuff fand sich ein Haufwerk von Sand, Moos, Knochen abgeschlachteter Thiere und sehr rohen Producten menschlicher Kunstfertigkeit, namentlich Werkzeugen aus Feuerstein und Geräthen aus Renthiergeweih und Knochen. Die Moose bestehen ausschliess- lich aus nordischen und hochalpinen Formen, die jetzt in jener Gegend nicht mehr vorkommen, dagegen noch im Hochgebirge an der Grenze des ewigen Schnee’s und im arktischen Amerika ‚gefunden werden. Unter den thierischen Resten sind Geweihe und aufgeschlagene Knochen des Ren bei weitem überwiegend; daneben finden sich Ueberreste des Wildpferdes, des Viel- frasses, des Bären (Ursus arctos), des Eisfuchses, Wolfes, Polar- hasen und einiger Vögel. Es fehlen sowohl Hausthiere, als auch die grösseren ausgestorbenen diluvialen Säugethiere, wie Mammuth, Höhlenbär und Rhinoceros. Die ganzen Reste deuten auf ein nordisches Klima, also auf die Eiszeit hin. In mancher Beziehung erinnert an den Fund von Schussenried die neu aufgefundene Ablagerung diluvialer Säugethiere bei Hirschberg in Schlesien. Herr Fern. Reuer in Breslau hat darüber in der Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur vom 4. Februar 1880 wie folgt berichtet: „Die Ablagerung befand sich im Boberthale unterhalb Hirsch- berg an einer als Weltende bezeichneten Localität in einer von einer Lehmlage bedeckten Sandschicht und bildete einen fast 2 Fuss hohen Haufen von Knochen verschiedener Säugethiere. Knochen vom Rind, Mammuth und Geweihstücke des Renthiers wurden namentlich beobachtet. Der Fund hat ein besonderes Interesse, weil er die Existenz der grossen Diluvialthiere auch in diesem hochgelegenen Gebirgsthale der Sudeten erweist. Das Renthier lebte im Hirschberger Thale zu einer Zeit, als der Grund des Thals schon aufgehört hatte, einen Landsee zu bilden und durch den Abfluss, den sich der Bober in einem engen Thale durch den vorliegenden Gmneiss- rücken gebohrt hatte, trocken gelegt worden war. Es ist dieses der einzige aus Schlesien sicher bekannte Renthierfund.“ Wir haben nunmehr eine ganze Reihe von Funden zu betrachten, welche dem Löss und lössartigen Ablagerungen, somit dem jüngeren Diluvium, angehören. Aus älterer Zeit wird bereits von H. v. Meyer über ein 1) CREDNErR, Elemente der Geologie pag. 674. — HerrLwarp, Der vorgesch. Mensch pag. 119. 3 153 “ ergoweih aus dem Löss von Emmendingen be- richtet. e Herr Ecker beschreibt den Fund von Geweihen und Knochen des Ren’s zusammen mit zahlreichen Spuren der Existenz des Menschen, namentlich roh bearbeiteten Kiesel- werkzeugen, Kohle und Asche, aus dem Löss von Munzin-. gen im "Rheinthale (Baden); derselbe hält es jedoch für mög- - lich, dass diese Kulturschicht jünger sei, als die Lössbildung. D Im Kataloge (pag. 61) der anthropologischen Ausstellung in Berlin (1880) wird unter den vom historischen Verein in Regensburg ausgestellten Gegenständen auch ein mit einem Instrument glatt abgeschnitteres Stück Renthiergeweih aus der Culturschicht eines Wohnplatzes unter Felsüberhang 4 M. unter auflagerndem Löss an der Walhallastrasse bei Regens- burg aufgeführt. Von erheblichem Interesse sind die von Herrn G. Scuwarze in dem typischen Löss des Rheinthals am Unkelstein bei Remagen gefundenen und beschriebenen Thierreste.°) Dort fanden sich in den letzten Jahren neben ziemlich sparsamen Resten des Rens sehr zahlreiche Reste des Murmelthiers (Arctomys marmotta oder einer nahe verwandten Art) und des 'Wildpferdes; auch das Rhinoceros war nicht selten; ebenso kam das Mammuth in verschiedenen Exemplaren vor; ausser- dem wurde noch der Moschusochse, Wolf, Fuchs (Canis vulpes), Arvicola amphibius, Hirsch (Cervus elaphus?) und Bos sp. (priseus?) nachgewiesen. Menschliche Artefacte sind nicht ent- deckt worden. Eine sehr reiche Fauna ist aus dem Löss von Würzburg von Herrn Fr. SASDBERGER gesammelt und beschrieben, *) Neben häufigen Resten des Rens fanden sich Zlephas primigenius, Equus caballus, Rhinoceros tichorhinus, rvicola ar- valis, Arvicola amphibius, Spermophilus altaicus häufig oder sehr häufig; ferner von interessanteren Arten noch selten oder sehr selten: Bison priscus und Bos primigenius, Mwyodes lemmus und Myodes torquatus, Alactaga jaculus, Gulo luscus, Meles taxus, Ursus spelaeus, Ursus arctos, Canis vulpes und Canis lupus, Cricetus frumentarius etc. Dies ist also eine sehr gemischte Gesellschaft, so dass man fast annehmen muss, dass die Ablagerungen, in welchen D N. Jahrb. f. Mineral. ete. 1859. pag. 427. 3) Fortschritte der Urgeschichte No. 3. (1875) pag. 103 ff. — Cor- respondenz-Bl. 1875. pag. 47. 3) G. SCHWARZE, Die fossilen Thierreste vom Unkelstein, Sep.-Abdr. aus den Verh.d. naturh. Vereins d. pr. Rheinl. u. Westf., 36. Jahre. Bonn 1879. — Vergl. auch Nenring, diese Zeitschr. 1880. Pag: 503. *) NeHrinG, ]. c. pag. 49. die Reste gefunden wurden, verschiedenen Altersperioden gehören. a IE Aehnlich verhält sich die Fauna aus den diluvialen Mer- geln von Langenbrunn an der Donau unweit Sigma- ringen.!) Auch hier finden sich zahlreiche Reste des Rens zusammen mit mehr oder weniger häufigen Knochenresten des Mammuths, Rhinoceros, Wildpferdes, Edelhirsches, der Hyäne und des Höhlenbären, während Wolf, Fuchs, Dachs, Otter, Luchs, Murmelthier, Hamster, Steinbock, Moschusochse, Wildesel und einige andere Arten selten oder sehr selten auftreten. Von ganz hervorragendem Interesse sind die thierischen Reste aus den jungdiluvialen, lössartigen Ablagerungen, welche die Gypsfelsen von Thiede bei Wolfenbüttel und Westeregeln bei Magdeburg bedecken und die in den letzten Jahren von Herrn ALFRED NEHRING auf das sorgsamste gesammelt und auf das eründlichste untersucht und beschrieben sind. ?) Bei Thiede finden sich ziemlich häufige Ueberreste des Renthiers nur in den tiefsten und mittleren Schichten zu- sammen mit den Spuren menschlichen Daseins (rohen Arte- facten aus Feuerstein) und namentlich folgenden Thierarten: Elephas primigenius, BRhinoceros tichorhinus, Equus caballus, Lepus sp. (variabilis?), Mwyodes torguatus und Myodes lemmus var. obensis und Arvicola gregalis mehr oder weniger häufig; ferner Bos sp., Ovibos moschatus, Lagomys sp. (hyperboreus?), Arvicola ratticeps, Arvicola amphibius, Alactaga jaculus, Sper- mophilus sp. (altaicus?), Foetorius erminea und Foetorius puto- rius, Canis lagopus, Canis lupus, Hyaena spelaea, Felis spelaea, ferner Fledermäuse und Schneehühner nur in wenigen oder vereinzelten Exemplaren. Aehnlich verhält sich die Fauna von Westeregeln. Neben nicht eben häufigen Ueberresten des Rens und einigen menschlichen Spuren fanden sich ungefähr dieselben Thierarten. Indessen sind Mammuth, Rhinoceros und Lemminge minder häufig; dagegen treten verschiedene Fledermäuse, Ziesel (na- mentlich Spermophilus altaicus), Springmäuse (.“lactaga jaculus), und die nordische Wühlratte (Arvicola ratticeps) ausserordent- lich zahlreich auf, während Moschusochse und Schneehühner ganz fehlen. Neu hinzu treten namentlich der Bobae (Arctomys bobac), der Dachs und die Rauchschwalbe (Zirundo rustica), letztere in sehr zahlreichen Exemplaren. NEHRInG versetzt die unteren Schichten von Thiede und Westeregeln in die Glacial- 1) NeHring, 1. c. pag. 49. | ; 2) Neurrng, Achiv für Anthropologie Bd. X. pag. 359 ff., bzw. der betr. Sep.-Abdruck. — Diese Zeitschr. Bd. XXXIl. (1830) pag. 471 ff. zeit oder an das Ende derselben, die mittleren aber (die oberen nicht mehr diluvialen Schichten ohne Renthierreste sind hier zu gar nicht berücksichtigt) in die Postglacialzeit, in welcher _ Mitteleuropa ein continentales Klima mit heissen Sommern und kalten Wintern besass. Bei Westeregeln tritt der Charakter _ der Steppenfauna am deutlichsten hervor; meiner Ansicht nach ergiebt auch eine Vergleichung der beiden Faunen, dass die Ablagerungen von Thiede voraussichtlich einer etwas älteren Zeitperiode angehören. In diesen treten die grossen, jetzt ausgestorbenen Säugethiere noch in zahlreichen Exemplaren auf, während Westeregeln bereits ganz entschieden auf eine - Fauna hinweist, wie sie jetzt noch in den russisch-asiatischen Steppen sich findet. Die obersten Schichten von Thiede und -Westeregeln deuten nach Nenrıng mit Reh, Edelhirsch, Wild- schwein, Biber mehr auf eine Waldfauna; in ihnen ist das Renthier bislang noch nicht gefunden. Die Fossilreste aus den diluvialen Ablagerungen über den Gypsfelsen auf der Höhe des Seveckenberges bei Quedlin- burg erinnern sehr an die Fauna von Thiede. Nach Neurine !) haben sich zusammen mit dem Ren namentlich das Mammuth, Rhinoceros, Wildpferd, Höhlentiger, Hyäne, Wolf, Fuchs, ausserdem Lemminge, Springmäuse und Ziesel in einzelnen Exemplaren gefunden. : Zwischen Thiede und Westeregeln steht ihrem Charakter nach die fossile Fauna aus den diluvialen Ablagerungen der „Fuchs- löcher* am Rothen Berge bei Saalfeld in Thüringen, die neuerdings von Herrn RıcHrer untersucht und beschrieben worden sind.) Neben ziemlich häufigen Ueberresten des Rens (und einigen unsicheren Spuren von der gleichzeitigen An- wesenheit des Menschen) fanden sich folgende für die Ver- gleichung wichtigere Thierreste: Z/yaena spelaea, Arvicola am- phibius, Arvicola arvalis, Mwyodes torquatus, Lepus sp. (varia- bilis?), Bos primigenius und Equus caballus mehr oder weniger häufig, dagegen Canis lupus, Canis lagopus, Felis spelaea, Arctomys sp., Arvicola ratticeps, Arvicola gregalis, Myodes lemmus, Ala- ctaga jaculus, Cervus elaphus, Sus scrofa, Rhinoceros tichorhinus und Elephas primigenius nur in einzelnen oder wenigen Exem- plaren. Am meisten erinnert diese Fauna an die der jün- geren Schichten von Gera (d. h. aus den Ablagerungen von der Terrasse vor der Hyänenhöhle). Indessen sind derartige Vergleichungen stets ziemlich unsicher, da locale Umstände und zufällige Verhältnisse auf die Zusammensetzung der einzelnen 2) NEHRING, 1. c. pag. 475. 2) RıcHTer, Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXXL (1879) pag. 282 ff. — NEHRING, 1. c. pag. 495. Localfaunen eingewirkt haben können. Jedoch geht aus den vorstehenden Zusammenstellungen mit Sicherheit hervor, dass in der jüngeren Diluvialperiode gegen das Ende der Glacialzeit das Renthier vom nördlichen Fusse der Alpen durch das ganze mittlere Deutschland bis an den Nordfuss des Harzgebirges sehr allgemein verbreitet war; sein beständiger und häufigster Be- gleiter war das Wildpferd; meist finden wir auch das Mam- muth und Rhinoceros in seiner Gesellschaft, am häufigsten in den älteren Schichten, während in den postglacialen Ablage- rungen zusammen mit dem Ren Thierformen in grösserer Häu- figkeit auftreten, welche sich noch jetzt in den ausgedehnten Steppen des östlichen Europas und des westlichen Asiens finden. Aus jungquartären Bildungen, dem Alluvium, hat meines Wissens das südliche und mittlere Deutschland bislang noch keine Renthierfunde geliefert; jedoch ist es in dieser Bezie- hung sehr bemerkenswerth, dass sich unter den von dem kel. geologischen Museum in München (Prof. ZırteL) aus den Pfahl- bauten von der Roseninsel auf der Berliner anthropologischen Ausstellung ausgestellten thierischen Resten neben menschlichen Gebeinen und zahlreichen Hausthieren, sowie Knochen von Canis lupus, Ursus arctos, Castor fiber, Bos primigenius, Bos Bison, Antilope rupicarpa etc. auch ein Geweihstück von Cervus tarandus befand (Catalog pag. 55). Nördlich des . 52. Gr. n. Br. sind Renthierreste dagegen mehrfach vorge- kommen und nördlich des 53. Gr. n. Br. gehören dieselben sogar, wenigstens in einigen Gegenden, zu den ziemlich häu- figen Erscheinungen. « SCHREBER besass Bruchstücke von Renthiergeweihen, die bei Baruth (im jetzigen preuss. Kreise Jüterbogk - Lucken- walde) im Sumpferz (Raseneisenstein) gefunden waren. !) Nach Hosıus?) wurde im Jahre 1869 beim Bau der Venlo-Hamburger Eisenbahn, beziehungsweise bei der Correc- tion des Flussbettes der Ems in der Gemeinde Handorf etwa 9 Kilom. nordöstl. von Münster, ungefähr 20 Fuss unter der Oberfläche in älteren alluvialen Sandschichten das Bruch- stück eines Renthiergeweihs zusammen mit menschlichen Skelet- resten, rohen Topfscherben, bearbeiteten Hirschgeweihen, Lan- zen- und Pfeilspitzen aus Feuerstein ohne Verzierungen und einem polirten Steinbeil aus Diorit gefunden. Von sonstigen thierischen Resten wurden an derselben Stelle angetroffen: Schädel vom Biber, Unterkiefer und Knochen vom Wildschwein, I) BrAanDT, ]. ce. pag. 62. ?) Hosıus, Beiträge etc. pag. 5. — Vergl. auch Verh. d. naturhist. Vereins. d. pr. Rheinl. u. Westf. 1872. pag. 99 ff. Ai rl she, und Kusclıen vom Edelhirsch, verschiedene Skelet- theile vom Ur (os primigenius). Zwei Mammuthknochen, welche dort ebenfalls vorkamen, hatten das Aussehen von dilu- vialen Knochenresten und waren wahrscheinlich eingeschwemmt. Ein ähnlicher Fund geschah nach dem Berichte von Hosıus ım Jahre 1865 beim Bau einer Brücke über die Lippe bei Werne im Kreise Lüdinghausen in Westfahlen. !) In älteren alluvialen Sand- und Kiesschichten fanden sich Geweihreste des Renthiers zusammen mit menschlichen Knochen, rohen Thongeräthen, Waffen und Geräthen aus Hirschgeweihen und Knochen, und von sonstigen thierischen Resten noch: #os priscus, Bos primigenius, 5os taurus (Primigenius-Bace nach Rürımeyer), Edelhirsch, Ziege, Pferd, Schwein und Hund (Canis Jamiliaris?). Einige Mammuthknochen, Knochen von Rhinoceros tichorhinus und auch diejenigen von Bos priscus sind, ihrer Farbe nach zu urtheilen, wahrscheinlich von höherem Alter und eingeschwemmt, während die Renthiergeweihe gleich den übrigen Resten ein jüngeres Aussehen haben. Ein weiteres Beweisstück für die gleichzeitige Existenz des Menschen mit dem Renthiere in der norddeutschen Ebene erwähnte Vırcuhow bei Gelegenheit der achten allgemeinen Versammlung der deutschen anthropologischen Gesellschaft im Jahre 1877 zu Üonstanz.?) In einem Moore in Mecklen- burg-Strelitz wurde nämlich ein im Museum von Neu- brandenburg aufbewahrtes, 52 Cm. langes Stück von einem Renthierhorn gefunden, welches noch zum Theil mit Haut überzogen ist, wie sie beim Wachsen des neuen Horns vor- handen ist. Es muss also dieses Stück von einem Renthier herstammen, welches gerade während der Zeit, wo die neuen Hörner sich entwickeln, getödtet worden ist. An diesem Stück, welches so gut erhalten ist, dass in dem Knochengewebe noch die Gefässlinien mit einer rothen Farbe gesehen werden konn- ten, zeigen sich deutlich Spuren von Bearbeitung. Wenn Vırcaow sich nun weiter dahin äusspricht, dass dieses seines Wissens das einzige Fundstück sei, welches wir bis jetzt aus der norddeutschen Ebene, vielleicht überhaupt aus der Ebene besitzen, welches eben die Wahrscheinlichkeit oder die Thatsache uns nahe bringt, dass der Mensch daselbst das Renthier noch gejagt oder vielleicht auch schon als Heerdenthier benutzt habe, so ist in dieser Beziehung doch auf die beiden eben. erwähnten Funde aus Westfalen hinzu- weisen, welche die gleichzeitige Existenz des Menschen und ») Hoss, Beiträge pag. 8. — Verh. d. naturh. Vereins. d. preuss. Rheinl. u. Westf. 1872. pag. 105. 2) Vergl. Corresp.-Blatt für 1877. pag. 79 u. 80. des Renthiers ebenfalls höchst wahrscheinlich machen. Auch mag bei dieser Gelegenheit noch erwähnt werden, dass der Catalog der Berliner anthropologischen Ausstellung (1880) pag. 516 unter den von Ilierrn Kaufmann H. Porzeur in Halle a./S. ausgestellten Gegenständen ein Geräth von Ren- thiergeweih aus einer Lehmgrube bei Zeitz (etwa sb Br.) aufführt. Ausserdem ist auch noch zu erwähnen, dass im Sommer 1853 beim Bau der Chaussee von Bützow nach Cröpelin, zwi- schen Bützow (Mecklenburg-Schwerin) und Dreibergen bei der sog. Schlenterkrugsbrücke, die offenbar durch Steingeräthe be- hauene Geweihstange eines Renthiers ausgegraben wurde. Ferner wurde in einem Torfmoore bei Bützow das Bruchstück eines Renthiergeweihs zusammen mit Feuersteinmesser gefunden. !) Auch im Uebrigen gehört gerade in den Mecklenburgischen Landen das Vorkommen von Renthierresten in Torfmooren, alluvialen Wiesenmergeln und Moderbildungen nicht zu den Seltenheiten. Kruse Born konnte in seinen 1868 erschie- nenen Beiträgen zur Geognosie Mecklenburgs (IV. Alluviale Neubildungen) bereits 24 derartige Funde von Renthiergeweihen verzeichnen’), und zwar a. in Moderbildungen: bei Gerdshagen unweit Güstrow, Badresch unweit Friedland, Heinrichshagen bei Woldeck, Kölpin bei Neubrandenburg, im Ganzen also 4 Fälle; b. in Torfmooren: Bützow (3 Exemplare), Karlow bei Rehna, Lapitz bei Pentzlin, Luttersdorf unweit Wismar, im Ganzen also 6 Fälle; c. in oder unter Wiesenkalk: Güstrow und Mallin, im Ganzen 2 Fälle; d. in alluvialen Bildungen überhaupt ohne nähere Be- zeichnung des Lagers: | -Gädebehn bei Stavenhagen, Miltzow unweit Wol- deck, Grabow, Vietschow, Boddin (3 Geweihe), Wa- kendorf, Petersdorf (2 Geweihe), Wismar und Polchow bei Lage, im Ganzen 12 Fälle. Daraus ergeben sich im Ganzen also 24 Geweihe, und wird der von VırcHaow erörterte Fund hinzugerechnet, so ver- mehrt sich die Anzahl auf 25. Höchst wahrscheinlich aber > BRANDT, 1. c. pag. 64. E . 2) Archiv des Vereins der Freunde d. Naturwiss. in Mecklenburg, 21. Jahrg., pag. 113. er - a % werden aus neuerer Zeit noch weitere neue Funde hinzuge- _ kommen sein. Ist es nun auch möglich, dass einzelne der Torflager bis in die diluviale Zeit hinauf reichen, so kann doch nicht be- zweifelt werden, dass Mecklenburg in verhältnissmässig neuerer Zeit noch von anscheinend zahlreichen Renthieren bewohnt ‚gewesen ist. Auch in Holstein sind bereits in früherer Zeit Renthier- geweihe in alluvialen Bildungen gefunden. !) Nach gütiger Mit- theilung des Herrn Karı Mörıvs in Kiel befinden sich ausser- dem in dem dortigen zoologischen Museum zwei grosse Geweih- stangen des Rens, welche 1872 bei den Ausgrabungen behufs Anlage der Marinedocks bei dem Dorfe Ellerbeck gegenüber der Stadt Kiel entdeckt wurden. Andererseits hatte Herr H. Hanpermann in Kiel die Güte, mir mitzutheilen, dass unter ‚den im dortigen Schleswig - Holsteinischen Museum vaterlän- discher Alterthümer aufbewahrten K nochengeräthen kein Stück vorhanden ist, welches vom Renthier stammt. Aus jüngeren Schichten in der Provinz Hannover ist mir trotz vielfacher Bemühungen nur ein einziger Renthierfund bekannt geworden, indem mir Herr Harruann in Lintorf ganz kürzlich die gefällige Mittheilung machte, dass im Schlamme des Dümmer-See’s, namentlich in der Nähe des Dorfes Hüde, bein Fischen nicht selten Geweihe des Edelhirsches gefunden werden und dass bei solcher Gelegenheit vor einigen Jahren auch das Bruchstück eines Horns von Cervus ulces und die Geweihhälfte eines jungen Renthiers zu Tage gefördert ist. Beide Belegstücke werden in der Sammlung des Herrn Harr- MANN aufbewahrt. Auf der anderen Seite gehört Pommern zu denjenigen Bezirken, in denen Renthierreste häufiger gefunden sind; BoLL führt als Fundorte an: Janschendorf bei Demmin im Moder, Greifswald, Cummerow in Hinterpommern (tief im Moore nach Branpr, 1. c. pag. 64) und Bütow im Wiesenkalk. ?) Ausserdem werden von Herrn J. Münter in Greifswald folgende Funde namhaft gemacht °): bei Barkow unweit :Grimmen in Neuvorpommern aus einer Modergrube; 3 verschiedene Geweihfragmente, gefunden im Wiesenmergel auf den Gütern des Herrn v. SODENSTERN-ÜARNIN; - bon l..e; pas. 112. 2) Bor, 1. ce. pag. 114. 3) Münter, Ueber subfossile Wirbelthier - Fragmente ete., Mittheil. aus dem naturwiss. Verein von Neu- -Vorpommern u. Rügen, IV. (1872), ‚Sep. -Abdruck, pag. 27 ft. bei Gülzow, Kreis Cammin in a (Wiesenmergel); und Mergellager im Lupowsker See bei Bütow in Hinter- pommern. Endlich findet sich auch unter den von Herrn VırcHuow auf der anthropologischen Ausstellung in Berlin (1880) aus- gestellten Gegenständen die Stange eines Renthiergeweihs aus dem dem Lüptow-See bei Cöslin benachbarten Moore. Das- selbe wird zusammen wit verschiedenen Artefacten aus dem Pfahlbau der slavischen Zeit an dem genannten See aufgeführt. !) Dies macht im Ganzen 9 Fundorte, bezw. 11 Geweihreste aus Pommern. Sehr zahlreich sind die in den Provinzen West- und Ostpreussen gesammelten Renthierreste, die grösstentheils in Königsberg und zwar vorzugsweise auf dem Provinzial- Museum daselbst aufbewahrt werden. Herr ALFRED JEnTzsch in Königsberg hatte die grosse Freundlichkeit, mir die nach- folgende ausführliche Liste mitzutheilen: 1. Rechte Geweihstange, gefunden unweit Heiligenbeil, 12 Fuss tief in einer Mergelgrube (Preuss. Provinzial-Bl. V. Bd. 1848. pag. 385—387). 2. Sehr gut erhaltenes, natürlich abgeworfenes Geweih aus einer Mergelgrube von Dulzen bei Pr. Eylau (Ave. MÜLLER in der Schrift: Die Provinz Preussen, Festgabe für die Mitglieder d. 24. Vers. deutscher Land- und Forstwirthe zu Königsberg 1863. pag. 148). 3. Ein kleines, nicht ganz zweifellos bestimmtes, aber wahr- scheinlich hierher gehöriges Geweih, gefunden 7 Fuss tief in einem Eintwässerungsgraben bei Bialla unweit Marg- grabowa (Berexpr in Sitzungsber. d. phys.-ökon. Ges. zu Königsberg 1869. pag. 9). 4. Linke Geweihstange aus moorigem Schaukelterrain vom Kotten-See, südwestl. von Lyck (Berexpr in Sitzungsber. d. phys.-ökon. Ges. 1869. pag. 21). 5. Renthierzahn von der Kurischen Nehrung (BErexpr, eben- daselbst 1869. pag. 25). | 6. Linke Geweistange aus einer Mergelgrube von Streits- walde bei Heiligenbeil. , 7. Rechte Geweihstange ebendaher, wahrscheinlich von dem- selben Thiere (Jentzscha, Sitzungsber. d. phys.-Ökon. Ges. 1817. pas. 20. | 8. Geweihstange, 7 Fuss tief im Wiesenmergel von Wokellen bei Pr. Eylau gefunden (JExtzscn, ebendas. 1878. p- 51). 1) Catalog etc. pag. 367. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 761 . Rechte Geweistange aus sogen. „Schluff“, welcher 5 Fuss unter Wiesenmergel lag, der wiederum von 2—58 Fuss Torf bedeckt war. Fundort: Zöpel, westlich von Moh- rungen. (Jentzsch, ebendas. 1878. pag. 5l.) Es ist ein besonders schönes Stück, im Bogen gemessen 130 Cm. lang; da es indessen nicht ganz vollständig ist, so kann die ursprüngliche Länge auf 140 Cm. veranschlagt werden. Hierzu kommen noch folgende, in der Literatur bisher nicht erwähnte Renthierreste: Geweihstange aus dem Dünensande der Kurischen Neh- rung. Das Stück ist schwärzlich und entstammt ver- muthlich dem alten Waldboden, welcher mitten im Dü- nensande als vielfach gebogene Linie zu Tage tritt (No. 6415 des Provinzial-Museums in Königsberg). Ein mit Blaueisenerde überzogenes Geweihstück aus Wiesenmergel von Sarbricken bei Wildenhof (No. 6414 des Pr.-M. in K). Braunes, anscheinend aus einem Torflager stammendes Geweihstück von Putzig in Westpreussen (No. 6425 des Pr.-M. in K.). | Rechte Geweihstange mit Ausgensprosse, gefunden 5 Fuss im Torf von Kalgen bei Königsberg (No. 7403 d. Pr.-M. in K.). Rechte Geweihstange, Fundort nicht genau bekannt, wahrscheinlich Königsberg am Sackheimer Thore, 20 Fuss tief (No. 93 des Pr.-M. in K.). Fragment der linken Geweihstange von Belschwitz bei Rosenberg in Westpreussen, 9 Fuss tief |3 Fuss Torf, darunter 2 Fuss Wiesenmergel] (No. 95 d. Pr.-M. in K.). Geweihstück, rechte Seite, von einem jungen Thiere, bei Memel gefunden (Zool. Mus. in K. No. 96). Geweihstück, rechte Seite, gefunden in Dösen bei Zinten, 8 Fuss im Wiesenmergel, der von 5 Fuss Torf bedeckt war (No. 125 des Zool. Mus. in K.). Zwei vielleicht zusammengehörige Geweihstücke der rech- ten Seite, gefunden 25 -- 30 Fuss tief im Torfmoor auf Gut Gronden bei Arys (No. 130a., b. d. Zool.M. in K.). Geweihstück der hinteren Seite, im Torfe bei Germau in Samland gefunden (No. 183 d. Zool. M. in K.). Geweihstück der linken Seite, aus der Provinz i’reussen, näherer Fundort unbekannt (No. 184 d. Zool. M. in K.). Fast vollständiges Geweih, aus der Provinz Preussen, näherer Fundort unbekannt (No. 185 d. Zool. M. in K.). 22. Ein der Länge nach zerbrochener Metacarpus ‚10 Fuss im Wiesenmergel auf Weckin bei Landsberg in Ost- preussen gefunden (No. 188 d. Zool. M. in K.). Spuren menschlicher Bearbeitung sind von Herrn JEnTZzscH an den unter seinen Händen befindlichen Renthier resten nicht mit Sicherheit zu beobachten gewesen. Hierzu kommt nun noch das von Herrn GrEwWIGK in seinem oben mitgetheilten Briefe erwähnte Rengeweih von Grumkowkirten bei Stallupönen in ÖOstpreussen “ (Altpreuss. Monatsschrift VIII. pag. 732). Ausserdem werden noch auf dem neugegründeten west- preussischen Provinzial- Museum in Danzig zwei Renthier- geweihe aus Westpreussen aufbewahrt, welche nach eigenem Augenschein ebenfalls aus jüngeren Schichten stammen und von denen nach gefälliger Mittheilung des Herrn CoxwEntz das eine im Jahre 1875 bei Gluckau im Kıeise Danzig meh- rere Fuss tief in einem Mergellager (wahrscheinlich ist allu- vialer sogen. Wiesenmergel gemeint) und das andere 1877 bei Kokoschke, 10 Kilom. westlich von Danzig zusammen mit dem Schädel eines Edelhirsches bei Grabearbeiten gefunden wurde. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Renthierfunde aus West- und Ostpreussen auf 25. Die baltischen Provinzen Preussens haben daher so zahl- reiche Renthierreste aus jüngeren Ablagerungen geliefert, dass man daraus auf ein häufiges Vorkommen des Renthiers in der neueren Quartärzeit, nachdem die Vergletscherung des Landes aufgehört hatte, schliessen darf. In der älteren Quartärzeit (Diluvialperiode) dagegen scheint das Ren in den nördlichen und nordöstlichen Theilen von Deutschland, nach unserer jetzigen Kenntniss seiner Reste zu urtheilen, nicht gelebt zu haben. Endlich habe ich in Betreff der Verbreitung der fossilen Renthierreste in Deutschland noch zu erwähnen, dass meines Wissens in der geologischen Literatur aus dem Königreiche Sachsen kein einziger Fund, weder aus älteren, noch aus jüngeren Schichten angeführt wird; auch bestätigt mir Herr Hermann Crepxer in Leipzig auf meine Anfrage, dass von keinem Punkte Sachsens fossile Renthierreste bekannt seien. Nach gütiger Mittheilung des Herrn E. W. BExzcke in Strassburg sollen auch im Elsass in früheren Jahren Renthier- reste aufgefunden sein; jedoch giebt weder die städtische Sammlung darüber sichere Auskunft, noch ist in der bekann- teren Literatur darüber eine Notiz enthalten. RE RT NETT ET ee > - THE: DE SE IE FRR Be ER Re FE RE RÄE Yale BRIAN et AIR 763 Br E s Allgemeine Schlussfolgerungen. 1. Der westlichste Punkt in Europa (abgesehen von Island), in welchem das wilde Renthier noch jetzt lebt, ist die Gegend zwischen Bergen und Christiania in Norwegen unter dem 60. Gr. n. Br.; im östlichen Europa, in Russland, findet sich dasselbe dagegen noch jetzt einzeln unter dem 56. bis 57. Gr. n. Br. im Gouvernement Twer in einer waldreichen Gegend an der oberen Wolga (den Waldai-Bergen), während das Ren vor etwa 50 Jahren sogar noch in ganzen Rudein aus den dichten Wäldern des südlichen Uralgebirges bis an die süd- liche Waldgrenze oder ungefähr bis zum 52. Gr. n. Br. wan- derte. In den gebirgigen Theilen Sibiriens sind im Allge- meinen die russischen Grenzdistricte unter dem 49. bis 50. Gr. n. Br. als die südliche Grenze anzunehmen; jedoch wird auch hier eine allmähliche Abnahme bemerkbar; ausnahmsweise geht das Ren im Amurgebiete noch weiter nach Süden hinab, auf der Insel Sachalın sogar bis zum 46. Gr. n. Br. In den ebenen Theilen des westlichen Sibiriens ist dasselbe schon jetzt südlich des 60. Gr. n. Br. selten. | Als die Aequatorialgrenze der Verbreitung des Renthiers in Amerika ist im Osten gegenwärtig der 45 Gr. n. Br. anzu- nehmen, während dasselbe in historischer Zeit noch bis zum 43. Gr. n. Br. hinabging. Im Westen ist die Südgrenze nicht genau bekannt, reicht aber jedenfalls bis zum 53. Gr. n. Br. Da nun als die Polargrenze nach den bisherigen Beob- achtungen ungefähr der 80. Gr. n. Br. angenommen werden kann, so erstreckt sich der Verbreitungsbezirk des Renthiers gegenwärtig über 34 bis 35 Breitengrade. 2. In frühhistorischer Zeit hat das Renthier wahrschein- lich noch im herodotischen Skythenlande, den jetzigen russi- schen Gouvernements Volhynien und Tschernigow, gelebt; ebenso darf angenommen werden, dass dasselbe zur Zeit Carsar’s noch ein Bewohner der unermesslichen sumpfigen Wälder Germa- .niens war. Im hohen Norden von Schottland scheint das Ren sogar erst nach der Mitte des 12, Jahrhunderts unserer Zeit- rechnung ausgestorben oder ausgerottet zu sein. 8. Die fossilen Ueberreste des Renthiers beweisen, dass dasselbe in vorhistorischer Zeit über den grössten Theil des mittleren Europas verbreitet war, über ganz Grossbritannien, _ Belgien, ganz Frankreich bis an den nördlichen Fuss der Pyre- näen, Schweiz, Deutschland, das südliche Schweden, die rus- sischen Ostseeprovinzen, Polen, den grössten Theil des übrigen europäischen Russlands, namentlich die Gegenden an der Wolga, am Don, selbst in Bessarabien, ferner über das nörd- liche Ungarn, Mähren, Böhmen und Erzherzogthum Oesterreich. Nach den bisherigen Entdeckungen bilden die von den Pyrenäen begrenzten südlichen Departements in Frankreich, ungeiähr unter dem 43 Gr. n. Br., die südlichsten Fundorte fossiler Renthierreste in Europa; in den übrigen Ländern reichen dieselben nicht so weit nach Süden hinab. Von der Pyrenäischen Halbinsel sind überhaupt keine fossilen Renthier- reste bekannt; auch südlich der Alpen sind dieselben noch nicht mit Sicherheit constatirt; in Oesterreich scheint Wien, in Ungarn das Tatragebirge bis jetzt die Südgrenze zu bilden. 4. Aus dem Vorkommen der fossilen Renthierreste kann nicht gefolgert werden, dass das Benthier in jenem weiten Ländergebiete gleichzeitig gelebt hat; denn die fossilen Ueberreste gehören verschiedenen geologischen Altersperioden an; die ältesten Ablagerungen, in denen dieselben bisher ge- funden sind, reichen bis in die ältere Diluvialzeit zurück, wäh- rend die jüngsten Funde aus Torfmooren und Moderbildungen möglicherweise bis in die frühhistorische Zeit hinaufreichen. Die Ablagerung der fossilen Renthierreste umfasst daher sehr grosse Zeiträume, die wir nach unterer jetzigen Kenntniss nicht nach Jahren zu bestimmen vermögen. Im Allgemeinen sind die vorliegenden Nachrichten nicht vollständig genug, um innerhalb dieser verschiedenen geolo- gischen Zeiträume die Verbreitung des Renthiers in Europa mit einiger Genauigkeit verfolgen zu können; indessen lässt sich wohl die Behauptung aufstellen, dass in den südlichen Gebieten die Renthierreste vorzugsweise in älteren Ablagerun- gen, in den mehr nördlichen Gebieten dagegen vorzugsweise in Jüngeren Ablagerungen gefunden sind. Daraus folgt wiederum, dass der Rückzug des Renuthiers von Süden nach Norden statt- gefunden hat. Ich werde versuchen, dieses weiter unten an den deutschen Funden näher zu erläutern. In Frankreich, wo man den Ablagerungen mit den Resten des Renthiers und der dasselbe begleitenden Quartärfauna hauptsäch- lich nach den Funden in Höhlen schon längere Zeit eine sehr sorg- fältige und eingehende Beachtung schenkte, hat man zuerst die quartären Ablagerungen nach dem Inhalte ihrer organischen Ein- schlüsse in verschiedene Perioden getrennt und namentlich nach dem Vorgange Larrer’s je nach den vorherrschenden Faunenglie- dern ein Zeitalter des Höhlenbären, des Mammuths, des Ren- thiers und des Wisent unterschieden. Schon Braxpr hat darauf aufmerksam gemacht, dass eine Verallgemeinerung dieser Thier- perioden, die für ein beschränktes Gebiet eine gewisse Berech- tigung haben mögen, zu vermeiden sei. Eine Vergleichung der in neuerer Zeit sehr gründlich durchforschten deutschen Quartär- Faunen führt gleichfalls zu dem Resultate, dass es unthunlich ist, derartig streng gesonderte Perioden nach einer einzelnen _ Thierart zu unterscheiden. 5. Schon die ältesten quartären Allaseruneen- in denen - Ueberreste des Renthiers aufgefunden sind, enthalten unver- kennbare Anzeichen der gleichzeitigen Existenz des Menschen; auch aus den jüngeren diluvialen Schichten liegen zahlreiche Beweise vor, dass der Mensch und das Ren gleichzeitig gelebt haben. Dagegen sind in den alluvialen Ablagerungen der nordeuropäischen Ebene bislang nur wenige Renthierreste unter Umständen aufgefunden, die -mit voller Sicherheit auf die gleichzeitige Anwesenheit des Menschen schliessen lassen. Alle mit fossilen Ueberresten des Renthiers in gleich- alterigen Ablagerungen gefundenen menschlichen Artefacte ge- ' hören der sogen. älteren Steinzeit an und bestehen aus roh geschlagenen Steinen (meist Feuersteinen), bearbeiteten Kno- chen und Geweihen, sowie rohen Topfscherben; in einzelnen Gegenden sind daneben auf Steinen oder Knochen eingeritzte rohe Thierzeichnungen aufgefunden. Dagegen ist vielleicht mit wenigen Ausnahmen die Abwesenheit der polirten Steinwerk- zeuge zu constatiren. In den Pfahlbauten, namentlich den schweizerischen, deren ältere Stationen der sogen. neueren Steinzeit angehören, hat man bisher keine Renthierreste auf- gefunden. Eine Ausnahme bildet in dieser Beziehung das einzelne Geweihstück von Cervus tarandus, welches zusammen mit zahlreichen Resten von wilden Thieren, unter denen jedoch die älteren sogen. Diluvialthiere fehlen, und mit vielen Knochen gezähmter Thiere in den Pfahlbauten von der Roseninsel in Bayern gefunden wurde. Ferner ist in dieser Beziehung die Stange eines Renthiergeweihs zu erwähnen, welche in einem ‘.oore am Lüptow- See bei Oöslin in der Nähe eines Pfahl- bau’s entdeckt wurde, welcher der slavischen Zeit zugeschrie- ben wird. ; Zusammen mit den Resten von Hausthieren ist das Ren, abgesehen von dem eben erwähnten Falle, nur einige Male in alluvialen Schichten vorgekommen. In Grabhügeln hat man meines Wissens bisher noch keine Renthierreste entdeckt. 6. Aus der Anwesenheit von Ueberresten des Renthiers kann nicht ohne Weiteres auf ein arktisches Klima zu jener Zeit, in welcher dieseiben zur Ablagerung kamen, geschlossen - werden. Denn einmal lebt das Ren noch jetzt zum Theil in gemässigten Klimaten; sodann machen ältere historische Nach- richten es mindestens sehr wahrscheinlich, dass das Ren noch in historischer Zeit in solchen Gegenden, z. B. im Skythen- _ Jande, in Germanien und im nördlichen Schottland existirt I Zeits. d.D. geol. Ges. XXXIL. 4. 49 hat, von denen wir bestimmt wissen, dass sie damals kein arktisches, vielmehr nur ein strenges, bezw. ein rauhes Klima besassen. Endlich aber kann aus der gleichzeitigen Anwesen- heit einiger anderer Thierarten, welche zusammen mit dem Ren in solchen altquartären Schichten gefunden werden, welche man der Glacialzeit zuschreibt, fast mit völliger Sicherheit gefolgert werden, dass Mitteleuropa zur Eiszeit keineswegs ein Klima besass, wie es jetzt an der Eisküste des nördlichen Sibiriens oder etwa in Grönland und Spitzbergen gefunden wird. Zu denjenigen Thieren, welche eine derartige Annahme ausschliessen, gehört namentlich das Wildpferd, der beständige Begleiter des Rens sowohl in älteren, als in jüngeren diluvialen Schichten, ferner das Mammuth und das Rhinoceros, welche wenigstens in Deutschland von den präglacialen Schichten durch die Eiszeit bis in die postglacialen Schichten hinauf- reichen. Waren diese Thiere auch befähigt, ein kaltes Klima zu ertragen, so ist es doch kaum denkbar, dass dieselben Eiswüsten bewohnten, in welchen namentlich Mammuth und Rhinoceros schwerlich ausgiebige Nahrung gefunden haben würden. Viel wahrscheinlicher möchte es sein, dass auch das Renthier ursprünglich kein Bewohner der hochnordischen Eis- wüsten war, vielmehr erst allmählich durch die fortschreitende Kultur dahin zurückgedrängt worden ist. War während der Eiszeit auch ein grosser Theil des mittleren Europas, nament- lich die Gebirge von Gletschern bedeckt, so braucht doch keine vollständige Vergletscherung des Landes, wie wir sie jetzt im Innern von Grönland vor Augen haben, angenommen zu werden. Das Renthier ist noch jetzt in Skandinavien ein Alpenthier; in ähnlicher Weise mag dasselbe zur Eiszeit wäh- rend des Sommers die mitteleuropäischen Gebirge bewohnt, im Winter aber auf seinen Wanderungen das nicht vergletscherte Hügelland und die Ebenen aufgesucht und dort in Gesellschaft des Wildpferdes, des Mammuths, Rhinoceros etc. gelebt haben. Als die ursprüngliche Heimath des Rens wird Asien anzu- sehen sein; von dort ist es mit zahlreichen anderen Gliedern der Quartärfauna in das westliche Europa eingewandert. Von hier wurde es allmählich wieder nach Osten und Norden ‚zurückgedrängt, theils in Folge der veränderten klimatischen Verhältnisse, theils in Folge der fortschreitenden Kultur. Die zahlreichen Funde von Renthierresten in jüngeren alluvialen Ablagerungen in den baltischen Küstenländern beweisen, dass es dort noch gelebt hat, als es aus den südlicher belegenen Landstrichen bereits verdrängt war. Dagegen ist es, nach den sparsamen Ueberresten in älteren Schichten zu urtheilen, wahrscheinlich, dass das Ren zur älteren Quartärzeit die nörd- lichsten Gebiete in Europa entweder gar nicht oder nur in sehr geringer Anzahl bewohnt hat. 7. Schliesslich lasse ich noch eine vergleichende Ueber- sicht der deutschen Renthierfunde folgen und knüpfe daran einige allgemeine Betrachtungen, die geeignet sind, die vorstehend ausgesprochenen Ansichten zu ergänzen. Im Ganzen sind von mir aus Deutschland etwas über 100 . Fundorte von Renthierresten namhaft gemacht, bei denen sich das geologische Alter der Ablagerung mit einiger Sicherheit be- stimmen lässt; davon entfallen etwa °/, (ungefähr 67) auf das norddeutsche Alluvium nördlich des 51 —52. Gr. n. Br., da- gegen nur 6 auf das geschichtete Diluvium der norddeutschen Ebene. Andererseits hat das südliche Deutschland nur 1 Mal ein Renthiergeweih aus dem Alluvium geliefert (Pfahlbau der Roseninsel in Bayern). Den Ablagerungen in Höhlen und Spalten gehören 16 Fundorte an und zwar sämmtlich im mitt- leren und südlichen Deutschland, indem der Nordrand des Harzes nach den bisherigen Beobachtungen die Nordgrenze in dieser Beziehung bildet. Aus dem Löss und lössartigem Lehme stammen 8 Fundorte, als deren nördlichste die nördlichen Vor- höhen des Harzes nachgewiesen sind. Endlich gehören noch 6 Fundorte geschichteten diluvialen Ablagerungen im mitt- leren und südlichen Deutschland an. Das Königreich Sachsen lieferte bisher keine Renthierreste, Schlesien nur einmal; auch aus dem nördlichen Theile der Provinz Hannover, soweit der- selbe der norddeutschen Ebene angehört, ist bislang nur ein- mal der Fund eines subfossilen Rengeweihs bekannt geworden. Zu den ältesten deutschen Renthierüberresten gehören unzweifelhaft diejenigen aus der Ofnet-Höhle in Schwaben und aus den älteren Ablagerungen der Lindenthaler Hyänenhöhle im östlichen Thüringen. Das Renthier tritt daselbst nur in spar- samen Resten auf und befand sich damals der übrigen dilu- vialen Thierwelt gegenüber noch durchaus in der Minderheit; desto häufiger war das Wildpferd; auch das Rhinoceros und das Mammuth lebten in zahlreichen Exemplaren; zu diesen gesellten sich bereits ausser anderen minder wichtigen Gliedern der Fauna der Riesenhirsch, Ur und Wisent; daneben trieben zahlreiche Raubthiere ihr Wesen, namentlich Wolf, Hyäne, Höhlenbär und Höhlentiger. Die meisten der damaligen Zeit- genossen des Renthiers sind jetzt völlig ausgestorben. Unter der Thierwelt der Ofnet-Höhle fehlen die hochnordischen For- men noch vollständig, so dass FraAs dieselbe mit Recht in die präglaciale Zeit versetzt, während in der Lindenthaler Höhle das Murmelthier bereits in grösserer Anzahl auftritt, ein Fingerzeig, dass die betreffenden Ablagerungen schon in die Glacialzeit hineinreichen. 49* Die thierischen ieberteste aus dem Hohlefels“ in a I ben, der Räuberhöhle bei Regensburg, den diluvialen Mergeln 5 von Langenbrunn an der Donau, den älteren Ablagerungen aus 2 den oberfränkischen und westfälischen Höhlen und denen an der Lahn lassen bereits einen abweichenden Charakter der Fauna erkennen; freilich sind die grossen, jetzt völlig ausge- storbenen diluvialen Säugethiere, die ich soeben in ihren we- sentlichen Gliedern aufgezählt habe, noch sämmtlich vorhanden; auch das Wildpferd lebte noch in zahlreichen Heerden. Da- neben tritt aber das bisher sparsame Renthier in zahlreichen Individuen auf; auch haben sich nordische Formen in grösserer Menge und vermehrter Mannigfaltigkeit der Arten eingestellt, namentlich neben dem bereits erwähnten Murmelthiere der Eisfuchs, der Vielfras, die Lemminge, Schneehühner, auch einzeln der Moschusochse und der Steinbock. ER Die Vergletscherung der deutschen Mittelgebirge hat weitere ‚Fortschritte gemacht, und wir sind nunmehr in die eigentliche Bis- zeit eingetreten. Die berühmten Ablagerungen an den Quellen der Schussen bei Schussenried in Württemberg geben ein ge- treues Bild der damaligen Thierwelt, wie sie von der elenden Urbevölkerung des Landes in der unwirthlichen Gegend gejagd wurde. Das Renthier ist vor allen überwiegend; daneben findet sich der Vielfras, der Eisfuchs, der Wolf, der Bär (Ursus arctos) und der Polarhase; auch das flüchtige Wildpferd hat diese Gegenden auf seinen Zügen vielleicht während der Sommerzeit besucht. Wenn das Mammuth, das Rhinoceros und die grossen Wildochsen in diesen Ablagerungen ganz fehlen, so darf man daraus nicht folgern, dass dieselben wäh- rend der Glacialzeit Deutschland nicht mehr bewohnten. Viel- mehr haben dieselben die Eiszeit überdauert und sich nur zeitweise in Gegenden zurückgezogen, die von der keineswegs allgemeinen Vergletscherung minder betroffen waren. Dagegen scheint der Höhlenbär mit dem Beginn der Eiszeit allmählich verschwunden zu sein; denn seine Reste werden in den jün- geren glacialen und postglacialen Ablagerungen nicht mehr beobachtet. Die thierischen Ueberreste im Löss und in löss- artigen Spalten- und Höhlenausfüllungen führen uns aus der eigentlichen Glacialzeit an das Ende derselben, bezw. in die darauf folgende Postglacialzeit. Ueber die Fauna der dama- ligen Zeit geben die jüngeren diluvialen Ablagerungen vom Unkelstein, von Würzburg, Gera, Saalfeld, Quedlinburg, Westeregeln, Thiede, Goslar und auch aus einzelnen ober- fränkischen Höhlen interessante Aufschlüsse. Das Renthier war damals noch über das ganze südliche und mittlere Deutschland bis an den Nordrand des Harzes ver- breitet; dasselbe fehlt fast in keiner Ablagerung, in der quar- täre Thierreste vorkommen; das Wildpferd bleibt sein bestän- diger und häufigster Begleiter; die grossen Wildochsen und das Elch finden sich in beschränkter Anzahl; auch der Edelhirsch oder eine demselben sehr nahestehende Form fehlt nicht. Aber auch das Mammuth, das Rhinoceros, die Hyäne und der Tiger lebten neben verschiedenen nordischen Thieren, wie Eisfuchs, Lemming, Polarhase, Vielfrass, Moschusochse und Schneehuhn gegen das Einde der Eiszeit.noch in der Gesellschaft des Kens oder besuchten wenigstens mit demselben die gleichen Gegen- den; die ersteren scheinen dann allmählich ausgestorben zu sein; auch letztere ziehen sich nach und nach in nördliche Gegenden zurück. Dagegen treten mit der Postglacialzeit neue _ Thierformen auf, welche zwar zunächst noch zusammen mit den “ nordischen Thieren lebten, aber bereits auf einen Wechsel der klimatischen Verhältnisse hinweisen, wie dieses in neuerer Zeit von Nenrıng überzeugend hervorgehoben ist. Dazu gehören namentlich die kleineren Säugethiere, welche noch jetzt die Steppenländer des südöstlichen Europas und Asiens bewohnen: Ziesel, Springmäuse, Pfeifhasen, der Bobac und verschiedene Arvicolen, darunter die nordische Wühlratte. Man darf aus ihrer Anwesenheit auf ein continentales Klima mit trockenen, - heissen Sommern und trockenen, kalten Wintern, wohl auch — auf einen steppenartigen Charakter der Landschaft mit. we- nigem Baumwuchs schliessen. Dass das Renthier in dieser Gesellschaft gelebt hat, kann nicht auffallen, da dasselbe be- fähigt war, in der heissen Jahreszeit die kühleren Gebirge aufzusuchen. Ob das Ren während der älteren Quartärzeit - auch die jetzige norddeutsche Ebene bewohnt hat, erscheint mir noch nicht genügend erwiesen, da die wenigen in dilu- vialen Schichten gefundenen Ueberreste in der Ems, in der Lippe und bei Berlin möglicherweise auch aus weiten Entfer- nungen angeschwemmt sein können. In späterer Zeit hat das westliche Europa und Deutsch- land wahrscheinlich in Folge anderweitiger Gestaltung des Continents und der Meere eine abermalige Umgestaltung des Klimas erfahren; dasselbe verlor seinen continentalen Cha- rakter und wurde feuchter; das ganze südliche und mittlere - Deutschland, wohl auch ein Theil des nördlichen Deutschlands bedeckte sich mit dichten Waldungen. Die Thiere der Steppen- jauna und mit ihnen das Wildpferd zogen sich aus Deutsch- land zurück und machten allmählich einer Waldfauna Platz. Das Renthier scheint sich auch diesen neuen Verhältnissen accomodirt und noch lange Zeit in Deutschland gelebt zu ha- - ben; jedoch finden wir seine der jüngeren quartären Periode, dem Alluvium, angehörigen Ueberreste hauptsächlich nur in den nördlichen Theilen Deutschlands und vorzugsweise in den baltischen Küstenländern, wo die Torfmoore, Moderbildungen und Wiesenmergel zahlreiche Renthiergeweihe geliefert haben. Wir dürfen daraus schliessen, dass das Ren sich nach und nach aus dem südlichen und mittleren Deutschland nach Norden und Osten zurückgezogen hat. Der Edelhirsch und das Reh, sowie das Wildschwein ersetzten allmählich seinen Platz in den deutschen Waldgebieten. Von den alten Begleitern des Rens aus der Diluvialzeit sind bei, uns nur wenige Spuren zurückgeblieben; der Riesenhirsch ist bereits früh ausgestorben, wenn er auch vielleicht noch von den Helden des Nibelungen- liedes gejagd ist; Ur und Wisent haben das Renthier freilich viele Jahrhunderte überlebt; beide sind indessen jetzt ebenfalls verschwunden; ersterer ist in seiner wilden Urform völlig aus- gestorben, letzterer fristet sein Dasein, durch strenge Jagd- gesetze geschützt, nur noch in dem Walde von Bialowice in Litauen und wahrscheinlich am Kaukasus. Bei uns erinnert nur mehr das Elen oder der Elch an die alte Quartärfauna; auch dieses edle Wild hat sich nach dem äussersten Nordosten Deutschlands zurückgezogen, wo demselben in dem Ibenhorster Forstrevier bei Memel einstweilen noch eine Freistätte gewährt ist. Auch das Ren hat unzweifelhaft durch die baltischen Küstenländer seinen Rückzug nach den unwirthlichen Gegenden des Nordens angetreten; jedoch fehlt es bislang an einem sicheren Anhalt, wann dieses geschehen ist. Nachschrift. Nachträglich theilt mir Herr Kart vos Fritsch in Halle über die im Kataloge der Berliner anthro- pologischen Ausstellung (pag. 513) erwähnte und auf dem königl. mineralogischen Museum in Halle a./S. aufbewahrte, wohlerhaltene Geweihstange eines Renthiers von Oberröb- lingen in der Provinz Sachsen noch gütigst mit, dass dieselbe aus dem Abraum der dortigen Braunkohlengrube stammt und wahrscheinlich dem jüngeren Diluvium angehört; in den- selben Schichten wurden auch Reste von Elephas primigenius und Rähinoceros tichorhinus gefunden. Verzeichniss der mir zugänglich gewesenen Literatur. J. F. Branpt, Untersuchungen über die geographische Ver- breitung des Renthiers in Bezug auf die Würdigung der fossilen Reste desselben. Erste Abhandlung der zoogeo- graphischen und paläontologischen Beiträge. Verhandl. d. kaiserl. russischen min. Ges. in St. Petersburg, II. Ser. II. Bd. pag. 36 fl. Petersburg 1867. Mi Bremm’s Thierleben. Grosse Ausgabe, Il. Aufl., III. Bd. Die Säugethiere von A. E. Brenn. Leipzig 1877. P. S. Pırzas, Reise durch verschiedene Provinzen des russi- schen Reichs. St. Petersburg 1776. Reise des kaiserl. russischen Flotten - Lieutenants FERDINAND von WrangeL längs der Nordküste von Sibirien und auf dem Eismeere in den Jahren 1820 — 1824. Nach den . handschriftlichen Journalen und Notizen bearbeitet vom Staatsrath G. ENGELHARDT, herausgegeben von Ü©. Rırter. Berlin 1839. J. H. Brasıus, Reise im europäischen Russland in den Jahren 1840 u. 1841. Erster Theil: Reise im Norden. Braun- schweig 1844. | J. Spörer, Nowaja Semlä in geographischer, naturhistorischer und volkswirthschaftlicher Beziehung. Gotha 1867. (Er- sänzungsheft No. 21 zu Perermann’s geographischen Mit- theilungen.) FRIEDRICH ScumiDT, Wissenschaftliche Resultate der zur Auf- suchung eines angekündigten Mammuth-Cadavers von der kaiser. Akademie der Wissenschaften an den unteren Jenissei ausgesandten Expedition. St. Petersburg 1872. J. J. Hayes, Das offene Polar- Meer. Eine Entdeckungsreise nach dem Nordpol. Uebersetzt von Marrın. Jena 1868. M. Tan. von HevusLis, Reisen nach dem Nordpolarmeer in den Jahren 1870 u. 1871. 1. Theil: Reise nach Norwegen und Spitzbergen im Jahre 1870. Braunschweig 1872. II. Theil: Reise nach Novaja Semlja und Waigatsch im Jahre 1871. Braunschweig 1873. JuLius PaAyEer, Die österreichisch - ungarische Nordpol - Expe- dition in den Jahren 1872—-1874, nebst einer Skizze der zweiten deutschen Nordpol- Expedition 1869 — 1870 und der Polar-Expedition von 1871. Wien 1876. O. FinscHh, Reise nach West- Sibirien im Jahre 1876. Berlin 1879. Pereemann’s Mittheilungen aus Justus PErTHES’ geographischer Anstait. Verschiedene Jahrgänge. Vierteljahrs - Revue der Fortschritte der Naturwissenschaften. Herausgegeben von der Redaction der „Gaea“. Verschie- dene Jahrgänge. Correspondenz - Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthro- pologie, Ethnologie u. Urgeschichte. Verschiedene Jahr- gänge. Schriften der königl. physikalisch-ökonomischen Gesellsch. zu Königsberg. Verschiedene Jahrgänge. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Verschiedene Jahrgänge. Sitzungsberichte der Nee Gesellen zu De - Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen En Rheinlande u. Westfalens. Bonn. Verschiedene Jahrgänge. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und a, Stuttgart. Verschiedene "Jahrgänge. | Katalog der Ausstellung prähistorischer und anthropologischer Funde Deutschlands zu Berlin vom 5. bis 21. August 1880, nebst Supplement. Lveeock, Die vorgeschichtliche Zeit, erläutert durch die Ueber- reste des Alterthums und die Sitten und Gebräuche der jetzigen Wilden. Aus dem Englischen von Passow. Jena 1874. FRiEDRICH v. HELLWALD, Der vorgeschichtliche Mensch. Leipzig 1874. HErM. ÜERDNER, Elemente der Geologie, 3. Aufl. Leipzig 1876. W.Boyp Dawkıns, Die Höhlen und die Ureinwohner Europas. Aus dem Englischen übertragen von J. W. SPENGEL. Leipzig 1876. W. von Der MaArck, Die Diluvial- und Alluvial- Ablaseriauen im Innern des Kreidebeckens von Münster. Sep.-Abdruck aus den Verhandl. des naturh. Vereins der preuss. Rhein- lande u. Westfalens, 15. Jahrgang. Bonn 1858. Ernst Bor, Beiträge zur Geognosie Mecklenburgs. Archiv d. Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, 21. Jahrgang. Neubrandenburg 1868. | Anpr. Wagner, Charakteristik der in den Höhlen um Muggen- dorf aufgefundenen urweltlichen Säugethier - Arten. Ab- handlung der II. Cl. der königl. Akad. d. Wissensch. zu München, Bd. VI. Abth. I. (1851) pag. 260 ff. Hosıts, Beiträge zur Kenntniss der diluvialen und alluvialen Bildungen der Ebene des Münsterschen Beckens. Münster 1271. J. Münter, Ueber subfossile Wirbelthier-Fragmente von theils ausgerotteten, theils ausgestorbenen Thieren Pommerns. Sep. - Abdruck aus den Mittheil. des naturwiss. Vereins von Neu-Vorpommern und Rügen. Berlin 1872. Karı A. ZırteL, Die Räuberhöhle am Schelmengraben, eine prähistorische Höhlenwohnung in der bayerischen Ober- pfalz. Sitzungsberichte d. math.-phys. Classe der könipl. baier. Akad. d. Wiss. 1872, 1. pag. 28 ff. K. Tu. Liege, Die Lindenthaler Hyänenhöhle, erstes und zweites Stück. . Sep.-Abdruck aus dem 17. und 18 — 20. Jahres- berichte der Gesellschaft von Freunden der Naturwisseuz schaft in Gera. 1875 u. 1878. R. Richter, Aus dem Thüringischen Diluvium. ‚ Zeitsch d.d. geol. Ges. Bd. XXXI. (1879) pag. 282 fi G Somwanzu, Die fossilen Thierreste vom Unkelstein in Rhein- preussen. Sep.-Abdruck aus den Verhandl. des naturh. Vereins der preuss. Rheinlande u. Westfalens, 36. Jahr- gang. Bonn 1879. Fr. G. Hans, Bemerkungen über thiergeographische Karten. Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig. 1879. page. 1—21. G. Berespor und W. Damss, Geognostische Beschreibung der Gegend von Berlin. Berlin 1880. A. Neurıng, Die quaternären Faunen von Thiede und Wester- egeln nebst Spuren des vorgeschichtlichen Menschen. Sep.- e: Abdr. aus Bd. X. (1877) des Archivs für Anthropologie. A. Nenrine, Ein Höhlenfund aus der Hohen Tatra. ° Globus, Bd. 37..No. 20. A. Nenriıne, Die Fossilreste der Mikrofauna aus den ober- fränkischen Höhlen. Sep.- Abdruck aus: Beiträge zur | Anthropologie und Urgeschichte Bayerns Il. Bd. (1879). A. Nenrine, Fossilreste kleiner Säugethiere aus dem Diluvium von Nussdorf bei Wien. Jahrbuch d. k. k. geol. Reichs- anstalt, Bd. 29. (1879) 3. Heft. A. NEHRInG, Uebersicht über 24 mitteleuropäische Quartär- Faunen. Zeitschrift d. deutsch. geolog. Ges. Bd. XXXI. (1880) pag. 468 ff. ö, Ueber Gletschererscheinungen bei Velpke und Danndorf. ') Von Herrn Ferıx Wannscsarrs ın Berlin. Hierzu Tafel XXVIN. Sogleich nach der diesjährigen allgemeinen Versammlung der deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin begab sich Herr De Gesr im Auftrage ToreLrL's nach Rüdersdorf, um die dortigen Gletschererscheinungen, gegen welche bei dem dorthin unternommenen AÄusfluge der geologischen Gesell-. schaft von Seiten mancher Geologen vielfache Einwände gel- tend gemacht waren, in ihren Einzelheiten und in ihren Be- ziehungen zu einander nochmals genau zu untersuchen. Da ich mich gerade damals behufs der geognostisch - agröono- mischen Kartirung der Section Rüdersdorf im Anschluss an die Eck’sche und Orru’sche Karte dort aufhielt, so habe ich drei Wochen lang mit diesem jungen Forscher zusammen gearbeitet, jedoch vorzugsweise als Lernender, da ihm das Verdienst, bei diesen Arbeiten sehr wichtige neue Resultate °) erhalten zu haben, ganz allein gebührt. Schliesslich war es mir noch vergönnt, sechs Tage mit Herrn TorseLL in Rüders- dorf zusammen sein zu können, und fühle ich mich verpflichtet, auch an dieser Stelle den beiden Herren meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen für ihre eingehende Belehrung, welche sie mir während unseres Zusammenseins in so reichem Maasse haben zu Theil werden lassen. Durch die in Rüdersdorf ausgeführten Untersuchungen an- geregt, begab ich mich, bevor ich im September dieses Jahres eine grössere Privatarbeit, die geognostisch-agronomische Be- arbeitung des Ritterguts Cunrau in der Altmark, begann, von Oebisfelde aus nach dem etwa 4 Kilom. südwestlich davon 1) Nach meiner Angabe sind durch den Photographen Herrn Kock in Magdeburg (Grüne Armstrasse 14) vier vortreffliche photographische Aufnahmen in der Grösse 21:26 Cmtr. ausgeführt worden, welche die Ausbildung der Gletschermoränen sehr gut zur Darstellung bringen und von demselben zu beziehen sind. 2) De GeErR beabsichtigt, diese Untersuchungen in nächster Zeit zu veröffentlichen. ns R gelegenen braunschweigischen Dorfe Velpke, um im Gebiete des dort auftretenden Bonebedsandsteins nach Gletschererschei- mungen zu suchen. Meine Bemühungen wurden mit dem besten Erfolge belohnt, denn ich konnte auf eine weite Erstreckung hin die Spuren einer zur Diluvialzeit stattgefun- denen Vergletscherung mit unbedingter Sicherheit nach- weisen. Es zeigen sich diese Gletschererscheinungen einmal in dem Vorhandensein von unzweifelhaften Moränen und damit verbundenen Schichtenstörungen in den obersten Lagen des Sandsteins und zweitens in dem Auftreten sehr deut- licher Schrammen auf den Schichtoberflächen desselben. Die in Rede stehende Ablagerung des zum obersten Keuper gehörenden Bonebedsandsteins beginnt südöstlich von Walbeck im Allerthal und setzt sich mit einigen Unterbrechungen über Walbeck, zwischen Grasleben und Weferlingen, über Rickens- dorf, Papenrode, Klein-Twülpstedt und Neuhaus bis südlich von Reislingen fort. Die Verbindungslinie der genannten Orte giebt zugleich die südöstlich-nordwestliche Streichungsrichtung des Sandsteinzuges an, wie dies auf der geognostischen Karte des Herzogthums Braunschweig von A. von STROMBECK zu ersehen ist. Meine Untersuchungen beschränkten sich der Kürze der Zeit wegen bisher nur auf den nordwestlichen Flügel dieses Zuges, d. h. auf die Umgegend der Dörfer Velpke, Danndorf, Neuhaus und Reislingen, und sind daher alle folgenden Beob- achtungen nur auf dieses Gebiet zu beziehen. Der Sandstein, welcher zu beiden Seiten der Chaussee zwischen Velpke und Danndorf, sowie in einer vom Hauptzuge isolirten Erhebung, dem Hünenberge, nordöstlich von Dann- dorf, durch mehrere in Betrieb befindliche Steinbrüche aufge- schlossen ist, hat auf der Nordostseite in dem langgestreckten Hauptzuge ein Einfallen gegen NO. Im Steinbruche des Herrn Herınrıcn Körner bei Velpke wurde das Streichen und Einfallen an 3 verschiedenen Punkten bestimmt und ergab folgende Resultate: 1. Streichen: S. 41° O. nach N. 41° W. Fallen: N. 49° ©. Neigungswinkel: 9°, 2. ‚Streichen: 8. 37.°,.0. nach N, 37° W. Fallen: N. 53° ©. Neigungswinkel: 4°. 3. Streichen: S. 43° O. nach N. 43° W. Fallen: N. 47° ©. Neigungswinkel: 2°. no Die Schichten des Sandsteins. bilden = ganz Rn ansteigende Wellen und Kuppen in der Weise, dass die Er- hebungs- oder Scheitellinie derselben mit der südöstlich-nord- a westlichen Streichungsrichtung zusammenfällt. Der Neigungs- winkel der Schichten beträgt bei Velpke und Danndorf 2—9°, nimmt jedoch nach NW. hin zu, so dass er bei Neuhaus bis auf 18° steigt. Im äussersten Nordwesten hingegen bei Reis- lingen wurde das Einfallen gegen NO. nur zu 8° gefunden. Für das Streichen der Schichten auf dem a wurde die Richtung: S. 59° O. nach N. 59° W. und S. 63° ©. nach N. 63° W. ermittelt, dagegen zeigt sich das Einfallen entgegengesetzt dem des Hauptzuges: 6° gegen S. 31° W. und 7° gegen S. 27° W. Der Sandstein bei Velpke und Danndorf besitzt eine rein weisse, hellgraue oder matt gelbliche Farbe, je nach den ver- schiedenen Lagen und ist meistentheils sehr dicht und fein- körnig. Drei im Laboratorium des Herrn Zsurek in Berlin aus- geführte Analysen, zu welchen die Proben aus dem Stein- bruche des Herrn Frırz Körner bei Velpke entnommen waren, ergaben bei einem grauen Sandstein 0,85 pÜt., bei einem weissen 0,46 pCt. und bei einem gelblichen 1,23 pCt. in Salz- säure lösliche Bestandtheile. Hieraus geht hervor, dass dieser Sandstein in Folge des geringen Gehaltes an löslichen Stoffen, bedingt durch sein kie- seliges Bindemittel, äusserst widerstandsfähig gegen die Ein- flüsse der Atmosphärilien ist. Die Mächtigkeit der einzelnen Lagen des Sandsteins ist sehr verschieden. Sie schwankt zwischen 3—50 Cm., steigt jedoch in grösserer Tiefe auch bis auf einen Meter. Zwischen den Lagen finden sich oft nur wenige Millimeter mächtige Sandsteinbänke mit sehr vielen, oft mehr oder weniger deut- lichen Abdrücken von Pflanzen und Conchylien. Im Allge- meinen zeigen sich nur wenig Klüfte, wodurch eine Gewinnung ausserordentlich grosser Platten ermöglicht wird, die als Bau- material und zu verschiedenen technischen Zwecken sehr ge- schätzt sind. Mit dem Sandstein wechsellagern 1 — 2 Meter mächtige Bänke von kohlig -sandigen Schichten, welche eine sehr feine Schieferung zeigen und ebenfalls viele undeutliche Pflanzenabdrücke enthalten. Es sind diese Schichten in vier Steinbrüchen bei Velpke und in einem bei Danndorf erreicht. A n- 2 Meter Mächtigkeit anstehen. _ Dieser Abraum nun, der in Velpke, en mir bekannt, Ei glänzendsten einer einstigen Gletscherbedichne ro er seiner ganzen u bikdune nach nur als die Grundmoräne Die Grundmoräne, welche der Gletscher bei seinem Vor- rücken absetzte und zum Theil erst aus dem anstehenden Gestein bildete, ist in der nächsten Umgebung der Steinbrüche ‘von Velpke und Danndorf ihrer geognostischen Bildungs- zeit nach als völlig gleichwerthig, hinsichtlich ihres gan- zen Aufbaus und ihres petrographischen Zusammen- setzung jedoch als sehr verschiedenartig zu bezeichnen. Wir müssen unterscheiden zwischen der nordischen und der localen Grundmoräne!), ohne dabei eine scharfe Grenze zwischen beiden ziehen zu wollen, da sie ganz all- mählich in einander übergehen, ein Umstand, der gerade für ihre geognostische Gleichwerthigkeit als Gr undmoräne be- weisend ist. Die nordische Grundmoräne zeigt eine zweifache Aus- bildung. .Einmal tritt sie auf als unterer Geschiebe- mergel resp. Geschiebelehm und zweitens als ungeschichteter unterer geschiebeführender Sand. Das Vorkommen der nordischen und der localen Grund- _ moräne ist immer von gewissen örtlichen Bedingungen abhängig. Wo die oberen Lagen des Sandsteins eine grössere Mächtigkeit besitzen, so dass sie durch den Druck des vorrückenden Inlandeises nur schwer mitbewegt und zertrümmert werden konnten, finden wir die nordische Grundmoräne, wo aber die Schichten der resultirenden Kraftwirkung des gewaltigen Druckes - der auflagernden und nachschiebenden Eismassen nachgaben, entstand die locale Grundmoräne, die fast ganz aus den Trüm- mern des Bonebedsandsteins, vermischt mit nordischen Ge- schieben, besteht. Ä 1) Jch bemerke hier ausdrücklich , dass unter der localen _Grundmoräne nicht die Moräne eines Local-Gletschers, sondern die. local abweichende Ausbildung der Grundmoräne der grossen j Inlandeisdecke zu verstehen ist. ToRELL gebr aucht denselben Aus- locale Grundmoräne, die zuerst von A. Se (diese Zeitschrift 1879. pag. 134) als Krossteinsgrus bezeichnet wurde, mit dem schwedischen Pinnmo in Parallele. (Verhandl. der Berliner Ges. für ne Ethnologie etc. 1880. pag. 152 u. 153.) ee) Der untere Geschiebemergel oder untere Ge- schiebelehm, bei den in Folge der geringen Mächtigkeit der Ablagerung die secundäre Entkalkung bereits völlig stattge- funden hat, ist östlich der Chaussee zwischen Velpke und Danndorf in den Steinbrüchen des Herrn Frırz Körner, sowie auch in einigen, nahe der Chaussee gelegenen, jetzt nicht mehr in Betrieb befindlichen Brüchen und westlich der Chaussee durch zwei dem Herrn Cart Körner gehörende Steinbrüche als überlagernde Schicht des Bonebedsandsteins vorzüglich aufgeschlossen; jedoch mit dem Unterschiede, dass der untere Geschiebemergel resp. Lehm östlich der Chaussee direct auf den bis zu '/, Meter mächtigen Bänken des Sandsteins lagert, während westlich derselben eine fein geschieferte, kohlig-san- dige Bank sein Liegendes bildet. Der untere Geschiebemergel zeigt nirgends eine Spur von Schichtung. Er ist reich an nordischen Geschieben, die ganz regellos in ihm vertheilt und in Betreff der Richtung ihrer Lage oft gar nicht nach ihrem Schwerpunkt geordnet sind. In den beiden letztgenannten Steinbrüchen westlich der Chaussee beträgt seine Mächtigkeit einschliesslich einer ihn bedeckenden, wenige Decimeter mächtige Schicht lehmigen Sandes im Durch- schnitt 2 Meter. Er ist dort bereits völlig entkalkt und führt viele nordische Geschiebe neben einigen eckigen Bruchstücken von Bonebedsandstein. Unter letzteren befinden sich einige grössere Blöcke von 1%, bis 2 Kubikm. Inhalt, welche tief im Lehm auf der Grenze zu den kohlig-sandigen Schichten des oberen Keuper liegen und sehr schöne polirte Flächen und abgerundete Kanten zeigen. Diese grossen Blöcke sind entweder aus nahe gelegenen Gebieten des Bonebedsandsteins durch den Gletscher hierher transportirt, oder bei der Ab- deckung und Hinwegführung der auf den kohlig - sandigen Schichten lagernden Sandsteinbänke zurückgeblieben. Das nebenstehende Profil (Figur 1) aus dem Steinbruche des Herrn Frırz Körner mag die Auflagerung des unteren Geschiebemergels als nordische Grundmoräne näher er- läutern. Es liegt dieser Bruch ungefähr 500 Meter nördlich von Velpke.. Die Richtung der im Profil gezeichneten nord- östlichen Bruchwand giebt zugleich das Streichen des Sand- steins von S. 55” O.-nach N. 55° W. an. Die Schichten fallen mit 2—4° gegen NO. ein. Der direct auf den Schicht- oberflächen lagernde Geschiebelehm ist reich an nordischen Geschieben , besonders an gelben und schwarzen Feuersteinen, neben Graniten, Gneissen und nordischen Sandsteinen. Im Südwesten der Grube, wo die Schichten sich etwas einsenken und in Folge dessen die nordische Grundmoräne mächtiger entwickelt ist, findet sich unter dem Geschiebelehm noch ‚pas Jwwuseq Yejsuesspuer] uotosı80]0988 dop Sun [TA -wweg oIp An} 9Ip ‘uoNyeLg UBSSO1S UEPIOg ep PNTopun,g 9Ip wougdtazeg \’Q°""O -swo4sig ueıodunl pun usage soEp UEWWEAIUISIENISIO]K AL SUTOJspuespogpuog sep uomegaagoggarys 'g''""V -ulojspuespagqeuog OA ayanjsyanıg e | (PURLTOWPUNIH eyISIPAON) S[PFAOWELANJL] u9Aajun SOop (7) wyor] pun (ST) pues 1odlugeT "up "9ydfo‘ 19q FANAOY ZLia] UOA OyonmIquIeIg mop sne puemygonag uogoIsopAou Top JIOqL “aoNaz > © ı fi j 1 1 EZ ZZ Gr 0 REED Arsen BEIITETEE gTTRFERTET ER A EEE si 2 | 0 s ee) K a ‘I UST Dur Pr - = © 33528 => a5 = =: = ze: =. Ss en Be) BES. wen er er (eb) Pie) Sohn ao er Sama.3 De, vi So 2% em 5 o fe) gene a en Se [eb) u on ao596%0 3 SÖg oın — Om oo 53, an vo. 0 No ner n GSoNlo.m E05 BI .® a5 Ed. - 0 2 © oo 7 = Saas > << FE Js oo oo zZ oreb) = :O „-20.5% mas an 350855 Bar (eb) Est ee?) Mae u a Su ra > An cSsHoaoen ash = Ser ms3 Ser en - = 588578 Er Eercös ee 1) Die vier Proben ergaben folgenden Gehalt an kohlensaurem Kalk: 96 pCt., 8,8 pOt., 9,2 pCt., 9,4 pÜt. | 780 | Bei 0,2 Mm. Geschwindigkeit (Korngrösse ee unter 0,01 Mm. Durchm.) . 30,08 Bei 2,0 Mm. Geschwindigkeit (Korngrösse 0,01—0,05 Mm. Durchm.) . . 1208 Bei 7,0 Mm. Geschwindigkeit (Korngrösse | 0,05—0,1 Mm. Durchm.) . . 10,77 Schlämmrückstand bei 7 ‚0 Mm. G. (Korn- grösse über 0,1 Mm. Durchm.). . . 46,57 Summa 100,00 Muschelreste habe ich dort nicht gefunden. Konnte man bisher vom Standpunkte der Drifttheorie aus die Bildung des unteren Geschiebemergels niemals in genügender Weise erklären, so geben hier bei Velpke die unmittelbar unter dem Geschiebelehm auf den Schichtoberflächen des Sandsteins sich findenden vorzüglichen Gletscherschrammen, sowie eine vor- treffliche Schichtenstörung (Fig. 6 pag. 792), die sich in weiter südwestlicher Fortsetzung der im Profil (Fig. 1) gezeichneten Bruchwand findet und im unmittelbaren Zusammenhange mit der Ablagerung des unteren Geschiebemergels stehen muss, den zwingendsten Beweis dafür, dass wir es hier mit der wahren Grundmoräne eines Gletschers zu thun haben. Ich werde jedoch auf diese Erscheinungen erst an einem anderen Orte näher eingehen, denn ich habe zunächst noch die zweite Ausbildung der nordischen Grundmoräne als un- geschichteter, unterer, geschiebeführender Sand zu besprechen. In dem Steinbruche des Herrn Heısrıcn Körner, welchen man nordöstlich der Danndorfer Ohaussee von Velpke aus zuerst erreicht, findet man den geschiebeführenden Sand als überlagernde Schicht der 21), bis 3 Decimeter mächtigen Sandsteinbänke. Es ist ein mittelkörniger, völlig lehmfreier Sand, in welchem ebenso wie bei dem Geschiebelehm zahllose Geschiebe von 1 bis 50 Cm. Durchmesser regellos eingebettet liegen. (Siehe nebenstehendes Profil Fig. 2.) Die Geschiebe sind dieselben, wie im unteren Geschiebe- mergel. Neben sehr vielen gelben und schwarzen Feuersteinen kamen hauptsächlich Granite, Gneisse, Porphyre und nordische Sandsteine vor. Ich konnte als sicher bestimmen: Elfdalen- porphyre und hellrothe cambrische Sandsteine aus Dalekarlien, sowie auch einen echten Finnlandsrapakivi, mit den so charakte- ristischen umränderten Feldspäthen. Petrographisch hat dieser Sand sehr viel Aehnlichkeit mit dem oberen diluvialen Ge- schiebesande, nur fehlen in ihm, soweit ich bis jetzt beob- achtet habe, bei seinem Auftreten in den Velpker Steinbrüchen die im oberen Diluvialsande so häufigen, kantigen Pyramidal- DatImatar17, 2 0 Boa ae a pr 42 aa Am nass )Abllerimpten [1 [y [I D [ l I] Theil der nordöstlichen Bruchwand aus dem Steinbruche 1. von Heinrıcm Körner bei Velpke. SH Schwach humoser Sand (Oberkrume). S. . « S. Ungeschichteter Sand mit nordischen Sandige Ausbildung B. See ‘2 Geschieben. der Grundmoräne., L Lehmschicht. Schiehtoberflächen des Bonebedsandsteins mit Gletscher- schrammen des jüngeren Systems. Aa geschiebe. Während ich mir den oberen Geschiebesand zum Theil als einen durch Wasser veränderten, umgelagerten und ‚ausgewaschenen oberen Geschiebemergel (die Abschmelzungs- ' oder Rückzugsmoräne des Gletschers) erkläre !), halte ich die ‚sandige Grundmoräne in Velpke für einen unter dem Druck des auflagernden Eises durch Sickerwasser ausgewaschenen . 4) Ich habe diese Ansicht in einem kleinen Aufsatze für das Jahr- buch Ye der königl. preuss. geologischen Landesanstalt nachzuweisen . versucht. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XXXIL. 4. 50 unteren Geschiebemergel. Eine Schichtung, wie wir sie in den unteren Diluvialsanden und Granden immer finden und deren Entstehung wir uns am besten erklären können, wenn wir diese Sande als Absätze von Gletscherströmen auffassen !), konnte bei der angegebenen Art und Weise der Bildung des unteren Moränensandes, wo die Geschiebe und Sande nicht vom Wasser bewegt wurden, natürlich nicht stattfinden. Die völlig scharfkantigen Bruchstücke von Bonebedsandstein, die sich vereinzelt oder auch in grösserer Häufigkeit in diesem Sande finden, beweisen wohl am besten, dass die Geschiebe nicht durch Wasser bewegt und darum auch nicht gerollt sind. An einer Stelle in dem Steinbruche auf dem Hünenberge bei Danndorf liess sich der Uebergang dieses völlig ungeschichteten, geschiebeführenden Sandes in geschichtete Sandablagerungen beobachten, was darauf hindeutet, dass hier bereits die Sande < Fugn 4 28 Ban 3 durch Schmelzwasser des Inlandeises bewegt und bearbeitet wurden. Dass nun aber dieser Sand als ein Auswaschungsproduet des unteren Diluvialmergels anzusehen ist, dafür scheinen mir die ganz allmählichen Uebergänge beider Bildungen in einander, wie ich sie in den Steinbrüchen von Heısrıca Körner bei Velpke und von Frırz Körner bei Danndorf sehr schön beob- achten konnte, den besten Beweis abzugeben. _ Ausserdem findet man auch noch an allen Punkten, wo der geschiebeführende Sand als Grundmoräne auftritt, als letztes Residuum dieser Auswaschung eine auf den Schichtoberflächen lagernde dünne Lehmschicht, die im Bruche von Heinrich KÖRNER nur eine Mächtigkeit von 2 Cm. (Fig. 2), dagegen in dem Aufschlusse auf dem Hünenberge bei Danndorf eine Mächtigkeit bis zu AO Cm. besass (Fig. 3). Aus alledem geht hervor, dass wir es hier nur mit einer Sandfaciesbildung des unteren Geschiebe- mergels zu thun haben.) Die locale Grundmoräne, welche, wie schon erwähnt, immer da auftritt, wo die obersten Schichten des Sandsteins aus dünneren Bänken bestehen, finden wir in unmittelbarer Nähe der soeben besprochenen Aufschlüsse vortrefflich ent- wickelt. Es lässt sich der allmähliche Uebergang der nor- dischen in die locale Grundmoräne an vielen Punkten deutlich nachweisen. Die Trümmer des Bonebedsandsteins, oft völlig in der nordischen Grundmoräne fehlend, treten dann in ihr 1) OREDNER hat die Bildung derartiger noch heute stattfindender Sandablagerungen am Fusse des Buersbrägletschers in Norwegen beob- achtet, wodurch die discordante Lagerung unserer Sande ganz vor- züglich erklärt wird. ' Diese Zeitschr. 1880. pag. 78. 2) Vergl. H. Orepner’s Beobachtungen am Pasterzen - Gletscher. Diese Zeitschrift 1880 pag. 575. ii. : ne = ’ B —nn = 77 67, DE: ESTR 4 ; £ ZT, 2 ) 7 7, B an ER TG, 2 7, 77 DI 7, TE, -.. " Im [e] a. Dn-- @& Theil der düdlichen Bruchwand aus dem Steinbruche von Frırz Körner bei Danndorf. SHS. Schwach humoser Sand (Oberkrume). $. Ungeschichteter Sand mit nordischen | Sandige Ausbildung Geschieben und vereinzelten Bruch- der Grundmoräne. 7 stücken von Sandstein. L. Lehmschicht. _ — —A....B. Schichtoberflächen des Bonebedsandsteins, abgerundet an den E Schichtenköpfen und geschrammt. Einzelne Sandsteinlagen mit discordanter Schieferung. vereinzelt auf, werden. häufiger und bilden schliesslich ganz und gar, nur mit wenigen nordischen Geschieben vermischt, die überlagernde Schicht des Sandsteins. Die beiden Aufschlusspunkte für die locale Grundmoräne finden wir bei Velpke in den Steinbrüchen von Heınrıch und Cart Körner, in den jetzt nicht mehr im Betrieb befindlichen 50 * 4Meter » s 784 Steinkuhlen, wo früher Wetzsteine gebrochen wurden, und bei Danndorf auf dem Hünenberge. Der soeben erwähnte Steinbruch von Heısrıch KÖRsER, aus welchem Figur 4 ein Profil giebt, liegt 200 Schritt gegen NW. von dem im Vorstehenden genannten ersten Bruche des- selben Besitzers und dicht dabei derjenige von CARL KÖRNER. Wir haben in Velpke und Danndorf ganz dieselben Bil- dungen, wie sie sich in Rüdersdorf auf den Schichtenköpfen des Muschelkalks finden und wie sie H. Crepnxer !) aus den Grau- wackesteinbrüchen von Klein-Zschocher ?) beschreibt. Jedoch zeigt sich im Gebiete des Bonebedsandsteins keine die locale Grundmoräne überlagernde Lehmschicht, wie sie in Rüdersdorf im Alvenslebenbruche auftritt und dort von ToreLL als die Rückzugs- oder Abschmelzungsmoräne des Gletschers erklärt wurde. Die locale Grundmoräne besitzt bei Velpke und Danndorf eine Mächtigkeit von 1 — 2 Meter und bildet entweder eine gleichmässige Decke auf den in eine Horizontalebene aus- gehenden, schwach geneigten Schichten, oder aber sie lagert, im Profil gesehen, in einer ganz unregelmässigen Linie auf Schichtoberflächen, welche ausgezeichnete Schichtenstörungen zeigen. Das nebenstehende Profil Figur 4 aus der zweiten Grube von Heımsrıca Körner wird den letzteren Fall am besten erläutern. Die Fragmente der 2 bis 4 Cm. mächtigen Sandstein- schichten bilden dort ein wirres, fest zusammengepresstes Hauf- werk. Die Bruchstücke bis zu '/, Meter Durchmesser sind völlig scharfkantig, zeigen nirgends Spuren einer Abrollung, dagegen sehr häufig deutliche Schrammen und geschliffene Flächen. Das Bindemittel dieser Schuttmassen bildet an dieser Stelle ein sandiger Grand. Die nordischen Geschiebe finden sich bis auf einen Meter Tiefe in der Moräne und sind oft zwischen die noch erhaltenen, aufgebogenen, gestauchten und geknickten Schichten des Sandsteins fest hineingekeilt, alles Erscheinungen, die sich nur durch einen gewaltigen Druck erklären lassen. Jedenfalls ragte zur Glacialzeit der Bonebed- sandstein als ein Höhenzug empor und setzte den heranrücken- den Eismassen einen Widerstand entgegen. Der Gletscher 1) Diese Zeitschrift 1880. pag. 96. 2) Auf einigen im November dieses Jahres in das Diluvium bei Leipzig unternommenen Excursionen hatte ich Dank der vortrefflichen Führung der sächsischen Herren Geologen die beste Gelegenheit, die Ausbildnne der localen Grundmoräne, welche von ÜREDNER als Kross- stensgrus bezeichnet wird, sowohl bei Klein - Zschocher, als auch an einer Stelle des Rathsbruches bei Grasdorf unweit Taucha, vorzüglich zu beobachten. Metaılı-.- 2 RENNEN A ER N Soh a des Bruches t ı ie H EN f U 1 ı U . | D [I i 1 ü U IST [% 0 1 2 3 4 5 6 7 5 9 10Mster Theil der nordöstlichen Bruchwand aus dem Steinbruche II. von Heinrich Körner bei Velpke. L.G. Locale Grundmoräne mit nordischen Geschieben und Sanden vermischt. a. Sandsteinbänke. \ Bonebed- b. Kohlig-sandige Schichten mit feiner Schieferung. | gestein. war gezwungen, eine geneigte Ebene hinaufzusteigen und schob sich in Folge dessen mit seinem Fusse zwischen die bereits durch Winterfröste gelockerten obersten Schichten, zertrüm- merte sie und vermischte damit das mitgeführte nordische Ma- terial. Die so entstandene Moräne schob der Gletscher vor sich her, ebnete sie, breitete sie aus und stieg dann über dieselbe hinweg, eine Erscheinung, die nach Mittheilungen von Hm!) an vorrückenden Gletschern schon oft beobachtet worden ist. D) Diese Zeitschrift 1880. pag. 77. Man kann sich von diesem gewaltigen Druck a > eine Vorstellung machen, wenn man die grosse Härte Velpker Sandsteins in Betracht zieht. In der königl. Gew Akademie in Berlin wurden 9 Stück Sandsteine in sauber arbeiteten und geschliffenen Würfeln von 6 Cm. Seitenl aus dem Steinbruche des Herrn Frırz Körner bei Velpke ihre Festigkeit geprüft. Hierbei stellte es sich heraus, dass Durchschnitt für den Eintritt von Rissen 938,5 Kilogram für die Zerstörung 1004,0 Kilogramm pro Quadratcentime erforderlich waren. Fre Das in Figur 5 dargestellte Profil aus dem Steinbruche von Car KÖRNER zeigt die locale Grundmoräne in einer an deren Ausbildung. rs Theil der nordöstlichen Bruchwand aus dem Steinbruch von Gast Körner bei Velpke. $ L.G. Locale Grundmoräne. L.G., übergehend in Geschiebesand mit Bruchstückeu von Bonebedsandstein. S S. Feiner geschichteter Sand. { Gr. Geröllbank. L. Geschiebelehm. A....B. Schichtoberflächen des Bonebedsandsteins mit Schrammen beider Systeme. ns C. Kohlig-sandige Schicht mit feiner Schieferung. & k Auf den Schichtoberflächen der bis zu !/, Meter mäch- 787 : tigen Sandsteinlagen lagert zunächst eine !/, bis 1 Meter mächtige Schicht Geschiebelehms, die in weiter südöstlicher Fortsetzung, was aus dem Profil nicht zu ersehen ist, in die locale Grundmoräne übergeht. Dann folgt eine nur 3 Dem. mächtige Geröllbank und darauf zwei Bänke feinen geschich- teten Diluvialsandes von 15 —57 Cm. Mächtigkeit, wechsel- lagernd mit zwei etwa 1—2 Meter mächtigen Bänken von localen Grundmoränen. Diese Bänke von localen Grundmo- ränen zeigen sich auch hier als ein wirres Haufwerk äusserst fest zusammengepresster Bruchstücke von Bonebedsandstein mit sehr vielen Feuersteinen, während Granite, Gneisse und _Porphyre (hauptsächlich Elfdalenporphyr) hier mehr zurück- treten. An verschiedenen Stellen sind diese Bestandtheile durch einen sandig-grusigen Geschiebelehm. auf das innigste verkittet, oft auch fehlt dieses Bindemittel ganz oder wird _ durch grandigen Sand ersetzt. Die beste Erklärung für die Bildung dieser durch ge- schichtete Sandlagen getrennten Bänke von localen Grund- moränen scheint mir, da diese Erscheinung nur auf einem verhältnissmässig kleinen Gebiete vorkommt, in der Annahme einer localen Gletscheroscillation gefunden zu werden, wie dies in früherer Zeit bei den Alpengletschern oft beobachtet worden ist. Bei einer mehrere Jahre andauernden wärmeren Sommer- _ temperatur zog sich der Gletscher in Folge der Abschmelzung mehr und mehr zurück; es wurden durch Gletscherbäche und ‚Ströme die geschichteten Sande und Grande abgelagert. Bei einer Reihe kälterer Winter rückte der Gletscher wieder über diese Sandablagerungen vor und setzte dann die locale Grund- moräne ab. Durch öftere Wiederholung dieser Erscheinung können wir uns derartige Wechsellager von geschichteten Sanden und ungeschichteten Grundmoränen entstanden denken. Auf dem Hünenberge bei Danndorf ist die locale Grund- moräne als einzige überlagernde Schicht des Sandsteins auf einem etwa 100 Morgen grossen Gebiet durch mehrere Stein- brüche aufgeschlossen. Gleich beim ersten Besuche dieses für die Entscheidung der Gletscherfrage ganz unvergleichlichen Gebietes wurde ich lebhaft an eine Wanderung erinnert, die ich mit Herrn Torern in der Sohle des Alvenslebenbruches bei Rüdersdorf unternahm. Beim Anblick der grossartigen Horizontallinie, die an der östlichen Bruchwand nach Abräu- mung der localen Grundmoräne sichtbar geworden ist und nur der abhobelnden Wirkung des Gletschereises ihre Entstehung ' verdanken kann, bemerkte Torerr, dass er die gleiche Er- scheinung in derselben Grossartigkeit bisher nur auf der Süd- ostseite des Montblanc unter einer Seitenmoräne nach Ivrea Mi 188 zu beobachtet habe. In Danndorf zeigt sich etwas ganz Aehn- liches, wenn auch der Aufschluss nicht so grossartig ist, wie in Rüdersdorf. Die 4 bis 10 Cm. mächtigen Schichten, welche unter einem Neigungswinkel von 6—8° gegen SSW. einfallen, werden durch die auflagernde Moräne in einer fast horizon- talen Ebene abgeschnitten, die sich in den Steinbrüchen im Profil als eine vorzügliche Horizontallinie zeigt. Die nordischen Geschiebe sind in der localen. Grund- moräne bei Danndorf oft bis auf 1!/, Meter Tiefe zwischen die Bruchstücke des Sandsteins hineingepresst und zeigen mehrfach abgeschliffene oder geschrammte Flächen. An den Schichten- köpfen unter der localen Grundmoräne war ebenfalls eine Polirung-und Abschleifung bemerkbar, auch zeigte sich häufig eine sehr deutliche Rundhöckerbildung. An dieser Stelle werden sich die Resultate meiner For- schungen nach Gletschererscheinungen in der weiter nord- westlichen Fortsetzung des Sandsteinzuges, d. h. in der Um- gegend von Neuhaus und Reislingen, die ich leider nur auf einer raschen Durchwanderung anstellen konnte, einfügen lassen. Der Bonebedsandstein, welcher hier unter einem Winkel von 8—18° gegen NO. einfällt, steht westlich und südlich von Neuhaus, sowie auch südlich von Reislingen in einzelnen ent- blössten Kuppen zu Tage an, das Hauptmassiv desselben ist jedoch von Diluvialbildungen bedeckt. Aber nur an wenigen Punkten liess sich diese Ueberlagerung näher beobachten, denn es sind dort überhaupt nur noch drei Steinbrüche in Betrieb und die Wände der älteren bereits mit einer so hohen Schuttlage bedeckt, dass man ohne Abräumungsarbeiten nichts zu erkennen vermag. Ein einziger Punkt südlich von Neuhaus und östlich des Hehlinger Baches zeigte in einem nicht mehr im Betrieb befindlichen Bruche eine deutliche locale Grund- moräne, die auch hier den sichersten Beweis einer einstigen Gletscherbedeckung abgiebt. Gletschertöpfe wurden sowohl dort, wie auch bei Velpke und Danndorf bisher nirgends beobachtet. In Hinsicht seiner petrographischen Beschaffenheit tritt der Sandstein bei Neuhaus und Reislingen weit grobkörniger auf und entbehrt völlig jenes festen, kieseligen Bindemittels, welches er bei Velpke und Danndorf besitzt. In Folge dessen ist er weich und zerreiblich und dies besonders in den obersten Lagen, wo die Verwitterung stärker eingewirkt hat. Ich konnte beim Abdecken des auflagernden Diluviums mit dem Spaten oft mehrere ÜGentimeter tief in die völlig gelockerten obersten Schichten ohne den geringsten Widerstand eindringen. Ja, ich beobachtete sogar westlich Neuhaus anstehende Sandstein- kuppen, die nach Norden zu unter Beibehaltung ihrer Schich- 789 tung in ganz lose weisse Sande übergehen. Dadurch erklärt E:. es sich auch, dass Gletscherschrammen auf den Schichtober- flächen nicht erhalten bleiben konnten. Ich habe allerdings an einigen Punkten schwache Andeutungen davon bemerkt, habe jedoch in Folge ihrer Undeutlichkeit Abstand genommen, ee; sie als Gletscherschrammen anzusehen und als solche ihre Richtung zu bestimmen. !) Ganz anders dagegen ist das Aussehen der Schichtober- flächen bei Velpke und Danndorf. Hier hat der vorrückende a Gletscher mit den scharfkantigen Geschieben, die theils in | seinem Grunde eingefroren waren, theils von ihm an seinem Fusse mit gewaltigem Druck fortgeschoben und fortgerollt wurden, tiefe Parallelschraınmen in das harte Gestein ein- geritzt, welche unter dem Schutz der auflagernden Grund- moräne sich in ganz ausgezeichneter Weise erhalten haben. Die beiden grossen Platten aus dem Steinbruche des Herrn Frırz Körser (Fig. 1), welche ich der Sammlung der geolo- gischen Landesanstalt überwiesen habe, geben gewiss das beste Zeugniss hierfür. Es mussten diese Schrammen nothwendig überall auf den Schichtoberflächen vorkommen, falls die Annahme, die im Vorstehenden beschriebenen Schuttmassen als Gletschermoränen aufzufassen, eine richtige war. Durch meine Bemühungen ist es mir gelungen, wenigstens in vier Steinbrüchen und in den- selben an acht verschiedenen Stellen sie aufzufinden, doch habe ich die feste Ueberzeugung, dass sie sich bei Velpke sowohl, wie bei Danndorf in Zukunft noch weit häufiger wer- den nachweisen lassen. Die Zeit war für meine Untersuchun- gen gerade eine sehr ungünstige. Die Hauptabräumungsarbeiten werden dort im Winter bis zum Frühjahr vorgenommen, sodass die Schichtoberflächen dann weit besser freigelegt sind, als es im Herbst der Fall ist. Ich habe an mehreren Punkten die Moränenbildungen erst von den Schichtoberflächen abdecken 1) Es sei hier erwähnt, dass ich bei meiner Excursion vom Bahn- Vorsfelde aus auf dem südlich davon gelegenen Plateaurande zwischen Neuhaus und Reislingen im nordischen Geschiebesand, welcher hier die Felder bedeckt, eine grosse Menge Bruchstücke der südlich anstehenden Jurassischen Schichten (Posidonienschiefer) fand. Unter der Annahme eines von Norden aus vorrückenden Gletschereises kann natürlich keine nördliche Verbreitung südlich anstehender Gesteine stattfinden. Bei - meinen Nachforschungen erfuhr ich denn auch, dass diese etwas bitu- minösen, bis 40 pCt. Kalk enthaltenden Schiefer dort überall zur Mer- gelung benutzt und auf die Felder gefahren werden. Ich überzeugte mich schliesslich auch noch an einem nördlich gelegenen Punkte, wo nachweislich noch keine derartige Mergelung stattgefunden hatte, dass diese jurassischen Schiefer in dem dort auftretenden diluvialen Ge- schiebesande vollständig fehlen. er ‘müssen, bis ich nach stundenlangem, oft. vergeblichem Suchen a die Schrammen auffand. Für den Nachweis ihrer Aechtheit war dies allerdins von grosser Wichtigkeit, da ich nach Be- seitigung der obersten Schuttmassen die letzte, fast überall auf den Schichtoberflächen lagernde, dünne Lehmschicht vorsichtig unter Vermeidung jedes scharfen Instruments mit Wasser ent- fernte und so die vollkommen unversehrten Platten erhielt. Die Fundorte für die Gletscherschrammen waren die Stein- brüche von Heinrich, Fritz und Cart Körner bei Velpke östlich der Danndorfer Chaussee und von Frırz Körxer bei Danndorf. Die im Vorstehenden mitgetheilten Profile (Fig. 1. 2. 3. 9.) zeigen die vier Aufschlusspunkte, an welchen die Schrammen gefunden wurden und geben zugleich die sie über- lagernden Moränen an. An den Stellen, wo keine deutlichen Schrammen sichtbar waren, erschienen die Schichtenköpfe und Schichtoberflächen meist sehr schön abgeschliffen und polirt oder mit Rundhöckerbildungen versehen. Da die Richtung der Gletscherschrammen deshalb von Bedeutung ist, weil sie uns zugleich die Bewegungsrichtung des Gletschereises angiebt, so habe ich auf diese Bestimmungen die grösste Sorgfalt verwandt. Es wurde von mir im Ganzen die Richtung von 505 Schrammen gemessen, davon 405 in den Velpker und 100 in den Danndorfer Steinbrüchen. Dies geschah, indem die Grade des Abweichungswinkels vom magne- tischen Nordpole mit dem Compass ermittelt und diese Zahlen auf den geographischen Nordpol redueirt wurden. In dieser Weise wurden an acht verschiedenen Stellen, welche sich auf die vier genannten Steinbrüche vertheilen, die Schrammen in der Reihenfolge ihres Vorkommens ohne Auswahl nach den Graden ihrer Abweichung von Nord gemessen (siehe die Ta- bellen pag. 795 ff.) und darauf in die Boussole eingetragen, wie dies die beigefügte Tafel zeigt. Dabei geben die Zahlen, welche sich in der den Pfeilen entgegengesetzten Richtung be- finden, die Anzahl der Schrammen gleicher Abweichung an, während der Pfeil ihre Richtung zum Ausdruck bringt. | Es stellte sich hierdurch heraus, dass in den Steinbrüchen bei Velpke zwei sich kreuzende Schrammensysteme vorkommen, während bei Danndorf bisher nur ein System von mir aufgefunden werden konnte. Die beiden Schrammen- systeme bei Velpke waren entweder auf einer Platte vereint, wie in den Steinbrüchen von Frıtz und CarL KÖRNER oder getrennt, so dass an einer Localität sich entweder nur das eine oder das andere System voriand. Die Abweichung vom geographischen Nordpol betrug bei dem einen Schrammensystem im Mittel 27,4° gegen Ost, bei dem anderen 84,3" gegen Ost. e ne nu R Be: L Per; REN IE Eu ee Be EIER gl Es waren nun zwei Fragen zu entscheiden: 1. Welches war die Bewegungsrichtung des Gletschers, der die Schrammen hervorrief? 2. Welches von beiden Systemen ist das ältere? Obwohl man ja bei dem einen System mit 27,4° Abwei- chung von Nord nach Ost aus der Verbreitung der nordischen Geschiebe in der Grundmoräne, sowie auch aus dem Fehlen der Bruchstücke südlich anstehender Gesteine ohne Weiteres die Richtung N. 27,4° O. nach S. 27,4° W. und nicht um- gekehrt annehmen konnte, so kamen doch noch zwei andere, wichtige Beweismittel hinzu, woraus die Bewegungsrichtung mit unbedingter Sicherheit hervorging. Im Steinbruche des Herrn Frırz Körner bei Velpke waren an der nordöstlichen Bruchwand die Schichtoberflächen auf eine Breite von 2 Meter und auf eine Länge von circa 100 Meter von dem überlagernden Geschiebelehm befreit. Es wurden die Gletscherschrammen fast an der ganzen Länge der Bruchwand nachgewiesen und an 5 verschiedenen Stellen, wo sie besonders schön entwickelt waren, auf eine Entfernung von 53 Meter ihre Richtung bestimmt. Das Profil Fig. 1 (pag. 779) stellt einen Theil dieser Bruchwand dar. Im der nordwestlichen Fortsetzung dieses Profils findet sich eine 8 Meter lange und, von den Schichtoberflächen an gerechnet, etwa 2 Meter tiefe, steilwandige Vertiefung, die nach unten zu von den regel- mässigen Schichten des Sandsteins begrenzt wird. Diese Ver- tiefung ist mit demselben Geschiebelehm erfüllt, der dort den Sandstein überlagert, nur mit dem Unterschiede, dass sich hier in ihm neben den nordischen Geschieben vielfach grosse Bruch- stüche von Bonebedsandstein befinden, wodurch die Entstehung dieser Vertiefung durch den Gletscherschub bewiesen wird. Besonders interessant aber ist inmitten derselben ein grosser Block von 2!/, Meter Seitenlänge und 1!/, Meter Mächtigkeit. Derselbe zeigt auf seiner geneigten Unterlächke ABCD (s. Fig. 6 umstehend) die vortrefflichsten Gletscherschrammen und zwar nur das eine System. Der Stein ist 125° um die Kante CD gedreht, und man muss annehmen, dass der Glet- scher vor dem Vorhandensein der Vertiefung die Schichtober- flächen schrammte; dass dann später grosse nordische Blöcke, die sich noch bis zu 1 Meter Durchmesser in der Nähe vor- finden, zwischen die gelockerten Schichten hineingeschoben wurden und sowohl die Entstehung der Vertiefung, als auch die Umdrehung des grossen Blockes um 125° veranlassten. Reconstruirt man sich diesen umgestürzten Block in seine frühere Lage zurück, so haben die Schrammen genau die % a EEE DON / ZIIR MN M MN 7 ZI NY U Theil der nordöstlichen Bruchwand aus dem Steinbruche von Frıtz Körner bei Velpke. dm. Lehmiger Sand (L.S.) und Lehm (L.) des unteren Diluvial- mergels (nordische Grundmoräne). In den steilwandig Vertiefungen mit Trümmern von Bonebedsandstein ver- mischt. 28 E....F. Schichtoberflächen des Bonebedsandsteins mit Gletscherschram- men zweier Systeme. SR ABCD:. Geneigte Unterfläche eines Blockes mit Schrammen eines (des älteren) Systems. \, Richtung der Schrammen. Ei Richtung von NNO. nach SSW., und es kann demnach der Gletscherschub nur von NNO. aus erfolgt sein. n; Eine zweite Erscheinung, welche für diesen Nachweis von Bedeutung ist, zeigt sich an einigen mit Gletscherschrammen versehenen Schichtoberflächen in dem Steinbruche von CARL Korser. Es sind diese Schichtenflächen am Schichtenkopfe auf der Stossseite des Gletschereises nach NNO. zu vollkom- f men abgerundet und polirt, während sie auf der gegenüber- liegenden Leeseite gegen SSW. scharfe Kanten zeigen, ein Phänomen, welches auch für De Gerr bei der Richtungs- bestimmung des W.— O.-Schrammensystems') in Rüdersd von grösster Wichtigkeit war. ee. Weit schwieriger war die Richtungsbestimmung der bish nur bei Velpke und nicht bei Danndorf beobachteten Schraı 1) Verhandlungen der Berliner Ges. für Anthropologie, Ethnolog 3 ete., Jahrg. 1880. pag. 154, Anmerkung. a: ‚799 men des zweiten Systems auszuführen, die eine Abweichung von Nord nach 84,3° Ost zeigten. Hier konnte man, wenn man die Arbeiten der nordischen Forscher in Betracht zieht — ich ‚verweise auf die Uebersichtskarte, welche ToreLL in seiner Abhandlung „On the causes of the glacial phenomena in the north eastern portion of North America“ gegeben hat — von vorn herein viel eher eine Richtung von O. nach W. annehmen. Zwei Umstände jedoch beweisen mit Sicherheit die Richtung im Mittel W 5,7° S. nach O. 5,7’ N. Es finden sich nämlich auf den geschrammten Sandstein- platten mehrfach keilförmige Figuren, welche genau die Rich- tung des zweiten Schrammensystems zeigen und dadurch ent- standen sind, dass ein scharfkantiges Geschiebe in schräger Richtung vom Gletschereise gegen diese Platte gedrückt wurde, Die Folge davon war, dass der Sandstein ausplitterte und dadurch eine Figur entstand, deren Spitze das Einsetzen des Geschiebes bedeutet, während der sich verbreiternde Keil die Bewegungsrichtung des Gletschers anzeigt. Es sind diese keil- förmigen Vertiefungen, deren Innenwände vollkommen rauh sind und demzufolge auf eine Aussplitterung hindeuten, nicht zu identificiren mit keilförmig auslaufenden, kurzen Schram- men, welch letztere nach beiden Richtungen hin vorzukommen scheinen. Die Spitze dieser keilförmigen Figuren, deren Länge 2 bis 3 Cm., deren grösste Breite etwa 1 Cm. beträgt, liegt nun stets nach W., die breite Seite nach ©. Mit diesen Beobachtungen stimmt ausserdem die Verbrei- tung von Bruchstücken des Bonebedsandsteins genau in der östlichen Fortsetzung dieser Schrammen. Bei meinen Wanderungen von Oebisfelde auf der Chaussee über Büstedt und Wahrstedt nach Velpke habe ich die zu beiden Seiten auf den Feldern liegenden Geschiebe näher untersucht und fand unter vielen nordischen Gesteinen, be- sonders Feuersteinen, Graniten, Gneissen, nordischen Sand- steinen und Porphyren, viele eckige, nicht gerollte Bruchstücke von Bonebedsandstein, die, je mehr ich mich den Steinbrüchen näherte, an Häufigkeit zunahmen. Besonders häufig aber waren sie westlich von Wahrstedt in der Forst auf dem Hasenberge, wo behufs Anlage einer neuen Kiefernschonung der Waldboden umgepflügt war. Es deutet die vollkommene Scharfkantigkeit dieser Sandsteintrümmer darauf hin, dass sie nicht durch Wasser-Transport, wodurch eine Rollung hätte hervorgerufen werden müssen, sondern nur durch Gletschereis hierher trans- portirt sein können. 8 War somit die Richtung der beiden Systeme bestimmt, so _ war nun zu entscheiden, welches von ihnen das ältere. EEE ER TERFETE lan 794 Wiederum gab der ühorkippte Bloch in der pag. 79 erwähnten Vertiefung die beste Auskunft. Es fanden sich > .; der Unterfläche dieses Blockes, wie bereits erwähnt, nur die Schrammen eines Systems, und zwar, wenn man sich den Block in seine frühere Lage zurückversetzt denkt, in der Rich- tung NNO. nach SSW., während zu beiden Seiten auf den Schichtoberflächen in der Linie EF. (Profil Fig. 6. pag. 792) die sich kreuzenden Schrammen beider Systeme sichtbar waren. Ausserdem zeigte die Kante AB, wenngleich keine Schram- mung, so doch eine sehr deutliche Abschleifung und Glättung. Ist schon hierdurch der Nachweis geliefert, dass das Schram- mensystem NNO. nach SSW. das ältere ist, so bestätigte dies ferner noch eine andere Erscheinung auf den Schichtober- flächen im Steinbruche des Herrn Frırz Körner bei Velpke. Es waren nämlich die Schrammen der NNO—SSW.-Richtung oft in der Mitte, wo sich beide kreuzten, vollkommen ausge- schliffen, so dass dann nur noch eine schwache Andeutung von ihnen vorhanden war, sie jedoch oberhalb und unterhab dieser Abschleifung in ganz genau derselben Richtung sich weiter fortsetzten. Dazu kam noch, dass dort, wo eine Kreuzung stattfand, die W—O.-Schramme in der Rinne der NNO—SSW.- Schramme zuweilen eine Vertiefung eingegraben hatte. Aus alledem geht mit Sicherheit hervor, dass die Schrammung in der Richtung NNO—SSW. in einer früheren Periode statt- gefunden haben muss. Für jeden Fundort der Schrammen wurde das arithme- tische Mittel der Abweichungsgrade von Nord gegen Ost be- rechnet und stellen die Pfeile in der beigefügten Tafel die Schrammenrichtung graphisch dar. Die nachstehende Tabelle 1 giebt von sämmtlichen 505 Schrammen die Mittel der Abweichungswinkel von Nord gegen Ost. Ausserdem ist aus dieser Zusammenstellung die Ab- weichungsdifferenz der Schrammen unter sich ersichtlich. Die Tabelle 2 liefert eine Uebersicht über die Länge, Breite und Tiefe besonders hervorragender Schrammen. Es sei hier nur erwähnt, dass sich unter diesen einige bis zu 174 Cm. Länge, 15 Mm. Breite und 4,5 Mm. Tiefe ergaben. | Diese Tabellen zeigen wohl am besten, wie regelmässig die beiden Schrammensysteme entwickelt sind, besonders auch, da sich das ältere System mit vollkommen sieh gleichbleiben- der Richtung auf 3 Kilometer Entfernung nachweisen liess. Möglicher Weise war das Gletschereis, als die Schrammung in der Richtung von NNO. nach SSW. stattfand, weit mäch- tiger, als bei der zweiten Schrammung in der Richtung von W. nach O. Wir können nach den nordischen Geschieben, die sich auf den Nordabhängen unserer mitteldeutschen Gebirge EN ob 0 2 Ss olS NM Mor ST 0 or 18 N :smoIsig u9dsdunl sap ZunyyaLıuowmureiyog Jap [oyıundneHy :SWoIsÄS UPIONE Sop Zunygonmgmwergog op poytugdney h 2 f (eo: 2 = 81 a | £ ß DD: - a 5 7 < ; c Da NEO FR rn or sa 2 |esl Ba KR Bu | er ein | % ee Ra nr ee a UOA yonLIquteIg "M 09'665 'S RE 0.09°62 N LE SA 66 9 1 s:91 2) nn nenne nn ne nen | 00" S!Q Oo" N], . Os N el 00 N, | em uo‘ 3 Ö uon os -ZUNYOLINIMMEIUIS D = -ZUnggoLLUOWLULAITOG S, = "UOSSOUL = | “ars aogum lee yoıs aopun 8] 93 uou UPWIWEIUOS- 19p uodunnpu 88 19P wogumyyprı 133] -weigog -uowumergs |, -uowmeigpg 2] Ip Joy ap PHIN 19p Zuny9 = = [ON a ı9p Zunyo = 5 u a * -1 = -IOMAY 94SSQ.L = R [omqy 988019 =: a yopun,g a 988019 "mw94sÄg a193}[e seq xX de Br un BE 19 A) Br 0. - Tabelle 2. Denerkenwe the Schrammen im Steinbruche des Herrn Frırz KÖRNER bei Velpke. \ A. Das ältere DySHSEL | \ Richtung | Di ung . Länge: Breite: Er a Länge: | Breite: Tiefe : Graden. | | Bi Graden. | Cm. ı Mm. | Mm. Cm. Mm. ' Mm. N 270.1. 3 1,5 N.32°0.| 21 27 15 5 1 24 27 30 10 4 1 24 58 3-6 2,5 31 82 4 2 27 29 al 117 3 2 24 25 25 110 1,5 1 25 20 35 71 2 1,2 29.22, 88 35 65 2 12 94. |. 35 23 119 10—11 2 27 | 27 23 72.1 11-18|.05 se 005 26 93 1,2 1 21 | 26 27 106 D) 1 29 24,5 30 8 1925 3 30. |.65. Sa 29 94 3 1,5 22 43 2—5 15 31 28 29 717 26 30 30 22 22 Be. oa Lan 31 83 26 23,5 1 32 36 19 19 | 26 45,5 10 1 27 52 25 68 28 67 29 46 25 78 26 48 25 35 al 31 30 23 3—6 2 31 40 28 | 455 110-18| 5 32 28 24... 76 an 2,5 B. Das jüngere System. N.91°0.| 18 5:21.15 N.83°0.| 57 | 83 22 3 0,5 85 65 85 20 4 3 85 70 87 42 5 1 82 82 3-4 1 82 32 97 24 5 3 105 35 87 18 86 42 2-10 | 1-3 84 23 6 1,5 82 52 4 2,5 82 117 85 68 3 1 79 25 83 22 2-5 | 1-2 81 87 5-6 1,5 85 67 2-3 N 85 at 85 94 9—10 1,5 85 30 85 174 13—14| 45 85 88 5-6 2 88 67 3—7 2 8 39 87 12 2 0,5 86 61 ' 87 66,5 79 43 87 66 85 40 REIT gs finden ‚ wohl annehmen, dass der Gletscher eine Mächtiekeit von 2000 Fuss besessen hat. Dieser gewaltigen Eismasse konnte die Erhebung des Bonebedsandsteins nur einen ver- hältnissmässig geringen Widerstand entgegensetzen. Der Glet- scher schob sich darüber hinweg, ohne in seiner Hauptrichtung abgelenkt zu werden. Anders war dies vielleicht in einer späteren Periode, als das Gletschereis nicht mehr so mächtig war.) Die Sandsteinklippen waren nunmehr im Stande, eine Ablenkung des Eisstromes hervorzurufen, deren Richtung in jedem ein- zelnen Falle von der besonderen Topographie der Gegend ab- hängig sein konnte. Dr Gerr hat zwar in Rüdersdorf in den bereits im Alvenslebenbruche bekannten und von ihm an vielen neuen Punkten aufgefundenen Schrammen auch ein jüngeres System in der Richtung von W. nach O. nachgewiesen, doch glaube ich, so lange noch alle weiteren Beobachtungen in dem dazwischen liegenden Gebiete fehlen, dass dies nur eine zufäl- lige Uebereinstimmung ist und wir dadurch nicht etwa berech- tist sind, eine zweite. Eisperiode mit der Richtung von W. nach O. anzunehmen. Ich werfe nur die Frage auf, wohin man den Ausgangspunkt einer solchen zweiten Gletscherperiode verlegen wollte, da doch die Hauptverbreitung unserer Ge- schiebe einzig und allein auf den Norden hinweist. Liesse sich wirklich ein Zusammenhang zwischen dem von De Geer und von mir gefundenen jüngeren Schrammensysteme nachweisen, so könnte dies doch nur eine im grossen Maass- stabe stattgefundene Ablenkung des von Skandinavien aus radıal vorrückenden Gletschereises an den Nordausläufern un- serer mitteldeutschen Gebirge gewesen sein. Um so ausgezeichneter jedoch lässt sich die Schrammen- richtung des älteren Systems bei Velpke und Danndorf in Ein- klang bringen mit den von Dr Gerr ihrer Richtung nach genau bestimmten Schrammen des älteren Systems bei Rüders- dorf, sowie auch mit den in Sachsen bekannt gewordenen und durch H. Orepner, A. Penck und E. Daten?) beschriebenen Gletscherschrammen. Ist die Richtung des älteren Systems bei Rüdersdorf NNW.-SSO. und in Sachsen NW.-SO. oder NNW.-SSO,., so zeigt sich dagegen bei Velpke, welches genau 26 deutsche Meilen westlich von Rüdersdorf entfernt liegt, eine Schrammenrichtung von NNO. nach SSW. Es wird somit die schon längst ausgesprochene Annahme einer radialen Ausbrei- tung des Gletschereises?) von der Richtung des skandinavischen 4) Ofr. L. P. HoLmström, Jakttagelser öfver istiden in södra Sverige. Lund 1867. pag. 28 ff. ?) H. ÜrREpner, Diese Zeitschr. 1879. 23—26. — A. a Diese Zeitschr. 1879. pag. 131. — E.Daruz, N. in: für Min. 1880. I. pag. 92. m. 3) H. Crepner, Verh. d. Ges. f. Erdk. Berlin 1880, Ociober, p- 10. E22 ——H,. Oreoner‘, Diese Zeitschr. 1880. Vergl. Tafel XXIV. Zeits. d. D. geol. Gen XXXILA4. 51 Gletschereentrums aus durch meine Untersuchungen Da Velpke vollkommen bestätigt. Damit stimmt aber auch die Verbreitung der ee Geschiebe ganz und gar überein. Leider war es mir der Kürze der Zeit wegen nicht möglich, die in den Moränen bei Velpke und Danndorf vorkommenden Geschiebe so eingehend zu untersuchen, wie es die Sache erfordert hätte, doch glaube ich diese Lücke dadurch einigermaassen ausgefüllt zu haben, dass ich in dem diluvialen Höhenboden des Ritterguts Cunrau, welches genau in der nordnordöstlichen Fortsetzung der Schram- men des älteren Systems am Nordrande des Drömlings gelegen ist, eine locale Geschiebesammlung anfertigte. Diese Arbeiten sind allerdings noch nicht abgeschlossen, doch haben sie bereits das Resultat ergeben, dass, abgesehen von sehr vielen Feuer- steinen, die Geschiebe des dort auftretenden oberen Diluvial- sandes vorzugsweise aus Nord- und Süd - Dalekarlien, sowie aus Smaland stammen. Die in Rüdersdorf durch DE Geer verhältnissmässig als häufig nachgewiesenen Alandsgesteine, scheinen hier ihre west- lichste Grenze zu erreichen. Es wurde der durch seine um- ränderten Feldspäthe und seinen Hornblendegehalt so sehr charakteristische Alandsrappakivi nur in 2 Exemplaren südlich Neuhaus und nördlich Cunrau von mir aufgefunden und nur ein Finnlandsrappakivi in den Moränen bei Velpke. Fasse ich zum Schluss die Ergebnisse meiner Unter- suchungen ganz kurz zusammen, so bestanden dieselben erstens darin, in der Umgebung von Velpke und Danndorf als Ueber- lagerung des dort anstehenden Bonebedsandsteins unwider- legliche Gletschermoränen und in inniger Beziehung zu der Bildung derselben auf den Schichtoberflächen des Sand- steins sehr deutliche Gletscherschrammen nachge- wiesen und zweitens in diesen Schrammen zwei ganz be- stimmt ausgesprochene Systeme erkannt zu haben, von denen das ältere, in der Richtung von NNO. nach SSW., die Ansicht von der radialen Ausbreitung des Glet- schereises in Norddeutschland bestätigt, während die Er- klärung des zweiten, jüngeren Systems noch als eine offene Frage betrachtet werden muss. Jedenfalls habe ich die Ueberzeugung, dass es den An- hängern der Drifttheorie sehr schwer werden wird, sowohl die Bildung der Moränen, als auch das Auftreten so regelmässiger Schrammensysteme durch schwimmende oder gestrandete Bis- ‚berge zu erklären. 799 ge 23 he 2 9. Ueber den Gebirgsbau des Leinethales bei & Göttingen. ') Von Herrn Orro Lane ın Göttingen. a Hierzu Tafel XXIX. Wer auf der geologischen Karte von Deutschland den beiderseits von Muschelkalk eingefassten schmalen Streifen von - — Keuper mit einigen Jura-Schollen betrachtet, der sich vom 'Nordwestende des Harzes durch das Buntsandsteinplateau nach - Süden zieht und das Leinethal bildet, wird die in der Fach- literatur enthaltenen darauf bezüglichen Notizen?) als der | Wahrheit vollkommen entsprechend anzuerkennen geneigt sein, denn die durch dieselben statuirte Annahme einer noch Beste von Juraschichten enthaltenden Trias - Mulde ist eben die ein- fachste Erklärung dieser Erscheinung, In dieser Annahme muss die Betrachtung der Trias- Mulde zwischen Meissner und Hirschberg, welche südwärts über Lichtenau und Spangenberg weiterzieht, noch bestärken, falls man nämlich diese Mulde als südliche Fortsetzung des genannten Streifens in seiner Totalität gelten lässt, wie dies bisher wohl stets geschehen ist. | Bei eingehender Untersuchung des Schichtenbaus im Leinethale genügt aber diese Erklärung nicht, nach welcher der zu Tage liegende Muschelkalk eben nur den Saum einer Mulde bilde, also in seiner Haupterstreckung und dabei direct am Muldenbau theilnehme. Schon durch K. v. SeEBacH ist es bekannt, dass der Muschelkalk des Hainbergs bei Göttingen durch eine hora 1 - streichende Hauptverwerfung von dem das Leinethal bildenden | Schichtensysteme geschieden ist (sowie auch, dass das Leine- thal im engern Sinne kein Muldenthal, sondern ein Sattelthal - ist). Dieses Verhältniss am Hainberge konnte jedoch mög- -* licher Weise nur ganz locale Geltung haben; meine Unter- in ie Sn En en m a | FIIR AUTOREN 1) Die eingehende Begründung einiger in obiger Mittheilung nicht näher erörterten Untersuchungs-Resultate behält sich Verfasser für einen anderen Ort vor, ist aber bis dahin zu näherer Auskunft auf privatem Wege bereit. ?) v. DEcHEn, Nutzb. Mineralien etc. pag. 206. — Fr. HorFMmann spricht in der „Uebersicht d. orogr. u. geogn. Verhältn. v. nordwestl. Deutschland“ pag. 155 u. 157 nur von „Mulden-Gestalt“. 5 bi Sr SE r IE er wire une EN y 800 } suchung des Leinethales nordwärts bis über den Bereich des B . Kartenblattes Göttingen hinaus haben mich aber überzeugt, dass ganz analoge Verhältnisse auch weiterhin herrschen, und darf ich ihnen zu Folge behaupten, dass der Muschelkalk, soweit er in hiesiger Gegend an die Oberfläche tritt, fast ausschliesslich Constituent der das Thal umgebenden Plateaus und nicht „der Triasmulde des Leinethals“ ist. Die Bezeich- nung als „Saum“ der letzteren ist also in nur localem und nicht zugleich petrotektonischem Sinne für diesen Muschelkalk berechtigt, wobei zugleich erwähnt sei, dass dieser Saum in der Göttinger Gegend jederseits durchschnittlich dieselbe Breite besitzt, wie das im Folgenden abgegrenzte Gebiet des Leine- thales selbst. In letzterem herrscht allerdings Faltenbau der Schichten bei vorwaltend nordsüdlichem Streichen, aber dieser Schichtenbau ist nicht die nachweisbare Grundbedingung der Existenz des Leinethales, sondern das Leinethal ist ein Senkungsgebiet, und die Senkung ist die nächstliegende Ursache der Eintiefung dieses Thales. Wenn ich in den nachfolgenden Zeilen zum Beweis mei- ner Behauptung den Schichtenbau der Gegend nördlich von Göttingen eingehender schildere, so muss ich doch betonen, dass ich hier nicht eine Detailbeschreibung geben will, sondern die Verhältnisse im Grossen und Ganzen darzustellen versuche; Lagerungsstörungen durch Verwerfungen, Mulden- und Sattelbildungen von geringer Erstreckung sind in diesem Gebiete so häufig, dass ihre Aufzählung an diesem Orte er- müden würde; die Dimensionen solcher Massen von abweichen- der Lagerung sind dabei oft so gering, dass man zweifelhaft wird, ob die Erwähnung derselben und ihre Eintragung in die Karte den Schaden compensirt, welchen die Uebersichtlichkeit dadurch erleidet. Das in Betracht gezogene Gebiet ist in westöstlicher Richtung durch zwei im Allgemeinen Nord-Süd (wechselnd von hor. 1, hor. 12 bis hor. 9) streichende Haupt - Verwerfungs- Spalten in drei Theile gegliedert; der mittlere, von Ost nach West 7 Km. breite Theil ist das eigentliche Leinethal-Gebiet, während die äusseren Abschnitte Theile der Trias - Plateaus sind, welche sich ostwärts bis zum Harzrand (das Eichsfeld), westlich bis über die Weser erstrecken. Der östliche von diesen Abschnitten (der „Göttinger Wald“) besitzt die verhältnissmässig ungestörtesten Lagerungs- verhältnisse; er ist allerdings auch nicht frei von Lagerungs- störungen, von denen einige sehr auffallende, in der nächsten Umgebung Göttingens auftretende (am Hain- und Kleperberge) schon seit längerer Zeit bekannt sind, aber man kann doch leicht erkennen, dass die oberen Glieder der Trias vom Wellen- u RE 3 7 ER = E: a a a Bin Me, el T Be a a E4 3 it u En EEE: BEN Ri % I % AN r‘ 4 : Er; Bi, " 'kalke aufwärts bis zum mittleren Keuper dem das Plateau des Eichsfeldes bildenden Buntsandsteine concordant aufgelagert sind. Die Schichten liegen jedoch auch im Grossen und Gan- ‚zen nicht genau horizontal, sondern fallen mit einem Winkel von etwa 2° (auf 3800 M. südliche Erstreckung beträgt die - Senkung 110 M.) nach Süd mit ganz geringer Abweichung - mach West. Diesem Umstande entsprechend gelangt man bei: einer Wanderung auf dem Plateau von Nord nach Süd immer in jüngere Schichten, vom Röth bis zum mittleren Keuper (welcher letztere allerdings nur in geringen Fetzen noch er- halten ist). Dieses herrschende südliche Fallen ist ein hand- greiflicher Beweis gegen die Annahme einer directen Bethei- ligung dieser Trias-Partie an einem Muldenbau des Leinethales. Der westliche Theil des Gebietes (jenseits des Leinethales) besitzt einen ganz verworrenen Schichtenbau; am häufigsten noch erkennt man in den einzelnen Schollen, in welche dieser Theil durch Verwerfungsspalten zersplittert ist, faltigen Bau mit vorwaltend ostwestlicher Richtung der Sattellinien. Oro- graphisch bildet aber auch er ein Plateau, dessen Unterlage der von der Weser und vom Solling her sich erstreckende Buntsandstein liefert; es finden sich letzterem auch dieselben Formationsglieder aufgelagert wie dem östlichen Plateau, in . der Nähe der westlichen Grenze des Muschelkalkes aber ge- sellt sich jenen noch das Oligocän mitsammt dem Basalte. Der innere, von beiden Plateaus überragte Theil ist das eigentliche Leinethal-Gebiet. In ihm herrscht syn- und anti- klinaler Schichtenbau bei vorwaltend nordsüdlichem Streichen, also einem Streichen, das von dem in den Plateaus herrschen- den ganz abweicht. Am einfachsten zeigen sich die Lagerungs- verhältnisse, wenn man an der Nordgrenze des Messtisch- Kartenblattes Göttingen von West nach Ost geht, wie solche im beigegebenen (Taf. XXIX.), ideell ergänzten Profile!) dar- D) Es ist allerdings nicht die verhältnissmässige Einfachheit des Schichtenbaus allein, welche mich veranlasst, mich bei der Demonstra- tion gerade auf dieses Profil zu beziehen, ich bin auch gar nicht in der Lage, ein in gleicher Weise auf Specialaufnahmen beruhendes, aber um mehrere Kilometer südlicher gelestes Profil zu bieten, da mir zur Zeit die kartographische Unterlage noch mangelt, um in der nä- heren Umgebung Göttingens geologische Aufnahmen zu fixiren. Der- selbe Mangel war bisher und zwar schon seit Jahrzehnten das Hinder- niss einer geologischen Aufnahme hiesiger Gegend und schien derselbe neuerdings mit dem Erscheinen des Messtischblattes Göttingen von Seiten des Generalstabs gehoben; Herr J. Kroos und ich unternahmen denn nun die geologische Untersuchung in der Arbeitstheilung, dass Herr Kroos den Theil südlich, ich selbst nördlich von Göttingen auf- nehmen sollte. Es stellte sich aber nun bald heraus, dass dieses Mess- tischblatt Göttingen an sich schon in kartographischer Genauigkeit 802 gestellt sind, in welches aber, in Folge der Anwendung eines fünfmal grösseren Vertical-Maasstabes die Fallwinkel der Schich- ten nicht richtig eingetragen werden konnten: Am Ostabhange der Aschenburg, welche aus horizontal liegenden Wellenkalkschichten besteht, verläuft die eine der beiden Hauptverwerfungsspalten Nord- Süd und ganz steil nach Osten fallend. An ihr streben Schichten des unteren und mittleren Keupers in die Höhe (mit durchschnittlich 40° Fallwinkel); gleicher Weise beobachtet man weiter südlich, bei Elliehausen, die das Thal bildenden Schichten an dieser ' Verwerfungskluft in die Höhe gebogen. — Allmählich nehmen die Keuperschichten flaches Fallen an; jenseits des Thales des Harste - Baches erkennt man in der „Lieth“ eine deutliche, wenn auch sehr flache Muldenbildung und das ist die in diesem Profile einzige, überhaupt aber die (von localen Störungen auch nicht freie) Hauptmulde des Leinethal-Gebirgssystems. Diese Mulde besteht hier aus mittlerem und oberem Keuper; die im Grossen und Ganzen Nord-Süd streichende Muldenlinie liegt aber nicht horizontal, sondern senkt sich flach nach Süden; in etwa 3 Km. südlicher Entfernung von der Profillinie stellen sich denn auch Liasschichten im Mulden-Innern ein (bisher nicht in dieser Erstreckung bekanntes Vorkommen), welche zum Theil von Alluvial-Bildungen überlagert werden, und in 7 Km. Entfernung beherbergt diese Mulde das dem mittleren Keuper angehörige und in 455 M. Tiefe unter der Oberfläche erbohrte Steinsalzlager von Louisenhall. In dieser südlichen, vollkommeneren Fortsetzung besitzt die Mulde aber nicht mehr den breiten westlichen Keuper - Saum wie im beigegebenen Profile; derselbe ist schon 1 Km. südlich der Profillinie (in den Krambergen) durch westöstlich streichende Schichten der Lettenkohle und des oberen Muschelkalkes abgeschnitten, weiter südlich aber stellt sich ein NWN. nach SOS. strei- denen anderer Gegenden bei Weitem nicht gleichkommt, dass aber speciell für den grössten Theil meines Aufnahmegebietes das Blatt für unsere Zwecke unbrauchbar ist, indem von den 13 in diesem Gebiese dargestellten Feldfluren nicht weniger als 9 und zwar gerade die grössten inzwischen „verkoppelt“ worden sind; bei der Verkoppelung sind nun nicht allein die Vieinal- und Feldwege verlegt worden, son- dern auch die Flur- und Culturgrenzen, sowie selbst Wasserläufe; das landschaftliche Bild ist also ganz bedeutend verändert und deshalb eine kartographische Festlegung der Formationsgrenzen in sehr vielen Fällen fast zur Unmöglichkeit geworden. Da die Uebertragung der neuen Weg-Netze von den Flurkarten auf das Messtischblatt sehr viel Zeit beansprucht, so habe ich mich für die verflossene Aufnahmeperiode begnügt, die Karte nur für den nördlichsten Theil des Blattes berich- tigen zu lassen, meine Aufnahme aber natürlich im Wesentlichen auch auf diesen beschränken und von kartographischen Eintragungen der Verhältnisse in Göttingens nächster Umgebung absehen müssen, 808 ehender Sattel mit zugehöriger, westlich von diesem liegender, steil gebauter und nur 700 M. breiter Mulde ein, welcher die Hauptmulde von der betrachteten Hauptverwerfungskluft trennt; an der Sattellinie treten im Holtenser Berge und im sogen. Galbeutel südwestlich von Elliehausen auch Schichten des oberen Muschelkalks zu Tage. — Kehren wir aber zur Be- trachtung des Profils zurück. An Stelle des zur Hauptmulde gehörigen Sattels finden wir das Leinethal (im engeren Sinne); die Oberfläche dieses Thales wird von fluviatilen Ablagerungen gebildet; die Gegenwart der Lettenkohlengruppe als Unter- grund ist fraglich. Im Lohberge fallen die Schichten wieder östlich mit gegen 20° ein; den Abhang bildet mittler, die Decke oberer Keuper (Rhätische Gruppe); auf letzteren legen sich Lias - Schichten (bisher auch unbekannte Vorkommen), welche meist durch eine Decke von Gehängeschutt (Muschel- kalk - Schotter) verhüllt sind; dieselben nehmen allmählich steileres Fallen an und stürzen sogar fast senkrecht in die östlich von ihnen hora 1 streichende zweite Hauptverwerfungs- spalte; derselben ebenfalls zugeneigt erweisen sich gewöhnlich auch die äussersten Randpartieen des angrenzenden Plateaus (im beigegebenen Profil ist die Hauptmasse des Muschelkalk- Plateaus durch ein Erosionsthal von der Hauptkluft getrennt; in der bei Weitem grössten Erstreckung aber grenzt das Pla- teau in vollkommneren Schichten-Bestande gleich an die Ver- werfungsspalte). Ganz denen des Lohberg entsprechende Ver- hältnisse kann man, allerdings von einigen localen Störungen abgesehen, südwärts verfolgen bis über Göttingen hinaus: überall fallen die Lias- Schichten der Verwerfungsspalte zu. Wir finden also im Thale eine Faltenbildung von im Ge- ‚biete der norddeutschen Trias nicht ungewöhnlichen Propor- tionen, die Schichten der Plateaus aber besitzen ihre besondere Lagerungsweise. Denken wir uns das Schichtensystem des Thalgebietes ausgeplättet, so müssen jüngere Schichten des letzteren an älteren der Plateau - Schichtensysteme abstossen: jenes muss also gesunken sein. Der Betrag dieser Senkung ist nicht genau zu schätzen; je nach Annahme der nicht durchaus constanten Mächtigkeit für die verschiedenen Formationen (Röth 100 M., Wellenkalk 100 M., mittler und oberer Muschelkalk je 40 M., Letten- kohlengruppe 10 M., mittler Keuper 80 M.) und Höhe des Sprungs (obere Grenze des mittleren Keupers im gleichen Niveau mit der oberen oder unteren Grenze des Röth) wird man ihn zu 250—400 M. angeben können. Durch diese Senkung kam das Schichtensystem des Leine- thales in eine Region, wo ihm als Constituent der Erdkruste nicht mehr soviel Antheil an der Peripherie zustand wie vorher; a SE PIC er man könnte geneigt sein, schon diesen Umstand allein als genügenden Grund der eingetretenen Faltung gelten zu lassen. Dagegen spricht aber einerseits die Thatsache, dass längs der DE: . fr} er östlichen Verwerfung die Schichten nach der Verwerfungskluft einschiessen, was wohl nicht der Fall sein würde, wenn nur der Raummangel in Folge der Senkung der Grund der Fal- tung wäre, andererseits eine mathematische Erwägung. Das Schichten - System des Thales bildete einen Kreisbogen von 7 Km. Breite; bei einer Senkung um 400 M. würde sich dieser Kreisbogen (zum Erdradius von 6370,53 Km. nach BesseL) noch nicht um 0,5 M. zu verkürzen gezwungen sein; das Resultat wäre ein Sattel von wenig mehr als 1,” Fall- winkel, also ein unmerklicher gewesen. Die Senkung allein kann also nicht die Ursache der Faltenbildung im Thale ge- wesen sein, sondern die Plateauränder müssen wie die Backen eines Schraubstockes einen seitlichen (tangentialen) Druck aus- geübt haben, und war vielleicht die Senkung erst eine Folge der Faltung. Welchen Umstand man möglicher Weise als den Urheber dieser Erscheinung betrachten darf, will ich hier nicht entwickeln, um mich nicht in Speculationen zu verlieren. Nur einen Punkt halte ich für räthlich noch diesbezüglich zu be- leuchten. - Westlich vom Leinethale, in etwa 11 Km. Entfernung vom Leinebette, begegnen wir dem nach Nord sich erstrecken- den Zipfel der Gruppe hessischer Basaltkuppen. Diese Basalt- kuppen ruhen meist noch dem Muschelkalke auf und besassen sichtlich eine Neigung, sich zu Nord-Süd streichenden Reihen zu ordnen (z. B. Bramburg, Gräfsche Burg, Hoher Hagen u. a. m.). Aus diesem Grunde könnte man der Annahme zuneigen, die von Süd nach Nord an einander gereihten Basaltkuppen hätten direct eine mechanische Wirkung auf das in gleichem Sinne streichende Leinethal - Schichtensystem ausgeübt und dessen Faltung, vielleicht auch Senkung veranlasst. Nun bieten sich der Untersuchung der Architektur be- sagter Kuppen ungeheure und z. Th. unüberwindliche Schwie- rigkeiten, da das unmittelbar Liegende der Basaltmassen meist durch undurchdringliche Blockhaufen von Basalt verhüllt ist und natürliche oder künstliche Aufschlüsse nur ganz spärlich vorhanden sind. Soweit es mir aber gelang, ein Bild von den Lagerungsverhältnissen zu gewinnen, sprechen letztere nicht für die erwähnte Annahme. Für die im Profil dargestellte Ge- gend kommen nur die Bramburg und die Gräfsche Burg bei Adelebsen in Betracht. An ersterer, der nördlichsten Basalt- kuppe Deutschlands, sind die Lagerungsverhältnisse allerdings nicht sicher zu erkennen; der Basalt ruht anscheinend vorzugs- weise auf Röth, aber längs der nördlichen Flanke der Kuppe 805 findet man Sande, welche vielleicht tertiären Alters sind; die Gesteine wechseln also in nordsüdlicher Richtung, nicht in westöstlicher. Deutlicher aber erkennt man an der Gräfschen Burg, dass der Basalt auf dem nördlichen Flügel eines von West nach Ost (hora 5) streichenden Sattels reitet, an dessen - Bau auch Muschelkalk theilnimmt. Hätten die Basalte Streben und Kraft besessen, das Schichtensystem des Leinethales zu - Nord-Süd sich streckenden Schollen und Falten zu gliedern, so dürfte man erwarten, dass ihr unmittelbar Liegendes von solcher Tendenz und Energie die zweifellosesten Belege liefere. Da dem nun, wie wir gesehen, nicht so ist und die Basalt- kuppen trotz ihrer südnördlichen Reihung auf vorzugsweise westöstlich streichenden Schichten ruhen, so erscheint auch die Annahme eines directen mechanischen Einflusses der Basalte auf die Bildung des Leinethales überhaupt unstatthaft. Ein indirecter Causalnexus dagegen zwischen letzterer und den Basalt-Eruptionen dürfte eher wahrscheinlich sein, schon in Rücksicht auf die mögliche Gleichzeitigkeit beider. Für die Ermittelung der Zeit, in welcher die Einsenkung des Leinethales stattgefunden hat, haben wir nämlich zwei Anhaltspunkte. Das ganze Gebiet des Leinethales mit den umgebenden Plateaus ist bekanntlich nach Ablagerung der Lias- Schichten dem Meere entstiegen und Festland geblieben bis zur Oligocän-Zeit; während dieser Festlands-Periode mussten. Erosion und Denudation eine Oberflächen-Gliederung bewirken. Die Erosion hat aber ersichtlich weniger intensiv in den Ge- genden des jetzigen Leinethals gewirkt als wie östlich und besonders westlich derselben, wo die oberen Schichtenglieder der Denudation erlagen und sich die Oligocän-Bildungen un- mittelbar auf Buntsandstein ablagern konnten. Hätte nun zur ‚Oligocän - Zeit das Leinethal schon existirt, so hätte dieses Senkungsgebiet eine vorzügliche Ablagerungsstätte der Oligocän-Bildungen liefern müssen. Wir finden nun aber im Leinethale bei Göttingen gar kein Tertiär, erst weiter im Nor- den stellt sich welches ein, und wenn wir auch der Erosion in späterer Zeit die Vernichtung von Oligocän-Bildungen im ' Thale zurechnen wollen, so hätte die Erosion doch gewiss nie sämmtliche Spuren des Oligocän im Thale verwischen können, falls das letztere eben ein bevorzugtes Ablagerungsgebiet oligocäner Bildungen geboten hätte. Das führt uns denn zur Annahme, dass das Leinethal zur Oligocän-Zeit und vor Eru- ption der Basalte noch nicht eingesenkt war. Die Untersuchung der fluviatilen Ablagerungen giebt uns das andere Moment der Zeitbestimmung. Die Oberfläche des _ Thalgrundes wird von ersichtlich recenten Bildungen zusammen- gesetzt. Während aber die jetzige Leine in diesen Gebilden >. EI Ve ee Eee Dana ET N ee BF Mb; ER RE & ed u ee FI 806 meist nur Schlamm (Auelehm) und nur vereinzelte Gesteins- stücke ablagern kann, welche letzteren die Grösse einer wel- schen Nuss selten übersteigen, findet man als Untergrund dieser recenten Bildungen bis 4 M. mächtige Kies- und Ge- schiebelager; die Geschiebe entstammen alle den heimischen Formationen, vorzugsweise dem Muschelkalke, und besitzen gewöhnlich Faust-, zuweilen auch Kopf-Grösse In und auf dieser Schicht (der Grundwasserschicht) fliesst die jetzige Leine, ohne sie an irgend welcher Stelle ganz zu durch- schneiden. Die, jetzige Leine fliesst also in einem höheren Bette als wie die ehemalige Leine und letztere, welche die Kies- und Geröllmassen ablagerte, muss entweder wegen stär- keren Gefälls (war damals das norddeutsche Tiefland unter dem Meeresspiegel?) oder wegen grösseren Wasserreichthums eine viel bedeutendere Flussgeschwindigkeit und Erosionskraft besessen haben. Die Mächtigkeit der Kies- und Geschiebe- lager (von 2—4 M. durchschnittlich, während der auflagernde Lehm gewöhnlich nur 0,5— 1 M. mächtig ist) verlangt nun auch die Annahme einer langen Bildungsdauer und macht an sich schon wahrscheinlich, dass die Ablagerung der Gerölle und des Kieses bereits in diluvialer Zeit begonnen habe. Letz- tere Annahme findet eine sehr bedeutende Stütze in der Tra- dition; in den oberen Schichten dieser Kies- und Geröll-Lager, ‚wie solche zur Zeit bei den Leine- „Begradigungs “ - Arbeiten ausgeschachtet werden, habe ich allerdings nur Reste von Bos und Zguus entdecken können, welche eine Altersbestimmung nicht festigen; vor Jahrzehnten aber, als der hiesige Bahnhof angelegt wurde, soll tiefer ausgeschachtet worden sein, und da habe man „ungeheure“ und keiner jetzigen Thiergattung zu- rechenbare Knochen gefunden (wohin mögen dieselben gekom- men sein?). Diese Aussage des hiesigen Bahnmeisters deutet entschieden auf diluviale Thierreste.e Demnach hat das Leine- thal in seinen wesentlichen Zügen schon zur Diluvialzeit existirt, und wird die Bildung desselben also wahrscheinlich in die Zeit zwischen Ablagerung der oligocänen Sande und des Diluviums fallen; möglicher Weise ist die Eruption der hessischen Ba- salte gleichzeitig gewesen. EDEL * ‘ u, FR 2 Ei 14 Far Eee Aalen Da HE Be Se a En ae a 807 B. Briefliche Mittheilungen. Er RER NT & 1. Herr A. RorHrLerz an Herrn G. BERENDT. Riesentöpfe bei Paris. Zürich, den 25. Januar 1881. Zugleich mit diesem Briefe lasse ich ein kleines Packet- chen an Sie abgehen, in welchem sich eine Probe von brau- nem ‘Thon befindet, welcher die Wandungen der Riesentöpfe etc. auszukleiden pflegt, welche sich in grösster Häufigkeit im Grobkalk der Umgebung von Paris beobachten lassen. Ich nehme an, dass diese Probe darum für Sie einiges Interesse haben wird, als Sie jüngst die Vermuthung ausgesprochen haben, dass die argile a silex der Franzosen mit der Thon- ' auskleidung der Rüdersdorfer Riesentöpfe vergleichbar sei. Da ich die Rüdersdorfer Töpfe nie besucht habe, so kann ich die petrographische Aehnlichkeit der beifolgenden Probe mit der von Ihnen besprochenen Thonbekleidung nicht behaupten !), wohl aber scheint mir ziemlich sicher eine genetische Aehnlich- keit vorhanden zu sein. Beistehende Skizze 7 > GEGERNDL soll Ihnen das Vorkommen dieses brau- DT, nen sehr reinen Thons erläutern. Ganz am Rand ist er am reinsten, d. h. kalk- und sandfreiesten. Nach innen weist er mehr und mehr Sand, Gerölle etc. auf und verliert sich endlich ganz. Was jedoch die argile a silex betrifft, so kommt diese wohl als Ausfüllung dieser und ähnlicher Hohlräume, sowie überhaupt als oberflächliche, oft viele Meter starke Schicht vor, aber, wie ich demnächst in einer kleinen Arbeit über das Diluvium von Piaris darlegen will, sie ist nicht !) Die erhaltene Probe einer Thon-Auskleidung von Bicetre bei Paris gleicht solchen aus Riesentöpfen von Rüdersdorf bis zur Un- unterscheidbarkeit. G. BERENDT, mit dieser Thonbekleidung, lies eher); mit Gesch lehm Norddeutschlands zu vergleichen. Eine analoge Bildung wie die argile a silex ist die argile A silex et & meu- lieres; wie jene an die Nähe der feuersteinführenden Kreide, so ist diese an die Nähe der feuersteinführenden und guarzit- führenden Tertiärstraten gebunden. Ich will noch in Bezug hierauf und auf das Vorkommen von Riesentöpfen bemerken, dass es mir gelungen ist, mich vollständig von dem Vorhanden- sein eines altglacialen® Diluvialhorizontes in Nord - Frankreich zu überzeugen. * l 9. Herr A. Sterzner an Herrn K. A, Lossen. Die Erzlagerstätte vom Rammelsberge bei Goslar. Freiberg i. Sachs., den 17. Februar 1881. Ehe ich mich im August v. J. in Ocker von Ihnen trennte, um im Anschluss an die so schönen und lohnenden Harzexcur- sionen die Grubengebiete von Goslar und Clausthal zu be- suchen, hatten Sie die Güte, mir nochmals Ihre in dieser Zeit- schrift XX VIII. 1876. pag. 777 kurz skizzirten Ansichten über die Entstehung der Rammelsberger Kieslagerstätte auseinander- zusetzen. Sie knüpften daran die Aufforderung, dass ich Ihnen gelegentlich diejenige Auffassung mittheilen solle, welche ich meinerseits über die Genesis der altberühmten und vielgedeu- teten Erzmasse gewinnen würde. | Diesem Ihren Wunsche will ich endlich heute zu ent- sprechen suchen, nachdem ich die Grube am 24. August unter der Führung ihres ebenso liebenswürdigen als sachkundigen Directors, Herrn Wimmer, befahren, nachdem ich mit dem- selben noch über einige Punkte correspondirt, die ältere Lite- ratur, soweit sie mir zugänglich ist, nachgesehen und an den Rammelsberger Erzen einige, bis jetzt allerdings resultatlos gebliebenen Untersuchungen angestellt habe. Bei dem Aufstiege vom Directionsgebäude hinauf zum Tagesschachter Fahrschacht, der in der Nähe des Maltermeister Thurmes liegt und auf dem wir einfahren wollten, machte mich Herr Wımmer auf zahlreiche kleine Faltungen aufmerksam, welche die unmittelbar neben dem Fusssteige anstehenden Wissenbacher Schiefer erlitten haben, und fernerhin auf die sehr vollkommene transversale Schieferung, welche in den letzteren zur Entwickelung gelangt ist. Besonders schön kann man beide Erscheinungen in der Nähe des oben genannten Sehachtes und zwar hart neben der Grubeneisenbahn an einem ' kleinen Felsvorsprung, beobachten, da hier eine Kalkbank und einige Kalklinsen im Schiefer eingelagert sind, und man nun _ mit deren Hülfe Schichtung und Schieferung genau zu unter- scheiden vermag. Die letztere durchsetzt jene unbekümmert um deren Biegungen und wird nur durch die festeren Kalk- lagen vorübergehend unterbrochen. Herr Wımnmers theilte mir mit, dass diese Verhältnisse erst neuerlich durch Wegräumen von Schutt und durch Ab- sprengungen zum Behufe der Anlage einer Füllrolle so deutlich - erkennbar geworden seien, und hierin ist die Erklärung dafür zu suchen, dass er selbst, gleichwie andere Berichterstatter, in früherer Zeit die transversale Schieferung für Schichtung ge- halten und angegeben hat, dass jene am Rammelsberge fehle. !) Nun, heute kann kein Zweifel mehr darüber aufkommen, dass auch die Ausbildungsweise der Wissenbacher Schiefer am Rammelsberge vollständig derjenigen entspricht, welche sie nach v. GRODDEcK fast ausnahmslos im NW.-Oberharze zeigt. ?) Weiterhin fuhren wir nun auf dem Tagesschachter Fahr- schacht in die Grube ein. Innerhalb derselben wurde meine n Aufmerksamkeit vor allen Dingen durch die Erzlagerstätte selbst gefesselt; dass aber auch hier die transversale Schie- ferung an geeigneten Stellen recht deutlich zu beobachten ist, werde ich später hervorzuheben haben. Die Erzlagerstätte wird von den älteren Autoren, von TrepBra °), von BöHner *), FREIESLEBEN°’) u. A. gewöhnlich als eine compacte Kiesmasse bezeichnet; indessen soll sie nach v. Böhner (p. 214. 234. 236) zuweilen in taube und kniestige n Mittel übergehen, auch hier und da taube Gesteinstheile oder taube Mittel von schiefriger Grauwacke enthalten. Aehnliches i% i berichtet FreıesLegen (p. 115). Nach neueren Schilderungen soll dagegen die Lagerstätte eine Zergliederung in Linsen zeigen. v. Cotta, der die Grube mit dem Berggeschworenen LeHumann befuhr, sah selbst an verschiedenen Stellen, von denen er auch eine abgebildet hat, „vollkommen deutlich, dass zwei, drei oder mehrere unregelmässig linsenförmige Kies- massen zwar nahe beisammen liegen, aber doch durch schwache 1) Zeischr. f. Berg-, Hütten- u. Salinen-Wesen XXV. 1877. pag. 119. — v. Corra, Berg- u. Hüttenm.-Zeit. XX1II. 1864. pag. 369. 2) Abriss der Geognosie des Harzes 1871. pag. 82. 3) Erfahrungen vom Innern der Gebirge 1785. *) Geogn. Beobacht. über den östl. Kommun-Unterharz, in Köuer’s " und Horrmanw’s Bergm. Journal, VI. 1. 1794. pag. 193. 5) Bemerkungen über den Harz II. 1795. pag. 75. 810 Schiefermittel von einander getrennt waren“ und gelangte da- durch und auf Grund der sonstigen Angaben seines Begleiters zu der Annahme, dass die Kiesmasse nicht einen ununter- brochenen Zusammenhang besitze, „sondern- in Wirklichkeit aus mehreren, durch, wenn auch nur schwache, Schieferlagen von einander getrennten, mehr oder weniger linsenförmigen Kiesanhäufungen zu bestehen scheine, deren Gesamnitheit un- gefähr einen solchen Raum einnimmt, wie man ihn der Lager- stätte überhaupt, und dann mit Recht zuzuschreiben pflegt“ (p- 371). In ähnlicher Weise haben Wımwmer (p. 120) und nach ihm v. Gronpeck (Die Lehre v. d. Lagerstätten d. Erze 1879. pag. 121) mitgetheilt, dass die Rammelsberger Erzlager- stätte nicht aus einer ununterbrochenen, plattenförmigen Erz- masse, sondern „aus einer Anhäufung von mehr oder weniger grossen, unregelmässigen Erzlinsen besteht, die innerhalb eines bestimmten Horizontes vor-, unter- und nebeneinander ab- gelagert sind“. In Rücksicht auf diese differenten Darstellungen habe ich zu bemerken, dass die Aufschlüsse, welche zur Zeit meiner Befahrung auf Strecken und in Abbauen sichtbar waren, uns trotz vielfachen Umherspähens doch nirgends eine solche Zer- gliederung in Linsen zeigten, wie sie nach den zuletzt eitirten Angaben und nach dem ideellen Querschnitt, den v. CorTTa gezeichnet hat, zu erwarten gewesen sein würde. Die Mäch- tigkeit der Kieslagerstätte schwankte allerdings vielfach; auf Stellen an denen der Kies weithin mehrere Meter mächtig anstand, folgten — im Streichen und im Fallen — mehr oder weniger plötzlich andere, an welchen die Lagerstätte nur noch wenige Decimeter oder Centimeter stark war; aber ich gewann allenthalben den Eindruck, dass sich die Lagerstätte bei einer im Allgemeinen continuirlichen Entwickelung, im Streichen wie im Fallen, lediglich in eine seitliche Aneinanderreihung linsenförmig angeschwollener Partieen gliedert, dass sie aber, wie bereits Cancrınus!) und v. BöHmer (p. 219) mitgetheilt haben, oft Bäuche wirft oder dass, wie sich Hausmans?) aus- drückt, die äussere Begrenzung der Lagerstätte eine grössten- theils wellenförmige ist. Ein Vorkommen von Linsen über- einander, d.h. in der Richtung vom Liegenden zunı Hangenden, oder ein Auftreten von scherenartigen Schiefereinlagerungen im compacten Kies habe ich dagegen nirgends zu sehen vermocht. | 1) Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke ete. 1767. pag. 90. 2) Ueber d. Bildung d. Harzgebirges 1842. pag. 133. sıl ‚Ich darf dem wohl hinzufügen, dass auch Herr Wınmmer, welcher früher Vorkommnisse der letzteren Art annehmen zu sollen glaubte, durch seine weiteren Beobachtungen dazu ver- _ anlasst worden ist, seine ältere und oben erwähnte Auffassung - aufzugeben; denn, wie er mir mündlich und schriftlich mit- getheilt hat, hat er sich im Laufe der Zeit davon überzeugt, dass solche Fälle, in denen Erzlinsen übereinander aufzutreten scheinen, in Wirklichkeit auf kleine Faltungen der Lagerstätte zurückzuführen seien, bei denen -der dem Mittelschenkel der Falte entsprechende Flötztheil nur eine sehr geringe Mächtigkeit gehabt habe. Deshalb sei der letztere übersehen und es seien nun die stärker entwickelten Gewölbe- und Muldenschenkel (nach der Heım'schen Bezeichnungsweise) für von Haus aus gesonderte, etwas über einander hinweggreifende Erzlinsen ge- - halten worden; wenn man dieselben aber durch flache Schächte und Ortsbetriebe verfolgt habe, so habe sich eben neuerdings mehrfach ihre Zusammengehörigkeit ergeben. An und für sich würde nun zwar eine stellenweise Glie- derung der Lagerstätte in übereinanderliegende und von Thon- schiefer umflochtene Linsen durchaus nichts überraschendes oder unerklärliches sein, und es kann sogar die Möglichkeit zugegeben werden, dass einige der oben erwähnten älteren _ Mittheilungen dadurch veranlasst worden sind, dass die Haupt- lagerstätte thatsächlich hier und da von einzelnen gesonderten Linsen begleitet wurde, immerhin glaube ich mit Rücksicht auf die Schilderungen in den beiden letzterschienenen Beschrei- bungen des Rammelsberges meine von denselben abweichenden Beobachtungen hier mittheilen zu sollen. In Bezug auf die Verbandsverhältnisse zwischen Neben- gestein und iürzlagerstätte hat FREIESLEBEn nach v. BÖHMER angegeben, dass das Lager h. 5,2 streiche, nahe unter Tags z. Th. sehr flach, in grösserer Tiefe aber 42--45" S. falle, dass dagegen nach mehrfacher Beobachtung die entsprechenden Werthe für die umgebenden Schiefer h. 4 und 70° SO. seien, und er folgerte namentlich aus diesem Grunde, „dass die Lagerstätte mit ihrem Nebengestein nicht parallel streicht, so dass ihr also das wichtigste Kriterium eines Erzlagers oder Stockes schon fehlt“ (p. 95). Weiterhin sagte er, „dass es am natürlichsten sei, diese Lagerstätte für eine gangähnliche zu halten“ (p. 115). | Im Gegensatz hierzu haben schon von v. TrEBRA und v. BÖHNER, sowie alle neueren Beobachter, insbesondere aber - Wimmer, hervorgehoben, dass die Lagerstätte allenthalben gleiches Fallen und Streichen mit ihrem Nebengestein habe, Ki an allen Störungen im Schichtenverlaufe des letzteren theil- ee nehme und. die Schiefer nirgends a durchs 0 ie " folgern daraus in übereinstimmender Weise, dass die Lager- stätte „ein sonderbares und in seiner Art vielleicht einziges, aber dennoch wahres und unverkennbares Erzlager“ ist (von BöHner p. 232), dass sie sich „als wirklich lagerartiges Vor- kommen, als ein Schichtungsglied in den Wissenbacher Schie- fern darstellt“ (Winner p. 120). Ich selbst habe mich an mehreren Stellen von diesem Parallelismus zwischen der Lager- stätte und den sie einschliessenden Schiefern recht deutlich überzeugen können und möchte daher glauben, dass die allen anderen widersprechenden Angaben FREIESLEBEN’s auf eine falsche Deutung des an sich richtig Beobachteten zurückzu- führen seien; nämlich entweder auf die irreleitende Combination der an verschiedenen Punkten gemachten Compassablesungen oder auf die Verwechselung von Schieferung und Schichtung. Aber auch die substantielle und structuelle Beschaffenheit der Lagerstätte selbst sprechen dafür, dass diese letztere ein Lager und kein Gang ist. In dieser Beziehung ist zunächst an die Thatsache zu erinnern, dass die dem heutigen Han- genden und Liegenden der Lagerstätte benachbarten Schiefer eine etwas differente Beschaffenheit zeigen. Jene sind milder und von Kiesen imprägnirt, diese frei von Erzen und vielleicht eben deswegen auch von grösserer Festigkeit. Sodann tritt innerhalb der Lagerstätte selbst deren schichtenartiger Aufbau mit einer ganz ungewöhnlichen Deutlichkeit hervor, theils im Allgemeinen, durch die vom Liegenden zum Hangenden hin sich ändernde Natur der Erze (Bleierze, Braun- und Grauerze im heutigen Liegenden, melirte Erze in der Mitte, reinere Kiese im Hangenden), theils im Besonderen, durch die Structur der melirten Erze, die bekanntlich aus feinen, wechsellagernden Schichten und kleinen Linsen von Kiesen und Bleiglanz be- stehen. Dagegen fehlt jegliche Andeutung einer symmetrischen Lagenstructur; endlich sind in der Masse der eigentlichen Lagerstätte weder Drusen noch scharfbegrenzte Fragmente des Nebengesteins zu beobachten — und doch würde man das Vorhandensein der einen oder anderen dieser Erscheinungen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten haben, wenn man der von Ihnen skizzirten Auflassung beistimmen und annehmen wollte, „dass das Erz nicht zur Zeit der Bildung des umge- benden Schiefers sedimentirt, vielmehr die der Schieferung und Schichtung conformen linsenförmigen Erzräume während der ganz allmählichen, von SO. gegen NW. erfolgten und bis zur Ueberkippung gesteigerten Zusammenschiebung der Schichten ebenso allmählich mit wachsender und bis zur schwachen Zer- trümmerung des Hangenden gesteigerter Convexität gegen das edende durch Grlliches Auseinanderweichen der Schieferblätter unter dem Drucke der mächtigen, darüber hingleitenden Spi- riferensandsteindecke gebildet und zugleich mit der Bildung Lage für Lage einseitig vom Liegenden zum Hangenden bei stets schmal bleibendem und ganz mit Solution aufsteigender Quellen erfüllten Bildungsraume ganz compakt mit Erz aus- gefüllt worden seien“ (p. 777). % Gegen Ihre Annahme von der allmählichen Entstehung und Ausfüllung vorhandener Hohlräume während der Zusam- - menschiebung der Schichten sprechen aber nach meinem Dafür- halten auch noch einige andere Thatsachen; zunächst die, dass die transversale Schieferung der dem Kieslager benachbarten Schichten — wenn schon selten — auch inmitten der Erzmasse selbst zur deutlichen Entwickelung gelangt ist. Ich konnte das sehr schön an der Ulme einer streichenden Abbaustrecke des flachen Nebenschachtes beobachten, an welcher Banderze an- standen. Die Schieferung der hangenden Schichten, die stei- leres Fallen als die Schichtung zeigte, setzte hier mit unver- änderter Richtung durch das Erzlager hindurch und bewirkte eine dünnplattenförmige Absonderung des letzteren. Die glatt- Hächigen Erzschalen, die man an dieser Stelle mit Leichtigkeit losbrechen konnte, entsprachen also Querschnitten durch die Bänderung der Erze, die ihrerseits dem Verflächen des Lagers wie gewöhnlich parallel war. An derselben Stelle trat noch ein weiteres System von Klüften auf, das nach der Falllinie des Lagers orientirt war und ebenfalls Schiefer und Kieslager ohne Unterbrechung und Richtungsänderung durchsetzte. Hier- aus wird man nun doch wohl zu folgern haben, dass die Erze keineswegs in die von Ihnen angenommenen, erst bei der Schichtenfaltung entstandenen Hohlräume eingedrungen sein können, sondern dass sie bereits vorhanden gewesen sein müs- sen, als jene Faltung und die mit ihr doch wohl Hand in Hand gehende Ausbildung der transversalen Schieferung erfolgte. Zu Gunsten der gleichen Annahme sprechen ferner die inmitten des Kieslagers nicht selten vorhandenen, schon von v. Tresera (p. 105) beobachteten, glatten oder gestreiften Rutschflächen, die nach Hausmans hin und wieder an der äusseren Begrenzung des Erzlagers zu erkennenden Sprünge und endlich wohl auch noch die das Lager und sein Neben- gestein durchsetzenden kleinen Gangtrümer, die sich bis in ‘den Spiriferensandstein hinauf verfolgen lassen, durch Quarz, Kalkspath und Baryt, Kiese, Fahlerz, Bleiglanz oder Zink- blende erfüllt sind und zuweilen kleine Drusen mit den Kıy- stallen der eben genannten Mineralien zeigen. Dass diese kleinen Gangtrümer jünger sind als das Kieslager, das war Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 4. 52 sehr deutlich an einem grösseren, in der Gruben N Age: a bewahrten Erzstück zu sehen, welches mir Herr Wınmer zeigte. Der gewöhnliche feinkörnige Kies der Lagerstätte, aus wel- chem das Stück in der Hauptsache bestand, wurde von einem etwa 4 Um. mächtigen Gange durchsetzt, der beiderseits Sal- bänder von Kalkspath und eine centrale Füllung von regellos verwachsenem Quarz, Kalkspath und Kupferkies besass, ausser- dem aber auch eckige Fragmente jenes körnigen Kieses ein- schloss, welcher sein Nebengestein bildete. Der kleine Gang ‚kann also nicht ein Zufuhrweg für die die Lagerstätte bildenden Erze gewesen sein, sondern er ist jünger als die Lagerstätte und bezeugt nur, dass inmitten des Kieslagers in späterer Zeit kleine Spalten entstanden sind, die eine Umlagerung und Neubildung der längst vorhandenen Mineralien und Erze ge- statteten. Dieselbe Deutung wird aber auch für alle jene an- ‚deren kleinen Gänge zulässig sein, die sich in den Wissen- bacher Schiefern und im Spiriferensandstein finden. Nach allem Mitgetheilten kann ich, wie ich unumwunden gestehen muss, nur der zuerst durch v. Bönner und neuerdings wieder durch Winner und v. GRODDECK vertretenen Ansicht beistimmen, dass nämlich die Erzlagerstätte des Rammelsberges ein echtes, gleichzeitig mit den Wissenbacher Schiefern gebil- detes Lager ist. Allerdings habe ich bis jetzt zwei Umstände gänzlich un- berücksichtigt gelassen, die nach der Meinung mancher Beob- achter ebenfalls maassgebend sein sollen für die Beurtheilung der Genesis der in Rede stehenden Kiesmasse: das sogenannte hangende Trum und die ruschelartige Zerrüttungszone im heu- tigen Liegenden der Lagerstätte. | Jenes ist wiederum von FREIESLEBEN als ein Beweis für die gangartige Natur der Lagerstätte angesehen worden (p. 116); indessen muss hierbei doch sofort darauf aufmerksam gemacht werden, dass zu v. Bönmer’s Zeiten das Verhalten dieses han- genden Trumes „noch sehr wenig bekannt“ (p. 227) und auch zu FReEIBSLEBENs Zeiten „noch bei Weitem nicht hinlänglich untersucht“ war (p. 98) und dass aus gleichen Gründen auch alle anderen Schilderungen, soweit sie sich auf jenes beziehen, an grosser Unklarkeit leiden. Gegenwärtig aber sind dieje- nigen Grubentheile, in welchen das hangende Trum abgebaut wurde, nicht mehr zugänglich. Wenn es unter solchen Um- ständen nicht nur erlaubt, sondern auch zweckmässig zu sein scheint, diesem „Ausläufer in’s Hangende“ bei der Frage nach der Genesis der Erzlagerstätte keine allzu hohe Bedeutung beizulegen, so wird doch immerhin daran erinnert werden müssen, das nach v. Böhner das Streichen und Fallen der- ne jenigen Schichten, welche das „vorgebliche hangende Trum“ einschliessen, stets dem sich oft ändernden Verlaufe des letz- teren conform gefunden wurden (p. 220) und dass auch nach Winner „die Schiefer an ‘der Begrenzungsfläche concordant sind.“ Diese Erscheinung spricht doch sicherlich gegen die ‚Gangnatur und lediglich zu Gunsten der Lagernatur der Kies- masse und ist dabei ebensowohl vereinbar mit der von v. GroD- DECK getheilten Ansicht Wımmer’s, nach welcher das soge- nannte hangende Trum nur „eine scharfe Falte in der Rich- ‚tung des Einfallens“ sein soll (p- 120), wie mit derjenigen v. Bönmer’s, nach welcher es auf eine durch Einschaltung - eines tauben Zwischenmittels verursachte ursprüngliche Gabe- lung des Lagers zurückzuführen sein würde. Endlich habe ich noch der ruschelartigen Zerrüttungszone zu gedenken, auf welche Sie, nach Ihren mündlichen Mitthei- lungen, bei ihrer Beurtheilung der Lagerstätte einen gewissen Werth zu legen schienen. Diese Zone bildet nach Wınuer die eigentliche liegende (ursprünglich hangende) Begrenzungsfläche des Lagerhorizontes und ist „durch eine auf die ganze Aus- dehnung des Lagers zu verfolgende milde, von zahlreichen E Quarz- und Kalkspathschnüren durchzogene Schieferschicht = charakterisirt* (p. 121). Ich habe bei unserer Befahrung innerhalb dieser Zone, auf der Grenzfläche zwischen Kieslager und liegendem Schiefer, an einigen Stellen recht deutliche Rutschflächen wahrgenommen, vermag aber in der ganzen Er- scheinung nur einen weiteren Beweis dafür zu erblicken, dass das Erzlager bereits vorhanden war, als die Stauchung und Faltung der Wissenbacher Schiefer eintrat. Denn die be- sprochenen Verhältnisse erklären sich ja, wie mir scheinen will, ganz einfach durch die Annahme, dass bei jener Störung der ursprünglichen Lagerungsweise eine Verschiebung oder Rutschung der milden Schiefer auf dem compakteren und widerstandsfähigeren Kieslager eingetreten ist. Die durch v. CorrA (p. 373) angedeutete Möglichkeit, dass das Rammelsberger Kieslager in seiner heutigen Beschaffenheit vielleicht eine grossartige Pseudomorphose nach einer Schiefer- schicht oder, wie man hinzusetzen könnte, nach einer im Schiefer eingelagert gewesenen Kalksteinbank sein könnte, würde im Einklang mit gewissen Ansichten stehen, die neuer- dings Posepny über andere lagerartige Vorkommnisse von Kiesen ausgesprochen hat, indessen verzichte ich hier auf eine nähere Erörterung dieses, übrigens auch von Seiten Üorra’s mit grosser Reserve hingestellten „Versuches einer Erklärung“, da ich keinerlei Anhaltepunkte gefunden habe, die zu seinen Gunsten hätten sprechen können. 2 * An ann seines hühreren. Senden haben, in ausführlicher Weise mitzutheilen. zen ‚Gewinn für 2 ae sein, Ber Bo =. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der November - Sıtzung. Ä Verhandelt Berlin, den 3. November 1880. Vorsitzender: Herr WeEBskY. Das Protokoll der August- Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Dr. Scuopr, Gymnasiallehrer in Darmstadt, vorgeschlagen durch die Herren Lrrsıus, Dauss und SPEYER; Herr Dr. Kızsow, Gymnasialiehrer in Danzig, vorgeschlagen durch die Herren mu Nies und GEORG MEIER; Herr HırpoLyr Haas in Strassburg i./E., vorgeschlagen durch die Herren BEneckE, DAMES und SPEYER, er Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- - schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr WanunscHAFFE hielt hierauf einen Vortrag über _ Gletschererscheinungen bei Velpke und Danndorf (efr. diesen Band pag. 774 fi.). Herr Kayser legte Reste eines bisher unbekannten, ge- waltigen Placodermen (oder Chondrosteiden?) aus dem Kalk der Eifel vor; und zwar ein 27 Cm. langes, 13 Cm. breites, e bis 0,5 Cm. dickes, ungetheiltes Knochenstück, wahrscheinlich - ein Fragment einer Panzerplatte des Thieres, und ein anderes, 14,5 Cm. langes, 5 Cm. hohes, 1,5 Cm. dickes, schwach ge- bogenes, wohl einem Kiefer angehöriges Knochenstück, welches in der Mitte einen 3 Cm. langen und 2 Cm. breiten, conischen, zahnähnlichen ‚Höcker trägt. Diese este würden zusammen mit einem Eee Krems plar von /terichthys rhenanus Beyer. in der Crinoidenschicht - dicht bei Gerolstein gefunden. Die einzige Fischgattung, auf welche der Vortragende ie fraglichen Knochenfragmente beziehen zu können glaubt, ist der durch NewseErry unter dem Namen Dinichthys aus dem Devon von Ohio beschriebene Riesenfisch, dessen Kieferäste eine Länge von 1'/, bis 2’, die Panzerplatten zum Theil eine solche von über 2” erreichen. Auszeichnend ist für diese, im Panzerbau mit Coccosteus, in der Bezahnung aber mit dem lebenden Zepidosiren verwandten Gattung, einmal die erstaun- liche, sämmtliche sonstige Placodermen weit übertreffende Grösse, und dann besonders die Art der Bezahnung. Statt wirklicher Zähne (oder Zahnplatten, wie bei Zepidosiren) hat nämlich Dinichthys einige wenige, aber starke Höcker, die nichts weiter als Fortsätze der Knochensubstanz der Kiefer selbst sind. Dasselbe gilt nun aber auch von der zahnartigen h Hervorragung auf dem als Kieferfragment gedeuteten Knochen- reste; und dieser Umstand in Verbindung mit der gewaltigen Grösse des zweiten, als Bruchstück einer Panzerplatte ange- sehenen Knochens, welcher — wie dies ebenfalls für Drnichthys _ charakteristisch ist — keine Spur der eigenthümlichen, den Panzerplatten von Pterichthys, Coccosteus etc. zukommenden Sculptur zeigt, bestimmten den Vortragenden, eine nahe Be- .ziehung der fraglichen Eifeler Reste mit der amerikanischen Gattung anzunehmen. Es wurde für den interessanten Fund der Name Dinichthys? eifeliensis vorgeschlagen. Herr RammeLsgexse sprach über die Vanadinerze aus dem Staate Cördoba in Argentinien (cfr. diesen Band pag. 708 ft.). Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. ER w. 0. BeYricn. DanmEs. SPEYER. 2. Protokoll der December - Sitzung Verhandelt Berlin, den 1. December 1880. Vorsitzender: Herr Beyrich. Das Protokoll der November- Sitzung wurde vage) und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. 1 Herr Damzs legte ein Exemplar von Illaenus crassicauda WAHLENBERG aus einem Diluvialgeschiebe von Sorau vor, welches die von Horn (cfr. diesen Band pag. 559 fi.) darge- legten Eigenschaften der von WAHLENBERG zuerst abgebildeten Art vortrefflich erkennen lässt. Das Exemplar hat ein be- sonderes Interesse, einmal, weil bei Sorau fast nur Geschiebe des typischen Orthocerenkalkes, und zwar massenhaft, gefunden werden, die Schichten mit :Illaenus crassicauda aber einem etwas höheren Niveau angehören, dann aber auch, weil die so überaus seltene Art aus anstehenden Schichten bisher nur in Schweden, und hier wieder mit Sicherheit nur in Dalekarlien gefunden ist, das vorgelegte Geschiebe somit sein Heimaths- gebiet sicher festzustellen gestattet. | Herr Kayser sprach über herceynische und silu- rische Typen im rheinischen Unterdevon. Derartige Typen kennt man bereits in ziemlicher Anzahl, und zwar treten sie ausser in den Schiefern von Wissenbach und den Kalken von Greifenstein und Bicken besonders bei Daleiden und Waxweiler auf, woher unter anderen der merk- würdige Spirifer Davousti Vern. und Daleidensis STEININGER stammen. Zu den bereits bekannten Hercyn-Typen kommt nun noch eine Reihe weiterer, vom Vortragenden neuerdings in der Sammlung der geologischen Landesanstalt aufgefundener. Als solche wurden vorgelegt: l. Capulus hercynicus Kays. (Aelteste devon. Fauna d. Harzes t. 14). Diese wichtige, auch in Böhmen nicht feh- lende Art des Harzer Hercyn hat sich bei Zeppenfeld unweit Neunkirchen im Siegen’schen gefunden, und zwar in Schichten, die denen von Daleiden und Waxweiler im Alter nahe zu stehen scheinen. Die rheinische Form kommt der harzer var. acuta A. Ram. am nächsten. 2. Cardiola Grebein. sp. Eine schöne, grosse Form, in Umriss und Sculptur der bekannten Cardiola retrostriata vergleichbar, aber durch beträchtliche Grösse (es wurden bis 10 Cm. lange und 5 Cm. hohe Exemplare vorgelegt) und 14 bis 20 flache, von den Wirbeln ausstrahlende Rippen ausge- zeichnet. Die Art steht Cardiola gigantea Kays. (l. c. t. 18 und 36) nahe, hat aber weniger zahlreiche und breitere Rip- pen. — Sehr häufig in den Hunsrückschiefern von Gemünden. Ausserdem gehört wahrscheinlich auch eine grosse Muschel aus den dem oberen Unterdevon angehörigen, brachiopoden- reichen Schiefern von Olkenbach (unweit Wittlich) hierher, und dann würde die Art in 2 weit getrennten Horizonten des rheinischen Unterdevon erscheinen. ’ 4 Zu dieser in den heryichen Cephaloponinkal de "Har. Ss nicht seltenen Art gehört sehr wahrscheinlich eine durch Herrn GreBE in den unrein-kalkigen Schichten an der Basis des oolithischen Rotheisensteinlagers der Grube Schweicher Morgen- stern (unweit Trier) aufgefundene Versteinerung. Da der frag- liche Eisenstein dem oolithischen Rotheisenerz der Eifel gleich- steht, so tritt die interessante Muschel in einem Niveau auf, welches dem von Daleiden sehr nahe steht. Ausserdem kommt dieselbe Art wahrscheinlich auch in den oben genannten Dach- schiefern von Gemünden vor, jedoch seltener als C. Grebei. 4. Orthoceras opimum Barranpe? (Syst. Silur. I., Cephalop. pl. 336). Eine grosse,, langeonische, durch das gleichzeitige Vorhandensein von starken gerundeten Quer- wülsten und feinen Querstreifen ausgezeichnete Art. Nicht selten bei Gemünden, in Begleitung von Orthoceras tenuilineatum und planicanaliculatum SANDB., Cyrtoceras, Goniutites af. evexus v. Buc# etc. In Böhmen in Etage G- 9. Rhunchonella afl. Henrici Barr. In die Ver- wandtschaft dieser wohlbekannten böhmischen Art gehört eine Form von Daleiden mit stark entwickelten Ohren und der charakteristischen Aufwerfung des Randes der Ventralklappe, die indess — wie bei manchen böhmischen Abänderungen — an der Stirnseite nicht vorhanden ist. Sinus so gut wie fehlend, an der senkrechten Stirnwand keinerlei Aushöhlung ws 2 ao A rt a a 1 ER Price nn En den Ann HE oder Einbuchtung. — Auch im oolithischen Rotheisenstein von Walderbach (meh Bingen) kommt eine hierher gehörige Form vor. Ausser hercynischen treten aber im rheinischen Unter- devon seltener auch obersilurische Typen auf. Als ein solcher wurde vorgelegt: 6. Rhynchonella Losseni Kays. Diese Muschel, von der sehr schöne Steinkerne sowohl von Daleiden als auch von Walderbach (Grube Braut) vorgezeigt wurden, ist bisher von SCHNUR und Anderen als Rhynchonella Stricklandi Sow. bezeich- net worden. In der That steht sie der genannten Art des eng- lischen Obersilur nahe, besonders auch im Verlauf der inneren Gefässeindrücke. Indess spricht schon die stets geringere Zahl der Falten bei der rheinischen Art (8—11 auf dem Sattel und 13 — 24 auf den Seiten gegen 6--8 resp. 11—14 bei der englischen Form) für ihre specifische Selbstständigkeit. - Zum Schluss wurde die beachtenswerthe Thatsache hervor- geoben, dass hauptsächlich zwei Horizonte des rheinischen Unterdevon durch das Auftreten hercynischer Typen ausge- zeichnet sind, nämlich einmal die Hunsrückschiefer, die — wie schon die zahlreichen Cephalopoden zeigen — im ven N REN N w % } a a aa Sa sah 2 uehugmin Kr ln a Dada nn an . 4 = yL > ” i WEBER AASSRRIR UN A = zum sansazit und Spiriferensandstein als eine tiefere _ Meeresbildung aufzufassen sein dürften, und zweitens die obersten Schichten des Unterdevon, die oolithischen Rotheisen- steine von Schweich und Walderbach, die Grauwackenschiefer - von Daleiden, Waxweiler, Laubach, Condethal etc. Für die auffällige Erscheinung, dass es gerade die obere Grenze des ° Unterdevon ist, an welcher: ältere Typen in grosser Zahl wieder erscheinen, wusste der Redner keine genügende Erklä- rung zu geben. Eine ausführliche, von Abbildungen begleitete n Beschreibung der besprochenen Arten behält der Vortragende 4 sich vor. er E Herr Berzxpr berichtete über neueste, ein allgemeineres Interesse erregende Ergebnisse von Tiefbohrungen in Berlin * und dem benachbarten Spandow. Unter diesen Bohrungen, - welche sämmtlich die Gewinnung von Trinkwasser zum Zwecke 3 hatten, werden als besonders wichtig hervorgehoben: 3 1. Das Wısankow’sche Bohrloch in der Chausseestrasse ® am Ufer der Panke, @ 2. das Bohrloch im inne eirkchhnde in der Grossen 3 Friedrichstrasse, E 3. das Bohrloch an den Colonnaden in der Leipziger- 2 strasse, 4 4. das Bohrloch in der Citadelle zu Spandow. z 3 Die Bohrungen haben nicht nur sämmtlich die regel- rechten Schichten der märkischen Braunkohlenformation (Koh- _ _ lensande, Glimmersande, Kohlenletten und Braunkohle) ge- _ troffen (No. 1 bei 35 M., No. 2 bei 46 M., No. 3 bei 51 M. _ und No. 4 bei 120 M. unter Sohle des Spreethales), sondern - auch mit Ausnahme von No. 3, welches schon in einer Teufe - von 112 M. eingestellt wurde, nach Dürchsinkung der mär- - kischen Braunkohlenformation (No. 1 bei 135, No. 2 bei 130 - und No. 4 bei 137,6 M.) unverkennbare Schichten des ma- - rinen Mittel-Oligocän erbohrt und zwar den durch seine Mol- Juskenfauna charakterisirten Septarienthon, welcher in dem Spandower Bohrloche noch in der Tiefenlage von 137,6 bis 154 M. von sandiger Grünerde mit der den Stettiner Sanden eigenthümlichen pelecypodenreicheren Fauna überlagert wird. Der Septarienthon ist ausserdem in dem Spandower Bohrloche in einer Mächtigkeit von fast genau 160 M. (154—313,6 M.) durchteuft worden, und haben sich unter demselben noch bis zu der erreichten Gesammttiefe von 337,8 M. glaukonitische Sande ergeben, welche Schaal- oder sonstige organische Reste - jedoch nicht geliefert haben. In der genannten Tiefe ist die - Bohrung nach Erschrotung einer Salzquelle eingestellt worden. Die grosse Tragweite dieser neuesten Bohrergebnisse leuchtet sofort ein, wenn man bedenkt, dass man seit mehr als 30 Jahren gewohnt gewesen ist, den Septarienthon als Decke der märkischen Braunkohlenformation zu betrachten, während er sich jetzt in der That als die Basis derselben herausstellt. Nähere Angaben sollen in Kurzem in einem be- sonderen Aufsatze gegeben werden. Herr Wi:iss legte einige Thonschieferplatten von Angers (Basis des Mittel - Silur, Zone der Calymene Tristani) mit jenen Gebilden vor, welche SarorraA als erste Landpflanze von Frankreich bezeichnet und Zopteris Morieri genannt hat. In seinem „Monde des plantes avant l’apparition de l’homme“ hat SAPorTA als Titelkupfer eine recht getreue Darstellung gegeben, der sich die vorliegenden Exemplare sehr annähern, obschon sie meist weniger gut gebildet erscheinen. Die Unregelmässig- keit der blattartigen Ausbreitungen beiderseits einer mittleren geradlinigen Axe geht zum Theil viel weiter als in Sarorra’s Figur, die nervenartige Linürung ist etwa die gleiche wie in letzterer. Die besten Exeinplare haben viel Aehnlichkeit mit einem Farn aus der Gruppe Odontopteris oder Neuropteris. Dass die ganze Form lediglich nur durch Schwefelkies erzeugt wird, ertheilt dem Ganzen ein sehr gefälliges Ansehen. — Wenn man nun frägt, ob das Gebilde nothwendig einen Pllanzenrest darstellen müsse, so wird freilich dem Zweifel Thür und Thor geöffnet, da ähnliche blattartige Ausbreitungen von Schwefelkies nicht ohne Beispiel sind. Die geologische Landessammlung besitzt dergleichen aus Westfalen und Schle- sien, welche allerdings in der Form den Sarorra’schen Eopteris durchaus fern stehen, aber pflanzenähnliche Gebilde ebenfalls darstellen. Die grosse Unbeständigkeit der Angers’schen For- men in den Lappen, welche die Fiederchen vorstellen würden, deren Verfliessen, das Fehlen jedes bestimmter ausgeprägten Details der Nervation auf dem vom Schwefelkies befreiten Abdruck, auch der organischen Substanz selbst, sind Umstände, welche der Ansicht, dass hier ein Farnrest vorliege, nicht gerade günstig sind. Es wäre sehr zu wünschen, dass diese Zweifel entweder gelöst oder bestätigt würden. Sind dieselben Gebilde in graphitische Substanz umgewandelt zu finden, so würde die Sarorta’sche Ansicht zuzugeben sein. — Die Stücke erhielt die geologische Landesanstalt durch Herrn Stürrz in Bonn. | Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. W. 0. BrYRrichH. HAUCHECORNE. Danmes. 823 Für die Bibliothek sind ım Jahre 1880 im Austausch und als Geschenke eingegangen: . A. Zeitschriften. Altenburg. Mittheilungen aus dem Österlande, N. F., Bd. 1. Berlin. Zeitschrift der gesammten Naturwissenschaften, Jahr- gang 1879, Il. Folge, Bd. 4. Berlin. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen. Bd. 28. (1880) Lief. 1—4. — Statist. Theil, Lief. 1. 2. Berlin. Monatsberichte der Akademie d. Wissenschaften. 1879. November, December. — 1880, Januar — October. Berlin. Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Neuvorpommern und Rügen. Jahrg. 11. Bern. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft. No. 937 bis 978. | Bern. Verhandlungen der Allgemeinen Schweiz. Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften. 61. Jahresver- sammlung 1877/78. | Bern. Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. Lief. 17. Bonn. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins d. Rhein- lande und Westfalens.. Bd. 36, 2. Hälfte — Bd. 37, 1. Hälfte. Boston. Society of natural history. Proceedings Vol. XX., 2.9. —: Memoirs Vol. III. part 1. No. 3. — Occasional papers No. 3. | Bremen. Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins. Bd. VI. Heft 2. 3 und Beilage 7. Breslau. Jahresbericht des schlesischen Vereins für vaterlän- dische Cultur für 1879. Brünn. Bericht des naturforschenden Vereins. Bd. 17. Brüssel. Bulletin de la societe belge de geographie. IV. anne, Wo 1.2.0. 4,6. Calcutta. Memoirs of ihe geological survey of India, XVI., 1. — Records X1]., 2. 3. — Palöontologica indica, Ser. II., Vol. I., 4. — Ser. XIV., Vol. 1,1. | Cineinnati. Journal of the society of natural history Vol. I., No; 2. 4. Danzig. Schriften der naturforschenden Gesellschaft, N. F., IV. 4. Darmstadt. Notizblatt des Vereins für Erdkunde. III. Folge, Heft 18, No. 205—216. Dorpat. Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. Il. Serie, Bd. 8, No. 4. Sitzungsberichte V., 1. 2. Dublin. Bosal Irish Ang. Procisihgs Se IT, En: 1 No. 1. — Science Serie II., Vol. III., No. 1.4. — Cum ningham memoirs, No. 1. — Irish manuscript series, Vol. I: — Transactions, Science, Vol. XXVI., Part. 22. er e Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft für 1 Frankfurt. Senkenbergische naturforschende Gesellschaft. Ab- handlungen XI., 4. — Berichte für 1878/79. Freiburg. Berichte der naturforschenden Gesellschaft. Bd. VII, Heft 3. 4. Genf. Memoires de la soeiete de physique et d’histoire naturelle. Vol. XXVI., 2° partie. Giessen. 19. Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 1880. Glasgow. Transactions of the geological society. Vol. 6., parte 1. Görlitz. Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 56, Heft 1. Gotha. Mittheilungen aus Justus Prrruzs’ geographischer Anstalt von Prrerumans. 1880, 1—12. — Erg.- Hefte 59—63. Hannover. Zeitschrift des Architecten- und Ingenieur-Vereins. Bd. XXV1, 1,2. 4. Haarlem. Archive ir eyler. Vol. 5, part 2. Haarlem. Archiwes Neerlandaises des sciences exactes et natu- relles. Tome XIV., Liwrais. 3>—5; XV., 1. 2. Heidelberg. Verhandlungen des naturhistorisch - medizinischen Vereins. IL, 5. Hermannstadt. Verhandlungen und Mittheilungen des Sieben- bürgischen Vereins für Naturwissenschaften. Jahrg. 30 1879). a Schriften des naturwissenschatftl. nz für Schleswig- Holstein. Bd. 3, Heft. 2. Königsberg. Schriften der königl. Hhysikalische ökonomischen Gesellschaft. Bd. 20, 2.; Bd. 21, 1. Lausanne. Bulletin de la sociei vaudoise des sciences naturelles. No. 83. 84 (1880). Leipzig. Mittheilungen des Vereins für Erdkunde aus 1878 nebst 18. Bericht. London. Quarterly Journal of the geological society. XXVI, 1. 2. 3; No. 141. 142. 143. | Lund. Acta universitatis. Ars-skrift, ı. 12. 13. — Minneskrift e ‚1878. Luxemburg. Institut Royal - Grand - Ducal de Luxembourg. = Section des Sciences. Bd. 17. ee Lyon. Societe d’agriculture. 4. serie, t. 10 (1877). — 5. serie, + LIST a yon. Reslimide des Seiences, belles lettres et arts, -Classe des er seiences. t. 23. Manchester. Transactions of the geological society. Vol. XXV., Er Par 10. 12-18; Vol. :XXVI,, Part Y. Metz. 2. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde. Milano. Ati della societa italiana di scienze naturali. Vol. 20, Be Käse. 1.2. Moscau. Bulletin de la societe imperiale des naturalistes 1879, #9,4,21880, 1:2: München. Sitzungsberichte der königl. bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1879, 4; 1880, 1—4. — Abhand- lungen Bd. 13, Abth. 3. "Neubrandenburg. Archiv des Vereins der Freunde der Natur- geschichte in Mecklenburg. 33. Jahrg. 1879. New Haven. American Journal of science and arts. No. 107 bis 114. New Haven. Transactions of the Connecticut Academy. Vol. V., Part 1. Paris. Bulletin de la societe geologique de France. VI., 9. 10; WIE 26.7.8: VHL,;1. Paris. Zulletin da la societe de lindustrie minerale. VIII., 4; Be IN 4N25.8. Paris. Annales des mines. 1879, 6; 1880, 1—4. Pesth. Jahrbuch der königl. ungarischen geolog. Anstalt. IIl., 4. — Mittheilungen 1880, 1—7. Philadelphia. Proceedings of the Academy of natural science. e or 1.1879; Philadelphia. Proceedings of the American philosophical society. No. 104—105. Pisa. Atti della societa Toscana di science naturali. Vol. IV., BASC.; 2: Prag. Sitzungsberichte der königl. böhmischen Gesellschaft B der Wissenschaften für 1879. Rom. Comitato Geologico d’Italia. Bolletino 1880, 1- 10. Rom. Atti della R. Accademia dei Lincei. Transunti Vol. V., 2 —4. St. Gallen. Jahresbericht für 1879/80 über die Thätigkeit der Be naturwissenschaftlichen Gesellschaft. " St. Louis. Transactions of the academy of science. Vol. IV., 2 No. ]1. St. Petersburg. Pulletin de l’academie imperiale des sciences. Vol. 26, 1—3. — Memoires. Vol. 26, 11—14; Vol. 27, 1— 12. Stuttgart. Jahresbericht des Vereins für vaterländische Natur- kunde in Württemberg. Jahrg. 36. - Stockholm. deologisk. bringen in Stockholm Förhandlingar. BUsV.,20, 0 OR Washington. Bulletin of the U. S. geological ini geographical Be. survey of the territories. Vol. V., No. 4. — 11. anmal report (Idaho). — Report of the nn survey of the terri- taries... Vol. 19. Washington. U. St. geological and bg survey. is: Ai cellaneous publications. No. 12 (1880). Washington. sSmithsonian institution. Miscellaneous collections. Vol. XV1., XVII. — Annual report for 1878. — Contri- butions to knowledge. Vol. XXI1. Wien. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1879, 14. 15. 17; 1880, 1—4, 7—17. — Jahrbuch. XXIX., 4; RX, 1—4. | Wien. Sitzungsberichte d. k. k. Akademie d. Wissenschaften | I. Abtheilung, Bd.’77, Heft 5; Bd. 78, Heit 12/5, Bu 9 Heft 1—5; Bd. 80, Heft Ver A Ba. 77, | Heit4—5; Bd.78, Heft 1-5; Bd. 79, Heft 1-5; Bd. 80, s Heft 1—5;: Bd. 81,..Heft:1-—-3. Wien. Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft. Neue Folge, XII. (1879). Wiesbaden. Jahrbücher"des Vereins für Naturkunde. 31—32. B. Abhandlungen und Bücher. Barroıs, A., 7 geological sketch of the l3oulonnais. — — Memoire sur le terrain cretace du bassin d’Oviedo. Benecke u. Conen. Geognostische Beschreibung der Umgegend von Heidelberg. II.: Dyas und Trias. BELOHOTBECK. Ueber den Einfluss der geologischen Verhält- nisse auf die chemische Beschaffenheit des Quell- und Brunnenwassers. 8°. Prag 1880. BRACKEBUSCH. Las especias minerales de la repüblica argentina. Burgerstei u. No&, Geologische Beobachtungen im südlichen Calabrien. CHoFFAT, Terrains jurass. du Portugal. 1. Livr. Dausege, Synthetische Studien zur Experimental - Geologie. Deutsch von Gurt. -8°. Braunschweig 1880. h — „Descartes, Dun ‘des crögieurs de la cosmologie et de la geologie. : DELESSE, Carte agronomique du dep. de Saine et Marne. 8°. Paris 1880. — et LarpPparent, Extraits de geologie, 1877 et 1818. DEwALQUE, Sur Puniformite de la lungue geologique. 8°. Liege 1880. Kummons, OÖ. v., Texte explicatif dw leve geol. des planchettes ER rinbehen,. de Contich, dw Boisschoi et Aerschot. 8°. Bruselles 1880. Favee, E., Revue geologique Suisse X. 8°. Geneve 1880. Gwsecke, Mineralogiske rejse € Greenland. Er GOSSELET, Esquisse geol. du Nord de la France, 1° fasc. - Günser, Geognostische Mittheilungen aus den Alpen, VI. — WVuleanische Asche des Aetna. — Ueber die sogen. Enhydros. Haase, J. v., Geology of the provinces of (Canterbury und Westland. 8°. Christchurch 1879. E Hewint, Speech delivered to the house of RR I E; London 1879. 3 Horrmans, Hirudineen. Jack, R. L., Report on the geology and mineral resources of A the ner between Charters towers goldfields and the coast. n 8°. Brisbane 1879. - Jervis, G., Dei combustibili minerali d’Italia. 8°. Torino 1879. _ JULIEN, A., On spodumene and üts alterations. = — — On the fissure- inclusions. — — On the geological action of the humus acids. 8°. Salem e. 1880. R Kaiser, P., Ficoxylon bohemicum. " Kocn, G. A., Die Tunnelfrage bei der Arlbergbahn. 8°. Wien E 1880. 4 Lang, Zur Kenntniss der Alaunschieferscholle von Bäkkelaget 2 bei Christianıa. _ — Deber die Bildungsverhältnisse der norddeutschen Ge- B: schiebeformation. —— H.O0., Ueber die Bedingungen der Geysir. 8°. Göttingen E 1880. . LAuBE, G., GoETHE als Naturforscher in Böhmen. 8°. Prag 1879. - Lorerz, Ueber Schieferung. 8°. Frankfurt 1880. 2 Lorıe, Bydrage tot de kennis der Javaansche Eruptivgesteenten. - Mac Pnerson, Estudio geol. y petrogrufico del norte de la pro- = vincia de Sevilla. 8°. Madrid 1879. 2 — De las relaciones entre las rocas graniticas y porfiricas. = — De la posibiledad de producirse un terreno apparentemente triasico con los materiales de la Creta. 8°. 1879. Martın, Fossil echini from the tertiary stratı of Java. _ —— K., Untersuchungen über die Organisation von Cyclocly- peus ÜaRre. - y. Mossısovics, Karst-Erscheinungen. —, Tıerze, Bırrner, Grundlinien der Geologie von Bosnien und Herzegowina. 8°. Wien 1880. ‘ Mürrter, A., Beiträge zur Hydrognosie Berlins. Be 4 ah: ie “ NAnHoRsT, Om nr i So: kolfrande bil in Stockholm 1879. . Ouponsi, Il gabinelto di mine loyie e geologia. della & u sita dı Padova. 8 . Padova 1880. een PayEr, Bibliotheca Carpathica. we Rats, G. von, Vorträge und Mittheilungen. 8°. Bonn 1880. — — Mineralogische Mittheilungen. Fortsetzung. RısLer, E., Da geol. du ganton de Genewe. t. 1.2. 8°. Geneve 1880. | TER SELIGMANN, Krystallographische Notizen, 1. ES STEINMANN, Kenntniss fossiler Kalkalgen. E — Kenntniss des Vesullians. — Mikroskopische Thierreste aus dem deutschen Kohlenkalk.. x Struckmann, Wealdenbildungen von Hannover. e SzaJnocHA,, Brachiopodenfauna der Oolithe von Balin 2 a Krakau. 3 = Tuccer, Saggio di studi geologiei sui Peperini del Lazio. u Uuricı, Die Ansiedelungen der Normannen in Island, Grönland und Nord-Amerika im 9. bis 11. Fe vr DE Zıeno, Le plante fossili dell’ oolite. Vol. I. II., Puntata I - 4°. Padova 1856— 1868. Ba — Sopra un nuovo sireno fossile. 4°. Roma 1878. — .Annotazioni paleontologiche. | A — Catalogo ragionato dei pesci fossili. 8°. Venezia 1874. — Sulla distribuzione geol. e geograf. delle conifere fossil. 8°. Padova 1878. en ZitTEL, Ueber den geolog. Bau der libyschen Wüste. De RR ee 1880. m. The new rocky mountuins district. 4°. Chicago 1878. SoB Material for a bibliography of North American mammals. 4°. Washington 1877. eh The resources and attractions of Utah. 8°. 1879. . Congres international de geologie. Comptes rendus. 8°. Paris 1880. er Geological survey of New Yersey, Annunl report Jar 1879. in Upsala Unmiversitets fyrahundraärs jubelfest. Be Meddelelser om Grönland. Förste Hefte. ns N = e2 R Rn £, C. Karten. BI Geolog. Karte von Preussen und den thüringischen Staaten. Dief. 10. Geolog. Spezial-Karte von Sachsen. Blatt 28. 75. 148, Geolog. Karte von Preussen. Blatt 14. 15. a des a Hoboken, Contich, dere, Boisshat, Boom de la carte de Belgique. .geo agiqus du canton de Geneve. 1:25000. 4 Blätter. FE 2o|5> am | 1. Namenregister. A. hinter den Titeln bedeutet Aufsatz, B. briefliche ne P. Protokoll der relkialen Verhandlungen. . Arzrunı, Eine Kupe Deo von. Nishnij - Tagil, am Ur al. Ueber Gesteine aus dem Golddistricte von Berjösowsk am. Hralz, »2: . BALTZER, Ueber den Mechanismus der Gebirgsbildung, | B. . Bauer, Dioptas aus den Cordilleren von Chili. A. Nochmals die Krystallform des Cyanits. A. . Berenpt, Ueber Riesentöpfe und ihre allgemeine Verbreitung in Norddeutschland. A. Ueber Cervus tarandus aus dem unteren Diluvium der Um- gegend von Berlin. P. Dr die Bee Uebersichtskarte der Umgegend von Berlim BR: & Ueber Tiefbohrungen in Berlin und in "Spandow. BD . BEevrıcn, Gedenkworte am Tage der Feier des ee Geburtstages von Chr. 8. Weiss. . . Ueber die Zurechnung der Wealden - Bildungen zur Kreide- ‘formation. P. i . BrAanco, Beobachtungen an Aulacoceras v. HAuER. A Ueber die Verwandtschaftsverhältnisse der fossilen a poden. 4. . Bückıng , Ueber durch Druck hervorgerufene optische Ano- malien. B. . . { Ueber Gebiresstörungen in der Nähe von Schmalkalden. P. . CREDNER, Ueber Schichtenstörungen im Untergrunde des Ge- schiebelehms, an Beispielen aus dem nordwestlichen Sachsen und angrenzenden Landstrichen. A. . Conglomerate aus der Glimmerschieferformation des ‚Erz. gebirges. I: Ueber Glacialer scheinungen® in " Sachsen, nebst vergleichenden Vorbemerkungen über den Geschiebemergel. A. ee Ueber die Betheiligung einheimischen Materiales an der Zu- sammensetzung des Geschiebelehmes. P. . Damzes, Ueber Reste von Cervus megaceros iu ve Umgegend von Berlin. Ueber Cephalopoden aus dem Gaultquader des Hoppelberges bei Langenstein unweit Halberstadt. A. . . Ueber Diluvialgeschiebe mit Zllaenus crassicauda von Sorau. P. . Dewitz, Ueber einige ostpreussische Silurcephalopoden. A. A ee ri MEER gr En Rn a Urn WE Eee Br a ae Br 831 v. Dice, Ueber die sedimentäre Ablagerung des Diluviums. P. SH-Eck, Beitrag zur Kenntniss des süddeutschen Muschelkalks. 4. FrAAs, Ueber das Diluvium in Schwaben, verglichen mit dem in Norddeutschland. P . ES P. Frieprich, Ueber die Tertiärflora der nn Sachsen. EB: K. v. Fritsch, Ueber das Bohrloch von Zscherben südwestlich von Halle in Sachsen. P£. OR EEE — Ueber Versteinerungen von Halle und Thale. Pe _ E. Gemusz, Der Jura von Dobbertin in Mecklenburg und seine Versteinerungen. 4. ? P. GRIGORIEW, Der Meteorit von "Rakowska i im “Gouvernement Tula in Russland. A. A. v. GroppEck, Ueber Grauvacken und Posidonomyonschiefer am Harz: B. H. GroTRIAN, Ueber an Schädel an Mr os Be dem Moorsande von Calvörde im Herzogthum ENG. R: H. Gruner, Ueber Riesenkessel in Schlesien. 2. Be 5 Guiscarpı, Ueber Erscheinungen am Vesuv. 2. A. Harrar, Ueber einen Pentamerus von Michaelstein bei Blanken- burg im Harz. P. . RL AT. HAUCHECORNE, Ueber einen kupfernen Trinkbecher. P. . — Gedenkworte am Tage der Feier des alu ge Geburts- tages von CHr. S. Weıss. F. v. Hauer, Ueber den geologischen Bau Bosniens und der Herceeowina. EB: N _ —_ Deber das Kohlenbecken von Teplitz und Dux. P. A. Hem, Zum Mechanismus der Gebirgsbildung. A. G. v. HELMERSEN , Riesentöpfe in Curland. DB. . . G. Horm, Bemerkungen über /llaenus crassicauda WAHLENBERG. A. HoRNSTEIN, Ueber Kr eidegeschiebe aus dem Tertiär des Habichts- waldes. P M. Hover, Ueber das Vorkommen von Piosnhbrr. und Grünsand- Geschieben in Westpreussen. A. . Huyssen, Uebersicht der bisherigen Ergebnisse ‘der vom preussi- schen Staate ausgeführten Tiefbohrungen im norddeutschen Flachland und des bei diesen Arbeiten verfolgten Planes. A. JENTzscH, Ueber die geschichteten Einlagerungen des Diluviums und deren organische Einschlüsse. P. — Uebersicht der silurischen Geschiebe Ost- u. Westpreussens. A. — Ueber völlig abgerundete grosse Gerölle als Spuren Riesen- kessel-ähnlicher Auswaschungen. Bi: E. Kavser, Ueber Dalmanites rhenanus, eine Art der Hausmanni- Gruppe und einige andere Trilobiten aus den älteren rhei- nischen Dachschiefern. A. . — Ueber Versteinerungen aus dem körnigen Rotheisensteine der Grube Schweicher Morgenstern unweit Trier. P. — Ueber die Fauna aus dem älteren oder sogen. Tannusquarzit dessHunsruek.a. Pu: _ nr einen Pentamerus von Michaelstein bei Blankenburg im arz. — Ueber ein Zusammenvorkommen von Stringoce, halus Burtini, Uncites gryphus und Calceola sandalina ım Eisenstein von Rübeland und Hüttenrode im Harz. P. ESTER. — Ueber Maeropetalichthys Prümiensis. P. — Dechenella, eine devonische Gruppe der Gattung Plillipsia. A — Leber Dinichthys? eifeliensis von Gerolstein. P£. Seite. 670 32 655 679 678 679 - 510 417 186 658 183 186 444 216 XXU 654 654 262 631 559 658 698 612 666 623 421 19 217 443 444 676 677 703 817 E. KAyser, Ueber hercynische und silurische Typen im theinischen Unter devon. P. F. Krockmann, Ueber Basalt-, "Diabas- und Melaphyr-Geschiebe Fe aus dem "norddeutschen Diluvium. : ; = Koc#h, Ueber die Quellen an der unteren Lahn. P. , KOENEN, Ueber Coccosteus-Arten aus dem Devon von Bicken P. r "Ueber Maassregeln zum Schutz der Wasserquelle zu Zawada in Ober-Schlesien. P. — Ueber die Lagerung der pflanzenführenden und der conchylien- führenden Schichten im oberschlesischen Steinkohlengebirge. P. OÖ. Lang, Ueber den Gebirgsbau des Leinethales bei Göttingen. A. A. v. Lasaurx, Ueber die von SARTORIUS V. WALTERSHAUSEN auf- genommene Karte der Valle del Bove. P. Lersivs, Ueber die diluviale Entstehung der Rheinyersenkung zwischen Darmstadt und Mainz. P. LorEtz, Petrefactenfunde im Thüringer Schiefergebirge. Ber K. A. Lossen, Ueber den geologischen Bau des Bodens der Stadt Berlin. P. — Ueber Augit- “führende Gesteine aus dem Brockengranit- Massiv in, Harz pP. — Ueber Kersantit aus dem Unterdevon von Michaelstein "bei Blankenburg im Harz. P.. . . A. Neurine, Uebersicht über vierundzwanzig mitteleuropäische Quartär- Faunen. A. S M. NevmAayr, Ueber das Alter der Salzgitterer Eisensteine. 2. F. Nörziıng, Die Entwickelung der Trias in Niederschlesien. 4. W. Passt, "Untersuchung von Chinesischen und Japanischen zur Porzellanfabrication verwandten Gesteinsvorkommnissen. 4. Fr. Prarr, Einige Beobachtungen über den Lochseitenkalk. A. — Einige Bemerkungen zu Herrn Hem’s Aufsatz: „Zum Mecha- nismus der Gebirgsbildung“. A. . G. Prinosuem,, Ueber einige Eruptivgesteine” aus der Umgegend von Liebenstein in Thüringen. C. RAMMELSBERG, Gedenkworte am Tage der Feier des hundert- jährigen Geburtstages von CHR. 8. Weiss. . . — Ueber die Vanadinerze aus dem Staat Cördoba in "Argenti- nien. A. . NE A. RemELE, Ueber ein Geschiebe mit Paradoxides-Resten. P. . —: Veber "Basaltgeschiebe der Gegend von Eberswalde. 2. — Ueber neue Lituiten aus norddeutschen Diluvialgeschieben. P. - Ueber die Basalte oder basaltähnlichen Geschiebe der Ebers- walder Gegend. B. . — Ueber untersilurische Geschiebe von Eberswalde mit Palaco- nautılus. P. ze. Ueber Kalksteingeschiebe aus der Zone der Wesenberg’ schen Schicht. P. — Ueber Geschiebe von untersilurischem. ‚Fonestellenkallc oder Leptaenakalk. P. . — Ueber Geschiebe vom Alter des Sadewitzer Kalks. 2 — Ueber Nileus Volborthi in einem Geschiebe des Vaginalenkälk ven Eberswalde. P. . . — Ueber Oervus megaceros aus dem Diluvinm von ‚Hohen- Saaten. P. RorturLetz, Ueber Gerölle mit Eindrücken. 2. — Radiolarien, Diatomaceen und Sphärosomatiten im \ silurischen Kieselschiefer von an nal in Sachsen. A. — Riesentöpfe bei Paris. 2. . . RR BE HEEE TE STEN OE RN ee 1 en int er ne F enden Ueber die Bildung von ursane) mittelst Aus- Es laugung des Nebengesteins. Ben - STEINMANN, Mikroskopische Thierreste aus ‚dem deutschen Kohlenkalke (Foraminiferen und Spongien). A A. a, Ueber die Metamorphose , welche die Destillations- gefässe ‘der Zinkhütten erleiden. P . RES eg Die Erzlagerstätte vom Rammelsberge bei Goslar. B. J. A. Sterzer, Ueber Scolecopteris elegans ZENKER und andere fos- sile Reste aus dem Hornstein von Altendorf bei Chemnitz. A. ©. Srruckmann, Ueber den oberen Jura von Hannover. P. . — Ueber die Verbreitung des Renthiers in der Gegenwart und in älterer Zeit nach Maassgabe seiner fossilen Reste unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Fundorte. 4. — 0. TorerL, Ueber die Verbreitung der Yoldia arctica. P. . F. WAHNSCHAFEE „ Ueber Gletschererscheinungen bei Velpke und Danndorf. A. . M. Wessky, Gedenkworte am Tage der Feier des hundertjährigen Geburtstages von ÜnR. 8. Weiss. . . — Ueber Topas von Miask im Ural und Tellursilber von Botes in Siebenbürgen. P. . ER — Weber Gaylussit von Gehren in ı Thüringen. PB: — Ueber Manganspath und Kieselzinkerz von Eleonore - Grube bei Beuthen in Oberschlesien. P. . Seen — Ueber Phosphate von Branchville, Connecticut. P. Schlesien. P. . E. Weiss, Ueber Steinmark von Neurode in Schlesien. P . . —- Pseudomorphose von Kalkspath nach Kalkspath von Krinsdorf bei Schatzlar in Böhmen. P. — Ueber silurische Thonschieferblatten von Angers mit Eopteris Morieri. P. — Gedenkworte am "Tage der Feier des hundertjährigen, Geburts- tages von Chr. S. Weiss, DB ie h Sr — DUeber Schwefel von Wilhelms - Bad S Kokoschütz in Ober- Hi. Sachregister. Acridictes . ; Acrochordiceras Damesii Alter der en Eisen- steine Ammoniten & Ammonites Buchii . _ en) Da- mesil.. +... — Iythensis. — Ottonis — striatulus — Strombecki . Aneistroceras — Barrandei — undulatum . Ancyloceras Ewaldi gigas . } obliquatum . Andesit von Arita . Anomalien, optische ; Ausit in Gesteinen vom Brocken. . a Augit-Granitit Aulacoceras Basalt im norddeutschen Di- luvium . von. Ara... Biotit-Augit-Gabbro . Blattina chrysea Langfeldtii . protypa - ech von Zscherben "bei Halle: 9.7; Ban Brackebuschit S Buntsandstein i. Niederschle- sien . $ Calamarienreste aus Horn- stein von Altendorf 408. 424. Seite. 522 354 637 392 394 Calceola sandalina . Capulus hereynicus Cardiola Grebei. — rigida. . Gephalopoden im Gault . m Muschelkalk . >> Im Sure N — Ver wan dtschaftsver hält nisse der fossilen Oeratiten . i Oeratites antecedens h — Buchii : — Ottonis — Strombecki . Cereopidium Heeri Cervus megaceros . — tarandus. I Chondrites bollensis . Ooccosteus. s brachydeirus — carlinatus — inflatus Conglomerate aus Glimmer- schiefer . { Copiferenreste aus Hornstein bei Altendorf . ER Cornuspira carbonaria Cyanit . . Cyatophora Fuer stenbergen- sis De Dalmanites rhenanus . Dechenella — Verneuili — vertiealis Deckthon . Descloizit . Devon von Trier . Diapas im norddeutschen Diluvium ER 651. RETRO 835 ; S Seite. Seite. Diabas vom Corällchen . 138 | Gletscherschrammen 775 ‚Dicalamophyllum Altendor- | Gmneiss von Liebenstein in fense . 13 Thüringen . . 2119 Diluvium bei Velpke und Gomphocerites Bernstorffi 521 2 Danndorf 774 Goniatiten. 596 = — in Schwaben und Nord- Granitit, augitführender . 212 2 deutschland ; 655 Granitpor phyre vom Esels- a nordisches in Sachsen. 91 sprung (Analyse) . . 162° - Dinichthys eifeliensis . 818 — vom Corällehen (Analyse) 144 Dioptas aus Chili . 714 — vom Liebenstein . 119 Grauwacken am Harz . 186 Einlagerungen, che, Grünsandgeschiebe in West- des Diluviums 5 666 preussen 20.098 Elcana Geinitzi . 523 Grundmoräne . . S 777 er intercalata'. 526 Gryllus Dobbertinensis . 523 % Ben: de : = = — DBuchardi . 91 2 damen. an. Be Endothyra Bowmanni. 399 Hyalostelia Smithi . 395 u — wuasa 398 R ann Bene Illaenus erassicauda 559. 819 = und Mainz . 2 — Dalmani. 970 _ Eopteris Morieri 899 Insectenfauna des unteren _ 3 Erzgänge, Bildung der 350 Jura von Dobbertin .,,D19 Erzlagerstätte des Rammels- Jura, oberer von Hannover 661 \ berges en I ln — von Dobbertin 510 Euomphalus minutus . 517 = Kersantit von Michaelstein . 445 Fauna des Taunusquarzit . 448 Kieselschiefer von Langen- r quartäre . 468 striegis . . 447 e. Ki mönn-hsien 294 Korallen aus Muschelkalk . 32 n Fenestellenkalk . 645 Kupferkiespseudomorphosen h Fenn . SS von Nishnij-Tagil 25 Y Flussschotter, altdiluvialer. { von Leipzig 084 Latimaeandra Hopfgartneri. 32 Foraminiferen aus Kohlen- Leinethal, a des . 799 kalk von Altwasser 395 Leptaenakalk. 6A Fusulinella Struvii 397 Libellula 599 i Lingula im Thüringer Schie- % Gaultquader . . 685 fergebirge . 632 - Gebirgsstörungen bei Schmal- Lituiten, imperfecte .. 486 kalden OR —- in norddeutschen Ge- * Gerölle im Diluvium . 491 schieben ae Sr A ; — mit Eindrücken er) — perfecte . . 434 - Geschiebe mit Illaenus cras- Lituites applanatus 438 E sicauda . a ee) — Dankelmanni 438 _ — silurische, in Preussen 623 — Decheni . 436 - Gesehiebemergel 75. 572. 659. 777 — Hageni 436 N Glacialerscheinungen bei = beros , 437 | Velpke und Danndorf. . 774 | — Hituus. 434 — in Sachsen . . 572 perfectus . 434 Glacialgeschiebe, einheimi- Lochseitenkalk . 936 sche, in Sachsen 576 DR SR BR ee er ER A N ER ri 5 =, BE es ae EL ; Seite. Macrodon Beyach, 20... 9 Mechanismus der Gebirgs- bildung . .x. 2.92. 909. 522 Melaphyr im norddeutschen Diluvium . . 415 Metamorphose der Destilla- tionsgefässe in Zinkhütten 664 Meteorit von Rakowska . . 417 Mönotis: Alberti 2 +... 999 Moränen bei Velpke und Danndorf . 774 Muschelkalk in Niederschle- sien . 5 316 — in Süddeutschland . . 32 Myoconcha Beyrichi . . . 828 Natıcamcoenata . ...7.....,890 — ,sByeriebl. .. 0. ......980 — Gaillardoti . . ». . ....330 Naviceula . . ee 2432 Nileus Volborthi . . . . 650 Nuenlasbaeciha: =... 515 Örthoceras Berendtü . . . 389 5 0PMUM.., 2... 2 Pachymeridium dubium . . 529 Palaeonautilus -. . - . ..640 = hospes . ..; 2. 0. 220644 Parädexides 7 =... 2.2219 Pecopteris mentiens . . 11 Pentamerus von Michael- Stemaanr na. A4: 444 Puohle ru. 20.0, 65 Phillipsia . . . 703 Phosphoritgeschiebe i in West- preussen . - 698 Phryganidium balticum . . 527 Porcellan, Gesteine zur Fa- brieation des . . 223 Porphyroide von Yü - kan- hsien . 236 Posidonomyenschiefer 'am Harz >... 186 Pseudomorphose von Kalk- spath nach Kalkspath . 446 Quartär-Faunen. . . . . 468 Radiolarien in Kieselschiefer 449 Rammelsberg. . . .. 808 Renthier, Verbreitung des. 728 Rhynchonella Henrici. . . 820 " Bliynohnehlar oe Rhyolith von Arita. Riesentöpfe in Curland — in Mecklenburg . . in Norddeutschland bei Paris in Pommern von Uelzen. von Wapno. » Rotheisenstein von Trier = Se Sadewitzer Kalk in Oberschlesien . 1 3 Schichtenstörungen im In. tergrunde des Geschiebe- lehmesen re Schutzmaassregeln für Was- serquellen . ; Schwefel von Kokoschütz Scolecopteris elegans . — ripageriensis Siphonalbildung bei den Var Sphaerosomatites — mesocenoides . — reticulatus . — spiculosus — spinosus . — verrucosus . : Spongosphaera tritestacea . Stauchungen im Diluvium . — im ÜUntergrunde des Ge- schiebelehmes. Steinkohlengebirge , ober- schlesisches ee Steinmark von Neurode (Analyse) . . a Stringocephalus Burtini . Terebratula angusta var. Östheimensis . nie Terquemia Tertiärflora von Sachsen. Tiefbohrungen in Berlin . — in Preussen — in Spandow Toxoceras . - Trachyt von Arita. » Trachyttuffe von Arita 2 Trias in Niederschlesien. . Trichopteridium gr acile . Trilobiten aus rheinischen Dachschiefern . SEHR \ ’ SE, -: } Be Ä f Seite. hammina Roemeri . . 396 Vanadinerze aus Cordoba . 708 Erokmaelormis Aa ., so In Vanadinit . „0... 0.0.2 ,.22210 Vesuwe 2%. 2a ver BIS6 Uncites ersphus .... 204. Unterdevon, rheinisches . . 819. | Wealden . . . ...660. 663 ° Ursus arctos. . ..... ..658 | Wesenberger Schichten oe N schiebe aus) . . .. 644 Valle del Bove.. . : . . 670 Druckfehlerverzeichniss für Band XXXI. Br SE S. 220 17 v. o. lies: „Schicht 5“ statt Schicht c. - 427 10 v.u. *- „da“ statt dass. r -- 509 - 20 v. u. ist hinter dem Worte „vorliegenden“ das Wort : „Species-Listen* zu setzen. = - 650 - 17 v. o. ist der Punkt hinter „HART“ zu streichen. 60 - 18 v. o. lies: „abgeworfenen“ statt abgebrochenen. In der zum Aufsatz von A. NemrinG pag. 468 gehörigen Uebersichts- tafel soll es statt „O. Batrachier und Fische“ heissen: „C. Schlangen und Bätrachier“. S. 778 Z. 1 hinter Geschiebemergel ein Komma zu setzen. (Der Satz ; bis hat ist als in Parenthese aufzufassen.) EB ae = 29.0. lies: „wo“ statt-bei den. 08 ..21v.0. - mächtigen“ statt mächtig. 0 780 - 25 v.0o. - „ungeschichteten, unteren, geschiebeführen- den“ statt ungeschichteter, unterer, ge- schiebeführender. - 80 - 6v.u. - „Finnlandsrappakivi“ statt Finnlandsrapakivi. - 783 in der Figur-Erklärung lies: „südlichen“ statt düdlichen. - 789 Z. 1 in der Anmerkung lies: „Bahnhofe“ statt Bahn. - 790 lies: un statt allerdins. h 2 is er Druck von J. F. Starcke in Berlin. 93* na Br halt en w. Heftes, 8 Mi Aufsz tze.. Sl Deber han aus dem Gaultquader des bon Langenstein unweit Halberstadt. Von Herrn W. Da lin. (Hierzu Tafel XXV. und ARD re 2. Ueber das Vorkommen von Phosphorit- und Grünsan Al Westpreussen. Von Herrn M. Hover in Sw ae EEE ea : : Herra aa Ku axser in Berlin. ee Tafel, 4. Ueber die Vanadinerze aus dem Staat Cordoba in A 'ge ni Von Herrn ©. RAmmELSsBERG in Berlin. . 5 Dioptas aus den Cordilleren von Chili. Von Ecren Max | in Könmesberg Lubr. a runca. h 6. Nochmals die Krystallform des are Yan Horn A in ee} 1 N S älterer Zeit aa Maassgabe seiner Bosse Reste un Be eson- ‚derer Berücksichtigung der deutschen Fundorte. Von Herrı ÖFDTRUCKMANN in Hannover +... 0. Fee 8. Ueber Gletschererscheinungen bei Velpke und Danndo: 9. Ueber den Gebirgsbau des Leinethales bei Götkingen \ Orro Lane in Göttingen. (Hierzu Tafel XXIX.). | B. Briefliche Mittheilungen der Herren A. BoTtHrrerz und A. DTELINER es RL C. Verhandlungen der Gesellschaft. RR 1. Protokoll der Sitzung vom 3. November 1880 . 2. Protokoll der Sitzung vom 1. December 1880 . | Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beitr . Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Vers endung: der Ze "Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen etwaige derungen des Wohnortes sind an Prof. Dr. Dames (C. Mineralogisches N der Universität) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an sche Buchhandlung (N.W. Marienstrasse 10.) einzureichen. Mitglieder werden ersucht, diese Einzahlung nicht auf buch! Wege, sondern durch direete Uehersendung an = a Buchhandlung zu Da i 4b & nat. Gr. Sy le) + nur. Or. Sn) nat. Or. nas.or. Tonne / nal.Gr. S r . Ten } AKT: .. R L T \ k \M ” \ ER n a3 A | nat. Or. ' Tr Taf. . Deutsch geol. Ges.1880. ez.u.üth.v. E Ohmann .d Tr d.Nat.g Zeitsch 1 Zeitschr. d.Deutsch. geol.Ges.1880. Taf.TV. wo, (Fi Dr. 01,9, RER Druck von Renaud. -oudey uoa sdAr) un aydoyussary mWngg 25h guy pu a aN 1880 nn m hung, Ges geol Deutsch. d eitschr. 7 Zi . -OUADMALIJSOY UOA [oDaaLuaodurAß,J ’Anjp'ur 9Jdoyuasoıy ping gy4 zob oyrpu | | VI Tat Le la EV — = euts D d. schr Zeit al | % 4 % BB BZ, // 7 1 4 / LZ LL/B 7 hl: j Ye / m ; 2 R Vu A = / N { h b er i En, Eu d.Dewsch.gel Ges 1880 77 DER BBRUN Spren KÖPENICK A 7 Maalsstab 1: 100000 rem Bann & Borendi Eee RR ) EEE Ze Ri] Dilwiale Hochlläche Alte Schmelzwasser Rinnen. Jung- Alte Thalsohle Jung Allunium Seen. und Hilhle ur der Hochlläche Ur den SchmelzwasseRinnen des Haupithales unnerhalb des Haumtthales im und auf derllochlläche in der Sohle des Hauptihales - gr Sj TE - Sea going - N Lith.u.Druck v. Giesecke & Devrient, Leipziß. Lıku Druck u Gissecke A Devrient Leipzig ” H.Crd. Lith.u.Druck v. Gesecke &D evrient, Leipziß. Jeitsehr.d.Deutsch.geol.Ges. 1880. EHI [\ Big. 7. 0. Feldspath. ER = Zeitschr. d.Deutsch.geol.Ges 1880. a NIE: ZIJEE- N x x N \ IR EIN IR Ss r4 RNIT DIN R N SL URBERSICHTS- IN SKARTE=- der Umge g end von Liebenstein in Thüringen. Masstab 1:25000. Sl I X S N DS 08, ST N \ er] On ELSE Zechst. B.Sandstein. Dilurium. Allurıum. Granitvorphyr er feinkörnig ; Granitporphyr, dicht u.dunkel, * Diabas. nahe der Gänge. 2 Taf. XI. ıhydıodını. Aeitschr.d.Deutseh. geol .Ges .1880:- sobunads [IS so p uosjpa ]J iq ES SE, geol.Öes. 1880. . tschr.d.Deutsch. ; Je T. 2.n.dth.von Lane. C 1% Zeitschr. d.Deutsch. geol.Ges. 1880. NND Gex.u. bith.von Laue, De m Zeitschr. d.Deutsch.geol ‚Ges Jeitschr.d.Deutsch.geol.Ges. 1880. es Tab. bes. n.lith von hang N VEN] 2 se RE 35 MET Ds v e \ e € i - € 2 ” SR x BE “ . de i v p I en 5) . Er ' s N 1 ‚® e UT 4.Meyn lith iv. A.M Meyn /ırh Va N Lith.L.Fassoh, Strassburg. ‚ geol. Gesellsch. 1860. chr. der Deutsch Zeits k. Steinmann gez. 3 a ER h. 1 RR ne PR “ F - rt Bun x T vun E Me EN 4 . j \ s > r i = \ Zeitschr.d.Deutsch. .1880. jes ( geol KONZ BEZ Druck von. d Renaud. A bex.u.lith.von.E- Schlotterber Taf xx. 4. Navieula. 2-4. Sphaerosomatites mesoceroides. 3,6. Sphaeros. spinosus. 75.Sphaeos spiculosus. ID. Sphaeros. verrucosus. 15, I6. Sphaeros. retienlatus. 3.1013, 14, Spongosphaera tritestacea.. U, 12. Fetrefacta incertae sedis. II Alga incertne sedis. Liin.Anst,vE. A.Funke, Leipzig. Zeitschr. d.Deutsch.geol.Ges. 1880. ae le TEE I DTRASI E Geinitz del. Römmler & Jonas,Dresden Phot: Be ES 7 Taf. XXI. Lith.W. Schlachter, Stockholm . Zeitschr, d. deutsch. geol. Gesellsch, 1880. Tafı XXIV, Uebersichtskarte über die Verbreitung einheimischer Glacialgeschiebe im nordwestlichen Sachsen. Maassst. 1:815,000. _— ‚Südliche Randzone des nordischen Glacialgebvetes. S _| Areale ohne nordische Glacialablagerungen. Altdiluvialer Lauf der Mulde zwischen Grimma und. Leipzig. / I\ Von den einheimischen Glacialgeschieben zurückgelegte Bahnen. Richtung der Gletscherschrammen auf anstehenden Gesteinen. Giesecke & Devrient, Leipzig, Typ. Inst. (Kartogr. Abthlg.) r Taf. XX\ Be min un une nun en a) Zeitschr. d Deutsch. geol.Ges.1880 Ancvloceras Bwaldi Dames, aus dem Gaultsandslein des Hoppelberges bei Langenstein unweil Halberstadt. Zeitschr. d.Deutsch. geol sn EEE | | Taf. XXVI. i Jeitsche. d- Deutsch. geol.Ges 1850 Tat. INT l. Aneyloceras Ewaldi Dames. 2. Ancvloceras (Toxoeeras) plicatile d’Orbignv. . j 7 EWEn P 5 « .) > = a } ve ' a a } ER P ’ — d Ir . ‚ f Ei “ Ü = r } ; } er / ! % 5 h 1} ' ‚ . . - f 5 i r i 5 ; r . E n 35 >. E wi * - " Y n . SH . R 24 AXMIL. a Va 3.1880. na q d.Deutsch.geol ‘6 nr Ü Jeits Pi u Druck v A. Renaud Teitschr. d.Deutsch.geol.Ges .1880. Taf. XXVI. oA 9a (7) 74 RI LER 2 722 19p buny?? . Ur ann I / N S PDı Men, As L2) 7% A, %, EI RK auyaJobump2g "2927 1odno ubım10b9) gE 2YPR2am77 armpsobumyag (9dan.ı) 2PSMROYJ) 24090 f jobsoyy zung) dopzgpu (f odanıbuogyoyU227 ) 49407UM HINEIN) AUNRITERERIT PZN a EEEL YPYUWasopogy ERZIELEN Lay RU «19.1990 dau1azun (YA92J) 49.1090 "342270 DERELLLLLLLLLELIE, Inu en GGG EGERGEZ, ZZ, ART 7 n u Br | I ul | ' N H 1 \ r j Rh N ! N \ \ | ! | S| I | | | j } \ \ N 1 n ! \ \ n | {} N | I \ ü ı {} \ | | „9, | 2 [2 ! | oypST DER ZIY CH er 4 D.07-407 UT Aal YIVT UT SLOT buimgunpsy 6:1 = osfooyy 190949] 9x -poyuox2topg —/0009:7 = 9938S/PRY-JPZUOXLUON “oruır) uouabajpb aeyypıpns 009 (wojajpe.xed nzep aoul sbue] w»opal’ aurory aop°[Jso ‘ua bumog YEIqUSJABY-UPSTSJON WOA SOPUBY-PuIoN Sop sbugf IS peu ISIy UOA "uoburon 199 Tewyauror] sep yaınp 11Joaq Zeitschr. d. Deutsch. geol.Ges .1880 ITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES a \\\\\\\\| IININ un » eb . "ldalıı 5 R $ } \ j { } TER ’ £ ji \ DH. ‘ r } x wit,s \ i ‘ { ad 2 i “ h TESTEN ö; “o = drehe x ALLA ING re RE ur, De 11 f | Ya Keheh ee | f ’ Er failbantgn 4 j BEE he Beyer Er a ' i | vis BELEG nr fe i * 1 Euler inte h EL: ; 1 N ITIR Te } ENLTER fh 4 , Stu hen Pe TEN < :e Gerbtehen ini kur . en a kant kälidi: 20 IR uch A | vhneahjs ey. 3 r IR u i i we hrarieg endete, ann» le k ve, i N a von : i u vn vr warnen UNTEN an ; DEre i a Yu Ferien er, v TERN ern nen ; Ah; Eee . prarüen RN, er f | ur len ER ab anne cr neh ll, ra: u ” 5 bene hat an 4 ; i rag Ian u ' LEBT ELEEETET \ . Buch ‘ e \ 5 rien f l Denken) ER FURL LER, er dene er > be fee : ’ .n Puma ner insieniwrg ui Wehenehr sehen 4 : \ x ‚ beassra u, up vun ; } gr Teilen inensgeh argswad EN t > \ hr LOL SATGH III Prasrene Er A. Fey f PRre hiuet ww u ” ü 146 AA, VENEN hun BB garen V Purhieh ueerua ! ) wi e ; vun 2 euldupıe ae en ade ; 4 er N EEE NT a a LA BER ' uch a) . nt \ I KONKRET AH BE BAR j i ln u ‘ ee FAR, vr ; Y ır ey i j hab Pier anne or 4 3 wre‘ Ph | ER RETTE BE Te f . e ü ven £ .