keinen! ; ar AT ETN CA nrase Kraut damen nit r ra FE “ R. ES ncilanl Eidtes “ i Kae 5 vi ng N re ve MUT en a . erh getan ; ne N “ 4 Br vn [ Burn 2 kehlarnsn.. f RT BE (eig e arts FRFRSRITHT EI IK ae : rsürt ? “N Ar) A 1, Kin Ak Bee & RE RUHER s ie tekrame! e ei a he LEE HE RIFFFIR jur EURO r. he, 4 I A ya aM Kahn & Ä Ust S Ei Ahr ee Ted Sn Kardlsnh, ale 1. Ah ‘ 4 Na u iR j el RR an " ala I) Fa . i n% EN ihn Ietantgk, „ 8; Ener A FERN Ye) LPAIFT ‚ . RER Be ch I ha Hg BELDE, & KEY \ 4 Ba N I St Rus ankanar EN in Wiatg Ä San Bei DEP 2 Ne Al Kar ee 5 RN ze Dei Sa ale dan! a 5 hr ” u Ruhr ar DAN v ULDLL Et San Port ed ai De Ra en % vr 5 KAM 138 BEUR USD et a lan Sa natur A ” EREIHTELEI BEE. SE wir hatin er vn RAP, D Ag an ana } dont Yen a —_ Ki en Kara IRB a un. u Ba 1 .” ea, Kurs STE Haas IL ELLErIN N E aha NE s hun artagr ran hans wohne ne Kr h wand, Er (lan a ae 3 ker KraER Dana ns u. A ZU TR i E50) Na, N Wan worte, hin ln anne ht a n% BHURCH Ba NE (% Deuts chen & Q eologischen Gesellschaft. 2 Te er ne ——————— XXXIM. Band. 1881. DB, "Berlin, 1881. Bei Wilhelm ‚Hertz (Bessersche Bl Behren -Strasse No. 17. Msn: Ar N — En Inhalt. Aufsätze. RemEL£e. Zur Gattung Palaeonautilus . A. E. v. NorvenskröLn. Ueber drei grosse Feuermeteore, beob- achtet in Schweden in den Jahren 1876 u. 1877. (Hierzu Talel und II.) ... TAN A. Becker. Ueber die Olivinknollen im Basalt. (Hierzu Tafel II—V) . be a ER Borum. Die 'Bivalven der Schichten des Diceras Münsteri ‘ (Diceraskalk)"von Kehlheim . \ ee CL. SCHÜTER. Ueber einige Anthozoön des Devon. (Hierzu Tafel VI— XI.) P. LeHMmAnNn. Beobachtungen über Tektonik und Gletscher- spuren im Fogarascher Hochgebirge. (Hierzu Taf. XIV.) H. Bückınc. Ueber die krystallinischen Schiefer von Attika Auex. NOELLNER. Ueber künstliche Umwandlungen des Kryolithes . A. REMELE. Strombolitwites, eine neue Untergattung der per- fecten Lituiten , nebst Bemerkungen über die Oephalo- poden-Gattung "Ancistroceras BoLL . Max Bauer. Das diluwale Diatomeenlager aus der Wilms- dorfer Forst bei Zinten in Ostpreussen -H. 0. Lanc. Ueber Sedimentär-Gesteine aus der Umgegend von Göttingen. E. Tıetze. Zur Würdigune der "theoretischen Speeulationen über die Geologie von Bosien . Herm. Oreoner. Die Stegocephalen (Labyrinthodonten) aus dem Rothliegenden des Plauenschen Grundes. (Hierzu Tafel XV- ORY.). EmanveL Kavser. Ueber einige neue "devonische Brachiopoden. (Hierzu Tafel XIX.). . ..... Fritz NoetLing. Ueber einige Brachiuren aus dem Senon von Mastricht und dem Tertiär Norddeutschlands. (Hierzu Tafel XX.). \ JOHANNES KÜHN Untersuchungen über pirenäische Ophite W. Dames. Geologische Reisenotizen aus Schweden . v. DecHhen. Ueber Bimsstein im Westerwalde. . M. Neumayr. Die krystallinischen Schiefer in Attika OÖ. WeEErTH. Ueber die Localfacies des Geschiebelehms in der Gegend von Detmold und Herford Ernst Karkowskv. Ueber Hereynit im sächsischen Granulit "A. RorurLerz. Der Bergsturz von Elm. (Hierzu Tafel XX1.) Seite 357 — 312 405 442 454 465 533 540 F. E. Gemitz. Beobachtungen im sächsischen Diluvium . M. NeumAyr. Ueber Loriolia, eine neue Echinidengattung HERM. CREDNER. Die Stegocephalen aus dem Rothliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. a Tafel XXI XXIV.) F. M. STAPrF. Geologische Beobachtungen im Tessinthal. (Hierzu Tafel XXV.) Emanuer Kayser. Ueber das Alter das Hauptquarzits der Wieder Schiefer und des Kahleberger Sandsteins im Harz; mit Bemerkungen über die hereynische Fauna im Harz, am Rhein und in Böhmen : Ernst Karkowskv. Ueber den Ursprung der granitischen Gänge im Granulit in Sachsen THEoDor EsBErT. Die tertiären Ablagerungen der Umgegend von Oassel. . A.v. Kosnen. Ueber die Gattung _Anoplophora Sanec. ( Uniona Ponrıc). (Hierzu Tafel XXV1.) ING. : Bu9. BArGATzky. Stachyodes, eine neue Stromatoporidae Briefliche Mittheilungen. R. Kress. Ueber Harze aus dem Samlande. g H. B. Gemttz. Ueber Renthierfunde in Sachsen . J. Hanızr. Ueber Sigillaria Brasserti HAnıEL . J. STERZEL. Ueber die Flora der unteren Schichten des Plauenschen Grundes - . Ba K. v. Fritsch. Ueber tertiäre Sängethiere in Thüringen i A. REemere. Nachträgliche Bemerkungen zu Strombolituites m. und Aneistroceras BoLL G. STEINMANN. Ueber Acanthospongia aus böhmischem Silur FRANTzEn. Ueber Muschelkalk in Schwaben und Thüringen A. Heıranp. Geschwindigkeit der Bewegung der grönlän- dischen Gletscher im Winter A. RemeL£e. Ueber das Vorkommen des schwedischen "Cera- topygekalk unter den norddeutschen Diluvialgeschieben . C. Verhandlungen der Gesellschaft . . 175. 352. 504. Zugänge für die Bibliothek im abe en Namenregister Bl. Sachregister - 730 Zeitschrift der XXxIH. Band. ! 1. Heft. Fe Er Januar bis März 1831. PA BN | OCT 88 | Berlin, 1881. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). N.W. Marienstrasse 10. er BAR Zeitschrift. Deutschen geologischen Gesellschaft. 1. Heft (Januar, Februar und März 1881). er De u 9 te ar N a er “ u ee ae RR x en | E A. Aufsätze. A ——— 1. Zur Gattung Palaeonautilus. - Untersuchungen über die dem Untersilur angehörenden mär- - kischen Geschiebe anfangs Juni vorigen Jahres in der „Fest- schrift für die 50jährige Jubelfeier der Forstakademie Ebers- walde“ erschienen ist!), habe ich pag. 246 ff. unter dem Namen Palaeonautilus ein von mir als neu angesehenes Öephalopoden- Geschlecht beschrieben, dessen Gattungscharakter dort folgen- = dermaassen präcisirt ist: e. Von Herro A. Remeı£ ın Eberswalde. 2 In einer Abhandlung, welche als erster Anfang meiner „lLesta in spiram omni parte exporrecta carentem convoluta, anfractibus per axem in plano jacentibus lati- tudine superante altitudinem, iisdem contiguis ac plus minusve involutis paullumque aut modice increscentibus, umbilico magis minusve impresso; siphone lateri ven- trali adhaerente aut proxime admoto. Thalamorum septa omnino fere simplieia; ultima cella longa, margine exte- riore simpliciter curvato aut a tergo sinuato praedita. Super- ficies transversim striata aut praeterea costata.“ = Nachstehend folgt zunächst eine Copie von vier ]. c. ge- Re _ gebenen Abbildungen des Fossils, welches meiner Darstellung i als Ausgangspunkt gedient hat. { 1) Diese Arbeit wird, wesentlich ergänzt und weiter fortgeführt, _ binnen Kurzem separatim erscheinen. i - Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIL1. 1 E61 Fig. 1a linke Seitenansicht, Fig. 1b vordere Rückenansicht des grössten beobachteten Exemplars von Palaeonautilus hospes Rre. (bei Heegermühle gefunden). Fig. 1c stellt die hintere Wohnkammerwand senkrecht gegen die Mitte ihrer convexen Seite gesehen dar, wodurch der Höhenabstand zwischen dem Mittelpunkte des Ausschnittes und den seitlichen Winkeln etwas verkürzt und dem entsprechend das Ueber- greifen der Windungen vermindert erscheint. Deutlicher tritt die sehr starke, beinahe ?/, der jüngeren Umgänge bedeckende Involubilität in Fig. 1d hervor, welche ein kleineres unvollständiges Exemplar der- selben Art (von Eberswalde) senkrecht durchbrochen wiedergiebt; bei demselben sind die Scheidewände der Luftkammern erhalten, während sie bei dem andern sämmtlich zerstört sind. Beide Stücke aus Ge- schieben von jüngerem dunkelgrauem Orthocerenkalk (Echinosphäriten- kalk nach Fr. Schamipr). Erst nach der Veröffentlichung dieser Geschiebe - Verstei- nerungen in der genannten Schrift und in der Juli-Sitzung 1880 der geolog. Gesellschaft las ich die von M’ Cor!) und SALTER ?) gegebenen Beschreibungen eines Fossils aus dem englischen t) British Palaeozoie Fossils, Fasc. II (1852), pag. 324. ?) ib. Appendix A, pag. VII. SarLrer hat der Ansicht, dass das frag- liche Petrefact eine entschiedene Annäherung an Nautilus-Formen zeige, dadurch Ausdruck gegeben, dass er es in dem Quaterly Journal of the Bala limestone (Upper Bala Sepewick’s), welches Ersterer als . Trocholites ae Conrap, Letzterer als Lituites pla- norbiformis Cosrap sp.? aufführt, und konnte daraus leicht _ entnehmen, dass demselben die nämliche generische Stellung zukommt, wie den hiesigen Eule nun, Resten und den analogen von EıcHwAaLn zu Clymenia gerechneten Ehstländischen Formen. Abbildungen sind diesen Beschreibungen nicht bei- gefügt, und ebenso wenig ist dies bei Murcnisox der Fall, wo dasselbe Fossil nur dem Namen nach als Lituites planorbiformis Conxrap für die Caradoc or Bala rocks erwähnt wird. !) Hier- durch und aus dem Umstande, dass jenes von den meisten englischen Autoren (darunter auch von Bısesgr im Thesaurus Si- luricus pag. 174) zu den Lituiten gezählt worden ist, erklärt es sich, dass ich diesen in England gefundenen Repräsentanten von Palaeonautilus übersah, zumal da gleichzeitig bei M’ Cor l. e. unter der Benennung ‚‚Trocholites anguiformis“ eine von Sarrer im Appendix A des M’ Cor'schen Werkes als Lituit Br aufgestellte Art mitgetheilt und abgebildet ist, welche nur ein imperfecter Lituit sein kann. und schon vor Längerem seitens der competentesten Palaeontologen dahin gerechnet worden ist. Der Conkap’sche Name Trocholites war mir freilich schon früher auch bei verschiedenen anderen Autoren, wie Ep. DE VERNEUIL, "Pıceter, Fr. Schumipt, EıcuhwaLp, Ferpd. Remer, C. Lossen, * Bıissgy, begegnet; da derselbe jedoch auf sehr verschiedene Dinge, nicht nur auf echte Lituiten, sondern auch auf Oly- menien, in den bezüglichen Schriften angewendet ist, so lag es nahe, das Genus des amerikanischen Palaeontologen in die Kategorie der obsoleten Gattungen zu verweisen. Die dürftige und unbestimmte Charakteristik, welche M’ Cor ]. c. pag. 323 davon giebt, konnte einer solchen Auffassung nur als Stütze dienen. War indessen schon mit Rücksicht auf den ,„Trocholites“, resp. „Lituites planorbiformis“ des englischen Untersilur immer- hin einiger Zweifel über die Selbstständigkeit der Gattung /a- laeonautilus bei mir aufgestiegen, so musste dies noch mehr der Fall sein, als ich in den Ende vorigen Jahres erschienenen ment Silurica“ von ANGELIN und Linpströum ’), pag. 11 Geol. Soc. of London, Vol. I (1845), pag. 20, zuerst unter dem Namen Nautilus primaevus mitgetheilt hat. In ähnlichem Sinne ist eine von diesem Forscher am cısteren Orte pag. VIII bei „LZitwites angurformis“ eingeflochtene Bemerkung zu deuten. — Desuaves (Journ. de Conchy- liologie, 1. 1850. pag. 21m erklärte noch bestimmter den entsprechenden DE amerikanischen „Trocholites“ bei Harn für genetisch nicht verschieden - von den echten Nautilen. 2) Siluria, ed. 3. pag. 551. 2) Von Herrn Prof. 6. Linpsrrönm habe ich inzwischen direct erfahr en, dass dieses Werk am 10. November 1830 herausgekommen und sodann Eder Beam der Wissenschaften in Stockholm vorgelest worden ist. 1% t. IX. £. 15—18, ein meinem Palaeonautilus hospes sehr nahe verwandtes Fossil beschrieben und abgebildet fand, welches dort Trocholites incongruus Eıcuw. benannt ist. Diesen Zwei- feln habe ich bereits in dem „nachträglichen Zusatz“ zum Referate meines in der vorigjährigen Juli-Sitzung über Palaeo- nautilus gehaltenen Vortrages (pag. 642 — 644) Ausdruck ge- geben. Zugleich wird in dem schwedischen Werke, nachdem zunächst auf die beiden sogleich zu citirenden amerikanischen Quellen hingewiesen ist, über Trocholites Folgendes gesagt: „Auctores europei, ut EıchwALn et Bronn, has cochleas inter Clymenias numeraverunt, situ siphonis et latitudine disse- pimentorum adducti. Suturae tamen multo simpliciores opi- nionem talem negant. Mihi igitur melius visum, genus Trocho- lites, quod Oonxran |. c. primus optime descripsit, accipere. Apertura dilatata, situs et conformatio siphonis, sculptura ex- terna testae satis demonstrant hanc cochleam nullo modo generi Nautilearum esse adnumerandam, ut proposuit Cl. BARRASDE, sed re vera genus proprium formare, forsitan Clymeniis affıne.“ Die Gattung Trocholites wurde von T. A. Coxrap zuerst aufgestellt inden Annual Geolog. Reports of New-York 1838. pag. 118. Die bezügliche Stelle gebe ich hier vollstän- dig wieder: „Trocholites. „Shell in the form of an Ammonites; volutions contiguous, gradually increasing in diameter; septa plain. „Jrocholites ammonius. — Shell discoid, volutions rounded; septa very distinct forming grooves. Length, 11 inches. Locality, near New-port, Herkimer County.“ Vorstehende Charakteristik besagt sehr wenig und passt thatsächlich auf sehr verschiedene Cephalopodenformen; man muss annehmen, dass auf sie sich nicht das bei AnsELın und Linpströn angewandte Prädikat „optime descripsit“ bezieht. Es handelt sich indessen in erster Linie darum, über Trocholites ammonius näheren Aufschluss zu gewinnen, weil auf diese Species ConkAD sein Genus ursprünglich gegründet hat, ohne der ganz ungenügenden Beschreibung auch nur eine Ab- bildung beizufügen. Die Art kommt zunächst wieder vor in der von Harr, MATHER, Emmons und Vanuxem herausgegebenen Geology of the State of New-York, Part II by EBENEzeR Eumons, Albany 1842, pag. 279. f. 3 und pag. 392. f. 1. An der ersteren dieser Stellen wird das Fossil für den Utica Slate in Essex County, an der zweiten für den Trenton limestone in Jefferson County, jedesmal ohne Beschreibung, angeführt; die Figuren entsprechen den späteren J. Hırn’s. Letzterer Autor hat dagegen die in Rede stehende Art in der Palaeontology 3% of. New-York, Vol. I, Albany 1847, ausführlich besprochen = ‚und in zahlreichen Figuren dargestellt. Zunächst auf pag. 192 und t. 40 A. f. 4 a—k wird das so benannte Fossil aus dem Trenton limestone vorgebracht, das in dessen mittlerer Abthei- lung zuerst (nicht schon in der unteren) auftreten soll. Im äusseren Habitus einschliesslich des Charakters der Schalen- verzierung ist die von Harı sowohl, als von anderen Autoren ‚hervorgehobene Aehnlichkeit mit Lituites cornu-arietis Sow. und mit Lituites teres Eıchuw. = ÖOdini Vern. unverkennbar. Die Oberfläche zeigt blättrige, gekräuselte Querriefen und auf sowie zwischen denselben feinere, gleichfalls blättrige Anwachsstreifen; erstere sind jedoch bei manchen Exemplaren nur schwach ent- wickelt und fehlen bisweilen. Da die Streifen auf dem Rücken einen gerundeten Sinus und nicht, wie bei Lituites cornu-arietis, eine V-förmige Figur, d.h. einen spitzen, nach hinten gekehrten _ Winkel bilden, so hält Harr, im Widerspruch mit DE VERNEUIL, letzteres Fossil für specifisch abweichend, erklärt sich dagegen für die Identität der amerikanischen Art mit dem zweiten vorgenannten Lituiten; dieser Ansicht hat sich C. Lossen !) angeschlossen. Es scheint mir aber zweifellos unrichtig zu sein, Lituites teres, den ich in verschiedenen Stücken kennen gelernt habe, und Trocholites ammonius zu vereinigen. Um dies zu erkennen, genügt schon ein Blick auf nebenstehende Figur 2, Fig. 2. welche den Querschnitt der Röhre des ame- rikanischen Petrefacts (die Bauchseite unten) darstellt. Hiernach verhält sich die Höhe zur Breite wie 1:1,8, während bei Lituites teres der Querschnitt fast kreisrund ist und nach ©. Lossen : die Höhe an der Mundöffnung selbst die Breite gene et um ein Geringes übertrifft ?); zugleich ist der es “77 Sipho nur 1 Mm. von der concaven Seite entfernt, wogegen er bei Lituites teres dem Centrum weit nä- her, etwa in der Mitte zwischen diesem und der Bauchseite, durchbricht.*) Ferner sind bei letzterer Art nach den überein- _ stimmenden Angaben von Verxeviu (Russia, II. pag. 360) und 1) Diese Zeitschrift, Bd. XII. pag. 24. 2) Ebendasselbe hat VErNnEUIL angegeben. Auch Eichwarn be- merkt, dass die Umgänge etwas höher als breit seien. 3) Ich lasse hier nicht unerwähnt, dass in dem bei Haut |. c. - Fig. 4e abgebildeten Längsschnitt von Trocholites ammonius der Sipho - an der Wohnkammer etwas weiter von der Bauchseite abgerückt er- scheint und nach innen zu allmählich sich derselben mehr nähert. - Um so mehr ist es eine höchst willkürliche und im Uebrigen durch spä- tere Beobachtungen widerlegte Hypothese, wenn Harz, meint, bei Ver- neuir’s Litwites Odin (= teres Eıcnw.) sei der Sipho vielleicht nur - innerhalb der Spirale weiter von der Bauchseite entfernt und ziehe sich im gestreckten Schalentheil an dieselbe heran. Eıcnwarn (Leth. Rossica, I. pag. 1299) die gebogenen An- wachsstreifen von gleicher Stärke. Dewırz !), welcher dieselbe N { PEN, FÜRS rk 6 E “ as Br 2 = e) Art aus einem ostpreussischen Geschiebe von Orthocerenkalk beschreibt, giebt nur noch an, dass zwischen den regelmässigen, gedrängt stehenden Querriefen einige sehr feine, nur bei scharfer Lupenvergrösserung sichtbare Linien vorhanden seien; allein dies ist etwas anderes, als das Zusammenvorkommen von blättrigen, für das blosse Auge wahrnehmbaren Streifen mit stärkeren Querrippen, wovon HALL spricht. Zuletzt äussert Hat Zweifel darüber, ob es wirklich ge- rechtfertigt sei, den Trocholites ammonius von der Gattung Lituites zu trennen, und meint, es sei dies hauptsächlich wegen der ventralen Lage des Sipho geschehen. Wir wissen heute, dass dieser Umstand hierbei nicht maassgebend sein kann, da bei echten Lituiten eine derartige Stellung des Sipho vorkommt; ich erinnere nur an Lituwites antiquissimus Eıchw. sp. und an Lituites Danckelmanni m. Entscheidend ist aber das Fehlen oder Vorhandensein der gestreckten Fortsetzung des Gehäuses, und in dieser Beziehung giebt Harn an, dass er bei Trocholites ammonius trotz der grossen Zahl der von ihm untersuchten Stücke niemals eine Abzweigung des letzten Umgangs von der Spirale beobachtet habe; freilich zeigt keine der Abbildungen einen unversehrten Wohnkammerrand. ?) Gegen die Zugehörig- keit zur Gattung Lituites spricht dann aber noch die sehr grosse Breite der Röhre in Verbindung mit der subventralen Sipholage; es ist kein Lituit bekannt, bei welchem diese bei- den Merkmale vereinigt wären. Hau bringt weiterhin l. c. pag. 309 den Trocholites am- monius aus dem über dem Trenton limestone liegenden Utica !) Schriften d. physik.-ökonom. Ges. zu Königsberg, 20. Jahrg. (1879), pag. 177. ?) Es ist hier vielleicht die Bemerkung am Platze, dass selbst bei erhaltenem Mündungsrande in einem derartigen Falle ein Zweifel übrig bleiben könnte, wenn män es nur mit einem einzelnen oder wenigen Exemplaren zu thun hätte und nicht anderweitige maassgebende Merk- male hinzukämen. Von Stettin habe ich kürzlich ein sehr hübsches jüngeres Exemplar von Lituwites Danckelmanni erhalten, dessen völlig intacter vorderer Wohnkammerrand (er ist parallel den Anwachsstreifen. nach vorne und nicht, wie die Nahtlinien der Septa, nach hinten ge- bogen, so dass ein Irrthum ausgeschlossen ist) noch unmittelbar auf der Innenseite dem vorhergehenden Umgang aufliest. Bei manchen Lituiten ist eben die Abrückung der Röhre erst in einem vorgeschrit- tenen Alter des Thieres eingetreten, und wird der freie Arm nur selten in Verbindung mit der Spirale gefunden. So ist z.B. Lituites antiquis- simus erst lange Zeit, nachdem diese Art von EıcuwaLp zuerst als eine Clymenia beschrieben worden war, durch Fr. Schmipr zur Gattung Lituites gebracht worden, indem früher der gestreckte Schalentheil un- bekannt war, % - Slate,zur Sprache, wo diese Art jedoch, begleitet von Triar- ihrus Beckü, weniger häufig vorkommen soll. Bezüglich der hier gemachten Angaben und der zugehörigen Abbildungen auf t. 84. f£ 2a— c ist dem Vorhergehenden nichts hinzuzufügen. Haur sagt einfach, dass das fragliche Petrefact mit dem aus denı Trenton limestone sicher identisch sei; die geringen Ab- - weichungen einzelner Exemplare seien auf die Natur des ein- geschlossenen Schiefers und die partielle Abblätterung der _ Oberschale zurückzuführen. !) Was endlich die Beziehung zwischen Trocholites ammonius und Pulaeonautilus anlangt, so zeigen sich zwischen denselben sehr wesentliche Unterschiede. Vor Allem sind die Windungen des ersteren nicht involut und bilden keinen Nabel, ausserdem haben die Kammerwandnäthe einen durchaus abweichenden Verlauf: während diese bei Palaeonautilus auf dem Rücken weit tiefer als auf den Seitenflächen nach hinten treten und dort einen Sinus bilden, bemerkt dagegen Haut ausdrücklich, dass sie bei Trocholites ammonius in derselben Weise, wie bei Lituites Odini Vers. (= teres Eicnw.), auf der Rückenfläche nach vorn gebogen sind, namentlich bei den inneren Windun- gen.) Ueberdies ist auch der Charakter der Oberflächen- sculptur bei Palaeonautilus ein anderer; die sehr gedrängt stehenden (Querstreifen beschreiben zwar hier gleichfalls auf dem Rücken einen mit der Oeffinung nach vorn gewendeten Bogen, allein bei allen dahin zu rechnenden Arten haben sie die Form schmaler, erhabener Linien und zeigen keine Spur von blättriger oder gekräuselter Beschaffenheit. CosraD ist nun aber im Journal of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia, Vol. VIII, Part II (1842), auf sein Genus Trocholites etwas eingehender zurückge- kommen. Es findet sich dort pag. 223—280 von ihm ein Aufsatz unter dem Titel: Observations on the Silurian and Devonian Systems of the United States, with descriptions of new Organic Remains. In demselben heisst es wörtlich auf pag. 274 —- 275: ; 1) ConrAp selbst hatte nach Harr’s Angabe dem Fossil des Utica Slate den Namen Trocholites rugosus gegeben. 2) Es ist wahr, dass bei Litwiites teres das auf dem Rücken lie- gende Stück der Kammerwandnäthe gegen deren Lage auf den Seiten- theilen deutlich nach vorne gerückt ist, was an die Suturen der Scheide- wände bei einigen Clymenien erinnert Indessen gehen jene Nahtlinien doch beinahe gerade über den Rücken hinweg und zeigen nur in der Mitte der letzteren eine sehr schwache, nach hinten convexe Einbie- gung, wie dies aus der bezüglichen Abbildung bei Vernevir (Russia, 1. t. 25. f. 8b) ersichtlich ist und auch von Dewirz richtig hervor- gehoben wird. „Trocholites. „Involute; symmetrical; whirls contiguous; the back of inner volutions rounded, fitting into a corresponding groove; septa convex; siphuncle near the inner margin. = „This genus differs from Lituites in having a submarginal siphuncle, and in not being extended into a streight or bent prolongation. The aperture is widely different, being of a lunate outline, whilst in Zituites it is nearly round. „Trocholites planorbiformis. Pl. 17. Fig. 1. — Vo- lutions higher than wide, longitudinally striated, and with oblique obtuse, transverse lines, approaching at an angle but rounded on the centre of the back; apex profoundly depressed; back of the large volution flattened; aperture much longer than wide. „Locality. Near Grimsby, Upper Canada, in Salmon river Sandstone. This elegant shell was found in a boulder, by Mr. Asnumean of this city, and by him presented to the Academy of Natural Sciences. A specimen was kindly given me by this liberal and enterprizing mineralogist.* Der grösseren Deutlichkeit halber sind nachstehend die beiden Originalfiguren Coxkaps in genauen Copien wieder- gegeben. Figur 3a. Figur 3b. Fig. 3a. Seitenansicht von Trocholites planorbiformis CoNRAD. Fig. 5b. Wahrscheinlich der Längsschnitt der Wohnkammer eines grösseren Exemplars (Erläuterungen hat der Autor diesen Figuren nicht beigefügt). 9 Sowohl aus der mitgetheilten Beschreibung als auch aus der ersten der vorstehenden Figuren erkennt man leicht, dass das hier mitgetheilte Fossil ebenso von ZTrocholites ammonius wie andererseits von Palaeonautilus sich ganz erheblich unter- scheidet. Dagegen zeigt es viel Aehnlichkeit mit gewissen Clymenien, namentlich mit Clymenia laevigata Münst., und es _ kann in der That hiernach nicht Wunder nehmen, dass Cox- _ rap’s Trocholites öfter mit der Münster’schen Gattung ver- glichen worden ist. Weniger Gewicht will ich darauf legen, dass nach der Zeichnung die Involubilität!) bloss unbedeutend und der Nabel verhältnissmässig flach erscheint; von grösserer Bedeutung aber ist der Umstand, dass die Windungen bei der gegenwärtig in Frage stehenden Art als viel höher denn breit _ angegeben sind. Conrap hat zwar den Querschnitt nicht ab- gebildet; allein mich dünkt, dass ein Missverständniss bei seinen bezüglichen Worten unmöglich ist. Er sagt von den _ Windungen, sie seien „higher than wide“, und bemerkt zuletzt noch von der Mündung, dass sie „much longer than wide“ sei. Man kann nicht annehmen, dass er hier die Begriffe ver- wechselt habe. Seine Ausdrücke können nur auf die verticale - Stellung der Axenebene der Spirale bezogen sein, und wenn er zudem die äussere oder convexe Seite des Fossils, wie fast allgemein geschieht, als den Rücken (back) bezeichnet, so ist es geradezu undenkbar, dass er unter Breite die Entfernung zwischen Rücken- und Bauchfläche und unter Höhe oder Länge den Abstand der beiden Seitenflächen verstanden habe. Eine ganz besondere Eigenthümlichkeit sind sodann aber die stark entwickelten Spiralstreifen, welche sowohl der hiesigen, als auch den in Ehstland und Schweden gefundenen Palaeonautilus- Formen gänzlich fehlen. Bei keinem anderen der eine Spirale bildenden Silurcephalopoden ist diese Erscheinung, wenigstens _ irgendwie deutlich hervortretend, bisher beobachtet worden. ?) | In der Palaeontology of New-York, Vol. I, pag. 310, t. 84. 253a—f, wird nun von Harz als „Trocholites planorbiformis Coxkan“ ein Petrefact aus der Hudson River Group beschrie- ben, mit welcher in Nordamerika die untersilurische Abtheilung nach oben zu abschliesst; er giebt mehrere Orte im Staate R. !) Das zu Anfang obiger Diagnose gebrauchte Wort „involute“ be- - deutet zunächst nur „eingerollt“, und nicht „involut* in dem Sinne unserer deutschen palaeontologischen Nomenclatur. - 2) Unter den Lituiten ist etwas Derartiges meines Wissens nur einmal von EıchwALn für Litwites teres angedeutet worden, indem er hier (cfr. Leth. Ross. I. pag. 1299) von Longitudinalstreifen spricht, die kaum mittelst der Lupe zu sehen seien. Diese Angabe hat jedoch keiner der anderen Autoren (Vernevit, O. Lossen, Dewitz), welche die genannte Art beschrieben haben, bestätigt. 22 er 10 New-York an, wo dasselbe in jener Etage, und zwar im mitt- leren Theil derselben, gefunden worden sei. Die erste der Figuren (3a, Seitenansicht) erinnert sofort an Coxrap's Ori- ginal- Abbildung (s. den obigen Holzschnitt Fig. 3a), weicht jedoch dadurch ab, dass in derselben die von Coxran hervor- gehobene Spiralstreifung nicht angegeben ist. Harz bemerkt aber, dass diese Figur nach einem unvollständigen Exemplar angefertigt und das Fehlende nach Cosrap’s Original im Ca- binet der Academy of Natural Sciences zu Philadelphia ergänzt worden sei. Zu den anderen Figuren ist eine solche Bemerkung nicht gemacht, und man darf daher annehmen, dass sie vorzugs- weise nach Stücken aus der Hudson River Group in New-York hergestellt sind. Unter diesen Abbildungen sind nun mehrere, welche zweifellos beweisen, dass ihnen ein unter jalaeonau- tilus fallendes Fossil zu Grunde gelegen hat; so Fig. 3b (Rückenansicht mit quergestreifter Oberfläche), Fig. öc (Ven- tralansicht eines Theiles der Windungen), Fig. 3c* (Quer- schnitt des äusseren Umgangs, wovon der nebenstehende Holz- schnitt eine Copie giebt). Etwas auffallend Fig. 4. erscheint nur in der Harv’schen Fig. 3f (Rückenansicht mit blossliegenden Nahtlinien) die rasche Dickenzunahme. Bezüglich der Öberflächensculptur giebt HALL in seiner Be- schreibung zunächst schräge, auf dem Rücken nach hinten eingebogene Querriefen (ridges) Copie nach Harı, an, sodann in zweiter Linie Spiralstreifen; l.e. 1.84. f.3c.* allein letztere treten in den zugehörigen Ab- bildungen nirgends hervor. Hierbei ist noch Haur’s Bemerkung zu beachten, dass sämmtliche in der Hudson River Group New-York’s gesammelten Exemplare verdrückt und verbogen, und bei allen durch Abblätterung der Oberschale die feinen Streifen zerstört seien; das ein- zigee ihm bekannte vollständige Exemplar sei, zugleich mit einem anderen weniger vollkommenen, von Mr. AsumEAD in Philadelphia bei Grimsby in West-Canada gefunden worden. Offenbar ist hiermit Coxran’s Original gemeint (vergl. oben pag. 8). Aus allem dem ist der Schluss zu ziehen, dass HarL in der hier vorliegenden Darstellung zwei verschiedene Dinge com- binirt hat: Conxkap’s ursprünglichen Trocholites planorbiformis und ein davon sehr abweichendes, in der Hudson River Group nur in Fragmenten vorgekommenes Fossil. Bei diesem sind, wie ein Blick auf die letzte Holzschnitt-Figur zeigt, die Um- sänge annähernd doppelt so breit wie hoch, während CoxraD umgekehrt angegeben hat, dass sie viel höher als breit seien. Dies muss Haun ignorirt oder übersehen haben; in seiner Beschreibung heisst es: volutions wider than deep. Ueberdies bedarf wohl auch die Lagerstätte des Uonrap' schen Petrefacts _ noch näherer Aufklärung. Coxkap nennt (cfr. pag. 8) den _„Salmon river Sandstone“, wobei zu bemerken ist, dass die _ Hudson River Group vorherrschend aus Thonschiefern besteht; allerdings behauptet Haut die Gleichaltrigkeit der beiderseitigen Muttergesteine, da anderweitige Versteinerungen - übereinstimmend seien. Es verdient aber noch angemerkt zu werden, dass der canadensische Trocholites planorbiformis nicht in einer anstehenden Schicht, sondern, wie es in Cosrap’s Mit- _ theilung heisst, „in a boulder“, also in einem Rollstein, ge- funden worden ist. !) : Die englische Form, welche M’ Cor und SALTEr (s. oben _ pag. 5) unter dem Speciesnamen „planorbeformis“ mitgetheilt haben, ist offenbar auf Haurn’s Fossil aus der Hudson River Group und nicht auf Conrap’s ursprünglichen Trocholites pla- norbiformis zu beziehen.?) Dem entspricht es, dass die bri- tischen Autoren sich nur sehr unbestimmt über die Spiral- streifung äussern; so sagt SALTER, dass dergleichen concen- 'trische Streifen nur in dem jüngeren Theile des Gehäuses zu sehen und auch dort verschwindend schwach seien. Es liest auf der Hand, dass als Prototyp der Gattung Trocholites die erste von Conkap ihr zu Grunde gelegte Art betrachtet werden muss, nämlich Trocholites ammonius. Dass 5) Von COonran selbst werden in dem früber citirten Band VIII des Journ. Acad. Nat. Sc. of Philadelphia, pag. 230, als oberste untersilu- rische Bildungen und Aequivalente des englischen Caradoce folgende Glieder von oben nach unten aufgezählt: 1. Clinton Group; 2 Nia- gara Sandstone; 3. Shales of Salmon river. Dass zu letzterer Zone die oben angeführte Sandsteinbildung gehört, ist daraus zu schliessen, ' dass ConrAD gleich hinterher von „the shales and sandstones of Salmon River“ spricht, die in England nicht, dagegen anscheinend in einigen - Theilen des europäischen Continents vertreten seien. Obwohl die mit- getheilte Niveaubezeichnung und Reihenfolge durchaus unrichtig ist (die Niagara Group liegt über der Olinton Group, und beide sind obersilurisch), hat man doch im vorliegenden Falle zunächst an einen ' der obersten Horizonte des Untersilur zu denken. In den unter der Direction von Sir WırLıam A. Locan herausge- gebenen grösseren Werken über die Geologie und Paläontologie Oa- mada’s (Geological Survey of Canada, Report of Progress from its commencement to 1863, Montreal 1863, und Paleozoic Fossils, Vol. 1, eontaining deser. of new or little known species of org. remains from the Silur. rocks, by E. Bırrıncs, Montreal 1865) werden übrigens weder die shales und sandstones of Salmon River, noch auch der Trocho- hites planorbiformis (ebenso wenig wie Trocholites ammonius) erwähnt. Nach allem dem bleiben bezüglich des ConkAan’schen Trocholites pla- norbiformis mancherlei Zweifel übrig. ® ?) Hiernach ist meine bezügliche Angabe auf pag. 643 des vorigen Jahrganges zu berichtigen. man hier in der That etwas generisch Eigenthümliches anzu- | nehmen berechtigt ist, glaube ich oben bewiesen zu haben. - An dieses Fossil reihen sich nun verwandte, aber doch mehr als bloss specifische Abweichungen darbietende Formen, welche in Nordamerika in einem etwas höheren Niveau beginnen und als Vorläufer der Clymenien und Nautilen angesehen werden können. Zunächst Conran’s Trocholites planorbiformis, eine durchaus eigenartige, vereinzelt dastehende Erscheinung, deren Unterschiede von Trocholites ammonius vollauf bedeutend genug sind, um die Aufstellung eines Subgenus, welches Palaeocly- menia heissen mag, zu rechtfertigen. Diesem coordinirt als ein zweites Untergeschlecht von Trocholites hat sodann Palaeo- nautilus zu gelten; dahin ist Haun's Petrefact aus der Hudson River Group zu rechnen, während allerdings früher schon drei hierher gehörige Arten von der Insel Odensholm an der Nord- westspitze Ehstlands in EıchwaLn’s „Silur. Schichtensystem in Ehstland“, 1840, pag. 106—108, als Clymenien mitgetheilt worden sind. Wäre aber auch Conkap’s Trocholites planorbi- formis übereinstimmend mit Haır’s gleichnamigem Fossil aus dem Staate New - York, was eine in wesentlichen Punkten falsche Darstellung des Ersteren voraussetzen würde, so müsste doch, unter Streichung des Namens Palaeoclymenia, jedenfalls die Untergattung Palaeonautilus aufrecht erhalten bleiben, da alle in diesen Rahmen fallende Formen, bei grosser Analogie unter sich, weit mehr von Trocholites ammonius abweichen, als es zwischen einfachen Arten eines engeren generischen Kreises zulässig erscheint. Das Endergebniss der vorstehenden historischen und kri- tischen Darlegung glaube ich nunmehr durch folgende Ueber- sicht ausdrücken zu können: Genus Trocholites Coxkan. 1838. Cephalopoden mit geschlossener symmetrischer Spirale, meist sehr breiten Umgängen, einfachen (nur Bogenlinien am Umfang beschreibenden, nicht geknickten oder gefalteten) Kammerwänden und subventralem oder ventralem Sipho; Ober- fläche vorzugsweise durch Querstreifen oder auch Querwülste verziert, die auf dem Rücken einen Sinus bilden. Von den Lituiten hauptsächlich durch das Fehlen des freien Arms ge- schieden. Vorkommen: In mittleren bis oberen Horizonten der Untersilurformation. - Typus (Trocholites s. str.): Trocholites ımmonius Cosr. 1838. In der allgemeinen Form und den Eigenthümlichkeiten der Streifung noch sehr nahestehend gewissen imperfecten Li- _ tuiten mit grosser Spiralscheibe, nämlich Zituites cornu-arietis Sow., Lituites teres Eıcuw. (= Odini Vern.), Lituites anti- _ quissimus Bıcaw. sp., Lituites Danckelmanni Rus. Nicht in- - volut, jedoch im Querschnitt der Röhre namhaft breiter als hoch. Kammerwandnähte im inneren Theil des Gewindes auf - den Seitenflächen nach hinten eingebogen uud auf dem Rücken _ gegen die Mündung erhoben. Schale mit verschieden starken, _ blättrigen Querstreifen. | ; Vorkommen: Trenton limestone und Utica Slate in - Nordamerika (das Fossil. aus der letzteren Etage von ConrAp als besondere Art angesehen und Trocholites rugosus benannt). Subgenus Palaeoclymenia (Trocholites Conr. 1842). : Windungen übergreifend und somit einen Nabel bildend, ' jedoch höher als breit. Schale gleichzeitig mit starken Spiral- streifen und schräg darüber weglaufenden Anwachsstreifen ‚versehen. _ Einzige bekannte Art: Palaeoclymenia planorbiformis Con- RAD sp. — Vorkommen: Salmon River Sandstone in Ober- (West-) Canada. Subgenus Palaeonautilus. Involut und mit einem meist sehr tiefen Nabel; Umgänge _ weitaus breiter als hoch (bis zum Doppelten der Höhe oder “noch mehr). Kammerwandnähte auf den Seiten nach vorn, auf dem Rücken nach hinten mehr oder weniger flach einge- bogen. Oberfläche mit gedrängt stehenden regelmässigen Quer- streifen und meistens noch mit gleichverlaufenden Ringwellen. Hierzu müssen folgende Arten gerechnet werden: ; 1. Palaeonautilus planorbiformis HALL sp. (non ConRAD); Hudson River Group im Staate New-York; Caradoc or Bala in England (?) ; 2. Palaeonautilus hibernicus SALTER sp.; Caradoc or Bala _ (efr. Murcnison, Siluria, ed. 3, pag. 220. Fig. 3). 2 3. bis 5. Palaeonautilus Odini, depressus und incongruus - Eıcuw. sp., alle drei im oberen Ehstländischen Orthocerenkalk er vrenkang); letztere Art nach AneceLın und Linp- - ström auch im Orthocerenkalk auf Öland und in Dalekarlien (?). 6. Palaeonautilus hospes Rus. aus märkischen Geschieben, die mit den ad 3 bis 5 genannten Ablagerungen gleichaltrig sind. Das zuvor erwähnte schwedische Fossil darf vielleicht als eine Varietät dieser von mir aufgestellten Art angesehen - werden. 14 2, Ueber drei grosse Feuermeteore, beobachtet in Schweden in den Jahren 1876 und 1877. Von Herrn Freiherrn A. E. von NorpENSKIÖLD. (Aus dem Schwedischen !) übersetzt von G. v. BOGUSLAWSKI.) Hierzu Tafel I. u. 11. I. Meteorsteinfall bei Ställdalen am 28. Juni 1876. Die meisten Steine dieses Meteoriten-Schauers wurden südlich von der Eisenbahnstation von Ställdalen, ungefähr in 59° 56° nördl. Br. und O0? 597 50° = 14!B7 07. von Gr. aufgefunden. Das Feuermeteor, aus welchem die Steine herniederfielen, zog über einen beträchtlichen Theil des mittleren Schwedens hinweg. Diese Erscheinung gab Veranlassung zu einer grossen Anzahl von Mittheilungen in den schwedischen Tagesblättern. Weitere Angaben über dasselbe wurden erhalten theils infolge einer Öffentlichen Aufforderung von Herrn Rusessos, die Beob- achtungen über diese Erscheinung an die meteorologische Central- Anstalt in Stockholm einzusenden, theils durch einige Rei- sen, welche die Mitglieder der geologischen Gesellschaft, die Herren G. NAuckHorr und G. Liwpström, nach den Fallorten selbst unternommen hatten. Später hat Herr Lınpströn (in der „Ofversigt af Vet.- Akad. Förhandl.“ 1877. No. 4) eine sorgfältige analytische Untersuchung der niedergefallenen Steine veröffentlicht. Ich selbst war zur Zeit dieses Meteorsteinfalls fern von Schweden, auf einer Reise von New-York zum Jenissei. Bald nach meiner Heimkehr wurde mir das ganze inzwischen gesam- melte Material zur Verfügung gestellt, so dass ich in den Stand gesetzt bin, die verschiedenen bei diesem Meteorsteinfall ‘) Mineralogiska bidrag. Af A. E. NorpensköLpd. 6. Trenne mär- keliga eldmeteorer, sedda i Sverige under ären 1876 och 1877 (härtill tal. 2, 3, 6-11). "Aftryck ur Geologiska a i Stockholm För- handlingar 1878. No. 44-47. Bd. IV. No. 2- IR = 8 stattgehabten Umstände in einigermaassen befriedigender Weise darlegen zu können. Fallzeit. Eine Menge von Angaben über die Tageszeit, zu welchen das Meteor gesehen worden ist, liegen allerdings vor, aber meist nur mit der Bemerkung, dass die Erscheinung ungefähr gegen Mittag stattfand, ohne genauere Angaben der Uhrzeit. Für eine genaue Bestimmung der Fallzeit sind nur zwei Beobachtungen brauchbar, nämlich 48:1) Wrossnäsfältet bei Oarlstad 11% 27% ‘a. m, mittlere Ortszeit = 10% 32®% mittl. Greenw.-Zeit. =, slora 11.508 2. m., mittl> Ortszeit =. 10°: 327 mitt]. Gr.-Zeit. Die Erscheinung fand demgemäss statt um 10" 32” a. m. Gr.-Zeit oder 11® 32% mittl. Zeit von Ställdalen, dem Fall- orte der Meteorsteine. Nach den Angaben über die Dauer der Sichtbarkeit der Feuerkugel ist diese nur einige Sekunden lang sichtbar ge- wesen; noch eine kurze Zeit nach dem Verschwinden des Me- teors, war die Bahn desselben am Himmel durch einen feurig- glänzenden, rauchartigen Streifen bezeichnet. Sichtbarkeitsgebiet der Feuerkugel. Obgleich die Erscheinung an einem sonnenklaren Sommertag stattfand, war das Gebiet, innerhalb dessen das Meteor, im Glanze mit der Sonne wetteifernd, sichtbar war, ungewöhnlich gross; es bildet nämlich ein beinahe kreisförmiges Oval, dessen grosse Achse von Ost nach West 450 km lang ist, und zwar von den Stockholmer Scheeren (7”—11) bis Christiania (92), während die kleine Achse, 300 km lang, sich von Mora (53) im Nor- den bis Wisingsö, Insel im Wettersee, im Süden erstreckt. °) Die Fallorte selbst liegen etwas nördlich von der Mitte dieses Ovals. Dunkles Centralfeld. Mit Ausnahme der oben er- ‘ wähnten ungewöhnlichen Lichtstärke zeigte das Feuermeteor, von welchem die Steine von Ställdalen herabfielen, kein Merkmal, welches von den gewöhnlich bei diesen Erscheinungen vorkom- menden abweicht. Nur in einer Hinsicht zeichnete sich dies Meteor vor vielen anderen aus. Während es nämlich in einem Abstande von 50-—250 km ' von den Fallorten sich als eine leuchtende Feuerkugel zeigte, 2) Die Nummern 48 etc. beziehen sich auf die in der Karte Taf. 1. e unter den gleichen Nummern aufgeführten Orte der Sichtbarkeit der Feuerkugeln. A... U; 2) Dieses Sichtbarkeitsgebiet der Feuerkugel von Ställdalen liegt demnach zwischen 61° bis 58° nördl. Br. und 11° bis 181/,0 östl. L. v. Gr. A.:d U. re Es 16 2 die nach hinten zu schmaler wurde („wie eine ee. flasche oder ein Luftballon“), gefolgt von einem sehr hellen und langen Feuer- oder Rauchstreifen, welcher die Bahn des Meteors für die Dauer von einigen Minuten bezeichnete, wurde es nach den Aussagen von Hunderten von Personen an den Fallorten selbst als kein, oder höchstens nur als ein sehr un- bedeutendes Feuermeteor gesehen, obgleich der Himmel zur Zeit des Falles fast wolkenfrei war. Dagegen erwähnen die- selben Nachrichten, dass am Himmel kleine schnell vorüber- ziehende Wolkenmassen sich gezeigt haben, aus denen die hefti- gen Detonationen längs dem Zuge derselben sich hören liessen. Inmitten des weiten Umkreises, innerhalb dessen das Ställdalener Meteor gesehen wurde, befand sich also ein centraler Raum, in welchem. das Licht der Feuerkugel durch eine Wolkenmasse gleichsam wie durch einen Wolkenschirm, welcher sich vor derselben ausbreitete, verdeckt war. Bei einer näheren Untersuchung älterer Nachrichten über Feuerkugeln !) findet man, dass bei manchen von ihnen ein ähnlicher dunkler centraler Raum sich vorfindet, obgleich man früher diesem Umstande weniger Beachtung schenkte, als er mir zu verdienen scheint. Diese Erscheinung ist sehr beachtenswerth. Die unge- heuren Wolkenmassen, welche sich vor dem Meteore anhäufen, scheinen nämlich die Unrichtigkeit der Vorstellung zu erweisen, nach welcher das Hauptmoment der Erscheinung der Feuer- meteore darin zu suchen sei, dass die vergleichsweise unbe- deutenden Steinmassen aus dem Weltall mit kosmischer Ge- schwindigkeit in unsere Erdatmosphäre gelangen. Dahingegen scheinen manche Umstände, z.B. die oben erwähnten Wolken- massen, die ungeheure Grösse der Meteore u. s. w. dafür zu sprechen, dass die Hauptmassen der kosmischen Stoffe, aus ı) Z. B. das Meteor von Aigle am 26. April 1803 (s. CHLapnı, Ueber Feuermeteore.. Wien 1819. pag. 269). Ausser den von dem 17. hier angeführten Metorsteinfall von Aigle ist noch bei folgenden Fällen statt der Erscheinung einer leuchtenden oder elänzenden Feuerkugel eine dunkle Meteorwolke an oder nahe bei dem Orte des Niederfallens von Meteorsteinen wahrgenommen worden (s. die Verzeichnisse von ÜHLADNT, und die Fortsetzungen derselben von v. Horr und G. v. BoGusLAwskI in GiLBErT’s und PoGGEnDorrFr’s Annalen a. m. O.). 1. 1583, 1. Januar, Abruzzen; 2. 1766, Juli, Modena; 3. 1794, 16. Juni, Siena: 4. 1805, 25. März, Doroninsk; 5. 1813, 10. Semptember, Limerick; 6. 1814, 5. September, Agen; m 1815, 3. October, Chassieny; 8. 1821, 24. Sep- tember, Cairo (Rep. of Br. Ass. 1873); 9. 1839, 13. Februar, Missouri; 10. Klein- Wenden; 11. 1847, 14. Juli, Braunau; 12. Casale 1868, 29. Febr., (Naturf. 1868); 13. 1868, 2 November, England (Rep. of Brit. Ass. £. 1869) ; 14. 1873, 17. Juni (Rep. of Brit. Ass. 1874). af; welchen sich die Feuermeteore bilden, keinesweges aus den _ Steinfragmenten bestehen, welche auf die Erde niederfallen, sondern aus verbrennbaren und verflüchtigbaren Stoffen, welche kein festes Verbrennungs- oder Condensirungsproduct hinter- lassen. Zwei oder mehrere Feuerkugeln scheinen an ‚einigen Stellen dicht hintereinander gefolgt zu sein, wie einige Beobachter mit Bestimmtheit behaupten wollen. Diese Beobachtungen sind von Interesse wegen ihrer _ Uebereinstimmung mit den bemerkenswerthen teleskopischen Beobachtungen vom 18. October 1863 von J. Schumpr auf der Sternwarte zu Athen. Wahrscheinlich hat bei dem Ställdalen- _ Meteor das helle Tageslicht zur Mittagszeit an einem sonnen- klaren Sommertage für Beobachter mit einem scharfen Auge, so zu sagen dieselbe auflösende Einwirkung auf die an einem dunkleren Hintergrunde und für minder scharfe Augen sich ‚als einfach zeigende Feuerkugel ausgeübt, als Prof. J. Schuipr's Teleskop hinsichtlich der von ihm beobachteten Meteore. Die Bahn des Ställdalen-Meteors. Zur Bestim- mung der Bahn des Ställdalen - Meteors innerhalb der Erd- ‚atmosphäre liegen folgende Beobachtungen vor. Endpu nkt. Die Fundstellen der aus den Meteoren -herabgefallenen Steine zeigen, dass der Endpunkt der Bahn des Meteors irgendwo im Luftkreise oberhalb des Ortes Ställ- dalen sich befand. Die Steine wurden in der Richtung von ONO. nach WSW. zerstreut; der grösste fiel südwestlich von Ställdalen nieder (s. Tafel 11.). Die Höhe, in welcher die Feuerkugel zerplatzte, wird durch folgende Beobachtungen bestimmt: 37 Carlskoga (65 km S. 20° W. von Ställdalen ). Winkelhöhe des Ortes des Zerplatzens = 30°. 16 Rinkesta (120 km O. 37° S. von Ställdalen ). Winkelhöhe des Ortes des Zerplatzens = 25°. | Die erstere Beobachtung giebt eine absolute Höhe von 38, die zweite von ungefähr 59 km. Von diesen Angaben ist die erstere vorzuziehen, weil sie sich auf die Beobachtung eines sachkundigen Naturforschers stützt und ausserdem besser mit den Beobachtungen übereinstimmt, denen zufolge das Meteor gerade über dem Horizont an folgenden Stellen zerplatzt zu sein scheint. öl Strömstad . . . 250 km W. 25° S. von dem Fallorte ur Stora Lund ...:185 „8. 30% W. e 41 Kuptetorp.: 23....+2005.7,- 8..,35°.W. & Bi Tjunski) . . . 260 , SW. 5 “ Zeits. d. D. geol. Ges. XXXILL. 1. 2 a Er | 46 Lysckil. . . . 270 km W. 42° 8. von dem Fallorte. 28 Südlich von Lin- :S köping:).. 222180, 259 5 1.1: 2E1ding6n° 2219202007277 75074 885 > 9°. Stockholm. u 190-2 0r20l is 4 »Aftgarn „ua w JB, O2 . Wenn das Meteor in einer Höhe von 38 Km. zerplatzt ist, so muss diese Erscheinung zu Lysekil in einer Winkelhöhe von 5!/,' gesehen worden sein. Die Angabe, dass man in Nora, 45 km in SSO. von der Fallstelle, das Meteor in einer Höhe von 70° hat verlöschen sehen wollen, rührt von dem oben angeführten Umstande her, dass die Meteorbahn und vor allen Dingen das Ende derselben zunächst der Fallstelle, von der Meteorwolke verdunkelt worden ist. Die Projection der Bahn auf der Erdoberfläche. Die Beobachtung von 5l Strömstad, wo das Meteor zunächst der Vertikalen niederfiel, d. h. wo die durch das Auge des Beobachters und die Bahn des Meteors gelegte Ebene senkrecht zum Horizont ist, und die Beobachtung von 56 Nornsbruk (56 km ©. 35° N. von Ställdalen), wo das Meteor im Zenith gesehen wurde, zeigt, dass die Projection der Meteorbahn auf die Erdoberfläche von der Fallstelle aus nach N. 64° O. gerichtet ist. Diese Richtung stimmt ziemlich gut mit der- jenigen der Verbreitung der niedergefallenen Steine überein. Ich halte mich hierbei vorzugsweise an die Angaben von 5l Strömstad, nach welcher das Meteor nahezu vertikal niederfiel, weil uns die Gewohnheit lehrt, dass man mit Leichtigkeit einige wenige Grade Abweichung von der Lothlinie auffindet, während eine Schätzung von Seiten der an Winkelmessungen nicht gewöhnten Personen öfters äusserst fehlerhaft ist. Die Neigung der Bahn zum Horizont von Ställ- dalen kann berechnet werden aus den Beobachtungen der scheinbaren Neigung derselben von 45° an folgenden Stellen: ; Berechn. Neig. 10 Maärieberg ° 190 km ©. 2° S. v..d. Fallstelle: 35° | 37. -Garlskoga 69... 28.20. 5 a 34: 110 . 22. 18090220, 122 WW. 5 rue Als Mittel aus diesen Angaben ergiebt sich die Neigung der Meteorbahn gegen den Horizont der Fallstelle zu 36°. Die geographische Lage der Fallstelle ist: 59° 56’ n. Br, 04,.59m:.50° =. 149 7-80 % östl: Be vu. Gr 2 De Fallzeit ist 1876, 28. Juni, 10® 32” mittl. Gr.-Zt. Hieraus und aus der Zenithdistanz der Bahn = 54°, wie aus dem Azimuth = N. 64° O. kann man berechnen: ee Declination des Radiationspunktes — 431/,° Nord Rectascension des a — ro. B- Legt man eine Ebene durch die Verbindungslinie der Sonne mit dem Radiationspunkte und dem Orte der Erde zur Zeit des Falles, so erhält man die Ebene, in welcher das feteor sich bewegte. Doch können diese Bestimmungen kei- n Anspruch auf besondere Genauigkeit machen. Leider geben auch die Beobachtungen des Ställdalen- I Meteors keinen Anhalt für die Bestimmung der Bewegungs- geschwindigkeit, so dass die Meteorbahn nicht genau festgestellt werden kann. Grösse des Meteors. Hätte das Meteor zur Nacht . m wolkenfreien Himmel beobachtet werden können, so würde man vermuthlich ein prachtvolles Lichtphänomen von grossem cheinbaren Durchmesser wahrgenommen haben. Da aber die Feuerkugel zur Mittagszeit im Hochsommer und unter vollem Sonnenschein sichtbar war, war die Lichtstärke minder auf- allend und der scheinbare Durchmesser minder gross. Die zuverlässigsten Beobachtungen ergaben folgende Werthe für den Durchmesser des Meteors von Ställdalen: Marieberg . 190 km 0. 20° S. v. Ställdalen: 350 m AIysekil . . 2/0 „ .W.42° S. . 400 m Br 29200 -,.:,W..30°%.8. h 300 m Burn, .2120.*, N. 20° W. % 150 m Das Meteor hatte demnach einen Kern von 150 -- 400 m nasser, hinreichend gross und hell, um am sonnenklaren Himmel Br lesehien. Schallerscheinungen. In der Gegend, wo die Steine niederfielen , sah man, wie oben erwähnt, nichts von einer Feuerkugel , sondern nur eine schnell weitereilende, geschlän- gelte (vibrirende), dunkle Wolkenmasse an dem sonst klaren immel, von dieser ging gewaltiges, mehrfaches Knallen aus, welches "Häuser erschütterte und im Beginn sich anhörte, als ‚eine unterirdische Dynamit-Explosion oder ein grösserer Gruben- A insturz. Die meisten Berichte sprechen von ihnen als einem ' „langanhaltenden Donner“, eine Bezeichnung, welche die Natur des Schallphänomenes ganz richtig charakterisirt. Der Schall | wurde auch in Gruben, mehr als 20 m tief, unter der Erde ‚gehört. - Die Fallgeschwindigkeit und Temperatur der Steine. Bei dem Zerplatzen des Meteors war dessen kos- mische Geschwindigkeit durch den Widerstand in der Atmo- 2) Im Sternbild des grossen Bären. J# 20 ‚sphäre fast vernichtet. Die Fallgeschwindigkeit der Steine war daher nicht grösser, als diejenige von Steinen derselben Grösse, die von beträchtlicher Höhe herabfallen. Ein Stein von 8,5 gr Gewicht (s. No. 2. Tafel II.) hat nur ein 9 Zoll tiefes Loch in einem bewachsenen Roggenacker gemacht; eim Stein von 740 gr (No. 7. Tafel U.) brach zwei zolldicke Zweige ab und machte dann ein handbreites Loch in einem nicht sehr harten Boden. Die Temperatur der Steine war auch nicht besonders auffallend, weder warm noch kalt. Ein unmittel- bar nach dem Falle aufgenommener Stein von 21 gr Gewicht (No. 11. Tafel U.) fühlte sich nicht warm an. Die Baum- zweige, welche von einem nahezu 1 kg wiegenden Steine : (No. 10. Tafel Il.) abgeschlagen wurden, und nebst diesem im Reichsmuseum aufbewahrt sind, zeigten an ihrer Rinde keine Spur von Verkohlung. Ebenso zeigte ein Strohhalm, welcher an der Oberfläche des in dem Saatfeld niedergefallenen Steines haftete, fast gar keine Spur von Erhitzung. Die Erwärmung der Oberfläche der Steine, welche die schwarzen Schmelzkörper erzeugte, war also bei dem Niederfallen zur Erde wieder verschwunden. Anzahl, Gewicht und Beschaffenheit der auf- bewahrten Steine. Nach der oben erwähnten Abhandlung von G. Lınoström sind im Ganzen von dem Ställdalen-Meteor 11 Steine aufbewahrt, deren Gewicht zwischen 21 und 12400 schwankt; das Gesammtgewicht derselben beträgt 34 kg. Auf der beigegebenen Karte No. 2 sind die Fallstellen und das Gewicht der einzelnen Steine veranschaulicht. Die Steine selbst haben das den Meteoriten eigenthüm- liche Aussehen. Die Grundmasse ist sehr hart und schwer zu zerschlagen ; sie besteht aus einem (semenge von zwei un- gleich gefärbten Theilen, die eine von grauer, die andere von schwarzer Farbe. Beide sind reichlich durchzogen von schwar- zen glänzenden Gleitflächen und enthalten eingesprenste Körner und mikroskopische Krystalle von Olivin, nebst Körnern und kleinen Adern von metallischem Nickeleisen.. An manchen Stellen bilden die Eisenadern ein förmliches Netzwerk. Nebst dem Eisen kann man in den geschliffenen Stücken auch Körner von Magnetkies wahrnehmen. Die grobkörnige chondritartige Structur zeigt sich an den Schliffstellen der Steine, und über- haupt zeigen die Ställdalen-Meteorite unter dem Mikroskop eine grosse Aehnlichkeit mit den Abbildungen, welche TscHer-# MAR in der unten angeführten Abhandlung von den Steinen von Orvinio giebt. Die Steine sind überzogen von einer schwarzen Rinde von verschiedener Bildung; bald ist diese nur ein dünner Ueberzug, wie von Russ (mit einer sonst frischen Bruchfläche), bald ist sie eine glatte, schwarze Haut, welche 21 h allen beim Zerspringen des Steines gebildeten Uneben- heiten anschmiegt, bald endlich ist sie eine ziemlich dicke chicht, welche die stark abgerundete Oberfläche des Steines bedeckt, auf der man die ursprünglichen Unebenheiten der Bruchfläche nicht mehr bemerken kann, welche aber dagegen ie den Meteoriten eigenthümlichen Aushöhlungen in grosser Menge besitzt. Aehnlich wie bei den Hessle-Meteoriten rühren iese verschiedenen Arten der Rinde von mehreren — we- nigstens 4 oder 5 — zu verschiedenen Zeiten erfolgten Explo- sionen her, auch kommen Bruchstücke vor, welche sich in der "Luft bildeten, ohne dass sie mit irgend einem Schmelzkörper bedeckt waren. - Dausree hat gezeigt‘), dass sich solche, den Meteoriten "ähnliche Aushöhlungen an der Oberfläche von sehr grobkör- nigem Schiesspulver bei unvollständiger Verbrennung zeigen; sie entstehen hier im Allgemeinen, wenn ein auflösender oder ätzender Stoff von aussen auf eine feste Substanz wirkt, 2. B. wenn Alabaster theilweise im Wasser sich löst, oder wenn Marmorstücke von Salzsäure angegriffen werden. Ich "habe sie auch auf alten Eisbergen in der Baffinsbai ange- troffen, die unter dem Einflusse der Wellen und der Atmo- sphärilien genau dieselben Form zeigten, welche die Meteoriten _ kennzeichnen. ni In Bezug auf die Einzelheiten der Zusammensetzung der Steine verweise ich auf die oben angeführte Abhandlung von "Linpström. Aus dieser will ich hier nur die mittlere Zusam- _ mensetzung der Steine in ihrer Gesammtheit mittheilen. I. Die graue Grundmasse ; specif. Gew. — 3,733 (23°). II. Die schwarze Steinmasse; specif. Gew. = 3,745 (24,1°). I. IT. Bieselsäure zu... 235,71 38,32 Phosphorsäure . . 0,30 0,31 Ehonerde . 00..20%:.% ll 2.13 Chromoxyd . . . 0,40 = Eisenoxydull . . . 10,29 9,75 Manganoxydull . . 0,25 1,00 | Nickeloxydul . . . . 0,20 0,42 * Kalkerdew.. un... 1,01 1,84 Malkerde 0.2... 302.,,.223.10 25,01 # 1) Ueber Dausr£e’s „Synthetische Versuche bezüglich der Meteo- _ riten, Vergleiche und Schlussfolgerungen, zu welchen diese Versuche führten“; s. diese Zeitschr. Bd. XXU. (1870) pag. 415 u. 451 Kal: theilt von HAUCHECORNE). A.d. U 22 = Be. 3 Natron . . ee De nicht = Kali... 00. 0-2. 019 7 beissse Kisen 2 ..2.. 2.10 17,48 Nickel | Kon Be os Phosphor. 2. =, 2,09 == Schwelel 2. 2273227 2,51 Chlor 22. 32200 — 100,00 Nach diesen Analysen, ebenso wie nach den sorgfältigen Analysen der metallischen Bestandtheile der Ställdalen-Meteo- riten und der löslichen und unlöslichen Silikate (s. die oben angeführte Abhandlung) scheinen die Ställdalen - Meteorite zu bestehen aus: en I. H. Maenetkies . ....:574 6,36 !) Nickeleisen . .. . 19,42 14,65 Lösliches Silicat. . 33,46 Unlösliches Silicat . 40,69 78,99 Chromeisen. .. .. . 05 Beschaffenheit der grauen und schwarzen Grundmasse. Die graue Steinmasse wird schwarz beim Erhitzen bis zur starken Rothglühhitze. Die eben angeführten Analysen zeigen überdies, dass zwischen beiden Massen kein wesentlicher Unterschied in der chemischen Zusammensetzung besteht, während das äussere Aussehen so verschieden ist. Die schwarze Masse scheint ihren Ursprung darin gefunden zu haben, dass der Theil des Meteoriten, aus welchen er besteht, einer höheren Temperatur ausgesetzt gewesen ist als die graue Grundmasse. Unter der Voraussetzung, dass die Erhitzung, welche diese Veränderung bedingt, in der Erdatmosphäre statt- findet, muss die Vertheilung dieser beiden Bestandtheile nicht nur hinsichtlich der Temperatur, bis zu welcher die Steine erhitzt worden sind, wichtige Aufschlüsse geben, sondern auch zur Lösung der streitigen Frage, ob die Steine Stücke eines und desselben Meteor-Individuums sind, oder nicht, beitragen. ?) Da ein bedeutender Theil der Steinmassen eine Farbe !) Sehr wechselnd. Eine andere Analyse ergab 4,51 pCt. Magnetkies. °) Vergl. über diese Frage und über diejenige des Ursprunges der Meteoriten die Darlegungen von SchiArArELLı in dessen „Entwurf einer astronomischen Theorie der Sternschnuppen‘, aus dem italienischen Manuscript übersetzt von G. v. Bocusrawskı. Stettin, 1871. pag. 210 bis 229. A.0 Urs f 3 hat, welche beim Erhitzen, sowohl in einer oxydirenden, als in einer reducirenden Atmosphäre, bis zum starken Roth- We _ glühen,, schwarz wird, so folgt daraus, dass die Steine in der - Erdatmosphäre nicht bis zu dieser Temperatur erhitzt gewesen sind. DUeberdies scheint es erwiesen zu sein, dass die aufbe- -_ wahrten Steine nur Bruchstücke von einem oder von mehreren _ grösseren Steinen sind. Wären diese Steine ungefähr in der - Grösse, die sie gegenwärtig haben, in die Erdatmosphäre ge- langt, so müsste die schwarze Steinmasse eine ziemlich gleich- _ mässig dicke Oberflächenschicht bilden; dies ist aber keines- _ wegs der Fall; unmittelbar unter der schwarzen Rinde, in einem Abstande von nicht mehr als einem Bruchtheile eines -Millimeters, trifft man die graue Grundmasse oft frisch und unverändert, während an anderen Theilen desselben Steines die graue Masse gleichsam einen Kern bildet, bis zu welchem die starke Hitze, welcher die schwarze Steinmasse ihr Dasein _ verdankt, nicht vordringen konnte. Der Stein wird an eini- gen Stellen durchzogen von einem breiten, nicht scharf be- grenzten Streifen, welcher nicht mit den feinen schwarzen Adern verwechselt werden darf, von denen die Steine nach allen Richtungen durchkreuzt sind. Sie scheinen vielmehr mit denjenigen Gleitflächen übereinzustimmen, welche bei den Ställ- _ dalen - Meteoriten so selten schön ausgebildet sind. Eigen- thümlich ist die Thatsache, dass die äusserste Oberfläche der Steine von Ställdalen an manchen Stellen Spuren von Schmel- zung zeigt, ohne dass die '/), mm weiter nach innen gele- - genen Theile zugleich bis zur starken Rothglühhitze erhitzt worden wären. Vergleichung der Ställdalen-Meteoriten mit _ anderen Meteorsteinen. Um den Ställdalen - Meteoriten ihren genauen Platz in den gewöhnlichen Meteorit - Systemen anzuweisen, habe ich eine kritische Untersuchung der Analysen der nahe verwandten Meteoriten vorgenommen. Ich bin dabei zu einem höchst merkwürdigen Ergebniss gelangt, welches zu zeigen scheint, dass ganze Gruppen von Meteoriten sich vor- finden, welche in ihrer chemischen Zusammensetzung nicht nur ähnlich sondern vielmehr identisch sind, wenn man nur bei dieser Vergleichung auf den grösseren oder geringeren Gehalt von Sauerstoff oder Schwefel in diesen Steinen keine Rücksicht nimmt, sondern allein auf die metallischen Bestandtheile, gleichviel, ob diese im oxydirten Zustande vorkommen oder nicht. Diese Uebereinstimmung in der Zusammensetzung findet 4; häufig zwischen verschiedenen Meteoriten statt, welche nach _ der Art und Weise, wie die Meteorit- Analysen gewöhnlich _ angestellt werden, d. h. mit besonderer Angabe des metal- 5 blu 24 lischen Eisens, des Schwefeleisens, der löslichen und unlös- lichen Silicate ete., von gänzlich verschiedener Natur und Be- schaffenheit sind. Solche identische. Meteoriten sind: I. Erxleben. 1812, 15. April, 4 h. p.m. Analyse von STROMEYER, GILB. Ann. 1812. (Bd. XLII.) p. 105. 1. Lixna. 1820, 12. Juli, 5 h.bs6 R 95 Ar lyse von A. Kumssere. Arch. f. Naturk. Liv-, Ku und Kurlands 1868. (Bd. IV.) pag. 25. II. Blansko. 1833, 25. November, 6 h. 30 m. p.m. Analyse von Berzeuıus, K. Vetensk. Ak. Handl. 1834. pag. 132. IV. Ohaba. 1857, 11. October, O0 h. a.m. Analyse von a Wien. Ak. Ber. 1858. (Bd. XXXI.) . 83. V, Pillistfer. 1863, 8. August, Oh. 30 m. p. m. Analyse von GREWINGK u. SCHMIDT, Arch. f. Naturk. Liv-, Ehst- und Kurlands 1864. (Bd. HI.) p. 469. VL Dundrum. 1865, 12. August, 7h. p.ım. Analyse von HavcHtos, Proc. of the R. Soc. Dublin 1866, No. 85. pag. 217. VO. Hessle. 1869, 1. Januar, Oh. 30 m. p.m. a. Ana- lyse eines Stückes von einem grösseren Stein von G. Linpströn; b. Mittel aus zwei Analysen von zwei Steinen von 1,603 und 0,64 Gr. Gewicht von NorpenskıöLn, Vet. Akad. Handl. 1869. (id. VIII.) No.,9- pas. 8 VIL, Orvinio. - 1872,: 31. August, 95h a mn 7 = Analyse von L. Sıpöez, Sitzungsb. d. k.k. Ak.d. Wiss. in Wien, 1874. pag. 5; a. Chondritische Grundmasse, b. Schwarze Bindemasse. IX. Ställdalen. 1876, 28 Jwi, 1 Rh 20a 2 72 Analyse von G. Linpströn, Vetensk. Ak. Förhandl. 1877. No. 4. pag. 35. a. Graue Grundmasse; b. Schwarze Grundmasse. (Siehe die beiliegenden Tabellen I. und 11.) Jeder, welcher sich mit solchen oft sehr schwierigen, oder mindestens zeitraubenden analytischen Untersuchungen be- schäftigt und weiss, dass irgend eine eigentliche Generalprobe der Meteor- Analysen in Folge der Kostbarkeit des Materials niemals stattfinden kann, muss einsehen, dass es sich hier nicht um eine zufällige Aehnlichkeit in den erhaltenen Zahlen- angaben, sondern um eine wirkliche Identität handelt, welche n Meteoriten. VIlla. VIllb. IX a. le. | Orvinio. | Orvinio. Ställ ei | Chondrit-| Schwarze) Graue Ir Grund- | Binde- Grund- .ne masse. masse. masse. ne. —— Silicj23 17,74 17,18 | 16,66 | Magı04 14,47 13,01 13,90 Eiser97 29,43 27,43 -29,10 Nick(15 | 2,15 3,04 | 1,77 Kobaur _ — 0,17 Mansur - — 0,19 Caleci49 1,67 | 1,65 1,15 Alum83 1419 23 1,13 Natril6 1,08 0,71 0,46 Kaliv- 0,26 0,22 0,12 Chro32 - u 0,27 Zinn Ol a — —_ Phosur = _ 0,01 Schwi18 1,94 2,04 321 Chlo+- — -— 0,04 Saue 62 30,07 33,49 32, 76 l 00 | 100,00 | 100,00 | 100,00 Nick51 23110 | 21,58 19,42 Schn32 5,33 5,61 5,74 Eiser64 6,55 941 | 10,29 ' Schwefel, Phosphor und Chlor. ua K | & 0 IV. @& 1,12%) — 0,26 V- 97 | 0,39 0,31 0,53 v1. I0 0,72 0,66 1,07 vir. BA | 1.05 2 0.08 VII. C5 | 1,59 0,38 = 1 1,10 0,34 = ix. 84 -| 071 0.18 0,42 | IXb. alen. | Schwarze | Binde- masse. —— Im) uS) Qi nicht be- stimmt. 4 Tabelle I. 3 Berechnung von Analysen der mit den Meteoriten von Ställdalen nahe verwandten Meteoriten, I. 1. I. IV. V. VI. VIIa. VIIb. VIlla. | VIIIb. | IXa. IXb. Erleben.) Lixna. | Blansko. | Ohaba. |Pillistfer. Dundrum.| Hessle. | Hessle. | Orvinio. | Orvinio. Ställdalen. Fragment| Zwei |Chondrit-|Schwarzel Graue |Schwarze eines sehr Grund- | Binde- | Grund- | Binde- grösseren) kleine masse, masse. | masse. masse, Steines. | Steine. oo GET ms m ne ee STR ee: 16,95 | 1201 | 1242 | 1708 | 1801 | 1801 | 1219 | ı1z23 | 1774 | ız18 | 1666 | 17,18 Magnesium nen B 14,15 15,04 15,05 14,07 14,20 13,37 13,93 15,04 14,47 13,01 13,90 15,01 Eisen . 28,75 27,93 27,35 31,26 27,63 29,25 28,52 26,97 29,43 27,43 | 29,10 25,06 Nickel . 1,58 1,71 | 1,03 1,80 | 1,88 1,03 | 2,15 2,15 | 2,15 3,04 | 1,77 1,35 Kobalt un DL an Bao _ = 0,06 _ = = 0,02 Spur _ _ 0,17 2 IMangen er 0,54 0,42 |" 0,36 0,12 0,01 0,29 0,33 Spur - nn 0,19 0,77 CASE SEAN Er 1,37 Spur 0,66 _ 0,34 1,37 1,29 1,49 1,67 1,65 1,15 1,31 Aluminium.» 22 2 20... 0,86 1,35 1,20 0,15 1,33 0,46 1,27 0,83 1,19 1,23 1,13 1,15 Nee: 0,55 0,53 05 1 73 0,25 0,47 0,69 1.16 1,08 0,1 0,46 nieht Kalium en No Ce _ Spur UNE a Enns 0,20 0,43 _ _ 0,26 0,22 0,12 be ON 0,17 0,82 027 0,17 0,34 0,70 0,05 0,32 = es 027 | | stimme TE ET — _ 0,08 = al = 0,02 0,01 ie _ _ IERosnhon er En _ 0,14 Spur _ 0,01 _ 0,15 Spur _ _ 0,01 0,14 SON Eaton RE 2,95 3,12 ‚06 4,18 3,49 1,47 1,88 0,18 1,94 2,04 2,27 251 Chloe ri — = = _ — — 0,04 _ —_ _ 0,04 = Sauerstoff (Verlust). . . . . . 32,13 | 34,03 35,13 29,84 32,22 33,15 32,47 34,62 30,07 33,49 32,76 == ————— | I SnEZ Bee 1 Ba Bm | Bäbe I BU I | Be 100,00 100,00 100,00 100,00 | 100,00 | 100,00 100,00 | 100,00 100,00 100,00 100,00 INıckeldisen ner ee 20,83 15,49 17,00 23,20 21,67 20,60 22,40 18,51 21,10 21,58 19,42 14,65 Schwefeleisend) . 2. 2... 811 5,84 0,16 13,14 9,36 4,05 5,17 0,32 5,33 5,61 5,74 6,36 [EiSenoxydulls er ee 5,57 13,15 15,25 1,75 2,52 8,65 10,85 13,64 6,55 9,41 10,29 9,76 9) Unter der Annahme, das aller Schwefel mit dem Eisen verbunden ist, Tabelle II. Berechnung der oben angeführten Meteoriten-Annlysen ohne Rücksicht auf den Gehalt au Sauerstoff, Schwefel, Phosphor und Chlor. ee er en a a En ne A ne En en BB en ee ee ern Si Mg Fe Ni © Mm | a | A Na R Or N Ikameatinan on 2 ae oo 26,11 21,79 44,29 2,43 _ 0,83 2,13 1,31 0,85 _ 0,26 = II. Lixna . 52 ö 26,70 23,61 42,90 2,68 _ 0,66 Spur 2,12 0,83 Spur 0,50 = III. Blansko . 26,91 23,22 43,12 1,59 0,09 0,56 1,02 1,85 0.85 0,25 0,42 0,12 Iy. Ohaba . 26,12 21,52 47,82 2,75 _ 0,18 0,23 1,123) < 0,26 = V. Pillistfer 28,02 22,09 42,99 2,92 _ 0,01 0,53 2,07 0,39 0,31 0,53 0,14 VI. Dundrum ee 27,55 20,45 44,74 1,58 — 0,44 2.09 0,70 0,72 0,66 1,07 — VIT. Hessle a. Fragm. e. 26,26 21,28 43,57 3,29 0,03 0,50 1,97 1,94 1,05 _ 0,08 0,03 dto. b. zwei sehr kl. 26,43 23,07 41,37 3,30 Spur Spur 2,28 1,27 1,78 _ 0,49 0,01 VII. Oryinio a. Chondrit-Grundm. . 26,09 21,28 43,29 3,16 = _ 2,46 1,75 1,59 0,38 _ _ dto. b. Schwarze Bindem. . 26,65 20,18 42,55 4,71 — = 2,56 1,91 1,10 0,34 = = IX, Ställdalen a. Graue Grundm. . 25,66 21,41 44,83 2,73 0,26 0,29 1,77 1,74 0,71 0,18 0,42 _ 2) nebst Kalium, von selbst andeutet, dass alle diese, im Verlauf von über 50 Jahren niedergefallenen Meteoriten eine natürliche Gruppe von gemeinsamem Ursprung bilden. Ich bin noch nicht dazu gelangt, das ganze zugängliche Material der Analysen auf die- N selbe Weise zu behandeln, welches, da hierbei nur ein voll- kommen zuverlässiges Material in Frage kommen kann, ge- ringer ist, als man sich im Allgemeinen vorstellt. Ich halte _ es aber für erwiesen, dass mehrere ähnliche natürliche Gruppen aufgestellt, ebenso dass eine grosse Anzahl anderer Meteoriten- fälle in die obige Gruppe eingereiht werden könnten, welche vielleicht nach der besten und vollständigsten Untersuchung S- D .. und Analyse Hessle’ite genannt werden könnten. \% Es scheint mir höchst wahrscheinlich, dass alle Hessle’ite entweder in vollkommen metallischem, oder in völlig oxydir- tem Zustand einem und demselben in unserem Sonnensystem sich bewegenden Meteoritenschwarm angehört haben, und dass die ungleichartige Beschaffenheit, welche gegenwärtig ver- schiedene zu derselben Gruppe gehörende Meteoriten auf- weisen, von den Veränderungen herrührt, denen die Meteorite ‚später durch die Erhitzung unter dem Einfluss entweder der redueirenden oder oxydirenden Stoffe unterworfen gewesen sind. Die mikroskopische Structur dieser Meteoriten der erwähn- _ ten Gruppe zeigt deutlich, dass das metallische Eisen dieser - Meteorsteine den jüngsten Bestandtheil derselben bildet, und dass dieses von der Reduction eisenhaltiger Silicate herrührt. ie Wo fand aber die Reduction statt? Vermuthlich nicht in der Erdatmosphäre, obgleich die kohlenstofthaltigen Sub- stanzen, welche in einem grossen Theile der Meteoriten vor- kommen, sehr gut das nöthige Reductions - Material würden haben liefern können; möglicherweise ist sie erfolgt auf dem zersprungenen Himmelskörper, von welchem diese Meteorsteine als Fragmente nach einer ziemlich gewagten und wahrschein- lich falschen Hypothese abstammen sollen; am wahrschein- _ liehsten hat sie aber stattgefunden während die in unserem Sonnensystem sich bewegenden Meteorschwärme das Perihel _ passirten. Dass übrigens sowohl reducirende als oxydirende Ein- Hüsse, wenn auch in minderem Grade, auf der kurzen Bahn = der Meteore in unserer Erdatmosphäre sich geltend machen, zeigen einerseits die glänzenden Eisenpartikel, welche man - häufig auf der Oberfläche der Meteorsteine antrifft, und an- dererseits eine Vergleichung der Anaiysen der grossen und kleinen Steinen von Hessle.e. Während nähmlich die grösseren x einen beträchtlichen Gehalt von Schwefel zeigen, sind die klei- Deren fast frei von Schwefel, aus dem Grunde, weil der Schwefel ‚in ihnen oxydirt oder weggeröstet, ist. 9 y 2 i ars WARF Ve . SEE. 1 we” Fan) i y N Ta TE RT N z ee 3 SE RE u 36 Ze: u re wer... - Ei ur ge ra - < ge I I. Meteor vom 18. März 1877. Ueber dieses grosse Meteor, welches in einem grossen Theil des mittleren Schwedens sichtbar war und über dem zur Zeit mit Eis bedeckten Wenern-See zersprang, von dem aber nur einige sehr fragliche feste, theils kohlehaltige, theils staub- artige Stoffe an den Orten, über welchen das Meteor zersprang, aufgefunden werden konnten, geben wir hier nachstehende Notizen im Auszuge aus den „Geologiska Föreningens i Stock- holm Förhandlingar 1878. No. 45 och 46“ (Bd. IV. No. 3 och 4). 1. Das Meteor ist am Abend des 18. März 1877 an 47 verschiedenen Orten des mittleren Schwedens gesehen und mehr oder weniger genau in seinem Verlauf beobachtet worden, und zwar über ein Gebiet zwischen 64°— 58° nördl. Br. und 12° — 18° östl. L. v. Gr. | 2. Aus 9 genauen ee der Sichtbarkeit des Meteors (dessen Dauer übrigens nur wenige Sekunden betrug) zwischen Christiania im Westen und Stockholm im Osten ergiebt sich für die Zeit des ersten Aufleuchtens des Meteors 1877 18. März, 7 h. 52,5 m. mittl. Greenw.-Zeit. 3. Die Endpunkte der Meteorbahn und zugleich die Orte der letzten Explosionen des Meteors liegen über der Gegend von der in den Wenern-See sich erstreckenden Landzunge von Wermland (Wermlandsnäs). 4. Die Beobachtungen in Stockholm und Örebro ergaben für die Höhe der letzten Explosionen 37”—38 Km. 5. Ausser diesen Explosionen fanden noch an drei wei- teren Stellen der Meteorbahn, deren Projection auf der Erde über Mora und Carlstad bis Wermlands - Näs sich befand, Funkensprühen statt, und zwar in bedeutender Höhe von 200, 150 und 100 Km. 6. Für die Zeitdauer zwischen dem Licht- und Schall- phänomen ergaben die Beobachtungen im Durchschnitt 4 Mi- nuten und die Berechnungen fast 5 Minuten; dies scheint darauf hinzudeuten, dass die Explosionen schon einige Augenblicke vor dem Verlöschen des Meteors stattfanden. 7. Auch bei diesem Meteor zeigte sich, wie bei dem von Ställdalen, die Erscheinung eines dunklen Central- feldes, und zwar in der Gegend von Wermlands-Näs, wo man die Explosionen hörte, aber keine eigentliche Feuerkugel, son- dern nur drei blitzartige aufleuchtende helle Scheine wahrnahm, während der Haupttheil des Meteors durch dunkle Wolken- massen, welche sich vor ihm anhäuften, verdeckt war. Auf einem schneebedeckten Felde wurden 4 bis 5 helle Streifen mit dunklen Rändern bemerkt, ohne dass irgend ein schatten- 3 werfender fremder Körper zwischen dem Meteor und der Erde sich befand. 8. Die Grösse des Meteors konnte aus 20 Beobachtungen hergeleitet werden und diese ergaben im Durchschnitt für das- selbe einen Durchmesser von 400—500 m. 9. Die von Herrn Svexoxıus sowohl auf dem eisbe- deckten Wenern-See als auf dem Lande sorgfältig angestellten Nachsuchungen nach etwaigen von dem Meteor vom 18. März 1877 herabgefallenen festen Massen, blieben erfolglos, ausge- nomnıen, dass Herr Svenonıus auf dem Eise des Wenern-Sees. geringe Mengen eines schwarzen oder schwarzgrauen Staubes _ aufand, welcher unter dem Mikroskop nachstehende Bestand- _ theile zeigte: 1. Zellen - Aggregate, oder paarweise zusam- mengesetzte Zellen von Pflanzen; 2. einen schwarzen koh- ligen Stoff, die Hauptmasse des Staubes bildend; 3. un- _ organische, isotrope Staubpartikelchen, welche sich von den hier und da sehr sparsam eingestreuten Sandkörnern deutlich unterschieden. Die Staubmasse selbst enthielt einige kaum mit dem Magnet herausziehbare Partikelchen und unter- scheidet sich dadurch wesentlich von dem Meteorstaube, welchen NorDEsskIöLn auf dem Polareise während seiner Expedition 1872—1873 gefunden hatte. Bei der äusserst ge- _ ringen Menge der unorganischen Bestandtheile des Staubes konnte keine vollständige chemische Analyse derselben gemacht werden. Nur so viel ergab sich, dass die Hauptmasse der- selben aus 38 pCt. Kieselerde, 34 pCt. Eisenoxyd und 8 ptCt. Talkerde besteht, Spuren von Kobalt, Nickel oder Phosphor konnten nicht gefunden werden. 10. Dieser Staub wurde in geringen Mengen an den Rändern der kleineren Wasseransammlungen, welche sich in Folge der Einwirkung der Frühlingswärme überall auf der Eisdecke des Wenern-Sees bilden, angetroffen. Dass er nicht von dem Russ der Dampf-Schornsteine von Werkstätten her- _ rührt, sondern möglicherweise von dem Meteore selbst, schliesst Herr Svexoxıus daraus, dass er einen ähnlichen Staub auf dem Wege zwischen Stockholm und Upsala, auf welchem sehr viele industrielle Etablissements aller Art sich befinden und wo sehr grosse Wasseransammlungen neben dem Schnee sich zeigten, nicht angetroffen hat. 11. Die Höhe des Zerspringens des Meteors über der Erde (33 km), seine Grösse von 33 Million. Kubikmeter (ent- ‚sprechend einem Durchmesser von 400 m) lässt annehmen, dass, wenn dasselbe irgend welche feste Stoffe als wesentliche Bestandtheile enthalten hätte, sich von diesen noch deutlichere _ Spuren auf dem schneebedeckten Eise hätten vorfinden müssen, 23 als von dem oben beschriebenen Staube, dessen Ursprung noch zweifelhaft ist. 2 12. Eine Staubmasse, welche eine Kugel von 400 m Durchmesser anfüllt, würde, auf eine kreisförmige Fläche von 100 Km. Durchmesser ausgebreitet, eine über 4 mm dicke Schicht bilden. Die bei dem vulkanischen Aschenregen in Skandinavien vom 29. bis 30. März 1875 gemachten Erfahrun- gen zeigen, wie leicht ein derartiger Staub, selbst auf Schichten, deren Dicke nur einige wenige Bruchtheile eines Millimeters betragen, auf einem schneebedeckten Felde sich markirt und aufgefunden werden kann. Hieraus ist der wahrscheinliche Schluss zu ziehen, dass das Meteor vom 18. März 1877 der Hauptmasse nach theils aus gasartigen Stoffen, theils aus so fein vertheilter Kohle bestanden hat, dass alle diese Theile ganz und gar auf der kurzen Bahn des Meteors innerhalb der Erdatmosphäre ver- brannt sind. II. Das Meteor (Kometoid) vom 29. April 1877. Dieses Meteor ist besonders durch die grosse Ausdehnung seines Sichtbarkeitsgebietes und die lange Dauer seiner Er- scheinung merkwürdig. NORDENSKIÖLD hat von 73 Orten in Schweden, Finnland, Ingermannland und Ehstland Nachrichten über dasselbe erhalten und in seiner dritten Abhandlung über die Feuermeteore von 1876 und 1877 in den „Geol. Fören. i Stockholm Förhandl. 1878“, No. 47. Bd. 4. No. 5. mit 3 Ta- feln, zusammengestellt und diskutirt. Im Anfange seines Auf- leuchtens am Himmel hatte das Meteor das Aussehen eines grösseren Sternes; seine Grösse und Helligkeit nahm zuerst langsam, später schnell zu, so dass das Meteor bis zu seinem Zerplatzen mitten zwissen Lulea und Pitea in einer Höhe von 35 km über der Erde ein so. hell glänzendes Licht zeigte, dass die Gegend, über welche es hinwegzog, wie vom vollen Tageslicht erleuchtet war. Die Zeitdauer zwischen dem ersten Aufleuchten und dem Zerspringen betrug höchstens 14, Mi- nute; aber noch nach diesen Explosionen setzte ein Theil des Meteors seine Bahn fort, bis ausserhalb des Bereiches unserer Atmosphäre. Ausser den gewöhnlichen Funkenstreifen, welche für einige Augenblicke die Bahn eines Meteors zu bezeichnen pflegen, zeigte sich längs einem beträchtlichen Theile dieser Meteorbahn ein prachtvoller rother Lichtstreifen, welcher noch an Orten, die von der Explosionsstelle weit entfernt waren, wahrgenommen werden konnte, und 15 bis 30 Minuten an- dauerte. Nach seinem Verschwinden blieb an derselben Stelle der Meteorbahn am Himmel noch eine geraume Zeit (über eine 29 Stunde) ein heller Wolkenstreifen sichtbar, welcher zuerst eine - Zickzack - Form annahm und später allmählich verschwand. Die ganze Erscheinung dauerte also nahezu 2 Stunden, und es ist demnach anzunehmen, dass sowohl das Meteor oder Theile desselben bei seinem ersten Erscheinen, als auch die nach dem Verschwinden des rothen Scheines an derselben Stelle noch aufleuchtenden Wolkenflocken, nicht mit eigenem, sondern mit reflectirtem Sonnenlichte erglänzten. Im Mittel aus 10 Zeitbestimmungen ergiebt sich für die Zeit des ersten Aufleuchtens 8 h. 37 m. mittl. Greenw.-Zeit. Hinsichtlich der Höhe über der Erde, in welcher das Meteor zerplatzte, ergaben sich für die letzten Explosionen zwischen Lulea und Piteä (bezw. Nederkalix) 385 km, für eine frühere 90 km, oder berechnet aus der Zwischenzeit zwi- schen Schall- und Lichterscheinungen eine Höhe von 72 km. Die Grösse des Meteorkernes ergiebt sich aus den Beob- achtungen an den Stellen, über welchen die Explosionen statt- fanden, zu 500 m im Durchmesser, und aus Beobachtungen in Finnland und Russland sogar zu 1000 bis 7000 m. ; Für den dieses Meteor besonders kennzeichnenden rothen Lichtstreifen flndet NorDENskIöLD aus einer Beobachtung zu Upsala 6 km Breite und 125 km Höhe, aus einer solchen zu Frederikshawn eine Breite von 12 km und eine Höhe von 150 km. Aus der gewöhnlichen Formel für die Abnahme des Luftdruckes mit der Höhe, würde in einer solchen von 135 km der Luftdruck nur 0,00003 mm betragen. In einer so ver- dünnten Luft müsste aber ein noch so feines Staubkörnchen mit derselben Geschwindigkeit niederfallen, als eine Kugel von Gold. Der rothe Lichtstreifen hat demgemäss nicht aus festen Partikelchen bestehen können, sondern vielmehr aus den ver- brennbaren oder leuchtenden Stoffen, welche den Meteorkern begleiteten und circa !/, Stunde lang aus dem Weltenraum in dieselbe Stelle der Atmosphäre einströmten. Das Luleä- Meteor muss demnach ein wirkliches Kometoid ge- wesen sein, welches auf die Erde niedergefallen ist. Durch diese Annahme lassen sich auch die Veränderun- gen in der Erscheinung des rothen Streifens erklären. Wäh- rend nämlich die Attraction der Erde und die Umdrehung derselben um ihre Axe auf die kurze Bahn des Meteorkerns keinen merklichen Einfluss ausüben konnte, mussten diese störenden Einwirkungen bei den das Meteor begleitenden und durch den Luftwiderstand plötzlich in ihrer Bahn gehemmten Stoffen sehr stark auftreten, und zwar in der Weise,.dass die Erdattraction der Bahn des Meteorstaubes eine mehr ausgeprägte parabolische Gestalt gab, als der des Meteorkerns, und dass se demzufolge die erstere nicht mit der des letzteren een fiel, wie es ja auch bei den gewisse Kometen begleitenden Meteorströmen der Fall ist. Endlich veranlasste auch die Erdrotation eine westliche Ablenkung der letzten einströmenden Partikelchen, so dass diese die Gestalt einer 7 oder eines um- gekehrten S annahmen. Die Farbe des Meteors selbst war Anfangs weiss, baten grün, darauf eine lange Zeit hindurch gleich der der Morgen- und Abendröthe, und gegen das Ende der Erscheinung hin - wieder weiss. Trotz aller mühsamen Nachforschungen nach festen nieder- gefallenen Stoffen, welche Herr Dr. FrepHoLm angestellt ne konnten solche nicht aufgefunden werden. 3. Ueber die Olivinknellen im Basalt, Von Herrn Arıuur Becker in Leipzig. Hierzu Tafel III bis V. Die sogenannten „Olivinknollen* in den Basalten, den basaltischen Laven und Tuffen haben schon seit Langem das Interesse verschiedener Forscher erregt. Ihrer Entstehung _ nach sind sie meist angesehen worden als von dem feuer- ; flüssigen basaltischen Eruptiv - Magma emporgerissene Bruch- stücke eines anderen Gesteins, so besonders zuerst von L£oP. - wm. Bvc# !) und Gustav BıscHor?), dann auch von GUTBERLET°), später von SANDBERGER*), DaAuse£E°) und Dkresser‘); auch - TscHhermar schreibt einmal”): „Bezüglich der letzteren (der - Olivinknollen) haben Sanpserssr und Des Croızeaux die Iden- tät mit Lherzolith klar nachgewiesen“, und widerspricht dem nicht, erkennt damit also auch die Einschluss-Natur derselben an. Andere Forscher jedoch, von welchen besonders in neuerer en Rora®), Rosexngusch®) und Laspeyres !’) zu erwähnen ‘sind, sprechen sich entschieden dagegen aus und halten die Knollen für Ausscheidungen aus dem basaltischen Magma selbst. ES aann registrirt hauptsächlich nur die verschiedenen Theo- _ rien; er meint aber auch, dieselben vereinigen zu können, _ indem er sagt‘'), die oben erwähnte, von L. v. Buch und - G. BıscHor vertretene Ansicht „schliesse jedoch die andere nicht a aus, dass sich diese Aggregate ebenso, wie die isolirten Kry- stalle und Körner von Olivin ursprünglich aus dem noch flüs- sigen Magma entwickelt haben.“ 1) Physikal. Beschreibung der Canarischen Inseln pag. 303. 306. 2) Lehrb. d. chem. u. phys. Geologie, 1. Aufi. Bd. U. pag. 681 ff., 2 ‚Aufl. Bd. II. pag. 688 f. ) ohlässe in vulkanoidischen Gesteinen, Fulda 1853. pag. 29. %) N. Jahrb. 1866. pag. 400. 5) Comptes rendus pag. 62. 200. 1866. ' ®) Die Basaltbildung, Haarlem 1866. pag. 50 ff. 7) Sitzungsbr. d. k. Akad. d. Wiss. in Wien; I. Abth. Juli 1867. p.19. ®) Abhandl. d. k. Akad. d. Wiss. in Berlin, 1869. pag. 356 ft. 9) Mikrosk. Physiogr., II. Mass. Gesteine, pag. 432 fi. 10) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1866. pag. 337. 1) Lehrb. d. Easnoste 1858. Bd. 1. pag. 638, Anmerkung. 32 Angeregt von Herrn Prof. ZırkeL, beschloss ich mit dem genaueren Studium der Olivinknollen mich zu beschäftigen B. zu versuchen, sowohl durch die mikroskopische Analyse der na- türlichen Vorkommnisse, als auch durch künstliche Nachbildung auf dem Wege der Schmelzung und nachherige Untersuchung der dabei erhaltenen Producte etwas zur Kenntniss der Be- schaffenheit und der Entstehung dieser Gebilde beizutragen. Herr Prof. Zırken hatte die Güte, mir Handstücke aus der hiesigen Universitätssammlung, sowie mikroskopische Präparate aus seiner Privatsammlung zur Verfügung zu stellen. Weiteres schätzbare Material erhielt ich durch die gütige Vermittelung des Herrn Prof. ZırkeL von den Herren Prof. SANDBERGER in Würzburg, Prof. Strese in Giessen und Dr. Horxstein in Cassel. Allen diesen Herren spreche ich für ihre Freundlich- keit meinen verbindlichsten Dank aus. Das mir auf diese Weise zugegangene Material besteht aus Handstücken von Basalten mit Olivinknollen, sowie aus Basaltstücken mit einliegenden Fragmenten anderer Gesteine (wie Granit, Sandstein etc.), welche zur Vergleichung ebenfalls herangezogen wurden. Die von diesen Handstücken ange- fertigten Dünnschliffe wurden, wenn irgend möglich, so gelegt, dass sowohl ein Stück des Basalts, wie des anderen Gesteins getroffen wurde, so dass also die Contactzone zwischen beiden mikroskopisch untersucht werden konnte, da wohl mit Recht anzunehmen war, dass aus der Beschaffenheit dieser auf das Verhältniss der beiden Gesteine zu einander Schlüsse zu ziehen seien. Ferner gelangten noch isolirte, aus dem Basalt los- gelöste Olivinknollen und selbstständig in der Natur anstehende Olivinfelsen zur Untersuchung. Das benutzte Material stammt zum grösseren Theil aus verschiedenen Gegenden Deutschlands und Oesterreichs, zum kleineren von einigen Fundorten Frank- reichs und Italiens. Zunächst soll die Frage beantwortet werden, ob diese Olivinknollen, da, wo sie sich jetzt befinden, in loco entstanden sind, oder ob sie sich anderswo gebildet haben und gleichsam erratische Findlinge in der Basaltmasse sind, ohne hierbei in diesem letzteren Falle vorerst in Betracht zu ziehen, woher denn diese Gebilde gekommen sein mögen. Diese letztere, naturgemäss sich ergebende Frage wird dann später eingehend erörtert werden. Die vergleichende mikroskopische Untersuchung der Olivin- knollen im Basalt und der fest anstehenden Olivinfels-Gesteine hat im Allgemeinen, wie auch schon Rosexgusch hervorhob, die volle Bestätigung der Angaben mehrerer Forscher, beson- ders Des CLoızeaux’s und SANDBERGER’s ergeben, welche die mineralogische Uebereinstimmung beider dargethan haben. Im Detail jedoch finden natürlich kleine Unterschiede statt, da sehon die einzelnen Olivinfelsen, wie die einzelnen Knollen - unter sich etwas von einander differiren. Zusammensetzung der untersuchten anstehen- den Olivinfelsen. Dieselben bestehen stets zu bei weitem dem grössten Theil aus Olivin, welcher in sehr verschiedenen Stadien der Serpentinisirung auftritt, ferner aus verschiedenen Mineralien der Augitreihe, welche allerdings in den einzelnen _ Workommnissen ziemlich vou einander abweichen. So wurden in dem Olivinfels vom Ultenthal in Tyrol, übereinstimmend _ mit SanpgErger’s Angabe, ein bräunlicher rhombischer und ein grüner monokliner Augit gefunden. Letzterer ist von _ SANDBERGER als „Chromdiopsid“ bestimmt worden. Der Name _Diopsid wird auch im Verlauf dieser Arbeit für den pelluciden grünen Augit festgehalten werden, wenngleich einige Forscher denselben für die schön durchsichtige, meist in frei aufgewach- ‚senen, gut ausgebildeten Krystallen auftretende Varietät reser- wirt, damit aber keinen Gesteinsgemengtheil bezeichnet haben _ wollen. Im Lherzolith von Lherz in den Pyrenäen wurden _ dieselben Pyroxene beobachtet, in einem Oliviniels von Portet in den Pyrenäen dagegen ein rhombischer Pyroxen, ein durch scharfe Spaltungslinien charakterisirter, schief auslöchender - Diallag und ein gemeiner Augit ohne deutliche Spaltbarkeit; _ daneben ferner noch ein ganz vereinzeltes Individuum von Hornblende, gekennzeichnet durch starken Dischroismus und _ den prismatischen Spaltungswinkel von ca. 124°. In dem _ letzgenannten Gestein ist ferner bemerkenswerth, dass in den ziemlich breiten Serpentinadern, die den Olivin durchziehen, schwarze, trichitenähnliche, unter einem spitzen Winkel zu- 'sammenstossende Fasern eigenthümliche Zacken begrenzen, welche aussehen, wie auf dem Rande des Ganges aufgewach- sene Krystalle eines anderen Minerals; sie bestehen jedoch aus Serpentinsubstanz und sind mit der sie umgebenden optisch gleich orientirt. $ Ä N ni Je : “4 F Ferner finden sich in den Olivinfelsen häufig unregelmässig eontourirte Fetzen eines grünlichen oder bräunlichen durch- scheinenden, im polarisirten Lichte sich isotrop erweisenden _ Minerals, von verschiedenen Mineralogen theils als Chromit, theils als chromhaltiger Spinell (Picotit) bestimmt. Diese zwei Mineralien sind sich vielfach sehr ähnlich und mitunter sehr schwer von einander zu unterscheiden. SANDBERGER ‘) ‚sagt darüber: „Von typischem Chromeisenstein ist also der „Picotit mit Sicherheit nur durch seine Härte (Picotit = 8; „Chromeisenstein = 5,5), bei sehr genauer Beobachtung durch D) N. Jahrb. für Miner. 1866. pag. 389. Zeitschr. d.D. geol. Ges. XXXIII.1. 3 “ P% 34 „die weniger intensive Chromreaction zu unterscheiden“ Ausser diesem Kriterium galt noch bis vor Kurzem die Undurchsich- tigkeit des Chromeisensteins unter dem Mikroskop für charak- RE teristisch; seitdem haben nun Darnz!) und Tuovrer?) die | häufige Pellueidität des Chromits in dünnen Blättchen nach- 3 gewiesen, also kann diese Eigenschaft nicht mehr als unter- scheidendes Merkmal für den Picotit angesehen werden. Ferner | hat Prrersen ?) ein Glied der Spinelleruppe aus dem Dunit | von den Dun Mountains auf Neuseeland analysirt, das 56,54 pCt. | Chromoxyd enthält, welches er aber gleichwohl auf Grund seiner Härte = 8 als Picotit bestimmt. BRaAumMELSBERG*) be- zeichnet den Picotit überhaupt nur als Abänderung des Chro- mits. Aus diesen Gründen wird diese isotrope, grünlichbraun durchscheinende Masse in dieser Arbeit stets als Chromit be- | zeichnet werden, ohne dass damit etwas über die Zusammen- setzung und kaum je zu ermittelnde Härte des fast immer nur 4 in Dünnschlifen zum Vorschein kommenden Minerals ange- 1 geben werden soll. Die drei bisher erwähnten Bestandtheile stimmen im All- gemeinen vollkommen mit den vorhandenen Beschreibungen untersuchter Olivinfelsen überein, wenn auch in einzelnen accessorische Bestandtheile, wie Granaten, Zirkone, Apatite etc. gefunden worden sind, die in anderen fehlen. Nur ein vom Verfasser untersuchter Olivinfels von fast körnig-sandiger Consistenz, welcher in der Nähe von Buncombe City, North Carolina, Amerika ein fest anstehendes Gestein bilden soll, weicht nicht unwesentlich von sämmtlichen anderen ab; er zeigt sich unter dem Mikroskop als fast nur aus Olivinen bestehend, | bei welchen die Serpentinisirung eben begonnen hat und die frei von irgend welchen Einschlüssen sind. Pyroxen ist nicht vorhanden. Vielfach finden sich jedoch Körner eines opaken, schwarzen Erzes, im auffallenden Lichte etwas grau glänzend, vermuthlich Titaneisenerz. Um die schwarzen Erzkörner sind stets Blättehen von faserigem, schwach gefärbtem, doch deutlich dichroitischem Biotit angelagert.°) si !) Olivin, Serpentin und Eklogit d. sächs. Granulit-Geb., Sep.-Abdr. aus d. N. Jahrb. f. Min. 1876. pag. 23. 2) Bull. de la soc. miner. de France II. (1879) pag. 34. z 3) Sep.-Abdr. a. d. 9. Ber. d. Offenbacher Vereins für Naturkunde. Frankfurt 1868. pag. 3. *) Handbuch der Mineralchemie 1875. II. pag. 144. 5) Von grossem Interesse wäre es, zu untersuchen, ob die in der dortigen Gegend auftretenden Basalte Olivinknollen führen und inwie- weit dieselben in ihrer mineralogischen Zusammensetzung gerade mit diesem charakteristischen Olivinfels übereinstimmen. Leider stand dem Verfasser hierfür kein Material zu Gebote. 3 5 “ Künstliche Einschmelzversuche. Um für die an einigen sechszig Handstücken von Olivinknollen im Basalt, _ sowie an einigen vierzig Dünnschliffen von den charakteristi- - scheren dieser" Vorkommnisse unter dem Mikroskop gemachten Beobachtungen ein besseres und richtigeres Verständniss zu gewinnen, erschien es angezeigt, sich überhaupt erst darüber zu unterrichten, ob und in welcher Weise ein gluthflüssiges ® sea. welches einen festen Gesteinsbrocken umhüllt, auf den letzteren einwirkt und wie es selbst sich ihm gegenüber * verhält. Deshalb wurde sowohl eine Reihe von unzweifelhaften natürlichen Einschlüssen im Basalt, wie Granit-, Sandstein- Quarzitfragmente, welche wohl Niemand für Ausschei- _ dungen des Basalts halten wird, als auch künstliche Schmelz- re makroskopisch und mikroskopisch untersucht und die _ hierbei gemachten Beobachtungen mit den an den Olivin- _ knollen wahrgenommenen verglichen. Die erwähnten Schmelzversuche wurden vorgenommen in _ kleinen Biscuittiegeln, einige auch in Platintiegeln von ca. 4 Cm. Höhe und 2—3 Cm. Durchmesser, welche in einem BE Sken nach Forguisnon und LECLERC erhitzt wurden. Dieser Ofen besteht aus einem Conus von feuerfestem Thon, in dem der Tiegel mittelst eines Platinringes so befestigt wird, dass zwischen beiden ein Hohlraum von ', bis 1 Cm. bleibt, und _ aus einem darüber gestülpten, an dem einen Ende geschlosse- nen Thoneylinder. Die Flamme tritt unten in den Conus ein, _ umspült den Tiegel und die Innenwand des Conus, geht dann _ an der Aussenwand desselben hinab und tritt unten aus dem _ Thoneylinder heraus. Die Flamme wird dadurch erzeugt, dass _ Luft durch ein Wassertrommelgebläse in einem starken, mög- liehst constanten Strom mittelst eines ScaLösıng’schen Bren- _ ners in eine Flamme von gewöhnlichem Leuchtgas geblasen 2 wird. Mittelst dieses Apparates gelingt es leicht, ca. 6 bis 7 Grm. Basaltpulver in etwa 20— 25 Minuten zu einer tropf- - baren Flüssigkeit zu schmelzen, so dass man mit einem Draht bequem darin herumrühren kann , während Trachytpulver _ höchstens soweit zu verflüssigen ist, dass es gelingt, ein Stück _ Olivinfels mittelst eines Drahtes darin unterzutauchen. Es _ wurden nun nach mancherlei Vorversuchen Stücke verschie- dener in der Natur fest anstehender ÖOlivinfelsen, so vom - _ Ultenthal, von Portet und von Lherz in den geschmolzenen Basalt gebracht und 2— 3 Stunden darin gelassen; alsdann i relete durch allmähliche Verminderung De Demi die langsame Abkühlung der ganzen Masse. Da der flüssige Basalt ° bei hoher Temperatur die Kieselsäure - reiche Tiegelsubstanz Br auflöst, so wurde die Temperatur auf die oben erwähnte Weise ‚80 regulirt, dass der Basalt nur zähflüssig war. Da nun der 3* 36 Olivin als neutrales Silicat auch noch bei dieser Temperatur E mit dem Tiegel zusammenschmolz, so wurde, um die directe Berührung beider zu verhindern, auf den Boden des Tiegels ein Stück Platinblech gelegt und dann das Stück Olivinfels in Basaltpulver darauf gebettet. Die so erhaltenen Schmelzpro- | ducte gewähren grosse Analogien mit den natürlichen Olivin- knollen, was um so auffallender erscheinen muss, als die Be- | dingungen, welche in der Natur gewirkt haben, beim Versuch unmöglich vollkommen nachgemacht werden können. AR Die bekanntlich sehr mannigfaltige Structur und Zusam- mensetzung der Basalte !) bleibt ohne irgendwie bemerkens- werthen Einfluss auf die in ihnen enthaltenen Olivinknollen. Contact - Verhältnisse. Die Contactlinie zwischen dem Basalt und den Olivinknollen ist im Allgemeinen ziemlich scharf und stetig fortlaufend. In verschiedenen Schliffen jedoch ist ein buchtenartiges Vordringen des Basalts in den Olivin und umgekehrt zu beobachten; sehr häufig kommen auch mitten im Olivinknollen auf der Bruchfläche desselben isolirt erscheinende Theile der basaltischen Masse vor. Schon ma- kroskopisch ist mitunter zu sehen, dass einige schwarze Körner mitten in der grünen Olivinmasse stecken und dass schwarze, dünne Bänder sich hindurchziehen, ohne dass ein Zusammen- hang derselben mit der Hauptmasse des Basalts ersichtlich wäre. Interessant ist ein Vorkommniss „aus dem Hessischen“ ohne nähere Ortsangabe; hier ist schon makroskopisch im Schliff zu gewahren, wie der Basalt sich in dem Knollen ver- zweigt und umgekehrt grosse Bruchstücke des Knollens sich im Basalt finden, so z. B. ein millimetergrosser, brauner Chromit- fetzen. Aber auch scheinbar vollkommen isolirte basaltische Fetzen im Knollen sind öfters zu bemerken. Bei genauerer Betrachtung findet man jedoch zu fast jedem derselben einen schmalen Basaltgang, der sich zwar nicht immer sofort als solcher erkennen lässt, da man nur einen feinen, einer Ser- pentinader oft nicht unähnlichen Streifen wahrnimmt, im pola- !) Es möge hier die Bemerkung Platz finden, dass im Vogelsgebirge öfter Nephelinbasalte auftreten, so die Basalte vom Taufstein, von der Alten Burg bei Nidda und vom Eichelskopf, ferner, dass im Steinbruch von Laubach östlich von Giessen ein ausgezeichnet deutlicher Leueit- basalt vorkommt. In mehreren Basalten finden sich Stellen, wo das sonst durchaus krystallinische Gefüge einer mehr tachylytartigen, theilweise glasigen Structur Platz gemacht hat. An verschiedenen derartigen Stellen, be- sonders deutlich an einigen Präparaten aus dem Basalt vom Staufen- berg bei Lollar nördlich von Giessen, einem Plagioklasbasalt, sind grosse schwarze opake Trichite vorhanden; mitunter, wie in dem Basalt von Steinbühl bei Weilburg a. d. Lahn, finden sie sich auch in einem mikroskopischen Basaltgang, welcher sich in den Olivinknollen hineinzieht. en risirten Licht jedoch ist deutlich zu sehen, dass es eine mehr oder minder krystallinische, basaltische Masse ist und zwar, dass je breiter der Gang wird, desto deutlicher auch seine basaltische Structur hervortritt, welche wegen der verhältniss- mässig rascheren Erstarrung des Magmas in den schmalen Spalten feiner oder weniger krystallinisch sein dürfte. Bei den aus Granit, Quarzit oder Sandstein bestehenden Einschlüssen im Basalt ist in der Regel die Contactlinie zwar auch ziemlich scharf, doch ist immerhin bei diesen Vorkomm- _ nissen manches Bemerkenswerthe zu beobachten. An zwei Stellen in einem granitischen Einschluss vom Buckerberg bei - Eibenstock z.B. grenzt an den Basalt eine braune Glasmasse, welche, wie später gezeigt werden soll, vermuthlich umgewan- delter Glimmer ist und hier findet ein Uebergang statt, indem die durch zahlreiche Mikrolithen entglaste Schmelzmasse der Basaltmasse sehr ähnlich struirt ist. Dem entspricht gewisser- maassen in den Olivinknollen die später ausführlicher zu er- - wähnende Erscheinung, dass die Grenze scharf ist, wenn Olivin an den Basalt stösst, dass aber der Augit mitunter durch - Aufnahme von Mikrolithen, besonders von Magnetitkörnchen, einen förmlichen Uebergang in den Basalt bildet. In einem Präparat von der Roche rouge bei Le Puy im Velay, wo ebenfalls ein granitisches Gesteinsfragment an den Basalt stösst, ist häufig an der Grenze zwischen beiden eine bräunliche Glaszone eingeschoben; in dem ganzen Fragment, besonders aber in diesen glasigen Partieen, finden sich kleine Körner eines isotropen, blass blaugrauen Minerals. Da die- selben öfters anscheinend reguläre Krystallformen erkennen lassen, so dürften sie vielleicht irgend einem Gliede der Spinell- gruppe angehören, dessen genaue Bestimmung freilich nicht möglich ist. Im Basalt vom Hunrodsberg am Ostabhange des Habichts- waldes befindet sich ein Sandsteineinschluss, um welchen sich - schon makroskopisch am Handstück sowohl, besonders deutlich aber im Dünnschliff ein Hellerwerden des Basaltes erkennen lässt. Unter dem Mikroskop ergiebt sich, dass der Basalt ‚gegen den Einschluss hin die sonst zahlreich darin verstreuten Masnetitpartikelchen verliert und auch feinkörniger wird; an der Grenze selbst stellt sich der Basalt als eine bräunliche, durch zahlreiche farblose Mikrolithen entglaste Schmelzmasse dar. An einigen Stellen ist die Grenze nicht scharf, indem kleine farb- lose, dem Basalt angehörige Mikrolithen, vermuthlich Plagio- klase, in den Sandstein hineindringen; auch eine ganz isolirte braune Glaspartie findet sich darin. Eine derartige Ausbildung der basaltischen Grenzpartieen kommt allerdings um die Olivin- knollen nicht vor. Der Unterschied wird sehr gut charakte- 38 risirt in einem Handstück aus dem Basalt vom Alpstein, wo sich neben einem Olivinknollen etwa 10 Cm. davon entfernt ein Einschluss von Quarzit befindet. Die Berührungslinie zwi- schen Basalt und Quarzit ist ziemlich scharf, aber eine Zone des Basalts von wechselnder Breite, welche an den Einschluss stösst, ist abweichend ausgebildet und zwar in der Weise, dass die sonst zahlreich im Basalt vorhandenen Magnetitkörnchen darin fehlen und dadurch ein heller Streifen entsteht. Ein Gang von dieser basaltischen Masse ohne Magneteisenkörner zieht sich ein Stück lang in den Quarzit hinein. An dem Olivinfelsknollen ist diese helle Contactzone nicht vorhanden, sondern hier reicht der gewöhnliche Basalt bis dicht an den Knollen heran. Hieraus könnte man vielleicht zu schliessen geneigt sein, dass die beiden Knollen sich auf verschiedene Weise gebildet haben und zwar, dass der Quarzit ein eingeschlossenes fremdes Gesteinsbruchstück, der Olinvinknollen dagegen eine Ausschei- dung sei. Allein die Untersuchung der künstlichen Schmelz- producte lehrt, dass diese Gegensätze durchaus nicht entschei- dend sein können. Die basaltische Schmelzmasse ist nämlich in einigen Schmelzproducten ganz hell, und zeigt dann wenige oder keine Entglasungsproducte, in anderen ist sie durch federartige Gebilde entglast; in noch anderen ist sie tachy- lytisch entglast, d.h. die dunklen Devitrificationsproduete haben sich zu kleinen Sternen vereinigt. Das letztere geschieht be- sonders, wenn die Schmelzmasse nicht vollkommen flüssig erhalten, sondern so weit abgekühlt wird, dass sie gerade noch plastisch ist. In einigen Präparaten nun ist die Schmelzmasse durch zahlreiche tachylytische Entglasungen sehr dunkel und diese dunkle Farbe reicht bis unmittelbar an das eingetragene Olivinstück hin. Es zeiet sich somit, dass die Ausbildung der sich direct an die eingetragenen Stücke anschliessenden Zone von äusseren Zufälligkeiten abhängt, dass demnach die Ab- wesenheit der hellen Zone durchaus kein Grund sein darf, die Einschlussnatur jenes Olivinknollens vom Alpstein zu bezweifen. Die Ursache der Erscheinung, dass die Contactzone mit- unter in der erwähnten Weise charakterisirt ist, dürfte ver- muthlich darin zu suchen sein, dass das Magneteisen mit der Kieselsäure des Quarzits und Sandsteins eine hell gefärbte Verbindung eingegangen ist und so die glasige Basis des Ba- salts vermehrt hat; bei einem kieselsäureärmeren Einschluss, wie ein Olivinfels, hat dies selbstverständlich nicht stattfinden können. Das Gegenstück hierzu bilden die Schmelzversuche, bei welchen ein Stück Olivinfels in geschmolzenen Trachyt oder Liparit eingetragen wurde und wobei sich in den einzelnen Fällen verschieden gestaltete Berührungslinien zeigen. In dem _ einen Präparat grenzt der Olivin mit sehr scharfen Linien _ direet an die fast farblose Schmelzmasse, in anderen befindet _ sich zwischen beiden eine mehr oder minder breite, trübe Zone von gelblich grüner Farbe, in welcher vielfach farblose, _ lange, dünne Krystallsplitter, jedenfalls Olivine, zu erkennen _ sind. Auch die trübe Masse selbst polarisirt, wenngleich nur schwach. In letzterem Fall has sich sehr wahrscheinlich die sehr kieselsäurereiche Schmelzmasse mit dem Olivin wenigstens _ theilweise chemisch verbunden. Dass in dem anderen ange- - führten Präparat die Contactlinie scharf erschien, beruht darauf, dass hier die Temperatur nicht so hoch war, wie auch schon daraus zu entnehmen ist, dass die grünen Diopside, welche - häufig, wie später gezeigt wird, starke Veränderungen erleiden, nur eine etwas alterirte Randzone zeigen, sonst unversehrt _ erhalten sind. Uebrigens war dieser Versuch auch einer der _ ersten, bei welchen noch nicht mit den eine so hohe Tem- _ peratur erzeugenden Apparaten gearbeitet wurde, wie später. Be Zusammensetzung der Olıvinknollen und Aus- _ bildung ihrer Gemengtheile im Contact mit Basalt. _ Wenden wir uns nun zu den Knollen selbst und zunächst zu dem quantitativ bei weitem vorwiegenden Gemengtheil der- _ selben, dem Olivin, so ist vor Allem zu bemerken, dass die - Olivine in den Knollen keine durchgreifenden Verschieden- heiten von den in der Basaltmasse selbst befindlichen zeigen; beide sind mehr oder minder serpentinisirt, beide sind von _ unregelmässigen Sprüngen durchzogen, beide enthalten Ein- £ schlüsse der verschiedensten Art, wie fremde Mineralpartikel- ‘chen, besonders Picotit, oder Glas- oder Flüssigkeitseinschlüsse mit oder ohne bewegliche Libelle, auch Gasporen dürften in beiden nicht selten sein. Im Contact mit dem Basalt zeigt der Olivin stets ganz scharfe Grenzen, keine Abrundungen E oder gar allmähliche Uebergänge. Es wäre jedoch falsch, aus ' diesem Umstand schliessen zu wollen, dass der Olivin ein > Ausscheidungsproduc aus dem Basalt sein müsse, denn in ' den Schmelzproducten zeigt der eingetragene Olivin genau die- selben scharfen Grenzen, selbst da, wo ein Theil desselben _ factisch abgeschmolzen ist. Dies Alles giebt mithin keinen ; Anhalt für die Beurtheilung der Genesis der Olivinknollen. “ Aber eine Erscheinung muss doch als sehr bemerkens- _ werth gelten: die Olivine des Knollens zeigen nämlich öfters = der Nähe der Contactlinie grosse, unzweifelhafte Glas- Be erlüsse. Diese treten z. B. besonders deutlich hervor in einem Vorkommniss von Montecchio Maggiore bei Vicenza, ‚wo sie charakterisirt sind durch feine, schmale Umrandung, - schlauchförmig verästelte Formen und durch das Vorkommen 2 Be eerer grosser, dunkel und breit umrandeter Bläschen in £ 3 De EN ai 2... demselben Einschluss; dann auch in einem Knollen von Ko- sakow in Böhmen, wo gelblich oder grünlich gefärbte hyaline Einschlüsse durch dunkle Körner entglast sind; ferner in einem Basalt vom Staufenberg bei Giessen, in welchem sich gefärbte und farblose Einschlüsse mit zahlreichen länglichen Entgla- sungsproducten, mitunter auch zwei Bläschen in demselben Einschluss zeigen. Ausserdem lässt sich dieselbe Erscheinung noch in Knollen von verschiedenen anderen Fundorten beob- achten. Diese Glaseinschlüsse finden sich in deutlicher, nieht verkennbarer Beschaffenheit nur in der Nähe des Basalts und nehmen nach der Mitte des Knollens hin in den Olivinen an Häufigkeit, Grösse und damit auch an Deutlichkeit ab. Das 3 schien anfangs auch ganz entschieden darauf hinzudeuten, dass der Olivin des Knollens ein Ausscheidungsproduct des Basalts sei, da ja die basaltischen Olivine häufig Glaseinschlüsse ent- 3 halten, während in den Gemengtheilen derjenigen anstehenden Olivinfelsen, welche mit den Knollen sonst grosse Aehnlichkeit besitzen, deren fast gar keine bekannt sind. In der Sammlung des College de France in Paris, welche dem Verfasser durch die Güte des Herrn Prof. Fovgus längere Zeit offen stand, wofür er demselben hiermit seinen verbindlichsten Dank sagt, waren allerdings in einigen pyrenäischen Lherzolithen einige wenige Glaseinschlüsse zu bemerken, welche sich indessen durch kleinere Dimensionen und unregelmässige Anordnung wesentlich von den oben erwähnten unterscheiden. — Da fanden sich bei der Untersuchung eines der künstlichen Schmelzproducte in der Nähe der Berührungslinie zwischen Olivin und Basaltmasse in dem Olivin ebenfalls grosse, un- zweifelhafte Glaseinschlüsse (s. Taf. V. Fig. 2). Dieselben kommen auch hier nur in der Nähe des Basaltglases vor, nehmen nach dem Innern des Olivinstücks hin an Grösse und Anzahl ab und verschwinden allmählich. Damit wird zwar ihre Entstehung keineswegs erklärt; an der Thatsache ist indessen durchaus nicht zu zweifeln; denn die Olivinfels- brocken, welche in den Schmelztiegel eingetragen wurden, waren von denselben Handstücken genommen, in denen ab- solut kein Glaseinschluss beobachtet wurde. Die Bildung dieser Einschlüsse ist keine zufällige und vereinzelte Erscheinung, sondern an allen Präparaten aus verschiedenen Schmelzen unzweifelhaft zu constatiren. Es mag noch besonders betont werden, dass die Vermuthung, es handle sich hier etwa um fremde, dem Olivin eingewachsen gewesene und innerhalb des- selben zum Schmelzen gelangte Mineralpartikelchen, völlig ausgeschlossen bleiben muss; denn abgesehen davon, dass die Gruppirung der Glaseinschlüsse durchaus nicht der Vertheilung eingewachsener mikroskopischer Mineralgebilde entspricht, sind 2 dog 4] - letztere auch in den Olivinen des zu den Versuchen verwandten _ Materials überhaupt nicht vorhanden, mit Ausnahme ganz spärlicher Picotitkörnchen, welche selbstverständlich mit der - Erzeugung der Glaskörnchen nicht in Verbindung gebracht werden können. Aus allen diesen Gründen ist nun wohl zu schliessen, dass das gluhtflüssige basaltische Magma mit der Anwesenheit _ der merkwürdigen Glaseinschlüsse in ursächlichem Zusammen- hang steht, wenn auch eine Erklärung des eigentlichen Vor- gangs der Entstehung dieser Gebilde noch vollkommen fehlt. Da diese Glaseinschlüsse von der ringsum frischen und com- pacten Olivinsubstanz umgeben sind, so ist die Annahme, dass sie durch Eindringen einer fremden Substanz entstanden seien, auch ausgeschlossen und es ist nur als gewiss anzusehen, dass die Temperaturerhöhung bei ihrer Hervorbringung eine we- _ sentliche Rolle spielt. Dies wird auch dadurch wahrscheinlich, dass, nachdem Olivinfels im Trachyt bis zum Schmelzen des _ letzteren erhitzt und ebenfalls zwei Stunden in dieser Tempe- _ ratur gelassen wurde, ein von dem Schmelzproduct angefer- tigter Dünnschliff gleichfalls diese grossen Glaseinschlüsse zeigte. Das Erhitzen von Lherzolithpulver für sich im Platintiegel _ (wobei es selbst nicht zum Schmelzen kam, sondern die ein- - zelnen kleinen Körner desselben nur gleichsam zusammen- geschweisst erschienen), ergab allerdings ein etwas anderes Resultat, denn es zeigte sich hier, bei der mikroskopischen - Untersuchung, dass nur wenige kleine Glaseinschlüsse in den - Olivinkörnchen entstanden waren, welche durchaus nicht mit ‘ den zahlreichen grossen in den anderen Schmelzproducten übereinstimmen. Die kleinen Dimensionen der Einschlüsse sind indessen wohl in diesem Fall durch die Dimensionen der - dieselben einschliessenden Körner des Lherzolithpulvers bedingt, > denn viele der letzteren erreichen nicht einmal die Grösse mancher Glaseinschlüsse in den anderen Schmelzproducten. _ Die geringe Anzahl derselben ist freilich dadurch noch nicht erklärt, dürfte vielleicht aber auch damit in Zusammenhang - stehen. Wenn die mikroskopische Beschaffenheit der Olivine einen geringen Anhalt bietet, sichere Schlüsse auf die Entstehung - der Knollen zu ziehen, so lässt sich in dieser Hinsicht um so mehr über die Pyroxene hervorheben. In fast jedem bisher untersuchten Olivinknollen wurden neben dem Olivin Pyroxene beobachtet und zwar fast stets meben monoklinen ein oder mehrere rhombische Pyroxene, _ während in der Basaltmasse selbst bisher noch nie mit Sicher- heit ein anderer, als der gemeine monokline Augit constatirt ae 2 = 42 wurde. Rosesgtsc# !) führt allerdings an, v. Lasavıx habe einen Bronzit im Basalt von Castelvecchio und einen Diallag im Basalt von Sta. Trinita bei Vicenza gefunden, fügt aber gleich hinzu, dass ihm die Bestimmung dieser Substanzen einigermaassen unsicher erscheine. Von den monoklinen Glie- dern der Augitreihe sind besonders die bereits früher (pag. 35) | charakterisirten grünen Diopside hervorzuheben, welche häufig in den Knollen auftreten, aber noch nie isolirt in der Basalt- masse selbst aufgefunden wurden. Auch die anderen gemeinen monoklinen Pyroxene der Knollen sind verschieden von den basaltischen, welche meist einen bestimmten Habitus erkennen lassen, so dass sie bei einiger Uebung sofort unterschieden werden können. Die letzteren sind entweder vollkommen aus- gebildet und ringsum scharf contourirt oder doch wenigstens in den Durchschnitten auf einer oder mehreren Seiten durch scharfe, gerade Linien begrenzt, während die im Knollen be- findlichen nur sehr selten eine Krystallform andeuten und fast stets nur unregelmässig begrenzte Körner bilden. Die basal- tischen Augite zeigen sich ferner häufig aus verschieden ge- färbten Zonen bestehend, indem z. B. eine röthliche Zone einen grünen oder braunen Kern umhüllt, bei den anderen hingegen weist jedes Individuum durchweg dieselbe Farbe auf (s. Taf. II. Fig. 1 u. Taf. IV. Fig. 1). Ä Viele der Pyroxene in den Knollen, rhombische und mo- nokline, besonders die grünen, enthalten die bekannten gelblich braunen Interpositionen, welche in Enstatiten und besonders in Bronziten so häufig auftreten, meist von parallelepipedischer Form, indessen oft nicht deutlich ausgebildet und dann flach tafelförmig oder auch nur nadelförmig erscheinend. Die Na- tur derselben ist noch nicht festgestellt. Es lässt sich nur so viel darüber mittheilen, dass einige zwischen gekreuzten Nicols polarisiren, mithin anisotrop sind. TRrıpeke?) beob- achtete Interpositionen, welche der Beschreibung nach den eben erwähnten sehr ähnlich sind, in den Enstatiten der Olivinknollen einiger schlesischer Basalte; er hält dieselben für mit Opal erfüllte, negative Formen der sie einschliessenden Mineralien — eine Deutung, welche allerdings für die hier beschriebenen Einschlüsse wegen ihres optischen Verhaltens vollständig ausgeschlossen erscheint. Da die Pyroxene, welche diese Interpositionen enthalten, nie eine Krystallform erkennen lassen, sondern stets als unregelmässig begrenzte Körner auf- treten, so lässt sich etwas. Näheres über die krystallogra- 1) Mikrosk. Physiogr., II.: Mass. Gesteine pag. 430. : ?) Beiträge zur Kenntniss der schlesischen Basalte und ihrer Mi- neralien. Dissertation. Breslau 1878. BE wi phische S rine dieser Einschlüsse nur auf Grund der ‚Spaltbarkeit angeben. Sie sind meist den Spaltungsrichtungen der sie einschliessenden Mineralien parallel gelagert und zwar ist dies vorwaltend der Fall bei den rhombischen Pyroxenen; mitunter sind sie parallel zwei sich kreuzenden Richtungen angeordnet. Einzelne unregelmässig contourirte liegen aber auch unregelmässig verstreut in den Pyroxenen, was besonders _ bei den monoklinen Gliedern der Augitreihe vorzukommen scheint. = Da mithin wohl nur die rhombischen Pyroxene hier in "Betracht kommen können, bei diesen Mineralien aber die pina- koidale Spaltbarkeit a so werden diese Einschlüsse, soweit sie überhaupt regelmässig eingelagert sind, wohl meist der krystallographischen Verticalaxe c parallel gerichtet sein. In den untersuchten fest anstehenden Olivinfelsen wurden keine ähnlichen Gebilde bemerkt, doch erwähnt Rosengusch !), dass er die bekannten Interpositionen des Bronzits in den Pyroxenen ‚der Olivinfelsen gefunden habe. Eine Erscheinung, welche fast in jedem Präparat der Olivinknollen mehr oder minder deutlich und in verschiedenster "Weise hervortritt, ist, dass die Pyroxene derselben und zwar besonders die grünen 'monoklinen Diopside im Vergleich mit ‚denjenigen der anstehenden Olivinfelsen in irgend einer Weise ‚alterirt sind, ohne dass jedoch hierdurch die mineralogische Identität beider irgendwie in Frage gestellt würde. So be- merkt man ganz allgemein, dass, während die Olivine des Knollens, welche an den Basalt stossen, stets eine scharfe Grenzlinie aufweisen, an denjenigen Stellen, wo ein Augit des Knollens mit dem Basalt in Berührung tritt, hier mit dem _ Augit eine Veränderung vorgegangen ist, welche vielleicht am besten allgemein mit „Angegriffensein“ zu bezeichnen ist. Es muss hier noch besonders hervorgehoben werden, dass, so weit die Erfahrung des Verfassers reicht, eine übereinstim- mende Erscheinung niemals an den zu der eigentlichen Basalt- masse gehörigen Augiten auftritt. 8 Dieses „Angegriffensein“ des pyroxenischen Gemengtheils lässt sich zurückführen auf Euemiekeliug von Mikrolithen oder Trübung und Bildung von Glaseinschlüssen, oder endlich Zer- bröckelung. An einem Präparat von Monteechio Maggiore ‚bildet der Augit einen förmlichen Uebergang in den Basalt, indem schwarze Mikrolithen in den Augit eingedrungen sind, 80 dass eine genaue Grenze zwischen beiden nicht wahrzu- nehmen ist; ferner enthält der Augit vielfach Glaseinschlüsse und erscheint zum Theil in Folge derselben trübe und ver- !) Mikrosk. Physiogr., II.: Mass. Gesteine pag. 536. a schwommen und zwar mitunter in einem solchen Grade, dass | nichts Genaues mehr zu erkennen ist. Der dicht daneben | liegende Olivin dagegen hat ausser einigen kleinen Glasein- schlüssen keine Veränderung aufzuweisen (s. Taf. III. Fig. 2). Der Augit in einem Knollen von Zeidler in Böhmen zeigt ebenfalls eine Trübung, welche nicht mehr viel erkennen lässt, indessen ist doch noch zu sehen, dass der Augit an den Be- rührungsstellen mit dem Basalt nicht mehr eine continuirliche Masse darstellt, sondern gleichsam zerbröckelt und aus vielen meist- rundlich contourirten Körnchen wieder zusammenge- schweisst erscheint. An vielen Präparaten, unter anderen auch an dem letzt- erwähnten und an einem von Unkel am Rhein (doch hier weniger deutlich), ist zu beobachten, dass eine mit der Haupt- masse zusammenhängende mikroskopische Basaltader in den Knollen eindringt, vermuthlich eine Spalte ausfüllend. Dieselbe hat anscheinend einen Augit zersprengt und ist dazwischen durchgeflossen, denn auf beiden Seiten sieht man die Augit- bruchstücke mit einem schwarzen Rand versehen. Ferner zeigen die an die Basaltader grenzenden Pyroxene sämmtlich bis mitten in den Knollen hinein ein Angegriffensein, während der gleichfalls berührte Olivin ganz uversehrt bleibt (s. Taf. III. Fig. 1). Merkwürdig ist dabei, dass die Basaltramification stellenweise gleichsam unterbrochen erscheint, d. h. dass hinter einander gereihte basaltische Partieen ohne Zusammenhang auftreten, wobei indessen die Veränderung der Augite conti- nuirlich ist. Das ist vielleicht so zu erklären, dass die Basalt- ader nicht immer in der Ebene des Schliffs verläuft und nur stellenweise mit derselben zusammentrifft. Die soeben erwähnte Erscheinung, dass der Augit an der Contactzone bröckelig wird, ist an einem Präparat von der alten Burg bei Nidda besser zu gewahren, da hier wenig oder gar keine Trübung des Augits das Bild verschleiert; dagegen hat der Olivin hier eine so starke Serpentinisirung erfahren, dass der Unterschied zwischen den beiden wieder nicht be- sonders deutlich hervortritt. In einem Vorkommniss von Pleisen- berg bei Nickelsdorf ist der an den Basalt grenzende Augit deutlich körnelig (s. Taf. IV. Fig. 1), in einem anderen von Kosakow in Böhmen ist er etwas trübe u.s.f. Kurz in jedem zur Untersuchung gelangten Präparate ist diese Erscheinung mehr oder minder deutlich zu erkennen. Häufig sind die Pyroxene in der Weise verändert (und zwar ist dies fast ausschliesslich bei den grünen Diopsiden der Fall), dass dieselben grosse Glaseinschlüsse enthalten, welche in ziemlich regelmässigen Zwischenräumen vertheilt und stets zart umrandet sind; meist weisen sie Bläschen oder Entgla- ? ' “” KT RN jung ; en, a No 45 ungsproducte in sich auf. Neben oder zwischen denselben befinden sich mitunter Mikrolithen, zuweilen auch Flüssigkeits- - einschlüsse, welche dann dicht neben den Glaspartikeln liegen. Ganz ähnliche hyaline Einschlüsse werden freilich nun auch _ vielfach in den grösseren Augiten, welche in der Basaltmasse selbst liegen, angetroffen, doch ist ein charakteristischer Unter- schied zwischen beiden hervorzuheben: Während die Glas- einschlüsse in den basaltischen Augiten stets in der Mitte des - Individuums eingelagert sind, so dass eine Randzone von ver- _ schiedener Breite frei davon bleibt, findet bei den Diopsiden des Knollens das Umgekehrte statt, indem nämlich hier die Einlagerung dieser Einschlüsse stets am Rande beginnt und mehr oder weniger tief in’s Innere eindringt, zuweilen auch _ den ganzen Krystall erfüllt. Dieser Gegensatz ist besonders zu beobachten in einigen Präparaten vom Staufenberg bei Giessen. Da dergleichen fast niemals in einem Diopsid _ der fest anstehenden Olivinfelsen beobachtet wurde (Verfasser _ bemerkte im Diopsid eines einzigen pyrenäischen Lherzo- Jiths ähnliche Einschlüsse, welche indessen gleichmässig über den ganzen Krystall vertheilt waren), während es in den - Olivinknollen mit der grössten Constanz und Regelmässigkeit hervortritt, so bleibt nichts anderes übrig, als diese Erschei- - nung durch den Einfluss des Magmas auf den Diopsid verur- _ sacht anzusehen. Nachdem zweifellos festgestellt ist, dass im Olivin durch hohe Temperatur Glaseinschlüsse entstehen kön- nen (vergl. pag. 40 f.), ist nicht einzusehen, warum dies nicht auch im Diopsid möglich sein sollte, wofür auch die oben er- _ wähnte Art und Weise der Einlagerung derselben spricht. Der - Vorgang selbst bleibt hierbei freilich eben so unerklärlich, wie dort. Häufig sind verschiedenartige Pyroxene in demselben Knol- _ len in verschiedenem Grade sowohl, wie in verschiedener Weise angegriffen. Die weniger stark angegriffenen zeigen häufig gute Spaltbarkeit und löschen in jeder beliebigen Lage parallel der- selben aus, charakterisiren sich daher als rhombische Pyroxene. Diese Erscheinung lässt sich vermuthlich so erklären, dass die letzteren als magnesiareiche Enstatite viel weniger leicht an- greifbar sind, als die grünen, eisenreichen und magnesiaarmen Diopside. Oefters ist zu bemerken, dass die bröckelige Augitzone - nicht direct an die körnige Basaltmasse anstösst, sondern dass _ ein anderer Augit sich zwischen beide einschiebt, so dass die _ beiden Pyroxene durch die bröckelige Zone getrennt werden. Diese letztere besteht aus vielen kleinen, eng aneinander ge- ' lagerten, farblosen bis grünlich grauen Körnchen, welche im polarisirten Licht verschiedenfarbig erscheinen, mithin optisch _ verschieden orientirt sind. Vielleicht ist zwischen denselben A mitunter etwas glasiges Oement vorhanden, ist nicht ‚genau zu constatiren, da die doppeltbrechenden Körnchen oft nur sehr kleine Dimensionen haben und theilweise übereinander gelagert sind, so dass, wenn wirklich isotrope Partikelchen mit darunter wären, diese durch darüberliegende doppelt- brechende Körnchen theilweise verdeckt würden. Uebrigens könnten doch jene spärlichen, isotrop sich verhaltenden Theil- chen senkrecht zu ihrer optischen Axe geschnittenen, krystal- linischen Körnchen angehören. Die beiden Pyroxene sind verschieden: der eine, zunächst am Basalt liegende, gehört demselben an, er hat den oben charakterisirten basaltischen Habitus, ist stark gefärbt, stets monoklin und hat gegen den Basalt hin eine scharfe Grenze, meist ist der sich zunächst am Basalt hin erstreckende Streifen desselben anders gefärbt, als der Rest; mitunter finden sich kleine schwarze Mikrolithen und Glaspartikelchen darin eingeschlossen; der andere Pyroxen. gehört dem Knollen an, ist meist rhombischer Enstatit und ist dann hell, kaum gefärbt, gerade auslöschend. (s. Taf. IV. Fig. 1). Mitunter scheint es im gewöhnlichen Licht ein ein- ziges monoklines Augit-Individuum zu sein, durch welches die erwähnte bröckelige Zone hindurchläuft, im polarisirten Licht zeigt sich aber, dass es zwei krystallographisch und optisch verschieden orientirte Individuen sind, welch durch die Zone getrennt werden. Diese Erscheinung ist an verschiedenen Vor- kommnissen zu beobachten, vorzüglich an den Präparaten von Pleisenberg bei Nickelsdorf und vom Staufenberg bei Giessen. Nun stösst aber mitunter der basaltische Augit direct an einen Augit des Knollens oder geht vielmehr in einen solchen über, ohne dass eine bröckelige Zone dazwischen liegt. Hierbei lässt sich jedoch der eine Augit wohl von dem anderen ab- grenzen; der Augit des Knollens ist nämlich in diesem Fall stets ein reichlich mit Glaseinschlüssen gleichsam gespickter, grüner Diopsid, während der basaltische mehr bräunlich oder röthlich, jedenfalls dunkler aussieht und nur einzelne, relativ wenige Glaseinschlüsse und Mikrolithen enthält. In einigen Schliffen, wo grössere von diesen Augiten vorkommen, lässt sich auch erkennen, dass sie optisch nicht vollkommen gleich orientirt sind; in änderen erscheinen sie allerdings im po- larisirten Licht vollkommen gleich gefärbt, müssen mithin wohl als ein Individuum angesehen werden. Dafür, dass der eine Augit als zum Basalt selbst gehörig zu betrachten ist, spricht, abgesehen von dem Habitus desselben, der Umstand, dass häufig Augite die Grenze des Basalts gegen den Knollen hin bilden, wo sie, wenn sie auf Olivin treffen , eine scharfe Grenze reisen und sich mit ihrem Rande in den Verlauf der Basaltgrenze geralinig einfügen, mithin augenscheinlich nicht - zum Knollen gerechnet werden dürfen. Wenn wir annehmen, dass die oft erwähnte Zerbröckelung des Augits im Knollen durch das gluthflüssige basaltische Magma verursacht ist, was durch die Schmelzversuche als fast “sicher feststehend angesehen werden kann, so dürfte wahr- = scheinlich obige Erscheinung so zu erklären sein: Das gluth- _ flüssige Magma schmolz einen Theil des Knollens ab und erreichte den jetzigen äusseren Rand desselben gerade, als es sich so weit abgekühlt hatte, dass es den Knollen nicht weiter ‚abzuschmelzen vermochte; durch die hohe Temperatur wurde hierbei der Augit zerbröckelt. Als nun die Masse zu erstarren begann, schied sich an der Stelle Augit aus und krystallisirte an die zerbröckelte Zone an; diese letztere findet sich daher - zwischen zwei Augiten nur in diesem Fall, sonst stets zwischen - einem Pyroxen und einem anderen Mineral. | Wenn nun aber ein continuirliches, optisch in seiner gan- „zen Ausdehnung gleich orientirtes Augitstück , welches nur an seinem einen Ende etwas abweichende Farbe und etwas ver- schiedene Einschlüsse zeigt, als am anderen, aus dem Knollen _ weit in den Basalt hineinragt, so könnte dies allerdings leicht zu der Annahme führen, dass dieser Augit, welcher doch thatsächlich einen integrirenden Bestandtheil des Knollens - ausmacht, aus der Basaltmasse ausgeschieden sei. Da diese Erscheinung indessen nur bei dem durch seinen grossen Eisen- gehalt resp. geringen Magnesiagehalt leicht schmelzbaren Diopsid _ wahrgenommen wurde, so ist, abgesehen davon, dass bei den grösseren Stücken die Auslöchungsrichtung immerhin an dem _ einen Ende etwas anders ist, als an dem anderen, doch auch * ganz füglich zu denken, dass der leicht schmelzbare grüne Diopsid nicht der Zerbröckelung durch den Einfluss der hohen - Temperatur unterlegen ist, sondern dass einfach ein Stück davon abgeschmolzen wurde und dass dann beim Erstarren der sieh ausscheidende Augit an den noch vorhandenen Rest des _Diopsids dergestalt ankrystallisirte, dass eine gleichmässige Örientirung der chemisch etwas verschiedenen, aber isomorphen _ Mineralien erfolgte. Mit diesen Erklärungen stimmt ferner eine andere Beob- achtung sehr gut überein. In einem Präparat von Pleisenberg bei Nickelsdorf findet sich im Basalt ein grosser, etwas bräun- lieher, monokliner Augit, welcher deutliche Spaltbarkeit zeigt, ziemlich scharf contourirt ist und im polarisirten Licht als aus mehreren, durch verschiedene optische Orientirung sich unter- scheidenden Theilen zusammengesetzt sich ergiebt. Dieser grosse Augit enthält in seiner Mitte einen auch noch grossen, fast farblosen, viele Spalten aufweisenden und parallel den- 48 selben auslöschenden Enstatit, welcher ringsum von der be- kannten bröckeligen Zone umgeben ist (s. Taf. III. Fig. 1). Bei der grossen Dünne des Präparats ist der Farbenunterschied kaum wahrzunehmen, die Structur scheint auch bei geringer Vergrösserung sehr ähnlich, so dass man den Enstatit für einen parallel der Symmetrie- Axe geschnittenen Augit halten könnte; bei starker Vergrösserung ergiebt sich aber doch ein Unterschied in der Mikrostructur, indem der Enstatit ausser den grösseren Spalten noch von einer Menge ganz feiner Spalten durchsetzt ist, welche den grösseren parallel laufen, während der Augit nur relativ wenige grössere, nicht so regelmässig verlaufende Spalten zeigt, welche dann und wann durch Quer- spalten verbunden sind. Der Enstatit ist in zwei Stücke zer- brochen, wie sich im polarisirten Licht deutlich erkennen lässt, muss also schon existirt haben, {als der Basalt noch plastisch war. Da er nun von der bekannten körneligen Zone umgeben ist, welche noch niemals bei einem Gemengtheil des Basalts beobachtet wurde und seine Mikrostructur genau mit der eines im Knollen befindlichen Enstatits übereinstimmt und Enstatite im Basalt selbst nie vorkommen, so wird er unbedingt nicht für ein Ausscheidungsproduct gelten, sondern man wird auch hier nur auf die Erklärung kommen können, dass das Magma ein Stück Enstatit vom Knollen abgesprengt und dann einge- hüllt hat, und dass auch hier Augitsubstanz an die bröckelige Zone ankrystallisirt ist. Die bröckelige Augitzone tritt noch unter ähnlichen Ver- hältnissen auf in einem Präparat von Steinsberg bei Rönshild in Sachsen-Meiningen. Hier findet sich nämlich im Basalt in der Nähe des Olivinknollens ebenfalls ein Enstatit in einem Augit eingeschlossen; der Enstatit wird auf drei Seiten von der bröckeligen Zone umgeben; an der vierten Seite ist der Enstatit abgebrochen, und es bildet die Bruchfläche die Grenze des Präparats; auf der entgegengesetzten Seite schliesst sich an die körnelige Zone ein isotroper Chromitfetzen und daran ein Olivin an, wodurch das Ganze als ein kleiner Olivinknollen charakterisirt wird. Der Enstatit ist fast farblos, von wenigen parallelen Spalten durchsetzt, welche mit der Auslöschungs- richtung übereinstimmen und enthält einige wenige der be- kannten blassgelblichen, länglichen Interpositionen, ferner auch gelbliche Flecken, wahrscheinlich herrührend davon, dass die Schliffläche gerade solche Interpositionen getroffen hat. Der den Enstatit umschliessende Augit bildet gegen den Basalt hin eine scharfe, gerade Grenzlinie und ist seiner Mikrostructur nach — etwas rauhe Oberfläche und unregelmässige Sprünge — weniger seiner Farbe nach, die bei der Dünne des Prä-* parats sehr hell erscheint, ein basaltischer Augit, die Unter- E R { S * == >% 5% 2 Ba P Er 49 chung im polarisirten Licht bestätigt bezüglich des Olivins, Chromits und Enstatits vollkommen diese Diagnose; auch die bröckelige Zone weist die polarisirenden, optisch verschieden - orientirten kleinen Körner auf. Der Augit zeigt aber weder e- sonst charakteristischen schönen Interferenzfarben, noch eine scharfe Auslöschung, so dass er zuerst mit dem Enstatit # - optisch gleich orientirt erscheint, was sich indessen bei ge- nauer Untersuchung nicht bestätigt. Das Ganze ist jedenfalls auch als ein von dem Olivinknollen losgerissenes Stück zu betrachten, an dem das gluthflüssige Magma die bröckelige - Zone hervorgebracht hat, an welche letztere dann der zuletzt _ erwähnte Augit ankrystallisirt ist. ‘ Wie in den natürlichen Olivinknollen, so sind es auch in den künstlichen Schmelzproducten die Pyroxene der eingetra- genen Lherzolithstückchen; welche die meisten und bei weitem > charakteristischsten Veränderungen aufweisen. Was zunächst . das Verhalten derselben gegen die directe Berührung mit dem - Schmelzflusse betrifft, so stellt sich auch hier das Angegriffen- sein mit derselben Constanz und Regelmässigkeit ein, wie in Fe natürlichen Knollen. Dasselbe äussert sich hier wie da in verschiedener Weise, indessen tritt auch hier die Zerbröcke- lung stark in den Vordergrund. Besonders deutlich ist dies an dem Präparat eines künstlichen Erstarrungsproductes zu sehen, einem Stück Olivinfels vom Ultenthal, welches in ge- sehmolzenen Basalt eingebettet wurde (s. Taf. IV. Fig. 2). Zwi- schen Pyroxen und Basaltschmelze ist hier eine breite Zone von kleinen, theilweise übereinander geschobenen Körnchen, _ welche zum Theil trübe sind, eingeschaltet. Mitunter dringt -efn Arm der basaltischen Schmelzmasse in den Einschluss - hinein und dann ist auf dessen beiden Seiten dieselbe Erschei- nung deutlich wahrzunehmen; in anderen Präparaten, Olivin- felsen vom Ultenthal oder von Portet in der Basaltschmelze, tritt meist eine starke Trübung des ganzen Pyroxens hinzu, so . dass die Körnchen, welche meist nur sehr klein sind, nicht so a deutlich zu erkennen sind; an manchen anderen endlich ist nur ein dunkler Rand zu bemerken. — Die in so verschie- Bhöner Weise veränderten Pyroxene scheinen die schwer schmelz- baren, magnesiareichen Enstatite zu sein. In den Schmelz- producten von pyrenäischem Lherzolith vom Weiher Lherz im Basalt ist dergleichen Trübung nicht zu bemerken; wenn in _ diesen ein Pyroxen an das Basaltglas grenzt, so wird er ein- ' fach zerbröckelt und ein Theil von den Brocken schmilzt ver- muthlich mit der Schmelze zusammen (s. Taf. V. Fig. 2); denn die einzelnen Körner sind in einer gelben Masse eingebettet _ und scharf geradlinig contourirt, und zwar treten öfters Con- touren auf, welche den Kıystallformen des Augits wohl ent- ll Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIII. 1. 4 Lupehe‘ 7 ER a a 3 Ve 50 sprechen können. Meist sind die einzelnen Körnchen so über- und durcheinander gelagert, dass nicht zu constatiren ist, ob isotrope, glasige Zwischentrennungsmasse dieselben verbindet, oder ob einzelne der Körner selbst gelblich aussehen. In einem Präparat jedoch findet sich ein derartig zerbröckelter Pyroxen am Rande des Schliffes, und da dieser hier gerade sehr dünn ist, so lässt sich isotrope, die einzelnen Körner cementirende gelbliche Glasmasse constatiren. Wie bereits früher erwähnt (pag. 36 f.), finden sich oft in den Knollen basaltische Fetzen; eine bestimmt charakterisirte Gruppe derselben soll jetzt noch etwas genauer besprochen werden. In einem hierher gehörigen Vorkommniss von Altenberg in Sachsen befindet sich ein ziemlich grosser basaltischer Fetzen, welcher durch einen Gang mit der Hauptmasse verbunden ist und eigentlich nur eine Verbreiterung desselben darstellt. In vollständigem Gegensatz zur Basaltmasse,, welche fast voll- kommen krystallinisch ausgebildet ist, besteht der Gang mit dem Fetzen innerhalb des Knollens aus einer dunkelbraunen, zahlreiche schwarze Trichiten, sowie braune und helle Mikro- lithen enthaltenden Glasmasse, aus welcher noch einige grössere Olivine hervortreten. Merkwürdig an diesem Präparat ist, dass an den erwähnten Gang anschliessend und gewissermaassen dessen Fortsetzung bildend, sich im Basalt selbst ein Streifen hinzieht von genau derselben Structur, wie der Gang mit Fetzen im Knollen. Auf der einen Seite dieses basaltischen Fetzens besteht der Knollen aus einem Conglomerat von grü- nen Diopsiden, die bekannten Glaseinschlüsse enthaltend, und farblosen Olivinkörnern; beide sind ziemlich regelmässig be- grenzt und durch eine braune Glasmasse verkittet. Dazwischen ist eine Menge von schwarzen opaken Körnern, Magnetit ver- muthlich, vertheilt. Wo die Glasmasse zwischen den einzelnen Körnern einen etwas grösseren Zwischenraum ausfüllt, ist sie dunkler und enthält ganz winzige schwarze Trichiten. Den eben beschriebenen ähnliche Gebilde finden sich in verschiedenen Präparaten vom Staufenberg bei Giessen; in dem einen derselben liegen in dem Olivinknollen zu beiden Seiten eines grösseren Chromitstücks rundlich contourirte Partieen eines braunen, farblose Mikrolithen führenden Glases, welches einige Olivinkörner umschliesst. Zahlreiche opake Magnetit- körner sind gleichsam dazwischen gestreut, zum grossen Theil indessen befinden sie sich am Rand der Glasmasse. Von letz- terer gehen einzelne schmale Gänge braunen Glases aus, von welchen einer sich zu einem dem eben beschriebenen ähnlichen Conglomerat hinzieht, das aus Diopsidbruchstücken und einem farblosen Mineral, vermuthlich Olivin, besteht, welche beide 5b durch schmale Glasadern verkittet sind. Magnetitkörner fehlen hier vollkommen. Keiner der braunen, schmalen Glasgänge steht mit der Hauptmasse des Basalts in der Schliffebene in Verbindung, wohl aber ist dies der Fall bei einem anderen breiteren Gang, welcher vorwaltend aus einer halbglasigen, dunkelbraunen Masse besteht, die in der Nähe des Basalts AÄugite und Magnetite enthält. Dieser Gang berührt nach einander mehrere den eben erwähnten ähnliche Conglonierate, in welchen jedoch theilweise die Bruchstücke grösser sind und in denen mitunter der eine oder andere Bestandtheil fehlt ee, Taf. V. Fig. ]). N Ein anderes Präparat von demselben Fundort zeigt meh- _ rere, in dem dünnen Schliff‘ des Knollens ganz isolirt darin _ liegende Conglomerate von ähnlicher Beschaffenheit; öfters _ sind hier zahlreiche Magnetitpartikel kranzartig um den Rand des Conglomerats gelagert. Je weiter diese Partieen von dem Basalt entfernt sind, desto glasiger wird die zwischen die - Diopside geklemmte Masse; in den zunächst am Basalt lie- Rn ‚genden ist sie fast genau so körnig, wie in diesem selbst, in _ den entferntesten stellt sie nur braunes Glas dar mit einigen - Mikrolithen und Trichiten. Wohl zu bemerken ist ferner, dass an einer dieser Conglomeratpartieen, welche ziemlich weit von der Basaltmasse entfernt, aber dicht an einem grösseren Chro- _ mit liegt, die Magnetitpartikelchen zum grössten Theil ersetzt sind durch pellucide braune Körner, welche sich in polari- sirtem Licht isotrop erweisen, also jedenfalls Chromit sind. _ In dem Knollen finden sich hier ausserdem mehrfach Diopside, welche nur die bekannten schlauchförmigen, farblosen oder _ wenig gefärbten Glaseinschlüsse enthalten und nicht mit dem braunen basaltischen Glas in Berührung stehen. Alle diese verschiedenen Thatsachen deuten darauf hin und lassen sich “nur durch die Annahme erklären, dass ein Basaltgang sich in - den Knollen hinein erstreckt, die Diopside zerbrochen, und zum Theil geschmolzen, sowie auch in dem letzterwähnten Falle den Chromit. zerstückelt und die Bruchstücke verstreut habe, wenn auch nicht im Detail anzugeben ist, auf welche Weise dieser Process vor sich gegangen sein möge. Die ver- änderten Diopside müssten dann an die Spalte, welche der Basalt ausgefüllt hat, gestossen haben, während dies bei den anderen nicht der Fall war. Ebenfalls vom Staufenberg stammt ein anderes Präparat, in welchem das basaltische Magma öfters nur einen Theil des _ Diopsid-Individuums zerbrochen und die Bruchstücke einge- ' schlossen hat, während der andere Theil des Diopsids unver- sehrt geblieben ist; auch hier findet man neben den Magnetit- partikeln Chromitkörner. Da sonst im ganzen Schliff keine 4* Er a " Spur von Chromit vorkommt, so lässt sich vermuthen, dass das aus der theilweisen Zerstörung des Chromdiopsids herrüh- rende Chrom vielleicht bei der Bildung dieser kleinen Chro- mite betheiligt war. | In vielen anderen Präparaten von ganz verschiedenen Localitäten befinden sich im Knollen basaltische Fetzen, welche den eben beschriebenen mehr oder minder ähnlich sind, so dass die hier geschilderten Erscheinungen nicht nur als Aus- nahmen betrachtet werden dürfen, sondern durch ihr häufiges Vorkommen allgemeine Gültigkeit erlangen und mithin wohl dazu angethan sind, eine berechtigte Grundlage auch für all- gemein gültige Folgerungen abzugeben. Die Untersuchung der künstlichen Schmelzproduete ergiebt auch hierfür eine gewisse Uebereinstimmung mit den natür- lichen Vorkommnissen. In einem der ersteren findet sich z. B. an einem Arm der betreffenden Schmelzmasse, welcher in den Olivinknollen hineindringt, ein zerbröckelter Pyroxen in einer gelblichen Schmelzmasse, wodurch dieses Präparat eine gewisse Aehnlichkeit mit den Schliffen der natürlichen Olivinknollen erreicht (s. Taf. V. Fig. 2). In diesem, sowie in anderen zei- gen sich auch derartige zerbröckelte Pyroxene ohne nachweis- baren Zusammenhang mit der Schmelzmasse, was die Aehn- lichkeit zwischen künstlichen Erzeugnissen und natürlichen Vorkommnissen noch erhöht. In den Dimensionen herrschen freilich bedeutende Unterschiede, was indessen bei den kleinen Massen, welche beim Experiment nur angewandt werden konn- ten, nicht Wunder nehmen darf. Diese Körner entbehren allerdings auch total der für die Diopside in den natürlichen Knollen so äusserst charakteristischen grossen, ziemlich gleich- mässig vertheilten Glaseinschlüsse.. In den Schmelzproducten konnten zwar in den verschiedenen Pyroxenen mehrfach Glas- einschlüsse constatirt werden, in den unzweifelhaften Diopsiden jedoch nur einmal. Dies rührt aber daher, dass von den zu Schmelzproducten angewandten Olivinfelsen zwar der Lherzolith und der Olivinfels vom Ultenthal deutliche Diopside enthalten, dass aber sämmtliche Pyroxene des letzteren in den Schmelz- producten eine email- oder porzellanartige Beschaffenheit an- nehmen, mithin unter dem Mikroskop nicht mehr zu unter- scheiden sind, so dass nur ersterer hierfür in Betracht kommt; dieser enthält aber die Diopside nicht sehr reichlich, mithin sind dieselben in den Schmelzproducten überhaupt nicht oft vorhanden. Ferner sind sie auch nicht mit Bestimmtheit zu erkennen, da bei den zerbröckelten Pyroxenen mit der gelb- lichen Zwischenklemmungsmasse die grüne Farbe der Körner der Diopside gar nicht hervortritt. Nun ist auch anzunehmen, dass sich in kleinen Partikelchen keine Glaseinschlüsse bilden können, denn es konnten deren in kleinen Körnern auch der anderen Mineralien nie constatirt werden. Während in jedem Stück Olivinfels, das in irgend ein geschmolzenes Gestein gebracht wurde, zahlreiche Glaseinschlüsse beobachtet wurden, so waren beim Erhitzen sehr feinen Olivinpulvers für sich in den im Vergleich zu den Zerbröckelungsstücken gar nicht so _ kleinen Körnern dieses Pulvers fast gar keine Glaseinschlüsse zu erkennen; nur in einigen wenigen der grösseren Körner - fanden sich deren einzelne. Die in dem auf pag. 52 erwähnten Präparat befindlichen Glaseinschlüsse in dem Diopsid finden - sich nur sehr vereinzelt und unregelmässig verstreut und haben eigentlich recht wenig Aehnlichkeit mit den in den Diopsiden der natürlichen Knollen vorkommenden. Es ist übrigens auch _ wohl denkbar, dass bei einer gleichmässigen und lange an- dauernden Einwirkung der hohen Temperatur sich die Glas- - einschlüsse regelmässiger und gleichmässiger ausgebildet haben, als bei der kurzen Dauer und den unvermeidlichen Temperatur- schwankungen beim künstlichen Schmelzprozess. Der Basalt vom Buckerberg bei Eibenstock enthält Granit- fragmente eingeschlossen, d. h. die Fragmente zeigen makro- 'skopisch ganz den granitischen Habitus. Unter dem Mikroskop erkennt man Quarze, Orthoklase und einige wenige Plagioklase, ganz dem Granit entsprechend, aber der Glimmer fehlt. Statt .desseiben findet man die bereits früher (pag. 37) erwähnten, unregelmässig contourirten Fetzen einer Schmelzmasse, welche alle Farbenübergänge von fast farblos bis braun zeigt und durch zahlreiche helle Mikrolithen und schwarze Magnetitkörner entglast erscheint. Diese Glasfetzen haben eine ziemlich aus- _ gesprochene Aehnlichkeit mit einigen der basaltischen Fetzen in den Olivinknollen und es lag somit der Gedanke nahe, dass beide auf dieselbe Weise entstanden seien, um so mehr, als einige dieser Fetzen mit dem Basalt in Verbindung stehen und auch in denselben ohne bestimmte Grenzen übergehen. Die ‚meisten dieser Grlaspartieen zeigen jedoch nicht nur keinen Zusammenhang, weder untereinander, noch mit dem Basalt, sondern es sind nicht einmal Andeutungen davon vorhanden, dass sie sich nach irgend einer Richtung zu einem Gang aus- - keilen oder sich sonst irgend wie fortsetzen, was sich doch fast bei jedem ähnlichen Fetzen in den Olivinknollen erkennen _ lies. Da nun in dem anstehenden Eibenstocker Granit reich- - lieh Glimmer vorkommt, in dem eingeschlossenen Fragment _ aber durchaus nichts davon aufgefunden wurde, so liegt die Vermuthung nahe, dass durch die hohe Temperatur der Glim- mer mit den kieselsäurereichen Feldspäthen und dem Quarz zusammengeschmolzen ist und so diese Schmelzmassen gebildet ! r ri hat. Dass dieser Process möglich ist, geht klar hervor aus Bee zwei Dünnschliffen, angefertigt von einem Granitfragment aus ‘dem Basalttuff von Kulm bei Teplitz, wo verschiedene Stadien der Einwirkung der hohen Temperatur auf Glimmer ersichtlich sind. Der Glimmer erscheint überhaupt sehr dunkel, einige Stücke sind an den Rändern total schwarz; andere lassen schon bei schwacher, deutlicher bei starker Vergrösserung eine Menge jener kleinen, schwarzen, opaken Körner erkennen, welche in den glasigen Fetzen auftreten. Uebrigens ist diese Thatsache auch bereits mehrfach durch makroskopischen Befund constatirt worden, wie denn schon v. LEONHARD!) sagt, dass Glimmertheile in Granitbruchstücken in basaltischen Schlacken- Breceien nicht selten ganz zerstört oder zu rothbrauner und schwarzer Substanz umgewandelt seien. Neuerdings giebt SANDBERGER?) an, dass Glimmer eines Graniteinschlusses im dichten Basalt zu einem schwarzen Glase geschmolzen sei. LEHMANN °) spricht bezüglich eines Gmneisseinschlusses in der Lava vom Oamillenberg am Laacher See von flaserig verlau- fenden Schmelzlagen von rother, brauner und schwarzer Farbe, die genau den Glimmerlagen im Gneiss entsprechen und daher wohl nur als geschmolzener Glimmer gedeutet werden können. Da wir nun wohl diese glasigen Massen in dem Granit- fragment für veränderten Glimmer halten können, so liegt es nahe, den in mancher Hinsicht ähnlichen braunen, glasigen Fetzen in den Olivinknollen eine ähnliche Entstehung zuzu- schreiben und zwar anzunehmen, dieselben seien, da sie fast stets mit den Diopsiden zusammen vorkommen, durch theil- weise Schmelzung gerade dieser entstanden. Dieser Process wäre chemisch ohne Schwierigkeit denkbar, denn die Magnetit- partikelchen und die zuweilen vorkommenden Chromitkörnchen könnten sich ganz füglich aus der geschmolzenen Substanz der eisenreichen und Chromit-haltigen Diopside ausgeschieden ha- ben; von dem Rest würde alsdann eben die braune Schmelz- masse mit den Mikrolithen gebildet worden sein. | Gegen diese Annahme sprechen jedoch mehrere Gründe: zunächst schon die erwähnte Beobachtung, dass in den Olivin- knollen häufig Gänge, angefüllt mit basaltischer Masse, die einzelnen Fetzen sowohl unter einander, als mit dem Basalt selbst verbinden oder doch Verbindungen andeuten, welche dann ausserhalb des Schliffes gelegen haben, dass aber der- gleichen Gänge und selbst Andeutungen derselben in den Granitfragmenten absolut fehlen; ferner, wenn die braunen ı) Basaltgebilde. Stuttgart 1832, Il. pag. 422. 2) maAnne> er. d. bair. Ak. d. Wiss. 1872. pag. 172. eines feuerfl. basalt. Magmas auf Gesteins- u. Miner.- . ?) Einwir Einschl. Bonu 1874. pag. 33. _ Glaspartieen im Olivinknollen geschmolzener Diopsid wären, so müssten jedenfalis die näher am Basalt liegenden dem Ein- fluss der hohen Temperatur mehr ausgesetzt gewesen sein, als die davon entiernteren in der Mitte des Knollens befindlichen. * Nun lässt sich aber zwar öfter nachweisen, dass die braunen Fetzen, sowohl diejenigen, welche die zerstückelten Diopside _ enthalten, wie die anderen, welche nur mehr oder minder _ reines braunes Glas sind, entschieden glasiger werden, je weiter sie sich von der Basaltmasse entfernen; es wird somit ihr Zusammenhang mit der letzteren in hohem Grade wahrschein- lich, da man wohl mit Recht annehmen kann, dass die weit in Spalten des Knollens eingedrungene Schmelzmasse rascher zur Abkühlung gelangte und somit glasiger erstarrte, als die in der Nähe des Basalts selbst befindliche. Andererseits ist aber auch nicht die geringste Uebereinstimmung der Entfernung dieser, die zerstückelten Diopside enthaltenden Fetzen vom Basalt mit dem Grade der Veränderung dieser Diopside er- kennbar, im Gegentheil, ziemlich weit im Knollen drin befinden sich stark angegriffene Diopside, während andere, dicht am Basalt, gelegene, nur die bekannten Glaseinschlüsse zeigen und selbst diese oft nur am Rand des Individuums, während der mittlere Theil frei davon geblieben ist. Die halbglasigen Fetzen in den Granitfragmenten werden daher wohl als auf andere Weise entstanden betrachtet werden müssen, als die ähnlichen Fetzen in den Olivinknollen und alteriren mithin auch nicht die früher (pag. 51) ausgeführte Hypothese über _ die Entstehung der letzteren. ei Die Chromite der Knollen liefern dieselben unregel- mässigen, flaschengrünen bis braunen isotropen Durchschnitte, wie in den fest anstehenden Olivinfelsen; nur die bereits er- wähnte Zerbröckelung in dem einen Präparat (s. pag. 5l) wäre als Veränderung des Chromits in den Knollen zu bemerken. Auch die Chromite der in künstlich geschmolzenen Basalt ein- getragenen Lherzolithstückchen weisen keine Spuren irgend einer Einwirkung auf, so dass die Beschaffenheit dieses Ge- mengtheils nur sehr wenig zur Lösung der Frage nach der Entstehung der Knollen beitragen kann. | Das makroskopische Aussehen der Olivinknollen ist ver- schiedener Art: Einige derselben weisen abgerundete, mehr oder weniger eiförmige Formen auf, an welchen deutlich zu erkennen ist, dass sie eine theilweise Abschmelzung erfahren haben; bei anderen ist dies weniger deutlich bemerkbar. Noch andere, besonders in einigen rheinischen Basalten vorkom- mende verdienen eigentlich gar nicht den Namen Knollen: es sind scharfkantige, auf der Bruchfläche scharf geradlinig be- grenzt erscheinende, splitter- oder keilförmige Fetzen, welche 56 indessen unter dem Mikroskop doch ein „Angegriffensein“ ‚wahrnehmen lassen. Diese scharfen Contouren entsprechen keinen Krystallflächen, sondern begrenzen ein aus verschie- denen Mineralien bestehendes Aggregat und machen daher ganz den Eindruck erratischer Bruchstücke. Wenn nun auf Grund des Vorstehenden eine Antwort auf. die Frage nach der Bildung der Olivinknollen gegeben werden soll, so kann diese doch nur zu Gunsten der Ansicht ausfallen, dass die Olivinknollen nicht da, wo sie sich jetzt befinden, entstanden sind, sondern präexistirt haben und von der Schmelzmasse umhüllt, öfters zerbrochen, fast stets aber ver- ändert an ihren jetzigen Ort gebracht worden seien, denn, wenn auch zugegeben werden muss, dass eine streng wissenschaft- liche, unanfechtbare Beweisführung nicht vorliegt, so sprechen doch viele der geschilderten Erscheinungen entschieden für diese Ansicht; andere lassen sich wenigstens mit Hülfe derselben ohne Schwierigkeit erklären, keine einzige aber steht in di- rectem Widerspruch damit. | Es sollen nun noch anhangsweise zwei mit den Olivin- knollen eine gewisse Aehnlichkeit aufweisende Vorkommnisse erwähnt werden. In einem Basalt vom Bausberg bei Cassel befindet sich ein Knollen eines im Handstück schwarz aussehenden Minerals, welches makroskopisch nicht genau zu bestimmen ist, indessen sehr an die in einigen Basalten Böhmens vorkommende basal- tische Hornblende erinnert. Unter dem Mikroskop ergiebt sich jedoch, dass es ein Knollen von grünlich braunen Augiten ist, welche zahlreiche Einschlüsse enthalten, theils rein gla- siger Natur, theils aber bestehend aus einer braunen, - halb- glasigen Substanz , durch Ausscheidungen von zahlreichen der verschiedensten Mikrolithen entglast, so dass einige der grös- seren Einschlüsse einen tachylytischen Habitus besitzen. Diese Augite weisen eine ziemlich deutliche Spaltbarkeit auf und löschen sämmtlich schief aus. _ Sie stimmen in ihrer Structur ganz genau mit den basaltischen Augiten überein. Andere Pyroxene oder Olivine oder Chromite sind in diesem Knollen nicht vorhanden. Derselbe enthält ausser jenen Augiten nur noch längliche oder rundliche Fetzen einer bei schwacher Ver- grösserung schmutzig trübe und grau aussehenden Substanz von undeutlichen Streifen durchzogen. Bei stärkerer Vergrösse- rung löst sich dieselbe auf in ein Aggregat von unregelmässig gestalteten, meist länglichen, weisslichen bis gelblichen Kör- nern, undeutlich polarisirend, enthaltend eine Unzahl von Ein- schlüssen der verschiedensten Dimensionen. Diese letzteren sonstatirt werden. An einigen deutlicheren Stellen dieser Fetzen unterscheidet man isotrope, helle Körner, durch ein gelbliches, polarisirendes Cement verbunden. Ueber die Natur derselben ist somit gar nichts Bestimmtes anzugeben. Die Contactlinie zwischen Basalt und Knollen ist nicht besonders markirt und unterscheidet sich gar nicht von der zwischen einem einzelnen basaltischen Augit und der Basaltmasse selbst. In demselben Basalt vom Bausberg befindet sich nun ausserdem einer der gewöhnlichen Olivinknollen mit den Py- ‚Toxenen, und zwar einem monoklinen grünen Diopsid mit Glas- ‚ einschlüssen und zwei schwach bräunlichen, fast farblosen, von welchen der eine gerade, der andere schief auslöscht. Der _ Unterschied zwischen diesen Pyroxenen und demjenigen des eben erwähnten augitischen Knollens ist sehr auffallend. Letz- rer ist mit den beiden bräunlichen überhaupt nicht zu ver- gleichen, doch auch von dem Diopsid wohl zu unterscheiden; er enthält nämlich grosse Einschlüsse einer bräunlichen, theil- weise durch Mikrolithen entglasten Schmelzmasse, der Diopsid - des Olivinknollens führt nur kleine, farblose, reine Glaspartikel; ersterer ist nirgends auch nur in kleine Theile zerbrochen, der _Diopsid weist öfters am Rande die bekannte zerbröckelte Zone ‚auf; die Individuen des ersteren sind bräunlich, grünlich und erstrecken sich ohne Farben - und Structurveränderung bis an ‘den Basalt hin, wobei die Grenze gegen denselben theils eine gerade Linie bildet, theils ganz unregelmässig verläuft; die " Diopside weisen, obgleich der Schliff dicker ist, stets ein schönes blasses Grün auf; nur da, wo der eine an den Basalt grenzt, geht er in einen braunen Augit mit fast gar keinen Einschlüssen über, dessen Grenze gegen den Basalt eine ‘scharfe, gerade Linie bildet, ganz der pag. 42 f. erwähnten Erscheinung entsprechend. Ein-dem vorhin beschriebenen ähnlicher augitischer Knollen fand sich im Basalt vom Schiffenberg bei Giessen. Die ihn vorwiegend zusammensetzenden Augite gleichen zum Theil den oben erwähnten des Bausberger Knollens genau, während an- dere sich nur dadurch unterscheiden, dass bei ihnen die grossen Glaseinschlüsse nicht braun, sondern hell, fast farblos sind, was denselben ein ziemlich verschiedenes Aussehen verleiht. ‚In einzelnen Augiten wurden Interpositionen bemerkt, in Form ‚und Lagerung sehr ähnlich den in den Bronziten und Ensta- titen vorkommenden, aber von dunkelbrauner, fast schwarzer ‚Farbe. Den Rest des Knollens bilden Olivine, Hast ganz frisch, mit einigen Glas- und Flüssigkeitseinschlüssen ; auch in den ‚Augiten wurden einige Flüssigkeitseinschlüsse bemerkt. Meh- 88 rere mit brauner, halbglasiger, basaltischer Masse erfüllte Gän ziehen sich in mannigfachen Verzweigungen durch den ganzeı Knollen. Ferner sind unregelmässige Fetzen krystallinischer | basaltischer Masse zwischen den Augiten im ganzen Knollen vertheilt, welche wohl zu unterscheiden sind von den braunen, glasigen Fetzen, die in den Augiten selbst eingeschlossen sind. Die Frage nach der Genesis der beiden, abweichend von den gewöhnlichen Olivinknollen beschaffenen Massen dürfte schwer zu entscheiden sein. Für sich betrachtet, scheint der erstgenannte augitische, ganz olivinfreie Knollen aus dem Baus- berger Basalt eine Ausscheidung zu sein; dafür spricht die, Uebereinstimmung seiner Augite mit den basaltischen, die ' Anwesenheit der Einschlüsse von anscheinend basaltischer Schmelzmasse in den Augiten, der Mangel einer irgendwie hervortretenden Veränderung der Contactzone; der andere Knollen, aus dem Schiffenberger Basalt, dürfte eher als ein Einschluss zu betrachten sein; hierfür sprechen die durch ba- saltische Masse ausgefüllten Spalten, welche jedenfalls darauf hindeuten, dass der Knollen vor dem Festwerden des Basalts sich schon gebildet hatte und dann zersprungen ist, denn sonst könnte das gluthflüssige Magma nicht eingedrungen sein, ferner das Vorkommen der erwähnten braunen Interpositionen, die noch in keinem basaltischen Augit gefunden wurden. Anderer- seits stimmt die Beschaffenheit des grössten Theils der Augite, sowie der Contactzone mit dem ersten Knollen genau überein; ferner finden sich mehrere isolirte basaltische Fetzen im Knol- len, beides Momente für die Ausscheidung. ei Ursprung der Olivinknollen. Wie bereits oben erwähnt, hat die genaue und möglichst objective Untersuchung der Olivinknollen im Basalt ergeben, dass dieselben sich wahr- scheinlich nicht da gebildet haben, wo sie sich jetzt befinden, sondern dass sie schon früher vorhanden waren und gewisser- maassen als erratische Partieen erst durch das Eruptiv- Er \ dahin gebracht worden sind, wo wir sie jetzt antrefien. s Diese Präexistenz der Olivinknollen kann aber u sehr verschiedene- Weise aufgefasst werden. Man kann die- selben entweder für die ersten Ausscheidungen aus dem | basaltischen Magma selbst halten, welche dann von ihrer noch plastischen Umgebung mehr oder weniger weit mit fort- geführt wurden, oder aber für losgerissene Bruchstücke eines fremden Gesteins ansehen, welches letztere einen Theil | des Canals bildete, durch den das eruptive Magma hervordrang. 4 Was die erstere dieser beiden Ansichten betrifft, so lassen sich allerdings mehrere Gründe für dieselbe anführeniä B Vom chemischen Gesichtspunkte aus betrachtet ist der Process der Ausscheidung der Olivinknollen sehr wohl möglich, 59 der Basaltmasse übereinstimmend vorkommt, ist die chemische - Zusammensetzung der die ersteren constituirenden Mineralien "mit Ausnahme des Chromits derjenigen der Gemengtheile des £ Basalts sehr ähnlich; auch die Entstehung des Chromits würde ohne Schwierigkeiten zu erklären sein, da ja in den Olivinen des Basalts öfters mikroskopische "Körner des dem Chromit in seiner chemischen Beschaffenheit so ähnlichen Picotits beob- _ achtet wurden. Die physikalischen Eigenschaften des Olivins stehen ebenfalls damit nicht im Widerspruch; es ist sogar sehr wahr- Esheinlich, dass der sehr schwer schmelzbare Olivin sich zuerst ; aus der gluthflüssigen Masse ausgeschieden habe. Dass ferner _ auch einzelne Augitkrystalle sich bereits bilden konnten, als das basaltische Magma noch plastisch war, wird durch die ja häufig vorkommenden bekannten zerbrochenen Krystalle be- 2 wiesen. Die Anwesenheit der augitischen Mineralien in den a Olivinknollen liesse sich also ee auch noch mit der Theorie der Ausscheidung in Einklang bringen, wenn auch ein Grund für die gleichzeitige Bildung der beiden Mineralien schwer anzugeben sein wird. Grössere Schwierigkeiten dürfte E. die so constant auftretende, früher (pag. 43 ff.) weit- _ läufig beschriebene Erscheinung des Angegriffenseins der am _ Rande der Knollen liegenden Augitkrystalle verursachen. Um dieselbe za erklären, müsste man annehmen, dass erst eine Abkühlung des Magma’s bis unter den Schmelzpunkt des Py- _ Toxens, dann eine Erhöhung der Temperatur bis über diesen Punkt und hierauf erst die vollkommene Erstarrung der 'Schmelzmasse zu einem Gestein stattgefunden habe. Dieser Temperaturwechsel mag vielleicht ein oder das andere Mal vorgekommen sein; dass derselbe aber mit so constanter Regel- _ mässigkeit erfolgt sei, wie es das so häufige Auftreten des ee enenzeins erheischt, ist doch sehr unwahrscheinlich. _ Wie ferner der in den Olivinknollen so oft vorkommende grüne, eisenreiche, leicht schmelzbare Diopsid entstanden sein mag, bleibt hierbei vollkommen unerklärt. Br Sind mithin schon die physikalischen Verhältnisse ge- eignet, begründete Zweifel an der Richtigkeit der Ausschei- _ dungstheorie zu hegen, so muss vom mineralogischen Stand- punkt aus sogar mit Bestimmtheit gegen dieselbe protestirt _ werden, denn mehrere Mineralien der Olivinknollen, die rhom- bischen Pyroxene, die Diopside, die Chromite, fehlen vollkom- men in dem Basalt; andere, nämlich die monoklinen Augite ‚ der Knollen weisen, wie oben (pag. 42 ff.) auseinandergesetzt, einen von den basaltischen Augiten so verschiedenen minera- logischen Habitus auf, dass ein nur einigermaassen geübtes 60: ° Auge sofort zu erkennen im Stande ist, oe ein Angit \ Knollen angehört oder nicht, auch wenn dies, wie pag. 42 angeführt, mit eigenthümlichen Schwierigkeiten verknüpft ne Dass der Olivin des Knollens, wie auch schon erwähnt, ) daher, dass der Olivin überhaupt im Gegensatz zu den a xenen auch in den verschiedensten Gesteinen meist ein und denselben Habitus aufweist und jedenfalls nicht in entfernt so vielen Varietäten auftritt, wie jener. re Eine derartige Verschiedenheit der Mineralien der Bi \ knollen von den basaltischen Gemengtheilen, sowie die merk- würdige Uebereinstimmung dieser Knollen in mineralogischer Hinsicht mit den fest anstehenden Olivinfelsen drängt ent- schieden zu der oben erwähnten zweiten Ansicht, dass die Knollen losgerissene Bruchstücke eines in der Tiefe anstehen- den Gesteins seien. Hierfür spricht noch besonders die Er- scheinung, dass Basalte, welche gar keine Olivinknollen führen, mitunter ganz in der Nähe von solchen auftreten, welche deren sehr zahlreiche enthalten. Ein sehr gutes Beispiel hierzu liefern die beiden, kaum 20 Minuten von einander entfernt liegenden, in ihrer mineralogischen Zusammensetzung vollkommen mit einander übereinstimmenden Basaltvorkommnisse des Finken- bergs bei Limperich und der Casseler Ley bei Öbercassel gegenüber Bonn. — Während, wie dies in Folge der neuer- dings vergrösserten Steinbrüche daselbst sehr gut zu beob- achten ist, jedes nur pflastersteingrosse Stück des Basalts vom Finkenberg die schönsten scharfkantigen Olivinfelsen enthält, ist bisher in der Casseler Ley noch nicht ein einziger ge- funden worden. Wenn diese Gebilde Ausscheidungen sind. so ist nicht einzusehen, warum sie in der Casseler Ley fehlen, während nach der anderen Ansicht die Erscheinung einfach so zu erklären ist, dass der F inkenberger Basalt bei der Eruption auf ein Olivinfelslager gestossen ist, der andere aber nicht. Die Möglichkeit und selbst Wahrscheinlichkeit einer sol- chen mechanischen Losreissung fremder Gesteinsbruchstücke beweisen die so zahlreichen Fragmente anderer Gesteine, welche sich in vielen Basalten, basaltischen Laven und Tuffen vor- finden. f E "Die Frage, ob die Olivinknollen Bruchstücke von in der Tiefe zwischen anderen Gesteinsmassen eingelagerten Lherzolith- ähnlichen Gesteinen oder von den nach Staene’s!) Vermuthung im flüssigen Erdinnern vorhandenen, aus Olivinfels bestehenden festen Kugelschalen sind, oder aber ob Dausr&e’s geistreiche ») Mineral. u. petrogr. Mittheilungen, herausgegeben von TSCHERMAR ; Neue Folge, 1. (1878) pag. 45 ff. 61 Ei Dothiese, dass sie Theile einer im Innern der Erde existi- renden und nach dem Mittelpunkt derselben zu immer eisen- Freicher werdenden Schlacke von ähnlicher chemischer Consti- 2 tution, wie der Olivin seien, mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat; diese Frage zu entscheiden , ist jetzt noch nicht möglich 5 und kann auch nicht die Aufgabe dieser Arbeit sein. Es soll hier nur noch eine Anzahl auf den Ursprung der- - Olivinknollen bezüglicher Experimente mitgetheilt und haupt- _ sächlich auf denselben fussend, der Versuch gemacht werden, einigen Einwänden der Hauptgegner der ganzen Einschluss- Theorie, nämlich Roru und RosenxguscH, zu begegnen. Nachdem bei den früher gemachten Schmelzversuchen beobachtet worden war, dass der Basalt viel leichter schmilzt, als der Trachyt, wurden verschiedene Versuche angestellt, um die relative Schmelztemperatur verschiedener Gesteine genau zu erforschen. Zu dem Zweck wurden kleine Mengen ver- - schiedener Gesteinspulver, immer je drei auf einmal, auf den FDeckel eines Platintiegels gelegt und dann in dem früher be- schriebenen Ofen erhitzt. Dabei wurde nun beobachtet, in welcher Reihenfolge dieselben zum Schmelzen gelangten. Durch öfteres Nachsehen konnte nach vielfachen Versuchen Folgendes ‚festgestellt werden: Bei weitem am leichtesten schmolz mit einem SiO, Gehalt?!) von der Basalt vom Taufstein im Vogelsgebirge. 41,54 pCt. dann die Leucitlava vom Capo di Bove . . 45,93 „ hierauf der Hornblende-Andesit von der Wol- kenburg. im Siebengebirge . . INC ISEN und fast den gleichen Schmelzpunkt zeigend der Phonolith vom Schlossberg bei Teplitz . 58,16 ferner der Trachyt vom Drachenfels im Sieben- ) Bgebirge . 6967 „ und endlich der Rhyolith von der Hohen Burg ee bei Berkum bei Bonn . . SIE TSHDGCR) " Es ergiebt sich aus diesen Zahlen, dass im Grossen und Ganzen die Schmelzbarkeit dieser Gesteine mit von ihrem Be leanregehalt abhängt. Da nur typische Gesteine von bekannten Fundpunkten zur Verwendung kamen, welche auch on Bezug auf ihre chemische Constitution als Repräsentanten ‚der tertiären Eruptiv-Gesteine gelten können, so werden die — !) Der angegebene SiO, Gehalt des Basalts vom Taufstein ist das - Mittel aus zwei vom Verfasser angestellten Analysen, die anderen Zahlen _ sind entnommen aus: RotH, Gesteins-Analysen 1861. 2 hierbei gewonnenen Resultate wohl ATunıı auf ala Gültigkeit machen können. | Ferner wurden noch neben anderen folgende sehr charak teristische Versuche angestellt: 1. Ein Stück Lherzolith vom Weiher Lherz von 0, 362. gr Gewicht wurde in einem Platintiegel in 5,504 gr Rhyolith- pulver (von der Hohen Burg bei Berkum) 23'/, Stunden lang, allerdings mit Unterbrechungen, erhitzt, welche indessen nach den von Fougu£ und MıcheL-L£vr angestellten Schmelzversuchen nicht störend wirken. Hierbei schmolz alles zu einem fast ganz homogenen grünen Glase, das nur einige feine weisse Flocken enthielt, welche sich unter dem Mikroskop als noch nicht auf- gelöster Olivin herausstellten, indessen gegen den angewandten Lherzolith eine verschwindend kleine Menge bilden. Der nicht zum Dünnschliff verbrauchte Rest der Schmelze wurde nochmals 8'/, Stunden lang möglichst stark erhitzt. In diesem letzteren Schmelzproduct war sowohl mit der Loupe, als auch unter dem Mikroskop nur eine homogene, reine Glasmasse zu er- kennen. Der Rhyolith war hierbei durchaus nicht flüssig, son- dern nur eben plastisch. # 2. Ein anderes Stück desselben Lherzoliths von 0,339 gr Gewicht wurde nur 14'/, Stunden lang in 7,875 gr Basalt- pulver (vom Taufstein) der höchstmöglichen Temperatur aus- gesetzt, wobei der Basalt zu einer tropfbaren Flüssigkeit schmolz. Das Erstarrungsproduct war, da das Erkalten langsam erfolgte, kein reines Glas, sondern durch federartige Gebilde entglast und enthielt nur noch mikroskopische Olivintheilchen, also kleinere als in dem vorhergehenden Versuch. Auch diese Schmelze wurde nochmals stark erhitzt, aber nur 24, Stunden lan. Der dann davon angefertigte Dünnschliff liess auch unter dem Mikroskop kein Olivinpartikelchen mehr constatiren. 3. Ein drittes Stück Lherzolith von 0,405 gr Gewicht wurde in 6,895 gr gepulverten Phonoliths vom Schlossberg bei Teplitz der grössten Hitze des Ofens ausgesetzt. Nach 14stündigem Schmelzen zeigte sich der Phonolith in ein dunkel- grünes Glas verwandelt, in welchem noch mit blossem Auge h einige Olivintheilchen zu erblicken waren. Nach weiterem ° östündigen Erhitzen war auch unter dem Mikroskop nichts mehr davon wahrzunehmen. — Der Phonolith erwies sich wie ä in seinem SiO, Gehalt, so auch in Bezug auf seine Schmelz- barkeit und seine Fähigkeit, den Olivin aufzulösen, als in der i. Mitte zwischen Rhyolith und Basalt stehend. a 4. Ein 0,327 Grm. wiegendes Stück desselben Lherzo- | liths wurde abermals in 7,563 Grm. Basaltpulver 14 Stunden lang erhitzt, aber hierbei die Temperatur möglichst so gehalten, dass die Schmelze gerade noch plastisch war. Das Lherzolith 88 ück war in drei Theile zersprungen, hatte aber fast gar nichts an Volumen abgenommen. Diese Schmelzversuche stimmen im Allgemeinen volstindie mit den von Biscuor behufs anderer Zwecke angestellten !) überein. Aus denselben geht also Folgendes hervor: Der "Lherzolith löst sich nicht nur in dem Schmelzfluss des kiesel- _ säurereichsten, sondern auch in demjenigen eines kieselsäure- ärmeren und sogar des kieselsäureärmsten tertiären Eruptiv- eins und zwar bei einer Temperatur, bei welcher das saure Gestein kaum plastisch ist, das basische hingegen schon E Bopfbar flüssig. Bei einer niedrigeren Temperatur jedoch, bei _ welcher die basaltische Schmelze zwar zähflüssig, wohl aber noch vollkommen plastisch ist, wird der Olivinfels kaum ange- eriffen. Es scheint mithin bei der Auflösung des letzteren ' weniger, wie SANDBERGER ?) meint, auf die chemische Consti- _ tution des Schmelzflusses, als vielmehr auf die Temperatur - desselben anzukommen. Wahrscheinlich ist auch die grössere _ oder geringere Löslichkeit des Olivinfelsens wesentlich abhängig _ davon, ob die Schmelzmasse dünn- oder zähflüssig ist, da im ersteren Fall viel leichter immer neue Theile derselben mit dem _ Olivin in Berührung kommen, als im anderen. Hiermit stimmt sehr gut die von SAsDBERGER 9) constatirte Thatsache überein, _ dass Einschlüsse in Menge nur an den direeten Grenzen der _ Eruptivmassen gegen das durchbrochene Gestein oder da vor- kommen, wo erstere in engen Spalten gangförmig aufgestiegen sind, wo das Magma mithin rasch erkaltet ist, dass die Ein- _ schlüsse aber in mächtigen Kuppen oder Decken fehlen, wo _ die Basaltmasse noch lange genug flüssig blieb, um die Olivin- knollen einzuschmelzen und dann langsam zu erstarren. SAnD- _ BERGER führt zahlreiche Beispiele hierzu an. Ein Haupteinwand sowohl Rorn’s, wie auch Rossngusch’s liegt in der Frage, warum denn die anderen tertiären Eruptiv- gesteine keine Olivinknollen enthalten. Hierauf wäre nun zu antworten, dass die sauren Tertiär- gesteine wohl Olivinbrocken enfhalten haben können, dass die letzteren aber mit der Gesteinsmasse selbst zusammenge- schmolzen sind; denn um überhaupt die zur Eruption noth- wendige Viscosität zu erhalten, mussten das trachytische, ande- _ sitische und phonolithische Magma eine so hohe Temperatur haben, dass die Olivinknollen nicht darin bestehen bleiben konnten. Der Basalt hingegen braucht bei seinem Hervor- ‚brechen auch nur zähflüssig und mithin auch nur so heiss ge- !) Lehrbuch der phys. u. chem. Geologie, II. Aufl., II. pag. 282 f. ?) Sitzungsber. d. k. bair. Akad. d. Wiss. 1872. pag. 172. i 3) Ebendas. pag. 173 f. 64 wesen zu sein, dass er die Olivinbrocken wenig oder gar ı ni anzugreifen vermochte. War der Basalt bei der Eruptio heisser und mithin dünnflüssiger, so hat er eben die mitge- führten Olivinknollen ganz oder theilweise aufgelöst. E Hierfür sprechen einerseits die besonders in den rhei-. nischen Basalten oft vorkommenden spitzen, splitterartigen oder keilförmigen bereits früher (pag. 55) erwähnten Olivin- | felsstücke, welche sehr wahrscheinlich von einem zähflüssigen Magma, das nur wenig auf dieselben eingewirkt hat, losge- rissen und emporgeführt worden sind, während die noch häu- fireren rundlichen Knollen von einer dünnflüssigen, heissen Schmelzmasse umschlossen wurden, welche dieselben zum Theil abgeschmolzen und dadurch eben die rundliche Form ver- 3 ursacht hat. . Andsrerseits liegen auch Andeutungen davon vor, dass ebenfalls im Trachyt Olivinknollen vorhanden gewesen sind. Rorn !) erwähnt, dass im Trachyt mitunter Olivin gefunden worden sei. Er sagt dann allerdings: „Seitdem WoLr im „Laacher Trachyt chromhaltigen Augit (Chromdiopsid) und „Picotit, also Gemengtheile des sogen. Olivinfelses „„ausser „„Verband mit Olivin und anderen Mineralien““ neben Olıvin- „körnern, Olivinkörnern mit Picotit und körnigen Agpregaten „aus Olivin, Chromdiopsid und Picotit nachgewiesen hat, liegt „die ganze Reihe der Entwickelung vom ODlivin- „korn zum Olivinfels vor.“ E Die in den letzten Worten enthaltene Ansicht dürfte in- dessen vielleicht nicht die richtige sein, sondern die erwähnten einzelnen Mineralien und Mineralaggregate möchten wohl eher einfach für die Reste eines nicht vollkommen gelösten Olivin- knollens, als für Ausscheidungen aus dem sauren trachytischen Magma zu halten sein. Auch Worr spricht sich sehr bestimmt dahin aus”), dass diese Aggregate Einschlüsse eines fremden Gesteins seien. Re Zu bemerken ist übrigens, dass nach Wour dieser Laacher Trachyt sowohl in mineralogischer, wie in chemischer Hinsicht ziemlich stark von dem typischen Trachyt vom Drachenfels ° abweicht. * Das Auftreten von Olivin und Hauyn ®), sowie der geringe” Kieselsäuregehalt *) (54,39 pCt.) weisen ihm vielmehr eine Mittelstellung zwischen Basalt und normalem Trachyt an. | „2 (5 !) Ueber den Serpentin, Abhandl. d. k. Ak. d. Wiss. Berlin 1869. 3 pag. 359 f£. ?) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XIX. pag. 467 u. Bd. XX. pag. 66. 3) Ebendas. Bd. XX. pag. 65. *) Ebendas. Bd. XX. pag. 68. ur _ Rosenpusch !) erwähnt ferner noch einen anderen Einwand egen die Einschlusstheorie, indem er sagt: „Für dieselbe“ “(die Ansicht, dass die Olivinknollen Ausscheidungen seien) _ „spricht ganz besonders ihre weite Verbreitung, welche bei der „Auffassung derselben als Fragmente eines in der Tiefe an- >» stehenden Olivinfelsens zu der Annahme einer sehr unwahr- „scheinlichen Verbreitung dieser auf der Erdoberfläche so „seltenen Gesteine in dem Erdinnern zwingen würde.“ Dem gegenüber ist zu bemerken, dass der eigentliche Olivinfels bis jetzt allerdings nur ziemlich selten auf der Erd- oberfläche angetroffen worden ist, obgleich, als von Damovr die Aufmerksamkeit auf diese Gesteine gelenkt worden war, in kurzer Aufeinanderfolge vielfache Fundstätten derselben in ganz verschiedenen Gegenden entdeckt wurden, so z. B. ausser _ den früher genannten von SANDBERGER in Nassau, Tyrol und -Baiern, von Hocusterrer in Neuseeland, von TSCHERMaK an mehreren Orten in Siebenbürgen und Niederösterreich , von KıeruLr in Norwegen, von Strüver und Cossa in der Lom- bardei etc. Seitdem aber nachgewiesen ist, dass ein grosser Theil sämmtlicher Serpentinmassen aus Olivinfels entstanden ist, kann der letztere nicht mehr als ein seltenes Gestein an- gesehen werden, denn in fast allen vortertiären Formationen, im Tertiär allerdings seltener, finden sich zahlreiche Serpentin- lager, wenn auch meist nur von beschränkter Ausdehnung. An einer grossen Anzahl derselben ist direct nachgewiesen worden, dass sie aus Olivinfels oder sehr verwandten Gestei- nen durch allmähliche Umwandlung hervorgegangen sind; bei vielen anderen ist es sehr wahrscheinlich. - DarHe?’) giebt an, dass in dem sächsischen Granulitgebirge bereits über fünfzig verschiedene grössere und kleinere Serpentin- vorkommnisse bekannt sind, worunter kleine Serpentinlinsen vond m Länge und 1 m Höhe. Er weist von den Serpentinen 41 verschiedener Fundpunkte nach, dass sie in ihrer ursprüng- lichen Beschaffenheit mit zwei in der Nähe noch unverändert vorkommenden Iherzolithähnlichen Olivinfelsen übereinstimmen. Bei genauer Untersuchung ähnlicher Serpentinvorkomm- nisse würden sich sehr wahrscheinlich analoge Resultate erge- ben; allein schon die Erwägung der eben angeführten Ver- hältnisse dürfte hinreichend sein, Rosesgusch#’s oben erwähnten Einwand sehr an Bedeutung verlieren zu lassen. I) Massige Gesteine pag. 433. — —ı Olivinf., Serp. und Eklog. d. sächs Granul.-Geb., N. Jahrb. f. Miner. 1876, Sep. -Abdr., pag. 30. Zeits. d. D.geol. Ges. XXXII. 1. 5 =66 Erklärung der Tafeln IL bis V. Tafel 1. Figur 1. Basalt mit Olivinknollen von Zeidler in Böhmen. Ver- grösserung — 20. 3 Der Basalt stösst theils an einen Olivin, welchen er unverändert gelassen hat, theils an einen Pyroxen, welcher in mehrere Stücke zer- sprengt worden ist, zwischen denen sich Basaltmasse eingeklemmt findet. - Die einzelnen Stücke erscheinen am Rande und an einigen anderen Stellen „angegriffen“. (pag. 43 ff.) Figur 2. Basalt mit Olivinknollen von Montecchio Maggiore bei Vicenza. Vergröss. = 20. a Der Basalt grenzt erst an einen braunen Enstatit, dann an einen Olivin, dann an einen grünen Diopsid. Die beiden Pyroxene sind „an- gegriffen“, der letztere am stärksten; der Olivin enthält einige Glas- einschlüsse. (pag. 43.) Tafel IV. Figur 1. Basalt mit Olivinknollen von Pleisenberg bei Nickelsdorf. Vergröss. — 40. VrR Der Basalt berührt theils nicht veränderten Olivin, theils Pyroxen, welcher bröckelig erscheint; an einer Stelle bildet ein dem Basalt an- gehörender Augit die Grenze desselben gegen den Knollen, so dass die bröckelige Zone zwischen zwei Pyroxenen auftritt. In dem Basalt findet sich in einem entschieden basaltischen Augit ein nicht dem Basalt an- gehöriger Enstatit und zwischen beiden eine bröckelige Zone. (pag. 45.) Figur 2. Product eines Schmelzversuchs. Vergröss. — 50. Die basaltische Schmelzmasse stösst theils an Olivin, welcher nicht alterirt ist und nur einige Glaseinschlüsse aufweist, theils an Pyroxen, welcher eine breite, veränderte, zerbröckelte, ebenfalls mit einigen Glas- einschlüssen versehene Zone erkennen lässt. Die Olivinpartikelchen in der Schmelze sind vermuthlich noch nicht aufgelöst gewesen (oder Neubildungen?). (pag. 49.) | Tafel V. Figur 1. Basalt mit Olivinknollen vom Staufenberg bei Giessen. Vergröss. — 30. Der Knollen ist von einer Basaltader durchsetzt, welche glasiger wird, je weiter sie sich vom Knollen entfernt und, wenn sie auf Diopsid trifft, die pag. 51 erwähnten Conglomerate bildet. | Figur 2. Product eines Schmelzversuchs. Vergröss. = 50. Eine Ader der Schmelze hat sich analog der in Fig. 1 dargestellten natürlichen Basaltader in den Lherzolith gedrängt. In Folge dessen ist der letztere stellenweise zerbröckelt und erscheint der Pyroxen desselben „angegriffen“. In der Schmelze finden sich federartige Entglasungs- producte und einige noch nicht gelöste Olivinpartikel.e Der dunkel grünbraune Fetzen ist Chromit. Der an die basaltische Schmelzmasse angrenzende Olivm weist zahlreiche Glaseinschlüsse auf, die vorher nicht darin waren. ! 4. Die Bivalven der Schichten des Dieeras Münsteri (Diceraskalk) von Kelheim. Von Herrn Borsm z. Z. ın München. ; Die Kalke des Diceras Münsteri von Kelheim bei Regens- - burg sind seit langer Zeit sowohl durch ihre technische Ver- wendbarkeit als auch durch ihre Petrefacten berühmt, und bilden eines der bekanntesten Glieder des süddeutschen, oberen Jura. Dieselben wurden früher zu den Bauten der Befreiungs- alle, der Walhalla und des Donau-Main-Kanals in gross- artigem Maassstabe gewonnen. Glücklicherweise befand sich damals ein Mann in Kelheim, der die bei jenem Betriebe zu Tage geförderten Fossilien der Kalke des Diceras Münsteri und der sie überlagernden sogenannten Plattenkalke mit Eifer und erständniss sammelte. Es war dies der Landgerichtsarzt Dr. BERNDORFER, dessen Sammlung schon im Jahre 1849 die ufmerksamkeit der deutschen geologischen Gesellschaft auf ch zog, Diese Sammlung ist durch Ankauf in den Besitz es bayerischen Staates übergegangen und bildet jetzt eine der Zierden des Münchener palaeontologischen Museums. Die Bi- _ valven derselben wurden mir von Herrn Prof. Dr. Zırren mit - grösster Liebenswürdigkeit zur Bearbeitung überlassen, und die "Arbeit selbst von diesem meinem verehrten Lehrer in mannig- cher Weise gefördert. Ich erlaube mir, hierfür den Gefühlen meiner innigen Dankbarkeit erneuten Ausdruck zu geben. Aussersem wurden mir die einschlägigen Materialien des berbergamts in zuvorkommendster Weise zur Verfügung ge- tellt, wofür ich ‚Herrn Oberbergdirector GÜMBEL zu aufrich- gem Danke verpflichtet bin. Die sogenannten Plattenkalke lagern bei Kelheim über en Kalken mit Diceras Münsteri und setzen gewöhnlich so charf gegen sie ab, dass vielfach die Ansicht geäussert wurde, an müsse jene von diesen trennen und sie als ein besonderes, üngeres Glied des oberen, weissen Jura betrachten. Allein ies ist keineswegs die allgemeine Auffassung. Man steht hier vor einem controversen Punkte, wie es deren im oberen süd- eutschen Jura mehrere giebt. Bei den vielen hervorragenden Arbeiten in diesem Gebiete der beste Beweis, wie schwierig as betrefiende Terrain ist. nt Die Haupt - Schwierigkeit liegt darin, a im n süddeutschen Jura eine Reihe Ablagerungen vorliegt, deren Faunen fast gar keine Beziehungen zu einander aufweisen. 2 Die Verhältnisse dieser Schichten unter sich sind strittig, die Parallelisirangen mit anderweitigen Straten ganz unsicher. Zu den Schwierigkeiten, welche so die Natur der Dinge mit sich bringt, gesellt sich ferner noch eine übel gewählte Nomenclatur, sowie das Streben, die Zonen anderer Gegenden ohne genügendes Beweismaterial auch auf Süddeutschland über- tragen zu wollen. So liest man in Arbeiten über süddeutschen Jura von Corallien, ein Name, der heute fast von allen Seiten perhorrescirt wird, von einer Zone des Diceras arieti- num, obwohl Diceras arietinum, wie später gezeigt werden soll, gar nicht vorhanden ist, von einer Zone des Ammonites ste- raspis, obwohl dieser Ammonit in dem grössten Theile ders hierher gestellten Ablagerungen niemals gefunden worden ist. Wenig glücklich sind auch Namen wie Kieselkalke und Platten- kalke, denn es scheint aus der Literatur hervorzugehen, dass erstere sowohl wie letztere nicht überall genau denselben Ho- rizont einnehmen. Wenn es heute noch unmöglich ist, anzugeben, in welchen. Beziehungen die verschiedenen Ablagerungen des obersten Jura” von Süddeutschland zu einander stehen, so liegt dies zum orossen Theile auch daran, dass die Fossilien jener Schichten ungenau und nicht genügend bekannt sind. Die neuere und neueste Zeit hat eine grosse Reihe paläo- conchyliologischer Arbeiten hervorgerufen, aber es sind vorzugs- weise die Ammoniten, welche sich eingehendster Berücksichti- gung zu erfreuen gehabt haben. Gerade diese aber lassen uns im obersten, weissen Jura Süddeutschlands im Stich. Hier sind von Mollusken die Bivalven und Gastropoden ent- scheidend, mithin jene Gruppen, welche relativ wenig berück- “ sichtigt worden sind. Der berechtigte Grund zur Bevorzugung der Ammoniten liest darin, dass dieselben zur Feststellung geologischer Hori- zonte besonders geeignet sind. Aber ohne die hervorragende geologische Bedeutung de ; Ammoniten bestreiten zu wollen, findet man sehr bald, dass die untergeordnete Rolle, welche heut die sogenannten 'subsi- diären Olassen spielen, nicht ganz verdient ist und zum Thei aus der mangelhaften Kenntniss derselben resultirt. Vor allem ist der Einwurf, dass Bivalven weniger schnell mutiren als’ Ammoniten, für gewisse Gattungen der ersteren gewiss nicht gerechtfertigt. Um auf den süddeutschen Jura zurückzukommen, so bil-) ünngeschichteten, plattigen Kalk, deren bekanntester Reprä- entant die Solenhofener Schiefer sind. Mit diesen sogenannten lattenkalken stehen häufig, wie eben auch bei Kelheim, Kalke mit Korallen und Diceraten in mehr oder weniger engem Zusammenhange, und die Beziehungen der letzteren zu den sogenannten Plattenkalken bilden eine grosse, und noch keines- wegs gelöste Frage; eine Frage, welche für sich allein eine ganze Literatur hervorgerufen hat. Es stehen sich hier zwei 2. Ansichten gegenüber. Die erste Ansicht ist die, dass die - korallenführenden Kalke unter den sogenannten Plattenkalken lagern, und als ältere Bildung von diesen zu trennen sind; die ' zweite Ansicht lautet dahin, dass die korallenführenden Kalke \ nur eine Facies der sogenannten Plattenkalke darstellen, und 2 _ demnach als gleichzeitige Ablagerung zu betrachten seien. er Die erste Ansicht, also die, dass die korallenführenden Kalke älter seien als die sogenannten Plattenkalke, wird vor allem von Quenssteor vertreten und auch in seinen neueren "Arbeiten aufrecht erhalten. Er stellt die Ablagerungen von Nattheim und Schnaitheim zum weissen Jura e, mithin unter die Krebsscheeren - Platten {. Anders Güuser, welcher die korallenführenden Kalke, Quenstmepr’s =, mit den Solenhofener Schiefern Qusssteprs { zusammenstellt. In seiner Arbeit: e: „Die geognostischen Verhältnisse des Ulmer Cement-Mergels“ Biebt GÜNMBEL pag. 52 an, dass bei Solenhofen eine Epsilon- brachiopoden - Fauna in den hangensten Regionen der Solen- 'hofener Plattenkalke, mithin über Quesstenor's {, entwickelt ist, dass also hier von einer Trennung von e und £ nicht die _ Rede sein könne. Es werden pag. 61 die Cement-Mergel und ihre Korallenkalke, die Schiefer von Solenhofen und die Korallenkalk - Bildungen von Nieder - Stotzingen, Leisacker, Kelheim und Nattheim von GüußeL für ein untrennbares Ganzes erklärt. Qussstept und GüusEeL gehen also darin auseinander, dass ersterer die korallenführenden Kalke als ein selbststän- diges, unter den sogenannten Plattenkalken lagerndes Glied -auffasst, während letzterer korallenführende Kalke und soge- nannte Plattenkalke als äquivalente Bildungen betrachtet wissen will. Beide scheinen darin übereinzustimmen, dass die korallen- führenden Kalke ein untrennbares Ganzes bilden. Letz- teres aber dürfte noch nicht ganz erwiesen sein. Es scheint festzustehen, dass die verschiedenen Korallenkalk - Bildungen nicht vollkommen gleichaltrig sind; dass zum Beispiel die Ablagerungen von Arneck und Nattheim der Zeit, vielleicht auch der Fauna nach von den jüngeren Oolithen von Schnait- = heim und ne getrennt werden müssen. !) KO Es sei hierzu erwähnt, dass WaAAGEn in seinem „Versuch einer allgemeinen Classification der Schichten des oberen Jura“ das „Corallien von Nattheim“ in ein tieferes, das „Corallien von Kelheim“ in ein höheres Niveau stellt, und dass Fraas. „Begleitworte, Atlasblatt Giengen“ pag. 8 ganz direet von einem Coralrag von = und {£ spricht. Welchen Niveaus die verschiedenen Korallenkalk - Ablagerungen Süddeutschlands eventuell zugestellt werden müssen, ist eine Frage, welche. noch geraume Zeit und eingehendes Studium in Anspruch neh- men wird. Jedenfalls aber dürfte die Ansicht von Mascn !) nicht aufrecht zu erhalten sein, welcher die Oolite von Hat- tingen und Schnaitheim,, die Korallenkalke von Nattheim, Arneck und Kelheim als gleichaltrig ansieht und diese Abla- gerungen über die Plattenkalke stellt. Dieselben sind wahr- scheinlich verschiedenen Alters und ihre Beziehungen zu den sogenannten Plattenkalken sind noch nicht hinreichend geklärt. Ob, wie Masch# andeutet, eine oder die andere jener Abla- gerungen mit dem Portland der westschweizerischen Geologen zu parallelisiren ist, kann heute noch nicht entschieden werden. Aus diesen Ausführungen geht zur Genüge hervor, dass wir sehr weit davon entfernt sind, uns ein klares Bild von den oberjurassischen Ablagerungen Süddeutschlands und ihrer Beziehungen zu einander machen zu können. Dieses Ziel kann erst erreicht werden, wenn man systematische und streng nach Schichten gesonderte Aufsammlungen in’s Werk setzt. Denn es scheint mir nicht zweifelhaft, dass, wie nahe auch immer die Faunen der einzelnen Korallenkalk - Ablage- rungen sich stehen mögen, dieselben dennoch gewisse für die Altersbestimmung der Schichten verwerthbare Unterschiede aufweisen werden. Allerdings ist hierzu reiches Material und vor allem eine minutiöse Bearbeitung durchaus erforderlich. Petrefacten-Ver- zeichnisse sind in diesem Falle von geringem Werth, Am besten wird letzteres durch die in der Literatur oft erwähnten und zu vielen Folgerungen benutzten Diceras arietinum und Diceras speciosum illustrirt. Ersteres dürfte, wie schon bemerkt, überhaupt nicht vorhanden sein; letzteres war bis jetzt eine ganz ungenügend bekannte Species und unter ihrem Namen werden zweifellos sehr verschiedene Formen vereinigt. Eine genaue Kenntniss der Lebewelt jener Zeit wird aber nicht nur die Stellung der einzelnen Schichten zu einander klären, son- dern uns auch über ihre Beziehungen zu Ablagerungen anderer Territorien Aufschluss geben. Dieser Punkt besonders ist von der hervorragendsten Bedeutung. Ye 1) Mozscn, Südl. Aarg. Jura pag. 89. N Fa ns Es ist, wie oben schon angedeutet worden ist, behauptet, aber auch bestritten worden, dass in Süddeutschland Portland entwickelt sei; diese Frage ist heute noch eine offene und un- lösbare. Man hat ferner die Ablagerungen von Solenhofen und Kelheim mit dem Tithon in Verbindung gebracht, und es ist nicht unmöglich, dass durch genauere Kenntniss der ober- jurassischen Faunen Süddeutschlands neues Licht auf jene alpinen Ablagerungen geworfen wird, welche der Gegenstand fast unzähliger Schriften geworden sind und lange Zeit hin- durch die geologische Literatur beherrscht haben. Aber die Faunen dieser Ablagerungen und besonders die der sogenannten Korallen- und Diceras-Kalke haben auch ein _ hohes zoologisches Interesse, denn sie zeigen neben grosser Aehnlichkeit beträchtliche Differenzen. So sind die Formen von Nattheim meist klein, die von Kelheim überwiegend gross, an ersterer Localität kennen wir keine Diceraten, in Kelheim _ spielen dieselben eine hervorragende Rolle, Arca und Isoarca sind für beide Punkte in der Zusammensetzung der Fauna von - wesentlicher Bedeutung. Es ist zu beachten, dass man es hier mit Ablagerungen zu thun hat, welche sowohl zeitlich, wie örtlich, wie in der Facies einander nahe stehen; dieselben ‘ ® - möchten deshalb vorzugsweise geeignet sein, Aufschlüsse über Zusammenhang und Entwickelung der Organismen, sowie über die Wirkung äusserer Einflüsse auf die Lebewelt zu ge- währen. Die reiche Bivalvenfauna von Kelheim enthält folgende Arten: 1. Gastrochaena sp. 11. Fimbdria? afl.. subelathratoi- 2. Arcomya kelheimensis n. Sp. des GEMM. 3. Gomiomya afl. marginata Ac.!) 712. Cardium corallinum LEym. 4. Pholadomya Zitteli MoescH. 13. Diceras bavaricum ZITT. 5. Opis plana n. sp. r14. „ speciosum Münsr. 6b. Opis aff. Raulinea Buv. emend. BoEHM. 7. Opis cf. lunulata silicea T15. » Münsteri GoLDF. Sp. (JuEnsT. 16. Arca Pencki n. Sp. 8. Pachyrisma latum n. sp. nl N, ÜUhlige.n.. Sp. 9. Astarte Studeriana DE Lor. sp. 18. Cucullaea macerata n. Sp. 10. „ subproblematica n. Sp. 19. Isoarca speciosa MÜnsT. . 1) Einem Vorschlage des Herrn v. Surner folgend wurden mit cf. ‚die Formen bezeichnet, welche wahrscheinlich mit der angezogenen Species identisch sind, deren schlechte Erhaltung jedoch eine genaue Identification nicht ermöglicht. Mit aff. wurden jene Formen bezeich- net, welche von der angezogenen Species verschieden sind, bei denen aber das Material zur Aufstellung einer neuen Art nicht ausreicht. Die Species, welche auch an anderen Localitäten vorkommen, wurden mit einem 7 bezeichnet. +20. Isoarca explicata n. Sp. | 744. Lima notata GoLDF.- de 21... > robusta n. SP. +45. „ .alternicosta Buv. DD, alta n. Sp. 46:.. „Pro arep Da striata n.Sp. 747. ,„ latelunulata n. sp. DA En regularıs n. SP. 48. „ lingula n.sp. ALSER compacta n. SP. 749. Hinnites inaequistriatus - 796, Goldfussi n. sp. VOoLTZ. I1..,..5 aff eminens (JuENST. TAU: 2% astartinus (GREPP.) +28. Mytilus Couloni Marcov. DE Lor. 29. crassissimus D.Sp. 51. 5 gigas n. SP. 30. Trichites Seebachi n. Sp. 52: a subtilis n. SP. 31. ” incrassatus n. SP. 53. Pecten aff. vimineus Sow. 32. 5 perlongus n. Sp. 54. „ aequatus (WUENST. 33. 5 rugatus u. Sp. 55. „. paraphoros n. Sp. 34. Pinna amplissima n. SP. 756. '„ - Drancaım 20 35. „ mytiloides Münsr. 57. :„ aff. Zithonius. 36. Perna pygmaea n. sp. +58. Anomia jurensis A. RoEm. sp. 37.2 35%. 5p> indet, 59. Exogyra Wetzleri n. Sp. 38. Gervillia? sp. 60. Gryphaea sp. 39. Avicula sp. indet. 761. Ostrea (Aleetryonia) rastel- 40. Lima (Otenostreon) rubicunda larıs Münsr. n. SP. 62. „ (Alectryonia) ef. hastel- 41. ,„ (Ctenostreon) afl. pro- lata (SCHLOTH.) (AUENST. boscidea SOoW. 763. „ (Aleciryonia) pulligera - 42. „ aff. Halleyana Er. GOLDF. 43. „cf. laeviuscula Sow. Aus dieser Reihe von Fossilien sind vom geologischen Standpunkte aus vor allem diejenigen interessant, welche auch _ an anderen Localitäten vorkommen; es sind dies: | 1. Astarte Studeriana DE Lor. Sp. 1l. ,„ Jatelunulata n. sp 2. Cardium corallinum LeEyM. 12. Hinnites inaequistriatus NV oLTZ. 3. Diceras speciosum (Münsr.) 13. x astartinus ( GREPP.) emend. BoEHM. DE Lor. 4. Münsteri GOLDF. Sp. 14. Pecten Brancoi n. Sp. 5. Arca Uhligi n. sp. 15. Anomia jJurensis A. RoEM. Sp. 6. Isoarca explicata n. Sp. 16. Ostrea (Alectryonia) rastellaris T: u; Goldfussi n. Sp. Münsrt. 8. Mytilus Couloni Marcov. 17. "„ (Aleetryonia) pulligera 9. Lima notata GOoLDF. | GoLpr. 10. ,„ .aliernicosta Buv. Von diesen 17 Species kommen 2, nämlich Diceras Pe e sum und I/soarca explicata auch in den Frankendolomiten vor. Es ist dies schwerwiegend für den Zusammenhang beider Bil- | dungen, wenn man berücksichtigt, dass Pelecypoden in den Dolomiten zu den grössten Seltenheiten gehören. Von jenen 17 Species treten ferner 5 in den Oolithen von Oberstotzingen auf; dazu kommt aber, dass 2 andere Arten, Lima Pratzi und Aktrie Studeriana , dureh zum mindesten recht nahe stehende Formen vertreten sind. Es ist aus diesen Gründen sehr wahr- x scheinlich, dass die Oolithe von Oberstotzingen und die 13 Sehichten des Diceras Münsteri von Kelheim äquivalente Bil- dungen sind. Ferner finden sich Diceras Münsteri in Cirin Pkin), Arca Uhligi in Valfın in Ablagerungen, welche zwar sicher oberjurassisch sind, zu geologischen Schlüssen jedoch vorläufig ebenso wenig verwendet werden können, wie die Do- lomite und die Oolithe von Oberstotzingen. Der grösste Theil der übrigen von anderen Localitäten bekannten Fossilien ist ebenfalls oberjurassisch, jedoch ohne an einen bestimmten Horizont gebunden zu sein. Cardium Eralinum ist im Sequanien der Haute Marne, in den älteren‘ _ Korallenkalken von St. Mihiel, in der jüngeren von Valfın, in den obertithonischen Ablagerungen des Mont Saleve und in “den Stramberger Schichten vertreten. Lima notata wird aus - Birmensdorfer und Tenuilobatus-Schichten der Schweiz aufge- führt; Lima alternicosta weist BuviGsier im Oxford des De- _partements der Meuse, pE LorıoL im Sequanien und Portlan- dien von Boulogne nach; Zinnites inaequistriatus findet sich im Sequanien der Haute Marne und in den Wettinger Schichten - (Pterocerien) des Aargaus; Anomia jurensis tritt im Sequanien, - Pterocerien und Virgulien von Boulogne auf; Ostrea rastellaris "findet sich nicht nur im Sequanien von Boulogne, sondern "auch in den Schichten von Nattheim; Ostrea pulligera ist im _ Sequanien und Pterocerien von Boulogne nachgewiesen. An einen bestimmten Horizont gebunden erscheint "vorläufig Hin- nites asiartinus aus den ee Schichten, und ge - Studeriana, welche in den obertithonischen Ablagerungen des Mont Saleve nachgewiesen ist und in den gleichalterigen Schichten Mährens eine hervorragende Rolle spielt. Die eben behandelten 16 Species besitzen “also theils keinen sicher be- ten Horizont, theils gehören sie Schichten von verschie- _ denem Alter an. Sie ermöglichen demnach keine Paralleli- sirung mit anderweitigen Straten, weisen jedoch den Kalken des Diceras Münsteri mit aller Bestimmtheit ihren Platz im oberen Jura an. Der ganze Charakter der übrigen Fauna, wie er sich besonders in der Vertheilung der Gattungen ausprägt, spricht ebenfalls durchaus für ein oberjurassisches Alter. Br Jenen ‚16 jurassischen Species tritt nun aber Mutilus Couloni entgegen, eine Art, welche bis jetzt nur aus unterem und mittlerem Neocom bekannt geworden ist. Es ist sehr enteh. dass die Zahl der cretaceischen Species steigen _ würde, wenn die untere Kreide in der Facies der Diceraskalke _ bekannt wäre. Jedenfalls erinnert die eigenthümliche Zusammensetzung _ der behandelten Pelecypoden- Fauna am meisten an die Ce- _ phalopoden- und Gastropoden - Fauna des oberen Tithons, welche uns durch die umfassenden Arbeiten Zırrer’s erschlossen worden ist. Auch hier ein durchaus jürnasisch Gepräge, auch hier neben einer Reihe echt jurassischer Species weni Arten, welche bisjetzt nur aus der Kreide bekannt sind. U in der That, ein eingehendes Studium hat mir gezeigt, da die Bivalven von Kelheim zu denen der Stramberger Kal die weitaus meisten Beziehungen haben, und dass die Faunen | dieser beiden Ablagerungen am ehesten mit einander in Verbin- dung zu bringen wären. So bestätigt sich von neuem der glän- zende Scharfblick Orpen's, welcher zuerst auf die Zusammen- gehörigkeit jener oberjurassischen Schichten der mediterranen und mitteleuropäischen Provinz hinwies und sie passend unter dem Namen Tithon vereinigt hat. 75 5. Veber einige Anthozoen des Devon. Ü Von Herrn Cıemens ScaLörer ın Bonn. Hierzu Tafel VI bis XII. Das Bedürfniss, mich über den inneren Bau verschiedener Korallen der Eifel zu unterrichten, gab zu einer Reihe von _ Untersuchungen Veranlassung, deren Ergebniss, soweit es von allgemeinerem Interesse sein könnte, den Gegenstand der vor- liegenden Blätter bildet. | Die Untersuchungen sind hiermit nicht abgeschlossen, aber es nöthigte die Zahl der beizugebenden Tafeln, die Mittheilun- gen vorläufig zu beschränken. Was die Art und Weise der Prüfung, um über den in- neren Bau der Korallenstöcke Aufschluss zu erhalten, angeht, so genügte es, mit Ausnahme eines einzelnen Falles, nicht, die ‚Stücke nur anzuschleifen oder durchzuschneiden; es mussten _ vielmehr Dünnschliffe, sowohl verticale, welche durch die Achse _ der Zellen gehen, wie horizontale, welche die Zelle rechtwinklig zur Achse durchschneiden, hergestellt werden. Um nicht durch theils individuelle, theils durch locale Abweichungen im Ur- ; theile beirrt zu werden!), wurde als Regel festgehalten, wo- möglich immer eine Mehrzahl von Schliffen anzufertigen. Zum Theil lag hierfür aus deshalb eine Nöthigung vor, weil das _ Versteinerungsmaterial , bisweilen ungünstig, im Dünnschliff ‚milchicht trübe Bilder gab. So wurden für den Zweck der vorliegenden Untersuchung gegen hundert Dünnschliffe geprüft, IE Die vergrösserten Zeichnungen der Dünnschliffe wurden mit | aufgeschraubtem Prisma hergestellt, wodurch möglichste Treue _ — bei klaren Objecten — geboten ist. ER 1) Beispielsweise fehlen in einer der drei Zellen, Taf. XIII. Fig. 3, irregulärer Weise die peripherischen Blasen zum Theil, und reichen hier ® zugleich die Böden der Oentralregion bis zur Aussenwand. , nk [7N e m n Beschreibung der Arten, Zoantharia rugosa explela. Calophyllum Dana, 1846. Calophyllum paucitabulatum Sconuor. Taf. VI. Fig. 1—4. Calophyllum paucitabulatım SchLör., Sitzungsb. d. naturforsch Freunde in Berlin, 16. März 1880. pag. 52. 3 Die Koralle bildet einen grossen, bündelartig zusammen- gehäuften Stock, welcher durch Kelchknospung Sich ausdehnt und so etwa einem Strausse gleicht. Die einzelnen Polypiten erreichen eine Länge von 100 bis | 130 mm und haben oben einen Durchmesser von 30—40 mm, während er an der Basis nur 8— 12 mm beträgt. Sie sind von kegelförmiger Gestalt, gerade, oder je nach den Raum- verhältnissen leicht gebogen. Die Wand etwa 1 mm stark, anscheinend mit dünner Epithek bekleidet und diese fein und unregelmässig quer- und etwas gröber, aber regelmässig längs- gestreift. Die Polypiten legen sich nur ausnahmsweise an einander und bleiben gewöhnlich durch einen mehr oder minder grossen Zwischenraum (etwa bis 5 oder 10 mm) von einander getrennt, gewinnen aber einen gegenseitigen Halt durch ent- fernt stehende dünne, wurzelartige Gebilde von rundem Quer- schnitt, welche sich von einer Wand zur andern erstrecken, ähnlich wie bei Microplasma radicans. Das Wachsen des Stockes geschieht durch reichliehe Kelchknospung, indem sich aus der Kelchwand 3 bis 6 Kelche erheben, welche anfangs die Hälfte der einen Wand mit dem Mutterkelche gemein haben. Ein vorliegender defecter Stock zeigt drei oder vier Generationen übereinander. Die Sprossen- polypen der einzelnee Generationen lassen keine Verschieden- heiten erkennen. N Was den inneren Bau der Koralle angeht, so führen die Polypiten nur ganz rudimentäre, aber zahlreiche Septen,. erster und zweiter Ordnung, von denen selbst .die ersteren kaum 1 mm weit in das Innere des Kelches sich erstrecken. E Ausser den Septen sind nur noch Böden vorhanden. Dieselben sind kräftig und horizontal, aber ganz ungewöhnlich weit von einander gestellt, so dass die Entfernung von einander häufig mehr beträgt als der Zellendurchmesser und es in Folge 3 5 anfangs schwierig war, sich von dem Vorhandensein derselben ‚u überzeugen. !) kung Verwandt ist ein in den eisenschüssigen Bu a grosser Steinkern, den An. Reuer ?) abbildet nd Cyathopsis (Petraia) gigas M’ Coy nennt. Freilich sind rotz der als „langkegelförmig“ angegebenen Gestalt die Einzel- Polypiten unserer Koralle noch gestreckter. Und ehe an eine Identität beider Vorkommnisse gedacht werden kann, wäre anzunehmen , dass Ap. Ramer die Böden, welche 'er weder zeichnet noch bespricht, übersehen. Die Möglichkeit hierfür ist angedeutet durch die Angabe: „die Basis des Kelches (am - Steinkern) ist glatt und horizontal oder schräg“. 2 Cyathopsis ist ein aufgegebener, von n’OrBıcnyr im Pro- _drome de Paleontologie aufgestellter Name für diejenigen - Amplezus-Arten. welche eine Septalfurche besässen. Wäre die E nmung von Av. Rapr zutreffend, so würde auch unsere Koralle der englischen aus dem Devon von New Quay verwandt sein. Dies ist aber nicht der Fall. Sie unterscheidet sich "schon auf den ersten Blick durch die starke Entwickelung der Septen. Petraia gigas M’Cor?°) wurde durch MıLne Epwarns und Hana *) zu Cyathophyllum gestellt und, da durch YanpeLt und SHUMARD in der Geology of "Kentucky bereits ein Cyathophyllum gigas aufgestellt war, nunmehr Cyathophyllum Bucklandi genannt. "Sonach könnte, auch wenn einstmal der Beweis der Iden- ität der harzer und rheinischen Koralle erbracht wäre, die- elbe dennoch nicht die Bezeichnung Jetraia gigas oder Cya- thophyllum Bucklandi tragen, es würde auch jener die neu ‚ufgestellte Bezeichnung Calophyllum pauecitabulatum zufallen. Unter den Korallen des rheinischen Devon erinnert das Aeussere der vorliegenden an Cyathophyllum radicans GoLDF.?) aus. der Eifel. „Die einzelnen Stämme sind schlank, ver- 'längert, gerade und hängen durch schiefe, wurzelförmige Quer- Einzeln aneinander, welche sich aus den Rändern der schief roliferirenden Endzellen hervorbilden. Hie und da sind auch unge Sprossen aus den Rändern der Endzellen emporgewachsen. ie Gestaltung der Lamellen lässt sich am unvollständigen !) Um so mehr, als der Stock von mehreren dünnen Kalkspath- a horizontal durchsetzt wird, welche in verschiedenen Zellen den falschen Schein von Böden hervorrufen. 2) Av. Rormer, Beiträge zur geologischen Kenntniss des nordwest- ‚lichen Harzgebirees, III. Abth. 1855. t. 19. f. 14. 3 ” M’ Cov, Brit. Palaeoz. Fossils 1851. pag. 74, Holzschnitt pag. 66. 27.4) Mine Epwarns u. Haıme, British fossils Corals, 1853. pag. 226. ee) GoLpruss, Petref. Germ. 1. pas. 554 1. 16.6 2. ee Exemplare nicht deutlich bestimmen“, die innere Struetur ab ist völlig verschieden und ergiebt ihre Zugehörigkeit zu d . Cystiphyllidae. Das Innere!) ist ganz ausgefüllt mit Blasen- gebilden; grosse, steil aufgerichtete Blasen im ausgedehnten peripherischen Theile des Visceralraumes, kleinere und flachere, mehr Böden-artige im centralen Theile. Deutlich entwickelte Septen fehlen und konnten deshalb von GoLpruss auch nicht gesehen werden, aber an den Stellen, wo das Exemplar an- gewittert ist, bemerkt man feine Längsrinnen. Diese führen auch rudimentäre Septen, wonach also die Gattung Micro- plasma vorliegen würde. Bei manchen Cystiphyllen ordnen sich freilich die Blasen in so regelmässige verticale Reihen, dass durch deren Contactgrenze äusserlich der Schein von Septen hervorgerufen wird.?) MiıuLse Epwarps u. Hame°) be- zeichnen die Abbildung Gorpruss’s „mauvaise figure“ und be- legen in Folge dieser falschen Auffassung mit dem Namen Cyathophyllum radicans eine völlig abweichende (mir durch Autopsie nicht bekannte) Koralle, welche 24 — 26 gut ent- wickelte Septen besitzt und also neu zu benennen ist. Auch STEININGER *) hat bereits früher den gleichen Irrthum begangen, indem er eine mit gleichstarken vortretenden Lamellen ver- sehene Koralle der Eifel, ohne sie näher zu charakterisiren, als Cyathophyllum radicans aufführte. — Das von GoLpruss abgebildete Original ist bisher das einzige Exemplar Eee N vielleicht ist deshalb der angegebene Fundort: die Eifel, ein irriger. Mir selbst ist niemals in der Eifel ein Stück vorge- kommen. Mırna Epwans und Hamme nennen sie freilich auch ; von Bensberg und v’Orsıcay’) von Ferques. Ebenso wird sie auch von TCHIcaATcHEFF®) aus Kleinasien aufgeführt. Was die Gattung betrifft, der die vorliegende Koralle ein- | zufügen ist, so zeigte, so lange es den Anschein hatte, dass die Böden eine secundäre Bildung seien, nur die durch Graf ; Münster aufgestellte, aber erst durch Kuntu ?) fest begrün- dete Gattung Petraia nähere Beziehungen; als aber das Vor- handensein von wirklichen Böden festgestellt war, da war zugleich die Verwandtschaft mit Amplexus Sow. dargethan. Ungewöhnlich wären für Amplexus so Sa auftretende = ) Vergl. Taf. VI. Fig.5 u. 6, wo der Umfang fehlt, der beim | Schleifen verloren ging. E °) Vergl. auch Dysowskı, Zoanth. rug. 1. ce. pag. 526. ?) MiLne Epwarps u. Haıme, Polyp. foss. palaeoz. pag. 388. t. 13. f. 3. #) STEININGER, Geognost. Beschreibung der Eifel 1853. pag. 30. R D’ÖRBIGNY, "Prodr. de paleontol. tom. I. pag- 106. ne ) Vergl. Thesaurus Devonico-Carboniferous by Jomn Bıcsey, London | Pag ?) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXII. 1870. pag. 37 ff. Böden, sowie die Art der Fortpflanzung, indem nur Einzel- 'korallen bei Amplerus bekannt sind. Der Umstand aber, dass bei unserer Koralle keine Septalfurche nachgewiesen werden ‘konnte, verbietet bestimmt, sie mit Amplexus zu vereinen. Sonach bleibt nur die Gattung Calophyllum Dana), von der wir Herrn Dysowskı?) eine etwas erweiterte Diagnose verdanken, nachdem sie von MıLne Epwarps u. Hamm?) ein- ‚gezogen und unter die Synonyma von Amplezus verwiesen war. r Die erste europäische Koralle*), welche zu dieser Gattung ‚gestellt wurde, war Calophyllum donatianum Kınc, im englischen Zechstein und dann Calophyllum profundum Germ. im Zechstein "Englands, Deutschlands, Russlands und Armeniens. ’) | Für die erste Art hatte Kına®) die Gattung Polycoelia aufgestellt, dieselbe aber bald als synonym mit Calophyllum Dana bezeichnet ’), worin ihm M’ Coy °) folgte. Durch Mırne Epwarps u. Haıme wurde Polycoelia wieder ‚hergestellt, dagegen Calophyllum mit Amplexus vereint; Dy- BOwSkKI dagegen hielt in seiner Monographie der Zoantkaria rugosa 1873 beide Gattungen aufrecht, stellte aber irriger Weise Polyroelia neben Petraia in die Gruppe der Zoantharia rugosa inexpleta, worin ihm Zimmer folgte, -- sich lediglich auf die Diagnose von MıLne Epwarnds u. Haıme stützend, indem er übersah, dass die französischen Autoren dieselbe zur Fa- milie der Stauridae stellen, als deren Charakter sie betreffs der Septen hervorhoben: „qui sont unies lateralement par des 2) Dana, Explor. Exped. Zooph. 1846. pag. 115; mir unzugänglich. _— Nach Kınc, Permian fossils, London 1850. Palaeont Soc. pag. 22. lautet die Diagnose Dana’s so: „Quite simple, caliculato-ramose, or aggregate Corallum within transversely septate; cells concave, regularly stellate; no internal dissepiments beetween the lamellae and the sides of the corallum therefore not cellular.“ 2) Dysowskı, Monographie der Zoantharia sclerod. rugosa, Archiv für d. Naturk. Liv-, Ehst- und Kurlands, Ser. 1. Bd. V. 3. Lief. 1873. pag. 374. %) MiLne Epwarps u. Hame, Polyp. foss. terr. pal. pag. 347 und Hist. corall. tom. III. pag. 348. *) Mirrer führt in seinem Catalog „American Palaeozoic Fossils; a catalogue of the genera and species“, Cineinati 1877, keine Art der Gattung Calophyllum aus palaeozoischen Schichten Nordamerika’s auf. 2 Bissey, Thesaurus Siluricus, London 1868, pag. 7, nennt nur eine Art der Gattung überhaupt: am phragmoceras SALT. aus dem _Ober-Silur des Wellinston Channe im arctischen Amerika. 5) Var. Mörter, Ueber die bathrologische Stellung des jüngeren - paläozoischen Schichtensystems von Djoulfa in Armenien. N. Jahrb. f. Mineral. 1879. pag. 238. 6) Kıns, On some Families and genera of Corals. Ann. mag. nat. hist. 2 ser. tom. III. 1848. pag. 388. “ 7) Kıng, Permian Fossils of England. 8) M’ Coy, Brit. palaeoz. foss. 1851. pag. 91. „ Yo traverses lamellaires“. Somit existirt eine Ki sche Polyooelia. im Sinne von Dysowsktr nicht. 5: Dysowskı fügt der Gattung Calophyllum noch 5 Silurische” Arten hinzu’und charakterisirt (l. c. pag. 374) dieselbe so: | „der Polyp ist entweder einfach und von Re oder bildet i einen angehäuften bündelartigen Stock. Die Epitheka ist stets ‚deutlich entwickelt. Die Längsscheidewände sind regelmässig radiär angeordnet und in beiden Ordnungen gleichmässig ent- wickelt; diejenigen der ersten Ordnung reichen nicht bis zum Centrum, sondern lassen stets einen bedeutenden mittleren Raum ganz frei, die der zweiten Ordnung erreichen wenigstens . die halbe Breite der ersten. Die Böden sind verschieden ge- staltet und horizontal ausgebreitet. Sie nehmen die ganze Breite der Visceralhöhle ein“, Wird hinzugesetzt, dass im Gegensatz zu Amplezus keine Septalfurche vorhanden sei, so findet. die beschriebene Devon-Coralle unter allen Geschlechtern hier ihre naturgemässe Stelle. Vorkommen. Ich sammelte ein grösseres und ein paar kleinere Exemplare im Stringocephalenkalk von Hebborn wi weit Bergisch-Gladbach, welche möglicherweise einen einzigen Stock bildeten. Originale in meiner Sammlung. Darwinia Dysowskı, 1873. Darwinia rhenana SCHLÜT. Taf. VIL Fig. 1—4. Darwinia rhenana SCHLÜTER, Sitzungsber. d. naturforsch. Freunde in Berlin, 16. März 1880, pag. 51. Es liegen zwei plattenförmige Fragmente eines Stockes ‚ der anscheinend aus mehreren Lagen sich aufbaut. Das grössere Stück hat eine Länge von 150, eine Breite von 80° und eine Dicke von 30—40 mm. Auf seiner Oberfläche er- heben sich 29 Kelche in Gestalt niedriger abgestumpfter Kegel mit breiter Basis, von 3—5 mm Höhe, oben von 6—7 mm Durchmesser und stehen um den 2 bis 3fachen Durchmesser von einander entfernt. Die Kelchgruben eng und nur wenig eingesenkt; in deren Centrum eine knopfförmige Erhöhung (eines falschen Säulchens). In den Kelchen zählt man 30 abwechselnd schwächere und stärkere Septen, von denen die letzteren sich etwas weiter gegen das Centrum erstrecken und zum Theil mit dem Knopfe verbinden. Nach auswärts setzen | die Septen in dachförmiger Gestalt (anscheinend mit gekerbten Kielen) über die Oberfläche, resp. die Lagen des Stockes fort und verbinden sich theils geradlinig, theils knieförmig er 3 E: 81 _ mit denen der benachbarten Kelche, welche nicht durch zwischenliegende Wände geschieden sind. ; Es liegen Längsschnitte vor, welche das Innere von sechs Kelchen und deren Zwischenmittel zeigen. Zunächst _ ergiebt sich, dass die Septen nicht durchgehend von einem - Kelche zum anderen reichen, wie bei Phillipsastraea, sondern auf die Kelche beschränkt sind. . Ferner erweisen sich die Kelche von gedrängt stehenden Böden erfüllt. Wenn dieselben _ wechselnde Gestalt zeigen, bald fast plan, bald nach aufwärts gebogen, bald glockenförmig, so möchte dies daran liegen, ob der Schnitt den Kelch mehr im peripherischen oder mehr im - eentralen Theil getroffen, und möchte die glockenförmige Gestalt _ wohl die allgemein gültige sein. In der Abbildung Fig. 2 würde dieselbe zu suchen sein in der oberen Partie der unteren Hälfte des Kelches zur rechten Hand. Leider ist diese Partie aber ‘vom Lithographen in der Zeichnung verfehlt, weil zu weit auseinander gezogen und damit zu sehr abgeflacht. | Während bei entsprechender Schnittlage in den Kelchen sich Septen zeigen und zwar als verticale Linien, wird in dem | exothekalen Gewebe zwischen den einzelnen Kelchen niemals eine Spur von Septen wahrgenommen. Zunächst bemerkt man Ye bis !/, mm dicke Lamellen , welche sich — meist leicht -eöncav nach unten gekrümmt — von einer Zelle zur anderen BE recken. Dieselben sind im Allgemeinen 3—5 mm von einander entfernt und entsprechen den \ Anwachsschichten, welche sich beim Zerfallen der Koralle loslösen. Der Raum zwischen je zwei Lamellen wird ausgefüllt durch kleinere und grössere, nieht hohe, aber gern weit ausgedehnte Blasen, die nur gegen _ die Zellen in steiler Stellung. absetzen. Bisweilen scheint es, als ob einige derselben in die Böden der Zellen übergingen (wie. auch die Zeichnung angiebt), wahrscheinlicher ist, dass \ diese sich stets nur an die nächst benachbarte steile Blasen- wand anlehnen. Eine accessorische Innenwand ist jedenfalls "nicht vorhanden. Der Querschnitt zeigt übereinstimmend mit dem Ver- tiealschnitte, dass die Septen auf die Zellen beschränkt sind. Die grösste Zahl, welche beobachtet wurde, beträgt 32. Es _ wechseln kürzere und dünnere mit längeren und stärkeren ab. _ Bisweilen scheinen mehrere der letzteren im Centrum der Zelle zusammenzustossen, und diese bilden dann im Verein mit den aufgerichteten Böden die erwähnte Pseudocolumella. Die beiden abgebildeten Querschnitte gehören derselben Zelle an, Fig. 3 mit 14 Septen der tieferen Partie, Fig. 4 mit 32 Septen der oberen Partie entnommen. Bei letzterer ist der Umfang beim Schleifen zum Theil verloren gegangen. In der unteren Partie des Bildes werden Zellen und Septen Zeits. d. D. geol. Ges. XXXILL. 1. 6 \ Hua 3 ENT, DR a“ en « eh nn EN 7 3 N Kun an . IR 82 : N Se N te ra & “ £ > 1 a BR a ELF ? ! scheinbar von einer accessorischen Wand umgrenzt. In Wirk- lichkeit ist es nur der Durchschnitt einer der eben erwähnten, in der Umgebung der Zelle aufgerichteten dicken exothekalen Lamelle. Fig. 3 hat keine solche Lamelle, nur ee getroffen. Bemerkung. Wenn H. v. Decuen!) und E. Kayser 2) aus dem Oberdevon von Aachen auch Phillipsastraea Vernewli M.E. u. H. aufführen, so ist unter dieser Angabe wahrschein- lich die eben besprochene Koralle zu verstehen. Bei aller Aehnlichkeit der äusseren Erscheinung der ame- rikanischen Koralle ?) ist dieselbe doch nicht ident zu erachten mit dem deutschen Vorkommen. Bei jener sind nämlich die Kelchgruben in die Oberfläche des Stockes eingesenkt und nur von einem kreisförmigen Wulst umgeben, nicht aber kegel- förmig vorspringend. Zugleich ist der Durchmesser der Kelche etwas kleiner und ihre Entfernung von einander geringer. | Ueber die Structur dieser Koralle erfahren wir nur, dass sie durch übereinandergestellte Schichten aufgebaut sei. In diesem Umstande stimmt sie mit der vorliegenden überein. Derselbe spricht aber nicht für Phillipsastraea. Dieser Gattung wird von MıLne Epwarps u. Haıme, sowie insbeson- dere nochmals nachdrücklich durch Kuxr# *) eine accessorische innere Wand zugeschrieben — das angebliche Vorhandensein einer echten Columella wird von Kunte (bis auf „die nicht genügend bekannte Phill. Verneuzli“) zurückgewiesen, — welche ein weiteres Hinderniss abgeben würde, unsere Stücke zu Phillipsastraea zu stellen. Allein eine Innenwand ist in Wirk- lichkeit. nicht vorhanden, es wird nur der Schein einer solchen dadurch hervorgerufen, dass die die Zelle zunächst begrenzen- den Blasen einen steilen Absturz haben. Ich habe zum Ver- gleich Taf. VI. Fig. 7 eine neue Abbildung eines Längsschnittes von Phillipsastraea Hennahi von Ebersdorf in Schlesien gegeben. und füge hinzu, dass meine Dünnschliffe keine Verschiedenheit zeigen von denen, die KuntH angefertigt hat und im Museum zu Berlin aufbewahrt werden. Wenn so auch dieses Hinder- niss in Wegfall kommt, so gestattet doch neben dem Vor- handensein der Zuwachslamellen das Nichtfortsetzen der Septeng ») H. v. DecHen, Orographisch - geognostische Uebersicht des Re- gierungsbezirkes Aachen. Aachen 1866, pag. 103. ?) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1870. pag. 847. 3) Mine Epwarps u. Haıme, Polyp. foss. terr. palaeoz. pag. 447. t. 10. £ 5. Die neuere Abbildung; von Romınger, Geologieal Survey of Michigan, Vol. III. Part. II., New York 1876, t. as giebt ein weniger klares Bild. 4 *) KuntH, Beitrag zur Kenntniss fossiler Korallen, Ill., Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXII. 1870. Pa. 82. 1,2 Br 83 durch das Zwischenmittel nicht, die vorliegende Koralle zu Phillipsastraea (auch im Sinne Kuntn’s, der Smithia als synonym betrachtet) zu stellen. Ä Eine äussere Aehnlichkeit zeigt auch Syringophyllum ‘organum Lin. sp.!). Bemerkt doch schon Fern. Raumer ?): „Nahe verwandt mit Phillipsastraea, unterscheidet sich Syringo- phyllum durch das Vorragen der Kelche und die deutlichere - Trennung der einzelnen Polypenzellen.“ Doch sind hier die Zellen von einer soliden Wand abgeschlossen und die platten- förmigen Lagen, welche an einzelnen Exemplaren eben, an anderen concav abwärts gebogen, dort entfernt, hier sehr ge- nähert stehen, sind — wie vorliegende Stücke darthun — von Kanälen durchzogen, welche (ähnlich wie bei der recenten Tubipora) die Wand der Zellen durchbrechen (jedoch nicht alle) und so auf deren Innenseite ausmünden, durch welchen Umstand sich diese Koralle von sämmtlichen Rugosen entfernt. Die Septen erscheinen nur als linienartige Hervorragungen auf der Innenseite der Zellenwand. Die scheinbare Fortsetzung derselben auf den Verbindungsplatten wird hervorgerufen durch das vorragende Gewölbe der Kanäle. Die Böden im Innern der Zellen sind, wenigstens bisweilen, lang trichterförmig, wo- durch MıLne Epwarps u. HAımme zu der Annahme einer Colu- mella veranlasst sein mögen. So ergiebt sich, dass der innere Bau von Syringophyllum völlig verschieden ist von demjenigen der in Rede stehenden Koralle. ” Dagegen stimmt nun der Bau unserer Koralle in seinen typischen Eigenthümlichkeiten mit einer Koralle, welche Dy- Bowskı?) aus dem Silur Russlands, von Kattentak, als Dar- _ winia speciosa beschrieben hat, und ist vorliegende als zweite Art derselben beizufügen. Nun schreibt mir, in Folge meiner oben citirten Notiz, einer der besten Kenner paläozoischer Korallen, Herr Lixp- ström aus Stockholm, Darwinia falle zusammen mit Arachno- phyllum Dana, und Darwinia speciosa sei — trotz der ent- gegengesetzten Angabe Dysowskrs — synonym mit Strombodes diffiuens M. E. u. H. aus den Wenlock-Schichten. | Mir selbst fehlt es an Material, diese Angabe zu prüfen, und zugleich ist mir die Original-Diagnose Dana’s unzugänglich. o 1) Was MırLne Epwarps u. Hans (Brit. foss. Corals t. 71. £. 3) abbilden, ist von der genannten Koralle des baltischen Silur offenbar - sehr verschieden. >, Fern. Rormer, Leth. geogn. 1II. Aufl. pag. 200. 3) Dysowskı, Zoantharia rugosa, 1873. pag. 404. t. 2. f. 8. r #) MıLne Enwarps u. HammE, Polyp. foss. terr. pal. pag. 430 und Brit. foss. Corals pag. 294. t. 71. £.1. 6* 84 Der Versnch M’ Coy’s!), die Dana’sche Gattung weiter einzu- führen, hat veranlasst, heterogene Formen zusammenzufassen, wie er denn Smithia Hennahi auch unter dieselben verweist. Die amerikanischen Paläontologen selbst haben die Gattung nicht angenommen, insbesondere findet sich der, Name auch nicht in dem Cataloge der paläozoischen Fossile Amerika’s von MiLLEr. Selbst die Darstellung des inneren Baues des oben genannten Strombodes diffluens durch MıLse Epwarps lässt wohl an Phil- lipsastraea, aber nicht an Darwinia denken. Dagegen giebt die Beschreibung und Abbildung von Dyeowskı zum ersten Male’ ein genügendes Bild der betreffenden Koralle, wodurch ein sicherer Vergleich ermöglicht ist. Dies alles nöthigt, die vor- liegende Koralle hier der Gattung Darwinia einzufügen. Vorkommen. Darwinia rhenana fand sich im Ober- Devon und zwar in dem mergligen Kalkstein zwischen Verneuili- Schiefer und Kramenzel des Breinigerberg und Vichtbachthales südlich Stolberg, unweit Aachen. Heliophyllum Dana, 1846.) Durch MırLne Eowarps u. Hame sind eine Anzahl devo- nischer Rugosen wegen angeblichen Vorhandenseins einer Innenwand (accessorischen Wand) zur Gattung Acervularia gestellt worden. Da jedoch eine Innenwand nicht wirklich, _ sondern nur scheinbar vorhanden ist, so könnte man sie als > Pseudoacervularig, „bezeichnen. „, Der Schein. einer Innenwand wird nämlich ' dadurch veranlasst,” wie ein Querschnitt: zeigt, dass die Interseptalblasen sich an der Stelle der scheinbaren Innenwand dichter zusammendrängen, dass die Septen sich hier verdicken und zum Theil dadurch, dass die auf den Septen befindlichen „Verticalleisten“ hier näher beisammenstehen, als gegen die Peripherie des Polypiten. Da die bis jetzt näher geprüften Stücke sämmtlich mit Vertikalleistehen versehen sind, so kann man sie mit der durch diese charakterisirten Gattung Heliophylium vereinen. Sollte sich ergeben, dass die Verticalleisten nicht allgemein bei diesen Formen vorhanden seien, was eine weiter ausgedehnte Prüfung feststellen wird, so würde man gezwungen sein, für dieselben eine neue Gattung aufzustellen, da sie nicht bei Acervularia belassen werden können und sich durch die genannten Umstände sowohl von | !) M’Coy, Brit. palaeoz. foss. pag. 38 u. 72. \ .. ) MırLne EpwArps u. Haıme, Brit. foss. Corals 1850, Introd. p. 0: ; und Polyp. foss. terr. palaeoz. pag. 408. 88 Cyatihophyllum, wie von dem Typus der Dana’schen Gattung, Beliophyllum Halli!) verschieden erweisen. 5 Zu den beiden Gattungen, welche durch Dysowskı neben _ Heliophylium errichtet sind, Acanthophylium un und Oraspedophyllum, - können die fraglichen Formen nicht verwiesen werden, indem bei jener die Seitenflächen der Längsscheidewände mit dor- nigen Auswüchsen versehen sind, diese aber noch eine voll- kommen deutliche accessorische Wand im Innern besitzt ") _ welche die Septen nicht überschreiten. Sämmtliche mir be- "kannten Arten der drei genannten Gattungen bilden durch das Fehlen einer falschen Innenwand, durch die Beschaffenheit ihrer Septen, welche sich in keiner , Weise gegen das Innere der Polypiten verdicken, einen Gegensatz zu der Gruppe von Formen, welche hier der Familie der Craspedophyllidae, unter der Gattungsbezeichnung Zeliophyllum. zugefügt werden. Die zahlreichen von An. Ra&uer) beschriebenen Acervu- - Jarien aus dem Ober-Devon des Harzes, welche der erneuten Prüfung bedürfen, gehören vielleicht zum Theil auch hierher. So könnte Acervularia macrommata*) von Grund und Rübeland ‚möglicher Weise mit Heliophyllum Troscheli zusammenfallen. _ Indess giebt "Av. R&uer nur von einer Art, von cervularia granulosa, welche in den Grössenverhältnissen mit Acervularia pentagona GoLpFr. sp. übereinkommt, an, dass die Septen „gekörnt“ seien. Heliophyllum Troscheli M.E. u. H. sp. Taf. VII. Fig. 3. 4. Cyatophyllum Ananas GoLpr., Petr. Germ. 1826. pag. 60. t. 19. f. 4b. (non! 4a). _ —Acervularia Troscheli M.Eow. u. H., Polyp. foss. terr. palaeoz. 1851. - pag. 416. ee ae F. Rorm., Leth. geogn., III. Aufl., 1856. pag. 196. 3 Vt 14 Heliophyllum Troscheli ScHLÜT., Sitzungsber. d. Ges. naturf. Freunde zu Berlin, 1880. pag. 50. E: Die äusseren Verhältnisse der Koralle sind durch die frü- heren Darstellungen hinreichend festgestellt. 7 y ekgplirn Hallı, häufig im Mittel-Devon Nord-Amerika’s (Ha- milton group) und auch in England (Torguay) nachgewiesen, hat sich im deutschen Devon noch nicht gezeigt. Dagegen liest eine neuerlich durch Rommcer (Geolog. surv. Michigen III. 2. page. 101. t. 35) abge- trennte und als CUyathophyllum juvenis beschriebene kleinere Art, mit zahlreicheren Septalleisten, auch von Gerolstein vor. 2) Wie vorliegende Stücke von Craspedophyllum americanum De. aus dem Silur von Sanduski City (Ohio) darthun. ®) An. RoEMmER, Beiträge nordwestl. Harz. III. 1855. pag. 142 ff. %) 1. e. pag. 145. t. 21. f. 2. 86 Der Durchmesser der Kelchgruben pflegt etwas mehr zu betragen als Y, des Zellendurchmessers: 4 bis 5 mm. Die Septen zweiter Ordnung werden an der steil einiallenden Kelchwand obsolet, ehe sie den Boden des Kelches erreichen, dessen Tiefe etwa /, des Durchmessers beträgt. An zwei Exemplaren (von Burtscheid) finde ich die Zahl der Septen etwas beträchtlicher als Mıre EpwArps u. Hame, nämlich 36 und ausnahmsweise 40, während jene nur 28 bis 34 angeben. Der Querschnitt (Dünnschliff von 11 Polypiten) lässt keine Spur einer inneren Wand erkennen. Die Septen erster und zweiter Ordnung, von gleicher Stärke, erscheinen hier in spindelförmiger Gestalt, d. h. gegen die Mitte der Längeren hin, von der Aussenwand und vom Centrum her (welches sie nicht erreichen) allmählich an Dicke zunehmend. Die Blasen zeigt der Querschnitt als gekrümmte Linien zwischen den Septen, etwa das mitttlere Drittel des Polypiten frei lassend. Gegen die Endigung der Septen zweiter Ordnung hin ver- stärken sich die Blasen etwas und drängen sich dichter zu- sammen, je 9 bis 6 zwischen je 2 Septen, wodurch im Verein mit der Verdickung der Septen eine entfernte Aehnlichkeit mit einer breiten inneren Wand hervorgerufen wird. Weiter zum Centrum zeigen sich nur hin und wieder Durchschnitte von Böden. Die Septen zweiter Ordnung durchsetzen die Pseudowand nicht ganz. Entsprechend der Kerbung des oberen Randes der Septen, zeigen sich die Septen im Quer- schnitte von dunklen, seitlich etwas vorspringenden Querlinien („Verticalleistchen“) durchsetzt. Sie erstrecken sich in bei- derlei Septen von der Aussenwand her gleich weit gegen das Innere, so dass nur derjenige Theil der primären Septen, welcher der centralen Area angehört, von ihnen frei ist. Sie sind nicht überall gleich deutlich entwickelt, nicht so gleich- förmig, wie die Abbildung zeigt. Verticalschnitt. Es wurden mehrere Längsschnitte angefertigt, welche indess sämmtlich nicht parallel, sondern schräg zur Achse verlaufen, da das dunkle Gestein keine Orien- tirung über die Richtung des Schnittes gestattete. Deshalb zeigt auch die Abbildung eine Mehrzahl schräg durchschnittener Septen. Der Schnitt zeigt drei Längsregionen von ungefähr gleicher Breite, so dass jeder etwa '/, des Polypiten einnimmt. Die innere Region zeigt die ziemlich gedrängt stehenden, mehr oder minder horizontalen Böden, welche theils durchgehen, theils gebrochen sich aufeinander stützen. Die beiden äusseren Regionen sind erfüllt von Blasengewebe. Die Blasen stehen seitlich flach und richten sich gegen die Mittelregion hin steil auf. Unabhängig von den Blasen bemerkt man auf den quer- durchchnittenen Septen stärkere und schwächere, den „Ver- tiealleistehen“ der Septen entsprechende Linien, welche aus- - wärts parallel der Aussenwand verlaufen und die Kerbung an der oberen Seite der Septen bewirken, während sie im Innern sich gegen die Mittelregion neigen und dem entsprechend die Kerbung des Innenrandes der Septen, welche der Kelchhöhlung zugewendet ist, bewirken. Das Verhältniss von ZHel. Troscheli zu Hel. limitatum ist bei diesen besprochen. Verwandt ist Cyatophyllum Sedgwicki M. E. u. H.!), wel- ches nach dem vergrösserten Querschnitte (Fig. 3a) ein Helio- phyllum ist. Die Zahl der Septen wird auf 32 bis 40 ange- geben. Diejenigen erster Ordnung bilden, im Centrum etwas i gekrümmt, ein falsches Mittelsäulchen, und diejenigen zweiter Ordnung erstrecken sich weiter, über die Pseudowand hinaus, ‚gegen das Centrum hin. Auch die irrig zu Scervularia gestellte Acervularia pro- b; Junda°?), aus amerikanischem Devon, ist verwandt, aber ver- schieden durch grosse Ungleichheit der Zellen, allmähliche Einsenkung der Kelchgruben etc. Vorkommen. Die Art gehört dem Ober-Devon an. Ein Exemplar im Museum des naturhistorischen Vereins in Bonn von Burtscheid bei Aachen, ein zweites vom gleichen _ Fundpunkte im Museum der Universität in Bonn, ein drittes Exemplar daselbst von Namur. Die Angabe des Vorkommens im Mittel-Devon der Eifel hat sich bisher nicht bestätigt. rg cf. limitatum M.E. u. H. sp. ar. "Yıll.- Pig. 1.02. Acervularıa limitata I At u. H., Polyp. foss. terr. palaeoz. 1851. pag. 417.” — — M. Epw. u. HL. en foss. Corals, 1852. pag. 238. t. 54. f. 1. Heliophylium Goldfussi SCHLÜT., Sitzungsber. d. Ges. naturf. Freunde ın Berlin 1880. pag. 50. Zusammen mit Heliophyllum Troscheli findet sich im Ober- Devon bei Aachen und Namur eine Rugose, welche im äusseren Habitus der ersteren gleicht. Das gleiche abgeflachte Ober- ende der Polypiten, dieselbe steile Einsenkung der Kelchgrube; aber durch kleinere Dimensionen der Polypiten und Kelch- gruben, welche nur ?/, oder Y, so gross sind, abweichend. Auch die Zahl der Septen ist geringer. Die meisten Zellen zeigen nur 24, ausnahmsweise sinkt ihre Zahl auf 22, und in einer 1) MıLne Epwarps u. Haımz, Brit. foss. Corals pag. 231. t. 52. f.3. 2) Harz and Wıruney, Report on the geolog. en of the State of Jowa, Vol. I. part. I1.. Palaeontologie, 1858. pag. 476. t. 1. £. 7. Ban Septen weiter gegen das Innere. Auch die Zahl der verdickten Blasen, welche die Pseudo-Wand darstellen, ist geringer, sie schwankt zwischen 2 und 4. N Bemerkung. Durch Gowpruss wurden diese Korallen mit zu seinem Cyathophyllum Ananas!) gezogen’), wie eine angefügte Etikette von GoLpruss’s eigener Hand lehrt. Da Mırne Epwarps u. Harms die durch grosse Kelchgruben aus- gezeichneten Stücke Acervularia Troscheli, die mit kleineren Acervularia Goldfussi nannten, so wären unsere Stücke als Heliophyllum Goldfussi zu bezeichnen, wie auch früher von mir geschehen. Allein es ist sehr wahrscheinlich, dass unter der Bezeichnung Cyathophyllum Ananas drei verschiedene- Arten zu- sammengefasst sind.°) Das Original zu der Abbildung 4a bei GoLprFuss, welches die französischen Autoren Acervularia Gold- Jussi nannten, hat sich nicht wieder auffinden lassen. Zellen und Kelchgruben sind grösser (2—3 mm) als bei der in Rede stehenden Koralle (2 mm), so dass dieselbe rücksichtlich dieses Verhaltens zwischen Acervularia Goldfussi und Acervu- laria pentagona, womit sie in der That wiederholt verwechselt ist, stell. Hierzu kommt, dass die Kelche von einem etwas vorspringenden Wulst eingefasst sind*), und, was die innere Structur angeht, „Verticalleistchen“ der Septen von MiıLxe Epwarps u. Hame weder in der Beschreibung noch in der . Abbildung angegeben werden, also die Gattung Zeliophyllum überhaupt nicht vorliegt. In allen diesen Beziehungen steht Acervularia limitata von Torquay mit 26 seitlich „granulirten“ Septen näher. Die Grösse der Kelche wird freilich auf 2'/, mm angegeben, was bei den vorliegenden Stücken nur ganz ausnahmsweise der Fall ist, während sie bisweilen nicht ganz die Grösse von 2 mm erreichen. Nachträglich ist mir ein Korallenstock aus dem Ober- Devon des Vichtbachthals zugekommen’°), dessen Aeusseres für Acervularia Goldfussi spricht. Man zählt 24 bis 28 Septen. Diejenigen erster Ordnung erscheinen im Querschnitt etwas !) Durch Lupwıc (Korallen aus paläolitischen Formationen, Pa- laeontographica tom. 14. 1866. pag. 234) wurde Oyathophylluu Ananas GoLpr. als Astrochartodiscus Ananas Lupw. besprochen, doch über den inneren Bau nichts beigebracht. 2) GoLpruss, Petr. Germ. pag. 60. t. 19. f. 4. 3) Wie denn auch laut noch vorhandener Etikette GoLpruss auch die Acervularia pentagona ursprünglich als kleinzelligste Varietät eben- falls noch zu Cyathophyllum Ananas zog. *) „Un peu debordee par les cloisons.“ 5) Original im Museum des naturhistorischen Vereins in Bonn. - ir> en 2789 in elförmig geschwollen und sind stärker und ‚länger als jenigen zweiter Ordnung. In vielen Kelchen zeigen sie die Neigung, sich im Centrum etwas zusammenzudrehen und ein Isches Säulchen zu bilden. Eine falsche innere Wand ent- teht durch Zusammendrängen etwas stärkerer Blasen, je 3 is 4 zwischen 2 Septen. Bestimmt ausgesprochene Vertical- leistchen auf den Septen lassen sich nicht beobachten, in einem ‘srossen Querschnitte nur an 2 oder 3 Stellen undeutliche puren derselben. Acervularia tubulosa An. Rormer !), ebenfalls mit Kelch- ulst, steht nahe und könnte für synonym mit _#cervularia oldfussi gehalten werden, wenn nicht die Zahl der Septen auf 2 angegeben würde. Vorkommen. Aeliophyllum limitatum gehört dem Ober- Devon an. Mehrere Exemplare von Aachen und Namur im Museum der Universität zu Bonn. Acervularia ScHweic., 1820. Acervularia pentagona GoLDF. sp. Taf. IX. Fig. 4. 5. Cyathophyllum pentagonum GoLor., Petr. Germ. pag. 60. t. 19. f. 5. Acervularia pentagona MIcHELIN, leonogr. zoophyt. 1845. pag. 180. — — M.Epw. u. H., Polyp. terr. palaeoz. pag. 418. Trotz der vortrefflichen Abbildung von GoLpruss ist die rt mehrfach verkannt und verwechselt worden, vielleicht in olge des neueren, aber wegen der zu grossen Kelchgruben icht zutreffenden Bildes von Mıtse EpwArps u. Haıme in den ritish fossil corals. Zum Vergleiche (namentlich mit Zelio- hyllum limitatum) wird deshalb das vergrösserte Bild eines ünnschliffes, insbesondere auch des bislang fehlenden Längs- chnittes von Acervularia pentagona gegeben, welches einem xemplare aus dem Ober-Devon des Vichtbachthales südlich on Stolberg entnommen ist. Die mittlere Partie des Längsschnittes zeigt den cen- ralen, mit längeren und kürzeren Böden erfüllten und noch puren von 3 Septen zeigenden Visceralraum des Polypiten, er von der äusseren mit Blasengebilde erfüllten Partie durch ie Innenwand getrennt ist, welche sich als zwei senkrechte tarke Linien darstellt. Bemerkenswerth ist die hier ange- eutete Bildung der Innenwand. (Im Bilde die Linie rechts, An der unteren Partie). Zuerst bildeten sich die Blasen aus, und erst durch nachträgliche Selerenchymablagerungen wurde !) An. Rormer. Beiträge III. 1855. pag. 143. t. 21. f. 16. ee er die dem Kelchinneren zugekehrte Seite zu einer ee 2 Wand verdickt. !) Dies ist bei dem Typus der Gattung, bei der silurischen Acervularia luzurians (der Insel Gotland) nicht der Fall. Hier betheiligen sich die, den Böden ähnlichen, flachen entfernten Blasengebilde ebensowenig an dem Aufbau der inneren, wie an dem der äusseren Wand. (Dasselbe ist der Fall bei Craspedophyllum americanum Dy».). Die innere ‘Wand der genannten silurischen und devonischen Acervularien ist also nicht gleichwerthig. Die Zeichnung des Querschnittes giebt die Blasen nicht, weil sie im Originale zu wenig deutlich sind. Die Septen zweiter Ordnung erstrecken sich nur von der Aussenwand bis zur Innenwand. Die Septen der ersten Ordnung setzen als feine Fäden auch über die Innenwand bis zum Centrum fort, wo sie sich mehrfach vereinen. In einem Exemplar von Engis ist dies nur in wenigen Zellen der Fall, in den meisten Zellen verhalten sie sich ununterscheidbar wie die zweiter Ordnung, Ob hier nur eine secundäre Erscheinung vorliegt, und die Septen im centralen Theile des Visceralraumes später zerstört, oder ob sie hier überhaupt nicht zur Entwickelung gelangt sind, ist vor der Hand nicht auszumachen. Ein von Smithia micrommauta Fern. Roru.”?) gefer- tigter Dünnschliff zeigt eine deutliche Innen- und Aussenwand und lässt keinen Unterschied von Acervularia pentagona er- kennen, als dass keine Septen in den centralen Visceralraum eintreten, was nach dem vorstehend Bemerkten ohne Bedeu- tung sein dürfte. | Dagegen ist Astrea parallela An. Rokn. )» welche MıLne Epwarps?*) zu Acervularia stellen möchte, wie ein vor- liegender Dünnschliff darthut, eine echte Smithia (= Phillipsa- straea nach Kunt#) und wohl nicht verschieden von Smithia Bowerbanki M.E. u. H.°) von Torquay. | Anscheinend ist 4cervularia concinna An. Rorm.°) vom Iberg bei Grund nicht von Acervularia pentagona ver-' schieden. Grösse der Zellen und Kelche und Zahl der Septen sind übereinstimmend. 5, !) Dasselbe scheint der Fall zu sein bei Acervularia cf. impressa An. Rormer (Beiträge Ill. pag. 142. t. 21. f. 25), doch ist das einzige vom lberge bei Grund im Harze vorliegende Fragment zu klein, um ein befriedigendes Urtheil zu gewinnen. 2) Fern. RoEmER, Leth. geogn., 3. Aufl., I. pag. 197. t. Vi. ®) An. RoEMER, Verstein. d. Harzgeb. pas. 5. 1:3. +) M. Enwarps u. Hame, Hist. nat. Corall. III. pag. 411. 5) M. Epwarps u. Hame, Brit. foss. Corals pag. 241. t. 55. El. 6) An. Rormer, Beiträge, III. 1855. pag. 144. t. 21. f. 19. ar In der Grösse steht auch Acervularia granulosa A. Ran. ') nahe, aber die Septen, deren Zahl 28 beträgt, erscheinen „durch feine Querblättchen gekörnt“, und möchte deshalb zu Heliophylium gehören. | Ä Vorkommen... #cervularia pentagona liegt vor aus dem Ober- Devon des Vichtbachthales südlich Stolberg und zwar aus den Kalkmergeln zwischen Kramenzel- und Verneuili- Schiefer. 4 Exemplare im Museum des naturhistorischen Vereins in Bonn. Ausserdem vom Harz, aus Belgien und Frankreich. | Spongophyllum M. Epw. u. Hame, 1851. Für diejenigen mit Aussenwand versehenen Rugosen, deren Septen auf den centralen Visceralraum beschränkt sind und nicht die Aussenwand erreichen, die ausserdem noch Böden und Blasengebilde besitzen, stellten Mırse Enwarnps u. Haıne ’) die Gattungen Spongophyllum und Endophyllum auf. Den zwei Arten der letzten Gattung wird eine accessorische, innere Wand zugeschrieben, welche dem einzigen Spongophyllum Sedgwicki fehlt. Nach Dysowskı?’) ist es wahrscheinlich, dass die angebliche Innenwand der Endophyllum- Arten auf einem Missverständniss beruhe, welches durch die im Horizontal- schnitte ringförmig erscheinenden Durchschnitte der Böden veranlasst sei. Sonach wäre bis jetzt die Gattung Endophylium gegenstandlos, indem die ihr zugefügten Arten der Gattung Spongophyllum*) zufielen. Aus dem Silur beschrieb Dysowskı Spongophyllum reecti- septatum und contortiseptatum. Von den bis dahin bekannten 4 devonischen Arten Spongophyllum abditum M.E. u. H. sp. 5 Bowerbanki M.E. u. H. sp.°) 1) An. Rormer, Beiträge, Ill. 1855. pag. 144. t. 21. f. 21. ?) M. Epwarps u. Hamme, Polyp. foss. palaeoz. pag. 425 u. 39. ») Dysowskı, Zoantharia rugosa, 1. c. pag. 476. *) Die Gattung Koninckophyllum Toms. a. NıcHh. (Contributions to the Study of palaeozoic Corals, Ann. Mag. nat. Hist. 4. ser. tom. 17. 1876. pag. 297) unterscheidet sich von Spongophyllum durch Vorhanden- sein einer Öolumella; Lonsdalia M.E.u. H. durch Vorhandensein einer Columella und einer Innenwand; Chonazis M.E. u. H. ist von Lonsdalia durch Fehlen der Aussenwand verschieden. 5) Die Abbildung von Eindophylium Bowerbanki (M. Epw. u. Hans, Brit. foss. Oorals t. 53. f. 1) wird sonderbarer Weise von Mınne Eov- warDS selbst auch auf Eridophyllum Verneuilianım bezogen (vergl. - Hist. nat. Corallaires tom. Ill. pag. 415), dabei zugleich Brit. foss. Oorals Introd. pag. 71 eitirt, wo nur Eridophyllum seriale genannt wird, welches man in der Histoire vermisst. 2. Spongophyllum Sedgwieki M.E. u. H.!) » pseudovermiculare M’ Cory sp. ist bisher nur die letztere in Deutschland nachgewiesen Ara ; zwar bei Oberkunzendorf in Schlesien.) Im Nachstehenden e: werden noch vier Arten aus dem Kalk der Eifel hinzugefügt, # denen demnächst noch einige andere folgen werden. 2) ı- Spongophyllum torosum SCHLÜT. Taf. X. Fig. 1—5. Sporgophyllum torosum SCHLÜT., Versamml. d. naturh. Ver. d. preuss. Rheinlande u. Westfalens in Bonn, 3. Oct. 1880. Die Koralle bildet einen grossen, aus zahlreichen Indi- viduen bündelartig zusammengehäuften Stock. Die cylindrischen Sprossenpolypen stellen sich in aufrechter. Richtung nahe neben- einander. Die Kelchgruben becher- oder trichterförmig unten verengt, von einer Tiefe, welche etwa dem halben Zellendurch- messer gleichkommt, ausnahmsweise auch mehr beträgt. Die scharf vorspringenden Septen pflegen den Kelchrand nicht zu erreichen. Die Länge der Sprossenpolypen, welche an einigen noch unvollständig erhaltenen Polypenstöcken gemessen werden konnte, beträgt 25 — 30 cm; der Durchmesser beträgt im Mittel etwa 20 mm, doch kommen auch stärkere und schwä- chere vor. Die mit Epithek bedeckte Aussenseite zeigt un- regelmässige Anwachsstreifen und Wülste, welche manchmal stark anschwellen und bisweilen zugeschärft sind. Verticale Epithekalstreifen bemerkt man nur ganz ausnahmsweise. Die Vermehrung findet durch Seitensprossung statt. Die einzelnen Sprossenpolypen scheinen sich nur selten aneinander zu legen, gewöhnlich bleiben sie durch einen mässigen Zwischenraum getrennt. Sie treten aber mit einander durch Seitenauswüchse in Verbindung, indem gewöhnlich die Wülste weiter vor- springen und zwar meist in Form abwärts geneigter, zungen- förmiger Verlängerungen. Dies sind nicht etwa lediglich Epithekal-Gebilde, sondern die innere Blasenausfüllung nimmt hieran Theil. Ueber die innere Structur geben sowohl angewitterte Suche, wie die vorliegenden Dünnschliffe Aufschluss. Der !) Die Abbildung des Längsschnittes bei M. Epwarps u. Hame, t. 56. f. 2e, steht auf dem Kopfe. Be: 2) Dysowskt, Zeitschr. d. nn geol. Ges. Bd. XXV. 1873. pag. 402. 3) Anscheinend gehört auch die grösste Einzelkoralle der Eifel (bis 120 mm Durchmesser) hierher. Quensteor, Korallen pag. 483. t. 159. f. 24, nannte sie Oyathophyllum semivesiculum, (GoLpruss mit weniger deutlicher Abbildung: Oyathophyllum turbinatum. Bi, 93 peripherische Visceralraum der Zellen wird etwa bis auf !/, des Radius durch grosse Blasen ausgefüllt, indem im Mittel 3 Blasen eine schräge Reihe bilden. Der centrale Theil des Visceralraumes führt gedrängt stehende, stark concave Böden, welche sich bisweilen im Centrum in unregelmässiger Weise verbinden (wie im grössten Theile des abgebildeten Stückes Fig. 2). Die Septen sind auf den centralen Theil des Visceralranmes beschränkt, zeigen nur ausnahmsweise Spuren an der Wand und treten im Centrum nicht mit einander in Berührung. Sie sind manchmal vollkommener, bisweilen un- vollkommener entwickelt. Im ersten Falle pflegen sie sich symmetrisch zu ordnen und lassen das Hauptseptum und die Seitensepten erkennen. Bei einem deutlichen Querschnitte zählt man in den Hauptquadranten jederseits des Haupt- septums 8 Septen, in den Gegenquadranten jederseits 9 Sep- ten = 38. Bemerkung. Spongophyllum torosum ist die grösste bis jetzt bekannte Art des rheinischen Devon und ausser durch die Stärke ') der Polypiten, insbesondere auch durch die vor- springenden Wülste und Zungen von den anderen Arten, ins- besondere von Spongophyllum elongatum, verschieden. Die äussere Erscheinung der Art erinnert auch an Cya- thophyllum radicans M.E. u. H.?) (non Gorpr.) mit 24 — 26 Septen, welche die französischen Autoren nur aus der Eifel und von Bensberg aufführen. Leider ist der innere Bau dieser Koralle bis jetzt unbekannt. Mir ist nie ein Exemplar zu Gesicht gekommen. Nur ein später zu besprechendes, ebenfalls dem Eifelkalk angehöriges Cystiphyllum könnte durch die äussere Erschei- nungsweise vielleicht ebenfalls mit der vorstehenden Art ver- wechselt werden, aber der innere Bau leitet sicher. °) Eine. ähnliche Verbindung der Zellen zeigt auch das mit accessorischer innerer Wand versehene Eridophyllium *) aus nordamerikanischem Devon. Vorkommen. Ich sammelte mehrere kleinere Stücke in - den Stringocephalen - Schichten von Berndorf bei Hillesheim. Zwei grosse Exemplare von unbekanntem Fundorte im Museum der Universität zu Bonn. 1\) Nachträglich habe ich in der Hillesheimer Mulde noch zwei Exemplare gesammelt mit engeren Zellen, von nur 10-15 mm Durch- messer. Der innere Bau dieser wahrscheinlich hierher gehörigen Stücke wurde noch nicht näher geprüft. 2), MıLne Epwarps u. Hame, Polyp. foss. terr. Palaeoz. pag. 388. 1341: 9. 3) Vergl. die Anmerkung bei Spongophyllum elongatum. 4) M. EpwArps u. Haımz, Polyp. foss. terr. Palaeoz. pag. 424. t. 8. 94 " Spongophyllum elongatum ScHLÜT. Taf. XI. Fig. 1—5. Spongophyllum elongatum ScHLÜT., Vers. des .naturhist. Vereins der 2 Rheinl. u. Westf. in Bonn am 3. Oet. 1880. Der grosse Stock wird gebildet durch zahlreiche sehr lange, cylindrische Polypiten, etwa von der Dicke eines kleinen Fingers, welche sich parallel unmittelbar aneinander legen, ohne sich zu drängen, d. h. ohne ihren kreisförmigen Umfang zu verlieren und ohne zu verwachsen, und daher bei einem Schlage mit dem Hammer leicht sich trennen. Die Höhe der grössten vorliegenden, noch unvollständigen Stücke beträgt 40 em. Die Länge der einzelnen Zellen scheint im Allgemeinen hiervon nicht verschieden, obwohl sich hin und wieder junge Zellen, anscheinend durch Seitenknospung, einschieben. Der Durch- messer der Zellen möchte im Allgemeinen zwischen 8 und 10 mm liegen, doch kommen auch etwas stärkere, sowie dün- nere Zellen vor. — Die anscheinend mit dünner Epithek be- kleidete Aussenseite führt nur schwache Anwachsstreifen, aber niemals stärkere Wülste oder andere Hervorragungen, Ver- ticale Epithekalstreifen sind nicht deutlich wahrnehmbar. — Die Kelchgruben, welche an keinem Stücke gut erhalten sind, scheinen an Tiefe dem Zellendurchmesser gleichzukommen. Innere Structur. Der verhältnissmässig grosse centrale Visceralraum ist von stark concav gekrümmten Böden erfüllt, welche bald etwas näher zusammengedrängt liegen, bald etwas weiter von einander entfernt sind. Der übrigbleibende peri- pherische Theil des Visceralraumes führt grosse Blasen, zwi- schen denen hin und wieder kleinere sich einschieben. Sie sind meist steil aufgerichtet, besonders die, welche die Böden begrenzen. Die Septen, deren man etwa dreissig zählt, be- schränken sich auf den centralen Theil der Zelle, treten aber nicht im Centrum miteinander in Berührung. Bisweilen scheint es, als ob die Septen sich symmetrisch ordneten; dann fallen auf jeden Hauptquadranten 6 Septen und auf jeden Gegen- quadranten 8 Septen. Bemerkung. Die Art besitzt nach dem bis jetzt vor- liegenden Material die längsten Polypiten. Dem Zellendurch- messer nach stellt sie sich zwischen Spongophyllum torosum und Spongophyllum semiseptatum, von jenem durch die fehlenden Wülste, von diesem durch minder enges Aneinanderdrängen der Zellen und anscheinend durch minder weite und tiefer eingesenkte Kelche auch bei weniger guter Erhaltungsart leicht unterscheidbar. Die Art wurde anscheinend nicht von Cyathophyllum caespitosum geschieden, wie z.B. die Abbildung bei Quenstept, 9 Korallen t. 161. f£. 11. pag. 513, welcher ein Eifel- Exemplar zu Grunde liegt, darthut. Der grösste Theil der Zellen hat durch Verwitterung die Aussenwand verloren und zeigt in Folge dessen das peripherische Blasengewebe; wo die Verwit- terung noch tiefer eingegriffen hat, kommen dann Septen zum Vorschein. Dass der Querschnitt der Figur 11@ nichts von _ der inneren Structur zeigt, ist bemerkenswerth. Ich war auch 5 en h EEE TEEN 5 BE a a genöthigt eine grössere Zahl von Dünnschliffen anzufertigen, bevor es bei der milchicht-trüben Beschaffenheit gelang, deut- liche Bilder zu erzielen. ‘) Vorkommen. Ich sammelte mehrere unvollständige Exemplare an einer Stelle aus den „Urinoiden-Schichten“ des Mittel- Devon bei Berndorf in der Hillesheimer Mulde. Mög- licher Weise stammen diese sämmtlichen Stücke von einem einzigen grossen Stocke. ” Spongophyllum semiseptatum SCHLÜT. Taf. IX. Fig. 1—3. Spongophyllum semiseptatum ScHtür., Sitzung d. niederrhein. Ges. in Bonn, 15. Febr. 1881. Die Koralle bildet Stöcke, welche sich aus (langen?) cylindrischen oder leicht prismatischen Einzelpolypiten von durchschnittlich etwa 7, oder allgemeiner 4 bis 9 mm Durch- messer zusammensetzen. Es liegen nur Bruchstücke vor, welche noch einen Durchmesser von 100 bis 150 mm aufweisen, wäh- rend ihre Höhe nur noch 60 mm beträgt und mithin kein Urtheil über die wirkliche Länge der Polypiten gestattet, da eine Verjüngung derselben nach unten nicht bemerkbar ist. Die Polypiten legen sich unmittelbar aneinander und drän- gen sich gern so, dass sie häufig einen polygonalen Umriss erhalten und mit einander verwachsen, so dass ein Schlag mit dem Hammer sie nicht trennt, sondern spaltet. Die Wand erscheint verhältnissmässig dick und anschei- nend von dünner Epithek bedeckt. Die Oberfläche des Stockes zeigt weite, mässig tiefe 1) Betrachtet man Fig. 15 l.c. bei Quvenstept, welche ebenfalls zu Oyathophyllum caespitosum gezogen wird und von der es heisst: „dass sie concentrisch -runzlige Anwachsstreifen haben, von denen zeitweis sackige Fortsätze nach unten hängen und sich auf den Nachbar zu stützen suchen, und sieht, wie in der mit No.5 bezeichneten Zelle an der verwitterten Partie die Längssepten unter Blasengewebe hervor- treten (wonach also die Zeichnung der abgebrochenen Oberenden un- richtig wäre), so kann man sich der Vermuthung nicht entschlagen, es möge darin ein Spongophyllum torosum vorliegen. 96 _ Kelchgruben ') mit fast senkrecht abfallenden Wänden, hnureht we von Septen nimmt man erst bei näherer Prüfung wahr. e Der Längsschnitt zeigt nächst der Wand eine Reihe steil aufgerichteter verhältnissmässig grosser Blasen und dem Kelchgrunde entsprechend sehr entwickelte, flach concav nach abwärts gebogene Böden, bald gedrängter, bald sparsamer, entweder durchgehend und sich an die Blasen anlehnend oder gebrochen und kurz, und dann sich ganz oder zum Theil gegen- seitig stützend. Der Querschnitt zeigt, wie rudimentär die Septen ent- wickelt sind. Meist fehlen sie im peripherischen, von Blasen eingenommenen Theile; ausnahmsweise von der Aussenwand ausgehend, erreichen sie niemals das Centrum, das mittlere Drittel der Zelle freilassend; manchmal ganz fehlend, gewöhn- lich auf die eine oder andere Partie beschränkt, habe ich sie nur einmal in einer ganz jungen Zelle ringsum in gleichen Abständen gesehen. -— Um dieses Verhalten klar zu legen, musste eine Mehrzahl von Querschnitten abgebildet werden, doch ist keine Zelle darunter, in welcher gar keine Septen entwickelt sind. Bemerkung. Der äussere Habitus der Stöcke erinnert sehr an Michelinia, namentlich an gewisse nordamerikanische Arten, insbesondere an Michelinia cylindrica (Emmonsia? cylin- drica M.E. u. H.)?) aus der Helderberggroup. Eine Verwechselung mit anderen Arten der Gattung scheint kaum zu befürchten. Sollten sich bei weiterer Nach- forschung noch mehrere Arten mit verkümmerten Septen fin- den, so würde man dieselben wohl in eine Untergattung zusammenfassen, die sich ähnlich verhielte, wie beispielsweise Campophyllum zu Cyathophyllum. Vorkommen. Mehrere Exemplare aus dem mittelde- vonischen Kalk der Eifel in meiner Sammlung und im Museum des naturhistorischen Vereins in Bonn. : a R Spongophyllum Kunthi Scauor. Taf. XI. Fig. 4. 53% Tai: XI: Biel a an quadrigeminum Gotor., Petr. Germ. pag. 50 zum Theil, 18. f. 6a Spirit Kunthi ScHLÜT., Sitzungsber. d. Ges. naturf. Freunde zu Berlin, 1880. pag. 49. Bei Aufstellung des Cyathophyllum quadrigeminum sind einige Irrthümer untergelaufen, von denen einer bereits durch !) Die Kelchgruben sind meist sehr wenig tief, aber es ist fraglich, wie weit an den vorliegenden Stücken die Verwitterung mitgewirkt hat. 2) Geolog. Survey of Michigan Vol. Il. Part. I., Palaeontology. Corals by ©. Romincer, New York 1876. pag. 74. t. 26. 4. IE so: richtig gestellt wurde. Gotpruss beschrieb (p- 4. Mr tifn em angeblich aus der Eifel stammendes, verkie- _ seltes Fossil als Manon favosum und meinte dann, es sei wahr- _ scheinlich, dass die sonderbare Honigwaben - Koralle nichts ‘ anderes sei, als eine Versammlung von Keimen von Cyatho- phyllum quadri igeminum (pag. 50) und erklärte später geradezu: „Manon favosum ist Cyathophyllum quadrigeminum“ (pag. 243). De Konmer !) bezweifelte mit Recht das Vorkommen des Fossils in der Eifel und identificirte es mit einer gemeinen Koralle des Kohlenkalks von Tournay, für die er die Gattung Michelinia aufstellte und Michelinia favosa nannte. Sodann bemerkte GoLpruss (pag. 50): „Die ersten An- fänge von Cyathophyllum quadrigeminum bilden eine Scheibe von seichten, rundlichen oder eckigen Zellen, wie solche in t. 18. i. 6a („Rasenförmig vereinigte Keime dieser Koralle“) dargestellt ist. In einigen derselben sieht man noch keine Sternlamellen, in anderen sind sie im Mittelpunkte als An- fänge der zweiten sich erhebenden Zelle zu bemerken.“ Diese fraglichen Stücke gehören nun nicht zur Gattung COyathophylium, sondern zu Spongophyllum, und deshalb sieht man die Sternlamellen nur im Mittelpunkte, d.h. im centralen, nicht im peripherischen Theile des Visceralraumes. Die Koralle stellt faust- bis kopfgrosse, halbkugelige Stöcke dar, welche aus prismatischen, radialgestellten, innig- verwachsenen Zellen gebildet werden. Dieselben sind von ver- - schiedenem Durchmesser, jedoch durchschnittlich etwas kleiner, _ als bei Cyathophyllum quadrigeminum. Die Kelchgruben, welche - ohne Randausbreitung von der Aussenwand direct sich ein- senken, wie bei Cyath. quadrigeminum, sind in der oberen Partie flach trichter- oder becherförmig und senken sich dann plötzlich verengt noch tiefer ein. (Siehe die untersten Durch- schnitte von Zellen in Fig. 4.) Der Längsschnitt zeigt, dass ungefähr das mittlere - Drittel des Visceralraumes von gedrängt stehenden, nur zum. - Theil durchgehenden Böden, welche leicht concav nach unten gebogen sind, erfüllt ist. Jederseits eine breite Zone von Blasengebilde; nächst der Aussenwand grössere, nach innen kleinere und steiler aufgerichtete. Der Querschnitt thut dar, dass die Septen nicht von der Aussenwand ausgehen, sondern auf den centralen Theil des - Visceralraumes beschränkt sind. Ihre Zahl beträgt anschei- — nend 20 bis 24, und es scheinen längere mit kürzeren zu - wechseln, aber es ist an den vorliegenden Stücken nicht deut- a Te zo : Hr Me a a Fee SE han TEE ae ra A ai en Bar andhner 2 di E 1) De Konmck, Descript. des animaux foss. des terr. carbonif. de Belgique, 1842—1844. pag. 30. —_ Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 1. 7 98 lich wahrzunehmen, ob etwa einige der ersteren im Centrum mit einander in Berührung treten. Zwischen den Septen be- merkt man Spuren der Böden. — Der peripherische Theil des Visceralraumes zeigt lediglich die Durchschnitte der grossen Blasen. | Aus diesem inneren Bau erklären sich denn auch die abweichenden Bilder, welche die verschieden fortgeschrittene Verwitterung der Stöcke darbieten. Die Abbildung bei GoLp- Fuss zeigt ein Exemplar, welches grösstentheils angewittert ist, ähnlich wie in der unteren Partie unserer Figur 4, während in unserer Figur 5 die Kelchgruben der Oberfläche völlig ver- schwunden sind und seitlich sich in den Zellen die peripherische Partie mit den grossen Blasen scharf abgrenzt gegen die cen- trale, die Septen und Böden fassende Partie, welche sich wie eine Säule abhebt. Bemerkung. Wenn Steisinger!) eine mit ‚Strombodes pentagonum GoLDF. verwandte Koralle von Gerolstein beschrieb, wofür er die Bezeichnung Cylicopora fascieulata schuf, so ist dazu zu bemerken, dass mir eine Strombodes-ähnliche Koralle niemals in der Eifel, niemals in einer Eifel-Sammlung vorge- kommen ist und die Beschreibung die Vermuthung nahe legt, es sei die neue Gattung auf solche stark verwitterten Exem- plare von Spongophyllum Kunthi gegründet. Was die als Cyathophyllum quadrigeminum übrig bleiben- den Formen betrifft, so zerfallen dieselben nach meinen bis- herigen Beobachtungen in zwei Gruppen. Bei der einen reichen die Septen nicht bis zum Üentrum, sondern lassen etwa das mittlere Drittel der Zelle frei. Man bemerkt schon mit freiem Auge den grossen glatten Kelchboden. Die Septen sind dünn und abwechselnd länger und kürzer. ?) Bei der zweiten Gruppe sind ebenfalls abwechselnd längere und kürzere Septen vorhanden, aber die ersteren reichen bis zum Centrum, verbinden sich hier zum Theil und verrathen hin und wieder die Neigung, sich etwas zu drehen. Die Septen beginnen kräftig an der Aussenwand und schärfen sich keil- formig gegen das Centrum hin zu (Taf. XI. Fig. 3). Die Angabe von MıLne Epwarps u. HAımE, dass die Septen gleich lang seien, habe ich an keinem Stücke constatirt; auch die Zahl derselben, welche sie auf 46 angeben, habe ich nie- mals gesehen, vielmehr gefunden, dass sie durchschnittlich etwa 35 beträgt, und allgemeiner zwischen 33 und 42 schwankt. Wenn Goupruss angiebt, dass die Theilung der Endzellen t) STEININGER, Geognost. Beschreib. der Eifel, 1853. pag. 33. ?) In der Abbildung Taf. XIl. Fig. 4 nicht hinreichend scharf aus- gedrückt. durch stärkeres Wachsthum von 4 Septen veranlasst würde, so habe: ich mich nicht bestimmt davon überzeugen können, aber bestimmt beobachtet, dass dieses in mehreren Fällen _ nicht statt hat. Viertheilung findet sich allerdings bisweilen, _ aber nicht öfter als Drei-, Fünf- und Sechstheilung. Eine solche Kelchknospung wurde bisher nur bei der ersten Gruppe beobachtet. £ Sollten die angegebenen Differenzen in der Länge und - Stärke der Septen nicht etwa zufällige Erscheinungen sein, E- durch weiter fortgesetzte Untersuchung festzustellen sein - wird, so würden dieselben allerdings zu einer verschiedenen Artbezeichnung nöthigen. ‘ Bis dahin mag die erste Gruppe i 9 Campophyllum quadrigeminum Bi: Br: - genannt, und für die zweite die Bezeichnung 3 Cyathophyllum quadrigeminum festgehalten werden. a Campophyllum quadrigeminum habe ich zum Theil in mehr _ als fussgrossen Stöcken im Mittel-Devon bei Unter-Bosbach E in der Paffrather Mulde und bei Loogh in der Hillesheimer Mulde aufgefunden. £ E Vorkommen. Ich sammelte einige Exemplare von Spongo- | Pphyllum Kunthi im Stringocephalenkalk der Hillesheimer Mulde in der Eifel. Ebenso in der Gerolsteiner Mulde beobachtet. B: Von den in dem Bonner Museum liegenden Stücken weiss 3 man nur, dass sie überhaupt aus dem Kalk der Eifel stammen. Fascicularia Dysowskı, 1873.') Bu; Fascicularia conylomerata SCHLÜT. g u Taf. XII. Fig. 1—4. * Faseieularia conglomerata Schuör., Vers. d. naturf. Vereins d. ae # Rheinl. u..Westf., 3. Oct. 1880. E Der Polypenstock aus sehr zahlreichen langen, rabenfeder- dicken, parallelen oder etwas divergirenden Polypenzellen zu- sammengesetzt, welche sich aneinander legen, bisweilen auch - drängen, so dass der ursprünglich kreisförmige Umriss verzerrt _ wird, aber kaum jemals Polygone hervorruft. Die grössten > vorliegenden, noch unvollständigen Stöcke haben eine Höhe _ von 300 mm und den gleichen Durchmesser. Die meisten Ri. 2) Der Name Fascicularia muss durch einen anderen ersetzt wer- den, da derselbe bereits durch M. Epwarps für eine Bryozoe ver- _ wandt wurde. 2 » x 7 # Pr ET Er = BE “ 100 x ; x SEE % Be: | me Bruchstücke , welche man aufliest, sind freilich nur ein oder zwei Faust gross. Der Durchmesser der Zellen variirt zwischen 2 und 3 mm. 3 Zellen von solcher verschiedenen Grösse finden sich unmittel- bar nebeneinander im selben Stocke. Stöcke, welche Zellen bis zu 4 mm Durchmesser besitzen, beobachtet man nur a E ausnahmsweise. Eine Dichotomie der Polypiten oder eine Knospung aus der Zellenwand nimmt man nur sehr selten wahr. Die Zellenwand ist ungewöhnlich dick und von einer dünnen Epithek bedeckt, welche eine leichte, unregelmässige Querstreifung und bisweilen geringe Runzelung zeigt, aber meist abgewittert ist. Die Kelchgruben erscheinen gewöhnlich wenig eingesenkt, so dass ihre Tiefe kaum dem halben Zellendurchmesser gleich- kommt. Vielleicht ist dies nur Folge der beginnenden Ver- witterung, da man ab und zu, wenn auch nur selten, auf scharfrandige Kelchgruben stösst, deren Tiefe den Zellendurch- messer übertrifft. Man erkennt deutlich Septen erster und zweiter Ordnung, von denen die ersteren bis zum Üentrum reichen, wo einige derselben bisweilen miteinander in Be- rührung treten. Bisweilen glaubt man eine symmetrische Gruppirung der Septen zu beobachten, was insbesondere da- durch veranlasst wird, dass ein Septum die übrigen an Länge überragt, allein in den meisten Kelchen sieht man nichts der- artiges, so dass sich kein festes Gesetz herausstellte. ') Die Zahl der Septen ist schwankend, was besonders dadurch ver- anlasst scheint, dass die Septen zweiter Ordnung bisweilen _ nur zum Theil zur Ausbildung gelangten. Im Mittel beträgt ihre Zahl etwa 25. Von der inneren Structur der Zellen einen befriedigenden Aufschluss zu erhalten, war etwas umständlich, da die Dünn- schliffe anfangs nur trübe Bilder gaben. Es wurden 20 Schliffe angefertigt. Der Längsschnitt zeigt im peripherischen Theile des Visceralraumes eine einzige verticale Reihe verhältnissmässig grosser Blasen, welche sich in steiler Stellung an die Aussen- wand anlehnen. Der centrale Theil des Visceralraumes ist mit mässig entferntstehenden, concav gekrümmten Böden er- füllt, welche sich seitlich an die Blasen anlehnen. Von den drei abgebildeten Zellen zeigt die zur linken Hand in der unteren Partie eine locale Unregelmässigkeit, indem hier die !) In mehreren Kelehen zählte ich, von den 4 Primärsepten abge- 2 gehen, in jedem Quadranten 5 Septen = 24. Blasen an der einen Seite der Wand fehlen und in Folge dessen die Böden bis zur Aussenwand durchgehen. Der Querschnitt zeigt die von der dicken, mit Epithek bedeckten Aussenwand ausgehenden Septen. In jedem Septum _ eine feine Mittellinie, welche sich bis tief in die Wand hinein 8 erstreckt. Bisweilen scheint es, als ob die Septen die dicke Wand durchsetzten, dann würde man an nachträgliche Scler- Em: Ablagerung zu denken haben. Gegen eine solche - Annahme scheint zu sprechen, dass sich die Blasen an diese - dicke Wand anlehnen. Zwischen den Septen hin und wieder Spuren von Böden und Blasen. !) 2 Bemerkung. Auffallender Weise ist diese nicht sel- “ tene Eifel-Koralle durch GoLpruss nicht zur Darstellung ge- - langt, wahrscheinlich steckt dieselbe aber unter dem von _ STEININGER aufgestellten Namen. Möglicherweise könnte man - an Caryophyllia vermicularis Stem.?) oder an Sureinula faseci- eulata Smeın. denken, wenn unter letzterer nicht etwa Syringo- 7 pora eifeliensis SCHLÜT. ?) zu verstehen ist. Die nicht von Ab- _ bildungen begleiteten Beschreibungen sind aber beide so wenig bestimmt, dass man ohne Kenntniss der Originale nicht vor E E Missgriffen sicher ist, wenn man einen der Namen wählen wollte. ® Vielleicht ist die Koralle schon durch QuEssteor*) von - unbekanntem Fundpunkte oberflächlich abgebildet. Er stellt sie zu Cyathophyllum caespitosum und identificirt sie mit Syrin- _ gopora multicaule Harz, daher Oyathophyllum multicaule. Ueber den inneren Bau wird. nichts beigebracht. 4 | Einen unserer Art ähnlichen Querschnitt bietet das Bild - dar, welches MırLne Epwarps u. Hame von Battersbyia in- 4 aequalis’) aus dem Devon von Torquay geben, wenn man von dem „spongiose irregular coenenchyma“ absieht, von dem Duskan®) nachwies, dass es nichts anderes sei, a eine zufäl- ige Durchwachsung des Korallenstockes durch eine Stromato- £ pora. Die Zellen zeigen eine ähnliche Grösse und Gruppirung 3 2) Von einem Stocke, dessen Aeusseres einer dünnzelligen Fasci- - cularia conglomerata gleicht, habe ich eine grosse Anzahl von Zellen _ durchschnitten. Dieselben lassen keine regulären radialgestellten Septen _ erkennen. Liegt hier keine krankhafte Erscheinung vor, so hätte : man vielleicht an eine Koralle aus den Verwandtschaft von Hetero- em zu denken. 2) STEININGER, Geognost. Beschr. d. Eifel, 1853. pag. 33. ®) Versamml. d. naturhist. Vereins d. preuss. Rheinl. u. Westf. in - Bonn, 3. Oct. 1880. h) nn Korallen, pag. 516. t. 161. f. 12. 5) M . Epwaros u. Hanne , Brit. foss. corals, pag. 213. t. 47. f. 2. B) Philosophical Transactions of the Royal society of London, 1867. - tom. 157. pag. 643. m F. Im wie unsere Art, dieselbe dicke Aussenwand und die Zahl der Septen soll bis 26 betragen, — aber das ganze Innere der Zelle ist mit blasigem Gewebe ausgefüllt, wovon leider keine ' Abbildung beigefügt ist. Re Die dicken Wände und doppelschichtigen Septen erinnern an Densiphyllum!), welches jedoch nur Böden, kein Blasen- gewebe im Innern führt. Be So bleibt denn nur die Gruppe der Diphyphyllinae Dye. übrig, in der unsere Koralle eingereiht werden könnte. Sie stellt sich der Gruppe der Cyathophyllinae (mit Cyathophyllum und Campophyllum) dadurch gegenüber, dass ihr peripherisches Blasengebilde nur ein- oder zweireihig ist, während die Cya- thophyllinen ein vielreihiges Blasengebilde besitzen. Der äl- teren Gattung dieser Gruppe: Diphyphyllum?) kann sie nicht beigefügt werden, da deren Septen nur als schmale Lamellen an der Aussenwand verlaufen; ebensowenig der wohl nicht abtrennbaren Gattung Donacophyllum, deren Septen sich eben- falls nicht bis zum Centrum erstrecken und stets einen mehr oder weniger beträchtlichen Theil der Visceralhöhle freilassen. Sie besitzt grosse Enndothekalblasen, während sie bei Diphy- phyllum klein sind.?) So bleibt nur die Gattung Fasezcularia -übrig, deren „Septen sich bis zum Centrum erstrecken, wo sie aneinanderstossen (nicht immer!) ohne sich spiralig zu drehen.“ Freilich kennt man bis jetzt nur Fascicularien mit 2 Blasen- reihen *), man hat also betrefis dieses Punktes die Familien- charakteristik auch in die Gattungsdiagnose aufzunehmen. Eigenthümlich bleibt freilich auch dann für unsere Koralle die ungewöhnliche Dicke der Aussenwand, auch wenn man von der Grösse der Blasen absieht. 1) Dysowskı, Zoanth. rug., 1. e. pag. 392. 1.2. f. 2. 2) Diphyphyllum Lonsp. (M’ Cox, Brit. palaeoz. foss. pag. 87) war durch M. Epwarps u. Haıme unterdrückt und die beiden Arten der Gattung als Zithostrotion angesprochen. KunrHu (Korallen des schle- sischen Kohlenkalks, Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXI. 1869. pag. 300) hat das Irrige dieser Annahme nachgewiesen und die Gattung Diphy- phyllum wieder hergestellt. — Nicht alle Autoren fassen die Gattung in gleichem Sinne. So finden wir Uraspedophyllum americamım Dy». bei Ronmmger (Michigan geolog. III. 2. pag. 126. t. 47) mit accessorischer Innenwand und Septalleisten als Diphyphyllum Archiaei aus Mittel-Devon beschrieben. 3) Wie schwankend der Begriff der Länge der Septen ist, ergiebt sich, wenn man z. B. vergleicht Diphyphyllum concinnum mit Donaco- phyllum Middendorf in den eigenen Abbildungen Dysowskr's (die erstere: Verhandl. d. kais. russ. mineral. Gesellsch. 1872. t. 3. f. 3, die zweite: Zoanth. rugosa, I. ce. t. 3. f. 6), so beträgt in beiden Fällen die Länge der Septen 1/, des Kelch-Durchmessers. { +) Vergleiche in Rücksicht auf den Werth der Blasenreihen Anmer- kung 2 auf pag. 104 bei Fascicularia caespitosa. ira AR er R- Vorkommen. Fascicularia conglomerata liegt bis jetzt - nur aus dem mitteldevonischen Kalk der Eifel vor und zwar _ aus der Gegend von Dahlem und Schmidtheim, Hillesheim- Berndorf und Gerolstein. Wahrscheinlich bildet ihre Haupt- - Jagerstätte der untere Stringocephalenkalk, anscheinend kommt sie auch in den Crinoiden-Schichten vor. Exemplare in den Museen zu Bonn und Berlin und in meiner Sammlung. » Fascicularia ee GOLDF. Sp. Taf. IX. Fig. 6. Lithodendron caespitosum GoLpr., Petr. Germ. pag. 44. t. 13. f. 4. Lithostrotion antigquum M. Epw. u. Hame, Polyp. foss. terr. palaeoz. pag. 439. Lithodendron caespitosum GuLDF. aus dem Stringocephalen- kalk von Bensberg wurde durch Mırne Enpwarns u. HaımE zur Gattung Lithostrotion gestellt und als Lithostrotion antiquum beschrieben und über die für die Gattung charakteristische Columella bemerkt: „Columelle un peu grosse et un peu comprimee*. Der Umstand, dass ich bei meinen vielfachen Wande- rungen in der Bensberg-Paffrather Kalkmulde niemals Exem- plare von Lithostrotion aufgefunden habe, liess es wünschens- werth erscheinen, das Original von GouLpruss selbst, welches ja Mırne Epwarps bei Durchsicht der im Bonner Museum vorhandenen Korallen gesehen haben musste, einer näheren Prüfung zu unterwerfen. Mehrere angefertigte Quer- und Längsschnitte zeigen nun auf das Bestimmteste, dass eine Columella nicht vorhanden ist, dass dagegen der ganze Bau der Koralle völlig überein- stimmt mit der durch Dysowskı!) für eine Koralle aus dem Devon von Oberkunzendorf in Schlesien, die durch Daues ’) zuerst als Lithostrotion caespitosum eitirt war und dann Cya- thophyllum Kunthi?) genannt wurde — aufgestellte Gattung Faseicularia. Im Längsschnitte bemerkt man eine breite innere Zone, welche durch Böden ausgefüllt ist, die theils ganz durch- gehen, theils kürzer sind, und sich dann auf schräggestellte mehr blasenartige Gebilde stützen.*) An jeder Seite schliessen 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. %. 1873. pas. 407. t. 13. £. 3. 4. 2) ibid. Bd. 20. 1868. page. 492. >) ibid. Bd. 21. 1869. pag. 699. *) Dysowskı zeichnet dieselben nicht, sie sind jedoch auch an den ee ‚sich zwei sehr viel engere Zonen an. Die innere wird aus halbkreis- oder hufeisenförmigen Blasen gebildet, welche in einfacher Reihe die convexe Seite nach oben!) übereinander- gelagert sind. Die etwas breitere äussere Zone, welche durch die Aussenwand begrenzt wird, zeigt ebenfalls Blasen, welche aber kaum gebogen sind und daher im Längsschnitte mehr ‘ den Eindruck horizontaler Böden hervorrufen. Der Querschnitt zeigt ausser zwei, den Zonen ent- sprechenden kreisförmigen Linien, die Septen, welche im Gegen- satze zu Fascicularia Kunthi nicht völlig das Centrum erreichen. Die Koralle ist sonach als Hascieularte caespitosa zu be- zeichnen. °) GoLpruss nannte als Fundort derselben nur Bensberg. Ein zweites im Museum vorhandenes Exemplar, welches von Gorpruss’s Hand ebenfalls als Lithodendron caespitosum be- zeichnet ist und von Schwelm stammen soll, ist also wahrschein- lich erst später in seinen Besitz gelangt. Das umschliessende Gestein ist ein dunkler Kalk, die Koralle selbst verkieselt. Hier liegt, wie ein angefertigter Dünnschliff (Taf. XII. Fig. 4 und 5) darthut, ein echtes Zithosirotion vor und zwar aus der Verwandtschaft des Lithostrotion junceum FLEem. und Mar- tini M. E. u. H.°) aus dem Kohlenkalk, von denen Kunt#‘) vermuthet, dass sie nebst Lithostrotion irregulare PHuıLL. nur eine Art bilden. Wenn auch die weniger regelmässige Entwickelung der Böden bei unserer Koralle vorläufig eine Identificirung mit einer der genannten Arten verhindert, so ist es doch wahr- scheinlich, dass in ihr eine Kohlenkalkkoralle vorliege und eine Verwechselung des Fundpunktes stattgefunden habe. Bei Oberkunzendorfer Exemplaren vorhanden, wie ein Dünnschliff darthut, der von einem Originalstücke entnommen wurde, welches ich Herrn Damzs verdanke. 1) Die Figur 3 bei Dysowskı steht auf dem Kopfe; ebenso dieselbe Figur bei QuENSTEDT, Korallen, t. 161. f. 10z, welche die hufeisenför- migen Blasen zu wenig scharf zeichnet. QuEnsTEDT trennt diese Ober- kunzendorfer Stücke nicht von Uyathophyllum caespitosum (pag. 512). ?) Ausser den mehr cylindrischen Stämmchen, von denen 8 über- einstimmende Dünnschliffe vorliegen, habe ich auch eine Anzahl kür-r zerer Bruchstücke gesammelt, welche am oberen Ende etwas anschwellen. Unter drei Längsschnitten zeigen zwei das bemerkenswerthe Verhalten, dass im oberen Theile der Zelle, an der Innenseite sich an die huf- eifenförmigen Blasen noch 1 bis 3 Reihen kleiner, steil gestellter Blasen. von der gewöhnlichen Form anlehnen. 3) M. Epwarps u. Hame, Brit. foss. Cor. t. 40. DE Konınck, N. en sur les animaux foss. du terr. carb. de Belgique 1872. t Pe *) Zeitsch. d. d. geol. Ges. Bd. XXI. 1869. pag. 208. ı ist nur Devon bekannt und die mir von dort vorlie- len Korallen sind nicht verkieselt. : | Somit würde die Gattung Lithostrotion bisher im rhei- nischen Devon noch nicht nachgewiesen sein. !) z Alphabetisches Verzeichniss der beschriebenen Arten. Seite. Tafel. Figur. Acoromloria pentagona.. » ...:89..:.IK 45. Calophyllum paueitabulatum . . . 76. VI 1—4. Campophyllum quadrigeminum . . 98. XI. 4. Cyathophyllum quadrigemnum . . 9. XU. 3 Er Pamamma thenanar .7,2..8.2: 4..:.80x:. VIE 1-4 7 Bassionlarıa-caespitosa ». . - =... 108... .6. 7 | Br conglomerata . . ». . 99. XII 1—3. Terspeollium kmitarım . - ..:...,8%. VOL 1.2, Teoseheh. . 2... 22.80. Yiller924 PEN odap sp,.23.. 4, 3 ne 104 KIEL A, 5. icronlasmo wadieans:..: ..»...0218.. VL 56. Bun Hennahü:.- 2... 2.2: 83 VE T- Spongophyllum elongatum . . . . 9. XI 1-3. an 96... XL 2.5, An ea “, semiseptatum . . . 9 XI 1-2. Re Eros 0 Rn, 1) Ob die vorstehenden Bemerkungen auch für das angebliche Vor- kommen von Lithostrotion caespitosum GoLpr. im Mittel-Devon von Mittel- Deutschland (vergl. Gümser, Geognost. Beschreib. des Königr. Bayern, . Abth. Fichtelgebirge, 1879. pag. 478) zutreffend sind, kann ohne Prüfung von Originalstücken nicht beurtheilt werden. 2.7106 Erklärung der Tafeln VI bis XI. Tafel VI. Fig. 1-4. Calophyllum paucitabulatum Schröürt. Aus dem Fig. ir urn D- = n- Mittel-Devon der Pfaffrather Kalkmulde. = Ein Theil eines grösseren Stockes in !/, natürlicher Grösse. Aus dem Kelche der grösseren Mutterzelle treten 5 Sprossen- polypen hervor, links eine gleiche mit 3, rechts eine solche mit 2 2 Sprossenpolypen. Die Wand der ‚grössten Zelle an einer Stelle geöffnet; man sieht hier im Innern die verticalen Septen und einen der horizontalen Böden. — pag. 76. Der in der Sprossung begriffene Kelch aus Fig. 1 von der Oberseite in natürlicher Grösse. Ein querdurchschnittener, in der Sprossung begriffener Kelch von der Unterseite in natürlicher Grösse. Bruchstück einer vertical durchschnittenen, von weissem Kalk- spath ausgefüllten Zelle mit den sehr entfernten horizontalen Böden. Oben im Querschnitt die kurzen Septen erster und zweiter Ordnung. Natürliche Grösse. .6. Microplasma radicans GoLpF. sp. In vierfacher. Grösse. Die äussere Wand ist beim Schleifen an beiden Dünnschliffen verloren gegangen. — pag. 78. Querschnitt. Verticalschnitt. Smithia Hennahi Lonsp. sp. Von Ebersdorf. — pag. 82. Längsschnitt in fünffacher Grösse. Barer vl , 1—4. Darwinia rhenana ScHLürT. Aus dem Ober-Devon von Stolberg. — pag. 80. Ein Theil eines grösseren Exemplares in natürlicher Grösse. Vertiealschnitt durch 2 Zellen und deren Zwischenmittel, nach einem etwas trüben Dünnschliffe und deshalb in der Zeich- nung nicht ganz correct. Verg. den Text. Dreifache Grösse. Horizontalschnitt durch eine Zelle. Vergl. die Beschreibung. Dreifache Grösse. Horizontalschnitt durch die obere Partie derselben Zelle wie Fig. 3. Dreifache Grösse. Tafel VI. .2. Heliophyllum limitatum M. E. u. H. sp. Vierfache | Grösse. Ober-Devon. — pag. 87. Querschnitt durch mehrere Zellen. Verticalschnitt durch eine Zelle, der etwas schräg verläuft, in Folge dessen eine Mehrzahl von Septen durchschnitten ist, von welchen die seitlichen die Verticalleisten zeigen. 5 4. Heliophyllum Troscheli M.E. u.H. sp. Ober-Devon. — pag. 85. Querschnitt durch mehrere Zellen. Fünffache Grösse, Fig. 1—3. aaraoplgktum elongatum SCHLÜT. 8: 2. 3. Fig. 4.5 4. 5. Länesschnitt durch eine Zelle, der etwas schräg verläuft, in _ Folge dessen eine Mehrzahl von Septen durchschnitten ist, von denen die seitlichen die Vertiealleisten zeigen. Fünf fache Grösse. Tafel IX. ig. 1—3. Spongophyllum semiseptatum SCHLÜT. Mittel-Devon. Eifel. — pag. 9. 1. Ein Theil eines grösseren, unvollständigen Stockes. Die lan- gen Zellen, mehr oder minder angewittert, zeigen vorwiegend die grossen horizontalen Böden, Spuren von Septen, sowie der = peripherischen Blasen. Natürliche Grösse. 2. Querschnitt von 10 Zellen in drei Gruppen. Natürl. Grösse. 3. Längsschnitt durch eine Zelle. Dreifache Grösse. - Fig. 4.5. Acervularia pentagona Gorpr. sp. Ober - Devon. Stolberg. Fünffache Grösse. — pag. 89. 4. Querschnitt durch mehrere Zellen. 3. Längssehnitt durch eine Zelle, in welchem die Innenwand sowohl wie die Aussenwand als 2 verticale Linien erscheinen. Fie. 6.7. Fascicularia caespitosa GoLpFr. sp.- Mittel - Devon. Paffrather Mulde. Dreifache Grösse. — pag. 103. 6. Querschnitt durch eine Zelle. 7. Längsschnitt durch eine Zelle. Tafel X. Fig. 1-5. Spongophyllum torosum ScHLürt. Mittel-Devon. Eifel. — pag. 2. 1. Oben zwei "Zellen, deren eine mit ee welche die Kelehgruben zeigen, aus einem grösseren Stocke; unten zwei abgebrochene Zellen mit deutlichem Querschnitt, welche durch Seitenwülste verwachsen sind, einem anderen Stocke an- gehörig. & 2. Längsschnitt durch eine Zelle in dreifacher Grösse. =. Querschnitte durch drei Zeilen in dreifacher Grösse. Fafer.Xxl. Mittel - Devon. el. — pag. 94. Mehrere abgeschnittene Zellen aus einem grösseren Stocke. Die mittlere Zelle ist noch mit der Aussenwand bekleidet; bei der Zelle zur linken Hand ist dieselbe abgewittert, so dass das’ peripherische Blasengewebe frei liegt; ‘bei der Zelle zur rechten Hand sind auch diese Blasen erösstentheils ab- gewittert, so dass die auf den centralen Theil des Visceral- raumes beschränkten Septen hier als Längslinien sichtbar wer- den. Natürliche Grösse. Verticalschnitt durch zwei Zellen. Querschnitt durch eine Zelle. Dreifache Grösse. Dreifache Grösse. Sp nen Kunthi Schtür. Mittel-Devon. Eifel. — pag. 9%. Bruchstück eines grösseren Stockes mit Kelchgruben, welche zum Theil vollkommen erhalten, zum Theil leicht angewittert, zum Theil vertical durchschnitten sind. Natürliche Grösse. Bruchstück eines oben und seitlich stark angewitterten Stockes. Natürliche Grösse. | BR Tafel x. Er ‘ 2 ee, Kunthi a Sechsfache Grösse. — pag. 9%. ren: 1. Längsschnitt durch eine » Zelle. Be 2. Querschnitt durch mehrere Zellen. z z es 3. Cyathophyllum quadrigeminum. Mitel-Devon, : N ; Bosbach. Querschnitt durch mehrere: Zellen in i Wa Grösse. — pag. 98. a RE Fig. 4 Campophyllum quadrigeminum. Mittel - Da Hitel. Querschnitt durch mehrere Zellen in fünffacher Grösse. : pag. 98. IE = S | Tafel XL a | Fig. 1-3. Fascieularia conglomerata SchLüt, Mittel-Devon. Bo ER Hillesheim. — pag. 99. “ RE 1. Partie aus einem grossen Stocke. Natürliche Grosse, n 2. Querschnitt durch 3 Zellen. Achtfache Grösse. 0. 3. Längsschnitt durch 3 Zellen. Dreifache Grösse. e8 ER 4. 5.1) Lithostrotion, angeblich von Schwelm. — pag. 104. 4. Querschnitt einer Zelle in dreifacher Grösse. 5. Längsschnitt einer Zelle in vierfacher Grösse. 0.9 Auf der Tafel selbst steht irrig Fig. 3. 4. En 4 6. Beobachtungen über Tektonik und Gletscherspuren im Pogarascher Hochgebirge. Von Herrn Pau Lenmann ın Breslau. Hierzu Tafel XIV.}) Quer durch das Hochgebirge, welches sich als Grenzwall zwischen Siebenbürgen und der Walachei erhebt, nehmen im „Rothen Thurmpasse“, einem 56 klm langen, tief eingeschnit- tenen Thale, die Wasser des Alt (rumänisch: Oltu) ihren Lauf. Erst tief im Gebirge, das zwischen Boica und dem Kloster Kozia eine Breite von 40 klm hat, findet sich hin und wieder ein kleiner Thalboden und bietet Raum für eine Ansiedelung; meist senken sich die mit Gras, Buchenwald und Buchen- gestrüpp bedeckten Lehnen unmittelbar hernieder zum Ufer des Alt und der längs desselben hinführenden, bis Chineni vortrefflichen, von da ab erbärmlichen Strasse. Krystallinische Schiefer, meistens Glimmerschiefer, wechsel- _ lagernd mit Hornblendeschiefern und einigen Bänken dichten oder körnigen Kalksteins, setzen die Berge zur Rechten wie zur Linken des Altdefile's zusammen; nur vor der Mündung der grossen Lotru stehen eocäne (?) Conglomerate an, während ‚südlich derselben die krystallinischen Schiefer sich mit steilen, zum Theil vegetationslosen Wänden in das hier über 1000 m spaltartig eingeschnittene Altthal herniedersenken. Trotz der gleichartigen petrographischen und Vegetations- Verhältnisse sind die beiden durch den Alt geschiedenen \ Theile der Süd-Carpathen in ihrer Physiognomik sehr ver- schieden. Das Mühlenbacher Gebirge ist ein Massengebirge von 100 klm Länge (zwischen Strell |Streiu] und Alt) und einer stellenweise 60 klm übersteigenden Breite. Mit Aus- nahme des sich nahe dem Südrande erhebenden Paringu- Gebirges (Verfu Mandra 2520 m) und des von hier gegen die ‚Koziaberge westöstlich streichenden Zuges?) fehlen kühne For- 1) Höhen und Namen nach der österreichischen Generalstabskarte 1:75000; wo ihre Blätter das rumänische Terrain nicht mit umfassen nach der Karte der Walachei; 6 Blatt, 1:288000. (Höhen in Meter . umgerechnet.) 2) Nur hier tritt die Form der Kette auf. AT NT BZ Re DT PLN WE DIE ERSTER N RS N a RR or AT 23, 1% R IR; re Mr TREE 8 ur 110 men. Von einem, nördlich und nordöstlich des Paringu ge- legenen, centralen Kerne von Granulit!) strahlen nach West, Nord und Ost die Thäler radienartig aus, tief eingeschnitten zwischen den breiten Rücken der krystallinischen Schiefer. R Das Streichen und Fallen der Schichten auf den mit Ver- witterungsschutt, Grashalden und Wald bedeckten Bergen ist schwer zu beobachten und so mannigfaltig, dass Stur es nicht wagen konnte, ein Bild der Tektonik zu entwerfen. Südlich von ..ühlbach, wo das krystallinische Massiv am weitesten nach Norden reicht, liegen bei Kapolna die Bänke fast horizontal. °) | | Das Fogarascher Gebirge ist ein Kettengebirge, das sich von dem. scharfen, westöstlich ziehenden Kamm steil nach Siebenbürgen und allmählich nach der Walachei senkt. Er- innert das Mühlenbacher Gebirge — etwa vom Kirchthurm des freundlichen Girelsau aus gesehen — in seinen Oontouren an das Eulengebirge und den Altvater, so ruft die Fogarascher Kette Erinnerungen an die Formen der Tauern wach. So leicht die Abgrenzung des Fogarascher Hochgebirges nach W. und N. zum Altdefile und der sich am Nordfusse hinziehenden Diluvialebene ist, so viel Schwierigkeiten bietet dieselbe nach O. und S. Im Osten wäre sie orographisch am besten durch das Thal von Uj-Sinka und die westlich des Königsteins liegende Einsattelung zwischen den Thälern des Burzen-Baches und der Dimbovitza gegeben, aber die krystal- linischen Schiefer treten, von Eruptivgesteinen mehrfach durch- brochen, auch östlich des Uj-Sinka-Baches auf und stehen am Königstein?) und in beträchtlicher Ausdehnung an der West- seite des mächtigen Gebirgsmassives Bucsecs an. Im Süden ist ohne gewagte Combinationen eine geologische Abgrenzung noch nicht möglich und eine orographische mehr oder weniger willkürlich. Eine Linie von Salatruku (648 m) nach Nuk- soara, zu der sich die theilweise noch 1500 m übersteigenden Höhen ziemlich steil herabsenken, scheint für die Mitte des Südrandes als die geeignetste Grenze. Wir sehen hier ab von den barock geformten Koziabergen und dem 40 klm langen Zuge der Gesera, der, steil nach NW. und allmählich gegen SO. abfallend, zum ersten Male die SW-NO.-Richtung zeigt, die mir weiter nach Osten bei den Flussthälern des Burzen- landes, der Richtung mancher Bergrücken und der Streichrich- tung seiner mächtigen Jura-Kalksteinbänke so oft auffiel, und 1) Nach Beobachtungen von E. A. Bıerz in Hermannstadt; cf. v. Hauer, Geolog. Uebersichtskarte der österr. Mon., Bl. VIII. 2) Stur im Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt 1863. pag. 45. 3) Nach AnprAE! Verf. hat ihn nicht beobachtet, fassen nur die Hauptkette in’s Auge, deren Längenachse vom Alt bis zu den Quellen der Burzen 64 klm misst, und deren Höhe zwischen den, 43 klm von einander entfernten Gipfeln Surul (2288 m) und Berivoescu micu (2290 m), nur einmal in der Curmatura Darni (1921 m) unter 2000 m herabsinkt. Ne Die Kammlinie des Gebirges steigt vom Alt bis zur - Csorta!) ungleichmässig wellenförmig an, zeigt sich von hier bis zur Ourla vielfach gebrochen und zackig, fällt dann von der Ourla gegen Osten erst ganz allmählich, weiterhin schneller in sanften, langgezogenen Schwingungen ab. Erst bogenförmig, dann scharf gezahnt wie eine Säge steigen die nördlichen Ge- birgsausläufer zum Kamme empor, mässig undulirend senken sich die langen Rücken des Südabhanges zum rumänischen Hügellande hinab. Der innere Bau des Gebirges zeigt sich am deutlichsten an den schmalen, scharfen Rippen der Nordseite. Blickt man von einem längs der Abhänge führenden Kletterpfade über das enge Waldthal auf die jenseitige Abdachung (z. B. vom Bu- teanu-Ausläufer auf den Piscu Builea), so erkennt man in den Zacken des Kammes die Köpfe steil nach Norden fallender, - eit tief über den Abhang deutlich markirter Schichten. Ja selbst an den Wasserfällen offenbart sich dieser Bau, wie denn der vom Moscavo kommende Quellarm des Porumbacher Was- sers oberhalb der Stina Serbota nicht sowohl hinabstürzt, als über den steilen Schichtenrücken hinabgleite. — Zwischen dem Wildbach von Porumbach und dem Ucia mare zeigt sich überall, bald mehr, bald weniger deutlich hervortretend, die- selbe Erscheinung eines westöstlichen Streichens der Schichten mit einem steilen nördlichen Fallen von etwa 60°. Zieht man die hiermit völlig übereinstimmenden Beobachtungen zum Vergleiche heran, welche v. Hauer und andere?) an der NW.- und NO.-Seite des Gebirges bei Sebes und Sinka machten, so dürfte es unbedenklich erscheinen, den krystallinischen Schiefern des ganzen Nordabhanges ein gleiches Streichen und Fallen zu vindiciren. = Weniger deutlich tritt der Bau der Südseite hervor. Wo - die verhüllende Decke von Schutt und Vegetation die Schich- - tung hervortreten lässt, zeigt sich ein allmähliches südliches Einfallen. Das beobachtete ich zuerst vom Gipfel des Negoi (2536 m) an dem von der Csorta über Mazgavu nach Süden - verlaufenden Zuge auf einer etwa 5 klm langen Strecke und fand es bei näherer Besichtigung bestätigt. Auf dem anfäng- 1) Auf der Generalstabskarte durch ein Versehen als Budislav be- zeichnet. (Nach E. A. Bieız). ?) v. Hauer nnd Strache, Geologie Siebenbürgens pag. 263 fl. - dem Buileasee. aus lich noch zackigen Kamm ragt, etwa 1 klm von der Osorta entfernt, eine mächtige Bergnase hervor, deren Gesteinsbänke etwa 20° (nicht gemessen) nach Süden fallen. Die gleiche Erscheinung zeigte sich an dem von den Coltiu Vistea mare nach Süden gehenden Ausläufer. Von der Podraguspitze (2455 m) auf der rumänischen Seite längs des Kammes vor- dringend, hatte ich die etwa 1 klm lange Schneide des impo- santen, 2520 m hohen Gipfels fortwährend vor Augen, die steil nach Westen und (nach der Greneralstabskarte) auch nach Osten abfällt und nach Norden mit einem der gewaltigsten Praecipisse des Gebirges schroff in das Hochthal Vistea mare abstürzt. Schon aus der Ferne hatten die schmalen, sich an der Westseite herniederziehenden Schneebänder den Bau ahnen lassen. Die Gesteinsbänke in der Mitte der Schneide fallen senkrecht ein, je weiter man aber den Zug nach Süden ver- folgt, desto deutlicher wird ein allmähliches südliches Einfallen bis zum Munte Bretena hin, über welchen nach Süd hinaus Grashalden den Abhang bedecken. Auf dem zwischen dem Vale Capriratia und Vale Duna (Buda? Ruda?) liegenden Zuge erhebt sich, von Vunatore aus gesehen, der Munte Rijos als flache Pyramide. Erscheint er, wie aus horizontalen Bänken treppenförmig aufgebaut, so beweist das noch keipe Abweichung von den oben erwähnten. Erscheinungen, da auch nach Süden fallende Schichten in einer gegen Norden abbrechenden Wand - sich natürlich horizontal präsentiren. Im Kamm erscheinen die Schichten senkrecht oder nach Süden einfallend, wie das besonders bei den westlichen, am weitesten nach Süden zurückgelegenen Gipfeln Moscavo und Csorta hervortritt. Die dreigipflige, oben mit mächtigen Trüm- merblöcken bedeckte Csorta (2420 m) stürzt zum Frecker Jäser (Lacu Avrigulu) 400 m in einer mit grossen Schutthalden umsäumten Wand ab, deren obere Hälfte deutlich die west- östlich streichenden, hier und da ein wenig verbogenen Schich- ten der Schiefer mit drei eingebetteten Kalksteinlagen zeigt. !) Die Regelmässigkeit im Bau des Grebirges ist geradezu auffallend. Ueberall streichen die Schichten dem Kamm des Gebirges parallel und fallen, den Abdachungen gleichsam ent- sprechend, auf der Nordseite steil nach Norden und auf der Südseite allmählich nach Süden. Ein „Aufsetzen der Horn- blendeschiefer auf der Nordseite und ein Hinüberstreichen über . den Kamm nach der Südseite“, wie es in v. HAvEr und Stacaes Greologie angegeben und auf der geologischen Karte Blatt VIH. verzeichnet ist, findet nicht statt; die Hornblendeschiefer 1) Eine ähnliche Erscheinung, weniger deutlich an der Wand hinter re ‚streichen in derselben Richtung fort, wie die leichter zu ver- folgenden, auf der Karte richtig eingetragenen Kalksteinbänke. !) Findet man in den aus den Kämmen der Gebirgsausläufer hervorragenden Zacken verhältnissmässig häufig das dichte Hornblendegestein, so beweist das noch nicht, dass der ganze E Kamm auch unter den mit Dammerde bedeckten Stellen aus demselben Gestein bestehe, sondern nur, dass die dichten Hornblendeschiefer den Atmosphärilien besseren Widerstand leisteten, als die mit ihm wechsellagernden Schiefervarietäten. - Ueberdies scheinen dicht am Kamme auf Nord- wie Südseite - die Hornblendeschichten besonders häufig zu sein. Früher würde man wahrscheinlich in den im nordöstlichen Theil häufiger auftretenden Eruptivgesteinen den Schlüssel für eine Erklärung des ganzen Hochgebirges gesehen haben, heute gilt uns dieses Auftreten als ein secundäres.’) Die ganze Kette ist eine nach Norden etwas überschobene Faltung eines Complexes krystallinischer Schiefer, an deren Kamm und Ab- hängen natürlich Verwitterung und Erosion zerstörend und abtragend gewirkt haben. — Die Thäler sind fast ausschliess- - lich als Erosionsschluchten anzusehen. Freilich könnten ja auch bei einer langsamen Emportreibung entstandene Spalten die Schichten in ähnlicher Weise verqueren, aber derartig gebildete Spalten müssten doch — selbst die Möglichkeit einer Gabelung gegen den Kamm zugegeben — auch nothwendig den Kamm, und gerade diesen am tiefsten, durchschneiden. Das geschieht aber nicht. — Wo die Thäler an den Kamm herangreifen, springt derselbe stets circusförmig zurück. Auf dem steilen Nordabhang ist Bach an Bach ziemlich geradlinig eingeschnitten, auf dem flacheren Südabhang, wo auch kleine Niveauschwankungen sich natürlich fühlbar machten, sammeln sich die Gewässer in wenigen Rinnsalen und brechen mit Aus- - nahme des Riu Doamnu in engen, clusenartigen Schluchten 1) Ihre Zahl wird bei genauerer Durchforschung im östlichen Theil wachsen. Auf der Südseite liegen die Kalksteinbänke dem Innern eingebettet und treten nur selten auf den Kämmen (z. B. Mazgavu) hervor; vielleicht würde man ihnen hier und da in den Thälern be- gegnen. 2) Ueber die eruptiven Bildungen vergl. v. HAuUER u. STACHE: Geo- _ logie Siebenbürgens, und Primics: „Wanderungen in den Fogaraser Alpen“ im Jahrb. des ungar. Karpathenvereins 1880. pag. 405-441. Die von letzterem einmal erwähnten „anscheinend eruptiven Amphibol- schiefer* finde ich sehr problematisch. Aus den in den Bächen vor- - kommenden Granitblöcken folgt noch nicht, dass Granitgänge vor- handen sind. Die Blöcke können aus Gneissbänken stammen, wie z.B. im wilden Retjezat nach Stur deutlich geschichteter Gneiss, der im - Handstück völlig dem Granit gleicht, die Gipfel bildet. Das speciell - Mineralogische entzieht sich meinem Urtheil. Zeitschr. d.D. geol. Ges. XXXIIL1. 8 durch zum Hügellände, ) "Die zum tiefen Altthal ee führenden Boiathäler sind, weil die Erosion kräftiger wirkte, tiefer in den Abhang eingeschnitten, als die zum Hochthal der oberen Dimbovitza fliessenden Bäche. Wenn man beobachtet, wie auf der Nordseite des Gebirges der Freckerbach und die Bresciora divergiren, und wie auf der inneren Seite des, vom Kamme zwischen Csorta und Ourla beschriebenen, flachen Bogens Isvoru Scare und Vale Ree convergiren, so glaubt man noch heute deutlich wahrzunehmen, wie die Wasser sich, genau dem steilsten Abhange folgend, einschnitten. Jung- tertiäre Gebilde, die v. Hauer bei Ober-Sebes, dem Glimmer- schiefer auflagernd und unter einem Winkel von 15° nach Norden fallend, entdeckte, beweisen, dass die Bildung dieses Kettengebirges bis gegen den Ausgang der Tertiärperiode (con- tinuirlich ?) gedauert hat. Ob die Diluvialgebilde an Nord- und Südseite noch mitgehoben sind, wird sich schwer be- weisen lassen, die tief in dieselben einschneidenden Gebirgs- flüsse sprechen eher dafür, als dawider. Im Rothen Thurmpasse beobachtete NEUGEBOREN ?) zwischen der Haupt- und Vor- Contumaz, 8—9 Klafter über dem Alt, eine Schuttstrate — in der man einen Elephantenzahn fand —, die sich in einer dem Flusse entgegengesetzten Richtung ein wenig neigt. Da NEUGEBOREN nicht angiebt, ob die gegen den Spiegel des Alt geneigte Strate auch mit der Horizontalebene einen spitzen Winkel bildet, können wir aus der jedenfalls beachtenswerthen Notiz vorläufig nur die fortgesetzte, beträchtliche Erosion des Alt constatiren. Die Chroniken berichten häufig von Erdbeben, und die noch jüngst längs des ganzen rumänischen Abhanges der Südearpathen verspürten Erderschütterungen zeigen, dass die Massen noch in Bewegung sind. Ob Niveauschwankungen da- durch bedingt sind, könnten, beim heutigen Standpunkte der Geodäsie, nach längeren Zeiträumen wiederholte, exacte Mes- sungen beweisen. Das Andrängen der Donau gegen das bulgarische Ufer und das des Alt gegen den Steilrand des inneren, tertiären Hügellandes von Siebenbürgen wage ich nur beiläufig zu er- wähnen, wenn schon ich zu einer Erklärung dieser Phänomene, !) Ueber Bildung von Querthälern vergl. Trıerze ım Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. in Wien 1878. pag. 591 ff. — Leider hat Verf. das Posortithal nicht besucht. Die Vereinigung der beiden Quellbäche liest mit 1451 m, unmittelbar unter dem Kamm, merkwürdig tief. Das = obere Thal sieht fast aus wie eine Kombe. re ?) Verh. u. Mittheil. des Siebenb. Vereins für Naturw. zu Hermann- stadt, Ill. Jahrg.- pag. 59. 2 Aion der en als auf das Brur’sche Gesetz ) recurriren möchte. E- Die oben abgerundeten Formen der Thalisperren und an- _ derer durch anstehendes Gestein in den oberen Thalböden - gebildeter Unebenheiten müssen besonders da auflallen, wo die - benachbarten Abhänge und Kämme durch die zackig hervor- 3 ragenden Schichtenköpfe ein pittoreskes Aussehen erhalten. - Obwohl sich diese Erscheinung in jedem Thale, mehr oder F minder deutlich, wiederholte, "liessen sich doch nirgends auf _ der Oberfläche dieser, an Rundhöcker erinnernden Buckel - Schliffe entdecken. Wo nicht abfliessendes Wasser polirt hatte, “ _ zeigten sich auf Kalkstein, wie Glimmerschiefer die Ober- u abgewittert. Dagegen gelang es mir, an einem Abhange - Schliffe zu entdecken. In dem zum Lacu Builea zwischen 4 E Piscu Buteanu und Piscu Builea hinaufführenden Thale liegt "in der Knieholzregion, dicht über dem schönsten Wasserfalle des Gebirges, eine ärmliche Stina (Hirtenhütte). Schreitet man - von dieser über Schutthalden und Grasmassen einen Kilometer - in dem hier allmählich ansteigenden Thalgrunde aufwärts, so _ gelangt man zu einem ausgedehnten, aus grossen eckigen - Blöcken bestehenden Trümmerhaufen, zwischen dem das Knie- holz wuchert. Möglich ist es, dass die Blöcke durch Gletschereis an ihren augenblicklichen , jedenfalls secundären Platz trans- 3 ertirt sind, wahrscheinlicher jedoch, dass sie von dem steilen - Hange des Piscu Builea herabgestürzt sind. Etwa 25 m über _ diesem Trümmerfelde springt, das Thal verengend, aus dem - Rasenabhange des Buteanu eine breite Felsennase vor, deren - eigenthümlich abgerundete Gestalt meine Aufmerksamkeit schon - während des Heranschreitens erregt hatte. An einer Stelle - rieselte etwas Wasser über den Fels, dessen Oberfläche im - Uebrigen bereits die Spuren der Verwitterung zeigte. Wo das anstehende Gestein nach dem Thalgrunde zu unter dem gras- -_ bedeckten Erdreich verschwand, war durch Schafe auf einem der - zahlreichen, den Abhang überquerenden Steige der lockere, an - den Felsen lehnende Boden losgetreten und ein schmaler Streifen - blosgelegt, an dem sich deutlich horizontale Schliffe quer über. - die Schieferung des mit Quarzbändern reich durchsetzten Ge- - steins zeigten. Vergebens spähte ich an diesem und dem - gegenüberliegenden Abhange nach ähnlichen Spuren ehemaliger 3 1) Wie Suess: Lauf der Donau, Oesterreichische Revue 1863. Bd. IV. -pag. 262 fl. E. g* 16 Vergletscherung; Schutthalden und Rasendecken verhüllten die“ Felsen, und nur die Configuration der zum Buileasee führenden = ; Thalstufen erinnerte aufs neue an die Thätigkeit eines ver- schwundenen Eisstromes. 2 Im Quellgebiet des Arpasiu mare liegt 1957 m über dem Meeresspiegel auf einer kleinen Thalstufe der Lacu Podragelu. Hinter demselben erhebt sich senkrecht etwa 30 m eine Bere- wand, deren oberer Rand einen flachen, convexen Bogen be- schreibt. Von rechts her reichen Schutthalden unmittelbar bis an den kleinen Gebirgsteich, von links her kommt mit starkem Gefäll ein Bächlein, das ein aus feinem Grus bestehendes, grasbewachsenes Delta in den Wasserspiegel vorgeschoben hat. Das feine Material, mit welchem der mehr stürzende, als fliessende Bach sein Delta baute, veranlasste mich, demselben entgegen zu klettern. Sowie die oberste Thalstufe erreicht war, eröffnete sich der Blick in einen wilden, auf drei Seiten von schroffen Felsenwänden umrahmten Circus. Auf der vierten Seite spannte sich von Felsenwand zu Felsenwand der Bogen einer aus grossen Blöcken bestehenden Stirnmoräne, unter wel- cher der Bach hindurch rieseltee Ein schmaler, weniger aus- gebildeter Wall lag hinter dem ersten; zwei grüne Wiesendecken deuteten auf ehemalige kleine Wasserbecken. Die Neigungs- winkel, welche ich von der Mitte der Moräne nach dem zacki- gen Rande des wilden Amphitheaters mass, schwankten zwischen 18° und 28°, sprachen also durchaus nicht gegen die Mög- lichkeit einer Gletscherbildung. Der abgerundete Rücken der zum Lacu Podragelu abstürzenden Thalschwelle wies deutlich darauf hin, dass der Gletscher sich einst über diese Wand ins Thal hinabgeschoben hatte. Dass der zurückweichende Gletscher noch seine letzte Station durch eine so deutliche Spur bezeichnen konnte und musste, beweisen die mächtigen Schutthalden, welche, continuirlich wachsend, den Fuss der zackigen, oft 400 m überragenden Felsenwände umgürten. Eine Stelle an der Südwestseite der Negoikuppe, an der ich Schliffe vermuthete, wurde, da bedrohliche Bewölkung zur Eile mahnte, nicht genauer in Augenschein genommen. — Zwi- schen dem Negoi und Moscavo ragt im Kamın ein nach Nord- westen steil abfallender, spitzer Gipfel empor. Steigt man von dem weiter oben erwähnten Wasserfalle, längs des Baches, zum Kamme empor, so kann man zur Br am Fusse dieses steilen nach NW. gekehrten Abfalles, drei schmale, sichelför- mige Steinwälle bemerken, die sich, durch zwei grüne, gras- bedeckte Intervalle getrennt, ziemlich deutlich aus dem dieses Hochthal erfüllenden Trümmergewirr abheben. Da ich die Neigung des hinter ihnen emporsteigenden Abhanges nicht ge- B Hr) Far lie Etappen eines schwindenden Secundärgletschers bezeichnen. Wie weit die ehemaligen Gletscher in den Thälern nach - Süden und Norden vordrangen, können erst weitere Unter- suchungen lehren. Nach einer freundlichen brieflichen Mittheilung les verdienstvollen Herrn E. A. Bıeız finden sich im Diluvial- _ schotter der Altebene aus eckigen Blöcken bestehende Trümmer- - massen. Prımicz macht auf einen Hügel aufmerksam, der südlich von Breaza, bei der Vereinigung des Posorti- und - Breseiora - Baches „quer über die ebene Sohle des Thales gelagert ist und nach Form und Lage wahrscheinlich die End- moräne eines Gletschers sein dürfte“. Leider beschränkt er sich darauf, zu versichern, „dass die Form des Thales und die Höhen darüber, auf welchen auch kleine Hochplateaus sich befinden, der Voraussetzung viel Wahrscheinlichkeit verleihe“. Da die Untersuchungen Hocusterter’s im Balkan und _ neuere Forschungen in anderen Hochgebirgen der südöstlichen - Halbinsel bis jetzt in Bezug auf Gletscherphänomene nur ne- gative Resultate ergeben haben, müssen die Süd- Carpathen - für das südöstlichste der einst eisgepanzerten Gebirge auf dem “ europäischen Continente gelten. sssen habe, wage ich nicht bestimmt zu versichern, dass sie 7. Veber die krystallinischen Schiefer von Attika. Von Herrn H. Bückme ın Berlın. Die krystallinischen Schiefer, welche in der Umgebung y von Athen unter Tertiär- und Alluvialbildungen hervortreten und sich nach Norden und Osten durch ganz Attika verbreiten, verdienen insofern ein besonderes Interesse, als die Ansichten über ihr Alter sehr auseinandergehen. Zuerst hatte man die- selben ohne Bedenken den krystallinischen Schiefern, welche das Liegende der Versteinerungs- führenden Sedimente bilden, an die Seite gestellt. So gleichen sie nach BoBLAYE und Vırıer den krystallinischen Schiefern des Taygetos und finden am Schlusse der Beschreibung der letzteren noch kurz Erwähnung. ') FIEDLER ?) unterscheidet in dem unter der Kreideformation liegen- den „älteren Schiefergebirge“ ausser den krystallinischen Schicht- ‚gesteinen, die auch er als Gneiss und Glimmerschiefer bezeich- net, noch Thonschiefer (Uebergangsthonschiefer ?)) und erwähnt von ihm, dass er bei Athen mehrfach in Glimmerschiefer übergehe. Fast die gleiche Ansicht hatte auch RusskGGer, welcher in den Jahren 1835 und 1839 Griechenland bereiste; er unterscheidet*) die krystallinischen Schiefer als „älteste Grauwackengruppe, vielleicht Murcuıson’s Cambrien“ von den Kreideschichten sehr wohl. Erst SauvageE, der im Jahre 1845 Attika besucht hatte, gelangte zu einer anderen Annahme. Bei Besprechung der Frage nach dem Alter des Pentelischen Marmors und der an ihn sich anschliessenden Schichten sagt er Folgendes’): „L’en- semble de nos observations nous conduit a les regarder comme plus recents et a les rattacher aux calcaires secondaires des chaines principales de l’Attique et de la Beotie“; und so hält er denn die krystallinischen Schiefer für umgewandelte jurassische !) Expedition scientifique de Moree, Tome II. 2e partie, Paris 1833. pag. 110 - 111. Si >) K.G. Fieper, Reise durch alle Theile des Königreichs Griechen- land, Il. Theil, Leipzig 1841. pag. 512 ff. n*: Ar: 05.1 Ihe 18402 par. 212. “ +) J. Russescer, Reise in Europa, Asien und Afrika, I. Bd., Stutt- gart 1841. pag. 85 ff. i EB ‚ >) Annales des mines; IV. serie, tome. X., Paris 1846. pag. 120 fi. PaS En; % c ; ; } N NETTO EBNERL ORTEN -N ONE oder untereretaceische Bildungen. Unwiderleeliche Beweise für seine Ansicht bringt er aber nicht. „Nous n’avons, a la verite 5) 9 2 a l’appui de cette opinion sur l’äge du calcaire pentelique, aucune de ces preuves qui tranchent une question; mais la liaison incontestable de ce calcaire avec celui des chaines voi- sines, cette remarque essentielle que le calcaire marmoreo- talqueux n'est qu’un accident dans la masse principale et ne peut etre pris comme type du terrain n’ont-elles pas une srande valeur dans la solution du probleme?“ Aber man sucht bei ihm vergebens nach einer befriedigenden Auskunft darüber, wo und in welcher Weise der Pentelische Marmor mit dem Kalke der benachbarten Berge unbestreitbar verknüpft sein soll. Auch Petrefacten hat Sauvage nicht in den fraglichen Schichten gefunden, die seiner Meinung als Stütze dienen könnten. | Trotzdem gewann die Ansicht SAuvAgE’s, so unbegründet sie auch erscheinen musste, unter den Anhängern des Meta- morphismus sehr bald festen Boden; die von SAUVAGE ge- machten Ausführungen galten als kräftige Beweise für die me- tamorphische Bildung der krystallinischen Schiefer. Fast alle Geologen, die später Attika bereisten, neigten sich der Ansicht von SAUVAGE zu, die einen mit mehr, die anderen mit weniger Vertrauen, je nachdem sie nur einzelne Profile flüchtiger be- trachten oder durch eingehende Beschäftigung mit den ge- sammten geognostischen Verhältnissen sich eigene Erfahrungen erwerben konnten. Zuerst war es RUSSEGGER, der jedenfalls unter dem Ein- druck der von SAUVAGE ausgesprochenen Ansicht, seine frühere Meinung über das Alter der krystallinischen Schichten von At- tika änderte.‘) Ein Jahr nach Veröffentlichung von Sauvack’s Arbeit, im Jahre 1847, schreibt er Folgendes’): „Es drängt sich die Frage auf: ob nicht auch in Griechenland, wie in den Apenninen von Modena und Toscana und in den Apuanischen Alpen bei Massa, Serravezza und Carrara, und zwar aus den- selben Gründen, die Bildungen des dichten Kalksteins, des rein krystallinisch - körnigen Kalksteins und, wenn nicht der ganzen, doch eines grossen Theils der Schieferformation, ins- besondere der oberen, stets mehr mit Thonschiefer - artigem ») Es ist dies hier ausdrücklich betont, weil die von BiITTNer, NEUMAYR und Teızer (Ueberblick über die geologischen Verhältnisse eines Theils der Aegaeischen Küstenländer; Denkschriften d. k. k. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Classe, XL., Wien 1880. pag. 396) gemachte Annahme, dass SauvAGE, RusseGGEr und GAupDrY „ganz unabhängig von einander zu derselben Auffassung“ gelangt seien, mir nicht wahr- scheinlich dünkt. 2) F. RussesGer, a. a. O. IV. Bd., Stuttgart 1848. pag. 46 ff. Charakter sich aussprechenden Abtheilung derselben, ein und derselben Formation und zwar jener des italienischen Maeigno, d. i. den untersten Gliedern der Kreide-Reihe, angehören, somit auch die Verschiedenheiten im Habitus der diesfalls geognostisch gleichgestellten Gesteine, jene der körnigen Kalke nämlich gegenüber den dichten und jene der thonigen Glim- merschiefer und Thonschiefer gegenüber den schieferigen Mer- geln und Mergelschiefern, nur secundäre Formen und als solche Folgen späterer, äusserer Einflüsse seien? Ich getraue mir diese Frage nicht zu beantworten, denn als die hierauf Bezug nehmende von meiner früheren Meinung abweichende Ansicht zuerst in mir auftauchte, lag Griechenland schon weit. hinter mir und ich war der unmittelbaren, unumgänglich nöthigen Anschauung bereits entrückt.“ Genaue geognostische Untersuchungen in Attika, nament- lich die Aufnahme vieler die Lagerungsverhältnisse (wenn auch nicht immer vollkommen der Wirklichkeit entsprechend) dar- stellenden Profile verdankt man Gaupey. Er neigt wohl auch der Ansicht von SauvAGE zu, schliesst sich aber nicht ganz derselben an. So spricht er!) bei Erwähnung der Auffassung von SAUVAGE: „Il est en effet possible que plusieurs de couches schisteuses metamorphiques soient un jour identifiees avec le systeme des psammites, des macignos et des marno- lites bigarrees qui est place au-dessous du systeme des cal- caires a rudistes. Une partie de ces calcaires a sans doute ete transformee en marbres.. — Cependant je pense que la plupart des marbres ne sauraient &tre rattaches aux calcaires qui surmontent l’etage des marnolites bigarrees, et qu'ils repre- sentent un autre systeme de calcaires modifies qui serait plus bas que l’etage de psammites. -—— Lorsque je considere la puissance des terrains metamorphiques et non metamorphiques qui ont ete mis a jour par les soulevements du Parnasse, du Parnes, de ’Hymette, du Pentelique et du Zastani, je pense qu’on y decouvrira un grand nombre d’etages; peut-&tre m&me on y reconnaitra des couches plus anciennes que les couches secondaires.“ Ueber die geologischen Verhältnisse von Laurion wurden von Corperra im Jahre 1870 einige Beobachtungen veröffent- licht ?2); sie sind zum Theil von Nass£°?) drei Jahre nachher » 1) A. Gauprv, animaux fossiles et geologie de l’Attique, Paris 1862, pag. 385 ff. 2) A. CoRDELLA, description des produits des mines et des usines de Laurion. Athen 1870. 3) R. Nasse, Mittheilungen über die Geologie von Laurion und den dortigen Bergbau; Zeitschr. für das Berg-, Hütten- u. Salinenwesen im Preuss. Staat, XXL, Berlin 1873. pag. 12 ff. „ ‘ ; P L Ä ” 5 De HE ie ar a re Fr ee > A K N e { = F Be; r “ T- ir i h = ; Kr - r h 4 oh berichtigt worden. Nasse geht auf das Alter der Laurion- gesteine nicht näher ein; auch nach ihm sind die krystallinischen Schiefer metamorphische Gebilde, welche aus „halbkrystalli- nischen Schieiern“, über deren petrographische Beschaffenheit er nichts Ausführlicheres sagt, als dass sie „petrographisch zwischen Thonschiefer und Glimmerschiefer“ stehen, und aus Kalksteinen sich zusammensetzen. In seiner neuesten Mittheilung über die krystallinischen Schiefer Attika’s!) betont ÜORDELLA, dass bis jetzt noch keine Versteinerung aus der Zone der kry- stallinischen Schiefer bekannt sei, mit Ausnahme eines schlecht erhaltenen Abdrucks aus dem Kalke von Laurion, den er auf einen silurischen Krinoiden bezieht. Hinsichtlich des Alters der krystallinischen Schiefer kommt er zu keinem bestimnten Entschluss. „Mais outre l’absence de fossiles, la transmuta- tion, si souvent observee, et le passage des phyllites, non- seulement entre eux, mais encore entre les roches plutoniques, les serpentines et les granits, vfirent encore de plus grandes diffieultes pour la determination de l’äge relatif des phyllites et leur origine. Quoi qu’il en soit, le probleme de l’äge relatif des phyllites, qui interesse la geologie de la Grece, exige de plus serieuses etudes.“ Im Frühjahr 1875 stellte Ta. Fuchs geologische Unter- suchungen in Griechenland an und fand hierbei die von BoBLAYE und VırrLer und von GauprY gemachten Andeutungen über Wechsellagerung von verschiedenfarbigen Thon- und Talk- schiefern, Kalksteinen, grauwackenartigen Psammiten und eigen- thümlichen Breccien mit verschiedenen Grünsteinen und Ser- pentinen in einer Zone, welche über dem alten krystallinischen Gebirge (Glimmerschiefer) und unter den secundären Forma- tionen liegen soll, bestätigt. Fuchs weist in seinem Aufsatze ?) darauf hin, dass Gaupry den eigenthümlichen Charakter dieser ganzen Schichtenreihe auf einen grossen „regionalen“ Um- wandlungsprocess zurückführe, der durch die eruptiven Gabbro- und Serpentinmassen hervorgerufen sei. Aus dem ganz allmäh- lichen, stufenweisen Uebergang unzweifelhaften Hippuritenkalkes in grüne Schiefer des darunter liegenden Schichtencomplexes, den Fucus bei Kumi auf Euboea beobachtet haben will, glaubt er schliessen zu müssen, dass die grünen Schiefer sammt den mit ihnen auftretenden Serpentinen unmöglich dem Urgebirge angehören können, sondern von verhältnissmässig jungem Datum ») A. CorpeLLa, la Grece sous le rapport geologique et minera- logique, Paris 1878. pag. 40. 2) Tu. Fuchs, Ueber die in Verbindung mit Flyschgesteinen und grünen Schiefern vorkommenden Serpentine bei Kumi auf Euboea, Sitzungsber. d. Akad. d. Wissensch., mathem.-naturwiss. Olasse , Wien LXXIl., I. 1876. pag. 338 ff. 122 sind und etwa ein gleiches Alter besitzen wie die Macigno- schichten aus den Alpes maritimes, den nördlichen Apenninen und auf Elba und Corsica.. Beachtenswerth ist aber wohl die Bemerkung von Fucas, dass bei Kumi „der ganze Schichten- complex der Schiefer und Serpentine von zahlreichen Verwer- fungen durchsetzt und vielfach gestört“ ist, immerhin ein Um- stand, der zu dem Bedenken berechtigt, dass die Lagerungs- verhältnisse bei Kumi eine subjective Auffassung nicht aus- schliessen. Zuletzt haben A. Bırrser. M. Neumayr und Fr. TeLLer Attika und die umliegenden Länder geognostisch untersucht und als das Resultat ihrer Forschungen bezüglich der krystal- linischen Schiefer Folgendes feststellen zu können geglaubt. !) Ebenso wie die normalen Kreideschichten Mittelgriechenlands eine Gliederung in drei Abtheilungen zulassen, in den sehr verbreiteten und mächtigen Hippuritenkalk, in die mächtigen Schichtencomplexe klastischer Silicatgesteine, Schieferthone und Sandsteine (Macieno), und in die unteren Kalke, so gliedern sich auch die krystallinischen Schiefer; zu oberst liegt „mächtiger Marmor, welcher sehr allgemein verbreitet ist und dem oberen Hippuritenkalk entsprechen würde, darunter krystallinische Schiefer mit eingelagerten Kalkbänken, dem Macigno ent- sprechend, und als tiefstes bekanntes Glied wieder grosse Massen von Marmor, wie sie im Centrum des Hymettos- und Pentelikon-Gewölbes auftreten, die Analoga der unteren Kalke West - Griechenlands.“ Einmal diese Analogie, dann aber die Thatsache, dass in den von Bırrser, NeumayYr und TELLER untersuchten Gebieten „petrographische Uebergänge zwischen ganz normalen, klasti- schen Sandsteinen und Schieferthonen einerseits und den echt krystallinischen Phylliten, Gneissen, Glimmerschiefern u. s. w. andererseits“ vorhanden sein sollen, ebenso wie „Zwischen- glieder zwischen gewöhnlichem Hippuritenkalk und zuckerkör- nigem Marmor“ auftreten, sind den drei genannten Autoren eine Vorbedingung für die Möglichkeit der Annahme, dass all die genannten Gesteine, der krystallinischen Schiefer sowohl als der Kreideschichten, gleichzeitig seien. Den Beweis suchen sie in der Petrefactenführung und in der stratigraphischen und tektonischen Verknüpfung der Gesteine untereinander. Bemerkt sei hier noch, dass dieser Ansicht, welche M. NeEuMAYR bereits auf der allgemeinen Versammlung der ‚Deut- ı) A. Birtner, M. Neumayr u. Fr. Terter, Ueberblick über die geologischen Verhältnisse eines Theils der Aegaeischen Küstenländer, Denkschriften d. k. k. Akad. d. Wiss., math.- naturwiss. Olasse; Wien, XL. Bd. 1880. pag. 379 ft. 2, Pr a ” Ei K. v. SeesacH, der einen Theil von Attika aus eigener An- - sehauung kennen gelernt hatte, entgegentrat und namentlich das _ jugendliche Alter der Pentelikongesteine bestritt.!) Auch ich _ muss mich vollkommen der Auffassung K. v. SeEBac#’s an- schliessen. Was die Petrefactenführung der krystallinischen Schiefer Attika’s anlangt, in der die oben genannten Autoren einen Beweis ihrer Ansicht suchen, so sollen Marmorbänke, welche mit krystallinischen Schiefern in Verbindung stehen, an mehreren Punkten Versteinerungen enthalten, und zwar wird Folgendes angeführt: „Von Salamis citirt Gaupry Hippuriten und Rhyn- ehonellen, in den Kalken der Pnyx und des Philopappos- Hügels bei Athen wurden Schalentrümmer gefunden, im an- stehenden ?) Felsen der Akropolis von Athen konnten wir eine Nerinea constatiren, vom Lykabettos liest ein Fragment vor, welches einer (aprina anzugehören scheint, und in einer den Schiefern eingelagerten Kalkbank am östlichen Fusse des Hy- mettos treten Korallen auf, von welchen mit Bestimmtheit be- hauptet werden kann, dass sie nicht palaeozoisch seien; endlich hat CorperLLa im Marmor des Laurion ein nicht näher deut- bares Fossil gefunden, das er mit einem Krinoiden vergleicht.“ Die Angaben stützen sich somit auf ältere und auf eigene Beobachtungen der Autoren; bei der Auswahl und der Be- sprechung dieser Beobachtungen hätte nach meiner Ansicht kritischer verfahren werden müssen. Allerdings erwähnt Gaupry Rudisten und Rhynchonellen ‘aus den Kalken von Salamis°); aber aus seiner Darstellung geht unzweifelhaft hervor, dass sie aus dem echten Hippu- ritenkalk der Kreide stammen.*) Uebrigens giebt GauprY auf seiner geologischen Karte von Attika, welche für diese Provinz allem Anschein nach auch der geologischen Uebersichtskarte von - Birrser, NeumayR und TeLLer zu Grunde liegt, auf Salamis - überhaupt keine Schichten an, die älter sind als die Hippu- ritenkalke; auch die drei letztgenannten Autoren folgen in ihrer Uebersichtskarte hierin ganz der Auffassung Gaunrr's. 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXIX. 1877. pag. 632. 2) Nach dieser ausdrücklichen Erklärung darf wohl die Annahme CORDELLA’S, dass die Nerinea, welche Nzumayr bei seinem zweiten - Besuche in Athen nicht wieder finden konnte, in einem losen, bei dem - Abbruch des sog. Frankenthurmes auf der Akropolis entfernten, Kalk- block sich befunden habe, als unbegründet angesehen werden. 3) A.a. 0. pag. 398. 4) Vergl. auch A. Brrrner, der geologische Bau von Attika, Boeotien, Lokris und Parmmassis; Denksehr. d. k.k. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Classe. XL. Bd., Wien 1880. pag. 66 u. 67 oben. S 3 Dass in Salamis wirklich krystallinische Schiefer vorkommen, hat meines Wissens auch noch Niemand mit voller Bestimmtheit behauptet. Zwar erwähnen BogLaye und Vırrer in ihrem Werke über den Peloponnes!) im Anschluss an die Beschrei- bung der krystallinischen Gesteine des Peloponnes eigenthümlich ausgebildete Quarz-Glimmer-Gesteine und krystallinische mar- morähnliche Kalke von Salamis und haben dadurch vielleicht zu der Annahme Veranlassung gegeben, dass auch in Salamis ähnliche krystallinische Schiefergesteine wie in Attika aufträten; aber sie betonen ausdrücklich, dass die Gesteine von Salamis durchaus abweichen von den krystallinischen Schiefern. Sie sagen von den Quarz-Glimmer-Gesteinen a. a. O.: „Ces roches ont ete souvent designees en France, comme dans l’Attique, sous le nom de micaschistes, nom qui leur convient en effet, quand on ne tient pas compte de la texture, mais seulement de la composition mineralogique. En effet, leur texture est plutöt grenue que schisteuse, les lamelles de mica sont ou blanches ou d’un vert terne, jamais dore ou bronze, et sans cristalli- sation reguliere. Les grains de quartz sont isoles et ne for- ment pas de petits feuillets alternatifs avec le mica, comme dans les veritables micaschistes; jamais le mica ne penetre dans l’interieur des grains ou des feuillets du quartz; en un mot, c’est la texture des psammites ou des macignos, et non celle des micaschistes.*“ Und von dem Marmor, welcher über jenen Gesteinen lagert, eng verbunden mit grünlichen Schie- fern, sagen sie: „Il serait possible que ces calcaires malgre leur etat cristallin et leur .liaison A des roches schisteuses, appartinssent aux terrains secondaires.“ Dies ist durch GauprY’s Funde in der That bestätigt worden; und es sind nach seiner Auffassung Kreideschichten, die mit den krystallinischen Schie- fern Attika’s in keiner Verbindung stehen. Dass die Kreideschich- ten in Salamis aber local im Contact mit „Serpentin- und Gabbromassen“ verändert erscheinen, geht aus der Beschrei- bung Bosraye’s und VırLer’s wohl unzweifelhaft hervor; ebenso aber auch, dass die Contactproducte, die metamorphosirten Kreideschichten, wenn man sie so nennen will, in ihrem Aus- sehen doch sehr von den krystallinischen Schiefern abweichen. Wenigstens unterscheiden sich die erwähnten Gesteine von Salamis nach der allerdings wohl nicht ganz correcten Be- schreibung, die BoBLAYE und VIRLET von den krystallinischen Schiefern von Athen geben (a. a. O. pag. 110), immerhin sehr wesentlich von den letzteren, und es muss auffallen, dass trotz- dem BosLayE und VirLeT die Schiefer von Athen mit den 1) A. a. O. pag. 109—110, Gesteinen von Salamis vergleichen und von den krystallinischen Schiefern des südöstlichen Attika trennen wollen. Auch die Kalke der Pnyx und des Philopappos- Hügels, der Akropolis und des Lykabettos bei Athen, deren Petrefacten- führung Birtser, Neumayr und TeLLer als Hauptargument ihrer Ansicht betrachten, gehören, ebenso wie die Kalke von Salamis, zu der Kreide. Selbst wenn man keine Petrefacten aus ihnen kennen würde, müsste man sie wegen der grossen Aehnlichkeit, die sie in ihrem ganzen Äussehen mit den weiter westlich von Athen weitverbreiteten Kreidekalken besitzen, zu diesen stellen; niemals aber dürfte man sie, wie dies die drei genannten Forscher thun, mit den krystallinischen Schiefern zusammenfassen. Zu letzteren, welche in der Umgegend von Athen zahlreiche, meist aber nur wenig mächtige Bänke kry- stallinischen Kalkes eingelagert enthalten, stehen sie, wie wäh- rend eines achttägigen Aufenthaltes in Athen ich vielfach mich zu überzeugen Gelegenheit hatte, in keinerlei Beziehung; sie verhalten sich vielmehr, was ihre Lagerung betrifft, etwa so, wie NEUMAYR selbst in seiner ersten Publication !) hervorhob. Von den Kalken der Akropolis und des Lykabettos sagt er dort Folgendes: „Gauprr stellt die Kalke der Akropolis und des Lykabettos als fast senkrecht stehende, concordante Ein- lagerungen in den krystallinischen Schiefern dar?), eine An- schauung, welcher schon CorpeELLa für das erstere Vorkommen mit Recht entgegengetreten ist, und welche auch für das zweite entschieden unrichtig ist; die Kuppen von Lykabettos, Akro- polis, Areopag und Pnyx stellen isolirte Reste einer ehemals zusammenhängenden, nahezu horizontal gelagerten, etwa 30 Meter mächtigen Kalkschicht dar, von deren Concordanz mit den unterliegenden Schiefern ich mich nieht bestimmt habe über- zeugen können; dagegen stehen die in nächster Nähe am Ufer des Ilissos, z. B. beim Amphitheater, zu beobachtenden Kalke des Hymettos sehr steil und wechsellagern deutlich mit den krystallinischen Schiefern.“ Unter den letzterwähnten Kalken, die mit den Kalken auf der Höhe des Hymettosgebirges nicht in Ver-. bindung zu bringen sind, sind die oben erwähnten schmalen Kalk- einlagerungen in den krystallinischen Schiefern bei Athen zu ver- stehen. Was aber die Angaben Neumayr’s über die Kalke der Akropolis und des Lykabettos betrifft, so ist nur Eins ungenau, nämlich dass die Kalkablagerung, deren Reste sich in den isolirten Kuppen des Lykabettos und der Akropolis mit dem Areopag erhalten haben, nahezu horizontal gelagert und nur 30 Meter mächtig sei. Durch die späteren Beobachtungen Bırr- 1) Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst., Wien 1875. pag. 68 ff. 2) GAuUDRY, 2. a.0. tab. 26. fig. 1 u. 2. NER’S ist dies bereits berichtigt worden. Letzterer, der in den Kalken fast aller Hügel in der Umgebung von Athen Fossil- reste gefunden hat, was, soweit meine Untersuchungen reichen, durchaus richtig ist, führt von dem Kalk des Lykabettos an), dass das Fallen desselben in dem der Stadt benachbarten Steinbruch auf der Ostseite des Berges und unterhalb der Kapelle nach der Stadt hin ein nordöstliches sei und etwa 50° und weniger betragen; auch in dem Steinbruch an der Ostseite des zweiten, nördlicher gelegenen Gipfels des Lykabettos beob- achtete er ein nordöstliches Fallen unter 20—25°. Am letz- teren Punkte habe ich ein nordnordöstliches bis nördliches Streichen und ein westliches Einfallen unter 30° bemerkt; auf der Ostseite des südlicher gelegenen Gipfels war local auch ein rein Östliches Einfallen unter 30° zu beobachten. Die Kalke der Akropolis scheinen ziemlich schwach in westsüd- westlicher Richtung zu fallen; sie bilden mit den Kalken des Areopag, der Pnyx und des Philopapposhügels eine zusammen- hängende Decke. Unter den Kalken der Akropolis treten nach der Stadt hin, im Süden, Osten und Norden, ebenso wie rings am Fusse des Lykabettos krystallinische Schiefer zu Tage, die bei einem den Kalken im Allgemeinen fast parallelen Streichen zum Theil ein steiles Einfallen besitzen. Gerade dieser Umstand, dass an mehreren Stellen die Kalke und die unterlagernden Schiefer ein nahezu gleiches Streichen und Fallen besitzen, mag die Ursache gewesen sein, dass man die Kalke als Einlagerung in den Schiefern betrachtet hat. Dies ist aber nicht zulässig. Man hat es vielmehr in der Umgegend von Athen mit einzelnen Kalkkuppen zu thun, die auf kry- stallinischen Schiefern aufruhen; die Grenzfläche der Kalke gegen die krystallinischen Schiefer und deren Einlagerungen entspricht nicht einer Schichtungsfläche, sondern ist sehr merklich gegen dieselbe geneigt; sie ist an manchen Stellen fast horizontal, während die Schichtungsläche ziemlich steil geneigt ist. Ein Profil?) durch den Lykabettos nach der ‚Akropolis, also in südwestlicher Richtung, der Streichrichtung der krystallinischen Schiefer und ihrer Einlagerungen, durch Athen gelegt, zeigt diese Verhältnisse auf das Deutlichste (vergl. Profil 1 auf der folg. Seite). Was den Lykabettos an- 3 langt, so würde auch ein Profil senkrecht oder ein solches schräg zu dem folgenden durch den Berg gelegt, nahezu ein gleiches Bild von demselben geben. Hieraus geht mit Bestimmtheit 1) A. Bırrner. a. a. 0. pag. 58 ff. 2) Das Profil ist in dem wirklichen Verhältniss der Höhen zur Längen nach der topographischen Aufnahme von J. A. KAUPERT con- struir. Der Maassstab ıst 1:22000. Die beigefügten Zahlen geben die Höhe in Meter über dem Mittelwasser im Hafen von Piraeos an. Lykabettös(äzein) Profil 1. hervor, dass die Kalke keine Einlagerung in den krystallinischen Schiefern bilden, son- dern auf letzteren auflagern. Auch schon die eigenthümlicke Form der Kalkhügel selbst, ihre Abgrenzung gegen die unter ihnen hervortretenden krystallinischen Schie- fer spricht gegen die Auffassung, dass sie Einlagerungen in den krystallinischen Schie- fern wären. Sie sind lediglich Reste einer grösseren, einst zusammenhängenden Decke von Kalk, der in Folge seiner Petrefacten- führung der Kreide zugehört und sich auf das Engste an die Kreidekalke im west- lichen Attika anschliesst. Bezüglich der Benennung „jüngerer Marmor “, welche Bırrner, NEUMAYR und Terter den Kalken der Akropolis und der anderen Hügel in der Nähe von Athen gegeben haben, möchte ich noch bemer- ken, dass dieser Name für die genannten Kalke nicht gerechtfertigt ist. Letztere sind vielmehr echte Kalksteine, allerdings von etwas krystallinischem Aussehen und auch kantendurchscheinend, immerhin aber nicht hinreichend krystallinisch, um als Marmor bezeichnet werden zu können. Uebrigens vollzieht sich der Uebergang der dichten Kreidekalke in solche von kry- stallinischem Aussehen in Attika ganz allmählich in der Richtung von West nach Ost, eine sehr merkwürdige, aber noch nicht genügend aufgeklärte Thatsache, die auch Bırtyer (a. a. ©. pag. 71) betont, wenn er sagt: „Es zeigt sich die Erschei- nung, dass gegen Ost die sämmtlichen Kreidegesteine ein immer mehr und mehr krystallinisches Aussehen annehmen. Ins- besondere tritt das sehr deutlich am Parnis hervor, dessen Kalke zum Theil stärker krystallinisch sind als die der Hügel um Athen.“ Die Kalke vom Parnis sind auf der geologischen Uebersichtskarte von Birr- NER, NEUMAYR und TerLer ohne Beden- ken als Kreidekalke bezeichnet worden, die Kalke der Hügel von Athen als „jün- gerer Marmor“; ein Verfahren, welches N nicht als ein consequentes bezeichnet werden kann. Kran Re will ich auch noch, dass mir vorliegende Handstücke von etwas krystallinisch aussehendem, kantendurchscheinendem Kreidekalk vom Korydalos westlich von ‚Athen und von den Turkowuni nörd- lich von Athen zum Verwechseln ähnlich sind. Ersterer ist auf der genannten Uebersichtskarte als unveränderter Kreidekalk, letz- terer, der dem Kalk der Akropolis und des Lykabettos eben- falls durchaus ähnlich ist, als metamorphosirter Kreidekalk, als „jüngerer Marmor“, bezeichnet worden. Wenn nun auch kein Zweifel darüber obwaltet, dass der „jüngere Marmor“ der Hügel in der nächsten Umgebung von Athen Kreidekalk ist, so ist damit aber noch nicht gesagt, dass dies auch für alle auf der erwähnten Uebersichtskarte als „jüngerer Marmor“ bezeichneten Kalkvorkommen im öst- lichen Attika gilt. Nach der eingehenden Untersuchung von R. Nasse über die Lagerungsverhältnisse im Bergbaudistricte von Laurion existiren im Südosten von Attika zwei durch Schiefermassen von einander getrennte Marmorhorizonte, auf welche die Bezeichnung „jüngerer“ und „älterer“ Marmor wohl mit Recht angewendet werden darf. Mit keinem dieser Ho- rizonte aber haben die Kalke der Hügel bei Athen etwas gemein. Interessant dürfte bezüglich des Alters der genannten Ho- rizonte, und somit auch der krystallinischen Schiefer von Lau- rion, die Mittheilung CorpeELLa’s!) sein, dass er im Marmor von Laurion ein nicht näher bestimmbares Fossil gefunden habe, „une empreinte obliteree, semblable aux fossiles crinoides du terrain silurien“. Ob diese Bestimmung soweit richtig ist, und wie die Schicht, aus der die Versteinerung stammt, sich zu den krystallinischen Schiefern von Laurion verhält, ist aus Cor- vELLA’Ss Beschreibung nicht zu ersehen, so dass demnach zur Zeit auf diesen Fund noch kein besonderer Werth zu legen ist. Ein Gleiches gilt auch von den „fossiles coralloides qui n’ont pas encore £te determines“, die nach CoRrDELLA in dem Thonschiefer des Berges Dirphys in Euboea gefunden sind. Auch die von Bitter, NEUMAYR und TeLtLer erwähnten Ko- rallen aus „einer den Schiefern eingelagerten Kalkbank am stlichen Fuss des Hymettos*“ sind so schlecht erhalten, dass von ihnen nur „mit Bestimmtheit behauptet werden kann, dass sie nicht- paläozoisch seien“, was wohl richtiger heissen sollte, dass sie, soweit ihr Erhaltungszustand ?) ein Urtheil 1) A. CorpeLra, la Grece etc., Paris 1878. pag. 40. ?) BITTNER sagt, a. a. 0. pag. 60, über diese Korallen Folgendes: „Es sind dieselben nur als äusserst undeutliche e, gelbliche Auswitterun- gen erkennbar, auf dem Bruche bemerkt man die späthigen Durch- 2 er er Kerl an ee ”- 129 ‘ über sie erlaubt, mit bis jetzt sicher bekannten palaeozoischen _ Arten nicht übereinstimmen. Da Birtser bei der „Zusammen- stellung der über das ganze Gebiet zerstreuten Fossilfundorte“ nur einen einzigen vom Hymettos, und zwar vom westlichen Abhang dieses Gebirges, erwähnt, so folgt, dass der von den drei Autoren gemeinsam erwähnte Fundpunkt am westlichen, ‚nicht am östlichen Fusse des Hymettos liegt und dass es der- selbe ist, den Bırtser, a. a.0. pag. 60, ausführlich beschreibt. Aus dieser Beschreibung und dem beigegebenen Profil möchte man vermuthen, dass an dem Fundpunkt vielleicht eine Störung die Schichten durchsetzt und dass die dem Schiefer nicht eingelagerten, sondern an der Korallenfundstätte „gegen das Gebirge unter den Schiefer“ einfallenden Kalke in Wirklichkeit doch das Hangende der krystallinischen Schiefer bilden und eventuell als von den krystallinischen Schiefern voll- ständig unabhängige, vielleicht als Kreidekalke aufgefasst wer- den können. Jedenfalls sind die Lagerungsverhältnisse an jener Stelle nicht so deutlich, — Bırrser sagt, a. a. 0. p. 60, wörtlich: „An der Grenze zwischen Kalk und Schiefer sind die Verhältnisse nicht ganz klar“, — dass, selbst wenn die Petrefactenführung die Kalke der Kreide zuweisen würde, man auf Grund dieser Stelle die krystallinischen Schiefer als umge- wandelte Kreidesedimente ansehen dürfte. Es geht aus der vorstehenden Betrachtung hervor, dass bis jetzt aus Kalken, welche unzweifelhaft den krystallinischen Schiefern von Attika eingelagert sind, noch keine Petrefacten bekannt sind, auf Grund deren man sich ein Urtheil über das Alter der krystallinischen Schiefer erlauben könnte. Einen weiteren Hauptbeweis für ihre Ansicht suchen Bittser, NeumAyYR und TeLLer in der stratigraphischen und tektonischen Verknüpfung unzweifelhafter Kreideschichten und krystallinischer Schiefergesteine. Es sind ihnen „vor Allem von Wichtigkeit die Verhältnisse des Pentelikon. Dieses Gebirge bildet seiner Hauptmasse nach ein von SW. nach NO. strei- chendes Gewölbe, dessen südwestlicher Theil aus den viel- besprochenen klastisch - krystallinischen Thonglimmerschiefern und mit ihnen wechsellagerndem Marmor besteht, während sich - zu diesem in der nordöstlichen Hälfte statt der ersteren echt schnitte kaum. Von einer Bestimmung kann daher auch nicht die Rede sein, doch könnten die in einem der mitgenommenen Stücke ent- haltenen Reste von stockbildenden Korallen sehr wohl einer Cladoco- racee oder Calamophyllie angehört haben.“ Wie diese Beschreibung mit der oben angeführten Behauptung, dass die fraglichen Reste „mit Bestimmtheit — nicht palaeozoisch seien“, sich verträgt, ist nicht recht 4 ersichtlich. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIL 1. 9 krystallinische Gesteine, die Glimmerschiefer und Kritische Gneisse von Vrana gesellen. Dieselben Kalkzüge wechsel- @ lagern daher im SW. mit den einen, im NO. mit den anderen Schiefergesteinen, und diese gehen daher im Streichen in einander über. Diese Thatsache ist von bedeutender Wichtig- keit, da sie uns zeigt, dass echt krystallinische und krystalli- nisch - klastische Schiefer in ein und demselben Niveau auf- treten und in ein und demselben Complexe ee un- trennbar zusammengehören.“ Nach der Untersuchung, die ich an derselben Stelle, elek Bittner, NEUMAYR und TELLER im Auge haben, anstellen konnte, zumal die eine recht gute Führung abgebende Beschreibung Birtt- NER’s mich auf meiner Tour begleitete, stellen sich die Verhält- nisse auf der Südseite resp. Südostseite des Pentelikon etwa so dar, wie sie das folgende Profil!) veranschaulicht. Am Südostfiusse des Pentelikon trifit man da, wo die Strasse nach Pentelikon Kloster Ebene von Chalandri ea Tertiär Kr eidekalk Profil 2. dem Kloster Mendeli die Ebene von Chalandri verlässt und ‘eine grössere Steigung beginnt, auf typische Kreidekalke, welche die Kalkvorhügel des Pentelikon zusammensetzen. Der Kalk ist recht wohl vergleichbar mit dem Kalk von den Hü- geln bei Athen, nur erscheint er weniger dicht und dadurch nicht mehr krystallinisch. Unter dem Kalke treten nach dem Kloster Mendeli hin, an der Strasse, rings um das Kloster und nördlich von demselben, namentlich längs der Marmor- brüche bis zum Gipfel des Pentelikon gut aufgeschlossen, die krystallinischen Schiefer hervor. Die Verhältnisse entsprechen vollkommen der von Bırtser, a. a. O. pag. 6l, gegebenen Beschreibung. Was den petrographischen Charakter der Schiefergesteine anlangt, die nach der oben angeführten Behauptung von Brrr- NER, NEUMAYR und TELLER in diesem südwestlichen Theile des 1) Dieses Profil ist insofern ein ideales, als demselben keine genaue topographische Darstellung des Terrains zu Grunde liegt. ; Fe au Pentelikon-Gebirges „klastisch-krystallinische Thonglimmer- schiefer“ sein sollen, so weicht nach meinen Beobachtungen derselbe in keiner Weise von dem der krystallinischen Schiefer in anderen Gegenden ab. Beckz'!) glaubt allerdings in einem’) von dem Pentelikon stammenden Handstück klastische Ge- mengtheile gefunden zu haben, geht aber nicht auf die Frage ein, ob diesen klastischen Partieen eine primäre oder secun- däre Entstehung zugeschrieben werden muss. Letztere Ent- stehungsweise könnte nicht auffallen, da, wie Becke selbst betont, „das Handstück offenbar der Oberfläche entnommen und stark verwittert ist“, und wenn man bedenkt, dass die Schiefer des Pentelikon von vielen Kalk- und Marmorbänken durchsetzt werden, durch deren theilweise Auslaugung an der Oberfläche oft eigenthümlich zusammengesetzte Gesteine ent- ‘stehen können. In dem sehr reichlich von mir gesammelten Material vom südwestlichen Theil des Pentelikon habe ich in frischen Stücken niemals klastische Partieen entdecken können, und ich möchte daher auf die petrographische Beschaffenheit eines noch dazu „stark verwitterten“ Handstücks kein solches Gewicht legen, um daraufhin die krystallinischen Schiefer des Pentelikon mit dem Namen „krystallinisch-klastische Schiefer“ zu bezeichnen. Ob bei dem Sammeln jenes Handstücks irgend welche Zufälligkeiten obgewaltet haben, die sich jetzt nicht mehr übersehen lassen, will ich dahin gestellt sein lassen. Nur darauf möchte ich noch aufmerksam machen, dass das Vorkommen von vereinzelten halbkrystallinischen oder klastische Partieen führenden Gesteinen in einer an Kalkeinlagerungen reichen Zone von krystallinischen Schiefern an der Tagesober- fläche, wo die Kalkeinlagerungen leicht der Auflösung und Zersetzung anheimfallen, eine in keiner Weise überraschende Erscheinung ist. In der Gegend von Aschaffenburg erinnere ich mich, zuweilen eigenthümliche, klastisch aussehende Schiefer- l) Fr. BEckE,. Gesteine aus Griechenland, TscHERMAR’s mineral.- petrogr. Mittheilungen, 2. Bd., 1880. pag. 17 ff.; und Sitzungsberichte der math.-naturw. Olasse der Akad. d. Wiss., Wien 1879. Bd. LXXVIM. 1. pag. 417. ?) BEcke hat, zufolge seiner Beschreibung, nur in einem Phyllit vom Gipfel des Pentelikon, einem „offenbar der Oberfläche entnomme- nen und stark verwitterten* Handstück, klastische Partien gefunden. Das zweite untersuchte Gestein vom Pentelikon ist Kalkglimmerschiefer vom Südabhange, aus welchem klastische Partieen nicht erwähnt wer- den. Hiernach ist die Angabe zu beschränken, welche Brrrner, NEv- MAYR und TeELLer a. a. OÖ. pag. 398 und mit Bezug auf die Discussion während der allgemeinen Sitzung der Deutschen geolog. Gesellschaft in Wien (1877) ganz ausdrücklich betonen, nämlich, dass „die Schiefer vom Südabhange und vom Gipfel des Pentelikon sich ebenfalls als halbkrystallinisch und klastische Partieen führend erwiesen haben“. gr ERLERNT OE Er MER VE BER RM : ; } gesteine beobachtet zu haben, und doch wird es Niemanden einfallen, deshalb die krystallinischen Schiefer des Spessarts als krystallinisch - klastische Schiefer zu bezeichnen. Ebenso wie diese echt krystallinische Schiefer sind, so sind es auch die Schiefer des Pentelikon; beide sind sich auch noch darin ähn- lich, dass sie in gleicher Weise Einlagerungen petrefactenfreien krystallinisch-körnigen Kalkes besitzen. Bezüglich der petrographischen Beschaffenheit der krystal- linischen Schiefer Attika’s überhaupt, sei noch erwähnt, dass F. Becke a.a.O. als eine Eigenthümlichkeit der „Phyllite von Attika“ — es gelangten Handstücke von vier Localitäten zur Untersuchung — anführt, dass sie eigenthümliche „thonschiefer- artige Schmitzen“ führen, welche „bald reichlicher, bald we- niger mächtig auftreten“, und „aus einer einfach brechenden Substanz, einzelnen Lamellen von Glimmer, Thonschiefer- Mikrolithen und schwarzen Körnchen, die entweder Erzpartikel oder kohlige Flitter sein können“, bestehen; auch sollen der- artige Phyllite, für die er den Namen „Thonglimmerschiefer“ vorschlägt, zuweilen „entschieden klastische Körner von Quarz und auch von Feldspath“ enthalten. Diese Angaben verdienen bei der Discussion über das Alter der krystallinischen Schiefer von Attika allerdings Beachtung, sind aber, vorausgesetzt, dass sie sich wirklich auf die als krystallinische Schiefer anzu- sprechenden Gesteine beziehen. zunächst durchaus nicht als irgend ein Beweis für ein jugendliches Alter dieser Schiefer anzusehen. Auch die Behauptung, dass die Gesteine des Pentelikon die Fortsetzung der südlich gelegenen Kreidebildungen darstel- len, ist durchaus irrig. Der Pentelikon erhebt sich vollkommen unvermittelt aus der breiten Tertiärebene nordöstlich von Athen; er steht weder mit dem Hymettos noch mit den Turkowuni, noch mit dem nordwestlich gelegenen Beletsiberge in nachweis- barer Verbindung, kann also, da man nicht weiss, ob und welche Schichtenstörungen!), unter der breiten Tertiärablagerung verbor- gen, die Gegend durchsetzen, nicht mit den benachbarten Bergen in der erwähnten Weise verglichen werden. Was die topogra- phischen Verhältnisse betrifft, so fällt die Längserstreckung des Pentelikon nicht in die Fortsetzung der Haupterhebung der Tur- kowuni, und zieht man die geologischen Verhältnisse in Betracht, so findet man, dass die Kalke der Turkowuni echte, nur ein ı) Auf der „tektonischen Uebersichtskarte von BiTTner, BURGER- STEIN, NEUMAYR und TeLLer“, die der schon öfters eitirten Abhandlung von BITTNER, NevMAYR und TELLER angeheftet ist, sind zwei Bruch- linien, eine südwestlich und eine nordöstlich vom Pentelikon, angedeutet. Auch sagt Bırrner, a. a. 0. pag. 68, allerdings von Attika überhaupt: „Querbrüche durchsetzen vielfach das gesammte Gebirge.“ E allen des Lykabettos ee der Kerl = von Athen sich auf das Engste anschliessen, und ferner, dass diese Kalke mit den krystallinischen Schiefern des Pentelikon, mit denen sie sonst gar keinen Vergleich zulassen, nur die Streichrichtung gemein haben. Aus den geologischen Verhältnissen wird es also wahr- scheinlich, dass, "wie auf der tektonischen Uebersichtskarte von Bittner, Burceasteiın, Neumayr und Tetter angedeutet ist, südwestlich und vielleicht auch nordöstlich vom Penteli- kon Verwerfungen vorliegen. Weiter ist aus derselben Karte ersichtlich, dass das Streichen der Pentelikonschiefer parallel dem der krystallinischen Schiefer Attika’s überhaupt ist, dass es dagegen beträchtlich abweicht von dem der Kreideschichten am Parnis, sowie am Beletsi- und Karydigebirge. Wenn Bittner, Nevmayr und TELLER noch betonen, dass die Schiefer- sesteine im südlichen Theile des Pentelikon „mit den creta- eischen Thonglimmerschiefern des Hymettos u. s. w. in allen wesentlichen Punkten übereinstimmen“, mit welchen sie, wie die Autoren selbst zugeben, „nicht in directem Contact“ stehen, da zwischen beiden die Tertiärniederung von Marusi und Cha- landri liest, so folgt daraus nur, dass wahrscheinlich auch die ‘Schiefer des Hymettos das gleiche Alter besitzen wie die Schiefer des Pentelikon, also nicht umgewandelte Kreide- gesteine sind. Birtser, Neumayr und TELLER vergleichen mit den kry- stallinischen Schiefern Attika’s, und dies sei noch kurz erwähnt, auch die krystallinischen Schiefer in der nordöstlichen Ecke von Phthiotis zwischen Gardikia und Nea-Minzela und die krystal- linischen Schiefer von Euboea. Was das erstgenannte Gebiet betrifft, so treten dort nach NeumayrR!) bei Nea- Minzela Schiefergesteine auf, überlagert von „jüngerem Marmor“. In letzterem hat Neumayr „unbestimmbare Reste von Verstei- nerungen, vermuthlich von Foraminiferen“, entdeckt und er glaubt in demselben „ein Analogon zu den Vorkommnissen auf der Akropolis von Athen, vom Hymettos“ ete. zu erken- nen; man dürfte demnach vielleicht auch hier den „jüngeren Marmor“ als Kreidekalk ansehen. In Betreff der Schiefer von Phthiotis hat Neuuarr die allerdings sehr auffallende Beob- achtung gemacht, dass zwischen Pteleon und Gardikia „der Gesteinscharakter sich ganz allmählich ändert; die Schiefer verlieren ihre krystallinische Beschaffenheit, sie gehen schritt- 2) M. Neumayr, Der geologische Bau des westlichen Mittel-Griechen- lands, Denkschriften d. k.k. Akad. d. Wiss, math.-naturw. Cl., XL. Bd., Wien 1880. pag. 97 fi. 154 weise in klastische Gebilde von brauner, röthlicher und grün- licher Farbe und tuffiger Beschaffenheit über, ohne dass es irgend möglich wäre, zwischen beiderlei Gebilden eine Grenze zu ziehen; auch die Kalke werden dicht, kurz aus einem. krystallinischen Terrain gelangt man in ein rein und normal sedimentäres, und doch befindet man sich in demselben geo- logischen Niveau, es ist nur eine andere Eintwickelungsweise derselben Horizonte, der man gegenüber steht.“ Die geschil- derten Erscheinungen sind allerdings höchst auffallend, so dass es wünschenswerth wäre, wenn eine solch wichtige Gegend genauer, nach allen Richtungen hin, untersucht würde. Nev- MAYR erkennt, a. a. O. pag. 98 oben, die Wichtigkeit einer „eingehenden geologischen Speecialaufnahme dieses beschränkten Gebietes, der er sich leider nicht widmen konnte“, vollkom- men an; denn „an keinem Punkte ist die geologische Zusam- mengehörigkeit der krystallinischen Schiefer mit versteinerungs- führenden Kalken und normalen klastischen Gesteinen so evident, als hier im nordöstlichen Phthiotis.“ Abzuwarten bleibt es aber immerhin, ob eine eingehende geologische Specialaufnahme dieses Gebietes die Beobachtungen Neumarr’s vollkommen be- stätigen wird. Bei der ganzen Art, wie man in den grie- chischen Gebirgsgegenden zu reisen gezwungen ist, ist es nur allzu leicht erklärlich, dass Profile, welche über solch eigen- thümliche Erscheinungen den besten Aufschluss geben können, seitwärts von dem Saumpfade liegen bleiben. So bleibt es auch hier bis jetzt noch unentschieden, ob nicht etwa die „ganz allmähliche“ Aenderung des Gesteinscharakters als eine Contacterscheinung zu betrachten ist. Nach der petrogra- phischen Untersuchung von Bscke ähnelt ein Gmneiss von Pteleen am Weg nach Gardikia sehr den „Arkosengneissen“ von Nord-Euboea, und dürfte wohl in gleicher Weise, wie bei letzteren, an eine Umbildung sedimentärer Gesteine zu denken sein. Bei der Kürze der Zeit, welche NzumayYr zur Verfü- gung stand, hat er dieser Frage nicht näher treten können. Gleiche Bedenken kann man auch bezüglich der in Nord- und Mittel- Euboea beobachteten Verhältnisse haben. Die Schilderung, welche TeLLer!) von den an die Schiefer von Phthiotis sich anschliessenden Gesteinen Nord-Euboeas, ins- besondere den sog. Arkosengneissen, giebt, mit der auch die petrographische Untersuchung Becke’s sehr wohl übereinstimmt, erinnert an die oben citirte Beschreibung, welche BosLAYE und VIRLET von den sogen. kıystallinischen Schiefern von Salamis 1) FrIEDRICH TeLLer, Der geologische Bau der Insel Euboea, Denk- schriften d. k. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Classc, XL. Bd., Wien 1830. pag. 161 ft. 7 ) % h 2 b ® % N 4 E = | 4 Bi, r , ’ = 24 pr h a 2 N 4 ‚4 j . geben. Die Vermuthung, dass diese Arkosengneisse in Nord- Euboea, ebenso wie in Salamis, im Contact mit Eruptiv- gesteinen oder durch Gase und Quellen !) metamorphosirte Schichtgesteine sind, scheint nach der ganzen Art und Weise ihres Auftretens fast mehr als gerechtfertigt. Auch die krystallinisch aussehenden Gesteine, welche aus dem Delphigebirge erwähnt werden und dort unter den Kalken auftreten’), schliessen sich den in Nord-Euboea vorhandenen Gesteinen nach der Beschreibung, die sowohl TeLLer als Bsck& von ihnen geben, auf das Engste an. Anders aber ist es mit den krystallinischen Schiefern in Süd-Euboea. Diese zeigen nach BEcke eine echt krystallinische Gesteinsentwickelung, sich dadurch den Glimmerschiefern von Attika und Thessalien nähernd.. Was ihre Beziehung zu den Kreidegesteinen anlangt, so ist nach Bırtser, NEUMAYR und Terrer (a. a. OÖ. pac. 399) „das Verhältniss auf der Grenze zwischen den beiden Entwickelungsarten [d. i. zwischen der Kreide und den Schiefern] ein solches, dass im Süden der un- mittelbare Contact nicht aufgeschlossen, sondern durch Tertiär- bildungen verdeckt ist; die Schichtstellung im Osten und Westen dieser jungen |Tertiär-] Bildungen ist so, dass die dichten _Kalke und der Macigno auf der einen, der Marmor und die Phyllite auf der anderen Seite zusanımen eine grosse Synklinal- falte bilden. Immerhin wäre die Möglichkeit noch vorhanden, dass trotzdem eine grosse Bruchlinie zwischen beiden Theilen durchgehe, aber im Norden, wo kein Tertiär vorhanden ist, lässt sich in den Schiefern keine Spur einer so bedeu- tenden Störung constatiren.“ Ferner sagt Terrer (a. a. 0. pag. 175): „Die auffallende Scheidelinie, welche die Hippuriten- führenden Kalke des Parnes von den Marmoren des Pentelikon trennt, findet allerdings in dem Grenzgebiet von Mittel- und Süd-Euboea auf der Linie Aliveri — Mte. Ochthonia ihre un- mittelbare Fortsetzung, aber unter Verhältnissen, welche einer Untersuchung der zwischen beiden Ablagerungsgebieten beste- henden Relationen keineswegs günstig sind. Im Süden schiebt sich zwischen die beiden zu vergleichenden Kalkgebiete die breite, mit Alluvien und tertiären Conglomeraten erfüllte Bucht von Aliveri ein, und weiter nach NO. breitet sich in der Grenzregion ein schlecht aufgeschlossenes flachhügeliges Schiefer- terrain aus, in dem die Verfolgung einer geologischen oder tektonischen Linie einerseits durch locale Verhältnisse, anderer- ı) Vergl. die von Reıss und Stüser erwähnte Umbildung der Ge- steine bei Susaki auf dem Isthmos, in „Ausflug nach den vulkan. Gebirgen von Aegina und Methana“, Heidelberg 1867. pag. 51 ff. ?) Vergl. die Profile auf Tafel II. bei Teer, a. a. O. seits durch die geringe Differenzirung der Schiefergesteine der unteren cretacischen Schichtgruppe und jener an der Basis der metamorphischen Ablagerungsreihe nicht wenig erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht wird.“ Und weiter sagt TeLıLer (a. a. O. pag. 176): „Selbstverständlich können Beobachtungen dieser Art nicht. als Beweismittel für eine Ansicht gelten, welche zu den mit grösster Vorsicht aufzunehmenden Theorien des Metamorphismus in so naher Beziehung steht. Gerade an jenem Punkte des Profils (auf der Linie Belusia — Aliveri), der für die Entscheidung der vorliegenden Frage von grösster Wichtigkeit ist, liegt ein mit tertiären Bildungen ausgefüllter Küstenausschnitt, und es bleibt also dabei immer noch zu erwägen, ob nicht etwa dieselben Erosionserscheinungen, die uns scheinbar hindern, den Uebergang der Marmore von Distos in die Kalke der Kali-Skala direct zu verfolgen, in Wahrheit eine alte Ablagerungsgrenze oder eine tektonische Störung ver- decken, welche dann die Selbstständigkeit und Verschieden- alterigkeit der beiden Kalkhorizonte erweisen würden.“ Im letzten Punkte schliesse ich mich der Ansicht Terrer’s an. Meiner Auffassung nach stehen die krystallinischen Schiefer Süd-Eubcea’s mit den krystallinischen Schiefern Attika’s in enger Beziehung und sind, ebenso wie die letztgenannten, nicht als veränderte Kreidegesteine, sondern als echte, alte, krystalli- nische Schiefer zu betrachten. Die Ansicht der drei öfter genannten Autoren über das Alter der krystallinischen Schiefer Attika’s gipfelt in dem Satz (a.a.0. p. 398): „Wir sehen uns daher gezwungen, sämmtliche krystallinische Gesteine von Attika mit Ausnahme der Gra- nitite von Plaka im Laurion-Gebiete für cretacisch zu er- klären.“ Nach Allem, was man bis jetzt über die geologischen Verhältnisse Attika’s weiss, liegt aber durchaus kein Grund vor, die dortigen krystallinischen Schiefer der Kreide zuzuweisen. Man darf vielmehr so lange, bis man durch eingehendere Unter- suchung sichere Anhaltspunkte zur Bestimmung ihres Alters, resp. zu einem Vergleich mit krystallinischen Schiefern anderer Gegenden gewonnen hat, über deren Alter sich etwas Be- stimmtes sagen lässt, sie von den krystallinischen Schiefern, wie sie bei uns, in Deutschland und in den Alpen, auftreten, nicht trennen. Ihrem ganzen Charakter nach gehören sie in die sogenannte Phyllitformation. Sehr begründet sind übrigens die Bedenken, welche Birtner = selbst bei der Discussion über das Alter der Schiefer von Attika (a. a. O. pag. 72) äussert: „Allerdings fällt hier eine Betrachtung schwer in’s Gewicht. Man muss sich nämlich AS, N N y. £ $ TE TEE DET En Fk * x“ fragen, wo denn die Grenze zwischen dem metamorphischen Terrain von Attika und den alten Gesteinen der Cyeladen liege, oder sollen auch diese für jungsecundär erklärt werden ? Dies zu behaupten wäre denn doch sehr gewagt, und da es gegenwärtig völlig unmöglich ist, eine solche Grenze anzugeben, so wird man sich wohl darauf beschränken müssen, zu sagen, dass unsere Kenntnisse von der geologischen Be- schaffenheit der in Rede stehenden Gegenden noch viel zu ungenügend sind, um uns eine Altersbe- stimmung der halbkrystallinischen und krystal- linischen Schiefer und Kalke des östlichen Attika _ zu erlauben.“ — Und weiter: „Es verdient hier wohl noch- mals darauf hingewiesen zu werden, dass schon im Laurion ein vereinzeltes Auftreten von Granit als tiefstes Glied der daselbst bekannten Gebilde constatirt ist und dass die Bänke dieses Granites ein nordwestliches Streichen |?] besitzen, somit ‚ eine Richtung, welche zu der Streichungsrichtung der laurischen Gebirge nahezu senkrecht ist. Ein ähnliches Streichen wurde auch am Schiefer des Cap Sunion beobachtet, und bei Bo- BLAYE und VirLerT findet man dieselbe Angabe für den ge- nannten Punkt. Es ist also wohl möglich, ja sogar im höchsten Grade wahrscheinlich, dass schon im Laurion die ältere Unterlage, auf welcher sich die Kreidegebilde ursprünglich ablagerten, zum Vor- schein kommt.“ Es gilt demnach für die krystallinischen Schiefer Attika’s mit Recht derselbe Ausspruch, den Bittner, NeumAYrR und TeL- LER über die krystallinischen Schiefer der Halbinsel Chalkidike thun (a. a. 0. pag. 401): „Ueber ihr Alter ist gar kein Schluss möglich.“ — „Es ist keine Versteinerung gefunden worden und keine tektonische Verbindung mit Ab- lagerungen bekannten Alters vorhanden, so dass eine Ansicht, die mehr Werthals eine subjective Vermuthung hätte, für jetzt nicht möglich ist.“ — Denn allerdings stehen „der Annahme jugendlichen Alters der griechischen Phyllite theoretische Schwierigkeiten entgegen“, und zwar mit Recht nicht zu unterschätzende Schwierigkeiten, „indem man [sonst allgemein] annimmt, dass derartige Gesteine älter als die ältesten versteinerungsreichen Ablagerungen sein müssen oder höchstens in den tiefsten paläozoischen Formationen auftreten können.“ Diese bisher bewährte Annahme so lange festzu- halten, bis sie durch unumstössliche Thatsachen widerlegt ist, was aber bis jetzt noch nirgends geschehen ist, scheint mir durchaus nothwendig, und darauf hinzuweisen, war Eeighe der Zweck dieser Zeilen. Neue eingehendere Untersuchungen allein werden , wie dies an mer und nk beionk, sein, zu entscheiden , inwieweit die ' von Sa von Athen im Maassstab (2 Blätter) u und nn @ gebun * ter) zur Publication Selen sind, was in der allernächsten Zeit bevorsteht. \ | | 1 4 3 | i r J 5 % h 4 hr 8. Ueber einige künstliche Umwandlungsproducte des Kryolithes. Von Herrn Arzxanper Norııner in Leipzig. Das zu Evigtok (Ivitüt) am Arksutfjord in Südgrönland in einem mächtigen Lager zwischen Gmeissen als Kryolith na- türlich vorkommende Natrium-Aluminium-Fluorid Al, Na, Fl,, wird zum Zwecke der Sodabereitung und Alaunfabrikation in ziemlich bedeutenden Quantitäten alljährlich nach Europa aus- geführt. Das zersetzte und zerfressene Aussehen und das häufige Auftreten von Höhlungen und mit krystallinischen Ueberzügen bekleideten Drusenräumen deutet auf die leichte Zersetzbarkeit des Kryoliths hin, dessen Hohlräume durch Auflösung und Fortführung der ursprünglichen Substanz ge- bildet und durch den Absatz von Zersetzungsproducten nach- träglich wieder ausgekleidet worden sind. Die chemische Unter- suchung hat in der That für die meisten dieser secundären Producte ergeben, dass sie Fluormineralien von einer dem Kryolith sehr nahe stehenden Zusammensetzung sind, wobei sie aber an Stelle eines Theiles des Fluornatriums wechselnde Mengen von Fluorcaleium aufweisen und Wasser enthalten. Es lag somit die Vermuthung nahe, dass jene Drusen- gebilde ihre Entstehung einer Einwirkung von Salzlösungen ‚auf den Kryolith verdanken. Obwohl dieser Gedanke von verschiedenen Forschern geäussert worden, trat ihm doch erst Leugere !) dadurch näher, dass er experimentell die Um- wandlungsfähiekeit des Kryolithes nachwies. Er setzte das gepulverte Mineral ] Monat lang bei 100° C. der Einwirkung einer Chlorcaleium-Lösung aus und erhielt so ein wasserhal- tiges Umwandlungsproduct, dessen Zusammensetzung fast über- einstimmte mit derjenigen des natürlichen Kalk-Kryoliths, des Pachnoliths. LeuBere sprach sich a. a. O. dahin aus, dass man erwarten dürfe, noch eine Menge derartiger wasserhaltiger Substitutionsproducte anzutreffen, deren Endglied natronfrei sei. Die Thatsache, dass in der Natur in enger Vergesell- schaftung mit dem Kryolith mehrere ihm chemisch so nahe 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 619. verwandte Begleiter auftreten, sowie die leicht und glatt ver- laufende Metamorphosirung durch Salzlösung liessen mir gerade dieses Mineral als ganz besonders geeignet zu weiteren Ver- suchen erscheinen. Die Punkte, deren Feststellung besonders in’s Auge ge- fasst wurde, sind die folgenden: Ist es möglich, den ge- sammten Natrium- Gehalt des Kryoliths durch Caleium zu ersetzen, resp. wie viel ist substituirbar? Geht die Umsetzung nach aequivalenten Mengen vor sich? Wie weit beeinflussen ferner verschiedene Temperaturhöhen und vermehrter Druck den Grad der Zersetzung? Ausserdem war es noch von Inter- esse, zu erfahren, ob der vermuthliche Wassergehalt der Um- wandlungsproducte abhängig ist vom Druck, von der Temperatur und von der Concentration der Lösung, und ob überhaupt die Mengenverhältnisse der einwirkenden Substanz mit in Betracht zu ziehen sind. Zur Entscheidung dieser Fragen wurde der Kryolith nicht nur der Einwirkung von Calcium - Salzlösungen ausgesetzt, es wurde vielmehr noch die Einwirkung der Salzlösungen der übrigen Metalle der alkalischen Erden: Baryum, Strontium und Magnesium mit in den Kreis der Betrachtung gezogen, da sie alle in so hohem Grade im Mineralreiche sich wechsel- seitig in isomorphen Mischungen ersetzen und wegen ihres in mancher Hinsicht ähnlichen Verhaltens die Möglichkeit einer Verallgemeinerung der beobachteten Thatsachen in Aussicht stellten. Endlich wurde noch untersucht, ob es möglich sei, ein einmal in den Kryolith substituirend eingetretenes Metall durch anderweitige Behandlung ganz oder theilweise wieder auszutauschen gegen ein anderes Erdalkalimetall. Der als Ausgangsmaterial aller Versuche dienende Kryo- lith von ausgesucht reiner Qualität ist mir durch die Güte des Herrn ZırkeL auf das Bereitwilligste zur Verfügung ge- stellt worden, wofür ich demselben zu wärmstem Danke ver- pflichtet bin. Versuchs - Methoden. Das auf das sorgfältigste pulverisirte und gebeutelte Mi- neral wurde in zwei verschiedenen Versuchsreihen der Einwir- kung von Salzlösungen der alkalischen Erden ausgesetzt. : Zunächst wurde es längere Zeit bei 100° C. mit den betreffenden Lösungen digerirt. Ungefähr 12 grm des feinge- pulverten Minerals wurden in Platinschalen oder grossen, gut glasirten Tiegeln von Meissener Porzellan mit einer concen- trirten, gesättigten Lösung von Chlorbaryum, salpetersaurem trontium, Chlorcaleium ‚oder Chlormagnesium digerirt. Das Wasserbad, in welchem die tief eingelassenen Tiegel fast ganz - vollständig von Wasserdämpfen umspült waren, wurde Tag und Nacht ununterbrochen bis zum schwachen Sieden erhitzt, und der Tiegelinhalt, der durch Bedecken vor zu schnellem. Eintrocknen geschützt war, im Laufe des Tages mindestens drei bis vier Mal gründlich umgerührt. Vielfache Versuche haben gezeigt, dass bei derartigen hydrochemischen Processen nicht nur die Menge der in Lösung zugeführten Salze, sondern namentlich auch die Beseitigung der Umsetzungsproducte, die sich gelöst haben, von weittra- gender Bedeutung für den Grad der Veränderung ist. Die - ausgeschiedenen Salze umhüllen in ruhig stehenden Flüssig- keiten die festen Rückstände und verhindern somit ein weiteres Angreifen der Lösung oder können bei grösserer Anreicherung - sogar auf das schon entstandene Product wieder einwirken und - so zu Rückbildungen Veranlassung geben, welche den Verlauf des Processes wesentlich modificiren. Diesen störenden Ein- Hüssen wurde durch häufiges Umrühren und dadurch vorzu- beugen gesucht, dass die Lösungen nach 4 bis 6tägigem Dige- riren von dem sich leicht absetzenden Mineralpulver durch ‘ Decantation getrennt und durch frische Lösungen ersetzt wurden. Die Dauer dieser Versuche erstreckte sich über einen Zeitraum von 3 Monaten. Um den Einfluss hoher Temperatur unter gleichzeitigem Druck auf den Process zu untersuchen, wurde in einer zweiten Versuchsreihe der Kryolith mit denselben Salzen der alka- - lischen Erden in Einschmelzröhren auf höhere Temperaturen - erhitzt. In der Voraussetzung, durch Anwendung von sehr hohen Hitzegraden einen demgemäss tiefer greifenden Austausch erreichen zu können, wurden anfangs die Röhren bis auf 240° erwärmt. Es musste hiervon jedoch Abstand genommen wer- den, da nur wenige Röhren den hohen Druck und der stark das Glas zersetzenden Wirkung des überhitzten Wassers Widerstand leisteten, viele Röhren vielmehr schon nach 1tägi- * ger, die meisten aber nach 3tägiger Behandlung zerplatzten. - Aus diesem Grunde wurde auf die niedrigere Temperatur von - 180 — 190° heruntergegangen, bei welcher immer noch eine - beträchtliche Anzahl Röhren, namentlich nach mehrtägiger - Erhitzung, sprang. — Beachtenswerth erscheint, dass die sehr - -eoncentrirten, bis zur Syrupconsistenz eingedampften und noch - mit überflüssigem Salz versetzten Lösungen des Chlorcalciums - und Chlormagnesiums viel weniger zersetzend auf das Glas - einwirkten, als die in gleicher Wassermenge viel weniger festes Salz enthaltenden gesättigten Baryum- und Strontiumlösungen. - Während daher zu den Versuchen mit den erstgenannten . 142 Salzen leichtschmelzbare Röhren verwendet werden koieen En mussten die übrigen Versuche stets in schwerschmelzbaren Glasröhren vorgenommen werden. !) Je mehr Substanz zu einer jedesmaligen Umsetzung ver- wendet wird, desto mehr Zeit ist voraussichtlich zur gleich- mässigen und vollständigen Substitution erforderlich. Kamen bei der ö monatlichen Einwirkung je 11—12 grm Kıyolith in Anwendung, so wurden in der zweiten Versuchsreihe in An- betracht der verhältnissmässig kurzen Dauer von 6 Tagen nur etwa 2 grm Material zu jedem Versuche genommen. Die mit Kryolithpulver, der heiss gesättigten Lösung und einem Ueber- schuss an festem Salz beschickten Röhren wurden der Tem- peratur von 180°—190° C. 6 Tage lang, täglich während 10 Stunden, ausgesetzt. Die auf die eine oder andere Weise erhaltenen Produete wurden durch Decantation und langes Auswaschen sorgfältig gereinigt und über Schwefelsäure getrocknet; da sie jedoch, wie mehrere Versuche feststellten, beim Erhitzen auf 100° nicht wesentlich an Gewicht verloren, so wurden alle gleich- mässig im Luftbade bei 100° C. getrocknet und dann der quantitativen Analyse unterworden. Analytisches Verfahren. Die qualitative Prüfung hatte ergeben, dass neben den Bestandtheilen des Kryolithes: Aluminium, Natrium und Fluor, in den einzelnen Fällen noch Baryum, Strontium, Caleium oder Magnesium vorhanden waren. Zum Behufe der quantitativen Analyse wurden der Kryo- lith und sämmtliche Uinsetzungsproducte im Platintiegel mit concentrirter Schwefelsäure aufgeschlossen. - Die Einwirkung der letzteren auf die Substanzen war sehr heftig. Fluor- wasserstoffsäure entwich unter Aufschäumen der Masse in Menge; um daher einem durch die heftige Reaction bedingten Verstauben des feinen Mineralpulvers vorzubeugen, wurde das- selbe mit wenigen Tropfen Wasser zu einem Brei angerührt und nun langsam Schwefelsäure hinzugefügt. Unter gelindem, vom Tiegeldeckel her erfolgendem Erwärmen und häufigem ei Umrühren mit einem Platinstabe wurde längere Zeit digerirt, der Säure - Ueberschuss abgefächelt und der fast zur Trockne !) Zahlreiche in dieser Richtung gemachte Erfahrungen lehren, dass die Haltbarkeit der mit Salzlösungen bei hohen (aber gleichen) Temperaturen erhitzten Röhren in geradem Verhältniss wächst mit der a Löslichkeit der Salze. Reines Wasser greiit das Glas noch »weit f Ä stärker an. 5 143 _ eingedampfte Rückstand mit Salzsäure und viel Wasser nach längerem Erwärmen in Lösung gebracht. In der Lösung des Kryoliths wurde das Aluminium nach Fresexius ') durch Ammoniumoxydhydrat als Al,(OH), ge- fällt, durch wiederholtes Lösen in Salzsäure und Wiederaus- fällen von anhaftenden Alkalisalzen gereinigt und als Thonerde ° bestimmt. In den vereinigten und eingedampften Filtraten erfolgte nach dem Verjagen der Ammoniumsalze die Bestim- mung des Natriums als schwefelsaures Natrium. Die Baryum - haltigen Umsetzungsproducte hinterliessen beim Aufschliessen mit Schwefelsäure unlösliches schweiel- saures Baryum , aus dem nach zuvoriger sorgfältiger Reini- gung?) sich der Baryum-Gehalt direct ableitete. Im Filtrat davon wurden Aluminium und Natrium wie oben beim Kryolith bestimmt. Der Strontium- Gehalt der betreffenden Substitutionspro- ducte blieb nach der Aufschliessung grösstentheils als Strontium- sulfat ungelöst zurück; letzteres wurde durch Behandlung mit concentrirtem kohlensauren Ammonium, Salzsäure und erneuter Fällung mit Alkohol und H,SO, gereinigt und als Strontium- sulfat bestimmt. Im Filtrat wurde das in Lösung gegangene Strontium, nach Beseitigung der Thonerde mittelst Ammoniak, durch Alkohol- und Schwefelsäure-Zusatz abgeschieden, und zuletzt das Natrium wieder als Natriumsulfat gewogen. Die Calcium und Magnesium enthaltenden Producte lie- ferten, mit H,SO, aufgeschlossen, nach längerem Kochen mit Salzsäure - haltigem Wasser eine klare Lösung. In derselben wurde durch Ammoniak Thonerdehydrat, das Calcium als oxalsaurer Kalk gefällt und als Calciumoxyd gewogen, das Magnesium durch phosphorsaures Ammonium niedergeschlagen und als pyrophosphorsaures Magnesium gewogen. Durch suc- . cessive Anwendung von essigsaurem Blei und Schwefelwasser- stoff wurde der Ueberschuss des Phosphates beseitigt und im Filtrat endlich das Natrium wie bisher angegeben bestimmt. Das Fluor ‘wurde indirect bestimmt durch Berechnung aus der in Lösung gefundenen Menge der Metalle, an welche es gebunden war. Der Wassergehalt konnte bei Anwesenheit von Fluor nicht als Glühverlust ermittelt werden, sondern wurde durch Erhitzen mit vorher scharf geglühtem Kalk im Verbrennungs- rohr ausgetrieben und im vorliegenden gewogenen Chlorcaleium- Rohr aufgefangen und direct bestimmt. 1) Fresenvs, Quantitative Analyse, 14 Aufl., pag. 242 ft. 2) Ebendaselbst pag. 547. Dass der Kryolith. reines Aluminium -Na n- Fluo war, ergab folgende Analyse: Br 0,675 grm Kryolith lieferten 0,164 grm Al, "O8 0,688 grm Na,SO,, oder in Procenten: Formel Al, Na, Fl,;: a Ash ae 12,96 Na, rag ee 33,02 De en. 721 10000 100,2 Einwirkung von Chlorbaryum auf Kryolith. 1. Dreimonatliche Behandlung bei 100°. Es wurde reines krystallisirtes Chlorbaryum verwendet. Das sorgfältig ausgewaschene und bei 100° getrocknete Pro- duct ergab folgende Zusammensetzung auf 100 Theile: 1. 2. =. 4. 9.00 Al... 819 864.0—0.:.826.. 00 0 Ba... ..5220 51,98 5286. 0 Na.....343:.339 356 Ss = aa FIR... ....,34,30.0,85518.. 0 ne en H,O... 0 Hieraus berechnet sich die mittlere Zusammensetzung auf: mit dem Atomverhältniss: Al: =... 28.36 0,504 oder 4,000 oder 4 Ba.....9218..00:381,.5.°.5002 22 Na... .3,40.:.0450 1,974. 209 KL. 2, 934.10 1,829. „24,052... 23 H,O... ; 146... 0082. 2, .:107. 2a 100,19 Als empirische Formel ergiebt sich also: AL Ba Na Kl, - 8,0, welche zur Klarlegung der genetischen Beziehungen zum Kryo- | lith auch geschrieben werden kann: Be. 2 [AL Fly 6 ({: x.) ua | also einen wasserhaltigen Kryolith repräsentirt, in welchem 2 E_ 145 des Natrium-Gehaltes durch die äquivalente Menge von Baryum vertreten ist. Diese Formel verlangt: IE 310° - - 8387 Ba 685 52,09 Nah 16 3,49 et 456 34,68 Ho 32.0018 1,37 1315 100,00 Die Umsetzung des Chlorbaryums mit dem Kryolith ist demnach im Sinne folgender Gleichung verlaufen: 2 Al, Na, Fl. + 5 Ba Cl, + H,O = (Al, Ba, Na, Fl,, -- H,0) + 10 Nat. 2. Sechstägige Einwirkung bei 180° C. Die Analyse der bei 100° getrockneten Verbindung ergab auf 100 Theile berechnet: 1. 2. 3. 4. 9. 6. ?: Bag ge ee arg un wit esse ag re nes Aigen a le Ber in ae N o unten Aus diesen Werthen berechnet sich folgendes Mittel: mit dem Atomverhältniss: ln. 8,78 0,319 oder 1,94 oder 2 Ba... ..4483 0.9322. :..7.-4.99 5 2 Nr 329.5: 2,00 & 4 Els.... 30,96 1 a 1 So ey SS Ne Or 99,67 Der empirische Ausdruck der Zusammensetzung ist danach: Al, Ba, Na, Fl, + Y, H,O oder im Hinblick auf die Bildung: 2 [AL FL, +6 (2, Ba + Y%, Na) Fl] + H,0. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXUI 1. 10 146 Diese Formel verlangt: Alan a 110 8,99 Ba an, 548 44,77 Na, 2 Sat, 92 1,52 IE 456 37,25 BED ah 18 1,47 1224 100,00 Der Körper hat sich gebildet nach der Gleichung: 2 Al, Na, Fl, + 4BaCl, + H,O = [2(Al, Ba, Na, Fl,,) + H,0] + 8 Nacı. Einwirkung von Strontiumlösungen auf Kryolith. Zu den Versuchen wurde nicht, wie bei allen übrigen, das Chlorid, sondern das Nitrat des Strontiums verwendet, da letzteres leichter rein zu beschaffen und die Löslichkeit beider Salze bei den in Frage kommenden Temperaturen fast voll- kommen gleich ist.) Es wurden um so weniger Bedenken getragen, das Nitrat anstatt des Chlorids einwirken zu lassen, als einerseits LEmBEre ?) durch Behandlung von Silicaten mit Chloriden und Nitraten zu dem Resultat gekommen ist, dass die Affinität der Salzsäure und Salpetersäure gegenüber den Alkalien die gleiche ist, wie dies andererseits auch 'THomsEn für wässerige Lösungen gefunden hat. Durch Umkrystallisation gereinigtes salpetersaures Strontium diente zur Darstellung der gesättigten Lösungen. 1. Dreimonatliche Behandlung bei 100° C. Die quantitative Untersuchung des verhältnissmässig rasch _ und vollständig auswaschbaren Umwandlungsproductes ergab auf 100 Theile desselben berechnet: 1. 2: 3. 4. 5. EEE AL... 9,9, 9 59 ee Sr, 2.39.16 39,97%... BET ee Na:. ....2".208 . 3,98 493: 4.29 2 2 15.74 2408861209 zu Sauer IE... em =. .,.63 636 1) Nach MuLver, s. RoscoE-SCHORLEMMER, Lehrbuch der Chemie, “ | Bd. II. pag. 173. Be: 2) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 533. en _Woraus sich ergiebt: 3 N Mittel: Atomverhältniss: _ E Al... 9,82 0,350 oder 3,98 oder: 4 = Se... 89,012.0440 5 AM. 5 “ N ass. >0179. 5.92.00 ,: 9 ; Bl... 410,933. 2.154 7, 23,99 „24 E FON EGAL A a 100,36. F Die empirische Formel des Substitutionsproductes wäre demnach: % AL Sr, Na, EL, + 4 H,0. Sie verlangt: | Altar 110 9,81 DESSEN 2 in 437,5 39,01 5 N 46 4,10 Br... 456 40,66 i 4 1,02... 12 6,42 a 1121,5 100,00 : Der genetische Zusammenhang mit dem Kryolith kommt besser zur Geltung, wenn obige Formel geschrieben wird: } 7, 16 ml + 230 E In 2 Moleeülen Kryolith sind 10 Atome Natrium ersetzt - worden durch 5 Atome Strontium unter Aufnahme von Wasser, _ nach der Gleichung: i 2 Al, Na, Fl, + 5 Sr (NO,), + 4 1,0 = : (Al, Sr, Na, El, I 4 H0) # 10.NaNO.. EEE EEE EG i ke, 1 R n: EEE RE ER 2. Sechstägige Einwirkung bei 180° im Einschmelzrohr. Die meisten der schwer schmelzbaren Glasröhren zer- platzten, namentlich am 4. und 5. Tage, so dass von 10 in das Paraffinbad eingelegten Röhren nur 2 bei der hohen Tem- peratur erhalten blieben. _ folgende quantitative Zusammensetzung: Der Einwirkungsrückstand lieferte 10° 148 2 1.20 4: d05. no Al... ..10,64 1077 1058 0000200 Sr... Barageeeen Na unsre Fl... A372 aaa Ho... ur one een Es entspricht dem hieraus sich ergebenden Mittel: Atomverhältniss: Al... 10,64 0,387. oder 2,05 edex 2 Sr 12188,04 0,384 152,0. Na... 2.868 ° 0,317..,...2.00 Ben Fl... 43,94,22,293: . 121202072 H,O :...09,41..0493°:, 31022 4 99,97. Die empirische Formel lautet also: Al, Sr, Na:Fl, 1.H,0. Sie verlangt: I 55 10,54 a 175 33,53 Ne 46 8,81 ae 228 43,68 10 ee 3,44 522 100,00 Das Produet ist aus dem Kryolith hervorgegangen unter Aufnahme von Wasser durch Ersatz von zwei Drittheilen des Natrium-Gehaltes durch die äquivalente Menge Strontium, so dass man seine Formel dementsprechend auch schreiben kann: Alu 6 | | a) Der Verlauf der Umsetzung ist folgender: Al, Na, Fa + 2 Sr(NO,), + H,O = (Al, Sr, Na, Fl. + H,0) + 4 NaNO,. Einwirkung von Caleiumlösung auf Kryolith. 1. Bei 100° C. 3 Monate behandelt. Die Analyse ergab für das gut ausgewaschene und bei B. 100° getrocknete Einwirkungsproduct: Ki, » % ® a “ # Ki „ F) 17 H en Ar a Be Dear ee Be ee re a Bere ne a ee. Es entspricht dem aus diesen Zahlen gefundenen Mittel: Atomverhältniss: Al... 12,46 0,453 oder 4,04 oder 4 eh 0,56 02 Man ara 022480 1 720085322 Re. 9l,5b . 2.718.8,204816 45124 11,02::078,17 50,454 52 54,093, 74 NE Der Calciumkryolith ist mithin: Al, Ca, Na, Fl,, + 4 H,O. Ar. 10.1 E20. ,200 29,68 Ne a Rue äse 51,58 a 8,15 8854 100,00 Aus dem Kryolith ist dieser Körper nach folgender Um- setzungsgleichung hervorgegangen: ZEN: EL 5 GEL, 40 > (Al. Ca, Na, FL, + 4 H,0) + 10 Nacı. Von den 12. Atomen Natrium eines Doppelmolecüls Kryo- lith sind hiernach °/,, d. h. 10 Atome durch die äquivalente Menge Calcium substituirt, Wasser ist aufgenommen und Na- trium als Chlornatrium ausgeschieden worden. Diese Beziehungen treten mehr hervor, wenn obige Formel geschrieben wird: 5 AL Pl 6 nn Fl + 2 3,0. 2. Einwirkung bei 180° 6 Tage lang. Schon nach eintägiger Erhitzung zeigte sich in der klaren, syrupartigen Chlorcaleiumlösung eine grosse Anzahl von voll- kommen ausgebildeten Kochsalzwürfeln, die entweder einzeln oder zu Gruppen vereinigt auf dem zu Boden gesunkenen Kryolithpulver angeschossen waren. Einige Würfel maassen in den Kanten bis zu 2 mm. Nach mehrtägiger Einwirkung schien sich die Zahl der Krystalle nicht gerade vermehrt zu haben, was darauf hindeutet, dass bei diesen Versuchsbedin- gungen weniger die Zeit, als vielmehr die Temperatur und der Ueberschuss der Salze als wesentlich die Umsetzung beein- flussende Factoren anzusehen sind. Bei den ähnlichen, mit Lösungen von BaCl,, Sr(NO,), und MgCl, angestellten Ver- suchen war die Ausscheidung des gebildeten Chlornatriums aus dem Grunde nicht sichtbar, weil aus den übersättigten Lösun- gen beim Erkalten der Ueberschuss an Salz auskrystallisirte und das Kochsalz einhüllte. Die quantitative Zusammensetzung des Körpers war folgende: I; 2. 3. 4. d. 6. 7: AU ...18,07 12,80. 1864 1 Sea da. ....18;64..18,55:3:. 8880 Na ....10,68 10,92: 10,66 "los ca Fl... SA89 sh IE n HOLLNe Mittel: Atomverhältniss: Al...12,84 0,467 oder 2,008 oder 2 Ca... 18 2m Na... 10.00.0465 „ am a Fl... 54.08. 284 000, 000 1.0. east. los oe 100,63 Dem Körper kommt also die empirische Formel: Al, Ca, Na, Fla + H,O zu, welche verlangt: AN 0 55 12,88 a ee 46 10,77 By 228 53,40 1.0.8 4,21 427 100,00 Chlorcaleium setzt sich bei 180° nach 6 Tagen mit dem Kryolith demnach in folgender Weise um: ® PREV) EN EEE ERNANNT NET N an Fra 151 Al, Na, Fl, E 2 ac, + Ho = (Al, Ca, Na, Fls + H,O) + 4 NaCl, indem unter gleichzeitiger Wasseraufnahme von den 6 Atomen Natrium des Kryoliths 4 Atome durch die äquivalente Menge von 2 Atomen Calcium vertreten werden. Man kann die - Formel auch schreiben: Air 10% 2 es FI H,O. Einwirkung von Magnesiumlösung auf Kryolith. 1. Bei 100° GC. 3 Monate lang. Das Umwandlungsproduct hatte die procentische Zusam- mensetzung: 2 3. A a ae N See Be and esgoka Br he he mn nen 22.05,9999 39 0 Mittel: Atomverhältniss: Al...13,79 0,501 oder 3,97 oder 4 De ee ige NE 5811.0.053°%: 9,00 ,2.°9 U Or ya, a 113,13. Der empirische Ausdruck der Zusammensetzung ist mithin: Al, Mg, Na, Fl,, + 4 H,O. Diese Formel verlangt: Alma 110 13,68 Me en. 120 14,93 Na Ah 5,72 IRA 456 56,72 AO. 8,95 804 100,00 Bei der nach der Gleichung: 2 Al, Na, Fl, + 5 MeCl, 4 H,O = (Al, Mg, Na, FL, + 4 H,0) + 10 NaCl verlaufenden Umsetzung treten in 2 Molecülen Kryolith an Stelle von 10 Atomen Natrium die aequivalenten 5 Atome Magnesium ein, Wasser wird aufgenommen, Chlornatrium ab- geschieden. Wir können obige Formel demgemäss auch so auffassen: Al, Fl, 4 6 \; ns FI+2HO0. 2. Sechstägige Behandlung bei 180° C. An der Luft erhitzt, zerfallen die Magnesium- Salze mit flüchtigen Säuren bei Temperaturen, die viel höher als der Siedepunkt liegen, theilweise in die Säure und Magnesium- oxyd; letzteres könnte, ähnlich wie Kalk !), zersetzend auf den Kryolith einwirken: Al, Na, Fl. + 6 MgO = Al, Na, O0, + 6 MgFl, und lösliches Natronaluminat und unlösliches Fluormagnesium bilden, also störend in den Verlauf des Processes eingreifen. Findet jedoch die Erhitzung nicht an der Luft, sondern im engen, abgeschlossenen Raum statt unter höherem Druck, so ist anzunehmen, dass obige Zersetzung auf ein Minimum be- schränkt wird, da die am Eintweichen gehinderte Salzsäure das abgeschiedene MgO sofort wieder lösen wird. Um den Raum zur Ausbreitung der Wasser- und Salzsäuredämpfe möglichst einzuschränken, wurden deshalb die Röhren so weit mit Lö- sung und festem MgCl, gefüllt, dass nach dem Zuschmelzen ein kaum drei Finger breiter Raum vorhanden war. Nach dem Oeffnen der Röhren konnte nur ein ganz schwacher Ge- ruch nach Salzsäure wahrgenommen werden. Das bei 100° getrocknete Umsetzungsproduct lieferte die folgende procentische Zusammensetzung: ee nc D 3... Sy Al ...1850. Bor. BB - won Me... 1A ea, 2 a Na... .210,95% 11.25. 1:09. 11,01 2 SO 3... 2.55,14.955.05 028 u en Bo. 2 a — 6,907 ..8,541 0808 !) Amtlicher Bericht der Wiener Weltausstellung 1875. II. p. 638. 5 | 4 5. E. A Br 4 N a e) R Aa Woraus: ar Mittel: Atomverhältniss: Al...18,24 0,482 oder 2,00 oder 2 MEER. 11,94 ,7.0,280 92 Narr: 71:08710,481% 7 72,00%,.7°2 BR 255.09°::2,899 3,:272.05°,2°12 3:9:2:8,83 0491, 2.04.9942 IHLT. Die empirische Formel des Körpers lautet danach: Al, Ms, Na, Fl, 7 2 H;0. Dieselbe verlangt: SLR 95 13,32 Mo... 48 11,62 Na c0.. 46 11,14 Ra. 228 99,20 2ER 24490 8,12 413 100,00. Von den 6 Atomen Natrium des Kryoliths sind also 4 Atome, d. h. °/, durch 2 Atome Magnesium ersetzt worden, wie die Umsetzungsgleichung lehrt: AL Na: BL, 52 Me Q,.7241,0 = (Al, Mg, Na, Fl. + 2 H,0) + 4 NaCl. Die Beziehung des Productes zum Kıyolith tritt besser hervor, wenn wir der Formel die Fassung geben: Al, Fl + 6 1 a FI +2H,0. Zur Entscheidung der Frage, ob es möglich ist, in den bisher erhaltenen Substitutionsproducten das eingetretene Metall wieder auszuziehen und durch andere Metalle zu ersetzen, wurden an den Calcium und Magnesium enthaltenden Körpern noch dahin zielende Versuche angestellt. Dieselben wurden an den bei 180° dargestellten Verbindungen vorgenommen, da sie leichter und in grösserer Menge zu beschaffen waren als die nach dreimonatlicher Einwirkung bei 100° erhaltenen Substanzen. Die Substitutionsproducte sind im Folgenden kurz als Kryo- lithe aufgeführt unter Vorsetzen des Namens des in den Kryolith eingetretenen Metalls. Eingeklammert ist ihre Bildungstempe- ratur hinzugefügt. Einwirkung von Caleium - Lösung auf Magnesium- | S kryolith (180°). Der Magnesiumkryolith (180°) wurde im zugeschmolzenen Glasrohre mit einer sehr concentrirten Chlorcaleium - Lösung bei 180° 6 Tage erhitzt. Das Einwirkungspreduct hatte die Zusammensetzung: 1 2. 3 Ne 21...B2 Bun MB: ..29,973010,70 10,01. oa een... Na...810 820 ss 2a Fl‘... ..55,14..555738 54,99 ol nn MO. 00 Es entspricht den hieraus sich ergebenden Mittelwerthen das Atomverhältniss: Al... 1331 0,484 oder 8,02’ oder 8 Me‘. .„‚10,23:.°0,496 52 00 Ba St 122. ee Narr 2.888...1038021 „er00 Eli; :4.:9929 2,910: 7,0489 1 5 2 H0:2.'817 0,487 :45,29.8,.04: 5 100,80. (0 Ze oori SEE | Als empirischer Ausdruck der Zusammensetzung resultirt die Formel: Al, Mg, Ca, Na, Fl, + 8 H,0. Dieselbe beansprucht die Zahlenwerthe: Aa 220 13,24 Mer 168 10,11 Ca. Dale8o 4,81 Na... 8 138 8,30 N 92 54,87 3’H.0, 0), St 8,66 1662 39,99 Aus dem Magnesiumkryolith (180°) ist diese Verbindung im Sinne folgender Gleichung entstanden: | 4 (Al, M&, Na, Fl; + 2H,0) + 2 Call, = (Al, Mg, Ca, Na, Fls 8 H,0) + MgCl, + 2 NaCl. Ben - €: 6 & Be Hälfte 3 uBein etenen Caleiums hat nn. ie Hälfte die aequivalente Menge Natrium ausgetauscht. Die Beziehung des Calcium- M agnesiumkryoliths R zum Kryolith tritt klarer hervor bei folgender Fassung der T Formel: Al, Fl,, + (Mg, + Ca, + Na,) FL, + 8 H,O oder 1 Mg Al, Fu, + 6% %/, Ca FL + 2H,0. ®/,s Na Einwirkung von Magnesium -Lösung auf Caleium- kryolith (180 °). Der vorhergehende Versuch lehrt, dass Magnesiumkryolith (180°), mit Chlorcaleium behandelt, nur einen kleinen Theil seines Magnesium-Gehaltes gegen Calcium austauscht. Es war von Interesse zu prüfen, ob Caleciumkryolith (180°) mit Chlor- - magnesium in gleicher Weise behandelt, ähnlich sich verhalten würde. Zu dem Zwecke wurde der pag. 150 angeführte - Caleiumkryolith (180°) im zugeschmolzenen Rohre der Ein- wirkung einer höchst concentrirten Chlormagnesium - Lösung 6 Tage lang bei 180° ausgesetzt. Die Analyse des erhaltenen Körpers ergab: 8: 2. 3. 4. 5. 6. 1: Eur 990851380 128700. — is ee We ie Wr Be an men ee an ae SE ER Ben 88377007 Mittel: Atomverhältniss: Al...12,88 0,468 oder 7,81 oder 8 ; ER 2 II Mas LBS 5 I IN 332.212: 82823-935607 5),2:.6,00 5 Br ya A699: BOB el. 99,81. jo oRo Kor) Die Zusammensetzung führt also zu der empirischen Formel: Al, Ca, Mg, Na, Fl, + 8 H,O. 156 Sie verlangt: AU 220 12,99 Gala 160 9,44 Mair a, 120 7,08 Nat.‘ 138 8,15 LT. 912 53,84 sH0 .... aa 1692 100,00 Aus dem Calciumkryolith (180°) ist dieser a her- vorgegangen nach der Gleichung: 4 (Al, Ca, Na, Fl, + H,0) + 5 MgCl, + 4H,0O = 4 CaCl, + 2 NaCl + (Al, Ca, Mg, Na, Fl, + 8 H,O), indem das Magnesium sowohl Calcium als auch, wenngleich in geringerer Menge, Natrium in aequivalentem Mengenverhält- nisse ersetzt hat, während letztere als Chloride ausgeschieden sind; gleichzeitig hat eine Aufnahme von Wasser stattgefunden. Die empirische Formel des erhaltenen Magnesium-Calcium- kryoliths kann gedeutet werden als: Al, Fl,, 4 (Ca, + Mg, + Na,) Fl,, + 8 H,O oder /, Ca AL, FL +6% %, Ms} FL +2 50 /ıs Na Zur leichteren Vergleichung mögen die Formeln der erhal- tenen Substitutionsproducte in folgender Tabelle noch einmal übersichtlich zusammengestellt werden: (Siehe die nebenstehende Tabelle.) Die schon in diesen Formeln klar zum Ausdruck kom- mende Thatsache, dass alle erhaltenen Körper dem Kryolith sehr nahestehende Substitutionsproducte sind, findet eine wei- tere Bestätigung und Ergänzung in den allgemeinen physika- lischen und chemischen Eigenschaften derselben. Ihr Verhalten ähnelt sehr demjenigen des Kryolithes.. Sie wurden sämmtlich als pulverförmige, weisse Körper erhalten, welche, wie bei der Art und Weise der Bildung nicht anders zu vermuthen war, selbst unter dem Mikroskop keine Krystallbildung erkennen liessen, sondern aus amorphen Körnchen zusammengesetzt waren. Mit dem Kryolith haben alle diese Körper das gemein, dass sie, auf dem Platinblech erhitzt, sehr leicht schmelzen. Anfangs entweicht unter geräuschvollem Aufschäumen das Wasser nebst beigemengter Flusssäure, dann schmilzt die 157 3 r Producte der Einwirkung. EDEN EINEN | ee Eh in A REN RE | a. bei 180° nach 6 Tagen. I b. bei 100° nach 3 Monaten. = + Bach | 2A, +6 [jR ae ui Fl +6 PNA FIHERO. f 3/6 SE Sn 0, oh Na Al, Fl, +6 . | FI+2H;0. 1 1/, Na + 6NaFl) + Call, 1/, Na | Al, Fl; + 6 | 7, 0a pı +H,0. = AL RL, +6 | 0 Na FI+21,0. FL +6 Nam) + 2, Mg) 15), Mg Pi | Al, Fl, +6 Ps jFI+2B.0. A, Flo +6 | z |FI+2E.0. | Mg | iumkryolith r Al, Fl, Ar 6 "nn Ca RI 25,0. Duo Na m . 4) ca Be yoliih (1809) | a1, m, +6. 5, Me \FI-+2H,0. Be Ms Cl, a a v Masse zu einer wasserklaren leicht beweglichen Flüssigkeit, welche beim Erkalten zu einem milchweissen Email erstarrt, - das in concentrirter Salzsäure unlöslich ist, in concentrirter - Schwefelsäure aber, wenn auch langsam, sich löst. R Im offenen Röhrchen erhitzt, entweichen je nach der Höhe des Wassergehaltes grössere oder geringere Mengen von Wasser, die sich an den kälteren Wandungen des Röhrchens conden- siren und stark saure Reaction gegen Lacmuspapier zeigen. - Beim Uebergiessen mit concentrirter Schwefelsäure geht sofort _ eine lebhafte Zersetzung vor sich; die Masse schäumt unter Ausstossung von nebelbildendem Fluorwasserstoffgas stark auf - und hinterlässt einen schleimigen, breiigen Rückstand. Ein Blick auf die Tabelle lässt schon erkennen, dass die auf gleiche Weise entstandenen Producte einerseits eine un- _ verkennbare Aehnlichkeit und Gleichmässigkeit in der chemi- schen Zusammensetzung besitzen, dass aber andererseits der _ Wassergehalt auffallende Abweichungen aufweist. Bei näherer Prüfung fällt es aber auch hier nicht schwer, eine unläugbare Gesetzmässigkeit zu erkennen. Beduciren wir zur leichteren Vergleichung die Formel sämmtlicher Verbindungen auf die gleiche Menge Fluoraluminium, so ist aus beiden Columnen, namentlich aber aus der ersten ersichtlich, dass der Wasser- A Et abhängig ist von der Natur der in den Kryo- ae NE ER SUN RER METER MITTE A a Y lith substituirend eingetretenen Elemente; der- selbe wächst in gleichem Maasse mit der Löslich- keit der einwirkenden Salze.!) Bei der Einwirkung des am wenigsten löslichen Chlorbariums auf den Kryolith ist am wenigsten Wasser aufgenommen worden, höher ist der Wasser- gehalt der Strontium enthaltenden Verbindungen, am höchsten hydratisirt sind die Magnesium-Substitutionsproducte. Es ent- spricht diese stufenweise Zunahme des Wassergehaltes voll- kommen der an natürlich gefundenen, wie künstlich darstell- baren Salzen (z. B. Sulfaten, Nitraten etc.) bekannten That- sache, dass die Bariumverbindungen wasserfrei oder wasserarm sind, und dass der Krystallwassergehalt bei den Strontium- und Caleiumsalzen allmählich steigend bei den leichtlöslichen Magnesiumsalzen sein Maximum erreicht. Die Versuche geben ferner Aufschluss über die oben (pag. 140) aufgeworfene Frage nach dem Einfluss der Tem- peratur auf die Höhe des Wassergehaltes. Sie bestätigen den schon an manchen anderen Salzen?) festgestellten Erfahrungs- satz, dass erhöhte Temperatur den Wassergehalt der gebildeten Verbindungen meistens herabdrückt. Bei den Baryumverbindungen, die beide auf ein Moleeül des ursprünglichen Kryoliths den geringen Gehalt von /, Mol. H,O zeigen, tritt dieser Erfahrungssatz allerdings nicht hervor. Wohl aber macht sich der Einfluss der Bildungstemperatur gel- tend bei den Strontium und Calcium enthaltenden Umsetzungs- producten. Bei 100° dargestellt enthalten sie auf ein Molecül Kryolith 2 Molecüle H,O, bei 180° dagegen nur 1 Molecül. Die bei beiden Temperaturen entstandenen Magnesiumkryolithe weisen wiederum den gleichen Gehalt von 2 Mol. H,O auf 1 Mol. Kryolith auf, was jedoch mit der allen Magnesium- 2) Neben der Unlöslichkeit des BaSO,, der geringen Löslichkeit des SrSO,, der Schwerlöslichkeit des CaSO, und der Leichtlöslichkeit des M&SO, sei nur kurz auf die Löslichkeit der hier in Betracht kom- menden Salze verwiesen: E In 100 Theilen H,O lösen sich BaCl,;, Sr(NO,), CaCl, Ms Cl, bei. 20.07.21... 93,% 70,8 ca. 80 ca. 130 ber 1000 0,2,..58.3 101,1 1 366 nach RoscoE-SCHORLEMMER, Ausführl. Lehrb. d. Chemie. 2) Nach Biscuor, Chemische Geologie, Bd. 1]. pag. 127; vergl. auch noch Lemserc, Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. 1877. pag. 475) scheidet sich aus einer gesättigten und bis nahezu 0° abgekühlten Lö- sung von MgCO, in mit CO, imprägnirtem Wasser beim Verflüchtigen der CO, das Salz: MgCO, + 5 H,O ab, bei gewöhnlicher Temperatur fällt MgCO, + 3 H,0 und beim Verdunsten auf dem Wasserbade wasser- freies M& 00, aus. — Ferner scheidet sich aus einer Lösung von N,C00; bei gewöhnlicher Temperatur das Salz: (Na,CO,; + 10 H,0) aus, aber bei etwa 50° das wasserärmere Na,00, + 7 H,O. } N u a a = “ 159 salzen in besonderem Grade zukommenden Eigenschaft in Einklang steht, dass sie meist viel Krystallwasser in den Molecularverband aufnehmen und deshalb weniger von der Temperatur beeinflusst werden. Bei der Behandlung des nur 1 Mol. H,O enthaltenden Calciumkryoliths (180°) findet dem- entsprechend mit der Aufnahme von Magnesium sogar eine Zunahme des Wassergehaltes statt. — Ob und wie weit der mit der hohen Temperatur von 180° nothwendig verbundene ‚höhere Druck in den Glasröhren die Höhe des Wassergehaltes beeinflusst hat, ist schwer zu entscheiden; doch darf nach den Versuchen Bunsen’s, welche zeigen, dass der Druck allein weder das Auflösungsvermögen der Flüssigkeiten vermehren, noch wie erhöhte Temperatur Zersetzungen- bewirken kann!), vermuthet werden, dass auch hier dem Druck an sich kein wesentlicher Einfluss auf die chemischen Kräfte, also auch nicht auf die Höhe des Wassergehaltes, zuzuschreiben ist. Betrachten wir nun die Veränderungen, welche im wasser- freien Kern der Verbindungen vor sich gegangen sind, so ist bei sämmtlichen Versuchen eine Umsetzung des Kryoliths zu constatiren: das Natrium ist ausgeschieden und an seine Stelle sind die Metalle der alkalischen Erden eingetreten und zwar stets nach aequivalenten Mengen. Die zur Anstellung der Versuche Anregung ge- bende Vermuthung, ein in der Natur so zersetzlich sich zei- gendes Mineral werde sich auch zu künstlichen Metamorpho- sirungen besonders eignen, hat sich also bestätigt. Die Er- wartung jedoch, dass der gesammte Natriumgehalt. gegen diese Elemente sich austauschen würde, hat sich nicht erfüllt; ein grösserer oder geringerer Rest desselben ist überall zurück- geblieben. — Wie vorauszusehen war, sind zwar bei so ver- schiedenen Temperaturen und nach so verschiedener Dauer der Einwirkung auch verschiedene Endproducte hervorgegangen; sehr merkwürdig aber ist der Umstand, dass innerhalb derselben Versuchsreihe die Umsetzungin gleich intensivem Grade verlaufen ist. Nach sechstägiger Einwirkung bei 180° sind von den 6 Atomen Natrium des Kryolithes ohne Ausnahme 4 Atome, also zwei Dritttheile durch aequivalente Mengen von Baryum, Strontium, Calcium oder Magnesium ersetzt worden; ebenso sind nach dreimonat- licher Behandlung bei Siedetemperatur durchweg an die Stelle von °/, des Natriumgehaltes die vier Erdmetalle in den entsprechenden Mengen eingetreten. Weiter ergiebt sich, dass von wesentlichem Einfluss auf den Verlauf der Umwandlung vor Allem die > Vergl. BıscHor , Chemische Geologie I. pag. 167. Zeit ist. Für das nach einmonatlichem Digeriren mit Chlör; 1 caleiumlösung bei 100° erhaltene Product fand Lemsere!) eine dem natürlichen Pachnolith: Al, Fl, +6(%/, Cca-+ Y,Na)Fl -- 2H,O sehr nahekommende Zusammensetzung, während der von mir in gleicher Weise dargestellte, aber drei Monate lang behandelte Caleiumkryolith (100°) nach pag. 149 der Formel: Al, Fl, + 6 (°/, Ca -+ '/, Na)Fl -+ 2H,O entspricht, demnach einen weiter vorgeschrittenen Grad der Umsetzung repräsentirt; es verhalten sich die nach ein- und dreimonatlicher Wirkung eingetretenen Calciummengen wie 4:5. Je länger die Dauer der Einwirkung, desto tiefer eingreifende Verän- derungen gehen in der molecularen Zusammen- setzung der Doppelfluoride vor sich. — Nicht unwahr- scheinlich möchte hiernach die Annahme erscheinen, dass das Natrium des Kryoliths bei nur genügend langer Versuchsdauer ‘ schliesslich vollständig ersetzt werden kann. Wie der Wassergehalt der Verbindungen von der Höhe der Temperatur beeinflusst wird, so spielt die Temperatur eine nicht minder wichtige Rolle in Bezug auf den Grad der mole- cularen Umsetzung. Nach dreimonatlicher Einwirkung bei 100° sind °/, des Natriumgehaltes, nach sechstägiger Behand- lung bei 180° jedoch */, des Natriums durch die betreffenden Metalle vertreten worden. Wenn nun zwar in Folge der unverhältnissmässig längeren Dauer des Experimentes die Zersetzung im ersten Falle weiter vorgeschritten ist als im letztgenannten, so stellt sich dennoch, trotz des so bedeutenden Zeitunterschiedes, die Verschiedenheit der betreffenden Zer- setzungsproducte als so gering dar, dass zweifelsohne gefolgert werden darf: der Grad sowohl wie die Schnelligkeit der Umsetzung ist abhängig von der Höhe der Temperatur; sie steigen und fallen mit dieserin demselben Verhältniss, natürlich nur unterhalb einer gewissen Temperaturgrenze, bis zu welcher der Kryolith und seine Derivate ohne Zerfall des Molecüls erhitzt werden können. Ein besonderes Interesse bietet noch das Ergebniss der Behandlung des Calcium- und Magnesiumkryoliths (180°) mit Magnesium- resp. Calciumlösungen. Wie schon bemerkt, wur- den diese Versuche angestellt, um zu ermitteln, ob die einmal in den Kryolith eingetretenen Elemente Ca und Mg eine sta- bile Verbindung gebildet haben, oder ob sie sich aus derselben wieder entziehen (resp. ersetzen) lassen. Die quantitative Untersuchung ergiebt nun, dass die beabsichtigte wechselseitige Ersetzung der beiden Elemente weder in dem einen noch in dem anderen Falle eine vollständige gewesen ist, dass sie 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 620. 161 vielmehr erst bis zu einem gewissen Zwischenstadium vorge- schritten war, in welchem beide Elemente noch nebeneinander vorhanden sind. Trotz gleicher Versuchsbedingungen sind indessen auffallenderweise von den beiden Elementen nicht die gleichen Mengen ein- resp. ausgetreten. Die Zusammensetzung des durch Einwirkung von Chlorcaleium auf Magnesiumkryolith (180°) erhaltenen Körpers führt nach pag. 155 zu der Formel: : A, Fk + 6 (Ya Mg + °/, Ca — °/, Na) FL + 2,0, - während der Magnesium-Calciumkryolith (180 °) nach pag. 156 Eder Kormel: \ AL, FL, +6 (1, Ca + YeMg + Na) Fl + 2,0 entspricht. Beachtenswerth ist zunächst die in beiden Formeln zum Ausdruck kommende Thatsache, dass sowohl im Magnesium- kryolith (180°): Al, Fl, +6 (/, Mg + '/, Na) FlI-+ 2H,0 als - im Galeiumkryolith (180°): Al, Fl, +6 (?/, Ca + \/, Na) Fl —+ H,O im zugeschmolzenen Rohr die noch vorhandene Na- - trium - Menge durch Eintritt von Ca resp. Mg verringert und von "/, auf °/,, = '/, reducirt worden ist. Es liefert diese - Beobachtung einen weiteren Beleg für den schon pag. 160 - beleuchteten Einfluss der Versuchsdauer auf den Grad der Ersetzung. — Als bemerkenswerthes Ergebniss der Versuche ist jedoch die partielle Vertretung des Magnesiums (beziehungs- weise des Calciums) durch Calcium (beziehungsweise Magne- sium) zu verzeichnen, wobei sich eine offenbare Verschiedenheit in der chemischen Verwandtschaft des Calciums und des Mag- nesiums kund giebt. Der Gehalt an Magnesium im Magnesium- _ kryolith (180°) wird nämlich durch das substituirend eintre- > "tende Oaleium von ®/,, auf ”/,, also nur um !/,, erniedrigt, x während im anderen Falle der Calciumkryolith viel mehr Ca - abgiebt und dafür Mg eintauscht, indem sein Gehalt an Cal- cium von °/,, auf */,,, also um die Hälfte reducirt erscheint. Es folgt hieraus, dass der Magnesiumkryolith (180°) eine stabilere und schwieriger zersetzbare Substanz ist als der Caleiumkryolith (180°), welcher dem Angriff von Magnesiumlösungen viel weniger Widerstand entgegen zu setzen im Stande ist. Dass dies charakteristische Verhalten des Oal- cium- und Magnesiumkryoliths kein einzeln da- stehendes ist, sondern in der Natur eine vollkom- mene Parallele beiden Calcium- und Magnesium- ' silicaten findet, möge hier nur kurz ausgeführt werden. So fand BiscHor !), dass eine Gyps- Auflösung mit Magnesia- 1) Biscuor, Chemische Geologie Bd. I. .pag. 48. u. Bd. II. pag. 199. ‚Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIL 1. 11 silicaten selbst nach längerer Versuchsdauer eine nur sehr geringe Zersetzung bewirkt. Auch Leusere !) stellte nicht nur durch Untersuchung natürlicher Gesteins - Metamorphosen, sondern auch durch zahlreiche Experimente fest, „dass (wie 2. B. beim Serpentinisirungsprocesse) Kalk und Alkalı in Silicaten leicht ersetzbar sind durch Magnesia, und dass die Magnesia eine grosse Neigung besitzt, wasserhaltige Silicate zu bilden.“ Dass diese letzte Eigenthümlichkeit des Silicats auch dem Fluorid zukommt, wird nicht nur durch den schon oben betonten hohen Wassergehalt der Magnesiumkryolithe bewiesen, sondern auch durch die mit dem Eintritt von Magnesium in den Calciumkryolith (180 °) verknüpfte Aufnahme von I Mol. H,O. — Ganz entsprechend dem hier gefundenen Verhalten der Fluoride, zeigte sich durchweg bei Behandlung der Silicate mit Salzlösungen, dass die Ueberführung von Maenesiasilicaten in Kalksilicate sehr viel schwieriger erfolgt als der umgekehrte Vorgang. | Sucht man nach einer Erklärung für die auffällige Er- scheinung, dass durch gleiche Behandlung sowohl im Magne- siumkryolith (180 °) das Mg durch Ca, als auch im Caleium- kryolith (180°) das Calcium theilweise durch Magnesium ausgetrieben werden kann, so genügt hierzu die Affinitätslehre für sich allein nicht; denn dieselbe setzt voraus, dass diejenige Substanz, welche eine andere aus ihrer Verbindung austreibt, nicht wieder in dieser neuen Verbindung durch die von ihr eliminirte vertreten werden kann. Wir sehen uns vielmehr genöthigt, die vorliegenden Reactionen in die meist unterschätzte Anzahl derjenigen Processe einzu- reihen, bei welchen weniger der chemische Gegen- satz, die Affinität, als vielmehr das Mengenver- hältniss der in Berührung gebrachten Substanzen der die Wechselzersetzung bedingende und we- sentlich beeinflussende Factor ist. BERTHOLLET?) war es, welcher zuerst durch zahlreiche Versuche die Ansicht vertheidigte, dass die chemische Ver- einigung und Zersetzung nicht nur durch die Verwandtschaft, sondern auch durch die Menge der einwirkenden Substanzen bestimmt werde. Neben BiscHor?’) und anderen Forschern betonte namentlich LEuBere*), auf neue analytische Belege gestützt, „dass bei chemischen Umwandlungen von Silicaten l) LEMBERG, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872. .pag. 214 u. 253., sowie ebendaselbst 1876: Silicatumwandlungen. 2) BERTHOLLET, Recherches sur les lois de l’affinite. Paris an IX. — BERTHOLLET, Essai de statique chimique. Paris an X. ®) Chemische Geologie I. pag. 112 u. a. m. #) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 526. % N e; 4 4 h) 4 \ Se ae "TE f ERBE FE AENEE a ze en a ar a ; ; j pag. 227, 229. . Massenwirkungen sich im höchsten Grade geltend machen und bei der Erklärung chemisch-geologischer Vorgänge sowohl wie bei der Anstellung von Versuchen nicht mehr übersehen wer- den dürfen.“ Die für Silicate nachgewiesene Geltung des Massenprineips findet also nach den von mir angestellten Versuchen auch Ausdehnung auf die Fluoride. Die Thatsache, dass der Ueberschuss eines Zersetzungs- mittels oft Wirkungen hervorbringt, welche bei Anwendung einer kleinen Menge desselben gar nicht wahrnehmbar werden, kann jedenfalls mit zur Erklärung der in so kurzer Zeit ver- hältnissmässig tief eingreifenden Veränderung des Kryoliths durch Salzlösungen bei 180° herangezogen werden. Wenn auch der erhöhten Temperatur jedenfalls der Hauptantheil an diesem Effect zugeschrieben werden muss, so ist es doch wahrscheinlich, dass auch die überwiegende Masse der in übersättigter Lösung wirkenden Salze nicht unwesentlich zu der raschen und starken Umsetzung beigetragen hat. — Nachdem bisher die verschiedenen künstlich dargestellten Umwandlungsproducte des Kryoliths behandelt worden, möge nunmehr untersucht werden, inwieweit diese Kunstproducte unter den bis jetzt bekannten natürlichen Kryolithderivaten vertreten sind. | Schon eingangs ist darauf hingewiesen worden, dass die zahlreichen Drusenräume des Kryoliths eine Reihe von Um- setzungsproducten beherbergen. Bei der Analyse derselben ist bis jetzt in ‚keinem ein Gehalt von Baryum oder Strontium nachgewiesen worden. !) Es kann uns dies nicht gerade sehr Wunder nehmen, wenn wir die geologische Verbreitung und die Mengenverhältnisse näher in’s Auge fassen, in welchen die Lösungen dieser beiden Erden sich an den hydrochemischen Umsetzungsprocessen in der Natur betheiligen. Nach BiscHor’) kommt das Baryum, und zwar meist als BaCl,, wie auch die Strontianerde in manchen Mineralquellen vor; in sehr geringen, fast verschwindenden Mengen sind sie ziemlich allgemein ver- breitet. Dass nun trotzdem keine Baryum- und Strontium- Substitutionsproducte des Kryolithes gefunden worden sind, erklärt sich wohl dadurch, dass die löslichen Baryum- und Strontium - Salze vorkommendenfalls auf ihrem Wege durch den Kryolith mit den häufiger in den Sickerwässern gelösten Sulfaten und ÜCarbonaten unlösliche Verbindungen absetzen und so in ihrer zersetzenden Thätigkeit gehemmt werden. - Dass aber die Existenz derartiger Metamorphosen möglich ist, !) Amtlicher Bericht der Wiener Weltausstellung 1875. III. p. 668. ?) Ohemische Geologie I. Auff.. Bd. II. pag. 222, 225, 135; ibidem Als beweisen die von mir angestellten Versuche. -—- Bei günstiger fällt die Parallelisirung der künstlichen und natür- lichen Calciumkryolithe aus; denn die dem Kryolith aufsitzen- den Fluoride sind fast en aufzufassen als Calecium- Substitutionsproducte des Kryoliths (oder diesem nahestehenden Chodnewits). Am besten untersucht ist der von A. Knop 1) beschriebene Pachnolith: Al, Ca, Na, Fl, + 2H,0, der 17,99 Ca und 10,35 Na verlangt: mit diesem stimmt das von LEMBERG künstlich durch einmonatliche Behandlung des Kryolithes mit Chlorcaleiumlösung erhaltene Product nahezu überein, während der von mir bei 180° dargestellte Calciumkryolith sich vom Pachnolith nur durch den Mindergehalt von 1 Molecül Wasser unterscheidet. -— Vom Pachnolith nicht sehr verschieden ist der Thomsenolith (nach Hackmann ?): tetragonaler Pachnolith) mit 14,51 pCt. Ca und 7,15 Na und etwas SiO,. ‚Er hat nach den Analysen von WÖHLER, Könıe, JannascH dieselbe Zusammensetzung wie der „rhombische Pachnolith“, und kry- stallisirt nach KrEnser’s?) neueren Untersuchungen ebenso wie der Pachnolith monoclin. — Einer der weniger scharf cha- rakterisirten Abkömmlinge ist der Hagemannit*), welcher, neben 11,18 pCt. Ca, 8,45 pCt. Na, 2,30 pCt. Mg und 10,44 pCt. H,O, eine ziemlich bedeutende, aber wohl kaum zum Molecül des Fluorids zu rechnende Menge von SiO, und Fe,O, auf- weist. — Noch nicht näher untersucht ist der nur wenig Calcium und Natrium enthaltende Ralstonit.°) Als Derivat des dem Kryolith nahe verwandten Chodne- wit’s: (Al, Fu, + 4 Na Fl) möge hier noch Erwähnung finden der mit den ebengenannten Fluoriden gleichfalls zu Evigtok gefundene Arksutit‘®), welcher aus dem Chodnewit hervor- gegangen ist durch Eintreten von 7 pCt. Caleium an Stelle von Natrium. | Schliesslich gehört hierher noch der Gaearksutit, wel- cher nach Bexzox”’) aus Fluoraluminium und Fluoreale um besteht und das (von den Grönländern „Seife“ genannte und auch als solche benutzte) letzte Zersetzungsproduct des Kryo- liths darstellt. Aus der kurzen Notiz über den Gaearksutit ist nicht zu entnehmen, ob diese gelatinöse Substanz als be- 1) Annalen der Chemie und Pharmacie 1863. Bd. 127. pag. 63 fl. 2) SırLıman, American Journal 92. No. 124. pag. 93, 9. >) Neues Jahrb. f. Miner. 1877. pag. 504. *) Ebenda 1866. pag. 246. 2 5) SILLIMAN, Amer. Journ. 1871. pag. 30, 31. N 6) Ibidem 1866. Bd. 42. pag. 94. — Vergl. ferner Naumann-ZinKeng Elem. d. Min. pag. 386. 7) Amtlicher Bericht der Wiener Weltausstellung 1875. III. pag. 70. i Te a u Pa re ea u a Er Sn SE DE ne Ic - grenzte und constant zusammengesetzte Mineralspecies aufzu- fassen ist oder nur ein veränderliches Gemenge der letzten - aus dem Zerfall des Kryoliths hervorgegangenen und unlös- lichen Fluoraluminium- und Fluorcaleium-Reste bildet. Sollte sich ersteres herausstellen, so würde dadurch bewiesen werden, dass die vollständige Ersetzung des Natriumgehaltes dieser Aluminium-Natrium-Fluoride durch Calcium möglich; es würde ‚ferner die Aussicht an Wahrscheinlichkeit gewinnen, dass man auch künstlich diese vollständige Zersetzung auf hydrochemi- schem Wege nachahmen könnte, wenn man nur die Versuchs- (dauer auf einen genügend langen Zeitraum ausdehnte. Den künstlich dargestellten Magnesiumkryolithen ent- sprechende natürliche Verbindungen sind bisher nicht gefunden worden. Bei der Analyse eines Kryoliths sind zwar von ScHIEver !) geringe Mengen von Magnesium nachgewiesen wor- den, doch sind solche Fluor-Mineralien nicht bekannt, in wel- chen das Magnesium als hervorragender Bestandtheil auftritt wie das Calcium im Pachnolith. Dass es jedoch in die Zer- setzungsproducte des Kryoliths eingeht, beweist der bis zu 2,30 pCt. steigende Magnesiumgehalt des Hagemannits. Besonders hervorzuheben ist somit noch, dass die Zersetz- barkeit des Magnesiumkryolithes, welche nach pag. 161 geringer ist, als diejenige des Calciumkryolithes, nicht in Ueberein- stimmung steht mit dem Auftreten der im Kryolith sich vor- findenden, natürlichen Substitutionsproducte desselben. Aus der grösseren Stabilität der Mo- Verbindungen sollte man schliessen, dass gerade sie und nicht, wie es in Wirklichkeit ‚der Fall ist, die Calcium-Substitutionsproducte in der Mehrzahl vorkommen müssten; denn nach den angeführten Versuchen müssten Magnesium-haltige Lösungen auf Kryolith und selbst auf schon gebildeten Caleiumkryolith in der Weise wirken, dass Magnesium in sich stets anreichernder Menge in den Kryolith einträte, Calcium und Natrium aber mehr und mehr ausgeschieden würden. Welche Umstände gerade das Vor- herrschen der Calcium - Verbindungen verursachen, ist ohne nähere Kenntniss der localen Verhältnisse kaum zu ermitteln. - Vielleicht ist diese Verschiedenheit des Vorkommens zurück- - zuführen auf die ganz verschiedenartige Wirkung einer concen- - trirten und erhitzten Lösung gegenüber einer sehr. vedünnten - und meist kalten Solution, wie sie einerseits bei unseren Ver- suchen, andererseits in der Natur zur Geltung kommt. Die chemische Aehnlichkeit einzelner der natürlichen Be- E gleiter des Kryoliths mit den künstlich aus diesem dargestellten - Umwandlungsproducten berechtigt zu der sehr wahrscheinlichen 1) Hallesche Zeitschr. f. die gesammten Naturw. 1861. Bd. 18. p. 133. Annahme, dass sich jene ebenso wie diese auf hydans - chemi- schem Wege durch Einwirkung von Salzlösungen gebildet haben. In der That ist es nicht nur das Regen- und Gebirgs- wasser, sondern vorherrschend das Seewasser, welches die Sickerwasser des Grönländischen Kryoliths bildet, da es häufig und namentlich bei hohen Springfluthen sich einen Weg zu dem in nächster Nähe des Meeres zu Tage gehenden Schacht bahnt ') und auf den zahlreichen Sprüngen und Spalten des durch den starken Frost aufgelockerten Gesteins zersetzend weiter vordringt. — Wie der Beginn einer chemischen Um- setzung im Mineralreich meistens zusammenfällt mit der Auf- nahme von Wasser, so erscheint es auch im Hinblick auf den mehr oder minder hohen Wassergehalt aller Umwandlungs- producte für den Kryolith nicht unwahrscheinlich, dass seiner Umsetzung stets eine Wasseraufnahme vorhergeht, und dass erst das hydratisirte und dadurch leichter zersetzbare Mineral beim Zusammentreffen mit den im Meerwasser reichlich vor- handenen Calcium- und Magnesium-Salzen weiteren Umsetzun- gen anheimfäll. — Der Umstand, dass die künstlich erhal- tenen Umsetzungsproducte selbst unter dem Mikroskope keine Krystallisation, sondern stets nur amorphe Ausbildung auf- weisen, bedingt zwar einen gewissen Gegensatz zu den natür- lichen, meistens in deutlichen Krystallen ausgebildeten Ab- kömmlingen des Kryolithes und lässt eine Identifieirung der beiderseitigen Producte und Bildungsweisen vielleicht ein wenig gewagt erscheinen. Dieser Gegensatz wird aber, wenigstens theilweise, abgeschwächt durch die Thatsache, dass auch unter den natürlichen Vorkommnissen die amorphe Ausbildung nicht fehlt, in welcher Beziehung nur auf die Existenz der als schleimige Ueberzüge auftretenden letzten Umwandlungsproducte des Kryolithes, der sogen. „natürlichen Seife“ der Grönländer, hingewiesen zu werden braucht. — Die verhältnissmässige Kürze der Zeit und die gewaltsame Beschleunigung, welche für den Umsetzungsprocess bei den künstlich eingeleiteten Ver- suchen gegenüber den natürlichen, in ungemessenen Zeiträumen sich vollziehenden Gesteinsveränderungen charakteristisch sind, dürften wohl in erster Linie als die Ursachen der amorphen Ausbildungsweise anzusprechen sein. S Schliesslich mag noch besonders darauf hingewiesen wer- & den, dass, wie die angeführten Versuche lehren, die Anwendung hoher Temperaturen nur beschleunigend auf die Verän- 2 derungen des Minerals einwirkt, dass wir aber zur Erreichung Br desselben Effects die Ursachen von ungewöhnlicher Energie uns | ersetzt denken können durch schwächere aber auf längere ») Benzon, Wiener Ausstellungsberichte 1875. Ill. pag. 670. E E * R h i A u 4 a? 3 ns sich erstreckende Kraftäusserungen. Wir können also annehmen , dass alle von uns künstlich erhaltenen Pro- ducte auch in der Natur sich zu bilden im Stande sind, wenn nur die geeigneten Zersetzungsmittel gleichmässig und lange genug das Gestein durchfliessen; denn, noch einmal sei es mit den Worten Kxop’s !) betont: „es können continuirlich wirkende Lösungen Molecularbewegungen der starren Materie zur Folge haben, die, nach dem Satze: dass ein geologischer Effect das Product aus Kraft in Zeit ist, selbst bei geringer Intensität der Kräftewirkungen in langen Zeiträumen tief eingreifende Veränderungen in der Molecularconstitution der unorganischen Planetensubstanz hervorgebracht haben und noch hervorbringen.“ Die hauptsächlichsten Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sind, kurz zusammengefasst, die folgenden: 1. Der Kryolith wird durch Salz-Lösungen der alka- lischen Erden Ba, Sr, Ca und Mg zersetzt. 2. Es findet hierbei ein Austausch in dem Sinne statt, dass die alkalischen Erden an Stelle des Natriums eintreten, während letzteres in Lösung geht. 3. Die Umsetzung geht stets nach aequivalenten Mengen vor sich. 4. Der Grad der Umwandlung ist abhängig von der Zeit, von der Temperatur und von dem Massenverhältniss der in Lösung einwirkenden Salze; er wächst mit diesen Componenten in gleichem Verhältniss. Bei gleichen Versuchsbedingungen treten von den \letallen gleiche (aequivalente) Mengen ein. 5. Der vollständige Austausch des Natriums gegen die Erdmetalle ist nicht gelungen; es ist jedoch wahrscheinlich, dass derselbe bei genügend langer Versuchsdauer erreicht wer- den kann. 6. Das substituirend in den Kryolith eingetretene Calcium oder Magnesium lässt sich theilweise wieder ersetzen durch Magnesium resp. Caleium, das Magnesium jedoch schwieriger als das Calcium. | 7. Sämmtliche Umwandlungen sind begleitet von einer Wasseraufnahme, welche wahrscheinlich einer jeden Umsetzung vorangeht. 8. Der Wassergehalt der Umsetzungsproducte ist abhängig von der Natur des eintretenden Elementes; er wächst in dem- selben Verhältnisse mit der Löslichkeit des einwirkenden Salzes, im umgekehrten Verhältniss mit der Bildungstemperatur. ı) N. Jahrb. f. Mineral. 1872. pag. 389. 9. Die” künstlich "erhaltenen Prodiete ry den natürlichen Abkömmlingen des Kryolithes seh dass die Annahme einer ähnlichen Bildungsweise der letzt« auf hydrochemischem Wege berechtigt erscheint. a 10. Die dem künstlichen Calciumkryolith gegenüber prös= sere chemische Stabilität des Magnesiumkryoliths entspricht nicht dem natürlichen Vorkommen, da in der Natur vorwiegend Caleium enthaltende Kryolithderivate bekannt sind. 5 ll. Der Kryolith liefert eine grosse Reihe von Um- wandlungsproducten, deren Zusammensetzung je nach der Ver- schiedenheit der einwirkenden Lösungen und Kräfte wechselt. € Meinen hochverehrten Lehrern, Herrn Hofrath Professor Dr. G. Wıepemann und Herrn Professor Dr. F. Zıeker, will ich nieht unterlassen, auch an dieser Stelle meinen herz- lichsten Dank auszusprechen für das Wohlwollen und die Unterstützung, welche sie mir während meines Studiums in so reichlichem Maasse haben zu Theil werden lassen. B. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr R. Kregs an Herrn J. Rorn. Ueber Harze ans dem Samlande. Königsberg i./Pr. im März 1881. Herr Pırszcezeck hat im Archiv für Pharmacie (1880) eine Arbeit veröffentlicht, in welcher er zwei phytogene Mi- neralspecies aus Olisocän des Samlandes als neu beschreibt. Das eine dieser beiden fossilen Harze, sogen. schwarzes Harz, wurde bereits früher von Herrn Reımıcke in Bonn untersucht. Meiner Ansicht nach scheint dieses Mineral z. Th. identisch zu sein mit dem sogen. schwarzen Bernstein, „wenigstens zeigen sich Stücke älterer Sammlungen, die als schwarzer Bernstein bezeichnet sind, übereinstimmend mit diesem Mineral. — Das mir bekannte älteste Stück des anderen sogen. braunen Harzes (No. 8136 der Sammlung der physical. - ökonom. Gesellschaft zu Königsberg) ist nach A. Hruscae (cfr. Schriften obiger Gesellschaft) vor 1865 gefunden. Solche Einzelfunde erhielten einen besonderen Werth dadurch, dass Herr Kunow, Conser- vator am hiesigen zoologischen Museum, diese Harze, unab- hängig von älteren Stücken, zuerst in der blauen Erde des Samlandes auffand, sammelte und dadurch das allgemeine Interesse in hiesigen Kreisen darauf hinlenkte. In neuerer Zeit (seit 1872) habe ich meine besondere Aufmerksamkeit diesen Harzen zugewendet und erkannt, dass sich unter dem sogen. schwarzen Harz mindestens zwei (vielleicht auch drei) unterscheiden lassen, von denen das eine, welches im Ganzen seltener vorkommt, sehr an Gagat erinnert. Auch unter dem braunen Harz scheinen nach äusserer Beschaffenheit und ober- flächlicher chemischer Untersuchung, abgesehen von Verwitte- rungserscheinungen , zwei verschiedene Harze vorzukommen. Herr Pırszczeck giebt in seiner Arbeit eine so allgemeine Beschreibung der von ihm aufgestellten beiden Arten, dass es unmöglich ist, seine Bezeichnungen „Stantinit und Beckerit“ RR mit Sicherheit auf zwei der vorkommenden 4—5 Fossilien u beziehen. Ich erachte daher die Aufrechterhaltung dieser zwei Species für unmöglich. Herr Küxow und ich haben das uns zu Gebote stehende Material den Herren Dumke und Reus übergeben, welche Herren in nächster Zeit die Untersuchung dieser fossilen Harze abgeschlossen haben werden. 9. Herr H.B. Gemirz an Herrn W. Danmes. Ueber Renthierfunde in Sachsen. Dresden, den 4. Mai 1881. In der verdienstlichen Abhandlung des Herrn Ü. STRUCKNANnN: Ueber die Verbreitung des Renthiers (diese Zeitschrift XXXH. pag. 725) wird pag. 762 ausgesprochen, dass in der geolo- oischen Literatur aus dem Königreiche Sachsen kein einziger Renthier-Fund, weder aus älteren noch aus jüngeren Schichten, angeführt sei und auch von Herrn HERMANN ÜREDNER in Leipzig bestätigt werde, dass von keinem Punkt Sachsens fossile Ren- thierreste bekannt seien. Dem gegenüber kann ich mittheilen, dass 1. zahlreiche Geweihstücke und andere Reste des fossilen Renthiers, welche A. v. Gutsier mit Rhinoceros tichorhinus ete. zusammen in den Jahren 1841 — 1842 bei Oelsnitz im Vogtlande ausgegraben hat, schon in der „Gaea von Sachsen“, 1843. pag. 138, unter Cervus Guettardi Kaup (oder Tarandus priscus Cuv.) erwähnt worden sind. Dieselben befinden sich seit 1850 in unserem königl. mineralogisch - geologischen und prähistorischen Museum, wo sie nicht leicht übersehen werden können. Hierzu sind später noch mehrere andere Funde vom Ren- thier aus Sachsen gekommen: 2. Die Geweihstange eines jüngeren Thieres aus dilu- vialem Lehm an der früheren Grassi's Villa im Plauen’schen Grunde bei Dresden auf dem jetzigen Areale der Brauerei zum Felsenkeller, 1856, und zwar mit Zhinoceros tichorhinus und Eqguus caballus fossilis zusammen ; ; 3. eine grosse Geweistange aus dem Lehm an der Zie- gelei von Zschärtnitz bei Dresden, 1879, von wo auch Zähne des Mammuth, Zlephas primigenius, bekannt sind; 4. Grosses Fragment eines Geweihes aus dem Lehm von Prohlis im Elbthale bei Dresden, ca. 2 m tief mit Zlephas primigenius zusammen, 1881. Ausser diesen Ed mir noch zwei anderen Funde aus Sachsen mit Sicherheit bekannt: - 5. ein kleines Geweihstück aus dem Lehmlager in der . Nähe des Kupferhammers von Bautzen, das sich wahrschein- lich noch jetzt in den Händen des Herrn Hammerwerkbesitzers Reınuarpr befindet; 6. eine Geweihstange , welche durch Herrn Ingenieur Ausust Birck bei dem Bau der Löbau-Zittauer Eisenbahn in einem Einschnitt gefunden worden ist, bei dem Zwingerbrande im Jahre 1849 aber mit zerstört wurde. An diese Funde schliesst sich noch ein anderer aus den Nachbarländern an, der Erwähnung verdient, das Geweihstück eines Renthieres von dem Oepitzer Berge bei Pösneck, wel- ches unser Museum Herrn Ausust Fischer in Pösneck verdankt. Zahllose Renthierfunde aus anderen Ländern, welche das Dresdener Museum birgt, sollen hier unerwähnt bleiben, wie- derholt aber sei darauf aufmerksam gemacht, dass ausser den älteren Formationen namentlich auch die sogenannte Ren- thierzeit mit ihren charakteristischen Thierformen und den mannichfachen menschlichen Kunstproducten aus der älteren oder paläolithischen Epoche gerade in dem Dresdener Museum sehr reichhaltig und würdig vertreten ist. €. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Januar - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 5. Januar 1881. Vorsitzender: Herr BEYRicH. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit Erstattung des Dankes für das Vertrauen und die Nachsicht, welche dem Vorstande auch während des verflossenen Jahres zu Theil ge- worden und forderte den Statuten gemäss zur Neuwahl des Vorstandes auf. Der Vorschlag eines Mitgliedes, den bisherigen Vorstand durch Acclamation wieder zu wählen, wurde einstimmig ange- nommen. An Stelle des nach Breslau übergesiedelten Herrn LiEBıscH wurde Herr Arzrunı zum Schriftführer gewählt. Demnach besteht der Vorstand für das Haufen Geschäfts- jahr aus folgenden Mitgliedern: Herr Beyrıca, als Vorsitzender. Herr RAMMELSBERG, Herr Wessky, Herr Danuss, Herr Weiss, | Herr SPEYER, Herr Arzkunt, Herr Lasarp, als Schatzmeister. Herr HaucHEcoRnE, als Archivar. als stellvertretende Vorsitzende. | als Schriftführer. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Gymnasiallehrer Dr. Wumueister in Leipzig, vorgeschlagen durch die Herren Crepner, GRABAU und SAUER; u Sa Kr Be Be ae ie Ser Se Sn ni a a nie h f h 7 13 Herr Dr. W. Davuse, Docent an der Forstakademie in Münden, vorgeschlagen durch die Herren Reweıt, Beyrich und Danmss; Herr Grubendirector SCHLEIFENBAUM in Elbingerode a/H., vorgeschlagen durch die Herren HaucHECcoRNE, Lossen und Kayser, Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr Prrussner sprach unter Vorlage einiger Jura- Gesteinsstücke mit Belemniten, welche er etwa 80 Fuss über dem Wasserspiegel auf der Insel Wollin im Diluvium gesam- melt hatte, über das Auftreten und die geognostischen Ver- hältnisse der isolirten Jura- und Kreide-Schollen in Pommern und die gestörte Lagerung derselben. Herr G. Brrexpr berichtete über eine seitens der Hafen- Bau - Verwaltung in Rügenwaldermünde zur Versorgung des dortigen Hafens mit Trinkwasser während der letzten Jahre trotz mannigfacher Hindernisse ausgeführte und vor Kurzem zu günstigem Erfolge gelangte Bohrung von im Ganzen 167 m Tiefe. Dieselbe durchsank nach den der Sammlung der kgl. geologischen Landesanstalt eingereichten und vom Redner vor- gelegten Bohrproben: l m aufgefüllten Boden, 5 m Jung-Alluvium (Humose Sande), d m unbestimmte Sande, 128,0 m Unteres Diluvium (Geschiebemergel mit wenigen eingelagerten Sandbänkchen), 7 ın zerstörtes Tertiärgebirge (Phosphoritknollen und Schwefelkiese, welche auf ein in nächster Nachbarschaft anstehendes, in dieser Zeitschr. bereits beschriebenes Marines Oligocän deuten), 32,98 m Mucronaten-Kreide (sandige Kreidemergel). Von organischen Resten, welche Herr Speyer zu bestimmen die Güte hatte, fanden sich in letztgenannter,. bei 136,7 m beginnender Formation: Gryphaea vesicularis Lk. in verschie- denen Bruchstücken, Ostrea sulcata BuB., Terebratula carnea Sow., Bourgueticrinus ellipticus D’OrB.; ausserdem zahlreiche Bruchstücke von Belemniten, darunter Actinocama.x verus MÜLL, desgl. von Echiniden-Stacheln, von Korallen und auf Baculiten zu deutende Reste; endlich ein Zähnchen von ? Squalus sp. Herr Speyer sprach über das Vorkommen und die Ent- Een) stehung von stalaktitenförmigen Bildungen in den en Diluvialkiesen, sowie über die mächtige Entwickelung der Diluvialkiesconglomerate bei Gräfentonna. Derselbe theilte ein Profil über die bei Burgtonna und Gräfentonna aufgeschlossenen diluvialen Kalktuffe mit, unter Vorlage des betrefienden Schichtenmaterials und dessen Ein- schlüssen und sprach über die Fauna und Flora derselben im Vergleich zu analogen Kalktuffbildungen und das daraus ab- zuleitende relative Alter derjenigen bei Tonna.. Herr Kayser legte einige Korallen und Crinoidenstiel- glieder etc. aus der Tanner Grauwacke des Harzes — die - ersten bis jetzt in diesem Gestein gefundenen animalischen Reste — vor. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. 0. BEYRICH. DanmEs. SPEYER. 2. Protokoll der Februar - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 2. Februar 1881. Vorsitzender: Herr Bsvriıch#. Das Protokoll der Januar- Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr stud. rer. nat. Jomanses Boenm aus Danzig, z. Z. in Bonn, vorgeschlagen durch die Herren ScHLüTerR, DAumEs und Kayser. Herr Haucnhzcorne demonstrirte das Modell eines neu construirten Bohrers, der auf dem Principe gegründet ist, das Hinaufspühlen des Bohrmehls mittelst eines Wasserstromes zu bewirken, und betonte die Vorzüge dieses Apparates im Ver- gleich mit den bisher allgemein gebräuchlichen Löffelbohrern. Herr Losszn sprach über das Vorkommen von Eisen- erzen in der Nähe von Elbingerode am Harz und hob die Thatsache hervor, dass die Erze hier nicht stets an Diabase i gebunden sind, sondern z. Th. auch an ein von ihm neuent- decktes, ebenfalls deckenförmig auftretendes saureres Eruptiv- sestein, welches der Vortragende, je nach dem Korn desselben, Syenitporphyr oder Orthoklasporphyr nennt. Das erste Gestein, dessen Grundmasse feinkörnig, ist durch den Gehalt an Glau- kophan charakterisirt; die Grundmasse des zweiten ist dicht. An dieses sind die Erze gebunden. Herr Arzreun: sprach, unter Vorlage von Belegstücken, über die Demantoid - führenden Gesteine des Districtes von Ssyssert am Ural, und erwähnte die Untersuchungen des Herrn A. A. Lösch in St. Petersburg, aus welchen hervorgeht, dass das Demantoid - führende Gestein ein Serpentin ist und zwar aus einem reinen Diallaggestein entstanden, weshalb Herr Lösch für diese Serpentinvarietät den Namen Diallag-Serpentin einzuführen vorschlägt. Derselbe berichtete über eine Arbeit des Prof. A. P. Karpınsky in Petersburg, welche sich auf Einschlüsse flüssiger Kohlensäure in Quarz bezieht. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. vi Ww. 0. BEYRICH. HAUCHECORNR. ÄRZRUNI. 3. Protokoll der März - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 2. März 1881. Vorsitzender: Herr Beyrıchn. Das Protokoll der Februar-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. | Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr stud. phil. AcaıLnes AnprEAE aus Frankfurt a/M., z. 2. in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren Bryrıcn, Br- NECKE und Damzs; . Herr stud. phil. Karı Penecke in Gratz, vorgeschlagen durch die Herren Hörnes, Nevu- MAYR und Damss; Herr Dr. phil Vıcror Unis, Assistent am paläontolog. Museum der k.k. Universität in Wien, vorgeschlagen durch die Herren Nrumayr, Danes und ARZRUNI. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr Weıss gab einige Beiträge über die Vertiae Ver- breitung von Steinkohlenpflanzen. Die grossen Abtheilungen: Culm, eigentliche (productive) Steinkohlenformation, Rothliegendes bilden für viele Geologen ein fortlaufendes Ganzes, dessen Glieder sich auch durch die darin - enthaltenen Pflanzenreste verbunden zeigen, doch aber auch im Grossen und Ganzen in 3 solche Hauptgruppen scheiden lassen. Zwischen den beiden ersten Abtheilungen erscheint die Ver- schiedenheit der Floren nach jetzigem Standpunkte grösser als zwischen den zwei letzten; indessen giebt es Zwischenschichten nach beiden Richtungen hin, wo wegen Annäherung oder Mischen der benachbarten Floren es discutabel bleibt, wohin man solche Grenzschichten zu bringen habe Man findet in allen 3 Schichtengruppen Formen, die als vorzüglich bezeich- nend für jede gelten und an welchen sich daher die Vorstel- lung von dem besonderen geologischen Charakter der Floren und Schichten vorzugsweise aufbaut. Aber wie vorsichtig man mit solchen „Leitformen“ sein muss, lehren folgende Beispiele: Unter den Culm-Formen ist Sphenopteris distans STERNB. eine recht ausgezeichnete Leitpflanze. Diese wird von STUR in seinen neueren grossen Werken z. B. im mährischen Culm- Dachschiefer nachgewiesen, geht aber auch als häufige Pflanze in seine Ostrauer oder Waldenburger Schichten über, welche STUrR selbst noch als oberen Culm bezeichnet, welche aber von Anderen, auch dem Vortragenden, zur productiven Abtheilung gezogen wurden. Nachdem die geologische Landesanstalt in den Besitz eines grossen Theiles der v. Rönt’schen Sammlung von Steinkohlenpflanzen aus Westfalen gelangt ist, erschien es von Interesse, dessen Angabe des Vorkommens von Sphenopteris distans von Zeche Küpers Wiese bei Werden a. d. Ruhr (Pa- laeontogr. Bd. 18. pag. 54. t. 15. f. 9) zu prüfen. Das vor- liegende Original steht etwa zwischen der bekannten Brong- nıarr’schen Figur und der Abbildung von Srur (Culmflora 1. t. 6. f. 6), die letztere als Sph. divaricata bezeichnet, welche jedoch von der typischen _divaricata GöPr. weit mehr als von distans abweicht und ie ich deshalb zu distans stellen würde. Beide bilden zusammen übrigens einen Typus, an welchen sich Sph. Höninghausi (alte, Anprä’s fertile Form) anschliesst, die indessen schon durch ihre kleineren Fiederblättchen sich ab- trennt. Danach kann man den westfälischen Rest eher als eine Varietät zu Sph. distans als zu einer anderen Art stellen. Eine Erneuerung der Abbildung würde erwünscht sein. Sphenopteris elegans Broxex. tritt zwar nicht im Culm- Dachschiefer, wohl aber recht charakteristisch in den Ostrauer und Waldenburger Schichten, wie auch bei Hainichen - Ebers- dorf in Sachsen nach Geisırz auf. In Sachsen giebt sie GeIsıTE auch in der productiven Formation an, allerdings will Stur diese letztere trotz unläugbarer Aehnlichkeit nicht als die echte eleguns anerkennen. Auch in Westfalen ist eine Art dieses Namens aufgeführt worden (Palaeont. Bd. 18 pag. 52. t. 15. f. 8 von Zeche Stockeisenbank bei Werden); indessen dürfte die Pflanze, deren Original die geologische Landesanstalt ebenfalls besitzt, viel näher Sph. Höninghausi (Axprä’s „sterile“ Form Taf. 4) stehen als elegans, wenn auch mit einiger Hin- neigung gegen letztere. Nach Anprä kommt auch SpA. Hö- ninghausi am gleichen Fundorte vor. Dagegen hat v. RöHL ein anderes Exemplar von Zeche Mühlenberg bei Blankenstein, Flötz Neulohn, gesammelt und als Sph. elegans bestimmt, welches, soweit das nicht grosse Bruchstück zu beurtheilen erlaubt, in der That nur wenig von der DroxgnIart'schen oder der Waldenburger elegans abweicht, nur um eine Spur breitere Zipfel hat, aber doch noch nicht so wie die elegens von Ebers- dori, welche Gemirz (Taf. 11 Fig. 8) abbildet. Somit kann wohl auch die westfälische Form in den Varietätenkreis der elegans gezogen werden. Es ist eine noch offen gebliebene Frage, ob gewisse west- fälische Steinkohlenschichten den Waldenburger zu identificiren sein mögen. Hierbei wird das Auftreten solcher Formen sehr zu berücksichtigen sein. Zur Identifieirung der Ostrauer und Waldenburger Schich- ten hat Sphenophyllum tenerrimum Err. beitragen helfen, das in beiden Gebieten auftritt, am zahlreichsten im Ostrauer Gebiete. Dass die gleiche Art auch in den Schichten des Königshüttener Sattels in Oberschlesien steckt, ist von STUR betont, die Pflanze von den Herren Kosuann und JUNGHANN u. A. vielfach dort gefunden worden. Ich habe früher ihr Vorkommen auch höher, im Myslowitzer Walde, angegeben und befinde mich jetzt in der Lage, sie in höchsttypischen Exemplaren, so gut wie bei Königshütte auch von Orzesche vorlegen zu können, aus Stücken herausgeschlagen, die wir Herrn Dir. Sachsz daselbst verdanken. Hier tritt sie also in Schichten ganz bedeutend im Hangenden des Königshüttener Sattels auf, in Schichten, welche den Saarbrücker Schichten gleichstehen, wie aus ihrer ganzen reichen Flora hervorgeht, und auch diese „Leitform“ geht somit unter Umständen höher hinauf, als wo ihre Hauptablagerung sich befindet. Die übrigen vorzulegenden Thatsachen beziehen sich auf die Grenze der productiven Steinkohlenformation nach oben Zeits. d. D. geol. Ges. XXX. 1. 12 hin, gegen das Rothliegende lies zwar aus dem Gebiete, des Thüringer Waldes. Am Nordrande desselben ist das Vorkommen von Mane- bach und von der Ehernen Kammer bei Ruhla bekannt als ganz entsprechend den Ottweiler Schichten oder der oberen Abtheilung der productiven Steinkohlenformation. Von unbe- deutenderen Punkten abgesehen liegen am Südrande des Thü- ringer Waldes bei Crock nahe Eisfeld (Meiningen) und bei Stockheim (bairisches Gebiet, dicht an der Landesgrenze) 2 Punkte wo Steinkohlen gebaut werden, wovon der erstere zuletzt in der Literatur als dem Hothliegenden, der letztere dagegen der productiven Steinkohlenformation zufallend be- zeichnet worden ist. An beiden Orten hat Herr Lorerz die geologischen Detailaufnahmen in den letzten Jahren besorgt und bei einem Besuche des Vortragenden in dieser Gegend machte er sich durch seine freundliche Führung und Belehrung um Letzteren sehr verdient. Wir sammelten gemeinschaftlich die dort auftretende Flora und ich glaube, trotzdem sie in dieser Zeit nicht annähernd vollständig zusammengebracht werden konnte, doch zu einigen recht bemerkenswerten Resul- taten gelangt zu sein. LoreErz unterscheidet 2 Stufen der Schichten bei Crock, in denen die Kohle auftritt. Die untere ist wesentlich eine conglomeratische Stufe, dem alten Thonschiefer aufgelagert; die Conglomerate z. Th. ganz aus Thonschieferbruchstücken gebildet, z. Th. mit Porphyrgeröllen, local auch durch ein ganz „porphyrisches Rothliegendes“ ersetzt, das in den Verbreitungs- bezirk der unteren Stufe hineinfälltt.e Die obere Stufe ist vorzugsweise eine Sandsteinbildung mit weniger Conglomeraten und mit Schieferthonen. Nahe an ıhrer Basis ist das Kohlen- flötz 1'/, — 4 Fuss mächtig eingelagert und wird am Irmelsberg nördlich bei Crock abgebaut. Das Ganze -ıst als muldenför- mige Ablagerung aufzufassen, im Innern der Mulde kommen andere Schichten nicht weiter vor. 4 Ueber die Crocker Flora existiren bis jetzt noch keine umfänglicheren Angaben. Geisırz (Dyas II. 1862. pag. 186) citirt Anzularia longifolia als sehr gewöhnlich und zieht danach die Schichten damals zur Steinkohlenformation. GümßEL da- gegen (Jahrb. f. Min. 1864. pag. 646) führt z. Th. in gemein- schaftlichen Bestimmungen mit Geinıtz bereits auf: Calamites gigas, eine Annularia, Odontopteris obtusa, Odontopteris- mit runzligen Blättchen, Oyatheites arborescens, Cyath. Candolleanus, (allipteris conferta, Cyclocarpon Ottonis, Walchia piniformis; ausserdem eine Reihe thierischer Rete als Unio tellinarius, U. carbonarius, U. thuringensis, U. Goldfussianus, U. crassidens, Anodonta ovalis, A. phaseolina Güus., Estheria rugosa GümB. Hierzu fügt Rıcarer (Zeischr. d. d. geol. Ges. 1869. pag. 416) Calamites cannaeformis, Psaronius, Neuropteris tenuifolia, C'yclo- carpon Ottonis, Cordaites Ottonis, sowie Anodonta compressa, A. subparallela, Estheria nana, Ephemerites Rückerti. (GÜMBEL hatte aus seinen Funden geschlossen, dass die Schichten dem Rothliegenden angehören. Wie ich erst später erfahren, hat auch im vergangenen Jahre ein früherer Zuhörer, Herr Franz BeyscaLis, die Ge- ‘gend von Crock studirt und wird seine Beobachtungen bekannt machen; es wird dann die hier auftretende Flora vollständiger zu unserer Kenntniss gelangen. Ich beschränke mich auf die Mittheilung derjenigen Reste, welche ich mit Herrn LorEtz an dem gleichen Fundorte gesammelt und gesehen habe. Beson- ders häufig und deshalb der Flora ihren Typus ertheilend ist Cal- lipteris (Alethopteris) conferta in typischen und nur wenig varii- renden Formen. Hierzu gesellen sich Callipteris latifrons WEISS mit Blattpilz, bisher nur von Lebach bekannt, Callipteridium gigas Gen. sp. (nec Gurz.), Pecopteris oreopteridia, arborescens und Verwandte, Annularia longifolia, Stachannularia tubercu- lata, Calamites Suckowi, Sphenophyllum erosum und saxifragae- - _ folium (untere Halde am Wasserhaltungsstollen), Carpolithes membranaceus, Walchia piniformis und filiciformis, Cordaites SP., Araucarioxylon (verkieselt, Loretz). Die Callipteris conferta mit Zatifrons und gigas nebst GümsEv’s Calamites gigas sind als ausschliessliche Leitformen des Rothliegenden bisher betrachtet worden, dagegen Stachannularia tuberculata und Sphenophyllum im hohen Grade als solche der eigentlichen Steinkohlenforma- tion. Das Vorkommen von Sphenophyllum im Rothliegenden war gesichert bisher fast nur von Karniowice bei Krakau, neuerlich auch von Hohenstein in Sachsen. Hier tritt diese Gattung in eigenthümlicher Vergesellschaftung auf mit carbo- nischen und permischen Typen zugleich. Herr BryscaLac hat die Güte gehabt, mir die Ansicht seiner zahlreichen Spheno- phyllen zu ermöglichen. welche er dort gesammelt hat, aus denen ich Uebereinstimmung mit den von Lorerz und mir gesammelten entnehme. Zunächst vergleichen wir hiermit die Verhältnisse und. Flora bei Stockheim. Aus den Aufnahmen von LorkTZz ergiebt sich, dass vom Culm nördlich bei Stockheim bis Neu- haus (westlich) ein sehr regelmässiges Profil der kohleführenden Schichten bis in den Zechstein und Buntsandstein vorhanden ist und dass die unter dem Zechstein liegenden Schichten in 3 Abtheilungen zerfallen, wovon die untere durch porphyrische - Tuffe und Thonsteine, die mittlere durch Grauwacken-, Por- _ phyr- und Quarzitconglomerate, die obere durch eine röthliche - $andsteinbildung von oft lockerer Beschaffenheit bezeichnet wird. Graue kohlenführende Schichten lagern zwischen der ersten und zweiten Stufe. Das Flötz, das an manchen Stellen mächtig anschwillt, oder vielmehr zu abnormer Mächtigkeit zusammengedrückt erscheint, wird und wurde an mehreren Punkten gebaut. Pflanzenreste zu sammeln war uns indessen nur am Ausgehenden der Schichten an der Catharinengrube unmittelbar bei Stockheim und auf den dortigen Halden mög- lich. Die geringe Anzahl der gesammelten Stücke enthält dennoch einige wichtige Funde. Ueber die fossile Flora von Stockheim haben wir 2 aus- führlichere Mittheilungen: in Geinıtz’s Steinkohlen Deutsch- lands I. Bd. pag. 111 (1865) die Namen von 28 Arten mit nur schwachen Anklängen an rothliegende Formen, wie z. B. „Hymenophyllites sp. zwischen Sphenopteris Naumanni und Hy- menophyllites semialatus stehend“; ferner aus neuester Zeit (1879) von GüngEL, Geognostische Beschreibung des Fichtel- gebirges pag. 558, ein Verzeichniss von 35 Arten wie folgt: Calamites approzimatus, Cisti; Asterophyllites equisetiformis, grandis, rigidus; Annularia longifolia; Sphenophyllum longifolium ; Neuropteris auriculata, Loshi (nach Geiz), tenwifolia desel., flexuosa desgl., gigantea, «acutifolia; Odontopteris Schlotheimi, obtusa; Hymenophyllites alatus ; Schizopteris lactuca, Gutbierinn« (nach Geimitz); Pecopteris arborescens, villosus, Candolleanus, dentatus, Miltoni, pteroides, nervosa; Stigmaria ficoides (nach GEINITZ); (Cardiocarpum Gutbieri, emarginatum (nach GkiınıTZ); Trigonocarpum Parkinsoni; Cordaites principalis, palmaeformis, Beinertiana; -raucarites spicaeformis; Walchia piniformis, filiei- Jormis. Hierzu treten: Termes sp., Piseis ci. Diplodus sp. Nach dieser Flora konnte die Ablagerung nicht anders als der obersten productiven Steinkohlenformation entsprechend bezeichnet werden. Güusen hält nach einem Vergleich der Stockheimer Vorkommnisse mit denen vom Plauenschen Grunde, von Halle und dem Harz, vom Pfälzisch- Saarbrücker Becken, von Erbendorf, die Einreihung in die jüngsten Schichten der Carbonformation auch für Stockheim geboten. In der That befindet sich in dem Verzeichnisse keine einzige Pflanze, welche bisher dem Rothliegenden ausschliesslich zugekommen wäre, dagegen einige (die 4 letzten Neuropteris), welche man gewohnt ist in einer unteren Stufe der productiven Formation, den Saar- brücker Schichten, auftreten zu sehen. Unter den von Lorerz und mir gesammelten bestimm- baren Stücken, sowie einigen später von Herrn Obersteiger Sırtorıus erhaltenen befinden sich: Calamites Suckowi, Annu- laria longifolia; Oyclopteris cf. trichomanoides; Neuropteris auri- culata, gigantea; Schizopteris lactuca; Pecopteris arborescens, Miltoni, Germari; Asterocarpus truncatus; Callipteris conferta var. obligua et vulgaris; Call. catadroma; Callipteridium gigas Gem. sp., ©. Regina Av. Ram. sp.; Odontopteris oblusa, nor- male und abweichende Form; Odontopteris (2) n.sp., Nöggera- _ thia ähnlich; Cordaites sp., Cyclocarpum Ottonis, Cardiocarpum 2; Sah, F orbieulare; Walchia piniformis; Dieranophyllum sp. Callipteris conferta, Call. catradroma, Call, gigas sind aus- gesprochene Formen des NRothliegenden, nur letztere hat in Call. Regina einen sehr nahe stehenden Vorläufer aus den Schichten vom Elzebachthale bei Zorge am Harz. Die Stücke, welche als Callipteris conferta bezeichnet wur- den, sind klein und nur wenig zahlreich, allein unverkennbar. Es liegt nahe, dieses Auftreten mit jenem von Ürock zu ver- gleichen. Während dort, bei Crock, Üallipteris conferta vorherr- schend und den Charakter der Flora bedingend erscheint und zwar in Gesellschaft von drei anderen rothliegenden Formen mit mehreren ausgezeichneten carbonischen Typen (Spheno- phyllum ete.), sehen wir hier bei Stockheim dieselbe Leitpflanze spärlicher, aber mit noch 2 anderen rothliegenden Arten zu- sammen in einer Flora von übrigens zahlreichen carbonischen Typen erscheinen. An beiden Orten mischen sich die Typen, wie man sieht, in einer bisher noch nicht beobachteten Weise. Der durch Lorerz festgesetzten Reihenfolge der Schichten nach könnte man beide Kohlenvorkommnisse als gleichaltrig betrachten, den einzelnen Floren nach erscheint jedoch die von Crock, wegen ausgesprocheneren rothliegenden Charakters, etwas jünger als die von Stockheim. Freilich sind von Crock weit weniger Reste bekannt als von Stockheim. Die Erklä- rung für diese auffallenden Verhältnisse muss wohl darin ge- sucht werden, dass in solchen Grenzschichten, wie sie hier vorliegen, eine Mischung der Typen bereits eingetreten ist, während in anderen bisher bekannten Fällen sich die Floren viel reiner erhalten haben. Es ist hier in der That fast gleichgiltig, ob man diese Schichten noch zur carbonischen oder der rothliegenden Abtheilung zählen will, da die wich- tigsten älteren und jüngeren Typen wirklich in derselben Schicht vereinigt auftreten. Für solche Fälle giebt es in der Literatur bisher nur einen Ausdruck, den von Beyrich zuerst gebrauchten des „Kohlenrothliegenden“, den man vielleicht zweckmässig gerade für solche Beispiele verwenden sollte, wo eine solche innige Mischung eintritt, um einen etwas bezeich- nenderen Ausdruck dafür zu haben. Herr An. RemELr legte mehrere Stücke eines zu Ebers- walde vom Gymnasiallehrer Henri gefundenen Geschiebes vor, welches ganz dem von Herrn Dauzs in der November- Sitzung des Jahres 1879 !) besprochenen Rixdorfer ee mit Paradoxides Oelandicus Sıöcr. entspricht. Das Gestein ist ein ziemlich mürber, hell graugrüner Mergel, in welchem — freilich gut nur unter. der Lupe sichtbar — sehr kleine weisse Knötchen von erdigem, kohlensaurem Kalk, sowie auch winzige Kalkspathlamellen zerstreut sind; zugleich sind ein- zelne grössere Nester von deutlich krystallinischem Schwefel- kies eingesprengt, durch dessen Oxydation sich dünne Anflüge von Eisenocker gebildet haben. Eine im Laboratorium des Vortragenden von Herrn A. Wırr ausgeführte Analyse ergab: 23,17 SiO,, 8,01 Al,O,, 1,49 Fe,O,, 35,61 CaO, 0,83 Mg0, 27,21 CO,, 2,31 Glühverlust excl. CO,, Summa = 98,63. Das gefundene Eisen gehört ohne Zweifel vorzugsweise als Oxydul dem beigemengten Glaukonit an, auf dessen Kaligehalt der Verlust bei der Analyse z. Th. zurückzuführen ist. Dieses Mineral ist nicht, wie bei dem glaukonitführenden Orthoceren- kalk, in isolirten Körnchen ausgebildet, sondern gleichmässig durch die Gesteinsmasse vertheilt; nur dem bewaffneten Auge treten hier und da dunklere Pünktchen hervor. Das bei Rix- dorf entdeckte Stück ist von gleicher petrographischer Be- schaffenheit, die Farbe wohl etwas lebhafter grün und nicht ganz so homogen, allein dieser Unterschied ist kaum nen- nenswerth. In dem vorgelegten Geschiebe fanden sich nun sehr schön erhalten eine Glabella mit Resten der Seitenflügel und ein grosses Randschildfragment von Paradoxides Oelandicus SIÖGR.; erstere schon an den hauptsächlich auf der Stirn sich zeigen- den Runzeln, den feinen Wärzchen des unteren Theils, die vorzugsweise in der mittleren Gegend der Querfurchen zu sehen sind, und an einem Höcker in der Mitte des Nacken- ringes leicht kenntlich ; ferner ein jedenfalls derselben Art angehöriges Hypostoma, welches durch zwei längere, spitz zu- laufende seitliche Zacken am unteren Ende sich von dem näm- lichen Körpertheile bei allen anderen Arten der Gattung, soweit sie mir bekannt sind, sehr auffällig unterscheidet. Die Länge der erwähnten Glabella beträgt in der Mittellinie mit Einschluss des Randwulstes 35 mm und übertrifft damit nicht unbedeu- tend die Dimensionen der in dem Rixdorfer Gerölle enthaltenen Reste von Paradoxides Oelandicus, sowie auch derjenigen, welche in Lisnarsson’s bezüglicher Arbeit?) abgebildet sind; jedoch bemerkt Letzterer l. c. pag. 4, dass von dieser Art auf Öland auch er allen bis zu 50 mm Länge in der Mittel- 1) Diese Zeitschrift Bd. XXXI. pag. 795. ») Om Faunan i Lagren med Paradozides Oelandicus, Aftryck uR- Geolog. Fören. Förhandl. Bd. II. No. 12. as) t.1.f. 1-6. nie, vorgekommen sind. Das Geschiebe von Eberswalde zeigt ausserdem einige dürftige Brachiopodenreste: die Innenseite einer Dorsalklappe und ein paar fein granulirte Schalenfrag- _ mente, vermuthlich zu Acrothele granulata Lines. gehörend. # Die Zone mit Paradorides Oelandicus wurde zuerst von - Saöcren!) auf Oland nachgewiesen. Dieselbe erscheint, wie überhaupt die cambrischen Schichten, nur auf der westlichen oder smäländischen Seite der Insel, und ist bis jetzt. dort - bloss an zwei Orten, bei Stora Frö im Kirchspiel Wickleby und bei Borgholm, beobachtet worden. Am letzteren Orte besteht sie, dem vorgenannten Greologen zufolge, aus einem lockeren Thonmergelschiefer von bedeutender Mächtigkeit, bei Stora Frö aus einem leicht zerfallenden Mergelschiefer, welcher ziemlich oft Schweielkies einschliesst; die bei der Oxydation des Schwefelmetalls durch die Atmosphärilien entstandene _ freie Schwefelsäure hat zugleich in Folge ihrer Einwirkung auf das kalkhaltige Gestein zur Bildung von Gyps Anlass gegeben. Linsarssos (]. c. pag. 3) giebt an, dass die fragliche Ablage- rung bei Borgholm von einem grünlichen lockeren Schiefer E a bei Stora Frö von einem ähnlichen Schiefer mit Kalk- Jagen gebildet werde. ?) = Di vorstehenden Angaben passen sehr gut zu den Merk- malen der vorhin besprochenen Geschiebe, und es findet darin die von Dames schon nach dem paläontologischen Befunde auf _ Öland zurückgeführte Herkunft dieses interessanten Paradoxides- - — Gesteins ihre "volle Bestätigung. Jeder irgend mögliche Zweifel in dieser Hinsicht, auch bezüglich der Gesteinsbeschaffenheit, ist nun noch dadurch beseitigt, dass — einer Mittheilung von Herrn Dauss zufolge — Herr O. TorerL, welcher bei seiner vorigjährigen Anwesenheit in Berlin das Rixdorfer Geschiebe ı) Bidrag till Olands Geologi, Ofvers. af Kongl. Vetensk.- Akadem. Förhandl. 1871. No. 6. Es ist hier (pag. 679) auch schon, allerdings nur als Vermuthung, ausgesprochen, dass das sandig-kalkige Lager mit Paradozxides Tessini ein tieferes Niveau einnehme. 2) In einer Mittheilung im vorigen Jahrg. dieser Zeitschr pag. 220 habe ich schon bemerkt, dass die Stufe des Paradoxides Oelandicus bei - Borgholm nach unten zu unmittelbar dem Alaunschiefer zu folgen 42 scheint. Ebendaselbst wurde auch bereits angegeben, dass diese Zone, welche nach Lmnarsson vielleicht dem tiefsten Theil der „Menevian Group“ in Wales entspricht, für Öland eigenthümlich sei; es sollte dort heissen „mehr für Öland eigenthümlich‘, da Linnarsson selbst eine analoge Bildung in Jemtland bei Lillviken im Kirchspiel Brunflo (unweit Östersund) und bei Billstaan im Kirchspiel Hackas anführt. Es ist dies ein Thonschiefer mit einer Paradoxwides - Art, die dem Para- doxides Oelandicus wenigstens sehr nahe steht, sowie mit Ellipsocephalus und Acrothele granulata. Anderwärts auf dem schwedischen Festland - ist allerdings nichts Derartiges bekannt. A. R. sah, dessen völlige Uebereinstimmung mit der entire Öländischen Schicht erklärte. !) Derselbe Redner sprach sodann über ein neues Sub- genus der perfecten Lituiten, das er Sirombolituites benannte, und im Anschluss daran über die Cephalopoden- (rattung "Aneistroceras BorLz. Die zur erstgenannten Unter- gattung zu stellenden Arten sind: Strombolituites undulatus BoLL sp. (bei BoLL ursprünglich als Aneistroceras undulatum), Strombolituites Barrandei Dewirz sp. und Stirombolituites Torelli nov. Sp. Zu Ancisitroceras sind zu rechnen: ./neistroceras Breyniü Bon sp. und Aneistroceras Angelini BoLu sp. Zugleich wurden die dem Vortrage zu Grunde liegenden Petrefacten aus norddeutschen Geschieben von grauem und rothem Orthoceren- kalk vorgelegt. ?) Schliesslich zeigte der Vortragende einen grösseren Sta - laktiten vor, welcher aus einer Tropfsteinhöhle in der liby- schen Wüste gelegentlich der bekannten Ronurs’schen Expe- dition Ende 1873 entnommen worden ist. Der Fundort liegt bei Djara ungefähr in der Mitte zwischen Siut am Nil und der Oase Faräfrah auf einem jetzt völlig wasserlosen Kalkstein- plateau der älteren Nummuliten-Formation (cf. ZınteL, Ueber den geologischen Bau der libyschen Wüste, München 1880). Herr G. Berexpr berichtete unter Vorlegung der be- trefienden Bohrproben über die inzwischen erlangten Resultate der in voriger Sitzung von Herrn HaucHEcornE betrefis der technischen Ausführung besprochenen Brunnen - Bohrung im hiesigen königl. Generalstabsgebäude. Die Bohrung ergiebt: 1) In seinem Bericht über eine Reise nach Böhmen und den russi- schen Ostseeprovinzen (diese Zeitschr. XXV. p. 688) spricht LinnAarsson von einem „Handstück mit Paradoxides Oelandicus SJÖGREN*“, welches er in der Geschiebesammlung des mineralog. Museums der Universität Breslau gesehen habe. Wie mir Herr Geh. Rath F. RoEmer freundlichst mittheilte, wurde dieses Geschiebe bei Nieder-Kunzendorf unweit Frei- burg in Schlesien gefunden und besteht aus einem gelblichgrauen quarzitartigen Sandstein. Hiernach kann bei den darin enthaltenen Trilobitenresten nicht wohl an die Sjöcren’sche Paradoxides-Art gedacht werden, vielmehr dürften dieselben zu Paradoxides Tessini BRONGN. gehören, da letztere Art die einzige ihrer Gattung ist, welche bisher in Scandinavien, und zwar nur auf Oland, in Sandstein vorgekom- men ist. Herr F. Rosmer stimmt dieser Deutung bei. Es mag hier noch daran erinnert werden, dass das Fossil von Öland, welches ANGELIn unter dem Namen „Paradozxides Tessini var. Oelandieus“ be- schrieben hat, jetzt von LINNARSSON ‘cf. Fauna i Kalken med Cono- coryphe exsulans, Stockholm 1879 pag. 6) mit dem echten Parado.xides Team BronGntarT’s identifieirt wird. A. R. } Diese Mittheilung wird als besonderer Aufsatz im nächsten Heft zum uck kommen. : 5,6 m aufgefüllten Boden, 0,9 m Jung-Alluvium (Moorerde), 1,8 m Alt-Alluvium (Thalsand), 68,6 m Unteres Diluvium (Spathsande und Grande, z. Th. mit Geröll und Paludina diluviana Kuxtu), 52,5 m Märkische Braunkohlenformation (Kohlensand, Glimmersand u. Kohlenletten wechsellagernd), 3,5 m Septarienthon, in welchem die Bohrung. vorläufig eingestellt wurde. Uebereinstimmend mit den in einer früheren Sitzung bereits gemachten Mittheilungen über die Ergebnisse der jüngsten Berliner Tiefbohrungen ist somit der Septarienthon, und zwar unter Braunkohlenformation, in 129,4 m Gesammt- tiefe oder etwa i23 m unter Berliner Dammmühlen - Pegel abermals getroffen worden. Herr Arzrunı sprach über die sogenannten anomalen optischen Erscheinungen am Analeim und kam zu dem Schlusse, dass diese Erscheinungen, als überall wiederkehrend, nicht mehr als anomal zu bezeichnen sind. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. Berriıcn. Dames. ARZRUNI. Druck von J. F. Starcke in Berlin. 12% Inhalt des L. Heftes. A. Aufsätze. 1. Zur Gattung Palaeonautilus. Von Herrn RemEL£ in Eberswalde 1 2. Ueber drei grosse Feuermeteore, beobachtet in Schweden in den Jahren 1876 und 1877. Von Herrn A. E. von NORDENSKIÖLD. (Hierzu Tafel I. u. I.) a 2 A ee 3. Ueber die Olivinknollen im Basalt. Von Herrn ArrHur BECKER in-Leipzig. (Hierzu Tafel IN bis V.)........ oo ee 4. Die Bivalven der Schichten des Diceras Münsteri (Diceraskalk) von Kelheim. Von Herrn BorHnm z. Z. in München. . . . 67. 5. Ueber einige Anthozoen des Devon. Von Herrn CLEMENS SCHLÜTER in ‚Bonn. (Hierzu: Tafel; VI bis AU) :. ..:....0 00 erg 6. Beobachtungen über Tektonik und Gletscherspuren im Fogara- scher Hochgebirge. Von Herrn Pavr Lenmann in Breslau. (Hierzu "Fafel XIV.) .. 2.2.2 u Re 7. Ueber die krystallinischen Schiefer von Attika.. Von Herrn H. "Bückıme m Berlin. . nr... 2.0 22.02 Sao 8. Ueber einige künstliche Umwandlungsproducte des Kryolithes. Von Herrn ALEXANDER NoELLNER in Leipzig . . . ...189 B. Briefliche Mittheilungen der>Herren. R. Kress und H.-B. Gemutz‘. . .. . Waage 169 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Sitzung vom 5. Januar 1881... . 2. 2 ee .. Protokoll der Sitzung vom 2. Februar’ 1881. . nr. were 8. Protokoll: der Sitzung ‘vom 2: März 1881... „2... 2 u Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. ILL IELTE Die Herren Autoren erhalten 50 Separatabzüge gratis; eine grössere Zahl nach Wunsch gegen Erstattung der Herstellungskosten. x Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen etwaiger Verän- derungen des Wohnortes sind an Prof. Dr. Dames (C. Mineralogisches Museum der Universität) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Besser- sche Buchhandlung (N.W. Marienstrasse 10; vom 1. October 1881 ab: W. Behrenstrasse 17.) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht diese Einzahlung nicht auf buchhändlerischem Wege, sondern durch direete Uehbersendung an die Bessersche Buchhandiung. zu bewirken. | . Zeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. XXXI. Band. 2. Heft. April bis Juni 1881. g; Ö er AN, b ® ® \ CA F 2 N £p ER ar a e | N = e W, P N ogposı Ih (Hierzu Tafel XV — XIX.) Berlin, 1881. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). N.W. Marienstrasse 10. N) > NEN iz 4 Zeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. 2 Heit (April, Maı und Juni 1881). A. Aufsätze. ı Strombolituites, eine neue Untergattung der perfeeten Lituiten, nebst Bemerkungen über die Cephalopoden- Gattung Aneistroceras BOLL, i Von Herrn A. Renmsık ın Eberswalde. In Borv’s Arbeit über „Silurische Cephalopoden im nord- deutschen Diluvinm und den anstehenden Lagern Schwedens“ !) wurde zuerst unter dem Namen Lituites undulatus, resp. An- cistroceras undulatum, ein gekrümmter Cephalopode aus mecklen- burgischen Geschieben bekannt gemacht, zu dessen bezeich- nendsten Merkmalen ein hakenförmig gekrümmtes unteres Ende mit einem durch sehr rasche, trichterartige Dieckenzunahme ausgezeichneten geraden Schalentheil und der relativ kleine Abstand der Kammerwände zu rechnen waren. Von diesem Fossil stellt die umstehende Figur 1 einen durch die Median- ebene gelegten Längsschnitt nach Borr’s Abbildungen dar, deren Original ‘ich in Neubrandenburg gesehen habe; die Kammerwände sind nach anderen Stücken eingezeichnet. Ueber die generische Stellung des fraglichen Petrefacts vermochte Bor selbst nicht zu voller Klarheit zu gelangen. Anfänglich hatte er dafür in der Voraussetzung, dass die Röhre nach unten nur in einen Haken und nicht in einen eingerollten Theil ausgelaufen sei, eine besondere Gattung, -4neistroceras (Haken-Horn, nach 0 Ayztorpov), errichten zu müssen ge- glaubt. Indessen schon in der genannten Arbeit selbst hatte mine rd: pr ed ah a Pi 4 in uch ME en ir > Ar jr u DIT ER N = Ye Ale N . u Hate fe >. 8 en PR $, STH. ul bagrark 2 PS ui, u FT en m BE ENT RE ” L BET LET TER ERBEN ER ir £ ren MT: RER 23 IE AR: u “ Ka Aha m De a nn Zn ar 7 an a a en EN REN ri & 3 2 aan he Al Da ee bin > nr a * BETEN 1) Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklen- burg, XI (1857), pag. 87, t. VI. f. 25a-c. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIl. 2. 13 die Zugehörigkeit des Fossils zu den Lituiten erklärt. Er stützte sich hier- bei auf die nahezu vollständige Ueber- einstimmung mit Lituites perfectus WAHLENBERG in der Oberflächen- sculptur und der. Lage des Sipho. I 14 Art mit Ringwellen sowie auf und zwischen denselben liegenden Paral- lelstreifen versehen, welche insgesammt J auf der Bauchseite einen sehr flachen I nach vorne, und auf den Seiten einen etwas deutlicheren nach hinten con- vexen Bogen beschreiben, sodann bei- a derseits nach dem Rücken zu sich er- Va, heben und auf letzterem einen ziem- lich tiefen Sinus bilden; und was den mässig dicken Sipho anbelangt, so Strombolituites undulatus Negt derselbe etwas excentrisch nach Bor sp. der concaven Seite hin. Die Unter- schiede von Lituites perfectus erblickte Born ganz zutreffend in der schnellen Erweiterung des gerade gestreckten Theils des Gehäuses, wodurch derselbe eine stark kegelförmige Gestalt erhalte, in der viel kleineren Spirale, welche das aufgerollte Stück des Gehäuses ersichtlich nur ge- bildet haben könne, und in den verhältnissmässig viel dichter gestellten Scheidewänden. Vor Kurzem hat jedoch Herr H. Dewirz in einem Auf- satze, welcher im vorigen Jahrgang dieser Zeitschrift pag. 371 ft. erschienen ist, die Gattung Ancistroceras BoLL wieder aufge- nommen (l.c. pag. 387), indem er es für sehr fraglich erklärte, dass bei Bort’s „Lituites undulatus“ die gekrümmte Spitze sich zur Spirale aufgerollt habe. Er restituirt hiernach für diese Art die ursprüngliche Benennung ‚-/ncistroceras undulatum“, die man auch auf der früher gedruckten Taf. VIII der Borr schen Abhandlung findet, und beschreibt zugleich (]. c. pag. 389) eine andere hingehörige Art — gleich ersterer aus untersilu- rischen Geschieben von Nemmersdorf, Kreis Gumbinnen — unter dem Namen Ancistroceras Barrandei, obwohl hier die De Spitze viel stärker gekrümmt ist und dadurch mehr noch auf eine vorhanden gewesene Spirale hinweist. Ueber die Frage, welche generische Stellung den genannten Fossilien eigentlich zukommt, wird nun jeder Zweifel beseitigt durch eine Versteinerung, welche ich kürzlich aus einem hie- Fisur 120 BoLL mit richtigem Takt diesen. Fi & men wieder aufgegeben, und sich für Die Schale ist nämlich bei Bour’s _ sigen Gerölle von hellgrauem Orthocerenkalk herausgearbeitet habe, eins der werthvollsten und merkwürdigsten Stücke, die mir überhaupt bisher in norddeutschen Geschieben begegnet sind... Der nebenstehende Figur 2. Holzschnitt giebt davon in natürlicher Grösse die linke Seitenansicht wieder. Auf den ersten Blick erkennt man die Zugehörigkeit zu einem und demselben engeren For- menkreise mit dem obigen „Lituites undulatus“, und, wie man sieht, ist die von BoLL für letztere Art mit feinem Beobachtungssinn ver- muthete Spirale hier wirklich vorhanden und lässt kaum einen freien Raum im Innern der Krümmung übrig. Die in Rede stehenden Cephalopo- den gehören also in der That DIN zu den Lituiten, und kön- SS I nen nicht mehr, wie es zuletzt HUN Dewırz gethan hat, als eine selbständige Gattung davon geschieden werden. Ich ge- Strombolituites Torelli REMELE. stehe, dass ich zu dieser x Ansicht schon früher bezüg- lich der Borr’schen Species mich immer bekannt habe; für jeden, welcher lange und oft Lituiten beobachtet hat, muss nament- lich der Charakter der Oberflächensculptur, wie ich ihn vor- hin bezeichnet habe, als ein so eigenthümliches, zugleich auch auf eine bestimmte ursprüngliche Organisation des Thieres hindeutendes Merkmal gelten, dass man selbst bei Fragmenten, die keine Krümmung zeigen, nur an einen Lituiten denken kann. Es giebt thatsächlich ausser dieser Gattung keine Silurcephalopoden mit einer derartigen Schalenverzierung. Indessen ist doch andererseits die ganze Form der hier betrachteten fossilen Organismen wieder eine so durchaus eigenartige, dass die Annahme einer neuen Untergattung von Lituites sich von vorne herein als eine Nothwendigkeit aufdrängt. Für dieselbe glaubte ich den Namen Strombo- lituites (nach % staoußos, der Kreisel, Wirbel) wählen zu sol- len, da die sehr stark conische Gestalt des gestreckten Schalen- theils vorzugsweise bezeichnend ist und bei der Kleinheit der Spirale jedermann sofort auffällt. Dass nun. dieses Subgenus 13 * N ar in die Abtheilung der perfecten Lituiten gehört, “springt @ sogleich in die Augen. Bestimmend in dieser Hinsicht ist die si gerade Richtung der Axe des freien Arms und der geringe z Durchmesser der Spirale. Weitere Beweisgründe hierfür, de aber für sich allein nicht unbedingt maassgebend sein würden, sind die Lage des Sipho, die in den ausgereckten Theil hoch hinaufgehende Kammerung und die Oberflächenseulptur, d.h. das aufwärts gerichtete Knie der Ringwellen und Streifen zu beiden Seiten des Rückens und der Sinus, den sie auf letz- terem bilden; eine derartige Schalenverzierung ist mir unter den imperfecten Lituiten nur bei Lituites applanatus m.!) be- kannt, wo übrigens auch der Sipho wie bei den echten per- fecten Lituiten liegt. Von letzteren unterscheidet sich hin- gegen Strombolituites, abgesehen von der charakteristischen Trichter- oder Kreiselform des geraden Endtheils, durch das Fehlen einer gegen die Bauchseite convexen Krümmung zu- nächst oberhalb der Spirale, durch die im Vergleich zum Durchmesser der Röhre niedrigeren Kammern und endlich auch durch die Form des Querschnitts innerhalb des Gewindes, welcher hier nicht seitlich comprimirt ist, vielmehr, wenigstens bei meiner oben dargestellten Art, die grösste Weite zwischen den Seitenflächen hat. Bis zu einem gewissen Grade bildet die durch Lituites Hageni m.?) und Lituites latus Anc.°) ver- tretene Gruppe eine Uebergangsform zwischen Strombolituites und den typischen perfecten Lituiten (Lit. litzus Montr. und Lit. perfectus W AHLENB.). Die generischen Charaktere der von mir aufgestellten Untergattung lassen sich wie folgt zusammenfassen: Strombolituites. Gehäuse aus einer sehr kleinen Spirale mit rasch an Dicke zunehmenden Windungen, welche breiter als hoch sind), und einem trichterförmigen gestreckten Arm be- stehend, dessen Axe ohne Einwärtsbiegung gerade aufsteigt. 1) Festschrift f. d. 50Jjährige Jubelfeier der Forstakademie Eberswalde, Berlin 1880, pag. 240, t. 1. £.6a —b; diese Zeitschr. XXXII. pag. 438. 2) Festschr. u. s. w. pag. 228, tl. £ 4a—-c u. 5; diese Zeitschr. XXXIl. pag. 436. an a u. Liınpström, Fragmenta Silurica, Holmiae 1880, p. 9, t. XL. f. 1—4. *) Dieses Merkmal, dass die Umgänge des Gewindes zwischen’ Rücken und Bauchfläche abgeplattet sind, ist bei Strombolituites Torelli sehr deutlich ausgeprägt. Für die beiden anderen Arten kann ich sein Vorhandensein nur als wahrscheinlich bezeichnen, weil hier von der Spirale noch nicht mehr gesehen wurde, als ein mehr oder weniger kleiner Theil ihres äusseren Endes. Scheidewände uhrglasförmig, stark convex und einander sehr genähert, in den freien Schalentheil hoch hinauf- reichend.. Wohnkammer anscheinend niedrig. Sipho zwi- schen Centrum und Bauchseite, jedoch dem ersteren näher. Oberflächenseulptur wie bei den eigentlichen perfecten Lituiten. | Vorkommen: Untersilur. Nur aus norddeutschen Geschieben habe ich Repräsentanten dieses Subgenus bisher mit Sicherheit zu Gesicht bekonmen. Die betreffenden Geschiebe waren sämmtlich graue Orthoceren- kalke, welche — soweit meine Wahrnehmungen reichen — nicht zum tiefsten Niveau des untersilurischen Orthocerenkalks gehören, sondern dem unteren Theile von Fr. Scumivr’s Echi- - nosphäritenkalk entsprechen, wie dies ja überhaupt bei der grossen Mehrzahl dieser Art von Diluvialgeröllen Norddeutsch- lands der Fall ist. Im Berliner paläontologischen Museum befindet sich allerdings ein Strombolituites-Rest in einem hell- grauen, mit röthlichen Partieen untermischten Kalk, der nach der Etikette Scurortseims von Reval stammen soll; allein diese Fundortsangabe ist, wie Herr Daues mir mittheilte, sehr zweiielhaft, auch spricht das Aussehen mehr für ein Geschiebe. !) Die bis jetzt beobachteten Arten sind folgende: l. Strombolituites undulatus BoLL sp. Dorn... ee H. ER, diese Zeitschr. XXXII. pag. 387, t. XV1l. .5—5B. Von dieser in mecklenburgischen und ostpreussischen Ge- schieben vorgekommenen Art ist kürzlich ein des gekrümmten Theils beraubtes, sonst aber gutes Exemplar an das Berliner paläontologische Museum gelangt; dasselbe wurde in einem Stücke hellgrauen Orthocerenkalks bei Heegermühle westlich von Eberswalde gefunden. Im oberen Theil zählt man auf 10 mm Höhe 13, im unteren 20 erhabene Linien auf der Oberschale; der Basisdurchmesser des Conus verhält sich zu seiner Höhe wie ] zu ungefähr 2,4, während von Borı und Dewırz dieses Verhältniss übereinstimmend gleich etwa 1: 2,5 angegeben worden ist. Die Einbiegung am unteren Ende ge- schieht bei Strombolituites undulatus unter einem sehr stumpfen Winkel. 1) Linnarsson (Om Vestergötlands cambr. och silur. aflagringar, Stockholm 1869, pag. 44) erwähnt „Lituites undulatus BoLL“ aus einem cephalopodenreichen Kalk von Agnestad in Falbydgen (Westgothland), der dem Niveau des oberen grauen Orthocerenkalks Schwedens ange- hört. Die Gleichstellung derselben Art mit Oyrioceras Odini Eıchw. seitens Fr. Schmipr’s (Arch. f. d. Naturkunde Liv-, Ehst- u. Kurlands, 1. Serie, Bd. Il: pag. 473, Dorpat 1859) ist irrthümlich. 2. Strombolituites Barrandei Dewırz Sp- H. Dewitz, ibid. pag. 389, t. XVII. £. 6 u. 6A. Die Einknickung der Röhre ist dort, wo die Spirale an- hebt, weit stärker als bei der vorigen Art; dabei ist aber der gerade Theil etwas schlanker, indem die Dickenzunahme ge- nanntem Autor zufolge der Proportion 1:2,8 entspricht. So- dann bemerkt Derselbe, dass die Oberfläche mit Querwülsten und correspondirenden Riefen versehen sei, dass aber die Un- dulation der Schalenverzierung schwächer zu sein scheine, als bei der vorigen Art. Da das |. c. abgebildete Exemplar bloss geringe Reste der Oberschale aufweist, so lässt sich Positives hierüber nicht sagen; ich zweifle jedoch nicht daran, dass die Sculptur der Oberfläche keine Abweichung von der Beschaffen- heit zeigt, die ich als ein generisches Kennzeichen ansehe. 3. Strombolituites Torelli nov. sp. Diese neue Art liegt der obigen Figur 2 zu Grunde. Ich benenne dieselbe nach Herrn Prof. O. ToreLL in Stockholm, zur Erinnerung an den hiesigen Besuch dieses ausgezeichneten (seologen und Glacialforschers gelegentlich der allgemeinen Versammlung der Deutschen geolog. Gesellschaft im August vorigen Jahres. Das Knie, mit welchem die Spirale ansetzt, ist hier noch schärfer als bei der vorhergehenden Art, zugleich aber das Wachsthumsverhältniss im geraden Arm so bedeutend wie bei keinem anderen untersilurischen Oephalopoden, näm- lich = 1:1,7. Innerhalb des Gewindes, dessen Umgänge sich nicht ganz berühren, aber doch einander sehr genähert sind, ist die Röhre im Verhältniss von 5:4 breiter als hoch; im Trichter wird jedoch der Querschnitt bald kreisförmig. Der Sipho hat, wie bei den vorgenannten zwei Arten, eine gegen die Innenseite excentrische Lage. Die allgemeine. Beschaffen- heit der Schalensculptur stimmt mit derjenigen, welche oben pag. 188 für Strombolituites undulatus angegeben ist, überein; indessen sind die Streifen viel feiner und zahlreicher, und auch die Ringwellen stehen etwas weniger voneinander ab. ') Nur ein einziges Exemplar von Strombolituites Torelli liegt vor, welches im unteren Diluvialgrand bei Heegermühle in einem hellgrauen, mit Kalkspaththeilchen und kleinen, ins Röthliche spielenden Streifehen oder Fleckchen durchsprengten Orthocerenkalk gefunden wurde. Das Geschiebe enthielt noch viele anderweitige Versteinerungen, darunter Lituites perfectus 2) Genaueres über das neue Fossil wird in dem-bald erscheinen- den 1ten Stück meiner „Untersuchungen über die versteinerungsführen- den Diluvialgeschiebe des norddeutschen Flachlandes“ mitgetheilt werden. GN EN En RT ER 193 WAnLEse., einige Orthoceratiten, verschiedene #saphus- und Illaenus-Reste und Hoplolichas tricuspidata BRYr. Anlangend die besprochene Untergattung von Lituites, so verdient jetzt noch ein Punkt kurz erörtert zu werden. Ich habe mir natürlich die Frage vorlegen müssen, ob für dieselbe ‚nicht der Bour’sche Name neistroceras, unter Erweiterung der bezüglichen Diagnose, beizubehalten wäre. Obwohl aber letz- terer gerade für die literarisch älteste Strombolituites-Art zuerst aufgestellt worden ist, musste ich doch jene Frage ohne Be- denken verneinen. Zunächst weil Borz bei „Ancisiroceras“ an eine Krümmung ohne Spirale, also an ein durchaus nicht mehr lituitenartiges Fossil gedacht hat. Wenn deshalb schon diese Benennung bei meinem Subgenus direct unpassend ge- wesen wäre, so musste andererseits eine unmittelbar auf den Zusammenhang mit den Lituiten hinweisende Bezeichnung besonders zweckmässig erscheinen. Sodann aber kommt noch der für sich allein durchschlagende Umstand hinzu, dass die Gattung Ancistroceras nicht etwa jetzt zu cassiren ist, sondern im Sinne ihres Autors immer noch bestehen bleibt. Borr hat nämlich in seiner mehrfach angeführten Abhandlung unter folgenden Namen zwei untersilurische Cephalopoden als "nächste Verwandte seines „Lituites undulatus“ beschrieben: 1. Litzites Breynü Bor (l. ce. pag. 88, t. IV. f. 10); 2. Lituites Angelini Bort (ibid. pag. 89, t. IV. f. 11). Ueber diese beiden Arten sagt er, dass Exemplare mit eingerollter Spitze ihm niemals vorgekommen seien, bemerkt aber gleichzeitig zu „Zituites Breynü“, er könne nicht bezweifeln, dass die Spitze dennoch eine (wenn auch nur sehr kleine) Spirale gebildet habe, und zu „Lituites Angelini“, dass bei einem schwedischen Exemplar (l. e. f. 11b.) nach unten eine leichte Krümmung der Axe zu sehen sei. Die genannten beiden Fossilien habe ich nicht nur in der Borr'schen und anderen Sammlungen gesehen, sondern selbst auch in einer grösseren Anzahl von Exemplaren gesam- melt. Im Ganzen haben sie die Form von Orthoceratiten, weichen aber von der grossen Mehrzahl derselben schon durch das rasche Anwachsen des Conus ab. Ist das untere Ende erhalten, was allerdings nicht häufig der Fall ist, so erscheint dasselbe gekrümmt, jedoch nur in Gestalt einer sehr flachen Bogenlinie. Es liegen mir Stücke vor, welche ohne merkbare Verminderung des Krümmungshalbmessers so dünn zugespitzt sind, dass die Möglichkeit der Existenz einer Spirale ausge- schlossen ist. Sonach zeigt sich hier eine Vereinigung der- jenigen Merkmale, welche Bors als bezeichnend für „Ancistro- ceras“ ‘angesehen "hatte, nämlich die Krümmung einer stark conischen und grösstentheils geraden Röhre am unteren Ende ohne Uebersang in einen aufgerollten Theil. Die ren N Arten sind demgemäss in „JÄneistroceras Breynü“ und „An- cistroceras ee umzutaufen. Das Genus Ancistroceras BoLL, welches ich hiermit — jedoch für andere fossile Orga- nismen, als es Dewirz gethan hat — rehabilitire, steht den Lituiten ganz selbständig gegenüber, nimmt dabei aber doch / eine Art Mittelstellung zwischen Strombolituites und den regu- lären ÖOrthoceratiten ein, den letzteren immerhin sich mehr nähernd. Die wesentliche Verschiedenheit von den Kreisel- lituiten, die allein im Bereiche des. Lituiten - Geschlechts hier in Betracht kommen, bekundet sich auch in der Sculptur der Oberfläche, indem bei jenen Ancistroceras - Formen die Ring- wülste fehlen und die Querstreifen keineswegs die für alle perfeeten Lituiten überhaupt charakteristischen starken Bie- gungen, sondern bloss sanft geschwungene Wellenlinien bilden, wie sie ganz ähnlich bei gewissen regulären Orthoceratiten vor- kommen; es ist auffallend, dass BoLL auf diesen Umstand weiter kein Gewicht gelegt hat. Mit Strombolituites undulatus, _ also dem Fossil, welchem BoLu seine beiden zuletzt besproche- nen Arten als eng damit verbunden angereiht hat, haben diese letzteren kein anderes besonderes Kennzeichen gemein, als die schnelle Zunahme des Conus -Durchmessers nach oben hin, welche jedoch immerhin langsamer fortschreitet als bei der Strombolituites - Art. Soweit ich das Vorkommen der Aneistroceras-Reste beob- achtet habe, gehören sie wesentlich demselben geognostischen Niveau an wie die Untergattung Stirombolituites, hauptsächlich der unteren Echinosphäriten - Zone, vielleicht in geringerem Maasse auch dem Vaginatenkalk Fr. Scuuipr's. Bei weitem am seltensten ist Ancistroceras Breyniü BoLL sp. Diese Art kenne ich nur aus Geschieben von grauem Ortho- cerenkalk. Einige Fragmente derselben habe ich in der Ebers- walder Gegend gesammelt, ein ganz ausgezeichnetes Exemplar aber befindet sich in der kürzlich für die hiesige Forstakademie angekauften Beum’schen Sammlung, welches vor längerer Zeit beim Festungsbau in Stettin gefunden wurde. Die Biegung im unteren Theile ist zwar flach, aber doch recht deutlich ausge- prägt; sie ist übrigens auch schon in der ersten, von BREYN gegebenen Abbildung des nämlichen Fossils erkennbar, welches seine vierte Orthoceratiten- Species bildet und ihm zufolge in Geschieben Pomerellens oder Klein-Pommerns (zu Westpreussen gehörig) angetroffen wurde.!) Der Sipho liegt excentrisch, und zwar etwas nach der convexen Seite hingerückt. Für das 1) J. Pi. Brevn, Dissertatio physica de Polythalamiis, Gedani 1738, page. SB Se a E. Er Er Verhältniss zwischen Basisdurchmesser und Höhe des Kegels fand ich bei dem erwähnten Stettiner Stück als Durchschnitt 3 :3,6 (Breys und Borı haben etwa 1: 3,9 angegeben). Viei verbreiteter ist Ancistroceras Angelini BoLL sp., na- mentlich ist dies eins der häufigsten Fossilien unserer Geschiebe von gemeinem rothem ÖOrthocerenkalk, woraus auch fast alle in Mecklenburg gefundenen Stücke der Bouu'schen und Brück- ner’schen Sammlung zu Neubrandenburg stammen; einige z. Th. recht gute Exemplare davon liegen mir aber auch aus Ge- röllen von hellgrauem Orthoeerenkalk vor. Ferner scheint die Art in dem jüngeren rothen Orthocerenkalk der Insel Oeland vorzukommen. !) Die Krümmung nach der Spitze hin ist noch etwas schwächer, als bei der vorigen Species. Da nun der Anfangstheil selten erhalten ist, so haben die meisten Reste dieses Fossils ein durchaus Orthoceras-artiges Aussehen, und ich selbst habe es früher auch stets für einen Orthoceratiten gehalten. Solche Fragmente unterscheiden sich von Orthoceras _ contcum Hıs., einem der gewöhnlichsten Begleiter von Jneistro- ceras Angelini, fast nur durch die starke Querstreifung der Schale. Der Sipho ist nämlich bei letzterer Art ebenfalls central, das Wachsthumsverhältniss der Röhre wird nach Bor durch die Proportion 1:6 ausgedrückt. Bei mehreren guten Stücken von Heegermühle aus rothem Kalk entspricht dieses Verhältniss dem Quotienten — Dagegen verhalten sich Basis- durchmesser und Höhe des Kegels übereinstimmend wie 1:4,7 bei 2 hübschen Exemplaren aus grauem Kalk von Joachimsthal und Liepe unweit Eberswalde; dessenungeachtet würden sie höchstens als eine Varietät der Normalart gelten können. Endlich gehört hierher ein vorwiegend als Steinkern er- haltenes Petrefact, welches Herr Dewırz?) unter dem Namen Cyrtvceras Damesiü aus einem Geschiebe vom Ufer der Angerapp - bei Nemmersdorf beschrieben hat. In der Form der Röhre - „und der Lage des Sipho, der „ein wenig aus dem Centrum gerückt, der convexen Seite etwas genähert“ ist, unterscheidet sich das betreffende Fragment nicht von Jneistroceras Breynü Borz sp. Ueber die Beschaffenheit der Schalenverzierung lässt sich aus den Angaben und der Abbildung des Autors kein sicheres Urtheil gewinnen. 1) Ofr. Bor, l. e. pag. 90. — G. Linnarsson, Geologiska jaktta- Ben a en resa pa Oland, Geolog. Fören. Förhandl. Bd. Ill (1876), pag. 78. s ?) Beiträge zur Kenntniss der in den ostpreuss. Silurgeschieben vorkommenden Cephalopoden, in den Schriften der physik.-ökonom. Ges. zu Königsberg, 20. Jahrg. (1879), pag. 180, t. IV. f. 8. 2. Das diluviale Diatomeenlager aus der Wilmsdorfer Forst bei Zinten in Ostpreussen. Von Herrn Max Baver ın Königsberg ı./Pr. Im Jahre 1856 hat der um die Kenntniss der naturhisto- rischen Verhältnisse seiner ostpreussischen Heimath hochver- diente J. Scahumann eine in mancher Beziehung wichtige, aber, wie es scheint, in weiteren Kreisen ziemlich unbekannt geblie- bene Entdeckung gemacht, indem er am Ufer des Stradick flusses bei Domblitten unweit Zinten im Kreise Heiligenbeil ein dilu- viales, an Diatomeen sehr reiches Mergellager auffand und beschrieb. !) Dasselbe ruht nach der Angabe des Entdeckers auf nordischem Sand und ist überlagert von lehmigem Sand mit sehr vielen grossen Granitblöcken (oberem Geschiebemergel), so dass ein Zweifel an dem diluvialen Alter dieser Diatomeen- ablagerung nicht möglich ist. Vor einigen Jahren wurde die Section Heiligenbeil der geologischen Karte der Provinzen Preussen bearbeitet und es war mit dieser Aufgabe Herr Rıcnarnp Kuess betraut, der sich derselben in ausgezeichneter Weise entledigtee Derselbe stu- dirte nicht nur eingehend die tertiären Ablagerungen jener Gegend, die er ausführlich beschrieb °), sondern er förderte auch die Kenntniss des Diluviums wesentlich dadurch, dass. er eine interessante und charakteristische Gliederung des Ober- diluviums zuerst beobachtete und durch Eintragen des soge- nannten rothen Deckthons auch zuerst kartographisch darstellte, wodurch der damit identische „rothe Diluvialmergel zweifel- hafter Stellung“ im Unterdiluvium der älteren Sectionen jener Karte endlich seine richtige Stellung im oberen Diluvium an- ı) J. SCHUMANN, Geolog. Wanderungen durch Ost - Preussen 1859. pag. 150. (Abgedruckt aus den preuss. Provinzialblättern ) — Die Pro- vinz Preussen, Festgabe für die 24. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe in Königsberg i./Pr. 1863. pag. 86. — Schriften der physik.- ökonom. Gesellschaft, Jahrg. 1862. pag. 166, 1864. pag. 13 ff., 1867. pag. 37 fi. Vereinzelte Notizen unter dem Gesammttitel: Preussische Diatomeen. 2) Inauguraldissertation, Königsberg 1880, und Schriften der physik.- ökonom. Gesellsch., Jahrg. 1880, pag. 73 ft. 4 b 2 i . 8 a E 197 gewiesen erhielt. Bei dieser eingehenden Untersuchung des Oberdiluviums jener Gegenden gelang es nun Herrn R. Kuess im Jahre 1877 in der Nähe jenes ersten von SCHUMANN ge- fundenen Diatomeenlagers noch ein zweites von unzweifelhaft diluvialem Alter aufzufinden, das den Gegenstand vorliegender Mittheilung bildet. !) Dieses Lager findet sich auf dem linken Ufer des Stradick- flusses in der Wilmsdorfer Forst, unmittelbar ehe der Stradick die scharfe Krümmung nach Norden macht. Es ist nur in einigen Löchern am Thalabhange in einer Mächtigkeit von ungefähr 6— 7 Fuss aufgeschlossen und die Aufschlüsse sind schwer zu finden, weil sie im dichten Buchwald versteckt lie- gen. Dieser Umstand hindert auch die genaue Constatirung der Lagerungsverhältnisse und es ist zur Zeit das unmittelbare Liegende und Hangende der Diatomeen-führenden Schicht nicht bekannt, es ist nur sicher, dass unten am Abhang unterdilu- viale Sande und Kiese vielfach zum Vorschein kommen, wäh- rend die Höhe über der fraglichen Schicht von oberdiluvialem Deckthon eingenommen wird. Die Aufschlüsse der Diatomeen- schicht liegen ungefähr 50’ über dem Bette des Stradickflusses. Es schien von einiger Wichtigkeit zu sein, die vorliegende Schicht ihrem organischen Inhalt nach ebeuso genau kennen zu lernen, wie das durch Schumann’s verdienstvolle Bemühungen mit dem Domblitter Mergel der Fall ist, um womöglich eine bestimmte Ansicht über die Entstehung dieser Ablagerung und damit zugleich auch vielleicht einen etwas näheren Einblick in die Bildungsweise des Diluviums jener Gegend überhaupt zu gewinnen. Ich wandte mich zu diesem Zweck an den rühm- lichst bekannten Diatomeenforscher, Herrn Dr. Schwarz in Berlin, mit der Bitte, die Bestimmung der vorliegenden Arten ausführen zu wollen, welcher Bitte derselbe in dankenswer- thester und zuvorkommendster Weise entsprach. Herr ScHwarz hat nicht nur alle vorhandenen Diatomeen der Art nach fest- gestellt, sondern auch durch eine Menge schätzenswerther Mittheilungen über Leben und Verbreitung und manche son- stige Verhältnisse dieser kleinen Wesen das Verständniss der Ablagerung wesentlich erleichtert und vertieft, so dass die geo- logischen Resultate der vorliegenden Untersuchung zum grossen Theil auf seinen Angaben beruhen. Ich sage daher Herrn 1) Es war ursprünglich von mir nicht beabsichtigt, eine Beschrei- bung dieses Mergels zu veröffentlichen, eine von mir veranlasste Unter- suchung der Diatomeen des neugefundenen Lagers hat aber so viele interessante Beziehungen ergeben, dass die Kenntniss desselben vielleicht auch weiteren Kreisen, die sich für die Geologie unseres Flachlandes interessiren, nicht unerwünscht ist. Sonwanz hiermit für \ seine eifrige und unermüdliche, Unter- stützung meinen verbindlichen Dank. 2 Die mikroskopische Untersuchung des Mergels war nik erheblichen Schwierigkeiten verknüpft, da die Substanz nicht blos viel kohlensauren Kalk, sondern auch eine ansehnliche Menge Kieselsäure enthält, letztere nach der Ansicht des Herrn ScawArz zum grössten Theil Rückstände der Zersetzung der Kieselsäureepidermis von Wasserpflanzen. Die deutlich erkennbaren organischen Ueberreste in dem Mergel bestehen fast durchaus nur aus Diatomeen und diese sind in sehr reich- licher Menge darin vorhanden. Ganz spärlich nur sind thie- rische Reste, z. B. Spongiolithen; gänzlich fehlen Muschel- schalen und Aehnliches, wie das auch ScHumanı von dem Domblittener Lager angiebt. Ebenso fehlen fast ganz kohlige Theilchen; diese sind nur als sparsame braune Körnchen von mikroskopischer Kleinheit vorhanden, welche bewirken, dass die Substanz concentrirte Schwefelsäure schwach braun färbt, welche Färbung aber durch Zusatz von wenig Salpetersäure wieder verschwindet. Nach der Bestimmung des Herrn Schwarz fanden sich die folgenden Diatomeenspecies in dem Mergel aus der Wilms- dorfer Forst, wobei bemerkt wird, dass zur Erleichterung der Vergleichung mit den citirten Angaben SCHUMANN’s mehrfach die älteren Namen den heutzutage üblichen in Klammern bei- gefügt sind: Amphora ovalis Krz. = „ var. nana. Campylodiscus noricus EHR. var. costatus ( C. costatus SM.) Cocconeis Placentula Eur. Cyclotella operculata Krz. atmosphaerica Eur. (Distoplea atmosphae- rica EHR.). & Kützingiana Tuw. Cymatopleura elliptica Sm. Solea SM. Cymbella Ehrenbergü Krz. maculata Br£». (Cocconema Lunula Eur.). cuspidata KrTz. obtusiuscula KTz. gastroides Krz. lanceolata Eur. spec. (Cocconema lanceola- tum Eur.). cistula Hupe. sp. (Cocconema Cistula Hur.). gibba Eur. spec. (Cocconema gibbum Enr.). Denticula crassula Naxg. (Denticula inflata Sı.). ” Eh) ” > nes eaespitosum Kız. var. majus (E. para- 2 slorum: R77.):- 2 = es Krz. 2 E » » ee, & turgida Krz. Er : = Ayndmanni Sm. se Zebra Krz. „ var. saxonica (E.saxonica KTz.). (var. ventricosa) (E. ventricosa en) > a Porcellus Krz. var. proboscidea (E. pro- : boscidea Krz.). = ocellata Krz. 5 Argus Krz. Fragilaria virescens Rurs. Br „.. mutabilis GR. katze 2 a construens GR. = Harrisoni GR. . var. dubia. Comphonema capitatum Eur. # : var. constrietum (@. constric- tum EARr.). er r accuminatum Eur. = er var. coronatum (@. corona- tum EnR.). 5 longiceps EHR. = dichotomum Krz. intricatum Kraz. Mastogloia Tuw. (M. lanceolata Tuw.). Melosira crenulata Kraz. ; R\ distans Krz. 5 granulala PRitcnH. Meridion circulare Ac. Navicula affinis Eur. * cuspidata KTrz, "a „... semen EHR. % = elliptica Krz. 53 „.. seutelloides Sm. i A limosa Ka. u ee = sphärophora Kraz. 2° appendiculata Krz. B Baecillum Eur. amphirkynchus EnHRr. bohemica Eur. Nitzschia sigmoidea Sm. ER Pinnularia gastrum En. ji stauroptera RBNn. - Pinnularia maior Kız. | Bar n radiosa BBSH. e 5 Ri var, acuta (P. acula Pm., BP. am- phicays EuRr.). | e oblonga RBXNH. N polyonca var. monile. „ ... undula ScHum. 3 ‚ viridula RBnH. ileurosigma attenuatum Sm. # gracilentum RBsH. Pleurostaurum acutum „Benn. Rhoicosphenia curvata GR. Schizonem« vulgare Tuw. Stauroneis punctata Tuw. Stephanodiscus Schumanni (Cyclotella spinosa SCHUM.). Surirella splendida Krz. var. biseriata (S. biseriuta BREB.). Synedra Ulna Eur. I capitata EHR. & splendens Krz. var. longissima (S. biceps Krz.). Tryblionella angustata Sm. E also im Ganzen 80 verschiedene Formen, darunter allerdings einige, die nur als Varietäten aufzufassen sind. Die in der Tabelle angegebenen Formen sind nun nicht alle in gleicher Menge vorhanden und daher nicht alle von gleicher Wichtigkeit; einige sind sehr häufig und wichtig, an- dere nur vereinzelt oder auch sehr selten und dann in der Hauptsache unwichtig. Von Bedeutung sind vornehmlich die Gattungen Epithemia, Cyclotella, Cymbella, Pinnularia und Stephanodiscus, aber auch von diesen nicht alle Arten in gleicher Weise. Am Wichtigsten ist, wie wir auch aus der Vergleichung mit dem Domblittener Mergel weiter sehen wer- den, die einzige Art der Gattung Stephanodiscus, Steph. Schu- manni, von der sogleich weiter die Rede sein wird. Weniger wichtig sind die Melosiren, aber doch noch stark vertreten; noch weniger häufig sind die Gattungen Pleurosigma, Cymato- pleura, Amphora und Synedra, sie sind mehr vereinzelt den anderen Formen eingestreut, zählen aber doch noch nicht zu den Seltenheiten. Alle anderen Gattungen sind nur sparsam vorhanden und zum Theil sogar nur äusserst selten. Es sind im Allgemeinen vorwiegend grosse Formen, z. Th. sogar sehr grosse, was, wie wir sehen werden, vielleicht von genetischer Bedeutung ist. Beinahe alle genannte Formen sind noch jetzt in unseren Bi KV. Gegenden lebend vorhanden, aber einige sind doch auch aus- gestorben oder doch wenigstens in der Nähe und sogar in Europa nicht mehr vorhanden. Dies ist der Fall mit der schon erwähnten wichtigsten Form der Ablagerung, Stephano- discus Schumanni Schwarz. Diese Diatomee wurde seiner Zeit von Scuumann theils als Steph. /iramaputrae Eur., theils als Steph. Niagarae Eur. oder endlich als Cyclotella spinosa SCHU- MAnn aufgeführt und beschrieben. Nach der Ansicht des Herın Schwarz ist es jedenfalls ein Stephanodiscus, aber von den anderen bekannten Formen verschieden, wenn auch viel- leicht nicht der Art nach, sondern nur als Varietät zu Stepha- nodiscus Niagarae gehörig, dem unsere Form jedenfalls am nächsten steht und von dem sie sich hauptsächlich nur durch die gewölbte Erhebung der Mitte der Schale unterscheidet. !) Letztere Art findet sich lebend in Nordamerika. Ein Prä- parat im Besitze des Herrn ScHhwarz von nicht genauer ange- gebenem Fundort in Nordamerika zeigt den Steph. Niagarae zusammen mit anderen Diatomeen, die rücksichtlich der For- men und der relativen Häufigkeit der einzelnen Arten mit den Wilmsdorfer Vorkommnissen grosse Aehnlichkeit zeigen, so dass also auch diese Diatomeen, wie so manches Andere in den ausgestorbenen Floren und Faunen der jüngstverflossenen geologischen Zeiten amerikanische Anklänge erkennen lassen. Was sodann die speciellen Lebensverhältnisse der beob- achteten Formen betrifit, so sind es lauter solche, die dem süssen Wasser angehören. Zwar kann die Mehrzahl derselben auch in schwachsalzigem Wasser, wie etwa in dem der Ostsee, - vegetiren, aber den Diatomeen eines solchen Brackwassers wie die Ostsee sind immer auch entschieden marine Formen bei- gemischt, die den Salzgehalt des Wassers erst beweisen und diese marinen Formen fehlen hier durchaus, es ist von ihnen auch nicht die geringste Spur beobachtet worden. Aus dem bisher Beobachteten lassen sich nun Schlüsse ziehen in betrefi der Entstehung der in Rede stehenden Ab- lagerung. Diese muss jedenfalls eine reine Süsswasserbildung sein, die Entstehung in einem auch nur schwachgesalzenen Meer, wie die heutige Ostsee ist durch die Abwesenheit aller ma- #)..Herr Schwanz giebt von Stephanodiscus Schumanni ScHwarz fol- gende Diagnose : Frustula breviter eylindracea, singularia vel binatim conjuncta, valvis orbicularibus, disco arcolato- granulato, granulis minu- tis, radıantibus, margine spinis longis numerosis radiantibus et oblique astendentibus ornato: valvae en centro convexo, inferioris con- cavo; magn. 0,038 — 0,066 mm. (Uyelotella spinosa Schum.) Fossilis prope Domblitten et in stratis prope ch (Wilmsdorfer Forst) Prussiae. rinen Diatomeen ausgeschlossen. Es liegt nun nahe, auch nach den Temperaturverhältnissen zu fragen, die zur Zeit der Bil- dung der Ablagerung, als zur Zeit der Entstehung eines Theils des Oberdiluviums in Ostpreussen geherrscht haben. Gross ist der Unterschied von den jetzigen Verhältnissen wohl nicht gewesen, darauf weist die Uebereinstimmung der überwiegenden Mehrzahl der gefundenen Diatomeen mit noch jetzt hier leben- den hin. Andererseits weist aber der Stephanodiscus Schumanni durch seinen Verwandten Steph. Niagarae auf ein nordameri- kanisches Klima hin, das sich durch heissere Sommer und kältere Winter von unseren Gegenden unterscheidet. Nimmt man zum Vergleich die Temperaturverhältnisse von Boston, das mit dem Niagarafall, der unserer Form den Namen ge- ‚geben, ungefähr unter gleicher Breite liegt, und für das A. v. Huusorpr Zahlen angiebt, so ist dort die Mitteltemperatur des Winters = — 3%,1 und die des Sommers = — 21°,8, während nach LurHer die entsprechenden Zahlen für Königsberg = — 2°,0 ‚und + 13°,4 (R.) sind. Dies erlaubt vielleicht den Schluss, dass damals auch in Ostpreussen die Winter etwas kälter, aber dafür die Sommer heisser waren, als heutzutage. Ehe wir diese Betrachtungen fortsetzen, ist es aber zweck- mässig, auch die Verhältnisse des benachbarten Domblittener Lagers zum Vergleich heranzuziehen. Lest man dabei die Angaben zu Grunde, die SCHUMANN über die Diatomeen des Domblittener Lagers macht, so be- merkt man bei sehr grosser Aehnlichkeit auch manche, und zwar äusserst gewichtige Unterschiede, die besonders darin bestehen, dass Scuunass, der auch die Domblittener Masse ausdrücklich als Süsswasserbildung bezeichnet, hierin neben im Ganzen 82 Süsswasser- und 2 Brackwasserformen auch 2 echte und typische Meeresformen gefunden hat: Navicula veneta und Navicula didyma, die beide trotz besonders darauf gerichteter Aufmerksamkeit in dem Wilmsdorfer Mergel nicht nachgewiesen werden konnten. Diese zwei marinen Fermen würden nach einer früheren Bemerkurg vielleicht gegen die Auffassung dieses Mergels als Süsswasserbildung sprechen und eher auf ein Gewässer wie das der Ostsee hinweisen, in deren -schwachsalzigem Wasser, wie Herr SchwArz bei Rügen und an anderen Orten oft beobachtet hat, Süsswasserformen sich finden, zwischen denen aber immer einzelne marine Formen vorkommen. Darnach müssten sich also diese Ablagerungen bei Domblitten und in der Wilmsdorfer Forst unter wesentlich verschiedenen Verhältnissen gebildet haben, was bei ihrer ge- ringen Entfernung, die etwa '/, Meile beträgt und bei der sonstigen grossen Aehnlichkeit der vorkommenden Diatomeen + * N TE BR ER LED za ERER f ee oe an en Be ; 1 2 & f BL IRER REREN wenig wahrscheinlich ist. Es war also wohl angezeigt, auch dem Domblittener Lager auf's Neue die Aufmerksamkeit zuzu- wenden, um womöglich diesen Widerspruch zu zerstreuen und aufzuklären, oder eventuell zu bestätigen. Nach der Angabe von: ScHumann!) liegt dieses Mergel- lager, von dem jetzt nichts mehr zu sehen ist. bei Domblitten, einem Vorwerk von Kukehnen unweit Zinten, ebenfalls an dem Ufer des Stradickflusses. Es wurde im Jahre 1544 aufgefunden und sofort zur Bodenverbesserung der benachbarten Felder benutzt. Als Scuumann in den Jahren 1856 — 1858 den Ab- bau besuchte, war er 120 Schritt vom Stradick entfernt und es zeigte sich folgendes Profil: 1. 3-—5° lehmiger Sand mit sehr vielen grossen Granit- blöcken durchsetzt und bedeckt, 2. 12° weisser ungeschichteter Mergel, übergehend in: 3. 2’ mächtigen blauen Mergel, darunter 4. 5—10° derselben Masse, aber deutlich geschichtet und 5) [2 mit feinen Glimmerschüppchen durchsetzt. Es folgt nordischer Sand. Oben hat das Mergellager 30, unten 85—42 pCt. kohlen- sauren Kalk. Die weissen und die bläulichen Mergelschichten sind sehr reich an Diatomeen, die in anderen diluvialen Leh- men und Lehmmergeln unserer Gegenden vollständig fehlen — nur ein einziges Mal hat Schumann ein Fragment des Kiesel- panzers einer Diatomee in solchen“Massen gefunden — und. hier hat Scuumann die erwähnten 2 marinen, 2 brackischen und <82 Süsswasserformen von Diatomeen entdeckt, die in den Schriften der physikalisch - ökonomischen Gesellschaft an den Eingangs angegebenen Stellen von-:«hm .beschrie- ben sind. | Um bezüglich der zwei marinen Formen Aufklärung zu erhalten, hat Herr Schwarz auch die Diatomeen von Dom- blitten genau untersucht und bestimmt und zwar hat ihm dazu dasselbe Material vorgelegen, das SCHUMANN seiner Zeit sam- melte und das seinen Angaben in den oben genannten Schrif- ten zu Grunde liegt. Dieses Material wurde nach Scuunann’s Tode dem hiesigen altstädtischen Gymnasium übergeben, wo es noch jetzt aufbewahrt wird und von wo ich es durch die dankenswerthe Gefälligkeit des Custos der naturhistorischen Sammlungen und des Lehrers der Naturwissenschaften, Herrn CzwaALina, zur Untersuchung erhalten habe. Es besteht aus b) Die Provinz Preussen pag. 86 ff. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIII. 2. 14 BER E den Originalpräparaten ScHumAnn’s, die er in ziensieh grosser x Zahl aus dem Mergel angefertigt hat und die noch heute voll- kommen wohl erhalten sind und aus einer Anzahl von unver- arbeiteren Proben. Man kann kaum annehmen, dass SCHUMANN noch viele andere als seine hier noch vorhandenen Präparate hergestellt hat, so dass also Herrn Schwarz wohl das Ge- sammtmaterial ScHumann’s zur Untersuchung vorlag. Jeden- falls ist wohl sicher, dass Schumann in seiner sehr reichhaltigen und gut geordneten und gehalten Diatomeensammlung jedenfalls Belege für alle von ihm gemachten und veröffentlichten Beob- achtungen aufgenommen hat und so namentlich auch für die zwei marinen Formen von Domblitten, die zur Zeit schon sein Interesse erregt hatten. Zugleich wurde bei der Untersuchung dieses Materials aber auch bemerkt, dass Schumann beim Sammeln seiner Proben die einzelnen Schichten der Abla- gerung gesondert behandelt hat, so dass wenigstens zum Theil der organische Inhalt der einzelnen Lagen in ihrer Aufeinander- folge getrennt bestimmt werden konnte, worauf auf meine Bitte Herr Schwarz seine besondere Aufmerksamkeit richtete. Allerdings sind leider nicht alle Scuumann’schen Proben mit genauer Bezeichnung der Lagerung versehen, aber die genau bestimmten Schichtenproben lassen, wie wir sehen werden, doch bestimmte interessante Folgerungen zu. Die Bestimmungen des Herrn ScHwarz sind in folgender Tabelle zusammengestellt, in der die einzelnen Verticalcolumnen nach den Angaben Scauuann’s folgende Bedeutung haben, wo- bei das oben angeführte Profil zu vergleichen ist: _ 1. Kalkmergel, 3 Fuss unter dem Hangenden. 2. Kalkmergel, 9 Fuss unter dem Hangenden. 3. Kalkmergel, 12 Fuss unter dem Hangenden. ’ 4. Weisser Kalkmergel, obere 10 Fuss mächtige Schicht, 5—T. Kalkmergel ohne Angabe der Lagerung. 8—9. Thonmergel unter dem Kalkmergel. 10. Blauer Kalkmergel, untere 5 Fuss mächtige Schicht. Endlich sind in der ersten Columne sub A die oben angege- benen Diatomeen des Wilmsdorfer Lagers zur Vergleichung noch einmal mit aufgeführt. Bei der Zusammenstellung dieser Proben mit dem oben eitirten Profil sieht man, dass jedenfalls die Nummern 1—4 dem weissen ungeschichteten Mergel (No. 2 des Profils) ent- sprechen und ebenso die Nummer 10 der liegendsten Schicht (No. 4 des Proflls) deren Mächtigkeit dort ebenfalls zu 5 (bis 10) Fuss angegeben ist, alle anderen Nummern bleiben vorläufig zweifelhaft. Es sind aber die Nummern 1—3 und 5— 9 an dem nämlichen Tage gesammelt und repräsentiren _ aufgeschlossene Profil. Da nun 5—7 mit der Bezeichnung Kalkmergel versehen sind, wie die unzweifelhaft hoch liegenden Schichten 1—4, so haben wohl auch die Schichten 5— 7 ihr Lager mehr nach oben, während 8 und 9 (Thonmergel unter dem Kalkmergel) nach unten zu ziehen sind. Wir werden _ übrigens sehen, dass die Vergleichung der in den einzelnen Proben gefundenen Diatomeen hierauf noch weiteres Licht wirft. Nois } lan ihrer ehe das ganze damals (13. Oct. 1856). EDIT 10 EB: | - Achmathidium lanceolatum BREB. en 8 = au en Amphora ovalıs Krz. j ce 3 ee E: 5 ».0.9..Nnand aa Se ee E „. forma constricia.. le ee E _ Campylodiscus Noricus Eur. costatus . .I+[1+1+|+41+] 4/44 +1+/+ Cocconeis Placentula Eur... . . 14'141 414 11-1 4/4 + Oyelotella "untigua SM. A ee ee 5 Astraea KrTz.. 2 ee: 23 atmosphärica Rırs.. IH H HH HH I Hi + > Kützingiana Tuw. . + +41 +1+1+1+ ++ [++ = operculata Krz. . a Ra er ‚Oymatopleura_ elliptica Sm. . else tele Solea Sm. een se elar an an ymbeila, affinis ++ +4 + 4 ++ E; amphicephala Ne ; a Re es ee 9 Cistula Hemer. ( Coceonema) . .1+ +14 +1+1+1+/+ 14/414 » cuspidata Krz. ; +++ +/+1+/+/#+J+ # cymbiformis EHRr. (Coeconema) { 1 +/+1+J+J+[+/+1+/+1+ » Ehrenbergü Krz.. . : .I+!+H41+ +14 + + #14 1+ 5 gastroides Krz. 14414/1214 4141414 „ gibba EHR. (\ Coceonema) . .1+—+[+/4+ +44 — + 5 gracihs Krz. a en BR See = ie »„ . lanceolata Eur. (Cocconema) I+/#I#H/+ +++ +++ + # leptoceros Krz. Ne a a Be er KE # maculata BREB. It 2) 21 III M obtusiuscula KTz. a a a a ut E: Pediculus Krz. ee a al a 2 E Denticula crassula Naxc. (D. inflata San) Pa a a PP FE u - Enneyonema caespitosum Krz... . — ++] 2-4 — | ; 2 2 var. majus ( E. para. 2 doxum Krz.). . . . +. 1-1 “ paradosum Krz.. . » 2... .]+4 4-1 +++] 3 Epithemia Argus Krz. . a a edles Ela Ele Ar a Tell 7 » „ alpestris . 2 .:.:... ++ +— E , gibba Kız. . Deere rer elle | „ » 0» paalla .....—-—- +4 +—-—-—1-— » = ventricosa . . te >E Hyndmanni SM. 222 + ++ „ DOCHHHTEIENZE 0: - 0 ee " u SE NEE Be le, » BorcellusKrTzi u. 2 ee —+ +++ +++ * ” RER, » .broboscidea. . : . I# —_ EL ES ; a Te a ee ERBE I BER EEE 22 14* Epithemia turgida Krz. E/] > 2 lata Krz.). ir r E ae A 2 » Vertagus (E. Verta- | srqusKTZ.), - ; Easuweck ©. ® „. zebrina 2:2...) Se ee a. 5 Zebra Krz. + ee » _ sSaxonica . „1.1 | pe a ee Fragilaria capucina Gr. : + -1+41-14/+4/+4/4 E construens GR. ee : RES EL BIER PR BEL u 2 Bi > > „ binodis . ran 2 nn... » » „ oblonga . en u en nn nn ö Harrisonii GR. . = ++J—1+1+]=|+14/+] 1 Ri h dubia : + | [er > mutabilis Gr. ; +11 +/+1-/-/—/1/+ virescens RLFS.. +|£12|-E- 2] Spr Pa Pepe Gomphonema accuminatum Exr. . a 1 En Eee ++ D) „ coronatum . ++!+1+!-|-|—-!+1—|+|— 5 Augur EHR. © .2..208 0% 0008 05 En 2 > capitatum ER. . » » » 2.2. 141414141 +1 [+1 14114 5 B „ econstrictum (G. con- striectum ER.) . [JH — —1+1-|-|- 1141-1 — R Cygnus EHR. . . a a Pr Pe Pe Be De 2 ee ö dichotomum Krz. ++ PERF 5 intricatum KTz.. a ja ee er » „ subclaratum . — ——|+J-|—]- 4/4} | = longiceps Enr. i +++] ES BREI Re 5 olivaceum Krz. angustum (6. an- gustum Krz.) a | 2.02 00 — > subramosum Ac. clavatum — SS 18 a subtlle RHR. 2 3%... Niakej eEe ER „ tenellum Krz. |. [12 ee Turris EHR. . 1-1] + ZPEPeP re Mastogloia Smithü Tauw. (M. wer Taw). +++ 1—-|-/+1+/ ++ Melosira arenaria MooRE crenulata KrTz. distans Krz. 5 granulata PrITcH. Meridion circulare Ac. . Navicula affinis Eur. B2) » 7 » „ ‚Jirma amphioxys Eur. . amphirhynchus EHR. amphisbaena Borc. angustata SM. - appendiculata Kız.. Bacıllum Eur. binodis EHR. Bohemica ErHR. . carassius EHR. . . cryptocephala Krz. . cuspidata Krz. dilatata EHR. . BERN EEIEESEENI ENDE ESEL EBEN granulata € E. granu- ae Hl+l#]# EEE HH HH ++ +14] 11 1 BEER ESS UEUERERESEZ Re Eramedla Ehrensegu - - -» .» 2. 0.2...) DS u ve 15 > LET a 2: er ++ an Fin ERDE - 2 nr >cHecomedides nn. .% = een Bl 5 = Er EL ernrnenr sen - x EL SE: arranRer.nn = nn » 2»... re HH < inflata Krz. 2.2.22 2.2. or ++ HH 4 + 4 laewissima KTZ. ». » 2» 2 22.2.1) 1-1 | POP SEE = laneeolata KTZ. - » :» 2... ..J41-)-|-|-|-|-|— FE „ Umosa Krz. »..:.:.. 2... +++ +4 + HE Hr * pusilla Sm. . - zer er arrer en » „ anglıca (N. anglica Rırs) ee = rhynchocephala Nr Dura 2,2... ee a EN EEE nn ne 2 sceutelloides Sm. - - . +++ ++ HH +++ 14 5 „ eoccus ( Nav. "eoceus | SCHUM.) . . —|+/+]+J— 1-1 — +) 41 5. R „ disculus (N. disculus SCHUM.) » » 2 1-1 ++ ++ +++ > scutum SCHUM. » » 2 22.2.2 .]4 1-4 | ” semen EHr.. . De re ae | e sphaerophora Br h,,: Eile FE Nitzschia amphioays SM. » » » 2.2.2.2 ..1- 44-14 -|-|— > nearis SM. -» = 2 >: 2. 2 20.2 24-1 —-|+4 +1 |— | +41 3 Be bEBIScEe N Se Bee ee er | ST wo a A ++ +14 4/4 FH Pinnularia Brebissoi Ren. >» 2. .I-\---|-/-|1- +1 |— B EIER OR AT EEUEUENENEUREHEER EHEN = maior Ren. . EEE EG » R viridis 2 viridis Run) — +11 /= ||| I FIR » oblonga. Ron. RE 2 ABESERNESEHEFESEREN DIE = = ee Br namens urarnn „ polyonca DEE SIRORE re are el en > radiosa ReH. . Pr EEE 2 ß acuta (P. acuta Ren.) ++ 4/44 | - » stauroptera ReH. . 22.20.20. .J]4H 4114) 3 undula. - - 22 20202 14-111 ||| Ra 3 varidula Bee: -. -» ... .:. 2.24 + i4 HI IH ; Pleurosigma attenuatum SM. » 2 2.2.2. J+ + +++ + + HH + = > gracilentum ReH.. . . .» . . »Ir1-|—-|- —|-|- 1-1 1— 3 = Spenceri SM. SUSZEIS BER lERReRRaer - Pleurostaurum aceutum RBH. . .» 2. 2.2 .1++1 14144114141 | . Rhoicosphenia curvata Gr.. s a N ee - Schrzonema vulgare Tuw. . ser Er Stauroneis gracilis EHR.. a RE N R : = amphicephala (St. am- ee a, | - 4-4 | 5 Phönicentron Eur. . |- Eule Ei He R Punctata Krz. en ae BARS AE AR KART - Stephanodiscus Schummanni Schwarz ( Ci yclo- | 4 tella spinosa ScHum.) . Ba Be Ku u ua bu bu Da lb ad a a Surirella splendida Krz. Biseriata (8. biseriata Kr). Here ER » n CHIBSEFIBER. 0 = AN ernten een et e +/+1— Synedra Acus Krz. ; Harn |- Ki 2 5 delicatissima. .» >». \el#l+l4 Pre +\+)+ 5 capitata E Eur. . en ee 5 splendens Krz. longissima, 8 biceps | : Kız). +++ + +++ +4 + Ulna EnHr. amphirhynehus ee Ei - + 41— 1414 + Tabellaria Naceulosa Krz. ventricosa . . - .|-\- | -|-|-)-/-/-| + — Tryblionella angustata Sm. » .: 2.2... +++ + er Unter diesen Diatomeen sind einige Formen, die ein be- sonderes Interesse dadurch haben, dass sie bisher ausser hier sich noch nirgends gefunden hoben, so Navicula aeutum SCHUM. und Nav. elliptica nitens SCHWARZ und dann Stephanodiscus Schumanni, der ausserdem nur im Wilmsdorfer Lager vor- kommt. Sodann zeigt diese Tabelle, dass in der Domblittener Ablagerung 130 Diatomeenformen sich finden, während Scau- MANN blos 86 kannte. Es sind also zu den Scuumans'schen Formen noch sehr viele neue dazu gekommen, andererseits fehlen aber auch manche von ScHumann angegebene Arten, und unter diesen fehlenden sind besonders, und das ist von Wichtigkeit, die zwei marinen Formen, Navicula veneta und Nav. didyma, die Herr. Schwarz weder in ScHuumanns Prä- paraten, noch in den Mergelproben auffinden konnte, trotzdem dass aus jeder der letzteren mehrere neue Präparate hergestellt wurden und trotzdem dass. gerade darauf besonders achtsam gefahndet wurde. Betreffs dieser zwei marinen Formen theilte Herr Schwarz vor der Untersuchung der Schumann schen Präparate folgendes mit: „Die beiden Formen Navicula veneta Ks. und Nav, didyma Eur. sind submarine Arten, d. h. solche, welche auch dem . brackischen Wasser angehören können. Navicula veneta ist eine Varietät von Navicula eryptocephala Ke,, vielleicht eine im Salzwasser verkümmerte Form der dem Süsswasser ange- hörigen Stammform, Letztere, Navicula eryptocephala, ist im Süsswasser sehr häufig und kommt auch im Domblittener Mer- gel vor, und es ist möglich, dass Scaumann kleine Formen der Hauptart für Navicula veneta gehalten hat, denn der Haupt- unterschied liegt nur in der Grösse. Es ist vielleicht dieselbe Art, die ich in meiner Analyse mit Navieula appendiculata be- zeichnet habe, obgleich auch Schumann diese Art unter dem Namen Navicula obtusa aufführt. NMavicula uppendiculata unter- scheidet sich von kleinen Exemplaren der Navicula eryptoce- phala var. veneta nur durch die nicht kropfförmig verdickten Enden, die Bezeichnung eryptocephala deutet aber schon re E E h ; > ; _ darauf hin, dass dieses Merkmal ein sehr schwaches ist. Uebri- gens sind Navicula veneta und appendiculata sehr kleine Formen. Anders steht die Sache mit Navicula didyma. Diese ent- schieden (sub —) marine Form ist gross und sehr charakte- ristisch, so dass man nicht annehmen kann, dass ein sorg- fältiger Beobachter, wie Scuumans, diese Art verkannt haben könnte. Auch würde man mit der Annahme dieser Verwech- selung nicht weiter kommen, da alle ähnlichen Formen, z. B. Navieula entomon, gleichfalls marin sind. Auflallend bleibt es aber immer, dass nur eine einzige marine Art bei Domblitten vorkommen soll, während von den vielen anderen in der Ostsee stets beobachteten Arten der marinen Surirellen, Nitzschien und Pleurosigmen auch nicht eine einzige in der Domblittener Masse gefunden ist, und nur die Süsswasserarten dieser Gat- tungen dort auftreten. Sollte eine zufällige Verunreinigung der untersuchten Masse vorliegen? Es ist dies nicht wahrschein- lich, denn wie Schumann sich ausspricht, ist Navicula didyma hier sehr häufig beobachtet worden.“ Nachdem Herr Schwarz die Schumann’schen Präparate geprüft hatte, schrieb er: „Ich habe in keinem der Schumann’ schen Präparate Navicula didyma aufünden können und doch soll nach ScHumann diese Art nicht selten in der Masse vorkommen. Dagegen habe ich vereinzelt Navieula elliptica var. forma extenta und auch wiewohl seltener, var. forma constrieta aufgefunden, die einzige Art, welche von SCHUMANN mit Navicula didyma verwechselt worden sein kann und mit derselben Aebnlichkeit hat.“ Somit ist es nicht ganz vollständig aufgeklärt, wie Schu- MANN zur Angabe von Navicula didyma gekommen ist. Erwägt man aber, dass die genaue und sorgfältige Untersuchung sämmt- licher vorhandener Scaumasy’scher Präparate und solcher, die aus seinem Rohmaterial zu diesem Zweck neu hergestellt wur- den, die Abwesenheit von Navicula didyma (und ebenso auch von Nav. veneta) ergeben, trotzdem dass ganz besonders nach diesen Formen gesucht wurde, so kann man doch wohl mit höchster Wahrscheinlichkeit aussprechen, dass auch bei Dom- blitten nur Süsswasserdiatomeen sich finden, dass also auch der dortige Mergel eine reine Süsswasserformation ist, wie der aus der Wilmsdorfer Forst, dass bei der Ablagerung dieser Schichten Meerwasser in keiner Weise mitgewirkt hat, um- somehr als ja auch die anderen oben erwähnten Umstände gegen eine Bildung in einem der Ostsee ähnlichen salzigen (Gewässer sprechen. Die Tabelle und die unten folgende specielle Charakteri- sirung der einzelnen Schichten zeigen nun, dass im Grossen und Ganzen besonders die Gattungen Cyclotella, Cymbella, Epithemia, Pinnularia und Synedra neben Stephanodiscus wichtig I sind. Diese bilden unzweifelhaft die Hauptmasse. Die Gattung | Navicula ist zwar stark vertreten, aber mit keiner Art gerade häufig, ausser Navicula elliptica. Amphora ovalis ist überall viel. Interessant ist in No. 4: Amphora ovalis forma constrieta aber nur in Einem Exemplare, Cymatopleura ist überall gleich- mässig, aber sparsam eingestreut. Fragilaria und Melosira sind zahlreich aber in wenigen Arten vertreten. Eigenthümlich ist dabei Fragilaria Harrisonü, welche in der Haupiform sich sehr selten findet, aber mit zahlreichen kleinen Formen hin- und herschwankt, die sich kaum unter Eine Form bringen lassen. Zu erwähnen ist noch die schöne Gattung Pleurostau- rum, die aber nur einzeln auftritt, und besonders die Hauptform des bekannten Diatomeenlagers von Eger: Navicula Bohemica in den tieferen Schichten, aber allerdings nur in vereinzelten Bruchstücken. Endlich ist noch Pleurosigma attenuatum als nicht selten auftretend zu erwähnen. Es ist nun noch erforderlich, die einzelnen Schichten der Domblittener Ablagerung in Bezug auf ihren Diatomeeninhalt im Speciellen eingehender zu betrachten und zu vergleichen. Dabei und auch bei der unten folgenden Vergleichung der Domblittener und der Wilmsdorfer Ablagerung hat man aber zu beobachten, dass in jeder Diatomeen - Ansammlung sich einige Arten finden, die nur vereinzelt auftreten und die zur Beurtheilung des Gesammtcharakters der Masse nicht von Bedeutung sind; und solche vereinzelte zur Anstellung von Vergleichungen untaugliche Arten sind in den einzelnen Dom- blittener Schichten nicht wenige vorhanden. Ebenso haben die sehr kleinen Formen keine erhebliche Bedeutung in dieser Beziehung, wenn sie nicht vorwiegen oder massebildend auf- treten, umsomehr als solche sehr kleine Formen leicht über- sehen werden, wenn sie nur einzeln vorkommen. | Ferner ist zu beobachten, dass leichte meteorologische Schwankungen oft von grossem Einfluss auf das Verschwinden oder Gedeihen einzelner Arten oder ganzer Formenkreise sind, so dass also in einem grösseren Wasserbecken zur gleichen Zeit aber an verschiedenen Orten sich Ablagerungen bilden können, die in ihrem Diatomeeninhalt wenig Uebereinstimmung zeigen und eben so können sich auch an einer und derselben Stelle zu verschiedenen Zeiten (Jahreszeiten, kalten und war- men Jahrgängen etc.) Ablagerungen mit sehr verschiedenen Diatomeen bilden, ohne dass der Charakter der Diatomeenflora im Allgemeinen sich irgendwie geändert hätte. Man darf also darnach auf kleinere Schwankungen nicht zu grosses Gewicht legen. Fasst man alles dies in’s Auge, so lassen sich die ein- zelnen in der Tabelle angegebenen Proben folgendermaassen 211 nach den wichtigsten und bezeichnendsten der darin vorkom- menden Diatomeenarten charakterisiren: 1. Stephanodiscus Schumanni häufig, viel Cyclotellen. 2. Steph. Schumanni selten, viel Cymbellen und Cyclo- tellen. Finnularia oblonga häufig. 8. Steph. Schumanni fehlt. Cymbellen und Cyeclotellen viel, Navicula elliptica häufiger. Die Epithemia- Arten treten stärker auf. 4. Steph. Schumanni und Cyclotellen häuflg (efr. 1). Pinnularia oblonga. 5. Steph. Schumanni häufig, ebenso Cyclotellen. Cymbella viel; Epithemia weniger häufig; Pinnularia oblonga var. lanceolata. 6. Steph. Schumanni viel, ebenso Cyclotella; Cymbella nur mässig vertreten. Zpithemia nicht sehr viel. Pinnularia oblonga var. lanceolata. 7. wie 6. 8. Steph. Schumanni einmal in 10 Proben. Cymbella und Cyclotella viel. Navicula elliptica häufiger. Die Epi- themia-Arten treten stärker auf (cfr. 3). Die Synedra- Arten stark vertreten. 9. Steph. Schumanni selten. Viel Cymbellen. Pinnula oblonga var. lanceolata tritt hin und wieder auf. 10. Steph. Schumanni fehlt fast ganz (nur 1 Exemplar beobachtet). Cymbella viel. Pinnula oblonga var. lan- ceolata. Die Zusammensetzung der Schichten im Grossen und Ganzen ist also eine ziemlich gleichmässige, obwohl auch Unterschiede nicht fehlen, die darin bestehen, dass Formen, die in der einen Schicht häufig sind, in der anderen selten oder gar nicht vorkommen. Die Uebersicht zeigt, dass von den wichtigeren Formen Oymbellen und Cyclotellen durch die ganze Ablagerung fast gleichmässig hindurchgehen. Diese sind also zur Charakterisirung einzelner Abtheilungen unbrauchbar. Anders ist es mit dem sStephanodiscus Schumanni. Dieser ist in den unzweifelhaft höchstgelegenen Theilen des Lagers am häufigsten, besonders in der No. 1, also in den obersten 3 Fuss desselben, und wird schon seltener in No. 2, also in einer Tiefe von 9 Fuss; 12 Fuss unter dem Hangenden fehlt er ganz (besser gesagt, ist er nicht beobachtet, also jedenfalls nur in vereinzelten Exemplaren vorhanden), wie in den un- zweifelhaft tief gelegenen Mergelmassen. Diese Form ist also zur Charakterisirung von Horizonten brauchbar und das um- somehr, als es eine grosse und ausgezeichnete, leicht erkennbare Form ist. Man kann somit eine obere Zone des Stephanodiscus Schumanni von einer unteren Zone ohne Steph. Schumanni in dem Mergel unterscheiden und man hat die Grenze etwa zwischen den Abtheilungen 2 und 3 bei Scuumanx zu ziehen, so dass die obere Zone dort ca. 10 Fuss mächtig aufgeschlossen wäre. Sucht man die untere Zone durch ein positives Vor- kommen zu charakterisiren, so lässt sich dies wohl bewerk- stelligen, aber das bezeichnendste Merkmal ist doch das Nicht- vorkommen von Stephanodiscus Schumanni. Die Formen, die dabei in Betracht kommen können, sind Pinnularia oblonga var. lanceolata und Navicula scutelloides var. disculus Scaum., die beide oben fehlen oder doch seltener sind und die sich bis zu einem gewissen Grade mit sStephanodiscus Schumanni aus- schliessen, so dass man der oberen Zone mit Stephanodiscus Schumanni eine untere mit Pinnularia oblonga var. lanceolata (kurz Pinnularia lanceolata) oder mit Navicula scutelloides var. disculus (kurz Navicula disculus) gegenüberstellen kann, wobei aber wiederholt darauf hingewiesen werden muss, dass das wesentlich Charakteristische das Vorkommen resp. Fehlen von Stephanodiscus Schumanni ist. Sucht man nun die Schichten- proben Schumasn’s, deren Lagerung nicht von vorn herein klar ist, nach ihrem Diatomeenbefund zuzutheilen, also die Nummern 4—8 von SCHUMANN, so gehören 4—7 zu der oberen Zonen, denn Stephanodiscus Schumanni ist darin häufig, Pinnularia lanceolata und Navicula disculus sind selten, oder fehlen auch ganz. Dagegen gehört 8 zur unteren Zone, denn hier ist im Gegentheil Stephan. Schumanni sehr selten und ebenso ist es mit 3, wo letztere Form fehlt. Vergleicht man nun die Domblittener Ablagerung mit der in der Wilmsdorfer Forst, so findet man in Bezug auf ihren organischen Inhalt vielfach ausserordentlich grosse Aehnlichkeit neben manchen bemerkenswerthen Verschiedenheiten. Dies spricht sich zunächst äusserlich dadurch aus, dass sich von den 80 Wilmsdorfer Arten und Varietäten nur 14 bei Dom- blitten nicht gefunden haben und dass wesentlich dieselben Gattungen, die bei Domblitten besonders häufig und wichtig sind, auch bei Wilmsdorf in überwiegender Menge sich finden. Vor Allem ist es Stephanodiscus Schummanni, welcher auch bei Wilmsdorf sehr wichtig ist und dessen Existenz an jenem Ott beweist, dass die dort aufgeschlossene und bisher allein be- kannte Partie der Ablagerung der oberen Zone in Domblitten parallel steht, was noch weiter dadurch bewiesen wird, dass die charakteristischen Formen der Domblittener unteren Zone, Pinnularia lanceolata und Nawicula disculus bei Wilmsdorf über- haupt nicht gefunden worden sind. Dasselbe ist der Fall mit Navicula scutum und elliplica var. nitens, die bei Domblitten nur unten vorkommen. Dieser Umstand, dass bei Wilmsdorf Zn a a Fe x NEN 213 nur die obere Domblittener Zone aufgeschlossen ist, lässt es auch von vornherein erwarten, dass sich bei Vergleichung der Vorkommnisse der beiden Localitäten nicht unerhebliche Unter- schiede ergeben, die im Wesentlichen den Unterschieden zwi- schen unten und oben bei Domblitten entsprechen, wie aus der zahlenmässigen Vergleichung der einzelnen Formen erhellt. Es beruht auf der Existenz beider Zonen bei Domblitten auch zum Theil der grössere Formenreichthum an letzterem Orte. Bei Wilmsdorf überwiegen die Melosireen, besonders Stepha- nodiscus und Cyclotella alle anderen Formen an Zahl, während bei Domblitten auch in der oberen Zone so viele Arten an- derer Gattungen eingemengt sind, dass nur in einzelnen Fällen die Melosireen an Zahl die anderen Formen erreichen. Die Nawicula elliptica mit ihren Varietäten sind bei Domblitten viel häufiger, als bei Wilmsdorf, was aber allerdings zum Theil mit der Verschiedenheit der Niveaus zusammenhängt. Jeden- falls überwiegen aber die Analogien zwischen der Wilmsdorfer Ablagerung und der oberen Domblittener Zone so bedeutend die Verschiedenheiten, besonders wenn man die bisher nur an den genannten beiden Orten beobachteten Stephanodiscus Schu- manni in's Auge fasst, dass es nicht gewagt erscheint, die Wilmsdorfer Ablagerung als eine directe und unmittelbare Fortsetzung der Domblittener anzusehen, wobei der Zusammen- hang durch die jüngeren Diluvialschichten überdeckt und un- sichtbar gemacht ist. Dem entspricht auch die Lagerung der Schicht bei Wilmsdorf fast ganz auf der Höhe, 50 Fuss über dem Stradickspiegel fast unmittelbar unter dem oberen Ge- schiebelehm, und ebenso auch die petrographische Beschaffen- heit: in beiden Fällen ein westlicher lockerer, kalkreicher, un- geschichteter Mergel, der sich bei Wilmsdorf nur durch die Kalkconcretionen auszeichnet, von denen ScHumasn bei Dom- blitten nichts erwähnt. Demnach wäre zu erwarten, dass dann in der Wilmsdorfer Forst an den unteren Theilen der Thalabhänge die den un- teren Domblittener Schichten entsprechenden Theile der dor- tigen Ablagerung anstehen müssten, was aber wegen starker Verstürzung nur durch eine Bohrung oder durch Abgraben oder durch eine zufällige tiefere Entblössung constatirt werden könnte. Nach dem Obigen hätte dieses Gesammtlager von Diatomeen - Mergel eine nicht unbeträchtliche, wenn auch grösstentheils unterirdische Ausdehnung, die von Ost nach West mindestens eine halbe Meile beträgt; wie weit sie sich sonst fortsetzt, dies zu beobachten verhindern die jüngeren Diluvialschiehten des Deckthons und oberen Diluvialsandes. Nur nach Südwesten von Domblitten aus scheint sich die Ab- lagerung nicht weit fortzusetzen, da dort bei Nausseden am 7% Abhang des Stradickthals unterer Diluvialsand unmittelbar von Deckthon und oberen Sand überlagert wird ohne alle Zwischenschichten, wenigstens stellt das Herr R. Kısss auf seiner oben erwähnten Karte so dar, und ähnlich sind die Verhältnisse im ganzen oberen Stradickthal bis über Zinten hinaus. er Ä Versucht man sich ein Bild von der Entstehung dieser Ablagerung zu machen, so hat man sich ein süsses Gewässer zu denken, das wenigstens theilweise über unterem Diluvial- sand ausgebreitet war, wie das Profil von Domblitten zeist, und auf dessen Grunde die in dem Wasser lebenden Diato- meen zusammen mit anderen Ablagerungsproducten nach ihrem Absterben zum Absatz kamen. Was dieses Süsswasser ge- wesen, ein Fluss oder ein See, ist die weitere Frage. Das Anstehen der Massen nur an den Abhängen am Stradickfluss scheint für das erstere zu sprechen, doch ist es nicht wahr- scheinlich, dass ein fliessendes Wasser solche regelmässigen Ablagerungen mit einem solchen Reichthum an Diatomeen hätte hervorbringen können, es ist im Gegentheil wahrschein- licher, dass ein Fluss oder Bach, besonders wenn er, wie der Stradick, einen etwas lebhaften Lauf hat, diese leichten Kör- perchen nach ihrem Absterben oder auch schon bei Lebzeiten fortgeschwemmt und an einer anderen ruhigeren Stelle zur Ablagerung gebracht haben würde. Es entspricht also den Umständen wohl besser, einen Süsswassersee anzunehmen, der zur Diluvialzeit jene Gegend bedeckt hat, dessen Ausdehnung mindestens dieselbe gewesen sein muss, wie die des jetzigen Diatomeenlagers und der von Ost nach West wenigstens einen Durchmesser von einer halben Meile gehabt hat, so dass er wohl zu den grösseren jetzt in der Gegend vorhandenen Seeen zählen würde, wäre er noch vorhanden. Auf dem Grunde dieses Sees sind dann die Ablagerungen erfolgt, die jetzt am Stradickufer blosgelegt sind und zwar nur dort, weil eben nur in diesem Thal die tieferen Schichten blosgelegt und aufge- schlossen sind. Ä \ Die Ablagerung ist wohl langsam und allmählich in langen Zeiträumen erfolg. Darauf deutet nicht nur der ausser- ordentlich grosse Reichthum an Diatomeen hin und die grosse Regelmässigkeit, die in dem ganzen Lager herrscht, sondern auch der Umstand, dass im Lauf der Zeit, in welcher die Ab- lagerungen sich gebildet haben, die ganze Diatomeenflora sich wesentlich umgestaltete, was sich besonders in dem nach oben hin beobachteten Abnehmen und Verschwinden der in den unteren Schichten charakteristischen Formen Pinnularia oblonga var. lanceolata, Navicula scutelloides var. disculus und Navicula scutum und in dem Auftreten von sStephanodiscus Schumanni erst nach oben hin ausspricht. Indessen müssten wohl trotz aller in der Hauptsache vorhandenen Uebereinstimmung der Verhältnisse an verschiedenen Stellen des Sees etwas verschie- dene Lebensbedingungen auch eine geringe Verschiedenheit der Diatomeenformen in ihrer Gesammtheit der Zahl und der Art nach hervorgebracht haben, wenn nicht die Unterschiede, die die oberen Mergel von Domblitten und die von Wilmsdorf zeigen theils auf den erwähnten meteorologischen Schwankun- gen, theils in der nicht ganz genauen zeitlichen Aequivalenz der einzelnen untersuchten und verglichenen Proben, theils vielleicht auf einem nicht ganz vollzähligen Vorkommen der einzelnen Arten in den gesammelten und untersuchten Schichten- theilen beruhen. Natürlich ist aber auch die Existenz zweier getrennten Becken nicht ganz ausgeschlossen, die ja bei ihrer grossen Nähe auch ziemlich übereinstimmende Verhältnisse zeigen müssten. Bei den heutzutage weit verbreiteten Ansichten über die Bildung unserer Diluvialablagerungen im norddeutschen Flach- land durch skandinavische Gletscher liegt die Frage nahe, ob der See, der dieses Diatomeenlager gebildet hat, nicht viel- leicht eine Ansammlung von Gletscherschmelzwasser, ein Gletschersee, gewesen sei. Diese Ansicht wird durch die Diatomeen nicht unterstützt. Zwar sind keine für Gletscher- schmelzwasser charakteristische Diatomeen bekannt, aber soweit man bisher die Diatomeenwelt solcher Gletscherwasser aus der Schweiz und Tyrol kennen gelernt hat, finden sich darin nur sehr sparsame und namentlich nur sehr kleine Formen, es findet also gerade das Gegentheil davon statt, was wir hier beobachten, grösster Reichthum an Diatomeen und in der Hauptsache grosse Formen. Von den Temperaturverhältnissen, auf die Stephanodiscus Schumanni in Verbindung mit den an- deren Formen hinzuweisen scheint, ist schon oben die Rede gewesen. Zu bemerken ist schliesslich noch, dass in jener Gegend bei Kukehnen auch alluviale Kalkmergel vorkommen, die ich aber nur aus der Schumann schen Sammlung kenne. Die Unter- suchung der Schumann’schen Präparate durch Herrn ScHwARZ (nicht verarbeitete Masse ist nicht mehr vorhanden) zeigen eine wesentliche Verschiedenheit der hier vorkommenden Diatomeen von den oben beschriebenen diluvialen, die darin besteht, dass bei Kukehnen die Ablagerung besonders durch das Auftreten von Achnanthidium flexellum und Eunotia Arcus charakterisirt sind, welche beide Arten bei Domblitten und Wilmsdorf nicht vorkommen, während umgekehrt die an diesen beiden Orten wichtigen und bezeichnenden Formen bei Kukehnen fehlen. Es ist dieser Umstand geeignet, ein weiteres Licht auf das der en vor sich. osgangenen a nn Ge- gend zu werfen. Indessen giebt es aber auch noch andere Diatomeenlager, die mit denen bei Zinten sehr grosse Aehn- lichkeit in Bezug auf die vorkommenden Formen zeigen. Es ist das vorzugsweise das Lager von Klieken an der Elbe, in dem aber Stephanodiscus Schumanni fehlt. ‘In der Zintener Gegend findet sich noch ein anderes eigen- thümliches Gebilde, das‘ bei Wilmsdorf zwischen dem Dorf und dem Stradick in nächster Nähe des Diatomeenlagers aufge- schlossen ist und ausserdem noch etwas nördlich bei Tykri- gehnen und nordwestlich bei Plössen. Es ist dies der von Herrn R. Krups sogenannte und auf der Karte eingezeichnete Staubmergel, der zwar keine Spur von Diatomeen enthält, den man aber wegen seiner petrographischen Aehnlichkeit und we- gen des Vorkommens auschliesslich in der Nähe der Diato- meenlager gerne ebenfalls als eine Fortsetzung des letzteren ansehen möchte. Aber es scheint dagegen vor "Allem die La- gerung über dem oberen Geschiebemergel zu sprechen. Doch wären eingehendere Untersuchungen hierüber, wie sie vielleicht die Kartirung im Maassstab 1:25000 ergeben wird, erwünscht. TEEN TONER STE DIENTE Fr z LEN SEHEN ER: 4 3, Ueber Sedimentär - Gesteine aus der Umgegend von Göttingen, Von Herrn Heımr. Orro Lane ın Göttingen. Sedimentär- Gesteine sind seltener als Eruptivmassen der Gegenstand eingehender petrographischer Untersuchung, weil sie ihrer Natur nach dieselbe nicht zu lohnen versprechen. Die vielen Zufälliskeiten, welche bei sedimentärer und beson- ders deuterogener Gesteinsbildung statthaben können, erlauben selbst von der eingehendsten Untersuchung nicht zu behaupten, dass durch dieselbe alle und sämmtliche Beziehungen des Ge- steins erschöpfend erforscht seien, und was die wesentlichen E Eigenschaften betrifit, so offenbaren sich dieselben meist schon einer vereinfachten Prüfung in für die Zwecke der geologischen Praxis genügender Weise. Dass Verfasser trotzdem diesen spröden Stoff behandelte, dazu veranlasste zunächst die unternommene Kartirung der _ hiesigen Umgegend; das Interesse an den wissenschaftlichen ° Fragen nach Bestand, Structur und Bildung der ein- zelnen Gesteinsarten führte aber naturgemäss zu einer Prüfung, inwieweit die Göttinger Vorkommnisse den verbreiteten Theo- rien und Ansichten entsprächen. Die Resultate dieser Prü- fungen nun, soweit sie mir allgemeineres Interesse zu ver- dienen scheinen, gleichviel ob sie nur in einer besonderen Her- vorhebung von einzelnen schon bekannten, aber wenig beach- teten Verhältnissen bestehen oder sich als Modificationen älterer Theorien darstellen oder endlich als völlige Neuerungen auftreten, unterbreite ich hier der Kritik der Fachgenossen. In der Gegend von Göttingen treten Gesteine der Trias- formation, mit Ausnahme des unteren Buntsandsteins, und des Lias zu Tage; ausserdem finden sich unter dem Einfluss der Atmosphärilien entstandene Gesteinsablagerungen an den Ge- hängen vieler Hügel, sowie fluviatile Bildungen in den Thälern. Eingehenderer Untersuchung konnte begreiflicher Weise nicht jeder hier auftretende geologische Körper unterzogen werden, sondern es musste eine beschränkte Auswahl getroffen werden, für welche das geologische und petrographische Interesse leitend war. Leider konnte ich die lockeren Gesteinskörper hiesiger Gegend, wie Lehme, Löss und lössartige Ablagerungen, nicht - einer so eingehenden Prüfung unterwerfen, als ich wohl ge- wünscht häte, weil mir die Instrumente, resp. Aufbereitungs- Apparate eines petrographischen Laboratoriums nicht zu Ge- bote stehen. Quarzit. Im Gebrauche dieses Namens erlauben sich die Geologen grosse Freiheit; ausser auf echte Quarzite findet er sich nicht selten auf kryptomere quarzreiche Gneisse oder Gneiss-ähn- liche Gesteine, am häufigsten aber auf kieselige oder überhaupt sehr feste Sandsteine angewandt. Die echten Quarzite sind jedoch den letzteren gegenüber durch den Mangel eines Bindemittels!), sowie durch die nicht klastische Form ihrer Quarzkörner (protogene, nicht klastische Structur) cha- rakterisirt. Hier werde diese Bezeichnung nur Gesteinen zu Theil, welche sie mit vollem Rechte führen dürfen. Als solche sind zunächst zwei Gesteine des oberen Keupers (der Rhä- tischen Gruppe) anzuführen, welche das Gemeinsame haben, dass beide Petrefacten führen, ein Umstand, welcher sie zu- gleich vor allen Sandsteinen unserer Gegend und zwar auch den quarzitähnlichen auszeichnet. Das eine Gestein ist der Protocardien-Quarzit. Protocardien enthaltende Gesteinsstücke habe ich bis jetzt von 10 Stellen der Göttinger Gegend gesammelt, während PFLÜcKER Y Rıco nur 2 Fundorte kannte. Ob diese Stücke sämmtlich nur den Protocardien -Schichten PrrLücker's entstammen, lasse ich hier dahingestellt.”) Dem blossen Auge scheinen diese 1) ZirkeL, Petrographie I. p. 278. — Lanc, Gesteinskunde p. 108. ?) Die Rhätischen Schichten sind in Göttinger Gegend nirgends in grösserer Erstreckung aufgeschlossen und ist man behufs ihrer Untersuchung ausser auf lose Steine in den Ackerkrumen auf die Pro- file der Abzugsgräben angewiesen. Dieser Mangel an guten Aufschlüssen rührt daher, dass die Gesteine fast gar keinen Nutzwerth haben, ob- wohl sandige Gebilde, und darunter auch kieselige Sandsteine, sowie Quarzite, die Formation fast ausschliesslich aufbauen; die Quarzite und kieseligen Sandsteine besitzen nämlich zu geringe Schichten- Mächtigkeit und die anderen (zwischengelagerten) Sandsteine zerfallen zu schnell unter der Einwirkung der Atmosphärilien; möglicher und wahrscheinlicher Weise besitzen manche dieser sandigen Schicht-Ge- bilde überhaupt gar kein festes Gefüge; auf welche Weise PFLÜcKER ermittelt hat, dass am „kleinen Hagen“ das ganze von ihm unter 2 (diese Zeitschrift XX. 1868. pag. 398) angeführte Schichtensystem von 10 m Mächtigkeit aus Sandstein bestehe, weiss ich nicht und erscheint mir die Thatsache zweifelhaft. Der Flecken Bovenden ist z. Z. der einzige Consument von Rhät-Gesteinen; in demselben sind die Strassen mit kieseligem Sandsteine gepflastert und sind die Einwohner mit diesen Pfiastersteinen sehr zufrieden ; die letzteren sind einem jetzt erschöpften bel a ln nie) U En a] al a gu OR TE a = - . Protocardien-führenden Stücke verschiedenartig, nur die Fär- bung durch Eisenoxydhydrat und Eisenoxyd ist ihnen allen gemeinsam. Die einen Stücke gehören dünnen, noch nicht 1 cm dieken Platten an, welche sich oft schon bei der ge- ringsten Berührung in nur gegen 3 mm mächtige Schicht- Scherben ablösen; diese Scherben zeigen die Protocardien in oft dichtem Aggregate, aber undeutlicher Erhaltung auf ihren dadurch unebenen Schichtflächen. Andere Stücke dagegen entstammen 2—3 cm und noch mächtigeren Platten und zer- fallen nicht in genannter Weise; sie sind im Innern meist noch grau von Farbe (hellgrau, stahlgrau bis röthlich oder bräunlich grau) und erscheinen dabei feinkörnig, während jene ganz aphanitisch sind; eine der schiefrigen angenäherte Structur besitzen nur wenige Stücke und wird dieselbe bedingt durch einen reichlicheren Gehalt an silberglänzenden Glimmerblätt- chen, welche sonst sehr selten in diesen Stücken auftreten. Dagegen findet man häufiger eine geschichtete Lagen-Structur, hervorgerufen, abgesehen von der Imprägnation mit Eisenoxyd- hydrat, durch die lagenweise Häufung der Petrefacten; an vielen Stücken beobachtet man so bis zu 2 cm mächtige Schichten (Lagen), welche ausschliesslich aus Steinkernen von Peleeypoden ') bestehen und oft deren Schalenräumen ent- sprechende, von Eisenocker erfüllte Zellen aufweisen, mit ganz petrefactenfreien verwachsen. —- Den Beweis, dass alle Proto- cardien enthaltenden Stücke Quarziten angehören, vermag ich begreiflicher Weise nicht zu führen; doch muss auffallen, dass die zwei nach der makroskopischen Prüfung verschiedenartig- sten Stücke bei der mikroskopischen Untersuchung sich beide als Quarzite erwiesen haben. Das eine davon stammt vom reichhaltigsten Protocardien- fundpunkte der „Lieth“; es gehörte einer dickeren Schicht an Loche am östlichen Abhange der „Lieth“, dicht neben der Landstrasse entnommen ; die Wände dieses Loches lassen aber keine continuirlichen Schichten, sondern ein Durcheinander von Gesteinsstücken erkennen und rechne ich deshalb diese ganze Masse zu den „Gehängebildungen“. 2) Die Protocardien finden sich da in Unzahl und walten vor allen - anderen Organismenformen vor. Neben Protocardia Ewaldi tritt auch Protocardia praecursor auf, d. h. nach der von PFLücker a.a. 0. gege- benen Diagnose (Prrücker führt sie auch, zwar nicht im Texte, aber in der Profiltafel von Göttingen an); zwischen beiden (hier) gleich grossen Formen finden sich jedoch so viele Mittelglieder, z. B. Ewaldi- Formen mit deutlichen breiten Anwachsstreifen und nicht mit Runzeln, dass eine Trennung beider Species auf Grund dieses Materials nicht durchführbar scheint. Gegenüber den Protecardien tritt Cassianella con- torta zurück; im Uebrigen habe ich noch rechtwinklig gitterförmig ge- rippte Schalenstücke von etwa 1 cm grossen Pelecypoden (Pecten), so- wie auf eine Terebratula (?) hinweisende Reste beobachtet. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XXXIIL2. 15 und. erscheint im frischen Bruche hellgrau und feinkörnig; silberweisser Glimmer leuchtet nur in vereinzelten Blättchen ji: hervor; Brauneisen ist auf Spaltrissen abgelagert. Unter dem Mikroskop erweist sich das Gestein ziemlich isomer, doch schwankt die Korngrösse etwas nach den verschiedenen Schich- ten und beträgt gegen 0,01 — 0,02 mm. Die an Masse bei Weitem vorwaltenden Quarzkörner sind ganz regellos begrenzt, aus- und eingebuchtet und greifen gegenseitig in einander; ein Bindemittel fehlt und nur das Brauneisen, welches bei seiner ganz ungleichmässigen Vertheilung durch das Gestein meist auf den Körnerfugen abgelagert und oft, zumal in den feinstkörnigen Aggregaten, daselbst gehäuft ist, spielt manchmal scheinbar diese Rolle. Die aus- und eingebuchtete, regellose Form der Quarzkörner erscheint mir nun an sich schon als ein Beweis, dass dieselben nicht mechanisch zusammengeführt sein können, denn diese ihre Gestalt hätte in der mechanischen Aufbereitung, bei dem gegenseitigen Reiben und Drücken, nicht conservirt bleiben können; sie wären ihrer Gestalt nach sogar wie zur Zertrümmerung bestimmt gewesen; dass nun derartige Körner so aneinanderschliessend gelagert sind, dass ihre Ein- und Ausbuchtungen !) sich gegenseitig entsprechen und keine Lücken bleiben, ist in meinen Augen ein zweiter wichtiger Beweisgrund für eine protogene und gegen eine deuterogene (klastische) Bildung des Gesteins. Diese Erscheinung ist nicht etwa, woran Jemand denken könnte, durch eine Zertrümme- rung oder Spaltung und Zerfall grösserer Quarzkörner zu er- klären, welchem Zerfalle auch eine Umlagerung der optischen Elastieitätsaxen in den einzelnen Partikeln folgte; die hier vorliegende Erscheinung ist eine ganz andere als in den Fällen, wo letzterer Vorgang wahrscheinlich stattgefunden hat, und, wenn es auch schwierig ist die Verschiedenheiten beider Er- scheinungen in Worte zu fassen, will ich doch wenigstens ein Kriterium hervorheben: wo ein Zerfall grösserer Körner wahr- scheinlich stattgefunden hat, da beobachtet man spitze und scharfe Ecken der Partikel, entsprechend den Bruchstücken des Quarzes; hier aber, in dem Quarzitgemenge, sind die Con- turen trotz dem gegenseitigen Entsprechen der Formen in den Ein- und Ausbuchtungen, ganz vorwaltend abgerundete — Flüssigkeitseinschlüsse konnte ich in den eigentlichen Quarzit- Körnern nicht entdecken. — Klastische Elemente fehlen dem 1) Diese Ein- und Ausbuchtungen sind jedoch nicht so tief resp. hoch, dass eine Verwachsung und Durchwachsung wie bei ber Mikro- pegmatitstructur resultirt; die Erscheinung erinnert noch in keiner Weise an diese, schon "deshalb nicht, weil keine blummenblättrige Wiederholung der Aus- und Einbuchtungen in annähernd gleichen Inter- vallen vorliegt. a >25, 2 Bu le Eve I en I vr Ka ne . Hr i 291 ‚Gesteine allerdings auch nicht völlig, wie das bei einer Gesteins- Bildung im Wasser leicht begreiflich ist; so beobachtet man grössere, eckige Quarzkörner, Feldspath-Bruchstücke und Glim- merfetzen; diese deuterogenen Gemengtheile spielen aber eine ganz untergeordnete Rolle. Das andere untersuchte Stück war ein Scherben der zuerst charakterisirten Art und stammte vom kleinen Hagen; die Dünnschliffe erinnern, mit blossem Auge betrachtet, an Perlit, indem die von Eisenoxyd markirten Schalenschnitte der Pro- tocardien ähnliche Zeichnungen liefern. Durch die reichlichere Einmengung von Eisenoxyd ist die Structur desselben etwas verhüllt, doch ‚erkennt man an den dünnsten Schliffen die völlige Uebereinstimmung in den wesentlichen Verhältnissen mit erstbeschriebenem Stücke; dasselbe ist auch von dem an- deren erwähnten Petrefacten-führenden Quarzite zu sagen; der- selbe entstammt der von PrLücker a. a. O. pag. 39 mit e bezeichneten Knochenschicht; er ist auch ziemlich dünnschich- tig, hellgrau, aphanitisch, und die organischen Reste (Fisch- zähne) erscheinen dunkel und hornig. Unter dem Mikroskop zeigt er Spuren geschichteter Structur und sind die mächti- geren Schichten durch klastische Einsprenglinge porphyrisch. Die ziemlich isomere Quarzgrundmasse (Korngrösse ebenfalls 0,01—0,02 mm) erweist sich ganz den anderen Quarziten ent- sprechend (protogen und „quarzitisch“), nur hat es den An- schein, als ob stellenweise eine isotrope, farblose Basis zwischen- geklemmt sei; auch nehmen ausser etwas Brauneisen klastische Gemengtheile in geringer Anzahl an ihrem Aufbaue Theil (Feldspath, Glimmer, opake Körnchen, Glaukonit). Als Ein- sprenglinge, in deren Lagerung sich übrigens auch die Hori- zontal- Structur ausspricht, indem sie meist mit ihren Längs- richtungen der Schichtfläche parallel liegen, fungiren vorzugs- weise 0,2— 0,4 mm grosse, meist eckige Quarzkörner, deren Bedeutung für die Frage nach der Bildung des Gesteins ich erst später, bei dem nächst beschriebenen Vorkommen be- leuchten werde, aber auch einige Feldspathbruchstücke und endlich lederbräunliche Lamellen und Fetzen verschiedenster Gestalt und Grösse, wahrscheinlich Reste von animalischen - Cuticulargebilden. | Wie ich schon bei dem zuerst beschriebenen Quarzite dargelegt habe, kann ich eine deuterogene (klastische) Bildung dieser Gesteine nicht annehmen. Auf die bereits angeführten Verhältnisse der Structur lege ich dabei das Hauptgewicht; doch giebt es für die bisher betrachteten Quarzite auch noch ein anderes Moment, welches für die nicht-klastische Natur spricht: das ist ihre Petrefactenführung; wenn sie von den in ihnen begrabenen Organismen - Resten auch nur die 19 Ko 222 Form und nicht mehr die Substanz (abgesehen von dem letzt- beschriebenen Gesteine) aufbewahrt haben, so zeichnen sie sich doch dadurch ganz besonders gegenüber allen klastischen, im Mineral- Bestande ihnen verwandten Gesteinen unserer Gegend aus: die Bildung unserer klastischen Sandsteine scheint unter derart gewaltsamen Verhältnissen stattgefunden zu haben, dass kein Organismenrest, mit Ausnahme einiger Pflanzentheile, wahrscheinlich von Tangarten, in für die Erhaltung günstiger Weise eingebettet wurde. Die Petrefactenführung der Quarzite - erscheint deshalb wichtig, zwar nicht als eigentlicher Beweis- punkt, so doch als ein Umstand, der eine andere Bildungsweise als die der klastischen Sandsteine wahrscheinlicher macht. Deuterogener (klastischer) Natur sind die Quarzite also nicht, doch finde ich andererseits auch die Annahme einer directen, primären Bildung dieser sedimentären Quarzite, durch chemische Abscheidung aus Wasser, nicht für gerechtfertigt; ich halte sie vielmehr für metamorph und zwar für Um- wandlungsproducte, entstanden aus organogenen!) Ab- lagerungen amorpher Kieselsäure, aus Massen also, welche den Kieselguhrlagern und Polirschiefern der Tertiär- und Quartär-Zeit entsprechen würden. ?) ‘Es wäre doch sehr zu verwundern, wenn in vortertiären Zeiten die Organismen- Colonien nicht auch analoge Ablagerungen ?) zu bilden vermocht hätten; dass wir letztere nicht mehr in entsprechender Be- schaffenheit finden *), daran trägt nur eine moleculare Umwand- 1) Eine organogene Ansammlung von Kieselsäuremassen erscheint mir geologisch viel wahrscheinlicher als eine durch chemischen, directen Niederschlag (Abscheidung) erfolgte; auf letzterem Wege, also aus „Kieselsäure-Gallert* sollen nach LAspeyres, diese Zeitschr. Bd. XXIV. pag. 298. die „Knollensteine“ der sächsischen Braunkohlenformation entstanden sein. 2) Dass sich die Analogie bis auf die limnische Lebensweise der Organismen, resp. die lacustrische Gesteinsbildung erstreckte, will ich nicht behaupten, aber einerseits will ich in Anbetracht der Gesteins- beschaffenheit der oberen Keuperbildungen auch nicht die Möglichkeit bestreiten, dass dieselben an einer seichten Küste in brakischem Wasser abgelagert sind, andererseits muss ich jedoch die Wahrscheinlichkeit betonen, dass ganz den lacustrischen Ablagerungen entsprechende durch marine Diatomeen oder überhaupt marine Organismen an Küsten ent- stehen können und konnten. 3) Also protogene; vergl. meine Gesteinskunde pag. 79. Bei dieser Gelegenheit will ich betonen, dass ich die genetischen Bezeichnungen in dem Sinne anwende, wie ich sie in meiner „Gesteinskunde“ definirt habe; ich verstehe also unter Sedimentär- Gesteinen, um gleich die Ueberschrift meiner Mittheilung zu berühren, nicht bloss deuterogene im Sinne Naumann’s (klastische), sondern überhaupt Gesteine, deren Material zunächst der äusseren Erd-Oberfläche entnommen wurde (vergl. a. a. O. pag. 83 und 78). *) Die Bactryllien -Ablagerungen der alpinen Trias dürften als die Regel bestätigende Ausnahmen gelten. RENT My = "no u re DL ze eine a a } E- E £ ö 2 . 293 lung die Schuld, die Umbildung nämlich in Quarzgesteine (eine Gesteins-Paramorphose). Bei der ungeheuren Verbreitung krystallinischer Kieselsäure in der Natur und der dagegen verschwindenden von amorpher liegt ja die Annahme sehr nahe, dass die Quarzstructur dem eigentlichen Ruhe- oder Gleichgewichtszustande der Kieselsäure entspreche und die amorphe Modification also leicht jene annehme; so konnten aus ehemaligen Polirschiefern oder Kieselguhrlagern Quarzite oder auch Kieselschiefer !) entstehen. Dass in Quarziten die Ausbildung der Quarzkörnchen zu ihrer jetzigen Be- schaffenheit erst nachträglich nach Ablagerung des Gesteins erfolgt ist, dafür spricht entschieden der Befund des zuerst beschriebenen Protocardien - Quarzites und zwar speciell der in ihm enthaltenen Ueberreste organischer Formen’): deutlich erkennt man nämlich die Quer- oder Längsschnitte der Molluskenschalen als durch dunkle organische (?) Substanz begrenzte, meist auch durch innige Imprägnation mit Roth- und Brauneisen ausgezeichnete, seltener von letzteren ganz erfüllte Bänder; sie erscheinen auf dem Gesteins-Mosaik oft in Doppellinien so, wie Landstrassen auf Karten markirt sind; ihre Form und Dimension (0,02 mm mittlere Breite) ist also noch aufgezeichnet, ihre Substanz aber verloren, da die Quarz- körnchen in sie eingedrungen und zwar in der Weise hinein- gewachsen sind, dass im eigentlichen Mosaik der Quarzitmasse eine Rücksicht auf die Gegenwart dieser Organismenreste nur sehr selten obgewaltet hat; letztere haben keine besondere Quarz-Füllmasse, welche sich von der umgebenden Masse abgrenzen würde°); der Quarz in- und ausserhalb der „Schalen - Gespenster“ ist also wohl gleichzeitig entstanden, d. h. zu Quarz geworden; während vorher wahrscheinlicher Weise das Gesteins-Material in Rück- sicht auf die Protocardien - Einschlüsse gelagert (struirt) war, sing die Umwandlung von Centren aus, welche ausserhalb derselben lagen und war das Umlagerungs - Bedürfniss ein so intensives, dass die organischen Formen in ihrer Abgeschlossen- heit nicht respectirt wurden und ihre schon secundäre, pseu- !) Vergl. A. RotHPpLETz, diese Zeitschrift 1880. pag. 447. 2) Dass die Protocardien, welchen diese Formen entsprechen, die amorphe Kieselsäure geliefert hätten, kommt mir begreiflicher Weise nicht in den Sinn zu behaupten; im Gegentheile bin ich der Meinung, dass deren Schalen bei ihrer Einlagerung noch aus Kalkcarbonat be- standen haben. 3) Vergl. diese Zeitschrift Bd. XXXI. pag. 663 u. 786, insbesondere auch pag. 665; aus Zırter’s Beschreibung der Spongiennadeln im Hils- sandstein werden die Unterschiede der Bildungsweise des Gesteins ersichtlich werden. = ee ee RE N, a a ae Bl Be a ea In ts RR >] Br HERE w Ag ER ne i er a EINE 1 R IR Na 5 > “ ee 5 % 224 ee BERATEN - . Dow domorphe Substanz dem Triebe der umschliessenden, chemisch gleichartigen Masse folgte. Wäre das umschliessende Gesteins- gemenge schon Quarz gewesen, als die Schalen noch von an- deren Substanzen als Kieselsäure hauptsächlich erfüllt waren, wäre letztere also erst später in die Schalenräume eingesickert, so dürfte man erwarten, dass dieselbe, als unter abweichenden Bedingungen entstanden, auch eine von der umschliessenden Gesteinsmasse abweichende, vielleicht Chalcedon-Structur auf- weise, was nicht der Fall ist: demnach dürfte sie gleichzeitig mit der einschliessenden Quarzitmasse zu Quarz !) geworden sein, und in Folgerung dessen kann dieser Umbildungsaet erst nach der Umschliessung der Protocardienschalen, also nach der Gesteinsablagerung stattgefunden haben. — Lässt man diese Annahme gelten, so ist der Protocardien - Quarzit auch interessant dadurch, dass er zeigt, wie eine Umbildung des ganzen Gesteins und eine Umlagerung der Moleküle stattfinden konnte, ohne die organischen Formen ganz zu verwischen, weil letztere bereits durch Oxyde von Eisen (und wohl auch Mangan) sowie aus der organischen Verbindung gelösten Kohlenstoff, und zwar wahrscheinlich schon bei der ersten pseudomorphen Um- bildung in Opal, fixirt worden waren. Wenn ich im Vorstehenden nur Petrefacten - führende Quarzite geschildert und auf ihre Petrefactenführung sogar besonderes Gewicht gelegt habe, um ihre Bildungsart wahr- scheinlicher erscheinen zu lassen, so bin ich begreiflicher Weise doch weit entfernt von der Behauptung, dass alle sedimentären Quarzite noch Spuren von Organismenresten aufweisen müssten. Nach der von mir aufgestellten Hypothese mussten ja alle ÖOrganismenreste, welche aus amorpher Kieselsäure bestanden, . bei der Gesteinsumbildung ihrer Structur und, mit Ausnahme der oben erwähnten Verhältnisse, ihrer äusseren Form ver- lustig gehen; es hing aber rein vom Zufall ab, wenn auch Organismenreste von anderem Mineralbestande bei der Ge- steinsablagerung mit eingeschlossen wurden; es kann daher gar nicht überraschen, dass wir auch Petrefacten-freie Quarzite finden (zu welchen wahrscheinlich auch viele sogen. Braun- kohlen-Quarzite gehören). Ich habe die Petrefacten-führenden nur deshalb vorangestellt, weil ich in ihnen besseres Beweis- material für die vorgetragene Bildungs - Hypothese erblickte; auch in Göttinger Gegend finden sich petrefactenfreie, aller- dings ebenfalls wie jene nur spärlich und in untergeordneten Massen. Sie sind an deuterogenen Gemengtheilen verhältniss- !) Die bekannten „Kieselringe“ bestehen nach BiscHor, Geologie, 1. Aufl., Il. pag. 1249 vorzugsweise aus amorpher Kieselsäure; eine Opalisirung der Petrefacten kann also vorhergegangen sein. er L IA TE ui a 3 j. | mässig reiche, überhaupt im Bestande sehr unreine Gesteine und gehören dem oberen Keuper, eines auch der oberen Ab- theilung des mittleren Keupers an; von ihnen soll nur eines noch hier angeführt werden, das von jeher als Quarzit be- ' zeichnet worden ist und dem Schichtencomplex 2, in PFLÜücker’s Profil vom kleinen Hagen, a. a. O. pag. 398 angehört; es ist hellgelb, doch z. Th. fleckig, da das Brauneisen in ihm un- gleichmässig vertheilt ist, feinkörnig, dünnplattig bis fast schiefrig, zerfällt in 1—5 Qu.-dm grosse Plattenstücke, welche nicht selten etwas gebogen sind und in ihrer Erscheinung an manche glasurlose Topfscherben oder besser Kapselscherben der Porzellanfabriken erinnern; angeschlagen klingen dieselben, aber nicht so hell wie Phonolith, In dem senkrecht zur Schichtfläche gelegten Dünnschliffe erkennt man eine durch die ungleichmässige Vertheilung des überhaupt reichlich gegen- wärtigen Brauneisens bedingte geschichtete Structur; letztere wird noch weiter hervorgehoben dadurch, dass dem an sich ziemlich isomeren Quarzitgemenge von 0,02 mm Korngrösse in ziemlicher Menge, aber doch nicht so reichlich, dass normale porphyrische Structur resultire, dabei auch in etwas ungleich- mässiger Vertheilung, durchschnittlich 0,1 mm grosse, eckige Bruchstücke von Quarz, seltener von Feldspath eingelagert sind, die in der Mehrzahl mit ihrer Länge parallel der Schicht- fläche liegen. Die Quarzkörner des isomeren Quarzitgrund- gemenges sind regellos gestaltet, aber immer abgerundet; neben Quarz treten auch hier Feldspathe auf, ferner farbloser sowie gebleichter Glimmer (ohne Beziehung zur Schichtfläche ge- lagert), trübe Körner mit feinstkörniger Aggregatpolarisation, opake Körnchen (Erz?) sowie abgerundete, stark lichtbrechende Körner und Säulenbruchstücke von verschiedener Art, darunter auch dem Turmalin angehörige (nach der Lichtabsorptionsrich- tung und der grauen Färbung bei stärkster Absorption zu urtheilen); bei diesem Reichthum an accessorischen und verun- reinigenden Substanzen ist es sehr begreiflich, dass diese sowie das reichlich vorhandene Brauneisen oft als Cement zu fungiren scheinen; dass aber trotzdem das Quarzitgemenge wesentlich protogener, nicht klastischer Natur ist, geht zunächst aus der hin und wieder deutlich erkennbaren protogenen Structur, d.h. der oben erwähnten Form und Aneinanderlegung der Quarz- körnchen hervor; dann aber kann man auch aus der Gegen- wart der grossen, klastischen Quarzeinsprenglinge darauf schliessen, ‚welches Verhältniss ich bei den vorbeschrie- benen Quarziten, da dieselben durch ihre Petrefactenführung interessanter erschienen, nicht erst näher beleuchten wollte und das ich unten bei dem Ueberblick über die Sandsteine noch einmal. berühren werde. Nach Dausr£e’s werthvollen . 226 Untersuchungen !) ist nämlich die Abrundung von Quarz- körnern dadurch bedingt, dass dieselben hinreichend gross sind, um nicht im Wasser suspendirt zu werden und auch wieder klein genug, um der Strömung zu folgen. Wären nun hier die abgerundeten Quarzkörner der „Grundmasse“ mecha- nisch herbeigeführt, so hätte diese schwache Strömung, welche die kleinen Körner nur fortstossen und rollen, nicht suspen- diren und tragen konnte, unmöglich zugleich die grossen ecki- gen Quarzkörner mitbringen können. Die Gegenwart der letz- teren ist demnach ein Beweis für die nicht-klastische Natur der ersteren. Sandstein. Der nahen Verwandtschaft im Mineral - Bestande wegen seien den Quarziten gleich die Sandsteine angereiht; sie sind im Gegensatz zu jenen deuterogene, klastische Gebilde, mecha- nische Absätze des bewegten Wassers, welches die durch seine Stosskraft mit fortgeführten mineralischen Partikel absetzt, sobald die Intensität dieser Kraft nachlässt; da ein solcher Nachlass dem Trägheitsgesetze entsprechend allmählich erfolgt, so sondert auch das bewegte Wasser die in ihm suspendirten Partikel nach den combinirten Verhältnissen ihrer Dichte, Grösse und Form: es schlämmt sie. Ein mechanischer Absatz von Sand wird im Meere kaum im eigentlich pelagischen (durch Meeresströmungen), sondern nur im Küsten- und Rand- Gebiete möglich sein; im Küstengebiete variiren aber die Ver- hältnisse, welche einen mechanischen Absatz bedingen, nicht allein periodisch, z. B. schon nach der Jahreszeit, sondern auch local sehr schnell und wir haben in Anbetracht dessen keinen Grund zur Verwunderung, wenn wir in den gleichzei- tigen Ablagerungen einander naher Localitäten petrographisch ganz verschiedene Schichtenfolgen finden. Diese Bildungsver- hältnisse bedingen aber zugleich eine Relation zwischen der Mächtigkeit und der Ausdehnung der marinen deuterogenen Ablagerungen, nicht bloss der Sandsteine, sondern überhaupt aller deuterogenen Gesteine. Eine Combination von Verhält- nissen z.B., die eine 10 m mächtige Sand-Ablagerung zu bilden gestattet, kann sich im Meere unmöglich auf nur etwa 1 km Erstreckung einstellen; deshalb dürfen wir, natürlich immer auch das Gesteinsmaterial bei der Mächtigkeitsbestimmung in Betracht ziehend, sagen: je mächtiger eine sedimentäre Ablagerung, desto grösser muss auch ihre Er- !) A. DAusREe, Experimental-Geologie, Deutsche Ausg., 1880. p. 198. ; 227 streekung sein und finden wir in Göttinger Gegend genug Belege für diese Behauptung. Behalten wir den Bildungsprozess noch im Auge, so wer- den wir einräumen müssen, dass wenn ein sedimentäres Gestein Partikel ein und desselben Minerals, etwa von Quarz, in zwei ganz verschiedenen, unvermittelten Grössenstufen und dabei nicht in Schichten getrennt, als der Menge nach wesentliche Gesteinsconstituenten enthält, beiderlei Partikel unmög- lich deuterogen (klastisch) sein können, denn beim (un- gestörten) Schlämmprocesse werden nie dergleichen Partikel zusammen abgesetzt. Eine Störung des Processes etwa in der Weise, dass mit dem nur durch die Stosskraft des Wassers transportirten Materiale zugleich durch eine andere Kraft oder durch eine Combination von Kräften, etwa durch Wind oder durch Eis transportirtes zur Ablagerung käme, müsste für jeden concreten Fall erst wahrscheinlich gemacht werden; und an eine nachträgliche Mengung, wie man durch Rütteln und Schütteln in einem Gefässe ungleich grosse Körner vermengen kann, lässt sich bei einer Gesteinsablagerung na- türlich gar nicht denken. Dieses Verhältniss ist nicht so unwichtig, als man vielleicht meint, und zwar einerseits in Rücksicht auf die Gesteine mit porphyrischer Structur (s. oben bei den Quarziten), andererseits im Hinblick auf das Binde- mittel mancher Sandsteine. Diesem Umstande entsprechend finden wir die Sandsteine (ganz abgesehen von vorhandenen Bindemitteln, s. unten) als deuterogene Gesteine meist ganz oder wenigstens angenähert isomer, eine Thatsache, welche schon A. Daugr£tEe vom Stand- punkte der Experimental- Geologie aus betont hat.!) Unter den 8 aus Göttinger Gegend untersuchten Sandsteinen erwiesen sich 5 als eigentlich isomer; beim Bausteine des Buntsandsteins schwankte aber die Korngrösse schon bis zum Doppelten der Minimalgrösse (0,2 — 0,4 mm) und bei zwei Rhätischen Sand- steinen waren die Grenzen der Korngrösse noch viel weiter hinausgeschoben, doch waren die Grenzwerthe nicht „unver- mittelt“. — Als ein weiterer Ausfluss der Bildungsverhältnisse ist auch der Umstand zu betrachten, dass die vorwiegend aus abgerundeten Körnern bestehenden Sandsteine isomer sind und sein müssen, die mit weiteren Grenzen der Korngrösse dagegen sowohl eckige wie abgerundete Körner enthalten, denn die Ab- rundung kann immer nur Körner von einer Grösse treffen, welche gerade noch das Fortrollen der Körner durch die Stoss- kraft gestattet, aber nicht mehr erlaubt, dass dieselben im Wasser suspendirt schwimmen können. — Eine Behauptung t) A. DAUBREE, Experimental-Geologie, 1880, deutsche Ausg., p. 196. Dausree’s a. a. O.: „die Grösse von Körnern. welche in sehr schwach bewegtem Wasser schwimmen können, scheint etwa '/,, mm mittlerer Durchmesser zu sein; aller Sand, der feiner ist, wird ohne Zweifel eckig bleiben“, findet durch die Göttinger Sandsteine volle Bestätigung, indem diejenigen mit abgerun- deten Körnern mindestens 0,1 mm mittlere Korngrösse be- sitzen; ein feinkörniger Sandstein von 0,05 mm mittlerer Korngrösse dagegen enthielt durchweg eckige Körner. !) Die klastischen Gemengtheile der Göttinger Sandsteine habe ich nun zunächst betreffs ihres Herkommens geprüft und untersucht, ob die Sandsteine verschiedenen Alters auch aus verschiedenen: Materiale aufgebaut seien; das Resultat war aber ein negatives; nach dem Materiale allein kann man diese Sandsteine nicht unterscheiden; einzig die reichlichere Glau- konitführung mancher Keupersandsteine bietet einen Anhalt, aber selbst dieser ist nur von localem und zweifelhaftem Werthe. — Die Quarzkörner besitzen keine charakteristi- schen Unterschiede in den verschiedenalterigen Gesteinen; in ihrer Erscheinung erinnern sie immer am Ehesten an Granit- quarze; Glas- oder Grundmasse-Einschlüsse habe ich nie beob- achtet, aber auch andere Einschlüsse sind verhältnissmässig selten und erscheint diese Reinheit der Substanz selbst gegen- über den Granitquarzen auffällig; verhältnissmässig sehr selten finden sich Sandkörner, welche „überreich“ an Flüssigkeits- einschlüssen sind, die meisten sind arm daran oder ganz frei davon, und feste mikroskopische Interpositionen, nämlich Biotit- blättchen oder wenige dünne, regellos sich kreuzende, dunkle, röthlich schimmernde Nadeln (Rutil), ferner vereinzelte grün- liche anisotrope Nadeln sind noch viel seltener. Ich erkläre mir diese Erscheinung durch den klastischen Bildungsprocess bedingt; da in den Quarzkörnern die Flüssigkeitseinschlüsse ungleichmässig vertheilt und in Flächen gehäuft zu sein pfle- pen, welche Flächen im Querschnitte die bekannten Perlschnüre liefern, so wird die geringste Cohäsion diesen Flächen ent- sprechend liegen. Bei dem gegenseitigen Reiben und Drücken müssen die Körner am Leichtesten nach diesen Flächen zer- brechen und so kommen vorzugsweise Einschluss-arme Kerne zur Ablagerung. (Gemengtheile anderer Art, aber ebenfalls klastischer Natur, sind in den Sandsteinen auch immer zugegen, treten jedoch nie in so bedeutender Menge auf, wie in Grauwacken; die für !) Das ist auch ein Umstand, welcher die Annahme einer deutero- genen (klastischen) Bildung oben beschriebener Quarzite unwahrschein- lich erscheinen lässt, da deren abgerundete Quarzkörner nur 0,01 bis 0,02 mm Korngrösse besitzen. 229 letztere so charakteristischen Thonschieferstücke habe ich in keinem Sandsteine gefunden. Von den untergeordneten Ge- mengtheilen (Uebergemengtheilen) sind die gewöhnlichsten Feld- spathe und Glimmer. — Die Feldspathbruchstücke sind fast immer eckig und meist auch von frischer Substanz; zu- weilen sind sie allerdings mehr oder weniger getrübt; Orthoklas und Plagioklas kommen hier in ziemlich gleicher Menge vor. — Der Glimmer gehört, der ersichtlichen Steifheit seiner Lamellen nach zu urtheilen, den Magnesiaglimmern an und nicht den Kaliglimmern; er ist oft noch grün oder braun von Farbe, zuweilen gelblich, sehr gewöhnlich aber schon ausge- bleicht; seine Blätterbündel sind oft so zwischen die Quarz- körner geklemmt, dass sie als Kitt zu fungiren scheinen. Alkali - Glimmer sind sehr selten vertreten und die auf den Spaltflächen von Sandsteinen wahrscheinlich als Neubildungen häufig abgelagerten silberglänzenden Glimmerblättchen, deren Natur erst durch chemische und optische Untersuchung festzu- stellen ist, habe ich innerhalb der Gesteinsgemenge nicht beobachtet. — Glaukonit oder Grünerde !); dieses im auf- 2) Welches sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Glaukonit und Grünerde? Eine einfache und constante chemische Formel hat bis jetzt noch für keine von beiden Species aufgestellt werden können, aus den vorliegenden Analysen beider aber kann man eher auf ihre che- mische Identität schliessen als auf das Gegentheil. Das Krystallsystem ist von beiden noch unbekannt und kann also auch nicht leiten. Bis jetzt bieten sich zur Unterscheidung nur zwei Momente: 1. die Art des Vorkommens; während die Grünerde und zwar meist als deutliches Verwitterungsproduct (der complieirten Verwitterung Ror#’s) an Eru- ptiv-Gesteine gebunden zu sein pflegt oder zum mindesten dem erupti- ven Materiale nahe bleibt, finden sich die Glaukonitkörner in Sedimentär- Gesteinen; 2. das specifische Gewicht; nach den Angaben in den Lehr- büchern differiren nämlich die Dichten beider Mineralien verhältniss- mässig sehr beträchtlich; für Glaukonit wird als Dichte angeführt 2,29 ..... 2,355, für Grünerde aber 2,8....2,9. — Was nun das erste Kennzeichen anbelangt, so ist dasselbe entschieden nur bedingt stich- haltig; darnach kann man wohl Grünerde in Eruptivgesteinen bestim- men, wie soll man aber die auf secundärer Lagerstätte, in Sedimentär- gesteinen befindliche erkennen? nennt man sie dann etwa Glaukonit? Und ganz abgesehen von der bereits als fertiges Umwandlungsproduct verfrachteten und abgelagerten Grünerde erlaubt auch der Fall, dass im deuterogenen Gesteine aus dem hier auf secundärer Lagerstätte ruhenden Mutter-Materiale (eruptiver Abstammung) bei der Verwitterung Grünerde entsteht und sich, wie jene auf Hohl- und Spalträumen im protogenen Eruptivgesteine, so hier im deuterogenen Gesteine absetzt, keine specifische Unterscheidung beider aus demselben Materiale und durch gleichartigen Process hervorgegangener Producte. Das zweite Kennzeichen aber ist ebenfalls unsicher; bei der Abhängigkeit der Dichte vom chemischen Bestande sollte man schon erwarten, dass die Grenzen der ersteren viel weitere wären, da der letztere doch so schwankendes Verhalten zeigt (es ist mir unbekannt, ob von jedem fallenden Lichte bei frischem Bestande span- bis nickelgrüne Mineral findet sich bei anscheinend plattgedrückten Körner- formen in innigen Aggregaten auf den Spaltflächen einzelner Keupersandsteine gehäuft; in Gesteinsdünnschliffen erscheint es dagegen nur vereinzelt, ein Umstand, welcher in diesen Körnern eher eine in situ entstandene Neubildung als wie ein mechanisch herzugeführtes Verwitterungsproduct erblicken lässt. Unter dem Mikroskop zeigen die Körner ganz regellose For- men, sind graugrün bis lauchgrün und zwar bei wolkiger Ab- stufung der Farbenstärke gefärbt, dabei aber immer noch dunkel bestäubt; viele erweisen sich im polarisirten Lichte deutlich als durch grüne Substanz verkittete, feinkörnige Aggre- gate, deren Constituenten sehr verschiedene Grösse und dabei gesetzlose Formen besitzen; manche dieser Aggregate machen entschieden den Eindruck der Heterogenität, andere wieder nicht; andere Körner wiederum entsprechen in ihren Polari- sations-Erscheinungen einheitlichen Individuen, aber auch bei diesen ist ein vollständiges Auslöschen zwischen gekreuzten Nicols nie zu beobachten; durch langandauernde Behandlung mit kalter Salzsäure erleiden die Körner keine wesentliche oder durchgreifende Veränderung; weiterer Einwirkung der Verwitterungsagentien scheint ein Vergilben und Ausbleichen, sowie eine damit gleichen Schritt haltende intensivere Trübung zu entsprechen. — Nach diesem seinem ganzen Habitus ist die Natur dieser Substanz als Verwitterungsproduct !) kaum zu Analysen - Materiale auch die Dichte bestimmt worden ist), und dass beide Mineralien bei ihrer Aehnlichkeit im Bestande auch angenähert gleiche Dichten hätten. Im vorliegenden Falle aber hat das specifische Gewicht nichts zur Erkennung beigetragen: den sonstigen Anzeichen nach liegt hier Glaukonit vor; eine an dergleichen grünem Minerale sehr reiche Partie des Sandsteins müsste also bedeutend leichter sein als eine am grünen Minerale arme (Dichte des Quarzes =. 2,65), im Falle das Mineral Glaukonit von der Dichte 2,3 ist, um vieles schwerer aber, wenn es Grünerde von der Dichte 2,3 — 2,9 ist. Die zu diesem Behufe aus einem an dem grünen Minerale sehr reichen Rhätischen Sandsteine von der „Lieth* ausgesuchten Partieen von etwa 6 resp. 10 gr Gewicht wurden erst länger als eine Woche mit kalter verdünnter Salzsäure behandelt, um das ungleichmässig in ihnen vertheilte Braun- eisen zu entfernen, dessen Gegenwart das Resultat beeinträchtigt hätte; darnach fand ich das spec. Gewicht beider Partieen sehr wenig ver- schieden, nämlich zu 2,5913 für die am grünen Minerale arme, 2,6048 für die an diesem reiche Partie; das grüne Mineral kann also unmög- lich weder das für Glaukonit angegebene niedere spec. Gewicht, noch das hohe der Grünerde besitzen, sondern kann nur um ein Weniges dichter als Quarz selbst sein. Ist es demnach Glaukonit oder ist es Grünerde? sind beide Species nicht am Besten noch zu vereinigen? — Im Weiteren ist für dieses grüne Mineral nur die Bezeichnung Glaukonit gebraucht. 1) Diese Bildung, allerdings mit der Bezeichnung „Zersetzung“, hat schon GoocH in TscHEermAr’s Mineral. Mittheil. 1876. pag. 140 ange- bezweifeln; nur dürfte sie hier nicht deuterogen, sondern erst in situ entstanden sein. Wie aber die ähnlich entstandene Grünerde in Eruptivgesteinen sich nicht auf den Raum ihres Mutterminerals beschränkt, sondern sich vorzugsweise auf ihr zugänglichen Hohl- und Spalträumen ansiedelt, so thut es auch - der Glaukonit im deuterogenen Gesteine; ich halte daher auch die von EHRENBERG angeführte Thatsache, dass Glaukonit die Gehäuse von niederen Thieren ausfülle, für sehr wohl möglich, obwohl Axser !) sich nicht davon überzeugen konnte. — Dem Glaukonit ähnliche trübe Körner finden sich, allerdings in be- scheidenster Anzahl, auch inı Buntsandsteine; im polarisirten Lichte zeigen sie feinkörnige bis feinfasrig - blättrige, matte Asgregatpolarisation;; sie sind z. Th. bräunlich gelblich, oft aber durch eingemengte Schuppen eines chloritähnlichen Mi- nerals grünlich gefärbt. Diese Verwitterungsreste eines nun nicht mehr zu bestimmenden Minerals unterscheidet die Bei- mengung des färbenden Minerals in Schuppenform vom Glau- konit; die vergilbten und ausgebleichten Körner beider Art sind aber schwerlich zu unterscheiden. — In jüngeren Sand- steinen beobachtet man noch manche andere, bei ihrer Selten- heit und wenig charakteristischen Erscheinung nicht näher zu bestimmende Substanzen, so z. B. durch starke Lichtbrechung (Relief) ausgezeichnete, z. Th. gelbe bis braune, z. Th. farb- lose Körner; ferner opake Putzen und auch opake Erzkörnchen. Die Bindemittel der Sandsteine haben wegen der ge- ringen Masse, in welcher sie auftreten, nie einen solchen Einfluss auf das (mikroskopische) Structur - Bild, dass man ihretwegen die Structur als maschig oder porphyrisch bezeich- nommen. — Mit J. Rorm rechne ich aber, wie ich dies schon in meiner Gesteinskunde pag. 84 ausführlicher dargestellt habe, alle die- jenigen substantiellen, meist auch von histologischen begleiteten Um- wandlungserscheinungen, bei welchen stärkere, dem Erdinnern ent- stammte Agentien nicht betheilist waren, der „Verwitterung“ zu, im einzigen Gegensatze zur „Zersetzung“, bei welcher letzteres der Fall ist (vergl. J. Rot#, Abh. d. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1881). In dem Glauben, dass diese scharfe und einfache Unterscheidung J. Rorw’s allgemein bekannt und anerkannt sei, habe ich es bisher für überflüssig erachtet, die Ausdrücke Verwitterung und verwittert, wo ich sie ge- brauchte, noch besonders zu definiren; dass dem aber nicht so ist, dafür liefert mir eine Recension meiner Mittheilung über den Fluss- spath von Drammen im N. Jahrb. f. Min. 1881. I. pag. 239 den Beweis, indem der Recensent da die angewandte Bezeichnung „Verwitterung“ für Umwandlungsvorgänge rüst, bei welchen stärkere, dem Erdinnern entstammte Agentien doch sicherlich nicht betheiligt waren. — Die seeundären Anslaugungsproducte sind auch nur eine Spielart der Pro- ducte complieirter Verwitterung. !) Tscuermar’s Min. Mitth. 1875. pag. 157. Ancer’s Angaben über den Glaukonit stimmen übrigens mit meinen Beobachtungen. nen müsste; sie sind in bei Weitem nicht so zahlreichen Fällen, als man wohl bisher glauben mochte, klastischer Natur; von den klastischen Uebergemengtheilen wären ja auch nur der Glimmer sowie die kaolinischen Verwitterungsproduete der Feldspathe geeignet, einen festen Kitt abzugeben. Die von mir untersuchten. Sandsteine aber besassen nie Bindemittel von klastischer, sondern immer solche von protogener Structur; die Bindemittel sind also entweder in Lösung infiltrirt und dann niedergeschlagen oder aber in situ durch Um- oder Neu- bildung entstanden. Die Verhältnisse einer solchen Kittbildung bedingen nun eigentlich selbstverständlich einen Umstand, welchem bis jetzt, wie ich meine, noch zu wenig Beachtung geschenkt worden ist. Unsere Eintheilung der. Sandsteine basirt ja, wie bekannt, vorzugsweise auf der Mineral-Natur des Bindemittels und wir unterscheiden z. B. eisenschüssige und kalkige Sandsteine; wir hegen dabei die Voraussetzung, dass die betreffenden Sandsteine innerhalb ihrer ganzen Er- streckung nur diese Substanzen als Bindemittel gebrauchen; dem ist aber nicht immer so, entweder deshalb, weil die be- trefiende Kitt- Substanz gleich bei ihrer Einwanderung in das Gestein nicht alle Lücken und Körnerfugen erfüllt hat oder weil durch die spätere Einwirkung von auf Klüften cireuliren- den Gebirgswassern die Kittsubstanz wieder stellenweise aus- gelaugt und fortgeführt, unter Umständen aber durch eine andere Substanz ersetzt wurde; alle neuinfiltrirte Substanzen konnten sich natürlich nur auf den ihnen zugänglichen Räumen des Gesteinsgefüges ablagern und findet man, wo das der Fall war, dass die von ihnen verkitteten Partieen des Gesteins- gemenges in sich selbst wieder ein Bindemittel anderer Natur besitzen. So kann man in einem Sandsteine auf der einen Fuge Kalkspath als Bindemittel fungiren sehen, auf der Nach- barfuge Brauneisen und auf der nächsten vielleicht Quarz oder ein amorphes Silicat, während möglicherweise die nächst- liegenden Quarzkörner ganz ohne Kitt an einander ruhen. Diese Vielartigkeit der Bindemittel in ein und dem- selben Gesteine verdient meiner Meinung nach wohl be- achtet zu werden, weniger allerdings aus praktischen Rück- sichten als aus theoretischen. Aus praktischen nämlich deshalb nicht, weil die den Werth des Sandsteins bedingende feste Structur in ihrer mehr oder minder vollkommenen Ausbildung, wenigstens in der Mehrzahl der Fälle!), nur von einem der 1) Zu den Ausnahmen gehören vielleicht auch die kieseligen Sand- steine aus der Buntsandsteinformation von Heidelberg, welche trotz ihrer Quarzit-Aehnlichkeit, wie BENECKE und ÜOoHEN, geognost. Beschr. d. Umgeg. v. Heidelberg pag. 299, angeben, sehr leicht zerfallen. 233 vorhandenen Bindemittel abhängen wird, nach welchem der Sandstein bezeichnet werden kann. Dieser herkömmlichen Nomencelatur will ich hier treu bleiben und die Aufzählung der beobachteten Sandsteine, schon des passenderen Anschlusses an die Quarzite wegen, mit dem Kieseligen Sandsteine beginnen. — Zunächst möchte ich da hervorheben, dass unter den Göttinger Vorkommnissen solche fehlen, welche sich als natürliche Mittel- und Ueber- gangsglieder zu den Quarziten darstellen. Erinnern wir uns nämlich der porphyrischen Quarzite, welche in feinkörniger, protogener Quarzit-Grundmasse grosse klastische Quarzkörner führen, so werden wir als die einfachste Verknüpfung des Quarzit - und Sandstein - Typus die Massen - Reduction der protogenen Grundmasse zu einer spärlichen Kittsubstanz an- erkennen müssen; je nachdem die Quarzitmasse sich ihrer Menge nach als Grundmasse oder nur als Cement darstellt, nähert sich dann ein solches „Mittelglied“ mehr dem Quarzit- oder dem Sandstein - Typus. Diese kieseligen Sandsteine mit kleinkörnigem Quarz - Bindemittel, von denen ich einen unter den erratischen Gesteinen von Bremen!) beschrieben habe, fehlen im Gebiete des Kartenblattes Göttingen, aber in der weiteren Umgebung gehören ihnen sogen. Braunkohlen-Quarzite an, nämlich z. B. aus dem Anschnippethale und von Uengste- rode am Meisner. — Bei Göttingen dagegen finden wir nur diejenige Modification, welche von einigen Forschern als Quarzit, resp. „Dala-Quarzit“?) bezeichnet wird; ein in der für diese Gesteinsvarietät charakteristischen Weise entwickeltes Quarz- bindemittel habe ich in mehreren Sandsteinen aus der oberen Abtheilung des mittleren Keupers und der Rhätischen Gruppe, sei es als herrschendes, sei es als nur untergeordnetes und local beschränktes beobachtet. Die Quarzkörner besitzen da ganz regellose Formen, waren aber ursprünglich meist abge- rundet, wie man es an vielen noch daran erkennen kann, dass eine, allerdings nicht immer stetig verlaufende Curve dunkler bis opaker Verunreinigungen (Beschlag von Metalloxyden) als ehemalige, streckenweise oft noch jetzige Grenzlinie verläuft; das zwischen den abgerundeten Körnern abgelagerte Quarz- Cement hat aber ein Weiterwachsen der Individuen herbei- geführt: es hat sich optisch nach den zu verkittenden Quarz- körnern gerichtet. Doch ist das Verhalten des Bindemittels ersichtlich von seiner eigenen Massigkeit abhängig; wo die von ihm erfüllte Fuge nicht übermässig weit ist (0,03 mm), da 2:8, 25;.'No..16. ?) A. S. Törnesonm, N. Jahrb. f. Min. 1877. pag. 210. zeigt es die erwähnte Erscheinung und zwar seltener in dr Weise, dass von beiden Fugenflächen aus ein Weiterwachsen bis zur Mitte stattgefunden hat, sondern häufiger so, dass sich das Bindemittel nur entsprechend dem einen 'der beiden die Fuge begrenzenden Quarzkörner orientirte und zwar an der einen Stelle entsprechend dem diesseitigen, dann aber, über- springend, auf der nächsten Strecke dem jenseitigen; erweitert sich nun aber die Fuge (Parallelräume können die. Fugen in diesem Falle, bei der abgerundeten Form der Quarzkörner, nicht sein), so kommt es vor, dass die Quarzmasse eine selbst- ständige Orientirung besitzt und als zwischengeklemmtes Quarz- korn auftritt; so beobachtet man nicht selten, dass eine jeden- falls gleichzeitig und gleichartig entstandene Quarzbindemasse auf der einen Strecke als zum verkittenden Quarzkorn optisch zugehörig, weiterhin aber, bei scharfer Abgrenzung, als selbst- ständiges Korn erscheint; jedoch an nur ganz vereinzelten Stellen findet sich das Cement in Form eines kleinkörnigen Aggregates. Dass ein gesetzmässiges Anwachsen des Kittes stattgefunden hatte, erkannte ich eigentlich am Deutlichsten an einem isolirten Korne des Gesteinspulvers von dem er- wähnten glaukonitreichen Sandsteine von der Lieth; dieses ursprünglich oval abgerundete Quarzkorn war zu einer beider- seits in der Pyramide endigenden Säule geworden und war an dem einen, vollkommener ausgebildeten Ende sogar eine Kappenquarzbildung erkennbar. — Da das kieselige Binde- mittel in seiner Cement-Function und als erst nach der Ge- steinsablagerung gebildet, deutlich zu erkennen ist, da ferner das vorwaltende Gesteinsmaterial deuterogener Natur ist, so kann ich die Bezeichnung dieser Gesteine als „Quarzite“ für berechtigt nicht anerkennen. An dem von „Uebergemeng- theilen“ relativ freiesten dieser Sandsteine (mittler Keuper vom kleinen Hagen; Korngrösse 0,2 mm; Färbung grünlich weiss) fand ich die Dichte derjenigen des Quarzes (2,65) fast gleich zu 2,6443. — Trotz des kieseligen Bindemittels sind einzelne Rhätische Sandsteine von den Aussenflächen aus intensiv mit Eisenoxyd imprägnirt; die rothe Färbung blasst aber nach dem Innern zu aus. Sandstein mit isotropem Bindemittel. In man- chen Sandstein-Partieen erkennt man als Cement eine farblose, wasserhelle, isotrope Substanz, welche wahrscheinlich der in der Literatur schon vielgenannnten, porodinen „Gesteinsbasis“ der Thonschiefer entspricht und möglicher Weise ein Silicat von stöchiometrisch ungleichmässigem und complieirtem Ver- halten ist. Nach der erwähnten Analogie könnte man Gesteine mit diesem Bindemittel, welches übrigens auch in Keuper- 0 U Zee an Ban naar ne a an a u 235 ‚mergeln wiederkehrt!), als „thonige“ bezeichnen, wenn man ‘bei diesem Ausdrucke nicht an die bekannte kaolinische Sub- stanz innerhalb der Feldspathe denken will, mit welcher diese isotrope Substanz keine Aehnlichkeit besitzt. Reichlich ver- treten fand ich letztere nur in einem ganz dünnplattigen, gel- ben, aphanitischen Sandsteine aus der Lettenkohlen - Gruppe (bei Harste), der ein Brauneisen -reiches Gemenge von etwa 0,05 mm grossen Quarzsplittern repräsentirt; in ihm functionirt die erwähnte Substanz nicht allein als zwischengeklemmter Kitt, sondern ist so reichlich zugegen, dass sie selbst hin und wieder um Vieles grössere Körner bildet als der Quarz dieses Gesteins. Eisenschüssiger Sandstein. Eisenoxyde enthalten alle Göttinger. Sandsteine und besonders das Brauneisen ist sehr verbreitet. Letzteres findet sich nun auch sehr häufig als herrschendes Bindemittel, in dieser Function oft unterstützt durch untergeordnete Gemengtheile, wie kaolinische Substanz oder Glimmer. Von diesem Umstande verrathen aber die hierhergehörigen jüngeren Sandsteine dem blossen Auge nur wenig, indem sie noch mehr oder weniger helle und eher glau- konitische als eisenschüssige Färbung besitzen; deshalb sind von ihnen die Schichten des mittleren Buntsandsteins durch ihre Färbung, ebenso wie oft auch durch ihre Grobkörnigkeit, meist schon in Handstücken leicht zu unterscheiden. Die mittlere Buntsandsteinformation liefert den einzigen Bausand- stein der Göttinger Gegend. Dieser Sandstein besitzt hier im Wesentlichen dieselben Eigenschaften, wie in Mittel- und Süddeutschland; die grössten Analogien zeigt er natürlicher- weise mit dem der nächst benachbarten Gebiete, wie aus den Erläuterungen zu den geologischen Kartenblättern Worbis, Nieder-Orschla und Bleicherode von v. SEBBAcH und Eck her- vorgeht. Auch in der Göttinger Gegend ist er meist roth bis braun gefärbt und nur die oberen, insbesondere als Bausteine geschätzten Lagen sind weiss, grauweiss bis gelblich weiss. Mit diesen weissen Schichten, welche besonders bei Reinhausen einen grossen Steinbruchbetrieb veranlasst haben, tritt er jedoch nicht auf das Gebiet des Kartenblattes Göttingen über. ?) 1) Dasselbe entspricht wohl dem argile colloidale ScHLössıne’s, Compt. rend. 1874. 2) In diesem Gebiete ist er nur zu Mariaspring als fester, braun- rother Sandstein in bis 10 m hohen Wänden aufgeschlossen ; seine Beschaffenheit daselbst ist sehr wechselnd; zum grossen Theile ist er nicht fest genug, als dass er sich zum Bausteine eigne; grünlich graue Thonmassen bilden auch ganze Zwischenschichten oder flache linsen- föormige Einlagerungen (Thongallen); die Grösse des Korns sowie die Färbung wechseln in mannichfachster Weise; einzelne thonreiche Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 2. 16 An einzelnen Stellen beobachtet man nun an ihm: eigenthüm- liche Verwitterungserscheinungen ; am Auffälligsten treten die- selben am (schon jenseits der nördlichen Karten-Grenze gele- genen) „Bielsteine“ hervor, wo durch dieselben ein Zellen- Sandstein entstanden ist. Die als Felsklippe von fast Om Höhe heraustretende Sandsteinmasse des Bielsteins zeigt sich in ihren verschiedenen Schichten und Bänken, sowohl den ho- rizontalen als den nach Art der ripple drifft geneigt und z. Th. gebogen eingeschalteten Schichtensystemen von ebenso wechseln- dem Bestande wie jene von Mariaspring (s. Anm. 2, vorige Seite), die betreffende Verwitterungserscheinung erstreckt sich aber auf alle die verschiedenartigen Partien, wenn auch in verschiede- nem Grade. Die der atmosphärischen Einwirkung ausgesetzten Flächen weisen in ungeheurer Menge Cavernen auf, welche jedoch nach Vertheilungsart, Form und Grösse verschieden erscheinen. . Es sind immer nur die von Moos freien Wände, nämlich die verticalen und der Senkrechten genäherten, auch die überhängenden Wände, seltener (am Fusse der Klippen) ziemlich horizontale Flächen, in denen sich Cavernen finden, indem ınöglicherweise die dichte Bemoosung der anderen Flächen diese Verwitterungserscheinung nicht auszubilden er- laubt; zum Mindesten müsste das Moos die mechanische Aus- waschung der Cavernen verhindern. An den wenigen Stellen, wo auch unter dem Moose Cavernen ermittelt wurden, hat die Ausbildung der letzteren wahrscheinlich vor der Bemoosung stattgefunden. In einzelnen, für diese Art der Verwitterung besonders disponirten Schichten finden sich nun die Cavernen ungemein gehäuft, so dass man an den Felswänden die diesen Schichten entsprechenden Streifen und Bänder schon von ver- hältnissmässig fernem Standpunkte aus beobachten kann; aber nicht nur eine besondere Empfänglichkeit einzelner Schichten bedingt ihre Anordnung, man erkennt an anderen Stellen auch eine Abhängigkeit vom Wege der Sickerwasser und sind ‚viele Cavernen nahezu senkrecht unter einander befindlich, wo seitliche fehlen oder noch nicht zur vollkommenen Ausbil- dung gelangt sind. Diese Umstände bedingen die Häufung unzähliger Cavernen an einzelnen Stellen. Man findet da- bei Cavernen in sehr verschiedener Grösse, von 1—8 cm Durchmesser; meist sind die einander benachbarten und in Schichten führen in grosser Menge silberweisse Glimmerblättchen auf den Spaltflächen. Die Schichtflächen sind selten auf grössere Erstreckung hin gleichmässig ausgebildet und deshalb hält auch die ihnen ent sprechende Spaltbarkeit nicht aus. Zahlreiche Klüfte durchsetzen die Sandsteinmassen in allen Richtungen, stehen aber meist vertical. Auf Kluftwänden findet man zuweilen Kalksinter, ein Zeichen, dass kalk- reiche Wasser hier cireulirt haben. a a sr A a ET Sek ar ed u en ‘einer Schicht gelegenen von annähernd gleicher Grösse. Ihre Form ist abhängig von der Mächtigkeit und Lage der Schich- ten; in den mächtigen Sandsteinbänken von grobem, annähernd isomerem Korne und ziemlich massiger Structur besitzen die Cavernen gerundete Wände; so erscheinen sie auch in wenig mächtigen Schichten, falls die Schichtfläche angenähert senk- recht steht und entblösst ist; dies ist zum Theil bei den vom Gipfel abgestürzten Felsmassen der Fall, welche am Abhange lagern und an denen sich alle Einzelheiten der Structur ebenso wiederfinden,. wie an den anstehenden Massen; unter diesen Blöcken sind einzelne viele Kubikmeter gross, und ist an einem derselben die eben angeführte Erscheinung in besonderer Voll- kommenheit zu beobachten, indem eine grosse, vertical stehende Schichtfläche durchaus schlackig erscheint, durchbrochen von lauter gegen 5 cm grossen, rundlichen und unter sich commu- nicirenden Cavernen. Bei ganz oder angenähert horizontaler Lage der Sandstein-Schichten aber entstehen da, wo in dünnen Lagen die Structur (Lockerung) oder der Bestand des Binde- mittels etwas wechselt, eckige Cavernen mit ziemlich ebenen Wänden, wirkliche Zellen, in welchen die widerstandsfähi- geren Schichten Boden und Decke bilden: es resultirt dann ein dem Zellenkalke ganz entsprechender Habitus, nur mit der Abweichung, dass die Structur hier im Allgemeinen gröber erscheint, dass die Zellwände dicker und unebener sind. Selbst wenn die Sickerwasser die Böden solcher Zellen durchnagen, sind deren Reste doch immer als Querleisten an den Wänden leicht wiederzuerkennen. Den weiteren chemischen und mecha- nischen Angriffen von Seiten der Sickerwasser unterliegen später auch die Zellenwände und es bleiben schliesslich von ihnen am Boden und an der Decke eines grösseren, aus der Verschmelzung verschiedener Zellen entstandenen Hohlraumes, in welchen die die weitere Zellenbildung hindernden Flechten und Moose eindringen, nur klein - knollige und kolbige Er- höhungen übrig, welche noch Spuren eines Maschennetzes auf- weisen. Alle diese Cavernen finden sich nur an den Verwit- terungsflächen und Sickerwasserwegen, im Innern ist der Sandstein compact. — Um die Verhältnisse dieser Erschei- nung noch eingehender zu ergründen, wurde ein Stück von so- eben beschriebener Art, d.h. von knolliger und kolbiger Ober- fläche, näher untersucht, sowie auch ein Stück aus dem noch compacten, massigen Felsen; ersteres zeigte sich oberflächlich grau, im frischen Bruche aber gefleckt, indem die schmutzig weisse Gresteinsmasse durch 1-5 mm im Durchmesser haltende Braun- eisenflecke dicht getüpfelt war. Das Stück aus dem compacten und anscheinend noch wenig veränderten Felsen aber war von bräunlich rother Farbe und etwas lockerem Gefüge, enthielt 16° jedoch in ganz regelloser Vertheilung 5—10 mm grosse, nicht ab- gegrenzte Knollen oder Knauern von schmutzig weisser Farbe. Unter dem Mikroskop erkennt man, dass als Cement des com- 'pacten Sandsteins von 0,2—0,4 mm mittlerer Korngrösse haupt- sächlich Brauneisen auftritt; die in ihm entdeckten weissen Knauern dagegen enthalten das Brauneisen nur noch in ein- zelnen Flecken, und besitzen dieselben übrigens reinen, farb-. losen Kalkspath in reichlicher Menge als Bindemittel; ganz dieselben Verhältnisse wie in diesen Concretionen (Knauern) herrschen in dem knolligen und kolbigen Stücke; das Kalk- bindemittel ist in letzterem verhältnissmässig recht reichlich zugegen; die ganz regellos begrenzten, meist verhältnissmässig sehr grossen Individuen des Kalkspathes zeigen ihre Spaltbar- keit recht gut, aber keine Spur von lamellarer Zwillings- Bildung; da einzelne Forscher geneigt sind, die Carbonate von dieser mikroskopischen Erscheinung nicht dem Kalkspathe, sondern dem Dolomite zuzurechnen, hielt ich eine chemische Prüfung für nothwendig; mit Salzsäure betupft, brausen die Concretionen innerhalb des compacten Gesteins sowohl als auch die knolligen Stücke; letztere zerfallen, in verdünnte Essigsäure gelegt, zu Sand und Sandsteinbrocken, welche letz- teren jedoch, wahrscheinlich von Brauneisen verkittet, zwischen den Fingern zerdrückt werden können. Eine Prüfung”) des in kochender Salzsäure Gelösten ergab, dass der Kalkspath allerdings etwas Magnesia enthält, aber dieselbe in so geringer Menge, dass er noch bei Weitem nicht an Dolomit”?) erinnert; ich fand nämlich 97,713 Kalkcarbonat, 2,287 Magnesiacarbonat 100,000. !) Die Bestimmung habe ich im Laboratorium der landwirthschaft- lichen Versuchsstation ausgeführt und erlaube ich mir, dem Director derselben, Herrn Prof. Dr. HEnnEBeErg, für die gütige Erlaubniss, dieses Laboratorium zu benutzen, auch an dieser Stelle meinen Dank auszu- sprechen. — Aus der Salzsäure-Lösung wurde mit Ammoniak Eisenoxyd und Thonerde gefällt und nach Aufkochen mit Salmiak, bis keine Am- moniak-Dämpfe mehr entwichen, filtrirt; das Filtrat wurde mit Essig- säure schwach angesäuert, der Kalk durch oxalsaures Ammoniak und dann die Magnesia durch phosphorsaures Natron und Ammoniak gefällt; ersterer wurde durch andauerndes Glühen im Wasserkraft-Gebläse zu Aetzkalk reducirt (das befeuchtete Pulver färbte rothes Lakmuspapier intensiv blau) und wog dann 0,344 gr, letztere, zu pyrophosphorsaurer Magnesia redueirt, 0,019 gr. x 2) Auch Ankerit kann es nicht sein, da in diesen das Eisencarbonat im besten Falle das Magnesiacarbonat um ein ganz Geringes an Menge übertrifft. E F 4 239 Eine Heterogenität innerhalb des Carbonat - Bindemittels, der zufolge man etwa eine Beimengung von Dolomitspath zum Kalkspath annehmen könnte, ist in keiner Weise angedeutet. Nach Obigem findet sich also als Bindemittel im zelligen und knolligen Sandsteine, sowie in den Concretionen (Knauern) innerhalb des compacten Steins Kalkspath, in den übrigen Gesteinspartieen aber Brauneisen; das führt denn zu der An- nahme, dass der Kalkspath in Lösung des Gebirgswassers (Gesteinsfeuchtigkeit), welches das Brauneisen zugleich aus- wäscht, erst eindringt und sich an einzelnen Stellen ablagert, dieselben dadurch erhaltend, während die zwischenliegenden Partieen der Zerstörung verfallen. Zuerst ballt sich der Kalk- spath innerhalb des noch compacten Gesteins zu sandigen Knauern, von denen die einander benachbarten im Fortgange des Processes mit einander verwachsen; zugleich verdrängt er das Brauneisen, resp. drängt es in kleine Flecke zusammen; wenn nun die zwischenliegenden, lockeren und des Kalkspath- Kittes entbehrenden Sandsteinpartieen ausgewaschen sind, er- liegt dann auch der Kalkspath der Verwitterung und Auslau- gung. In umgekehrter Folge wäre der Process schwierig zu verstehen, weil sich das Gestein im compacten Felsen nicht als mit kalkigem, sondern als mit eisenschüssigem Bindemittel ausgestattet erweist und die Partieen um so kalkreicher er- scheinen, je mehr sie den Werwitterungsagentien ausgesetzt waren. Man muss die analogen Zellen-Kalksteine in Betracht ziehen, um sich den Vorgang zu erklären; auch wird zur He- bung von etwa entgegenstehenden chemisch - geologischen Be- ‚denken vielleicht die weitere Annahme beitragen, dass orga- nische Verbindungen (Humusflüssigkeiten) bei dem Processe betheiligt waren. Gyps. Da in der Göttinger Gegend drei Formationsglieder auftreten, - welche in anderen Landstrichen so reich an Kalksulfat sind, dass in ihnen wiederum verschiedene Gypshorizonte unterschie- den werden, nämlich der Keuper, der mittlere Muschelkalk und der Röth, so sollte man auch hier einen bedeutenden Reich- thum an Gyps erwarten. Dem ist aber nicht so; wir finden die Kalksulfate in verhältnissmässig beschränkten Massen. Von grösseren Kalksulfatmassen im mittleren (bunten) Keuper giebt uns nur das Bohrloch der Saline Luisenhall Kunde, indem das daselbst erreichte Steinsalz von Kalksulfaten überlagert ist; sonst findet sich Gyps nur hin und wieder in den (unteren?) bunten Mergeln, z. B. am Klusberge, am reich- lichsten wohl am östlichen Ausgange von Weende, aber immer nur als accessorische Bestandmasse, meist in bis 5 mm mäch- tigen Trümern !) von feinkörniger, z. Th. parallel- oder ver- Er worren-faseriger Structur und fleischrother Farbe (bei Weende stellenweise mit Quarz vergesellschaftet und eine ungewöhnlich kalkreiche braunrothe Mergelbreccie durchadernd). Der mittlere Muschelkalk scheint des Gypses hier ganz zu entbehren; doch gelingt es vielleicht einer eingehenderen Unter- suchung, einzelne schroffe Eintiefungen im Gebiete desselben auf ehemalige Gypsschlotten zurückzuführen. Nur der Röth tritt mit abbauwürdigen Gypsmassen zu Tage; auch sind seine Thon-Massen bei Eddigehausen derart mit Kalksulfat geschwängert, dass dieselben von den dortigen Einwohnern in Bausch und Bogen „Gypsfels“ genannt werden, obwohl sie meist ganz und gar nicht abbauwürdig sind. Ein bauwürdiges Lager aber von grauem Gypse findet sich noch im Gebiete des Blattes Göttingen der Generalstabs- Karte am Fusse der Pless, südlich von Eddigehausen; der Gyps ist da in einer über 1 m mächtigen, feinkörnigen Masse von splitt- !) Fr. Lupw. Hausmann hat dieses Vorkommen historisch inter- essant gemacht; er sagt in seinem Handb. d. Mineral., 2. Ausg., 1. pag. 1133: Baryt „von fleischrother Farbe kommt im Mergel des bunten Sandsteins mit Fasergyps und im Keupermergel der Gegend von Göt- tingen vor.“ Als nun im N. Jahrb. f..Mineral. von 1856, pag. 664 SCHINDLING eine Notiz veröffentlichte, der zufolge ein „sogenannter Nleischfarbiger Schwerspath“ aus Keuper - Mergel von Bovenden (nicht näher bestimmten Fundortes) nicht Baryt, sondern Gyps mit etwas An- hydrit (in Procenten 34,04 CaO, 49,71 SO,, 15,71 H,0, 0,52 F&0,, SiO, in Spuren) vom spec. Gewichte 2,49 sei, trat Hausmann in dem- selben Jahrbuch 1857, pag. 414 mit grosser Entschiedenheit dagegen auf; seine Angabe über das Vorkommen von Baryt stütze sich auf (nicht angeführte) Analysen bedeutender Chemiker; wo das von SCHINDLING untersuchte Niaterial herstamme, wisse er nicht, aber im bunten Keuper der Göttinger Gegend und insbesondere von Weende, komme Gyps durchaus nicht vor. Diesem Ausspruche Haus- MANN’S gegenüber muss ich nun erklären, dass ich nach seiner Behaup- tung nicht zu zweifeln wage, dass Baryt an den angegebenen Stellen überhaupt vorkomme, obwohl ich bisher keinen daselbst gefunden habe, dass aber doch die den bunten Keuper von Weende durchsetzenden Neischrothen Trümer wesentlich und vorzugsweise aus Gyps be- stehen. Zur Bestimmung als solchen hilft in diesem Falle die Härte- Prüfung sehr wenig, weil man der Beimengungen wegen zuweilen hö- here als Gypshärte erhalten kann, andererseits aber auch die geringe Härte einer Auflockerung der Structur zugeschrieben werden könnte; sicherer ist die Unterscheidung nach dem spec. Gewichte (Gyps 2,2— 2,4, Baryt 4,3—4,7); an etwa 4 gr einem feinkörnigen Trume entnommener Substanz bestimmte ich dasselbe zu 2,6514, was unter Berücksichtigung des reichlich beigemengten (färbenden) Rotheisenerzes entschieden für Gyps spricht; die Substanz ist auch in Wasser löslich und giebt die Lösung deutliche Schwefelsäure-Reaction (bei Hinzufügung von BaCl, Niederschlag). an ee re as ba An RE TR en en han 5 il, ZA "2, as Bee Br a u or 55 . _ rigem Bruche erschlossen, die wieder von feinen, weissen Gyps- trümern durchadert wird; diese ganze Masse bildet anscheinend eine sehr flache, ausgedehnte Linse; in den hangenden Lehm- und Thonschichten, welche bald neben der grauen auch intensiv rothe Färbung annehmen und die, wie gewöhnlich über Gyps- massen, mannigfache Windungen und Einsackungen zeigen, findet sich auch noch viel Gyps nesterweise, und zwar dann oft grobspäthig und farblos. Der graue Gyps aus der Hauptmasse des Lagers ist innig gemengt mit thoniger, feinschuppig-körniger Substanz, welche an sich farblos bis gelblich durchsichtig ist, deren Haufwerke aber durch wahrscheinlich organisches Pigment grau, trüb bis opak erscheinen. In Dünnschliffen von gewöhnlicher Dicke füllt letztere Substanz die weiten Maschen eines richtungslos stengligen Gesteinsgefüges; die Stengel selbst sind farblos und bestehen aus Gyps. Zwischen gekreuzten Nicols bieten aber die Präparate ein ungeheuer unruhiges, geflammtes Bild und zwar ein um so unruhigeres, je dünner, in Folge dessen durch- sichtiger und thonärmer der Schliff ist; im zerstreuten Lichte erkennt man an solchen dünnen Stellen wohl zuweilen feine, geradlinig aber wirr oder im Zickzack verlaufende Grenzlinien der Individuen, seltener einander parallele Spaltlinien; im polarisirten Lichte dagegen fällt zunächst auf, dass das Gestein in seinen verschiedenen Partieen sehr verschiedene Structur besitzt, seltener vorwiegend stenglig, häufiger körnig, dabei aber fast nie, höchstens in den kleinstkörnigen Partieen, eigentlich isomer ausgebildet ist, indem neben grossen Indi- viduen immer auch kleine, neben Körnern immer auch Stengel vorhanden sind. Die im zerstreuten Lichte erkennbaren Form- verhältnisse decken sich also sehr wenig mit den im polari- sirten Lichte beobachteten. Die oben erwähnten Stengel im Thongemenge z. B. löschen zwischen gekreuzten Nicols nicht einmal immer, jedoch meist in sich einheitlich aus, aber stets zugleich mit der ihnen anliegenden Partie, d. h. sowohl mit benachbarten, regellos zu ihnen gerichteten Stengeln als auch mit der mit Thon gemengten Füllmasse zwischen ihnen; wo der wolkige Thonschleier dünner oder fast ganz weggenommen ist (in den dünnsten Schliffen), erkennt man, dass das Gemenge vorzugsweise aus grossen Gypskörnern von ganz gesetzloser Gestalt und vielfach ausgezackter, nicht abgerundeter Be- grenzung besteht, zwischen und in welchen wiederum kleine Körner und (jüngere) Stengel lagern und so ein äusserst un- ruhiges Mosaikbild produciren ; jene älteren, thonfreien Stengel sind jetzt keine selbstständige Individuen mehr, sondern inte- grirende Partieen grösserer Körner. Es hat da anscheinend eine vielfache Umlagerung der Moleküle und damit ein ewiger f Wechsel der Structur stattgefunden. Möglicherweise ist an Stelie des Gypses in dem stengligen thonigen Gemenge ein anderes Mineral früher zugegen gewesen und der Gyps nur pseudomorph; doch wäre es schwer zu sagen, welches Mineral solche Stengel gebildet haben könnte; an Anhydrit erinnert ihre Erscheinung durchaus nicht. — Von Einschlüssen im Gyps konnte ich immer nur Partikel des Thones finden, Flüssigkeitseinschlüsse scheinen ganz zu fehlen; am freiesten von Einschlüssen ist der Gyps der oben erwähnten Trümer, welche das eigentliche Gesteinsgemenge wieder durchadern; da erscheint er in groben (etwa 0,5 nım langen und 0,1 bis 0,2 mm dicken), unvollkommenen, seitlich nicht gesetzmässig begrenzten Fasern, welche rechtwinklig auf der Kluftwand aui- ruhen und entweder bis zur Gegenwand reichen oder sich mit einer entgegengewachsenen stossen; in diesen ganz wasserhellen Fasern oder Stengeln scheint die Längsrichtung immer der krystallographischen Hauptaxe zu entsprechen; die anderen Axen aber sind nicht gleichsinnig orientirt, und löschen über- einandergreifende Randpartieen solcher Fasern zwischen ge- kreuzten Nicols nie aus, sondern bleiben immer bunt. Es findet sich übrigens keine Andeutung und keine Spur von einem dem Gypse etwa vergesellschafteten oder vergesell- schaftet gewesenen Steinsalzlager; bis zur Abscheidung von Steinsalz scheint es in diesem Falle nicht gekommen zu sein. Es würde demnach, wenn wir die Spuren ursprünglich steng- liger Structur des thonigen Gypses als Zeichen einer directen Abscheidung des Oalciumsulfates als Gyps gelten lassen, die Annahme!) von C. OcnHsexivs volle Bestätigung erfahren, dass der schwefelsaure Kalk, welcher sich zuerst aus Meerwasser niederschlägt und eventuell zum Liegenden von Steinsalzlagern wird, als Gyps und erst das Hangende als Anhydrit abge- schieden werde. Kalkstein. Dass Göttingens Umgegend reich an Kalkstein ist, das ist aller Welt bekannt, da ja die hierorts beobachtete petro- graphische Ausbildung einer geologischen Formation dieser ihren Namen als „Muschelkalk“ oder „Calcaire de Göttingen“ eingebracht hat. Wo aber Kalksteine in grossen Massen auf- treten, da ist zu erwarten, dass sich dieselben auch in man- cherlei Varietäten darstellen werden, und diese Erwartung erfüllen denn die Göttinger Kalksteine auch in vollem Maasse. 1) ©. OcHsenius, Bildung der Steinsalzlager, Halle 1877, pag. 34. Dazu trägt noch der Umstand bei, dass die Kalksteine hier nicht einzig auf die Muschelkalkformation beschränkt sind, sondern auch andere Formationen Kalksteinschichten, aller- dings von untergeordneter stratigraphischer Wichtigkeit, be- sitzen; nur wenige Formationsgruppen sind ganz Kalkstein-frei und zwar sind das der mittlere Buntsandstein und der mittlere sowie obere Keuper. Was die chemischen Verhältnisse betrifft, so habe ich der qualitativen Prüfung halber von Allem, was ich hier als Kalk- stein, resp. Kalkspath aufführe, grössere oder kleinere Partikel in Wasser gebracht, welches ich darnach mit Essigsäure an- säuerte; es trat dann immer intensive und andauernde Kohlen- säureentwickelung ein; den bei der Lösung gebliebenen Rück- stand schätzte ich betrefis seiner Menge und seines Bestandes. — Doch verdanke ich es der Freundlichkeit meines Collegen, des Herrn Dr. PoLsTorFF, dass ich mich nicht nur auf quali- tative Prüfungen, sondern auch auf die Resultate quantitativer Analysen berufen kann; Herr PoLstorrr untersuchte folgende 7 hier nach ihrem Gehalte an Carbonaten !), resp. an in Salz- säure unlöslichem Rückstande gereihte Gesteine: 1. Terebratulakalkstein aus Trochitenkalk, vom Hainberge, Ep. Freise’s Steinbruch. Werkstein, vom Steinbruche südlich der Nikolausberger Warte. | Wellenkalkstein, von Harste. Zellenkalkstein aus Röth, Eddigehausen. Nodosenkalkstein, sogen. „Uferstein“, Hainberg (wie oben). Cementkalkstein, nördl. von der Nikolausberger Warte. Liaskalkstein, Reinsbrunnen - Rinne. Annpp m Den Analysen - Resultaten?) habe ich die von mir ermit- telten Dichten der Gesteine beigefügt; dieselben haben sich alle wider Erwarten niedrig ergeben (Kalkspath = 2,6 .... 2,8). 2) Das gefundene Eisenoxyd dürfte im Wahrheit zum Theil auf Eisenoxydul resp. Eisencarbonat zu beziehen sein, doch würde eine diesbezügliche, nur nach Schätzung der betreffenden Mengen ausgeführte Umrechnung die obige Reihenfolge nicht ändern können. 2) Betreffs deren Gewinnung theilt Herr Porstorrr Folgendes mit: Zur Lösung wurden gleiche Theile Wasser und Chlorwasserstoff- säure von 25 pCt. verwendet. Der Rückstand wurde auf gewogenem Filter gesammelt und bei 110° ausgetrocknet. Aus der Lösung wurden zunächst Eisenoxyd und Thonerde durch Ammoniumacetat ausgefällt und zusammen gewogen. Aus dem schwach essigsauren Filtrat wurde dann durch Ammoniumoxalat das Caleium als Oxalat ausgefällt und nach der Ueberführung in Sulfat als solches gewogen. Schliesslich wurde aus der Lösung das Magnesium durch Ammoniak und Dinatrium- me... 20 Rückstand .. 1,82 232 76 2.9 Sera Fe,0,1ALO, 0,15 0,36 0,33. 0,62 030.0. 2033 CaCO, . . -.. 95,76 95,76 90,87 73,92 88,88 8268 8177 M200, : . . . 2,79 "2,66 87 Ta a rer Summe: 100,52 101,10 101,23 100,93 100,79 101,02 100,89 Spec. Gewi. 2,47:..2,56 142,52 7 oma Wie aus beistehender Berechnung zu ersehen, enthalten die untersuchten Kalksteine auch Magnesiacarbonat, jedoch keiner dieselbe in genügender Menge, um ihn als Dolomit anreden zu dürfen. !) Die genetischen Verhältnisse der Kalksteine sind bekannt- lich noch nicht in wünschenswerther Weise aufgehellt. Wir wissen wohl, dass Kalksinter und Kalktuffe, Austernbänke und Korallenriffe aus Kalkspath bestehen, welcher nicht mechanisch hinzugeführt, sondern (protogen) erst aus Lösung abgeschieden wurde; andererseits herrscht auch kein Zweifel an der vorwie- gend deuterogenen Natur mancher Kalksteine, welche sich als ein Haufwerk zusammengeschwemmter ÜOrganismenreste erweisen. Aber betrefis der Mehrzahl aller Kalksteine sind wir, wie aus den Lehrbüchern der Gesteinskunde und der Geologie zu ersehen, noch ganz im Unklaren, ob dieselben protogen (durch an Ort und Stelle erfolgte Abscheidung des Kalkcarbonates) oder deuterogen sind (durch zusammengeführte, schon feste Partikel aufgebaut) und im letzteren Falle, ob das deuterogene Material vorwiegend anorganischer Natur, z. B. Flussschlamm, oder organischen Ursprungs, z. B. Gehäuse kleinster Thiere und Trümmer vor Hautgebilden grösserer Thiere gewesen sei. phosphat als Magnesium - Ammoniumphosphat abgeschieden und als Magnesiumpyrophosphat gewogen. — Von den einzelnen Gesteinen ga- ben in Grammen: No. Substanz Rückstand (Fe&,0,;,+Al,0,) CaS0, MsP;0, En 0,659 0,012 0,0010 0,8583 0,0943 2.5 90,.0,774 0,018 0,0028 1.0079 ° 0,0973 = 0,697 0,050 0,0023 0,8613 0,0263 4. 045 0,084 0,0030 0,4749 0,1199 5... 50,86302. 0075 0,0026 1.0433 0,0833 6. 0454 0,0405 0.000 0,5234 0,0399 1... 0680 0,083 0,0132 0,7813 0,0208 1) Der Magnesia-ärmste Dolomit von der Constitution 2 Ca0CO; + 1 M&OC0O, verlangt doch 70,42 Ca0CO, + 29,58 Mg000,. -- Dolomit fehlt hiesiger Gegend jedoch nicht ganz; von dolomitisirtem Trochiten- kalke vom Hainberge berichtet Hausmann in Studien d. Götting. Ver. Bergm. Freunde, 6. Bd. 1854. pag. 29. = 245 | Was die erstere Alternative anlangt, so ist zu betonen, dass wohl rein protogene Kalksteine, aber schwerlich rein deuterogene vorkommen; denn da wir als Medium für die Bildung der problematischen Kalksteine immer Wasser anneh- men müssen, da aber im Wasser und noch mehr in den im Wasser gewöhnlich enthaltenen chemischen Verbindungen das Kalkcearbonat löslich ist, so wird das Kalktheilchen zusammen- schwemmende Wasser auch immer einen ziemlichen, meist aber wohl den höchstmöglichen Kalkgehalt besitzen müssen und es wird in Folge dessen zugleich mit dem mechanischen Absatze eine chemische Ausscheidung statthaben können. Die vorstehend erwähnten Fragen wären mit Hilfe des Mikroskops für jeden concreten Fall gar nicht so schwer zu beantworten, denn die Kriterien protogener und deuterogener Structur sind meist unschwer zu ermitteln, wenn die Ge- steineihre ursprüngliche Structur streng bewahrt hätten. Das ist aber leider selten der Fall, wie man bei Untersuchung einer grösseren Reihe von Vorkommnissen in Erfahrung bringt; man erkennt sogar in so überaus zahlreichen Fällen die Spuren stattgehabter Umwandlung, dass man sich selbst den anscheinend unversehrt erhaltenen Vorkommen gegenüber, welche der genannten Spuren entbehren, des Miss- trauens nicht erwehren kann, zumal es, meiner Meinung nach wenigstens, schon mehr als wahrscheinlich ist, dass in Folge von molekularer Umlagerung (die als eine Art von normalem i Metamorphismus Naunann’s betrachtet werden kann) ein deu- _ terogenes Gestein protogene (nicht klastische) Structur erlan- gen kann. | Dieser Umstand hat aber eigentlich gar nichts Wunder- bares, wenn man sich der chemisch-geologischen Verhältnisse des Kalkspathes und der Kalksteine recht erinnert; er ist eben nur nicht immer gehörig gewürdigt worden. !) Es ist uns ja bekannt, wie.»intensiv einfache und compli- cirte Verwitterung auf Kalksteine einwirken: ersterer schon gelingt es z. B. aus den oberen Lagen compacten Kalksteins von nur ganz geringem Thongehalte den Kalkspath auszulaugen und ein Thonlager zu hinterlassen ?); und wie die complieirte Verwitterung wirthschaften kann, dafür liefert u. A. der unten beschriebene Kalktuff einen Beweis. — Neben den deutlich erkennbaren und in ihrer Bildung oft verfolgbaren Verwitte- !) Die von LorErz, diese Zeitschr. Bd. XXX. pag. 4i4, vertretene Ansicht, dass secundäre Umlagerungen in Kalksteinen und Dolomiten nur von minimalen Verhältnissen sein könnten, scheint von dem Ver- fasser, nach der Schlusserklärung zu seiner Abhandlung in derselben Zeitschr. Bd. XXXI. pag. 774 zu urtheilen , aufgegeben zu sein. 2) J. Rotu, Chem. Geologie I. pag. 79. rungserscheinungen treffen wir beim Kalkspath auf eine weitere Art secundärer Structurerscheinungen, welche sich zur Zeit noch als Aeusserungen geheimnissvoller Kräfte darstellen: das sind die Paramorphosen; es sind weniger die eigentlichen Paramorphosen von Kalkspath nach Aragonit, die ich hier als Wunder hinstelle, denn betrefis ihrer dürfte die Erklärung mit Heranziehung der molekularen Gleichgewichtslage Vielen vor der Hand genügen, sondern Erscheinungen, welche auch schon längst bekannt, aber nicht besonders benannt sind, und die ich als eine Spielart der normalen Paramorphosen betrachte: nämlich diejenigen von Individuen nach Aggregaten. Es ist schon längst bekannt, dass Organismenreste, wie Tro- chiten und Cidaritenstacheln, von anorganischen Bildungen aber Stalaktiten und Kalkspathmandeln zu einheitlich späthigen Individuen geworden sind, während sie ursprünglich sicher nicht einheitlich, sondern als Aggregate abgelagert waren. _ Dass bei verschiedenen dieser Vorkommen wahrscheinlich auch eine Paramorphose von Kalkspath nach Aragonit stattgefunden hat, ändert am Wunderbaren der Erscheinung im Wesentlichen gar nichts; auch ist es wahrscheinlicher, dass sich das Ara- gonit-Aggregat erst in ein Kalkspath-Aggregat und dieses erst in ein Kalkspathindividuum umgelagert habe.) Wenn nun auch nach unserer Erfahrung die Wahrscheinlichkeit dafür spricht, so fehlt uns doch zur Zeit jeder rationelle Grund, welcher uns berechtigte, diese Erscheinung nur für accessorische Bestandmassen zutreffend gelten zu lassen und anzunehmen, dass integrirende Partieen des Gesteinsgemenges von solcher Paramorphose nicht auch ergriffen werden könnten. Diese sekundären „Umlagerungen“ ?) im Gegensatze zu den secun- dären „Neubildungen“ auf Spalt- und Hohlräumen, compen- siren gewissermaassen manchen Schaden, welchen die Verwit- terung anrichtet; denn während letztere zuweilen eine Des- aggregation und Verkleinerung resp. Zerstörung zur Folge hat, wie wir an dem Zerfalle des Kalktuffes zu Kalksand oder „Mergel“ und zu „Seekreide“ (s. unten) sehen, wird durch jene das Gegentheil davon bewirkt, die Vereinigung zu grossen Individuen. Die Möglichkeit, dass secundäre Umänderungen der 1) Im Innern grobspäthige Organismenreste zeigen randlich zuweilen körnige Kalkspath-Aggregate geringerer Korngrösse, welche anscheinend älter sind als die grossen Individuen des Innern und mit denen die Umlagerung in Kalkspath begann, da sie nicht selten Ecken, welche wie Polenden erscheinen, dem Innern zukehren. — Die Trochiten im Göttinger Liaskalksteine sind grobkörnige Aggregate, welche eher dem Kalkspathe als dem Aragonite zugerechnet werden dürfen. 2) Vergl. auch LorETz, diese Zeitschr. Bd. XXXI. pag. 774. 247 e "Struetur in ganz verschiedener Art stattgefunden haben können, dürfte also bei keinem Kalksteine gleich von der Hand zu weisen sein. Dieser Umstand erschwert aber eine auf Grund der Structurverhältnisse zu treffende Entscheidung über die genetischen Verhältnisse in ganz ungemeiner Weise, macht sie sogar in vielen Fällen unmöglich; denn wir haben betrefis der erkennbaren Structurverhältnisse nicht mehr die Frage zunächst zu beantworten: was ist protogene und was ist deuterogene, sondern die: was ist primäre und was ist secundäre Bildung. Die ältesten Gesteine der Göttinger Gegend sind, wie schon erwähnt, litorale und limnische Gebilde, nämlich Sand- steine, Thone, Gyps der Buntsandsteinformation; diese litoralen Ablagerungen haben eine grosse Mächtigkeit, demnach wird auch ihre Bildungszeit eine langdauernde gewesen sein. Erst nahe der oberen Grenze der aus jenen Ablagerungen auige- bauten Buntsandsteinformation treten in ganz untergeordneten Schichten Kalksteine auf; als demnach die Combination von Verhältnissen, welche jene Gesteine abzulagern gestattete, sich zu lockern begann und ihre Herrschaft sich zum Ende neigte, da stellten sich als Vorboten einer Kalkstein - Formation ein- zelne Kalksteinschichten ein; dieselben verdanken ihre Ent- stehung einem vorübergehenden Umschlage der die Gesteins- ablagerungen bedingenden Verhältnisse, auf den, wie der Nachwinter auf vorzeitige Frühlingstage, die Rückkehr zu Thonablagerungen immer wieder eintrat. Diese Kalksteine beweisen schon in ihrem unreinen Mineralbestande, dass sie Producte „gemischter“ Bildungsverhältnisse sind; auch ist es sehr wahrscheinlich, dass sie ähnlich wie manche unter- geordnete Sand-Ablagerung, nur ganz geringe Erstreckung be- sitzen. Sie gehören den Sandigen Kalksteinen an; der ältere der beiden beobach- teten Röth-Kalksteine ist zu Zellenkalk geworden und wird als solcher erst, weiter unten gekennzeichnet werden. — Die sandigen Kalksteine (überhaupt) stellen sich ‚als Mittel- glieder dar zwischen Sandsteinen und Kalksteinen, einzelne von ihnen kann man mit demselben Rechte jenen zurechnen, wie diesen; ihre Bildung wird mehr oder weniger derjenigen der kalkigen Sandsteine entsprochen haben und so finden wir sie denn auch meist mit sandigen und thonigen Schichten in Wechsellagerung (Röth, Lettenkohlengruppe); in der ganzen Schichtenfolge des Muschelkalkes sind sie deshalb selten und sind mir nur zwei Schichten, sogen. Ockerkalk, aus oberem Wellenkalke bekannt geworden. Die innige Verwandt- schaft zu Sandstein manifestirt sich bei dem oberen, nicht- zelligen ') Röth - Kalksteine auch in der Unbeständigkeit der z Kalk-Menge, indem sich derselbe partieenweise als feinkörniger (Korngr. 0,02 — 0,05) Kalkstein mit untergeordneten Quarz- körnern und Glimmerschuppen erweist, stellenweise aber als kalkiger Sandstein und stellenweise sogar als ein anscheinend cementloser Sandstein; während erstere Partieen sich schnell in verdünnter Essigsäure mit Hinterlassung lockeren Sandes lösen, bleiben letztere als erbsengrosse Brocken zurück, welche erst bei starkem Fingerdrucke zerbrechen und dabei doch immer noch ungleich grosse Stücke geben. — Der Gehalt an Quarz- körnern hat zur Folge, dass die Kalksteine Glas ritzen; die Quarzkörner treten in sehr verschiedenen Grössen auf und sind in der Mehrzahl eckig; neben ihnen finden sich stets auch die gewöhnlichen Uebergemengtheile der Sandsteine: Glimmer und Feldspathe; auch Brauneisen fehlt nie und ist meist sogar in bedeutender Menge und als Färbemittel vor- handen; ihm ist ferner in den betreffenden Gesteinen aus der Lettenkohlengruppe sehr reichlich eine trübe, graue, thonige Substanz gesellt. Der Kalkspath selbst bildet meist feinkörnige Aggregate von anisomerer Structur; sehr selten zeigen die Körner rhomboedrische, dagegen meist abgerundete Contact- formen; die Anisomerie sowie der reichliche Gehalt an fremden Mineralien bedingen den vorzugsweise splittrigen Bruch des Gesteins; muschliger Bruch ist selten.) Da die sandigen Kalksteine, abgesehen von denen des Muschelkalkes, Schich- ten zwischen kalkfreien Gesteinen bilden, so ist ihr Kalkgehalt keinesfalls secundär, was von manchen kalkigen Sandsteinen behauptet werden könnte; doch erlauben die bisher beobach- teten Verhältnisse nicht zu entscheiden, ob die protogene (nicht-klastische) Structur des Kalkspathes in diesen Gesteinen primär oder secundär sei. Von den erwähnten sandigen Röth - Kalksteinen ange- meldet, folgte auf die Lehm- und Thonperiode des Röths die orosse Kalk - Periode des Muschelkalkes; an der Basis des mächtigsten Gliedes derselben, des Wellenkalkes, findet sich nun ein 0,5 m mächtiges Schichtensystem et 1) An dem Fundorte („letzter Heller“) fehlt Gyps! _ Ei Gestein bildet eine nur 2 cm mächtige Schicht und ist im frischen Bruche hellgrau. 2) In einem ockrig-sandigen Kalksteine des Wellenkalkes fand sich eine hier ungewöhnliche Bestandmasse: in flachem, weitem (faust- grossem) gerundetem Hohlraume ein lockeres, durch Brauneisen ge- färbtes und leicht verkittetes Haufwerk von ‚0109 mm grossen, zackigen und rauen, an sich farblosen aber trüben Körnern, z. Th. Rhomboödern (Dolomit?) ; ; von denselben lösen sich, wie auch unter dem Mikroskop verfolgt wurde, nur wenige in verdünnter Essigsäure. 2 ockriger (ockergelber bis brauner) Kalksteine, welche mit grauen Letten wechsellagern; diese sogen. unteren Ocker- kalke, auf welche schon im rein stratigraphischen Interesse aufmerksam gemacht worden ist!), zeichnen sich durch ihre Structur vor allen anderen Kalksteinschichten aus. Insbeson- dere die liegendste, nur 5— 10 mm dicke, etwas uneben be- grenzte, ockergelbe Grenzschicht?), zeigt die Structur-Eigen- thümlichkeit am schönsten ausgebildet: nämlich krystallisirt- körnige Structur; das Gestein besteht vorwaltend aus etwas trüben Kalkspath-Rhomboödern von selten mehr als 0,015 mm Grösse; sind auch nicht alle Rhomboöder gleich gross (streng isomer), so sind ihre Grössendifferenzen doch gering und zugleich innig vermittelt; Zwillingsbildungen sind an ihnen nie, Spaltbarkeitsspuren selten zu erkennen; da letztere den äusseren Körnergrenzen parallel laufen, so liegt hier das Spalt- oder Grund - Rhomboöder vor, worauf auch die Dimensions- verhältnisse derjenigen rhombischen Schnitte (Diagonalen- Längen 3:5) hindeuten, welche parallel den Diagonalen aus- löschen; im Oontact verkrüppelte Körner sind nur vereinzelt. Das Gestein enthält noch in ungleichmässiger Vertheilung trübe, graue, thonige Substanz, ferner Brauneisen und wasser- klare Sandkörner und wird von zahlreichen, bis 1 mm dicken Trümern grobkörnigen, wasserhellen Kalkspathes durchsetzt (ist also-zur Zellenkalkbildung geeignet). — Diese krystal- lisirt-körnige Structur ist nun entschieden protogen;' secundär und dem Gesteine durch normalen Metamorphismus ertheilt scheint sie mir schon im Hinblick auf die secundär- struirten Partieen in Kalktuff (s. unten) nicht sein zu können; auch wüsste ich nicht, welcher Grund gegen die primäre Natur sonst vorgebracht werden könnte, man kann ja für eine Bildung des Gesteins durch allmählichen, direeten, chemi- schen Niederschlag keinen vollkommeneren Ausdruck denken als wie diese isomere, krystallisirt-körnige Structur; ich erinnere diesbezüglich nur an die Kalksinter - Ueberzüge von Höhlen- Wänden, mit deren Verhältnissen die betrachtete Gesteinsschicht so viel Analogie besitzt, dass man sie direct als Kalksinter-Schicht bezeichnen könnte. Die aphanitischen (sogen. „dichten“), isomer-körnigen Kalk- steine, welche den Hauptantheil haben am Aufbau des Wellenkalkes, besitzen trotz ihrer Isomerie und Körnigkeit, in 1) v. SEEBACH und Eck, Erläut. z. d. Bl. Nieder-Orschla , Worbis Bleicherode. ?) In den hangenden Schichten findet man neben krystallisirt- körnigen Partieen auch reichlich solche mit gerundeten und gesetzlos geformten Körnern. ‘ welchen Punkten sie mit dem vorbeschriebenen Gesteine übereinstimmen, doch eine Structur von ganz abweichender Erscheinung: da ihre Körner regellos geformt und von vorwiegend gerundeten ÜOontactflächen begrenzt sind, welch letzterer Umstand für einen bedeutenden, bei ihrer Ausbildung stattgehabten Druck spricht. Die Isomerie ist nicht immer ganz streng ausgebildet, doch bleibt selbst bei einzelnen bedeutenden Abweichungen der Gesammt -Eindruck derselben entsprechend; auch dürfte der flachmuschlige Bruch auf diesen Umstand zurückzuführen sein; die kleinen Kalk- spathkörnchen zeigen. sehr gewöhnlich von Spaltbarkeit deut- liche Spuren, aber keine von Zwillingsbildung. Trübe, graue Substanz tritt hin und wieder auf, ebenso Brauneisen, doch mag der graue Ton, -welchen Dünnschliffe, zumal bei geringer Vergrösserung, bieten, mehr auf Reflexe der Körner-Fugen zurückzuführen sein als auf fremde Substanzen. — Stets und zwar selbst in den nur 5 mm mächtigen „Kalkschiefer “- Schichten ist die Structur richtungslos oder massig und nicht geschichtet oder schiefrig.!) Von accessorischen Bestand- massen finden sich Kalkspath - Trümer und -Krystalldrusen (4 R). In ihrer Structur stimmen diese aphanitischen Kalksteine mit den Quarziten überein, desgleichen mit dem Solenhofener Lithographischen Steine; nur sind sie grobkörniger (0,01 mm mittl. Korngr.) als dieser. Für letzteren gilt bekanntlich in Rücksicht der Art und des Erhaltungszustandes der Petre- facten die Annahme, dass er eine limnische Bildung ist; doch ist damit noch keine Entscheidung über die anderen Bildungs- verhältnisse getroffen; auch für den Wellenkalk ist eine Tief- seebildung unwahrscheinlich schon in Berücksichtigung der Wellenfurchen. Diese allgemein bekannten Gebilde fehlen auch dem Göttinger Wellenkalke nicht; mit ihren etwas variablen Dimensions- und Formverhältnissen treten sie in allen Niveaus desselben auf, doch zeigen nicht alle Schichtflächen Wellen- furchen; eine bessere und wahrscheinlichere Erklärung für ihre Bildung zu geben als die allgemein verbreitete, erscheint mir unmöglich; auf Fältelung der Schichten ist die Erscheinung sicher nicht zurückzuführen. — Ihre Ausbildung hing nun ent- schieden von 2 Umständen ab: > 1. Das Meer durfte nicht zu tief sein; das ist nun auch wahrscheinlich nicht der Fall gewesen, in Anbetracht der Thatsache, dass der Wellenkalkbildung eine Strandbildung von Sandsteinen und Thonen (stratigraphisch) unmittelbar voraus- geht; in Folge einer allgemeinen Senkung konnte die Küsten- 2) Solchem „Kalkschiefer“ entstammt das analysirte Stück No. 3. 291 linie unter diesen Umständen sehr weit, vielleicht nach Westen, zurückweichen und sich zwischen sie und den District der Wellenkalkablagerung noch eine Region von sandigen Strand- bildungen (Muschelsandstein) einschieben, ohne dass der Ab- lagerungsort des Muschelkalkes in sehr grosse Meeres - Tiefe zu sinken brauchte: weil die stattfmdende Senkung des Bo- dens zum Theil compensirt wurde durch die neu aufgeschütteten Gesteinsmassen. — Es ist ja auch nicht erforderlich, anzu- nehmen, dass alle Wellen diesen Meeresboden aufrührten, son- dern nur die grössten und so gelangen wir unter Beachtung des gültigen Dimensionsverhältnisses von Wellenhöhe zu Wellen- tiefe = 1:350, sowie der Nothwendigkeit, dass die Wellen- bewegung den Meeresboden noch mit grosser Intensität treffen musste, zu der Annahme, dass die Wellenkalkbildung sehr wohl in einem Randmeere von den Verhältnissen unserer Nordsee statthaben konnte. !) 2. Das Kalkstein-Material musste plastisch sein, einem Kalk-Schlamme entsprechen, um dem Wellendrucke sich fügen zu können. Ein derartiger Schlamm resultirt nach den bisher vorliegenden Beobachtungen sowohl auf mechanischem _ (klastischem) wie chemischem Wege; es kann also der be- treffende Schlamm entweder durch Flüsse herbeigeschafft oder im Meere selbst durch Zerstörung kalkiger Organismenreste entstanden sein oder endlich einem chemischen Processe seine Bildung verdanken; dieser Process aber war entweder der der Auflösung, resp. Verwitterung wie bei der sogen. Seekreide (s. unten), wobei der Schlamm den Rückständen einer unvoll- kommenen Lösung eventuell von Organismen-Resten entspricht, oder der des Niederschlages (Präcipitates).. War der Kalkschlamm Product des chemischen Niederschlages, so sind die Wellenkalksteine entschieden protogen, in jedem anderen Falle aber ist ihre jetzt protogene Structur aus deuterogener (klastischer) hervorgegangen, secundär durch moleculare Um- lagerung entstanden. Nun sehen wir zwar im Laboratorium 1) Erd-, resp. Seebeben - Wellen zur Erklärung heranzuziehen, er- scheint mir überflüssig. — Bei der z. Th. directen, z. Th. indireeten Abhängigkeit der Wellenrichtungen von der Configuration der Küsten wäre es gewiss interessant zu ermitteln, ob die Wellenfurchen für die einzelnen Gegenden in ihrer Richtung constant bleiben, resp. welche Richtung vorherrsche, ferner ob verschiedenen Richtungen auch ver- schiedene Ausbildung entspreche; eine Zusammenstellung der Beobach- tungs-Resultate aus verschiedenen Gegenden würde dann vielleicht einen Schluss in erwähnter Beziehung erlauben. Bisher scheinen dergleichen Bestimmungen allgemein unterlassen zu sein (BENECKE u. ÜOHEN erwäh- nen a. a. O. pag. 338 nur, dass die Furchenrichtungen beider Schicht- flächen oft Winkel mit einander bilden); auch ich muss gestehen, meine Aufmerksamkeit diesem Punkte bisher nicht geschenkt zu haben. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIl. 2. 17 dergleichen Niederschläge entstehen, wenn wir Kalkcarbonat durch geeignete Reagentien aus Lösung fällen, inder Natur aber, wo die Processe viel langwieriger sind, ist noch kein zweifellos (aus Lösung niedergeschlagenes) neugebildetes Kalkspath-Aggregat in Schlammform beobachtet wor- den. Wo wir in der Natur Kalkspath aus Lösung entstehen sehen, als Kalksinter oder Kalktuff, oder wo solche Bildung nur wahrscheinlich stattgefunden hat, wie bei dem vorbeschrie- benen krystallisirt körnigen Kalksteine, sowie in den noch an- zuführenden Fällen, da bilden die neuentstandenen Kalkspath- individuen sofort feste, starre Aggregate und keine. pla- stischen Massen. Aus diesen Gründen erscheint mir die Annahme einer direct protogenen Bildung der Wellenkalksteine sowie aller Kalksteine von gleicher Mikrostructur!) durch chemischen Niederschlag aus Lösung unwahrschein- lich; diese Gesteine sind vielmehr aller Wahrscheinlichkeit nach aus einem Kalkschlamme entstanden, welcher durch einen oder eine combinirte Wirkung mehrerer, resp. aller drei der vorher genannten Processe resultirte; bei der Verfestigung desselben konnte allerdings auch in Lösung befindliches Kalkcarbonat mit eingreifen. Zwischen den dünnschichtigen normalen Wellenkalksteinen finden sich aber auch viele, aus lauter regellos geformten Wülsten zusammengesetzte; denselben ganz ähnliche Schichten („Katzenfels“ der Steinbrecher) kehren im unteren Trochiten- kalke wieder. Mit diesen wulstigen Kalksteinen beginnt in der Göttinger Gegend eine Reihe, welche bei Weitem am massig- sten entwickelt ist und zu der auch die Kalksteinbildungen des Keupers (der Lettenkohle) und des Lias gehören: das sind die Kalksteine von ungleichmässiger und wechselnder Structer. Die meisten untersuchten Kalksteine dieser Art verdanken ihre bezüglichen Structurverhältnisse vorzugsweise organegener Bil- dung und zwar sind sie, den Arten resp. der Vielartigkeit 1) Aus der Göttinger Gegend ist mir nur noch ein Gestein bekannt, welches in dieser Beziehung und bei einheitlicher Structur der ganzen Masse den typischen Wellenkalksteinen entspricht, ohne dieser Forma- tionsgruppe anzugehören; partiell kehrt die Structur allerdings viel häufiger wieder und würden auch die meisten sandigen Kalksteine, wenn sie nicht eben durch die Sandkörner mikroporphyrisch wären. hierher gehören. Das betreffende Gestein gehört dem untersten Niveau des mittleren Muschelkalkes an, ist hell gelblich, sehr reich an thoniger Substanz und deshalb sehr zäh, bei splittrigem bis muschligem Bruche, und sehr feinkörnig (0,006 mm Korngr.); man hat dasselbe, bis jetzt aber nicht erfolgreich, zur Herstellung hydraulischen Kalkes verwandt und giebt Analyse 6 seinen chemischen Bestand an. 235 der Petrefacten nach zu urtheilen, deutero gener (klasti- . scher) Entstehung. Diese deuterogen-organogenen Kalksteine sind aber unter sich wieder von sehr abweichender Structur; mehr noch als die relative Menge der eingeschlossenen Organismenreste ist die Art der letzteren, resp. der von dieser mit abhängige Er- haltungszustand von Einfluss auf den Habitus der Gesteine: da nämlich Gasteropoden - Formen vorzugsweise nur in Stein- kernen erhalten zu sein pflegen, die Skelettheile anderer Thiere aber in corpore mit erhaltener organischer oder umgeänderter Structur, so verschafft das Vorherrschen von Gasteropoden unter den Petrefacten -Einschlüssen den betreffenden Gesteinen von denen der anderen abweichende Structurverhältnisse. Unter den an Gasteropoden-Steinkernen armen Kalksteinen kann man dann wieder nach den Mengenverhält- nissen zwischen den organischen Einschlüssen und der verkit- tenden Masse, resp. Grundmasse unterscheiden. Wo nämlich die Petrefacten ganz bedeutend vorwiegen !), da ist von dem nur als Kitt auftretenden, feinkörnigen, aber meist anisomeren, oft etwas mergligen Kalkspath-Aggregate schwer zu sagen, ob und inwieweit es Product chemischen Niederschlages oder mechanischen Absatzes ist; ersterer Process dürfte, schon nach den über Kalksteinbildung vorausgeschickten allgemeinen Be- merkungen, jedenfalls stattgefunden haben. Wo die Petre- facten aber zurücktreten ?), erscheinen sie als ungleichmässig vertheilte porphyrische Einsprenglinge in einer feinkörnigen (Korner. 0,005— 0,01 mm) Grundmasse, welche an sich einst wohl einem Kalkschlamme entsprach und zur Zeit in den wesentlichsten Verhältnissen mit der Masse eines typischen Wellenkalkes, unter Umständen auch eines sandigen Kalk- steins übereinstimmt. Viele Organismenreste sind natürlich in den zufälligen Querschnitten, wie sie sich in den Präparaten bieten, nicht zu deuten°®); das gilt vor Allem von vielen 2) Zu solchen (organ ogen-späthigen) Kalksteinen gehören der Liaskalkstein und die vorzugsweise als Werkstein in Göttinger Gegend verwandte Terebratula-Kalksteinbank des Trochitenkalkes, von welchen beiden Gesteinen die Analysen 1 und 7 den Bestand angeben. >) Das ist der Fall im schon erwähnten sogen. „Katzenfels“ des Trochitenkalkes, ferner in dem bei oberflächlicher Betrachtung ganz isomer erscheinenden „ Thonplattenkalkstein “ oder „Uferstein“ (der Steinbrecher) des Nodosenkalkes , s. Anal. 5; auch in den zugleich etwas sandigen Plattenkalken der "Lettenkohlengruppe. 3) Unter den Organismenresten,, welche ihre organische Structur bewahrt haben, fallen auf: a. ım Terebratulakalksteine und im Kalksteine aus der Lettenkohle: blass- bis rosenrothe, zuweilen auch bräunliche Stücke von Cuticular- gebilden, welche wahrscheinlich Crustaceen angehört haben; Ir Organismenresten, welche in ihrer Structur an Bryozoön erin- nern. Zu grobkörnigen Aggregaten wasserhellen Kalkspathes werden vor allen anderen gern die Brachiopeden - Schalen (Terebratula vulgaris); neben derartigen Schalen findet man jedoch auch solche, welche noch organische Structur besitzen und doch vielleicht auch demselben Genus angehört haben; letzteres schliesse ich daraus, dass man nicht selten Terebra- tulaschalen mit noch erhaltenem Perlmutterglanze findet; sie zeigen sich aus zwei oder drei Schichten aufgebaut, von denen die eine aus lauter feinen, der Schalenfläche parallelen Lamellen, die andere aber (wo ich drei Schichten erkennen konnte, dann die beiden äusseren) aus unter sich parallelen, senkrecht zur Schichtfläche gestellten feinen Fasern besteht. Auch die Pentacrinus-Stielstücke (im Liaskalksteine) zeigen sich gern als grosskörnige Aggregate, wobei die einzelnen Körner, den einzelnen Stielgliedern entsprechend, quer zur Stielaxe in die Länge gezogen sind; unerwarteterweise reagiren die Belem- niten-Reste auf polarisirtes Licht oft als einheitliche, grosse Individuen. Wodie Gasteropoden unter den Petrefacten vorherr- schen!), sind letztere doch selten in so grosser Menge vor- b. im Liaskalksteine: die Gehäuse von Robulina Goettingensis Bornem. Dieselben, ganz farblos und wasserhell, leuchten aus dem Aggregate der anderen mehr oder weniger grau bestäubten und dunkel gemusterten. resp. getüpfelten Petrefacten hervor; die Gehäuse sind von kleinkörniger Kalksteinmasse erfüllt; man erkennt, wie sich die einzelnen Schalenschichten über einander legten, wobei die äusserste Schieht dem jüngsten Umgange entspricht; die Schale besteht aus feinsten, annähernd einander parallel und dabei senkrecht zur Schalen- fläche gestellten Fasern, die nicht immer continuirlich durch alle auf- einanderliegende Schalenschichten hindurchgehen; bei günstigem Quer- schnitte durch den Nabel beobachtet man zwischen gekreuzten Nicols ein schönes Sphärolith- Kreuz, dessen Arme durch alle, auch die von einander getrennten (äusseren und inneren) Schalentheile gleichsinnig hindurehsetzen ; Porencanäle, welche der „Perforation“ entsprächen, habe ich nicht erkennen können. ı) Das ist vorzugsweise in denjenigen Schichtkörpern der Fall, die als Aequivalente der „Schaumkalkbänke“ benachbarter Distriete gelten. Gleichmässig poröse Gesteine vom petxographischen Charakter des Schaumkalkes sind aus der Göttinger Gegend nur in gering mächtigen (in früheren Jahrzehnten ist allerdings bei Herberhausen, am Wege nach Kerstlingerodefelde, Werkstein gewonnen worden, welcher „sich mit dem Messer schneiden liess“ und der demnach wohl einer mächtigeren Schaumkalkschicht angehörte) und ganz vereinzelt auftretenden Schich- ten bekannt; nun betrachtet man auch in benachbarten Gegenden als den Schaumkalkbänken stratigraphisch gleichwerthig solche Kalkstein- schichten, von meist organisch-feinzelliger Structur, welche sich den eigentlichen Wellenkalkschichten gegenüber durch ihre grössere Mäch- tigkeit auszeichnen und deshalb zu Werk- und Bausteinen dienen. Die- ‚selben treten aber hier auch so inconstant auf, dass ihr Erscheinen in =” 2399. handen, dass nur eine untergeordnete Bindemasse zwischen ihnen auftrete; ist letzteres aber der Fall, so dient als Kitt meist nicht die Grundmasse gewöhnlicher Art (Wellenkalk- masse) wie bei den vorbeschriebenen Gesteinen, sondern von jener deutlich unterschiedene, primär protogene Kalk- spath-Aggregate; jene Masse aber ist dann in geschich- teter (Lagen-) Structur von allerdings meist unebener Contact- fläche mit jenen Petrefacten-Aggregaten innig verwachsen, indem sie die äusseren, schützenden Partieen der betreffenden Schicht- körper bildet; da die Petrefacten-Aggregate immer etwas zellig (kleinzellig mit organischen Negativ-Formen) sind, so findet man die betreffenden Schichten in der Hauptmasse kleinzellig mit compacten Lagen an den Schichtflächen. In letzteren treten aber oft auch mikroporphyrisch wasserhelle Flecke von etwas gröberkörnigem Kalkspath- Aggregate auf, die vielleicht als umgewandelte Organismenreste zu deuten sind. Die vor- wiegend aus Gasteropoden-Steinkernen aufgebauten Lagen zeigen die Durchschnitte jener mehr oder weniger rundlich; dieselben bestehen meist nur aus höchst feinkörniger, getrübter, thoniger oder mergliger Kalksteinmasse (ehemaligem Schlamme); nicht selten aber beherbergen sie im Innern ein grosses Caleit-Indi- viduum oder letzteres erfüllt auch den Querschnitt ganz allein; Brauneisenlinien grenzen gewöhnlich diese grossen Kalkspath- Individiduen nach Aussen ab und bringen manchmal auch in den dieselben unter Umständen noch umgebenden feinstkör- nigen Massen eine concentrische Ringbildung zur Anschauung, die an Oolithe erinnert; die nur durch innigere Imprägnation mit Brauneisen oder auch thoniger Substanz hervorgebrachten Ringe unterscheiden sich von Oolith-Ringen deutlich durch ihren Mangel an radialstrahliger Structur. Als Kitt der Stein- kerne tritt nun farbloser, feinkörniger Kalkspath auf, dessen primäre Bildung nicht-klastischer (protogener) Weise ich daraus schliesse, dass er deutlich kranzähnliche Incerusta- tionsringe um die Vetrefacten bildet; die gegen 0,05 mm grossen Körner desselben schliessen in diesen Kränzen wie Gewölbesteine aneinander, die Lücken der Kränze aber werden von oft noch grobkörnigerem Aggregate ausgefüllt. Da bei der Herstellung von Dünnschliffen die Querschnitte der Stein- der Göttinger Gegend nicht zur Abgrenzung des oberen vom unteren Wellenkalke dienen kann; wo sollte man z. B. am ganzen Nordräande des Göttinger Waldes die betreffende Grenze hinlegen, da der vollständig entwickelte Wellenkalk hier in seiner ganzen Erstreckung keine einzige Werksteinschicht besitzt? Zur Abgrenzung beider Stufen verhelfen also hier die eben erwähnten Schichten nicht, doch gehören sie da, wo sie überhaupt ‚auftreten, zweifellos dem oberen Wellenkalke an. kerne meist herausfallen, so findet man in Präparaten oft nur EN dieses Kitt- Netzwerk. !) u ‘In den an Gasteropoden-Steinkernen nicht so Herren Gesteinen ?) sind dergleichen Incrustationskränze nur stellen- weise zu erkennen; die hier?) ganz vorwiegend nur von fein- körniger Kalksteinmasse gebildeten Steinkerne unterscheiden sich von der umgebenden Gesteinsmasse (d. h. also dem ehe- maligen Kalkschlamme, in welchen die Gasteropoden-Gehäuse eingebettet wurden) nur durch etwas intensivere Trübung, und durch einen Gehalt an etwa 0,002 nım grossen Brauneisen- flitterchen, welche sich nach den Grenzen zu zu immer noch lockeren Aggregaten (Grenzlinien) häufen. Zu den Kalksteinen von ungleichmässiger Structur gehört nun noch der Öelith; obgleich ich von solchem in Göttinger Gegend bis jetzt nur ein einziges, zweifellos dem Trochiten- kalke entstammendes Lesestück gefunden habe, glaube ich doch desselben Erwähnung thun zu müssen in Rücksicht auf die in neuerer Zeit wieder angeregte Frage der Oolithbildung.*) Die Oolithe sind nämlich hier typische Extoolithe Günser’s und liegen in grosser Anzahl, so dass sie an Masse vorwalten, in einer feinkörnigen Grundmasse, welche, ebenso wie die Gesteinsmasse der Wellenkalke, aus einem Schlamm hervorgegangen zu sein scheint. Als Oolith-Centren finden sich vorwiegend Bruch- stücke von Organismenresten, seltener Krystall-Gruppen, welchen letzteren ersichtlich oft auch ein kleines Schalen- Bruchstück als Concretions- Centrum gedient hat. Doch sind nicht alle vorhandenen Organismenreste zu Oolith- Centren ge- worden, wohl deshalb, weil sie in ihrem Gewichte oder ihrer Form sich nicht dazu eigneten; wie weit jedoch in letzterer Beziehung die Anpassung ging, ist daraus zu erkennen, dass !) Von einem Gesteine vorbeschriebener Art giebt Analyse No. 2 den Bestand an. 2) Zu ihnen gehören auch sandige Kalkmergel aus dem mittleren Muschelkalke, von mehr oder weniger lockerer Structur und hellgrauer bis gelblicher Färbung. 3) Das ist vor Allem in der zu Werksteinen viel benutzten, beson- ders durch ausgewitterte Trochiten etwas zelligen sogen. Trochiten- schicht von Herberhausen (2. Schaumkalkschicht SEEBACH’ s) der Fall; die Trochiten-Zellen sind meist von Ocker ausgekleidet, sind aber ganz ungleichmässig über das Gestein vertheilt; die feinzellige Structur einerseits und der Mangel an erobkörnigen. Kalkspathpartieen im Ge- steine selbst andererseits mögen bedingen, dass die Werksteine aus dieser Schicht leichter bearbeitbar sind als die aus der erwähnten Terebratulabank des Trochitenkalkes ; jene Werksteine nutzen sich (mechanisch) aber auch dreimal schneller ab; die Wetterbeständigkeit ist bei beiden gleich gross. 4) LorETzZ, diese Zeitschr. Bd. XXX. u. XXXl. 720 ein in grobkörnigen Kalkspath umgesetztes Schalenstück eines Zweischalers, dessen Querschnitt, allein soweit er in das Prä- parat fällt, 3 mm Länge bei nur 0,3 mm Breite besitzt, von einer dünnschaligen (0,04 mm dicken) oolithähnlichen Rand- zone umgeben ist. Meist sind aber die Organismenreste mehr isometrischen Dimensionen genähert und ergänzt zunächst in nur radialfasriger Structur die Oolithsubstanz die regellose Form des Petrefacten - Bruchstückes zu einer gerundeten, eiförmigen bis mehr kugligen; erst nachdem diese Rundung erreicht und die erste Bildungsperiode da- mit abgeschlossen ist, tritt in den sich anschliessenden äusse- ren Zonen concentrisch- schaliger Bau in Verbindung mit der radialfasrigen Structur auf; diese äusseren Zonen, welche in ihrer schaligen Structur auf intermittirende Bildung, resp. Periodicität hinweisen , sind bis auf die äusserste immer intensiv bestäubt und durch Brauneisen imprägnirt; wegen dieser Imprägnation heben sie sich auch gegenseitig im Bilde sut ab; die Zahl und Dicke solcher Oolith-Kränze variirt, fast keiner erreicht 0,01 mm Dicke, alle zusammen gewöhnlich 0,15 mm. Die Dicke der Oolithfasern ist nicht messbar. Die äusserste, oft nur 0,005 mm breite Oolith-Zone aber ist fast immer wasserhell, Brauneisen-frei, und endet oft zackig, nicht in stetiger Curve. Als vollkommenste und ebenmässigste Oolithe stellen sich diejenigen dar, welche eine Krystallgruppe beherbergen; dieselben besitzen 0,5 — 1,5 mm Durchmesser; von mechanischen Störungen sind die Oolithe auch hier be- troffen worden und zeigen dieselben Verdrückungserscheinungen, so wie schlechte Springringe, in ganz ähnlicher Weise, wie solche Lorerz a. a. OÖ. abbilde. Die meisten Oolithe haben aber ersichtlich seit der Zeit ihrer Bildung und Einlagerung in den Kalkschlamm noch manche verändernde Einflüsse erfahren; viele Organismenreste (Stücke von Zweischalern und Bryozoen) haben ihre organische Structur verloren und sind zu Kalkspath- Individuen oder dergleichen grob-, aber anisomer - körnigen Aggregaten geworden; die nächstfolgende (innere), zurundende Oolithzone hat zuweilen statt radialfasriger feinstkörnige Structur (Korngrösse 0,0003 — 0,0010 mm) angenommen. Auch die Krystallgruppen sind selten noch frisch; ursprünglich bestanden dieselben aus 0,05 — 0,1 mm grossen, wasserhellen Krystallen, anscheinend spitzrhombo&@drischer Form, und strecken die immer durch auf den Fugen zwischengelagertes Brauneisen sich gegen- seitig scharf abhebenden Krystalle ihre Spitzen oft bis weit in die äusseren concentrisch-schaligen Oolith-Zonen hinein; diese Krystalle, welche doch wohl einem Carbonate, wahrscheinlich dem Kalkspathe, angehörten, reagiren aber jetzt auf polarisir- tes Licht sehr selten noch einheitlich, zuweilen noch in grösserer Erstreckung, meist aber sind auch sie in ein fein- körniges Aggregat umgesetzt. ; Als von wechselnder Structur in den verschiedenen Partieen sind nun noch zwei Kalksteinvarietäten anzuführen, welche diesen Umstand wesentlich secundären Einflüssen ver- danken: | Lellenkalkstein. Die Zellenkalksteine bestehen bekanntlich aus zweierlei, mit einander in Maschenstructur verbundenem Kalkcarbonat - Materiale; beiderlei Kalksubstanzen müssen in ihrer Empfindlichkeit gegen die Verwitterungsagentien unter einander verschieden, d. h. die Gewebesubstanz muss wider- standsfähiger sein und können, aber müssen nicht, auch in Structur, Färbung und Bildungsalter, von einander abweichen. Durch Auswitterung der Maschen - Einschlüsse, während das Maschengewebe noch Widerstand leistet, werden sie erst zu Zeellenkalksteinen oder Zellenkalken; als solche sind sie dem- nach entschieden secundäre Gebilde, Producte der Verwitterung. — Die Frage, ob alle Kalksteine, d. h. Kalksteine der ver- schiedenen Varietäten, bei der Verwitterung zu Zellenkalken werden können, ist daher dahin zu beantworten, dass noth- wendige Vorbedingung die erwähnte Maschenstructur (von dauerhafterer Gewebesubstanz) ist; eine derartige, geeignete Maschenstructur können Kalksteine nun entweder bei ihrer Bildung (primär) erhalten haben, wie Breccien, Conglomerate, deuterogen - organogene Kalksteine (Haufwerke zusammenge- schwemmter Organismenreste) oder sie kann ihnen, und das ist das Gewöhnlichere, durch mechanische Beeinflussung se- cundär zu Theil werden, wenn eine ausgedehnte Spaltenbildung bewirkt wurde, welcher die Spaltenausfüllung durch neugebil- deten Kalkspath folgte. Gegen solche mechanische Einwirkung. dürfte einzig der erdige Kalkstein (Kreide) nicht in geeigneter Weise reagiren und deshalb er allein!) zur Ausbildung einer zelligen Verwitterungsfacies nicht gelangen. Dass aber die mechanischen Beeinflussungen zur Entwickelung einer secun- dären maschigen Structur und also mittelbar zur Zellenkalk- Bildung nothwendig sind, wird uns einen Umstand leicht er- klärlich erscheinen lassen, welchen schon E. Berrıca ?) betonte, 1) Auch grobkörnig isomeren Gesteinen (Marmor) kann die Fähig- keit, zu Zellenkalken zu werden, nicht abgesprochen werden. Bei Christiania am Tonsen Aas findet sich z. B. ein von A. Penck im Nyt Magazin f. Naturvid. 1879. pag. 74 erwähnter, aus Silurischem Kalk- steine durch Contact- Metamorphose hervorgegangener grauer Marmor, welcher von an Skapolith (Dipyr) besonders reichen Trümern durch- webt ist; zwischen den Trümern wittert der Marmor leicht aus und strecken die Skapolithe dann ihre Säulenenden von den zu Zellen- wänden gewordenen Trümern aus in die weiten Zellen hinein, 2) Diese Zeitschr. Bd. XVII. pag. 391. ie u hr 259 dass sich nämlich die Zellenkalke und Zellendolomite häufig im Hangenden von Gyps- und Anhydritmassen finden, wo sie den durch die Umsetzungs- und Auslaugungsprocesse der letzteren veranlassten, andauernden, mechanischen Beeinflussungen aus- gesetzt waren. Diese Voraussetzung maschiger Structur, die von NEMINAR !) bei seiner Darlegung des bei der Zellenkalkbildung vor sich gehenden chemischen Processes wenig beachtet worden ist, glaube ich besonders betonen zu müssen, selbst wenn dies trivial erscheinen sollte, weil nämlich nur in Anerkennung dieser Vorbedingung erklärlich wird, warum wir nıcht überall, wo Kalksteine anstehen und also auch in Verwitterung be- griffen sind, eine Zellenkalk-Facies antreffen, ferner aber, weil Nenuinar’s Behauptung, dass Zellenkalke „überall entstehen können, wo Kalksteine den Einflüssen atmosphärischer Ge- wässer ausgesetzt erscheinen“, zu der Annahme führt, dass die persistirenden Zellenwände erst bei der Zellenkalkbildung selbst entstehen. Ich will jedoch damit nicht leugnen, dass bei Gelegenheit der eigentlichen Zellen-Auslaugung nicht auch Neubildungen im Gesteine abgelagert werden könnten, aber das sind dann vorzugsweise Ausflüsse complicirter Verwitte- rung, unter Umständen der Dolomitisirung, und stehen die- selben ausser Zusammenhang mit der eigentlichen Zellenkalk- bildung, wie sich das auch in der Structur ausspricht. Die Abscheidung des Kalkspathes auf dem Trü- mernetze ist jedenfalls unter ganz denselben Bedingungen erfolgt wie diejenige auf den vereinzelten Trümern, welche wohl in wenigen Kalksteinen ganz fehlen. So alltäglich wie uns die Kalkspathtrümer in Kalksteinen erscheinen, so räthselhaft ist eigentlich im Grunde genommen ihre Bildung noch; ein Verlust an Lösungsmittel mitten im Gesteine ist ja nicht anzunehmen; eine Umsetzung scheint, dem mikroskopischen Befunde nach, nur in den seltensten Fällen stattgefunden zu haben und auch dann nicht die - einzige Ursache der Abscheidung gewesen zu sein; dass Modificationen von Druck und Temperatur ihre Urheber?) sind, ist ja sehr wahrscheinlich, aber es fehlt uns vor der Hand jeder exacte Anhalt zu ihrer Beurtheilung und bleiben, bis dieser beschafft ist, die Kalkspathtrümer im Kalk- steine nicht mehr und nicht minder räthselhafte Gebilde, als wie die oben erwähnten Gypstrümer im Gypsfelsen. An dem typischen Zellenkalke der Göttinger Gegend, der dem mittleren !) TscHErMmAR’s Mineral. Mitth. 1875. pag. 251. 2) Dass die Lösungen aus Regionen von sehr differentem Drucke, resp. Temperaturgrade herkommen, ist nur in wenigen Fällen wahr- scheinlich zu machen. ‘Muschelkalke angehört und sich hier gerade so wie in anderen TER Gegenden '!) für diese Formations - Gruppe als ganz charakte- ristisches Glied darstellt, lassen sich jedoch einige beachtens- werthe Andeutungen über das Material der Zeilenwände erken- nen, weshalb ich eine eingehendere Schilderung dieses Gesteins zu geben wage. | Das Gestein tritt in ziemlich constantem Niveau auf, ein Umstand, welcher schon eine generelle Disposition zu Zellen- bildung wahrscheinlich macht und letztere nicht als eine zufällige Verwitterungserscheinung ansehen lässt; es findet sich nicht bloss in vereinzelten Blöcken, sondern den Reliefformen nach zu urtheilen setzt es nicht selten in continuirlicher Schicht weiter fort; so beobachtet man z. B., dass an secundären Kup- pen, deren Spitze aus Trochitenkalk besteht, eine meist deutlich abgehobene, etwa 5 m niedriger gelegene Terrasse von Zellen- kalk gebildet wird. Gyps scheint betrefis dieser Gesteinsschicht an der Bildung des Spaltennetzes nicht betheilist, denn von ihm ist keine Spur im mittleren Muschelkalk zu finden; als Liegendes treffen wir aber mehr oder weniger schiefrige Kalk- mergel in mächtigem Schichtensysteme, die durch ihren ge- ringen Widerstand gegen Erosions-Einflüsse eine ebenso wenig stabile Unterlage zu bieten scheinen wie unter Umständen der Gyps. In dem hellgelben Gesteine finden sich nun Zellen von jeder Form und Grösse, bei sehr wechselnden Massenverhält- nissen zwischen Hohlräumen und compactem Gesteine; weitaus die meisten Zellen aber sind eckig bei ziemlich ebenen, immer von einem etwas ockrig-thonigen Bestege bekleideten Zell- wänden; wasserheller Kalkspath bildet hin und wieder klein- körnige Drusen. Dass eine primäre. heterogene Breceie?) vorliege, habe ich wohl an einem Vorkommen makro- und mikroskopisch erkennen können, an vielen anderen aber nicht; aber auch bei jenem einen stellen sich diejenigen Kalkspath- trümer, welche später zu Zellenwänden werden, nicht als Kitt- massen der primären Breccie dar, sondern als Füllmassen neuer Klüfte und Spalten, welche alle Verwerfungs-, Auskei- lungs- und Zertrümmerungs-Erscheinungen in derselben Voll- kommenheit, nur in verjüngtem Maassstabe erkennen lassen, wie viele Erzgänge; bei jenem Vorkommen spricht sich die Heterogenität unter dem Mikroskop nur durch den Reichthum 1) Selbst noch in der Gegend von Heidelberg ist er nach BENECKE und CoHen, a. a. O. pag. 369, charakteristisch für den mittleren Muschelkalk. 2) Den Zellenkalken von Heidelberg liest nach BENEcKE und CoHEN eine solche Breccie von Mergel- oder Thongestein zu Grunde. 261 einzelner Partieen an Quarzkörnern aus; Gesteinsbruchstücke und primäre Kittmasse ähneln in allen übrigen wesentlichen Beziehungen einander vollständig und die Structur ist wie bei den anderen Vorkommen, durch das „Hauptgestein“ hindurch ganz einheitlich, etwas anisomer körmig (Korngr. 0,1-—-0,2 mm), aber die Körner in der Weise, wie bei Gyps, regellos be- grenzt, so dass sie vorwaltend zackig und eckig erscheinen und vielfach in einander greifen; diese Körner besitzen also auch „Contactformen“, aber während wir bei anderen körnigen Ge- steinen, wie Gyps, Quarzit, Marmor und „Wellenkalk“, die unregelmässig geformten Körner vorzugsweise abgerundet und rundlich finden, sind sie hier ebenso wie stellenweise im Gyps und im Kalktuff eckig und ausgezackt; Contactformen repräsentiren sie in beiden Fällen, aber jene machen den Ein- druck, dass sie unter bedeutend höherem, allseitigem Drucke gebildet worden sind als wie diese, und besitzt das Gefüge der letzteren schon deshalb einen lockeren und leichten Habitus. In Folge dessen macht die Grundmasse den Eindruck, dass sie reich an Poren und Capillarräumen sei und dass das Gefüge allein schon ihre geringere Widerstandsfähigkeit gegen die Verwitterungsagentien bedinge, wenigstens in entschieden höherem Grade als ihr chemischer Bestand. !) Dieses „Grund- gesteins“-Gemenge erscheint im durchfallenden Lichte ziemlich gleichmässig bräunlich, mit einem durch beigemengte trübende Substanz bedingten grauen Tone; auf diesem Grunde heben sich nun die wasserhellen, bis 2 mm mächtigen Kalkspath- Trümer sehr schön ab; die Individuen dieser Trümer sind meist geradlinig und eckig begrenzt und von sehr verschiedener Grösse. Als eine ganz gewöhnliche Erscheinung kann man nun erkennen, wie die Individuen der Trümer sich nach den angrenzenden Individuen des „Grundgesteins“ optisch orientirt haben ?); es hat da z. Th. ein „Weiterwachsen“ stattgefunden, so dass die an den Klüften liegenden Körner des Grund- gesteins eine Verlängerung senkrecht zur Kluftfläche erfahren haben, z. Th. aber ein Ausheilen des durch die Kluft aufge- hobenen Zusammenhanges der Individuen; so ist z. B. ein 1) In verdünnter Essigsäure sind Grundmassen - wie Trum-Partikel in gleicher Vollkommenheit löslich, demnach wahrscheinlich nicht von sehr verschiedenem chemischen Bestande. 2) Dieselbe Erscheinung habe ich auch in einzelnen anderen Kalk- steinen, u. a. im Liaskalksteine, beobachtet, dessen. meist sehr getrübte Gesteinsmasse von wasserhellen Kalkspathtrümern durchsetzt wird; innerhalb dieses Gesteins sind viele Organismenreste ganz grobspäthig geworden ; soweit nun ein Trum an solch grossem Individuum angrenzt, ist es in der ganzen Erstreckung von gleicher optischer Orientirung, trotz einer die beiden Massen gewöhnlich scheidenden Brauneisenlinie. Individuum des „Grundgesteins“ von etwa 0,5 mm jetziger Gesammtlänge durch zwei spitzwinklig zu einander stehende Spalten von je etwa 0,1 mm Breite in 3 Stücke zerrissen gewesen, durch die Trumsubstanz aber wieder einheitlich zu- sammengeheilt, indem letztere auf die Erstreckung hin, in welcher jenes die Spaltwände bildet, sich gleichsinnig orientirt hat.!) Zuweilen ist die Grenze des Trums durch eine Braun- eisenlinie markirt; auch sind Perioden der Ausfüllung in grös- seren Trümern dadurch angezeigt, dass eine kleinerkörnige Randschicht durch eine, eventuell von einem dünnen Mergel- besteg begleitete Brauneisenlinie vom gröberkörnigen Innern getrennt ist; solch ockriger Mergelbesteg legt sich aber manch- mal auch direct an die Trumwand an und konnte in solchem. Falle natürlich kein Weiterwachsen der Individuen der „Grund- masse“ stattfinden. Letzterer entstammt ersichtlich das Braun- eisen, denn dieselbe ist oft in einer (bis 0,l mm breiten) Zone längs der Spaltenwände von Brauneisen befreit, wonach die durch die trübende kaolinische Materie bedingte graue Färbung mehr hervortritt. Noch eine andere Erscheinung dieser Rand- zonen um die Trümer, sowie auch oft um die Zellenräume herum, , die allerdings nicht immer zu bemerken ist, ist wohl beachtenswerth: es besitzen da nicht selten die Kalkspath- individuen der „Grundmasse“ anscheinend stenglige Structur, wobei die zuweilen fast parallel, zuweilen fächerförmig geord- neten „Stengel“ oft nahezu senkrecht zu den Spaltenwänden stehen; durch die Spaltbarkeit der Individuen kann diese Er- scheinung schon deshalb nicht bedingt sein, weil die trüben, dunklen „Stengelgrenzen oder Faserlinien“ nicht selten con- vergiren; im polarisirten Lichte erweisen sich die betreffenden „gefaserten“ Körner noch einheitlich. Die Zellenbildung, resp. -auszehrung beginnt ganz un- abhängig von der Anordnung der Trümer an beliebiger Stelle des Grundmassengemenges und besitzen die Querschnitte ent- stehender Zellen auch ganz regellose Formen. Wo die Trümer schon zu freien Zellwänden geworden sind, bestehen sie doch nie einzig aus der wasserhellen Trummasse, sondern sie führen stets als Besatz diejenige Zone des Grundmassengemenges, als deren weitergewachsene Partieen sich die Individuen der Trümer darstellen; anstatt zur Resorption der Grundmasse beizutragen, wie manche glauben könnten, bilden die Trümer also sogar einen Schutz für die ihnen verbundenen Grund- massen-Körner gegen die Erosion. 1) Merkwürdigerweise zeigen aber die neueingewachsenen Partieen lamellare Zwillings- Einschaltung, wovon das alte Individuum keine Spur verräth; lamellarer Zwillingsbau ist übrigens bei den Individuen der Trümer ebenso selten, wie in der „Grundmasse“. yr Ben 263 Die vorbeschriebenen Verhältnisse scheinen mir nun die an sich schon wahrscheinliche Annahme, dass das Material der Spaltenausfüllung dem umgebenden Gesteine entstamme und gewissermaassen aus letzterem „ausgeschwitzt“ sei, zu kräftigen, zumal die capillaren Canäle, auf welchen es in die Spalträume gelangte, in den oben erwähnten „Stengel- oder Faserlinien “ stellenweise direct erkennbar sind; wenigstens erscheint mir die Deutung der letzteren als erweiterte Capillar- röhren am Wahrscheinlichsten; eine direete Resorption des Grundmassengemenges von den Spalträumen aus hat nicht stattgefunden, im Gegentheil ist die anliegende Zone mehr ge- festigt worden, dafür aber wahrscheinlich eine capillare Auslau- gung. Wodurch wurde nun die in den Capillarröhren gelöste Substanz gezwungen, sich auf den weiteren Spalträumen wieder niederzuschlagen? Der Atmosphärendruck und der Temperatur- srad wird in beiden Räumen derselbe gewesen sein, kann also nicht die Schuld tragen; an gegenseitige Reactionen verschie- denartiger Lösungen, die bei Füllung mancher Erz- und grani- toidischen Gänge !) vorzugsweise betheiligt scheinen, ist nicht zu denken; die Annahme aber, dass die Spalträume zur be- treffenden Bildungszeit trocken waren und auf ihnen ein Luft- zug ceirculirte, welcher den aus den Poren ausfliessenden Lö- sungen Flüssigkeit, also Lösungsmittel raubte, erscheint mir für die Erklärung ganz untauglich, denn wie sollte auf dem vielverschlungenen Spaltennetze ein wirksamer Luftzug resul- tiren, der auch den auf sich bald auskeilenden Trümern be- findlichen Lösungen das Wasser entzog; die Carbonatbildung hätte sehr bald vielfache Verstopfungen herbeiführen müssen; auch wäre ein Ausheilen zerrissener Körner, wie des oben geschilderten in drei Theile zerrissenen, in einer trockenen Spalte höchst wunderbar. Wir dürfen viel eher annehmen, dass auch die Spalträume von Gebirgsflüssigkeit erfüllt waren. — Ich erblicke die einzig wahrscheinliche Ursache in Ca- pillarwirkungen: Druck ist ja nur ein Ausfluss der Anziehungskraft und die Adhäsion eine besondere Erscheinung dieser. Mit Erhöhung des Druckes wächst aber aller Wahr- scheinlichkeit nach die Lösungskraft von Flüssigkeiten; unter der bedeutenden Capillaradhäsion können also die Gebirgsflüssigkeiten mehr Kalkcarbonat auflösen; durch Diffusion gelangt die gelöste Substanz aber in die weiteren Spalträume, wo sie nicht mehr in Lösung gehalten werden kann und zum Niederschlag gelangt. Diese Art der Bildung erscheint mir aber die wahrschein- !) Herm. ÜREDNER, Die granitischen Gänge d. sächs. Granulit- ' gebirges ; diese Zeitschr. 1875. pag. 104. r e ge ee REN EN $ 2 Pl \ trümern in Gypsfelsen, sondern auch da, wo die Trumsubstanz nur um Weniges von der des Gesteins abweicht: nämlich bei den um ein Geringes Magnesia-reicheren Trümern im Kalk- steine. Die übliche Erklärung ihrer Bildung in der Weise, dass leichter Lösliches (Kalkcarbonat) gegen schwerer Lös-- liches (Dolomitspath) ausgetauscht und letzteres deshalb nieder- geschlagen worden sei, kann mir nur dann genügen, wenn wirklich Dolomitspath (wie in dem oben erwähnten, von Haus- MANN beschriebenen Dolomite) abgeschieden worden ist und nicht ein nur um einige Procent!) Magnesia reicherer Kalk- spath (resp. ein Gemenge von viel Kalkspath mit wenig Dolomithspath); man müsste denn annehmen wollen, dass Magnesiacarbonat, selbst in geringster Menge zu Kalkcarbonat- lösung gebracht, einen Niederschlag des letzteren in variabler und unberechenbarer, aber verhältnissmässig bedeutender Menge bewirke. Die im Göttinger Röth gefundenen Zellenkalke entsprechen dem vorstehend geschilderten normalen Zellenkalke nicht in allen Verhältnissen; es ist jedoch zu bedenken, dass ich im Röth bis jetzt nur an zwei Stellen Zellenkalke und zwar die- selben nicht anstehend, sondern in losen Blöcken gefunden habe, dass ich demzufolge ein sicheres Urtheil über dieselben im Allgemeinen noch nicht fällen kann. ?) -- An dem einen Fundpunkte („letzter Heller“) fehlt Gyps und ist der ganze Röth auf etwa 15 m Mächtiskeit zusammengeschrumpft; da ist der Zellenkalk eine eigentliche Kalksteinbreccie mit reichlichem Kalkstein-Bindemittel; die Breccienstücke gehörten einem. feinkörnigen (0,01 mm Korngr.), sandigen und von Brauneisen innig imprägnirten Kalksteine von dunkler Farbe an und» werden dieselben durch etwas helleren, ockrigen, etwas anisomer körnigen Kalkstein (Korngr. 0,02 — 0,04 mm) ver- kittet, welcher etwas ärmer an Quarzkörnern und Brauneisen ist als jene; eigentliche Kalkspathtrümer fehlen hier; Zellen- räume ganz regelloser, aber meist gerundeter Gestalt entstehen 1) In dem von NEMINAR, a. a. O. pag. 264, analysirten Zellenkalke von Kalksburg z. B. verhalten sich Kalkcarbonat zu Magnesiacarbonat im unveränderten Gesteine wie 100 : 15,14, in den Zellwänden wie 100: :,21:87. 2) Deshalb lässt sich auch nicht entscheiden, ob dieselben dem Rhipocorallien-Dolomite entsprechen, was allerdings nach der Erläuter. z. Bl. Nieder-Orschla wahrscheinlich der Fall ist; Petrefaeten sind bis ‚jetzt nicht darin gefunden; — man könnte auch versuchen, eine Paral- lele zu dem von BEnEcKE und CoHEn, a. a. 0. pag. 3869, aus dem „Wellendolomit“ von Heidelberg beschriebenen Zellenkalke zu ziehen. v ya liche zu sein nicht bloss bei Trümern in Gesteinen gleicher ee Substanz, wie bei Kalkspathtrümern im Kalkstein, bei Gyps- anscheinend in beiderlei Gesteinsgemenge, vorzugsweise aber innerhalb der Breccienstücke; sie werden aber oft wieder ganz oder theilweise, im letzteren Falle bei maschiger Structur, ausgefüllt durch neugebildete, körnige, z. Th. in Rhomboödern auftretende, farblose Carbonat-Aggregate, deren Körner selten 0,1 mm Durchmesser erreichen. Die Füllung dieser Hohlräume ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf dieselbe Weise erfolgt, wie die der Spalträume und der Trümer in anderen Kalk- steinen. Die dem Gypse von KEddigehausen vergesellschafteten Zellenkalke dagegen besitzen grosse Zellen mit ebenen Wän- den, aui welchen sich zuweilen Drusen von wasserhellen, aber undeutlichen, bis 1 mm grossen Kalkspathkrystallen finden; meist sind jedoch die Zellenwände von röthlichen Thonhüllen bedeckt. Das Gestein erweist sich als wesentlich nur noch aus dem Trümernetze und den, substantiell und histologisch dem letzteren ähnlichen Neubildungen bestehend; die Analyse (No. 4) ergab, dass dieses Gestein, wenn auch noch kein Do- lomit, doch das Magnesia-reichste unter den analysirten Ge- steinen ist. Die neugebildeten Carbonate, inclusive den Trum- füllungen, sind grob- (Korngr. 0,5 mm) und krystallisirt-körnig, dabei wasserhell; von dem „Grundmassen“-Gemenge von 0,002 bis 0,01 mm Korngr. sind nur noch dürftige Reste vorhanden, welche durch graue, grieselige (kaolinische) Substanz intensiv getrübt sind (insbesondere in ihren Randpartieen); in ähnlicher‘ Weise wie letztere ist auch das Brauneisen vertheilt. Quarz- körner, welche kaum 0,1 mm Grösse erreichen, finden sich in spärlicher Anzahl sowohl in der „Grundmasse“* wie in den Neubildungen. Kalktuf. Dieser und der Kalksinter sind die protogenen Kalksteine zaT 2&oyyv, an deren Bildungsweise durch Abschei- dung aus Lösung wohl nie ein Zweifel erhoben worden ist; die Bildungsart aber sowie die ökonomische Wichtigkeit der Göt- tinger Kalktufie hat verhältnissmässig früh und ehe es noch eine Geologie als Wissenschaft gab, literarisches Interesse erregt '); und das, was VosEL vor mehr als 100 Jahren schon im Titel seiner Dissertation ausdrückte, ist die noch zu Recht bestehende allgemein anerkannte Ansicht von der Kalktufi- bildung: als Incrustat; zweifellos ist die Vegetation ?) bei dem Bildungsprocesse der hiesigen Tuffe vorzugsweise bethei- list. Die Tuffe finden sich im Göttinger Gebiete ziemlich in allen Thälern und steigen sie in manchen bis zu bedeutenden 1) Rup. Auc. VoGEL: de incrustato agri Gottingensis, 1756. — ANDREAE: Abhandl. über Erdarten ete., 1769. ?) Vergl. auch F. Conn in N. Jahrb. f. Min. 1864. pag. 580. Ne Ri relativen Höhen hinauf, so bei Mariaspring bis zu 50 m über dem Leinespiegel (westlich davon); dieses Hinaufsteigen erklärt sich dadurch, dass die betreffenden Tuffnassen Niederschläge aus Quellen sind, wie man das am deutlichsten am Ostabhang des langen Berges (westl. von Harste) beobachten kann, wo 10 m über der Thalsohle von einer Quelle Tuff in ziemlicher Massigkeit. abgeschieden ist. Ausser diesen Quelltuffen finden sich aber im Grunde der Thäler auch ausgedehnte Tuffmassen, welche gewöhnlich Schichtung besitzen, und zu deren Erklä- rung oft (Rossdorf, Lenglern) die Annahme eines Baches nicht ausreicht, sondern eine Aufstauung des Wassers zu einem See herangezogen werden muss. Die Mächtigkeit dieser letz- teren Massen ist unbekannt, sicherlich aber nach der Form des Untergrundes wechselnd; wohl selten dürfte sie bis 5 m betragen; das Liegende derselben soll aus Thon bestehen. Wie die meisten Kalktuffe sind auch die Göttinger hell, gelb- lich oder graulich weiss. Die Bildung der Tuffe geht noch jetzt fort; wie weit ihre Bildung zurückreicht, lässt sich nicht erkennen; bis jetzt sind noch nicht einmal zweifellos diluviale Thierreste in ihnen gefun- den, während doch wahrscheinlich schon von der Zeit an, als die Göttinger Gegend dem Meere entstieg, also von dem Dogger an, kalkreiche Quellen im Muschelkalke entsprungen sein wer- den und eine Kalktufibildung damit ermöglicht war. Den Grund dieses Fehlens älterer Tuffablagerungen kann ich nicht einem Zufalle zuschreiben, welcher sie bis jetzt unseren Augen verborgen hätte, sondern erblicke ihn in der grossen Hinfälligkeit des Tuffes gegenüber den Agentien der Verwitterung, in der er dem Gypse fast gleichkommt und alle anderen Kalksteine schon aus dem Grunde übertrifft, weil er durch seine hochgradig zellige und röhrige Structur den Ver- witterungs - Agentien eine ungewöhnlich grosse Angriffsfläche bietet. Für diese Hinfälligkeit giebt es verschiedenerlei Beweise. Zunächst machen die Kalktuffe schon in ihrer Mikro- structur den Eindruck, dass ihre Bildung und Umbildung nie geruht habe; Isomerie, welche vorzugsweise als ein Zeichen von in der Art und Zeit einheitlicher Bildung betrachtet wer- den darf, besitzen seine Constituenten in nur sehr geringen Partieen; die Korngrösse in dem hier als Baustein beliebten und von mir schon in meiner Gesteinskunde charakterisirten Kalktuffe von Rossdorf z. B. schwankt zwischen 0,005 und 0,200 mm. Aber auch in jeder anderen Beziehung bieten die Dünnschliffe ein unruhiges Bild: in der Form der Indivi- duen und der Art der Lagerung, selbst in der ungleiehmässigen Vertheilung der trübenden, kaolinischen, staubähnlichen Sub- stanz. Die ersten Incrustationsschalen sind meist noch deutlich zu erkennen und werden dieselben in ihrer Schalen- wie auch Faser-Structur vorzugsweise durch die entsprechende Verthei- Jung der erwähnten Substanz hervorgehoben, während sie sich im polarisirten Lichte meist schon als regellos körnig struirt + (umgelagert) erweisen. Die Zellen und Lufträume entsprechen nun aber nicht immer den ehemals von vegetabilischer Substanz eingenommenen Räumen; in Tuffen, wie dem bei Luisenhall z. B., welcher sich als ein grobstengliges Haufwerk von Schilf- Stengel- und -Blätter-Incrustationen darstellt, kann man aller- dings dieses Werhältniss erkennen; da hat der Kalktuff nicht bloss äusserlich die Schilfstengel, sondern auch ihr Inneres incerustirt und die Negativform der organischen Substanz stelit eine schmale Röhre mit einem wiederum hohlen Kalktuff- Kerneylinder dar. Im Tuff von Rossdorf dagegen entsprechen die Zellenräume meist nur den bei der ursprünglichen Incru- station und dem Verwachsen der incrustirten Partieen abge- schlossenen Lücken, wie daraus ersichtlich ist, dass die runden Bogen der schaligen, meist bis 0,2 mm dicken Incrustate, im Falle viele solcher Bogentheile sich zu einer in sich zurück- kehrenden complicirten Linie reihen, nicht ihre concaven, son- dern ihre convexen Seiten dem von dieser Linie umschlossenen Zellenraume zukehren; die von vegetabilischer Sabstanz ehe- mals eingenommenen Räume sind dagegen hier von einem . verhältnissmässig sehr grobkörnigen Kalkspathgemenge erfüllt. Dieser Umstand allein beweist schon, dass nach der primären. Bildung des Kalktuffs secundärer Niederschlag von Kalkspath erfolgte und die secundäre Einlagerung wird jedenfalls mit einer fortdauernden Umlagerung der Moleküle verbunden ge- wesen sein, welche Annahme nicht nur in Anbetracht des Umstandes Wahrscheinlichkeit besitzt, dass jede Spur von vegetabilischer Form und Structur, mit Ausnahme erwähnter Incrustations-Ringe, verloren gegangen ist, sondern auch in Rücksicht darauf, dass die verwesenden vegetabilischen Reste den Kalktuff lockernde, lösende und umsetzende Reagentien liefern mussten. Die Individuen in den grobkörnigeren, rich- tungslos struirten Partieen erinnern auch in ihren ganz gesetz- losen, ausgezackten, nie abgerundeten Oonturen an die grossen Individuen im Gyps, von denen sich gleichfalls eine Entstehung durch secundäre Umlagerung als wahrscheinlich herausstellte. — Hin und wieder findet man Quarzkörner, und bleibt auch beim Auflösen in verdünnter Essigsäure ein geringer sandiger Rückstand. Ein zweiter Grund, dem Kalktuffe eine grosse Hinfälligkeit zuzuschreiben, bietet sich bei Betrachtung der Festigkeitsver- hältnisse; die auf erhöhter, trockener Lagerstätte ruhenden Tuffe, welche neben der chemischen Einwirkung des Regen- Zeits. d. D. geol. Ges. XXXI1I. 2. 18 ee in Sen I E- —E Er ZER wassers der mechanischen Erosionsthätigkeit exponirter ind als die tiefliegenden und denen aus diesem Grunde kein hhes Alter zuzusichern geht, sind immer hart und spröd; sie werden deshalb als Bausteine verachtet, denn sie lassen sich sehr schlecht zurichten, und werden ihnen die Tuffe aus dem Thal- orunde, insbesondere von Rossdorf, vorgezogen, ein Baumaterial, um welches Göttingen von anderen Städten beneidet werden kann; insbesondere in Combination mit dem Bausteine des Buntsandsteins eignet es sich in ungewöhnlicher Weise zur Aufführung von Wohngebäuden, denn in Folge seiner Zelligkeit ist es leicht und giebt trockne, luftige und doch warme Wände; und billig ist es deshalb, weil dieser Tuff mit dem Beil zu- gehackt werden kann und sich zu Quadern sägen lässt; er erhärtet erst vollständig an der Luft. Diese Erschei- nung lässt sich wohl nur durch die Annähme erklären, dass auf allen Poren dieses Tuffes eine kalkhaltige Flüssigkeit stehe, welche ein leichtes Trennen und Verschieben der Partikel er- laube '), an der Luft aber allmählich austrocknet und dabei einen die Festigkeit erhöhenden Kitt in den Poren zurücklässt; diese Flüssigkeit kann Kohlensäure - haltiges Wasser sein, in Anbetracht der bei der Seekreide beobachteten Plasticitäts- Erscheinungen aber dünkt mir die Gegenwart einer organischen, zur Gruppe der Humusflüssigkeiten gehörigen Verbindung’) wahrscheinlicher. Diese Weichheit des Tuffes in der Grube ist ein Zeichen, dass in demselben wässrige Lösungen circuliren, welche eine Umsetzung der Kalkspathmoleküle wohl andauernd im Gange halten werden. Die tiefsten Schichten der Thaltuffmassen aber besitzen gewöhnlich gar keine Festigkeit mehr, sondern sind zu mehr oder weniger feinem und lockerem Kalksande, dem „Mergel“ der Landleute zerfallen; diese Kalksandablagerungen machen entschieden den Eindruck von Verwitterungsrückständen festerer Tuffmassen und erinnern weniger an klastische Bildung; in ihnen als den tiefstliegenden sind also die ältesten Schichten der Thaltuffe zu erkennen. Bei Rossdorf sind die lockeren „Mergelschichten“. wenig mächtig, stehen aber wohl das ganze Jahr voll Grundwasser, dessen Einwirkung ich die Locke- rung der Structur zuzuschreiben geneigt bin. Mächtigere Ab- lagerungen von Kalksand oder „Mergel“ in jetzt trockner Lage finden sich am Nord-Ausgange von Weende und bei Be !) Unter Wasser sollen ja manche oder alle (?) Substanzen an Sprödigkeit verlieren, so dass sich z. B. Glasscheiben mit der Scheere besser unter Wasser schneiden lassen als ausserhalb. >) F. Senrt: Steinschutt und Erdboden, 1867. pag. 310. — Der- selbe: diese Zeitschr. Bd. XXIII. 1871. pag. Vergl. auch STAPFF, diese Zeitschr. Bd. XVII. pag. 86, resp. 127. 969 an letzterem Orte wird der Kalksand schon seit mehr als einem Jahrhundert gewonnen; die Gruben finden sich in einem zur Zeit ganz unbewässerten Gebiete oberhalb des Dorfes, ihnen entströmt aber zum grössten Theil unterirdisch Wasser, welches schon im Dorfe einen Bach bildet; die oberen Lagen des Tuffes sind von ausgezeichnet geschichteter Structur und dabei fest; auf ihnen steht das Dorf Lenglern; aus den un- teren sandigen, lockeren Lagen aber hat das unterirdisch fliessende Wasser grosse Höhlungen ausgewaschen, so dass manche Gehöfte auf hohlem Grunde stehen. Im Gronethale bemerkt man, dass da, wo sich über den sonst festen und spröden, grobstengligen Kalktuff (s. oben) Torf abgelagert hat, der Tuff in allmählicher Abstufung seine Structur verliert und zu einer Masse wird, welche ich nicht besser zu bezeichnen weiss, denn als Seekreide oder Alm; diese Masse ist kreideweiss und ziemlich plastisch, an der Luft erhärtet sie aber, nimmt einen schmutzigen, grauen Ton an und färbt mehlartig ab wie Schreib- kreide. In verdünnter Essigsäure gelöst, giebt sie einen tho- nigen, humosen Rückstand. Unter dem Mikroskop erweist sie ' sich als ein Haufwerk wasserheller, ganz regellos geformter Körner, Schuppen und Flittern von Kalkspath, welche sehr selten eine Grösse von 0,005 mm erreichen oder gar über- schreiten; die Aggregate sind mehr oder weniger durch kao-. linische Substanz getrübt, andere Mineralien dagegen, wie 0,l mm grosse Quarzkörner, sowie Brauneisenflittern, sind selten. Die intensive Doppelbrechung der Kalkspathpartikel, die Kaurmann!) an Seekreide aus Schweizer Seeen beobach- tete, kann ich bestätigen; dagegen kann ich nicht die primäre Bildung als chemischen Niederschlag in dieser Form, welche Bildung Kaurumann für die Seekreide am Boden der Schweizer Seeen statuirt,- für die Göttinger Seekreide wahrscheinlich finden. An den Uebergangsstellen der letzteren in festen Kalktuff erhält man nämlich den entschiedenen Eindruck, dass die Seekreide ein Produet der complicirten Verwitterung des Tuffes ist; nach und nach wird der Tuff scharfsandig, wobei immer noch einzelne grosse Tuffstücke, Röhrentheile von Stiel- incrustaten etc. in dem sandigen Haufwerke vorkommen; ebenso allmählich ist dann der Uebergang vom scharfkantigen und eckigen Tufisande (welcher allerdings noch keine Aehnlichkeit mit dem milden, gerundeten „Mergel“ von Lenglern besitzt) zur schlammigen Seekreide. Als Agentien der complicirten Verwitterung fungiren in diesem Falle, wie ich meine, die aus dem die Seekreide überlagernden Torfe entstammenden orga- 1) Verhandl. d. geol. Reichsanst. in Wien, 1870. pag. 205. 18" nischen Verbindungen (Humussäuren); in dieser Annahme!) werde ich durch den Umstand bestärkt, dass sich die Seekreide hier nur im Liegenden von Torf findet, dessen Lagen allerdings oft nur sehr geringe Mächtigkeit besitzen und nicht abbauwürdig erscheinen. Der Plastieität und Milde der See- kreide wegen bin ich geneigt, auch den im Rossdorfer Tufe enthaltenen Poren - Füllwassern einen Gehalt an organischen Verbindungen zuzuschreiben. Auffallen muss es, dass die in der Seekreide oft sehr zahlreich enthaltenen Gasteropoden- gehäuse keine Corrosionserscheinungen zeigen, sondern sich meist sehr frisch erweisen. Fassen wir die Resultate, welche die Untersuchungen be- trefis der genetischen Verhältnisse der. Kalksteine ergeben haben, kurz zusammen, so sind es diese: Isomere oder angenähert isomere Structur des Gesteins spricht für einheitliche Bildungs-, resp. auch Umbildungs- Verhältnisse und zwar: a. krystallisirt-körnige (Kalksinter-) Structur für primär- protogene Bildung; b. krystallinisch-körnige (Wellenkalk-) Structur bei ge- rundeten ÜOontactformen der Körner für Umbildung einheitlich struirten (also auch so gebildeten) Gesteins- materials. Anisomere (ungleichmässige und wechselnde) Struetur da- gegen kann sowohl auf ursprünglich verschiedene Herkunit der (klastischen) Gesteinsmaterialien als wie auf ungleiche Bildungs- resp. Umbildungsprocesse der einzelnen Gesteinspartieen zurück- geführt werden. Abgesehen von den erwähnten „Kalksinter“ - Schichten sowie den Kalktuffen (incl. der Seekreide) sind die unter- suchten Gesteine vorzugsweise deuterogene (klastische) Ge- bilde, resp. Umbildungen solcher; im Oolith halten sich pro- togene und klastische Elemente annähernd das Gleichgewicht. Löss. Was ist Löss? Mit der Definition als kohlensauren Kalk- haltigen Lehm sind in neuerer Zeit die Wenigsten mehr zu- frieden, aber wie weit oder wie eng, ganz abgesehen von aus den genetischen Verhältnissen hergeleiteten Bedingungen, in der petrographischen Charakteristik die Grenzen zu ziehen sind, darüber herrscht zur Zeit noch keine Einigung. Jeden- !) Dieser Annahme huldigt auch J. Ror#, wie ich aus dessen: Chem. Geologie, I. 1879. pag. 596, ersehe. 271 falls ist neben dem Mineralbestande die Structur ein wesent- liches Kriterium; in dieser Beziehung begnügen sich aber Jentzsch und Fesca !) die Dimensionen des prävalirenden, isomeren Gesteinsgemenges zu betonen: die Mehrzahl der Gesteinsconstituenten soll zwischen 0,02 und 0,04 resp. 0,01 bis 0,05 mm Durchmesser besitzen; andere Forscher legen, und mit Recht, ein Hauptgewicht auf die lockere, poröse Structur, welche die leichte mehlartige Zerreiblichkeit des trockenen Lösses und manche andere Erscheinung zur Folge hat; F. v. RıcHTHoren ?) geht noch weiter in der Forderung solcher poröser Structur, indem er die Richtung der gröberen Poren (mehr oder weniger feine, gestreckte, senkrechte oder nahezu senkrechte Röhrchen) hervorhebt. Das sind im Grunde genommen weiter auseinandergehende Forderungen, als es den Anschein hat, denn während nach F. v. RıcHTHorEx der me- chanisch, z. B. im ausgefahrenen Wagengeleise, seiner porösen Structur beraubte Löss dadurch zu kalkreichem Lehme wird, bleibt er auch in diesem Zustande Löss im Sinne Fesca’s. Allen diesen Anforderungen genügen einige der in der Göttinger Gegend vorkommenden Löss - Gebilde, selbst der zuletzt erwähnten RıicHTHoFEN’s, auf die aber meiner Meinung nach nicht das Hauptgewicht zu legen ist. Der Löss ist vor- wiegend hellbraun-gelb (Rappe's internat. Farben-Scala, braun 33, s) bis lichtgraugelb, zuweilen auch dunkler bräunlich, porös und locker, so dass er im trocknen Zustande leicht zu Staub zerreiblich ist, dabei im Allgemeinen sehr feinkörnig (er lässt sich ohne fühlbare Rückstände in die Haut reiben). Seine poröse Structur beweist er durch Aufsaugen von Wasser, wenn man letzteres tropfenweise an die Auflagerungsfläche von Lössstückchen herantreten lässt: da saugen sich die Stücke wie Schwämme sofort und bis zur Oberfläche voll, und nur die unteren Partieen der Stücke werden dabei etwas schlammig und sinken ein wenig zusammen; in diesem Zustande ist er etwas plastisch, aber nicht so gut wie Thon. Beim Aus- ı) JentzscHh: Ueber d. Quartär der Gegend v. Dresden, Halle 1872. pag. 53. — Max Fesca: Die agronomische Bodenuntersuchung_ ete., Berlin 1879. — Uebrigens muss ich hervorheben, dass Fesca nur die Structur, nicht auch den Mineralbestand, resp. Kalkgehalt für wesentlich ansieht (vergl. pag. 71) und daher neben kalkhaltigem auch kalkfreien Löss statuirt. Für eine solche Auffassung sprechen verschiedene That- sachen; aus Gründen der Praxis und consequenter Systematik halte ich es jedoch , wenigstens zur Zeit noch, für angemessener, unter nor- malem Löss nur kalkhaltigen zu verstehen, die kalkfreien analogen Gebilde aber als nicht ceoordinirte, sondern subordinirte Glieder der Lössfamilie anzusehen, ähnlich wie die Pechsteine bei den Eruptiv- gesteinen. 2) China, I. 1877. pag. 57. ne a en * trocknen erhalten die Stücke ihre früheren Eigenschaften wieder. Giebt man gleich viel Wasser hinzu, so zerfällt der Löss sofort zu sandigem Schlamm und hat man das Wasser stürmisch zugegeben, so entsteht sogleich eine lehmige Pfütze. Dass die Haupt-Poren-Üanäle abwärts gerichtet sind, dafür spricht eigentlich schon die Bildung senkrechter, böschungs- loser Abstürze; ferner ein wenig beachteter Umstand: an Löss- wänden habe ich nämlich bis auf 2 m Tiefe noch lebende Wurzelschösslinge gefunden, welche oben wachsende, niedrige Kräuter hinabsandten; wahrscheinlicher nun als die Annahme, dass diese Kräuter überall so tiefe Wurzelschösslinge bilden und durch diese Vegetation der Löss erst secundär mit verti- calen Canälchen ausgestattet werde, dünkt es mir, dass die Längen-Entwickelung der Schösslinge von der porösen Structur des Löss abhänge. Die Schösslinge werden alsdasn sicher zur Vervollkommnung des verticalen Porencanalsystems beitragen, so dass letzteres theils primärer, theils secundärer Natur sein kann. Der Gehalt an kohlensaurem Kalk muss bedeutend sein, denn wenn man Löss in Wasser bringt und letzterem dann etwas Essigsäure beifügt, erfolgt intensive und andauernde Kohlensäure - Entwickelung; der dabei erhaltene, feinsandig- thonige, lockere, ockergefärbte Rückstand unter dem Mikroskop beobachtet, lässt erkennen, dass keine strenge, eigentliche Iso- merie der Sandkörner vorhanden ist, sondern nur, wie sich BENECKE und CoHEn ausdrücken: „eine zwischen engen Grenzen liegende Korngrösse“; neben eckigen findet man auch abge- rundete Körner. Die an Menge prävalirenden Körner des Rückstandes besassen Dimensionen (die Dimensionen der nächst zahlreichen in Klammern) im Löss vom Galgenberg bei Harste zwischen 0,015 und 0,03 mm (0,005 bis 0,015 und 0,03—0,08 mm). Nördlich von Lenglern 0,02—0,04 (0,04—0,08). Mariaspring !) 0,02—0,04. 1) Die Lössablagerung von Mariaspring gehört schon nicht mehr zum Kartengebiete Göttingen, ist aber als nächst benachbarte mit in Betracht gezogen worden; der Löss ist hier bergabwärts mit der Ackerkrume in der Weise verknüpft, dass sich ein Gebilde einstellt, welches mit dem Löss die poröse Structur, und zwar in sehr deutlicher Ausbildung auch die verticale Canalstructur, wahrscheinlich auch die Feinkörnigkeit gemeinsam hat, aber dunkler braune Färbung besitzt, fast gar kein Kalkcarbonat zu enthalten scheint und im Wasser nicht sofort und auch nicht ganz, sondern zu lockeren Krümchen zerfällt; schüttelt man dieselben mit Wasser, so klärt sich letzteres sehr schnell wieder, was beim Löss nicht geschieht. — Diese Lössablagerung ist jüngst von Nenring im N. Jahrb. f. Min. erwähnt und dabei die Wahr- a Der kalkfreie Rückstand bindet übrigens besser als der Löss selbst, wie man aus dem festen Anheften des Rückstandes nach dem Eintrocknen an den Wänden der benutzten Gefässe (Abdampfschalen) erkennen kann. Der Löss ist von durchaus massiger Structur; von Schie- ferung verräth er keine Spur, in der Göttinger Gegend aber auch nicht von Schichtung; dass er an anderen Orten An- zeichen geschichteter Structur besitze, darauf haben im Gegen- satze zu RıcHtHoren, welcher dem Löss jede Spur von Schich- tung abspricht, schon JEnTzscH, BENECKE und ÜoHEn mit Recht hingewiesen. !) scheinlichkeit ausgesprochen worden, dass ein im Göttinger Museum befindliches Schädelstück von HAyaena spelaea dieser Ablagerung ent- stamme; dem gegenüber möchte ich darauf hinweisen, dass K. v. Ser- BACH in Nachr. v. d. Univers. Göttingen 1866. pag. 293 angiebt, dass das betreffende im December 1826 von A. GLEm gefundene Schädelstück der Tradition nach aus einer Spalte im Buntsandstein stamme, für welche Herkunft auch der Erhaltungszustand spreche. D) JENTZscH a.a. 0. pag. 55. — BENECKE u. CoOHrEN 2.4.0. pag. 569. — Der Behauptung RicHTHoren’s liegt wohl nur eine unbestimmte Auf- fassung der Begriffe „Schicht“ und „geschichtet* zu Grunde; letztere Ausdrücke werden bekanntlich in der Literatur bald für petroteetonische, bald für specifisch morphologische (d. h. innere, durch Fugen oder Klüfte abgegrenzte Gesteinsformen), bald für rein histologische Verhält- nisse („geschichtete* oder Lagen - Structur) angewandt. Der Ausdruck Schichtung aber wird dabei immer nur für einen Complex concordant einander auflagernder Schichten oder Lagen, seien dieselben scharf ge- sondert oder nicht, gebraucht, für eine Erscheinung also, welche man als Ausfluss einer Periodicität in den Bildungsverhältnissen be- trachtet. Periodicität hat aber oft auch bei der Bildung des Löss ge- herrscht und einen des letzteren petrotectonischen und morphologischen Verhältnissen entsprechenden, d. h. hier wenig vollkommenen Ausdruck sefunden: in den von RicHTHorENn selbst aus China beschriebenen Zwischenlagen von Mergelknauern.. RicHtHoren sagt selbst, China 1. pag. 62: „diese Thatsachen machen es wahrscheinlich, dass zur Zeit, als der Löss sich allmählich anhäufte, periodisch Bedingungen ein- traten, welche eine Veränderung in der homogenen Beschaffenheit des Materiales entlang der jeweiligen Oberfläche veranlassten ete.“; solche Periodieität muss aber Schichtung liefern, deren Vorhandensein auch schon bei Betrachtung der von RıcHTHoren abgebildeten Löss - Land- schaften, der Löss-Terrassen, ersichtlich ist. Allerdings ist die Schichtung nicht sehr vollkommen ausgebildet, es ist aber doch eine „Spur von Schichtung“ erkennbar. Was Rıcurnoren als Beweis des Mangels von Schichtung anführt (pag. 61), die ganz richtungslose Structur des Lösses, ausgesprochen in der Lage von Glimmerblättchen, Schneckengehäusen etc., spricht eben nur für die Abwesenheit „schie- feriger“ Structur; dergleichen Schichten, die in sich massig struirt sind, findet man aber auch in unzähligen anderen Schichtensystemen, welche unbeanstandet als mit Schichtung ausgestattet gelten, die mei- sten Kalkstein - und Quarzit- Schichten z. B. zeigen in der Lagerung ihrer Gemengtheile auch massige, richtungslose Structur; ob aber solche in sich massige Schicht nur 1 cm oder Hunderte von Metern mächtig ist, dieses ist für die morphologische Bestimmung gleichgültig. Die unter der Bezeichnung Lösskindel oder Do puppen bekannten Mergelknauern finden sich auch im Göt- tinger Löss, welcher, beiläufig bemerkt, auch Gasteropoden- Gehäuse in spärlicher Menge enthält.!) Erstere sind aber nicht nur in normalem Löss hier gefunden worden, sondern auch (und sogar reichlicher) in lössähnlichen Ablagerungen und zwar einestheils in solchen, deren allseitige Untersuchung die localen Verhältnisse nicht erlaubten, die aber aller Wahr- scheinlichkeit nach auch dem normalen Löss zugehören, an- -derentheils in einer Ablagerung (auf der Höhe des Hainberges), welche sich zur Zeit als Ziegel - Lehm präsentirt und als solcher verwandt wird. Bei den ersteren Ablagerungen (auf der Lieth und im Gronethale), auf welche ich weiter unten zurückkommen werde, ist eine Bestimmung dadurch er- schwert, dass sie schlecht aufgeschlossen sind und nach der Beschaffenheit des Ackerbodens bei heutigem intensivem Cultur- verfahren (mechanischer Düngung etc.) ein Irrthum bei ihrer Abgrenzung leicht möglich ist. Die letzterwähnte Lehmgrube aber hat die grösste Lösspuppe in der ganzen Gegend ge- . liefert, und stimmen die aus ihr entnommenen Lösspuppen in allen wesentlichen Beziehungen mit denen aus normalem Löss vollkommen überein. Von der Ansicht ausgehend, dass solche Lösspuppen sich nur in einem Gesteine von der Structur des Löss bilden können, erblicke ich nun in dem Funde von Löss- puppen den Beweis, dass diese Lehmablagerung ehemals dem Löss ähnlich struirt war und unter dem Einfluss der Atmo- sphärilien, besonders des Regenwassers, zu Lehm umgelagert ist.) Wie man nun bei den Eruptivgesteinen, die einer Umänderung in Structur oder Mineralbestande unterworfen gewesenen Gesteinsmassen systematisch dem nach frischem Bestande normirten Typus unterordnet, so halte ich es gleicher- weise für gerecht, den betreffenden Lehm hier bei den Löss- vorkommen mit zu erwähnen. Die Lösspuppen sind äusserlich von hellerer Farbe (ge- wöhnlich weiss) als der Löss. innen dunkler grau; dabei sind sie fest und zäh, obwohl sie innerlich stets mehr oder weniger zerborsten sind und verhältnissmässig weite, regellos verlau- fende Septarien - Spalten klaffen lassen; ihre Masse muss im 1) Da nach den Forschungen Sannpgercer’s (Ablag. d. Glacialzeit b. Würzburg 1879) und Conen’s (N. Jahrb. f. Min. 1880. II., Ref., p. 210) auf die Lebensbedingungen derselben, bezüglich der Genesis des Löss, \ kein grosses Gewicht mehr zu legen ist, so sehe ich von Anführung der wenigen bis jetzt gefundenen Arten ab. ?) Dass erst bei dieser Umlagerung die Lösspuppen gebildet wor- den seien und das aus der eigentlichen Lössmasse ausgelaugte Kalk- carbonat zu ihnen concentrirt wurde, erscheint mir unwahrscheinlich, 275 Innern, da sie so klaffen, einen Verlust, wahrscheinlich an einem flüssig- oder gasförmig flüchtigen Körper, erlitten haben. Ihre Form ist gewöhnlich länglich und beträgt die Länge meist 4,0— 4,5 cm (die schon erwähnte vom Hainberge 6 cm) bei 2 cm Dicke. Die Aussenflächen sind entweder stetig abge- rundet oder warzig und im letzteren Falle erscheinen die Knauern oft gekröseähnlich; bei näherer Betrachtung erkennt man dann, dass solche Knauern wesentlich ein fest verwach- senes Aggregat von undeutlichen Steinkernen einer Helix sind. Unter dem Mikroskope bieten Querschnitte ein Bild, das an manche sandige Kalksteine erinnert; die Structur ist mikro- porphyrisch, deuterogene Einsprenglinge in protogener, aber trotzdem wohl secundärer Grundmasse; die mikroskopischen Einsprenglinge entsprechen im Wesentlichen den Sandkörnern des Löss; es sind fast ausschliesslich eckige, wasserhelle Quarzkörner von meist nur 0,03 mm, seltener bis 0,05 mm Grösse (im Lösskindel von der Lieth oder dem „Berglöss“; in einem solchen aus dem Gronethale erreichen sie bis 0,1 mm). Betreffs der übrigen Constituenten des „Sandes“ bemerkte ich einige, vielleicht nur zufällige Unterschiede in den Vorkommen von der Höhe der Lieth (aus „Berglöss“) und aus dem Grone- thale; in ersterem konnte ich neben Quarzkörnern selche von Feldspath nicht zweifellos constatiren, während in letzterem sehr grosse Feldspathstücke vorhanden sind; dagegen fällt in ersterem der Glimmer durch die Grösse seiner Lamellen auf, welche länger sind als die Quarze; die zuweilen gebogenen Lamellen sind meist farblos, zum Theil aber grün oder braun. Die Lösspuppe aus dem Gronethale ist dagegen überhaupt reicher an Mineralspecies; ausser den erwähnten, sowie neben nicht näher bestimmbaren, vielleicht dem Epidot angehörigen abgerundeten, grünlichen Körnern von intensiver Lichtbrechung (Relief), bemerkte ich auch einen braunen, trüben Titanit- krystall (?), sowie ein abgerundetes, 0,06 mm langes und 0,015 mm breites Bruchstück einer grauen Turmalin - Säule (grösste Lichtabsorption senkrecht zur Nicol - Hauptschwin- gungsrichtung). Die annähernd isomere Grundmasse wird vor- wiegend von Kalkspath gebildet und erscheint thonige Sub- stanz in ihr nur als trübende Materie; das Brauneisen tritt nur in Flecken auf, die zuweilen (im Löss aus dem Grone- thale) noch schwarze, opake Flitter enthalten, welche man ebensowohl für dickere Brauneisenpartieen als wie für kohlige Substanz ausgeben kann. Der Kalkspath bildet regellos ge- formte Körner von gelblichem Scheine und von 0,003 bis 0,005 mm Korngrösse. Um die Quarzkörner herum hat sich, ersichtlich inerustirend, meist eine Schicht isomerer und an- nähernd wie Gewölbesteine aneinanderschliessender Kalkspath- körnchen angesetzt, während die übrigen nur Füllmasse ind und ihre regellosen Contactformen darnach erhalten haben. Bis 0,03 mm mächtige Trümer eines wasserhellen Carbonates durchsetzen zuweilen die ganze Lösspuppe.e An Masse kom- men Einsprenglinge und Grundmasse einander annähernd gleich. In verdünnter Essigsäure brausen alle Lösspuppen lebhaft und lösen sich unter Zurücklassung der sandig-thonigen Bestand- theile, deren Menge in den Lösspuppen aus dem Gronethale, vom Hainberge und nördlich von Lenglern eine ersichtlich bedeutendere ist als in denen von der Lieth. Von einer im Grossen und Ganzen concentrisch schaligen Structur der Löss- puppen ist nirgends eine Spur erkennbar. Dass aber die Lösspuppen wahre Ooncretionen sind, beweist doch wohl ihr Mineralbestand und die angegebene Incrustationsform des Kalk- spathes um die einzelnen Quarzkörnchen; am wahrscheinlichsten - erscheint mir ihre secundäre Bildung in der von RiIcHTHOFEN angegebenen Weise. — Beobachtungen über die Art der Ein- lagerungen der Puppen in den Löss anzustellen, nämlich zu untersuchen, ob sie in Schichten gehäuft seien und ob ihre Längsrichtung senkrecht orientirt sei, erlaubten die Aufschlüsse nicht, indem ich aus Lösswänden nur eine einzige, ziemlich kugelige Puppe gewann. Die meisten Lösspuppen lieferten eben die schlecht aufgeschlossenen Vorkommen auf der Lieth und im Gronethale. | Als die bedeutendste unter den von mir untersuchten Ablagerungen von Löss in der Göttinger Gegend dürfte die- jenige am Ostabhang des grossen Kramberges nördlich von Lenglern zu nennen sein; sie wird von der Strasse Lenglern- Harste durchschnitten und ragen an diesem Hohlwege die Lösswände circa 3 m in die Höhe; diese Ablagerung bedeckt eine Fläche von fast einem halben Quadr. - Kilometer; seitlich schwindet die Mächtigkeit sehr allmählich; nach Westen zu kann man den allmählichen Uebergang in den Verwitterungs- boden eines Lettenkohlen-Sandsteins erkennen. Aehnlich wie hier an einem flach geneigten Abhange findet sich der Löss am Galgenberge bei Harste gelagert, am Fusse eines steileren Abfalles aber bei Mariaspring. Durch ihre relative Höhenlage müssen die erwähnte Lehmablagerung auf dem Hainberge und der Löss der Lieth das Interesse erregen; jene findet sich 160 m über der Leine, auf dem Rücken des Hainberges bei Göttingen (der mit dem Hainberge verkettete Kleper - Berg erhebt sich allerdings in allmählichem Ansteigen noch 80 m höher); dieser aber bedeckt einen, einer schmalen Terrasse ähnlichen Vorsprung am östlichen, steilen Abhang der plateau- ähnlichen Lieth bei Bovenden. Ganz abweichend von allen diesen Lössvorkommen findet sich der Löss oder das löss- _ ähnliche Gebilde in der Tiefe des weiten, flachen Gronethales, dessen Untergrund im Uebrigen von Kalktuff und Torf gebildet wird; die Oberfläche bildet in diesem Thale vorzugsweise hu- moser, feinerdiger Auelehm; ob dieser sich auch über den Löss erstreckt, lässt sich bei den ÜOulturverhältnissen nicht mehr sicher entscheiden; zwischen Löss und Lehm finden sich petrographische Mittelglieder; während letztere noch die im Auelehm gewöhnlichen Gehäuse von Süsswasser- und Sumpf- Mollusken enthalten, ist ein Fund organischer Reste !) im Löss zweifelhaft und enthält derselbe sonst nur Lösspuppen. Wir haben also in der Göttinger Gegend nur immer vereinzelte Ablagerungen von Löss und lössähnlichen Gebilden; kein einziger Umstand spricht für das ehemalige Vorhandensein einer continuirlichen Lössdecke über der ganzen Gegend’); diese Lager finden sich sowohl am Abhange und auf der Höhe der ‚Berge (Berglöss) wie im Grunde der Thäler (Thallöss). Was nun die genetischen Bedingungen betrifft, so sind alle Forscher darin einig, dass der Löss durch mechanischen Absatz sedimentären Materials gebildet ist; nur über das Ne- dium, in welchem dieser Absatz stattgefunden hat, herrscht Uneinigkeit, und zwar ein.um so lebhafterer Streit, als die an dieses Verhältniss anknüpfenden geologischen Fragen das In- teresse erregen; allein in einem negativen Punkte herrscht auch diesbezüglich Einigkeit: es kann der Löss nicht aus salzigem Meerwasser ausgeschieden sein, da er keine marinen Petre- facten einschliesst. Es giebt da zunächst die von SANDBERGER, Jentzsch. BENECKE und CoHes ausgebildete Theorie einer flu- viatilen Bildung des Löss: derselbe ist nach ihr ein Hochfluth- schlamm; dagegen erklärt eine andere Theorie den Löss für eine atmosphärische oder subaörische Bildung, unabhängig von fluviatilen und lacustrischen Einflüssen; diese Theorie, welcher schon früher Tneo». Liege und Laspeyres °) huldigten, hat ihre eingehendste Darstellung durch F. v. RicHTHOFEN erfahren; nach ihm*) lässt sich die Anwendung des Begriffes atmosphärisch oder suba&risch im Allgemeinen „auf diejenige Bewegung fester Bestandtheile beschränken, welche durch den 2) Pisidium; kann dem Auelehm angehört haben. In entsprechen- der Situation findet sich am südöstlichen Ausgang von Holtensen ein durch reichliche Lösspuppen - Führung, sowie überhaupt durch Kalk- Gehalt „lössähnliches* Lehmlager. 2) Wäre solche vorhanden gewesen, so müsste man den Löss in häufigeren und ausgedehnteren Ablagerungen finden, und die übrig gebliebenen Erosionsreste müssten vorzugsweise schroffwandig umgrenzt sein, nicht allmählich sich auflösen. ®) Laspevres: Erläut. z. geol. Specialkarte vom Petersberge. *) a. a. O. pag. 8, Anmerkung. unmittelbaren Einfluss von Wind, Regen und Frost ge- ER schieht. Sie begreift daher die Wirkung des sickernden 4 und spülenden im Gegensatz zur Bewegung des in Canälen strömenden Wassers, sowie diejenige des Haarfrostes und des Gefrierens des Wassers in Spalten im Gegensatz zu der tra- genden Kraft des Gletschereises und ist gewissermaassen ein unentwickelter Zustand der vorgeschrittenen Arten des Trans- portes, wie sie deren Vorbereitung ist.“ Bevor wir uns für eine dieser Theorien entscheiden, ist es räthlich, uns die Verhältnisse des Löss noch einmal zu ver- gegenwärtigen. Wie.bei allen anderen Gesteinen, haben sich auch beim Löss die sein Wesen bedingenden Bildungs- verhältnisse in seiner Structur offenbart, und liefert letztere sichere Kunde von jenen. Die „zwischen engen Grenzen liegende Korngrösse“ zeugt zunächst dafür, dass die locomotorische Kraft, welche das Material herbeiführte, ziemlich gleichmässige Stärke innerhalb der Bildungszeit!) bewahrte, denn sonst müssten Lagen verschieden grossen Kornes aufeinander folgen; die Feinkörnigkeit beweist zugleich, dass diese locomotorische Kraft keine sehr starke war. Die lockere und poröse Structur aber, sowie auch die gewöhnliche „gegenüber der Horizontalstructur vorherrschende Verticalstructur“, erachte ich als Beweis dafür, dass die Bildung des Löss unter keinem hohen Drucke erfolgt sein kann; der Druck einer bedeutenden Wassersäule z. B. hätte meiner Meinung nach compactere Producte von vorwiegend horizontaler Structur resultiren lassen müssen, etwa dem „See- löss“ RıcHTHorEn’s entsprechende (für den, weil er eben der charakteristischen Structur entbehrt, dieser Name nicht glück- lich gewählt erscheint); der Druck bei der Ablagerung kann nicht um ein Vielfaches grösser als der normale Atmosphären- druck gewesen sein. Das sind die Verhältnisse, von welchen ich wenigstens aus der Structur zu erkennen glaube, dass sie bei der Löss- 1) Dass der Absatz des Löss ein successiver, kein momentaner ge- wesen, lässt sich nicht direet aus der Structur beweisen, aber auch nicht widerlegen ; ersterer Annahme huldigen übrigens aus geologischen Gründen die Vertreter beider Theorien; nur kann ich dem Erklärungs- versuche für die Massigkeit der Lössablagerungen von Seiten JENTZSCH’s nicht zustimmen, der ältere Löss sei bei jeder Unterwassersetzung sei- ner oben erwähnten Eigenschaft gemäss (in Wasser gelegt sofort zu zerfallen) zerfallen und habe sich der neue Löss so ohne gesonderte Schichtbildung mit ihm vereinigen können; zu solchem „Zerfallen“ ge- hört nämlich zunächst seitlicher Raum und dann, wenn ein inneres Zusammensinken gemeint sein sollte, wäre dabei die charakteristische poröse Structur verloren gegangen. v2 bildung nothwendig obgewaltet haben, aber auch zugleich die meiner Meinung nach zur Lössbildung einzig nothwen- digen; mehr Bedingungen bedarf es nicht, um bei passendem Materiale Löss resultiren zu lassen. Diesen Bedingungen kann aber sowohl innerhalb der Atmosphäre genügt werden, wie auch unter günstigen Umständen im Wasser. Im Allgemei- nen ist also die Art des Mediums, in welchem der Absatz vor sich geht, für die Lössbildung nicht nothwendige Vorbe- dingung, und ist demnach auch, meiner Meinung nach, nicht von vornherein für jede Lössablagerung, allein der Lössnatur nach, zu behaupten, dass nur dieses oder jenes Medium, fliessen- des Wasser oder die Atmosphäre zu ihrer Bildung beigetragen habe; diese Frage ist nicht im Allgemeinen, sondern allemal für den speciellen Fall zu entscheiden. Die Ver- hältnisse des Lösses in Hochasien und in China, wie sie RıICHTHOFEN schildert, lassen es zweifellos erscheinen, dass derselbe atmosphärische Bildung ist '); von dem Thallöss bei Würzburg und an der Zschoppau und Mulde dagegen erscheint seine Entstehung aus Hochfluthschlamm nach SAnDBERGER’S und Herwm. UReoxer’s’) Darstellung nicht weniger sicher. In der That meine ich, dass wie bei manchen anderen petro- genetischen Theorien von vornherein zu viel Gewicht auf das Medium gelegt worden ist, in welchem die Gesteinsbildung vor sich gehen sollte, und dabei den wirklich maassgebenden Be- dingungen weniger Achtung gezollt wurde. Stellen wir nun diese Frage für die Göttinger Lössabla- gerungen, so lässt sich zunächst die Möglichkeit nicht bestreiten, dass dieselben sämmtlich atmosphärische Gebilde seien; doch rührt das nur daher, dass die Theorie der atmosphärischen Bildung, allen Häufungen und Verbindungen der natürlichen Verhältnisse Rechnung tragend, die Entstehung einer jeden 1) Bei dieser Gelegenheit will ich jedoch bemerken, dass ich RicHTHoFEn nicht in dem Punkte zustimmen kann, dass die Bildung des Lösses auf abflusslose Gebiete beschränkt sei; diese Behauptung lässt sich auf Grund von RıcHhtuoren’s eigenen Schilderungen bekäm- pfen. Die „Lösslandschaften* China’s gehören zur Zeit doch gewiss nicht mehr zu den abflusslosen Gebieten; nun berichtet RicHTHOFEN pag. 150, dass der Löss „am meisten an den geschützteren Stellen in Lössländern selbst“ wachse; „schnell bedeckt er hier das menschliche Werk und vergräbt es in der an Mächtigkeit zunehmenden Qultur- schicht.“ Ich finde dabei nirgends eine Andeutung, dass bei letzterem Wachsthume nur eine Umlagerung in kalkreichen Lehm vor sich gehe, sondern man muss RıcmrHnoren’s Schilderung dahin verstehen, dass bei diesem Wachsthume der durch seine eigenthümliche Structur charakterisirte Löss resultire; woher das Material zu letzterem stamme, ob von anderen Gesteinen oder auch von älteren Lössablagerungen, das ist ja ganz unerheblich. 2) N. Jahrb. f. Min. 1876. Lössablagerung a priori zu erklären vermag. Diese Möglich- keit zugeben, heisst aber noch nicht die Wahrscheinlichkeit zugestehen; letztere dürfte jedoch für den Berglöss obwalten und zwar auch durch das vereinzelte Auftreten der Lösslager, die ersichtlich keiner continuirlichen Decke angehört haben, gekräftigt werden; für den Thallöss des Gronethales dagegen bietet die Erklärung einer fluviatilen oder lacustrischen Bildung wohl grössere Einfachheit, falls ein noch zu erwähnender Um- stand sich befriedigend erklären lässt. Der fluviatilen-Bildungstheorie stellen sich im Allgemeinen orössere Schwierigkeiten entgegen; denn dieselbe verlangt, dass zu der Zeit, wo sich der Berglöss abschied, das Thal noch nicht existirte; war nämlich letzteres schon eingetieft, so mussten sich in ihm als gleichzeitige Bildung mit dem Berglöss compacte (unter dem Drucke einer hohen Wassersäule ent- standene) Schichtgebilde wenigstens stellenweise ablagern, die doch wohl nicht spurlos wieder wegzuwaschen gewesen wären. Je länger der Process der Lössbildung auf den Höhen und an den Thalabhängen dauerte, umsomehr mussten die Geröll- und Kies-Ablagerungen im Grunde des Thales und an den sanfteren Abhängen, soweit der Druck nicht schon so gering war, um Lössbildung zu erlauben, an Mächtigkeit zunehmen. Erst mit der Beschränkung des Flusses auf sein Thal-Inundationsgebiet konnte auch hier die Lössbildung beginnen. So lassen denn auch SAnDBERGER den Main und JEntzsch die Elbe während der Zeit der Lössbildung ihre Thäler erodiren !), jener den Main sich um 200’, dieser die Elbe um. 200— 250° tiefer ein- schneiden; das ist aber eine colossale Erosionsthätigkeit, welche da gefordert wird, zumal in Anbetracht, dass Berg- und Thal- löss der Gleichartigkeit ihrer organischen Einschlüsse”) nach zu urtheilen, geologisch gleichzeitige Bildungen sind. Für die Göttinger Gegend nun ist die Wahrscheinlichkeit eine grössere, dass die Thäler schon vor der Zeit der Lössbildung, nämlich zu tertiärer Zeit gebildet sind, als wie zur Zeit der Lössbil- dung. Dem Berglöss zeitlich äquivalente aber compacte Bil- dungen von vorwiegend horizontaler Structur an den flachen Abhängen und auf relativ niedrigen Höhen werden jedoch ver- misst und ist es auch nicht wahrscheinlich, dass dieselben, wenn sie vorhanden gewesen, wieder spurlos weggewaschen worden wären. Es ist demnach für den Berglöss der Göttinger Gegend die Wahrscheinlichkeit fluviatiler Bildung zu verneinen; solche Wahrscheinlichkeit bleibt also nur noch für den Thal- 1) F. SAnDBERGER, Ablag. d. Glacialzeit, Würzburg 1879, pag.5. — JENTZSCH, a. a. OÖ. pag. 80. 2?) SANDBERGER, 2. a. 0. pag. 4. löss; allein hier existirt noch eine andere Schwierigkeit: der Boden der flachen Thäler in der Göttinger Gegend wird von „Auelehm“ gebildet, welcher von dem typischen Löss im ganzen Habitus, und zwar sicher zunächst im Humusgehalte, sowie wahrscheinlich auch in der Korngrösse unterschieden !), sicher nicht so locker ist wie der Löss; dieser Auelehm ist nun zweifellos fluviatiler oder zum Theil lacustrischer Bildung; wenn nun dieser ein Hochfluthschlamm ist und der Löss auch, so verlangt das die bedenkliche Annahme, dass zur Zeit der Lössbildung die Göttinger Bach- und Flussläufe anderes Ma- terial verfrachteten als jetzt, resp. einander genetisch ent- sprechende Ablagerungen von verschiedener Art in Bestand und Structur lieferten. Deshalb muss ich die Bildungsver- hältnisse dieses Thallösses noch als zweifelhaft hinstellen. 1) Von diesem Gebilde liegen allerdings schon Analysen vor, sowohl mechanische wie chemische; da die ersteren aber nach veralteter, un- senauer Methode, die letzteren in verschiedener Weise (hier Bausch- Analyse, dort nur Analyse der in kalter Salzsäure löslichen Bestand- theile) ausgeführt sind, so ist weder eine Vergleichung der Analysen- Resultate der verschiedenen Quellen unter sich, noch mit den von FescA als typisch aufgestellten und nach verbesserten Methoden gewonnenen möglich. Die Analysen finden sich in Marx: Göttingen, 1824, und in G. DrecHster,, die landwirthsch. Stud. a. d. Univ. Göttingen, 1875. - pag. 40. Es bedarf also neuerer mechanischer und chemischer Analysen beider Gebilde, um ihre Verschiedenheiten sicher zu bestimmen. 4. Zur Würdigung der theoretischen Speeulationen über die Geologie von Bosnien. Von Herrn E. Tıetze ın Wien. Die „Grundlinien der Geologie von Bosnien-Hercegovina“, wie sie von Herrn von Mossısovics, Dr. Bittner und mir ver- öffentlicht wurden, haben bis jetzt, soweit fachmännische Urtheile darüber vorliegen, eine so freundliche Aufnahme gefunden, dass die dabei betheiligten Autoren sich umsomehr geschmeichelt fühlen dürfen, als sie das Bedürfniss einer nachsichtigen Beur- theilung wohl alle mehr oder weniger empfunden haben. Dass bei einer Arbeit, die von verschiedenen Verfassern ausgeht, die letzteren nicht nothwendig immer und in allen Punkten eine völlige Uebereinstimmung erzielen, liegt in der natürlichen Verschiedenheit menschlichen Denkens und mensch- ‘ licher Anschauung. Wenn nun jeder Verfasser seinen Theil an der gemeinsamen Arbeit innerhalb des Rahmens der letz- teren selbstständig giebt, ohne mit seinen Vermuthungen mehr als für den Zusammenschluss der Arbeit nöthig ist in das Gebiet des Nachbars überzugreifen, dann wird es leicht mög- lich sein, den individuellen Antheil des Einzelnen an dem ge- meinsamen Ergebniss und die persönlichen Anschauungen des Einzelnen über gewisse sich aufdrängende Fragen kennen zu lernen. Wenn jedoch einer der betheiligten Autoren über das ihm speciell zugewiesene Arbeitsfeld hinausblickend in allge- meinen Zügen ein Gesammtbild für das ganze behandelte Ge- biet zu entwerfen trachtet, dann wird es leicht den missver- ständlichen Anschein gewinnen können, als ob die dabei in den Vordergrund geschobenen allgemeinen Folgerungen zugleich auf den von den Mitverfassern beigestellten Daten fussten und als ob auch diesen Mitverfassern ein Theil der Verantwortlich- keit für jene Folgerungen zufiele. So sind z. B. in einer jener Anfangs erwähnten Recen- sionen, nämlich in dem mir erst vor Kurzem zugekommenen Referat des Herrn von DECHEn aus den Sitzungsberichten der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn (Sitzung vom 13. December 1880) die allgemeinen Er- gebnisse unserer Untersuchungen in Bosnien gerade auf Grund der von Herrn v. Mossısovics darüber gemachten Ausführungen geschildert worden. Immerhin ist dieses Referat rein objectiv sehalten und frei von ausgesprochener Parteinahme. Einer . günstigen Stimmung begegneten jene Ausführungen schon bei Herrn Prrers in der Augsburger Allgemeinen Zeitung und von Herrn R. Hörnes sind sie im „Ausland“ ganz besonders freund- lich begrüsst worden. Nun aber fällt für die betreffende Darstellung bei Herrn v. Mossısovıcs demselben der Ruhm wie die Verantwortung allein und ausschliesslich zu. Ich wenigstens für meinen Theil habe weder das Bedürfniss den ersteren, noch durchgehends die Geneigtheit die letztere zu theilen, und so mag es denn, trotz des peinlichen Gefühls, welches durch derartige Recri- minationen hervorgerufen werden kann, nicht unnütz sein, wenn ich, ım Interesse einer für die Sache wie für die Personen _ gleich wichtigen Klarheit, die wesentlichsten Punkte andeute, in welchen ich den theoretischen Speculationen, die Herr v. Mos- sısovics angestellt hat, nicht zu folgen vermag. Dass es mir dabei fern liegt, den sachlichen Inhalt seiner Arbeit anzu- tasten oder die Belehrungen zu discutiren, welche bezüglich der Schürfungen auf Kohle dieser Arbeit einverleibt wurden, bedarf keiner Erwähnung. Nur jene Speculationen als einer weiteren Ueberprüfung werth hinzustellen, ist der Zweck dieser Zeilen, denn gerade solche allgemeine Anschauungen pflegen ihres grösseren und nicht localen Interesses wegen am Leich- testen Eingang und Weiterverbreitung in späteren Abhandlun- gen zu finden, wenn sie einmal das Sieb der ersten Kritik ohne Schaden passirt haben. Eine der wesentlichsten Aufstellungen bei Herrn v. Mos- sısovics betrifft das sogenannte altorientalische Festland, an welchem sich die dalmatinisch - bosnischen Gebirge bei ihrer Erhebung gestaut haben sollen. Herr v. Mossısovics hat dem- selben (l. c. pag. 12) einen besonderen Abschnitt gewidmet. Er knüpft dabei an einen Aufsatz von Prrers an, in welchem dieser Gelehrte den Nachweis zu führen sucht, dass die öst- liche Hälfte der Balkan - Halbinsel zur Liaszeit ein Festland gebildet habe. Herr v. Mossısovics bekämpft diese Anschauung, indem er sagt, die neueren Untersuchungen wiesen „vielmehr auf den Bestand eines alten Festlandes hin, dessen Uferränder während der Carbon-, Perm- und Trias-Zeit allmählich vom benachbarten Meere überschritten wurden“. Er fährt dann fort: „Während der Jura-Zeit verlor das orientalische Festland, wie wir es nennen wollen, immer mehr an Ausdehnung, wie eben- sowohl der chorologische Charakter der jurassischen Ablage- rungen im Banat und bei Fünfkirchen als auch das Ueber- greifen jurassischer Bildungen beweist. Zur Kreidezeit war, wie wir weiter unten sehen werden, wohl der grösste nördliche Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIL 2. 19 (ungarische und serbische) Theil des oniena Festlandes 5 vom Meere überfluthet.“ | An diesem Festlande hat sich nur das bo HR dalma- tinische Gebirgs - System nach Herrn v. Mossısovics gestaut (l. e. pag. 19). Es stellte bei der Emporhebung des letzteren (des Gebirgs-Systems nämlich) ein Hinderniss dar und deshalb sei die Richtung der bosnisch-dalmatischen Kette eine andere als die der Alpen. Diese Richtung soll eben durch die Ab- lenkung von der ursprünglichen den Alpen parallel gedachten bestimmt sein, welche durch dieses Hinderniss bewirkt wurde. Am Beginn der Kreidezeit soll andererseits, wie aus einer Bemerkung auf pag. 16 hervorgeht, innerhalb des bosnisch- dalmatinischen Systems die erste Anlage von Störungen und. der Eintritt von Niveau - Verschiedenheiten begonnen haben. Die bosnischen Ketten stauten sich also damals an einem schon längst mehr und mehr versinkenden und zur Zeit des Eintritts der Stauung bereits unter Wasser gesetzten Fest- lande, mit anderen Worten, das Festland, welches die Stauung hervorrief, war nach unseren heutigen Begriffen eigentlich ein Meer. Der Art, wie Herr v. Mossısovics diese Anschauungen von geologischen Festländern handhabt, widerspricht dieses Ergebniss freilich nicht, denn nach ihm haben sich auch die Appeninen (Geologie von Bosnien pag. 19) an einem analogen Festlande gestaut, nämlich an dem sogenannten adriatischen, welches heute durch das von dem adriatischen Meer bedeckte Terrain repräsentirt wird. Es ist vielleicht verzeihlich, wenn man solchen Ansichten gegenüber sich einige Reserve aufzuerlegen wünscht. Um Miss- verständnissen zu entgehen, wäre es wirklich angezeigt, wenn wir einmal eine bestimmt gefasste Definition davon bekämen, welche Eigenschaften ein als Stauungshinderniss dienendes Festland eigentlich besitzen soll und an welchen fasslichen Merkmalen man dasselbe in der Natur wiedererkennen kann, sofern nämlich die Fähigkeit, diese Merkmale zu fassen, über- haupt Gemeingut aller Geologen werden kann. Ich glaube, es sei nicht unbillig zu verlangen, dass Jemand, der mit einem bestimmten Begriff operirt, auch im Stande sei, eine Definition desselben zu geben. Nur das Eine scheint vorläufig festzustehen, dass die Er- hebung über das Meer keine nothwendige Eigenschaft derartiger Festländer ist. Herr Suzss hat in seiner „Entstehung der Alpen“ ebenfalls von gewissen alten Festländern gesprochen, an welchen sich die Alpen gestaut haben könnten und hat dabei die altkrystalli- nischen Gebiete des französischen Central-Plateaus und Böh- mens im Auge gehabt. Dass aber mit diesen alten Gebirgs- schollen das Gebiet des sogenannten orientalischen Festlandes keine besondere Aehnlichkeit aufweist, liegt auf der Hand. Herr v. Mossısovıcs hat auf Tafel I. unseres bosnischen Buches die Umgrenzung des fraglichen Festlandes angegeben. Es umfasst dasselbe demnach die slavonischen Gebirge, das Fünfkirchner Gebirge, einen grossen Theil der ungarischen Ebene und den östlichen Theil von Serbien. Die weiteren Grenzen nach Osten scheinen minder sicher zu sein. Altkrystallinische Gesteine wie in Central-Frankreich oder Böhmen spielen nach Allem, was man über die Zusammen- setzung jenes Gebietes weiss, daselbst an der Oberfläche nicht nur keine wesentliche, sondern eine im Gregentheil sehr unbe- deutende Rolle. In den ungarischen Gebirgsinseln dominiren allerhand mesozoische oder zum Theil tertiäre Bildungen, die ungarische Ebene ist ein von Quartärbildungen eingenommenes Tiefland, im östlichen Serbien kennen wir an einigen Orten das Auitreten älterer, an anderen das mesozoische Gestein ‚oder endlich wissen wir für manche Partieen dieses Landes über die Zusammensetzung nichts Näheres. Wollte man sagen, ein Kern von alten krystallinischen Gesteinen stecke ja sicher unter den jüngeren Formationen des orientalischen Festlandes verborgen, die Analogie mit Böh- men oder Central-Frankreich sei also nicht gar so gering als sie aussehe, dann könnte man erwidern, dass mit derselben. Wahrscheinlichkeit alle Gebiete der Erde gerade so gut alte Festländer sein dürften, wie jenes orientalische, und dass dieses Darunterstecken alter Formationen unter der jüngeren Schichtenreihe auch im bosnisch -dalmatinischen Gebiet selbst stattfindet. Paläozoische Gesteine kennen wir in Bosnien ohnehin schon, und Herr v. Mossısovics hat das sogenannte bosnische Erzgebirge auf der Karte mit der Farbe der paläo- zoischen Schichten bezeichnet, Ich selbst fand bei Tenica unter den Schottergemengtheilen der Bosna gneissartige Ge- steine, welche wahrscheinlich aus Zuflüssen stammten, die von dem bosnischen Erzgebirge herabkamen und überdies höre ich, dass neuestens gelegentlich der bergmännischen Begehungen in jenem Gebirge altkrystallinische Schiefer auch anstehend nach- gewiesen wurden. Es ist mir nun sehr wohl bewusst, dass beispielsweise der krystallinischen Mittelzone der Alpen eine andere tekto- nische Bedeutung beigemessen wird als den alten Festländern Böhmens und Üentral-Frankreichs, und man wird sagen, das Hervortreten alter Gesteine inmitten der gestauten Ketten sei eben etwas ganz Anderes als das Auftreten solcher Gesteine in den stauenden Festländern. Ich will aber auch nicht mehr 1.9” sagen, als dass die Voraussetzung oder sogar der Nachweis alter Gesteine an der Oberfläche oder in der Tiefe eines Ter- rains an sich allein noch nicht berechtigen würde, dieses Terrain als stauendes Festland gegenüber anderen Gebieten anzusehen. Warum, so darf man weiter fragen, geht die Grenze des fraglichen Festlandes mitten durch die ungarische Ebene hin- durch und auf Grund welcher Voraussetzungen wird ein Theil x dieser Ebene von der Theilhaberschaft an dem orientalischen Festlande ausgeschlossen ? Ein Theil des orientalischen Festlandes ist, wie man aus der Karte ersieht, gestörtes Gebirgsterrain, ein anderer wird von ebenen quartären Ausfüllungen bedeckt, so dass man über die Frage, ob und eventuell wie das bedeckte ebene Terrain Störungen unterworfen erscheint, nichts auszusagen vermag. Demnach scheint es, dass ein stauendes Festland sowohl ge- birgig wie eben, sowohl gefaltet wie nicht gefaltet sein kann. Es entfallen also, bei dem Versuch nach dem von Herrn v. Mossısovics gegebenen Beispiele eines stauenden Festlandes die allgemeinen Eigenschaften solcher Festländer zu abstra- hiren, mehrere der scheinbar näher liegenden Kategorien von Erkennungsmerkmalen als unbrauchbar. Weder die herge- brachte Anschauung, nach welcher ein Festland den Begriff der Meeresbedeckung zur Zeit seines Bestandes ausschliesst, noch die Beschaffenheit der ein Gebiet zusammensetzenden For- mationen, noch endlich die Art der Dislocationen, denen dieses Gebiet unterworfen war, geben uns Anhaltspunkte für die Be- urtheilung stauender Festländer. Herr Susss hat das auf jeder guten Karte zum Ausdruck kommende Auseinandertreten der alpinen und dinarischen Ket- ten, sowie der zwischen ihnen gelegenen, aus der ungarischen Ebene auftauchenden Gebirge sehr passend mit dem Bilde verglichen, welches die Strahlen eines Fächers darbieten und Herr v. Mossısovics schliesst sich an einer Stelle seiner Arbeit (pag. 18) diesem Vergleiche an. Nach Herrn Surss sind jene Gebirgsinseln inmitten der ungarischen Ebene Zweige des Alpen- systems, bei Herrn v. Mossısovics sind dann einige derselben gleichzeitig Theile eines stauenden Festlandes. Wenn man nun mit Herrn Surss einen tektonischen Fundamentalunterschied zwischen stauenden Schollen und gestauten Ketten macht, so muthet man jenen Gebirgsinseln von Slavonien und Fünf- kirchen offenbar zu viel zu, wenn man sie für zweierlei Ver- richtungen gleichzeitig in Anspsuch nimmt. Die ungarische Ebene spielt in den Ansichten von Herrn Surss eine tektonische Rolle als Senkungsfeld, bei Herrn von Mos,sısovics ist ein grosser Theil derselben orientalisches Fest- land. Wann sind Senkungsfelder ganz oder theilweise stauende BT Festländer, wann sind stauende Festländer ganz oder theilweise Senkungsfelder? Auch darüber wäre eine Belehrung erwünscht, wenn einst eine gemeinfassliche Darstellung der modernen An- sichten über Tektonik versucht werden sollte. Eine solche Darstellung wird überhaupt immer mehr zum Bedürfniss. Schon wissen wir nicht mehr, was man eigentlich unter einer Bruchlinie zu verstehen habe. Wenigstens sind mir die - Grundsätze nicht bekannt, nach welchen Herr v. Mossısovics das Vorhandensein einiger der grossen Bruchlinien bestimmt hat, durch welche der Gebirgsbau Bosniens sich auszeichnen soll. Ein Bruch oder eine Verwerfung bedeutet doch nach den bisherigen Anschauungen eine gegenseitige Verrückung früher zusammenhängender Gebirgstheile.. Um also von einer Bruch- linie sprechen zu dürfen, müssen Beobachtungen, Thatsachen namhaft gemacht werden, welche einen derartigen ehemaligen - Zusammenhang heute durch gegenseitige verticale oder hori- zontale Verschiebung getrennter Gebirgstheile sicher oder wahr- scheinlich machen. Diese Bedingung ist aber für die Bruch- linien, welche Herr v. Mossısovics längs der beiden Grenzen der bosnischen Flyschzone annimmt, nicht erfüllt. Was die südwestliche Grenze der Flyschzone anbetrifft, so heisst es bei Herrn v. Mossısovics (pag. 16), dass die Grenze des älteren Gebirges gegen das Flyschgebirge unregel- mässig verlaufe und stets durch „eine bedeutende Aufrichtung oder selbst Ueberkippung der Schichten“ bezeichnet werde. Der Autor fährt dann fort: „Im grössten Theile des Verlaufs trägt diese Störung die Merkmale einer wahren Bruchlinie. Das ältere Gebirge oder das Flyschgebirge wird schräg auf das Streichen seiner Schichten abgeschnitten. So kommen merk- würdige einspringende Buchten der Flyschzone und halbinsel- föormige Vorsprünge des Kalkgebirges zu Stande.“ Diese tekto- nische Grenze soll zugleich eine wichtige „heteropische“ Grenz- linie zweier altersgleicher Gebilde, nämlich die Hauptgrenze zwischen der Flysch- und der Kalkfacies der Kreide bilden. In dem, was hier thatsächlich angeführt wird, vermag ich den Nachweis einer Bruchlinie nicht zu erblicken, sofern man nicht eben überhaupt jede Störung speciell als Verwerfung deutet. Aufrichtung und selbst Ueberkippung von Schichten ist an sich keine Verwerfung. Die miocäne Salzformation der Karpathen ist am Rande dieses Gebirges vielfach steil aufge- richtet und überkippt, aber Niemandem ist es bisher einge- fallen, die Grenze der Salzformation gegen die Karpathen- sandsteine als grosse Bruchlinie aufzufassen. Einspringende Buchten jüngerer Gebilde gegen ältere, halbinselartige Vor- sprünge der letzteren gegen die ersteren beweisen nichts für ‚das Vorhandensein einer Bruchlinie, es müsste denn beinahe jede unserer heutigen Küstenlinien als Bruchlinie gedeutet werden. Derartige Erscheinungen sprechen wohl für eine ge- wisse Discordanz der in Beziehung gesetzten Bildungen, aber eine Discordanz ist bekanntlich keine Verwerfung. Freilich wird andererseits das Bestehen einer Discordanz zwischen dem Flysch und den demselben vorausgängigen Bildungen von Herrn v. Mossısovics geleugnet, da, wie er (pag. 6) behauptet, in Bosnien „die ganze ältere Schichtenreihe von den paläo- zoischen bis zu den alttertiären Bildungen concordant lagert.“ Wie sich mit der Concordanz aller dieser Bildungen das vermuthlich klippenförmige Auftreten der oberjurassischen Aptychenkalke im Bereich der Flyschzone oder das gänzliche Fehlen der mesozoischen Kalke zwischen dem Flysch und dem alten Granitgebirge von Kobas wird vereinen lassen, bleibe dabei, nebenher gesagt, dahingestellt. Wie schon angedeutet, soll die fragliche Bruchlinie aber nicht allein die durch busenförmiges Ineinandergreifen charakte- risirte Grenze älterer und jüngerer Gesteine, sondern gleich- zeitig auch eine Faciesgrenze zwischen gleichaltrigen Bildungen herstellen. Warum eine solche „heteropische“* Grenze mit einer Verwerfung zusammenfallen soll, wird nicht Jedermann klar sein. Ist die Verwerfung eine wahre und wirkliche Ver- werfung in dem bisher üblichen Sinne, dann ist sie später eingetreten als die Ablagerung der von ihr betroffenen Ge- steine. Wie nun etwas, was später eintritt, einen Einfluss nehmen soll oder kann auf die Verschiedenartigkeit der Be- dingungen, unter welchen frühere Ereignisse stattgefunden haben, ist schwer einzusehen. Vielleicht macht man sich das klar durch die Vorstellung, dass kommende Ereignisse bis- weilen ihren Schatten vorauswerfen. Abgesehen von Alledem scheint die Verschiedenartigkeit der Facies, der Heteropismus der Kreidebildungen diesseits und jenseits der supponirten Bruchlinie nicht sehr ausgesprochen zu sein. Herr v. Mossısovics spricht: von Flyschsandsteinen und Schiefern, welche den Kreidekalken südwestlich von dieser Bruchlinie eingeschaltet sind und Herr PauL und ich haben von Kreidehalken gesprochen, welche den Flyschgesteinen nord- östlich derselben Linie untergeordnet sind. Es finden sich also „heteropische Einschaltungen“ hüben und drüben, nur scheint südwestlich der supponirten Verwerfung der Kalk zu über- wiegen. Die Grenze zwischen den Kreidekalken und den älteren mesozoischen Kalken, welche dort vorkommen, mag übrigens auch nicht überall leicht zu ziehen sein, wie ich das bereits in meiner Beschreibung des östlichen Bosnien andeuten konnte. 289 Herr Srur hatte vor längerer Zeit (Jahrb. d. geol. Reichs- anstalt 1863. pag. 485) von einem von Kalken gebildeten Ge- birgssteilrande gesprochen, welcher sich, von der Petrova gora an die Karlstädter Niederung bogenförmig umfassend, bis Samobor bei Agram hinziehe. Dieser Steilrand in Croatien ist nun wie nach Herrn v. Mossısovics (pag. 17) „keinem Zweifel“ unterliegt, „die Fortsetzung der geschilderten, an der hetero- pischen Grenze der bosnischen Flyschzone fortlaufenden grossen Störungslinie.“ In dem Aufsatz von Stur habe ich nicht gefunden, dass dieser selbst den genannten bogenförmigen Steilrand für eine grosse Verwerfungsspalte oder Bruchlinie erklärt. Als Resultat seiner Untersuchung hierüber liegt uns also nur die Thatsache vor, dass sich an den betreffenden Stellen in Croatien ein von Kalken gebildeter Steilrand befindet. Wenn solch ein Steil- rand allein schon eine Bruchlinie bedeuten würde, dann hätten die schwäbischen Geologen das Vorhandensein einer grossen Bruchlinie am Nordrande der schwäbischen Alp übersehen, dann wäre auch der gleichfalls concav bogenförmige Steilrand des podolischen Plateaus gegen die galizische Tiefebene eine Bruch- linie oder nicht minder der Steilabfall des aus Quadersandstein bestehenden Heuschener - Gebirges in den Sudeten gegen das aus permischen Gesteinen gebildete Ban von Wünschel- burg und Braunau. Sehen wir uns aber die thatsächlichen Anhaltspunkte etwas. näher an, welche Herr v. Mossısovics nicht allein für die Er- kennung der fraglichen Bruchlinie im Besonderen, sondern über- haupt für die Kenntniss des Terrains, innerhalb dessen die Bruchlinie verlaufen soll, besitzen kann. Diese Anhaltspunkte ergeben sich aus der Mittheilung seiner Reiserouten (pag. 4). Aus dieser Mittheilung geht hervor, dass der Autor persönlich die Beobachtung jener Bruchlinie nur bei Banja luka angestellt haben kann, und dass er sich ausserdem allenfalls auf die Angaben zu stützen vermag. welche Herr Pırar über den Weg von Skender Vakuf nach Kotor gemacht hat. Man sollte nun glauben, dass wenigstens für diese beiden Stellen sichere Ermittelungen vorlägen, aus welchen die An- wesenheit einer grossen Verwerfung daselbst hervorginge. Das scheint jedoch nicht der Fall zu sein oder wenigstens sind diese Daten dem Leser vorenthalten worden. Auf den Seiten 73 bis 77 der Geologie von Bosnien finden sich nämlich die Details zusammengestellt, welche Herr von Mossısovics über jene Punkte zu geben vermochte. Zunächst hat der Autor auf Grund der erwähnten Angaben des Herrn Pırar ein Ideal-Profil zwischen dem Verbas-Thal und dem Verbanja- Thal construirt (pag. 74). Zwischen der Ornawica- Planina und dem Verbanja-Thal, wo sich die bewusste Bruch- linie einstellen müsste, ist von derselben in dem Profile nichts verzeichnet. Man sieht vielmehr ‚die Flyschgesteine über einem Aufbruch von jurassischen Aptychenkalken, wie sie auf der bosnischen Uebersichtskarte in dem von Herrn v. Mossısovics bearbeiteten Stück längs der „heteropischen“ Flyschgrenze ver- laufen, einen. schiefen Sattel bilden, das ist Alles. Die Jura- kalke haben auf der einen Seite den hier als neocom gedachten Flysch im Hangenden, auf der anderen im Liegenden. Die Beschreibung, welche der Autor nunmehr von seinen eigenen diesbezüglichen Wahrnehmungen bei Banja luka giebt, sind ebenfalls von einem gezeichneten Profil erläutert. Weder aber in der Beschreibung findet sich der Nachweis einer grossen Verwerfung, noch giebt die beigegebene Zeichnung darüber Aufschluss. Bei Gorni Ser traf Herr v. Mossısovıcs wieder auf jurassische, hornsteiführende Aptychenkalke und Flecken- mergel des unteren Flysch. Er schreibt: „Es wiederholt sich nun das bereits im vorigen Abschnitt an der Grenze der Flyschzone geschilderte Lagerungsverhältniss.. Die Hornstein- kalke werden von den zum dritten Mal uns begegnenden Fleckenmergeln unter steilem Winkel unterteuf. Wir haben die Flyschzone erreicht und brechen unsere Schilderung ab.“ Die Verhältnisse in der Natur treten für den Leser viel- leicht plastischer hervor, wenn die Art der stylistischen Dar- stellung damit einen gewissen Parallelismus einhält, es ist aber doch aus manchen Gründen zu beklagen, dass die nachzu- weisende Bruchlinie gerade mit diesem Abbruch der Schil- derung zusammenfällt. Noch viel weniger erfahren wir aber über die Mittel zur Erkennung einer zweiten grossen Bruchlinie, welche den bos- nischen Flysch im Norden abgrenzen soll. Es heisst dies- bezüglich nur auf pag. 17: „Die meistens durch jungtertiäre Bildungen verdeckte Nordgrenze der Flyschzone bildet wieder eine Bruchlinie, jenseits welcher die Kuppen älteren Gebirges am rechten Save - Ufer, welche wir als drittes tektonisches Element bezeichneten, auftauchen.“ Weiter wird in dem Ca- pitel über den Gebirgsbau in Ungar. - Croatien gesagt, die bosnisch - croatische Flyschzone erscheine zwischen den beiden erwähnten Bruchlinien „wie eingekeilt“. Die beiden „Bruch- linien sollen sich dann bei Agram vereinigen, die nördliche wird als die „Agramer Spalte“ bezeichnet. Da weitere thatsächliche Nachweise für die Agramer Spalte nicht mitgetheilt werden und Herr v. Mossısovics überdies die Nordgrenze der Flyschzone aus eigener Anschauung nicht kennt, abgesehen davon, dass er dieselbe bei seinem ersten Eintritt in Bosnien in der Nähe von Kotorsko mit der Eisen- 231 bahn passirte, so muss ich wohl annehmen, dass zum Theil meine eigenen Untersuchungen in Bosnien und Uroatien, soweit - oder sowie sie auf der Karte zum Ausdruck kamen, für die Annahme jener Spalte die Handhabe geboten haben. Ich könnte hier mehr als sonst persönlich für jene Spalte verant- wortlich gemacht werden, und deshalb sehe ich mich zu der ausdrücklichen Erklärung genöthigt, dass ich diese Verantwor- tung nicht zu tragen wünsche. Die letztere ist aber schon deshalb keine ganz leichte, weil der Sache Fernerstehende leicht zu der Vermuthung ge- langen könnten, als ob das einige Monate nach der Publica- tion unseres bosnischen Buchs erfolgte Erdbeben von Agram mit jener Spalte von Agram in Verbindung stünde. Es ist ja möglich, dass hie und da auf der Nordseite der - Flyschzone Verwerfungen vorkommen, es ist sogar möglich, obschon nicht wahrscheinlich, dass die Agramer Spalte im Sinne von Herrn v. Mossısovics existirt, Beobachtungen aber, welche dafür sprechen würden, liegen bis heute nicht vor, weder meine älteren Beobachtungen in Croatien (siehe Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1873), noch meine und Herrn Paur’s Er- fahrungen in Bosnien lassen sich in diesem Sinne deuten, ausser man wollte an und für sich jede Formationsgrenze auf der Karte als Bruchlinie oder Spalte betrachten. Ich war bei unserer Uebersichtsaufnahme froh, die unge- fähren Begrenzungen der Flyschbildungen gegen die verschie- denen jüngeren Tertiärschichten im Norden Bosniens zur Dar- stellung bringen zu können. Dass die dabei gewonnene, wie ein Blick auf die Karte zeigt, äusserst unregelmässig conturirte Grenze schon zu speciellen tektonischen Conclusionen benützt werden könnte, ahnte ich nicht. Wo sich mir aber an einigen Stellen Gelegenheit bot, die Grenzen des Neogen gegen den Flysch genauer zu beobachten, da habe ich von einer Ver- werfung nichts wahrgenommen. In dem Durchschnitt durch das Flyschgebirge der Majewica von Tuzla nach Biclina sieht man am Berge Xutaka südlich von Korai die jüngsten Flyschsandsteine nördlich, bezüglich nordöstlich unter das Neogen von Korai einfallen. An*der Drina nördlich von Zwornik wird das Flyschgebirge in der Gegend von Han Palator sehr flach und niedrig. Die Schich- tenstellung wird dort einigermaassen fach und bald darauf stellt sich, soweit der jüngere Lehmüberzug dies erkennen lässt, das Neogen ein. Sonst bilden, wie z. B. in der Gegend um Glina in Croatien oder zwischen Tesanj und Prujawor in Bosnien die zur Flyschgruppe gehörigen Gesteine bisweilen inselförmige Partieen inmitten der Neogenbildung, an der Mo- tajica bei Kobas wird die Nordgrenze des Flysch von einer alten, aus Granit und alten Schiefern bestehenden Gesteinsinsel gebildet, und die betreffenden Schiefer fallen dort nach Süden unter die Flyschsandsteine ein. Bei Agram endlich, von wel- cher Stadt die fragliche Bruchlinie den Namen hat, ist das Vorkommen von Flysch überhaupt nicht mehr bekannt. Das Vorhandensein einer grossen allgemeinen Verwerfung an der Nordflanke des Flysch scheint mir aus derartigen Thatsachen nicht nothwendig gefolgert werden zu müssen. Es ist richtig, die Flyschmassen waren grösstentheils schon einer Hebung bezüglich Faltung unterworfen worden, ehe die Neogenbildungen sich ablagerten, und es greifen die letzteren vielfach busenförmig in das Flyschgebirge hinein; ein derartiges Verhalten bedingt eine stellenweise grössere oder geringere Discordanz, aber nicht die Annahme von Verwerfungen. Welchen Vortheil hat nun die geologische Erkenntniss davon, wenn es heisst (l. c. pag. 17), man könne „leicht ge- neigt sein, hier eine Fortsetzung der Valsugana-Spalte zu ver- muthen, welche das venetianische Depressionsgebiet von dem tirolisch- venetianischen Hochlande scheidet.“ Ich zweifle nicht im Mindesten an der Existenz der von Herrn v. Mossısovics in den Dolomitriffen von Süd-Tirol be- schriebenen Valsugana-Spalte und hoffe, dass es ihr nicht be- schieden ist, dereinst das Schicksal der ihr benachbarten Spalte von Serra Valle zu theilen (vergl. Zeitschr. d. d. geolog. Ges. 1878. pag. 532 u. 685). Da aber nach der Angabe von Herrn v. Mossısovics die Valsugana-Spalte eine südwest-nordöstliche Richtung einschlägt und die Agramer Spalte, von ihren ver- schiedenen Zickzacks abgesehen, eine Durchschnittsrichtung von OSO. nach WNW. besitzen würde, so kann eine Verbindung beider Spalten wohl nur auf krummen Wegen über die Ge- birge von Krain und Friaul hergestellt werden. Das Auge des gebirgsgewohnten Geologen, sagt Herr von Mossısovics an einer anderen Stelle (Dolomitriffe von Süd- ‚Tirol pag. 111), sei für die feinsten Nuaneirungen in Farbe und Form der Felslandschaft sehr empfindlich, „es ist gar häufig im Stande, nach dem landschaftlichen Eindrucke ein verlässliches Urtheil über die geologische Zusammensetzung eines Berges abzugeben. Es soll hiermit durchaus nicht die Unfehlbarkeit solcher a la vue Bestimmungen behauptet wer- den, schon aus dem Grunde nicht, weil richtiges Sehen keine . so leichte Sache ist. Ausser Erfahrung ist hierzu auch ein gewisser Grad von individueller Begabung erforderlich. Es giebt tüchtige Geologen, welche für diese Art landschaftlicher Diagnose unempfänglich sind.“ Es scheint fast, als ob bei der Bestimmung der bosnischen Bruchlinien diese nur für begabtere Geologen mögliche land- 293 diaftliche Diagnose eine gewisse Rolle gespielt habe. Die Frage nach den Bruchlinien, welche die betreffende Flyschzone begrenzen, mag demnach eine Art von Gefühlsfrage sein. Es wäre nun gewiss ein grosser Irrthum, wollte man läugnen, dass die Gaben unter den Geologen wie unter anderen Menschen ungleich vertheilt. sind, wer jedoch den Vortheil einer besonderen Begabung im Sehen besitzt, sollte auch auf die Darstellung des Gesehenen eine gewisse Mühe verwenden in dem Sinne, dass Andere die Ergebnisse dieser Beobachtun- gen nicht blos nach dem Grade ihres subjectiven Vertrauens in die Eigenschaften des Beobachters prüfen dürften. Man kann durch sicheren und geübten Blick die Erkenntniss einer geologischen Wahrheit in der Natur gewiss leichter vorbereiten, als bei der Unempfändlichkeit für die völlig zu Recht beste- hende landschaftliche Diagnose, allein man sollte die durch letztere gewonnenen Andeutungen nur als Mittel zur leichteren Örientirung für die Richtung und Art der darauf anzustellenden Beobachtungen, nicht aber schon an sich als u auffassen. Herr v. Mossısovics hat sicher ebenfalls Recht, wenn er an. einer anderen Stelle seiner Dolomitriffe (pag. 16 in der Anmerkung) äussert, für den Fortschritt der Wissenschaft könne es „nur ein Gewinn sein, wenn Oberflächlichkeit und Dilettantismus eingedämmt“ würden, eine nicht viel geringere Gefahr für diesen Fortschritt darf man aber in der Aufdrän- ‘gung rein subjectiver Muthmassungen und in dem Apell an eine Art von blindem Autoritätsglauben erblicken. Je einfluss- reicher in dieser oder jener Weise die Stellung ist, welche man in den Kreisen seines Faches gewonnen hat, je leichter also das, was man sagt, bei Anderen Eingang findet, sei es aus reinem Vertrauen, sei es aus Vorsicht im Widerspruch, desto dringlicher ist die Aufforderung, die eigenen Aussagen vor der in einer strengen Selbstkritik zu unter- werien. Einen derartigen Mangel an kritischer Vorsicht habe ich aber nicht allein in der Aufstellung des orientalischen Fest- landes und der beiden besprochenen Bruchlinien zu erblicken geglaubt; ich bedaure noch einen anderen Punkt berühren zu müssen dessen Bedeutung weit über die localen Grenzen der bosnischen Geologie hinausreicht, und in Bezug auf welchen es mir schwer wird, der Meinung des Herrn v. Mossısovics mich anzuschliessen. Ich meine die Provenienz der bosnischen Serpentine. Da dieselben zum grössten Theil in das von mir bereiste Gebiet des Landes fallen, so habe ich im Stillen schon oft beklagt, dass es mir nicht vergönnt war, über die Ausbruchs- stellen dieser Serpentine, bezüglich der mit ihnen vielfach ver- bundenen Gabbro- und Diabasgesteine, Aufklärungen zu geben. Einen Vorwurf mache ich mir daraus zwar nicht, denn ich war bei der Natur unserer bosnischen Uebersichtsaufnahme kaum im Stande, mehr als das blosse Vorkommen solcher Serpentine in inniger Verknüpfung mit der Flyschzone kennen zu lernen, aber ich halte die Sache immerhin für einen Mangel unserer Kenntniss des Landes. Anders denkt Herr v. Mossısovics. Für ihn ist es bereits so ziemlich ausgemacht, dass die Eruptivgesteine der bosni- schen Flyschzone ihre Ursprungsstätte überhaupt nicht in: Bos- nien haben. Er schreibt auf Seite 37 in der Anmerkung: „Bei der heute noch bei vielen Geologen vorherrschenden Mei- nung, dass die meisten Vorkommnisse von Eruptivgesteinen an der Stelle ihres Auftretens dem Schoosse der Erde ent- stiegen seien, mag es nicht unpassend sein, daran zu erinnern, dass der bosnischen Flyschzone und ihrer Umgebung alle Kri- terien eines Eruptivgebietes fehlen.“ Die bedeutende Mäch- tigkeit und grosse Ausdehnung der betreffenden Effusivmassen könne uns an dieser Auffassung nicht irre machen. „Das Vorkommen so mächtiger Eruptivmassen widerspricht vielmehr geradezu der Annahme intrusiver Lagerung.“ Als Beispiel dafür, dass Eruptivgesteine in grosser Ausbreitung ausserhalb ihres Eruptivgebietes vorkommen, wird dabei die riesige Quarz- porphyrplatte von Süd-Tirol angeführt. Wenn das massenhafte Vorkommen von Eruptivgesteinen ein Beweis dafür wäre, dass das betreffende Gebiet frei von Eruptionsstellen ist, dann wäre es z. B. eine dankbare Aufgabe der Zukunft, die Länder aufzufinden, an denen das an Eruptiv- gesteinen bekanntlich so überaus reiche armenische Hochland das Material seiner Zusammensetzung bezogen hat. Nach dem Vorgange von Herrn v. Mossısovics brauchten, wie ich sofort erläutern will, diese Länder durchaus nicht in unmittelbarer Nachbarschaft Armeniens gesucht zu werden. Statt weiteren Commentars citire ich eine Stelle aus dem Capitel, welches Herr v.' Mosstsovıcs den Vulkanketten im Süden des Balkan gewidmet hat. Es heisst dort (pag. 23): „Seitdem der innige Zusammenhang zwischen der Gebirgsfaltung und dem Auftreten von Feuerbergen an den Rupturlinien der Innenseite der gefalteten Scholle erkannt ist, kann in vielen Fällen der Beginn der faltenden Bewegung auf die Zeit der Bildung von benachbarten Eruptionsstellen zurückgeführt wer- den. Es ist heute zwar noch nicht statthaft, einen derartigen Schluss für den Balkan zu ziehen, aber es wird bei weiteren Studien über das Balkansystem im Auge zu behalten sein, dass möglicherweise der Beginn der damals als noch submarinen Faltung mit dem Erscheinen der Feuerberge in der Kreidezeit zusammenfällt.e Es wäre dann noch weiter festzustellen, ob nicht gewisse, für cretacisch gehaltene oder zu haltende Durch- bruchsgesteine des Banates und die nach K. Horrmann der Mittelneocomzeit angehörigen Ausbrüche von Augitporphyr und dioritischen Gesteinen in der Fünfkirchner Gebirgsinsel eine ähnliche Stellung am Rande des nördlichen Festlandsgebietes, wie die Augitporphyreruptionen am Südrande des Balkan ein- nehmen. Aufsolche ausserhalb Bosniens, am Saume von sich emporfaltenden Gebirgsschollen gelegene Eruptionsstellen wären auch die grossen Lager- decken von Eruptivmassen zurückzuführen, welche sich in dem Senkungsgebiete der bosnischen Flysch- zone finden.“ Also auf die Vulkanketten im Süden des Balkan und auf Eruptivcentra am linken Donauufer im Banat, sowie auf solche in der Gegend von Fünfkirchen in Ungarn hätten wir die bosnischen Diabase, Gabbro’s und Serpentine zu beziehen. Von Fünfkirchen nach dem nächsten Punkt des Auftretens der Eraptivgesteine der bosnischen Flyschzone, nach Doboj sind es in gerader Linie 20 geographische Meilen, von Doboj nach dem Banater Gebirge beträgt die Entfernung 40 Meilen und dar- über, und die Regionen südlich vom Balkan liegen auch nicht gerade bei der Hand. Disceutiren lassen sich dergleichen Vermuthungen sehr schwer. Mancher wird überhaupt die Möglichkeit nicht zu- geben wollen, dass vulkanische Ausflussproducte in solcher Massenhaftigkeit so ‚grosse Entfernungen zurücklegen, selbst wenn wir uns das orientalische Festland, über welches der Weg gehen musste, gegen Bosnien zu recht abschüssig denken. Anderen wieder könnte die peripherische Lage der be- treffenden Eruptionspunkte um das Gebiet der von ihnen her- stammenden bosnischen Effusivmassen missliebig auffallen. Wenn nun auch dieses Gebiet als ein „Senkungsgebiet“ dargestellt wird, in welches also die verschiedenen Laven und Eflusiv- massen relativ leicht hineinlaufen konnten, so sieht man doch schwer ein, warum nicht wenigstens ein kleines Stück, sagen wir nur etliche Meilen weit von den betreffenden Feuerbergen, auch nach der anderen, von Bosnien abgewendeten Seite solche Serpentine und Diabase flossen. Die Serpentine des Banater Gebirges kommen nämlich ihres höheren Alters wegen hier nicht in Betracht. Indessen könnte sich Herr v. Mossı- sovıcs wenigstens auf eine Analogie in der Literatur für diese peripherische Lage der Eruptivcentra um die von ihnen aus- gespieenen petrographisch überdies von den Intrusivmassen abweichenden Laven und Tuffe berufen. Diese Analogie rührt me m Li ir N BEE: sogar von ihm selbst her und betrifft den in den Dolomitrifen von Süd-Tirol besprochenen permischen Vulkan. Die Granite des Adamello, von Meran, Klausen, Brixen und von der Cima d’Asta nordöstlich von Borgo repräsentiren nämlich die Erup- tionspunkte dieses „Vulkans“. Sie umgeben beinahe ring- förmig das Gebiet der Porphyre von Botzen, welche. als die Laven und Tuffe desselben Vulkans aufgefasst werden (vergl. Dolomitriffe pag. 407). Gesetzt nun auch, man wollte gläubig annehmen, dass die peripherisch gestellten Eruptionspunkte solcher alter, für uns heutzutage beispiellos dastehender Vulkane ihre Laven nach einem centralen Depressionsgebiet ganz ausschliesslich ergossen hätten, so bliebe immer noch zu erklären übrig, warum die zerstäubten Auswurfsproducte, welche zur Tuffbildung Anlass geben können (die vulkanische Asche etc.), und von welchen ein Transport auf weite Entfernungen nach unseren heutigen Erfahrungen viel leichter denkbar ist, ihre Spuren ebenfalls ganz ausschliesslich in jenem centralen Gebiet hinterlassen haben und warum sich, wenn schon keine echten Laven, nicht wenigstens hie und da entsprechende Tuffe auch ausserhalb der Eruptionsperipherie finden. Das scheint aber weder bei dem permischen Vulkane Tirols, noch bei dem bosnisch-bana- tisch-balkanischen Vulkangebiet der Fall zu sein. Die Luft- strömungen, durch welche das Gebiet der Aschenregen bestimmt wird, scheinen sich ebenfalls in beiden Fällen nur nach dem Mittelpunkt der peripherisch angeordneten Eruptionsstellen bewegt zu haben. Das Gebiet um diesen Mittelpunkt war also nicht allein im paläo-orographischen Sinne zur Zeit. der Erup- tionen ein Depressionsgebiet, auch im paläo-meteorologischen Sinne war es ein solches. Man sieht, eine wie weit gehende Anwendung die besprochenen Anschauungen zulassen. „Die richtige Beurtheilung des tektonischen Charakters von eruptiven Gesteinen“, sagt Herr v. Mossısovics an einer anderen Stelle (Dolomitriffe pag. 522), „erfordert in vielen Fällen eine grosse Umsicht und die genaue Kenntniss der tektonischen und stratigraphischen Verhältnisse eines grösseren zusammenhängenden Gebietes.“ : Das Eruptivgebiet der bos- nischen Flyschzone mit seiner (durch mein Verschulden) noch vielfach unentwirrten Tektonik scheint, wie wir gesehen haben, unter jenen vielen Fällen eine Ausnahme zu bilden. Ich habe nunmehr die wesentlichsten Punkte hervorge- hoben, in Bezug auf welche meine Ansichten von denen des Herrn v. Mossısovıcs abweichen. Bezüglich der gelegentlich seiner bosnischen Reiseerfahrungen aufgestellten Karsttheorie habe ich mich schon an anderer Stelle geäussert. Hier wollte ich nur aussprechen, was ich bereits in meinem Beitrag über das 297. östliche Bosnien angedeutet hatte, dass nämlich der gegen- wärtige Stand unserer geologischen Kenntniss von Bosnien zu Speculationen von derartiger Tragweite, wie sie versucht wur- den, nicht genügt. Herr Hörses fand meine diesbezüglichen, rein verwahren- den Aeusserungen polemisch gegenüber den von ihm mit einigem Schwung gepriesenen Ergebnisse der Studien des Herrn v. Mossısovics. Es wäre besser gewesen, diesen Vorwurf zu unterlassen, welcher unbegründet war, sofern es nicht an sich schon Polemik heisst, eine Meinung zu äussern, welche mit der gleichzeitig ausgesprochenen Ansicht eines Anderen überein- zustimmen nicht das Glück hat. Wenn ich mich aber diesmal nach einigem Zögern nunmehr dennoch zu einigen thatsächlich polemischen Erörterungen entschloss, so haben daran Referate wie die des Herrn Hörnes nicht die geringste Schuld, weil gerade sie die mir weniger begründet scheinenden Ergebnisse unserer bosnischen Aufnahme empfohlen oder überhaupt erst in Cours gesetzt haben. DE REN ee er x R he) He % d. Die Stegocephalen (Labyrinthodonten) aus dem Roth- iiegenden des Plauen’schen Grundes bei Dresden. Von Herrn Hermann Üreoner ın Leipzig. Erster Theil. Hierzu Tafel XV bis XVIIL. Unter dem Namen Stegocephalen, mit welchem Cor die bis dahin als Labyrinthodonten bezeichnete Thier- gruppe belegte, begreift man eine ausgestorbene, wesentlich auf Carbon, Perm und Trias beschränkte Abtheilung der ge- schwänzten Amphibien, welche sich von den lebenden Ver- tretern der letzteren durch folgende wesentliche Merkmale unterscheiden: 1. durch die Betheiligung gut ossifieirter Supra- occipitalia, Postorbitalia, Supratemporalia und Epiotica an dem Aufbau der Schädeldecke; 2. durch den Besitz von Augen- ringen; 3. durch das Auftreten eines Foramen parietale; 4. durch das Vorhandensein eines oder mehrerer Kehlbrust- platten, sowie eines Bauchpanzers; 5. bei manchen Angehörigen dieser Gruppe durch radiäre oder labyrinthisch gefaltete Structur der Zahnsubstanz. Da diese früher als charakteristisch ange- sehene Eigenthümlichkeit vielen in diese Ordnung gehörigen Lurchen abgeht, so hat Cop die auf sie gegründete Bezeich- nung Labyrinthodontia aufgegeben und dafür, wie gesagt, den ÖOrdnungsnamen sStegocephala vorgeschlagen, der auch bereits von mehreren Seiten acceptirt worden ist. | Während das Carbon und Perm Nordamerikas, Britanniens und namentlich des benachbarten Böhmens einen grossen For- menreichthum von Stegocephalen einschliessen, ist bisher aus den entsprechenden beiden palaeozoischen Formationen Deutsch- lands eine verhältnissmässig nur geringe Anzahl von Vertretern jener Ordnung bekannt geworden. Es sind die folgenden: l. Ayateon pedestris H. v. Meyer (vergl. Palaeonto- graphica . 1851. pag. 153, t. XX. f. 1. und VI. pag. 216, t. XIX. f. 1). Ein einziges und namentlich, was den Schädel ee, schlecht erhaltenes Exemplar eines eidechsenartig ge- stalteten Thierchens von 25 mm Länge, in welchem A. FrrrscH 299 neuerdings einen seinem Melanerpeton ähnlichen Stegocephalen zu erkennen glaubt (Fauna d. Gaskohle etc. 1880. II. pag. 95). Stammt aus dem permischen Brandschiefer von Münsterappel in der Bayerischen Pfalz. 2. Archegosaurus Decheni GoLDF., und 3. Archegosaurus latirostris JoRD., beide aus den Sphaerosiderit - Concretionen in den Lebacher Schichten des Saarbeckens. Der berühmten Monographie H. von Meyer’s „über die Reptilien der Steinkohlenformation“ in den Palaeon- tographieis 1857. Bd. VI. pag. 59 — 220 und t. VIlIa. bis XXIII. lagen nicht weniger als 279, zum grossen Theile treff- lich erhaltene Exemplare von Archegosaurus zu Grunde. Von grosser Bedeutung würde der von A. Frıtscr (l. c. II. p. 107) in Aussicht gestellte Nachweis sein, dass Archegosaurus bicon- cave Wirbel besitzt. 4. Sclerocephalus Haeuseri GoLor. Siehe H. von Meyer, 1. c. pag. 212— 215, t. XV. f. 9. Von dieser Form liegt nur ein einziger unvollständiger Schädel aus dem mittleren Rothliegenden der Gegend von Kaiserslautern vor, welcher Aehnlichkeit mit Archegosaurus latirostris hat. „Für eine Ent- scheidung über die Selbstständigkeit des Genus reichen die Anhaltspunkte nicht hin.“ 5. Osteophorus Roemeri H. v. Meyer (Palaeontogra- phica 1860. VII. pag. 99, t. XI). Auch hier liegt nur der Abdruck der linken Hälfte der Schädeldecke eines einzigen Individuums vor. Derselbe stammt aus den Mergelschiefern der unteren Abtheilung des Rothliegenden bei Klein-Neundorf unweit Löwenberg in Schlesien. 6. Phanerosaurus Naumanni H. v. Meyer (Palaeon- togr. Bd. VII. pag. 248, t. XXVL. f. 2—5). Dieser Name gründet sich auf 6 noch fest mit einander verbundene Wirbel, welche wahrscheinlich einem riesenhaften Stegocephalen zuge- hört haben und dem Mittel-Rothliegenden von Zwickau ent- stammen. | T. Onchiodon labyrinthicus Geın., ein 25 mm langer einzelner Zahn mit Labyrinthodonten-Structur. Aus dem Kalk- steine des Mittel-Rothliegenden von Niederhässlich bei Dresden (Dyas 1. t. 1. f. 2. pag. 5). 8. Anthracosaurus raniceps GOLDENBERG (Die foss. Thiere aus der Steinkohlenform. v. Saarbrücken, Heft I. 1875. pag. 4, t. I. f. 1). Ein kleiner Schädel nebst Resten des Bauchpanzers (nach GoLDENBERG Flughaut!) aus den mittleren Saarbrückener Schichten bei Saarbrücken. 9. Protriton petrolei GaupryY, aus der oberen Stufe des Mittel-Rothliegenden Thüringens. Nachdem K. v. Frırsch den in Dresden versammelten Geologen bereits im Jahre 1874 Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 2. 20 ein Exemplar dieses kleinen Stegocephalen aus ‚der ne, ' von Manebach vorgelegt hatte, wies er kurz darauf das ausser- ordentlich zahlreiche Vorkommen von Protriton bei Oberhof nach (vergl. K. v. Fritsch, N. Jahrb. für Min., Geol. u. Pal. 1879. pag. 720). Später machte E. Weiss ähnliche Funde bei Friedrichsroda (diese Zeitschr. 1877. Bd. XXIX. p. 202). Zu diesen deutschen Vorkommnissen von palaeozoischen Stegocephalen gesellt sich nun, sie aber z. Th. an Fülle der Ausbeute und z. Th. an Formenreichthum übertreffend und darin den böhmischen Fundorten nahekommend, ein solches im ni mittleren Rothliegenden des Plauen’schen Grundes Y bei Dresden.!) | Am rechten Gehänge des Weise welches das Döhlener (Plauen’sche) Becken quer durchfurcht, erhebt sich der Windberg, ein steilabstürzender Erösionsrücken. Der- selbe besteht aus Mittel-Rothliegenden (u. a. mit Alethopteris conferta var. tenwis Weiss, Asterocarpus pinnatifidus WEISS, Walchia piniformis SCHLOTH. sp.) und zwar zu unterst aus einem Complex von bunten Thonsteinen, Schieferletten und Arkose- sandsteinen, während sein Gipfel wesentlich von Porphyr- breccien und Porphyrpsammiten gebildet wird, welche #saronius helmintholitus, Porosus communis und Araucarioxylon in verkie- seltem Zustande führen und mit denen die Rothliegenden- Schichten des Döhlener Beckens abschliessen. Der obersten Hälfte jenes Complexes von Schieferletten und Arkosen sind 2 Kalksteinbänke eingelagert. Von diesen wird die eine, und zwar die untere, seit langer Zeit abgebaut, während die obere, die sogen. wilde Kalkschicht, stark dolomitisch ist und deshalb, sowie wegen ihrer geringen Mächtigkeit unbenutzt zu bleiben pflegt. Auch am Windberge wird das untere Kalksteinflötz ver- werthet und zwar vermittelst eines am SW.-Fusse desselben, direct östlich von Niederhässlich bei Deuben angesetzten Stollens mit unterirdischem Betriebe gewonnen. Da dort die Rothliegenden- Schichten im Allgemeinen mit 8&—10° gegen SW. einfallen, so | überfährt der ziemlich von S. nach N. gerichtete, etwa 300 m lange Förderstollen dieses Werkes zuerst die das Hangende des Kalksteinflötzes bildenden Schichten, ehe er letzteres er- reicht. Dieselben bestehen wesentlich aus lichtgrauen, violetten oder röthlichen, im ersten Falle grünfleckigen, thonsteinartigen 1) Deber die speciellen geologischen Verhältnisse dieses Beckens vergleiche: Naumann, Geognost. Beschr. d. Königr. Sachsen, Heft V. 1845; Die Döhlener Steinkohlenformation und das Rothliegende des Döhlener Bassins, pag. 235-332. — Geinırz, Geognost. Darstell. der Steinkohlenformation in Sachsen, 1856; Die 'Steinkohlenformation im Plauen’schen Grunde pag. 52 --73. TEE 30 Schieferletten mit einzelnen dünneren Lagen und zwei mäch- tigeren Bänken von röthlich braunem Arkosesandstein, sowie mit der nur etwa 30 cm starken sogen. wilden Kalkstein- schicht. Das untere, dem Abbau unterzogene, mehrfach um geringe Höhen verworfene Kalkflötz besitzt, einige schwache Zwischenmittel eingerechnet, 70 bis 90 em. Mächtigkeit und besteht aus einem grauen, z. Th. dichten und splitterigen, z. Th. dünnschichtigen dolomitischen Kalksteine, welcher durch zarte Lettenlager oder Thonbestege in ebene Platten und Bänke geschieden wird. Diesem Kalksteinflötze entstammen die neuerdings dort aufgefundenen, zahlreichen Stegocephalen-Reste. Naumann kannte aus demselben ausser undeutlichen koh- ligen Pflanzenstengeln keine organischen Reste; Geisırz führt in seiner Dyas pag. 170 aus diesem Kalksteine von Nieder- hässlich an: den oben erwähnten Onchiodon labyrinthicus GeEIN., sowie Ueberreste eines Fisches aus der Familie der Sauroiden und eine !Anodonta oder Unio, ferner Äste- rophyllites specatus Gum. und Annularia carinata GUT. | Die erste Kunde von dem Vorkommen der Reste kleiner, salamanderähnlicher Thiere und eine Anzahl der vorliegenden Exemplare verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Prof. Dr. KrurzscH in Tharandt, welcher dieselben von dem dortigen Aufseher erkauite und sie dann der Sammlung der geologischen Landesuntersuchung von Sachsen überliess. Nachdem ich mich selbst mit diesem interessanten Fundpunkte genauer bekannt gemacht und das Material etwas vermehrt hatte, gab ich in der Sitzung der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig am 17. Januar d. J. eine vorläufige Mittheilung über dieses viel versprechende Vorkommniss und über die mir da- mals von dort bekannten Reste. !) Die grosse Aehnlichkeit eines Theiles der letzteren mit böh- mischen Stegocephalen bewog mich, die bis dahin vorliegenden, freilich noch geringfügigen Skelettheile aus dem Rothliegend- Kalke von Niederhässlich Herrn Axtox Fritsch in Prag behufs Einholung seiner auf aussergewöhnlich grosse Erfahrung ba- sirten Ansicht zu unterbreiten. Mit dankenswerthester Bereit- willigkeit widmete derselbe mir und den ihm von mir vorge- legten sächsischen Stegocephalen-Resten längere Zeit und gab mir zugleich Gelegenheit, eine grössere Anzahl der Originale seiner Abbildungen im I. und II. Hefte seiner „Fauna der 1) Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig. Sitzung vom 17. Januar 1881. 20* Gaskohle und der Kalksteine der Peimörmanl Böhmens“ kennen zu lernen. Seit jener Zeit aber hat sich das in dem Museum der geologischen Landesuntersuchung aufbewahrte Stegocephalen- Material aus dem Rothliegenden - Kalkstein von Deuben um wenigstens das Dreissigfache vermehrt. Der Werth dieses Zuwachses liest am wenigsten in der grösseren Anzahl von Individuen mir bereits vorher von dort bekannter Arten, son- dern wesentlich in deren besseren, ungeahnt schönen Erhaltung und in der Vollständigkeit einzelner jüngst erlangter Exem- plare, sowie in dem Hinzukommen noch neuer interessanter Formen. Ich verdanke Dies einerseits einigen Sendungen des Herrn Prof. Dr. Krurzscn in Tharandt, andererseits der syste- matischen Ausbeutung der Fundstelle, welcher sich auf meine Veranlassung Herr Dr. M. Schröper, namentlich aber mein Schüler, Herr O. Weser, auf das Erfolgreichste unterzogen. Auch Herr E. Lusewırz aus Döhlen übermachte dem Museum der geologischen Landesuntersuchung einige interessante Stücke. Allen diesen Herren auch an dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank. Eine Hauptgrundlage für das Studium palaeozoischer Ste- gocephalen bildet neben der Monographie H. von Meyer’s über die Reptilien aus der Steinkohlenformation Deutschlands, 1857, die Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation Böhmens von A. Fritsch, von welcher bis jetzt 3 Hefte erschienen sind (Heft I. 1879, II. 1880, III. 1881). In diesem inhaltsreichen Werke macht uns A. Frrrsca mit einem bis dahin ungeahnten Formenreichthume von Stegocephalen bekannt, deren Erhal- tungszustand zum grossen Theile ein so vollkommener ist, dass selbst die zartesten Details sehr kleiner jugendlicher Skelete in bewundernswerther Klarkeit vor Augen liegen. Herr A. Fritsch hat dieses reiche Material und die Resultate seiner Untersuchungen desselben ausser durch eingehende Beschrei- bung durch eine grosse Anzahl (bis jetzt 36) lithographirter Tafeln, sowie in den Text gedruckter Zinkographien in so erschöpfender Weise zur Darstellung gebracht, dass keine neuere Arbeit über Stegocephalen und namentlich über palaeo- zoische Stegocephalen ohne die eingehendste Berücksichtigung dieses Werkes möglich ist. So stützt sich denn auch die monographische Behandlung der sächsischen, mit den böh- mischen z. Th. fast gleichalterigen Stegocephalen auf die von Fritsch gewonnenen Resultate. Es wird beabsichtigt, das reichlichst vorliegende, in seiner 308 Erhaltung mit dem böhmischen wetteifernde Material in einer Serie von Aufsätzen zu behandeln, weiche in dieser Zeitschrift nach einander erscheinen sollen. Jeder derselben wird eine Species oder mehrere Species einer Gattung von Stegocephalen aus dem Rothliegenden-Kalkstein von Niederhässlich (Deuben) bei Dresden umfassen, ohne dass in ihrer Reihenfolge eine systematische Anordnung eingehalten werden könnte, weil ich das von manchen Formen bis jetzt vorhandene Material durch fortgesetzte Ausbeute allmählich noch zu ergänzen hofie, wäh- rend bei anderen ein solcher Aufschub nicht nöthig ist. I. Branchiosaurus A. Frirscn. Fauna der Gaskohle ete. Bd. I. Heft 1., Prag 1879, pag. 69 -— 84. 1,2 VL. Unter dem Gattungsnamen Branchiosaurus beschrieb A. Fritsch gewisse kleine Stegocephalen von der Gestalt jugend- licher, noch Kiemen tragender Erdsalamander, also mit breitem vorn abgerundetem Kopfe, kräftigen mit Fingern versehenen Extremitäten und ziemlich langem (wahrscheinlich Ruder-) Schwanz, welche folgende charakteristische Merkmale aui- weisen: Die Schädelknochen auf der Oberfläche mit zarten Grübchen, — die Zähne glatt, ohne Faltung der Zahnsubstanz, mit grosser Pulphöhle, — das Parasphenoid vorn schmal und stielförmig, nach hinten schildförmig erweitert, — Parasphenoid, Palatina und Pterygoidea unbezahnt, — zwei Paar Kiemen- bögen, — nur eine fünfseitige Kehlbrustplatte, — Skelet gut verknöchert, — Wirbel mit intravertebral erweiterter Chorda, — Rippen kurz, gerade, fast an allen Wirbeln vorhanden, — Haut auf der Bauchseite mit Schuppen bedeckt. Geologischer Horizont: die kohlenführenden Grenzschichten zwischen Carbon und Perm, sowie die Kalksteine des unteren Rothliegenden Böhmens. An gewissen im Kalksteine des Mittel-Rothliegenden von Deuben vorkommenden kleinen Stegocephalen wiederholt sich fast die Gesammtheit dieser Criteria, so dass ihre Zugehörig- keit zur Gattung Branchiosaurus zweifellos ist. Nach Einsicht- nahme eines Theiles des vorliegenden sächsischen Materiales hat sich Herr A. Fritsch hiermit vollkommen einverstanden erklärt. Im Jahre 1875 beschrieb A. Gaupry die Reste kleiner, salamanderähnlich gestalteter Geschöpfe aus den bituminösen Schiefern von Muse (Saöne-et-Loire) und von Millery bei Autun!) und belegte sie mit dem Namen Protriton pe- trolei. Nach ihm sollen dieselben den echten Salamandern nahe stehen, jedoch mit deren Charakteren, namentlich im Schädelbau, solche der Frösche verbinden und demnach Mittel- formen repräsentiren, welche die anscheinende Lücke zwischen Anuren und Urodelen auszufüllen beitragen würden. Jedoch hält bereits A. Fritsch?) Protriton für einen echten Stego- cephalen und zwar für einen Angehörigen der Gattung Bran- chiosaurus, und auch R. WIEDERSHEIN ?) führt denselben unter den Mikrosauriern auf. Nach den Abbildungen GAuprr’s auf Taf. VII |. c. zu schliessen, ist der Erhaltungszustand dieser nur 30—35 mm langen Thierchen ein sehr ungünstiger. Ist doch Herr GauprrY kaum im Stande, bei dreimaliger Vergrösse- rung in Fig. 1. Taf. VII. ]. c. eine Naht der den Schädel bildenden Knochen einzuzeichnen. Die in der Symmetrielinie verlaufende Naht zwischen Frontalien und Parietalien, welche die Abbildungen in natürlicher Grösse z. Th. deutlich erkennen lassen, ist bei der in Fig. 3. Taf. VIII. versuchten Restaura- tion ganz ausser Acht gelassen, so dass GAauprY die Oberseite des Schädels im Sinne der Unterseite reconstruirt. Auf der Willkür, mit welcher letzteres geschehen. beruht auch die be- hauptete Uebereinstimmung des Parasphenoides und der Ptery- goideen von Protriton mit denen der Frösche. Dass die ebenfalls von A. GaupryY aus Autun beschrie- bene Pleuronura Pellati*) nur ein älteres Exemplar von Protriton, also ebenfalls ein Branchiosaurus ist, hält A. Fritsch für sicher (l. c. II. pag. 94). Auch hat K. v. Frırsch bereits früher darauf aufmerksam gemacht), dass die sehr zahlreichen kleinen Exemplare eines kleinen Labyrinthodonten von Oberhof im Thüringer Walde, welche er sämmtlich als Protriton petrolei GauDrY bezeichnen zu müssen glaubt, je nach der Gesteinsbeschaffenheit und dem Erhaltungszustande Protriton oder Plewronura genannt werden können. Die Vergleichung der Abbildungen der französischen Protritonen mit dem säch- sischen Dranchiosaurus und zwar mit entsprechend schlecht erhaltenen Exemplaren kann deren wahrscheinliche Zusammen- sehörigkeit nur bestätigen. In Allem, was die GaupryY’schen Abbildungen erkennen lassen: in den Schädelconturen, in !) Gaupry, Bull. de la Soc. geolog. de France, 3. ser. Tome II. 1874 — 1875. pag. 299. pl. VII. u. VII. 21. e. 1. pag. 66 u. 67, und II. pag. 94. ?) Labyrinthodon Rütimeyeri, Abhandlungen d. schweizer. eidgen. Gesellsch. Vol. V., Zürich 1878, pag. 39 u. 44. *) 1. c. 3. Ser. Tome VI. 1879. pag. 62. 5) N. Jahrb. f. Min. etc. 1879. pag. 720. 2 ar a Fe S ET Es ee | Lage, Grösse und Abstand der Augen, im Habitus des Rum- pfes und der Extremitäten stimmen kleinere sächsische Exem- ‚plare mit Protriton aus dem französischen Perm überein. Bei der Wahl zwischen beiden Gattungsnamen für die hier in Betracht kommenden Stegocephalen von Deuben musste, — selbst abgesehen davon, dass die Benennung Branchiosaurus um einige Tage älter ist, als Protriton — !), die Thatsache entscheidend sein, dass A. Fritsch die erste genaue, auf vor- züglich erhaltene Exemplare basirte Beschreibung und Abbil- dung der gesammten Skelettheile gab und die Zugehörigkeit der Thiere, von welchen letztere stammen, zu den Stegoce- phalen ausser Zweifel setzte. Von den aus Böhmen beschriebenen 5 Branchiosaurus- Arten kommen nur 2, nämlich Dr. salamandroides und Sr. umbrosus?) beim Vergleiche mit dem demnächst zu behandeln- den sächsischen Branchiosaurus in Betracht. Die erst genannte Species stammt aus der Gaskohle von Nyrschan, welche den Uebergangsschichten zwischen Carbon und Perm und zwar den Hangendflötzen der Pilsener Mulde angehört, Dr. umbrosus hingegen aus dem Permkalksteine unweit Oelberg bei Braunau, also dem unteren Rothliegenden. Während nun Dr. salaman- droides in ausgezeichneter Erhaltung selbst der kleinsten De- tails überliefert worden ist, erscheinen die Exemplare der letztgenannten Species „nur ais schwarzer Schatten dem röth- lichen Kalksteine wie angehaucht“, gehören ausserdem sämmt- lich „jungen Thieren an, bei denen die Össification des Skeletes noch unvollständig ist. Deshalb lassen sich denn auch bei dem verschiedenen und ungenügenden Erhaltungszustande des Br. umbrosus die specifischen Unterschiede nur beiläufig an- ‚geben, haben übrigens keinen grossen Werth, da die Wahr- scheinlichkeit gross ist, dass die Art vom Oelberg ein directer Nachkömmling des Branchiosaurus von Nyrschan ist“ (l. ce. pag. 81). Zu diesem ungenügenden Erhaltungszustande des Br. umbrosus steht derjenige des gleich zu beschreibenden sächsischen Branchiosaurus in so vortheilhaftem Gegensatze, dass nur die ebenso schönen Reste des ihm in der That sehr ähnlichen Dr. salamandroides als gleichwerthige Vergleichsobjecte herbeigezogen werden können. Ausserdem aber finden sich auch die von A. Fritsch für Br. umbrosus angeführten spe- cifischen Merkmale, also beträchtlichere Grösse und winkelig ı) Branchiosaurus: A. Frirsch, Sitzungsber. d. böhm. Akad. d. Wiss., Sitzung am 19. März 1875. — Protriton: A. Gauprv, Bull: de la soc. geol. de France, Seance du 29. mars 1875. ?) A. Frrrscnh, Fauna d. Gaskohle ete., pag. 69. t. I-V. — und pag. 81. t. VI. gebogene Gestalt der Intermaxillaren, grössere gegenseitige Entfernung der Augenhöhlen, viel geringere intravertebrale Erweiterung der Chorda, bei diesen unseren sächsischen klei- nen Branchiosauren nicht wieder, vielmehr stimmen dieselben gerade in dieser Richtung mehr mit Br. salamandroides überein. Die bei Zr. umbrosus schwächere Entwickelung der Wirbel- säule dürfte mit dem jugendlichen Alter der in Betracht ge- zogenen Exemplare in Zusammenhang stehen. Die Punkte, in welchen die betreffenden Branchiosaurus- Reste von Niederhässlich trotz sonstiger grösster Aehnlichkeit des allgemeinen Skeletbaues von Zr. salamandrordes abweichen, und welche die Aufstellung der neuen Art Branchiosaurus gracilis nöthig machten, werden bei der speciellen Beschrei- bung der einzelnen Skelettheile betont und schliesslich noch- mals in einem übersichtlichen Vergleiche zusammengefasst werden. 1. Branchiosaurus gracilis URED. Hierzu Tafel XV bis XVIM. Es liegen die Reste von gegen 100 Individuen dieses Ste- gocephalen vor. Freilich lässt der Erhaltungszustand einer grossen Anzahl derselben Manches zu wünschen übrig, — derjenige anderer ist um so vorzüglicher. Fast stets sind die Skelettheile beinahe zu Papierdünne zusammengedrückt und zu- gleich die ursprünglich übereinander liegenden Knochen in eine Ebene und dicht aufeinander gepresst. Dadurch ist na- mentlich die gewölbte Form des Schädels verloren gegangen und oft ein Gewirre von z. Th. geborstenen Knochenblättchen entstanden, welches schwer, z. Th. auch gar nicht mit Sicher- heit entziffert werden kann. Auch die Knochen des Becken- und Schultergürtels sind aus ihrer ursprünglichen Lage ver- schoben. Endlich sind auch viele der Thierchen noch vor ihrer Umhüllung durch Kalkschlamm der Fäülniss und dadurch der Zerstückelung verfallen, wodurch sich das öftere Fehlen und die häufige Dislocation der Extremitäten, sowie das sehr gewöhnliche isolirte Vorkommen von Schädeln erklärt. In Folge aller dieser den Erhaltungszustand sehr beeinflussenden Umstände gehören Skelettheile von zahlreichen Individuen dazu, um zu einem Bilde des gesammten Skeletbaues zu ge- langen. Dies ist auch der Grund, weshalb sich eine verhält- nissmässig grosse Anzahl von Abbildungen nöthig gemacht hat. Die Knochenreste unseres Branchiosaurus liegen meist auf den Schichtflächen des dünnplattigen Kalksteines. Hier treten sie in Folge ihrer weissen Farbe sehr scharf hervor 307 ‚und heben sich deshalb noch deutlicher von dem grauen Grunde ab, weil sie fast stets von einer intensiv gelbbraunen Zone umrandet werden, welche augenscheinlich mit dem Verwe- sungsprocesse der Weichtheile in genetischem Zusammenhange steht, und in welcher sich zuweilen die allgemeinen Umrisse - des Thieres schattenartig wiederspiegeln. Die Kalksubstanz der Skelettheile hat oft eine staubartige, lockere Beschaffen- heit, löst sich leicht vom Gesteine ab und hinterlässt dann auf letzterem das Negativ der dem Gesteine zugewandten Seite. Derartige Abformungen besitzen oft ganz besondere Schärfe, so dass man durch Aufpressen von Modellirwachs sehr brauch- bare Abdrücke erhält. Branchiosaurus gracilis, wie alle übrigen Stegocephalen ein Süsswasserbewohner, hat ebenso wie Br. salamandroides in Böhmen und wie Protriton in Frankreich und Thüringen, die sächsischen Wasserlachen der Permzeit in Schwärmen bevölkert. Dafür spricht die Häufigkeit der Individuen, welche stellenweise dicht nebeneinander oder quer übereinander ge- packt liegen. So weist z. B. die Oberfläche einer Kalkstein- platte von nur 6.cm Breite und 9 cm. Länge Reste von nicht weniger als 7 Exemplaren auf. Der kleinste Theil einer an- deren Platte ist in Fig. 6 Taf. XV. in natürlicher Grösse abgebildet, um das gesellige Vorkommen dieser Thierchen zu illustriren. Hier liegen auf einem Flächenraume von etwa 3 cm im Quadrat Reste von 3 Individuen vergesellschaftet. Von einem (I der Abbildung) sind nur einige Schwanzwirbel und eine der Hinterextremitäten, von den beiden anderen kleineren Individuen (II und III) die Schädel und Theile der Wirbel- säule nebst einigen Rippen, sowie eine Vorderextremität er- halten. Sie wenden dem Beschauer die Unterseite zu, weshalb an beiden Schädelchen die Parasphenoide sichtbar sind. Auch Reste der Kiemenbögen haben sich erhalten. Aus dem Gesagten geht bereits hervor, dass die Dimen- sionen von Branchiosaurus gracilis nur geringe sind; das grösste der vorliegenden Exemplare wird kaum 70 mm Länge erreicht haben, während das kleinste nur eine solche von 45 mm besass. Vollkommen genau sind diese Angaben nicht, weil bei keinem, selbst dem vollständigsten Exemplare der Schwanz bis zu seiner äussersten Spitze erhalten ist. Dies gilt auch von denjenigen, an denen die nachfolgenden Mes- sungen angestellt wurden. Von denselben ist das Exemplar b der Tabelle in Fig. 3, d in Fig. 2, f in Fig. 1 der Taf. XV. in natürlicher Grösse abgebildet. Was das Verhältniss von Länge und Breite des Schädels anlangt, so ist dasselbe je nach dem Grade und der Richtung der Zusammenpressung sehr schwankend. In Folge der letzteren haben die Schädel gewöhnlich und zwar namentlich in dem hinteren, ursprünglich gewölbteren Theile eine grössere Breite angenommen als ihnen. E bei Lebzeiten des Thieres zukam. Dimensionen einer Anzahl Individuen von Branchiosaurus gracilis, in Millimetern. Bempar . ..0...jal® |e ale|rte Gesammtlänge, mindestens. . . 46 53 55 56 157 160 62 Länge des 'Schädels . . ..=..1.910 10,50, 9. 110,50110.. 12,50 Breite. des Schädels ......,... ..:. 113112. 113. 12501197 1350 Länge des Rumpfes . . . - 128186 |31 ı|31 |31 186° 133 Länge des Schwanzes mehr als.| 914 14 16 |5 1a ie Länge des Humerus 2. ... ..[45 4504 5 6,25 Länge des Unterarmes . . . . 2 2 | 3 Länge..des. Pemurs.\ a... 2,2. 17.1451.6 5,50, 4,50] 6,75, 6 1,25 Länge des Unterschenkels . . . 3,50 en 2, 320 SE 3,90 Der Schädel. Die charakteristische Form des Schädels von Branchio- saurus gracilis beruht 1. auf seiner verhältnissmässigen Kürze und in seiner deshalb breiten, vorn abgerundeten Gestalt. Dieselbe findet ihren extremen Gegensatz in der spitzschnauzenförmigen Schä- delcontur von z. B. AÄrchegosaurus Decheni und von Tremato- saurus. Auch von den mit ihm vergesellschafteten übrigen Stegocephalen unterscheidet sich Branch. gracilis bereits durch die geringe Länge des Schädels. Diese rührt davon her, dass die Nasalia und Intermaxillaria bei Branch. gra- cilis ausserordentlich kurz sind. Während diese zwei Knochenpaare bei den ersterwähnten, sowie bei den später noch zu beschreibenden Gattungen an Länge die Fron- talia erreichen oder gar übertreffen können, besitzen dieselben bei Branch. gracilis beide zusammen genommen, nur die halbe Länge der Frontalia. Fig. 4 u. 5. Taf. XV. und Fig. 1 u. 2. Taf. X VI. lassen erkennen, auf welchen geringen Raum Nasalia und Intermaxillaria beschränkt sind, indem die Frontalia bis fast zum Vorderrande des Schädels reichen; 2. auf den nur wenig ausgeschweiften Verlaufe des Hinter- randes des Schädels (siehe Fig. 1—5. Taf. XV. u. Fig. 1—4. Taf. XVL). Derselbe bildet eine flache nach vorn convexe Bogenlinie, aus welcher nur die Supraoceipitalia und die Epio- tica um Weniges nach hinten vorspringen, während diese bei 309 - dem mit /?ranchiosaurus vergesellschafteten Melanerpeton eine ‚auffallende Hervorragung bilden und bei Archegosaurus die Supratemporalia nebst den Quadratojugalien flügelartig weit nach hinten reichen. d. auf der verhältnissmässigen Grösse der Augenhöhlen, sowie in deren nach vorn gerückten Lage. Auf der Oberfläche der Schädelknochen vermisst man an den vorliegenden Exemplaren die bei anderen Stegocephalen, 2.B. bei Archegosaurus und Melanerpeton, sich so deutlich mar- kirenden, radiär vom Ossificationspunkte ausgehenden Strahlen- systeme, welche bei Abgrenzung der einzelnen Knochen der Schädeldecke eine so wesentliche Hülfe gewähren. Dahingegen sind bei Branch. gracilis auf deren Oberseite kleine rundliche und längliche Grübchen zerstreut, welche keine bestimmte Anordnung, höchstens eine schwache Tendenz zu radiärer Stellung aufweisen (siehe Fig. 4u.5. Taf. XV. und Fig. 1u.2. Taf. XVL). Die Unterseite der Knochen ist glatt. Ueber die an der Zusammensetzung der Schädeldecke von Dranchiosaurus gracilis theilnehmenden Knochen ist Folgendes zu bemerken (vergl. hierzu namentlich Fig. 4, 5, 7,9. Taf. XV. und Fig. 1 u. 2. Taf. XV1.): Die Parietalia, die grössten Knochen der hinteren Schädelhälfte haben unregelmässig fünfseitige Gestalt, sind nach den Augenhöhlen zu rundlich ausgeschweift, verschmälern sich nach vorn und breiten sich nach hinten stark aus. Ihre Naht gegen die Frontalia verläuft zickzackförmig, ihre mit der Mittellinie des Schädels zusammenfallende Symmetrienaht fast geradlinig. Im vorderen Drittel der letzteren liegt das ovale Foramen parietale, welches bei dem grössten der vorlie- genden Exemplare einen Durchmesser von 1 mm erreicht. Die Frontalia sind langgezogen vierseitig und zwar dreimal so breit als lang. Ihre äussere, der Augenhöhle zu- gewandte Seite ist meist flach ausgeschweift, die vordere und hintere Naht zackig. Die Frontalia besitzen fast die gleiche Länge wie die Parietalia. Die Nasaliıa sind, wie bereits oben erwähnt, nur sehr kurz, verbreitern sich nach vorn und erhalten dadurch trapez- förmige Gestalt. Uebrigens sind dieselben an nur wenigen der zahlreichen vorliegenden Schädel erhalten, so dass man hier nur aus dem Abdrucke des vorderen Schädelrandes auf die Kürze der Nasalia schliessen kann. Die Zwischenkiefer sind kurz, aber kräftig und schliessen sich nach vorn an die Nasalia an, denen sie auch an Breite gleichkommen. An die äussere Seite der Frontalia und Parietalia legen sich die Praefrontalia und die Postfrontalia an und bilden somit den inneren Rand der Augenhöhlen. ‚Während a ersteres, ein dreieckiges, seine Spitze nach hinten wendendes Knochenstückchen, meist ausgefallen oder zerbrochen ist, hat sich letzteres viel häufiger in seiner Verbindung mit dem Pa- rietale erhalten. Seine sichelförmige Gestalt macht es leicht kemntlich, selbst wenn es nicht mehr im Contacte mit dem ausgeschweiften, vorderen Theile des Aussenrandes der Parie- talia und dem vorderen Rande des Schläfenbeines steht, son- dern wie oft der Fall, in die Augenhöhle verschoben ist. Von den Knochen der Schläfengegend bedingt das Squa- mosum, ein unregelmässig vierseitiger Knochen, durch seine Breite wesentlich mit die plumpe, sich nach hinten rasch ver- breiternde Gestalt der Schädel. Das Supratemporale, welches sich ihm nach Aussen anschliesst, ist fast stets mit den unter ihm liegenden Knochen zusammengepresst, weshalb seine schief vierseitigen Conturen nicht oft deutlich wahr- nehmbar sind. Auch das Postorbitale ist nur selten gut erhalten, besitzt eine dem Postfrontale ähnliche Gestalt, ist nach vorn spitz ausgezogen, grenzt nach hinten an das Squa- mosum und Supratemporale und bildet die Hälfte des Hinter- randes und fast den ganzen Aussenrand der Augenhöhle. In dieser seiner Gestaltung und Lage differirt das Postorbitale von Branchiosaurus ausserordentlich von demjenigen des Arche- gosaurus und gewissen anderen, noch zu beschreibenden Ste- gocephalen von Deuben, wo es nur den mittleren Theil des hinteren Augenhöhlenrandes begrenzt, und sich von hier aus keilförmig zwischen das Postfrontale und Squamosum einerseits und das Jugale und Supratemporale andererseits einschiebt, so dass das Jugale die äussere Begrenzung der Orbita bildet. Die Supraoccipitalia sind in vielen Fällen sehr gut erhalten. Es sind schmale hohe Fünfecke, deren Basis in der Symmetrienaht liegt und deren Spitze nach auswärts gerichtet ist, so dass sie die Parietalia vollständig, die Squamosa zu “ etwa 1/, nach hinten begrenzen. An ihren schräg nach aussen gerichteten Rand, sowie an den noch freien Theil der Squa- mosa, fügt sich das Epioticum an, welches nach hinten zu meist nicht mehr scharf umrandet zu sein pflegt, jedoch bei dem Fig. 4. Taf. XV. dargestellten Schädel aus einem stark vorspringenden, hinten abgerundeten dreiseitigen Knochen be- steht. In Form und Ausdehnung der Supraoceipitalia und der Epiotica weichen somit unsere Exemplare nicht unwesentlich von denen des böhmischen Br. salamandroides ab. Die übrigen Theile, welche das Hinterhaupt zusammengesetzt haben, waren knorpelig und sind deshalb nicht erhalten. Die Jugalia, Quadratojugalia und die Oberkiefer sind meist stark zusammen- und auf einander geprest. Da all sich zu ihnen oft noch das Postorbitale und die vorderen Spitzen der Flügelbeine gesellen, sind die Elemente dieses Knochengewirres nur selten sicher zu deuten. In Folge des stattgehabten Druckes sind die Oberkiefer meist aus der Verbindung mit den Intermaxillaren gelöst, besitzen hier ihre grösste Breite und verschmälern sich nach hinten. An ihrer inneren Seite liegt das Jochbein, welches vorn bis an die Nasalia reicht und sich hinten zwischen Supratemporale und Quadratojugale einschiebt. A. Fritsch beschreibt es (l. c. p. 72) nach Nyrschaner Exemplaren von Br. salamandroides als in seiner ganzen Länge gleich schmal. Mir scheinen vielmehr ausser den in Fig. 4 u. 5. Taf. XV. abgebildeten Exemplaren noch meh- rere andere Schädelfragmente darauf hinzudeuten, dass es sich nach hinten zu ausbreitet und in seiner hinteren Hälfte die grösste Breite erreichte. Vom Quadratojugale lässt einer der vorliegenden Schädel (Fig. 5. Taf. XV.) deutlich erkennen, dass seine Gestalt eine langgestreckt trapezförmige und dass sein vorderes Ende rundlich ausgeschweift ist, um hier den Oberkiefer aufzunehmen. Zur Veranschaulichung des über die Schädeldecke von Branchiosaurus gracilis Gesagten, sowie zugleich der be- züglichen Abbildungen mögen einige der letzteren "beispielsweise etwas genauer erörtert werden. Figur 2. Tafel XVI. Das hier in viermaliger Ver- grösserung abgebildete Exemplar ist ein Abdruck der Schädeldecke, also ein Negativ der Oberseite des Schädels. Somit sind die Deckknochen durch vertiefte Felder, die Su- turen durch erhabene zarte Leisten, das Foramen parietale und die Orbita durch flach eylindrische Hervorragungen reprä- sentirt. In Folge dieses Erhaltungszustandes weisen nur wenig andere der vorliegenden Schädel so scharfe Umrisse ihrer Knochenplatten auf, wie gerade dieser. Durch Anwendung von Modellirwachs lässt sich das ursprüngliche Bild der Schädeloberfläche leicht wieder herstellen. Von den Deckknochen der Oceipitalregion sind die Supra- oceipitalia vorzüglich deutlich; sie besitzen die Gestalt schmaler, fünfseitiger Platten, deren Spitze nach Aussen gerichtet ist. Mit ihren vorderen, wenig geschweiften Seiten grenzen sie an die Parietalia, mit der äusseren Spitze an die Squamosa. Erstere haben gleichfalls unregelmässig fünfseitige Conturen, nur liest ihre grösste Ausdehnung in der Richtung der Sym- metrielinie. Das in deren vorderer Hälfte gelegene Foramen parietale ist fast vollkommen kreisrund. An Wachsabdrücken ersieht man deutlich, dass dasselbe von einer Leiste umrandet ist. Die Parieto-Frontalnaht verläuft zickzackartig, was da- durch bedingt wird, dass von jedem Parietale ein keilförmiger Fortsatz in das davorliegende Frontale vordringt. IE) Die schmalen Frontalia reichen bis fast zu den Zwischen- kiefern. Zwischen ihnen und den letzteren, die nur schlecht erhalten sind, liegen die sehr kurzen, querleistenförmigen Nasalia. Aehnlich wie an die Parietalia die Postfrontalia, nur in umgekehrter Stellung, legt sich an die Frontalia jederseits ein freilich nur schlecht erhaltenes, keilförmiges Praefrontale an. Von den Deckknochen der Schläfengegend sind nur die Squamosa und Supratemporalia, beide von unregelmässig rhom- bischer Gestalt, z. Th. sehr gut, — die Postorbitalia hingegen nicht deutlich erhalten, vielmehr scheinen dieselben ebenso wie die Jochbeine und die Quadrato-Jugalia zerborsten, verschoben und mit diesen zu einem Gewirre von Knochenresten zusam- mengepresst zu sein, welche sich ohne Zwang nicht auf be- stimmte Schädeltheile beziehen lassen. Namentlich gilt dies von der linken Schädelhälfte (auf der Abbildung, weil Abdruck, rechts). Die rundlichen Grübchen, welche ordnungslos auf der Oberfläche der Schädeldecke vertheilt sind, haben im Abdrucke kleine, warzenförmige Höckerchen hinterlassen. Folgendes sind die wichtigsten Maasse dieses Schädels: Schädel... .. .....9: mm.lang, 34 mmıbreik Parletalau iu une 54 A 2 h Krontalla ». 7. 3,50 h 1 & Orbttah, iin ed 2 5 Squamosa....... 2 i 2,50 5 Supratemporalia. . 1,50 x d og For. parietale fast 1 mm im Durchmesser, Abstand der Orbita beim For. parietale 4 mm, am Vorder- rande der Parietalia 3 mm. Figur 5. Tafel XV. Die Oberseite eines Schädels in 4'/, maliger Vergrösserung. Auch an diesem Exemplare sind, wie meist, die Parietalia, Frontalia und Postfrontalia am besten, recht deutlich auch das linke Sqamosum, besonders aber das Quadrato-Jugale erhalten. Letzteres, eine schmale Knochen- spange, verbreitert sich etwas nach vorn, ist an seinem Rande ausgeschweift und nimmt hier das hintere abgerundete Ende des Oberkiefers auf, was sich auch an der rechten Schädel- hälfte wiederholt. Die Oberkiefer sind sehr kräftig und nehmen nach vorn an Breite und Stärke zu. In dem aus der Zusam- menpressung der Jugalia, Postorbitalia und vorderen Pterygoid- Spitzen entstandenen Knochengewirre zwischen Oberkiefer und Ausenhöhlen lassen sich die Jochbeine in den bis an die Na- salia reichenden Knochen wiedererkennen. Auch das sichel- 313 förmige linke Postorbitale hebt sich ziemlich scharf ab. Die Oberfläche sämmtlicher Deckknochen ist mit Grübchen besetzt. Auch Figur 4 Tafel XV. und Figur 1. Tafel XVI. geben die Abbildung der Oberseite zweier Schädel in etwa 4 maliger Vergrösserung. In der ersten Darstellung fällt das weit nach hinten vorspringende Epioticum auf, an den beiden Schädeln sind die spitz fünfseitigen Supraoccipitalia gut er- halten. Während die linken Augenhöhlen nur wenig von ihrem natürlichen Oval verloren haben, hat die rechte eine starke seitliche Zusammenpressung erfahren, in Folge deren bei dem einen Exemplare der spitze Fortsatz des Flügelbeines schräg durch die Augenhöhle geschoben worden ist. Die Unterseite des .Schädels (vergl. hierzu Taf. XV. Fig. 3, au 83 9. _ FauıXWVl. Pie. 3, 5, 6,75; — Taf, XVIL;,Fie.l, 2, 6) wird von folgenden Knochen gebildet: dem Parasphenoid, den beiden Flügelbeinen und den Gaumen- und Flugschar- beinen, denen sich, den vorderen und äusseren Rand bildend, die Zwischenkiefer und Oberkiefer zugesellen. Das Parasphenoid liegt in recht zahlreichen Exem- plaren theils in isolirtem Zustande, theils im Zusammenhange mit anderen Schädelknochen vor. Es besitzt die Gestalt eines ovalen oder halbkreisförmigen Schildes, dessen Vorderrand in einen band- oder stielförmigen Fortsatz (Processus cultriformis) ausläuft. Während dieser und namentlich sein Basaltheil, sowie die ihm benachbarte Schildresion einen kräftigen Bau besitzt, wird das Schild nach hinten zu sehr zart, so dass hier seine Conturen nur selten erhalten sind, was jedoch bei dem Fig. 9. Taf. XV. dargestellten Exemplare der Fall sein dürfte. Der Stiel erstreckt sich bis zum Vomer und somit, da dieser in seiner Lage ungefähr den Nasalien entspricht, bis ganz in die Nähe des vorderen Schädelrandes. Seine Breite bleibt sich dabei ziemlich gleich; sein vorderes Ende ist halb- rund abgestutzt (siehe z. B. Fig. 2. Taf. XVIL). Die Basis des Stieles ist verdickt; ihr zu beiden Seiten befindet sich eine flach bogenförmige, dem Aussenrande parallele Furche und in dieser je ein längliches Foramen. An 5 Keilbeinen angestellte Messungen ergaben folgende Maasse: Stielläinge 5—6 mm; — Stielbreite 0,75—1 mm; — Schildbreite ca. 5 mm. An mehreren Exemplaren (z. B. Fig. 7b, 8. Taf. XV.) erscheint das Parasphenoid in seiner natürlichen Stellung, also ohne seitlich verschoben worden zu sein, an die Innenfläche der Schädeldecke gepresst. In solchen Fällen verdeckt die Basis des Stieles das Foramen parietale und der Stiel selbst die Naht zwischen den Frontalien, Auf jeder Seite des Parasphenoid - Schildes liegt ein Flügelbein, Pterygoideum. Von diesen sind überall nur die an ihrer schwach sichelförmig gebogenen Gestalt leicht kenntlichen kräftigen, vorderen Fortsätze deutlich wahrzuneh- men. Dieselben umfassen die Augenhöhle von aussen und convergiren mit ihren ‚geschweiften Spitzen nach dem Ende des Processus ceultriformis (vergl. Fig. 4 u. 9. Taf. XV.; Fig. 1 u. 2. Taf. XVII). Auch bei auf der Unterseite liegenden, dem Beschauer die Schädeldecke zugewendeten Exemplaren sieht man die verschobenen Pterygoid - Fortsätze zuweilen in das Oval der Augenhöhle hineinragen oder nach Abblatkenuns der Deckknochen hervortreten. Der Vomer (Fig. 7b, 9. Tat. XV.; Fe. 9 Tarııız besteht aus zwei symmetrischen Knochentäfelchen von ungefähr birnförmigen Umrissen, welche nach vorn an die Intermaxillaria grenzen, und dort wo sie in der Mittelnaht zusammentreffen, einen nach hinten geöffneten Ausschnitt offen lassen. Ihre Oberfläche ist bedeckt von Grübchen und erscheint dadurch wie punktirt. Vomer-Zähne wurden nicht wahrgenommen. Die Palatina konnten nirgends deutlich beobachtet wer- den. Nicht unwahrscheinlich ist es, dass der in Fig. 5. Taf. XV1. abgebildete, ursprünglich vorn an Vomer und ÖOberkiefer an- srenzende Knochen, welcher seine Spitze nach hinten wendet, einem Gaumenbeine angehört. Zähne sind an keinem der abgebildeten Schädel, an an- deren Schädelfragmenten nur als schwache Abdrücke oder sonst spurenhaft erhalten. Nur ein auf seinen Seitenflächen mit ziemlich grossen Grübchen versehener, 2 mm langer Zwi- schenkiefer (Fig. 8. Taf. XVI.) trägt noch 6 spitze Zähnchen von fast 0,75 mm Länge. Dieselben sind glatt. An einem von ihnen ist die Spitze abgebrochen; hier erkennt man die runde, glatte Pulpa an ihrer dunkelen Gesteinsausfüllung. Vom Scleroticalringe sind nicht selten in der Augen- höhle bogen- bis halbkreisförmige Abschnitte erhalten (siehe Fig. 7 u. 8. ‚Taf. XV., Fig. 3. Taf. XVIL). . Die dieselben zusammensetzenden Blättchen haben viereckige, schwach trapez- förmige Gestalt mit wenig gebogenem peripherischen Rande, besitzen eine Höhe von bis zu 1 mm und müssen nach Er- gänzung des Abschnittes zum ovalen Augenring zu 20 bis 22 vorhanden gewesen sein, Vom Visceralskelet konnten die jedenfalls ausseror- dentlich zarten und deshalb vergänglichen Knöchelchen des Zungenbeines nicht aufgefunden werden, während die Kiemen- bogen knorpelig und deshalb überhaupt nicht erhaltungsfähig waren. Dahingegen sind die Kiemenbogen-Zähne, also 3 die auf der Innenseite der Kiemenbogen hervortretenden Reihen von stacheligen Höckerchen sehr häufig erhalten (siehe Fig. 3 26 Ta XV; Fie. 1,2u 6 Taf. XVU.; namentlich aber Fig. 3 u. 4. Taf. XVI.). Dieselben haben die Gestalt ausser- ordentlich kleiner, dem blossen Auge punktartig erscheinender Kügelchen, welche in eine schlanke, zarte Spitze auslaufen (Fig. 9 u. 10. Taf. XVI.). Sie finden sich, wo sie überhaupt vorhanden, stets in dem einspringenden Winkel zwischen Wirbelsäule und hinterem Schädelrande. Hier ist ihre An- ordnung entweder in Folge frühzeitiger Verwesung der Kiemen- bogen eine wirre, haufenförmige, oder sie bilden kurze bogige Reihen, oder endlich im günstigsten Falle schleifenförmige Guirlanden (Fig. 3, 4 u. 10. Taf. XVI.). Nach demjenigen Exemplare zu schliessen, welches diese Körnchenreihen in bestem Erhaltungszustande zeigt (Fig. 3. Taf. XVIL), dürfte die Anzahl der Kiemenbogen 2 betragen haben. Auch die grössten Individuen besitzen Kiemenbögen, — wahrscheinlich waren dieselben persistirend. Behufs Verdeutlichung der eben skizzirten Verhältnisse seien einige der Abbildungen, welche die untere Ansicht des Branchiosaurus - Schädels und gleichzeitig der Kiemenbogen und Augenringe wiedergeben, besprochen: Der in Figur 2. Tafel XVII. abgebildete Schädel ist ziemlich stark zerquetscht und doch instructiv. Das Parasphe- noid ist in der natürlichen Lage, sein Stiel in voller Länge erhalten. Man erkennt sein ungetheiltes, rundlich abgestumpftes vorderes Ende, sowie die Schild-Furchen an seiner Basis. Vor seinem Vorderende scheinen Theile des Vomers zu liegen, so- wie die nach hinten gerichteten spitzen Fortsätze des. Palati- nums. Die Gaumenhöhlen zu beiden Seiten des Parasphenoid- Stieles haben durch Verschiebung der angrenzenden Knochen an Ausdehnung verloren, namentlich hat sich quer über die linke Gaumenhöhle (also rechts) das scharf zugespitzte Post- ' orbitale gelegt. Von den Pterygoideen sieht man die spitzen, nach vorn und innen gebogenen vorderen Fortsätze, während von deren hinteren Erweiterungen keine deutlichen Reste er- kennbar sind, wenn nicht vielleicht die mehrfach geborstene Platte neben den links gelegenen Kiemenbogen hierher gehört. Jeder der Pterygoid-Fortsätze wird nach aussen zu von einem kräftigen, hinten breiten, nach vorn sich verschmälernden Knochen begrenzt, an welchen sich nach aussen zu die Ober- kiefer anlegen. Derselbe kann deshalb nur das Jugale sein, wenn auch A. Frırscn demselben eine viel schmälere balken- artige Gestalt zuschreibt. An das langgestreckt vierseitige, aussen schwach convexe Quadrato-Jugale fügt sich nach vorn der Oberkiefer. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 2. 91 Die hinler dem re Rande des Schädels gelegenen Theile des Brustgürtels sollen später bei Beschreibung des letzteren besprochen werden. In dem Winkel zwischen ihnen, und zwar dem Coracoid, und dem Jugale bilden Kiemenbogen- Zähne in Gestalt kugeliger Körnchen ein Haufwerk, in wel chem sich nur eine schwache Andeutung reihenförmiger An- ordnung offenbart. Die in Figur 9. Tafel XV. dreimal vergrösserten Schädelreste sind deshalb instructiv, weil hier Theile der Schädelbasis, sowie des Schädeldaches ein und desselben Indi- viduums in recht vollständiger Erhaltung, wenn auch verscho- ben, neben einander liegen. Dies gilt namentlich von den Parietalien mit dem Foramen parietale und dem Parasphenoid, dessen Schild kaum verletzt zu sein scheint, — ferner von den Oberkiefern,, deren höckeriger Rand die Bezahnung trug, — endlich vom Vomer, der nur selten nachweisbar ist. Figur 8 Tafel XV. verdient in doppelter Beziehung Beachtung. Sie giebt in dreifacher Grösse die rechte Hälfte eines auf seiner oberen Seite liegenden Schädels wieder, von welcher man das rechte Parietale, Frontale und Postirontale erblickt, während das Paraphenoid in seiner natürlichen Rich- tung auf die Innenseite der Schädeldecke gepresst ist, so dass sein Stiel die Symmetrienaht theilweise verdeckt. Im der Augenhöhle hat sich die Hälfte des Augenringes erhalten, welche aus 11 zarten Kalkblättchen besteht. In Figur 7. Tafel XV. stellt a den sehr scharfen Ab- druck der Oberseite, — b den der Unterseite der Medianpartie eines Schädels in dreimaliger Vergrösserung dar. Auch hier sieht man das Parasphenoid in seiner ihm zukommenden Lage, sowie vor ihm und am Vorderrande der Frontalia die beiden Pflugscharbeine, endlich am Innenrande der Postfrontalia einige Blättchen des Seleroticalringes. Hatten die letzterörterten Figuren namentlich den Zweck, die Theile der Schädelbasis in ihrem Verhältnisse und in ihrer Lage zu den Knochen der Schädeldecke zu erläutern, so wird an dieser Stelle Figur 4. Tafel XVI., deren Hauptwerth in dem wohlerhaltenen Brustgürtel beruht, deshalb herbeigezogen, weil an dem hier in vierfacher Vergrösserung dargestellten Exemplare, die Stachelzähnchen der Kiemenbogen sehr gut . wahrzunehmen und deshalb auch noch stärker vergrössert in Figur 10 nochmals abgebildet sind. Beide Darstellungen veranschaulichen die kugelige, stachelig ausgezogene Gestalt dieser Zahngebilde und ihre Aneinanderreihung zu einer den Verlauf des Kiemenbogens wiederspiegelnden Schleife. Ferner ist in Figur 3. Tafel X VI. in dreimaliger Ver- grösserung die gut erhaltene Vorderhälfte eines Zranchiosaurus - gracilis dargestellt, welche der Beobachtung die Bauchfläche zuwendet. Am Schädel nimmt man das breite Schild, sowie den Abdruck des Parasphenoid-Stieles auf den zarten Knochen der Schädeldecke wahr, ebenso die vorderen, sichelförmigen Fortsätze der Flügelbeine. Die Oberkiefer haben sich von den Jugalien losgelöst und sind etwas verschoben. Ausgezeichnet schön sind die Kiemenbogen-Zähnchen erhalten, welche in dop- pelter Schleife hinter dem Parasphenoid hervortreten. An den Schultergürtel (hier nur Coracoid und Scapula) schliessen sich die Röhrenknochen der Vorderextremitäten. Die Knochen- hülsen der Wirbel selbst sind nicht erhalten, vielmehr liegt der Steinkern derselben vor, welcher die verweste Chorda- und‘ Knorpelmasse ersetzt (siehe Wirbelsäule). Schliesslich sei noch auf Figur 1 Tafel XVIL, die vier- mal vergrösserte untere Ansicht eines Schädels hingewiesen, weil gerade dieses Exemplar die charakteristische breite Form des Schädels, die grossen ovalen Augenhöhlen und ganz ab- gesehen von den weniger deutlichen Knochen der Median- Gegend den grösseren Theil eines Flügelbeines vor Augen führt, dessen hintere Partie jene auch von A. Fritsch hervor- gehobene grobmaschige Structur aufweist. Aus dem Winkel, weicher von dem wenig deutlich conturirten Oceipitalrande und einigen sich ihm anschliessenden verdrückten Wirbeln gebildet wird, ziehen sich 2 Doppelreihen und eine Einzelreihe ven Kiemenbogen-Zähnchen schräg nach aussen. Die Wirbelsäule. Vereleiche Fig. 1, 2,8. Tal. XV.;: Fig. 3. Taf, XVL; Be Ba XV: iS. 2, 4,5, 6, C Tal XVuUl Im Vergleiche mit Branchiosaurus salamandroides ist die Wirbelsäule des Br. graecilis auffällig viel dünner und schlan- ker. Während sich bei ersterem die Wirbelbreite zur Thorax- länge wie 1:8 verhält (A. Frıtsca |. c. II. pag. 95), besitzt sie bei kleineren, wie grösseren Exemplaren von Br. gracilis nur "is bis Y/,, der Länge des Rumpfes.. Der geringere Durch- messer der Wirbelsäule tritt bereits auf den ersten Blick beim Vergleiche mit der Breite des Hinterhauptes hevor, wenn sich auch hier keine Verhältnisszahlen anführen lassen, da letztere in Folge der Zusammenpressung ziemlichen Schwankungen unterworfen ist. Diese schlankere Gestalt der Wirbelsäule ist ein speeifisches Merkmal des danach benannten sächsischen Br. gracilis. Aus wie viel Wirbeln dessen Wirbelsäule bestanden hat, lässt sich deshalb nicht mit Sicherheit constatiren, weil die 2h* Anzahl der Schwanzwirbel nicht genau bekannt ist, nur beträgt _ dieselbe jedenfalls mehr als 33. Dem Runpfe gehören augen- scheinlich 20 Wirbel an, welche 2 bis 2,50 mm Breite und 1,50 bis 1,75 mm Länge erreichen können. | Diese Rumpfwirbel bestehen, wie zahlreiche längsge- spaltene Partieen der Wirbelsäule zu erkennen geben (siehe Fig. 2, 5, 6, 7. Taf. XVIIL), aus einer nur schwachen peri- pherischen Knochenhülse, welche die mächtig entwickelte, intra- vertebral stark erweiterte Chorda dorsalis umspannt und seitlich in Querfortsätze ausläuft. Die letzteren sind an ihren Enden rundlich verbreitert und tragen sämmtlich Rippen. Der. eigent- liche knöcherne Chordamantel besitzt demnach die Gestalt einer bauchigen Tonne oder abgestumpfter Doppelkegel, welche nach hinten zu an Grösse kaum abnehmen. Die Chorda ist in vielen Fällen durch Brauneisenerz er- setzt, also in Form eines freilich plattgedrückten Steinkernes erhalten, dessen Oberfläche dann regelmässig eine zarte, aber dichte Chagrinirung aufweist, wie sie sich auch auf der Innen- seite der hohlen Extremitätenknochen und Rippen wiederfindet. (regen den Querschnitt dieses breit rhombischen Chorda-Stein- kernes hebt sich der schneeweisse Querbruch des denselben umspannenden, papierdünnen, knöchernen Mantels scharf ab, Nach einzelnen Wirbellängsschnitten der in Fig. 5 und 7. Taf. XVIII. abgebildeten Wirbelreihen zu schliessen, dürfte der vordere Rand jeder Wirbelkörper - Hülse etwas über den hinteren Rand des davorliegenden Wirbels übergegriffen haben. Die Knochenwand der Chorda läuft beiderseits und zwar etwas vor der Mitte der Wirbel in einen Querfortsatz aus, welcher sich an seinem Ende rasch und beträchtlich verbrei- tert und augenscheinlich knorpelig geendet hat. Auch diese Querfortsätze sind jetzt von Kalk oder Brauneisen ausgefüllt, welche wahrscheinlich an die Stelle knorpeliger, auf der Chorda aufsitzender Querfortsätze getreten sind, also nicht etwa seit- lichen Apophysen der Chorda entsprechen, wie es scheinen könnte, da beide nach ihrer Verwesung von der gleichen ein- heitlichen Ausfüllungsmasse ersetzt worden sind. Dieser Er- haltungszustand prägt sich namentlich dort deutlich aus, wo die Knochenhülse der Wirbel später gleichfalls verschwunden und nur der Steinkern, also der kalkig-eisenschüssige Ersatz der inneren Knorpeltheile und der Chorda zurückgeblieben ist (siehe ch. und .p. t. "in Pie. 3. Taf! XVE) 3 Im Allgemeinen ergiebt sich aus den abgebildeten Gruppen von Wirbelresten, dass die Chorda dorsalis bei Branchiosaurus gracilis persistirte, stark entwickelt und im Centrum jedes Wirbels stark erweitert war, also aus einem continuirlichen Strange mit abwechselnd schwachen intervertebralen Einschnü- er _ rungen und intravertebralen Verdickungen bestand. Die Wirbel- säule des Dranchiosaurus muss demgemäss ausserordentlich biegsam und elastisch gewesen sein. Von den Wirbeln des Branchiosaurus salamandroides unter- scheiden sich diejenigen unseres Dr. gracilis ausser durch ihre geringere Breite noch durch die ausgeschweifte Form ihrer stärker entwickelten Processus transversi, sowie durch die Zart- heit ihrer Knochenhülsen, und in Verbindung damit durch die viel mächtiger entwickelte Chorda. Der Sacralwirbel (siehe Becken) zeichnet sich durch nichts, auch nicht durch verlängerte oder verbreiterte Quer- fortsätze vor den übrigen präsacralen aus. Von den Caudalwirbeln (vergl. Taf. XVII.) sind die ersten den letzten Rumpfwirbeln vollkommen ähnlich, nur macht sich eine sehr beträchtliche Grössenabnahme geltend. Von da an, also im grössten Theile des Schwanzskeletes stellt sich an den besterhaltenen der vorliegenden Exemplare eine schnurartige, von geringen Zwischenräumen unterbrochene Auf- einanderfolge von Knochenblättchen ein, welche anfänglich un- regelmässig zackige, schliesslich vierseitige Form besitzen. Augenscheinlich war hier die Ossification nur eine geringere, während Knorpel und Chorda die Hauptrolle spielten. Auf einer Seite dieser Wirbelkörperreste treten bei gut erhaltenen Exemplaren kleine, den letzten Rumpfrippen nicht unähnliche, zarte, schmale und langgestreckte Knochenblättchen auf (siehe Fig. 4 u. 6. Taf. XVIIL), welche schräg nach hin- ten gerichtet und als Dornfortsätze zu deuten sind, die auf einen ziemlich hohen, seitlich comprimirten Ruder- schwanz hinweisen. Dass solche Dornfortsätze ebenso wie auch die Reste von Kiemenbogen selbst bei den grössten der vorliegenden Individuen vorhanden sind, dürfte für die Per- sistenz dieses Larvenzustandes sprechen, Die Rippen. Sämmtliche praesacrale Wirbel haben, vielleicht mit Aus- nahme des nicht bekannten ersten Wirbels bewegliche Rippen getragen. Dieselben sind jedoch nicht vollkommen gleich gross und gleichgestaltet, vielmehr erreichen diejenigen, welche direct hinter dem Brustgürtel folgen, die grösste Länge. Sie sind fast geradlinig, nur um ein Minimum gekrümmt. An ihrem vertebralen, sich an die Querfortsätze anschliessenden Ende erreichen sie ihre grösste Breite, verschmälern sich dann ziemlich rasch und runden sich zu, um dann ganz allmählich bis zu dem gerade abgestumpften Lateralende wieder an Breite chen und augenscheinlich rspr in a eo pelige Spitzen auszulaufen. Auch ihr Inneres bestand aus Knorpel, welcher dort, wo keine Zusammenpressung des nach Verwesung desselben ent- stehenden Hohlraumes stattgefunden hat, von Brauneisen ersetzt worden ist. = Ihre Länge erreicht fast 3 mm, ist also die nämliche, wie der Durchmesser der Wirbel nebst deren Querfortsätzen. Die Rippen der vordersten Rumpfwirbel sind etwas kürzer und gedrungener. Von der Mitte des Rumpfes an nach hinten zu nimmt die Grösse der Rippen ziemlich rasch ab, — ihre late- ralen Enden spitzen sich gleichzeitig etwas mehr zu, bis sie schliesslich direet vor dem Becken kaum noch die Hälfte der längsten Rippen messen. Was die Caudalrippen anbetrifft, so geht aus den vor- liegenden Exemplaren von Branchiosaurus gracilis hervor (siehe Fig. 5, 6, 7. Taf. XVIIL), dass solche an den vorderen Schwanzwirbeln vorhanden gewesen sind und sich nach ihrer Grösse und Gestalt an diejenigen der letzten Praesacral- Wirbel angereiht haben. Der Schultergürtel. (Vergleiche namentlich Fig. 4. Taf. XV., — Fig. 3 u. 4. Taf. XVIL, — Fig. 2, 4, 5, 6. Taf. XVIL) Im Aufbau des Schultergürtels von Branchiosaurus - spielten Knorpellamellen, welche der Erhaltung nicht fähig waren, eine Hauptrolle. Zieht man neben diesem Umstande noch in Be- tracht, dass gerade der Schultergürtel bei seinem lockeren Zusammenhange mit dem übrigen Skelete, sowie in Folge seiner starken Wölbung ganz besonders dem Zerfalle, sowie der Iso- lirung und Verschiebung der übrig bleibenden Knochenreste ausgesetzt war, so kann es nicht befremden, dass die Deutung der letzteren eine unsichere ist und dass darin die vorliegenden Beschreibungen dieser Stegocephalen - Skelettheile aus einander sehen. So sei z. B. daran erinnert, dass der von BURMEISTER und v. Meyer als Scapula des Archegosaurus gedeutete halb- kreisförmige Knochen von GoLpruss und Mur als Coracoid und die Clavicula der ersteren Autoren von den letztgenannten als Scapula betrachtet wir. Auch A. Fritsch will seine Deutung der Schultergürtelknochen „nur als einen Erklärungs- versuch dieser schwierigen Verhältnisse aufgefasst sehen.“ Die Knochenreste des Schultergürtels von Branchiosaurus gracilis bestehen aus 7 Stücken, nämlich aus einer Kehlbrust- platte und je 2 Coracoiden, Schlüsselbeinen und Schulterblättern. rer 2, Die Kehlbrustplatte ist in nur wenig deutlicher Form an mehreren der vorliegenden Exempiare und zwar nur in ihrer centralen Partie erhalten, während die Ränder vernichtet sind (Fig. 4. Taf. XVI. und Fig. 5. Taf. XVIL). Sie bildet eine verhältnissmässig dieke Knochenlamelle, welche in gerin- gem Abstande vom Hinterhauptsrande in medianer Lage auf der Bauchseite, meist zwischen Wirbel- und Rippentheilen sichtbar ist. Ausser durch diese ihre Lage macht sie sich dadurch als Thoracalplatte kenntlich, dass mit ihr der innere Schenkel des jederseitigen Coracoides noch in Verbindung zu stehen pflegt. Seitliche Kehlbrustplatten, wie sie z. B. bei Archegosaurus aufzutreten pflegen, konnten nicht wahrgenommen werden; A. Frırscn hält es vielmehr für wahrscheinlich, dass dieselben, wo sie vorhanden, die Repräsentanten der Üora- coidea seien. Die Coracoidea sind namentlich an solchen Aranchio- saurus-Exemplaren, welche dem Beschauer die Bauchseite zu- wenden, sehr häufig zu beobachten und auch dann, wenn sie inmitten von Wirbelfragmenten und Rippen liegen, leicht an ihrer abweichenden Form zu erkennen. Das Coracoid besteht aus einer schmal sichelförmig oder winkelig umgebogenen, schlanken Knochenlamelle von bis 6 mm Länge und bis 1 mm Breite, welche meist an beiden Enden zugeschärft ist. Das eine der letzteren legt sich der Thoracalplatte auf (siehe Fig. 4. Taf. XVI. und Fig. 5. Taf. XVII), der andere, nach aussen gerichtete Schenkel erscheint bald nach vorn, bald nach hinten gewendet. In einigen Fällen ist das mit der Thoracalplatte in Contact kommende Ende nicht zugespitzt, sondern im Gegentheile breiter ‚als das äussere (Fig. 2 u. 4. Taf. XVIL). Diese Abweichun- gen mögen auf der verschieden weit vorgeschrittenen Verknöche- rung des Knorpelstreifens, aus welchem das Coracoid hervor- gegangen ist, herrühren. Die Schlüsselbeine (Fig. 1 u. 4. Taf. XV., — Fig. 4. Taf. XVI., — Fig. 4. Taf. XVII.) bestehen aus einem zarten, entweder fast vollkommen geradlinigen, oder nur schwach ge- krümmten Knochenstäbchen. Durch ihre zarte, gerade Form unterscheiden sie sich leicht von den viel kräftigeren, gekrümm- ten Coracoiden. Ihre Länge beträgt bis 5 mm, — ihre Stärke kaum 0,25 mm. Die Schulterblätter werden überall dort, wo sie voll- ständig erhalten sind (z. B. Fig. 2 u. 4. Taf. XVIL), von je einer ungefähr halbkreis- oder halbmondförmigen, dünnen Knochenplatte gebildet, deren nach vorn gewendeter Rand stark convex ist und fast einen Halbkreis beschreibt, während der hintere Rand einen schwach concaven Verlauf besitzt, wo- a TEE EU ED a Sara a3 44 II TEEN FE ER : SI IFN 2 : K eg 3 1 2 Bei n% durch die erwähnte halbmondförmige Gestaltung der Scapula erzeugt wird. Ihre Breite beträgt bis 4, ihre Höhe bis 23mm. Jeder dieser Knochen besteht aus zwei sehr zarten Lamellen, welche an dem hinteren Rande verwachsen, sonst aber durch eine ausserordentlich dünne Knorpelschicht getrennt waren und nach dem vorderen halbkreisförmigen Rande zu immer zarter wurden. Diesem letzteren laufen feine Anwachslinien parallel. Es geht daraus hervor, dass die Ossification der Scapula, wie bei lebenden Urodelen eine perichondrale war, von dem hin- teren Rande ausgegangen und gleichmässig eoncentrisch fort- geschritten ist. Die knorpelige Zwischenschicht ist bei vorlie- genden Exemplaren durch Brauneisen ersetzt worden. In Folge davon spaltet die Scapula leicht in ihre zwei Knochenlamellen, deren jede auf ihrer Innenseite noch Reste der trennenden Brauneisenhaut trägt. | | Da, wie eben dargelegt, der convexe Rand der Scapula sehr zart und wahrscheinlich knorpelig gewesen ist, hat sich ihre oben beschriebene Form nicht immer erhalten, sondern hat öfters einer abgerundet 4- oder öseitigen Platz gemacht (wie z. B. in Fig. 4. Taf. XVL., und Fig. 6. Taf. XVIl.). Was nun die gegenseitige Lage dieser uns in fossilem Zustande überlieferten Knochenreste der Scapula von Branchio- saurus gracilis betrifft, so finden sich die beiden Schulterblätter gewöhnlich symmetrisch zu beiden Seiten der Wirbelsäule, den halbkreisförmigen Rand nach vorn, den concaven nach hinten gewandt, vor ihnen pflegen die Coracoidea zu liegen, deren innerer Schenkel, wie gesagt, zuweilen noch mit der Thoracal- platte in Contact steht, und deren offener Winkel bald nach vorn, bald nach hinten gerichtet ist. Die Schlüsselbeine liegen, wo sie überhaupt vorhanden sind, gewöhnlich kreuzweise über den Coracoideen. Die vorderen Extremitäten. Der Humerus (Fig. 1, 2,3. Taf. XV., — Fig. 3, 4. Taf. XVL, — Fig. 1, 4, 5, 6, 7, 8. Taf. XVI.). Besonders gut erhaltene Exemplare zeigen, dass der mittlere Theil des Humerus cylindrische Gestaltung besitzt, sich beiderseitig ver- dickt und zugleich derartig ausbreitet, dass die Ebene der scapularen Ausbreitung rechtwinkelig auf derjenigen der distalen steht (h Fig. 7. Taf. XVII.), wie dies ja auch bei lebenden Amphibien der Fall ist. In dem gewöhnlichen Erhaltungs- zustande erscheint der Humerus als ein kräftiger, an seinen beiden Enden verdickter Knochen. Gelenkköpfe sind in keinem Falle an demselben erhalten, waren deshalb augenscheinlich TEN, et H = 3 323 knorpelig. Ebenso war der Humerus selbst röhrig und mit Knorpel erfüllt. In Folge davon ist er nach Verwesung der letzteren entweder zu Papierdünne zusammengepresst oder mit Kalkspath oder Eisenhydroxyd ausgefüllt und dann in seiner natürlichen Wölbung erhalten worden. In diesem Falle ge- wahrt man auf Längsbrüchen, wie dünn die Knochenröhre, namentlich nach ihren beiden offenen Enden zu im Verhält- niss zum Querdurchmesser des Humerus ist (Fig. 1, 4, 5, 8. Taf. XVIL.). Die Innenseite der Humerus-Röhre ist mit zar- testen Grübchen dicht besetzt, was sich in der chagrinartigen Rauheit der Steinkerne wiederspiegel. — Die Länge des Humerus erreicht 6, sein Durchmesser in der Mitte 1,25, an den Enden 2,50 ınm. | Radius und Ulna (siehe Fig. 3,4. Taf. XVI., — Fig. 4, 5, 8. Taf. XVIL). Auch die Knochen des Unterarmes sind Röhrenknochen, hatten knorpelige, deshalb nicht erhaltene Ge- lenkenden und sind an ihren Enden verdickt und verbreitert und zwar auf den einander zugewandten Innenseiten etwas mehr ausgeschweift als auf den Aussenseiten. Sie besitzen etwa 3 mm, also halb so viel Länge wie der Humerus. Carpus. Die Handwurzeil war, wie bei den meisten Urodelen durchaus knorpelig, hat deshalb nirgends Reste hinter- lassen. Aus diesem Grunde entspricht ihr, überall, wo einiger- maassen erhaltene Vorderextremitäten vorliegen, ein Zwischen- raum von etwa 2 mm Länge zwischen Fingern und Carpalende des Unterarmes. Finger (Fig. 3, 4 Taf. XVI, — Fig. 8. Taf. XVII.). An den vorliegenden Exemplaren lässt sich nicht constatiren, ob die Anzahl der Finger 4, oder, wie wahrscheinlich, 5 be- trägt, was auch bei Branchiosaurus salamandroides der Fall ist. Nimmt man letzteres an, so hat der dritte Finger aus 4, der vierte aus 3 und der fünfte, äusserste aus 3 Gliedern bestan- den. Dieselben sind ebenfalls Röhrenknochen mit verhältniss- mässig dünnen Wandungen. Die Endphalangen haben spitz- kegelförmige, die übrigen an beiden Enden verdickte, also sanduhrähnliche Gestalt. Die grössten erreichen 1 mm Länge und werden etwas mehr als halb so dick. Der Beckengürtel. (Hierher sämmtliche Figuren auf Taf. XVII.) — Der Beckengürtel von Branchiosaurus gracilis besteht aus zwei Knochenpaaren, den Sitzbeinen (Ossa ischii) und dem Darm- becken (Ossa ilei). Diese 4 Knochen sind an einer grösseren Anzahl von lüixemplaren in grosser Schönheit erhalten und BE RR RT ENT REIN IE ES NER 394 deshalb auch in mehr Figuren, als es vielleicht unumgänglich. e: MR nöthig gewesen wäre, abgebildet worden. Die Sitzbeine bestehen aus zwei zarten Knochenblättchen, 2 welche ovale oder abgerundet fünfseitige Gestalt besitzen, ihr is spitzeres Ende nach hinten wenden und mit convexem Rande in der Medianlinie aneinander grenzen, wodurch der hintere Rand dieses Beckentheiles einen tiefen Ausschnitt erhält. Ein bei den meisten Exemplaren zwischen beiden Hälften sicht- barer, schmaler, klaffender Zwischenraum deutet wohl darauf hin, dass dieselben bei Lebzeiten des Thieres durch einen schmalen Knorpelstreifen verbunden waren, wie dies z.B. auch bei Salamandra und Menopoma der Fall ist. Auch in seiner Gestaltung steht das Ischium unseres /ranchiosaurus demjenigen der Urodelen sehr nahe. ‘Wie bei diesen letzteren ausnahmslos, wird auch bei Aranchiosaurus das Schambein oder der dasselbe repräsentirende vordere Theil des Ischio - publicums durchaus knorpeliger Natur gewesen sein, und ist deshalb nicht erhalten. Die uns überlieferten Reste entsprechen also nur dem Ischium. Die Länge der vorliegenden Sitzbeine beträgt etwa 2 mm, ihre Breite 1,50 bis 1,75 mm. An besonders gut erhaltenen Exemplaren gewahrt man, dass die Ischia nach innen (oben) flach vertieft und hier nach den Seitenrändern zu zart radiär gestreift und nach hinten zu gekörnelt sind (Fig. 3. Taf. XVIII.).. Eine Durchbrechung der Sitzbeine durch ein grosses Foramen, wie es A, FrITscH er- wähnt (l. c. pag. 80) habe ich nirgends beobachten können. Mit dem Ischium von Archegosaurus Decheni besitzt dasjenige von Branchiosaurus gracilis, abgesehen von den Dimensionen, die grösste Aehnlichkeit. Was die gegenwärtige Lage der Sitzbeine anbetrifft, so findet man dieselben z. Th. noch median und zwar je nach- dem das Exemplar dem Beobachter die Rücken- oder Bauch- seite zuwendet, auf oder unter der Wirbelsäule in dem stumpfen Winkel, welchen die Ilien zu bilden pflegen. Zuweilen sind sie aber auch von einander getrennt und mehr oder weniger verschoben. Die Ilien (Darmbeine), im Vergleiche mit gleich grossen Urodelen ausserordentlich kräftig gebaut, erscheinen jetzt nach Verwesung der knorpeligen Epiphysen als offene Röhrenknochen, welche sich beiderseits beträchtlich ausbreiten. Diese proxi- male Verbreiterung ist jedoch keine symmetrische, sondern fällt wesentlich auf den Hinterrand des Knochens, wodurch letzterer stärker ausgeschweift erscheint als der vordere. Na- mentlich aber wird eines der beiden Enden von dieser Ver- breiterung getroffen und zwar ist dies augenscheinlich das der BE EEE RER er re 325 Pfanne zugewandte, während das costale Ende etwas schwächer bleibt. Mit dem Ilium von Archegosaurus hat dasjenige von Branchiosaurus in seiner Form grosse ÄAehnlichkeit. Durchaus verschieden aber ist ihr Grössenverhältniss zu dem Ober- schenkel. Während bei 4Archegosaurus das Ilium so lang wie der Femur ist, besitzt letzterer bei Dr. gracilis eine viel be- deutendere Länge als jenes. Dieses Verhältniss, sowie auch seine grössere Schlankheit und die Dimensionen beider Kno- chen überhaupt, spiegeln sich in folgender tabellarischen Zu- sammensetzung wieder: 2. b. EB: u rer m, ılıum femur ilium femur ilium femur Ba 7... 3 5) + 6 9.7.1259 Durchmesser i. d. Mitte. 1 075 ]1 RB EEE Breite an den Enden .. 1,75 1 2.1.2500 1/5 Ueber die Betheiligung des Iliums an der Pfanne lässt sich nichts constatiren, da letztere vollkommen knorpelig ge- wesen sein muss. Bei der kräftigen Ausbildung der Ilien ist es nicht auf- fällig, dass dieselben sehr häufig fossil überliefert sind. Sie finden sich gewöhnlich je eines zu jeder Seite der Wirbelsäule, aber in sehr wechselnder, stets mehr oder weniger verschobener Lage, so dass bald das etwas breitere P’fannenende, bald das um ein Geringes schwächere costale Ende nach Innen ge- wendet ist. Was nun die Verbindung des Beckens und zwar der Ilien mit der Wirbelsäule betrifft, so liegen nach der Analogie mit den lebenden Urodelen zwei Möglichkeiten vor, indem dieselbe entweder mit Hülfe eines Rippenpaares oder aber direct an den Querfortsätzen des Sacralwirbels statt- finden konnte. In letzterem Falle waren die Querfortsätze stärker als an den übrigen Wirbeln entwickelt und bei ge- wissen gleichalterigen Stegocephalen, z. B. bei Melanerpeton, Lepiderpeton und Sphenosaurus seitlich sogar zu rundlichen oder nierenförmigen Schaufeln ausgebreitet. Ob Solches auch bei Branchiosaurus salamandroides stattfände, konnte A. Fritsch wegen ungünstiger Lage der Beckentheile nicht feststellen (l. e. I. pag. 78 u. 80), hat aber an Br. umbrosus aus dem Braunauer Permkalke derartige seitliche Ausbreitungen wahr- genommen (l. c. pag. 82). Bei denjenigen der vorliegenden Becken von Br. gracilis, deren Erhaltungszustand wenig zu wünschen übrig lässt, zeigten sich nirgends Andeutungen von u solchen Ausbreitungen der Querfortsätze. Dahingegen ist an % dem in Fig. 2. Taf. XVII. abgebildeten Exemplare (weniger deutlich an Fig. 1) das direct vor dem Becken liegende Rip- penpaar unbedingt viel länger und kräftiger als die der vorhergehenden Wirbel ausgebildet. Daraus würde sich der Schluss ziehen lassen, dass bei Branchiosaurus gracilis die Ilien ähnlich wie bei der Mehrzahl der lebenden Urodelen, mit deren Becken ja auch sonst dasjenige unseres Branchios. gracilis übereinstimmt, durch Vermittelung eines Rip- penpaares articulirt haben. Die hinteren Extremitäten. (‚Hierzu‘ Fig. 2732.56, 7. Tal xy Der Femur ist ein gerader, cylindrischer, an beiden Seiten erweiterter Röhrenknochen von schlankerer und weniger kräftiger Form als der Humerus. . Die Gelenkenden fehlen auch hier; der innere Hohlraum ist, wie bei den übrigen Knochen, von Kalkspath oder Brauneisen ausgefüllte Der Femur erreicht eine Länge von 7 mm bei einem grössten Durchmesser von 1,75 mm, während der Humerus desselben Exemplares bei einer Länge von nur 6 mm, an seinem oberen Ende eine Dicke von 2,25 mm besitzt (vergl. Fig. 7. Taf. XVII). Diese grössere Länge und Schlankheit des Femurs ist ein ausnahmslos wiederkehrendes Charakteristicum der Extremi- täten von Br. gracilis, wie sich dies aus dem Vergleiche der tabellarisch auf pag. 308 gegebenen Maasse beider Knochen direct ergiebt. Danach verhält sich die Länge des Humerus zu der des Femur wie 4:5, — 4,50:5,50, — 3:6, — 0,25 27523. Von den beiden Knochen des Unterschenkels, Tibia und Fibula, ist der eine etwas länger, der andere kürzere dahingegen stämmiger und an seinen Enden breiter. Die hier- durch bedingte Ausschweifung ist auf der Innenseite beider Knochen viel beträchtlicher als aussen. Die Maximallänge des Unterschenkels beträgt 3,50 mm, diejenige des zugehörigen Femurs 7 mm, und die des Unterarmes des nämlichen Indi- viduums 3 mm. Dieses: letztere Verhältniss wiederholt sich ebenso constant, wie die grössere Länge des Femurs im Ver- gleiche zum Humerus. | Die Fusswurzel war, wie die Handwurzel, nicht ossi- fieirt und ist deshalb nicht überliefert. Der ihr entsprechende Zwischenraum zwischen Fuss- und Unterschenkelknochen hat die nämliche Länge wie die letzteren, also eine solche von 2,50 bis 3 mm. Er | "nr a 3m Die Zehen, von denen nur 4 erhalten sind (siehe Fig. 9. Taf. XVII, Fig. 5 u. 6. Taf. XVII), bestehen aus in der ‚Mitte eingeschnürten Metatarsalstücken, plumberen, gedrun- generen, ebenfalls in der Mitte verengten Phalangen und je einem scharf zugespitzten Endphalanx. Dieselben waren knor- pelig und besassen nur eine zarte Knochenhülse. Ist letztere im Laufe der Zeit ganz oder theilweise zerstört worden, so erblickt man sanduhrähnliche, resp. spitzconische Steinkerne. Bei dem besterhaltenen Fusse (Fig. 6. Taf. XVIIL.), der aber auch nur noch die Reste von 4 Zehen aufweist, besteht die erste derselben aus 3, die zweite aus 4, die dritte aus 5, die vierte aus 3 oder 4 Gliedern, davon je ein Metatarsalglied und je ein zugespitzter Endphalanx. In Folge der grösseren An- zahl und der etwas beträchtlicheren Länge der einzelnen Stücke war der Fuss um ein Geringes schlanker und länger als die Hand. Ein ähnliches Verhältniss herrscht, wie eben (pag. 326) gezeigt, zwischen Ober- und Unterschenkel einerseits und Ober- und Unterarm andererseits, — es ist mit anderen Worten die hintere Extremität länger und schlanker als die vordere. So misst erstere an einem der vorliegenden Exemplare in ge- strecktem Zustande 17, letztere aber nur 14 mm. Auch hierin unterscheidet sich Dr. gracilis von Br. salamandroides, bei dem die Hinterextremität kräftiger ist als die vordere, aber ihre bedeutendere Länge wesentlich derjenigen der Zehen verdankt. Die Hautbedeckung. Von Branchiosaurus salaman- droides bildet A. Fritsch die schuppige Hautbedeckung der- Bauchseite ab; bei seinem Br. umbrosus hingegen ist sie nir- gends erhalten. Gleiches gilt von Zr. gracilis. Die einzige Spur, welche die Haut und vielleicht deren Bedeckung zurück- gelassen hat, ist ein zarter Anflug von Eisenocker, welcher die Skeletreste wie ein Schatten umrahmt. Schliesslich bleibt noch übrig, die Gründe nochmals kurz zusammenzufassen, welche uns zur Aufstel- lung einer neuen Species für die beschriebenen sächsischen Branchiosauren und deren Trennung von dem böhmischen Dranchiosaurus salaman- droides veranlasst haben, ganz abgesehen davon, dass letzterer einem tieferen geologischen Horizonte angehört: l. Der Hauptunterschied zwischen Branchiosaurus sala- mandroides und Br. gracilis beruht auf der viel schwächeren und deshalb schlankeren Wirbelsäule des letzteren. Während sich bei Br. salamandroides die Breite der Wirbel‘ zur ren ER des Thorax verhält wie 1:8, herrscht bei Dr. gracilis das Verhältniss von 1 zu etwa 13. - Diese grössere Schlankheit der Wirbelsäule ist nicht etwa Folge des Jugendzustandes vorlie- gender Exemplare, sondern wiederholt sich constant beim kleinsten wie beim grössten Individuum, ebenso wie sich um- gekehrt die viel beträchtlichere Wirbelbreite bei Br. salaman- droides bereits bei den kleinsten Exemplaren geltend macht. 2. Die Chorda ist mächtiger entwickelt; ihre Knochen- hülsen sind zarter. 3. Die Wirbel haben stärker hervortretende und ausge- schweiftere Querfortsätze. 4. Bei Br. gracilis sind die Knochen des Ober- und Unterschenkels stets länger und schlanker als diejenigen des Ober- und Unterarmes, wodurch die grössere Länge der Hinter- extremitäten bedingt wird; — bei Br. salamandroides sind um- gekehrt die Schenkelknochen etwas kräftiger und nach den von A. Fritsch |. c. auf pag. 70 sub b und c angeführten Messungen auch kürzer als die Armknochen, so dass die grössere Länge der Hinterextremität auf der gestreckteren Form der Finger beruht. 5. Die Supraoceipitalia sind schmaler und nicht wie A. Fritsch |. c. pag. 73 und auf Taf. V. für / r. salamandroides darstellt vierseitig, sondern spitzfünfseitig und reichen stets viel weiter seitlich, nämlich bis zur Hälfte des Hinterrandes des Schläfenbeines. Andere anscheinende Abweichungen in der Form einiger anderer Schädelknochen (Jugale, Vomer, Epioticum) mögen vielleicht der Ausdruck verschiedener Erhaltung sein und sollen deshalb hier nicht wieder herbeigezogen werden, nach- dem sie in der Specialbeschreibung berührt worden sind. Die erst aufgezählten Einzelheiten vereinen sich, um den Skeletbau des sächsischen Branchiosaurus zu einem gestreck- teren, schlankeren und zierlicheren zu gestalten, als es der des viel kräftigeren und gedrungeneren Br. salamandroides ist. Auf Grund aller obiger Abweichungen, welche den Gesammthabitus des lebenden Thieres wesentlich beeinflusst haben müssen, ist der aus dem sächsischen Rothliegenden - Kalke beschriebene Branchiosaurus unter dem Namen Branchiosaurus gracilis als eine selbstständige Form aufgestellt worden. Jene Ab- weichungen wiegen um so schwerer, wenn man in Betracht zieht, wie ausserordentlich gering der Skeletunterschied einzelner Species unserer lebenden Urodelengattungen ist, welche, wie 2. B. Salamandra atra und maculosa, in ihrem Skeletbau kaum mit einander differiren. REN AT RE N ER Erklärung der Tafeln XV bis XVII. Branchiosaurus gracilis Cren. aus dem Rothliegend-Kalksteine von Niederhässlich bei Deuben im Plauen’schen Grunde. Tatel XV. Figur 1 bis 3. Fast vollständig erhaltene Exemplare in natürlicher Grösse. Fig. 3 von der Unterseite. Figur 4. Vordere Hälfte des in Fig. 1 dargestellten Exemplars in Hmaliger Vergrösserung. Figur 5. Schädel von oben in 41/,maliger Vergr. Figur 6. Skelettheile dreier Individuen, davon 2 (lI u. III) mit Schädel, von unten in natürl. Grösse. Figur 7. Mediane Partie eines Schädels in 3maliger Vergr., und zwar a Oberseite, b Unterseite. Nach den entsprechenden negativen Abdrücken. Figur 8. Rechte Schädelhäfte von unten, in dreifacher Vergr. Figur 9. Etwas verschobene Theile der Schädeldecke und Schädel- basis von unten, in öfacher Vergr. Tatel X\1. Figur 1 u. 2. Oberseite der Schädeldecke in etwa 4facher Vergr. Figur 3. Vorderhälfte eines Individuums in 3facher Vergr. Die Knochenhülse der Wirbel ist verschwunden und nur der Steinkern der- selben erhalten. Figur 4. Vorderhälfte eines Individuums in 4facher Vergr. Die Details der Schädels sind nicht besonders erhalten, um so besser Kiemenbogen -Zähnchen und Schultergürtel. Figur 5. Vorderste Partie der Basis eines Schädels, fast 4mal vergrössert. Figur 6 u. 7. Parasphenoide; desgl. Figur 8. Zwischenkiefer mit Zähnen, in etwa 8facher Vergr. Figur 9. Kiemenbogen-Zähnchen in 12maliger Vergr. Figur 10. Kiemenbogen-Zähnchen des in Fig. 4 dargestellten Exem- plares in Sfacher Vergr. Tafel XVIl. Figur 1. Schädel von der Unterseite mit theilweiser Erhaltung der Schädelbasis, 4mal vergrössert. Figur 2. Schädel von der Unterseite nebst Schultergürtel, 6 mal vergrössert. Figur 3. Theil eines Augenringes, in 8maliger Vergr. Figur 4. Isolirter Schultergürtel nebst Röhrenknochen der Vorder- extremitäten, in 3'/,maliger Vergr. Figur 5. Schultergürtel nebst Theilen der Vorderextremitäten, in 2!/,maliger Vergr. Figur 6. Keilbein, Schultergürtel und Wirbel mit Rippen, in 4maliger Vergr. Figur 7. Oberarm und Oberschenkel eines Individuums, in 3!/, ma- liger Vergr. Figur 8. Vorderextremität, Figur 9. Oberschenkel und Fuss, in 4'/,maliger Vergr. Tafel XVIll. : - Figur 1. Theile des Beckens und Schwanzes, 4mal a Figur 2. Wirbel mit Rippen, Theile des Beckens und der Be extremitäten, sämmtlich längs gespalten ; 4 mal vergrössert. Figur 3. Becken nebst Theilen der Hinterextremitäten. und des - Schwanzes, 3 mal vergrössert. Figur 4. Ruderschwanz, 2mal vergrössert. Figur 5. Wirbel mit Rippen, Becken, Hinterextremität , Bar : schwanz, 4mal vergrössert. Fieur 6. Wirbel, Becken, Hinterextremitäten und Ruderschwanz; 3 mal vergrössert. Figur 7. Wirbel, Becken und Theile der Hinterextremitäten, sowie des Schwanzes; 4mal vergrössert. Die Originale sämmtlicher, vom Autor gezeichneten Abbildungen befinden sich im Museum der geolog. Landesuntersuchung von Sachsen zu Leipzig. Erklärung der bei sämtlichen Abbildungen zur Anwendung gelangten Buchstaben - Bezeichnungen. so = Supraoeceipitalia; v = Rumpfwirbel; p = Parietalia;' p-t. = Processus transversi; fo = Foramen parietale; ve = Caudalwirbel; {= Frontalia; p.s. = Processus spinosi; fp = Postfrontalia; e = Costae; pf = Praefrontalia; ch = Chorda dorsalis. n.” = Nasalia; im = Intermaxillaria; th = Kehlbrustplatte ; e = Epiotica; el = Clavienlae; sg = Squamosa; co = Coracoidea; st = Supratemporalia; s = Seapulae; po = Postorbitalia; bh; ==: Humerus;s 9 = Quadratojugalia; r.u. = Radius und Ulna; ji. = Jugalia; ca = Carpalraum. m = Maxillaria; oe —e Orb; 177, as sc = Scleroticalring; iS: 12 Ischia, ps = Parasphenoid; fe, == Bemur- pt = Pterygoidea; ti.fi.— Tibia und Fibula; vo = Vomer; t = Tarsalraum; pl = Palatina; mt == Metatarsus; br = Kiemenbogen-Zähnchen; ph, — Phalangen. 42. —*77Zähne, Im u S%. BETT WEN DATE % : ; AR ie an} 6. Ueber einige neue devonische Brachiopoden, Von Herrn Emanver Kayser ın Berlin. Hierzu Tafel XIX. Ich gebe im Folgenden die Beschreibung von vier neuen, interessanten, in letzter Zeit in meine Hände gelangten Devon- brachiopoden. Die Originale befinden sich mit Ausnahme der zuerst zu beschreibenden Art in der Sammlung der geolo- gischen Landesanstalt zu Berlin. 1. Spirifer Winterii.. Fig. 1. Charakteristik. Das mittelgrosse Gehäuse ist von vollkommen ovalem, stark quer ausgedehntem Umriss, mit etwa in der Mitte liegender grösster Breite. Beide Klappen etwa gleich und mässig stark gewölbt. Schnabel nicht lang, ziem- lich schwach gekrümmt. Sinus in der äussersten Spitze des Schnabels beginnend, mässig breit, aber nicht tief werdend. Sattel ziemlich schmal, von mässiger Höhe. An der Stirn greift die kleine Klappe mit breit-spitzbogiger Zunge in die grosse ein. Auf jeder Seite von Sinus und Sattel liegen etwa 10 ziemlich scharfe, durch etwas breitere, flache Zwischen- räume getrennte, einfache, gerade Radialrippen.: Ausserdem bilden sich auch auf Sinus und Sattel einige, erst in der Nähe des Randes deutlich vortretende Falten aus; und zwar waren bei dem der Beschreibung zu Grunde liegenden Exemplare zu beobachten: auf dem Sattel 2 mittlere, durch eine seichte Furche getrennte, und je eine seitliche; im Sinus dagegen eine stärkere mittlere und je eine schwächere seitliche. Das einzige untersuchte Exemplar hatte folgende Di- mensionen: Länge 18, Breite 26, Dicke 14 mm. Fundort und Niveau. Im mitteldevonischen Kalk der Eifel, bei Gerolstein, woselbst das einzige bisher bekannt ge- wordene Exemplar durch Herrn Apotheker Winter aufgefunden wurde, dem zu Ehren ich die Art benenne. Bemerkungen. Die neue Art unterscheidet sich von allen bisher bekannten Spiriferen der Eifel durch die rudimen- tären, sich auf Sinus und Sattel einstellenden Falten. Auch Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIl. 2. 29 EARRRT ERRERUN sonst sind mir im europäischen Devon keine verwandte For- men bekannt. Wohl aber kennt man aus dem nordamerika- nischen Devon eine nahestehende Art, nämlich Spzrifer Grieri Harz (Paläont. N. York IV. pl. 28). Die amerikanische Muschel ist der eifeler recht ähnlich; indess sind Sinus und Sattel etwas breiter und die 3 bis 4 daselbst. auftretenden ru-° dimentären Rippen dichotomiren und sind daher am Rande zahlreicher, als bei unserer Art. 2. Rhynchonella Ibergensis. Fig. 2, 3. Charakteristik. Eine mässig grosse Muschel von vier- bis fünfseitigem, etwas längsausgedehntem Umriss und eckig vortretenden Schlossecken. Beide Klappen mässig und ziem- lich gleich stark gewölbt, und zwar so, dass die grösste Dicke des etwas abgeplatteten Gehäuses erst jenseits der Mitte, öfters erst in der Nähe der Stirn liest. Grosse Klappe mit einem kleinen, spitzen, schwach gekrümmten Schnabel, Sinus nur schwach oder kaum angedeutet, ein Sattel überhaupt nicht vor- handen. An der Stirn, und in schwächerem Maasse auch auf den Seiten, ist das Gehäuse etwas abgestutzt, wodurch hier eine senkrechte, wenn auch nur niedrige und nach oben und unten durch gerundete Kanten begrenzte Fläche entsteht, über deren Mitte die etwas vertieft liegende Naht verläuft. An der Stirn ist die letztere nur schwach oder kaum nach oben ab- gelenkt. Beide Klappen sind mit ziemlich kräftigen, scharfen Falten bedeckt, die sich vielfach, aber stets erst in der zweiten Hälfte der Muschel spalten. Am Rande zählt man etwa 24 Falten. An der Stirn sind dieselben mit einer kleinen Ab- stutzungsfläche sowie mit einer schwachen Mittelfurche ver- sehen, wie dies allen Rhynchonellen der Wilsoni - Gruppe zukommt. Dimensionen einiger Exemplare: Länge 14, Breite 15, Dicke 8 mm. „ 13, ” 15, „ 5) ” ” 13, ” 14, ” 8 ” ” 12: b) 14, ” ) pr] Fundort und Niveau Nicht selten im Kalk des Iberges bei Grund im Harz, der dem älteren Oberdevon an- gehört. Bemerkungen. Unsere Art gehört der formenreichen, im Silur und Devon weit verbreiteten Rhynchonellengruppe an, als deren Typus die bekannte obersilurische Ahynchonella Wilsoni betrachtet werden kann. Die Hauptentwickelung der Gruppe fällt in die unter- und mitteldevonischen Schichten, _ > 3; in welchen dieselbe namentlich im rheinischen Gebirge und in Böhmen (Etagen F— H BarRaXNDE) mit einer Menge von Arten auftritt, während die gleichaltrigen Ablagerungen Englands und noch mehr Amerikas verhältnissmässig nur wenige hierher ge- hörige Forınen aufweisen. Unter den rheinischen und — soweit mir bekannt — auch unter den fremden Arten ist keine, die mit der unsrigen verwechselt werden könnte. Der so gut wie vollständige Mangel von Sinus und Sattel, die winkelig vortretenden Schlossecken, die starken, sich durch Dichotomie . vermehrenden Rippen und besonders die Abstutzung von Seiten und Stirn lassen Rhynchonella Ibergensis von allen verwandten Formen leicht unterscheiden. Von jüngeren De- vonformen gleicht ihr durch die auch ihr zukommende rand- liche Abstutzung sowie durch den Mangel von Sinus und Sattel allein Zhynchonella implexa Sow. sp. aus englischem Mitteldevon. Indess hat Davınson wohl Recht, wenn er die fragliche kleine Form nur als Jugendzustand der verbreiteten Rh. parallelepipeda Broxn (bei Davınsox irrthümlich primipilaris genannt) ansieht.') Allein, auch wenn man die in Rede ste- hende englische Form als eine eigene Art festhalten wollte, so würde unsere harzer Muschel durch ihre Grösse, die starken Rippen und die vortretenden Schlossecken leicht zu unter- scheiden sein. 3. Retzia trigonula. Fig. 4. Charakteristik. Das nicht sehr grosse, etwas längs- ausgedehnte Gehäuse hat einen ausgesprochen fünfseitigen Umriss mit stark vorspringenden Ecken und etwas concaven oder ein- gebuchteten, zwischen jenen liegenden Seiten. Von diesen letz- teren sind die dem Schnabel zunächst liegenden die längsten. Der Schlosskantenwinkel beträgt weniger als 90°. Beide Klappen sind ungefähr gleich und mässig stark gewölbt. Schnabel kurz, ziemlich stark gekrümmt, das an seinem Ende liegende Terebratula-artige Loch war an dem der Beschreibung zu Grunde liegenden Exemplare nicht mehr beobachtbar. Weder ein Sinus, noch ein Sattel ist vorhanden und der Stirn- rand ist in Folge dessen vollständig geradlinig. Von den Buckeln beider Klappen laufen je 4 hohe, dünne, leistenförmige Rippen aus, die am Stirnrande auf einander treffen (also mit einander correspondiren, während die Rippen oder Falten der 2) Auch bei jüngeren Exemplaren der eifeler Rh. parallelepipeda habe ich ähnliche sinus- und sattellose, an der Stirn abgestutzte For- men beobachtet (vergl. Terebratula Wilsoni oviformis bei QUENSTEDT, Brachiop. t. 42. f. 41). meisten ea: Brachiopoden alterniren). Die Sie iR den äusseren Rippen beider Klappen liegenden Theile dr Muschel sind etwas ausgehöhlt, wodurch zu beiden Seiten des Schnabels eine ziemlich hohe, steile, etwas concave Fläche entsteht, über deren Mitte die Naht, wie es scheint, mit schwach kielförmiger Erhebung, verläuft. Die Oberfläche beider Klap- pen ist mit ziemlich gedrängten, markirten, lamellösen Quer- streifen bedeckt, die, dem Rande parallel verlaufend, sich zwischen je zwei Rippen zurückziehen, während sie auf den letzteren vorspringen. Der innere Apparat konnte nicht beobachtet werden, aber nach Analogie der nächstverwandten Arten zu schliessen, müs- sen Spiralen vorhanden sein. Die ursprünglich wahrscheinlich perforirte Structur der Schale ist durch den Fossilisations- process unkenntlich geworden. Das untersuchte Exemplar zeigte folgende Maassverhält- nisse: Länge ca. 22, Breite 18, Höhe 14 mm. Höhe der leistenförmigen Rippen über 3 mm bei ca. 1 mm Dicke. Fundort und Niveau. Es lag mir nur ein einziges, leider etwas verdrücktes und nicht ganz vollständiges Exem- plar vor. Die zierliche Muschel stammt vom Pical von Arnao unweit Aviles an der asturischen Küste, wurde durch Herrn Ingenieur Jacoeı zusammen mit anderen mitteldevonischen Versteinerungen (Calceola sandalina, Cyrtina heterochta, Orthis aff, subtetragona, Cystiphyllum lamellosum, Alveolites suborbiew- laris, Favosites Goldfussi ete.) aufgefunden und gelangte durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. STELZnER in meine Hände. Wie die Mehrzahl der von der genannten Localität stammen- den Versteinerungen, so ist auch das in Rede stehende Fossil nicht nur im Innern mit amorpher Kieselsäure ausgefüllt, son- dern auch die äussere Schale grösstentheils verkieselt. Bemerkungen. Die Art ist nahe verwandt mit den schon von längerer Zeit durch Versevın aus dem spanischen Devon beschriebenen Terebratula Ezquerra und Colletii= (vergl. Bull. Soc. Geol. France 1845 u. 1850), welche von den neueren Autoren wohl mit Recht bei der Gattung Zetzia untergebracht werden. !) In der allgemeinen Gestalt (fünfeckiger Umriss bei überwiegender Längsausdehnung ) steht unsere Muschel der 1) Vielleicht bestehen auch Beziehungen mit Athyris (Terebratula) Ferronensis VERN. aus dem spanischen Devon. Wenigstens hat es mir nach Exemplaren des Berliner Museums scheinen wollen, als ob diese Muschel in der Beschaffenheit der Quersculptur und der Falten, welche letztere sich zu starken Kielen gestalten können, der Esquerra recht ähnlich werden kann. Indess scheint ein wesentlicher Unterschied bestehen zu bleiben, nämlich der einete Charakter von Ezquerra BE über dem nicht eincten der echten Ferronensıs. Be 5 E 7 d x r Retzia Colleti am nächsten, während ihre lamellöse Quer- seulptur und die markirten Rippen sie der R. Ezquerra ähn- licher machen. Bei allen drei fraglichen Muscheln ist der Stirn- rand vollkommen geradlinig und die Rippen beider Klappen an der Stirn correspondirend: alle drei sind ausgezeichnete einete Terebrateln im Sinne L. v. Buc#’s. Trotz der unver- kennbaren Aehnlichkeit der drei Muscheln liegen indess die Unterschiede der beiden Verxeumrschen Arten von der unsri- gen auf der Hand. So unterscheidet sich AR. Colletü schon durch das Fehlen der Quersculptur, statt welcher sie eine feine Längsstreifung besitzt. Ezquerra dagegen hat bei stark über- wiegender Querstreifung einen siebenseitigen Umriss und un- gleich niedrigere, nicht leisten-, sondern kielförmige Rippen. Noch näher, als die genannten beiden devonischen Arten, steht unserer Muschel die bekannte triadische Terebratula tri- gonella SCHLOTH. aus dem alpinen und deutschen Muschelkalk, die man wegen ihrer inneren Spiralen und der von einigen Autoren ') beobachteten, perforirten Schalenstructur jetzt eben- falls zu Retzia rechnet. Bei ausgesprochen ceinctem Charakter und eckig fünfseitigem Umriss hat nämlich trigonella, ebenso wie unsere irigonula, 4 sich hoch über die Schale erhebende, dünne, leisten- oder lamellenförmige Rippen, und besässe unsere de- vonische Art nicht die ausgezeichnete Quersculptur, so könnte man leicht in Gefahr kommen, sie mit trigonella zu ver- wechseln. Wenn daher Quexstepr (Brachiop. pag. 449) mit- theilt, dass Beyrıca, von der Analogie der spanischen Colleti und Ferronensis frappirt, diese Formen Vorläufer der trigonella genannt habe, so lässt sich unsere trigonula mit noch mehr Recht als paläozoische Stammform der Muschelkalkart be- zeichnen. 4. Leptaena retrorsa. Fig. 5. Charakteristik. Das mässig grosse, überaus dünne . Gehäuse hat einen stark querausgedehnten Umriss und ausge- schweifte, flügelförmig verlängerte Schlossecken. Grosse Klappe nur in der Umgebung des Buckels etwas convex, dann aber stark umgebogen, so dass sie im Ganzen als concav zu be- zeichnen ist. Kleine Klappe unmittelbar unter dem Buckel flach, dann entsprechend der grossen gebogen, also im Ganzen convex. Dabei bildet der zweite Theil der Muschel mit dem ersten fast einen rechten Winkel. Schlossfeld der grossen Klappe ziemlich breit, nahezu horizontal (senkrecht zur Längs- !) Quenstept (Brachiop. pag. 285) will dieselbe nicht gesehen ha- ben, sondern spricht von einer faserigen Beschaffenheit der Schale. richtung der Muschel liegend), mit einem dreieckigen mittleren R- Ausschnitt, der durch ein sich nicht über das Niveau des Schlossfeldes erhebendes Plättchen überdeckt ist. Schlossfeld der kleinen Klappe viel schmäler, mehr oder weniger steil stehend, wie es scheint, ebenfalls mit einem mittleren Aus- schnitte, der auch durch ein flaches Plättchen verschlossen ist. Beide Schlossfelder sind deutlich quergestreif. Die äussere Schalensculptur besteht aus etwas ungleichmässig starken, ein wenig hin und her gebogenen Längsrippchen, zwischen denen sich in verschiedener Entfernung vom Rande neue Rippchen einschieben. Die Zwischenräume zwischen allen Rippen aber sind mit zahlreichen, sehr viel feineren, fadenförmigen Radial- streifen erfüllt. Anwachssculptur wenig markirt. Dimensionen zweier Exemplare: Länge 20, Breite 44 mm; Dicke am Buckel nicht ganz 3 mm, im Uebrigen noch dünner. Fundort und Niveau. Nicht selten in den schwar- zen, dem älteren Oberdevon angehörigen Mergelschiefern von Stolberg bei Aachen, zusammen mit Spirifer Verneuili, Rhyn- chonella cuboides und pugnus, Atrypa reticularis etc. Vielleicht auch im Iberger Kalk von Rübeland im Harz, wo ich eine ähnliche, wenn auch kleinere und leider wenig gut erhaltene Muschel gefunden habe. Bemerkungen. Durch die convex-concave Beschaffen- heit ihrer grossen oder Ventralklappe giebt sich Leptaena re- trorsa sogleich als eine Vertreterin der interessanten kleinen Gruppe der Leptaena euglypha Daun. zu erkennen, zu der be- sonders noch die obersilurischen funiculata M’ Cor und AHaueri Barr. gehören. Unter allen diesen ist Leptaena euglypha un- serer Art am ähnlichsten. Dieselbe unterscheidet sich indess von der Stolberger Form durch bedeutendere Dimensionen, stärkere (überwiegende) Längsausdehnung und weniger stark vortretende Schlossecken. Auch die sich nicht über das Ni- veau des Schlossfeldes erhebenden Deckplatten der mittleren dreieckigen Oefinungen bilden einen Unterschied der devo- nischen Form von Z. euglypha, bei welcher letzteren diese Platten convex sind. In der Sculptur stehen beide Muscheln sich sehr nahe, nur ist bei der silurischen Art die Quer- sculptur mehr entwickelt. Auch die böhmische Z. Haueri weicht von L. retrorsa durch überwiegende Längsausdehnung und grössere Flachheit ab. Im Devon sind Formen der euglypha-Gruppe selten. L. bohemica Barr. aus der Etage F unterscheidet sich, ebenso wie L. euglypha, von unserer Art durch beträchtlichere Di- mensionen, geringere flügelförmige Verlängerung der Ecken und regelmässigere, nicht so dicht stehende Längsrippen. Auch erfolgt die Umbiegung des Gehäuses bei der böhmischen Art | | | schon früher und ist weniger stark, als bei der Stolberger Form. Noch weiter entfernen sich von der letzteren L. ana- glypha Kays. und L. euglypha Scunur aus dem eifeler Mittel- devon durch ihre auf den äussersten Rand oder sogar nur einen Theil desselben beschränkte Umbiegung des Gehäuses. Aus dem nordamerikanischen Devon ist mir keine vergleich- bare Muschel bekannt. Erklärung der Tafel XIX. Figur 1—-1c. sSpirifer Winterü n. sp. Aus dem Mitteldevon von Gerolstein in der Eifel. Figur 2 —- 2a. Rhynchonella Ibergensis n. sp. Aus dem oberdevo- nischen Kalk des Iberges bei Grund im Harz. Figur 3—3a. Ein anderes Exemplar derselben Art, ebendaher. Figur 4— 4c. Retzia trigomula n. sp. Aus dem Mitteldevon von Arnao bei Aviles in Asturien. ‚ Figur 5—5c. Leptaena retrorsa n. sp. Aus dem Oberdevon von Stolberg bei Aachen. Fisur 5b. Querschnitt durch das Gehäuse. Figur 5c. Sculptur, vergrössert. _ B. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr J. Hanıer an Herrn W. Danes. Ueber Sigillaria Brasserti Hanıer. 1. Juni 1881. Der Stamm ist mit ei- bis birnförmigen Blattnarben be- kleidet, die in Längsreihen nach dem Quincunx (°/,) geordnet sind. Die Blattnarben sind 6 mm lang, an der breitesten Kaya Dı E— z S KEN Am ® A Da Stelle 5 mm breit, sie stehen 5 mm, also fast Narbenlänge, von einander entfernt. Oberhalb der Blattnarbe ist fast ein Drittel des Zwischenraumes zwischen je zwei Blattnarben glatt, der übrige Theil scharf querrunzelig. Durch die Verbreiterung der benachbarten Blattnarben wird das Zwischenfeld in der Mitte verengt. Von den drei Gefässnärbchen, welche im oberen Theile der Blattnarbe liegen, ist das mittlere klein, punktförmig, die beiden seitlichen linienförmig einwärts gebogen, bisweilen das mittlere fast umschliessend. | Die innere Seite der Rinde ist gerippt; die Rippen sind flach gewölbt, fein längsgestreift, etwa 4 mm breit, in der — is 3% Fang u A Ne Ze ER a Re ep! RU ER EN" ee _ Gegend der Blattnarben etwas höckerig erhöht, mit einer kleinen kreisförmigen Gefässbündelnarbe, welche 13 mm von einander entfernt stehen. Schwer ist es, eine grössere Aehnlichkeit mit einer an- deren Art herauszufinden, nur die Form der Narben erinnert etwas an sSigillaria scutellata. Vorkommen: Bisher nur im Hangenden des Flötzes No. 4 der Zeche Mathias Stinnes bei Carnap in Westfalen. Das Original befindet sich im Museum des naturhisto- rischen Vereins für Rheinland und Westfalen, und verdanke ich dasselbe der Liebenswürdigkeit des Herrn Bergrath ScHRADER zu Mülheim an der Ruhr. 9. Herr SteErzeEeL an Herrn Weiss. Ueber die Flora der unteren Schichten des Plauenschen Grundes. Chemnitz, den 3. Juli 1881. Obschon meine Bestimmungen der Flora der unteren Schichten des Plauenschen Grundes noch nicht ganz erledigt sind, kann ich Ihnen doch ein revidirtes Verzeichniss derje- nigen Pflanzen senden, welche nach dem bis jetzt vorliegenden Materiale diese Flora bilden und bitte Sie, Mittheilungen hier- über in der nächsten Sitzung der Deutschen geolog. Gesell- schaft geben zu wollen. Folgende Arten setzen die Flora zusammen. (NB. Von mir bestätigte ältere Bestimmungen sind mit (*), neu be- stimmte Formen mit (f), neu beobachtete mit (FF) be- zeichnet. I. Fiılicaceae. 1. 7 Sphenopteris obtusiloba AnprAr, Vorw. Pfl. t. 10. Sphenopteris Schlotheimi Geinımz, Verst. t. 23. f. 12. 2. Tr Sphenopteris nov. sp. 3. Hymenophyllites dichotomus GUTBIER sp. (Nach GeEINITZz). 4. 17T Aphlebia filiciformis GUTBIER Sp. Neuropteris auriculata (BronGnIart) Geinıtz. (Nach GEINITZ.) 6a. 7 Neuropteris cf. flexuosa STErnBeRG. Einzelne Fiederchen (Seitenfiederchen) cf. STERNBERG, Vers. I. t. 32. f. 2. Bronen., Hist., t. 65. f. 2. 3. — Z. Th. cf. Seiten- 6b, = 01. Odontopteris obtusa Brosen. Endfieder, cf. Den. ; Foss. Fl. t. 2. f. 1. beib und Germar (N. subere- 7. 8. 12. 13. 14. 15. 16. VE EN = Agr fiederchen von Neur. subcrenulata GannaR, Wettin, LT AS nulata) 1. c. t. 5. f. 1. Nicht ganz so stumpf. NB. No. 6a und 6b gehören augenscheinlich zusammen, entsprechen aber keinesfalls weder N. auriculata Bronen., noch N. auriculata GEIN. Dictyopteris ci. Schützei A. Remer, Pal. IX 2 32 f. 1a. Die Dietyopteris des Plauenschen Grundes ist deutlichen Exemplaren zufolge weder D. Brong- niarti, noch D. neuropteroides GUTBIER. Sie hat ‚einen kräftigen, bis gegen die Spitze hin verlau- fenden Mittelnerv wie D. Schützei, hat aber grössere Blättchen als diese (41 : 10 mm bis 68 : 16 mm). — Die Exemplare von Weissig werden zu ver- gleichen sein. 1 Marattiotheca sp., cf. Graxp’ Eury, Fl. carb. t. 7. f. 5. Sehr häufig, oft fructifieirend. — Habitus der Fiedern (Form und Grösse der Blättchen etc.) meist ähnlich Pecopteris Candolleana GERMAR, Wettin t. 38, aber kräftige, einfache Nerven wie bei Pecopt. hemiteloides Brosen., Hist. t. 108. f. 2. B. C., oder Pecopt. Miltoni Brosen. Hist. t. 114.1. 7. Asterotheca (Cyatheites) arborescens SCHLOTH. sp. (Nach Gemıtz.) Der bei Gkmitz, Verst. t. 28. f. 11. ab- gebildete Farnrest ist ein undeutliches Exemplar von Marattiotheca sp. (s. No. 8). Alethopteris aquilina SCHLOTH. sp. (Nach Geiz.) Cyathocarpus Candolleaneus Bronen. sp. (Nach Geinttz.) S. 0. No. 8. * Oyathocarpus Meiltoni Arrıs sp. (incl. Cyathocarpus Meh- nerti GuTB. sp., Gaea pag. 82). * Oyathocarpus dentatus BRoNGn. sp. Tr Pecopieris ( Ba cf. Jägeri GÖöPpP. sp., cf. GÖPPERT, Foss. El t..22:06762 1 Tr Pecopteris densifolia sp. * Pecopteris foeminaeformis SCHLOTH. Sp. Pecopteris arguta STERNBERG et BRONGNIART. (Abb. bei Geintmz, Verst. t. 29. f. 1-3., t. 22. f. 3. 2°) Die Verschiedenheit der Abbildungen dieser Form bei SCHLOTHEIM, BRONGNIART, GEINITZ und ZEILLER scheinen mir nur in einer verschiedenen Auffassung des betreffenden Erhaltungszustandes begründet zu sein. \ y * I GE BE IT ee an ee 8 341 : Ar. Tr Pecopteris nov. sp. (Vergl. Callipteridium imbricatum (GÖPPERT SP.) 18. ++ Callipteris conferta STERNB. subsp. obligqua Göpr. sp. var. tenuwis Weiss, Foss. Fl. t. 6. f. 9. Hierzu: Alethopteris nervosa GeinıTz, Geognost. Darstellung pag. 79. 19. 7 Taeniopteris Plauensis STERZEL. Alethopteris longifolia Geinıtz ex p., Verst. t. 31. f. 9. Sämmtliche Exemplare breiter (z. Th. sehr viel), als Aleth. longifolia Sterxeg., länglich (nicht lineal!), bis 20 mm breit und 7 cm lang, über der Basis etwas eingeschnürt (Oehrchen), oben in eine Spitze verschmälert (nicht abgerundet!), Ränder häufig rückwärts umgerollt. Mittelnerv kräftig, Seiten- nerven unter spitzem Winkel entspringend, dann fast horizontal und streng parallel, dichter, als bei Aleth. longifolia, meist zweimal in verschiedener Entfernung vom Mittelnerv, zuweilen nur einmal gegabelt. Blättchen anscheinend von lederartiger Consistenz, stets vom Stengel losgerissen. 20. ++ Psaronius sp. (verkieselt). 5 wo ? Calam. varians > 9° (GeRrMmar) Weiss. II Calamariecae. 21. _* Calamites cruciatus STERNB. C. alternans GERM. et KAULr. CO. approzimatus Gem., Verst. t.11.f. 2.u.1. 22. * Calamites Cisti Brongn. Abb. bei Gein., Verst. Eier 5, lasst 0(26 1.107.082). 22b. f Calamites leioderma Guts., cf. Verst. d. Rothl. er leo: Calamites camnaeformis ScatortHu. (Nach GeistTz.) . Tr Calamites major (Broxen.) Weiss, cf. Foss. Fl. t. 14. f.1. Habitus zwischen Cal. gigas und Cal. Suckowi. Exempl. v. Otzenhausen: Exempl. a.d. Pl. Grunde: 5 Internodien, 5 Internodien, 18—19 cm Durchm., 22 cm Durchm., 6 cm hohe Glieder, 4 cm hohe Glieder, 6 mm breite Rippen, 6 mm breite Rippen. „Wegen Zusammendrückung von oben her (einige Querfalten vorhanden) greifen nur einzelne Rippen- enden spitz ineinander.“ (cf. Weiss ]l. c. pag. 120.) . Hierzu gehört vielleicht Calamites Cisti GrinıTz, Merst.t. 11. 18. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 39. 34. 39. 36. a7. 38. 39. Me d. en Kerkkenren 7 welcher, Sea * Annularia longifolia Bronen. (Annul. spinulosa ee : Abb. bei STERNBERG, Vers. ]. t. 19. £. 4. und GRIN., E. Verst. 421974; +T Stachannularia tuberculata STERNB. sp. * Calamosiachys superba Weiss, Calam. t. 4. f. 1, 1.3.1.1. und Geisımz, Verst. t. 18. f. 9. * Calamosiachys mira Weiss, Calam. t. 4. f. 2. * Sphenophyllum oblongifolium GerMArR. Abb. bei En Verst. t. 20. f. 11—1A. III Lyecopodiaceae. * Stigmaria ficoides BRongn. GEINITZ sagt, dass nur eine Stigmaria aus dem Becherschachte bei Hänichen bekannt sei. Unter meinem Materiale ist nur ein schlechtes Stück, welches als Stigm. ficoides var.‘ undulata bestimmt werden kann. IV. Cycadeaceae. Cordaites palmaeformis Görpr. sp. (Nach Geiz.) * Cordaites principalis Geru. sp. Abb. bei GEinıtz, Verst. 1.2128. 22,74 6.2 Hierher gehört jedenfalls auch: Noeggerathia Beinertiana Geisirz, Verst. t. 21. f. 17.18. Sie entspricht dem Erhaltungszustande Cord. Ottonis GEINITZ. * Artisia approximata STERNB. SP. V. Conifer.ae. * Walchia piniformis SCHLOTH sp. Abbild. bei Geisıtz, : Verst. t. 22. f. 4. (das Exemplar ist deutlicher!), 1?, 6°, nec f. 2 u. 3. (FPec. foeminaeformis). Coniferenstämme. _ inites carbonarius Gsin. (Vergl. Geimitz, Geogn. Darstellung pag. 79 u. 64.) VI Fructus et semin.a. Rhabdocarpus Bockschianus GÖPP. et BERGER. Gehören Abb. bei Geimizt, Verst. t. 22. f. 9. | wohl Rhabdocarpus lineatus GöPP. et BERGER. Abb. bei Geintrz, Verst. t. 21. f. 19—21. N . KINN ER ck Fr Ir ER 20% DET Ku, TE si es 349 ER 0. rr Zhabdocarpus disciformis STERN. var. laevis (GöPr. sp.) % Weiss, Foss. Fl. t. 18. f. 8. ee 41. + Trigonocarpus Schulizianus GöPP. et BERGER. 42. * Cardiocarpus Gutbieri Gem., z. Th. cf. €. reniformis Gemitz, Dyas t. 31. £. 16. 43. Tr Cardiocarpus orbicularis ETTINGsH., Strad. t. 6. f. 4. 44. * Oyclocarpus Cordai Geimn., Verst. t. 21. f. 11—16. Ueber die schwer zu beantwortende Frage nach dem rela- tiven Alter dieser Schichten theilte ich Ihnen früher meine Vermuthungen mit. Dieselben haben sich infolge der neueren Funde wenig geändert. Leider giebt (ganz abgesehen von den seltenen Sphenopteris nov. sp., Culamostachys superba U. mira) das ziemlich häufige Taeniopteris Plauensis für eine Paralleli- sirung nur insofern einen Anhalt (es wurde nur im Plauen- schen Grunde beobachtet) als der nächste Verwandte, Tae- niopteris coriacea GÖörP., dem Rothliegenden angehört und hier überhaupt die ersten Taeniopterideen auftreten. Formen wie Sphenopteris obtusiloba, Stigmaria ficoides, Sphenophyllum oblon- gifolium, Calamites Cisti (?) Cal. cannaeformis, Neuropteris auri- culata und Marattiotheca sp. deuten allerdings auf Carbon hin. Indessen ist zu bemerken, dass Stigmaria nur zweimal auf- tauchte, das eine Mal in einem ziemlich schlecht erhaltenen Exemplare; das andere (GeEisıtz) kenne ich nicht. Das Vor- kommen von Neuropteris auriculata bedarf noch sehr der Be- stätigung. Die mir bekannten Neuropterideen aus dem Plauen- schen Grunde sind entschieden nicht jene Species, vielmehr entweder Fiederchen von Neur. flexuosa (die auch z. B. aus dem Rothliegenden von Neurode und Braunau angeführt wird) oder sie gehören als Seitenfiederchen zu Neur. suberenulata (also Odontopteris obtusa), auf deren Vorhandensein einige Exemplare von Fiederenden mit den obersten Seitenfiederchen hindeuten, die weder zu Neur. auriculata, noch zu Neur. flexuwosa sehören, denen von Neur. suberenulata aber mindestens sehr nahe stehen. Ein typischer Calamites cannaeformis ist mir aus dem Plauenschen Grunde auch nicht bekannt, und ob Cal. Cisti wirklich nur im Carbon vorkommt (Cal. leioderma!) ist frag- lich. — Schwerer wiegen Sphenopteris obtusiloba und Spheno- phyllum oblongifolium. Die letztere Form tritt aber erst mit den Ottweiler Schichten ein und steigt hinauf bis in die zweifel- haften Schichten von: Bert in Frankreich, die Granp’ Eury den Lebacher Schichten gleichstellt und die auch ZeıLLer als echtes Rothliegendes auffasst. Auch das eine Sphenophyllum von Crock scheint dem ‚Sphen. oblongifolium mindestens sehr ae ers nahe zu stehen. -—- Hymenophyllites dichotomus (von mir nicht 2 beobachtet) und -phlebia filieiformis fallen kaum schwer ins Gewicht, zumal nicht die letztere Form, die auf C'yathocarpus dentatus beobachtet wurde, einer Art, die auch noch in den Cuseler Schichten vorkommt. Pecopteris foeminaeformis kommt ‚bis in die Ablagerung von Millery in Frankreich herauf vor, die Granp' Euny der von Bert (s. 0.) an die Seite stellt. Pecopteris Jägeri kam im Carbon vor; aber die Identität dieser Form mit der im Plauenschen Grunde war bisher nicht sicher erweisbar. — Cyathocarpus dentatus und Calamites appro.ximatus gehen bis in die Ouseler Schichten, _-4sterotheca wrborescens, Alethopteris aquilina (Geıinırz), Cyathocarpus Miltoni, Pecopteris densifolia, Annularia' lonyifolla (incl. carinata), Cordaites princi- palis (incl. Ottonis), Artisia, Araucaroxylon, Cyclocarpus Cordai (inel. Ottonzs), Cyathocarpus Candolleanus, Odontopteris obtusa, Rhabdocarpus disciformis laevis bis in die Lebacher Schichten herauf. — Dietyopteris Schützei (die Form des Plauenschen Grundes vielleicht identisch damit) trat ausser im entschie- denen Carbon auch bei Bert auf und eine ähnliche Form im Rothliegenden von Weissig. — Fsaronius sp., Calamitea siriata und bistriata sind zwar höchst wahrscheinlich nur Er- haltungszustände (denen Arten der Gattung Caulopteris und Calamites entsprechen), die aber vorwiegend im Rothliegenden beobachtet wurden. Calamitea bistriata entspricht nach Stur’s Ansicht (Morphol. der Calam.), die durch eine grosse Reihe neuerdings bekannt gewordener Exemplare unterstützt wird, dem im Rothliegenden so häufigen Calumites infractus GUTBIER, und es fand sich, wie schon erwähnt, auch ein Abdruck im Plauenschen Grunde, welcher dieser Form (Stur’s Textfiguren 5—-7) gleicht. — Callipteridium imbricatum (im Plauenschen Grunde nicht sicher) kommt nur in den Cuseler Schichten vor. — Woalchia piniformis der Saarbrückener Schichten ist zweifelhaft; in den Ottweiler Schichten wurde die Art nicht beobachtet. Sicher ist sie also nur für die Cuseler und Le- bacher Schichten anzunehmen. — Calamites major und Cal- lipteris conferta kamen gleichfalls nur in den letzteren beiden Horizonten vor (die var. tenuis, cf. Weiss, Foss. Fl. t. 6. £. 9, welcher die des Plauenschen Grundes am meisten entspricht, nur in den Lebacher Schichten), ebenso die Gattung Taenio- pteris (Lebacher Schichten). Unter Berücksichtigung der Möglichkeit, dass einige Ver- besserungen in diesen Angaben des Vorkommens später eintreten müssten, ist doch wohl so viel sicher, dass die unteren Schichten des Plauenschen Grundes keiner Zone des erzgebirgischen Beckens und überhaupt nicht dem echten Car- 345 bon zugerechnet werden können, vielmehr für sie ein jüngeres ‚Alter angenommen werden muss. Ein specieller Vergleich zwischen der Flora des erzgebirgischen Beckens und der des Plauenschen Grundes wird in den Erläuterungen zu Section Stollberg-Lugau der geologischen Specialkarte von Sachsen ge- geben werden. Hier sei nur kurz erwähnt, dass von der im Carbon des erzgebirgischen Beckens häufigsten Pflanze, Dick- sonütes Pluckeneti SCHLOTH. sp. (diese Bezeichnung schlage ich für Pecopteris Pluckeneti vor, da nach mehreren von mir neuerdings beobachteten Exemplaren die Fructification dieses Farn der von Dicksonia sehr ähnlich ist. Weiteres in den Erläuterungen zu Section Stollberg - Lugau.) im Plauenschen Grunde nicht eine Spur zu finden ist. Ausserdem fehlen hier von den im erzgebirgischen Becken häufigeren Formen ausser den Sigillarien: Sphenophyllum emarginatum, Macrostachya, Le- pidodendron dichotomum, Annularia sphenophylloides, Stichopteris unita, sowie die charakteristischen Arten: Odontopteris britan- nica, Odontopteris Reichiana, Sphenophyllum longifolium u. A. — Dies sind zugleich Arten, die im Saargebiete mit Ausnahme von Stichopteris unita mit den oberen Ottweiler Schichten ver- schwinden. Gegen den carbonischen Charakter der unteren Schichten des Plauenschen Grundes spricht auch folgender Umstand: sowohl in den Saarbrückener und Ottweiler Schichten, wie auch im Carbon des erzgebirgischen Beckens ist die Reihen- folge der Pflanzenklassen mit Rücksicht auf die Zahl der Arten, aus denen sie sich recrutiren, folgende: Filicaceae. Lycopodiaceae. Calamarieue. Cordaites. Coniferae z. Th. In den Cuseler und Lebacher Schichten dagegen, sowie im Rothliegenden des erzgebirgischen Beckens ist die Reihen- folge diese: Filicaceae. Calamarieae. Coniferae. Lycopodiaceae. Cordaites. Und ähnlich gestaltet sich das Verhältniss in den un- teren Schichten des Plauenschen Grundes, nämlich: 346 Pilicaceae. Calamarieae. Cordaites. Coniferae. Lycopodiaceae. Das Zurücktreten der Lycopodiaceen und das Häufig- werden von Calamarieen, Coniferen und Cordaiten giebt der fraglichen Ablagerung einen dem Rothliegenden ähnlichen Charakter. — Es liegt also eine dyassisch-carbonische Misch- lingsflora vor. Eine solche haben wir in den Cuseler Schich- ten, und von den Schilderungen, welche Sie (Foss. Fl. p. 228.) von den einzelnen Schichten des Saar - Rheingebietes geben, passt am meisten die der Cuseler Schichten auf die unteren Schichten des Plauenschen Grundes. Allerdings haben wir im Plauenschen Grunde von den typischen Pflanzen der Cuseler Schichten nur vielleicht Callipteridium imbricatum Göpr. sp. Aber diese Ablagerung ist ja auch verhältnissmässig wenig bekannt. Und wenn man beim Auftreten von Callipteris con- Jerta, Calamites major, Taeniopteris, (Wulchia?) den Beginn des Rothliegenden setzt, und die Cuseler Schichten als unterstes Glied derselben ansieht, so kann man die unteren Schichten des Plauenschen Grundes nur diesen parallelisiren. — Dann würde das darauf folgende „Rothliegende“ den Lebacher Schich- ten äquivalent sein, und dafür scheinen u. A. gewisse thierische Reste (NB. vergesellschaftet mit einer Rothliegendenflora!) zu sprechen. RER Dass bez. der einzelnen Arten der carbonische Charakter in den unteren Schichten des Plauenschen Grundes den des Rothliegenden überwiegt, insofern die meinsten Arten ihren Ausgangspunkt im Carbon haben, muss zugegeben werden. Und wenn Sie derartige Ablagerungen als besondere Zone („Kohlenrothliegendes“) auffassen und zwischen obere Ottweiler und Cuseler Schichten stellen möchten, so hat das gewiss viel für sich; aber ich befürchte, dass damit im Allgemeinen nicht viel gebessert sein wird und möchte lieber erst die weitere Erforschung der auch eine Art Kohlenrothliegendes repräsen- tirenden Ouseler Schichten abwarten, zumal ich in der letzten Zeit viele Erfahrungen in Bezug auf locale Verschieden- heit in der Flora des Carbon und des Rothliegenden z. Th. sehr nahe gelegener und entschieden äquivalenter Gebiete ge- macht habe (vergl. die nächstens erscheinenden Erläuterungen zu Section Stollberg-Lugau der geologischen Specialkarte von Sachsen) und beinahe glauben möchte, dass eine exacte Identificirung der einzelnen Zonen jener Formationen in ‚elner acheinend “(mie t für ein en Gebiel) Arten nicht möglich ist. — Ich will hierbei nur noch en von den nur ın den alıp Ottweiler IK für eine hondiune zwischen die oberen Ottweiler und useler Schichten finden soll. 23 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der April- Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 6. April 1881. Vorsitzender: Herr BEYRiıcH. * Das Protokoll der März-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr Bückıng trug unter Vorlage von ihm selbst gesam- melter Gesteine über die krystallinischen Schiefer und die Kreide vom Pentelikon urd der Gegend von Athen vor. (Vergl. den Aufsatz pag. 118.) Herr K. A. Lossen sprach über die Verwerfung des Granits und der ihm aufruhenden Schichten im Oderthale längs des Rehberger Grabens als Fortsetzung der Kellwasser- Spalte v. Groppecr’s, mit Bezugnahme auf die Ruscheln von St. Andreasberg und die Oberharzer Gangspalten. Herr E. Kayser sprach im Anschluss an den Vortrag des Herrn Lossen über eine andere, von ihm im Spät- sommer 1880 aufgefundene, grosse Querverwerfung, deren wei- tere Verfolgung vielleicht auch für den Oberharzer Bergbau von Wichtigkeit werden könnte. Diese Verwerfung läuft aus der Gegend des Andreasberger Rinderstalles (östlich Andreas- berg), woselbst sie die grosse im Oderthale verlaufende Dislo- cation abschneidet, in nordwestlicher Richtung durch das Kell- wasser- und Fischbachthal in’s obere Sieberthal, bis dahin der Grenze zwischen Granit und Grauwackenhornfels folgend, dann am Forsthause Schluft vorbei über den Quarzitrücken des Acker (oder genauer durch die Acker und Bruchberg schei- dende Senke hindurch) in’s Sösethal. Diese lange Bruchlinie, die man im Unterschied zu der Oderspalte wohl als Acker- spalte bezeichnen könnte, führt vielfach Gangquarz und z. Th. auch Erze, und bedingt in ihrem westlichen Theile eine be- ‚trächtliche Querverschiebung der correspondirenden Schichten, die im Osten der Spalte gegen Norden verrückt sind. Das Westende der Spalte ist noch nicht ermittelt — vielleicht hängt sie hier mit den Clausthaler Gangspalten zusammen; ihr Östende aber liegt jenseits des Oderthales, wo sich an sie eine Reihe paralleler, gleich der Oderspalte nord-südlich strei- hender, erzführender Nebenspalten anschliessen. Diese letz- teren reichen bis an die gewaltige, im Süden von Andreas- berg und Braunlage hinziehende Diabasmasse heran und stehen hier wiederum in Verbindung mit den hier beginnenden, ost- westlich verlaufenden Hauptspalten (Ruscheln) des Andreas- berger Gangsystemes. Derselbe legte weiter eine Suite devonischer Verstei- nerungen von Arnao bei Aviles an der asturischen Küste vor. Dieselben wurden durch Herrn Ingenieur A. JacopI in Arnao gesammelt und gelangten durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. StTeLzner in die Hände des Vortragenden. Die Mehrzahl der Fossilien stammt von Pical, einem 150 m in's Meer hineinragenden Küstenvorsprung bei Arnao. Sie treten hier in einem unreinen Kalkstein auf. Meist sind sie im Innern mit amorpher flintähnlicher Kieselsäure ausge- füllt, z. Th. auch die äussere Schale verkieselt. Es konnten folgende Arten bestimmt werden: Calceola sandalina, ein schlecht erhaltenes, aber sicher zu bestimmendes Exemplar. Alveolites cf. suborbicularis. Favosites Goldfussü. Favosites polymorpha? Chaetetes? sp. Oystiphyllum lamellosum. % Diese Corallen lagen z. Th. in grossen, schönen Exem- plaren vor. Airypa reticularis, typische Form, sehr häufig. Cyrtina heteroclita. Retzia trigonula n. sp., eine mit R. Ezquerra und Colletii verwandte, der R. trigonella des Muschel- kalks auffallend ähnliche Form. Orthis afl. subtetragona. Orthis sp. (verwandt mit subtetragona und canaliculuta, aber mit einer mittleren, rinnenförmigen Depres- sion auf der grossen Klappe und einer Falte im Sinus der kleinen Klappe). BEE ER Re NE A a RE Me ER Bude f ie * % TEILTE i Ausser den genannten Versteinerungen vom Pical wurden noch einige grosse Stücke eines aus dem Steinbruch der Arnaoer Grube stammenden, graugrünen, durch Eisenoxyd stellenweise dunkelroth gefärbten, kalkigen, schaalsteinartigen Schiefergesteins vorgelegt. Dieselben enthielten zahlreiche sehr dicke Stielglieder und schlechte Kelchreste eines grossen Cri- noiden, wie es scheint von Trybliocrinus GEinıtz (N. Jahrb. 1867. pag. 284). Die Reste vom Pical sind mitteldevonisch, während das Alter des Crinoidengesteins noch dahingestellt bleiben muss. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. w. 0. BeyricnH. Danmes. ARZRUNI. 2. Protokoll der Maı-Sitzung. Verhandelt Berlin, den 4. Mai 1881. - Vorsitzender: Herr Bryrıcn. Das Protokoll der April- Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr A. Harrar sprach über die Schichtenfaltung im Devon und Culm nordwestlich von dem Bergrücken des Acker- Bruchbergs im nordwestlichen Oberharze, legte als ein schönes Beispiel von derselben ein @uerprofil durch das Allerthal bei Camschlacken vor und versuchte, den Vorgang dieser Faltenbildung und deren Folgen darzustellen, welche vorzugs- weise in der sogen. „transversalen Schieferung“, sowie in dem gänzlichen Zerreissen der Schichten in der Richtung ihrer Faltensattel-, beziehungsweise Muldenlinien, d. i. den „strei- chenden Schichtenstörungen“, bestehen. Zum Beweise des Vorkommens der letzteren legte der Vortragende schliesslich seine im Maassstabe von 1: 12500 ausgeführten letztjährigen geognostischen Kartirungen im Gebiete des Grane- und Gose- thales nebst erläuternden Profilen durch die eu und Devon- schichten jener Gegend vor. Herr W. Dames legte vor und besprach tertiäre Wirbel- thierreste von Kieferstädtl in Oberschlesien. - Herr E. Kayser machte Mittheilungen über die Fauna des chinesischen Kohlenkalks von Lo-ping, mit de- ren Bearbeitung nach den durch Herrn vos RICHHOFEN mit- gebrachten Materialien er seit einiger Zeit beschäftigt ist. Das umfangreiche Material enthält etwa 50 Arten, hauptsächlich Brachiopoden , daneben Pelecypoden, einige Üephalopoden, Gastropoden, Corallen, Bryozoen, einen Trilobiten (Phillipsia) und eine Foraminifere (Fusulin«a). Unter den Brachiopoden herrscht wiederum die Gattung Productus mit etwa einem Dutzend Arten vor. Unter ihnen, wie auch unter den übrigen — Brachiopoden, findet man eine grosse Zahl der gewöhnlichsten - und verbreitetsten Kohlenkalkarten Europas und Amerikas Ä wieder, wie Productus semireticulatus, costatus, longispinus, pustulosus etc., Spirzfer lineatus und ellipticus, Streptorhynchus crenistria u. a. m. Alle diese Species erweisen das carbonische Alter der betreffenden Fauna. Nur eine Strophalosia (hor- _ rescens) sowie zwei dem bekannten odscurus nahestehende Schizodus-Arten weisen auf ein jüngeres Alter hin, als es dem westeuropäischen Kohlenkalk zukommt; und auch eine Reihe _ anderer Formen, die dem englischen, belgischen und deutschen — —— Kohlenkalk fremd, aber für den jüngeren Kohlenkalk Russ- lands (Mjatschkowa) und Nordamerikas charakteristisch sind (wie Syntrielasma, Streptorhynchus (Meekella) pectiniformis etc.) sprechen in gleicher Weise für eine Stellung der Fauna von Lo-ping im oberen Theil und vielleicht an der obersten Grenze der Carbonformation. Was die verwandtschaitlichen Beziehungen der Fauna zu den Carbonfaunen anderer Länder betrifit, so ist vor Allem - ihre Aehnlichkeit mit der durch Msex, Geıinırz und Andere beschriebenen jüngeren CGarbonfauna von Nebrasca, Nevada, - Californien, Neumexico und den angrenzenden Gegenden eine ganz überraschend grosse, besonders wenn man die ausser- ordentlich weite räumliche Trennung beider Gebiete erwägt. Eine beträchtliche Zahl von amerikanischen Arten kommt auch in China vor oder ist daselbst durch vicariirende Formen vertreten. dieser Beziehung fällt namentlich ein sehr merkwürdiges, sieh in China wie in Indien findendes Fossil in’s Gewicht, nämlich die von pe Koninck (Mem. s. 1. fossiles recueillis dans - _ lInde par Freuine, Liege 1863, pag. 18. t. 3. 1. 7—9) als Anomia Lawrenciana Fuem. beschriebene Form, die indess nach den Untersuchungen des Vortragenden als Typus einer neuen, vielleicht in der Nähe der Productiden unterzubringenden Bra- Ss Nächstdem weist die durch ps Konınck, DaAvipson und — Waasen beschriebene, ebenfalls dem oberen Carbon angehörige Fauna der indischen Saltf-range vielfache Analogien auf. In chiopoden - Gattung anzusehen ist, für welche der Name ' Richthofenia vorgeschlagen wurde. Ausserdem zeigt endlich auch der jüngere Kohlenkalk des europäischen Russland, sowie die unlängst durch ABıch be- schriebene, schon der permischen Formation zugehörige Fauna von Djulfa in Armenien einige Beziehungen zu der chinesischen, während eine nähere Verwandtschaft mit dem geographisch ungleich näher gelegenen Australien nicht hervortritt. Herr Arzrunı theilte die Resultate einer von den Herren BAMBERGER und FEUSSNER ausgeführten optischen und chemi- schen Untersuchung eines von Herrn Aur. StüBeL in der Trümmerstadt Tiahuanaco in Bolivien gesammelten blauen So- daliths mit, welcher daselbst in Bruchstücken vorgefunden wurde und dessen Ursprung unbekannt geblieben ist. Die chemische Analyse führt zu einer einfacheren Formel als sie bisher angenommen worden ist. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. 0. BEYRICH. Danmses. ÄRZRUNT. 3. Protokoll der Junı - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 1. Juni 1881. Vorsitzender: Herr Beykıca. Das Protokoll der Mai-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Frisprıca FrecH aus Berlin, z. Z. in Bonn, Herr Max BLANKENHORN aus Cassel, z.Z. in Bonn, und Herr Emit WEBER aus Freiberg i. Sale z. 2. in Bonn, vorgeschlagen durch die Herren ScHLÜTER, DANS und ARZRUNI. Herr NortLıne sprach: Herr Dames hat im 25. Band dieser Zeitschrift Kreidegeschiebe aus Ostpreussen besprochen, die sich durch ihre Versteinerungen, Ammonites Coupei BRONG., Turr. costatus Lam., Pecten orbicularis ow., der Cenoman- formation angehörig erwiesen. In einer späteren Publication hat Herr Daues und nach ihm Heer Kırsow in Danzig die Zahl der in diesen Geschieben gefundenen Petrefacten be- trächtlich vermehrt. Durch das überaus reiche Material des Königsberger Mineraliencabinets, sowie durch die in der Samm- lung der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg aufbewahrten Petrefacten bin ich in die Lage gesetzt, ein Bild jener Fauna zu liefern, das, wenn auch hier und da lückenhaft, m Grossen und Ganzen doch der Wahrheit nahe kommt. Es betrug mit Abschluss meiner Untersuchungen die Zahl der Cephalopoden 6 Species, Gasteropoden 15 5 # Ä Relecipoden. "39% “ Brachiopoden 2 , g: wozu noch Corallen, Anneliden und Wirbelthierreste kommen. Die Zusammensetzung dieser Fauna ist in hohem Grade auf- fallend: Es muss der fast gänzliche Mangel an Echinodermen, deren Reste auf höchst fragwürdige Stacheln beschränkt sind, sehr befremden, ebenso wie die geringe Zahl der Brachiopoden, welche nur durch die beiden Genera: Lingula und Rhynchonella durch je eine Species, aber in grosser Zahl der Individuen _ repräsentirt, auffällig ist. Namentlich gewinnt das anderwärts in Kreideablagerungen ungemein seltene Genus Lingula, einer- seits durch ungeheure Zahl der Individuen — einzelne Ge- schiebe bestehen nur aus zusammengebackenen Schalen der Lingula Krausei — andererseits durch die Art seines Vor- kommens in den Geschieben, eine ganz besondere geologische Wichtigkeit, da sich hiernach die Geschiebe in zwei Gruppen trennen lassen: Me & Geschiebe mit zahlreichen Mollusken, ohne Lin- ; gula Krausei Dam., b. Geschiebe mit Lingula Krausei Dam., selten an- dere Petrefacten führend. Wie die genauere paläontologische Untersuchung gezeigt hat, entspricht die Abtheilung a. dem mittleren Cenoman der Zone des Jmmonites varians und Hemiaster Griepenkerli, und höchstwahrscheinlich auch der Zone des Ammonites Rotoma- ‚gensis und Holaster subglobosus. Ob dagegen die Abtheilung b. der Zone des Pecten asper äquivalent ist, lässt sich vorläufig nicht mit Sicherheit behaupten; es lässt sich nur das eine ' eonstatiren, dass Geschiebe mit Pecten asper bis jetzt noch nicht gefunden wurden. | | . Es ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass beide Gruppen verschiedene Facies einer und derselben Ablagerung repräsentiren, oder aber dass die Gesteine mit En. & ausäi locale Einlagerungen im mittleren und oberen Cenoman gebild haben. Die Nichtigkeit dieser Ansicht kann allerdings nur durch eine Tiefbohrung bewiesen werden, und muss eine defi- nitive Entscheidung über das Niveau der Lingula-Gesteine : Zukunft überlassen bleiben. Die Verbreitung der Geschiebe schien ursprünglich nur auf ein bestimmtes, nicht gerade sehr grosses Gebiet am Knie der Weichsel beschränkt, nachdem aber die Aufmerksamkeit auf diese Geschiebe gelenkt war, wurden dieselben auch an anderen Orten der Provinz Preussen aufgefunden und hiermit eine weitere Verbreitung der immerhin seltenen Geschiebe constatirt; bis jetzt beträgt die Zahl der Fundpunkte etwa funfzig. Dieselben vertheilen sich in der Weise, dass auf einem Gebiete, das nördlich durch den Pregel und "das frische Haff, östlich und südlich durch eine Linie, welche man sich vom Einfluss der Aller in den Pregel über Pregerteln nach der Abzweigung der Nogath aus der Weichsel gezogen denken kann, westlich durch eine Linie parallel dem Weichselthal begrenzt wird, etwa 80 pCt. der Fundorte liegen, während die übrigen 20 pCt. auf einer mehr als ebenso grossen Fläche vertheilt sind, deren Grenze eine von der Mündung des Memelstromes in's Haff über Tilsit, Purpesseln, Allenstein nach Thorn ge- zogene Linie bildet. In dem so umschriebenen Gebiete ist nicht allein die Zahl der Fundpunkte im Weichselthal, son- dern auch die relative Menge der Cenomangeschiebe am grössten, während von der Mehrzahl der anderen Fundpunkte nur mehr vereinzelte Geschiebe bekannt sind, es lässt sich dagegen mit vollem Rechte von einer Anhäufung von Cenoman- geschieben im unteren Weichselthale sprechen. Ueber die Heimath dieser Geschiebe lässt sich mit voll- ständiger Sicherheit nichts ermitteln; da jedoch festgestellt ist, dass die Kreideablagerungen sich nicht nördlich der Linie Purmallen-Malmö verbreitet haben, so dürfte auch die Heimath unserer Geschiebe südlich dieser Linie, d. h. in der Provinz Preussen selbst, zu suchen sein. EN Herr WEıss legte einen interessanten Pflanzenrest der westfälischen Steinkohlenformation vor, den er für die geolo- gische Landesanstalt von Herrn Wepekınp in Witten erhalten hat. Es ist ein durch Spatheisenstein versteinertes, etwas breitgedrücktes, zapfenähnliches Stück mit den äusseren Merk- malen von Lomatophloios macrolepidotus Goupse. (ca. 18 cm hoch, 13,5 em breit, 2,5 em dick) von Grube Vollmond bei Langendreer, wovon wegen ausgezeichneter Erhaltung Längs- schnitte und ein Dünnschliff in gleicher Richtung angefertigt wurden. Es ergab sich, dass das Stück ein Zapfen von - - eigenthümlicher Organisation ist. Von einer Axe von bedeu- tender Breite (etwa 12 cm) gehen die unteren Theile der Blattorgane (Schuppen), welche die bekannten rhombischen Blattpolster mit am oberen Ende befindlichen querrhombischen Blattnarben (des oberen Blatttheiles oder des eigentlichen, aber abgefallenen Blattes) liefern, zuerst sackförmig nach unten ‘gewölbt, dann bogig aufwärts ab. Diese Schuppen sind im unteren Theile sehr aufgeblasen und verbreitern sich bis nahe an die nächsten darüber stehenden Blattschuppen, verschmä- lern sich dann bis zur Breite der Blattnarbe, umschliessen daher einen sack- oder flaschenförmigen Raum. Da das Ge- webe zum Theil noch gut erhalten ist, kann diese Organisation genau verfolgt werden. Der flaschenförmige Raum ist aber zum Theil hohl und in ihm finden sich recht grosse (etwa 2,5 mm messende), runde bis elliptische Körper, deren Quer- schnitt eine durch polygonale Zellen gebildete Wandung nebst zahlreichen Körnern als Inhalt zeigen, Körper, in welchen man mit Sporen erfüllte Sporangien erkennt. Hiernach kann man diesen Lomatophloios nur als Fruchtzapfen ansehen, und zwar von einer Structur. die mit /soetes verglichen werden muss. Weitere Untersuchung wird vorbehalten. Das Ansammeln aber von solchen in Spatheisenstein erhaltenen Stücken der Gegend von Witten etc. ergiebt sich danach als sehr wichtig und hoffnungsreich, um mehr solches für feinere Untersuchun- gen geeignetes Material zu erlangen. Herr Arzrusı sprach über die angeblich Magnesia - hal- tigen Zeolithe von der Grube Monte Oatini in Toscana und theilte eine von Herrn BAuBERGER ausgeführte Analyse des sogen. Picranalecim mit, welche kein Magnesium ergab. Herr Noerrıng berichtete über einen Fund diluvialer Knochenreste von Elephas, Rhinoceros, Equus und Bos im unterdiluvialen Grand von Fort Neudamm bei Königsberg i. Pr. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v W. 0. Beyrich. Danes. ARZERUNI. Druck von J. F.Starcke in Berlin. 23 * 37 BE ER ha RN Inhalt des il. Heftes. A. Aufsätze 1. Strombolituites, eine neue Untergattung der perfecten Lituiten, nebst Bemerkungen über die Cephalopoden-Gattung Ancistro- ceras Bor. Von Herrn A. Remeı£ in Eberswalde. . . . 187 2. Das diluviale Diatomeenlager aus der Wilmsdorfer Forst bei Zinten in Ostpreussen. Von Herrn Max Bauer in bero Der. 0 cn 196 3. Ueber Sedimentär - Gerteine aus de Erngesand 3 von \ Gulangen Seite. I 3 ET EEE Br re Von Herrn Heımr. Orto Lang in Göttingen . . . Pa 4. Zur Würdigung der theoretischen Speculationen über die Ge logie von Bosnien. Von Herrn E. Tietze in Wien . . . ER 5. Die Stegocephalen (Labyrinthodonten) aus dem Rothlieaanden des Plauenschen Grundes bei Dresden. Von Herrn HERMANN ÜREDNER in Leipzig. (Hierzu Tafel XV bis XVII). . . . 298 6. Ueber einige neue devonische Brachiopoden. Von Herrn EmANvEL Kayser in Berlin. ı (Hierzu Tafel XIX) ... 2... 2 Sm B. Briefliche Mittheilungen der Herren J. HAnierL und StERZEL ....0... 00000. ’ C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Sitzung vom 6. April 1881°. .... 2. rm . Protokoll der Sitzung vom 4. Mai 1881 .... .. „0 a 8. Protokoll der Sitzung vom 1. Juni 1881 ... ...... wor ng Die Auforen sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. VIINILISE: Die Herren Autoren erhalten 50 Separatabzüge gratis; eine grössere Zahl nach Wunsch gegen Erstattung der Herstellungskosten. Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betrefiend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen etwaiger Verän- derungen des Wohnortes sind an Prof. Dr. Dames (C. Mineralogisches Museum der Universität) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Besser- sche Buchhandlung (N.W. Marienstrasse 10; vom 1. October 1881 ab: W. Behrenstrasse 17.) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht diese Einzahlung nicht auf buchhändlerischem Wege, sondern durch directe Uehersendung an die Bessersche a | zu bewirken. Zeitschrift der | Deutschen geologischen Gesellschaft. XXxXI. Band. Bi 3. Heft. Juli bis September 1881. Cs BEIDEN, :: \ \ 2 N N x on : 1 n , \ NG N N (Hierzu Tafel XX.) Srosir sr | Berlin, 1881. I |, Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). W. Behrenstrasse 17. en Zeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. 3. Heft (Juli, August und September 1881). ETF Ga zz u—,e mh m A. Aufsätze. nn 1. Ueber einige Brachyuren aus dem Senon von Mastricht und dem Tertiär Norddeutschlands, Von Herrn Frırz Nortuine ın Königsberg ı. Pr. Hierzu Tafel XX. In der Sammlung des palaeontologischen Museums der Berliner Universität befinden sich einige Exemplare von Bra- chyuren, welche bisher entweder ungenügend oder noch gar nicht beschrieben wurden. Herr Geheimrath Bryaıca gestattete mir gütigst eine genaue Untersuchung derselben, deren Re- sultate ich im Folgenden veröffentliche. Es sei mir erlaubt, genanntem Herrn meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Es hat sich bei dieser Untersuchung die Nothwendigkeit ergeben, einige neue Gattungen aufzustellen, weil die betref- fenden Exemplare in keine der schon bekannten Gattungen hineinpassen. ‘Doch ist der Erhaltungszustand derselben derart, dass nur der Cephalothorax vorliegt, andere für die Syste- matik wichtigen Organe aber verborgen bleiben. Dies mag zur - Entschuldigung dafür dienen, dass im Folgenden die Stellung der neuen Genera im System nicht ausführlich besprochen, sondern nur angedeutet ist und sich darauf beschränkt, die Unterschiede von den muthmaasslich nächst verwandten, schon beschriebenen Gattungen hervorzuheben. So möge diese Abhandlung als eine kleine Ergänzung der - wichtigen Arbeiten von ScHtLürer angesehen werden, durch welche die Kenntniss der fossilen Macruren und Brachyuren Deutschlands so wesentlich gefördert ist. Zeits, d. D. geol. Ges. XXXIM. 3. 24 I. Brachyuren aus norddeutschen Tertiärablagerungen. Coeloma MıLsEe EDWARDS. 1. Coeloma Öredneri ScHLorH. sp. Tal X Te 1832. Brachyurites Credneri ScHLora., Systemat. Verzeichniss der Petrefaeten - Sammlung. Der Beschreibung haben xwei Exemplare zu Grunde ge- legen, von denen das eine, besser erhaltene, der SCHLOTHEIM - schen Sammlung entstammt; als Fundort wird: auf der Ori- ginal-Etiquette „Hildesheimisch“, für das zweite: „Hildesheim“ angegeben. In dem systematischen Verzeichniss der SCHLOT- Hein’schen Sammlung, 1832. pag. 71, ist das erstere Exemplar unter der hier beibehaltenen Artbezeichnung ( Brachyurites ) Credneri, jedoch mit dem Fundort Bünde aufgeführt; da aber das Gestein, in welchem dasselbe erhalten ist, nicht mit dem Bündermergel, sehr wohl aber mit dem Oberoligocänen Mergel der Umgegend von Hildesheim, aus welchem auch das zweite Exemplar stammt, übereinstimmt, so kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, dass beide Stücke von Diekholzen oder Freden stammen. Das ersterwähnte Exemplar zeigt die für das Genus charakteristische, trapezförmige Gestalt des Cephalothorax. Trotz des verletzten Stirn- und Hinterrandes ergiebt sich, dass die grösste Breite, durch eine Linie, welche die beiden letzten Dornen des Anterolateralrandes verbindet, repräsentirt, die Länge von ca. 20 mm um 7 mm übertrifft. Die Stirnbreite verhält sich zu der des ganzen Cephalothorax wie 6,5: 27, annähernd das gleiche Verhältniss wie bei Coeloma balticum SCHLÜTER. | Die Stirn selbst springt nach vorn und ist nicht unbe- trächtlich abwärts gebogen. Ob dieselbe ebenfalls in vier, durch concave Ausschnitte getrennte Spitzen endigte, lässt sich wegen Verletzung ihres vorderen Theiles nicht erkennen. Die Seitenränder der Stirn sind halbkreisförmig gebogen, längs ihres Randes mit einem Wulst umgeben; sie partieipiren mit ihrem seitlichen Theil an der Bedeckung der Augenhöhle. Letztere wird zum grösseren Theil von einem nicht hervor- springenden Lappen bedeckt und ist durch zwei Einschnitte, einen kleineren, stärkeren, inneren und einen grösseren, schwä- cheren, äusseren, oben doppelt geschlitzt. !) 1) Der Vorderrand erscheint daher im Ganzen geradlinig, ja man könnte ıhn fast concav nennen. : unistelbsr neben dem letzten Einschnitt bildet ein brei- ter, oben flacher, im Querschnitt dreieckiger, etwas nach aussen ‘ gerichteter Dorn die Grenzen zwischen "Vorder - und Seiten- rand. Der Vorderseitenrand verläuft in einer fach gewellten Linie schräg nach hinten und bildet einen ziemlich stumpfen Winkel mit dem Hinterseitenrand.. Die Grenze beider wird durch einen starken, kreisrunden, nach aufwärts und vorn ge- richteten Dorn uer Mesobranchialregion bezeichnet. Dieser nichtgezackte Vorderseitenrand erscheint im ersten - Augenblick befremdlich : es fehlen die bei den anderen drei Species, Coeloma vigil, teunicum und balticum, so constanten Dornen zwischen jenen, welche den Vorderseitenrand nach ‚vorn und hinten abschliessen. Eine genauere Betrachtung zeigt aber, dass wir zwei zwar sehr flache, aber doch deut- liche Wellen als bis zum Verschwinden reducirte Dornen auf- fassen müssen, umsomehr als ihre Lage ungefähr jener der Dornen bei den angeführten Species entspricht. Es gewährt also schon allein dieser fast glatte Vorderseitenrand ein genü- gendes Merkmal, um unsere Art von den oben angeführten zu unterscheiden. Der längere Hinterseitenrand läuft in a auswärts gekrümmter Linie dem Hinterrande zu, dessen ÜUontur wegen Verletzung des Exemplars leider nicht zu beobachten ist. An der Bruchstelle misst der Cephalothorax 19 mm in der Breite. Charakteristisch für die Art ist die Besetzung der Ränder mit einer Reihe feiner, dicht aneinander gereihter Körnchen, wodurch jene fein gesägt erscheinen. Am deutlichsten zeigt der Orbitalrand diese Granulirung, eine Sculptur, welche, wie die weiterhin zu besprechende des Hinterrandes, eine ge- wisse Uebereinstimmung mit Coeloma vigil!) erkennen lässt. Diese Körnchenreihe scheint durch den grossen Dorn der Mesobranchialregion unterbrochen.. Eine genaue Besichtigung mit der Lupe ergiebt aber, dass eine Reihe ungemein zarter, weit von einander stehender Körnchen als directe Fortsetzung der Granulirung des Vorderseitenrandes auf der Unterseite des erwähnten Dornes hinläuft, hinter demselben wieder auf die Oberseite des Cephalothorax tritt, um in gleicher Weise den Hinterseitenrand bis zur Bruchstelle zu säumen. Die Oberfläche ist nach allen Richtungen nahezu gleich- mässig schwach gewölbt, etwas stärker von vorn nach hinten als von rechts nach links. Die Lobulirung ist schärfer und detaillirter als bei sämmt- 1) Bittner , Die Brachyuren des vicentinischen Tertiärgebirges ; er der math.-naturh. Classe d. k. . d. Wissensch., 34. Bd. ıen 1875 24* lichen bisher gekannten Species. Eine flache, breite Furche scheint bis zum Stirnrande gereicht zu haben, da dieselbe an der Bruchstelle noch nichts von ihrer Deutlichkeit ein- gebüsst hat; nach rückwärts verhält dieselbe sich wie bei den anderen Arten, d. h. sie spaltet sich in zwei Aeste, welche den schmalen, langen Fortsatz des metagastrischen Lobus einschliessen. Unmittelbar neben dem inneren Theil der Augenhöhle und durch die Verlängerung des letzterwähn- ten Lobus getrennt, liegen zwei kleine, deutlich nach allen Seiten abgegrenzte Hügel: die epigastrischen Loben. Dicht hin- ter ihnen, nur durch eine seichte Furche getrennt, liegen zwei grosse, breite, flach erhabene Felder von gerundet - fünfsei- tigem Umriss: die verwachsenen proto- und mesogastrischen Loben, deren Zweitheiligkeit eine vom unteren Ende nach vorn und Innen gerichtete, flache Einsenkung andeutet. Ein schwa- cher, auf seiner Spitze ein Grübchen tragender Höcker erhebt sich am hinteren Ende des mesogastrischen Lobus. Ungefähr in der Mitte des Gesammtfeldes, jedoch mehr nach vorn lie- gend, erhebt sich eine niedrige Querleiste, welche von einem Höcker des protogastrischen Lobus ausgehend, parallel dem Stirnrande gerichtet als ein durch mannigfache Einschnitte rauher, zerrissener Grat fast bis zur Fortsetzung der Stirnfurche reicht, wo sie scharf abgeschnitten ist. Der breite, hintere Theil des metagastrischen Lobus trägt in seiner Mitte zwei Hache Höcker, welche die höchste Wöl- bung des Üephalothorax bezeichnen. Zwei grössere runde Grübchen, um welche kleinere sich kreisförmig angeordnet haben, liegen am hinteren Ende, nahe bei der tiefen Furche, welche den meta- und urogastrischen Lobus trennt. v. Fritsch !) beschreibt bei Coeloma taunicum auf dem breiten hinteren Theil des metagastrischen Lobus „zwei nach hinten convergirende Eindrücke“, welche er jedoch nicht als Trennungsfurche zwische meta- und urogastrischen Lobus an- sieht, da hinter denselben „eine, wenn auch nur schwache derartige Furche vorhanden sei.“ Er deutet dieselben viel- mehr als Schalornamente. Ein mir vorliegendes Exemplar zeigt diese Eindrücke ebenfalls, sie vereinigen sich hier aber, nıcht vor jener hinteren Furche, sondern verschmelzen mit derselben zu einer tiefen, schmalen Rinne, welche nach meiner Auffas- sung bei Coeloma. Credneri wein und urogastrischen Lobus scheidet. Der urogastrische Lobus ist schmal und unbedeutend, seitlich und nach vorn scharf begrenzt, weniger deutlich gegen y, Frıssch, Ueber einige fossile Crustaceen aus dem Septarien- thone des Mainzer Beckens; diese Zeitschr. Bd. 23. pag. 682. Baröialregion: "Nach dem oben Gesagten stellt asae nicht als einfaches Rechteck, wie bei ame taunicum, Der edediallobun ist gross, seitlich scharf begrenzt und trägt auf seinem vorderen Theile zwei grosse, flache, runde Höcker, um welche sich die kleineren Granulationen und Grübchen lemniskatenförmig angeordnet haben. Kurz da- hinter ist die Schale weggebrochen. Die Leberregion ist queroval, schwach gewölbt; nahe dem Seitenrande neben dem zweiten rudimentären Seitenzahne ist diese Wölbung in Folge eines dort vorhandenen Höckers am stärksten. Der Epibranchiallobus ist klein und unbedeutend. Der Mesobranchiallobus stellt sich dagegen als ein hochgewölbter, breiter Wulst dar, der, bogenförmig nach hinten gekrümmt, seine grösste Breite beim ersten Höcker erreicht und von hier an, allmählich an Breite abnehmend, sich scharf zugespitzt zwischen Metabranchial- und Epicardiallobus einschiebt. Auf seiner hinteren Hälfte erheben sich drei von aussen nach innen an Grösse abnehmende Höcker. Der Metabranchiallobus ist gross und trägt zwei starke hintereinander stehende Tuberkel, die in der Weise angeordnet sind, dass der vordere grössere der Medianlinie näher steht, als der hintere, kleinere. Der Cephalothorax ist auf seiner Gesammtoberfläche mit Grübchen von verschiedener Grösse bedeckt; auf dem vorderen Theile und besonders in den Furchen sind dieselben klein und von regelmässig runder Form. Von mehr unregelmässigem Um- riss, öfters so dicht gedrängt, dass mannigfach wechselnde Run- zeln oder Höckerchen dadurch hervorgerufen werden, zeigen sich diese Grübchen auf den Tuberkeln und dem hinteren Theile des Cephalothorax. Eine wirkliche Granulation findet sich nur auf den beiden letzten grossen Seitendornen. Es wird jedoch durch diese local auftretenden Wärzchen und Körnchen der Eindruck einer granulirten Schale nicht hervorgerufen, im Gegentheil, die Grübchen lassen durch ihr Vorherrschen die Schalober- fläche wie mit Nadelstichen bedeckt erscheinen. Dies Ver- halten ist um so beachtenswerther, da Coeloma vigil, taunicum und balticum eine granulirte Schale besitzen. Die Augen sind gross, keulenförmig und sitzen auf dün- neren Stielen. !) 1) Die Vermuthung, welche v. Fritsch |. c. p. 690 ausspricht, dass A. Mine Epwaros mit Unrecht die Grösse der Augenhöhlen der Grösse der Augenstiele beimisst, wird durch das mir vorliegende Exemplar voll- kommen bestätigt. Vom Abdomen ist leider nichts erhalten; doch deutet die schmale enge Furche im Sternum auf ein männliches Thier. Vom Plastron sternale ist nur der vordere Theil erhalten, der, bei gleicher Structur wie die Schaloberfläche, keine bemerk- baren Differenzen von dem der schon bekannten Species zeigt. Das erste Fusspaar ist kräftig und kurz, die ersten Glieder liegen noch unter dem Öephalothorax, und erst der subqua- dratische Carpus mit einem spitzen Dorn an seiner Innenseite tritt neben den Anterolateralrändern hervor. 3 Die Scheeren, von denen die rechte etwas grösser als die linke ist, sind dick, nehmen jedoch nicht den ganzen Vorderrand ein. Das der Beschreibung hauptsächlich zu Grunde liegende Exemplar zeigt glatte Scheeren; ein zweites Exemplar lässt jedoch durch eine starke Lupe eine feine Granulation erkennen, so dass der anscheinende Mangel der- selben bei dem ersten Exemplar wohl auf geringer Äbreibung beruht. Die Wölbung der Hand ist dieselbe wie bei Coeloma tau- nicum. Am proximalen Ende ihrer Innenfläche befindet sich, wie bei Coeloma vigil, eine tiefe breite Furche zur Aufnahme des Vorderarmdornes. Der bewegliche sowie der unbewegliche Finger sind leicht abwärts gebogen und auf den Schneiden mit Zähnen von ungleicher Grösse besetzt. An der Einlenkungs- stelle des beweglichen Fingers erhebt sich auf breiter Basis ein stumpfer, vorwärts gerichteter Dorn, dem eine dreieckige Furche des Pollex entspricht. Die breite seichte Furche, welche sich auf der Wölbung der Hand von (seloma vigil zeigt, stellt sich bei Coeloma Credneri erst an der Basis des Index ein: anfangs breit, dann sich zuspitzend, verläuft sie, an ihrer äusseren Seite von einer Reihe kleiner Grübchen begleitet, bis zur Spitze. Auch der Pollex besitzt auf seiner Unterseite nahe der Spitze eine schwache Furche nebst Grübchenreihe. Von den vier hinteren Gehfüssen ist nur der stark com- primirte Oberschenkel erhalten, dessen Oberfläche durch un- regelmässige Runzeln rauh erscheint. Nach der oben gegebenen Beschreibung unterscheidet sich Coeloma Credneri hauptsächlich durch den Verlauf des Anterolateralrandes, die Sculptur der Schale, und schärferes Hervortreten der einzelnen Regionen von den bisher bekannten Arten. In den Maasse wie sich Coeloma taunicum von Coeloma vegil und Coeloma balticum durch das schärfere Hervortreten der Regionen auf dem Cephalothorax und durch die grössere Anzahl von Höckern und Warzen auf demselben unterscheidet, differirt Coeloma Credneri von Coeloma taunicum. Denn, wäh- - OHR, 33 KEN E: AN % 2,2809 rend bei Coeloma vigil und Coeloma taunicum keine der Re- _ gionen durch einen grösseren Höcker ausgezeichnet ist, finden ich solche bei neo taunicum auf dem Melabranehial- und . RB BEL STEUER, EL Epieardial- Lobus. Unsere Art dagegen trägt nicht allein auf diesen beiden Loben solche Höcker, sondern auch auf der Hepaticalregion, der gastrischen Region und dem Mesobranchial- lobus. Von den nunmehr bekannten vier Arten von Coeloma ist: C. vigil und C. balticum unteroligocän, C. taunicum mitteloligocän, ©. Credneri oberoligocän. Nach dem oben Angeführten lässt sich die Tendenz einer weitergehenden Lobulirung, einer schärferen Begrenzung der Regionen und einer reicheren Sculptur der Schale von den älteren zu den jüngeren Arten hin nicht verkennen. MHicromithraxz nov. gen. Cephalothorax dreieckig, ziemlich stark gewölbt, seitlich steil abfallend.. Schnabel lang, zweitheilig; Regionen markirt, Furchen nicht sehr tief. Oberfläche mit unregelmässigen zer- streuten Granulationen. Micromithrax holsatica nov. sp. Taf. XX. Fig. 2. Von Segeberg in Holstein liegt ein Stück jenes bekannten petrefactenreichen miocänen Sandsteins vor, das mitten unter zahlreichen Gastropoden und Pelecypoden den Cephalothorax einer kleinen Krabbe, fast noch zur Hälfte von Gestein bedeckt, zeigt. Nach ihrem Gesammthabitus ist die Zugehörigkeit zur Gruppe der Oxyrhynchen nicht zweifelhaft, und unter diesen ist der Tribus der Majaceen derjenige, welchem unser Exem- plar näher als irgend einem andern steht. Form, Seulptur und Ausbildung der Regionen zeigen eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Genus Miüthrax M. Epw. Jedoch sind die Differenzen gross genug, um die Aufstellung eines neuen Genus zu recht- fertigen, wie namentlich auch das Vorhandensein des Fortsatzes des metagastrischen Lobus und andere relative Grössenver- hältnisse der Loben unter einander. Die Gestalt des Cephalothorax ist eine dreieckige, die Wölbung ziemlich stark und zwar, so weit es sich beurtheilen lässt, von Seite zu Seite eine grössere als von vorn nach hinten. Die grösste Breite, zwischen den beiden letzten Seiten- dornen, beträgt 12 mm. Mit Ausnahme des glatten Vorder- se randsaumes sowie der die einzelnen Ben me E Furchen ist die Oberfläche mit unregelmässig kleinen und a grossen Wärzchen bedeckt, deren Entfernung von einander grösser als ihr Durchmesser ist. Einzelne stärkere Höcker treten ausserdem auf den Regionen noch besonders hervor. Die epigastrischen Loben, zwei kleine Hügel, sind schwach aber deutlich unterschieden, während die ziemlich gewölbten, nahezu kreisrunden protogastrischen Loben schärfer begrenzt erscheinen. Die hintere Hälfte trägt zwei in schräger Linie stehende Höckerchen; deren vorderes, das kleinere, der Me- dianlinie näher ist als das hintere und grössere. Zwischen beide Loben schiebt sich der lange, schmale, in der Mitte etwas eingeschnürte, stark hervortretende Fortsatz des meta- gastrischen Lobus ein, der sich dadurch auszeichnet, dass die sonst unregelmässig zerstreuten Granulationen auf ihm in zwei paral- lele Reihen angeordnet sind. Der meta-: und urogastrische Lobus sind unter sich und zugleich mit der Cardialregion zu einem schmalen Längsrücken vereinigt, der nach rückwärts an Breite nur wenig abnimmt. Durch Grösse hervorragende Höcker bezeichnen die kaum durch Furchen getrennten Loben. Der flache metagastrische Lobus, hinten undeutlich begrenzt, trägt in der Mitte eine grössere, warzenartige Erhöhung; wäh- rend der mit der Cardialregion innigst verschmolzene uro- gastrische Lobus eine kleinere solche, der erstere dagegen zwei grössere quergestellte trägt. Die Leberregion ist, wie bei allen Oxyrhynchen, sehr rudimentär entwickelt und nicht einmal mit einer hervorragenden Warze besetzt. Die hochgewölbten An- terobranchialloben, welche nur in ihrem hinteren Theile durch eine tiefe Furche von den Posterobranchialloben geschieden sind, werden durch zwei schräge Furchen in drei verschieden grosse Felder getheilt, von denen die beiden vordersten je einen Höcker tragen. Die Posterobranchialloben sind seitlich steil abwärts gebogen und tragen auf der diese Umbiegung bezeichnenden Kante drei grosse Tuberkel. Das Rostrum wird in seinem hinteren Theile durch eine schmale, tiefe Furche hal- birt, die seitwärts von zwei Längswülsten begrenzt wird, welch letztere wahrscheinlich in zwei etwas nach oben gebogene Dor- nen endigten. Die Augenhöhlen sind ziemlich gross und bilden einen flachen Ausschnitt, der nach vorn durch einen breiten, quergerichteten, seitlich durch einen grossen, spitzen, etwas nach aussen und aufwärts gebogenen Zahn begrenzt wird. Der obere Rand der Augenhöhle ist gewulstet und durch ein klei- nes, nach unten gekrümmtes Zähnchen in zwei nahezu gleiche Theile zerlegt. Hinter der Augenhöhle folgt, durch eine ziem- lich grosse, flache Einbuchtung getrennt, ein ebenfalls breiter und niedriger Zahn, auf welchen noch ein oder zwei leider Feeht- Schlbare Zähnchen folgen, deren letzterer die ze gegen die glatten convergirenden Hinterseitenränder t. Der Hinterrand selbst ist abgebrochen. Fundort: Miocän, Segeberg in Holstein. U. Brachyuren aus dem Senon von Mastricht. Binkhorstia nov. gen. _ Cephalothorax schwach gewölbt, subquadratisch; in der Mitte des Vorderrandes ein horizontaler, nach vorn springender Schnabel. Regionen scharf und deutlich ausgeprägt, durch tiefe Furchen getrennt, Oberfläche granulirt, auf dem at Theile mit einer Anzahl grösserer Höcker. Binkhorstia Ubaghsii v. BINKHORST sp. ai. X X... B10.9. Syn. Dromilites Ubaghsü J. v. BInkHoRsT; Verhandlungen des natur- histor. Vereins d. preuss. Rheinlande u. Westfalens, 1857. Bd. 14. pag. 109. t.5. f. 3a u. b. — -_ .J. v. Binxnorst; Monographie des Gastöropodes et des es de la Craie superieure de Limbourg, 1861. .9. f. 9a u. b [hier ohne Text]. Die Art ist von vos BınkHorst zuerst in den Verhand- lungen des naturhistorischen Vereins für Rheinland und West- falen 1857 als Dromilites Ubaghsü beschrieben und abgebildet worden; jedoch ist die Abbildung sehr unvollkommen: der _ Vorderrand verläuft vollständig geradlinig, statt leicht gebo- gen, die Höcker des Vorderseitenrandes fehlen, in der Mitte des Hinterrandes findet sich eine nach rückwärts springende Spitze an Stelle einer leichten Einbuchtung, ferner sind die _ einzelnen Höcker und Tuberkel ganz willkürlich ohne Rücksicht an ihre gegenseitige Lage vertheilt, und die Differenz in der ‚Granulirung der Schale ist nicht beachtet, Im Jahre 1861 gab derselbe Autor eine zweite Abbildung der Art, welche jedoch nicht von einer Beschreibung begleitet ist. Diese neuere Figur st zwar etwas eleganter gezeichnet, auch einigen der gerügten Mängel (Granulirung des Cephalothorax, Anordnung der Höcker) abgeholfen, dafür sind aber neue an die Stelle getreten. War bei der früheren Abbildung der Verlauf der Furchen noch einigermaassnn richtig angegeben, so hat in dieser Hinsicht bei der neueren Zeichnung die freie Phantasie des Zeichners gewaltet. Leber- und Anterobranchialregion sind vereinigt, statt getrennt. Die Auffassung des urogastrischen Lobus ist 866 | irrig, indem die auf jenem befindlichen beiden Höcker als vereinigter Wulst dargestellt sind etc. ete. Auch findet sich in der Mitte des Hinterrandes wieder jene vorspringende Spitze da, wo beim Original eine Einbuchtung sich zeigt. Ich habe mich vergeblich bemüht, die Ursachen zu ergründen, welche eine derartige Zeichnung des Hinterrandes zu erklären vermöchten; die beiden Originale v. Bınknorsr's, welche mir vorliegen, zeigen bei völlig intactem Hinterrand an Stelle jener Spitze eine leichte Einbuchtung. Diese Mängel rechtier- tigen daher eine neue ausführliche Beschreibung und eine neue Abbildung dieses merkwürdigen Krusters. Die Gestalt des vorzüglich erhaltenen, sehr schwach ge- wölbten Cephalothorax ist eine subquadratische, deren grösste Breite — 16 mm — wenig hinter dem Vorderrande liegt. Nach vorn verjüngt sich der Cephalothorax ganz unmerkbar, während nach hinten eine Abnahme der Breite erst kurz vor dem Hinterrande sichtbar wird, so dass derselbe nur noch 14 mm misst. Die Länge beträgt 15,5 mm, doch ist hierbei zu be- rücksichtigen, dass der Schnabel etwas verletzt ist. In der Mitte des Vorderrandes befindet sich eine ziemlich grosse, horizontal nach vorn springende Spitze, deren Breite an der Basis ihre Länge wohl übertroffen haben mag; eine breite, flache Furche von zwei seitlichen Längswülsten be- grenzt, halbirt dieselbe ihrer ganzen Länge nach. Die ziem- lich grossen Augenhöhlen werden nach aussen von einem kleinen stumpfen, “etwas nach unten gerichteten Zahne begrenzt. Seitwärts von diesem Zahne verläuft der Vorderrand in flachem, etwas nach rückwärts gekrümmtem Bogen, der in einen klei- nen, stark nach unten gebogenen Zahn endigt. Der Vorder- rand wird seiner ganzen Länge nach von einem dünnen, schwach erhabenen Saume eingefasst, der an den drei anderen Rändern fehlte. Rechtwinklig zum Vorderrand verläuft der in seinem grösseren Theile geradlinige Seitenrand, dessen vor- deres Drittel mit zwei stärkeren und einem dazwischen lie- genden schwächeren Höckerchen geziert ist; der glatte hintere Theil verläuft in sanft gerundetem Bogen in den ebenfalls glatten, in der Mitte schwach eingebogenen Hinterrand. Die Schaalenoberfläche ist mit zahlreichen Wärzchen bedeckt, die durch ihre verschiedene Grösse einen eigenthümlichen Ge- gensatz im Gesammteindruck des vorderen und hinteren Theiles hervorbringen. Es ist nämlich der hinter der Cervicalfurche liegende grössere Abschnitt mit zahlreichen, verschieden grossen, runden, etwa um ihren Durchmesser getrennten Granulationen bedeckt, die auf dem vorderen Abschnitte dagegen äusserst klein werden und nur durch die Lupe deutlich wahrnehmbar sind. Den Uebergang zwischen diesen beiden lixtremen ver lt derjenige Theil der Oberfläche, welcher dem antero- nchialen und hinteren Theil des metagastrischen Lobus entspricht: die Wärzchen sind hier grösser als die des vor- liegenden, kleiner aber als die des dahinter liegenden Ab- Die Regionen des Ceshaläihanie sind sehr deutlich ausge- prägt; namentlich scharf ist die Begrenzung der Gastralregion. Der beinahe rhombische, metagastrische Lobus sendet nach vorm einen langen, schmalen, "dachförmigen Fortsatz, nach hinten dagegen, genau in der rück wärtigen Verlängerung jenes liegend, einen breiten und kurzen Fortsatz, der brückenartig die Gastral- mit der Cardialregion verbindet. Eine kaum _ merkbare Einsenkung trennt die nach aussen scharf getrennten protogastrischen Loben von der vorderen Verlängerung des metagastrischen Lobus; dieser eben besprochene Theil der gastrischen Region trägt drei starke, querverlängerte, glatte Höcker, welche die Ecken eines mit seiner Basis nach der Stirn gekehrten rechtwinkligen Dreiecks bezeichnen. Der uro- gastrische Lobus ist klein und schmal, nach allen Seiten hin scharf begrenzt; der erwähnte hintere Fortsatz des meta- - gastrischen Lobus zerlegt ihn in zwei Theile, deren jeder zu einem etwas schiefgestellten Höcker aufgewulstet ist. Die Cardialregion ist von gerundet fünfseitigem Umriss, seitlich “und nach hinten nur durch seichte Furchen abgegrenzt. Auf _ ihrem Vordertheile finden sich zwei runde, flach erhabene Höcker, während weiter nach binten ein kleinerer, mit einer auffälligen Vertiefung auf seiner Spitze genau in der Median- linie steht. Die Intestinalregion ist nicht besonders ausgezeich- _ net und nur durch eine seichte Furche von der vorhergehenden En. geschieden. Die mässig grosse Hepaticalregion ist nach hinten _ durch eine tiefe Furche begrenzt, die sich etwa in der Mitte ihrer Länge gabelt und einen kleineren, tieferen Ast gerade nach vorn sendet, während der grössere aber flachere nach innen gerichtet ist. Drei Höckerchen, deren grösster seitlich comprimirt und schief gestellt am weitesten nach innen, der nächst kleinere am Vorderseitenrande und der kleinste zwi- schen beiden sich befindet, zieren diesen Theil des Cepha- - lothorax. i N Eine tiefe, gekrümmte Furche trennt den Anterobranchial- lobus fast seiner ganzen Länge nach in zwei ungleiche, nur durch eine schmale Brücke verbundene Abschnitte: einen vor- _ deren grösseren, ovalen und sehr flachgewölbten und einen hinteren, schmalen, wulstig erhabenen Theil, der in stark nach rückwärts sekrümmtem Bogen, sich allmählich zuspitzend und mehr und mehr verflachend, nach dem letzten Höcker des Seitenrandes läuft; auf seiner inneren Hälfte trägt derselbe zwei ovale Höcker, deren einer dem Hinterrand des meta- gastrischen Lobus nahezu parallel läuft, während der andere, etwas orössere, quergestellt ist. Auf dem vorderen Abschnitt dagegen findet sich in der Mitte desselben nur ein schmaler, querverlängerter Höcker. Die posterobranchialen Loben sind gross, flach, etwas viereckig, auf ihrem vorderen und äusseren Theile mit einem starken querovalen Höcker, während etwas hinter jenen und nahe der Branchiocardialfurche ein zweiter rundlicher, sehr flacher Höcker sich einstellt. Fassen wir das Gesammtbild dieser Species kurz zusam- men, so resultirt eine Form, die in Umriss, merkwürdiger Ausprägung der Regionen und Ornamenten der Oberfläche so grundverschieden von allen bisher bekannten fossilen und lebenden Arten sicht erweist, dass man nach einem Ana- logon vergebens sucht. Man könnte bei oberflächlicher Be- trachtung geneigt sein, das Genus bei der Gruppe der Cato- metopen unterzubringen. Der schmale und spitze Schnabel, die, wenn auch kaum merkbare Verschmälerung des Cephalo- thorax nach vorn, weisen aber unserer Art entschieden ihren Platz bei den Oxyrhynchen zu; die Ausbildung der Höcker zeigt eine entfernte Aehnlichkeit mit derjenigen bei Dorippe, womit ich aber nicht aussprechen will, dass vorliegendes Exemplar mit diesem Genus verwandt sei. Die genaue systematische Stellung dieses Krusters zu entscheiden, muss einstweilen noch eine offene Frage bleiben. Unrichtig ist aber die Ansicht von BiskHorsr’s, nach welcher vorliegendes Exemplar zu Dromilites gehören soll, denn eine einfache Vergleichung mit diesem Genus zeigt sofort den auffallenden Unterschied: bei Dromitites finden sich auf der hinteren Branchialregion zwei tiefe Furchen, Cha- raktere, die bei Binkhorstia Ubaghsü vollständig fehlen. Diesen Widerspruch hat auch bereits Reuss hervorgehoben und die Stellung unserer Art bei den echten Brachyuren betont. Fundort: Ober-Senon, Mastricht. : Necrocarcinus. Necrocarcinus quadriscissus Sp. n. Tai. XX. Fig. 4a u. b. J. v. Binknorst, Monographie des Gasteropodes et des Cephalopodes de la Craie superieure de Limbourg, 1861. Rn) (ohne Text). Die Grösse des von mir untersuchten Individuums beträgt 14 mm in der Längs- und 16 mm in der Querrichtung. Die grösste Breite des fünfseitigen Cephalothorax liegt im vorderen Drittel zwischen den beiden Seitendornen, welche die Grenze zwischen Vorder- und Hinterseitenrand bilden. Die Wölbung ist unbedeutend, von rechts nach links etwas stärker als von vorn nach hinten. Ausser einer Anzahl grösserer Höcker ist die ganze Oberfläche mit dicht gedrängten kleinen Granulationen ' besäet, die in der Nähe des Hinterrandes, besonders aber auf den herabgezogenen Theilen der Branchialregion etwas grösser werden. Die Gastrocardialregion verläuft als ein Anfangs breiter "und flacher Längsrücken, der sich später etwas verengt und emporhebt, um am Hinterrande wieder breiter und flacher zu werden, über die Körpermitte, deren einzelne Loben durch grössere oder kleinere Höckergruppen hervorgehoben werden. Die Gastralregion ist gross, von querelliptischer (Gestalt, seit- lich durch tiefe Furchen begrenzt, von der Cardialregion da- gegen nur durch eine äusserst schwache Depression, welche durch sechs (wovon zwei in der Branchiocardialfurche befind- lieh) in leicht nach hinten gebogener Linie stehende Grübchen bezeichnet wird, getrennt. In der Medianlinie befinden sich zwei hintereinander stehende Höcker, deren vorderer der klei- nere ist, der grössere hintere dagegen aus der Vereinigung zweier, noch deutlich erkennbarer Höckerchen hervorgegangen ist. Eine zweite aus vier Höckern bestehende Reihe verläuft in der Querrichtung senkrecht auf erstere. Ausserdem treten noch eine Anzahl kleinerer, unregelmässig vertheilter Tuberkel, entweder in der Nähe der grösseren oder isolirt stehend, her- vor. Dicht hinter den erwähnten Grübchen befindet sich eine Gruppe von vier Höckern, zu deren beiden Seiten die Bran- chiocardialfurche am tiefsten eingesenkt ist. Durch ein sehr flaches Thal geschieden, erhebt sich auf dem hinteren Theil die Cardialregion ein einzelner grösserer Höcker, in dessen Nähe auf der rechten Seite sich ein zweiter kleinerer findet. Durch eine deutliche Querfurche ist die schmale, seitwärts spitz ausgezogene Intestinalregion getrennt, die ohne hervor- ragenden Höcker auf ihren beiden seitlichen Theilen symme- trisch gestellt einen gekörnelten Kiel trägt, der in der Ecke zwischen Hinterrand und Seitenrand endigt. s Die Leberregion ist schwach entwickelt und bietet nichts _ besonders Bemerkenswerthes. Ungemein stark hervortretend und reich ornamentirt ist die Branchialregion, welche durch zwei Quer- und eine die beiden ersteren verbindende Längs- furche in vier Felder, deren jedes eine Höckergruppe trägt, ‚zerlegt ist. Das vorderste, dem epibranchialen Lobus ent- sprechende Feld ist rundlich und sehr flach, die beiden mitt- leren, etwas stärker gewölbten Felder entsprechen dem meso- branchialen, das letzte steil nach aussen. abfallende Feld dem metabranchialen Lobus. Die Zahl ind Anordnung der Be neren Höcker auf den einzelnen Regionen wird durch die a Zeichnung besser dargestellt, als dies eine Beschreibung ohne öftere Wiederholung zu thun vermöchte, doch ist die Tendenz unverkennbar, die einzelnen Gruppen in zwei parallele, der Medianlinie zugeneigte Längsreihen anzuordnen. Der doppelt gekrüämmte, in der Mitte stark eingebuchtete Hinterrand wird von einem granulirten Saume eingefasst; die Seitenränder sind dagegen mit einer Reihe stumpfkegelförmiger Zähne besetzt. Die Augenhöhlen sind zwar etwas verletzt, doch lässt sich noch erkennen, dass dieselben klein, rundlich, etwas nach oben gerichtet und beinahe vollständig geschlossen waren, nach aussen wurden dieselben von einem Dorn begrenzt, dessen Reste am oberen Rande noch erhalten sind. Das Rostrum ist, soweit es erhalten, etwas nach oben gebogen, sehr breit und tief ausgehöhlt, namentlich sind seine Ränder stark emporgewulstet und durch einen flachen Rücken der Länge nach halbirt, zu dessen beiden Seiten je zwei schmale Längseinschnitte fächerförmig angeordnet sind. Das vorliegende Exemplar unterscheidet sich namentlich durch die grössere Zahl der Höcker von den bisher bekannten Arten; es beträgt dieselbe z. B. bei Necrocarcinus Beckei Mast. sp. nur 15, während unsere Species etwa 90 bis 100 zeigt. Denkt man sich aber die grösseren Höcker der erst- erwähnten Att in eine Anzahl kleinere aufgelöst, die gruppen- förmig angeordnet sind und zieht dann den Vergleich mit der Mastrichter Art, so ist die grosse Höckerzahl letzterer nicht mehr befremdlich: wir müssen daher jede der einzelnen Grup- pen als Aequivalente der einzelnen Höcker der übrigen Arten auffassen. Auf diese Weise resultiren zwölf Höckergruppen, dieselbe Zahl, welche der von SCHLÜTER beschriebene Neero- carcinus senonensis zeigt. Als weitere specifische Eigenthüm- lichkeiten sehe ich die vier Einschnitte auf dem Rostrum, so wie die sechs Grübchen der Gastralregion an, in welche wahr- scheinlich ebenso viel grössere Borsten einlenkten. Fundort: Mastricht, Ober - Senon. Gegenüber den verhältnissmässig zahlreichen macruren Dekapoden hat das deutsche Senon bis jetzt nur einen brachyuren Krebs — Neervcareinus senonensis SCHLÜT. — ge- liefert. Für die grosse Seltenheit derartiger Reste auch in den Mastrichter Schichten spricht am besten die Thatsache, dass v. Bınknorst trotz jahrelangen eifrigen Sammelns im Ganzen nur die Reste von drei Individuen auffand, wovon zwei der gleichen Art: Zinkhorstia‘ Ubaghsü angehören. nie ae an dee hat Sa das Tertiär erwiesen. hrzahl derselben gehört der GattungCveloma an, deren ‚wie horizontale om danach bedeutender als irger oe folgende Tabelle giebt eine Uebersicht der bis jetzt s deutschen ame bekannten Brachyuren der zn "uom], -uouog| UROOSIO -107uf] uRo03N0 -URooI -TOHIN "uR90S10 senonensis ScuLör. quadriscissus NOETL. a ihoretia Übaghsü BINKH. sp. Cancer scrobiceulatus Reuss . . . . Giyphityreus formosus Reuss . . . i | 14 Coeloma balticum SCHLÖT. er taumicum v. MEYER = Credneri NOETL. 7 Mieromithrax holsatica NortL. . .! — SE .I— ne lee El Be a Alessi el Ko Erklärung der Tafel XX. Fig. 1. Coeloma Credneri, vergrössert. Fig. 2. Micromithrax holsatica, vergr. Fig. 3. Binkhorstia Ubaghsi, vergr. Fig. 4. Necrocarcinus quadriscissus, Vvergr. n: a GEBEL erwähnt in der Zeitschrift für die gesammten Natur- wissenschaften (3. Folge, Bd. V. 1880. pag. 684) noch die Scheere einer Krabbe aus dem Unteroligocän von Lattorf, welche er der Gattung ‚ancer oder Portunus zuzurechnen geneigt ist. Da weder eine genauere Bi schreibung noch eine Abbildung gegeben ist, so muss ich mich auf s Citat beschränken. 2. Untersuchungen über pyrenaeische Ophite. Von Herrn Josannes Künn ın Leipzig. Von den zahlreichen Forschern, welche sich eingehender mit dem geologischen Bau der Pyrenäen beschäftigt haben, war es zuerst der Abbe Parassou!), welcher im Anfange dieses Jahrhunderts ein an sehr vielen Stellen dieser Gebirgs- kette kuppenartig, in kleinen Ablagerungen auftretendes Massen- gestein mit dem Namen „Pierre verte“ oder „Ophite des Py- renees“ belegte. Diese isolirten, kleinen Bergkuppen erscheinen nur äusserst selten in dem innersten Hochgebirge; die meisten Vorkommnisse finden sich am Ausgange der grösseren Thäler, am Fusse der westlichen Pyrenäen, zumal auf französischer Seite. Der für diese in einer so eigenthümlichen Art und Weise auftretenden Gesteine aufgestellte Namen wurde miss- braucht und auf Gesteine vieler Hügel und Kuppen am Fusse der Pyrenäen angewendet, wenn sie auch petrographisch mit dem echten Ophit Parassou’s nichts zu thun hatten. Im Folge dieser falschen Anwendung des Namens „Ophit“ haben sich manche Gelehrte gegen ihn ausgesprochen; immerhin aber ist er berechtigt, sobald man ihn nur auf solche Vorkommnisse anwendet, welche Pırassou zur Aufstellung desselben veran- lassten, „um damit den eigenthümlichen Habitus dieser offenbar ebensowohl petrographisch als geologisch zusammengehörenden Gesteine zu bezeichnen.“ °) Ueber die mineralogische Natur dieser Ophite spricht sich zuerst J. DE CHARPENTIER °) in folgender Weise aus: „c'est un melange d’amphibole et de feldspath“. Daher rechnete man diese Gesteine zu der Familie des Diorites und beschrieb sie als Varietät desselben. Nachdem nun für die Petrographie das Mikroskop seine Dienste zu leisten begonnen, müssen die Ophite als zu einer !) Journal des mines No 49: Essai d’une mineralogie des monts Pyrenees 1814. Suite des me&moires pour servir a P’histoire naturelle des Pyrenees et des pays adjacents, Pau 1819. 2) ZırkeL, Beiträge zur geolog. Kenntniss der Pyrenäen; Zeitschr. d. d. geolog. Ges. XIX. 1867. pag. 118. 3) Essai sur la constitution g&ognostique des Pyrenees. Paris 1823. pag. 484. | Den an- B ie als rnblend. enlen dunklen Bestandtheil der Ophite erkannte man später als ein Glied der Pyroxenfamilie, _ das somit die Rolle des hauptsächlichsten Gemengtheiles spielt _ oder wenigstens gespielt hat, und die im Dünnschliff grünen Massen nur als verschiedene Umwandlungsstadien der Augite. Mit dem mikroskopischen Studium einzelner Ophitvor- kommnisse haben sich z. B. ZirkeL !), Quiroga ?), MACPHERSON’), CALDERON *), Ramon °), MıcueL-Levy°) beschäftigt. ZIRKEL, welcher zuerst die pyrenäischen Ophite mikrosko- pisch untersuchte, beschreibt dieselben als ein körniges bis dichtes Gemenge von Hornblende und Feldspath, welches Eisenglanz, Magneteisen und dunklen Glimmer als accesso- rische Gemengtheile, Epidot und Talk als secundäre Producte führt. In Ophiten, welche ärmer an Hornblende, reicher an Feldspath sind (Lacourt im Thale des Salat, St. Pe, St. Beat an der Garonne), giebt er auch ein Diallag-ähnliches Mineral an, welches, hinreichend dünn geschliffen, ziemlich farblos ist, unzersetzt und von vielen Sprüngen durchsetzt erscheint. QuvırocA fand den Ophit von Pando, Provinz Santander, ‚aus Plagioklas, Diallag-ähnlichem Augit, Viridit, Hornblende, Epidot, Magnetit, Eisenglanz und einer spärlichen, amorphen Basis bestehend. | | MACPHERSoN untersuchte Gesteine der Provinz Cadix, welche er mit den pyrenäischen Ophiten in unmittelbare Ver- bindung bringt, und fand, dass ein Theil derselben eine amorphe _ Basis enthält, während sie anderen fehlt. Als Gemenstheile ‚der ersteren nennt et: Plagioklas, Augit, welcher theilweise bereits in Chlorit umgewandelt ist, Magnetit und Titaneisen; _ bei den letzteren: Feldspath, Diallag - ähnlichen Ausit mit 2) Beiträge zur geologischen Kenntniss der Pyrenäen, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XIX. 1867. pag. 166. 2) Erupecion .ofitica de Moledo (Santander), Anal. de la Soc. esp. - de hist. nat. 1877. VI. Ofita de Pando (Santander). Anal. de la Soc. esp. de hist. nat. 1876. Y. Br 3) Sobre los caracteres un, de las ofitas de las cercanias de Biarritz; ibid. 1877. VI. Sobre las rozas eruptivas de la pro- nn üe Cädizy de su semejanza con las ofitas de Pirineo; ibid. . 1876 + Ofita de Trasmiera (Santander); ibid. 1878. VII. 5) Roca eruptiva de Matrico (provincia de Guipuzcoa); ibid. 1878. WU. — Las rocas eruptivas de Viscaya; Boletin de la comision del mapa geolögico de Espana, 1879. VI. 6) Note sur quelques Ophites des Pyrenees, Bull. de la Soc. geol. de France, 3. serie t. VI. 1877. pag. 156. Zeits. d. D. ea Ges. XXXIII. 3. 35 374 seinen Umwandlungsproducten Hornblende und Chlorit, Epidot, wenig Quarz und Hämatit. Mic#er-L&vy beschreibt pyrenäische Ophite von er R denen Fundpunkten als durch Gegenwart von Diallag oder eines Augites, der in Diallag übergeht, Plagioklas und Titan- eisen charakterisir. Aus dem Diallag entsteht Hornblende, Serpentin und Chlorit; Epidot ist ein secundäres Product. Ausserdem erwähnt er noch Quarz, Magnetit und Magnesia- glimmer; das Zersetzungsproduct des Titaneisens hält er für Sphen. In einem Resumd über neuere Untersuchungen dieser Gesteine erklärt Rosexgusch !) die Ophite als mit Sicherheit zur Plagioklas - Augitgesteinsreihe gehörig, während über das Alter derselben die verschiedenen Forscher noch getheilter Ansicht seien. Durch die gütige Vermittelung des Herrn Prof. Zırkeu übersandte mir Herr GeseeAu, Ingenieur au corps des mines in Pau, eine sehr bedeutende Anzahl von Ophitvorkommnissen der Pyrenäen, namentlich der Basses-Pyrenees und der Landes, wofür ich ihm meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen nicht unterlassen kann; zugleich stellte mir Herr ZırkeL viele Ophite der Hautes - Pyrenees aus seinen dort veranstalteten Samm- lungen zur Verfügung und ausserdem hatte ich Gelegenheit, einige vom Grafen Lınur in Vannes dem Leipziger Museum geschenkte pyrenäische Ophite zu untersuchen, so dass mein Material von etwa 100 Fundpunkten herrührt. Im Folgenden werden zunächst die wesentlichen und die hauptsächlichen accessorischen Gemengtheile der Öphite be- sprochen, daran knüpft sich eine Beschreibung typischer Vor- kommnisse; zum Schluss werden über die Zugehörigkeit dieser Gesteine zu einer grösseren Gruppe, ‚sowie über ihr Alter Erwägungen an der Hand der chemischen Analyse angestellt. I. Beschaffenheit der Ophit-Gemengtheile. Die Mineralien, welche an der Zusammensetzung der von mir untersuchten Ophit-Präparate theilnehmen, sind besonders folgende: Augit, Diallag-ähnlicher Augit, Diallag, Uralit, Viridit, Feldspath, Epidot, Titaneisen als wesentliche, Magneteisen, Eisenkies, Eisenglanz, Apatit, Hornblende, Quarz, Kalkspath, Magnesiaglimmer als accessorische Gemengtheile. 1) N. Jahrburch für Miner., Geol. u. Paläont. 1849. pag. 426. . A der Pyroxenfamilie, welche man erst nicht und dann nur sehr spärlich in’ diesen Gesteinen fand, haben sich in allen zur Untersuchung gelangten Ophiten als. der bei weitem am meisten verbreitete Gemengtheil er- wiesen. Der gewöhnliche monokline Augit erscheint in den verschiedensten Farben, von fast farblos bis gelblich- und ' röthlichbraun, meist in regellosen Partieen ohne Krystallcon- - turen in die Zwischenräume zwischen die Feidspathe hinein- gedrängt. Entgegen den Angaben Micner-Levy's'), fand ich manchmal einen ziemlich deutlichen Dichroismus, und zwar hauptsächlich in denjenigen Präparaten stark hervortretend, welche gleichzeitig primäre Hornblende enthalten. Je nachdem der Augit sich in Quer- oder Längsschnitten fand, waren auch verschiedene F'arbenerscheinungen bemerkbar. Während näm- lieh die Querschnitte sich als stark dichroitisch erwiesen, ' waren es die Längsschnitte nur in sehr geringem Grade; die Farben wechselten bei den ersteren von gelblichgrau bis tief röthlichbraun, bei den letzteren hingegen liess sich in der - hell röthlichbraunen Grundfarbe nur bei aufmerksamer Betrach- tung eine schwache Veränderung wahrnehmen. Die drei Axen- farben sind: nach a rothbraun, nach 5 gelblich und nach c hellröthlich. Der Erhaltungszustand ‚des Augits zeigt alle Stadien von vollständiger Frische bis zur völligen Zersetzung und Umwandlung. Nicht selten nimmt man in Folge der pris- - matischen Spaltbarkeit den charakteristischen Winkel von circa 87° und dann auch im polarisirten Licht Verzwillingungen nach dem Orthopinakoid wahr. Die Augite enthalten zuweilen fremde mikroskopische Einschlüsse, deren Natur durch die _ petrographische Beschaffenheit und die Entstehungsweise des Gesteins bedingt ist; so findet man z. B. triklinen Feldspath, Apatit, Eisenglanz, Magnet- und Titaneisen einerseits, anderer- ' seits Glaseinschlüsse und Dampfporen. . Der Augit fällt oft einer fasrigen Zersetzung anheim, welche, von den Rändern ausgehend, ihm dann eine gewisse Aehnlichkeit mit Diallag verleiht. Die fast farblose und durch- sichtige Substanz wird in Folge dessen trüb und impellucid; es bilden sich weisslich - gelblich - grünliche Massen, welche jedoch nicht oder wenigstens noch nicht dem Uralit zuzuzählen sind. Diese Umwandlung, welche manchmal den ganzen Py- roxen ergriffen hat, ist nicht immer so weit fortgeschritten und die Erhaltung eines frischen und unzersetzten Kernes giebt ein sicheres Merkmal an die Hand, diese Massen, auch wenn ihre ehemalige Natur nicht deutlich hervortritt, dennoch als ») Notes sur un Ophites des Pyrenees; Bull. de la Soc. geol. de France, 3° serie, t. VI. 1877. pag. 159. 25" 376 Augit zu erkennen. Ich werde die Bezeichnung: „Diallag- ähnlicher Augit“ für diese eigenthümliche, fasrige Zer- setzung gebrauchen, welche in allen mir zur Verfügung ste- henden Ophitvorkommnissen beobachtet werden konnte. Neben diesem Diallag-ähnlichen Augit kommt aber auch echter Diallag vor, welcher durch die ausgezeichnet mono- tone Spaltbarkeit die optischen Eigenschaften und die auch für den Diallag der Gabbro’s so charakteristischen Interpo- sitionen gekennzeichnet ist. Die dem Diallag zugerechneten, stets eine monotome Spaltbarkeit zeigenden Durchschnitte löschen in manchen Fällen (Schnitte aus der Zone der Ortho- diagonale) parallel, in anderen schief aus, weshalb sie auch weder als Augit, noch als ein rhombischer Pyroxen angesehen werden dürfen. In einigen Präparaten konnte man deutlich wahrnehmen, dass jene Interpositionen in der meist farblosen Substanz eine röthlichbraune Farbe besitzen und wahrschein- lich aus Eisenoxydhydrat bestehen, während sie in anderen dunkelschwarz sind und jedenfalls als Magneteisen zu deuten sein dürften. Oft kann man sehen, wie sich diese Interposi- tionen vom Rande aus in den Krystall hineinziehen, immer senkrecht zur Spaltungsrichtung gelagert. Einlagerungen von kleinen opaken Körnchen, welche sich parallel dem Orthopina- koid reihenartig gruppiren, erwähnt auch MicuzL-Levy. Hand in Hand mit dieser Erscheinung geht eine parallele Faserung des Krystalles, welche das klare Aussehen desselben ver- schwinden macht. Hierdurch wird der Diallag in weiter fort- - geschrittenen Stadien der Umwandlung dem Zersetzungsproduet des Augites, dem Diallag-ähnlichen Augit, fast gleich und ist von diesem nur sehr schwer oder kaum zu unterscheiden. Aus diesen Gliedern der Pyroxenfamilie bildet sich zuerst durch Umwandlung der Uralit, jene bekannte Pseudomorphose von Hornblende nach Augit; erst im zweiten Stadium der Zersetzung Viridit, was an vielen Stellen deutlich nachzu- weisen ist. Der Uralit gab für frühere Forscher den Grund ab, die Ophite als Plagioklas-Hornblendegesteine aufzufassen, eine An- sicht, welche gegenwärtig nicht mehr aufrecht erhalten wer- den kann. Um diese Pseudomorphose oder wohl richtiger Paramor- phose von Hornblende nach Augit unter dem Mikroskop sicher nachzuweisen, ist es unbedingt nöthig, entweder Querschnitte mit Augiteonturen zu finden, welche innen ganz aus dichroi- tischer Hornblende-Substanz bestehen und den charakteristischen Spaltungswinkel von circa 124'/,° zeigen, oder solche Schnitte, in denen die erst begonnene Umwandlung des Augits äusser- 377 ion einen Rand von secundärer Hornblende, mit alsdann meist wenig ausgesprochenen Conturen, gebildet hat, während innen noch die frische Augitsubstanz erhalten ist. In den unter- suchten Ophiten habe ich in ausgezeichneter Weise alle Sta- dien der Umwandlung gefunden von vollkommen frischem Augit an bis zu solchem, der gänzlich aus Amphibol besteht und nur noch die äussere Form des Pyroxens erhalten hat. Aeusserst wichtig ist ferner noch die Wahrnehmung, dass manchmal die eine Spaltungsrichtung des Augites sich in die umgewandelte Substanz hinein fortsetzt und mit einer anderen, dem Uralit angehörigen Spaltungsrichtung den für die Horn- blende charakteristischen Winkel von 124° bildet. Dieselbe Beobachtung ausgezeichner Uralitbildung machte schon FRANKE!) in einem Uralit-Diorit von der Insel Martin Guarcia im Rio de la Plata. Die Farbe des Uralites wechselt zwischen gelblich-, gras- und lauchgrün, je nachdem die Schnitte geführt sind, und zwar zeigen die Querschnitte meistens hellere Farben, während _ bei den Längsschnitten die dunkleren vorherrschen; selbst in sehr dünnen Schliffen ist der Dichroismus noch vollkommen deutlich wahrnehmbar. Zugleich mit der Umwandlung. des Pyroxens in Uralit haben sich verschiedene Eisenverbindungen abgeschieden, welche meistens aus Magnetit, manchmal aus Eisenoxyd oder Eisenoxydhydrat bestehen. Der Ansicht MicHEr- Levy’s?), dass die aus dem Augit hervorgehende secundäre Hornblende meistens Strahlstein, nicht Uralit sei, kann ich mich in der Allgemeinheit nicht anschliessen, da ich nur in drei Präparaten aktinolithartige Gebilde als Umwandlungs- producte des Pyroxens wahrnehmen konnte. Auch makrosko- pisch macht der aus Augit entstandene Amphibol mit seinen dunkelgrün -schwarzen Prismen keineswegs den Eindruck des Strahlsteins. Schon seit langer Zeit ist man darauf bedacht gewesen, einen richtigen Namen für die grüne Materie, welche sich in den Diabasen hauptsächlich als Zersetzungsproduct des Augits zu erkennen giebt, aufzustellen; nachdem durch chemische Ana- lysen diese Substanz wesentlich als wasserhaltiges Magnesia- Eisenoxydulsilicat nachgewiesen war, hat man die verschieden- sten Namen aus der ÜÖhloritgruppe auf sie angewendet. Ich werde für diese grünen Massen den Aushülfsnamen Viridit, den VoGELSsAng?) zuerst in die Wissenschaft einführte, bei- 2) Studien über Cordillerengesteine, Inaug.- -Diss., Leipzig 1875. ») a. a. O. pag. 159. 3) Zeitschr. d. d. geol. Ges. XX1V. 1872. pag. 529. 378 0 behalten. „Viridit, grüne und durchscheinende Gebilde in “ Form von schuppigen oder fasrigen Aggregaten, welche na- mentlich als Umwandlungsproducte nach Hornblende, Olivin u. s. w. häufig vorkommen. Ihre Zusammensetzung ist gewiss nicht immer dieselbe; der Hauptsache nach werden es Bisen- oxydul - Magnesiasilicate sein, und meist gehören wohl die Schüppchen einem chloritartigen, die Fasern einem serpentin- ähnlichen Mineral an. ') Die Farbe des Viridits in den Ophiten ist meist grünlich, aber in sehr abwechselnden Tönen, seltener gelblich bis bräun- lich; zuweilen liess sich ein Dichroismus deutlich : wahrnehmen. Die Mikrostructur des Viridits ist sehr verschieden, jedoch herrscht die faserige und schuppige Ausbildung meist vor, welche im polarisirten Licht, in Folge der optisch verschieden orientirten Elemente, Aggregatpolarisation bewirkt; radialfasrige Gebilde zeigen öfter zwischen gekreuzten Nicols ein Interferenz- kreuz. „Je dieker die Fasern sind, desto mehr neigen sie zu paralleler Anordnung und finden sich in dieser Form beson- ders bei der beginnenden Umbildung der Pyroxene. Sie sind dann oft sehr schwer vom Uralit zu unterscheiden, mit dem sie auch den gleichen Pleochroismus theilen.“?) Die secundäre Natur dieser grünen Substanz lässt sich bei den untersuchten Gesteinen nicht bezweifeln; man sieht Augite, welche von den Rändern aus sich in Viridit umzusetzen beginnen, während der Kern noch frisch und unversehrt ist; dann solche, bei denen längs der Spalten und Sprünge, welche den ganzen Krystall durchziehen, eine Ausscheidung jener grünen Nädelchen, Schüpp- chen und Fäserchen begonnen hat. Schliesslich kommt es so weit, dass der Augit völlig verschwindet und jenes grüne Um- wandlungsproduct an seine Stelle tritt. Diesen Vorgang be- schreibt ZırkeL?) mit folgenden Worten: „Die dunkelgrüne . Chloritmaterie tritt als förmliche Pseudomorphose nach Augit unter Wahrung seiner Durchschnittsformen auf, häufiger aber wohl sind die letzteren bei der Umwandlung verwischt worden.“ Wenn auch Viridit und Uralit in manchen Zügen Aehn- lichkeit aufweisen, so giebt es doch Unterscheidungsmerkmale genug, welche die sichere Diagnose ermöglichen. Aus der Feldspathgruppe nehmen hauptsächlich Glieder des triklinen Systems an der Zusammensetzung der Ophite Theil, während die monoklinen äusserst selten gefunden werden. Die Plagioklase, ausgezeichnet durch die charakte- ristische Zwillingsstreifung, welche aber öfter schon durch die ») Zirker, Mikroskop. Beschaffenheit etc. 1873. pag. 294. 2) RosEnguscH, Mikr. Physiogr. II. pag. 338. 3) Mikrosk. Beschaffenheit ete. 1873. pag. 408. beginnende Zersetzung alterirt, ja manchmal völlig verschwun- ‘den ist, sind meist nach dem Albitgesetz, Zwillingsebene das Brachypinakoid, polysynthetisch verzwillingt. Ihre Krystalle sind in den ÖOphiten meistens leistenförmig in der Richtung oo Po in die Länge gezogen. Welcher Unterabtheilung diese Plagioklase angehören oder ob sie in Folge ihrer chemischen Zusammensetzung verschiedenen Arten zugezählt werden müs- sen, ist schwer zu entscheiden. Zwar geben die optischen Eigenschaften der Feldspathindividuen unter dem Mikroskop theoretisch ein Mittel in die Hand, die chemisch verschiedenen Krystalle von einander zu trennen, in der Praxis aber stossen genaue Untersuchungen meist auf grosse Schwierigkeiten, da sich nur frische Feldspathe hierzu eignen, die meisten aber durch eine bereits eingetretene Umwandlung alterirt sind, wo- durch die Anzahl der überhaupt optisch untersuchbaren Durch- schnitte bedeutend redueirt wird. Zu einer Messung der Aus- löschungsschiefe sind natürlich nur solche Krystalldurchschnitte verwendbar, welche eine gleiche Auslöschung zu beiden Seiten von der Projection der Zwillingsebene besitzen, die also genau der Zone oP: SP angehören und normal zur Zwillingsebene geführt sind. In allen meinen Präparaten war es mir nicht mög- lich, einen Krystalldurchschnitt zu finden. der diesen Bedingun- gen Genüge geleistet hätte; immer betrug der Auslöschungswinkel auf der einen Seite einige Grade mehr als auf der anderen. Ich konnte daher die Feldspathe nur in zwei grosse Abthei- lungen bringen, von denen die eine einen Auslöschungswinkel bis annähernd 40° besitzt, während die andere durch eine kleinere, in wenigen Fällen 20° übersteigende Auslöschungs- schiefe charakterisirt ist. Beide Arten kommen nebeneinander vor. Diejenigen Feldspathindividuen, deren Auslöschungsschiefe bis etwa 40° beträgt, scheinen auch ihrer leichteren Zersetz- barkeit wegen dem Labrador anzugehören, während die mit kleinen Auslöschungswinkeln sich mehr auf Oligoklas beziehen lassen; Winkel, welche für den Albit oder Anorthit charakte- ristisch sind, ‘wurden nirgends gefunden. Auch MıchkL-Levy!) constatirte in den von ihm untersuchten Ophiten auf Grund ihrer optischen Eigenschaften zwei verschiedene Feldspathe: Oligoklas und Labrador. Seiner Ansicht nach ist aber der Oligoklas mehr zersetzt und bildet Kalkspath. Bei einigen Individuen des Feldspaths findet man bei ge- kreuzten Nicols auch eine durch doppelte, sich gegenseitig durchsetzende, polysynthetische Zwillingsverwachsung, bedingte gitterförmige Structur, welche jedoch von derjenigen des Mi- Da. a. OÖ. pag..162. 30 kroklins leicht durch das schiefe Auslöschen beider Arten ee ke Lamellen zu unterscheiden ist. Der Winkel, welchen diese Lamellen, von denen die einen parallel o Pco, die anderen parallel oo Px verlaufen, mit einander bilden, beträgt nach STELZNER !) beim Labradorit 86" 40”. Bemerkenswerth ist ferner noch, dass einige Feldspathe der Ophite, ähnlich wie die mancher Diorite und Melaphyre, mit einem braunen oder schwarzen Staub völlig erfüllt sind, welcher sich bei sehr starker Vergrösserung als aus sehr klei- nen Körnchen bestehend erkennen lässt. Durch die begin- nende Zersetzung verliert der Feldspath sein frisches Aussehen, wird trüb, lichtgraulich und bildet eine wenig pellucide, körnig- fasrige Masse. Eine Folge der weiteren Verwitterung ist das gänzliche Verschwinden der Zwillingsstreifung und die Neu- bildung verschiedener anderer Mineralien, besonders des Kalk- spathes. Monokliner Feldspath konnte in den zur Untersuchung vorliegenden Ophiten mit Sicherheit nicht nachgewiesen wer- den, obwohl ZırkeL?) und MiıcneL-L£vY°) von dem, wenn auch seltenen, Auftreten desselben berichten. Einfache, leisten- förmige Durchschnitte oder Zwillinge, anscheinend nach dem Karlsbader Gesetz, die man für Orthoklas halten könnte, gaben sich bei genauerer optischer Prüfung fast immer als zersetzte Plagioklase zu erkennen. Als ein in den Ophiten überaus häufiges Umwandlungs- product, welches seine Entstehung den verschiedenen Gliedern der Pyroxen- und Feldspathfamilie zugleich verdankt, tritt der Epidot auf. Ein Handstück aus den Hoch-Pyrenäen bestand fast ganz aus diesem Umwandlungs - Mineral. Der Epidot erscheint entweder fast farblos bis hellgrünlich-gelblich und ist dann so schwach pleochroitisch, dass er leicht mit Augit verwechselt werden kann, oder er ist wein- bis ceitronengelb und zeigt einen starken Pleochroismus. Mit Recht hatte man gerade in dem reichlichen Epidotgehalt einen Beweis für die Hornblendenatur der schwärzlichgrünen Prismen in den Ophiten erblickt, freilich ohne irgend eine Ahnung der secundären Entstehung dieses Amphibols.. Nachdem sie nun unzweifelhaft nachgewiesen ist, kann man den Epidot auf das Primärmineral Augit mittelbar zurückführen. Letzterer liefert aber auch, ohne das Stadium der Umsetzung in Hornblende durchzumachen, direct Epidot als secundäres Umwandlungsproduct. 1) Berg- und Hüttenm. Zeit. XXIX. pag. 150. 2) Beiträge zur geolog. Kenntniss der Pyrenäen, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XIX. 1867. pag. 119. 3) a. a. O. pag. 168. 381 Im Feldspath, Augit, Uralit und Viridit, überall findet man unregelmässig begrenzte Körnchen, Blättchen und Nä- delchen von Epidot, dessen secundäre Natur bei dieser Art und Weise des Auftretens nicht zweifelhaft sein kann; ja sogar in Adern und als Ausfüllungsproduct von Sprüngen und Spalten hat er sich angesiedelt. Aehnliche Vorgänge sind auch sonst mehrfach erwähnt worden. So fand Bun!) die Uralite der Augitporphyre von Predazzo, KaLkowsky’) die Augite der grünen Schiefer Niederschlesiens, Rosengusch ®) die Pyroxene in den Diabasen des Ochsenkopfes, SVEDNARK*) den Uralit von Vaksala bei Upsala in Epidot umgesetzt. Nach Brum°) hat man es bei der Entstehung des Epidots mit einer Pseudomorphose nach Augit und Feldspath zu thun; nach FrAnkE°) entsteht der Epidot erst aus dem chloritischen Umwandlungsproduct des Augites; auch bezweifelt letzterer die Pseudomorphosen von Epidot nach Feldspath, indem er glaubt, dass der scheinbar aus letzterem gebildete Epidot sein Dasein den Viriditpartieen verdanke, welche in die ‘'mürbe Kaolın- masse verwitterter Feldspathe eingedrungen seien. Für die Entstehung des Epidots in den Ophiten scheint mir die Er- klärungsweise BLum’s angemessener zu sein. MicaeL-L&vy ’), welcher in einigen Fällen den Epidot der Ophite nicht für ein einfaches Umwandlungsproduct hält, son- dern seine Entstehung in die Zeit der Erstarrung des Gesteins zu versetzen geneigt ist, beschreibt dieses Mineral ausführlich und weist mit Recht auf die durch seinen hohen Brechungs- index bedingte Totalreflexion hin, welche ihm ein reliefartiges Aussehen, wie es beim Sphen oder Granat der Fall ist, giebt. Das Titaneisen spielt in den Ophiten bezüglich seiner Verbreitung eine ähnliche Rolle wie in den Diabasen, es waltet vor allen anderen Erzen vor. Ueber die mikroskopischen Merkmale desselben sagt Darkur?): „Seine Erkennbarkeit _ unter dem Mikroskop ist seltsamerweise im umgewandelten Zustand viel leichter und sicherer als im vollkommen frischen; D N. Jahrb. f. Miner. 1762. pag. 429. 2) 'TSCHERMAK, Miner. Mitth. 1876. pag. 99. ?) Mikr. Physiogr. d. massigen Gesteine 1877. pag. 332. *) N. Jahrb. f. Miner. 1877. pag. 100. 5) Pseudomorphosen des Mineralreiches UI., Nachtrag, pag. 118, 122, 127, 133. — Der Epidot in petrogr. und genetischer Beziehung, N. Jahrb. f. Miner. 1861. 6) Studien über Cordillerengesteine, Inaug.-Diss., Leipzig 1875. ) a. a. 0. pag. 160, 161. °) Mikroskop. Untersuchungen über Diabase, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1874. es ist dies eine mikroskopische Erscheinung, welche im Olivia bekanntermaassen ihr Analogon findet.“ In den von mir untersuchten Gesteinen- ist frischer lmenit“- weniger häufig als zersetzter. Findet er sich unzersetzt als mikro- skopischer Gemengtheil, so ist er wegen der gleichen Farbe und Impellueidität schwer von dem Maeneteisen zu unterscheiden. Charakteristisch ist für das Titaneisen allerdings seine eigen- thümliche, stabförmige Ausbildungsweise. Im zersetzten Zu- stande aber ist durch das Leukoxen genannte Umwandlungs- product der sicherste Anhalt gegeben, dass Titaneisen vorliegt, da kein anderes Erz zusammen mit dieser graulichweissen bis röthlichgelben, fast gar nicht pelluciden Substanz vorkommt. Bei abgeblendetem Lichte nimmt man den bekannten Wachs- glanz wahr. Ueber die Natur des Leukoxens weichen die Ansichten der verschiedenen Forscher sehr von einander ab. Zıekeu vermuthete darin kohlensaures Eisenoxydul; SANDBERGER ein Titanat; Conen reine Titansäure; TÖörsEeBoHM irgend eine Modification der Titansäure; MıicH£eL-Levy hält ihn für Sphen; während v. LasauLx, der zuerst eine anfängliche Umwandlung des Ilmenits in ein perowskitähnliches Kalktitanat und dieses in Sphen annahm, sich schliesslich geneigt zeigt, den Leukoxen dem Titanomorphit zuzurechnen. Eine definitive Bestätigung irgend einer dieser Ansichten konnte ich aus meinen Präparaten nicht erlangen, doch möchte ich mich der jetzt fast allgemein angenommenen Ansicht, der Leukoxen sei kein titansaures Salz, sondern eine irgendwie beschaffene Titansäure, anschliessen, wenngleich es nicht aus- geschlossen ist, dass ein Theil des Leukoxens dem Titano- morphit angehört. (Vergl. GC. W. Cross, Studien über breto- nische Gesteine; Miner. und petrogr. Mittheil., gesammelt von TscHeruwar, 1880. pag. 401 u. 402.) Von den accessorischen Gemengtheilen verdient zuerst das Magneteisen, wegen seines sehr häufigen Auftretens, eine kurze Besprechung. Ausser den hinreichend bekannten mikro- skopischen Eigenschaften dieses Erzes, zeigen sich in den Ophiten auch zuweilen seine sonderbaren Aggregationsformen, wie sie Zirkel!) aus den Basalten und basaltischen Laven abbildet. Die Ansicht, welche Darae?) über den Ursprung des Magnet- eisens in den Diabasen ausspricht, nämlich die Annahme einer secundären Bildung für einen grossen Theil dieses Erzes, scheint mir auch für seine Entstehungsweise in den Ophi- ten ihre Geltung zu besitzen. In frischen Augiten fand ich keinen Magnetit, nur wenn sie sich zu zersetzen und 1) Basaltgesteine 1869. pag. 67. Zara: 0. paoı 29. _ umzuwandeln beginnen, zeigen sich schwarze, opake Körnchen an den Rändern, deren Conturen manchmal deutlich ihre Zu- gehörigkeit zu dem Magneteisen erkennen lassen. Je grösser die Veränderung des Augits, um so reichlicher ist sein Gehalt an Masnetit, was sich wohl nur dadurch erklären lässt, dass das Erz hier eben ein Ausscheidungsproduct ist. Vorzüglich schön kann man diesen Vorgang bei der Bildung des Uralites - beobachten, der oft von Magnetitkörnchen ganz erfüllt ist, jedoch stärker am Rande als nach der Mitte zu. Im Ganzen _ und Grossen ist überhaupt der Magnetit in erster Linie an umgewandelten Augit gebunden und tritt weniger als eigent- licher selbstständiger Gemengtheil auf. Das schwarze Erz, welches die letztere Rolle in den Ophiten spielt, ist vorwie- gend Titaneisen. Eine Ausscheidung von "Magneteisen aus dem Magnesiaglimmer, auch wenn sich derselbe zersetzt, war _ nur äusserst selten zu beobachten. In Folge einer Verwitterung des Magnetits umziehen sich die schwarzen Körner oft mit einer bräunlichgelben Substanz, welche jedenfalls Eisenoxydhydrat ist; zuweilen auch mit blut- F rothen Lamellen von Eisenoxyd.. Manchmal umgeben, wie 2 schon Micrer-LtvyY!) erwähnt, kleine Biotitblättchen. erkenn- - bar durch ihren ausserordentlich kräftigen Dichroismus, das Masneteisen der Ophite. R Der Eisenkies tritt in manchen Präparaten in grosser Menge, in anderen entweder gar nicht oder nur äusserst sparsam auf. Unter dem Mikroskop ist er durch seine meist cubische - Gestalt und seinen gelblichen Metallglanz bei aufiallendem Licht - leicht erkennbar. In Folge beginnender Umwandlung hat sich der - Pyrit zuweilen mit einem gelblichbraunen bis schwarzen Rand - umzogen, der wahrscheinlich Eisenverbindungen als Zersetzungs- - _ producte enthält. BE Seltener als das soeben genannte Erz findet sich der — — Eisenglanz in den Ophiten, aber gleich jenen durch be- - merkenswerthe, mikroskopische Eigenschaften ausgezeichnet. Er ist stets durch seine gelblichröthliche, blut- oder dunkel- rothe Farbe erkennbar, welche jedenfalls durch die verschie- dene Dicke der einzelnen Individuen bedingt ist. Ebenso dient - seine Form zu seiner Erkennung. Man findet ihn als Blätt- chen, Tafeln, Lamellen u. s. w., oft mit hexagonaler Umgren- ' zung, häufig aber auch ohne regelmässige Conturen. Den Apatit als accessorischen Gemengtheil der Ophite erwähnt zuerst Ramon Apan DE Yarza?) in spanischen Vor- l) a.a. O. pag. 164. ?) Las rocas eruptivas de Viscaya; Boletin de la comision del mapa geolögico de Espana t. XI. 1879. 384 konmnissen; in allen anderen Beschreibungen, selbst dn neueren von. MıckeL-Levy, wird derselbe nicht angeführt. Ich traf ihn ziemlich häufig an. Wie in vielen anderen Felsarten, so erscheint er auch in den Ophiten der Pyrenäen entweder in langen, schmalen Säulchen oder in sechseckigen Querschnitten; die Säulen zeigen in der Endigung entweder die Basis oder eine Pyramide. Die Apatitnadeln, durch eine Gliederung parallel oP oft von einem kettenartigen Aussehen, erlangen zuweilen eine ausserordentliche Länge, wie z. B. Säulen von 1,5 und 1,25 mm gemessen wurden. Diese langen Prismen setzen durch die meisten Gemengtheile, als Feldspath, Augit, Viridit und andere, hindurch. Der Apatit ist stets frisch, mit scharfen Kırystallconturen und hat nirgends seine Farblosigkeit verloren. Zu den selteneren Gemengtheilen, welche aber, wenn sie einmal auftreten, eine etwas grössere Verbreitung erlangen, gehört die primäre Hornblende. Als ein constanter Be- gleiter des röthlichbraunen, pleochroitischen Augites zeigt sich hellgelber bis hellbräunlicher, stark dichroitischer Amphibol, und beide scheinen in einer eigenthümlichen genetischen Be- ziehung zu stehen. Pyroxen und Amphibol bilden oft zusam- men ein wohlbegrenztes, äusserlich aus Hornblende, innerlich aus Augit bestehendes Individuum. Die Grenzen zwischen beiden Mineralien sind aber allemal so scharf ausgeprägt, dass Niemand an eine secundäre Bildung der äusseren Hornblende- substanz denken wird, umsoweniger, als sie auch die Conturen bedingt. Mir scheint hier die Ansicht Kxop’s!) über die Ent- stehung der Uralite eine genügende Erklärung zu geben. Dar- nach ist ein anfänglich vorhanden gewesener Augit als Horn- blende isomorph weiter gewachsen, etwa wie Chrom - Alaun in einer Lösung von Kali-Alaun?); Kxop stützt sich dabei auf die Identität der Substanz, auf die Einfachheit und Rationalität der Parameterverhältnisse beider Mineralien und darauf, dass die Hornblendehülle, welche die Diallage der Gabbros umgiebt, auch krystallographisch orientirt ist. Wenn ich auch weit davon entfernt bin, diese Ansicht für die Bildung des eigentlichen Uralites selbst anzuerkennen, so findet doch die eben geschilderte eigenthümliche Verwach- sung hierdurch eine passende und höchst wahrscheinliche Er- klärung. Charakteristisch für die Querschnitte dieser Gebilde 1) Studien über Stoffwandlungen im Mineralreich, 1873. pag. 24. 2) Das Fortwachsen eines Alaunkrystalls in einer isomorphen Lö- sung ist nach den neuesten Untersuchungen von F. Krocke in Frei- burg i. Br. (Berichte über die Verhandl. der naturforsch. Gesellsch. zu Freiburg i. Br. VII. pag. 3) doch etwas anders. (Vergl. darüber auch FRANKENHEIM, Pocc. Ann. 113. pag. 491. 1861.) ist die auffallend häufige Ausbildung des Orthopinakoides an der Hornblende, wodurch natürlich bei der Combination mit ©oP und ooP oo ein achteckiger Durchschnitt entsteht. Man findet den primären Amphibcl aber auch mit dem Augit nicht verbunden, in wohl conturirten Durchschnitten. Eine merk- würdige Verwachsung von primärer Hornblende und Titan- eisen soll weiter unten ausführlicher besprochen werden. So sind also zweierlei Hornblenden in den untersuchten Ophiten enthalten, eine primäre und eine secundäre, welche letztere in Folge ihrer aussergewöhnlichen grossen Verbreitung früher Veranlassung gewesen ist, diese Gesteine zu den Plagioklas - Hornblendegesteinen zu rechnen. Das Auftreten des primären Amphibols ist sehr selten und wird von den neueren Forschern, wie z. B. von MicHeL -Levy, gar nicht erwähnt. Der Quarz scheint mir, entgegen der Ansicht MıcHEL- Levy’s!), welcher für manche Ophitvorkommnisse einen ur- sprünglichen Quarz anzunehmen geneigt ist, stets ein secun- däres Zersetzungsproduct zu sein. Er ist nämlich in den frischeren Gesteinen bei weitem seltener als in den zersetzteren und scheint hauptsächlich den Gliedern der Pyroxenfamilie seinen Ursprung zu verdanken. Nach Rosengusch’) findet dieser Vorgang der Umwandlung der Augite in den Diabasen in der Weise statt, dass: „bei weiterer Umwandlung der Uralit ‚gewöhnlich zu Chlorit und dieser endlich zu einem Gemenge von Brauneisen, Quarz und Carbonaten wird.“ In den Ophiten findet sich der Quarz, fast immer mit Viridit zusammen, in kleinen rundlichen, unregelmässig conturirten Körnern, welche häufig Flüssigkeitseinschlüsse mit beweglicher Libelle enthalten. Als ein weiteres Zersetzungsproduct tritt in den unter- suchten Gesteinen der Kalkspath auf, welcher theils in den Feldspathen, theils in den die Ophite durchziehenden Spalten und Adern sich ausgeschieden hat. Seine Farbe ist am häu- figsten weisslich oder lichtgrau ; meist ist er von vielen Sprün- gen durchzogen, welche seiner rhomboödrischen Spaltbarkeit entsprechen; in optischer Hinsicht ist er durch eine für ihn ungewöhnlich starke chromatische Polarisation ausgezeichnet, welche eine Verwechselung mit Feldspath, dem er manchmal sehr ähnlich sieht, verhindert. Mitunter ist der Caleit in so fein vertheiltem Zustand durch das Gestein verbreitet, dass man ihn durch optische Hülfsmittel nicht nachweisen kann; in solchen Fällen weist ihn aber Salzsäure nach. Der am wenigsten verbreitete accessorische Gemengtheil ı) a. a. O. pag. 168. ?) Mikrosk. Physiographie der massigen Gesteine 1877. pag. 331. der Ophite ist der Magnesiag " imme T., welcher a manchmal fast die Rolle eines wesentlichen Besaneı et spielt. Er ist charakterisirt durch gelbe bis dunkelbraungelbe Farbe, vorzüglichen Dichroismus und durch Zusammensetzung aus parallelen ‘Lamellen. In den meisten Fällen erscheint der Biotit ohne Krystallumrisse, in unregelmässigen Blättchen, Fetzen oder Lappen; durch Zersetzung verliert er seine ur- sprüngliche Farbe und wird grünlichgelb. Als Interpositionen im Magnesiaglimmer wurden gefunden: Apatit, Magneteisen und Nädelchen eines unbestimmten Minerals, welche, nach bestimmten Richtungen gelagert, sich unter einem ziemlich stumpfen Winkel schneiden. Auf Grund ihrer mineralogischen Zusammensetzung muss man also die Ophite den quarzfreien und olivinfreien Plagioklas-Augitgesteinen zuzählen. Sie sind durch folgende Momente charakterisirt: Der Pyroxen zeigt oft einen Diallag-ähnlichen Habitus, ja sogar wirklicher Diallag kommt vor; der Augit ist häufig in Uralit umgewandelt; das Titan- eisen besitzt eine grössere Verbreitung als das Magneteisen; primäre Hornblende und Magnesiaglimmer sind, wenngleich auch seltener, doch ab und zu zugegen; durch die verschie- denen Stadien der Zersetzung haben sich einige Mineralien als secundäre Umwandlungsproducte ausgeschieden. Die Mikrostructur der untersuchten Ophite zeigte sich, soweit es die oft sehr weitgehende Zersetzung gestattete, als eine durch und durch krystallinische; bis auf eine Ausnahme konnte in allen Präparaten, selbst bei schärfster Vergrösserung, keinerlei irgendwie geartete Basis entdeckt werden. Hierdurch scheinen sich also doch die pyrenäischen Ophite von den spanischen zu unterscheiden, da letztere nach dem überein- stimmenden Urtheil derjenigen Forscher, welche sie studirten, häufig eine wirkliche amorphe Basis enthalten sollen , wenn auch die mineralogische Zusammensetzung hier wie dort im Ganzen und Grossen eine sehr ähnliche ist. II. Gesteins- Beschreibung. Eine Besprechung der verschiedenen Ophitvorkommnisse gemäss ihrer geographischen Zusammengehörigkeit ist nicht recht geeignet, weil von einem und demselben Fundpunkte oft mehrere, untereinander ziemlich abweichend ausgebildete Hand- stücke vorlagen, und ausserdem viele Wiederholungen unver- meidlich wären, weshalb auch die mineralogische Zusammen- g als Moment der Aneinanderreihung für die einzelnen charakteristischen Arten gebraucht wurde. Stimmen auch die wesentlichen Gemengtheile aller Ophite ungefähr überein, so st en die Anwesenheit eines bemerkenswerthen accesso- : opelen weit fortgeschrittene Zersetzungsstadium R Haupt- gemengtheiles, des Augites, eine bequeme und passende Tren- mung zu. Zwar sind dann die einzelnen Abtheilungen nicht scharf von einander geschieden, da sich stets Uebergänge aus der einen in die andere finden, immerhin aber lassen sich ge- wisse Grundtypen, die dann allmählich ineinander verfliessen, | aufstellen. | Wenn ich eben von einer Benutzung besonders erwäh- 'nenswerther accessorischer Gemengtheile bei Eintheilung der _ Ophite gesprochen habe, so trifft dies bei den vorliegenden - Gesteinen bezüglich der primären Hornblende sicherlich zu. Obgleich nur sehr wenige Vorkommnisse jenes Mineral ent- ‚halten, so sind doch gerade diese streng von den anderen ge- schieden. Die von primärem Amphibol freien lassen sich sehr gut durch die verschiedenen Zersetzungsstadien des Augites, wodurch mehrere Umwandlungsgebilde entstehen, in Unter- abtheilungen bringen, welche aber selbstredend scharfer Grenzen 'entbehren. Je nachdem der Augit in Diallag übergeht oder sich in Uralit umwandelt oder sich in Viridit zersetzt, kann man die Ophite in verschiedene Arten eintheilen. Ihnen ist noch das Gestein mit amorpher Basis anzuschliessen, welches in die Reihe solcher Ophite gehört, deren Augit bereits in Uralit übergegangen ist. Einige Lherzolithe und sogenannte Melaphyre, die sich unter den von Herrn Gexeeau erhaltenen ' Handstücken befanden und früher den Ophiten zugezählt wur- den, sollen nach der Beschreibung der Ophite anhangsweise einer kurzen Besprechung unterzogen werden. Als Hauptvertreter der primäre Hornblende führenden Ophite verdienen zuerst drei Handstücke von Belair, südwest- lieh von Pau, Basses - Pyrenees, eine nähere Betrachtung. Makroskopisch erscheint dieser Ophit. als ein mittel- bis fein- körniges Gestein, welches in dem einen Handstück sich be- deutend zersetzter zeigt als in den zwei übrigen. Bei diesen letzteren sind die grünlichweissen, eirca 4 mm langen Plagio- arlase ohne jede erkennbare Zwillingsstreifung und ohne Glanz ' auf den Spaltungsflächen; ferner bemerkt man ein schwarzes, auf den Spaltungsflächen stark glänzendes Mineral, dessen Spaltbarkeit zuweilen deutlich seine pyroxenische Natur erken- nen lässt; nur selten nimmt man Einsprenglinge von Eisenkies wahr. An dem zersetzteren Handstück treten die Plagioklase nicht mehr deutlich hervor; Glanz und Spaltbarkeit des augi- tischen Minerals sind verschwunden, es bildet nur nch schmutziggrüne Massen; öfter treten Anhäufungen von Eisen- hydroxyd auf; ab und zu haben sich in dem Gestein kleine Hohlräume gebildet, in denen sich ein weisses, zeolithartiges Mineral abgeschieden hat. Da grössere zu einer eingehenderen chemischen Untersuchung geeignete Partieen nicht gefunden wurden, so musste ich mich auf das Verhalten vor dem Löth- rohr und auf die Färbung der Flamme beschränken. Darnach ist die Natur dieses Zeolithes als Analcim kaum zweifelhaft, worauf auch die Gegenwart von untrüglichen Analcimformen in dem benachbarten Gestein von Arudy hinweist. Mikroskopisch ist der Unterschied in der Zersetzung der drei Handstücke bei weitem nicht so gross wie makroskopisch. In allen sind die Feldspathe meistens in kaolinähnliche Massen zersetzt, nur äusserst selten sind noch die letzten Spuren der ehemaligen polysynthetischen Zwillingsstreifung wahrnehinbar. Welcher Art von Feldspathen diese schmutzig grauen Massen angehören, konnte nicht entschieden werden, da der zersetzte Zustand speciellere optische Beziehungen festzustellen nicht erlaubte. Hand in Hand mit der Entstehung des Kaolıns geht die Bildung von Kalkspath, dessen dünne Häute stellen- weise zwischen dem thonigen Rückstand zu gewahren sind und sich durch eine bei ihm ungewöhnlich starke chromatische Polarisation auszeichnen. Als Einlagerungen in den Feld- spathen finden sich: Eisenkies, Eisenoxyd, wenig Magnetit, Apatit, Viriditpartikelchen. Die Pyroxenfamilie ist nur durch den gewöhnlichen monoklinen Augit vertreten, der meist durch grosse Frische, eigenthümliche gelblichröthlichbraune Farbe und ziemlich starken Pleochroismus ausgezeichnet ist. In ihm stecken Einlagerungen von Feldspath und Apatit, während Eisenverbindungen wegen des frischen Zustandes ganz zu fehlen scheinen. Ab und zu zeigt der Augit nicht nur von den Rän- dern aus, sondern auch bereits auf den Spalten und Sprüngen eine Zersetzung in Viridit. Die gelblichbraune primäre Horn- blende erhebt sich in Folge ihres überaus häufigen Vorkom- mens fast zu einem wesentlichen Gemenstheil; ihre Gegenwart ist hauptsächlich an den Augit gebunden, dem sie oft in un- mittelbarer Verwachsung und innigster Verschränkung ange- lagert ist, bisweilen derart, dass eine oeP entsprechende Spaltrichtung des Augites mit einer oP entsprechenden der Hornblende parallel geht, jedoch ist die Grenze zwischen beiden Mineralien so scharf und entbehrt jeder Umwandlungs- zone, dass der Gedanke an eine secundäre Bildung des Amphi- bols durchaus unzulässig erscheint. (Siehe nebenstehende Figur.) Der Viridit, ausgezeichnet durch seine faserige Structur und Aggre- gatpolarisation kommt überaus häu- fig vor. An seinerBildung hat sich neben dem Pyroxen auch der pri- märe Amphibol ziemlich stark be- theiligt; oft sieht man die braune Hornblende von grünen Viridit- Partikelchen förmlich zerfressen. Ungeachtet der reichlich vorhande- i nen Hornblende trifft man nur sel- - ten Epidotkörnchen an; ihre räumliche Verbreitung ist in- _ dessen von derjenigen der Hornblende dermaassen unabhän- gig, dass beide Minerale schwerlich in genetische Beziehung gebracht werden können. Bemerkenswerth ist ferner noch das häufige Auftreten des Titaneisens in unregelmässig begrenzten Fetzen, welche fast stets durch das weisslichgraue Umwand- lungsproduet gekennzeichnet sind; es findet sich als Einlage- rungen in dem Augit, Viridit, Feldspath und in der Hornblende. Von den Eisenverbindungen finden sich ferner noch: Magnet- eisen in kleinen, oft durch scharfe Krystallconturen ausge- zeichneten Körnchen; Eisenkies und Eisenoxyd, welche alle - bei ihrer Zersetzung oft deutlich wahrzunehmendes Eisenoxyd- hydrat liefern. Der Kalkspath, der schon als Zersetzungs- ‚product im Feldspath erwähnt wurde, tritt auch in Adern auf, welche dann nur schwach auf das polarisirte Licht wirken. Der Analcim zeigt sich unter dem Mikroskop auch in den- jenigen Handstücken, in welchen ihn das blosse Auge nicht gewahrt. Charakteristisch ist für diesen Zeolith sein Verhalten im polarisirten Licht, denn, obgleich er eigentlich einfach brechend sein müsste, zeigen doch die meisten weisslichgrauen Partieen des Analcims an doppeltbrechende Krystalle erinnernde Erscheinungen. Vielleicht handelt es sich im vorliegenden Falle weniger um Spannungseffecte als vielmehr um eine "Umwandlung in Albit, wie sie bei den Analcimen des be- nachbarten Gesteines von Arudy stattfindet. Gileichfalls als Zersetzungsproduct wurde auch zuweilen Quarz in kleinen - Körnchen beobachtet. Ganz wie die soeben besprochenen - Vorkommnisse erwies sich der Ophit von Herriere, ungefähr ‚6 Kilometer von Oloron, Basses-Pyrenees, zusammengesetzt, nur dass der immerhin noch deutlich zu erkennende Apatit bedeutend zurücktritt. Makroskopisch ist dieses körnige Gestein durch das häufige Auftreten ungefähr 6—8 mm langer und 1—2 mm dicker, schwarzer Prismen von primärer Hornblende besonders gekennzeichnet. Zu dieser Art von Ophiten gehört auch noch ein in der Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIL. 3. 26 Eu, Umgegend von Lourdes, Hautes-Pyrenees, am Gave de Pau, x als Rollstücke vorkommendes Gestein. Mit blossem Auge erkennt man grünlichweissen Feldspath, ein dunkel schwarz- grünes Mineral, wahrscheinlich Hornblende, oft von glänzenden, tiefschwarzen Blättchen, die wohl dem Magnesiaglimmer an- gehören dürften, begleitet, seltener gewahrt man gelblich schim- mernde Körnchen von Eisenkies. Mikroskopisch erkennt man nach der oft vorzüglich erhal- tenen, manchmal gekreuzten, an die Mikroklinstructur erin- nernden Zwillingsstreifung die Feldspathe als Plagioklase, zu deren näherer Bestimmung indessen keine geeigneten Schnitte gefunden werden konnten. Zuweilen enthalten die Feldspath- individuen als Einlagerung einen schwarzen Staub, der selbst bei stärkster Vergrösserung sich als aus lauter kleinen Körnchen und oft fast farblosen Mikrolithen zusammengesetzt erweist. Die Gegenwart von Augit konnte nicht sicher nachgewiesen werden, wogegen die primäre Hornblende ganz bedeutend in den Vordergrund tritt und sich durch bemerkenswerthe Ein- lagerungen von Titaneisen auszeichnet. Während nämlich die Blättchen des Erzes ihrer Längsausdehnung nach parallel einer der Prismenflächen der Hornblende gerichtet sind, bestehen sie selbst aus parallel aneinander gereihten Lamellen, deren Lage nun ihrerseits mit derjenigen der anderen Prismenfläche der Hornblende zusammenfällt.e. Bei abgeblendetem Licht liess sich diese Erscheinung besonders gut wahrnehmen, da sich das Titaneisen durch Zersetzung bereits mit dem weissen Umwandlungsproduct umgeben hat, ja oft ganz in dasselbe übergegangen ist. Die Hauptbedingung für die deutliche Er- kenntniss dieser Durchwachsung ist ein ziemlich dünnes Prä- parat dieses sehr bröckligen Gesteins, da anderen Falles der primäre, braungelbe, stark dichroitische Amphibol in Folge des überaus reichlich enthaltenen Titaneisens nicht erkannt werden kann. Selbstverständlich sind nicht alle Hornblende- individuen in gleicher Weise mit dem letzteren imprägnirt; man findet solche, welche nur an den Rändern mit dem Erz verwachsen sind, andere, bei denen es parallel der Spaltung in den Krystall hineinzusetzen beginnt und © schliesslich solche, welche durch und durch, stets parallel sP, Ti- taneisen eingelagert enthalten. Als Erläuterung dieser zuletzt erwähn- ten Erscheinung möge nebenstehende Zeichnung dienen. | Diese Verwachsung ist meist von Magnesiaglimmerblättchen umgeben, die durch ihre hell gelblichgrüne Farbe und ihren | | Man findet oft in d um den Biotit herum ein weisslichgraues Mineral, des- en bisweilen sehr scharfe Krystallconturen es unzweifelhaft ls Titanit erkennen und leicht von dem mattweissen Um- vandlungsproduct des Titaneisens trennen lassen. Durch Zer- ‚setzung des Glimmers und der Hornblende bildet sich Viridit, er auch als Blättchen im Feldspath eingelagert vorkommt. isenkies, Apatit und Magnetit treten ebenfalls als Interpo- ‚sitionen im Feldspath auf. | So bilden also diese primäre Hornblende führenden Ophite ine streng von den anderen geschiedene Abtheilung, indem _ ihr Augit weder diallagähnlich wird, noch sich in Uralit um- wandelt. Ä E Unter den von mir untersuchten Gesteinen hat diejenige Gruppe die meisten Vertreter aufzuweisen, welche durch das B: . häufige Auftreten des diallagähnlichen Augites charakte- _ gisirt ist. Das makroskopische Aussehen aller dieser Vor- kommnisse ist ziemlich gleich, die Farbe der Hauptmasse schwankt im Allgemeinen zwischen grünlichgrau und schwärz- lichgrün, die Structur ist mittel- bis feinkörnig, nur durch die > verschiedenen Stadien der Zersetzung lassen sich kleine äusser- * liehe Unterschiede constatiren. Ausser unregelmässig begrenz- - tem Feldspath und Augit gewahrt man noch Epidot, Eisenkies _ und Eisenoxydhydrat; einige Handstücke brausen mit Säuren und lassen nach Wegführung des Carbonates die Epidot- _ _wucherung in vorzüglicher Weise zu Tage treten. An einem - Handstück des Ophites von St. Michel hat sich auf dessen Kluftflächen ein zeolithisches Mineral abgeschieden, dessen _ ausgezeichnete Krystallisation in Rhomboödern es zweifellos _ als Chabasit erkennen liess. R : Auch mikroskopisch sind diese Gesteine fast alle gleich, Er ‚höchstens in Folge einer verschieden weit fortgeschrittenen Zersetzung manchmal mit abweichenden Umwandlungsproducten erfüllt. Die Feldspathe sind oft noch frisch, besitzen Krystall- conturen und haben ihre charakteristische Zwillingsstreifung behalten. Auf Grund des optischen Verhaltens dieser Plagio- klase wird man, wie bereits erwähnt, zum Resultat geführt, dass zwei Arten von Feldspath sich an der Zusammensetzung der Ophite betheiligen, und dass unter diesen ein natronhaltiger Be ieldepath, der Labradorit, den kalkhaltigen Natronfeld- spath, den Olisoklas, an Menge weit übertrifft. Durch die Gegenwart des Labradorites wird die leichte Zersetzbarkeit E vieler Feldspathindividuen und die Bildung des Caleites als _ _ Verwitterungsproduct erklärt. Der Augit, welcher in den Quer- und Längsschnitten der Dünnschliffe entweder mit Ey aleonturen oder in unregelmässigen Partieen auftritt, 26” besitzt stets eine hellweissliche bis hellgelbliche Farbe, "ist. ; meist gar nicht dichroitisch und selten frisch erhalten. Meistens hat von den Rändern aus eine fasrige Zersetzung begonnen, durch welche der Pyroxen ein diallagähnliches Aussehen ge- winnt; in Folge dieser Umwandlung trübt sich der durchsichtige Augit und bildet weisslich-gelblich-grünliche Massen. Diesen : Vorgang kann man in den verschiedensten Stadien beobachten; die hierdurch bedingte Entstehung verschiedener Umwandlungs- producte lässt jedoch eine scharfe me Trennung dieser Gruppe von den it | anderen nicht zu. Zugleich mit der Zersetzung des Pyroxens ha- ben sich Eisenverbindungen abge- schieden, welche eines Theils wohl dem Maseneteisen, anderen Theils dem Eisenoxyd und Eisenoxyd- hydrat zugezählt werden müssen. Als Beispiel wie die Umwandlung des Augites in den Ophiten vor sich geht, möge nebenstehende Zeichnung dienen. Neben diesem diallagähnlichen Augit findet sich auch wirklicher Diallag (vergl. S. 376). Als Umwandlungsproducte aus dem Augit treten Viridit und Uralit auf, oft freilich nur in winzigen Fetzchen und Partikelchen, zuweilen aber auch in etwas grösserer Verbreitung, so dass man wirklich schwanken kann, ob das betreffende Gestein der eben besprochenen Gruppe oder einer der beiden anderen zugerechnet werden soll; die Grenzen sind also manchmal sehr schwer zu ziehen und lassen der subjectiven Ansicht des Beobachters einen weiten Spielraum. Ferner bemerkt man noch Titaneisen, Magnetit und Epidot, denen sich zuweilen noch Magnesia- olimmer, Apatit, Eisenkies, Quarz und Kalkspath zugesellen. Zu diesem Ophit, dessen Augit in Diallag übergeht, ge- hören aus den Basses Pyrenees die Vorkommnisse: der Gegend von Basseboure bei Esplette, südlich von Bayonne; der Um- gegend von Biarritz; des Steinbruches von Arcangues bei Villefrangue, Bezirk Bayonne; des Gemeindebruchs am Ufer des Nive bei Villefranque, sowie eine ganze Reihe von Vor- kommnissen aus verschiedenen Steinbrüchen der Gegend von Villefranque bei Bayonne; des Steinbruches von Anglet bei Bayonne; der route departementale No. 19, Anglet bei Bayonne; die drei Handstücke von der route departementale No. 20, südlich von Bayonne; das Gestein von Bascassan, Thal des Laurhibare; von Sorhoueta bei Ivouleguy; von St. Jean-Pied- de-Port an der Kirche; von Ispoure bei St. Jean -Pied -de- von St. Michel bei St. Jean-Pied- de- Port; von Urt, Thale des Adour; von St. Etienne-de-Baigorry, im Dorfe selbst; sechs Handstücke von verschiedenen Fundpunkten aus .dem Thal von Baigorry. Aus den Landes gehört hierher der Ophit von St. Pendelou bei Hercula und zwei Handstücke von Saugnac; aus den Hautes Pyrences das Gestein von St. Pe-de-Bigorre, von Lacourt, ein Rollstück von Bagneres-de- "Bigorre, der Ophit von Les Echelles de Pilate beim Val d’Enfer, südlich von Cauterets. Meist schon äusserlich von den soeben besprochenen, diallagähnlichen Ausit enthaltenden Ophiten sind die uralit- führenden verschieden, welche im Ganzen und Grossen eine mehr hell- als dunkelgrüne Farbe besitzen. Die Structur zeigt in dieser Abtheilung eine grosse Abwechselung von - mittel- bis fast feinkörniger Ausbildung. Nur manchmal er- reichen in den mittelkörnigen Gesteinen die hellweisslichgrünen Feldspathe eine bemerkenswerthe, circa 2 mm betragende Grösse, während sie sonst meist nur in kleineren Partieen wahrzunehmen sind. Vor allen anderen Gemenstheilen aber fällt ein schwarzes Mineral mit seidenartig glänzenden Spal- tungsflächen in die Augen, dessen Individuen einerseits oft kurz und dick, fast so lang als breit ausgebildet sind, während andererseits sehr lange, aber schmale Säulchen gefunden wer- den. Auch eine reichliche Bildung von Epidot macht sich bemerkbar, welcher sich zuweilen auf den Kluftflächen als Blättehen und Fäserchen abgeschieden hat. Anhäufungen von Eisenoxydhydrat und Einsprenglinge von Eisenkies werden auch in diesen Vorkommnissen bei einer makroskopischen Betrach- tung nicht vermisst. Für frühere Forscher, denen nur ein makroskopisches ‚Studium der Gesteine möglich war, sind jedenfalls gerade die Glieder dieser Gruppe der Hauptgrund gewesen, die Ophite den Hornblende-führenden Gesteinen zuzurechnen. Wenn sich ' auch später durch mikroskopische Untersuchungen die secun- däre Natur dieses Amphiboles unzweifelhaft feststellen liess, so muss man doch immerhin den scharfen Blick und das mi- neralogische Gefühl Jener bewundern, welche das schwarze oder schwärzlichgrüne, so oft faserige, glänzende Mineral, ohne irgend eine Ahnung seiner Entstehung aus dem Augit, doch richtig für Hornblende, wenngleich fälschlich für primäre, hielten. Und gerade die dasselbe enthaltenden Vorkommnisse eignen sich überhaupt am besten zu einer makroskopischen Untersuchung, während solche Ophite, in denen mit blossem Auge deutlich erkennbarer Augit hervortritt, ausserordentlich selten sind. Mikroskopisch finden sich öfter Uebergänge aus den 394 diallagähnlichen Augit führenden Ophiten in die Uralit ent- haltenden durch das Verschwinden des Pyroxens und durch Zunahme des secundären Amphiboles, eine Erscheinung ähn- lich derjenigen, welche auch in den Gesteinen mit Viridit beobachtet werden konnte. Entschieden muss aber darauf hingewiesen werden, dass doch die Mehrzahl der Ophite, welche in diese Gruppe gehören, keinen diallagähnlichen Augit, son- dern Uralit und etwas Viridit führt. Die Feldspathindividuen zeigen mehr oder weniger noch die polysynthetische Zwillingsstreifung, besitzen keine Krystall- conturen und enthalten zuweilen Kalkspath als Zersetzungs- product. Die optischen Untersuchungen bezüglich der Orien- tirung der Auslöschungsrichtung in diesen Plagioklasen sind Veranlassung zu meiner früher aufgestellten Behauptung ge- wesen, dass der Labradorit den Oligoklas ‚bedeutend überwiegt. In mehreren Vorkommnissen sind die Feldspathe mit einem bräunlichen Staub erfüllt, der sich beim Behandeln des Prä- parates mit concentrirter kochender Salzsäure nicht verändert und selbst bei stärkster Vergrösserung als aus lauter Körnchen bestehend sich erweist; dieser Staub ist meistens im Innern angesammelt, während die Feldspathränder davon frei sind. Besonders reich an jenen Körnchen sind die Feldspathe des Ophites von Pouzac, aus dem Val d’Enfer, sowie des zwischen Portet und St. Lary in den Hautes I’yrenees. Ganz frischer Pyroxen ist sehr selten, er ist meist schon in Uralit umge- wandelt, während auch diallagähnlicher Augit zuweilen vor- kommt. Die Entstehung des parallel-fasrigen, stark dichroi- tischen, secundären Amphiboles aus dem Pyroxen liess sich oft in vorzüglicher Weise durch Erhaltung eines inneren Augitkernes und äussere Umwandlung in Hornblende oder \ durch die völlige Umwandlung in Hornblende unter Erhaltung der Augitconturen wahrnehmen. Als Verdeutlichung der Erscheinung, dass die eine Spaltungsrichtung des Pyroxens manchmal in den mit ihm ohne jede Grenze verbundenen se- cundären Amphibol hineinsetzt und auf diese Weise mit einer der Horn- blende angehörigen Spaltungsrich- tung den Winkel von circa 124° bildet (vergl. S. 377), möge neben- folgende Zeichnung dienen. RG Als ein weiteres Zersetzungsproduct des Augites zeigt sich der Viridit, dessen meist kurzfasrige Partieen in Folge ihrer Aggregatpolarisation leicht kenntlich sind. Weingelber, pleo- hroitischer Epidot ist ausserordentlich häufig sowohl in ein- zelnen Körnchen als auch in grösseren Anhäufungen; die ver- schiedenen Ansichten bezüglich seiner Entstehung sind bereits früher einer genaueren Erörterung unterzogen worden. Akti- nolithartige Gebilde als Umwandlungsproducte des Augites zeigten sich in einigen uralitführenden Ophiten. Höchst aui- fallend für ein sonst entschieden zu dieser Gruppe gehöriges Gestein ist das Auftreten von scharf und wohl conturirten Hornblendekryställchen im Feldspath des einen Vorkommnisses aus der Gegend zwischen Portet und St. Lary, welche höchst | wahrscheinlich primären Ursprunges sind. Von den Eisenver- bindungen ist hauptsächlich Titaneisen und Magneteisen zu erwähnen, wenngleich Eisenkies, Eisenoxyd und Eisenoxyd- _ _ hydrat meist nicht vermisst werden. Magnesiaglimmer mit jenen bereits früher besprochenen Nadeln eines unbestimmbaren Minerales, Apatit, Quarz und Titanit, letzterer sehr selten, finden sich auch ab und zu als accessorische Gemengtheile | dieser Gruppe. Der Ophit vom Ravin des portes de fer ist durch das spärliche Auftreten einer gelblichen, amorphen, hya- - linen Basis ausgezeichnet, welche in kleinen, oft nicht leicht - erkennbaren Partieen zwischen den Gemengtheilen sich findet. Zu diesen uralitführenden Ophiten gehören aus den Basses Pyrenees die Vorkommnisse: von Bedous in der vallee d’Aspe; von Arette im Baretons-Thal; von Aste-Beon im Ossau-Thal ; von Ferrieres im Assou-Thal; verschiedene Rollstücke aus dem Gave d’Oloron bei Cavesse und Auterive, bei Villeneuve, bei Pougneu, bei Sauveterre; drei Rollstücke aus der Gegend ‚zwischen Lieg und Mauleon, südlich von Sauveterre; drei Handstücke von Mont Cesy, im Ossau-Thal; aus den Landes das Gestein: von .St. P&e-de-Leran bei Peyrehorade; aus den Hautes Pyrenees das Gestein: vom Ravin des portes de fer; aus dem Val d’Enfer; aus der Gegend von Portet und St. — _ Lary mehrere Vorkommnisse; zwei Rollstücke aus dem oberen Thal des Garbet, oberhalb Aulus; ein Handstück des Ophites - von Lourdes und eins aus dem Thal des Adour, bei Pouzac. R- Die Viridit-führenden Ophite sind äusserlich meist _ durch eine dunklere Farbe im Gegensatz zu den Uralit ent- haltenden, bei denen ein helleres Grün vorwaltet, gekenn- zeichnet; die Structur ist fast stets sehr feinkörnig, so dass / sich nur selten einzelne Gemengtheile deutlich wahrnehmen lassen. Sofort fällt bei einer makroskopischen Betrachtung 2 das zersetzte Aussehen aller dieser Handstücke auf; fast alle _ sind mit einer Schicht von Eisenoxydhydrat auf den Kluft- E flächen, die Rollstücke selbst auf ihren Begrenzungsflächen, bedeckt. Beim Behandeln mit Salzsäure brausen verschiedene : Vorkommnisse und zeigen die Gegenwart eines Carbonates an, a dessen Vorhandensein in einem derartig umgewandelten Gestein fast zu erwarten war. Die Feldspathe lassen sich nur in einigen Handstücken sicher als solche erkennen; ein schwarzes, zuweilen noch mit glänzenden Spaltungsflächen versehenes, regellos begrenztes Mineral ist sicher pyroxenischer Natur; ebenso ist es nicht zweifelhaft, dass jene grünlichen Massen, welche die Farbe des Gesteines bedingen, zum grössten Theil als Zersetzungsproduct des augitischen Gemengtheils zu be- trachten sind. Im Vergleich mit den Uralit-führenden Ophiten hat sich in dieser Gruppe die Gegenwart des Epidotes verrin- gert, der auch hier keinen Zweifel an seiner secundären Entstehung aufkommen lässt; Eisenkieskörnchen fehlen auch hier nicht. Höchst interessandt ist das Gestein eines kleinen namen- losen Berges bei Arudy im Ossau-Thal, auf dessen Klüften sich ein zeolithisches Mineral, an seiner ausgezeichneten Kıy- stallisation unverzüglich als Analeim erkennbar, abgeschieden hat. Die Krystalle sind Ikositetraöder, welche matt, glanzlos, runzelig, scheinbar eingekerbt, ja vielfach nur, wie ein Gerippe, hohl zerfressen sind; weisen alle diese Erscheinungen schon darauf hin, dass der Analcim wiederum einer Umwandlung unterlag, so wird diese Vermuthung durch sein Verhalten gegen Salzsäure bestätigt, von welcher frischer Analeim unter Ab- scheidung eines schleimigen Kieselpulvers völlig zersetzt wird, während dieser mit Chlorwasserstoffsäure nicht gelatinirt. Zu- weilen wurden in dem Analcim kleine aufgewachsene Kryställ- chen beobachtet, die nach ihrer Form unzweifelhaft Albit sind und zwar Zwillinge nach dem Brachypinakoid mit dem charakte- ristischen einspringenden Winkel auf oP. Es liegt also hier eine Pseudomorphose von Albit nach Analcim vor, welche bis jetzt nirgends beobachtet ist. Durch diese Wahrnehmung wird eine Lücke ausgefüllt, welche sich durch das Bekanntwerden einiger Pseudomorphosen von Feldspath nach Zeolithen gezeigt hatte. Während nämlich einerseits Brum!) von der Nanzen- bach bei Dillenburg und Haıınger?) vom Calton Hill Pseu- domorphosen ‘von Orthoklas nach Analcim constatirten, berich- tete Heppee?) über solche von Albit nach Desmin an den Kilpatrick Hills. Sicherlich durfte man also hoffen, auch einmal Pseudomorphosen von Albit nach Analecim zu finden, wie sie denn auch jetzt in dem Gestein bei Arudy beobachtet worden sind. Auch andere Zeolithe lassen bekanntlich oft eine Umwandlung in Feldspath wahrnehmen, wie z. B. Pseu- !) Pseudom. III. pag. 59. ?) Brum, Pseudom. I. pag. 23. ®) Brum, Pseudom. III. pag. 274. > en Hekannt. sind; Heppze!) erwähnt auch solche von Albit nach jenem Mineral am Calton Hill und an den Kil- atrick Hills. Ebenfalls Pseudomorphosen von Albit nach Analeim wurden in einem sehr zersetzten Handstück vom butte ’Ogen gefunden und es dürfte wohl nicht zweifelhaft sein, dass auch der Analcim aus dem Gestein von Belair (vergl. S. 387) in Feldspath umgewandelt ist. Mikroskopisch zeigt sich auch in allen Präparaten der viriditführenden Ophite eine mehr oder weniger fortgeschrit- tene Zersetzung. Die Feldspathe sind meist schon in grau- lichweisse, kaolinähnliche Massen umgewandelt, enthalten oft secundären Kalkspath und erweisen sich als zu einer ge- - naueren optischen Untersuchung völlig untauglich. Der Augit - ist merkwürdigerweise öfter noch ziemlich frisch erhalten und zeichnet sich durch seine verschiedenen Farben von weisslich- grau bis blass-gelblichbraun und seinen zuweilen ziemlich deut- lichen Dichroismus aus. In Folge einer Zersetzung ist der _ Pyroxen manchmal ganz in Viridit umgewandelt, während ab f und zu noch Reste des frischen Minerales unversehrt erhal- ten sind; neben dieser Umwandlung des Augites in Viridit findet a wenn auch seltener, noch eine solche, welche dem Zersetzungsproduct ein diallagähnliches Aussehen verleiht. - Ausserdem werden dann und wann kleine grüne Partieen beob- . achtet, welche in Folge ihrer ausgezeichneten parallelen Fa- 'serung, ihres Pleochroismus und ihrer Spaltbarkeit sicherlich _ dem Uralit zugezählt werden müssen. Weingelber Epidot ist in dieser Gruppe nicht so häufig als in der soeben besproche- onen, nur local scheint zuweilen eine etwas grössere Anhäufung > stattgelunden zu haben, wie z. B. ein Präparat des Ophites ' vom Val d’Enfer fast ganz aus diesem Mineral bestand. Titan- E ‚eisen giebt sich durch sein Zersetzungsproduct, den Leukoxen, bei abgeblendetem Licht fast in allen Präparaten deutlich zu ‚erkennen; ausserdem zeigen sich Magneteisen, Eisenkies, Eisen- oxyd und Eisenoxydhydrat in den meisten dieser Gesteine. Die weisslichen Säulchen des Apatites scheinen einzelnen Vor- kommnissen völlig zu fehlen, während sie in anderen eine grosse Verbreitung besitzen. Ausser in den Feldspathen tritt der Kalkspath auch als Ausfüllungsproduct von Sprüngen auf und ist sicherlich gleich den manchmal vorkommenden Quarz- körnchen secundären Ursprunges.. Wo das Präparat kleinere _ der oben genannten Hohlraumausfüllungen enthielt, da konnte die Gegenwart des Albites — etwa durch eine "polysynthe- tische Zwillingsstreifung — direct nicht nachgewiesen, sondern Be" Er Be cz !) Brum, Pseudom., dritter Nachtrag, pag. 67. 3 nur constatirt werden, dass die secundäre Substanz nicht ERS nicht mehr einfach brechend ist. Zu den Viridit-führenden Ophiten gehören aus den Bes Pyrenees die Vorkommnisse: vom Mont Gavalda; von Urt bei Bayonne; von Esplette, von Guiche, im Bezirk Bayonne; von Betharram am Gave de Pau; von Ogeu bei Oloron; aus der Gegend von Capbis, bei Nay und Pau; von der Peune bei Ogeu in der Nähe von Oloron; vom Col de Lurde, im Süden von Eauxbonnes; von der Brücke bei Navarreux; aus dem Thal von Baigorry bei St. Etienne-de-Baigorry; von Bascassan, im Thal des Laurhibare; aus dem Thal von Baigorry beim Dorf Oronos; von Sare, südwestlich von Bayonne; verschie- dene Vorkommnisse von Arudy selbst und aus dessen Um- gebung. Aus den Landes ist hier zu erwähnen das Vorkomm- niss von St. Marie bei Peyrehorade aus dem Steinbruch und mehrere Handstücke von Mimbaste bei Dax; aus den Hautes Pyrenees das Gestein von St. Pe-de-Bigorre und St. Beat. Die Lherzolithe, welche hier noch anhangsweise kurz besprochen werden sollen, stammen aus den Basses Pyrenees von Bouloc und von St. P&e-de-Hourat. Obgleich sie bei flüchtiger Betrachtung wegen ihrer Farbe mit Ophiten ver- wechselt werden könnten, so unterscheiden sie sich doch bei sorgfältigerer Prüfung von diesen durch den hellerünlichgelben Olivin und ein augitisches Mineral, welches in grossen grün- lichen, auf den Spaltungsflächen olänzenden Partien mit blossem - Auge wahrnehmbar ist. Unter dem Mikroskop zeigt es sich, dass der Olivin der bei weiten am meisten verbreitete Gemengtheil ist und seine Umwandlung in Serpentin oft in ganz vorzüglicher Weise zu Tage tritt. Bei jenem Vorgang hat sich das Eisen des Olivins als Magneteisen, zuweilen auch als Chromeisen, auf den Sprün- gen und Klüften, welche dieses Mineral so häufig durchziehen, oft in grösseren Partieen ausgeschieden. Bei mikroskopischer Betrachtung giebt sich ein Theil des Augites durch seine optischen Eigenschaften als Enstatit zu erkennen, ein anderer, monokliner, gehört aber — worauf Farbe und die hohen Pellu- ciditätsgrade schliessen lassen — zum Diopsid, der in den Lherzolithen- durch einen kleinen Chromgehalt ausgezeichnet sein soll. Manchmal konnte man vorzüglich schön eine be- ginnende Serpentinisirung des Enstatites beobachten, die sich von der des Olivins leicht durch das grelle und rauhe Aus- sehen des letzteren trennen lässt. Die röthlich- bis gelblich- braunen, zuweilen auch grünlichgelben, isotropen Partieen in diesen Gesteinen gehören einem chromhaltigen Spinell, dem Picotit oder dem Chromeisen, welches ja nach DarsE und Tuovter pellucid wird, an. Kalkspath wurde auf Sprüngen in grösseren Partieen wahrgenommen; hellweisslichgrüne, fasrige, gestreifte, verhältnissmässig stark dichroitische Lamellen ge- hören jedenfalls zu dem Kaliglimmer, welcher sonst in Lher- _ — zolithen nicht allzu häufig ist; Granat wurde nicht bemerkt. | Zu den schon oben erwähnten melaphyrartigen Vor- kommnissen gehört aus den Basses Pyrenees das Gestein von Briscous, in der Nähe der Salinen, und das von Bidarry. Die Farbe ist entweder eine grüne, durch Viridit bewirkte, oder eine zwischen röthlichgrau und gelblichbraun liegende, durch Eisenoxyd und Eisenoxydhydrat bedingte. Die Structur ist feinkörnig; in dem Gestein von dem zuerst erwähnten Fund- _ punkt sind mehrere Hohlräume von Kalkspath ausgefüllt. Andere Gemenstheile liessen sich bei einer weiteren makrosko- _ _ pischen Betrachtung mit Sicherheit nicht wahrnehmen. 4 Durch meine mikroskopischen Untersuchungen bin ich zu der Ansicht gekommen, dass diesen Gesteinen eher die Be- —— zeichnung „Olivindiabas“ als „Melaphyr“ gebührt, da ihnen auch die geringste Spur einer amorphen Basis fehlt; sie sind zwar schon sehr zersetzt, lassen aber doch immer noch ihr - durch und durch körniges Gefüge erkennen. Die Feldspathe - sind sämmtlich stark umgewandelt, mit ausgeschiedenem Kalk- - spath angefüllt und zu einem optischen Studium absolut un- - tauglich. Frischer Augit konnte nur selten beobachtet werden, - da er meist schon in Viridit zersetzt ist. Olivin ist sowohl - im Innern noch frisch als auch zersetzt zugegen, stets haben "sich an seinen Rändern Eisenverbindungen abgeschieden. Titan- eisen, fast stets in graulichweissen Leukoxen umgewandelt, Magneteisen, Eisenoxyd und Eisenoxydhydrat sind in reich- licher Menge in diesen Gesteinen vorhanden. In dem Präparat des Gesteines von Briscous wurden auch einige Nadeln, welche dem Apatit anzugehören schienen, bemerkt. II. 2 Elerapbisene und geologische Stellung der Ophite.- R Es erübrigt zum Schluss noch Einiges über die bisher noch ganz unbekannte chemische Zusammensetzung des Ophites _ — mitzutheilen, woraus sich, unter Berücksichtigung der eben _ gewonnenen mineralogischen Ergebnisse sowie des geologischen Alters, die Zugehörigkeit derselben zu einer grösseren Gruppe wahrscheinlich machen lässt. Ueber die eruptive Natur der Ophite wird wohl jetzt kaum noch Jemand in Zweifel sein, nachdem sich die Gründe der Forscher, welche sich dagegen ausgesprochen hatten, als durchaus unzureichend und haltlos erwiesen haben. Augen- A N 5 en, Wr a blicklich bestehen Zweifel nur betrefis des geologischen Alters und der petrographischen Stellung dieser Gesteine, die nun “ erörtert werden sollen. Während man in früherer Zeit, durch den oft so reich- ee lichen secundären Amphibol verleitet, die Ophite zu den Dio- riten zählte, von denen sie sich aber durch ein weit jüngeres Alter unterscheiden sollten, sagt Rosengusch !) in seinem Re- sume über die neuesten Untersuchungen jener Gesteine: „Auch Le£ymerie, der die Ophite bekanntlich für antecretaceisch hielt, glaubt ihnen heute (Bull. de "Association francaise pour l’aven- cement des sciences 1877, nach einer brieflichen Mittheilung des Herrn L£vy) ein tertiäres Alter vindiciren zu sollen. — Wenn sich nun wirklich das tertiäre Alter der Ophite be- stätigt, dann hätten wir in ihnen einen Augitandesit von höchst überraschendem Habitus, der lebhaft an manche „Prophylite“ erinnern würde und in der Reihe der Plagioklas-Augitgesteine eine ähnliche Stellung einnähme, wie die ligurischen Gabbri, mit denen auch L&vy schon die Ophite des südlichen Frank- reich vergleicht, in der Reihe der Plagioklas- Diallaggesteine.“ Vor allen Dingen muss festgestellt werden, was man unter Augitandesit versteht. Rosengusch giebt in seiner „mikrosko- pischen Physiographie der massigen Gesteine“ folgende Erklä- rung: „unter Augitandesit werden hier alle jüngeren Eruptiv- gesteine zusammengefasst, welche vorwiegend als eine Combi- nation von Augit mit irgend einem Plagioklas angesehen werden können.“ Der Hauptgrund zur Einreihung eines aus jenen Gemengtheilen bestehenden Gesteines in die Augitandesitgruppe ist also das tertiäre Alter, und wenn sich dieses für die Ophite bestätigt, muss man sie den Augitandesiten zurechnen; freilich wäre dann die Ausbildung der pyrenäischen Vorkommnisse eine total verschiedene von der der typischen Vertreter jener Familie, der Santoringesteine. Da ich keine eigenen Beobachtungen über das geologische Alter der Ophite gemacht habe, so werde ich einige Ansichten früherer Forscher über diesen Punkt kurz anführen. (Vergl. Zırkeu, Beiträge zur geol. Kenntniss der Pyrenäen, Zeitschr. d. d. geol. Ges., XIX. 1867. pag. 131.) | Lyeıu fand schon 1839 bei Poug d’Arzet unweit Dax in die Kreide eingeschaltete ophitische Tuffe, was später durch Rauuın ?) bestätigt wurde. In der Umgegend von Campo im spanischen Essera-Thal finden sich vielfach gefaltete Schichten von dichtem, grauen Kreidekalk und einem Conglomerat, wel- ches aus eckigen und abgerundeten Fragmenten echten Ophits 2») N. Jahrbuch für Mineral., Geol. u. Palaeontol. 1879. pag. 426, 2) Comptes rendus Bd. 55. 1862. pag. 669. au milieu des couches regulieres du terrain de la craie, est de supposer que cette roche y a ete injectee a un etat assez _ liquide pour pouvoir s’introduire dans la masse m&me des couches et qu’elle s’est en suite concentree en nodules a la maniere des agates.“ Leymerie !) entdeckte sogar bei Miromont unfern St. _ Gaudens Ophitfragmente in Conglomeraten, welche dem mitt- ' leren Jura anzugehören scheinen. Am Schluss seiner zusam- menfassenden Darstellung über das Alter der ÖOphite sagt ZiRKeL ?): „Die Hauptbildungszeit der Ophite scheint in das untere Tertiär zu fallen, ein Theil derselben muss aber älter sein“. Wir sehen also aus dem Auftreten klastischer Ophit- gesteine in älteren Formationen als die tertiäre, dass ein gleiches tertiäres Alter sich wohl nicht für alle Ophitvor- _ kommnisse annehmen lässt und die Eruptionszeit der Ophite _ eine verschiedene gewesen ist, wenngleich ältere Vorkommnisse - nicht so häufig sind, wie die jüngeren. Es tritt also hier der Fall ein, dass wir Gesteine, die offenbar in einem engen geo- logischen Zusammenhang stehen und in allen Beziehungen ‚sowohl structurell als auch mineralogisch und chemisch genau _ übereinstimmen, in Folge abweichenden geologischen Alters _ ungeachtet gleicher mineralogischer Zusammensetzung zwei ver- schiedenen Familien zutheilen müssten. Wenn wir nun einen Rückblick auf die vorstehenden Untersuchungen werfen, so ergiebt sich, dass die pyrenäischen Ophite, in der Gesammtheit ihrer mineralogischen und struc- - turellen Charakterisirung, Ebensovieles mit den echten, typischen, ' vortertiären Diabasen gemeinsam haben, als ihnen Ueberein- _ stimmung mit den jederzeit als typischst erachteten Vertretern der Augitandesite fehlt. Ja, vom lediglich petrographischen £ Standpunkt aus können diese (resteine mit nichts anderem als mit den Diabasen resp. Uralitporphyriten vereinigt werden. Bereits früher ist darauf hingewiesen worden, dass die Struetur der Ophite eine durch und durch körnige und mit derjenigen des Diabases übereinstimmende ist und dass nirgends — ausschliesslich des Ophits vom Ravin des portes de fer — ‚auch nur die geringste Spur einer irgendwie gearteten Basis wahrgenommen werden kann, während es sich nach Rosenx- 2) Bull. de la seol. (2) Bd. 20. 1863. pag. 245. Ada a. 0. pag. pusch !) als ein Charakteristicum der Augitandesite bezeichnen lässt, dass sie öfter eine eigentliche Basis von meistens recht glasigem, seltener mikrofelsitischem Habitus führen, wie dies nicht nur die Santoringesteine, sondern auch die unzähligen aus Ungarn, Siebenbürgen, Nordamerika, den Anden und Australien untersuchten Vorkommnisse erweisen. Eine rein krystallinische Ausbildung der Grundmasse gehört nach jenem Forscher zu den selteneren Erscheinungsformen und wurde bei Untersuchung der ungarisch-siebenbürgischen Augitandesite nur in einem Gestein wahrgenommen. Was die mineralogische Zusammensetzung anbetrifft, so ist, wenn auch die leitenden Gemengtheile des Ophits und Augitandesits — Plagioklas und Augit — ihrer allgemeinen Natur nach übereinstimmen, doch die in dem Dasein der charakteristischen begleitenden Mineralien hervortretende Ver- schiedenheit beider Gesteine so gross, dass man sich nur mit Ueberwindung dazu entschliesst, den Ophit als einen, wenn auch mit noch so auffallendem Habitus ausgebildeten Augit- andesit anzuerkennen. Während nämlich die Augitandesite nebenbei etwas Sanidin, Magneteisen, Apatit, wenig Amphibol und Magnesiaglimmer,, selten Quarz und Tridymit enthalten, führen die Ophite Diallag, diallagähnlichen Augit, Uralit, Viridit, Epidot, Titaneisen als wesentliche, Magneteisen, Eisen- kies, Eisenglanz, Apatit, Hornblende, Quarz, Kalkspath, Magnesiaglimmer als accessorische Gemengtheile; als eines äusserst selten auftretenden Minerales ist auch des Titanites Erwähnung gethan. Nie hat man bis jetzt in einem Augit- andesit eine Uralitisirung des Pyroxens, noch weniger eine Epidotbildung oder eine Kalkspathentwickelung wahrgenommen — alles Erscheinungen, welche andererseits für die Glieder der alten Diabasgruppe so ungemein bezeichnend sind. Wem sollte nicht auch hierdurch der grosse Unterschied zwischen beiden Gesteinsarten auffallen, der durch die chemische Zusammensetzung derselben wahrlich nicht verringert wird. Bis jetzt lag eine Analyse eines echten pyrenäischen Ophites nicht vor; ich theile zwei Analysen mit, welche Herr P’auL Mann auf meine Bitte veranstaltet und mir mit dankenswerther Be- reitwilligkeit zur Verfügung gestellt hat. I. Ophit von Sauveterre, Basses Pyrenees; spec. Gewicht (bei 18,5 ° C.) 3,003. II. Ophit vom Vald’Enfer, Hautes Pyrenees; spec. Gewicht (bei 18%. 0.) 2,931: 1) Mikrosk. Physiogr. d. mass. Gesteine 1877. pag. 413. a A Nor ....700 7, ro. 18 Ro... 10,10 oO 2000 10,94 Mon... 730 721 wor ao 1.90 De. va 443 EIEONL... 4..1019318 0,48 Or 22020 1,45 = 9.02 226.2.” Spur —_ 792 101:06 Be. 2 Der Sauerstoffquotient ist bei No. I. gleich 0,614, bei No. I. gleich 0,790. % Nach diesen Analysen müssen die Ophite auch chemisch ‚als in nächster Nähe der Diabase stehend betrachtet werden, wie sich aus der Vergleichung mit Diabasanalysen ergiebt, während die von typischen Augitandesiten durchaus nicht mit jenen der Ophite übereinstimmen. | Nach den Diabasanalysen, welche sich in den „Beiträgen zur Petrographie der plutonischen Gesteine“ von Justus Rorz, 1869 —1873, angegeben finden, sind u. A. die Diabase von der Lupbode, zwischen Allrode und Treseburg i im Harz, vom grossen Staufenberg bei Zorge, im Südharz, sowie noch verschiedene Vorkommnisse aus jenem Gebirge dem Ophit ungemein ähnlich. Zur Vergleichung und Bestätigung möge hier die Analyse des Gesteines von der Lupbode !), zwischen Allrode und Trese- ' burg im Harz, und die des Diabases von Ribeira de Macaupes, ladeira”), angeführt werden, von denen das erstere Vor- ommniss ein specif. Gewicht von 3,081 bei 14” C. besitzt, während das andere ein solches von 2,790 bei 6° C. hat. I. Diabas von ie Lupbode. II. Diabas von Ribeira de Macaupes. it II. our na] Mo 201679 17,86 Bel 1,07 Bones 10,77 Mn. 4 0,75 a) Kayser, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XXI. pag. 159. 1870. ) Seneren, J. Miner. 1872. pag. 687. Ca do 5,49 MO ....:653 3,24 R°0....2006081 2,29 NaO....- 38 5,49 1.0.0.0 1,21 1a... ..u091 0,83 - P9°....:.0% 0,99 CORE, 0,48 = ERBE... 24,96 = 100,61 100,22 Der Sauerstoffquotient ist bei No. I. gleich 0,648, bei No. Il. gleich 0,610. Während also eine Vergleichung dieser Analysen keine grossen Unterschiede erkennen lässt, fehlt eine ungefähre Gleichheit völlig, wenn man die Analyse eines jener ty- pischsten Augitandesite von Santorin mit der des Ophites vergleicht. Eine solche Analyse hier anzuführen, will ich unterlassen und nur auf die hauptsächlichsten Unterschiede aufmerksam machen. Zunächst weicht der Kieselsäuregehalt der Augitandesite bedeutend von dem der Ophite ab, da er durchschnittlich über 65 pCt. beträgt, während der Kalk- und Magnesiagehalt viel geringer ist als in den ersten. Eine ähn- liche chemische Zusammensetzung haben auch die typischen Augitandesite aus Ungarn und Siebenbürgen, aus Amerika und von Java. Unter der Voraussetzung, dass die Ophite der Pyrenäen in der That, wenigstens ihrer Hauptmasse nach, Eruptivgesteine tertiären Alters sind, würde man sie auf Grund ihres Ge- haltes an Plagioklas und Augit, sowie des Mangels an Olivin zu den Augitandesiten rechnen müssen, von deren typischen Repräsentanten sie indessen sowohl structurell als hinsichtlich ihrer chemischen Constitution ausserordentlich abweichend be- schaffen sind, während sie andererseits in allen diesen Punkten die schlagendste Uebereinstimmung mit den Diabasen und Uralitporphyriten offenbaren. 3. Geologische Reisenotizen aus Schweden. Von Herrn W. Damss in Berlin. x Der Wunsch, diejenigen Sedimentformationen in situ ken- nen zu lernen, welche das Material für unsere norddeutschen Ge- - schiebe geliefert haben, hat mich — wie vor fünf Jahren nach Ehstland — in diesem Sommer nach Schweden und der Insel Öeland geführt. Zusammen mit Herrn J. Rora, Herrn F. von WALLENBERG und Herrn F. ALBERT wurden unter der liebenswür- digen und lehrreichen Führung der Herren Lunperen, TORELL und NartHorst die Kreideformation der Umgegend von Malmö, das Diluvium der Insel Hven und die Rhätablagerungen bei Helsing- borg besucht. Dann führte mich Herr NarHorsrt nach den berühm- ten Alaunwerken von Andrarum, den rhätischen Sandsteinen von _ Hör und den nahegelegenen obersilurischen Schichten von Klinta am Ringsjö, sowie zur Basaltkuppe von Aneklef. Von hier reisten wir durch Smäland nach Kalmar und besuchten von dort aus die Insel Oeland, zu deren Besichtigung eine Woche verwendet wurde. Darauf trafen wir wieder mit Herrn J. Roru, der inzwischen unter der Führung des Herrn SvepuAark Dalsland besucht hatte, zusammen, um Uddevalla und die Kinnekulle zu be- sichtigen, und beendigten unsere gemeinschaftliche Reise in Stockholm, von wo ich über Äbo und Helsingfors nach BReval reiste, um auch in Ehstland noch einige Excursionen mit Herrn Fe. Scamivr, gewissermaassen als Ergänzung meiner ersten Reise, auszuführen. Die Localitäten der palaeozoischen, rhätischen und creta- _ ceischen Formationen Schonens sind schon öfters in Reise- berichten, so von F. Rewer !), Kunte ?), SchLürer ?), beschrie- ben worden und besitzen ausserdem eine so reiche, schwedische _ Litteratur, dass deren nochmalige Darstellung nur unnütze en holangen bringen könnte. In Folge dessen habe ich aus den zahlreichen geologischen Beobachtungen, welche zu machen mir verstattet war, nur Einzelnes herausgehoben, was _ mamentlich für unsere norddeutsche Geologie Interesse bieten kann. So wurde ich durch den Besuch der Insel Hven und der unter Diluvialbedeckung liegenden Kreidelocalitäten der 2!) Neues Jahrbuch etc. 1856. D 794 ff. ?2) Diese Zeitschr. Bd. XIX. pag. 701 ff. ?) Neues Jahrbuch etc. 1870. pag. 32H. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XXXIII. 3. 27 406 Umgegend von Malmö zu mancherlei vergleichenden Beobach- Er 7 tungen bezüglich unserer deutschen gleichalterigen Gebilde ge- ; führt, welche ich für mitthbeilenswerth halte; diese sollen den ersten Abschnitt des folgenden Berichtes bilden. Ein zweiter wird eine kurze Darstellung des Besuchs von Oeland enthalten, welche allerdings wesentlich dasselbe bringen wird, wie die von Linnarsson vor 5 Jahren veröffentlichte, doch aber den deutschen Geologen, namentlich denen, welche sich mit dem Studium unserer silurischen Geschiebe beschäftigen, gelegen sein könnte; und in einem dritten Abschnitt stelle ich einige Beobachtungen und Thatsachen zusammen, welche sich auf die Heimath einiger unserer Geschiebe beziehen, und daran an- schliessend einige Betrachtungen, auf welche Weise und in wie weit die Untersuchung der Geschiebe zur Lösung der für uns so überaus wichtigen Glacialfrage zu. verwerthen ist. !) I. Die Glacialablagerungen Schonens im Vergleich zu denen Norddeutschlands. Die Beobachtungen, welche über die Glacialablagerungen Schonens gemacht werden konnten, waren zweifacher Art. Einmal sahen wir die verschiedenen Schichten und Gebilde in ihrer typischen Entwickelung und Aufeinanderfolge und zwei- tens die Einwirkung der Glacialablagerungen auf die unter- liegenden, älteren Formationen, speciell die Kreideformation. Um die Entwickelung der Glacialablagerungen zu über- blicken, wurde unter Leitung des Herrn O. TorELL ein zwei- tägiger Besuch der Insel Hven im Sunde, nordwestlich von Landskrona, ausgeführt. Ueberall aus dem Meere steil auf- steigend gewährt sie von ihrer ebenen Oberfläche eine gross- artig schöne, umfassende Aussicht über den Sund bis hinauf nach Helsingör und Helsingborg, hinab nach Kopenhagen und Landskrona. Wir genossen den herrlichen Anblick des mit Schiffen besäten Sundes und seiner mit zahlreichen Dörfern besetzten Ufer bei schönstem Wetter und klarster Beleuchtung, so dass diese Excursion nach Hven, die auch geologisch Inter- essantes in reicher Fülle brachte, zu unseren angenehmsten Reiseerinnerungen gehört. Hven ist ausschliesslich aus Glacial- !) Ein Bericht, wie der obige, soll nur das selbst Beobachtete und die aus dem Beobachteten persönlich gewonnenen Resultate wieder- geben. Wenn ich nun auch selbstredend die einschlägige Litteratur kennen zu lernen bestrebt gewesen bin, so ist sie doch meistens nicht angeführt, weil dadurch ein Eingehen auf allerlei Fragen und Contro- versen unvermeidlich geworden wäre. Das würde aber die Grenzen eines Berichtes überschreiten und ist deshalb vermieden worden. Ich spreche die Bitte aus, bei der-Lectüre obigen Berichtes diesen Ge- sichtspunkt beachten zu wollen. fschlüsse, namentlich aber durch mehrere bedeutende Zie- geleien bequem und übersichtlich zu studiren sind. Vor Allem t es die Thongrube einer grossen Ziegelei an der Westküste der Insel, in der Nähe der Kirche von St. Ibb, welche sämmt- _ liche Schichten in ihrer Aufeinanderfolge blosgelegt hat. Diese Profile, welche Hven zu einem classischen Punkt für das "Studium der schonen’schen Glacialablagerungen machen, sind von scandinavischen Geologen mehrfach beschrieben worden, so von E. Erpırann !) und Horusrröm.?) Ich will dieselben _ daher nicht von Neuem beschreiben, sondern zusammenfassend ein allgemeines Bild derselben entwerfen. Es gliedern sich die in Rede stehenden Ablagerungen in folgender Weise: Gelber Krosstenslera °). Blauer Krosstenslera. Sand. Geschiebefreier Thon. Sand. Der untere Sand, von unserem Diluvial - Spathsand nicht zu unterscheiden, ist deutlich nur in der obenerwähnten Zie- - gelei an der Westküste zu beobachten. Er liegt hier ganz oder fast horizontal und wird von dem Geschiebefreien Thon gleich- ' mässig überlagert. Dieser letztere ist meist von grauer Farbe, kalkhaltig und geschichte. Ganz aussergewöhnlich deutlich und grossartig sind nun in diesen Profilen die Druckerschei- nungen zu sehen, welche der Geschiebefreie Thon und der darüberliegende Sand durch die darauf gelagerten Moränen _ (Krosstenslera, Glaciallera der Schweden, entsprechend un- ‚serem Geschiebemergel) erlitten haben. Der Thon und der Sand sind an vielen Stellen aufgebogen, zusammengequetscht und z. Th. in den überliegenden Krosstenslera hineingeschoben und -gewalzt, so dass man mitunter — wie in einer Grube “ unter dem Leuchtthurm — grosse Schollen geschichteten San- des, wie mächtige Geschiebe, im Krosstenslera liegen sieht. Wo, wie das namentlich an einzelnen Stellen an der Ostküste der Fall ist, der sonst den Geschiebefreien Thon überlagernde Sand fehlt, sieht man mit grösster Deutlichkeit, wie der Thon selbst von der Moräne zerdrückt oder durch das Darüber- gleiten derselben in sie hineingewalzt und -gezerrt wurde. Zu- EN 1) Geologiska Fören. i Stockholm Förhandl. I. No. 12. 1873. 2) Ofversigt af kongl. Vetensk. Ak. Förhandl. 1873. No. 1. 3) Die weiter in Schonen über diesen Schichten liegenden Rull- stensgruse oder Yoldia- Thone fehlen auf Hven, haben auch für uns weniger Interesse, da völlig analoge Bildungen in Deutschland nicht entwickelt sind. 2er 408 » weilen bemerkt man auch wohl grössere oder kleinere Thon- un schollen im Geschiebemergel, welche — und darauf machte uns Herr Toren besonders aufmerksam — durch den erlittenen Druck die ursprüngliche Schichtung vollkommen eingebüsst haben. Immer jedoch ist nur der obere Theil des Thones durch den Druck von oben aus seiner ursprünglichen Lagerung gebracht, der untere Theil ist intact geblieben und lagert ungestört auf dem unteren Sande — Horizontal, oder besser mit gerader Grenze, liegt nun über diesen Schichten der erwähnte untere, oder blaue Krosstenslera. In ihm finden wir evident den Repräsen- tanten unseres unteren Geschiebelehmes: dieselbe zähe, grau- gelbe, graue, bläuliche oder bräunliche, ungeschichtete, mit kan- tenabgerundeten, meist sehr deutlich geschrammten Geschieben durchspickte Masse, unserem Geschiebemergel so ähnlich, dass Proben von Hven und von Rixdorf, nebeneinandergelegt, nicht zu unterscheiden sind. Darüber folgt als letztes Glied der obere oder gelbe Krosstenslera, welcher sich von dem unteren petrographisch kaum unterscheiden lässt, aber durch seine Farbe und durch Geschiebe anderer Heimath ausgezeichnet ist. Herr ToreLL theilte mit (zur eigenen Untersuchung war die Zeit nicht ausreichend), dass der untere Krosstenslera Geschiebe enthalte, die aus nördlichen Gebieten stammen, während der obere hier zahlreiche Greeschiebe beherbergt, welche aus südlichen Gegenden, namentlich aus den Kreide- ablagerungen der Gegend von Malmö herzuleiten sind. Er erklärt das Vorkommen der letzteren durch den Weg, den der sog. baltische Eisstrom genommen hat, welcher, wesentlich den Küsten Schwedens folgend, sich um die Südspitze Schonens herum nach Norden wendete. Ausführlicheres darüber giebt seine berühmte Abhandlung: Undersökningar öfver Istiden, 1873. — Wie auch in Norddeutschland an vielen Stellen, liegen auf Hven die beiden Krosstenslera ohne Zwischenglied auf- einander. Jedoch ist dies Verhalten für Schonen nicht allge- mein. An anderen Stellen sind die beiden Moränen durch ‘ geschichtete Sande oder Thone getrennt, welche sogar bei Glumslöf, wie E. Erpmasn in der Erklärung zum Kartenblatt Helsingborg pag. 107 mittheilt, Süsswasserconchylien, wie Pisi- dium pulchellum, subtruncatum, Scholizi und Limnaea sp. gelie- fert haben. Diese kurze Darstellung der Glacialablagerungen auf Hven möge genügen zum Ausgangspunkt für einen Vergleich mit unseren norddeutschen Gebilden gleicher Art.) Die Aehn- lichkeit zwischen beiden ist so auffallend, dass ein Berliner 1) Wer sich genauere Orientirung von Hven verschaffen will, den verweise ich auf die oben genannte ErpmAnn’sche Erklärung des Blattes Helsingborg. olog in den Gruben Potsdams oder Rixdorfs zu sein glaubt, venn er diejenigen Hven’s vor sich hat. Auch Kunmn!), der war nicht die Insel Hven besuchte, aber das (von uns nicht gesehene) Profil an der gegenüberliegenden Küste Schwedens von Landskrona bis RA unter Toreın’s Führung kennen ge- lernt hatte, hat denselben Eindruck gehabt, wie aus seinem ‚Bericht deutlich hervorgeht. Wenn er von einem weiteren Ver- ‚gleich Abstand nahm, so waren damals leicht begreifliche und naheliegende Gründe vorhanden, die durch die neueren, auch bei ans sich mehr und mehr Geltung verschaffenden Ansichten über. unsere Glacialablagerungen heutzutage in Wegfall kommen. — Stellen wir die Profile von Hven mit den unsrigen zusammen, so ergiebt sich: Decksand. Fehlt. Oberer Geschiebemergel. Oberer Krosstenslera. ?) Sand mit der bekannten Säu- Geschichteter Thon oder ge- gethierfauna. schichteter Sand mit Pisi- dium und Limnaea; oder fehlend. Unterer Geschiebemergel. Unterer Krosstenslera. Sand mit Faludina diluviana. Sand. - Glindower Thon. Geschiebefreier Thon. Sand. . Sehen wir vom Decksande ab, dessen Selbstständigkeit als besonderes Formationsglied wohl noch nicht ganz sicher feststeht, so ergiebt sich die grosse Uebereinstimmung in Zahl und petrogra- _ phischer Entwickelung der einzelnen Schichten von selbst. Frei- lich sind auch Unterschiede vorhanden: Vor allen das Zurück- - treten der Sande gegenüber den Geschiebemergeln, denn auch da, wo Sand oder Thon zwischen ihnen liegt, ist er meist _ wenig mächtig, und ebenso sind es die Sande unter und über dem geschiebefreien Thon, wenigstens im Vergleich mit der be- _ deutenderen Entwickelung derselben in der Umgegend von Berlin. _ Verschieden ferner sind anscheinend die Faunen. Während bei uns die bekannte Säugethierfauna in grosser Verbreitung in dem Sande zwischen beiden Geschiebemergeln liegt, fehlt eine solche in ‘Schweden überhaupt, und nur local tritt dafür eine PaRL ie. page. 107. ? 2%) Aus ihm stammt muthmaasslich ein typischer Wallstein, der von Herrn Arserr in der erwähnten Ziegelei bei St. Ibb gefunden wurde. EN, Süsswasserfauna auf. Endlich hat sich in Schweden Paludina : diluviana ebensowenig, wie die sie bei uns begleitenden Con- chylien nachweisen lassen. Können nun aber diese Unter- schiede dahin führen, für beide Gebilde eine andersartige Ent- stehung anzunehmen? Ich glaube, nein. Das Zurücktreten der Sande, oder der interglacialen Bildungen überhaupt, kann nicht in's Gewicht fallen, wenn man erwägt, wie verschieden auch bei uns die Mächtigkeit gerade dieser Schichten ist und wie dieselbe häufig auf nur kurze Entfernungen hin wechselt. In Schweden scheint nach den bisherigen Beobachtungen die Fauna des unteren Diluviums mit Paludina diluviana und an- deren zahlreichen Süsswasserconchylien zu fehlen, und das könnte allerdings schwerer in’s Gewicht fallen, wenn nicht auch bei uns die genannte Fauna ein mehr oder minder locales Auftreten zeigte. Die Gebiete, wo sie bei uns noch nicht ge- funden ist, sind räumlich gewiss nicht kleiner als die, wo sie sich gefunden hat. Nichtsdestoweniger hat man bei uns kein Beden- ken getragen, allein nach der Schichtenfolge Parallelisirungen vorzunehmen, ohne auf das Auffinden der Paludina diluviana zu warten, und um so weniger darf es bedenklich erscheinen, diese Parallelen auch auf Schonen auszudehnen, wo die Ueber- einstimmung in allen übrigen Beziehungen so auffallend ist. — Ein weiterer faunistischer Unterschied bietet der Sand oder (wie stellenweise in Schonen entwickelt) Thon zwischen den beiden Geschiebemergeln. Derselbe hat local und vereinzelt eine kleine Süsswasserfauna und eine arktische Flora geliefert, niemals bisher Reste der bei uns in allgemeiner Verbreitung darin auftretenden Säugethiere; denn es sind, soweit ich habe in Erfahrung bringen können, aus Schweden überhaupt noch keine authentischen Funde von Elephas primigenius, Rhinoceros tichorhinus etc. zu registriren.!) Es scheint das — beiläufig be- merkt — darin seinen Grund zu haben, dass auch zur Glacial- zeit in Schweden grössere Ebenen gefehlt haben, welche ander- wärts diesen Thieren zum Aufenthaltsort dienten. Ist so die verschiedene topographische Beschaffenheit beider Gebiete viel- leicht der Grund des Fehlens dieser Fauna dort, ihres Vor- handenseins hier, so ergiebt doch andererseits die Fauna von Glumslöf und anderer Localitäten zur Evidenz, dass die be- treffenden Schichten aus Süsswasser abeglagert sind. Es scheint allerdings, als wenn die Sande zwischen den beiden Geschiebe- mergeln bei uns keine Conchylienfauna einschlössen. Doch gab BERENDT in seiner „Umgegend von Berlin. I. Der Nordwesten“ 1) Was an derartigen angeblichen Funden genannt wurde, stammt übri- gens durchgehends aus Schonen, also aus dem Theile Schwedens, der mit Norddeutschland auch topographisch die grösste Aehnlichkeit besitzt. all. jag. 44 noch 1877 an, dass Valwata und Bithynia sich durch s ganze Diluvium fänden, während er in dem von ihm und mir verfassten kleinen Werk: Geognostische Beschreibung der Gegend ‚von Berlin, 1880. pag. 70 das Vorkommen aller Conchylien auf das untere Diluvium beschränkt sein lässt.!) Jedenfalls sind so- wohl die schwedischen, wie die norddeutschen Schichten zwi- schen den beiden Geschiebemergeln aus süssen Wassern abge- setzt und um so eher in Parallele zu stellen, als ihre relative Lagerung genau dieselbe ist. — Ich bin bestrebt gewesen, nachzuweisen, dass die vorhandenen Unterschiede zu gering sind im Vergleich zu der sonstigen so grossen Uebereinstim- mung in der Aufeinanderfolge der Schichten, als dass sie dazu dienen könnten, eine verschiedene Deutung ihrer Entstehung zu bedingen. Zur Vervollständigung der Analogie tritt nun aber noch die beiden gemeinsame Art der Lagerung der ein- zelnen Schichten unter sich hinzu, Hier wie da liegt der - unterste Sand und der Geschiebeireie Thon horizontal oder nahezu so, der obere Theil des Geschiebefreien Thones und der ihn bedeckende Sand ist dagegen gewaltsam durch Druck und Schub von oben gestört, aufgedrückt, gequetscht, ursprüng- ‚lich zusammenhängende Massen sind zerrissen und in den ho- _ rizontal darüber liegenden Krosstenslera hineingeknetet oder -gewalzt. Dann folgt hier wie da ohne Lagerungsstörung der obere Geschiebemergel, entweder vom unteren durch geschich- tete Sande oder Thone mit Süsswasserfaunen und arktischen Pflanzen getrennt, oder ihn direct überlagernd. Die Art und Weise, wie die Glacialablagerungen auf die ‚ unterliegenden Gesteine der Kreideformation gewirkt haben, konnte in den verschiedenen Kalkbrüchen der Umgegend von Malmö unter Führung des Herrn B. Lusp@eren studirt werden. Wir besuchten zuerst einige Brüche der weissen Schreibkreide mit Belemnitella mucronata. Bei Sallerup sowohl, wie in einem der Brüche bei Quarnby im Kirchspiel Husie konnten wir sehr deutlich sehen, wie die obersten Schichten der Kreide aufgewühlt und zerrissen waren, wie in den darüberliegenden Geschiebemergel grössere oder kleinere Partieen Kreide hinein- gewalzt oder hineingeknetet waren, und endlich, wie der Ge- schiebemergel sich apophysenartig in Klüfte und Sprünge der ‚Kreide hineingepresst hatte. In einem der vier von uns besuchten Brüche bei Quarnby zeichnete ich umstehendes Profil. welches mich lebhaft an ein ähnliches erinnerte, das ») Während des Druckes theilte mir Herr BErenpr mit, dass ein Theil der Valvatenmergel nach seinen jetzigen Beobachtungen sehr wohl auch zwischen beiden Geschiebemergeln liegen könne, wodurch die Analogieen zwischen Schonen und der Umgegend von Berlin allerdings noch bedeutend vermehrt würden. | ich vor zwei Jahren in einem Kreidebruch bei Sana er Rü % gen auffand und zum Vergleich mit dem ersteren hier wieder- gebe.) Man sieht hier wie da, wie Glacialmassen sich von oben apophysenähnlich in die unterliegende Kreide gequetscht s IM N I Ill N \ = x IM Ih Pohl aus einem Knlehruch bei Sassnitz auf Rügen. a Geschiebemergel. b Kreide mit Belemnitella mucronata.. ce Schutt. 1) Die räumlichen Dimensionen des Profils von Rügen sind in natura etwa dreimal so gross, als die von Quarnby. Ich habe aber mit Absicht beide in gleicher Grösse zeichnen lassen, um die Aehn- lichkeit der Druckerscheinungen besser hervortreten zu machen. Die mit a und B bezeichneten Linien sind die Ecken des Steinbruchs, dessen 3 Wände hier in eine Ebene gelegt sind. — Das Profil von Quarnby zeigte auf der mit © bezeichneten Stelle noch Kreideschollen im Kros- stenslera, welche sich aber auf meinem Croquis verwischt haben und daher hier, um nichts Falsches zu geben, weggelassen sind. haben und namentlich an dem Profil von Sassnitz sehr deutlich ' der Biegung der Feuerstein-Zonen, wie die zwischen den pophysen gelegenen Partieen nach oben gewölbt wurden, gerade wie wenn man die Blätter eines Buches von zwei Seiten her zusammendrückt. So ist die Einwirkung auf das weichste Gestein der dortigen Kreideablagerungen. — In den enorm ausgedehnten Steinbrüchen des Saltholmskalkes bei Limhamn war die Erscheinung anderer Art. Das Gestein ist _ hart genug, wenigstens die härteren Bänke desselben, um den Druckwirkungen zu widerstehen, so dass hier der Krosstenslera ‚horizontal auf dem Saltholmskalk aufruht, nur hin und wieder sieht man kleine Zerberstungen der Oberfläche, in deren Klüfte Krosstenslera eingedrungen ist. Herr Luxperen sagte uns, dass er hin und wieder auf der Oberfläche Glacialschrammen beobachtet habe; bei unserem Besuche waren keine Stellen aufgedeckt, wo solche wahrzunehmen gewesen wären. Sehr schön war dagegen zu sehen, wie Bruchstücke des Saltholms- kalkes stellenweise massenhaft im Krosstenslera angehäuft wa- _ ren, mit nordischen Geschieben dazwischen, so dass ich hier lebhaft an die analoge Erscheinung auf dem Muschelkalk von Rüdersdorf erinnert wurde. — Endlich sahen wir in dem Kalk- bruche von Annetorp, nahe bei Limhamn, wie das härteste Glied der dortigen Kreideformation, der Faxekalk, von der - Glaeialerscheinung beeinflusst war. Der Faxekalk ist dort mantelförmig vom Saltholmskalk und dem Bryozoenkalk (sog. Liimsten) umlagert und schaut kuppenförmig aus diesen hervor. _ Diese Kuppe war auf der Oberfläche mit sehr deutlichen, ziemlich von N. nach S. gerichteten Schrammen bedeckt, wo- - von einige sehr deutliche Belegstücke abgesprengt und mitge- nommen wurden.!) — So hatten wir in wenigen Stunden Gelegenheit gehabt, zu sehen, wie, je nach der Härte des 2) Ohne die Beobachtungen des Herrn Jomnsrrur, welcher bekanntlich nachgewiesen hat, dass der Saltholmskalk den Faxekalk überlagert, auch nur im geringsten anzweifeln zu wollen, sei doch die Bemerkung gestattet, dass nach dem Profil im Annetorp’schen Bruch vielleicht - »Saltholmskalk und Faxekalk als Faciesgebilde aufzufassen sind. Der Saltholmskalk umlagert hier den Faxekalk mantelartie;; er ragte auch noch zur Zeit der Glacialperiode frei aus dem Saltholmskalk hervor, denn der Faxekalk wurde von der Moräne geschrammt, so dass das Ganze den Eindruck eines Korallenrifis hervorruft, welches von den Absätzen des tiefen Meeres umlagert wurde. Wo die Bildung der Korallenriffe früher _ aufhört, als der Meeresabsatz, da wird dieser letztere mit der Zeit die _ Korallenriffe auch überlagern; aber uichtsdestoweniger würden beide wesentlich als gleichaltrige Faciesgebilde anzusprechen sein. — Die Fauna des Saltholmskalks scheint übrigens nicht so arm zu sein, wie man bisher angenommen hat. Wir fanden einen Nautilus, eine grosse Schnecke und einen eigenthümlichen Zweischaler, welche alle für den Saltholmskalk neu sind, in kurzer Zeit. unterliegenden Gesteins der schiebende Druck der Glacial- massen verschiedene Wirkungen hervorruft, alle jedoch in genauester Uebereinstimmung mit dem im Norddeutschland Beobachteten. — In einzelnen der Kreidebrüche von Quarnby sah ich Erscheinungen, welche auf Riesenkessel hin genauer zu untersuchen sein werden, wie das Herr Lunperen zu thun in Aussicht gestellt hat. Und schliesslich möchte ich noch einer Oberflächenform der Kreide in der grössten der Kreide- gruben von Quarnby gedenken, für die ich allerdings keine Erklärung geben kann. Wir sahen dort nämlich die Ober- fläche dicht bedeckt mit flach-trichterförmigen oder schüssel- förmigen Gruben, von !/, bis I m Durchmesse, erfüllt mit Geschiebemergel. Ich erwähne diese Erscheinung, um auch bei uns die Aufmerksamkeit auf etwa ähnliche Vorkommen zu lenken. So habe ich kurz die Beobachtungen und Eindrücke wiedergegeben, die der Besuch der schonener Glacialerschei- nungen hervorgerufen hat; und wenn auch selbstverständlich während des übrigen Aufenthalts in Schweden das Studium derselben nie unterlassen wurde, so lag es doch ferner, auch von diesen zu reden, da sie auf anderem Untergrunde auch andere Erscheinungen (Krosstensgrus, Rullstensgrus, Äsar ete.) zeigen, welche weniger zum Vergleich mit unseren Ablage- rungen dienen können. Ich habe die Ueberzeugung, dass die Probleme der Glacial- ablagerungen in Norddeutschland am besten mit Zuhülfeziehung der Toreıv’schen Inlandeistheorie gelöst werden können, in Schonen nicht gewonnen, sondern die schon vorher vorhandene bestärkt und befestigt. Das aber steht nach dem Besuche Schwedens für mich unzweifelhaft fest, dass manche Hypothese bei uns nicht aufgestellt, manche Discussion unterblieben, manche Ansicht nicht geäussert worden wäre, wenn unsere Geologen, denen das Studium der betreffenden Ablagerungen besonders am Herzen liegt, auch diejenigen Schwedens besucht und erst dann zum Vergleich herangezogen hätten. — In Schweden tritt die glaciale Erscheinung allenthalben mit einer Deutlichkeit zu Tage, welche seit mehreren Decennien keinen scandinavischen Geologen mehr an einer früheren Eisbedeckung hat zweifeln lassen. Von Schweden aus setzt sich dieselbe Erscheinung über die dänischen Inseln auf die cimbrische Halbinsel und von da über unser gesammtes norddeutsches Glacialgebiet fort. Nach meiner Ansicht kann man daher für die Entstehung des letzteren keine anderen Agentien in An- spruch nehmen, als für die der schwedischen. ee II. Geologischer Ausflug nach Oeland. Vom Festlande durch den schmalen Kalmarsund getrennt erstreckt sich Oeland, der Festlandsküste nahezu parallel, auf eine Länge von ca. 150 km. Die Breite ist verhältnissmässig ' gering: in der Mitte der Insel etwa 15 km, nach Norden und Süden zu dagegen kaum 6 bis 8 km. Ueber der flachen und ebenen Westküste erhebt sich ein Steilabfall, die sogen. Land- borgen, welche nach Osten bis zur Küste allmählich ab- fallen und hier ein meist flaches Ufer bilden. Die Höhe der _ Landborgen übersteigt wohl nicht 20 m, nimmt aber von Süd mach Nord allmählich ab, so dass sie im nördlichsten Theil ‚der Insel nur noch 3—4 m beträgt. Eigenartig ist der Uontrast zwischen dem schmalen flachen Streifen längs der Westküste - und dem Plateau auf den Landborgen: unten reiche, fast _ üppige Vegetation von Getreide, Gemüsen und Obstbäumen, _ oben weite Flächen, theils mit Haidekraut, theils mit einer Festuca- Art bewachsen, theils völlig nackt. Diese letzteren Partieen, besonders ausgedehnt im südlichen Theil der Insel, boten mit ihrer verwitterten Felsoberfläche, welche nur durch - Jange Steinzäune unterbrochen wird, ein Bild der ödesten Fels- - wüste, wieich vorher ähnliches nicht gesehen hatte. Abgesehen von einigen Alaunwerken im südlichen Theil der Westküste hat Oeland keine nennenswerthe Industrie aufzuweisen. Die Be- * wölkerung treibt durchgängig Ackerbau und Viehzucht, und man kann überall das Bestreben sehen, die unbewachsenen Flächen der Cultur zu gewinnen: jedes Fleckchen, wo sich - durch die Verwitterung eine kleine Decke Humusboden ge- bildet hat, ist umzäunt und zu Feld oder Weide benutzt, an- dere unbewachsene Stellen versucht man durch Umzäunung zu - sehützen, um allmählich auch hier weiter zu cultiviren. Da, - wo die Insel noch mit mächtigeren Glacialablagerungen bedeckt ist, wie namentlich im nördlichsten Theil, sahen wir auch wohl- gepflegte, schöne Nadelholzforsten, welche Staatseigenthum sind. Noch sei einer Eigenthümlichkeit Oelands — zur Vervollstän- _ digung der flüchtigen Skizze — gedacht, seines Windmühlen- reichthums. Es gewährt einen sonderbaren Anblick, den oberen Rand der Landborgen dicht mit Reihen von Windmühlen be- setzt zu sehen, wenn man sich vom Festlande der Insel nähert; aber auch auf dem vom Meere aus nicht sichtbaren Theil - stehen häufig 16 bis 20 Windmühlen dicht neben einander bei den Dörfern. Man sagte uns, dass die oeländischen Bauern 'zu misstrauisch seien, um ihr Getreide einem Müller anzuver- trauen. So baut sich jeder Bauer seine eigene Windmühle, und man kann schon von weitem an der Zahl derselben die Zahl der in einem Dorfe vorhandenen Bauernstellen erkennen. — 416 Für den Archaeologen muss Oeland von grösstem Interesse sein: Runensteine, Hünengräber, ef Steinsetzungen sind hier in einer L Fülle und Verschiedenheit, wie \ Ypdahamn wohl selten auf so engem Rau- ) me, zusammengedrängt. x Um einen geologischen Be- \ such der langausgedehnten Insel auch in der uns zur Verfügung stehenden kurzen Zeit einiger- / maassen erfolgreich zu machen, f war eine von einem Kenner der dortigen Aufschlusspunkte ge- gebene Reiseroute von äusser- stem Werth. Der Mühe, eine solche für uns auszuarbeiten, hatte sich Herr Lınnarsson in freundlichster Weise unterzogen und es uns so ermöglicht, bin- nen einer Woche die verschie- denen Schichten, welche Oeland ER Li m f IN an. N Bis : ® zusammensetzen, in guten Auf- A schlüssen und z. Th. sehr rei- Ä / chen Fundorten von Versteine- rungen kennen zu lernen. Ihm, 22 dem inzwischen seinen Freunden und der Wissenschaft, welcher 7 schwer für ihn Ersatz zu schaf- { Eriksire |.SAndlby fen sein wird, zu früh entrisse- nen gebührt mein herzlich em- | pfundener Dank für das Gelin- gen unserer Excursion, Herrn NarTHorsT nicht minder für die überaus umsichtige und zweck- mässige Führung! Da es übersichtlicher ist, die einzelnen Formationsglieder Oelands in geologischer Reihen- folge zu besprechen, so schicke ich kurz unsere Reiseroute vor- aus. Von Kalmar kommend, betraten wir bei dem kleinen Hafenort Färjestaden, nördlich Oeland. von Eriksöre, die Insel, fuhren dann der Westküste entlang ge- u Ero ‘sen Süden über Eriksöre, Stora Frö nach Westerstad, von wo aus anderen Tags Allbrunna und die Alaunschieferbrüche von _ Oelands Alunbruk besucht wurden. Von S. Möckleby, einem _ dicht bei letzterem gelegenen Dorf, wendeten wir uns nach Osten, um nun über Segerstadt, Triberga, Lerkaka nach Borg- holm, der Hauptstadt der Insel, zu reisen. Dem Studium der in nächster Nähe der Stadt gelegenen Fundstellen wurde ein Tag gewidmet, dann ging es weiter über Aeleklinta nach Bödahamn, im nördlichen Theil der Insel an der Ostküste gelesen. Von hier besuchten wir noch Byxlekrok, verliessen südlich davon bei Alfvedsjöbodar die Insel und erreichten in - Oscarshamn wieder das schwedische Festland. !) Oeland ist bekanntlich ausschliesslich aus Gliedern der cambrischen und der untersilurischen Formation zusammen- gesetzt. Die Lagerung der concordant liegenden Schichten ist sehr regelmässig und einfach. Im Westen, dem Festlande _ also zunächst, liegen die ältesten Ablagerungen, die Ostküste - wird von den jüngsten zusammengesetzt. Das Streichen fällt fast genau mit der Längsaxe der Insel zusammen bei sanftem _ Einfallen nach Osten. Zugleich neigen sich die Schichten nach Norden, so dass im südlichen Theil der Insel der Strand noch von solchen gebildet wird, welche im nördlichen schon unter das Meeresniveau getaucht sind. Wie die Gestalt der Insel we- sentlich von dem geologischen Bau abhängt, so auch ihr topo- 'graphisches Relief. Die ältesten — Paradoxides-führenden — Schichten, welche leicht verwittern und guten fruchtbaren Boden erzeugen, bilden den oben erwähnten flachen Strand- saum der Westküste, bis sie nördlich von Borgholm unter das Bi Meer sinken. Der Steilabfall der Landborgen wird von den obercambrischen und den untersilurischen Schichten gebildet. Die Kalksteine, welche die letzteren zusammensetzten, be- dingen die unfruchtbare, öde Oberfläche auf der Höhe, welche augenscheinlich nur da ergiebiger wird, wo den silurischen Kalken noch Glacialablagerungen aufliegen Wenn man von der auf Oeland anstehend nicht bekann- ten, sondern nur durch zahlreiche, am Weststrande liegende, lose Blöcke?) repräsentirten Abtheilung des Fucoiden- und Eophyton - Sandsteins absieht, so zerfällt die cambrische Schichtengruppe, wie in Schweden, in eine untere mit %) Auf nebenstehendem Holzschnitt sind zur leichteren Orientirung ausser einigen grösseren Ortschaften nur die von uns besuchten Fund- punkte eingetragen. 2) Diese Blöcke enthalten z. Th. zahlreich Scolithen oder sehr eigenthümliche, die Schichtung unter den verschiedensten Richtungen schneidende Farbenstreifen , über welche letzteren Herr Narnorsr ge- nauer zu berichten gedenkt. St Paradoxiden, und in eine obere mit Olenen. — Die untere Abtheilung gliedert sich in drei Zonen, nämlich in 1) Zone des faradozides oelandicus, 2) Zone des Paradoxides Tessini, 3) Zone des Paradoxides Forchhammeri. Die Zone des Paradoxides oelandicus sahen wir bei Stora Frö und bei Borgholm, also an den beiden Stellen, von denen zuerst SJÖGREN, später Lınxarsson berichtet haben. !) Bei Stora Frö ist der Fundort ein Entwässerungsgraben, welcher grünliche Thonschiefer mit Kalkconcretionen durchschnitten hat. In den letzteren fanden wir schön erhaltene Exemplare von Paradoxides oelandicus SIÖGREN, Sjögreni Linsarsson, Ellipso- cephalus sp. und ZAyolithes teretiusculus Lınsarsson. Bei Borg- holm durchmusterten wir die noch vorhandenen Reste einer Brunnengrabung bei der Stadt, dünnschiefrige, grünliche Mer- gelschiefer, welche ausser Paradoxides oelandicus für uns keine weitere - Ausbeute boten, aus denen aber das im Stockholmer Reichsmuseum aufbewahrte reichhaltige Material stammt, wel- ches Linnarsson’s Arbeit über die Fauna dieser Schichten zu Grunde gelegen hat. Auch weiter aufwärts, in dem neben der Brunnengrabung vorbeifliessenden Bache, standen dieselben Mergelschiefer an einer Mühle an. Bier war Paradozides oelandicus selten, am häufigsten dagegen ausser Bllipsocephalus polytomus LinNaRrsson noch _/gnostus fallax LINNARSSON. Ueber dieser Zone folgt nun die petrographisch durchaus verschieden, nämlich in Form von harten, grauen oder gelblich- grauen, zZ. Th. conglomeratischen Quarzschiefern entwickelte Zone des Paradoxides Tessini. Es ist über die gegenseitige Lage- rung dieser beiden Zonen bisher noch keine entscheidende Beob- achtung gemacht worden, und um so grösser war daher unsere Freude, bei Borgholm ein Profil auffinden zu können, wodurch diese Frage endgültig zur Erledigung gelangt. Ssöscren hatte nämlich in seinen beiden letzten Arbeiten über Oeland aus den Jahren 1871 und 1872) die Behauptung aufgestellt, dass die Zone des Paradoxides oelandicus die Olenenzone direct unterlagere, also jünger sei, als die des Paradoxides Tessini, während Lınnarsson in einem Bericht über seine Reise nach Oeland wiederholt und nachdrücklich die Wahrscheinlichkeit betont, dass die gegenseitige Lagerung eine umgekehrte sei. Das von uns aufgefundene Profil entscheidet zu Gunsten der 1) Es scheint, dass die Oelandicusschiefer bei Borgholm zuerst von F. RoEmEr (Neues Jahrb. 1856. pag. 795) beobachtet sind. r 2?) Die einschlägige Litteratur ist angegeben in. Lmnarsson’s Arbeit: Om faunen i lagren med Paradozwides oelandicus, Geol. Föreningens ı Stockholm Förhandlingar 1877. Bd. IH. No. 12. NNARSSoN’ schen Ansi Folgt man nämlich dem Bach bei 3orghol von der oben erwähnten Mühle, wo die Oelandicus- ne — von uns zuerst — angetrofien a weiter aufwärts, also weiter nach Osten und somit in das Hangende, so sieht ge nach einer kurzen Lücke im Profil, inı Bache selbst jedoch unbestimmbaren Trilobitenresten, darauf plattige, feste, _ hellgraue, krystallinische Kalke mit demselben Liostracus und Paradoxides Tessini anstehen. Ferner wurden schiefrige Con- & glomerate, welche die einzelnen Gerölle mit Glaukonit über- zogen zeigen und zahlreiche Exemplare von Acrothele sp., _ einer wahrscheinlich neuen Art von Obolus oder Obolella und Ellipsocephalus sp. enthalten, beobachtet. !) Weiter bachauf- wärts folgte dann die typisch- -entwickelte Zone des Paradozxides Tessini als grauer, splittriger Quarzschiefer. Es ist dieses Profil nach mehr als einer Richtung hin ‚von _ grosser Wichtigkeit für die Kenntniss der cambrischen For- _ mation Oelands, denn es gestattet den Vergleich mit anderen 'scandinavischen Ablagerungen gleichen Alters, welcher bislang _ wegen der Unsicherheit bezüglich des genaueren Niveaus der Oelandicus-Zone erschwierigt war. Bei Borgholm sahen wir _ also unten die Oelandicus - Zone, darüber Schichten mit - Liostracus aculeatus, oben diejenigen mit Paradozides Tessini. — Es kann nun kaum einem Zweifel unterliegen, dass der Fucoidensandstein die Oelandicus-Zone unterlagert, denn dafür _ sprechen zu deutlich die zahllosen Blöcke desselben am Strande. Demgemäss ist also auf Oeland die Oelandicus-Zone die unterste der Schichten mit Paradoxiden überhaupt. In Schonen, z. B. bei Andrarum, folgt über dem Fucoidensandstein die Zone des Paradoxides Kjerulfi, überlagert von der des Paradoxides Tes- sini. Nachdem nun bei Borgholm festgestellt ist, dass letztere auf Oeland die Oelandieus-Zone überlagert, liegt es nahe, an- zunehmen, dass die Zonen mit Paradozides Kjeruli und mit Parado.xides oelandicus einander vertreten. Diese Auffas- sung gewinnt :noch mehr an Weahrscheinlichkeit auch durch die Thatsache, dass man noch niemals beide Zonen an einem Punkte zusammen gefunden hat, und endlich wird sie auch, wenn auch bis jetzt in noch unzulänglicher Weise, durch die palaeontologischen Einschlüsse unterstützt. Bei Andrarum kommt in der betreffenden Zone ausser Parado.rides Kjerulfi namentlich noch eine Ellipsocephalus - Art vor, welche dem Ellipsocephalus polytomus der Oelandicus - Zone jedenfalls sehr nahe steht, wenn ich auch nn des mangelhaften Erhaltungs- 2) Sollten dies die Conglomerate sein, aus denen schon AnGELIn paden angiebt? 420 zustandes der immerhin zahlreichen bei Andrarum gesammelten . Exemplare eine Identität beider ebensowenig wie Lınnarsson aussprechen mag. Wichtig ist aber, dass TuULLBERG, wie er in seiner Arbeit über die Agnostus-Arten von Andrarum anführt, dort ein Schwanzschild in der Kjerulf-Zone gefunden hat, welches dem von Paradowides Sjögreni gleicht, also einer Art, welche auf Oeland der stete Begleiter des Paradoxides oelandieus ist. Sollte sich, wie ich kaum bezweifle, meine Ansicht über das hier dargeleste Verhältniss der Zonen des Paradoxides Kjerulfi und oelandicus durch : weitere Beobachtungen bestätigen, so würde sich die Sache im Ganzen so gestalten, dass die Kjerulfi- Zone, welche bei Krekling in Norwegen und bei Andrarum in Schonen nachgewiesen ist, im westlichen Theile Scandinaviens als Vertreter der Oelandicus- Zone auftritt, welche, bisher nur auf Oeland und in Jemtland nachgewiesen, dem Osten zufällt. — Hat man so für die Parallelisirung der untersten Zonen mit Paradoxiden einen Anhaltspunkt gewonnen, so geben auch die nächsthöheren Schichten zu weiterem Vergleich Material an die Hand. Wie oben erwähnt, folgen über den typischen Oelan- dieus- Schichten bei Borgholm solche mit Liostracus aculeatus und Parado.rides Tessini, welche jedoch in ihrer petrographischen Entwickelung von der typischen Tessini-Zone abweichen. Man könnte daran denken, diese Schichten in Parallele zu bringen mit den sogen. Coronatus- oder Exsulanskalken von Andra- rum, Kiviks Esperöd in Schonen und einigen anderen Locali- täten, welche nach Lınsarsson das Liegendste im der Tessini- Zone darstellen. Freilich habe ich bei Borgholm Conocoryphe exsulans Lısx., die für die Exsulanskalke am meisten charakte- ristische Art, nicht gefunden, wohl aber eine andere — Met- optoma Barrundei Lıss. —, welche bisher nur in den Exsulans- kalken vorgekommen ist. Doch müssen weitere Untersuchun- gen hier Klarheit schaffen; das von mir gesammelte Material reicht dazu nicht aus. — Die mittlere Zone der Paradoxiden- Abtheilung,: die des Paradosides Tessini, sahen wir ausser in dem Profil bei Borgholm noch bei Ailbrunna, wo sie in einem mehrere 100 Schritt langen, ca. 2 m hohen Steilabfall am Meeresufer entblösst ist. Hier wechseln Sandschiefer mit dün- nen Thonschieferlagen, welche ziemlich tief in einer harten Bank zahlreiche Bruchstücke von Paradoxides T'essini und Ellipso- cephalus muticus enthalten. Auf den dünneren Schichten liegen zahlreiche Eophyton- und Chondrites-ähnliche Bildungen. Diese letzteren bedecken nun auch die Schichten eines mürben Sand- schiefers, den wir östlich von Stora Frö im Weggraben an- stehen sahen. Es ist dies vermuthlich dieselbe Stelle, welche Linsarsson auffand und mit der Tessini-Zone verglich, ja welche für ihn mit bestimmend war in der Annahme, dass die Tessini- Zone die Oelandicus-Zone überlagere. Linnarsson konnte nur ich dem petrographischen Habitus urtheilen, da er am Wege nach Stora Frö keine Versteinerungen auffand: mir gelang es, ‚hier ein Trilobitenbruchstück zu finden, welches dem vorderen Theil des Kopfschildes von Paradozides Tessini überaus ähnlich ist, doch genügt das Fragment nicht zur Feststellung der Iden- tität. Endlich fanden wir Paradoxides Tessini bei Aleklinta in zahlreichen Exemplaren in denselben grauen Quarzschiefern, wie bei Borgholm und Allbrunna, die hier aber nicht anstehen, sondern den ganzen Strand fast ohne Beimengung anderer Gesteine bedecken. Mit der über der Zone des Paradoxides Tessini liegenden Zone des Paradowides Forchhammeri oder des Andratinnkalkes solche übrigens auf Oeland erst durch Linsarsson nachge- wiesen wurde, beginnt die Reihe der Schichten und Zonen, welche durchaus ähnlich den gleichaltrigen auf dem schwe- - dischen Festlande entwickelt sind. Wir selbst sahen die Olenen- - sehiefer mit Agnostus pisiformis und Olenus gibbosus, mit Para- _ bolina spinulosa, mit Leptoplastu und Peltura am besten aufgeschlossen in den Werken des Oelands Alunbruk, leider bei so strömendem Regen, dass ein eingehenderes Studium unmöglich wurde. Mir fiel auf, dass in den den Schiefern ein- gelagerten Kalksteinschichten sehr oft weisser oder gelblicher Be angehäuft war, zwischen dessen krystallinischen Partieen die schwarzen Kopf- oder Schwanzschilder der Tri- lobiten zerstreut liegen. Etwas ähnliches sah ich in Andrarum nicht, wohl aber bei Knifvinge in Ostgothland, und es ist dies 'erwähnenswerth mit Bezug auf gewisse später zu besprechende Diluvialgeschiebe.e Noch bei Eriksöre und bei Aeleklinta wur- den die Olenenschiefer gesehen. An letzterem Orte sind sie in ihrer ganzen Mächtigkeit entblösst und lassen erkennen, dass dieselbe nur 10’ beträgt, während sie weiter südlich, bei Oelands Alunbruk, bis 40’ steigt. Die Schichten scheinen sich eben nach no hin auszukeilen, denn bei Äleklinta fehlt, wie Lınnarsson schon hervorhebt, der im Süden vor- - handene Andrarumkalk; auch enthalten die Olenenschiefer hier nur noch ein Kalklager und zwar mit _./gnostus pisiformis. x Das Silur beginnt mit einer wenig mächtigen Ablagerung von sehr glaukonitischen, schiefrigen Schichten, in welche dünne, hellgrüngraue Kalkbänke eingelagert sind. Bei Äleklinta sahen wir diese Schichten die Olenenschiefer direct überlagern, bei - Eriksöre fanden wir in demselben Niveau zahlreiche lose Blöcke, _ welche zwar auch überaus glaukonitreich waren, aber wesentlich aus einem dunkelgrauen, dichten, splittrigen Kalk bestanden. So scheint die petrographische Beschaffenheit gerade dieser Abtheilung des Silur auf kurze Entfernungen hin sehr zu wech- Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIL 3, 28 seln. An Petrefacten war unsere Ausbeute gering: zahlreiche Exemplare einer kleinen Orthis in den hellen Kalken und zwei unbestimmbare Pygidien einer Piychopyge-Art in den Glau- konitschichten. Linnarsson fand ausserdem noch Symphysurus socialis und Euloma ornatum, die beiden für-den westgothischen Ceratopygekalk bezeichnendsten Trilobiten. — Ueber diesem Glaukonitschiefer oder „Grünsand“ folgt nun die bekannteste und ausgedehnteste, zugleich der Fruchtbarkeit und der Cultur so ungünstig gegenüberstehende Abtheilung, die der Orthoceren- kalke. Nachdem lange Jahre hindurch das häufige Vorkom- men der Orthoceren allein beachtet, weniger die dieselben be- oleitenden Formen, noch weniger aber die Vertheilung der Orthoceras- Arten in den einzelnen Horizonten berücksichtigt und somit die ganze Abtheilung der Orthocerönkalke als ein zusammenhängender geologischer Schichtencomplex aufgefasst worden war, haben die Untersuchungen der scandinavischen und ehstländischen Palaeontologen in neuerer Zeit eine ganze Reihe von wohl charakterisirten Unterabtheilungen kennen gelehrt, welche auch in unseren Geschieben deutlich wieder- erkannt werden können, wie das zuerst wohl von Herrn RemeL® versucht worden ist. Auf Oeland hat man nun nach den bis- herigen Beobachtungen vier solcher Abtheilungen nachweisen können, welche man als Untere rothe | Untere graue sera ns | Orthocerenkalke Obere graue bezeichnen kann.!) Die untersten Schichten bilden im süd- lichen Theil der Insel mit den Olenenschiefern zusammen, im nördlichen Theil für sich allein den Steilabfall der Landborgen und sind daher fast überall längs der Westküste aufgeschlossen. Die oberen Abtheilungen, welche den grössten Theil der Ober- NHäche Oelands zusammensetzen, sind in zahlreichen, für den jeweiligen Bedarf geöffneten Steinbrüchen zu beobachten. Un- sere karg bemessene Zeit gestattete nur, jede der vier Abthei- lungen in einer typischen Localität zu besuchen, was übrigens bei der sehr gleichmässigen Entwickelurg keinen wesentlichen Nachtheil mit sich brachte. — Die untersten Schichten t) Wahrscheinlich werden weitere Untersuchungen eine noch wei- tere Gliederung begründen können. So z. B. spricht Linnarsson in der für uns ausgearbeiteten Reiseroute von einem östlich von Södra Möckleby anstehendem , schiefrigem, grauem Kalkstein, hauptsächlich Nileus-Reste enthaltend, welchen er mit Vorbehalt der obersten Abthei- lung zurechnet. Wir haben die Localität nicht besucht. ABI | a E Be har n Orthocerenkalks, welche den Glaukonitschichten auflagern, d, wie wir in dem mehrfach erwähnten Profil von Äle- linta sahen, noch grünlich und glaukonitisch, aber doch von den Glaukonitschiefern petrographisch scharf geschieden. Nach oben zu gehen sie in die eigentlichen ünteren rothen Kalke über, welche namentlich bei Köping unweit Borgholm an den Steilabfällen der Landborgen und in zahlreichen Steinbrüchen _ vortrefflich beobachtet wurden. Es sind dichte oder feinkrystal- _ Jinische, harte, splittrige, dunkelrothe Kalke, in welchen Ver- steinerungen zwar nicht gerade selten, aber doch weniger häufig, als in den oberen Abtheilungen sind. Wir sammelten hier: Nileus Armadilio Darm., Niobe frontalis Daım., Megalaspis planilimbata AngeLın, Pfiychopyge sp. und die Kopf- und Schwanzschilder mehrerer, wohl noch nicht beschriebener Asa- phus-Arten. Von Cephalopoden fanden wir nur eine Art von ÖOrthoceras, welche zwar mit Orthoceras commune verwandt, ‘ aber doch verschieden ist. — Die unteren grauen Kalke - sahen wir im nördlichsten Theil der Insel zwischen Byxlekrok und Tokenäshamn, wo sie auf lange Erstreckung den steilen Ufer- rand an der Westküste bilden. Von Trilobiten ergaben sie _ mehrere grosse Pygidien von Megalaspis oder Ptychopyge, ferner _ Ptychopyge limbata AnceLis und Niobe sp. Weiter sammelten wir Euomphulus marginalis Eıcnw. und eine andere dem Euomphalus obvallatus WAHLENnBERG nahestehende, aber zu _ unterscheidende Art, dann Orthisina ascendens PAnDErR, Pseudo- erania anmtiquissima EICHWALD und Receptaculites orbis EIoHwaD. Die Orthoceras-Reste waren sämmtlich für eine genaue Bestim- _ mung zu undeutlich erhalten, bestanden jedoch anscheinend durchweg aus Vertretern der Vaginaten. — Bei Triberga fanden wir die oberen rothen Kalke typisch entwickelt und in ausgedehnten Steinbrüchen entblösst. Petrographisch sind sie von den unteren rothen Kalken meist, aber nicht _ immer, gut zu unterscheiden. Sie sind grösstentheils grob- _ krystallinischer, von bräunlicher, auch wohl schwarzbräunlicher Farbe, daneben allerdings auch intensiv dunkelroth. An Pe- trefacten sind sie reicher, als die älteren Abtheilungen, na- mentlich bezüglich der Individuenzahl der nicht zahlreichen Arten. Sie enthalten besonders häufig Megalaspis gigas ANGE- LINn, daneben seltener Megalaspis multiradiata ANGELIN und limbata Angeuın; nächst der ersterwähnten Art ist Asaphus _platyurus AnGeLıs und eine damit verwandte, durch schwache - Berippung der Seitentheile des Pygidiums unterschiedene Form, welche wohl nur als Varietät der ersteren gelten kann, am häufigsten. Recht zahlreich treten hier auch Orthoceras - Arten auf, namentlich die vaginaten duplex W AHLENBERG und commune WAHLENBERG, und die regulären conicum Hisınger und tortum 28* 424 ee 3 Er 5 E chen Anceui. Besonders reich an wohlerhaltenen Petrefaeten zeig- ten sich die oberen grauen Kalke, welche in mehreren Steinbrüchen bei Lerkaka studirt wurden. Unter den Trilo- biten war Dysplanus centaurus Daun. sp. neben mehreren z. Th. noch nicht beschriebenen _4saphus - Arten besonders häufig. Unter den Cephalopoden traten namentlich die Lituiten in den Vordergrund; Lituites lituus MosTr. und perfectus WAHLENB. in zahlreichen Bruchstücken, eine durch den schlanken gestreckten Theil von den bisher bekannten Arten der Untergattung Aneistro- ceras BoLL (= Strombolituites REMELE) unterschiedene, neue Art und Palaeonautilus cfr. incongruus EıcHw. zeigten sich als deren Repräsentanten. Unter den Orthoceren überwiegt durchaus die Gruppe der Regularia, welche durch Orthoceras regulare SCHLOTH. , scabridum ANGELIN und strietum ÄNGELIN vertreten ist. Von vaginaten Orthoceren fand ich nur ein Exemplar von Orthoceras (Endoceras) Burchardi Dewırz. Daneben kamen Euomphalus obvallatus W AHLENBERG Sp. und eine zweite Art der- selben Gattung, sowie Pleurotomaria cfr. elliptica HiısısGEer vor. Ueber dem eigentlichen Orthocerenkalk liegt auf Oeland nur noch eine anstehende Abtheilung, welche Lısnarsson als Cystideenkalk bezeichnet. Dieselbe steht u. A. bei Bödahamn - au der Ostküste unweit der Nordspitze der Insel an und zeigt sich als ein hellgrauer, dichter, z. Th. kiesliger Kalk, welcher lagenweis nur aus zusammengehäuften Gehäusen von Echino- sphaerites aurantium besteht. Wir trafen bei unserem Besuch ruhiges Meer, so dass wir ungestört sammeln konnten, doch sind die Schichten und die umherliegenden Blöcke durch den Wogenschlag stark abgeschliffen und abgespült, die Kalke selbst aber so zähe, dass man schlecht die Petrefacten heraus- schlagen kann. Daher bekommt man trotz des grossen Petre- factenreichthums verhältnissmässig nur wenig brauchbares. — Folgende Arten liessen sich erkennen: Dianulites petropolitanus PAnder sp. und /astigiatus EicHwALn!), Orbipora distineta EıchwaLp, Callopora nummiformis (HaLL) DyBowskı, Echino- sphaerites aurantium \WAHLENB. Sp., Caryocystites granatum WAHLENB. sp. und tesiudinarium HisınGEr sp., Leptaena cir. rugosa (eine kleine Form), cfr. transversa PAnper (vielleicht die Form, welche im Liınsarsson’schen Reisebericht als Stro- phomena imbrex (?) var. bezeichnet ist), Orthis calligramma und zwei andere Arten der Gattung, Platystrophia biforata SCHLOTA. !) Es scheint mir fraglich, ob in der Dvsowskr’schen Chaetetiden- arbeit diese Art richtig erkannt ist. Dvsowsktı bestreitet, dass dieselbe dicke Wände und runde Oeffnungen des Polypiten besässe. Beides zeigen aber die Oeländer Stücke, welche jedenfalls mit der von EıchwaLp (Leth. ross. I. t. 28. f. 8 und 9) beschriebenen ident sind. } a 25. Eu sp. und dorsata Hisıxeer, Lituites sp. (aus der Abtheilung der Orthoceras sp. (in Gestalt, Höhe der Kammer- ande, Eigtraler Sipholage sehr ähnlich einer im ehstländischen Brandschiefer und in der Jewe’schen Schicht vorkommenden Art), an Trilobiten mehrere Arten von Falymene, Asaphus und Illae- _nus, von denen namentlich eine Art der letzteren Gattung ident ist mit einer im Brandschiefer von Kuckers in Ehstland auf- _ tretenden, welche Illaenus Schmidtii Nıssze. sehr nahe steht, aber wohl mit Z/llaenws limbatus Linnarsson ident ist. Durch SJÖGREN ist zuerst bekannt geworden, dass an _ einzelnen Punkten, namentlich auch in der Umgebung von Segerstad zahlreiche Blöcke eines thonigen hellgrauen, oder _ hellgelblichen, meistens mürben und leicht zerfallenden, mit- unter aber auch recht harten und kieselreichen Kalksteins an- gehäuft sind, welche durch ihre Petrefacten bekunden, dass sie _ etwas jünger sind, als die auf Oeland anstehend bekannten Schich- ten, und wohl die unmittelbare Fortsetzung nach oben der Schich- ten von Bödahamn darstellen. Es wiederholt sich hier an der Ostküste dieselbe Erscheinung, wie an der Westküste: beide _ sind mit losen Blöcken der Gesteine besät, welche ihnen zu- - nächst auf dem Meeresboden anstehend zu suchen sind. Wir zerklopften bei Segerstad ein Stück eines fast nur aus der- artigen Blöcken zusammengesetzten Steinzauns und erhielten, _ abgesehen von einer zahlreichen Menge unbestimmbarer Gastro- poden und Bellerophonten, folgende Arten: Dianulites Haydeni Drysowskı (zahlreich), Cyelocrinus Spasskü Eıcnw., Deptaena sericea, imbrex, Assmussi M. V.K., Porambonites nov. sp. (grosse _ kuglige Form, in der Mitte stehend zwischen Sorambonites aequirostris und gigas), Pleurotomaria insignis Eıcaw., Lituites _ efr. antiquissimus Eıcnw., Chasmops Odini EıcHhw., macrourus _ SIÖGREN und nov. sp. (letztere mit auffallend breitem, nach oben gebogenem Stirnrand), endlich Lichas defleca ANGELIN. Diese Arten bilden denn auch den wesentlichsten Bestandtheil der Fauna, noch einige andere haben SJöGrREn und LinnaRrsson namhaft gemacht. a Zur Vervollständigung des geologischen Bildes von Oeland würde eine Darstellung der dortigen Glacialablagerungen zu obigem noch hinzuzutreten haben. Da dieselben jedoch nur ganz flüchtig gesehen wurden, übergehe ich sie ganz und ' wende mich zu einer kurzen Besprechung der Beziehungen zwischen Oeland und Ehstland. Abgesehen davon, dass eine solche für die Deutung unserer Geschiebe nicht zu umgehen ist, lag es für mich, der ich Ehstland schon früher bereist und nun in diesem Jahr kurz, nachdem ich Oeland verlassen hatte, wiedergesehen habe, besonders nahe, beide Länder in Ver- gleich zu ziehen. Wenn ich auch wenig Neues zu bringen im Stande bin, so glaube ich doch einen Schritt weiter ae zu nn können, als bisher geschehen. Liıssarsson konnte in seinem Bericht über seine ehstländische Reise!) Oeland fast garnicht erwähnen, da er es damals aus eigener Anschauung nicht kannte; erst in seinem oeländischen Reisebericht werden die Östseeprovinzen von ihm mehrfach in Vergleich gezogen, und seine diesbezüglichen Bemerkungen waren für mich von grossem Werthe. Hatte ich ferner auch wiederholt Gelegenheit gehabt in Ehstland zu sammeln, und dadurch in unserem Museum eine schöne Vergleichssuite zur Verfügung, so war es für mich doch besonders günstig, dass ich die Aushängebogen einer grösseren Arbeit meines Freundes Fr. ScHumipr in Petersburg einsehen konnte, welche die ostbaltischen Silurtrilobiten behandelt und in ihrer Einleitung eine Uebersicht der dortigen Silurformation bringt. ?) Schon ein Nichtgeolog würde — slaube ich — nur aus dem topographischen Relief des schwedischen Festlandes und Oelands einerseits, Finnlands und Ehstlands andererseits ge- wisse Analogieen zwischen beiden herausfinden: Die schwe- dische, wie die finnische Küste durch die berühmten Schären zerschnitten und zerrissen, vor ihr eine ungewöhnliche Menge kleiner, bergiger Inseln, theils nackt theils bewaldet, dann ein schmaler Meeresarm, hier der Kalmarsund, dort der finnische Meerbusen, und auf der anderen Seite derselben hier die lang- gezogene, nur in seichte Buchten aufgelöste Küste Oelands, dort die genau so beschaffene Ehstlands, beide gekrönt von einem hohen Steilabfall, auf Oeland Landborgen, in Ehstland Glint genannt. Dass diese topographische Beschaffenheit auf's Engste mit der geologischen zusaınmenhängt, oder, richtiger gesagt, von ihr bedingt wird, ist bekannt: die schwedischen und finnischen Schärenküsten stehen mit ihrem Granit und Gneiss den langgezogenen Linien der cambrischen und der silurischen Formation Oelands und Ehstlands gegenüber. Dass diese letzteren, d. h. die oeländischen und ehstländischen auf beiden Seiten der Ostsee, ehedem direct mit einander in Ver- bindung gestanden haben, ist oft vermuthet worden; es geht das aber aus den beiderseitigen Lagerungsverhältnissen direct hervor. Wie früher erwähnt, streichen die Schichten Oelands ungefähr N-S. und fallen nach O. ein, zugleich aber senken sie sich nach Norden allmählich unter das Meeresniveau. In Ehstland streichen die Schichten fast O-W. und fallen nach S. ein, während sie nach Westen allmählich unter das Meer 1) Diese Zeitschrift Bd. XXV. 1873. pag. 675 ff. ?) Dieselbe wird demnächst in den Memoiren der St. Petersburger Akademie erscheinen. n. Stellt man sich nun unsere Ostsee als das Gebiet ‚grossen Silurmulde vor, deren Grenzen im Norden und n ungefähr durch die jetzigen Küsten Finnlands, der Alands- seln und Schwedens bezeichnet werden, so ist es in die Augen allend, dass Ehstland einen Theil des Nordrandes, Oeland ıen Theil der Westrandes dieser Mulde darstellt, und das wird durch die eben besprochene Lagerung der dort entwickel- ten Schichten zur Gewissheit erhoben.) Um so mehr muss s auffallen, dass die Entwickelung der oeländischen Schichten, namentlich der untersten, so beträchtlich von der der ehstlän- dischen abweicht. Während die tiefsten. Schichten, welche in Schweden dem Granit auflagern, aus harten Sandsteinen und Quarziten bestehen, haben wir in Ehstland weiche plastische Thone, in welche nur einzelne härtere Sandsteinbänke einge- lagert sind: im Westen des Gebiets den Eophyton- und Fu- eoidensandstein (auf Oeland zwar nicht mehr anstehend, aber sicher unter dem Meeresspiegel dicht dabei), im Osten den blauen Thon. Dass beide Ablagerungen gleichzeitig gebildet sind, geht aus ihrer directen Auflagerung auf den Granit hervor. Linnarsson hat zuerst auf den dem blauen Thon ein- gelagerten Sandsteinschichten die unter dem Namen Cruziana früher wohl für organisch gehaltenen Gebilde erkannt, welche in Schweden im Eophytonsandstein vorkommen, und ist daher geneigt, den blauen Thon als das Aequivalent des Eophyton- sandsteins anzusprechen, während er den den blauen Thon überlagernden Obolensandstein mit Scumir als die den Fu- ‚coidensandstein vertretende Bildung ansieht. Ich neige dagegen der Ansicht zu, dass der blaue Thon das Aequivalent des Eophyton- und des Fucoidensandsteins ist. Palaeontologisch allerdings lässt sich der Beweis dafür derzeit nicht geben. Die Eophyton- und Cruziana-ähnlichen Gebilde können überall vorkommen, wo Sandstein- und Thonschichten mit einander wechseln. Die Obolen, welche in Ehstland im Obolensand- ‚stein liegen, sind im Fucoidensandstein noch nicht gefunden und umgekehrt die Linguliden des schwedischen Fucoiden- 'sandsteins nicht in Ehstland. Dagegen setzt auf Oeland der Sandstein scharf gegen die darüberliesenden Paradoxidenschich- ten ab, und dasselbe ist in Ehstland mit dem blauen Thon _ gegenüber dem Obolensandstein der Fall, so dass man den natürlichen Verhältnissen, wie ich meine, am besten Rechnung % 1) Die ‚gleiche Anschauung, wie sie hier dargelegt ist, hat Fr. SCHMIDT in der oben erwähnten Arbeit vertreten. Es war "für mich eine grosse Freude, von ihm alles, was ich ihm darüber mündlich, noch "schen. ich seine Abhandlung gelesen hatte, mittheilte, bestätigt zu sehen 428 trägt, wenn man die unter den Puradowides- u Schich- ten befindlichen Ablagerungen zusammenfasst und sie mit dem ebenso scharf begrenzten blauen Thon in Parallele setzt. Ein diese Ansicht bestätigender Beweis aus palaeontologischen Be- funden ist allerdings kaum zu erwarten, denn die schwedischen Linguliden und Scolithen halten sich an die Sandsteine, die in Ehstland sehr zurücktreten, die Platysoleniten Ehstlands sind dagegen nur im Thon vorhanden, der in Schweden dieser Ab- theilung fast fehlt. Nicht immer ist allerdings, wie auch Scauıpr angiebt, der blaue Thon vom Obolensandstein scharf geschie- den; nur an wenigen Punkten, wie an der Tosna bei Nikols- koje, ist die Scheidung zwischen beiden scharf. Demgegenüber will ich meine Ansicht dahin präcisiren, dass die Haupt- masse des blauen Thons den scandinavischen cambrischen Sandsteinen unter den Paradoxides-führenden Schichten aequi- valent ist. — Gehen wir nun einen Schritt weiter nach oben in beiden Systemen, so begegnen wir auf Oeland einer reichen Entwicklung von Schichten, welche durch eine mannigfaltige Trilobitenfauna neben einigen Brachiopoden charakterisirt wer- den, während in Ehstland gelbe, lockere, meist versteinerungs- leere, nur in den oberen Schichten massenhaft Brachiopoden führende Sande erscheinen. Diese Brachiopoden aber gerade sind es, auf welche hin ich den Vergleich weiter führen zu können glaube, indem ich annehme, dass die gesammte Para- doxides - führende Schichtenfolge Oelands durch den Obolen- sandstein Ehstlands vertreten wird. Es ist oben erwähnt, dass in den Schichten mit Liostracus aculeatus, welche zwischen der Oelandicus- Zone und der Tessini-Zone liegen, stellenweis massenhaft Brachiopodenschaalen liegen, welche, wenn nicht der Gattung Obolus selbst, so doch sicher einer sehr nahe verwandten angehören und jedenfalls in ihrem zahlreichen Er- scheinen sehr an die Obolen Ehstlands erinnern. Auch was sonst an Brachiopoden auf Oeland in diesen Schichten vor- kommt (z. B. Acrothele), hat Schaalen aus phosphorsaurem Kalk, ganz wie die Zeitgenossen der Obolen.-— Weiter folgen über den Paradoxidenschichten auf Oeland die der Olenen, in Ehstland der Dictyonemaschiefer. ' Letzterer — das jüngste Glied der OÖlenenschichten — ist auf Oeland bisher nicht nachgewiesen. \ian muss dem gegenüber aber nicht vergessen, dass auf Oeland im Süden noch Andrarumkalk vorhanden ist, der sich im nördlichen Theil der Insel ausgekeilt hat, und ferner dass die bei Ölands Alunbruk noch an 12 m mäch- tigen Olenenschiefer bei Äleklinta auf etwa 2,5 m zusammen- geschrumpft sind, so dass, wenn man sich diese Verminderung der Mächtigkeit nach Norden, resp. Osten zu weiter fortgesetzt denkt, die Olenenzone sich längst ausgekeilt haben muss, ehe sie Ehstland erreicht. Man kann sich aber sehr wohl vor- stellen, dass die Dietyonemaschiefer erst im östlichen Theil des Gebiets auftreten und in Ehhstland allein vorhanden sind, ebenso wie umgekehrt der Andrarumkalk, also das Liegendste, nur im Süden resp. Westen des Gebiets erscheint. Aus diesen Gründen ist es auch nicht nothwendig, wie Lıswarsson anzu- nehmen geneigt scheint, den Obolensandstein noch als Ver- - treter der Olenenzone anzusehen, sondern man kann, gestützt auf die auf Oeland beobachteten Thatsachen, meiner Ansicht nach durch ein Auskeilen der älteren Schichten und ein all- mähliches Auftreten der jüngeren nach Osten hin die beider- - seitigen Ablagerungsverhältnisse am natürlichsten begründen. Ist so, wie wir gesehen haben, der Vergleich zwischen den einzelnen Abtheilungen der cambrischen Formation beider Ge- biete schwierig, wegen Mangels an palaeontologischem Material noch lückenhaft und mehr auf Wahrscheinlichkeitsgründe ba- sirt, so treten wir nun mit der silurischen Formation, we- nigstens für ihre grösseren Abtheilungen, auf sichereren Boden, wenn auch der detaillirten Durchführung des Vergleichs der Mangel einer genauen Beschreibung des palaeontologischen Inhalts der einzelnen oeländischen Schichten leider überall hin- dernd im Wege steht. Ueber der Olenenabtheilung resp. dem Dictyonemaschiefer folgt in beiden Ländern eine Schichten- gruppe, welche schon ihrer petrographischen Beschaffenheit nach, nämlich durch ihren Glaukonitreichthum, von vorn herein für eine Parallelstellung plaidirt. Und in der That haben Lisnarsson, ScHhumt und Bröscer den ehstländischen Glau- konitkalk und die scandinavischen glaukonitreichen Schich- ten über den Olenenschiefern ohne Bedenken als analoge Bil- = dungen angesprochen. Freilich giebt hier die Lagerung und die petrographische Beschaffenheit die beiden einzigen, aller- dings recht wichtigen Anhaltspunkte, die beiderseitigen Faunen zeigen vorläufig noch keine Uebereinstimmung; Oeland hat neben einer kleinen Orthis noch Euloma ornatum ANGELIN und Symphysurus socialis Lınnarsson !) geliefert, Ehstland Lingula efr. Davisi SaLTer und Obolus siluricus EıcuwaLp. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass die oeländer Ablagerungen wesentlich kalkiger Natur sind, während in Ehstland ein locke- rer Sand, also wahrscheinlich Strandbildung, durchaus vor- herrscht. — In Ehstland folgt nun, mit dem Glaukonitsand durch allmählichen Uebergang verbunden, der Glaukonit- 1) Diese Trilobiten bestimmten Linnarsson, die betreffenden oelän- der Schichten den Ceratopygekalken des übrigen Scandinaviens gleich- zustellen. Nach Obigem muss dieser Horizont auch für den ehstlän- - dischen Glaukonitsand gelten. er kalk, für welchen man auf Oeland ein analoges Niveau nachweisen kann, nämlich den unteren Theil der unteren rothen Orthocerenkalke. Ebenso wie in Ehstland der Glaukonitsand allmählich in den Glaukonitkalk übergeht und letzterer in sei- nen unteren Schichten noch bedeutend glaukonithaltig ist, ach oben zu aber grau und röthlich wird, ist auch auf Oeland der untere Theil der die Glaukonitschichten überlagernden Kalke noch grün und glaukonitreich, nach oben zu stellt sich dann die intensiv rothe Farbe ein, welche die oeländer Kalke so auffällig macht. Sowohl in Ehstland, wie auf Oeland kommen in dieser Abtheilung Megalaspis planilimbata und Niobe vor, Orthoceren sind in beiden noch sparsam und anscheinend nur durch eine dem Orthoceras commune nahestehende, aber mehr cylindrische und aussen glattere Art vertreten. Nach oben zu stellen sich nun in beiden Ländern die vaginaten Orthoceren zahlreicher ein, namentlich ist Ort4oceras vaginatum !) häufiger, begleitet von den glatten Orthoceras duplexe und commune, und damit ist der echte Orthocerenkalk oder Vaginatenkalk in beiden Ländern erreicht. Zu dieser in Ehstland durch Schuipr wohlbegrenzten Abtheilung wird man in Oeland ein- mal den unteren grauen Kalk zu rechnen haben. Palaeontolo- gisch ist eine solche Parallelstellung allerdings nur durch einige wenige, aber wichtige Petrefacten begründet, nament- lich durch das beiden Ländern gemeinsame Auftreten von Pseu- docrania antiquissima Eıcaw., Euomphalus marginalis EICHw., Orthis calligoramma und ZRhynchonella nucella (letztere beiden nach Linsarsson citirt). Dass durch das Erscheinen der in Schweden sonst unbekannten FPseudocrania antiguissima und Euomphalus marginalis auf Oeland gerade diese Ablagerungen den ehstländischen näher gebracht werden, hat Lixnarsson zuerst hervorgehoben. — Ist auch somit eine Gleichaltrigkeit der Orthocerenkalke beider Gebiete unzweifelhaft, so sind doch auch Eigenthümlichkeiten genug vorhanden, um jeder ihr be- sonderes faunistisches Gepräge aufzudrücken; dies zu beweisen, genügt ein Vergleich der hier oben und bei Scamipr gegebenen Petrefactenverzeichnisse. — Ueber den unteren grauen Ortho- 2) Ich selbst habe Orthoceras vaginatum zufällig nicht gefunden; dass es in den unteren rothen Kalken vorkommt, nehme ich auf Grund des Petrefacten - Verzeichnisses an, welches Sjöcren (Oefversigt Kongl. Vet. Ak. Förh. 1851. pag. 39) giebt. Dieses enthält für Ortho- .ceras trochleare (= vaginatum) Köping als Fundort, und dort kommen von rothen Kalken nur die unteren vor. Ausserdem stimmen die Stücke, nach welchen von SCHLOTHEIM sein Orthoceras vaginatum von Veland beschrieben hat, petrographisch genau mit den unteren rothen Kalken überein. Jedoch ist letzteres Merkmal trügerisch, weil auch die oberen rothen Kalke bisweilen genau so beschaffen sein können. | kalken folgen auf Oeland, wie erwähnt, die oberen rothen, und für diese ein einigermaassen begründetes Aequivalent in Ehstland zu finden, ist bisher nicht gelungen. Sowohl Lix- NARSSOn als Schmipr nehmen an, dass diese oberen rothen Kalke einem Theil des ehstländischen Echinosphaeritenkalkes ' entsprechen, dass sie also zusammen mit den jüngsten (grauen) _ oeländischen Orthocerenkalken in eine Abtheilung zusammen- _ zufassen seien. Eine eingehendere Begründung dieser Annahme ist nirgends gegeben, so dass ich ausschliesslich auf meinen eigenen Beobachtungen fusse, wenn ich demgegenüber die An- _ sicht vertrete, dass die oberen rothen Kalke noch dem Vaginaten- kalk zuzurechnen, die oeländischen Aequivalente des ehstlän- 2 aischen Echinosphaeritenkalkes dagegen im oberen grauen Ortho- cerenkalk zu suchen seien. Die oberen rothen Kalke beherbergen eine Fauna, welche sich, nach dem, was ich gesehen und gesammelt habe, auf's Engste an die der unteren Kalke an- schliesst, namentlich durch das massenhafte Auftreten der ‚vaginaten Orthoceren mit glatter Schaale, wie commune und duplex, und dann durch das häufige Erscheinen grosser Mega- laspis- Arten, welche den oberen grauen Kalken Oelands in ' dieser Menge ebenso fehlen, wie den ehstländischen Echino- 'sphaeritenkalken. Unter ihnen findet sich auch Megalaspis multiradiata AngELın, welche Schmior als Megalaspis longicauda LEUCHTENBERG (= multiradiata Anc.) aus Vaginatenkalk eitirt, _ ein Bindeglied mehr zwischen beiden. Freilich treten hier reguläre Orthoceren, wie conicum. Hısınger und forium AnGELIN, auf, aber gegenüber der Gesammtheit der übrigen Fauna kön- nen dieselben nur daran erinnern, dass man sich in einem höheren Niveau des Vaginatenkalks befindet, nicht aber die Zutheilung Zum Echinosphaeritenkalk bekunden. Aus diesen Gründen halte ich es für angemessener, die oeländer oberen rothen Orthocerenkalke als eine oberste Abtheilung der Vagi- natenkalke anzusprechen, für welche in Ehstland noch kein _ bestimmtes Aequivalent aufgefunden ist. — Die letzte Abthei- lung der oeländer Orthocerenkalke lässt sich dagegen mit grösster Sicherheit den ehstländischen Echinosphaeritenkalken ' parallel stellen. Beide stimmen namentlich darin ganz vortreff- _ lich überein, dass in ihnen die perfeeten Lituiten zuerst in grösserer Menge und zwar vergesellschaftet mit regulären Orthoceren auftreten. Die Vaginaten verschwinden zwar nicht ganz, sind aber an Zahl der Arten und Individuen entschieden in der Minderzahl: SCHMIDT nennt aus Ehstland nur Orthoceras cylindricum Fr. Scumipt, und auf Oeland fand ich nur ein Exemplar von Orthoceras Burchardi Dewırz. Daneben er- ‘scheint nun auf Oeland als Leitfossil /llaenus centaurus Daım., Illaenus tauricornis Kurorca als vicariirende Art in Ehstland, 452 ferner in beiden Gebieten Plewurotomaria elliptica Hısınser und Arten von Palaeonautilus REMELE, dessen Vorkommen über- haupt vorzugsweise an dieses Niveau gebunden zu sein scheint. Wenn so eine verhältnissmässig grosse Uebereinstimmung in den beiden Faunen herrscht, so ist doch auf Oeland durch das Vorkommen der regulären Ortkoceren mit Quer- oder mit 'Längssculptur (Orthoceras scabridum AnGeELın und strietum An- GELIN) dieser Fauna ebenso, wie der ehstländischen durch das auf Oeland in diesem Niveau anscheinend nicht repräsentirte massenhafte Erscheinen der Echinosphaeriten ein eigenthümlicher Charakter aufgeprägt. — Grösser noch, als in der letztbe- sprochenen Abtheilung, wird die Aehnlichkeit in der nächst- folgenden, nämlich zwischen dem oeländischen Cystideenkalk und dem ehstländischen Brandschiefer und seinen Aequiva- lenten. Linnarsson und Scuuipr haben diese Analogieen dar- gelegt, und ich kann mich daher darauf beschränken, nochmals darauf hinzuweisen, dass namentlich die Brachiopodenfauna beider Gebiete fast ident ist, ausserdem aber C'hasmops Odini, Illaenus cfr. limbatus, Echinosphaerites aurantium, und manche Chaetetiden, wie Orbipora distincta und Dianulites petropolitanus, in beiden zugleich auftreten; verschieden sind sie darin, dass auf Oeland hier die Echinosphaeriten das Maximum ihrer Ent- wicklung erreichen, was in Ehstland schon im nächst älteren Niveau der Fall war, und dass andrerseits die reiche Trilobiten- fauna des Brandschiefers auf Oeland zu fehlen scheint. — Dass endlich die jüngsten, auf Oeland z. B. bei Segerstad nur in Gestalt loser Blöcke vorkommenden Schichten der oberen Ab- theilung der Jewe’schen Schicht in Ehstland, welche Fr. ScamıpT als Kegel’sche Schicht (D,) von ersterer abgetrennt hat, völlig analog sind, hat letzterer wiederholt betont; und in der That ist durch das in beiden zugleich beobachtete Vorkommen von Chasmops bucculentus SIÖGREN, Lichas defleva AngELIın, Poram- bonites nov, sp., Leptaena Assmussi M. V. K., Cyelocrinites Spasskii Eıchw. u. A. der thatsächliche Beweis geliefert. Die von mir angenommene Parallele zwischen Oeland und Ehstland ist also folgende: (Siehe nebenstehend.) Hiermit hört der weitere Vergleich auf; die folgenden Schichten sind auf der westlichen Seite der Ostsee vom Meere bedeckt. Erst im Obersilur kann er fortgesetzt werden, und hier finden wir in den Schichten von Moon und Oesel einer- seits, von Gotland andererseits eine solche Uebereinstimmung, namentlich in den obersten Schichten, dass Scaumipr von ihnen sagen kann: Die Uebereinstimmung ist eine derartige, dass wir eine unmittelbare Fortsetzung annehmen müssen. Da ich Mr Me) Oeland. Ehstland. uenmunsrem Lose Blöcke von Segerstad mit | Jewe’sche und Kegel’sche Chasmops. Schicht. 5 | Oystideenkalk von Bödahamn. | Brandschiefer. > Obere graue Orthocerenkalke. | Echinosphäritenkaik. - - NE © .| Obere rothe 5 | Untere graue Ortho- Vaginatenkalk. Untere rothe ne is kalke. | Glaukonitkalk. Unterste glaukonitische Be emekalknänken. | Glaukonitsand, m ———————— ea ehlt.. Dietyonemaschiefer. n Ölenenschichten. ae 2 4 Paradoxidesschichten. Obolensandstein. = as Fucoiden- und Eophytonsand- | Blauer Thon. stein. | \ | Granit und Gneiss. - Gotland aus eigener Anschauung noch nicht kenne, stütze. ich mich auf diesen Ausspruch und auf die betreffenden Arbeiten - Linpström’s und Schuipr’s, ohne weiter in das Detail einzu- gehen. | Ueberblicken wir die soeben erörterte Verschiedenheit _ und Aehnlichkeit zwischen den beiden Gebieten, so ergiebt sich ‚als Resultat folgendes: In den ältesten, cambrischen, Abla- gerungen ist die Verschiedenheit am bedeutendsten und der Zu- sammenhang zwischen beiden Gebieten kann wesentlich nur aus der analogen Lagerung, viel weniger aus den Fossilresten gefolgert werden. Im Untersilur wächst die Analogie bedeutend, und zwar je mehr, desto mehr wir in jüngere Schichten hinauf- gehen, wenn auch jedes der beiden Gebiete seine charakteri- stischen Eigenthümlichkeiten noch beibehält. Diese letzteren _ verschwinden in den oberen Schichten des Untersilur immer mehr und sind in den obersten silurischen Ablagerungen über- _ haupt nicht mehr vorhanden; kurz, die Verschiedenheit zwischen den cambrischen und silurischen Abla- gerungen auf beiden Seiten der Ostsee (d. h. Oeland ‚und Gotland einerseits, Ehstland, Moon und Oesel andrerseits) nimmt ab, die Aehnlichkeit dagegen zu in dem Maasse, als man von den älteren Schichten zu den Jügeren hinaufsteigt, bis sie in den obersten - Schichten zur völligen Identität geworden ist. ‚ UL. Einige Bemerkungen über die Heimath und die Verbreitung der cambrischen und silurischen Geschiebe Norddeutschlands,. Im Folgenden beabsichtige ich weniger eine ausführliche Besprechung der verschiedenen cambrischen und silurischen Geschiebe Norddeutschlands zu geben, als vielmehr zuerst einige Beobachtungen mitzutheilen, welche ich bezüglich der Heimath derselben in Schweden und auf Oeland machen konnte, und daran eine Discussion zu knüpfen, welche na- mentlich einige aus der Vertheilung derselben genommene und der Toreut’schen Inlandeis - Theorie gemachte Einwürfe zu widerlegen bezweckt Was zunächst die Heimath unserer cambrischen Geschebr betrifft, so ist schon wiederholt darauf hingewiesen worden, und von mir nur nochmals zu bestätigen, dass die Geschiebe mit Paradowides oelandicus und solche mit Paradoxides Tessini, wie sie sich als Seltenheiten in der Mark und (nur letztere) auch in Schlesien gefunden haben, unzweifelhaft von Abla- gerungen stammen, welche mit denen auf Oeland einst in unmittelbarem Zusammenhange gestanden haben, oder, wie wir das zwar fälschlich, aber im gewöhnlichen Sprachgebrauch ge- meinhin so bezeichnen, von Oeland kommen. Es muss auf- fallen, dass Geschiebe dieser Art bei uns sehr selten sind, während die Quarzite mit Scolithes, die in Scandinavien die Pa- radowides-Schichten unterlagern, so allgemein verbreitet und so häufig in unseren Glacialablagerungen als Geschiebe erscheinen. Die Erklärung dafür glaube ich in der Thatsache zu sehen, dass die erwähnten Paradozides-Schichten auch in Scandinavien als eine räumlich beschränkte, nur local entwickelte Ablage- rung auftreten, während im Gegentheil die Quarzite eine all- gemeinere Verbreitung und gleichartige Entwickelung besitzen. — Bisher waren mir von den Parado.xides- Schichten nur solche mit Paradoxides Tessini, als grauer oder gelblicher, schiefriger Kalksandstein, oder solche mit Paradozides oelandieus als grünlich-grauer Kalkstein bekannt. !) Herrn RemEL£ verdanke ich nun die interessante Mittheilung, dass unter den Geschieben 1) In der Notiz im 31. Bande dieser Zeitschrift pag. 795, welche von dem ersten Funde eines Geschiebes mit Paradozides oelandicus berichtet, habe ich ausser der erwähnten Art noch eine zweite fraglich als Paradozxides Forchhammeri namhaft gemacht. Durch das umfang- reichere, von mir aus Oeland mitgebrachte Vergleichsmaterial bin ich jetzt im Stande, diese Bestimmung dahin zu berichtigen, dass in der fraglichen Art Paradoxides Sjögreni. vorliegt, welcher auch auf Oeland der stete Begleiter des Paradoxides oelandicus ist. on Eberswalde auch das Conglomerat mit Ellipsocephalus sp. vertreten ist, welches, anscheinend zwischen den beiden Para- dozides-Zonen liegend, als theilweises Aequivalent der festlän- dischen Coronatenkalke mit Liostracus aculeatus etc. ange- sprochen wurde (cfr. oben pag. 420). — Betreffs der Geschiebe _ aus der Olenen-führenden Abtheilung, welche bei uns am häu- - fissten durch schwarze, bituminöse, durch Verwitterung dunkel- braun werdende Kalke mit 4gnostus pisiformis, seltener durch _ bituminöse Kalke mit sehr viel weissem Kalkspath und Peltura scarabaeoides oder Parabolina spinulosa repräsentirt sind, habe ich zu bemerken, dass es bei der Gleichartigkeit der Ent- -— wickelung, welche die bituminösen Kalke mit 4Agnostus pisiformis > in Sehonen, auf Oeland und auf Bornholm zeigen, in jedem - — speciellen Falle nicht möglich sein wird, die Heimath dieser genauer zu ergründen, dass aber für die Kalkspath - reichen Geschiebe mit Peltura, Parabolina und (wie Herr Reueni mit- - theilte) Sphaerophthalmus mit Sicherheit Ostgothland oder Oeland als Heimath anzugeben ist, denn nur dort, besonders häufig aber auf Oeland, sind die den Alaunschiefern eingelagerten Kalke ganz oder fast ganz als weicher, gelblicher oder hell- bräunlicher Kalkspath entwickelt, zwischen dessen krystalli- nischen Partieen die schwarzen Kopf- und Schwanzschilder der Trilobiten stark hervortreten. In Andrarum habe ich nichts derartiges gesehen. — Gehen wir weiter aufwärts in den oeländer Schichten, so ist es auffällig, dass der Glaukonitsand oder Glaukonitkalk bei uns bisher nirgends gefunden ist. Nur selten sind die unteren rothen Kalke, noch garnicht die un- teren grauen Kalke mit Pseudocrania antigquissima und Euom- phalus marginalis beobachtet. Um so häufiger dagegen und weit verbreitet sind die oberen rothen Kalke, ferner die - Cystideenkalke, wenn auch seltener, als die Kalke mit Chasmops macrourus. Dass mit letzteren unsere „Backsteinkalke“ aufs Eingste zusammenhängen, ist von Lınwarsson in seinem oelän- dischen Reisebericht zuerst ausgesprochen, und in der That "habe ich mich -nachträglich überzeugt, dass die Fauna beider zum grössten Theil ident sind. Aus dem oben Gesagten er- _ hellt, dass die Quantität der von Oeland abzuleitenden Ge- schiebe zunimmt, in je jüngere Schichten man hinaufsteigt, _ und das erklärt sich nach meiner Ansicht am leichtesten dadurch, dass die älteren Schichten ja auch noch zur Glacial- - periode von den jüngeren überlagert wurden, dass also um so _ weniger von ihnen an die Tagesoberfläche trat, je älter sie sind, und daher dem transportirenden Eise von den ältesten Schichten am wenigsten, von den jüngsten am meisten Material für den Transport geliefert wurde. — Sind nun auch zahlreiche unserer Orthocerenkalkgeschiebe den anstehenden Schichten auf "u3g Oeland so gleich, dass ihr Ursprung aus dem unmittelbar be- nachbarten Gebiete unzweifelhaft ist, so wird man doch auch hier nicht für jeden Fund die Heimathsbestimmung zu weit treiben dürfen,‘ denn es ist wohl zu beachten, dass auch in anderen Theilen Skandinaviens, namentlich aber und vor Allem in Dalekarlien gewisse Orthocerenkalke anstehen, welche pe- trographisch und faunistisch auf's Engste mit denen auf Oeland übereinstimmen. Noch weniger aber wird man sich von der Farbe der Kalke, ob grau, ob roth, leiten lassen dürfen, denn der reiche Eisengehalt scheint nicht überall an dasselbe geo- snostische Niveau gebunden zu sein. So sah ich im Stock- holmer Reichsmuseum z. B. Exemplare von Aneistroceras Bot theils in grauem Kalke von Oeland, theils in rothem Kalke von Dalarne, wonach er scheint, als ob in Dalekar- lien auch ein Theil der Echinosphaeritenschichten als rother Kalk entwickelt sei, wenigstens hat sich Ancistroceras bisher nur in diesem Niveau gezeigt.!) — Ausser den Orthoceren- kalken, welche durch ihre gesammte Beschaffenheit, bis auf die angegebenen Grenzen hin, das ihnen zukommende Heimaths- gebiet sicher bestimmen lassen, treten aber bei uns sehr zahl- reiche andere auf, welche weder mit denen von Oeland, noch mit denen von Ehstland völlig übereinstimmen, sondern zwischen den für diese beiden Ablagerungsgebiete typisch entwickelten Kal- ken eine Zwischenstellung einnehmen. Nachdem ich oben (cfr. pag. 430 ff.) darzulegen versucht habe, dass zwischen den bezüg- lichen ehstländischen und oeländischen Ablagerungen, bei aller Aehnlichkeit, doch ganz bestimmte faunistische Unterschiede vorhanden sind, welche sich in jüngeren Schichten immer mehr und mehr verwischen, müssen wir annehmen, dass in der jetzt zerstörten oder vom Meere bedeckten Brücke zwischen Ehstland und Oeland die Heimath derjenigen Orthocerenkalke zu suchen ist, welche weder mit denen des einen, noch mit denen des anderen Gebiets ident sind, denn gerade in diesen zerstörten Schichten muss der Uebergang zwischen der west- lichen und östlichen Entwickelung zum Ausdruck gekommen sein. Wie weit man aus unseren Geschieben diese Brücke wird reconstruiren können, müssen weitere Untersuchungen lehren; jedoch halte ich es nicht für zweckmässig, nach dem petrographischen Habitus die Orthocerenkalke in viele Stufen zu zerlegen, wie das Herr Remers gethan hat, denn auch auf kurze Entfernungen schwankt die Gesteinsentwickelung oft sehr bedeutend, wofür die vielfach eitirte Schummr’sche Abhandlung t) Nebenbei sei bemerkt, dass schöne Exemplare von ZLituites Ha- eni REemEL&£ aus rothem Kalk von Dalekarlien in derselben Sammlung iegen, dass also nach den bisherigen Beobachtungen die Heimath der diese Art führenden Geschiebe dort zu suchen sein wird. viele lehrreiche Beispiele bringt. Bei der Sichtung der ver- schiedenen Geschiebe muss der palaeontologische Inhalt in allen Fällen in erster Reihe, daneben erst die petrographische Be- schaffenheit in Betracht kommen. er Ueber die Verbreitung der einzelnen Schichten des _ Orthocerenkalks haben wir zur Zeit nur ungenügende Daten. - Bis vor kurzem wurden alle Orthoceren - führenden Geschiebe als ein zusammengehöriges Ganzes betrachtet und daher ihre Verbreitung über das ganze norddeutsche Glacialgebiet als ' gleichmässig ausgedehnt angesehen. Erst aus neuester Zeit sind einige wenige Arbeiten vorhanden, welche schon die einzelnen Niveaus der grossen Abtheilung des Orthocerenkalks berück- siehtigen. Von den silurischen Geschieben West- und Ost- preussens hat Herr JenzzscH !), wesentlich nach den Bestim- mungen Fr. Schuipr’s, ein Verzeichniss gegeben, von denen der Mark Herr Reuens in der Festschrift zur fünfzigjährigen Jubelfeier der Eberswalder Forstakademie, und fast zur selben _ Zeit ich selbst in einem die Geologie der Berliner Umgegend behandelnden, mit Freund BErRENDT zusammen verfassten Buch. So gering auch diese Materialien sind, so genügen sie doch _ vollkommen, um die grosse a, der Geschiebe der Orthocerenkalke in den preussischen Provinzen einerseits, in der Mark andererseits erkennen zu lassen. Herr JEnTzscH - kommt zu dem Resultat, dass die Mehrzahl der genannten Geschiebe mehr oder minder entschieden auf Ehstland und dessen nächste Umgebung als Abstammungsort hinweist, Herr 2 ' Renee schreibt dagegen über die Orthocerenkalk - Eechiche der Eberswalder Gegend: „Einige derselben sind schwedischen Gesteinen zum Verwechseln ähnlich, andere dagegen nähern 3 sich den älteren ehstländischen Kalken. Was nun diese letz- teren betrifft, so halte ich es für gewagt, sie von Ehstland abzuleiten. Ein so vollständiges Uebereinkommen, wie es ein- 2 _ zelne Geschiebe mit schwedischen Schichten petrographisch und paläontologisch zeigen, ist mir bei ehstländischen Silur- e 3 'gesteinen, trotz -unverkennbarer sehr grosser Aehnlichkeiten, “noch nicht aufgefallen.“ Hiernach haben wir es in der Mark ‚einerseits mit Geschieben von echt scandinavischem Typus, - andererseits mit solchen von mehr, aber nicht vollkommen ehst- Be ländischem Gepräge zu thun. — Diese beiden, ganz unabhängig von einander gemachten Beobachtungen beweisen, dass in den Geschieben der Orthocerenkalke eine gesetzmässige Verthei- E: der Art hervortritt, dass in den östlichen Provinzen Er - Preussens Gesteine, welche in Ehstland ihren Ursprung haben, _ inden centralen Provinzen dagegen entweder echt scandinavische, ") Diese Zeitschrift Bd. 32. 1880. pag. 623 ft. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXII. 3. 29 oder solche, welche zwischen Schweden und Ehstland den Ueber- gang bilden, vorherrschen. Vereinzelt sind allerdings einige diese Gesetzmässigkeit anscheinend alterirende Geschiebe ge- funden, über deren Auftreten weiter unten einige Bemerkungen folgen sollen — so der Kalk mit _/gnostus pisiformis . in Ost- preussen, der Pentamerenkalk in der Mark ete., im Grossen und Ganzen tritt jedoch die der geographischen Lage der Heimathgebiete entsprechende Vertheilung der untersilurischen Geschiebe mit wünschenswerthester Klarheit hervor. — Es verliert sich aber diese Gresetzmässigkeit der Vertheilung an- scheinend sofort, sobald wir die Geschiebe des Obersilurs in Betracht ziehen. Schon in der berühmten Abhandlung Fern. Reuer’s ') wird dargethan, dass die Beyrichienkalke von Gol- dingen in Kurland bis Gröningen in Holland verbreitet sind; aus den oben erwähnten Abhandlungen, zu welchen man für die obersilurischen Gesteine auch die von GoTTscHE ?) gegebene Uebersicht über die Geschiebe der Hamburger Umgegend hinzu- nehmen muss, geht dasselbe auch für das Graptolithengestein, den Crinoidenkalk, den sogen. Gotländer Oolith u. A. hervor; sie alle finden sich, wenn auch nicht überall in derselben Häufigkeit, von Östpreussen bis in die Hamburger Gegend verbreitet. — Wie ist nun dieser auffallende Gegensatz in der Vertheilung der untersilurischen und der obersilurischen Ge- schiebe zu erklären? Es ist oben (pag. 433) dargelegt wor- den, dass die Verschiedenheit der Ausbildung in den verschie- denen Gegenden des baltischen Silurgebiets abnimmt, je weiter man in höhere Schichten hinaufsteigt, und dass die jüngsten Schichten völlige Identität zeigen. Damit ist zugleich gesagt, dass das ursprüngliche Heimathsgebiet unserer Geschiebe räumlich wächst, je mehr es sich um jüngere Ablagerungen handelte. Für die Paradoxidesgesteine war nur Oeland als Heimath anzusprechen, für die oberen Orthocerenkalke schon Oeland und Ehstland fast zu gleichen Theilen, für die Bey- richienkalke (um dieses wichtigste der obersilurischen Geschiebe herauszugreifen) haben wir Moon, Oesel, Gotland und —- wie weiter gezeigt werden soll — Schonen, also, wenn man sich die jetzt vorhandenen Lücken ausgefüllt denkt, ein enormes Areal, über welches hin palaeontologisch und petrographisch fast idente Ablagerungen verbreitet waren. Bei der Grösse des Ursprungsgebiets kann dann freilich die Ausdehnung der Ver- breitung nicht Wunder nehmen. Dass aber der Transport auch der obersilurischen Schichten dieselben Bahnen gegangen ist, ') Diese Zeitschrift Bd. 14. 1862. pag. 5. 2) Hamburg in naturhistorischer u. medicinischer Beziehung. Fest- schrift der 49. “Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte (Sep-- &; Abdr. pag. 7 ft.). en Kalksteine mit Tonrdiia Angelini und die hellgeh feingeschichteten Dolomite mit Eurypterus remipes, welche 2 ausschliesslich auf Oesel zurückzuführen sind und bis jetzt _ auch nur in Ostpreussen gefunden wurden. Wo also local eine - eder die andere Schicht auffallend entwickelt ist und dadurch _ die Erkennung der ihr ehemals zubehörigen Geschiebe ermög- _ Jieht, spricht sich die Gesetzmässigkeit der Verbreitung auch _ hier aus, aber durch die Gleichartigkeit der Entwickelung über _ ein colossal grosses Areal ist in den meisten Fällen die ge- - nauere Bestimmung des Ursprungsgebiets unmöglich geworden. - Doch werden auch hierin genauere und sorgfältig vergleichende - Studien zu präciseren Resultaten führen, als sie bis jetzt vor- iegen, und bezüglich der Beyrichienkalke halte ich das schon E* für durchführbar. Ein Besuch von Klinta am Ringsjö "hat mich von der erstaunlichen Aehnlichkeit der dort ent- "wiekelten Beyrichienkalke mit denen des Kaugatoma- und Ohhesaare-Pank auf Oesel überzeugt. Nichtsdestoweniger sind z doch habituelle und vielleicht auch faunistische Differenzen 2 ‚orhanden, welche es bei ausreichendem Vergleichsmaterial ermöglichen werden, unter unseren Beyrichienkalk - Geschieben _ die mehr auf Oesel zurückzuführenden von den aus Schweden 3 - abzuleitenden bis zu einem gewissen Grade zu scheiden. So l es wir auf, dass am Ringsjö die Gattung Homalonotus emlich zahlreiche Vertreter hat, welche auf Oesel völlig zu hlen scheinen, ebenso kenne ich von Oesel die Gesteine nicht, ; welche fast gänzlich mit Tentaculiten erfüllt sind, wie solche Et bei uns als Geschiebe nicht gerade selten sind und wie ich sie, 3 von diesen Geschieben ununterscheidbar, bei Klinta wiederfand. _ Der Kaugatoma - Pank Oesels lieferte dagegen die plattigen Ge- steine mit zahlreichen Piilodietyum-Exemplaren, welche ich in - Schonen vergebens suchte. Dass unter den Beyrichienkalken wohl ıoch nach dem Habitus und der Fauna manche Gruppen zu unter- scheiden sein dürften, hat Herr A. Krause dem Studium unserer - Geschiebe entnommen, und er hat auch den Versuch ange- treten, die einzelnen Gruppen auf ihre Heimath hin zu verthei- _ Ien.!) Leider aber fehlte ihm das Material, um auch die hori- - zontale Verbreitung dieser von ihm erkannten Gruppen über unser - Glacialgebiet genauer zu verfolgen. Jedenfalls geht aus dem itgetheilten wohl zur Genüge hervor, dass weitere Untersuchun- jan: nach dieser Richtung hin sichere Resultate versprechen. ’) 1) Diese Zeitschr. Bd. 29. 1877. pag. 47. _.”) Am Ringsjö fand ich zahlreich einen grauen, kalkigen Thon- - schiefer mit vielem Glimmer auf den Schiehtflächen , als Zwischen- schicht zwischen den Kalkschichten. Dies Gestein ist bei uns als . Geschiebe sehr verbreitet und durch seine sehr charakteristische Farbe 239* 440 Durch de eben Besprochene ‚glaube ich den Einwurf, # dass die grosse Verbreitung. einzelner Geschiebe gegen den unmittelbaren Transport durch Eismassen spräche, entkräftet zu haben mit dem Nachweis, dass Et Verbreitung der Geschiebe einer bestimmten Schicht durchaus in Harmonie ist mit der me Aus un des ursprünglichen Heimathsgebietes. | Ein weiterer Einwurf gegen die Inlandeistheorie, ihn mir oft entgegengehalten worden ist, lautet: Wie ist es möglich, dass an einer Stelle, z.B. in einer Kiesgrube, Gesteine so verschie- dener Art und so verschiedenen Abstammungsortes beisammen liegen können? Für die Discussion dieser Frage ist es vor Allem nöthig, zu überlegen, wo bei uns gewöhnlich Geschiebe gesammelt werden. So weit es mir bekannt ist und so weit ich die Fundorte unserer Geschiebe aus eigener Anschauung kenne, sind es fast ausschliesslich Sand- oder Kiesgruben. Die Kiese und Sande, die zwischen den Geschiebemergeln liegen, beherbergen aber, mag man sie nun als interglacial oder als subglacial entstanden auffassen, doch nur solche Ge- schiebe, welche aus den (reschiebemergeln ausgewaschen sind, also nur die Auswaschungs- resp. Schlemmproduete aus den- jenigen Massen, welche nach der Inlandeistheorie als die direc- ten Transportmittel, als die Grundmoränen des Eises aufgefasst werden. Wıll man daher erfahren, welche Materialien das Inlandeis transportirt hat, so darf man nur die Geschiebe in. Betracht ziehen, welche den Geschiebemergeln selbst ent- nommen sind, nicht jene aus den Massen, welche die Ge- schiebe gewissermaassen auf tertiärer Lagerstätte, aus den Ge- schiebemergeln ausgewaschen, führen. Solche Untersuchungen sind noch. nicht angestellt, und erst, wenn sie angestellt sein werden, wenn man von zahlreichen Orten Norddeutschlands genaue Verzeichnisse der im Geschiebemergel gefundenen Ge- schiebe hat, ja wenn die Verzeichnisse genau angeben, ob oberer oder unterer Geschiebemergel ausgebeutet wurde, und wenn zuletzt möglichst reiche statistische Angaben über die rela- tive Qualität und Quantität der einzelnen Geschiebe in den beiden Mergeln vorliegen werden, dann erst wird der oben genannte Vorwurf gerechtfertigt erscheinen können oder zurückzuweisen sein. Nach den bisherigen Erfahrungen über die Verbreitung der einzelnen Geschiebe, auch ohne, dass die eben angedeu- teten Untersuchungen ausgeführt sind, glaube ich auch heute schon das letztere annehmen zu sollen. — Auffallend bleibt und den Glimmerreichthum der Schichtflächen leicht zu erkennen. Hin und wieder glaubt man undeutliche Graptolithenreste zu erkennen, wie ich solche auch am Ringsjö sah; doch habe ich weder dort noch hier jemals deutlich Erkennbares darin aufgefunden. in der Verbreitung der Geschiebe Eins, nämlich das spora- - dische Auftreten gewisser Geschiebe, welche einem ganz an- _ deren Heimathsgebiet angehören, als sämmtliche mit ihnen - zusammen vorkommenden; so z. B: die Funde von Agnostus- Kalk in Preussen, von Pentamerenkalk in der Mark und bei Hamburg. Eine Erklärung für jeden einzelnen Fund zu geben, ist natürlich für mich nicht möglich, aber einmal ist es wohl denkbar, dass ein oder das andere Geschiebe durch die sub- oder interglacialen Wasserläufe weiter fortgeführt wurde und so in fremde Gesellschaft gerieth; dann aber mögen auch - manche angeblichen Funde auf irrthümlicher Angabe beruhen _ und ebenso unter ‘die Geschiebe gerathen sein, wie die süd- deutschen Liaspetrefacten aus einer alten, nach dem Tode des - Sammlers von den Erben aufs Feld geworfenen Sammlung, welche v. Kıönss alle unter den Geschiebepetrefacten der Mark aufführt. — Man wird jedenfalls diesen vereinzelten Geschieben nicht eher Gewicht beilegen dürfen, als für jeden Fund eine pragmatische Darstellung vorhanden ist. Immerhin ist es sehr ‚auffällig, dass gerade die durch ihren Abstammungsort besonders befremdenden Geschiebe stets ganz vereinzelt und isolirt ge- funden wurden. Hiermit glaube ich, so weit das beim jetzigen Stande unserer Kenntnisse möglich war, den Nachweis beigebracht zu haben, dass die der Inlandeistheorie aus der Verbreitung der - Geschiebe gemachten Vorwürfe theils ungerechtfertigt, theils _ verfrüht sind. Freilich bleibt auch hier noch manche Lücke auszufüllen, manches Bedenken zu beseitigen; wenn wir aber erwägen, wie weit die Kenntniss unserer Glacialablagerungen unter der Einwirkung der neu gewonnenen Anschauungen in den letzten Jahren gefördert ist, so darf man zuversichtlich die _ Hoffnung hegen, dass es dem unermüdlichen und bewährten Eifer unserer Flachlandsgeologen in nicht zu langer Zeit ge- lingen wird, die zur Vollendung des Gebäudes noch nothwen- digen Bausteine ausfindig zu machen. Dass es mir in Schweden möglich wurde, in wenigen Wochen so viel zu sehen und zu lernen, wie geschehen, und dass dadurch die Reise dorthin zu den genussreichsten gehört, die ich bisher unternommen habe, ist ausschliesslich der Kor ragend liebenswürdigen Aufnahme und Fürsorge zu danken, welche die schwedischen Fachgenossen, namentlich die Herren Lunperen, Toren, Natnorst und Linpström theils als Be- ne gleiter auf der Reise selbst, theils als Führer durch die ihnen unterstellten Sammlungen bethätigten. Ihnen allen ein dank- erfülltes, herzliches Glückauf! 4. Leber Bimsstein im Westerwalde. Von Herrn von Drc#en ın Bonn. Die ersten Nachrichten über das Vorkommen von Bims- stein im Westerwalde hat wohl J. P. BEcHer in seiner mine- ralogischen Beschreibung der Oranisch - Nassauischen Lande 1789 pag. 171 und 172 gegeben. Im Hirschberger Walde, südwestlich von Herborn; bei Langendernbach zwischen Ha- damar und Westerburg: unter dem hohen Hohnscheid (Hahn- scheid), wo der Bimsstein 2—2,6 m unter 16 cm Dammerde liegt; über dem Wingertsberg (Wickertsberg); auf der Stock- hauser Braunkohlengrube (Oranien), wo die Braunkohlen nicht so tief liegen, findet sich ein trass- oder tuffartiges Gestein mit Bimssteinkörnern; das sind die angeführten Stellen. C. E. Stirrt in seiner geognostischen Beschreibung des Herzosthums Nassau, Wiesbaden 1831, führt eine sehr viel grössere Anzahl von Stellen an, wo Bimsstein vorkommt: S. 137. An der rechten Seite des Lahrer Bachs (Holz- bach) oberhalb Gemünden deckt den Basalt Bimsstein in kleinen Körnern, der unmittelbar unter der Dammerde liest und in der Umgegend als Sand benutzt wird. Aehnliche Bimsstein- ablagerungen, oft 1— 1,3 m hoch, finden sich von hier am Fusse des nach Westerburg ziehenden Rückens. Mehr in die Mitte des Thales (Schafbach) hinein findet man keinen Bims- stein mehr. Auch auf die Höhe der Kuppen, welche diesen Rücken bilden, zieht er sich nicht herauf, sondern üindet sich blos am Fusse und an dem unteren Theile der Abhänge. Sollte die Bildung des Elbthales und die Hebung der Rücken und Kuppen, später erfolgt als die Bimssteinablage- rung, hiervon nicht der Grund sein? | Besonders schön und rein, durch eine aschgraue Tuffmasse zusammengebacken, liegt Bimsstein am Südwest-Abhange der Forst (Forstwald). Die ersten Spuren desselben finden sich nördlich von Gemünden am Ziegenberg (Ziehenberg). S. 154. Der Südwest - Abhang des Dreisbacher Waldes zeigt eine Lage von Bimsstein, der in Sandform auf dem Basalte liegt, also seine ursprüngliche Lage nicht mehr ein- nimmt. | 8 169. Ba um er Abhang des Stöffels — eines von Büdingen bis Stockum ziehenden Basaltrückens — herum findet man Bimsstein in kleinen Körnern. S. 173. Am ganzen Abhange des Wölferlinger Berges, über welchen der Weg nach Freilingen führt, herum liegt Bimsstein in kleinen Körnern mit Hornblendekrystallen. S. 176. Den Süd-Abhang des westlich von Herschbach ‚liegenden Kreuzberges bedeckt Bimssteinsand. Die Heide zwi- schen Herschbach und Marienhausen ist ganz mit Bimssteinsand bedeckt, und auf welcher man nur hier und da Grauwackenstücke findet, welche vermuthen lassen, dass dieser ganze Rücken daraus besteht und von Thon und Bimssteinsand überdeckt ist. S. 178. Den Fuss der Trachytkuppe Hahn zwischen Selters und Nordhofen bedeckt ringsum Bimsteinsand. 8. 179. Unterhalb der Kohlenmühle an der linken Seite des Saynbachs (zwischen Selters und Ellenhausen), ebenso bei der Schneidemühle und Niederhaid (dieser Name fehlt auf der Karte in 1:25000) liegt Bimssteinsand gegen 1 m hoch am _ Abhange auf Grauwacke, der auch bei Deesen an der rechten Seite des Saynbachs wieder vorkommt. Der Abhang des basal- tischen Pfahlberges bei Caan ist stark mit Bimsstein bedeckt. S. 180. Am Fusse desselben bei Nauort liegt der Bims- stein 1,3 — 1,6 m hoch um denselben herum und zwar schon —— jn Stücken von 3—5 cm Grösse. Er. S. 186. Das trachytische Goldköpfchen oder „in den — Goldhaeuser Erlen“ in dem flachen Ahrbachthale ist mit einer 0,3 m starken Schicht von sehr leichten Bimssteinstücken mit noch scharfen Ecken, jedoch schon stark durch Verwitterung ee angegrifen, bedeckt. 8. 190. Nördlich vom Hofe Langewiesen liegt viel Bims- stein auf der Dammerde. (Dieser Ausdruck scheint nicht ganz | correct zu sein.) S. 198. Aus dem Lahnthale bei Dausenau ersteigt man gegen Norden nach Zimmerscheid den steilen Abhang des Grauwackenschiefers mit einzelnen Lagen körniger Grauwacke _ wechselnd. Auf der Höhe bedeckt ein aus Bone und - Bimsstein bestehender Sand die Oberfläche. a S. 218. Am Ende des schmalen Rückens nördlich von Guckheim, sowie südlich dieses Ortes findet sich gleich unter der Dammerde gegen 1 m hoher Bimssteinsand. S. 219. In der Gegend von Wallmerod nach Molsberg bedeckt an den tieferen Punkten Bimssteinsand das basaltische Gestein. | S. 222. Der Basalt der südlich an den Molsberger Kopf ' anstossenden und diesen an Höhe überragenden Kuppe wird in den niedrigeren Stellen mit Bimssteinsand bedeckt. ; . Et N =” “ : - RE N KR er en 444 Se B R 4 £ 2 j Oh ta S. 228. Die Saynscheider Hölle zwischen Guckheim und Saynscheid wird am Nordwest-Abhange von Bimsstein in klei- = nen Körnern bedeckt. | S. 394. Hinter der Ahler (Ahlener) Hütte (im unteren Lahnthale) wird das feste Gestein zunächst von einem 3—4m starken Lehmlager und dieses von abwechselnden Sandschichten bedeckt. Der weisse Sand besteht aus kleinen abgerundeten Bimssteinkörnern. Oben im Felde werden bisweilen Stücke von der Grösse einer Faust bis zu der eines Kinderkopfes beim Pflügen gefunden. Die schwarzen Schichten bestehen aus gleich- falls abgerundeten, glänzenden Körnchen, darunter viel Mag- netit. Eben solcher Sand findet sich am Abhange über Vallendar. S. 429. Die ganze Gegend um Kemmenau bis in das Unterbachthal herab und die Umgegend von Bierhaus ist mit einem schimmernden Sande bedeckt. Derselbe besteht aus ganz kleinen und feinen Bimssteinstückchen und schwarzen, glänzenden Körnern, die sicher Magnetit sind. Er liegt stellen- weise gegen 1 m hoch. Die wichtige Beobachtung von Stirrt, dass der Bimsstein- sand nur an den Abhängen der Basaltberge, nicht auf den Höhen und Klippen, auch nicht im der Sohle der Thäler sich findet und die ihn (pag. 127) zu der Frage veranlasste: sollte die Bildung des Elbthales und die Hebung der Rücken und Kuppen, später erfolgt als die Bimssteinablagerung, hiervon nicht der Grund sein? hat bei den späteren Beobachtern keine Beachtung gefunden. Ergrich in Karsten’s Archiv, Bd. 8. 1835. pag. 1, über das Braunkohlengebirge des Westerwaldes und die zu dem- selben in naher Beziehung stehenden Felsarten erwähnt den Bimsstein gar nicht. FR. SAnDBERGER, Uebersicht der geologischen Verhältnisse des Herzogthums Nassau, Wiesbaden 1847, pag. 73, sagt vom Bimssteinsand, dass er nächst dem Basalte von allen vulka- nischen Gesteinen in Nassau die weiteste Verbreitung besitze und nur am nordöstlichen Abhange auf dem Westerwalde fehle. Er findet sich meist als ein feiner Sand mit Ilmenitkörnchen vorkommend; grössere Stücke Bimsstein bis 13 mm und dar- über sind selten. Derselbe liegt theils unmittelbar auf Trachyt, wie bei Boden, theils an den Abhängen der Trachytberge, wie an den Arzbacher Köpfen bei Ems, bei Nordhofen u. s. w.; sehr häufig findet er sich aber auch über basaltischem Gestein, wie bei Guckheim, Molsberg, am Stöffel bei Büdingen und am Pfahlberg bei Caan. In einiger Entfernung von Trachyt und Basalt trifft man ihn in sehr bedeutender Ausdehnung auf der Grauwacke zwischen Herschbach und Marienrachdorf, wo die ganze zwischen beiden Orten ziehende Haide 0,5 m hoch von we 22 0 ihm bedeckt wird, sowie zwischen Nordhofen, Ellenhausen und Deesen. Der interessanteste Punkt ist ohne Zweifel die Ahler- Hütte zwischen Lahnstein und Fachbach, wo sich die grössten Stücke des Bimssteins (bis zu 26 mm Grösse) auf den Fel- dern über den steilen Gehängen des Lahnthals fanden. Sehr wahrscheinlich ist dieser Sand, wo er nicht un- mittelbar über vulkanischen Gesteinen oder in deren nächster Nähe auftritt, durch Wasser an seinen jetzigen Ort geführt worden, wenigstens spricht die Thatsache hierfür, dass man ihn meist nur an den südlichen und östlichen Abhängen der Berge trifit, wogegen man andererseits einwenden kann, dass gerade an den entferntesten Punkten die grössten Stücke an- getroffen werden, über Trachyten aber nur feiner Sand. Nirgends hat man auf dem Westerwalde Kratere finden können, aus denen die verschiedenen, im höchsten Grade den Typus der Laven tragenden, porösen Basalte sich ergossen hätten, und deren Schlacken die Bimssteine wären und der grösste Theil unseres Gebildes verdankt daher seine Entste- hung wahrscheinlich einer Fumarolenwirkung innerhalb des ‘Trachyts oder einer Eruption aus der Ebene. Hiernach war damals SAnnBERGER der Ansicht, dass der Bimsstein im Gebiete des Westerwaldes entstanden sei. Derselbe schrieb aber schon am 30. Juni 1848 an den Geheimrath v. LeosuArn (N. Jahrb. von Leoxn. u. Bronn, Jahrg. 1848, pag. 549) Folgendes: „Eine der interessantesten geologischen Thatsachen ist gewiss die Verbreitung des Bims- steinsandes über einen grossen Theil des Westerwaldes und Lahn-Thals in weiter Entfernung von sicherem vulkanischem Gebiete. Der äusserste Punkt auf dem Westerwalde, die Gegend östlich von Enspel ist über 20 Stunden, die äusserste im Lahn- thale, Gladbacher Hof bei Weyer, wo GRANDJEAN beobachtet hat, noch viel weiter von den Rheinischen Vulkanen entiernt. Und doch kann man den Ursprung dieser Massen nur hier suchen, da sich in unseren Lande (Nassau) nirgends eine entschiedene Kraterbildung und kaum ein stromartiges Auf- treten des Basaltes nachweisen lässt. Es blieb freilich noch übrig anzunehmen, eine plötzliche gewaltige Eruption aus der Ebene, deren Spuren so leicht verschwinden, hätte dies Material ausgeschleudert; auch das scheint unzulässig, wenn man die geognostische Zusammen- setzung des ganzen Landes in Betracht zieht. Ein Product der Zersetzung von Trachyten, die häufig genug bei uns auftreten, durch saure Dämpfe wird der Bims- stein auch wohl nicht sein, da man doch auch an anderen a. Gesteinen solche Wirkungen finden müsste, was durchaus nicht der Fall ist. ' es Ich kenne zwar einen Trachyt, welcher vollkommen die Porosität des Gesteins besitzt und auch in seinen übrigen äusseren Eigenschaften ihm ziemlich nahe kommt, bei Helfers- kirchen, aber er ist eine grosse Seltenheit; alle anderen Tra- chyte sind massig und gerade in seiner nächsten Nähe ist mir nirgend wo Bimsstein zu Gesicht gekommen, den man aus ihm hätte entstanden glauben dürfen. Ob dieses Räthsel wohl noch gelöst werden wird?“ Hiernach ist die Ansicht von. SANDBEGER, dass der Bims- steinsand des Westerwaldes gleicher Entstehung mit dem im Neuwieder Becken und in der Umgebung des Laacher See’s sei, sehr allgemein angenommen worden, wie dies die Abhand- lung von Fr. ScHÄFFer: Die Bimssteinkörner bei Marburg und deren Abstammung aus Vulkanen der Eifel, Marburg 1851, beweist, welcher die Verbreitung der Laach- Neuwieder Bims- steine noch weithin über den Westerwald hinaus ausdehnt. Ich selbst habe in dem geognostischen Führer zu dem Laacher See, 1864, in dem Abschnitte Andernach und Neuwied pag. 440 bis 555 versucht, diese Ansicht durch den Nachweis des räum- lichen Zusammenhanges der Ablagerungen vom Rhein aus, zwi- schen Brohl und Boppard, bis zu den entferntesten Punkten des Westerwaldes und selbst bis an die Lahn zwischen Marburg und Giessen zu unterstützen. GRrAnNDIJEAN hat in einem vom 2. Februar 1848 datirten Aufsatz: Die tertiäre Gebirgsbildung des Westerwaldes, der sich im 4. Hefte der Jahrb. des Vereins f. Naturk. im Her- zogthum Nassau 1849. pag. 143 befindet, den Bimsstein nur an einer Stelle pag. 150 u. 151 in folgenden Worten erwähnt: „Zur richtigen Beurtheilung der Braunkohlenformation des Westerwaldes ist es auch nicht nothwendig, dieselbe in Paral- lele mit der Thätigkeit der rheinischen Vulkane zu bringen, die so gern benutzt werden will, bei der Entstehung unserer Formation eine Rolle zu spielen. Diese vulkanische Thätigkeit ist in ihren noch vorhandenen Producten offenbar viel jünger, als die Entstehungszeit der Braunkohlengebilde; denn wenn man erwägt, dass die ganze Tertiärbildung des Westerwaldes als in einem abgeschlossenen Binnenwasser ‚abgesetzt zu be-. trachten ist und schon vorhanden gewesen sein musste, ehe sich der Rhein und die Lahn ihre jetzigen tieferen Betten brachen; die Producte der vulkanischen Thätigkeit — zumal der Bimssand — sicher aber erst nach der Bildung dieser Thäler, wie dessen reine primitive Ablagerung an den tief- sten Punkten derselben beweist, aufgetreten sind, so kann das relative Alter dieser Thätigkeit nicht mehr zweifelhaft sein. E Ba ee 3 a Bann er ie ET rt FRE ar ir 447 Es ist zwar eine bekannte Thatsache, dass der Bimssand die ganze Ebene zwischen Coblenz und Andernach in ansehn- licher Mächtigkeit bedeckt; weniger aber ist es wohl bekannt, dass dieselbe auch bei der Mündung der Lahn in den Rhein dureh die neue Strasse von Niederlahnstein nach Ems, gleich oberhalb des ersteren Ortes, aufgeschlossen worden ist und dass viele Höhen und Abhänge an der Lahn bis gegen Weil- burg hin, sowie den Rhein hinauf, damit bedeckt sind. Ebenso findet sich der Bimssand in den Aemtern Selters und Monta- baur bis auf den Westerwald.“ Diese Darstellung dürfte wohl zeigen, dass auch GRrANXD- _ JEAN den Ursprung des Bimssteinsandes auf dem Westerwalde auf die Rheinischen, d. h. die Vulkane in dem Laacher See- Gebiete zu beziehen geneigt war. | Von Interesse sind die Beobachtungen, welche C. TuomAE bei der Untersuchung des Eisfeldes am südlichen Fusse der basaltischen Dornburg bei Wilsenroth im September 1839 gemacht und im 4. Hefte der Jahrb. d. Vereins f. Naturk. im Herzogth. Nassau 1849. pag. 164 veröffentlicht hat, nachdem er dieselben bereits in einer kleinen Schrift „das unterirdische Eisfeld von der Dornburg, Wiesbaden 1841“ besprochen hatte. Im Sommer 1839 wurden am Fusse einer ‚mächtigen Stein- rossel, 30 —40 m von dem Fusswege von Frickhofen nach ‚Langendernbach entfernt, Steine zum Wegebau gewonnen und dabei das Basaltgerölle 0,6 m unter der Oberfläche so fest zu- sammengefroren gefunden, dass die Arbeit aufgegeben wurde. An dieser Stelle liess ©. TuomAE, von der herzoglichen Landes- resierung mit der Untersuchung beauftragt, einen 6 m tiefen Schacht abteufen (pag. 175). Bis zur Tiefe von 2,1 m war das Basaltgerölle durch dichtes Eis zu einer festen Masse ver- bunden. Tiefer zeigte sich das Gerölle mit etwas schwarzer Dammerde, dann aber (pag. 174) mit einem von Bims- stein- und Augitkörnern untermengten feinen vul- kanischen Sand vermengt, welcher sich mit zunehmender Tiefe von 5,4. m bis zu !/, der ganzen Masse vermehrte. In dieser Tiefe hörte der vulkanische Sand als Gemengtheil in dem Basaltgerölle auf. An seine Stelle trat graugelber, mit Thon vermischter Sand. Dieser war auf eine Tiefe von 22 bis 30 em durch Frost zusammengebacken; dann folgten Sand und Steinbrocken. Es zeigte sich also auch hier Bimssteinsand — wenn auch mit dem von der Kuppe herabgeführten Basaltgerölle ver- mengt — an den unterhalb des anstehenden Basaltes gele- genen Theilen des Abhanges. S. 187. Tmomar hat nochmals 24. Januar 1847 im Auf- trage der Regierung die Eisverhältnisse der Dornburg untersucht 448 und dabei an einem Basaltfelsen (S. 195) auf der bewaldeten Südsüdost - Seite des Berges folgende Beobachtung gemacht. Derselbe ragt 2,4 m hoch über die steile Bergwand hervor, misst 5,4 m in der Breite und gegen den Berg ansteigend 9— 9,6 m Länge, besteht aus dicht aneinander schliessenden Basaltsäulen, die mit 15— 20° gegen Nordwest (also gegen den Bergabhang) einfallen. Unmittelbar unter diesem lang- gestreckten sargförmigen Felsenhügel öffnet sich eine, fast die ganze Breite des Felsens einnehmende 0,5 —0,6 m klaffende Spalte, deren Mündung breit rachenförmig sich nach hinten mit der Neigung des überstehenden Basaltes etwas senkt und verengt. Wie diese Spalte sich gebildet haben mag, ist nicht zu ermitteln und zuletzt (in Bezug auf die Temperaturverhält- nisse) auch gleichgültig. (S. 196.) Vielleicht hat sich der Boden unter dem Felsen um etwas gesenkt und dadurch von dem anstehenden und beweglichen Gestein auf die gegenwärtige Spaltenweite abge- löst. Es ist dies wenigstens nicht unwahrscheinlich, da die Unterlage aus groben Basaltbrocken, mit feinem Kiessande vermengt besteht. Als Dr. G. AnseuLesis im Auftrage der geologischen Landes- anstalt die Kartirung des Westerwaldes begann, fiel ihm zu- nächst, wie Stirrt die Umlagerung von einzelnen Basaltber- gen durch Bimssteinsand in einem gewissen Niveau der Ab- hänge auf, während die basaltischen Rücken und ebenso die Thalgründe vollkommen frei davon sind. Diese Thatsache stellte sich bei der Auftragung der Grenzen des Bimsstein- sandes so oft heraus, dass der scharfe Abschnitt desselben gegen den an den höheren Gehängen auftretenden Basalt sich mit der Ansicht durchaus in Widerspruch stellte, dass der Bimsstein aus einer weiten Entfernung herbeigeführt worden sei und die Gegend nach Art eines Aschenregens überschüttet habe. Dieser Widerspruch blieb auch bestehen, wenn dem späteren Herabspülen des Bimssteinssandes von den höheren Rücken und Kuppen nach den tiefer gelegenen Gegenden ein noch so grosser Spielraum eingeräumt wurde. Im Westerwalde sind an vielen Stellen, wo die tertiären (oberoligocänen) Schichten durch den auf den darin eingela- gerten Braunkohlenlagern geführten Bergbau genügend aufge- schlossen sind, zwei verschiedene Basalte bekannt, der Sohl- basalt, welcher unter den tertiären Schichten und der Dachbasalt, welcher über diesen Schichten liegt. Einen petrographischen Unterschied zwischen diesen beiden Basalten haben die mikroskopischen Untersuchungen von Dr. AngELBIS nicht ergeben, und wo daher tertiäre Schichten nicht vorhanden 2 ee ee z m ae a « a a „ Tr agl > Re «KR wirgr gr ”.R Eu Da a N an A = er ee e UNTER di ey F- - r ve EN wa En "i-. RR TENTRU IT TERLITEN® t E kn ab a N: Er j r ; 27 e Mr ; € ei 22 u h Er A: S Br: ® 4 E h 3 I k ; r R oder nicht aufgeschlossen sind, ist eine Unterscheidung dieser beiden Basalte bisher unmöglich. In die Reihe der tertiären Schichten gehören im Wester- walde basaltische und trachytische Tuffe und Conglomerate, ebenso wie im Siebengebirge, wo Dr. AnxgeLsıs Bimsstein mikroskopisch in Menge im Trachyttuff (Backofenstein) nach- gewiesen hat, während ich diese Stücke bisher für verwitterte . Trachyte (Sanidin - Oligoklas - Trachyt ohne grosse Sanidin- krystalle) angesehen hatte. Da nun auch im Westerwalde Trachyttuffe ganz ähnlicher Art in ansehnlicher Verbreitung in der Gegend von Schönberg (ohne anstehenden Trachyt in der Nähe) auftreten, so lag die Frage nahe, ob nicht die Bimssteinsande des Westerwaldes ebenfalls diesem Schichten- system angehören, ob sie nicht tertiär seien und unter dem Dachbasalte liegen. Beobachtungen an der Oberfläche haben zur Entscheidung dieser Frage nicht geführt, weil an den sonst wohl günstigen Stellen, die obere Grenze des Bimssteinsandes von Basaltgerölle und Basaltblöcken, welche von dem höheren Rücken des Dach- basaltes herabkommen, bedeckt ist. Zur Entscheidung dieser Frage sind daher kleine Schurf- _ versuche östlich von Langendernbach am Abhange des Lattendel und des Kohlhack unter Leitung von Dr. AxseeLsis mit dem entscheidensten Erfolge ausgeführt worden. Ich habe dieselben am 14. Juli d. J. unter seiner gefälligen Führung besichtigt. Lattendel ist ein flacher, breiter Basaltrücken zwischen dem Elb- und dem Lasterbach, auf dessen Westseite durch mehrere Schürfe nachgewiesen ist, dass der am Abhange weit verbrei- tete Bimssteinsand auf dem Basalte aufliegt, der mithin dem Sohlbasalt angehört. Die Neigung seiner Oberfläche beträgt 22° gegen West. Nördlich von dieser Stelle am Kohlhack, 450 m entfernt, und durch eine weite Mulde am Abhange davon getrennt, ist die Grenze des Basaltes und des Bimssteinsandes dicht am Waldrande und an einem Fusswege durch einen gegen 2,6 m tiefen Schurf untersucht. Der Basalt bildet eine festgeschlos- sene wulstige Wand, welche z. Th. seiger, z. Th. mit 35 bis 38° in St. 3 gegen Nordost gegen den Bergabhang einfällt, so dass der Bimssteinsand hier unter dem Basalt liegt; der Kohlhack besteht also aus Dachbasalt. Der Bimssteinsand zeigt hier horizontale Schichtung, welche besonders durch eine 5— 8 cm starke Lage von feinschiefrigem grauen und braunen Tuff bezeichnet wird, der auf den Schichtflächen bis 26 mm grosse Biotitblättchen enthält. Diese Lage wird gleichmässig in allen Bimssteinsandgruben, welche unterhalb des Waldrandes liegen, angetroffen und hier von den Arbeitern als „Sohle“ 450 bezeichnet, da sie den Bimssteinsand nieht tiefer graben. Die Analogie dieser Tuft- lage mit den „Britzstreifen“ in dem Bims- steinsande des Laacher See- Gebietes ist auffallend. Die hier blossgelegte Grenze des Ba- saltes und des Bimssteinsandes lässt gar keinen Zweifel zu, dass der Basalt einem späteren Ausbruche angehört, nachdem der Bimssteinsand be- reits abgelagert war. Hiernach sind auch wohl alle die vielen Stellen zu beurtheilen, an denen ähnliche Verhältnisse obwalten; der Bimssteinsand im Westerwalde ist ganz allgemein für ein Glied der dortigen Tertiärschichten anzusprechen, ebenso wie der Trachyttuff im Siebengebirge mit seinem Inhalte von Bimssteinstücken. Ich habe von diesen Stellen am 13. und 14. Juli d. J. mit Dr. Anseusıs folgende besucht: Am südlichen steilen Abhange des Naurother Hahn nörd- lich von Wallmerod ist auf der Höhe Basalt in regelmässigen horizontalen Platten abgesondert, durch einen Steinbruch auf- geschlossen, darunter an dem tieferen und flachen Abhange gegen das Schloss Nauroth und die Strasse von Wallmerod nach Salz liegt Bimssteinsand.. An der Strasse von Hersch- bach nach Salz ist an der Strassenböschung die Grenze zwi- schen Basalt und einem trachytischen, deutlich geschichteten Conglomerate entblösst, dieselbe fällt mit 75° in St. 3 gegen SW. ein, so dass der Basalt auf dem Conglomerat aufliegt und deutlich jünger ist, als der letztere. Der Basalt bildet in der Nähe die Felsenköpfe der Herschbacher Layen. An dem Südwest-Abhange des Sengelberges zwischen Salz und Wanscheid besitzt der Bimssteinsand in den Feldern und bis gegen den Waldrand ansteigend, eine sehr grosse Verbreitung und ist in vielen Gruben aufgeschlossen, indem er in Salz zur Anfertigung von Schwemmsteinen verwendet wird. Er um- giebt auch wohl ringsum die übrigen flachen Abhänge der frei an- stehenden Bergkuppe. Nahe dem Waldrande am Anfange des steileren Ansteigens steht Basalt in Felsen an und würde diese Stelle zu Versuchen, um die Auflagerung des Basaltes auf dem Bimssteinsand blosszulegen, geeignet sein, wenn nicht die grosse Menge des Basaltgerölles und der Basaltblöcke denselben Schwierigkeiten entgegenstellten. Oestlich von dieser Stelle tritt das von SANDBERGER und BerTELs Isenit genannte Gestein in Felsen als vorspringende Rippe auf, welches sich gerade ebenso gegen den Bimssteinsand zu verhalten scheint, wie der Basalt. Dasselbe lässt sich, einem mächtigen Gange im Ba- salte vergleichbar, über die Bergkuppe gegen Norden in der Bimssteinsand Richtung nach der St. Leonhards - Kapelle an dem oberen Bergabhange verfolgen. Nach Roszxgusch, Mikr. Physiogr. IL - 1877. pag. 314, bedeutet Isenit: einen wenig Olivin und viel Augit führenden Hornblende - Andesit. Ri Die Katzensteine bei Westerburg treten an dem südlichen höheren Abhange des Forstwaldes gegen das Thal des Schaf- bachs als eine Reihe mächtiger, senkrecht stehender, 10 bis 12 m hoher Basaltsäulen in einer Länge von 1,5 km von W. gegen O. auf. Der untere flachere Theil des Abhanges besteht aus Bimssteinsand. Am Fusse der Basaltsäulen lagern mäch- tige Rosseln der herabgefaällenen Säulenstücke. In dem Bette des Elbbaches in Wilmenroth (südlich von Westerburg) steht unter vielen grossen Basaltblöcken dieses Gestein auch fest: an. Dasselbe gehört dem Sohlbasalt an. Wo man von der rechten Seite des Baches am Nord-Abhange des ausgedehnten Lindenberges aufwärts geht, findet sich Bims- steinsand in vielen kleinen Gruben entblösst. Derselbe ist bis an die Schlucht zu verfolgen, welche den Nord - Abhang des Lindenberges durchfurcht. Hier ist eine Grube im Bimsstein- sande unmittelbar am Rande des anstehenden Basaltes eröffnet, ‚der sehr wahrscheinlich auf dem ersteren aufliegt. Die höhere Kuppe des Lindenberges besteht aus diesem (Dachbasalt) und findet sich auf demselben keine Spur von Bimsstein. Wenn nun hieraus die Ueberzeugung geschöpft werden muss, dass im Westerwalde der Bimssteinsand, mit dem Trachyt- tuffe zusammen, den tertiären Schichten angehört und älter als der die Mehrzahl der Kuppen bildende Dachbasalt ist, so tritt zunächst die Frage auf, wo hören diese Bimssteinsande in südwestlicher Richtung gegegen den Rhein und die Lahn hin auf und wo beginnen hier die Bimsteinablagerungen, welche jünger als der diluviale Löss und nur in der Umgegend des - Laacher See’s, ganz besonders im Neuwieder Becken verbreitet _ sind. Stırrr lässt bereits die Wege erkennen, wo der räum- liche Zusammenhang dieser so sehr verschiedenen Bimsstein- sande stattfindet. Zunächst ist zu bemerken, dass nach den mikroskopischen Untersuchungen von Dr. AnseLrıs der Bims- stein des Westerwaldes und des Neuwieder Beckens (Laacher _ See) petrographisch nicht von einander zu unterscheiden sind, aber ebensowenig auch von dem der Liparischen Inseln. ‘Wäre ein mineralogischer Unterschied zwischen den beiden Bims- steinen vorhanden, so würde es nur der Untersuchung der verschiedenen Ablagerungen bedürfen, um die Trennung mit Sicherheit vorzunehmen. So wird aber einstweilen die Kar- tirung der Gegend zwischen Westerwald und Neuwieder Becken durch die geologische Landesanstalt abzuwarten sein, um zu 452 sehen, welche Lösung der vorliegenden Frage daraus erfol- gen wird. Damit wird möglicherweise, aber doch nicht mit Gewissheit diese Frage vollständig erledigt werden, denn die Ablagerungen des Bimssteinsandes finden sich auch noch östlich vom Wester- walde im Kreise Wetzlar (Beschr. d. Bergrev. Wetzlar von W.Rısuans 1878. pag. 24) bei Oberlemp, Niederlemp, Bermol, Bellersdorf, Altenkirchen a. d. Ulm, Allendorf a. d. Ulm, Bischoffen, Tiefenbach. Schliesslich hat v. Koenen !) noch ein 0,5 m starkes Bimssteinsaudlager an der Eisenbahn Lollar- Wetzlar südlich von Launsbach, ostsüdöstlich vom Wolter- berge, beschrieben. welches, dem Lehm eingelagert, ziemlich steil nach SO. einfällt. Der Sand ist bräunlichgrau, frei von Lehmbeimengungen und besteht aus ovalen oder auch eckigen, durchschnittlich etwa 0,5—0,10 mm dicken Bimssteinkörnchen. Zum Schlusse wäre noch zu bemerken, dass die Stelle, an der der letzte grosse und stärkste Bimsstein - Ausbruch in dem Gebiet des Laacher See’s stattgefunden hat, bisher nicht hat ermittelt werden können. CARL v. OEYNHAUSEN (Erläut. zu der geogn. - orogr. Karte der Umgebung des Laacher See’s 1847. pag. 54), der gründ- lichste Kenner der localen und geologischen ‘erhältnisse dieses Gebietes sagt: „alle Verhältnisse der Bimsstein - Ueberschüt- tungen deuten darauf hin, dass dieselben nur allein aus dem Krufter-Ofen und dessen dem Laacher See zugekehrten Krater hervorgegangen sein können, dafür sprechen die überzeugend- sten Beweise: der Bimsstein findet sich hier in den grössten Stücken und in der grössten Mächtigkeit abgelagert. Der Hohlweg zwischen dem Ofenberg und dem Rodenberg durch- schneidet die schichtenartig ausgeworfenen Massen, in denen Bimsstein vorherrscht, mehr als 30 m mächtig, ohne deren Sohle zu erreichen. Die dem Krufter-Ofen zugekehrten Ab- hänge des Plaidter und Krufter Humrich, die vorliegende Ebene des Neuwieder Beckens sind vorzugsweise hoch mit Bimsstein überschüttet und dieser nımmt ab, wie man sich von dem Krufter-Ofen entfernt.“ Arex. v. Humsonpr (Kormos IV. 1858. pag. 280) stimmt der Ansicht bei, nach welcher der grosse Bimsstein - Ausbruch auf eine Stelle zu beziehen sein möchte, wo derselbe den Ver- hältnissen nach von der Oberfläche verschwinden musste, und nur die ausgeworfenen Massen zurückblieben, in den Worten: Nächst den liparischen und Ponza-Inseln haben nur wenige Theile von Europa eine grössere Masse von Bimsstein hervorgebracht, D) Sitzungsber. d. Gesellsch. zur Beförd. d. ges. Naturw., Marburg 1819, No. 2. diese Gegend von Deutschland. Dieselbe mag nach der Vermuthung, zu welcher die Localverhältnisse führen, im Rheinthale, oberhalb Neuwied, in dem grossen Rheinbecken, ‚vielleicht nahe bei Urmitz auf der linken Rheinseite stattge- funden haben. Bei der Beweglichkeit des Stoffes mag die - Ausbruchsstelle durch die spätere Einwirkung des Rheinstro- mes spurlos verschwunden sein.“ Auch die eifrigen Forscher WoLr und DresseL, welche das Kloster Laach 10 Jahre lang bewohnt haben, sind nicht im Stande gewesen, diese Frage ihrer Lösung näher zu führen, _ und müssen wir bei so sehr abweichenden Meinungen beken- ‚nen, die Stelle nicht zu kennen, wo der jüngste grosse Bims- stein - Ausbruch erfolgt ist. Um so viel weniger ist zu erwarten, dass Besser Stellen im Westerwalde bezeichnet werden können, welche den Bimsstein in der Tertiärperiode und vor dem Auftreten des Dachbasaltes geliefert haben, nachdem die gesammte Ober- fläche durch die Erosion, durch die Ausbildung der Wasserläufe und die Thäler gänzlich umgestaltet worden und keine Spur der ursprünglichen Form erhalten geblieben it. Wenn im Siebengebirge die festen Trachyte ihrer Masse nach in einem gewissen Verhältnisse zu den Tuffen stehen, deren Ursprungs- orte allerdings auch ganz unbekannt sind, so tritt beim Wester- walde noch das die Vorstellung erschwerende Moment hinzu, dass die Trachyte meistenstheils in sehr kleinen Massen an die Oberfläche treten und ihr Zusammenhang mit den Tuffen - und Bimssteinen ganz im Dunkeln bleibt. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXI11. 3. 30 HRRRR € Baal ARBEIT a De ne 5. Die krystallinischen Schiefer in Attika. Von Herrn M. Neumayr in Wien. Vor Kurzem ist in dieser Zeitschrift ein Aufsatz von H. Bückıme „Ueber die krystallinischen Schiefer von Attika“ erschienen !), welcher fast ausschliesslich gegen die von Bittner, Terrer und mir über denselben Gegenstand veröffentlichten Anschauungen ?) gerichtet ist. Es scheint mir nothwendig, Einiges hierauf zu erwidern, so unerquicklich auch solche po- lemischen Artikel für den Leser sein mögen. Bückise hat sich acht Tage in Athen aufgehalten und scheint in dieser Zeit ausser der unmittelbaren Umgebung der Stadt noch den Pentelikon besucht zu haben; selbstverständ- lich genügte eine so flüchtige Umschau nicht, um einen Ueber- blick über die Gesammtheit der dortigen Verhältnisse zu gewähren. Nach der Beschaffenheit des Terrains und der vorliegenden Frage konnte dabei kaum durch Autopsie die Ueberzeugung von der Zusammengehörigkeit der Phyllite und der Kreidegesteine gewonnen werden, ebensowenig als mir dies bei ungefähr gleich minimaler Kenntniss der Thatsachen bei meinem ersten Aufenthalte in Athen möglich war. Auch ich hielt damals die Gesteine des Hymettus für wahrscheinlich altkrystallinisch, den Kalk der Akropolis für mesozoisch und nahm die Möglichkeit einer Discordanz zwischen letzterem und den darunter liegenden Schiefern an, während Bückıne dieses Verhältniss als erwiesen betrachtet. | Auf Grund lang dauernder, mühsamer, ohne jede vorge- fasste Meinung) angestellter Untersuchungen und Kartenauf- nahmen haben wir endlich die mir anfangs durchaus wider- strebende Ansicht gewonnen, dass thatsächlich die gewöhnlichen 1) Diese Zeitschrift 1881. pag. 118. 2) Uebersicht über die geolog. Verhältnisse eines Theiles der ägäischen Küstenländer, Denkschriften der Wiener Akademie Vol. 40. pag. 379. 3) Dass ich selbst mit der vollsten Ueberzeugung von der Unrich- tigkeit der Ansichten über das jugendliche Alter krystallinischer. Schiefer im Orient an meine Arbeiten gegangen bin, mag die Ent- schiedenheit belegen, mit welcher ich noch im Jahre 1875, nach meiner ersten Orientreise, gegen Gorckix’s Auffassung des älteren Gebirges auf Kos aufgetreten bin. Verhandl. d. geol. Reichsanst. 1875. pag. 171. andsteine, Schieferthone und Kalke der Kreideformation im Streichen in halbkrystallinische und diese wieder in vollkrystal- linische Gesteine übergehen, und dass Schiefer und Kalke der letzteren Kategorie in Attika und Euboea und einigen benach- barten Gegenden als Angehörige der Kreideformation angesehen _ werden müssen; es wurde ferner hervorgehoben, dass dieses Alter nicht für alle derartigen Gesteine in Attika und Buboea sicher nachgewiesen werden könne, aber (mit Ausnahme der _ Plakagesteine) doch sehr wahrscheinlich sei.!) Es ist dies das Resultat von etwa 100 Excursionen und mehrjähriger reiflicher ' Ueberlegung und Discussion, ein Ergebniss, das sich theils auf palaeontologische, theils auf geologische Beobachtungen stützt. Bürcıns glaubt am Südabhang des Pentelikon und an den Stadthügeln genug gesehen zu haben, um unsere Auffassung ‘ dureh diese Beobachtungen und durch einige an unseren Auf- sätzen geübte Textkritik zu widerlegen, und stützt sich dabei auf die Autorität von K. v. SersacH, welcher zu derselben Auffassung gelangt sein soll. Letzteres ist jedoch ein ent- schiedener Irrthum; v. SeeBacH erklärte zwar in der allge- gemeinen Versammlung der deutschen geologischen Gesellschaft in Wien den Pentelikon für altes Gebirge, erwähnte aber ausdrücklich, dass er sich schon gedacht habe, dass die Ge- steine des Hymettus sich einmal als junge Gebilde heraus- stellen könnten, und gab die Berechtigung unserer Ansichten für diesen Fall zu, während Bückıng auch den Hymettus und ‘die Schiefer, auf denen die Stadt steht, für altkrystallinisch ‚erklärt. Einen Beweis gegen unsere Auffassung liefern Bückına die ' Stadthügel von Athen: Pnyx, Areopag, Akropolis, Lykabettus u.s. w.; die der Hauptsache nach nahezu horizontal gela- 'gerten?) Kalke, welche diese Höhen zusammensetzen, bilden b) Bücking hebt hervor, dass manche Aeusserungen in den Einzel- berichten von Bittner und TerLer mit denjenigen des Schlussaufsatzes nicht übereinstimmen; besonders ist dies für das östliche Attika der Fall, von dem Birrner erwähnte, dass hier sehr wahrscheinlich ältere Schiefer auftauchen , während später das Gegentheil gesagt wird. Es erklärt sich das sehr einfach dadurch, dass zwischen beiden Aufsätzen ein Zwischenraum von 1?/, Jahren liegt, während dessen uns die Re- sultate der petrographischen Arbeiten von BEcke zukamen. Diese zeigten, dass die untersuchten Schiefer aus dem östlichen Attika nicht, wie erwartet worden war, voll-, sondern gleich denen des Hymettus halbkrystallinisch seien, was natürlich eine wesentliche Aenderung in der Auffassung mit sich brachte. 2) Bückıne tadelt, dass ich diese Kalkpartie als nahezu horizontal bezeichnet habe (in einer kleinen Notiz in Verhandl. d. geolog. Reichs- _ anstalt 1875. pag. 69). Dieser Vorwurf klingt etwas überraschend, wenn man die Lagerung betrachtet, in welcher er selbst das Gestein ın seinem Profile (l. c. pag. 127) zeichnet; er stützt seinen Vorwurf 30% 456 isolirte Partieen einer ursprünglich zusammenhängenden Schicht, und führen an vielen Punkten Kreideversteinerungen in schlech- ter Erhaltung; von uns wird dieser Kalk als Fortsetzung des oberen Marmorhorizontes des Hymettus und als den darunter liegenden Schiefern concordant aufgelagert betrachtet, während Bückıse ihn als diesen discordant aufruhend anspricht. Er bekämpft zunächst mit vollstem Rechte die Auffassung, dass diese Kalke eine Einlagerung im Schiefer darstellen, wie ich dieselbe schon vor 7 Jahren nicht minder entschieden bestritten habe !); ferner führt er an, dass die Grenzfläche der Schiefer und Kalke an manchen Stellen hori- zontal, die Schichtfläche dagegen geneigt ist. Es ist richtig, dass an ein oder dem anderen der sehr schlechten Aufschlüsse an der Akropolis local solche Schichtneigungen zu beobachten sind, während der Hauptsache nach beide Gesteine concordant zu einander liegen.?) Locale Abweichungen können einmal durch die bekannte und sehr verbreitete Erscheinung veran- lasst werden, dass oft weichere, schiefrige Gesteine weit stärker gefaltet sind, als ihnen concordant auflagernde starre, klotzige Kalkmassen; vor Allem aber ist zu berücksichtigen, dass die Schieferflanken der Akropole und ihre Umgebung seit Jahr- tausenden durch die grossartigsten Bauten umgewühlt, dass bedeutende Massen von den Gehängen abgegraben worden sind; in einem so mürben, wenig widerstandskräftigen Gestein, das in einem Grade zerwittert ist, dass es Mühe kostet, auch nur ein Handstück von normaler Grösse zu erhalten, treten da- durch natürlich Rutschungen und Abweichungen in bedeuten- dem Maasse ein; es wird dadurch im einzelnen Fall, zumal Schuttmassen fast Alles verstürzen, oft unmöglich zu ent- scheiden, ob eine solche Neigung an einem der kleinen Auf- schlüsse ursprünglich oder durch secundäre Terrainbewegung veranlasst sei. Es ist daher nicht zulässig, auf solche gering- fügige örtliche Abweichungen von der als Regel geltenden Concor- danz derartige Schlüsse zu gründen, wie es Bückıng gethan hat. auf einige abweichende Schichtstellungen in einzelnen Partieen des seiner Hauptmasse nach ebenfalls horizontalen Lykabettuskalkes; ich glaube dem gegenüber sagen zu dürfen, dass man berechtigt ist, eine weit ausgedehnte wagrechte Schicht auch dann als nahezu horizontal zu bezeichnen, wenn an ihren Rändern Störungen vorkommen. Ich würde eine solche Kleinigkeit nicht erwähnen, wenn nicht einige derartige Vorwürfe geeignet, wenn nicht darauf berechnet schienen, meine Ar- beiten als leichtfertig erscheinen zu lassen, und so die Ansicht des Lesers nicht nur durch Beweise, sondern auch durch mehr subjective Momente zu bestimmen. 1) Verhandlungen der geolog. Reichsanstalt 1875. pag. 69. 2) Auch Bückme sagt, dass an mehreren Stellen die Kalke und unterlagernden Schiefer nahezu gleiches Streichen und Fallen besitzen. Be vorgebrachte Auffassung wird durch ein seltsamer Weise im Streichen gelegtes Profil durch Lykabettus, die Stadt, die Akropolis, den Areopag und die Pnyx erläutert, dessen Richtigkeit ich entschieden bestreiten muss. Ein Ab- stossen zwischen Kalk und Schiefer ist hier namentlich an der Akropolis angegeben; da jedoch der Kalk hier aus einer einzigen, ungetheilten, klotzigen Bank besteht, so kann ein Abstossen einzelner Kalkschichten, wie es gezeichnet ist, über- haupt nicht beobachtet sein, ein Fehler, den ich wohl einem reinen Uebersehen bei der Zeichnung zuschreiben möchte; ein Abstossen der Schiefer gegen die Kalke dagegen ist wenigstens in keinem Aufschlusse mit Sicherheit zu beobachten. Hätte Bockıne sich wirklich bestimmt überzeugen können, dass der Kalk der Akropolis discordant auf den aufgerichteten Schichtköpfen des Schiefers liegt, so wäre es denn doch ein- facher und überzeugender gewesen, ein normales Profil senk- recht auf die Streichungsrichtung zu geben; es scheint jedoch, dass die Daten für eine solche Aufstellung, und somit über- haupt für eine wirkliche Begründung der ausgesprochenen An- sichten, unzureichend sind. Bückına findet ferner, dass wir mit der Einreihung der die Stadthügel bildenden Kalke in die Marmorentwickelung unconsequent vorgegangen seien, weil der Kalk der Akropolis u. s. w. „ein echter Kalkstein ist, zwar von etwas krystalli- nischem Aussehen, auch kantendurchscheinend, immerhin aber nicht hinreichend krystallinisch, um als Marmor bezeichnet zu werden“, ferner weil local weiter im Westen in dem von uns als normales Kreideterrain bezeichneten Gebiete Kalke auf- treten, die krystallinischer sind, als diejenigen der Akropolis. Diese Auffassung ist in gewisser Beziehung richtig; die Kreidekalke werden in Attika von Ost nach West immer krystallinischer, jedoch in ziemlich unregelmässiger Weise, so dass oft an einem Punkte die Entwickelung etwas weiter, an einem anderen in nächster Nähe gelegenen etwas weniger weit _ gediehen ist. Ob es hier der minutiösesten Detailaufnahme je gelingen würde, eine „consequente“ Grenze zu ziehen, ist mir zweifelhaft, uns war es unmöglich, und wir waren natürlich ge- zwungen, die Scheidelinie auf der Karte willkürlich da zu legen, wo sie uns die geringste Menge unvermeidlicher localer Ungenauigkeit zu bieten schien. Bückıne ist nun aus den oben genannten Gründen der Ansicht, dass dies besser östlich von Athen geschehen wäre; er übersieht aber dabei, dass die von ihm geschilderte Beschaffenheit der Kalke der Hügel von Athen keine allgemeine Regel darstellt, sondern dass hier namentlich an der Pnyx und am Philopappushügel sehr stark krystallinische Kaike auftreten.!) Man würde es dann bei »3 der von ihm vorgeschlagenen Abgrenzung natürlich wieder un- consequent finden können, dass diese Gesteine mit anderer Farbe colorirt sind, als manche durchaus übereinstimmende Vorkommnisse des Hymettus. Dieses allmähliche Krystallinisch- werden des Kalkes nach Osten ist eben ein sehr wichtiger Beleg für unsere Auffassung, während Bückınge von seinem theoretischen Standpunkte aus darin nur „eine sehr- merk- würdige, aber noch nicht genügend aufgeklärte Thatsache“ sehen darf, der etwas mehr Rechnung zu tragen, er immerhin gut gethan hätte. N Es lohnt wohl auch der Mühe, die petrographische Be- schaffenheit der Schiefer etwas in’s Auge zu fassen, auf welchen die Stadt Athen steht, und welche nach Bückıe die alt- krystallinische, discordant gelagerte Unterlage der bis jetzt besprochenen Kalke bilden sollen. BECcKE sagt von denselben, dass sie „in einzelnen Varietäten einem gemeinen Thonschiefer, in anderen einem quarzreichen Wiener Sandstein im Handstücke sehr ähnlich sind.“ Im Dünnschliffe zeigt sich, dass sie neben krystallinischen auch sehr reichlich klastische Elemente führen ?); sie nehmen eben zwischen den Schiefer- thonen und Sandsteinen des Macigno im Westen und den Phylliten im Osten ebenso eine Mittelstellung ein, wie das Gestein von den Stadthügeln zwischen Hippuritenkalk und Marmor, ein Verhältniss, welches sehr deutlich die Unnatür- lichkeit der Auffassung von Bückıne Zeigt. Die Schiefer auf denen die Stadt Athen steht bilden die unmittelbare Fortsetzung derjenigen des Hymettus; im letz- teren Gebiete sind sie von stärker krystallinischer Ausbildung, aber doch nicht reine krystallinische Schiefer; hier wechsel- lagern dieselben vielfach mit krystallinischen Kalken und in einer dieser Kalkpartieen auf der Westseite, nicht, wie ich an einer Stelle unrichtig geschrieben habe, an der Ostseite?) des Hymettus ist es uns gelungen, Reste von Korallen zu finden, von welchen sich mit Sicherheit behaupten lässt, dass sie nicht paläozoisch sind. *) Bückıne hat den Punkt nicht gesehen, !) Bırrner, Der geolog. Bau von Attika, Böotien, Locris und Par- nassis, Denkschr. der Wiener Akad. Bd. XL. pag. 58. ?) Vergl. die ausführliche Beschreibung bei BEckE, Gesteine aus Griechenland. TscHERMER, Mineralog. Mittheil. II. 1879. pag. 58, 59. ®) Von Bückime |. c. berichtigt. r 4) An einem der Stücke ist zu sehen, dass Pali das Centrum der Zelle umgeben, ein Charakter, der den paläozoischen Rugosen u. s. w. ausnahmslos fehlt und nur bei gewissen mesozoischen und jüngeren Hexacorallien vorkommt; ich glaube daher, die oben und auch in un- serer früheren Arbeit gebrauchte Ausdrucksweise trotz der an uns ergangenen Zurechtweisung beibehalten und die Belehrung, wie wir uns richtig hätten ausdrücken sollen, ablehnen zu dürfen. 'slaubt aber doch einen Irrthum von unserer Seite annehmen zu dürfen, weil Bittner sagt!), dass an der Grenze zwischen Schiefer und Kalk die Verhältnisse nicht ganz klar sind; dies ist allerdings für den Wegeinschnitt, in dem die Versteine- rungen?) gesammelt wurden, ganz richtig, insofern hier am Contacte das Gestein stark zersetzt ist und dadurch die La- _ gerung undeutlich wird, aber jeder Zweifel schwindet, wenn man das Fortstreichen derselben Kalkzone beobachtet. Damit dürften die Einwände erledigt sein, welche gegen - den einen Punkt unserer Auffassung, das cretaceische Alter des Hymettus und der Schiefer von Athen, erhoben wurden; die Folgerungen, welche sich aus diesem Resultate für das Gebiet der halbkrystallinischen Schiefer zwischen Athen und Cap - — Sunium ableiten lassen, hier zu wiederholen, ist überflüssig. Wir wenden uns zu dem zweiten Haupteinwurf, welchen das Pentelikongebirge geliefert hat. Hier scheint Bückıne zunächst % unsere Ansicht gründlich missverstanden zu haben; er scheint zu glauben, dass wir hier einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen typischen Kreidegesteinen und krystallinischen Schie- - fern am Südrande annehmen, wie dies aus seinen Aeusserungen, Le. pag. 129, Absatz 3, Zeile 1—5, hervorgeht; jedenfalls wäre das ein Irrthum. Der Abhang des Pentelikon gegen das Kloster Mendeli und die Ebene von Chalandri wird in einem Profile dargestellt; hier erscheint die hangendste (versteine- _ rungsleere) Kalkpartie als Kreidekalk von den tiefer liegenden, als altkrystallinisch gedeuteten Partieen abgetrennt, wozu nach meiner Ansicht gerade vom Standpunkte Bückıne’'s aus kein _ hinreichender Grund vorhanden ist. Solche Kalke kommen - auch in ganz gleicher Entwickelung in den von ihm als alt- _ krystallinisch bezeichneten Gebieten vor, und ihn als typi- schen Kreidekalk zu bezeichnen, ist jedenfalls eine starke Uebertreibung; man kann höchstens sagen, dass er nicht hochkrystallinisch ist. Die Beschreibung, die von demselben gegeben wird, ist mir übrigens unverständlich; es heisst: „Der Kalk ist recht :wohl vergleichbar mit dem Kalke von den Hü- geln bei Athen, nur erscheint er weniger dicht und dadurch nicht mehr krystallinisch“; hier muss sich wohl ein lapsus calami oder ein sinnstörender Druckfehler eingeschlichen haben. Uebrigens ist dieser Gegenstand für uns bedeutungslos, da 1) Geolog. Bau von Attika ete. (vergl. oben) pag. 60. 2) Bückme findet, dass wir bei Anführung von Petrefacten- Fund- orten im Marmor unkritisch verfahren sind; es bezieht sich das wohl auf die Localität Salamis, über die er längere Auseinandersetzungen giebt; er hat dabei vermuthlich die Rechtfertigung unserer Auffassung der Gesteine von Salamis übersehen. Vergl. Bırrner, Geolog. Bau von _ »Balamis ete. pag. 71. ' 460 wir ja ohnehin die ganze Ablagerung für jung halten; anders verhält es sich dagegen mit der Discordanz, welche in Bückıne’s Profil zwischen „Kreidekalk“ und krystallinischen Schiefern ge- zeichnet ist; der betreffende Punkt wurde von Bittner, TELLER und mir gemeinsam besucht; eine Spur einer Discordanz konn- ten wir nicht finden und nn der Ansicht, dass eine solche nicht existirtt. Da es überdies im höchsten Grade auffällt, dass ein so wichtiges Verhältniss im Profile gezeichnet, im Texte von Bükcıne dagegen mit keiner Silbe erwähnt wird, so kann ich mir diese Discordanz nur durch ein Versehen in der Zeichnung erklären. !) Eie zweites Argument leitet Bückına aus der petrogra- phischen Beschaffenheit des Pentelikon ab; Becke hat ein Handstück vom Gipfel des Berges untersucht und gefunden, dass dasselbe ähnlich wie die Hymettusschiefer halbkrystalli- nisch sei, während sich erst die Gesteine aus dem nördlichen Theile des Penteli- Gebirges echt krystallinisch zeigten. Wir schlossen daraus, dass der südliche Theil des Pentelikon halb-, der nördliche vollkrystallinisch sei und dass beiderlei Ent- wickelungsarten im Streichen ineinander übergehen. Hier ge- bührt Bückıne unstreitig das Verdienst, einen Irrthum und eine zu rasche Generalisation unsererseits verbessert zu haben. Er zeigt, dass auch im südlichen Theil des Pentelikon echt krystallinische Schiefer auftreten, und nach seinen Beobach- tungen müssen sie sogar dominiren.; dagegen befindet sich Bückıng in einem grossen Irrthum, wenn er aus dem Umstande, dass unter den von ihm angeschliffenen Stücken sich keine halb- krystallinischen Gesteine befinden, ableiten zu dürfen glaubt, dass die Angaben von BeckEe und von uns falsch seien, und dass der letztere Gesteinstypus am Penteli überhaupt nicht vertreten sei. Das Handstück liegt vor und ist von einem gewissenhaften Petrographen untersucht, und über solche That- sachen hilft kein Deuten und Wenden hinweg. Was das Ergebniss für das Alter der Pentelikongesteine betrifft, so ändert an demselben die Berichtigung unserer Auf- fassung durch Bückıne nichts; ob nun der Südtheil des Pen- telikon durchaus aus halbkrystallinischen Schiefern bestehe, oder ob daselbst halb- und ganzkrystallinische Schiefer wechsel- lagern, jedenfalls finden sich beiderlei Typen in einem geolo- gischen Systeme gemengt, und Gesteine vom Charakter der- jenigen, welche sich am Hymettus als cretaceisch erwiesen haben, stehen am Pentelikon mit echt krystallinischen Schie- ") Ich will dabei gern erwähnen, dass ich genau denselben Fehler in einem Profile von Salona nach Lidorikia in Doris begangen habe; vergl. NEumAyr, Geolog. Bau des westl. Mittelgriechenland, Taf. I. Fig. 5. Abl... - fern in Verbindung; mehr aber war auch von uns nie be- -% ao = rn _ hauptet worden. Es ist also auch hier unsere Folgerung nicht durchbrochen. Wir haben als weiteren Beleg für das jugendliche Alter der Pentelikongesteine die tektonischen Beziehungen zu anderen Gebirgszügen hervorgehoben; Bückına bestreitet die Beweis- kraft dieses Argumentes, weil Tertiärstreifen zwischen den ver- ‚schiedenen Bergzügen liegen, die in ihrem ganzen Bau und Streichung übereinstimmen und deren einzelne Glieder sich entsprechen; immerhin scheint er geneigt, eine solche Fol- gerung für einen Fall, für Hymettus und Pentelikon gelten lassen zu wollen. Dass ein solches Vorkommen auch für uns keinen absoluten Beweis bildet, braucht wohl kaum einer Erwähnung; die Bedeutung, die wir demselben beimessen, geht wohl am besten aus den Worten hervor, die wir früher (loco eitato) bei einem ganz ähnlichen Verhältniss gebraucht haben: „Wir stehen hier wieder vor einem der Fälle, in welchem die Annahme der Gleichaltrigkeit der Kreidegesteine und der kry- stallinischen Schichten eine sehr einfache, jede andere Auffas- sung dagegen eine gezwungene und complicirte Erklärung der tektonischen Verhältnisse ergiebt.“ Die Angabe Bückıng’s, dass Beletziberg und Pentelikon nicht in Verbindung mit einander stehen, ist dahin zu berichtigen, dass allerdings auf der directen Linie zwischen beiden Gipfeln Tertiär liegt, dass dagegen weiter im Norden eine Zone älterer Gesteine zwischen den beiden Berggebieten verläuft (vergl. unsere Karte). Ich glaube damit alle einigermaassen nennenswerthen Ein- würfe Bückıng’s erörtert und gezeigt zu haben, dass keiner derselben geeignet ist, die Grundlagen unserer Auffassung zu erschüttern, während allerdings in einem Punkte, in der Be- schaffenheit der Schiefergesteine am Südabhange des Pente- likon, ein Irrthum unsererseits nachgewiesen ist, der jedoch für die Entscheidung der Frage nach dem Alter dieser Ge- steine ohne jede Bedeutung ist. Fassen wir die Frage in ihrer Gesammtheit in’s Auge, so _ ist es nach der Natur des Problemes klar, dass irgend eine einzelne Localität kaum existiren kann, welche von entschei- dender Wichtigkeit namentlich in positiver Richtung wäre !); der allmähliche Uebergang zweier sehr verschiedener Ausbil- dungsweisen ineinander, und zwar dem Streichen nach, bildet eine Thatsache, die an sich nicht leicht zu beobachten ist, 2) Ich nehme davon nicht einmal den Petrefactenfundort am Fusse des Hymettus aus, da man immer noch den Hymettus zur Kreide schlagen, den Pentelikon und die ihm entsprechenden Vorkommnisse für altkrystallinisch erklären könnte. deren Constatirung aber vor Allem den Ueberblick über ein grosses Terrain erfordert; in den einzelnen Fällen wird sich | trotzdem meist noch eine kleine Ungewissheit auffinden lassen, man wird in der Regel nur sagen können, dass an der und der Localität es wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich oder im höchsten Grade wahrscheinlich ist, dass die hier auftre- tenden krystallinischen Schiefer und Kalke geologisch jung seien; aber dadurch, dass diese Wahrscheinlichkeit auf einer von uns untersuchten Zone von fast 40 Meilen Länge, vom thessalischen Olymp bis zum Golf von Aegina, immer und immer wieder auftritt, dass auf dieser Strecke nicht eine Thatsache beobachtet werden konnte, die gegen unsere Auf- fassung spricht, summiren sich all die Einzelbelege zu einer so überwältigenden Wucht des Beweises, dass ich nicht glaube, dass sich ihr irgend Jemand entziehen könnte, der ohne Vor- urtheil dieses merkwürdige Bergland in derselben Ausdehnung wie wir durchstreift. Trotzdem ist es klar, dass jeder, der aus der ganzen Kette nur ein Glied herausgreift und nur einen oder wenige benach- barte Punkte besucht, in der Regel zu der Ansicht kommen wird, dass hier kein ganz sicherer Beweis vorliegt und die Sache noch nicht absolut klar ist. Es kommt dazu, dass wir keine detaillirteren Aufnahmen gemacht haben; die Karten ge- ben die Grösse der untersuchten Gebiete und die von uns zurückgelegten Wege an; jeder, der überhaupt weiss, was geo- logische Aufnahmen sind, wird daher begreifen, dass trotz einer bis an die Grenze der menschlichen Leistungsfähigkeit gehenden Anstrengung es nicht möglich war, mehr als die Grundlinien des Baues festzustellen; es wird daher fast immer gelingen, da oder dort einen Detailfehler oder vielleicht eine grobe Ungenauigkeit nachzuweisen. Dadurch wird natürlich die Vertheidigung gegen Angriffe, die von Localbeobachtungen ausgehen, überaus erschwert; nur von demjenigen, welcher den Bau des Landes soweit kennen gelernt hat, dass er nicht nur einzelne Aufschlüsse zu beobachten, sondern den Zusammen- hang der Erscheinungen zu verfolgen vermochte, lässt sich erwarten, dass er die wichtige Lösung der Frage finde. Den bisherigen Auseinandersetzungen eine Darstellung unserer ganzen Auffassung und der Gründe, welche uns zu dieser brachten, beizufügen, halte ich für überflüssig, da seit dem Erscheinen unserer Arbeiten, weder neue Daten bekannt geworden sind, noch die Basis unserer Anschauung durch Ein- würfe verrückt ist. Nur eine Bemerkung mag hier Raum finden; nicht we- niger als 14 verschiedene Geologen, nämlich SaUvAGE, RUSSEG- GER, Bov£, VIQUESNEL, STRICKLAND, SPRATT, VIRLET, (GAUDRY, _ GoRcEIX, TSCHICHATSCHEW, Fuchs, Bırtser, Tetter und ich ‚sind durch ihre Studien an verschiedenen Punkten der Küsten- länder des Archipels zu der übereinstimmenden Ueberzeugung gekommen, dass da oder dort krystallinische Schiefer und Marmor mit secundären Gesteinen in untrennbarem Zusammen- hang stehen !); die Folgerungen, die man daran zu knüpfen wagte, die Tragweite, die man der Sache beilegte, der Grad von Bestimmtheit, mit der sie ausgesprochen wurde, ist bei den einzelnen verschieden, in der Beobachtung der Thatsache stimmen sie alle überein. Von Fachleuten, die auf Grund eingehender Studien eine Ansicht überhaupt geäussert haben, kommt nur Rauuın bezüglich Creta’s zu einem anderen Re- ‚sultate und polemisirt in sehr heftiger Weise gegen eine solche Auffassung; er selbst aber sieht sich zu dem Ge- - ständnisse gezwungen, dass eine Trennung von Macigno und Phylliten nur in der Theorie leicht durchführbar, in der Praxis aber kaum, oder nur nach einem rein künstlichen Hülfsmittel möglich sei. Ein solches Verhältniss hätte wohl zu einiger Vorsicht veranlassen und vor dem Versuch warnen sollen, aus dem Resultate weniger Excursionen in der Nähe von Athen weit- tragende Schlüsse über eine Frage zu ziehen, die nach des Autors eigener Ansicht so verwickelt ist, dass er unsere, etwa 100 Excursionen in dem fraglichen Gebiete umfassenden Unter- suchungen für unzureichend hält. Wohl sagt Bückıne, dass er nur darauf hinweisen wolle, dass kein sicherer Beweis für das jugendliche Alter der griechischen Phyllite vorliege; aber dieser vorsichtigen Einschränkung im Schlusssatze entspricht der Inhalt des Aufsatzes kaum, der nichts mehr und nichts weniger ist, als der Versuch, den positiven Beweis dafür zu erbringen, dass in Attika eine scharfe Grenze zwischen Kreide und altkrystallinischem Gebirge vorhanden sei und dass erstere ‚discordant auf letzterem liege. Eine sehr genaue Detailaufnahme in dem überaus inter- essanten Grenzgebiete, für welche die Gegend zwischen Nea _ Minzela und Lamia in Phtiotis und Volo in Thessalien das - günstigste Terrain bietet, halte auch ich für sehr wünschens- werth; an sie müssten sich sehr eingehende mikroskopische und chemische Gesteinsuntersuchungen in grossem Maassstabe ' anschliessen. Gewiss würde daraus eine Menge der interessan- testen Daten und eine Reihe von Berichtigungen unserer An- 1) Ich darf hier wohl, ohne indisceret zu sein, anführen, dass Herr G. vom Rarı mir persönlich mittheilte, dass er nach seinen, allerdings nicht auf längeren Untersuchungen beruhenden Erfahrungen, es nicht wagen würde, in der Gegend von Athen eine Grenze zwischen Kreide- bildungen und dem Kırystallinischen zu ziehen. . 464 gaben hervorgehen; eine tiefgreifende Aenderung unserer Haupt- auffassung ist aber auch von solchen Arbeiten nicht zu er- warten, ja ich bin sogar überzeugt, dass Bückına zu derselben Ansicht gekommen wäre, wenn er wie wir ebenso viele Monate zum Studium der Frage gehabt hätte, als er Tage verwenden konnte. Es ist durchaus gerechtfertigt, dass Angaben, welche mit viel verbreiteten theoretischen Ansichten in Widerspruch stehen, grosses Misstrauen entgegengebracht wird, ja es ist in solchen Fällen ein sehr weitgehender Skepticismus unbedingt noth- wendig, wenn die Wissenschaft nicht mit einem Wuste leicht- fertiger Beobachtungen und schlechter Theorieen überschwemmt werden soll; allein man kann in der Ablehnung auch zu weit gehen, und dies geschieht meiner Ansicht nach, wenn man auch jetzt noch Angesichts zahlloser entgegenstehender Daten aus den verschiedensten Gebieten daran festhalten will, dass ‘noch kein Fall des Auftretens jüngerer krystallinischer Schiefer constatirt sei; hier erreicht der an sich sehr gerechtfertigte Conservativismus einen Grad, wo er den Fortschritt der Er- kenntniss zu hindern beginnt. 6. Ueber die Localfacies des Geschiebelehms in der Gegend von Detmold und Herford. Von Herrn OÖ. Wrerr# ın Detmold. Im Laufe des vergangenen Sommers hatte ich Gelegenheit, an mehreren Punkten des (Gebietes zwischen dem Teutoburger Walde und dem Wesergebirge diluviale Ablagerungen zu beob- _ achten, die dadurch besonderes Interesse erregen, dass in ihnen nordische Geschiebe mit einheimischen, deren Herkunft und ursprüngliche Lagerstelle sich mit ziemlicher Sicherheit an- geben bezw. in enge Grenzen einschliessen lässt, gemischt vorkommen, und dass ferner ein beträchtlicher Procentsatz der einheimischen Geschiebe in grosser Deutlichkeit jene Schliffe, Furchen, Ritzen, Schrammen und Kritzen zeigt, deren Ent- stehung man nur durch die Thätigkeit eines Gletschers er- klären kann. Die in Rede stehenden Aufschlüsse liegen auf einer Linie, 4 _ welche die Städte Detmold und Herford verbindet, bez. auf der westlichen Verlängerung dieser Linie, derart, dass der westlichste und der östlichste Punkt etwa 4 Meilen weit von einander entfernt sind. Der erste Aufschluss liegt noch im Gebiet der Stadt Detmold am „Wehrenhagen“, der zweite 20 Minuten westlich von Detmold in unmittelbarer Nähe des Ritterguts Braunenbruch, der dritte bei Bexten, 3—4 Stunden nordwestlich von Detmold und etwa halb so weit südöstlich von Herford, der vierte 5 Minuten westlich vom Bahnhofe Herford; von da bis zum Dorfe Diebrock, '/, Stunde westlich von Herford, steht das Diluvium an der Strasse an, ein wei- terer sehr schöner Aufschluss befindet sich im Dorfe Diebrock selbst, und endlich liegen auf der Strecke Diebrock - Eikum mehrere Mergelgruben, in denen über jurassischen Schichten der Geschiebelehm ansteht. Die am meisten westlich gelegene mag ungefähr eine Stunde weit von Herford entfernt sein. Voraussichtlich wird zu den angegebenen demnächst eine weitere Reihe von Fundstellen hinzukommen, da die Unter- suchung des fraglichen Terrains bis jetzt keine umfassende und erschöpfende gewesen ist. Die vorliegenden Mittheilungen kön- nen deshalb auch keinen Anspruch darauf machen, ein abge- schlossenes Bild von der Verbreitung und Ausbildungsweise. | der diluvialen Massen unserer Gegend zu geben. | | Die Aufschlüsse von Braunenbruch und Diebrock boten die beste Gelegenheit zur Untersuchung und lieferten die reichste Ausbeute an charakteristischen Geschieben, sie sollen deshalb im Folgenden einer eingehenderen Erörterung unter- zogen werden. 1. Das Diluvium von Braunenbruch. Gelegentlich des Baus der Eisenbahnstrecke Herford- Detmold wurde nahe beim Rittergute Braunenbruch ein mächtiges Thonlager aufgeschlossen und, um Material zur Auf- schüttung des Eisenbahndammes zu gewinnen, in grosser Aus- dehnung abgegraben. Der zähe, in feuchtem Zustande blau- schwarze, in trockenem mehr oraue Thon ging nach oben hin in einen selben Lehm über, und war, so weit er aufgeschlossen wurde, ganz erfüllt von Gesteinseinschlüssen der verschiedensten Grösse, welche jedem Spatenstich einen unangenehmen Wider- stand entgegensetzten. Die Mächtigkeit der Ablagerung konnte nicht festgestellt werden, da es trotz eigener zu diesem Zwecke angestellter Nachgrabungen nicht gelang, das Liegende derselben zu erreichen. Dieselben wurden bis zu einer Gesammttiefe von ungefähr 7 m fortgesetzt, ohne dass eine Aenderung in der Beschaffenheit des Thons und seiner Einschlüsse eintrat. In der compacten plastischen Thonmasse liess sich keine Spur von Schichtung, keine reihenweise Anordnung der Geschiebe, keine Anhäufung oder Verminderung der letzteren in einem bestimmten Niveau erkennen; regellos, doch ziemlich gleich- mässig sind sie durch die ganze Masse vertheilt. Im verflos- senen Winter wurden durch mehrere Ueberschwvemmungen des Knochenbaches, welcher das abgebaute Terrain durchfliesst, diese Gesteinseinschlüsse in grosser Menge blosgelegt und aus- gewaschen, so dass im Frühjahr die ganze, mehrere Morgen grosse Fläche mit Geschieben förmlich übersät war. In buntem Gemisch lagen kantengerundete nordische Geschiebe von durch- gehend geringen Dimensionen, einheimische Geschiebe, fremde und einheimische, unter letzteren besonders jurassische Petre- facten durcheinander. Die nordischen Geschiebe, welche etwa ?/, der Gesammt- zahl ausmachten; Granit, Gneiss, Porphyr, Feuerstein, Kreide u. a. m. zeigten im Vergleich mit anderen Diluvialvorkomm- nissen keinerlei Besonderheiten. Von Interesse war das Vor- kommen einiger devonischen Petrefacten, welche in un- serem Diluvium sonst sehr selten sind. Es fanden sich ferner Spirifer, Orthis, Orthoceras u. a., die bis jetzt nicht näher 7 bestimmt sind, wahrscheinlich aber aus den Gotländer alken stammen. - Besondere Erwähnung verdient eine kleine Zahl, zum Theil sehr gut erhaltener Miocänpetrefacten. (Pleurotoma rotata Broc., /leurotoma cf. flexiplicata Nyst, Mactra Borsoni BELL., Dentalium cf. costatum Sow., Astarte radiata Nyst., nach von Kornen’s Bestimmung. Die Identificirung einiger anderen Arten ‚war bei dem fragmentarischen Erhaltungszustande unmöglich.) Neben diesen dem entiernteren Norden entstammenden _Geschieben fanden sich in grosser Masse — etwa '/, der Gesammtzahl — einheimische Geschiebe, unter denen juras- sische Gesteine alle übrigen an Zahl weit überragen, wäh- rend Muschelkalkbruchstücke, zerfallende Fragmente von rothem Keupermergel und Keupersandstein nur ver- einzelt beobachtet wurden. Als der Juraformation angehörig wurden darunter sicher erkannt: graue, petrefactenführende Kalke, Bruchstücke _ von Schieferthon, die an der Luft bald abblätterten und zer- fielen und endlich zahllose Sphärosiderite, welche zum Theil - gut erhalten, zum Theil in scharfkantige Bruchstücke zer- — sprungen waren. Vor Allem aber musste das Vorkommen vieler und artenreicher Petrefacten des unteren und mittleren Jura auffallen, die theils frei umherlagen, bez. in dem Thone steckten, theils aus den Sphärosideriten und Kalken heraus- geschlagen wurden. Ausser vielen unbestinmmbaren Ammoniten- und Belemnitenbruchstücken, Zweischalern u. s. w. fanden sich die folgenden bestimmbaren Arten: Ammonites obliquecostatus v. Ziet., Am. anguliferus PruıuL., Gryphaea arcuata Lam., Avicula inaequivalvis Sow., Gressiya Galathea Ac. (Lias o.) : Ammonites bifer Quesst., Am. ziphus HeuL, Am. owynotus Quenst., Pentacrinus scalaris Quesst. (Lias $ß.) Ammonites striatus Reın., Am. Jamesoni Sow., Am. Bronnü Res. (Lias y.) Ammoniles curvicornis SCHLÖNB., Am. Amalthois v. ScHL., Am. Normannianus D’OrB., Am. maculatus Quenst., Inocera- mus pernoides GoLpr., Modiola elongata KocH u. DER. (Lias ®.) Ammonites Aalensis v. Zıer. (Lias <.) Ammonites opalinus Reın., Am. Parkinsoni Sow., Am. coro- ‚natus BruG., Am. cordatus Sow., elemnites quinque- sulcatus BLaınv., Terebrotula varians v. BucH., Avicula echinata Sow., Belemnites giganteus v. SCHLOTH., Trigonia - eustata Park., Serpula lumbricalis v. ScuLotn. (Mitt- er Jura.) 468 Von anderen einheimischen, nicht der Juraformation an- gehörigen Petrefacten ist nur ein vereinzeltes Exemplar von Echinolampas Kleinii Ag. vorgekommen. Der Erhaltungszustand des grössten Theiles der Jurapetre- facten ist ein ganz vorzüglicher, manche sind so vollkommen intact, als wären sie an ursprünglicher Lagerstelle gesammelt, und davon kann hier doch, bei der Imprägnirung der ganzen Thonmasse mit nordischen Geschieben und bei dem regellosen Neben- und Uebereinanderliegen von Petrefacten aus der ver- schiedensten Horizonten der Juraformation, nicht die Rede sein. Viele Ammoniten, Belemniten und Zweischaler sind freilich zerbrochen, die Bruchstücke sind dann aber stets scharf- kantig, und die Sculptur der Schale ist in den meisten Fällen vollkommen erhalten. Niemals fanden sich gerundete und gleichmässig abgeriebene Formen, wie sie bei einem Transport durch Wasser zu entstehen pflegen. | Unter den einheimischen Geschieben zeigen bei weitem die meisten in grosser Deutlichkeit und völlig unverkennbar jene Schliffe, Furchen, Ritzen und Schrammen, die sich auf keine andere Weise ausreichend erklären lassen, als durch die Thä- tigkeit eines Gletschers. Manche Sphärosiderite sind mit ein oder mehr ebenen Flächen angeschliffen; über diese Schliffflächen läuft bald nur ein System paralleler Furchen und Ritzen, bald durchkreuzen sich auf ihnen mehrere solcher Systeme. Auch Schieferthonplatten sind auf ihren Schichten- flächen häufig mit parallellen Ritzen bedeckt. Die Mehrzahl der in Rede stehenden Gesteine gehört in die Classe der gekritzten Geschiebe !), d. h. sie sind nur wenig geschliffen, häufig leicht kantengerundet, aber auf ihrer Oberfläche mit zahllosen bald parallelen, bald unregelmässig vertheilten Fur- chen und Ritzen, sowie mit kurzen Schrammen und Kritzen bedeckt, welche auch über etwa vorhandene gerundete Kanten und über Vertiefungen in der Oberfläche fortlaufen. Selbst manche Petrefacten tragen diese cha- rakteristischen Zeichen an sich. So sammelte ich ein Bruchstück von Ammonites Amaltheus, dessen eine Seite mit einer glatten ebenen, parallel gefurchten Fläche angeschliffen ist, ein Bruchstück von Zelemnites giganteus, das ein System paralleler Schrägfurchen zeigt, ein Exemplar von Inoceraumus pernoides, bei dem die Wölbung der einen Schale bis auf den Steinkern durchgescheuert, während die Schale rings um den runden entblössten Fleck erhalten ist, endlich ein Exemplar von Trigonia costata, auf dessen einer Schalenhälfte die Rippen 1) HERM. CREDNER, Diese Zeitschrift 1879. pag. 29. abgerieben sind, während sie auf der anderen wohlerhalten erscheinen, u. a. m. Bei den nordischen Geschieben wurden Schliffflächen oft, Furchen, Ritzen etc. nur selten beobachtet; eine Ausnahme machten die Feuersteine, welche häufig noch einen dünnen Kreideüberzug besassen, der dann auch jedesmal geritzt und gefurcht war. Die Beschaffenheit des Thons, welcher die Geschiebe ein- schliesst, das häufige Vorkommen von Schieferthonfragmenten, wie das massenhafte Auftreten jurassischer Reste überhaupt, machen es im höchsten Grade wahrscheinlich, dass die Grund- masse dieser Diluvialablagerung grösstentheils aus der Zerstö- rung jurassischer Schichten hervorgegangen, dass der Thon aus den wenig widerstandsfähigen und leicht zerreiblichen Schiefer- und Mergelthonen der Juraformation entstanden ist. Die ursprüngliche Lagerstelle dieser zerstör- ten Schichten kann mit ziemlicher Sicherheit be- stimmt werden.. Zunächst weist das Vorkommen von Avicula echinata und Ammonites cordatus auf das Weser- gebirge hin; die grösste Zahl aller vorgekommenen Petre- facten gehört aber den tiefer gelegenen Juraschichten an, welche zwischen dem Wesergebirge und dem Teuto- burger Walde an vielen Punkten anstehend vorkommen, und welche ehemals zweifellos das ganze Gebiet gleichmässig überlagert haben. An vielen Stellen sind sie heute verschwun- den, so dass Keuper oder gar Muschelkalk zu Tage treten; mit Resten dieser jetzt verschwundenen Schichten- complexe haben wir es offenbar in der Ablagerung von Braunenbruch zu thun. Mit dieser Annahme steht das Vorkommen von Echinolampas Kleinü vollkommen im Ein- klang, denn oberoligocäne Schichten mit diesem Petrefact stehen nördlich von Detmold in der Nähe von Lemgo (bei Friedrichs- felde) an. si Zum Schluss darf der Umstand nicht unerwähnt bleiben, dass es trotz vielen Nachsuchens nicht gelungen ist, unter der grossen Masse von Geschieben auch nur ein einziges aufzufinden, dessen Ursprung mit Sicherheit auf den südlich von Braunenbruch vorüberziehenden Teutoburger Wald zurückgeführt werden könnte. Hilssandstein, Flamm- mergel und Pläner, welche die bedeutenderen Er- hebungen des Teutoburger Waldes zusammen- setzen, fehlten gänzlich. Ein dem Braunenbrucher vollkommen analoges Vorkommen wurder später in einer Vorstadt von Detmold, dem Weh- renhagen, aufgefunden. Dort wurde beim Brunnengraben Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIM. 3. | 31 SE dieselbe blauschwarze Grundmasse mit nordischen und ein- heimischen Geschieben — darunter auch Jurapetrefacten (Ammo- nites Parkinsonü und Belemniten) — zu Tage gefördert. 2. Das Diluvium von Herford und Diebrock. Ungefähr 5 Minuten westlich vom Bahnhofe Herford sind am Wege nach Diebrock in einer Mergelgrube Schich- ten des Lias aufgeschlossen, welche vom Diluvium in einer Mächtigkeit von 1—2 m überlagert werden. Die Grundmasse der Ablagerung ist hier ein zäher, gelber Lehm ohne alle Schichtung, der sich scharf von den dunklen Schieferthonen abhebt, und in dem in regellosem Durcheinander, doch nicht allzu zahlreich, nordische und einheimische Geschiebe stecken. Unter den letzteren zeigt auch hier ein - grosser Procentsatz Schliffe, Furchen und Schrammen. Weiterhin stehen an der Chausseeböschung nicht weit vom Dorfe Diebrock jurassische Schichten an, welche in wechselnder, nicht genau bestimmbarer Mächtigkeit vom Diluviallehm be- deckt sind, der neben den nordischen auch einheimische Ge- schiebe, besonders Sphärosiderite und Keupersandsteinbruch- stücke enthält. Unter den Geschieben der beiden zuletzt genannten Arten wurden auch an dieser Stelle gefurchte und und geritzte Exemplare aufgefunden. Als ein classischer Fundort aber ist die altbekannte grosse Mergelgrube im Dorfe Diebrock selbst zu bezeichnen. in welcher die Schichten des mittleren Lias mit Ammonites Bronni Ran. u.s. w. in grosser Ausdehnung aufgeschlossen sind. Im Hinter- srunde des Hauptbruches schneiden die dunklen Juraschichten mit einer scharfen, fast geraden Linie ab, und darüber liegt 5—6 m hoch das Diluvium, dessen Grundmasse wie bei Herford’ ein zäher, gelber, von zahllosen grossen und klei- nen, vorwiegend einheimischen Geschieben erfüllter Lehm ist. Die einheimischen, wie die nordischen Geschiebe erreichen eine bedeutende Grösse, von beiden kommen Blöcke bis zu einem Kubikmeter vor, und von da herunter in allen mög- lichen Dimensionen; unter den ganz kleinen überwiegen die einheimischen bei Weitem, und sind so zahlreich, dass der Lehm nur als das Bindemittel der kleinen Gesteinsbruchstücke — Kalkstein, Sandstein, Kalkmergel, Schieferthon u. s. w. — erscheint. In der ganzen bis zu 6 m hohen Wand sind die nordi- schen und einheimischen Gesteine ohne alle Ordnung durch- einander gewürfelt, die nordischen kommen an der Basis der Ablagerung vor und finden sich in unverminderter Menge bis an ihre obere Grenze, und bei den einheimischen lässt sich £} in keiner Weise ein Vorwiegen oder ausschliessliches Vorkom- men der einen oder anderen Art in bestimmten Regionen nachweisen. | Die einheimischen Geschiebe zeigen zum grossen Theil Schliffe, Furchen u. s. w. in grösster Deutlichkeit und Schön- heit; vor allen sind es auch hier jurassische Sphärosiderite, welche fast ausnahmslos gefurcht sind, aber auch andere Ge- steine, scharfkantige Platten eines graubraunen sandigen Kalks und unregelmässig polyedrische Brocken eines grauen Kalks mit zahlreichen austernartigen Zweischalern, sind geschliffen und mit Systemen paralleler Ritzen bedeckt. Auch Gesteme, die vermuthlich_ nordischen Ursprungs sind, sind hier prachtvoll geschliffen und gefurcht. Solche gezeichnete Stücke kann man aus dem anstehenden Diluvium herausziehen, man kann sie in grösserer Zahl auf den Abraumhalden lee und endlich enthalten die von den Arbeitern aus dem Abraum zusammengetragenen Steinhaufen einen grossen Procentsatz geschliffener und gekritzter Geschiebe von mitunter bedeutenden Dimensionen. Unter den einheimischen Geschieben lenkten drei Arten ‚theils durch die Massenhaftigkeit ihres Vorkommens, theils durch ihre aussergewöhnliche Grösse die Aufmerksamkeit be- sonders auf sich. Ich erwähne zuerst unregelmässig gestaltete Bruchstücke eines gelblichgrauen Kalkmergels, die in hasel- nuss- bis kopigrossen Bruchstücken und in sehr grosser Menge überall in dem Lehm stecken und auf den Halden umherliegen. Die petrographische Beschaffenheit und die organischen Ein- schlüsse dieses Gesteins machen es unzweifelhaft, dass es aus dem Tertiär stammt. Es ist vollkommen identisch mit dem Kalkmergel, welcher die festen Bänke der Oligocänablagerung des Dobergs bei Bünde bildet. Nach der allgemein herrschenden Annahme sind die verein- zelten Partieen tertiärer Ablagerungen, welche zwischen dem Teutoburger Walde und dem Wesergebirge auftreten, die stehengebliebenen Reste einer ehemals ausgedehnteren Be- deckung. Die im Diluvium von Diebrock so massenhaft auftre- tenden Brocken tertiärer Gesteine dürfte demnach als die Trümmer der früher weiterhin nach Osten sich fortsetzenden Schichten des Dobergs anzusehen sein. Weiter fand sich in meist grossen Blöcken ein brauner, grobkörniger Sandstein mit einem vorwiegend eisenhaltigen, bald gelben, bald rothbraunen, bald weisslichen Bindemittel. Da keine Petrefacten darin beobachtet wurden, so fehlt ein wichtiges Kriterium für die Bestimmung der Herkunft dieser Findlinge; indessen ist andererseits die petrographische Be- schaffenheit derselben so charakteristisch, dass es leicht war, 3 472 ihre Identität mit dem Macrocephalensandstein der Porta westfalica ausser Frage zu stellen. Schliffe und Furchen zeigten diese Sandsteinblöcke nicht; besonders die grösseren waren scharfkantige, etwas angewitterte Quadern, wie sie durch die natürliche Absonderung hervorgebracht wer- den. Unterliegt es nach dem Obigen keinem Zweifel, dass die in Rede stehenden Geschiebe aus dem Wesergebirge stammen, so lässt sich ihre ursprüngliche Lagerstelle doch in noch engere Grenzen einschliessen, da nach F. Rauer !) der Sandstein mit Ammonites macrocephalus auf die nächste Umgebung der Porta beschränkt ist. In der Porta selbst oder in ihrer nächsten Nähe ist also die Heimath dieser Geschiebe zu suchen. Endlich sind grosse Blöcke eines blauschwarzen, dichten, auf den angewitterten Aussenflächen gelblich aussehenden Kalk- steins zu erwähnen, welche in ziemlicher Häufigkeit ein austern- artiges Fossil, wahrscheinlich eine E.xogyra, einschliessen. Schliffe und Ritzen fehle auch ihnen, auch sie sind mehr oder weniger scharfkantig und zeigen keine Spuren des Transports. Es ist bis jetzt nicht gelungen, ihre Herkunft mit unbedingter Sicherheit festzustellen, doch halte ich es für wahrscheinlich, dass sie den Schichten der Weserkette angehören, welche F. Remer als dem oberen Coralrag angehörig bestimmt hat. Noch mehrere andere Diebrocker Geschiebe sind wahr- scheinlich auf das Wesergebirge, bez. auf die Porta westfalica und ihre Umgebung zurückzuführen; meine Untersuchungen sind in dieser Beziehung indessen noch nicht abgeschlossen. Vom Dorfe her führen in die Diebrocker Grube zwei Ein- gänge, zwischen denen eine Partie des Lias mit der Diluvial- bedeckung stehen geblieben ist. Während im Hintergrunde der Grube die Liasschichten sich bis zu einer beträchtlichen Höhe circa 10 — 15 m über die Sohle erheben, geht am öst- lichen Eingange das Diluvium in der stehengebliebenen Partie bis unter das Niveau des Weges herunter. Hier hat man in neuerer Zeit begonnen, den Liasmergel abzubauen. Das da- durch aufgeschlossene Profil zeigt bemerkenswerthe Lagerungs- verhältnisse, welche durch die beigegebenen Zeichnungen ver- anschaulicht werden sollen. Aus denselben ergiebt sich, dass das Diluvium grosse Schollen des im Grunde anstehenden Thonmergels einschliesst, ganze Schichten desselben über- und unterlagert. In Figur 1 liegt unter einer mässigen, nicht über 1 m mächtigen Diluvialdecke eine langgestreckte, zusammenhängende, aber in ihrer regelmässigen Schichtung erheblich gestörte und - 1) Die jurassische Weserkette, Verhandl d. nat. Vereins für Rhein- land u. Westfalen, Jahrg. XV., pag. 325 u. 358. ER NEEN Trana EB a a ® OR & = Länge ca. 6 m. 1. Anstehende Liasmergel. 2. Liasmergel. 3. Diluvium mit nordischen und einheimischen Geschieben. in sich verschobene Partie (2) des im Grunde anstehenden Thonmergels (1), unter derselben liegt wieder etwa in der- selben Mächtigkeit wie oben der zähe, gelbe Geschiebelehm ‘ mit Feuersteinen u. s. w., der seinerseits auf den ungestörten horizontalen Schichten des Lias ruht. Figur 2. Länge ca. 8 m. 4 Liasmergel. 5. Diluvium. Complieirter ist das Profil in Figur 2. Hier hat der Aufschluss die anstehenden jurassischen Schichten nicht er- reicht; in die mächtigere Anhäufung von Geschiebelehm sind mehrere Schollen des Liasmergels eingelagert, deren Lagerungs- verhältnisse nicht ganz klargelegt werden konnten, und von denen die Zeichnung nur ein ungefähres, aber in der Haupt- sache zutreffendes Bild liefert. Zunächst fällt unter diesen Schollen die langgestreckte Partie (1) auf, bei deren Betrach- tung man den Eindruck gewinnt, als ob dieselbe von ihrer ursprünglichen Lagerstelle aufgehoben und dann auf den unter- geschobenen Geschiebelehm wieder niedergelegt wäre. Sie bildet ein zusammenhängendes Ganze mit annähernd horizon- taler, freilich an vielen Stellen gestörter Schichtung. Davon losgelöst schwebt in dem Lehm eine birnförmige Scholle (2) von ca. 1'/), m horizontalem und 2'/, m verticlem Durch-- messer und mit ziemlich regelmässiger horizontaler Schichtung. Links davon liegen zwei weitere, von denen die eine (4) in senkrechter Richtung geschichtet ist, während die andere (3) dem Beschauer die glatten Schichtenflächen zukehrt. Zwischen den Schollen 1 und 4 scheint ein Zusammenhang zu bestehen, doch liess sich das nicht genau erkennen. Im Anschluss an das Vorkommen von Diebrock Si einige weitere Aufschlüsse in der Nähe von Eikum zu erwähnen. An drei Stellen sind dort die Mergel des mittleren Lias und darüber der Lehm mit nordischen und einheimischen Geschie- ben, in ähnlicher Ausbildung wie bei Diebrock, nur weniger gut, aufgeschlossen. Auch hier fanden sich unter den einhei- mischen Geschieben gekritzte und gefurchte Exemplare. Die letzte der zu besprechenden Localitäten befindet sich ungefähr 10 Minuten westlich vom Dorfe Bexten (auf der v. Decnen’schen Karte steht Pexten), das etwa 2 Stunden süd- östlich von Herford und 4 Stunden nordwestlich von Detmold liegt. Dieselbe bildet demnach ein Verbindungsglied zwischen dem Vorkommen von Detmold - Braunenbruch und dem von Herford-Diebrock, sie schliesst sich aber, was die Beschaffenheit der Grundmasse anbelangt, dem letzteren an. In einer grossen, aber verwahrlosten Mergelgrube werden dort die Posidonien- schiefer des oberen Lias gewonnen. Ueber denselben liegt eine 2— 3 m dicke Lage von gelbem Geschiebelehm mit vielen und darunter recht ansehnlichen nordischen und verhältnissmässig wenig einheimischen Geschieben. Bei einem flüchtigen Besuch dieser Localität fand ich wieder einige gekritzte einheimische Geschiebe (Sphärosiderite und Keupersandstein). Aus den vorstehenden Einzelbeschreibungen ergeben sich die folgenden allgemeineren Resultate: An allen besprochenen Localitäten sind in eine lehmig-thonige, gänzlich ungeschich- tete Grundmasse zahllose nordische und einheimische Geschiebe in regellosem Durcheinander eingebettet: neben dem nordischen Granit liegt das einheimische Jura-Petrefact, neben dem Feuer- stein der tertiäre Kalkmergel. Die einheimischen Geschiebe bilden bald einen grösseren, bald einen kleineren Bruchtheil — im günstigsten Falle die Hälfte — der Gesammtzahl; sie sind zum grossen Theil geschliffen, mit Systemen paralleler Furchen und Ritzen, oder auch mit unregelmässigen Schram- men und Kritzen bedeckt, und zeigen nie die gleichmässig ge- rundeten Formen der Gerölle. Die ungefurchten unter ihnen sind vollkommen intakt und zeigen keine Spur des Transports, / chen A s harfen Ka je stammen zum Theil aus dem Gebiet Se eehze uud dem Teutoburger Walde, zum m Wesergebirge selbst, und manche unter ihnen auf die Porta westfalica und ihre nächste Umgebung Gesehiebe aus dem südlich gelegenen Höhenzuge des törungen im Grunde des Geschiebelehms beobachtet: grosse llen liassischer Gesteine waren von ihrer Unterlage los- t und in den Geschiebelehm eingelagert. | ımen erhalten sind. Die einen ne En gänzlich. a einem Falle wurden Schichten- a HE B. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr v. Frırsch an Herrn Bzyrıcn. Ueber tertiäre Säugethierreste in Thüringen. Halle, den 17. August 1881. Vielleicht ist Ihnen eine kleine Mittheilung über neue Petrefactenfunde in Thüringen nicht ganz unlieb. Anfangs Mai erzählte ich Ihnen, dass mich das Interesse an der ein- zigen Stelle Thüringens, wo in tertiären Bildungen Säugethier- reste beobachtet worden waren, veranlasst hat zu einigen Versuchsarbeiten bei Rippersroda unweit Plaue anzuregen. Die Besitzer der Berechtigung zum Braunkohlen-Abbau und Eigen- thümer der Walkererde- Grube, H. ScHULZE ScHurR und Ge- nossen, haben mit grosser Bereitwilligkeit diese Arbeiten aus- geführt. Besonderen Dank schulde ich Herrn Bergmeister ZOBERBIER in Gera, welcher diese Arbeiten zu dirigiren und zu überwachen die Güte hat. Rippersroda liegt auf dem welligen Hügellande zwischen den beiden bei Plaue sich vereinigenden Flüsschen, der zahmen und der wilden Gera. Die Hügel, auf welchen die Wege von Plaue nach Rippersroda gehen und längs deren die Eisenbahn nach Angelroda zu führt, bestehen vorwiegend aus Geröll, Kies und Sand von Thüringerwald-Gesteinen (Porphyren etc.). Am Eisenbahneinschnitte beobachtet man noch bequemer als an anderen Aufschlusspunkten, dass die Lagen in der Regel mit ca. 10— 15 ° gegen Plaue einfallen. Eingelagerte Thon- bänke von grösserer oder geringerer Mächtigkeit und Ausdeh- nung werden öfters wahrgenommen, sie werden gegen Süden hin, also im Liegenden, häufiger, mächtiger und ausgedehnter als in der Nähe von Plaue. Oestlich von Rippersroda wird eines der Thonlager in seinen reineren Partieen als Walkererde abgebaut, die in Pössneck Verwendung findet. Ein schwaches Braunkohlenflötz liegt hier mehr als 10 m tief unter der Walkererde. Geröll und Kiesschichten zwischen beiden und Be ee St Si u RE TTS Ilen mit 10—15° nach Norden bez. Nordosten ee be- stimmt für die Zusammengehörigkeit zu einem geologischen Zeitabschnitte.e Die Braunkohle hat äusserlich Aehnlichkeit mit der sog. Schieferkohle von Utznach, Dürnten u. a. O., ist _ aber sehr mit Sand, Thon, Eisenkiesen etc. verunreinigt und -_ wird daher nicht mehr benutzt. Im Liegenden der Kohle sind FE am Rippersröder Berge graue Letten mit vielen Süsswasser- = Era erschlossen, diese scheinen dort auf oberem Muschel- kalk (Schichten des /mmonites nodosus) aufzuliegen. Beim Schulhause in Rippersroda liegt in 7,5 m Teufe ein nur 0,5 m - _ mächtiges Kohlenflötzchen zwischen zähen, grauen Thonen fast horizontal; Thon wie Kohle sind dort sehr reich an Trapa- - Früchten, Conchylien sind aber dort noch nicht beobachtet worden, ebensowenig als die Wassernüsse im südlich gelegenen E - Aufschlusse. Wahrscheinlich haben wir bei der Schule ein oberes Flötz, nicht das genaue Aequivalent des in 250—280 m Entfernung nach Süden hin beobachteten. Weitere Fortsetzun- - gen der Versuche in’s Liegende hin werden darüber wohl Auf- schluss geben. Die Petrefactenausbeute ist nicht glänzend, auch ist keine Aussicht vorhanden, dass jetzt beim weiteren Abteufen bis auf den Muschelkalk hinunter besonders Schönes sich findee Am wichtigsten ist, dass in der Walkererde die Bruchstücken von etwa 6 Zähnen des Mastodon Arvernensis - beachtet worden sind. Meine Hoffnung, sämmtliche Bruchstücke _ dieser schon in der Grube zertrümmerten Zähne zu erhalten und wenigstens einen derselben wieder ganz zusammenzu- ' stellen, bleibt anscheinend unerfüllt. Eine Menge Knochen- - splitter von minder fester Beschaffenheit als der dicke Zahn- 2 schmelz des Mastodon und dessen Dentine sind durch Zer- _ quetschung unkenntlich geworden. Vor dem Beginn der Versuchsarbeiten sind ähnliche Funde, wie die Arbeiter sagen, _ unbeachtet geblieben; von nun an wird das wohl nicht mehr I vorkommen. TR Von einem Hirsche, der bei ähnlichen Dimensionen wie - ein sehr starker Edelhirsch, doch von diesem wie von den in _ unserem Diluvium beobachteten Cervus- Arten verschieden ist, habe ich eine Anzahl Geweihbruchstücke erhalten. Herr - SCHULZE SCHURR erinnerte sich, dass vor ca. 18 Jahren beim _ Abbau eines Brunnenschachtes vor dem Schulhause viele Knochen gefunden worden seien und dies bot Veranlassung, neben dem alten verschütteten Brunnenschachte einen neuen * abzuteufen, der in 6,6 m Teufe ausser den Cervus - Resten E noch einen kleinen Splitter Elfenbein (? von Mastodon) ge- _ liefert hat. Zwischen dem alten und dem neuen Schachte soll E och gesucht werden, vielleicht kommt doch noch etwas von a, BT NE RER ke rn U en FR N AT te den fehlenden Theilen zum Vorschein, viele Stücke werden allerdings wnerreichbar bleiben. — Durch die Güte des jetzigen Vorstandes der naturhistorischen Abtheilung des herzoglichen Museums in Gotha, des Herrn Prof. Burzacu, habe ich auf der Reise hierher die 1864 von Herrn Berggeschworenen GürtLer nach Gotha eingelieferten Rippersrodaer Knochen untersuchen und die Ueberzeugung gewinnen können, dass sie wahrscheinlich von demselben Exemplar des Hirsches stam- men wie die neuerdings gefundenen. Meine Hoffnung, in Gotha die von ZERRENNER gesammelten, durch GiEBEL und Herr be- stimmten Stücke von Rippersroda zu sehen, hat mich leider betrogen. Wo mögen diese Gegenstände sein? Aus der ansehnlichen Schichtenneigung der Süsswasser- letten, Braunkohlen etc. östlich von Rippersroda muss doch wohl auf eine Bodenbewegung in nachpliocäner Zeit geschlossen werden. -So nahe am Thüringer Walde ist wohl keine andere Belegstelle für so späte Niveauveränderungen bekannt. — Wird es wohl durch Petrefactenfunde gelingen, auch für andere der von ÜREDxer Ss. Z. gebührend beachteten „Ablagerungen von Thüringerwald - Geröllen ausserhalb der jetzigen Flussbetten“ das pliocäne Alter zu erweisen? Und wird etwa einmal eine nähere Beziehung zwischen den „Roll- kiesel“-Massen an der Basis unseres Halle’schen Diluviums und den pliocänen Geröll-Anhäufungen hervortreten ? 3. Herr A. Remerf an Herrn W. Dames. Nachträgliche Bemerkungen zu Strombolituites m. und Aneistroceras BoLL. Eberswalde, im November 1881. Mit Rücksicht auf die Bedenken, die Sie mir bezüglich der Namengebung in meinem pag. 187—195 des vorigen Heftes dieser Zeitschrift abgedruckten Aufsatz geäussert haben, sehe ich mich veranlasst, einige Punkte näher zu erläutern, resp. richtig zu stellen. In der 1. c. angeführten Borr’schen Arbeit (Arch. der Freunde d. Naturgeschichte in Mecklenburg, 1857) heisst es pag. 87: „Lituites undulatus Borı, Taf. VIll., 25. „(Als Ancistroceras undulatum.) „Diese Art, für welche ich anfänglich eine neue Gattung An- cistroceras (Haken-Horn, gebildet von 16 #yzısıpov und xepas) aufstellen &, sehe ich ich nach reiflicher Ueberlegung, wegen der grossen \ wandtschaft, die sie mit der voraufgehenden Art!) zeigt, genöthigt, leichtalls der Gattung Lituites zuzuzählen.“ Vielleicht wäre dieser ganze Anfangs-Passus vom Ver- fasser weggelassen worden, wenn nicht auf seiner bereits fer- tigen Tafel VIII das in Rede stehende Fossil mit dem Namen „Ancistroceras undulatum“ bezeichnet gewesen wäre. Zugleich constatire ich, dass Born letzteres har zehlich llades UN- > dulatus“ benannt hat, und somit kein späterer Autor an den Namen „Anecistroceras“, von dem Boıu nur sagt, dass er ihn _ ursprünglich im Sinne gehabt habe, gebunden sein konnte. E Nun hat aber Herr H. Dewırz im vergangenen Jahre’) für die Boru’sche und eine sich anschliessende neue Art, die e.: meinem Subgenus sich unterordnen, diesen Namen wieder aufgenommen. "Er that es deshalb, weil er im Widerspruch - mit Bors für „diese eigenthümlichen , schnell an Umfang zu- menden. von der Gestalt der Teen so abweichenden Formen“, bei denen es ihm „sehr fraglich scheine, ob die ge- - krümmte Spitze sich zur Spirale aufrollte“, einen besonderen, von den Lituiten getrennten Gattungstypus glaubte annehmen zu müssen. Der Grund, weshalb ich den auf solche Art her- vorgeholten Namen .ineistroceras nicht adoptirte, sondern eine - neue Benennung wählte, ist der, dass ich mich nicht für ver- _ pflichtet, ja nicht einmal für berechtigt hielt, einen beiläufig Ü hingestellten Gattungsnamen, der die Existenz von Silurcepha- - lopoden mit hakenförmig gekrümmter Spitze voraussetzte, für eine Untergattung in einem generischen Kreise zu verwenden, _ dessen Charaktere jener Voraussetzung zuwiderlaufen. Bons kam von der beabsichtigten Benennung Ancistroceras zurück, weil er ‚das zu Grunde liegende Petrefact schliesslich dennoch zu den Lituiten rechnete — und ich sollte denselben Namen accep- tiren, nachdem ich an einem analogen Fossil in der That die Lituiten - Natur unmittelbar erkannt hatte? Ueberhaupt ist ja auch für eine neu entdeckte Untergattung der bis dahin für zugehörige Arten gebrachte Genusname im Allgemeinen ‚nicht massgebend. Zudem ist es klar, dass als Prototyp und Ausgangsform des nachgewiesenen Subgenus nur mein Strombo- lituites Torelli, der einzige bis heute in den wesentlichen Theilen ‚vollständig beobachtete Vertreter dieses Typus, gelten konnte; wenn auch für jetzt Litwites undulatus BoLL und Ancistroceras Barrandei Dewırz in denselben Rahmen passen, so liesse sich doch einwenden, dass bei diesen Arten der Anfangstheil der Krümmung noch nicht gesehen worden ist. Es bleibt abzu- !) Nämlich Litwites perfectus WAHLENB. °) Diese Zeitschrift Bd. XXXII. pag. 387. 480 warten, ob und inwiefern durch weitere Funde vielleicht. neue Gesichtspunkte gewonnen werden. Die chronologische Reihenfolge der Benennungen ist Krank: Lituites BoLL ex p., Archiv etc. 1857 (Aneistroceras 14.,N. ce. tv IM. Anecistroceras Dewırz 1880. Strombolituites RemeL& 1881. Meiner Ansicht nach bin ich also mit dem Namen Strom- bolituites im Grunde genommen auf Borz selbst, den ältesten Autor über jene stark conischen Formen mit lituitenartiger Schalensculptur, wieder zurückgegangen. Nach der vorangehenden Auseinandersetzung liegt es auf der Hand, dass die Benenzungen „Ancistroceras Breynü“ und „.Ancistroceras Angelini“, welche ich am Schluss meines Auf- satzes und schon pag. 184 des gegenwärtigen Bandes für zwei von Borr irrthümlich zu den Lituiten gezählte Cephalopoden gebraucht habe, zurückgezogen werden müssen. Abgesehen von allem Andern, wären dieselben auch von Boıu’s Lituites (Ancistroceras) undulatus, mit dem der genannte Autor sie zunächst verglichen hat, selbst dann generisch verschieden, wenn letztere Species, statt mit einer Spirale, mit einem Haken anfınge. Die grosse Aehnlichkeit der fraglichen Fossilien mit echten Orthoceratiten habe ich an mehreren Stellen hervor- gehoben, und das Richtigste wird sein, für dieselben ein Sub- genus der letzteren anzunehmen, obschon bekanntlich die bisher vorgeschlagenen Untergattungen von ÖOrthoceras, wegen der zahlreich vorhandenen Uebergangsformen, im Ganzen wenig Anklang gefunden haben. Aus verschiedenen Gründen, deren Erörterung mich hier zu weit führen würde und für die genaue Beschreibung aufbewahrt bleiben mag, werde ich eine besondere Benennung nicht umgehen können. Mit „ZAhynchoceras“ oder „IRhynchorthoceras“ liesse sich die zu errichtende Untergattung angemessen bezeichnen. Zwar hat M’ Cox 1844 bereits den Namen Campyloceras für eine im Jugendzustande schwach ge- bogene Orthoceras-artige Form des Kohlenkalks aufgestellt, jedoch repräsentirt letztere durch ihre sonstigen Eigenthümlich- keiten einen zu sehr abweichenden Typus. Die Möglichkeit, dass ein silurischer Cephalopode mit hakenartiger Biegung am unteren Ende eines geraden Arms gefunden werde, kann nicht bestritten werden. Anı besten wäre es gewesen, für ein solches „Haken-Horn“, in dünner Spitze endigend und damit die Spiralgestalt des Anfangstheiles ausschliessend, den Bown’'schen Namen Aneistroseras zu re- serviren. | AST - _ Nachschrift. — Das neueste Heft (Jahrgang 1881, . Abth.) der Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesell- chaft zu Königsberg enthält ’eine Abhandlung von Herrn . ScCHRÖDER über Silurcephalopoden aus ost- und westpreus- schen Diluvialgeschieben, in welcher (pag. 60) unter dem amen „Ancistroceras n.sp. Masck£“ ein bei Königsberg i. Pr. gefundener silurischer Nautilide besprochen wird, den Prof. ZappacH schon in Händen gehabt und vorläufig als „neue Gattung, neue Art“ bezeichnet hatte. Herr SCHRÖDER sagt über das „vorzüglich erhaltene Stück“ u. a. Folgendes: | 2 „Die Gattung erweist sich als Aneistroceras Borz; die Art u: allerdings neu. Ancistroceras n. sp. MasckE ist jedenfalls an der Spitze nicht aufgerollt gewesen, denn bis zu einem _ Durchmesser von 0,005 m erhalten, ist es noch schwächer ge- een ‚als 2 rl Tan undulatum Borı. Der Sipho ist der _ eoncaven Seite genähert und 0,005 m dick. Ueber die Ober- fläche der Schale verlaufen wellenförmige Querringe und mit diesen parallel eine starke Querstreifung. E | E. Hieraus geht wohl noch nicht mit genügender Bestimmt- heit hervor, dass jenem ostpreussischen Stücke *die Aufrollung E zefehlt Habe. Hat das hintere Ende 5 mm Durchmesser, so 4 scheint mir dies immer noch genug zu sein für den Anschluss - einer sehr kleinen Spirale, und das würde auch mit der Form . von Strombolituites Torelli ziemlich harmoniren. Ob die Ring- - streifen bei dem von Herrn ScHröper angeführten Fossil einen starken Rückensinus bilden, wie bei den perfecten Lituiten, - wird in der betreffenden Notiz nicht erwähnt. nn 3. Herr G. Sreınmann an Herrn E. Beyrıcn. Ueber Acanthospongia aus böhmischem Silur. u... Strassburg. i.E., den 22. November 1881. Die älteste, bis jetzt mit Sicherheit bekannt gewordene Lyssakine wurde schon 1846 von M’ Cor aus silurischen Schiehten Englands beschrieben. Später hat ZırteL nach gut E erhaltenem Material die Gattung genauer fixirt und sie in die Familie der Monakiden Marsn. eingereiht. Aehnliche, aber - wohl unterscheidbare Reste aus dem Kohlenkalk wurden mit dem Namen Ayalostelia belegt. Ueber das Vorkommen der \ letzteren Gattung im Kohlenkalke von Ratingen habe ich ‚ bereits berichtet (diese Zeitschr. 1880. pag. 395). Die silurische Form ist ebenfalls keineswegs ar Be brittannien beschränkt, vielmehr scheint sie zu den verbrei- teteren Fossilien jener Formation zu gehören. Denn ich fand, wenn auch spärlich, so doch sicher erkennbare Nadeln der selben, die ihre ursprüngliche kieselige Beschaffenheit beibe- halten hatten, im Obersilur von Gotland. In weit grösserer Menge kommen sie aber in gewissen grauen Kalken des böh- mischen Obersilur — leider fehlt eine genauere Schicht- und Ortsbezeichnung — vor, gleichzeitig mit gut erhaltenen Grapto- lithen, wie ‚Wonograptus priodon Barr. und Retiolites Geinitzianus Barr. Schon auf den Bruchflächen des Gesteins sind sie leicht als feine weisse Streifen zu erkennen. Auf geschliffenen und polirten Flächen fallen sie schon dem unbewaffneten Auge auf. Diese Nadelreste, mit welchen das mir vorliegende Gestein vollgespickt ist, passen ausgezeichnet zu der Zirrevu’schen Diagnose von Acanthospongia; sogar die ausserordentlich weiten, von Zirren erwähnten Axencanäle sind erhalten, obgleich die ursprüngliche Kieselsubstanz verschwunden und durch Kalk ersetzt ist. Dieses Auftreten so weiter Axeneanäle sowohl in unveränderten als pseudomorphosirten Nadeln dürfte wohl dafür sprechen, dass dieselben ursprüng- lich so gewesen und nicht secundär ausgeweitet sind. Dann gewinnt aber diese Erscheinung in Rücksicht auf die Axen- canäle der lebenden Spongien eine erhöhte Bedeutung, insofern nämlich, als weite Axencanäle nur in den frühesten Stadien der Nadeln heutiger Hexactinelliden auftreten. Beim weiteren Wachsthum verengt sich der Canal stark, oft atrophirt er gänzlich. | Es ist demnach die Vermuthung nicht ausgeschlossen, dass die älteste Lyssakine, Acanthospungia siluriensis M’ Coy, in dieser Hinsicht den embryonalen Zustand ihrer heutigen Ver- wandten auch im definitiven Wachsthumsstadium der Nadeln repräsentirt. 6 Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Julı- Sitzung. Verhandelt Berlin, den 6. Juli 1881. Vorsitzender: Herr Beyriıcn. Das Protokoll der Juni-Sitzung wurde vorgelesen und enehmigt. er Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr i’rofessor Dr. A. GörrtE in Strassburg i./E., vorgeschlagen durch die Herren BENEcKE, ÜOHEN und Danuss; Herr Oberbergrath Eıtert in Saarbrücken, vorgeschlagen durch die Herren BeyricHh, HAUCHE- CORNE und WeEBSKY. Ü ‘Der Vorsitzende leste die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. = _ Herr Weiss trug zunächst Bemerkungen über die Eruptiv- ; gesteine des nördlichen Thüringer Waldes vor, welche theils er _ gangförmig im Granit- und Gneissgebiete, theils gang- und gerartig im Rothliegenden auftreten. Ihre Untersuchung wird derselbe künftig : gemeinsam mit Herrn Bückıne in die Hand ehmen, nachdem er schon seit Jahren hierzu Vieles vorbe- eitet hat und nachdem der leider zu früh verstorbene Prof. BEBECK, der ebenfalls noch zuletzt diesen Gesteinen sein näheres Interesse zu widmen begonnen hatte, davon abberufen und gegenwärtig an seine Stelle Dr. Bückına getreten ist. a jetzt auch eine Anzahl von Analysen der verschiedenen ruptivgesteine ausgeführt, andere noch in Arbeit befindlich nd, so ist auch ihre chemische Kenntniss schon wesentlich efördert und die nothwendige Grundlage zu allgemeineren Studium dieser Gesteine gegeben. Die Verschiedenartigkeit hres urens entweder im krystallinischen ‚Gebirge oder im 2 = 484 sedimentären eröffnet für sie zwei verschiedene geognostische Gesichtspunkte, und in der That bilden sie so gewissermaassen zwei Reihen, deren Glieder nur zum Theil so weit übereinstim- men, dass man einen wesentlichen Unterschied nicht mehr aufzufinden in Stande ist. Es ist aber auch eine Aufgabe der Petrographie dieser Gesteine, die Grenzen ihrer Identität und ihre verschiedenartige Gestaltung in diesen zwei Gebieten fest- zusetzen. Im krystallinischen Gebirge sind es Granitporphyre, welche die sauren Glieder der Reihe beginnen und allmählich durch andere, basischere Gesteine vertreten werden, bis zu denen hin, die man theils als Melaphyre, theils als Diorite und Diabase bezeichnet hat. Im Rothliegenden sind die Quarz- porphyre die sauersten Gesteine und gehen zu Gesteinen herab, welche fast oder völlig gleiches Aussehen mit den basischen der vorigen Reihe haben. Im Rothliegenden ist, wie in neuerer Zeit FRIEDRICH be- wiesen, die Mannigfaltigkeit der Gresteine gross genug, wenn er auch sich bemüht hat, die bei Winterstein auftretenden auf möglichst wenig Typen zurückzuführen. Aber es treten noch manche mehr oder weniger abweichende Beispiele auf, und hierzu kommen jene im Granit- und Gmeissgebiet, welche nur zum Theil mit jenen rothliegenden zusammenfallen können. Sehr merkwürdig ist, dass die Vorkommen im Rothliegenden weit weniger mit einander in Berührung treten und daher viel selbstständiger im Auftreten erscheinen als die Ganggesteine des Granit- und Gneissgebietes. Im letzteren ist eine na- mentlich bei Liebenstein sehr verbreitete Erscheinung, dass sehr heterogene Gesteine ein und dieselbe Gangspalte erfüllen und also zu einander in die allerinnigste Beziehung treten, so dass sie oft genug nur als ein einziges Ganzes erscheinen. Die Gegend von Liebenstein ist bekanntlich reich an solchen Beispielen, doch erstreckt sich dieses Gebiet auch noch weiter. Da Herr Bückıse in neuester Zeit die Arbeiten SEEBACH'S für die geologische Landesanstalt fortzuführen und zu revidiren übernommen hat, so hat sich derselbe auch bereit erklärt, mit dem Vortragenden gemeinschaftlich sich der Bearbeitung dieser Vorkommen zu unterziehen. Kein Gebiet ist zunächst so geeignet, um eine Vorstellung der mannigfaltigen interessanten Verhältnisse zu gewinnen, welche hier zusammentreffen, als das untere Trusenthal bei Herges-Vogtei. | In dem schönen grobkörnigen Granite dieses Thales setzen eine Reihe von Gesteinsgängen auf, welche zum grössten Theile das Thal quer durchschneiden, obschon sie im Bachbett nicht nachweisbar sind. Besonders sind die Gänge zwischen der Restauration Ittershagen und den oberen Häusern des Dorfes von grossem Interesse. Den in jedem dieser Gänge vorwal- \ piyrisch ausgeschiedenen ee ein ebensolches Gestein mit wenig Quarz (2a), oberhalb der Restauration an- :- stehend; ein schwarzes quarzfreies Gestein mit dichter Grund- i masse und vielen Orthoklaskrystallen (1). Wie die Skizze | Figur 1. Restaur: A Jttershagen rn, GIER nr a 2 = 2, nach Bückıng angiebt, geht ein Granitporphyrgang (3) nahe Ber Mühle durch das Thal, wird durch das schwarze Ortho- klasgestein des Ganges 1 auf der rechten Thalseite durchsetzt, ohne verworfen oder wesentlich verändert zu werden, während _ parallel mit 1 ein zweiter Gang 1b desselben Gesteins nörd- _ lich folgt und nahe der Restauration das Gestein 2, das man ” aan dem äusseren Ansehen einen quarzfreien Granitporphyr nen- nen möchte, dasselbe Gestein wie auch schon südlich der Mühle. _ Erst weiter oberhalb tritt auch das quarzarme Gestein 2a und wieder Granitporphyr auf. Unbedeutendere Punkte zwischen _ jenen dürften Trümchen darstellen, die von den mächtigeren Gängen ausgehen. Zeitschr. d.D. geol. Ges. XXXIIL. 3. R 32 Wenn wir Gang 1 und Gang 3 näher betrachten, so ver- RL mehren sich die Gesteine und deren Beziehungen zu einander. Der Granitporphyrgang (3) „wird auf seiner nördlichen, wie es scheint auch auf der südlichen Seite von einem schwarzen, dichten Gestein, 80 cm mächtig, begleitet, ganz wie die Gänge bei Liebenstein etc,, z. B. am Eselsprung, äusserlich auch ganz ähnlich dem im Trusenthaler Gang No. 1 auftretenden erobkörnigen Salbandgestein (c). Aber beide Gesteine werden von letzterem Gange durchsetzt.“ Ich füge hinzu, dass beide recht scharf von einander getrennt sind trotz engster Ver- bindung. \ Das Hauptgestein des Ganges No. 1 beigefügter Skizze, das also jünger ist als voriges, ist dem Aeussern nach ein schwarzer Porphyr mit dichter Grundmasse, ohne Quarz, mit vielen porphyrisch eingewachsenen Orthoklaskrystallen. Ob- schon die mikroskopische Untersuchung nicht Zweck der gegen- wärtigen Mittheilung ist, sondern vorbehalten bleiben muss, so kann doch so viel angegeben werden, dass Feldspath ein Hauptbestandtheil ist, wozu auch Augit sich gesellt, schwarze opake Körner etc. Fig. 2 (nach Bückınsg) giebt das Auftreten Figur 2. 0,90 5 os 930 dieses Gesteins im Steinbruch an der Strasse unterhalb der Restauration. Die Mitte nimmt 7 Meter mächtig das schwarze Orthoklasgestein ein (d); beiderseits aber schliesst sich daran in allmählichem Uebergang ein mehr und mehr körnig wer- 487 dendes Gestein, zunächst (c und ce’) wie d mit massiger Ab- sonderung, dann plattig, parallel dem Salband abgesondert, in 'b und b’ in der grobkörnigsten Ausbildung, in a und a’ wieder allmählich ganz dicht werdend. Es kommt vor, dass Granit- blöcke als Einschluss im Gange liegen, wie dergleichen in diesem und vorigen Jahr gut zu sehen war. Diese Blöcke - sind dann gewöhnlich nicht mit dem dichten, sondern dem = körnigen Salbandgestein umgeben, das meist scharf abgrenzt, - seltener mit dem Granit gleichsam verfliesst, ihn gewisser- maassen auflöst, so dass einzelne grosse Feldspathe des Neben- gesteins von der grünlichschwarzen Masse des körnigen Sal- bandgesteins umgeben werden. Vereinzeltes Vorkommen von Quarzkörnern in demselben Gestein erklärt sich auf dieselbe Weise. Ganz dichtes Gestein (wie a) setzt auch in Trümchen durch den Granit. Nicht alle diese Erscheinungen sind stets deutlich zu sehen, besonders im Herbst 1880 waren dieselben aber instructiv. Derselbe Gang ist auch auf der linken Thalseite durch Steinbruch aufgeschlossen. Hier enthält er in seinem unteren Theile ganz in der Mitte ein körniges Gestein, das viele Ortho- _ klase enthält, wie das dichte porphyrische, aber etwas röthlich wird und sich so im Ansehen durchaus dem Gestein 2 der obigen Skizze nähert. Es ist ebenso wenig scharf geschieden - von den anderen Gesteinsarten des Ganges, wie diese. Wir haben es hier mit zwei Hauptgesteinen zu thun, dem _ _ diehten porphyrischen Orthoklasgestein und dem als Rand- oder Salbandgestein auftretenden körnigen bis dichten schwar- zen Gestein ohne Orthoklas. Unter den Deutungen, welche ‚diese Gesteine erfahren, ist jene von Danz zu erwähnen, der das erstere Melaphyr, das letztere Diorit nennt, also annimmt, dass der Melaphyr rechts und links. ein Salband von Diorit besitzt. : Beide Gesteine sind in neuester Zeit im Laboratorium der Bergakademie unter Controlle des Herrn Fınkexer ana- J% . . . — Iysirt worden. Ihnen zur Seite können die Analysen ge- stellt werden, welche FrıiEeDrRicH von einem Gestein der Leuch- - tenburg bei Tabarz, sowie PringsHEim von dem „Diabas“ vom Corällchen bei Liebenstein geliefert haben. Das Gestein von der Leuchtenburg ist äusserlich und mikroskopisch dem Haupt- - ganggestein vom Trusenthal mit seinen Orthoklaskrystallen durchaus ähnlich, ebenso verhält es sich mit dem körnigen - Salbandgestein vom Trusenthal und dem „Diabas“ vom Co- rällchen. Ein Vergleich der hier folgenden Annalysen wird das Gesagte auch chemisch bestätigen. 32” ao er N Kieselsäure ... 58,79 59,30 54,49 48,06 48,88 Thonerde . ... 15,35 1306 16.358 103 SB Eisenoxyd .... 640 4,00 11,09 4.69 a Eisenoyxdul... 3,66 6,84 1,84 6,07. or: Titansdure..»%° 21600, 2 1416 _ 0,856 0,98 Manganoxydul.. 0,01 0,51 — 069770597 Kalkerder 2.0. 1,82 207..482 1.01 9,26 Masnesia... 2... Woler 0.20. 91 7,502 8:64 Kal ee Sie Bar 3,0970 4,08 1,70 "1569 Natron. m HOLT 810 2,38. 20 Wasser... u 029° 1,94. °2,.19 9,04. 245 Phosphorsäure . 0,07 0,34 — 0,23:00,23 Schwefelsäure. . 0,12 0,33 _ 0,29 —_ Kohlensäure... 20,07 . 0,09 — 0,10:7082 Organ. Substanz. 0,15 °— es Ne h 99,61 100,30 100,47 100,55 100,36 Spec. Gewicht . 2,745 2,728 2,897 2,8997 (1) ist das Gestein aus der Mitte des Trusenthalganges No. 1, linke Thalseite, mit grossen Feldspäthen; (2) das Gestein der Mitte aus demselben Gange auf der rechten Thalseite; (3) das Gestein der Leuchtenburg, im Rothliegenden; (4) das körnige Salbandgestein des Trusenthalganges No. 1; (5) der „Diabas“ vom ÜOorällchen bei Liebenstein. Auch für (4) hätte aus dem Rothliegenden ein chemisch noch näher stehendes Gestein als das vom Üorällchen aufge- führt werden können, nämlich ein körniges Gestein „von der Wacht“ beim Spiessberge bei Friedrichrode; indessen ist hierfür die Untersuchung noch vorbehalten. Vergleicht man nament- lich den Gehalt an Kieselsäure, den von Kalk + Magnesia und von Alkalien, so findet sich die grösste Aehnlichkeit zwi- schen den Gesteinen (1) und (2) und nächstdem mit (3) recht befriedigend. Etwas grösser ist die Abweichung im Gehalt an Kalk + Magnesia in den Analysen (4) und (5), was auf einen relativ ungleichen Gehalt an augitischem Bestandtheil hin- weisen dürfte, Die hier behandelten Gesteine sowohl als deren eigen- thümliche Contacterscheinungen (wenn man diesen Ausdruck in gleichem Sinne wie Salbandgestein einen Augenblick zu- lassen will) sind, wie erwähnt, im Granit- und Gneissgebiet des nördlichen Thüringer Waldes verbreitet und reich an mannigfachen besonderen Eigenthümlichkeiten. Ueberall findet ' sich bei den hier sogen. Contact- oder Salbanderscheinungen, dass stets der Kern des Ganges das saurere, der Rand das - basischere Gestein enthält. Die Abgrenzung beider ist theils ganz scharf (z. B. Corällchen), theils ganz unbestimmt und - durch Uebergänge vermittelt. Eine Erklärung dieser Erschei- nungen wird ohne die Annahme sich folgender Eruptionen verschiedenen Materials in derselben Gangspalte in vielen Fällen nicht befriedigend ausfallen. Herr Weiss theilte ferner im Auftrage des Herrn Dr. STERZEL in Chemnitz dessen neuere Untersuchungen und Be- stimmungen über die fossile Flora der unteren Schichten im Plauen’schen Grunde bei Dresden mit, welche stets bei Ver- gleichungen mit anderen Florengebieten eine wichtige Rolle gespielt hat. Sie zeigt einen eigenthümlichen Mischlings- charakter, ähnlich wie die Flora von Stockheim, welche der Vortragende in der Märzsitzung besprochen hat. Herr STERZEL gelangt zu der Ueberzeugung, dass die Flora des Plauen’schen Grundes eher der der Ouseler Schichten als irgend welcher anderer entspreche und dem Rothliegenden zuzuzählen sei. (Ausführliches siehe diesen Band pag. 339 im vor. Heft.) Hieran knüpft Redner eine Besprechung der neuesten - Publication von Srur, zur Morphologie der Calamarien (Sitz.- Ber. d. Wiener Ak. d. Wiss. 1881. pag. 409), worin der Autor in überzeugender Weise Calamitea Corva für Calamites recla- mirt und viele schöne Beobachtungen veröffentlicht. Freilich bleibt er auch bei mehreren seiner früheren Ansichten stehen, - die mancherlei Entgegnungen hervorgerufen haben, ohne im Geringsten von letzteren Notiz zu nehmen. B. Im Anschluss hieran legte Redner fünfzehn Tafeln vor, welche Studien über Wurzel-, Blatt- und Zweigbildung - von Calamiten bringen, und erläuterte die in den letzten Jahren meist an neu erworbenem Material der geologischen - Landesanstalt, auch anderer Sammlungen, erlangten Haupt- resultate. Der Cilamites varians GERMAR (früher (‘. alternans Gern.) sowohl als Calamites varians STERNB. zeigen nicht nur Blattnarben, sondern auch die Blätter selbst und beweisen, dass dieselben am oberen Ende der Internodiums entspringen, nicht am unteren, wie Srtur neuerlich wieder behauptet hat. Die Knötchen an den Enden der Internodien lassen sich nicht _ immer ohne Weiteres als Blattnarben bezeichnen, ja ihnen ent- spricht im Falle des Wettiner Calamites varians (aliernans) nicht die gleiche Anzahl Blätter, sondern es kommt auf den Raum von 2 Knötchen nur 1 Blatt. Oft sind die Knötchen Wurzelspuren, die Blattspuren verwischt oder gar nicht sicht- bar. — Bewurzelt ist nicht nur das Rhizom und dessen Ver- zweigungen, sondern auch häufig der untere Theil des ober- 490 irdischen oder aufstrebenden Stammes. — In der Verzweigung finden sich die grössten Verschiedenheiten des Verhältnisses von Haupt- und Nebenstamm oder von Stamm und Zweig. Diese sind bezüglich Höhe und Breite der Glieder und ihrer Berippung theils ganz gleich, theils völlig verschieden. Nur tief unten stehende Zweige oder Stämme sind am Grunde kegelförmig mit verkürzten Gliedern, die höher stehenden nicht. Einige erscheinen an der Ursprungsstelle verschmälert, andere verdickt bis zur Breite von 3 Gliedern des Hauptstammes. — Einen Calamiten ist es gelungen von bewurzelten Stämmen an bis zu den letzten Zweigen, die beblättert sind und Aehren tragen, zu verfolgen, nämlich Calamites ramosus BRONGN, von_ der Rubengrube bei Neurode in Schlesien, wo Herr Obersteiger VÖLKEL mit unermüdlichem Fleisse ein zahlreiches Material und die prachtvollsten Stufen gesammelt und der geologischen Landesanstalt verschafit hat. Auch Herr Geh. Kriegsrath SCHUMANN in Dresden hat vom gleichen Fundorte einige schöne Stücke unserer Sammlung geschenkt. Eine Reihe Tafeln und Zeichnungen ergeben, dass wir an den älteren Stämmen ebenso schön durchgehende, zum Theil nicht alternirende, Rillen ha- ben, wie bei Calamites ramifer Stur olim, dass die Verzwei- gung an den Gliederungen zu 2 gegenständig, seltener zu 3 und dann etwas unregelmässig, stattgefunden hat, die nächst höher gestellten Zweige sich kreuzend, dass die beblätterten este eine Annularia vom Typus der radiata (es werden nicht zusammengehörige Dinge unter diesem Namen vereinigt) tragen und die Endästchen kleine Aehren, welche zu einer etwas un- regelmässigen Rippe zusammentreten, in ihrer Organisation aber den Bau von Calamostachys zeigen. Diese Darstellung weicht, nebenbei bemerkt, von jener bei Granp” Evury nicht unbedeutend ab. i Das Resultat ist insofern noch von besonderem Interesse, als aus neuesten Funden von Lugau in Sachsen,. welche in Chemnitz und Dresden aufbewahrt sind, zwar die Zusammen- gehörigkeit von Annularia longifolia und Stachannularia tuber- culata (in directer Verbindung gefunden) folgt, aber trotz ziem- lich grosser Dimensionen der Stämmchen nichts von Cala- mitenstructur vorhanden ist. Diese Art ist danach nicht baumförmig zu denken, wie obige Annularia radiata oder ramosa. Auch davon, dass andere Calamiten, wie Calamites arbo- rescens STBG., ganz andere Aehren, nämlich vom Typus der Macrostachyen, in Wirklichkeit von grossen Palaeostachyen, auch mit ganz anderer Stellung (auf blattlosen Stielen seitlich am Stamm), tragen, können zahlreiche Beweise beigebracht werden, namentlich ebenfalls eine Reihe solcher Stücke von Neurode und anderen Orten Niederschlesiens. Aus alledem folgt, das Caiamites keine botanische Gattung, sondern ein provisorischer Name sei, sowie dass mehr als eine Galamarien- gattung baumförmige Species gehabt habe, dass aber der baum- oder krautartige Charakter kein Gattungscharakter sei. An einer Reihe von Oalamiten, welche beiderseits erhalten waren, konnte die Anzahl der entwickelten Astnarben bestimmt werden, und es ergab sich, dass die Verzweigung von jedem Internodium aus zu 2 oder 3, 4, 6 und 9 stattfand, woraus hervorzugehen scheint, dass die Zahlen 2 und 3 hierbei eine Rolle spielen. Viele davon treten nach Art von Cala- mites crucialus auf. Herr A. Rrmet£ legte ein weiteres, bei Eberswalde ge- fundenes Geschiebe des von Oeland stammenden Tessini- Gesteins vor, welches von ihm in der März - Sitzung des vorigen Jahres!) zuerst bekannt gemacht wurde. Das Stück ist wiederum ein kalkiger geschieferter Sandstein, im Innern von lebhaft blaugrauer Farbe, die in der äusseren Partie, soweit die Gewässer eingewirkt haben, stellenweise ins Bräun- liche übergeht. Die Schieferung ist etwas weniger deutlich ausgeprägt als bei dem früher besprochenen Geschiebe, aber ‚im Uebrigen besteht eine vollkommene petrographische Ueber- einstimmung. Besonders schön zeigt das neue Fundstück eine sehr charakteristische Eigenthümlichkeit der eingewachsenen Kalkspathblättchen, welche allerdings auch bei dem anderen Stücke vorhanden ist, hier aber aufangs unbeachtet geblieben war. Unter der Lupe lassen nämlich diese Lamellen eine fein zerhackte Oberfläche, ein zierlich gekörneltes Gewebe erken- nen; diese Erscheinung wird — worauf Herr Wessky den Vortragenden aufmerksam machte — durch die Einlagerung winziger Sandkörnchen hervorgebracht, und ist ganz in der- selben Weise bei dem sogen. krystallisirten Sandstein oder _ _Kieselkalk von Fontainebleau wahrzunehmen, sofern an der Oberfläche der betreffenden Krystalle der kohlensaure Kalk nicht bereits partiell durch kohlensäurehaltiges Wasser ausge- laugt worden ist. Ausserdem ist über das nämliche Geschiebe noch zu bemerken, dass es Nesterchen von Schwefelkies ent- hält, der theilweise in Eisenoxydhydrat verwandelt ist, sowie ferner vereinzelte grüne Glaukonitkörnchen, auf deren Vor- kommen in dem Oeländischen Lager mit Paradorides Tessini Brones. auch Ssösren hingewiesen hat (ef. l.c. pag. 221). Die an einer der Absonderungsflächen zahlreich liegenden zertrüm- merten Reste von Paradoxides Tessini sind grösstentheils mit a, 4 a a ER K; eo 1) Diese Zeitschrift Bd. XXXI. pag. 219. 492 glänzend brauner Oberschale erhalten, und im Innern von Kalkspath ausgefüllt. a Mit den angegebenen Merkmalen stimmt nun ein gleich- zeitig vorgelegtes, von Södra Möckleby auf Oeland stammendes Stück aus der dortigen Tessini - Schicht, welches der Redner der Freundlichkeit des Herrn F. Re&uer verdankt, bis auf die geringsten Details überein. Sämmtliche petrographischen Cha- raktere, namentlich auch die eigenthümliche Textur der ein- gewachsenen Kalkspathlamellen, sowie ferner das Aussehen und die Art der Petrificirung der vorhandenen Paradozxides- Reste sind beiderseits so ganz und gar gleich, dass eine Unter- scheidung gar nicht möglich ist. Hierdurch wird das schon in der ersten Mittheilung ausgesprochene Herkommen der frag- lichen Geschiebe - Art von Oeland zur vollen Gewissheit er- hoben. !) | Sodann sprach der Vortragende über das Herkommen und die Altersstellung der Geschiebe von glauko- nitischem Orthocerenkalk, welche in den mittleren Re- gionen des norddeutschen Flachlandes, namentlich in der Mark Brandenburg, seit Längerem schon, wenn auch ziemlich selten, beobachtet worden sind. Die der Mittheilung zu Grunde lie- genden Fundstücke wurden der Gesellschaft vorgelegt. Das Gestein ist ein etwas thonhaltiger, aschgrauer Kalk, von vielen Kalkspathlamellen durchsetzt und reich an eingesprengten kleinen Glaukonitkörnern, die auf den Bruchflächen eine leb- haft grüne Farbe zeigen, bei erhaltener Oberfläche jedoch t) Zu dem vorstehenden Referat bemerke ich nachträglich, dass die an Ort und Stelle gesammelten Handstücke aus der Schicht mit Para- doxides Tessini, welche Herr Damzs in diesem Jahre von seiner Be- reisung der Insel Oeland mitgebracht hat, das oben Gesagte in allen Beziehungen bestätigen. Erwähnung verdient noch der Umstand, dass darin auch Einschlüsse von Schwefelkies vorhanden sind. Ueberdies sind die Kopfschilder von Ellipsocephalus muticus AnG.sp., welche diese Stücke zugleich enthalten, mit denjenigen identisch, die ich im ver- flossenen Jahre aus dem ersten der hiesigen Tessin’ - Geschiebe vorge- zeigt und a. a. O. besprochen habe. Wenige Tage nach der Juli- Sitzung der geologischen Gesellschaft fand ich noch ein grösseres Stück desselben kalkigen Sandsteinschiefers bei Heegermühle westlich von Eberswalde, einer Oertlichkeit, die man, schon wegen des massen- haften Auftretens des oberen rothen Oeländischen Orthocerenkalks, gewissermaassen als eine diluviale Abladestelle Oelands bezeichnen könnte. Es ist eine Platte, deren ursprünglich annähernd rechteckiger Umriss 14/18 Gentimeter mass, mit ebenen glimmerigen Schieferungs- flächen an der einen Breitseite und senkrecht dazu verlaufenden Ab- sonderungen, während die Schieferungsklüfte unter der anderen Breit- seite ganz besät sind mit Bruchstücken der BroncnIarT’schen Para- dowides - Art. Ueber das relative Alter der Zonen mit Paradoxwides Oelandicus und Tessini vergl. dieses Heft pag. 418 ff. AR. ‚glatt und schwärzlichgrün erscheinen. Die Fauna, welche der Redner in den fraglichen Geschieben (zumeist aus der Ebers- _ walder Gegend) angetroffen hat, weist folgende fossile Orga- nismen auf: Orthisina plana PAnDER; Orthisina concava v. D. PAHLEN; Orthis calligramma Dan. var.; Atrypa (Rhynchonella?) nucella Daım.; Lingula longissina Pannd.; Euomphalus Gualteriatus Schtorn.; Orthoceras trochleare Hıs.!); Orthoceras duplex WAHLENB.; Asaphus expansus Darm. (die typische Form mit deutlichen erhabenen Linien auf den Seitentheilen des Pygi- diums); Asaphus cf. raniceps Darn.; /’tychopyge sp. (sehr klein, mit ziemlich langen, spitzen Hörnern an den Hinterecken des Kopfes); Megalaspis latilimbata Anc.?); Megalaspis cf. acuti- cauda Anc.; Niobe sp.; Ampyx nasutus Darm.; Dianulites (Monticulipora) sp., jedenfalls verwandt mit Dianulites Petro- politanus PanD. Sp. Es mag hier noch die Bemerkung gestattet sein, dass Fr. ScHhmivr die Stücke, auf welche sich die mitgetheilten Bestim- mungen beziehen, mit besonderer Sorgfalt durchgesehen und letztere mit einer einzigen Ausnahme vollauf bestätigt hat, indem er nur bezüglich des als Airypa nucella aufgeführten Fossils einige Bedenken äusserte. | Man hat zu Zeiten, als auch für die westlich der Oder gelegenen Gegenden das Ehstländische Silurgebirge in grösse- rem Umfange als Ursprungsgebiet der Diluvialgerölle angenom- men wurde, jene glaukonitführenden Kalkgeschiebe, wie es z. B. für gewisse Gesteine mit Cyelocrinus Spaskü EıcHWw. und mit Pentamerus borealis Eıcaw. geschehen ist, von Ehst- land hergeleitet, und zwar vom Nordrande dieser Provinz, wo bekanntlich ein glaukonitischer Kalkstein als Unterlage der orthocerenreichen Schichten auftritt. Der gewöhnliche Ehst- 1) Diese Art wird zwar selbst von neueren Autoren mit Orthoceras vaginatum SCHLOTH. Öfter vereinigt, ist aber sicher davon specifisch verschieden. Man findet letztere Species in unseren Geschieben, wenn auch nicht eben häufig, in Exemplaren, die mit SCHLOTHEIM’sS Origi- nalen von Oeland und Reval sich völlig decken, hauptsächlich in rothen, jedoch auch in grauen Kalken. Hiervon unterscheidet sich die in dem märkischen Glaukonitkalk vorkommende gerippte Form, welche ganz mit der Abbildung von Orthoceras trochleare in Hıisincer’s Lethaea Buecica, t. IX. f. 7, übereinstimmt, vorzugsweise durch einen weitaus dünneren Sipho; auch scheint sie im Ganzen nicht die Dicke der SCHLOTHEIM’SChen Art zu erreichen. 2) Was die mit diesem Namen bezeichneten grossen Trilobitenreste anbelangt, die in dem Gestein recht häufig sind, so schliesse ich mich der Bestimmung des Herrn Dames an, welcher ein Geschiebe der ano nen Sammlung im Berliner paläontologischen Museum zu Bu jeot. A. RR. a ländische Glaukonitkalk weicht indessen zunächst schon pe- “s trographisch einigermaassen ab: die Kalksteinmasse an sich ist heller und noch mehr krystallinisch ausgebildet, zugleich ist der Gehalt an Glaukonitkörnchen grösser und in Folge dessen die grüne Färbung stärker hervortretend. Das Hauptmoment liegt aber darin, dass die Fauna sehr erhebliche Unterschiede darbietet. Mehrere der im glaukonitführenden Kalk Ehstlands häufigsten Arten, wie Orthis extensa Pasp. und Orthis parva Panp.,. sowie vor Allem der am meisten bezeichnende Trilobit, Megalaspis planilimbata Anc.'), fehlen den fraglichen Geschie- ben gänzlich, während letztere umgekehrt eine Anzahl von Formen einschliessen, die in dem Glaukonitkalk des Ehstlän- dischen Glints nicht vorkommen und dort z. Th. erst in einem etwas höheren Niveau auftreten. Schon bei einer früheren Gelegenheit”) hat der Vortragende darauf aufmerksam gemacht, dass auch an der Basis des schwedischen Orthocerenkalks mehrorts ein glaukonitischer Kalkstein sich zeigt; den |. c. hierfür angeführten Gebieten (Dalekarlien, Nerike, Oeland) können noch die Landschaft Falbygden in Westgothland und Ostgothland hinzugefügt werden. Allein diese schwedische Zone, in der mehrfach (besonders auf Oeland und an der Kinnekulle) auch rother Kalk erscheint, ist, soweit nicht ein Theil der be- treffenden glaukonithaltigen Gesteine dem Ceratopygekalk ange- hört, ein Parallelglied des Ehstländischen Glaukonitkalks. Bei im Allgemeinen grosser Armuth an ÖOrthoceratiten enthält sie hauptsächlich Megalaspis planilimbata Ang. nebst einigen Äiobe-, Symphysurus- und Nileus- Formen. Es entsprechen ihr ge- wisse, als „älterer rother Orthocerenkalk* zu bezeichnende - Geschiebe der Mark, welche freilich die Orthoceren noch bei- nahe vermissen lassen und an Häufigkeit gegen den gemeinen rothen, an Orthoceratiten so reichen Kalk sehr zurückstehen. Das Gestein derselben ist meist sehr fest und zähe, in der Regel von einer weniger lebhaften rothen Farbe, die z. Th. in’s Bräunliche oder Violette, auch wohl in’s Grünliche hin- überspielt, und enthält mitunter Glaukonitkörnchen einge- 1) Die zu der genannten Art Ancerm’s gerechneten Ehstländischen Pygeidien (früher wurden sie zunächst mit Asaphus tyrannus Murch, verglichen) stimmen doch nicht absolut mit den schwedischen Exem- plaren von Megalaspis planilimbata überein. Erstere (wenigstens alle, die Referent gesehen) sind nämlich in der Mitte des Aussenrandes hinter der Rhachis etwas zugespitzt, während dieser Rand bei der schwedischen Originalart eine continuirliche Bogenlinie bildet. Sonst allerdings passen beide Formen gut zueinander, und haben u. a. das Merkmal gemeinsam, dass die Axe des Schwanzschildes vom mittleren Theil aus nach hinten zu etwas breiter wird. ?) Diese Zeitschrift Bd. XXXII. pag. 440. a BEE ua RE TE, DM Ra ES „Se Se ® ee Pi a es Va seat“ ee E We N gr PR a, a u ee a ’ p sprengt. Als gemeinstes Fossil finden sich in diesen Geschie- ben, über die eine kurze Mittheilung des Redners im vorigen Jahre bereits von Herrn Danes publieirt worden ist), Schwanz- schilder der echten schwedischen Megalaspis- planilimbata Anc. (vergl. oben), ausserdem fast nur noch Reste der Gattungen Niobe, Nileus und Symphysurus. Aus allem dem folgt, dass bezüglich der Herkunft unserer märkischen Geschiebe von Glaukonitkalk weder an den in Ehstland, noch an den in Schweden an der unteren Grenze des orthocerenführenden Schichtensystems auftretenden, petro- graphisch ähnlichen Kalkstein gedacht werden kann. Es ist nun aber doch im südlichen Schweden eine Abla- gerung von Orthocerenkalk vorhanden, welche durchaus mit jenen Geschieben übereinstimmt, und zwar bei Humlenäs, Kreis Kalmar, in Smaland, ungefähr 3 preuss. Meilen nord- westlich von Oskarshamn. Schon Hısıneer hatte von diesem Vorkommen eine kurze geognostische Beschreibung geliefert und AnseLın einige Petrefacten daraus mitgetheilt, allein ge- nauere Angaben darüber sind erst in neuerer Zeit von Lix- NARSSON ?) veröffentlicht worden. Die herrschende Gebirgsart in der ganzen dortigen Gegend ist Granit, neben welchem hauptsächlich noch Diorite vertreten sind. Inmitten dieses Urgebirges erstreckt sich ein isolirter, wesentlich von Silur- kalk gebildeter langer und schmaler Rücken, dessen Höhe unbedeutend ist, vom Südufer des Hummeln-See’s aus an der nahebei gelegenen Ortschaft Humlenäs vorbei von NW. nach SO. Als fester Fels tritt das Gestein an der Oberfläche nicht auf, sondern nur in Trümmern, theils kleinen Steinen, theils grösseren Blöcken, allein seine Verbreitung ist doch dem ge- nannten Forscher zufolge eine so scharf begrenzte, dass man ausserhalb des Bereiches jenes Rückens kaum einen einzigen Kalkblock antrifft-: Lınnarsson erklärt es zwar noch für eine offene Frage, ob diese silurische Kalksteinmasse und gewisse andere darunter eingemengte Sedimentgesteine in der Tiefe anstehend seien, hält dies aber nach der Art des Vorkommens immerhin für wahrscheinlich und äussert sich mit aller Be- stimmtheit dahin, dass sie nicht von einer weit entfernten Oertlichkeit herstammen können. Neben weitaus überwiegen- dem Orthocerenkalk wurden in dem Trümmerzuge hauptsäch- lich noch Stinkkalkfragmente mit Agnostus pisiformis, seltener 1) Ofr. Berenpr und Dames, Geognost. Beschreibung der Gegend von Berlin, pag. 82. 2) De paleozoiska bildningarna vid Humlenäs i Smaland, Stockholm 1878 (Abdr. aus Geolog. Fören. Förhandl. Bd. IV). a a Bei, A BEER REN 496 Stücke von cambrischem Sandstein beobachtet, "während in D der nördlichen Umgebung des Rückens nach dem Seeufer zu in grosser Menge Feldsteine eines lockeren, grau- bis gelblich- weissen, meist feinkörnigen Sandsteins umherliegen, der dem gewöhnlichen schwedischen Fucoidensandstein leicht. Der Orthocerenkalk von Humlenäs ist theils rother, theils grauer, letzterer aber bedeutend vorherrschend. Ersterer zeigte am häufigsten Megalaspis planilimbata Anc. und Nileus Armadillo Darm., und entspricht also dem unteren rothen Kalk auf Oeland und an der Kinnekulle.e. Von ganz besonderem Interesse ist jedoch der vorerwähnte graue Orthocerenkalk, welcher in petrographischer Hinsicht vornehmlich durch seinen Reichthum an Glaukonit charakterisirt ist und eine grössere Ausbeute an organischen Ueberresten lieferte, die allerdings meist in einem fragmentarischen Erhaltungszustande herauskamen. Linnarsson bestimmte darin nachfolgende Arten: Phacops sclerops Daıum.; Cheirurus sp.; Lichas celorrhin Ana.; Illaenus crassicauda WAHLENB. (1. e. /ll. Dalmani VoLe. nach Horn, diese Zeitschr. Bd. XXXII. pag. 571); Dysplanus (Illaenus) centaurus Darm.?; * Asaphus raniceps Daunm.?, häufig, jedoch bloss in Bruchstücken; * Megalaspis acuticauda Ang.? und andere Formen derselben Gattung in fragmentarischen und undeutlichen Resten; * Ampy&z nasutus Darm; Agnostus gla- bratus Ane.; * Orthoceras trochleare Hıs.; * Orthoceras commune Hıs.; Eccyliomphalus centrifugus WABLENB.; Hyolitkus sp.; Bel- lerophon in verschiedenen Arten; * Euomphalus obvallatus WAHLENB. (= Gualteriatus SCHLOTH.); Pleurotomaria elliptica Hıs.; *Orthis calligramma Darm.; Orthis obtusa PAnDEr; * Or- thisina plana Pannd.; * Orthisina concava v. D. PAHLEN; sStro- phomena (Leptaena) imbrer Panv.; *Atrypa nucell« Daın.; Crania antiquissima EıcHw.; * Monticulipora Petropolitana Pan. In der vorstehenden Aufzählung sind diejenigen fossilen Organismen, welchen identische oder wenigstens nahestehende Formen in dem märkischen Glaukonitkalk entsprechen, mit einem Sternchen bezeichnet. !) Die Zusammengehörigkeit dieser Geschiebe mit dem glaukonitischen Orthocerenkalk von Hum- lenäs ist hiernach evident. Von den früher angegebenen 16 Versteinerungen der ersteren sind nur vier, Lingula longissima, Asaphus expansus, Ptychopyge sp. und Niobe sp., nicht direct mit solchen in Lınnarsson’s Verzeichniss zu vergleichen. Selbst 1) Für Orthoceras commune ist dies mit Rücksicht darauf geschehen, dass diese Art nicht immer scharf gegen Orthoceras duplex abgegrenzt worden und die eine mit der anderen in der That auch durch Ueber- gänge verbunden ist. die Art der Erhaltung entspricht den Angaben des schwedischen - Autors, indem namentlich die Trilobiten meist nur in einzelnen Körpertheilen und noch mehr in regellos zerstreuten Bruch- stücken auftreten. Man gelangt also nach dem pa- läontologischen Verhalten sowie auf Grund der \ petrographischen Uebereinstimmung ungezwungen B. zu der Annahme, dass die Heimathstätte der be- 4 sprochenen Gerölle bei Humlenäs in Smäland liegt. N Noch andere Thatsachen lassen sich aber zur Unterstützung R dieser Ansicht vorbringen. Zunächst der Umstand, dass ander- — — wärts auf dem schwedischen Festland ein ähnlicher, demselben h. geognostischen Horizont angehörender Glaukonitkalk nicht be- kannt ist. Nur die der Küste Smälands gegenüberliegende Insel Oeland könnte noch im Betracht kommen, da in deren nordwestlichem Theile, u. a. bei Toknäshamn, von Linsarsson ein über dem unteren rothen Kalk Oelands abgelagerter, glau- konitführender grauer Orthocerenkalk nachgewiesen wurde. ‚Diese Beobachtung wurde von dem schwedischen Geologen auf einer im Sommer 1876 (bald nach Erscheinen seines Auf- satzes „Geolog. jakttagelser under en resa p& Öland“) ausge- führten kurzen Bereisung der Insel gemacht, deren Ergebnisse noch nicht publieirt sind. Liswsarsson schrieb indessen dem Vortragenden im Juni dieses Jahres von Sköfde aus, dass er sich entsinne, in dem Kalk von Toknäshamn neben ÖOrtho- ceratiten (wohl den gewöhnlichen vaginaten Formen) folgende Petrefacten gefunden zu haben: FERN d a u ae 5 ; Lituites convolvens Hıs.; Lituites hen. Hıs.; Eceyliom- phalus sp.; Euomphalus obvallatus WW AHLENB. ; en mar- a Zi EN er Kar u nn 2 I 0 ep Au Pa EEE ne Be KETTE EEE ginalis Eıchw.; Crania antiquissima Eıcuw.; Receptaculites sp. n: Hiernach ist doch vor der Hand wenigstens eine vollkom- mene Gleichstellung des fraglichen glaukonitischen Kalksteins R. mit dem von Humlenäs noch nicht indicirt, und hat letzterer jedenfalls ungleich mehr Gemeinschaft, als der erstere, mit dem Glaukonitkalk des märkischen Diluviums. Uebrigens ge- hört ja Smaland durch seine Lage im südöstlichen Theile E Schwedens zu demjenigen skandinavischen Umkreise, auf wel- 2 chen als Heimathsgebiet vieler hiesigen Geschiebe die neueren Re Untersuchungen immer deutlicher hinweisen. In dieser Hinsicht ist noch zu bemerken, dass verschiedene versteinerungsleere Diluvialgerölle der Mark sich mit Sicherheit oder grosser Wahrscheinlichkeit von Smäland herleiten lassen. Zunächst sind zu nennen ein quarzreiches Conglomerat und zwei Sand- steinvarietäten, welche in der pag 495 bereits eitirten Schrift von BERENDT und Daues (pag. 81) angeführt sind und nach Toren, von der Ostküste Smälands am Kalmarsund her- 4 ne a EEE En ae a See 498 stammen. !) Weiterhin hat Herr Torern, als er im August vorigen Jahres einen Theil der Eberswalder Sammlung von Geschieben massiger und krystallinisch-schiefriger Gebirgsarten durchsah, einige sehr typische, gleich wiederzuerkennende Ab- änderungen sofort als Smäländische Vorkommnisse erkannt. Es sind dies folgende: l. Ein granitartiger Gneiss von grobporphyrischer Textur. In einem körnigen bis flaserigen Gemenge von weiss- lichem oder hellgrauem Quarz und schwarzem bis schwarz- braunem Magnesiaglimmer sind mehr als zollgrosse Orthoklase von dunkel fleischrother, beinahe schon ziegelrother Farbe, welche einzelne Quarzkörnchen und Glimmerblättchen ein- schliessen, porphyrartig ausgeschieden. Ausserdem sind helle, durchsichtige Plagioklase in weit geringerer Menge und klei- neren Individuen eingewachsen, ferner Schwefelkies, der z. Th. in deutlichen kleinen Krystallen ausgebildet ist. Das Gestein stammt von Päskallavik an der Ostseite Smälands. ?) 2. Ein grosskörniger Granit mit mässig stark vor- wiegendem Orthoklas von ausgezeichnet krystallinischem Ha- bitus, intensiven Glanz auf den Spaltungsllächen und einer sehr lebhaften, dunkel fleischrothen Farbe, die zwar auch einigermaassen dem Ziegelroth sich nähert, aber doch etwas heller ist als bei dem Kalifeldspath der vorerwähnten Gesteins- art. Plagioklas tritt sehr zurück. Der Quarz ist z. Th. licht- grau, vorzugsweise jedoch als Rauchquarz ausgebildet und stark fettglänzend; zumeist bildet er grössere selbstständige Par- tieen, die hier und da Orthoklas- Individuen umschliessen, er- scheint aber auch in dünneren Streifen oder Nestern inmitten der grossen Orthoklasmassen, deren Dimensionen nicht viel hinter Faustgrösse zurückbleiben. Schwarzer Glimmer zeigt sich stellenweise in kleinen schuppigen Partieen am Quarze, jedoch so spärlich, dass das Gestein füglich als ein Halb- granit bezeichnet werden kann. Diese schöne Felsart findet sich anstehend in der Nähe von Oskarshamn. 3. Hälleflinta von dunkel röthlichbrauner oder schwärz- licher Farbe. In der etwas hornsteinähnlichen felsitischen Masse von splittrigem Bruch liegen noch einzelne kleine Feldspath- ı) Eins dieser Gesteine, ein rother Sandstein mit hell gelblich- grauen Flecken, ist in der weiteren Umgebung Berlin’s und speciell auch bei Eberswalde ziemlich häufig. Indess kommt eine ähnliche Gebirgsart auch in Dalekarlien vor. 2) Anscheinend ist dies die nämliche Gneissabänderung, welche auch Liesisch in seiner Schrift über „die in Form von Diluvialgeschie- ben in Schlesien vorkommenden massigen nordischen Gesteine“, Breslau 1874, pag. 38 unter 12.d anführt. _ einsprenglinge; ausserdem enthält sie hellere, braunrothe Strei- fen von feinkörnig-krystallinischer Beschaffenheit. !) | Sodann rühren die unter den Geschieben der Mark nicht gerade seltenen grob- bis grosskörnigen Oligoklasgranite mit reichlichem blauem Quarz, schwarzem Glimmer und etwas Hornblende nach einer ferneren Angabe des Herrn Toreuı, möglicherweise gleichfalls von Smäland her, obwohl Aehnliches auch in Ostgothland bekannt ist. Was nun das engere geologische Alter der in der Mark Brandenburg angetrofienen Geschiebe von Glaukonitkalk be- trifft, so gehören sie gleich dem analogen Kalk von Humlenäs in die schwedische Zone des unteren grauen Orthoceren- kalks, und entsprechen dabei recht genau dem Vaginaten- kalk Fr. Scampr’s (B. 3 seiner neueren Eintheilung). Einige der pag. 495 genannten Trilobiten, "saphus expansus und rani- ceps, sowie Megaluspis acuticauda, finden sich in Ehstland nach den Beobachtungen dieses Geologen zwar noch nicht im echten Vaginatenkalk , sondern in der unmittelbar darunter liegenden Stufe des Ehstländischen Glaukonitkalks; allein dieser Umstand fällt um so weniger ins Gewicht, als sie in der oberen Partie des letzteren, die sich nicht einmal überall scharf gegen den Vaginatenkalk abgegrenzt, zu Hause sind. Auch von dem glaukonithaltigen Kalkstein bei Humlenäs lässt sich sagen, dass kaum ein anderer in den tieferen schwedischen Silurschichten dem Vaginatenkalke Ehstlands mit gleicher Be- _ stimmtheit äquivalent sei. Ein jüngeres Gestein als dieses ist, beiläufig bemerkt, von Linnarssoxn in der Kalkablagerung von Humlenäs nicht constatirt worden. Herr Jentzsch hat in dieser Zeitschrift, XXXIH. pag. 623, die vom Vortragenden (ib. pag. 441) gelegentlich ausgesprochene Bemerkung angefochten, dass der glaukonitische Orthoceren- kalk, wie er unter den Geschieben der Mark sich findet, in Ostpreussen zu fehlen scheine. Es liegt hier aber lediglich ein Missverständniss vor. Dass der glaukonitführende Geschiebe- kalk, von dem bis jetzt die Rede war, auch unter den ost- preussischen Findlingen vertreten sei, ist dem Redner in der That weder aus Sammlungen, noch in der Literatur bekannt geworden. Die von STEINHARDT und JENTzscH erwähnten Ge- schiebe von Glaukonitkalk , welche an einigen wenigen Orten Ost- und Westpreussens gefunden wurden, sind nach Fr. Scuuipr’s Bestimmung durch Megalaspis planilimbata Anc.?) 1) Nach einer Mittheilung des Herrn Liesisch findet sich ein der- artiges, den Felsitporphyren ohne ausgeschiedenen Quarz nahestehendes Gestein auch im Bereich der Elfdalener Porphyre in Dalekarlien. ?) In SteimnHarpr’s Arbeit „Die bis jetzt in preussischen Geschie- ben gefundenen Trilobiten“, Königsberg 1874, pag. 25, sind die dahin 900 charakterisirt, und somit von dem ähnlich aussehenden Kalk- stein des märkischen Territoriums durchaus verschieden; sie stehen dem Ehstländischen Glaukonitkalk gleich, wie Herr Jexızsca auch richtig bemerkt, und müssen naturgemäss auf diese baltische Ablagerung zurückgeführt werden. Man muss also bei den glaukonitreichen Geschiebekalken Nord- deutschlands einen älteren (Ehstländischen) und einen jüngeren (Smäländischen) unterscheiden, deren Verbreitungsbezirke ebenso wie ihre Ursprungsgebiete den bisherigen Wahrnehmungen zu- folge getrennt sind ; ersterer kann als glaukonitischer Planilimbata-Kalk, letzterer als glaukonitischer Va- ginatenkalk bezeichnet werden. In der Mascke’schen Sammlung sah der Vortragende etliche bei Königsberg i. Pr. gefundene Stücke von dunkel violettrothem bis bräunlichrothem Kalkstein mit derselben Megalaspis planilimbata, der dem früher (pag. 494) angeführten älteren rothen Orthocerenkalk unter den märkischen Geschieben im Aussehen sehr ähnlich ist. Für diese, in Ostpreussen übrigens seltenen Geschiebe (in die von JENTZScH ]. c. gegebene Zusammenstellung sind sie nicht aufgenommen) darf man ebenfalls den Ehstländischen Glint als Heimathstätte ansehen, da nach Fr. Scumpr im. tieferen, durch den genannten Trilobiten ausgezeichneten Theile des dortigen Glaukonitkalks auch rothe Kalkbänke vorkommen. Wir haben also rothen Planilimbata- Kalk nicht nur in der Mark, sondern auch im Osten des norddeutschen Flachlandes — der eine von Schweden stammend, der andere auf Ehstland zurückzuführen. Andererseits ist die Möglichkeit nicht aus- geschlossen, dass auch glaukonitischer Planilimbata-Kalk (mit grauer Grundmasse) in der Mark Brandenburg gefunden werde, weil solcher ja in Schweden, wenn auch untergeordnet, vor- kommt. Mit wenigen Worten mag nun noch des vom ehemaligen Theaterdirector GÖRNER bei Neustrelitz gefundenen Greschiebes gedacht werden, in welchem Bevyrıcn's Harpides hospes, einer der merkwürdigsten Trilobiten und bis heute ein Unicum, liegt. ') Das Gestein, von dem der Redner ein Stückchen in der Bort- schen Sammlung zu Neubrandenburg sah, ist ein hell asch- orauer Kalk mit dunkelgrünen, an der Oberfläche geglätteten Glaukonitkörnern und gelblichgrauen, durchscheinenden Kalk- spathlamellen; obwohl etwas fester und mehr scharfkantig _ brechend, hat es doch mit unserem glaukonitischen Vaginaten- gehörigen Pygidien unter der Bezeichnung „Asaphus (Basilicus) sp. sim. As. tyranno MurcnH.“ namhaft gemacht. ») Ofr. E. Beyrich, Untersuchungen über Trilobiten, 2. Stück, Berlin 1846, pag. 34, t. IV. £. 4. < sehr viel Aehnlichkeit. Dessenungeachtet ist die Zusam- sich sonst keine Versteinerungen, während auch jedes kleinere Stück des letztgenannten Gesteins fäst immer wenistens Frag- mente von Molluskenschalen und Asaphiden enthält. Der _ Vortragende neigte mehr zu der Ansicht hin, dass das Neu- strelictzer Geschiebe aus der Zone des schwedischen Cerato- pygekalks stammt, weil in dieser der nächste Verwandte - von Beyricn’s Art, Harpides rugosus Sars u. Back, gefunden _ wurde und die seltene Gattung Harpides in Schweden nicht die obere Grenze der genannten Zone überschreitet. Die geringe Entwickelung der letzteren könnte z. Th. die ausnehmende Seltenheit des Fossils erklären. Uebrigens kommt u.a. an der Kinnekulle ein harter hellgrauer Kalk mit zahlreichen _schwärzlichgrünen Glaukonitkörnchen im Niveau des Cerato- pygekalks vor. Derselbe Redner sprach endlich unter Vorzeigung von Beleg- 'stücken über die Beziehung der unter dem Namen Grapto- litheng estein zusammengefassten obersilurischen Geschiebe zu anstehenden Schichten des südlichen Schwedens. Die dahin _ gehörigen graptolithenreichen Abänderungen wurden von ihm zurückgeführt auf den von LinnArsson zuerst unterschiedenen Colonus- Schiefer (TurLsere’s Oardiola-Schiefer), welcher das oberste Glied des graptolithenführenden Schichtensystems in ‚Schonen bildet. !) Herr Loczy trug über einige geologische Resultate seiner = Reise nach China vor. Ss Herr Frıeprıch legte einige von den Herren Assessor ' Luck® und Bergbaubeflissenen JABSCHkE gesammelte Tertiär- pflanzen von Kokoschütz bei Pschow (Oberschlesien) vor. Die sicher bestimmbaren Blattreste von Acer trilobatum STEe. Sp. Carpinus grandis Une. Planera Ungeri ET. Platanus aceroides GöPpp. Alnus cf. rostratum Une. Populus sp. und eine Flügelfrucht von Acer trilobatum bestätigen die frü- here, auf petrographische Merkmale gegründete Annahme, dass die schwefelführenden Ablagerungen der Umgegend von Pschow, in denen Versteinerungen bisher nicht nachgewiesen waren, t) Diese Mittheilung wird als besonderer Aufsatz in einem der nächsten Hefte abgedruckt werden. _ Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIL. 3. 33 mengehörigkeit nicht wahrscheinlich. In dem Geschiebe fanden NE miocänen Alters sind. — Ein Fisch, von dem bis äh nur das Schwanzstück gefunden ist, gehört nach der Bestimmung des Herrn Damss zur Gattung Cyelurus, von welcher eine Art in Oeningen, eine andere in Menat und eine dritte in Böhmen vorkommt. - Einige von Herrn Gortsche im Diluvium von Holstein gesammelte Quarzitgeschiebe stimmen petrographisch mit den dem unteren Oligocän angehörenden Knollensteinen der Provinz Sachsen überein. In einem dieser Geschiebe konnten Bruch- stücke der im Tertiär sehr weit verbreiteten Segquoia Couttsiae Heer nachgewiesen werden, welche ebenfalls in den Knollen- steinen der Gegend von Halle a. S. vorkommt. Herr A. HatLrAr machte unter Vorlage wichtiger neuer Petrefacten aus den sogenannten echten Wissenbacher Schie- fern des Osterode-Harzburger Grünsteinzuges eine kurze Mit- theilung über dieselben und ihr Vorkommen. Die indirecte Veranlassung zu ihrem interessanten Funde war ein dem Vor- ‚tragenden zu Theil gewordener Auftrag des Herrn Berkica, die Fundstelle eines Zomalonotus sicher festzustellen, von welchem Redner durch Herrn Sıemens in Clausthal aus der Sammlung seines ‚ältesten Sohnes ein Kopfschild nebst getrennten Rumpfsegmenten gelegentlich zur Bestimmung erhalten hatte, und zwar mit der ausdrücklichen Versicherung, dass diese Stücke aus dem ge- nannten Schiefer stammen. Bei dem immer noch fraglichen Alter dieses Devongliedes erschien die Bestätigung eines solchen Trilobiten - Vorkommens von grosser Wichtigkeit und musste selbstredend zur Erlangung von noch mehr Material zur Klar- lesung seines Alters anspornen. Durch die erfolgte Nachfor- schung wurde nun nicht allein die Angabe des jüngeren Herrn SIEMENS vollkommen bestätigt, sondern wirklich auch durch den Vortragenden ein weiterer, wichtiger, paläontologischer Bei- trag zur richtigen Deutung dieser Schiefer gewonnen. Da jedoch die gefundenen neuen Petrefacten Gegenstand einer besonderen Abhandlung werden sollen, so sei hier nur hinsichtlich ihrer Fundstelle erwähnt, dass dieselbe in der, dem typischen oberharzer Culm zunächst befindlichen nord- westlichsten Zone von eigenthümlichen Thonschiefern liegt, welche in dem obengenannten Grünsteinzuge zwischen ver- schiedenartigen Diabasgesteinen auftreten und von denen diese westlichste wegen des Einschlusses von Bactrites gracilis SANDB. mit den eigentlichen Wissenbacher Schiefern im Nassauischen von A. Re&uer als gleichaltrig identifieirt wurde. In die be- treffende Schieferzone setzt aus dem oberen Theile des Huh- thales ostsüdöstlich von Clausthal in nordnordwestlicher Rich- tung ein tief eingeschnittenes Nebenthälchen hinauf, in dessen reisten Theile sich die Huhthaler Widerwage befindet rer Section Riefensbeck der neuesten Aufnahme des Generalstabs). Unmittelbar östlich von ihrem ummauerten Bassin bietet die mordöstliche Böschung eines von diesem südostwärts am öst- lichen Thälchengehänge sanft ansteigenden, ‚noch nicht lange _ angelegten hohlen Fahrweges den in Rede stehenden Aufschluss _ dar. Von den vielen Versteinerungen, welche derselbe lieferte, sei hier nur hinsichtlich des oben genannten Homalonotus er- wähnt, dass dessen Kopfschild zwar an dasjenige der ameri- kanischen Dipleura Dekuyi GREEN erinnert, dass dasselbe sich jedoch bei näherer Vergleichung wohl mit Formen des rhei- nischen Unterdevon mehr verwandt herausstellen dürfte. Solchen - nähert sich besonders ein vom Vortragenden hier gesammeltes Homalonotus - Schwanzschild. Aus der Zahl der übrigen, von ihm daselbst zusammengebrachten Petrefacten dürfte unter den Cephalopoden jetzt schon ein Orthoceras hervorgehoben werden, welches sich mit Orthoceras triangulare var. Bickense Kays. höchst wahrscheinlich als ident ergeben wird. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. BEYRIcH. WEBSKY. Danmes. 2. Protokoll der August - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 3. August 1881. Vorsitzender: Herr WEBSkYy. Das Protokoll der Juli- Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Stud. Aucust LeppLa in Matzenbach (Rheinpfalz), Herr Stud. JossEpk GöTz in Strassburg i./E., beide vorgeschlagen durch die Herren BEnEckeE, CoHENn und ARZRUNI; Herr Stud. H. Röper in Strassburg i./E., vorgeschlagen durch die Herren BENECKE, Danues und ARZRUNI; Herr RupoLpu Böckine, Hüttenbesitzer in St. Johann- Saarbrücken, vorgeschlagen durch die Herren EıLert, Haucar- CORNE und BEYRICH. 33 + N a Res: Er re RER Er “ BER y u {2 Kar3 ee ee Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Geil 5 schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. = E Herr Wessky berichtete über den für das Mineralogische ei Museum der Universität erfolgten Ankauf der Czerrkırz’schen Sammlung, welche namentlich reiche Suiten der Gangvor- kommnisse der Waldenburger Gegend enthält. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. w. 0. WEBSKY. Ewaun. ARZRUNI. 3. Neunundzwanzigste Versammlung der Deut- schen geologischen Gesellschaft zu Saarbrücken. Protokoll der Sitzung vom 8. August 1881. Herr Eıtert eröffnete als Geschäftsführer mit der Be- grüssung der Versammlung die Sitzung. Darauf wurde Herr vos DEcHEN einstimmig zum Vor- sitzenden gewählt. Zu Schriftführern wurden die Herren GRreEBE und Busse ernannt. ; Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr CArL DUDERSTADT aus Wiesbaden. . vorgeschlagen durch die Herren Koch, Beyrkica und HAUCHECORNE; * Herr Grubendirector ZACHARIAE aus Bleialf bei Prüm, vorgeschlagen durch die Herren GREBE, BEYRICH und HaAUucHECoRNE; Herr WırueLMm NoETZzEL aus Wiesbaden, vorgeschlagen durch die Herren Koch, BEYrIcH und HAUCHECORNE. Herr Beyrıc# übergab hierauf Namens des Schatzmeisters den Rechnungsabschluss für 1880, zu dessen Revisoren die Versammlung die Herren Koch und Duperstapr erwählte. Herr Weiss besprach mit Rücksicht auf die zu unter- nehmenden Excursionen die geologischen Verhältnisse der Um- gegend von Saarbrücken unter Bezugnahme auf = bereits. schienene, von ihm bearbeitete und von der preuss. geolo- gischen Landesanstalt herausgegebene Specialkarte der dortigen Gegend und den zugehörigen Erläuterungen, worin bekanntlich _ folgende Gliederung der Steinkohlenformation gegeben wird: 1. Untere Saarbrücker Schichten oder Schichten des lie- _ genden Flötzzuges. 2. Mittlere Saarbrücker Schichten oder Schichten des mitt- leren Flötzzuges. 3. Obere Saarbrücker Schichten, hangende rothe Schichten, deren Aussehen dem Rothliegenden sich nähert, mit dem Holzer Conglomerat an der Basis. 4. Untere Ottweiler Schichten oder Schichten des hangen- den Flötzzuges, theils mit, theils ohne Leaia. 5. Mittlere. Ottweiler Schichten, mächtige rothe, fast flötz- freie Schichten. 6. Obere Ottweiler Schichten, Schichten des Grenzkohlen- flötzes. | Die darüber folgenden Schichten sind dem Rothliegenden _ zugezählt und in dessen ünterer Abtheilung, den Cuseler - Schichten, tritt als leitend zuerst z. B. die Callypteris confertw auf. Bis vor Kurzem schien für sie auch das Fehlen so mancher Steinkohlenarten und Gattungen charakteristisch, z.B. - von Sphenophyllum. indessen hat der Vortragende von Herrn _ Güuser Exemplare erhalten, die in neuerer Zeit in Cuseler Schichten und zwar bei Blaubach bei Cusel gesammelt sind, wonach das Vorkommen von Sphenophyllum auch noch in - dieser Abtheilung erwiesen ist. 3 Es wurde noch die Entwickelung der Trias der Saargegend besprochen und ist auch hierfür auf das von der preuss. geo- * logischen Landesanstalt publieirte Werk zu verweisen. E Herr Prarz erbat Auskunft, ob zwischen dem Vogesen- Sandstein und Voltzien - Sandstein eine Grenzschicht mit _ Dolomiten vorhanden sei, wie in den Vogesen und dem Schwarzwald. ” Herr Weıss erwiederte, dass dolomitische Schichten in verschiedenen Etagen des Vogesen - Sandsteins vorkommen, eine eigentliche Grenzschicht zwischen Vogesen- und Voltzien- - Sandstein kenne er nicht. 3 Herr GRrEBE constatirte indess das Vorkommen einer solchen an der unteren Saar und Mosel; denn es tritt an der Grenze zwischen Vogesen- und Voltzien-Sandstein daselbst oft eine bläuliche und violette Färbung ein, Dolomitknauern und - viel weisse Kiesel erscheinen, Jaspisvorkommen, wie in den - Vogesen, ist jedoch nicht bekannt. Herr Kuna bemerkte, dass diese Grenzschicht auch in der © Saarbrücker Gegend bekannt sei. RR Herr Beyricn fügte hinzu, dass das Vorkommen von derartigen Gesteinen an der Grenze der Öhirotherienschichten ‚ an verschiedenen Stellen Deutschlands nicht ungewöhnlich sei. Herr Kuıver vertheilte zunächst eine Flötzkarte, betitelt „Horizontalprojection der Steinkohlenflötze im Sn und Nahegebiet“. Es ist ein Hauptrückenzug im Steinkohlengebirge vorhanden, welcher von St. Avold über die Gegend von Saar- brücken, Ousel etc. bis nach Kreuznach sich hinzieht und seine höchste Stellen in der Gegend von Bildstock oder Elversberg hat. Von letzterer Stelle erstreckt sich quer gegen die Längs- richtung des Hauptrückens ein Querrücken, zusammenfallend mit der jetzigen Wasserscheide zwischen Nahe, Prims und Blies und zu beiden Seiten dieses Querrückens, nach dem Rhein hin fallend, die Nahemulde, in entgegengesetzter Richtung nach Lothringen hin fallend, die Primsmulde Neben dem Haupt- rücken befinden sich die zugehörigen Rückenflügel, der Nord- flügel und der Südflügel. Nur der gehobene Nordflügel ist an die Oberfläche der Gegend getreten und besonders in seinem südwestlichen Theile durch Bergbau ausgebeutet worden, wäh- rend der Südflügel durch einen fast 4000 m mächtigen süd- östlich einfallenden Sprung so bedeutend in’s Liegende ver- worfen ist, dass hier und weiter südlich bis zu den Vogesen die das Kohlengebirge bedeckende Triasformation an der Ober- fläche liegt. Sodann zeigt die Uebersichtskarte noch einige in dem Hauptrückenzug befindliche isolirte Kuppen sowohl nach Kreuznach als auch nach Lothringen hin vom höchsten Rücken- punkte bei Bildstock aus gesehen. Die zahlreichen in rothen Strichen angegebenen Sprünge scheinen ihrem Alter nach in die Zeit der Triasperiode oder in eine noch spätere Zeit zu gehören, da dieselben mit den Sprüngen der Triasformation gleiches Streichen haben und den Buntsandstein, soweit der- selbe mit Kohlengebirge zusammenliegt, sowie auch den Mela- phyr verwerfen. Die Ausdehnung des Saarbrücker Bergbaus auf dem obersten Theile des Nordflügels besagten Rückenzuges, sowie die specielle Gliederung der Steinkohlenformation in dem südwestlichen Theile des Nordflügels wurde an einer grösseren colorirten Flötzkarte gezeigt und das Vorhandensein besonderer Leitschichten und Leitfossilien besprochen, auch ein besonders schönes Exemplar einer vollständigen Leaia, sowie ein Stück Artäropleura mit 6 zusammenhängenden Bauchringen vorgezeigt und Sr. Excellenz dem Herrn von DEcHEn für die Sammlung des naturwissenschaftlichen Vereins für Rheinland und Westfalen übergeben. h bean knüpfte sich eine Discussion über die Mächtigkeit _ der Saarbrücker Schichten und die Verwurfshöhen und“ be- merkte zunächst Herr vox Dsc#en, dass die Schichten von Westen nach Osten in ihrer Mächtigkeit abnämen, es müsse daher gesagt werden, zwischen welchen Grenzen die Mächtig- keit variirt. u Herr K:ıver giebt dann an, dass die Mächtigkeit der liegenden (Saarbrücker) Schichten sich ziemlich gleich bleibe 2 und nur die hangenden nähmen von Westen nach Osten ab. Der Bohrkern aus 370 Meter Tiefe im Bohrloche von Stuhl- - satzenhaus beweise die enorme Mächtigkeit der südlichen Ver- ” werfung, da das Gestein aus Ottweiler Schichten stamme. Herr Weıss erinnerte daran, dass dieser Bohrkern ein Gestein geliefert habe, das auch schon in den oberen Saar- brücker Schichten auftritt. (Siehe Erläut. zur geol. Special- Karte von Preussen, Blatt Dudweiler, pag. 7 u. 49.) | Herr HaucHEcorne wirft die Frage auf, weshalb das - Bohrloch bei Stuhlsatzenhaus bei 567 m schon eingestellt sei und gab darauf Herr Hryvexr als Grund an, die Kräfte der - Maschinen haben eine Fortsetzung desselben nicht mehr zu- gelassen. Herr Gart Ocesenivs hielt einen Vortrag über Mutter- laugensalze. Redner führte an, dass er im Verfolge seiner Forschungen über die Bildung der Steinsalzlager dahin gelangt sei, die Mutterlaugensalze bezw. deren Lösungen als sehr wich- - tiges geologisches Ayens oder Element betrachten zu müssen - und erläuterte hierauf die Entstehung von Mutterlaugen kurz durch Aufzählung der Vorgänge, die in einem Meerbusen statt- finden, wenn derselbe durch eine horizontal verlaufende Barre - im nur partieller Verbindung mit der offenen See steht. Er - hob dabei hervor, dass bei Süsswasserzuflüssen, die in einem solchen Busen münden, es nur von der Grösse des offenen - Barrenlängsschnittes abhängt, ob in der Bucht eine Süss- - _ wasser-, brakische oder marine Ablagerung entsteht, dass durch Veränderung dieses Durchschnittes der Barre, sei es vom Ocean her durch Stürme oder vom Lande her durch Ueberfluthungen, sich alle die Wechsellagerungen, wie wir sie | z. B. im Mainzer und Pariser Becken finden, sehr einfach ergäben, und ging dann auf die Niederschläge über, die in einem Busen stattfinden, der ohne Süsswasserzuflüsse nur so viel Seewasser über die Barre erhält, als seine Oberfläche zu verdunsten vermag. Das Product dieser Processe ist dann ein Steinsalzlager, das, wenn keine Störungen der Verhältnisse im rn RN ae Verlauf eintreten, aus SB Steinsalz und Anhydrit, Iren & vorzugsweise als Hangendes, zusammengesetzt ist. Mutter- laugersalze werden dabei nicht in nennenswerther Weise nieder- geschlagen, sie verlassen das Becken über die Barre hinaus und gelangen wieder in den Ocean. Ebenso verlassen die See- thiere mit freier Bewegung den Busen, sobald die Concentration seines Inhaltes ihnen den Aufenthalt unmöglich macht. Die Existenz von Fauna und Flora in und sogar neben Salzwasser- becken mit concentrirtem Inhalte schliessen sich überhaupt gegenseitig aus. Alles dieses hatte der Redner schon 1876 in Jena speciell erläutert und es kurz darauf noch ausführlicher in seiner Arbeit!) darüber behandelt. Das mathematische Ende der geschilderten Processe, d.h. die totale Ausfüllung des salzbildenden Busens mit Gyps, Stein- salz und Anhydrit nebst Salzthon, wird aber überhaupt nur in den seltensten Fällen erreicht worden sein; denn abgesehen von den mannigfaltigsten Combinationen, Unterbrechungen und Variationen, die bei jedem Salzflötz durch Aenderung der Barrenverhältnisse sich geltend gemacht haben werden, spricht die grösste Wahrscheinlichkeit dafür, dass über dem von An- hydrit oder Salzthon stärker oder schwächer bedecktem Stein- salze fast immer Mutterlaugenreste in Vertiefungen sich er- halten haben und diese bildeten den Gegenstand der nach- stehenden kurzen Betrachtungen. Vorerst wurde die Zusammensetzung der Mutterlaugen aus vorwaltenden Magnesiumsalzen, mit vermehrtem Gehalt an Chlorkalium, Lithium, Brom- und Jodverbindungen, sowie mit der Gesammtmenge der Borate berührt und die letztge- nannten Verbindungen, die sich, obschon sonst schwer löslich, doch bis in die Periode der Mutterlaugensalze gelöst erhalten, als charakteristische Reste für die Erkennung von Mutter- laugen, also gleichsam als „Leitmineralien“ für die Bestim- mung solcher bezeichnet, weil sie, einmal niedergeschlagen, nur sehr schwer löslich sind. Auch die Gegenwart von Li- thium wurde als Kennzeichen genannt. Da nun Steinsalzbildungen nur an den Küsten stattfinden und die Vulkangebiete unserer Erde auch nur an den Küsten liegen, so wies Vortragender auf das Berühren, Ineinander- greifen und Sichdecken einzelner Theile dieser beiden Gebiete und stellte die Hebung von Steinsalzflötzen mit den sicher in vielen Fällen darüber stehenden Mutterlaugenansammlungen als eine sehr natürliche Folge davon hin. Auf diese Weise wür- den dann leichte Erklärungen gegeben von Erscheinungen, die 2) Carr ÖOchsenivs, die Bildung der Steinsalzlager und ihrer Mutterlaugensalze. Halle 1877. C.E.M. Prerrer. offenbar durch Meersalzsolutionen bewirkt worden seien, die ‚sich aber mit einer Meeresbedeckung nicht in Einklang bringen liessen und ebensowenig sich auf die Einwirkung von Ocean- wasser mit gewöhnlichem Salzgehalt und “der Existenz von organischen Wesen in demselben zurückführen liessen. Als Beispiel eines solchen Falles hatte sich Vortragender vorerst nur die Erklärung der Bildung des südamerikanischen Natronsalpeters in Tarapaca und Atacama gewählt. Der enorme Salzreichthum der Anden ist bekannt, die mit den Salzflötzen in ihnen gehobenen Mutterlaugen brachen sich später Bahn und gelangten an den Abhängen (über- oder unterirdisch) nach Osten und Westen in tiefere Horizonte bezw. in's Meer. In Tarapaca und Atacama hielt sie aber die aus Glimmerschiefer und Granit bestehende Küstencordillere auf und traten sie und das in ihnen enthaltene Natriumcar- bonat dort in Berührung mit dem von der Küste subaörisch nach dem Innern durch die herrschenden Westwinde transportirten Guano. Die näheren Umstände, die sich aus den dortigen orographischen, klimatischen und übrigen Verhältnissen er- geben, wurden vom Redner eingehender erwähnt und geschil- dert; sie ergeben eine leichte Erklärung der grossen Seehöhe einzelner Salpeterfelder (Maricunga z. B. 3000 m) des gemein- schaftlichen Vorkommens der Borate, des totalen Fehlens von Petrefacten, des Vorwiegens von Phosphaten im Küsten-Guano südlich von Arica gegen das Fehlen der Phosphate im Guano des Innern der Provinzen Tarapaca und Atacama und folge- richtig auch das Fehlen von Phosphorsäure im Natronsalpeter, dessen Salpetersäure vom phosphatfreien Guanostaub (vielleicht ‚unter Mitwirkung atmosphärischen Ammoniaks) geliefert sei; sie ergaben ferner in ungezwungener Weise die verschiedenen Lagerungsverhältnisse, das Vorwiegen von Jodverbindungen, vergleichsweise hohen Lithiumgehalt, das Zurücktreten von Bromüren, den Ausschluss von vegetabilischem Detritus bei der Salpeterbildung. etc. Weiterhin .dehnte nun Vortragender die Einwirkungen von Mutterlaugen auf die Definition verschiedener anderer Erschei- nungen aus und leitete dabei die Abstammung des salinischen Materials der Mineralquellen und Salzseeen von Mutterlaugen ab, wodurch sich eine bestimmte Beziehung zwischen Salz- quellen und Salzflötzen ergab; aber nicht die früher fälschlich angenommene der directen Abstammung solcher Quellen von Salzflötzen, welche schon früher durch v. Decnzn als total unhaltbar bezeichnet worden war, sondern die dahin lautende, dass allerdings beide ihr Material aus Erzeugnissen desselben Processes, nämlich der Bildung von Steinsalzflötzen, bezögen, dass aber namentlich die Kali- und Magnesiasalze der Salz- quellen gewissermaassen als Nebenproducte des erstgenannten Prozesses betrachtet werden müssten und demzufolge je nach der Länge ihres Laufes auch in räumlich grossen Entfernungen von den Salzlagern, mit denen sie gebildet wurden, die Ent- stehung von Salzquellen veranlassen könnten. Spuren von Boraten sind ja sehr häufig bei Salzquellen; Borate finden sich auch in Natronseeen. Die häufig beobachtete Trennung der Chloride und Sul- fate in den concentrirten Salzlösungen gelangte dann zur Sprache (Nordamerikanischer Westen, Südamerika u. s. f.). Hierauf wurde die Verbindung der Mutterlaugensalze mit den Borfumarolen, die Verhältnisse der Borate von Californien, Innerasien etc. angeführt, die der Schlammsprudel angedeutet, die Dolomitbildung auf Mitwirkung von concentrirten Lösungen von Chlormagnesium und Magnesiasulfat bezogen, und ferner wies Redner auf das weite Gebiet hin, das sich aus der Ein- führung der Mutterlaugen als Lösungsmittel metallischer Sub- stanzen (wobei er nicht einmal das Gold ausnahm) ergäbe (Gänge, Metallreichthum gewisser Flötze, Kupferschiefer und dessen Aequivalente in Nord- und Südamerika, Asien, Silber- chlorid auch in Kuropa vorhanden) und somit auch einen wichtigen Factor für die SANDBERGER'sche Ansicht über Gang- bildungen liefere. Er deutete dann weiter an, dass Beziehungen zwischen der Thätigkeit von Mutterlaugen und der Bildung von Schwefel- lagern auf hydrochemischen Wege in vielen Fällen höchst- wahrscheinlich seien, dass das Vorkommen von Petroleum auf ein Gebundensein an Salzgebiete schliessen lasse, und dass wohl Einströmungen von Mutterlaugen die plötzliche Vernich- tung des Lebens von den enormen Massen der Seeorganismen, die das Material für die Bildung von Petroleum lieferten, ver- ursacht haben könnten; ja er ging sogar soweit, die Vermu- thung aufzustellen, dass die Ursache des rapiden Absterbens des Pflanzenmaterials einzelner Steinkohlenflötze vielleicht in einer Ueberschwemmung des Waldbodens durch Mutterlaugen, die alle Vegetation ertödten, gesucht werden dürfe, weil Brom- und nicht an Eisen gebundener Schwefelgehalt mancher Stein- kohlen auf derartige Vorzüge gedeutet werden können bez. werden müssen. Schliesslich wiederholte der Vortragende noch, dass man mit Anwendung von ÖOceanwasser gewöhnlicher Zusammen- setzung, mit der Gegenwart organischer Wesen als durchaus nothwendigem Factor in diesem und mit der normalen Niveau- höhe des Meeres unmöglich ausreichen könne, um die Richtig- keit aller Widersprüche in sich bergender Ansichten über Effecte oceanischen Wirkens zu beweisen. In solchen Fällen a # = _ waren fast immer Mutterlaugen thätig, Wird ‚derartiges Wir- ken als ein von ihnen herrührendes betrachtet, so ist zu be- merken, dass 1. sie nicht an das Niveau des Oceans gebunden sind; 2. das Fehlen von Petrefacten in ihnen, abgesehen von Trümmern zufällig hinzugetretener Organismen, eine Nothwen- digkeit, und dass 3. die Veränderungen, die durch sie hervor- gerufen werden, bei weitem durchgreifender und energischer sind, als die von einfachem Meerwasser, weil sie concentrirter und reicher an nicht zersetzlichen Magnesiasalzen sind. Auf diese Weise heben sich leicht alle Widersprüche, die aus dem Mangel an Uebereinstimmung mit anderen Factis entspringen. Zum Schlusse appellirte der Redner noch an das Wohl- wollen der Mitglieder der Versammlung, indem er die Bitte vortrug, alle Zweifel und Bedenken gegen seine Ausführungen gütigst vorzubringen, weil er im Vertrauen auf die Brauch- barkeit seines „Schlüssels“ (wie er die durch langjährige Beob- achtungen erworbene Ansicht über die Wichtigkeit des Auf- tretens von Mutterlaugen nannte) hoffe, dass jeder begründete Einwurf sich zu einem Argument zu Gunsten der ausgespro- chenen Meinungen, die er in einer demnächst erscheinenden Arbeit mit erforderlicher Ausdehnung des Beweismaterials zu veröffentlichen gedenke, gestalten werde, und dass er daher für jede sachlich gehaltene Opposition im Interesse der Erforschung wissenschaftlicher Wahrheiten in hohem Grade dankbar sein würde, weil das von ihm nur aphoristisch hier bezeichnete neue Gebiet ıhm als ein so vastes erscheine, dass er allein es schwerlich erschöpfend zu bearbeiten im Stande sei. Herr Härche bemerkt dazu, dass in seiner Kupfererz- grube bei Waldböckelheim im dortigen Porphyr auch Chlor- quecksilber vorkomme. In dem Porphyre käme auch viel Salz vor, so dass auch hier ein Zusammenhang zwischen Mutterlauge- und Silber-Vorkommen bestehe. Es träte ferner Asphalt dort vielfach auf. Herr von Decuen trug über das Vorkommen von Bims- stein auf dem Westerwalde vor (cfr. dieses Heft pag. 442). Hierauf wurde die Sitzung geschlossen: va W. ON VON DECHEN. HkısR. GREBE. Busse. Sa.“ . En a = 5 ET ES UTTTTE Re Protokoll der Sitzung vom 9. August 1881. Vorsitzender: Herr von DeEcHeEn. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Geh. Bergrath Printer aus Sulzbach-Altenwald, Herr Bergrath Nasse aus Luisenthal, Herr Bergrath BREUER aus Friedrichsthal, Herr Bergrath TazeLichsseck aus Heinitz, Herr Bergrath Prietze aus Neunkirchen, vorgeschlagen durch die Herren len BEYRıcHh und EiLert; Herr Hauptmann HorFILAnN aus Bonn, vorgeschlagen durch die Herren GREBE, BussE und HAUCHECORNE. Die Herren Kocu und Dupersrtanpr überreichten den Revisionsbericht der Jahresrechnung, und ertheilte auf ihren Antrag die Versammlung dem Schatzmeister Decharge unter Ausdruck ihres Dankes für seine Mühewaltung. Es wurde darauf in die Berathung eingetreten über die Wahl des nächstjährigen Versammlungsortes. Herr BryricH schlug als solchen Eisenach vor und stimmte die Versamm- lung dem zu. Zu Geschäftsführern wurden die Herren BÖRNEMANN sen. und SExrt gewählt. Nach einer längeren Discussion über die Zeit der nächsten _ Versammlung wurde beschlossen, es dem Vorstande der Ge- sellschaft zu überlassen, selbstständig den Zeitpunkt zwischen dem 15. August und 15. September zu bestimmen. Herr van WERWECRkE theilte Folgendes mit über die Trias, deren architektonischen Bau in Lothringen und Luxemburg. Der Aufbau Lothringens und Luxemburgs ist, wie sich bei den neuen Untersuchungen herausgestellt hat, ein complicirterer als man früher annahm. Namentlich die grossen Gebirgsstörungen sind früher fast gänzlich übersehen worden, selbst die neue Karte von Wıes führt davon. nichts auf; so dass eine neue Untersuchung von Luxemburg ein Erforderniss wurde. Zu- nächst wurde aufmerksam gemacht auf die wiederholte sandige Entwickelung nicht nur in der Trias, sondern auch im Lias und daraus der Schluss gezogen, dass nach den Ardennen hin, wo diese sandigen Entwickelungen besonders auftreten ein frü- heres Meeresufer bestanden haben muss. E7 Die erste auffallende sandige Entwickelung ist im unteren Muschelkalk — der Muschelsandstein, dann der Sandstein und Conglomerat im Muschelkalk bei Bettendorf und im Kanton Redingen. — Der Keuper beginnt schon an der Mosel sandiger zu werden; der mittlere Keuper, an der Mosel mit 6 m mäch- tigen sandigen Bänken, ist an den Ardennen zu mächtigen Conglomeraten und Sandsteinen entwickelt. Auffallend san- dige Entwickelung im Lias sind der Luxemburger Sandstein, welcher den Schichten mit Ammonites angulatus entspricht, in der Nähe von Arlon auch in das. Niveau der arieten Ammo- niten hinaufgeht, der Gres de Vieten, welcher dem Lias B und ö ungefähr entspricht, und der Masigno d’Aubange, ident mit den Schichten mit Ammonites costatus. Damit schliesst die Reihe der Sandsteinbildungen. Es kommen in Lothringen und Luxemburg zahlreiche Verwerfungen vor, — „es ist auffallend, dass im Bereiche dieser zahlreichen Verwerfungen der Muschelkalk in hohem Grade krystallinisch ist, während er normal wird, wo die Ver- werfungen spärlich auftreten. Da den krystallinischen Schich- ten auch Fossilien fehlen, so kann man wohl metamorphische Processe annehmen, die auf irgend eine Weise mit den Stö- rungen in Zusammenhang stehen,“ — die Klüfte sind zahlreich am Wasser, so liegen auch viele Orte da, wo dieselben durch- ziehen. Sie haben im Allgemeinen ein Streichen von SW. nach NO., es zweigen sich deren solche ab von S. nach N. streichend. — So sind auch die Grenzen der Trias gegen das alte Gebirge (Devon) von SW. nach NO. vorherrschend, und der Lauf der Flüsse zeigt eine gleiche Richtung wie die Klüfte. Der grosse Busen zwischen Hunsrück und Ardennen ist kein ursprünglicher, sondern in Folge von Verwerfungen ent- standen, welcher bei einer Hebung des Hunsrücks und der Ardennen sich gebildet hat, und ist er als eine Einsenkung der Triasbildungen zu erklären. Die Entstehung fällt jeden- falls in eine Zeit, die jünger sein muss, als die Alagerung des braunen Juras, da die Verwerfungen durch die Trias fortsetzen in den Dogger und zwar in derselben Richtung. Weitere Untersuchungen werden noch Aufklärung geben über diese Annahme. Herr Beyrıcu bemerkte, dass die vom Vortragenden vor- geführten Verwerfungserscheinungen durchaus ungewöhnliche seien und bittet um eine weitere Ausführung über die Natur derselben und den wahrscheinlichen Vorgängen hierbei. Herr VAN WERWECKE weist auf den Harz hin und die Beschreibun- gen Lossexs von dem Vorkommen der metamorphosirten Ge- steine Bk ; 514 Herr GrEBE erwähnte, dass die Veränderung des Muschel- Er kalks in Dolomit ganz allmählich schon in der oberen Saar- gegend eintrete und von ihm hier beobachtet sei. Herr von DecHen legte das Hauptgewicht für die vor-' liegende Frage auf zwei Punkte: 1. die allmähliche Ausbildung der Spalten müsse als erwiesen betrachtet werden, wie dies sich aus den Erzgängen ergäbe, deren Bildung in sehr langen Zeiträumen und mit sehr kleinen Veränderungen der Gesteins- schichten eingetreten sei und alle Zeichen eines ganz allmäh- lichen Werdens an sich trügen. Diese Erzgänge stehen mit den Verwerfungen vielfach in engster Beziehung, ja fielen oft vollständig mit diesen zusammen, wie dieses schon von dem unter dem Namen Gang- Scrpr bekannten Geologen erkannt und gezeigt worden sei. 2) Die vorgetragenen Erscheinungen zeigten, wie ausserordentlich gross die Erosion der Erdober- fläche, welche gleichzeitig hierdurch bewiesen werde, sei. Hervorhebenswerth sei in dieser Beziehung die sehr grosse Verwerfung im Südosten von Saarbrücken, über welche in der vorangegangenen Sitzung vorgetragen worden sei, und welche die Schichten von 2800 bis 5800 Meter senke, aber an der Oberfläche nicht zu bemerken sei. Es müsse also ein grosser Theil des Kohlengebirges fortgeschafft worden sein, um die gegenwärtige Oberfläche zu bilden. Bei solchen Veränderungen bezw. Fortschwemmungen komme es auch darauf an, welches das weniger feste gewesen sei. Letzteres würde den zer- störenden Einflüssen eher unterliegen. Es würde daher immer schwer, wenn nicht unmöglich sein, nach der Gestalt der heu- tigen Oberfläche diejenige der ursprünglichen festzustellen. Der Vorsitzende verlas folgenden Brief des Herrn J. Ca- PELLINI, President des Comite d’orgaisantion du Congres geo- logique international: Bologne, le 12 Aont 18831. Monsieur le President! A l’occasion de la Reunion de la Soeciete geologique Allemande, je prends la liberte de vous adresser un exem- plaire des Comptes rendus des Commissions internationales pour l’unification de la nomenclature et des figures geo- logiques. J’ajoute quelques exemplaires du programme du pro- chain Congres geologique international et je vous prie de vouloir bien le faire connaitre A ceux, parmi nos confreres, auxquels il ne serait pas parvenu directement. Le Comite d’organisation espere que l’Allemagne sera largement representee au Congres de Bologne, puisque plu- ‚sieurs confreres ont deja donne leur adhesion, cependant jose vous prier, Monsieur le President de vouloir profiter de la Re£union des geologues Allemands a Saarbruck pour les engager a prendre par a notre Congres international qui promet de reussir interessant. Je regrette de ne pouvoir pas me rendre en personne a Saarbruck et je vous prie de vouloir bien m’excuser aupres de nos aimables confreres. J’ai l’'honneur d’etre Le President du Comite d’organisation du Congres geologique international J. UAPELLINI. Nachdem das Schreiben dem Vorstande der Gesellschaft zur Beantwortung übergeben worden, theilte Herr HıucHEcornE mit, dass die Einladung bereits auch nach Berlin gerichtet worden sei. Der Gegenstand sei dort für so wichtig erachtet worden, dass dem Herrn Minister dieserhalb bereits Vortrag gehalten worden sei und dass derselbe die Betheiligung der Königl. geologischen Landesanstalt an der Versammlung in Bologna genehmigt habe. Eine Betheiligung der Deutschen geologischen Gesellschaft, die als sehr wünschenswerth be- zeichnet werden müsse, sei somit als gesichert zu betrachten. Es werde sich in Bologna um Besprechung folgender Punkte handeln: 1. Einführung einer gleichmässigen Bezeichnung der ver- schiedenen Formationen und Formationsglieder in den geolo- gischen Arbeiten. 2. Verwendung gleichmässiger Farbenbezeichnungen bei den kartographischen Darstellungen der geognostischen Niveaus. Es seien in dieser Beziehung bereits verschiedene Vorschläge gemacht und sei dabei namentlich Italien mit Rücksicht auf die dort beabsichtigten neuen geologischen Aufnahmen sehr interessirt. Indessen dürften die Schwierigkeiten nicht unbe- achtet bleiben, welche durch Aenderungen auf diesem Gebiet für diejenigen Länder erwachsen würden, welche, wie Deutsch- land, schon so vieles producirt hätten. Namentlich Deutsch- land würde sich kaum zu erheblichen Aenderungen in seinen gegenwärtig gebräuchlichen Farbenbezeichnungen verstehen können. 3. Schaffung einer internationalen geologischen Karte von Europa und einer Mappe-monde, einer geologischen Welt- übersichtskarte. 4. Gleichmässige Benennungen von Mineralien und Ver- steinerungen. Herr HAucHeEcorne hob die Wichtigkeit des dritten Punktes in längerer Rede besonders hervor und beantragte, sofort eine nähere Discussion darüber zu eröffnen, wie bei Anfertigung zunächst einer Karte von Europa .-zu verfahren sein würde Von verschiedenen Seiten sei der Maassstab 1 : 500,000 vor- geschlagen. Von anderen werde derselbe für zu gross gehalten und 1:1000,000 vorgeschlagen. Bei Anwendung des ersteren Maasstabes würde ınan eine Karte erhalten, welche eine Höhe und Breite von 4 and 6 m haben würde. Es sei indessen schon aus dem Grunde nicht rathsam, einen so grossen Maass- stab zu wählen, weil für viele Gegenden Europas hinreichende Aufnahmen noch nicht vorhanden seien. Die v. DecHen’sche Karte von Deutschland habe den Maassstab 1: 1,400,000 und sei bereits recht gross, obwohl sie doch nur einen kleinen Theil Europas enthalte. Für eine Karte von Europa scheine daher eher ein noch kleinerer Maassstab angezeigt, als ein grösserer. Was die Redaction der herzustellenden Karte betreffe, so werde es vielleicht die Verhandlungen darüber erleichtern kön- nen, wenn für die Leitung der Redaction Herr vos DECHEN in \ "orschlag gebracht werden dürfe. Herr von Decnen bittet diejenigen Be rren in der Ver- sammlung, welche durch ihre Erfahrung ‚-und Leistungen auf dem Gebiet des Kartenwesens dazu besonders berufen seien, gleichfalls ihre Ansicht zu äussern. Herr GümseL erklärte sich mit den Ausführungen des Herrn HAucHEcornE überall einverstanden, indem er hervor- hob, dass man bezüglich der Herstellung der geologischen Karten nicht gut von dem bisher Ueblichen werde abgehen können. Hinsichtlich des anzuwendenden Maassstabes für die Karte von Europa müsse man ein solches Verhältniss wählen, dass die Karte eine Uebersichtskarte bliebe. Dies wäre viel- leicht möglich bei 1:1200000. Er bat gleichfalls Herrn von DecHen, den Gegenstand in die Hand zu nehmen und zu ge- nehmigen, dass ein diesbezüglicher Vorschlag auch in Bologna gemacht werde. Herr von Deczen erklärte, dass er mit Rücksicht auf sein Alter sich dieser Aufgabe nicht mehr unterziehen könne; wenn er gegenwärtig auch noch mit einer Neuherstellung seiner Uebersichtskarte von Rheinland-Westfalen beschäftigt sei, so habe ihm doch gerade dies gezeigt, dass seine Augen nicht mehr die nöthige Schärfe besässen. Was den zuletzt ange- gebenen Maassstab betreffe, so halte er dafür, dass derselbe schon die äusserste zulässige Grenze darstelle für eine Ueber- sichtskarte. Eine solche Karte muss einen beschränkten Raum 317 einnehmen, sonst ist es keine Uebersichtskarte mehr. Muss auch die Eintheilung der Formationen so weit als möglich gehen, so dürfte es doch schwer sein, für einen grossen Theil Europas das erforderliche Material zu beschaffen. _ Die Karte von Dumoxt bestehe aus 4 grossen Blättern, darüber dürfe man kaum gehen. 2 ' Herr Beyrıca hielt noch 6 Blätter für allenfalls zulässig. 4 Herr HAvcHEcorNE knüpfte an die Aufnahmen der geo- logischen Landesanstalt an und zog deren Karten in Vergleich. Die Grösse der einzelnen Blätter sei eine geeignete. | Herr Couen schlug vor, gleich zwei Karten anzufertigen, - eine im Maassstab 1: 1000000, die andere kleiner, man würde damit allen Wünschen gerecht werden können. Herr Günmger hielt es für besser, den Gegenstand vor- - läufig noch in der Schwebe zu lassen und näher zu studiren. 3 Herr Horrwmann lenkte die Aufmerksamkeit auf die von den Eisenbahnen herausgegebenen Uebersichtskarten,, deren Grösse zu accer, suen sein dürfte. Dieselben varlirten zwischen 1—2,5 qm. Herr von Dec, x x hob hervor, dass man bei Herstellung E ander sphärischen Drufeition festhalten müsse. Herr von RıckrHoren bemerkte, unter Besprechung der verschiedenen Maassstäbe, dass bei einem Verhältniss von 1 :2000000 für Europa die Karte 6'/, Fuss, bei einem Maass- stab von 1: 1000000 etwa 13 Fuss hoch werden würde. 5 Herr Horrmann hielt an der Grösse der Eisenbahnkarten, - als den zweckmässigsten, fest. An dieselben habe sich das Auge bereits gewöhnt und werde man immer leicht Uebertra- - gungen von einer Karte auf die andere vornehmen können. 2 Herr HaucHEcorne meinte, es würde sich empfehlen, nach Bologna für den dortigen Gebrauch Karten von verschie- denen Maassstäben mitzunehmen und dann an der Hand der- selben in die dortige Besprechung einzutreten. E Herr Prarz war gleichfalls dafür. Es habe das gar keine - Schwierigkeiten, da man jetzt bereits Karten in allen Maass- | stäben, wie sie für Schulen etc. in Gebrauch seien, kaufen könne. Dieselben würden für den vorliegenden Zweck sehr wohl zu benutzen sein. Es sei gar nicht wünschenswerth, dass in diesen Karten sehr viel Detail enthalten sei. Herr STEINMANnN wünschte, dass man als Basis die Her- stellung einer Wandkarte zu Grunde lege und zunächst fest- stelle, bis zu welcher Grösse man eventuell gehen könne. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIL 3. 34 518 Herr BzyrıcH schlug vor, nach Bologna einen Auszug aus dem Sitzungsprotokoll zu senden, um zu zeigen, in welcher Weise der Gegenstand hier besprochen sei. Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung. Herr vow Rar# sprach noch den Wunsch aus, dass bei der Herstellung der Karte von Europa auch die Nordküste von Afrika mit aufgenommen würde. Man trete mit demselben in immer nähere Beziehung, und wäre es daher wünschens- werth, dass es deshalb auch mehr wie bisher berücksichtigt werde. Herr von RıcHrsoren sprach die Hoffnung aus, dass dadurch für die jüngeren Geologen eine Anregung geschaffen werde, dieser Gegend ihre Aufmerksamkeit mehr zuzuwenden. Herr Haucrecorne berichtete schliesslich, dass für Bo- logna eine Copie der v. Decuen schen Karte von Deutschland in den von der preussischen geologischen Landesanstalt ange- nommenen Farbenbezeichnungen der Formationen hergestellt werde. Der Vorsitzende übergab hierauf «@.. versammlung ein für die Bibliothek derselben vom Verfasser geschenktes Buch: JuLius Quacuıo, Die erratischen Blöcke und die Eiszeit nach Professor TorerL’s Theorie dargestellt. Mit einer Karte der nördlichen Eisfluth in Europa und Nordamerika in Farben- druck. Wiesbaden 1881. Herr Beyrıcu machte Mittheilung über ein in neuester Zeit beobachtetes Vorkommen von Homalonotus in den soge- nannten Wissenbacher Schiefern des Harzes. Die Fundstelle wurde zuerst an der sogenannten Wieder- Waage am West- rande des Osteröder Diabaszuges durch Herrn stud. SIEMENS ermittelt und dann durch Herrn HaLrar weiter ausgebeutet. Es lässt sich in Folge dieses neueren Fundes noch bestimmter als bisher aussprechen, dass durch An. Reuer im Harz drei ihrer Lagerung nach sehr verschiedene Schichtensysteme mit dem Namen der Wissenbacher Schiefer belegt wurden, nämlich 1. die Wieder Schiefer mit ihren Kalkeinlagerungen, welche dem älteren hercynischen Unterdevon angehören, 2. die am Westrande des Osteröder Diabaszuges auftretenden Schiefer, in denen jetzt die Homalonoten nachgewiesen sind, und welche allein dem typischen Wissenbacher bei Dillenburg entsprechen dürften und 3. die über den Calceola - Schichten von der Schalke und Festenburg lagernden Schiefer, welche Av. R&mEr veranlassten, die gesammten sogenannten Wissenbacher Schiefer des Harzes für mitteldevonisch zu erklären. 519 Herr C. Kocn bemerkte darauf, dass es ihm immer ein störender Gedanke gewesen sei, wenn Gonialites Jugleri An». —_ Re&mer im Harz aus Flinzschichten, also der Basis des Ober- r devons, angeführt wurde; deshalb freue er sich ganz beson- - ders über die hochinteressante Mittheilung des Herrn Bryrich, wonach echte Homalonotus-Arten in den gleichen Schichten ge- funden seien, also doch wohl sicher angenommen werden darf, dass hier keine Oberdevon- Schichten vorliegen. Goniatites Jugleri A. Remer sei ganz identisch mit Go- niatites emaciatus BARRANDE aus den in Böhmen zum Silur gezogenen Schichten G. In Nassau finde sich derselbe bei Wissenbach und in der Rupbach in den oberen Schichten des echten Orthoceras - Schiefers, ebenso aber auch in den älteren Kalken von Bicken, welche der Vortragende für den gleich- alterigen Repräsentant des Orthoceras-Schiefers hält, wofür er in neuerer Zeit wiederholte Beweise gefunden habe, als er mit einer speciellen Bearbeitung dieses Schichten beschäftigt ge- wesen. Das Vorkommen von Homalonotus mit Goniatites Jugleri zusammen passt genau auf die Verhältnisse in Nassau, wo Homalonotus obtusus SpBG. keine Seltenheit in den gedachten ' Schichten ist. Im Anschlusse hieran besprach der Redner die Vorkom- men des Orthoceras - Schiefers und dessen Repräsentanten im Gebiete von Nassau etwas eingehender und hob besonders nachstehende Punkte neuerer Beobachtungen hervor: Während seither im Wesentlichen nur zwei getrennte Ab- lagerungen von Orthoceras - Schiefer im Nassauischen bekannt waren, ergaben sich bei der geologischen Kartirung des Ge- bietes noch eine Reihe von Fundstellen für diese Schichten, welche ich am Nordabhange des Taunus bis in den Kreis Wetzlar verfolgen konnte. In allen diesen Vorkommen ergiebt sich die Situation des Orthoceras-Schiefers als ein bestimmter Horizont an der oberen Grenze des typischen rheinischen Unterdevons gegen das Mitteldevon, welches nicht an allen Punkten gleichförmig und normal entwickelt ist, weil Diabase und Schalsteine störend und vertretend dazwischen treten. Ein scheinbar vollständiges Profil finden wir in den Wissenbacher Zügen bei Haiger von dem Schliegeberge über den Frauenberg nach der Kupfererzgrube Stangewaag; dort lagern mit Südost- fallen von unten nach oben folgende Schichten: a. Obere Coblenz- Schichten mit Spirifer curvatus, Atrypa, Oyrtina heteroclyta, Leptaena rhomboidea etc.; B b. Orthoceras-Schiefer mit vollständiger Reihe der Wissen- bacher Fauna; ; a ce. Quarzit, mit Schieferbänken wechsellagernd; 34 * 520 .d. Tentaculiten-Schiefer mit Einlagerungen von schwarzem Kieselschiefer, welcher stellenweise ein geschlossenes Lager im Hangenden bildet; e. Diabas-Porphyr in geschlossenem Lager; während die Schichten b, c und d von körnigem Diabas stellenweise durchsetzt sind; f. Schalstein in normaler Gestalt und als grobkörniges Trümmergestein; g. Stringocephalen-Kalk mit verschiedenen Leitpetrefacten, in nordöstlicher Richtung auskeilend und successive ver- schwindend ; | h. Normales Oberdevon mit rothem Cypridinen - Schiefer, an dessen Basis ein kieseliges graues Lager wahrschein- lich Flinz - Schichten repräsentirt. In dem Thale zwischen den Schiefergruben in der Rup- bach und Catzenellenbogen, wo man bisher nur Schiefer und Grauwacken des rheinischen Unterdevons kannte, wurde durch den Neubau der Landstrasse ein muldenförmiger Ausläufer von einem bis dahin unbeachtet gebliebenen Orthoceras - Schiefer blosgelegt; darin. treten neben den typischen Leitpetrefaeten grössere und kleinere Einlagerungen von schwarzem Kalkstein auf, welche sich in südwestlicher Richtung zu einem ansehn- lichen Kalklager zusammenschliessen, welches bei Holzheim durch das Aarthal setzt und dort bisher als mitteldevonisches Kalklager bezeichnet wurde. Dieser Uebergang von Orthoceras- Schiefer in Kalkstein steht nicht vereinzelt da und beweisen diese Vorkommen lithologisch das Zusammengehören gewisser Kalksteinlager mit dem Orthoceras-Schiefer, wie in den mehr- fach besprochenen Kalksteinen von Bicken und Greifenstein palaeontologisc#, dasselbe bewiesen oder wenigstens sehr nahe gelegt war. In den bekannten petrefactenreichen Kalksteinbrüchen von Bicken sind durch Einsenkungen und Verschiebungen mehrere Kailksteinlager von ganz verschiedenem Alter und verschiedener Bedeutung auf einen Punkt zusammengeführt. Der ziemlich gleichartige Habitus der verschiedenen Kalksteine zwischen den nicht besonders deutlich markirten Verschiebungsklüften stört an dieser Stelle den klaren Einblick in die wunderlichen La- ‚gerungsverhältnisse; wenig mehr als ein Kilometer nordöstlich von da liegt seitlich in einem Thälchen der Gemarkung Offen- bach ein Steinbruch, in welchem die im Einfallen verwerfende Kluft schon deutlich aufgeschlossen wurde; dieselbe fällt steil gegen Nordwesten, während die Gebirgsschichten auf beiden Seiten der Kluft gegen Südosten einfallen. Im Liegenden der Kluft steht echter Orthoceras - Schiefer mit schlecht erhaltenen, 521 aber erkennbaren Leitpetrefacten an; in diesem lagern nach beiden Richtungen des Streichens jene Kalksteinschichten, welche die ältere Petrefacten - Fauna von Bicken einschliessen, linsenförmig ein, wie zwischen der Rupbach und Catzenellen- bogen, wovon oben die Rede war. — In den Kalksteinen fanden sich @oniatites Jugleri, Gon. Bohemicus, Orthoceras trian- gulare nebst einer Anzahl von Trilobiten, deren Vorkommen bei Greifenstein und Bicken deshalb von besonderem Interesse war, weil man dieselben bisher nur aus den in Böhmen zum Silur gezogenen Schichten und aus dem Wieder Schiefer des Harzes gekannt hatte. Auf diesem Orthoceras-Schiefer mit Kalkstein-Einlagerun- gen liegen Tentaculiten-Schiefer, zwischen diesen schieben sich schwache Bänke von braungrauer, feldspathführender Grauwacke ‚ein, welche weiter aufwärts mächtiger werden und sich zu einer Sandsteinformation gestalten, welche grosse Aehnlichkeit mit dem carbonischen Hötzleeren Sandstein hat, daher bis dahin auch dafür gehalten wurde, was um so gerechtfertigter schien, als nachweisbar echter flötzleerer Sandstein mit Culmschichten nicht weit davon bekannt ist. | Im Hangenden der verwerfenden Kluft liegen kalkige Flinzschichten mit Cardiola retrostriata, grossen Ostracoden, Goniatites retrorsus, Gon. intumescens und anderen oberdevo- nischen Petrefacten; unter dem Flinz liegt grauer Kalkstein zwischen Schiefer mit Flaserkalken, darunter der zuletzt ge- nannte Sandstein und die Tentaculiten-Schiefer, unter welchem wieder Orthoceras - Schiefer zu vermuthen ist, bis jetzt aber nicht nachgewiesen werden konnte. | Herr von Decurn bemerkte, dass der Zug von Wissen- bacher Schieifern südwestlich bis Nieder - Dressendorf fort- setze, wo dieselben vom Tertiär und Basalt des Westerwaldes bedeckt werden, in nordöstlicher Richtung bis zur Ludwigs- hütte bei Biedenkopf hin. Hier sei das ältere Devon von Culm bedeckt... — Der Zug von der Rupbach hier in einer Mulde in Unter-Devon vorkommend ist weithin gegen NO. ver- folgt worden. In den westlichen Gegenden in der Eifel und in den Ardennen, wo Devon auftrete, sei der Wissenbacher Schiefer nicht bekannt; nur an einer einzigen Stelle am Altf- bach (Olkenbach im Kreise Wittlich) komme er in einem schmalen und nicht weit aushaltenden Zuge mit etwa zehn Formen Wissenbacher Versteinerungen vor. Hier liege er in einer Mulde auf den tieferen Unter - Devonschichten. — Dr- WALQUE und GOSSELET, die die Versteinerungen im belgischen Unter-Devon untersucht, führten, soweit dem Redner bekannt, keine charakteristischen Versteinerungen aus dem Wissenbacher Niveau auf. Ne Pe a en = 3. u ra: pie: Gorze a Amanweiler. "Hierauf wurde die Sitzung ee, v. w. Decaen. GREBE. x 923 Nolace zu den Protokollen der allgemeinen Versammlung zu Saarbrücken. Vortrag des Herrn Bergrath Tisuichsgeor beim Besuch der Grube Heinitz (am 10. August 1881). Meine Herren! Darf ich mir für eine kurze Frist Ihr Gehör erbitten, so drängt es mich vor Allem, Ihnen den herzlichsten Dank aus- zusprechen für die grosse Ehre und Auszeichnung, welche Sie durch Ihren heutigen Besuch der Grube Heinitz erweisen. Noch nie, so lange die Grube besteht, hat ein so grosser und bedeutender Verein wie die Deutsche geologische Gesellschaft dieses Werk besucht, ein Verein, welcher nicht nur die nam- haftesten Berühmtheiten der dem Bergbau am nächsten ste- henden Wissenschaften zu seinen Mitgliedern zählt, sondern auch die Autoritäten des Deutschen Bergmannsstandes, die Zierden und den Stolz unseres Berufs, enthält. Seien Sie versichert, dass wir die uns durch Ihren Besuch zu Theil gewordene Ehre ganz und voll zu würdigen wissen, und dass, wenn das, was wir Ihnen zu bieten vermögen, na- mentlich in dem unterirdischen Theil des Programms, minder farbenprächtig und in die Augen fallend ist, als was Ihnen in dieser Beziehung an anderen früher besuchten Stellen vorgeführt wurde, unsere Freude nicht weniger gross, unser Empfang nicht weniger herzlich ist, als er dort gewesen. Sie wissen, meine Herren, dass die auf Heinitz - Grube gebauten Flötze dem liegenden Flötzzuge der unteren Partie des productiven Kohlengebirges der Saar, den sogen. Saar- brücker Schichten, angehören. Von Dudweiler über Sulzbach und Altenwald kommend, tritt dieser Flötzzug jenseits des mächtigen Cerberus - Sprunges mit einer Streichrichtung von SW.nach NO. und mit einem nach Nordwesten gerichteten Ein- fallen in das Feld der Grube Heinitz, welches er auf eine Länge von 3,5 Kilometern (2100 m in der Abtheilung Heinitz und 1400 m in Dechen) bis an die Grenze der fiscalischen Königs - Grube durchzieht. Eine Ueberdeckung der aufgeschlossenen Flötze durch Jüngere Schichten findet im Felde der Grube Heinitz nirgends statt. Ganz im Liegenden kurz vor der bayerischen Grenze bei Elversberg legt sich der bunte Sandstein auf das Stein- kohlengebirge. Derselbe ist neuerdings dort an zwei Stellen durch Brunnenanlagen in einer Mächtigkeit von 30 m bis auf I a das Steinkohlengebirge durchteuft und in gleichmässiger Ab- lagerung mit diesem getroffen worden. Die Zahl der auf Grube Heinitz vorhandenen Steinkohlen- flötze ist gross. Im Ganzen sind bisher 26 Flötze von einer Mächtigkeit zwischen ungefähr °/;, und 8 m im Laufe der Zeit in Betrieb genommen worden. Augenblicklich stehen auf Heinitz 14, auf der Abtheilung Dechen 17 Flötze im Bau. Diese Verschiedenheit in der Zahl rührt, abgesehen von den zeitwei- ligen Betriebsdispositionen, theils daher, dass auf der einen Abtheilung Flötze auftreten, welche überhaupt auf der anderen nicht vorhanden sind, theils davon, dass ein und dasselbe Flötz an der einen Stelle baulohnend ist, an der anderen wieder nicht. So ist in der mittleren Partie unserer Flötzlagerung das Flötz Nostiz mit einer Kohlenmächtigkeit von 1,25 m auf der Abtheilung Heinitz vorhanden, während es auf Dechen ganz fehlt. Umgekehrt findet sich dort etwas weiter im Han- genden ein Flötz Albrecht von 1,07 m Kohlenmächtigkeit, welches auf Heinitz nicht vertreten ist. Die beiden hangend- sten Flötze Stolberg und Carlowitz von 1,02 und 0,75 m Kohlenmächtigkeit sind auf Dechen durchgängig baulohnend, auf Heinitz nur an vereinzelten Stellen. Die Flötze Adalbert, August und Natzmer von 0,37, resp. 0,71 und 1,29 m Kohlen- mächtigkeit, die liegendsten auf Dechen gebauten, sind in den oberen Niveaus bis zu der halben und ganzen Saar - Sohle dieser Abtheilung baulohnend gewesen, weiter in die Tiefe hinab aber und auf der Abtheilung Heinitz unbauwürdig. Im Allgemeinen haben die Flötze ein flaches Einfallen, welches an keiner Stelle über 45 Grad betragen hat und sich von durchschnittlich 390—35 Grad in der obersten Sohle nach der Tiefe zu verringert. Diese Verflachung ist ganz besonders auf den hangendsten Flötzen der Abtheilung Heinitz vorhanden. In den 4 obersten dort gebauten Flötzen Thiele (1,60 m Kohlenmächtigkeit), Borstel (1,45 m), Waldemar (1,75 m) und Wrangel (1,46 m) geht das Einfallen bis auf 2), Grad herunter. Es tritt dadurch nach der Tiefe zu zwischen den in gleichmässigen Abständen von 55 m saiger angesetzten ein- zelnen Bausohlen eine beträchtliche Vermehrung des Kohlen- reichthums ein. Beispielsweise gewinnt durch dieses flache Fallen das 1,60 m mächtige Thiele-Flötz zwischen der 2. und 3. Tiefbausohle eine Kohlenhöhe bis zu 1100 m, so dass es in diesem Sohlenabstande allein auf der Abtheilung Heinitz einen Kohlenvorrath von 1,850,000 t ‚enthält, welcher gestatten würde, bei dem alleinigen Abbau dieses einzigen Flötzes die ganze jetzige Production der Grubenabtheilung Heinitz von jährlich 600,000 t während dreier Jahre ausschliesslich hieraus zu beschaffen. a en a et ea dan pt aa u as ee Re | R 3 A 929 Der Abstand der Flötze von einander ist im Allgemeinen gering. In den oberen Bauniveaus liegen von den 26 bisher gebauten Flötzen 25 in einer querschlägigen Entfernung von nicht über 600 m auseinander. In den tieferen Sohlen ver- grössert sich mit der flacheren Neigung der Flötze ihr quer- schlägiger Abstand. Auf der 2. Tiefbausohle der Abtheilung Heinitz, wo die beiden hangendsten Flötze Stolberg und Car- lowitz nur an einer Stelle, die drei liegendsten Adalbert, August und Natzmer der Abtheilung Dechen überhaupt nicht aufge- schlossen sind, beträgt die Entfernung zwischen den Flötzen Thiele und Scharnhorst an der Stelle der flachsten Neigung (Querschlag No. II. West) ungefähr 900 m, in der Linie dieses - Querschlags gemessen. Abweichend von den in verhältnissmässiger Nähe zusam- mengedrängten 25 Flötzen liegt das nur an einer Stelle auf Heinitz - Grube im obersten (Heinitz-) Stollnniveau versuchs- weise gebaute Flötz Victor isolirt, nämlich 300 m im Liegen- den des Flötzes Scharnhorst, von demselben durch ein nur wenige Flötzstreifen — die unbauwürdigen Vertreter der Flötze Adalbert, August und Natzmer der Abtheilung Dechen — ent- haltendes Mittel getrennt. Das bis zu 0,86 m starke Flötz Victor gilt als eins der sogen. Rothhöller Flötze, welche auf der benachbarten Bayerischen Grube zu St. Ingbert und auf den Gruben des Sulzbach-Thales eine grössere I3edeutung als auf Heinitz- Grube haben. Als Nebengestein begleiten Sandstein, Conglomerat und Schieferthon die Steinkohlenflötze.e Im Felde der Abtheilung Heinitz überwiegt nach Ausweis der Profile der Sandstein in der hangenden Partie der Flötzablagerung, während der Schiefer- thon der Hauptbestandtheil des Nebengesteins von der unteren Hälfte ausmacht. „, Auf der Abtheilung Dechen ist das umge- kehrte Verhältniss vorhanden. Conglomerat findet sich häu- figer auf Heinitz wie auf Dechen. Ueberhaupt ist auch bei den verschiedenen Nebengesteinen im Grossen dieselbe Un- gleichmässigkeit und Veränderlichkeit der Schichtenfolge zu constatiren, welche hinsichtlich der Kohlenflötze hervorgehoben worden ist. Der Zusammenhang der Flötze und Nebengesteine in strei- chender Richtung ist durch eine Reihe von Sprüngen zerrissen, welchen zumeist von NW. nach SO. verlaufen. Westlich der Markscheide der Abtheilung Heinitz schon im Felde der Nachbar- grube Sulzbach-Altenwald liegt der mächtige Cerberus-Sprung, welcher die Altenwalder Flötzpartie um 315 m im Vergleich zur Heinitzer in die Thiefe verwirft. Sein Einfallen geht nach Südwesten. Auf ihn folgt gegen Osten der etwas mehr von N. nach S. streichende und ebenfalls südwestlich einfallende 526 \ Ceres-Sprung; mit einer je nach den verschiedenen Aufschlüssen 29—70 m betragenden senkrechten Verwurfshöhe. Beim wei- teren Fortstreichen in nördlicher Richtung scheint derselbe mit dem von NW. nach SO. verlaufenden Vampyr-Sprunge, welcher gegen ihn eine nach Südosten divergirende Richtung einnimmt, nach der Teufe zu, in Folge seiner westlichen Wendung, pa- rallel zu ziehen, kann aber vielleicht auch schon zwischen der 2. und 3. Tiefbausohle an demselben keilförmig abstossen und hierdurch, wie auch bei anderen Sprüngen auf oberen Sohlen beobachtet worden ist, verschwinden. Der nach Nordosten einfallende Vampyr-Sprung besitzt eine senkrechte Sprunghöhe von 23—80 m. Weiter nach Osten liegt der mit dem Vampyr- Sprung parallel laufende und, wie jener, nach Nordosten fallende Aeacus-Sprung von 6—50 m Mächtigkeit. Die Grenze gegen das Feld der Abtheilung Dechen bildet der ungefär von Norden nach Süden den Flötzzug durchsetzende und westwärts ein- fallende Minos - Sprung mit einer zwischen 94 und 142 m schwankenden saigeren Verwurfshöhe. An ihn schliesst sich schon im Felde der Abtheilung Dechen eine Folge von ein- zelnen kleineren nach Osten einfallenden Verwürfen, welche namentlich in der liegenden Partie verschiedene erst neuerdings aufgeschlossene bauwürdige Flötztheile zwischen sich enthalten. Mitten durch das Feld von Dechen setzt der von Norden nach Süden streichende und westwärts einfallende Satyr - Sprung, welcher so gut wie keine Niveauveränderung der getrennten Flötzstücke verursacht hat. Am weitesten nach Osten liegt der östlich einfallende Secundus-Sprung, die natürliche Mark- scheide mit der fiscalischen Nachbargrube König, deren Flötze er um 80 m von Dechen aus in die Tiefe verwirft. Die auf Heinitz- Grube vorkommenden Kohlen gehören vorherrschend zu den Backkohlen und nur hus' einzelnen Par- tieen zu den backenden Sinterkohlen. Sie werden ebensowohl zur Gasfabrication wie zur Kokesgewinnung benutzt. Als Gaskohlen sind die Heinitz-Kohlen sehr geschätzt; sie geben auf 50 kg ein Ausbringen von 15 bis. 16 cbm, unter Umstän- den bis zu 18 cbm Leuchtgas. Die Kokesausbeute steigt bei den Proben im Kleinen, namentlich bei Verwendung reiner Kohlen, bis zu einigen 70 pCt. Bei dem Betriebe im Grossen auf den Kokereien, von denen auf der Abtheilung Heinitz die fiscalische und die Mansur’sche Kokesanlage, bei den Dechen- Schächten die von LAamArcHE u. ScHwarz liegen, werden nur etwa 55 pCt. Kokes, welche in Reinheit und Festigkeit den Westfälischen nachstehen, ausgebracht. Die speciellen An- gaben hierüber finden sich in dem Aufsatze des Vorstehers des chemisch-technischen Laboratoriums für das Saar -Revier auf Grube Heinitz, Herrn Dr. ScnonporFFr, über „Kokesaus- 527 beute und Backfähigkeit der Steinkohlen des Saar - Beckens“ im Band XXIII der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preuss. Staat. 1875. B. pag. 135 — 162. !) Merkwürdig ist ein Vorkommen von Cannel-Kohle in dem 1,45 m Kohlen (neben 0,55 m Bergen in drei Bänken) füh- renden Tauenzien - Flötz aus dem 4. und 5. westlichen Quer- schlagsfelde der Abtheilung Heinitz. Die Cannel-Kohle tritt als der zweitunterste, 0,25 m starke Kohlenstreifen auf und sieht vollkommen matt und dicht aus mit glänzendem Strich. Ein interessanter Begleiter der Steinkohlenflötze ist das Vorkommen feuerfesten Materials in dem sogen. Thonstein, welcher meist von hellgrauer bis gelblicher Färbung in vier ver- schiedenen zur Erkennung der geognostischen Niveaus geeig- neten Flötzen auftritt. Zu oberst findet sich derselbe auf beiden Grubenabtheilungen in dem sogen. Thonsteinflötz der mittleren Partie des liegenden Zuges, welches neben mehreren die Ge- winnung erleichternden Kohlenbänken von zusammen etwa 1,25 m Stärke eine 0,25 m mächtige Thonsteinlage enthält. Ein zweites Vorkommen dieser Art ist früher auf der Abtheilung Dechen im Hangenden des Flötzes Natzmer (1,29 m Kohlenmächtigkeit) gebaut worden. Das dritte Vorkommen ist auf Heinitz bei einer Versuchs- arbeit 2330 m im Liegenden des Scharnhorst - Flötzes auf der Saar-Sohle aufgeschlossen worden. Dieses Thonsteinflötz war bei 3 m Mächtigkeit das grösste Vorkommen dieser Art im Felde der Heinitz-Grube. | | Endlich ist das Vorkommen von Thonstein im Hangenden des liegendsten Flötzes Victor bekannt geworden. Der Thonstein enthält viele Pflanzenabdrücke und ist viel- fach mit Schwefelkies verunreinigt, welcher sich nur sehr schwer davon ausscheiden lässt. Auch wo diese Verunreinigung sich nicht findet, sind meist nur einzelne Stellen der ganzen Flötz- masse von feuerbeständiger Beschaffenheit und dadurch zur technischen Verwendung geeignet. Das Thonsteinvorkommen ist auch deshalb für den hie- sigen Bergbaubetrieb von Interesse, weil der Thonstein nicht zu dem Vorbehalt des fiscalischen Bergwerkseigenthums, son- dern als Accessorium fundi dem Eigenthümer des Grund und Bodens, auf Heinitz-Grube dem Forstfiscus, gehört. Nach dem preussischen Berggesetz ist der Bergwerkseigenthümer ver- pflichtet, derartige dem Grundeigenthümer gehörende Minera- ») Die diesem Aufsatz zu Grunde liegenden Kokesproben waren mit den Proben sämmtlicher Flötze und der mit diesen vorkommenden Gesteine, einer Sammlung von Pflanzenabdrücken ete., sowie mit den Zeichnungen, Profilen, Grubenrissen etc. in dem Festlocal ausgestellt. 928 lien dem letzteren auf sein Verlangen gegen Erstattung der Gewinnungs - und Förderkosten herauszugeben. Von diesem Rechte hat der Forstfiscas Gebrauch gemacht, als im Laufe dieses Jahres bei der Anlage einer Wetterstrecke, welche in das besonders feste Thonstein-Flötz gelest wurde, auf der Ab- theilung Heinitz eine Thonsteinförderung in grösserem Umfange stattfand. Es sind auf diese Weise für den Forstfiseus in diesem Jahre 410,05 t = 8201 Ctr. Thonstein von dem Berg- fiscus gefördert und abgesetzt worden, für welche ersterer einen Ueberschuss von 5016 M. 33 Pf. erzielt hat. Was nun den Betrieb der Grube Heinitz betrifft, so ist derselbe am 12. Juli 1847 durch den Anhieb des im Niveau des oberen Theils des sogen. Holzhauer-Thals von beiden Thalseiten aus nach dem Liegenden und Hangenden ange- setzten Heinitz - Stolln eröffnet worden. 20 m unter diesem Niveau wurde später der Flottwell-Stolln aufgefahren, dessen Mundloch sich unterhalb der Dechen-Schächte befindet. Die Abtheilung Dechen wurde 1854 in Angriff genommen. Es folgte 55 m unter der Flottwell-Sohle, also 75 m unter dem Heinitz- Stolln, die sogen. Saar- Sohle. Diese war bestimmt, dem von St. Johann herangetriebenen tiefen Saar-Stolln, wel- cher das ganze Revier bis nach Neunkirchen lösen sollte, als Gegenort zu dienen. Da jedoch bei dem rasch sich ver- grössernden Bergbaubetriebe es zu erwarten war, dass die Kohlen über der Saar-Sohle eher abgebaut sein würden, als der Durchschlag mit dem Saar - Stolln herbeigeführt werden konnte, wurde auf die Fortsetzung des letzteren nach den Gruben des Blies-Reviers verzichtet und der Stolln zwischen Dudweiler und Sulzbach anstehen gelassen. Auf diese Weise wurde die Saar-Sohle für die Heinitz - Grube in Wirklichkeit - die erste Tiefbausohle, von welcher aus die Förderung und Wasserhaltung mittelst Maschinenkräften direct zu Tage erfolgte. In einem Saigerabstande von 55 m unter der Saar-Sohle, also bei 130 m Gesammtteufe, wurde die erste Tiefbausohle und bei 185 m Teufe die zweite auf den Abtheilungen Heinitz und Dechen übereinstimmend durchgelegt. Die erste Tiefbau- sohle wird auf Heinitz in nicht ganz einem Jahre gänzlich ab- gebaut sein, während sie auf Dechen noch den Hauptheil der Förderung liefert. Auf Heinitz ist die Hauptfördersohle die zweite Tiefbausohle, welche bei einem über ihr anstehenden -Kohlenvorrath von 3!/, — 4 Millionen Tonnen (a 20 Ctr.) noch für 6—7 Jahre die jetzige Jahresproduction dieser Abtheilung | von 600,000 t beschaffen lassen wird. Bis zum Ablauf dieses Zeitraums wird die dritte Tiefbausohle (bei 235 m Teufe unter Tage), deren Ausrichtung vor etwas über Jahresfrist begonnen hat, im Stande sein, eine durchschnittliche För- ° BD . derung von Lehen 2500 t in der zehnstündigen Schicht zu geben. Auf der Grubenabtheilung Dechen ist die zweite Tiefbau- sohle eben erst aufgeschlossen und von dieser eine tägliche _ Kohlenförderung von 150—200 t, welche allmählich gesteigert werden wird, im Gange. (Hierauf folgte eine Aufführung der verschiedenen Betriebs- anlagen der Heinitz-Grube an der Hand des zum Aushang ge- brachten grossen Hauptgrundrisses derselben, welcher in der Länge von über 8 m und der Höhe von 3 m für diesen Zweck besonders angefertigt war.) Zum Schluss noch einige Zahlen, welche für die Bedeutung des Werks vielleicht von Interesse sind: Die Heinitz - Grube ist nach Production und Arbeiterzahl die grösste Grube des Saar-Reviers.. Sie hat im Etatsjahre 1880/81 eine Förderung von 935775,250 t (= 18,715,505 Ctr.) und im Kalenderjahre 1580 von 946737 ,75 t (= 18,934,755 Ctr.) gehabt. Die gegenwärtige Arbeiterzahl beträgt über 3700 Mann. Heinitz ist das zweitgrösste Steinkohlenbergwerk in Deutsch- land. Nachdem es die fisealische Königs-Grube in Oberschle- sien hinsichtlich der Production schon vor einigen Jahren über- holt hatte, steht nur die fiscalische Königin-Louisen-Grube in Zabrze (Oberschlesien) mit einer um ca. 100,000 — 150,000 t grösseren Jahresförderung vor der Heinitz-Grube. In dem seit der Anlage des Heinitz - Stolln verflossenen Menschenalter (1848 bis zum 1. April 1881) sind aus der Heinitz - Grube 13 803 881,7 t (=: 276,077,634 Ctr.) gefördert _ worden. In derselben Zeit hat sie 128,476,760 M. 94 Pie. Bruttoeinnahme gegen 82,802,128 M. 19 Pfg. Ausgaben, also 45,674,652 M. 75 Pig. Nettoüberschuss geliefert. Vielleicht trägt eine kleine bildliche Darstellung der über- und unterirdischen Anlagen der Grube Heinitz, welche ich im Auftrage der Königlichen Bergwerksdirection in Saarbrücken an die geehrten Herren Gäste vertheilen lassen werde, dazu bei, die Erinnerung an das, was Sie heute hier gesehen haben, bei Ihnen rege zu erhalten. Jedenfalls habe ich den Wunsch, dass Sie es nicht bereuen mögen, den Haupttheil des heutigen Tages der Grube Heinitz geschenkt zu haben. Am 1. Januar 1881 Cassa-Bestand 2486 M. 10 Pf. Die obige Rechnung revidirt, mit den Belegen verglichen und 2 Saarbrücken, den 9. August 1831. BEN: > .C. Koch. 4 Rechnungsablage EN. Einnahmen. Mk. Pf. 1880. An Cassa: | L. Januar. : 4:Saldo -Vortrag \...... „0.20 Ser rear Wa, C. v. Rappard Ohne Belag. 20 1 — Be, Dr. 0. Lang, Göttingen R.-B. No. 1. 157 50 290, v. d. Borne = we 20| — 31.1235, Prof. Kjerulf, Christiania en A 31:3. Besser’sche Buchhandlung % hr 2191 |14 alır os; dto. “ a 20 45 3 dto. a Be: © AU 12. Februar. | Beiträge der Berliner Mitglieder „, N gTo| — 12: > Dr. Weigand in Strassburg Br sel 92| — 20. März. Prof. Neumayr, Wien n BEN & 20| — 20. =, Kais. russ. Staatsrath Abich = ee 20| — 7. April. Prof. Weigand, Strassburg zu rc. 20 | — 194.75 Hofrath Dr. Senft, Eisenach = Bet); 201 — ES Beiträge der Wiener Mitglieder ,, alt) 180 | — 7. Mai. Me Pherson, Sevilla Ohne Belag. 40| — 14.0, Mr. Lymann, Yedo 5 d | 245 40 7. Juni. Besser’sche Buchhandlung E.-B. No. 11. | 2853| 57 14. Septmbr. | B. S. Lymann, Yedo & le 2,90 17. Novembr.| James Hall, Albany 3 85 — 31. Decembr.| Besser’sche Buchhandlung 2 Ba Fe = | | 12713129 Ro bb) 5 Junt. » . August. . Septbr. . October. . Novembr. _ richtig befunden. Per Cassa: Öastellan Richter Erieh Schiller A. W. Schade E. Ohmann A. Henry Prof. Weiss Post-Amt Dr. H. Dewitz E. (ihmann ©. Laue OÖ. Ebel Giesecke & Devrient Leopold Kraatz O0. Ebel dto. W. Engelmann P. Heptke A. Reimann W. A. Meyn Schneider Prof. Dames O0. Ebel dto. J. F. Starcke dto. Schneider Besser’sche Buchhandlung W. A. Meyn E. A. Funke, Leipzig Julius Moser J. F. Starcke W. Schlachter, Stockholm Römmler & Jonas, Dresden „, L. Fassoli fils, Strassburg E. Ohmann Castellan Richter Giesicke & Devrient O0. Ebel h . Schneider A. W. Schade E. Schiller Porto pro 1880 F. W. Mourgues & Sohn OÖ. Ebel Ferd. Schlotterbeck . D. Vollgold & Sohn Prof. Weiss O0. Ebel ©. Laue J. F. Starcke 4 dto. Saldo-Vortrag auf 1881 . Mk. A.-B. No. 1. 75 5 = 135 „ „8 9 » „4: 75 | „ » DD. 509 2 30 ” eb) T. IRTR De. 40 eo 65 ’ 10: 903 a5 u 63 7 „»12% 162 „ „» 18. 7 N, 7ER ) » „- 15. 6 un 10. 2 2 et 6 ler 4 > ld: 30 „ » 20. 39 AN ei, 43 5 2 45 ee s „ 24. 770 „ HR 641 5 206: 24 097.2. 39 A oh 118 ng 67 ea 19 > „DR 1754 spe "39, 98 „» aa 60 N 72 u ee 75 K at 113 al | we 15 “io 7 le une, en A 22 ur den N gan us As u Ag Lo, „ ol: 894 el i BEN: 2486 12713 Ausgaben. BT RT A & \ Diaick on I F. Starcke an R ; = ;. g Vs N y FR 5 N # ‘ [) % » $, Pen En N er k « \ f 1 4 ö i N 3 & DEUEN r h 1 N n ei y ” u “ { $ 2. ” R hr) h PA NEL Inhalt des Ill. Heftes. A. Aufsätze. Seite. 1. Ueber einige Brachyuren aus dem Senon von Mastricht und dem Tertiär Norddeutschlands. Von Herrn Frırz NorEtLıns in. Königsberg: 1. /Pr. (Hierzu Tafel X)... „ na za 2. Untersuchungen über pyrenaeische Von Herrn Joman- nes Künn in Leipzig . . . . es ee 8. Geologische Reisenotizen aus Sehwoden. “Yan Herrn W. Dames inBerin.. 8. h en 4. Ueber Bimsstein im Westerwalde, Von Ben von DECHEN in | Bonn... 442 5. Die kryatallkulschen Schiefer in Aka Yon Herin M. Ne | in Wien 2..2.07%. . 454 b. Ueber die ee des Geschiebelchas in er Gehe von Detmold und Herford. Von Herrn 0. WEERTH in Detmold . 465 B. Briefliche Mittheilungen - der Herren v. Frrrsch, A. REmeL£ und G. STEINMANN . . . . . 47% C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Sitzung vom'6 Juli 1881... 2 a0 na 2. Protokoll der Sitzung vom 3. August 1881 . . . . 503 3. Neunundzwanzigste Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft zu Saarbrücken 7 4. "2... 7.2027 a Die Auforen sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. II IIrT: Die Autoren erhalten 50 Separatabzüge gratis; eine grössere Zahl nach Wunsch gegen Erstattung der Herstellungskosten. Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge as die Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung der Zeitschrift, Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen” etwaiger Verän- derungen des Wohnortes sind an Prof. Dr. Dames (C. Mineralogisches Museum der Universität) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Besser- sche Buchhandlung (W. Behrenstrasse 17) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht diese Einzahlung nicht auf buchhändlerischem Wege, sondern durch direete Uebersendung an die Bessersehe Buchhandlung zu bewirken. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. XXXIH. Band. 4. Heft. October bis December 1881. A\I (Hierzu Tafel XXI bis XXVI.) Berlin, 1881. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). W. Behrenstrasse 17. Aus dem Nachlasse zweier verstorbener Mitglieder der Ger sellschaft sind. 2 vollständige Exemplare der „Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft“ | Band 1 bis 32 zum Preise von je 300 Mark zum Verkauf angeboten. Nähere Auskunft ertheilt das Bureau der Königl. geologischen Landesanstalt, Berlin N. Invalidenstrasse 44. > ee en ei ee u en a hu a sn En Zn a a en nie a > Si 5 r ho Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 4. Heft (October, November und December 1881). A. Aufsätze. 1. Ueber Hereynit im sächsischen Granulit. Von Herrn Ernst Karkowsky ın Leipzig. In vielen normalen oder glimmerarmen Granuliten des sächsischen Mittelgebirges gewahrt man kleine Partieen von rein schwarzer bis grün-schwarzer Farbe, die bereits bei Be- trachtung mit der Lupe eine körnige Zusammensetzung erken- nen lassen. Unter. dem Mikroskope lösen sich dieselben in ein Aggregat verschiedener Gemenstheile auf, unter denen aber dunkelgrüne Körner als das dunkelfärbende Element besonders hervortreten. Die Farbe dieser Körner ist bisweilen ein un- gemein reines, saftiges Grün, etwas dunkler noch als smaragd- grün; in dickeren Schliffen erweisen sich stärkere Körner als völlig opak. Meist jedoch besitzt das Mineral in dünnen La- mellen eine eigenthümlich tief graulich-grüne Farbe, in viel selteneren Fällen erscheinen licht grau-grün gefärbte Körner. Die grüne Farbe nähert sich bisweilen demjenigen Tone, welchen secundärer Chlorit in krystallinischen Schiefern auf- weist, und da nun das grüne Mineral sehr oft in engster Ver- bindung mit Granat auftritt, so könnte es wohl leicht für Chlorit als Umwandlungsproducet des Granates gehalten wer- den, wie das auch von Seiten aller derjenigen geschehen zu sein scheint, die trotz eingehender Beschäftigung mit dem Granulit die wahre Natur dieses Minerales nicht erkannten. Dünne Schüppchen von Chlorit wirken bisweilen so wenig auf polarisirtes Licht, dass der optische Charakter derselben schwer zu bestimmen ist. Das in Rede stehende Mineral ist nun aber in Wirklichkeit optisch einfach lichtbrechend: die Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIL. A, 35 534 dunkle Farbe erschwert zwar eine Bestimmung, macht se jedoch nicht unmöglich. Wo das dunkelgrüne Mineral im Granat eingelagert erscheint, bleibt zwischen gekreuzten Ni- cols in allen Stellungen alles dunkel; dasselbe ist der Fall, wenn ein Quarzkorn mit eingelagertem grünen Minerale zwi- schen gekreuzten Nicols nach seinen Hauptschwingungsrich- tungen orientirt wird. Auch die Form des grünen Minerales stimmt nicht für Chlorit, es sind im Ganzen genommen doch Körner nicht Blätt- chen; allerdings sind diese Körner nicht selten flach. Eine schärfere Begrenzung durch Krystallflächen konnte in keinem Falle beobachtet werden, nur sehr selten möchte man in den Körnern abgerundete Oktaöder erkennen; sonst sind die Körn- chen so abgerundet, dass es nicht möglich ist, eine bestimmte Krystalliorm als der Gestalt zu Grunde liegend anzugeben. Die Körnchen sind rundlich mit gleichen Dimensionen oder nach einer Richtung in die Länge gezogen oder, wie erwähnt, auch flach; die Oberfläche ist überdies von concaven Stellen oft nicht frei. Die absolute Grösse Aal zwischen 0,005 und 0,1 mm, im Durchschnitt sind die Körnchen 0,05 mm gross; und diese Dimensionen wiederholen sich in allen zur Untersuchung ge- langten Vorkommnissen, unter welchen Umständen auch sonst das Mineral auftreten mag. Die geringe Grösse mag auch die Ursache sein, dass es nicht gelang, irgend welche Spaltbarkeit an den Körnern wahrzunehmen. Das grüne Mineral ist gänzlich frei von ; Binsehlassen. es gewährt den Anblick, als wenn die geringe Grösse mit der Reinheit in Beziehung stünde. Nie sind viele Körnchen dicht neben einander zu einem körnigen Aggregate verbunden, son- dern es liegen zwischen ihnen andere Mineralien, oder sie sind locker verstreut in andere Gemengtheile eingebettet und zwar in Granat, Feldspath, Quarz und Andalusit. Ueber die Ver- gesellschaftung dieses Minerales mit anderen wird weiter unten noch gehandelt werden. Nach den unter dem Mikroskop erkennbaren Eigenschaften liess es sich vermuthen, dass das grün-schwarze Mineral in die Spinellreihe hineingehöre. Die dunkelgrüne Farbe, die Apolarität und die allgemein rundliche Körnerform deuteten darauf hin. Unter der Voraussetzung eines Spinelles musste nun eine Isolirung des Minerales möglich sein und zwar auf verschiedene Weisen, von denen sich allerdings nur eine als zweckentsprechend erwies. Zum Behufe der Isolirung konnte das hohe specifische Gewicht der Spinelle verwendet werden. Mit Hülfe der Kalium- quecksilberjodidlösung kommt man allerdings zu diesen Ziele, ‚allein es fallen in dieser Flüssigkeit zugleich auch alle Gra- naten mit zu Boden, und andererseits werden viele Körnchen durch Verwachsung mit Quarz specifisch leichter, so dass sie überhaupt bei entsprechender Concentration der Lösung nicht sinken. Uebrigens mag gleich erwähnt werden, dass dieser Spinell, Hercynit, wie es sich herausstellte, stets in nur so geringen Mengen im Granulit erscheint, dass zur Isolirung zuerst aus dem gröblich zerkleinerten Gesteine die dunkeln Partieen mühsam, zum Theil unter der Lupe, ausgesucht wer- den mussten — eine zeitraubende Arbeit, durch die man doch immer schliesslich nur eine geringe Ausbeute erzielt. Zu günstigeren Resultaten führte schon die Zersetzung des Quarzes und Feldspathes und eines Theiles der Granatkörner durch kalte Flusssäure; hierbei muss aber auch mit Vorsicht zu - Werke gegangen werden, da mit Fluorwasserstoff- und Schwefel- — säure auch der Hercynit sich zersetzt. Bei dieser Isolirung bleiben aber neben Granat auch alle Rutile übrig. - Deshalb war ein dritter Weg zur Isolirung der vortheil- _hafteste. Spinell löst sich in schmelzendem Kalinatroncarbonat nieht auf, das Gleiche gilt vom Hercynit. Dabei gehen Rutil, -— — @uarz, Feldspäthe nebst Glimmer in Lösung, es bleibt aber der Granat doch auch übrig. Der grösste Theil der Granaten . - lässt sich dann von dem feinen pulverigen Sande des Hercy- — _ nites durch einfaches Herabrollen auf geneigt gehaltenem | Schreibpapier unter Anklopfen entfernen. Von den feineren Granatkörnchen kann durch wiederholtes Ausschmelzen noch etwas entfernt werden, ein fernerer Theil durch Behandlung mit kalter Flusssäure, allein ganz rein habe ich die Hercynit- körnchen nicht erhalten können, so dass das Material zu einer quantitativen Analyse doch nicht geeignet war. Auch von öfter vorhandenem Andalusit lässt sich der Hereynit nicht trennen, da ersterer ebenso widerstandsfähig ist. Zur qualitativen Analyse wurde die erhaltene, nur durch etwas Granat verunreinigte Menge, circa 0,3 gr, mit Borax aufgeschlossen. Die Lösung des Schmelzflusses in Wasser war nahezu farblos, und wirkte kräftig reducirend auf über- mangansaures Kali; durch Kochen mit Salpetersäure wurde sie lebhaft gelb gefärbt. Es wurde dann Thonerde und Eisenoxyd in etwa gleichen Mengen nebst Spuren von Kieselsäure ge- funden und nur sehr geringe Mengen von Kalkerde und Mag- nesia, die sich überhaupt auf Zusatz der Fällungsmittel erst R nach längerem Stehen abschieden. ‘ Die aus einem anderen Ri Gestein isolirte, aber durch Andalusit stark verunreinigte Sub- - stanz wies ebenfalls nur Spuren von Magnesia auf. Da der ir Kalk- und der-Kieselgehalt entschieden auf Rechnung der bei- j" gemischten Granaten zu setzen ist, so besteht das untersuchte e BR BD 536 S Mineral aus Thonerde und Eisen, letzteres wenigstens zum IR grössten Theil als Oxydul, und vielleicht einer geringen Menge Maonesia: hiernach und nach seinen physikalischen Eigen- schaften ist es also Hercynit. Ueber den Hercynit besitzen wir eine neuere. mikrosko- pische Untersuchung von H. Fischer. Trotz der einfachen chemischen Zusammensetzung zeigten Dünnschliffe des Herey- nites von Ronsperg vier verschiedene Mineralien, die dunkel- orüne Spinellsubstanz, Magneteisen, Hämatit und farblose, „z. Th. isotrope, z. Th. feurig in Farben polarisirende Mineral- theilchen .... wovon die letzteren wegen der optischen Merk- male etwa Quarz sein möchten.“ (Fischer, Kritisch mikr.- miner. Studien, Freiburg 1869, pag. 18 und II. Fortsetzung, 1873, pag. 88.) Diese farblosen Mineralpartikelchen gehören nun aber zusammen dem Korund an, der auch in längeren und stärkeren Säulchen eingemengt ist. - Bereits Zıepe, der dem Hercynit den Namen gab, hat die Beimischung gelblich grauer Körner von Korund erwähnt. Ausser diesen Gemeng- theilen finden sich nun aber noch vereinzelt dicke Säulchen von gelbbrauner Farbe mit starkem metallischem Glanz, also Rutil, und ferner dünne Blättehen von Titaneisen, letztere dem grünen Spinellmineral eingelagert. Dieses Gemenge setzt den „Hercynitfels“ zusammen, welcher in dem archäischen . System „anstehend in Schichten zwischen Amphibolit und Amphibolschiefern gefunden wird.“ (HocHsTETTEr, Geognost. Studien aus dem Böhmerwalde, Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1855. pag. 785.) Das Mineral „Herceynit*“ ist nun also ein wohl bestimmtes Mittelglied in der Spineil- reihe, ein in dünnen Lamellen tief grüner, in Körnern schwarzer Spinell, aus Thonerde und Eisenoxydul bestehend, für sich nicht magnetisch. In dem Hercynitfels enthält der Hercynit Flüssigkeits- einschlüsse in Flächen angeordnet; in den Einschlüssen ist bisweilen bei günstiger Lage ein Bläschen deutlich zu erkennen. Dann enthält der Hercynit Oktaöder eines farblosen Minerales, oft scharf begrenzt, von 0,004 bis 0,02 mm Durchmesser. Da das Mineral aber das Licht doppelt bricht, so dürfte es am wahrscheinlichsten sein, dass hier Einschlüsse von Korund- partikeln vorliegen, welche die Formverhältnisse ihres Wirthes haben annehmen müssen. Vier in einem Punkte zusammen- laufende Kanten können bisweilen mit Hülfe der Mikrometer- schraube so deutlich verfolgt werden, dass die ganze Form wohl nicht als Combination R, oR des Korundes gedeutet werden kann. Blättehen von hexagonalem Umriss und grauer Farbe, welche trotz der grünen Farbe des Hercynites erkennbar ist, gehören wohl dem Titaneisen an. Diese Blättchen sind _ Dar stets krystallographisch orientirt den Körnern des Hercynites _ eingelagert und zwar parallel den Oktaöderflächen, parallel der namentlich am Rande der Präparate gut hervortretenden Spaltbarkeit. Die dünnen, stets durchbrochenen und oft aus- gezackten hexagonalen Blättchen sind wohl als Combination OR, &P2 zu deuten, und es sind dann dieselben so gestellt, dass die Combinationskanten der Basis und des Deuteroprismas den Oktaöderkanten parallel liegen. Für die Deutung der grauen Blättchen als Titaneisen spricht, abgesehen von der Form, nur die graue Farbe; das, was Fischer als Hämatit bezeichnet, ist wohl eher ein unbestimmbares Eisenhydroxyd, da sich dasselbe im frischen Fels nur in dünnen Häutchen auf Klüften und zwischen den einzelnen Hercynitkörnern findet. Von hohem Interesse sind bei dem Hercynit im Granulite nun besonders noch die specielleren Verhältnisse des Vorkom- mens. In dem Bruche am Mörtelbach unweit des Vorwerks Massanei bei Waldheim wechsellagern die verschiedensten Granulitarten vom schwarzen Pyroxengranulit bis zum typischen „Weissstein“ mit einander ab; und es zeigt sich nun, dass der Hereynit um so reichlicher auftritt, je reiner weiss das Gestein ist, je freier es ist von Magnesiaglimmer und Pyroxen. Es herrscht ein entschiedener Antagonismus zwischen Hercynit einerseits und Pyroxen und Glimmer andererseits. Dasselbe kann man an zahlreichen Stellen in der Nachbarschaft von Waldheim und sonst wo erkennen. Den Granat flieht der Hereynit nicht nur nicht, sondern er ist sogar, wie schon an- gedeutet, oft auf das Innigste mit ihm verwachsen. Ferner. In den rothen Andalusitgranuliten erscheint der Hercynit ebenfalls, ohne doch besonders an die Nähe der Andalusitprismen gebunden zu sein; bei Markersdorf und bei dem einzelnen Hause „Marienfels“ südlich von Waldheim an der Zschopau steckt der Hercynit in sehr kleinen Körner- gruppen regellos in dem rothen Granulit, dessen Andalusit- gehalt beständig schwankt. Viel inniger gesellen sich Faser- kiesel und Hercynit zusammen; nicht selten sind einzelne Säulchen von Faserkiesel in den Hercynitgruppen enthalten. Oefters bildet ein radialstrahliges Bündel von reinem, feinfase- rigen Faserkiesel einen Kern, der rings umgeben ist von einem Aggregat von Hercynit mit Quarz u. s. w. Höchst auffällig und nach unseren bisherigen Kenntnissen von der Bildungsweise der archäischen Gesteine völlig uner- klärlich ist es nun, dass Hercynit und Disthen nie zusammen vorkommen; ich habe viele Granulite mit Disthengehalt eigens zu diesem Zwecke aufgesucht und nirgends in denselben Her- eynit gefunden. Aber des Wunderbaren nicht genug. In den meisten 998 Präparaten zeigt sich folgendes. Hält, man dieselben gegen einen dunklen Hintergrund, so sieht man die hercynithaltigen Stellen von einem lichteren Hof umgeben, die ganze Partie ist durchscheinender, klarer als die Hauptmasse des Granu- lite. Unter dem Mikroskop zeigen sich drei merkwürdige Verhältnisse: 1. Der den normalen Granuliten eigenthümliche sogen. „faserige“ Orthoklas, ein Kalifeldspath mit eingelagerten schlauchförmigen Körpern, wohl von einem anderen Feldspathe, vermeidet auf's Strengste die Nachbarschaft des Hercynites. 2. Es treten in diesen Höfen stets deutliche, polysyn- thetisch verzwillingte Plagioklase auf, auch wenn dieselben sonst im Gestein nicht entdeckbar sind. 3. Der Quarz enthält wenig und sehr kleine Flüssigkeits- einschlüsse. Dabei ist noch das Gefüge ein so festes, dass die Gren- zen dieser Quarze, Plagioklase und selteneren (nicht faserigen) ÖOrthoklase im zerstreuten Lichte meist gar nicht wahrnehmbar sind. Für das Auftreten der Plagioklase könnte man die Deutung aufstellen, dass der Hercynit noch eine gewisse An- ziehung auf den Kalkgehalt geübt hat; daher die öftere Ver- bindung mit Granat und daher also das Auftreten des Plagio- klases unter Fernhaltung des faserigen Orthoklases. Aber hat nun die Aggregatien der Hercynitkörner oder die Hercynit- substanz die Flüssigkeitseinschlüsse von den Quarzen fern gehalten? Noch ein Punkt in Bezug auf die Art des Auftretens von Hercynit im Granulit verdient Erwähnung. In der Umgebung von Waldheim, sowie überhaupt im ganzen nördlichen Theil des Granulitgebietes erscheinen die Hercynitaggregate als ku- gelige oder ellipsoidische Massen von etwa einem Millimeter Durchmesser; im südwestlichen Theil des Granulitgebietes, namentlich auf der Section Penig, findet sich der Hereynit auch noch in sehr dünnen Flasern von mehreren Millimetern Durchmesser, so namentlich in Nieder- Elsdorf und an der Bahnstrecke halbwegs zwischen Rochsburg und Haltestelle Amerika bei Penig. Diese Gesteine spalten auch sehr gut, namentlich letzteres, welches übrigens auch das an Hercynit reichste ist, welches ich gefunden habe, und aus welchem der Hercynit isolirt wurde. !) Der Hercynit ist so allgemein über das ganze Granulit- gebiet verbreitet, dass er nicht etwa einem bestimmten Ni- !) Die höchst sonderbare Anordnung der Flüssigkeitseinschlüsse in den Quarzen dieses Gesteins soll bei einer anderen Gelegenheit be- sprochen werden. veau angehört. Die Punkte, an welchen ich ihn am schönsten gefunden habe, sind folgende: östlich von der Woliskehle bei Waldheim im Andalusitgranulit, am Mörtelbach beim Vorwerk Massanei, am Fuss des Katzenberges bei Kriebethal, am Butterberg bei Schweikershain, im Andalusitgranulit von Mar- kersdorf, im normalen Granulit daselbst und weiter aufwärts im Chemnitzthale am „Albertfels“ des Königsberges, im grossen Bruche in Nieder-Elsdorf, hinter der Gasanstalt in Penig, auf der Bahnstrecke zwischen Rochsburg und Amerika u. s. w. Wie oben angeführt wurde, kommen in manchen sehr seltenen Granuliten licht grün gefärbte Spinellkörner vor; diese können nicht mehr als Hercynit gedeutet werden, man müsste sie als Pleonast bezeichnen. Dieser Name wurde nicht auch für die dunkelgrünen Spinellkörner gebraucht, weil die Analyse direct den äusserst geringen Gehalt an Magnesia nachwies. Wo aber ein derartiger Nachweis nicht erbracht werden kann, wird man sich mit der allgemeinen Bezeichnung „Pleonast“ begnügen müssen. Vom Hereynit unterscheidet sich der Gahnit in der Farbe gar nicht, nur enthält er andere Interpositionen in reichlicher Menge; ob dieses Kennzeichen constant ist, kann noch nicht angegeben werden. Automolit ist auch mit grüner Farbe durchscheinend, aber viel lichter als Hereynit. Aus archäischen Gesteinen wird als mikroskopischer Ge- mengtheil „Pleonast“ nur einmal erwähnt und dabei noch ganz beiläufig als in auffallend grosser Menge im Gneissbruchstück vorkommend, welches L. van WERvERE im Nephelinit von Oberbergen am Kaiserstuhl fand (N. Jahrbuch f. Min. 1880. II. Bd. pag. 284). In meiner Arbeit über die Gneissformation des Eulengebirges habe ich pag. 41 aus den eklogitartigen "Amphiboliten vom Schindelhengst ein dunkelgrünes Mineral erwähnt, dessen nähere Bestimmung nicht gelang. Trotz der z. Th. langgestreckten Form sind diese Körner nach ihrer tief graulich grünen Farbe und ihrer Apolarität Pleonast (oder vielleicht auch Hercynit). Mit Rücksicht auf die oben geschilderten Aggregations- verhältnisse des Hercynites ist sehr beachtenswerth das Vor- kommen des Pleonasts im Glimmerandesit von der Cascade de Tourci im Cantal. F. Fougus und Miıcaen Levy bilden dieses Gestein ab auf Tafel XL. ihrer Mineralogie microgra- phique, und in der Erläuterung dazu heisst es: „Der Pleonast ' findet sich in diesem Gestein nur in Aggregaten grosser La- bradorkrystalle.e. Es ist möglich, dass diese Aggregate von einem präexistirenden Gesteine herstammen.“ 940 2. Der Bergstarz von Elm. Von Herrn A. RorsrLerz ın Zürıch. Hierzu Tafel XXI. Am Abend des 11. September 1881, kurz nach 5%, Uhr, ereignete sich am Plattenberg bei Elm im Sernfthale (Canton Glarus), nachdem kurz vorher schon zweimal sich bedeuten- dere Massen hauptsächlich von lockeren Felsblöcken und Wald- boden abgelöst hatten und mit verheerender Gewalt den Berg- hang heruntergestürzt waren, ein Felssturz von solcher Stärke, dass schon nach wenigen Sekunden gegen 60 Hektaren frucht- baren Landes, 83 Häuser und 115 Menschen unter einer mächtigen Schuttdecke begraben lagen. Einzelheiten der Schreckenscene sind mündlich und schrift- lich viel besprochen und beschrieben worden; aber eine ein- gehende und gründliche Darstellung des ganzen Ereignisses wurde erst vor Kurzem in einer Broschüre, betitelt „Der Berg- sturz von Elm“ !), von Pfarrer Buss und Prof. HEım gegeben. ‘Jeder der beiden Autoren hat einen Theil verfasst: derjenige von Buss giebt zuerst eine kurze Schilderung von Elm vor dem Bergsturze und dann eine Zusammenstellung von Aus- sagen, welche ihm 18 Augenzeugen des Bergsturzes gemacht haben, und die Buss zu einem anschaulichen Bilde des Ganzen zusammenfasst, dem er noch die Aufzählung der Getödteten, der angerichteten Schäden u. s. w. folgen lässt. Dieser Theil ist rein beschreibender Natur, anders der zweite Theil, welcher über die Ursachen und weiteren Folgen des Sturzes, insbeson- dere aber auch über „die Art der Bewegung der Massen“ handelt und Hrın zum Verfasser hat. | Nur letzterer Gegenstand gehört zum Gebiete der Geo- logie, und er allein kann uns in Folge dessen an dieser Stelle interessiren. Der Grund, warum wir ihn einer nochmaligen Besprechung unterziehen, liest darin, dass wir die Ueberzeu- ») Der Bergsturz von Elm, Denkschrift von E. Buss, Pfarrer in Glarus und Arsert Hem, Professor in Zürich. Verlag von J. WuRSTER in Zürich 1881. Mit Karten, Profilen, Lichtdruckbildern und Photo- graphien sowie einer lithographischen Ansicht. sung gewonnen haben, eine andere Auffassung der Massenbe- wegung lasse sich besser auf die festgestellten Thatsachen gründen und erkläre leichter alle näheren Umstände, während Heım’s Erklärung physikalisch nur schwer deutbar und in einigen wesentlichen Punkten mit den Aussagen der Augen- zeugen nicht in Uebereinstimmung ist. Das Bedürfniss einer scharfen Charakterisirung des Vor- ganges in physikalischer Beziehung braucht wohl nicht erst einer besonderen Rechtfertigung. Die geologischen Vorgänge physikalisch und chemisch zu erklären, ist ja gerade eine unserer hauptsächlichsten Aufgaben. Wir beginnen daher ohne Weiteres mit unserem Thema, welches wir in drei Abschnitten behandeln wollen, wie sich dieselben A aus Vorste- hendem ergeben. I. Hemrs Erklärung der Massenbewegung und deren physikalische Schwierigkeiten. Von den dem Hauptsturze vorausgehenden kleineren Stür- zen wird hier nicht gehandelt. Ihre Erklärung bietet keinerlei Schwierigkeiten, und Meinungsdifferenzen existiren betrefis der- selben nicht. | Seine Auffassung der Massenbewegung während des Haupt- sturzes präcisirt Heım (pag. 147) dahin'): „li. Die abgetrennte Bergrinde bricht dem Abhange pa- rallel über denselben herunter bis zum kleinen Plateau vor dem Plattenberg.“ „2. Von dem letzteren, das wie ein Gesimse wirkt, fliegen oder spritzen die Felsmassen zuerst horizontal frei ‘durch die Luft bis auf den nördlichen Theil des Unterthales.“ „8. Die vorderen Schuttmassen, auf den Boden aufpral- lend und zugleich von den nachfolgenden weggeschnellt, fliegen theils an den Düniberg, theils, von dessen Gehängen abgelenkt, thalauswärts, wo sie in pfeilschnell gleitender Bewegung den ganzen Schuttstrom bilden. Die im Sturze hintersten Fels- trümmer bleiben auf dem Unterthal als grösster Schutthaufen liegen.“ „Vom oberen Abriss bis an das untere Ende des Schutt- stromes haben die dort liegenden Blöcke einen Weg von etwa 2200 bis 2400 Metern zurückgelegt“ in, wie Hrım gleich darauf ausrechnet, „10 bis höchstens 30 Sekunden“, was eine Ge- 1) Wir eitiren diese Sätze ohne weitere orientirende Bemerkungen, in der Meinung, dass eine genaue Betrachtung der auf Tafel XXI. ge- gebenen Skizzen genügenden Aufschluss gewährt. ab schwindigkeit von circa 120 m (80 bis 240 m) per Sekunde erfordert. / MEN . Diese drei Momente des Sturzes werden nun weiter aus- geführt. | (S 142.) „Klüfte, dem Abhang parallel, aber quer die Schieferung und Schichtung durchsetzend, haben ein Rindenstück vom Berge abgetrennt. Durch dessen Ausbruch ist an Stelle des früher etwas ausgebauchten, bewaldeten Gehänges, welches den Plattenbergkopf gebildet hatte, eine kahle Nische ent- standen. Das gestürzte Felsstück glitt nicht Schicht auf Schicht, sondern brach (flog und rollte) in unregelmässiger Bewegung als eine furchtbare Schuttlawine quer zur Schicht- richtung nieder.“ (S. 145.) „Gleich unter der Terrasse des „Plattenberges“ wurde der Schutt, ähnlich wie ein Wasserfall, der auf ein Felsgesimse aufschlägt, horizontal herausgeworfen. Der hintere Theil des einbrechenden Felsens drängte die vorausgegangenen Massen und schleuderte dieselben derart, dass sie sogar aufwärts spritzten. Erst im nördlichen Theile des Unterthales erreichten sie den Boden.“ (S. 142.) „Die niederbrechende Felsmasse — so sollte man meinen — musste auf dem flachen Thalboden des Unter- thales liegen bleiben. Allein hier treffen wir die auffallendste Erscheinung des Elmer Bergsturzes: sie brandete erst gegen den Düniberg hinauf und schoss dann, durch dieses Gehänge um einen Winkel von 25° aus der ursprünglichen SN.- Rich- tung gegen NNW. abgelenkt, noch 1500 Meter pfeilschnell auf dem fast ebenen Thalboden weiter thalauswärts.“ (S. 145.) „Der vordere untere Theil der niedergebrochenen Felsmassen liegt vorwiegend am Düniberg und im unteren Theile des Schuttstromes, beim Müsli, der nachfolgende obere Theil bildet den mächtigen Schutthaufen über dem Unterthal.“ „Die Bewegung der enormen trockenen Felsmassen auf so flachem Untergrund über 1400 Meter Horizontaldistanz erscheint uns Allen gleich unglaublich. Sie war nur dadurch möglich, dass der ausgezeichnete, fruchtbare Acker- und Wiesenboden des ganzen Thalstückes zwischen Unterthal, Müsli und Eschen, der durch anhaltenden Regen vorher gründlich durchweicht worden war, wie eine Schmiere für die Bewegung der Felsmassen wirkte, die, auf diesen schlüpfrigen Grund ge- stürzt, eine ungeheure „lebendige Kraft“ in sich hatten.“ (S. 147.) „Die ungeheure Schuttmasse kann nur plötzlich im Wurf bis an ihre heutige Grenze geglitten und dann plötzlich starr geblieben sein. Langsames Vorrücken, auch nur zwei Meter weit, ist nicht denkbar. Von dem Moment an, da die Staubwolke die Stirn des Schuttstromes sehen liess, und da die Entflohenen auf die Zerstörungsstätte zurückblickten, hat Age X ie ‚ y TEERS MON an a Niemand mehr die geringste Bewegung wahrnehmen können. Nur so lange die Bewegung so ungeheuer schnell war, dass Reibung kaum zur Geltung gelangen konnte, glitt der Schutt- strom über die Unterfläche. Sobald die Bewegung abzunehmen begann, steigerte sich sofort die Reibung enorm und Stillstand trat ein.“ Damit haben wir Hzım’s Auffassung mit seinen eigenen Worten im Auszug wiedergegeben. In Fig. 9 auf Taf. XXI sind ferner die verschiedenen Bewegungsrichtungen eingetragen, wie sie sich nach Heım’s Darstellung uns zu ergeben scheinen, und wir wollen nun an Hand dieser Figur die einzelnen Mo- mente des Sturzes näher beleuchten. Die Linien a b stellen die auf die kartographische Ebene projieirten, parabolischen Fluglinien dar, auf welchen die vom Plattenberg - Gesimse abspritzenden Schuttmassen thalwärts nach Unterthal herunterflogen. Bei b berührten sie den Thal- boden. Von b aus „fliegen die Schuttmassen theils an den Düniberg, theils von dessen Gehängen abgelenkt, thalauswärts.“ Dieses Bewegungsmoment ist durch die Linien be und bde versinnlicht. Durch die Linien FF ist die N. 45° W. ge- richtete Streichungslinie jener Gehänge angegeben. | Hier haben wir zunächst die Art und Weise zu erörtern, mit welcher die Massen den Ort b in der Richtung nach ec verliessen. Hem sagt, „die auf den Boden aufprallenden Massen werden von den nachfolgenden weggeschnellt“ und „fliegen an den Düniberg“, „branden gegen ihn hinauf.“ Dieses Hinaufbranden kann man sich auf zweierlei Weise vor- stellen. Entweder blieben die einmal zu Boden gefallenen Massen auf demselben und wurden nur von den nachfallenden Massen fortgeschoben und so gleichsam den Düniberg herauf- gedrückt in gleitender Bewegung, oder aber die Massen wur- den bei b unter irgend einem spitzen Winkel wieder in die Höhe geschnellt und flogen dann durch die Luft gegen den Düniberg herauf. Die erste Annahme ist jedoch unstatthaft, da sie für den Schuttstrom am Düniberg eine ganz andere Structur zur Voraussetzung haben würde, als diejenige ist, welche thbatsächlich existirt und noch jetzt zu beobachten ist. Im dritten Abschnitte kommen wir noch einmal darauf zu sprechen. Heım selbst scheint der zweiten Annahme zugeneigt, weil er die am Gehänge hinaufbrandenden Massen um einen Winkel von 25° in horizontaler Richtung abgelenkt werden lässt. Ein derartiges Abprallen ist aber nur denkbar, wenn die Massen erst unter einem bestimmten Winkel anprallen. Mithin bleibt also nur die Annahme übrig, dass die Schutt- massen bei b wieder in die Höhe geschnellt wurden, und zwar mit einer nicht unerheblichen Kraft und Geschwindigkeit ne (120 m in der Sekunde?). Eine Erklärung hierfür aber liesse sich höchstens in der Vermuthung finden, dass diese ziemlich unelastischen Schiefer- und Schuttmassen, welche zudem auf einen ebenfalls so gut wie unelastischen Boden auffielen, in Folge der grossen lebendigen Kraft, mit welcher sie aufschlu- gen, sich wie hoch elastische Körper verhalten hätten, — eine Annahme, die jedoch durch nichts begründet erscheint. Heım lässt die Massen am Düniberg um 25° von ihrer nördlichen Bewegungsrichtung abgelenkt werden. Da nun aber die Gehänge N. 45° W. streichen, so müssen offenbar die Massen zunächst um mehr als 45° aus ihrer Richtung gebracht worden sein. Diese Anfangsablenkung haben wir durch die Linien dc angedeutet. Bei c mussten nun die abgelenkten Massen mit anderen von b direct in nördlicher Richtung her- kommenden zusammentreffen und daraus konnten sich dann die Flugrichtungen cf als resultirende ergeben. Anders scheint es uns nicht möglich, eine Ablenkung von nur 25" zu erklären. Die letzten Bewegungsrichtungen wären also cf mit den seitlichen Ausschweifungen gg, auf welchen die Schuttmassen „plötzlich im Wurf bis an ihre heutige Grenze geglitten und dann plötzlich starr geblieben sind.“ Zur Erläuterung dieser auffälligen Annahme fügt Heım hinzu (S. 147): „Nur so lange die Bewegung so ungeheuer schnell war, dass Reibung kaum zur Geltung gelangen konnte, glitt der Schuttstrom über die Unterfläche. Sobald die Bewegung abzunehmen begann, stei- gerte sich sofort die Reibung enorm und Stillstand trat ein.“ Aus diesen zwei Sätzen hören wir drei Fragen heraus, welche beantwortet sein wollen. l. Warum kam die Reibung anfangs kaum zur Geltung? Die einzige genügende Antwort hierauf kann sein, weil ihr Betrag im Verhältnisse zur lebendigen Kraft der be- wegten Massen verschwindend klein war. Diese lebendige PV 28 können wir für v nach Hem’s Berechnung den Werth 120 einsetzen, so dass die lebendige Kraft ungefähr gleich 720 p ist, wo p das Gewicht der bewegten Massen bedeutet. Nun nimmt Heım weiter an, dass erstens die vordersten Massen sich bis zur Stirne des Schuttstromes (bis f) bewegten, während die zuletzt vom Plattenberg herabfallenden bei e und d liegen blieben, und zweitens dass die Bewegungsgeschwindig- keit der Massen zwischen c und f eine wesentliche Verzögerung nicht erfahren habe. Hieraus nun ergiebt sich unmittelbar, dass, wenn wir den Reibungswiderstand = yp setzen, y jeden- falls kleiner als '/, sein muss, da sonst die vordersten Massen bei f nicht annähernd mit der Anfangsgeschwindigkeit von Kraft ist uns annähernd bekannt, denn in ihre Formel 120 Metern, sondern höchstens von 60 Metern angekommen sein würden. 2. Aus welchen Ursachen begann die Bewegung erst nahe den Punkten fabzunehmen. Reibungs- und Luftwiderstand können augenscheinlich nicht in Betracht kom- men, da sie ja nicht erst dann, sondern auch schon zu Be- ginn der Bewegung vorhanden waren. Somit bleibt als einzige Ursache das Aufhören weiteren Nachschubes von c aus übrig. Danach müsste man also annehmen, dass erst als vom Platten- berg keine Schuttmassen mehr herabflogen, die Schnelligkeit sieh verminderte, mit welcher der Schuttstrom über den Thal- boden hinglitt. 3. Warum steigerte sich in diesem Momente sofort die Reibung so enorm, dass Stillstand ein- trat? Dass überhaupt der Reibungswiderstand sich ver- grösserte, soll nach Hrım daher kommen, dass die Reibung mit der Geschwindigkeit der Bewegung abnimmt. Hiergegen kann nun zunächst geltend gemacht werden, dass dieses Ver- hältniss von Reibung und Geschwindigkeit keineswegs feststeht, von vielen Physikern sogar geradezu nicht anerkannt ist. Aber | selbst wenn man dasselbe zugiebt, so muss doch die Steige- rung des Reibungswiderstandes bei langsamer Bewegung in _ gewissen Grenzen beschränkt bleiben. Die experimentellen Nachforschungen haben bisher bei langsamer Bewegung in der Regel einen Reibungswiderstand ergeben, der bedeutend kleiner als Ip ist. Wollte man auch für unseren Fall einen excep- tionellen Widerstand annehmen, so würde es doch gänzlich unbegründet sein, an eine solche Grösse zu denken, die „plötzlich“ eine lebendige Kraft von einigen Hundert p aus- zugleichen im Stande gewesen wäre. Mithin ist nicht einzu- sehen, warum „die Reibung sofort enorm stieg und Stillstand eintrat.“ Unsere Aufgabe, zu zeigen, dass Hrım’s Auffassung phy- - sikalisch nur schwer deutbar ist, glauben wir durch das Bis- herige genügend gelöst zu haben. Wir beschränkten uns dabei jedoch nur auf das Hauptsächlichste. Für alle weiteren Einzelheiten verweisen wir noch besonders auf den dritten Abschnitt, und wenden uns jetzt direct dem Nachweise zu, dass Heım’s Erklärung keineswegs mit den Berichten der Augenzeugen in Uebereinstimmung steht. II. Widerspruch zwischen Heıw's Erklärung und den Berichten der Augenzeugen. Zunächst wollen wir die Augenzeugen selbst reden lassen, und zwar werden wir sie alle, soweit sich dieselben über den Be Hauptsturz geäussert haben, anhören. Wir rufen sie jedoch. in einer bestimmten Reihenfolge auf, da es bei der Wahrneh- mung dieses Ereignisses, welches nur so kurz gedauert und doch eine so grosse Ausdehnung angenommen hat, sehr we- sentlich auf den Standpunkt ankommen musste, den die Beob- achter einnahmen. Wir unterscheiden zwischen Beobachtern, welche den Bergsturz von vorn resp. Norden, solchen, die ihn ganz von der Seite resp. Osten oder Westen sahen und solchen, die, eine Zwischenstellung einnehmend, von der unteren Hälite des westlichen Randes des Schuttstromes aus beobachteten. l. Beobachtungen von der Seite. Stellung zwischen Elm und Obmoos, also im Westen des Sturzes. (12)') „Ich sah die Bergmasse sich ablösen und die Felsen mit unbegreiflicher Schnelligkeit, von der man sich kaum eine Vorstellung machen kann, durch die Lüfte in’s Unterthal hinüberfliegen und zwar so, dass der untere Rand der Masse mir höher zu liegen schien als die Dächer des Dörflein. Ich sah die Felsen über des Sigristen Haus her- fahren und erkannte, unter der Wolke durch, die grünen Wiesen des Unterthales, so weit die Häuser des Dorfes Elm den Durch- blick gestatteten. Die Unterthalhäuser wurden zersplittert durch die Lüfte getragen.“ Das untere Ende des Sturzes nach Müsli hin war dem Beobachter verdeckt. (15) Standpunkt ebenfalls seitlich, aber im Osten, ', Stunde entfernt, auf der Alp Falzüber: Sah, wie „unter dumpfem Tosen und Krachen eine wüste, undurchdringliche Wolke, wie vom Winde gejagt, vom Berge hinausfuhr über das Thal. Er sah die Wohnungen im Unterthal Haus um Haus erst auseinander fahren, umstürzen, fortgleiten, wie ge- blasen und nachher die Wolke sich pfeilschnell darüber aus- SEE ‘3 N. =: = breiten, soweit der Thalgrund reichte. Alles weitere verhüllte - sich ihm.“ 2. Beobachtungen von vorn. Standpunkt: Geissthalalp, °/, Stunden vom Sturz ent- fernt. (14) „Es währte einige Minuten (nach dem zweiten kleineren Sturze), so sahen wir Alles das herabfahren, was zwischen der Gabel hängen geblieben war (nämlich den ganzen Plattenbergkopf). Mir schien es, die Masse habe sich in der Luft überworfen. Soiort bildete sich eine ungeheure, russ- 1)-Diese Zahlen in Klammern beziehen sich auf die Nummern, mit welchen Buss die Zeugenaussagen bezeichnet hat. schwarze Wolke. Im gleichen Augenblick rief mir STAUFFACHER, der etwas weiter unten und aussen stand, zu, „„Jetzt hat es schon die Häuser im Müsli genommen““. „Ein -dumpfes Getöse begleitete die ganze Erscheinung, und die rasch thalabwärts dringende Wolke zog sich bis gegen Matt hinaus.“ (6) Standpunkt ganz am unteren Rand der Sturzmasse auf der Müsliweid: „Bei den ersten 'Stürzen kam die Masse gerade ins Thal herabgeschossen, beim dritten dagegen hat es sie „überworfen“ und gegen das Thal herausgesprengt. Ich sah, wie beim Hauptsturz vom Unterthal her voran die Dächer und hinter ihnen her die Häuser durch die Luft geflogen ka- men gegen das Alpegli zu, gerade wie wenn der Sturm im Herbst zuerst das dürre Laub von den Bäumen wegfest und alsdann die Bäume selber. Auch die nachstürzende Bergmasse kam durch die Luft und wurde am Alpegli abgeschnellt. Ich sah unter der Wolke durch, wie Heinrich Erner eine Kuh am Stricke führte und mit ihr gegen Landrath Zextner’s Stall rannte, um sie in Sicherheit zu bringen. Ich sah alsdann die Eschenleute in der Wolke verschwinden und im gleichen Augenblick auch die Häuser im Müsli wie Spielzeug zusammen- brechen. Die Masse kam heran als eine gewaltige, rollende Wolke ohne allzu fürchterliches Getöse, und dass der Wind- zug die Richtung thalabwärts nahm, erkannte ich an den niederfallenden Bäumen am Ufer der Sernf.“ (18) Zeuge befand sich anfangs in Unterthal, floh, als der zweite Sturz niederging, über Alpegli und gelangte soeben an die Felspartieen, welche mit bedeutendem Steilabsturz den „Knollen“ westwärts begrenzen. Er flüchtete auf einen schma- len, terrassenförmigen Vorsprung des Felsens, so dass dessen rückwärts vorspringende Kante ihn gegen die vom Platten- berekopf herkommende Sturzmasse schützte. Er sagt: „Es krachte schon vom Berge her, rasch sprang ich links um die Kante des Steines. Diese ragte gegen links (d.h. südwestlich) auswärts. Jetzt kam die Masse. Die Felskante gab ihr die Richtung etwas nach links. Die Scheune (welche um weniges davon südlich stand) wurde emporgehoben und über den Felsen hinübergeworfen, obschon dieser höher war als die Scheune. Trümmer derselben hingen über uns herab und wir erstickten schier vom Staub, waren aber durch den überhängenden Theil des Felsens und die vorspringende Kante geschützt. Hinter dem Felsen stand die Schuttmasse still. Das war unsere Rettung; denn wenn sie noch weiter gekommen wäre, so wären wir lebendig begraben worden.“ (8) Zeuge floh nach dem zweiten Sturze von Unterthal direct auf den Düniberg hinauf und erreichte noch gerade eine Sa Höhe, bis zu welcher die Schuttmassen des Hauptsturzes a ' nicht heraufkamen. Er berichtet: „Jetzt wurde auch ich selbst vom Staube erreicht, derselbe „kam mir vor den Athem*. Ich vermochte mich nicht mehr weiter zu schleppen, sank zu- sammen, legte mich auf den Bauch zur Erde nieder mit dem Gedanken: jetzt kann ich nicht mehr, ich will gewärtigen, was kommt. Zurückblickend, sah ich über der Wolke noch Steine fliegen. Nach einigen Augenblicken, wie ich glaubte, es sei Alles vorbei, stand ich wieder auf und ging einige Schritte aufwärts zu einem Bächlein oder Brunnen am Düniberg, um den Staub „auszuspülen; denn Mund und Nase waren davon angefüllt, und ich fühlte einen beständigen Hustenreiz. Rings umher war Alles dunkel und in Staub gehüllt.“ 3 Beobachtungen von der unteren Hälfte des westlichen Randes. Man muss bei den Angaben, welche diese Beobachter machen, wohl berücksichtigen, dass, um die ganze Erscheinung zu übersehen, für diese eine Drehung der Augen um nahe 160° nothwendig war. Bei der grossen Kürze des Ereignisses war es daher für den Einzelnen ganz unmöglich, alles zugleich zu beobachten. Dahingegen war die nahe und tiefe Lage der Observationspunkte für Detailbeobachtungen sehr günstig. Zuerst lassen wir die Zeugen sprechen, welche der Front des Sturzes genähert standen, nachdem wir erst jedoch eine Frau angehört haben, welche in gleicher Höhe mit dem „Plattenberg“ von „Wald“ aus den Sturz sich ansah: (15) „Oben im Tschingelwald hat alles sich bewegt wie ein Aehrenfeld, über welches der Sturmwind zieht. Dann stürzte der Wald. in die Tiefe und gleichzeitig der ganze mächtige Felskopf über dem Schieferbergwerk. Wie eine un- geheure schwarze Lawine flog der in Staub aufgelöste Berg mit rasender Schnelligkeit durch die Luft, unter der Lawine verhüllte sich Alles. Sie habe nichts mehr gesehen als Rauch und, wie dieser sich allmählich gelichtet, die regungslose Masse des Trümmerhaufens.“ Nun folgt Zeugin (4) im Müsli, welche sich zu Beginn des Hauptsturzes in ihrem Hause hart neben dem Rande der jetzigen Schuttmasse befand: „Gleich nach dem zweiten Sturze kam Alles mit einem Mal herunter, ohne dass ich indessen etwas Näheres unter- scheiden konnte. Wie ich die Wolke sich gegen mich heran- wälzen sah, riss ich mein Kind aus der Wiege und sprang zum Hause hinaus in den Stall. Da (ich stand in der Stall- thüre) kam Alles gegen unser Haus zu, die Masse schien mir 949 über den Boden- hinzurutschen. Ich sah das Haus unseres Nachbarn, Alt-Rathsherr Niklaus Eımer, und den nahe dabei befindlichen Stall über den Boden herfahren bis an das Mäuer- Jein unter unserem Haus und hier zerschellen. Mit dem Stall sah ich zugleich zwei Frauen gegen unser Haus fahren. Der Wind warf sie um, aber sie konnten sich doch retten. Ich spürte weder Wind noch Bewegung, und der Rauch drang nicht bis zu uns.“ (5) Zeuge in Müsli, im einem jetzt verschütteten Hause befindlich, floh nach Westen: „Da brauste die Steinwolke unter ungeheurem Krachen und Tosen gegen uns heran. Ich wurde vom Windzug zwei-, dreimal purzelbaumartig über- worfen und rasch und leicht den Abhang hinaufgeschoben. Meiner Frau ging es ähnlich. Dicht hinter ihr schoss die Masse vorbei.“ Der bekannte Gemsjäger und Bergführer ELmer (2), in seinem Hause nahe am Schuttrande in Unterdorf befindlich, erzählt: „Als gleich darauf der dritte Sturz erfolgte, sah ich in der Höhe des Tschingels die ganze Wand in Bewegung und Alles durcheinander spielen. Und wie ich thalabwärts blickte, sah ich die Häuser von der Landstrasse gegen Müsli zu sich bewegen, wanken, auffahren, bevor die Masse da war, wie _ wenn eine Kegelkugel unter die Kegel fährt oder wie wenn Jemand sie in die Luft schüttelte.. Ich sah, wie die eiserne Brücke über den Sernf sich aufstellte und nach dem rechten Ufer überlestee Im Nu war auch die Wolke da. Sie kam rollend heran wie der Rauch einer abgeschossenen Kanone, aber schwarz, kaum zwei Häuser hoch. Unter ihr sah ich nichts; einmal aber, gleich am Anfang, war’s mir, wie wenn ein Wetterleuchten darin aufblitzte.e Sie hinterliess keinen besonderen Geruch. Ich verspürte auch keinen starken Luft- druck, und mein Haus hat nicht gezittert.“ Lehrer Wyss, unweit davon von seinem Hause aus beob- achtend, berichtet (1): „Ich sah die Masse von oben erst vertical stürzen .und dann von der Sohle des Plattenberges an horizontal hervorquellen, indem der untere und weiter vor- stehende Theil des Berges durch den Druck des darauf herab- fallenden oberen Theiles herausgedrückt und in die Luft hinausgesprengt wurde. Die Schuttmassen schossen mit un- glaublicher Schnelligkeit quer über das Unterthal hin. Sie fuhren z. B. über das Erlenwäldchen am Unterthalbach hinweg, so dass ich unter ihnen deutlich die Erlen sehen konnte. Plötzlich war’s wieder ruhig geworden, der Schuttkegel lag da, ausgebreitet über das ganze Unterthal, das Unterdorf und Müsli bis nahe an mein Haus und blieb, wie er war; nichts Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIL. 4. 36 990 bewegte sich mehr. Von besonderem u oder Luftdruck iR verspürte ich nichts.“ Ebenfalls im Unterdorf, aber etwas weiter heran nach der Kirche zu befand sich der Rathsherr Hauser (3), welcher folgendermaassen berichtet: „Der Hauptsturz warf sich senk- recht direct auf den Plattenberg; darunter schoss die Gebirgs- masse wie ein Pfeil hervor und gegen den Knollen hinüber und flog unter gewaltigem, aber doch nicht zu lautem Tosen, einem mächtigen Rauche gleich, fast horizontal über das Thal. Ich verspürte den Luftdruck nicht stärker als einen gewöhn- lichen Unterwind.“ Im eigentlichen Dorfe Elm befand sich als Beobachter Pfarrer Mour (9), welcher aussagt: „Ich sah eine dunkle, am Rand hellere Wolke thalwärts fahren mit der Schnelligkeit eines Lawinensturzes, noch besser eines Wasserfalles. - Die Felsmasse selbst war verhüll. Die unheilschwangere Wolke fuhr noch weiter durch die Saaten. Ich hatte gehofft, nur die Wolke, nicht das Gestein, sei so weit gegangen. Ich er- bleichte, als der Nebel sich verzog und ich die dunkle Masse gelagert sah bis ins Müsli hinunter.“ | Endlich giebt Pfarrer Buss noch eine Zusammenstellung einzelner einschlagender Aussagen, von denen auf den Haupt- sturz folgende Bezug haben (S.53): „Beim Abbruch zu oberst im Tschingel habe der Wald sich bewegt wie eine Heerde hüpfender Schaafe, die Tannen seien durcheinander gewirbelt, dann sei die Masse plötzlich gesunken. Die Bewegung der- selben durchs Thal sei nicht ein Rutschen und Rollen, son- dern ein Fliegen des Gesteins gewesen ; hausgrosse Felsstücke habe man durch die Luft einhersausen und erst beim Anprall am Boden zerschellen sehen; die Masse habe ausgesehen und sich bewegt wie der Rauch einer Locomotive, nur dunkler. Vor der Masse her seien die Bäume gefallen wie Streich- hölzchen, wie umgeblasen; die Häuser seien weit von ihren Standorten fortgetragen, wie Federn in die Luft geblasen, wie Karten gegen den Berg geschleudert worden. In Matt haben die Fensterscheiben geklirrt, die Bäume wie beim Föhn sich gewiegt und gebeugt und bei Engi sei ein bituminöser Geruch wie von geriebenen Steinen wahrnehmbar gewesen,“ Damit sind die Zeugenaussagen, soweit sie den Hauptsturz betrefien, erschöpft. Sehen wir nun zu, wie dieselben mit Heım’s Darstellung übereinstimmen. Nach Heım brach die Felsmasse in unregelmässiger Be- wegung als eine furchtbare Schuttlawine parallel dem Abhange über denselben hinunter bis zum Plattenberg-Gesimse. Dem gegenüber behaupten die seitlichen Beobachter (12, 15), welche diesen Theil der Sturzbewegung am Besten wahr- zunehmen in der Lage waren, dass „die Bergmasse sich ab- löste und die Felsen mit unbegreiflicher Schnelligkeit durch die Lüfte in’s Unterthal hinüberflogen, dass eine wüste un- durchdringliche Wolke wie vom Winde gejagt vom Berge hinausfuhr über das Thal.“ Von einem verticalen Herab- brechen ist hier also nicht die Rede, Die Beobachter von vorn (6, 14) geben übereinstimmend an, dass die Masse sich in der Luft „überworfen“ und gegen das Thal herausgesprengt habe. Also auch hier keine Andeu- tung eines vorangehenden Verticalabsturzes. Das angebliche „Sich Ueberwerfen“ bedarf indessen einer Erklärung. Körper überwerfen sich in der Luft, wenn sie neben der geradlinigen Wurfbewegung noch eine drehende Bewegung um ihren Schwer- punkt besitzen. Erfolgt diese Drehung in der Richtung der Wurflinie und um eine dazu rechtwinkelige, horizontale Axe, so bewegen sich die Punkte oberhalb des Schwerpunktes stets schneller vorwärts als die unter demselben, weil diese sich nach rückwärts, jene nach vorwärts drehen. Die vom Berge sich loslösende Schuttmasse war nun aber kein Ganzes mehr, sondern bestand aus lauter einzelnen Blöcken; folglich konnte sie sich als solches auch nicht um sich selbst herumdrehen, d. h. überwerfen. Dahingegen konnte sie bei ihrer. wolken- ähnlichen. Compactheit und grossen Bewegungsgeschwindigkeit wohl ein dem Ueberwerfen ähnliches Bild darbieten, sobald die zu oberst fliegenden Theile sich schneller bewegten als die unteren. Denn in diesem Falle flog die dunkle, sich vom Plattenberg ablösende und entsprechend der Böschung des Berges nach hinten oben zurückgeneigte Wand nicht nur ein- fach gegen die Zuschauer nach vorn, sondern ihr oberer zurück- liegender überholte auch den unteren anfänglich vorauseilenden Rand, so dass dadurch eben bei den Zuschauern der Eindruck entstand, die Masse habe sich in der Luft überworfen. Dass aber und warum die obersten Massen am schnellsten flogen, werden wir im folgenden Abschnitte auseinander setzen. Von den randlichen Beobachtern sprechen sich 5 über dieses Anfangs - Moment des Sturzes aus. Drei davon be- haupten, dass im Tschingelwald zuerst alles sich bewegte wie ein Aehrenfeld, über welches der Sturmwind zieht, dass die ganze Wand in Bewegung gerieth und alles durcheinander spielte, worauf der ganze Berg in Form einer dunklen Wolke mit rasender Schnelligkeit durch die Luft thalwärts fuhr. Also auch hier nichts von einer vorangehenden Vertical- bewegung und überhaupt eine auffallende Uebereinstimmung mit den 4 anderen Aussagen. Es bleiben nur noch die An- gaben von Lehrer Wyss und Rathsherr Hauser in Unterdorf, welche allerdings die Sache so darstellen, als seien die Massen 36” 592 erst vertical bis zum Plattenberg herabgestürzt, von dort dann horizontal wie ein Pfeil herausgeschossen und quer durch die Luft ins Unterthal geflogen. Offenbar existirt hier eine we- sentliche Verschiedenheit in den Beobachtungen, von denen 7 gegen 2 stehen. Hrm nimmt die Version der zwei an; uns will jedoch die Aussage des Lehrer Wyss insofern nicht ganz zuverlässig erscheinen, als sie offenbar nicht das Ergebniss unmittelbarer, einfacher Beobachtung, sondern bereits späterer Reflexion ist. Wir werden später zeigen, dass sowohl vom Plattenbergkopf als vom Plattenbergbruch die Massen hori- zontal in die Luft hinausschossen. Falls nun Hauser und Wyss in jenem Augenblicke den Plattenbergbruch fixirten, so konnte ihnen leicht die wahre Natur der Bewegung weiter oben am Berge entgehen, von der in ihrem Auge nur ein ver- schwommener Eindruck haften blieb, welchen sie sich dann nachträglich in der Weise zurechtgelegt haben mögen, wie es ihnen der causale Zusammenhang zu fordern schien. | Als zweites Moment des Sturzes giebt Hrım an, dass die bewegten Massen im Wurfe herabfliegend auf den Boden des Unterthales auffielen und darauf theils am Düniberg um 100 Meter heraufbrandeten, theils an dessen Gehängen abprallend eine Ablenkung von 25° in horizontaler Richtung erlitten. Von alle dem berichtet kein einziger Augenzeuge, und dieses zweite Moment muss daher als blosse Supposition Hem’s gel- ten, gegen deren Richtigkeit jedoch folgende Angaben zu Felde geführt werden können: Allgemein wird gesagt, die Massen schossen quer über das Unterthal hin (1, 9, 12, 15), also nicht mitten in das Unterthal herab. Zeuge (3) berichtet sogar aus- drücklich, die Masse sei gegen den Knollen hinübergeflogen. Zeuge (6), nördlich vom Alpegli an die von Norden nach Süden streichende Felswand geschmiegt, sagt, die Bergmasse kam durch die Luft (fiel also nicht erst im Unterthal zu Bo- den) und wurde am Alpegli abgeschnellt. Dieses Abschnellen bezieht sich übrigens nicht auf die angebliche Ablenkung um 25° am Düniberg, denn diesen letzteren konnte der Zeuge gar nicht sehen. Das dritte Moment nun soll darin bestanden haben, dass die am Düniberg abgelenkte Schuttmasse, auf dem fast ebenen Thalboden hingleitend, bis an das heutige Ende des Schutt- stromes bei Müsli und Müsliweid hinausschoss, wobei zugleich der Thalboden über 1 Meter tief ausgepflügt wurde. Doch auch hierüber bleiben die Augenzeugen stumm. Gegentheils wird behauptet, dass die Wolke direct vom Berge herabkam und im Nu da war. Sie flog nicht auf dem Boden hin, son- dern kam durch die Luft gebraust. Drei Zeugen sahen sie über Unterthal hinfliegen, d. h. sie sahen die Wolke bereits u. & “über Unterthal und konnten letzteres dennoch darunter er- kennen. Je weiter die Wolke flog, um so näher kam sie dem Thalboden, Ermer (2) in Unterdorf sagt, dass die Wolke rol- lend herankam wie der Rauch einer abgeschossenen Kanone. Nur Frau Rayxer (4) im Müsli giebt an, die Masse habe ihr über dem Boden hin zu rutschen geschienen (zu einer Zeit nämlich als sie der Zeugin Haus schon beinahe erreicht hatte), allein hieraus kann doch nur geschlossen werden, dass die Massen, kurz bevor sie gänzlich in Ruhe kamen, noch eine Strecke weit über den Boden hinglitten, ein Schluss, der im folgenden Abschnitt eine weitere Bestätigung finden wird. « Das Ergebniss dieses Abschnittes können wir kurz in dem Satze zusammenfassen, dass Hem’s Auffassung der Massen- bewegung in mehreren Punkten von den Aussagen der Augen- zeugen nicht bestätigt, in einigen sogar geradezu negirt wird, und auffallend genug sind dies gerade diejenigen Punkte, von welchen wir im ersten Abschnitt gezeigt haben, dass ihre phy- sikalische Erklärung auf grosse Schwierigkeiten stösst. III. Unsere Erklärung der Massenbewegung. Die Zeugenberichte lassen sich kurz dahin zusammen- fassen: Der Hauptsturz begann mit einer plötzlichen Los- lösung der Tschingelfelswand, welche, sich in einzelne Schutt- massen und Felsblöcke auflösend, in Form einer dunklen Wolke pfeilschnell nordwärts in die Lüfte hinausschoss. Die Flug- richtung war theils eine rein nördliche, theils eine nordnordwest- liche. Die Massen, welche sich zu oberst an der Tschingelwand loslösten, flogen am schnellsten und weitesten, sie berührten den Boden erst zwischen Eschen und Müsli, sowie am Düni- berg in einer Höhe von 1110 Metern über Meer. Die weiter unten gleich oberhalb des Plattenberggesimses sich in Bewe- gung setzenden Massen flogen am langsamsten und wenigsten weit, sie kamen bereits in Unterthal zu Boden. Die zwischen Eschen und Müsli auffallenden Schuttmassen fuhren noch eine Strecke weit horizontal auf dem ebenen Thalboden vorwärts. Die Dauer des ganzen Sturzes betrug nur 10 bis höchstens 30 Sekunden. Dieses Zeitmaass hat Heım indirect, aus der Distanz berechnet, welche mehrere Leute von Beginn bis zum Ende des Sturzes laufend zurückgelegt haben. Wir können dieser Berechnung nur beistimmen, für die Details aber ver- weisen wir auf Hemr’s Arbeit selbst. Noch zu erwähnen bleibt, dass theils den eigentlichen Felssturz begleitend, theils demselben vorausgehend und nachfolgend, nicht unbedeutende Massen von Waldboden und lockeren Felsen sowie Steinen 5A. rutschend und rollend den Berghang herunterstürzten. Das Ablösungsgebiet dieser Massen ist viel grösser als dasjenige des eigentlichen Felssturzes und wurde auf den beigegebenen Skizzen besonders bezeichnet. Die Ursache dieser in ihrer Wirkung viel weniger furchtbaren „Schuttstürze“ oder Rutsche liegt zweifellos darin, dass die den Felssturz langsam vorbe- reitenden Bewegungen im Berge, von denen sogleich die Rede sein wird, den auf dem Bergehänge locker aufruhenden Blöcken und Erdmassen stellenweise eine solche Neigung gaben, dass sie sich nicht mehr halten konnten und in abwärts rutschende und»rollende Bewegung kamen. Der Schuttstrom dieser Rutsche ist lange nicht so weit als der des Felssturzes hinausgeschossen, der äusserste Punkt, den er erreichte und bedeckte, war Unterthal. Nachträgliche Rutsche haben sich auch über dem Schutt des Felssturzes ausgebreitet, besonders im Westen von Unterthal. Kehren wir nun wieder zum Felssturz zurück, so ist zu- nächst die Kraft zu bestimmen, welche denselben verursacht und eingeleitet hat. Die Hauptursache des ganzen Sturzes muss unbedingt — und hierin gehen wir mit Hzım völlig einig — in der Art gesucht werden, wie der grosse Schieferbruch beim Plattenberg betrieben worden ist. Auf eine Längs- erstreckung von 180 Metern wurden die Schiefer durch Tagbau gewonnen. Man war auf horizontaler Sohle bereits 65 Meter weit in den Berg vorgerückt. Das Hangende der abgebauten Schiefer liess man zunächst stehen, doch brach es meist nach kurzer Zeit, oft schon ohne künstliche Nachhülfe, von selbst herunter. Dadurch wurde die feste Basis, auf welcher die Felsen des steilen Tschingelwaldgehänges ruhten, z. Th. unter- graben. Die Schiefer), deren Schieferungsebenen 30— 60 ° gegen den Berg einfallen, sind von Kluftflächen vielfach durchzogen. Auf diesen die Schieferung unter verschiedenen Winkeln quer durchsetzenden Spalten hatten sich in letzter Zeit mit zuneh- mender Häufigkeit Verschiebungen bemerkbar gemacht, wo- durch einige dieser Spalten mehr in’s Klaffen kamen. Die ») Hem sagt pag. 129, dass am Tschingelwald „die Schichten und Schiefer mit 80— 664° Neigung in den Berg hineinfallen“. Dies gilt jedoch nur für die Schieferung; die Schichtung zeigt grösste Unregel- mässigkeit und Veränderlichkeit.. Die Schieferung muss durchaus als eine transversale bezeichnet werden. Figur 6 giebt eine Abbildung des Verhältnisses, wie es sehr oft beobachtet werden kann. Es ist hier nicht der Ort näher darauf einzugehen. In einer in Vorbereitung be- findlichen Arbeit, die in allgemeinerer Weise über das Verhältniss von Schieferung und Schichtung unserer alpinen Gesteine handeln soll, wird es mir wohl möglich sein, auch diese Verhältnisse bei Elm gründlicher zu besprechen. ; EN RA DE A Ges ARE FB ea 2 ER SS TEREE FE, ee A % rer m) der Bergoberfläche zunächst befindlichen Schiefer zeigten die grössten Verschiebungen, in Folge deren die Schieferung da- selbst sich mehr und mehr verflachte. Figur 8 giebt uns ein Bild des Risikopfs, der heute noch steht, aber von der Spalten- bildung bereits ergriffen, ein baldiges Herabstürzen befürchten lässt. Klaffende Klüfte haben hier das Gestein in einzelne grosse Klötze abgetheilt, von denen die obersten und äussersten 4 von der Bewegung am stärksten ergriffen sind. Ein Haupt- 3 spalt „der grosse Chlagg“, von ONO. nach WSW. streichend, _ — klafft hier bereits 10—15 Meter weit. Was nördlich von ihm liegt, droht ebenso herabzustürzten, wie es der Plattenberg- kopf bereits gethan hat. „Der Moment, in welchem ein Bergsturz niederbricht“, - sagt Hem, „ist nur derjenige Augenblick, da die letzte Faser | reisst, welche die längst zum Sturze allmählich vorbereitete, “ aber langsam abgetrennte Masse noch an den Mutterberg 4 heftet.“ Wir können dies für unseren Fall genauer dahin präcisiren, dass diese letzte Faser riss, sobald die einzelnen E Gesteinsklötze oder Felsen so weit aus ihrer Gleichgewichts- a lage verrückt waren, dass die Adhäsion auf den Kluftflächen E. die Kraft nicht mehr aufzuwiegen im Stande war, mit welcher der excentrisch gewordene Schwerpunkt der Gesteinsmassen sich bestrebte, eine neue Gleichgewichtslage zu erlangen. Sowie dieser Augenblick eintrat, mussten die Gesteinsmassen nothwendig in eine rasche, drehende Bewegung gerathen, deren Drehungsaxe ungefähr dem Berghang parallel gerichtet war. E- Bei dieser Drehung musste gleichzeitig eine tangentiale | Kraft („Centrifugalkraft“) gelöst werden, durch welche alle losen Körper, welche auf den sich drehenden Gesteinsmassen lagen, in zur Drehungsperipherie tangentialer Richtung in die Luft hinausgeschleudert wurden. Die sich drehende Gesteinsmasse selbst aber war, wie man sich bei Betrachtung des noch stehenden Risikopfes leicht überzeugt, durch zahllose Klüfte in viele einzelne Klötze zer- { theilt, welche jedoch, so lange die Gleichgewichtslage der Felsen ungestört blieb, durch ihr eigenes Gewicht fest zusam- men hielten, so dass die Gesteinsmasse als ein Ganzes in dre- hende Bewegung gerieth. Sobald jedoch die Centrifugalkraft die auf den Klüften vorhandene Adhäsion überstieg, musste sich die drehende Gesteinsmasse in einzelne Klötze oder Blöcke auflösen, die, einer nach dem anderen, in tangentialer Rich- tung abflogen. Damit ist uns die Qualität der Kraft gegeben, welche die Gesteinsmassen, wie die Augenzeugen berichten, vom Tschingel- _ wald in die Luft hinausgeschleudert haben. Wir können noch hinzufügen, dass die Grösse dieser Kraft von der Grösse des N Gewichtes und der Höhe der sich drehenden Masse abhängig war, woraus unmittelbar, bei Betrachtung von Figur 1, hervor-- geht, dass die Tangentialkraft auf der Höhe des Plattenberg- . kopfes am grössten war, dass also die sich dort loslösenden Theile mit der grössten Geschwindigkeit abflogen und so die weiter unten fliegenden Massen bald überholen konnten, wo- durch eben für die Beobachter der im zweiten Abschnitt er- wähnte Schein des „Sich Ueberwerfens“ entstand. Die Richtung der abfliegenden Massen ist auf Figur 2 u. 10 durch Pfeillinien angedeutet. Die Massen geringster Ge- schwindigkeit flogen in parabolischer Wurflinie nur bis Unter- thal, diejenigen grösster Geschwindigkeit bis zum Düniberg und in die Gegend zwischen Eschen und Müsli. Die Umrisse der Fläche, welche von den aufschlagenden Massen bedeckt wurden, sind, wie Figur 2, 10 und 11 sofort zeigen, erstens von der Form des Absturzgebietes, zweitens von der Be- schaffenheit jener Fläche selbst abhängig. Dass die Massen wirklich annähernd in den von uns ge- zeichneten Richtungen geflogen seien, dafür darf man freilich keine bestimmte und ausdrückliche Bestätigung durch die Augenzeugen erwarten‘, da Niemand im Stande war, so genau zu beobachten. Dahingegen liefert uns die Structur und Be- schaffenheit. des Schuttstromes die nöthigen Anhaltspunkte und Beweise. Als Schuttstrom bezeichnen wir kurzweg alle die Schuttmassen, welche vom Felssturze herrühren und Düniberg, Unterthal, Müsli und Eschen bedecken. Auf den ersten Blick zeigt dieser Schuttstrom scheinbar ganz allgemein drei Eigen- schaften: erstens dass der äussere Rand (adh der Figur 10) ganz scharf contourirt ist, zweitens dass den inneren, grauge- färbten Theil der Oberfläche allseitig ein brauner Rand zonal umgiebt und drittens dass die flachgewölbte Oberfläche nach den Rändern zu sich stets etwas abflacht. Bei genauerem Zusehen jedoch lassen sich gegen diese Regelmässigkeiten zahl- reiche Ausnahmen entdecken, die für die genetische Auffassung des Schuttstromes von höchster Bedeutung sind. Nämlich erstens der scharf contourirte Rand existirt nur zwischen adg und hi, fehlt aber zwischen gh. Hier findet man theils ein- zelne Blöcke und Schieferfragmente, theils ganze Schwärme solcher apophysenartig über den Rand herausgreifen. Zwei- tens fehlt der braune zonale Rand, welcher zwischen ab und hi sehr schmal, bei c, e und f breit und bei d am breitesten ist, zwischen gh ganz. Drittens flacht sich zwischen ab, ef und bei d der Rand nicht allmählich ab, sondern endet mit einer bis über 5 Meter hohen steilen Böschung. Diese Details lässt Heım unerwähnt und darum auch unerklärt, für uns sind sie geradezu nothwendige Eigenschaften des Schuttstromes, 557 unmittelbare Folgen der Massenbewegung, wie wir sie für den - Felssturz postulirt haben. Wenn die durch die Luft fliegenden Massen durch die oben erwähnte Tangentialkraft getrieben waren, so ist es leicht begreiflich, dass während des Fluges die einzelnen Steine und Felsblöcke gegenseitig aneinander prallten, sich stiessen und rieben. Die Spuren dieser Thätigkeit zeigen fast alle Schiefer- blöcke, welche auf dem Schuttstrome liegen. Ihre Oberflächen sind bedeckt von geraden, krummen und geschweiften, schmalen und bis einige Centimeter breiten, flachen und tiefen Furchen und Kratzern. Es ist dies eine höchst bemerkenswerthe Er- scheinung. Wir dürfen daraus schliessen, dass nicht alle Blöcke gleiche Geschwindigkeit hatten und dass jedenfalls viele auch noch mit drehender Bewegung einherflogen. Damit in Zusammenhang kann die Annahme gebracht werden, dass ein- zelne Wurfgeschosse der als rauchende Wolke vordringenden Schuttmasse vorauseilten, was Zeuge (3) ausdrücklich hervor- hebt. Als folglich die Massen im Fluge ankommend auf die Gehänge des Düniberges und Alpegli aufschlugen, und ihre Bewegung somit momentan aufhörte, so mussten die einzelnen voreilenden und höher fliegenden Steine ebenfalls auf diese Gehänge, aber um weniges weiter oben, niederfallen,_und es entstand so die Erscheinung, welche wir am Rande zwischen gh constatirt haben. Am Rande zwischen bdf findet sich etwas derartiges nicht, weil hier die Massen unter ziemlich spitzem Winkel auf eine so gut wie horizontale und nicht wie am Düniberg und Alpegli um 30 bis 50° geneigte Ebene auf- fuhren, wobei ihre lebendige Kraft sich nicht ganz auf- brauchte, sondern zum Theil in eine auf dem Boden vorwärts schiebende Bewegung umsetzte, wodurch die allenfalls vorhan- ‚denen Vorläufer wieder eingeholt und in die ganze Masse mit eingeschlossen wurden. Warum die unter spitzem Winkel auf den flachen Thal- boden auffallenden Massen noch eine Strecke weit horizontal vorwärts glitten, ergiebt sich unmittelbar aus Figur 2. Die durch die parabolische 'Pfeillinie angedeutete Kraft musste sich näm- _ lich naturgemäss in eine verticale und horizontale Componente zerlegen. Gleichwohl ist es nöthig, den Vorgang noch etwas genauer zu betrachten. Da der Thalboden oberflächlich nicht aus festem Felsen, sondern aus einer weichen, lockeren Boden- art gebildet ist, so war das erste, was die aufprallenden Schutt- massen bewirkten, ein Eindringen in diesen Boden und stellen- weise ein Herauspressen und Spritzen desselben. Dann erst konnte die vorwärts gleitende Bewegung beginnen, die aber in Folge dessen nicht mehr eine rein gleitende, sondern mehr eine schürfende, wühlende, „aufpfligende“ war. Bei solcher E Art von Bewegung ist aber der Reibungswiderstand sehr viel = grösser als bei der rein gleitenden, somit die Bewegung selbst = sehr bald aufgehoben. Nehmen wir z. B, nur um uns eine ungefähre Vorstellung zu machen, an, die lebendige Krait der auffallenden Massen sei 840 p gewesen, wovon die Hälfte beim Eindringen in den Boden, beim Zerstückeln und Zerbrechen der Blöcke u. s. w. aufgebraucht worden sei, so würden sich diese Massen noch mit einer lebendigen Kraft von 420 p weiter bewegt haben. Nehmen wir nun für den Reibungs- widerstand nur die gewiss nicht sehr hohe Grösse 2 pan, so könnten sich jene Massen nur 210 Meter weit fortgeschoben haben, — eine Distanz, welche in der That von den Schutt- massen bei d zurückgelegt worden zu sein scheint. Dass die erwähnte Herauspressung des weicheren Unter- grundes beim Aufschlagen der Schuttmassen wirklich statt- gefunden hat, ist durch Schurfarbeiten nachgewiesen worden, welche beim Ausgraben eines neuen Bettes für die Sernf unternommen wurden. Figur 4 giebt uns ein Profil des neuen Sernfufers mitten im Schuttstrom. Der Untergrund ist hier von unten in die Schuttmasse herein- und heraufgepresst, jedoch ohne durch dieselbe bis zu Tage herauszudringen. Am Rande des Schuttstromes hingegen ist der Untergrund zonen- weise bis zur Oberfläche herausgepresst und in einzelnen ab- wechselnden Bändern über den Schutt hinaufgeschoben und von solchem selbst wieder bedeckt (Fig. 3 u. 5). Es erklärt sich dies daraus, dass der Schutistrom an den Rändern nicht so mächtig war als gegen die Mitte, während die schiefe Ueberlagerung eben die Folge jener vorwärts gleitenden Be- wegung ist, die am vorderen Ende des Schuttstromes, also zwischen bdg, stattgefunden hat. Zwischen ab ist jener zo- nale Rand ausgeschürften Ackerbodens zwar auch vorhanden, aber nur ganz schmal und nicht wie anderwärts sich nach aussen verflachend. Die Erklärung dieses Umstandes ist darin zu finden, dass hier die auffallenden Massen sich ebenfalls nach NNW. vordrängten, mithin eine Bewegung und Ausbreitung des Randes nach aussen unmöglich war, trotzdem gerade hier der westwärts geneigte Untergrund solches begünstigt hätte. Bei e endet der Schuttstrom ebenfalls mit einem Steilrande, der dadurch hervorgerufen ist, dass sich die Massen um un- gefähr 10— 20 Meter aufwärts gegen die Eschenhäuser zu be- wegen hatten, wobei der Reibungswiderstand auch stieg, so dass die Breite des Randes hier etwas geringer als bei f und d ist. Zwischen gh endlich ist gar keine Andeutung eines solchen Randes vorhanden, worin der beste Beweis liegt, dass die Schuttmassen am Düniberg nicht in gleitender Bewegung heraufgeschoben wurden, sondern im Fluge auf denselben nieder- TREE TE I E NEAR EINER RN ri N Wi RIES 559 prasselten. Am Düniberg selbst, dessen Gehänge im Durch- schnitt um 30° geneigt sind, blieb der grösste Theil der Schuttmassen ungefähr da liegen. wo er hingefallen war. Beim Alpegli hingegen, woselbst die Gehänge zum Theil unter einem Winkel von bis 50° aufsteigen, konnten sich die niederge- fallenen Trümmer nicht überall in solcher schiefen Lage er- halten, sondern rutschten theils sofort, theils noch später im Verlaufe der nächsten Tage das Gehänge herunter, wobei an vielen Stellen die alte Oberfläche wieder zum Vorschein kam, auf der zahlreiche Trümmer von Häusertheilen, Geräthschaften, zerknickten Bäumen und mehrere menschliche Leichname herumlagen und aus der noch bleibenden Decke von Erdrinde ausgegraben werden konnten. Wo aber dieses Gehänge Ab- sätze von geringerer Böschung besitzt, dort sieht man allemal noch jetzt bedeutendere Schuttmassen aufgehäuft (Fig. 7). Von einer tiefgreifenden Wegschürfung und Aufpflügung des Untergrundes ist an den wieder entblössten Gehängen nichts zu bemerken, was doch der Fall sein müsste, wenn man an- nehmen will, sämmtliche, weiter draussen liegenden Massen des Schuttstromes seien erst hier aufgefallen und dann schief abgeprallt. | | Hiermit glauben wir bewiesen zu haben, dass unsere Auf- fassung der Massenbewegung beim Elmer Felssturze in voll- ständiger Uebereinstimmung sich befindet sowohl mit den Berichten der Augenzeugen als auch mit der Structur des Schuttstromes, sowie mit den Gesetzen der Physik, und es bleibt uns nur noch übrig, die Wirkungen zu untersuchen, welche der den Sturz begleitende und von ihm hervorgerufene Luftdruck verursacht hat. Die Bewegung der Luft. Dass dem Felssturz ein gewaltiger Windzug vorausging, darüber kann ein Zweifel nicht existiren. Seine Wirkungen haben auf die Augenzeugen einen tiefen Eindruck gemacht und seine Spuren sind noch jetzt am Rande des Schuttstromes vorhanden. | Gleichwohl ist es nothwendig, Ursache und Art des Windzuges etwas eingehender zu betrachten. Figur 1 lehrt uns, dass die Massenbewegung, wie wir dieselbe für den Fels- sturz angenommen haben, sowohl in- horizontaler als auch ver- ticaler Richtung auf die Luft einwirkte, so dass letztere nicht nur in nördlicher und nordnordwestlicher Richtung fortgescho- ben, sondern auch nach unten, also gegen den Erdboden ge- presst wurde. Die Folge davon muss ein im Querschnitt 560 scharf begrenzter Strom comprimirter Luft gewesen sein, wel- cher einerseits am Düniberg und beim Alpegli den Berghang herauf, andererseits das Sernfthal herabblies. Seine Existenz wird von den Augenzeugen bestimmt angegeben. Darüber, ob dieser Luftstrom eine ganz gleichförmige Bewegung nach Vor- wärts besass oder ob nicht in ihm gleichzeitig drehende Wirbel entstanden, klären uns die vorhandenen Beobachtungen nicht auf. Indessen kann aus dem Vorhandensein einer doppelten, horizontalen und verticalen Pression, welche zudem an den verschiedenen Stellen einen oft sehr verschiedenen Werth” hatte, sehr wohl auf die Bildung von vorwärts schreitenden Wirbelwinden geschlossen werden. Jedenfalls aber mussten solche Wirbel am seitlichen Rande des Luftstromes dadurch entstehen, dass einerseits die seitliche in Ruhe befindliche Luft von dem vorbeisausenden Strome aufgesaugt wurde und an- dererseits die comprimirte Luft des Stromes selbst nach aussen in den luftleereren Raum hinausdrängte. Die Wirkung eines solchen randlichen Wirbelwindes werden wir alsbald kennen lernen. Fassen wir nun die Geschwindigkeit des Luftstromes in’s Auge, so ergiebt sich zunächst, dass dieselbe von der Ge- schwindigkeit der Sturzmassen abhängig war. Letztere können wir in ihrem Minimalwerthe etwa auf 130 bis 140 Meter in der Sekunde schätzen. Die horizontale Distanz zwischen dem Absturzgebiet und dem äusseren Rande des Schuttstromes ist dabei gleich 1800 Meter, die verticale Fallhöhe gleich etwas über 600 Meter angenommen. Hierfür würde sich — die die Bewegung hemmenden Widerstände der Luft etc. ausser Acht gelassen — als Dauer des Fluges 10 Sekunden, als End- geschwindigkeit ca. 190 Meter ergeben. Wegen jener Wider- stände jedoch muss dieses Ergebniss um etwas reducirt werden. Die Wirkungen des Luftdruckes haben sich natürlich noch viel weiter als der Schuttstrom erstreckt. Am stärksten waren sie in der Richtung Ad (Fig. 10), denn von d aus zog sich (genau in der Verlängerung der Linie Ad) eine Staub- wolke noch 3 Kilometer weit bis Matt, „woselbst die Fenster- scheiben klirrten und die Bäume wie beim Föhn sich gewiegt und gebeugt haben“, ja selbst bei Engi, also 6 Kilometer weit, soll ein bituminöser Geruch gekommen sein. Auch am Düni- berg war die Gewalt des Windes bedeutend, und mehrere Menschen verdanken ihm ihr Leben, sofern sie durch die Luft fortgeweht und so mit unerwarteter Schnelligkeit von einem Orte weggeführt worden sind, an welchem gleich darauf die Schuttmassen verderbenbringend niederfuhren. Auch am Rande bei Müsli (cb) wurde ein kräftiger Windzug noch ausserhalb des Schuttstromes verspürt, während weiter südwärts (ab) ein RER an RN solcher gar nicht oder doch kaum fühlbar war. Es ist das wohl begreiflich, da ja bei ab die Bewegungsrichtung nicht stromauswärts, sondern einwärts gerichtet war. Dass durch den Luftdruck nicht nur alle beweglichen Gegenstände, Menschen und Thiere, sondern auch die grössten Häuser fortgeschoben, in die Höhe gehoben und fortgewirbelt worden sind, steht fest. Zwei Zeugen aber behaupten sogar, gesehen zu haben, dass die eiserne Brücke, welche über die Sernf führte, vom Luftzug, d. h. noch ehe die Sturzmasse sie erreicht hatte, aufgestellt und nach dem rechten Ufer über- gelegt wurde. Einzelne Eisentheile dieser Brücke, zerbrochen und verbogen, hat man später am Rande des Schuttstromes, etwa 80 Meter südwestlich von ihrem ursprünglichen Stand- orte, ausgegraben. (Bei y der Fig. 9 und bei b der Fig. 10.) Offenbar also war die Brücke vom Wind in die Luft gehoben, zerrissen und dann, von einem Wirbel erfasst, erst west- lich, dann südwestlich herübergeschleudert worden. Ueber die Wahrscheinlichkeit solcher Wirbelwinde ist bereits gehandelt worden. Da wir wissen, dass schon ein starker Orkan mit einer Bewegungsgeschwindigkeit von 21 Metern genügt, um die grössten eisernen Kettenbrücken zu zerreissen und in die Luft hinauszublasen !), so hat für uns das Auffliegen der Sernf- brücke bei einer Geschwindigkeit des Luftstromes von über 100 Metern in der Sekunde durchaus nichts Befremdliches. Dennoch ist es nothwendig, durch eine einfache Rech- nung die Möglichkeit dieses Wegblasens zu beweisen, weil Heım (pag. 144) sagt: „Wenn man dem Windstoss das Ueberwerfen der sammt Beschotterung ca. 400 Centner schwe- ren Eisenbrücke zuschreiben will, irrt man sich.“ Setzen wir das Gewicht der Brücke gleich 20,000 Kilo- gramm und taxiren wir die Fläche, welche die Brücke dem Windzug entgegensetzte, auf 10 Qu.-Meter, so muss offenbar die Stärke des Luftdruckes auf den Quadratmeter grösser als 2000 Kilogramm gewesen sein, wenn er die Brücke wirklich emporzuheben im Stande gewesen sein soll. x 2) Colonel Pastev berichtet: (Rem, The law of storms pag. 428) „Die Hängebrücke von Montrose (Ostküste Schottlands) wurde von mir bald, nachdem sie bei dem Orkan vom 11. October 1838 in die Höhe _ geweht (blown up) worden war, inspieirt. Da sie, wie unsere Dächer in England, nur durch ihr eigenes Gewicht auflag und nicht gegen Orkanwirkungen geschützt war, so wurde sie von unten nach oben in die Höhe geblasen.“ Nach Reıp’s Angaben hatte der Wind, als er zum zweiten Mal die Kettenbrücke bei Brighton (Süd-England) am 29. No- vember 1836 zerbrach und theilweise wegblies, eine Stärke von 56 Meter- kilogramm, also eine Geschwindigkeit von 21 Metern in der Sekunde. Die Geschwindigkeit eines Windes, de Dede 2000 Kilogramm auf den Quadratmeter beträgt, lässt sich aus en nachfolgender Tabelle leicht berechnen, wenn man beachtet, dass der Druck dem Quadrate der Geschwindigkeit proportio- nal wächst. Die Tabelle ist zusammengestellt aus den von Monn und Reıp mitgetheilten Scalen, wobei die Zahlen der Einfachheit wegen in den Bruchtheilen gekürzt wurden. Geschwin- digkeit Dr uck i in. Windbezeichnung. 05: 1.0.08 >| 2.0 0.5 Wind. 4.0 1.9 1.0 6.0 11 15 15 21 20 48 Sturm 28 96: 8 3 150 Orkan 45 240 ı Ein Druck von 2000 Kilogramm auf den Quadratmeter erfordert darnach eine Geschwindigkeit von 126— 123 Metern in der Sekunde. Nach unserer früheren ungefähren Taxirung war aber die Geschwindigkeit der Luftbewegung vor dem Sturze her eine noch grössere, und es muss daher durchaus als im Bereiche der Möglichkeit liegend angesehen werden, dass die Sernfbrücke wirklich lediglich durch den Luftdruck aufgehoben und weggeführt worden ist. Heım’s Annahme, die Brücke sei durch den herangleiten- den Schuttstrom ausgepflügt und so fortgeschoben worden, ist schon darum nicht haltbar, weil alsdann die Bewegung des Schuttstromes, wenigstens an dieser Stelle, als eine nach Süd- westen gerichtete gedacht werden müsste, was aber nicht gut möglich ist. Endlich verlangen auch die ee welche hinter und über den fallenden Felsmassen stattgefunden haben, be- rücksichtigt zu werden. Wurde die Luft vor und unter dem | Sturze weggetrieben und gleichzeitig verdichtet, so bildete sich hinter den fliegenden Massen jedenfalls ein Raum, der nur mit verdünnter Luft erfüllt war, indem die Luft von oben und von der Seite nicht ebenso rasch nachzudringen im Stande en war, als die Felsmassen vorwärts drangen. Als sie dann den- noch nachrückte und in den luftleereren Raum hereinschoss, _ mussten bedeutende Luftströmungen und wchl auch Wirbel- winde entstehen, welche die feineren Bestandtheile des nun bereits zur Ruhe gekommenen Schuttstromes oberflächlich er- fassten und wieder mit in die Höhe wirbelten. Auf diese Weise erklärt sich die von allen Beobachtern constatirte Thatsache, dass eine kurze Zeit lang der Schuttstrom von einer undurchsichtigen Staubwolke ganz verhüllt war. Höchst wahrscheinlich haben diese kleinen Wirbel noch eine andere Art von Spuren hinterlassen. Heım schreibt (pag. 148): Auf der Oberfläche des Schuttstromes finden sich „häufig sonderbare, oft spitze, steile, kegelförmige Hügel, 1—5 Meter hoch, welche aus zerkleinertem Material, aus grauer Schiefererde und kleineren eingebackenen Steinen be- stehen. Die Bildungsweise dieser Massen ist uns unerklärt geblieben.“ Als wir den Schuttstrom besuchten, waren zwar von diesen Kegeln noch Reste zu sehen, allein Wind und Wetter hatten das feinere Material bereits zu sehr umgelagert und weggeschlemmt, als dass sich die Entstehung besagter Hügel noch sicher hätte feststellen lassen können. Immerhin aber bleibt ihre Bildung auf diese Weise höchst wahrscheinlich. Zum Schlusse wollen wir nicht unterlassen noch besonders hervorzuheben, dass die Art der Massenbewegung beim Fels- sturz von Elm neben dem rein wissenschaftlichen noch ein eminent praktisches Interesse‘ darbietet. Dass der Schuttstrom 2000 Meter lang ist und damit die Verheerung eine so weit- reichenda war, konnte nach Heın „Niemand ahnen“ und wäre nicht zufällig der Düniberg im Wege gestanden, so hätten die Schuttmassen nach seiner Anschauung wahrscheinlich einen ' ganz anderen, nicht so verderblichen Weg genommen. Wir hingegen halten die Form und Grösse des Schuttstromes ledig- lich durch die Art bedingt, mit welcher sich die Felsmassen ‚des Tschingelwaldes losgelöst haben. Und wenn der schon halb zerbrochene, aber noch stehende Risikopf, von selbst oder durch künstliche Mittel veranlasst, einmal ebenfalls nieder- stürzen sollte, so wird die Art der Loslösung auch dann allein über Grösse und Ausdehnung des Sturzes entscheiden. 564 Erklärung der Tafel XXI. Figur 1. Längsprofil durch das Gebiet des Felssturzes, mit An- deutung der wolkenähnlich durch die Luft fliegenden Sturzmassen. Die Pfeillinien zeigen die Bewegung der Luft an. Maassstab 1: 20000. Figur 2. Sammelprofil, zusammengesetzt aus drei Längsprofilen, welche durch das Abrissgebiet einerseits und andererseits durch das untere Ende bei Müsliweid, Alpegli und am Düniberg gelegt sind. Figur 3. Aus Einzelbeobachtungen construirtes Querprofil durch den zonalen Rand des Schuttstromes bei Eschen. Die helleren Par- tieen sind der aufgewühlte und schief herausgepresste Thalboden, die dunkleren Partieen sind die Schuttmasse selbst. Maassstab 1:2000. Figur 4. Profil, durch das neue Sernfufer aufgeschlossen, zeigt ebenfalls von unten heraufgepressten Thalboden von Sturzmassen überlagert. Figur 5. Aufgearbeiteter und vorwärts geschobener Culturboden mit Fragmenten von Geräthschaften, überlagert von Sturzmasse, aufge- schlossen beim Bau der neuen Strasse. Figur 6. Eocäner Schiefer mit transversaler Schieferung. Die Schichtung ist durch die punktirten Linien angedeutet. Figur 7. Profil des Berghanges beim Alpegli. Die steileren Par-- tieen (bis 50° geneigt) sind nur wenig von Schutt bedeckt. Figur 8. Ansicht des Risikopfes, vom Gelben Kopf aus gesehen, Maassstab ungefähr 1:50,0. Der am weitesten klaffende Spalt ist „der grosse Ohlagg“. | Figur 9. Die Massenbewegung beim Sturze, wie sie sich aus Heım’s Angaben eonstruiren lässt, ist durch Linien angedeutet. Figur 10. ‘Andeutung der Massenbewegung nach unserer Auffas- sung. A ist das Abrissgebiet des Felssturzes. Die punktirten Felder bedeuten diejenigen Areale, welche von den Rutschungen bedeckt wur- den oder von welchen solche ausgingen. Figur 11. Kartenskizze der Umgebung von Elm, auf welcher das Sturzgebiet durch eine punktirte Linie begrenzt ist. ke Kur; . 2, ER, SER ni . a Pre 7 d . “ F ET a el" r. ka ran a an EN fi. ” # \ { u > 8. Beobachtungen im sächsischen Diluvium. Von Herrn F.E. Grinıtz ın Rostock. Die Verhältnisse der Diluvialablagerungen erscheinen in den Gegenden nahe der südlichen Grenze des Grlacialgebietes aus mannigfachen Gründen im Allgemeinen einfacher und durch- sichtiger, als in den mächtigen, durch Lagerungsform, vielfache Wechsellagerung und Vertretung complicirteren Ablagerungen der nördlicheren Districte. Eine sehr gute Uebersicht über die Verhältnisse der südlichen Gebiete des ostsächsichen Diluviums ist in der wichtigen Arbeit von OrEpser: Die Küstenfacies des Diluviums in der sächsischen Lausitz, Zeitschr. d. d. geol. Ges, 1876. pag. 135 — 158, gegeben. Die Erscheinungen sind da noch durch die Drifttheorie erklärt, auch jetzt bleibt Alles so wie es beschrieben, nur hat man einfach jetzt statt des Meeres den Gletscher zu setzen, statt „Küstenfacies“ „Randfacies“. Dabei erklären sich auch einige kleine Anomalien, z. B. das Fehlen von Diluvium auf manchen Höhen unter 400 Meter Höhe, leichter als auf die erstere Weise. Die Abhandlung ÜCREDNER’S erspart mir für hier eine detailirte Beschreibung der Lagerungsverhältnisse; ich möchte nur das Auftreten des Haupt- gliedes des Lausitzer Diluviums besprechen, des lehmigen Geschiebesandes. Meine Beobachtungen beziehen sich vorerst auch nur auf ein kleines Areal, nämlich die Umgegend von Stolpen; doch glaube ich, dass später weiter ausgedehnte Beobachtungen die hier gewonnenen Resultate nur bestätigen werden. Der lehmige Geschiebesand ist eine meist wenig mächtige, ungeschichtete Ablagerung von braunem sandigem Lehm oder auch lehmigem Sand mit reichlich eingepackten Geschieben und Geröllen von sehr wechselnder Grösse und Form. Diese Geschiebe und Gerölle sind theils nordischen Ursprungs, theils _ entstammen sie dem heimathlichen Boden. Es betheiligen sich an ihrer Zusammensetzung hauptsächich: Gmneisse, Porphyre, Quarzite, Kieselschiefer, Granite, Basalte, alle theils nordisch, theils einheimisch; nur nordisch sind Feuerstein, reichlich vorhandener Scolithesquarzit und verschiedene Grünsteine, nur einheimisch Quadersandstein, weisse Quarze, Stolpener Basalt etc. An verschiedenen Stellen walten auch die einzelnen Ge- Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIN. 4. 37 steine verschieden vor. So trift man an manchen Stellen vorwiegend Basalt, an anderen festgepackte, etwas gerollte = einheimische Granite mit nur wenig Feuersteinen dazwischen, wieder anderwärts waltet das nordische Material vor. £ Der lehmige Geschiebesand bildet auf Seetion Stolpen die fast allgemeine Diluvialbedeckung. Dabei bleibt er sich jedoch petrographisch nicht immer gleich, sondern verändert sich je nach seiner Unterlage. Da wo er auf Diluvialsand von be- deutender Mächtigkeit lagert, wird er meist recht sandig und liefert Sand- resp. Kiesboden; immer aber bleibt er unge- schichtet, etwas lehmig und durch Eisengehalt meist dunkler, bräunlich gefärbt. In dieser Form bildet er stets die etwa !/, Meter mächtige, discordante Bedeckung der mächtigen wohlgeschichteten Diluvialhauptsande und -Kiese, mit ihren localen Thoneinlagerungen, ein Verhältniss, welches man (um nur ein Beispiel zu nennen) in den sändigen Gebieten von Fischbach recht gut in den zahlreichen Kiesgruben beobachten kann. Oft gewahrt man hierbei noch prachtvolle Schichten- störungen, seitliche Biegungen und Verwerfungen der unter dem Geschiebesand liegenden Schichten. An anderen Stellen, in flachen Bodeneinsenkungen und besonders da, wo ihn kein Sand unterlagert, wird das Gestein andererseits stark lehmhaltig und geht direct in den Geschiebelehm über. Dies findet in einigen Fällen auch statt bei Ueberlagerung über reinen Sand, meist aber trifft man den Geschiebelehm auf dem festen Granituntergrund. Eine Unterlagerung durch Thon wurde auch gefunden, dagegen konnte bisher an keinem Punkte eine Tren- nung zweier Geschiebelehmablagerungen constatirt werden. Es scheint mir nach den bisherigen Beobachtungen, zu denen auch die im nordwestlichen sächsischen Flachland stimmen, vor- läufig die Ansicht gerechtfertigt, dass in Sachsen überhaupt gar nicht zwei Geschiebelehme vorkommen. Der allmähliche Uebergang der einen Ausbildungsform in die andere, wie das geologische Auftreten des lehmigen Ge- schiebesandes weisen nach, dass dieser das Aequivalent ist einerseits von dem oberen Geschiebemergel, dem Me andererseits vom oberen Geschiebesand, Decksand. Die Aehnlichkeit mit letzterem geht noch deutlicher aus einem weiteren Charakteristicum hervor. In dem lausitzer leh- migen Geschiebesand finden sich nämlich oft in ausserordent- licher Menge die sogenannten Dreikantner. Es sind dies bis kubikfussgrosse Geschiebe von meist hartem und homogenem Gestein (Quarzit der verschiedenen Gegenden und Formatio- nen, Kieselschiefer, Porphyre, auch Basalte, Granite, verschie- dene Grünsteine, aber keine Feuersteine), welche meist auf einer oder mehreren Seiten mehrere völlig glattpolirte (manch- F 8 BD j 4 _ mal auch eigenthümlich grubige) Flächen zeigen, die in schar- fen, ziemlich gerade verlaufenden Kanten aneinander stossen. Manche dieser Dreikantner zeigen die Erscheinungen von ver- drückten Geröllen; sie sind zerbrochen und ihre Bruchstücke nach einer kleinen Verschiebung längs der Bruchfläche wieder verkittet, dadurch sind die scharfen Kanten benachbarter Schlifflächen verworfen, in ihrem Verlaufe scharf unterbrochen. Besonders reichlich fand ich Dreikantner an den Stellen, wo den Geschiebesand eine mächtige Hauptdiluvialsandablagerung bedeckt; in dem eigentlichen Kies finden sich keine Drei- kantner. Bedeutungsvoll ist die allgemeine Verbreitung dieser durch ihre Masse wie durch ihre eigenthümliche Form so leicht in die Augen springenden Dreikantner!), und es gebührt Berexor das Verdienst, sie zuerst recht gewürdigt und auch ihre Ent- stehung erklärt zu haben. Die allgemeine Entwickelung des lehmigen Geschiebe- sandes und seine fast überall deutlichst ausgesprochene Discor- danz bei Ueberlagerung anderer älterer Diluvialschichten lassen das Diluvium der Lausitz in ausgezeichneter Zweigliede- rung erscheinen, die ich jedoch zur Vermeidung von etagen- weiser Schematisirung lieber als Hauptdiluvium und Deck- diluvium bezeichnen möchte; ersteres stellt die Ablagerungen des vordringenden Eises dar, letzteres ist als Rückzugsmoräne zu bezeichnen. Ueber die Bildung der Diluvialmassen in diesen süd- lichen Grenzregionen hat man sich etwa folgendes Bild zu machen. Der bis in diese Regionen gelangende Gletscher hatte natürlich hier nur eine geringe Dicke; zugleich waren hier durch das reichliche Abschmelzen desselben grosse Wasser- mengen thätig. Diese Wassermengen werden in den zahlreichen Depressionen des ansteigenden hügeligen Bodens die mitge- brachte Grundmoräne zu deren Schlemmproducten aufarbeiten, es überhaupt zu einer Ablagerung der eigentlichen Grund- moräne zunächst gar nicht kommen lassen. Denselben Vorgang kann man übrigens auch an vielen anderen Stellen des norddeutschen Diluviums annehmen. Sehr weit verbreitet trifft man nämlich die Erscheinung, dass die untersten Diluvialschichten nicht aus Geschiebemergel, der ersten Grundmoräne des sich vorschiebenden Gletschers, be- stehen, sondern Schlemmproducte, Sande, Kiese oder Thone . .*) Aus der Nähe von Dresden, am Letzten Heller, kannte man schon längst durch v. Gursier derartige Quarzitgeschiebe, die wohl einem dort vorkommenden Tertiärquarzit entstammen. 3 868 sind. An solchen Stellen braucht nicht erst die Grundmoräne % abgesetzt und später aufgearbeitet worden zu sein, sondern man kann naturgemässer die vorige Erklärung annehmen: Am vorderen Rande des vorwärts schreitenden Gletschers sammeln sich reichliche Schmelzwässer an, welche das Material der mitgebrachten Grundmoräne vor dem Gletscher ausbreiten; und erst bei stärkerem Vorschreiten überzieht der Gletscher auch diesen Boden mit seiner echten Grundmoräne, dem „un- teren Geschiebemergel“, die mannichfachsten Variationen auch hierbei natürlich offen lassend. Der Eisstrom wandelt also auf einem von ihm selbst aufgeschütteten Wege, ebenso wie manche Strassenlocomotiven ihre Schienen sich selbst legen, oder wie viele Lavaströme auf dem selbst gelegten Schlacken- pflaster vorwärts dringen. Die grossen Wassermengen werden auch auf den ein- heimischen Bergen eine gewaltige Erosion hervorrufen — die massenhaften, z. Th. local sehr gehäuften einheimischen Ge- rölle mit ihren abgerundeten, nicht eckigen, Formen sind der Beweis dafür. In geschützten Buchten, hinter Bergvorsprüngen, vor steileren Anhöhen und an ähnlichen geeigneten Localitäten werden sich die Schlemmproducte ablagern — auch hiermit stimmt das Vorkommen der Hauptsande (und Kiese) und Thonlager überein. Die schwache Eisdecke brauchte nicht alle Höhen zu überziehen, sondern liess auch Rücken von 350 Meter Meeres- höhe frei, während sie im Allgemeinen bis zu einem Niveau von 400 Meter vordrang: Daher trifft man auf vielen Höhen unter 400 Meter schon keine Diluvialablagerungen, während ihre Umgebungen damit bedeckt sind. Man braucht nicht an- zunehmen, dass von denselben das Diluvium weggespült sei, denn man findet hier in dem mächtigen Verwitterungslehm unter den eckigen Bruchstücken des anstehenden Gesteins kei- nerlei nordisches Material. Diese Umstände und die leichte Verwitterbarkeit des Gesteins bedingen aber auch ihrerseits, dass man auf diesen Höhen nur ausnahmsweise Gletscherschrammen er- warten darf. Die Erscheinungen der Strudellöcher und Riesentöpfe werden sich hier nicht sehr stark ausgeprägt finden, theils wegen der geringen Mächtigkeit der Diluvialschichten und der Härte des Untergesteins — das Wasser hatte nicht ge- nügende Fallhöhe — theils wegen der hier sehr vorgeschrit- tenen Cultur des Bodens, die derartige Löcher zu ihren 1 örmig a Teichen, die sich im ete“ der ee Abschlemmmassen. un Schiehtenstörungen im Untergrunde des also die einheitlich weit verbreitete Rückzugs- - Fennen ete. au in s a in 4. Veber Loriolia, eine neue Echinidengattung, Von Herrn M. Neumayr ın Wien. Corrzau bildet unter zahlreichen Exemplaren von Pseudo- diadema Bourgueti Des. einen Seeigel aus dem mittleren Neo- com des Dept. Yonne ab, welcher durch die höchst auffallende Gestaltung seines Scheitelapparates ausgezeichnet ist und in der Entwickelung dieses Theiles am ehesten mit einem Hybo- clypeus. verglichen werden kann. !) Dieses Merkmal ist ein so bedeutungsvolles, dass es mir die Begründung einer selbst- ständigen Gattung zu rechtfertigen scheint, für welche ich den Namen Loriolia vorschlage. Meine Aufmerksamkeit wurde auf diesen Gegenstand bei Gelegenheit von Studien über die Entwickelung der Seeigel im Allgemeinen geleitet, deren Ergebnisse an einem anderen Orte veröffentlicht werden sollen; die Gattung ZLoriolia nimmt dabei als Bindeglied zwischen regulären und irregulären Formen besonderes Interesse in Anspruch; da jedoch die Publication der betreffenden Untersuchungen an einem anderen Orte ge- schieht, an welchem man die Beschreibung neuer Gattungen nicht suchen wird, so theile ich hier die Charaktere von Loriolia mit. In allen Merkmalen, mit Ausnahme derjenigen - des Apex, stimmt Loriolia mit Pseudodindema überein; der Schei- tel ist zwar nur unvollständig bekannt, weicht aber von demjenigen aller bisher lich ab; in erster Linie ist derselbe stark in die Länge gezogen, so dass die Ambulacra nicht auf einen Punkt con- vergiren, sondern eine deutliche Tren- nung von Trivium und Bivium statt- findet. Der Scheitelapparat hat die Form einer langgezogenen Ellipse; ob der After von demselben rings umschlossen und 3 5) on. francaise, terrains cretaces, Vol. VII. tab. 1097. 84. 1—D. | beobachteten regulären Seeigel wesent- nach hinten von einer stark ausgerandeten Genitaltafel ein- gesäumt war, oder ob er den Scheitelapparat an dieser Stelle durchbricht und die hintere Genitaltafel fehlt, ist zweifelhaft. Ebenso ist es noch ungewiss, ob die Afterlücke den ganzen von Genital- und Augentäfelchen umschlossenen, langelliptischen Raum einnahm oder ob überzählige Platten auftraten, wodurch sich ZLoriolia den Salenien nähern würde. Unsere Kenntniss in dieser Richtung ist allerdings noch sehr unvollständig, nur so viel ist sicher, dass hier eine so totale Abweichung von allen Pseudodiademen und allen regulären Seeigeln vorliegt, dass eine Abtrennung nothwendig erscheint. Den näch- sten Vergleichspunkt finden wir erst bei den Echinonei, unter denen manche Hyboclypeus- Arten mit hoch gelegenem After auffallende Uebereinstimmung zeigen. Wenn man z. B. den Scheitel von Ayboclypeus gibberulus be- trachtet!), so wird man zugeben müssen, dass hier nur ein nicht sehr grosser quantitativer Unterschied herrscht. - Eine Gattung, welche Zoriolia vermuthlich sehr nahe steht, ist das merkwürdige Heterodiadema; auch hier finden wir in allen Merkmalen, mit Ausnahme von After und Scheitelapparat, nahe Uebereinstimmung mit Pseudodiadema, auch hier sehen wir eine tiefe Ausrandung der hinteren Interambulacralzone; leider ist bei Zeterodiadema über die Entwickelung des Scheitel- apparates nichts bekannt, derselbe ist bei allen Exemplaren ausgefallen und man beobachtet nur die Lücke, welche After und Scheitel zusammen in der Corona hervorbringen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Heterodiadema, wie schon mehrfach hervorgehoben wurde, am nächsten mit jenen Formen von Acrosalenia verwandt, bei welchen der After die hintere Ge- nitaltafel stark ausbuchtet (Milnia Hame). Vermuthlich wird sich hier auch Loriolia anreihen, doch ist eine Vereinigung ‘mit Heterodiadema in keinem Falle zulässig, da die starke Trennung von Bivium und Trivium einen sehr wesentlichen unterscheidenden Charakter für Loriolia abgiebt. Das Exemplar, welches den Typus von ZLoriolia bildet, ist von ÖorrEeau unter dem Namen Pseudodiadema Bourgueti ab- gebildet worden; es entsteht zunächst die Frage, ob die sämmtlichen Stücke dieser im. Neocom in ziemlicher Menge auftretenden Art zu der neuen Gattung gehören. Es muss dies entschieden in Abrede gestellt werden; die übrigen Stücke, Sr Vergl. Weicut, Monograph of British fossil Echinodermata of the Oolitie formation, Palaeontogr. soc. t. 21. f. 2e. 572 welche von Correau und Anderen unter diesem Namen zur Darstellung gebracht worden sind, zeigen einen nach hinten zwar etwas erweiterten, aber von regulärer Form nur wenig abweichenden Scheitel, der allerdings nicht erhalten, sondern nur aus der Form der durch sein Ausfallen erzeugten Lücke im Umrisse bekannt ist. Es könnte unter diesen Umständen bedenklich erschnen zwei Formen, die in allen übrigen Charakteren ganz harmo- niren, nur nach dem Apex in ganz verschiedene Gattungen zu stellen. Allein das Exemplar, welches den Typus von Loriolia bildet, weicht auch, abgesehen von seinem Scheitel, von dem normalen Pseudodiadema Bourgueti ab und gehört zu einer Form, die ursprünglich von CortEau als Pseudodiadema Fou- cardi beschrieben ') und erst späser mit Pseudodiadema Bourgueti als Varietät vereinigt, die sich durch höhere Gestalt und die Anordnung der Stachelwarzen unterscheidet. Ich bezeichne daher unsere Form vorläufig als Loriolia Foucardi ÜOTTEAU Sp. und überlasse es späteren Untersuchungen, festzustellen, ob alle Exemplare der von Cortzau als Pseudodiadema Bourgueti var. Foucardi unterschiedenen Form hierher gehören oder nicht. Uebrigens ist es durchaus noch nicht erwiesen, dass Lo- riolra Foucardi und Pseudodiadema Bourgueti im Systeme sehr weit auseinander gestellt werden müssen, wenn sich auch die hier ausgesprochene Vermuthung bestätigt, dass erstere mit JHeterodiadema und .Fcrosalenia nahe verwandt ist. Wir kennen den Scheitelapparat nur von einer geringen Anzahl von Pseudo- diadema - Arten, alle anderen sind nur in der Voraussetzung dahin gestellt worden, dass sie keine überzählige Salenienplatte im Scheitel haben werden. Nun treten aber unter diesen zu Pseudodiadema gestellten Formen sowohl im Jura als in der Kreide zahlreiche Typen auf, bei welchen eine Ecke des Scheitelapparates stärker vorspringt, und ein solcher Seeigel, bei welchem dieser Charakter sehr deutlich hervortritt, wurde in Folge dessen von P.pe LorıoL?) zu Heterodiadema gestellt (Hetero- diudema Maitheyi aus dem terrain a chailles des Berner Jura). Aller Wahrscheinlichkeit nach werden aber auch andere Arten, wenn einmal ihr Apex genauer bekannt sein wird, aus der Gattung Pseudodiadema ausgeschieden werden müssen, und unter diesen Typen mit einseitig verzogenem pentagonalem Umriss des Apex befindet sich neben Pseudodiadema ornatum, Marticense, Michelini, tenue, rotulare, Meriani, planissimum und ) Correav, Catalogue methodique des Echinides de l’etage Neo- comien de l’Yonne. Bulletins de la societe des sciences historiques et naturelles de I’Yonne, 1851. Vol V. pag. 286. ?) Desor et Lorior,, Echinologie höletigue; Echinides de la pe- riode jurassique, pag. 182. t. XXX. f. 6. verschiedenen anderen auch Pseudodiadema Bourgueti. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass diese Formen ganz oder theil- weise sich den Salenien nähern; ja es lässt sich erwarten, dass wenn einmal diese Formen der Apexbildung nach be- kannt sind, die schon von LorıorL ausgesprochene Unmög- lichkeit einer Trennung von Diadematiden und Saleniden evi- dent hervortreten wird. Wenn man bei den Echinoneiden das Auftreten überzähliger Scheitelplatten als selbst für die Vor- nahme generischer Trennung ungenügend betrachtet, so ist es wenig wahrscheinlich, dass man ihm bei den Saleniden funda- mentale Bedeutung werde zuerkennen können. Allerdings kommt bei der Frage nach der Beschaffenheit des Scheitels bei den oben genannten Pseudodiademen noch eine Frage in Betracht; das stärkere Vorspringen einer Ecke des Apex kann in dreierlei Weise zu Stande kommen, ent- weder durch das Rückwärtsrücken des Afters, wie bei Acro- salenia (Milnia), oder durch stärkere Entwickelung der als Madreporenplatte ausgebildeten rechten vorderen Gecnitaltafel, oder durch verzerrte Gestalt des Periprocts; welche von diesen Möglichkeiten im einzelnen Falle vorliegt, kann direct natürlich erst festgestellt werden, wenn der Scheitelapparat gefunden wird. Allein auf indirectem Wege ist wenigstens darüber eine Entscheidung nach der von Lovis angegebenen Methode !) nach der Stellung der Ambulacralporen um den Mund möglich, ob die abweichende Form des Apex der Madreporenplatte zuzuschreiben ist oder nicht; denn wenn auch A. Acassız kürzlich darauf hingewiesen hat?), dass die Auffassung von Lov£s nicht in ihrer vollen Tragweite festgehalten werden kann, so reicht doch die von diesem angeführte Art der Unter- suchung vollständig hin, um den rechten vorderen vom unpaa- rigen hinteren Interradius zu unterscheiden. Leider reicht das mir zu Gebote stehende Material zu einer derartigen Prüfung bei weitem nicht aus, und die Literatur bietet keine Änhalts- punkte; ich kann also nur diesen Gegenstand denjenigen em- pfehlen, welche ausgedehnte Sammlungen von jurassischen und cretaceischen Seeigeln zu ihrer Verfügung haben. 1) Lovzn, Etudes sur les Echinoidees, Svenska Vetensk. Akad. Handl. Vol. XL N. 7. 2) A. Acassız, Echinoiden dredged by H. M. S. CHALLENGER pag. 4 bis 8. The Voyage of H. M. S. CHartenger, Zoology Vol. II. OITL 5. Die Stegocephalen aus dem Rothliegenden des Plauen’schen Grundes bei Dresden. von Herrn Hermann Üreoner ın Leipzig. Zweiter Theil. Hierzu Tafel XXII bis XXIV. Mein erster Beitrag zur Kenntniss der Stegocephalen aus dem Rothliegenden von Niederhässlich im Plauen’schen Grunde bei Dresden (diese Zeitschrift 1881. pag. 298—330 und Tafel XV bis XVII.) war der Beschreibung des Vorkommnisses dieser interessanten und reichen Fauna überhaupt und speciell der Darstellung des häufigsten ihrer Vertreter, nämlich des Branchiosaurus gracilis gewidmet. Seit jener Zeit hat sich die Ausbeute an Stegocephalen ausserordentlich vermehrt, so dass mir jetzt die Reste von allein über 500 Individuen des letzt- genannten kleinen Stegocephalen vorliegen. Manche von diesen sind noch besser erhalten als diejenigen Exemplare, welche meiner Beschreibung zu Grunde lagen. Trotzdem habe ich der letzteren kaum Etwas hinzuzufügen, wenn ich auch an Stelle einzelner der damals abgebildeten Reste, jetzt lieber einige noch schöner und vollständiger erhaltene Exemplare aus dem unterdessen neu gewonnenen Materiale dargestellt sähe. Nächst an Häufigkeit nach diesem kleinen, zierlichen Branchiosaurus kommt in dem Kalksteine von Niederhässlich ein grösserer Stegocephale vor, dessen Schädel mir bereits im Januar d. J. bekannt war, als ich in den Berichten der natur- forschenden Gesellschaft zu Leipzig über das Vorkommen der- artiger thierischer Reste im Rothliegenden des Plauen’schen Grundes die erste Nachricht gab, der aber wegen gewisser Abweichungen von dem Schädelbau bis dahin bekannter Bran- chiosauren für einer anderen Gattung und zwar Mikrodon, jetzt Limnerpeton A. Fritsch zugehörig betrachtet wurde. Neuerdings, wo einerseits die Abbildung und Beschreibung der böhmischen Limnerpetiden von A. Frrrsch erschienen ist, und wo mir andererseits bessere und zwar fast vollständige, oder sich gegenseitig zu fast vollständigen Skeleten ergänzende Reste vorliegen, ergiebt es sich, dass diese Schädel gleichfalls FALTH TEEN a VER, OL REN BEN URL FEEEN nn VER WAREN TESENNG N N RENNEN TUT ET einem Dranchiosaurus angehören. Die allgemeinen Con- turen des Schädels nnd namentlich dessen Hinterrandes, das Parasphenoid, die Bezahnung, Thoracalplatte, Coracoideen und Wirbelbau weisen ihm ohne Zweifel diese Stellung an, wie sich dies bei der detaillirten Beschreibung der einzelnen Theile und bei einem zusammenfassenden schliesslichen Rückblicke erweisen wird. Die Abweichungen dieses Branchiosaurus von Branchiosaurus salamandroides, umbrosus und gracilis können nur. als genügender Grund zur Aufstellung einer neuen Species be- trachtet werden. | Es zeigt dieses Beispiel recht deutlich, dass zur Identifi- eirung eines Stegocephalen nicht immer der Schädel, selbst in bester Erhaltung, genügt, sondern dass die übrigen Skelettheile ebenso wichtige Criteria liefern. Was die geologische Stellung des Schichtencomplexes be- trifft, welchem das Kalksteinflötz von Niederhässlich - Deuben !) und somit die Lagerstätte unserer Stegocephalen angehört, so hat neuerdings T. Sterzer?) dargelegt, dass derselbe als Aequivalent der Rothliegend - Ablagerungen von Saalhausen, Weissig, Ottendorf, Braunau, Wünschendorf, Klein-Neundorf, also der Lebacher Schichten aufzufassen ist, welche ja in Schlesien, Böhmen und im Saargebiete gleichfalls die Fund- stätte von Stegocephalen sind. 2. Branchiosaurus amblystomus ÜRED. Allgemeine Körperform. Die allgemeine Körperform von Branchiosaurus am- blystomus ist diejenige eines Salamanders mit grossem, breitem und stumpiem Kopfe, verhältnissmässig schwachen, mit Zehen versehenen Gliedmaassen und, wie scheint, nicht’sehr langem Schwanze. Kiemenbogen wie bei Dr. gracilis, sala- mandroides und umbrosus scheinen nicht vorhanden gewesen zu sein. Die Bauchseite ist mit einer Kehlbrustplatte und einem Panzer von reihenförmig angeordneten, dachziegelartigen Schup- pen bedeckt, welcher sich auch auf die Unterseite der Extre- mitäten und des Schwanzes ausdehnt. t) Der Kalkstein dieses Flötzes weist nur einen sehr geringen Ge- halt an Magnesia-Carbonat auf und darf deshalb wohl kaum, wie es geschehen, als „dolomitischer“ Kalkstein bezeichnet werden. Nach einer Analyse des Herrn J. Hazarp besteht derselbe aus: 74,45 CaCO3, — 1,01 MgCO?, — 3,98 Fe?0°, — 1,27 H?O, — Rückstand 19,29. 2) Erläuterungen zu Section Stollberg-Lugau der geol. Specialkarte von Sachsen, 1881. pag. 157—160. 516 Hauptmaasse einer Anzahl Individuen von Bran- chiosaurus amblystomus, in Millimetern. | 1. | I. Mus) IV. | v. Gesammtlänge, mindestens . . . 175-80 198-100 Länge des Schädels . . . . . 18 20 | 18,50 20 Breite des Schädels . . . . . 26 27 25 25 Länge des Rumpfes '. „ .... 45 53 52 „48 Breite der Wirbel . . . 2 3 3 3.28 3 Länge des Schwanzes mehr als . 15 25 18 Länge des Oberarmes . . . . 6 6 7 7 5 Länge des Unterarmes . . . . 3 e 4 2,50 Länge des Oberschenkels . . . | 6,50 8 8 6 Länge des Unterschenkels . 4 5 5 4 Thoräcalplatten ah Sn. die 7 Allgemeine Schädelform. Der flache Schädel von Branchiosaurus amblystomus besitzt eine stumpf-parabolische bis beinahe halbkreisförmige Gestalt, wodurch er an die lebenden Menopoma und Cryptobranchus erinnert, — ist also am Hinterrande sehr breit, kurz, rundet sich in parabolischer Contur flach zu und erscheint noch etwas gedrungener als derjenige von Br. gracilis. Auch sind seine Dimensionen viel beträchtlicher als die des letzteren, welcher selten länger als 11 mm und kaum breiter als 13 mm wird, während der Schädel von Zr. amblystomus eine Länge von über 20 mm und eine Breite von mehr als 27 mm, also die doppelten Dimensionen erreicht. : Der hintere Schädelrand ist auch bei Br. amblystomus zu beiden Seiten des Hirnschädels nur wenig ausgeschweift, so dass letzterer nur um ein Geringes zurückspringt und von den hinteren Spitzen der flügelartig gestalteten Supratemporalia noch etwas überragt wird. Es fehlt also die auffallende Her- vorragung des Hirnschädels nach hinten, welche für die Apa- teoniden so charakteristisch ist. !) Die Schädeldecke wird von dicht aneinander. schliessenden Knochenplatten gebildet und nur von den Augenhöhlen, den Nasenlöchern und dem Foramen parietale unterbrochen. Die Orbita sind gross und ursprünglich vollkommen kreis- rund, nur durch Verschiebung der Schädelknochen, also bei wenn auch nur wenig verdrückten Exemplaren, haben sie sehr oft langovale, seltener querovale Gestalt angenommen. ı) A. Fritsch, Fauna der Gaskohle etc., II. pag. 94. Sie besitzen einen Durchmesser von 6—8 mm und liegen fast genau in der Mitte der Schädellänge. Die Nasenlöcher sind nahe dem Vorderrande der stum- Ri pfen Schnauze gelegen und sind verhältnissmässig klein und rundlich, aber fast stets durch Verschiebung der Nachbar- knochen verundeutlicht. Ueber die Wölbung, also das Profil des Schädels sind keine Angaben möglich, da die Schädel stets vollkommen zusammengedrückt auf den Schichtflächen liegen. Schädelmaasse in Millimetern. | Die Schädeldecke. Nr ES oO” = oO SSL > ES oo end. .....2.. Js | a6 has! 27 | 20 06 | aa | a7 E Boretala - ... ...1650 3&| 6503,75 630 7 | A u Bamalar....... 1550123 575 250 62,251 7 | 2,50 = Basar a. Men, nei 4,50 3,50 450 3 14,50 3,501 5, 4 Fe Mtermazillaia. .. 2... 1 1,25 3 2 4 eo Supraseapitalia '.. .. ... ...11,50. 4 150 471..2»:4,251..2 19 4 Orbita a neeen) a. 6 6—7 8 ® Danamosa .. .v. A 5 5 91.9 6 | 4 h Supratemporalia . . . =. 4 5 4| 5 1450, 5 ® Durchmesser des Foramen 2 partetale.. ... .\..... u ae. fast 1 fast 1 e\ vom Hinterrande | 4 Abstand | der Supratempo- | R- der saliar. 5 5 5 ne Orbita in der Mitte der Ri Brontalla,,. 7. 4,50 ! 5 4,50 | Struetur und Sculptur der Knochen der Schädel- decke. Die Schädel von Aranchiosaurus amblystomus sind aus- nahmslos flach zusammengedrückt und derartig in das Gestein eingebettet, dass ihre Ober- und Unterseite fest an dem Ge- # steine haftet. In Folge davon werden bei der Trennung der R fest auf einander liegenden Kalksteinplatten die Schädelknochen gewöhnlich gespalten, also nach ihrer ganzen Ausdehnung aus einander gerissen, so dass zwar ihre innere Structur, nicht aber ihre Oberfläche sichtbar wird. Von letzterer erhält man nur dann ein Bild, wenn die gesammte Knochensubstanz durch Auslaugung entfernt und nur deren äusserer Abdruck zurück- geblieben ist. Hier, auf dem Negative der Schädelknochen : 578 machen sich dann bei Anwendung der Lupe auf der glatten Fläche zahlreiche kleine Wärzchen bemerklich (Taf. XXU. Fig. 5, Taf. XXIII. Fig. 1), welche den Grübchen entsprechen, die auch für die Oberseite von Branchiosaurwus gracilis‘), sowie von Br. salamandroides Fr. und nach A. Frırsca für alle Branchiosauren charakteristisch sind. ?) Die innere Structur der Schädelknochen von Br. amblystomus ist eine ausgezeichnet strahligee.. Von den Össifi- cationscentren ‚laufen Radiärstämme aus, welche sich durch Dichotomie in immer zartere, anastomosirende ÄAestchen ga- beln und sich in feinsten Verzweigungen bis an die Peripherie der Knochenplatte fortsetzen (siehe Taf. XXU. Fig. 1—4, Taf. XXIII. Fig. 1—7). Diese Strahlensysteme auf jedem der Knochen der Schädeldecke machen die Verwechselung der umgrenzenden Nähte mit zufälligen Bruchlinien fast unmöglich, erleichtern also die Erkenntniss der Zusammensetzung der Schädeldecke ungemein. Die beiden Parietalia (p Taf. XXI. Fig. 1—5 und Taf. XXIII. Fig. 1—7), die durch ihre Grösse zuerst in’s Auge fallenden Knochen der Schädeldecke, bilden zusammen ein Sechseck mit ausgeschweiften Kanten. Die Mediannaht zwischen beiden Platten besitzt einen mehr oder weniger un- regelmässig gewundenen Verlauf, wodurch eine oft sehr auf- fällige Asymmetrie des rechten und linken Scheitelbeines erzeugt wird. Bereits das vordere Ende der Sutur liegt nicht immer genau in der Medianlinie des Schädels, also in der Fortsetzung der Naht der beiden Frontalien, sondern bei man- chen Individuen (so z. B. bei Fig. 1, 3, 6, 7 Taf. XXIII.) seitlich derselben, wodurch das eine Parietale schmäler und kürzer als das andere wird. Zwischen dem Vorderrand der Parietalien und dem Foramen parietale ist die gemeinsame Naht geradlinig, — nicht so jenseits des Scheitelloches, hinter welchem sie bis zum Hinterrande in Bogen und Windungen verläuft. In der Krümmung und Anzahl dieser letzteren stimmt keiner der vorliegenden Schädel mit dem anderen überein, vielmehr machen sich darin die grössten Schwankun- gen geltend, die von der Grösse, also dem Alter der Exem- plare vollständig unabhängig sind und somit individuelle Eigen- thümlichkeiten repräsentiren. Im einfachsten Falle, wie in Fig. 2. Taf. XXU. und Fig. 2, 5, 6, 7. Taf. XXIII, bildet die Naht einen oder zwei flache Bogen, hat also einen welligen Verlauf, an anderen Exemplaren (Fig. 3 u. 4. Taf. XXIL) sind diese Bogen enger, steiler und tiefer, — und nehmen 1) Diese. Zeitschrift 1881. pag. 309. 2) Fauna der Gaskohle ete. 1879. I. pag. 69. endlich und zwar gewöhnlich an Stelle des vorderen Haupt- bogens, jedenfalls aber innerhalb der vorderen Hälfte der Pa- Kietalsutur (Fig. 1,5. Taf. XXI und Fie. 3. Taf. XXI) einen enggewundenen, z. Th. spitzwinkeligen Verlauf an. In Folge der mehr oder weniger steilen und tiefen Nahtbögen greifen die beiden Parietalia in Form rundlicher oder para- bolischer Lappen, im complicirtesten Falle in Gestalt leisten- oder zahnförmiger Vorsprünge und entsprechender Ausschnitte in einander. Dadurch dass diese Windungen der Sutur nicht symmetrisch zur Medianlinie verlaufen, werden sehr beträcht- ‚liche Abweichungen in der Grösse und Gestalt jeder der beiden Parietalia bewirkt. Ganz Aehnliches beschreibt H. v. Meyer!) von Arche- gosaurus Decheni. Bei diesem „findet die gegenseitige Be- rührung beider Parietalia unter Bildung einer Naht statt, die sich bisweilen von der Mittellinie des Schädels auffallend ent- fernt und besonders in der hinteren Hälfte sich wellen- und zickzackförinig darstellt“. Deshalb „sind die beiden Scheitel- beinhälften in Grösse und Form oft sehr ungleich“. An Branchiosaurus moravicus A. Fr.) wiederholt sich Analoges, indem die Mittelnaht hinter dem Foramen parietale in einer S-förmig gekrümmten Linie verläuft, während sie bei Zimner- peton macrolepis A. Fr.°?) sogar ziekzackartige, tiefeingreifende Loben bildet. Die äusseren Ränder der Parietalia von Branchiosaurus ‚amblystomus sind, wie bereits bemerkt, nicht geradlinig, sondern bis auf den ÖOceipitalrand, concav ausgeschweift. Jedoch ‚herrscht auch in den dadurch hervorgebrachten Conturen bei den einzelnen Individuen, sogar bei den beiden Parietalien ein und desselben Schädels keine vollständige Uebereinstimmung. Die stärkste Ausbuchtung besitzen die vorderen Seitenränder und nehmen hier die Postfrontalia auf. Etwas flacher pflegt der Bogen der hinteren an die Squamosa grenzenden Seiten- ränder zu sein. Der ausspringende Winkel zwischen beiden Ausschnitten schiebt sich jederseits zwischen Squamosum und Postfrontale ein. Am unregelmässigsten ist die Contur des Vorderrandes, was durch die oft asymmetrische Lage der Parietalnaht bedingt wird. In diesem Falle bildet das eine Scheitelbein einen Vorsprung, dessen Spitze gegen die Frontal- naht gerichtet ist (Fig. 1, 3, 6. Taf. XXIUIL). Der Hinterrand, a 5 2) Reptilien aus der Steinkohlen - Formation in Deutschland, Pa- laeontographica 1857. pag. 84. 2) Fauna der Gaskohle I. pag. 83. Taf. VI. Re. 11. pag. 151. Taf. XXX. ro an welchen die Snrage bi angrenzen, ist nicht concav, sondern flach convex. | Der Verknöcherungspunkt der Parietalia liegt ungefähr i in der Mitte, also seitlich etwas hinter dem Foramen. Von ihm aus laufen die sich auf das Feinste verzweigenden Ossifications- strahlen allseitig bis zu den Rändern. Das Foramen parietale ist kreisrund, liegt im vor- deren Drittel der Parietalnaht, besitzt fast 1 mn Durchmesser und ist von einem flachen, ringförmigen Wulste umrandet (Fig. 3 u. 5. Taf. XXI). Die nach vorn an die Parietalia angrenzenden Frontalia (Fig. 1 u. 9. Taf. XXIL und Fig. 1—7. Taf. XXIII.) besitzen die Gestalt langer, verhältnissmässig schmaler Vierecke, deren mittlere und äussere Nähte ziemlich geradlinig und parallel verlaufen, während die Vorder- und Hinterränder eine grössere Inconstanz aufweisen und zuweilen bogig oder feinzackig ge- brochen sind, auch wohl schwach convergiren, in welchem Falle die Frontalia langgestreckte Trapezform annehmen. Der Össificationspunkt liegt in der Mitte ihrer Länge. Letztere ist stets grösser als ihre doppelte Breite. An den vorderen, rundlich ausgeschweiften Seitenrand der beiden Parietalia und an die hinteren Drittel der Aussenränder der Frontalia legt sich beiderseits ein plump sichelförmiges Postfrontale. an (fp Fig. 1,9. Taf. XXI. na Taf. XXIN.), dessen grösste Breite in die Ausbuchtung der Parietalia fällt, während das vordere, spitz zulaufende Ende sich an die Frontalia anlegt, ohne jedoch auch nur an einem einzigen der vorliegenden Exemplare deren Mitte zu erreichen. Sein Aussenrand begrenzt demnach das hintere, innere Viertel der Augenhöhlen und ist leistenförmig erhaben. Von der Mitte desselben laufen die kräftigen Ossificationsstrahlen aus. Die Frontalia werden nach vorn von den grossen Nasalia begrenzt (siehe Fig. 1. Taf. XXII. u. Fig. 2, 3, 5, 6. Taf. XXIN.). Die erreichen mehr als zwei Drittel der Länge der ersteren und eine noch beträchtlichere Breite als diese, spielen deshalb eine hervorragende Rolle im Aufbau der Schädeldecke von Br. amblystomus, während sie bei Ar. gracilis fast ver- schwinden, oft kaum nachweisbar sind '), was auch von Br. salamandroides Fr. gilt.’) Die Nasalia von Dr. ambly- stomus hingegen stellen zwei, wie gesagt, auffällig grosse, abgerundet sechsseitige Knochenplatten dar, deren Verknöche- 1) Diese Zeitschrift 1881. pag. 308, 309. Taf. XV. Fig. 4 u. 5. Has a y1.. Pie u, 2: 2, A. Frrrsch, Fauna der Gaskohle etc. pae. 13. Fie.'82. | Ekokt in Fr Mitte liest. Die von ihm ausgehenden ssificationsstrahlen treten überall besonders kräftig hervor. Wie das Postfrontale an den Aussenrand der Parietalia und Frontalia, so legt sich das ihm ähnlich gestaltete Prae- frontale an die Aussenseiten der Nasalia und Frontalia, _ jedoch in umgekehrter Stellung, an, so dass sein spitzes Ende - _pach hinten gerichtet ist (Fig. 1. Tafel XXII. und Fig. 2—6. Tafel XXIII). Dasselbe reicht nirgends ganz bis zur Mitte _ des Frontalrandes, kommt also mit dem Postirontale nicht in directe Berührung. Es scheint demnach, dass der innere _ Augenhöhlenrand nicht nur vom Postfirontale und Praefrontale mit Ausschliessung des Hauptstirnbeines gebildet wird, wie _ es von Archegosaurus Decheni!), Branchiosaurus salamandroi- des, Branchiosaurus moravicus, Melanerpeton pulcherrimum A. Fr. u.a.) ausdrücklich hervorgehoben wird, sondern dass sich auch die Frontalia für eine freilich sehr kurze Strecke an der Umrandung der Orbita betheiligen (siehe Fig. 1. Taf. XXI. Fig. 2 u. 3. Taf. XXIII). Wenigstens laufen bei den vorlie- genden Exemplaren von Br. amblystomus die gegen einander gerichteten, sich aber einander nicht erreichenden Spitzen des - vorderen und hinteren Stirnbeines in so scharfe und wohl er- - haltene Enden aus, dass eine ursprünglich weitere Fortsetzung und spätere Verstümmelung derselben unwahrscheinlich ist. Nach vorn und aussen endet das Praefrontale breit und - quer abgestumpfit und stösst hier mit dem Processus frontalis - des Oberkiefers zusammen, doch hat gerade diese Partie der - Schädeldecke durch Zerdrückung oft sehr an Deutlichkeit verloren. — Der Zwischenkiefer schliesst den Kieferbogen nach - vorn ab und besteht aus zwei symmetrischen Hälften, welche durch eine in die Mittellinie des Schädels fallende Naht ver- - der meisten lebenden Urodelen nicht nachweisen lässt. Jedes der beiden Intermaxillaria besteht aus einem zahntragenden, die Fortsetzung des Öberkiefers bildenden Bogenstücke und _ einem nach oben resp. hinten gerichteten Fortsatze, mit wel- _ ehem die Intermaxillaria untereinander und mit den Nasalien im Verbindung standen, während ausserhalb derselben, also zu den Seiten dieser Fortsätze die Nasenlöcher lagen. An - zweien der abgebildeten Schädel von Br. amblystomus, nämlich i an Fig. 3 u. 5. Taf. XXI. sind diese Verhältnisse noch ») H. v. Meyer, 1. c. pag. 81. 2) A. Frıtsch, ]. c. pag. 72, 83, 101. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIII. 4. 38 | 582 recht deutlich wahrnehmbar. Von den Zähnen, welche das vordere Bogenstück getragen hat, ist nur eine geringe Anzahl erhalten; danach mögen in jeder Kieferhälfte 8 bis 10 der- selben vorhanden gewesen sein. Sie unterscheiden sich im Bau und in der Verbindungsweise mit dem Kieferknochen nicht von denen des Ober- und Unterkiefers. Die Oberfläche der Intermaxillaren ist feingrubig und deshalb rauh. Die Nasal- fortsätze der letzteren sind breit, kurz und kräftig, wie die- jenigen von Archegosaurus Decheni.! Der nach Aussen ge- richtete Winkel zwischen diesem Fortsatze und dem zahn- tragenden Kieferstücke ist bogig ausgeschweift und bildete die innere Begrenzung der Nasenlöcher. Letztere liegen demnach ziemlich nahe bei einander (nur durch die aufstei- genden Intermaxillaräste getrennt) am vorderen Ende der Schnautze und scheinen rundliche Gestalt besessen zu haben. Wie später gezeigt werden soll, ist ihr äusserer Rand von dem Proeessus frontalis des Oberkiefers gebildet worden. Ganz dasselbe ist auch bei den Urodelen, den nächsten lebenden Verwandten der Branchiosauren der Fall. ?) An die Intermaxillarıa schliessen sich beiderseits, mit ihnen den äusseren gemeinsamen Rahmen für Basis und Decke des Schädels bildend, die Oberkiefer an (m Fig. 1, 10, 12. Taf. XXII u. Fig. 1, 2, 3. Taf. XXI). Bevor wir jedoch auf deren Beschreibung näher eingehen, sei die Zusammen- setzung der betreffenden vorderen Partie der Schädeldecke bei einigen anderen Stegocephalen, sowie bei den lebenden Uro- delen in's Auge gefasst. Bei Archegosaurus Decheni und latirostris®) bildet der Oberkiefer eine Leiste, welche sich nach hinten verschmälert und allmählich ausspitzt, aber vorn nach den Nasalien zu (und zwar ganz besonders bei Archegos. latirostris) eine ziemliche Breite erreicht und hier die äussere, hintere Begrenzung des Nasenloches bildet. Zwischen dieses vordere, breitere Ende des ÖOberkiefers einerseits und den lateralen Rand des Nasale und Praefrontale andererseits schiebt sich das Lacrymale ein, um sich in spitzem Winkel zwischen Nasenbein und Oberkiefer auszukeilen. Aehnliche Verhält- nisse treffen wir nach H. v. MryEr bei Osteophorus Roe- meri aus dem Rothliegenden von Klein-Neundorf in Schlesien, sowie bei den Labyrinthodonten der Trias.*) Bei Branch. ı) H. v. Mever, 1. c. Fig. 3. Taf. IX. und Fig. 3. Taf. X. 2) Vergl. Horrmann, Olassen und Ordnungen der Amphibien, 1873 bis 1878. pag. 33. — WIEDERSHEIM, Kopfskelet der Urodelen, 1877. — WIEDERSHEIM, Salamandra perspicillata, 1875. pag. 71. °») H. v. Meyer, 1. c. pag. 79 u. 80. *) Palaeontogr. VII. pag. 101. t. XI., ebendort VI. pag. 237. salam androides bildet der Oberkiefer nach A. Fritsch!) zwar ebenfalls eine schmale Leiste, welche sich jedoch nach Innen in ihrem ganzen Verlaufe an das Jugale anlegt. Letz- teres ist hier ein langer, schmaler Knochen, welcher sich in fast gleichbleibender Stärke von Nasale bis an das Quadrato- Jugale erstreckt. Das Vorhandensein eines Lacrymale: scheint A. Fritsch unwahrscheinlich zu sein. Bei fast allen übrigen von A. Fritsch beschriebenen und abgebildeten böhmischen Stegocephalen sind die betreffenden vorderen Knochen der - Schädeldecke nicht deutlich genug erhalten, um ein klares Bild dieses Schädeltheiles zu geben. Auch der Zustand der von Cops aus dem Carbon von Illinois und Ohio und den von Huxrey aus demjenigen von Irland dargestellten Stego- cephalen - Schädel ist ungenügend. Was nun die lebenden Urodelen betrifft, so bildet | n; hier der Oberkiefer meistens den grössten Theil der äusseren - Begrenzung der Augenhöhle, verbreitert sich nach vorn be- trächtlich, stösst daselbst unten an das Intermaxillare, um- - randet die Nasenlöcher von Aussen und passt sich mit seiner - oberen plattenförmigen Ausbreitung (dem processus frontalis) an die Nasalia und Praefrontalia oder Frontalia an.?) Ein Laerymale ist nicht vorhanden. Ganz die nämlichen Verhält- nisse haben im Bau des Nasenhöhlendaches von Branch. am- dlystomus geherrscht. Der sich nach hinten verschmälernde und zuspitzende Oberkiefer (m Fig. 1, 12. Taf. XXI., Fig. 2, 3, 9. Taf. XXIII.) bildet ein nach Aussen convexes, kräftiges Bogenstück, dessen untere schmale Fläche die Zähne trägt. Nach dem in Fig. 3. Taf. XXIII. abgebildeten Exemplare scheint sich der äusserste Rand dieser Fläche in Form einer scharfen, zarten Leiste über dieselbe zu erheben. Die den Winkel zwischen Praefrontale, Nasale und Oberkiefer ausfül- ‚lende, sich an die erstgenannten beiden Knochen anpassende Lamelle, die freilich bei den meisten Exemplaren mehrfach zerbrochen ist, bei anderen aber noch in Zusammenhange mit dem Oberkiefer steht, muss als der processus frontalis des letzteren aufgefasst werden. Es ist demnach bei Branch. am- blystomus weder ein Lacrymale (wie bei Archegosaurus u. a.) vorhanden, noch erstreckt sich das Jugale so weit nach vorn, wie es nach A. Fritsch bei den böhmischen Branchiosauren der Fall ist. Die Seitenflächen des Öberkiefers sind mit länglichen Grübchen bedeckt (Fig. 12. Taf. XXII.); sein unterer warzig- RE ec. pag. 71: 2) Horrmann, Cl. u. Ordn. d. Amph. pag. 32. — WIEDERSHEIM, Kopfskelet d. Urodelen. — Derselbe, Salam. perspic. pag. 69. 38 * a rt höckeriger Rand (Fig. 10. Taf. XXI1.) trägt je 26 bis 30 e& nach hinten etwas an Grösse abnehmende Zähne. | Kehren wir zu den Scheitelbeinen zurück. Nach hinten legen sich an deren schwach convexe Ränder die Supra- occipitalia in Gestalt schmaler, fast bandartiger Fünfecke mit nach Aussen gerichteter Spitze an (so Fig. 1. Taf. XXI. Fig. 1, 2, 3, 5, 6, 7. Taf. XXI). Beiderseits grenzt an die letztere, sowie an die z. Th. recht stark ausgeschweiften Seiten- ränder der Scheitelbeine ein grosses, abgerundet vierseitiges oder rundlich ovales Squamosum und an dieses, sowie an die Supraoccipitalia nach hinten das dreiseitige, spitz auslau- fende Epiotiecum (e Fig. 1. Taf. XXH., Fie. 1, 2,7. Taf. XXIII), während nach Aussen das sich flügelartig aus- breitende, am Hinterrande für die Ohröffnung ausgeschweifte Supratemporale sich anlegt, dessen Ossificationsstrahlen nicht vom Mittelpunkte, sondern von dem inneren hinteren Winkel auslaufen. Herrscht in allen diesen Verhältnissen eine grosse Ueber- einstimmung mit Br. gracilis, so spielt das Postorbitale bei Zr. amblystomus eine ganz andere Rolle in der Um- randung der Orbita als bei der erstgenannten Species und bei sämmtlichen von A. Fritsch beschriebenen Branchiosauren und Apateoniden. An allen hierher gehörigen Schädeln bildet das Postorbitale einen fast sichelförmigen, nach vorn lang und spitz ausgezogenen Knochen, welcher die Augenhöhle nicht nur an der lateralen Hälfte ihres Hinterrandes, sondern auch fast an ihrem ganzen Aussenrande begrenzt, also das Jochbein zum grössten Theile, vielleicht sogar vollständig von letzterem trennt. !) Ganz anders bei Br. amblystomus. Hier bildet das Hinteraugen- höhlenbein (po Fig. 1, 6, 7, 8. Tafel XXIL., Fig. 1—6. Tafel XXI.) ein fast gleichschenkeliges Dreieck mit kräftiger, etwas verdickter und concav ausgerandeter Basis, welches sich keil- förmig zwischen Squamosum und Postfrontale einerseits, und Supratemporale und Jugale andererseits einschiebtt. Von der Mitte seines concaven ÖOrbitalrandes laufen die Ossifications- strahlen aus. Derselbe ist, wie gesagt, etwas aufgeworfen und bildet kaum die mittlere Hälfte des Hinterrandes der Orbita, erreicht also deren Aussenrand nicht und be- theiligt sich noch viel weniger an der Zusammensetzung des letzteren. Eine Täuschung über diese Verhältnisse ist ausge- schlossen, vielmehr ist, wie ich betone, das Postorbitale in der beschriebenen Gestalt einer der best erhaltenen, schärfst con- 1) A. Fritsch, Fauna der Gaskohle pag. 72, 83, 97 und die be- treffenden Reconstructionen.. > turirten Schädelknochen, der auch vollkommen isolirt (Fig. 6 bis 8. Taf. XXII.) oder in der verschobensten Stellung (z. B. Fig. 5. Taf. XXIII.) direct wieder zu erkennen ist. Auffällig ist übrigens ein derartiges Postorbitale an und für sich nicht, da es sich fast ebenso geformt bei Archegosaurus und in ähnlicher Gestalt bei noch anderen Stegocephalen (z. B. bei Melosaurus, Osteophorus, Capitosaurus, Trematosaurus u. a.) wiederfindet. | Den äusseren, hinteren Winkel des Schädels nimmt das Beeadrato-Jugale ein (Fig. 1. Taf. XXII., Fig. 2,3. Taf. XXIII), dessen unterer Rand nahe seinem Hinterende bei Fig. 3. Taf. XXIII. etwas ausgeschweift ist, augenschein- lich um als Gelenkfläche für den Unterkiefer zu dienen. An das meist wenig gut erhaltene Quadrato-Jugale schliesst sich nach vorn das Jugale an. Dieses scheint eine breite, aber kurze Knochenlamelle mit radialstrahliger Ossificationsstructur zu bilden und dürfte kaum weiter nach vorn, als bis zur Mitte des äusseren Orbitalrandes reichen. An sein vorderes spitzes Ende legt sich lateral der Oberkiefer an. .Die hierdurch ge- schlossene Umrandung der Augenhöhlen wird demnach gebildet: innen: vorn vom Praefrontale, — hinten vom Post- frontale und zwischen beiden auf eine sehr kurze Strecke vom Frontale; Ä vorn: innen vom Praefrontale, — aussen vom processus frontalis des Oberkiefers; aussen: vorn vom Oberkiefer und dessen eben genannter Verbreiterung, — hinten vom Jugale; | hinten: innen vom Postfrontale, — in der Mitte vom Postorbitale, — aussen vom Jugale. Die Augenhöhlen sind ursprünglich kreisrund gewesen und besassen einen Durchmesser von 6—8 mm. In manchen Fällen hat sich diese Form erhalten (Fig. 1. Taf. XXII., Fig. 3. Taf. XXI), gewöhnlich aber hat sie durch die Verdrückung, in Folge deren die Schädel vollkommen glatt gequetscht wur- den, manchfache Veränderungen erlitten. Meist haben dadurch die Orbita ovale und zwar sowohl langovale, wie querovale Gestalt angenommen, selbst ohne dass eine sehr beträchtliche Verschiebung der Schädeldeckenknochen stattgefunden hätte. Es liegen Exemplare vor mit einer stark querovalen und einer langovalen, andere mit einer runden und einer langgestreckten Augenhöhle; in noch anderen Fällen haben sich die umran- denden Knochen völlig und regellos in die Orbita hineinge- schoben (Fig. 5. Taf. XXIII.). Der Scleroticalring. Wie bei anderen Stegocephalen so war auch bei Brunchiosaurus amblystomus die Scelerotica von 586 einem Yingförmigen Kranze von Knochenblättchen veriahkr, welcher die Cornea schützend umgab (Fig. 1. Taf. XXIL, Fig. 2, 4. Taf. XXIIL). Die Gestalt .dieser zarten, "höchstens: N l mm hohen und breiten Blättchen war eine vierseitige und zwar schwach trapezförmige, indem sie sich naturgemäss nach Aussen etwas verbreiterten. Ihre Grösse und damit gleichzeitig ihre Zahl scheint jedoch schwankend gewesen und letztere bis zu 30 oder 32 gestiegen zu sein. Ausser dem Scleroticalringe treten jedoch bei einer grös- seren Anzahl der vorliegenden” Schädel innerhalb des Orbital- kreises noch andere Knochengebilde auf (siehe Fig. 1. Taf. XXI, Fig. 2, 3, 5. Taf. XXIIL). Dieselben bestehen aus sehr klei- nen, rundlichen oder abgerundet polygonalen Knochenplättchen, welche pflasterartig, durch geringe Zwischenräume getrennt, neben einander liegen. Bei etwa 30maliger Vergrösserung (siehe Fig. 8. Taf. XXI.) erkennt man, dass ihre Oberfläche schwach gewölbt und mit minimalen, unregelmässig zerstreuten Grübchen bedeckt ist. Dieses Pflaster ist ausnahmslos be- schränkt auf eine schmale sichelförmige Zone am inneren Rande der Orbita. Hierselbst ist dasselbe zugleich am dichtesten und besteht auch aus den grössten Knochenplättchen, während deren Dimensionen nach Aussen, also nach dem Seclerotical- ringe zu, kleiner werden, bis sie dessen äusseren Rand erreichen, mit welchem sie genau in ein und der- selben Ebene liegen. Innerhalb des Scleroticalringes oder an irgend einer anderen Stelle der Orbita sind solche Pflaster, oder selbst isolirte Pflasterplättchen auch an stark verdrückten Schädeln nie beobachtet worden; — wo sie auftreten, sind sie vielmehr stets auf den Streifen zwischen innerem Augenhöhlen- rand und dem Scleroticalringe beschränkt, welchen Raum sie bei der best. erhaltenen Augenhöhle (Fig. 1. Taf. XXIlI.) ganz ausfüllen. Man könnte versucht sein, dieses Pflaster ähnlich wie gewisse kleine Knöchelchen im Innern des Schädels und na- mentlich in den Augenhöhlen von Archegosaurus Decheni') so aufzufassen, dass es ursprünglich der Schleimhaut der Mundhöhle, also der Zunge oder des Gaumens angehört habe und durch den stattgefundenen Druck durch die Augenhöhlen in die Ebene der Schädeldecke und des Scleroticalringes ge- presst worden sei. Dagegen aber spricht die grosse Regel- mässigkeit, welche in der Lage, der Vertheilung und Er- streckung dieses Pflasters und seiner einzelnen Theile, wie oben dargelegt wurde, überall herrscht. Danach kann dasselbe kein Gebilde einer leicht verwesenden Haut gewesen sein, 1) H! v. Meyer, 1. c. pag. 127. d ME helchen und nn ee und Zerstreuung in dem noch weichen, umgebenden Schlamme bedingt gewesen wäre. 'Dahingegen wird es aus dem Gesagten höchst wahrscheinlich, dass wir hier eine die Sclera verstärkende Knochenbildung, ein Scleralpflaster vor uns haben. Ohne Analogien bei den lebenden niederen Wirbelthieren würde diese Erscheinung nicht dastehen. So sagt LEUucKART in seiner „Örganologie des Auges“ (Vergleichende Anatomie) pag. 200: „Unter den Fischen fehlt es nicht an Beispielen einer Verkalkung des Scleralknorpels; sie besteht entweder in der Ablagerung feiner Kalkkörperchen oder einer vollständigen Verglasung und findet sich namentlich in den oberflächlichen Knorpellagen der Plagiostomen.“ Auch bei Knochenfischen, bei Aalen, Welsen, Stichlingen, Schellfischen u. A. kommen solche Knochen vor. Ebenso treten auch bei den kleineren Vögeln, besonders den Singvögeln, an dem hinteren Segmente des Seleralknorpels Knochengebilde auf (l. ec. pag. 201). Als eine ähnliche Verkalkung des Sclera ist aller Wahrscheinlich- keit nach auch das Pflaster in den Orbitalkreisen von Aran- chiosaurus amblystomus aufzufassen und demgemäss als _Scleroticalpflaster zu bezeichnen. | Entsprechende Gebilde sind weder bei den böhmischen Branchiosauren noch bei dem sächsischen Branch. gracilis, — dahingegen von Cops an dem wohl mit Aranchiosaurus nahe _ verwandten Amphibamus grandiceps Core aus der Kohlen- _ formation von Illinois beobachtet worden. !) Sie bilden hier kleine, isolirte, schuppenartige Blättchen, welche ganz wie bei Br. amblystomus in dem Theile der Augenhöhle zwischen Seleroticalring und Stirnbeinen zerstreut liegen und nach _ ersterem zu an Grösse abnehmen. Cope fast jedoch den _ Scleroticalring als eine randliche Schuppenreihe des * Augenlides und somit die begleitenden Blättchen ebenfalls als Palpebralschuppen auf. Diese Deutung des Sclerotical- ringes von Seiten Cope’s ist eben nur dadurch erklärlich, dass an dem einzigen Exemplare von Amphibamus grandiceps, welches ihm vorlag, von dem ursprünglichen Ringe nur die eine Hälfte erhalten und zwar derartig verschoben ist, dass sie die Augenhöhle bogenförmig quer durchzieht. Aus den in dieser Beziehung besser erhaltenen Exemplaren der böhmischen und sächsischen Branchiosauren (siehe z. B. Taf. XXI. Fig. 4) ‚geht jedoch hervor, dass wir es bei Amphibamus nicht mit Randschuppen des Augenlides, sondern mit einem Bogenstücke des Scleroticalringes zu thun haben. ‘) Geolog. Survey Illinois, Vol. II. Taf. XXXI. Fig. 8. p. 138 u. 139. % 588 Die Schädelbasis. Von sämmtlichen Knochen der Schädelbasis von Br. amblystomus ist uns z. Z. nur das Parasphenoid bekannt (siehe Fig. 9. Taf. XXI. u. Fig. 5. Taf. XXIIL). Ganz wie bei Branchios. gracilis und Br. salamandroides besteht dasselbe aus einem breiten horizontalen Schilde, welches nach vorn in der Symmetrielinie des Schädels in einen langen, schmalen, stielförmigen Fortsatz (Processus cultriformis) aus- läuft, der beiderseits geradlinig begrenzt, also nicht ausge- schweift ist und die beiden Gaumenhöhlen von einander trennt. Derselbe erreicht bei einer Breite von 1—1,25 mm eine Länge von 8&—10° mm und verjüngt sich nach vorn ganz allmählich. Dort, wo er sich zu dem hinteren schildförmigen Blatte aus- breitet, beginnen zwei tiefe divergirende Furchen, augenschein- lich mit je einer das Parasphenoid schräg durchbohrenden Oeffnung. Während der stielförmige Fortsatz kräftig gebaut ist, sind die randlichen Partieen des Parasphenoides dünn und zerbrechlich gewesen und deshalb nicht erhalten. Das Keil- bein der vorliegenden Schädel stimmt in allen diesen Zügen vollkommen mit dem von A. Frırsch für die böhmischen Branchiosauren als charakteristisch beschriebenen Parasphenoid und ebenso mit dem von Br. gracilis überein. Der Unterkiefer (Fig. 10, 11, 13. Taf. XXI., Fig. 3 u.5. Taf. XXIII.) zerfällt in zwei Hälften, welche in Folge der ursprünglichen Lockerheit ihrer vorderen Verbindung in fos- silem Zustande ihren Zusammenhang unter einander vollkom- men verloren haben. Diese Kieferäste sind am vorderen Ende ziemlich spitz, nehmen nach hinten ganz allmählich etwas an Höhe zu, um sich dann oben zu dem flach gewölbten Kron- fortsatze zu erheben, hinter welchem sie sich ziemlich rasch verjüngen und hier den Gelenkfortsatz bilden. Der Winkel des Unterrandes liegt um etwas hinter dem Gipfel des Kron- fortsatzes. An jeder dieser Kieferhälften lassen sich zwei Stücken, das Zahnbein (Dentale) und das Winkelbein (Angulare) unterscheiden. Letzteres hat seinen Ossifica- tionspunkt in dem Winkel des Unterrandes und erstreckt sich als Stütze des Dentale bis an das vordere Kieferende. Entlang der ganzen nach Innen gewandten Seite des Unterkiefers läuft eine tiefe Rinne (siehe den Abdruck Fig. 13 unten, Taf. XXIl.), während die laterale Fläche desselben flach gewölbt erscheint. Das Dentale, das sich übrigens an den vorliegenden Exem- plaren nicht wohl gegen das Angulare abgrenzen lässt, hat einen mit Wärzchen und Höckerchen besetzten oberen breiten Rand, welcher 28 bis etwas über 30 Zähnchen trägt. = Er Die Zähne (Fie 10-13. Taf, XXI, Fig. 3 u. 5. Taf. XXI.) sind schlanke Kegel mit rundem en ihre Krone ist einspitzig, ihre Axe gerade, nicht nach rückwärts gekrümmt, ihre Höhe übersteigt einen Millimeter nur selten. Sie bestehen aus einem einfachen. dünnen Kegelmantel von Zahnsubstanz, welche keine radiären Einstülpungen bildet und eine grosse Pulpa umschliesst (Fig. 10. Taf. XXII., Fig. 3 rechts oben, Taf. XXIII). Die Zähne von Br. amblystomus gleichen also vollständig denen der lebenden Urodelen. Bei letzteren können Zähne vorkommen auf dem Intermaxillare, Vomer, Palatinum, Ober- und Unterkiefer, ferner auf gewissen - Platten unterhalb des Parasphenoides und selten auf letzterem selbst. Bei Br. amblystomus sind, wie oben bemerkt, die Knochen der Schädelbasis bis auf das Parasphenoid zur Zeit noch nicht bekannt; man beobachtete deshalb Zähne bisher nur auf den Zwischen-, Ober- und Unterkiefern. Hier stehen sie senkrecht, einer ziemlich dicht neben dem anderen und zwar nur in einer Reihe und sitzen mit ihrem Sockel auf dem, wie scheint, schwammigen, jedenfalls höckerig - warzigen Kieferrande auf (Taf. XII. Fig. 1Ou.11., Taf. XXI. Fig. 5). Nach hinten nimmt ihre Grösse ganz allmählich etwas ab. - Ihre Anzahl hat, wenn man sich die jetzt vorhandenen Lücken in den Zahnreihen besetzt denkt, in jedem Intermaxillare etwa 8, in jedem Ober- und Unterkiefer etwa 30 betragen. Kiemenbogen. Branchiosaurus salamandroides A.FRr., Br. umbrosus A. Fr., Br. gracilis Cren. besassen — Kiemenbogen, welche von Zahngebilden besetzt waren, die in fossilem Zustande an einer grossen Anzahl der vorliegenden besser erhaltenen Exemplare von Br. gracilis conservirt sind. Dahingegen ist dies bei keinem einzigen der von mir untersuchten Individuen von Br. amblystomus der Fall, — hier ist vielmehr nirgends eine Spur jener zierlichen Hart- gebilde zu erkennen. Da nun der allgemeine Erhaltungs- zustand von Ar. amblystomus unbedingt ein günstigerer und auch seine Grösse eine viel beträchtlichere ist, als von Br. gracilis, so müsste man mit ziemlicher Sicherheit an der Mehrzahl, oder doch wenigstens an einigen der uns vorliegen- den Schädel Reste jener Kiemenbogenzähnchen erwarten, falls sie überhaupt vorhanden gewesen wären. Sind nun auch negative Merkmale bei der Charakterisirung so alter, nicht immer gleich gut erhaltener Wirbelthierreste mit grosser Vor- sicht aufzunehmen und sobald nur einzelne Exemplare vor- liegen, meist ohne Bedeutung, so gilt doch solches in diesem Falle nicht, — vielmehr machen es obige Erörterungen höchst wahrscheinlich, dass Br. amblystomus überhaupt keine mit Hartgebilden besetzten Kiemenbogen gehabt hat. ee. Die Wirbelsäule. a ; (Verol. Fig. 1’u.:17. Ta£ XXI, Fiov. Inu. 3. Dan Biel .2uD Band Ueber den Bau der Wirbel von Branch. amblystomus, welche in Gestalt von Abdrücken, Steinkernen und längsge- spaltenen Stücken der Wirbelsäule zahlreich vorliegen, lässt sich dem über Dr. gracilis in dieser Zeitschrift pag. 318 Gesagten kaum etwas Neues hinzufügen. Wie bei diesem letzteren besteht sie aus einer schwachen Knochenhülse, welche die starke, intravertebral noch beträchtlicher erweiterte Chorda dorsalis umspannt und seitlich, etwas vor der Wirbelmitte, in Querfortsätze ausläuft. Letztere verbreitern sich an ihrem Ende ziemlich stark und rundlich, bestanden ihrer Hauptmasse nach aus Knorpel, welcher rings von der Fortsetzung des knöchernen Chordamantels umgeben war. Nur das laterale Ende der Fortsätze, welches die Rippen trug, blieb vollkom- men knorpelig. Die Breite der Wirbel betrug 3 mm, so dass sie sich zur Länge des Thorax wie 1: 15 bis 17 verhält, während sie bei Branch. salamandroides '/, der letzteren beträgt. Die Wirbelsäule von Br. amblystomus ist mit anderen Worten viel schlanker und zarter als bei den nahe verwandten böhmischen Stegocephalen, ja verhältnissmässig noch dünner als bei Br. yracilis (s. pag. 317). Da sich der Sacralwirbel durch Nichts von den Rumpf- wirbeln auszeichnet, so lässt sich die Anzahl der letzteren mit Sicherheit nicht feststellen, dürfte sich jedoch auf etwa 25 bis 28 belaufen und sicherlich eine grössere sein, als bei Br. gracilis, wo sie nur 20 beträgt (s. pag. 318). Die Zahl der Schwanzwirbel ist an keinem der vorliegenden Exemplare genau zu constatiren, aber jedenfalls grösser als 12.) Es scheint bei diesen Wirbeln nach hinten zu in gleichem Schritte mit der Grösse zugleich auch die Ossification eine geringere geworden zu sein. In Folge davon pflegt der Caudalabschnitt der Wirbelsäule einen sehr undeutlichen Erhaltungszustand aufzuweisen. Es lässt sich deshalb auch nicht mit Sicherheit erkennen, sondern nur vermuthen, dass die kleinen, schmalen Knochenplättchen, welche auf einer Seite der Schwanzwirbel aufzutreten pflegen, wie bei Dr. gracilis Dornfortsätze sind. Vergleichende Betrachtungen über den Sacralwirbel finden sich weiter unten. 1) Seite 318 dieser Zeitschrift dieses Jahrgangs; 2. Zeile von oben, corrigire 33 in 13. — Br. gracilis besitzt demnach 20 Rumpfwirbel und mehr als 13 Schwanzwirbel, also im Ganzen mehr als 33 Wirbel. 3 Die Rippen. HERNE ae ) Wie bei den übrigen Branchiosauren haben auch bei Br. amblysiomus sämmtliche praesacrale und die 3 oder 4 ersten Caudalwirbel Rippen getragen. Die RKumpfrippen sind bis 4 mm lang, an beiden Enden und zwar vorzüglich am verte- bralen etwas verbreitert, nehmen nach hinten ganz langsam an Grösse ab, so dass die letzte praesacrale Rippe kaum noch die Hälfte der längsten vorderen Rippen erreicht, und sind in sehr stumpfen Winkel nach hinten gerichtet. Ueber die Rip- ‚pen des Sacralwirbels soll ebenso wie über den letzteren bei Beschreibung des Beckengürtels gehandelt werden. Der Schultergürtel. Während wir nicht im Stande waren, auch nur an einem einzigen der zahlreichen Exemplare des Br. gracilis die Kehlbrustplatte in einigermaassen deutlichem Erhaltungs- zustande zu beobachten und ihre Gestalt und Dimensionen fest- Ä ‚zustellen, liegt die Thoracalplatte von Br. amblystomus in einer grösseren Anzahl von sehr schönen Exemplaren theils in ‚situ, theils verschoben und isolirt vor. Wie alle übrigen Branchiosauren besass letzterer nur eine, die mittlere Kehlbrustplatte. Dieselbe (Fig. 1, 14, 15, 16. Taf. XXIL, Fig. 1, 2,3. Taf. XXIII.) hat breit ovale Gestalt mit einem Querdurchmesser von 5,50—6 mm bei einer Länge von 7 mm. Die nach hinten gewendete Hälfte derselben ist ganzrandig, solid und mit kurzen, zarten, oberflächlichen Ra- diärfurchen versehen, — die centrale Partie ist etwas verdickt und dicht mit kleinen Wärzchen und Grübchen bedeckt, — während der vordere Abschnitt nach vorn zu immer zarter wird und durch 12 bis 16 radiäre Einschnitte, welche fast bis zur Mitte reichen, zerschlitzt ist. In ihren Hauptmerkmalen stimmt demnach die Kehlbrustplatte von Br. amblystomus mit der von A. Frırsca |.c. pag. 78 beschriebenen und na- mentlich mit der von ihm Taf. IV. Fig. 4 abgebildeten Kehl brustplatte von Br. salamandroides überein. Seitliche Kehlbrustplatten, wie sie z.B. Archegosaurus besitzt, waren bei Ar. amblystomus nicht vorhanden. Die beiden Coracoidea sind ebenfalls häufig und zwar oft noch in directer Berührung mit der Thoracalplatte, wenn auch in verschobener und deshalb inconstanter Position er- halten. Ganz wie bei dem böhmischen Br. salamandroides und umbrosus, sowie bei dem sächsischen Br. gracilis, erscheinen sie auf der Gesteinsfläche fast stets in Gestalt schmaler, bogenförmiger, zuweilen fast rechtwinkelig gekrümm- 592... ter Knochen (Fig. 1, 14, 16. Taf. XXIL, Fig. 2u.3. Tat. XXM.), deren vorderer Schenkel an dem Vorderrande der Thoracal- platte anzuliegen pflegt. In einigen Fällen (z. B. Fig. 1. Taf. XXIII.) erkennt man jedoch deutlich, dass die Coracoidea von ziemlich breiten, lancettlichen Knochenplatten gebildet werden, die sich nach Aussen zuspitzen und zugleich bogen- förmig krümmen. Die schmalen, erstbeschriebenen winkeligen Knochenbögen dürften demnach Nichts als die Längsschnitte der gewöhnlich in der Gesteinsmasse steckenden, in Wirklich- keit aber breitere Coracoideen sein, welche sich durch ihre grössere Flächenausdehnung bereits den seitlichen Kehlbrust- platten nähern, als deren Repräsentanten sie A. Fritsch auf- fasst (l. c. pag. 79). Als Clavicula ist wohl ein sehr zarter, schlanker Knochen zu deuten, der in Folge dieser seiner Zartheit freilich nur an wenig Exemplaren (so an Fig. 16. Taf. XXTI., Fig. 1 u. 2. Taf. XXIlI) in Berührung mit den Coracoideen und zwar mit deren nach hinten gewandten Enden zu beobachten ist und sich dann zuweilen an seinem einen Ende um ein Ge- ringes ausbreitet (Fig. 16. Taf. XXI.). Die Scapula, welche wir bei dem viel kleineren und zarter gebauten Dr. gracilis so häufig und wohlerhalten an- treffen (s. pag. 921) ist an Br. amblystomus trotz seines derberen Knochenbaues verhältnissmässig selten conservirt. Aus den vorliegenden Resten lässt sich jedoch mit Sicherheit schliessen, dass sie mit der des erstgenannten Stegocephalen, also auch mit der von Br. salamandroides und umbrosus vollkommen übereinstimmt (siehe Fig. 1, 15, 16. Taf. XXIL, Fig. 1, 2, 8. Taf. XXI). Sie stellt eine aus 2 sehr zarten Knochenlamellen zusammengesetzte Platte vor, deren hinterer Rand schwach concav, deren vordere Contur stark convex ist, wodurch die Gestalt der Scapula eine ungefähr halbmond- förmige wird. Der Beckengürtel. (Zugleich mit besonderer Bezugnahme auf Archegosaurus Decheni.) Das naturgemäss stets platt- und in die Ebene der Wirbelsäule gedrückte Becken von Br. amblystomus wird von 2 Knochenpaaren gebildet, den Darmbeinen und den Sitz- beinen. Die ersteren, die ursprünglich nach oben gekehrten, jetzt horizontal auf der Schichtfläche zu beiden Seiten der Wirbelsäule liegenden Ilia (Fig. 1, 3, 5, 6, 11. Taf. XXIV.) bestehen aus je einem sehr kräftig gebauten Knochen, welcher in der Mitte stark eingeschnürt und beiderseits beträchtlich # werbreitert ist. Besonders ist dies an dem einen, gegenwärtig meist vertebral gerichteten Ende der Fall, welches ursprünglich “ gemeinsam mit dem Ischium die Gelenkpfanne gebildet haben dürfte. Von dem ventralen Abschnitte des Beckens kennt man nur Reste der Sitzbeine, der Ischia. Von ihnen gilt be- züglich der Erhaltung dasselbe wie von der Scapula, indem auch sie auffälligerweise viel seltener und auch dann schlechter erhalten sind, als an dem zarteren Dr. gracilis. Doch ge- statten die überlieferten Reste (namentlich Fig. 11. Taf. XXIV.) den Schluss, dass jedes Ischium auch hier von einer zarten langovalen Knochenlamelle gebildet wurde, welche in der Medianlinie an einander grenzten. Aus den ganz ähnlichen, aber besser erhaltenen betreffenden Resten von Br. gracilis ist pag. 324 gefolgert worden, dass der Ventraltheil des Becken- gürtels von Branchiosaurus analog dem lebenden Geotri- ton, Siredon, Salamandra etc. ') aus einem paarigen knö- — — _ehernen Ischium bestanden habe, welche mittels einer schmalen knorpeligsen Symphyse zusammenstiessen, während die Pars pubica von einer knorpeligen und deshalb nicht 'erhaltungsfähigen Platte gebildet worden sei. Auch -für den Fall, dass man die uns überlieferten Knochenlamellen nicht nur als Repräsentanten der Ischien, sondern als Ischio- pubica auffassen will, hat man in Salamandrina perspicil- lata ein Analogon unter den lebenden Urodelen, indem bei ihr der ganze Ventraltheil des Beckengürtels durch eine paa- rige Knochentafel, also durch Schamsitzbeine, gebildet wird. ?) Diese Uebereinstimmung im Beckenbau von Branchiosaurus mit den lebenden Urodelen ist von uns deshalb nochmals be- sonders betont worden, weil sich bei Br. amblystomus in enger Vergesellschaftung mit diesen leicht deutbaren Resten der Ilien und Ischien zuweilen noch ein drittes Knochen- paar findet (Fig. 1, 5 u. 11. Taf. XXIV.), welches direct an die von H. v..Meyer als „Schambeine“ aufgefassten Kno- chen des Archegosaurus Decheni erinnert. Diese beiden Knochen sind bei Br. amblystomus flach, verschmälern sich in der Mitte etwas, um sich nach dem einen Ende langsamer, nach dem anderen etwas rascher zu verbreitern. Das letztere ist in allen beobachteten Fällen das nach Innen gewandte. Diese Knochen pflegen, wo überhaupt vorhanden, in dem vor- deren stumpfen Winkel zwischen den Ilien und Rumpfwirbeln 1) WIEDERSHEIM, Salam. perspicillata, 1875. pag. 140. *) WIEDERSHEIM, l. e. pag. 140. Be zu liegen. Ihre Länge beträgt 4—4,50 mm, ihre Breite bis 2 mm. H. v. Meyer beschreibt die entsprechenden Knochen von Archegosaurus wie folgt!): „Dieses nach vorn gerichtete Schambein besitzt mit einem platten Mittelfussknochen oder Zehengliede die meiste Aehnlichkeit. Es war länger als breit, . hinten nur wenig breiter oder stärker als vorn und gegen die Mitte verschmälerte es sich.“ H. v. Merer legt diesem Knochenpaare, das er als Schambeine anspricht, ganz beson- deren Werth mit Bezug auf die systematische Stellung der Labyrinthodonten bei, wenn er l.c. pag. 118 sagt: „ein aus 3 Paar Knochen zusammengesetztes Becken schliesst die nackten Amphibien aus, bei denen nur.2 Paar Becken- knochen angetroffen werden.“ „Das Schambein lässt sich nur dem des Crocodils vergleichen und wird ebensowenig wie bei diesem an der Bildung der Gelenkpfanne theilgenommen haben.“ Unter den von H.v. Meyer |. c. pag. 209 aufge- zählten charakteristischen Merkmalen der Labyrinthodonten werden demnach auch „drei Paar Beckenknochen“ angeführt. Ein diesen „Schambeinen“ ganz ähnliches Knochenpaar kommt, wie gesagt, bei Branch. amblystomus vor. Dass jedoch dasselbe ebensowenig wie bei Archegosaurus als ossa pubica, sondern vielmehr als Sacralrippen zu deuten sein dürften, wird sich bei einem vergleichenden Blicke auf die Verbindungsweise des Beckens mit der Wirbelsäule speciell mit den Sacralwirbeln bei den Urodelen, denen ja unsere Branchiosauren in so vielen Beziehungen nahe stehen, ergeben. Nach Horruasn ?) wird „mit Ausnahme von Proteus und Amphiuma bei den geschwänzten Amphibien das Ilium durch Vermittelung einer Rippe mit dem Processus transversus des Sacralwirbels verbunden. Diese Rippe ist bei Menopoma, Uryptobranchus und Menobranchus sehr kräftig und fast ebenso stark als das IJlium entwickelt, am welchem dasselbe articulirt. Sie bildet einen Röhrenknochen, welcher an beiden Epiphysen knorpelig bleibt.“ Auch bei Geotriton fuscus sind nach WIEDERSHEIM°) die Rippen am 16. Wirbel, welcher die Darmbeine trägt, „besonders kräftig entwickelt und zeigen sich an ihrem lateralen Ende keulig aufgetrieben.“ 1) Reptilien aus der Steinkohlenformation in Deutschland, Pal. VI. 1857. pag. 116; siehe auch Taf. XIN. Fig. 6, Taf. XIV. Fig. 1 u. 2, Taf. XX1l. Fig. 18 etc. 2?) Classen und Ordnungen der Amphibien, 1875— 1878. pag. 79. 3) Salam. perspicillata, Genua 1875. pag. 126. Als solche sich durch besondere, den kräftigen Sitten conforme Stärke auszeichnende Sacralrippen sind die betreffenden beiden Knochen von Branch. amblystomus aufzufassen. Dafür spricht nicht nur die dann vollständige und ungezwungene Analogie mit dem Becken- oürtel der Urodelen, sondern auch die unverkennbare Aehn- lichkeit dieser Knochen mit den Rippen der Brustgegend von Br. amblystomus; ierner ihre den übrigen Rippen ent- sprechende Lage zu den Wirbeln, indem das sich rascher ver- breiternde Ende nach den processus transversi, das allmählich an Breite zunehmende Ende nach Aussen gerichtet ist. Gleiches gilt von den „Schambeinen“ des Ar- chegosaurus, welche demnach nicht auf eine Aehnlichkeit dieses Stegocephalen mit den Crocodilen, sondern vollkommen ungezwungen auf eine solche mit den Urodelen hinweisen. Wie bei diesen hat das Becken von Archegosaurus nur aus zwei Paar Beckenknochen bestanden; die sog. Schambeine sind Sacralrippen. Auf eine derartige Verbindungsweise der Ilien mit dem Sacralwirbel wurde bereits bei Br. gracilis (pag. 325, Fig. 2. Taf. X VIII.) geschlossen. Weder bei diesem kleinen, -noch bei dem kräftigen Br. amblystomus konnte eine von den Rumpf- wirbeln abweichende Gestaltung des Sacralwirbels, namentlich auch keine besonders starke Ausbildung der die Sacralrippen tragenden Querfortsätze beobachtet werden. Die Extremitäten. Die Gliedmaassen von Ar. ambilystomus sind im Ver- hältnisse zu der Grösse des Thieres und im Vergleiche mit Br. salamandroides und gracilis schwach und waren we- niger zum Kriechen auf dem Lande als zum Aufenthalte im Wasser geeignet. Von den Vorderextremitäten liegen zwar die Knochen des Ober- und Unterarmes an zahlreichen Exemplaren, z. Z. aber keine vollständigen Reste der Hand vor. Vorzüglich hingegen ist uns. das Skelet des Fusses, wenn auch z. Th. (so in. Fig. 3. Taf. XXIV.) nur in Form von Abdrücken überliefert. Sämmtliche Skelettheile der Gliedmaassen sind in der Mitte verengte, nach den Enden zu verdickte und hier jetzt offene Röhrenknochen und zwar besitzt die knöcherne Hülse ‚Ihre grösste Stärke in der Gegend des geringsten Durchmessers des betreffenden Knochens und verdünnt sich ganz allmählich nach beiden offenen Enden der Röhre, welche entweder hohl oder mit einem Steinkerne von Mineralsubstanz ausgefüllt ist A » B..Fio. 1.3,14,.9. Tab -XXIV.). 506 Humerus a Femur gleichen sich in ig jetzigen. Erhaltungszustande sehr, unterscheiden sich jedoch, wie aus untenstehender Zusammenstellung, sowie aus der Tabelle auf S. 976 hervorgeht, constant dadurch, dass der Femur stets länger und schlanker gestaltet ist, als der Humerus. Dasselbe Verhältniss konnten wir bereits bei Br. m constatiren (siehe pag. 326). Maasse des Humerus und Femurs: | Exemplar en er. | a | b | € | d laneerges. Humerus...S. 2... 2.20%. 6 7 6 6,50 Maximaldicke des Humerus . . ...1 2325| 275, 295 3 Länge des Femurs . . A BE an Era WHEN) 8 | 7 8 2,50 3 Maximaldicke des Bemmes wi rg 2 2,50 Gleiches gilt von den Knochenpaaren des Unterarmes und Unterschenkels. Carpus und Tarsus waren, wie bei sämmtlichen bis jetzt bekannten Branchiosauren, nicht verknöchert; den nicht erhaltungsfähigen, knorpeligen Theilen entsprechen Zwischen- räume zwischen den Fingern und Zehen einerseits und Unter- arm und UntersChenkel andererseits. Die Metacarpalia, Metatarsalia und Phalangen sind gleichfalls zartwandige Röhrenknochen (Fig. 4. Taf. XXTV.), welche in der Mitte eingeschnürt und deshalb sanduhrähnlich gestaltet sind. Die Endphalangen sind spitzconisch mit ge- linder Krümmung zugeschärft. Nur von (den Zehen des Fusses liegen sämmtliche Knochentheile in wenig gestörter Lage vor. Danach besitzt der Fuss 5 Zehen, von denen die zweite die längste ist (siehe Fig. 1 u. 11, namentlich aber Fig. 3. Taf. XXIV.). Sie bestehen sämmtlich aus je einem Metatarsal- knochen und ausserdem bei der ersten Zehe aus 3, der zweiten aus 4, der dritten aus 3, der vierten aus 2, der fünften eben- falls aus 2, aber viel kürzeren Phalangen. Das Schuppenkleid. Das Schuppenkleid von /?r. amblystomus ist auf die Bauchfläche, sowie auf die Unterseite der Gliedmaassen und des Schwanzes beschränkt und besteht aus Reihen von dach- ziegelartig sich deckenden Schuppen (siehe Fig. 1. Taf. XXIIL, Fig. 1, 2, 3. Taf. XXIV.), Die Schuppen haben querovale Gestalt, besitzen einen 597 verdickten hinteren Rand, von der Stelle dessen stärkster Biegung zarte und dichte Radiärleistchen auslaufen (Fig. 10. Taf. XXIV.). Ihre Grösse beträgt etwa 1 Qu.-mm. Diese Schuppen sind dachziegelförmig in gerade Reihen geordnet, welche jedoch je nach dem Theile der Unterseite des Thieres, dem sie angehören, eine sehr verschiedene Richtung besitzen. Auf den hinteren zwei Dritteln der Bauchfläche laufen die Schuppenreihen schräg nach hinten und stossen in der Mittellinie in einem nach hinten offenen Winkel zusam- men, welcher nach hinten zu immer spitzer wird (Fig. 1. Taf. XXIV.). Diejenigen Schuppen, durch deren alternirendes Uebergreifen die Mittellinie bedeckt wird, besitzen, um dies bewirken zu können, eine nach Innen gerichtete flügelartige Ausbreitung, in Folge deren der verdickte Hinterrand stumpf- winkelig ausgeschweift erscheint (Fig. 7. Taf. XXIV.). Im vorderen Drittel der Bauchfläche divergiren die Schuppenreihen nach vorn, bilden also einen nach vorn offenen Winkel f{Fig. I. Taf. XXIH., Fig. 2. Taf. XXIV.). Die Verknüpfung zwischen beiden Reihensystemen wird auf folgende Weise bewirkt (vergl. Fig. 2. Taf. XXIV.): von der einen Bauchseite laufen die drei vordersten der. schräg nach hinten gerichteten Schuppenreihen, ohne ihre Richtung zu verändern, über dıe Medianlinie und bilden jenseits der- selben einen Schenkel des nach vorn offenen Winkels. Der Zwickel zwischen letzterem und den nach hinten divergirenden Schuppenreihen wird dadurch ausgefüllt, dass diese unver- mittelt und fast rechtwinkelig an den Reihen des vorderen Systems abstossen. Diesem Bauchpanzer liegt also ein ähnlicher Plan zu Grunde wie demjenigen von Archegosaurus Decheni, wel- chen H. v. Meyrr |. c. pag. 121 wie folgt beschreibt: „Die Schuppenschnüre besitzen in der dem hinteren Ende der mitt- leren Kehlbrustplatte entsprechenden Gegend einen Knoten- punkt, von dem aus ungefähr ein Dutzend von ihnen schräg nach aussen und vorn, alle übrigen umgekehrt nach aussen und hinten verlaufen, wobei sie in der Mittellinie gewöhnlich etwas spitzere Winkel bilden. Die Zwickel, welche zu beiden Seiten des Knotenpunktes durch diese plötzliche Umkehrung der Richtung der Schnüre entstehen, sind mit Schnüren ange- füllt, welche parallel den hinteren Schnüren verlaufen.“ Während aber bei Archegosaurus nur die Gegend zwi- schen der mittleren Kehlbrustplatte und vor Anfang des Beckens von einem solchen Schuppenpanzer bedeckt ist, tra- gen bei Br. amblystomus auch die Unterseiten des Schwanzes und der Extremitäten ein Schuppenkleid. Die Schuppenreihen der letzteren stehen quer zur Längsrich- Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIL. 4. 39 598 tung der Gliedmaassen und repräsentiren somit in ihrem Ver- laufe von den Schuppenreihen des Bauchpanzers unabhängige Systeme. Beide stossen in einem ziemlich spitzen Winkel in einer Linie zusammen, welche der Weichengegend angehört haben wird. Ganz das Nämliche wiederholt sich bei den Echsen, wovon man sich leicht an z. B. Lacerta viridis überzeugen kann. Ein derartig verschiedener Verlauf der Schuppenreihen auf den einzelnen Theilen der Bauchseite des Thieres war nothwendig, um dem Panzer die nöthige Gelen- kigkeit zu verleihen. Bereits in den einleitenden Bemerkungen ist auf pag. 574 erwähnt worden, dass früher, so lange nur noch weniger voll- ständige Reste und zwar zumeist nur Schädel des oben be- schriebenen Stegocephalen vorlagen, die Ansicht ausgesprochen wurde, dass dieselben vielleicht der Gattung Mikrodon (jetzt Limnerpeton) A. Fritsch angehören möchten.!) Seitdem hat sich jedoch in unseren Händen das reiche, auf den diesem Auf- satze beigegebenen 3 Tafeln nur zum Theil abgebildete Material angesammelt, welches den Skeletbau jenes Stegocephalen fast vollständig klarlegt. Auch die specielle textliche und bildliche Derstellung der böhmischen Gattung Limnerpeton von A. Fritsch ist unterdessen im Ill. Hefte seiner Fauna der Gaskohle etc. pag. 147— 158 und Tafel 31—36 erschienen. Aus dem Ver- gleiche beider erfiebt sich mit Bestimmtheit, dass die vor- liegenden, in diesem Aufsatze behandelten Stegocephalen-Reste der Gattung Limnerpeton nicht angehören. Zwar besitzen auch die Vertreter dieser Gattung wie die Branchiosauren einen salamanderähnlichen Körperbau mit breitem, froschähn- lichem Kopf und kleine, nicht gefaltete Zähne mit grosser Pulpa, haben aber amphicoele Wirbel mit deutlich entwickelten Dornfortsätzen.’) Ein solcher Wirbelbau ist bei den hier in Betracht kommenden sächsischen Stegoce- phalen sicher nicht vorhanden, vielmehr findet bei diesen eine intravertebrale, nicht aber eine die Biconcavität der Wirbel bedingende intervertebrale Erweiterung der Chorda statt. Ausser diesem tiefgreifenden Unterschiede machen sich noch mehrfache Abweichungen an den einzelnen Skelettheilen der Limnerpetiden von denjenigen des oben als Aranchiosaurus amblystomus beschriebenen Stegocephalen bemerklich, unter 1) Berichte der naturf. Ges. zu Leipzig 1881. pag. 6. ’ 2) Le. pag. 147.! Textfigur' 91 u: 92. Fig. 2, 3, 4 Tapes Pie, 12 "Taf. 36; 599 denen an dieser Stelle nur hervorgehoben sei, dass der Stiel des Parasphenoids, überall wo er überhaupt erhalten ist (Taf. 33. Fig. 1, Taf. 34. Fig. 1), sich nach vorn verbreitert und hier gabelförmig gespalten ist, während er an seiner Basis ein dreiseitiges, dicht bezahntes Schild trägt. Gerade bei Limnerpeton laticeps, der einzigen überhaupt bei einem Ver- gleiche ernstlich in Betracht kommenden Art, hat A. Fritsch die Biconcavität der Wirbel constatiren können. Auch die Aehnlichkeit der oben beschriebenen Stegoce- phalen - Reste mit Melanerpeton pulcherrimum A. Fritsch ist nur eine scheinbare. Der Schädel des letzteren, wie aller Apateoniden, ist dreieckig, vorn stumpf zugespitzt, — der Hirnkasten ragt nach hinten über die Supratemporalia hinaus, — das Squamosom ist zweitheilig, — das Supratemporale ist tief bogenförmig ausgeschnitten, — die Zähne sind an der Basis gefaltet, — die Coracoideen als gestielte seitliche Kehl- brustplatten entwickelt, — ebenso ist die mittlere Thoracal- platte langgestielt. Nach alle dem ist auch die Zugehörigkeit unseres Stegocephalen zur Gattung Melanerpeton vollkommen ausgeschlossen. = Dahingegen trägt derselbe alle die Merkmale an sich, welche nach A. Frırsc# |. c. I. pag. 69 der Gattung Bran- chiosaurus zukommen: der Körperbau ist ein salamanderähn- licher, — der Schädel breit, vorn abgerundet, — seine grösste Breite liest im Hinterrande, — der Hirnkasten ragt nicht nach hinten hervor, — die Augenhöhlen sind gross, — die Ober- seite der Schädelknochen ist mit zarten Grübchen versehen, die Zähne sind spitz conisch, glatt, mit grosser Pulpa, — der Stiel des Parasphenoids ist lang, schmal, vorn abgerundet, — die Wirbel mit intravertebral erweiterter Ehorda, — alle Rumpfwirbel mit kurzen Rippen, — bloss eine ovale Kehl- brustplatte, — diese nach vorn zerschlitzt, — die Coracoi- deen fast rechtwinkelig umgebogen. Kurz alle Criteria für die Gattung Branchiosaurus sind in unserem sächsischen Stego- cephalen vereint. Muss demselben somit unzweifelhaft dieser Gattungsname beigelegt werden, so weicht er doch von den bisher bekannten Vertretern dieses Genus in vielen unter- geordneten und zwar vorzüglich in folgenden Merkmalen ab: l. Was beim ersten Blicke den Schädel von Br. am- blystomus von demjenigen des Br. salamandroides und gracilis unterscheidet, sind die grossen Nasalia. Im Gegensatze zu den schmalen, fast nur leistenförmigen Nasenbeinen der beiden ebengenannten Arten erreicht ihre Grösse bei Dranch. amblystomus fast diejenige der Frontalia und verhält sich zu letzterer im Durchschnitte wie 4:5, während sie an Breite die Frontalia noch übertreffen (siehe die Tabelle auf S. 577). 397 600 .: 2. Die Postorbitalia von /ranch. amblystomus haben gleichschenkelig dreiseitige Gestalt und bilden nur das mittlere Drittel des hinteren Augenhöhlenrandes, während sie bei allen von A. Fritsch beschriebenen Branchiosauren die Orbita fast an deren ganzem Aussenrande und an der äusseren Hälfte des Hinterrandes begrenzen. Gleiches scheint auch bei Zr. gracilis der Fall zu sein (pag. 310), doch ist der Erhaltungszustand gerade dieser zarten und zusammengepressten Theile der Schä- deldecke ein zu wenig günstiger, als dass sich ein klares Bild von der Gestalt der betreffenden Knochen gewinnen liesse. ö. Die Jugalia von Zr. amblystomus dürften kaum weiter als bis zur Mitte des äusseren Orbitalrandes reichen, während sie nach A. Frırscn bei Är. salamandroides vom Quadrato- jugale aus in Form eines schmalen Knochens bis in den Win- kel zwischen Nasalien und Oberkiefer laufen. 4. Ausser dem Scleroticalringe ist bei 2r. amblystomus noch. ein „Scleroticalpflaster“ vorhanden, während bei den übrigen Branchiosauren ähnliche Gebilde fehlen. | 5. Bei Zr. amblystomus lassen sich trotz vortrefllicher Erhaltung der vorliegenden Schädel keine Kiemenbogen nachweisen, während deren Reste bei den viel zarteren Ar. gracilis, salamandroides und umbrosus an allen nur einiger- maassen erhaltenen Exemplaren anzutreffen sind. 6. Die Anzahl der Rumpfwirbel von Zr. amblysto- mus beträgt wenigstens 25, — bei Br. gracilis wahrscheinlich 20 oder höchstens 22, bei Ar. salamandroides 20, bei Dr. um- brosus etwa 21. 7. Die Wirbelsäule ist verhältnissmässig schlanker als bei Br. salamandroides und selbst bei umbrosus und gracilis, indem sich die Breite der Wirbel zur Thoraxlänge bei Br. amblystomus wie 1:15—17, bei Br. salamandroides wie 1:8, bei Br. gracilis wie 1: 12—14 verhält. 8. Die Bauchfläche, sowie die Unterseite der Extremi- täten und des Schwanzes von Br. amblystomus weisen sehr häufig Reste eines kräftigen Schuppenpanzers auf, wäh- rend an keinem einzigen der ausserordentlich zahlreichen Exem- plare von Br. gracilis auch nur Spuren desselben beobachtet werden konnten. Falls er hier überhaupt existirt hat, muss er höchst zart und nicht erhaltungsfähig gewesen sein. Gleiches gilt von Br. umbrosus aus dem Permkalke von Braunau. Der Bauchpanzer von Br. salamandroides scheint nach der kurzen Darstellung, weiche ihm A. Fritsch widmet, nicht in beson- derer Schärfe erhalten zu sein. Jedenfalls dürfte ihm ein an- derer Bauplan zukommen, als demjenigen von Br. amblystomus, dessen vordere Schuppenreihen schräg nach vorn, dessen hin- tere Schuppenreihen schräg .nach hinten laufen, während die- 601 'jenigen der Extremitäten jedesmal quer gegen die Reihen des eigentlichen Bauchpanzers gerichtet sind. Auch in ihrer Sculptur differiren die Schuppen beider Branchiosauuen. Trotz solcher Differenzen, welche sich zwischen Br. am- blystomus und gracilis geltend machen, dürfte es doch vielleicht nicht ganz ausgeschlossen sein, dass ersterer den reifen, letzterer den Larvenzustand einer einzigen Art repräsentirt. Mit dieser Annahme würden sich die auffäl- ligsten Unterschiede der genannten beiden fossilen Formen leicht in Einklang bringen lassen: das Vorhandensein von Kiemenbogen bei Br. gracilis als Attribute des Larvenzustandes, — deren Fehlen in erwachsenem Zustande, also bei Br. am- blystomus, ebenso die beträchtlicheren Dimensionen, sowie die Ausbildung eines kräftigen Bauchpanzers und die starke Ent- wickelung der Nasalia mit dem zunehmenden Alter. Für letz- tere Erscheinung haben wir z. B. an #rchegosaurus Decheni ein Analogon, dessen Nasenbein beim Wachsthum des Thieres ganz unverhältnissmässig an Länge zunahm. „Wenn es sich in den kleinen Schädeln kürzer als das Hauptstirnbein darstellt, so kommt es später diesem nicht allein gleich, sondern übertrifft es sogar in den grossen Schädeln auffallend an Länge.“ (H. v. ‚Mever, 1. c. pag. 80.) Das soeben berührte Verhältniss von Br. amblystomus zu Br. graeilis lässt sich jedoch nur vermuthungsweise an- deuten, nicht aber mit genügender Sicherheit beweisen, um beide Formen zu vereinen. Erklärung der Tafeln XXN bis XXIV. Branchiosaurus amblystomus Orenp. aus dem Rothliegend-Kalk- steine von Niederhässlich im Plauen’schen Grunde bei Dresden. Tafel XXI. Figur 1. Fast vollständiges Exemplar in 3maliger Vergrösserung. Figur 2-5.. Parietalia mit unsymmetrischem Verlaufe der Parietal- naht und mit dem Foramen parietale; in 5maliger Vergrösserung, Figur 6—8. Postorbitalia; in 5maliger Vergr. EN Figur 9. Unterseite der medianen Partie der Schädeldecke mit in natürlicher Stellung aufliegendem Parasphenoid; in Smaliger Vergr. Figur 10. Fragment des Ober- und Unterkiefers mit Zähnen, diese im Längs- und Querbruche die grosse Pulpa zeigend; in 20 maliger Vergrösserung. | | Figur 11. Theil des Unterkiefers mit Zähnen; von Innen; in 5maliger Vergr. Fignr 12. Oberkiefer mit Zähnen; in 5maliger Vergr. Figur 13. Beide Unterkiefer mit Zähnen; der eine von Aussen, der andere als Abdruck der rinnenförmig vertieften Innenfläche; in Smaliger Vergr. 602 Figur 14. Kehlbrustplatte nebst den Coracoideen; in 3 maliger Vergrösserung. Fig. 15. Kehlbrustplatte nebst Coracoid, Scapula, Humerus, Ra- dius und Ulna; in 3maliger Vergr. Figur 16. Kehlbrustplatte, Coracoideen, Clavieula, einer Scapula und den Knochen des Ober- und Unterarmes, dazwischen Schuppen- querschnitte; in 3maliger Veregr. Figur 17. Natürlicher Horizontalschnitt eines Rumpfwirbels; in 5 maliger Vergr. Tafel XXIIL Figur 1. Fast vollständig als Abdruck erhaltene Hälfte eines Br. amblystomus, nämlich der Schädel und zwar grösstentheils als Abdruck der Oberseite der Schädeldecke, — Brustgürtel und Vorderextremitäten, — Wirbelsäule mit Rippen, — die Wirbel mit intravertebral erweiterter Chorda, — Bauchpanzer; in 3 maliger Vergr. Figur 2. Vollständiger Schädel mit der Oberseite auf dem Gestein liegend, die Unterseite der Schädeldecke nach dem Beschauer gewendet; — eine Anzahl Wirbel und Rippen; Thoracalplatte, Coracoıd, Clavi- cula (?), Scapula, Knochen des Ober- und Unterarmes, sowie einzelne Schuppenreihen des Bauchpanzers; in 3maliger Vergr. Figur 3. Vollständige Schädeldecke nebst Unterkiefer, sowie Tho- racalplatte und Coracoid; in 3maliger Vergr. Figur 4 Theil der Schädeldecke. Die einzelnen Knochen sind etwas verschoben, namentlich ist das Squamosum zwischen Postorbitale und Postfrontale bis zum Rande der Augenhöhle geschoben; letztere mit Scleroticalring; in ämaliger Vergr. Figur 5. Trotz der stattgehabten Verschiebung einzelner Knochen schön erhaltene Schädeldecke. Die Ossificationsstructur ist besonders deutlich ausgeprägt. Der Stiel des seitlich geschobenen Parasphenoids (Abdruck) ragt quer durch die rechte Augenhöhle; neben dieser liegt der rechte Unterkiefer; in 3maliger Vergr. Figur 6 u. 7. Theile der Schädeldecke in 3maliger Vergr. Figur 8. Scapula in 6maliger Vergr. Figur 9. c eine Rippe vom vorderen Theile des Rumpfes, — e die letzte praesacrale Rippe. | Tafel XXI Figur 1. Hintere Hälfte eines Dr. amblystomus; — eine Anzahl Wirbelhälften mit deutlicher Erweiterung der Chorda, sowie mit dem rechten Querfortsatz nebst den nach hinten zu kleiner werdenden Rip- pen, sowie den beiden kräftigen Sacralrippen; — Beckengürtel und Hinterextremitäten; die Schwanzwirbel nach hinten undeutlicher wer- dend, vielleicht mit unteren Dornfortsätzen; hintere Schuppenreihen des Bauchpanzers und die quer darauf gerichteten Schuppenreihen auf der Unterseite der Hinterextremitäten, sowie diejenigen des Schwanzes; in ömaliger Vergr. Figur 2. Ausser Resten der Wirbelsäule, der Rippen und der einen Vorderextremität, der Bauchpanzer und Theile der Schuppenbedeckung der Unterseite der Beine; in 3maliger Vergr. Figur 3. Neben Resten des Beckengürtels und des Schwanzes die beiden hinteren Extremitäten (z. Th. nur als Abdruck); in 3maliger Vergrösserung. Figur 4. Eine Tibia und ein Phalanx, welche die Dünnwandigkeit dieser Röhrenknochen zeigen: in 5maliger Vergr. Figur 5. Die letzten Rumpfwirbel und der Sacralwirbel, eine kräf- tige Sacralrippe, das Ilium und eine Hinterextremität; in 3mal. Vergr. a. | 608 Figur 6. Ein Ilium in 5maliger Vergr. ‚Figur 7. Schuppen aus der Medianlinie des Bauchpanzers; in etwa 30 maliger Vergr. Figur 8. Partie des Scleroticalpfiasters in etwa 30maliger Vergr. (Die Zwischenräume zwischen den Knochenplättchen sind etwas zu gross ausgefallen.) Figur 9. Längsschnitt des Femurs, der die Dünnwandigkeit dieses Röhrenknochens zeigt; in 4maliger Vergr. Figur 10. Schuppen (Abdruck der Aussenfläche); in etwa 10 ma- liger Vergr. (Die Radiärleisten erscheinen zu stark gekörnelt.) Figur 11. Beckengürtel und Hinterextremitäten; in 2mal. Vergr. Die Originale dieser sämmtlichen, vom Autor gezeichneten Abbil- dungen befinden sich im Museum der geolog. Landesunter- suchung von Sachsen zu Leipzig. Erklärung der bei sämmtlichen Abbildungen zur Anwendung gelangten Buchstaben - Bezeichnungen. Am Schädel: vc = Caudalwirbel; so = Supraoceipitalia; ch = Chorda dorsalis. pP=7 == Parietaha; p.t. = Processus transversi; ff = Foramen parietale; p-Ss. = Processus spinosi (?); f = Frotalia: ce = Rippen; fp = Postfrontalia; cs = Sacralrippen. pf = Praefrontalia ; Schultergürtel: no — Naslia; th = Thoracalplatte; ım = Intermaxillaria; co = Coraeoidea: a.n — Apertura nasalis externa;| c| —= Clavieulae: sg = Squamosa; s = Scapulae. er Kpiotiea,; st = Supratemporalia,; Beckengürtel: gj = Quadratojugalia; EN. j = Jugalia; is = Ischia (vielleicht Ischio- po = Postorbitalia; pubica). m = Maxillaria superiora; Extremitäten: 0 = Orbita; h = Humerus; se = Scleroticalring; er sr hadius; ss — Scleroticalpflaster ; a 2rUlna: ps = Parasphenoideum ; ca = Carpalraum. pr.c— dessen. Processus ceultri- | ff = Femur; fl formis ; ti = Tibia m..= Maxilla inferior; fi= Fibula; de = Dentale, ww. — "Warsalraum; a = angulare, mt = Metatarsus; cor = processus COTO- ph = Phalangen. genak noideus; Schuppenpanzer: pu —= Pulpa. set = Schuppendecke des Bauches; Wirbelsäule: sce = Schuppendecke der Ex- v = Rumpfwirbel; tremitäten. 604 5. Geologische Beobachtungen im Tessinthal. Von Herrn F. M. Sıarrr ın Aırolo. Hierzu Tafel XXV. Im Folgenden beabsichtige ich einige Süsswasserbil- dungen in ehemaligen Gletscherseeen des Tessin- thals zu beschreiben, und glaube am verständlichsten zu sein, wenn ich kurze Skizzen über den Bau des Thales, Strand- bilder und Gletschererscheinungen in demselben vor- ausschicke.e Den Schluss bilden einige Beobachtungeu über Spuren der ältesten Bewohner. 1. Bau des oberen Tessinthals. Von Cruina im hintersten Winkel des Bedrettothales bis Giornico folgt das Tessinthal 41 Kilom. weit einem nach N. convexen Bogen von etwa 201/, Kilom. Radius. Dieser Bogen zerfällt in 4 natürlich begrenzte Abschnitte, auf welchen auch die uralte bürgerliche Eintheilung des Thales in Bedretto, obere, mittlere, untere Leventina beruht. Bedretto ist ein N. 60 O., dann N. 75 O., gerichtetes, von Cruina bis Stalvedro 15 Kilom. langes Antiklinalthal, von welchem die Schichten bergwärts 60— 70° NW. und SO. einfallen. Bei Cruina spaltet sich die Antiklinale in einen fast OW. verlaufenden nördlichen Zweig (Nuffenen) und einen SW. gerichteten südlichen (Corno, Gries); zwischen beiden liegt die Synklinale des Nuffenenstockes. Eine scharfe Drehung des nordöstlichen Streichens in nordnordöstliches und andere Gründe lassen zwar vermuthen, dass bei Roneo (oberhalb Villa) die Antiklinale des Bedretto- thales in zwei zerfällt, welche zwischen genannten Orten nahe nebeneinander verlaufen, dann ausspitzen, doch ist für das folgende die Erörterung dieses Details nicht wesentlich. Unter dem Boden von Airolo verlässt die Bedretto-Anti- klinale den Thalweg, schwenkt gegen NO. in flachem Süd- . Bogen dem Canariathal zu und verliert sich daselbst. Der Thalweg selbst lässt sich mit unveränderter ONO - Richtung über die Mündung des Canariathales hinaus verfolgen. Zwi- 605 _ schen den Pian alto und Fongio steigt er als schmale Einmul- dung zum Fongiopass hinauf, und jenseits bildet das gleich- gerichtete Val Piora (Lago Ritom) seine 700 m höher be- legene Stufe. Einer Antiklinalen folgt aber diese Fortsetzung des Be- drettothales nicht mehr; sondern nur dem nordöstlichen Streichen der nun auf beiden Thalseiten 40— 60° NW. einfallen- den Rauhwacke- und Dolomitschichten, welche auch die Median- linie der Bedretto- Antiklinale markiren. Das Bedrettothal, von Cruina bis Canariamündung, ist eine lange, schmale, abgeschlossene Mulde. Etwa °/, Kilom. südlich von derselben beginnt bei Nante eine zweite Antiklinale, deren Schlangenlinie in O 15 S- Richtung 12 — 13 Kilom. weit verfolgt werden kann, bis sie sich dem flachen Scheitel eines kuppelförmigen Schichten- gewölbes unterhalb Dazio anschmiegt. Dies ist die Antikli- ‚nale der oberen Leventina, welcher das Tessinthal aber “nicht striete folgt. Dasselbe verläuft ganz flach gebogen O 24 S, von Salvedro bis Prato, 11—12 Kilom. weit, und durch- schneidet die Antiklinale zwischen Quinto und Dazio. Westlich vom Schnittpunkt fallen auf beiden Thalseiten die WNW. und ——0ONO. streichenden Schichten 85 — 50° NNO.; östlich von demselben die NW. streichenden Schichten 67 — 36 ° SW. Von Prato südostwärts folgen der gleichen Thallinie auf kürzere Strecken die Piumogna und ein Zweig der Grib- _— biaceia; doch ist die directe Verbindung zwischen diesen Thal- fragmenten durch Buckel unterbrochen.) Das südwestliche Einfallen der Schichten verflacht sich allmählich, und der Dolomitzug, welcher dieser Thallinie von Fiesso aus südost- wärts folgt, erreicht zwischen Piumogna und Gribbiaccia seine Endschaft: er lappt sich aus und verschwindet an einer ONO. gerichteten, 10° SSO. und 21° NO. einfallenden Falte des liegenden quarzitischen Glimmerschiefers. ?) Zwischen den Schwänzen der Bedretto- und Leventina- Antiklinalen liegen zu beiden Seiten von Stalvedro zwei kurze Synklinalen, nach einander und wenig seitwärts von einander. In dem Winkel, wo die Canaria in den Tessin mündet, sind also die Schichten vielfach gebrochen; in der Schlucht von Stalvedro selbst fallen sie, flach gewellt, im Ganzen 85 N.; gleichsinnig ist ihr Einfallen nahe nördlich und südlich von . ») Nur eine breite, scharf geschnittene Thalmündung, durch welche die Gribbiaccia 500 m über dem Tessin dessen Thalrand erreicht, liesse vermuthen, dass hier ein alter Tessin einst debouchirte. 2) Bei Fiesso verlässt der Dolomitzug das Thal und streicht WNW. dem Mezzodie zu. 606 ” der Sehlucht, und auf ganz localer Umkippung beruht das tonnlägige südliche Einfallen am Nordportal des Stalvedro- tunnels. In der Ecke von Stalvedro beginnt auch die über 12 Kilo- meter lange Verwerfungsspalte, deren O. 20° S--Richtung das Tessinthal bis Quinto hin folgt, seitlich von den be- sprochenen Leventina-Antiklinalen. Fiesso gegenüber schlagen sich die Verwerfungsklüfte in den Mte. Piottino, machen sich aber noch unterhalb desselben bemerklich genug, in der Aus- kesselung von Freggio und der Frana di Osco.!) Die obere Leventina beginnt nach Vorgehendem seit- ‚lich einer Antiklinale als Spaltenthal; folet dann ein Stück dieser Antiklinale; endet jenseits derselben als dem Schichten- streichen paralleles Längenthal. Dies ganze System ist allseitig abgeschlossen; am südöstlichen Ende durch den Mte. Piottino bei Dazio grande. Diesen überstiegen, trifft man Y/, — °/, Kilom. nordöstlich vom Thalzipfel bei Prato einen tief eingeschnittenen Canon, welcher anfangs eben erwähntem Längenthal fast parallel, O0. 34° S. verläuft, dann aber in ©. 58° S. dreht. Dieser etwa 9,5 Kilom. lange Canon ist das Tessinthal der mitt- leren Leventina. Dasselbe folgt im Ganzen dem südöstlichen Streichen der Schichten, welche auf beiden Thalseiten O— 20° SW. ein- fallen, aber viele flache Wellen schlagen mit trogähnlichen Einsenkungen zwischen kuppelartigen Scheiteln. Am bemer- kenswerthesten sind die zwei auf der Kartenskizze angedeu- teten flachen Kuppeln unterhalb Dazio (Polmengotunnel und OSO. von demselben) und unterhalb Lavorgo. Erstere scheint ») Diese Verwerfung ist mehr als Hypothese; sie lässt sich beob- achten. In der Enge von Stalvedro steht Glimmerschiefer an mit dün- nen Einlagerungen von Quarzitschiefer und Hornblendegestein. Dem folgt nordwärts und südwärts Kalkglimmerschiefer mit je seinem Do- lomitzug. Südlich von der Verwerfunssspalte besteht das rechte Tessinthalgehänge ununterbrochen aus Kalkglimmerschiefer; nördlich von der Verwerfungsspalte erscheint aber unter dem- Glimmerschiefer Glimmergneiss und sogar Gneiss und bildet das linke Tessinufer (mit kleiner Unterbrechung bei Quinto, wo ein Glimmerschieferkeil mit quarzitischen Schichten eingeschoben ist). Die Grenze zwischen Glimmer- gneiss und Glimmerschiefer trifft ®/, Kilom unterhalb Stalvedro die Strasse und zieht sich dann schief den Fongio hinauf über Brugnasco nach Lago Ritom: sie ist hier schon 750 m gehoben; etwas weiter südöstlich erreicht der Sprung sein Maximum von etwa 1000 m. Das linke Tessinthalgehänge ist schief emporgeschoben, wie um einen Angel- punkt nahe Stalvedro. Diese Massenhebung ist aber nicht ohne Quer- risse erfolgt; solche, an denen verschiedenartige Gesteinsschichten dis- cordant absetzen, können u. a. im Vallone rosso, bei Quinto, Gatto und am Lago Ritom wahrgenommen werden. = 60% der Scheitel einer sehr weit ausgedehnten, flachen elliptischen, Schichtenrwölbung; letztere begrenzt geologisch den Canon der mittleren Leventina, welcher wegen der angegebenen Schichtenlage und wegen der Thalrichtung folgender, SW. einfallender, „Piotten“ -Klüfte eine fast saigere SW.- Wand, und ein viel sanfteres NO.-Gehänge besitzt. Der Canon ist thalwärts offen; unterhalb der flachen Schichtenwölbung von Lavorgo ändert er aber plötzlich seinen Charakter. Die Schichten streichen zunächst ONO. quer über das Thal und fallen 20° SSO; dann drehen sie sich in SO. und fallen bergwärts, auf der linken Thalseite 0 — 27° NO., auf der rechten höchstens 32° SW.: das Thal der unteren Leventina folgt wiederum einer Antikli- nale. Seine beiderseitigen Wände sind gleich schroft. Der unteren Leventina schliesst sich bei der Mündung des Brenno in den Tessin die Riviera (Abiasco) an, welche schon zum Thalgebiet des Lago Maggiore gehört, obwohl sich derselbe mehr als 30 Kilom. von der Brennomündung zurück- gezogen hat nnd gegenwärtig 93 m tiefer liegt. Aus vorstehender geotektonischer Skizze dürfte zur Genüge hervorgehen, dass Lage, Richtung, Länge, selbst relative_Tiefe _ der einzelnen Glieder des Tessinthales durch den Schichtenbau der modellirenden Erosion vorgezeichnet waren. Am selbst- ständigsten scheint letztere im Canon der mittleren Leventina gearbeitet zu haben. Es muss in der Tbat auf- fallen, dass hier die Vertiefung des Thales nicht /,—1 Kilo- meter südwestlicher erfolgte, entlang den Längenthalbruch- stücken von Prato, Piumogna, Gribbiaccia. Bestimmend in diesem Fall waren aber wohl Schichtenfalten und Klüfte, welche beim Auftreiben der flachen Kuppelgewölbe gerissen wurden. | Wir wollen nun untersuchen, wie die einzelnen selbst- ständigen Thalglieder unter sich zu einer zusammenhängenden Thalkette verknüpft sind. - Der Durchbruch des Tessins bei Stalvedro aus dem anti- klinalen Bedrettothal in das Spaltenthal der oberen Le- ventina, erfolgte an einem Punkt, wo die Schichten durch vierfachen Bruch und Einsetzen einer Verwerfungsspalte zer- rüttet waren; dies mag auch der Grund sein, weshalb gerade hier die Canaria ihren Austritt in den Tessin fand. An gleicher Stelle setzen in Dolomit und Rauhwacke aber auch Anhydrit- (Gyps-) Stöcke auf, welche mit den Schichten- brüchen sicherlich in Causalzusammenhang stehen; wahrschein- lich so, dass entlang den letzteren Gase oder Mineralwässer ausströmten, welche die Carbonate sulfatisirten. Durch Weg- lösen des Anhydrits entstehen in der Nähe noch heutigen 608 Tages Schlotten und Erdfälle (Riale di fore, Airolo gegen- über); so mag auch früher das tiefe Thalloch nächst oberhalb Stalvedro ausgekesselt worden sein. Eine sehr deutliche Thalfurche lässt sich in 1400 bis 1450 m Meereshöhe von Nante, über Giof hinaus, entlang der Antiklinale der oberen Leventina verfolgen, seitlich vom jetzigen Thal und 337 bis 400 m über demselben: len?) ua: v IN er Fr N Ya u x Bi pr dies war eine alte Wasserverbindung zwischen beiden Thal- gliedern; muthmaasslich kein Flussbett, sondern ein Fjordarm. Deutliche Erosionsspuren rinnenden Wassers zwischen Be- dretto und Leventina finden wir erst in 1150 bis 1160 m Meereshöhe; südlich von Madrano, aber noch nördlich von der jetzigen Stalvedroschlucht. Diese ist successive 60 bis 80 m tiefer eingeschlitzt worden und bildet nun die Pforte, durch welche der Tessin aus dem obersten Thalglied in das zweite tritt. Die Stretta di Stalvedro ist 350 m lang mit einem Ge- fälle von 37 pro mille. !) Nächst oberhalb (von der Tremolamündung gerechnet) und nächst unterhalb (bis Ponte sordo) fällt der Thalweg 24 bis 25 pro mille: das Einschlitzen der Stalvedroschlucht ist also so ziemlich zum Abschluss gekommen: was der Fluss nächst oberhalb noch abträgt, wird nächst unterhalb wieder aufgetragen. Die Stalvedroschlucht ist O. 23 S. (N. 67 W.) gerichtet; die Schichten in ihr verlaufen überhaupt N. 57 O. — 85 NW. Ich habe die Richtung vieler Klüfte in der Schlucht und ihrer Umgebung gemessen, kann aber nicht sagen, dass eine über- wiegende Anzahl derselben der Schlucht parallel verliefe. 18 oder 19 pCt. der gemessenen gehen (im Mittel) N. 55 W. - 48 NO.; gleichviele N. 651); W. I- 66 SW. Die Rich- tung sämmtlicher beobachteten Klüfte schwankt zwischen N. 85 O., NS., N. 80 W.; ihr Einfallen zwischen 20 N., 90,45 S.; eine Resultante derselben würde N. 83,5 W. - 84,5 NO. verlaufen. Dagegen springt sofort in’s Auge, dass Schlucht (0. 23 S.) und die oben erwähnte Verwerfungsspalte (0. 20 S.) fast gleich gerichtet sind. Als greifbare Wirkung der letzteren könnte man die Zerrüttung und Umkippung der Schichten am nördlichen Eingang des Stalvedrotunnels be- trachten. oberen und dem Canon der mittleren Leventina ver- mittelt die vom Tessin durch den Mte. Piottino (Platifer) ge- sägte Schlucht von Dazio grande. Dieselbe ist 650 m lang 1) Hier und im Folgenden bezieht sich das Gefälle auf die gerad- linige Entfernung von Punkt zu Punkt. Die Verbindung zwischen dem complicirten Thal der 609 (Bachmündung bei Dazio bis Ponte Vieinanza) und besitzt ein mittleres Gefälle von fast 108 pro mille, während oberhalb der Thalweg von Pte. Sordo bis Quinto-Varenzo fast 13, von da bis Dazio über 10 pro mille fällt. Bis Quinto-Varenzo trägt der Fluss auf; von da bis Dazio schneidet er in den Thalboden ein, um so tiefer je mehr er die Felsschwelle der Dazioschlucht durchnagt. Unterhalb derselben beträgt das Gefälle bis Ponte Vecchio noch gegen 95 pro mille, verflacht sich dann aber bis Chiggiogna auf 29 bis 30. Ehe der Tessin seinen jetzigen Weg durch den Mte. Piottino gebrochen hatte, folgte er dem Längenthalzipfel bis über Prato hinaus und hatte von da successive zwei seitliche Abflüsse durch höher belegene Lücken des Mte. Piottino. Dass er noch früher dem Gletscherweg über den Rücken von Cornone nach dem Piumognathal gefolgt sei, ist möglich, setzt aber eine Aufdämmung bis zu ca. 1215 m voraus; Wasser- scheuerspuren sind auf diesem Rücken nicht wahrnehmbar. Die Dazioschlucht im Ganzen ist N. 68 O. gerichtet, fast parallel dem Absturz der Piumogna nach dem Tessin und den ‘erwähnten höheren Lücken durch den Mte. Piottino. Die Schichtung (nicht Parallelstructur) des Piottinogneisses verläuft 73 W. - 40 SW.; einzelne fussweit klaffende Schichtfugen haben der Erosion als Einbruchschlitze gedient; auffälligere Spalten sind 44'/, W.. 90, 77, W. | 72%, W.,:50:W. - 64 SW. gerichtet, d. h. gleichsinnig mit der grossen Ver- werfungsspalte der oberen Leventina (67 W.). Denselben schliessen sich Nordwestklüfte an (58 pCt. der beobachteten), welche N. 10— 80 W. — 41 N. — 50 8., im Mittel 52 W. = 88 N. verlaufen; und Nordostklüfte (24 pCt.), welche N. 24 — 88 0. — 44 N. — 57 S., im Mittel 67 0. - IN. geben. — Letzteren entspricht die Richtung der Schlucht (68 O.), obwohl man erwarten sollte, dass dieselbe Resul- tante der verschiedenen Kluft- und Schichtungsrichtungen wäre, in welchen das erodirende Wasser arbeitet. Der Uebergang aus dem Canon der mittleren Le- ventina in das Antiklinalthal der unteren erfolgt in der Biaschina. Die schwebenden Gneissschichten unterhalb Lavorgo bilden gleichsam die Schwelle (Sch. 75 O0. - 20 S.) zwischen diesen Thalgliedern; sehr undeutliche Parallelstructur des hier granitischen Gesteins dürfte dazu beigetragen haben, dass die Antiklinale der unteren Leventina gerade in den schwebenden Schichten am Kopf der Biaschina endet. Die antiklinale Spalte der unteren Leventina ist tiefer ge- rissen oder erodirt als der den Schichtenfurchen folgende Canon der oberen; deshalb besitzt der Uebergang starkes Ge- fälle und der Tessin stürzt hier aus Fall in Fall. 610 Rechnen wir das Verbindungsstück beider Thalglieder von der oberen Brücke (Weg nach Chironico) bis zur Mün- dung des Ticinetto di Chironico in den Tessin, so besitzt es auf 1400 m Länge ein Gefälle von 118 m oder 84 pro mille. Doch ist das grösste Gefälle auf der nur 570 m langen Strecke zwischen der unteren Brücke und der Ticinettomündung concentrirt; es beträgt 84 m oder ca. 140 pro mille. Ober- halb der Biaschina fällt der Thalweg zwischen Chiegiogna und Chironicobrücke 19—20 pro mille; unterhalb, von der Mündung des Chironicobaches zu jener der Baroglio (unmittelbar unter- halb Giornico) 29; von da zur Brennomündung nur noch 9—10 pro mille. Eine absehwerthe Thalsperre aus anstehendem Gestein, entsprechend jenen von Stalvedro und Dazio grande, besitzt die Biaschina nicht, nur Schuttmassen verlegten hier das Tobelthal; der aufgedämmte Tessin durchfrass sie allmählich, entlang dem linksseitigen Thalgehänge. Die Biaschinagurgel ist 0.605. (N. 30 W.) gerichtet; die undeutliche Schichtung entlang derselben, auf der linken Thalseite im Mittel 25 W. > 27 NO, auf der rechten 30'/, W. + 31 SW. — also fallen Richtung des Thales und der antiklinalen Bruchlinie fast zusammen. Die Uebereinstimmung würde vielleicht noch besser sein, wenn nicht zahlreiche, weitausgreifende, ebenflächige Piotten, die Erosion mit gleleitet hätten. Sie gehen hier 35 —50 W + 40 — 60 SW., im Mittel 43 W. - 50 SW., und lenkten das Thal ein wenig östlicher als die Bruchlinie. Andere häufigere Klüfte verlaufen 68—80 W. - 68 N.— 80 S., im Mittel 75 W. + 83 N.; sie zerschneiden das Gestein in transportable Blöcke und befördern dadurch die Arbeit des reissenden Wassers. ' Nach Vorgehendem ist die Pforte zwischen dem Anti- klinalthal des Bedretto und dem Spaltenthal der oberen Le- ventina entlang einer Verwerfungslinie durch die Scheidewand beider gebrochen; zwischen oberer Leventina und dem Canon der mittleren bestimmen klaftende Schichtungen, Trümmer der erwähnten Verwerfungsspalte und NO.-Klüfte Ort und Richtung des Durchbruches; die Verbindung zwischen mitt- lerer Leventina und unterer war tektonisch offen. Hier bildet eine Schwelle schwebender Gneissschichten die Grenze beider Thalstufen; oberhalb ist das Einfallen auf beiden Thalseiten gleichsinnig, unterhalb gegensinnig. Der Antiklinalbruch greift tief unter die Schwelle, daher die Thal- stufe mit ihren Wasserfällen in der Bruchlinie. | Ganz ähnliche, aber meist viel einfachere Beziehungen zwischen Thalrichtung einerseits, Schichtung, Verklüftung, Ver- werfungen und Gesteinsfestigkeit andererseits, ergeben die 611 Beobachtungen in den Seitenthälern des Tessin. Die scheuernde Arbeit des vom Wasser bewegten Schuttes schleift nur lang- sam unbedeutende Rinnen in festes compactes Gestein !), wäh- rend dieselbe Wasserkraft enorme Tobel auskolkt, wenn sie Kluft- und Schichtfugen aasspülen, Gesteinsscherben wegführen und Gesteinsblöcke umschlitzen kann, welche endlich dem Hochwasser folgen. Einen zuverlässigen Ausgangspunkt für Beurtheilung des relativen Effeectes beider Arbeitsweisen des erodirenden Was- sers bilden gletschergeschliffene Klippen, von denen derselbe Bach durch Scheuerung oft kaum die Gletscherriefen verwischt hat, welcher dicht daneben in rissigem, zerrüttetem oder lose- rem Gestein eine Schlucht auswühlte. In der mittleren Leventina (von Chiggiogna abwärts), und mehr noch in der unteren, sieht man an den schroffen Wänden breite, kahle, weisse Streifen, ohne scharfe seitliche Begrenzung vom obersten sichtbaren Klippenrand bis zum Thal hinabziehen. Obwohl fast trocken, führen sie den Namen „Riale“ — in der Eisenbahnsprache „Wildbach ohne Bett“. Bei anhaltendem Regen und Wolkenbrüchen schwellen sie in kurzer Zeit an und führen von den höher belegenen, flachgeneigten, unbewaldeten Böden unglaubliche Wassermassen in’s Thal, beladen mit Schutt, Steinen und Bäumen; denn sie brechen gelegentlich auch über ihre ideellen Ufer, bahnen sich neuen Weg, scalpiren die beholzten, selbst cultivirten Rasenbänder zwischen den Klippenabsätzen und garniren den Thalboden mit kohen Schuttkegeln. Am 26. August wurde der nordwestliche Theil von Bodio überschüttet, weniger vom „Dragone“ des Vallone grande, als von dem zwischen ihm und dem Dorf herabkommenden Riale delle Gaggie, welcher schon 1868 Ab- rutschungen der dünnen Bodendecke veranlasst hatte. Dies ist ein „Wildbach ohne Bett“. Bedingung für einen solchen ist compacte Felsunterlage mit thalwärts geneigten Kluftflächen, schwebenden oder doch so gestellten Schichten, dass ihre Aus- strichlinien in Horizontaleurven am Abhang hin verlaufen. Das Wasser folgt der steilsten Böschung, und flache Schichten- wellen, Fallrichtung der Piottenklüfte, alte Gletscherwege, allerlei Contourformen und zufällige Hindernisse, bestimmen seinen Lauf im Detail. Es erodirt unter den angedeu- teten Verhältnissen durch Scheuern, welches oft kaum . ..) Als Beispiel für das Gegentheil, d. h. auffällig rasche Scheuerung in Gneissgranit, mögen grosse lose Sturzblöcke erwähnt sein, welche das Bett des Voralpbaches nahe seiner Mündung in die Göscheneralp- reuss versperren. Sie können hier nur kurze Zeit (geologisch ge- sprochen) stille gelegen haben, und zeigen dennoch decimetertiefe Scheuerrinnen in der Richtung der jetzigen Wasserströmung. Bi die Gletscherschliffe verwischen konnte, über die der Bach gleichwohl eine Schuttberg zu Thal wälzte; während es in anderen Fällen glatte Rinnen und Schalen schliff; in noch anderen unpassirbare Schläuche auskehlte. Als Beispiel ist in Fig. 2. Taf. XXV. das Querprofil des vom Pizzo Forno herabkommenden Zweiges der Gribbiaccia skizzirt, wie es sich am Pfad von Gribbio nach Mte. Chesso zeigt. Der Bach folgt der Kluft, kehlt sich in ihr Liegendes, setzt gleichzeitig das Einschlitzen an der Kluft fort und gewinnt so Einbruch für das Ausscheuern einer tieferen Einkehlung. Das Hangende der Kluft bröckelt nach und wird nnr hie und da durch Hoch- wasser wenig abgescheuert. Dies Beispiel zeigt deutlich den Einfluss einer Kluft, selbst auf die scheuernd arbeitende Erosion. Bei den meisten grösseren Bächen erleichtern und dirigiren Klüfte die Scheuer- arbeit, zu welcher sich dann das Ablösen grösserer Massen gesellt. Im winkeligen Bachbett wechseln gescheuerte Gurgeln und Auskesselungen mit schroffen, zackigen Schründen, welche streckenweise der Schieferung oder Klüftung folgen. Grossartige hierher gehörige Beispiele bieten die Abstürze des Chironicobaches, der Gribbiaccia und Piumogna in das Tessinthal: dunkle unzugängliche Schluchten, voller Strudel- löcher. Dies sind keine Wildbäche in des Wortes gewöhn- licher Bedeutung; denn sie führen aus grossem Sammlungs- gebiet ständig Wasser genug, um ihr Bett klar halten zu können. Anders verhält es sich mit einem dritten Typus von Wasserrinnen, welche, wie die „Wildbäche ohne Bett“, in kurzem Lauf die Bergwände hinabsetzen, aber in wüsten, tiefen Reusen der von Schichtung, Klüftung und Zerrüttung vorgeschriebenen Richtung folgend. Die Aushöhlung ihres Bettes erfolgt durch Losbrechen und Wegführen grösserer Massen und zwar so rasch, dass zur Ausbildung von Scheuer- spuren keine Zeit bleibt. Auch diese „Dragoni* (Drachen) sind eine Landplage und müssen bekämpft werden. Ihre Betten heissen Valloni. In denselben sammeln sich Massen von Sturz- schutt, welchen der dünne Bachfaden nicht wegzuführen ver- mag, bis er einmal zum reissenden Strom anschwillt; dann wälzt er Alles in’s Thal, trägt eine neue Schicht auf den Schuttkegel unten, bricht aber wohl auch aus seiner gewöhn- lichen Rinne über diesen Schuttkegel und überschüttet längst vernarbte, bewachsene und bebaute Flächen desselben. Folgende paar Beispiele dürften genügend, die nahe Be- ziehung zwischen Lagerungsverhältnissen und Auskesselung der Valloni erkennen lassen. Nahe der Mündung des Vallone orande biegen die Schichten nach ihm ein und verlaufen N. 7 EEE u RIESEN ae EL HENEN? Va u en ET 7, Se ms Ba - 613 e 50 0. - 4-15 SO. an seinem rechten Rand, 20.1 25 NW. am linken, während sie sonst auf dieser Seite des Tessinthales NW. - NO. gehen. Sie bilden also eine kielförmige Einmul- dung, deren Mittellinie (N. 16 O.) der längste Zufluss des Vallone (N. 21 O.) folgt. Sein Westarm (N. 45 O.) ist durch N. 57 ©. H 79 SO.-Klüfte gesteuert, der Stamm (N. 5 W. bis 12 ©.) durch N. 5 W. - 70 N.-Klüfte. - Ausserdem wurden im Vallone noch 59 W. - 83 SW. und 85 W. - 75 S. ge- richtete Klüfte beobachtet, welche die Ablösung des Gesteins erleichtern. Der Vallone des Formigaro (NO. von Faido) ist N. 54 ©. gerichtet, sein Bett im übrigen 17!/, ©. Die bestimmenden Klüfte verlaufen hier N.45 O. - 80 SO.; die Schichtung recht- _ winkelig zum Vallone, 35 W. - 46 SW.; Einbruchklüfte 67 W. }- 34, 75 SW. Die von Mairengo herabkommenden Ceresa und Rielle gehen N. 15— 21 O.; die Richtung gebenden Klüfte 29 O. H- 84 N.; die Schichtung (kuppelartig) 89 ©. - 20 S. und 30 W. - 20 NO.; Ablösungsklüfte 60 W. - 60 SW. Die Frana di Osco ist ein 1'/, Kilom. langes, über — #1, Kilom. breites Rufengebiet am linken Tessinufer unterhalb der Schlucht von Dazio, in welchem die ausstreichenden _ Gneissschichten umgekippt (OW. — 5 W. - 57 SW.— 3 NO,) _ und zerrüttet, mit ihren Trümmern vermischt nach dem Tessin hin absitzten, wie selbst Spalten auf einzelnen Weideplätzen Er in der Frana verrathen. Hier ist die Verwerfungslinie von - Stalvedro (N. 70 W.) materiell angedeutet durch N. 50, 66, 70, 76 W. - 30,90 S.- und 85 ©. + 75 N.-Klüfte. Die Ver- werfung dürfte die erste Veranlassung der Schichterzenrüttung sein, welche besonders den im Thalweg unter dem Gneiss ausstreichenden Glimmergneiss ergriff. Der in ihm tobende je Tessin führt alles lose Material weg und bereitet Flucht für » neue Abrutschungen. Durch die Frana fliessen 3 Wildbäche, von Osco, Vigera und die Canariscie. Ihre Richtung: N. 10 bis 41 O. (Mittel 21 O.) wird durch Klüfte bestimmt, welche a ee An N.4W.—53 0. 71 S., 90, 30 N. (Mittel 25 0. - 8ONW.) - verlaufen. Noch andere Klüfte gehen 60—750 - 77—80 NW. In der grossen Rufe des Vallone rosso, Fiesso gegenüber, tritt die Stalvedro- Verwerfung in den Mte Piottino. Sie ist angedeutet durch N. 29, 38, 41, 70 W.-Klüfte, welche 62, 80 NO. und 40, 74 SW. einfallen. In der Rufe stossen Glimmerschiefergneiss, N. 19!), W. - 71 SW., und Gneiss, N. 60 W.} 48 SW., discordant zusammen; in einer fast NS. gehenden Bruchlinie, welche den Ostrand des Rufenkessels markirt. Der durch die Rufe ziehende Wildbach (51'/, ©.) Zeitschr. d. D. geol. Ges. XXXIII.4. 40 ‚614 folgt bei seinem az den gefälteten Parallolstrueturflächen = des Gneisses (64 O. - 84 NW.) u. =. f. Die grösseren Saftenih äler sind nach demselben Princip erodirt, wie die thalembryonenartigen Wildbachrunsen. Nur bietet ihr längerer Lauf zusammengesetztere Erscheinungen, deren Einzelheiten sich oft decken. Auffällig bei den meisten echten Querthälern erscheint, dass sie nicht mit engen Schluch- ten beginnen, sondern in grossen Halbkesseln, welche von Schichtenköpfen und Schichtenstössen, aber am wenigsten von Schichtflächen begrenzt sind. Solche sehen wir im oberen Val Chironico, besonders auch am Laghetto; an der Auskes- selung des Pizzo Forno, wo sich die südwestlichen Zuflüsse der Gribbiaceia sammeln; am Lago Tremorgio, der allerdings erst vom höher belegenen Campolungo - Längenthal gespeist wird; auf Piano Bornengo, dem Anfang des Canariathales. Selbst Val Tremola beginnt unterhalb der Banchi mit emem Halbkessel, in welchen, von NO. kommend, der Ticinetto di Sella stürzt. Der letztere folgt im Einzelnen dem Gesteins- streichen, springt aber hin und wieder, Klüften folgend, aus der einen Schichtenfurche in die andere, und durchschneidet deshalb den Schichtencomplex im Ganzen spitzwinklig.. Im Schichtenstreichen floss er früher, unmittelbar am Scara Orell hin durch Val Antonio, direct bis in die Tremolaschlucht, und es ist schwer abzusehen, weshalb er, erst nach der Gletscherzeit, diesen geraden Weg verlassen und die Schichten 200—300 m weit überquert hat (Ponte di Sella an der Gott- hardstrasse), um auf Umwegen in die oberste Auskesselung der Tremola zu gelangen. Der Untere Lauf der Tremola und aller vom -Scipsius in das Tessinthal fliessenden Bäche ist durch vorherrschende NNW.- und NNO.-Klüfte mit sehr steilem, meist westlichem Einfallen vorgezeichnet; die Gesteins- ablösung wird durch noch auffälligere NO.-, OW.-, NW.-Klüfte beschleunigt, welche gleich den Piotten der Leventina thal- wärts fallen. Die Canaria verhält sich gleich dem Ticinetto di Sella (vom Val Torta bis zur Tremola): sie durchschneidet die Schichten im Ganzen spitzwinkelig zu ihrem Streichen, d.h. sie folgt demselben ein Stück, überquert es dann, folgt ihm wieder. Nun dreht sich das Schichtenstreichen zwischen der Canariamündung und dem Canariasammelbecken (Piano di Bornengo) allmählich aus NO. inOW. — und eine gleichsinnige Drehung zeigt das Thal, indem es mit dem Schichtenstreichen einen fast constanten Winkel von 28 bis 36°, im Mittel 3l!/,° macht. Die Abflussrichtung des Lago Ritom in den Tessin durch die Cascadenschlucht der Fossa wird von saigeren NNO.- und NNW.-Klüften bestimmt, wie wir sie bei der unteren Tremola _ kennen lernten. Schichtung und Querklüfte erleichtern auch - hier den Ausbruch. ; Die im Vorgehenden mitgetheilten Beobachtungen über _ Thalbildung lassen sich dahin resumiren, dass das den Berg herabfliessende Wasser den Weg mit den wenigsten Hinder- nissen findet. er Um diese geotektonische Skizze abzuschliessen, seien noch die Synklinalen der Gebirgszüge erwähnt, welche das obere Tessin- thal umrahmen. Es ist. ein Irrthum, man dass eine ein- _ zige, dem Gebirgskamm folgende, senkrecht einfallende Fläche - die Mitte der fächerartig gestellten Schichten einnähme. Das am Tag und im Tunnel aufgenommene Gotthardprofil zeigt e: im Innern des Massivs auf einer Strecke von 2—3 Kilom. e: (Greno di Prosa bis Kastelhorn) einen ständigen Wechsel von Fe ‚Synklinalen und Antiklinalen, welche aneinander verschobenen und verdrehten Gebirgsstreifen angehören; man redet also richtiger von einem vielfach gebrochenen Mittelfeld des Fächers als von einer Fächeraxe. Dabei ist von localem Wechsel - der Einfallrichtung, zu Seiten des Mittelfeldes z. B. 6300 bis - 6500 m vom Nordportal, noch ganz abgesehen. Ich habe auf Fig. 1. Taf. XXV. die Südgrenze des mittleren Bruchfeldes im Gotthardfächer als „Synklinale des Gotthard“ eingetragen. - Dieselbe fällt nur auf Greno di Prosa (Zweig von Mte Prosa nach Tritthorn) mit dem wasserscheidenden Kamm des Gott- - hard zusammen. Ihre nordöstliche Fortsetzung fällt in’s Unter- - alpthal, 5 Kilom. nördlich vom wasserscheidenden Unteralppass; - die südöstliche in’s Wyttenwasserthal, zwischen Oavannapass und Oberstaffel, ca. 1'/, Kilom. nördlich von der Wasserscheide. Auch hier wechselt südliches und nördliches Einfallen nord- wärts noch mehrere Male. — Die Synklinale zwischen Tessin- und Maggiathal folst - auch nicht stricte der Wasserscheide, sondern liegt meist süd- lieher. Zu beiden Seiten des Sassellopasses ist der Schichten- bau auf einer Strecke von fast 2 Kilom. ganz verworren: Streichrichtung und Fallrichtung wechseln sieben- oder achtmal; und ausserdem begegnet man zwischen den Antiklinalen der _ oberen Leventina und den (ideellen) Synklinalen des Sassello noch localen Synklinalen und Antiklinalen. Die scharfe Um- - biegung der Tessin-Maggia - Synklinalen, nahe ihrem Ostende, ist nicht hypothetisch, aber insoweit schematisch, als hier, zwi- schen Pizzo Sambucco und Massari, wenigstens 2 Synklinalen mit zwischenliegenden Antiklinalen von der Kammlinie schief durchschnitten werden. Um eine allgemeine Grenze. des gegen- _ sinnigen Einfallens überhaupt ziehen zu können, war es noth- E- mean, diese localen Brüche durch einen Zug zu verbinden. 40 * 616 Die kurze Antiklinale der Alpe Pianascio legt sich tan- gential an den südöstlichsten Schwanz der Tessin-Maggia-Syn- klinalen und ist auf der Südwestseite des Campolungopasses noch deutlich wahrnehmbar. Jenseits verschwindet sie aber, und der Dolomitzug von Campolungo-Cadonighino wird beider- seitig von südwärts einfallenden Schichten umschlossen. Wir haben hier ein kleines Spiegelbild der Antiklinalen von Be- dretto und des aus ihr fortsetzenden Dolomitzuges von Piora, welcher zwischen nordwärts einfallenden Schichten einge- kapselt liegt. ale 7. Ueber das Alter des Hauptquarzits der Wieder Sehiefer und des Kahleberger Sandsteins im Harz; mit Bemerkungen über die hereynische Fauna im Harz, am Rhein und. in Böhmen. Von Herrn Emanurr Kayser ın Berlin. Unter den versteinerungsführenden Horizonten des Harzer Schiefergebirges gehören zu den wichtigsten der sogenannte Hauptquarzit der Wieder Schiefer im Ost- und Mittelharz und der Sandstein des Kahleberges im Oberharz. Beide Gesteine sind bisher schlechtweg dem rheinischen Spiriferen- sandstein, d. h. der oberen Abtheilung des rheinischen Unter- devon gleichgestellt worden. Und in der That erlaubte die _ bisherige ungenügende Kenntniss des rheinischen Unterdevon keine schärfere Parallelisirung beider Bildungen. Nachdem aber durch die unlängst erschienene Abhandlung C. Koch#'s über das Unterdevon zwischen Lahn und Main, die gleich- zeitigen Arbeiten GreBe’s zwischen Mosel und Nahe und die Untersuchungen GosseL£er’s und DEwALgquE’s im benachbarten französisch - belgischen Gebiete die Kenntniss des Unterdevon in ein ganz neues Stadium gelangt ist, dürfte es zeitgemäss sein, eine genauere Altersbestimmung zu versuchen. Nach C. Koch gliedert sich das Unterdevon in dem von ihm untersuchten Gebiete von oben nach unten folgender- maassen: Wissenbacher Orthoceras- Schiefer, Obere Coblenz-Schichten Mittlere Untere 5 Hunsrückschiefer, Taunusquarzit. ” Spiriferen-Sandstein, Im oberen Theil dieser Schichtenfolge zeichnen sich durch ihren Versteinerungsreichthum besonders die obere und die untere Coblenz-Stufe aus, während die mittlere, die Chon- dritenschiefer, zwar an pflanzlichen Resten reich, an thierischen dagegen arm ist. 048 Als besonders charakteristisch für sein oberes Coblenz führt KocH fhacops latifrons, Spirifer macropterus, eultrijugatus und speciosus, Rhynchonella pila (und Orbignyana), Atrypa reticularis und Streptorhynchus umbraculum an. Als Hauptformen des unteren Niveau’s dagegen werden genannt: Leptaena laticosta, Iensselaeria strigiceps, Rhodocrinus gonatodes etc. E Es spricht sehr für die Richtigkeit der Koc#’schen Glie- derung, dass auf der linken Rheinseite, in der Eifel, und, wie es scheint, auch in Belgien ganz dieselben beiden Versteinerungshorizonte wiederkehren. | Für das Unterdevon der mittleren Eifel darf man, na- mentlich auf Grund der neueren Untersuchungen von DEWALQUE und GosseLet, folgende Gliederung annehmen: _ Kalk und oolithischer Rotheisenstein mit Spirifer cultri- Jugatus (Uebergangsglied vom Mittel- zum Unter- devon). Dunkle Grauwackenschiefer von Daleiden, Waxweiler und Prüm (= Grauwacke von Hierges) '). (Rothe) Vichter Schichten (= Conglom. von Burnot). Lichtere Grauwacke von Stadtfeld-Daun (= Grauer Sandstein von Vireux). Hunsrück - Schiefer (= Schichten von Montigny, von Houffalize). Taunusquarzit (= Sandstein von Anor, von Bastogne). Besonders wichtig durch ihren Versteinerungsreichthum sind innerhalb dieser Schichtenfolge der Horizont von Daleiden und der von Stadtfeld. Was zunächst die Fauna von Daleiden We betrifft, so finden sich hier neben einer grossen Zahl schon in tieferem Niveau vorkommender Arten, wie Spirifer macropterus, Rhynchonella Daleidensis, Chonetes sarcinulata, Meganteris Archiaci, Grammysia Hamiltonensis, Pleurodictyum, verschiedenen Arten von Pterinea und Cryphaeus, besonders folgende für das Niveau wichtige Formen: Spirifer cultrijugatus, 5 speciosus, ” arduennensis, Rhynchonella pila und Orbignyana, Chonetes dilatata, Orthis striatula (vulvaria). !) Die belgischen Aequivalente der verschiedenen Stufen sind in Klammern beigefügt. w eniger . hänfig, aber ebenfalls sehr niveaubezeichnend sind: mol laevicauda u. crassicauda, Phacops latifrons, ÖOrthoceras planiseptatum, Taxocrinus rhenanus, . -Ctenocrinus decadactylus, Spirifer curvatus, 5 subcuspidatus, Cyrtina heteroclita, Jtrypa reticularis, Anoplotheca venusta, Rhynchonella Losseni (= Stricklandi bei SCHNUR), Strophomena piligera, Nucula Krachtae, DREI securiformis, Cucullella prisca. Besonders bemerkenswerth ist unter den genannten Arten _ das Auftreten einer ganzen Reihe mitteldevonischer Formen, wie Spirifer speciosus, curvatus und subcuspidatus, Cyrtina he- teroclita, Atrypa reticularis, Orthis striatula, Orthoceras plani- septatum, Phacops latifrons u. a. m., wodurch die Fauna trotz ihres noch entschieden unterdevonischen Charakters (Zomalo- notus und Ctenocrinus, Pleurodietyum, zahlreiche Pterineen, ‚Spirifer macropterus, Chonetes sarcinulata, Grammysia Hamilto- nensis etc.) doch schon eine starke Annäherung an’s Mitteldevon erkennen. lässt. Was weiter die Fauna von Stadtfeld betrifft, so sind hier als besonders wichtig zu nennen: Homalonotus armatus und andere Arten, Spirifer macropterus (sehr häufig), Leptaena laticosta, Rensselaeria strigiceps, Leptaena Murchisoni, ; Pleurodictyum (sehr häufig), wi - Rhodocrinus gonatodes, Orthis ceireularis, Rhynchonella Daleidensis, Chunetes sarcinulata, Ötenocrinus typus, Meganteris Archiaci, Crypkaeus, mehrere Arten. ? Es sind das, wie man sieht, wesentlich dieselben Species, - er Koch als charakteristisch für seine unteren Coblenzschichten 620 | er angiebt. Fast noch wichtiger, als manche derselben, ist das Fehlen vieler für die obere Coblenzstufe leitenden Arten, wie Spirifer cultrijugatus, speciosus und curvatus, Atrypa reticularis, Chonetes dilatata, Rhynchonella Orbignyana, Phacops latifrons, Orthoceras pluniseptatum etc. Diese Mittheilungen lassen keinen Zweifel, dass die Fauna von Stadtfeld der unteren, die von Wax- weiler dagegen der oberen Coblenzstufe Kocn's pa- rallel steht.) Wenden wir uns nun zur Betrachtung der Fauna der dem Niveau des Harzer Hauptquarzits angehö- rigen Quarzite und Schiefer, so ist dieselbe trotz der zahlreichen Stellen, an denen sie bereits nachgewiesen ist, bis jetzt leider noch ziemlich arm. Der reichste Fundpunkt liegt bei Elend, nächstdem haben auch das Krebsbachthal bei Mägdesprung und die Gegend von Andreasberg (3 Jungfern- graben im Westen, Dreckthalskopf im Osten des Oderthals) und Wernigerode (Drengethal, 3 Annen etc.), sowie einige andere Localitäten eine Anzahl Arten geliefert. 1) Die obige Uebersicht der Entwickelung des Unterdevon in der Eifel würde unvollständig bleiben, wenn nicht auch die erst vor we- nigen Jahren bekannt gewordenen Schiefer von Olkenbach Erwähnung fänden. An der genannten, in der Nähe der Mosel unweit Wittlich ge- legenen Localität kommen nämlich, als an dem einzigen bis jetzt auf der linken Rheinseite bekannt gewordenen Punkte, Dachschiefer mit der Fauna des Wissenbacher und Rupbacher Orthocerasschiefer vor (Go- niatites evexus, circumflexifer, Jugleri, Rupbachensis, Orthoceras crassum, planicanaliculatum u. a., Jsocardia Humboldti ete.). Innig verknüpft mit diesen Schiefern sind andere, darunter liegende und nach unten all- mählich in Grauwackenschiefer übergehende Schiefer, die neben verein- zelten verkiesten Oephalopoden eine grosse Menge z. Th. noch mit ihrer Kalkschale erhaltene Versteinerungen einschliessen (darunter Spi- rifer cultrijugatus, speciosus, und curvatus, Atrypa reticularis, Chonetes sarcinulata und dilatata, Meganteris Archiaci, Orthis striatula, _Ano- plotheca venusta, Khynchonella Losseni, Leptaena piligera, Pterinea Jasciculata , Oryphaeus aff. calliteles und laciniatus, Phacops aff. fe- cundus, Homalonotus laevicauda und andere, Pleurodictyum). Es ist das vollständig die Fauna von Daleiden, an welche Localität auch der Erhaltungszustand der Versteinerungen in hohem Grade erinnert.; Auch bei Olkenbach tritt demnach, ebenso wie bei Wissenbach und im Rup- bachthal, die verkieste Cephalopodenfauna direct über den oberen Coblenzschichten auf. Mit der Schichtenfolge der inneren Eifel verglichen, würden die Olkenbacher Schiefer an der Stelle liegen, wo dort die von den deutschen Geologen bisher stets als Basis des Mittel- devon betrachteten oolithischen Rotheisensteine und die mit ihnen ver- bundenen krystallinischen Cultrijugatus-Kalke auftreten — übrigens ein Resultat, welches wesentlich mit der schon vor längerer Zeit (Rhein. Schichtensyst. Nassau pag. 541) von den Brüdern SANDBERGER ausge- sprochenen Ansicht über das Alter der Wissenbacher Schiefer im Ver- hältniss zu den linksrheinischen Devonbildungen übereinstimmt. _ 621 Im Ganzen besitzt die Sammlung der geologischen Landes- anstalt aus dem Niveau des Harzer Hauptquarzits folgende Arten: | Spirifer cultrijugatus (Elend, Klostergrund bei Michaälstein), speciosus (Krebsbach, Andreasberg), macropterus, sog. hysterieus, curvatus? (Elend), Chonetes sarcinulata, p dilatata (Krebsbach), Leptaena rhomboidalis, = Sedgwicki !), - Orthis striatula, x Atrypa reticularis (Elend), Rhynchonella Daleidensis, Streptorhynchus cfr. umbraculum, Pentamerus sp. (Elend, Klostergrund), Orthoceras planiseptatum? (Krebsbach), Phacops latifrons (Krebsbach, Elend, Andreasberg, Klosterholz), Cryphaeus laciniatus (Krebsbach, Andreasberg), Homalonotus Sp., Favosites sp. (Elend). So klein die obige Fauna auch noch ist, so enthält sie doch eine Anzahl Arten, die für die Niveaubestimmung sehr wichtig sind. Dazu gehören Spirifer eultrijugatus, speciosus und curvatus, Cbonetes dilatata, Atrypa reticularis, Orthoceras plani- septatum und Phacops l«tifrons. Alle diese Arten weisen, wie aus den vorhergehenden Mittheilungen ersichtlich, auf eine Stellung der Fauna an der oberen Grenze des Unter- “SSH devon hin. Was nun die Fauna des hellfarbigen Sandsteins vom Kahleberg (Schalke, Festenburg, Bocksberg etc.) und Rammelsberg betrifit, die And. Re&umer schon verhältniss- mässig früh (in seinen „Versteinerungen des Harzgebirges“ 1843) kennen gelehrt hat, so besitzt die Sammlung der geo- logischen Landesanstalt von den genannten Localitäten fol- gende Reste: Homalonotus gigas, y crassicauda (= minor A. Rau.) ?), SP» 1!) Früher (Abhandl. der geolog. Landesanst. Bd. 1I. Heft 4. p. XVI. unten) von mir irrthümlicher Weise als Leptaena Murchisoni angeführt. ?) Nach einer freundlichen Bestimmung C,. Kocr’s. EEE ne TE ; EN Fuzi 5 Be er EEE NUR : pe ae 622 Cryphaeus Grotei, , aff. calliteles, Phacops latifrons, Orthoceras planiseptatum, Tentaculites scalaris, Dentalium arenarium, Bellerophon macrosioma (= Goslariensis A. R.), trilobatus var. iypica (— bisulcatus A. R.), a > var. tumida, Schizodus inflatus (auch in der oberen Coblenzstufe bei Lahnstein?), 5 trigonus, Dartlingü, is carinatus, Prosocoelus priscus, Nucula Krachtae, 5 securiformis, Cucullella solenoides, R prisca, Pterinea laevis? fasciculata (- costulata A.R.), »„ ventricosa (= Kahlebergensis A. R.), Spirifer macropterus, ” ” ” 3 cultrijugatus, - curvatus, 5 speciosus '), Rhynchonella Orbignyana, Chonetes sarcinulata, dilatata (nach SANDBERGER, Rh. Schichten Nassau pag. 475), Streptorhynchus umbraculum, Ctenocrinus decadactylus. ” Wie man aus dieser Liste ersieht, fehlen auch dem Kahle- berger Sandstein alle auf ein tieferes Niveau hinweisende Typen, wie Rensselaeria strigiceps, Leptaena laticosta, Rhodo- crinus gonatodes etc. und auch das vollständige Fehlen von Pleurodictyum ist nicht ohne Wichtigkeit. Dagegen treten eine ganze Reihe von Arten auf, denen wir bereits wiederholt als bezeichnend für die obere Coblenzstufe begegnet sind, wie Phacops latifrons, Orthoceras planiseptatum, Nucula Krachtae und securiformis, Spirifer cultrijugatus, curvatus und speciosus, Rhyn- t) Diese Art nimmt nach den Untersuchungen des Herrn A. HaLrar ein höheres Niveau ein, als die Hauptmasse des Sandsteins, liegt indess noch zusammen mit Spirifer macropterus und anderen unterdevonischen Arten. 623 chonella Orbignyana, Chonetes dilatata und Ctenocrinus decada- etylus. Der Umstand, dass mehrere dieser Arten in’s Mittel- devon hinaufgehen, verleiht der Kahleberger Fauna in der That einen mitteldevonischen Anstrich, und die Brüder Ra&uer - hatten daher gar nicht so Unrecht, wenn sie die Fauna eher für mittel- als für unterdevonisch anzusprechen geneigt waren (Rhein. Uebergangsgeb. p. 55; Lethaea, 2. Aufl., L, p. 43); allein die vorangegangenen Mittheilungen zeigen, dass dieser mitteldevonische Anstrich ein durchgehendes Merkmal der an der oberen Grenze des Unterdevon liegenden Schichten bildet. Und dass die Kahleberger Fauna trotz dieser Annäherung an’s Mitteldevon doch noch zum Unterdevon- gehört, das geht aus dem Vorhandensein zahlreicher Homalonoten und so typisch unterdevonischer Arten, wie Spirifer macropterus, Chonetes sar- cinulata und dilatata, Pierinea fasciculata, Tentaculites scalaris und andere, hervor. Als Resultat der vorstehenden Untersuchungen ergiebt sich somit sowohl für den Kahleberger Sandstein als für den Hauptquarzit des Harzes ein sehr jung-unterdevonisches Alter. Das obige Ergebniss kann nun nicht ohne Einfluss auf die Ansichten über das Alter des mittel- und ostharzer Schiefer- gebirges überhaupt bleiben. Dieses letztere gliedert sich nach den Arbeiten der geologischen Landesanstalt?) unter dem Stringocephalenkalk in folgender Weise: Elbingeroder Grauwacke, Zorger Schiefer, Hauptkieselschiefer, Oberer Wieder Schiefer, Haupt - Quarzit, Unterer Wieder Schiefer, Tanner Grauwacke. In der mächtigen Schichtenfolge über dem Haupt- quarzit sind, abgesehen von unbestimmbaren, in der Elbin- ..) Der dem Mitteldevon genäherte Charakter der Fauna würde noch stärker -vortreten, wenn sich in der That, wie A. Römer angiebt, an der Schalke auch Calceola sandalina fände. .”) Vergl. Jahrb. d. königl. preuss. geol. Landesanstalt 1881. pag. 3, sowie die demnächst von der geologischen Landesanstalt herauszuge- bende, schon von mehreren allgemeinen Versammlungen der deutschen geologischen Gesellschaft her bekannte Lossen’sche geolog Uebersichts- karte des Harzes im Maassstab 1: 100,000. 6222 °; geroder Grauwacke vorkommenden Pflanzenresten, bisher nur sehr unbedeutende Petrefactenfunde gemacht worden, die keine genügenden Anhaltspunkte für die Entscheidung der Frage bieten, ob jene ganze Schichtenfolge noch dem Unterdevon oder vielleicht zum Theil schon dem Mitteldevon (Calceola- Schichten) angehört. Was aber die unter dem Hauptquarzit liegende, sog. hercynische Schichtenfolge betrifft, so ist sie es, die an ihrer oberen Grenze, dicht unter dem Hauptquarzit, die bekannte kleine Fauna einzeiliger Graptolithen und etwas tiefer die von mir bearbeitete Kalkfauna von Mägdesprung, Wieda, Hasselfelde, Ilsenburg ete. einschliesst. Der alterthümliche Anstrich, den diese Fauna durch ihre Graptolithen und Dalmaniten sowie zahlreiche böh- mische, nach Barranpe’s Vorgang bis vor Kurzem allgemein als silurisch betrachtete Typen erhält, veranlasste mich und Andere bisher unwillkürlich zu der Vorstellung, dass die her- cynischen Schichten des Harzes ein sehr tiefes Glied des Unterdevon darstellen möchten. Nachdem sich aber der Haupt- quarzit als ein sehr junges Glied des Unterdevon zu erkennen gegeben, kann jene Vorstellung nicht länger festgehalten wer- den. Denn die unteren Wieder Schiefer sind mit den oberen allenthalben petrographisch so innig verknüpft!), dass beide nur als zeitlich unmittelbar und ohne jede Unterbrechung auf einander folgende Ablagerungen angesehen werden können. Ist dem aber so, so kann weder der Graptolithenhorizont noch auch die nur wenig tiefer liegende herceynische Kalkfauna erheblich älter sein, als der sie bedeckende Hauptquarzit; und wenn man daher die fragliche Harzer Fauna dem Niveau nach mit einem bestimmten Grliede des rheinischen Unterdevon ver- gleichen wollte, so könnte dies vielleicht ein tieferes Glied der Kocn#’schen Coblenz - Schichten, aber nicht der Taunusquarzit oder gar das noch tiefere belgische Gedinnien sein. Nachdem auf diese Weise in Folge der genaueren Alters- bestimmung des Hauptquarzits auch die stratigraphische Po- sition der Harzer Hercynfauna sich genauer als bisher hat bestimmen lassen, liegt es nahe, zum Schluss noch die Frage nach den stratigraphischen Beziehungen der genannten Fauna 1) Da, wo — wie auf einem grossen Theil des Messtischblattes Zorge — der Hauptquarzit spärlich oder gar nicht entwickelt ist, fehlt auch jede Grenze zwischen unterem und oberem Wieder Schiefer, sondern ist nur eine einzige, sehr mächtige Schieferbildung vorhanden. Darin liegt auch der Grund, warum die Wieder Schiefer ursprünglich von den Herren BevrıcH# und Lossen nicht weiter getheilt wurden. 625 zu den Hercynkalken von Greifenstein und Bicken im rheinischen Gebirge und zu den BArRANDE schen Etagen F, G, H in Böhmen zu berühren. ') Zur Zeit, als ich meine Arbeit über die hereynische Fauna des Harzes abfasste, wusste man über die paläontologische Zusammensetzung und namentlich über die stratigraphische Stellung der Fauna von Greifenstein und Bicken noch sehr wenig. Es musste damals als das Wahrscheinlichste gelten, dass die genannte rheinische und harzer Fauna gleichaltrig seien. Nach den neueren Veröffentlichungen von Maurer und Koch’) aber erscheint jene Ansicht nicht mehr ganz zutreffend. Der letztgenannte Forscher hat seine Specialuntersuchungen im Dillenburg’schen zwar noch lange nicht abgeschlossen; dennoch aber glaubt er auf Grund seiner bisherigen Erfahrungen schon jetzt mit Bestimmtheit annehmen zu dürfen, dass die Kalke von Greifenstein und Bicken nur eine Kalkfacies der Wissen- bacher Orthorerasschiefer repräsentiren und demgemäss gleich ihnen an die alleroberste Grenze des Unterdevon zu setzen seien. Ist diese Ansicht begründet, so würde daraus folgen, dass die fraglichen rheinischen Kalke ein etwas jüngeres Alter haben, als die Hereynkalke des Harzes. Denn die ersteren liegen, wie wir gesehen haben, über, die letzteren aber unter der oberen Coblenzstufe oder dem Horizont von Daleiden. Ueber die paläontologische Zusammensetzung der Fauna von Greifenstein hat Herr Maurer unter Beihülfe des Herrn BARRANDE eine interessante Arbeit geliefert. *) So willkommen eine solche Arbeit auch sein musste, so giebt sie uns doch leider noch kein vollständiges Bild von der Zusammensetzung der nassauer Hercynfauna. Denn nicht allein ist der in der unmittelbaren Verlängerung der Streichrichtung des Greifen- 2) Es liegt das um so näher, als in den letzten Jahren durch die im Eingang erwähnten Untersuchungen auf der linken und besonders durch die gleich zu nennenden Arbeiten auf der rechten Rheinseite eine Reihe von Resultaten gewonnen sind, die für unsere Ansichten über das Hereyn von grosser Wichtigkeit sind. Diese Resultate sind freilich noch keineswegs ganz gesichert. Es wird vielmehr noch von ‘ ferneren Untersuchungen abhängen, ob und in wie weit sie einer Modi- fication bedürfen. Dennoch aber haben jene Arbeiten schon jetzt über einige früher ganz zweifelhafte Fragen — wie besonders die nach der Stellung der Wissenbacher Schiefer — Licht verbreitet, so dass eine kurze Discussion der hercynischen Frage vom Standpunkte jener neueren Erfahrungen auf keinen Fall ohne Interesse sein wird. 2) Neues Jahrbuch f. Miner. ete. 1. Beilage-Band, 1. Heft 1880. — Jahrbuch d. preuss. geol. Landesanst. 1881. pag. 241. — Vergl. auch die interessanten neuesten Mittheilungen Kocn’s, diese Zeitschrift 1881. pag. 519 — 521. else. 626 steiner Kalks liegende und damit zusammengehörige Hereyn- kalk von Bicken und Ballersbach mit seiner wichtigen Cepha- lopodenfauna ganz unberücksichtigt geblieben; sondern auch der Greifensteiner Kalk selbst ist noch zu wenig ausgebeutet, wie schon daraus hervorgeht, dass es mir im Frühjahr 1880 bei einem Besuche von Greifenstein innerhalb weniger Tage gelang, nicht nur zahlreiche von Maurer nicht beschriebene Arten, sondern auch zwei in seinen Listen überhaupt nicht vertretene Trilobitengattungen (Harpes und -cidaspis) aufzu- finden. Dass unter solchen Umständen ein endgültiges Urtheil über die Hercynfauna der fraglichen Gegend zur Zeit noch nicht möglich ist und Meinungen, wie die des Herrn Maurer, dass die Gattung Dalmanites im Unterschiede zum Harz bei Greifenstein bereits fehle !), vielleicht noch eine Correetur er- halten könnten, liegt auf der Hand. Soviel aber kann ich nach den mir bisher zu Gesicht gekommenen Materialien schon jetzt aussprechen, dass der Greifensteiner und Bickener Kalk trotz ihres, wie es scheint, noch etwas jüngeren Alters, als die Hercynkalke des Harzes, verhältnissmässig noch viel mehr böhmische Arten einschliessen, als jene. Im Kalk von Ilsen- burg, Zorge, Wieda etc. trifft man doch wenigstens noch eine kleine Anzahl bekannter Spiriferensandstein - Formen, wie Chonetes sarcinulata, Rhynchonella pila, Athyris undata, Orthis striatula und Capulus priscus. Von Greifenstein und Bicken aber kenne ich bis jetzt mit Sicherheit keine einzige derartige Form; vielmehr stimmt — von den ganz neuen Species abge- sehen — die grosse Mässe der Arten in noch höhe- rem Grade, als das bei den harzer Hercynarten der Fall ist, mit Formen der böhmischen Etagen F und G überein. ?) 1)=12 6.920.309. ?) Ganz im Gegensatz zu dem Widerspruch, den er gegen meine Identificeirungen harzer und böhmischer Arten erheben zu müssen ge- glaubt hat, hat Herr Barranpe die mehr oder weniger vollständige Uebereinstimmung einer Menge Greifensteiner und böhmischer Arten selbst anerkannt, und auch die von mir gefundenen, von Greifenstein bisher unbekannten Formen enthalten noch manche böhmische Formen, besonders aus der Etage F (wie Bronieus Brongniarti und Acidaspis vesieulosa). — Unter solchen Umständen wird man der Ansicht des Herrn Maurer, dass die Greifensteiner Fauna derjenigen der böhmi- schen Etage E näher stände, als der Fauna von F—G (l. e. pag. 94 bis 97), nicht zustimmen können; und zwar umsoweniger, als Herrn MaAvrzr’s eigene Arbeit durchaus gegen jene Annahme spricht. Es sind nämlich nicht nur die 3 auf E beschränkten böhmischen Arten, die nach ihm bei Greifenstein vorkommen sollen, in ihrer Bestim- mung ganz unsicher (sie sind sämmtlich mit einem „conf.“ ver- sehen!), sondern es stehen auch jenen 3 zweifelhaften Identitäten nach MAurErR selbst 8 Greifensteiner Arten gegenüber, die in Böhmen aus- 627 Die Erkenntniss, dass die harzer und rheinischen Hercyn- kalke sehr junge Glieder des Unterdevon sind, wird ohne Zweifel wesentlich zur. Klärung der Ansichten über das Alter der europäischen Hercynbildungen überhaupt beitragen. So lange man ännehmen konnte, dass die Kalke von Mägde- sprung, Wieda, Bicken und Greifenstein das tiefste Glied des Unterdevon seien, war der Gedanke, dass das Hercyn ein Uebergangsglied zwischen Silur und Devon sei und daher mit fast gleichem Rechte zu der einen oder anderen Formation gerechnet werden könne, vom rein stratigraphischen Stand- punkte aus nicht ohne Berechtigung. Nachdem sich aber er- geben, dass die hercynische Fauna sowchl im Harz als auch am Rhein ein verhältnissmässig hohes Glied der devonischen Schichtenfolge darstellt, kann von einer solchen Zwischen- stellung jener Fauna natürlich nicht mehr die Rede sein, son- dern dieselbe kann nur als echt devonisch betrachtet werden. Endlich aber ist auch für die Frage nach der naturge- mässen Olassification der böhmischen Etagen F—H der Nach- weis eines jung-unterdevonischen Alters des harzer und rhei- nischen Hercynkalkes von grosser Wichtigkeit. Dass jene böhmischen Ablagerungen mit ihrer Goniatitenfauna und ihren zahlreichen sonstigen Devontypen kein normales Obersilur darstellen können, wie es über die ganze Erde entwickelt ist, liest für jeden Kenner der. obersilurischen und devonischen Fauna auf der Hand. Wenn wir nun aber sehen, dass Fau- nen, die der Fauna der Barranne’schen Etagen F—H so nahe verwandt sind, dass sie gewissermassen nur Variationen des- selben Themas bilden, bis an die Basis des Mitteldevon hinauf- reichen, so ist es einleuchtend, dass es durchaus un- natürlich wäre, einen Theil dieser Faunen zum Devon zu ziehen, einen anderen aber beim Devon zu belassen. Es ist vielmehr klar, dass es das schliesslich in F vorkommen. Wenn aber 12 weitere Arten als in bei- den Etagen E und F zugleich vorkommend genannt werden, so muss bemerkt werden,. dass diese Arten, wenn sie auch bereits in E beginnen, so doch meist erst in F ihre grösste Häufigkeit erreichen und zum Theil über diese Etage hinaus nicht nur bis in G und H, sondern vielleicht sogar (wie Pentamerus optatus und Merista herculea) bis in’s Mitteldevon hinaufsteigen, mit anderen Worten wesentlich hereynische Species sind. Endlich aber hat Herr Maurer, wenn er von einer nächsten Verwandtschaft mit E spricht, ganz übersehen, dass das aller- wichtigste Element der hereynischen Fauna, die auch im böhmischen F bereits zahlreich vorhandenen Goniatiten, in E noch vollständig fehlen. Im Greifensteiner Kalk selbst sind diese Goniatiten nur sparsam ver- treten; wenn aber Herr MAurER seine Untersuchungen auch auf den Kalk von Bicken und Ballersbach ausgedehnt hätte, so würde ihm dieser wesentliche Unterschied der rheinischen Hereynfauna von der- jenigen der obersilurischen Etage E sicherlich nicht entgangen sein. 628 Be: einzig Naturgemässe ist, sämmtliche fragliche Kalkfaunen zum Devon zu stellen und sie mit Beyrich ‘und mir als in tieferem Meere abgelagerte Aequivalente der überwiegend sandig entwickelten Schichtenfolge des normalen rheinischen Unterdevon anzusehen. Dass derartige tiefere Meeresbildungen sich mit mehr oder minder beträchtlichen, nicht nur durch locale Einflüsse, sondern besonders auch durch ihren relativen Horizont bedingten Abweichungen in den ver- schiedensten Niveaus des Unterdevon wiederholen können, muss von vorn herein erwartet werden und scheint in den obigen Untersuchungen, die ein etwas verschiedenes Alter der harzer und rheinischen Hereynfauna ergeben haben, seine Bestätigung zu finden. "629 8. Ueber den Ursprung der granitischen Gänge im Granulit in Sachsen. Ein Beitrag zur Kenntniss des Granites. Be Von Herrn Ernst Karkowsky ın Leipzig. 1. Wenn man vom Kappuziner Kloster am See von Nemi - im nördlicher Richtung auf Palazzuola am Albaner See zugeht, so findet man, näher nach Palazzuola, auf eine Strecke hin Scherben und "Stücke einer dunkelgrauen Lava, die bei der 2 Bergung einer Röhrenleitung zu Tage gefördert wurden. Diese = Stücke gehören jedenfalls einem oberflächlichen Lavastrome des Albaner Gebirges an, zeichnen sich aber auf den ersten 3 Blick vor anderen dortigen Laven durch die hellen Schmitzen aus, von welchen sie durchzogen werden. Die hellen Partieen _ haben ganz die Form von kleinen Gängen; sie sind durch- schnittlich etwa 10 cm lang und breit und 1 cm mächtig, oft E auch kleiner. : Die Lava selbst ist ein Leucitbasalt; Leucit und Augit sind die vorwaltenden Gemengtheile. Dazu gesellen sich einer- 2 seits Nephelin, Plagioklas und Sanidin, andererseits Olivin, Magnesiaglimmer, Magneteisen und Apatit, alle sieben Mine- _ ralien in sehr untergeordneter Menge. Secundär erscheint I Natrolith. Die Leucite enthalten fast ebenso schöne Ein- _ schlüsse wie die Lava vom Capo di bove, sie sind gut geformt a: und stecken oft in grosser Anzahl in den ‘anderen “feldspäthi- gen (semenstheilen. 2 Die gangartigen Partieen deuten schon durch ihre lichte Farbe an, dass sie eine andere Zusammensetzung besitzen. - Allein diese Verschiedenheit erstreckt sich nur auf das Mengen- - werhältniss der sie zusammensetzenden Mineralien: es herrschen Feldspäthe und Natrolith vor; letzterer ist wohl aus Nephelin hervorgegangen, denn seine radialstrahligen Massen zeigen sich in ihren äusseren Umrissen ganz abhängig von den anderen _ Mineralien, und der Leueit ist in diesem Gesteine nie ange- _ griffen. Die Feldspäthe, Sanidin, Plagioklas und wohl auch ‘ _ Mikroklin sind in bedeutend grösseren Individuen ausgebildet, Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIL. 4. 41 = : = vr A 5 >. = 630 als in dem übrigen Gesteine; besonders auffällig ist aber das entschiedene Bestreben namentlich leistenförmiger Feldspäthe, sich zu Bündeln zu gruppiren, deren Strahlen gegen die Mitte der gangförmigen Massen hin divergiren. Auffallend ist es ferner, dass der Leucit nie in der Mitte dieser gangartigen Gebilde erscheint, obwohl er oft am Een von der normalen Lava her dieselben begrenzt. Die viel spärlicheren Augite sind meist etwas stärker gefärbt und stärker pleochroitisch, als in der Lava, Magnet- eisen ist noch weniger vorhanden, dagegen erscheinen bisweilen im Natrolith opake Nadeln mit röthlichem Oberflächen-Schim- mer, die für Göthit gehalten werden könnten. Auch der Olivin fehlt diesen gangartigen Gebilden nicht, und wie alle Bestandtheile derselben grössere Dimensionen aufweisen, als die Gemengtheile der normalen, dichten Lava, so werden dieselben nun auch von kräftigen langen Apatitnadeln durchstochen. Die gangartigen Gebilde dieser Lava vom Albaner Ge- birge enthalten also fast dieselben Gemengtheile wie die Lava selbst, nur ihr Mengenverhältniss und ihre Gruppirung ist verschieden: es giebt sich ganz deutlich das Bestreben nach seitlich-symmetrischem Bau zu erkennen. Der Natrolith sitzt mehr in der Mittellinie, die Feldspathbündel öffnen- sich nach der Mitte zu, der Mitte fehlt der Leucit. Ueber die Deutung dieser gangartigen Gebilde kann wohl kein Zweifel aufkommen; die Lava ist ihrem jugendlichen Alter entsprechend von Zersetzungserscheinungen nur erst ganz wenig heimgesucht, nur der Nephelin ist zum Theil in Natro- lith übergegangen, und am Olivin zeigen sich durch Abschei- dung brauner Ockerhäutchen die ersten Spuren einer Hydra- tisirung. Eine Wegführung von Substanz aus der dichten Masse und Absatz derselben in vorhandenen Klüften kann nicht stattgefunden haben; sind doch auch die Gemengtheile der gangartigen Gebilde denen der dichten Lava so überaus ähnlich, dass man ihnen die gleiche Art der Entstehung zu- schreiben muss. Und dann — bei der Zerstörung oberfläch- licher Basaltmassen durch Atmosphärilien sehen wir wohl Natrolith entstehen und ockerige Massen, aber doch nicht klare feste Feldspäthe und Augite. Dahingegen sehen wir beständig und immer, dass bei der Verfestigung von geflossener Lava gleichartig constituirte Substanz das Bestreben äussert, sich an einzelnen Punkten in grösserer Menge zu versammeln. Beruht doch auf dieser uns völlig unerklärlichen Kraft die Herausbildung eines körnigen, auch mikroskopisch körnigen Gesteines überhaupt. Dann aber sehen wir diese Concentra- tionskraft auch in grösserem Masse sich äussern; es bilden sich Gruppen von gleichartigen Mineralien unter Fernhaltung anderer. 631 So auch in dem vorliegenden Falle. Hier sammelten sich ‘ die feldspäthigen Moleküle in grösserer Menge an einzelnen Punkten, vielleicht schon gleich an Stellen an, wo sich bei der halberstarrten, aber noch beweglichen Lava Discontinuitäten bildeten. Die Ansammlung feldspäthiger Moleküle modificirte die Erstarrungsvorgänge im Vergleich zu denen der übrigen Lava: es bildeten sich langsam krystallisirend grössere Feld- späthe und Augite und zwar wohl von den Saalbändern, von der Lava her. Ob. diese gangartigen Gebilde später oder ‘früher fest wurden, als die übrige Lava, lässt sich schwer ent- scheiden; die gute Form der Leucite und ihr Vorkommen innerhalb der Feldspäthe sprechen für frühere Erstarrung der . Lava selbst. Um nicht mit irgend einer Definition des Begriffes „Gang“ in Conflict zu gerathen, wurde für die beschriebenen Dinge der Ausdruck „gangartige Gebilde“ gebraucht; der Erscheinung nach gleichen sie Gängen voll- kommen, sie sind jedoch nicht secundären Ur- sprungs, sondern wesentlich gleichaltrig mit der Lava, welche sie beherbergt. 2. Der Calvarienberg bei Katzberg in nordwestlicher Rich- tung nahe bei Cham im bayerischen Waldgebirge gelegen, be- steht aus einem licht gelblichen Eruptivgranit von mittlerem Korn. Das Gestein ist nicht mehr ganz frisch, aber doch auch noch gar sehr entfernt von einem ähnlichen Grade der Zer- setzung, wie ihr die Gneisse der dortigen Gegend, namentlich bei Gross-Bergersdorf, anheimgefallen sind. In diesem Granite gewahrt man ziemlich häufig Gänge oder Trümmer mit seitlich- symmetrischer Structur von nicht bedeutender Grösse, sie sind etwa einen Meter lang und 10 cm mächtig. Diese Gänge sind nun auf das Innigste mit dem Granit verbunden; sie haben keine scharfen Grenzen, sie stehen durchaus nicht in Beziehung zu Verwitterungserscheinungen. Der Granit enthält dunklen und hellen Glimmer und hin und wieder Turmalin in Flecken, seltener in Schnüren. Alle Gänge bestehen nun aus zwei stets gleich breiten randlichen Zonen eines granitisch- körnigen Gemenges von Quarz und Feldspath von rein weisser Farbe ohne alle Beimengung von Glimmer, und aus einer mitt-' leren Zone entweder von schwarzem Turmalin, oder von Tur- malın und Kaliglimmer, oder von Turmalin, Kaliglimmer und Granat, letzterer in bis 4 mm dicken Rhombendodekaödern. Die Turmalinnadeln bis 2 mm stark, aber nie sehr lang, sind oft büschelförmig in der Gangebene angeordnet; bisweilen bil- 41* 632 e, den sie feinkörnig-faserige Platten mit nur spärlicher Beimen- gung von Quarz. Die Glimmerblättchen stehen auch entweder parallel der Gangebene, in welchem Falle man im Bruche oft Ganghälften findet, oder sie bilden ein wirres Aggregat, welcher Fall namentlich dann eintritt, wenn die Gangmitte reich ist an Glimmer. Dieser Granit von Cham mit seinen „Gängen“ bildet nun offenbar ein Analogon. zu der Leucitbasaltlava des Albaner Grebirges; wie dort, so haben wir auch hier gangähnliche Ge- bilde, die aus wesentlich denselben Mineralien bestehen, wie das Muttergestein; doch ist hier die seitlich - symmetrische Structur offen erkennbar, während sie bei der Lava nur mehr oder minder angedeutet war. Aber was die Erklärung anbe- trifft, so sind wir der höchst ähnlichen Erscheinung gegenüber doch mit einem Sprunge in eine viel schwierigere Lage ge- rathen. Basaltlaven sehen wir noch heute ausfliessen, Granite bilden sich nicht. vor unseren Augen; jene Lava des Albaner Gebirges ist jung, dieser Granit von Cham im Vergleich dazu jedenfalls ungeheuer viel älter, jedenfalls ist er dem Einflusse des circulirenden Wassers unendlich viel länger ausgesetzt ge- wesen. Aber sollen diese Umstände ausreichend sein, um der handgreiflichen Identität der Erscheinungen gegenüber eine wesentlich andere Art der Entstehung anzunehmen? Wenn in den Naturwissenschaften als oberster Grundsatz gilt, dass man nicht mehr Ursachen zur Erklärung einer Erscheinung auf- stellen soll, als genügend sind, so ist in der That kein Einwand aufzufinden, warum diese Gänge im Granit von Cham nicht ebenso — mutatis mutandis — entstanden sein könnten, wie die gangähnlichen Gebilde in der Albaner Lava. | Hier liegen entschiedene Gänge vor, Gänge ihrer Form und Structur nach, für deren Entstehung die Grundsätze der Congenerationstheorie völlig ausreichend sind. Aber das Auf- treten von „Ausscheidungstrümmern“!) im Granit ist nicht etwa eine seltene Erscheinung, sie finden sich vielmehr in vielleicht den meisten Graniten, bald häufiger, bald seltener. Auch ihre Form und ihre Zusammensetzung ist grossen Schwankungen unterworfen. Im grobkörnigen Granitit des Riesengebirges erscheinen die feinkörnigen sogen. Ganggranite, Partieen oder vielleicht „Schlieren“ von gangartiger Form, bisweilen mit einem Hohlraum in der Mitte, in den dann jene grossen Orthoklase hineinragen, die von Albit durchwachsen und auf ihrer Oberfläche damit bedeckt sind. In den lausitzer Graniten sieht man häufig einige Centimeter mächtige und 1) Cfr. A. v. Groppeck, Die Lehre von den Lagerstätten der Erze. Leipzig 1879, pag. 74. 633 ziemlich lange Gänge von Quarz, Feldspath und Turmalin in Individuen, die an Grösse die Gemengtheile des Granites selbst bedeutend übertreffen. Wo giebt es wohl Granit - Trottoir- "platten, die nicht solche Gänge aufwiesen, schmale Gänge oft mit seitlich - symmetrischer Structur? Für alle diese Gänge ist die syngene Entste- hung mit dem Granite selbst durchaus zulässig, und es ist nicht schwer zu zeigen, dass für irgend eine andere Art der Erklärung genügende Beweise nicht vorhanden sind. € 3. Wie in anderen Gebieten archäischer Formationen, so er- scheinen auch im Granulitgebirge Sachsens Gänge und gang- artige Gebilde von einer Zusammensetzung, welche sich dem _ mineralischen Bestande des Granites auf das Allerinnigste an- schliesst, so dass man die (resammtheit dieser Gänge sehr wohl als „granitische Gänge“ bezeichnen kann. Im säch- sischen Granulitgebiet sind diese Gänge aber besonders zahl- _ reich und bei den herrlichen Aufschlüssen, die sich hier finden, ‘treten sie dem Beobachter auf jeder Excursion in reichlicher Menge entgegen. Die geologische Landesuntersuchung hat sich denn auch dieses Stoffes bemächtigt, und H. CREDxER gab eine ausführliche Schilderung der Gänge !), gestützt auf ausgedehnte Beobachtungen und unterstützt durch eine reiche und vortrefi- liche Sammlung, die mit vieler Mühe und z. Th. auch unter ‚besonders günstigen Umständen zusammengebracht worden war. Diese granitischen Gänge sind in der That eine der beachtenswerthesten Erscheinungen im Gebiete des Granulites, und ihre Schilderung sowie die ausführliche Beschreibung der einzelnen Mineralien wurde auf so starker Grundlage geliefert, dass es schwerlich möglich sein würde, diese Darstellungen zu verbessern. Allein man kann auch noch einige Beobachtungen anstellen, die diese Gänge in einem anderen Lichte erscheinen lassen, Erwägungen, die nicht allein diese: Gänge zu ihrem Gegenstande haben, sondern dabei auch zugleich den Granulit selbst und noch weitere Kreise in Mitleidenschaft ziehen. Auf Grund seiner Untersuchungen kam CREDNER zu dem Resultate, dass die granitischen Gänge hydrochemischer Ent- stehung seien, d. h. dass „das mineralische Material“ derselben „von partieller Zersetzung und Auslaugung des Nebengesteins durch sich allmählich zu Mineralsolution umgestaltende Sicker- wasser“ herstamme. In den Abschnitten VIII. und IX. des 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1875. pag. 105 —222. 634 Rückblickes pag. 215 ff. stellt Crepxer nochmals die Gründe zusammen, welche für diese Auffassung sprechen. Es sind im Ganzen acht Punkte, von denen hier zunächst die wichtigsten einer kurzen Besprechung unterworfen werden sollen; die an- deren werden später berücksichtigt werden. | 1. Die Structurformen dieser granitischen Gänge sind analog denen der erzführenden Mineralgänge. In der That, alle Formen der Erzgänge wiederholen sich hier bei den gra- nitischen, die Lagerstructur, Cocarden-, zellige Structur u. s. w.. finden hier ihre getreuen Repräsentanten, die Uebereinstim- mung in der äusseren Erscheinungsform ist eine völlige und es muss darnach gestattet sein, dieses Argument für Erwägungen über die Genesis mit in den Vordergrund zu stellen. Doch muss schon hier darauf aufmerksam gemacht werden, dass um- gekehrt die rein körnig-massige Structur. der granitischen Gänge bei Erzgängen sich sehr viel seltener und dann „nicht immer so regelmässig“ !) findet. 2. Die granitischen Gänge haben meist eine sehr kurze Erstreckung, sie keilen sich im Muttergestein völlig aus, ohne selbst in Klüfte oder Spalten zu endigen. Es existiren also keine weitreichenden Zuführungskanäle, das Material der Gänge kann nicht, durch Thermalquellen transportirt, aus der Ferne hierher gelangt sein. Es bleibt durchaus kein anderer Ausweg übrig: das Material der granitischen Gänge kann nicht aus der Ferne herbeigeführt sein. Auch gegen dieses Argument lässt sich durchaus nichts einwenden, und es soll in Folgendem ohne alle Einschränkung als völlig gültig behandelt werden. 8. „Der mineralische Inhalt der Gangspalten steht in einem gewissen Abhängigkeitsverhältniss zu der chemischen Zusammensetzung des Nebengesteins.“ Dieses Argument, das achte, ist wohl identisch mit dem siebenten, welches besagt, dass jedes Glied der Granulitformation im Allgemeinen seine besondere Gangformation hat. Die von Crepxsr angeführten Fälle bestehen gewiss alle zu Recht, und wer eine grössere Anzahl solcher Gänge gesehen hatt, wird die Berechtigung des obigen Satzes bereitwillig anerkennen müssen, auch zugeben müssen, dass derselbe mit hydrochemischer Entstehung der granitischen Gänge im Einklang stehen würde. Der Satz hat zwar Ausnahmen, wenn auch selten, die sich nicht, wie CREDNER pag. 219 behauptet, auf eine locale Ursache zurück- führen lassen. So giebt Darne an?), dass der Feldspath in Gängen, die doch ganz im Serpentin stecken, in Pyknotrop umgewandelt sei. Allein da diese Ausnahmen jedenfalls doch 1) v. GRODDECK, 1. c. pag. 61. =) Erlänterungen zu Section Waldheim pag. 26. 635 sehr spärlich, so mag immerhin zugegeben werden, dass sie die Hauptregel nur wenig zu beeinflussen vermögen. Also auch gegen dieses dritte Hauptargument lässt sich irgend ein gewichtiger Einwand nicht erheben. Diesen drei Hauptgründen für die hydroche- mische Entstehung der granitischen Gänge stehen nun aber andere Verhältnisse und Erwägungen entgegen, welchen von H. CrepDner in seiner Ab- handlung kein Platz eingeräumt wurde, oder die in einer nicht zutreffenden Weise verwerthet wur- den — die aber doch von so hoher Bedeutung sind, dass sie die Theorie von der hydrochemischen Ent- stehung der granitischen Gänge als nicht mit allen unseren Erfahrungen im Gebiete der chemischen Geologie übereinstimmend erscheinen lassen. 4. - Die chemische Geologie hat sich seit lange mit Vorliebe gerade der Erforschung der Entstehung der Erzgänge zuge- wendet, zu ergründen gesucht, woher das Material derselben stammt, wie das Material transportirt wurde, und wie es zur Abscheidung in den Gängen gelangte. Mit immer grösserer Evidenz hat sich gerade in der letzten Zeit gezeigt, dass die Lateralsecretionstheorie für viele Erzgänge eine bessere Erklä- rung abgeben kann, als irgend eine andere. Nach dieser Theorie muss eine Relation stattfinden zwischen der Mächtig- keit der Gänge und dem Betrage der Zersetzung des Neben- gesteins. Wenn also die granitischen Gänge im Granulitgebirge ebenfalls nach den Grundsätzen der Lateralsecretionstheorie gebildet wären, so müsste auch hier die oben erwähnte Rela- tion erkennbar sein. Der Nachweis einer solchen Re- lation ist aber bisher nicht beigebracht worden und in Wahrheit auch gar. nicht beibringbar, da sie nicht existirt. Mit vollendeter Meisterschaft in der Darstellungskunst beginnt CreEpser seine Schilderungen gewiss nicht ohne Absicht mit der Beschreibung der Gänge aus Quarz und Kaliglimmer im Cordieritgneiss, denjenigen Vorkommnissen, bei welchen eine Beziehung zwischen zersetztem Gestein und Gangmasse am leichtesten nachweisbar zu sein scheint. Bei der Zersetzung des Cordieritgneisses wird Quarz und Kali- glimmer gebildet, und da wir von diesen Substanzen wissen, dass sie auf Klüften als secundäre Producte in Felsarten er- scheinen, so möchte es nicht auffällig sein, wenn auch grössere Quarz - Glimmergänge im Cordieritgneisse erscheinen. Gegen 636 4 diese Deduction ist auch wenig einzuwenden, allein vor Allem ist die Verwerthung der Beobachtungen nicht zutreffend. Wenn man die Schilderung dieser Gänge mit der der Gänge im Granulit vergleicht, so wird man sehr beachtens- werthe Verhältnisse finden, die sich nur bei den Gängen im Cordieritgneiss einstellen. Ockeriges Eisenoxyd verkittet hier „die nur lose verbundenen Gemengtheile des Quarz-Glimmer- Aggregats“; solches Eisenoxyd findet sich aber in den übrigen Gängen im Granulit nicht vor, ja nicht einmal in den Gängen in jenem Pyroxen-Granulit, der an primärem Magneteisen reich ist; und doch ist sonst gerade Eisenoxyd in durch hydro- chemische Secretionsprocesse gebildeten Gängen, z.B. im Glim- merschiefer und im Schalsteine überaus häufig. Ferner sind diesen Gängen im Cordieritgneiss allein eigenthümlich die gros- sen Ausweitungen, erfüllt von „losen Krystallen und Krystall- schutt“, mit’ ihren verschieden alterigen und oft regenerirten Quarzen. Nun findet man aber ganz feste Gänge aus Quarz, Kali- glimmer und schwarzem Turmalin in verhältnissmässig sehr frischem Cordieritgneiss, die diese zuletzt erwähnten Phäno- mene nicht aufweisen. Und wo andererseits der Cordieritgneiss ganz zersetzt ist, wie an der Strasse nach Vocer's Villa bei Lunzenau, da sieht man in den senkrecht behauenen Wänden zahlreiche, meist saiger stehende Gänge von Eisenspath und Braueisenerz von einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 1 cm — keine Spur von Quarz, Kaliglimmer, Turmalin. Aus solchen Beobachtungen kann man denn doch wohl folgern, dass zwar die Ockermassen und etwa die regenerirten Quarze secundären Ursprungs sind, aber doch nicht auch die festen Quarz- Glimmer-Turmalin- Gänge. Diese sind älter und haben einen anderen Ursprung, denselben wie die granitischen Gänge im Granulit. Wie der Cordieritgneiss, so wurden auch bisweilen die in ihm steckenden Gänge von Spalten durchsetzt, auf de- nen circulirende Wasser Eisenverbindungen absetzten, von Ver- schiebungen und Pressungen betroffen, welche Krystallschutt erzeugten. In Creoner's Beschreibung sind also zwei räum- lich und zeitlich verschiedene Erscheinungen, die nur bisweilen räumlich zusammentrefien, tälsch- lich in Eins zusammen gezogen worden. Für die granitischen Gänge und Pegmatitgänge im nor- malen und im Glimmer - Granulit ist eine Abhängigkeit der Gänge und der Gangmächtigkeit von der Zersetzung des Neben- gesteines nicht nachweisbar. Während UrEoner die Zersetzung des Öordieritgneisses ausführlich behandelt, ja selbst unter dem Mikroskope verfolgt, werden Zersetzungserscheinungen am Gra- ws 697 nulit überhaupt gar nicht einmal erwähnt. Und in der That sieht man in bei weitem den meisten Fällen die granitischen Gänge in ganz frischem Granulit aufsetzen; es gehört durchaus zu den Ausnahmen, dass das unmittelbare Nebengestein der Gänge irgend wie stärker zersetzt ist. Nur Datue erwähnt in den Erläuterungen zu Section Waldheim pag. 50 Folgendes: „In gleicher Weise scheint |sic!] ihre Menge mit dem Grade der Zersetzung, welcher der Granulit anheimfällt, zu wachsen. Sie sind reichlicher ausgebildet, wo aus der Zersetzung hervor- segangener Kaliglimmer die Schichtllächen des Granulites be- deckt.“ Es könnte ferner vielleicht der Einwand erhoben werden, dass schon bedeutende Mengen von Substanz einem Gesteine entführt sein können, ohne dass damit eine in die Augen fallende Zersetzung verbunden sein muss. Darue’s Vermuthung gegenüber wird man anführen, dass _ hier wohl eine Verwechselung von Ursache und Folge vorliegt: eben weil die Granulite von Gängen durchsetzt werden, weil damit „complicirte Knickungen, Faltungen und Verwerfungen“ verbunden sind, weil hier verschieden struirte Massen an einander stossen, hatten die Wasser leichten Zutritt, um Zer- ‚setzungen zu verursachen. Ferner ist an vielen Punkten die Zahl dieser Gänge eine so grosse, oder die Gänge sind so mächtig, dass durchaus eine sehr energische Zersetzung des Granulites nöthig gewesen wäre, um nur das Material für die Gänge zu liefern, das Material, welches ja aus der nächsten Nähe herstammen soll. Nach SrtArrr !) erscheint der Gneissgranit des Finster- aarhornmassivs im St. Gotthard - Tunnel „in nächster Umge- bung der mit Chlorit bekleideten Drusenklüfte noch weithin matt und gebleicht durch Verwitterung des Plagioklases und Verschwinden des schwarzen Glimmers.“ F. SAnDBERGER ?) schreibt in seiner neuesten Publication über den Friedrich- Christian-Gang bei Schapbach: „soweit der Gang im Gneisse aufsetzt, ist dieser mehr oder weniger stark umgewandelt, mit- unter fast aufgelöst, gleichviel ob er taub, als blosse Kluft oder reich mit Erzen und Gangarten erfüllt auftritt. Diese Zersetzung ist in Querschlägen noch bis zu 8 Lachter Entfer- nung vom Gange wahrnehmbar.“ — Für die granitischen Gänge im Granulit sollte ein ähnliches Verhältniss nicht ebenfalls erforderlich sein ? Es ist auch nicht möglich anzuerkennen, dass die Gänge im Pyroxengranulit und Eklogit der durch die Zersetzung hervor- gerufenen Zerklüftung folgen; umgekehrt -- von den Gang- 1) Geologisches Profil des St. Gotthard; Bern 1880. pag. 90. ?) Untersuchungen über Erzgänge, I. Heft. Würzburg 1882. pag. 31. 638 2 grenzen aus, wo eine Verschiedenheit der Substanz, eine Ver- schiedenheit der Aggregations - Verhältnisse vorliegt, hat die Zersetzung des Nebengesteins begonnen. Und dann! Fehlen denn etwa Klüfte mit starker Zer- setzung des Nebengesteins dem Granulite? Keineswegs! In vielen Bahneinschnitten (Steinbrüche vermeiden solche Stellen) sieht man saigere oder wenig geneigte Klüfte den Granulit durchsetzen, Klüfte, deren Nebengestein oft meterweit zu Grus, zu einer schmierigen oder zerbröckelnden Masse mit weissen Hydrosilicaten schwer bestimmbarer Natur zersetzt ist, Klüfte ganz genau denen entsprechend, welche im Gneiss des Erz- gebirges überall Anlass zu Schürfarbeiten auf Erze gegeben haben. | Mit diesen Klüften aber sind granitische Gänge nicht verbunden, ein dünnes Quarztrum ist oft das Einzige, was sich beobachten lässt. Also da, wo der Granulit starke Zersetzung zeigt, finden wir keine „Secretionsgänge“, da wo er hart, spröde, klingend ist, ihrer eine grosse Menge! Wie lässt sich das wohl in Einklang bringen ? d. Wenn das Material von Gängen wirklich nachweisbar im Nebengesteine vorhanden ist, so fällt der chemischen Geologie auch noch die Aufgabe anheim , den Transport des Materiales und seine Abscheidung in den Gängen zu erklären. Für die Erzgänge sind wir bisher zu Resultaten gekommen, die in völligem Einklang stehen mit Beobachtung und Experiment. Den Transport und die Abscheidung des Materiales der granitischen Gänge aber auf dieselbe Weise zu erklären, ist ein Ding der Unmöglichkeit. CREDNER ist auf die Erörterung dieser Frage weiter gar nicht eingegangen. Wenn wir die von ihm pag. 210 zusammengestellte Reihe der in den granitischen Gängen vorkommenden Mineralien überblicken, so finden wir unter ihnen vorwiegend wasserfreie Silicate.e Da der Pinit wohl ein Product späterer Zersetzung ist, so kommt nur ein wasserhaltiges Silicat in den Gängen vor, der Chlorit, und dieser auch nur ganz selten, denn er. wird pag. 126 ff. unter den wesentlichen Gemengtheilen nicht angeführt, überhaupt aber nur einmal als Saalbänder zusam- mensetzend erwähnt. Ausser dem Chlorit sind es nun noch Eisenerze, Quarz, Epidot, Kaliglimmer, welche wir auch sonst von anderen Ge- bieten als Gangmineralien kennen. Aber unter den „Hun- \ 639 a derten von Gängen“, die im Granulitgebiete beobachtet wurden, enthält nur ein einziger Kalkspath und Braunspath, zwei der sonst allergewöhnlichsten gangbildenden Mineralien. Doch auch von den wasserfreien Silicaten giebt es viele, deren Ent- stehung durch Abscheidung aus wässerigen Lösungen an und für sich nicht in Zweifel gezogen werden kann, und ÜREDNER führt denn diesen Umstand auch direct an zur Stütze seiner Theorie, pag. 217. Allein es ist dies nicht „von fast sämmt- lichen Bestandtheilen der granitischen Gänge des sächsischen Granulitgebirges constatirt“, wie ÜREDNER behauptet, sondern es sind ihrer noch viele darunter, von denen eine derartige Entstehung nicht bekannt ist, wie Perthit, Andalusit, Zirkon, Orthit, arfvedsonitartige Hornblende, Lithionglimmer, also bei- nahe die Hälfte von allen wasserfreien Silicaten, die in den granitischen Gängen überhaupt vorkommen. Es fragt sich wohl bei manchen der anderen Mineralien noch, ob sie sonst wirklich unter solchen Umständen vorkommen, dass die Möglichkeit einer wässerigen Entstehung derselben als bewiesen gelten kann. Das Beispiel (l. c.) der berühmten Feldspäthe auf den Geröllen des Kohlenconglomerates auf Euba genügt nicht auch für andere Silicate, nicht auch für den Amblygonit, den wir von Lagerstätten anderer Art gar nicht kennen. Dann ist ferner nicht aus dem Auge zu lassen, dass wasser- freie Silicate hydatogener Herkunft dann auch wieder in Ge- sellschaft von wasserhaltigen vorkommen. Am St. Gotthard und anderen Oentral-Massiven der Alpen sehen wir die Adu- lare u. s. w. auftreten in Gesellschaft von Zeolithen, Kalkspath, Eisenglanz und reichlichem Chlorit; die eben erwähnten Feld- späthe von Euba kommen oft mit Flussspath vergesellschaftet vor. Es ist vom Standpunkte der chemischen Geologie aus ein bedeutender Unterschied, ob Topas, wie am Schneckenstein in Sachsen, in Steinmark eingewachsen vorkommt, oder ob er mit Quarz, Feldspath und Glimmer in körnigem Gefüge erscheint. Die Wasser, die im Granulit circulirten und lösend auf die Gemengtheile desselben wirkten, sollen ja nach ÜREDNER’s eigenen Angaben keine andere chemische Beschaffenheit gehabt haben, als die, welche einst im Gneiss cireulirten, der nun Erz- gänge beherbergt. Es war eben auch „Sickerwasser“ (l. c. pag. 218), Kohlensäure- und Sauerstoff-haltiges Wasser, wel- ‘ ches als Lösungsmittel auftrat; ausdrücklich erwähnt CREDNER diese Beschaffenheit des Wassers nur einmal zur Erklärung des Vorkommens von Braunspath und Kalkspath. Es muss aber besonders betont werden, dass für die Auslaugung der Gesteine durch hydrochemische Processe nach den Lehren der chemischen Geologie nur Kohlensäure- und Sauerstoff-haltiges 640 u Wasser vorhanden ist. Es ist somit absolut nothwendig eine reine Folge der gegebenen Stoffe und Reagentien, dass we- nigstens ein Theil des dem Granulit entführten Materiales als Carbonat im Wasser gelöst war, während ja ein anderer Theil als Silicat in Alkalicarbonaten gelöst sein mochte. In Folge der Einwirkung Kohlensäure-haltigen Wassers aber sehen wir in einer grossen Menge von kalkreichen Silicatgesteinen Trü-- mer von Kalkspath dieselben durchziehen, aber im Pyroxen- Granulit von Schweizerthal mit 11,43 pCt. CaO fehlt in den Gängen jede Spur von Kalkcarbonat. CREDNER hebt die grosse Aehnlichkeit in Bezug auf che- mische und mineralogische Zusammensetzung zwischen Feld- spathbasalt und diesem Pyroxen - Granulit besonders hervor; dann bedurfte es aber doch wohl auch einer beson- deren Erklärung, warum durch. Zersetzung des Feldspathbasaltes Kalkcarbonat, durch Zer- setzung des Pyroxen-Granulites durch dieselben Reagentien und unter denselben Umständen Pla- . gioklas gebildet wird. Wenn Kalk und Alkali-Carbonate in Lösung waren, wie sollte wohl die in wässeriger Lösung stärkere Affinität der Kohlensäure zu diesen Basen von Kiesel- säure so besiegt worden sein, dass auch nicht eine Spur von Carbonaten in den Gängen mehr erhalten blieb ? Und der Sauerstoff des Sickerwassers musste der sicht den Eisenoxydulgehalt der Granulite, sobald er in Lösung ging, in Oxyd überführen? Nimmt doch der Granulit selbst bei der Verwitterung oft einen röthlicheren Farbenton an. Und doch fehlt Risenoxyd allen granitischen Gängen im Gra- nulit, auch denen im Magnetit - haltigen Pyroxen - Granulit. Aber supponiren wir einmal die Möglichkeit, dass von Kohlensäure und Sauerstoff freies Wasser im Granulit eircu- lirte, ja begaben wir dasselbe noch mit erhöhter Temperatur. Vermochte denn dieses Wasser aus Perthit den Albitgehalt aufzulösen? Ist es schon Jemandem gelungen, Feldspäthe mit reinem überhitztem Wasser zu behandIn, so dass sie dabei eine Lösung ohne Zersetzung erlitten, so dass dabei Albit gelöst wurde und Orthoklas nicht? Die Antwort darauf ist nein und abermals nein; es ist eine reine Hypothese, die durch keine Beobachtung, keinen Versuch begründet wird, wenn wir eine solche Löslichkeit annehmen. Selbst wenn wir noch supponiren, dass wirklich eine mi- nimale Menge von Albit sich im Wasser ohne Zersetzung löst, so tritt uns die fernere Schwierigkeit entgegen, die Abscheidung desselben zu erklären. Eine Abscheidung in Folge der Ver- dampfung des Lösungsmittels, beziehentlich in Folge von Ueber- sättigung, ja selbst in Folge chemischer Reactionen anzuneh- 641 men, verbieten uns die räumlichen Verhältnisse der granitischen Gänge. Nach den Angaben Urepner’s haben die Gänge nur sehr beschränkte Grösse, sowohl nach Mächtigkeit, als nach Längenerstreckung; es sind also auch die zu- und abführenden Canäle nicht in besonders grosser Anzahl vorhanden gewesen. Bei den Erzgängen , die wir bei der Lateralsecretions-Theorie erklären, haben wir es doch mit oft vielen tausend Meter langen und oft unbekannt tiefen Spalten zu thun, die sich noch in Klüfte fortsetzen, und zu denen die Wasser auf einer grossen Anzahl von Klüften und Spalten gelangen konnten. Hier bei den granitischen Gängen spielten sich dagegen auf engstem Raume chemische Processe ab, die schöne und grosse Mineral- individuen erzeugten, spielten sich chemische Processe ab, nachdem daselbst absolut identische Lösungen, sich meist auf Capillaren langsam bewegend, zusammengetroffen waren. — Unter solchen Umständen kann wohl von einer Reaction der zusammenkommenden Lösungen auf einander nicht die Rede sein, und um die Abscheidung dennoch zu erläutern, bliebe als einziger Ausweg die Molekular - Attraction übrig. Die mit Albit bedeckten Kalifeldspäthe der Granite hat schon 1854 ÖOrro VOoLGER in seinen „Studien zur Ent- wickelungsgeschichte der Mineralien “ zu interpretiren ver- sucht; er nimmt eine Umwandlung des Kalifeldspathes in Natronfeldspath und weitere Zufuhr von Natronfeldspath an. Allen solchen Erwägungen gegenüber muss man die einfache Frage aufwerfen: wenn, wie die mikroskopische Untersuchung gezeigt hat, der Kalifeldspath schon ursprünglich mit Albit verwachsen ist in seinem Innern, warum sollen die auf der Aussenfläche aufsitzenden Albite nicht ebenso ursprünglich mit dem ganzen grossen Feldspath gebildet sein? Die an manchen derartigen Feldspäthen sich zeigende Auslaugung der Albit- lamellen weist an und für sich nicht darauf hin, dass die auf den Seitenflächen aufsitzenden Albite in Folge dieser Auslau- gung der Albitlamellen entstanden sind! Die massenhafte Bildung wasserfreier Silicate ohne alle Beimengung wasserhaltiger, ohne Bei- mengung von Carbonaten und ähnlichen Verbin- dungen durch hydrochemische Processe ist auch an und für sich nach unseren heutigen Kenntnissen in der chemischen Geologie kaum deutbar; die Er- klärung wird eben dadurch sehr erschwert, dass es sich in allen Fällen der granitischen Gänge nicht um die Bildung von einzelnen auf Klüften aufsitzenden Krystallen, sondern um die Bildung von festen Aggregaten handelt. Der Unterschied zwi- schen einem lockeren Quarz-Feldspath-Incrustat auf Porphyr- OR geröllen und einem völlig massiven granitischen Gang ist denn doch ein so bedeutender, dass man nicht so ohne Weiteres darüber hinweggehen kann. Auch der Unterschied im Vorkommen zwischen dem Kali- glimmer in den granitischen Gängen und dem secundären Kali- glimmer, den Darue auf den Schichtungsflächen des Granulites erwähnt, ist ein bedeutender. Da di Schichtungsflächen des Granulites auch z. Th. von Orthoklas begrenzt werden und da Kaliglimmer als Pseudomorphose nach Kalifeldspath eine ganz gewöhnliche Erscheinung ist, so haben wir hier vor Allem noch gar keinen Beweis, dass die Hauptbestandtheile des neu- gebildeten Glimmers auch nur einen Centimeter weit herge- kommen seien. Feldspath, Quarz, Turmalin und andere Mine- ralien finden sich nicht secundär auf Schichtflächen des Granulites. ÜREDNER sagt pag. 152 seiner Abhandlung, dass uns „der Bildungsmodus der echt granitisch körnigen Aggregate“ dunkel sei, sei „ebensowenig zu leugnen, wie der Mangel einer klaren Vorstellung von der Entstehungsweise lachtermächtiger, grob- krystallinischer Baryt- oder Kalkspathgänge“. Allein diese Parallele ist doch wohl nicht ganz begründet. Wir kennen bereits Processe, durch welche schwefelsaurer Baryt und kohlen- saurer Kalk so zur Abscheidung gelangen können, dass nur Gase oder sehr leicht lösliche Salze im Wasser übrig bleiben, und wir wissen, dass solche mächtigen Gänge oft ganz langsam gewachsen sind, ohne dass je eine grössere Spalte klafte. Und gleichmässig körnige Aggregate z.B. von Baryt, Bleiglanz und Flussspath, die ihrer Structur nach einem Granite völlig glichen, hat wohl bisher noch kein Erzganggebiet geliefert. Es besitzen die granitischen Gänge im Granulit doch so viel Eigenthümliches, dass ihre Entstehung nicht nach den- selben Principien, wie die der Erzgänge und mancher anderen Mineralgänge erklärt werden kann; man geräth sonst un- fehlbar in Widersprüche, denn ganz gewöhnliche Quarz-, Schwerspath-, Hornstein-, Eisenkiesel-, Antimonglanz-, Blei- glanzgänge setzen ja ebenfalls im sächsischen Granulite auf, ja wenig mächtige Schwerspathgänge sind sogar sehr häufig. Wie wunderbar wäre es, dass aus denselben Stof- fen und mit denselben Reagentien und unter den- selben Umständen einmal gewöhnliche Erzgänge, Barytgänge, ein ander Mal granitische Gänge ohne jede Spur einer Beimengung von Bleiglanz, Anti- monglanz, ja von Schwerspath entstanden sein sollten. Aus dieser Gegenüberstellung ergiebt es sich wohl ohne Weiteres, dass bei der Bildung der granitischen Gänge wenigstens noch ein anderes Moment zu- 643 gegen gewesen sein muss, welches die Abschei- dung von Carbonaten, Sulfaten, Sulfiden u. s. w. verhinderte. 6. Wenn sich die Theorie von dem hydrochemischen Ur- sprung der granitischen Gänge als nicht ausreichend erwiesen hat, so kommt es nun darauf an, eine andere Erklärung dieses Phänomens zu geben, die allen Beobachtungen und Erwägungen besser entspricht. Um zu einem solchen Ziele zu gelangen, muss aber ein zum Theil ganz neuer Weg eingeschlagen wer- den, denn es ergiebt sich leicht, dass auch die beiden an- deren bereits von ÜREDNER zurückgewiesenen Erklärungen nicht brauchbar sind, wenigstens nicht ohne modificirt zu werden. Die Granitischen Gänge können nicht einfach als eruptiv oder als Absatz aus Thermalwassern gedeutet werden, weil die räumlichen Verhältnisse dem widersprechen würden. Um die Entstehung der granitischen Gänge im Granulit zu ergründen, wird es vor Allem nöthig sein, der Entstehungs- weise des Granulites selbst zu gedenken. Es könnte dies als ein übler Anfang erscheinen, weil diese Entstehung selbst ein ungelöstes Problem ist. Allein für den vorliegenden Fall ge- nügt vorläufig die Erwähnung eines Resultates der Vorgänge bei dieser Entstehung: die Structur der archäischen Gesteine ist eine rein krystallinische, ähnlich der der Eruptivgesteine, ganz verschieden von derjenigen, welche die jüngeren sedimentären Gesteine besitzen. Welcher Art also auch immer die Vor- gänge bei der Bildung dieser Massen gewesen sein mögen, das Eine wird von allen Theorien zugegeben, dass chemische Pro- cesse bei der Bildung im Spiele waren, dass die archäischen Gesteine nicht allein durch eine’ Anhäufung klastischen Mate- riales entstanden sind, sondern dass eine Neugruppirung des Stoffes unter Beihülfe chemischer Vorgänge stattgefunden hat. Nun bestehen die granitischen Gänge im Granulit der Hauptsache nach aus denselben Mineralien, wie der Granulit, unter Ausschluss von solchen Mineralien, die ein abweichendes chemisches Verhalten aufweisen würden; deshalb ist es erlaubt, zunächst die Vermuthung aufzustellen, dass die Gemengtheile der granitischen Gänge durch eben jene chemischen Processe geschaffen wurden, welche die krystallinischen Gemengtheile und das Gefüge des Granulites selbst erzeugten, dass also Granulit und granitische Gänge wesentlich gleichaltrig sind. Da die archäischen Gesteine schon während der archäischen Zeit ihre Beschaffenheit annahmen,, so sollen die granitischen Gänge auch archäischen Alters sein. Br Die geogenetischen Verhältnisse der archäischen Zeit sind noch in so tiefes Dunkel gehüllt, dass wir gewohnt sind, die mannichfachen Processe, von denen die dynamische Geologie handelt, meist immer nur auf die sedimentären Formationen abwärts bis zum Cambrium anzuwenden. Höchst selten liest man etwas von Vorgängen, die in die archäische Zeit fielen, abgesehen natürlich von der Bildung der archäischen Gesteine selbst. In starrer Ruhe liegen jetzt die Gneisse und Glimmer- schiefer unter den palaeozoischen Formationen, aber, muss man fragen, herrschte eine solche starre Ruhe auch in der archäischen Zeit selbst? wenn die Gneisse u. s. w. nur durch die energische Beihülfe chemischer Vorgänge gebildet werden konnten, waren alle diese Vorgänge und andere nur auf die Bildung der wohlgeschichteten Gesteine selbst gerichtet, oder spielten sich noch andere geodynamische Processe ab? Hat z. B. nicht schon zur archäischen Zeit eine gebirgsbildende Contraction der Erdkruste stattgefunden ? Diese letztere Frage müssen wir ohne Zweifel bejahen. Wir leiten die Contraction der Erdkruste von der Abkühlung derselben her; diese muss aber in der archäischen Zeit viel rascher von Statten gegangen sein, es muss also auch eine Faltung, Pressung, Dislocation der älteren archäischen Schichten bereits zur jüngeren archäi- schen Zeit stattgefunden haben. Bei einer solchen Lagenver- änderung pflegen sich Spalten zu bilden, und es tritt nun die weitere Frage an uns heran: auf welche Weise wurden solche in der archäischen Zeit entstandene Spalten noch in jener Zeit ausgefüllt? Nun kennen wir die chemischen Vorgänge zur archäischen Zeit nicht, wir wissen nicht, ob z. B. das Wasser damals eine grössere Lösungsfähigkeit hatte. Aber Eins können wir sagen: wenn in jener Zeit die Möglichkeit der Bildung der rein kry- stallinischen Gneisse aus Quarz und wasserfreien Silicaten - vorhanden war, so wird auch die Bildung von Gangausfüllusgen möglich gewesen sein, die nur diese Mineralien enthielten, die nicht auch Carbonate und Sulfate und wasserhaltige Silicate als Bestandtheile aufzunehmen brauchten. Diese Auffassung der granitischen Gänge im Granulit liesse dieselben demnach als nach den Grundsätzen der Congenerationstheorie entstan- den betrachten; dieselben wären „Primärtrümmer“ oder „Ausscheidungstrümmer“. Es kann zugegeben werden, dass hiermit eine Erklärung des Phänomens eigentlich noch gar nicht geliefert wird; vielmehr ist nur die Entstehung der granitischen Gänge in dasselbe Dunkel zurückgestossen worden, welches die Entstehung des Granulites selbst umgiebt. Allein wir haben damit der Lateralsecretionstheorie gegenüber 645 _ immer noch gewonnen, denn es dürfte doch wohl besser sein, eine zur Zeit noch unmögliche Erklärung der zukünftigen For- schung zuzuschieben, als eine Erklärung zu geben, die uns in unlösliche Widersprüche verwickelt. Eine enge Verknüpfung der granitischen Gänge mit dem Granulit in Bezug auf die Zeit der Entstehung, ergiebt sich noch aus folgendem Verhältnis. Der Häufigkeit der Gänge im Granulit gegenüber musste das fast völlige Fehlen derselben im sogen. Schiefermantel des Granulitgebietes auffallen; es existiren doch Quarzgänge und andere Gänge hydrochemischer Entstehung in demselben, warum nicht auch „granitische“. Es hat den Anschein, als seien diese letzteren im Glimmerschiefer, Fruchtschiefer u. s. w. ersetzt durch Knauern und linsenför- mige Massen hauptsächlich von Quarz und Feldspath. Hierauf werden wir namentlich noch durch das Auftreten von Tur- malin und anderen Mineralien geführt, die sich nicht auch als Gemengtheile im Granulit finden; denn in solchen Quarz- Feldspathlinsen pflegen auch Turmalin u. s. w. sich einzu- stellen, die der Hauptmasse des schiefrigen Gesteines fehlen. Wenn nun dies auch im sächsischen Granulitgebiet weniger der Fall ist, so finden sich doch derartige Verhältnisse in an- deren Gegenden, die immerhin zum Vergleich herangezogen ‘werden können. So wurde in den Gneissen des Eulengebirges „auch nicht ein Säulchen von Turmalin gefunden, obwohl dieses Mineral in grobkörnigen Nestern nicht gerade selten ist“.!) Man möchte behaupten, dass in dem eben geschich- teten Granulit leichter Spalten aufrissen und ausgefüllt wur- den, als dass sich grobkrystallinische Knauern ausschieden. Beide Phänomene mögen wohl einander äquivalent sein, wie aber die Anhäufung des Materiales vor sich gegangen ist, ist bei beiden gleich schwer zu entscheiden. Dass solche Quarz- oder Quarz-Feldspathlinsen ausser concordant eingelagert auch ‚die Schichten durchsetzend vorkommen, habe ich bereits für den Gneiss wie für den Glimmerschiefer nachgewiesen. ?) 3. Nach dem Durchlesen der Abhandlung Crepner’s über die granitischen Gänge des sächsischen Granulitgebirges , die in jeder Zeile die eigene, feste Ueberzeugung des Verfassers erkennen lässt, wird wohl mancher Geologe sich gefragt haben, warum die Gänge, da dieselben doch ihrer Entstehung nach mit dem Granit eben gar nichts zu thun haben sollen, nicht RK.) Gneissformation des Eulengebirges pag. 30. 2) Ibid. pag. 23 und Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 712. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIM. 4. 42 646. lieber etwa als „Mineralgänge“ bezeichnet wurden. Wenn diese Gänge aus denselben Mineralien bestehen, wie der Gra- nit, so ist das doch kein Grund, um sie durch die Benennung in so enge Beziehung zum Granit zu bringen. Gneiss besteht ja auch aus denselben Gemengtheilen, wie der Granit, aber er hat eine andere Structur und wohl eine andere Entstehung. So hätten denn doch auch diese Gänge vom Standpunkte der Lateralsecretionstheorie schon durch die Benen- nung vom eruptiven Granit gesondert werden müssen, und wenn dies dennoch nicht geschehen ist, so wird wohl bisweilen die Masse dieser Gänge einem wahren Granit in allen Stücken so ähnlich gewesen sein, dass sich die Bezeichnung „grani- tisch“, mit wenigstens einem Anklang an „Granit“, gleichsam mit Gewalt aufdrängte.e Und es ist in der That nicht nur bisweilen, sondern sogar sehr oft wirklich ein echter Granit, was uns in den Gängen entgegentritt,. eine Masse, die von einem eruptiven Granit durchaus nicht zu unterscheiden ist. Nun setzen im Granulitgebiete neben den „granitischen“ Gängen auch „Granit“-Gänge in grosser Anzahl auf; die letz- teren wurden als eruptiv gedeutet, sie gehören alle demselben Typus an und sollen im Folgenden kurz als „Mittweidaer“ Granit zusammengefasst werden. Das Zusammenvorkom- men von Gängen, die einen sehr ähnlichen mine- ralischen Bestand aufweisen, aber eine verschie- dene Entstehung besitzen sollen, erweckt den W-unsch,. über das. Verhältnissi/derselpben zu. einander etwas zu erfahren. Ürepxer hat sich auf die Erörterung dieser Frage nicht eingelassen, so dass hier neue Beobachtungen nöthig sind, wobei wir den Unterschied zwi- schen „granitischen“ und „Granit“ - Gängen nicht aus den Augen lassen wollen. | Zunächst muss betont werden, dass es unter den grani- tischen Gängen auch solche giebt, welche die rein massig- granitische Structur aufweisen. ÜCRrEDnEr beschreibt an meh- reren Stellen, wie ein derartiges Gefüge in Combination mit anderen Structurformen erscheint: mächtige Gänge haben bis- weilen Randzonen von echtem „Granit“, wie sich CREDNER selbst ausdrückt, oder Granitstreifen treten mehr nach der Mitte zu in ihnen auf. Von der rein massig - granitischen Structur sagt ÜREDNER pag. 131: „Die massige, für echte Granitgänge so charakteristische Structur findet sich rein, also ohne wenigstens mit Andeutungen einer der übrigen genannten Aggregationsformen combinirt zu sein, an den in das Gebiet unserer Beobachtungen fallenden granitischen Gangbildungen nur selten.“ Ich muss nach meinen Beobachtungen dieser Behauptung Urepxer’s auf das Entschiedenste widersprechen. MR Wenn man zu den „Granit“-Gängen diejenigen rechnet, welche überall rein granitisches Korn aufweisen und dabei sich weithin verfolgen lassen, dann giebt es auch eine sehr grosse Menge von „granitischen“ Gängen mit rein massig-granitischem Korn, welche eine nur sehr kurze Erstreckung besitzen, in ihren Form- und Raumverhältnissen ganz den granitischen Gängen mit seitlich - symmetrischem Bau gleichen. Es ist eben diese beschränkte Grösse allein, welche diese Gänge von den „Granit“- Gängen unterscheiden lässt; sie haben sonst grobes, mittleres oder feines Korn, und die ganze Masse gleicht in Allem einem echten Granit. ÜCrepner hat in seiner Beschreibung die anderen Structurformen so sehr hervorgehoben, dass der Leser glauben muss, sie seien die weitaus häufigsten, wäh- rend sie im Gegentheil selten sind... Wenn man die rein granitisch körnigen Gänge mit denjenigen zusammenfasst, die nur eine geringe Abweichung von dieser Structur zeigen, wie z. B. die Anhäufung des Turmalins in der Mitte oder am Rande, so findet sich auf 20 solcher Gänge immer erst einer, der stengelige oder symmetrisch-lagenförmige Structur besitzt. Ausser den mächtigeren granitischen Gängen giebt es auch eine Unzahl sehr schmaler, die an manchen Stellen _ den Granulit wie ein dichtes Netzwerk durchziehen; ihre Mächtig- keit beträgt etwa 2 cm bis herab zu 1 mm. Solche schmalen Gänge zeigen meist späthige Structur (mancher nur 1 mm mächtige Gang lässt noch deutliche Randzonen aus Quarz nnd eine Mittelzone aus rothem Orthoklas erkennen) und haben meist einen gekrümmten, geschweiften Verlauf. Doch giebt es auch nur 1 cm mächtige Gänge, die schnurgerade 3—4 m anhalten und dabei rein massig graniti- sches Korn besitzen. Diese letzteren machen uns auf die allgemeinere Gresetzmässigkeit aufmerksam, dass, je ebenere, seradere Grenzflächen die Gänge haben, und je mächtiger sie sind, sie um so reiner granitisches Korn besitzen. Neben den von parallelen Flächen begrenzten Gängen giebt es auch häufig „wellig- zackig gewundene Schmitze“; diese letzteren haben wohl immer eine späthige Structur., Zwischen den Gängen mit rein granitischer Structur und denen mit späthiger Structur giebt es ganz allmähliche Ueber- gänge; beweisend sind dafür namentlich noch diejenigen Gänge, welche auf grosse Entfernung rein granitisch körnige Structur haben, dann aber vielleicht auf 1 m Erstreckung späthige Randzonen zeigen. Es giebt „granitische* Gänge von rein massig granitischem Korn von 1 cm Mächtigkeit, von 10, 20, 30, 50 cm Mächtigkeit, von 1 m, von 3, von 10 m Mächtig- keit ..:;. ja, sind denn aber die letzteren noch „granitische“ 42” 6 Gänge oder müssen dieselben als „Granit“-Gänge, als Gänge von eruptivem Granit aufgefasst werden? Wenn man fragt, wie sich der Mittweidaer Granit von demjenigen Granit unterscheidet, der nach der Form der Gänge als einen granitischen Gang bildend angesehen werden muss, so wird man auch nicht ein einziges charakteristisches Merkmal finden, an das man sich halten könnte. Der Mitt- weidaer Granit durchsetzt auch den Granulit, er schliesst auch Bruchstücke ein, er besteht auch aus Quarz, Feldspäthen und Glimmer, er enthält auch Flüssigkeitseinschlüsse (cfr. OrEpser l.c. pag. 178 u. 217) — alles ganz wie die granitischen Gänge. Wo liegt denn die Grenze zwischen eruptivem Granit und dem Granit der „granitischen* Gänge? Nun, wenn keine Grenze zu erkennen ist, dann giebt es wohl auch keine; wenn der Mittweidaer Granit und die granitischen Gänge mit seitlich- symmetrischer Structur durch allmähliche Uebergänge mit einander verbunden sind, dann müssen wir sie auch als zu- sammengehörig betrachten. Es ist hier der Ort, um noch einer anderen Erscheinung zu gedenken, welche die granitischen Gänge mit dem Mitt- weidaer Granit verbindet. In diesem kommen nämlich auch Gebilde vor, welche man ihrer Form nach als Gänge, ihrem Bestande nach als „granitische“ Gänge bezeichnen müsste. In dem grossen Granitbruch südlich von Waldheim z. B. finden sich solche Gänge ziemlich häufig; hier sehen wir an einem Schnitt quer durch Granit und Gang Folgendes. Der ziemlich feinkörnige, röthliche Granit verliert plötzlich allen (schwarzen) Glimmer; die Grenze zwischen dem Granit und dem blass-. röthlichen Gemenge von Quarz und Feldspath ist zwar scharf, aber beide Massen bilden doch nur ein Ganzes, nichts als ein plötzliches Fehlen des Glimmers bedingt die Verschiedenheit. Auf die erste, äussere, hellere Zone des Ganges folgt eine zweite, ebenso zusammengesetzte, aber ein wenig grobkörnigere Zone, und in der Mitte des Ganges schliesslich ein noch gröber körniges Gemenge von Quarz und Orthoklas mit Aggregaten von weissem Glimmer und von schwarzem Turmalin. Es stecken also im Granit Gänge mit seitlich-symmetrischem Bau und einer Mittelzone, die aber nichts Fremdes sind, sondern trotz ihrer abweichenden Zusammensetzung nur eine locale Modification des Granites selbst. Diese so eben beschriebenen Gänge sind vollkommen gleichwerthig mit den oben aus dem Granit von Cham er- wähnten und können wie diese letzteren nicht für secundäre Gebilde gehalten werden. In den „granitischen“ Gängen er- scheinen Zonen mit rein massig granitischem Korn, im Granit Partieen mit seitlich -symmetrischem Bau — beide Massen 649 stehen durch dieses Wechselverhältniss mit einander in Ver- bindung. Unter Berücksichtigung aller thatsächlichen Verhältnisse ergiebt es sich, dass kein Grund vorliegt, die „granitischen“ Gänge und die „Granit“-Gänge von einander zu trennen; wir müssen eine Unterscheidung auf genetischer Grundlage fallen lassen: die sogen. granitischen Gänge sind nichts als eine Modification der Structur und zum Theil der Zusammensetzung nach von dem Mittweidaer Granit, und sie müssen mithin auch auf dieselbe Weise entstanden sein, wie letzterer. 8. In dem sächsischen Granulitgebiet sind mit den geschich- teten Gebirgsgliedern auch eine sehr grosse Menge von Granit- vorkommnissen verbunden, welche wegen ihrer Lagerungsiorm als eruptiv aufgefasst werden müssen. Die Granulite selbst sind so wohlgeschichtet, dass es keinem Zweifel unterliegen kann, dass wir in denselben sedimentäre Gebilde vor uns haben. Zwischen sedimentären und eruptiven Gesteinen herrscht nach der jetzt allgemeinsten Auffassung ein solches Verhältniss, dass zwar die ersteren von den letzteren abstammen können, aber nicht umgekehrt die eruptiven Gesteine von den sedimen- tären. Auch gilt es als ein Axiom, dass Eruptivgesteine keine Beziehungen zu den von ihnen durchbrochenen Massen auf- weisen. Bei dem Granit im sächsischen Granulitgebiet will es jedoch scheinen, als ob eine derartige Relation vorhanden sei, denn wenn oben die „granitischen“ Gänge als zum „Mitt- weidaer“ Granit gehörig sich erwiesen, so zeigt sich ja bei denselben eine solche Beziehung; sie sind ihrer Zusammen- setzung nach abhängig vom Nebengestein. Es soll deshalb der Versuch gewagt werden, etwaigen Beziehungen des Mitt- weidaer Granites zum Granulit nachzuspüren. Wenn man die Grenze zwischen Granulit und Granit bei Gängen oder an eingeschlossenen Bruchstücken genau be- trachtet, so wird man fast stets finden, dass beide Massen sehr innig an einander haften, so innig, dass die beiden ver- schiedenen Gesteine beim Zerschlagen sich nicht von einander trennen, da keine Discontinuität zwischen ihnen existirt. Unter- sucht man solche Stellen unter dem Mikroskop, so zeigt sich, dass die an der oft haarscharfen Grenze liegenden Quarze, Feldspäthe und Glimmer gleichsam sowohl dem Granit wie dem Granulit angehören. Von diesen Individuen auf der Grenz- naht gelangt man nach der einen Seite unmittelbar in Granit in gleicher Weise, wie nach der anderen in Granulit. Dieser Uebergang, wenn man so sagen darf, ist namentlich bei den Glimmergranuliten deutlich zu beobachten. Wo in solchen Varietäten glimmerarme Lagen von einem Granitgang durch- schnitten werden, da scheint der Granit auch mr in diese Lage überzugehen. Auch da, wo der Granit als Lagergang zwischen den Granulitschichten steckt, sind beide Gesteine sehr eng mit einander verbunden: sonst hätte wohl FarLou auch nicht von einem hier vorhandenen Uebergang von Granit in Granulit gesprochen (cfr. Daraus, Erläuterungen zu Section Waldheim pag. 49). Es ist ferner daran zu erinnern, dass bei Berbersdorf auf Section Waldheim eine Granitpartie auftritt, „deren geo- logischer Deutung sich in mehrfacher Hinsicht grosse Schwie- rigkeiten entgegenstellen, so dass einzelne Punkte noch bis heute nicht ganz aufgeklärt sind“ (ibid. pag. 92). An einigen Stellen scheint nämlich dieser Granit ein Lagergranit zu sein: eine solche Deutung wird aber doch nur dadurch überhaupt erst möglich, dass der Granit mit den dort vorkommenden „Schieferschollen*“ so innig verwachsen ist, dass man einen Uebergang vermuthen möchte. Eine sehr innige Verbindung zwischen granitischen Gängen und Granulit wird bereits von Crepxer erwähnt; er schreibt l. c. pag. 123: „Oft freilich sind auch die Mineralindividuen der Gangmasse unmittelbar auf denen des Nebengesteins so fest aufgewachsen, dass die Ganggrenze durch nicht die ge- ringste Discontinuität, sondern ausschliesslich durch plötzlichen Wechsel der Structur und Farbe bezeichnet wird.“ Wenn in anderen Fällen „chloritisch-glimmerige Salbänder“ die beiden Massen von einander trennen, so können wir dies für eine secundäre Erscheinung halten. Die innige Verwachsung von Granit und Gra- nulit scheint wieder darauf hinzuweisen, dass beide relativ gleichzeitig entstanden sind. Da viele Granulite von dem normalen Typus insofern ab- weichen, dass sie keinen Granat, dagegen dunkelen Glimmer enthalten, so stimmen dieselben ihrem mineralischen Bestande nach sehr mit dem Granit überein, und die flüchtigste Ver- gleichung der Zahlen der Analysen von Mittweidaer Granit und Granulit zeigt, dass diese beiden Gesteine auch chemisch einander sehr ähnlich sind. Diese Aehnlichkeit steigert sich theoretisch bis zur Gleichheit durch folgende Betrachtung. Vier von LEMBERG analysirte Granite von Waldheim und Mittweida wiesen folgende Zusammensetzung auf: 6öl 9 80, ALO, FO, a0 K,O:N,O MeO me 75200 15,04 174 0253 523 349 .0,41 BR 12 1942. 128 0,54 489 310-019 no g8ll 1654 232 089.666: 341° 0,55 m. 220 1414 2159 :.067 5,90 2,9%. 022 Das Mittel davon ist: | 23514783 71802066 5,19. 3,24.70,34 Nach Darae (]. c. pag. 6) hat der normale Granulit fol- voende Zusammensetzung: SiO, 74,50, Al,O, 10,70, FeO, und FeÖ 5,60, CaO 2,20, K,O 4,00, Na,0 2,50; da der Summe an 100 noch 0,50 fehlen, so ist dieses halbe Procent wohl als MgO anzurechnen. Die Granitanalysen zeigen so schwankende Werthe, dass in chemischer Hinsicht der Unterschied zwischen Granit und Granulit nicht sehr bedeutend ist. Namentlich sind im Granulit Eisen und Kalk reichlicher, Thonerde dagegen spärlicher vor- handen. Nun ist aber der Glimmer-Granulit, von dem Ana- Iysen nicht vorliegen, ärmer an Granat als der normale, so dass die Zusammensetzung desselben sich der des Mittweidaer Granites noch mehr nähern wird. Die Glimmer - Granulite haben aber eine weite Verbreitung, so dass, wenn wir die tiefsten Granulite mit allen ihren Abarten durch- einander gemischt dächten zu einem einzigen Ge- stein, diese Masse dann dieselbe Zusammensetzung haben würde, wie das Mittel der Analysen vom Mittweidaer Granit. Die dem untersten Horizonte ein- gelagerten basischeren Gesteine sind quantitativ so spärlich, dass sie das Resultat nicht zu ändern vermöchten. Die summarische chemische Identität zwischen Granit und Granulit. und ihre enge Verwachsung im Contact führen uns zu der Frage, ob in der archäischen Zeit Vorgänge möglich waren, durch welche aus Granulit Granit entstehen konnte. CREDNER, DATHE und LeHmann haben darauf hingewiesen, dass die granitischen Gänge namentlich dort zahlreich auf- treten, wo starke Schichtenstörungen vorhanden sind; dasselbe gilt aber auch vom Mittweidaer Granit. Um nur eins zu er- wähnen, so finden sich Krümmungen der Schichten sowohl neben den „granitischen“ wie neben den „Granit“-Gängen, und es ist dies wiederum ein Punkt, in dem die beiden structurell von einander verschiedenen Arten von Granit ihre Verwandt- schaft bekunden: in beiden Fällen ist die Krümmung öhne Bruch vor sich gegangen. Eine derartige Krümmung und Fal- tung der Schichten ist nun meiner Ansicht nach nur möglich, 652 wenn die Schichten aus plastischem Material bestehen oder leicht einen Grad von Plasticität erlangen können. LEHMann hat in einer vorläufigen Mittheilung !) in Bezug auf die Faltung der Granulite sich zu Gunsten einer allmählichen Umformung völlig starrer Gesteine durch lang anhaltenden Druck ausge- sprochen. Da das augenblicklich auf der Tagesordnung ste- hende Problem der Faltung der Gesteine noch nicht gelöst ist, ich aber hier hauptsächlich nur meine eigene Auffassung mittheile, so kann ich nur anführen, dass meiner Anschauung nach eine bruchlose Faltung der archäischen Schichten nur in der archäischen Zeit möglich war. Wie eine Faltung der Schichten zu Stande kam, und wie sich gleichzeitig damit die Granite bildeten, dafür will ich versuchen in Folgendem mit wenig Worten eine Hypothese aufzustellen, welche im Stande ist, alle an den granitischen Massen gemachten Beobachtun- gen zu erklären. Der leichteren Darstellung wegen wähle ich eine sehr positive Ausdrucksweise, mir wohl bewusst, dass ein völlig exacter Beweis zur Zeit nicht möglich ist. Die Granulite mit ihren mannichfachen Einlagerungen sind das Product einer Sedimentation klastischen Materiales. Unter dem Einfluss der damals hohen Temperatur der Erdkruste und der Meere nahm dasselbe eine krystallinische Structur an; dieser Bildungsakt hat sehr lange gedauert, und in dieser Zeit ging eine vielfache Umlagerung der Moleküle vor sich. Gegen das Ende der Zeit der Granulitbildung, als der- selbe bereits völlig krystallinisch und starr geworden war, aber noch immer eine sehr hohe Temperatur besass, fand eine Contraction der Erdkruste statt. Die vorher eben abgelagerten Granulitschichten wölbten sich zu einer lachen Kuppel empor. In der Mittellinie der Wölbung, da wo die Schwerkraft am stärksten wirken musste, fand auch eine Zerstückelung der Schichten statt, und als die einzelnen Stücke derselben durch die fortdauernde Contraction an einander gepresst wurden, setzte sich an den Spaltfugen, wo die einzelnen starren Theile an einander stiessen, die mechanische Bewegung in Wärme um; eine geringe Entwickelung von Wärme genügte, um local eine Verflüssigung des an und für sich noch warmen Mate- riales zu bewirken. Wie jetzt im gepressten Gebirge „Quetsch- lossen“?) und mit Schutt erfüllte Klüfte entstehen, so bildeten 1) Sitzungsbericht vom 4. Aug. 1879 der Niederrh. Ges. f. Natur- u. Heilkunde zu Bonn. Mit den von Lenumann hier gegebenen theore- tischen Darstellungen stimme ich bis auf wenige Ausnahmen nicht überein. 2) Cfr. STAPFF, 1. c. pag. 38. 653° sich in der archäischen Zeit granitische Gänge aus; kein Wunder also, wenn jedes Gestein seine eigene Art von gra- nitischen Gängen besitzt. Waren diese Quetschlossen von beschränkter Ausdehnung, so dass sie rings von starrem Gestein umgeben waren, dann erfolgte durch eine langsame Ableitung der Lösungswärme eine langsame Kıystallisation; es entstanden die späthigen grani- tischen Gänge. Das Nebengestein war aber auch etwas er- 'wärmt worden und unter dem Einfluss dieser lösenden Wärme war eine Faltung ohne Bruch möglich. Dass nun noch eine Wanderung von Molekülen zu den Quetschlossen hin statt- gefunden hat, so dass diese archäischen Quetschlossen zugleich Ausscheidungstrümer darstellen, ist für viele Fälle nicht ‚unwahrscheinlich; manche von den Gängen mögen auch reine Ausscheidungstrümer sein, so vielleicht namentlich die Peg- matite. Für die Entstehung der den granitischen Gängen eigenthümlichen selteneren Mineralien war eine Herbeiwande- rung von Molekülen nicht immer nöthig; auch seltenere Ele- mente, welche wir sonst in den Silicaten nicht suchten, sind ja jetzt in weiter Verbreitung in den gewöhnlichsten Mineralien nachgewiesen worden, und bei langsamer Krystallisation kenn- ten sich auch die Bestandtheile der selteneren Gemengtheile der granitischen Gänge zusammenfinden. In Quetschlossen, in denen in Folge der räumlichen Ver- hältnisse die Masse bei der Pressung auch noch in Bewegung gerieth, erstarrte sie schneller zu massig körnigem Granit. Wenn ein ebenes Schichtensystem zu einer Wölbung gefaltet wird, ‘so erleiden die unteren Theile eine Zusammenpressung, die oberen eine Dilatation; unten wird die Masse verflüssigt, oben entstehen Spalten, in welche dieselbe eindringen kann. So ist also der Mitweidaer Granit ein verflüssigter, in Bewegung ge- _ rathener Granulit. Da in dem Schiefermantel des Granulitgebietes Lager- granite stecken von einer dem Mittweidaer Granit überraschend ähnlichen Beschaffenheit, so betrachte ich dieselben, für diesen Fall in Uebereinstimmung mit den theoretischen Ansichten von TörseBonn !), als Ströme von Granit, die einstmals mit den mächtigen Gängen von Mittweidaer Granit zusammenhingen: hiermit ist dann auch zugleich die Zeit bestimmt, in welcher die eben geschilderten Vorgänge stattfanden. ı) Allmänna upplysningar rörande geol. öfversigtskarta öfver mel- lersta Sveriges a Stockholm 1880, und Nagra ord 3 granit och gneis, Geol. Fören tockh. Förhandl. 1880. Bd. V. No. 5. 654 9. Die tertiären Ablagerungen der Umgegend ‚von Cassel. Von Herrn Turovor Eserr ın Cassel. Die tertiären Ablagerungen, insbesondere die Braunkohlen- ablagerungen der Umgegend von Cassel sind schon seit langer Zeit bekannt und vielfach beschrieben worden, doch beschränk- ten sich diese Arbeiten meist nur auf einzelne Punkte der genannten Gegend. Schon im vorigen Jahrhundert beschrieb R. E. Raspe (1774) den Habichtswald, begnügte sich aber dabei, nur eine petrographische Schilderung der basaltischen Gesteine desselben zu geben. 1791 veröffentlichte L. G. Karsten „mineralogische und bergmännische Beobachtungen über einige hessische Gegenden“, welche der landgräfliche Bergrath Rırss besonders am Meissner und bei Kaufungen gemacht hatte. Anfang dieses Jahrhunderts (1802) erschien dann eine Reise- beschreibung des Weimar’schen Bergrathes Voıet, in der er die Schichten des Meissners, Hirschberges und Habichtswaldes specieller beschreibt. Später wurden in den „Studien des Göttingischen Vereins bergmännischer Freunde“ verschiedene Aufsätze veröffentlicht, welche Punkte der Casseler Gegend behandelten, so 1824 eine Arbeit STrıpprLmaxns über den Habichtswald, 1828 eine grössere Abhandlung von Waıtz v. EscHEn und STRIPPELMANN über den Hirschberg, und von SCHWARZENBERG eine solche über den Ahnegraben im Ha- bichtswald. Ebenda gab SCHWARZENBERG 1833 zuerst eine allgemeine Uebersicht über die Verbreitung und die Lagerungsverhältnisse der marinen Schichten und erklärte dieselben für gleichalterig dem calcaire grossier des Pariser Beckens. Graf MünsTER (1835) und PuıLıppi!) (1843) beschrieben die Versteinerungen der marinen Sande, und letzterer nahm an, dass diese Sande der subappenninen Formation angehörten. Berricn erkannte zuerst, dass die mitteloligocänen Thone einen ausgezeichneten, constanten Horizont bilden durch ganz 1) Beiträge zur Kenntniss der Tertiärversteinerungen (Programm d. Gewerbeschule zu OCassel 1843). 6 "Deutschland und Beleien, und konnte wesentlich hierauf seine allgemein anerkannte Gliederung des norddeutschen Tertiärs stützen. Den marinen Sanden der Üasseler Gegend gab er ihre Stelle!) im Oberoligocän, da sie den mitteloligocänen Thonen aufgelagert sind. Die Braunkohlenbildungen mit den sie begleitenden Thonen und Sanden, deren Fauna Dusker?) (1853) beschrieben hatte, glaubte er dem unteren Theil des Mitteloligocän zuweisen zu müssen, da sie bei Kaufungen von dem mitteloligocänen Thon überlagert werden. Lupwis?) versuchte (1855) die tertiären Ablagerungen - der Wetterau mit denen der Casseler Gegend zu parallelisiren und führte eine Anzahl Profile an, auf die ich noch später zurückkommen werde. 1867 erschien eine „Geologische Schil- derung der Gegend zwischen Meissner und Hirschberg“ von Möstıa, und neuerdings skizzirte H. ScuuLz in der Festschrift _ der 51. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte (Cassel 1878) die geologischen Verhältnisse der Casseler Ge- send. Beide Arbeiten schliessen sich der Ansicht Beyrıcn’s über das Alter der verschiedenen Schichten an. Die Gastero- poden der Casseler Tertiärbildungen beschrieb Speyer (Pa- laeontographica 1862— 1870), während die Fauna der mittel- ‚oligocänen Schichten mit in der „Fauna des norddeutschen ‚ Mitteloligocäns“ (Palaeontogr. 1867 — 1868) von Herrn von Koznen bearbeitet wurde. Bei diesem Reichthum an Litteratur über die tertiären Ablagerungen der Umgegend von Cassel scheint es wohl ge- wagt, dieselben noch einmal zum Gegenstand der Untersuchung zu machen. Allein durch die Arbeit des Herrn von Konen „über das Alter und die Gliederung der Tertiärbildungen zwischen Guntershausen und Marburg“ wurde gezeigt, dass dort auch über dem Rupelthon Braunkohlenablagerungen sich finden. Daher unternahm ich es, auf Veranlassung des Herrn Prof. v. Kornen und im Anschluss an dessen eben erwähnte Arbeit die seit dem Erscheinen von Beyrıcn’s Arbeit (l. ce.) weit besser aufgeschlossenen Braunkohlenablagerungen nördlich von Guntershausen resp. der Umgegend von Cassel einer Spe- cielleren Untersuchung zu unterziehen. Besonderen Dank bin ich Herrn Bergrath Descoupekes in Cassel schuldig, welcher mir durch seine Orts- und Personenkenntniss meine Unter- suchungen wesentlich erleichterte. .) Ueber die Stellung der hess. Tertiärbildungen (Monatsber. d. königl. Akad. d. Wiss., Berlin 1854). ?) Programm der höheren Gewerbeschule zu Cassel 1853 und Pa- laeontographica IX. >) Jahresber. d. Wetterauer Ges. zu Hanau 1855. 656 Ich werde im Folgenden versuchen, zunächst die geogno- stischen Verhältnisse einer Reihe von Punkten der Umgegend von Cassel zu beschreiben, um nachher das relative Alter der einzelnen Schichten festzustellen, und schliesslich einige Schluss- folgerungen zu ziehen. I. Geognostische Verhältnisse und Profile der tertiären Ablagerungen des Casseler Beckens. Betrachten wir zunächst die südlich von Cassel gelegenen Tertiärbildungen und gehen nach Westen, Norden, Osten im Kreise um Cassel als Mittelpunkt herum, so haben wir als den südöstlichsten Punkt den Meissner zu besprechen. Die muldenförmige Braunkohlenbildung dieses Berges ruht auf der Trias — im nördlichen Theil auf Muschelkalk und Röth, im südlichen auf buntem Sandstein — und wird überlagert von einer mächtigen Basaltdecke, die z. Th. dole- ritisch ausgebildet ist. Jedoch hat der Dolerit bei Weitem nicht die Ausdehnung, wie sie Morsta in seiner Abhandlung angiebt. An dem nördlichen Theil des Berges z. B.. vom sog. Bergholz bis nach Bransrode und weiter, bildet ein feinkörniger, in ganz dünnen Platten abgesonderter Basalt das Hangende der Tertiärformation und ist in verschiedenen Brüchen auf- geschlossen. Auf die Triasformation folgt als unterste tertiäre Ab- lagerung eine mächtige, in der Farbe wechselnde, Sandschicht, die in ihrem oberen Niveau Knollensteine (Trappquarze), Ter- tiärquarzite oder Quarzfritten) einschliesst, welche z. Th. als zusammenhängende Decke den Sand überlagern. Auch geht der Sand in Kies über und enthält dann Geschiebe von kör- nigem Quarz, Kieselschiefer et. Diese Sande oder Kiese bilden das Liegende eines Braunkohlenflötzes; nur an einzelnen Stellen schiebt sich noch Letten zwischen Sand und Kohle. Das Hangende des Kohlenflötzes ist theils Letten, theils direct der Basalt, und an einigen Punkten soll auch Basalttuff beob- achtet sein. Das Ausgehende der Kohlen befindet sich nach. den Schürfversuchen, welche Herr Director BEcker anstellen liess, auf der Nordseite des Berges durchschnittlich in der Höhe von 2160’, auf der Süd- und Ostseite etwas tiefer. Sämmtliche Schichten fallen nach dem Innern des Berges, resp. den Basaltstöcken zu ein, während die triassischen Bil- dungen meist mit dem Berge fallen. | Nordwestlich vom Meissner erheben sich, auf Buntsand- stein und Muschelkalk gelagert, die tertiären Ablagerungen 697 des Hirschberges bei Grossalmerode, welche nament- lich auf der östlichen und nordöstlichen Seite des Berges, nach. dem genannten Städtchen zu, eine ausserordentliche Mächtig- keit erlangen. Folgende Profile geben ein Bild der verschie- denartigen und doch auch wieder in mancher Beziehung ähn- lichen Ausbildung der Schichten, aus welchen dieser 2037’ hohe Berg zusammengesetzt ist. I. Profil‘): westliche und nordwestliche Partie bei Ring- kenkuhl und Braunkohlenbergwerk „Hirschberg“: Dammerde, Letten und Sand, Braunkohlenflötz, Bituminöser Letten, Trappquarz, Triebsand, Trockener Sand, an einigen Stellen Letten, Braunkohlenflötz, Schwefelkieshaltige Braunkohle (DOANEpyeLZE)): 10. Bituminöser Letten (Lebererze), ll. Braunkohle, 12. Weisser Triebsand, noch nicht durchsunken. N a In den unter 10 aufgeführten Braunkohlen finden sich in eine hornsteinartige Masse umgewandelte Baumüberreste, z. Th. Wurzelstöcke, welche in senkrechter, anscheinend ursprüng- licher Stellung sich befinden, z. Th. Stämme, welche horizontal gelagert erscheinen. Das Vorkommen des Trappquarzes (5) ist hier ein decken- artig plattenförmiges. Derselbe ist äusserlich fest, z. Th. glasig, im Innern oft noch ganz mürb und zerreiblich, und soll Blatt- abdrücke ?) enthalten. Doch waren in letzter Zeit solche nicht _ gefunden worden, und gelang es auch mir trotz eifrigen Suchens nicht solche aufzutreiben. Das Hangende der Ablagerung ist fester Basalt am eigent- lichen Kegel des Berges, weiter bergab Basaltgerölle. Ausser- dem werden die sedimentären Schichten mehrfach durchbrochen von Basalt- und Basalt-Conglomerat-Gängen, in deren Contact die Kohle meist „veredelt“ erscheint. II. Profil, in der Nähe von Epterode°), auf der Ostseite: l. Lettenartiger Lehm, 2. Nicht ganz reiner Tiegelthon, 2) Siehe auch: Waıtz v. ESCHEN U. STRIPPELMANN a. a. O. >) ibid. pag. 131 u. 134. 3) ibid. ae 137. Ba... Reiner Tiegelthon von fetter Beschaffenheit, Erdige Braunkohle mit viel Wasserkies, - Verhärteter Sand, nicht durchsunken. Su UI. Profil, südlich von dem vorigen, nach Rommerode zu '): Dammerde mit Lehm und Basaltgeröllen, Fetter blauer Letten, i Blauer sandhaltiger Letten, Bituminöser Letten, Kohlenflötz (meist bituminöses Holz), Sandartiger fester Letten, Bituminöser Letten, reich an Alaun, Erdige Braunkohle, Alaunhaltige Kohle, Verhärteter Sand. EN opop9@ nom pmnDm IV. Profil. Bohrloch in der Hauptmulde der Faulbacher Muthung im Sommer 1880; an der Ostseite des Berges: 1. Lehm und Gerölle 1,3 Meter 2. Blauer Letten . De 3. Sandiger Letten Be 4, Blauer Letten . 18 09 5. Kalksteingerölle 0:0 6. Sandiger Letten WON 1. Feste Braunkohle. 5:0 8. Blauer Letten . 8.0343 9. Feste Braunkohle. . . 60 10. Triebsand, nicht durc hbohrt 0,5 “ V. Profil. Bohrloch X. der Grubenfelder Rommerode und Wickenrode: Tieltenx ES 87 IT aDeMEt Kohlen 2.0. 2.2.2. "oo Feste sandige Masse . . 1,26 „ Leiten”... "erg sr . NoO Kohlen... Letien ame mr. SO Kiöohlen Tach 2. ee Weisser Sand .. 2.2 BR ER Boether: Sand. Hr z.: 2 a EINE Bee 1) Wartz v. ESCHEN U. STRIPPELMANN a. a. OÖ. pag 138. 659 = 7. .N1 Profil. Eolalech, IX. der Grubenfelder Rommerode und Wickenrode: i I Dasaltoeröle . ss... .. B4l Meter 2er Besten. . ern ,.0.05,.250069 a Kohlen 2... 2002,08 49: 5, #rGelberssand ... 2... 098: 3, m tem rn... — Kohlen -. ...2...,.09L,., Eee Bun. 2... 03 LA, Ss Kohlen: 2.2 ....222..063%., 9° inöchlieher Sand - 082 .,9,09 .., VII. Profil. Bohrloch VII. der Grubenfelder Rommerode und Wickenrode: ik Basalteerölle „= 2,1: 2 ©. 1,41 Meter Be Sand ne nr sex. 5 3... Betten“. -.. sen NR Re 4. Weisser San Deal Denen rer sat BG Weisser Sands... 8.5=526 5 72 Betten... 32.2, 22:0 Sr SE ee ea 9= Kohlen . . 18.5 10. Letten und lettiger Si Da eo VIM. Profl. Bohrloch V. der Grubenfelder Rommerode Re und Wickenrode: E Basalteerölle . ...... ... =. 1597 Meter Fopetlen. „2: 2..22.220%52..2800:,, a Konlen)’. . Asa. DRS TLS, Merlkettene 2°. 2 RO, rkKohblen. „2. ..2..c00588 0. Nasser Saar. 2 KR0TS SS, weten er er len, Sr .Bande..., la J Sand und Thon LE 10. Sand. 2% et). 1l. Schwarzer Teieen. eat 27 Kehlener en... 51,08, SER Kal era N 12 Komlen:# 73; er 20, i IX. Profil. Bohrloch II. der Grubenfelder Rommerode und Wickenrode: BE Tettenene #229, 2..2 1,89 Meter 2 Kohlen. „WB. Aa al 660 3.:: Sand. und; Lettens;. 27 727249 Meter 4. Gelber'und grauer, Sand“. „76.28 5 5... Kies. und. Sands. 2 2 0,63 > 6. Koöhleny. ven... se T... Letten‘. +3. eo ran de, a la 8. Kohlens. > a e 9. Schwarzer Baia Kohle eu. 10. Kohlen Sr 310er ll. Schwarzer sandiger Beisen. ..:, Kane 12. Letten 2 an ee ne 13. "Grauer. Sand! ... 2. u. neo Profil V—IX. liegen sämmtlich dem südlichen Abhang des Berges entlang von Osten nach Westen in einer Höhe von 1680’ bis 1740’ und zeigen, dass sich auch hier 2 Kohlen- flötze mit Zwischenmitteln finden, welche der Schicht 4 und 8 — 11 des I. Profiles, also den nordwestlichen Ablagerungen entsprechen und ziemlich gleichmässig ausgebildet sind. Die feste sandige Masse des Profils V. entspricht wahrscheinlich dem Quarzit des ersten Profiles. Bei Grossalmerode wurden durchschnittlich folgende Schich- ten durchsunken: X. Pronl: 1. Triebsand von bedeutender Mächtigkeit, 2. Sand-, Thon- und Lettenschichten von wechselnder Mächtigkeit, 3. . Blauer Thon mit Süsswasserconchylien, 4. Fliessand, 9. Plastische feuerfeste Thone, die nach ihrer Be- schaffenheit, Lage und Verwendung als Oberthon, Tiegelthon, Häfenthon, Pfeifenthon etc. unterschie- den werden, 6. Braunkohle, mulmig, 7. Sand z. Th. mit Sandstein oder Quarzit. Aus der Schicht 3 hat Dusker folgende Conchylien beschrieben '): Cyrena tenuistriata DER. Cerithium Galeottii NysT Limnaeus fragilis L. Paludina Chastelii NYsST > pachygaster THOMAE |- Hydrobia acuta Drar. > Jabula Brocn. 5 Pupa NysT Planorbis depressus NYST 5 Schwarzenbergi DER. s acuticarinatus DER. e angulifera DER. x Schulzianus DER. Melanopsis praerosa L. Ancylus Braunü Der. | Melania spina Der. Melania horrida Der. ı) Palaeontographica IX. pag. 86-90. BO Profil I. und X. geben Lupwıc und MozstA (a.a. 0.) als ein zusammenhängendes Profil, und es scheint allerdings der liegende Triebsand des Profils I. äquivalent dem hangenden des Profils X zu sein, so dass beide Profile zusammengenom- men ein Bild des durchschnittlichen Aufbaues der tertiären _ Bildungen des Hirschberges gewähren mögen. Nördlich von Grossalmerode befindet sich auf dem Stein- berg eine tertiäre Ablagerung, welche den drei untersten Schichten des Profils X. vom Hirschberg sehr ähnlich ist. - Das Liegende der Kohle, die hinsichtlich der Qualität mit der Grossalmeroder zu vergleichen ist, bildet weisser Sand mit Knollensteinen, die theilweise ein festes Lager bilden. Das Hangende der Kohle ist mächtiger, blauer Thon, der sehr plastisch ist und wegen seines geringen Gehaltes an Schwefel- kies noch feuerbeständiger sein soll als der Grossalmeroder. Versteinerungen sind nie in demselben beobachtet worden. Diese Tertiärschichten fallen muldenförmig nach Osten gegen einen Basaltrücken ein, hinter welchem nach Angabe des Besitzers der Grube, Herrn StöLzer, vergeblich nach Thon und Braunkohle gesucht, vielmehr Buntsandstein gefunden ' wurde, während Mosstı dort noch (a. a. O.) Tertiärbildungen angiebt. Der Basalt zeigt schöne säulenförmige Absonderung und ist reich an zeolithischen Einschlüssen. In südlicher Richtung vom Hirschberg ist zwischen Lich- tenau und Retterode eine muldenförmige Braunkohlen- bildung auf ihrem nördlichen resp. nordöstlichen Flügel durch Bergbau aufgeschlossen. In einem alten Tagebau sah ich das ziemlich mächtige Kohlenlager unterteuft von einem feinen, weissen, in der Nähe der Kohle dunkelgefärbten Sande. Das Hangende des Kohlenflötzes bildet ein blauer Thon. Wie mir der Besitzer der Grube, Herr Kırrer, mittheilte, enthält der Thon in den oberen Schichten Versteinerungen. Leider waren diese Schichten nicht mehr zugänglich. Einige vorzüglich er- haltene Conchylien etce., welche‘ Herr Kırrer aufgehoben hatte und mir überliess, erwiesen sich als: Cassis Rondeleti Basr. Cassidaria nodosa SoL. Pleuroloma regularis pr Kon. Buccinum cassidaria var. cancellata SANDB. Dentalium fissura Lam. Pectuneulus Philippü Dese. jun. Lamna - Zähne. Der blaue Thon ist demnach Rupelthon. Ueber den Thon lagert sich ein theils feiner, theils grob- körniger, kiesiger Sand. Derselbe ist in Gruben aufgeschlossen Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIIl. 4. 43 662 und zum Bahnbau verwendet worden. In einer solchen Grube sah ich das Ausgehende eines zweiten Kohlenflötzes, welches ein östliches Einfallen zu haben scheint, und wohl dem Glim- meroder Flötz zugehört, das nach Angabe des Herrn Kırrer nur Sand als Hangendes haben soll. Letztgenanntes Werk, südöstlich von Lichtenau gelegen, steht leider still und es war mir nicht möglich, Notizen über dasselbe zu erhalten. Das Lichtenauer Kohlenflötz mit seinen liegenden und hangenden Schichten fällt nach Retterode zu ein, also in süd- licher Richtung, und zwar Anfangs sehr steil. Das Liegende dieser ganzen Tertiärablagerung ist der Keuper. Die Tertiärbildungen bei Oberkaufungen, nördlich vom Hirschberg, ruhen auf dem bunten Sandstein. Von dem, jetzt eingegangenen, Aebtissinhagener Bergwerke giebt Lupwie!) folgendes Profil von unten nach oben: 1... :Blauer Letten-.. ...... .,. -.. 10.00 Meree . Braunkohlenllötz 2 2... 2200 3. Grober Quarzsand . . .... . som #... Braunkohle... ...... .- 2 see 5. Brauner Letten. . . . 2. 200 6. „Braunköhle .. . 2... 2.2.2000. 2 7. . Brauner, grauer Leiten . -.- 0.022 8 8. Braunkohle ...........2.00200050° ol 9. Schwarzer und brauner Letten . 2,00 „ 10.- . Grauer Sand , . ua mann 2 11... Feste-Braunkohble:... .. . ı. 2 soere 12.:.. Schwarzer. Letten. . =. 2 rn 13... Braunkohle .. .. „nor. 0 we San 14. Septarienthon ee ee 15. Dichter Kalkstein mit Meeres- schnecken : .=....0.. , 2... SOSE 16. 'Septarienthon ... ... „0... - oO 17... Dichter Kalk. . 2.5.22. 22 Oo 18.. Septarienthon. .... 2.07... Zee 19: :'Meeressand '; 2°. 202 20.200220 2000 An Dammerde. Ausserdem giebt Lupwig ein Profil vom „Driesche rechtes Losseufer“ : l. Buntsandstein. 2. Sand ohne Versteinerungen. 3. Blaue Letten mit Eisennieren und Kalkconcretionen. In dieser Schicht Melanopsis, Paludina, Hydrobia, Cyrena, Planorbis. !) Ueber d. Zusammenhang d. Tertiärf. ete., Wetterauer Ges. 1855. 663 Schwaches Braunkohlenflötz aus Lignit bestehend. Sand in Sandstein übergehend. Blaue Letten. Braunkohlenflötz mit Blättern von Ceanothus, Daph- nogene, Farren. Septarienthon. Meeressand. Saale DR Im Freudenthaler Werk, welches allein noch im Gange ist, wurden nach gütiger Mittheilung des Herrn Betriebsführer Wasner folgende Schichten aufgeschlossen: l. Weisser Sand. Kohlen, circa 10 Meter. Letten (Versteinerungen nicht beobachtet). Gelber Sand. Lehm. | Diesen gelben Sand kann man anstehend beobachten bis fast nach Niederkaufungen. Et finden sich in ihm Knollen- steinee In den unteren Lagen wird er mergelig und ist dann _ ähnlich dem Meeressande, welcher auch am gelben Berge bei Niederkaufungen zu Tage tritt. An dem Wege von Nieder- kaufungen nach Windhausen tritt dieser gelbe, versteinerungs- leere Sand noch mehrmals zu Tage und ist in einer Grube der Möncheberger Gewerkschaft an dieser Strasse das Han- gende eines mächtigen plastischen Thonlagers, welches Schwefel- kiesknollen enthält. Dieses Thonlager wird unterteuft von einem K.ohlenflötz. Der Sand mit Knollensteinen, bald weiss, bald gefärbt, zieht sich dann durch den Diebsgraben nach Cassel hin bis zu dem Eichwäldchen. Von Oberkaufungen südlich gelegen befindet sich an dem Nordabhange des Belgerkopfs, in einer Höhe von 1320’, eine Braunkohlenbildung, welche ebenfalls auf buntem Sand- stein ruht. Dort sind 3 Kohlenflötze nachgewiesen, jedoch wurde bis jetzt nur das oberste abgebaut. Dieses Flötz hat als Hangendes Letten, der von Basaltgerölle überlagert wird, als Liegendes ebenfalls Letten. Das zweite Flötz wird von dem ersten durch abwechselnde Sand- und Lettenschichten getrennt. Die Zwischenmittel des zweiten und dritten Flötzes sind noch unbekannt. Im Liegenden des dritten Flötzes ist eine Knollensteindecke und darunter mächtige gelbe und weisse Sande durch einen Stollen aufgeschlossen. In südwestlicher Richtung von dem Belgerkopf liegt der Stellberg, der höchste Punkt der Söhre. Auch dieser Basaltkegel wird umgeben von Braunkohlenbildungen, die jedoch 43* Sup on 664 bis jetzt. noch wenig aufgeschlossen sind. Das Braunkohlenflötz, welches am Hambühlskopf abgebaut wird, ist sehr mächtig und hat zum Hangenden Thon, zum Liegenden eine wenig mächtige Sandschicht, welche anscheinend durchgängig auf Basalt ruht. Letzterer ist an verschiedenen Stellen durch das Flötz gebrochen und hat die Kohle grösstentheils veredelt. Diese ist so mächtig und fest, dass die neuerdings getriebenen Stollen ohne Holz stehen. Der Basalt hat hier jedenfalls grössere Dislocationen, wie an den meisten Punkten der Cas- seler Gegend, hervorgebracht und es lässt sich diese Abla- gerung nicht gut, wenigstens bei den jetzigen Aufschlüssen, hinsichtlich ihres Alters und der Lagerungsverhältnisse beur- theilen. Westlich vom Stellberg tritt das Tertiärgebirge erst wieder jenseits der Fulda auf, welche sich ihr Bett hier bis zur „Neuen Mühle“ im bunten Sandstein gegraben hat. Von der „Neuen Mühle“ an über Niederzwehren, Rengshausen bis Kirchbuna legt sich die Tertiärformation wieder auf den bunten Sandstein und zieht sich in nordwestlicher Richtung herüber nach dem Baunsberge und dem Habichtswald. Es treten hier nach SCHWARZENBERG !) vorzugsweise Sande und Mergel. auf, doch sind jetzt fast gar keine Aufschlüsse in dieser Gegend vorhanden, so dass ich mich nicht genauer über die Lage- rungsverhältnisse unterrichten konnte. Auch an den Abhängen des Baunsberges fehlen Aufschlüsse im Tertiärgebirge, welches hier vom Basalt überlagert wird. Nur an der Nordostseite oberhalb des Dorfes Nordshausen stehen Sande mit Knollensteinen an, welche überlagert werden von einer schma- len Schicht dunklen plastischen Thones und einem kalkigen Mergel, welcher nach seiner Fauna eine Süsswasserablagerung ist. Dwunker beschrieb die Fossilien, von welchen Melania horrida am häufigsten ist. Dieselben Verhältnisse finden sich am Sch enkelsberge oberhalb Oberzwehren. Am Südabhange des Habichtswaldes, am Dachäbien an der neuen, die Schichten quer durchschneidenden Landstrasse nach dem Baunsberge treten, von Nordshausen sich herauf- ziehend, die Sande mit Knollensteinen zu Tage, etwas weiter an der Pancheshecke die darunter liegenden grünlichen Sande mit Versteinerungen des Oberoligocäns, welche meist als Ab- drücke in eisenschüssigen Sandsteinen sich befinden. Eine scharfe Grenze zwischen beiden Sandschichten lässt sich nicht ziehen. Auch oberhalb des Dachsberges in nordwestlicher Richtung ist weisser und gelber Quarzsand in einer Grube auf- 1) Stnd. d. Gött. Vereins bergm. Ereunde, 1833. 669 geschlossen, der in seinen oberen Partieen Lettenschmitzen einschliesst. Theilweise ist der Sand eısenschüssig, jedoch so, dass die einzelnen Sandkörnchen noch zu erkennen sind. Oft werden verkieselte Baumreste in dem Sande gefunden. Der- selbe zieht sich am ganzen südlichen Abhang herum bis zum Hirzstein, wo er in der Nähe das Dorfes Elgershausen noch einmal in einer Grube aufgeschlossen ist. Auf der Höhe des südlichen Abhanges des Habichtwaldes finden sich mächtige Basalttuffablagerungen, welche von Basalt theils gang-, theils stockförmig durchbrochen und in letzterem Falle wohl auch deckenartig überlagert werden. So ist die sogenannte Wand ein solcher Basaltgang, auf dessen Seiten der Tuff in Brüchen abgebaut ist. Die Grundmasse dieser Tuffe besteht aus Sand und Basaltkörnern, letztere von sehr wechselnder Grösse, und umschliesst Bruchstücke von älteren Eruptivgesteinen (Granit, Syenit, Hornblendeschiefer, Kieselschiefer etc.), ausserdem auch Krystalle von Hornblende, Augit, Olivin etc. Von dem Dachsberge in nordöstlicher Richtung erstrecken sich die Sande mit Knollensteinen über den Sandbusch nach der Dönche, zweigen hier z. Th. in der Richtung nach Cassel ab, z. Th. behalten sie die nördliche Richtung bei und ziehen sich am ganzen Ostabhang des Berges entlang, wo sie an ein- zelnen Punkten, z. B. bei Monlang, am weissen Stein, am Saurasen etc. zu Tage treten. An einigen Stellen dieser Strecke ist auch der versteinerungsreiche Meeressand nach- gewiesen. Da jedoch die Wilhelmshöher Anlagen dieses Ter- rain bedecken, kann man hinsichtlich der Lagerungsverhältnisse beider Sandschichten in diesem Gebiete keine sicherem Schlüsse ziehen, und aus früherer Zeit liegen meines Wissens keine Beobachtungen vor. Die oberen Partieen des Höhenzuges neh- men ebenfalls Tuffe ein, die von Basaltstöcken durchbrochen werden. Zwischen den Tuffen und Sazden sollen durch Boh- rungen auch Kohlen nachgewiesen sein. Weniger mächtig als auf der südlichen und östlichen Seite des Habichtwaldes sind die tertiären Ablagerungen auf dem nördlichen und nordwestlichen Abhang, doch sind sie auch hier vorhanden. Das Liegende derselben bildet hier Muschel- kalk und Röth. Mächtig werden die Schichten dann wieder auf der West- und Südwestseite des Berges. Hier finden sich namentlich am Essigberge starke Tuffbänke, und Bohrungen am Hundsrück und Hirzstein, deren Resultate Herr Bergdireetor PFAnnKucH mir gütigst mittheilte, haben dargethan, dass die Schichten- folge hier eine ähnliche ist wie auf dem Plateau und in dem Druselthale, welche Punkte wir später besprechen werden. 666 Ein Bohrloch V. ergab folgende Reihenfolge: 1. Basaltgerölle. . . «. 4,00 Meter 2. ; (arauer Sand, ... 2... AA 3. Weisser Thon. . . . 0,20 Meter 4. Grobkörniger Sand . . 1,82 „ 5.: Grauer Thon .:-. -. .. One 6. "Weisser Then... .:. 2... 0.402 7. Dunkelgrauer Thon . . 0,20 „ 8... Kohlenmulm. ... »... . -. 5 O0 9.-Kohlen +. .%, Ne. DD 10. Dunkelgrauer Thon . . 0,40 „ 11...Kohlen, =; 3:39.05 12: Sand nicht eher Bohrloch VI. zeigte folgende Schichten: 1. Dammerde'.: N. 22 0AD Meter Basaltgerölle ... =. 2. OA0mZ 3... Fester: Basalttuff: x... 6lease 4. Weisser sandiger Thon. . 130 „ 5.7. Weisser; Sand. 3,512 BAZTER 6. "Gelber Sand 1 22.2. nos 7. Grober weisser Sand . . 0,58 „ 8. Gelber grobkörniger Sand . 3,86 „ 9. Hellgrauer sandiger Thon . 1,15 „ 10. Weisser Triebstand . Ban 11. Dunkelgrauer Thon . . . 030 ,„ 12... Hellgrauer Thom. 22. % 0852 13. Dunkelgrauer Thon . . . 0,80 „ 14... Kohlen +3 2% in. DA 15. Dunkelgrauer Thon ik © 16, «Kohlen #3: 4 her, ash Im Bohrloch VII. wurden durchsunken: 1:: Dammerde 2 „u .7. ..- 0,40-Meier 2. Basaligerälleu.) - 22% - Psoeee 3. Basalttull 3.2) a an 4. Aufgelöstes Quarzgestein . 0,08 s 5: :Gelber: Then Tr. 2 22 2 0 6.2: Kohlens. 7.7 # un A 7. Dunkelgrauer Men. re ARE 8. Kohlen". 447} Be REAL Einige Bohrlöcher a auch Kohle, Sand und Letten in Wechsellagerung mit Basalttuff, so Bohrloch IV. Von be- sonderem Interesse ist ein Bohrloch I. in der Fernsbach, 667° am südwestlichen Abhang des Habichtswaldes, in dem folgende Schichten durchsunken wurden: Berbasalttul. . 30,8 Fuss 2. Hochgelber feinkörniger Triebsand 15,0 3. Gelbgrüner Letten he: 4. Schwarzer Letten . DIN 5. Kohlen , 0a, 6. Brauner eisenschüssiger Letten on, 7. Thone mit Fragmenten von Mee- resmuscheln 1498 3, 8. Schwarzer Letten mit Schweielkies 1A 25 9. Trappquarz . 3 1.45: > 10. Schmutziggrauer Thon 14,05, ll. Feinkörniger, fester, weisser Sand EN ENEEER 12. Lockerer weisser Sand 3,,.107..; 13. Schwarzgrauer Thon . DB 14. Kohlenmulm. Den 15. Grauer Thon II Es folgen dann noch eine Reihe von Sanden und Theonen bis zu einer Tiefe von 309'/, Fuss. Leider ist von den Versteinerungen aus Schicht 7 nichts aufbewahrt worden, so dass das genaue Alter dieser Thone vorläufig nicht bestimmt werden kann. Zur genauen Feststellung der Gliederung der Tertiärschichten des Habichtswaldes ist es dringend wünschens- werth, auch in bergmännischem Interesse, dass derartige Pro- ben einem competenten Beurtheiler zur eingehenden Unter- suchung übergeben würden. Sollten die Thone wirklich dem marinen Mitteloligocän angehören, wie dies vermuthlich der Fall ist, so würden mit einiger Wahrscheinlichkeit Kohlen vom Alter der Kaufunger Kohlen darunter erwartet werden können. Die bedeutendsten Kohlenbildungen finden sich auf dem Plateau des Habichtswaldes und in den beiden Thälern, welche dasselbe nach Osten und Norden öffnen, in dem Druselthal und Ahnethal. Das älteste Kohlenbergwerk ist das fiskalische oder Erbsoller Werk, welches sich um die Basaltmassen des „Hohen Grases“, des „Ziegenkopfes“ und des „Grossen Stein- haufens“ zieht. Nach Scaumeisser!) ist das durchschnittliche Profil dieser Ablagerungen von oben nach unten folgendes: 1. Triebsand. 2. Thon resp. Lettenschicht, im westlichen Theil des Ge- bietes durch feinkörnigen, grauen Sand ersetzt. 1!) Die geogn. Verh. d. Habichtswaldes. Mitth. d. naturw. Vereins Maja, 1879. Br 3. Kohlenflötz, 2—4 Meter mächtig. 4. Feinkörniger, dunkelgefärbter Quarzsand. 5. Blaugrauer bis weisser Thon, welchem ein grauer Schieferthon mit Blattabdrücken von Acer, Ceanothus, Cinnamomum, Juglans, Taxites, Salix, nebst Früchten eingelagert ist. 6. Grauer, gelber oder weisser, fein bis sro Sand, dessen Mächtigkeit unbekannt ist und der charakterisirt wird durch das Vorkommen von Trappquarzblöcken. In neuerer Zeit ist ein Schacht am „Grossen Stein- haufen “ abgeteuft worden, welcher folgende Schichten der Reihe nach von oben nach unten bloslegte: 1. Dammerde . . ... 0,50 Meter 2. Sandiger Lehm en Beer Ne... 3. Sandiger Lehm. ....ı . nero 2 20 lee A» SZiersetzter? Ruhe, .: ee 5. Sand und Thon mit Baal : STEAM 6. Basalttuff, in den oberen Partieen milde, mit zunehmender Tiefe fester werdend, mit häufigen Einschlüssen von rundlichen Basaltstücken . . 13,50 „ 7.2 Basalttufes 1 AS AIERER 2,50 A 8. Braungefärbter Tuff. SE 1:00:78 92 Hellerer Puff: 7. Bye 1,00 5 10. Brauner’Tuff” =. 200 1l. Verschieden gefärbter Basalttuff. . ER 12. Grobkörniger, fester Basalttuff . . 3,00 „ 13. Feinkörniger, fester Basalttuff . . 650 „ 14. 'Grobkörniger Basalttuff” . . 2.7 7030252 15. Grüngefärbter Basalttuf . . 2,4073 16. Feinkörniger, fester, von Kohle ge- färbter Tuff . . al... 17. Feinkörniger Bali |. _ 18. ‘Feste Braunkohle: 27. 7 re 19.” -Milder Basaltal 3 E72 7 OA 20: Braunk ohle tt 2m IE NE 21: Grüner. Basaltut ZI. EDIT EIER 22... Grünlseher Basalttu 2 7 7277 For 23. Schwärzgrauer Basalttufl . . 2.792 3.00=5 24. nn Basalttut 22 2°. % 41.00:7,; 25. Dunkelgrauer feinkörniger Tuff mit häufigen Pflanzenabdrücken. . . 5,25 „ 26. Trappquarz in einzelnen grösseren Stücken nebeneinander liegend, die Zwischenräume mit sandigen Let- ten ausgefüllt 22.220.073... 100235 669 = 9. Dounkohler sr er. 000. 2905, 22 Dunkelbrauner Sand. „2... 224,095, 29 Deünkelerauer Sand . . . .. 22 23,80. >, 40 Liellerauer, feiner Sand. . ... 2.2 800° 5, Sa. 85,00 Es fehlen nun noch einige Meter, so ist die alte Stollen- sohle erreicht. Die als ÜUonglomerate angeführten Schichten sind sämmtlich Basalttuffe. Wir haben also hier ein Kohlen- flötz im Basalttuff und zwar, wenn wir das geringe Zwischen- mittel mitrechnen, von 3 Meter Mächtiekeit. Unter den Basalt- ‚tuffen lagern hiernach noch 2 Braunkohlenflötze, die von Sand und Letten begleitet sind. Auf der Halde fand ich in einem Tuffbrocken einen Abdruck der flachen Schale von Pecten bifidus MÜünst. In dem Druselthale wurde ebenfalls schon seit langen Jahren Bergbau auf Kohlen getrieben. Hier streichen die Schichten. mit dem Berge von Nordwest nach Südost und fallen auf beiden Seiten des Thales im Allgemeinen unter 5 _ bis 6° gegen den Berg ein, bilden also einen Luftsattel. Auf _ der rechten Seite des Thales ist der Bergbau eingestellt, auf der linken am Hüttenberge bildet das Liegende der Braun- kohlenbildung mächtiger weisser, theils auch gelb gefärbter Quarzsand, welcher in seinem unteren Theile Knollensteine und verkieselte Baumreste umschliesst, höher hinauf eine Schicht gröberer und feinerer Geschiebe, darunter auch Kreidegeschiebe (Plänerkalk mit /noceramus, Rhynchonella etc. und Feuersteine), und oben Lettenschmitze.. Darüber folgt als unmittelbares "Liegendes der Kohle Letten, welcher auch meist das Hangende des Flötzes bildet. Darauf legen sich mächtige Basalttufi- bänke von gleicher Beschaffenheit wie die oben beschriebenen des Südabhanges des Habichtswaldes, welche ebenfalls unter 5—6° gegen den Berg einfallen und 2—3 Meter mächtige ‚Polirschiefer umschliessen. Diese Polirschiefer werden durch sandige, tuffähnliche Lagen in 3 Bänke getrennt, welche indessen nicht scharf begrenzt sind, sondern in die sandigen Lagen übergehen. Ferner enthält der Polirschiefer Abdrücke von Leuciscus papy- raceus und Dicotyledonenblättern. Auch das Ausgehende von Kohlen wurde im Tuffe beobachtet. An dem Ausgang des Thales stehen zu beiden Seiten mächtige Basaltstöcke, welche z. Th. eine säulenförmige Ab- sonderung zeigen. Sie bilden den Hunrodsberg und Kuhberg. In einem Steinbruche am Hunrodsberge liegt im Basalt ein grosser Block von Basalttuff eingeschlossen. Auch auf dem 670 Hüttenberg liegt Basalt über den Tuffen. Dieser Basalt ist. also jünger als die tertiären Ablagerungen. Südlich vom Druselthal am Bilsteinsborn wurden in neuester Zeit beim Bohren Basalttuffe, welche mit Sand und Letten wechsellagern, durchsunken. Einen zweiten Einschnitt in das Plateau und zwar nach Norden, bildet der Ahnegraben, in dessen südlichstem Theil tertiäre Schichten abgelagert sind. Auf dessen rechtem Ufer befindet sich die Zeche Herkules, bei welcher nach freundlicher Mittheilung des Herrn Obersteigers HoLLanp folgende Schichten durchteuft worden sind: Basaltgerölle. Letten. Kohlen. Letten. Sand mit Knollensteinen. Dieser liegende Sand wird durchbrochen von einem Basalt- rücken, der in der Sattellinie der tertiären Schichten streicht. Jenseits des Basaltrückens treten die marinen oberoligocänen Sande mit Versteinerungen auf, jedoch sind die bis jetzt be- kannten Aufschlüsse derselben meist gerutschte Partieen. Nur an einer Stelle dicht unter dem Basaltrücken, auf dem rechten. Ufer scheinen die Schichten anstehend zu sein. Auch findet sich eine Partie vom Basalt umschlossen. Die Fauna der marinen Schichten des Ahnethals hat Speyer (a. a. O.) be- schrieben. Anscheinend unter dem Meeressand treten noch Thone auf, die wohl zum Rupelthon zu ziehen sind. Am unteren Lauf des Baches im Ahnethal treten noch mehrmals vereinzelte Tertiärbildungen auf, deren Lagerungs- verhältnisse sich jedoch nicht mit Sicherheit bestimmen lassen. Von dem westlichen Abhang des Habichtswaldes zieht sich die Tertiärformation in westlicher und nordwestlicher Richtung nach der Schauenburg bei Hof und dem nord- westlich davon gelegenen Schöneberg. Am Fusse des letz- teren ist in früherer Zeit ein Braunkohlenbergwerk gewesen, doch war es mir nicht möglich, bezügliche Notizen zu erhalten. An der Schauenburg, einem Basaltkegel, ist wiederum der bunte Sandstein das Liegende der tertiären Bildungen. Nach der freundlichen Mittheilung des Herrn RosextHar in Hof, legt sich auf den bunten Sandstein weisser resp. gelber Sand mit Knollensteinen, der in den oberen Schichten gröbere Ge- schiebe mit sich führt. Dieser Sand war an einzelnen Stellen in Gruben aufgeschlossen und ich fand zwischen den Geschieben, die meist aus Kieselschiefer und körnigem Quarz bestehen, auch Kreidegeschiebe (Plänerkalk und Feuerstein). 671 Auf den Sand folgt als direetes Liegendes der Kohle blauer resp. brauner Thon, der sehr zähe und plastisch ist. Zwischen ihm und dem Sand soll sich an verschiedenen Stellen „Basalteonglomerat“ gefunden haben, jedoch war es mir nicht möglich, eine Probe dieses Gesteines zu erhalten. Auch das Hangende der Kohle bildet ein plastischer Thon, von ähn- licher Farbe und Beschaffenheit, wie der liegende. Ueber das Hangende der Kohle legt sich Basalttuff. Diese tertiäre Ablagerung auf der Westseite der Schauen- burg bildet zwei Sättel und eine Mulde. Der kleinere Sattel ist z. Th. ein Luftsattel. Sämmtliche Schichten fallen nach dem Innern des Berges, also nach dem Basalte zu. Interessant. ist der im» unteren Bereich des Kohlenflötzes vorkommende Lienit, der nach dem Austrocknen auf der Bruchfläche Pech- glanz zeigt. Ferner finden sich eigenthümliche zapfenförmige, an Schoten erinnernde Schwefelkies-Concretionen in der Kohle. Nordöstlich von dem Habichtswald liegen auf Röth die tertiären Bildungen um die Firnskuppe bei Harleshausen und in dem zwischen dieser und dem Habichtswald befindlichen Thale. Die besten Aufschlüsse zeigt hier das Erlenloch, wo der Rupelthon mit Leda Deshayesiana etc. beim Bau der neuen Chaussee nach Dörnberg aufgeschlossen wurde und überlagert wird vom Meeressand mit Versteinerungen, der nach oben in einen feinen weissen Sand übergeht. Nordlich von Cassel am Möncheberge ist seit Jahren Braunkohlenbergbau im Betrieb. Nach Ansicht des Herrn Be- triebsführer Schuzz ist das Flötz der südliche Flügel einer Mulde, deren tiefstes Niveau bei Ihringshausen, deren nörd- licher Flügel bei Simmershausen zu finden ist. Allerdings zeigen die nördlich von Simmershausen anstehenden weissen Quarzsande mit Knollensteinen ein ziemlich steiles Einfallen nach Süden und bilden im Schokethal das Liegende eines schwachen Kohlenflötzes, das einige Jahre hindurch abgebaut worden ist. In: einem Thälchen nördlich Simmershausen, zwi- schen dem Weidenberg und dem Schild, hat ein Bächlein sich tief in die Sande mit Knollensteinen hinein sein Bett gewühlt und darunter einen blaugrauen, zähen Thon mit Kalkknollen blosgelegt, welcher Rupelthon sein könnte. Auf dem Möncheberg ist der bunte Sandstein das Lie- gende der tertiären Bildungeu, und auf ihn folgt weisser Sand mit Knollensteinen, meist als directes Liegendes der Kohle. Das Hangende derselben ist Letten, z. Th. mit Einlagerungen von feinem Sand. Die ganze Ablagerung wird bedeckt von einer mächtigen Lehmschicht. Von Simmershausen zieht sich die Tertiärformation hinauf % 2 a a 672 zum Häuschenberg bei Rothwesten, wo der Basalt dieselbe gehoben und durchbrochen hat. Dieser Basalt zeichnet sich durch seine Einschlüsse (z. B. Schriftgranit) aus. Im weiteren Verlauf finden wir die tertiären Bildungen bei Hohenkirchen wieder, nördlich von den eben besprochenen. Hier waren nur wenig Aufschlüsse vorhanden und Aufzeichnungen über die, bei dem früher hier betriebenen Bergbau auf Eisenstein, durch- fahrenen Schichten konnte ich nicht erhalten. Weisse resp. gelbe, Knollensteine führende Sande scheinen durchweg die übrigen tertiären Schichten zu bedecken. Direct bei dem Dorfe war, als ich die Gegend besuchte, gerade ein kleiner Schacht abgeteuft, in welchem in nicht grosser Tiefe unter den weissen Sanden Eisenstein angefahren worden war. -An dem neuen Verkoppelungswege nach dem Hopfenberg stand zu beiden Seiten der Sand mit Knollensteinen an, und einige Schritte von dem Wege links befindet sich ein kleiner Bruch in tertiärem Sandstein, der von dem weissen Sand überlagert wird und dessen Liegendes ein blaugrauer thoniger Mergel bildet. Nach SCHWARZENBERG Ss Ansicht scheint in der Gegend von Hohenkirchen gelber Sand mit Geschieben und körnigem Quarz die oberen Lagen der marinen Schichten zu bilden, unter denen kalkige und mergelige gelbe und grüne Sande mit Versteinerungen folgen, unterteuft von kalkigen Mersellagern, welche zuweilen auf weissem oder grünem Sand oder Lagen von weissem Sandstein, Quarzfels oder Hornstein ruhen. Unter diesen folgt dann eine Braunkohlenbildung. — Die Eisenstein- flötze gehören den tieferen Lagen der marinen Schichten an und sind von Letten- oder Sandstein- resp. Quarzfelslagern begleitet. Doch sind die Lagerungsverhältnisse sehr wechselnd. An der Strasse von Immenhausen nach Waitzrodt und der „Langen Maasse“ ist ein Bruch in tertiärem Sandstein, welcher von weissem Sand mit Knollensteinen überlagert wird. An der „Langen Maasse“ treten auch Meeressand und eisen- schüssige Sandsteine mit Abdrücken von Oonchylien zu Tage. Der Eisenstein wurde hier in früherer Zeit durch einen Stollen gewonnen. ob Von der „Langen Maasse“ durch einen Sandsteinrücken, das Sudholz, getrennt, befindet sich die Braunkohlenablagerung bei Holzhausen an dem Osterberg. Das Liegende der Kohlen in dem Maschinenschacht bildet, in Folge einer flach nach Westen einfallenden Verwerfung, scheinbar der bunte Sandstein, während weiter südlich darunter mächtige, durch theils kalkiges, theils eisenschüssiges Bindemittel verkittete Sande folgen, welche in letzterem Fall schlechterhaltene, aber typisch oberoligocäne Versteinerungen enthalten, wie 673 ee Pectunculus obovatus DEsn. Ei >, Pecten bijidus v.. Münst. x Cardium cingulagum GOLDEF. uleres incrassata SOW. 5 5 Beyrichi SEmp, N ee Geinilzi Sp. Natica Nysti D’ORB. Arca. Dentalium fissura etc. Ueber dem Meeressand mit Versteinerungen folgen Sande mit Knollensteinen, die nach oben gelb gefärbt und denen die Braunkohlenbildungen aufgelagert sind. Zwei Bohrlöcher, deren Resultate mir Herr Obersteiger Knaur freundlichst mittheilte, ergaben folgende Schichten: ‘No. 1. An der Holzwiese: 1. Lehm . ee 1 2 ESS 2. Sandsteingeröle . . . a 7 3. Thoniger Sand mit Wasser. ee & 4. Blauer Thon. RE lerramer. Thon :.:..;.:. a 6. Weisser und blauer Thon red De amdstemperöllen. 2... ner. l2, 8 Foalblauer Bluom.. 2a anne, 9. Schwarzer Thon , 2 " 10. Blauer, grauer, schwarzer Thon Aula ie 1 or Betten. sJeoml 20.3 “ I Kohlen" 27... mm 2 Miamdl,, 13. Schwarzer Letten . ieHa sen No) I Neoklen en. sahen Mund, 15. Schwarzer Letten . 16. Grauer Letten . 17. Grober Sand 18. Sand mit» Thon: !2. 19. Grauer, blauer, ch ara Thon 20. Blauer Thon. ir 21. Moorboden ; ” 22. Schwarzer Sand “A 23. Schwarzer Letten . 24. Kohlen nicht durchbohrt., Dielen DD I) No. 3. An der alten Halde nächst dem Maschinenhaus: 1 Blauer. Thon. ses... named uss 2 2. Kiessand . BT NR A N: aa Eraner - RHOn. a a ee ” b2) 1 er a EEE RE an rg 0. i a ET - > 5 una = Be Be 674 4.: Schwarzer leiten. „ne... 2 1 Bas 9. : Kohlen a. rs ee 6... Schwarzer Leiten 2 ar a 1... Kohlen na 8... Schwarzer ;Letten. , = os 9: Blauer Letten vu.) 2 See 10.." Brauner’ Betten: 22. m a 11.-- Grauer-thoniger Sand ı ae 12. ; Blauer; Thonis „#5: wor Ferner wurden im neuen Förderschacht durchsunken: 1.:: Sandsteingerölle - . = -. 2 2Ens 2. Blauer und grauer Thon . . 27 „ 3. Schwarzer Letien: ©. „72 a 4. Kohlen 727% ee, 4. 9. Grauer sandiger Thon re 6. Sand mit Wasser. 7 Pre 7... Schwarzer Letten 7 ns re 8. 2 Kohlen. ur, we 2a a 9, Gelber Sand. In dem Maschinenschachte wurden folgende Gebirgsarten durchfahren. 1. Sandsteingerölle 6 Fuss Blauer Thon 2 3. Kiessand . a I N 4." Grauer, Thon. 2 ER SI 5. Schwarzer Betten 2.2: sw 6..° Kohlen... 2 0. Ware DIE TAN 1. : Schwarzer: Leiten’ „2... =. os 8. Kohlen: x ..°7. Dar ar 9.--Schwarzer Letten # 222. ie 103: Blauer Thon rar, 10 E ll. Grauer und schwarzer Beer Seal 12. Grauer'\tkoniger 'Sand:.... Case mr 13... Blauer. T’hon. «23.0.4 2 See 14. Schwarzer Letten . a. 15.: ; Kohlen» = 7..2. 0.80. Sa a 16... Schwarzer Letten‘. ... nem ee 17. Kohlen ED 18. Weisser fester Sandstein. Sämmtliche Schichten fallen nach Norden ein und sind oft von Verwerfungen durchzogen. So ist auch der unter 18 im letzten Profile aufgeführte Sandstein in Folge einer Ver- werfung unter die Kohle zu liegen gekommen. . 6 Nördlich von der Linie Cassel, Windhausen, Oberkau- fungen, in dem Winkel zwischen Fulda und Werra, befindet sich noch eine Reihe von Tertiärbildungen, die zum Theil von - Bedeutung sind. Schon seit längerer Zeit bekannt ist die tertiäre Mulde „von Lutterberg und Landwehrhagen, die auch BeyricH in seiner Arbeit „Ueber die Stellung des hessischen Tertiärs“ (a. a. O.) erwähnt. Die Mulde ist ringsum von buntem Sand- stein umgeben, und enthält namentlich marine Ablagerungen. Die hangendste sämmtlicher tertiärer Schichten ist hier ein gelber Quarzsand, der bald fein-, bald grobkörnig und theils durch eisenschüssiges Bindemittel verkittet ist und in seinem unteren Theile oberoligocäne Versteinerungen enthält. Darunter folgt Rupelthon von bedeutender aber unbekannter Mächtigkeit. Aus dem letzteren führt Beyric# folgende Conchylien an: Natica glaucinoides Sow. Dentalium Kickxi NYST Cordula striata Lam. Oyprina aequalis GOLDF. Cardita Kickziü NYsT Nucula compta GOLDF. Leda Deshayesiana NYST Leda aus der Verwandtschaft minuta. Ich habe noch Pecten Söllingensis v. Korn. darin gefunden. Leicht zugänglich sind diese Schichten an den Grubenwiesen bei Landwehrhagen. ” . Südöstlich von Lutterberg hat Basalt die Schichten durch- brochen und den Staufenberg gebildet. Dieser Basalt ist interessant wegen seiner in hohem Grade ausgebildeten, platten- förmigen Absonderung. Einschlüsse sind nur selten in dem- selben beobachtet worden. Ferner befindet sich an dem kleinen Steinberg bei Lutterberg eine tertiäre Bildung, die auf buntem Sandstein lagert. Die unterste Schicht besteht aus mächtigen weissen Sanden mit Knollensteinen und verkieselten Baumresten. Dar- auf lagert sich, als Liegendes eines Braunkohlenflötzes, blauer, plastischer Thon, der vielfach zu Töpferarbeit benutzt wird. Eine sandige Thonschicht trennt das Kohlenflötz in ein oberes und ein unteres, und das Hangende der Kohlen wird ebenfalls von Thonschichten gebildet. Die sandige Thonschicht in den Kohlen wird bei der Glasfabrication verwendet und führt daher den Namen „Glassand“. Erwähnen will ich noch, dass auch am Kattenbühl bei Münden der oberoligocäne Sand mit marinen Conchylien über- lagert wird von gelbem, versteinerungsleerem Sand mit Knollen- 676 steinen. In einem Knollensteine von Blümerberg bei Münden, der jetzt in den Besitz des geologischen Institutes zu Göttingen übergegangen ist, fanden sich eine Anzahl Blattabdrücke, meist von Dicotyledonen (Quercus, Saliz etc.), ausserdem aber ein gut erhaltenes Bruchstück eines Wedels einer Fiderpalme, welche nach freundlicher Mittheilung des Herrn Dr. GEYLER mit Geonoma und Calamus viel Aehnlichkeit hat und ver- muthlich einer noch unbeschriebenen Calamopsis- Art angehört. Hausmann beschreibt auch einen FPinus - Zapfen aus einem Knollenstein vom Kattenbühl. !) Die übrigen tertiären Ablagerungen von Münden gehören nicht in den Rahmen dieser Arbeit. Innerhalb des Kreises, den die bisher betrachteten Abla- gerungen um ÜCassel herum bilden, befinden sich nun noch einige kleinere Bildungen, die jedoch meist kein besonderes - Interesse beanspruchen können. Nur ein Vorkommen möchte ich noch erwähnen, welches bei Gelegenheit einer Oanallegung in der Hohenzollernstrasse in Cassel aufgedeckt wurde. Es hat hier der Basalt den Muschelkalk und Röth mehrfach - durchbrochen und um einen solchen kleinen Basaltstock ist Conglomerat und Tuff gelagert, welcher typisch oberoligocäne Versteinerungen einschliesst, und zwar in vorzüglicher Er- haltung: Turritella Geinitzü Sp. Natica Nysti D’ORB. Oytherea incrassata SoW. Dentalium Kickzü Nyst und ein Fischzahn befinden sich in den Stücken dieser Loca- lität, welche mir Herr Berginspector Sıevers in Cassel freund- lichst überliess. Im Uebrigen sind es meist Sande mit Knollensteinen, welche Zeugniss liefern für den ehemaligen Zusammenhang der nördlichen und südlichen Ablagerungen, so am Struthkopf und bei Wehlheiden. Il. Bestimmung des relativen Alters der verschiedenen Tertiärschichten des Casseler Beckens. Durch BeyrıcH’s Arbeit?) wurde nachgewiesen, dass die Braunkohlenbildungen von Kaufungen vom Rupelthon über- lagert werden, mithin älter als dieser sind, resp. dem unteren 1) Stud. d. Vereins bergm. Freunde, VII. pag. 148. a:ra. 0. Bo, Mitteloligocän angehören. Die übrigen Braunkohlen - resp. Süsswasserbildungen wurden bei fehlenden Aufschlüssen allge- mein zu demselben Horizont gerechnet. Dass aber ebenso wie zwischen Marburg und Gunters- hausen, so auch in der Zone zwischen Guntershausen und Münden über dem Rupelthon und dem Meeressande noch Braunkohlenbildungen auftreten, zeigt zunächst das erwähnte Profil von Holzhausen, wo die Braunkohlen über weissem Sande mit Knollensteinen und den oberoligocänen Meeres- sanden liegen. Ebenso zeigt das Bohrloch in der Fernsbach am Südwestabhange des Habichtswaldes Kohlenbildungen über und unter den marinen Thonen (mit Versteinerungen) und in gleicher Weise wird am Südostabhange des Habichtswaldes, am Dachsberg, grünlicher Sand mit oberoligocänen Verstei- nerungen bedeckt von weissem, versteinerungsleerem Sande mit Knollensteinen, welche sich nach Nordshausen und dem Schenkelsberge hinziehen und dort von Süsswasserthonen mit Melania horrida überlagert werden. Auch bei Lichtenau liegt über dem Rupelthon Sand, welcher das Ausgehende eines Kohlenflötzes zeigt. Es fragt sich nun, welche von den Braunkohlen- resp. ' Süsswasserablagerungen, bei denen eine directe Ueber- oder Unterlagerung der marinen Schichten nicht beobachtet wurde, noch in das Niveau der oberen Braunkohlenbildungen zu stellen sind? Die Braunkohlenablagerungen des Meissners, des Stein- bergs bei Grossalmerode, des Belgerkopfs, des Habichtswaldes, der Schauenburg bei Hof, des Mönchebergs, des kleinen Stein- bergs bei Lutterberg etc. haben als Liegendes mächtige, theils ‚weisse, theils gelbliche, versteinerungsleere Quarzsande, ge- wöhnlich mit Knollensteinen und eisenschüssigen Sandsteinen. Auch finden sich in diesen Sanden Schichten gröberer Ge- schiebe, meist von Kieselschiefer, körnigem Quarz, Plänerkalk, Feuerstein etc., so namentlich bei Hof, im Druselthal, bei Kaufungen. Ebensolcher Sand mit Knollensteinen bildet aber das Liegende der Braunkohlen von Holzhausen, und zugleich das Hangende des oberoligocänen Meeressandes. Derselbe überlagert den Meeressand ferner am Kattenbühl bei Münden, bei Landwehrhagen, am Dachsbergee Wir dürfen hiernach annehmen, dass die Sande mit Knollensteinen des Meissners, Steinbergs, Belgerkopfes, Habichtswaldes, Möncheberges etc. ebenfalls jünger sind als der oberoligocäne Meeressand, und somit auch die Braunkohlenbildungen dieser Punkte, welche den Sanden mit Knollensteinen aufgelagert sind. Am Hirschberg treten zwei Sandzonen mit Knollensteinen auf. Die Vergleichung der Grossalmeroder Schichten mit denen Zeitschr. d. D. geol. Ges. XXXIII,4. 44 des Steinbergs, nördlich vom Städtchen, machen es wahrschein- licher, dass der, das Liegende sämmtlicher Schichten bildende, Sand den sonst erwähnten Sanden mit Knollensteinen ent- spricht, und dass somit sämmtliche Schichten des Hirschbergs, inclusive der Thone mit Süsswasserconchylien, en sind als ‘der Meeressand. Auf diesen oberen Braunkohlenbildungen liegen an ver- schiedenen Punkten mächtige Basalttuffe, zwischen denen noch jüngere Braunkohlenbildungen und Polirschiefer mit Leueiscus papyraceus auftreten, so namentlich am Habichtswald und bei Hof. Diese Basalttuffe sind also nicht, wie H. Scauzz !) an- ninnmt, älter als der Rupelthon. Dass wenigstens einzelne solcher Basalttuffe jünger sind, wie das marine Oberoligocän, beweist auch das Vorkommen oberoligocäner Versteinerungen in den Tuffen der Hohenzollernstrasse und. des Habichtswaldes. Die Basalttuffe sind vielfach von Basalten, bald gang-, bald stockförwig durchbrochen und auch überlagert. Diese Basalte sind also jünger als die Tuffe und somit auch jünger als die übrigen Tertiärbildungen der Casseler Gegend, und müssen dem obersten Oligocän oder schon dem Miocän an- gehören. Ä Die Basalttuffe selbst und die Polirschiefer sind wohl Oberoligocän, da sie in gleichmässig concordanter Lagerung den oberen Braunkohlenbildungen folgen und ausser Blattabdrücken häufig Leueiscus pupyraceus enthalten, durch dessen häufiges Auftreten ja auch die oberoligocänen Braunkohlenbildungen des Siebengebirges nach v. DEcHEn?) und TroscHEL?) ausge- zeichnet sind. Die Basalttuffe der Rhön (Kaltennordheim, Roth, Fladungen etc.) zieht SAnDBERGER*) wegen den darin resp. in den zwischen denselben liegenden Braunkohlenbildun- gen vorkommenden Üonchylien zu dem Untermioeän. Auch die Basalttuffe mit Braunkohlen vom Eisgraben nördlich von Roth rechnet er zum Untermiocän, hebt jedoch selbst hervor, dass in diesen Conchylien nicht beobachtet wurden, dagegen Fische, besonders Leuciscus papyraceus und Cobitis- brevis Mey. Es könnten immerhin die Tuffe äquivalent denen des Sieben- gebirges und des Habichtswaldes, und somit oberoligocän sein. Nach diesen Betrachtungen gliedern sich also die tertiären Bildungen der Umgegend von Cassel wie folgt: 2) ar a... 2) Verhandl. d. naturh. Vereins f. Rheinl. u. Westf. 1852. pag. 289 und 1879 pag: 392. 3) Ibid. XI. pag. 1-29. *) F. SAnDBERGER, Die Land- u. Süsswassercenchylien d. Vorwelt Wiesbaden 1870—1875. pag. 447 —448. Eee l. Untere Braunkohlenbildung (Kaufungen , Lichtenau, Hohenkirchen ete.). 2. Mitteloligoeäne, marine Schichten = Rupelthon (Kau- fungen, Erlenloch, Lichtenau, Landwehrhagen). 3. Oberoligocäne, marine Schichten = Meeressand (Kau- fungen, Ahnethal, Dachsberg, Erlenloch, Holzhausen, Land- wehrhagen etc), übergehend in | 4. Versteinerungsleerer Sand mit Knollensteiner (Meissner, Hirschberg, Steinberg, Belgerkopf, Schenkelsberg, Nordshausen, Habichtswald, Holzhausen etc.). 5. Obere Braunkohlenbildungen (Lichtenau, Holzhausen, Habichtswald, Meissner, Hirschberg, Steinberg, Schenkelsberg, Nordshausen etc.). 6. Basalttuffe mit Braunkohlenbildungen und z. Th. Polir- schiefer (Habichtswald, Hof, Hohenzollernstrasse, Meissner). Anmerkung: Belegstücke von den in dieser Arbeit erwähnten Punkten der Casseler Gegend sind in dem geolo- gischen Museum zu Göttingen niedeigelegt worden. 44 * BD 10. Ueber die Gattung Anoplophora SAnDB6. (Uniona PonLıe). Von Herrn A. von Kornen ın Göttingen. Hierzu Tafel XXVI. In Palaeontographica, N. F. Bd. VI., ist eine Arbeit von Dr. Hans Ponuie, betitelt „Maritime Unionen“, erschienen, welche eingehend die Eigenthümlichkeiten der Gattungen An- thracosia, Cardinia und Unio behandelt und für Vorkommnisse des unteren Keupers zwei neue Arten einer neuen Gattung „Uniona“ aufstellt, „Uniona Leuckarti und D. maritima Ponuıc.“ Der Text dieser Arbeit ist nun nicht immer leicht ver- ständlich, und widerspricht sich gelegentlich, so dass man beim Studium desselben oft Exemplare der gerade erwähnten Arten zur Hand nehmen muss, um sich ein eigenes Urtheil bilden zu können. !) Hieraus erklärt es sich, dass BEnsecke (N. Jahrb. 1881. II. pag. 281) rein referirend über die Arbeit berichtet, während Zırren (Handbuch der Palaeontologie I. 2. pag. 61) die Gat- tung Uniona Ponar. mit unter den „Vayadidae“ anführt, vielleicht hierzu mit durch die grosse Zuversichtlichkeit veranlasst, mit welcher Poatıs pag. 11 angiebt, es seien die betreffenden Formen „bislang beinahe gänzlich unbekannt geblieben.“ Da Ponuis als Fundorte seiner neuen Arten Weimar, Göttingen, Meissner, Goslar etc. angiebt, so durfte ich erwarten, gutes Material derselben, ähnlich den abgebildeten Exemplaren, im Göttinger Museum zu finden. Dasselbe enthielt aber nur ein Paar, zum Freilegen des Schlosses resp. der Muskel- eindrücke ungeeignete Stücke, ohne Namen, aber mit der von SEEBACH geschriebenen Bezeichnung des Fundortes „Diemar- dener Warte“, und einige schlecht erhaltene Exemplare aus 1) So wird pag. 22 gesagt, dass „alle jene Vorläufer“ (Anthracosia, Cardinia, Uniona) ..... „einen maritimen Aufenthaltsort gehabt ha- ben“, pag. 23 dagegen: „Alle jene Vorläufer ..... sind als Brack- wasserbivalven zu betrachten, während, im Einklang mit dem Titel, schon auf pag. 5 steht: „des Genus Uniona, eines neuen, mit Unio verwandten und zwar maritimen Geschlechtes“. 68l der Wırte’schen Sammlung mit den Etiquetten „Adenberg, n. sp.“ resp. „Myacites brevis“. Wirte und v. SEEBACH sind also die Entdecker dieser Vorkommnisse, zu welchen Poatıs während seiner Stellung als Assistent am geologischen Museum im Winter und ‚Sommer 1878 — 1879 unbehinderten Zugang hatte. Da ich nun fand, dass die (nach PonLie’s Angabe im Göt- tinger Museum befindlichen) Originale zu seinen Figuren 18, 19, 21, 22, 23, 25 auf Tafel 14 sämmtlich mehr oder weniger von diesen Abbildungen abweichen, so erschien es wünschens- werth, die Beschreibungen und Abbildungen der Gattung Uniona Ponruis einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Es glückte mir im Laufe des vorigen Sommers und Herbstes bei mehrfach wiederholten Besuchen des Fundortes, nördlich von Diemarden, von jeder der beiden Arten mehrere brauchbare Exemplare zu finden, welche etwa ebenso gross sind und mindestens ebenso gute Präparate des Schlosses und der Muskeleindrücke lieferten, als die von Pontıs abgebil- deten. Da nun die „vielem hunderte von Muschelpaaren“, welche Pounıs pag. 11 anführt, doch vermuthlich weniger gut und instructiv sind, als die von ihm abgebildeten, unzweifelhaft ‚mangelhaften Stücke, so glaube ich zunächst wenigstens qua- litativ ebenso gutes Material von Uniona zu besitzen wie PontLis; wie es- mit der Quantität steht, werde ich weiter unten erörtern. Auf Grund meines Materials habe ich aber folgende Be- merkungen zu machen: 1. Die von Ponuıg beschriebene Corrosion der Wirbel ist an keinem meiner Stücke vor- handen. 2. An keinem meiner Stücke sind vorn zwei Hülfs-Muskeleindrücke vorhanden. 3. Das Schloss meiner Stücke ist wesentlich von dem von Ponuig beschriebenen verschie- den, .und es ist daher die von PonLıc behauptete Ana- _ logie mit Unio bei diesen Stücken nicht vorhanden. Ad 1 möchte ich hervorheben, dass PonLis pag. 12 nur von 4 Exemplaren die Corrosion, noch dazu als in dreierlei Weise vorhanden anführt, indessen nur von einem behauptet, „die Corrosion ist ganz wie bei Unio, .... so dass die Schale wie von kleinen Bohranneliden zerfressen sich darstellt.“ Ob dies etwa wirklich der Fall ist, oder ob etwa diese Corrosion durch Zersetzung von Schwefelkies erfolgt ist, lasse ich ganz dahingestellt. Jedenfalls zeigt nach Ponuig’s Angabe nur ein Stück unter „vielen Hunderten“ und nur von der weniger 682 bauchigen Uniona maritima jene Corrosion, angeblich „ganz wie bei Unio“; es ist dies, wenn es wirklich eine derartige Corro- sion wäre, jedenfalls nur eine sehr seltene, individuelle Er- scheinung, welche nicht durch generelle Ursachen zu erklären ist und noch weniger als Gattungs - Merkmal angeführt wer- den kann. | Ad 2. Der innere, zweite Hülfs- Muskeleindruck soll die Eigenthümlichkeit haben (pag. 13), „dass er in der rechten Klappe anders erscheint als in der linken, wenn auch in beiden von gleicher Grösse und Lage: während er rechts durch eine Vertiefung dargestellt ist, bildet er links eine knotenartige Anschwellung, so dass es aussehen würde, wie ein Schloss- zahn, dem in der anderen Schale eine Schlossgrube entspricht, wenn die beiden Stellen nicht so weit von einander entfernt wären.“ Eine solche Lage eines Muskel - Eindruckes auf einer „knotenartigen Anschwellung“ wäre allerdings sehr eigen- thümlich. Ich finde jedoch bei meinen wenigen aber guten Exemplaren beider Arten, worunter zwei Paare zusammen- gehöriger Schalen von Uniona Leuckarti, überall nur einen, den höher liegenden, resp. näher dem Schlossrande liegenden Hülis- Muskeleindruck, wie er bei Cardinia, Astarte, (rassatella, Ve- nericardia etc. ganz gewöhnlich vorkommt. In der rechten Klappe von Uniona Leuckarti finde ich aber nicht eine „knoten- artige Anschwellung“, sondern eine zwar mitunter knotenartige, doch aber ziemlich parallel dem Schnabel verlaufende Ver- dickung der Schale, wie sie ähnlich bei Pelecypoden öfters vorkommt, und welche an dem davor liegenden Schliessmuskel- eindruck plötzlich aufhört; in der linken eine ganz ebensolche und ebenso liegende Verdickung, aber keine Spur eines zweiten, vertieften Hülfs-Muskeleindrucks. Ad 3. Schlosszähne, wie sie Pontıs beschreibt und (Taf. 13. Fig. 1 u. 8) abbildet, habe ich nicht finden können, bemerke aber, dass erstens Fig. 1 und 8 nicht unerheblich von einander verschieden sind, dass zweitens Fig. 1, 4 und 8 schon deshalb nicht eine Vorstellung von der Beschaffenheit des Schlosses geben, weil diese drei Figuren in sehr verschiedener Neigung der Schalebene gezeichnet sind, und drittens, dass Fig. 1, von welcher PonuLıs auf der Tafel - Erklärung sagt: „eins der wohlerhaltensten Schalenfragmente einer rechten Klappe (keine Präparate)“, vermuthlich stark angewittert war, wenn ein Entfernen des Gesteins nicht mehr nöthig war. Ich finde in der rechten Klappe von Uniona Leuckarti dicht hinter dem Wirbel einen breiten, von vorn allmählich sich erheben- den, aber schräg nach hinten und oben etwas schärfer ab- fallenden Zahn, welcher also gewissermaassen durch eine Er- 3x RS 683 höhung des Schlossrandes gebildet wird. Bei dem Taf. XXV1. Fig. 2 abgebildeten Exemplar ist dieser Zahn weit stärker als bei dem Fig. 3 abgebildeten. ‘Bei Uniona maritima ist in der rechten Klappe ein ähnlicher, durch Erhöhung des Schloss- randes gebildeter Zahn vorhanden, welcher indessen länger ist und auch nach hinten sich allmählich senkt. Zur Aufnahme dieses Schlosszahnes der rechten Klappe dient in der linken eine breite, nur bei Uniona Leuckarti schräg nach hinten und oben schärfer begrenzte Einsenkung des Schlossrandes, welcher an dieser Stelle in der linken Klappe weit stärker geschwungen ist, als in der rechten. Der vordere Schlossrand der rechten Schale greift mit einer dünnen, bei Uniona Leuckarti ca. 1,5 mm hohen, La- melle über den der linken Schale über, welche hier von aussen eine schwache Vertiefung zeigt und darunter eine niedrige, nach vorn sich etwas mehr erhebende Kante, also einen schwachen Seitenzahn. Demselben entspricht in der rechten Schale eine längs der übergreifenden Lamelle verlaufende Rinne. Ein ähnlicher, aber noch stumpferer, langer Seitenzahn ist hinten in der rechten Klappe von Uniona maritima vorhanden und dem entsprechend eine flache Rinne in der linken Klappe, welche hier über die rechte übergreif. Bei meinen Exem- plaren von Uniona Leuckarti ist der hintere Schlossrand nicht gut genug erhalten, um volle Sicherheit über das Vorhanden- sein eines Seitenzahnes zu geben. Das Ligament ist jedenfalls sehr kräftig gewesen und dürfte vorn an dem Schlosszahn der rechten Klappe, also an den Wirbeln, angefangen und bis zum Ende der vertieften Area nach hinten gereicht haben. Vom Wirbel läuft in der rechten Schale von en Leuckarti eine etwas nach vorn gekrümmte Furche nach dem Schlossrande resp. dem Schlosszahn. Durch das Ligament und die, wenn auch schwachen, Seitenzähne wurden die Schalen meist in ihrer Lage zu einander erhalten, schwerlich durch die „starke Muskulatur der Muschelthiere“, wie Psouısg pag. 11 meint, da diese nach dem Tode des Thieres resp. bis zur Einbettung der Schalen in den Schlamm kaum noch Einfluss auf das Zusammenhalten der Schalen ausüben konnte. Die Lunula ist bei Unionu maritima durch eine verhältniss- mässig scharfe Kante begrenzt, bei Uniona Leuckarti durch eine ganz stumpfe Kante, welche meist eine etwas erhabene Leiste trägt. Aus Obigem ergiebt sich nun wohl zur Genüge, dass überhaupt Ponnie’s Angaben über die Gattungs - Merkmale 684 seiner Gattung Uniona und über deren Verwandtschaft mit der Gattung Unio im Wesentlichen unrichtig sind. Auf eine Reihe sonstiger irriger Angaben in der Ponuie’- schen Arbeit habe ich keine Veranlassung, hier weiter einzu- gehen, da keine Gefahr vorliegt, dass dieselben weitere Ver- breitung in der Literatur finden werden. Was indessen die von PoHLIG gegebenen neuen Namen betrifft, so sind dieselben sämmtlich entbehrlich resp. zu den Synonymen zu stellen. Nach Ponuie’s eigener Erklärung (pag. 19) ist seine Uniona Leuckarti ident mit Megalodon Thuringieus TEGWTMEYER (Zeit- schrift f. d. ges. Naturwissensch. 1876. pag. 434 ff., Taf. 6. Fig. 2) aus dem unteren Keuper von Cölleda, Molddorf und Haar- hausen, der Speciesname „Thuringicus“ wäre also als der ältere anzunehmen. !) Poauıs hat aber übersehen, dass GoLpruss (Petrefacta Germaniae II. pag. 242. Taf. 150. Fig. 3) eine Venus donacina SCHLOTH. (Venulites donacinus SCHLOTH., Petrefacten - Kunde pag. 196) aus der Lettenkohle aus einem Brunnen in Gotha beschrieben und abgebildet hat, und dass Borxemann (Organ. Reste d. Lettenkohle Thüringens pag. 16, Taf. 1. Fig. 7) die- selbe Art auch aus dem Johannisthal bei Mühlhausen anführt und abbildet. (Was Aısertı [Ueberblick über die Trias, Taf. 4. Fig. 3] unter dem gleichen Namen abbildet, könnte eher zu Myophoria Struckmanni gehören.) Herr Geh. Rath Berrıcah, welchem die Uebereinstimmung der Uniona Leuckarti mit der SCHLOTHEIM' schen Art nicht ent- gangen war, hat mir nun gütigst SCHLOTHEIM sche Originale aus dem Berliner Museum zur Ansicht zugesendet, und auf meine Bitte auch Herr Dr. Borwemann die seinigen von Mühl- hausen. Bei directem Vergleich finde ich, dass diese Originale, abgesehen von ihren etwas kleineren Dimensionen (ca. 32 mm Höhe und ca. 44 mm Breite) gut mit den Exemplaren von Diemarden übereinstimmen, soweit sich dies bei etwas ver- drückten Exemplaren mit Bestimmtheit sagen lässt. Nament- lich stimmt auch eine linke Schale von Gotha, an welcher der Schlossrand und die vorderen Muskeleindrücke freigelegt sind, in diesen Punkten mit meinen Stücken gut überein, und wir erhalten daher folgende Synonymie für unsere Art: Venulites donacinus SCHLOTH. (GOLDF. u. BORNEM.), Megalodon Thuringicus TEGETMEYER, i Uniona Leuckarti PoHLis, 1) Auf der Abbildung des Steinkernes ist hier auch der Hülfs- Muskeleindruck — aber nur einer — deutlich zu sehen. ! u 685 _ und da sie, wie ich weiter unten ausführen werde, der Gattung ‚noplophora Spge. angehört, so ist sie zu bezeichnen als Ana- plophora donacina ScHLOTH. sp. Unsere Taf. XXVI. Fig. 1—3. Ein Vergleich der Uniona maritima (welche Ponuie in Exemplaren von allen Grössen kennt, „von I—2cm an“), na- mentlich der Abbildung Fig. 14 u. 14a auf Taf. 13, mit Ab- bildungen des „Myacites letticus Qurnst.“, wie der von BornE- Mann (pag. 15. Taf. 1. Fig. 3—5), ergiebt zur Genüge, dass Uniona maritima ebenso wenig wie Uniona Leuckarti „bislang beinahe gänzlich unbekannt geblieben ist“. Freilich sind die Exemplare dieser Art — und zwar auch bei Diemarden — meistens nur etwa 2—83 cm gross, und dann dünnschalig und verhältnissmässig länger, aber gewöhnlich in enormer Menge zusammengehäuft, und solche Exemplare findet man allerdings an vielen Stellen in der Lettenkohle zu „vielen Hunderten“. Bei einzelnen solchen Exemplaren von Diemarden habe ich auch den Schlossrand beobachten können, welcher mit dem eben beschriebenen von Uniona Leuckarti gut übereinstimmt, aber natürlich entsprechend dünner ist. Der äusserste Schloss- rand ist jedoch fast immer abgebrochen, wie anscheinend auch bei dem von Auserrı (Ueberbl. Trias Taf. 3. Fig. 12b) abge- bildeten Stücke. Diese Abbildung reproducirte auch Zirteu (Handb. d. Palaeont. pag. 62. Fig. 87) zusammen mit einer Diagnose der Gattung Anoplophora SAXDB6., indem er wesent- lich den Angaben Auserri’s (l. c. pag. 154 ff.) folgt. Sanp- BERGER hat nun aber (Gliederung d. Würzb. Trias pag. 196) die Gattung Anoplophora aufgestellt für Myacites brevis SCHAUR. — Anodonta letlica QuEnsT. — Anodonta gregaria QUENST. = Lucina Romani Au».!) mit der Bemerkung: „Anoplophora ist einfach eine Cardinia ohne Cardinal-Zähne, aber mit ebenso wie bei den typischen Cardinien gebauten Seitenzähnen; sie verhält sich zu Cardinia, wie Anodonta zu den typischen Unio - Arten.“ Von dieser, nach sehr unvollkommenem Material entwor- fenen Beschreibung ist nach meinen Exemplaren doch etwa die Hälfte richtig. Die Beschreibung des Schlosses müsste lauten: In der linken Klappe liegt unter und etwas hinter dem Wirbel eine Einsenkung des hier stärker geschwungenen Schlossrandes zur Aufnahme eines dicken, aber sehr stumpfen Zahnes der rechten Klappe, welche hier nur wenig geschwungen ist. In der linken Klappe ist vorn, in der rechten hinten, je ein nie- driger, langer Seitenzahn vorhanden, welcher nur durch eine Erhöhung des nicht verbreiterten Schlossrandes gebildet wird. 1) TEGETMEYER hält Zucina Romani für verschieden von der Ano- donta lettica. Ich selbst kann darüber kein Urtheil abgeben. 68 Diese Seitenzähne greifen ein in Rinnen (der gegenüberliegen- den Klappen, rechts vorn, links hinten), welche nach aussen durch den übergreifenden Schalrand, nach innen durch den etwas verbreiterten Schlossrand begrenzt werden. Es gleicht hiernach der vordere Schlossrand der rechten Schale einigermaassen dem der linken von Cardinia, und der hintere Schlossrand der linken Schale von Anopiophora dem. der rechten Schale von Cardinia. Der vordere Schlossrand der linken und der hintere der rechten Schale kann bei mangelhafter Erhaltung zahnlos er- scheinen, wie auch der stumpfe Zahn resp. die Grube unter den Wirbeln meist nicht deutlich erkennbar sind. Hierdurch werden also die von einander so abweichenden Angaben Qvurx- STEDT'S, SANDBERGER’S etc. theils bestätigt, theils Dune und ergänzt. Für die zweite Art ist daher der Name ee ‚inoplophora lettica QUENST. Sp., TEGETNEYER, |. c. p. 430 etc. Unsere Tafel XXVI. Fig. 4 u. 5. Anodonta lettica Quenst.. l’etref.-Kunde pag. 630 t. 55. f. 16. Anodonta gregaria Qussst., ebenda t. 59. f. 9. Myacites brevis SCHAUROTH, Zeitschr. d. d. geol. Ges. IX. pas, 119-0. 0:36 | Myacites letticus BORNEMANN, Organ. Reste der Lettenkohle pag. 15. t. 1. f. 3—5. Cardinia brevis SCHALCH, Beitr. z. Kenntn. d. Trias d. süd- östl. Schwarzwaldes pag. 71, 72, 73, 77. Cardinia (Anoplophora) brevis SCHAUR., SANDBERGER, Glie- derung d. Würzburger Trias pag. 196, 197, 198, 199, 200, 202, 203. Was nun die systematische Stellung der Gattung An»plo- phora betrifft, so hat sie mit Cardini: in der Gestalt und den Muskeleindrücken wohl Aehnlichkeit, durch die Schlosszähne unterscheidet sie sich aber doch sehr erheblich von dieser Gattung, so dass sie nicht wohl zu derselben etwa als Unter- gattung gestellt werden kann. Grössere Aehnlichkeit mit Ano- plophora zeigt dagegen die Gattung ./nthracosia der Stein- kohlenformation und des Rothliegenden. Das Material, auf Grund dessen ich mich in dieser Zeit- schrift 1865 pag. 270 gegen die Stellung der westfälischen Anthracosien zu Unio aussprach, hatte ich damals dem Ber- liner Museum übergeben und ich habe dasselbe jetzt wenigstens theilweise wieder vergleichen können. Zwei zusammengehörige Schalen der Anthrac. securiformis Lupw. sp. lasse ich Fig. 6 und 7 in zweimaliger Vergrösserung abbilden. Die rechte Schale von Anthracosia trägt unter resp. ein wenig hinter dem - Wirbel einen dicken, stumpfen Cardinalzahn mit einer oder ein Paar Kanten und darunter eine ganz flache, mitunter gekerbte "a Einsenkung des Schlossrandes; die linke Schale eine breite, “nur wenig gegen den hinteren Schalrand geneigte Einsenkung des hier stärker geschwungenen Schlossrandes, und darunter eine Anschwellung desselben , welche allenfalls als schwacher Zähn gedeutet werden könnte. Vorn scheint die rechte Schale £ über die linke überzugreifen. Hinten ist, als Seitenzahn deut- bar, eine stumpfe Kante auf dem Schlossrande der linken Klappe, und in der rechten eine flache Furche vorhanden. Der vordere Muskeleindruck ist eigenthümlich grubig, ge- wissermaassen in eine Anzahl kleinere Eindrücke getheilt, und - kann durch deren recht verschiedene Lage ganz unregelmässig & gestaltet sein. Mitunter liegt ein solcher kleiner Eindruck nach _ irgend einer Seite von den anderen entfernt, und dergleichen wurde von Lupwısc (Palaeontogr. VIII. t.4. f.2, 3 u. 4 bei e) als zweiter vorderer Muskeleindruck gedeutet. Lupwic hat - aber dabei übersehen, dass immer noch ein wirklicher Hülfs- Muskeleindruck dicht am Schlossrande vorhanden ist, ähnlich wie bei Cardinia, Crassatella etc. Wenn es hiernach nun auch thunlich erscheint, die Gattungen Cardinia, Anthracosia und inoplophora zu einer Familie der Cardiniiden zu vereinigen, wie _ ZurteL dies thut, so dürfte diese doch richtiger in die Nähe der Astartiden etc. gestellt werden als neben die Unioniden. ä Erklärung der Tafel XXVI. E: Figur 1-3. Anoplophora donaeina SCHLOTH. sp., aus Mergeln im B Liegenden der Plattenkalke des unteren Keupers, nördlich von der Die- R- mardener Warte bei Göttingen. = Figur 1 u. 2. Zusammengehörige Klappen. “R Figur 4 u. 5. Anoplophora lettica QuENST. sp., ebendaher. Figur 1-5 im Göttinger Museum. Figur 6 u. 7. Anthracosia securiformis LUDWIG Sp., zusammenge- hörige Klappen, von- der Steinkohlengrube Hannibal bei Bochum in zwei- maliger Vergrösserung. Im Berliner Museum. x NB. Bei „a“ ist bei Fig. 1-5 die Lage des Hülfs-Muskeleindrucks angegeben, und zwar durchgängig etwas zu stark. a he are 688 Il. Stachyodes, eineneue Stromatoporidae. Von Herru Acc. Barcarzky in Cöln. Nachdem ich meine in den Verhandlungen des natur- historischen Vereins der preussischen Rheinlande und West- falens veröffentlichte Dissertation über die Stromatoporen des rheinischen Devons bereits abgeschlossen hatte, machte Herr Prof. SchLüTEr in Bonn mich auf eine in den devonischen Ablagerungen von Paffrath vorkommende Versteinerung auf- merksam, welche nach seiner Meinung in naher Beziehung zu den Stromatoporen stehen dürfte. Diese Vermuthung des Herrn ScHLüTEr wurde durch meine Untersuchung des betref- fenden Fossils bestätigt. Das Gehäuse der fraglichen Versteinerungen, welche ästig verzweigte, auf fremden Körpern festgewachsene Stöcke bildet. ist, wie dasjenige der Stromatoporen, aus äusserst feinen Kalkfasern zusammengesetzt, welche aus einem filzigen Gewebe bestehen. Die Oberfläche der 5— 10 mm dicken Aeste des Stockes ist mit feinen, für das unbewaffnete Auge noch deutlich sichtbaren Poren besetzt; dazu kommen an der Spitze der Aeste und Zweige eine oder mehrere grössere Oefinungen. Letztere sind, 689 _ wie an Längsschnitten durch die Axe der Aeste zu erkennen ist, die Endigungen von mehr oder weniger cylindrischen Hohl- räumen, welche sich wie der Stock selbst verzweigen und in _ der Axe der einzelnen Zweige verlaufen. Der Querschnitt _ der axialen Kanäle ist insofern abhängig von der Dicke der Zweige, in denen sie verlaufen, als die dickeren Zweige die _ weiteren Hohlräume enthalten. “on diesen als coenosarcale Höhlungen aufzufassenden Hohlräumen strahlen, wie an Längs- schnitten durch die Zweige zu sehen ist, die Zellen garben- förmig aus, d. h. in ihrem untersten Theile gehen die Zellen - ziemlich der Axe der betreffenden Zweige parallel und ent- fernen sich anfangs nur langsam, dann schneller von derselben; in ihrem obersten Theile endlich stehen die Zellen fast senk- recht zur Axe der Zweige. Da die Zellen um die hohle - ÄAxe gruppirt sind, ähnlich wie die Früchte einer Aehre um die Spindel, so schlage ich für die Gattung den Namen Stachyodes vor. Der Durchmesser der Zellen, deren obere En- - digungen das poröse Aussehen der Oberfläche hervorbringen, beträgt 0,2—0,25 mm. Benachbarte Zellen sind durchschnitt- lich etwa um den eigenen Durchmesser von einander entfernt. Böden habe ich in den Zellen nicht beobachtet. Mit unbe- wafinetem Auge glaubt man in der zwischen den Zellen lie- _ senden Zwischensubstanz solide Zellwände zu erblicken, unter dem Mikroskop gewahrt man jedoch, dass die Zwischensubstanz nicht solide Zellwände bildet, dass vielmehr die Zellen durch poröses Coenenchym von einander getrennt werden, durch dessen Poren andererseits ein Zusammenhang der verschiedenen Zellen hergestellt wird. Hin und wieder findet ausserdem eine _ directe Verbindung benachbarter Zellen durch coenenchymale Kanäle statt. Die Querschnitte durch die Zweige des Stockes von Stachyodes entsprechen vollständig dem soeben von den Längs- schnitten entworfenen Bilde. In der Mitte oder in der Nähe des Centrums eines solchen Querschnitts sieht man an Dünn- schliffen eine oder mehrere rundliche Oeffnungen von 0,5 bis 1 mm Durchmesser, welche die Querschnitte der axialen Hohlräume repräsentiren (Fig. 2a). Diese centralen Oeff- nungen sind zunächst umgeben von einem Netzwerk sehr feiner, regellos vertheilter rundlicher Maschen, der Querschnitte der Zellen (Fig. 2b). An dieses Netzwerk rundlicher Maschen schliesst sich nach der Peripherie hin ein System radial ge- streckter, nach aussen nicht geschlossener Maschen an, welche die obersten der Länge nach durchschnittenen, senkrecht zur Axe der Zweige verlaufenden Theile der Zellen darstellen (Fig. 2c). — Die poröse Beschaffenheit des Coenenchyms, sowie der directe Zusammenhand mancher benachbarter Zellen ist auch am Querschnitt zu erkennen. Was die systematische Stellung von ‚Stachyodes angeht, so kann dieselbe wegen der inneren Structur des Skelets, die vollständig mit der bei den Stromatoporen übereinstimmt, weder zu den Spongien, noch zu den Anthozoen, noch zu den Bryozoen gestellt werden !), ist vielmehr unter die Hydrozven einzureihen. Von den mir bekannten Stromatoporen des rhei- nischen Devons ist es die Gattung Parallelopora ?), an welche Sta- chyodes sich am engsten anschliesst. Die Stöcke von Stachyodes sind wie die von Parallelopora aus parallelen oder annähernd parallelen Zellen zusammengesetzt, die in poröses Coenenchym eingebettet sind, und die durch dieses Öoenenchym hindurch miteinander in Zusammenhang stehen. Stacyodes unterscheidet sich von /’arallelopora in erster Linie durch das Fehlen der horizontalen Böden, wie sie in den Zellen von Parallelopora vorkommen. Ein anderer Unterschied besteht in dem ver- schiedenen Wachsthum der Stöcke beider Gattungen. Wäh- rend bei Parallelopora die Zellen sich senkrecht auf der Unter- lage erheben, bilden dieselben bei Stachyodes mit der Axe, von welcher sie ausgehen, einen spitzen Winkel. Es könnte daher von concentrischer Schichtung bei Stachyodes nicht die Rede sein, selbst wenn die Zellen durch Böden in über- einanderliegende Etagen getheilt wären. Das Fehlen der den Astrorhizen der Stromatoporen entsprechenden Eindrücke röhrenartiger Fortsätze des Coenosarcs auf der Oberfläche, oder parallel der Oberfläche im Innern des Stockes von !) Verh. d. naturhist. Vereins d. Rheinl. 1881. (Dissert. pag. 72.) 2) Ibidem pag. 63. 691 Stachyodes ist nicht auffallend, da bei einer und derselben - Gattung der Stromatoporen u. a. auch bei der Gattung Paral- lelopora diese Eindrücke bald vorhanden sind (z. B. bei Parall. _ astiolata!) und bei Parall. stellaris?)), bald fehlen (bei Parall. eifeliensis*)). Bei Stachyodes sind dahingegen coenosarcale Hohlräume in der Axe der Zweige vorhanden. Durch diese Eigenthümlickeit schliesst sich Stachyodes an Millepora an. ‚Der Güte des Herrn Prof. SchLütTer in Bonn verdanke ich einige Exemplare von Millepora aus der Kreide. Das Gehäuse dieser Exemplare ist nicht baumförmig verzeigt, sondern hat kugelige Gestalt und einen Durchmesser von 8-9 mm. We- gen der kugeligen Gestalt kann .bei diesen Exemplaren von _ einer hohlen Aehre nicht die Rede sein; wohl aber haben sie _ einen hohlen Kern, von welchem die Zellen nach allen Rich- tungen ausstrahlen. Dünnschliffe, welche ich von diesen Mille- poren anfertigte, zeigten mit den Querschnitten durch die Zweige von Stechyodes eine ganz auffallende Aehnlichkeit. Bei beiden Gattungen strahlen die Zellen von einer hohlen Axe resp. _ einem hohlen Kern aus; bei beiden Gattungen sind die Zellen _ ohne Wände, nur Aushöhlungen im porösen Coenenchym. - Auch die innere Structur des Skelets ist bei beiden Gattun- gen ganz dieselbe. Wenn auch das Fehlen der Böden bei Stachyodes einen wesentlichen Unterschied von Millepora aus- macht, so lässt sich doch wegen dieses Unterschiedes eine Verwandtschaft beider Gattungen nicht leugnen, und es wird durch die Gattung Stachyodes die zwischen Jarallelopora und Millepora noch immer sehr grosse Kluft in etwas ausgefüllt. | Wegen der baumförmig verzweigten Gestalt ihrer Stöcke - lege ich der mir vorliegenden Art von Stachyodes den Species- namen „ramosa“ bei. Stachyodes ramosa findet sich häufig im mittleren Kalke von ‚Paffrath in den Steinbrüchen an der Schlade. : e Originale in der Sammlung des Herrn SchLütEr in Bonn “ 2) Verh. d. naturh. Vereins d. Rheinl. 1881. (Dissert. pag. 64.) wi 2) Ibidem pag. 65. : 3) Ibidem pag. 68. 692 Fu 5, B. Briefliche Mittheilungen. 1. Herr FrAntzEn an Herrn Bezyriıch. Ueber den Muschelkalk in Schwaben und Thüringen. Meiningen, den 17. December 1881. Es wird Sie vielleicht interessiren, zu vernehmen, dass ich im October eine Woche lang in Württemberg war, und die gebotene Gelegenheit benutzte, um auch Herrn Eck zu be- suchen, welcher nichts mehr bedauerte, als dass es ihm nicht möglich war, schon zwei Tage nach dem Beginne seiner Vorlesungen dieselben wieder zu schliessen, um mich zu seinen Muschelkalkprofilen begleiten zu können. Indessen habe ich, mit seinen Karten und Anweisungen wohl ausgerüstet, doch ziemlich viel ansehen können und besonders die Gegend um Freudenstadt, Aach, Dornstetten, Nagold etc. untersucht. Es kam dabei mancherlei Ueberraschendes zu Tage, z. B. dass in Württemberg nicht nur der Chirotheriumsandstein (ca. 30 m dick), wenn auch etwas anders wie hier aussehend, vorhanden ist, sondern auch der Röth, wenn auch sehr verkümmert. Ich fand bei Nagold an seiner oberen Grenze selbst unsere blätt- rigen Zellenkalke wieder. Besonders interessant war mir ferner der untere Terebratelhorizont im schwäbischen Wellendolomit mit der von Eck beschriebenen kleinen Terebratel, welche durch das Fehlen der Einsenkung in der Mitte der Rücken- schale charakterisirt ist. Ich habe in Folge dieser neuen An- regung nach dem Lager der gleichen Muschel in hiesiger Ge- gend eine genauere Untersuchung angestellt, und bin zu dem Resultate gekommen, dass der untere schwäbische Terebratel- horizont mit unseren Oolithbänken identisch ist. Ich fand die Muschel hier überall in der untersten Oolithbank, der Oolith- bank « Nordthüringens, der etwa 25 Fuss unter der EmmRicH- schen Oolithbank (3 Nordthüringens) liegt. Diese Bank ist hier nur stellenweise eine echte Oolithbank, aber selbst bis 2 Fuss mächtig, ist aber von Emmrıcu übersehen oder doch nicht gewürdigt worden. Sie erhält jetzt dadurch, dass sie die Eck’sche Terebratel oft ebenso zahlreich, wie in Schwaben 693 enthält, eine besondere Bedeutung. Allerdings ist es hier oft recht schwer, aus dem harten Gestein gute und unverletzte Exemplare herauszuklopfen, während man solche in Schwaben mit Leichtigkeit in dem weichen erdigen Mergel zu Hunderten sammeln kann. Ebenso kommt diese Muschel in EnnmrichH’s Oolithbank (ß), allerdings hier sehr selten, vor. Ich halte die Eck’sche Unterscheidung der beiden Tere- bratelformen für die Gliederung des Wellenkalks für sehr wichtig, und werde daher meine Untersuchungen über diese Sache der geologischen Landesanstalt als kleinen Beitrag zum nächsten Jahrbuche einsenden, derselben dann auch von dem hier und in Schwaben gesammelten Materiale zur Verfügung stellen. Ich werde die Eck’sche Terebratel dem Entdecker zu Ehren als Terebratula Ecki taufen. 3, Herr A. Herrann an Herrn W. Dames. Geschwindigkeit der Bewegung der grönländischen Gletscher im Winter. Christiania, den 28. Januar 1882. Von Herrn R. R. S. Hammer, Premierlieutenant in der dänischen Marine, ist soeben eine Arbeit über den Gletscher im Eisfjord von Jacobshavn in Nordgrönland veröffentlicht worden (Undersögelser ved Jacobshavns Isfjord og narmeste Omgivelser.. Herr Hammer hat die mühevolle Arbeit unter- nommen, die Geschwindigkeit der Bewegung eines grossen grön- ländischen Gletschers im Winter zu messen und zu diesen Untersuchungen hat er den Eisfjord von Jacobshavn gewählt, da eben hier meine Messungen vom Sommer 1875 vorlagen. Wie aus den Tabellen hervorgeht, nimmt die Geschwin- digkeit der Bewegung gegen die Mitte des Gletschers zu; die grösste von Herrn Hammer beobachtete Geschwindigkeit ist 15,56 Meter (49,6 Fuss) in 24 Stunden. Dieser Punkt lag 875 Meter vom Ufer des Fjordes entfernt. Die mittlere Ge- schwindigkeit dieses Punktes ist 12,5 Meter (39,8 Fuss) in 24 Stunden; es muss aber bemerkt werden, dass die ziemlich ebene Mitte des Gletschers sich ohne Zweifel mit noch grös- serer Geschwindigkeit bewegt, welche, niedrig gerechnet, zu ‚50 Fuss (15,69 Meter) veranschlagt werden kann. Wenn man diese Messungen des Herrn Hanner im Winter 1879 — 1880 mit den meinigen vom Sommer 1875 vergleicht, dann wird sich ergeben, dass die Geschwindigkeit der Bewe- gung im Winter und Sommer nicht sehr verschieden sein kann. Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIII. 4. 45 - 694 Ich beobachtete in einem Abstande von 1050 Meter vom Ufer eine mittlere Geschwindigkeit von 20 Meter, und die von Herrn Hammer für die Mitte des Gletschers geschätzte Ge- schwindigkeit ist wenigstens 50 Fuss (15,69 Meter). Diese Beobachtungen stimmen ziemlich gut überein, vor Allem wenn man bemerkt, dass die Observationsstellen in einem Abstand von ungefähr °/, Meilen von einander entfernt liegen. Es gelang nämlich im Winter 1879—1880 nicht an meinen alten Observationsplatz vorzudringen, da Packeis und tiefe Spalten den Weg sperrten. Tabelle L Die Geschwindigkeit der Bewegung des Gletschers von Jacobshavn, Juli 1875 nach den Messungen HELLAND’s: ’ Punkt I. Punkt I Punkt II Punkt IV. Punkt V Punkt VI Meter. | Meter. | Meter. | Meter. | Meter. | Meter. Abstand vom Ufer des | Mjordesor.. 220%, 400 | 420 | 445 449 | 1049 | 1059 Ne 14,62 | 17,95 | 14,93 | 15,41 a 14.27 | 1216 | 15.90, 1481| 17,08 | 19,30. 15,21 | 15,97 | 14,72 | 15,70 | 22,46 | 19,78 Tabelle I. Die Geschwindigkeit der Bewegung des Gletschers von Jacobshavn, März und April 1880 nach den Messungen Hammer’s: & So >) I. Ö \ = — —_ -_ _ —_ = as aa eu 3 = = D 2% Meter. | Meter. | Meter. | Meter. | Meter. = Abstand vom Ufer des | | Kjordesy hen. 282 | 549 |: 615 | : 875] 812 !.1 659.| + Z81! 9,69 38.15 — 12° 5,05 | 715| 869| 11,731 — 130 5,35 | 8,96) 8911880 180 NE ” 5,21 | 10,57 | 13,87 | 14,87 — 170 Geschwindigkeit in 24 5,33 | 5,40| 5,84| 10,17 — 21° Stund _ 53.1, 22025 tunden. 590 | 5a en 3,55 | 822| 9,73| 11,14| 11,45 | — 4° 4,33 | 753| 885| 12,64 | 12,08) — 6° 4,96 | 10,32 | 11,36 | 15,56 | 13,37) — 8° Die in der Originalarbeit in Fuss angegebenen Zahlen habe ich in Meter umgewandelt, damit die beiden Tabellen besser verglichen werden können. 69 3. Herr A. Remer£ an Herrn W. Dames. Ä = Ueber das Vorkommen des schwedischen Cerato- pygekalks unter den norddeutschen Diluvial- | geschieben. Eberswalde, im Februar 1882. Durch freundliche Vermittelung des Herrn Ober - Forst- meisters Freiherrn von NoRDENFLYCHT zu Neustrelitz ist mir von Herrn Ober - Medieinalrath Dr. Goetz daselbst das von mir im vorigen Hefte (pag. 500) besprochene glaukonitführende Kalkgesteingeschiebe zugeschickt worden, welches das Original- exemplar von BeyrıcH’s Harpides hospes enthält und gegen- - wärtig der dortigen Grossherzoglichen Petrefactensammlung angehört. Die grosse Aehnlichkeit des Gesteins mit dem glau- konitischen Vaginatenkalk der Mark ist nicht zu leugnen. Indessen sind doch auch einige petrographische Unterschiede unverkennbar, die ich um so eher hervorheben möchte, als der mir früher allein davon zu Gesicht gekommene Splitter in der Borr’schen Sammlung von einer helleren Stelle des Stückes abgeschlagen worden ist und nicht genau den Totaleindruck desselben wiedergiebt. Der die Grundmasse des Neustrelitzer Geschiebes ausmachende dichte Kalk ist im Ganzen etwas ‘dunkler, mehr in’s Bräunliche gehend und von einem ziemlich ausgeprägt splittrigen Bruch. Die Glaukonitkörnchen haben zwar das nämliche Aussehen wie in dem märkischen Glaukonit- kalk, allein sie sind kleiner und viel weniger reichlich einge- sprengt. Inmitten der vorbezeichneten bräunlichgrauen Kalk- steinmasse liegen gewissermaassen conglomeratartig einzelne Partieen von hell graugrünem, etwas erdig aussehendem Kalk, in welchem die Glaukonitkörnchen noch spärlicher eingewachsen sind. Etwas Aehnliches zeigt sich nun allerdings auch bei un- serem glaukonitischen Vaginatenkalk, indem die aschgraue, mit Glaukonit durchsprengte Hauptmasse des Gesteins hier und ‘ da hell gelblichgraue Partieen von mehr oder weniger mürber Beschaffenheit umschliesst. Dessenungeachtet hat das Harpides- Geschiebe doch im Ganzen einen etwas abweichenden Habitus, und lässt sich hiernach auch petrographisch von dem anderen Gestein trennen. Hält man beide nebeneinander, so fällt der Unterschied leicht in’s Auge. Hinsichtlich der Zusammen- setzung kann ich hoch anführen, dass das Geschiebe von 45 * e. x » Y ex N N F ee AU R E a he R30:30% | Be TE WA & Neustrelitz reicher an Kieselsäure ist, dagegen einen etwas geringeren Thongehalt besitzt. | Uebrigens enthält letzteres Stück noch sehr dürftige braune Trümer von Trilobitenschalen und ein paar Fragmente kleiner Orthis- Klappen. Einen bestimmteren Anhaltspunkt gewähren diese sehr unvollkommenen Reste zwar nicht, jedoch erinnern wenigstens die Orthis-Fragmente an die kleinen Schalen dieser Gattung, welche im Ceratopygekalk Schwedens vorkommen. Die Zugehörigkeit zu dieser Zone halte ich auch jetzt, nach genauerer Prüfung, für wahrscheinlich. ie Mag indessen bezüglich des vorstehend besprochenen Ge- schiebes immer noch einiger Zweifel übrig bleiben, so glaube ich dagegen in einem neuerdings von mir bei Heegermühle unweit Eberswalde gefundenen Diluvialgerölle mit voller Be- stimmtheit ein dem schwedischen Ceratopygekalk entsprechen- des Stück in Händen zu haben. Das reichlich faustgrosse (eschiebe: besteht aus einem höchst eigenthümlichen, überaus buntfarbigen dichten Kalk von vorwiegend etwas mürber Be- schaffenheit. Violettrothe, ockergelbe und grünliche Partieen liegen ziemlich regellos durch- und nebeneinander; das die Ockerfärbung bedingende Eisenoxydhydrat ist augenscheinlich durch eine spätere Oxydation der in den grünlichen Partieen sehr fein zertheilten Glaukonitsubstanz entstanden. Daneben ist das (restein aussergewöhnlich reich an eingewachsenen Glaukonitkörnchen von lebhaft grüner Farbe, weit mehr als der glaukonitische Vaginatenkalk unter den märkischen Ge- schieben. Die Glaukonitkörnchen sind nicht gleichmässig durch die ganze (sesteinsmasse vertheilt, einzelne Partieen, nament- lich unter den ockergelben und grünlichen, enthalten dieselben weit spärlicher, wodurch der conglomeratähnliche Eindruck, den das Gestein macht, noch gesteigert wird. Ausserdem sind vereinzelte durchscheinende Kalkspathblättchen eingesprengt. Dieses Geschiebe ist nun ganz erfüllt von einer kleinen Orthis-Art mit starken dichotomireuden Rippen; die gewölbtere Klappe zeigt einen schwach angedeuteten Mittelwulst, die andere einen deutlicher ausgeprägten Sinus. Diese Orthis ist identisch mit der kleinen Art, welche in mehreren Exemplaren in den beiden Stücken von Oeländischem Ceratopygekalk ent- halten ist, die Sie von Ihrer schwedischen Reise mitgebracht und mir zur Vergleichung übersandt haben. Das eine dieser Stücke ist ein hellgrünlicher dichter Kalk mit sehr sparsam eingesprengten Glaukonitkörnchen, das andere zeigt einen ähn- lichen Kalk als Grundmasse, in welcher aber eine ausser- ordentliche Menge jenes grünen Minerals enthalten ist. Fleck- weise erscheint jedoch auch hier der Glaukonitgehalt bedeutend ‚697 vermindert. Nicht nur bezüglich der auffallend grossen Quan- tität und der Art der Vertheilung der Glaukonitkörnchen, sondern auch in dem Aussehen der letzteren stimmt das eben erwähnte Stück mit dem vorhin beschriebenen Geschiebe überein: diese Körnchen zeigen hier wie dort glatte, verschie- dentlich gekrümmte und eingedrückte Oberflächen, so dass sie in verkleinertem Maassstabe die äussere Form mancher Bohn- erze nachahmen. Was die Farbenunterschiede der Gesteine selbst angeht, so ist dieser Umstand um so weniger von Be- lang, als im Bereiche des schwedischen Ceratopygekalks grosse Schwankungen in der Färbung und dem anderweitigen petro- graphischen Verhalten hervortreten. Neben einigen unbestimmbaren Fossilresten enthält das Heegermühler Gerölle noch folgende Petrefacten: 1. eine kleine Discina ; 2. ein grösseres Pygidium von Megalaspis sp., nahe ver- wandt mit Megalaspis planilimbata Anc. und besonders charak- terisirt durch die ihrer ganzen Länge nach breit getheilten Seitenrippen; | 3. eine Glabella von MNiobe sp. Das Geschiebe zeigt hiernach eine gewisse faunistische Analogie mit dem rothen ZPlanilimbata-Kalk (cir. diesen Band n pag. 494 u. 500), allein schon durch das reichliche Auftreten der obigen Orthis ist es doch scharf davon geschieden. Was übrigens die beiden zuletzt angeführten Trilobitenformen an- belangt, so ist zu beachten, dass Linnarsson !) aus dem Ce- ratopygekalk vom Hunneberg in Westgothland eine Megalaspis planilimbatae Anc. afl. und zwei, allerdings nur in Pygidien beobachtete Niobe-Arten, Niobe obsoleta Lixnrs. und Niobe in- signis Linnes., witgetheilt hat. . Sehr interessant ist es, dass ganz die nämliche Geschiebe- Art an einem viel weiter östlich gelegenen Punkte gefunden worden ist. Herr Fr. Nartrıneg sandte mir nämlich kürzlich einige Stückchen eines sehr glaukonitreichen Geschiebes von Belschwitz bei Rosenberg, Provinz Westpreussen, welches dem Stück von Heegermühle vollkommen gleicht und nur etwas mehr durch die Gewässer zersetzt ist. Bei der höchst eigen- artigen Beschaffenheit dieses ausnehmend bunten Gesteins wird man schon durch die petrographische Uebereinstimmung zur Annahme der geognostischen Identität geführt. Indessen enthält auch das Belschwitzer Geschiebe zahlreiche Exemplare 1) Vestergötlands cambr. och silur. aflagringar, Stockholm 1869, pag. 56. derselben kleinen Orthis, welche für das hiesige Gerölle be- | zeichnend ist; ferner weisse, wie caleinirt aussehende Schalen- fragmente von Asaphiden, unter denen Reste einer kleinen Niobe-Art zu erkennen sind. Man muss auf Grund dieses Fundes wohl annehmen, dass der Ceratopygekalk Schwedens sich weit nach Osten in der Silurmulde erstreckt hat, welche einstmals über dem heutigen Ostseespiegel zwischen der Insel Oeland und Ehstland sich ausbreitete. 699 C. Verhandlungen der Gesellschaft. I. Protokoll der November - Sıtzung. BR) Verhandelt Berlin, den 2. November 1881. Vorsitzender: Herr BEYrich. Der Vorsitzende nahm zuerst das Wort, um der Gesell- schaft über den Verlauf des internationalen geologischen Con- sresses in Bologna und die daselbst erzielten Resultate einen generellen Bericht zu erstatten. | Demnächst berichtete Herr Hauc#Ecorne über denselben Gegenstand und insbesondere über die in Betreff der Herstel- lung einer geologischen Uebersichtskarte von Europa gefassten Beschlüsse. Der Vorsitzende beantragte darauf und die Versammlung beschloss demgemäss,, dass letzterer Vortrag in besonderer Beilage den Protokollen angeschlossen werden solle. Das Protokoll der August-Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Magister Fr. Schaut, Mitgl. d. Akad d. Wissen- schaften zu St. Petersburg, vorgeschlagen durch die Herren BeyrıcHh, Daues und Kayser; Herr Prof. Dr. GErLAND in Strassburg i./Els., vorgeschlagen durch die Herren BENECKE, ÜoHEN und Damss; Herr Dr. C. FrenzeL in Rudolstadt, vorgeschlagen durch die Herren v. DECHEN, ZIRKEL und KALKoWwsKY. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. EIN. Herr Bryrıcn legte ein ihm zur Ansicht zugesandtes en Stück oberen Muschelkalkes aus der Gegend von Thale am Harz vor, um auf das aus dieser Gegend noch nicht bekannt gewesene Vorkommen von Zinkblende im Muschelkalk auf- merksam zu machen. Die deutlichen Ausscheidungen dieses Minerals betragen, nach einer von dem Einsender gemachten Mittheilung, bis 5 pCt. des Gesammtgewichtes des Gesteins. Im Anschluss an seinen Vortrag in der April - Sitzung (vergl. pag. 348) über grosse Verwerfungen in der Gegend von Andreasberg im Harz berichtete Herr Kayser, unter Vor- lage der betreffenden Sectionen der 25.000theiligen Karte, über weitere, von ihm im Laufe der letzten Monate am Südwest- und Süd-Abhang des Brockenmassivs aufgefundenen Disloca- tionen. Zumeist in der hercynischen Richtung verlaufend, durchsetzen und verwerfen diese Spalten in grosser Zahl nicht nur das Schiefergebirge, sondern auch den Granit. Die Mög- lichkeit, sie auch in diesem zu verfolgen, beruht auf ihrer Ausfüllung mit Gangmineralien (darunter besonders Quarz), sowie mit Erzen. Die bekannten Andreasberger Ruscheln bil- den einen integrirenden Theil des fraglichen Spaltensystenis und sind ebenfalls bedeutende Schichtenverwerfer. Herr A. RemeL£ legte folgende, hauptsächlich in der Eberswalder Gegend gesammelte Diluvialgeschiebe vor: 1. Ein neues zu Eberswalde aufgefundenes Stück des Oeländischen Gesteins mit Paradoxides Oelandicus SIÖGREN. !) Dasselbe besteht aus einem wie gewöhnlich graugrün gefärbten mergeligen Kalk mit kleinen ockerfarbigen Partieen und zahl- reich eingesprengten winzigen Kalkspathlamellen. Bemerkens- werth ist dieses mehr als faustgrosse Geschiebe dadurch, dass in demselben neben einem vortrefflich erhaltenen Mittelschild des Kopfes von Purudoxides Oelandicus mehrere Kopfschilder von Ellipsocephalus cf. polytomus Lisnrs. liegen. Ersteres Exemplar ist beträchtlich kleiner als das im gegenwärtigen Bande pag. 182 erwähnte Fragment der nämlichen Para- doxides- Art, entspricht dagegen ziemlich genau den Dimen- sionen des Originalstücks zu SJsösren’s bezüglicher Figur?), von dem später Lınwarsson°) eine bessere Abbildung gegeben hat. Was die Ellipsocephalus-Reste betrifft, so decken sie sich auf's Genaueste mit der Form von Stora Frö auf Oeland, !) Cf. diese Zeitschr. Bd. XXXI. p. 795 und Bd. XXX. p. 181 ft. 2) Om nägra försteningar i Olands Kambriska lager, Geolog. Fören. Förhandl. Bd. 1. (1872), t. V. £f. 1. E 3) Om Faunan i lagren med Paradowides Olandieus (aus Bd. IH. ders. Zeitschr. 1877), t. 1. £. 1. 701 welche SIÖGREN |]. ce. pag. 75 vorläufig als Ellipsocephalus sp. indeterm. bezeichnet hatte und nach Lisnarsson (].c. pag. 13) _ nicht sicher mit seinem echten Kllipsocephalus polytomus aus derselben Zone bei Borgholm !) identisch ist. So ist die Schale der Kopfschilder ganz bedeckt mit feinen eingedrückten Punk- ten, und zeigen sich am Vorderrande einige mit demselben parallel laufende Streifen, während die Borgholmer Exemplare dem letztgenannten Autor zufolge "keinerlei Schalensculptur ‚erkennen lassen. Dem entsprechend ist nun auch das vorge- zeigte Geschiebe den Handstücken aus der Oelandicus - Zone, welche Herr Dames bei Stora Frö gesammelt hat, zum Ver- wechseln ähnlich. Für das äquivalente Gestein bei Borgholm ist seiner mürben Beschaffenheit wegen anzunehmen, dass ein Transport auf weite Entfernungen weniger leicht stattge- funden hat. 2. Einige Stückchen eines Gerölles von cambrischem glaukonithaltigem Kalkconglomerat aus dem Diluvial- grand zu Eberswalde Brocken von verschiedener Grösse, z. Th. aber über wallnussgross, mit abgerundeten Kanten und Ecken versehen und bestehend aus einem dichten Kalk von hellgrüner bis bräunlicher Farbe und von mattem Aussehen auf den Bruchflächen, liegen in einem unrein grau gefärbten, kalkspathreichen Bindemittel, welches zugleich zahlreiche dunkel- braune Splitter von Trilobitenschalen und eingesprengte Glau- konitkörnchen enthält. Die verkitteten Kalksteintrümmer sind mit einem dünnen Glaukonitüberzug bekleidet. Auch ist etwas Schwefelkies eingeschlossen, jedoch ist der grösste Theil dieses Minerals bereits in Eisenocker verwandelt. Dieses Gestein ist identisch mit dem kalkigen Conglomerat, welches neuerlich von Herrn Daues östlich von Borgholm auf Oeland als eine Ablagerung beobachtet wurde, die wahrscheinlich zwischen der Schicht mit Paradoxides Oelandicus und der typischen Zone des Paradosides Tessini Bronen. eingeschaltet ist.?) Die petrogra- _ phischen Merkmale sind so eigenthümlich, dass jede Täuschung als ausgeschlossen gelten muss. Zugleich aber enthält das fragliche Gerölle mehrere Kopfschildreste des nämlichen EZllipso- cephalus (verwandt mit Zllipsoc. polyiomus Linsrs.), welcher sich in den von Herrn Daues mitgebrachten Stücken des er- - wähnten Oeländischen Conglomerats vorfindet; ferner noch eine Obolus-Art. Es liegt hier also wiederum eine Geschiebe- Art vor, die mit Bestimmtheit auf Oeland zurückgeführt wer- den kann. !) Vergl. die von Herrn Dames pag. 416 dieses Bandes gegebene Skizze der Insel Oeland. ?) Of. diesen Band pag. 419 und 435. Een, 3. Ein Stück Fritzower Jurakalk, welcher bisher als Geschiebe im Diluvium der Mark Brandenburg noch un- bekannt war. Dasselbe wurde vom Vortragenden selbst unter den Geröllen des unteren Diluvialgrands zu Eberswalde auf- gefunden, ist etwa von halber Kopfgrösse, ringsum abgerieben, und besteht aus einem gelblichgrauen, etwas porösen Kalk. Dass es der bekannten Kimmeridgebildung von Fritzow in Hinterpommern entstammt, konnte durch Vergleichung mit der reichen Üollection dieses Vorkommens, welche der verstorbene Benm zusammengebracht hat, mit voller Sicherheit festgestellt werden. In dem Geschiebe befinden sich zahlreiche Steinkerne und Abdrücke von Lamellibranchiaten, die vorwiegend den von A. SADEBECK in seiner Arbeit über „die oberen Jurabildungen in Pommern“ (Bd. XVII. dieser Zeitschr.) als Astarte plana A. Ram. und Trigonia suprajurensis Ag. beschriebenen Arten angehören. Ausserdem verdient ein kleiner subovaler Pecten erwähnt zu werden. Die Beuumsche Sammlung enthält von Fritzow ein mit der Schale erhaltenes Exemplar der nämlichen Form, welches zahlreiche feine Radialstreifen von gleicher Stärke zeigt, während die ungleich grossen Ohren gleichzeitig radial und concentrisch gestreift sind; sie gleicht der von SADEBEOR |. c. als Pecten strietus Münster angeführten Art, ist nur etwas länglicher. Dem Gestein nach gleicht das be- sprochene Geschiebe am meisten dem etwas südlicher auftre- tenden Kalk von Klemmen bei Gülzow, welcher mit der Fritzower Ablagerung zu vereinigen ist. 4. Zwei Stücke des zuerst von Herrn Danes !) unter den Geschieben Norddeutschlands erkannten Cenomangesteins Das eine derselben fand sich bei Oderberg östlich von Ebers- walde. In der sandig-kalkigen Gesteinsmasse sind sehr zahl- reiche, jedoch winzig kleine Glaukonitkörnchen eingesprenst; die Bruchflächen zeigen in Folge des starken Quarzgehaltes einen etwas fettartigen Glanz. Dieses Gerölle ist ganz erfüllt von Serpula-Resten, die durch ihre hellere gelbliche Färbung sich scharf abheben; es sind nur gestreckte Röhren zu sehen, deren meist runder Querschnitt relativ klein ist und 3 mm Durchmesser nicht überschreitet. jedoch sind auch einige kan- tige Exemplare vorhanden. Ferner können angeführt werden: Pecten orbicularis Sow., Protocardium sp. (?) und eine mit Hei- cula seminuda Damzes verwandte Art, die aber doch im der Oberflächensculptur einigermaassen abweicht.) Das andere t) Diese Zeitschr. Bd. XXV. pag. 66 und Bd. XXVI. pag. 761. 2) Der Vortragende wurde zuerst von Herrn GoTTsScHE darauf auf- merksam gemacht, dass dieses Oderberger Geschiebe dem im Osten Norddeutschlands entdeckten diluvialen Cenomangestein gleichzustellen 703 Stück ist von Stettin, und zeigt eine durchaus ähnliche Be- sehaffenheit. Gleichfalls ist dasselbe überreich an sSerpula- Röhren, unter denen aber auch die von Daues bekannt ge- machte spiralige Form vertreten ist; neben verschiedenen _Muschelresten (darunter eine kleine Osirea-Klappe) schliesst es noch ein Fragment von Ammonites ci. Coupei Bronen. ein. Ueber das Vorkommen der in Rede stehenden ÜGenoman- geschiebe sind von Jentzsch !) und Nöruise ’) nähere Mitthei- lungen gemacht worden, aus denen hervorgeht, dass ihr Haupt- verbreitungsbezirk die Gegend des unteren Weichselthales ist. Durch die Auffindung des nämlichen Gesteins an zwei an der Oder gelegenen Punkten wird die westliche Grenze seiner Ver- breitung bedeutend hinausgerückt. Auf das faunistisch analoge Geschiebe, welches nach GoTTscaE ?) in einem einzigen Stücke am Elbstrande bei Hamburg gefunden wurde, mag hier weniger Gewicht gelegt werden, weil es wenigstens petrographisch nicht unbedeutend abweicht. Sodann zeigte der nämliche Redner ein Bruchstück der linken Stange von Cervus tarandus L. vor, anscheinend von einem weiblichen Thiere herrührend, welches in der grossen Kiesgrube am Bahnhof Eberswalde im tieferen Theile des den _ unteren Diluvialmergel überlagernden Grands gefunden wurde. Es ist dies das nämliche, durch seinen Reichthum an Säuge- thierresten, namentlich solchen des Elephas primigenius, charak- terisirte Niveau, welchem auch die von Herrn BErEnDT*) früher mitgetheilten Geweih - Fragmente des Renthiers aus der Ber- liner Gegend entstammen. Herr Wrssky legte zwei Exemplare von Hornsilber vor, das in letzterer Zeit in nicht ganz unbedeutender Menge bei der Aufgewältigung der alten Baue des St. Georg - Schachtes zu Schneeberg in Sachsen gewonnen wird. Es ist dies der Punkt, wo um den Anfang des XVI. Jahrhunderts ganz enorme Mengen reicher Silbererze gewonnen wurden. Die wegen un- erwarteten Wasserzugängen um 1550 verlassenen Baue sind zu verschiedenen Zeiten wieder zugänglich zu machen versucht; aber erst in jüngster Zeit ist es gelungen, die Sohle des alten sei. Durch Vergleichung mit mehreren typischen Stücken des letzteren aus der Umgegend von Danzig, welche Herr Dr. Kızsow freundlichst übersandte, hat sich nicht allein die faunistische Zusammengehörigkeit, sondern auch eine vollkommene Uebereinstimmung in petrographischer Hinsicht herausgestellt. 1) Diese Zeitschr. Bd. XXXI. pag. 790. 2) Ibidem Bd. XXXIlII. pag. 354. 3) GOTTSCHE u. WiseL, Skizzen und Beiträge zur Geognosie Ham- burgs und seiner Umgebung (1876), pag. 11. #) Diese Zeitschr. Bdi XXXI. pag. 651. 704 St. Georg-Schachtes wieder trocken zu legen. Dar Vorkom-. h men von Hornsilber in erheblicher Teufe unter den Stollen- anlagen ist sehr bemerkenswerth. Herr Weıss legte zuerst eine Reihe von Pflanzenresten vor, die von Herrn Lorerz bei Crock am Thüringer Walde in den Schichten des dort vorkommenden Kohlenflötzes ge- sammelt sind und durchweg -das bestätigen, was schon im März d. J. (s. diesen Band pag. 178) über die eigenthümliche Zusammensetzung der Flora gesagt wurde. Ausserdem theilte derselbe Redner Beobachtungen über das Auftreten von Pflanzenresten in den sogenannten Cuseler Schichten des Rothliegenden bei Cusel in der Rheinpfalz mit, welche er mit Herrn Grese zusammen auf einer nach der all- gemeinen Sitzung der deutschen geolog. Gesellschaft im August d. J. unternommenen Excursion gesammelt hatte. Schon in jener Sitzung (s. diesen Band pag. 505) konnte nach Funden, die Herr Ober-Bergrath GüusEL mitgetheilt hatte, das Vor- kommen von Sphenophyllum in Cuseler Schichten, nämlich bei Blaubach bei Diedelkopf, eitirt werden. Eine alte Halde nahe am Wege, die von früherem Abbau eines kleinen Kohlen- flötzchens herrührt, liefert beim Umarbeiten mit der Hacke noch einige Stücke mit Resten, unter denen die GümseL'schen Funde, Wir selbst erhielten hier nur wenig, Asterophyllites equisetiformis, eine Stachannularia?® und, nachträglich erst er- kannt, auch ein Sphenophyllum cf. emarginatum. Glücklicher waren wir an einem zweiten Punkte, nämlich auf der alten Kohlenhalde am Bledesbacher Weiher westlich Cusel, wo meh- rere Stücke mit Sphenophyllum angustifolium mit Aehren, auch zum Theil vielleicht eine andere Art, ausserdem Asterophyllites und Schizopteris lactuca gefunden wurde. Das Vorkommen von Sphenophyllum im unteren Rothliegenden des Saar-Rheingebiets schien früher ausgeschlossen, ist aber jetzt an 2 Punkten constatirt. - Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. Ww. 0. BEYRICH. SPEYER. ÄRZRUNI. 705 2. Protokoll der December - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 7. December 1881. Vorsitzender: Herr WEBSKY. Das Protokoll der November- Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. | Der Vorsitzende legte den, auch an die deutschen Geo- logen gerichteten Aufruf des Professor CAarerLinı in Bologna vor, zu der Restauration des Grabsteins von NICOLAUS STENON in Florenz ein auf den Satz einer Lira festgesetztes Schärflein beizutragen, und theilte mit, dass dieser Aufruf seine unmittel- bare Veranlassung in einem Vorschlage habe, der bei Gele- genheit des internationalen Geologen - Üongresses in Bologna aufgetaucht ist, indem man Veranlassung fand, auf die ersten Anfänge geologischer Arbeiten im Sinne der Gegenwart zurück- zugehen und dieselben in der berühmten, 1669 in Florenz erschienenen Dissertation STENON’S „De solido intra solidum naturaliter contento“ ‚erkannte. NıcoLaus STExon ist am 1. Jan. 1631 (alias den 10. Jan. 1836) in Kopenhagen geboren, stammt aus einer dänischen Familie (wahrscheinlich STEEN), studirte daselbst Mediein und blieb nach umfangreichen Reisen in Holland, Frankreich und Deutschland in Padua, woselbst er eine academische Stellung einnahm. Von hier aus 1667 als Leibarzt des Grossherzogs FERrDI- NAND II. nach Florenz berufen, widmete er sich nebenbei an- deren wissenschaftlichen Studien und hier entstand die oben genannte Dissertation. Den Ausgang bildete eine anatomische Untersuchung der 'in dem benachbarten Tertiär häufig vorkommenden Fossilreste, besonders der Haifisch-Zähne, die er im inneren Bau voll- kommen übereinstimmend mit den Zähnen des im Mittelmeer lebenden Hai's fand, so dass er mit voller Ueberzeugung aus- sprach, dass diese Fossilreste wirklich die Ueberbleibsel einer untergegangenen Fauna seien. Aus der Untersuchung der Lagerstätte dieser fossilen Reste schloss er, dass die ursprüngliche Bildung derselben ein dem Gesetz der Schwere folgender Absatz aus Gewässern sei und dass die Gebirge, welche Fossilreste enthalten, ursprünglich aus untereinander parallelen, horizontal gelagerten Schichten aufgebaut seien. Neben diesen horizontalen Absätzen unter- schied er aber noch als anderweitige Bildungen die Inerusta- tionen, welche sich gleichmässig, die Gestalt der Unterlage nachahmend, auf dieser ausbreiten, während die Sedimente die Unebenheiten ausgleichend ausfüllen. Unter den Begriff der Inerustationen fallen denn auch die krystallinischen Ge- steine, was nach unserem gegenwärtigen Standpunkt befremdend erscheinen könnte, wenn wir nicht die beschränkte Rolle be- achten, die dieselben in dem von STENON gewählten ersten Versuchsfelde spielen. Aus der Gleichartigkeit gewisser Schich- ten schloss Srtexon auf periodische, allgemeine Bedeckungen durch Wasser und unterschied von den Producten dieser die Absätze localer Wasseransammlungen. Bei der Anwendung dieser "allgemeinen Gesichtspunkte auf besondere locale Verhältnisse, in denen die anderwärts horizontal gelagerten Schichten in geneigter, ja steiler Stellung auftreten, kam er zu der Annahme grosser Bewegungen der iestgewordenen sedimentären Massen und brachte mit diesen die in Italien wohlbekannten Erdbeben-Erscheinungen in Ver- bindung, indem er diese als Einstürze von Hohlräumen erklärte, welche durch die Gewalt vulkanischer Thätigkeit entstanden und so die geneigte Schichtenstellung hervorgerufen; schon bewundernswürdig richtig sah Sprsox in den Gangbildungen die bei dieser Gelegenheit entstandenen Risse der Erdkruste. STENON verwerthete seine Vorstellungen, wie leicht er- klärlich, in der Darstellung des ihm nahe liegenden Gebietes von Toscana. Er fand, dass sich hier im Wesentlichen zwei getrennte Bildungs - Epochen unterscheiden lassen. Bei der Entstehung der Gesteine des Appennin und aller höheren Berge müsse das sie bildende Meer weder Thiere noch Pflanzen enthalten haben, weil ihre Reste in jenen fehlen; hat sich diese Annahme nun zwar in der Folge nicht stichhaltig erwiesen, so ist doch darin der Gedanke ausgesprochen, dass es überhaupt Gebirge gebe, welche vor der Entwickelung der organischen Schöpfung ent- standen sind. Nachdem diese we der ersten Meeresbedeckung als horizontaler Absatz entstanden und zum Festland geworden, habe sich durch Verstürzung der Oberfläche das noch heute im Grossen und Ganzen erhaltene Gebirgs-Relief gebildet. Eine zweite Meeresbedeckung erfüllte die tieferen Lagen derselben mit Sedimenten, reich an organischen Resten; auch die Absätze dieser Periode wurden von der Meeresbedeckung befreit und durch Bewegungen des Gebirges mit Unebenheiten versehen. Man könne also, sagt Stexon, sechs verschiedene Stadien der Gestaltung in den Gebirgen von Toscana. unter- scheiden. 707 Diese, seinen Zeitgenossen weit vorgreifenden und in ihrer _ Tragweite erst fast nach einem Jahrhundert gewürdigten Ge- danken sind dabei unter dem Drucke des damals in Italien herrschenden Zwanges fast in das Gewand einer Exhegese der biblischen Ueberlieferungen gekleidet; Stexox wäre gewiss noch zu allgemeineren Resultaten gelangt, wenn er sich auf den Standpunkt hätte stellen können, dass der Weg der Natur- beschreibung ohne Nebenrücksichten verfolgt werden müsse und endlich doch, wenn auch über das Irdische hinaus, mit der Offenbarung zusammentreffen werde. STENON ist um diese Zeit zu der römisch - katholischen “Kirche übergetreten; nachdem er noch als Erzieher der Söhne von Kosmos III. thätig gewesen war, finden wir ihn 16798 als Professor der Anatomie in Kopenhagen, doch ging er bald darauf wieder nach Italien, von wo er als apostolischer General- vicar für Nieder- Sachsen und Titular-Bischof von Titiopolis zurückkehrte und am 25. November 1686 zu Schwerin in Mecklenburg sein Leben beschloss. Seine Leiche wurde nach Florenz gebracht und dort bestattet. Der die Grabstätte bekundende Denkstein bedarf einer Restauration, die aus Beiträgen aller Geologen zusammen- gebracht, ein sinniges Zeichen der internationalen Eintracht auf dem Gebiete der Geologie sein würde. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Herr Lossen legte Cordieritgneiss vor, der in Ge- schieben in dem aus dem Schneeloch auf der Nordseite des Brockens fliessenden Kellwasser aufgefunden wurde und dem- nach wahrscheinlich als ursprünglicher Einschluss des Brocken- granits nach Art der Hornfelsschollen anzusehen ist. Das Gestein, in welchem mit blossem Auge oder der Lupe in einer hell- bis dunkelgrünlichen glanzlosen Masse Quarz, Granat und dunkler Glimmer und nur einmal ein lebhaft violblaues Korn wahrgenommen wurde, hat Aehnlichkeit mit dem Kinzigit und zeigt unter dem Mikroskop Cordierit und Feldspath (Plaeio- klas?) nur als nach Inhalt und Umriss wohl unterscheidbare Pseudomorphosen, wobei überdies streng orientirte pleochroi- tische Höfe in den glimmerigen Umwandlungsproducten des Cordierits um stark lichtbrechende Körnchen hervortreten; auch Magnetit, Apatit und Zirkon fehlen nicht. Cordierit- haltiger Hornfels steht in der That am Meinekenberge zwischen Granit an und ist in der Ecker- und Radaugegend häufiger anzutreffen, der Granatgehalt jedoch nur ganz sporadisch. a Herr Kayser berichtete über auffällige, von ihm im Oderthale oberhalb des Andreasberger Rinderstalles beobach- tete Blockwälle, die nach seiner Auffassung kaum anders, wie als alte Moränen zu deuten sein möchten (Vergl. Verhandl. d. Gesellsch. für Erdkunde in Berlin, Sitzung vom 3. Dec. 1831). Es wurden aus den fraglichen Blockwällen mehrere schöne polirte und geschrammte Hornfelsgeschiebe vorgelegt. Herr Lossen gab im Anschluss an den voraufgehenden Vortrag kurz Bericht über eine 1880 nach der Generalver- sammlung der deutschen geologischen Gesellschaft aus Anlass der Discussion der Toreın’schen Theorie mit ©. ToreELL ver- abredeten und ausgeführten zweitägigen Brockenbegehung. Sie galt der Aufklärung der von dem Vortragenden aufgeworfenen Frage, ob der Harz, abgesehen von der nachweislichen Wan- derung nordischer Blöcke über seine Südostecke nicht Spuren einer selbständigen Vergletscherung in seinem höchsten Erhe- bungsgebiete erkennen lasse. Die von dem Vortragenden ge- führte Excursion, der sich noch die Herren Damszs und N@TLinG anschlossen, ging durch das Holzemmethal harzeinwärts über den Renekenberg zum Brocken, durch das Schneeloch und das Ilsethal harzauswärts. Im Holzemmethal wurde zu unterst die aus dem Alluvium auftauchende Insel alter Gesteine (Kiesel- schiefer, Kalkstein), auf der die Hasseroder Kirche steht, vergeblich auf Gletscherspuren untersucht. Weiter aufwärts erachtete TorELL zwei mit Granitblockwerk als Moränenschutt bedeckte Gletscherböden, einen unteren unterhalb den Wasser- fällen der Steinernen Renne und einen oberen von Hanneken- bruch bis an den Fuss des Rennekenbergs oberhalb dieser Fälle. Am Rennekenberge erklärte derselbe eine amphithea- tralische Reliefform in dem sonst geralinigen Gehänge als Gletscherlager. Ein ähnliches Amphitheater wurde bei dem Abstieg durch das Schneeloch wahrgenommen, während der Vortragende andere derartige auffällige Reliefformen später durch Herrn Bergrath WeBers in Ilsenburg kennen lernte, Formen, die z. Th. wie die Hexenküche am Taternstoss hoch oben an der Ilsechaussee im Volksmunde ihre eigenen Namen führen. Auch im Ilsethal nahm O. ToreıL zwei Gletscher- böden analog denen im Holzemmethal, einen oberhalb der Ilsefälle und einen unterhalb derselben, Krossstensgrus, Sei- tenmoränen u. s. w., an. Von gekritzten Blöcken wurde trotz eifrigen Suchens nur ein isolirter, etwas geglätteter und ge- schrammter Granitblock am Fusse des Dreisageblocksberges (8 Schritte oberhalb des Nummersteins 3,2) beobachtet. Indem der Vortragende unter Hinweis auf die schon 1868 von ZimMmER- MANN in LEonHaRp’s Jahrbuch p. 156 fi. auf Grund ähnlicher "08 Beobachtungen auf dem Brockenfelde und im Holzemmethal . aufgestellte Behauptung einer einstigen Vergletscherung des Brockenmassivs, dieses Gutachten des berühmten schwedischen Forschers mittheilt,;, bescheidet er sich bis auf Weiteres in seinem eigenen in einzelnen Punkten aber unter allen Um- ständen Seveichenden Urtheile. Herr Weıss legte eine Reihe von Einschlüssen im Granit des Thüringer Waldes vor, die geeignet sind, die eruptive Natur desselben beweisen zu helfen. Der massige Hauptgranit um- schliesst an manchen Stellen ziemlich häufig Bruchstücke von schiefrigem Gmneiss von der verschiedensten Grösse, die nichts mit den bekannten glimmerreichen Ausscheidungen zu thun haben, welche im Granit nicht selten sind. Besonders die Gegend westlich Brotterode, bei Laudenberg und nach Lieben- _ stein zu ist reich an solchen Einschlüssen und zwar finden sie E sich meist nahe der Grenze von Granit und Gneiss. Vom Spittelsberge hatte der Vortragende grössere Schaustücke mit- gebracht, die das scharfkantige Eingreifen des schiefrigen - Gmeisses in den groben Granit sehr instructiv zeigen. Der Gneiss ist ausserdem von Trümchen durchsetzt, die mit Feld- spath, etwas Quarz und mit Glimmer, der meist die Mitte einnimmt, secundär ausgefüllt sind. Solche Einschlüsse im Be Hauptgranit der dortigen Gegend sind dem Vortragenden schon länger bekannt, dagegen bisher noch nicht, dass sie auch im - gangförmigen Granitporphyr vorkommen. Ein solches Beispiel - fand sich zwischen Liebenstein und Beirode in einem Stein- bruch seitlich an der Strasse. Der durch Verwitterung stark angepriffene rothe Granitporphyr umschliesst hier theils Quarz- und Quarzitstücke, theils schiefrige, ebenfalls oft stark ver- witterte Gesteinsstücke, die Feldspath und Quarz, nebst vor- _ wiegend grünem glimmerähnlichen Mineral erkennen lassen, unzweifelhaft schiefrigem Gmeiss angehörig. ® Nächstdem legte derselbe Redner eine Reihe von mikro- skopischen Schliffen von Oldhamer Steinkohlenpflanzen vor, welche Herr Stürtz in Bonn herzustellen sich das Verdienst _ erworben hat und demnächst in den Handel bringen wird. Wenn man bedenkt, wie gerade in neuester Zeit die mikrosko- pische Forschung auf diesem Gebiete eine bedeutende Aus- - dehnung erreicht hat, wie es aber fast ausschliesslich englische _ und französische Vorkommen sind, welche das betreffende Material geliefert haben, so wird man die Gelegenheit freudig. begrüssen, jetzt sich in den Besitz so ausgezeichneter Ver- gleichsstücke setzen zu können. Die Schliffe repräsentiren die sen Calämites! Astr omyelon, Stigmaria, Lepidodendron (Harcourti, diploxyloides, Oldhamium), Lepidostrobus, Heteran- Zeits. d. D. geol. Ges. XXXIM. 4. 46 gium, Lyginodendron, Rhachiopteris, Caloxylon, Myelopteris, Psaronius, Macrosporites, Zygosporites und sind durchweg von kundiger und geschickter Hand ausgeführt! Eine werthvolle Bereicherung unseres Lehr- und Studienmaterials! Herr WAHnScHAFFE legte geschrammte Schichtenköpfe von dem Rüdersdorfer Muschelkalk vor, welche im nordöstlichen Theile des Alvenslebenbruches an einer neuerdings vom Dilu- vium entblössten Stelle von ihm beobachtet worden sind. _ Dieselben bieten ein besonderes Interesse deshalb, weil sie die. von Herrn De Grer bei dem jüngeren Schrammensystem zuerst nachgewiesene Richtung von West nach Ost bestätigen (efr. diese Zeitschrift Bd. XXXIN. pag. 792 u. 797). Es sind diese Schichtenköpfe mit breiten und verhältnissmässig tiefen rinnenartigen Furchen versehen, welche durch eine gelbliche Färbung von Eisenoxydhydrat sehr deutlich hervortreten und in ihrem Innern ganz feine parallele Linien erkennen lassen. Bei der Sichtungsbestimmung dieser Schrammen ergaben sich Schwankungen von N. 67° W. bis zu N. 77° W., woraus eine mittlere Schrammenrichtung von N. 70° W. nach S. 70° ©. berechnet wurde. Das ältere System ist durch kurze und zum Theil ausgeschliffene Schrammen angedeutet. Ihre Rich- tung ist im Mittel N. 31° W. nach S. 31° O. Beweisend für die Westost-Richtung des jüngeren Systems ist die bereits von De Gerr beobachtete Thatsache, dass die Schichtenköpfe auf der Westseite, der Stossseite, sehr schön abgerundet, ab- geschliffen und geschrammt sind, während sie auf der gegen- überliegenden Leeseite rauhe und unebene Flächen zeigen. Es kam dies dadurch zur Erscheinung, dass die Schichten- köpfe zerklüftet waren, so dass die geschrammten Platten durch mehrere Centimeter breite, von Nord nach Süd sich erstreckende und mit Geschiebelehm erfüllte Sprünge getrennt waren. Dass diese Sprünge entweder schon vorhanden waren oder durch den Druck des Gletschereises und nicht durch spätere Einflüsse, wie Verwitterung und Frost, entstanden sein müssen, beweist der Umstand, dass sich die Schrammen über die zerklüfteten Schichtenköpfe hinweg ohne abzusetzen in ganz gleicher Richtung auf mehrere Meter verfolgen liessen. Herr E. Darnue sprach über Geschiebelehme mit ge- schrammten und gekritzten Geschieben, welche er in den Jahren 1880 und 1881 bei Saalburg und Wurzbach in Ost- thüringen aufgefunden hat. Beide Localitäten stehen mit dem norddeutschen Diluvium, dessen nächster Punkt mehrere Meilen nördlich und zwar bei Saalfeld liegt, nicht im Zusammenhange; sie sind vielmehr als locale, diluviale Bildungen zu betrachten. ve >ichthum ar on Meter mächtigen ah ee sntee an ken (bis über kopfgross) und kleineren Geschieben von i ohiefer, Di Material (cambrische, silurische und devo- es anzudeuten scheinen. Eine ausführliche eh ser Verhältnisse wird im Jahrbuche der geologischen Landes- alt demnächst gegeben werden. . - Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. W. 0. WeEBsKY. Dames. ARZRUNI. 46* 112; - Bericht über den internationalen Congress zu Bologna vom 26. September bis 6. October 1881. Von Herrn HAUCHECORNE. - (Anlage zum Protocoll der Sitzung vom 2. November 1881.) Meine Herren! In der Hauptversammlung unserer Gesell- schaft zu Saarbrücken ist Ihre Aufmerksamkeit auf die Fragen hingelenkt worden, welche nach der Einladung des Präsidenten des Organisations - Comites für den zweiten internationalen Geologen-Congress zu Bologna, Professor G. ÜAPELLINI, diese Versammlung beschäftigen sollten. Gestatten Sie mir, Ihnen heute über den Verlauf dieses Congresses und über die we- sentlichen Ergebnisse seiner Verhandlungen eine kurze Mit- theilung zu machen. Die Anregung zur Veranstaltung internationaler Geologen- Versammlungen wurde bekanntlich im Jahre 1876 gelegentlich der. Weltausstellung in Philadelphia gegeben. Es trat dort ein Comite behufs der Organisation eines in Paris im Jahre 1878 abzuhaltenden Geologen -Congresses zusammen, welchem James Harn als Vorsitzender, Sterkr Hunt als Secretär, W.B. Rocers, J. W. Dawson, J. S. Newserey, G. H. HırcH- cock, R. Pumperıy und P. LesLey aus Amerika, E. H. Huxrıey aus England, O. Torenr aus Schweden und E. H. v. BAUMHAUER aus Holland als Mitglieder angehörten. Das Comite hat sich selbst als Comite fondateur bezeichnet. Der erste Congress tagte alsdann in der Zeit vom 29. August bis 4. September 1878 in Paris unter dem Vorsitz von HEBERT und beschloss in seiner letzten Sitzung, dass der zweite Oon- gress im Herbst 1881 in Bologna stattfinden solle. | Ungeachtet der zahlreichen Versammlungen wissenschaft- licher Vereine, welche sich zu jener Zeit drängten, war die Betheilisung an dem Congress zu Bologna in den Tagen vom 26. September bis 6. October eine recht lebhafte. Neben 144 Italienern hatten sich aus Belgien 6, Dänemark 1, Deutsch- land 6, Egypten 2, Frankreich 18, Grossbritannien 6, Indien 1, Nordamerika 2, Oesterreich 4, Portugal 2, Rumänien 1, Russ- land 6, Schweden 1% Schweiz 8, Spanien 4 und Ungarn. h) Theilnehmer, im Ganzen 73 Ausländer eingefunden. Seitens der Italienischen Regierung waren in liberalster Weise erhebliche Mittel gewährt worden, um den Erfolg des or ir en 713 _ Congresses zu sichern. Das geologische und paläontologische Museum hatte seinen Inhalt in glänzender Weise neu ordnen _ und aufstellen können, und war durch eine Ausstellung neuerer wichtiger Fundstücke aus anderen Sammlungen sowie einer Reihe von Erzvorkommnissen Italiens bereichert worden. Den Mitgliedern des Oongresses wurde eine ganze Reihe wissen- schaftlicher Arbeiten als Geschenke übergeben: eine von dem -_ R. Comitato geologico zusammengestellte neue geolog. Ueber- _ sichtskarte von ganz Italien im Maassstabe von 1:1,111111, in doppelter Ausgabe mit und ohne Terraindarstellung, geolo- gische Specialkarten von Friaul und von Bergamo; eine Anzahl wichtiger Druckschriften über die Geologie Italiens, über die geologische Litteratur dieses Landes, über die statistischen Verhältnisse des italienischen Bergbaues, Führer in den geo- logischen und mineralogischen Museen und in Bologna u. a. m. Entsprechend der ehrenden Anerkennung der Bedeutung der geologischen Wissenschaften, welche sich in der liberalen Bewilligung von Mitteln für den Congress kund gab, hatte Seine Majestät der König Hunsert das Protectorat desselben angenommen und den Minister des Handels und der Land- wirthschaft Berti beauftragt, die Versammlung in der Eröfi- nungssitzung in festlicher Rede zu begrüssen. Die Stadt Bologna ihrerseits hatte ihre Bürger aufgefordert, des wissenschaftlichen Ruhmes der alten Universitätsstadt ein- gedenk zu sein und den anwesenden Geologen ihre freudige Theilnahme zu erkennen zu geben, und so wurde nach Schluss der Eröfifnungssitzung die Versammlung von allen Gewerk- vereinen der Stadt, gegen 50 an der Zahl, unter wehenden Fahnen zu dem geologischen Museum geleitet. Die freudige Stimmung, welche dem Congress in solcher Weise von aussen entgengebracht wurde, beherrschte auch im Innern desselben den Verlauf der Verhandlungen, die von dem _ Vorsitzenden Prof. G. CapeLLını vortrefflich geleitet wurden. Dem Vorsitzenden stand ausser dem Bureau ein Kreis von 18 Vicepräsidenten zur Seite, zu welchem Ehrenamte je einer der aus den verschiedenen Ländern nach Bologna ge- kommenen Geologen als Repräsentant seines Landes berufen wurde. Als internationale Sprache wurde, wie dies in dem vorher- gehenden Congresse und bereits in Philadelphia geschehen war, die französische gewählt. Der Ehrenpräsident des Congresses, Minister SELLA, sagte in seiner Begrüssungsrede in der Eröffnungssitzung: „On a reconnu, que la langue comprise par le plus grand „nombre des membres du Congres est la langue frangaise et „ce sera par consequent la langue officielle du Congres. Mais 714 ae „pourtant si quelqu’un n’en est pas assez maitre pour Fani- „ployer il pourra se servir de la sienne pour les communi- „eations et les propositions quil voudra faire au Congres. „Seulement il est prie de s’accorder avec quelqu’un de nos „confreres qui puisse resumer en francais ses observations „et donner dans cette langue le texte de la resolution qu’il „propose.“ In der That bewährte sich auch die französische Sprache bei den Verhandlungen sehr gut und es wurde von dem SELLA- schen Vorschlage der eventuellen Benutzung anderer Sprachen nicht ein einziges Mal Gebrauch gemacht. Jeder sprach nur das Nothwendigste, so gut es eben ging, was der Abkürzung der Verhandlungen sehr zum Nutzen gereichte. Auch bei den folgenden internationalen Congresssitzungen wird die franzö- sische Sprache ein für alle Mal beibehalten bleiben, da alle Theilnehmer darin einverstanden sind, .dass der Zweck der Erleichterung des gegenseitigen Verkehrs den etwaigen natio- nalen Empfindlichkeiten der Einwohner des jeweiligen Congress- ortes voranzustellen ist. Als ‚Aufgabe für die Verhandlungen des Congresses war in der Versammlung zu Paris bestimmt worden die Verein- barung möglichst vollständiger Gleichmässigkeit: l. der wissenschaftlichen Nomenclatur in den geologischen Schriften; 2. der graphischen Darstellungsmittel, Farben, Signa- turen u. s. f. in den geologischen Karten; 3. der Benennung der Arten in den drei Reichen der Natur. Den Berathungen über diese Gegenstände konnten sehr sorgfältig redigirte gedruckte Berichte zu Grunde gelegt wer- den, welche von den Secretären je einer besonderen, in Paris gebildeten Commission für die Vorbereitung des Materials er- stattet waren, und zwar über die „Unification de la nomen- clature geologique* von Professor DewaALqur in Lüttich, über die „Unification des figures geologiques“ von Professor RENEVIER in Lausanne, über die „Nomenclature des especes“ von Berg- werksingenieur Dovwviırı£ in Paris. Jedem der beiden ersteren Gegenstände wurden 2 Verhandlungstage gewidmet, während dem letztgenannten nur eine vorläufige Besprechung am vor- letzten Sitzungstage zu Theil werden konnte. Durch die Gefälligkeit des Präsidenten Prof G. CAperLını sind wir in der Lage, den Mitgliedern der Deutschen geolo- gischen Gesellschaft den Text der Resolutionen aushändigen zu können, welche aus den Berathungen des Congresses hervor- 719% gegangen sind, so dass ich mich hier auf eine kurze Andeutung derselben beschränken kann. 1. Geologische Nomenclatur. Der Begriff „Forma- tion“ soll überall nicht mehr in dem Sinne gebraucht werden, in welchem er in der deutschen Litteratur allgemein angewendet wird, d. h. als Zusammenfassung der in gewissen geologischen Zeiträumen abgelagerten Gebirgschichten (Triasformation u. s. £.). - Die betreffende Resolution, von den französischen Geologen ‚redigirt, lautet: „Das Wort „Formation“ entspricht dem Begriff des Ur- sprungs, nicht dem der Zeit. Es soll nicht als synonym mit „Terrain“ oder „Etage“ angewendet werden. Dagegen wird man sehr richtig sagen: „Eruptive, sedimentäre Formationen, marine, lacustre Formationen, chemische, Trümmer - Forma- tionen.“ Für die stratigraphische (räumliche) Gliederung der gesammten sedimentären Gebirgschichtenfolge sollen folgende Bezeichnungen allgemein festgehalten werden: 1. Oberste Einheit: Groupe, Gruppe — z. B. paläozoische Gruppe. 2. Zweite Einheit: Systeme, System — z. B. devonisches | System. 3. Dritte Einheit: Section (franz.), Series (engl.), Abtheilung — z. B. unterdevonische Abtheilung. 4. Vierte Einheit: Etage (franz.), Stage (engl.), Stufe — z. B. Stufe des Spiriferensandsteins. Für die weitere Gliederung der „Stufen“ dient die Be- zeichnung „Assise* oder „Couches“ (franz.) und entsprechende der übrigen Sprachen, z. B. „beds“ (engl.), „Schichten“. Die Unterabtheilung einer „Stufe“ in Gruppen von mehreren „Couches“ oder „beds“ kann durch „Sous - etage“* bezeichnet werden. Die letzte Einheit endlich, das Element der Sedimentär- _ bildungen, ist die Schicht, Strate oder couche (franz.), Stratum (engl.). Für die chronologische (zeitliche) Gliederung sollen den erwähnten vier Haupteinheiten entsprechend, die Bezeichnungen ad l. ere — Aera; ad 2. Periode; ad 3. Epoque — Epoche; ad 4. Age — Alter angewendet werden. 2. Graphische Darstellung. Um für die Verhand- lungen über die Methoden der besten graphischen Darstel- lungsmittel in den geologischen Karten neben dem Berichte des Secretärs der betreffenden in Paris gebildeten Commission noch weitere Grundlagen zu beschaffen, hatte das Organisa- tions - Comite für den Congress zu Bologna eine Preisaufgabe ie über diesen Gegenstand ausgeschrieben und für die beste Lösung eine Prämie von 5000 Frs. ausgesetzt. Von 6 einge- gangenen Arbeiten wurde von dem internationalen, aus 5 Mit- gliedern zusammengesetzten Preisgericht keine als vollkommen ausreichend erkannt; es wurden aber drei Preise an die Ver- fasser der besten beten vertheilt und zwar: 1 Accessit von 2000 Fr. an Herrn Prof. ALBERT en 5 in Zürich, | 1 = „.1200 „ an Herrn A. Karpınskı in St. Petersburg, | 1 N „..800 „an. Herrn G. Mami m Lausanne. Ein weiteres werthvolles Material zur Beurtheilung der betreffenden Fragen bildeten die in dem geologischen Museum zu einer sehr bemerkenswerthen Specialausstellung vereinigten geologischen Kartenarbeiten des R. Comitato geologico d’Italia, der italienischen geologischen Landesanstalt. Auch aus an- deren Ländern, England, Frankreich, Schweden, Sachsen u. a. m. waren neueste geologische Kartenwerke in dem Sitzungssaale ausgehängt. Unter denselben befanden sich auch Arbeiten der k. preuss. geologischen Landesanstalt und insbe- sondere ein Exemplar der geologischen Karte von Deutschland von Herrn von DecHzex, auf einem Grenzplattenabdruck in solcher Weise mit der Hand colorirt, wie wir es in Uebereinstim- mung mit dem Farbenschema für die Arbeiten der geologischen Landesanstalt für die allgemeine Darstellung der geologischen Uebersichtskarten kleinen Maassstabes am meisten empiehlen zu können glaubten; daneben zum Vergleich ein Exemplar derselben Karte, wie sie sich in Farbendruck im Handel befindet. | Mit den Berathungen über diesen Theil des Programms stand in enger Beziehung die Beschlussfassung über einen Vorschlag, welcher sowohl von Ferpınanp Remer in Breslau als von der Kaiserl. Königl. geologischen Reichsanstalt in Wien gemacht war. Derselbe ging dahin, der Congress wolle die Anfertigung einer internationalen geologischen Karte von Europa, demnächst vielleicht einer geologischen Weltkarte sich zur Aufgabe stellen, deren Bearbeitung einestheils der beste Weg zur Auffindung der zweckmässigsten Methode und an- derestheils das sicherste Mittel zur Herbeiführung gleichmässiger Darstellung in allen Ländern sein werde. ' Der Vorschlag fand allgemeinen Anklang und die Beschluss- fassung über denselben, welche nach eingehenden Verhandlun- gen zu der definitiven Constituirung einer von dem Congress ernannten ausführenden Commission geführt hat, kann als ein alt für die Geologie recht wichtiges positives Ergebniss des Con- gresses von Bologna bezeichnet werden. Auf diesen Gegenstand zurückzukommen mir vorbe- haltend, bemerke ich zunächst, dass in den Verhandlungen ‚über das geologische Farbenschema anerkannt worden ist, dass die allgemeine Annahme einer im Grossen übereinstim- menden Farbenscala für die geologischen Karten aller Länder und zwar derjenigen Farbenscala, welche bei der Uebersichts- karte von Europa zur Anwendung gelangen wird, dringend empfehlenswerth sei. Nach den Beschlussfassungen über das Detail der Farben- gebung soll verwendet werden: Rosa-Carmin vorzugsweise für die krystallinischen Schiefer, soweit diese nicht mit Sicherheit als cambrischen oder posteambrischen Alters erkannt sind. Violett für die Trias. Blau für den Jura. Grau für die Kreide. Gelb für die känozoische Gruppe, um so heller, je jünger die Stufen sind. Die Wahl der Farben für die übrigen Sedimente ist zu- nächst der Commission für die geologische Uebersichtskarte von Europa überlassen worden. Die Buchstabenbezeichnung soll sich auf das lateinische Alphabet für die Sedimente, auf das griechische für die Eruptiv- gesteine gründen, wobei für die Hauptabtheilungen der grosse Anfangsbuchstabe des Namens derselben zu benutzen ist, für die Unterabtheilungen der kleine Anfangsbuchstabe von deren Namen oder eine Zahlenbeifügung, letztere alsdann mit 1 bei der ältesten beginnend. Bezüglich des Maassstabes der Karten wird nach der Beschlussfassung des Congresses derjenige von 1: 500,000 für die geologischen Uebersichtskarten der en Länder am meisten empfohlen. 38. Paläontologische Nomenclatur. Die Bera- thungen über diesen Gegenstand haben zwar zur Annahme einiger allgemeiner Grundsätze in Betreff der paläontologischen Namengebung geführt, welche in den gedruckten und zu Ihrer Kenntniss gelangenden Resolutionen niedergelegt sind. Die- selben wurden jedoch nicht als hinlänglich reif anerkannt und hat der Congress eine neue, aus 16 Mitgliedern zusammen- gesetzte Specialcommission für die Unification de la nomen- clature paleontologique ernannt, welche den Gegenstand noch weiter bearbeiten und für spätere Beschlussfassungen in dem nächsten Üongress vorbereiten soll. Ya Was nun die geologische Karte von Europa betrifft, so hat die Ausführung dieses wichtigen Unternehmens den Gegen- stand sorgfältiger Berathungen einer aus den Vicepräsidenten und einigen anderen Mitgliedern des Congresses zusammen- gesetzten Commission gebildet, in welcher Daugr&e den Vorsitz führte und DewaLqus als Schriftführer fungirte. Es wurden in derselben folgende Beschlüsse gefasst und demnächst von den Oongress bestätigt: Die geologische Karte von Europa soll den ganzen Con- tinent bis zur Ostseite des Ural und einschliesslich des Mittel- meerbeckens umfassen. | Sie wird den Maassstab von 1: 1,500,000 erhalten (also ziemlich genau denjenigen der v. Decuen’schen Karte von Deutschland, welcher 1: 1,400,000 ist). Behufs möglichster Klarheit der geologischen Darstellung soll jede Terraindarstellung unterbleiben. Die Karte zerfällt in 49 (7 x 7) Sectionen, bei einer Thei- lung, welche es leicht gestattet, durch Zusammensetzung einer geringen Anzahl von Sectionen auch Specialtableau’s der ein- zelnen grossen Länder Europas zu bilden. Was die Ausführung des Kartenwerkes betrifft, so ist in der Commission mit grosser Majorität, und zwar auf den Vor- schlag eines der Vertreter Frankreichs, beschlossen worden, dass dieselbe unter Herrn Berrica’s und meiner Leitung und unter der Mitwirkung einer Ausführungscommission in Berlin stattfinden soll. In diese Commision wurden gewählt: Herr Dausr£e für Frankreich, Herr Gıorpaxo für Italien, Herr von Moetrer für Russland, Herr von \ossısovics für Oesterreich- Ungarn, Herr Torrey für Grossbritannien und als Secretär Herr Resevier, früherer Secretär der Commission pour l’uni- fication des figures. Die Karte wird als ein Unternehmen des Congrosses be- arbeitet und von den Staaten Europas dadurch gefördert werden, dass dieselben ihre besten kartographischen Materia- lien für die Zeichnung einer ganz neuen topographischen Grund- lage des gesammten Kartenwerkes zur Verfügung stellen und ausserdem für ihren Bedarf eine bestimmte Anzahl von Exem- plaren des Kartenwerkes abzunehmen sich verpflichten, um die finanzielle Durchführbarkeit des Unternehmens sicherzu- stellen. ö Ich kann erwähnen, dass die Arbeiten für die Ausführung der topographischen Grundlage des Kartenwerkes, deren Lei- tung Professor Dr. H, Kırpert übernommen hat, bereits in vollem Gange sind. Als Sitz des nächsten im Jahre 1884 abzuhaltenden inter- nationalen Geologen - Congresses ist in der Schlusssitzung zu 719 Bologna am 2. October mit grosser Stimmenmehrheit Berlin ‚gewählt worden, während für die nächstiolgende, in das Jahr 1887 fallende Vereinigung London in Aussicht genommen ist. Als Präsident des Berliner CGongresses ist Herr BeyrıcH einstimmig gewählt worden. ie Die hiesige Congresssitzung verspricht insofern ein er- _ höhtes Interesse, als es Absicht ist, mit derselben eine Aus- stellung geologischer Kartenwerke und Sammlungsmaterialien aus den theilnehmenden Ländern zu verbinden. Es ist unsere Aufgabe, bis dahin die geologische Karte von Europa so weit als thunlich zu fördern. Inzwischen wird sich die ausführende Commission jährlich einmal versammeln, - um über die Arbeiten zu berathen, und zwar im Herbst 1882 gelegentlich der Hauptversammlung der Societe geologique de France in Foix und 1883 bei der Hauptversammlung der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. An diesen Ver- einigungen wird auch die erwähnte Commission für die paläon- _ tologische Nomenclatur theilnehmen. Nach dem Schluss des Congresses zu Bologna am 2. wurde von der grossen Mehrzahl der Theilnehmer am 3., 4. und 5. October eine Excursion nach Florenz und Pisa zur - Besichtigung der reichen geologischen und mineralogischen Sammlungen dieser Städte unternommen, welche, wie diejeni- gen zu Bologna, für diesen Besuch besonders vorbereitet waren. Am 6. October endlich fand die Excursion in dem Besuch der Marmorbrüche zu Carrara einen Abschluss, welcher allen Theil- nehmern eben so sehr durch die Eindrücke der grossartigen geologischen Naturerscheinung der dortigen Marmorbildungen und der darauf beruhenden mächtigen Industrie wie durch die Erinnerung an die freudige Gastfreundschaft der Einwohner Carrara’s für immer unvergesslich bleiben wird. . % REN FR ARE LE 2. | TEN EN RT AR h i Ban, 720 | a: D Für die Bibliothek sind im Jahre 1881 im Austausch "und als Geschenke eingegangen: A. vi Zeitschriften Albany. 28—30. annual report of the New York state museum of natural history. Berlin. Jahrbuch der königl. geologischen Landesanstalt für 1880. — Abhandlungen IIl., Berlin. Zeitschrift für das Berg -, Hütten- und Salinenwesen. Ba. 29, Heft 1—4. DBd. 28, Statistik, Heft 3. Berlin. een der Akademie d. Wisseneeha 1880, November, December. — 1881, Januar — October. Berlin. Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Neuvorpommern und Rügen. Jahrg. 12. Bern. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft. No. 979 bis 1017. Bern. Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. Lief. 14. bth.. 9: Bonn. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins d. Rhein- lande u. Westfalens. Bd. 37, 2. Hälfte. Bd. 38, 1. Hälfte. Boston. Proceedings of the Boston society of natural history. XX., 2—4; XX1., 1. — Anniversary memoirs 1880. Bremen. Abhandlungen des naturw. Vereins VIl., 1. 2. Breslau. Jahresbericht des schlesischen Vereins für vaterlän- dische Cultur für 1880. Brünn. Bericht des naturhistorischen Vereins 18 (1879). Brüssel. Bulletin de la societe belge de geographie. V. (1881) Januar — Februar. ' Brüssel. Bulletin de Pacademie royale t. 46--50. Brüssel. Annuaire de l’academie royale t. AH —AT. Buffalo. Bulletin of the Buffalo society of natural sciences IIT., Ds al Caön. Bulletin de la soc. Linneenne de Normandie 3. serie, tome 4. Caen. Annuaire du musde d’histoire naturelle 1. vol. 1880. Oaleutta. Memoirs of the geological survey XII., 4A, XIII, 1. 2, XV., 2, XV1., 2.3, XVIL,1.2. = Records Aa XIV., 1. — Palöontologia indica, Ser. X., Vol. 1, part. 4. 5. — Ser. XIII. Vol.1, part. 2. — Ser. XIl., Vol. 3, part. 1.2. — Ser. II., Vol. 1, part. 1—4. — Ser. XI, Val. 2, part. 1. 2. Carlsruhe. Verhandlungen des naturwissenschaftlichen vo Heft, 8.. 1881. Cherbourg. Memoires de la soc. des sciences naturelles t. 22. Di SR Ehur: Jahresbericht der naturf. Gesellschaft Graubündens, Jahrg. 23. 24. Colmar. Bulletin de la soc. d’histoire naturelle, Jahrg. 20. 21. Danzig. Schriften der naturforsch. Gesellschaft, V., 1. 2. Darmstadt. Noetizblatt des Vereins für Erdkunde. 4. Folge, Heft 1, No. 1—12. Dijon. De Vocaddimie des sciences, 3. Serie, t. 6. 1880. Dorpat. Archiv für die Naturkunde Ehstlands ete.,s H.: Serie, Bd..9 Lief. 4.2, Dresden. Isis, Sitzungsber. 1880, Januar — December; 1881, Januar — Juli. Dublin. Journal of the Royal geol. soc., V.,3, VE, 1. an Dublin. Royal Dublin society. Scientific Transactions I., 18. 14. — Proceedings, Vol. II., part. T., Vol. IIT., part. 1—4. Dublin. Royal Irish Academy. Proceedings, Science, Serie II., Vol. II., No. 5. 6. — Polite Literature, Serie II., Vol. II., 08.2. Dublin. Transactions Literature, XXVII., 4. — Science, Vol. XXVIII., 1—3. Edinburgh. Royal physical society. Proceedings 1880—81. Emden. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft für 1879— 1880. Frankfurt. Abhandlungen d. Senkenbergischen naturforschenden Gesellschaft, 11, 4; 12, 1. 2. — Berichte für 1879/80. Genf. Memoires de la societE de physique et d’histoire naturelle. BONKAVIT, . Giessen. 20. Bericht der oberhessischen Gesellschait, Görlitz. Abhandlungen der naturforsch. Gesellschaft Bd. 17. Görlitz. Neues Lausitzisches Magazin. 56, 2; 57, 1. 2. Gotha. Perermann’s Mittheilungen 1880, 12; 1881, 1 — 12. Ergänzungs - Hefte 64—.66. Haag. _#rchives Neerlandaises XV., 3—5; XV1., 1. 2. ‚Haarlem. Archives du musee d’histoire naturelle, Ser. II., part.]. Hamburg. Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissen- schaften, N. F., 5. Hannover. 29.:u. 30. Jahresbericht der naturhistorischen Ge- sellschaft. Hannover. Zeitschrift des Architeeten-Vereins, XXVIL, 1. 2. Heidelberg. Verhandlungen d. naturhistorischen Vereins, III, 1. Hermannstadt. Verhandlungen des Siebenbürgischen "Vereins für Naturwissenschaften, Jahrg. 31. Indianopolis. 1. 2. annual report of the departmeni of statistics and geology. Kiel. Schriften des naturwissenschaftl. Vereins für Schleswig- Holstein. Bd. 4, Heft. 1. 722 Klagenfurt. Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums in Kärnten, Heft 14. Lausanne. Bulletin de la societe vaudoise des sciences naturelles. Vol, .89..88. Leipzig. 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Se — Ueber einige neue devonische Brachiopoden. a - Querverwerfung bei Andreasberg. P. — Devonische Versteinerungen von der asturischen Küste. P. — Fauna des chinesischen Kohlenkalks. P. . -— Ueber das Alter des Hauptquarzits der Wieder Schiefer und des Kahleberger Sandsteins im Harz, mit Bemerkungen über die hercynische Fauna im Harz, am Rhein und in Böhmen. A. — Verwerfungen am Süd- Abhange des Brocken-Massivs. P. . — Moränen im Harz. P£. a he Kress, R., Teber Harze aus dem Samlande. B. KLIEVER, "Ueber die Steinkohlenflötze im Saar- und Nahe-Gebiet. P. Koch, 0 Ueber Homalonotus in dem Orthoceras - Schiefer in Nassau. 2. . KoEnEn, A., Ueber die Gattung Anoplophora Sanpsc. T Uniona Pontic). RA Könn, J., Untersuchungen über pyrenäische Ophite. A. Lang, H. Orro, Ueber sedimentäre Gesteine aus der meet von Göttingen. val LeuMmaAn, PAuL, Beobachtungen über Tektonik und Gletscherspuren im Fogarascher Hochgebirge. A... BR... Loczy, Ueber geologische Beobachtungen in China. P . ‚Lossen, K. 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Strombohtuites, eine neue Untergattung der perfecten Lituiten, nebst Bemerkungen über die a Ancistro- ceras BoLL. A. _— Nachträgliche Bemerkungen zu Strombolituites m. und Ancistro- ceras BoLL. -— DUeber ein Tessini - Gestein- erahnen von Bea mlde P BR. ._ Ueber das Vorkommen und die Altersstellung der desehtebe von glaukonitischem Orthocerenkalk. P. 3 — Ueber das Vorkommen des schwedischen ‚Geratopygekalkes a EBER | Band, re ER er unter den nordischen Diluvialgeschieben. — Diluvialgeschiebe von Eberswalde. P. — (ervus tarandus. P. RortHpLetz, A., Der Beresturz von E Im. 2A & SCHLÜTER, (CLEMENS, Ueber einige Anthozo&n des Devon. A... . SPEYER, 0., Stalaetitenförmige Be in den Diluvialkiesen von Gräfentonna. P. . — Fauna und Flora der Kalktuffe von Burstonna nd Gräfen- tonna. P. KagezN STAPFF, F. M., Geologische Beobachtungen i im Tessinthal. A STEINMANN, G., Ueber Acanthospongia aus böhmischem Silur. 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P. — Ueber die geologischen Verhältnisse bei Saarbrücken. Pi — Pflanzenreste in den Öuseler Schichten von Ousel. P. — Pfilanzenreste von Orock. P. . . — Deber Gneisseinschlüsse im Granit des Thüringer Waldes. P. — Mikroskopische Schliffe von Oldhamer Steinkohlenpflanzen. P. VAN WERWECKE, L., Ueber die Trias el und Luxem- bures. P. N A Re a Seite. 184 184 187 478 491 492 695 700 103 540 75 173 174 604 461 522 339 523 282 710 504 703 705 465 176 354 483 489 489 489 504 704 704 709 709 512 or “ H. Acanthospongia aus böhmi- schem Silur ac Acervularia pentagona Ackerbruchberg, Schichten- faltung am Alm. Analeim , optische Erschei- nungen am un, Aneistroceras. 187. au malete. Verwerfungen Den <: Sn Anoplophora . donacinus Schtorn. sp. lettica QUENST. sp. Anthozoön des Devon Anthracosia seeuriformis Lvupw. sp... Arnao, Be Ve nerungen von Athen, krystallinische Sehie- fer der Gegend von. . Attika, krystallinische Schie- fer von . Basalt, Granitfragmente im. Olivinknollen im . Bergsturz von Elm Be Bimsstein im Westerwalde . Binkhorstia nov. gen. Ubaghsii Bohrer . Bohrung gebäude. in Rügenwaldermünde . Bosnien , Geologie von Brachiopoden , neue devo- nische U Branchiosaurus . amblystomus gracilis . a Generalstabs- 118. 348. Sachregister. Seite Be aus dem Senon 481 von Mastricht und dem 89 Tertiär. Norddeutschlands 858. 350 Bücherverzeichniss für 1881 269 Burgtonna, Fauna u Flora ber 22 N 185 — Profil von . 478 K. Calamarien, Stur über . 90 Calamiten, Studien über 680 Galophyllum paucitabulatum 685 Cambrisches glaukonithalti- 686 ges Conelomerat v. Ebers- [6) walde CGambrische und silurische 686 Geschiebe Norddeutsch- lands und ihre Heimath. 349 Cambrische Schichtengruppe auf Oeland 348 Campophyllum quadrigemi- num . 454 Cassel, Tertiärablagerungen Dei 53 Cenomangestein bei Ebers- 31 walde . 540 Cenomangeschiebe von Ost- 449 preussen . 365 Ceratopygekalk "Schwedens, 365 als diluviales Geschiebe . 174 Cervus tarandus bei Ebers- walde ae 184 China, Geologisches Aus 173 Chinesischer Kohlenkalk 282. | Chlorquecksilber bei Wald- böckelheim Ball Coeloma ; , 303 Coeloma Credneri x 575 Congress , Internation. ge0- 306 logischer, in Bologna "514. Seite. 357. 365 720 174 174 . 489 489 76 701 a ar 9 a 702 352 es 108 5ul Sdl 51 ® 388 3 699° Hhältnisse ieh ıknollen und Basalt _ Cordieritgneiss am Harz Er zndieheder aus der 2 Grauwacke _ des ik fossile Flora von 178. Susel, Pflanzenreste in den x Cuseler. Schichten von nem ee Diallag Ser en Ssyssert Diatomeenlager, diluviales, _ bei Zinten, Östpr eussen . iceras Münster, Schichten bei Kelheim _ _Diluvialkies von Gräfentonna Diluvium, sächsisches Pe Stalaktiten von 492. 695. isenerze von Elbingerode . - Elbingerode, Eisenerze von x Glaukophan im Ortho- klarporphyr von. . . . - Orthoklasporphyr von . Syenitporphyr von Im, Bergsturz von Fascieularia caespitosa . — ceonglomerata Feuermeteore v Flora der unteren Schichten d. _ Plauenschen Grundes 339. Fogarascher Hochgebirge, 3 Tektonik und Gletscher- Fr spuren im-... - Fort Neudamm bei Königs- berg i.Pr., Er Kno- 2 2 ‚chenreste von 36 & 107 174 704 390 102 Gener alstabsgebäude, Gangvorkommnisse bei Wal- denburg " Boh- rung im Geschiebelehm von "Detmold u. Herford, Localfacies im Geschiebe mit Paradoxides Oelandicus bei Eberswalde Geschrammte Geschiebe Ost- thüringens . . Geschrammte Schichtköpfe des Rüdersdorfer Muschel- kalks Glacialablagerun gen Schonens Glaukophan im Orthoklas- porphyr von Elbingerode Gletscher, Bewegung d. grön- ländischen ; Gletschererscheinung en am Harz #8 Gletscherspuren im "Foga- rascher Hochgebirge Gräfentonna, Diluvialkiese von:- — Flora und "Fauna der Kalktuffe von. E — Profil von . Granit, dessen Verwerfung im Oberharz . Granitfragmente im Basalt vom Bucker berg. Granitische Gänge im Gra- nulit Sachsens " Granulit, granitische Gänge im sächsischen } Granulit, Hereynit im säch- sischen . . Fe Gyps von Göttingen Harze aus a Samlande . Hauptquarzit im Harz, Älter des . . Heliophyllum limitatum . — Troscheli Hercynische Fauna im Harz, am Rhein und in Böhmen -Hereynit im sächsischen Gra- Halt. 2, Homalonotus aus dem Harz 502. Hornsilber von Schneeberg. Jura-Geschiebe auf der Insel Wollin EIURN SER Jura, lothringischer Kahleberger Sandstein im Harz, Alter des . \ Kalkconglomerat, cambri- sches bei Eberswalde Kalkstein von Göttingen . aphanitischer . Oolith- sandiger. Zellen- . . Kalktuff bei Göttingen Kelheim, Schichten des Di- ceras Münsteri VOnALE Kieferstädtl, tertiäre Wir bel thierreste von Ei Knochenreste, diluviale, von Fort Neudamm bei Kö- Königsberg i. Pr. RN. Kohlenbergbau bei Saar- brücken. . Kohlenkalkfauna, chinesische von Lo-ping Er Kohlensäure, flüssiee, im Quarz Kokoschütz, Tertiär pflanzen ER a Kometoid . . Korallen aus der Tanner Grauwacke des Harzes Krystallinische Schiefer von Attika. Kryolith, künstliche Umwand- lungsproducte des . Labyrinthodonten . Leptaena retrorsa . Lherzolithe der ne { Lithostrotion sp. . Lituiten, Subgenus der per- feeten Lomatophloios macr olepido- usa Lo - ping, Kohlenkalktauna VOnn Loriolia Foueardi Löss. Megalaspis sp. . Meteor vom 18. März 1877 vom 29. April 1877 . Meteorsteinfall bei Ställdalen Micromitrax nov. gen. holsatica : Microplasma radians . Moränen im Harz . 118. 348. 298. | Muschelkalk und Thüringen Mutterlaugensalze . Necrocarcinus quadriscissus SD. IneY \ Niobe sp. . Oeland, geolog. Ausflug nach Oldhamer Steinkohlenpflan- zen, Dünnschliffe von. Olivinfels, uam von. « Olivinknollen im Basalt . Zusammensetzung von . Ophite der Pyrenäen ' Optische Anomalien Analcım Östpreussische Cenomange- schiebe . . Ostthüringen, Geschrammte Geschiebe von g am Palaeoclymenia . planorbiformis Palaeonautilus depressus hibernieus . hospes RLe. incongruus . Odini. ; planorbiformis Paradoxides Oelandicus, Ge- schiebe mit, bei Ebers- walde . : Tessini, Geschiebe mit, bei Eberswalde i Pentelikon , krystallinische - Schiefer "vom! Pieranaleim . ae Plauenscher Grund, Flora, in Schwaben. 181. 700 491 348 355 dessen unterer Schichten 339. 489 dessen Stegocephalen Protocardien-Quarzit . Quarzit von Göttingen echter, vom Kl. Hagen Quarzitgeschiebe aus Hol- stein mit Sequoia Couttsiae Rechnungsablage pro 1880 . Renthierfunde in Sachsen . Retzia trigonula Rhynchonella Ibergensis. Richthofenia . 298 218 218 221 ° 502 530 170 333. 392 392 EN Rüdersdorf, ‘Sachsen, Granulit in . Geschrammte Schichtenköpfe des Mu- schelkalks von APPX Boh- Rügenwaldermünde , rung in. Saarbrücken, Kohlenbergbau berv/. Steinkohlenfor mation bei . 533. Sächsisches Diluvium Sandstein von Göttingen - . ET Ba 2 CE NE ON BE a 2; a r> Sn Sa % Schonen, EEE) r _ — eisenschüssiger — kieseliger Säugethierreste in T hüri ingen Sehichtenfaltung am Acker- bruchberg . Schneeberg, Hornsilber von Glacialablagerun- gen in. Schweden, geoloeische Reise- notizen aus 'Sedimentär-Gesteine aus der Umgegend von Göttingen Seekreide . Ä Serpentin von Ssyssert Sigillaria Brasserti Silur auf Oeland . . Smithia (Phillipsastr aea ) Hennahii Sodalith von Tiahuanaco Spirifer Winterii N Spongophyllum elongatum — Kunthi ir — semiseptatum . .— torosum . Ssyssert, Diallag- Serpentin yon)... Stachyodes, eine neue Stro- matoporidae . DR — ramosa . . Stalaktiten aus Djara in der libyschen Wüste. Stegocephalen des Rothlie- genden des Plauenschen Grundes. . 208. Steinkohlenflötze des Saar- und Nahe-Gebietes Steinkohlenformation bei Saarbrücken, Edouns der. 3 '. ee Steinkohlenpflanzen , verti- cale Verbreitung von . Seite. Stenon, Biographie des. Stockheim, fossile Flora von Strombolituites . 184. 187. Barrandei 184. — Torelli 184. — undulatus 184. Pacnilpczuhgr von Elbinge- rade >. Tanner Grauwacke des Har- zes, Reste in der Terebratula Ecki Tertiär bei Oassel.. 2 Tertiärpflanzen von Koko- schütz a. Tessinthal, Bau des oberen — geologische Beobachtun- KENN IE Thale Zinkblendevorkom- men "bei Tıahuanaco, Sodalith‘ von m Trias in Lothringen und Luxemburg . .#. Trocholithes . — ammonius h Thüringen, Säugethierreste in Thüringer Wald, A steine vom. Uniona Pouric . Verwerfungen am Südabhang des Brockens . . — im Oderthale . Waldböckelheim, Chlorqueck- silber von . . Waldenburger Gangvorkomm- nisse . Wieder Schiefer im "Harz, Alter der : Wissenbacher Schiefer des Harzes . Wirbelthierreste , tertiäre, von Kieferstädtl . Wollin, Jura -Geschiebe auf der Insel Zinkblende - Vorkommen bei Thale ER, Zinten in Ostpreussen, Dia- tomeenlager bei - a 2 289 354 429 435 511 627 667 BesoFo9 734 Druckfehlerverzeichniss für Band XXXII. lies: „Heuscheuer“ statt Heuschener. - „Richtigkeit“ statt Nichtigkeit. „(Glau-)konitsand“ statt (Glau-)konitkalk. „weisser“ statt weicher. „leicht“ statt nicht. „beim Silur“ statt beim Devon. „Erbstollen“ statt Erbsoller. Druck von J. F. Starcke in Berlin. | % RE er; Be R a Ye - i 5 ” N Ri f: N 5: „* 7 1e van Sa Inhalt des IV. Heftes. ee N jr A. Aufsätze. - Di ah a vo Seite. Br 1. Ueber Hercynit im sächsischen au Von Herrn Ernst. wi KALKowskKY in Leipzig Se nee a BER. . 2. Der Bergsturz von Elm. Von en “ Roten in n Zürich. x (Hierzu Tafel XXI.) Ä BR ws) 3% Beobachtungen im sächsischen Blau. Yon Hin F. E. Genarz “ in Rostock FR 4. Ueber Loriolia, eine neue Behinidengattung u Herrn m. Neu. Ye MAyR in Wien . . . a ER N 5. Die Stegocephalen aus dem Bohlidsenden = Pa hen u Ve r des bei Dresden. Von Herrn HERMANN ÜREDNER in kepasy (Hierzu Tafel XX ps MV )a AR 6. Geologische Beobachtungen im Tessinthal. Von Henn F. M. Sraren Me... in Amplo.s (Hierzu Tate AXV). 2...‘ 604. 7. Ueber das Alter des Hauptquarzits der Wieder Scheer Bd dee Kahleberger Sandsteins im Harz; mit Bemerkungen über die hereynische Fauna im Harz, am "Rhein und in Böhmen. Von Herrn Emanueı Kavser in Berlin . . . . 519 8. Ueber den Ursprung der granitischen Gänge im Granulit; in N. sen. Von Erksst KaLkowsky in Leipzig . . . 629,9 9. Die tertiären Ablagerungen der Umgegend von Cassel. Ton Herrn N THeoDor Esert in Cassel. . . . . 654. 10. Ueber die Gattung Anoplophora SANDEG. Urs Po Var RE Herrn A. vov KoEnEN in Göttingen. (Hierzu Tafel XXVI) . 69 11. Stachyodes, eine neue Str Zn Von Herrn Auc. BARGATZKY = in Sole ei..." HERE ee B. Briefliche a | ' der Herren Frantzen, A. HErzann und A. RemeL£ . . . 2.0. 476 es Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Sitzung vom 2. November 18831 . . . . ... 699 - 2. Protokoll der Sitzung vom 7. December 1881 . . ». . . . . 20 Wr Die Auforen sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. vorrnrse Die Autoren erhalten 50 Separatabzüge gratis; ee grössere ß Zahl = is nach Wunsch gegen Erstattung der Herstellungskosten. = Bars. Einsendungen für die Bibliothek der Gesellschaft, Beiträge für dis or Zeitschrift, Briefe und Anfragen, betreffend die Versendung. der Zeitschrift, a Reclamationen nicht eingegangener Hefte, sowie Anzeigen ‚etwaiger Verän- derungen des Wohnortes sind an Prof. Dr. Dames (C. Mineralogisches Museum i der Universität) zu richten. Die Beiträge sind pränumerando an die Besser sche Buchhandlung (W. Behrenstrasse 17) einzureichen. Die Herren Mitglieder werden ersucht diese Einzahlung nicht auf buchhändleriscem Wege, sondern durch directe Uebersendung an die en Buchhandlung zu bewirken. ii Nail, Tr ch LU = N je Bumsiiysyy Er - FR e3ogay 6 ıdoy, 0} e1 U2SS0 U210y UUOATPUTAIS SG [Puopag 2Rray91810/57841 END DSSDURLDON OF JUIY : DUB URPUOSYDSWLNYL | 2 IE { O7 U0y ru RI) \. i PR) sorgung io ZUR "Y- Tor == = 2 = Tapar E 2 = } VLL I öl. . / 09 = zZ SE \ 752 UP10M U21/9820 Jhbayaamay 9un4 0m 9241) BERN = 252 12P10mu90896 Jobuj1on27 22 om 2710 © "9181 mp gg woa TIIAMYAIAI-NYTVUTIVLS aap sappıgabyray.regyysıg sap ALYVM- SLHIISYAAAAN Y91312.19 4.750, PL- er 081 067 oFH Zeitschr.d.Deutsch..geol. Ges. BB u ne ae ar een v s 5 # f 5 k ei % « i 4 . - 3 : ke {} Ne .) 5 x‘ b . r “2, j ER I f = In | f x 4 ’ | A I u F x F ü ‚ e ; r r SD ’ \ 2 3 j h R i . ; x 4 bzi “. N ” 5 he ur 2 j 5 ni L 4 ei d hi ) ir ENZEe ll £.T. Ta Zeitschr.d.Deutsch.geol.Ges 1881. ‚8ofl \UOPUg E \MU0P. ALOE, 2 se dan =) nad fe) \ TUIZWUDL 4) ur Uu2gJ9s.19p 7YyPıM0L) „Dp U37T299Q aU222 f "428019 sopıl IL0)79H7 WIP UIgIU U7YDTZ AUT 2U2028540979J 19P 4107707 W u on ar Zu, 5 ar A S Z 0042, 2 N SSH NV SS \B ng ga 2: 2 FIZL = N = M apmılkın ddo He, Il Fl | Ei ZITEET] Aa 280, 5, B/} \ = h, | AU ng. Muh en ; > v v2 AP J) IN AWTWVaTIVvLSs 114 NUNILSYOMLAN NOA yarıva svu aa YLUVH Ateliers dr Meprodachans Artıstrjues ar iM 75, Yuwar lodture, Paris. lorkure, lrarıs de), g/m / Artstegues 7 ode HLAIDS Bra: P) ‚Ateltens de A Ateliers de Aeoarodietaons Artistrgues 75, Juar lolture, Paris. Y IS hi 5 i x « E - 5 E £ F c S j F 2 % ' 5 3 ‘ a “ ö j ; 2 « s . = “u, % N % Br i h y .i Ye ): ir - N 3 e } = E N } A y Y ’ Pen \ h e . N . R ‘ er 3 N A x . S a > Y3r 7 f N + - . ni > 2 2 E : 2 > x ey ve ke $ & BES ® [: = Zeitschrift d. deutsch. geol. Ges. 1881. 1-4 Calophylium paucitabulatum, Schlüt. 9,6 Microplasma radi 7 Smithia Hennahi ‚lons Zeitschrift d. deutsch. geol. Ges. 1881 i Taf. VIl ET 1-4 Darwinia rhenana ,Schlüt. Lith.v. A. Henny Bor Zeitschrift d. deutsch. geol. Ges.1881. © w Popup N YES, 3E > 2 Heliophylium limitatum, M.E.u.H.sp. 3,4 Helioph. Troscheli, M.E.u.H.sp. litn.v.A. Henry, Bonn. Zeitschrift d.deutsch. geol. Ges. 1881 Taf. X. 1-3 Spongophylium semiseptatum, Schlüt 7,2 Acervularia pentagona, Galdt. sp 6,7 Fascicularia caespitosa, Galdl. sp. 2% DE ARE N, S BER N NR Er RR Zeitschrift d deutsch. geol. Ges 1881. ee 158 Spongophylium torosum, Schlüt Lith.v.A.Henry, Bonn Taf. xl. Zeitschrift.d. deutsch. geol. Ges. 1881. Schlut 5 Spongophylium Kunthi D 4 3 Spongophylium elongatum Schlüt. 1 Lith.v.A. Henry, Bonn. leitschrift d. deutsch. geol. Ges. 1881. Taf.Xll. 1.2 Spongophylium Kunthi Schlüt. 3 Cyathophylium quadrigeminum + Campophyllum quadrigeminum. KikA.Hensy, Bauo. EERNA r: ei ie Ver BD Me Fa an ER Y 1-3 Fascicularia conglomerata, Schlüt. 3,4 Lithostrotion. Lith.v. A. Henry, 4 2. n . k : x * \ r jan ee y . nen NET ner ge j “ PO II NENEE IE PNDEN ENT TER r PT an a RR x - & ne en rn rn amt kamehn nm ni re ey eene nen Po x f a $ ‚ . “ ; ö s = BR 5 2-0 r x t \ INS NND \in > \ NICKUTTEEEITER, RIID> > N ZUM 71215 NUN = Malz, > 72 DZ N NIINDDZ ZUÄUNUNS SD N Yun, n «llz Yin) Ding N Q I ARSUNIDUUDN DIT An Ay ? > URL IH Z Um G ZZ OITTNALUNATIDMIN DIN Das Fogarascher Hochgebirge, 1: 700.000, lm 1 Cm gezeichnet von F.W. Paul Lehmann . o Ortschaften. + Gipfel, oder gemessene Höhenpunkte. \IiN Zeitschr. d.Deutsch. geol. Ges. 1881. 7 1 IS A el 7 Y \ N KT sro EL 1use Böpdgutein Ausa, 5 E77 us18 Das Fogarascher Hochgebirge, 1: 700.000, Klon. = 1 Cın ‚gezeichnet von FW. Paul Lehmann . © Ortschaften 1a D + Gipfäl,oder gemessene Höhmpunkte. Gamputagu (Bönpadufig) Zeitschr. d.Deutsch. geol.Ges H.Crednan gez Lihlnei Eh Finke umpang Braneliosaurus gracilis Urd. 3 B ®) fi = « f we wer. es SE an, ee Zr Be Zeitschr: d.Deutsch. geol.Ges. 1881. Tal! XV. N UN or > Iyaaı Fe FAR (mal % ZI a I Orednen gez ESTER Branchiosaurus gracilis Ord. 2 \ a k 4 „ ir, jr I Mar N I —. v2 m \ Zeitschr, d.Deutsch. geol.Ges. 1881. Taf XvI. il I Ursinen Box BR ham. EA Fand Lip, Branechiosaurus gracilis Ord. Le a Ber Sr < 1 ‘ D % \ - - D ’ a Pa 9% Zeitschr. d. Deutsch. geol.Ges. 1881. Tacxvıl FD a 280 = 2: grnppaBa > S ID Branchiosaurus gracilis Und. \ 2 e - \ As . Be SI h 2 Sr = A IR f + RR s Er 5 e £ = dr “ F- “ ı E) 4 we N.d.WVat. gez. Uth.v. W. Pütz Druck v. A. Renaud.. 7. Spirifer Winterii, Kays. 2-3. Rhiinchonella Jbergensis, Id. %. Retzia trigonula,Jd Ö. Lentaena retrorsa,Ja. ’ . h rr fi P t = a% 5 7 f J ; x . “ ’ Deitschr. d.Deutsch.geol. Ges. 1881. * > = E3 2 32 Lith.von Laute. a DS Sea er = — BETH } | \ \ N: | or } S [ Ss), / / / | 5 ! Tschingelbe 9 71000 N. — ---- Aussere Grenze des Sturzgebietes. o Standorte von _# ugen- zeugen. des Sturzes. P= Plattenberg @= GelberKopf AR= Risıkopf. U ES Fig. 11. Höhen in Metern Lith. J.J. Hofer, Zürich. Zeitschrift d. deutsch. geol.Ges. 1881. £ Tae. NN. 1600 Düniberg u ö > 152 Alpegti = Geissthalalp \ Krs2H Me 5 | NS ca --- lussere Grenze des \ Stunzgebietes. © Slandarte von „lugen- zeugen des Nurzes, Pose » Plattenburg G» delberKopf Ar Risikopf Tschingelberg Fig un woom. Höhen in Metern. LithJJ. Hofer, Zürich PER LE 'SAIquIe p.1) smwogsÄfq! a ‚Sızdiorg (syungygArsuy TAT 1881 809 1098 PSInaQ P AUSNOZ Zeitschr d.Deutsch. geol es 1881. KUCrodner ger, .— Taf. XL. 2 0 Freu # ip zig, v.#.A.Fımke, Lei t ach n ‘ fi Ns R u 2 0 Er x ? y 4 } ; N u F N‘ IHN 5 * “ I { . “ £ 7 » 3 X Zeitschr. d Deutsch. geol Ges. IBBL. Ta aKlll, | | | N 4 7 8 Y 2a e, S & oe IR 2 S — Hau Il Creäner go1 . 2 Lab Amen MA Funde, Leiprig Braneliosaurus amblystomus Or. Taf. XXI. ) je VB a ywıu we ‚» Inth. Anst.v. B. A ‚Enke, Leip zig. Fe Zeitschr. d.Deutsch.senl.Ges. 188L.. ... he m; Sb 2 Re )/ / y ar S 2 £ v HiCredner ger. Branclüosaurus amblystomus rd. TatXNlV. u a 2 RARRAREER AR” Läh Anst.v: B.A‚Fımke, Leipzig. = 0. > ee 7 abnzpunug IX el 199] sag Joab yosına] p ayasuay Zeitschr d. Deutsch geol. Ges. 1881 R 42 i Grundzüge A Klüfte 496081. 83.012 des Spunn/hm Unter, ? ne Oberen Tessinthales VIE 1:300000 Gars — lid: Synklinalen und . ntiklinalen. mn . Zängenthäler. S__ . Puerthäler. Oberstalfel er Si Fig. 2. Geschewertes Bett emes Zweiges der Gribbiacora. Nurfınen. S sy Giacomo Längenprofil nach ngiopası “u r Laghetto Thalweg desTessins 9 2 S a Längen t: : ir S = angen 1:300000. B Sr E Hohen 1:60000. = N Fi 8 & 5 2 E 4 Se Bedrett N = al 5 Re & N ars EB Biaschina nen Ss y} Ritom. {=} BreN IR R SE, St S ER 5,0 = S BER Mittlere Lie Srentina Levenlina Taf XAV. 290 Brennemündung bei Biasca nr]