Bl DIET 2 BE) EIPHEHRETEE NIE ELEEN he Hin H Kt d DELETE ALT a Aging AL TSEEE Du rin HERREN ee Ehe \ year imihn LAR 4 % en } LA 4 male , A i }- HH Sera ‘ ya name } a ’ INGE SFEEMERECE DEREN TEN EEISAIE LH TITLTEERRIT IH abe r Y A {% f Y ei EL EEE 1 2 ’ dell ana hhıkrön 4 Bun Er) DE} a H ’ sr 1 u yapaur hal} f ERLTSLF TEN KL PLARRER FEN EHE RM ALTE, ee lan Ku at unk IaK Ir) Indirik hl Ren MELLE NETET TE SI LU IE JÄN) sa wen andre Nah De {j #4 i ha Kt . 4 ner? i I ) ‚ Ki un h ? ins LaeıT} 5 EMaTagFATg? ET al, f h) { Ay Y 4 MT ARRTULETNIS EHRE INNE. j t h u dr AHMED: 12 H ’ ae h SUR EU DLMALIDER Hi Ah ; EUMATILIR N are! Atari Prntait rel AND NIIELLIEN . HIaIE) aan N RT TRIER ELDER FILE KAHN, )Y 4) ee KON Ad ALERT u fr , ? High » HIREIEISIE IE t H 1 e h PR m Ba unlarulah ku al ' EICH HERR ER PERLE ITRL ARTE LET LTE 1 Fe Te 4 TR 10% 5 \ h 4 i ar ns y } RBRSERHNAHR EN Kr } cl) AR r t J 121urt I ” 17 {4 i N hir ielk vu ud mr ‘7 \ DI IDEE N Vai i' BE us EUTELHTET DW r ' 919 1 } A La HR FRE LED KERN) ‚ Jah AA jour f “ al an HERRIN DIR ARETD 34 tin u i Hy NRHOHE ein t . ern } ers EL IR a {D SIOERTITEIERTE TI ’ ' } BIS IH EEE ALTE am WERLIL rat ) ana AIR IRAN DSH. FOR THE? EOPTE FOR EDVCATION EOR SCTENIGE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Yen y Ci m * SEN Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft (Abhandlungen und Monatsberichte) 7%. Band 1922 (Mit 5 Tafeln) Berlin 1923 Verlag von Ferdinand Enke Stuttgart Inhalt. Hinter dem Titel der Veröffentlichungen bedeutet A: Abhandlung, B: Briefliche Mitteilung und V. Vortrag. (Die Seitenzahlen der Monatsberichte sind kursiv gedruckt.) AHRENS, H.: Neue Forschungen über den Gebirgsbau des Taurus und Amanus (Titel). V. ! BEDERKE: Die Grünsteinzone der Sudeten (Titel). v BERG, G.: Die Geologie und a des Isergebirges (Titel), V LAUNE BEYSCcHLAG, F.: Die Erdkarte (Titel). V BorRN, A.: Isostasie und Inlandeis (Titel). V ; = Über die Erscheinungsform eines submarinen Ergusses. (Mit 2 Textfiguren.) B a WC v. BUBNorr: Alte Massive und Geosynkhnalen (Titel). v — Die Arbeiten des Osteuropa-Instituts (Titel). V Croos: Über die Tiefengesteine des Bayerischen Waldes nd den Pfahl (Titel). V 3 DAHLGRÜN, FRr.: Über graptolithenführende Schichten im Unterharz. V .... WERE BERN Z2008 ERDMANNSDÖRFFER, OÖ. H.: Alter und Entstehung der Harzer Erzgänge (Titel). ver NE. v. FREIBERG, B.: Die Fauna und Gliederung des Thüringer Untersilurs. (Hierzu Tafel IV und V.) A FLIEGEL, G.: Über die geologische Neuaufnahme des Har- ER DO, Fucas: Über die Beziehungen des 'Sauerländischen Fazies- gebiets zur belgischen Nord- und Südfazies und ihre Be- deutung für das Alter der Verseschichten (Titel). V FuroA, E.: Zur Entstehung der deutschen Zechsteinsalze (Titel). V us GAGEL, C.: Bemerkungen zum Yorue von een Worn- STEDT. V : — Über Spuren des ältesten Tertiärs in der Mark "und die Chronologie des älteren Tertiärs. V.... 204, GOEBEL, F.: Zur Altersbestimmung der subherzynen Salzauf- brüche (Transgression von Neokom auf Zechstein) nach neueren Tiefbohrergebnissen. (Mit 1 Textfigur.) B GOTHAN, W.: Ein Fund natürlicher Zellulose im Miocän des Niederlausitzer Braunkohlenreviers. V : Seite 38 200 200 196 201 101 200 196 206 "316 199 237 308 156 66 133 292 an 139 IV Grıppr, K.: Marines Pliocän und Aipparion gracile Kaur vom Morsumkliff auf Sylt. (Hierzu Tafel II und 1 Text- figur.) A E — Marines Pliocän und ‚Hipparion eracile vom Morsum- kliff auf Sylt (Titel). V GRUPE, O.: Über das Altersverhältnis der herzynischen und rheinischen Dislokationen. V HAARMANNn, .E.: on, zu 0. Gnvens nen aut 2 Textfiguren.) Ver — Zur Terminologie der Falten und Flexuren. B JENTZSCH, ALFRED: Über hochlagernde Blöcke Schlesiens. V KAISER, Er.: Tiefenintrusionen in Südafrika (Titel). V KEILHACK, K.: Vorlegung einer neuen geologischen Karte der Provinz Brandenkurg im Maßstab 1 : 500 000. V KLAEHN, H.: Das Steinheimer Becken. I. Teil: Die Tek- tonik des Steinheimer Beckens. (Mit 9 Textfig.) II. Teil: Die Entstehung der Tertiärschichten von Stein- heim i. A. (Mit 1 Textfigur.) A et Be Fe KruscH, P.: Ein neues Eisenerzvorkommen in Mooren (‚„Weißeisenerz“), Vene Sn Te OF — Über das Vorkommen und die Entstehung des Weiß- eisenerzes, eines neuen bauwürdigen Eisenrohstoffes. (Mit 1 Textfigur.) V . Künn, B.: Der Willenberg im "Bober- Katzbachgebirge und dessen Bedeutung für die Frage nach der Bedeutung der Schildvulkane (Titel). V LANGE, W.: Über neue Fossilfunde aus Der Trias von Göttingen. (Hierzu Tafel I) A Ä V- Linstow, O.: Tektonik und Solführung im _ Untergrund von Berlin und Umgegend. (Mit 6 Textfiguren.) B MırcH: Petrographische Provinzen (Titel). V er VON ZUR MÜHLEN, L.: Über die Quarzgänge "zwischen Zobten und Striegau in Schlesien. (Mit 1 Textfigur.) B PETRASCHER, W.: Zur Entstehungsgeschichte der sudetischen Karbon- und Rotliegend-Ablagerungen. (Mit 5 Text- figuren) V.. +» 320% PoMPEcKJ J. F.: Mitteleuropa und Fennoskandia zur Jura- zeit (Titel). V . - QuAAs, A.: Beiträge zur Geologie "des. Niederrheins, "vo. Nochmals zur Gliederung der Hauptterrasse. B.... Reck, Hass: Über die Basaltvulkane des Hegaues. (Mit 3. Nexthenren:) Var: Reunıng, C©.: Karten des mittleren Südwestafrikas, (Titel). 1% RICHARZ, STEPHAN: Eine tertiäre Vergletscherung Alaskas und die Polwanderung. VER N, eo RÜGER: Die EAlBOSEDE EN des estnischen Kambriums (Titel). V en . . SAMOJLOFF,. J.: nsreilaeite it Bande. einiger Ans neralien. V . a — Paläophysiologie (Paläobiochemie) und ihre geologische Bedeutung. V er SCHLAGINTWEIT: Die "Chronologie ‘der Anden (Titel). vi Seite 207 207 201 162 89 199 77 244 200 166 137 199 180 201 227 227 204 SCHMIERER, T#.: Beitrag zur Kenntnis des faunistischen und floristischen Inhalts der Berliner Paludinenbank. (Hierzu Tafel IIL) A SCHNITTMANN, FR. X.: Beiträge. Zur Stratigraphie, der Ober- pfalz. (Mit 4 Textfiguren.) A .. i SCHWINNER: Gebirgsbildung und Vulkanismus (Titel). v SCHUH, F.: Beitrag zur Tektonik unserer Salzstöcke. B ScuPpIn, H.: Die Gliederung des nordsudetischen Rotliegen- den auf klimatischer Grundlage. V .. Ent 201, v. SEE, K. und H. STREMME: Über eine landwirtschaftliche Bodenkarte nebst Bemerkungen über die geologisch-- asronomische Flachlandaufnahme des Gebiets der Freien Stadt Danzig. (Mit 2 Textfiguren) 'B TED SOLGER, -F.: Über die Einmündung ‘des Haveltals in Sag Berliner Haupttal (Titel). V .. — Zur Morphologie des Berliner Haupttals Titel). v SONNTAG, P.: Über das Interglazial von Neuenburg a. d. Weichsel. (Mit 1 Textfieur.) B I ae) RER ar, LEE StAcH, E.: Die stereographische Darstellung tektonischer Formen im ‚„Würfeldiagsramm“ auf „Stereomillimeter- papier“. (Mit 31 Textfiguren.) A — Nachtrag. B MR u START, A. E.;: Zur Frage der Lößbildung. B ; STAPPENBECK, R.: Über südamerikanische Minerallager- stätten (Titel). Ne MIELR FE STILLE, H.: Salztektonik, Normaltektonik und Vulkänis- mus. V.. BEER REM LON, STREMME, H.: Di Venenduge chemischer Analysen zur geologischen Diagnose, besonders beim Buntsandstein (Titel). V- — Die Verwendung. der Bauschanalysen zu geologischen Vergleichen unter besonderer Berücksichtigung des Buntsandstein. V 5 — und K. von Sur: Über eine landwirtschaftliche Boden- karte nebst Bemerkungen über die geologisch-agrono- mische Flachlandaufnahme des Gebiets der Freien” Stadt Danzig. (Mit 2 Textfiguren.) B Re STUTZER, O.: Über ann von Pensberg in “ Ober- bayern. B SE WALTHER, K: Konirae zu meiner een 12 Bilduns des Schmirgels, betrachtet an einem Vorkommen von Korundfels in Uruguay. B WEPFER, E.: Terrestrische Einflüsse bei der marinen Sedi- mentation und ihre Bedeutung. B . 1% WERTH, E.: Bemerkung zu K. KEILHACKS Vortrae. V Ra = Bemerkungen zum Vortrag von Herrn WorD- STEB®E. V .. WILCKENS, O.: Die Trias \ von Neuseeland. B RR WOoLDSTEDT, PAur: Studien an Rinnen und eraehen in Norddeutschland. V er WoLFrr, W.: Bemerkungen zum Vortrag von Herrn Worn STEDT. V . in: — Über einen Interglazialtorf aus "Holstein. ‚ "163 191 39 36 135 330 130 134 68 VI : Seite WUNSTORF, W.: Vorlegung der Arbeit von P. PRuvost: „La faune continentale du terrain houillier du Nord de la France (Titel) V .... R 36 WURM, W.: Arbeiten des Herrn ‚FauRa ı I Sans (Titel). Av: 03207 YAKoWLEW, N.: Bothriocidaris und die Abstammung der Seeigel. (Mit einer Textfigur.) 3 . 325 ZIMMERMANN I], E.: Geologisches Querprofil | durch Thürin- gen von Suhl über Ilmenau und Weimar nach Halle. V 7I Neueingänge der"Bibliothek, . 0. ...2..202. 03, 120.192 Ortsregister. . 00. Ans a ae er % EBIT Protokoll der Sitzung am e: Tahaaı 1922 re 6 > »s r „. 1=Bebruar 19322 raten 33 „ » PR) „ 1, Marz 1 Da an SO 67 ” 2) „, b>} 5. April 1922 . es, ae: .,e[4EBtial ler fe) Selade 69 ss % ro. Mai 922m ne Sraer er BROT » >= n faile JUNI OA aE ee. 137 » 5 r all ID Dr a ee = 15T Protokolle der ne am 29., 30. und 31. Juli 1922 Zu@Breslausz re a a er are ae ee ur 193 Protokoll -der issansehaktlichen Sitzung am 29. Juli... 193 n „ geschäftlichen Sitzung am 30. Juli . .... 196. e „ wissenschaftlichen Sitzung am 30. Juli ... 199 5 % „131 Julilt. 208 Protokoll der Szung am 1. November 122. . . . „2. 202 ii PR , „62’Dezember 19227 Zu 2.2. 2 204 Rechnungsabschluß für das Jahr 1921. . ..... RE Sachregister’K Ale 11% SERmaSTErB le ns lee. 15330 Satzungsänderung . » . 2 22 .2.. Erlen NS RSRL SEE a EFEIIS Vorstands- und Beiratswahl . 2 2... 2 2... re ee Zeitschrift Deutschen Geologischen Gesellschaft. Aufsätze. l. Beiträge zur Stratigraphie der Oberpfalz. Von Herrn Fr. X. SCHNITTMANN in Würzburg. e (Mit 4 Textfiguren.) 1. Stratigraphie und Tektonik bei Ehenfeld. Das in vorliegender Arbeit behandelte Gebiet liegt in einer nach Westen sich Öffinenden Triasbucht am Rande des bayerisch-oberpfälzischen Waldes und wird im Süden von einem vorspringenden Zacken des kristallinen Grund- gebirges, im Nordosten von einem größeren Komplex des den Urgebirgsrand begleitenden Rotliegenden begrenzt. Nörd- lich der Bodenwöhrer Bucht reicht der . Frankenjura an dieser Stelle am weitesten nach Osten und lagert sich un- mittelbar an .das Perm, von dem ihn im nördlichen Teile breite Triasgebiete trennen. Während ‚die Ausläufer der Fränkischen Alb bei Regensburg bereits durch v. AMMON und andere eingehender untersucht wurden, haben über jenes nördliche Randgebiet nur GUEMBEL und v. AMMoN einiges mitgeteilt. Da der Verfasser während eines mehr als fünfjährigen Aufenthaltes daselbst mehrere mit GUEMBELS Anschauungen nicht vereinbare Tatsachen feststellen konnte und: ein verhältnismäßig reiches Versteinerungsmaterial .an- sammelte, erschien es wünschenswert, die gemachten Beob- achtungen zusammenfassend darzustellent). - 1) Vorliegende Abhandlung stellt einen kurzen Auszug der nicht im Druck veröflentlichten Dissertation dar, von welcher je ein vollständiges Exemplar in der Bibliothek sowie im Min. Geol. Institut der Universität Würzburg aufliegt; in letzterem befinden sich auch die Belegstücke zu den rund 255 aufgefundenen und eingehend untersuchten Fossilien, von welchen hier nur die Be- schreibung der 26 neuen Arten bzw. Varietäten wiedergegeben wurde. Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922. 1 2 | Nördlich des Städtchens Hirschau (vgl. Fig. 1) ge- langt man zu den eine, Karneolbank in ihrer Mitte führenden Arkosen und rotgrünen Letten des Oberen Keupers. Etwa 1 km südlich von Ehenfeld folgen dann in ihrem Han- genden die meist rötlichbraunen Zanklodon-Letten mit einer harten, weiß- und rotgefleckten kalkigen Konglomerät- bank. Die Mächtigkeit dieser Letten schwankt zwischen 23 und 35 m und nimmt nach Nordosten hin zu. Darüber liegt ein etwa 13 m mächtiger, grobkörniger, gelblicher bis blaßroter, in verwittertem Zustand häufig braungefleckter toniger Sandstein, der seinerseits wieder von einem. etwa gleich mächtigen, meist roten, mitunter auch grünen Letten ähnlich dem Zanklodon-Letten über- lagert wird. Darüber findet sich nochmals eine etwa 1,5 m mächtige Bank eines ziemlich leicht zerfallenden, feinen, weißlichen Sandsteins, dessen Decke eine mit Quarz- körnern durchspickte Limonitbank bildet. Letztere bildet die obere Grenze des Rät gegen den Lias. Was über dem Zanklodon-Letten liegt, gehört bereits dem Rät an, das hier etwas abweichend ausgebildet ist. Über der erwähnten Limonitbank folgt als unterstes Glied des Lias ein etwa 1,71 m mächtiger dickbankiger Sand- kalk, mit groben Quarzkörnern reichlich gespickt und durch die Verwitterung des ursprünglich 'vorhandenen Eisen- karbonats gelb bis braun gefärbt (Lias «?). Wegen seiner Widerstandsfähigkeit gegen die Verwitterung nimmt dieser Sandkalk im untersuchten Gebiet die höchsten Punkte der Landschaft ein. N; Darüber gelagert ist ein 2,10 m mächtiges dünnbankiges, - durch Limonit braungefärbtes mergeliges Gestein mit . spärlicher Fossilführung im Hangenden (Lias ß?). Hier finden sich zum erstenmal im Gebiet organische Reste: Ostrea-Schälchen, ein glatter Pecten sp., Waldheimia inden- fata Sow. und W. cfr. cornuta Sow. - : Darüber liegt wiederum ein grobsandiger, bräun- lich verwitternder, oft oolithischer Kalk. Hier findet sich namentlich auf dem östlichen Hag und Geißbühl eine Menge verkalkter Brachiopoden: Alle hier aufgefundenen Spiriferina-Arten (Sp. pinguis ZiET., verrucosa BCH., roO- strata ScHu., cfr. Sicula Gemm., Hartmanni Zıer., semi- circularis Bossz, Münsteri Dav.), Rhynchonella furcillata Tuxon,, mit den Varietäten Ehenfeldensis n. var., Rh. ex all. furcillata n. var. und altesinuata n. var., Rh, curviceps QU., Rh. tetraödra Sow., Rh. subdecussata Msır., Rh. parvi- ‚ploepusyg UOA Sungasun A9p Sie} Syası3ofoadg 'T "SLg puogonmoy = [LP yun = dal ro = Elm=}dwsnunedo = [1 Rd, 7 Zn Jddnayy go = pbd‘ 18 RPETUN| go = RUN pd 00-58 KRTE] Ispsua$9oq - So .- AR uoylopreyy - Ss 535er " Era ulnlanı]V = Lie] $unAıBıN y21az J [o} o o (6) 8 os) 000 eo 4 a: S | nr A N 3 g 338 KUH | EITERE NICH, “ j a. RICH N Imran: non re LO | Bann EEE RSENEE ER e EEE “nu SIEyg 'p azuaıg uwy WE N STE E NIT: RITTER x ER | laquuny-u Sue pie] pP azuammsees -00083:rgejeseW WARS, ENDETE \ SKI “0 uf oraymunaa A,/ 0 EEE SEES ENTSESNN, oA la19;y2egoaq BER Een N TS ee = ARE SEN ERS IT ENG onyasanv] wanna oO RR ENT | Sundefyaauay9ı9a7Z rostris RoEM., Rh. cfr. rostellata Qu., Rh. cfr. lacuna Qu., Rh. oxynoti Qu., calcicosta Qu., Rh. variabilis Schu. mit var. plana n. var., Rh. lineata Y. a. Bn., Terebratula subpunec- fata Sow., T. Radstockensis Dav., Epithyris subovoides em. DESL., Waldheimia numismalis Lam. mit var. orbicularis SCHUEBL., W. indentata Sow., W. Waterhousei Dav. (selten), W. Sarthacensis »D’Ore. Von anderen Klassen der Everte- braten finden sich: Avicula inaequivalvis Sow., A. oxynoti Qu., Gryphaea obligua GoLpr., Alectryonia Lehneriana n. sp., einige Cardinia-Formen (C. Listeri Sow., C. cfr. hybrida Ac.), Pleuromya rotundata GoLDrF., Lima (antiguata Sow., subcincta ScHL.), Aequipecten Hehli D’Ors., Ae. subulatus MsTr., ferner als Seltenheiten etliche Belemniten und als . bezeichnendes Leitfossil Deroceras Taylori Sow. Über der „Spiriferinenbank“ des Untersten Lias y von etwa 10 cm Dicke folgen dann bis zur oberen | Grenze des unteren Mittellias schwärzlichgraue, den Stein- mergeln Schwabens ähnliche dickere Bänke eines mitunter : schwefelkiesreichen und oolithischen Mergelkalkes von 1,5 m Mächtigkeit. Östlich der Straße Ehenfeld—Hirschau - sind die Schichten des Lias y bis zum obersten Drittel sehr reich an kleineren abgerollten Quarzkörnern. Die Bänke des Lias zerfallen demnach über der Spiriferinenbank in zwei Abteilungen: in die des Mittleren und Oberen Lias y, beide wohl unterschieden durch charakteristische Versteinerungen. Im Mittleren Lias y finden sich: Ci- daris sp. 1 und 2, Rhynchonella rimosa v. Bcu., Rh. fur- cillata TunoD., Rh. parvirostris Rorm., Rh. scalpellum QU., Rh. cfr. Dalmasi Dum., Rh. rostellata Qu., Rh. variabilis SCHL., Rh. meridionalis Dssı., Waldheimia numismalis LAM. mit var. subquadrifida Opr., W.subnumismalis Dav. (sehr häufig), W. Waterhousei Dav., Aequipecten (priscus SCHL., aequivalvis Sow., liasinus NYsT., sp. 1 und 2, cingulatus, ScHL. (!)), Entolium demissum Puırı. (!), Chlamys textorius ScHı., Velopecten tumidus Harım., Plagiostoma punctatum DesH., Limea acusticosta MsTr., Limea sp., Ostrea irregularis Lam., Arca sp., Solen liasinus Orp., Pholadomya ambigua Sow., ferner Polymorphites polymorphus var. mixtus QU., Dumortieria Jamesoni Sow., Cycloceras Maugenesti D’ORB., C. binotatum Orp., C. Actaeon D’Ore., Tropidoceras Mas- seanum v’ORB., Oxynoficeras Lynx »’Ore., Coeloceras pettos Qu., Belemnites (umbilicatus Bu., virgatus Mav., apicicurvatus Braınv.), ein Wirbel eines /chthyosaurus. Das obere y des Lias aber enthält Rh. aliena Rau., Pony 5 € Rh. aliena Rau mit var. Raui n. var., Rh. variabilis mut. minor RAu (z. T.), die drei oben erwähnten Pecten-Arten, den eine förmliche Bank bildenden /noceramus ventricosus Sow., Gryphaea cymbium var. gigantea GoLDr. Stuorella torosa Msır.. Pbeurotomaria anglica Sow., Cryptaenia expansa Sow., Nautilus intermedius Sow., Phylloceras Los- combi Sow., Lyfhoceras fimbriatum Sow., Aegoceras macu- latum \. a. Bo., mit var. angulatum Qu., Deroceras Da- voei Sow., Liparoceras striatum ZiET. und die bereits im mittleren y genannten Belemniten mit B. clavatus SCHL. Etwas abweichend sind im Unteren und Mittleren Lias die faunistischen Verhält- nisse auf den Breitenfeldern östlich von Ehen- feld. Wenn auch hier die charakteristischen Ammoniten, Belemniten, Brachiopoden und Bivalven nicht ganz fehlen, so fällt hier doch der Reichtum der Strandnähe lie- benden Gastropoden auf. Hier kommen vor: Stuorella (bicatenata Msır., Nerei Msır., princeps Dunk.), Pleuroto- maria Fiedererianan.sp., Pl.anglica SQw., Trochus (imbri- calus SoW., Descham psı D’ORB., Brunhuberianus.n. sp., helici- formis Zıur., glaber KcH. u. Dk.), Amberleya Escheri Msır. (häufig) mit ver. Ehenfeldensis n. var., Cerithium (?) (Ammonianum n.sp., quinguecinctum n. sp.) Loxonema Blain- villei Msır., Katosira undulata Benz., Chrysostoma_ cir. solarium PiIETTE. Von Bivalven sind AsZarte- und Cardita- Formen nicht selten. Im Mittel- und Obergamma des. Lias finden sich aber auch mehrere gemeinsame Arten: Cardinia Listeri Sow., Cardita. multicostata PHıLL., Unicardium Janthe D’OrB., Cypricardia cucullata GoLDF. u. a. Über dem Lager des Deroceras Davoei Sow. bemerkt man am Liasaufschluß des Geißbühls eine 5—15 cm dicke Bank eines hellgraugrünen Mergeltones, voll von Hun- derten z. T. gut erhaltenen Belemniten (B. clavatus SCHL., B. umbilicatus Bı., B. cfr. apicicurvatus Buaınv., B. vir- gatus MAyzr., B. Mülleri Pnıun., B. faseolus Dum.), be- sonders B. paxillosus ScutL. liegen in allen Größen und Entwicklungsstufen regellos durcheinander. Über diesem Mergelton folgen am ‚Geißbühl zwei Bänke eines dichten srünlichweißen quarzfreien, stark mit Schwefelkies imprägnierten Mergelkalkes, die sich trotz ihrer Härte ungemein leicht zersetzen. Man findet darin bei weiter fortgeschrittener Zersetzung Limonitknollen mit Gipskriställ- chen (@P», — P,&P). Nach Auslaugung des Gipsgehalts bleiben die besonders in den Äckern aällenthalben sicht- baren ockerig-erdigen, die Grenze des Mittellias gegen den Posidonienschiefer anzeigenden Massen übrig. In den Kalkbänken wurden folgende z. T. für Liasd charakteristische Arten gefunden: Millerierinus Hausmanni Rom, Pentacrinus (basaltiformisMıwn., subangularis MıLL., sp.), Cotyloderma lineati Quv., Serpula circinalis Msrk., S. quinguecristata Msır., Spiriferina rostrata Scuu. (Zwergform), Rhynchonella laevigata Qu., Rh. scalpellum Qu., Rh. retusifrons Ore., Rh. Dalmasi Dum., Rh. variabilis SCHL, mit den Rauschen Varietäten bzw. Mutationen major (selten), minor (gemein), sguamiplex Qu., Rh. varia- bilis var. n. plana, Rh. Delmensis Haas, Terebratula subpunctata Dav., die hier ihre Hauptentwicklung hat, mit T. cfr. sphenoidalis GemMm. als Abart, Waldheimia cir. indentata Sow., W. subdigona Orr., ferner Aequipecten strionatis Qu., Cardium (?) caudatum GowDr., Limea acuticosta Msır., Plagiostoma punctatum Dssu., Plicatula spinosa Sow. (letztere drei Arten schon im Lias y vertreten), Cryptaenia aperta Burkn., Trochus nudus Mstr., Turbo cyclostoma Zuer., Nautilus intermedius Sow., N. cfr. striatus Sow., N. sp., auch noch Zythoceras fimbriatum Sow., hier mit gut ausgebildeten Fransen, Aegoceras plani- costa Sow., Agassiceras centriglobus Orr., Liparoceras Bechei Sow.,. Cycloceras Stahli Opr., Amaltheus margari- fatus MoxtTr, mit den QuENSTEDTschen Varietäten g7- ganteus, laevis, nudus, depressus, Belemnites clavatus SCHu. und B. paxillosus SchL. Die Gesamtmächtigkeit des Lias d beträgt am Gleißbühl etwa 0,75 m. Der obere Lias 8 fehlt. Lias y und d haben auch hier verschiedene Arten gemeinsam. Über den Kalkbänken des Lias 5 folgen die 13 m mächtigen, braunverwitternden bituminösen Papier- schiefer des Lias e mit der Monotis-Bank und Com- munis-Bank im unteren Drittel. Die hier schlecht aufge- schlossene Zone hat nur spärliches Fossilmaterial geliefert von auch anderwärts gemeinen Arten. Auf den Äußerbühläckern östlich von Ehen- feld nehmen die Schiefer eine festere, diekplattigere Form an und werden den limonitischen Mergelbänken des Unteren Lias ähnlich. Der Kalkgehalt ist meist ausgelaugt. Wahr- scheinlich handelt es sich hier um eine gegen ein östlich vorgelagertes Festland hin auftretende Küstenfazies. Auf dem Hag, wie auf den Zeilerwiesen erkennt man im Gelände die obere Grenze des Posidonienschiefers gegen 7 ‚die darüberliegenden Mergel an zwei kleinen Talmulden. Diese sind dadurch entstanden, daß das Wasser auf den zähen und wenig durchlässigen, nach N einfallenden Posidonien- schiefern beim Abfließen in der Schneeschmelze immer mehr nach unten arbeitete und die weicheren und durch- lässigeren Mergel wegschwemmte. Von diesen gehört nur die untere, 2,70 m mächtige Partie zum Lias Z, welche ich in einer Mergelgrube an der Großschönbrunner. Straße in drei etwa gleichgroße Abteilungen gliedern konnte. Oben und unten sind die Mergel mehr bräunlich und führen unten lößkindelähnliche Kalkkonkretionen, oben aber Li- monitknollen mit Gipskristallen und -aggregaten. Letztere finden sich auch in den mittleren gräulich-schwarzen Mergeln. Für die untere Abteilung sind besonders die meist . verkiesten Dumortieria-Arten (Munieri Haus, Lewesquei D’ORB., falcofila Qu., cfr. Lessbergi BrcaA.) und das ver- kalkte Grammoceras toarcense »’OrB. bezeichnend, wäh- rend Coelodiscus minutus SchügL. und Rostellaria sub- punctata MSTR. von hier bis in die Torulosus-Schichten reichen. Belemniten (BD. irregularis ScHu., B. incurvatus ZieET., B. exilis D’OrB., B. fubularis Y. a. BD., B. acuarius ventricosus Qu., B. ac. macer Qu., B. tripartitus gracilis Qu., B. pyramidalis Zıer., B. fripartitus crassus Werxn.) finden sich hier wie auf den Zeilerwiesen unmittelbar über dem Algacites-Schiefer des Lias e in besonderer Häufigkeit. Auch die mittleren grauen, unten bereits bräunlich werdenden Mergel führen unten ein förmliches Belem- nitenlager (BD. cfr. parvus Qu., B. oxyconus Hesau,, B. subclavatus Vourz. (= clavatus SCHL.)) Nur imMittleren Bias-{-Mergel kommt Lythoceras hircinum ScHıL. vor. Neben ihm zeigen sich aber auch schon L. Pompeckji KruMmBsck und etliche Grammoceras-Formen. Letztgenannte Zyfhoceras-Art und die Gattung Grammoceras (Aalense Zıwt., subcomptum Brca., mactra Duwm., lotha- ringicum BrcaA., fluitans Dum., costula Reıx., cfr. pseudo- radiosum Brca., cfr. Aalense Zıer. var. 1 u. 2) sind in den. Oberen Mergeln vorherrschend. Eine 4—10 cm mächtige, stark gebräunte, Lamellen von kohlensaurem Kalk führende Grenzschicht in ihrem Hangenden ist über- reich an organischen Resten. Hier finden sich zu Hunderten Exemplare von Pseudo- lioceras falcodiscus Qu., ferner Phylloceras Calypso D’ORB,, Pentacrinus jurensis Qu., Rhynchonella variabilis ScHu., Posidonia Alberti Magnin. sp., Nucula Hausmanni Rowm. 8 Leda inflexa RoEm., L. Zieteni Brauns, Cucullaea sub- concinna n. Sp., Trochus subacutecarinatus n. sp., Tr. sub- duplicatus D’Or»., Cerithinella sp., Belemnites Tessonianus D’OrB., B. subclavatus Voutz., B. breviformis Vourz., end- lieh auch schon Astarte Voltzii Hosen. Dogger a. Darüber beginnen bereits schwärz- liche Mergel, die zwar hier besser noch zum Lias gezogen werden könnten, nach schwäbischem Muster aber bereits zum Dogger gestellt werden. Astarte Voltzii Hozx., Nucula Hammeri Derr., Lytoceras torulosum SCHUEBL.,: L. taeniatum Pome., ein Wirbel eines /chthyosaurus, Astarte 'fopalina Qu.?), Thecocyathus fintinabulum GoLDr. (auch im Lias{) wurden hier angetroffen, auch weiße Grammo- ceras-Gehäuse, nie aber Leioceras opalinum Rsın. trotz der von GUEMBEL behaupteten Häufigkeit dieser Art im Am- berger Jura. Überhaupt sind die am Hag 58,19 m, bei Ehenfeld 73,88 m mächtigen Opalinus-Mergel außer ihrem Liegenden fast frei von organischen Resten. Dogger ß. Über den Opalinus-Mergeln folgen in der weiteren Umgebung von Ehenfeld (vgl. Fig. 2—4) vorwiegend weißliche tonhaltige Sandsteine, denen die in den Hirschauer Steingutfabriken seit langem verwendeten Tone eingelagert sind. GUEMBEL rechnet diese etwa 166 bis 168 m mächtige Schichtenfolge zum Tertiär, LePpsıus gar zum Diluvium. GUEMBEL meint, es könnte sich um Einschwemmungen aus dem kaolinreichen Hirschau— Schnaittenbacher Tale handeln. Dagegen spricht die Höhen- lage der Tone in einer Meereshöhe von 460—520 m, während das genannte Tal etwa 410 m durchschnittliche abso!ute Höhe aufweist. Zwischen Ehenfeld und Schnaittenbach findet sich keine Spur solcher Ablagerungen. Nach Dr. JoszpH DoRrr- ners Analysen des Ehenfelder Tones und Hirschauer Kaolins besteht, was den Tonerde- und, Kieselsäuregehalt betrifft, ein bedeutender Unterschied zwischen beiden Vorkommnissen. Endlich ist die rote Farbe der größeren Masse des Ehen- felder Tones, wenn man ihn als Einschwemmung vom er- wähnten Tale her ansehen wollte, unerklärt; denn beim Roh- kaolin findet man diese grellrote Tönung nie. Wie eingehende Untersuchungen gelehrt haben, ersetzen diese weißen Ton- sandsteine mit ihren Tonlagern den Unteren Eisensandstein anderer Gegenden. Wo diese Sandsteine beginnen, steigt hier allenthalben das Gelände steil an. Abgeschwemmte: Sand- massen bedecken in Feldern und Wiesen weithin den Opa- linus-Mergel bis zu etwa 1 m ‘Höhe. 6 "s LA IYOYasany>BJJunJ00008:h:QuiEcuM iAloyssqh yoejjunjvooos.peqeiseu tausıun UlWlBPURSIEUY I 44ago ulslpumsieuy = U (drr)asssiun say = Ein (CS FEREIENT"} a0 Sl j+z)aauego auı7] SEGE (5*3) 194290 au] = 62) aawenunvdo=[[ RR] wdaswennedo = 191] ujsıspuvsusyjg = 4odujueL= / untnuv=|[ 18] (S vosurzuunb) upispuug 1epurıg: „Yon Ua)siunm = usnaluoponunz = [Fri] duaysıpioy= 4adnoy = FH JeJejun ujeıspunsinun = [N] usllsliguUu = E 40.1390 uaspunszuuy= NUR) (d+») ds131un 9w17 H=rz! (4) Jam 9847 = IN] 1 y I « ’ . U ’ D h . 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RD »ooos:ıy Sunyıaay'n pjejuayg =z ; - Junjsamıay »>e azzıyg aydsıdojoan Sa a re ee ee ee 10 Der Dogger 3 beginnt mit einem 25—27 m mächtigen teinkörnigen gelbbraunen Eisensandstein, darüber folgen, 4m dick, diagonalgeschichtete gelblichweibe Sandsteine mit feinerem, auf diesen solche mit grö- berem Korn von weißer Farbe und mit Ton als Bindemittel in einer Mächtigkeit von 6 m. Im unteren gelb- lichen Sandstein sind häufig limonitreichere Einla- gerungen anzutreffen. Über dem grobkörnigeren Tonsandstein folgt das an meh- reren Stellen hier abgebaute 1. Tonlager, von welchem ich, wie von den darüber folgenden Schichten, in einer Schlucht zwischen Kirche und Kalvarienberg folgende Pro- file aufgenommen habe. 5. Grauweißer braungefleckter Ton 1,35 m 4. Blutrote Tonlage |. a2 7.2 2.2.20,205m 3. Leberbraune Tonlage. . 0,45 m 72a 2. Weißer, unten rotgefleckter Ton 0,65 m Er Grobkörniger Tonsandstein . . 6,00 m Weiße und rote Tonlagen aber wechseln im untersten "Tonlager in ihrer Dicke sehr stark, wie mir Profile in den. "Dongruben an der Großschönbrunner Straße zeigten. Über diesen Tonen folgen dann auf dem Wege zum Kalvarienberge von unten nach oben: >, Donsandstein 2 222.277, "etwa Sam N oletLerNon ee 3. Sandstein ne RN = 10 Diss 2 meselroier, Ton. se. an Da Zee 1. Tonsandstein 65m Dieses 2. Tonlager liegt in etwa 470 m Meereshöhe. Bei 491 m Höhe beginnen über den ungefähr 54 m mäch- tigen Sandsteinen mächtige violette Tone, welche nach oben ‚durch eine Quarzkörner enthaltende, 5 em dieke Limonit- bank abgeschlossen werden. über diesem 3. Tonlager folgt dertypische gelbe Eisensandstein, ohne daß eine Ände- rungim Streichenu. Fallenzubemerken wäre Wahrscheinlich dem 3. Tonlager angehörende Tone finden sich 1 km vom GvEMBeEuschen „Tertiär“ entfernt am Massen- richter Weg in einer absoluten Höhe von 496 m; über diesen Tonen lagert gleichfalls typischer Eisensandstein. Auch unter den mächtigen Eisensandsteinen Seugasts „erbohrte man in 24 m Tiefe ähnliche weiße Tone, wie sie bei Ehenfeld vorkommen. Ähnlich ist auch bei Dürnsricht nördlich Schwandorf der typische Eisensandstein von einem 11 mürben weißlichen Tonsandstein unterlagert, den LePrsıus zum Rät rechnet. Ferner erwähnt GUEMBEL (Ost- bayerisches Grenzgebirge, S. 625) einen „weißlichen verkieselten, sehr harten Sandstein“, der an den Granit des Blauberges anstößt und der „wahrscheinlich Eisen- sandstein ist“. Dieser Sandstein erinnert sehr an die fein- körnigen Doggersandsteine Ehenfelds und des Mühlberges bei Massenricht. Die Ehenfelder Tonsandsteine undihre Tonlager und die äquivalenten Bil- dungen der weiteren Umgebung gehören also nicht dem "Tertiär oder dem Rät, sondern ‚dem Doggerß an. In der Gegend des Hag sind Opalinus-Mergel und Eisensandstein durch ein typisches Scheidetal getrennt, da das Wasser auf dem weniger durchlässigen Mergel abläuft. Oberer Dogger und Unterster Malm bei Großschönbrunn. Gelegentlich einer Brunnengrabung bei Großbschön- brunn (7 km nordwestlich Hirschau) habe ich folgendes Profil aufgenommen: 8. Grobkörniger eisenschüssiger Quarzsand . 4,80 m 7. Harter grauer dickbankiger Mergelkalk . 7,70 m 6. Bröckelige grünliche mergelig-kalkige Lage (Grünoolith ER RR N ee OFEN 5. Schwarzer oolithischer Ton Se m! 4. :Gelbe Tonlage . . a re (O5) nal 3. Rote oolithische Tonlage N Aa 2. Limonitschwarte . . SE on UNE BE war au 05 O)O.TTI 1. Sog. Seugaster Sandstein —- Oberer Eisen- sandstein N a HE EL SEHTNMACHLIE 3. und 4. dürften dem Maerocephalus-Volith, 5. dem . Ornatenton entsprechen. Was darüber legt (außer 8.), gehört bereits dem Malm an, wie die hier in Lage Nr. 6 gefundenen Stücke des Perisphinctes chloroolithicus GvEM». beweisen. Sonst habe ich hier keine Versteinerungen ge- funden, bei Vilseck aber einige undeutliche, dem Oberen Dogger angehörende Reste. Der bei Neumarkt noch deutlich in Stufen gegliederte Obere Dogger scheint demnach gleich dem Lias am Ostrande allmählich auszukeilen. Dogger y, öO und Unter-e scheinen zu fehlen oder sind dureh den hier sehr mächtigen Eisensandstein er- setzt. 12 Streichen, Fallen und Verwerfungen (vgl. Karte!). Die Schichten des Lias und Rät streichen von der Großschönbrunner Straße bis zur ersten Querverwerfung am Hag N711,°O und zeigen ein Einfallen von 10°N. Zwischen der ersten und zweiten Querverwerfung beobachtet man Streichen N 78° W, Fallen 5°’N. Vom Geißbühlweg bis zur Verwerfung gegen das Rotliegende hin beobachtet man wieder Streichen N 7115°O, Fallen 11°N. Damit stimmt auch das Streichen der von GuEmBEL für Tertiär angesehenen Sandsteine und Tone ziemlich überein. Westlich vom Dorfe Ehenfeld fand ich Streichen N 78° O, Fallen 13°N. Auch fällt die Grenze des Opalinus-Mergels und .des GurMBELSschen Tertiärs mit der dieser Mergel und der RFisen- sandsteine von der großen Ehenfeld—Kirchenthumbacher Spalte im Westen bis zur Querverwerfung im Baumgarten westlich des Dorfes zusammen. Das nördliche Einfallen wider- sinnig gegen die Böschung ist den Tongrubenarbeitern schon lange bekannt. Die Ehenfeld—Kirchenthumbacher Spalte übt so gut wie keinen Einfluß auf die Streich- und Fallrichtung der Liasschichten aus, wohl aber die zweite Querverwerfung zwischen dem Hag und den Neuäckern. Unmittelbar neben ihr erscheinen die hier nur etwa 5° gegen Norden .einfal- lenden Posidonienschiefer aus ihrer ursprünglichen Streich- richtung heraus gegen Norden geschoben. Die erste Querverwerfung (V,) auf dem Hag streicht N27W; das Fallen konnte nicht beobachtet werden. Der gesunkene Hangendflügel ist im Osten, wo die älteren Schichten liegen.. Mittlerer Lias westlich der Spalte kommt neben den östlich davon gelegenen Oberen Rätsandstein, Posidonienschiefer neben diesen, Unteren, Mittleren und Oberen Lias zu liegen. Die saigere Sprunghöhe beträgt 6 m. Im Gelände macht sich dieser Sprung gut bemerkbar. Während der vom westlichen Hag kommende Feldweg bis zur ersten Querverwerfung auf der durch die harten Bänke des Unteren Lias gebildeten Bergeskante verlief, ist auf einmal’ von der Verwerfung an die höchste Erhebung um etwa 20 m feldeinwärts nach Norden verschoben, wo jetzt die erwähnten Kalksandstein- bänke mit ihren Schichtköpfen anstehen. Viel bedeutender ist de zweite Querverwerfung (V,) an der Grenze des Hag und der Neuäcker mit 'einem 13 Streichen N 111°’ W. An dieser Verwerfung steigt von Ost nach West das Gelände ziemlich steil um etwa 10 m an. Die vom Geißbühl bis zur großen Ehenfeld—Kirchenthum- bacher Spalte wahrgenommene. Streich- und Fallrichtung erfährt bis zum Geißbühl die oben. erwähnte nördliche Ver- schiebung und das Einfallen beträgt schließlich nur noch 5 N, womit das zweimalige Zutagetreten der Monotis-Bank oben auf der Hochstraße und im EBhenbachtale zu- sammenhängt. In: Westen der Spalte fallen, wie deutlich zu sehen ist, die anstoßenden Schichten in einem Winkel von 2° von der Verwerfung weg nach Westen. Im Osten der Spalte liegt Posidonienschiefer, der an die westlich davon gelegenen Rätletten anstößt. Das Hangende der Verwerfung ist also im Westen zu suchen. Vergleicht man damit die Verhältnisse an V,, so ergibt sich, daß der zwischen V, und V, gelegene Schichtenkomplex eingesunken ist. Im nördlich vorgelagerten Teil des Kehlbrunnens bemerkt man eine dem erwähnten Tale parallele, einer Längsverwerfung nahekommende spießbeckige Verwerfung (V;) mit einem Streichen N 79° O0. Die oberste Belemnitenschicht des Lias e mit B. irregularis Scaı. und BD. tubularis ‘X. a. Bo. und dieser selbst grenzen hier zuerst an den Mittleren, gegen Osten an den Unteren Lias, und schließlich an den Oberen Sandstein und die roten Letten des Rät. V, scheint bedingt durch V,. Die Sprunghöhe beider beträgt etwa 13—15 m. In der Nähe von V, und an der großen Ehenfeld— Kirchenthumbacher Spalte findet man häufig 'Gesteinsstücke mit charakteristischen Rutschstreifen. Beachtenswert ist eine dreiecki ge Scholle von Liasgesteinen, die in die Opalinus-Mergel am Hofangerweg emporgepreßt zu sein scheint. Der ge- nannte Weg folgt einer nach N 719° W streichenden Ver- werfung (V,). Im Osten ist die Scholle begrenzt durch eine andere nach N 33° W streichende, noch in den nördlich vorgelagerten Eisensandsteinen an der dortigen Talbildung kenntlichen Verwerfung (V,). Im Tale des Baches aber ist die Liasscholle begrenzt durch eine dritte, mit dem Tale des Baches parallel nach Streichen N79°O verlaufende spießeckige Verwer- tung (V,), welche westlich talaufwärts bis zur Verwer- fungsquelle des Kehlbrunnens reicht, im Osten aber, da sie keinen erheblichen Einfluß auf das Streichen und Fallen ‚der das Tal an der Straße Hirschau—Ehenfeld überschrei- tenden Schichten ausübt, wohl die erwähnte Straße nicht ‚14 erreicht. In dem auf diese Weise dreieckig begrenzten Schollenstück bemerkt man, von Süd nach Nord schreitend. nacheinander Unteren, Mittleren und Oberen Lias, dessen. Schichten nach Nordost streichen und ‚mit einem Winkel von 5—10° nach Norden einfallen. Die saigere Sprunghöhe der drei letztgenannten Verwerfungen dürfte etwa 20 m be- tragen. Wahrscheinlich mit einer Verwerfung (V,) parallel V, dürfte die Talmulde des Abflusses des Fichtenweihers und jene zwischen Fichten- und Schlagweiher (V,;) in Be- ziehung stehen. “ Augenscheinlich machen sich V, und V, auch noch im Opalinus-Mergel und im darüberliegenden Sandstein geltend; denn sonst wäre der breite Ausstrich dieser Mergel auf dem Hag unerklärlich. In den Tongruben am Harweg wurde ferner eine an- nähernd westöstlich verlaufende Spalte bemerkt. V, aber scheint sich in das so weiherreiche tiefe Tal der hinteren Peneslohe fortzusetzen. Das Tal des Ehenbaches aber hat annähernd die gleiche Richtung wie die große Ehenfeld—Kirchenthumbacher Spalte. Ferner scheint die Annahme nicht von der Hand zu weisen zu sein, dab auch das westöstlich verlaufende Hirschau—Schnaittenbacher Tal einer diese Richtung einhaltenden Spalte .seinen Ursprung verdankt. 2. Die tektonischen Verhältnisse an der Ehenfeld— Kirchenthumbacher Spalte bis Freihung. (Mit 1 Karte und 1 Profil im Text.) Im Osten von Ehenfeld stoßen die Schichten des -Lias und Unteren Doggers an das Rotliegende. In neuerer Zeit wurden die östlich von Ehenfeld aus der Verwerfungsspalte hervorquellenden Wässer der Wasserversorgung Ehenfelds dienstbar gemacht. Vom Schlagl bei Ehenfeld bis Freihung liegen im Westen bzw. Südwesten der Spalte weiße harte Sandsteine, von welchen die grobkörnigen seit alter Zeit zu Mühlsteinen verwendet wurden. GUEMBEL rechnete diese Sandsteine zum Rät. Auf Grund nachstehender Tatsachen wird man aber zu anderer Ansicht gelangen müssen (vgl. Fig. 3). Das Streichen der fraglichen Sandsteine ist vorwiegend nach NW. | | 15 Streichen Fallem Berg bei Ehenfeld . . SEN 220%: W 250 N Hahnenberg beim Träglhof . a N 1002 Wi 780 N Mergel am Mühlberg . . BUNG, 40 AN; 740 N Gelber Sandstein am Geißberg N 362. 00V 720 N SEemanolzer. nn. 0°. EN AERO 76° N Steinhölzer.. . N SLOW 0005 Freihung südlich der Kir che SEREN 260,0 5708 Die Schichterfolge ist also an der Ehenfeld—Kirchen- thumbacher Spalte steil aufgerichtet, ja über- kippt, wie sich gleich zeigen wird. -Da, wo die Schichten sich steiler aufzurichten be- ginnen (Träglhof), treten schwärzliche Mergel zwi- schen den Sandsteinen und dem Rotliegenden, später zwischen den Sandsteinen und dem bleierzführenden Keuper von Freihung zutage, welche GVEMBEL in seine Karte 1: 100 000 nicht eingezeichnet hat. Diese Mergel gehören .zum Teil noch dem Lias, meist aber dem Dogger an, wie- charakteristische Versteinerungen zeigen. So trifft man am Träglhof auf Mergelhaufen Trümmer der Monotis-Bank, Coe- loceras crassum \Y. a. B»., zerrissene, wieder zusammen- geheilte Belemniten (2. irregularis ScaL. und 2. tripartitus‘ crassus WERN.), also typische Arten des Posidonienschiefers; weiterhin zahlreiche Grammoceras-Exemplare, Lythoceras Pompeckji Krums., Pseudolioceras falcodiscus Qv., Be- lemnites subelavatus VoLtTz und B. pyramidalis -MsTk., also Arten des Lias £. Nordwestlich vom großen Mühlsteinbruch kommen auch noch Zyfhoceras eh Orp., Trochus subduplicatus D’ORB., Rostellaria subpunctata MSTR., Astarte alta Msır., Orthotoma sp. (!), Pentacrinus Würt- tembergicus Orrp., Thiecocyathus mactra GoLDpF. zutage als zum Teil bereits den Torulosus-Schichten eigentüm- liche Arten. In der Fortsetzung gegen den Wald hin zeigen sich versteinerungsarme schwarze Mergel mit Nucula Hammeri Derr. und Belemnites conoideus Orr. Die Mergel fallen nach Norden ein. Ihnen zunächst liegen gelbe feinkörnige Sandsteine, welche am Geißberge in . einem Steinbruche abgebaut werden. Weiter von den Mergeln entfernt folgen feinkörnige, nach diesen srobkörnige feste tonführende weiße Sandsteine. Den letzteren ist im großen Mühlsteinbruch und im Mühl- steinbruch hinterm Geißberg ein etwa 50 em. mächtiges Lager von gelben und grauen sandigen Tonen mit einem etwa 15 cm starken Bande pechschwarzer‘ Glanzkohle eingeschaltet. Bei Freihung aber, wo 16 ‚auch mitunter nach der Aussage eines alten Obersteigers zwischen Opalinus-Mergel und Keuper eine höchstens 10 cm starke Bank des Lias in Form eines lJimonithaltigen Schiefers (strandnahe Fazies des Posidonienschiefers wie im Osten von Ehenfeld?) sich be- merkbar macht, finden sich hinter der Kirche in einer Grube Trümmer eimes roten tonigen Sandsteins. Die gegebenen.Verhältnisse fordern zu einem Vergleich der sogenannten Rätsand- steine dieser Gegend mit der von GuENMBEL für Tertiär angesprochenen Tonformation’des Ehenfelder Doggers B heraus. Und in der Tat entsprechen die dem Opalinus-Mergel zunächst liegenden feinkörnigen gelben Eisensandsteine des Geißberges auffallend den ebenfalls auf die Mergel folgen- den, ebenso ausgebildeten Eisensandsteinen im Westen Ehen- felds. Der feinkörnige weiße Sandstein — blinder Sandstein ‚der Steinbrucharbeiter —, wie er bei Träglhof, im Mühl- steinbruch, in den Steinhölzern und bei Freihung. ange- troffen wird, findet sich. wieder im Westen des Dorfes. Der srobkörnige Tonsandstein — Mühlsandstein der Arbeiter — ist, von der Härte abgesehen, den grobkörnigen weißen Tonsandsteinen unmittelbar im Liegenden und im Hangenden ‚des Unteren Ehenfelder Tones täuschend ähnlich. Das kohlenführende Tonlager und der rote tonige Sandstein bei Freihung aber erscheinen als den Ehenfelder Tonen gleich- wertige Bildungen. Das Vorkommen von Lias und Opalinus-Mergeln zwischen ‚den. Rotliegend- bzw. bleierzführenden Keuperschichten und die Ähnlichkeit der als Rät bezeichneten Gesteine an der- großen , Ehenfeld—Kirchenthumbacher Spalte mit den ‚Gesteinen des Unteren Doggersandsteins 'Ehenfelds liefern den Beweis, daß diese Gesteinsfolge an der erwähnten Spalte nicht dem Rät, sondern dem am Urge- birgs- und Fichtelgebirgsrande abweichend ausgebildeten Unteren Dogger angehört. Gegen ihre Zugehörigkeit zum Rät spricht auch dessen Ausbildung im unserer ‚Gegend; denn es ist kaum anzunehmen, daß eine verhältnis- mäßig so mächtige Folge von roten Letten, wie sie hierorts den Rätsandsteinen eingelagert ist, in einer Entfernung von 2—4 km spurlos verschwinden könnte, Leichter ist das Zurücktreten und teilweise Verschwinden der weit we- niger mächtigen Tonschichten des Ehenfelder Doggers mög- ‘ich. Die tektonischen Verhältnisse der Ehenfeld—Kirchen- 17 thumbacher Spalte von hier bis Freihung, lassen sich fol- sendermaßen erklären (vgl. Fig. I: Die sroße Bruchspalte verläuft zwischen den Sehiehten des Burzssandsteins, des Rät, Lias, Opalinus-Mergels und Unteren Dogger- sandsteins einerseits und dem Rotliegenden ahdererseits bis zum Träglhof. Der Untere Doggersandstein fällt zunächst zur Verwer- Dune hin. Vom Träglhof bis Freihung ver- läuft die Spalte zwischen Lias, meist aber zwischen dem Opalinus-Mergel einerseits und Rotliesendem und Keuper andererseits. Die steil aufgerichteten Schichten des Lias, Opa- linus-Mergels, des gelben Eiseusandsteins _ unddes feinkörnigen weißen Sandsteins des Dosgsers aber sind überkippt-und fallen zur Verwerfung hin; die weiter entfernt liegen- den srobkörnigen Tonsandsteine sind eben- falls steil aufgerichtet, fallen aber, da sich auf diegrößere Entfernung der Gegendruck der Rotliegend- und Keuperschichten weni- sermehr geltend machte, vonder Verwerfung weg.. ‚Das Wirken der tektonischen Kräfte erklärt auch schließlich die bei den Belemniten des Träglhofes statt- gefundene Zerreißung, vielleicht auch die größere Härte der Gesteine an der Verwerfung gegenüber den ihnen äqui- valenten Bildungen bei Ehenfeld und:die Beschaffenheit der Freihunger Glanzkohle.e Da die Schichtenfolge bei Ehen- feld gegen N einfällt, aber an der Verwerfung steil auf- gerichtet ist, so läßt sich das den 30—40 m hoch aufragenden Sandsteinbildungen im Südwesten vorgelagerte Tal als Mul- dental auffassen. Die beiden Schenkel dieser Mulde, von denen der nördliche steiler nach ‚S, der südliche sanfter nach N einfällt, müssen sich dann im Tale treffen, welches in der Muldenlinie liegt. 3. Beschreibung der aufgefundenen neuen Arten. 1, Pentacrinus sp. Horizont: Lias d. Fundort: Geißbühl bei Ehenfeld. 2, .Cidaris sp. 1. | Horizont: Lias y. Fundort: Geißbühl bei Ehenfeld. Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 192. 2 18 3. Cidaris sp. 2. Horizont: Unterster Lias y. Fundort: Breitenfelder bei Ehenfeld. 4. Rhynchonella sp. ex aff. .furcillata juv. Untersuchte Stücke: 4. Größen in Millimetern: Länge: 13; 9,5. Breite: 15; 9,2. Dicke: 6,5; 4. Horizont: Unterster. Lias y. Fundort: Neuäcker bei Ehenfeld. 5. Rhynchonella furcillata TuxonD. var. n. Ehenfeldensis. Untersuchte Stücke: 12. Größe in Millimetern: Länge: 8;48,55 12; 17,5%. Breite: ! 8: 79,5; '18,57 775. Dicke, 2% a8: bl5:09,5. ’ Herr Karı Rau war im Zweifel, ob es sich hier um eine flache Abart der Rh. furcillata Tuxop. oder um eine besondere Art handle. Ich möchte sie indessen nicht von der genannten Art trennen. Doch bilden die genannten Exemplare einen gut umschriebenen Formenkreis, der sich von den typischen Exemplaren der Rh. furcillata deutlich abhebt. Die größte Breite ist bei den beschriebenen For- men mehr in der Mitte. Die Stirn ist nie abgestumpft, sondern zugeschärft. Die Berippung reicht weniger weit zur Stirngegend als bei Rh. furcillata TuxonD., auch die Falten sind viel niedriger und reichen viel weiter ver zur Wirbelgegend.. Die Schnabelkanten bilden nie einen stumpfen, sondern einen rechten Winkel; auch ist der Schnabel an den Seiten etwas eingeschnürt; endlich ist die Area viel ausgedehnter als bei der typischen Ra. ‘ furcillata TH&BoD. Horizont: Spiriferinenbank des Lias y. Fundort: Neu- äcker bei Ehenfeld. 6. Rhynchonella furcillata TuEon. var. n. altesinuata. Untersuchte Stücke: 12. Größe in Millimetern: Länge: 15; 16,5; 18. Breite: 15; 17,5; 17. Dicke: 135; 147 112: Hierher stelle ich mehrere Exemplare, welche ich sonst nirgends unterbringen konnte Sie sind mit der vorigen Form durch Übergänge verbunden. Die Falten werden schon schärfer und reichen weiter zum Wirbel der Schalen vor, die Rippen dagegen werden zarter und noch kürzer. Das Gehäuse aber wölbt sich höher; darum treten Sinus und Wulst viel besser heraus. Von ihr ist nur ein kleinen Schritt zu Rah. aliena var. n. und Rh. aliena Rau. 19 x ar y ; a) Horizont: Unterster Lias y. Fundort: Vorzüglich Neuäcker. 7, Rhynchonella aliena Rau, var. n. Raui. Untersuchte Stücke: 1. Größe in Millimetern: Länge: 19. Breite: 20,5. Dicke: -16. Dieses einzige Exemplar ist, wie Herr Kar Rau mir selbst mitteilt, der Rh. aliena Rau (Brachiopoden, 9. 45, Taf. 2, Fig. 87)) sehr ähnlich. Doch bemerkt man in der Stirnwand äußerst feine Rippen auf beiden Klappen, die sich bereits im vorderen Schalendrittel zu derben Falten vereinigen, von denen je drei auf die Flügel, zwei auf den Sinus, drei auf den Wulst treffen. Horizont: Oberer Lias y. Fundort: Geißbühl bi Ehenfeld. 8. Rhynchonella variabilis ScHı. var. plana. Untersuchte Stücke: 9. Größe in Millimetern: I: 9; Berg 11; 13. Breite: I: 9,5; 87; 12,7: I: 11,5; ia Dieke:.T: 4,7; 5,5; 5; 11:5; 7.5. Diese Exemplare unterscheiden sich von der sonst ihnen ähnlichen RA. variabilis mut. minor. Rau durch ihre viel flachere Gestalt, ihre noch niedrigeren und breiteren ge- rundeten Rippen, vor allem aber durch ihre auffallende Breite. Die Form kommt Rh. sublatifrons Borse£ (Brachio- podenfauna der östlichen Nordalpen, S. 194, Taf. 14, Fig. 10—12) nahe, doch hat diese einen viel längeren Schnabel. Ähnlich ist ihr auch Rah. laevicostata BoEsE (Fauna der liasischen Brachiopodenschichten von Hinde- lang, 1892, S. 644, Taf. 15, Fig. 1), doch hat RA. variabilis var. plana einen seichteren Sinus, weniger Rippen von größerer Breite und einen stärker hervortretenden Schnabel. Horizont: Lias y, (I); Lias d (II). Fundorte: !Geißbühl, Breitenfelder, Neuäcker bei Ehenfeld. 9. Orthothoma SP. Größe in Millimetern: Länge (Höhe): 10. Breite: 11. Dicke: 5? Das Exemplar steht Raus Orthothoma solidorostris (Brachiopoden, S. 58, Taf. 3, Fig. 52—61) am nächsten. ‚ Horizont: Unterster Dogger a. Fundort: Mergelgrube bei Massenricht, hinter dem Mühlsteinbruch. > [a1 20 10. Posidonia Alberti Magni n. sp. Größe in Millimetern: Höhe: 4. Breite: 5. Dicke: 2. Diese kleine Muschel ist schief halbkreisförmig und wird im hinteren Drittel der beiden gleichen Schalen am breitesten. Die Wirbel treten sehr wenig hervor. 15—16 konzentrische Linien zieren die Oberfläche der. beiden Schalen. Das Exemplar hat einige Ähnlichkeit mit Po- sidonia opalina Qu. = P. Suessi Orr. cfr. QUENSTEDT, Jura, S. 329, Taf. 45, Fig. 11; EneEL, Geognostischer Weg- weiser 3, 8. 293); doch ist die Form bedeutend kleiner. Horizont: Lias {, oben. Fundort: Hag bei Ehenfeld. 11. Pinna sp. Das Bruchstück hat Ähnlichkeit mit Pinna fissa GoLpr. (Petr. Germ., S. 164, Taf. 127, Fig. 4); doch stammt diese aus dem Liassandstein. Horizont: Unterer Lias y. Fundort: Geißbühl bei Eihenfeld. 12. Lima sp. Horizont: Lias y. Fundort: Geißbühl bei Ehenfeld. 13. Pecten (Aeguipecten) sp. 1. Horizont: Lias y. Fundort: Neuäcker bei Ehenfeld. 14. Pecten (Äequipecten) sp. 2. -Untersuchte Stücke: Zwei rechte Valven (Steinkerne). - Größe in Millimetern: Länge (Höhe): I: 26; II: 30. Breite: 1222: 1.28 | Beide Schalen stimmen weder mit Pecten demissus Psıur, noch mit Pecten glaber HrsıL, noch auch mit Pecten subulatus MSTR. überein. Horizont: Lias y. Fundort: Neuäcker bei Ehenfeld. 15. Alectryonia Lehneriana n. sp. Größe in Millimetern: Länge: 60; Breite 50. Die zwei zusammengehörigen Schalen von ziemlich flacher, eiförmiger Gestalt zeigen etwa 35—40 Rippen, welche von der Anhaf- tungsstelle der Schalen ausgehen. Die Anhaftungsstelle der Schalen ist annähernd oval, nimmt ein Drittel der ganzen Schalenlänge und die Hälfte der ganzen Schalenbreite ein und trägt am Rande mehrere wulstige Falten. Die Rippen sind am höchsten und breitesten, aber auch am längsten am unteren Rande der Schale und werden in der Schloßgegend 21 kürzer, niedriger und gedrängter. Durch konzentrische An- wachslinien erhalten sie ein schuppiges Aussehen. Osfrea Rhodani DuMorTIER (Bassin d. Rh. L., S. 82, Taf. 13, Fig. 6—8, 10, 11; Taf. 4, Fig. 9—11) unterscheidet sich von un- serer Art durch ihren mehr kreisförmigen Umriß, die ge- ringere Anzahl der Rippen (18—22) und ihre stärkere Wöl- bung. Osfrea arietis Qu. (Jura, S. 85, Taf. 10, Fig. 10; Du- MORTIER, Bassin d. Rh. I., S. 76, Taf. 19, Fig. 5 u. III, S. 222; Taf. 48, Fig. 7 und 8) hat eine viel breitere Ansatzfläche, von der die Rippen stumpfwinkelig sich zum Außenrande - herabbiegen; ihre Zahl ist viel geringer. Ostrea electra D’ORB. (vgl. DumorTIEr, Bassin d. Rh. L, 8. 76, Taf. 13, Fig. 6) zeigt eine zwar ovale, aber weniger ausgebreitete Anwachsstelle und die Rippen sind auf der einen Seite der Schale viel stärker entwickelt als auf der anderen. Horizont: Unterster Lias y. Fundort: Moosäcker bei Ehenfeld. 16. Cucullaea subconcinna n. Sp. “ Größe in Millimetern: Höhe: 105; Breite: 17,55; Dicke: 7,5. | Das vorliegende Exemplar ist der von GoLpruss (Petr. Germ., S. 148, Taf. 123, Fig. 6) und Quesstepr (Jura, S. 504, Taf. 67, Fig. 15 und 16, Br. e) erwähnten und !abgebildeten Cucullaea concinna Parur. ziemlich ähnlich. Es besitzt wie diese Art einen geraden Schloßrand, konzentrische Anwachs- streifen, etwa vier ziemlich deutlich sichtbare Rippen im vorderen Teil der Schalen und je eine starke Arealkante von den Wirbeln bis zum Hinterrande der Schalen. Doch ist es weniger dick, und der Hinterrand der Schalen bildet mit dem Schloßrande einen ziemlich stumpfen Winkel, während dieser bei Cucullaea concinna PHııt. fast ein rechter ist. Horizont: Oberer Lias £. Fundort: Hag bei Ehenteld. 17. Arca cfr. liasina ROoEMER. Untersuchte Stücke: Eine linke Valve. Größe in Milli- metern: Höhe: 11; Breite: 16. Horizont: Lias y. Fundort: Breitenfelder bei Ehenfeld. 18. Cardinia sp. Untersuchte Stücke: Eine linke Schale. Größe in Milli- metern: Höhe: 13,5; Breite: 19. Horizont: Lias ß ?. Fundort: Äußerbühläcker östlich von Ehenfeld. 22 19. Astarte n. sp. Untersuchte Stücke: Zwei. Größe in Millimetern: 1. Höhe: 3,5; Breite: 3,5; Dicke: 2,5; 2..Höhe: 3; Breite 3; Dicke 2. | Diese zwei hanfkorngroßen, rundlichen Astarten zeigen etwa vier bzw. acht sehr kräftige, konzentrische Rippen, deren Abstand das anderthalbfache der Breite beträgt. Es ist mög- lich, daß es sich um zwei jugendliche Exemplare handelt. Horizont: Unterster Lias y. Fundort: Breitenfelder bei Ehenfeld. 20. Astarte sp. Untersuchte Stücke: Eine rechte Schale. Größe in Milli- metern: Höhe und Breite: 5,5. Dieses Stück hat einige Ähn- lichkeit mit Asiarfe subcarinata MSsTR. (GOLDFUSs, Petr. Germ., S. 190, Taf. 134, Fig. 7a und 7b). Doch ist es kürzer und kleiner. Horizont: Unterster Lias y. Fundort: Breitenfelder bei Ehenfeld. 5 21. Pleurotomaria Hiedereriana n. sp. Untersuchte Stücke: Eins. Höhe in Millimetern: etwa 45; Breite in Millimetern: 38; Apikalwinkel: 85°. Das kegel- förmige Gehäuse zeigt stufenförmigen Aufbau. Die Außen- seite ist doppelt so breit wie die mit ihr im stumpfen Winkel zusammenstoßende, sanft abgedachte Oberseite. Das breite Band liegt in der Mitte der Außenseite und zeigt einen stark vorspringenden Kiel mit halbmondförmigen Falten. Es ist von zwei Leisten begrenzt. Darüber befinden sich flache, von drei Spirallinien geschnittene. Höcker. Je eine Spiral- linie ist über und unter diesen Höckern. Unter dem Bande sind zwei an zwei Spirallinien aneinandergereihte, überein- anderstehende Höckerreihen, deren Höckerchen mit breiter und stumpfer Spitze endigen. Die flache, gegen die nicht erhaltene Mündung zu konvexe Basis zeigt 20—25 Basis- spiralen, welche von viel zarteren Anwachsstreifen durch- schnitten werden. Letztere zeigen, soweit sichtbar, auf der Ober- und Außenseite und auf der Basis der Windungen den gewöhnlichen Verlauf. Diese Art steht der PI. intermedia Mstr. (GoLDFUSs, Petr. Germ., S. 71, Taf. 185,. Fig. 1 und 2) am nächsten und unterscheidet sich von ihr durch ihre bei weitem geringere Anzahl der Spirallinien über und unter dem Bande. Pl. Escheri Msır. und Pl. Amalthei Qu. besitzen gleichfalls 23 mehr Spirallinien und sind auf der Oberseite der Win- dungen viel flacher. Horizont: Mittlerer Lias y. Fundort: Neuäcker bei Ehen- feld. 22. Trochus Brunhuberianus n. sp. Untersuchte Stücke: Eins. Das Gehäuse, von dem zwei Umgänge sichtbar sind, ist kreiselförmig. Der vorletzte Um- gang ist über der unteren Naht mit einem etwas vorsprin- genden Randkiel versehen. Die Naht erscheint deshalb etwas eingesenkt wie bei ZTrochus imbricatus, doch nicht so be- deutend wie bei diesem; auch ist bei Trochus Brunhuberianus die Basis gegen die Mündung zu nur schwach konvex. Der vorletzte Umgang 'trägt fünf, der letzte sechs kräftige Spiral- rippen, welche von ebenso starken, nach unten sich stärker verdickenden, von der oberen Naht nach hinten (also von links nach rechts) verlaufenden Querrippen gekerbt werden, so daß 5—6 Perlenreihen entstehen. Auch unter der auf dem vorletzten Umgang vorspringenden Kante ist eine schwache Perlenreihe wahrzunehmen. Die Basis zeigt meh- rere kräftige, eng aneinandergereihte, von sichelförmig ge- bogenen Anwachsstreifen in Perlenreihen aufgelöste Basis- spiralen. Die Nabelgegend und Mündung konnte nicht be- obachtet werden. Horizont: Unterster Lias y. Fundort:. Breitenfelder bei Ehenteld. 23. Trochus subacutecarinatus n. Ss)». GoLpruss bildet in seinem Werk „Petr. Germ.“ einen Trochus acutecarinatus aus Streitberg' aus dem Oberen Oolith ab (S. 36, Taf. 80, Fig. 8). Ein hier gefundenes Exemplar ist dieser Figur ziemlich ähnlich, doch etwas breiter und hat auch eine weniger steile Oberfläche der Windungen. Diese haben in der Mitte eine scharfe Kante, welche die Jlach-konvexen, mit kräftigen Querwülsten verzierte Ober- fläche der Windungen von der Seitenfläche sondert. Letz- tere fällt senkrecht ab. Auf der letzten Windung ist die Basis gleichfalls durch eine scharfe Kante von (der Seiten- fläche geschieden. Die Basis selbst ist schlecht erhalten. Der Name soll die Ähnlichkeit mit der Muensterschen Art andeuten. Horizont: Oberster Lias £. Fundort: Hag bei Ehenfeld. 24. Amberleya Escheri var. n. Ehenfeldensis. Höhe: Etwa 10 mm; Breite: 7 mm; Apikalwinkel: ‚53°. Drei Windungen sind erhalten. Das vorliegende Stück hat 24 große Aehnlichkeit mit der von MUENSTER beschriebenen Art. Doch ist die Skulptur anders: Auf dem vorletzten und letzten Umgang befinden sich über der Kante fünf Perlen- reihen, von denen die der oberen Naht benachbarte die stärkste ist, die zweite und vierte Perlenreihe sind gleich kräftig, kräftiger als die dritte und fünfte. Von den grob- gekörnelten Basisspiralen erscheinen, wie es bei Amberleya Escheri der Fall ist, zunächst zwei, später aber eine mehr als bei dieser, also drei, auf der Unterseite der Windungen. An der ziemlich stark gewölbten Basis bemerkt man gleich- mäßig ausgebildete, nicht abwechselnd stärkere und schwä- chere Basisspiralen, die gekörnelt sind. Von der typischen Amb. Escheri Mstr. unterscheidet sich also diese Abart durch die Vermehrung der Perlenstreifen. Es wäre möglich, daß es nur ein besser entwickeltes oder völlig ausgewach- senes Exemplar der vorigen Art ist, bei der man ja auch im Alter eine Zunahme der Perlenreihen wahrnehmen kann. BRoE- SAMLENS Zucyelus Escheri besitzt eine viel kräftigere zweite Perlenreihe über der Naht und glatte Basisspiraten, so daß, es zweifelhaft erscheint, ob sie mit MUENSTERS Art identisch ist. Horizont: Unterster Lias y. Fundort: Breitenfelder bei Ehenield. Das Original MUENSTERS in der Münchener Geologischen Staatssammlung' ist etwa drei- bis viermal größer als die vorliegenden Stücke der Stammart, die mit ihm ziemlich gut übereinstimmen, aber Jugendstadien zu sein scheinen. 25. Cerithium (?) Ammonianum n. sp. Höhe: etwa 23 mm; Breite: etwa 5 mm. Vier Win- dungen sind gut sichtbar. Die zwei oberen Windungen dieser Art tragen 'vier kräftige, von zarteren, rückwärts gebogenen Querrippen durchschnittene Spiralrippen. An den Durch- schnittsstellen entstehen zierliche Knoten. Die oberen zwei. Knotenreihen sind entsprechend den schwächeren Spiral- rippen zarter ausgebildet. Auf der vorletzten Windung schiebt sich zwischen die unteren Knotenreihen noch eine fünfte schwache Knotenreihe ein, auf der letzten zwischen die zwei oberen und die zwei unteren noch eine sechste. Horizont: Unterster Lias y. Fundort: Breitenfelder bei Ehenfeld. 26. Cerithium (?) quinguecinctum n. sp. Das Gehäuse dieser nur in einem Exemplar und einem Bruchstück vorhandenen Art von 6,5 mm Länge und 2,5 mm 25 Breite mit einem Apikalwinkel von 23° ist turmförmig und zeiet nur wenig gewölbte, fast flache Windungen. Die vor- letzte Windung läßt fünf Spiralrippen erkennen, die von gleichstarken Querrippen durchschnitten werden, so daß ein zierliches Netzwerk von Streifen mit dazwischen liegenden Quadraten entsteht. Die Kreuzungsstellen tragen Knötchen. Die Basis war nicht zu beobachten. Cerithinella Kochii MSTR. (GoLDF. Petr. Germ. S. 93, Taf. 195, Fig. 15, SCHLOSSER S. 529 u. 532, Taf. 16, Fig. 13), hat nur vier Spiralrippen und einen größeren Gewindewinkel, wie der Vergleich des be- schriebenen Exemplars mit dem Original in der Münchener geologischen Staatssammlung zeigte. . Horizont: Unterster Lias y. Fundort: Breitenfelder bei - Ehenfeld. 27. Cerithinella sp. Bei Durchführung dieser Arbeit erfreute sich Ver- fasser von vielen Seiten wohlwollender Unterstützung, wo- für an dieser Stelle gebührender Dank ausgesprochen sei; so konnte Verfasser durch das Entgegenkommen von Herrn, Prof. BroLtLı die MUENSTERRSschen und GoLDFüssschen Originale des Amberger Lias sowie jene des alpinen Lias von BOESE und SCHLoSSER in der Münchener Staatssamm- lung besichtigen, ‘während Herr Dr. K. Rıu in Heidenheim viele Belegstücke zu seiner Arbeit über die Brachiopoden des Mittleren Lias dem Verfasser zum Vergleich überließ. Insbesondere sei aber Herrn Geh.-Rat J. BEcKENKAMPr sowie Herrn Dr. LEHNER für ihre wertvollen Anregungen gedankt. Manuskript. eingegangen am 10. März 1921.) 11. InÜE IV. vn. 2. Das Steinheimer Becken*). Von Herrn H. KrAran in Freiburg i. Br. IL Teil. Die Tektonik des Steinheimer Beckens. (Mit 9 Textfiguren.) Inhalt. Einleitung . . E25. 5.05 Morphologisch- osecher Teil i I aDierrairgenn $ a) die zentrale Dogzehschalle ER; b) die nördlich davon gelegene Malmscholle e)r derperiphere Randterl Zr Eee 2a DiVer presz p/hrerzenDieiparzers sion 3. Das Randgebiet 5 Stratigraphie TER Er 1. ältere Süßwasserschichten 2. Jjunsgere Sübwasserschiehten.. a) Klosterbergschichten b) Zangerbergschichten . . -a) Grot, Birkel, Knill. 5) das Gebiet zwischen Hirschtal und der hohen Steige, dasjenige am Grillenbusch, Zanger- berg, Roßberg, an der Schafhalde . Tektonik ; 3 ik Der Kerm ; ee 2. Das Randgebiet und die peripheren Depressionen En er er Die Entstehung des Steinheimer Beckens Ältere Ansichten: E. Fraas (1900) : . W. Branca und FRraAs (1905). W. BrancA (1913) h Kranz (1914) Eigene Ansieht 3 tektonische Phasen Beziehungen der weiteren Umgebung las Se heimer Beckens zu dessen Tektonik . : Ba DE a: *) Mit Hilfe der HERMANN ÜREDNER-Stiftung angefertigte Arbeit. DR . 1. Einleitung. Die vorliegende Arbeit „Die Tektonik des Steinheimer Beckens“ ist nur ein Teil einer größeren Abhandlung über dieses Becken. Sie zerfällt in drei Abschnitte: 1. Die Tektonik des Steinheimer Beckens. 2. De Entstehung der Tertiärschichten von Steinheim. 3. Die palaeobiologischen Verhältnisse des Steinheimer Beckens. Ursprünglich hatte ich beabsichtigt, die Tektonik auch in der weiteren Umgebung Steinheims zu untersuchen. Dies konnte ich aber nur teilweise durchführen. Dazu be- nötigte ich unbedingt die topographische Karte Heiden- heim, die jedoch nicht so bald fertig wurde, als ich ge- hofft hatte. Deshalb habe ich mich entschlossen, die vor- liegenden Ergebnisse jetzt schon dem Druck zu übergeben. Ursprünglich waren die Grenzen der mir gestellten Aufgabe sehr eng gesteckt. Ihr Ziel sollte die variations- statistische Untersuchung der Steinheimer Planorben sein. Zu dem Zweck wollte ich von verschiedenen Punkten die Schnecken genau horizentiert sammeln (in Abständen von 0,10—0,30 m). Da jedoch während und nach der Ab- lagerung der Schichten Störungen einsetzten, weiche in diese einige Unordnung brachten, außerdem aber die Ab- lagerungsbedingungen während der Sedimentation nicht kon- stant blieben, wodurch evtl. die beim Absatz der einzelnen Schichten herrschenden palaeobiologischen Bedingungen und ihre Änderungen erklärt werden könnten, Änderungen, die vielleicht auf die Entwicklung der „Planorbis multiformis“ nicht ohne Einfluß waren, entschloß ich mich, die Strati- graphie, Tektonik und Sedimentpetrographie vor der defini- tiven Entnahme der Planorbis-Proben zenau zu studieren. Wehl finden wir einzelne Profile in den Arbeiten HILGENDORFS, SANDBERGERS, BRANCAS und FRAASs’, sodann Kranzs, doch sind diese zum Teil nicht genau und ihre Deutung ist absolut keine einheitliche, wobei ich vor allem an das Profil der Korrschen Grube denke. Was die Tek- tonik anbelangt, so ist über die Entstehung des Beckens viel diskutiert worden, und die Ansichten stehen sich diametral gegenüber (FraAs, BrANCcA—KrAanz). Da die Störungslinien bisher nicht verfolgt wurden, habe ich dies 28 nachzuholen . versucht, denn ich betrachte als Grundlage zur Erkenntnis der tektonischen Vorgänge die Festlegung der durch diese erzeugten Linien. _ Um durch die verschiedenen Ansichten nicht beein- flußt zu werden, habe ich die Untersuchungen so voraus- setzungslos als nur irgend möglich durchgeführt. Ich möchte es nicht unterlassen, Herrn Forstmeister GOTTSCHICK in Steinheim für den Hinweis auf wichtige Punkte und für die Überlassung von Süßwassergastropoden, die ich benötigte, bestens zu danken. Um! so mehr tut es mir leid, daß ich zu anderen Ansichten gekommen bin, als sie GoTTSCHICK in seinen Arbeiten und mir gegen-. über in mündlichen Gesprächen äußerte. Herrn Geh.-Rat DEECKE danke ich bestens für die Verschaffung von Mitteln aus der WETTERHAHN-Stiftung und dem Vorstand und Beirat der Deutschen Geologischen Gesellschaft bin ich zu bestem Dank dafür verpflichtet, daß mir der Ertrag der HsRM. ÜREDNER-Stiftung für das Jahr 1920 zur Verfügung gestellt wurde. 25. September 1921. HANS KLAEHN, Freiburg i. Br., Geolog.-palaeontol. Institut. Zur allgemeinen Orientierung sei folgendes gesagt: Steinheim i. Albuch liegt etwa 36 km südwestlich Nördlingen, 7 km westlich Heidenheim a. d. Brenz. Mitten in der Alb ist das Dorf an den Nordfuß des Klo sterberges angebaut, der sich aus einer etwa 3 km im Durchmesser betragenden Depression heraushebt. Diese und der vorhin genannte Berg stellen geologisch und tek- tonisch etwas von der benachbarten Albfläche total Verschiedenes dar. Während sich an dem Aufbau der letzteren besonders der Obere Malm beteiligt, dem weiter südlich tertiäre Meeres- und Süßwasserschichten aufge- lagert sind, tritt uns als befremdendes Material am Klo- sterberg Lias, Dogger und Unterer Malm ent- gegen; um ihn herum finden wir Süßwasserschichten von miocänem Alter, die auch den Rand des Beckens zu- sammensetzen. Im Gegensatz zu den trockenen Albflächen, die aus Oberem Malm zusammengesetzt sind, zeichnet sich (der Klosterberg durch Wasserführung aus; auch gegen- über dem Knill befinden sich zwei Quellen. Dies hängt mit tektonischen Bewegungen zusammen, die das Steinheimer 29 Becken betroffen haben; sie waren viel intensiver als jene, die in der weiteren Umgebung Steinheims nachweisbar sind, wie ich im Lauf dieser Arbeit zeigen. werde. Zwei Ausgangspforten des Beckens sind vor- handen: eine liegt zwischen Birkel und Bürstel im S, die andere zwischen Knill und Schafhalde im SO. Durch das erstere Tor rauschen im Frühjahr die Schmelzwässer, welche aus dem Hirschtal kommen, dem Stubental zu. (Im übrigen vgl. A. QuUENSTEDT, Das Steinheimer Becken, Jahresb. d. vaterl. Ver. f. Natkde., 1866.) r II. Morphologisch-geologische Verhältnisse. Das Steinheimer Becken zerfällt in morphologisch-geo- logischer Hinsicht in drei Teile: 1. den Kern, '2.die periphere Depression, 3. das Randgebiet. ZHronenmirts - ZEN keller 637 Stubental um Karte 1. Das Steinheimer Becken. gekreuzt schraffiert — vergriesten Malm e und £; ä. S. = ältere Süßwasser- schichten; j. S. = jüngere Süßwasserschichten: — - — — Wasserscheide n. Vorarbeiten GoTTschHicks tektonisch bearbeitet vom Verfasser. 30 1. Der Kern. Der Kern wird durch den runden, etwa 1 kmeDurch- messer besitzenden Klosterberg gebildet, der von der peri- pheren Depression umgeben wird. Er erhebt sich zu zwei Hauptgipfeln, deren zugehörige Höhenzüge SSO—NNW- und SSW—NNO-Richtung haben. Der östliche der beiden Gipfel hat eine Höhe von 578,9 m. Östlich von diesem liegt noch eine weitere Höhe: der Klosterhof. Alle drei Gipfel werden voneinander durch deutliche Depressionen getrennt, die von S nach N ziehen. Die westliche, breitere und tiefere, ist von einer Erhebung nördlich Steinheim, etwa dem Zanger- berg, die östliche, schwächere vom Nordwesthang: des Knill (südöstlich Klosterberg) deutlich sichtbar. Die Erklärung für d’e Entstehung dieser Depressionen werde ich im Abschnitt „Tektonik“ geben. Sie lassen sich nach N hin gut verfolgen, was namentlich für die westliche, breitere, Einsenkung gilt. Während nun der Berg nach N hin langsam abfällt, senkt er sich nach W, S und O steiler nach der peripheren Depression hin. Geologisch setzt sich der Klosterberg aus drei Teilen zusammen: aus a) der zentralen Doggerscholle, b) der nördlich davon gelegenen Malmscholie, c) dem peripheren Randteil, der hauptsächlich aus Tertiär gebildet wird. a) Dezentrale Doggerscholle besteht aus Opa- linus-Ton, auf dem die Murchisonschichten in zwei Inseln lagern. Bei Schürfungen wollen FrAAs und Branca (Das kryptov. Becken von Steinheim; Abh. d. preuß. Akad. d. Wissensch., 1905) Dogger y-ö gefunden haben. Das Gelände ist ziemlich unruhig und läßt auf Rutschungen im Ton schließen, wie der Liasfetzen (ö-{) am Ausgang von Stein- heim beweist, dessen Herkunft nicht gut zu erklären ist. FRrAAs und BrRANcA geben unter ihm eine ganz moderne Schicht an, woraus sie auf Transport durch Menschenhand schlossen. Doch spricht hierfür nichts, denn wozu hätte man diese Schichten, die QUENSTEDT, BacH und HILDEBRAND (Geogn. Spezialkarte von Württemberg, Blatt Heidenheim, 1868) vom ö-£ haben verfolgen können, aus weiter Gegend hierher transportieren sollen? Sie haben höchstwahrschein- lich etwas weiter oben gelegen und sind auf der schmierigen, tonigen Unterlage abgerutscht. 31 Trotz des unruhigen Geländes ist der Verband des Doggerteiles im Zentrum des Berges nicht gestört, denn die beiden oben genannten Murchisonstücke liegen zwischen den Höhen 560—570 m normal auf Dogger «. Da die Haupt- gipfel aus Opalinus-Ton bestehen, könnte man auf eine Stö- rung schließen, doch gibt die alte geognostische Karte in den Erläuterungen ‚zu "Blatt Heidenheim an dem kleinen Weiher am Schäfergrab NO-Fallen an, däs wohl an anderen Stellen mehr nördlich ist. Wir hätten für die Doggerscholle ein lang- sames Abfallen nach N anzunehmen, wie sich das auch in dem verhältnismäßig geringen Absinken der Kiosterberg- kontur nach N hin widerspiegelt. b) Nördlich einer von der Korpschen Grube etwa nach W verlaufenden Störungslinie liegt ie Malmscholle, bestehend aus den weichen Impressamergeln und den harten Bimammatuskalken. Die letzteren legen sich im Dreiviertel- kreis um die ersteren herum; der Malm stößt im S direkt an die Doggerscholle an. ec) Der periphere Randteil setzt sich vor allem aus harten tertiären Sprudelkalken und weicheren lockeren Kalken von Sandhabitus („Sand“) zusammen; daneben be- teiligt sich untergeordnet Jura am Aufbau. Schon von weitem sind die bastionartig aufgesetzten Sprudelkalke zu sehen, die sich bis auf wenige Unterbrechungen am ganzen W- und S-Hang hinziehen. Vom Kiosterhof nach N kann man sie nicht nachweisen. Der untergeordnet auftretende Jura wurde im W in der PHArıonschen Grube als Malm ß nachgewiesen, wo er den Untergrund des Tertiärs bildet. Im S tritt Dogger südlich des oben genannten Weihers zu beiden Seiten des Feldwegs nach Sontheim und westlich bzw. südwestlich der Epskschen Grube zutage Bei dem Weiher streckt sich der Opalinus-Ton zungen- förmig zwischen Tertiär nach SO vor und breitet sich zu beiden Seiten des Feldwegs nach Sontheim aus. Westlich desselben befand sich früher eine kleine Grube. Auf der geognostischen Karte des Klosterbergs (1868) ist dort Dogger B bis y eingezeichnet und weiter nach S zeigt die Karte Dogger 5-7 und am Südhang des Klosterbergs Malm «. Diese Art des Vorkommens der Juraschichten, daß also immer jüngere Schichten stufenweise nach unten aufein- anderfolgen, spricht für steiles Einfallen derselben nach 8 hin, also nach entgegengesetzter Richtung wie der Dogger im N des Klosterbergs. (Hierüber vgl. Kap. Tektonik.) 32 Nordöstlich dieses Vorkommens befindet sich ein anderes, bestehend aus Dogger y-£, aber in normaler Aufein- anderfolge, daß der y unten und & oben liegt.. So zeigt es die alte Karte.. FrAAs’ und BRANCAs Schürfungen deuten auf ähnliche Lagerung hin, wie sie der Fetzen zu beiden Seiten des Feldwegs nach Sontheim zeigt. Sicher ist, das ist: das wesentliche, daß im 8. des Klosterbergs jüngere Juraschichten als auf der Höhe anstehen. Südöstlich des zuletzt genannten Fetzens zeigt die alte Karte Malm: ß, während BrANcA und FraAs Malm « neben Dogger a ge- schürft haben direkt südwestlich der Eperschen Grube. Hier sind die Schichten sicherlich sehr gestört, ihre Lagerung ist ganz ungeklärt. Zwischen den Sprudelkalk an der Eperschen ‚Grube und den des Klosterhofs schiebt sich wiederum Unterer Dogger (ß) nach SO durch. Die Murchisonschichten ver- breiten sich hier in Form eines », an die sich nach © und N Unterer Malm und Tertiär in gestörter Lage an- legen. Die Erklärung für die wirre Verteilung der ein- zelnen Fetzen gebe ich im tektonischen Teil. Überall, wo Sprudelkalke und jüngere Süßwasser- schichten vorkommen, heben sich die ersteren deutlich heraus, während die letzteren vorhügelartig, manchmal in Form von Terrassen, sichtbar sind, was besonders .am Westhang gut zu sehen ist. 2. Dieperiphere Depression. Die periphere Depression legt sich rings um den _Klosterberg herum und mißt an ihrer breitesten Stelle nörd- lich Steinheim 900 m. Im großen und ganzen ist sie ziemlich flach, nur zwischen Knill und Klosterberg erhebt sie sich zu einer niedrigen Schwelle, die die Wasserscheide bildet zwischen dem Bächlein, das östlich des Bürgel und dem, das zwischen Bürstel und Birkel südlich Sontheim ins Stubental abfließt. Von beiden führt das erstere. Wasser, (als schwaches Rinnsal), während das letztere nur noch bei Schneeschmelze in Tätig- keit tritt. : Der ebene Talboden setzt BR langsam Anste in die Nebentäler fort, die an ihrem Ausgang sehr breit sind, um sich dann plötzlich zu verengern. Nur. das Hirschtal bleibt auf etwas größere Entfernung hin, solange es O-W-Lauf hat, ziemlich breit. Leichte Terrassenbildung ist in der Depression nie auf längere Erstreckung zu verfolgen. 33 Die normale Entwässerung findet zwischen Bürgel und Schafhalde nach dem Stubental hin statt. Das Bürgel ist die einzige Scholle, die sich aus der Depression heraushebt. An der Zusammensetzung des Diluviums, das die Depression erfüllt, beteiligen sich Jura- und Süßwasser- gerölle, sodann Lehm, wie südlich des Steinhirn oder am Westfuß des Bürgel. Er ist wohl z. T. als Lößlehm zu deuten wegen der typischen Lößschnecken, wie Pupa muscorum, Succinea oblonga und Helix hispida. Am Bürgel ist er in zwei Gruben aufgeschlossen, die keine: Schichtung des Lehms aufweisen. Ob Gerölle das Liegende bilden, ist nicht bekannt. Schwarzer, stark humoser Boden findet sich im Ried zwischen Klosterberg und Knill dort, wo die obengenannte Wasserscheide liegt. 3. Das Randgebiet. Das Randgebiet liegt jenseits der Depression und er- hebt sich von ihr aus mehr oder weniger steil. Zwischen 530 und 590 m existiert eine meist flach ansteigende Stufe, die sich im allgemeinen deutlich "gegen das Hinterland heraushebt. Besonders klar ist diese vorhügelartige Ausbildung dort, wo die vorgelagerten Schollen durch ein tiefes Tal von der Alb getrennt sind, wie dies beim Birkel, Bürstel und Knill im S der Fall ist, die von dem südlichen Gebirge durch das Stubental geschieden werden. Der Südhang der- beiden zuerst genannten Berge und der Nordosthang des Knill sind im Gegensatz zu den dem Becken zugekehrten Hängen sehr steil. Die Fortsetzung des Knill nach N ist die läng- liche doppelgipfelige Bürgel-Scholle, an die sich im O das . Hauptentwässerungstal des Steinheimer Beckens anlegt; dieses steigt auf der anderen Seite zur Schafhalde an. Weniger deutlich ist der stufenartige Aufbau dort, wo Wälder das morphologische Bild verschleiern, wie am Süd- westhang der Schafhalde. Doch treten die Stufen im Wald selbst, namentlich im Frühjahr, wenn die Bäume noch nicht belaubt sind, deutlich hervor. Dort, wo hinter den einzelnen Schollen keine Rinnen von bedeutendem Ausmaß entlangziehen, ist der stufenartige Charakter weniger klar. Doch erkennen wir die einzelnen Schollen bei der Aufnahme der geologischen Verhältnisse, wobei sich eine, wenn auch geringe, morpho- logische Differenzierung ergibt. So hebt sich z. B. die Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922. 3 kleine Tertiärscholle in 600 m Höhe gegenüber dem nörd- lichen Gipfel des Bürgel scharf gegen den unterliegenden gequetschten Malm & heraus (vgl. Prof. 8). Dasselbe gilt für die größere, etwas tiefer gelegene Tertiärscholle west- lich des Gipfels der Schafhalde, ferner für die Tertiär- scholle am Zangerberg. Am undeutlichsten hebt sich der Tertiärblock am Grot gegen das Hinterland "ab. Dort, wo Störungsbreccien ein bestimmtes Streichen aufweisen, treten sie gratförmig aus dem Gelände heraus, ' so auf dem Hügel, der sich zwischen zwei Tälern östlich des Roßberg erhebt, oder am Südwesthang der Schafhalde unterhalb der in 600 m Höhe gelegenen kleinen Tertiär- scholle. III. Stratigraphie. Bei der Besprechung der stratigraphischen Verhältnisse beschränke ich mich hauptsächlich auf die Tertiär- schichten; auch bringe ich über die Süßwasserschichten . nur dasjenige vor, was zum Verständnis der tektonischen Verhältnisse des Steinheimer Beckens nötig ist. Genaueres behalte ich mir für den zweiten Teil vor. Es ist ein Verdienst GoTTScHIicks (Aus dem Tertiär- becken von Steinheim, Jahrb. d. vaterl. Verein. f. Natur- kunde, Bd. 67, 1911; Die Umbildung der Süßwasserschnecken des Tertiärbeckens von Steinheim unter dem Einfluß heißer Quellen, Jenaer Zeitschr. f.:Naturw., Bd. 56, N. F., Bd. 49, 1920), den Unterschied zwischen den älteren und jüngeren Tertiärschichten, die er als Kalt-und Warm- wasserschichten trennt, klar erkannt zu haben. In den ersteren findet sich keine Spur von Asagonit, der in den letzteren sehr häufig ist. Er weist auf warme Quellen hin. Da er jedoch in den jüngeren Schichten nicht durchgehends vorkommt, so begnüge ich mich mit der Ein- teilung in 1. ältere, und 2. jüngere Süßwasserschichten. Tertiärschichten finden sich am ganzen Rand des Beckens, ferner am West-, Süd- und Osthang des Kloster- bergs; nur am Nordhang desselben fehlen sie. Womit dies zusammenhängt, ist nicht zu sagen. Es kann aber sein, daß das Fehlen des Tertiärs im N des Berges mit einer von O nach W streichenden Störung zusammenhängt, denn in der. Höhe von 530—560 m liest Malm o/ß; am Zanger- 35 berg gehen die Sedimentbreccien mit Gyr. planorbiformis. von 580 bis 550 m herunter und fallen in der Nähe des Beckens mit 10° nach diesem ein; sie würden den Jura des Klosterbergs (etwa 1200 m Entfernung) unter der An- nahme von sleichbleibendem Fallen etwa bei Höhe 400 m treffen. Die hnimachtieeet der Tertiärschichten dürfte 60—75 m, betragen. Kranz (Das Problem des Stein- 'heimer Beckens, Jahresber. u. Mitteil. d. oberrh. geol. Verein., N. F., Bd. IV, 1914) gibt für die Mächtigkeit der Schichtenfolge sfeinheimensis bis oxystoma - revertens (jüngere Schichten) in der PmArIonschen Grube etwa 14 m an. Dort stehen aber gar keine sfeinheimensis-Schich- ten an, sondern die älteste Zone ist die mit Gyraulus tenuis. Das Westprofil mißt von den planorbiformis-Schichten bis zur unteren oxystoma-Zone bereits 14 m, das südliche West- profil, das an das vorhergehende anschließt, bis zı den oberen „Klebsanden“ etwa 7 m; dann kommen Schichten, deren Mächtigkeit ich nicht kenne, darüber wieder. mindestens 4 m verkieselte Kalke. Das sind allein schon etwa 25 m. Hierzu gesellen sich noch etwa 30—40 m ältere Tertiärschichten (Kaltwasserschichten GoTTScHIcKs), so daß man. die Gesamtmächtigkeit der Süßwasserablagerungen mit. 60—75 m veranschlagen darf. 1. Ältere Süßwasserschichten. Sie waren schon früher als „Sylvanakalke am Neu- seehalder Hof“ bekannt, dann aber verschollen, bis sie von GOTTSCHICK neu entdeckt wurden. Es handelt sich aber nicht um Aelix sylvana Kumın, sondern nach GorrscHick um die unserer Helix (Tachea) nemoralis L. nahestehenden Tachea silvestrina Zısr., wie sie am Klosterberg in den jüngeren Zonen auch vorkommt, Die Schichten fand ich nicht aufgeschlossen und verweise deshalb auf das von GorrscHick (vgl. 1911) über sie Gesagte. Bemerkenswert sind einzelne schokoladen farbene Lagen. Die Farbe bringt Kranz (Aufpressung und Explosion. oder nur Explosion im vulkanischen Ries usw., Mon.-Ber. d. Deutsch. Geol. Ges., 1914) mit Jurabrocken ‚der zweiten Explosion“ in Zusammenhang. Wahrscheinlich stammt sie aus den Murchisonschichten des Klosterbergs, die bei der Ablagerung der älteren Tertiärschichten bereits dort an- standen. 36 GOTTSCHICK wies die Sedimente, die sich durch die Führung von Gyr. laevis auszeichnen, am Vorderen Grot und östlich der Hohen Steige nach. Ich fand dort mergelige Kalkbrocken mit Gyr. laevis und Landschnecken. Ob nun die älteren Süßwasserschichten ohne Sedimen- tationslücke in die jüngeren Absätze übergehen, ist schwer zu entscheiden. Ich möchte es kaum glauben. Eine starke Austrocknung des ‚„Kaltwasserteiches“ spricht sich in dem Vorkommen der von GoTTSCHICK nachgewiesenen Gund- lachien aus. Diskordanzen sind wegen der fehlenden Auf- schlüsse nicht nachweisbar, doch zeigt Karte 1 eine deut- liche Transgression der jüngeren Tertiärschichten über Malm am Vorderen Grot, die wohl so zu erklären ist, daß nach der Ablagerung der älteren Tertiärschichten Störungen ein- traten, nach deren Abschluß die jüngeren Sedimente direkt auf Malm zur Ablagerung gelangten. 2. Jüngere Süßwasserschichten. ‘Die jüngeren Süßwasserablagerungen sind in zwei- facher Ausbildung vorhanden: a) Zeichnet sich durch das ausgebreitete Vorkommen von Sprudelkalken mit reichlichem Aragonitgehalt und von kieselsäurehaltigen Schichten aus. Sedimentbreccien fehlen. Wegen der typischen Ausbildung am Klosterberg nenne ich die ganze Schichtenserie: Klosterberg- schichten. i b) Ist charakterisiert durch die verbreiteten und ziem-: lich mächtigen Sedimentbreccien und das fast voll- kommene Fehlen von Aragonit und Kieselsäure. Wegen des typischen Vorkommens am Zangerberg bezeichne ich die Schichten als Zangerbergschichten. a) Da Sprudelkalke in den unteren Lagen der Klosterbergschichten eine große Rolle spielen, so muß ich einige Bemerkungen über ihre Ausbildung und ihre Lagerung vorausschicken, soweit sie für unsere Zwecke von Bedeutung erscheinen. | Sehr instruktiv sind die Verhältnisse in der PHARION- schen Grube. | An der Ostwand des tiefen Einschnitts der Grube stehen steil nach W (45°) einfallende hellbraune „Sande“ mit sehr vielen Limnaeen und Gyr. tenuis ohne Gyr. sulcatus an (T). Sie sind nach allen Richtungen von dunkelbraunen Ton- schnüren durchzogen und enthalten klickergroße Konkre- tionen (vgl. Profil: 1). Direkt darüber folgen undeutlich geschichtete, zum Teil ruppige, aragonithaltige Kalke, reich an Limnaeen und Gyr. sulcatus (S'). Sie fallen ebenfalls mit 45° zum Bruch und enthalten Tonschnüre (etwa 0,30 m). Darüber lagert ruppiger, zuckerkörniger, aragonitischer Kalk, der in der Sonne stark glitzert. Er mißt etwa 0,70 m, ist aber nicht vollkommen. aufgeschlossen. Nesterweise wit- tern Limnaeen und Gyr. sulcatus heraus. Diese Schichten gehen in Sprudelkalke mit breiten, dick- schaligen Zimnaeus socialis dilatatus über; von Planorben ist nur Gyr. tenuis vertreten. Der Aragonitgehalt ist nicht so stark wie im Felsklotz 1, der das Hangende der Limnaeen- kalke ist. Er besteht aus aragonitischem, stark ruppigem, unge- schichtetem Material, das reich an Algen und schön heraus- witterndem Moos besteht. Öfters tritt der Eisengehalt braun- rot heraus.. Der Klotz ist reich an aufgeblasenen und schlan- ken, dickschaligen Limnaeen, Gyr. tenuis und sulcatus, die durcheinander liegen, so daß man in einem Handstück beide Formen zusammen hat. Stark aragonitische Stellen verwittern nierig,stalaktitisch, dort, wo Moosgehalt vorhanden ist, spitzig. Bei „S“ liegen Schichten, 45° W fallend, die aus einem Wechsel von braunen Sanden, tiefbraunem Ton und plattigen, oft gewundenen Kalken mit Gyr. sulcatus und Helices be- steht. Das Liegende bilden poröse, rauhe Kalke. L Die genannten Zonen kombiniert, ergeben das folgende Profil 1, wobei bemerkt werden soll, daß der Sprudelkalk- klotz 1 etwas aus seinem ursprünglichen Verband heraus- gerissen zu sein scheint. breite Limn. u. ten. 5 N Tiefbraune plattige Tonbänder Kalke Profil 1. Durch die untere Abteilung der Süßwasserschichten der PHarıonschen Grube (kombiniert). 38 Felsklotz 2 ist petrographisch wie Felsblock 1 beschafien. Etwas höher, ihn wahrscheinlich unterteufend, kommen sul- ‘catus-,Sande‘“ zum Vorschein. Er selbst enthält Limnaeen, Gyr. sulcatus, inornatus und wenige Gyr. £enuis. Er ist dadurch interessant, daß er deutlich zwei Teile ‘zeigt: den Kern und den Mantel. Leizterer hat außen schalige Struktur. Er besteht aus grauen oder dunkelbraunen, schalig brechenden, sich sandig anfühlenden plattigen Kalken, in denen die Fossilien zum Teil nur noch in der Hohlform vorhanden sind. In der obersten helleren Zone wittern sie normal aus. Über diese laufen zahllose Klüfte, . mit tief- braunem Ton erfüllt. In den Platten sind Manganpunkte und Dendriten häufig. An der Grenze gegen die Sande bilden sich fladenförmige Wülste. Der ganze Fels hat dom- oder kuppenförmige Gestalt, der Mantel führt Limnaeen, Gyr. sulcatus und - Fischreste. Den Übergang zu den braunen planorbiformis-,Sanden“ zeigen einzelne unterhalb Block 2 hherausschauende Sprudel- kalke, die mit 2 in Zusammenhang stehen. Über sie legt sich ein Mantel ‘(a) von braunrotem, toni- gem, oft schalig brechendem Material, auf den die Sande folgen, durch ein oder mehrere rotbraune bis schwarze (man- ganhaltige?) Bänder gegen die höheren Sande abgeschlossen. Darüber sind die planorbiformis-,Sande“, die eine dunkel- braune, äußerst fossilreiche Schicht mit Gyr. planorbiformis und inornatus aufweisen, geschichtet. Immer folgen die Lagen der domförmigen Gestalt der daruntergelegenen Kalke. .Erst die Kalkbank k geht geradlinig darüber fort. Das alles spricht dafür, daß die Sprudelkalke * teils linsenförmig in den „Sanden“ stecken, teilweise aber auch riffartig in höhere Lagen hineinragen (vgl. GOTTSCHICK, a. a. O. S. 158). Die darüberliegenden Schichten legten sich nach der Ablagerung während der Verfestigung mantelförmig — etwas einsackend — 'um sie herum. Daß dieser Vorgang erst nach der Ablagerung sich abspielte, beweist die Lage der Gy- raulus-Gehäuse im Mantel, die ursprünglich horizontal lagen, jetzt aber dem Fallen desselben folgen, immer noch die Scheibe parallel zur Mantelfläche gelagert. Dafür sprechen aber auch die zahlreichen Risse des Mantels, die beim Um- legen über den. Kern entstanden. Das Auftreten der tiefroten Bänder und Tonschichten in und über dem Mantel zeigt, daß nach Ablagerung der Sprudelkalke bzw. während der letzten Phase die Quellen stark eisenhaltig gewesen sein müssen. 39 Dieser Eisengehalt hängt sicher mit den eisenreichen Murchisonschichten zusammen, die vor Ablagerung der Sprudelkalke bereits zutage traten (vgl. das Kapitel Tektonik). Die tiefbraunen Tonbänder in den sulcatus-Schich- ten am nördlichen Westhang der PHARIoNschen Grube ver- danken meines Erachtens ihren Eisengehalt dem Dogger Bß. Auch später hat dieser solche, meist in Klüften auftre- tende Tone (Tonbolus) geliefert, ‚wie sie in den Tertiär- schichten am Klosterberg sehr häufig sind, denn ich fand in einer solchen Kluft, die durch die oberen kieselhaltigen oxystoma-Schichten der PHArıonschen Grube setzt, einen Belemniten, an dem noch sandiges Material, dem B entstam- mend, klebte. Doch mag im Norden auch Malm, der, wie WEIGER für den W.J. der Tübinger, Uracher und Kirch- heimer Alb zeigte (Beitr. zur Kenntnis der Spaltenausfül- lungen im W.J. usw., Jahrb. f. Nat., 1908) nicht wenig Eisen enthält, solche Klufttone, die den Anfang der Bohn- erztone darstellen, geliefert haben. Diese pliocänen (?) Klufttone sind zu trennen von den älteren miocänen Tonen, die in den Sprudelkalken und in den 'sz/catus-Schich- ten vorkommen und nicht an Klüfte gebunden sind, sondern lagenweise auftreten. Das Profil in der Pmarıonschen Grube gibt uns auch über die Lagerung der Sprudelkalke Aufschluß. GoTTSCHIcK spricht von einem terrassenförmigen Aufbau derselben. Doch zeigt das Profil 2 in der PHarıonschen Grube eine fast hori- zontale Lagerung mit buckelförmigen Erhöhungen. Der heutige steile Hang am Klosterberg war zur Zeit der Sprudel- kalkbildung noch nicht vorhanden; wäre dies der Fall ge- wesen, so hätten sich Terrassen mit Stufen wohl bilden können. Eine flache Depression, hervorgerufen durch Störun- gen, umgab bei der Entstehung der Sinterbildungen den ni e- drigen Buckel des heutigen Klosterbergs, der damals voll- kommen unter Wasser lag. Submers wurden die großen, flachen Schalen der aragonitischen Tuffabsätze gebildet, wie ich dies im zweiten Teil ausführlicher end Ein zweimaliges Austreten von heißen Quellen, die Ara- gonit absetzten, muß vorhanden gewesen sein, einmal wäh- rend der Zenuis-, sulcatus- und älteren planorbiformis-Zeit, und dann (in schwächerem Maße) während der frochiformis- Zeit. Auch in den jüngeren planorbiformis-,Sanden‘“ liegen kleine, nierenförmige Aragonitkonkretionen, ohne daß es je- doch zur Bildung größerer Aragonitmassen gekommen wäre. 40 GOTTSCHICK gibt an, daß er am Knill in dem Gestein mit. Übergängen von Gyr. revertens zu supremus leichte Ara- gonitausscheidung getroffen hätte. Dort handelte es sich mithin um eine dritte (schwache) Warmwasserquelle. Sehr verschieden von den geschilderten aragonitischen Sprudelkalken sind die verkieselten oxystoma-Kalke, aus denen Felsblock 3 der PmArıonschen Grube und die Klötze an der südlichen Westwand südlich der Störung be- stehen. Doch schon in den unteren oxystoma- und in den frochiformis-Schichten macht sich ein Kieselsäuregehalt be- merkbar, der nach GoTTscHIck aus den höheren Kieselkalken stammen soll, was ich mir jedoch nicht denken kann, obwohl ich anfangs dieser Annahme zuneigte. Nach GoTTSCHICK - trifft man auch in den supremus-Schichten viel Kieselsäure. Daß die Verkieselung nicht epigenetisch sein kann, geht schon daraus hervor, daß die Kieselsäure in bestimmten Zonen. vorkommt. So finden sich verkieselte Lagen in den unteren oxysfoma-Schichten. GOTTSCHICK (a. a. O., 1920, S. 213) glaubt die Dick- schaligkeit, die Bildung von Längswülsten, die leichte Er- höhung der Mitte bei szpremus auf ähnliche Wirkungen heißer Quellen zurückführen zu dürfen, wie er sie zur Zeit der Bildung des fenuis und sulcatus annimmt, d. h. doch wohl, daß der genannte Autor die Kieselsäureschichten mit heißen Quellen in Zusammenhang bringt, wahrscheinlich vor allem deshalb, weil er in den revertens-supremus-Schichten „leichtere Aragonitbildungen“ gefunden hat. Die Annahme hat sehr viel für sich, wie ich im zweiten Teil dieser Arbeit ausführen werde. Zum näheren Verständnis der Schiehtenausbild gebe ich die folgenden Profile. 1. Edersche Grube am Südhang des Kloster- berg. Die Schichten fallen etwa 10° SO. Zuunterst legen (nicht aufgeschlossen) helle „Sande“ mit Gyr. steinheimensis, darüber Sprudel- kalke, in denen sich Aragonit nachweisen läßt, mit Gyr. tenuis, tenuis/steinheimensis, dünn- und dickschalige Lim- naeen (Radix dilatata socialis ScHvEgL.) und zahlreiche Landschnecken. Darüber: braune „Sande“ mit harten Kalkbänkchen, die auf der Unterseite Gyr. sulcatus und planorbiformis herauswittern lassen. Einige Schnüre mit Limnäaeen, 41 die zum Teil breit und dickschalig sind, ziehen durch die „Sande“. In den Unteren „Sanden“ findet sich nur Gyr. sulcatus, nicht planorbiformis. 2. Profil durch die Nordwand im nördlichen Teil der PHaArIıonschen Grube. Born anunıe Profil 2. Nordwand im nördlichen Teil der PhHArıonschen Grube. Die Schichten fallen 10—12°W. Von unten nach oben: Sprudelkalke, deren oberer Mantelteil Fischreste, Lim- naeen, Gyr. sulcatus führt. a) Braune „Sande“ mit einer Zone a, reich- lich Gyr. planorbiformis und inornatus füh- rend. Nach oben einige Kalkplatten . . . bis 180m b) Wechsel von „Sanden“ und Kalk- platten mit Fischresten. Die Kalke nach W dünner werdend. Gyraulen verhältnismäßig Selieng@!, 4... , 0,70-1,00 m c) Braune „Sande“ mit Gyr. planorbiformis, Limnaeen , ER Le: 1,00 m d) Fischplatten, dünnschichtig. . . . . 0,20 m e) Vorwiegend konkretionsartig, unregel- mäßig gewundene, oft kuglige, meist fossil- führende Kalke; dazwischen dünne Sand- lagen. In den oberen Lagen: oolithische Bank mit weißschaligen planorbiformis, Limnaeen, Pupen, zum Teil Kieselüberzug der Schichten 1,55 m f) Zuunterst gelbbraune „Sande“ über einer Kalkbank, dann Konkretions- bänke und „Sande“. Zuoberst eine 0,10 m mächtige Kalkbank. 1,350 m darunter treten 42 die ersten Gyr. frochiformis auf. Keine Limnaeen. Leichte Verkieselung g) Tuffartige, unregelmäßig zu „Sand“ ver- witternde, zum Teil kieselsäurehaltige Kalke mit sehr vielen Gyr. frochiformis und meist verdrückten Landschnecken Darüber Verwitterungszone 2,50 m 0,50 m 8,55 m 3. Westwand der Phnarıonschen "Grube. . D Shrepers Dr SR SITE DICH N nn . D iS .... . * . SINITU re ee %ı Ir yORO T ... DAR) RI SR HN en an ti, en — SE A PS .4 . VASHTaR =S Be 5 nr Sonstige ie 7 s KR ORTS RB ER SIR g) % vurunt & . . PR er Gar ur ES arugus mas Sirurun = =... . > SE & SEAT ER Q9 2 m N 5 DANS nr Y INER Er a SAFE SEE 42 ie I ltr Pi: | Von unten nach oben: Im N ein Sprudelkaäalk- klotz von 4 m Mächtigkeit. a) Braune „Sande“ o) Fischkalke: wenig Limnaeen und Gyr. planonbiformis® - As na N b) Gelbbraune, feine „Sande“: sfeinheimen- sis bzw. steinheimensis/tenuis (s.)!), planorbi- formis (klein), zum Teil sulcafus-ähnlich (z. h.), inornatus (n. h.), minutus (s. h.), verein- zelt skalaride (Formen, minutus/costatus (ver- einzelt), Ostracoden, Algen . 0,07 m 0,40 m 1) s. —= selten, s. s. — sehr selten, h. = häufig, s. h.— sehr häufig, z. h. = ziemlich häufig, n. h. = nicht häufig. 43 an mnschkalkbank........ EHE 0,10m ec) Braune „Sande“ mit In Enfarnisen Kalk- platten, die sich öfters zu Lagen zusammen- schließen: Limnaeen (h.), klein, planorbifor- ‚mis (s. h.), größer als in b), minufus (s. h.), minuftus/costatus, costatus (s), Kraussi (8s.), inornatus (z. h.), Pseudamnicola pseudoglo- bulus (s. h.), Ostracoden (n. s.h.), Algen (s. h.) alarm d) Wechsel von Kalken und „Sanden“, zu- unterst eine Klebsandschicht mit vielen Fischen 2,20 m d) 0,20 m von unten: gelbbrauner, feiner „Sand“: pla- norbijormis (1 Ex.), planorbiföormis mit wenig erhöhtem Apex (1 Ex.), Zimnaea (1 Ex.) klein, Ostracoden (h.), Pseu- damnicola (s.), Chärä fehlt, Fischreste (s. h.). d) 0,50 m von unten: gelbbraune, sehr feine „Sande“: planorbiformis (1 Ex.), planorbiformıs mit wenig er- .. !'höhtem Apex (1 Ex.), Pseudamntcola (s.), Ostracoden (h.). .d) 135 m von unten: hellbrauner „Sand“: planorbı- formis, zum größten Teil mit etwas erhöhtem Apex, minutus (n. s. h.), costafus (z. s.), Kleine Limnaeen, Pseu- damnicola (h.), Ostracoden fehlen, Algen (n. h.), Land- schnecken.. d) 1,45—1,50 m von unten: hellbrauner, loser Sana planorbiformis mit und ohne erhobenem Apex (h.), mınu- Zus (n. h.), costatus (s.), inornatus (z. h.), Limnaeen klein, Ostracoden (s.), Algen (h.), kleine Landschnecken, namentlich Pupa. d) 2,00 m von unten: gelbbrauner „Sand“: Limnaeen meist klein, minutus (n. h.), mınutus/costatus (s.), inornatus (z. h.), planorbiformis (s. h.), öfters mit wenig erhöhtem Apex, Ostracoden (s.), Algen (h.), kleine Landschnecken. e) Braune en e“: planorbiformis und Lim- Ras) eo Wesen RS RE EN 1,00 m Elkbank: gelbgrauer, unregel- mäßig brechender Kalk: Limnaeen (s. h.), planorbiformis ohne und mit erhöhtem Apex, minutus (z. h.), Pseudamnicola (n. Sehe)...» Du a Th SEE 0,10 m f) Braune „Sande“: _ planorbiformis (sm2), Apex ganz vereinzelt etwas erhöht, inornatus (s. h.), Apex zum; Teil stark erhöht, minutus (h.), costatus (s. s.), Limnaeen, ziemlich groß (n. s. h.), Pseudamnicola (s. h.), Ostracoden (A ANlEr sen CH a Ur EE N er 1,00 m g) Dolomitisch aussehende dicke Bänke, die unten nicht konkretionsartig verwittern: plan- orbiformis und planorbijormis/trochiformis 0,40 m 44 Untere Lage: Dichte, plattige Kalke, porös ver- witternd mit zahlreichen Hohlräumen von Algen. Obere Lage: planorbiformis ohne und mit erhöhtem Apex, Pseudamnıcola (h.), Ostracoden. h) Braune, lose „Sande“ mit planorbifor- TRLS/TrOCHUORMES, .- ee es 1,00 m h) Mitte: hellbrauner „Sand“: planorbiformis typ. (h.), planorbiformis mit wenig erhöhtem Apex (s. h.), planorbı- formis|trochiformis (h.), minutlus (h.), costatus (h.), Pseu- damntıcola (h.),, keine Limnaeen, Fischreste (s.), kleine Landschnecken (s.), Ostracoden (s.), Algen (Ss. s.). i) Dunkelbraune feste Bank, die nach unten dolomitisch-porös ist und schließlich in dunkelbraunen „Sand“ übergeht . . . . . 0,50 m Darunter ein aus konkretionsartig verwitter- 1% ten, mehr oder weniger großen Kalkkugeln bestehender Horizont (Kugelhorizont), etwa . 0,10 m i) dunkelbrauner „Sand“: minutus (h.), costatus '(h.), minutus/costatus (h.),, keine Limnaeen, Fischreste (n.s.), keine Chara. k) Hellbraune „Sande“ mit verschiedenen Kugelhorizonten. Leichter Kieselgehalt. Die Kugeln sind kleiner als im Kugelhorizont x. In den Kugeln und „Sanden“ ist frochiformis häufig. In den Sanden ist er meist in Bruch- Slülcken, vorhandener .1,20 m ) Hellgelbe „Sande“ mit Gyr. Zrochi- TOrLMISY ame ee naek. . . bis100m Basis I) hellgelbe "Sa an a e ‚ frochiformis (n. s.), oxystoma (1 Ex.), Vielleicht eingeschwemmt! mınutus (h.), costatus (n. h.), Pseudamnıcola (s. h.), planorbiformis in kleinen degenerierten Exemplaren (s.), Fischreste (s.), Ostra- coden fehlen, Algen (S.). m)Zuoberst: 015 m mächtige helle „Sande“ mit Zrochiformis; nach unten: 0,70 m „Sande“ mit unregel- mäßig gewundenen, etwas verkieselten Kalk- knauern, aus denen u. a. oxysfoma heraus- wittert; dann: 0,60 m ‚„Tuffe‘, unregelmäßig ausge- witterte, etwas verkieselte Kalkknauer mit Gyr. trochiformis und oxystoma. Die wenig verkieselten Schalen wittern meist auf der Unterseite heraus. Der Tuffkomplex schwillt nach N stark an; 45 zuunterst: schieben sich grau gelbe, ge- schichtete, leicht verkieselte Plat- ten mit Zrochiformis, oxystoma. und Fischen ein. An der Basis liegt die Hauptverwitterungszone der Tuffe, in der /Zrochiformis zu Tausenden und Landschnecken liegen, etwa . . . . 1,50 m m) unterste „Tuffe“: hellgelbe „Sande“: frocht- formis (s. h.), planorbiformis in degeneriertem Zustand (S.), oxystoma (z. h.), minu£fus (h.), costatus (z. h.), crescens (s), Pseudamnicola (s. h.), Landschnecken, namentlich /lelices (h.), Ostracoden (n. s.), Algen (n. s.), Fischreste (n. s.). m) 0,90 m von unten: Hellgelbe „Sande“: /rochiformis (h.), oxystoma (s. h.), crescens (s. h.), minutus (s.), costatus (h.), Pseudamnicola (h.), Ostracoden (s.), Fisch- reste (s.), kleine Landschnecken (s.), Chara (S.). m) 1,50 m von unten: Hellgelbe „Sande“: Zrochtiformıs ne minutusei(n, sh), costatusi(z h.), erescens‘(s.), oxystoma (s.), denudatus (s. s.), Pseudamnicola (s. h.), Ostracoden (s. s.), Chara (8.). (F) Fischplatten: weißlich-graue plat- tige Kalke: frochiformis (Abdrücke), fro- chiformis/oxystoma (h.), costatus (h.), Pseu- damnicola (h.), Chara (s.) . Helle Sande” mit Kalkplatten, die sich zu kleinen Bänken zusammenschließen können. Diese sind mehr oder weniger ver- kieselt. Die angekieselten oxysioma wittern immer auf der unteren Seite heraus, etwa. . 0,80 m bis 0,20 m n) untere Lage: Hellgelbe „Sande“: frochiformıs (h.), costatus (n. s. h.), oxystoma (s.) klein, minutus (1 Ex.), trochtformis/oxystoma (s.), Pseudamnicola (h.), Fischreste (h.), Ostracoden (s. s.), Chara (z. h.), n) obere Lage: Hellgelbe „Sande“: minutus (s. s.), costatus (z. h.), oxystoma (s. h.), crescens (h.), keine ÖOstracoden, keine Fischreste, Chara (8s.). Plattige Kalke mit ,„Sand“-Einlage- rungen: oxystoma kann sehr häufig sein oder fehlen. Nach oben macht sich ein immer stärker werdender Gehalt an Kieselsäure SEE TR ARE ee En NE ER 1,00 m Merwitterungsboden |... . “u a a... he 13,72 m a — Pseudamnicola, 46 4. Nordwand im südlichen Teil der Puarıonschen Grube. 7 Profil 4 Südliches Nordprofil der Pnarıonschen Grube. G. trochiformis, Säuger. Die Schichten bilden eine kleine Mulde. Von unten nach oben: a) Helle „Sande“ in „Klebsande“ über- gehend mit Einlagerung von Kalkplatten und Kalklinsen. In den sandigen Zwischenlagen und in den Kalkplatten ist Zrochiformis und ‚ trochiformis/oxystoma häufig. Landschnecken. b) Helle „Klebsande‘ mit vielen Pseudam- nicola pseudoglobulus ohne Gyr. trochiformis und Landschnecken. . Bis 1,20 m von unten kommen lockere ‚„Sandlinsen“ mit Gyr. trochi- formis vor, die eingeschwemmt sind. Gyr. oxystoma häufig BE EEE © Lockere, helle „Sande“, die nach oben rostbraune Bänderung besitzen. Darin stecken verkieselte Kalklaiber, die bis 1,50 m Durch- messer haben können. In den kleineren Laibern sind Zrochiformis und Landschnecken häufiger, in den größeren liegt hauptsächlich Gyr. oxystoma. In den oberen „Sanden“ nimmt trochiformis ab und erlischt (Schwemmschicht) G. oxystoma, Landschneckenbruchstücke (h), bis 0,60 m 3,20 m 0,70 m d) Helle „Klebsande“ mit Pseudamnicola pseudoglobulus und Gyr. oxystoma. Zuunterst ist Pseudamnicola und a oEystoma' selten.‘ mad... Darüber liegt ein Band mit Bruchstücken . großer Landschnecken, Gyr. trochiformis, Pseudamnicola, Gyr. oxystoma und Säuger- knochen (Schwemmschicht) Zuoberstsind Pseudamnicola und Ca oxystoma selten Anm.: Die Gillia- und oxystoma-Reste sind in den normalen, zahlreiche dünne, schwarze, stark bituminöse Schnüre be- sitzenden „Klebsanden‘ nesterweise ange- ordnet. Der jetzt zu schildernde obere Teil des Profils 4 bezieht sich auf den Aufschluß in den oberen oxysioma-Schichten, einige Schritte nordöstlich von dem eben geschilder- ten Profil gelegen. Da in diesem nicht die ganzen ‚„Klebsande“ vorhanden, in dem etwas nordostwärts gelegenen Aufschluß hingegen die obersten ‚„Klebsandbänke“ nicht deutlich zu sehen sind, ist zwischen die beiden Profilteile noch „Klebsand“ von unbekannter Mächtigkeit (etwa 1—2 m) einzuschalten. Plattige, :- dolomitisch aussehende Schichten mit Steinkernen oder Hohlräumen von Gyr. oxystoma. Dazwischen dünnplattige fossilarme oder fossillere Schichten. Alle sind wenig bis stark verkieselt, etwa Beide Kieselklötze mit Opal- ausscheidung ohne Schichtung. Verwittern kreidig, wobei die Fossilien schön heraus- kommen. Gyr. oxystoma ist meist nester- weise vorhanden 0,380 m 0,50 m 2,10 m 7,90 m 0,20 m ensuurerunssboden ... "u... 00. 11,10 m 5. Koppsche Grube am Osthang des Klosterbergs. Das Profil zeigt deutliche Diskordanzen, viele Risse und Sprünge. Im W fallen die Schichten wegen der Nähe einer Verwerfung (s. Kap. Tektonik) sehr 48 steil, die weiter östlich gelegenen Lagen schwächer Keil OÖ ein. FRAAs und BRAncA (Das kryptov. Becken) und KrAnz (a. a. O., 1914) zeichnen ein Profil der Grube; erstere fassen die Schichten sehr‘ ungenau, letzterer gibt nur eine wenig exakte Skizze. SANDBERGER (Land- und Süßwasser- conch. d. Vorwelt 1870 bis 1875) hat. das Profil gemessen, den Charakter der Schichten jedoch nicht erkannt. RS) 11 40 3 Lo RD n Zi on ‚all UNNDESSGGT hanorb. 6 OR FErr22 % = it erhöht Sp: 3 Zr Anex 4 —R planorb. Pr 7772 3 = ycatus 2 ee > u Er 7 a Profil 5. Korrsche Grube am Oeems des Klosterber Bar a) Dunkelbraune „Sande“ mit Gyr. sul- catus und Limnaeen 'b) Kalkplatten mit auf der Unterseite her- auswitternden Fossilien. Gyr. sulcatus, plan- orbiformis, Limnaeen, Chara BUrURT c) Hellere, feinkörnigere „Sande“, nach oben zum Teil „Kklebsand“-artig. ‚Fossilien nester- und lagenweise vorhanden. Vor allem Gyr. planorbiformis, daneben Gyr. sulcatus d) Dunkelbraune, grobe „Sande“ mit flachen und etwas erhöhten Gyr. planorbifor- mis, Limnaeen . ; e) Plattige, zum Teil wellig "gebogene Kalke mit Gyr. planorbiformis und Fischen; nach W etwas anschwellend . f) Grobe „Sande“ mit Einlagerung von Kalk. paketen (« = bis 0,80 m), voll von Gyr. planorbiformis und Limnaeen. Selten Gyr. planorbiformis mit erhöhtem Apex . 0,35 m 0,35 m . 0,70-1,30 m Diskordanz: g) Zuunterst „feine“, klebsandartige braune „Sande“ mit Gyr. planorbiformis und Gyr. planorbiformis mit erhöhtem Apex, wei- ter oben grobsandiger mit zahlreichen Gyr. planorbi formis und wenigen Gyr. ur mis (etwas verschwemmt) . ONE 5 1,00 m h) Kalkplatten und late er Arago- nit. Gyr. trochiformis in riesigen Exem- plaren; Landschnecken. Keine Limnaeen bis 0,40 m i) Schnecken- Sande“ mit Gyr. trochiformis. Einlagerungen von plattigen Kalken und Kalk- tuffen (B = bis 0,35 m). Gyr. frochiformis in riesigen Exemplaren . . i 1,90 m Nach oben schieben sich born ore re a tien mit vielen Pseudamn. pseudoglobulus und kleinen Gyr: frochiformis ein. Größere Exemplare sind jedoch immer noch vorhanden. Zuoberst liegt ein rotbrauner Streifen. Etwa 0,30—0,35 m von der oberen Grenze stellt sich Gyr. oxystoma ein. k) Hellgelbe „Klebsande“, in denen die Fossilien manchmal in Schnüren angeordnet sind. Darin dünne Platten mit flachgedrückten Buogystoma. ... ; N 0,80 m l) Bis 0,20 m mächtig en nehme Schicht mit einem braunen Verwitterungs- band von beschränkter Ausdehnung. Gyr. planorbiformis/trochiformis, oxystoma,Land- schneckenbruchstücke, wirr durcheinander Sehwemmschicht)..\ .„. . 0. 0,20 m m) Weißgelbe Klebsande mit Gyr. oxystoma un alanunicola, 30 a 1,45 m Verwitterungsboden. 8,65 m Weiter südlich liegen darüber plattige, oft unregelmäßig geschichtete, rauhe Kalke von dolomitischem Habitus. Gyr. A stellenweise häufig, etwa . . . 0,50 m Darüber ungeschichtete Kies ame, aus denen Gyr. oxystoma und crescens zum es schön herauswittern . . .. „on n.ım ? Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922. 4 50 Vergleich der Profile. Trotzdem nie zwei Profile miteinander übereinstimmen, läßt sich doch von unten nach oben in petrographischer Hinsicht das folgende allgemeine Profil der Klosterberg- schichten konstatieren: 1. die Sprudelkalke mit „Sanden“ 2. die braunen, zum Teil rostfarbigen „Sande“ 3. die helleren „Sande“ 4. die feinkörnigen „Klebsande“ 9. die Kieselschichten. Faunistisch zeigt sich, daß in den Sprudelkalken Gyr. steinheimensis/tenuis, tenuis, sulcatus und planorbi- formis, in den braunen, zum Teil rostbraunen „Sanden“ fenuis, sulcatus, planorbiformis und planorbiformis|trochijormis, in den helleren „Sanden“ Gyr. trochiformis und die Übergangsform von Gyr. frochiformis zu oxystoma, in den feinkörnigen Klebsanden Gyr. oxystoma, in ‘den Kieselschichten Gyr. oxystoma und revertens stecken. Wie HILGENDORF (a. a. O., 1866) angibt, kommen von der steinheimensis- bis zur planorbiformis-Zone Limnaeen vor, was ich bestätigen kann. Dies entspräche etwa (a. a. O.) 1—3. Die sfeinheimensis-Zone war zur Zeit meiner ‚Unter- suchungen nicht aufgeschlossen. Fischreste finden sich von (a. a. O.) 1. seltener. Zu bemerken ist, daß seit HILGENDORFS Untersuchungen die revertens- und supremus-Stufe am Klosterberg (EDEr'S Grube) nicht mehr aufgeschlossen ist. Supremus soll in einem tonigen Kalkstein liegen. | Besonders zu erwähnen sind die Diskordanzen, wie sie deutlich das Profil in der Koppschen Grube zeigt (Prof. 5). Durch Störungen während der Ablagerung der Süßwasser- schichten hervorgerufen, haben sie die Vermischung älterer und jüngerer Gyraulus-Formen verursacht (Schwemm- 5., 10. Auundes, ‚schichten), was bereits HILGENDORF erkannte, jedoch SANDBERGER bei seinen Untersuchungen einen bösen Streich spielte. Diese Störungen sind an der Vermischung der Fossilien in der Korrschen Grube schuld; die Einteilung HıLGEx- DORFS in Zonen 1—5 tritt trotzdem bei Kopp wie bei PHARIOoN klar hervor. Während aber in der. oberen planorbiformis- bzw. planorbiformis/trochiformis-Zone der PHArIonschen Grube die starke Konkretionsbildung auf eine Austrocknungsphase hinweist, läßt das starke Zurücktreten der Konkretionslagen in der Koprschen Grube im Verein mit den Diskordanzen (s. Prof. 5) auf Vertiefung des Wassers schließen. Es dürfte wohl eine solche im östlichen Teil des Beckens ein- getreten sein, der eine gewisse Wassermenge dem west- lichen Abschnitt entzog, wodurch die Austrocknungs- erscheinungen bei PHARION zu erklären sind. Den Profilen 4 und 5 ist die Einschaltung von Schwemm- zonen in den oxystoma-Schichten gemein. In der PHArRıonschen Grube zeigen sich an der südlichen Nordwand (Prof. 4) über der Zone A mit den Übergangs-' formen von Gyr. frochiformis zu oxystoma linsen- oder kugelförmige Einschaltungen von lehmartigem Habitus, in denen Gyr. trochiformis und Landschneckenbruchstücke häufig sind. Diese. schließen ısich in der Zone C zu einer Schwemmschicht zusammen, die aus Schalen von Gyr. trochiformis, Gyr. oxystoma, Landschnecken und „Sand“ besteht und reichlich Säugerknochen führt. Große ver- kieselte Laiber liegen in den Sanden. 0,80 tm darüber kommt wiederum solch eine Schwemm- schicht, jedoch ohne Laibereinschaltung, vor. Der Fossil- inhalt ist derselbe wie in der vorigen Schicht. Dieselben Verhältnisse finden wir in der Korrschen Grube, doch sah ich dort nur ein etwa 0,20 mi mächtiges lehmartiges Band mit Gyr. trochiformis/planorbiformis neben Landschnecken und Gyr. oxystoma. Über der Schwemmbank im PrArıonschen und Korrschen Bruch liegt ein eisenschüssiges Band, dessen Entstehung auf starken Sauerstoffeinfluß schließen läßt; dieser müßte dann besonders kräftig sein, wenn die Schichten von Wasser nur wenig oder gar nicht bedeckt waren. Das Auftreten dieser Schwemmzonen kann wohl nur durch tektonische Bewegungen des Klosterbergs erklärt werden. Sie sind die Folgen. der Kleinarbeit der Tektonik, ebenso wie die Diskordanzen. Kranz (a. a. O., 1914, S. 109) glaubt die Vermischung der Fossilien, ebenso wie auch das Fallen der Tertiärschichten durch Rutschungen während und nach der Ablagerung derselben erklären zu können. ‚„Jeden- falls kann die schräge Lagerung des Tertiärs am Klosterberg ohne jede tektonische oder vulkanische Bewegung erklärt werden, durch natürliche Anlagerung an die 4* 52 Berghänge und Klippen, sowie durch nach- trägliche Setzung und Gehängerutschung.“ Doch weisen die ganzen Lagerungsverhältnisse bei Korr auf tektonische Störungen hin. FraAs und Branca (a. a. O., 1905, S. 26) drücken sich bezüglich der Schneckensande am Klosterberg deutlich dahin aus, daß sich diese in ge- störter Lagerung befinden. : Welche Folgerungen lassen sich aus den stratigraphischenErgebnissenbezüglichdes Verhältnisses Wasser zu Land am Koloster- berg ziehen? Kranz meint (wohl mehr gefühlsmäßig), daß zur supre- mus-Zeit der ganze Klosterberg unter Wasser gelegen haben könnte, fügt jedoch in einer Fußnote hinzu, daß immer- hin etwas Brauner Jura, der jetzt abgeschwemmt ist (Nord- seite des Klosterbergs), herausgeragt haben dürfte Während der Ablagerung der älteren Zonen sollen „mindestens seine mittleren Hänge“ überschwemmt gewesen sein. Da Sedimentbreccien, wie sie am Rand des Beckens liegen, am Klosterberg fehlen, — denn die weichen Tone des Doggers, die bei der Ablagerung des Tertiärs bereits anstanden, konnten wohl verbogen, aber nicht wie Kalke zertrümmert werden, waren nicht befähigt, Sedimentbreccien- material zu liefern wie die harten zertrümmerten Malm- kalke am Beckenrand?) — so müssen wir ein anderes Kri- terium benützen zum Entscheid, ob der Klosterberg zu einer bestimmten Zeit Land war oder nicht. Dies sind die in die Süßwasserschichten eingeschwemmten Land- sehnecken. Das zweite Kriterium ist die petrogr nu: che Beschaffenheit der Schichten. Auf die zerrissenen, aber wohl ziemlich eingeebneten Juraschichten legten sich die Sprudelkalke in mehr oder weniger horizontaler Lage, kleine Kuppen bildend. Sie be- deckten anscheinend den ganzen Berg, denn sie stehen mit den Spalten, mithin auch mit der quer über den Berg laufenden O-W-Störung (s. tektonisch. Teil) in Verbindung. In den beckenförmigen Vertiefungen der Sprudelkalke setzten sich die „Sande“ ab, während auf den Kalkinselchen Landschnecken existieren konnten (fenuis-Schicht in der 2) Material zur Sedimentbreecienbildung hätte höchstens der zertrümmerte Malm B im N des Berges liefern können; dieser wurde jedoch von den Sprudelkalken bedeckt, so daß er gar nicht von den Wellen des Sees bearbeitet werden konnte. 53 EpDerschen Grube)?). Die gleichmäßige Ausbildung der sulcatus- und der unteren j»lanorbiformis-,Sande‘“ bei PHArIon und Kopp spricht dafür, daß der Klosterberg — wenigstens zum größten Teil — damals unter Wasser lag. Daraufhin bildeten sich im OÖ Diskordanzen, das Wasser vertiefte sich dort etwas in der planorbiformis/trochi- /ormis- und frochiformis-Zeit, während das Auftreten von Landschnecken im W, im Verein mit starker Konkretions- bildung für eine Überwassersetzung des westlichen Kloster- bergs sprechen. Auch im unteren Teil der oxysfoma-Klebsande finden sich eingeschwemmte Landschnecken neben Gyr. £rochi- formis. Die älteren ‚Sande‘ liegen in der PmArıonschen Grube, ziemlich mächtig geschichtet, in die feinen Klebsande eingeschwemmt. Der Klosterberg muß auch damals noch aus dem See herausgeragt haben. Der Kampf um die Eroberung des Berges während der oxystoma-Zeit macht sich auch weiterhin bemerkbar an dem Wechsel von landschneckenfreien Schichten mit solchen, die Landschnecken, Säugerknochen und frochiformis führen. Indenobersten Klebsanden fehlen solche eingeschwemmten Körper. Die gleichartige Aus- bildung der äußerst feinkörnigen oberen Klebsande am sanzen Klosterberg zeigen das Übergreifen der Schich- ten über den Klosterberg an, der während der Ablagerungs- zeit der jüngsten oxysfoma-Schichten (Kieselkalke), der revertens- und supremus-Zone unter Wasser gelegen hat (Näheres s. im II. Teil). Welche Faktoren ‚sind nun für das wechselnde Trocken- legen und Überfluten des Klosterbergs verantwortlich zu machen? Folgende Möglichkeiten kommen in Betracht: 1. Der Wasserspiegel war permanent gleichmäßig hoch, der Klosterberg oszillierte dank tektonischer Bewegungen oder 2. der Klosterberg verhielt sich stabil, der’ Wasserspiegel stieg und sank oder 3. beide Faktoren wirkten zusammen. Zwecks Erörterung dieser Fragen stelle ich die folgende Tabelle voran: 3) Für einen baldigen Abtransport ins Wasser spricht die teil- weise Erhaltung der Bänder der Landschneckenschalen, die ge- wöhnlich, der Luft und dem Sonnenlicht einige Zeit ausgesetzt, sehr bald verblassen. 54 Zeit, Petrogr. Charakter Ä x Klosterberg durch folgende der Schichten Aragonit Störungen |unt. Wasser ® Fossilien ; ih ; Ne z ım ım ım im gekennzeichnet Osten Westen Osten |Westen| Osten |Westen| Osten | Westen Mneyisiien San — — — as ? ? > ER zwischen /uaevis N u. sfteinheimensis — us 2 Bu 4 -L ? ? steinheimensis . . Sande — ? — — I|+?1ı-+? Sprud.K.? VERISS SE a ‘Sprud. K. | Sprud. K. + — — — — + Sande SHUCHTESE EN. Sande Sande + | + — _ + nz Sprud.K. planorbiformis Sande Sande + - + — — + + Konkret. Sprud. K. planorbif.| trochi- HORTUS., Sande Sande + sehr‘ wenig — +? — — Konkret. + + zwischen »/anor- biform. | trochif. u. Zrochiformis .| Sande Sande + | sehr wenig | Dis- — - — Konkret. + | kord, trochiformis ...| Sande Tuffe + [makros--| + | +? | — [z2T.| zT. untergeord-|ı Sande kop. + nete Tuffe wenig | wenig untere oxystioma| Sande Sande |, + + — mittl. oxysZoma .|Klebsande | Klebsande — — _ — I + + mit Schwemm- ZONene. Sande Sande sekun- sekun-| — — — — ; där + där—+ obere oxystoma .| Klebsande | Klebsande —- — — — + SiO, SiO, TEVEHLENS ...-.... — ? + SiO, — — ? ? ? | +? SUDFeMUS .... ? ? ? ? +?|-+? Die Höhenlage des Wasserspiegels kann unmöglich per- manent gleichmäßig hoch gewesen sein; sie hängt ab von der Niederschlagsmenge und der Quelltätigkeit. diese Bedingungen nicht nachkontrollieren können, so ist ein exakter Entscheid darüber, ob bei dem Über- und Unterwassersetzen des Klosterbergs der eine oder der andere Vorgang gewirkt hat, ausgeschlossen. Da wir Was wir konstatieren können, ist, daß, wie oben aus- einandergesetzt wurde, und wie es die Tabelle zeigt, der Klosterberg zuerst über, dann unter, hierauf wieder über und nochmals unter Wasser gelegen hat, wenn auch für die hinzuzufügen ist, steinheimensis- bis planorbiformis-Zeit 55 z dab einzelne über dem Jura abgesetzte Sprudelkalkfelsen riffartig aus den warmen ‘Wässern herausragten. Ferner können wir feststellen, daß zwischen der laevis- und sulcatus-, zwischen der planorbiformis/trochi- formis- und der frochiformis-Zeit und vor oder während der Ablagerung der kieselhaltigen oxrysfoma-Schichten Be- wegungen am Klosterberg stattfanden, da wir die Ent- stehung der heißen, teils Aragonit, teils Kieselsäure absetzen- “ den Quellen mit tektonischen Störungen in Zusammenhang bringen dürfen, ebenso wie das Auftreten der Diskordanzen im OÖ des Klosterbergs. Da immer dort, wo wir größere Quellwirkung kon- statieren können, der Klosterberg unter, hingegen wo diese nachläßt (am Fehlen der Sprudelkalke kenntlich), über Wasser gelegen hat, so ist die Annahme berechtigt, daß Quellbildung und Überschwemmung des Berges meist Hand in Hand gingen. Eine Ausnahme machen die Ablagerungen der mittleren oxystoma-Zeit; die MeEıGEnsche Reaktion zeigt keinen Aragonitgehalt an; da Landschnecken fehlen und die Ausbildung im O und |W des Berges die gleiche ist, so spricht nichts dagegen, daß eine gleichförmige Überflutung desselben zur mittleren oxysfoma-Zeit stattfand. Ob da Tagewässer in Frage kommen, die den in Ruhe befindlichen Berg unter Wasser setzten, oder ob dieser nach unten sank und so überflutet wurde, weiß ich nicht. Groß waren die Niveaudifferenzen zwischen dem See- spiegel und der Insel nie, so daß geringe Bewegungen bzw. Wassermengen genügten, um sie untertauchen zu !assen. b) Die Zangerbergschichten. . Die Zangerbergschichten zeichnen sich durch das fast vollkommene Fehlen von aragonitischen und kieselsäure- haltigen Gesteinen aus, setzen sich dafür zum größten Teil aus Sedimentbreccien und zuckerkörnigen Kalken zusammen. Sande beteiligen sich nicht in dem. Maße am Aufbau, wie dies bei den Klosterbergschichten der Fall ist. Leider sind die Aufschlüsse, namentlich am Grot und Birkel (Schellenberg) schlecht. Doch waren an beiden Stellen seinerzeit von BrAncA und FrAAs Grabungen vor- genommen, aber bald wieder zugeworfen worden; beim Be- gehen dieses Gebiets ist man auf herumliegende Gesteins- brocken angewiesen. Herr Forstmeister GOTTSCHICK, der schon lange in Steinheim ist und jeden Gelegenheitsaufschluß sehen konnte, teilte mir seine Beobachtungen mit. Leider ist an den genannten Stellen bei Grabungen nie das Streichen und Fallen gemessen worden. Wir können zwei Tertiärgebiete unterscheiden: a) den.Grot, das Birkel und den Knill, ß) das Gebiet zwischen dem Hirschtal und der Hohen Steige, dasjenige am Zangerberg, Grillenbusch, Roß- berg und an der Schafhalde. @ zeichnet sich durch reichliche Sandführung, stellen- weises Vorkommen von Aragonit und Kieselsäure und das Zurücktreten der Sedimentbreccien, B durch das Vorherrschen der letzteren und das Zurücktreten der Sande aus. a) Direkt beim Kronenwirtshaus am Grot liegt Se- dimentbreecie auf Malm &. Diese führt unmittelbar über den Kleini-Schichten viele, bis 1 m große Rollstücke, die vielleicht von einem durch das Hirschtal fließenden Fluß herantransportiert wurden. Dort wurden bei Gelegenheits- grabungen grobe ‚Kalke ohne Aragonit mit Gyr. planorbi- formis bloßgelegt. Am Grot fand Gorrscaick auch oxy- stoma und revertens. Südöstlich der Feldlesmähde bei Höhe 590 treten kalkige, plattige, meist aber plumpe, spätige harte Gesteine zutage, in denen nur noch unbestimmbare Fossilabdrücke vorhanden sind. Bei der Feldlesmähde stehen gelbe tonige Mergel mit meist taubenei-, aber auch hühnerei- großen Geröllen ohne Fossilien an, die etwas weiter unten Gyr. trochiformis führen. Da bereits an dem unteren Hauptkomplex Gyr. trochi- “ formis lose herumliegt, der wohl nicht verschleppt ist, trotz- dem man mit Verschleppung sehr zu rechnen hat, geht zwischen den Schichten an der Feldlesmähde und denen des vorderen Grot eine Störung durch. Am Birkel (Schellenberg) kommen Sande, zucker- körnige und plattige, feinkörnige Kalke, auch porös ver- witternde Gesteine vor. Gyr. tenuis, planorbiformis, trochi- formis wurden nachgewiesen. Beim Aufstieg auf den Knill vom Ried aus findet man zuunterst dünnplattige, weiche, weiße Kalke ohne Fossilien. Weiter oben sammelt man Gyr. fenuis, planorbi- formis, trochiformis. Hier ist der „Sand‘gehalt bedeutend. Oberhalb der Äcker liegen dünnplattige Kalke mit Lim- maeen, Gyr. planorbiformis und Fischresten, weiter oben klotzige Kalke mit Aragonit, Gyr. trochiformis führend, dann dünnplattige Kalke mit Gyr. oxystoma herum. In dem Gestein mit Übergängen von revertens zu supremus 57 fand GoTTscHIck leichte Aragonitausscheidung. Supre- mus-Platten sind ebenfalls vorhanden. Am Gipfel stehen zuckerkörnige Kalke mit Chara, Limnaeen und Gyr. fenuis und wenig weiter unten am Südosthang' Sediment- breccien an. Diese Schichten liegen horizontal. Die a)-Sedimente haben mit den Kloster- berg-Schichten große Ähnlichkeit. B) Zwischen dem Hirschtalund der Hohen Steige stehen sehr wenig zertrümmerte Malme- oder C-Kalke an. Westlich und südwestlich davon liegen ge- schichtete SW—-NO streichende 40° SO fallende Sediment- breccien, an die nach NW plattige Kalke des Malm & stoßen. Unter der Breccie stehen gelbe, feuersteinlose Malm-£-Kalke mit undeutlicher Schichtung an. Zwischen der Hohen Steige und dem Zangerberg sind zuckerkörnige Kalke, ähnlich denen am Grot, aber auch plattige Gesteine vorhanden. Die ersteren führen Chara, Limnaeen und Gyr. planorbiformis. Ganz oben liegen feinkörnige Sedimentbreccien herum. Am Zangerberg stehen, prächtig aufgeschlossen, 0—10° nach S einfallende, dickbankige Sedimentbreccien an, deren Rollstücke bis 0,10 m Durchmesser besitzen können. Diese sind zum großen Teil Kieselknauer, fast immer sind sie kantig. Im westlichen Teil sind die Breccien fossilleer, doch führen die zuckerkörnigen Kalke westlich des Grillenbusch, die im Verband mit den Breccien stehen, Steinkerne von Gyr. planorbiformis und Land- schnecken. Die Verwitternug der Breccien ist eine karstartige. Kleine Höhlen und Löcher, labyrinthartig miteinander ver- bunden, entstehen dort, wo weichere Einlagerungen in den harten Breccien stecken (Lochbildung). Das Gelände fällt nicht beträchtlich; an der Depression stößt es mit einer kleinen Steilstufe ab. Die Mächtigkeit dürfte 20—25 m betragen. Am Ausgang des Grillenbuschtals zwischen 550 und 570 m vereinigen sich die zuckerkörnigen Kalke und die Sedimentbreceien zu großen, undeutlich geschich- teten Felsen mit Gyr. planorbiformis und Limnaeen. Feuer- stein scheint im östlichen Teil zu fehlen. Dort tritt der Sedimentbrecciencharakter stark zurück. Die Felsen werden von breiten und tiefen Klüften durchsetzt und bestehen zum Teil aus zertrümmerter Sedimentbreccie. Unter den Felsen kommt Malm in gestörter Lage heraus. 58 In herumliegenden Brocken fand GoTTscHIck Gyr. supremus. ' Am Roßberg befinden sich einige unzusammen- hängende Tertiärfetzen. Die Aufschlüsse sind schlecht. Es liegen fein- bis mittelgrobe Sedimentbreccien (mit wenig gerundeten, zum großen Teil aus eckigem Feuerstein- material bestehenden Komponenten) und mit ihnen in Ver- bindung stehende zuckerkörnige Kalke, sodann grauer mergeliger Kalk mit Gyr. sulcafus und gewundene Kalke mit Bänderung, ähnlich einigen Varietäten am Grot, herum. Bei der Schafhalde beteiligen sich wiederum „Sande“ an der Zusammensetzung des Tertiärs, denn wir befinden uns in der Nähe des Knill. Zwischen 540 und 575 m Höhe findet man mittelgrobe Sedimentbreccien, plattige Kalke mit Gyr. sulcatus, Pseudamnicola und Fischen. Diese Kalke sind den sulcatus-Kalken am Knill ähnlich. Es finden sich aber auch zuckerkörnige Kalke mit Gyr. sulcatus. Etwa 25—30 m höher liegt ein kleines Tertiärvor- kommen, auf das mich GoTTScHIcKk aufmerksam machte. Sedimentbreccien mit meist kleinen (auch mittelgroßen) Komponenten, unter denen Kieselknauer fehlen, stellen sich über zuckerkörnigen und plattigen Kalken ein. Die Schich- ten führen Gyr. sulcatus und Limnaeen. Die teilweise Übereinstimmung der südlichen und west- lichen, wenig Breccien und viel Sand führenden Zanger- berg-Schichten spricht für einen gewissen Zusammenhang zwischen den letzteren und den Klosterberg-Schichten. Den Übergang von der nördlichen zur südlichen Fazies finden wir am Grot und an der Schafhalde. GOTTSCHICK führt nach mündlicher Mitteilung das Überwiegen der Sedimentbreccien am nördlichen Rand gegenüber dem südlichen Ufer auf stärkeren Wellenschlag im N zurück, eine Ansicht, die starke Südwinde zur Voraus- setzung hat. Es kann diese Erscheinung aber auch mit einer in- tensiveren tektonischen Tätigkeit und damit verbundenen kräftigen Griesbildung im N gegenüber dem S zusammen- hängen. i IV. Tektonik. Um zur Erklärung der Entstehung eines Gebiets zu gelangen, muß man zuerst die tektonischen Linien des- selben festlegen. Bezüglich der Genese des Steinheimer 59 Beckens wurden zum. Teil Theorien aufgestellt, bevor man sich überhaupt eingehend mit der Tektonik beschäftigt hatte. Es ist die Aufgabe dieses Kapitels, die Bruchlinien und ihr relatives Alter festzulegen. Ich werde dabei eine kleine Umgruppierung der Einteilung, wie ich sie im geologisch-morphologischen Teil gegeben habe, vornehmen, indem ich die periphere Depression gesondert behandle. » Der Kern. - Wie im geologisch-morphologischen Teil gezeigt wurde, zerfällt der Kern des Steinheimer Kessels, der Kloster- berg, in die zentrale Dogger-, die nördlich davon gelegene Malm- und die tertiäre Randscholle. Durch den. gewählten Begriff „Scholle“ soll ein tektonisches Moment zum Ausdruck gebracht werden: Es handelt sich um Erdstücke, die durch Verwerfungen von- einander getrennt sind, wie Fraas und BrancaA bereits an- deuten. i Dies muß näher erläutert werden. Die zentrale Doggerscholle, die zum größten Teil aus Opalinus-Ton mit teilweise zerquetschten und zer- brochenen Belemniten und aus Murchisonschichten von Aalener Ausbildung besteht, von denen die letzteren in zwei Inseln zwischen den Höhen 260 und 270 m hervorragen und um den Klosterhof &-förmig verbreitet sind, schneiden gegen N an einer etwa von W nach O laufenden Linie: gegen Malm a und ß ab. Der Liasfetzen am Nordausgang des Dorfes ist, da auf einer modernen Schicht liegend, als wurzellos anzusehen; seine Herkunft ist rätselhaft. Die genannte Linie ist auf jeden Fall eine tektonische, die Malm « und ß gegen Unteren Dogger verwirft. (Vgl. Karte 1.) Die Doggerscholle am Klosterhof scheint gegen die zentrale Doggerscholle durch einen Sprung von kleinem Ausmaß getrennt zu sein. Der Malm im N ist wohl seiner- seits wiederum in einzelne Stücke zerschlagen. Nach W schneiden Malm und Dogger scharf gegen Tertiär ab an einer etwa von SSO nach NNW streichenden Linie. Die Zenuis- und sulcatus-Schichten zeigen in dem nördlichen Teil der PHAarıonschen Grube steiles Einfallen nach W (etwa 45°), sie liegen sehr nahe der genannten Linie. Wir müssen wohl für die Sprudelkalke mit Gyraulus tfenuis und sulcatus, die unterhalb der Kurve 570 m an: stehen, also südlich der südlichen Querverwerfung im PHaArıonschen Bruch, annehmen, daß sie ursprünglich über 60 den Berg herübergegriffen haben und erst durch den: er- wähnten tektonischen Bruch gegen den Dogger abgeschnitten und in tiefere Lage gebracht wurden. Demgegenüber geben FrAAs und BrancA an, daß die Sprudelkalke wohl noch in ihrer normalen Lage anstehen. Das Tertiär im W mit unterliegendem Malm in der PHArIıonschen Grube ist ebenfalls zerbrochen, denn einmal grenzen die oxystoma-Schichten direkt an die /enuis- und sulcatus-Sprudelkalke, die sich plötzlich östlich einer von S nach N verlaufenden Linie scharf aus dem Gelände mit steilen Wänden herausheben, dann aber stoßen die oxystoma-Kieselschichten, die als die jüngere Abteilung der oxystoma-Stufe anzusehen sind, im PHArıonschen Bruch an die Zrochiformis- und ‚planorbiformis-Lagen an einer wohl quer durch die Grube verlaufenden Linie, die sich nach OÖ an die vorhin genannten Sprudelkalke anlegt, hier die jüngeren Tertiärschichten nach N verwerfend. Vgl. den Riß des PHARıonschen Bruchs (3. Teil). Noch eine weitere Querstörung zieht durch diesen hin- durch. Während an der Wand südlich des Felsklotz 4, westlich 2, die Schichten 12° nach W fallen, stürzen sie beim Block 1 (östlich und nördlich von diesem bis zum Ende des Aufschlusses), mit 45° nach W ein. Fels 3 besteht . aus den verkieselten oxystoma-Kalken, die an der süd- lichen Querverwerfung ganz oben im Bruch anstehen; Stein- klotz 3 liegt hingegen an der Sohle desselben und hat schein- bar ein westliches Fallen, trotzdem sich dies wegen des petrographischen Gesteinshabitus nicht mit Sicherheit sagen läßt. Daß bei der Entstehung der Störungen in der PHARION- schen Grube ein Druck mitgewirkt hat, geht aus der mulden- förmigen Anlage der Unteren oxysfoma-Schichten im Süd- teil derselben hervor. Nach S sind die Sprudelkalke auf dem Opalinus- -Ton über eine kurze Strecke verrutscht. Die Störung Opalinus- Ton-Sprudelkalk läßt sich dann bis zum Sontheimer Feld- weg verfolgen. Diese Störung verwirft aber auch zu beiden Seiten des Feldweges jüngere Doggerschichten gegen Dogger a. Da, wie im geologisch-morphologischen Abschnitt bereits mitgeteilt wurde, die Reihenfolge Dogger ß, y, d, &, und ‚vielleicht auch Malm «a vom oberen Teil des Berges nach seinem Fuß hin nachgewiesen wurde, so müssen wir Fallen nach S für diese Schichtfolge annehmen, d. h. entgegen- 61 gesetzt dem Fallen der zentral gelegenen Opalinus-Scholle (vgl. Prof. 6). Da auch nach O zu jüngere Dogger- schiehten und Unterer Malm vorkommen, zieht sich die Störung nach O hin fort. Sie ist wohl dieselbe, die später die Sprudelkalke und die jüngeren Tertiärschichten (bis zur supremus-Zone in der Enperschen Grube). gegen Dogger ver- worfen hat. ehe Die Tertiärscholle am Südhang wird im W und OÖ gegen Dogger abgeschnitten an den Stellen, wo sich dieser zungen- förmig vorstreckt. Diese entsprechen kleinen Horsten, denn Nele. Klosterberg „Malma« Profil 6. Durch den Klosterberg. der viele Meter über den Opalinus-Ton herausragende Sprudelkalk am Gipfel 578,9 hat sicher ehemals auch auf ihnen gelegen, Im O schneidet .Tertiär gegen Dogger und Malm scharf ab. In der Korrschen Grube fallen die „Sande“ bis 45° an der Westwand gegen O ein. Also analoge Verhältnisse, wie wir sie in der PHARıonschen Grube treffen. } In der Korrschen Grube steht ein Malmklotz, der etwa 60° nach W fällt, starke Vergriesung und die bei FRAAS und BrAncA abgebildeten Druckfiguren zeigt, die KrAnz als Bomben bezeichnet, wovon natürlich keine Rede sein kann. An diesem Klotz scheint die große 0O—W streichende Störung, die Malm gegen Dogger verwirft, durchzuziehen. Deshalb liegt in der Korrschen Grube Tertiär neben Malm. Wir hätten mithin mit FrAAs und BrAncA den Klosterberg als eine stark zerschlagene Scholle aufzufassen, die jedoch nicht so wirr durcheinandergerüttelt ist, wie KRanz meint. Zwei Hauptstreichrichtungen sind dabei herr- 62 schend: eine O—W- bzw. WSW-—-ONO- und eine N—S- bzw. SOS—NWN-Richtung. Diese Linien haben die zentrale Doggerscholle in ne rings von Störungen eingefaßten Horst verwandelt, an den sich nach N Unterer Malm, nach O Dogger, Malm (?) und Tertiär, nach S Dogger, Malm und Tertiär, nach W Malm und Tertiär legen. Bezüglich des Alters der Störungen: ist das Folgende zu sagen: In der PHArıonschen Grube ruht Malm 3, westlich des Feldwegs nach Sontheim Unterer Dogger, westlich der Eperschen Grube Dogger und Malm, am Klosterhof Murchi- sonschichten unter dem Tertiär. Nirgends befindet es sich auf jüngeren Juraschichten als Malm ß. D. h. der Kloster- berg muß vor Ablagerung der tertiären Süß- wasserschichten zerhackt und stark abgewaschen worden sein, wenigstens trifft dies für seinen Rand zu. Wir dürfen aber wohl diese Tatsache auf die großen Störungen im Jura des Berges verallgemeinern, so daß der Schluß nicht zu umgehen ist, daß die ganze Schollenbildung vor dem Tertiär angelegt war. Sie ging nach demselben weiter. Um wieviel lag nun der einstmals vorhandene Schnait- heimer Oolith des Klosterbergs höher als auf einer der umliegenden Höhen, etwa auf der Schafhalde im Osten? Ich beziehe mich bei den folgenden Berechnungen auf ENnGELs Angaben und auf die Erläuterungen zu Blatt Aalen (1912) der geognostischen Spezialkarte, wobei ich die von Kranz (Das Problem des Steinheimer Beckens, 1914, 8. 104) angegebenen Daten benutze. Weiß Jura e/€ Massen-, Plattenkalk, Brenztaloolith . . 130 m Weiß Jura d© Ammonitenkalkbänke : . ....... 20—90 m Weiß Jura y Planulatenton u. tonige Lacunosenkalke . 30—57 m’ Weiß Jurauß, Biplexkalke 20. 0. Ce ee 20—30 m Weiß Jura a Impressa- und Transversarius-Ton . . .. . 4071 m Braun Jura & Ornatenton, Lambertiknollen ..... . 8—10 m Braun Jura e Parkinson- und Macroceph.-Ton, Kalk, Oo RE ae. 2’m Braun Jura0. Ostreenkalk nnd-ton 72 2. m. 6-8 m Braun Jura y Lowerbyikalk und ton ....... 5—10 m Braun.mari Bezsongtensandstein 7% 2 un. 2. mau 30—54 m Braun Jura « Opalinus-Ton und -Kalk ........ 110 m Minimale Mächtigkeit: 381 m Maximale Mächtigkeit: 572 m 63 Hiervon rechne ich den Opalinus-Ton und die ganzen Murchisonschichten ab, so daß wir auf die Murchison-. schichten am Klosterberg 381 — 140 = 241 m bzw. 972 — 164 — 408 m aufzusetzen hätten, um die einstmalige Erhöhung der Schnait- heimer Oolithe am Klosterberg (570 m, wo die Aalener Eisensande anstehen) über den entsprechenden Lager an der Schafhalde (2232 württ. Fuß — 637 m) herauszurechnen. - Berechnung mit den Minimalzahlen: - 570 + 241 m = 811—637 m = 174 m Berechnung mit den Maximalzahlen: 970 + 398 m = 968—637 m = 331 m Nehmen wir einen mittleren Wert, der für die Stein- heimer Gegend jedoch viel zu gering ist, so ergibt sich, daß der Brenztaoolith des Klosterbergs 505/2 = 252 m über dem der Schafhalde gelegen. haben muß. Diese Zahl wird - uns später noch beschäftigen. FrAAs und BRANcA nehmen eine Emporhebung des Klosterbergs um etwa 150 m an. Die Morphologie desKlosterbergs gibtim sroßenundganzen dietektonischen Verhält- nisse wieder. -Nur die Störung Dogger/Malm kommt nicht zum Ausdruck. Im geologisch-morphologischen Teil habe ich darauf verwiesen, daß ich die Erklärung zur Entstehung der beiden von N nach S verlaufenden Rinnen im Kapitel Tektonik liefern würde, was jetzt geschehen mag. Wir sahen, daß im SO des Berges der Sprudelkalk- gürtel an zwei Stellen unterbrochen wird, einmal östlich des Feldweges nach Sontheim, dann westlich vom Kloster- hof. Dort lag aber der Sprudelkalk ehemals horstförmig gegenüber den benachbarten Kalken erhoben. Dadurch wurde er abgewaschen bis auf den weichen Dogger herunter, der nun morphologisch als Mulde hervortritt. In der Fort- setzung nach N haben sich die beiden Rinnen gebildet, von denen die östliche die schwächere ist. Von beiden ent- spricht die westliche in ihrem nördlichen Verlauf keiner tektonischen Linie, sie verdankt aber ihre Entstehung dem eben genannten Horst. Die östliche Rinne hängt viel- leicht mit der Störung zusammen, die möglicherweise den Doggerkomplex am Klosterhof, dessen älteste Schichten der Murchisonsandstein zu sein scheint, gegen die Zentral- doggerscholle verwirft. 64 2. Das Randgebiet und die peripheren Depressionen. a) Das südliche Randgebiet. Zwischen Birkel (Schellenberg), Bürstel (Burgstall) und Knill einerseits und den Höhen von Kipfendorf im Süden andererseits zieht in W—-O-Richtung das Stubental, das sich nach Heidenheim fortsetzt. Eine starke Zerklüftung und Vergriesung der Oberen Malm s,f-Felsen findet sich besonders am Burgstall, weshalb die unteren Schichten der- selben auf der alten geognostischen Karte als vergrieste „tertiäre Breccienkalke“ eingetragen sind. Der Schellenberg besteht zuunterst aus den ruppigen ungeschichteten e- Kalkan. auf die sich Malm £ legt. Fast bis auf den von O nach W streichenden Grat kommen von N die Tertiär-,Sande“ und Kalke mit Gyraulus tenuis, planorbiformis und trochiformis heran. Oben auf dem Malm geht man auf einem Grat, der nach dem Stubental sehr steil abfällt. Mit Sicherheit habe ich das Streichen und Fallen nicht konstatieren können, doch scheinen die Schichten wie am Birkel nach N zu fallen. Zahlreiche, oft recht breite Klüfte ziehen in O-—-W-Richtung über den Berg, steile Kluftwände sind nach dem-Stubental gerichtet An der Westseite des Burgstall (Bürstel) ist ein großer Steinbruch angelegt, in dem zuunterst Kieselknauer zahlreich und wirr im! meist ungeschichteten Kalk stecken. Oft schließen sie sich aber auch zu Schnüren zusammen. Weiter oben nimmt der Kieselgehalt ab, um gegen den Gipfel wieder stark zuzunehmen. Die oberen geschichteten Lager fallen nach N ein. Der Berg zeigt einen flachen Nord- und einen steilen Südhang. Vom Bruch streicht eine von W nach O gerichtete Kluft in den Hügel. Überhaupt sind Spalten parallel zum Stubental auf mean nicht selten. Steile Kluftwände sind dem Tal zugekehrt. Die Vergriesung ist teilweise recht stark. Am Knill zieht sich Tertiär in breiter Fläche auf den Malm hinauf. Dieser stürzt nach dem Tal steil und teilweise stark zerklüftet ab. Malm Z£ stellt zum Teil einen etwa von N—S gerichteten Muldenflügel dar, denn ungefähr in der Mitte der nach dem Tal zu gelegenen Böschungı kann man an zwei Stellen Einfallen des unteren, Kiesel führenden € @e ?) mit 35° nach O konstatieren. Am Nordostgipfel stehen fenuis-Schichten horizontal gelagert an (siehe den stratigraphischen Teil), gegen welche das nord- 65 westlich gelegene Tertiär abgesunken ist. Auf der Höhe findet sich vom letzten Ausläufer des Tertiärs nach ONO nur Plattenkalk mit unbekanntem Fallen. Die Vergriesung ist am Südhang besonders stark, aber nur im Jura, nicht im Tertiär. An ersterem macht sich weiter unten eine ziemlich breite Terrasse bemerkbar, das Tal nimmt an. Breite zu. Auf ihr stehen Schnaitheimer Oolithkalke mit reicher Fossilführung an. Der Nordosthang ist wiederum sehr steil; der Ostzipfel endigt unten im Tal als deutlich ab- gesetzte Terrasse aus Plattenkalken, die das Liegende des Schnaitheimer Kalkfetzen bildet. Am Nordosthang wird auf der alten Karte Schnaitheimer Kalk vermerkt, doch fand ich nur wenige Stücke. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß sie einstmals dort waren und abgebaut wurden. Streichen und Fallen ist leider am ganzen Nordostteil nicht zu kon- statieren. a Das Bild, das sich aus den geschilderten Beobachtungen am Knill ergiebt, ist das folgende: Vor Ablagerung des Dertiärs, das keine Quetschbreceien, wohl aber konglome- ratartige Bildungen mit Quetschbreceienmaterial führt, werden die &-Schichten am mittleren Knill nach O abgesenkt, zu- gleich aber etwas gehoben, denn die e-Schichten (= unt. &?) liegen an der Stelle, wo sie mit 50° östlich bzw. nordöstlich fallen, zu hoch gegenüber dem Weiß © am Südhang. des Stubentals.. Ob auch Nordfallen vorhanden ist, konnte ich nicht konstatieren. Anscheinend ist dies am westlichen Knill der Fall. Durch einen SSO—NNW-Sprung weiter im O wurden vielleicht die jüngeren £-Kalke (Plattenkalke) nach NO und durch eine Nordostverwerfung die Schnait- heimer Kalke nach SO verworfen. Daß sich aber auch im Tertiär Störungen befinden, beweist das Folgende: Auf dem Östgipfel liegen zuunterst, schon etwas am Südhang, Sedimentbreccien, auf denen zuckerkörnige Kalke mit Limnaeen und Gyraulus tenuis in horizontaler Lage anstehen. Direkt daneben findet man Bruchstücke ven Kalken mit Gyr. frochiformis (mit Aragonit) und Kieselschichten mit Gyr. oxystonıa, die aus den weiter nordwestlich gelegenen Feldern stammen. Geht man den Nordhang hinab, so trifft man planorbiformis und zuunterst /enuis. Wahrscheinlich fallen die Schichten flach nach N, wie es die morphologischen Verhältnisse zeigen. Zuoberst stoßen die oxystoma-Schichten an die horizontal gelagerten Zenuis-Kalke, was nicht ohne Sprung zu erklären ist. Seinen Verlauf kenne ich nicht. Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922. 5 66 f Daß das Bürstel gegen den Schellenberg und Knill gestört liegt, ist wahrscheinlich, aber nicht direkt nach- weisbar. Es wurde einst gegenüber dem des Kipfendorfer Hanges gehoben, da, wie am Knill, das e (= unt. 2?) zu hoch liegt. y Der Beweis für die einstige Heraushebung des Bürstel und Knill (er gilt auch für das Bürgel) läßt sich foigender- maßen erbringen: Da am Bürstel kein Tertiär vorhanden ist, trotzdem dieser Hügel nur 550 m hoch ist, so muß er, wie auch das Bürgel (540 m), vor, während oder nach der Ablagerung der Süßwasserschichten, aus dem sulcatus- Niveau der Schafhalde (600 m) herausgeragt haben. Da aber die unteren Schichten der drei Berge, aus e (= unt. £?) bestehend, zutagetreten, so müssen. diese erheblich höher gegenüber dem Kipfendorfer © (auf die Sohle im Hirschtal bezogen) gelegen haben. Aus dem Gesagten geht hervor: 1. Zwischen Schellenberg, Burgstall, Knill einer- und den Höhen von Kipfendorf geht eine Störung durch. _ ‚2. Das Stubental ist vom Ostzipfel des Knill bis zum Schellenberg einschließlich, ein tektonisches Tal, das zum Teil «Grabenbildung seine Entstehung verdankt (südlicher unterer Teil des östlichen Knill). 3. Die Richtung der Klüfte im Malm ist am öst- lichen Schellenberg W—0O, ebenso am Birkel, am Südhang des Knill SW—NO bzw. WSW-—ONO und senkrecht dazu. Die Schichten fallen am Bürstel nach N (ganz genau känn man dies kaum sagen), im Südwestabschnitt des Knill nach NW und plötzlich im mittleren Teil nach NO (85%). Am Nordostzipfel sind Streichen und Fallen nicht zu bestimmen; es spricht aber manches für ein Fallen nach NO. Am Knill kreuzen sich zwei senkrecht aufeinanderstehende tektonische Systeme. 4. Ob das Tertiär am Schellenberg gegen den Malm verworfen ist, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden; es ist aber die Möglichkeit einer Störung nicht von der Hand zu weisen. Die /enuis-Schicht liegt am Knill horizon- tal dem gestörten (?) Malm £ auf; die nordwestlichen jüngeren Tertiärschichten sind verworfen. Vielleicht stellt auch die NNW streichende Linie Knill—Richtung Bürgel, an der Tertiäir und Malm Z aneinander stoßen, eine tek- tonische vor. 67 In welcher Beziehung stehen nun diese gseschilderten Berge zum Klosterberg? Am Südhang des Schellenberg streichen die Malm- klüfte von W nach OÖ, die Grenze Tertiär gegen Malm, die womöglich tektonischer Natur ist, verläuft ähnlich, die tertiären ‚Sande‘ stoßen im N des Berges längs einerebenso ge- richteten Linie an die ebene Sontheimer Depression. Gegen- über am Klosterberg verläuft die Störung, die die Sprudel- kalke gegen den Unteren Dogger verwirft WNW-—-OSO. Da wir unmöglich annehmen können, daß der einstige, aus dem Hirschtal kommende Bach eine 600 m breite voll- ständig ebene Fläche geschaffen hat, so bleibt nur übrig, die Sontheimer Depression als Graben anzusehen. Am Knill streichen die Klüfte im Malm von SW nach NO bzw. von WSW 'nach ONO, die Grenzlinie 'Tertiär gegen Malm verläuft ebenso, gegenüber am Klosterberg streicht die Störung Tertiär-Dogger von SW nach NO bzw. von WSW nach ONO, in der Everschen Grube fällt das Tertiär 12° SO, der größte Teil der am Nordwesthang ge- -legenen Süßwasserschichten dürfte ähnliches Fallen haben, eine ebene Fläche wie bei Sontheim, liegt nicht zwischen Knill und Klosterberg, so daß also der Tertiärkomplex zwischen beiden Bergen eine Mulde darstellt (Prof. 7). Da der supre- 5 SO » Kıipfendorf ' 600 nord! Hirschtal Klosterberg RN B-. e ars ' Malm 540 Ra e 520 si " Malm« eu = E89 DA AH Dogger « Decgger # Platten- Schnait- Zer- Sprudel- ‚Jüngere Alb- Da D£ kalke heimer trümmerter kalke Süßwasser- be- BaK OolithSO Malm Sp. K. ablage-- deckung (bzw. e) » rungen j. S. Tafelerklärung zu den Profilen 7 und 8. Profil 7. Durch den Klosterberg — Knill nach Kipfendorf. mus-Horizont am Klosterberg und am Knill in 560 bis 570 m Höhe vorhanden ist, derselbe an ersterem Berg gegen den Jura abgesenkt ist, so dürfen wir dasselbe auch für die Verhältnisse am Knill annehmen (die Störung gegen den horizontal gelegenen Zenuis-Horizont am Östgipfel des Knill ist sicher). Die Tertiärmulde Knill-—Klosterberg. ist mit- R De 68 hin im NW und SO gegen Dogger-bzw. Malm abgesunken, womöglich in der Mitte zerrissen. 2. Das östliche Randgebiet. Als inselförmiger schmaler Fortsatz des Knill nach NNW schiebt sich das Bürgel in die östliche Depression vor. Par QUENSTEDT hält das Gestein für tertiäre Breccie; auf der alten Karte ist es als solche gekennzeichnet. BRANCA und FrAAs möchten es für Malm d bis e ansprechen, das in Trümmermaterial umgewandelt wurde. 'GOTTSCHICK sieht es für die Übergangsschichten von Massen- zu Plattenkalken an, eine Ansicht, der ich mich anschließe. Kranz zeichnet Nordweststreichen und Südwestfallen ein (20 bis 54°). Es läge mithin umgekehrte Fallrichtung wie in der Mitte des Südosthangs des Knill (auf Malm & bezogen) vor, und wie es vermutlich an der Nordostseite desselben zu erwarten ist. Das spricht für eine Störung zwischen Knill und Bürgel. Dieses hat früher sicher höher gelegen, denn die Schnaitheimer Schichten der Schafhalde stehen: in Höhe 637 m an, während die £-Kalke des Bürgel 540 m “ hoch liegen. Bestimmtes über Störungsmaße kann man je- doch nicht sagen, da die Schichten zum Teil fast auf dem Kopf stehen. Daß es aber entweder inselförmig aus dem Tertiärsee herausragte, also vorher hochgepreßt. wurde, oder nach Ablagerung des Tertiärs über die Höhe des höchsten Tertiärvorkommens . gehoben wurde (6350 m), beweist das “ Fehlen des Tertiärs auf seinem Gipfel (540 m), (vgl. die Berechnung bei 1.). Ich möchte mich für den -ersteren Fall entscheiden, da wir sonst neben der Hebung vor „der Ablagerung der Süßwasserschichten noch eine nach- obermiocäne annehmen müssen, wofür nichts spricht. Auf der Ostseite des’ Bürgel sieht man breite Klüfte in den Berg hineinziehen, die Kluftflächen stehen. steil nach der östlich von ihm gelegenen Depression an. Klüfte und West- und Ostrand streichen NNW—-SSO. ‘Gegenüber am Klosterberg verläuft die Störung Jura- Tertiär ebenfalls SSO—NNW. Das Tertiär in der KopPr- schen Grube fällt ostnordöstlich bzw. östlich. Zwischen Bürgel und Klosterberg breitet sich eine bis 600 m breite Platte aus, die als Graben aufzufassen ist. Nach ihm senken sich scheinbar die tertiären Schichten des Knill. Die östliche Randverwerfung des Grabens am Westfuß des Bürgel findet im Süden ihre Fortsetzung in der nach SSO verlaufenden 9 Grenzlinie Malm-Tertiär am. Knill, die wohl sicher eine Bruchlinie ist. Die östlich des Bürgel gelegene Depression überque- rend, kommt man an-die Schafhalde (637 m, nach An- gabe der alten Karte umgerechnet). Auf dem Gipfel des Berges liegen die Schnaitheimer Oolithe, die auf Platten- kalken ruhen. Nach W stößt man wiederum auf Schnait- heimer Schichten, die südöstlich des. größeren Tertiärfetzen sehr stark vergriest sind. Eine sich scharf heraushebende Vergriesungszone streicht nach O und trägt oben unver- grieste plattige Kalke (auch Konglomerate), mit.Gyr. sul- catus und Limnaeen (0 bis 5° Westfallen). An einer Stelle fallen verhältnismäßig ‘wenig vergrieste Jurakalke 10 bis 20° westlich. Am ‚Südwesthang der Schafhalde, direkt. an der De- pression, sind die Schnaitheimer Schichten sehr stark ver- griest, zum Teil vollkommen zerrieben. Die Hauptklüfte streichen NW. Im Wald sind deutliche Stufen vorhanden; oberhalb der Ziegelhütte schießen die Schichten steil nach SW ein; in zwei sSteinbrüchen und oberhalb derselben, etwa in 600 bis 610 m Höhe, zeigen dieselben 50 bis 60° Einfallen nach SW. Der Hang ist äußerst steil. BrAncA und FRrAAs messen diesen Verhältnissen keine besondere Bedeutung bei. Gegenüber am Knill ist die Böschung der £ Kalke Ehe. falls sehr steil, diese sind zum Teil vergriest. Aus diesen Tatsachen ergiebt sich: 1. Die Vergriesung, mithin die damit zusammenhängen- den Störungen sind älter als die sulca&us-Schichten, (an der Schafhalde bei 600 m), denn diese liegen mit O bis5 ° Fallen auf der Vergriesungszone. Die &-Kalke fallen 10 bis 20° bzw. 50 bis 60° südwestlich. 2. Die Depressionen zwischen Bürgel und Klosterberg einer- und der Schafhalde andererseits sind Gräben, ange- legt vor der sulcatus-, ja vor der tenuis-Zeit. 3. Zwischen -den vergriesten und steil fallenden Schnaitheimer Kalken am Südwesthang der Schafhalde und den normal gelagerten, oben am Gipfel der Schafhalde liegenden Plattenkaiken mit aufgesetztem Schnaitheimer Oolith (ein Steinbruch nördlich der unteren Ziegelhütte zeigt die Plattenkalke in horizontaler Lage), zieht eine südsüdöstlich "laufende Störung, die im S nach SO umbiegt. 70 Störungen, die nach Ablagerung der Süßwasserschichten aufgerissen wurden, beweist die gegenseitige Lage der sul- catus-Schichten in 600 m Höhe und der Tertiärscholle zwischen 540 und 575 m Höhe. Sie besteht aus mittel- .. groben Sedimentbreccien, plattigen und zuckerkörnigen Kalken mit Gyr. steinheimensis, tenuis, sulcatus, Pseudam- nicola pseudoglobulus und Fischresten. Das Verwerfungs- ausmaß zwischen diesen: Schichten und denen bei 600 m Höhe beträgt mindestens 25 m. Die Hauptstörung ver- läuft im großen und ganzen SO—NW, zu beiden Seiten wird die Scholle anscheinend von zwei etwa von W nach O streichenden Verwerfungen eingefaßt. Nördlich des eben geschilderten größeren Tertiärfetzen liegt stark vergriester Malm Z, der sich auf dem Hang zwischen Schafhalde und Roßberg gratartig heraushebt. Die Hauptkluftrichtungen sind SO—NW mit wenig Neigung nach OSO—WNW-Richtung (und SW-—-NOÖ). Dies ist die Fortsetzung der Störung, die den nördlichsten Teil des größeren Tertiärfetzen der Schafhalde gegen Malm & ab schneidet. AmRoßberg fällt Malm £ (Schnaitheimer Schicht!) 10° nach SW. Diese Schnaitheimer Schichten liegen etwa "87 m tiefer als an der Schafhalde, die planorbis-Schichten etwa ‚40 m tiefer als die sulcatus-Schichten an der Schafhalde (600 m), d. h. das Störungsausmaß beträgt für die Verwerfung vor Ablagerung; des Tertiärs ganz roh be- rechnet 47 m gegenüber der Schafhalde. Dieses Sprung- . maß trifft auch für das der Schnaitheimer Schichten am unteren Schafhaldenhang gegenüber der Höhe 637 (Schaf- haldengipfel mit Schnaitheimer Oolith) zu. Auf dem Malm & des Roßbergs liegen fein- bis mittelgrobe Sedimentbreccien, Zuckerkalk und grauer Mergelkalk mit Gyr. sulcafus herum. Zwischen dem Roßberg und dem Klosterberg befindet sich die sehr breite flache Depression von 900 m Durch- messer. Da ein‘ Bach oder Fluß unmöglich dieselbe ge- schaffen haben kann, so haben wir einen Graben 'anzu- nehmen, der ziemlich tief sein muß. So stellt sich das Gebiet Roßberg—Schafhalde—öst- licher Klosterberg mit dazwischen gelegener Depression als ein vor Ablagerung der Tertiärschichten angelegter Gra- ben dar, dessen einer Horst der Klosterberg, dessen anderer Horst (bzw. Halbhorst) die Schafhalde ist. An ihr ziehen Staffelbrüche nach dem Graben zu. Geteilt wird der Graben durch das Bürgel. Der eine Grabenteil steigt zur Knill- mulde, der andere zieht sich zum Stubental hin. Neu belebt wurde die Grabenbildung nach Ablagerung des Tertiärs. 3. Das nördliche Randgebiet. Westlich des Grillenbusch findet ein Wechsel im Streichen statt, indem die. Schichten nicht mehr. von SO nach NW, sondern von WSW nach ONO streichen und dem- entsprechend nach SO fallen, bzw. SSO, auch S8. Vom Zangerberg bis zum Hirschtal zieht mehr oder weniger gequetschter Malm, dem das Teertiär aufliegt. Dies stößt am Zangerberg in SW—-NO-Richtung an die kiesel- knauerhaltigen Kalke des Unteren 7 (e?) und fällt bei Kurve 560 m 0—5° nach SSO, weiter unten bis 10° SO. Am Grillenbusch findet man in den zuckerkörnigen Kalken, die in die Sedimentbreccien eingelagert sind, Gyr. sulcatus. Das Tertiär zeigt am Südostende des Zangerbergs Auflage- rung auf vergriesten Malm. Die Sedimentbreccien am Grillen- busch, die gerade im Winkel der WSW—-ONO- und SO—NW- Störungen liegen, zeigen, was sonst selten vorkommt, Pressungserscheinungen; die oft breiten Klüfte streichen hauptsächlich in Südnordrichtung. Südwestlich des Zangerberger Tertiärvorkommens liegt : ein anderes, das zuunterst die /aevis- und darüber die planorbiformis-Schichten trägt. Zu beiden Seiten liegt ge- ‘ preßter und zerquetschter Malm e (Untere Lage). Es fällt an einer Stelle beckeneinwärts. Am linken Hirschtalausgang liegt auf { oder e tertiäre Sedimentbreccie mit 40° Südostfallen, das scharf gegen Plattenkalke an einer Nordoststörung abschneidet. Aus dem Gesagten ergibt sich: 1. Störungen vor Ablagerung des Tertiärs waren vor- handen, denn dieses liegt am Zangerberg auf zertrümmertem Malm £. 2. Nach Ablagerung des Tertiärs haben Störungen statt- gefunden, denn es fällt erstens beckeneinwärts zum Teil mit 40°, zweitens steigt es nur bis 575 m an, während es an der Schafhalde bis 600 m hinaufgeht. 3. Ob auch im nördlichen Teil wie im S vor der Sedi- mentation der. Süßwasserschichten Heraushebungen statt- gefunden haben, ist schwer zu sagen, da man bei dem ver- griesten Material über seine Zugehörigkeit oft im Zweifel ist. Zwischen dem nördlichen Randgebiet und dem Unteren Malm des Klosterbergs zieht sich die Fortsetzung der unter 2. 72 / geschilderten flachen Depression hin; sie ist nicht anders als ein Graben zu deuten. '4. Das westliche Randgebiet. Am Grot liegen zuunterst .die Laevisschichten, über ihnen jüngere Süßwasserschichten mit Gyr. planorbiformis, frochiformis, oxystoma und revertens. Diese lagern im nördlichen Teil auf zertrüämmertem Malm £ oder e, während die älteren Süßwasserschichten an diesem abschneiden, d. h. zwischen der'Ablagerung der älteren und jüngeren Schichten müssen tektonische Bewegungen stattgefunden ‚haben (S. Prof. 8). Im W wurde Tertiär von GoTTscHIck bis 610° m Höhe nachgewiesen. Es schneidet scheinbar an einer etwa süd- nördlich streichenden Linie gegen Malm & ab, obschon man dies nicht mit voller Gewißheit sagen kann, da Lehm. mit Kieselknollen die Grenze verdecken. Daß diese aber eine tektonische Linie ist, beweist das Vorkommen von Gyr. trochiformis bei der Feldlesmähde in 630 m Höhe. Es ergibt sich: 1. Störungen haben zwischen der Ablagerung der älteren und jüngeren Süßwasserkalke stattgefunden. 2. Nach Ablagerung der letzteren. 3. Ältere Tektonik ist nicht nachweisbar, jedoch sicher vorhanden. essen. dem Grot streicht am ten eine Nordsüdverwerfung, die also in gleicher Richtung wie die Störung verläuft, die am Grot Tertiär gegen Oberen Malm verwirft. Dazwischen liegt eine ebene Depression, die ein Graben ist, der staffelförmig am ‚Grot und am Klosterberg angelegt ist (vgl. Prof. 8). w 0 640 Sk Schafhalde 6201 Vord.6rot SEE 5.0 Profil Ss. Durch den vorderen Grot über deniKlosterberg, das Bürgel nach der Schafhalde. Erklärung wie bei Profil 7. 73 Ergebnis. eh dem im vorigen Gesagten stellt: das Steinheimer Becken in der Hauptsache ein System von Gräben mit einem Zentralhorst, dem Klosterberg, vor. Auch BrancA und: FrAAs (das kryptovulkanische Becken) kamen zu’ der More daß der Klosterberg ein Horst sei, doch stellen sie sich das Steinheimer Becken insgesamt als eine aufg gebrochene Kuppel vor, deren Zentrum der Klosterberg sei, um den sich konzentrisch die Schollen des eigentlichen Bo herumlegen, eine Ansicht, der sie durch das Profil S. 21 a. a. O. Ausdruck verliehen. Dieser Annahme kann ich mich jedoch, wie ich noch weiter unten ausführen werde, nicht anschließen. Die zentral gelegene. Doggerscholle des Klosterbergs verwirfi nach N, O, S und W jüngere Schichten an im großen und ganzen von W nach O und von S nach N verlaufenden Störungen. In der akiisselie war er vor der Ablagerung der tertiären Schichten bereits so zerhackt, wie er .sich jetzt zeigt, denn der Sprudelkalk liegt auf Dogger- und auf Malmschollen. Weitere Störungen, jedoch von geringerem Ausmaß, traten während der Ablagerung des Tertiärs ein, wie die Diskordanzen in der Koprschen Grube (s. Prof. 5) zeigen. Dies beweisen auch die Lagerungsverhältnisse der älter en und jüngeren Süßwasserschichten am Grot. Naeh Ablaserung des Tertiärs fanden weitere tektonische Bewegungen statt, die vermutlich ältere Störungen benutzten. Wie die Klosterbergstörungen haben auch die Gräben W—0- und S—N- bzw. SSW—NNO- und SSO—NNW- Richtung. Sie lassen sich zu den in der Vierzahl vor- handenen Hauptstörungen des Klosterbergs in Beziehung bringen. Wie dieser sind sie vor der Ablagerung der tertiären Schichten angelegt worden, ihre Fertigstellung ging während und nach der Sedimentation der letzteren vor sich. Stufen-, zum Teil auch muldenförmig fallen die Tertiärschollen vom Klosterberg und von der Schafhalde, dem Bürgel, Knill, Schellenberg, Grot und Zangerberg nach den Gräben ab. Als äußere Gräben sind die zwischen Bürgel—Knill und Schafberg und einzelne zwischen den Höhen von Kipfen- dorf und dem Knill gelegenen Depressionen aufzufassen. Ein Teil des Knill und das Bürgel sind Horste. Ob das 74 ganze Stubental südlich des Steinheimer Beckens einen Graben darstellt, weiß ich nicht, Teile des Tales sind jedoch eingesunkene Schollen. Ein Störungstal ist es teilweise auf jeden Fall. Die beiden Hauptlinien, die das Becken beherrschen, haben die O—W-Richtung des Stuben- und die S—N- Richtung des Brenztales; das letztere dürfte wohl, wenigstens teilweise, ein. Störungstal sein, was weiter zu untersuchen ich mir vorbehalten möchte. Sein geradliniger unterer Verlauf weist auf Störungen hin. i Die morphologische Einteilung, wie ich sie im Kapitel: „Geologisch-morphologische Verhältnisse“ gab: i. der Kern, 2. die periphere Depression, 3. das Randgebiet entspricht der tektonischen Einteilung in 1. der Zentralhorst, 2. die peripheren Gräben, 3. die Randschollen. So läge der tektonische Plan des Steinheimer Beckens vor uns, und wir können nunmehr zur Erklärung und Auf- suchung der Ursachen übergehen, die diesen entworfen und ausgeführt haben. Doch wollen wir dieses Kapitel nicht verlassen, bevor ‘wir nicht noch zwei Fragen von großer Bedeutung ventiliert haben: 1. Welche Bedingung mußte erfüllt wer- den, damitsichaufdem Malmkalk die Wässer des Sees halten konnten? 2. Wie ist die-Tatsache zu erklären, dab das Wasser, welches die unteren Süßwasser- schichten absetzte, niedrigertemperiert war als dasjenige, in welchem sich die höheren Lagen bildeten? 1. Es ist Tatsache, daß sich auf dem kalkigen Oberen Malm kein Wasser ansammeln kann, da die Tagewässer sofort versickern und erst im tonigen Weiß y aufgefangen werden. Bäche und Flüsse fließen in der Alb unter- irdisch, wenn nicht besondere Bedingungen, etwa die Weg- schaffung des d© bis £ oder die Bildung von lehmigem oder humosem Untergrund, erfüllt sind, damit sich die Wässer über Tag halten können. Sonst ist dies nur bei Hochwasser der Fall. 75 :Die Depressionen des Steinheimer Beckens sind mit Lehm, Juraschutt und den darunter liegenden Süßwasser- schichten angefüllt. Wenigstens spricht nichts dagegen, daß auch die letzteren vorhanden sein müssen. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, so befanden sie sich sicher einstmals dort — und dies ist das Wesentliche. Unter ihnen kann oder konnte wohl nur Oberer Malm an- stehen, trotzdem noch keine Bohrung so tief abgeteuft wurde. Leider weiß man über die Arbeiten, die zwecks Wasser- versorgung bei Sontheim ausgeführt wurden, und die viel- leicht einen sicheren Aufschluß über die Lagerungsverhält- nisse geben könnten, gar nichts. Doch ist es wahrschein- lich, daß die Pumpstation Sontheim ihr Wasser den Süß- wasserschichten entnimmt, die wohl die Fortsetzung der - miocänen Ablagerungen des Knill und Birkel sind. Wären diese unter Sontheim (bzw. am nördlichen Ausgang des Dorfes, wo die Pumpstation ist)- nicht vorhanden, so hätte man die Stufen des Malm 2-8 durchteufen müssen (ab- gesehen von den diluvialen Ablagerungen), die etwa 150 bis 200 m mächtig sind, wobei eine normale Mächtigkeit (© + Massen- + Plattenkalke + Brenztaloolith) angenommen wird. Einer solchen tiefen Bohrung kann man sich in Sontheim nicht erinnern. i Die ganzen tektonischen Verhältnisse sprechen dafür, daß unter dem Diluvium Süß- wasserschichten und darunter Oberer Malm liegen. Wie konnte sich aber das Wasser des ältesten Sees halten, ohne im kalkigen Oberen Malm zu versickern? Folgende Möglichkeit käme in Betracht: Man könnte annehmen, daß nach der Bildung der Gräben, also bald nach der Aufpressung des Lakkolithen, die Tagewässer im y aufgefangen ‘wurden, wodurch sich der Grundwasser- spiegel immer mehr erhöhte. Schließlich mußten die ersteren über den Malm Z herüberlaufen und konnten so einen See . bilden. Doch wären hierzu sehr große Wassermengen nötig gewesen, denn die Schichtenmächtigkeit 9—{ beträgt min- destens 150 m. Ich möchte eher glauben, daß wir zur Erklärung die Heraushebung des Klosterbergs und dessen starke Ab- waschung heranziehen müssen. Dieser Berg hatte ja bereits vor der Ablagerung der ‚„Kaltwasserschichten existiert, seine Abtragung war bei deren Bildung schon stark vor- 76 geschritten, wie die schokoladenbraunen Lager in denselben zeigen, die mit den Aalener Schichten in Zusammenhang stehen. Es scheint, daß das feuchte Klima der damaligen Zeit die intensive Abwaschung des Klosterbergs bewirkt hat, wodurch das mächtige, stark gestörte Schichtenpaket Malm ö—y, bzw. Malm &--Dogger y rasch in die Gräben be- fördert wurde. Anfangs versickerte natürlich viel Wasser im kalkigen Malm &©-8 der Depressionen, doch füllten namentlich die mergligen und tonigen Schichten des Malm «a und y, sodann diejenigen ‘des Dogger die Spalten und Klüfte aus. _ Hierauf konnten sich Wässer über Tage in den. Gräben eher halten und setzten die weichen, wasser- undurchlässigen untersten Lagen der älteren Süßwasser- schichten ab. i Die zweite Frage beschäftigt sich mit dermerkwürdigen Tatsache, daß die Wässer des älteren (Laevis-)Sees kalt, die des jüngeren: Sees hingegen warm waren. Hiermit hängt eine weitere Frage, nämlich die nach der Herkunft des Wassers, zusammen. Daß die Schichten des älteren Sees in Wasser sedi- mentiert wurden, das kälter als das des jüngeren Sees. war, geht aus dem Fehlen jeglichen Aragonitgehalts in den Laevis- Sedimenten hervor. Ich habe bereits verschiedentlich darauf hingewiesen, daß Tektonik und Warmwasserbildung beim Absatz der jüngeren Schichten Hand in Hand gingen. Schon FrAas und BrAncA drücken sich dahin aus, daß als Folge- wirkung des Vulkanismus am Klosterberg heiße Quellen ausströmten. Nun hatten bereits vor den Ablagerungen der älteren Sedimente tektonische Bewegungen stattgefunden, und so ist es von vornherein nicht'zu verstehen, warum nieht schon damals Thermen entstanden. Da möchte ich darauf hinweisen, daß der Laevis-See viel kleiner als derjenige war, der unter dem Einfluß der späteren heißen Sprudel gefüllt wurde. Dies dürfte. wohl auf eine verschieden starke Auslösung der tektonischen Kräfte. ‘zurückgeführt werden. Diese hängen aber ziemlich sicher mit verschieden starken Intrusionen der lakkolithischen Massen zusammen, was ich im 2. Teil der Arbeit genauer ausführe. Bei der Füllung des älteren Sees, der nur auf den west- lichen Teil des Beckens beschränkt war, lag das Magma offenbar noch zu tief, um Thermalwasser bilden zu können. Haben wir nun für das Wasser des Laevis-Sees unbe- dingt juvenile Herkunft anzunehmen? TEN AN Ga 7 v e) } 17 Aus den anstehenden e- oder £-Kalken des Malm am Rande des Beckens konnten ebensowenig wie heute so starke vadose Quellen ausfließen, daß sie den älteren See hätten zu füllen vermögen. Die beiden kleinen Quellen, die in Osten des Beckens bei der „Ziegelei“ am Süd- westhang der Schafhalde austreten und ihre’ Existenz dem stark gestörten Oberen Malm verdanken, sind so schwach, daß sie zur Füllung eines Troges, aber nicht eines, wenn auch verhältnismäßig kleinen Sees in Betracht kommen. ‘Es wäre nun daran zu denken, daß starke Regengüsse dafür verantwortlich zu machen sind. Doch liegt es näher, daß die damals schon existierenden Spalten am Kloster- berg juveniles Wasser lieferten, das jedoch relativ kalt . war, weil die lakkolithischen Massen noch ziemlich tief lagen. BE, Während dem Absatz der jüngeren Sedimente lösten sich die tektonischen Bewegungen in starkem Maße aus, wodurch ‘das Steinheimer Becken in seiner Gesamtheit ge- bildet wurde. Diese Bewegungen waren durch eine kräftige Intrusion der magmatischen Massen am Klosterberg bedingt, wodurch die starken Thermen ins Leben gerufen wurden, welche den großen See füllen konnten. Stärke der Tektonik, Lage des Lakkolithen, Menge und Temperatur des gelieferten Wassers stehen also. in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Unter Erkennt- nis dieser Tatsache kommen wir der Erklärung der auf- geworfenen Fragen am nächsten. V. Die Entstehung des Steinheimer Beckens. Über die Entstehung des Steinheimer Beckens sind bereits verschiedene Ansichten geäußert: worden. Ich will sie in ehronologischer Reihenfolge vortragen und zum Schluß meine eigene Auffassung, wie sie sich aus meinen: Unter- suehungen ergibt, bringen. Bei allen Hypothesen steht das Problem der geologisch hoch: gelegenen Doggerscholle am Klosterberg im Brenn- punkt des Interesses. Dogger ß liegt, mit geringen Zahlen- werten gerechnet, etwa 250 m höher als der des benach- barten Schafberg (vgl. d. tekton. Teil S. 62): 1900. E. FrAAS (Der geolog. Aufbau d. Steinh. Beck.; Jahrh. d. Nat. Ver. f. Natk., Bd. 56; 1900) stellte sich die Doggerscholle als über unterliegenden Malm «/3 überschoben vor. Doch, vom wo soll denn dieser Dogger stammen? 78 Fernerhin gehört doch ein seitlicher Druck dazu, um ihn auf der Malm herüberzuschieben — und für dessen An- nahme fehlt jegliches Anzeichen. 1905. W. Branca und E. FrAASs (D. Kryptovulk. Beck. von Steinheim) nehmen eine zentrale Aufpressung und periphere . Absenkung an. Die erstere soll durch einen Lakkolithen hervorgebracht sein, die Schichten sollen nach den Seiten in der Weise folgen, daß, wie bei einem Sattel, die ältesten Schichten im Kern, die jüngeren nach außen liegen. Des- halb geben die- genannten Autoren für die Schichten am Bürgel Malm y—e an. Dieser müßte jedoch nach O fallen, und nicht, wie konstatiert wurde, nach W. Außerdem handelt es sich um Unteren Malm Z bzw. e. Ganz richtig verlegen sie die Zeit der Aufpressung vor die Ablagerungs- periode der Süßwasserschichten, da die Breccien (gemeint sind Sedimentbreccien), die aus den Quetschbreccien hervor- gingen, Süßwasserfossilien enthalten. Die Annahme FrAAs’ einer Überschiebung der Dogger- scholle am Klosterberg lassen sie fallen. 1913. Branca (Aufpressung u. Explos. od. nur Explos. im vulk. Ries b. Nördlingen; Mon.-Ber. d. D. Geol. Ges. 1913) meint, daß die Doggerscholle am Kloster- berg doch über unterliegenden Malm herübergeschoben sein. könnte durch Vereinigung von schwacher Aufpressung mit Kontaktexplosion. Hierdurch wird die en aufgestellte Hypo- these unklar und verschleiert. 1914. Kranz (Das Problem des Steinheimer Beckens) ‚vertritt bezüglich der Entstehung des Steinheimer Beckens, wie auch des Ries, eine andere Anschauung als BRANCA und FRAAS. Da die Hypothese- ganz interessant ist, und auch von GoTTscHIckK (nach mündlicher Mitteilung) angenommen wird, so will ich sie nach dem „Problem des Steinheimer Beckens“ referieren. Die „Sprengtheorie“ ist besonders deshalb von Interesse, weil sie von Kranz auf Grund praktischer Er- fahrungen im .Pionierdienst und unterstützt durch einen Sprengversuch am „Riesmodell“ aufgestellt wurde. Die Vorgänge, die sich bei der Entstehung des Steinheimer Beckens abgespielt haben, sind eigentlich eine vor An- stellung von Kranz’ Sprengversuchen stattgehabte Wieder- holung derselben. Im jüngeren Obermiocän erfolgten nach KrANZ kurz hintereinander zwei Sprengungen, von denen die erstere 79 auf einen treibenden, die zweite auf einen treibenden oder brisanten oder ein Mittelding von beiden zurückzuführen ist. Der Herd der ersten Explosion (zentrale, flachsitzende, vulkanische Sprengung) lag im Mittleren -Malm, ein paar Zeilen weiter denkt KrAnz.an den wasserführenden Horizont des Unteren Malm, den Oberen Horizont von Malm «. Der Herd der zweiten Explosion lag wahrscheinlich im Amal- - theenton (weiter im Text: im Oberen Lias), und wurde durch vulkanische Gase im Gegensatz zur ersten Sprengung, die Wasserdampf ihre Entstehung verdankt, hervorge- rufen. Nach dem Profil auf Figur 5 a. a. O. lagen alle Schichten unter und neben den direkt übereinanderliegenden Herden horizontal. i . Die erste Sprengung schob das Bürgel und den Knill (Weiß £) auf der normal gelagerten Unterlage nach der Seite hin, wodurch, nach Kraxz, das normale Einfallen der &-Schichten beckeneinwärts zu erklären ist. Am Nord- westteil des Burgstall fallen diese, nach KrAxz, nach NO, am Südostteil nach WNW, was jedoch so zu erklären ist, daß dieser Berg zwischen zwei, nicht tiefliegenden Radial- sprüngen von ihrem ursprünglichen Lagerungsort über nor- mal gelagerten Malm «a/y verschoben und. dabei zerrissen und zerquetscht wurde. Der Bogen des Stubental läßt sich vielleicht als „Konzentrischer Hauptsprung, nach dem Sprengversuch‘, auffassen. Die in der Peripherie des Kessels vorhandenen Breccien sind von der Explosion herrührender Sprengschutt. Zum Teil könnten sie aber auch aus Verwitterungs- und An- schwemmungsmaterial bestehen. Kalkbrocken mit Druckfiguren, wie sie FrAAs und BrAanca (Das Kryptovulkanische Becken von Steinheim), abbilden, und wie sie auf einem Acker zwischen Burgstall und Knill und am Fuß der Schafhalde gefunden wurden, in der Korpschen Grube aber im zertrümmerten Malm anstehen, sieht Kranz als Bomben an! Im zweiten Kapitel: Explosion oder langsame lakko- lithische Aufpressung im. Klosterberg? beschäftigt sich Kranz mit den Lagerungsverhältnissen am Klosterberg. Kranz wendet sich gegen die Auffassung BRANGAS und FrAAs’, daß ein Lakkolith den Klosterberg gehoben haben könnte, denn die Massen wären zu sehr gequetscht und ineinandergeschoben, was bei einer langsamen lakkoli- thischen Aufpressung nicht möglich sein soll. Warum eigent- lich nicht, da doch. ein aufdringender Lakkolith, ein &0. Schichtenpaket von Hunderten von Metern Mächtigkeit in die Höhe hebend, starke Verbiegungen und Verquetschungen, namentlich in den weichen Tonen hervorrufen mußte? KRANZ meint, auf. Untersuchungen HAUSSMANNS fußend, daß ein Magma-Reservoir unter dem Steinheimer Becken zu tief gelegen haben muß, um überhaupt für eine lakkoli- thische Hebung in Frage zu kommen. HaussmAann hingegen (Die erdmagnetischen Elemente von Württemberg und Hohen- ' zollern, Stat. L. A., Stuttgart 1913) drückt sich vorsichtig dahin aus, daß die störenden unterirdischen Massen zwischen Heidenheim und Giengen am stärksten zu. sein scheinen, es ließe sich aber -aus der geringen Zahl von Messungen nicht erkennen, wie der Lakkolith mit seinen Apophysen ver- läuft und welchen Anteil er an der Bildung des Steinheimer Beckens gehabt hat. Kranz lehnt jegliche Lakkolithbildung ab, da ameri- kanische Lakkolithe (er zählt mehrere auf) die Schicht- mäntel nicht so zertrümmert hätten, wie es beim Kloster- berg . der Fall ist. „Eine verhältnismäßig schwache Explosion im: Niveau des Oberen Liashatbaldnach der großen zentralen Aus-' sprengung des flachen Beckens den tieferen Untergrund im mittleren Teil des Kessels aufgewühlt und kunterbunt im heutigen Trümmerhaufen desKlosterbergs—Steinhirt durceheinandergeworfen.“ Bezüglich der nachträglichen Störungen de Klosterbergs, meint KrAnz, daß die dortige schräge Lagerung des Tertiärs ohne jede tektonische und vulkanische Be- wegungen, „durch natürliche Anlagerung an die Berg- hänge und Klippen, sowie durch nachträgliche Setzung. und Gehängerutschung‘“ erklärt werden könne. Hebung des Klosterbergs, wie sie SANDBERGER, oder Senkung der Um- gsebung derselben, wie sie Branca und FraAs nach der Sandablagerung annehmen, hält Kranz für unwahrscheinlich. ‚Weiter gehe ich nun auf die. Arbeit Kranz’ wegen - Druckersparnis nicht ein. Doch möchte ich die ol an Fragen aufstellen: Ä 1. Wie stellt sich Kranz die ai den Gewässer (deren Dämpfe die erste. Explosion erzeugt. haben sollen) im Malm« (oder y; Genaueres erfährt man nicht), der nach Kranz (Fig. 5) vollkommen normal liegt, vor?‘ Warum. sammelten sich diese Gewässer gerade im Untergrund des heutigen Steinheimer Beckens? 8 . 2. Aus welchem Grunde nimmt. Kranz für die erste Explosion Wasserdampf, für die zweite Sprengung aber vulkanische Gase an? 3. Nach Kranz liegt der Malm £ des Bürgel auf Malm ß, auf dem es, durch Dampf befördert, an eine ent- ferntere Stelle gerutscht ist. Sind denn durch ein und die- selbe Explosion zuerst die Schichten des Malm y/e fort- geblasen worden (nach Kranz’ Profil etwa 600 m), so Jaß nur der © des Bürgel übrig blieb, und wurde dann durch dieselbe Sprengung dieser Berg + dem Knill + dem Burgstall (das ist eine Masse von etwa 2800 m Längen- ausdehnung) auf die Seite geschoben? Hätte denn die seitliche Kraft des Dampfes, der nach Kranz’ Profil unter ganz flachem Winkel aus dem Trichter herausströmte, überhaupt genügt, um eine solche Schiebung vorzunehmen ? 4. Ist der Klosterberg-Jura wirklich durcheinander- gerüttelt wie ein „Maulwurfshaufen‘“? Dogger ß liegt doch ganz normal in zwei Inseln dem Dogger a auf. Gewiß, die Lagerung ist im allgemeinen sehr gestört, wie das bei einem emporgepreßten Berg, namentlich, wenn harte und weiche Schichten zusammen vorkommen, gar nicht anders mög- lich ist. 5. Spricht diese gestörte Lagerung gegen die Annahme eines Lakkolithen, nur weil die von Kranz aufgezähiten amerikanischen Lakkolithe weniger gestört zu sein scheinen? Bei einer ungleichmäßigen Aufpressung des Magmasin einem verhältnismäßig schmalen Schlot, mußten solche Störungen auftreten. Der Druck gegen die über dem Lakkolithen liegenden Schichtenkomplexe mußte harte und weiche Schichten ineinanderquetschen und verschieben. Gegen die Existenz eines Lakkolithen sprechen die wenigen Messungen HAUSSMANNS nicht, da sich dieser sehr vorsichtig über die Verbreitung desselben ausspricht. So ergibt sich denn: Die interessante Theorie Kranz’ baut sich aus Hypo- thesen auf, die durch nichts begründetsind. Sie können den Aufbau des Steinheimer Beckens nicht erklären. Die Annahme eines Lakkolithen durch FrAAs und BrAncA, wird durch die Sprengtheorie nicht erschüttert. Eine kleine „Kontaktexplosion“, hervorgerufen durch den Kontakt von Wasser und Magma, kann neben der Auf- pressung kryptovulkanischer Natur stattgefunden haben, wie tschr.d. D. Geol. Ges. 192, 6 82 das ja FrAAs und BrancA (s. FrAAs: Erwiderung auf W.Kranz), ‚Das Problem des Steinheimer Beckens“, J.-Ber. u. Mitt. d. oberrh. Geol. Ver., N. F., Bd. 4; 1914, S. 113), auch annehmen (vgl. auch W. Branca, a. a. O., 1913). Ich möchte noch den Widerspruch, der in Kranz's Arbeit liegt, und den ihm FrAAs (Erwiderung, S. 115), auch vorwirft, hervorheben, wenn er sagt, daß Schmelzfluß unter dem Becken aufgestiegen sei, der doch wohl die Spreng- gase zur zweiten Sprengung geliefert hat, wenn er anderer- seits erklärt, daß die Magmamassen zu tief gelegen haben müssen, um überhaupt für eine lakkolitische Hebung in Frage kommen zu können. Zum Schluß möchte ich meine eigenen Anschau- ungen über die Entstehung des Steinheimer Beckens bringen, wie sie sich aus meinen Untersuchungen ergeben (vgl. die Profile 7 bis 9). Erste tektonische Phase. Vor der Ablagerung der älteren Süßwasserschichten macht sich eine Emporpressung an der Stelle des heutigen Beckens bemerkbar, die wohl am Klosterberg und am Bür- gel-, Knill- und Bürstelkomplex am bedeutendsten war. Diese sind wahrscheinlich en bloc gehoben worden, wofür die jetzt noch morphologisch zutage tretende Verbindung vom Knill nach dem Klosterberg spricht, welche im heutigen eigentlichen Becken durch die Wasserscheide angedeutet . wird (s. Karte 1). Die Emporpressung wurde durch den von BRANcA und FrAAs angenommenen Lakkolithen verursacht, der jedoch noch sehr tief im Erdinnern stak. Im Zusammenhang mit der Hebung wurden Spalten aufgerissen, welche den Ver- band der Schichten lockerten. Da sich die Hauptmasse des Lakkolithen auf einzelne Punkte konzentrierte (Klosterberg, Bürgel, Knill, Bürstel), so mußte an diesen das größte He- bungsmaß erreicht werden (vor allem am Klosterberg). Die Sedimente am Klosterberg wurden in der Mitte am meisten gehoben, wodurch sie eine flach dachförmige Lage- rung erhielten (vgl. Prof. 9, B). Durch dieses Herauf- zerren der Juraschichten am Klosterberg wurden diese von denen, die in den heutigen Gräben liegen, getrennt. Da zu gleicher Zeit durch die Konzentration des Magmas an bestimmten Stellen ein Wegführen desselben von der Peripherie stattfinden mußte, so konnten hier Einbrüche stattfinden. Es entstanden die Gräben (vgl. Prof. 9, ©). 83 Von dem am meisten gehobenen Klosterberg wurden die jüngeren, zum Teil stark tonigen Juraschichten abgewaschen und in die Gräben befördert, wodurch der sonst für Wasser durchlässige Obere Malm, der ja wohl heute noch die Basis der Süßwasserschichten in den De- pressionen bildet, undurchlässig wurde. Soweit. bis jetzt bekannt, füllte sich nur der westliche Teil des Beckens mit Wasser, das wohl vom Klosterberg stammte, und deshalb kalt war, weil der Lakkolith noch a 0 Profil 9. A. Vor der Entstehung des Beckens. B. Die Empor- pressung des Lakkolithen. C. Die Bildung der Schollen, vor allem des Klosterbergs und des westlichen Grabens, der mit dem /aevis- See angefüllt ist. D. Profil durch das Becken zur Zeit des Zenuis- oder sulcatus-Sees. 1 = Unterer Dogger, 2= Unterer Malm, 3= Oberer Malm, 4 = /aevis-Schichten, 5 = steinheimensis-Schicht, 6 = Lakkolith ziemlich tief lag. Wahrscheinlich bestand eine Verbindung zwischen Klosterberg und Zangerberg und zwischen dem ersteren und dem Knill, so daß die Wässer des westlichen Beckens nicht über diese Barriere treten konnten. Nach einiger Zeit trocknete der See aus. Zweite tektonische Phase. . NachderAblagerungderKleinischichten lebten die tektonischen Bewegungen wieder auf, wobei sich die Gräben vertieften, wohl in Zusammenhang mit einer Senkung des Klosterbergs (vgl. Prof. 9, D). Hierbei fand en 84 eine stärkere Intrusion der lakkolithischen Massen an diesem statt, wodurch die Thermen gebildet wurden, welche nun zur steinheimensis (?)—tenuis- bis zur älteren planorbi- /ormis-Zeit mächtige, submerse Tuffe absetzten und das ganze Becken mitsamt dem größten Teil des stark abge- tragenen Klosterberg unter Wasser setzten. Nach dem Versiegen der Thermen zur jüngeren pla- norbiformis- und jplanorb./trochiformis-Zeit wurde der Wasserspiegel wieder niedriger. Hierauf traten weitere tektonische Bewegungen ein, welche Diskordanzen (Korrsche Grube) schufen. Etwa gleichzeitig brachen (in der Zrochi- formis-Zeit) neue Thermen auf, welche jedoch zu schwach waren, um den Klosterberg ganz unter Wasser setzen zu können (Landschnecken in den Zrochiformis-Tuffen!). In der älteren oxystoma-Zeit tauchte dieser ganz unter, wobei, wieich später noch auseinandersetzen werde (3. Teil), die auf ihm sich aufhaltende Wirbeltierfauna zugrunde ging. Quellen- tätigkeit ist für diese Katastrophe nicht unbedingt verant- wortlich zu machen, sondern starke, lang andauernde Regen- güsse, vielleicht mit einem Absinken des Berges zusammen- fallend, haben das Untertauchen veranlaßt. Nach einiger Zeit war der Berg wieder frei und unter- lag einer starken Abrasion, wodurch die im Profil 4 darge- stellten Schwemmschichten entstanden, in denen wir auf sekundärer Lagerstätte zahlreiche Knochen der bei der oben erwähnten Katastrophe zugrunde gegangenen “Säuger finden (Prof. 4, Schichten von 4—6 m). Sodann wurde, wahrscheinlich wiederum unter dem Einfluß von Regengüssen, der Wasserstand erhöht. Bei der Ablagerung der Kieselkalke sind nach längerer Zeit tek- tonische Bewegungen im Spiel, wobei heiße Quellen von neuem sprudeln, und der Klosterberg endgültig unter Wasser gesetzt wird. Drittetektonische Phase. Nach Ablagerung der supremus-Schichten reißen alte tektonische Linien von neuem auf, die Graben- bildung belebt sich wieder, das Tertiär wird zerstückelt. Hierbei vertieft sich auch der Graben zwischen Bürgel und Schafhalde; das erstere, eine Zeitlang gehoben (trotz seiner heutigen niedrigen Lage befindet sich auf ihm kein Tertiär), sinkt ab. Am Rand des Beckens und am Klosterberg wird Tertiär gegen ältere Schichten verworfen. Ob nun auch zuletzt 85 der Klosterberg en bloc einsinkt, ist nicht zu entscheiden, Seine Süßwasserschichten liegen jedoch tiefer als an der Schafhalde (600 m). So geht denn alles mit natsnlches Dingen zu. Über- schiebungen und Explosionen sind zur Entstehungserklärung des Steinheimer Beckens ganz unnötig, wenn man die tek- tonischen Linien erkannt hat. Es’ handelt sich um nichts weiter als um einen Zentralhorst, den Klosterberg, und um ein System von peripheren Gräben, von denen der östliche durch die Bürgelscholle geteilt wird. Bezüglich der en allahene des Asiens halte ich an der Erklärung von BrAncA und FrAAs fest, daß ein Lakkolith, in der Tiefe stecken geblieben, diesen heraus- gehoben hat. Kleinere Explosionen, die aber von neben- sächlicher Bedeutung sind, werden auch stattgefunden haben, sind aber nicht erwiesen. Anhangsweise seien noch einige Momente hervorgehoben, welche die Unterschiede, die zwischen der Ansicht Fraas’ und Bkrancas von 1905 und des Verfassers bestehen, zeigeni 1. Die Sprudelkalke sollen in der Pmarıonschen Grube wurzellos sein. Dieser Ansicht kann ich mich nicht anschließen. Man vergleiche Profil 2, und man wird .zu- geben müssen, daß die Sprudelkalkfelsen gewachsen sind. Dasselbe gilt für die Klötze 1, 2 4, 6, wenn auch‘ einzelne Felsen unbedeutend verrutscht sind. 2. Die Schnecken-,Sande“ sind nach der Ansicht FrAas’ und BrancAs den Sprudelkalken an gelagert, ruhen aber nach meinen Beobachtungen auf den letzteren (vgl: Profil 2). 3. Tektonik soll am Saum des Beckens nicht vor- handen sein. Die steil gestellten Jurafetzen am Ausgang des Hirschtals, am Finkenbusch, in den Gemeindebrüchen am. Ostrand des Beckens seien lokale Verrutschungen. Ich habe im Kapitel Tektonik gezeigt, daß die gestörte Lagerung der Jurafetzen an der Peripherie des Beckens (auch am Knill, im Stubental an der Schafhalde) mit der Tektonik desselben in engstem Zusammenhang steht. 4. Der Jura mit aufgelagertem Tertiär am Rand des Beckens soll gleichmäßig horizontal (also ungestört) liegen. Wegen der starken Vergriesung der Juraschichten und der ungünstigen Aufschlüsse ist die Bestimmung der Fallrichtung oft schwer bestimmbar. Doch am Roßberg, 86 Bürgel, an der Schafhalde und am Knill ist sie kon- statierbar. 5. Die Sprudelkalke am Klosterberg sollen, abgesehen von kleinen lokalen Rutschungen, keine wesentlichen . Störungen erlitten haben. Doch schneiden sie so scharf gegen den zentral gelegenen Jura ab, daß wir ein Ab- sinken nach Ablagerung des Tertiärs annehmen müssen (s. Kap. Tektonik). 6. FrAAs und BrAncA nehmen Störungen vor und nach Ablagerung des Tertiärs an. Die tektonischen Linien ver- folgen sie nicht. Ich zeigte, daß Störungen vor, während und nach dem Absatz der Tertiärschichten stattfanden. Die Spalten, welche vor der Sedimentation der Süßwasser- schichten aufbrachen, haben im großen und ganzen bereits das heutige Relief geschaffen, das während und nach der- selben weiter herausmodelliert wurde. Dabei spielen Nord- süd- und Ostwest-Störungen die Hauptrolle. 7. Mit FraaAs und Branca betrachte ich den Klosterberg als einen Horst, doch liegt m. E. im Untergrund der Depressionen kein Mittlerer, sondern Oberer Malm mit aufgelagertem Tertiär. 8. Mit den genannten Autoren sehe ich den Kloster- berg als durch einen Lakkolithen emporgepreßt an. Doch kann ich mich nicht mit jener Theorie FrAAs’ und BrAncAs befreunden, nach der ein sattelförmiges Profil entstand, indem die ältesten Schichten am Klosterberg, die - jüngeren Formationsglieder nach außen auftreten (vgl. a.a.O. 1905, Querschnitt), denn an der Bürgelscholle liegt nicht Malm y—e, sondern unteres { bzw. e, das aber nicht nach O, sondern nach W fällt, also umgekehrt, als es nach der Annahme der obigen Hypothese der Fall sein müßte. Die Entstehung der Depressionen können FRAAS und BrAncA nicht erklären. M. E. wurde das ganze Stein- heimer Revier gehoben, und zwar in der Mitte am stärksten, wodurch ein weites, sehr flach fallendes Gewölbe entstand. Da kein Seitendruck für die Entstehung desselben ange- nommen werden kann, mußte eine Lockerung im Verband der Schichten und eine damit in Zusammenhang stehende: Zerreißung eintreten (vgl. die Profile 9A—D). Wegen der Konzentrierung des Hauptdrucks auf,den Klosterberg nehme ich an, daß der Hauptteil des Magmas unter diesem ver- einigt wurde, wodurch wiederum eine Verminderung - des- selben unter den heutigen Depressionen Hand in Hand ging. So konnten die Gräben einbrechen. 87 VI. Beziehungen der weiteren Umgebung des Stein- heimer Beckens zu dessen Tektonik. Bei der Besprechung der Beziehungen der weiteren Umgebung des Steinheimer Beckens zu dessen Tektonik. sind zunächst zwei Linien, die auf der REGELMANnNschen Karte aus dem Ries in Südwestrichtung auf das Becken zulaufen, zu erwähnen. Sodann macht BRÄUHÄUSER (Die Spielburgverwerfung, Jahrb. u. Mitt. d. oberrh. geol. V., N. F., Bd. 6, Heft 1, 1916) darauf aufmerksam, daß die Spielburgverwerfung Adelberg- Staufen in ihrer Richtung auf das Kryptovulkanische Becken hinweist, der genannte Autor vermutet einen Zusammen; hang zwischen diesem und der erwähnten Störung. BräAv- HÄUSER fügt jedoch hinzu, daß ein Bruch auf der Oberfläche „nicht erweislich oder gar nicht vorhanden“ zu sein braucht, „Nach der Beobachtung der schon viel älteren, in der Tiefe im Erdinnern vorhandenen und vorgezeichneten alten Tren- nungsfläche und Sprunglinie bei Schramberg, kann doch vielleicht an einen gewissen, wenn auch entfernten Zusam- menhang gedacht werden.“ Für die folgenden Auseinandersetzungen ist nun vor allem zu betonen, daß die Hauptstörungen des Stein- heimer Beckens etwa nordsüdlich und ostwestlich, mit Ab- weichungen, orientiert sind. Es gibt nun in der weiteren Umgebung desselben zahlreiche Linien, welche dieselbe Rich- tung haben. Auffallend ist nun zunächst, daß die dem Albafall abgekehrte Grenz£e des Malm' X von Urach nach Hohen- stadt SW-—-NO verläuft, um bei Geislingen Nord- südrichtung anzunehmen, und beim Schöneberg östlich Weißenstein in westöstlicher Richtung auf Königs- bronn zu streichen. In diesen rechten Winkel passen sich nun die Hauptstreichrichtungen des Steinheimer Beckens ein. Dieser kommt dadurch zustande, daß die Jura- schichten östlich der Linie Geislingen— Weißenstein weit nach N vorgelagert sind. Das gilt auch für die Tertiär- schichten östlich Blaubeuren—Geislingen, die westlich dieser Linie fehlen, hingegen östlich davon nicht unbedeutende Teile der Alb bedecken. Ähnlich steht es mit dem Malm Z, der westlich der ge- nannten Linie durch e zurückgedrängt wird, während es östlich derselben, südlich Weißenstein—Königsbronn, umge- kehrt ist. Diese Verhältnisse sind nur .durch tektonische Vor- gänge zu verstehen, bei denen es jedoch nicht zu Zer- reißungen zu kommen brauchte; es kann. sich um Ver- biegungen oder Flexuren, in seltenen Fällen um Verwerfungen handeln. Ob die Tektonik vor- oder :nach- miocän ist, wage ich nicht zu entscheiden. Die Anwesenheit solcher Störungen möchte ich durch die folgenden Zahlen belegen. Östlich des Eybachs, an dem Geislingen liegt, ist zwischen diesem Ort und Treffel- hausen Malm { weit verbreitet, während er westlich des Flusses fehlt. Dafür ist im Westen y—O mit aufgelagertem e ohne © vorhanden. e nimmt. westlich des nordsüdlich ver- laufenden Teils des Eybachs folgende Höhen ein (vgl. Blatt Geislingen): Bere; nördlich" Stötten! 2}. 222. 2.1 ER 7 ROSA RR Messelberg: al Br N FERIEN EN En 749,0 m Demgegenüber liegt e auf der Ostseite des Eyb: westlich Steinenkirch (gegenüber d. Berg nördlich SEO LDen) dr le ee N. 640 m Kriegsburren, östlich Treffelhausen . . ....... 708 m südwestlich; Trasenbers #1 02. .R2 "ri 630 m Dies sind Unterschiede, die nicht durch ein unkonstatier- bares Fallen nach O erklärt werden können. Es ist zum mindestens auffallend, daß die Eyb gerade an dieser nord- südlich verlaufenden Trennungslinie von e und © Nord- südrichtung: hat. Es gelang mir, östlich der Eyb eine Ver werfung nachzuweisen. Im Eybtal selbst liegt scheinbar keine Stö- rung, denn die Schichten stehen auf der rechten und linken Seite in gleicher Höhe an. Eine solche Störung geht zwischen dem e des Kriegs- burren und den Böhmenkircher Plattenkalken durch und verläuft bis zur Hart südöstlich Treffelhausen nach 8. Zwischen Kriegsburren und Trasenberg kann man sie nicht nachweisen, weil die Plattenkalke keine Störungen er- kennen lassen. Doch südwestlich Trasenberg ist eine Ver- werfung konstatierbar, die längs eines kleinen Tälchens in Nordsüdrichtung verläuft. Kombiniert man alle Verwerf- ungsstellen, so ergibt sich eine N—S streichende Störung, die parallel der Eyb verläuft. Weiterhin habe ich sie noch nicht verfolgt. Für unsere Zwecke ist nun das folgende von Bedeu- tung: i Wie das £ von dem e durch eine Nordsüdlinie ge- trennt wird, so ist dies auch in ähnlicher Weise für den Schnaitheimer Oolith der Fall, dessen westliche Grenze vom Kerbenhof westlich Zang nach Altheim ver- läuft. Auch im O ist seine Grenze nordsüdlich orientiert; sie verläuft etwa in der Linie Nattheim—-Giengen. Zwischen den beiden Grenzlinien befindet sich fast in der Mitte die Brenz, die auf der entsprechenden Strecke von N nach S fließt. SCHMIERER (Die Altersverhältnisse der Stufen e und & des Weiß. Juras; diese Zeitschr., Bd. 54, 1902) meint, daß der Brenztaloolith in einer Muld e abgelagert wurde, eine An- sicht, der man beipflichten muß. Ich füge hinzu, daß diese Mulde Nordsüderstreckung hat. Der Ooolith liegt teils auf & wie zwischen Schnaitheim und Heidenheim, teils auf e wie im Täschental, teils auf beiden wie am Ugenhof westlich Bol: _ heim. SCHMIERER a. a. O. erklärt das so: der: Oolith lagerte sich dort auf £, wo dieses das e bereits bedeckt hatte, jedoch auf e, wo dieses noch als Kuppen aus dem & heraussah. — Ob nicht auch andere Momente eine Rolle gespielt haben, soll dahingestellt bleiben. Das eine scheint mir aber sicher, daß vor Ablagerung des Schnaitheimer Ooliths Erdbewegungen stattfanden, durch die die Schnaitheimer Oolithmulde geschaffen wurde. Wahr: scheinlich handelt es sich um das, was GILBERT oder STILLE einen epirogenetischen Vorgang nennen würde, eine Bemer- kung, die nur von nebensächlicher Bedeutung ist. Ob Stö- rungen auch eine Rolle spielten, ist schwer zu sagen. So haben wir denn bereits Merkmale, welche auf einen gemeinsamen Grundplan hinweisen, der die nordsüdlich ge- richteten Grenzen bzw. Trennungslinien der Oberen Malm- stufen und die ebenso verlaufenden Störungen im Stein- heimer Becken anlegte. Der Nordsüdlauf des Eybachs und der Brenz sind wohl hierauf zurückzuführen. Daß auch an anderen Stellen der Umgebung von Stein- heim Störungen vorhanden sein müssen, geht aus dem folgenden hervor: Liegen gewöhnlich, was namentlich in der Böhmenkircher Gegend gut zu sehen ist, die Platten- kalke normal auf e, so ändert sich dies scheinbar in der Gegend von Söhnstetten. Geht’man über die Böhmen- kircher Platte nach Söhnstetten zu, so’ gelangt man bei 90 Höhe 665 in e. Zwischen Kilometer 19 und 20 trifft man ‘wiederum Plattenkalke, die bis Höhe 640 anhalten, um von dem ruppigen e abgelöst zu werden, das bis Höhe 585, wenige Schritte westlich Söhnstetten, anhält. Hier befindet sich ein e-Bruch am Kutschenberg, in dem der vertikale Übergang von e zu gut zu sehen ist. Die Schichten fallen nach O und S und sind an der Ostseite zerklüftet und gequetscht. Eine kleine Störung ist deutlich sicht- bar, die den östlichen gegen den westlichen Teil verwirft. In einer der Spalten hat sich graugrüner Ton gebildet, Von der genannten Stelle bleibt man in Plattenkalken, die östlich Söhnstetten am Stutz plötzlich von steil aufragen- ‚dem! e mit aufgesetzten Korallen-£ abgelöst . werden. Bezüglich der Westostlinien, ist nicht allzuviel zu sagen. Nur möchte ich noch einmal auf den westöstlich gerichteten Verlauf der e/ö-Trennungslinie von Weißenstein nach Königsbronn aufmerksam machen, die. senkrecht zu der vorhin besprochenen Eybachlinie steht. Auf die Anwesenheit weiterer Westostlinien, deutet die Angabe eines Steinbruchbesitzers. der Böhmenkircher Gegend, wonach es den Steinbrechern schon lange bekannt ist, daß die Hauptspalten in den &-Plattenkalken W—O- bzw. WSW-—-ONO-Richtung haben. Sodann möchte ich auf den WSW-—ONO bis W—-O gerichteten Verlauf des Stubentals hinweisen. Daß dieses am südlichen Rand des Steinheimer Beckens einer Stö- rungslinie entspricht, habe ich bereits erwähnt; ob dies ‚auch im unteren Teil bei Heidenheim der Fall ist, kann ich nicht sagen, denn, um dies konstatieren zu können, muß erst die Fertigstellung des Meßtischblatts Heidenheim ‚abgewartet werden. Auf jeden Fall-ist das Auftreten des Miocäns südlich des Stubentals gegenüber dem nördlich von diesem gelegenen Teil auffallend. Hierbei müssen wir natür- lich von dem Tertiär im Steinheimer Becken absehen, da ‚dieses für sich zu beachten ist. Ergebnis. In der weiteren Umgebung von Steinheim sind nord- südlich und ostwestlich gerichetete Linien vorhanden, die in einem rechten Winkel legen, dessen Schenkel bei Weißen- stein zusammenstoßen. Sie sind zum größten Teil als Ver- biegungslinien bzw. Flexuren aufzufassen, wenn auch Stö- rungen vorkommen. ei 91 In gleichem Sinne sind die tektonischen Linien des Steinheimer Beckens angeordnet, was auf einen gemein- samen Grundplan hindeutet. Wann dieser angelegt wurde, ist nicht zu sagen, wo- möglich geschah .dies bereits bei der Ablagerung des Brenz- talooliths. Im Zusammenhang mit dem Steinheimer Becken stehen vielleicht die Spielburgverwerfung und die vom Ries nach diesem zulaufenden Linien. - Wir kommen mithin zu einem anderen Ergebnis als FrAAs und BRANcA, welche eine Tektonik in der Um- gebung des Steinheimer Beckens leugnen. nl. Teil. Die Entstehung der Tertiärschichten von Steinheim. i. A. (Mit 1 Textfigur.) Inhalt. I. Allgemeiner Teil Einleitung Entstehung Get Kalkens 1. CaCO, als neutrales Salz im Wasser gelöst . 2. Ca CO, als saures Salz im Wasser gelöst . Spreneungs&desssauzenasalzes ner a) auf mechanischem Wege. . b) durch pflanzenphysieologische Tätigkeit 3. Kalk als Trübe im Wasser vorhanden . Die Produzenten und Konsumenten des Yaotillemesyunken ale: Die Komponenten der Süßwasserabsätze Typen der Kalkablasgerungen. 1. Gehängetufie 2. Bachtuffe und Seekalke (Kalkschlammablagerungen) . Die verschiedenen Fazies und ihre Abhängigkeit von der Tiefe einzelner Seeteile Il. Spezieller Teil (Die Süßwasserabsätze des Shen oda). IRODEIL es exd lumiernit;birieiezen ensure DI DELEe 3Sprrruldlerlksalliktesen Sr DR NE e Übergang der Sprudelkalke zu en Sandene Die Temperatur des die Sprudelkalke absetzenden Wassers Die Tiefe des die Sprudelkalke absetzenden Wassers Zusammenfassung 3 Die „sande“ mit Be einen Äquivalente der Sprudelkalke . Die „Sande“ der höheren Schichten . Die Bildung der letzteren 1. Unterschied der Pe der „Sander und platiigen Kalke ; DERDIE „Konkretionen“ : 3. Die Tufie. Seite: 93 93 95 97 97 37 99 101 102 103 104 104 104 105 111 dalat 112 119 120 126 126 127 127 128 139 139 140 142 '95 Die alend der Ablagerung der a und Kalke herr- schenden Temperaturen . . s lei. e Die Tiefenverhältnisse des Wassers ee. Zusammenfassung. J KR “Die I eanmanlagchinnaen Be Die Temperatur des die Schlammabsätze bildenden Wassers Die damals bestehenden Tiefenverhältnisse > Zusammenfassung BORN HE . Die Kieselkalke. Die Temperatur des die Seele Enserzenden Wassers Die bestehenden Tiefenverhältnisse,.. . -. . ». ... - Zusammenfassung Diskussion über die Asa nach ein Weeisen in Kies Zr sammensetzung des älteren und jüngeren Sprudels . Die Bildung der einzelnen Ablagerungen . Sy ai Analysen . 2 ee la I. Allgemeiner Teil. 145 144 144 145 147 147 148 148 150 152 152 152 154 159 Im folgenden soll die Petrogenese der tertiären Ablagerungen von Steinheim behandelt werden. Einen Ausschnitt derselben zeigt das folgende schema- Klosterberg Schematisches Profil durch den Klosterberg. tische Profil durch den Klosterberg, das uns ‘die Aufein- anderfolge der tertiären Schichten, die uns hier interessieren, vor Augen führt. Die ältesten obermiocänen Sedimente sind die Zaevis- oder Kleini-Schichten GoTtscaicks („Kaltwasserschichten“) (F. GortscHick: Die Umbildung der Süßwasserschnecken des Tertiärbeckens von Steinheim i. A. unter dem Einfluß von heißen Quellen; Jen. Zeitschr. f. Naturw., 56. Bd., N. F\, 94 49. Bd., 1920), die hier jedoch keine Berücksichtigung wegen der schlechten Aufschlüsse finden. Auf sie folgte die stein- heimensis-Zone mit Gyraulus steinheimensis (1) (weiche, bräunliche „Sande“), hierauf die sfeinheimensis-tenuis,. die tenuis-, sulcatus-, planorbiformis-Zone mit den entsprechen- den Gyraulen (2) (teils sandig, teils aragonitisch-kalkig; bräunliche Farbe), die planorbiformis-trochiformis-Zone (3) (sandig mit Konkretionen; bräunliche Farbe), die Zrochi- formis-Zone (4) (sandig, zum Teil mit Tuffeinlagerungen (T), etwas Aragonit, — Koppsche Grube am Osthang des Berges — oben Konkretionen). Diese Schichten sind, wie die nun fol- genden Sedimente, zum großen Teil weiß und führen keine Limnaeen mehr wie die unteren Ablagerungen. Auch treten die fischführenden Kalkplatten (F), wie sie in der letzteren häufig sind, zurück. Von Schicht 5, den oxysfoma-Schlamm- paketen, fehlen die unteren gemeinen Charen, die Gyraulen- schalen sind dünn, Säugerreste häufig. Die Schlammasse wird durch eine Schwemmschicht (S), in der neben Gyr. oxystoma der ältere Gyr. frochiformis — zum Teil in große Laiber eingeschlossen — auftritt, in eine untere und obere Abteilung zerlegt. Auf ihr liegt'der Kieselkalk (6) mit Gyr. oxystoma und revertens. Die jüngste Schicht mit Gyr. supremus ist in der PHA- Rıonschen Grube nicht aufgeschlossen und kommt nicht zur Besprechung. An dieser Stelle möchte ich Herrn Prof. Hrusıc besten dafür danken, daß er mir ‘die Ausführung einiger Analysen -Im Institut für Bodenkunde gestattete. Bei den Ablagerungen im Steinheimer Becken, von denen hier die Kaltwasserschichten, da nicht genügend aufge- schlossen, nicht berücksichtigt werden, handelt es sich aus- schließlich um Absätze in süßem Wasser, in dem folgende Sedimenttypen gebildet wurden: 1. Sedimentbreccien. 2. Kalke, zum Teil sehr dicht und hart, durch reichlichen Aragonitgehalt ausgezeichnet („Sprudelkalke“). 3. Mehr oder weniger ‘lose „Sande“ı) mit Kalkeinlage- rungen, mehr oder weniger bituminös. 1) Die Ausdrücke Sande, sandig, ‚beziehen sich nicht auf die chemische Zusammensetzung der Sedimente; sondern nur auf ihren Habitus, Quarzkörnchen kommen ganz selten vor. Als äußeres Zeichen der übertragenen Bedeutung setze ich die Worte in „ “. 95 4. Kalkschlamm ohne Einlagerungen und Aragonit, stark. bituminös. 5. Verhärteter Kalkschlamm mit viel Kieselsäure und lokal auftretendem Aragonit, kaum oder gar nicht bituminös. 1 Die chemischen Hauptkomponenten sind demnach: Kalk, Bitumina, zum Teil Kieselsäure, von denen der Kalk die Hauptrolle spielt. Daneben kommen Eisenoxydhydrat und Quarzsplitter in geringerer Menge vor. ‘ Bevor wir nun zur Besprechung der Petrogenese der Steinheimer Sedimente übergehen, haben wir uns mit der Art der Bildung ähnlicher kalkreicher Süßwassergesteine zu be- fassen, die sich vor unseren ‚Augen abspielt. Es sind die re- zenten Tuff- und Kalkschlammablagerungen ge- meint?). Für ihre Entstehung wird allgemein angenommen, daß freie CO, das neutrale Kalziumkarbonat in Ca (HCO;), ver- wandelt, aus dem entweder auf mechanische Weise oder durch die Assimilationstätigkeit vieler Pflan- zen CaCO, ausgeschieden wird. Eine Einigung wurde in der Frage, ob diese aktiv oder nur passiv bei dem Kalk- bildungsprozeß beteiligt sind, bisher nicht herbeigeführt, was einerseits mit der Schwierigkeit des Problems, anderseits: mit einer gewissen Einseitigkeit zusammenhängt, die man bei den Schlußfolgerungen aus einzelnen Beobachtungen walten ließ. Doch kommt dies auch daher, daß man den Kalk im Wasser als saures Salz annimmt, ohne die Möglich- keit ins Auge zu fassen, daß er auch als neutrialer Körper gelöst sein kann. Wir betrachten die beiden Fälle gesondert und berück- sichtigen hierauf den durch Abschlämm ung ins Wasser geratenen Kalk. 1. CaCO, als neutrales Salz in Wasser gelöst. Alle Salze lassen sich in Wasser mehr oder weniger schnell lösen. Selbst ' Körper, die einige Zeit als nicht- löslich angesehen wurden, wie Glas, widerstehen der Auf- lösung nicht. Wird dieses in pulverisiertem Zustand in Wasser gebracht, so charakterisiert sich dieselbe durch die 2) Zur Erlangung eines eigenen Urteils bin ich mit dem Stu- dium zahlreicher badischer Tuffbildungen beschäftigt; ich habe viele pflanzenphysiologische Versuche angestellt, die zum Teil noch nicht abgeschlossen sind. Ich gedenke sie gesondert zu. veröffentlichen. 96 alkalische Reaktion. Dasselbe gilt für Kalk, und zwar geht die Auflösung bereits bei gewöhnlicher Temperatur vor sich. Auch Aragonit löst sich in kaltem Wasser und tritt mit anderen Körpern wie Mohrschem Salz oder Kobalt- nitrat in Reaktion (Mrıgensche Reaktion). Nach FRESENIUS löst sich 1 Teil Kalk in 10800 Teilen kalten, in 8875 Teilen kochenden Wassers. Nach Bkron»- LÄNDER nehmen 1 1 Wasser bei 16° 13,1 mg, nach TREAD- WELL und REUTER 1000000: 238 Teile CaCO; auf. Die BRopLÄnDersche Zahl führt für ein Becken von 3 km Länge und Breite und 5 m Wassertiefe zu folgender Berechnung: In einer Wassermenge von 45000000000 1 können 5 895 000 000g = 589500 kg = 11790 Zentner CaCO, vor- handen sein. Bei Berücksichtigung des spezifischen Ge- wichtes des Kalkes (2,7) bringt diese Menge eine Sediment- decke von 0,024 mm Höhe auf 9000000 qm (3 km Länge, 3 km Breite) hervor. "Trotzdem diese Zahl gering scheint, so kann sie im Laufe der Zeit recht bedeutende Beträge erreichen. So berichtet SCHORLER (Die Rostbildg. in Wasserleitungs- röhren; Zent.-Blatt f. Bakteriologie, Jena 1905), daß, ob- schon das Dresdener Wasserleitungswasser nur 0,20 bis 0,50 mg Eisen enthält (gegenüber 13,1 mg CaCO;, das in einem Liter Wasser enthalten sein kann s. o.) in 30 Jahren die Röhren eine 3 cm dicke Rostschicht enthielten. Diese immerhin nicht unbedeutenden Zahlen weisen darauf hin, daß wir zwecks Erklärung der Auflösung und Ausscheidung des Kalkes die Kohlensäure nicht ohne weiteres benötigen. Erst wenn der Gehalt an CaCO, über 13,1 mg hinausgeht, dürfen wir an die Mitwirkung der- selben denken. Aus einer neutralen Lösung kann 0a00, durch Ver- dunstung, die durch erhöhte Temperatur gesteigert wird, zur Ausscheidung gebracht werden, wobei sich in stagnie- rendem Wasser zuerst ein feines Häutchen auf der Ober- fläche bildet, das langsam zu Boden sinkt. Die Ausfällung des Kalkes kann aber auch durch organische Substanz herbeigeführt werden; dieser Prozeß könnte eventuell dann von Bedeutung sein, wenn CaCl, im Wasser vorhanden ist. Bei fließendem oder stürzendem Wasser geht die Ver- dunstung schneller vor sich, wobei ebenfalls erhöhte Tem- peratur diese beschleunigt. 97. Läßt man kalkhaltiges Wasser verdampfen, so setzt sich an einem zerfransten Bindfaden oder an einem Zweig Kalk in feinen Schüppchen ab. Durch Zerstäuben würde wohl dasselbe Resultat erzielt werden. Schüttelt man eine der Ca CO,-Ausfällung nahe Ca (HCO,;),-Lösung längere Zeit, so trübt sie sich. Es könnten viele Inkrustationsvorgänge durch Verdunstung einer neutralen Kalklösung erklärt werden, ohne daß dabei immer doppelkohlensaurer Kalk mit im Spiel sein muß. 2. Kalk als Ca(HCO;,), im Wasser gelöst. Bekanntlich löst sich CaCO,,; etwa durch H,C0O, mit CaCl, ausgefäll, in überschüssiger CO, zu 0a (HCO,),. Diesem Prozeß wird eine solche Bedeutung beigemessen, daB man ihn für zahlreiche Vorgänge in der Natur verantwortlich macht, z. B. für die Konkretionsbildung im Löß. Kohlensäurehaltige Wässer lösen den Kalk des- selben auf zu Ca(HCO;),, aus dem später wieder ein Teil Kohlensäure entweicht, wobei CaCO, in Konkretionen übrig bleibt. Warum nun diese entweicht, ist schleierhaft. Der Prozeß ließe sich einfacher so ‘erklären, daß man für eine feuchte Periode eine Auflösung von Kalk in Wasser annimmt, das langsam versickert und in trockenen Perioden verdunstet, wodurch das neutrale Salz wieder ausgeschieden wird. Es wird nun angenommen, daß dem jeweiligen Druck, dem Sättigungsgrad des Wassers und der Temperatur ent- sprechend eine mehr oder weniger große Menge von CO, gelöst wird, wonach sich die Quantität des entstehenden Ca (HCO,), richtet. Aus diesem kann das neutrale Salz nur durch Sprengung der Molekel ausgeschieden werden, was a) auf mechanischem Wege, b) durch die physiologische Tätigkeit einzelner Pflanzen vor sich geht. Dem beobachteten Vorkommnis entsprechend wird von den verschiedenen Autoren dem einen oder anderen Vor- gang die Hauptbedeutung beigemessen. a) Bereits 1852 führt BoRNEMANN (Über geognost. Ver- hältnisse d. Ohmgeb., N. J., S. 31; 1852) die Zersetzung des Ca(HCO,), auf den Einfluß von Licht und Luft zurück, wobei Kalk ausfällt und die in der Quelle befind- lichen Gegenstände inkrustiert. Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922. 7 1866 spricht sich EULENSTEIN (Tuffbildg. d. Uracher Wasserfalls, Württembg. Jahresh. 1866; S. 36 ff.) dahin aus, daß eine Vegetation von Moosen von der Fallsohle ab- wärts durch zahlreiche Widerstandspunkte den Ab- satz des Kalkes befördere, ebenso die Algen. Beim Fallen und Umherspritzen wird das Wasser genötigt, von diesem einen Teil aufzunehmen. Dabei gibt es ein Äquivalent CO, (wohl aus Ca(HCO,;,),) ab und bringt ein entspre- chendes Quantum CaCO; zur Abscheidung.‘ FEHLING (Württbg. Jahresh. 1866, S. 41) erklärt sich ebenfalls zu- gunsten der mechanischen Zerteilung des Ca (HCO;).. Für eine mechanische Trennung des sauren Salzes tritt in letzter Zeit O. BURGER (Über schwäb. Kalktuffe, ins- besondere d. Eschaztales; Inaug.-Diss. Tübingen 1911) und SCHÜRMANN (Die chem. geol. Tätigkeit d. Neckars; Württbg. Jahresh.. 1918) bezüglich der Verhältnisses am Uracher Wasserfall ein. Beide Autoren kommen zu ähnlichen Re- sultaten. Leider zitiert SCHÜRMANN die Arbeiten von EULEN- STEIN und BURGER nicht, wie ihm überhaupt ein großer Teil der einschlägigen Literatur entgangen ist. SCHÜRMANN konnte zeigen, daß am Fall selbst und dort, wo das Wasser schnell fließt, Ca (HCO,), rasch zer- setzt wird und der Gehalt an C3CO, zunimmt. „Als Ur- sache für dıe weitgehende Veränderung kann lediglich die ausgiebige Durchlüftung?) des Wassers angesehen werden, denn es zerteilt sich während des Falls in Tropfen - und entwickelt so eine große Oberfläche. Die Verdunstung kann bei der kurzen Fallzeit kaum in Betracht kommen.“ karar 0.37 8:63.) Den letzten Satz beanstande ich, und SCHÜRMANN selbst mißt (a. a. O., S. 67) der Verdunstung beim Tuffent- stehungsprozeß Bedeutung bei, ich teile aber im übrigen seine Ansicht, daß die Durchlüftung den Zerfall des Ca(HCO,;), begünstigt. Daß Pflanzen hierbei, überhaupt dort, wo das Wasser nicht langsam fließt, keine aktive Rolle spielen, nimmt ScırürMANN wie früher bereits EULENSTEIN, für den Uracher Wasserfall ganz mit Recht an. An-der Tuffbildung beteiligen sie sich nur, indem „sie die Durchlüftung und ‘Verdunstung unter- stützen und Gerüst für den sich abscheidenden Kalk bilden“. .Daß die Zersetzung von Ca (HCO,;), durch höhere Lufttemperatur begünstigt wird, konnte SCHÜRMANN ebenfalls konstatieren. >) Von mir gesperrt gedruckt. 99 : Auch Frür tritt für eine mechanische Sprengung des Bikarbonats ein, da genügend CO, für die Assimilation der Pflanzen vorhanden ist, so daß diese nicht auf die Kohlensäure des Ca (HCO,), angewiesen sind. b) Die physiologische Tätigkeit der Pflanzen bei der Zerlegung des Bikarbonats hatte bereits RaspAın 1833 angenommen (Nouv. syst. de chim. org.), und zwar vor allem für Algen, besonders Characeen, Moose und auch höhere Wasserpflanzen, was HAssak (Untersuchungen aus d. bot. Inst. Tübingen, 1888) durch Versuche an Charen und anderen Pflanzen bestätigen konnte, die er in CO,-freiem Natriumbikarbonat-haltigem Wasser züchtete. PRINGSHEIM (Über d. Entstehg. von Kalkinkrustationen; Jahrb. f. wis- sensch. Botanik, Bd. 19; 1888) konnte nachweisen, daß nur bei starker Assimilation im Licht Kalküberrindung statt- findet. ANGELSTEIN (Üb. d. CO,-Assimilat. submerser Wasser- pflanzen in Bikarbonat- u. Karbonatlösung; „Beitr. z. Biol. os Bilanzen“, X.‘ Bd.,. «LU. Heft,. Breslau, 1910) tritt. für Abspaltung der CO, durch Pflanzen in Bikarbonatlösung ein. Bereits 1855 sagt MÄrRTENs (Über Kalktuffbildg. u. d. Einfluß d. Gipsquellen in d. Tale zw. Elm u. Osse; N. J. 1855, S. 33f£f.), daß zur Ausscheidung von Kalk das Moos FHypnum tamariscinum beiträgt, das soviel CO, aufnimmt, „daß der dadurch gelöste Kalk an den Blättern sich aus- scheiden muß“. Doch fügt MÄrTENnS hinzu, daß das Moos nicht unbedingt zur Kalktuffbildung nötig ist. Wichtiger seien die organischen zersetzenden Substanzen. CoHn (Die Algen d. Karlsbader Sprudels, Abh. d. schles. Ges., 1862; Entstehung d. Travertin b. Tivoli; N. J. 1864) schreibt der physiologischen Tätigkeit der Algen am Aufbau des Travertin, besonders am Grund von Flüssen wie im Aniene, große Bedeutung bei, eine Ansicht, die er jedoch. nicht verallgemeinert wissen will. EULENSTEIN (a.a.0.) läßt die physiologische Tätigkeit d. Pflanzen am Uracher Wasserfall in den Hintergrund treten, bestreitet diese jedoch nicht bei submersen Pflanzen. Wer (Format. of Travert. a. siliceous Sinter by the vesetation of Hot Springs; U. S. geol. Survey 1887/88; 8. 619 ff.) legt besonderen Wert auf die physiologische Tätig- keit der Algen bei der Bildung des Travertin von Mammoth Hot Springs im Yellowstone Park, wie dies auch SanD- BERGER bezüglich: der Entstehung der Charenkalke tut. Poroxı#(Die rez. Kaustobiolithe, 1908) macht darauf auf- merksam, daß sich Tuffe auch dort bilden, wo keine Pflanzen Tr 100 sind. Diesen Widerspruch behebt Passarce (Die Kalk- schlammablagerungen in d. Seen von Lychen, Uckermark; Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst., Bd. XXII, 1901), der auch Anhänger der Abspaltungstheorie ist, in seinen ‚Untersuchungen über die Kalkbildungen von Lychen dadurch, daß er für das Vorkommen von Kalkschlamm an Stellen, wo keine Pflanzen sind, u. a. Strömungen verantwortlich macht, welche den auf Pflanzen abgelagerten Kalk fort- transportiert haben. Frühu und BURGER betonen, daß zur Erklärung der Spaltung von Ca (HOO,), durch Pflanzen entweder die Aus- scheidung einer Säure „oder enzymatische Vorgänge im Plasma, speziell im Chlorophyll, in welch’ letzterem Fall der Eintritt des Bikarbonats in den Zellverband . hinein nötig wäre“ vorausgesetzt werden. Letzteres trifft bei Süß- wasseralgen zu. Mag man sich nun zu der Theorie des Vorganges stellen wie man will, so hat doch HassakX (s. o.) die Spaltung des doppelkohlensauren Natriums durch Pflanzen nachweisen können. Überkritisch ist BURGER, wenn er 24.4.0. -S. 17, meint, daß der Hassaxksche Versuch erklärlich wäre, „wenn in der Natriumbikarbonatlösung kleinste C0,-Mengen vorhanden waren oder entstanden“. Ferner sind die PrinGsneIMmschen Experimente überzeugend, die zeigen, dab im Licht bei der Assimilation die CO, des .Ca (HCO,); benutzt wird. Auffallend bleibt aber, was BURGER betont, daß Charen, Moose usw. nicht immer einen Kalkbelag, nicht mal in ruhigem Wasser zeigen, „ja, daß Charen nicht obligat kalkbedürftig sind“. Noch merkwürdiger ist, daß einzelne Individuen derselben Spezies nicht immer den Kalküberzug zeigen, sondern, daß diese Erscheinung von Ort zu Ort wechselt, was Burger auf „Wechsel in den Verhältnissen der Nährlösung, Insolation, Unterschiede der Struktur und Assimilationstätigkeit“ zurückführt. CH. A. Davıs (Natur. history of marl; The journal of Geology, Bd. 8, 1900, S. 485ff.) macht darauf aufmerksam, daß sich nicht alle Spezies desselben Genus, selbst, wenn sie beieinander leben, bei diesen Prozessen gleich verhalten. Selbst BURGER, der der Spaltungstheorie nicht sym- pathisch gegenübersteht, muß zugeben, dab der Ver- brauch.der geringen Mengen CO, sukzessive den Zerfall des Bikarbonats herbeiführt. „401 Ramann (Einteilg. u. Benennung d. Schlammablagersg., 2. d. D. G. G., 1906) sagt, daß die Ausscheidung des Kalkes vorwiegend durch Organismen vor sich gehe, ohne daß sich Kalk in ihnen absetze. Zu den Ausnahmen ge- hören die Characeen. i Einen sehr hypothetischen Ausweg finden BURGER und Jost (Vorlesgg. üb. Pflanzenphysiologie, 1913, S. 153), in dem .sie die Jonentheorie zu Hilfe rufen. Der letztere nimmt an, daß Ca (HCO,), das Jon HCO,! liefert, das seinerseits wieder in OO, und OH! zerfällt, so daß also von vornherein stets freie CO, den Pflanzen zur Verfügung steht. Sie sind mithin nicht darauf angewiesen, sich durch Spaltung des Ca (HCO;);, Kohlensäure zur ‚Assimilation zu‘ verschaffen. Meines Erachtens ist bei der ganzen Frage der Haupt- wert auf den Unterschied zu legen, ob die betreffenden Pflanzen inkrustiert sind, oder ob sie Kalk im Inneren auf- speichern. Im ersteren Falle sind sie nicht kalkbedürftig, im letzteren Falle hingegen sind sie es. Selbstredend be- weist dies nicht, daß sie aktiv das Ca (HCO;), gespalten haben. Das zeigen uns jedoch die Versuche HAssAars und PRINGSHEIMS. Somit können wir die folgenden Möglichkeiten ins Auge fassen: - 1. Kalk ist als neutrales, oder 2. als saures Salz im Wasser gelöst. 1. Als neutrales Salz wird es durch Verdunstung (Abkühlung) ausgeschieden (auch durch . organische Substanz), 2. als CaCO, wird es a) mechanisch oder b) durch die Tätigkeit bestimmter Pflanzen: aus Ca (HCO,), abgetrennt unter Freiwerden der CO.. Die unter 1. und 2. genannten Prozesse treten nicht streng getrennt auf, sondern einmal wird 1., ein anderes Mal 2. vorwiegen, was sich nach der vorhandenen CO, richtet. 2a) kommt vor allem bei stürzenden, oder rasch, 2b) bei langsam fließenden oder stagnie- renden Gewässern oder Teilen derselben vor. 3. Kalk als Trübe im Wasser vorhanden. Der Kalk braucht nicht nur im Wasser gelöst zu sein, aus dem er auf die geschilderte Weise ausgeschieden wird, 102 er kann auch in. feinen Teilchen suspendiert sein : und langsam als Trübe zum Absatz gelangen. In diesem Falle müssen wir annehmen, daß er aus mergeligen Lagen. aus- gewaschen und an ruhigen Stellen sedimentiert wird, wobei vor allem Seen in Betracht kommen. Erzeuger und Verbraucher des kohlensauren Kaikes. Der unter verschiedenartigen Bedingungen gebildete Kalk entstammt anderen Kalklagern, aus denen er ohne oder mit CO, herausgelöst und später wieder nach den unter 1. und 2. geschilderten Vorgängen als Tuff oder Kalk- schlamm abgesetzt wird. Von anderen Vorkommnissen, zZ. B. Stalaktiten usw., wird hier abgesehen, hat sich doch bereits SEnFt (Die Wanderungen u. Wandlungen d. kohlens. Kalkes; ‚Diese Zeitschr., 1861) hiermit eingehend befaßt. ‘Der entstehende oder neu entstandene Kalk kann in Berührung mit Wasser wieder gelöst werden, entweder als neutrales oder saures Salz, was sich nach den je- weiligen Lösungsbedingungen richtet. Es findet mithin theo- | retisch ein Pendeln zwischen Bildung und Auflösung von Ä CaCO, statt. Ein Gleichgewicht wird eigentlich nie exis- \ tieren. Beim Absatzprozeß wird natürlich die Auflösung des frisch gebildeten Kalkes zugunsten der Bildung des- | selben zurücktreten. Den Erzeugern des CaCO, stehen die Verbraucher | gegenüber, unter denen die Gastropoden, Zweischaler und Ostracoden die wichtigsten sind. Für die Schnecken der Lychener Seen nimmt PAssARGE (a.a.0.) an, daß diese den von den Wasserpflanzen „aus- geschiedenen“ Kalk fressen und zur Schalenbildung be- nutzen, daß mithin die Gastropoden den im Wasser ge- lösten Kalk nicht direkt produzieren, sondern daß der CaCO, der Schalen nur eine andere Form des von den Pflanzen „ausgeschiedenen“ Kalkes ist. (Statt „aus- geschieden“ hätte PAssarce besser den Ausdruck „ge- spalten“ gebraucht.) Die Annahme PassAargzs ist zu einseitig, denn Versuche mit Limnaeen, Planorben, Bythinien, die in sehr weichem Wasser gezüchtet wurden, wo die Pflanzen gar keinen Kalk absonderten, zeigen, daß die Tiere mit sehr wenig CaCO, ihre Schalen bauen können. Die Dicke derselben war nicht verschieden von derjenigen, die in Versuchsgläsern erzielt wurde, deren Boden mit einer etwa 1 cm mächtigen Kalkschicht belegt war (eigene Versuche). u ng m een ee > En J | | . Die schalentragenden Tiere beziehen ihren Kalkgehalt aus dem Wasser selbst, so daß sie nicht nur als indirekte, sondern als direkte Konsumenten zu bezeichnen sind. Selbst- redend wird auch der Kalk der inkrustierten Pflanzen zur Schalenbildung herangezogen. Als weitere Kalkverbraucher kommen solche Pflanzen in, Betracht, die CaCO, im Zytoplasma ablagern wie ein- zelne Charen. Nicht in diese Kategorie gehören diejenigen Organismen, die doppelkohlensauren Kalk spalten oder auf: fangen, wobei. sie sich..passiv verhalten. Solche Kalkkonsumierende Tiere oder Pflanzen werden dort leben, wo das Wassergefälle gering oder gleich Null ist. So treten sie denn in stark fließendem Wasser fast oder ganz zurück, während sie an ruhigeren Stellen häufig sind. Daher kommt es, daß wir ihre Reste in den Bach- und Seekalken und Kalkschlammabsätzen der Seen in zahlreichen Mengen, im Gehängetuff selten oder gar nicht finden. Die Komponenten der Süßwasserkalkabsätze. Aus dem im vorigen Mitgeteilten ergibt sich, daß die Komponenten der Süßwasserkalkabsätze je nach dem Ge- fälle des Terrains, auf dem sie gebildet wurden, wechseln. Im. Gehängetuff finden sich deshalb vor allem Kalkpartikel, Algen und Moose, daneben eingeschwemmte Landschnecken; in den Bachkalken Kalkpartikel, Schilf, Moose, Algen und Schalen; in den Seekalken und Kalkschlammab- Iagerungen dieselben Bestandteile, wobei sich das Vor- kommen bzw. Überwiegen der einzelnen Komponenten nach den jeweiligen Verhältnissen richtet, wie im folgenden Kapitel auseinandergesetzt wird. Die Kalkpartikel brauchen jedoch nicht an Ort und Stelle abgeschieden zu sein, sie: können dort, wo Strömungen existieren, verschleppt werden. Es kann sich dabei aber auch um nicht gelöste, sondern um abgewaschene Teilchen handeln, die als Trübe zum Absatz kamen. Neben den oben genannten Bestandteilen kommen noch Verwesungs- und Fäulnisprodukte in Betracht, die besonders in langsam fließendem oder stagnierendem Wasser zum Absatz gelangen. 104 Auch Eisenoxydhydrat spielt eine gewisse Rolle, doch komme ich auf die Absatz- und Entstehungsbedingungen der zuletztgenannten Körper erst später zu sprechen. Typen der Kalkablagerungen. Die Art der jeweiligen Kalkablagerung richtet sich nach dem Gefälle, das zwei Haupttypen a) de Gehängetuffe und b) de Bachtuffe bzw. Seekalke (Kalkschlamm- ablagerungen) -hervorbringt. 1. An einem Hang, wo das Gefälle sehr groß ist, kommt es nicht zur Sedimentation von horizontal gelegenen Schichten. Nur, wenn mehr oder weniger große Absätze (Stufen) gebildet werden, auf denen sich das Wasser an- sammelt, können sie entstehen. Bezeichnend ist für die Gehängetuffe das Fehlen von Sübwasserkonchylien und ÖOstracoden, da diese: ruhiges Wasser vorziehen. Ebenso fehlt Schilf. 2. In langsam fließendem oder stagnierendem Wasser wiegt die Bildung von horizontal gelagerten Schich- ten vor, wenn es auch in Bächen zu Stufenbildung kommt, wie dies die Gewässer des Yellostone-Parkes in großem Maßstabe zeigen. Vgl. die Abbildungen bei WEED a. a. O. . In Seen ist eine solche ausgeschlossen. „Sandige“ Einlagerungen von losem Habitus, die Ge- hängetuffen fehlen, sind allen Bachtuffen gemein, können aber auch in Seen gebildet werden. Charakteristisch ist für die Bach- und Seeablagerungen das häufige Vorkommen von Konchylien und Ostracoden und Schilf an den Rändern. Voraussetzung ist natürlich, daß die Temperatur des Wassers nicht die Anforderung der Organismen übersteigt. In richtigen heißen Gewässern fehlen Schnecken und Ostracoden (s. w. u.). Allen diesen Ablagerungen ist ein ursprünglich mehr oder weniger loser Habitus gemein, der mehr oder weniger rasch festen Charakter annimmt, ein Vorgang, der mit dem Alter der Schichten zunimmt. Diageneiische Prozesse spielen dabei eine große Rolle. Die Schlammablagerungen scheinen langsamer als die Gehänge- oder die Bachtuffe verfestigt zu werden. 105 Die verschiedenen Fazies und ihre Abhängigkeit von der Tiefe einzelner Teile eines Sees. Um ein klares Bild der Ablagerungsbedingungen der einzelnen Steinheimer Sedimente zu erhalten, und um irgend- welche Schlüsse aus der Art der Sedimente auf die je- weiligen Tiefenverhältnisse ziehen zu können, müssen wir uns nach einem rezenten See umsehen, der in der Weise untersucht ist, daß Schlußfolgerungen aus den erzielten Ergebnissen auf die Steinheimer Verhältnisse möglich sind. Es kommen vor allem die Erforschungen der Lychener Seen durch PAssarcz (Die Kalkschlammablagerung in den Seen von Lychen, Uckermark; Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Lan- desanst., S. 79 ff., 1901) in Betracht. Leider war mir eine andere wichtige Arbeit von WESENBERG-LUND: Studier over Sokalk, Bonne molm og Segytje i Danske Indseer; Kopenhagen 1901, nicht zugänglich. Eine gute Besprechung findet sich in Justs Botan. Jahresber., Palaeontol. Arbeiten f. 1902, S. 775 Ich halte mich im folgenden an die Le PASSARGES. Von 7—8 m Tiefe hört höheres Pflanzenleben auf: nur Diatomeen, Bakterien, Pilze usw. kommen vor. PASSARGE unterscheidet in der Pflanzendecke: a) die Schilffor mation, b) den Pflanzenrasen, c) die Tiefenzone. 1. Die Schilfformation ist auf das Vorland mit 2—2,5m Tiefe beschränkt. Von Bodenpflanzen sind Chara- Arten allein oder Characeen besonders wichtig. Algen über- ziehen alle möglichen Gegenstände. 2. Den Pflanzenrasen teilt PASSARGE ein: a) der gemischte Pflanzenrasen mit Zlodea canadensis, Potamogeton obtusifolium usw., Characeen, b) der Chara-Rasen, der sich nur in flachem Wasser befindet (an stillen Buchten) und die Ufer umrandet, c) der Vaucheria-Rasen mit schwarz-grünen Fäden von Vaucheria, die mit 4 m beginnt, an- fangs mit anderen Pflanzen gemischt ist, auch mit Chara stilligera, von 6 m ab aber die übrigen verdrängt und bis 7 m einen geschlossenen Rasen bildet. Kleine. Algen sind in a) bis c) vorhanden, spielen jedoch in c) keine Rolle mehr. 106 3. In der Tiefenzone bleiben nur noch Diatomeen, Pilze, Bakterien usw. übrig. Sie beginnt von 7 m Tiefe ab. Von Tieren kommen besonders. Fische (Hechte, Karau- schen usw.) vor, die sich im Bereich der Pflanzendecke am liebsten aufhalten. Von Gastropeden sind bemerkenswert: Limnaea auriculata Planorbis corneus Ri ovata VORLEX. fruncata g albus 3x stagnalis 2 contor£us Planorbis-Arten sind sehr häufig. Auch die Schnecken halten sich mit Vorliebe im Bereich des Pfianzenrasens auf. In der Vaucheria-Zone nehmen sie bereits ab; hier sind kleine dünnschalige Formen von Valvata und Planorbis, wenn auch nicht in großen Mengen, so doch stets anzuireffen. „In der Tiefenzone scheinen lebende Mollusken zu fehlen, außer der Dreissena.“ Auch viele Würmer, Krebse, Larven, Käfer, Infusorien beherbergt die Pflanzendecke, am meisten die Vaucheria- Zone. In der Tiefenzone findet man meist'nur Chironomus und andere Mücken. Diesen Zonen entsprechen nach PAssSARGE besondere Ablagerungsarten: 1. de Sand- und Geröllzone des Ufers, 2. dr helle Kalkschlamm des Chara- Rasens. "Der weißlich-gelbliche Schlamm enthält viele Gase. Beim Schlämmen bleiben hohle Zylinder von Chara-Zweigen übrig, deren Hülle verloren ging. Bei Steinheim liegt Ähnliches vor. Schalen von Mollusken sind mehr oder weniger häulig. Die meisten sind zerbrechlich und zerfallen leicht. Stellen- weise machen sie einen hohen Prozentsatz aus. Getrocknet ist der Schlamm hellgrau bis weiß wie feiner Kalkmergel (vgl. die Steinheimer Pröben). Die mikroskopische Beschaffenheit stimmt mit der vieler Steinheimer Sedimente überein: im wesentlichen organische, zersetzte Reste und kleine Kalkspatkörner. Von Ton ist keine Spur vorhanden, beim Auflösen resultiert eine braune, flockige Masse. Es werden Splitter von Kieselsäure er- wähnt, die vielleicht mit den „hellen Körnern“ einzelner Steinheimer Proben identisch sind (s. w. u.). 3.Der grünlich-graue, Schlamm der ge- mischten Pflanzendecke unterscheidet sich von 2. nur durch die größere Masse an organischer Substanz. und geringerem Kalkgehalt. 4. Der schwarz-grüne Vaucheria-Schlamm. :5. Der Tiefenschlamm von 7—8 m Tiefe an ist hell bis dunkelbraun, marmoriert und gleichartig beschaffen. In ihm liegen vermodernde Blätter, Holz, Früchte, Boden- stücke, Muschelschalen (nicht Schnecken?), Larven, Diato- meen, Kalkkörner in wechselnder Menge. 6. Muschelbreccien (nicht auch Schnecken- schalen?) finden sich im Bereich des gemischten Pflanzen- rasens lokal. Die Schalen sind bröckelig; Passarce nimmt ein energisches Auflösen derselben an. Sie kommen in 6—7 m vor. i "7. Die Wiesenschilfformation hat für uns keine Bedeutung. Über dietopographische Verbreitung der Schlamm- arten sagt PASSARGE u. &., daß der Chara-Schlamm kaum über 3 m tief geht und gerne Buchten erfüllt. Der gemischte Schlamm kommt innerhalb des Pflanzen- rasens vor. Den Chara-Schlamm umrandet er gewöhnlich in einer Tiefe über 3 m. Lokal ist der Vaucheria-Schlamm Na teiiet und findet sich in 5—7m Tiefe. ‚ Der Tiefenschlamm bedeckt den Seeboden von 7 m ' Tiefe ab. Für die Entstehung der Schlammarten macht PASSARGE, da fast keine Einschwemmung zu bemerken ist, die Vegetation verantwortlich. Vor allem spiele die Kalk-,Ausscheidung“ (sprich: Abspaltung) der Pflanzen, be- sonders der Charen, eine Rolle, die oft ganz mit Kalk in- krustiert sind. Von großer Bedeutung sollen dabei die kleinen Algen sein. Auch höhere Pflanzen wie Pota- mogeton- und Elodea-Arten kommen in Betracht. Die Kalkablagerungen der ersteren sollen aus Kalkplatten be- stehen, von denen anscheinend jede einer Zelle entspricht. KALKOowsSkı macht nach Untersuchungen der ‚Jenaer Kalktuffbildungen nur die Algen für deren Bildung ver- antwortlich, was PASSARGE zu weitgehend erscheint. Vaucheria scheidet keinen Kalkab. Die Kalkinkrustation soll mit dem Alter zu-, mit der Tiefeabnehmen, ‚wobei die Beleuchtung ausschlag- gebend ist. . Analysen bestärken PAssAaRrGE darin, daß die Pflanzen in erster Linie den Schlamm bilden (hierüber s. w. u.). 108 Die Konchylien sollen den Kalkgehalt nicht er- höhen, da aller in den Schalen vorhandene Kalk bereits von den Pflanzen abgeschieden werde, der mit diesen ge- fressen wird. „Demnach ist der Kalk der Mollusken-Schalen im Grunde genommen nur eine andere Form des von den Pflanzen abgeschiedenen Kalkes.“ Daß mir diese Ansicht zu ns erscheint, habe ich bereits auseinandergesetzt. PASSARGE kommt zu dem Schluß, daß der Schlamm des Chara- und gemischten Rasens ein Produkt derselben ist. Der, helle Kalkschlamm (Seekreide) bildet sich besonders unter dem Chara-Rasen. Der \Vaucheria-Schlamm soll kalkarm sein, weil Vaucheria keinen Kalk absendert, doch enthält er immerhin bis 39,68% CaCO;. Den Tiefenschlamm faßt Passarcz als eine Ansammlung von Detritus auf, an dessen Zusammensetzung Kot von Fischen, Tierleichen, Diatomeen, Plankton, zusammenge- schwemmte Schlamm- und Pflanzenmassen beteiligt sind. Nach PASSARGEs Ansicht wandern die Sedimente, was der Autor auf die Tätigkeit der Winterstürme, Strömungen im See u. a. m. zurückführt. Bei der Bildung des Tiefenschlammes wird aber auch meines Erachtens das gelöste Salz von Bedeutung sein, das unter bestimmten Bedingungen wieder ausfällt. ‘ Danach nimmt also PAssargE eine Abhängigkeit des Kalkgehalts der Schlammseorten von den betreffenden Pfi+Fanzen an. So entspricht nach PASSARGE dem mittleren Kalkgehalt von Elodea canadensis (vier Untersuchungen), Sfratiodes. aloides (eine Untersuchung), Myriophyllum (eine Unter- suchung), Chara foetida (vier Untersuchungen) von 59,96% CaCO, der “mittlere Kalkgehalt von „Gemischten Schlamm“- Proben von 59,69%, Ca CO;. Der Kalkgehalt von vier Chara-Proben schwankt zwischen 65 und 70%, das Mittel von vier „Chara- Schlamm“-Proben beträgt 72,40% Ca CO.. Ich stelle zwecks Kritik alle von PASSArGE analysierten Pflanzen den entsprechenden Schlammarten, in denen sie vorkommen, gegenüber: Pflanzen gemischt. Schlamm | : Chara-Schlamm 0200, Ort. |Caco, Ort |caco, Ort Elodea canadensis |53,11°/, Nesselpfuhl | 46,89 %, Gr. Lychen | 70,19), Knippscheere 57,61 r 50,00 Oberpfuhl [56.84 Oberpfuhl | 74,41 Zens 53,11 Niederpfuhl | 56,25 Gr. Lychen 56,34 Oberpfuhl | 62,91 Oberpfuhl | 76,70 2 .56,64 % 46,00 Gr. Lychen | 80,36 a — Elodea-Decke 54,4 0/, Mittelwert | 46,84 do. 68,00 Oberpfuhl : . ö Chara, etwas Elodea Chara joetida . . |64,61°/, Wurl 55,00 do. 70,19 _Oberpfuhl Se gem. Pflanzendecke Se 35 67,52 n 56,84 Oberpfuhl [74,41 Zens 338 i Chara, Elodea, 2a SH Stratiodes ; =] Base 59,73 I 77,00 Oberpfuhl =’8 64,61 4 60,00 Nesselpfuhl | 73,90 ®/, Mittelwert Potamogeton, 3 70,43 Oberpfuhl Elodea 70,00 Zens 64,00 Gr. Lychen 66,1 °/, Mittelwert |65,50 Oberpfuhl : Elodea Stratiodes aloides |60,00°/, Oberpfuhl | 68,50 do. Elodea, Muschel- schalen Myriophyllum . . |54,07°/, Zens 57,1 0/, Mittelwert .61,69 Is Vergleichen wir zunächst den gemischten Schlamm mit den in ihm ‚vorkommenden Pflanzen, so ist klar, daß sich bei einer Abhängigkeit desselben von diesen der Ausfall des mittleren Kalkgehalts nach dem mehr oder weniger häufigen Vorkommen der verschiedenen Pflanzen richten muß. Bedauerlicherweise wurde Pofamogeton nicht untersucht, obschon sie doch auch beteiligt ist. Da Myrio- phyllum in den Schlammproben nicht angegeben ist, so muß wiederum ein Vergleichsfaktor wegfallen. Der gemischte Schlamm schwankt bezüglich des Kalk- gehalts zwischen 46 und 680% d. h. um eine Differenz von 2400 (der Mittelwert beträgt 57,1%), Zlodea und Chara, die den Hauptanteil an der Zusammensetzung zu haben scheinen, zwischen 50: und 70%o,,d. h. um eine Differenz von 20% (der Mittelwert beider Pflanzen zusammen beträgt 60,20%). 110 Beim Vergleich des Chara-Schlammes mit Chara zeigt sich, daß dieser zwischen 68 und 80,36% schwankt (der Mittelwert ist 73,90%), der Kalkgehalt von Chara bewegt sich zwischen 59,73 und 70% (der Mittelwert be- trägt 66,1%). Das sind Differenzen von 12 bzw. 10%. Die 10% Differenz zwischen dem obersten Kalkgehalt des Chara-Schlammes (80%) und dem von Chara (10%) gibt doch zu Bedenken Anlaß. Auffallend ist ja die schöne Übereinstimmung der Mittel- wertzahlen des gemischten Schlammes und ıdem von Chara und Zlodea.. Und doch bin ich von der Stichhaltigkeit derselben nicht überzeugt. Zunächst müßte doch, wenn wir PASSARGES Ansicht von dem Wandern der Sedimente akzeptieren, der Kalkgehalt des gemischten Schlammes gesteigert werden können. Sodann wird aber der Tnlkrustakionsechalt für die meisten Pflanzen nicht angegeben; nur für Zlodea canadensis von Nesselpfuhl und Chara foetida vom Wurl (Tab. I, 1 und 2) wird gesagt, daß die erstere gut, die zweite jedoch mäßig inkrustiert sei. Gerade diese Angabe würde, falls sie sich auf häufigeres Vorkommen bezöge, die obigen Zahlen schon umstoßen müssen, denn der Charenschlamm hat doch nel Kalk als der gemischte Schlamm. Ferner ist zu berücksichtigen, daß die Pflanzen den ausgeschiedenen Kalk bei unruhigem Wasser abschütteln "können, wodurch der Kalkgehalt im Schlamm ebenfalls vergrößert würde, wie PASSARGE einen solchen Vorgang für Potamogeton für möglich hält. Sodann sind die Molluskenschalen nur bei einer „gemischten Schlamm“-Probe angegeben, die unbedingt die Resultate beeinflussen müssen, wenn auch PASSARGE sagt, daß diese nicht direkt zur Kalkabscheidung beitragen; doch muß er zugeben, daß der Kalkgehalt durch sie erhöht wird. Die Anreicherung durch Schalen gibt PAssarGE mit 2300 an, das ist aber ungefähr die Differenz, um die sich der gemischte Schlamm und der Chara-Schlamm unter- scheiden bezüglich ihrer Mittelwerte. Die Schalenbildung kann jedoch, wie ich früher schon auseinandersetzte, nicht nur auf das Abgrasen der inkru- stierten Pflanzen zurückgeführt werden, sodaß sie direkt den Kalkgehalt der Ablagerungen erhöhen müssen. Es ist nun fernerhin merkwürdig, daß der Vaucheria- Schlamm bis 39,68% Kalk enthält, obschon Vaucheria keinen Kalk abspaltet!, u Es muß wohl auch als ein Fehler PAssarGes bezeichnet werden, daß er die kleinen!’ Algen, die doch auch Kalk spalten, nicht berücksichtigt. Wie wenig stichhaltig die Zahlen sind, geht daraus hervor, daß PASSARGE a. a. OÖ. S. 134 einen in Betracht kommenden Oberflächenschlamm, der zwischen 60,62 und 66,39% Kalk enthält, als der Zusammensetzung nach einem gemischten Schlamm entsprechend ansieht. Nun schwankt aber der Ca CO,-Gehalt von Chara'foetida zwischen 59 und 70%! Wenn PAssArGz hinzufügt: „Tatsächlich ist er unter gemischtem Rasen gebildet worden“, so dürfie dieser Schluß richtig sein. Wie eingangs bereits erwähnt wurde, waren die vor- stehenden Auseinandersetzungen zum Verständnis der Ent- stehung der Steinheimer Sedimente nötig. Ich habe nur das für diesen Zweck Wichtige verarbeitet, so weit es sich um die Petrogenese der fast rein kalkigen rezenten Süßwasserablagerungen handelt. Da Torfbildungen bei Stein- heim nicht vorkommen, ließ ich sie außer Betracht. Die Sapropel- und Kieselsäure-Sedimente und ihre Entstehung bespreche ich gelegentlich in dem folgenden speziellen Teil. II. Spezieller Teil. Die einzelnen Steinheimer Sedimenttypen wurden ein- gangs des Kapitals aufgezählt; ich gehe zu ihrer Be- sprechung über. il. Die Sedimentbreccien. Die Sedimentbrececien bestehen aus mehr oder weniger eckigen, oft auch kantengerundeten Kalk- und Feuersteinbrocken, die durch kalkigen Zement verkittet sind. In den groben Breccien fehlen Versteinerungen, in den feineren kommen solche in mehr oder weniger guter Er- haltung vor. Doch sind stets Steinkerne vorhanden, da die Schalen aufgelöst sind. 2 Dieser Auflösungsprozeß muß vor der ‚Verfestigung des Zements eingetreten sein, als dieses dank seiner schlammigen Beschaffenheit noch reichlich Wasser eintreten ließ. Dabei gingen die Schalen wohl vor allem als neutrales Karbonat in Lösung, das sich bei Verdunstung des Wassers in kleinen Kriställchen wieder ausschied und sich an die Stelle der Schalen legte. 2 Die Sedimentbreccien liegen nur am Rand des Beckens und sind selbstredend in geringer Tiefe abgelagert worden. Im folgenden werden wir die Sedimentpetrogenese nur am Klosterberg studieren, da die Aufschlüsse am ehemaligen Seeufer zu schlecht aufgeschlossen sind. 2. Die Sprudelkalke. Die Sprudelkalke sind ihrer zeitlichen Entstehung nach nicht von einem großen Teil ‘der „Sande“ (3) zu trennen, da diese zum Teil nur eine andere Fazies der ersteren darstellen. Bis zu den Sulcatus-, ja bis zu den unteren Planorbiformis-Schichten kommt es zur Bildung einer kalkigen und „sandigen“ Fazies, die räumlich in- einander übergehen können, sich gegenseitig verireten; manchmal stecken die Sprudelkalke als Klötze in den „Sanden“. Tektonische Vorgänge haben das Bild kompliziert. Ich halte es für angezeigt, die Sprudelkalke gesondert von den „Sanden“ zu behandeln. Sie machen, da sie am Rande des Klosterberg bastion- artig herausragen und in der PHarıonschen und Eperschen Grube weiter unten wieder herauskommen, zuerst nicht den Eindruck, als ob sie mit diesen zusammenhingen. Dem war aber ursprünglich so, doch tektonische Vorgänge rissen die einzelnen Teile aus dem einheitlichen Verband. Die Sprudelkalke wurden von FraAs und BrancA (Das Krypto- . vulkanische Becken von Steinheim) als noch in ihrer nor- malen Lage anstehend betrachtet und den Profilen nach als Gehängetuffe angesehen. Es entstand nun die Ansicht, als wenn ein terrassen- förmiger Aufbau vorläge, wie dies GOTTSCHICK (a. a. O. 1920, S. 159) annimmt. D. h. doch, daß hier die Absätze eines vom Klosterberg herabstürzenden Ge- wässers vorliegen. Demnach wären die Sprudelkalke ein Äquivalent des Gehängetuffs. Dem widenspricht jedoch vieles. Wenn auch die dichten, oft ruppigen, meist ungeschichteten, manchmal schalig ausgebildeten Kalke teilweise keine Schichtung er- kennen lassen, so kann eine solche doch sehr oft konstatiert werden. Und zwar verrät sich diese an der Süd- und Westseite des Berges durch die heute noch fast hori- zontale Lagerung der manchmal lagenweise vorhandenen Aragonitpartien. Eine solche kommt ja auch bei Gehänge- 113 tuffen dort, wo sich Absätze (Stufen) bilden, vor; doch sind da immer die räumlichen Ausmaße größer als am Klosterberg, und vor allem tritt dann die Kaskadenform in die Erscheinung, was am. Steinheimer Vorkommen nicht der Fall ist. Sprechen schon diese Umstände gegen den Absatz der Sprudelkalke aus fallendem Wasser, so beweist dies noch mehr das zahlreiche Vorkommen von Schnecken in ihnen, die, wie ich bereits auseinandersetzte, nicht in einem solchen vorkommen. Es sind Limnaeen und Planorben, die an ruhiges Wasser gewöhnt sind. Auch die Oharen, die sehr. häufig in den Kalken sind, lieben stark fließendes Wasser nicht. Der Klosterberg, wie er heute sich uns darbietet, war bei der Ablagerung der Sprudelkalke nur als flache, niedrige - Insel vorhanden, die von den Quellwässern ganz überspült war, so daß man nicht mal von einer eigentlichen Insel sprechen kann. Es bleibt danach nur übrig, den Absatz der Sprudel- kalke als submers anzusehen. Daß durch die Quellen das Wasser gewellt wurde, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden, es wurde aber nicht dermaßen in Bewegung gesetzt, um den Schnecken . den Aufenthalt unmöglich zu machen. Nun beobachtet man, daß oft an den oberen Teilen der Sprudelkalke unter dem „Mantel“*) Moosbildung zu kon- statieren ist, welche die spitzenförmige Struktur derselben an diesen Stellen bedingt. Daß die Moose am Grunde des Sees existiert hätten, ist ausgeschlossen. Vielmehr ist ihre Existenz so zu erklären, daß die Sintermassen riffartig in die Höhe wuchsen und kleine Kegel bildeten, auf denen sich das Moos ansetzen konnte. Über diese sprudelte nun das Wasser hinweg, wobei es als Ansatzmasse oder Kalk- fänger des ausgeschiedenen Kalkes diente. Die hierbei entstehenden Sintermassen-Partien lassen sich dem Gehänge- tuff vergleichen. Die Schnecken treten da gegenüber den submers ge- bildeten Kalken zurück. Die gemachten Beobachtungen führen zu der Annahme, daß die. Quellen zumeist unterseeisch waren, daß also unter den dadurch gegebenen Bedingungen der Kalkabsatz vor sich ging. #) Unter dem „Mantel“ verstehe ich die oberste Lage der Sprudelkalke. Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922. B 114 \ Sie lieferten stark kalkhaltiges Wasser, welches entweder nicht viel CO, enthielt, oder diese sehr bald nach Aufhören des Drucks und dank der unnormal hohen Tem- peratur verlor. Einer dieser beiden Fälle mußte eintreten, da sonst die Tiere nicht hätten existieren können, oder aber sie wären als Zwergformen degeneriert worden, wie dies Hazaı (Die Molluskenfauna von Budapest; I. Teil. Malakozool. Bl., N. F., Bd. IV) von Tropidiscus marginatus DRAP. aus einem stark kohlensäurehaltigen Thermalwasser angibt. Die Mollusken der Sprudelkalke sind jedoch recht kräftig entwickelt. Daß das Wasser stark kalkhaltig war, geht auch aus der Diekschaligkeit mancher Limnaeen hervor. Das gemeinschaftliche Vorkommen derselben mit dünnschaligen Vertretern derselben Gattung ist vielleicht auf das Vor- handensein zweier Rassen zurückzuführen, die sich durch verschiedenartiges Aufnahme- bzw. Abgabevermögen des- Kalkes zum Zwecke des Schalenbaues unterschieden. Wahrscheinlich war der meiste Kalk als saures Salz gelöst, das durch die zum Kalkspalten besonders geeigneten und in den Sprudelkalken zum Teil massenhaft vor- kommenden Charen in CaCO; umgewandelt wurde, wo- durch die Sinter entstanden. Oft haben sie ihre Riefung verloren, wie dies auch Passarce von den Charen der Lychener Seen angibt. Eine andere Algenform ohne Riefung kommt in den “ Sintern der PHArıonschen Grube häufig vor, die sich ge- genüber der vorhin erwähnten Chara (der lebenden Ch. contraria verwandt) dadurch auszeichnet, daß sie nicht nur in losen Stücken, sondern prächtig erhalten gefunden wird. Sie über- und durchzieht die Schneckengehäuse nach allen Richtungen, sie zum Teil einspinnend. Von diesen kommen Gyraulus tenuis, Pseudamnicola pseudoglobulus, Limnaeen in Betracht. Ostracoden sind verhältnismäßig selten. Dieselbe Alge, die als Chara inconspicia bestimmt wurde, findet sich in großen Massen in den miocänen . Süßwasserkalken des Adlersberg bei Nördlingen, wo die Pflanze gesteinsbildend auftritt. Um Charen handelt es. sich jedoch nicht, da die quirlförmige Anordnung der Blätter fehlt. Ich werde sie in einem besonderen Artikel beschreiben. Von kalkspaltenden Algen stammen wohl auch jene merkwürdigen Gebilde, wie ich sie in den Tenuiskalken der Klosterbergspitze fand. Auf der Oberfläche dichter, ziemlich , schwerer, stark aragonithaltiger Varietäten der Sprudelkalke An re ziehen sich Unebenheiten entlang, die den Gyri und Sulei .des Gehirnes ähneln. Ähnliche Vorkommnisse beschreibt auch PAssargz (a. a. OÖ. S. 91) von den Lychener Seen, wo auf Geröllen Rivularia pisum Überzüge bildet, die wie aus grünen Erbsen zusammengesetzt aussehen. Sie sind stark mit Kalk infiltriert, der auf Steinen, Holz und allen mög- lichen harten Gegenständen eine dicke Rinde bildet. Um Rivularia handelt es sich bei den Steinheimer Stücken nicht. Doch besteht eine große Ähnlichkeit mit den „KFurchensteinen“, wie sie auf den postglazialen und rezenten Ufern des Bodensees vorkommen. Allerdings sind die Furchen der Steinheimer Proben enger als die der echten Furchensteine (vgl. ScHMIDLe, Erl. zu Blatt Konstanz). Der Begriff der Furchensteine ist nur dort anwendbar, wo die Vertiefungen auf den betr. Körper selbst (Kalkstein) übergreifen und nicht nur wie bei anderen Gesteinen auf einer vegetabilen Zone verlaufen. Bei den alpinen Kalkgeröllen des Bodensees läßt sich die Grenze der helleren Kruste gegen das dunklere Gestein erkennen, was bei den Steinheimer Stücken nicht der Fall ist. Es handelt sich hier auch nicht um Gerölle auf sekun- därer Lagerstätte, sondern um anstehendes Gestein, das nicht ausgefurcht wurde, wie das bei den Bodenseesteinen der Fall ist. BRAUN, SCHIMPER und CHoDAT machen Algen für die Enstehung der Furchensteine verantwortlich, die das Gestein zernagen; die Struktur desselben soll den Verlauf der Gänge bedingen. WESENBERG-LUND glaubt, daß die Algen die Gesamtoberfläche zerfressen, worauf Tiere ihre Gänge bohren und so dem Brandungswasser einen Weg für die auswaschende Tätigkeit vorschreiben. Für die Bildung der in Frage kommenden Gebilde von Steinheim möchte ich annehmen, daß die Wuchsform der Kalk absondernden Algen, die uns jedoch nicht überliefert sind, die Gestalt und den Verlauf der Windungen bestimmt haben. Ich möchte hier auf verschiedene Abbildungen in Weeps bereits zitiertem Werk (Format. of travertine etc.), besonders auf Taf. 86, hinweisen, welche eine ähnliche Ge- steinsbildung, bewirkt durch Algen, zeigen, wie wir sie bei Steinheim finden. Nur ist der Maßstab ein viel größerer bei den Ablagerungen des Yelly Spring im Yellowstone-Park. Daß es sich hier um Kieselsinter, für dessen Entstehung WEED die Algen verantwortlich macht, und nicht um Kalk- ablagerungen wie bei Steinheim handelt, tut nichts zur Sache. ) 8*r 116 Die Quellen waren zum Teil eisenhaltig. Ferri- hydroxyd findet sich in Schnüren und dünnen Bändern im Sprudelkalk und dürfte zum Teil auf die eisenhaltigen Mur- chisonae-Schichten, die am Klosterberg anstehen, zurück- zuführen sein. Besonders charakteristisch ist für die Sprudelkalke der Gehalt an Aragonit. Dieser tritt in Punkten und Schnüren von manchmal federartigem Habitus oder in Lagen und schließlich in der bekannten konzentrischen Ausbildung auf, welche Formen erzeugt, die Querschnitten von Belemniten- schalen nicht unähnlich sind, wie dies BrAncA von dem Ara- gonit von Böttingen sagt (Vulkanembryonen, S. 693.) Der Dünnschliff zeigt folgendes Bild: 1. Sprudelkalk mit Gyr. fenuis, Klosterberg (Probe A). Im. auffallenden Licht zeigt der Schliff‘ eine gelbbraune, homogene Grundmasse mit milchigen Flecken (Aragonit). Bei durchfallendem Licht erkennt man mit stärkerer Ver- größerung zahlreiche eckige, oft etwas gerundete Kalkspat- partikel, die bienenwabenförmig, unregelmäßig aneinander- liegen. In diese Masse sind Charen- und Schalenbruchstücke eingesprengt; außerdem ziehen sich milchtrübe Aragonit- schnüre mit konzentrisch struierten Lagen durch die Grund- masse hindurch. Oft haben sie amoebenhaften Habitus mit zahlreichen, manchmal an Pseudopodien erinnernden Aus- läufern und Zacken. Der lagenhafte Aufbau kann bis in diese hinein verfolgt werden. Das Zentrum ist meist hohl, oft wird es aber von eckigen, glashellen Kalkspatkörnchen erfüllt. 2. Sprudelkalk mit Gyr. fenuis,; Klosterberg. Ausbildung wie bei 1.; nur sind hier die Aragonitindi- viduen rund und nicht amoebenhaft. Den konzentrisch-scha- ligen Aufbau zeigen auch sie deutlich. Dickere, dunklere und dünnere, durchscheinende Lagen wechseln miteinander ab; die letzteren sind vielleicht Kalkspat. Die einzelnen Scheiden werden von hellen, radialen Aragonitfasern durch- kreuzt, die bis zum Zentrum reichen. Sie laufen in der Regel ohne Unterbrechung durch die helleren und dunkleren Teile hindurch, wenn auch manchmal eine Unterbrechung stattfindet. Die einzelnen Individuen drängen sich aneinander und suchen sich gegenseitig fortzustoßen. Deshalb sind die meisten Kontrahenten nur noch teilweise vorhanden. 11oR Die chemischen Analysen, die Heır Prof. MEIGEN ausführen ließ, zeigen die folgende Zusammensetzung: 1. Sprudelkalk; Klosterberg 2. Sprudelkalk; EpErs urube Dicht, hellgrau, Lamellen, Arag., Hellgrau, grobporös; z. T. brauner nicht in sphärischen Aggregaten Überzug, etwas angewiitert. Spez. Gew. — 2,57 ; Schalen von Gyr. steinheimensis und steinheimensis/tenuis Oateslichr.. ). ..: 2,09%, 2,40) Reue... 22,5 4,0 Pal, 81,3 52,9 MSCOSE) .:. 5 42,8 40,6 s 98,659, 391907 Auffallend ist der hohe M g-Gehalt, was für spätere Betrachtungen von Wichtigkeit ist. Ich gebe noch das spezifische Gewicht einiger Proben: 1. Klotz in der Pmarıonschen Grube (3y); „Mantel“. Ohne Aragonitdrusen; spez. Gew. — 2,75. 2. Sprudelkalk; Klosterberg. Ziemlich dicht. mit viel Aragonit; spez. Gew. = 2,93. Während 2 das spezifische Gewicht des Aragonits (2,94) hat, weist der „Mantel“ nur noch dasjenige des Kalk- spates (2,72) auf, was auf Abkühlung des die oberen, wenig oder fast gar keinen Aragonit bildenden, Sprudelkalk- lagen absetzenden Wassers hinweist (siehe weiter unten). Nachweisbar ist der Aragonit durch die Me&rGexschen Reaktionen. Diese beruhen auf der mehr oder weniger schnellen Einwirkung des kristallographisch verschieden auf- tretenden CaCO, auf Metallverbindungen, wie Kobaltnitrat oder Ferrosulfat. Läßt man gepulverten Aragonit auf Kobaltnitratlösung beim Kochen einige Zeit einwirken, so entsteht ein tief-vio- letter Niederschlag. Dieser tritt mit Kalkspat erst nach etwa zehn Minuten auf, da dieser aul Kobaltnitrat langsamer als Ara- gonit wirkt. Auch löst sich etwas mehr Aragonit in Wasser als Kalkspat. Mit Ferrosulfat (auch mit Mosxschem Salz) entsteht bereits bei gewöhnlicher Temperatur mit ersterem eine tief- srüne Färbung, während das Salz mit Kalkspat bräunlich wird. Mit diesen Reaktionen muß man bei den Untersuchungen sehr vorsichtig vorgehen, da, wie MEIGEN zeigte und an einzelnen Beispielen ausführte, die Schneckenschalen, die ja in den Steinheimer Ablagerungen eine große Rolle spielen, aus Aragonit bestehen. 8 Ich habe die Untersuchungen erweitert und rezente sowie fossile Schneckengehäuse, besonders aus dem Stein- heimer Miocän, auf ihren Aragonitgehalt geprüft. N m —— —— Reaktion mit Vorkommen Alter Eisen- | Kobalt- sulfat | nitrat Planorbis cornu . . . . | Lemförder rezent - + + Moor — pseudammonium . .| Buchsweiler Eoeän 0 0 U. E. : ZWMOTDIMATUSPEN. N « _ Moosbacher + _ Sande ECORIEIE 225 RC a Mörsingen rezent . + + i. Teuschbuch Gum dealbatus...i. =. 2% Steinheim | Kleinischicht + + (Miocän) | — steinheimensis . . . y Miocän + | + — oxystoma . . . A > oxystoma- 0 0 (aus einem verkieselten Laib Schicht der Schwemmzone VII: Kalk- Miocän gehalt gering) TER TOKyStOMa.., = 2%» IR do. + 7 Limnaea stagnalis . . .| Kehl a. Rh. rezent + + = IDOTUSTRISSHL. he, Ense Federsee 3A + 1 + b.Schussenried | udilatalüs: . .. . | EDErs Grube Suleatus- = | == (diekschalig, aufgeblasen) Steinheim I|schicht Miocän Gulnaria ovata . . . .| Kehl a. Rh. rezent urn SEE (ziemlich angewittert) . | Gyr. planorbiformis. . . Steinheim Miocän + —,‚trochiformis‘ . ». =... % 3 + | 7 Aus der Tabelle geht hervor, daß auch die Planorben- und Limnaeen-Schalen aus Aragonit bestehen, so daß man, Bi h wenn solche im Gestein vorhanden sind, erst; Brocken ohne | Gastropodenreste herausholen muß, um Sicheres über den eventuellen Aragonitgehalt des Sedimentes zu erfahren. So konnte ich nachweisen, daß der obermiocäne Kalk von RE Dächingen (Kr. Ehingen, Württ.) die Meıcensche Beaktion zeigt, weil Plan. cornu drinsteckt. Holt man jedoch ein steriles Stück aus dem Stein, so zeigt dieses bei der Unter- | suchung die MeısGensche Reaktion nicht. ‚ Bei den Steinheimer Ablagerungen kann diese nur selten N angewandt werden, da dieselben zum großen Teil aus \ Schneckenschalen, oft in fein erriebaiem Zustand, be- | | stehen. | Auch der negative Ausfall der Meıcenschen Reak- Y tionen sagt oft nichts Bestimmtes über den ehemaligen Ge- 119 halt an Aragonit, da sich dieser in Kalkspat verwandeln kann ‘oder unter bestimmten Bedingungen verkieselt wird (s. Gyr. oxystoma aus einem verkieselten Laib der Schwemmzone VII von Steinheim; vorige Tabelle). Die Sprudelkalke bestehen nach den obigen Erläute- rungen aus Kalkkörnchen, Aragonit, Chara- und anderen Algenstengeln, Schnecken- und Ostracodenschalen (letztere selten), die ganz oder in Bruckstücken vorliegen. Unter dem „Mantel“ findet sich Moos. DiagenetischeUmwandlungen haben die organischen Überreste zum Teil in Steinkerne umgesetzt, die oft voll- kommen verschwinden und von der Grundmasse auf- genommen werden. Diese Erscheinung kann man Schritt für Schritt verfolgen, so daß Steinkerne sozusagen in das Gestein überfließen. Diese Vorgänge sind auf die Wir- kung des in Wasser gelösten CO, zurückzuführen, das noch vor der vollkommenen Verdichtung des: Gesteins durch die Poren eindringen konnte Das durch Fäulnis ent- stehende CO, dürfte kaum in Betracht kommen. Daß dieser Prozeß nicht erst nach dem Kompakt- werden der Sintermassen stattfand, geht daraus hervor, daß die Steinkernbildung und die vollkommene Auflösung der Schalen an ganz harten, frischen Stücken auftritt und nicht etwa an das Vorhandensein von Spalten gebunden ist. Weitere diagenetische Umbildungen haben die Ver- festigung des ursprünglich porösen Sinters bewirkt, in dessen Poren Wasser zirkulieren und dieselben mit Kalk- teilchen verstopfen konnte. Allgemein sind alte Travertine dichter als junge, was wohl nicht nur auf die geschilderten ' Vorgänge, sondern auch auf einen Druck, den die oberen auf die unteren Massen ausüben, zurückzuführen ist. Übergang der Sprudelkalke in die „Sande“. Den Übergang von den Sprudelkalken zu den Sanden bildet der bereits öfter erwähnte „Mantel“. Es ist ein mehr oder weniger dünnplattiger, oft recht eisenhaltiger Kalk, der durch das starke Zurücktreten von Aragonit ausgezeichnet ist. Charen fehlen oft ganz, Moos vollkommen. Dieses tritt unter dem „Mantel“ auf. Das Gestein nimmt meist den Charakter Scht@E Süßwasserkalke an, der Tuff- habitus fehlt. Häufig beobachtet man Trockenrisse, die auf das Weichen des Wassers hindeuten (PHarronsche Grube). 120 Nicht selten fehlt die Mantelbildung, und zwar dort, wo die Sprudelkalke über den Seespiegel hinauswuchsen. Der ‚Sand‘ lagert sich dann an die Riffe an, eine trans- gredierende Kalkbank zeigt das Erobern derselben durch das Wasser an. Es ist klar, daß die Sprudelkalkbildung in der Nähe der Quellen am stärksten war, weshalb diese dort am mäch- tigsten sind und nach dem See zu abnehmen, wobei sie in „Bande“ übergehen. ö Die Temperatur des die Sprudelkalke absetzenden Wassers. Daß das Wasser, aus dem die Sprudelkalke abgesetzt wurden, nicht normale Temperatur hatte, geht aus dem Vorkommen von Aragonit hervor, weshalb man die geschilderten Kalke schon immer als Warmwasserabsätze ansah. Doch genauere Temperaturangaben wurden nie gemacht. Um dies zu ermöglichen, haben wir die Bildungs- bedingungen des Aragonit und außerdem die Vor- aussetzungen zu prüfen, welche die in den Sprudelkalken überlieferten Wasserorganismen an die Temperatur stellen durften, um sich in der Weise entwickeln zu können, wie es zur Zeit der Entstehung des Sinters der Fall war. G. Rose (Über die heteromorphen Zustände der kohlen- sauren Kalkerde; Abh. d. Kgl. Akad. d. Wiss., Berlin 1856) -wies als erster auf die Abhängigkeit der Bildung des. kohlensauren Kalks als Kalkspat (wie im Tropistein) oder als Aragonit (wie in den Karlsbader Sprudelkalken) von der Temperatur des Wassers hin. Versuche stärkten Rose in seiner Ansicht. Diese zeigten zudem), daß sich auch Kalk- spat aus einer gesättigten Lösung bei höherer Temperatur abscheiden kann, wenn er von Kohlensäure umgeben wird. Aragonit bilde sich jedoch nur über 30°, darüber scheide sich immer mehr von dieser Kalkspatmodifikation als von hexagonalem Kalk aus; von, 90° an entstehe nur noch Aragonit. Die Annahme Roses, daß sich aus einer verdünnten Lösung bei normaler Temperatur nach mehreren Jahren Aragonit bilden könnte, korrigierte VArkr (Über den Ein- fluß von Lösungsgenossen auf die Kristallisation des Kalzium- karbonats; Zeitschr. f. Krist. 1895—99), indem er zeigen konnte, daß es sich hierbei ebenfalls um Kalkspat handle. " 121 Mindestens 30° sind nach VAreEr zur Ausbildung von Aragonit nötig. MEıGEN (Beitr. zur Kenntn. des kohlens. Kalkes; Ber. d. Naturf. Ges. Freiburg, 1903) erhielt bei der Fällung des CaCO, aus kohlensaurem Ammoniak und Kalziumchlorid (konzentr. Lösung) in der Kälte on allerdings von besonderer Ausbildungsweise. Machte er den Versuch mit einer verdünnten Lösung, so entstand Ca CO,, dessen Übergang in Kalkspat oder Aragonit ganz von der Temperatur abhängig ist (a.a. O.)S. 13). Fällungen mit NaHCO, ergaben ähnliche Resultate, wobei durch Verdünnung die Aragonitbildung zurückgedrängt wurde. | Aus allem folgt, dab Aragonit nur über 30°, Kalk- spat hingegen bei jeder Temperatur entsteht. Nun wird, wie mir Herr MsIGEN sagte, durch die An- wesenheit eines Mg-Salzes die Ausfällungstemperatur des Aragonit herabgesetzt. Der Steinheimer Sprudelkalk enthält aber einen ziem- lich beträchtlichen Prozentsatz an Magnesium (Mg CO,) (bis 42,8%), so daß die Temperatur des die Klosterberg- sinter bildenden Wassers unter 30° gelegen haben könnte. ‘Daß es jedoch nicht normal warm war, dürfte evtl. aus dem vollkommenen Fehlen von Diatomeen her- vorgehen, was übrigens für sämtliche Ablagerungen von Steinheim gilt. Diese Algen lieben kühles und klares. Wasser, weshalb diese nach E. KrıssLer (Phytonplankton d. Traunsee; 1907) im kühlen Traunsee sehr häufig sind, wenn sie auch Sommertemperatur zur flotten Entwicklung nötig haben. Andrerseits hängt ihr Vorkommen zum Teil mit niedrigem Kalkgehalt zusammen, weshalb sie bei Zu- nahme desselben seltener werden (Tour, Sv. lasacın 1902; S. 283): Bei Steinheim wird in den Sprudelkalkwässern die höhere Temperatur die Diatomeen ferngehalten häben, während ihr Fehlen in den höheren Schichten, die bei normaler Wärme abgesetzt wurden — das gilt besonders für die oxystoma-Kalkschlammablagerungen — auf Konto: des hohen Kalkgehalts gesetzt werden muß. Welche Schlüsse lassen nun die vorhandenen Fossilien in den Sprudelkalken auf die Temperatur zu? Die Charen beweisen nichts, da sie in kaltem, warmem und heißem Wasser existieren können, wohl aber die: Gastropoden. . 122 Wichtig ist die Angabe Hazaıs (Die Moll.-Fauna von Budapest, Malakkozool. Blätter, N. F., Bd. 3), daß er in Thermalwasser über 20—26° keine Mollusken mehr fand. Demgegenüber sagt der amtliche Bericht über die Ver- sammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Kiel 1846, (daß Limnaeen in Quellen, die bis 43°C haben, existieren. Um nun der Lösung des Problems näherzukommen, habe ich die folgenden. Versuche mit Gyraulus albus, einem nahen Verwandten von Gyr. Kleini bzw. stein- heimensis, d. h. der Ausgangsform des Steinheimer „Pla- norbis multiformis‘, unter welcher Bezeichnung die ganze Entwicklungsgruppe der Steinheimer Planorben zusammen- gefaßt wird, angestellt. Eigentlich hätte ich sie mit Gyr. glaber; der mit Gyr. Kleini identisch ist, machen müssen, doch stand mir dieser nicht zur Verfügung. Ausgeführt wurden die Experimente im zoologischen Institut der Uni- versität Freiburg. Die Exemplare von Plan. albus stammen aus langsam fließendem Wasser des Mooswaldes bei Freiburg i. BB. — wo sie sich auf der Unterseite von Blättern aufhalten — und aus einem Tümpel der Kiesgrube am östlichen Ausgang des genannten Waldes an der Straße Hugstetten—Frei- burg. Die Temperatur des Wassers betrug im Juli, als ich die Schnecken holte, 18°C. Ich brachte die Tiere in ein geräumiges Aquarıum mit Wasser von 188°C und fütterte sie mit Weasser- . Einsen. | Innerhalb mehrerer Tage wurde langsam auf 26°C erwärmt. Am 10. Juli waren 30°C erreicht, wobei sich die Tiere wohlfühlten. ' Datum Temperatur 2 31—31,50 C 14. 7. 33°C, 6 Exemplare } 19.0.0, B321C 200 21.7. "3600; hier gingen die meisten Exemplare ein. Zwischen 30 und 33° hielten sich die meisten Tiere gut weiter, da sie sich än die höhere Temperatur gewöhnt hatten. Ein Überschreiten dieser Wärme wird von einer großen Anzahl nicht vertragen. Da Limnaeen in den Sprudelkalken eine große Rolle spielen, stellte ich ähnliche Versuche mit Limn. ovata, die ich einem Wiesengraben bei Hugstetten entnahm, an. I 123, Die Tiere gewöhnten sich an eine Temperatur von 34°C, bei der sie noch laichten, gingen jedoch bei 38° 0 zugrunde. Limn. stagnalis konnte 41,5°C Wärme vertragen, bei 30—32°C wurde gelaicht und Junge krochen aus, die ‚sich gut entwickelten. Bei. 45°C gingen die Schnecken ein Die Versuche sind noch nicht abgeschlossen. Da ovata-ähnliche Formen in den Sprudelkalken vor- kommen, so darf man wohl den Schluß ziehen, daß die höchstzulässige Temperatur 34°C gewesen sei. Da jedoch der Verwandte von Gyr. steinheimensis, Gyr. albus, nur etwa 32°C gut verträgt, so dürfen wir diese Temperatur als die damals im Steinheimer Wasser — wenigstens dort, wo die Sprudelkalke abgesetzt wurden — herrschende an- sehen. Wir können jedoch an niedrigere Temperaturen denken, wenn wir den ziemlich hohen Magnesium- gehalt der Sinter berücksichtigen. Durch die Versuche ist im Verein mit den Auskristalli- sationsmößlichkeiten des Aragonits nachgewiesen, daß es sich bezüglich der Wasserwärme keinesfalls um Thermen wie die von Karlsbad handelt, die bis 73,1°C haben können. Die biologischen Versuche führten mich nun zu der Frage, ob die Erwärmung des vor der Entstehung der warmen Quellen vorhandenen kalten Seewassers eine relativ plötzliche oder langsame war. Das letztere wird sich nach folgenden zwei MÖög- lichkeiten richten: entweder waren die Sprudel zu Anfang nicht so warm wie später, aber stark sprudelnd oder gleich sehr warm, jedoch nicht sehr kräftig sprudelnd. Daß der erstere Fall am meisten für sich hat, geht aus den mächtigen Absätzen gleich zu Beginn der Quell- tätigkeit hervor. Sodann spricht aber das Vorkommen der Gyraulen in den unteren Partien hierfür, die sich un- möglich gleich an etwa 32° hätten gewöhnen können. Dies sollen die folgenden Versuche zeigen, welche die starke Reaktionsfähigkeit des Herzens von Gyr. albus auf Temperaturerhöhungen beweisen. Bei der Untersuchung ließ ich einen albus sich frei in einem Uhrschälchen bewegen und schob dies, den Be- wegungen der Schnecke entsprechend, unter dem Binokular hin und her. Oder ich legte eimen Objektträger über das Tier, so daß es sich nicht bewegen konnte. 124 Da die zweite Methode etwas Gewalttätiges an sich hat, so kommen Differenzen gegenüber den Resultaten der ersten Versuchsanordnung vor, weshalb ich nur die letz- teren bringe. Herztätigkeit des Gyraulus albus. Pulsschläge pro Min. Temperatur 1. Exemplar 64, 64, 64, 60, 64, 64 18,80 C 2.\ 5 64, 64, 64. 64 18,80 C 3% Hi 60, 60, 60, 60 18,80 C 80, 76, 84, 80 20,50 C 72, 68 220 C 132, 92, 96 280 C 7 Temp. etwas gesunken 160, 120, 112, 100 340 © mm, (mn Temp. auf 29° gesunken 202 bei Rückgang auf 21,50 © _ Nebenbei sei bemerkt, daß, wenn man das Versuchs- tier in zu wenig Wasser bringt, der Herzschlag öfter aussetzt, überhaupt unregelmäßig ist (in normal warmem Wasser!). Allzulange darf man ein und dasselbe Tier nicht zum Experimentieren benutzen, da der. Sauerstoff des Wassers ziemlich rasch verbraucht wird. Die Tabelle zeigt, daß die Herztätigkeit von 64 Puls- schlägen pro Minute bei 18,8°C durch eine Temperatur- erhöhung um 10° auf fast die doppelte Pulszahl steigt. - Bei 34°C sind die Schläge kaum zu zählen, werden sehr unregelmäßig und setzen schließlich für größere Zeit- intervalle aus. Ergänzend sei gesagt, daß albus, aus Wasser von 18°C direkt in solches von 30°C gebracht, sehr bald eingeht; ebenso verhalten sich andere Schnecken, z. B. Limnaea stagnalis. Anders ist es, wenn die Tiere langsam an höhere Temperaturen gewöhnt werden. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß albus, an höhere Temperatur gewöhnt, beim Herab- und Wiederhinaufsetzen der’ selben nicht die Herzschläge hat, die das Tier bei der jeweiligen ‚Wärme nach der obigen Tabelle haben sollte: a) albus, aus Wasser von 32,5°C genommen. Pulsschläge pro Minute Temperatur - 64 64 60 250 C 60 60 64 60 64 64 28,50 C 68 68 31,5° C Tan TO n(2. 69 9008 30% C 68 64 310 C 125 Frisches Wasser wird zugesetzt: . Pulsschläge pro Minute Temperatur s0 72 68 290 C 72 N 48 56 52 52° 24,50 C 84 76 ; 310 © 8 sehr unregelmäßig 220 C fast keine Herztätigkeit 24,50 C Das Tier hat sich in die Schale zurückgezogen. b) albus, aus Wasser von 22°U genommen: "Pulsschläge pro Minute Temperatur 100 100 100 100 BUN IC 100 23,50 C 108 124 132 149 128 27,09 C 128 156 128 280 C 148 144 290 0 144 172 320 C 168 180 > 32,907 144 180° 33,50 © Das Tier ist sehr unruhig. ° 2. 32 30— 290 C 52 44 280 C 40 260 C 40 290 C Das Tier geht langsam ein. ER Der Versuch a) lehrt. dab das Tier, einmal an eine höhere Temperatur‘ gewöhnt, bei Temperaturschwankungen, die nicht über die einmal erwöhnte Wärme hinausgehen, ungefähr die- selbe Herztätigkeit innerhalb etwas weiterer Grenzen beibehält. Ist es an eine von der ursprünglichen kaum abweichenden Temperatur gewöhnt (b). so reagiert es bei Erhöhung derselben sehr stark, bei manchen höheren Wärmegraden noch kräftiger, als dies beim allerersten Versuch der Fall ist, Wenn die Experimente auch erweitert werden müssen, so zeigen sie doch deutlich, daß es physiologischrein unmöglichist, daß sich die Schnecken sofort aneinehöhere Temperaturgewöhnenkönnen. Sie hätten im Steinheimer Becken nach der Entstehung der Quellen eingehen müssen, wenn die Sprudel, die gleich viel Wasser lieferten. (s. 'o0.), sofort eine bedeutend höhere Temperatur als der vorhandene kalte See besessen hätten. Da die Schnecken bereits in den unteren Aragonit führenden Sprudelkalken vorkommen, so dürfen wir die Temperatur der zuerst geförderten Wassermassen nicht für so hoch halten wie dies wohl später der Fall sein konnte. a Die Tiefe des die Sprudelkalke absetzenden Wassers. Wie ich Dei Besprechung der Arbeit Passarc#s über die Seen von Lychen bemerkte, kommen die Charen in einer Tiefe von etwa 1—4 m vor. Da die Sprudelkalke zum großen Teil echte Charen- Stöcke sind, so dürfte der.See an den Stellen, wo die Sinter zum Absatz kamen, 1—4 m tief gewesen sein. Wann begann der Absatz der Sprudelkalke ? In der Eperkschen Grube steht unter den sandigen Sprudelkalkaequivalenten eine Partie stark wasserführender feinkörniger „Sande“ an, die Gyr. steinheimensis führen. Aragonit ist in ihnen nicht bekannt. Einen Uebergang zu etwa gleichzeitig gebildeten Sintern kenne ich nicht. Die typischen sZeinheimensis, wie sie die oben erwähnten sZeinheimensis-Sande der EpErschen Grube führen, findet man in den Sprudelkalken stets in Gemein- schaft der nächstjüngeren Form: Gyr. tenuis. Meist handelt es sich auch gar nicht um sfeinheimensis, sondern um steinheimensis/tenuis. Solange kein Uebergang der steinheimensis- Sande“ zu den Sprudelkalken bekannt ist, möchte ich annehmen, daß deren Bildung erst nach der Ablagerung der ersteren ein- setzte. Zusammenfassung. 1. An der Zusammensetzung der Sprudelkalke beteiligen sich Kalkspat, Aragonit, Eisenoxydhydrat, Schalen, Algen und zum Teil Moose. 2. Sie sind zum größten Teil unter Wasser entstanden, da sie zum Teil horizontal geschichtet und Schnecken zur Zeit ihrer Entstehung in ihrem Sedimentationsrevier lebten, die nur in ziemlich ruhigem, aber nicht schnell fließenden Wasser existieren konnten. Die Sprudelkalke, soweit sie heute noch vorhanden sind, wurden demnach nicht wie die Gehängetuffe an mehr oder weniger steilen Hängen gebildet. Nur die obersten Par- tien mit Moos weisen Aehnlichkeit mit solchen auf; sie sind durch Herabrieseln des kalkhaltigen Wassers über die riff- artig erhöhten Sinter massen Auen wobei die Moose äls Kalkfänger dienten. 3. Die Temperatur der Sprudel betrug 30—32°0. Zu Anfang war sie niedriger. 127 Gegen eine niedere Temperatur spricht das Fehlen der Diatomeen (?), für Übernormalwärme der Aragonitgehalt,. gegen eine höhere Temperatur als 32° das Resultat der biologischen Versuche und der Mg-Gehalt der Sprudel- kalke. f 4. Nach dem Mantel hin macht sich eine Abnahme des Aragonitgehaltes bemerkbar, was auf Erniedrigung der Tem- peratur des betreffenden sedimentierenden Wassers hin- weist. 5. Die Sprudelkalkbildung setzte erst nach der Ab- lagerung der steinheimensis-,Sande“ ein; wenigstens- spricht nichts dagegen. 3. Die „Sande“ mit Kalkeinlagerungen. Den durch große Festigkeit ausgezeichneten Sprudel- kalken stehen die losen „Sande“ mit Kalkeinlage- rungen gegenüber. Diese sind zum Teil Aequivalente der Sprudel- kalke, die in horizontaler Richtung ineinander übergehen, zum Teil sind sie jünger als der größte Teil der Sprudelkalke. Im ersteren Fall führen sie dieselben Fossilie wie diese: vor allem Gyr. steinheimensis/tenuis,. fenuis und sulcatus. Die jüngeren „Sande“, die in der trochiformis-Zone stellenweise durch Tuffe vertreten werden, sind charakterisiert durch Gyr. planorbiformis, planorbi- formis/trochiformis und trochiformis. a) Was die Äquivalente der Sprudelkalke anbe- langt, so kommen nicht nur ‚Sande‘, sondern auch typische Süßwasserkalke in Betracht. So sind die am Süd- hang des Klosterbergs vorkommenden hellbraunen, dichten Kalke, die sich durch das massenhafte Vorkommen von Limnaeen mit weißer Schale auszeichnen, aragonitfrei und als Süßwasserkalke der Zenuis-Zeit zu bezeichnen. Während nun die Absätze der unteren Steinheimer Schichten, also bis zur ältesten planorbiformis-Zeit, durch: das Vorhandensein von Sprudelkalken und „Sanden“ aus- gezeichnet sind, von denen die ersteren am Klosterberg die Hauptrolle spielen, treten die „Sande“ vom Erscheinen des Gyr. planorbiformis in den Vordergrund; Sprudel- kalke von der Ausbildung: 2 kommen überhaupt nicht mehr vor, nur Tuffe erscheinen in den frochiformis-Ablagerungen in untergeordnetem Maße. Von der planorbiformis-Zeit an, füllen die „Sande“ mit Kalkeinlagerungen die durch die Tätigkeit und den 128 Absatz der warmen Quellen geschaffenen Depressionen der alten Sinter aus, die Riffklötze ragen einige Zeit über die „Sande“ hinaus, werden aber schließlich auch bedeckt. Zunächst sollen die „sandigen Aequivalente der- Sprudelkalke besprochen werden. Die Kalkeinlagerun- gen, nicht oder wenig aragonitführend, sind ihrer Zusam- mensetzung nach nicht von den ‚„Sanden‘ verschieden. Wäh- rend diese locker sind und sich durch das Vorhandensein von Quellgrus auszeichnen, worauf schon GoTTSCHICK auf- merksam macht, sind die Bestandteile in den Kalken zu- sammengebacken, der Grus tritt zurück. Oft kommt es nicht zur Ausbildung zusammenhängender Kalklagen, son- dern nur von Linsen. Dies kann man in den sulcatus-Schich- ten der Pharıonschen Grube gut beobachten. \ Die betreffenden „Sande“ an dieser Stelle zeigen einen sonst in den „Sanden‘ selten vorkommenden Bestandteil. Neben Kalkspat- und Schalenpartikeln treten in ihnen Quarzteilchen mit limonitischem Überzug auf, wodurch die Sedimente oft rötlich gefärbt sind. Nun beobachtet man an einer Stelle der Prarıoxschen Grube einen zweimaligen Wechsel der folgenden Schicht- pakete: „Sande“, Kalke, tielbraunes Tonband. Der Quarz-, Ton- und Eisengehalt stammt aus den hinter der Grube an- stehenden Murchisonschichien, der Wechsel der Schichten deutet auf eine zweimal in der gleichen Weise erfolgten Se- dimentierung hin. Die schwereren Quarz- und Kalkpartikel "sanken zuerst nieder, bei Niedrigerwerden des Wasserstan- des kamen die suspendierten Tonteilchen zum Absatz (Repe- titionsschichtung), vgl.: Die Tektonik des Steinheimer Beckens. Durch einen verhältnismäßig geringen Eisengehalt zeich- nen sich die wenig oder gar keinen Aragonit führenden Kalke und „Sande“ der /enuis-Schichten bei und in der Eperschen Grube aus. Sie bestehen zum größten Teil aus Kalkspatpartikeln, Tuffbröckchen, kleinen Aragonitkon- kretionen, Charenbruchstücken und Schalen von Wasser- und Landschnecken. Die letzteren entstammen den Spru- delkalken, die aus dem Wasser herausragten. Sie lebten an diesen Stellen und wurden später in dasselbe befördert; daß dies sehr bald nach ihrem Absterben eintreten mußte, daß die Schalen nicht lange dem Sonnenlicht ausgesetzt waren, geht aus der guten Erhaltung der Bänder hervor. b) Ich wende mich zur Besprechung der „Sande“ der höheren Schichten. Daß diese in ruhigem Wasser abgesetzt wurden, geht bereits aus der horizontalen Lage- rung, der Führung von Limnaeen und Planorben und vor allem von Charen hervor. Die Schichten haben Ähnlichkeit mit den lockeren Par- .tien der Bachtuffe, wie sie u. a. von BORNEMANN (N. J. 1852, S. 81) aus dem Tuff von Gerode, und von BURGER (a. a. O.) aus den Tuffen des Echaztales (a.a. 0.) beschrieben werden; sie stimmen vollkommen mit den „Sanden‘“ überein, die Davıs (a. a. O.) aus den Schlammablagerungen von Seen angibt. Fast fossilleere Lagen wechseln mit solchen ab, in denen die Fossilien in großen Mengen angereichert sind. Durch die „Sande“ hindurch streichen meist dünnplattige, oft bald auskeilende Kalkbänke. Nach oben macht sich ein Gehalt an „Konkretionen“ bemerkbar, der an manchen Stellen dominierend wird. Noch weiter oben besteht das Gestein in der PhArıonschen Grube aus tuffartigen Partien, durch Gyr. trochiformis und oxystoma ausgezeichnet, die schließ- lich in plattige Kalke, mit „Sanden‘“ abwechselnd, über-. gehen. Der Zusammensetzung nach sind die einzelnen Ge- steine nicht voneinander unterschieden. Die unteren Par- tien sind braun, die oberen weißlich, was aber nicht auf einen Unterschied im Eisengehalt zurückgeführt werden kann. Dieser ist in einzelnen Lagen der Zeruis-Schichten be- deutend, auch über dem „Mantel“ oder noch in diesem ist er stellenweise stark. Ein gewisser Eisen- bzw. Mangan- gehalt verrät sich auch in den jüngeren Schichten, selbst wenn er chemisch kaum nachweisbar ist, durch das Auf- ‚ treten mehr oder weniger großer Punkte und Dendriten, die jedoch oft nur auf die Gastropodenschalen beschränkt sind. Doch ist die braune Farbe nicht auf Eisen zurück- zuführen, denn Ferrozyankalium gibt meist keine Reaktion. Selbst der dunkelbraune, dolomitisch aussehende Kalk JB (Prof. 3, spez. Gew.’ = 2,62) zeigt keine Fällungserschei- nungen mit Schwefelammonium. Die Farbe wird durch bituminöse Häutchen, welche "die einzelnen Partikelchen umgeben, hervorgerufen. Hier möchte ich auf folgendes aufmerksam machen: Man findet in der Literatur öfters die Angabe, daß Tuff beim Auflösen in HCl eine braune Flockung hervorruft. Ich habe daraufhin einige in Betracht kommende Gesteine, 2. B. einen Bachtuff von Adelsheim, untersucht. Auch in Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922. I 130 den Fällen, wo nachweislich kein Eisen vorhanden ist, tritt Flockenbildung auf. So auch bei sämtlichen unter 2.. behandelten Proben. Der Prozeß verläuft so, daß beim Auflösen in HCl eine starke 0O,-Entwicklung, verbunden mit Entweichen von bi-. . tuminösen Gasen, einsetzt. Die Bläschen zerplatzen jedoch nicht, sondern vereinigen sich zu größeren Gebilden, die sich durch einen bräunlichen Glanz auszeichnen und über das Reagensglas hinauslaufen. | Nach der C0,-Entwicklung tritt die Haupt- flockung ein, wie man das unter dem Mikroskop gut beob- achten kann. Es handelt sich um organische Substanzen, deren flüchtigere Teile bereits durch die Kohlensäure aus-. getrieben werden. (Näheres weiter unten.) Dies betrifft sämtliche Steinheimer „Sande“ und Kalke in mehr oder weniger großem Maße. Die festeren Sedi- mente weisen meist einen beträchtlicheren Teil an gas- förmigen Bitumina auf als die lockeren; dies hänst damit zusammen, daß die ersteren die feinkörnigeren Ver- treter der Ablagerungen darstellen, aus denen die gasför- migen Bitumina nicht so leicht wie aus den lockeren, grö- beren Sedimenten entweichen konnten. Der hohe Bitumen- gehalt der Kalke und „Klebsande“ steht aber auch in Zu- sammenhang mit dem hohen Prozentsatz an Fischen, die gerade in diesen Schichten vorhanden sind, während sie in den „Sanden“ seltener auftreten. Daß es sich bei den besprochenen braunen Verbin- dungen tatsächlich um solche organischer Natur handelt, geht auch daraus hervor, daß beim Glühen eine schwarze, kohlige Masse zurückbleibt. Daß stickstoff-, also eiweißhaltige Erzeuger der Bi- tumina vorliegen, zeigt die Blaufärbung von Lackmuspapier an, welches in das aus den Proben vertriebene Wasser gebracht wird. Daß hierbei nicht eine Kalkreaktion vor- liegt, beweisen die NH,CI-Nebel, die in Berührung des austretenden Gases mit HCl entstehen. Dunkle, bändertonartige Lagen mit Kohle- oder Torf- resten kommen nicht vor, Blättreste gehören zu den größten Seltenheiten, so daß Verkohlungsprozesse ausscheiden bei den Steinheimer Ablagerungen. Zellulosereiche Organismen wie Sträucher, Bäume, die ins Wasser hätten befördert werden können, kommen für die damalige Zeit an der Stelle des heutigen Klosterberges kaum in Frage, da er -j& meist zum größten Teil unter Wasser lag. 131 : Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist ein glasheller Körper, der für Quarz gehalten werden könnte. Bringt man etwas „Sand“ oder verwitterten Tuff der höheren Lagen mit einem Tropfen Wasser auf einen Ob- jektträger, so fallen meist flache, manchmal auch kuglige, zum Teil gerundete helle Körner auf. Bei Auflösung einer Probe in HCl bleiben diese zurück und lösen sich erst etwa 5—10 Minuten nach vollendeter CO,-Entwicklung auf, wobei sich gallertartige Wolken bil- . den. Die braunen Bitumenflocken setzen sich ungefähr ‚ gleichzeitig ab. Um Quarzkörner handelt es sich demnach nicht; Kalk- spatkörner können es wegen der nicht eintretenden CO,- Entwicklung auch nicht sein. Ich dachte an Humate. Die Humussäure muß eine stärkere Säure als CO, sein, denn sie löst Karbonate auf und verwandelt sie n Humäte. Ich stellte mir den Vorgang des oben geschilderten Prozesses so vor: Die leichter löslichen Karbonate werden von der HCl zuerst, die schwerer löslichen Humate erst nach län- gerer Einwirkung angegriffen. Doch kommt Humussäure für die Entstehung der „hellen Körper“ nicht in Betracht, weil Moore oder Wälder am Klosterberg nicht existierten. - Höchstwahrscheinlich handelt es sich um fettsaure Kal- zıumsalze (Seifen), denn, löst man den Kalk der Proben auf, so daß nur noch die hellen Körper zurückbleiben und wäscht ihn so lange aus, bis keine Cl-Reaktion mehr vorhanden ist, und bringt dann weiterhin auch die betreffenden Körper zur Auflösung, so fällt mit C, O,(NH,),s oxalsaures Kalzium aus. So muß denn auch ein Teil des in den Analysen auf CaCO, berechneten geglühten CaO auf die fettsauren Salze be- zogen werden (vgl. die Analysen am Schluß). Die „hellen Körper“ machen einen wesentlichen Be- standteil der „Sande“ usw. aus und sitzen auch reichlich auf den Schalen der Gastropoden und Ostracoden. Kieselsäure spielt in den oberen Lagen eine nicht unwesentliche Rolle, und zwar tritt sie nur in den Kalken auf. Diese sind zum Teil mehr oder weniger von ihr in- filtriert, was sich an angewitterten Stücken durch den Glanz und die Glätte der Oberfläche und durch das vorzügliche Herauswittern der Fossilien bemerkbar macht. Das Gestein hat phonolithartigen Klang und ist etwas härter als der gewöhnliche Kalk. Besonders deutlich wird das Vorhandensein von Kieselsäure, wenn sie aus dem Gestein herausschwitzt. Sie sitzt dann in gekräuselten, grünlichen 9% 152 Gebilden auf diesem. In ihnen liegen grüne Fadenalgen, die stellenweise nicht selten sind. | Die Frage nach der Herkunft dieser Kieselsäure ist nicht einwandfrei zu beantworten. Zunächst könnte man annehmen, daß sie aus den oberen Kieselsäurekalken mit Gyr. oxystoma und revertens nachträglich in die unteren Lagen gelangte. Doch ist dann unverständlich, warum sie sich micht auch in den „Sanden“ ausschied, sondern nur in Kalken, daß sie, mit anderen Worten, auf bestimmte Lagen beschränkt ist. EB Bei den frochiformis-Tuffen könnte man an Ausschei- dung aus warmen Quellen denken. Die kieselführenden Malm-Gesteine kommen nicht in Betracht, da sie am Klosterberg nicht vorhanden sind. Einen weiteren wichtigen Bestandteil machen kleine, bis 1,0 bzw. 1,5 mm große Körperchenvon runder, spindel- oder walzenförmiger Gestalt aus. ' Meist kommen sie einzeln, nicht selten aber auch ver- wachsen vor. Doch hängen nie mehr als zwei solcher Cocons zusammen. Ziemlich häufig treten bischofstabför- mige, an einem Ende eingerollte, seltener knäuelartig ver- schlungene Typen auf. Allen ist die bräunliche Farbe und das Vorhandensein von Poren und runden Löchern, die von bohrenden Algen herstammen dürften, gemein. Die betreffenden Körper liegen mehr oder weniger häufig in den „Sanden“, an deren Zusammensetzung sie hervorragenden Anteil haben können, ebenso in manchen Kalken, aus denen sie oft gut herauswittern. Sie sind selten so dicht gepackt, daß sie einander berühren, was selbst- redend nur in den Kalken einwandfrei konstatiert werden kann. Da die losen, kleinen Individuen nicht zur Untersuchung des inneren Baues geeignet sind, mußte diese an Dünn- schliffen von Kalken vorgenommen werden. Da zeigt sich zunächst, daß die „Oocons“ nicht nur in der Gesteinsmasse, sondern auch innerhalb der Gastropoden- schalen auftreten. Sie fallen schon durch ihre bräunliche Farbe auf. 3 In deutlichen dünnen Schliffen, die eine Kugel oder Spindel, letztere quer zur Längsachse, ‘schneiden, erkennt man entweder einen sehr kleinen, hellen, runden Zentral- raum, der in vielen Fällen durch Kalkspat ausgefüllt ist, manchmal aber auch hohl bleibt. Um diesen Raum herum legen sich konzentrische, abwechselnd hellere und 133 dunklere Lagen, von denen die ersteren dünner als die letzteren sind. Oft ist der Übergang vom hellen Zentralkörper zu den umhüllenden Schichten ein allmählicher, so daß dieser zu- nächst von einer matthellen Lage umgeben ist, die ihrer- seits in einen dunkleren Mantel übergeht. Deutlich treten feine helle, radial verlaufende Fasern hervor, die mit den länglichen Kristallkörnern identisch sind, die z. B. Kırkowsky (Oolith und Stromatolith im norddeutschen Buntsandstein, diese Zeitschr. 1908) in den Oolithen des norddeutschen Buntsandsteins beobachtete. Bei einem Teil der in der Längsrichtung getroffenen (nicht kugligen) Objekte hat der Zentralkörper elliptische Gestalt und ist deutlich ‚vom umhüllenden Medium; abgesetzt. Eine hyaline Zone umgibt ihn oft.. Von dieser gehen manchmal Kalkspatkristalle nach dem Innern des Zentral-- körpers, der nicht ‘selten eine ÖOstracodenschale ist. Eine Radialfaserung ist in diesem Fall nicht zu beobachten, was wohl damit zusammenhängt, daß diese keine Fasern, sondern Plättchen sind, die hier längs getroffen sind. Auch bei längsgeschnittenen elliptischen Objekten sind kon- zentrische Ringe wahrnehmbar, von denen oft der äußere der dickste ist. Ein anderer Teil der Körner zeigt im Zentrum einen durch Umkristallisation stark beeinflußten Körper, der sehr an die Schalen von Schneckenembryonen erinnert. Auch hier hat der „Cocon‘‘ spindelartige Gestalt. Alle beschriebenen Gebilde geben die Meı«Ensche Reaktion nicht. Sie lösen sich vollkommen in HCl. Nach der ganzen gegebenen Beschreibung kann es nicht zweifelhaft sein, daß wir es hier mit echten OVOoiden, um KArkowskys Ausdruck zu gebrauchen, zu tun haben, wenigstens bei den runden und spindelförmigen Typen. Daß keine phytogene Entstehung, wie KALkowskY eine solche für die Ooide des norddeutschen Buntsandsteins an- nimmt, eine Ansicht, die Lınck (Über die Bildung- der Oolithe und ZRogensteine; Jen. Zeitschr. f£. Naturw., 45. Bd., 1909) bereits widerlegte, vorliegt, ist für die meisten Fälle sehr wahrscheinlich. Für die Bildung der Ooide von Steinheim gilt dasselbe, wie für viele derartige Vorkommnisse in Gesteinen anderer Formationen, daß die Organismen nur passiv beteiligt sind. Ob überhaupt Pflanzen dabei eine Rolle spielen, ist un- wahrscheinlich. Der kohlensaure Kalk ‚ist kein Stoffwechselprodukt von Organismen, und alle Organismenreste, die man darin findet, haben, abgesehen von der Kernbildung, keine aktive Rolle bei seiner Ausscheidung“ (Linck, a. a. O. S. 276). Ich glaube jedoch diese Ansicht auch auf die Kernbildung über- tragen zu dürfen, denn die Ooidbildung setzt wohl erst nach dem Absterben des- Organismus ein, wofür schon das Auftreten nur einer ÖOstracodenschale in den Ooiden spricht. Doch haben wir eine Ansicht RortHrLerTzs zu be- achten, welche dieser 1892 (Über die Bildung der Oolithe; Botan. Zentralbl., Bd. 51, S. 265) ausgesprochen hat. Am Uier des Great Salt Lake im Territorium Utah liegen im Geröll und Sand sehr viel kleine, zum Teil von einer bläulichgrünen Algendecke überzogene Kalk- körperchen. Es sind nach RoTaPLHTz Zellen von Gloeocapsa und Gloeotheca, die Kalk absondern sollen. Dieser ist im Algenkörper eingeschlossen. Die Strandkörper kommen in drei Formen vor: 1. als "mehrere .Millimeter große, knollige Aggregate, 2. als kuglig- bis eiförmige Gebilde (Y; mm groß), 3. als länglich- dünne Stäbchen (Ya mm lang, !/, mm breit). Die Körper von der Ausbildung 2 bezeichnet RoTHPLETZ als Oolithe, die ein ganz ähnliches mikroskopisches Bild wie die Steinheimer Ooide zeigen. Nur trifft bei unseren Vor- kommnissen nicht das zu, was ROTHPLETZ weiter sagt, daß nämlich nach Auflösung der Ooide vom Great Salt Lake die geschrumpften Gloeocapsa-Zellen zurückbleiben. Ich glaube, daß es sich ‚bei den dortigen Ooiden gar nicht um Bildungen im: Wasser, sondern am Ufer handelt, denn Gloeocapsa kommt an feuchten Stellen auf Holz, Erde, Felsen usw. vor, scheint &ber nicht ins Wasser zu gehen. RoTHPL#ETZ überträgt nun seine Resultate auf die Ent- stehung der Oolithe vom Strand des Roten Meeres, von wo sie WALTHER (Abh. d. Sächs. Ges. d. Wiss.; 14. und 16. Bd., 1888 u. 1891) beschrieben hat, und auf solche, die er im Lias der Vilser Alpen fand. Die Großoolithe des Wettersteinkalks scheinen ihm den knolligen Algenkalken von Utah (2) analog entstanden zu sein, die bis 12 u langen, von BLEICHER aus den Eisen- oolithen (Compt. rend. Acad. sciences, Paris 1892) heraus- gelösten Stäbchen, die BLEIcHER für Bakterien ansieht, könnten nach RorH#rrerz vielleicht auch Spaltalgen sein. rd Vor nal BENDER et 1% FR 135 Da die Steinheimer Ooide, von denen die kugligen und spindelförmigen Gebilde am meisten Ähnlichkeit mit den unter 2 beschriebenen Formen haben, die Struktur von Gloeocapsa-Zellen keineswegs zeigen, außerdem aber im Wasser und nicht auf dem Strand entstanden sind, , so nehme ich davon Abstand, sie samt und sonders als verkalkte Gloeocapsa-Zellen oder überhaupt aan solche von Croococcaceen anzusprechen. Die in Betracht kommenden Ooide können erst dann auf andere niedere Pflanzen, wie Bakterien, zurückgeführt werden, wenn deren Vermögen, Kalk aus Ca(H CO;), ab- zuspalten, erwiesen ist, wie das z. B. für Charen gilt. Wie sind nun die Steinheimer Ooide mit einem Zentralbläschen zu deuten? Im Yellowstone-Park werden Kohlensäureblasen von Kalk überzogen. In den Wasserleitungsgräben von Nau- heim, die Mineralwässer vom Sprudel zum Gradierbassin leiten, werden Sauerstoffblasen, die Algen unter. dem Ein- fluß des Sonnenlichts abgeben, von einer rostfarbenen Kalkschicht umgeben. KnoPp berichtet, daß man bei den so abgesetzten Sedimenten richtige Oolithbildung vor sich hat. Ähnliches hatten auch TukroBALp und LupwıiG beobachtet. Karlsbader Erbsen sind zum Teil innen hohl, was auf Gas- und Luftbläschen zurückgeführt wird. Auf solche Erscheinungen möchte ich die Bildung der runden Steinheimer Ooide mit hohlem Zentrum zurückführen. Die massenhaft vorkommenden Algen lieferten reichlich Sauerstoffblasen. | Zum Teil dürften auch Insekteneier in Betracht kommen, wobei ich auf eine Beobachtung VIoLET D’Aoust hinweise, die er an dem Ufer eines mexikanischen Sees machte. Milliarden von Insekten legen ihre Eier am Ufer ab, die Häute sollen sich nach dem Ausschlüpfen der Maden inkrustieren. ° Bei den größeren Ooiden kämen evtl. Eier von Wasserwanzen in Frage. Die bischofstabförmigsen und knäuel- artigen Gebilde möchte ich vorläufig für inkrüstierte Fäkalien von Schnecken ansehen; dem widerspricht nicht ihr Fehlen in den unter 3 zu behandelnden Kalkschlamm- ablagerungen, wo auch Schnecken vorkommen. Dort fehl- ten eben die Bedingungen zur Erhaltung der Fäkalien, was vielleicht mit einem großen Reichtum an Bakterien zusammenhängt, die diese verarbeiteten. 136 An der Zusammensetzung der „Sande beteiligen sich ferner Grusbröckchen, die durch Verschmelzung von Kalkpartikeln und „hellen Körpern‘ entstanden sind. Oft sind sie etwas größer als der Durchschnitt und umschließen .nicht selten einen Hohlraum, der durch irgendeinen Pflanzen- teil ausgefüllt gewesen sein muß. Phryganidengehäuse sind es nicht, denn die Zylinderchen verästeln sich manch- mal. Die genannten Gehäuse sind auch. größer. In manchen „Sanden” sind Bröckchen mit erd- beerförmiger Oberfläche von weißer oder brauner Farbe häufig. Sie kommen einzeln vor, überziehen aber auch oft die Schalen von Gastropoden bis zur Mumifizierung. OÖstracedenschalen fand ich nie inkrustiert. Die genannte Erscheinung findet sich bei den in Bachtuffen vorkommen- den Schneckenschalen sehr häufig. Ich stimme MILLER bei, der den Überzug mit Algen in Zusammenhang bringt. Vielleicht kommen Rivularien in Betracht. Gort- SCHICK, der sich nur zum Teil dieser .Ansicht anschließt, denkt an aragonitische Bildung. Doch konnte ich die MEIGEnsche Reaktion nicht einwandfrei erhalten; dort, wo sie auftritt, können Spuren der inkrustierten Schalen diese veranlaßt haben. Kleine nierenförmige Konkretionen, wie sie in manchen Proben recht häufig sind, sind zum Teil sphäro- idisch ausgebildet, haben radial angeordnete Strahlen und “geben die MEiGensche Reaktion. Es handelt sich demnach um Aragonit. Zur Bildung von aragonitischen Fladen oder Aggregaten, wie sie für die Sprudelkalke typisch sind, kommen in den „Sanden“ mit Gyr. planorbiformis und planorbiformis/trochiformis nicht vor; mur in den frochiformis-Partien der Koprschen Grube liegen einzelne Aragonitplatten. Diese sind entschieden primärer Ent- stehung und deuten auf erneute Warmwasserzufuhr, worauf - bereits GoTTTSCHICK a. a. O. aufmerksam macht. Die trochiformis-Exemplare, die in ihnen liegen, sind ganz besonders kräftig entwickelt. Wie steht es nun aber mit der Bildung der sehr klei- nen Aragonitpartikelchen in den unteren „Sanden“? Sind auch sie in warmem Wasser entstanden, das mindestens 30°C hatte? Auffallend ist, daß die Sprudelkalke nur bis in die untersten „Sande“ reichen. In den übrigen planorbiformis- und planorbiformis/trochiformis-Schichten kommt es nicht 137 zu deren Bildung. Zur frochiformis-Zeit wurden nur Tuffe, die leicht zerfallen, gebildet. Ich möchte für die Entstehung der kleinen Tuffpar- tikel annehmen, daß sie sekundär gebildet wurden. Nach Lincxs Versuchen (Die Bildg. d. Oolithe und Rogensteine, N. J. 1903; S. 495) . ist die Löslichkeit des Aragonits in kälterem Wasser größer als in wärmerem. Danach könnte aus den als Erhöhungen aus dem Wasser aufragenden älteren Sprudelkalken Aragonit in größerem Maße gelöst worden: sein, und zwar durch solches, das nicht 30° zu haben brauchte. Nun ist die weitere Frage die, ob sich der gelöste Aragonit wieder als solcher in kälterem Wasser ausscheidet. Ob- schon m. W. darüber keine Versuche angestellt wurden, möchte ich es für unseren Fall annehmen. Wäre wärmeres- Wasser dagewesen, so hätte es zur Bildung von Aragonit- fladen oder aragonitischen (Sprudel-)Kalken in den unteren. - „Sanden‘ kommen müssen. Die übrigen Bestandteile der „Sande“ mit Kalkeinlagerungen sind organischer Herkunft. Von Pflanzen liegen Charen, zum Teil in großen Mengen, und zwar stets in Bruchstücken, und Fragmente der „Chara inconspicia“ vor. Derselbe Erhaltungszustand charakteri- siert die Charen der Lychener Seen (PAssArceE a. a. O.). Die genannten Algen sind zum Teil vollkommen in- krustiert. Daß der Inkrustations-Prozeß nach dem Absterben weiterging, beweist die vollkommene Inkrustation der Frag- mente, wodurch auch die freien Enden verstopft wurden. Daran sind vielleicht kleine Algen schuld, die die Bruchstücke überzogen. Die Stengel der „Chara incon- spicia“ fand ich nicht inkrustiert. Von den Schichten, die Gyr. planorbiformis mit erhöh- tem Apex führen, treten die Charen stark zurück. Auf- fallenderweise kollidiert dieser Rückgang mit dem Erlöschen der Limnaeen und dieses mit dem Auftreten der Konkre- tonen und Austrocknungserscheinungen. Dieses Zusammenfallen spricht für einen kausalen Zu- sammenhang. In den Tuffen nehmen die Charen wieder zu, die Lim- naeen erscheinen jedoch nicht wieder. Die erstere Tat- sache hängt wohl mit der durch die erneute Quellbildung verursachten Vertiefung des Wassers zusammen. Ueber das Ausbleiben der Limnaeen ist nichts Bestimmtes zu sagen. Von Tierresten sind für die Zusammensetzung der „Sande“ und Kalke die Gastropodenschalen wichtig, denen 138 manchmal die Hauptrolle am Aufbau zufällt. Limnaeen ‚aus dem Formenkreis der /. dilatata, Gyraulen der Gruppe multiformis, Pseudamnicola pseudoglobulus, einge- schwemmte Landschnecken sind oft in unglaublicher An- zahl vorhanden. Die Schalen sind weiß, nicht angegriffen — oder mehr oder weniger Kreidig, was auf den Ein- fluß verwitternder Faktoren hinweist; manchmal haben sie einen bräunlichen bituminösen Überzug, der wohl noch von der Kutikula stammt. Auffallend ist der oft hohe Prozentsatz an embryonalen Individuen, die bei dem kolossalen Geburtenüberschuß zugrunde gingen. Eine sehr häufige Erscheinung sind runde Löcher, die auf Konto bohrender Algen zu setzen sind. Doch trifft ‚man nie Schalen mit angefressener Oberfläche oder zer- störtem Apex, was in kleinen Tümpeln und Aquarien häu- fig beobachtet werden kann, besonders an Limnaeen und an Planorbis cornu. Dies zeigen auch . Anodonten, beson- ders am Wirbel. Die genannten Erscheinungen haben na- türlich mit Zerstörung der Schalenteile, welche etwa durch Wellenbewegung verursacht wäre, nichts zu tun, viel- mehr sind sie auf die Tätigkeit von Bakterien zurückzu- . führen. Nicht in allen Schichten sind (die Gastropoden häufig, ja, sie können sogar fehlen, wie in der braunen, dolomi- tisch aussehenden Bank an der Grenze von Planorbis trochi- formis zu trochiformis. In den betreffenden „Sanden“ fehlen sie ganz, in den festen Lagen sind sie nur in ein- zelnen Steinkernen vorhanden. Daß die Schalen nicht etwa früher in den „Sanden“ vorhanden waren und später zerstört wurden, geht aus der Anwesenheit zahlreicher Ostracoden- klappen hervor. | In den dichten, plattigen Kalken und in den „Kleb- sanden“, die sich durch einen großen Fischreichtum aus- zeichnen, treten die Schnecken stark zurück, was ent- weder damit zusammenhängt, daß die Fische (Leuciscus, Barbus) diesen stark zusetzten, oder daß das Wasser, welches die betreffenden Kalke absetzte, eine den Gastropo- den nicht zusagende Tiefe hatte. Sehr häufig sind auch Ostracoden, die SIEBER (Württb. Jahresh. Bd. 61, 1905) beschrieben hat. Sie kom- men mit und ohne Schnecken vor. So sind sie m den oben erwähnten Grenzsanden, in denen Gastropoden fehlen, sehr häufig. Auffallend ist, daß sie nie von einer Sinterkruste umgeben sind, was wohl mit der Kleinheit und vielleicht auch mit der Beschaffenheit der Schalen zusammenhängt, denn die kleinen glatten Fragmente von „Chara incon- spicia“, die embryonalen Schnecken mit kaum sichtbaren Zuwachsstreifen sind auch -nie inkrustiert. Umgekehrt sind die größeren Gyraulen und die berippten Charenstengel häufig von einer Kruste umgeben. Daß Fische in den „Klebsanden‘“ der unteren Par- tien und in den plattigen Kalken häufig sind, erwähnte ich bereits. Bildung der „Sande“ der höheren Schichten. 1. Unterschied der Bine der „Sande“ und plattigen Kalke. Wir halten uns bei den folgenden Besprechungen vor allem an den PHarıonschen Aufschluß. Zunächst ist zu betonen, daß Konglomerate bzw. Brec- cien in den Schichten über den Sprudelkalken — die Aequi- valente derselben berücksichtige ich hier nicht — am Kloster- berg fehlen. Die Möglichkeit der Bildung solcher Gesteine . wäre nicht ausgeschlossen, da die harten Sprudelkalke das Material dazu hätten liefern können. Doch müssen wir annehmen, daß bei und kurz vor dem Absatz der „Sande“ die Travertine eben erst verfestigt worden waren, bzw. noch ihren Verdichtungsprozeß durchmachten, daß ferner die ‚Verwitterungseinflüsse auf das frisch gebildete Material ‚nicht von großer Einwirkung sein konnten. So kam es nicht zur Bildung von Klüften und Spalten, die eine ‚Lockerung des Gesteinverbandes herbeigeführt hätten, wodurch sich Stücke zur Bireccien- bzw. Konglomeratverarbeitung hätten loslösen. können Sodann wäre aber auch der Wellenschlag in den Sprudel- kalkwannen, die durch die „Sande“ ausgefüllt wurden, nicht intensiv genug dazu gewesen. Die unteren „Sande“ sind zum großen Teil Ausfüllungs- material der Depressionen, zu deren Bildung die riffartig herausragenden Massen ihr Teil beigetragen haben. Ferner wurde der Kalkgehalt des (die Rinnen und Tröge bedecken- den Wassers durch die Tätigkeit der Algen einer- und durch den Verdunstungsprozeß andrerseits als Ca 00, ausgeschie- den und abgesetzt. Die Schalen lieferten neben Charen einen Prozentsatz zur Bildung der „Sande‘“. Im Gegensatz zu den losen „Sanden“ sind die plat- tigen Kalke dicht und fest. 140 Ein prinzipieller Unterschied besteht gegenüber den „Banden“ bezüglich der Zusammensetzung nicht. Nur tre- ten die Charen und Gastropedenschalen zurück; die ersteren, können sogar fehlen. Einen Uebergang zu den Platten- kalken bilden in ihrer Konstitution die „Klebsande“, die sich durch äußerst feines Material auszeichnen, wie das bei den Plattenkalken auch der Fall ist. Das Fehlen bzw. Zurücktreten der Charen deutet auf größere Tiefe des absetzenden Wassers hin. Dasselbe beweist die geringere Häufigkeit der Schnecken mit nor- mal dicker Schale Gehen Gyraulen in größere Tiefen, so wird die Schale dünner, wie wir es bei den betreffenden Vertretern dieses Genus in den oxystoma-Kalkschlamm- ablagerungen sehen werden. Da auch Limnaeen, die nur in ganz geringen Tiefen vorkommen, selten sind, so spricht auch dies für Vertiefung des die Plattenkalke absetzen- den Wassers. Der feine Detritus dürfte zum Teil durch Strömungen transportiert worden sein. Die genannten Tiefenunterschiede sind für die ver- schiedene Konstitution der „Sande“ und Plattenkalke verant- wortlich zu machen. Da diese öfters mit einander ab- wechseln, so dürfte sich der Wasserstand, den Sedimen- ten entsprechend, verändert haben, was nieht unbedingt auf tektonische Bewegungen zurückgeführt zu werden braucht; Regenperioden und Quelltätigkeit bringen eine Erhöhung, trockene Zeiten und Nachlassen derselben eine Erniedrigung des Seeniveaus mit sich. Die angestellten Ueberlegungen gelten selbstredend nur für Plattenkalke von größerer Ausdehnung. 2. Die „Konkretionen“. Die Sedimente zwischen den planorbiformis- und £frochi- /ormis-Schichten sind durch das Auftreten von „Konkre- tionen“ ausgezeichnet, die zu ganzen Paketen anschwellen können, wobei der „Sand“gehalt oft stark zurücktritt. Sie sind offenbar in seichtem, stark eintrocknen- dem Wasser gebildet worden, worauf schon die Anwe- senheit von wulstförmig ausgebildeten Kalken hinweist, die sehr an die .„versteinerten Pfeffernußscheiben“ erinnern, "wie sie SENFt a. a. OÖ. S. 311ff. aus den Süßwasserschich- ten von Langensalza in Thüringen beschreibt, die im üb- rigen bezüglich der Entstehung nichts mit diesen zu tun zu haben scheinen. 3 1 a a u ae er 141 Die genannten Steinheimer Kalke bestehen aus zum sroßen Teil zerbrochenen und feinzerriebenen Schalenbruch- stücken; vollkommen erhaltene Gehäuse sind selten. Die „Konkretionen“ selbst sind lagenweise angeordnet und stecken im „Sand“ drin. Sie haben die Gestalt mehr oder weniger großer Kugeln, die mindestens 3—4cm Durch- messer haben. Oft sind sie, was man auch an der Unter- seite der plattigen Kalke beobachtet, mit Tuberkeln besetzt und sehen dann Morgensternen nicht unähnlich. Im übrigen haben sie alle möglichen‘ Gestalten, wie dies von Lößkindeln her bekannt ist. Was nun ihre Entstehungsart anbelangt, so liegt natür- lich der Vergleich mit den letzteren nahe. Doch müssen wir uns vor Augen halten, daß im Löß neben Kalk noch ein bedeutender Ton- und Quarzgehalt (neben Glimmer) vorhanden ist. Dieser fehlt jedoch den Steinheimer „Sanden“. Während nun beim Lößkonkretionsentstehungsprozeß nach Auflösung des Kalkes noch etwas übrig bleibt, was nicht durch Wasser gelöst werden kann, der Lehm, müßte bei den Steinheimer „Sanden“, da diese aus Kalk bestehen (bis auf die „hellen Körper“ und den, Bitumengehalt), fast alles in Lösung gehen, wobei natürlich von den van den nichts bzw. wenig übrig bliebe. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dab die Kin- delbildung ‚nach der Ablagerung einzelner Lößpartien ein- setzt, während bei Steinheim die „Konkretions“-Genese nicht nachträglich eintrat: Die Bildung der Steinheimer Gebilde haben wir uns wohl so vorzustellen, daß einzelne Gehäuse (oder deren Teile) von Schlammteilchen bedeckt und zusammengebacken wurden, wobei sie durch die Tätigkeit des Wassers etwas gerollt wurden. Hierdurch war die Möglichkeit gegeben, daß die halberhärteten Gesteine mit anderen Konkretionen in Berührung kamen, :wobei sie miteinander verschmelzen konnten. Für die damals noch nicht ganz vollzogene Festig- keit spricht das Auftreten konzentrierter Wulste, die durch das Absetzen und den Druck des schlammigen Breies her- vorgerufen wurden. Merkwürdig sind nun die Tuberkelnr, die den Knol- len oft aufsitzen, und die, wie gesagt, die ganze Ober- fläche bedecken können. Von konzentrischen Schälen ist im Schliff an den Aus- wüchsen nichts zu sehen. Ich kann mir ihre Entstehung nur so vorstellen, daß bei irgend einer Lage der Knolle die Tuberkeln dank der lösenden Tätigkeit des Wassers auf der unteren Seite ent- standen, ein Vorgang, der bei der Rollung des Gesteins schließlich auf die ganze Oberfläche übergreifen mußte. Wurden die Konkretionen nach ihrer Bildung nicht mehr bewegt, so war die Tuberkelbildung eine einseitige, wie das bei den festen Plattenkalken, von denen oben die Rede war, der Fall ist. Eine andere Erklärung. wäre die, daß die Ge erst nach der Bedeckung mit feuchten „Sanden“ entstan- den, wobei die Adhäsionskraft des kalklösenden Wassers auf bestimmte Stellen konzentriert wurde. Erwähnt sei, daß die Tuberkeln nur an Stücken, in denen die Schalenbruchstücke zu feinem Detritus verarbeitet sind, auftreten. 3. Die Tuffe. Die Tuffe der oberen Lagen liegen zum größten Teil in den Zrochiformis-Schichten, neusasn jedoch bis in den oxystoma-Horizont hinein. In ihrer Zusammensetzung unterscheiden sie sich nicht von den Sprudelkalken, wohl aber in ihrer ee Konstitution und dem: Aragonitgehalt. Nur in der PHARıonschen Grube erreichen sie an der Westwand als feste Tuffe einige Mächtigkeit, zerfallen aber - leicht zu „Sand“, da sie nicht so stark verfestigt sind wie die Sprudelkalke. Sie sind zum Teil leicht verkieselt, ein Umstand, der mit dazu beiträgt, daß die einzelnen. Par- tien unregelmäßig verwittern, wodurch sie ein löchriges, unregelmäßig zackiges Aussehen erhalten. Verhältnismäßig stark sind die Gastropoden, speziell Gyr. oxystorma, ver- kieselt. Der Gehalt an Aragonit ist in der PHARIonschen Grube sehr gering, er fehlt manchmal ganz. Im Korrschen Bruch tritt er fladenförmig in den „Sanden“ auf; hier ist fast kein fester Tuff vorhanden. Charen sind sehr häufig, Moose. konnte ich nicht mit Sicherheit nachweisen. Schnecken, namentlich Gyr. frochiformis und oxystoma kommen in Massen vor. Landgastropoden sind ebenfalls häufig und beweisen, daß der Klosterberg damals eine Insel war, von der sie in die Tuffe eingeschwemmt wur- den. Solche eingeschwemmten Landschnecken kommen nicht nur in den jungen Kalken Deutschlands, sondern auch in ae re ee en ce he ee 143 solchen des Auslands vor. So zitiert Staus (Die Flora: d. Kalktuffs von Gänöcz; Földtani Közlöni; Budapest 1893) aus den Kalktuffablagerungen des Komitats Szepes von Gäanöz neben Limnaea ovata und Planorbis spirorbis in einem gelblichen, weißen Kalkschlamm Alelix pulchella, Suceinea oblonga, Flyalina fulva, Pupa pygmaea und Pupa muscorum. Für die Bildung der beschriebenen Steinheimer Kalk- tuffe sind ähnliche Bedingungen wie für die Entstehung der Sprudelkalke verantwortlich zu machen. Sie sind, so- weit sie heute vorhanden sind, wohl ganz unter Wasser abgelagert worden, das dieselbe Tiefe hatte wie das, wel- ches die Sprudelkalke absetzte, worauf die Charen hin- weisen. Daß es sich nicht um Gehängetuffe hanlelt, geht bereits aus dem ‚massenhaften Vorkommen der Wasser- schnecken hervor. Eine gewisse Bewegung des Wassers, wohl durch die Tätigkeit der Quellen hervorgerufen, ist anzunehmen, da die Fossilien zum Teil den Eindruck machen, als wenn sie zusammengestrudelt wären. Die während der Ablagerung der „Sande“ und Kalke herrschende Temperatur des Wassers. Es sollen nur die über den Sprudelkalken liegenden Schichten berücksichtigt werden. Zur Zeit der Bildung der „Sande“ und Kalke bis zu. den frochiformis-Schichten war die Temperatur des Wassers niedriger wie damals, als die Sprudelkalke zum Absatz kamen. Hierfür spricht das Fehlen von Aragonitfladen oder aragonitischer Kalke. Die kleinen Aragonitkörner können sekundär durch Auflösung des Aragonits der Sprudel- kalke und späteres Auskristallisieren aus Wasser von nor- maler Temperatur entstanden sein. Erwähnt doch auch MeıGen, daß Aragonitkügelchen in der Kälte bei 15° ent- stehen können. Die Austrocknungserscheinungen von der planorbifor- mis/trochiformis-Zeit an sprechen für ein Versiegen der Quellen, wodurch auch die Zufuhr des etwa angenommenen warmen Wassers aufgehört hätte. | Zur Zeit der Bildung der frochiformis- und oxystoma- Tuffe muß die Temperatur wieder gestiegen sein. Sie wird den höchsten der in Betracht kommenden Wärmegrade an der Stelle der Korrschen Grube erreicht haben, worauf die: dort vorkommenden Aragonitfladen hinweisen. Dort dürfte das Wasser 30—32° C zeitweise gehabt haben. 144 Die Tiefenverhältnisse des die „Sande“ und Kalke absetzenden Wassers. Zur Zeit der planorbiformis-Sandbildung wird sich das Wasser nicht über 3—4 m vertieft haben, wofür das massen- hafte Vorkommen der Charen spricht. Zur planorbiformis/trochiformis-Zeit tritt eine starke Erniedrigung des Seewassers ein, was die wulstförmigen Kalke und „Konkretionen“ beweisen. Das Versiegen der Klosterbergquellen wird wohl die Hauptschuld daran tragen. Die plattigen Kalke weisen auf eine größere Tiefe als 3—4 m hin, was aus dem feinen Detritus, dem Fehlen der Charen und dem Zurücktreten der Gastropoden, besonders der Limnaeen, hervorgeht. Zusammenfassung. 1. Die „Sande“ und Kalke der Zenuis- und sulcatus- ‚Schichten sind Aequivalente der Sprudelkalke. Die Sedi- mente der planorbiformis-, planorbiformis/trochiformis- und. Zrochiformis-Ablagerungen sind jünger als diese. 2. Die „Sande“ und Kalke bestehen aus Kalkspatkör- nern, Schalen von Gastropoden und ÖOstracoden, ferner aus eh Nicht unwesentlich ist stellenweise der ‚Gehalt: „hellen Körpern“. An der Zusammensetzung der ae beteiligen sich auch Ooide und Aragoritkörnchen. Die ersteren fehlen den Zrochiformis-Schichten. Der Bi- tumengehalt ist mehr oder weniger groß. Eisenoxydhydrat kommt eigentlich nur in den sulcafus-,Sanden“, an der Basis der planorbiformis-Schichten, Ton nur in den szl- catus-,„Sanden“ der PrArronschen Grube vor. In den letz- teren ist auch Quarz vorhanden, Je in den übrigen „Sanden“ und Kalken fehlt. 3. Die „Sande“ sind in 2—4 m Tiefe unter einen Uharenrasen, die plattigen Kalke in größerer Tiefe entstanden. 4. In den planorbiformis/trochiformis - Ablagerungen machen sich Austrocknungserscheinungen bemerkbar, die auf. Versiegen des Wassers an diesen Stellen hinweisen. 5. Die „Sande“ und Kalke sind submerser Entstehung und wurden bei normaler Temperatur abgelagert. 6. Die Kalktuffe der frochiformis- und unteren oxy- stoma-Schichten verdanken ihre Bildung erneuter Quellen- tätigkeit. Sie wurden, soweit sie vorhanden sind, submers sedimentiert und weisen auf eine Wassertiefe von 3—4 m hin. Sie wurden teilweise (bei Korr) bei einer Temperatur von etwa 30° gebildet. 145 7. Ein mehr oder weniger großer Kieselsäuregehalt ist den Kalken und vor allem den frochiformis-Tuffen gemein. Bei den letzteren ist er wohl mit den warmen Quellen in Verbindung zu bringen; ihre Herkunft in den Kalken ist unklar. | 4. Die Kalkschlammablagerungen. Über den Tuffen liegen bei PrArıon „Sande“ mit un- regelmäßig gewundenen Knauern (zum Teil etwas verkieselt), die auf erneute Austrocknung hinweisen. Darüber lagern Plattenkalke, mit „Sanden‘“ abwech- selnd, oxystoma und Fische führend. Zu oberst nehmen die Plattenkalke zu, die „Sande“ treten zurück; Verkieselung macht sich bemerkbar. Die Charen erlöschen nach oben. Die Kieselsäure dürfte mit damals eintretenden Stö- rungen im Zusammenhang stehen; sie gelangte durch Spalten in das sedimentierende Wasser. Es bereitet sich die stärkste je stattgehabte Überflutung des Klosterberges vor. Wir wenden uns jetzt zu dem südlichen Profil der PHARIonschen Grube, dessen unterer Teil das schlammige Aequivalent der oberen Partie des vorigen Profils ist (in dem dieser Arbeit beigefügten Profil ist es Schicht 5). - Von nun an herrschen die hellen Kalkschlammablage- rungen mit Gyr. oxysfoma vor. Bei näherem Zusehen zeigt sich, daß der helle, von schwärzlichen Schnüren durchsetzte oxystoma- „Klebsand“ zu unterst nicht rein ist. Graubraune Fetzen und Knollen eines weichen Mate- rials, die außer Gyr. oxystoma den älteren Gyr. £rochi- formis und meist zerbrochene /Zelices aus den frochiformis- Tuffen führen, sind nicht selten. Dies ist nur durch die Annahme zu erklären, daß der Klosterberg inselförmig, aus dem See herausragte, wobei er Abtragungsgebiet war. Doch muß er bald und ziemlich plötzlich unter Wasser gesetzt worden sein, wofür das sehr häufige Vorkommen von Säugerresten in diesen Schichten spricht. Daß diese nicht etwa wie die oben erwähnten Schnecken aus älteren Sedimenten eingeschwemmt wurden, sondern (lebend) von der Überflutung überrascht wurden, geht aus dem sehr hohen Gehalt an gasförmigem Bitumen der Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922. 10 146 Schlammschichten hervor, der nur auf Fäulnis der Leichen zurückgeführt werden kann. Schon beim Arbeiten am Aufschluß macht sich der intensive Bitumengeruch, an Petrolderivate erinnernd, be- merkbar, der unerträglich sein kann. Bei Regengüssen quellen aus dem Schlamm große Gasbilasen heraus. Beim Auflösen in HCl bleibt ein beträchtlicher organischer Rück- stand übrig, der beim Glühen Kohlenstoff zurückläßt. Das ausgetriebene Wasser reagiert stark alkalischh was auf NH,>), Protöinen entstammend, hinweist. ' Bemerkenswert sind auch die .schwarzen Schnüre, die durch den weißen Schlamm hindurchziehen. Diese dürfen jedoch nicht in Analogie gebracht werden mit den von Hvvr# (Über einige Kalktuffe aus Westergotland; Bull. Geol. Inst. Univ. Upsala 1898, S. 89 ff.) im Tuff bei Skultorp auftretenden schwarzen Bändern, die einer Unterbrechung der Quelltätigkeit, also dürren Perioden, entsprechen. Braunkohlenlagen sind innerhalb des Schlammes ebenso- wenig wie in den älteren Steinheimer Schichten vorhanden. Wir haben es hier mit typischer Sapropelschlamm- bildung, die zum Teil auf das Faulen der Säugerkadaver zurückgeführt werden muß, zu tun. Hierauf komme ich noch zu sprechen. Über die Zusammensetzung der unteren Schlamm- serie ist folgendes zu sagen: Sie besteht zum großen Teil aus Kalkpartikeln und Schalenbruchstücken; selten sind Quarzkörnchen (?). Die „hellen Körper“ sind zum Teil häufig, Aragonit fehlt. Gröbere grusige Bestandteile sind nicht vorhanden. Häufig sind die dünnen Schalen des Gyr. oxystoma, Pseudamnicola pseudoglobulus, die in einer Schicht sehr häufig ist, und Ostracoden. Landschnecken liegen nur auf sekundärer Lagerstätte in den oben erwähnten Knollen. Auffallend ist das Fehlen von Chara. Diatomeen fand ich nie. In die Kalkschlammablagerungen ist die Schicht S_ ein- gelagert, die sich durch die bräunliche Farbe, zum Teil von Eisenoxydhydrat herrührend, auszeichnet. Der Verband ist ein lockerer; kleine, eckige Trümmer, aus den Tuffen stammend, sind nicht selten. Der Bitumengehalt ist geringer als in den übrigen Schlammschichten. 5) Mit HCl entstehen weiße NH, Cl-Dämpfe. 0 Faunistisch ist das Auftreten von eingeschwemmtem Gyr. trochiformis, Landschnecken und Charen nebst Gyr. oxystoma bemerkenswert. Die Gastropoden liegen aber nicht nur in dem verunreinigten Schlamm, sondern in mehr oder . weniger großen, bis über 1 m dick werdenden, stark ver- kieselten Laibern. Auffallend ist, dab oxystoma und frochiformis ge- sondert: in diesen stecken. Knochen sind nicht selten. Sie liegen offenbar auf sekundärer Lagerstätte, sind also nicht mit den Kadavern eingeschwemmt, wofür der geringere Bitumengehalt spricht. Wir haben es mit einer typischen Schwemmzone (S) zu tun, die auf ein Änselförmiges en) des Klosterberges hinweist. Die Verkieselungserscheinungen sind wohl lern mit tektonischen Vorgängen in Verbindung zu setzen, die mit Bewegungen der. Klosterberginsel im Zusammenhang stehen. Schwer ist die Erscheinung zu erklären, warum die Schnecken nach Arten getrennt in den Laibern stecken. GOTTSCHICK, den ich Ostern 1920 darauf aufmerk- sam machte, meinte, daß da vielleicht etwas Ähnliches vorläge, wie er es an einzelnen Seen beobachtete, an deren Strand die Schalen nach Arten geordnet, also nach dem Gewicht durch Wellentätigkeit sortiert, herumlagen. Die Schichten D sind „Klebsande“, die zur Anfertigung von Kitt verwandt werden können. Sie sind aus feinem Schlamm (Gytje) entstanden; ihre Zusammensetzung ist dieselbe wie in den unteren Kalkschlammablagerungen. Pseudamnicola und Gyr. oxystoma sind seiten, Charen fehlen. Die Temperatur des die Schlammabsätze bildenden Wassers. Das Fehlen von Aragonit spricht, worauf schon GOTT- SCHICK hinwies, für normale Temperatur des Wassers. Das Fehlen der Diatomeen ist wohl auf den hohen Kalkgehalt zurückzuführen. Die bei der Ablagerung der Schlammsedimente bestehenden Tiefenverhältnisse. Für eine Vertiefung des Wassers gegenüber den oberen trochiformis-Schichten spricht das Fehlen der Charen, die geringe Dicke der oxysftoma-Schalen, der äußerst feine 10* Bi: ” Detritus der Sedimente und das starke Zurücktreten oder Fehlen der Grusbröckchen. Während der Ablagerung der Schicht © war das Wasser wohl etwas seichter (C liegt unter D). Wir haben anzunehmen, daß die echten Schlammablage- rungen in einer Tiefe über 4m abgesetzt wurden. . Wahrscheinlich entspricht sie derjenigen, in welcher der Vaucheria-Schlamm der Lychener Seen gebildet wurde, wo- bei Tiefen bis zi 7” m in Betracht kommen. Ob es sich bei Steinheim um das Aequivalent desselben handelt, kann nicht entschieden werden, da Vaucheria fossil nicht er- haltbar ist. Tiefenschlamm ist es auf keinen Fall, da Schnecken in den betreffenden Tiefen nicht vorkomnen. Am tiefsten war das Wasser beim Absatz der Schicht D, denn in dieser sind Schnecken relativ selten. Die Wasserzufuhr muß von außerhalb gekommen sein, denn am Klosterberg kennen wir keine zur Zeit der Kalk- schlammablagerung tätigen Quellen. Zusammenfassung. 1. Der oxysfoma-Kalkschlamm zeichnet sich a wo er rein entwickelt ist, durch das Fehlen von Tuffbröckchen, Kalkbänken, Aragonit und Charen aus. Der starke Bi- tumengehalt ist z. T. auf die verfaulten Kadaver der Säuger, die in großen Mengen in den Schlamm gerieten, zurück- zuführen. Es handelt sich um: Sapropelkalkschlamm. Bemerkenswert ist die Schwemmzone NS. 2. Die Temperatur des Wassers war normal. 3. Der Schlamm wurde in tieferem Wasser als die. älteren Sedimente abgelagert. Tiefer als 7” m war es nicht, da von dort an Schnecken nicht mehr existieren. 4. Die Wasserzufuhr kam von außen, denn am Kloster- berg kennen wir keine zur damaligen Zeit tätige Quellen. 5. Die Kieselkalke. Durch erneute Quelltätigkeit am Klosterberg wurden die im See sich ablagernden Kalkschlammsedimente mit Kieselsäure imprägniert, wodurch die Kieselkalke ent- standen. Bezüglich der Beschreibung möchte ich hier nur hervorheben, daß Aragonit am Klosterberg in ihnen fehlt. Am Knill kam solcher zur revertens: -supremus-Zeit zum Absatz. 149 In der PHArIıonschen Grube ruhen die ruppigen Kiesel- kalke auf verkieseiten plattigen Kalken. Die Fossilien Gyr. oxystoma und revertens sind großenteils zerstört, Sind sie vorhanden, so sind sie verkieselt. KnwoP meint, daß die Verdrängung des Kalkes durch Ausscheidung von Kieselsäure aus GRAHANMSscher Kieselsäure bei Zusatz von CaCO, erklärt werden könne (Die Kieselsäureabscheidung und Oolithbildung; N. J. 1874, S. 281 ff.). Über die Verkieselung von Schalen hat CLemm (Über die Verkieselung von Kalksteinen, insbes. diejenige des Muschel- kalks im badischen Oberland, Inaug.-Diss. 1909) Versuche, und zwar an Klappen von Cardium edule (Avagonit) und von Ostrea edulis (Kalkspat) angestellt, die er mit Na,SiO, zusammenbrachte. Bei Einleiten von CO, war der Gehalt an Kieselsäure bei den Reaktionsprodukten größer als ohne Zusatz von Kohlensäure. Bei Aragonit war der Umsatz bedeutender als bei Kalkspat. Es hatte sich ‚bis auf einen Fall Ca-SiO, gebildet. Bei den Versuchen mit CO, hatte diese das letztere wieder zersetzt unter Bildung von CaCO, bzw. Ca(H CO;);, und H,SiO,. Zum Verständnis gebe ich folgende Gleichungen: N2,83i0; 10300, «— C(aSi0,- Na, CO, Bei Zuleiten von H, CO, @4810, 1H,00, «—. 0300, H,8i0, Wichtig ist nun, daß in der Natur die verkieselten Kalke kein CaSiO, besitzen, woraus CLEMM den Schluß zieht, daß für die Verkieselung keine Natriumsilikat- lösungen, sondern Kieselsäurelösungen ‚anderer Art‘ in Betracht kommen. Die Schalen von Gyr. oxystoma zeichnen sich durch größere Dicke gegenüber denen der unteren oxystoma- Schichten aus. In den’ Plattenkalken sind sie oft nur als Steinkerne. vorhanden; diese können aufgelöst sein. _ In den klotzigen Kieselkalken kommen sie nesterweise vor. Der Kieselgehalt ist zugleich mit der Ablagerung des Schlammes in diesen geraten und hat ihn mehr oder wenjger stark infiltriert. Wäre ihre Bildung eine epi- genetische, durch spätere tektonische Vorgänge bedingte, so müßten auch die älteren Schichten verkieselt worden sein. Wir haben uns vorzustellen, daß dank tektonischer Vorgänge den kieselsäurehaltigen Wässern ein Weg zum See geöffnet wurde, in den sie hineinsprudelten. Die Kiesel- saure kam mit dem Schlamm zum Absatz. Daß die Quellen submers waren, geht daraus hervor, daß der Klosterberg unter Wasser lag. Dafür, daß alle Kieselschichten im See abgelagert wurden, spricht ohne weiteres das Vorkommen der Gyraulen. ir Die Temperatur des die Kieselkalke absetzenden Wassers. Daß die kieselsäurehaltigen Quellen warm waren, dürfte wohl ;icher sein, auch wenn wir den lokal in höheren Kieselschichten auftretenden Aragonit des Knills vernach- lässigen. Ich erinnere nur an die Kieselsinterbildung am Yellowstone-Park. Doch so hoch wie bei dem amerikanischen Vorkommen dürfte die Temperatur der in Betracht kommenden Quellen nicht gewesen sein, denn an einen großen Temperatur- umschlag hätten sich die an niedere Wärmen angepaßten Vertreter der Spezies Gyr. oxystoma nicht gewöhnen können. Um die Frage jedoch einwandfrei beantworten zu können, müssen wir untersuchen, ob der Kieselsäuregehalt unbedingt mit höherer Temperatur susammen- hängen muß. Daran schließt sich aber eine andere. Frage: Wo kommt die Kieselsäure überhaupt her? ‚Ihre Bildung ist auf jeden Fall, wenn es sich um so große Mengen händelt, an das Vorhandensein von Silikat- . gesteinen geknüpft, aus denen sie mit Hilfe von C300;- haltigen Wässern, die zugleich H,;CO, führen, nach den Formeln S. 149 ausgefällt werden kann. Solche Silikatgesteine liegen im Rotliegenden oder im Grundgebirge. Das erstere dürfte nicht in Betracht kommen, denn im Ries fehlt es auch. Das letztere stünde aber erst in einer solchen Tiefe an, daß wir für die Förde- rung der Wässer einen enormen Dampfdruck annehmen müßten, wie er etwa bei Geysiren herrscht. Dab hier aber von einem solchen nicht die Rede sein kann, geht schon aus der Anwesenheit der Schnecken hervor. Wohl aber bringt uns der von Fraas und BRANCA angenommene Lakkolith der Lösung des Problems näher. Dieser muß sich ziemlich hoch, wahrscheinlich bis in die Juraschichten hinein vorgeschoben haben, denn sonst hätten sich die Druckerscheinungen nicht in dem Maße äußern können, daß selbst die Belemniten zerdrückt. wurden. 151 Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß der Lakkolith teilweise noch im Dogger steckt. Aus diesem Lakkolith muß der Kieselsäuregehalt der Quellen stammen, für deren Austritt Spalten sorgten. Daraus würde sich eine.übernormale Wassertemperatur gut erklären. . Ob kohlensaure Alkalien, die Kieselsäure leicht lösen, eine Rolle spielten, wie dies PAssarscz (Kalahari, Berlin 1904) für die Kieselsäurebildung der Wüsten annimmt, ist nieht ohne weiteres zu sagen. Doch spricht dafür, daß die genannten Alkalien bei Wasserverdunstung Opal und Chalzedon ausfällen, von denen ja der erstere in den Kieselkalken auch vorkommt. Die letztere . Betrachtung beantwortet nun gleich die obige Frage, ob Kieselsäurebildung unbedingt mit höherer Temperatur zusammenhängen muß, was demnach nicht der Fall zu sein braucht. Für niedere Temperatur spräche auch das Fehlen des Quarzes in den Kieselschichten, der nach MascHkes Versuchen über die Kristallisations- fähigkeit dieses Minerals (Pogg. Ann., Bd. 145, 8. 549 ff.) „unter keinen Umständen bei gewöhnlicher oder wenig er- höhter Temperatur und bei gleichzeitig vorhandenem ge- wöhnlichen Druck aus wässerigen Lösungen“ gebildet wird. ' Wenn auch dieser Satz keine allgemeine Gültigkeit hat, worauf Knorp (Die Kieselsäureabscheidung und Oolithbil- dung, N. J. 1874, S. 281ff.) aufmerksam macht, wobei er auf die kristallisierten Sandsteine hinweist, so trifft es doch im großen und ganzen zu. Anders steht es mit der Bildung von Hyalith und Opal, die in den Kieselkalken häufig sind. Sie können wie Jaspis, Chalzedon und Feuerstein bei gewöhnlicher Temperatur entstehen. . Die Infiltration des Kalkschlamms mit ' Kieselsäure deutet nicht auf höhere Temperatur hin, wenn wir daran denken, daß aus GrAanHAmscher Kieselsäurelösung, die durch Dialyse gewonnen wird, nach einiger ‚Zeit bei normaler Temperatur SiO, ausfällt, was durch den Zusatz von CaCO, beschleunigt wird. Doch kommen wir um die Annahme höherer Temperatur nicht herum, wenn wir die Herkunft der Kieselsäure erwägen, die nur aus dem Lakkolith stammen kann. Die Temperatur braucht 29° nicht überstiegen zu haben, denn der Natronsäuerling des Caesarbades von Royat in 152 der Auvergne setzt bei dieser Wärme mächtige Kiesel- bildungen ab. Das Quellwasser konnte den See auch nicht gleich stark erwärmen; erst langsam stieg dessen Temperatur. Die zur Zeit der Kieselkalke herrschenden Tiefen- verhältnisse. Die Tiefenverhältnisse zur Zeit der. Kieselkalksedimen-. tation dürften dieselben wie bei der Ablagerung des feinen Kalkschlamms gewesen sein. Vielieicht wurde das See- wasser durch die Tätigkeit der kieselsäurehaltigen Quellen noch vertieft. Doch über 7 m ist die Tiefe an der Stelle des heutigen Klosterbergs nicht hinausgegangen. Zusammenfassung. 1. Die Kieselkalke sind Kalkschlamm, der mit Kiesel- saure durchtränkt ist. 2. Sie wurden submers ahnen, 3. Die Kieselsäure entstammt Silikatgesteinen, Alte ver- mutlich dem BrAncAschen Lakkolithen angehörten. 4. Sie wurde aus warmen Quellen ausgeschieden, deren Temperatur 30° nicht wesentlich überschritten hat. 5. Die Wassertiefe zur Zeit der Kieselkalkablagerung war. ungefähr dieselbe wie sie bei der Bildung des feinen Schlammes herrschte. ‘ Diskussion über die Frage nach dem Wechsel. in der Zusammensetzung des älteren und jüngeren Sprudels. Auffallend ist, daß die Steinheimer Sprudel zuerst kalkhaltiges, nach einer längeren Unterbrechung aber kieselsäurereiches Wasser lieferten. Es gibt Beispiele junger Quellen, die einen solchen Wechsel ebenfalls zeigen. So haben die von St. Allyre bei Clermont (24°) einen älteren, dichten Travertin und.einen jüngeren zer- reiblichen Tuff gebildet, die bezüglich des Gehalts an SiO,, CaCO, und Fe schwanken. Ich entnehme die Analysen: J. Roru, allgemeine und chemische Geologie, I. Bd., S. 583, die aus GIRARDINn, Annal. min. (3), 11, 1837 stammen. Sie zeigen auf 100. Teile: ältere Probe jüngere Probe 03:00, ... „HE 2,40 204 24,40 NO 2 28,80 Bei, W200 18,40 SEC a tell) 5,20 155 Die übrigen nie lasse ich fort. Hier nimmt der Gehalt an SiO, und Ca co, ab, wäh- rend Eisen stark zunimmt. Auf jeden Fall geht aus dem Beispiel hervor, daß die. Zusammensetzung der Quellen im Laufe der Zeit wechselt.. Sehr ‚überzeugend sind die Analysen der Ursprungs- quelle (68,63°), die ich wiederum GroTH, a. a. O., S. 582 (NESSLER, Beitrag zur Statistik der inneren Verwaltung des Großherzostums Baden, Heft 11, 1861, S. 44), entnehme. Die Ablagerungen bestehen aus einem älteren, fast überbauten Opalsinter vom früheren freien Abfluß und einem jüngeren: Aragonitsinter. „aus einer vom Ursprung ausgehenden Leitung“. älterer jüngerer Opalsinter Aragonitsinter in DIE le le 94,57 Mg Co, ne ea 1,22 N Fe CO, + Mn co, u ae 28 1,95 SION... na 3272896 0,75 N nn ee 08 19 N3,0 . OT! 0,33 Organische Substanz ann lko) lee —_ BI, OS NER) — 99,00 99,01 Hier liegt der Fall umgekehrt wie bei Steinheim, in- dem die älteren Sinter am meisten Kieselsäure haben. Ob der Kalkgehalt der Kieselkalke von Steinheim den kiesel- säurehaltigen Quellen oder nur dem im See abgesetzten Kalkschlamm entstämmen, kann nicht erwiesen werden, tut aber auch hier nichts. zur Sache. . Worauf im Einzelfall der Wechsel in der Zusammen- setzung des Wassers zurückzuführen ist, kann von hier aus nicht entschieden werden. Daß oft ein Widerspruch in der Beschaffenheit der Quellen und dem Charakter ihrer Aus- trittstellen bzw. den passierten Gesteinspartien besteht, lehrt der Fall Karlsbad; hier zirkulieren die stark kalkhaltigen Wässer im Granit (KATZER, Geologie von Böhmen, 1892, Ss. 297ff.). Allerdings gibt die Tatsache zu Bedenken An- laß, daß die betreffende Scholle aus den mit Kreide und Tertiär erfüllten Gräben herausragt. Für die Steinheimer Verhältnisse ist wohl anzunehmen, daß die Wässer der älteren, kalkreichen Sprudel nur mit Kalkpartien in Berührung kamen, während die der jüngeren, kieselsäurereichen Quellen in und auf dem Lakkolith zir- kulierten. Es kommen wohl stets dieselben Spalten in Be- 154 tracht, so daß man vielleicht zur Erklärung. des Wechsels in der chemischen Zusammensetzung der älteren und jün- seren Wässer die Vermutung äußern darf, der Lakkolith sei noch: nicht vollkommen erkaltet gewesen und habe bei der Entstehung der Kieselquellen neue Intrusionen in die . älteren Klosterbergsedimente, die vielleicht bis zu der be- treffenden Spalte reichten, gesandt. Die Bildung der einzelnen Ablagerungen. Die Unterschiede, die zwischen den älteren tufligen und den jüngeren schlammigen Sedimenten bestehen, hängen unbedingt mit verschiedenartigen Bedingungen der Bildung des Kalkes zusammen. Ich erinnere daran, daß in den älteren Ablagerungen Charen und kleine Algen eine große Rolle spielen, die in den. Kalkschlammschichten fehlen. Wenigstens trifft das für die Charen zu. Bezüglich der tuffigen Sedimente haben wir wohl vor allem die kalkspaltenden Algen für die Bildung des nicht von Organismen herrührenden Kalkes verantwortlich zu machen, den sie aus dem doppelkohlensauren Kalzium ab- schieden. Anders Be das bei den Kalkschlammablagerungen, die ja etwa in solchen Tiefen zum Absatz kamen wie der Vaucheria-Schlamm der Lychener Seen. Das Fehlen. der nicht erhaltungsfähigen Vaucheria bei Steinheim tut nichts zur Sache, da diese Pflanze keinen Kalk abscheidet, was vielleicht mit der Tiefe, in der ja wegen des Zurückgehens des Lichtes die Assimilationstätigkeit zurückgedrängt wird, zusammenhängt. are Wie kommt aber der Kalk in diese Sedimente? Eine Wanderung der Kalkpartikei von den Rändern oder Stellen, wo sie durch pflanzenphysiologische Tätigkeit hätten ge- bildet werden können, möchte ich nicht, zum mindesten nicht in dem erheblichen Maße annehmen, wie dies PASSARGE für die Lychener Seen tut. Ich kann mir nur denken, daß in dem ruhigen Stein- heimer Becken der als neutrales Salz gelöste Kalk zuerst an der Oberfläche des Wassers durch Verdunstung zur Ausscheidung kam und allmählich niedersank. Wie ist nun die Tatsache zu erklären, daß die Stein- heimerAblagerungenmehroderwenigerhell sind, während doch die rezenten, frisch ge- bildeten Seesedimente eine mehr oder we- niger dunkle Farbe haben? Von den Sprudelkalken sei hier abgesehen. PAssARGE (a. a. O.) konnte feststellen, daß nach der Tiefe (unter dem Seeboden, nicht im See), also auch mit dem Alter der Kalkgehalt zu-, die organischen Stoffe hin- gegen abnehmen. Zur Erläuterung gebe ich einen Teil’ der Tabelle V, S. 135, wieder. Bohrloch ıı reanisch 200, Substanz Obertache 1.14 ...12,986) 66, a Isemelieker 22 20:96 78,89 DDR 5; SEE SO 85 59 | gemischter Bohrloch IV schwärzlicher Oberfläcke . : . . 15,06 60,62 | Schlamm Bmerlieten 0:5. 08:89 83, | Dee; ER ot 91,32 „Der gemischte schwärzliche Schlamm“ geht also „in der Tiefe in weiße Seekreide über unter Abnahme der organischen Stoffe und Zunahme des Kalkkarbonats“. Die Farbenübergänge nach: der Tiefe sind konti- nuierlich. Auch für die Steinheimer Schlammabsätze, die a zum Teil ganz weiß sind, müssen wir eine Entstehung aus dunklem, bitumenreichen Schlamm annehmen, der beim Älterwerden organische Substanz verloren hat, während der Ca CO,-Gehalt zunahm. Es fragt sich nun, wie diese Kalkanreicherung zu- zustandekam. Bei der Sedimentation sterben eine große Zahl von Pflanzen, Schnecken, Ostracoden, Infusorien, In- sekten usw. ab und werden ‘vom Schlamm begraben. Durch Umsetzung der organischen Substanz (siehe ‘weiter unten) wird diese zum großen Teil in Gase verwandelt, wodurch Platz für weitere Kalkteilchen wird, die sich an die Stelle der verwesten Körper setzen. Wir haben uns nun mit dem Schicksal der or- ganischen Stoffe zu beschäftigen, die a) stickstoffhaltig, b) stickstoffrei bzw. -arm 6) Diese Zahl entspricht derjenigen, die CH. A. Davıs (a. a. O. S. 492) auf den „unlöslichen Rückstand“ (11,190) eines Schlammes bezieht. 156 vorkommen. Zu den ersteren gehören die protein- und fett- haltigen Substanzen der Tiere und bestimmter Pflanzen, zu den letzteren die Zellulose. + a) Die stickstoffhaltigen Körper, denen Bak- terien nach dem Absterben in hohem Maße zusetzen, werden unter Vergasung vor allem in CO,, Kohlenwasserstoffe und NH, umgesetzt. Unter raschem Verfall verschwinden die Körper, wo- durch die Abnahme der festen organischen Substanzen in den älteren Schlammsedimenten zum Teil bedingt ist. Die Gase werden von dem feuchten Schlamm absorbiert und entweichen gelegentlich mehr oder weniger schnell, was - in der Natur durch Sommerwärme wesentlich beeinflußt wird. Daher der starke bituminöse. Geruch der Trigonodus- dolomite, der Orbicularisbänke, der Posidonienschiefer usw., der im Sommer besonders stark ist. Auch die Steinheimer „Sande“ und Kalke und vor allem die Kalkschlammablage- rungen zeigen dies in äußerst starkem Maße, worauf ich bereits hinwies. Wird solch ein bituminöser Körper mit Salzsäure behandelt, so reißt die entstehende CO, die Gase mit sich. Auch das NH, ist in den Steinheimer Schichten noch vorhanden, weshalb das beim Erhitzen austretende Wasser alkalisch reagiert. Es kommt in den oxysioma-Schichten zu richtiger a die das Auftreten schwarzer Schnüre veranlaßte. Ohne hier das Problem der Sapropelbildung aufzurollen, das Poronık in seinen ausgezeichneten Arbeiten über diesen Gegenstand behandelt (Klassifikation und Terminologie der rezenten brennbaren Biolithe und ihre Lagerstätten; Abh. der Kgl. preuß. Geol. Landesanst., N.F., Heft 49, 1906; Die rezenten Kaustobiolithe und ihre Lagerstätte, ebenda, N. F., Heft 55, 1908), wobei auch STREMME (Über Bitumi- nierung, diese Zeitschr., 1907, S. 153 ff.) erwähnt sei, möchte ich doch die von diesem Forscher besonders hervorgeho- benen Bedingungen zur Faulschlammbildung betonen. Diese ist einerseits auf mehr pflanzliche, ander- seits auf mehr tierische Herkunft zurückzuführen. Zur Sapropelentstehung ist nötig: stagnierendes, dem Fäulnisprozeß günstiges Wasser mit stark ent- wickeltem organischen Leben. 157 Die Organismen hinterlassen ‘wegen der durch das Zurücktreten des Sauerstoffs — namentlich am Boden — bedingten unvollkommenen Fäulnis einen festen Rest. Eine bedeutende Rolle. spielt dabei das Plankton, das relativ reich an Fett ist. So enthält die kleine Alge Mi- crocystie flos aquae (Wasserpflanzen zeigen bezüglich des Gehaltes an fetten Oelen Verwandtschaft mit Tieren) nach ENGLERS Untersuchungen 2200 Fett bzw. Wachs. BRANDT (Beiträge zur Kenntnis der chemischen Zusammensetzung des Planktons; wissenschaftl. Meeresunters., 1898) gibt für elf Planktonfänge für Fett und Protein 24,6 bis 620% an, auf aschenfreie Substanz bezogen. Auf diese Zah- len kommen 2,35 bis 1100 Fett. Sehr wesentlich ist, daß die Sapropeüite oft weniger Fette enthalten als die Urmaterialien. Damit stimmt über- ein, daß die Steinheimer zurückbleibenden organischen Sub- stanzen nur zum Teil in Aether löslich sind. Im übrigen zersetzt sich das Fett bei geringer Durch- lüftung wenig. Doch fehlt es da noch an Untersuchungen. PoTonıE sagt (a. a. O., S. 113), daß die Fette der Sapro- pel-bildenden Organismen vielleicht zu den leichter zer- setzlichen. gehören. Nun kann mit den Glyzerinestern (Fetten) in Gegen- wart von Wasser eine Verseifung eintreten, was folgende Gleichung zeigt, wobei der starke Pfeil die : Verseifung angibt: CH, CH, N OH OH H CH, H L A (6 — (6 N orale or | OH + H,0 CH N ee (Oel N 2 Or SS OH L (6) i Ya Glyzerin co | CH, — — Ester (Fett) Die Glyzerinester mit Palmitinsäure (C,; H;; O,) und Stearinsäure (C}; Hz; 0;) sind die pflanzlichen und tieri- schen Fette, die in der Richtung von rechts nach links verseift werden, wobei die betreffenden Säuren entstehen. 158 Wirken diese auf CaCO, bei Anwesenheit von H,O, so ent- steht Kalziumseife unter CO,-Entwicklung. CH } n 1 6800, e—- (3.(CH,-C0..0),-£C0, S OH (Der Einfachheit halber gebe ich die Prozesse mit Essig-. säure wieder.) Auf diese Weise kann der Fettgehalt zurück- gehen, wobei die in Fettlösungsmitteln 'auflösbaren Substan- zen abnehmen. Ü | Neben den Fetten spielen die Proteine bei der Sapropelbildung eine große Rolle. Bei ihrer Zersetzung entstehen ebenfalls Fettsäuren, die bei Anwesenheit vo CaCO, in Seifeı verwandelt werden ‘können. Ist viel Wasser vorhanden, so bildet sich unter Umständen Leichen- fett (bestehend aus Fettsäuren, fettsauren Salzen und Fetten). Da die Steinheimer „Sande“ und Kalkschlammab- lagerungen die typischen Sapropeleigenschaften haben, so dürfen wir schließen, daß ihre Urmaterialien aus Fett- und proteinreichen Stoffen bestanden. Diese entstammen Schnecken, Ostracoden, Fischen, Säugern, Charen und an- deren Algen, Plankton und Exkrementen. Wir dürfen mithin die betreffenden Sedimente als Sa- propelschlamm bzw. . Sapropelkalk ansprechen. Zur Ergänzung sei gesagt, daß sich unter pommer- " schem Torf eine wachsähnliche Substanz, die aus dem Fettgehalt von Diatomeen hervorging, befindet.|: Sie ent- hält petroleumartige Kohlenwasserstoffe und ist ferner reich an Ammoniak, worauf sie einige Zeit ausgebeutet wurde. Es ist, dies eine ähnliche Bildung wie bei Steinheim, nur fehlen hier, wie gesagt, die Diatomeen. Die obige An- gabe entnehme ich: DEECKE, Geologie von Pommern S. 248. b) Den stark zersetzlichen protein- und fetthaltigen Körpern stehen die an stickstoffarmen oder freien Zellulosemassen gegenüber, deren Zersetzung schwie- .riger vor sich geht. Da auch .die unter a) fallenden organischen Stoffe zum Teil Zellulose enthalten, so sollen sie hier kurz be- rücksichtigt werden. Zur Braunkohlenbildung kommt es bei Steinheim nicht, was zunächst auf das Fehlen von zellulosereichen höheren Pflanzen zurückgeführt werden könnte. 159 Nun könnten ja immerhin auch Wasserpflanzen, die . nicht ganz unter a) fallen, bei Steinheim existiert haben. Warum haben sie keinen Verkohlungsprozeß eingeleitet? v. Post, WESENBERG-LUND, PASSARGE führen den Aus- fall der Vertorfung in Seen auf Kotbildung zurück. Die nicht von Schnecken abgegrasten Pflanzen sterben ab und werden von der niederen Tierwelt gefressen, verdaut und in Kot verwandelt, der von Bakterien vergast wird. Durch die in a) und b) geschilderten Prozesse wird der Ausfall von Kohlebildung, andererseits der Gehalt an Bitumina in allen Steinheimer „Sanden“ und Schlamm- sedimenten hinlänglich erklärt. Pollen von windblütigen Pflanzen oder Sporen von Farren, die ja auch zur Sapropelbildung beitragen (RA- MANN: Einteilung und Benennung der Schlammablagg. Diese Zeitschrift 1906, S. 174 ff.) (Fimmenitbildung) brauchen wir für unser Vorkommen nicht anzunehmen. AnalyseneinigerSteinheimer Proben. Die folgenden Analysen wurden so ausgeführt: 0,2— 0,3 fein pulverisierte Substanz wurden 12 Stunden auf 110° © im Trockenschrank erwärmt. Hierbei verlor die an sich vollkommen lufttrockene Masse außer Wasser gasfürmige Bitumina, deren absoluter Prozentsatz nicht festzustellen ist, denn schon im Aufschluß und beim Liegen an der Luft büßen die Proben je nach ihrer Dichtigkeit durch Ver- dunstung an Gasgehalt ein. Die dichten oxysZoma-Schlamm- massen halten die Gase kräftiger zurück und geben beim . Erwärmen demgemäß weniger Gase ab: ‘ Verlusteiniger Probenan gasförmigen Bitumina, NH, und Wasser nach achtstündigem Erwärmen auf 600 C: frochiformis-Sande (lose Konstitution) . . . . . 0,089), Verlust planorbiformis-Sande (lose Konstitution) . . . . 0,08 = Unterer oxysfoma-Schlamm (mitteldichteKonstitution) 0,05 „ Oberer oxystoma-Schlamm (sehr dichte Konstitution) 0,01 a Sodann wurde etwa zwei Stunden bis zur Gewichtskonstanz vor dem Gebläse geglüht, wobei die flüchtigen Bitumina entwichen. Der Platintiegel verlor bei jeder Probe etwas an Gewicht, was bei der Berechnung. berücksichtigt wer- den mußte. Berechnet man nun den Rückstand auf Ca CO,, so resultiert stets eine geringere Menge als wenn man ihn in HCl auflöst, mit Ammoniumoxalat fällt und wie- der glüht, wie die Analysen 4, 8, 10 und 11 zeigen. ‘(919ddop sI9I5) yoewsas umnLıoyeroger| uayoIpunyuspogq Ir yor oqey uasAkTeuy uosLıan 9Ip. ‘uoaynjsne 'g 'T Sanglorg eyIsdoATuN dep WINLIONEIOgEeTT "WOyg WI Na9IaW 'Jold AdoH gell g pun T uosAfeuy (x — — — . }— — sri6cı ssos SercTo |es’a |8T26 | 3 298T0 "3 1861‘0 (NommvHg) WWETUOS-DWU0ISIX0 AaX8QQ "TI = —. = = > 188 8216 | 302680 |2F0 |ec‘i66 | 7 64680 "3 86620 (nouvHug) WWETUOS-DIUOISÄXO A91IO 'OT — — = — m Se = = 82.0 |8866 | 3 TIEZO 1; 32283‘0(NOINYHJ)wure]yos -NIEM-V1U107SAXo aaaejun '6 .— Ze = = = 00e 10026 | 3 22670 [86T |80‘86 | 3 66610 | 3 8E02‘0 (nomva.|) Jyoryos -DWOISÄXO-SIUAO[TYI04 8 = = = = |eelnmeist|| = = 289e |8E'96 | 3 83180 "3 6838°0 (nomuvag) JUOLUOS-S7101904 "1, — — — — — — —- 68 | TE | 3 68‘ ee oe) (NOINYHI) uUopues uausyun 'p ur Sunaosefulspuesge]M "9 = = = — — — == — 277 8786 |. 3.208802 ES reed (NOINYHJ) Nopurg uaasjun uoap ur Sungasejuroney 'q == == = = a7 eco | 367080 |r1e [9826 | 3 corzo | 2 TEIg‘o (Nomvag) opues -Sru1ofig4ounjd arsyun 'F = — — — — 6E3 1926 | 3 21eE0 | 3 80980 (Nnomvagq) Szunof -7940up7dyıun opuegaasjun "€ = (07 — HR 12 629 = ze — = (eqnı9 suaayy) x "ex = g% —= Bier 08 ae) = = — = (S19Aq19ISOTM) AIENTOPNAAS "Tx 0) SCHNO,® D) EU REREN! 5 Do £ N) 8 DALE ETF yıu ourlo, „. |°0o0eo me ezlan) Od’H | ‚our| oned | our) "003m sO4 jo ut sunfjelsnv | 9s0Y Jo ut puejsyony sJpuemasue pun 9014 yoeu!oged A9IUNLS9H "WIOYUI9IS UOA HJUAWIPOAS A9F1UI9 uasAjeuVy 161 Dies führe ich darauf zurück, daß die Salzsäure den letz- ten Rest Bitumen frei macht. Auffallend ist nun das vollkommene Fehlen von Mag- nesium in den Sanden und im Schlamm, während der Prozentgehalt an Mg in den Sprudelkalken recht hoch ist, sodann die bedeutende Menge an Bitumina in den Klebsan- den (6) und in den oberen oxys£orna-Schlammablagerungen (11). Die Bitumina sind teils gasförmig, teils in festem Zustand (als Salze oder Fette) vorhanden. In letzterem! Falle lassen sie sich als braune Masse durch H CI isolieren. Diese ist braunschwarz, auflösbar in konz. KOH, un- löslich in HCl; sie hinterläßt beim Glühen eine weiß- gelbe Asche. Die oberen oxysfoma-Schichten geben 1,38% gereinigte, getrocknete organische Substanz, die 27,85%) Koks hinterläßt. Das übrige ist Ölteer, Wasser und brenn- bares Gas. Das braune Bitumen ist oxydierbar und entfärbt im Laufe einiger Tage Kaliumpermanganat. ”) Sapropel vom Ludwigshof südlich des Stettiner Haffs hat 25,15, 33,3, solcher von Liebenmühl in Ostpreußen 29,97% Koks (PoToxI£, Klassif. u. Terminol. usw., 1906, S. 23). Februar 1921. Freiburg i. B. Geologisch-paläontoiogisches Institut. [Manuskript eingegangen: 1. Teil am 2. März 1921, 2. Teil am 15. Februar 1922.] Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922, ul 162 3. Über neue Fossilfunde aus der Trias von Göttingen”). Von Herrn WERNER LANGE in Berlin-Friedenau. (Hierzu Tafel I.) 1. Psammolimulus Gottingensis, noVv. gen., NOV. spec. 2. Triadosialis Zinkeni, HEErR 3. cf. Ophiolepis Damesi, WRIGHT — aus dem’ Rät vom „Kleinen Hagen“. aus Mittlerem Bunt- sandstein von Bremke Neue Fossilfunde aus dem deutschen Buntsandstein haben bisher mit Recht erhöhtes Interesse erregt. Galt doch der Untere und Mittlere Buntsandstein lange Zeit für fossilleer; und als sich in den letzien zwei Jahrzehnten herausstellte, daß einige bis dahin vereinzelt beobachtete Arten, besonders Gervillia Murchisonae und Estherien, eine weite horizontale und auch vertikale Verbreitung besitzen, blieb seine Fauna doch auf wenige Arten beschränkt, die — abgesehen von den genannten — in der Regel nur ganz vereinzelt gefunden wurden. Von Branchiata waren, abgesehen von den weitver- breiteten Estherien, bis vor kurzem nur zwei Arten, nämlich Limulus Bronni und Apus antiguus, durch SCHIMPER!) aus dem Volziensandstein des Unter-Elsaß bekannt ge- worden. Neuerdings wurde durch BırL?) eine reicaere . Crustaceenfauna aus diesen Schichten beschrieben, die neun Gattungen (elf Arten) umfaßt; darunter befindet sich auch der Limulus Bronni SCHIMPER, von dem’ drei weitere Stücke gefunden wurden. Der Fund eines Limulus-Verwandten in norddeutschem Buntsandstein ist neu und beansprucht in palaeontologischer Beziehung besonderes Interesse, da das Stück einem ganz anderen Typus angehört als der den recenten sehr ähnliche ZLimulus Bronni, und zudem *%) Vortrag, gehalten in der Sitzung der Paläontologen-Ver- einigung Berlin am 16. Februar 1921. 1) Palaeontologica alsatica. Mem. de la Soc. du Mus. d’hist. nat. de Straßbourg IV (1853). 2) Über Crustaceen aus dem Volziensandstein des Elsaß. Mitteil. Landesanst. Els.-Loth. 8 (1914). 163 Limulusfunde zu den größten Seltenheiten gehören. Kennen wir doch bisher nur 10 fossile Arten, die sicher hierher gehören und sich auf Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper, Jura, Kreide und Tertiär verteilen?). Obwohl der 'recente Limulus Meeresbewohner ist, ge- stattet der Fund leider doch keinen sicheren Schluß auf die Entstehung des Sediments, da es nicht ausgeschlossen ist, daß ein Teil der geologisch älteren Formen Süß- oder Brackwasserbewohner gewesen sind. Über diese Frage hat sich unlängst STROMER v. REICHENBACH) näher geäußert. Von Insektenresten fanden sich bisher im deutschen Buntsandstein nur zwei Sialidenflügel, die aus Gödewitz bei Salzmünde stammen und von HEER°) unter dem Namen Chauliodites Zinkeni und Ch. Picteti beschrieben wurden. Der erneute Fund eines hierhin gehörenden Flügels dürfte gleichfalls Interesse erwecken. Psammolimulus‘) Gottingensis, W.L. (Taf. I., Fig. 1). Das nur im Abdruck erhaltene und etwas verdrückte Stück besteht aus Cephalothorax und Abdominalschild; ein Schwanzstachel ist nicht vorhanden. Es ist 30 mm hoch und am Hinterrand des Cephalothorax 27 mm breit. Der Cephalothorax ist halbkreisförmig, 16 mm "hoch und noch schwach gewölbt. Am Stirnrand, an den Seiten wie am Hinterrand ist ein Randwulst erkennbar, der von einer 1 mm breiten Furche begleitet wird. Von einer Glabella ist an dem Abdruck nichts mehr zu erkennen; sie dürfte mithin nicht sehr ausgeprägt gewesen sein. Von den Hinterecken verläuft ein besonders auf der linken Seite deutlich erkennbarer Kiel nach vorn, die Wangen in äußere und innere teilend; er verliert sich auf halbem Weg zum Stirnrand. Zwei Höcker, die als Abdruck der Facettenaugen zu deuten sind, liegen ein wenig seitwärts vom Kiel auf den inneren Wangen. Von den Hinter- ecken verlaufen zwei 15 mm lange Wangenhörner schräg nach hinten und außen; sie werden durch einen scharfen 5) Daß Limulus auch schon im Zechstein vorkommt, wird durch einen Fund von G. KRAUSE erwiesen; von besonderem Interesse ist, daß dieser echte Limulit sicher marinen Ursprungs ist/(nach freundlicher mündlicher Mitteilung von Herrn G. KRAUSE). 4) Über Molukkenkrebse. Diese Zeitschr. 59 (1907). 187. 5) Über die fossilen Kakerlaken. Vierteljahrsschrift der naturforsch. Ges..i. Zürich 9 (1864). 278. 6) 5 gapnos — der Sand. 11* 164 Kiel, der von den Hinterecken bis zu den Hornspitzen verläuft, geteilt. Randwulst und Saum sind auch auf den Hörnern erkennbar. Das _ De ist etwas stärker verdrückt. Das Abdominalschild weicht in seiner Form von der des echten Limulus recht ab. Es ist trapezförmig mit glatten, nach innen eingebogenen Seiten und mißt in der Höhe 14 mm, in der Breite an seinem Vorderrand 15 mm, an seiner schmalsten Stelle nahe dem Hinterrand 8 mm. Das Schild besteht aus einem Stück, von Segmenten, wie etwa bei Prestwichia findet sich keine Andeutung. An seinem Hinterrand befinden sich zwei nach außen strebende flossenartige Fortsätze von 5 mm Länge und 3,5 mm Breite an der Wurzel, von denen nur der rechte vollständig er- halten ist. Das Schild wird von einer 2 mm breiten Furche umsäumt, die sich auch auf die Flossen erstreckt, in ihrer Mitte dadurch einen Kiel bildend. Eine Rhachis ist höchstens andeutungsweise erkennbar. Der Schwanzstachel fehlt, wie schon erwähnt, gänzlich, dürfte jedoch in Analogie mit allen bekannten verwandten Formen vorhanden gewesen sein. Limulus Bronni SCHIMPER weicht besonders im Bau des Abdominalschildes und durch Ausbildung einer Gla- bella und Rhachis von unserer Form ab, wenn man das Fehlen der letzteren nicht lediglich auf den ungünstigen Erhaltungszustand schieben will. Mit Rücksicht auf die von allen bekannten, zu Limulus gestellten Formen recht abweichende Gestalt des Abdomens dürfte die Aufstellung einer besonderen Gattung N vor- liegende Form gerechtfertigt erscheinen. Gattungsbeschreibung für Psammolimulus nov. gen.: Cephalothorax wie bei Limulus, Glabella nicht bekannt, Facettenaugen auf den inneren Wangen (?). Abdomen trapezförmig, mit nach innen eingebogenen, glatten Seitenrändern, aus einem Stück bestehend, an- scheinend ohne Rhachis, Schwanzstachel nicht be- kannt. Triadosialis Zinkeni HxzEr (Taf. I, Fig. 2). 1864. Chauliodites Zinkeni HER, über die fossilen Kakerlaken, Vierteljahrsschr. d. naturforsch. Ges., Zürich 9, S. 278. 1906—1908 Triadosialis Zinkent Hser: HANDLIRSCH, Die fossilen Insekten. Leipzig, S. 404, Taf. 39, 17. Vgl. auch Chauliodites Picteti Hzer bei Huur-und ne ebenda. 165 Das vorliegende, 6mm lange und 3 mm breite Bruch- stück eines Sialidenflügels dürfte nach dem Verlauf der Aderung mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zu oben ge- nannter Art gehören, wenn auch das Vorliegen einer anderen, sehr nahe verwandten Form infolge der unvollständigen Erhaltung nicht ganz ausgeschlossen erscheint. . Das Randfeld ist von zahlreichen Queradern durch- zogen; die Subcosta dürfte bis nahe zur Flügelspitze ge- reicht haben; ferner erkennt man ein Stück. des Radius, der nach der Flügelspitze hin undeutlich wird, nahezu voll- ständig den in drei Äste gespaltenen Sector Radii sowie drei anscheinend der Medialis zugehörige Äste, von denen zwei. noch durch eine Gabelung verbunden sind. Cubitus und Analfeld sind nicht erhalten; eine Anzahl weiterer Queradern ist vorhanden. Bei Triadosialis Zinkeni sind Sector Radii, Medialis und Cubitus in je drei Äste gespalten, bei Chauliodites Picteti dagegen in 244-2, so dab also das vorliegende Stück zu eersterer Art gehören dürfte. Die Größenverhält- nisse stimmen mit dem von HER beschriebenen Elüser der 13,5x5 mm mißt, überein. Fundort und Lager. Der Fundort von Limulus gottingensis und Friadbes Zinkeni liegt im Bremkertal auf Meßtischblatt Reinhausen, etwa 750 m unterhalb der letzten Häuser von Bremke. Ver- läßt iman. hier das Tal auf dem in nordöstlicher Richtung in ein Seitental abbiegenden Weg nach Appenrode, so trifft man alsbald an einer Wegböschung rechter Hand auf mürbe, grünliche Schieferletten mit Estherien, die von bröcklichen, dünnen, rötlichen Sandsteinbänkchen mit Gervillia über- lagert werden. Wenig höher beginnt die Bausandsteinzone des Mittleren Buntsandsteins, die auf beiden Seiten des Quertals durch große Brüche aufgeschlossen ist. Etwa zwei Meter über der Sohle des auf der Nordwestseite des 'Täl- chens gelegenen Bruchs, fand sich in dem massigen, Kreuz- schichtung aufweisenden roten Bausandstein eingeschaltet eine in ihrer Mächtigkeit erheblich schwankende, bis 50 em starke Bank, bestehend aus wechsellagernden dünnen Schichten grünen Schiefers und gelben, feinkörnigen Sand- steins. Schiefer wie Sandsteinlagen führen zahlreiche Glim- merblättchen und enthalten nicht selten Wellenfurchen und in den Schiefern Trockenrisse, die dann von dem nächst- folgenden Sandstein ausgefüllt sind. In dem grünen Schiefer 166 fanden sich die beiden beschriebenen Fossilien; außerdem enthalten diese stellenweise in großer Menge zermürbte Pflanzenreste, überwiegend Stengelstücke, unter denen ınan nur noch solche von Zqguisetum arenaceum BRroncn., sicher erkennen kann. Eine in derselben Höhe liegende, von Pflanzenresten erfüllte Schieferbank war auch in dem er- wähnten, verlassenen Bruch auf der südöstlichen Talseite zu beobachten und dürfte gleichaltrig mit der beschriebenen ° sein. Nach der geschilderten Beschaffenheit der Schieferbank ist anzunehmen, daß sie in einem flachen, zeitweise trocken- liegenden kleinen Becken, sei es in einem Binnensee oder in einer Lagune, abgelagert wurde. Die Pflanzenreste und der Sialidenflügel bezeugen die Nähe von Land, können allerdings einen weiteren Transport durchgemacht haben. Ob der Zimulus marinen oder limnischen Ursprungs ist, steht nach dem in der Einleitung Gesagten dahin. cf. Ophiolepis Damesi WricHht (Taf. I, Fig. 3—5). 1874. H. RÖMER, Diese Zeitschr. 26, S. 349. 1874, WRIGHT, Ebenda, S. 821, Taf. 29. 1880. WRIGHT, British foss. Echinodermata of the oolitic Form. II, 1ol, Darı21, 4,85: 1886. BENNECKE, Über eine Ophiure aus dem engl. Rät. Neues Jahrb. f. Min. II, S. 195. Vorausgeschickt sei, daß Ophiolepis Damesi WRIGHT, eine ungenügend bekannte Art ist, deren Neubeschreibung nach den Originalen erforderlich wäre’). WRIGHTS Abbil- dungen zweier Ophiuren aus dem englischen Rät (1880) sind eine Vergrößerung der Abbildungen der Hildesheimer Funde (1874), was bereits BENNECKE feststellte. BENNECKES Exemplare von Hildesheim und St. Andries Slip, Somerset- shire, weichen in verschiedenen Punkten von Abbildungen und Beschreibung bei WRIGHT ab; näheres darüber siehe bei BENNECKE. Neuere Literatur über den Gegenstand ist mir nicht bekannt geworden. Ein Vorkommen von Ophio- lepis Damesi im Rät bei Göttingen — von einem Brunnenbau beim Albanitor stammend — wird ferner von 7) Die WricHtschen Originale im Römermuseum zu Hildes- heim konnten vom Verfasser im Jahre 1922 besichtigt werden und zeigen gleichfalls einen füntfseitigen Umriß der Scheiben. }Im übrigen haben sie durch Ausblühung des Schwefelkieses — die Stücke liegen verkiest auf Tonschiefer — sö stark gelitten, dab nicht mehr viel damit anzufangen ist. (Zusatz bei der Korrektur.) v. KoOENnENn®) erwähnt, nähere Angaben werden jedoch nicht gemacht. Die neu gefundenen Stücke sind ohnedies so ungünstig erhalten, daß eine genaue Bestimmung auch bei besserer Kenntnis der Wrıgertschen Form nicht möglich wäre; je- doch spricht der Befund für ein Übereinstimmen unserer Form mit denen von BENNECKE. Das abgebildete Stück eines völlig von Ophiuren durch- setzten Sandsteins, stammt vom Rätrücken des Kleinen Hagen bei Göttingen, 1 km östlich vom Rand des Dorfes Holtensen. Hier fanden sich auf einem Stück angebauten Landes, dicht oberhalb des Ostabfalls des Berges, zahlreiche aus dem Boden gepflügte Sandstein- und Quarzitstücke des Rät, die sehr häufig Taeniodon Ewaldi, etwas seltener Avicula contorta und andere Rätmuscheln enthielten; das bisher einzige, hier. gefundene Stück mit Ophiuren ist ein sehr feinkörniger, heller Sandstein mit quarzitischem Binde- mittel, etwa 6 cm mächtig und von oben bis unten völlig mit Ophiuren durchsetzt. Diese haben also anscheinend auch hier, wie meist, gesellig gelebt. Meist liegen nur Hohlräume vor, jedoch sind die Arm- wirbel mehr oder weniger vollständig erhalten. Die Scheiben sind teils hohl, teils mit Gestein ausgefüllt. Die 7”—8 mm im Durchmesser messenden Scheibchen sind fünfseitig im Umriß, wie es BENNECKE von seinen Hildes- heimer Stücken beschreibt. Ihre Okerfläche ist auf der Rückseite, soweit eine Ausfüllung stattgefunden hat, glatt; der Rand ist schwach gekerbt. In der (aufgebrochenen) Scheibenmitte befinden sich fünf in der Richtung der Arme gelegene, sich in der Mitte berührende, vom Rücken ge- sehen pfeilspitzförmige, etwas tiefer als die Rückenoberfläche liegende Gesteinsplättchen, die als Kernausfüllung des Mund- raums anzusprechen sind; nach der Mundöffnung zu ver- jüngen sie sich zu schmalen Leisten, mit denen sie stets am. unterliegenden Gestein fest haften. Der Durchmesser der sternförmigen Mundäffnung beträgt etwa 2,5 mm. Der längste sichtbare, aber anscheinend auch noch nicht ganz vollständige Arm mißt 26mm. Die Arme haben kreis- förmigen Querschnitt, sind an der Scheibe etwa 1,3 mm breit und verjüngen sich nach der Spitze hin allmählich. Die Armwirbel sind meist teilweise oder ganz erhalten, aber 3) Frläuterungen zur geol. Spezialkarte v. Preußen, Blatt Göttingen, 1894. i 168 häufig etwas von Kieselsäure inkrustiert; sie sind flach scheibenförmig und stehen im Abstand von etwa 0,5 mm (s. Taf. 1, Fig. 5). Der Rand der adoralen Seite ist kragen- förmig aufgebogen, und in ihrer Mitte befindet sich ein runder Gelenkhöcker, der in eine tiefe Zentralgrube des vorhergehenden Wirbels eingreift. Beiderseits der Zentral- höcker erscheinen im Längsbruch zwischen diesem und dem Randkragen noch zwei kleine Gelenkkörperchen. In Quer- brüchen der Arme waren außer der Zentralgrube, infolge ungünstiger Erhaltung keine Einzelheiten erkennbar. Auf die Art der Betäfelung lassen sich aus den teilweise er- kennbaren Abdrücken sichere Schlüsse nicht ziehen. Sollten diese Zeilen- zu weiteren Nachforschungen und Funden an den Fundstellen Veranlassung geben, so wäre ihr Zweck erfüllt. [Manuskript eingegangen am 29. Mai 1921.| Erklärungen zu Tafel 1. Fig. 1. Psammolimulus« Gottinsensis W. L., aus Mittlerem Bunt- sandstein (Bausandstein) von Bremke bei Göttingen, etwa 1!/,fache natürliche Größe. Fig. 2. Triadosialis Zinkeni Heer, ebendaher, 6fache natürliche Größe. Fig. 3—5. ef. Ophiolepis Damesi WricHt, aus Rätkeuper vom kleinen Hagen bei Göttingen; Fig. 3 u. 4: zwei Spaltflächen des: Gesteinstückes in 1!/,facher natürlicher Größe; Fig. 5: Armwirbel in 4facher natürlicher Größe, Teilbild aus Fig. 3 rechts von dem Pfeil. Die Originale befinden sich in der Privatsammlung des Verfassers. Na IL, = 4. Marines Pliocän und Zipparion gracile Kaup vom Morsumkliff auf Sylt). Von Herrn K. Grıpp in Hamburg. (Hierzu Tafel II und 1 Textfigur) inhalt Seite 1. Einleitung und Literatur .... VE N. 2. Neue Beobachtungen am Morsumklift air ee 0) 3. &) Der Fossilinhalt des Limonitsandsteins . . . LT) b) Zahn von Hipparion gracile aus dem Glimmerton . . . 193- c) Analyse der Molluskenfauna des Limonitsandsteins . 194 4. a) Lagerungsverhältnisse und saphische Stellung des Limonitsandsteins . . . 196 b) Das Alter der Molluskenfauna im Limonitsandstein 2202 ce) Über den Faunenwechsel im Nordseebecken an der Grenze Miocän-Plioeän . . . . . 2... rw... 208 Su ammentassung der: Ergebnisse 7 a... a. 20 204 1. Einleitung und Literatur. Über die Schichtenfolge und die Lagerungsverhältnisse der jungtertiären Schichten vom Morsumkliff auf Sylt haben FORCHHAMMER (15)?), MRyN (32), STOLLEY (40, 41) und vor allem Gasen (14—16) klärende Beobachtungen gemacht. Strittig blieb das Alter des Limonitsandsteins. Der leider allzu bescheidene I. OÖ. SEMPFR aus Altona, nach BEYRICH einer der besten Kenner nordwestdeutscher Tertiärfaunen, wies imi Jahr 1856 (38) darauf hin, daß die Fauna des Limonil- sandsteins sich von der des Glimmertons unterscheide. Große Arten von Natica und Nassa und zwei Scalarien, die er mit. Arten aus der Subapennin-Formation verglich, ließen ihn dem Limonitsandstein ein jüngeres Alter zuschreiben als dem in Schleswig-Holstein weit verbreiteten Glimmerton.Diese, wie wir sehen werden, durchaus richtige Anschauung SEM- PERS hat sich jedoch nicht dauernde Geltung zu schaffen ver- mocht. L. Meyns Ansehen war so groß, daß seine Auf- I) Vortrag in der Sitzung am 3. Mai 1922, 2) Die Zahlen in Klammern verweisen auf das Literatur- Verzeichnis S. 171—173. 170 fassung vom Morsumkliff (32), nämlich als eine einheitliche, ungestörte Schichtenserie von abwechselnd Limonitsandstein und Glimmerton genügte, jene paläontologischen Bedenken verschwinden zu lassen. Selbst GoTTScHE (18) fügte sich dieser Autorität und bestreitet, daß der Limonitsandstein jünger sei als der Glimmerton; 'er äußert sich aber nicht weiter über dessen Äquivalente. STOLLEY (40) sieht im Limonitsandstein Obermiocän, offenbar auf Msyn und GoTTscHE fußend. GAGEL (16) aber sieht auf Grund brieflicher Angaben von KoENENS wenigstens in einem Teil des Limonitsand- steins mittelmiocänes Holsteiner Gestein; er beruft sich dabei — sicher zu unrecht — auf GortscHss (18) überaus vorsichtige Angabe. 1910 faßt Worrr (43) den Limonitsandstein als das Hangende des Glimmertons auf; beide Schichten seien durch petrographische Übergänge miteinander verbunden und offen- bar obermiocänen (S. 44 oben) oder unterpliocänen Alters (S. 48). SToLLEY (41) ‚aber hält ausdrücklich an dem miocänen Alter des Limonitsandsteins fest mit Ausnahme der konglo- meratischen, eisenschüssigen Sandsteinbank, die westlich der das Kliff unterbrechenden Diluvialstücke ins Watt hinausragt. Für diese Bank hält er pliocänes Alter für nicht ganz aus- geschlossen. Ich selber habe dann die mir damals (21) zugänglichen Fossilien aus dem Limonitsandstein bestimmt und konnte nachweisen, daß Nassa reticosa Sow., eine Form des englisch- belgischen Pliocäns, im Limonitsandstein häufig vorkommt, und zwar in den beiden, von GAceEn (16) als L I und L TI unterschiedenen Bänken?). 3) OPPENHEIM (86) hat auch diese Beobachtung und die sich daraus ergebenden Folgerungen nicht anzuerkennen vermocht. Ihm erschien einmal das Vorkommen von Yoldia glaberrima Mö., einer seit dem Oberoligocän auftretenden Form, zum andern das Vorhandensein miocäner Formen wie Conus antediluvianus, und Cassis Rondeleti gegen pliocänes Alter zu sprechen. Jedoch dürften auch in diesem Falle OrrexHEıms, wie er glaubt „ziem- lich genauen“ Kenntnisse der in Frage kommenden Verhältnisse (36, S. 398) nicht ganz hinreichend gewesen sein, denn die ihm verdächtige Yoldia glaberrima Mü. ist die nächste und kaum zu trennende Verwandte der glatten Apart von Yoldia semistriafa S. Woop, einer im englischen und belgischen Crag verbreiteten Form (s. u). Zum andern finden wir im englischen und bel- gischen Pliocän noch eine ganze Reihe mediterraner Typen \aus- Verzeichnis der erwähnten Literatur. 1. E. BELLARDI et F. Sacco: I Mollusci dei terreni tertiari del Piemonte e della Liguria. Turin 1872—1904. 2. E. BeyricH: Über den Zusammenhang der norddeutschen Tertiärbildungen. Abhandl. d. k. Akad. der Wissensch. Berlin 1856. 3. — Die Konchylien des norddeutschen Tertiärgebirges. Berlin 1856. Diese Zeitschr. 5—8, 1853 —1856. 4. E. VAN DEN BROEK: Esquisse geologique et paleontologique des depots pliocenes des environs d’Anvers. Annales de la societe Malacologique de Belgique. 9, 1874, S. 83—374. 5. — Observations et decouvertes stratigraphiques et pal&ontolo- giques faites dans les depots marins et fluvio-marins du Limbourg. Annales de la Soc. Royale Malacologique de Belgique XVI u. XVII, 1881/82. 6. — Contribution a l’edutes des sables pliocenes Diestiens. An- nales. Soc. R. Malacologique de Belgique 19 u. 20 1884/85. 7. — Decouvertes . de gisements fessiliferes pliocenes dans le sable ferrugineaux des environs de Diest. Ann. Soc. R. Maloc. 19, 1884. 8. — Le .diestien et les sables de Lenham, le miocene demantele et les box-stones en Angleterre, Bull. d. 1. soc. belge de Geologie, 16, 1903, $. 170. S. CERULLI- Reue: Fauna Malacologica Mariana. Paläonto- sgrapbica Italica 13—22, 1909 — 1916. M. CossmAann: Essays de Paleoconchologie Comparee. 1—11. 1895/1915. 11. M. CossmAnn ET PEyror: Conchologie neogenique de l’Aqui- taine Actes de la Soc. Linneenne "de Bordeaux, 1909—1919, M. DeEP£RET: Sur la classification et le parallelisme du systeme miocene. Bull. soc. geol. de France 3. serie, 21, 1893, S. 170—266. 13. G. F. Dortrus: Classification du tertiaire moyen et supe- rieure de la Belgique. Bull. soc. g&ol. de France 4. serie, 3.. 1903, 8. 256. 14, ©. GAGEL:- Über die Lagerungsverhältnisse des Miocäns am Morsumkliff auf Sylt. Jahrb. d.. Preuß. Geol. Landesanst. XXVI, 1905, S. 246. dauern, z. B.: Ficula reticulata, Columbella subulata, Cassis saburon, Voluta Lamberti, Pleurotoma intorta, P. festiva, Ringi- cula u. a. Das Auftreten von Conus antediluvianus und Cassis Rondeleti dürfte also nicht gegen ein etwaiges pliocänes Alter angeführt werden; ebensowenig das Fehlen der beiden Arten im belgischen Pliocän; fehlt doch die im englischen Crag so häufige Gruppe der Searlesia costifera S. WoonD sp. z. B. auch im belgischen Pliocän gänzlich! Somit waren OPPnNHRIMS Bedenken gegen das pliocäne Alter des Limonitsandsteins unbegründet, und es ist zu bedauern, daß ein sonst so hochverdienter ‚Forscher in diesen und einigen anderen Fällen (26, S. 28 u. f.) die Verbreitung richtiger Erkenntnis durch seine Kritik erschwert oder gar verhindert. = ine) f x 5. — Briefl. Mitt. ıbetr. die Lagerungsverhältnisse des Miocäns am Morsumkliff auf Sylt. Jahrb. d. Preuß: Geol. Landesanst. ORAL alellay rl) Über das Alter des Limonitsandsteins auf Sylt. Jahrb, d. Preuß. Geol. Landesanst. 31, 1910, Teil II, S. 430. . GoTTScHE: Die Sedimentärgeschiebe der Provinz Schleswig- Holstein, Yokohama 1883. Über das Alter des Limonitsandsteins vom Morsumkliff auf Sylt. Diese Zeitschr. 37. 1885, S. 1035. Die Molluskenfauna des Holsteiner Gesteins, Bd. 10 der Abhandl. aus dem Gebiete d. Naturwiss. des Naturw. Ver. in Hamburg, 1837, Der Untergrund Hamburgs. Hamburg in naturwiss. und medizin. Beziehung. Hamburg 1901. . Gripr: Über das marine Altmiocän im Nordseebecken. Neues Jahrb. f. Min., Beil.-Bd. XLI, 1915 (1916), S. 13—16. Über eine untermiocäne Molluskenfauna von Itzehoe. Jahrb. d. Hamburgischen wiss. Anstalten 31., 4. Beiheft: Mitt. 'a. d. Min. Geol. Institut Hamburg. 1914. W. HARMER: Pliocene deposits. Journal of Geol. Society, 52. 1896, S. 748. The pliocene 'Mollusca of Great Britain. Paläontographical Society, 11, 193 u. 1914. The stratigraphical position of the COoralline Orag. Ge- ological Magazine Dec. 6, -Bd. 5, 1918, S. 409. . KocH und K. G&Ripr: Zur Stratigraphie des Jungtertiärs in Nordwestdeutschland. Jahrb. d. Hamburgischen Wiss. Anstalten, 36. Mitt. a. d. Min. 'Geol. Institut. 1919. . VON KoENnEN: Über das norddeutsche Miocän. Sitzungsber. d. Ges. zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften, Marburg, 1871, S. 49. Das Miocän Norddeutschlands und seine Molluskenfauna. 1. Teil: 'Schriften der Ges. zur Beförderung der ges. Naturwiss. zu Marburg. 10. Kassel 1872; 2. Teil: Neues Jahrb. f. Min., Beil.-Bd. II.. Stuttgart 1882. Comparaison des couches de l’oligocene superieur et du miocene de l’Allemagne septentrionale avec celles de la Belgique. Annales d. 1. soc. geol. de Belgique. 12. Liege 1884/85. M&moires S. 194. ö Über das norddeutsche und belgische Oberoligocän und Miocän. Neues Jahrb. f. Min., 1886, S. 31. Das Tertiärgebirge des nordwestlichen Deutschlands. II. Jahresber. des Niedersächs. geol. Vereins. Hannover 1909, S. 80. . Meyn: Geognostische Beschreibung der Insel Sylt und ihrer Umgebung. Abh. z. geol. Spezialkarte von Preußen, Heft 4, 1876. A. F. MOLENGRAAFF und W. A. S. M. van WATERSCHOOT VAN DER GracHrt: Niederlande. Handbuch der Regionalen Geologie. 1, 3. Heidelberg 1913. . MoURLoN: Geologie de la Belgique, Brüssel 1881. . H. Nyst: Terrains pliocenes: Scaldisien. Annales du Musee. Royal d’Histoire naturelle de Belgique. Bruxelles 1881. . OPPENHEIM: Über das marine Miocän im Soru EP Zentralbl. f. Min. 1916. S. 396. 173 37. J. P. J. Ravx: Molluskfaunaen i Iyllands Tertiaer aflejringer. D. kgl. Danske Vidensk. Selsk. Skripter. 7. Raekke Natur- vidensk. og Mathem. Afdel. 3, 2. Kopenhagen 1907. S. 217. 38. J. OÖ. SEMPER: Paläontologische Notizen über den Sylter Li- monitsandstein. Kieler Schulzeitung vom 2. Dezember 1856. . (Paläontologische Untersuchungen: S. 42—54, Neubranden- burg 1861. 39. — Notiz über das Alter und die paläontologische Verwandt- schaft der Fauna des Glimmertons. Paläontologische Unter- suchungen 8. 72—78, Archiv d. V. d. Fr. d. Naturgeschichte 5 Mecklenburg, 15. 1861. S. 238. 40. E. StoLLey: Das Miocänprofil des Morsumkliffs auf der Insel Sylt. Zentralbl. f. Min. 1905. 'S. 577. 41. — Nochmals das Quartär und Tertiär von Sylt. Neues 'Jahrb. t. Min., 1911, Bd. 1,.S.1578L., bes. S: 174181. 42. P. Tesch: Beiträge zur Kenntnis der marinen Mollusken im westeuropäischen Pliocänbeeken. Mededeelingen van de Rijksopsporing van Delfstollen. Nr. 4. ’s Gravenhage 1912. 43. W. WoLrr: Geologische Beobachtungen auf .Sylt nach der- Dezemberflut 1909. Diese Zeitschr. 62. 1910, Monatsber., Ss. 420. nn 44, 8. V. Woop: A Monograph of tle Crag Mollusca. Palaeonto- graphical Society. 4 Bände. 1848/82. 2. Neue Beobachtungen am Morsumkliff. Eigene Beobachtungen und Aufsammlungen in den Jahren 1919/20 geben Anlaß zu den folgenden Bemerkungen: Im allgemeinen entsprachen die Verhältnisse am Ostteil des Kliffs, dem eigentlichen Morsumkliff, dem, was GAGEL nach seinen Beobachtungen von 1905 und 1910 gezeichnet hat. Der fossilführende Glimmerton (Gl. 1) ist abgerutscht, jedoch waren die zwei Hauptverwerfungen am ÖOstende des Kaolinsandes gut aufgeschlossen. Die Oberfläche des nach W anschließenden Kaolinsandes (K I) ist außer‘ mit nordischen Diluvialgeschieben mit Geschieben von Limonitsandstein bedeckt, die weit nach Osten reichen, also nicht von dem jetzt noch vorhandenen Sandsteinriff herstammen dürften, sondern von jetzt zerstörten, vermutlich früher nordöstlich geiegenen Vorkommen abzuleiten sind. In diesen Limonitsandsteingeschieben sind Fossilien, u. a. Massa . reticosa nicht selten. Der nach Osten weißgefärbte, nach Westen brauner werdende Kaolinsand (K ]) ist gegen die Grenze zu L I derart mit Toneisensteinscherben und Fisennieren erfüllt, daß es schwer ist, bei der anscheinend konkordanten Über- lagerung eine eindeutige Grenze festzulegen. Von den so unregelmäßig gewellten und gewölbten Eisenrinden, deren auffallende Form Meyx so anschaulich schildert (32), bilden 174 einzelne vollkommen festgeschlossene Kapseln, in denen weißer Sand mit einzelnen kleinen schwarzen - Körnchen darin enthalten ist. Bei diesen Körnchen, die auch sonst im Limonitsandstein auftreten, fällt ihre gleichmäßige Größe und rundliche walzenförmige Gestalt auf. Mryn beschrieb schon ihr Vorkommen. Eine von Herrn MÜLLER vom Mineralo- gisch-Geologischen Staatsinstitut zu Hamburg freundlicher- weise ausgeführte Analyse ergab, daß diese Körnchen stark ' phosphorsäurehaltig sind. Ich halte sie für fossile Kot- ballen. Im Limonitsandstein selber, der schätzungsweise 15 bis 20 m mächtig ist, fiel in dem nahe K I gelegenen Teil ein stark sandiger Ton auf, der von Holzresten in kleinen Stücken dicht erfüllt war. Die ersten Fossilien wurden in -der unteren Hälfte des L I, westlich der zurzeit vor- springenden Nase, angetroffen, und zwar zunächst verein- zelt im Gestein. 20—30 cm tiefer war eine dünne Fossil- lage von 1m Länge und bis 5 cm Dicke zu beobachten, die nach den Seiten auskeilte Gröbere Gerölle treten hier vereinzelt auf, z. T. inmitten der Fossilanhäufungen, und zwar Quarz bis 11 cm Durchmesser bei nahezu kugeliger Gestal5 und ein Feldspat (Mikroklin), schwach kantenge- rundet, in vollkommen frischem Zustand. Kantenge- rundete Körner bis drei Millimeter Durchmesser von Quarz und vereinzelt Feldspat sind am Grunde der Fossillage nicht selten, sonst aber im Gestein kaum zu be- obachten. Die Fossilien in der erwähnten Schicht lagen gedrängt mebeneinander. An Stelle der häufig zerstörten Schale war bisweilen unregelmäßig ausgeschiedener Vivianit vorhanden. Gut erhaltene Abdrücke sind in dem mürben Gestein selten zu gewinnen; nur wenn eine Eisenrinde ein - Fossil umgibt, sind bisweilen Einzelheiten der Skulptur im - Gestein als Abdruck erhalten. Es wurden neben zahl- reichen Gastropoden kleinschalige und nur änßerst selten großschalige Bivalven beobachtet. In den unteren Lagen des Limonitsandsteins, bis zur nächstfolgenden tonigen Schicht, treten Fossilien unregelmäßig verteilt auf, sie waren hier zumeist von harter, sandbedeckter Eisenrinde umzogen, so daß die ursprüngliche Gestalt vollkommen verloren ging. In den vom Kliff abgebrochenen Gesteinsblöcken ließen sich einzelne mürbe Lagen ausbeuten, die reich an Echinocyamus waren und auch kleine Mollusken mit erhaltener Schale lieferten. Unter dem L I folgen anscheinend konkordant in 6—8 m Mächtigkeit dünne Schichten, wechsellagernd aus 175 Sand und dunklen Tonen bestehend. Nach unten überwiegt darin mehr und mehr der Tongehalt, so daß ein allmählicher Übergang zu dem Glimmerton II im Liegenden vorhanden ist. Aus den dünnbankigen Sanden und Tonen besitzt Herr E. Wüst in Kiel Abdrücke von Conchylien, darunter Yoldia glaberrima. Der Glimmerton II ist zum Teil sandig glimmerig, reich an Knollen von Zementstein und Krebsknollen, sowie anderen zum Teil pyritreichen Geoden. An Fossilien fanden sich unterhalb am Strande nur wenige schlecht erhältene Exem- plare von /socardia und Cassidaria. Bei der undeutlich aufgeschlossenen Anlagerung von Gl H an den westlichen anschließenden K II ragt ein eisen- schüssiger Sandstein aus dem Hang hervor. Nach W schließen zwei Talungen mit den nackten weißen, mehr oder weniger to- nigen Gesteinen des Kaolinsandes an. Darauf folgt gegen W die breite Talung, durch die der Fahrweg vom Vorland auf die Höhe zum Gasthaus Nösse führt. In diesem ganz vorwiegend aus lockerem Sand bestehenden Gebiet ist die Oberfläche - von einer aus Diluvialgeschieben und tertiären Geröllen be- stehenden Steinsohle bedeckt. Schon MEyn verglich diesen Teil des Kliffes (32, S. 632) mit afrikanischen Steinwüsten und so mag jenes Gebiet hier der Kürze halber Klein-Afrika benannt werden. Neue Beobachtungen waren hier besonders zahlreich. Zunächst: unter der Steinsohle birgt sich ein stein- freier, weißlicher, örtlich auch gelbgefärbter, tonfreier Sand. Schichtung ist nur in seinem östlichen Teil infolge Wechsel- lagerung mit tonigen Gesteinsbänken zu erkennen. In diesem Gebiet sind Fossilien nicht selten, jedoch in der Literatur bisher nicht daraus erwähnt. Offenbar haben frühere Be- obachter die dort aufgelesenen Fossilien für verschleppt ge- halten. Die Fossilien finden sich örtlich gehäuft (siehe Skizze S. 176) und zwar ganz vorwiegend lose oder durch wenig Bindemittel verkittet. Gräbt man an Punkten, an denen solche Fossilien vorkommen, nach, so findet man bisweilen die Fortsetzung der Fossillage anstehend ent- sprechend dem in L I beobachteten linsenförmigen Auf- treten. Aus solchen Fossillagen ergibt sich, daß die Schichten — ıbei C wenigstens — nach NO einfallen. Dort, bei C, kamen zusammen mit den Fossilien im Gestein sehr zahlreiche Quarzgerölle bis 15 cm Größe und außerdem ein Javendelblauer Hornstein mit Cyelocrinus darin vor. Die Gerölle liegen, wenn ich mich recht entsinne, zuoberst über N 176 den Fossilien. Daraus muß, da das Auftreten der Fossilien gleich dem am. L I geschilderten ist, auf eine überkippte Lagerung der betrefienden Schichtenpakete geschlossen werden. Ich konnte jedoch eine weitere, diese Beobachtung bestätigende Fossilbank bisher leider nicht auffinden. In bergfeuchtem Zustand hängt das mürbe Gestein um die Fossilien fladenartig zusammen. Liegen aber solche Fladen längere Zeit an der Erdoberfläche, so fallen sie auseinander und die aus härteren Eisenrinden bestehenden Fossilien. 2 — "gcnichten ; „onbe li ns a = E : == vorwiegend TE Schichten i A a \ weiller Sand Enz \ weifler San a © kleiner Steilhang [OR BIETET ENT 16) — Holz Geologische Skizze von Klein-Afrika bei Morsum auf Sylt , Anhäufung von Fossilien = Limonitsandstein als Gestein und in Scherben ») Heidebulten Leuchtturm Sylt - Verwerfung Quarzgeröll ım anstenenden Gestein Fig. 1. liegen zumeist einzeln auf dem Sand und erhalten so das Aussehen, das die vielen, in Klein-Afrika gesammelten Fossilien aufweisen und das sie so gut von den Fossilien aus L I unterscheiden läßt. Dies Auftreten von Fossilien reicht, wie die Skizze ergibt, östlich bis über den Fahrweg; nahe L III waren in dem: dort intensiv rostfarbenen Sand keine Fossilien zu beobachten. Außer diesen Fossilvorkommen fielen Störungslinien, wahrscheinlich Verwerfungslinien, auf, die den Sand in mannigfacher Richtung durchziehen. Am leichtesten zu be- / obachten ist die N 270 streichende lange Störungslinie nahe L III. Diese Störung, A der Skizze, geht senkrecht in die Tiefe und ist an einer dünnen Eisensteinlamelle, die in ihr steht, überall leicht zu erkennen. Die früher heraus- gewehten Scherben dieser Lamelle liegen beiderseits der Störungslinie auf der Erdoberfläche und hinterlassen hier ein dunkles Band, das offenbar dem entspricht, was MEyYn (Profil I) als „Einzelschicht von Limonitsandstein“ und 'GAGEL (16) als L II bezeichnet. Diese Auffassung ist sehr verständlich, da sich Fossilien besonders im Nordteil nahe ‚der Störungslinie zahlreich. finden. Daß es sich bei der A-Linie um eine Verwerfung handelt, erhellt aus einer ‘zweiten Störungslinie, die senkrecht auf die A-Linie stößt. Diese zweite Störung (B der Skizze) ist an einem weiß- braunen (weiß unteg) Band zu erkennen, das unter 45° zum Meere hin einfällt und anscheinend durch die A-Störung abgeschnitten wird, denn östlich dieser wurde auf 11a m Entfernung vergeblich nach der Fortsetzung der B-Störung gesucht. Am Ende des Weges ist ein dünnes, senkrecht stehendes, offenbar an einer Verwerfungsfläche entstan- ‚denes, braunes Band zu beobachten. Am kleinen Steil- hang und etwas weiter südlich wurden zwei senkrecht stehende Verwerfungsflächen im Sand aufgefunden. . Es er- gibt sich demnach: 1. Eine Limonitsandsteinbank (L II) als Schicht ist nicht vorhanden. 2. Der westliche Teil des Kaolinsandes II = Klein- Afrika ist von mehreren Verwerfungen durchzogen. 3. In dem Gebiet von Klein-Afrika treten sowohlin weißem als auch in gelbem Sand nesterweise Fossilien auf, deren Steinkerne oder Limonitschalen beim Fortblasen des Sandes auf der Oberfläche liegen bleiben. . In der breiten, zusammenhängenden Masse des L III ist Schichtung oder Bankung zurzeit nicht zu beobachten. Am Nordhang treten an Fossilien auf große Nafica und zahlreiche Yoldia glaberrina, während auf der Ober- fläche Teleostierwirbel als Hohldruck erhalten häulig ge- funden werden. Zumeist aber ist das Gestein fossilfrei, ‚auch sind bisher keine Gerölle darin beobachtet. Anschließend nach W ist der Hang auffallend tonig, dann folgt von neuem Kaolinsand, K III. Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922. 12 178 Westlich der in der Literatur erwähnten Diluviallücke ist das Vorkommen des Glimmertons noch zu erkennen; von der Lagerung aber, wie sie GAGEL (14) abbildet, war nichts mehr wahrzunehmen. Der eisenschüssige Sand- stein jedoch, der als Bank über den Strand verläuft und an seinen Schichtköpfen eine Strecke weit ins Watt zu verfolgen ist, war gut zu beobachten (MEeyn, 32, S. 614, 3. Sandgruppe eisenschüssiges Quarzkonglomerat. STOLLEY 40, 8. 578. GAgEn 14, S. 251. Sronuey 41, S. 179). Uns fiel auf: 1.Daß dieses Gestein in der Steilwand des Kliffes nirgends. zu beobachten war. 2.Daß in dem Gestein je ein kleines Stückchen Feuer- stein (frisch, nicht angewittert), kristallinen Schiefers. und dunklen Kieselschiefers eingeschlossen saßen. 3.Daß die Größe der Gesteinskörner und die Art der Verkittung von der des übrigen Limonitsandsteins stark abweicht. ; Im Jahre 1920 beobachtete ich hart östlich jenes eisen- schüssigen Sandsteins, dessen Streichen etwa N50 W be- trägt, drei Bänke des zum Teil feinsandigen Glimmertons in Richtung N 65—70 W bei 65° Fallen gegen SW, über den Strand hin ausstreichen. In den flachen Vertiefungen zwischen den 3 aufragenden Glimmertonbänken saß in etwa 10—15 cm dicker Schicht rostbrauner, verkitteter Sand, augenscheinlich entstanden dadurch, daß Strandsand von den aus dem FeS,-haltigeem Glimmerton austretenden Eisenverbindungen verkittet ward. An eine ähnliche Ent- stehung möchte ich nach den angeführten Beobachtungen auch bei der großen Sandsteinbank denken, dessen Sand - etwa in einer Nische hinter einer Glimmertonfalte ver- kittet ist. Der Beweis hierfür ließe sich erbringen durch Molluskenreste, wie sie SToLLey, 41, S. 179, in dieser Bank beobachtet hat. Leider sind diese Fossilien, wie Herr STOLLEY freundlicherweise mitteilt, nicht aufbewahrt worden, und es läßt sich zurzeit nicht entscheiden, ob es sich dabei um fossile oder daselbst im Strandsand noch heute vor- kommende Arten handelte. Sroutey, 41, S. 179 und 180, er- wähnt noch von drei weiteren Punkten der Insel ähnlichen, eisenschüssigen Sandstein. Er hebt bei dem Gestein vom Panderkliff hervor, daß Diluvialgeschiebe mit verkittet wären. Die Lagerungsverhältnisse der Schichten am Morsum- kliff lassen sich als Falten, Überschiebungen oder kompli- zierte Verwerfungsysteme nicht deuten. Es scheint, daß aus einer ursprünglich einheitlichen Folge von Glimmerton, Limonitsandstein und Kaolinsand einzelne Teile regellos in- oder nebeneinander geschoben sind. Der Schichtenkomplex wird zudem von sich zum Teil kreuzenden Störungslinien durchzogen. Die Tektonik erinnert somit an die Schichten- lagerung über Zechsteinaufbrüchen, wo Schichten nicht selten vollkommen regellos nebeneinander auftreten. 3a. Der Fossilinhalt des Limonitsandsteins. 1. Echinocyamus Forbesi CoTTEAU. Echinocyamus pusillus Mü. Forts. Monograph of the Echino- dermata of the British Tertiaries 1852, S. 10, T. 1, fig. 8$—13. E. Forbesi CoTTEAU. Description des Echinides tertiaires de la Belgique. Ac. Roy. d. sciences t. XLIII 1880. Diese Art kommt in einzelnen Lagen des L I zahl- reich vor. Außerdem treten in L I nicht selten Bruch- stücke eines Spatangiden auf, die in Größe und Skulptur vollkommen übereinstimmen mit Bruchstücken von Zchino- cardium cordatum aus dem Crag von Walton on Naze. 2. Lunulites, sp. 3. Nucula, sp., Koll. Kiel. 4. Yoldia glaberrima, Mü. Die zahlreich und aus L I mit erhaltener Schale vor- liegenden Stücke stimmen vollkommen überein mit Yoldia glaberrima aus dem Oligocän und Miocän. Die runzligen Rippen, die für Yoldia nstriaia WooD aus dem eng- lisch-belgischen Crag bezeichnend sind, waren an keinem der Stücke zu beobachten. Bei Yoldia semistriata, die mir von Edeshem und aus „Diestien von Antwerpen‘ vor- liegt, tritt die Runzelskulptur bisweilen nur auf kurze Er- streckung um den Wirbel herum auf. Nyst: Scaldisien, S. 71, weist auf eine o!igocäne Yoldia glabrata GoLDF. als Vor- fahre der Yoldia semistriata hin, Offenbar meint NYsr Yoldia glaberrima Gou»F.; eine Yoldia glabrata GOLDF. scheint nicht zu Pxlsiieren: Vorkommen in L I, Klein-Afrika und L III. 5. Pectunculus, sp. Koll. Kiel. 6. Unio (Pleurobema) Wüstianus n. sp. Taf. II, Fig. 4 und 4a. 12* 180 Von dieser interessanten Art fand ich im Sommer 1919 und 1920 je ein Exemplar lose in Klein-Afrika. Beide Stücke sind rechte Klappen und am Hinterrande stark beschädigt. Trotzdem läßt das größere der beiden Stücke die Gestalt der Außenseite und den Bau des Schlosses ziemlich gut erkennen. Höhe: 27 mm, erhaltene Breite 28 mm, Höhe: 22,5 mm, erhaltene Breite 26 mm. Die Gestalt ist eiförmig, die Vorderseite kurz und rund. Die Hinterseite war vermutlich länglich rundlich ausge- zogen. Der Wirbei liegt auffallend yadı vorn gerückt, er ist ziemlich hoch. Die Außenseite läßt runzlige Anwachsstreifen erkennen und trägt einen vom: Wirbel nach hinten verlaufenden,scharfen, serundeten Kiel, der sich vom Schloßrand allmählich ent- fernt. Zwischen beiden liegt anscheinend eine konkave Vertiefung. Die Schalenoberfläche ist auf der anderen Seite des Kiels gleichfalls eingesenkt, und zwar in etwa gleicher Breite wie der Abstand vom Kiel bis zum Schloßrand. Auf der Hauptwölbung der Schale, die senkrecht unterhalb des Wirbels liegt, sind in 6 und 12 mm Abstand vom Wirbel breite, rundliche Erhöhungen auf der Schale zu erkennen. Die Innenseite zeigt am Vorderende eines schwachge- wölbten Schloßrandes einen sehr kräftigen Zahn, unterhalb von ihm eine schwach hervortretende, rundliche, den Zahn stützende Verdickung, vor der eine Vertiefung, der Muskel- eindruck, zu erkennen ist. An der Unterseite des Zahnes ist neben dem Schließmuskeleindruck der kleinere Fuß- muskeleindruck wahrnehmbar. Ein hinterer ‚Seitenzahn ist anscheinend vorhanden gewesen, aber bei dem Erhaltungs- zustand kaum vom Schalenrand zu trennen. Der Wirbel überragt den Schloßrand erheblich, Bei dem schlechten Erhaltungszustand sind feinere Einzelheiten in der Gegend, wo Wirbel und Schloßrand zusammenstoßen, nicht zu er- kennen, | Durch die auffallend kurze Gestalt und den so weit nach vorn gerückten Wirbel weicht die vorliegende Art von allen bisher aus Europa fossil bekannten Unionen ab. Hingegen treten die beiden genannten Eigenschaften bei (der nordamerikanischen Untergattung Pleurobema aufs). 3a) Vgl. jedoch die mir während des Druckes bekannt ge- wordene Arbeit von F. Haas: Untersuchungen über den Einfluß der Umgebung auf die Molluskenschale, Paläontologische Zeitschr. IV, S. 120. 1922. Isocardia sp. Koll. Kiel. (GRıpr, 21, S. 14.) Der vorliegende Steinkern aus glaukonitreichem Toneisenstein ent- stammt wahrscheinlich Gl II. /socardia: ist im Limonit- sandstein bisher nicht gefunden. 7. und 8. kleine Zrycinidae, darunter ein Schälchen mit Radialstreifen wie sie bei Pseudolepton und Scac- chia auftreten, außerdem je eine ? Kellia und ? Monta- cuta. Da bei den zarten Schälchen das Schloß nicht . freigelegt werden kann, ist die genaue Bestimmung nicht möglich. Vorkommen L I. 9. Lucina (Dentilucina) borealis L. Lucina borealıs Grıpp: Itzehoe 8. 8, T. I, Fig. 3. Phacoides borealis CossmAann u. PEYRoT S. 690, T. 27, Fig, 1u. 2, T. 28, Fig. 4-7. Eine Schale liest vor, die anscheinend aus Klein-Afrika stammt. Alte Sammlung Hamburg. 10. Cardium sp. Klein-Afrika, L I. und Koll. Kiel. 11. Venus sp. 1 Stück. Klein-Afrika und Koll. Kiel. 12. Tellina (Peronaea) aus der Gruppe der Bene- deni NysT. L I und Klein-Afrika. 13. Syndosmya prismatica Mont. Woop: Crag Mollusca 8. 239, T. 22, Fig. 13. NystT: Sealdisien S. 230, -T. 25, Fig. 6 Ein Schälchen. 14: Mactra arcuata Sow. Taf. II, Fig. 1—3. Woop: Crag Mollusca S. 243, T. 23, Fig. 5. Nyst: Scaldisien S. 218, T. 24, Fig. 1. Zahlreich lose in Klein-Afrika, seltener in L I Die Schalen stimmen in der Gestalt, der Skulptur der Außen- seite und dem Bau des Schlosses vollkommen überein mit Stücken aus dem englischen Crag. In Klein-Afrika treten nicht selten kleinere Schalen von Mactra auf, die viel- leicht zu einer anderen Art gehören; da jedoch das Schloß nicht zu erkennen ist, läßt sich die Art nicht bestimmen. Klein-Afrika. 15. Corbulomya complanata Sow. Taf. IL, Fig. 5. u. 6. Nyst: Scaldisien S. 240, T. 26, Fig. 4. Die zitierte Figur scheint wenig geglückt zu sein, vor allem ist der hintere Teil der rechten Klappe zu breit gezeichnet. Die Exemplare, die mir aus Koll. SEMPER von Antwerpen vorliegen, stimmen in der Form, Größe und Gestalt des Schlosses mit den Stücken von Sylt überein. 16. Teredo sp. Schälchen in L I und Röhren in Klein-Afrika. 3%. Dentalium entale L. Koll. Kiel. 18. Turbo oder Trochus sp. Ein Teil einer mit starken Spiralen verzierten Unter- seite liegt aus L I vor. Der Skulptur nach könnte es sich auch um Purpura handeln, die Wölbung der vor- liegenden Unterseite schließt dies jedoch aus. Jedenfalls handelt es sich um eine dem Glimmerton fremde Form. 19. Adeorbis Hennei Nxst. Nyst 1863 in DEWALQUE: Prodrome S. 482. Aus L I liegt der. Abdruck einer Schale mit flachem . Gewinde vor; sie trägt auf der gewölbten Oberseite gleich- mäßige Spiralen, weist am seitlichen Abfall oben und unten je eine stärkere Kante auf und ist auf der Unterseite glatt. Der Nabel ist weit geöffnet. Die gleiche Skulptur weisen unbenannte Schälchen aus dem Miocän von Dingden (Koll. SEMPER), sowie drei Exemplare einer als A. Mennei Nysr bezeichneten Art aus dem Mio—Pliocän von Ant- werpen auf. 20. Natica Alderi FoRBES. von KoEnEn:: Miocän (28) IL, S. 234. Bucauvor DOLLFUS und DAUTZENBERG: Mollusques du Roussillon 1, S. 143, T. 18, Fig. 13—18. Raven) Sr, 232010177 3, Kies! 9. Drei Stücke von Klein-Afrika stimmen in der Aus- bildung des Nabels überein mit Exemplaren der N. hemi- clausa won Walton on Naze, nur sind bei den Sylter Stücken die Mittelwindungen stärker gewölbt,. Der Umriß der Schale wird dadurch etwas kugelig, nicht so flach im oberen Teil, wie die vorliegenden Stücke der N. hemiclausa von Walton - und Woods Abbildung (43, Taf. XVI, Fig. 5) es zeigen. Da in der Gestalt ähnliche Stücke mit geschlossenem Nabel, die im Glimmerton von Morsum vorkomen, sich an N. Alderi Forg. anzuschließen scheinen (v. KoENEn, 28, 8. 236), so ziehe ich die Stücke von Klein-Afrika gleichfalls zu dieser Art. Größe bis 25 mm Länge bei 19 mm größter Breite. Vielleicht gehört hierher auch ein Exemplar von 33 mm Länge bei 27 mm Breite, jedoch läßt der Erhaltungs- zustand hier zu wünschen übrig. Ein Exemplar mit dicker Eisenrinde an den seiten, bei der die Nabelgegend nur teilweise sichtbar war, habe ich 1915 als Natica Josephinae angeführt. Bei diesem Stück 183 handelt es sich, wie die mir jetzt mögliche Präparation er- gab, auch um N. Alderi. N. Josephinae fehlt schon im Glimmerton, und ich habe sie im Limonitsandstein nicht beobachtet. 21. Nacita cf. catenoides S. Woo». Woop: Crag Mollusca S. 141, T. 16, Fig. 10. Nysmeı/Sealdisien 3: 66, I. 5, Fig., Ta. Große und kleine Schalen von Nafica treten häufig auf in L I sowohl als auch besonders in Klein-Afrika; aber nur sehr selten lassen sie sich von den Eisenrinden soweit befreien, daß genaueres Bestimmen möglich er- scheint. Verhältnismäßig große rundliche Schalen (29 mm Länge, 25 mm Breite) stimmen in der Gestalt überein mit Formen aus der Gruppe der N. catena, die im englischen Crag weit verbreitet ist. Da der Nabel bei (den Sylter Stücken verhältnismäßig weit geschlossen ist, dürfte es sich nicht um N. catena selber, sondern um N. catenoides handeln. Diese Frage ist jedoch schwer zu entscheiden, da der zumeist von Eisenrinden erfüllte Nabel nur selten hin- reichend freigelegt werden kann. Große Nafica-Arten fehlen dem Glimmerton im allgemeinen, nur aus dem Glimmerton vom Morsumkliff liegen mir einzelne Schalen bis 38 mm Höhe vor. | 22. Scala (Hyaloscala) minuta Sow. var. gigantea nov. var. Taf. IL, Fig. 13 und 14. Von dieser Art sammelte ich 1919/20 drei ziemlich voll- ständige Exemplare in Klein-Afrika. Außerdem liegt mir ein kleines vollständiges Gehäuse und Bruchstücke von 2 bis 3 Windungen vom gleichen Fundpunkt aus Koll. SEMPER vor. Das größte Stück (6 Windungen) mißt 27 mm Länge bei 10,5 mm größter Breite, vollständig erhalten, dürfte es bei Sbis9 Windungen 31 mm lang gewesen sein. Bei dem größten Stück sind 22, bei den kleineren 18 und 17 Mundränder auf der Schlußwindung vorhanden. In der Literatur finde ich nur bei CeRULLI-IreıvLı (9, 20) T. 21, Fig. 16, eine den Syltern entsprechende Scalaria abgebildet. CERULLI-IRRLLI schreibt dazu: die S. minuta hatte Woop: Crag-Mollusca mit seiner S. clathratula Turr. vereinigt, jedoch bildet Coss- MANN: Pal&oconchologie comparee IX T. 1, Fig. 45, eine S. minuta Sow. aus dem Scaldisien von Antwerpen ab. F. W. HArMmER berichtete ihm brieflich, daß S. clathratula im Crag fehle und daß die S. clathratula Turr. bei WooD gleich S. minuta Sow. sei. CERULLI-IRELLI erwähnt ausführ- lich die Unterschiede zwischen S. minuta Sow. und der ihr ähnlichen S. clafhratula Turr. und S. pulchellä Bıv. Zu der Abbildung, die CERULLI-IRELLI gibt, passen die Sylter Stücke gut bis auf das bei ihnen noch schlankere Gewinde‘ und die viel beträchtlichere Größe. In der Tafelerklärung zu der 39 mm langen Abbildung CERULLI-IRELLIS ist als Vergrößerung doppelte natürliche Größe angegeben, danach wäre die Länge 191, mm, im Text wird jedoch 14 mm Länge bei 5 mm Breite angegeben. 25. Subulicala Wolffiana n. sp. Taf. I, Fig. 12. Sieben Exemplare, davon das größte 20,5 mm Länge bei 8 mm größter Breite mißt. Das abgebildete Stück hat 16 zu 65 mm Ausmaße. Das größte Stück hat 8, das abgebildete 6 Umgänge. Die Schale ist schlank turmförmig, der letzte Umgang ist kürzer als die Hälfte des Gewindes. Die Windungen erscheinen bei Stücken mit stark abgeriebe- nen Lamellen, gewölbt mit tief liegenden Nähten. Bei Stücken mit besser erhaltenen Lamellen sind die Umgänge flach gewölbt und die Nähte wenig vertieft. Die Umgänge sind dicht bedeckt mit feinen geraden Lamellen, deren ich auf dem abgebildeten Stück 32 auf der Schluß- windung zähle (bei einem andern Stück 28). Die Lamellen der aufeinanderfolgenden Windungen fließen an der Naht für gewöhnlich ineinander über. Gegen die Schlußwindung treten vereinzelt zu Mundrändern verdickte Lamellen von doppelter Stärke auf. Da der Zwischenraum der Lamellen von Sandkörnern erfüllt ist, läßt sich etwaige Spiralskulptur nicht erkennen. Die Schlußwindung trägt an der Grenze zur Basis eine stumpfe Kante. Die Basis ist flach und von den Lamellen dicht bedeckt. Die Mündung ist bei keinem der Stücke vollständig erhalten. An der Spindel erscheint der Mundrand etwas verdickt und daran anschließend leicht umgeschlagen. Außer den ‘beiden von CossMmAann: Paleo- conchologie comparee 9, S. 43 u. 44 erwähnten und auch abgebildeten Arten sind mir nahe verwandte Formen nicht bekannt. Von den erwähnten Arten aus dem Burdigalien Frankreichs unterscheidet sich die Sylter Art durch weniger schlankes Gewinde und die bedeutende Größe. Vorkommen: Klein- Afrika. 24. Terebra sp. Koll. Kiel. 25. Aporrhais. sp. Koll. Kiel. 26. Cassidaria echinophora L. BELLARDI Sacco: VII u. XXXI zahlreiche Abbildungen. 185 Zwei Exemplare von Klein-Afrika. Da die Stücke nur’ eine Reihe Knoten auf den oberen Windungen erkennen lassen, handelt es sich nicht um C. dicatenata Sow. aus dem COrag, sondern um C. echirophora, die so zahlreich und mannigfach variierend im Glimmerton von Morsum auftritt. 27. Cassis (Echinophoria) Rondeleti Basrt. BELLARDI Sacco: VII p. 41 t. 1, Fig. 40, 41. von KoENnEn: Miocän p. 205. zahlreich im Limonitsandstein (L I und Klein-Afrika), nicht selten im Glimmerton von Morsum. 28. Nassa (Uzita) reticosa Sow. Taf. II, Fig. 7, 8a, 8b. . Woop: Crag Mollusca I p. 33, T. 3, Fig. 10, a—h. Nxst: Sealdisien p. 12, T. 2, Fig. 4. HARMER: Pliocene Mollusca p. 61, T. 3, Fig. 4 14-19. ‚Diese interessante Art dürfte neben Nafica das häufigste: Fossil im Limonitsandstein und im Sand von Klein- Afrika sein. Dan or Das Embryonalende besteht aus einer glatten, einge- rollten und einer zweiten an Dicke stark zunehmenden Windung. Auf dieser stellen sich die zunächst feinen Spiralen ein (etwa 10), vereinzelt und unregelmäßig treten daneben feine Verdickungen nach Art von Anwachsstreifen ‘auf. Die nächsten Windungen tragen bisweilen nur Spiralen. Nach 33, —41/,-Windung treten dann auf dem nunmehr ein wenig treppenartig gegen die vorige Windung abgesetzten Umgang die ersten unregelmäßig verteilten. Rippchen auf. An einem Jugendschälchen sind jedoch schon mit Beginn der 3. Windung Rippen zu erkennen, wie es auch beı Stücken der Art von Walton on Naze der Fall ist. Diese- Rippen verschwinden nahe der unteren Naht und tragen an ihrem oberen Ende eine knotenartige Verdickung. Die Skulptur der: Mittelwindung ist sehr verschieden. Am weitaus häufigsten sind Formen, die sich an die von Woo» Taf. 3, Fig. 10a abgebildete Form anschließen, also: kräftige Rippen mit knotenartiger Verdickung an deren Oberende aufweisen. Ferner liegen aus einem Stück harten Limonitsandsteins, wie er lose auf der Oberfläche besonders am Ostende des. Kliffes gefunden wird, .auf der Schluß- windung rippenlose Exemplare vor, die an die Varietät incisa (HARMER, Taf. III, Fig. 4) erinnern. Ferner liest mir als Abdruck der obere Teil einer Schale vor, die stark gerippt ist, aber keine Knoten am. 186 - ı' Ende der Rippen aufweist. Diese Schale stimmt vollkommen überein mit Exemplaren aus dem Red Crag von Orford Castle, die der Varietät costata nahe stehen. 'Das größte mir vorliegende Stück, ein. Steinkern aus Klein-Afrika, mißt 24mm Länge. 29. Nassa (Zeuxis) syltensis Bayr. BeyRıcH: Ss 13377787 Bier A. VON KoEnEn: Miocän S. 194. Ravn: 8. 113, T. 5, Fig. 6 BeyrıcH erwähnt schon, daß die Längsrippchen bei dieser Art stark variieren, entweder sie zeigen sich in der zweiten Mittelwindung schwach und verschwinden nachher ganz, oder sie bleiben, aber verschwinden schon in halber Höhe des Umganges (siehe. Abbildung bei BeyricH) oder sie sind auch auf der Schlußwindung voll ausgebildet (siehe Abbildung bei Ravn.) Alle drei Varietäten kommen im Glimmerton von Morsum vor. In L I sammelte ich die zu- erst genannte Abart, in der Hamburger Sammlung liegt ein Stück Limonitsandsteins (wahrscheinlich loses Stück von der Oberfläche) mit Hohldrücken der letztgenannten Abart. Die rippenlose Varietät ist an den wenigen Rippchen auf der ersten Mittelwindung, sowie an der dichtgedrängten Spiralskulptur und dem kurzen Kanal von Nassa labiosa Sow. oder Nassa Facki v. KoENEN sicher zu unterscheiden. 30. Buccinopsis Dalei Sow. sp. BeyricH: Fusus ventrosus S. 249, T. 17, Fig. 2, 3, 4, 5. von KoEnen: Miocän S. 183. RAyN:7S4 109.4 D75, ‚Bis. Sieben Exemplare, davon sechs aus Klein-Afrika. Bei aus- gewachsenen Stücken aus dem Glimmerton von Sylt und Gramm (6—7 cm lang) ist die Schlußwindung bauchig gerundet, im Gegensatz zu den Exemplaren aus dem Crag, bei denen sie zumeist oval gestreckt ist. Bei den miocänen Stücken erscheint der Kanal länger, da bei ihm die Außen- seite der Schlußwindung bis an den Mündungsrand hin im unteren Viertel ausgehöhlt ist, während bei rezenten Stücken und denen aus dem Crag diese Einwölbung fehlt. Hier reicht nämlich das jüngste Viertel des letzten Umgangs in gleich- mäßiger Wölbung bis an den Ausschnitt des Kanals heran. Stücke aus dem englischen Crag, sowie anscheinend auch die rezenten, erreichen für gewöhnlich nicht ‚die Größe der miocänen Stücke von Gramm und Sylt. Diese unter- scheiden sich von den Crag-Exemplaren gleicher Größe 187 «durch eine weniger verdickte Innenlippe und schwächer ausgebildeten Buccinidenkamm. Dies ist offenbar ein primi- tiver Zustand, denn die ganz großen Stücke aus dem Glim- merton stimmen hierin mit den kleinen Exemplaren aus dem Crag überein. Exemplare von Gramm weisen eine starke Spiralskulptur auf, solche aus dem Glimmerton von Morsum nur Reste davon, wohingegen an den Stücken aus dem Limonitsand- stein keinerlei Spiralskulptur zu bemerken ist. Beykıcr hat Exemplare von Sylt als Fusus ventrosus beschrieben. Wenn die Form des Glimmertons von der Cragform konstant verschieden sein sollte, so wäre sie als besondere Art mit dem von DBEyrIicH gegebene Namen zu bezeichnen; einstweilen möchte ich sie als var. ventrosa BEYRICH sp. auffassen. Die Stücke aus dem Limonitsand- stein gehören gleichfalls dieser Varietät an. Im Verhältnis von Länge zu Breite schwanken sie ähnlich wie die Schalen ‚aus dem Glimmerton vom gleichen Fundpunkt (siehe die Angabe bei BEyRıch). Vorfahren von Buccinopsis treten wahrscheinlich schon im Gault von Algermissen, Folkestone u. a. O. auf. Die mir vorliegenden Stücke des Buccinum gaultinum d’ORB. von Algermissen zeigen weitgehende Übereinstimmung mit schlanken Formen der. Gattung Buccinopsis, sie unter- scheiden sich jedoch durch das Fehlen eines Ausschnittes am Ende des Kanals und durch das Fehlen einer scharfen Kante an der Grenze von Spindel und Kanal. Die Gattung Bucci- nopsis ist bekannt aus dem Mitteloligocän von Aarhus (Ravn.), Itzehoe (Koll. Hamburg) und Freienwalde (Preuß. Geologische Landesanstalt); aus dem Oberoligocän von Kre- feld und dem Sternberger Gestein, aus den untermiocänen Geschieben von Bülk, Sonderburg und Stolpe (alle drei Koll. Hamburg), dem obermiocänen Glimmerton von Schles- wig-Holstein, dem Crag und lebend. Die Gattung ist somit nicht erst seit dem Pliocän in Nordwesteuropa bekannt, wie es nach CossmAnNns Angabe: Pal&oconchologie comparee IV, S. 146 den Anschein hat. Sie gehört nicht zu dem im 'Pliocän in das Nordseebecken eingewanderten Formenkreis (Mya, Buccinum -undatum u. a.), sondern war schon zu- mindest im Tertiär im Nordseebecken vorhanden, wie ebenfalls Trivia europaea, Lucina borealis. Limopsis au- rita u. a. Rapana Wiechmanni v. KoENEN sp., die ich (12, S. 15) mit Vorbehalt aus dem Limonitsandstein anführte, hat 188 sich, wie. zu erwarten, nicht wieder am Morsumkliff ge- funden. Bei dem erwähnten Geröll dürfte es sich um ein untermiocänes Geschiebe handeln, wie solche auch am Emmerleffkliff vorkommen. 31. Fusus eximius var. Stolleyana n. var. Taf. Il, Fig. 9—11. Von den so mannigfach variierenden Abarten des Fusus eximius, die in Glimmerton von Morsum vorkommen, tritt nur eine einzige in den Limonitsandstein über. Es ist dies die von v. KoENENn (28, S. 176) wie folgt erwähnte: Abart: „Bei anderen besonders großen Stücken von Sylt verschwinden die Spiralen auf der oberen Hälfte der Schlußwindung, welche nur zahlreiche (bis zu 20) stark gekrümmte Längsrippen trägt.“ Von dieser Varietät liegen mir aus dem Glimmerton Bruchstücke von 5 Schalen vor (unter 48 Exemplaren von Fusus eximius). Fins dieser Exemplare besitzt ein kurzes Gewinde und breite rundliche Umgänge, zwei andere besitzen ein hohes Gewinde aus. zahlreichen, etwas flacheren Windungen. Bei allen ist die Spiralskulptur nur auf den ersten Mittelwindungen, sowie auf der Schlußwindung auf dem ausgehöhlten Abfall zum Kanal vorhanden. Die übrigen Windungen ‚und die Wöl- bung der Schlußwindung tragen stark geschwungene, kräftige Rippen, deren Zahl schwankt (20, 17 und 11). Die: Biegung der Rippen ist bei den Stücken mit stark ge- wölbten Umgängen am stärksten. Bei den Stücken aus. dem Limonitsandstein (4 aus L I und 10 von Klein-Afrika) ist der Erhaltungszustand zumeist nicht besonders. Die Gestalt ist wie bei gedrungenen Stücken von Fusus eximius aus dem Glimmerton, zum Teil aber noch gedrun- gener, da die Schlußwindung im Verhältnis zur Länge der Mittelwindungen länger und breiter erscheint. Länge zu Breite gleich 3,5. und 3,8 zu 18 und 1,9. Das Embryonalende und .die ersten Mittelwindungen liegen aus L I in mäßig erhaltenem Zustand vor. Sie zeigen wenige grobe Spiralen, die den Windungen ein Kanti- ges Aussehen geben, wie es bei den zu Fusus £ricinckus hinüberführenden Formen von Sylt und Langenfelde zu beobachten ist. Die ersten Mittelwindungen tragen gleich- mäßige Spiralen, die später verschwinden, und 12—14 Rippen, die auf den ersten Mittelwindungen in sich gerade, später nahe der oberen Naht stark 'vorgebogen sind. Die: Rippen verlaufen mit einer von der oberen zur unteren 18 Naht gegen die Mündung gerichteten Neigung. Hierdurch erhalten die Stücke ein von Fusus eximius und dessen Verwandten abweichendes Aussehen; denn bei diesen ver- laufen die Rippen von der oberen zur unteren Naht mit einer gegen das Embryonalende gerichteten Neigung oder ‚allenfalls parallel zur Spindelachse. Fusus eximius macht infolge des Verlaufes der Rippen einen steiferen Eindruck als die Var. Stolleyana. Die Schlußwindung trägt bis zu 20 Rippen, die wie auf der Mittelwindung gerichtet sind und auf dem Abfall zum Kanal verschwinden. Hier sind aber Spiralen wechseln- der Stärke erhalten, während solche auf der letzten Mittel- windung und der Schlußwindung fehlen. Der Kanal scheint etwas kürzer und der Abfall zum Kanal steiler zu sein, als bei Fusus eximius. ‘Herr KAutsky hat ‚nach freundlicher mündlicher Mit- teilung in seiner Monographie der miocänen Fauna von Hemmor für die norddeutschen .miocänen Fusiden die Gat- tung Aguilofusus aufgestellt. Da diese Arbeit bislang nicht erschienen ist, kann ich nicht entscheiden, ob Fusus ex- imius stolleyanus zu dieser Gattung oder zu Searlesia (HARMER 24, S. 135) gehört. HARMER selber stellt Formen aus dem Crag, die möglicherweise auf zweiter Lagerstätte liegen, zu Searlesia und vergleicht sie mit oligocänen Fusiden (Fusus Rosenbergi Ravn.). Auch Trophon consociale und alveolatus, die dem Fusus fricinctus aus dem Glimmerton sehr nahe stehen, stellt er, allerdings mit Bedenken, zu Searlesia. alt 32. Fusus distinctus BExR. RAyn: S..130, T. 6, Fig. 14. Von dieser im Glimmerton von Morsum so häufigen Art liegen mir, und zwar nur aus L. I, Reste von 8 !Exem- plaren vor, darunter ‘eins mit erhaltenen Jugendwindungen. Die Stücke erreichen nicht die Größe der Schalen aus dem Glimmerton, nämlich nur bis 3 cm anstatt 5 cm Länge. Sie erscheinen zum Teil stärker gedrungen als die Stücke des Glimmertons. Das erhaltene Jugendgewinde mit einer besonders scharfen Spirale läßt erkennen, daß wir es mit Fusus distinctus und nicht mit Fusus gregarius zu tun haben. Letztere Art liest mir in einem Exemplar gleich- falls aus dem Glimmerton von Morsum vor. Sie kommt eher als Stammform für. die Sipho- Arten des Crag in Frage als Fusus distinctus. Allerdings weist eine mir 190 vorliegende Schale des Sipho gracilis von Walton on Naze auf der ersten Mittelwindung, gerade dort, wo bei Fusus distinctus die stark vorspringende Spirale verläuft, eine stärkere Spirale auf. Fusus cf. Puggardi Beyr. Nachdem mir zahlreiche, schlecht erhaltene Exemplare von Nassa reticosa aus Klein-Afrika vorgelegen haben, wage ich nicht mehr zu entscheiden, ob das einzige, vor- liegende Stück aus Koll. Kiel nicht gleichfalls eine auf- getriebene und an der Schlußwindung beschädigte Nassa reticosa ist. 33. Voluta (Scaphella) ?Bolli Koch. Ein Bruchstück aus L I und weitere Stücke aus der Koll. Hamburg genügen nicht, um zu entscheiden, ob es sich um Volufa Bolli oder Voluta Lamberti Sow. handelt. Die Stücke lassen auf eine ursprüngliche Länge von etwa 13 em schließen, während die größten Stücke aus dem Glimmerton 15—16 cm Länge erreichen. 34. Cancellaria sp. v. Konunen (28, S. 166 und 167) erwähnt Steinkerne von. Sylt aus Koll. SEMPER. Diese Stücke liegen mir vor; es sind drei leidlich erhaltene und Fragmente von vier weiteren Schalen. v. Koenzn vergleicht ein Stück mit Cancellaria acutangularis und andere Steinkerne mit Can- cellaria spinifera. Es liegt m. E. auch noch eine dritte abweichende Art vor. Da Mündung und Nabel nicht frei liegen und die Außenskulptur stark zerstört ist, vermag ich keins der Stücke eindeutig zu bestimmen. 35. Pleurotoma turricula Brocc. Sp. Kayn:’Ss. 150,7 8, "Eie2. CossmAnn: Paleoconchologie 2, S. 77, T. 5, Fig. 11, 12. HARMER: 8. 203, T. 26, Fig.'l, 2. Nicht selten in L I und alte Sammlung Hamburg. 36. Pleurotoma (Pseudotoma) intorta Brocc. Sp. RAySnS. 139° 1.0, Rio. a4. HARMER:" 8.212) W. 26, WPig2 I 1 Klein-Afrika, L I und alte Sammlung Hamburg. 37. Pleurotoma (Spirotropis) modiola Jan. Gripr (21), S. 14 sub „Pl. sp.. gekielt“. Im Glimmerton von Morsum kommen Stücke gleicher Größe vor. Ein Exemplar Koll. Kiel. 191 38. Conus (Conospira) cf. antediluvianus Bruc. _Ravn: S. 158, T. 8, Fig. 5. Zu den 2 Steinkernen in der Hamburger Sammlung sammelte ich einen weiteren in L I. Ihr hohes Gewinde läßt C. antediluvianus vermuten. 39. Actaeon ?pinguis d’ORB. von KOENEN (28), S. 330, sub Tornatella pinguis D’ORB. BELLARDI-SAcco: 22, S. 35, T. 3, Fig. 36—38. Zwei jugendliche Stücke liegen aus L I vor, bei denen ich aus Mangel an Vergleichsmaterial nicht entscheiden kann, ob sie A. pinguis d’OrB oder A. Noae Sow. (Nyst: ‚Sealdisien S. 129, Taf. 7, Fig. 18) näher. stehen. Die Unterschiede zwischen beiden Arten erwähnt anscheinend von KoEnENn a. a. OÖ. S. 331 bei der Besprechung der Schalen von Edeghem. 40. Volvulella acuminata Bruc. sp. Day: 3.566, 1.78, Fig: 12.05 CossmAann: Pal&eoconchologie I, S. 84. Ein Schälchen aus L I. 41. Bulinella (Cylichnina) umbilicata var. subelon- gata nom. mut. von KoENnEn (28), sub Bulla elongata Eıcaw., S. 342. : Nyst: Scaldisien S. 134, T. 7, Fig. 22, sub Cylichna umbilicata MonT. RAvn: 8. 366, sub Cylichna elongata Eıcuw. pro, parte CERULLI-IRELLI, Pal. Ital. 16, S. 38, T. 4, Fig. 17, sub Bulinella umbilicata var. conuloidea nov. var. Zwei gut erhaltene Schälchen liegen aus L I vor und zum Vergleich zahlreiche Stücke aus dem Glimmerton von Morsum. Von KoznEen erwähnte schon, daß die Stücke von Vöslau, Sylt, Antwerpen und Edeghem sich durch eine Schäle, die nicht flach konisch, sondern gewölbt ist, von der Bulla elongata EıcHhw,- wie sie EicHwALn,, HoERNES (sub Bulla conulus) und BELLARDI-SAcco 22, Taf. IV, Fig. 13, 14) abbilden, unterscheiden. Neuerdings bildet CERULLI-IRELLI unsere und einige nächst verwandte Formen ab, und benennt die den Sylier Exemplaren in Größe und Gestalt nahestehende Form BD. umbilicata var. conuloidea ' nov. var. Er erörtert das Verhältnis seiner Form vom Monte Mario zu B. conulus WoopD aus dem Crag und zu B. elongata Eıcaw. und benennt die Form, um: Verwirrung zu vermeiden, conuloidea nov. var. Diesen Namen hat aber 102 :schon Woop für seine B. conulus non DxsH. vergeben (S. Woop, Crag Mollusca II, S. 322). Da Woops Ab- bildung der B. conuloidea eine stark konische Form wieder- ‚gibt, muß die rundliche Abart, der CERULLI-IRELLI jüngst ‚den gleichen Namen gab, umbenannt werden; ich schlage vor var. subelongata. Dieser Varietät rechne ich die Stücke aus dem Limonitsandstein zu, trotzdem auf der hochglänzen- .den Schale feinste Spiralen unter Lupe zu erkennen sind. Die Stücke aus dem Glimmerton lassen Spiralen im all- ‚gemeinen nur am oberen und unteren Ende erkennen; nur beihochglänzenden Stücken sind sie gleichfalls auf der Mitte «der Umgänge sichtbar. Länge des größten Stücks aus dem Limonitsandstein 3,7 mm, Breite 1,9 mm. 42. Creseis Gageliana‘ n. sp. Tal. 1) Ries Aus L I sammeite ich Reste von 11 Schälchen. Keins ‚der Stücke ist vollständig erhalten, und bei der mürben Beschaffenheit des Gesteins ließen sich auch keine größeren Bruchstücke aus dem Gestein herauslösen. Das größte Stück mißt an Länge 17,5 mm, wozu etwa 4 mm hinzu- ‚zurechnen sind, um die ursprüngliche Länge zu erhalten. Dicke 2 mm unter Oberrand 2,1 mm, Dicke 15 mm unter Oberrand 1 mm, Dicke am Unterrand 0,5 mm. Ein ziemlich gut erhaltenes Unterende von 8 mm Länge mißt am Oberrand 2mm, in der Mitte weniger als Imm; „es läuft in eine lang ausgezogene, äußerst feine Spitze aus. Ein anderes Bruchstück von 8 mm Länge mißt am Ober- rand 3 mm und senkrecht dazu 2,5 mm, am unteren Rand 1,8 mm in jeder Richtung. Ein leidlich erhaltenes Mün- dungsstück mißt 2,6 und senkrecht dazu 1,6 mm an Durch- messer. Es läßt ferner erkennen, daß der abgeplattete Teil ‚der Schale nahezu eben war. Außer durch diese 'Ab- plattung im oberen Teil scheint die Schale bilateralsymme- trisch gewesen zu sein durch eine senkrecht zur Abplattung gerichtete, schwache Biegung im spitzen Teil der Schale. Der Rand der Mündung ist an einem Stück teilweise er- halten, er scheint annähernd in einer Ebene zu verlaufen. Aus dem Glimmerton ist mir nichts Ähnliches bekannt. Vaginella tenuistriata Bouu ist ungleich schlanker und durch die feine Streifung der Schale verschieden. Durch .die Gestalt .erinnert HArDers Abbildung (Danmarks geo- ‚logiske Undersögelse II, Nr. 22, Taf. IX, Fig. 28) an den Sylter. Pteropoden. HARDERS Deutung der betreffen- den Schale aus dem Oberoligocän. von Aarhus als Vagi- nella depressa Daun». ist sicher irrig. Inwieweit das ab- gebildete Stück der V. fenuistriata Bouu nahesteht, ver- mag ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls fehlt der ober- oligocänen Form die Abplattung der Sylter Stücke, auch ist ihre Form gedrungener als bei den Syltern. 3b) Zahn von Hipparion gracile aus dem Glimmerton. (Taf. II, Fig. 16 u. 16a.) Einen Fund, der für die Altersbestimmung der ‚Schichten | vom Morsumkliff sehr wichtig ist, machte Fräulein M. Inc- WERSEN, die Pächterin des Gasthauses Nösse. Sie sammelte 1918 außer den gewöhnlichen Fossilien des Glimmertons und einigen wenigen Stücken von Limonitsandstein am Strand einen Zahn, den sie freundlicherweise der Wissen- schaft zur Verfügung stellte. Es handelt sich um einen nicht abgekauten Backenzahn, den Herr E. Wüst, Kiel, gelegentlich eines Besuchs in Hamburg als zu Aipparion gehörig erkannte. Herr M. SCHLOSSER, München, der das Stück dann liebenswürdigerweise näher untersuchte, be- stätigte, daß es sich um Aipparion gracile Kaur handele. Er äußerte sich dazu: „Ich finde am meisten Ähnlichkeit mit Zähnen des Hipparion gracile von Polgärdi und Baltavar in Ungarn und von Veles in Mazedonien, die sowohl in der Größe, als auch in der Stärke und im Charakter der Fältelung am besten mit diesem M? des rechten Oberkiefers über- einstimmen, während die Zähne von Eppelsheim und Pikermi größer sind und auch feinere, aber gleichmäßigere Fälte- lung zeigen. An dem pontischen Alter der ungarischen und mazedonischen Sande ist nicht zu zweifeln, also würde auch der Glimmerton von Sylt dieser Stufe angehören.“ Der Zahn ist an der Außenseite und an der Vorder- seite der Wurzel ein wenig verletzt, im übrigen aber gut erhalten. An der Außenseite sitzen einige rostfarbene runde Sandkörner fest an dem Zahn, so daß ich zuerst keinerlei Zweifel hatte, das Stück entstamme dem Limonitsandstein, es sei darin durch einen besonders glücklichen Umstand nicht entkalkt und zersetzt worden wie nahezu alle übrigen Fossilien in diesem Gestein. Als aber der Zahn herge- richtet wurde, um abgeformt zu werden, ergab sich, daß Zeitschr. d. D. Geol, Ges. 1922. 13 194 die Höhlungen der Wurzel von grauem, feinsandigem, glimmerhaltigem Ton erfüllt waren. Als dann der Zahn quer durchgeschnitten wurde, um den Verlauf der Schmelz- falten kennenzulernen, zeigte es sich, daß alle feinen Hohlräume im Zahn mit Schwefeleisen ausgefüllt sind. Schwefeleisen aber kann nur im tonigen Gestein der Zer- setzung entgehen. Außerdem fanden sich in dem Ton, der in den Hohlräumen der Zahnwurzel saß, Reste von zwei jungen Nafica und die gleichen, S. 174 aus dem Limonitsandstein erwähnten schwarzen Phosphorsäure ent- haltenden Knöllchen, die aber ebenfalls in den fossilführen- den, flachen Kuchen aus dem Glimmerton vom Morsum- kliff häufig vorkommen. Somit ist es zweifelsfrei, daß der Zahn aus Glimmerton (Gl I od. II) ausgewaschen ist. Der Westteil des Kliffs kommt als Fundpunkt nicht in Frage; weiterer Einzelheiten aber über den Fund konnte sich die Finderin nicht mehr entsinnen. ' Ganz abgesehen von der Erkenntnis, daß Hipparion gracile so weit nach Norden in Europa auftrat, ist der Fund des Zahnes von Bedeutung, da er einen Ausgangs- punkt bietet, die jungtertiären, marinen Schichten des Nord- seebeckens mit gleichaltrigen Landablagerungen in Zu- sammenhang zu bringen. 3c. Analyse der Molluskenfauna des Limonitsandsteins. Übersicht der bisher aus dem Limonitsandstein bekannten Fossilien. 1. Echinocyamus Forbesi COoTTEAU. 2. Lunulites sp. 3. Nucula sp. 4. Pectunculus sp. 5. Yoldia glaberrima MüÜ. sp. 6. Unio Wüstianus n. sp. 8. Erycinidae. 9. Zucina (Dentilucina) borealis L. 10. Cardium sp. 11. Venus sp. 12. Tellina (Peronaea) ex aff. Benedeni Nysr. 13. Syndosmya prismatica Mont. 14. Mactra arcuata Sow. 15. Corbulomya complanata Sow. 16. Teredo sp. unt9s 17. Dentalium entale L. 18. Turbo oder Trochus sp. 19. Adeorbis Hennei Nxsr. 20. Natica Alderi Forbes. 21. Natica cf. catenoides S. Woon».' 22. Scala (Hyaloscala) minuta var. gigantea nov. var. 23. Subuliscala Wolffiana n. sp. 24. Terebra sp. 25. Aporrhais sp. 26. Cassidaria echinophora .L. 27. Cassis (Echinophoria) Rondeleti Bası. 28. Nassa (Uzita) reticosa Sow. 29. Nassa (Zeuxis) syltensis BEYr. 30. Buccinopsis Dalei Sow. sp. sl. Fusus eximius var. Stolleyana n. var. 32. Fusus distinctus BEXR. 33. Voluta (Scaphella) ?Bolli Koch. 34. Cancellaria sp. 35. Pleurotoma turricula Brocc. sp. SDR 0 (Pseudotoma) intorta Brocc. sp. 37. (Spirotropis) modiola Jan. 38. Conus (Conospira) cf. antediluvianus Bruc. 39. Actaeon ?pinguis D’ORB. 40. Volvulella acuminata Bruc. 41. Bulinella (Cylichnina) umbilicata var. subelongata nom. mut. 42. Creseis Gageliana n. sp. Da von den vorstehend aufgeführten Arten außer den Nummern 4, 12, 26, 27, 30, 35 und 36 auch Nassa reticosa, Fusus eximius var. Stolleyana und die großen Naficen sowohl in L I als auch in Klein-Afrika vorkommen, ist an der stratigraphischen Einheit der Schichten nicht zu zweifeln. Deswegen wird der Inhalt beider Schichten hier abgekürzt als Fauna des Limonitsandsteins bezeicchnet. L III hat bisher nur die auf S. 177 genannten Arten geliefert, dürfte aber auch gleichen Alters sein. Es sind 42 verschiedene Molluskenarten im Limonit- sandstein nachgewiesen; 30 davon sind näher erkennbar. Von diesen sind bisher aus dem Glimmerton oder älteren miocänen Schichten nicht bekannt 6, nämlich: Unio Wüstianus, Mactra arcuata, 13* 196 Corbulomya complanata*), Subuliscala Wolffiana, Nassa reticosa, Creseis Gageliana. Hiervon sind drei Arten neu, die übrigen drei sind für den englisch-belgischen Crag bezeich- -nende Formen, also für Schichten, die Ver- treter eines Formenkreises enthalten, der erst seit Beginn des Pliocän langsam in NW. Europa, und zwar vollkommen neu auftrat. Wirhabenim Limonitsandsteindaserste Auf- treten jener neuen Molluskengesellschaft vor uns. Andererseits fehlen von den häufigsten und bezeich- nenden Arten des nordalbingischen Glimmertons im Limonit- sandstein alle Astarten, Isocardia Becksi, Dentalium badense, Nucula Georgiana u. a. Bei den zwei letztgenannten kann das Fehlen im Limonit- sandstein auf Fazies- Wechsel zurückgeführt werden. Astarten jedoch und /socardien finden wir sonst auch in sandigen Sedimenten des Miocän nicht selten. Somit treten bei dem Übergang von Glimmerton zu Limonit- sandstein nicht nur Formen neu auf,sondern bisher zahlreich vorhandene verschwinden. 4a. Lagerungsverhältnisse und stratigraphische Stellung des Limonitsandsteins. eg Die nähere Altersstellung einer Schicht wird i. A. erkannt aus den Lagerungsverhältnissen und durch Ver- gleich ihres Fauneninhalts mit dem annähernd gleich- altriger Schichten anderer Vorkommen. Die Lagerungsverhältnisse des keine sind, wie oben erwähnt, stark gestört, immerhin läßt sich er- kennen, daß Glimmerton, Limonitsandstein und Kaolinsand einen zusammenhängenden Ausschnitt aus ein und dem- selben Sedimentationszyklus darstellen (12, S. 16). *) DoLLrus: Bull. soc. Belge de G£ol. Pal. et Hydr. X, S. 25 (1897/99) erwähnt zwar diese Art a. d. Miocän vom DBolder- berg, jedoch dürfte es sich dabei wohl nicht um die große Art des Crag, sondern um _ eine der kleinen ©. der Hemmoorer Stufe handeln, 197 Anzeichen Gestein mariner SAMEN DIN Entstehung festländischen Einflusses | Kaolinsand —_ Grober Sand, Gerölle silu- rischer Gesteine, Kreuz- schichtung Limonitsandstein Marine Fauna | Grober Sand, Gerölle silu- i rischer Gesteine, einge- schwemmte Süßwasser- ! mollusken Glimmerton vom Mor- | Marine Fauna | Zahn von Hipparion, grobe sum-Kliff Quarzkörner Glimmerton von Nord- | Marine Fauna _ schleswig Es ist zu erkennen der Übergang von Gl zu L zwischen Gl IH und LI. h Es ist zu erkennen der Übergang von L zuK in Klein-Afrika. Hieraus ergibt sich, daß der Limonitsandstein das Hangende des Glimmertons ist. Um das Alter des Limonitsandsteins nach unten begrenzen zu können, sind wir demnach genötigt, das Alter des Glimmer- tons genau festzulegen. Schon BryricH (2) verglich den Glimmerton mit dem Tegel von Wien (heute — Tortonien), er trennte aber noch nicht die Ablagerungen vom Typus Dingden - (Mittel- miocän) von dem petrographisch ähnlichen, nordalbingischen Glimmerton. Als MAyeEr in Zürich dann 1860 die tonigen Ablagerungen ‚des contrees germaniques limitrophes de 1a Mer du Nord“ der tortonischen Stufe zuteilte, widersprach I. ©. Ssmrer (39), und betonte, daß der Glimmerton den tieferen Schichten des Crag näherstände .als den Ablage- rungen der tortonischen Stufe. VON KXoENEN (27) kam zu dem Ergebnis, die Ablagerungen von Dingden (heute — Mittelmiocän), das Holsteiner Gestein (= Untermiocän —- Mittelmiocän) und der Glimmerton sind aus paläontologischen Gründen.nicht voneinander zu trennen. 1883 (17) erklärte GoTTScHE sogar den Glimmerton für älter als das Holsteiner Gestein; eine Ansicht, die er aber 1887 (19) zurücknahm, nachdem 1885 von KoENEN (29) den Glimmerton für jünger als das Holsteiner Gestein, und zwar für Obermiocän, er- klärt hatte. GorrscHhE (20) äußerte sich nicht wieder über die genaue Altersstellung des Glimmertons. von KoENEN schrieb dieser Ablagerung 1909 (31) wieder obermiocänes Alter zu und erwähnt, daß sich gewisse Beziehungen zum 198 Crag erkennen lassen. Er nähert sich also dem Stand- punkt, den .48 Jahre früher SEMPER eingenommen hatte. Ich selber kam (21, S. 39 u. 44) zu dem Ergebnis, daß der Glimmerton einen längeren Zeitabschnitt umfasse, und zwar das Tortonien + Sarmatien + Pontien. Cardita Jouanneti BasT., eine nach DEPERET (12) im Helvetien und Tortonien in Südeuropa verbreitete Form, tritt in dem tiefsten Teil des Glimmertons auf (26, S. 29). Da diese Art auch nach Angabe von CossMmAnn und Pzyror (11, I, S. 76) mit Schluß des Tortonien plötzlich verschwindet, . können die jenes Fossil enthaltenden tieferen Teile des Glimmertons keineswegs jünger als Tortonien sein. Anderer- seits zeigt das Vorkommen von Aipparion gracile Kaup. zu Morsum, daß der obere Teil des Glimmertons dem Pontien gleichaltrig ist. Der G!limmerton stellt somit eine Ablagerung dar, die verhältnismäßig lange Zeiträume (Tor- tonien + Sarmatien + Pontien) umschließt. Hiermit steht im Einklang, daß die Fauna des Glimmertons verschieden ist, je nachdem, ob sie Aufschlüssen im tieferen oder höheren Teil der Ablagerung entstammt. Es ist z. B. der Nord- schleswiger Glimmerton nicht nur ausgezeichnet durch einige Astarten und den Fusus semiglaber, sondern es fehlen hier von Arten, die im Glimmerton bei Hamburg häufig sind, Murex spinicosta und Pleurotoma Steinvorthi_ voll- kommen und Fusus crispus Bors. (= F. Rothi BEYR.) ist nur in einem einzigen Exemplar von Sylt (37). be- kannt und in einem fraglichen Stück von Gramm (28). Erst von Brecklum an südlich kommen in dem dort an- stehenden tieferen Glimmerton. Fusus crispus und Murex spinicosta ständig vor. Das Liegende des Limonitsandsteins ist somit eime im einzelnen bisher noch nicht gegliederte Tonfolge, die das Tortonien bis Pontien einschließlich umfaßt. Da der Li- monitsandstein petrographisch und faunistisch unmittelbar an den Glimmerton von Morsum anschließt, kann er nur dem Jüngeren Pontienoderdgm Plaisancien angehören. Es ergibt sich jetzt die Frage nach dem Äquivalent des Limonitsandsteins in den übrigen die Nordsee um- gebenden Gebieten. In Dänemark und dem ‚weiteren Deutschland fehlen entsprechende Ablagerungen. Aus England, Belgien und Holland sind die Schichten an der Grenze Miocän—-Pliocän wie folgt bekannt: 199 Übersicht der Schichtenfolge im unteren Teil des Crags von England (nach HARMER 25). Stufe Gestein Fossilzone h Sunfenz Aquivalent ezeichnung in Belgien ; ars Zone der | ; Walton Crag une) Neptunea | Poederlien and ra | Scaldisien = ne TE TEE Astien Lücke mit Erosionsspuren N _ Oberpliocän Coralline Crag |Zoogener Kalk- | ae ER | ee — Gedgravian sand Elle a friangula a Isocardia cor. Liegendes: Londonton Hangendes nicht bekannt Glaukonitsand BE re Era und eisen- Zone der Plaisancien En e aa 5 schüssiger Arca diluvii| — Unterpliocän MT Sandstein Bu Liegendes: Kreide Übersicht der Schichtenfolge im Miocän und Pliocän von Belgien. Stratigraphische Gestein Haug Traite DorLLrus 1903 VAN DEN BROECK Bezeiehnung 1911 (15) 1902 (8) Sables @ Neptunea abe Sables & Neptunea N u: contraria Sa : Senlaisien contraria — Astien Sealdlien Lücke mit Aufbereitungshorizont x 3 Sables gris 3 Dies EA arg, Sand Caesterlien | d’Anvers@ ei E ; cardia: cor. | | verschiedene En SE 5 Fazies eris 3 = ® Bables nl 2° Lenhamien | Sables de Diest = derselben Stufe 5 en = N i Sand air a Terebratula ( 3 | (= Diestien perforata | = 11% ee. Be i Bere ar] en ery = ables graveleux — 5 = a Heterocetes ae MO) 1a, 51289) E ee EEE. Lücke | Lücke Sables noirs / Sables noirs ) ER a Pectunculus Sand Anversien | W’Anvers-Sud | _ Miocene pilosus — Miocän | @ Peclunculus | 2 bolderien pilosus \ a a ———— on [lu 5 Sables gris Sables d’Edeg- | Mioeene a Panopaea Sand hem «a Glyci- aan Menardi meris Menardi ] n *) Siehe v. pD. BroEck: Bull. soc. belge de G£ol. P. et. H. I., 1887 Mem. S. 45, **) Trotz MourLon II, S. XI aus Mourton I von LaPpArRENT übernommen und in Haug Traite übergegangen, 200 Miocän und unteres Pliocän der Niederlande (nach MOLENGRAAFF und WATERSCHOOT (33) und TescHh (41)) Kr Feiner Glaukonitsand Nijmegen, Grave, Scaldisien mit Fossilien Utrecht, Woensdrecht lien + toniger Glaukonitsand Zeeland und west- mit Fossilien liches Nordbrabant Glaukonitsand mit Ge- Diestien röllen, Cetazeen-Knochen | Nördlicher Peelbezirk und Lingula Dumortieri Lücke | | er Graugrüner Glaukonit- Obermiocän sand mit Fossilien Beel Mirelhmiocen Feinsandige Glaukonit- Peel, Winterswijk, tone mit Fossilien Eibergen, Rekken u. a. Liegendes: Olisocän oder Eocän Die belgischen sables gris & Panopaea Menardi ent- sprechen den Ablagerungen der Reinbeker Stufe Für die Gleichaltrigkeit zeugen Murex Nysti Bosa., Conus Dujar- dini Desa., /socardia harpa GoLpDr. und andere Arten, die in Deutschland nicht bis in den Glimmerton hinauf- reichen. In Holland werden gleichaltrige Schichten von Winterswyk und Umgebung angeführt (33). Die Glaukonitsande aber, die in Belgien und Holland über den Ablagerungen der Reinbeker Stufe auftreten, weisen deutliche faunistische Beziehungen zu den tieferen Lagen des norddeutschen Glimmertons auf, wie für die holländischen Ablagerungen MOLENGRAAFF und VAN WATER- SCHOOT VAN DER GRACHT sehr richtig erkannt haben (33, 8. 51). ri: | Aus den sables noirs & Pectunculus pilosus von Ant- werpen nenne ich an Arten, die gleichfalls im Glimmerton, aber nicht älter vorkommen, aus der Liste von VAN DEN BROECK (4, S. 56) Columbella scripta L. Dentalium badense PARTSCH Pecten pes lutrae 1. 201 Aus den die BReinbeker Stufe überlagernden tonigen Glau- konitsanden von der Peel in Holland seien an entsprechen- den Arten aufgeführt aus der Liste von MOLENGRAAFF und VAN WATERSCHOOT VAN DER GRACHT Fusus solitarius PsıL. Pleurotoma (Spirotropis) modiola Jan. Dentalium badense PARTSCH Pecten pes lutrae 1. Über diesen Äquivalenten des Unteren Glimmertons liegen in Belgien wie in Holland Schichten, die -- wie deutlich erkennbar — nach zeitweiliger Unterbrechung der Sedimentation oder erst nach mehr oder weniger weitgehen- der Erosion der letztgebildeten Schichten zum Absatz ge- langten. \ Diese nach der Sedimentationsunterbrechung abgesetzten Schichten des Diestien werden in Belgien dem Pliocän zu- gerechnet, und ebenso — allerdings unter Vorbehalt — die Glaukonitsande mit ZLingula Dumortieri von der Peel. Somit fehlen in Belgien wie in Holland die jüngsten Lagen des Miocän infolge Sedimentationsunterbrechung, bzw. prä- mittelpliocäner Erosion. In England wurde die Lenham-Stufe bisweilen für Miocän gehalten), neuerdings wird sie zumeist ins Unter- pliocän gestellt (s. u.). Leider wird diese Ablagerung im Hangenden und Liegenden gleichfalls von Sedimentations- lücken begrenzt. Es sind somit, mit Ausnahme von Sylt, aus dem Nordseebecken keine Se- dimente bekannt, die den Übergang von Miocän zu Pliocän in ununterbrochener S9e- dimentationsreihe erkennen lassen. Wenn wir somit in England wie in Bel- sien keine Schichten nachweisen können, die die zsleiche stratigraphische Stellung haben wie der Limonitsandstein von Sylt, Sarkenmen wir wenigestens die Sedimen- tationslücken, denen der Limonitsandstein zeitlich entspricht. Dies ist in Belgien wie in Holland die über den sables noirs ä& Peckun- culus pilosus folgende Lücke, in England die Lücke im Liegenden der Lenham-Stufe. 5) Dies tun auch MOLENGRAAFF und VAN WATERSCHOOT (33, S. 53). er 202 4b. Das Alter der Molluskenfauna im Limonitsandstein. Es fragt sich jetzt, wie weit die Mollusken des Li- _ monitsandsteins die oben stratigraphisch abgeleitete Alters- einordnung bestätigen. DorLrus (13, S. 259) gibt an, daß sich die Mollusken- fauna des belgischen Diestien von der des Miocäns unter- scheide durch das Fehlen der im Miocän noch vertretenen Gattungen: Conus, Mitra, Ancillaria und Xenophora. Diese vier Gattungen sind im Glimmerton noch vertreten, aller- dings Arcillaria nur selten und anscheinend nur in den tiefsten Lagen. Im Limonitsandstein aber sind den belgischen. Verhältnissen entsprechend jene Gattungen bisher nicht be- obachtet, mit Ausnahme von Conus. Von dieser Gattung kommt die im belgischen Miocän anscheinend nicht vertretene Art C. antediluvianus im Glimmerton und Limonitsand- stein vor. Das Auftreten dieser sonst im Nordseebecken ausschließlich miocänen Gattung neben pliocänen Formen (s. u.) findet in der Auffassung des Limonitsandsteins als Übergangsschicht zwischen Miocän und Pliocän eine un- sezwungene Deutung. Von den sechs Molluskenarten des Limonitsandsteins, die im Glimmerton noch fehlen, sind drei neu und nach bisheriger Kenntnis ohne nähere Verwandte im Nordsee- becken. Von den übrigen drei Corbulomya complanata, Mactra arcuata, Nassa reticosa ist Nassa reticosa aus dem Üoralline Crag und aus dem Diestien von Eynthout, Bolderberg und Loxbergen, Mactra arcuata aus den gleichen Schichten vom Bolderberg, sowie aus den Lenham-Schichten Englands zu ältest bekannt. Corbulomya complanata hingegen ist nach TescH (41) in England wie in Belgien erst seit Scaldisien-Waltonian, also etwas jüngeren Schichten bekannt. Alle drei sind typische Vertreter des pliocänen Formenkreises. Beachtet man andererseits, daß außer Conus auch Fusus distinctus und F. eximius Stolleyanus auf enge Beziehungen 4 zur Glimmertonfauna hinweisen, so muß die Mollus- kenfauna des Limonitsandsteins als eine Übergangsfauna bezeichnet werden, in der, abgesehen von langlebigen und darum für eine Alters- bestimmung belanglosen Arten einige wenige Ver- treter des bisher herrschenden Formen- 203 kreises noch aushalten, wichtige Vertreter dieses Formenkreises aber auch fehlen, und außerdem die ersten Vertreter eines neuen Formenkreises auftreten Der Mollusken- inhaltdes Limonitsandsteinsistdemnachals eine Übergangsfauna zwischen Miocän und Pliocän zu bezeichnen, entsprechend der stratigraphischen Stellung des Limonitsand- steins als Übergangsschicht. | Da der Glimmerton im Liegenden des Li- menitsandsteins sicher dem Pontien ange- hört und der Limonitsandstein selber neben ‘einersehr verarmten Miocänfaunadieersten Vertreter des pliocänen marinen Formen- kreises, und zwar in großer Individuen- anzahl enthält, erscheint es angebracht, die bisher nicht festgelegte Grenze zwischen Mioeän und Pliocän, zwischen Glimmerton und Limonitsandstein zu ziehen, dem Limo- nitsandstein also pliocänes Alter zu geben. Legt man, wie in Deutschland üblich, die Grenze zwischen Miocän und Pliocän mit der Grenze Sarmatische-Pontische Stufe zusammen, so liest sie im Nordseebecken irgendwo im Glimmerton, also in einer bis 250 m mächtigen, petro- graphisch nahezu einheitlichen Tonfolge mit einheitlicher, langsam verarmender Fauna. Legt man hingegen die Grenze Miocän-Pliocän mit Deperet und so vielen anderen über die Pontische Stufe, so fällt sie zusammen mit dem sehr wichtigen Wechsel der Molluskenfauna, der im Nordseebecken nach Absatz des Glimmertons mit Alipparion gracile, so- mit pontischen Glimmertons, eingesetzt hat. Da der Limonitsandstein über dem Glimmerton mit Hipparion gracile folgt und selber offenbar nur eine kurze Übergangsphase zum Kaolinsand darstellt, dürfte der Kaolin- sand mit den silurischen Geröllen dem gleichen. Teil des gleichen Sedimentationszyklus angehören, in dem von Süden die Kieseloolithschotter das Nordseebecken anfüllten. In den tiefsten Teil der Kieseloolithstufe sind bekanntlich die Aippa- rion gracile führenden Sande von Eppelsheim einzuordnen. 4e. Über den Faunenwechsel im Nordseebecken an der Grenze von Miocän und Pliocän. Der Wechsel der marinen Molluskenfauna an der Grenze von Miocän und Pliocän war, wie uns der Limonit- 204 sandstein zeigt, im östlichen Nordseebecken ein allmähliches Aussterben (Nucula Georgiana, Dentalium badense) und Verschwinden infolge Abwanderns der miocänen Fauna (Tiphys, Ficula, Mitra, Fusus crispus) und ein ent sprechendes allmähliches Auftreten des neuen pliocänen Formenkreises. Der Wechsel gleicht vollkommen dem all- mählichen Aussterben oligocäner und dem Auftreten neogener Formen im Oberoligocän und Untermiocän unserer Gegend (21, 8. 47 u. 50) und steht im Gegensatz zu dem plötzlichen Faunenwechsel, wie er zur Zeit der Hemmoorer Stufe (21, 8. 53 u. 26, S. 23) im Nordseebecken stattfand. In den zwei erstgenannten Fällen handelt es sich um einen langsamen, eine ganze Tierprovinz betreffenden Wechsel infolge klimatischer Veränderung‘). Beim Faunen- wechsel zu Beginn der Hemmoorer Stufe aber haben wir es mit einem lokalen Wechsel infolge topographischer Ver- änderung zu tun, einer Erscheinung, die plötzlich auftritt und unabhängig ist von den vorerwähnten, Großgebiete be- treffenden Klimaveränderungen. 5. Zusammenfassung der Ergebnisse. 1. Der Limonitsandstein vom Morsumkliff auf Sylt ist jünger als der Glimmerton ebendort, wie schon J. O. SEMPER im Jahr 1856 bemerkt hatte, ohne jedoch damit 6) F. W. HarMmeER hat mehrfach (23 u. 25) die Ansicht ge- äußert, das Auftreten einiger nördlicher Mollusken in den Ab- lagerungen der Waltonstufe neben südlichen Arten sei auf von Norden kommende Meeresströmungen zurückzuführen, die infolge tektonischer Vorgänge Eintritt in das Nordseebecken gefunden hätten. Ich glaube nicht, daß örtliche tektonische Bewegungen das Auftreten der neuen Fauna veranlaßt haben, denn 1. treten nördliche Formen schon früher auf rs und Cyrtodaria im Untermiocän; Buccinopsıs seit Oligocän), 2. ist der Wechsel der Faunen ein "sehr allmählicher; es treten auf ‘seit Coralline Crag: Buccinum undatum, Mya truncata; seit Walton Crag: Aydrobia ulvae, Neptunea contraria, Pur- pura Lapillus, Mya arenaria. seit Newbourn oder. Butley Crag: Litorina litorea, Bela £urri- cula, Tellina baltica u. a. Aus diesem sehr langsamen Auftreten der neuen Fauna und dem gleichfalls allmählichen Verschwinden der mediterranen Elemente aus den Ablagerungen des Nordseebeckens muß ich auf eine ebenso langsam fortschreitende Ursache zu jener Ver- änderung schließen. Das dürfte zonaler Klimawechsel, nicht nur örtliches Versinken einer Landbrücke ‚gewesen sein. Aller- dings kann dieser letzte Vorgang durch Bildung neuer Wasser- straßen das Vordringen .des neuen Formenkreises möglicherweise gefördert haben. 205 Anerkennung zu finden. Ihm gleichaltrige Schichten sind aus dem Nordseebecken bisher nicht bekannt, sondern er entspricht der Schichtenlücke, die in England unterhalb des Lenhamian, in Belgien zwischen Miocän und Pliocän vorhanden ist. . Der Glimmerton von Morsum enthält /7i PIRARKON gracile und ist somit pontischen Alters. . Der Glimmerton Nordwestdeutschlands umfaßt Torto- nische — Sarmatische —- Pontische Stufe. . Nur die tiefsten Lagen des nordwestdeutschen Glimmer- tons besitzen zeitliche Äquivalente im übrigen Nord- seebecken, und zwar dieSande mit Pecktunculus pilosus in Belgien und Holland. . Da die ersten Vertreter des im Nordseebecken für das Pliocän charakteristischen Formenkreises im pontischen Glimmerton von Morsum noch fehlen und erst im Limo- nitsandstein auftreten, ist die Grenze zwischen Miocän und Pliocän im Nordseebecken oberhalb der Pontischen Schichten zwischen Glimmerton und Limonitsandstein zu ziehen. . Die Fauna des Obermiocäns und Pliocäns im Nord- seebecken zeigt ein allmähliches Verschwinden des medi- terranen Formenkreises und seit dem Pliocän ein all- mähliches Auftreten des heute noch vorhandenen For- . menkreises. . Im Nordseebecken läßt sich seit dem Oberoligocän ein dreimaliger Wechsel der Molluskenfauna erkennen: zweimal (Oberoligocän 4 Untermiocän und seit Plio- cän) ein allmähliches Verschwinden bisheriger und . gleichzeitig ein allmähliches Auftreten bis dahin -in Europa unbekannter Formen. und einmal (Hemmoorer Stufe) ein plötzliches Ein- brechen des südeuropäischen Formenkreises. [Manuskript eingegangen am 16. März 1922.] Erläuterung zu Tafel 11. Fig. 1. Mactra arcuata Sow. Rechte Klappe, Klein-Afrika Morsum. Fig. 2. Mactra arcuata Sow. Rechte Klappe, Red Crag von Walton on Naze. Fig. 3. Mactra arcuata Sow. Rechte Klappe, Abguß aus einer Hohlform von Morsum; am Rande beschädist. Fig. 4. Unio Wüstianus n. sp. Rechte Klappe, Klein-Afrika. Fig. 4a. Unio Wüstianus n. sp. Rechte Klappe, dasselbe Stück von der Außenseite. Fig. 5. Corbulomya complanata Sow. Linke Klappe, am Rande beschädigt. Klein-Afrika. Fig. 6. Corbulomya complanata Sow. Linke Klappe, Scaldisien von Antwerpen. Fig. 7. Nassa (Uzita) reticosa Sow. °/; nat. Größe. Morsum. Fig. 8. > ” Ei » . Nat. Größe. Morsum. an) ea 5 ER 3 e dasselbe Stück vergrößert. Fig. 9. Fusus eximius var. Stolleyana nov. var. Obermiocäner Glimmerton von Morsum. Fig. 10. Fusus eximius var. Stolleyana nov. var. LI Morsum. Fig. 11. Fusus eximius var. Stolleyana nov. var. Klein-Afrika. Fig. 12. Subuliscala Wolffiana nov. sp. 5/; nat. Größe. Klein-Afrika. Fig. 13. Scala (Hyaloscala) minuta Sow. var. gigantea nov. var. Nat. Größe, Klein-Afrika. Fig. 14. Scala (Hyaloscala) minuta Sow. var. gigantea °/, nat. Größe, Klein-Afrika. Fig. 15. Creseis Gageliana nov. sp. LI, Rekonstruktion in nat. Größe. Fig. 16. Hipparion gracile Kaup sp. M2 des rechten Ober- kiefers von der Innenseite. Nat. Größe. Obermiocäner Glimmerton von Morsum. Fig. 16a. Desgl. von der Kaufläche. Soweit nicht anders angegeben, sind die Stücke in natürlicher Größe abgebildet. Die Originale zu den Abbildungen befinden sich in der Sammlung des Mineralogisch-Geologischen Staatsinstituts zu Hamburg. Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1922. Tafel II 207 5. Beitrag zur Kenntnis des faunistischen und floristischen Inhalts der Berliner Paludinenbank. Von Herrn TH, SCHMIERER in Berlin- Waidmannslust. (Hierzu Tafel III.) Bei der Durchsicht eines sehr umfangreichen Roh- materials von Bohrproben aus der Paludinenbank, das vor Jahren von Herrn W. WoLrr auf dem Grundstück der Löwenbrauerei in Hohenschönhausen gesammelt und Herrn MENZEL zur Bearbeitung übergeben worden war, fanden sich neben Tausenden von Paludinen aller Altersstufen auch andere Reste, die bei unserer noch recht mangelhaften Kennt- nis des Fossilinhalts der Paludinenbank mein besonderes Interesse erregten. Schon eine flüchtige Durchmusterung des Rohmaterials ließ erkennen, daß die bisher veröffent- lichten Listen, die sich meist auf vereinzelte Funde stützten, einer Ergänzung und vielfach auch einer Berichtigung be- dürfen. i Das aus der Bohrung Löwenbrauerei Hohenschönhausen zutage geförderte fossilführende Material besteht teils aus einem hell- bis dunkelgrauen feinsandigen Ton, der einen geringen, vorwiegend durch die beigemengten Schaltrümmer verursachten Kalkgehalt aufweist, vorwiegend aber aus einem groben, kiesigen Sand mit einzelnen Geröllen und zahl- losen ganzen und zertrümmerten Konchylienschalen. Wenn auch durch die Bohrmethode eine Ausschlemmung des ur- sprünglichen 'Sediments erfolgt sein mag, so handelt es sich doch um eine vorwiegend sandige Flußablagerung. Das geht einmal hervor aus dem Ausfüllungsmaterial der Paludinen und anderer Schnecken, die häufig bis zur Spitze mit einem festgepackten groben Sand erfüllt sind, sodann aber auch aus den Gesteinsresten, die häufig noch an der Außenseite der Schalen kleben. Auch Flußgerölle finden sich; so liegt mir ein Wallstein vor, dem durch kohlensauren Kalk Schalreste und Trümmer der tonig ausgebildeten Paludinenbank an- gekittet sind. Außerdem fanden sich Granite, Diabase, silu- . rische Kalke, Feuersteine, kurz lauter Geschiebe nordischer Herkunft. Aus dieser grobsandig entwickelten Fazies der Paludinenbank stammen die meisten Molluskenreste, die im 208 folgenden besprochen werden sollen. Es mag eingewendet werden, daß es sich hier um eine sekundäre Lagerstätte handle. Streng genommen liegen natürlich alle Fossilien, die in einer Flußablagerung gefunden werden, nicht mehr an der Stelle, wo sie gelebt haben, sie sind, wenn wir diesen Ausdruck aus dem genetischen System der Kohlen über- tragen wollen, primär-allochthon, aber für den Geologen kann es einzig und allein darauf ankommen: ist das Fossil aus einer Schicht höheren geologischen Alters oder anderer Entstehung aufgenommen? Das erscheint aber in unserem Fall ausgeschlossen; dafür bürgt nicht nur das massenhafte, geradezu gesteinsbildende Auftreten, sondern auch die vor- zügliche Erhaltung der meisten Fossilien. Ist doch Pisi- dium astardoides vielfach mit Epidermis, Neritina fast immer mit der Zeichnung so vorzüglich erhalten, wie es sonst nur bei rezenten Stücken der Fall ist. Die Zwei- schaler liegen bisweilen noch zweiklappig im Sand, der Transport, den die Mollusken erfahren haben, kann also keinesfalls von großem Ausmaß sein. Die Konchylien führen- den groben Sande stellen eine fazielle Vertretung der tonig ausgebildeten Paludinenbank dar, es sind Ablagerungen - strömenden Wassers. Nach den Angaben, die Herrn WorLrr von dem Bohr- meister der Wasserwerk- und Brunnenbaugesellschaft in Achim bei Bremen gemacht worden sind, ist die ‚„Muschel- schicht‘ von 65 bis 68 m u. T. durchsunken worden. Das stimmt nicht ganz genau überein mit den Angaben des von F. KAUNHoOwEn aufgestellten und im Bohrarchiv der Geo- logischen Landesanstalt aufbewahrten Schichtenverzeich- nisses, das hier folgen möge ee mp Deutung vom Verfasser): 0— 2 m Proben fehlen 2— 23 m Grauer, sehr sandiger Geschiebe- | Ablagerungen mergel der 23— 36 m Grauer, milder Sand mit Braun- _ II. Vereisung kohlenbrocken 36— 45 m Steiniger, grober, schwach sandiger ] Kies (ausgewaschene Grundmoräne) 45— 54 m Weißlicher, schwach kiesiger, mittel- | Ablagerungen- körniger, scharfer Sand mit Schal- der resten und Braunkohlenbröckchen II. Vereisung 54— 62 m Weißlicher, kliesiger, grober scharfer Sand 62— 65 m Bräunlichgrauer, schwach toniger Feinsand und Sand, völlig erfüllt von Paludina diluviana in allen Alters- stadien Interglazial fi 65— 67 m 67— 87 m 87— 89 m 89 91m 91—101 m 209 Weißlicher, mittelkörniger, scharfer schwach kiesiger Sand ) Geschiebemergel mit Ton- und Kies- 'einlagerungen h Hellgrauer, mittelkörniger, scharfer ee Sand L g I. Vereisung Grauer, sandiger Geschiebemergel = mit Kies- und Toneinlagerungen Grauer sandiger, fester Geschiebe- mergel Im Jahre 1914 ist dann von derselben Firma auf dem Gelände der Löwenbrauerei- Hohenschönhausen zum Zweck der Wassererschließung eine Bohrung mit über 1 m Durch- messer auf dem Grund des vorhandenen, 21 m tiefen Brunnen- schachtes niedergebracht worden. Diese hat die Paludinen- bank bei 65,9 .m erreicht, wie aus den Proben hervorgeht, die mir die Bohrgesellschaft freundlichst zur Verfügung ge- stellt hat. Das Schichtenverzeichnis dieser. Bohrung ist folgendes: 0 —21 m Tiefe des vorhandenen Brunnen- schachtes. (Nach der benachbarten Probebohrung grauer, sehr sandi- ger Geschiebemergel) 21 —21,5 m Grauer Geschiebemergel 21,5—23,1 m Grauer sandiger Ton (tonige Aus- bildung des Geschiebemergels) | 23,1—23,2 m Grauer Mergelsand 2 23,2—25,2 m Grauer Tonmergel | ee 25,2—29,8 m Grauer feinkörniger kalkiger Sand an ram 29,3—31,5 m Grauer feinkörniger Sand miß ; 2 Braunkohlenstückchen 31,5—46,0 m Proben fehlen. Nach .dem tech- nischen Schichtenverzeichnis 31,5—32,2 m „Scharfer Sand mit Kohle“ 32,2—35,5 m „Scharfer toniger Sand“ 35,5—36,2 m ‚Sand mit Holz und Kohle“ 362388 m "Sand« J 38.8106 m „Toniger Sand“ ) 40,5—41,5 m „Grober Sand“ N 41,5—43,6 m ,„Sand“ 43,6—46,0 m ,Grober Sand mit tonhaltigen Schichten“ 46,0—50,0 m Kiesiger kalkiger Sand mit Ge- röllen Ablagerungen 50,0—51,5 m Feinkörniger Sand mit lignitischen N der Braunkohlenstückchen II. Vereisung 51,5—53,0 m Mittelkörniger kalkiger Sand 53,0—59,6 m Weiler und graurr feinkörniger Sand 59,6—59,7 m Sand mit Stücken einer schwarzen bituminösen Pechkohle 59,7—61,4 m Weißer Mergelsand 61,4—65,9 m Grauer. feinkörniger Sand, kalkig Zeitschr. d. D. Geo]. &es. 1922. 14 a = 210 65,9—66,3 m Grober, toniger grauer Sand mit zahlreichen Schalresten von Palu- | dina diluviana, Valvata usw. Interglazial I 66,3— ? m Grauer Ton mit Schalresten von | ° Unio und Paludina diluviuna Aus beiden Schichtenverzeichnissen ist also ersichtlich, daß die Paludinenbank nicht allein durch tonige, sondern auch durch sandige Bildungen vertreten ist. Was die bisher aus der Paludinenbank veröffentlichten Fossillisten betrifft, so hat bekanntlich zuerst . BERENDT!) Paludina diluviana auf primärer Lagerstätte in einigen Bohrungen des Berliner Untergrunds nachgewiesen. Über die begleitende Molluskenfauna haben GoTTscHE?), WAHN- SCHAFFE?) (nach den Bestimmungen von MARTENS) und MENZEL®) berichtet. Sie sei in der folgenden Liste nach den Veröffentlichungen dieser Autoren zusammengestellt: Bohrung Bohrung Tivoli- Nieder- ach Brauerei | schönweide (mach [mach Waun-| MENZEL GOTTSCHE) SCHAFFE) Bithynia tenaculata L....... » == + Valvata piscinalis MÜLL. . — + Valvata naticina MkeE. . + u Valvata antigua Sow. — — + Neritina fluviatilis L...... - + — + Lithoglyphus naticoides C. PrFr. a —_ + Sphaerium solidum NoRrM.. . — En + Sphaerium rivicola Lam. -- + + Pisidium amnicum MÜLL, + _ — + Pisidium pusillum GMEL. . + — + Pisidium henslowianum SHEPP.. = + + UIRIOESPE N ONE STIER En, + + + Dreissensia cf. polymorpha PaLL. — u + Die Zusammenstellung MENZELS ist die vollständigst», läßt aber eine Angabe darüber, wie sie zustandegekommen ist, vermissen. Das Material WAHNSCHAFFEsS aus der Boh- rung Niederschönweide ist leider nicht mehr aufzufinden, dagegen standen mir die von GoTTscHE aus der Bohrung 1) Diese Zeitschrift 34 (1882), S. 453. 2) Diese Zeitschrift 38 (1886), S. 471. 3) Diese Zeitschrift 45 (1893), 8. 291. *) Fossilführende Glazial- und Interglazialablagerungen und ihre Leitconchylien in Deutschland. Zeitschr. f. Gletscherkunde 9 (1915), S. 168. 211 bei der Tivoli-Brauerei gewonnenen Mollusken dank dem Entgegenkommen der Verwaltung des Geologisch-paläonto- logischen Instituts Berlin zur Verfügung. Im folgenden sollen an der Hand des bei der Löwen- brauerei Hohenschönhausen gewonnenen reichen Materials die bisherigen Funde einer Revision unterzogen werden. Gastropoda. Pupa. Als einzige Landschnecke fand sich. ein Exemplar einer ungezähnten Pupilla muscorum 1. Diese in quartären Ablagerungen weit verbreitete Art tritt be- kanntlich schon im Pliocän auf. Limnaea. Zwei Stücke, von denen das eine zu Limnaea truncatula MüLL. gehört, während das andere die Anfangswindungen einer nicht näher zu bestimmenden Gulnaria zeigt. Beide Schalen sind wohl als eingeschwemmt zu betrachten. Planorbis. Eine zu Gyraulus rossmaessleri zu stellende Schale ist gleichfalls ein vereinzelter Fund ge- blieben. Diese Form versumpfter Wiesen und Gräben hat schwerlich mit der im folgenden zu beschreibenden Mollus- kenfauna zusammengelebt und ist ebenfalls als ein von außen eingespülter Fremdling anzusehen. Paludina. Aus der Bohrung Hohenschönhausen liegen Tausende von Paludinen aller Größen vor, die durch- weg zu P. diluviana KuntH zu stellen sind. Bemerkens- wert ist, daß die sehr zahlreich vorhandenen Embryonen (etwa bis zu einer Größe von 4 Umgängen) die dicke Schale der P. diluviana noch nicht zeigen. Erst später erfolgt, offenbar als Reaktion auf den Wellenschlag5) des Flusses, eine allgemeine Verdickung der Schale. Die beiden Ab- änderungen, die NEUMAYR®) als var. gracilis und var. crassa unterscheidet, sind durch alle Übergänge miteinander ver- bunden. Das Überwiegen der schlanken Form gracilis ist unverkennbar, worauf auch NEUMAYR’) schon bei seinem von Baumgartenbrück und aus der Tivoli-Brauerei-Bohrung stammenden Material hinweist. Vielleicht: spielen auch Ge- 5) Vgl. GEYER, Verschollene Quartärmollusken. Nachrichtenbl. d. Deutsch. Malak. Ges., 1918, S. 90. 6) Über Paludina diluviana Kuntu. Diese Zeitschr. 1837 (39), S. 605. ?) Über Paludina diluviana KuntH. Diese Zeitschr. 39°(1887), S. 605. 14* 212 schlechtsunterschiede eine Rolle. Paludina ist bekannt- lich getrennten Geschlechts, die Weibchen zeichnen sich durch etwas stärker gewölbte Umgänge aus. Die Paludinen sind fast durchweg vorzüglich erhalten, mit glatter (nicht abgeriebener), bisweilen durch Parasiten angefressener Schale, auf der ab und zu Spuren von Spiral- streifung, besonders unterhalb der. Naht, erkennbar sind. Niemals ist eine Bänderung bemerkbar. Niederschläge von Schwefeleisen, die vielfach die Schalen der Mollusken über- ziehen und mit besonderer Vorliebe in die Nahtfuge ein- dringen, erzeugen, zumal bei Exemplaren, an denen ein Umgang abgebrochen ist, eine scheinbare Bänderung. Das Band des Stückes, das KoBEur (Wochenschrift f. Aqua- rien- und Terrarienkunde, Jahrg. 4, 1907, S. 286, Fig. 6) abbildet, scheint auf diese Weise zustandegekommen zu sein. Über die systematische Stellung der ?. diluviana ist bekanntermaßen viel gestritten worden. P. G. KRAUSE ist darauf in seiner Arbeit „Paludina (Vivipara) diluviana KuNTH aus dem älteren Interglazial des Niederrheins (Diese ‚Zeitschr. 66 (1914), S. 93) des näheren eingegangen. Er hält mit Brusına P. diluviana für eine ausgestorbene Form, während die mit der Erforschung der rezenten Kon- chylien und ihrer Lebensbedingungen sich befassenden Ma- lakologen den lebenden Vertreter der P. diluviana in Deutschland gefunden zu haben glauben. KoBELT?) identi- fiziert eine in der Elbe bei Hamburg lebende Form, die zu Vivipara fasciata MüLL. gehörende var. penthica SERY., mit P. diluviand; GEYER schließt sich ihm noch ganz neuerdings an mit den Worten®): „Paludina diluviana, die viel angestaunte und mißdeutete, eine Blüte am Stamm der Vivipara fasciata MüuL., lebt als Reaktionsform rasch fließender Ströme noch heute (penthica Serv. in der Elb- mündung)“. HıLBeRT führt von der Kurischen Nehrung eine Viv. fasciata var. diluvianiformis auf, die KoBELT in seiner Monographie, Taf. 64, Fig. 15, 16, abgebildet hat. REINHARDT!?) endlich denkt im Hinblick auf die Rückwande- rung anderer im Diluvium vorübergehend verbreitet gewese- nen pontischen Mollusken an die in Rußland lebende P. 8) a. a. O. und Die Gattung Paludina in MARTINI—OHEMNITZ, Systematisches Konchylienkabinett, .N. FR, 1909, S. 325; Taf. 658, Fig. 1-16; Taf. 69, Fig. 12—15. I) A220, S 9. 10)" Verzeichnis der -Weichtiere der Provinz Brandenburg. 2. Ausgabe, Berlin 1899, S. 30. 213 okaensis CLEss.t). So berechtigt und beherzigenswert die Forderung ist, beim Studium fossiler Mollusken, zumal wenn sie jüngeren geologischen Alters sind, von der rezenten: Fauna und deren Lebensbedingungen auszugehen, so wenig darf von vornherein angenommen werden, daß für jede diluviale Form eine rezente Doppelgängerin vorhanden sei, und daß nur infolge unserer immer noch mangelhaften Kenntnis der rezenten Formen bisher der Erkennungsdienst versagt habe. Ich muß gestehen, die bisherigen, so ver- schieden ausgefallenen Versuche der Malakologen, P. dilu- viana in der rezenten Fauna wiederzufinden, befriedigen nicht und haben, soviel ich sehe, bei den Geologen wenig Anklang gefunden. Koserrs Abbildungen und Beschrei- bungen seiner V. diluviana penthica von der Elbmündung zeigen, mit meinem Material verglichen, keine zur Identifi- zierung ausreichende Übereinstimmung. Vor allem fällt an meinen die Überzahl bildenden schlanken Formen eine deut- liche Abplattung der Umgänge auf. Die. dickschaligen Reaktionsformen aus deutschen und russischen Flüssen da- segen, die mir vorgelesen haben, zeigen, abgesehen von der geringeren Dickschaligkeit, deutlich gewölbte Umgänge, sind in ihrem ganzen Habitus plumper und lassen die charakteristische spitze Kegelform vermissen. Ich möchte mich daher der Auffassung BrusinAas anschließen und die trotz ihrer weiten Verbreitung wohl charakterisierte Palu- dina des norddeutschen älteren Diluviums als eine selb- ständige, heute nicht mehr vertretene Form betrachten, der der Name Paludina (Vivipara) diluvianda Kunta zu- kommt. Daß sie gieich vielen jungtertiären dickschaligen Paludinen eine Reaktionsform des stark bewegten Wassers ist, soll dabei nicht geleugnet werden. Über die Verbreitung der ?. diluviana hat P. G. KRAUSE nähere Angaben gemacht. Danach ist, sie unverkennbar eine Leitform des älteren Diluviums. Auf das Interglazial I scheint sie aber nicht beschränkt zu sein, denn mir liegt ein allerdings erst vier Umgänge zeigendes Stück aus den als „Präglazial“ angesprochenen Unstrutschottern von Zeuch- feld mit Melanopsis acicularis und Lithoglyphus pyrami- datus vor, Ich verdanke Herrn WEISSERMEL das leider nicht ausgewachsene Stück. (v. Fritsch und Wüsm!?2) kennen aus 11) Mollusken des Wolgagebiets. Jahrbücher d. Deutsch. Malak. Ges., 2 (1875), S 25ff. Vgl. KoBELT, Monographie der Gattung Paludina (a. a..O., S. 331, Taf. 66, Fig. 1—4.). ' 12) Untersuchungen über das Pliocän und das älteste Pleisto- cän Thüringens. Stuttgart 1901, S. 165. 214 den Zeuchfelder Melanopsenkiesen nur „Paludina s»., Scherben einer dünnschaligen Form“). Bithynia. GoTTscHkz sammelte in den Proben der Tivoli- Bohrung neben einer Anzahl Deckel ein Exemplar einer auffallend dickschaligen Bithynia fentaculatla L. von ge- ringer Größe. Von der Löwenbrauerei liegen mir etwa zehn zu dieser Art gehörige Stücke vor, die ebenfalls bei geringer Größe vorwiegend eine dicke Schale aufweisen. Davon ohne Schwierigkeit zu trennen sind etwa sieben größtenteils unvollständig erhaltene Schalen einer größeren Bithynia, deren Dickschaligkeit noch deutlicher in Er- scheinung tritt. Sie zeigen im übrigen die Merkmale der von BRÖMME aus den Mosbacher Sanden und von Wüsr aus den Wendelsteiner Kiesen beschriebenen B. crassitesta Br. Wüst betont neben der Dickschaligkeit insbesondere die auf dem letzten und vorletzten Umgang auftretenden Spiralleisten. Diese sind auch bei der Mehrzahl meiner Stücke, und zwar auch schon auf den älteren Windungen, deutlich be- merkbar. Auffallend ist weiterhin das rasche Wachstum in die Breite und der kräftige Spindelrand, während der Außenrand bei den meisten Stücken abgebrochen ist. Auf Taf. III Fig. 5 ist das besterhaltene, aber unter Normal- größe gebliebene Stück abgebildet. Mit Recht weist Wüsrt auf die Aehnlichkeit der 2. crassitesta mit B. (Neumayria,) labiata NEuUmAYR!°) aus den Kongerienschichten Siebenbürgens hin. Meine Stücke sind zwar kleiner, stimmen aber, soweit sich bei der unvoll- ständigen Erhaltung erkennen läßt, in ihren sonstigen Merk- malen, insbesondere auch ihrem raschen Breitenwachstum mit dem von NEUMAYyrR auf Taf. XVI, Fig. 11 abgebildeten Stück überein. Die Erhaltung der Bithyniendeckel ist leider nicht gut genug, um erkennen zu lassen, ob neben den ein- fach konzentrischen B. fentaculata-Deckeln auch solche mit . einem subzentralen Nucleus, wie er für BD. labiata charakte- ristisch sein soll, vorkommen. | Daß BD. crassitesta und labiata in nahen Beziehungen zu B. tentaculata stehen, wird von allen Autoren aner- kannt. NEuMAyr hält 2. fentaculata für die Stammform der nur aus dem Tertiär bekannten 2. labiata, auf Wüsr's. Stellungnahme ist bereits hingewiesen, BRÖMME erklärt 2. crassitesta für eine Varietät der B. tentaculata, GEYER?) 13) HERBICH u. NEUMAYR. Beiträge zur Kenntnis fossiler: Binnenfaunen. Jahrb. K. K. Reichsanstalt ‚Wien 1875 (25), S. 401. 14) Verschollene Quartärmollusken. A. a. O., S. 9. 215 sieht darin eine Reaktionsform von B. tentaculata. Mein Material reicht zu einem verallgemeinernden Urteil nicht aus. B. tentaculata bleibt in der Paludinenbank unter Mittel- größe und ist dickschalig; B. crassitesta hat dort den Habi- tus einer normalen bis großen B. fentaculata und zeigt noch stärkere Dickschaligkeit. Beide sind Kümmerformen, denen die Lebensbedingungen, vor allem die starke Wasser- bewegung, nicht zusagten. Sie reagierten beide in der- selben Richtung durch Verkleinerung und Verdickung®!’) der Schale. Wären beide Reaktionsformen ein und derselben Art, so würden dieselben biologischen Verhältnisse verschie- den auf sie eingewirkt haben, was mir undenkbar erscheint. Ich führe daher vorläufig neben B. fentaculata die B. cerassitesta als selbständige Form auf. B. erassitesta ist rezent nicht bekannt, fossil ist sie im älteren Diluvium von Mosbach, Petersberg bei Kastel und Wendelstein ge- funden. Pseudamnicola Pau. Nach umfassenden vergleichen- den Untersuchungen an rezentem Material bin ich za der Überzeugung gelangt, daß dieses heute im Süden des paläarktischen Faunengebiets weitverbreitete Gattung in der Paludinenbank vertreten ist. Bisher liegt allerdings nur ein, aber wohlerhaltenes Schälchen vor. Unter den zahlreichen, schwer zu unterscheidenden und wohl auch nicht durchweg berechtigten Arten kommen unserer Form mehr oder weniger nahe: Ps. macrostoma Küsr., euboica Kop., anatina und similis DrAr. Mit der letztgenannten Art zeigt sie die größte Übereinstimmung. Das Gehäuse ist auf Taf. III Fig. 3 abgebildet und zeigt die nachstehend aufgeführten Merkmale: Pseudamnicola similis DRAP. Vgl. KÜSTER in MARTINI— CHEMNITZ, Systematisches Konchylienkabinett I, 21. Abt., 8. 55, Taf. 10, Fig. 25, 26 (Pa- Iudina similis DrAP.). WESTERLUND, Fauna paläarktischer Binnenkonchylien VI, S. 69. RossmÄssLER-KoBELT, Ikono- Srapiie N. E. V., S..49, Taf. 133, Fig. 821. Gehäuse geritzt, eiförmig-kegelförmig, ziemlich bauchig, dünnschalig, mit feinen Anwachsstreifen, auf dem letzten 15) BOLLINGER (Zur ‘Gastropodenfauna von Basel und Um- gebung, Dissert. Basel. 1909, S. 61) will allerdings eine gegen- teilige Erfahrung gemacht haben: „In fließenden Gewässern ‘ wird das an sich stets durchscheinende Gehäuse sehr dünn und nahezu durchsichtig“. - 216 Umgang bisweilen mit feinen aber deutlichen Spirallinien. Gewinde kegelföürmig mit ziemlich spitzem Apex, wenig höher als die Mündung. Vier, durch eine tiefe, zuletzt: rinnenförmige Naht getrennte Umgänge, der letzte bauchig, an der Naht etwas schulterförmig abgesetzt. Mündung groß, eiförmig, gerade, oben nicht gewinkelt. Mundsaum zusam- menhängend, Spindelrand nur oben angeheftet, umgeschlagen und in eine sich am Außenrand verflachende Lippe über- gehend. Höhe 3, Durchmesser 2 mm. Deckel sind nicht gefunden, wohl auch wegen ihrer dünnen, hornartigen Beschaffenheit nicht erhaltungsfähig. KoBELt gibt als Verbreitungsgebiet für die rezente Art Südfrankreich und Nordafrika an, WESTERLUND nennt außerdem Italien, Sizilien, Sardinien und: Spanien, doch äußert KoBELT wegen der häufigen Falschbestimmungen der Pseudamnicola-Arten Bedenken. Ein rezentes Stück von St. Chames bei Marseille ist auf Taf. III, Fig. 4 abgebildet. Im deutschen Diluvium ist die Gattung Pseudamnicola bisher unbekannt geblieben; auch die Angaben ServAın’s über das rezente Vorkommen von drei Arten der Gattung in der unteren Elbe bei Hamburg haben nach Geyer keine Bestätigung gefunden. Ps. anatina Drar. stimmt wohl in dr Größe, nicht aber im Habitus mit unserem Stück überein, wovon ich mich an dem reichen rezenten Material des Berliner Zoolog. Museums überzeugt habe. Ps. similis soll bis zu 7 mm groß werden, es lagen mir aber auch Stücke vor, die, obschon ausgewachsen, unser Exemplar kaum übertreffen. Valvata. Neben den Paludinen sind Valvaten die häufigsten Mollusken. Valvata. piscinalis und eine der Valvata naticina nahestehende Form sind beide ungefähr gleich häufig. Valvata piscinalis MüuL. kommt. zu Hunderten, aber meist in kleinen Exemplaren vor. Vereinzelt finden sich höher gewundene Stücke, die zu var. fluviatilis CoL». ge- hören dürften. ’ Die von Mxxzen aufgeführte V. antigua Sow.,: die als Reaktionsform des wellenbewegten Wassers auf große Seen und Flüsse beschränkt ist: und als solche ebenfalls zur Gruppe der V. piscinalis (gehört, fand sich merkwürdiger- weise nur ..in ganz vereinzelten Exemplaren. Neben V. piscinalis tritt eine Form auf, die von GoTT- SCHE, WAHNSCHAFFR und Munzeu zu V. naficina MKE. ge- stellt worden ist. MuxzeL ist es allerdings aufgefallen, 217 daß sich die Form der Paludinenbank ‚durch spitzeres Ge- winde“ vom Typus unterscheidet). Bei‘ der Mehrzahl der Stücke fällt in der Tat das verhältnismäßig hohe Gewinde und die tiefere Naht auf, wodurch das Gehäuse seinen Natica-ähnlichen Hlabitus etwas einbüßt (vgl. Taf. IIL, Fig. 1, 2). Mann könnte an die von Wüsrt aufgestellte V. goldfussiana denken. Diese ist aber bedeutend größer und dickschaliger, wogegen unsere Form meist nicht einmal die durchschnittliche Größe von V. naticina erreicht. Herr Wüst, dem ich einige Stücke übermittelt hatte, teilte mir freundlichst mit, daß es sich nicht um V. .goldfussiana handle. V. interposita StTEr. aus dem italienischen Pliocän stimmt zwar in der Größe und der geringeren Dickschalig- keit. besser mit unserer Form überein, zeigt aber höheres Gewinde und ist deshalb ebenso hoch als breit. Unsere Stücke sind dagegen etwas breiter jals hoch (Br. 5, H. 4,6 mm) und die Mündung bleibt stets höher als das Gewinde. Über die Zugehörigkeit unserer Form zur Gruppe der V. naticina kann kein Zweifel bestehen (vergleiche Taf. III, Fig. 1, 2). Wenn auch die Mehrzahl ein mehr erhobenes Gewinde zeigt als der Typus dieser Art, so kommen doch daneben auch zahlreiche flacher gewundene, von V. na- ficina kaum zu unterscheidende Stücke vor. Welch ze- ringe systematische Bedeutung aber der Gewindehöhe bei- zumessen ist, sehen wir bei der piscinalis-antigua-Gruppe mit ihren verschiedenen Zwischenformen. Ich habe mich daher entschlossen, die Nafica-ähnlichen Valvaten der Pa- ludinenbank durchweg zu V. natficina Mxe. zu stellen. Die Abweichungen in der Gewindehöhe und Größe sind auf besondere biologische Verhältnisse zurückzuführen. Ich komme darauf später zu sprechen. V. naticina ist eine sarmatisch-pontische Art. Sie lebt im Schlamm größerer Flüsse östlich der Oder, die sie heute "nicht mehr überschreitet. Im älteren Diluvium war ihre Verbreitungsgrenze viel weiter nach Westen vorgeschoben, denn wir kennen sie vom Niederrhein, von Mosbach, Mauer, ‚ Pilgerhaus, Hohensachsen und Hangenbieten. Im Inter- glazial IL scheint sie nach unserer bisherigen Kenntnis ihrer östlichen Heimat treu geblieben zu sein; sie kann also mindestens in der Mark, West- und Süddeutschland als bezeichnend für das ältere Diluvium angesehen werden. SI VELNP. 6. Krause, & & 0.,:.8. 96. -218 Neritina. Die Neritina der Paludinenbank ist bisher zu N. fluviatilis L. gestellt worden. Von Hohenschön- hausen liegen mir etwa 100 Neritinen vor, von denen etwa 20 so vorzüglich erhalten sind, daß selbst die Zeichnung bei rezenten Stücken nicht besser erhalten sein könnte, Diese wechselt, wie es ja bei Neritina fast regelmäßig der Fall ist, in weitem Umfang. Dunklere Grundfarbe herrscht vor (Taf. IL, Fig. 6-9), ja es kommen fast rein schwarzviolette Stücke vor mit einigen wenigen kleinen, eckigen weißen Flecken (Taf. III, Fig. 6). Das andere Extrem bilden Stücke mit gelblichweißer bis bräunlichgelber Grundfarbe und rot- bis schwarzvioletter Zeichnung, die aus dünnen Zickzacklinien besteht (vgl. insbesondere Taf. TIL, Fig. 14, 15). Zwischen beiden Extremen bestehen alle Übergänge. Die Zickzacklinien verlaufen in spitzen oder stumpferen Winkeln, die sich an den benachbarten Zick- zacklinien wie bei Ammonitenloben zu wiederholen pflegen. Werden die Zickzackbänder breiter, so wird die weiße Grund- farbe auf spitze Winkelzeichnungen, langgezogene Dreiecke oder auch auf hieroglyphenartige Zeichen ’reduziert. Ein Bild von dieser Mannigfaltigkeit gibt Taf. III, Fig. 6—17. Stimmt schon die Zeichnung unserer Neritinen nicht zu dem Maschennetz der N. fluviatilis, so noch weniger Form und Größe. Die Gehäuse sind durchweg im Verhältnis zur Breite höher als N. fluviatilis, kugeliger, die Mündung ist weniger in die Breite gezogen und bildet mit der Spindelfläche zusammen einen fast vollkommenen . Kreis. Die Höhe beträgt beim größten Exemplar (Taf. III, Fig. 14, 15) 9 mm, die Breite 11,5 mm, während bei N. fluviatilis die Zahlen 5—6 bzw. 8—9 mm lauten. Schon aus diesen Merkmalen, die übrigens GEYER in seiner Arbeit: ‚Über diluviale Schotter Schwabens und ihre Molluskenreste“ (Jahresber. u. Mitt. d. Oberrh. Geol. Ver. N. F. IV, S. 131) übersichtlicher und vollständiger zusammengestellt hat, geht hervor, daß es sich nicht um den Formenkreis der N. fluviatilis, sondern um den der N. danubialis handelt. Für die norddeutschen diluvialen Neritinen hat zuerst - Wüsrt!’) die Vermutung äusgesprochen, daß sie gröbten- teils mit Unrecht zu N. fluviatilis gestellt würden. Er’ verweist auf eine Notiz KENNARDS!?), in der auf Grund 17) Zentralbl. f. Min. 1911, S. 52. 18) KENNARD u. WO0DWARD. On the occurence of Neritina grateloupiana FEr. in the pleistocene gravels of the Thames at Swanscomb. Proceed. of Malac. Soc. London V (1902/1903), p. 320. einer Bestimmung von ©. BöTTGER die massenhaft in dilu- vialen Themseschottern von Swanscomb auftretenden Neri- tinen zu N. grateloupiana Für. (crenulata Kısın) ge- stellt werden, und erhebt berechtigten Einspruch gegen diese Bestimmung. Er führt die englische Neritina aus den diluvialen Unstrutschottern von Memleben a. U. an. Sein Schüler WohuLstApr!?) hat die Art unter dem Namen N. grateloupiana Kenx. (non Für.) im Interglazial von Bilzingsleben nachgewiesen. Kormos?) stellt die unga- rischen unterpleistocänen .Neritinen zu Theodoxus pre- vostianus C. PFR. und zeigt. auf einer farbigen Tafel die Variabilität der Zeichnung. Im Text wird leider über die sonstigen Merkmale wenig gesagt, wohl aber die nahe Ver- wandtschaft der N. prevostiana mit N. danubialis betont. Die von Kormos abgebildeten Neritinen haben in Form und Zeichnung die größte Ähnlichkeit mit meinem Exempla- ren aus der Paludinenbank. Auch an der von KoRMOos wahrscheinlich gemachten Identität der ungarischen unter- pleistocänen Neritinen mit den englischen zweifle ich nicht, mögen sie nun die Krenulationen am Spindelrand, auf die anscheinend von BÖTTGER, wie von KENNARD und Wüsr besonderer Wert gelegt wird, aufweisen oder nicht. Der Name N. prevostiana ©. Prr. kommt jedenfalls nicht in Betracht, da hierunter nach den Originalbeschreibungen eine Kümmer- form aus den Thermalquellen von Vöslau usw. verstanden wird. Auf Grund dieser Literaturangaben vermutete ich eine Identität der Neritinen aus der Paludinenbank mit denen von Swanscomb und mit denen aus dem ungarischen Unter- pleistocän, konnte aber bei der Unvollständigkeit der Be- schreibungen zu keiner endgültigen Entscheidung gelangen. Ich wandte mich, wie schon des öfteren in zweifelhaften Fällen, an Herrn GEYER in Stuttgart, dem Exemplare der Swanscomber Neritinen vorlagen. Ich erhielt von ihm die Auskunft, „daß die Berliner Neritinen den englischen zum Verwechseln ähnlich sehen, die dunklere und kräftigere Zeichnung haben und überdies durch die zartkrenulierte 19) Die Molluskenfauna der diluviaien Travertine von Bilzings- leben bei Kindelbrück und Osterode bei Hornburg. Archiv f. Moilus- kenk. 52 (1920), S. 178 ff. 20) Neuere Beiträge zur Geologie und Fauna der Unteren Pleistocänschichten in der Umgebung des Balatonsees. 1910. Sonderabdruck aus dem Werk, Resultate d. wissensch. Erforsch. d. Balatonsees, I. Bd., I. Teil. Paläont. Anhang. Bon Spindel (einige Exemplare, nicht alle) ausgezeichnet sind?t).“ Das letztere Merkmal zeigen in der Tat die Berliner Stücke ebenfalls. Die auch bei bester Erhaltung sehr feine und nur mit der Lupe sichtbare Kerbung des Spindelrandes scheint nicht allgemein, aber immerhin bei den meisten Stücken vorhanden zu sein (Taf. III, Fig. 15—17). Na- türlich spielt dabei die Erhaltung eine wichtige Rolle. Bei wenigen Stücken steht Zahnfältchen an Zahnfältchen, meist liegt vielmehr ein kurzer glatter Zwischenraum zwischen den einzelnen Fältchen, deren Zahl dann 10—-12 beträgt. Am unteren Teil des Spindelrandes erscheinen die Krenu- lationen am kräftigsten. Auf dem Spindelumschlag liegt - links vom gekerbten Spindelrand eine glatte, glänzende, etwa 1 mm breite Fläche, auf der man den Kerbungen enit- sprechend zarte, zum Spindelrand ungefähr senkrecht, je- doch unregelmäßig verlaufende Rinnen wahrnimmt. Diese nur bei den besten Stücken sichtbaren Rinnen verlieren sich in der restlich verbleibenden Fläche des Spindelum- schlags, die einen matteren Glanz und eine äußerst feine, parellel dem Spindelrand gerichtete Chagrinierung aufweist. Herr GEYER hatte die Freundlichkeit, mir einige der von ihm aus diluvialen Enzschottern bei Bietigheim ze- sammelten Neritinen, die er unter dem Namen N. serra- tıliniformis a. a. O. veröffentlicht und abgebildet hat, zu überlassen. Er betont aber in dieser Arbeit ausdrücklich das Fehlen der Fältchen am Spindelrand und wiederholte mir brieflich diese Beobachtung. Dieses Moment hat GEYER davon abgehalten, die Neritinen aus den Enzschottern mit den. norddeutschen und den englischen zu identifizieren. - Daß er aber beide für nahe verwandt hielt, zeigt seine mir gemachte briefliche Mitteilung, daß ihm schon vor Jahren „Neritina cf. serratiliniformis aus den Unstrutschottern - von Kindelbrück“ vorgelegen habe. Nun hat mir vor kurzem Herr WIEGERS aus den diluvialen Schottern von Kindelbrück, die den benachbarten interglazialen Kalktuff von Bilzings- leben unterteufen, von dem Lokalsammler SPENGLER in Sangerhausen gesammelte Neritinen vorgelegt, die mit denen - aus der Paludinenbank vollkommen übereinstimmen, nur be- deutend schlechter erhalten sind. Ich habe mich ferner davon überzeugt, daß bei guter Erhaltung unter günstigen 21) Vor kurzem hatte auch Herr Wüst die Freundlichkeit, mir einige der von KENNARD gesammelten Neritinen zu über- lassen. Es sind dies Stücke mit heller Grundfarbe, die mit süd- deutschen Stücken GEYERS in jeder Beziehung übereinstimmen. 221 Beleuchtungsverhältnissen auch bei den Neritinen aus den diluvialen Enzschottern die Krenulation am Spindelrand sicht- bar wird, nicht allgemein, aber doch in vereinzelten Fällen. Ein irgendwie nennenswerter Unterschied zwischen den süd- und norddeutschen altdiluvialen Neritinen besteht also nicht, und wir dürfen diese unbedenklich als Neritina serratilini- formis GEYER bestimmen. GEYER stellt N. serratiliniformis in die Nähe der aus Oberitalien beschriebenen N. serratilinea (Z.) Jan. Ich habe mich an der Hand. rezenter Stücke, die mir von Herrn Prof. THIELE aus dem. Berliner Zoologischen Museum freundlichst zum Vergleich übergeben wurden, überzeugt, daß diese Art keine Spur von Fältelung am Spindelrand zeigt, auch, wie GEYER hervorhebt, in Form und Zeichnung etwas abweicht. N. serratiliniformis darf als erloschene Art angesehen werden. Fossil ist sie bisher gefunden in den pleistocänen Themseschottern von Swanscomb (KENNARD), in der Palu- dinenbank (Bohrung Tivoli, Bohrung Löwenbrauerei Hohen- schönhausen, Bohrungen in der Wuhlheide) im Interglazial I von Körbisdorf (Sammlung d. Geol. Landesanst.), in den Valvatenmergeln der Unstrutschotter von Memleben (Wüsr), den altdiluvialen Wipperschottern von Kindelbrück, im Inter- glazial von Bilzingsleben (WoHLsTApT) und in den alt- diluvialen??) Enzschottern von Bietigheim. Zu N. serra- tfiliniformis gehören endlich mit größter Wahrscheinlich- keit die als Theodoxus prevostianus C. Prr. aus dem un- garischen Unterpleistocän beschriebenen Neritinen. Auf sekundärer Lagerstätte kenne ich die Form .aus diluvialen Sanden von Paulsborn bei Grunewald (Museum des Geol.-Paläont. Instituts Berlin). Lithoglyphus. Bisher kannte man “aus der Berliner Paludinenbank nur ein Exemplar eines Zithoglyphus, das von GoTTScHE 1866 abgebildet und zu ZL. naticoides Für. gestellt worden ist. Das nicht einmal vollständig erhaltene Stück, das im -Museum des Geol.-Paläont. Instituts Berlin aufbewahrt wird, stimmt genau mit meinen Stücken von Hohenschönhausen überein. ZLifthoglyphus ist in der Palu- dinenbank, im Vergleich zu Paludina, Neritina und Valvata, selten, immerhin liegen mir 30—40 mehr oder weniger 22) Nach GEYER ‚ist der Molluskenbestand der Enzschotter einer der ältesten, wenn nicht der älteste, den wir in Württem- berg haben“. 1) | I gut erhaltene Stücke vor. Alle sind auffallend klein und ziemlich zerbrechlich, also nicht sehr dickschalig. Es sind zweifellos Kümmerformen, denen die ökologischen Verhält- nisse nicht zugesagt haben. Dabei sind wenigstens einige Stücke erwachsen, denn sie zeigen bei vier Umgängen einen kallusartig verdickten Spindelumschlag. (Taf. III, Fig. 18). Die Maße sind, nach der Wüsrtschen Methode?) mit den verwandten Arten verglichen, folgende: Lithoglyphus Paludinen- schönhausen mm mm Gehäusehöhe (Entfernung zwischen Apex und der tiefsten Stelle des unteren Mündungsrandes) . . . 6,5 85 6,5—7,0 8,0 — Breitendurchmesser des Gehäuses ,„ . 5,0 6,0 5,0--5,5 6,0— Mündungshöhe einschließ- lich der Mündungswände 4,5 6,0 5,0 6,0— Mündunsgsbreite “einschl. der Schwiele. . . 3,8 5, 4,0 5, Entfernung zwischen der oberen Mündungseckeund dem. Apexuı ner. 3,0 4,0 3,0 3,0— mm Gemessen wurde das am besten erhaltene ausge- wachsene Siück von Lithoglyphus aus der Paludinenbank. Aus dem Berliner Zoologischen Museum lagen mir fünf rezente, von V. MÖLLENDORF in Vrbas (Bosnien) gesammelte und von ihm als Zithoglyphus pyramidatus bestimmte Exemplare vor. (Vgl. Taf. III, Fig. 20.) Die Maße des Stückes aus der: Paludinenbank stimmen fast genau über- ein mit den von Wüst angegebenen Maßen des Zeuch- felder Lithoglyphus, den Wüst zunächst als L. cf. naficoides F&r., später?*) aber unter Berufung auf Korwos zu Z. pyra- midatus v. MöuL. gestellt hat. Der Lithoglyphus der Pa- ludinenbank unterscheidet sich außer durch: seine weit ze- ringere Größe von L. naficoides durch sein mehr in die Länge gezogenes Gehäuse, durch die gleichmäßigere WÖl-. bung des letzten Umgangs, der bei /. naticoides in seinem 23) a. a. O0. 8. 229. 24) Nachrichtenbl. d. Deutsch. Malak. Ges. 44 (1912), S. 22. L. pyramida-\_L. pyramida-| L. naticoides tus vw. Möun.|tus Zeuchfeld| Fer, bank Hohen- rezent (nach Wüsrt)| (nach Wüst rezent 10,5 90 9,0 7,5 4,0 223%: oberen Teil stark abgeflacht erscheint, durch das spitzere Gewinde, das bei Z. zalticoides deutlicher treppenförmig abgesetzt ist, und endlich durch das plötzliche Herab- steigen des letzten Umgangs, wodurch die Heraushebung des Gewindes bewirkt wird. (Taf. III, Fig. 18, 19.) Die von Wüsr auf Grund der Abbildung GoTTScHESs ausgesprochene Vermutung, daß der Berliner Zithoglyphus nahe Beziehungen zum Zeuchfelder zeige, hat sich also bestätigt. Zwei mir von Zeuchfeld vorliegende, allerdings schlecht erhaltene Stücke stimmen mit den Berlinern überein, sind aber etwas größer. Ich stelle also den Zifhoglyphus der Paludinenbank zu L. pyramidatus v. MöLL. Seine nahe Verwandtschaft zu L. naticoides Für. ist kaum zu bezweifeln. KorM033) ist der Meinung, daß /. pyramidatus von dem pliocänen /. naticoides abstamme. Der Verbreitungsbezirk der rezenten Art ist offenbar noch nicht genauer umgrenzt. Aufgeführt wird sie aus Kroatien und Bosnien sowie aus dem westrussischen Gou- vernement Minsk. Fossil kennt man /. pyramidafus aus dem Unterpleistocän von Ungarn und aus den präglazialen Unstrutschottern von Zeuchfeld. Der heute in Deutsch- land lebende und unter dem Einfluß der Schiffahrt sich immer weiter verbreitende ZLifhoglyphus ist L. naficoides FER. Die bisher angenommene '„Rückwanderung“ dieser Art ist nach unseren Feststellungen hinfällig geworden. Lamellibranchiata. Sphaerium. Sphaerium solidum NorRM. wird von WAHNSCHAFFE aus der Bohrung Niederschönweide ange- geben. GOTTSCHE kennt die Muschel von der Tivolibrauerei nicht. Sie fand sich aber auch in seinem Material in unver- kennbaren Bruchstücken, als „Pisidium amnicum‘“ bestimmt. Von der Löwenbrauerei liegen mir etwa 40 kleinere und größere Schalen vor, darunter auch zweiklappige Stücke, ein Beweis, daß ein längerer Transport nicht stattgefunden haben kann. Sphaerium rivicola Lam. ist in einigen größeren Bruch- stücken, die auf eine auffallende Größe mancher Individuen und damit auch auf zusagende biologische Verhältnisse schließen lassen, in Hohenschönhausen gefunden. Beide Sphaerien leben heute im Sand des Unterlaufs größerer Flüsse, Sph. rivicola auch in Seen. a3. 10. 8. 39. 224 Pisidium astartoides Sog. (Taf. III, Fig. 21, 22.) Hierher gehören. sechs linke und vier rechte Schalen, die deutlich durch ihre Gestalt, die geringere Wölbung der Schalen und vor allem durch ihre charakteristische Astarte-artige Skulptur von PP. amnicum &bweichen. Bei einem der Schälchen tritt die Oberflächenskulp- tur stark zurück, so daß man an P. propinguum Neum. (Abh. K. K. Reichsanstalt Wien, 1875, VII, H. 3, S. 25, Taf. VIII, Fig. 32, 35) aus den Paludinenschichten Slawoniens erinnert wird. Bei unserer mangelhaften Kennt- nis der Pisidien, und zwar auch der. rezenten Formen, vermag ich eine endgültige Entscheidung nicht zu treffen. P. astartoides ist lebend nicht bekannt. Fossil ist die Art weit verbreitet: im Plioeän des Niederrheingebiets (MENZEL), im Cromer Forest bed und anderwärts im Diluvi- um Englands, im älteren Diluvium (älter als jungintergla- zial) Dänemarks, in Deutschland (nach Wüst?‘) bei Mauer, Mosbach, Hohensachsen und am Pilgerhause bei Weinheim (Baden). P. amnicum Müı. Neben P. astartoides in verein- zelten Schalen. Auch diese für größere Wasserläufe charak- teristische Art taucht schon im Pliocän auf und ist in quar- tären Ablagerungen weit verbreitet. Pisidium sp. Eine rechte Schale eines ziemlich großen Pisidium (Höhe 5, Länge 6 mm), von ungefähr dreieckiger Gestalt wie P. supinum, ‘aber deutlich gerippt, sehr stark- schalig, Wirbel dicht am Hinterrand stehend, mit aufge- blasenem, den Schloßrand überragenden, lamellenlosen Wirbel, konnte ich nicht näher bestimmen. Herr GEYER schreibt mir darüber: „Das Pisidium gehört zu einer von den heutigen Gelehrten umstrittenen Form: Pis. caser- tanum ponderosa STELFOX, casertanum Pout, den tyks- kallede Söform“ STEENBERG, Pis. supinum f. inappendicu- lata? GExErR“. Das Stück sei auf Taf. III. Fig. 23 abge- bildet. Pisidium supinum A. Schm. Das häufigste Pisidium, in allen Größen vertreten. Lebt heute in größeren Flüssen, fossil vom älteren Pleistocän ab weit verbreitet. Von dilu- vialen deutschen Fundorten sei z. B. genannt: Mauer, Mos- bach, ‚„Hochterrasse“ Bietigheim, Bottendorf, Phöben. 26) Das Vorkommen von Pisidium astartoides SANDB. im deutschen Diluvium. Nachrichtenbl. d. Deutsch. Malak. Ges. 41 (1909), 8. 183. | Pisidium henslowianum Suerr. Weit seltener als ?P. supinum, eine Form des langsam fließenden und stehenden’ Wassers. Fossil vom älteren Diluvium ab; z. B. Mauer, Mosbach, Hangenbieten, Wendelstein und Weimar. Pisidium fontinale C. Prr. Diese systematisch ziem- . lieh unsicher abgegrenzte Form ist in. der Paludinenbank von Hohenschönhausen sehr häufig. Pisidium pusillum G=m. Unter GorrscHhes Aufsamm- lungen befindet sich ein Schälchen dieser Art. Von Hohen- schönhausen kenne ich sie nicht. Unio tumidus Rutz.? Reste von Unio sind sehr häufig aber leider nicht sicher bestimmbar, da infolge der Bohr- methode die Schalen stets nur in Bruchstücken zutage ge- fördert werden. Aus Bruchstücken, die aus der Nähe der Wirbei stammen, läßt sich erkennen, daß diese mit kräftigen, vielfach unter sich bogenförmig verbundenen Höckern be- setzt sind. Bohrung Hohenschönhausen, Bohrungen in der Wulheide. — U. fumidus lebt in Flüssen und Seen. Dreissensia polymorpha PaıL. Die Wandermuschel wird mehrfach aufgeführt aus der Paludinenbank bzw. dem „Präglazial“ der Berliner Gegend, wofür die Paludinen- bank so lange gehalten worden ist, bis der Nachweis er- bracht wurde??), daß sie bei Rüdersdorf von echten glazialen Ablagerungen {Geschiebemergel) unterlagert wird. So schreibt OÖ. REINHARDT?) im „Verzeichnis der Weichtiere der Provinz Brandenburg‘ (Berlin 1899, 8. 31): „Lifhogly- phus war bereits vor der Eiszeit ein Bewohner der märki- schen Gewässer; in der Paludinenbank des Kreuzbergs bei Berlin fand Dr. GorTtTscuhz 1886 ein Stück dieser Art- zu- sammen mit Paludina, Valvata naticina, Neritina flu- viatilis und einigen -anderen Schnecken und Muscheln, darunter Dreissena polymorpha.' In der Origi- nalarbeit von GoTTscHE wird diese Art aber nicht ange- geben, auch fehlt sie in seinen Aufsammlungen. Auch NEH- RING?) kennt sie auf Grund der Funde von JENTZSCH nur aus dem Diluvium Ost- und Westpreußens, nicht aber aus der Mark. So vielich sehe, sind Angaben über das Vorkommen von 27) v. Fritsch. Ein alter Wasserlauf der Unstrut. Zeitschr. f. Naturw., 71 (1898), S. 30. 28) REINHARDTS Bemerkung stützt sich vermutlich auf eine Notiz Friedels (Nachrichtenbl. d. deutsch. Malak. Ges., 22, 1890, S. 197) ungefähr desselben Inhalts. 29) Über das fossile Vorkommen von Cervus dama, Cyprinus carpio und Dreissena polymorpha in Norddeutschland. Sitzungs- bericht d. Ges. natüurf. Freunde, Berlin 1883, S. 68. Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922. 15 Dr. polymorpha im älteren Diluvium der Mark zurückzu- führen auf einen älteren Fund von BERENDT>), über den mit folgenden Worten berichtet wird: „Nur in einem Exemplar fanden sich Tichogonia Chemnitzii (Mytilus Wolgae nach CHEMNITZ oder polymorphus PALLAS) und Anodonta cygnea (var. piscinalis), beide völlig gebleicht, wie sämtliche andere Schalen in dem sandigen Abrutsch unter diesem, mulschelreichen Sandmergel am Schwielow- see, wohin sie, obgleich noch immer in 50—60 Fuß Höhe über der Havel und zusammen mit anderen der genannten, also nicht wahrscheinlich-verschleppt sein können.“ Dieser Fund ist bis heute vereinzelt geblieben; er erscheint um so zweifelhafter, als die Wandermuschel überall, wo sie auftritt, in großer Häufigkeit in Erscheinung zu treten pflegt. Nach meiner Überzeugung handelt es sich bei beiden Muschelschalen um .von Krähen verschleppte Stücke. Auch die Angabe MENzEıs?t), der Dr. cefr. polymorpha aus der Paludinenbank aufführt, muß ich anzweifeln. In dem um- fangreichen Rohmaterial von Hohenschönhausen und anderen Bohrungen fand sich keine Spur dieser Muschel: MENZELS Angabe muß auf einer Verwechslung beruhen. Dreissensia polymorpha ist während des Diluviums nur in. Ost- und Westpreußen, in der Mark aber erst in historischer Zeit, nach v. MARTENS?) zu Anfang des 19. Jahrhunderts, ein- gewandert. Pisces. Unter den spärlichen Fischresten (Zähne, Wirbel, Gräten und Schuppen) ist ohne weiteres erkennbar ein Zahn von Esox lucius, dem Hecht. Als bestimmbar, erwiesen sich ferner einige Reste, die Herr P. G. Krause sofort ‚als Schlundzähne erkannte. Ein Vergleich mit rezentem Ma- terial ergab eine auffallende Übereinstimmung mit den Schlundzähnen von ZLeuciscus rutilus, der Plötze. Herr Professor PAPPENHEIM hatte die Liebenswürdigkeit, qaliese Reste mit dem rezenten Material des Berliner Zoologischen »0) Die Diluvialablagerungen der Mark Brandenburg, insbe- sondere der Umgegend von Potsdam, 1863, S. 41. — Vgl. auch JENTZSCH (Diese Zeitschr. 32 (1880), S. 668): „Diese letztere Muschel [Dreissena] ist bekanntlich durch BERENDT auch bei Potsdam in einem einzigen, daher früher angezweifelten Exemplar ge- funden, während sie in Ost- und Westpreußen in Bruchstücken eine der gemeinsten Diluvialkonchylien ist“. 31) Zeitschr. f. Gletscherkunde, 9 (1915), S. 168. 32) Der Zoologische Garten 1865, S. 50 ff.; S. S9 ff. ; 1868, S. 115. 227 Museums zu vergleichen und bestätigte unsere Bestimmung. Aus der Paludinenbank von Hohenschönhausen liegt vor der 2. oder 3. und der 5. Schlundzahn von Leuciscus rutilus L. Die Schuppenreste ‚sind leider zu gering, um eine sichere Bestimmung zuzulassen. Herr Professor PAPPENHEIM vermutet, daß es sich um einen Angehörigen der Percidae handelt, ‚vielleicht sogar des gewöhnlichen Barschs, Zanders oder einer Acerina-Art, von denen die deutsche Fauna heute im Süden noch mehrere Arten auf- weist.“ \ Pläntae. Aus den Paludinensanden stammen nur wenige Pflanzen- reste, nämlich nicht näher bestimmbare Laubholzsplitter und zwei Samen von Nuphar luteum Sm. Alle übrigen, im folgenden aufgeführten pflanzlichen Reste stammen aus der tonig entwickelten Paludinenbank. Die Bestimmung der Pflanzenreste®) verdanke ich meinem Freunde, Herrn STOLLER, der darüber folgendermaßen berichtet: „Der Paludinenton aus der Bohrung bei der Löwen- brauerei in Hohenschönhausen enthält vereinzelt und in ganz ungleichmäßiger Verteilung kleine Reste pflanz- licher Organismen. Es handelt sich um eingedriftete kleine, kohlig verrottete Holzsplitterchen, die Laubhölzern zugehören, aber eine Artbestimmung nicht mehr »rmög- lichen. Gleichfalls vom Ufer her eingedriftet sind einige Nüßchen von der Schwarzerle, Alnus glutinpsa. Dazu kommen mehrere Früchtehen und Samenschalen von Wasserpflanzen, und zwar von Arten, die teils in fließen- dem, teils in stehendem Wasser vorkommen. Im ein- zelnen konnten folgende Arten bestimmt werden: Potamogeton coloratus Horn., 1 Fruchtstein -, fluitans Rorn., 3 Fruchtsteine 24 pusillus L., 1 Fruchtstein ” trichoides CHAM., 1 Fruchtstein Sparganium simplex Hwn»., 1 Fruchtstein Scirpus lacustris L., einige Nüßchen ? Dulichium vespiforme CL. Reıpd. Eine kleine, be- schädigte Nuß macht nach Form, Größe und Aus- sehen den Eindruck, als ob sie zu der genannten, im Diluvium ausgestorbenen Art gehöre. 3) Die in der tonig ausgebildeten Paludinenbank zahlreich vorkommenden Diatomeen sind nicht bestimmt worden. DE 2 Sie wurde übrigens im Berliner Paludinenhorizont des I. Interglazials von mir schon früher einmal festgestellt (Friedrichshagen am Müggelsee)3%). Carex sectio Carex; 1 Nüßchen Alnus glutinosa GÄrTN., 3 Nüßchen Polygonum lapathifolium L., 1 Früchtchen Rumex maritimus L., mehrere Fruchthüllen Nuphar luteum Sm., 2 Samen Ranunculus Lingua L., 1 Früchtchen Ranunculus repens L., eine halbe Samenschale Oenanthe aguatica Lam., 1 Teilfrüchtchen. In der folgenden Liste sei der gesamte Fossilienbestand der Paludinenbank nochmals zusammengestellt: Plantae. Diatomeen (unbestimmt) Potamogeton coloratus Horn. 3 fluitans RoTn. Re pusillus L. ba trichoides CHAM. Sparganium simplex Hu». Scirpus lacustris U. Dulichium vespiforme OL. ReıD. Carex sectio Carex. Alnus glutinosa GÄRTN. Polygonum lapathifolium 1. Rumex maritimus L. Nuphar luteum Sm. Ranunculus Lingua L. Ranunculus repens L. Oenanthe aguatica Lam. Gastropoda. Pupa (Pupilla) muscorum L. Limnaea (Gulnaria) sp. % (Limnophysa) truncatula MÜLL. Planorbis (Gyraulus) rossmaessleri AUERSW. Paludina (Vivipara) diluviana KUNnTH. Bithynia tentaculata L. crassitesta BRÖMME. 34) J. STOLLER, Über das fossile Vorkommen der Gattung ® Dulichium in Europa. Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. 1. 2I0BIBIF RAID. HE 229 Pseudamnicola similis DRAP. Valvata piseinalis MÜLL. (incl. fluviatilis Core. und ‚antigua Sow.). - Valvata naticina MKe. Neritina serratiliniformis GEYER. Lithoglyphus pyramidatus v. MÖöLL. Lamellibranchiata. Sphaerium rivicola Lam. 2 solidum NoRrM. ’ -Pisidium astartoides Spgc. ex amnicum MÜLL. P>) SP. r % supinum A. SCHM. 5 henslowianum SHEPP. Ei fontinale CO. Prr. e pusillum GMEL. Unio tumidus Retz.? Pisces. Esox lucius L. Leuciscus rutilus U. Vorstehende Liste läßt nicht darüber im Zweifel, daß die Paludinenbank eine Flußablagerung darstellt. Wenn wir von der einen Landschnecke, Pupa muscorum, die in einem: Stück gefunden ist, und den Einzelfunden von Limnaea und Planorbis absehen, so besteht die Molluskenfauna durchweg aus kiemenatmenden Flußbewohnern, die sich im Sand und Schlamm am Boden der Gewässer aufhalten, wie die Val- vaten, Lithoglyphus, Unio, die Sphaerien und Pisidien. Lithoglyphus ist Schlammbewohner und scheut das flutende Wasser, obschon die Arten ausgesprochene Flußbewohner sind. Lithoglyphus pyramidatus lebte vermutlich in ganzen Kolonien in ruhigen Buchten des Stromes. Valvata hält sich sowohl auf schlammigem als auch sandigem Untergrund. Die Gehäusehöhe der piscinalis-antigua-Gruppe ist nach GEYER u. a. kein Artmerkmal, sie ist bedingt durch die biologischen Verhältnisse, das Substrat und die Wasserbewegung. Das erhöhte Gewinde der extremen antigua-Form, die in der Paludinenbank außerordentlich selten ist, spricht für schlam- migen Untergrund bei starkem Wellenschlag und flachen Ufern, während die piscinalis-Form, neben V. naticina die häufigste Valvate der Paludinenbank, weniger bewegtes oder tieferes Wasser voraussetzt. Ein auffallendes Merkmal der Valvaten aus der Paludinenbank, und zwar sowohl der piscinalis- als auch der naticina-Gruppe, ist die geringe Größe der allermeisten Individuen. STEUSLOFF hat meuer- dings die biologischen Verhältnisse, unter denen Zwergformen der piscinalis-Gruppe in mecklenburgischen Seen und ander- wärts entstanden sind, eingehend untersucht und seine Be- obachtungen durch Experimente im Aquarium gestützt. Er kommt zu dem wohl auch auf unseren Fall anwendbaren Er- gebnis: „Die Zwergformen unserer Valvaten sind Reaktions- formen auf bestimmte, ziemlich eng umgrenzte Bedingungen ihres Aufenthaltsortes: Flaches, sandiges Ufer eines größeren Gewässers, mit Chara bestanden, dem Wellenschlage aus- gesetzt.“?°) An den Steinen pflegen sich festzuhalten Bifhynia und Neritina. Die Vertreter der Gattung Bithynia scheinen wenig zusagende Lebensbedingungen vorgefunden zu haben. Sie bleiben klein und dickschalig, was auf starke Wasser- bewegung schließen läßt. Auch Paludina diluviana hat sich zum Schutz gegen den Wellenschlag eine kräftige Schale geschaffen und ist im Vergleich zu ihrer nächsten rezenten Verwandten, der P. fasciata, als im Größenwachstum zu- rückgeblieben anzusehen. Ihre spitz kegelförmige Schale bei schmaler Basis ahmt gewissermaßen das Gehäuse der Valvata antigua nach, und wie diese mag sie eine Reaktions- form des flachen wellenbewegten Wassers bei vorwiegend schlammigem Untergrund darstellen. Der Molluskenfauna der Paludinenbank verliehen schon nach unserer bisherigen Kenntnis Paludina diluviana, Val- vata naticina und Lithoglyphus eine besondere Note. „ie übrigen Formen dagegen waren indifferent. Die Neubear- beitung der Molluskenfauna hat gezeigt, daß: sie eine ver- hältnismäßig große Anzahl von Arten enthält, die heute entweder in Deutschland nicht mehr vertreten oder sogar lebend überhaupt nicht bekannt sind. Von den 20 spezifisch bestimmten Mollusken sind vier hur fossil nachgewiesen, nämlich Paludina diluviana, Bithynia crassitesta, Neritina serraliliniformis und Pisidium astartoides. Eine fünfte Art, Lithoglyphus pyramidatus, ist lebend nur aus Westrußland, Bosnien und Kroatien bekannt geworden, scheint aber fossil, und zwar im Altpleistocän, eine größere Verbreitung gehabt zu haben. Pseudamnicola similis DraP., die Vertreterin einer 35) U. StkUsLoFr, Zwergformen aus dem Kreis der Valvafa piscinalis (0. F. MÜLLER). Arch. d. Ver. d. Fr. d. Naturgesch. in Mecklenburg, 75 (1922), S. 33. 231 rezent im südlichen’ paläarktischen Faunengebiet weitverbrei- teten Gattung, hat sich ähnlich wie die vorwiegend jung-inter- elazialen Belgrandien heute nach Südfrankreich und Spa- nien zurückgezogen. Auf das Auftreten der Gattung Pseu- damnicola in altdiluvialen Schichten Mittel- und Nordeuropas wird in Zukunft zu achten sein: Die sarmlatisch-pontische Valvata naticina hat 'nur im Altpleistocän die Oder über- schritten. Selbst wenn sich herausstellen sollte, daß die Artberechtigung von Bithynia crassitesta hinfällig ist, daß sie eine Reaktionsform einer einheimischen rezenten Art darstellt, bliebe der altertümliche Charakter der Mollusken- fauna der Paludinenbank immer noch gewahrt. Die sechs genannten Mollusken sind fossil teils aus pliocänen, teils aus altdiluvialen, d. h. „präglazialen“ "und altinterglazialen, Ablagerungen bekannt. Einer Klarstellung bedarf allerdings noch die Verbreitung der Neritina serratiliniformis GwYEnr. Sie ist altpleistocän in England und in Ungarn. Den alter- tümlichen Charakter der Bietigheimer Enzschotterfauna be- tont schon GEYER; ihre interglaziale Entstehung ist kaum anzuzweifeln, die Schotter dürfen also nicht mehr als ‚„Hoch- terrasse“ im üblichen Sinne bezeichnet werden, in dem sie mit der Rißvergletscherung in Beziehung gebracht werden: sie gehören einem Flusse der Mindel-Riß-Interglazialzeit an. Lediglich der von WoRLsTApT aus den interglazialen Kalk- tuffen von Bilzingsleben bekanntgegebene Fund dieser Neri- fina paßt nicht in das sonstige Verbreitungsniveau der Schnecke. Sie tritt im dortigen Gebiet in zwei Horizonten auf, in einem tieferen bei Kindelbrück, der,. wie mir Herr WIEGERS mitteilt, von diluvialen Wipperschottern überlagert wird, und einem höheren, den Kalktuffen von Bilzings- leben, die man geneigt war auf Grund ihrer Wirbeltierfauna (sie enthalten Rhinoceros Merckii und FElephas antiguus) ins Interglazial II zu stellen. WonrstAprs Stellungnahme ist nach dem Auszug seiner Dissertation nicht ganz klar, er betont aber ausdrücklich?), daß Neritina cf. gratelou- piana Kenn. (= N. serratiliniformis GEXER) und Zulota chouguetiana ToUrRN. darauf hindeuten, „daß die Travertine von Bilzingsleben wesentlich älter sind als die der Gegend von Weimar“®”). Bannar ©: IS. 182%: 37) Herr Wüsrt übermittelte mir nachträglich in dankens- werter Weise das einzige von Wontstapr im Kalktuff von Bil- zingsleben gesammelte, unvollständige und ziemlich abgeriebene Stück der N. serratiliniformis und sprach brieflich die Ver- Wie dem auch sei, der altdiluviale Charakter der Mol- luskenfauna der Berliner Paludinenbank bleibt bestehen; er ist verbürgt durch Paludina diluviana, Lithoglyphus pyramidatus, Pseudamnicola similis, Valvata naticina und Pisidium astartoides. Überdies steht ihr altinterglaziales Alter seit langem aus stratigraphischen Gründen fest. Man war bisher geneigt, die Paludinenbank für die Ablagerung eines Sees’) anzusehen, insbesondere auch des- halb, weil sie hauptsächlich in toniger Ausbildung bekannt ‘war. Bei der Löwenbrauerei Hohenschönhausen ist aber eine fast ganz aus Molluskenschalen bestehende sandig-kie- sige Schicht durchbohrt worden, die offenbar mit rein tonigen Paludinenschichten verzahnt ist?). Die Mollusken sind am Grund des Flusses, nicht etwa auf seinem Rücken im Geniste, zusammengeschwemmt worden, was durch das fast völlige Fehlen der in Flußgenisten vorwiegend vertretenen dünn- schaligen und daher schwimmfähigen Landmollusken er- wiesen wird. Aber auffallenderweise fehlen auch die Ge- häuse der lungenatmenden Wasserschnecken fast ganz, sei es nun, daß sie, mit dem lebenden Tier oder mit. Wasser erfüllt, auf den Grund gerieten und dort im strömenden Wasser zerrieben wurden, sei es, daß wir uns weit ab vom Strand befinden, wo diese Mollusken in stillen, von Wasser- pflanzen besiedelten Buchten und Altwässern gedeihen. Die mutung aus, daß es als nicht auf primärer Lagerstätte befindlich, sondern als irgendwie verschleppt anzusehen sei. Das war zu- nächst auch meine Auffassung. Man hätte auch daran denken können, daß der prähistorische Mensch die auffallend schön ge- zeichneten Neritinen in den benachbarten Schottern von Kindel- brück gesammelt hätte, in derselben Weise wie der Mensch der Azilienzeit in den Gräbern der Ofnethöhle 4000 Stücke von Litho- glyphus naticoides zusammengetragen hat. Nun hat sich aber neuerdings gezeigt, daß N. serratiliniformis im Kalktuff von Bilzingsleben durchaus nicht so vereinzelt vorkommt. Herr SPENGLER in Sangerhausen, ein eifriger Sammler prähistorischer Objekte, will sie in mehreren Exemplaren nicht nur in den Schottern von Kindelbrück, sondern, wie er ausdrücklich hervor- hebt, auch im interglazialen Kalktuff von Bilzingsleben gefunden haben, und auch Herr WiEGErs hat beim Schlemmen von Kalk- tuffproben einige kleine, aber unverkennbare Bruchstücke der- selben Nerifina entdeckt. 38) Vgl]. beispielsweise F. KAUNHOWENn, Das geologische Profil längs der Berliner Untergrundbahn und die Stellung des Berliner Diluviums. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst., 27 (1906), S. 381 if. 39) Dasselbe ist übrigens der Fall in der von KAUNHOWEN (a. a. O0. 8. 382) veröffentlichten Bohrung auf dem Gelände der Schultheiß-Brauerei. . 233 randliche Fazies der Paludinenbank, in der die lungenatmen- den Wasserschnecken und vielleicht auch Landschnecken in größerer Häufigkeit zu erwarten sind, ist bisher noch nicht bekannt geworden. Wir kennen die Paludinenbank nur als Sediment des mehr oder weniger rasch fließenden Wassers, in toniger oder sandiger, nicht aber in kalkiger und mooriger Ausbildung.‘ Und doch kann kaum ein Zweifel darüber be- stehen, daß an das Flußbett des Stroms, in dem die Palu- dinen usw.: lebten, und: das sich wahrscheinlich auch viel- fach seenartig erweiterte, ausgedehnte Niederungen sich an- schlossen, die in jedem Frühjahr, ganz wie bei der heutigen Spree oder Havel, der Überflutung ausgesetzt waren. Dabei" wurde Sand und Schlick abgelagert; die im Flußbett leben- den Mollusken konnten durch die Strömung, die großen- teils unter dem Einfluß des Windes stand, am Boden weiter- gerollt werden, zu einer Verfrachtung im Geniste kam es aber nicht, da diese dickschaligen Mollusken im allgemeinen nicht schwimmfähig sind. Wir waren bisher gewohnt, nur tonige Ablagerungen mit zahlreichen Paludinenresten auf „primärer“ Lagerstätte als Vertreter der Paludinenbank an- zusehen, ohne zu bedenken, daß in den damaligen Strom- gebieten eine weit ausgedehntere Überflutung unter Ablage- rung von Sand und Schlick stattgefunden haben muß. Die mit dem toten Tier, mit Schlamm oder Sand erfüllten dick- schaligen Mollusken wirkten nicht anders denn als Gerölle, sie waren nur ‚bis zu einem gewissen Grad beförderungs- fähig und kamen bei. abnehmender Stoßkraft des Wassers zur Ruhe, wogegen die im Wasser schwebenden feinen Ton- und Sandteile weitergeführt wurden. Wir müssen also strati- graphisch vorgehen und nach den fossilfreien Äqui- valenten der Paludinenbank suchen. Ich verhehle mir nicht, daß bei der Unbeständigkeit der diluvialen Profile mit großen Schwierigkeiten zu rechnen ist, es muß aber zum mindesten versucht werden, auf diesem Weg weiter zu kommen. Ich habe schon seit vielen Jahren den Verdacht. daß ein großer Teil feinsandiger Tone, die, aufs engste horizontal und ver- 'tikal verknüpft mit feinen geröllfreien Sanden, in dem Gebiet zwischen Fürstenwalde a. d. Spree im Osten, Sprem- berg im Süden und Brandenburg im Westen zutage treten, nichts anderes sind, als der Paludinenbank äquivalente Sedi- mente eines altinterglazialen Stromnetzes. Solange es sich darum handelte, den Nachweis zu führen, daß die Interglazial- zeiten nicht ein bloßes Hirngespinst der Diluvialgeologen sind, waren die strengen Forderungen, die an eine als inter- 234 glazial anzusprechende Ablagerung gestellt wurden, durch- aus berechtigt. Heute darf man wohl aussprechen, daß es auch interglaziale Ablagerungen geben muß, die fossilfrei sind. Oder kennen wir etwa keine modernen Flußsande und Schlicke, die weder tierische noch pflanzliche Reste enthalten? In den genannten Gebieten südlich von Berlin läßt sich an zahlreichen Stellen nachweisen, daß den früher als. „G@lindower Tone‘ bezeichneten Sedimenten in der Tat ihre Stellung unter dem „Unteren“ (II=mittleren) Ge- schiebemergel zukommt. Sie liegen bei Motzen??) unter einem Geschiebemergel, der aus dem Untergrund Paludina dilu- wiana aufgenommen hat und der überlagert wird von einem in verschiedener Fazies ausgebildeten Interglazial II. Daß der Untere Geschiebemergel infolge einer in zahlreichen Gruben zu beobachtenden Denudationsdiskordanz vielfach nur in eingefalteten Nestern erhalten ist, und daß die Dis- kordanz mit dem Rixdorfer Horizont zusammenfällt, darauf habe ich schon früher aufmerksam gemacht‘!). An dieser bald höher bald tiefer gelegten junginterglazialen Denuda- tionsdiskordanz können ganze Schichtverbände ausfallen, bei- spielsweise kann der durch die bekannten Knochenreste ge- kennzeichnete Rixdorfer Horizont unmittelbar über oder gar in den „Glindower Ton“ zu liegen kommen. Auf diese Einzel- heiten einzugehen, fällt über den Rahmen der uns ge- . stellten Aufgabe hinaus. Nur der Stellung der Tone von Glindow selbst seien in diesem Zusammenhang einige Worte gewidmet. Auch bei Glindow sehen wir wieder die enge Verknüpfung zwischen feinsandigen Tonen und geröllfreien feinkörnigen Sanden, die in zahlreiche Sättel und Mulden gelegt sind. Mitten durch diese Falten verläuft eine nahe- zu horizontale Denudationsfläche. Über dieser folgen in diskordanter Lagerung die Ablagerungen der jüngsten Ver- eisung. Sehr instruktive Bilder von diesen Lagerungsver- hältnissen hat GAGEL*) gegeben. Er stellt allerdings die „Glindower Tone“ an den Schluß der „Hauptvereisung‘', weil die durch sie gelegte Denudationsdiskordanz ihm in ihrer vollen regionalen Bedeutung noch nicht bekannt war. 40) SCHMIERER und SÖNDEROE, Fossilführende Diluvialschichten bei Mittenwalde (Mark). Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst., 23 (1902), 8. 544. 41) Über fossilführende Interglazialablagerungen bei Oschers- leben und Ummendorf usw. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanstalt, 33 (1912), S. 402. en #2) Über die stratigraphische Stellung des Glindower Tons. Diese Zeitschr, 57 (1905). Monatsberichte 8. 34. ke ‚235 ‘Die Diskordanz bedeutet bei Glindow eine recht erhebliche: Lücke, an der die Ablagerungen der mittleren Vereisung zum Ausfall gelangt sind. Von» großer Wichtigkeit ist die Feststellung GAGELs, daß die konkordant im Hangenden der Glindower Tone auftretenden feinkörnigen Sande kalk- frei oder kalkarm und eisenschüssig verwittert sind (ein Vorgang, der vor der Aufrichtung der Sande erfolgt sein müsse), und daß-.sie stellenweise Diatomeen und Humus- streifen führen. Er hält diese Schichten für interglazial. Ich möchte ihm darin beistimmen, nur gehören nach meiner Überzeugung die zahlreichen Paludinen, die in den Sanden auftreten, ebenfalls zu den interglazialen Indizien. GAGEL hält sie für auf sekundärer Lagerstätte befindlich. Ich muß gestehen, daß wir diesen Eindruck nicht gewonnen haben, als wir, Herr SCHRÖDER und ich, gemeinsam die Glindower Aufschlüsse ungefähr in derselben Zeit besuchten, als Herr GAGEL seinen Aufsatz über die Stellung der Glin- dower Tone veröffentlichte. Uns fiel die recht gute Er- haltung der Paludinen und vor allem ihr Vorkommen in ganzen Nestern auf. Den Paludinen führenden Sanden fehlen alle Gerölle. Die dickschaligen und vermutlich mit Sand erfüllten Paludinen waren nicht schwimmfähig, mußten also auf dem Grund des Wassers weiter gerollt worden sein, wenn sie nicht, was mir am wahrscheinlichsten erscheint, in nächster Nähe gelebt haben. Ich sehe also mit’ GAGun die Glindower Sande für interglaziale Ablagerungen an, halte “sie aber genetisch für untrennbar verbunden mit den dar- unter liegenden Tonen und sehe in beiden ein Äquivalent der Paludinenbank, das bei Glindow durch das Eis der vor- letzten Vergletscherung in Falten gelegt worden ist. Etwa noch vophandene Reste des älteren Geschiebemergels treten stets unterhalb der interglazialen Denudationsdiskordanz auf; die darüber auftretenden Geschiebemergel und Sande gehören, wie GAGEL gezeigt hat, der letzten Vereisung an. Es liegt mir fern zu. verallgemeinern und etwa kritik- los alle diluvialen Tone, die in. dem oben umgrenzten Gebiet aufgeschlossen sind, durchweg in denselben Horizont zu verlegen und ihnen dieselbe Entstehung zuzuschreiben. Das wäre nur die Wiederholung eines vor 30 Jahren be- reits gemachten Fehlers. Das wesentliche ist neben dem etwa vorhandenen — wenn auch nur mikroskopischen (Diato- meen) — Hossilinhalt die Stellung der Tone usw. zu der bisher viel zu wenig beachteten und in ihrer Bedeutung verkannten interglazi- alen Denudationsdiskordanz. Sie ist natürlich in der Regel nicht in Bohrungen zu erkennen, aber ein treff- liches Kriterium in Aufschlüssen. Sie bildet, zumal wenn sie in Kombination mit dem Rixdorfer Horizont auftritt, oft die einzige Handhabe, die zu einer Deutung der. strati- _ graphischen Verhältnisse führen kann. Ich mache erneut den Vorschlag, von diesen Gesichtspunkten aus die Aufschlüsse in den Tongruben südlich Berlins zu studieren, und ich zweifle nicht, daß sich auf diesem Weg noch manches Äquivalent der Berliner Paludinenbank auffinden lassen. wird. Erklärung zu Tafel III. Fig. 1 u. 2. Valvata naticina Mxe. Paludinenbank Hohenschön- hausen. Fig. 3. Pseudamnicola similis Drar. Paludinenbank Hohenschön- hausen. Fig. 4. Pseudamnicola similis Drar. Rezent. St. Chamas (Südfrank- reich). (Sammlung des Verf.) Fig. 5. Bithynia crassitesta Br. Paludinenbank Hohenschönhausen. Fig. 6-14. Neritina serratiliniformis GEYER. Paludinenbank Hohenschönhausen. Fig. 18 u. 19. Lithoglyphus pyramidatus v. MoELLDF. Paludinen- bank Hohenschönhausen. Fig. 20. Lithoglyphus pyramidatus v. MoELLDF. Rezent. Vrbas (Bosnien). (Zool. Museum Berlin.) Fig. 21 u. 22. Pisidium astartoides Speg. Paludinenbank Hohen- schönhausen. Fig. 23. Pisidium sp. Paludinenbank Hohenschönhausen. Die Originale befinden sich, soweit nicht anders angegeben, im Geologischen Landesmuseum Berlin. Vergrößerung 2:1. Tafel Ill _ Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1922 G. Hofmann phot. u. gez. 237 6. Die Fauna und Gliederung des Thüringer Untersilurs. Von Herrn B. v. FREYBERG in Halle a. 8. (Hierzu Tafeln IV und V und 1 Textfigur.) Einleitung. Bei der Bearbeitung der untersilurischen Eisenerzlager des ostthüringischen Schiefergebirgs wurde ich auf eine Fauna aus dem Oberen Erzhorizont aufmerksam, die so charakteristische Formen aufweist, daß sie einer eingehen- deren Untersuchung würdig schien. Das Untersilur Thüringens ist ja im allgemeinen arm an Fossilien, und deshalb ist jeder neue Fund, der einen Vergleich mit anderen Gebieten er- möglicht, von Interesse. Da nicht nur aus dem Oberen Erzhorizont, sondern auch aus anderen Stufen neues, noch nicht berücksichtigtes Material zur Verfügung stand!), soll ein Überblick über die gesamte bis jetzt bekannte Untersilurfauna Thüringens gegeben werden, nach dem sich eine Parallelisierung mit Böhmen, England und Skandinavien einigermaßen genau durchführen läßt. Späteren Fossilfunden. wird es vorbehalten sein, diese Gliederung im einzelnen zu ergänzen. Eine Charakteristik der einzelnen Schichtstufen und einen Überblick über ihre Verbreitung habe ich in meiner Arbeit über die untersilurischen Eisenerzlager?) gegeben, so daß ich hier darauf verzichten kann. Zum besseren Ver- ständnis des Folgenden sei nur eine tabellarische Über- sicht über die Schichtenfolge mitgeteilt: 1) Allen den Herren, die mir in entgegenkommender Weise ihre Sammlungen zur Verfügung gestellt haben, spreche ich auch hier meinen herzlichsten Dank aus, vor allem Herrn Be- triebsleiter KnAUER, Könitz; Bergrat LUTHARDT, Saalfeld ; Lehrer QUERCHFELD, Rudolstadt; Prof. Dr. v. Seypuırz, Jena; Bergrat VOLLHARDT, Lehesten; Maurermeister WAGNER, Reschwitz. Ein großer Teil der Fauna ist im Besitz der Preuß. Geolog. Landes- anstalt, Berlin, und wurde mir besonders durch die liebens- würdigen Bemühungen von Herrn Dr. Dienst’ zugänglich gemacht. 2) Die untersilurischen Eisenerzlager des ostthüringischen Schiefergebirges. Jahrbuch des Halleschen Verbands für die Er- forschung der Mitteldeutschen Bodenschätze ünd ihrer Verwertung, Bd. 4. 238 Tabrei es: Hangendes: Unterer Alaunschiefer (Obersilur). Lederschiefer eibnsenerzlaserrwo nase Hauptquarzit Ä II. Eisenerzlager . Griffelschiefer Oberer Erzhorizont | Übergangsquarzit N Untersilur Sandiger Schiefer Unterer Erzhorizont DINeRisenerzlaser 2. Sc - IV. Eisenerzlager . Phycodenschichten Leimitzschiefer 1. Beschreibung der Fauna. I. Leimitzschiefer. Die Fauna der Leimitzschiefer ist genügend durch- gearbeitet, ich verweise auf die hinten genannten Veröffent- lichungen von BRÖGGER und PoMPrEckJ. Beide Autoren kom- men zu dem Ergebnis, daß die Schiefer dem englischen Tremadoc und den skandinavischen Ceratopygenschichten gleichzustellen sind. : II. Phycodenschichten. Problematica. 1. Phycodes circinatum RiCHTER. Findet sich im ganzen Gebiet. Brachiopoda. 2. Dinobolus Loretzii v. FRITSCH. 1901. Dinobolus Loretzii v. Fritsch, Führer durch _ Mineralo- gische Institut. Halle. Schlecht erhaltene Reste von Siegmundsburg bei Stein- heid wurden von LoRETzZ (Erläuterung zu Blatt Steinheid, 8. 12) als ?Lingula und ? Davidia bezeichnet. Später -ge- fundene Stücke, die in Halle liegen, bestimmte v. FRITSCH als Dinobolus. Seiner Beschreibung ist nichts hinzuzufügen. ?Lingula sp. wird auch in der Erläuterung zu Blatt Lobenstein, S. 14, erwähnt. Trilobitae 3. Megalaspis acuticauda Ant. (Daroıv. Hiegsnu2g)) 1843. Asaphus centron Herz vw. LEUCHTENBERG. Urwelt. Zars- koje Selo, S. 6, Taf. I, Fig. 1 und 2. 1854. Megalaspis acuticauda ANGEL. Pal. scand., S. 50, Taf. 37, Fig. 4. 239 « 1860. Asaphus ıcentron Eıcuw. Leth. ross. anc. per., S. 1457. ” 1882. Megalaspis. acuticauda, Bröc“. Etag. 2 u. 3, S. 82, Taf. IT, Fig. 1. Taf. V, Fig. 1 und 1a. 1884. Megalaspis acuticauda Törng., Siljantract. Trilob., S, 76. 1898. Megalaspis acuticauda F. ScuamipT, Revis. ostbalt. Silur. Trilob. M&moires de l’acad. imp. des sciences de St. Peters- bourg. Abt. 5, Lief. 1, S. 43. 1.906. Megalaspis acuticauda, ebenda, Abt. V, Lief. 4, 8. 42, Taf. V, Fig. 1—8, Taf. VI, Fig. 1—6. Das vorliegende Pygidium stellt den am besten er- haltenen und völlig sicher zu bestimmenden Rest aus den Phycodenschichten dar. Es wurde von Herrn Lehrer QUERCH- FELD aus Rudolstadt am Holzberg im Gisseratal gefunden. Das Pygidium ist dreieckig, flach gewölbt, etwas breiter als lang. Es wird auf beiden Seiten von einem flachen Randsaum umzogen, der hinten in eine scharfe etwas auf- gebogene Spitze ausläuft. Umriß schwach konvex. Axe schmal und flach. Nur die vordersten Glieder deutlich zu erkennen. Auch die Gliederung der Seitenlappen unscharf. Alles das sind Merkmale, die für Megalaspis acuticauda charakteristisch sind. Auf Tafel IV ist die von SCHMIDT abgebildete typische Form neben das vorliegende Exemplar aus den Phycodenschichten gestellt. Besonders deutlich ist bei beiden Individuen die scharfe Furche dicht hinter dem Vorderrand des Pygidiums, während die Pleuren nur durch ganz schwache Einsenkungen getrennt sind. — Aus Mega- laspis acuticauda in den Phycodenschichten scheint Mega- laspis gladiator im Griffelschiefer hervorzugehen. Megalaspis acuticauda Anc. ist eine zweifellos untersilurische Form. Sie ist in Estland auf den Glaukonitkalk, also auf Unteres Untersilur, beschränkt, und findet sich in Norwegen im Expansusschiefer unter dem Orthocerenkalk. | .4, Asaphus sp. Weitere Trilobitenreste sind sehr selten. RıcHTER?) er- wähnt das Pygidium eines Trilobiten, den er mit ? Asaphus fyrannus vergleicht. Ein zweites Bruchstück von Asaphus . beschreibt K. WALTHER!). 3) RıcHtTer, Aus der thüringischen Grauwacke. Diese Zeit- schrift 2, 1850. — . Erl. zur geogn. Übersichtskarte des thürin- gischen Grauwackengebiets. Ebenda, 3, 1851. #) WALTHER, K., Beiträge zur Geologie und Paläontologie des älteren Paläozoikums in Ostthüringen. N. Jahrb. f. Min. usw, 1907, Beilagebd. XXIV. d. Ogygia sp. (Taf. IV, Fig 12.) 1901. Phacops sp. in v. Fritsch, Führer durch das mineralo- gische Institut Halle. In der Sammlung des Geologischen Instituts der Uni- versität Halle befindet sich schon seit vielen Jahren das prächtig erhaltene Pygidium einer Ogygia, das v. FRITscH in seinem Führer als „Phacops sp.‘ erwähnt und abbildet. Das Pygidium zerfällt in zahlreiche Segmente, die sehr . scharf hervortreten. Die Segmente der Seitenlappen sind . durch breite tiefe Rinnen getrennt, die nach dem breiten Rande hin verschwinden. Auf ihrer Oberfläche finden sich feinere etwas diagonal gestellte Furchen. Die Stellung zu Ogygia ist wohl richtiger, zumal Phacops aus dem Untersilur noch nicht bekannt ist. Als Fundbezeichnung findet sich bei dem Stück: Wal- lendorf, Thüringen. Das Gestein ist ein grau-grüner Quarzit und man kann wohl mit Recht annehmen, daß es aus dem Phycodenquarzit stammt, der in der Umgebung ansteht und ‘zu dem es auch v. FrırscH gestellt hat. Erst nördlich von Wallendorf folgt jenseits einer Verwerfung der untersilurische Hauptquarzit. 6b. Ogygia Guettardi Brocn. Dieses von Herrn WAGNER aus Reschwitz gefundene: Exemplar ist von ganz besonderer Wichtigkeit, weil hier ein untersilurischer Trilobit zusammen mit Phycodes cir- cinatum am selben Handstück zu sehen ist. Das Stück wurde im Jahre 1914 am Holzberg zwischen Reschwitz und Knobels- dorf gefunden und, wie mir Herr WAGNER mitteilte, von Herren der Geologischen Landesanstalt in Berlin bereits bearbeitet und bestimmt. Da zu hoffen ist, daß die Resultate bald veröffentlicht werden, soll nicht näher darauf 'ein- gegangen werden. Es handelt sich um das gleiche Exemplar, welches in der Erläuterung zu Blatt Saalfeld, S. 16, ohne Angabe des Finders und Besitzers genannt wird. 7. Trilobitenreste. @ Außer diesen bestimmbaren Gattungen werden folgende unbestimmbaren Reste erwähnt: von RıicCHTER>) „einige Pleu- renfragmente eines Trilobiten (Paradoxides?)‘,; von K. 5) RıcHter, Das thüringische Schiefergebirge. Diese Zeit- schrift 21, 1869. 241 o WALTHER‘) Teile eines Thorax und ein anscheinend ganzes Exemplar von Gräfental. II. Unterer Erzhorizont. 1. Syringopora sp.? Schon K. v. FRıtscH’) stellte hierher Reste aus dem Eisenerzlager von Oberwirbach, die im geologischen Institut in Halle aufbewahrt werden. Es sind die Hohlformen zylin- drischer, unregelmäßig gebogener Röhren mit Andeutungen von Querböden, die stockartig mit einander vereinigt sind. Der Erhaltungszustand ist zu schlecht, als daß nähere An- gaben gemacht werden könnten. Vorkommen. Unterer Erzhorizont. Oberwirbach. 2. Orthis aff. Lindstroemi Linn. Die erste Stelle, an der Fossilien aus dem Thuringit bekannt wurden, ist das Leuchtholz bei Isaar. In einem quarzreichen Magneteisenthuringit fanden sich zahlreiche, schlecht erhaltene Schalen einer Orlhis, die GÜMBEL (Fich- telgebirge S. 423) in die Nähe von Orthis Lindstroemi Linn. gestellt hat. MArR.®) vergleicht sie mit Orthis desiderata BARR., die sich in BARRANDES Stufe Dqai ß findet. Bei dem schlechten Erhaltungszustand des Materials dürfte eine Ent- scheidung kaum möglich sein. ZIMMERMANN?) hat nächge- wiesen, daß dieses Vorkommen zum Unteren Erzhorizont gehört. III Griffelschiefer. Graptolithen. Sie werden erwähnt in der Erläuterung als: zu Blatt: 1. Coenograptus linearis CARR. Lobenstein, Lehesten 2. Coenograptus Sp. Hirschberg 3. Tetragraptus Sp. ...Gefell (bei Gerbersreuth) 4, Graptolithen Treuen. 9,2. a 0. n Führer durch das Mineralog. Institut der Universität Halle 1901. 8) MARR, Notes on the lower Palaeozoic Rocks of the Fichtel- gebirge, Frankenwald and Thüringerwald. Geol. Magazine, decade III, Bd. VI, Nr. 303, S. 411—415. 1889. 9) ZIMMERMANN, Zur Kenntnis und Erkenntnis der metamor- phischen Gebiete von Blatt Hirschberg und Gefell. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. XXIL, 1901. Zeitschr. d. D. Geol. Ges, 1922, 16 242 Lamellibranchiata. 5. Orthonota sp. Gümser (Fichtelgebirge S. 428) erwähnt „zwei Muschel- abdrücke, die zum Genus Orfhonota gehören, aber der Art, nach nicht zu bestimmen sind.“ Conulariidae. 6. Conularia modesta BArRR. Von v. Fritsch beschrieben und abgebildet in seinem Führer durch das geologische Institut der Universität Halle. Vorkommen. In Böhmen: BARRANDEs Siufe Dd1 und Da3. In Thüringen: Griffelschiefer von Spechtsbrunn. Trilobitae. 7. Asaphus marginatus RıcHTEr. (Taf. IV, Fig. 5) .1872, Asaphus marginatus, RICHTER, Diese Zeitschr. 1872, S. 79, Taf. IV, Fig. 2A. Beschrieben und abgebildet von RICHTER. Die von GÜMBEL und v. FrırtscH hierher gestellten Exemplare ge- hören zu Ogygia cf. corndensis MURCcH. 8. Asaphus Luthardti n. sp. (Taf. IV, Fig. 4.) Dieser Asaphus steht dem A. marginatus RICHTER sehr nahe. Das Kopfschild des vorliegenden Individuums aus der Sammlung des Herrn Bergrat LUTHARDT in Saal- feld ist schlecht erhalten. Soweit ein Vergleich möglich ist, trifft die Beschreibung RicHTERs zu bis auf folgende Punkte: 1. Der Randsaum des Pygidiums ist 2 mm breit, also ganz bedeutend breiter als bei Asaphus marginakus. 2. Die Achse reicht bis zum Randsaum und ist weniger stark zugespitzt. 3. Die Zahl der Pleuren am Pygidium ist geringer als 7. Am vorliegenden Exemplar sind nur 3 Pleuren zu erkennen, doch nehmen sie schon 3/, des Pygidiums ein und reichen wesentlich weiter nach hinten, als RıcHter bei A. mar- ginatus abbildet. Vorkommen. Im Griffelschiefer. Birkenheide. 245 9. Asaphus cf. radiatus SALTER. (Taf. IV, Fig. 1.). 1864. Asaphus radiatus, SALTER, a monograph of British Trilo- bites. Palaeontographical Society. Bd. XVII. Einen Abdruck, von dem nur das Pygidium gut erhalten ist, möchte ich mit Asaphus radiatus SALTER vergleichen. Die Achse ist nicht halb so breit wie die breiten Seiten- lappen, die Seitenlappen besitzen acht radial ausstrahlende, geschwungene, scharf eingeschnittene Furchen. Der Ab- druck zeigt schön die Körnelung des ganzen Panzers. Vorkommen. In England: Caradoc. In Thüringen: Im Griffelschiefer. 10. Asaphus sp. Wird erwähnt in den Erläuterungen zu den Blättern Spechtsbrunn, Steinheid, Schleiz. 11. Ogygia cf. corndensis MURCH. (Taf. V, Fig. 8.) 1839. Asaphus corndensis, MwuzcHiıson, Silurian System, Taf. XXV, Fig. 4. 1854, Asaphus 'corndensis, Sarren, Morris Catalogue, 2. Aus- gabe, Seite 100. 1854, Ogygia corndensis, Mürcuıson, Siluria, Taf. III, Fig. 4. 1866, Ogygia corndensis, SALTER, A monograph of British Tri- lobites, Palaeontographical Society, Bd. XVII. GÜNMBEL und v. Frırtscha bilden beide schlecht erhaltene Asaphiden ab und stellen sie mit Vorbehalt zu Asaphus marginatus RiCHTER. Die inzwischen aufgefundenen besser erhaltenen Exemplare lassen sich nur mit Ogygia corndensis MuxchH. vergleichen. Von Asaphus marginatus unterschei- den sie sich besonders durch die viel kräftiger entwickelten Pleuren auf Thorax und Pygidien. Die Beschreibung SALTERS deckt sich völlig mit dem Befund. . MurcaHiıson (Siluria, London 1854, S. 352) erwähnt Tri- lobitenbruchstücke, die er in die Nähe von Ogygia Buchii stellt. Es dürfte sich ebenfalls um ©. corndensis handeln. Vorkommen. In England: Llandeilo Flags. In Thü- ringen: Im Griffelschiefer von Steinach und Spechtsbrunn. 12. Ogygia sp. Wird erwähnt in der Erläuterung zu Blatt Steinheid. 16* 244 13. Megalaspis gladiator v. FRITSCH. (‚Bat [V, Rear) 1901. Megalaspis gladiator, v. Fritsch, Führer durch das mine- ralogische Institut der Universitat Hälle, S. 65, Taf. IX,» Fig. Lund 2. Diese Art ist nur einmal kurz beschrieben worden, da das bisher vorliegende Material zu schlecht erhalten war. Kopfschild, Thorax und Schwanzschild (ohne Stachei) etwa gleich lang. Kopfschild rings von einem schmalen, ein wenig erhabenen Randsaum umgeben. Nackenfurche angedeutet. Glabella höher als die Genae, schlecht erhalten. Genae am Hinterrand beiderseits in lange Stacheln ausgezogen, die bis zur fünften Pleure des Thorax reichen. Die Ge- sichtsnaht beginnt am Hinterrand des Kopfschildes etwa in der Mitte der Wange und verläuft in nach außen geschwun- senem Bogen bis zum Palpebrallobus, den sie umkreist. Dann nähert sie sich, wiederum nach außen gebogen, dem Stirnrande und läuft diesem parallel. Vor der Glabella ver- einigen sich beide Nähte wahrscheinlich spitzwinklig. Die Augen sind verhältnismäßig groß. Der Rumpf setzt sich aus acht Segmenten zusammen. Spindel gewölbt, Dorsalfurchen deutlich ausgeprägt, einander parallel laufend. Spindelringe jederseits hinten in kleine Spitzen auslaufend. Die gefurchten Pleuren mondsichelartig endigend. Pygidium von einem Randsaum amgeben, hinten in einen langen aufgerichteten Dorn endigend. Achse etwa bis zu zwei Dritteln des Pygidiums nach hinten reichend. Gliederung der Seitenlappen nur schwach angedeutet. Verkommen. Im Griffelschiefer. Spechtsbrunn, Birkenheide. 14, /llaenus Loretzii v. FRıTSscH. (Taf. IV, Bie 2.0.4) 1901. /llaenus Loretzii,- v. Fritsch, Führer usw. S. 65, Tal X, .Bigls2 ; Hiervon hat v. FRıTscH nur ein schlecht erhaltenes Exemplar ohne Kopfschild abbilden können. Drei gut er- haltene Individuen lassen folgendes erkennen: Kopfschild, Thorax und Pygidium gleich lang. Gla- bella breit, Dorsalfurchen deutlich und lang. Gesichtsnaht in der Mitte der Wange beginnend, in leichtem nach außen geschwungenem Bogen bis zum Auge reichend, um den EHEN 245 Palpebrallobus umbiegend und dann auf kurzem Weg; rasch den Außenrand erreichend. ; Thorax zehngliedrig. Spindel und Pleuren annähernd gleich breit. Spindelringe mit feiner Ringelung in der Breite, die.sich auch auf die Achse des Pygidiums fortsetzt. Pleuren bis zum Knie quer geringelt, außerhalb des Knies längs gerillt. Achse ein Drittel der Länge des Pygidiums ein- nehmend. Vorkommen. Im Griffelschiefer. Spechtsbrunn, Königsthal, Birkenheide. 15. /llaenus sp. Wird in der Erläuterung zu Blatt Spechtsbrunn ge- nannt. | 16. Calymene pulchra BARR. (Taf. IV, Fie. 6.) 1846. Calymene pulchra, BARRANDE, Not. prelim. S. 27. 1846. Calymene pulchra, BryrıcHh, Untersuchungen über Trilo- Biten, II, S. 26, Taf. U, Fig. 6. 723 1852. Calymene pulchra, BARRANDE, Syst..Sil. I, 1, S. 57, Mat. XIX. ae 1856. Calymene pulchra, BARRANDE, Foss. de Rokitz. Bull. Soc. Geol. France, XIII. & 1872. Calymene pulchra, BARRANDE, Syst. Sil. I, Suppl. S. 36, Taf, XVI. 1872, Calymene sp., RICHTER, Untersilurische Petrefakten aus Thüringen. Diese Zeitschr., Bd. 24, S. 78, Taf. IV, Fig. 1. Von dieser Art liegen zwei Exemplare aus der Samm- lung LurHArpr vor. Ein Abdruck zeigt das ganze Tier mit Ausnahme.der weggebrochenen Wangenstacheln. Deut- lich sind die tiefen Dorsalfurchen beiderseits der gewölbten Glabella zu erkennen, sowie deren charakteristische Er- weiterung im hinteren Teil (s. BryricH#H). Die hinteren und mittleren Seitenfurchen sind tief eingeschnitten. Nacken- furche deutlich. Zwischen der Stirn der Glabella und dem Randwulst eine Vertiefung. Gesichtsnaht in den Wangen- stacheln beginnend und mit nach außen konvexem Bogen zum Auge einbiegend,' von da leicht nach außen gebogen sich zum Vorderrand ziehend. Augen klein. Reste der zu einem Stachel ausgezogenen Wangenecken sind noch erkennbar. Der Thorax besteht aus dreizehn Segmenten, srößte Breite der gewölbten Achse beim vierten Segment. ‘Achse etwas breiter als die Pleuren, wie das Rıchter und Barkr- ANDE beschreiben. Ihre Angaben treffen auch im übrigen zu. 246 Pygidium kleiner als das Kopfschild. Acht Segmente erkennbar. Das von RICHTER beschriebene Exemplar kann wohl ohne Zweifel ebenfalls hierher gestellt werden. Vorkommen. In Böhmen: BAarrAnDEs Stufe Dd2, Dqad3, Dd4. In Thüringen: Griffelschiefer. Birkenheide. IV. Oberer Erzhorizont. ' Aus dem Chamosit und Thuringit sind trotz des jahr- hundertelangen Bergbaus bis vor kurzem nur ganz verein- zelt Fossilien bekannt geworden. Alle diese Reste waren so geringfügig und so schlecht erhalten, daß eine einwand- freie Bestimmung und erst recht eine stratigraphische Aus- wertung unmöglich war.. Um so verdienstvoller ist es, daß Herr Betriebsführer KNAUER, die von ihm in der Schmiede- felder Grube entdeckte Fauna horizontmäßig sammelte und der wissenschaftlichen Bearbeitung zugänglich machte. Eine kurze Notiz darüber veröffentlichte Hzss v. WICHDORFF!?). Seine Faunenliste wird durch neuere Funde bedeutend ver- srößert. Die bis heute bekannten Fundpunkte von Fossilien im _ Oberen Erzhorizont sind folgende: 1. Schmiedefeld; 2. Ober- Gölitz; 3. Marksberg bei Lobenstein; 4. Reichenfels, Blatt Weida; 5. Breiter Berg bei Saalfeld. Am Reichenfels am Südrand von Blatt Weida fanden sich Brachiopodenschalen, im Hauptquarzit. Alle anderen Fossilien stammen aus dem Erzlager selbst. Eine noch genauere Horizontbestimmung ist bei Schmiedefeld möglich. Der Obere Erzhorizont gliedert sich dort folgendermaßen: Lederschiefer | I. Chamositlager , Hauptquarzit Oberer Erzhorizont 2 \ II. Chamositlager Griffelschiefer Eine Fossilführung ist bisher nur im ersten Chamosit- lager festgestellt worden. Sie beschränkt sich auf zwei Horizonte. Der Obere Fossilhorizont befindet sich im hangendsten Teil des ersten Chamositlagers, dicht an der Grenze des Lederschiefers, ist etwa 6—8 cm mächtig und leicht kenntlich an der löcherigen Beschaffenheit des Erzes, die durch Auslaugung von Organismenschalen entstanden ist. Der Untere Fossilhorizont dagegen liegt im 10) Diese Zeitschr, 63, 1911, Briefl. Mitt. 8. 155. Fe 247 gleichen Lager an der Grenze zum Hauptquarzit. In der untersten Partie des Erzes liegen regellos verstreut die in meiner Arbeit über die untersilurischen KEisen- erze beschriebenen Phosphoritkonkretionen. Die organi- schen Reste treten fast nur im Innern dieser Kionkretionen auf. Ausdem Unteren Fossilhorizontsind aus- schließlich Konularien bekannt geworden, die gesamte übrige Fauna stammt aus dem Oberen Fossilhorizont, in dem Conularia fast fehlt. Die Konularien sind in den Phosphoriten meist gut erhalten, während die: übrige Fauna größtenteils in Bruchstücken vorhanden ist. Daß sich trotzdem noch viele gute Exemplare finden, ist ein Beweis für die Reichhaltig- keit der Fossilbank. Die Schalen sind offenbar vor der Einbettung in stark bewegtem Wasser aufbereitet worden. Häufig sind Steinkerne oder Abdrücke, besonders bei den Schnecken. Die Fossilien selbst bestehen aus einem ganz dichten Erz, Unter dem Mikroskop erscheinen sie als eine äußerst feinkörnige, graue Masse, in der nur ganz verein- zelt die olivgrünen Chamositooide liegen. Die chemische Zusammensetzung ergibt sich aus den folgenden Analysen. Der Phosphorgehalt hält sich in denselben Grenzen wie im fossilleeren Chamosit, während der Kalkgehalt wesent- lich höher, der Eisengehalt geringer ist. Kopfstück eines Steinkern Illaenus einer Schnecke era u‘: 27,00 . 0 DE 0,88 0,42 CENO) Se 5,97 37 Von besonderem Interesse ist das Profil des Oberen Fossilhorizonts im Ostfeld. Während im Westfeld die Fos- silien in einer etwa 6—8 cm mächtigen löchrigen Bank liegen, die den höchsten Teil des Erzlagers darstellt und direkt vom Lederschiefer überlagert wird, konnte im Ostfeld folgendes Profil aufgenommen. werden: Lederschiefer 0,10 m Graue Aschenschicht 0,02—0,04 m Fossilbänkchen, besonders reich an Stein- kernen von Schnecken 0,30—1,00 m Erz mit Phosphoritkonkretionen Liegendes: Chamosit ohne Phosphorit. 248 Die „Aschenschicht“ wird durch eine graue, zerreibliche Masse dargestellt, die sich aus locker verbundenen ver- schiedenartigen Elementen zusammensetzt. Beim Ausschläm- men erhält man einige 1—2 cm große scharfkantige Stücken von Erz und kleinere traubige Gebilde, die sich aus winzigen Quarzkriställchen, mit oft freien Endflächen zusammensetzen, in deren zahlreichen kleinen Hohlräumen man bei starker Vergrößerung Arsenkies und Pyrit erkennt. Beides liegt in einem Sand, dessen 1—2 mm große Komponenten haupt- sächlich aus kleineren Quarzkristallaggregaten gebildet werden, zwischen denen freie Chamositooide in größerer An- zahl, Splitter von Pyrit und Arsenkies in einzelnen Exem- plaren liegen. Die Hauptmasse sammeit sich aber als feine Trübe, die nur bei sehr starker Vergrößerung als feinster Quarzstaub erkannt werden kann. Auch das unter der Aschenschicht liegende fossil- führende Bänkchen zerbröckelt oft leicht, besonders in berg- feuchtem Zustand. Von den Schnecken fanden sich Tast nur Steinkerne. Tabulata. 1. Favosites sp. ZIMMERMANN (Frl. zu Bl. Lobenstein, S. 22) erwähnt einen kleinen Zweig von Favosifes aus dem Thuringit vom Marksberg bei Lobenstein. Cystoidea. 2. Echinosphaerites quaerendus BARRr. (ten \, Pie: 22) 1887. Echinosphaerites quaerendus, BARRANDE, Sy st. Sil., Bd. VII, I, S. 156, Taf. X VI, Fig. 24—28. 1899. Caryocystites confortatus, BARR. in JAEKEL, Stammesge- schichte der Pelmatozoen I, S. 330. Die vorliegenden Exemplare mehr oder weniger ver- drückt, allgemeine Gestalt rundlich. An Steinkernen, die von BARRANDE beschriebene charakteristische Innenfläche der Stereothek gut erkennbar. Theka aus irregulär ‚angeordneten fünf- bis siebenseitigen Täfelchen zusammen- gesetzt; hier und da kleine vierseitige oder besonders große, etwas rundlich erscheinende Täfelchen dazwischen, wie sie auch BARRANDE, Taf. XVI, Fig. 24 abbildet. Jedes Täfel- chen zeigt zahlreiche konzentrische Anwachsstreifen, die seiner Umgrenzung parallel laufen. Auf den Täfelchen un- regelmäßig verteilte Poren in wechselnder Zahl. Wo die Epithek erhalten ist, verdeckt sie die Poren völlig. Auch 249 hier sieht man deutlich die kräftigen konzentrischen An- wachsstreifen, und die Oberfläche steigt entlang diesen Linien vom Rand nach der Mitte an. Die Basis besteht aus fünf Platten, die flach ansetzen und sich nach der Mitte auf- wölben. Im Zentrum befindet sich eine Öffnung. Der flache Teil ist mit einigen Poren besetzt. Die Platten bilden ein -Fünfeck, durch dessen Seiten die Nähte gehen. Mund- und Afteröffnung an den vorliegenden Exemplaren nur undeut- lich erhalten. Nicht sehr selten findet man Reste von Stielen oder ein- zelnen Gliedern. Sie sind -meist als „Schraubensteine“ er- halten und besitzen einen sehr weiten Zentralkanal. Durch- messer des gesamten Stiels 1,6 mm, des Zentralkanals 1,2 Millimeter, Länge nicht über 4 mm, dann sechsgliedrig. Da Krinoidenreste aus dem Chamosit unbekannt sind, ge- hören diese Stiele wohl ebenfalls zu Echinosphaerites quae- rendus. JAEKEL hat Zchinosphaerites quaerendus BARR. mit Caryocystites confortatus BARR. vereinigt. Dagegen spricht aber die größere Zahl und die unregelmäßige Verteilung, Größe und Form der Tafeln. Ich möchte deshalb die Tren- nung,beibehalten und Zchinosphaerites quaerendus, solange kein einwandfreies Material vorliegt, auch noch nicht zu Caryocystites stellen. Es bestärkt mich darin, das aus dem Lederschiefer vorliegende Material (s. dort). Vorkommen. In Thüringen: Oberer Erzhorizont, erstes Lager, Oberer Fossilhorizont. Schmiedefeld. In Böh- men: Stufe Dd 4. | 3. Caryocystites sp. (EVA Re Ein Abdruck liegt vor, der nach JAEKELsS Diagnosen wohl am besten zu Caryocystites gestellt wird. An ihm sind die Porenrauten sehr gut erhalten. Von einem Poren- kanal scheinen mehrere Porengänge auszugehen. Zuweilen verzweigen sich stärkere Porengänge in mehrere schwächere. Die Zahl der Porengänge beträgt vier bis neun und ist ab- hängig von der Seitenlänge des Täfelchens. Der Mittel- teil des Täfelchens bleibt frei von den Porenrauten. Im Zentrum befindet sich eine große Pore, zuweilen umgeben von mehreren kleinen. Die fünf- bis achteckigen Täfelchen sind durch schmale scharfe Furchen getrennt. Vorkommen. In Thüringen: Oberer Erzhorizont, erstes Lager, Oberer Fossilhorizont. Schmiedefeld. 250 4. ?Craterina sp. In der Sammlung der Geologischen Landesanstalt in Berlin befindet sich aus einem thuringitischen Quarzit des Oberen Erzhorizonts südlich von Lobenstein (zwischen Lichtenbrunner- und Marksberg) ein Abdruck, der zu Crate- rina za gehören scheint. Vermes. 5. Arenicolites didyma SALr. Diese Ausfüllungen von Wurmröhren werden in den Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte aus dem Haupt- quarzit von folgenden Kartenblättern erwähnt: Gefell, Hirsch- berg, Lobenstein, Weida, Lössau, Schleiz, Saalfeld. Am Mühl- berg bei Saalfeld zusammen mit Scolithes, bei Oberböhms- dorf (Bl. Lössau) mit Palaeocorda. | Brachiopoda. 6. Discina sp. (oder Obolus sy. Brachiopoden aus der . Verwandtschaft der Disciniden oder Oboliden fanden sich im Bahneinschnitt an der Halte- stelle Reichenfels am Südrand des Blattes Weida (Erl. zu Bl. Weida, S. 22). a 7. Orthis notata BaRR. 1879. Orthis notata, BARRANDE, Syst. Sil. du centre de la Boheme, Bd. V, Taf. 66, 12 Die meisten Exemplare von Orthis können zu dieser von BARRANDE trefflich abgebildeten Form gestellt werden. Schloßrand gerade und lang. Stielklappe gewölbt, in der Mitte etwas kielförmig gehoben. Brachialklappe fast flach mit schwachem Sinus. Verhältnis von Breite: Höhe gleich 9: 8. Skulptur der Schalen aus scharf ausgeprägten Rippen bestehend, die sich fächerförmig ausbreiten und sich häufig gabeln. Die inneren Rippen ziemlich gerade, die äußeren nach außen leicht gebogen. Anwachsstreifen sehr: scharfe Stufen bildend, was für flaches und stark bewegtes. Wasser spricht. Vorkommen. In Böhmen: Dd2, Dd4 Dd5. In Thüringen: Oberer Erzhorizont, erstes Lager, Oberer Fossil- horizont. Schmiedefeld. 8. ? Orthis cf. testudinaria DALm. Wird von Gümser (Fichtelgebirge S. 415) von Ober- Gölitz erwähnt, wo sie in dem kalkigen Eisenerz vor- 251 kommen soll. Es gehört dieses Erzlager dem Oberen Erz- horizont an, nicht, wie GÜMBEL irrtümlich angibt, dem unteren. Vorkommen. In England: Llandeilo, Caradoc, Llan- dovery. In Böhmen: Dd5. Ur Orbhis. sp: Außer diesen bestimmbaren Arten sind unbestimmbare Reste von Orthis noch aus dem Erzlager des Oberen Hori- zonts am Marksberg bei Lobenstein (ZIMMERMANN, Erl. zu Bl. Lobenstein, S. 22) bekannt geworden. Gastropoda. | Die Gastropoden sind meist als Steinkerne erhalten, so daß eine Bestimmung nur in seltenen Fällen möglich ist. Sie gehören zu den häufigeren Fossilien und finden sich nicht selten in größerer Individuenzahl beisammen. 10. Staurospira vermiculosa BARR. 1903. Holopella vermiculosa, 'BARRANDE, Syst. Sil. IV, I, Tab. 63, 1-5. 1907. Staurospira vermiculosa, ebenda, IV, II, S. 305, Tab. 106, 5—17. Einige Exemplare können wohl mit Recht hierhin ge- stellt werden. Schale stumpf kegelförmig. Windungen all- mählich an Durchmesser zunehmend, etwas breiter als hoch. Nabel sehr deutlich. Die ungleich großen Anwachs- streifen, wie sie in BARRAnDE IV, II, Fig: 229 abgebildet worden sind, sind sehr deutlich und deuten wohl auf flaches Wasser. Vorkommen. In Böhmen: Dd4. "In Thüringen: Oberer Erzhorizont, erstes Lager, - Oberer Fossilhorizont. Schmiedefeld. 1}. Staurospira longior BARR.? 1907. Staurospira longıor in BARRANDE, Syst. Sil. IV, IL, S. 306, Taf. 109, II, 1—6. Eine Anzahl von Individuen besitzt große Ähnlich- keit mit Steinkernen von Sfaurospira vermiculosa BARR., nur ist die Schale höher gebaut. Sie gehören vielleicht zu Staurospira longior. Vorkommen. In Böhmen: Dd5. In Thüringen: Oberer Erzhorizont, erstes Lager, Oberer Fossilhorizont. Schmiedefeld. 252 12. Pleurotomaria sp. Reste von Pleurotomariiden finden sich sehr häufig, sind jedoch meist nur Steinkerne, so daß eine Bestimmung nicht möglich ist. An einem Exemplar war deutlich das Schlitzband zu erkennen und ein Teil der Basis, die körnige Skulptur besaß. Doch konnte auch dieser geringe Rest nicht genauer bestimmt werden. 13. Gastropodenreste. Steinkerne von Schnecken, die: Ähnlichkeit mit den Schmiedefelder Exemplaren haben, aber für eine Bestim- mung zu schlecht erhalten sind, fanden, sich bei einem Schurf der Maximilianhütte am hinteren Breiten Berg bei Saalfeld. 14. Ayolithes striatulus Barr. 1847. Pugiunculus striatulus, BARRANDE, N. Jahrb. f. Min. usw., Bd. V, 8. 557. 1867. Hyolithes striatulus, BARRANDE, Syst. Sil., Boh. III, S. 92, e Taf. XII, Fig. 42—50. 1891. Fyolithes striatulus, Barr. in Novak, Revision der Pa- laeozoischen Hyolithiden Böhmens. Abhandl. d. k. böhm. Gesellschaft d. Wissensch., VII. Folge, 4. Bd. Zwei Hyolithenreste können hierhin gestellt werden. ‚Sie sind als Abdruck und .Steinkern erhalten, die Schale ist weggelöst. Im Abdruck des besser erhaltenen Exem- plars ist eine feine Querstreifung zu erkennen. Gehäuse gerade gestreckt, Querschnitt nicht mehr deutlich durch Zusammenpressung der Schale infolge tektonischer Beein- flussung. Kammerung nicht erkennbar. Vorkommen. In Thüringen: Oberer Erzhorizont, erstes Lager, Oberer Fossilhorizont. Schmiedefeld. In Böh- men: Stufe Dd 4. ; REN) Conulariidae. Die Konularien beschränken sich, wie gesagt, fast aus- schließlich auf den Unteren Fossilhorizont. Sie liegen meist im Innern von Phosphoritkonkretionen und sind dann oft vorzüglich erhalten. Seltener sind Bruchstücke, die vom Erz umschlossen werden. Auch bei diesen ist das Innere von Phosphorit erfüllt. Die Phosphoritbildung geht dem- nach vom Inneren der Schalen aus, und erst wenn der Hohlraum erfüllt ist, wird auch das Äußere umhüllt. Leider bieten die Konularien keine stratigraphische Vergleichsmöglichkeit. Nur eine Art, Conularia fecunda BARR. aus den Stufen Dd4 und Dd5 Böhmens, konnte 253 Pe a Fig. 1. Schematische Darstellung der bei den Konularien verwendeten Bezeichnungen, - a = Apex, a — Apicalwinkel, k = Kartenfurche, m = Medianfurche. 254 wieder erkannt werden. Mit den böhmischen Konularien ergaben sich sonst keine Vergleichspunkte; vielleicht des- halb, weil der betreffende Band des Werkes von BARRANDE stark veraltet ist. Die bei der Besprechung der einzelnen Arten benutzten Bezeichnungen mag die schematische Heut Abb. 1 veranschaulichen. 15. Conularia fecunda BARR. (Taf. V, Fig. 4.) 1855. Conularia fecunda, BARRANDE, Bull. Soc. geol. XII, S. 447. 1855. Conularia fecunda, BARRANDE, N. Jahrb. f. Min. usw., Bd. XXVI, S. 388. 1867. Conularia fecunda, BARRANDE, Syst. Sil., Bd... IE, 1,8038, Taf. VIII-XIV. Schale dünn, Breite allmählich zunehmend. Querschnitt nicht erhalten. Kantenfurche scharf und tief. Medianfurche scharf, weniger tief. Zwischen beiden eine schwache, aber deutlich sichtbare, in gleicher Richtung verlaufende Ver- tiefung. Mündung und Apex nicht erhalten. Länge des vorliegenden besten Stückes 6—7 cm. Breite der Fläche oben etwa 2 cm, unten 1,2 cm. Seitenflächen eben. Die wenigen vorliegenden Individuen sind schlecht er- halten. Die von BARRANDE abgebildete feine Skulptur ist nicht zu erkennen. Trotzdem können die vorliegenden Exem- plare nur mit Conularia fecunda verglichen werden. Die Sekundärfurchen sind äußerst charakteristisch. Das beste Exemplar liegt in einer Phosphoritkonkretion völlig zu- sammengepreßt. Es ist dabei von Interesse, daß bei der Zu- sammenpressung die Schalen nicht zerbrochen sind, son- dern sich umbogen und zusammenfalteten, ohne zu zer- reißen. Die eine Umbiegungsstelle verläuft etwa 2 mm neben einer Kante, die andere zwischen Kante und Median- furche der benachbarten Fläche. Auf die große Festig- keit und Elastizität der Schalen dieser Art weist auch BARRANDE hin. Ähnliche Beobachtungen machte OsswAup!!) an mesozoischen Konularien. Die Widerstandsfähigkeit ist auf die außerordentliche Dünne der Schalen zurückzu- führen, deren Elastizität noch dadurch gesteigert wird, daß Chitinschichten an ihrer Zusammensetzung stark beteiligt sind. OsswArD stellte nämlich bei 0,1—0,3 mm dicken - Schalen im Querschnitt drei Zonen fest: eine äußere, gleich- mäßig 0,04 mm dicke Chitinschicht, eine Prismenschicht 11) OsswArD, Mesozoische Konulariiden. Zentr-Bl. f. Min. usw. 1918, S. 337—344. 255 aus phosphorsaurem Kalk und eine innere Chitinschicht. — Die Zusammenpressung unseres Exemplars muß vor Ent- stehung der Phosphoritkonkretion vor sich gegangen sein. Vorkommen. In ‚Thüringen: Oberer Erzhorizont, erstes Lager, Unterer Fossilhorizont. Schmiedefeld. In Böh- men: Dd4 und Dd5. 16. Conularia thuringa n. sp. (Taf. V, Fig. 3.) Schale dünn, Seitenflächen eben, Querschnitt nahezu quadratisch, Länge : Breite ‘gleich 6:5. Je zwei gegenüber- liegende Flächen einander gleich. Apikalwinkel ziemlich spitz: an der breiteren Fläche 11°, an der schmäleren etwa 9°. Medianfurche nur am Steinkern angedeutet, auf der Schale fehlend. Entlang ihrer Linie sind die Schalen zuweilen geknickt. Kantenfurchen vorhanden, breiter als tief. Mündung und Apex nicht erhaiten. Die. Skulptur besteht aus feinen Leisten, die leicht wellenförmig gebogen, quer über die Schale ziehen. Wenn wir die nach dem Apex gebogenen Teile als Wellentäler, die nach der Mündung gebogenen als Wellenberge bezeichnen, so beginnen die Leisten auf der Seitenfläche jederseits mit einem. flachen Wellental. Beide vereinigen sich in der Mitte zu einem Wellenberg. Auch an der Kantenfurche biegen die Leisten leicht nach dem Apex aus, gehen aber ohne Unterbrechung über die Kante hinweg. Die Oberfläche der Querleisten steigt von hinten langsam an und fällt vorn steil ab; da der Vorderrand im kleinen einen gezackten Verlauf nimmt, entsteht so eine dachziegelähnliche Skulptur. Diese Skulptur ist nur an besterhaltenen Schalen zu erkennen. An weniger gut erhaltenen Stellen erscheinen die Quer- leisten höckerig und warzig, ihre Oberfläche ist an sich schon rauh. Vergleicht man die Querleisten miteinander, so verlaufen die Zacken genau parallel, so daß vorspringende und rückspringende Ecken immer zusammenfallen. Die Querleisten liegen eng nebeneinander. Auf 5 mm Länge wurden 25—30 gezählt. Die Zahl der Zacken am Vorder- rand der einzelnen Leisten beträgt durchschnittlich 20 auf 5 mm. Dimensionen: Das größte erhaltene Exemplar, bei dem jedoch Apex und Mündung fehlen, mißt etwa 5 cm in der Länge, die breitere Seitenfläche oben 12 mm in der Breite. 256 Erhaltungszustand: In Phosphoritkonkretionen meist körperlich erhalten, selten verdrückt. Ein Individuum be- sitzt gleichmäßig konkav eingebogene Seitenflächen und schien zunächst der Conularia munita BARR. aus der Stufe Dd2 nahe zu stehen. Es unterschied sich aber von ihr durch das Fehlen der Medianfurche, durch den Querschnitt, der bei Conularia munita breiter ist, (Verhältnis der Seiten 3:4), durch die Skulptur der Schale und die mehr ge- schwungenen Querlinien. Da außer den konkaven Seiten- flächen alle Merkmale, insbesondere Dimensionen, Apikal- winkel und Skulptur völlig mit C. fhuringa übereinstim- men, wurde dies Exemplar ebenfalls dorthin gestellt. Die Einbiegung der dünnen Schalen dürfte erst nach dem Tode des Tieres erfolgt sein. Vorkommen. In Thüringen: Oberer Erzhorizont, erstes Erzlager, Unterer Fossilhorizont. Schmiedefeld. Ein kleines Bruchstück fand sich zusammen mit Trilobiten- resten auch im Oberen Fossilhorizont, als der einzige bis- her daraus bekannte Rest einer Conularia. 17. Conularia latecostata n. sp. (Taf. V, Fig. 7.) Nur unvollständig erhaltene Individuen. Schalen zu- sammengedrückt, Querschnitt nicht bekannt. Der aus der Verlängerung der Begrenzung einer Seitenfläche sich er- gebende Apikalwinkel beträgt etwa 30°. Kantenfurchen breit und deutlich. Medianfurche schwach, doch scheint an deren Stelle eine Schwächelinie vorhanden zu sein, da manche Schalen entlang dieser Linie leicht geknickt sind. _ Die Skulptur besteht aus Querrippen, die einen nach dem Apex offenen Winkel von 126° bilden. Während. die Breite der " Rippen sich auf der ganzen Schale gleich bleibt, nimmt ihr Abstand von einander vom Apex nach der Mündung hin bedeutend ab und übertrifft ihre Breite schließlich um ein mehrfaches. Er beträgt am Apex 1, mm, am vordersten erhaltenen Teil bis 1a mm. . Eine zwischen den Rippen. etwa vorhandene feinere Skulptur ist bei dem Erhaltungs- zustand der vorliegenden Exemplare nicht zu erkennen. Auf den Rippen sieht man bei starker Vergrößerung feine Längsfurchen. Der kontinuierlich nach der Mündung zunehmende und hier sehr breite Abstand der Rippen voneinander, das Fehlen der Medianfurche, der ziemlich stumpfe Apikalwinkel, 257 die kleinen Längsfurchen auf den sonst glatten Rippen sind Merkmale, die in ihrer Gesamtheit sich nirgends finden und deshalb zur Aufstellung einer neuen Art zwingen. Vorkommen. In Thüringen: Oberer Erzhorizont, erstes Chamositlager, Unterer Fossilhorizont, Schmiedefeld. 18. Conularia sp. Das Exemplar ist ziemlich vollständig, aber sehr schlecht erhalten. Länge etwa 6 cm. Querschnitt rhom- bisch, zwei zusammenstoßende Flächen bilden einen Winkel von 109 bzw. 71°. Seitenflächen eben. Spitzenwinkel 14°. Tiefe Kantenfurche, schwächere Medianfurche. Schale stark verwittert, Skulptur zerstört, nur Andeutungen von Quer- rippen erkennbar. Eine Bestimmung ist daher nicht mög- lich. Von Interesse ist das Individuum deshalb, weil das ganze Innere der Schale von Phosphorit erfüllt und die Phosphoritmasse aus der Öffnung herausgewachsen ist. Es geht daraus hervor, daß die Phosphoritbildung im Innern der Schalen beginnt und diese allmählich umkrustet werden. Trilobitiae. 19. Aeglina armata BARR. BE Rar I y eRIe06) 1872. Aeglina armata, BARRANDE, Syst. Sil., Bd. I, Suppl., S. 61, Taf. III, Fig. 14, Taf. XV, Fig. 16—19. 1880. Cyclopyge armata, NICHOoLSON-and ETHERIDGE, Mon. Silur. Foss, Girvan, Bd. III, S. 286, Taf. XIX, Fig. 5—8. 1884. Aeglina. armata, NOVAR, zur Kenntnis böhmischer Trilobiten (Beiträge zur Palaeontologie Oesterreichs), S. 35, Taf. XII, Fig. 12. 1899. Cyelopyge armata, MEm., Geol. Surv., Silur. Rocks Brit, Bd. I, Scotland, S. 517, 672, 688. 1904. Cyclopyge armata, REED, the lower Palaeozoic Trilobites of the Girvan district, Ayrshire. Palaeontographical Society, Bd. LVIN. Diese Spezies besitzt so charakteristische Merkmale, daß sie, wie schon BARRANDE hervorhebt, auf den ersten Blick von allen verwandten Formen unterschieden werden kann. Reste davon gehören zu den. häufigeren Fossilien’ im Chamosit. Glabella oval mit geradem Hinterrand. Nackenfurche nur schwach entwickelt. Auf der hinteren Hälfte der Glabella jederseits zwei deutlich ausgeprägte breite Quer- furchen. Stirn in eine kurze Spitze ausgezogen. Die Spitze scheint nicht der Rest eines abgebrochenen Stachels zu sein, sondern ist offenbar ganz erhalten. Zeitschr. d. D.:Geol. Ges. 1922. I 258 Die Genae sind durch eine breite Furche von der Gla- bella getrennt. Sie werden größtenteils von den Augen eingenommen, die eine außerordentliche Größe erreichen. Sie sitzen beiderseits auf der Außenseite der Glabella an, biegen nach der Unterseite um und gehen dort vollständig ineinander über, wie dies BARRANnDE Taf. XV, Fig. 18 ab- gebildet hat. Die gut erhaltenen Augenpolster setzen sich aus zahllosen sechsseitigen Grübchen zusammen. Die Genae selbst sind auf einen schmalen Streifen hinter den Augen beschränkt. Vom Rumpf sind bisher keine Reste im Chamosit auf- gefunden worden. Pygidium halbkreisförmig, rings von einem Randsaum umgeben, den eine deutlich ausgeprägte Furche abtrennt. Am geraden vorderen Rand ist ebenfalls eine breite Furche vorhanden, die sich jedoch mit der bogenförmigen Rand- furche nicht vereinigt. Achse ein Drittel der Gesamtbreite einnehmend. Sie ist durch Querfurchen, von denen zwei oder drei erkennbar sind, in 3—4 Teile zerlegt. Die vor- derste Querfurche ist am stärksten entwickelt. Die Achse reicht nicht bis zum Randsaum. Auch ihre Länge erreicht höchstens zwei Drittel des Pygidiums. Die. Seitenlappen besitzen nur ganz schwach angedeutete Radialfurchen. Zwischen Achse und Seitenlappen ebenfalls deutliche Furche vorhanden. Erhaltungszustand: Zusammenhängende größere Teile fehlen ganz. Glabella und Genae sind stets zerfallen und besonders abgelagert, so daß man S:ücke findet, die aus zahlreichen Glabellen bestehen und andere, die nur aus den Wangen mit den großen Augenpolstern zusammen- gesetzt sind. Der in viele Glieder zerfallende Rumpf ist vom Wasser völlig aufgearbeitet worden, während die aus einem Stück bestehenden Schwanzschilder häufiger zu finden sind. Der Erhaltungszustand deutet darauf hin, daß stärker bewegtes Wasser die Reste der abgestorbenen Tiere aufbereitet und sortiert hat. ‚Vorkommen. In Böhmen: Dd 5. In England: Whitehouse-Group, mittl. Caradoc. In Thüringen: Oberer Erzhorizont, erstes Lager, Oberer Fossilhorizont. Schmiede- feld. 20. /llaenus perovalis MURCHISON. 1839. /llaenus perovalis, MURCHISon, Silur. Syst, 8. 661, Taf. XXIII, Fig. 7. Bj 259 1854. /llaenus perovalis, MuURcHIson, Siluria, Taf. IV. Fig. 13 u. 14. 1854. I/llaenus perovalis, MORRIS, Cat. Brit. Foss. 2, Ausg., S. 110. 1866. /llaenus perovalis, SALTER, Mem., Geol. Surv., Bd. III, S. 256. 1867. /llaenus (Ectillaenus) perovalis, SALTER, Monogr. of the Bus Veilobse, Balaeontoer »Sociebyar BA RR ES 2 Taf. XXVI, Fig. 5-8. ‚1877, Illaenus (Ectillaenus) perovalis, WOODWARD, Cat. Brit. Foss,. Crust., S. 41. 1882. /llaenus perovalis, HoLm, Svensk. Art. Illaenus (Bih. K. vet. Akad. Handl., Bd. VII, Nr! 3), S. 47. 1904. I/llaenus cf. perovalis, REED, the lower palaeozoic Trilo- bites of Girvan. Palaeont. Soc., Bd. LVIII, S. 72, Taf. X, Fig. 12. Kopfschild mäßig gewölbt, halbkreisförmig. Dorsal- furchen kurz, gerade. Schale glatt. Pygidium ebenfalls mäßig gewölbt, kurze "Achse, Umschlag ziemlich breit. Drei der vorliegenden Stücke stimmen gut mit den von SALTER, Palaeontogr. Soc. Bd. XX, gegebenen Ab- bildungen überein, während die Zugehörigkeit anderer, weniger gut erhaltener Siücke zweifelhaft ist. Vorkommen. In England: Llandeilo. In Thü- ‘ringen: Oberer Erzhorizont, erstes Lager, Oberer Fossil- horizont. Wenn /llaenus perovalis mit /llaenus transfuga BARR. identisch ist, würde er in Böhmen in der Stufe Dd5 vorkommen. 21. Jllaenus distinctus BARR. 1852. Illaenus distinctus, BARRANDE, Syst. Sil., Bd. I, S. 687, Taf. XXIX, Fig. 23 und 24. Vier Kopfschilder können ohne sel hierhin ge- stellt werden. Sie sind in der Mitte stark gewölbt und fallen nach vorn und den Seiten gleichmäßig ab. Die sehr kräftigen Dorsalfurchen bilden zwei Bögen, die sich im hinteren Teil etwas nähern und nach vorn allmählich von- einander entfernen. Sie reichen bis zum Stirnrand. Gla- bella höher als die Wangen, am Hinterrand etwas ein- gesenkt. Augen nicht zu erkennen. Vorkommen. In Böhmen: Stufe Dd 4. In Thü- ringen: Oberer Erzhorizont, erstes Lager, Oberer Fossil- horizont. 22. Illaenus sp. Von dieser Gattung liegen noch zahlreiche Exemplare vor, die wahrscheinlich nicht zu den beschriebenen Arten gehören, aber so schlecht erhalten sind, daß sie keiner anderen Art zugewiesen werden können. Sie erreichen IT 260 zum Teil bedeutende Größe. Das größte Kopfschild mißt 6 cm in der Breite. 23. Staurocephalus elongatus n. sp. (Taf. V, Fig. 5.) Von dieser neuen Spezies liegt nur ein Kopfschild vor, : aber in sehr guter Erhaltung. Die Glabella setzt sich aus zwei nicht ganz gleich langen Teilen zusammen, von denen der größere vor den Wangen, der andere zwischen den Wangen liest. Der hintere Teil ist schmal, tonnenförmig aufgewölbt und beiderseits von tiefen Furchen begrenzt. :. Der vordere Teil ist oval, stark ellipsoidisch: angeschwollen, dreimal so breit und bedeutend höher als der: hintere. Beide Teile sind durch eine Einsenkung voneinander getrennt, über deren Verlängerung der vordere Rand der Wangen nur wenig hinausreicht. Die Wangen sind ebenfalls stark aufgewölbt, in ihrem vorderen Teil jedoch außen etwas eingedrückt. so daß sie nach vorn schmaler werden. In der dadurch entstehenden kleinen Bucht sitzen wahrscheinlich die - Augen. Am Hinterrand des Kopfschildes verläuft eine deut- liche Nackenfurche. Ein auf der linken Seite erhalten ge- bliebener kleiner Rest deutet an, daß die Hinterecken in Hörner ausgezogen waren. Das ganze Kopfschild ist mit kleinen, unregelmäßig verteilten Warzen bedeckt. Verwandte Formen. Das vorliegende Exemplar steht dem Sfaurocephalus Murchisoni BArR. aus der Stufe E am nächsten. Die Unterschiede sind folgende: Bei Staurocephalus Murchisoni sind Glabella und Genae kugel- förmig aufgewölbt, bei S£. elongatus schmaler und etwas langgestreckt. Die bei S/. Murchisoni beiderseits ent- wickelten Querfurchen auf dem hinteren Teil der Glabella fehlen bei Sf. elongatus. Bei -St. globiceps PorTL. und St. unicus THoMmsSon aus dem englischen Caradoc sind die Wangen noch breiter als bei S?{. Murchisoni BARR. Vorkommen. In Thüringen: Oberer Erzhorizont, erstes Lager, Oberer Fossilhorizont. Schmiedefeld. . 24. Trilobitenreste. Außer den gut erhaltenen Schmiedefelder Trilobiten findet man unbestimmbare Reste noch an zwei anderen Stellen: GÜMBEL (,Fichtelgebirge“ S. 422) erwähnt sie aus dem kalkigen Eisenerz von Ober-Gölitz. Bei einem Schurf 261 der Maximilianshütte am hinteren breiten Berg bei Saal- feld im Jahre 1911 führte das Erz schlecht erhaltene Bruchstücke, unter denen große Augenpolster erkennbar waren. V, Lederschiefer. Aus dem Lederschiefer ist im Laufe der Jahre eine ganz ansehnliche Fauna zusammengebracht worden. Der Lederschiefer führt hier und da vereinzelte Gerölle, die sich durch eine ganz außergewöhnliche Festigkeit aus- zeichnen. Es handelt sich meist um Quarzite. Die An- nahme, daß wir ausschließlich Konkretionen vor uns haben!?), ist hinfällig, seitdem es ZIMMERMANN®) gelungen ist, gSlimmerreiche Sandsteine, konglomeratische Quarzite und Granite darunter nachzuweisen. Zum Teil können die Ge- rölle, und zwar die festesten, als Phosphorite bezeichnet werden. Die chemische Untersuchung eines solchen Stein- kerns von Echinosphaerites sp. ergab 5,4% Phosphorsäure. Das gleiche Stück wurde im’ Dünnschliff untersucht. Es erwies sich als quarzreich und ganz erfüllt von Fossil- resten, die sich großenteils als Zweischaler zu erkennen gaben. Die amorphe Phosphoritsubstanz war dazwischen regellos verteilt. In solchen Geröllen finden sich nun die Fossilien, liegen demnach auf zweiter Lagerstätte und können strati. graphisch nur insofern verwertet werden, als sie sämtlich aus Schichten stammen müssen, die älter sind als der sie beherbergende Lederschiefer. Es sind bisher nur zwei Reste gefunden worden, die bestimmt im tieferen Silur in Thüringen vorkommen: Echinosphaerites quaerendus BARR., eine häufige Erscheinung im Lederschiefer, ließ sich auch im Oberen Erzhorizont nachweisen. Das Pygidium einer Ogygia, das aus dem Lederschiefer von Eyba stammt, gleicht vollständig. einem Pygidium aus den Phycoden- schichten von Wallendorf. Wir kommen damit auf die schwierige Frage nach der Heimat der Fossilien und der Ge- rölle überhaupt. Außer den beiden genannten Arten ist die Fauna des Lederschiefers nirgends auf primärer Lager- stätte beobachtet worden. Andererseits handelt es sich 12) LoORETZ, Über Echinosphaerites und einige andere orga- nische Reste aus dem Untersilur Thüringens. Jahrb, d. Preuß. Geol. Landesanst. 1883. 13) ZIMMERMANN, Gerölltonschiefer im Untersilur Thüringens. Diese Zeitschr., 1914. ausschließlich um untersilurische Formen, die in unserem Gebiet gelebt haben müssen. Nach dem vorliegenden Be- fund kann nur folgende Erklärung gegeben werden: Die Fauna des Untersilurs muß nach allen Eigen- schaften der sie beherbergenden Sedimente in einem flachen Wasser gelebt naben. Ihre Reste müssen nach den Ge- setzen zur Ablagerung gelangt sein, die wir in heutigen Flachmeeren beobachten, über die sich JoH. WEIGELT!) mehrfach verbreitet hat. Besondere Organismenanreiche- rungen finden sich im Bereich von Ebbe und Flut an der Küste. Hier entstandene Fossilbänke müssen im Leder- schiefer wieder zerstört und aufgearbeitet worden sein. Nur das Widerstandsfähigste blieb erhalten und findet sich heute auf zweiter Lagerstätte im Lederschiefer. Wie ich in meiner Arbeit über die untersilurischen Eisenerze nach- gewiesen habe (Jahrb. d. Halleschen Verbands, Bd. 4), lag die Küste im Untersilur nicht weit im Westen. Dort müssen die älteren, bereits im Lederschiefer. abgetragenen fossilführenden Untersilursedimente ursprüng- lich vorhanden gewesen sein. Dazu paßt auch die Fest- stellung ZIMMERMANNS?), daß die grobkörnigen Quarzit- _ gerölle im Lederschiefer auf den Langenberg bei Amt Gehren zu beziehen sind. Und damit stimmt schließlich auch die Verbreitung der gerollten Fossilien überein. Sie finden sich nämlich hauptsächlich im Westen, bei Saal- feld, Eyba, Meura, Gräfenthal und nehmen nach Osten ab. Bei Lehesten werden die Funde seltener, und aus dem östlichen Teil unseres Gebietes ist mir noch nichts bekannt geworden. Verschiedenes. Anthozoen ? Bryozoen Crustaceenreste ? Favosites sp. Wird in der Erläuterung zu Blatt Lobenstein vom Marksberg angeführt. | Siehe LoRETZ, Jahrb. d. Preuß. | Geol. Landesanst. 1883. I 14) WEIGELT, JoH., Geologie und Nordseefauna. Steinbruch, 1919, Heft 33—36. — Die Flachmeersäume und die Gesetzmäß’ gkeit ihres geologischen Baues. Diese Zeitschr., 72, 1920, Monatsber., Ss. 274—279. 15) ZIMMERMANN, a. a. O.,S. 271. 263 Cystoidea. 5. Echinosphaerites quaerendus Barr. Eine Beschreibung der Art wurde schon im vorher- gehenden Kapitel gegeben. Echinosphaeriten finden sich im NLederschiefer noch am häufigsten, meist jedoch in schlechtem Erhaltungszustand. Manche Exemplare scheinen dem Echinosphaerites aurantium nahezustehen. Wo eine sichere Bestimmung durchgeführt werden konnte, handelte es sich stets um Echinosphaerites quaerendus Barz. Einige in der Literatur anders benannte Cystoideen scheinen eben- falls hierher zu gehören, nämlich der von GÜMBEL!I‘) be- schriebene und abgebildete Glyptosphaerites areolatus GüMme. von Gräfenthal, der später auch von Blatt Lehesten erwähnt wird, und vielleicht die von Lorrrz!?) als Echino- sphaerites aff. aurantium Aut. beschriebenen Exemplare. Die zuweilen erwähnten ‚„Crinoidenstielglieder‘ sind ver- mutlich Stielglieder von Echinosphaerites. JAEKEL!®) hat Fchinosphaerites quaerendus BARR. zu Caryocystites. gestellt. Nun sind zweifellos eine Anzahl der bisher aus dem Thüringer Silur als Echinosphaerites bezeichneten Cystoideen als Caryocystites anzusprechen. Doch fanden sich wiederum einige gut erhaltene Exem- plare, die bestimmt nicht die Merkmale von Caryocystites (große, ziemlich regelmäßige Tafeln, sternförmige Poren- leisten) zeigen und dabei so gut mit Echinosphaerites quaerendus BARR. übereinstimmen, daß die Art doch auf- rechterhalten werden soll. 6. Caryocystites confortatus Bass 1887, Echinosphaerites confortatus, BARRANDE, Syst. Sil., Ba. VII, S.153, Taf. XVI, Fig. 21—23. 1899. Caryocystites confortatus in JAEKEL, Stammesgeschichte der Pelmatozoen, S. 330. Von Echinosphaerites quaerendus BARR. durch größere Regelmäßigkeit der Platten und durch das bei guten Exemplaren beobachtete Vorhandensein von Sternrippen deutlich verschiedene CUysteideen können mit dieser Spezies verglichen werden. Vorkommen. In Böhmen: Stufe Dd4 In Thürin- gen: Im Lederschiefer bei Eyba. 16) „Fichtelgebirge“, S. 452. 17) LoRETzZ, a. a. O. 18) JABKEL, Stammesgeschichte der Pelmatozoen. . 264 7. Caryocystites Helmhackeri BARR. 1887. Orocystites Helmhackeri, BARRANDE, Syst. Sil., Bd. VIL I, | S. 168, Taf. VII u. VII. 1896. Orocystites Helmhackeri, in HAECKEL, Amphozuieen und Cystoideen. S. 57, Fig. 4. 1899. Caryocystites Helmhackeri, JAEKEL, Stammesgeschichte der Pelmatozoen, I, S. 330, Taf. IX, Fig.7 u. X, Fig. 1-3. 1899. Caryocystites Helmhackeri var. Thuringıae, JAEKEL, ebenda, S. 330, Taf. VIII, Fig. 22. Von den beiden bisher bekannt gewordenen Resten stammte das von JAEKEL abgebildete Exemplar aus dem Lederschiefer von Döschnitz, Das zweite, in Halle befind- liche Exemplar soll am Lohmen bei Eichicht als Geröll, wahrscheinlich in den dort‘ erhaltenen Saaleschottern, ge- funden worden sein. Seine Herkunft ist also nicht mehr zu ermitteln. Dazu kommen einige neue Reste von Hohen- eiche, Eyba und Gräfenthal. Sie zeigen die von BARRANDE beschriebenen wesentlichen Merkmale: Platten ziemlich groß, 5—beckig, in der Mitte aufgewölbt, sternförmig ausstrah- lende Porenleisten. Die zwischen ihnen entstehenden Drei- ecke durch zahllose feine, den Rippen parallel gehende Linien ausgezeichnet. Mundöffnung und After aufragend. Bei besser erhaltenen Exemplaren sind die Radialleisten nicht so schmal, wie sie bei den bisher bekannten schlech- teren Resten erscheinen. Die aus diesem Grund aufge- stellte var. Thuringiae JARKEL kann deshalb nicht auf- recht erhalten werden??). Vorkommen. In Böhmen: Stufe Dd4. In Thü- ringen: Als Geröll im Lederschiefer von Döschnitz, Hohen- eiche, Eyba und Gräfenthal. 8. Caryocystites granatum W AHLENBERG. 1818. Echinosphaerites granatum, WAHLENBERG, Acta Soc. Upsal, VIII, 53. 1837. Sphaeronites testudinarius, HısınGer, Lethaea Suecica, Ss. 92, Taf. XXV, Fig. 9a. 1844, Caryocystites granatum, L. v. BucH, Über COystideen. a handl. d. Kgl. Akad. d. Wissensch. z. Berlin. 1878. Caryocystites granatum, ANGELIN, Iconographia milen- rum, 8. 29, Taf. XII, XII, XIV. 19) Die Zugehörigkeit zu Caryocystites Heimhackerı BARR. wird zur Gewißheit durch ein besser erhaltenes Exemplar von Eyba aus der Sammlung der Geolog. Landesanstalt in Berlin, das mir durch die Liebenswürdigkeit von Herrn Dr. DIEnsT noch recht- zeitig zugeht. Neben den breiten Radialleisten auf dem Steinkern zeigen sich die in den gleichen charakteristischen Reihen wie bei BARRANDE angeordneten Tuberkeln. 265 1896. Aleliocystis granatum, Hascker, die Amphorideen und Cy- stoideen. Festschrift f. KARL GEGENBAUR. Diese Spezies ist leicht an der kleinen Theka und der verhältnismäßig geringen Zahl der Thekaltafeln zu er- kennen. An den mir vorliegenden Individuen von Gebers- dorf sind die aufragenden Mund- und Afteröffnungen gut sichtbar. Vorkommen. In England: Caradoc. In Thüringen: Als Geröll im Lederschiefer von Gebersdorf. 9. Caryocystites cf. ballicus EICHWALDT. Einige ovale Caryocystiten lassen sich am besten mit dieser Art vergleichen, wobei bemerkt sei, daß die Be- stimmung bei dem schlechten Erhaltungszustand nicht sicher ist. Vorkommen. Als Geröll im Lederschiefer von Arnsgereuth. 10. Caryocystites sp. Außer den genannten Arten finden sich gelegentlich noch Individuen, die nicht näher bestimmt werden können. 11. Glyptosphaerites sp: Wird in der Erläuterung zu Blatt 'Lehesten genannt. 12. Protocrinites fragum EicHWALDT. 1845. Echinosphaerites pomum, in MURCHISON, DE VERNEUIL und KEYSERLING, Geol. de la Russie d’Europe, 1845, Bd. II, S. 24, Taf. I, Fig. 7. 1846. Protocrinites oviformis VOLBORTH (—non EICHWALDT —) in VOLBORTH, Russ, ‚Sphaeroniten. Verhandlungen der Russ. Kais. Mineralog. Gesellsch. St. Petersburg. 1860. Protocrinus fragum, EICHWALDT, Lethaea rossica, 8. 621. 1896. Protocrinus fragum, in HAEcKEL, Amphorideen und Cy- stoideen, S. 104. 1899. Protocrinites fragum, in JAEKEL, Stammesgeschichte der Pelmatozoen, S. 433. | Die vorliegenden Exemplare sind zwar schlecht er- halten, können aber doch nach der Beschreibung! und den Abbildungen VoLgortus ohne Bedenken hierher gestellt werden. Die jüngeren Individuen ‘sind rund, die älteren echinusartig abgeplattet. Das größte Exemplar besitzt einen horizontalen Durchmesser von 2,9 cm. Der senkrechte Durchmesser verhält sich zum horizontalen wie 3: 4,5 (VoL- BORTH gibt 3:5 und 2:5 an). Begrenzung der Tafeln nicht gut zu sehen. Täfelchen in der Mitte warzenartig 266 ; erhaben, wodurch die Oberfläche höckrig erscheint. Am- bulakralrinnen, Mundöffnung und Afterpyramide ‘nicht er- halten. Vorkommen. Im Untersilur von Skandinavien und Rußland. In Thüringen: Lederschiefer. Schmiedefeld. 13. Gastropodenreste. Zwei kleine unbestimmbare Schnecken führt ZımMER- MANN von Blatt Lössau an. Ein 1,5 cm hohes, kegelförmiges Exemplar, welches mit Macrocheilus verglichen werden kann, stammt von Gräfenthal und wurde der Sammlung des Geologischen Instituts in Halle überwiesen. Brachiopoda. 14. Lingula attenuata Sow. Diese ZLingula, von der v. FRıTscH zuerst berichtet (Führer, Seite 65), kam aus dem RıcHterschen Nachlaß nach Halle. Die Fundesbezeichnung lautet: Untersilur Arnsgereuth. Das Gestein ist ein glimmerreicher, grauroter Quarzit. Die Stücke können demnach auch aus dem Haupt- quarzit stammen. — Lingula sp. führt GÜMBEL vom Döbra- berg und von der Löhmarmühle an (,Fichtelgebirge‘“, S. 415). Ob es sich hier wirklich um Tec en handelt, ist aller- dings sehr fraglich. Vorkommen. In Böhmen: Dd4. 15. Orthisina sp. 16. Zingula sp. Siehe RICHTER 17. Discina rediviva- (Diese Zeitschr., 1872). 18. Obolus cf. minoı 19. Orthis sp. - Siehe Lorerz, Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. 1883 und Erläut. zu Blatt Lobenstein. Ostracoda. 20. Beyrichia excavata RıCHTER. 3 Unter diesem Namen beschrieb RıcHTER (Diese Zeit- schrift XXIV, 1872) kleine Beyrichien aus der obersten Abteilung des Lederschiefers. Die von H. Meyer gefunde- nen, im Museum der Geolog. Landesanstalt in Berlin liegen- den kleinen Abdrücke in einem Quarzitgeröll aus dem Leder- schiefer von Eyba sind vielleicht ebenfalls darauf zurück- zuführen. 267 Trilobitae. 21. Ogygia sp. (Taf. IV, Fig. 11.) In der Sammlung des Herrn WAGNER in Reschwitz befindet sich das Pygidium einer Ogygia, das von ihm als Geröll im Lederschiefer bei Eyba gefunden wurde. Das Pygidium gleicht völlig dem aus den Phycodenschichten von Wallendorf beschriebenen. Besonders charakteristisch sind die stark gegliederte raupenartige Achse, die auf den Segmenten der Seitenlappen befindlichen Längsfurchen, so- wie der breite, glatte, durch eine Furche abgetrennte Rand. Auf Tafel IV, Fig. 3 u. 4, sind beide Exemplare neben- einander gestellt. 22. Cheirurus sp. (Taf. IV, Fig. 10.) Gleichfalls von Herrn WAGNER wurde bei Eyba die Glabella eines Cheirurus als Geröll im Lederschiefer ge- funden. Das Individuum muß groß gewesen sein. Das Stück mißt je 4 cm in der Länge und Breite Es sind drei Querfurchen deutlich zu erkennen, von denen die hinterste besonders stark ausgebildet ist. Eine nähere Bestimmung ist nicht möglich. 23. Illaenus sp. Wird in der Erläuterung zu Blatt Pausa eh Phyllocarida. 24. ? Ceratiocaris sp. ZIMMERMANN (Diese Zeitschrift 66, 1914, S. 271) führt. „in manchen Geröllen dicht gehäuft stachelartige Körper, die wohl auf Ceratiocaris zurückzuführen sind“, an. Aehn- liche Reste fand H. Meyer bei Eyba. 2. Die stratigraphische Stellung des Thüringer Unter- silurs. Zum besseren Vergleich ist die Untersilurfauna, soweit sie nicht von zweiter Lagerstätte stammt, auf den Ta- bellen 2 u. 3 zusammengestellt worden. Zunächst soll das Untersilur Thüringens mit dem Unter- silur Böhmens verglichen werden. Es ist das die. von BARRANDE mit dem Buchstaben D bezeichnete Schichten- . stufe, die in vier Unterabteilungen: di, d2, d5-+d4 und 268 d5 zerfällt, dia gehört jedoch noch nicht dazu. Wenn wir nun mit der Fauna des Oberen Erzhorizontes beginnen, der die meisten mit Böhmen gemeinsamen Formen aufweist, so zeigt ein Blick auf die Tabelle 3, daß dieser Horizont an die Grenze von d4 zu d5 gestellt werden muß. In der gesamten Fauna ist keine Art vorhanden, die auf tiefere Stufen beschränkt ist, nur eine Art, Orthis notata BARR,, findet sich schon in d2, reicht aber bis d5. Auf die Stufen d4 und d5 verteilt sich die Fauna ziemlich gleich- mäßig. Man könnte leicht geneigt sein, den Erzhorizont auf d4 zu beziehen. Denn von den Formen, die in Böhmen auf d5 beschränkt sind, ist Orthis testudinaria Daım. unsicher und nur von GÜMBELı erwähnt worden, und Staurospira longior BARR. wenig charakteristisch. Andrer- seits ist aber Aeglina armata BaARR. so typisch und besitzt in Böhmen wie auch in England so geringe vertikale Ver- breitung, daß aus diesem Grunde der Obere Erzhorizont an die Grenze von d4 zu d5 gestellt werden soll. Damit fällt der Lederschiefer von selbst in die Stufe d5, der Griffelschiefer in die Stufe d4. Schwierig bleibt nur noch die Abrenzung des 'Griffelschiefers nach unten. Die Fauna des Griffelschiefers besitzt ja, wie Frecn?°) schon hervorgehoben hat und wie auch aus der Tabelle 2 her- vorgeht, fast nur selbständige Formen. Nur zwei Arten finden sich in Böhmen wieder: Conularia modesta BARR. (41 und d3) und Calymere pulchra BArr. (d2—d4). Da- nach könnte der Griffelschiefer schon mit d2 beginnen. In den Phycodenschichten findet sich jedoch Ogygia Guet- tardi Bronc., die in Frankreich häufig ist. FrecH?) hat mit Hilfe der Begleitfauna nachgewiesen, :daß dieser ‚fran- zösische Horizont der böhmischen Stufe d2 entspricht. Es kann deshalb der Griffelschiefer nur mit den Stufen ds “ und d4 parallelisiert werden. Die Phycodenschichten ent- sprechen .den Stufen di und d2. Daß die Phycoden- schichten so hoch ins Untersilur hinaufreichen, kann aber auch auf Grund ihrer übrigen Fauna nicht länger bezweifelt werden. Die Reste von Asaphus kann man zwar nicht der Art nach bestimmen, doch ist schon die Gattung be- weisend. Der glückliche Fund von Megalaspis acuticauda Ang. läßt einen genauen Vergleich zu (s. S. 272). In 20) FRECH, Über die Entwicklung der silurischen Sedimente in Böhmen und im Südwesten Europas. N. Jahrb. f. Min. usw., 1899, IL. 21) FRECH, a. a. O. { das Tremadoc 269 sind auf Grund paläontologischer Erwä- gungen die Schiefertone von Leimitz gestellt worden??) und würden somit älter sein als die Phycodenschichten, Tabelle 2. Fauna der Phycodenschichten, des Unteren Erzhorizontes und Griftelschiefers. fe Nolfo oE.t Ho rg St Ist ORT NıSopom-m Böhmen England Rn © Arten: 3 01818 2 Sei re ||S dı/d2|dä|daidälE | 5 | |$ | a|<|3|ö Phyeodenschichten. | . Phycodes circinatum RicHTER | . Dinobolus Loretzii v. FRıTScH . Megalaspis acuticauda Ang. | Asaphus sp. N j | Ogygia SP. . - . Ogygia, Guettardi Brong.. : . Trilobitenreste N | Unterer Erzhorizont. . Syringopora Sp.?. . 2. Orthis aff. Lindstroemi Linn. | Griffelschiefer. | . Coenograptus linearis Carr. ? | . Coenograptus Sp.. . Tetragraptus Sp. . | . Graptolithen . Orthonota sp. . . Conularia modesta Barr, -- + . Asaphus marginatus RıcHTER | . Asaphus Luthardii n. SP... | . Asaphus radiafus SALTER Ir . Asaphus sp. . . Ogygia cf. corndensis Münch. — . Ogygia sp. . 4 . Megalaspis g oladiator v. FRiTscH . Illaenus Loretzii v. Frırsch . Illaenus sp.. . .. Calymene pulchra BARr... +/+!J+ gebiet und auf Eker. 22) BROEGGER, Die silurischen Etagen 2 und 3 im Kristiania- Seite 147, POMPECKJ, Ein neuentdecktes Vorkommen von Tremadoc-Fossi- lien bei Hof. I. Bericht d. nordoberfränkischen Ver. f. Naturge- schichts- und Landeskunde. Hof, 1896. Universitätsprogramm Kristiania, 1882, 270 Tabelle 3. Fauna des Oberen Erzhorizontes. Fundpunkte in Thüringen: 1 Schmiedefeld, 2 Ober-Gölitz, 3 Marks- berg, 4 Reichenfels (Blatt Weida), 5 Breiter Berg bei Saalfeld. Vorkommen in BARRANDES IHyasuenea - Stufen D Fundpunkte in Thüringen aılaslasjaalas| ı | 2 s|al: . Favosites SP. . . se . Echinosphaerites guaeren- dus BARR.. . Ka > - “ Coryoeysttesssps 0. 2. + SiCraterinasspr 0: - | . Arenicolites didyma Sırr. Im ganzen Gebiet 1 Er oder Obolus sp. ' I u . Orthis notata BARR. . . . Orthis cf. testudinaria ® # “ DAN Ne IE a + En | 32 J(OgLMISISpIr 3 -- 10. Staurospira vermiculosa BARR. . 2 bil Staurospira longior BARR. | E= 12. Pleurotomaria sp. . - . | 13. Gastropodenreste | 14. Hyolithes striatulus BARR. 15. Conularia fecunda Birr.. 16. Conularia thuringa n. sp. 17. Conularia latecostatan.sp. 18. Conularia sp. i | 19. Aeglina armata Ban. . 1 20. /llaenus perovalis MURcH, | ? 21. Illaenus distinctus Barr. + 22. Illaenus sp. . 23. Staurocephalus elongatus > A re 24. Trilobitenreste Dem [0 0. Horis gut) 4 FEFFRERERFFE + . Dieses auf Grund der bis jetzt vorliegenden Faunen- listen gewonnene Bild kann durch spätere Fossilfunde im einzelnen noch ergänzt und verbessert werden. Aber eins geht mit Sicherheit daraus hervor, worauf schon FRECH und K. WALTHER hingewiesen haben: Die noch viel- fach zum Cambrium gestellten Phycoden- schichten müssen unbedingt als Silur an- gesehen werden. Die Schwierigkeit einer Abgrenzung der Phycodenschichten nach unten kann an dieser Tatsache nichts ändern. Es ist fraglich, ob in Thüringen überhaupt Cambrium entwickelt ist. Wenn die Stufen d2 und di 2 271 dem bis jetzt als Cambrium angesehenen Schichtenstoß, ent- ° sprechen, so können wir erwarten, daß diese Schichten- folge eine nicht unbedeutende Mächtigkeit besitzt, und es wäre wohl denkbar, daß das gesamte sog. „Cambrium“ Thüringens nicht älter ist als di. Zweifelhaft sind die schwarzen Alaunschiefer ?PArchaeocyathus führen, aber auch in ihrem ganzen Habi- tus aus dem übrigen „Cambrium“ herausfallen. Die Beziehungen zwischen Böhmen und England hat J. WENTzEL?) behandelt. von Großbreitenbach, welche "Auf Grund der Fauna kommt er Tabelle 4. ©) Idente [818 Böhmische Arten aus .oder nächstverwandte |=|2=3|7 britische Arten aus NE <|4A|O . Aeglina armata Bar. 4 | Aeglina armata BarRr.. 4- . Aeglina rediviva Barz. |+|4+|-+ | Aeglina rediviva Barr. + . Agnostus tardus BARR. Agn. trinodosus SALT. de — Agn. trinodosus SALT. -- . Asaphus nobilis Barr.*) |+| +! | Asaphus nobilis Barr. . nn . Remopleurides radians Remopleur. radians BARR. . + BARE... = Ä Phillipsinella parabola . Phill. parabola Barr, — BARE.,.. .. . Trinucleus ornatus Stec. v .- Trin. concentricus EATON . +1+ sp. = Trin. concentricus EAToON . +l+ . Trinueleus Bucklandi Trin. Bucklandi Bar. . - BARBEB. ...., + L Diplograptus pristis Hıs. —+ j Diplogr. pristis Hıs. . + . Dicellograptus Lens Dicell. anceps NICH. . + NIcH#s....; -- . Dalmanites Phillipsi Phacops apiculatus SAaın. . +14 BARR.. . : +14 3 Beyrichia Bohemica Beyr. complicata SALT.**) . +l-+ BARR.. . ++ . Echinosphaerites confor- Echinosphaerites aurantium r tfatus Barn.***),.. . -- *) Schon in d2. **) Bis zum Llandovery. zu dem Ergebnis, daß die Stufe Ddi dem Arenig ent: spricht, wobei Dd1y schon einige Beziehungen zum Llandeilo zeigt. Die Stufe Dd42, weist keine faunistischen Analogien auf, kann aber nur dem Llandeilo entsprechen. Die Stufen 23) Über die Beziehungen der BArRRANDEsSchen en CD und E zum britischen Silur. Jahrb. der K. K. Geolog. Reichs- anstalt, 1891. ***) Nach JAEKEL Caryocystites. d5 und d3-+d4 umfassen das Caradoc, wie ihre Fauna ohne weiteres erweist. Wenn nun die Stufe d3, wie KATZER**) angibt und jetzt allgemein angenommen wird, nur eine Fazies der Stufe d4 ist und mit dieser „eine ‚voll- kommene stratigraphische Einheit‘ bildet, so müßte d3 eben- falls zum Caradoc gerechnet werden. Tatsächlich hat WENTZEL die Stufen d3+d4--d5 als Caradoc angesehen und dies durch eine Tabelle veranschaulicht, wo er eine gemeinsame Fauna aus d8+d4-+-.d5 einerseits, aus dem Caradoc andererseits nebeneinander stellt. Vervollständigt man nun die Tabelle in dem Sinn, daß man noch die älteren englischen Stufen hinzufügt und die Verbreitung derselben Fauna für die tieferen Stufen ebenfalls einträgt?) (s. Tabelle 4), so kommt man zu dem überraschenden ‘Ergebnis, daß ein Teil der Fauna bereits im Llandeilo, rarbrelarenan: England Thüringen Norwegen Unterer Llandeilo Orthocerenkalk Phycodenschichten | Expansusschiefer Oberer Arenig Megalaspiskalk Skiddaw - Schiefer NL. (Arenig) Phyllograptusschiefer Ceratopygenkalk Tremadoc Leimitzschiefer Ceratopygenschiefer Kalk und Schiefer Aeglina rediviva BARR. sogar schon im Arenig vorhanden ist; und daß nur Arten, die ausschließlich in der Stufe d5 vorkommen, auf das Caradoc beschränkt sind. Eine Aus- nahme macht allein Asaphus nobilis BArRR., der aber in Böhmen schon in Daily erscheint und in England, wie WENTZEL auch hervorhebt, durch den verwandten Asaphus: fyrannus Much. im Llandeilo vertreten wird. Zchinosphae- rites confortatus gehört aber nach JAEKEL zu Caryocystites und kann also nicht mit Zchinosphaerites aurantium Ver- glichen werden. Danach besteht die Möglichkeit, daß ein Teil der bömischen Stufe D (d3+d4) noch zum Llandeilo 24) KATZER, Geologie v. Böhmen. Prag, 1892, S. 892. 25) Es geschah dies nach Bıcspey, The Flora and Fauna of the Siluria Period, London, 1868; ETHERIDGE, Fossils of the British Islands, Bd. I, Palaeozoic, Oxford, 1888; WOooDWARD, A Catalogue of British fossil Crustacea, London, 1877. 273 zu ziehen ist. Einen Hinweis darauf bietet auch die Fauna des Griffelschiefers, der ja diesen beiden Stufen entspricht. In ihm sind nämlich zwei englische 'Arten bestimmt worden: Asaphus cf. radiatus SaLrEr aus dem Caradoc und Ogygia ef. corndensis aus dem Llandeilo. Es widerspricht dem auch nicht ‘die Stellung der Phycodenschichten. Sie müssen, wie Ogygia Guettardi beweist, mit den Asaphusschiefern von Frankreich und Spanien parallelisiert werden. Diese wiede- rum entsprechen nach Frech dem Oberen Arenig und Llandeilo. Zu demselben Ergebnis kommen wir schließ- lich, wenn wir die Phycodenschichten über Norwegen mit England vergleichen. Die englischen Skiddaw-Schiefer (Tabelle 5) sind ein Äquivalent des norwegischen Phyllo- graptusschiefers®‘). Die über letz'erem liegende Schichten- "folge: Megalaspiskalk, Expansusschiefer und Orthoceren- kalk, wird wohl, was auch BROEGGER?‘) für wahrschein- . lich hält, dem Oberen Arenig und dem! untersten Llandeilo entsprechen. Der Expansusschiefer führt nun, wie die Phycodenschichten, Megalaspis acuticauda Ang. Die Phy- codenschichten wären demnach, wie das Tabelle 5 zeigt, noch mit dem unteren Llandeilo zu parallelisieren, so daß das obere Llandeilo dem unteren Griffelschiefer entspricht. Tabelle 6 gibt zum Schluß eine Zusammenstellung der ent- sprechenden Stufen von Böhmen, England und Thüringen. Tabelle 6. Böhmen Thüringen | England Weiche grünliche od. | dB schwarze Schiefer | Lederschiefer mit Sandsteinein- lagerungen - Oberer Erzhorizont | Caradoc Benwarze Schiefer. Chamosit (Nueitz) Quarzitbänke Griffelschiefe de Schwarze, slimmer- N reiche Grauwacken- schiefer i Unterer Erzhorizont | Llandeilo d2 Quarzit 5 Phycodenschichten y Schwarzer Schiefer Arenig ai ß# Diabastuff und Rot- _— eisenerzlager Leimitzschiefer Tremadoc 26) BROEGGER, &. &. O., S. 146. Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1922. 18 274 Literaturverzeichnis. ANGELINn, N. P.: Palaeontologia Scandinavia. 2. Ausgabe: Trilo- bitae. Stockholm 1878. ANGELIN: Iconographia Crinoideorum in Stratis Sueciae Silurieis fossilium. Holmiae, 1878. 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Fig. 2. /llaenus Loretzi v. Fritsch. Griffelschiefer, Birkenheide. Etwa 2/,. Sammlung LUTHARDT. Fig. 3. Megalaspis gladiator v. Fritsch. Griffelschiefer, Birken- heide. Etwa 2], Sammlung LUTHARDT. Fig. 4 Asaphus Luthardti n. sp. Griffelschiefer, Birkenheide. Etwa ?2/,. Sammlung LurtHArpr. (Das Original ist beim Ver- schicken auf der Post verloren gegangen.) Fig. 5. Asaphus marginatus RıcaTkr. Griffelschiefer, Staatsgrifiel- bruch Langethal (Steinach). Etwa ?/,.. Sammlung VOoLLAARDT. Fig. 6. Calymene pulchra Barr. Griffelschiefer Birkenheide. Samm- lung LUTHARDT. Fig. 7. Mllaenus Loretzi v. FrırscH. Griffelschiefer, Birkenheide. Etwa ?],. (Das Original ist beim Verschicken auf der Post verloren gegangen) Sammlung LUTHARDT. Fig. 8. Megalaspis acuticauda Ang. Phycodenschichten. Holzberg bei Reschwitz. Etwa ?/,. Original in Halle. Fig. 9. Megalaspis acuticauda var. £ypica. Glaukonitkalk. Nach SCHMIDT, Revision der ostbaltischen silurischen Trilobiten, Abt. V, Lieferung IV, Seite 46, Fig. 23. Fig. 10. Cheirurus sp. Glabella. Geröll im Lederschiefer. Eyba. Etwa ?2/,. Sammlung WAGNER. Fig. 11. Ogygia sp. Geröll im Lederschiefer. Eyba. 2/3. Sammlung WAGNER. Fig. 12. Ogygia sp. Phycodenschichten. Wallendorf. 2/,. Samm- lung des Geologischen Instituts, Halle. Erklärung zu Tafel V. Fig. 1. Caryocystites sp. Chamosit, Schmiedefeld. Vergrößerung etwa 3mal. Original: Sammlung der Geologischen Landes- anstalt, Berlin, Nr. 104. Fig. 2. Echinosphaerites quaerendus Barr. Chamosit, Schmiede- feld. Steinkern. Wenig vergrößert. Sammlung des Geo- logischen Instituts, Halle, Fig. 3. Conularia thuringa n. sp. Phosphorit im Chamosit, Schmiede- feld. a) Originalgröße, b) Vergrößerung 2mal, c) Vergrößerug Amal. Original zu a: Geologische Landesanstalt, Berlin, Nr. 13. Die Skulpturen (b und c) nach Stücken der Sammlung in Halle. Fig. 4. Conularia fecunda Barr. Phosphorit im Chamosit, Schmiede- feld. Etwa ?2),. Sammlung des Geologischen Instituts, Halle. Fig. 5. Siaurocephalus elongatus n. sp. Chamosit, Schmiedefeld. Vergrößerung etwa 3mal. Sammlung des Geologischen In- stituts, Halle. Fig. 6. ÄAeglina armata Barr. a) Glabella, b) Pygidium. Chamosit, Schmiedefeld. Sammlung des Geologischen Instituts, Halle. Originalgröße. Fig. 7. Conularia latecostata n. sp. Chamosit, Schmiedefeld, Phos- phorit. Etwas vergrößert. Sammlung der Geologischen Landes- anstalt, Berlin, Nr. 18. Fig. 8. Ogygia ef. corndensis MuRchH. Griffelschiefer, Fellberg bei Steinach. Sammlung VoLLHARrDT. Verkleinert. Fig. 1—7 nach Zeichnungen von A. KIRCHNER, Halle. Tafel V [oS] [oN] eo) vv 7 oO ®) © IS ” © : N [S} 5 &n un = u -_ S we [o) ja) = x je = = = S 5 = © * = = o . N ®) ei SL a Fee ee 1 Sa da a nt EA Kyle Dale Te a Li 2 San a al SE U Da m > En RTRERR 277 7. Die stereographische Darstellung tektonischer Formen im „Würfeldiagramm“ auf „Stereo-Millimeterpapier“. Von Herrn ERICH SrtacH, Berlin-Pankow. (Mit 31 Textfiguren.) Vorwort. Die Anregung zu der nachstehenden Arbeit erhielt ich durch Untersuchung der Störungen im östlichen Teil des Ruhrkohlen- beckens, die ich auf Veranlassung von Herrn Prof. Erich HAAR- MANN unternommen habe und deren Ergebnisse ich an anderer Stelle veröffentlichen werde. Herr Prof. HAARMANnN legte stets besonderen Wert auf eine anschauliche Darstellungsart den Störungen. Bei der Suche nach einer solchen fand ich unter den bisherigen keine, die mich befriedigt hätte. Nach mancherlei Versuchen kam ick schließlich auf die nachstehend beschriebene Darstellung von Störungen ım „Würfeldiagramm“, mit der ich eine Lösung der wissenschaftlich und praktisch gleichbedeutsamen Aufgabe zu geben glaube. Noch muß ich den Herren Geheim- rat Prof. Dr. J. F. PomrEcks und Prof. JOHNSEN ebenso wie Herrn Prof. Haarmann danken für ihr großes Interesse und den wertvollen Rat, mit dem sie meine Arbeit wesentlich gefördert haben, j Geol.-Paläont. Institut der Universität, im April 1922. ‚Einleitung. Es ist oft außerordentlich schwer, tektonische Vorgänge und Bilder durch die bloße Vorstellung sich selbst wie auch durch Beschreibung allein anderen dem Verständnis näher- zubringen. Deswegen ist es zweckmäßig, bei der Erklä- rung schwierig$&r tektonischer Verhältnisse die zeichnerische Darstellung zur Hilfe zu nehmen. Arbeiten, die Gebiete der Tektonik behandeln, sind deshalb auch zumeist von Zeichnungen begleitet, die ein rascheres Verständnis der vorliegenden Fragen vermitteln sollen. Dies wird indessen nicht immer erreicht, da meist nur Flächenzeichnungen, wie Grundriß, Quer- und Längsprofil getrennt dargestellt werden. Ein bei weitem anschaulicheres Bild einer Störung läßt sich dadurch hervorrufen, daß man diese drei Flächenzeichnun- 218 gen zu einer stereographischen Darstellung zusammenfaßt. Solche Zeichnungen haben sich als äußerst praktisch und manchmal geradezu als notwendig erwiesen. Ich habe nun versucht, eine Methode zur Konstruktion schematischer stereographischer Abbildungen zu finden. Die Arbeiten von W. SaLoMmont), W. Spırz?), O. Seitz?) u. &., welche die Darstellung von Klüften und Harnischen behandeln, geben in der Hauptsache schematische Hilfs- mittel für die Kartierung, die den Überblick über eine große Anzahl von Kluft- und Harnischbeobachtungen er- leichtern sollen. Im Gegensatz und in Ergänzung dazu soll - hier die zeichnerisch-räumliche Abbildung von Verwerfungen und Rutschstreifen behandelt werden, wodurch sie per- spektivisch dargestellt‘ werden. Stereographische Darstel- lungen von Störungen sind teilweise von R. DANNENBERG*) gegeben worden, indessen werden dort von den tektoni- schen Formen nur einzelne Sprünge und Wechsel, . nicht aber Kombinationen von Störungen, Störungen in gefalte- ten Schichten oder Rutschstreifen abgebildet. Beschreibung des Würfeldiagramms. Der Weg, sich eines räumlichen Diagramms zur Ver- anschaulichung von. Lagerungsverhältnissen bzw. Störungs- vorgängen zu bedienen, ist wohl zuerst von den Ameri- kanern beschritten worden. Es sind jedoch solche „Block- diagramme“ in erster Linie für die Morphologie der Erdoberfläche angewandt worden. Für die Tektonik im besonderen wird dieses Hilfs- mittel seltsamerweise verhältnismäßig wenig benutzt. Aber gerade für die Tektonik liefert es, wie im folgenden zu zeigen versucht ‚werden soll, eine Möglichkeit für beson- ders anschauliche Darstellung. 1) W. SaLomon, Die Bedeutung der Messung und Kartierung von gemeinen Klüften und Harnischen mit b&sonderer Berück- sichtigung des Rheintalgrabens. Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges,., Bd. 63,. Heft 4, 191% a) w. Spırz, Versuche eines Schemas zur Darstellung von Kluft- und Harnischbeobachtungen. Jahresber. des ‘Oberrhein. Geol. Ver. 1913. Neue Folge, Bd. III, Heft 1, S. 48-57. 3) O. Seımz, Ueber die Tektonik der Lüganer Alpen. Verhandl. d, Naturh.-mediz. Ver. zu Heidelberg. Bd. 13, >.589,2.1917. *) AB DANNENBERG, Über Verwerfungen. Ber. über die Berg- schulen im Bezirke der Königl. Bergwerksdirektion zu Saar- brücken. Saarbrücken 1883. 279 Zur Ermöglichung sowohl der zeichnerischen Konstruk- tion als auch des Ablesens der Winkel, unter denen eine - Fläche im Raume steht, habe ich für das Diagramm nicht die Form eines Blocks mit ungleichen Kanten, sondern die eines Würfels gewählt. (Fig. 1.) Der Würfel ist so gestellt, daß drei in einer Ecke aufeinander senkrecht stehende Kanten nach vorn gerichtet sind und im Mittel- punkt der Figur zusammenstoßen. Die Ecke A liegt also dem Beschauer von allen Würfelecken am nächsten. Die Würfelecken B, C, D, E, F und G liegen bei dieser symmetrischen Projektion auf einem Kreis. Es ist dies ein parallelperspektivisches Bild des Würfels, bei dem also die gleichgerichteten Kanten untereinander parallel sind, im Gegensatz zum zentralper- spektivischen, bei dem parallele Kanten nach einem. Flucht- punkt hin zusammenlaufen. Sämtliche Kanten des Würfels sind bei dieser symmetrischen Stellung auch in der Figur Fig. 1. Konstruktion eines Sprunges im Würfeldiasramm. untereinander gleich lang. Die obere 'Würfelfläche be- zeichne ich als Grundrißebene, die darunterliegenden als Quer- und Längsprofilebenen. Dann haben Grundriß-, Quer- und Längsprofilfläche in der Zeichnung untereinander den gleichen Flächeninhalt. Keine Fläche ist bevorzugt oder benachteiligt durch abweichende Größe, die bei unsymme- trischer Stellung des Würfels auftreten und stören würde, Es sind alle drei Zeichnungen gleichmäßig perspektivisch verzerrt und kommen also gleichmäßig zur Geltung. Die drei vorderen gleich langen Kanten entsprechen den 280 drei aufeinander senkrechten, einander gleichwertigen Koor- dinaten ‚des Raumes. AF bezeichnet die Vertikale. Schreibt man an,die Kanten: AB und AD:noch die Himmels- richtung, so ist eine. Fläche, die man .durch ; den . Würfel legt, in. bezug auf ihre Lage im: Raum eindeutig bestimmt. Die Hilfszeichnung des Würfels hat nun den Zweck, sowohl die. Konstruktion einer Störung zu ermöglichen als auch ihre. Zeichnung nach Augenmaß zu erleichtern, wobei die Würfelkanten dem Auge einen Anhalt, bieten sollen. Um Winkel und Strecken auf. den drei vorderen. Würfel- ‚flächen in ihrer perspektivischen Projektion getreu ein- tragen zu können, sind diese drei Flächen netzförmig ein- geteilt, wie es. Fig. 2 zeigt. Für die Eintragung von Streichen und Fallen einer Fläche, also von. Winkeln, sind die. Würfelflächen je mit einer Einteilung in viermal 90° &7 — HZ — IS > NIS D : < _ a = b Fig. 14. Sprung und Überschiebung mit gleichem Grundriß. den gleichen Grundriß zeigen. Nicht nur das Streichen der Verwerfung und der Leitschicht in Fig. 14a ist gleich dem in 14b, sondern auch die entsprechenden Fallrich- tungen stimmen überein. Trotzdem sind die Charaktere der beiden Störungen voneinander völlig andersartig. Die erste ist ein Sprung, also eine Dehnungsverwerfung, die zweite eine Überschiebung, eine Preßungsstörung; es liegen also zwei Dislokationen vor, die ihrer Entstehung nach grundverschieden sind. Würden nun einem Geologen zur Beurteilung dieser beiden Verwerfungen nur die Grund- rißbilder zur Verfügung stehen, was bei Oberflächen- kartierungen häufig der Fall ist, so wäre er nicht ohne weiteres - in der Lage, anzugeben, ob ein Sprung oder eine Über- schiebung vorliegt. Daß diese beiden Verwerfun- gen, durch entgegengesetzt gerichtete Bewegungen paral- lel der Fallinie des Verwerfers entstanden, das gleiche Grundrißbild zeigen, erklärt sich aus dem verschiedenen Verhältnis des Einfallens der Störung zudem Einfallen der Leitschicht. Der Sprung in Fig. 14a fällt steiler, die Überschiebung in 14b flacher ein als die Schichten. Den Einfallzeichen in den Grundrissen müssen also die Fallwinkel sowohl der Verwerfung als auch der Schichten beigegeben werden, um die Erkennung eines Sprungs oder einer Überschiebung zu er- möglichen. Aber auch dann noch wird die Beurteilung schwierig sein. Eine klare, sichere Vorstellung erhält man erst dann, wenn man diese Verhältnisse räumlich darstellt. Fig. 14a stellt eine in der Natur sehr häufig vorkommende Verwerfung dar, während eine Überschiebung wie in Fig. 14b nicht so häufig, aber doch auch verschiedentlich. beobachtet werden kann. Bei Außerachtlassung der Größe der Fall- winkel würde man daher zunächst geneigt sein, auch den Grundriß in Fig. 14b einem Sprung zuzuschreiben. Die um- gekehrten Verhältnisse sind in Fig. 15a und b wiederge- geben, wo gleichfalls zwei verschieden geartete Verwer- fungen mit gleichem Grundriß dargestellt sind. Die Über- schiebung in 15a fällt steiler, der Sprung m 15h flacher ein als die Leitschicht. Die spießwinklige Über- schiebung ist die von beiden häufiger zu beobachtende Ver- werfung. Deswegen könnte man bei flüchtiger Beurteilung des Grundrisses in Fig.: 15b leicht zu dem falschen Schluß kommen, eine Überschiebung vor sich zu haben. In allen Fällen ist angenommen, daß die Bewegung längs der Fall- linie der Verwerfung stattgefunden hat. Wie bereits (S. 00) erwähnt, sind die durch eine Verwerfung entstehenden Grund- risse und Profile auch abhängig von der Richtung und Länge der Bewegungsbahn. Diese muß also gleichfalls im dem stereographischen Bild enthalten sein. Erst aus der Richtung der Bewegungsbahn auf der Verwerfungsfläche wird man dann erkennen können, welcher Art die vorliegende Dislokation ist. Zum Beispiel kann Fig. 14b. auch durch eine Horizontalverschiebung oder sogar durch einen schrägen Sprung entstehen; desgleichen läßt sich Fig. 14a als durch schräge Ueberschiebung entstanden er- klären. Hierüber muß die Bewegungsbahn, die meist mit —Z S Fig. 15. Überschiebung und Sprung mit gleichem Grundrib. Beispiel einer Verwerfungskreuzung. In Fig. 16 links ist ein aus der Natur genommenes Beispiel einer Kombination zweier Dislokationen dargestellt. Dieses Profil fand sich in einem Steinbruch der oberen ae Fig. 16. Verwerfungskreuzungen. Trias von Dürnberg bei Hallein. Auf die Eigenart dieses Profils, das im ersten Augenblick schwer erklärlich scheint, en 5 > 297 wurde: von J. F. PoMmr&cks aufmerksam gemacht. Eine Sprungkreuzung in der Art, wie sie in Fig. 10 abgebildet worden ist, kann nicht vorliegen, da nicht die entsprechen- den Verschiebungen der Leitschicht vorhanden sind. Zum Vergleich ist das Profil einer Sprungkreuzung daneben- gestellt. Hier ist erstens ein Sprung mitverworfen und zweitens auch die untere Leitschicht verschoben. Dagegen . kreuzen sich die Verwerfungen im Profil links ohne gegen- seitige Verschiebung und ferner ist die Lage der unteren Leitschicht durch die Klüfte unverändert geblieben. Eine mögliche Erklärung dieses Profils (nach Pom- PECKI) soll Fig. 17 bieten. Nur die obere keilförmige Schelle hat sich, wie-.die Gleitstreifen anzeigen sollen, längs- der Kluftflächen nach vorn abwärts bewegt. Die übrige von den Klüften durchsetzte Schichtenmasse ist stehen- geblieben. Dieser Bewegungsvorgang, dessen Ursache eine verschiedenartige gewesen sein kann, ist durchaus leicht vorstellbar und erklärt das beobachtete Profil vollkommen. Horizontalverschiebungen. In Fig. 18 ist eine Horizontalverschiebung wiederge- geben. Der Grundriß ist der einer Überschiebung. Würde die Störungsfläche nach der entgegengesetzten Seite ein- fallen, so würde der Grundriß einen Sprung zeigen. Gänge, Sind Klüfte und. Verwerfungsspalten durch Ausfüllung mit Mineralien oder Erzen in Gänge umgewandelt, so ist die Gestalt eines solchen Erzkörpers außer von der Form und Weite der Kluft auch von der Beschaffenheit des Nebengesteins abhängig, das ja bekanntlich ein wichtiger Faktor für die Ausfällung von Mineralien in Gangklüften ist. Sind nun die vom Gang durchsetzten Schichten geneigt, so wird die Gangmasse auf der Störungsfläche sich nicht . gleichmäßig in die Tiefe erstrecken, sondern schräg zur Fig. 18. Horizontalverschiebung. Fallinie, und zwar parallel den Kreuzlinien zwischen Ver- werfungsfläche und den Schichtllächen des Nebengesteins. Man bezeichnet dieses Verhalten als das „Einschieben der Gänge“. In Fig. 19 a—d sind .die Stereogramme Fig. 19. Einschieben von Gängen. (Nach Skizzen von W. BORNHARDT.) f er) 299 für das Einschieben der Siegerländer Gänge nach den Skizzen von W. BORNHARDT!?) wiedergegeben worden. Die Schichten besitzen hier hauptsächlich SW—-NO-Streichen und fallen nach SO ein. Je nachdem, wie die Kluft die Schichten streichend schneidet und einfällt, ergibt sich die Himmels- richtung, in welcher der Gang ‚„einschiebt‘“. In Fig. 19& ist die Richtung des Einschiebens, d. h. der Kreuz- linie, auf den Grundriß projiziert. Bei Fig. 19b ist das Einschieben horizontal, da die Kreuzlinie horizontal verläuft, in Fig. 19 ce schiebt. der Gang nach SO, in Fig. '19d nach SSW ein. i Darstellung von Verwerfungen in Sätteln und Mulden. Verwerfungen in horizontalen Falten. In gleicher Weise wie in ebenen geneigten Schichten lassen sich auch Verwerfungen in gefalteten Schichten in Sätteln und Mulden stereographisch im Würfeldiagramm dar- stellen. Den Blockdiagrammen gegenüber, in denen diese Ver- hältnisse zum Teil schon dargestellt worden sind!®), haben diese Bilder die Eigenschaft, daß in ihnen die Kreuzlinien und überhaupt die Verwerfungs- und Schichtflächen inner - halb des Blocks zum Ausdruck kommen. Fig. 20 gibt Fig.20. Querschlägiger Sprung durch eine gleichschenklige Mulde. 15) W. BORNHARDT, Über die Gangverhältnisse des Sieger- landes und seiner Umgebung. Archiv f. Lagerstättenforschung, Heft 2, 1910, Teil I, S. 44, Fig. 8. 16) EB, Kayser, Lehrbuch der Geologie, Teil I, 5. Aufl., S. 243 und 244 und 6. Aufl., S. 268, und CHAMBERLAIN - SALISBURY, Geology. Processes a. their results. London. Second Editior 1908, S. 522. 300 die Lagerungsverhältnisse wieder, die beim Durchsetzen einesquerschlägigenSprunges durch einegleich- schenklige Mulde entstehen. Da die Mulde gleich- schenklig, d. h. symmetrisch gebaut ist, so ist auch die seitliche Verstellung der beiden Muldenflügel im Grund- riß symmetrisch. Die Muldenflügel haben sich von der Muldenachse!”) nach beiden Seiten hin gleichweit vonein- ander entfernt. Die Verschiebung der Muldenschenkel im Grundriß hängt ebenfalls, wie die Verstellung in ebenen geneigten Schichten, von der Sprunghöhe ab, ferner von den Fallwinkeln des Sprunges und der Muldenflügel und dem Winkel, den die Streichlinien der Verwerfung und der Mulde miteinander bilden. Die Muldenachse hat bei vertikalem Absinken ihre Lage im Grundriß nicht ver- ändert. Würde der Sprung spießwinklig verlaufen (stumpfer Sprungwinkel), so würde auch bei vertikalem Abgleiten die Muldenachse seitlich verschoben werden. Also auch bei gleichem Einfallen der Muldenschenkel, d.;h. bei vertikal stehender Achsenebene, kann (bei einem spießwinkhigen Sprung) ein Ver- springen der Muldenachse auftreten, denn die Achsenebene verhält sich bei dem Verwurf wie eine Schicht und muß infolgedessen bei einem Saigerverwurf an einer Sprungfläche mit stumpfem Sprungwinkel wie jede Schicht ' eine seitliche Verstellung im Grundriß erfahren. Durchschneidet ein querschlägiger Sprung einen Sattel (Fig. 21), so rücken in der abgesunkenen Scholle die Aus- strichlinien näher zusammen, bis sie zu einer Linie, der Sattelachse, zusammenfallen. Geht das Absinken noch weiter, so erreicht die dargestellte Leitschicht das Grundrißniveau nicht mehr, würde also in dem betreffenden Grundriß nicht mehr auftreten. Aus dem Querprofil ist dann zu ersehen, in welcher Tiefe sich die Leitschicht im abgesunkenen Teil befindet. In Fig. 22 ist dieser Sprung durch einen zweiten, nach der entgegengesetzten Richtung einfallenden, um einen geringen Betrag verworfen worden. Am meisten abgesunken ist der unmittelbar unter dem Grundrißniveau zwischen den beiden Sprüngen liegende Teil des Sattels. Er ist durch 17) Unter Faltenachse (Sattelachse, Muldenachse) verstehe ich mit E. HAArMmAnN die Linie, welche an der Biegung einer ge- falteten Schicht entlang laufend gedacht wird. E: HAARMANN, Zur Terminologie der Falten und Flexuren. Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1922. Monatsber. 3/4, S. 121. 301 den ersten Sprung nach vorn abwärts, dann durch den zweiten Sprung nach hinten abwärts bewegt worden. Die geringe Sprunghöhe reicht schon aus, um die Leitschicht an dieser Stelle nicht mehr im Grundriß erscheinen zu Fig. 21. Querschlägiger Sprung durch einen gleichschenkligen Sattel. lassen. Der Grundriß läßt einen querschlägigen Graben in dem Sattel erkennen. Der zwischen und unter den beiden Sprüngen sitzende Teil des Sattels ist in seiner ursprüng- Fig. 22. Kreuzung zweier querschlägiger Sprünge in einem gleichschenkligen Sattel. lichen Lage geblieben, da er durch keine von beiden Ver- werfungen bewegt worden ist. Ein Horizontalschnitt in diesem Niveau gelegt, würde einen querschlägigen Horst in a dem Sattel aufweisen. Da ein gleichschenkliger Sattel vor- liegt, ist die Verstellung der Leitschicht im Grundriß eines jeden Niveaus symmetrisch. Die Verstellung wird unsymmetrisch, d. h. ungleich groß, wenn die Verwerfung einen ungleichschenkligen Sattel oder eine solche Mulde durchschneidet. (Fig. 23.) Je steiler die Mulden- bzw. Sattelflügel stehen, desto geringer, und je flacher, desto größer ist die seitliche Verschiebung bei Fig. 23. Querschlägiger Sprung durch eine schiefe Mulde. gleichem Saigerverwurf. Jedoch ist aus dem Grundriß nicht ohne weiteres zu ersehen, ob man es mit einer symme- trischen oder unsymmetrischen Mulde zu tun hat, da auch durch schräges Absinken oder durch Drehung der hangenden Scholle ein gleiches Verspringen der Mulden- schenkel stattfindet. Die Kreuzlinien verlaufen bei einer schiefen Mulde nicht mehr überall im gleichen Abstand voneinander, sondern sind an dem steiler einfallenden Flügel einander mehr genähert, als an dem flacher einfallenden. Die Achsenebene und mithin die Muldenachse ist beim Saigerverwurf seitlich verschoben. Die Verschiebungder Muldenachse wird noch größer, wenn der Sprung in der in Fig. 24 gezeichneten - Weise spießwinklig durch die schiefe Mulde setzt. Bei spieß- winkliger Lage des Sprunges wird die seitliche Verstellung der Muldenflügel noch unsymmetrischer. Ist die Richtung des vertikalen Abgleitens dem flacher einfallenden Flügei zugekehrt, so wird die ohnehin schon größere seitliche Verschiebung des flachen Flügels noch größer, während das Verspringen des steileren Flügels geringer wird. Ist das Abgleiten gegen den steileren Flügel gerichtet, so ist die Veränderung umgekehrt wie im ersten Fall. Es wird dann (die Verstellung der steileren Partie etwas größer und die der flacheren etwas geringer als bei vertikalem Absinken an einem genau querschlägigen Sprung. Fig. 24.. Spießwinkliger Sprung durch eine schiefe Mulde. Ist in ebenen geneigten Schichten eine Horizontal- verschiebung ohne Kenntnis der Rutschstreifen aus dem Grundriß nicht festzustellen, so läßt sie sich in ze- falteten Schichten aus diesem sofort erkennen. In Fig. 25 Fig. 25. Horizontalverschiebung durch einen gleichschenkligen Sattel. ist eine spießwinklige Horizontalverschiebung durch einen gleichschenkligen Sattel gezeichnet. Die Entfernung der beiden Sattel- bzw. Muldenflügel voneinander muß bei einer 304 reinen Horizontalverschiebung im Grundriß unmittelbar an der Verwerfung beiderseits derselben die gleiche sein. Es ist also aus dem Grundriß ohne Kenntnis der horizontalen Rutschstreifen zu ersehen, daß es sich um eine reine seit- liche Verschiebung handelt, bei der der Sattel im gleichen Niveau geblieben ist. Die Sattelachse ist um die volle Schub- länge mit verschoben. Verwerfungen in geneigstachsigsen Sätteln und Mulden Bisher sind Sättel und Mulden betrachtet worden, bei denen die Achse horizontal lag. In den Figuren 26 bis 29 ist die Sattel- bzw. Muldenachse geneigt; sie ist aus der horizontalen Lage herausgekippt worden. Diese Formen bezeichnet HAARMAnN!®) treffend als geneigtachsige Sättel und Mulden. Einen solchen geneigtachsigen Sattel zeigt Fig. 26. Hierbei ist ganz besonders beachtens- wert, daß sich beim Einsenken des Sattels das Streichen Fig. 26. Gleichschenkliger geneigtachsiger Sattel. in den beiden Sattelflügeln ändert, was im Grundriß natur- gemäß zum Ausdruck kommt. In der Richtung des Ein- senkens oder der Neigung konvergieren die Streichlinien, um sich an der Stelle, wo die oberste Sattelachse die Grund- rißebene schneidet, wo also der Sattel unter das Grund- rißniveau völlig untertaucht, durch umlaufendes Streichen (Sattel-bzw. Muldenwendung) zu ver- einigen. In umgekehrter Weise ändert sich das Streichen 18) E. HAARMANnNn, Zur Terminologie usw. 305 der Muldenflügel bei einer geneigtachsigen Mulde. Die Streichlinien divergieren in der Richtung der Neigung. (Fig. 27.) Die Stärke des Konvergierens bzw. Divergierens richtet sich natürlich nach der Größe des Neigungswinkels. Fig. 27. Gleichschenklige geneigtachsige Mulde. - Fällt die Mulden- oder Sattelachse sehr flach ein, so weichen auch die Streichrichtungen nicht sehr voneinander ab und umgekehrt. Je nachdem wie stark also die Falten in ihrer Längsrichtung geneigt sind, können beliebige Streichrichtun- gen auftreten. In dieser Weise geneigt werden Falten: z. B. dadurch, daß sie von einem anders gerichteten Faltensystem gekreuzt werden, und zwar wird die Veränderung um so größer sein, je senkrechter die beiden Faltungsrichtungen aufeinander stehen. Bei sich kreuzenden Faltensystemen kann also, worauf besonders von HAARMANN!?) aufmerksam gemacht worden ist, jede beliebige Streichrichtung vor- kommen. | Aus Fig. 28 ist das Grundrißbild zu ersehen, das ent- steht, wenn eine streichende Überschiebung einen geneigt- achsigen Sattel durchsetzt. Die seitliche Verstellung der Leitschicht im Grundriß ist in diesem Fall außer von den übrigen oben erwähnten Faktoren auch noch von dem Nei- 19) E. HAARMmAnN, Über Stauung und Zerrung durch ein- malige und wiederholte Störungen. Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1920, Bd. 72, Abhandl. S. 235. Die praktische Bedeutung und Wichtigkeit dieser Tatsache ist an dieser Stelle eingehend gewürdigt worden. ‚Die Unkenntnis der wichtigen Tatsache, daß zwei sich kreuzende Faltungen von ganz bestimmter Rich- tung alle möglichen Schichtenstreichen hervorrufen können, hat oft zu Irrtümern Anlaß gegeben.“ Zeitschr. d, D. Geol, Ges, 1922. 20 306: sungswinkel der Faltenachse abhängig. ‚Je flacher dieser ist, um so größer wird die horizontale Verschiebung und um- gekehrt. In Fig. 29 ist ein ganz allgemeiner Fall, ein quer- schlägiger schräger Sprung durch einen Fig. 25. Streichende Überschiebung durch einen geneigtachsigen Sattel. gleichsshenkligen geneistachsigen Sattel dargestellt. Das Abgleiten der Hangenscholle auf der Sprung- fläche ist in schräger Richtung vor sich gegangen. Die R 3 BEE Fig. 29. Querschlägiger schräger Sprung durch einen e gleichschenkligen geneigtachsigen Sattel. stärker ausgezogenen Verbindungslinien der beiden Kreuz- linien stellen die Richtung und Größe der Bewegungs- ) bahn dar. Diese läßt sich im vorliegenden Fall konstruktiv 307: auch ohne Kenntnis der Rutschstreifen ermitteln?‘). Da der Sattel gleichschenklig ist, so müßte bei Saigerverwurf die Verstellung der Leitschicht symmetrisch sein. In diesem Fall läßt sich also aus dem Grundriß — im Gegensatz zu ebenen geneigten Schichten — schon erkennen, daß einschräger Sprung vorhanden ist. Schluß. Im Vorstehenden habe .ich eine kleine Auswahl tek- tonischer Formen im Würfeldiagramm abgebildet, um die weitgehende Verwendbarkeit dieser Darstellungsmethode nachzuweisen. Die vorliegenden Zeichnungen?!) dürften ge- nügen, die Art und Weise der Anwendung des Würfeldia- gramms zu zeigen. Bei einiger Übung wird es auch dem Nichtzeichner gelingen, zur Lösung oder Klärung tektonischer Fragen kompliziertere tektonische Verhältnisse unter Zu- hilfenahme des Würfeldiagramms für sich abzubilden und dadurch ein klareres Bild der in Frage stehenden Lagerungs- verhältnisse zu gewinnen. So mag die durch diese Dar- stellungsmethode erleichterte Vorstellungsmöglichkeit tekto- nischer Formen schließlich auch die Tektonik selbst fördern, die häufig gerade durch den Mangel an räumlichem Vorstel- lungsvermögen so schwer verstanden wird. 20) B. Stoces, Wann kann die Bewegungsbahn bei den Ver- werfungen angegeben werden? 21) Von den Abbildungen sind, mit Ausnahme der Figuren 5,8, 11, 16, 17, 19 und 24, von der Firma „Dr. FRANZ STOEDTNER, Institut für wissenschaftliche Projektion“ (Berlin NW7, Vni- versitätsstr,. 3b) Diapositive hergestellt worden, die für Unterrichts- und Vortragszwecke von der genannten Firma be- zogen werden können. [Manuskript eingegangen am 15. April 1922.| 208 308 Nachtrag. ‚„ Würfeldia- Zur Erleichterung der Zeichnung von gsrammen“ habe ich für den Gebrauch in der Praxis ein Milli- meterpapier für Stereogramme („Stereo-Millimeter- papier“) (D.R.P.a.) entworfen, das in Bogen und auch in Form von Abreißblocks von der Firma F. W. Breithaupt &Sohn, Kassel, demnächst in den Handel gebracht werden wird. Das Netz dieses Stereo-Millimeterpapiers besteht aus drei sich ein- ander unter dem Winkel von 60° schneidenden Liniensystemen (Fig. 30). Darin lassen sich Würfel von verschiedener Größe und auch Blöcke von verschiedener Form und Größe ein- TERTEREE EEE TETEEN, ER INYY IVAVATATATAVANAT x un RR ER AVAYAYAVATAN, | BER VaYAva' 0% e ER RR AIRIRLIER FOÄH AH Ka TA ZY TaVAYAVAVAN . REN RR REN EN RAN IT e ER 2 $ L ER RE IN RR RER, BES LKSLEK RER ER ER m NY ER N 2 RR SR IR RER N BR s ER un Na X RR fe RR ER war, X BER = & 2 YA NN AN > Be ER RL BER . R EEKEEER, DNS KR YVAV, van AVAVAYAVAVAVAVAT AVAVAVAVAVAVAVAVAVAVAVAT SL ER ER N NVAURTRTAVANEN, TAVAYANAULN ER Fig. 30. Diese Blöcke, die auch als ‚Würfeldiagramme“ bezeichnet werden können, da sie sich aus vielen kleinen zeichnen. Würfeln zusammensetzen, unterscheiden sich von den Block- diagrammen ganz wesentlich durch ihre ‘besondere räum- liche Stellung, welche alle Blockflächen gleichmäßig parallel- perspektivisch verzerrt erscheinen läßt, so daß diese also gewöhnlichem Millimeter- papier Grundrisse und Profile auf das Stereo-Milli- sen sich nun von auch alle gleichmäßig gut zur Darstellung gelangen, was Es 1 bei den bisher üblichen Blockdiagrammen nicht der Fall ist. u meterpapier übertragen und dadurch auf leichte me- chanische Weise parallelperspektivische Bilder der drei Flächen erzeugen, die sich zu einem räumlichen Bild zu- sammenschließen. Um in die Darstellungen auf dem‘Stereo-Millimeterpapier Winkel und Strecken in ihrer betreffenden parallel- perspektivischen Verzerrung eintragen oder sie ablesen zu können, wird ebenfalls von F. W. Breithaupt & Sohn ein elliptischer Transporteur aus Zelluloid (D.R.P.a.) (Fig. 31) geliefert, der das in Fig. 2 gezeichnete Schema [LIE @) ill 77 Be Du ar nn <— ersetzt. Die äußere Bezifierung dient zur:Konstruktion auf der einen Seitenfläche, die innere Bezifferung gilt für die andere Seitenfläche des Würfels. Der Transporteur wird so aufgelegt, daß die O°- und 90°-Teilstriche den Kanten der betreffenden Block- oder Würfelfläche parallel gehen. Pomv Hr Qu 310: Rechnungsabschluss der Deutschen Geologischen Gesellschaft (E.V) zu Berlin für das Jahr 1921 Zinsen . . Sonstiges . . Druckkosten . . Bibliothek . Verwaltung a) Vergütung Einnahmen: . Bestand am 31. Dezember 1920 . Mitgliederbeiträge . Druckschriftenverkauf . Ausgaben: b) Versendung der Te chi . Sonstiges . . Per Saldo Hierzu Barbestand 21 885,54 60 719,58 17 514,10 988,35 2 806,80 Summe 103 914,37 69 762,60 5 533,90 2 600,— 10 707,30 4.042,95 11 268,02 Summe 103 914,37 Vermögensbestand: Effektenbestand (Kurs vom 31. 12. 1921). 8 615,30 11 268,02 E: Picard, Schatzmeister Vermögensbestand am 31. 12. 1921 19 893,32 Zeitschrift Deutschen Geologischen Gesellschaft. B. Monatsberichte. Nr. 1. | 1922. Protokoll der Sitzung vom 4. Januar 1922. Vorsitzender: Herr POMPECKJ. Der Vorsitzende begrüßt die Gesellschaft zum Beginn des neuen Jahres. Er weist auf die Bestrebungen des feind- lichen Auslandes und eines Teiles der „Neutralen“ hin, trotz des „Friedens“ durch die Maßnahmen des „Inter- nationalen Council of Researches“ die deutsche Wissen- schaft und damit die wissenschaftliche Forschung überhaupt zu bekämpfen. Für uns erwächst daraus die Pflicht, im Sinne der Förderung der über den Sonderinteressen einzelner Feindgruppen stehenden hohen Aufgaben der Wissenschaft jenen Machenschaften zu begegnen, mit allen Kräften für den Fortschritt der Wissenschaft. zu arbeiten und dadurch an unserem Teil an der Wiederaufrichtung unseres Vater- landes mitzuwirken. Den ausgeschiedenen Mitgliedern des Vorstandes und Beirates spricht er den Dank der Gesellschaft aus. Als neue Mitglieder werden in die Gesellschaft auf- genommen: Herr Dipl.-Ing. WILHELM HoFFMANN, Bergingenieur der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron in Roeitzsch (Kr. Bitterfeld), vorgeschlagen von : den Herren Pıcarpd, Krusch und BÄRTLING; Herr konz. Markscheider HAns CRONJAEGER, Halle a. S., Beyschlagstr. 28, vorgeschlagen von den Herren PICARD, KrRUSCH und BÄRTLING; Herr Dr. WALDEMAR RICHTER, Direktor der Zement- fabrik in Neukirch a. d. Katzbach, vorgeschlagen von den Herren PıcARD, KRUSCH und BÄRTLING; 1 Dr cn die Firma H. L. Dısnst & Sons, Elberfeld, vorgeschlagen von den Herren BÄRTLING, DIENST und PiıcArp; Herr Fabrikbesitzer FR. WILHELM SIEGERT, Kauffung a. d. Katzbach, vorgeschlagen von den Herren ZIMMERMANN I, PICARD und BÄRTLING; Herr Lehrer ALBERT UHLIg, Dresden, An .der Frauen- kirche 135, vorgeschlagen von den Herren PıiETzscH, h GRAHMANN und SIEBER; Herr Bergwerksdirektor Dipl.-Ing. Gustav’ Wey%r, Grube Theodor bei Bitterfeld, vorgeschlagen von den Herren PıiCARD, KrUsScH und BÄRTLING; Herr Betriebsingenieur Dipl.-Ing. Franz TAURER, Grube Theodor bei Bitterfeld, vorgeschlagen von den Herren PıcARD, KruscHh und BÄRTLING; Herr Dr. JöH. HELLMERS, Halle a. S., Kirchtor 14, vor- geschlagen von den Herren v. WoLFF, EMmIL LEH- MANN und DIENST. Der Vorsitzende legt die als Geschenk eingegangene Literatur vor. Herr GRUPE spricht | Über das Altersverhältnis der herzynischen und rheinischen Dislokationen. In Aufsätzen der letzten Zeit!) über die postvariskischen gebirgsbildenden Vorgänge, die zum Aufbau unserer deut- schen Mittelgebirge geführt "haben, wird die Frage des Altersverhältnisses der herzynischen und rheinischen Dis- lokationen wieder mehr in den Vordergrund gerückt, und es : wird dabei auf die .alte v. Kornexsche Ansicht von der erundsätzlichen Altersverschiedenheit der beiden Arten von Störungen zurückgegriffen, die unseren späteren tektonischen Arbeiten zufolge im allgemeinen als nicht mehr zu Recht bestehend galt. Ich nenne in erster Linie von diesen neueren Publikationen den in dieser Zeitschrift erschienenen Aufsatz HAARMANNs „Über Stauung und Zerrung durch einmalige und wiederholte Stöhungen‘“ (s. unten) und sehe mich veranlaßt auf Grund)meiner eigenen Erfahrungen und Be- 1) E. Haarmann, Über Stauung und Zerrung. durch ein- malige und wiederholte Störungen. Diese Zeitschr. 1920, S. 218 ft. F. WINTERFELD, Über die Selbständigkeit und Entstehung herzynischer, das Rheinische Gebirge durchsetzender Ver- werfungen. N. Jahrb. f. Min , XLII, B.-B.,:S. 3191f. Be Eh ‚„bachtungen zu diesem bereits in meinen früheren Ar- beiten?) behandelten Problem erneut Stellung zu nehmen, mit deren Argumenten sich HAARrMANN bisher in keiner Weise abzufinden versucht hat. Ich möchte dabei das Problem vor allem von unserem neu gewonnenen Stand- punkt beleuchten, daß die saxonische Faltung sich in einer Reihe einzelner Phasen abgespielt hat, und dasselbe na- mentlich daraufhin prüfen, ob und inwieweit diese ein- zelnen Phasen besondere Beziehungen zu der einen oder anderen Art der Störungen erkennen lassen. Das gemeinsame Auftreten der herzynischen (südost- »ordwestlichen) und rheinischen (südnördlichen) Störungen im Bau unserer deutschen Mittelgebirge, ihre mehr oder weniger starke Vergitterung ist ja zur Genüge bekannt, mögen wir gemäß der älteren Auffassung die einzelnen Verwerfungen, bzw. Überschiebungen als tektonische Leit- linien ansehen oder mögen wir mit BEYSCHLAG und STILLE die Sättel und Mulden als die maßgebenden Elemente unseres „Bruchfaltengebirges“ betrachten, aus denen heraus sich als extreme Formen der Faltung, und zwar einerseits der „Dejektivfaltung‘“) die hessischen Gräben, andererseits der „Ejektivfaltung‘“ die nordhannoverschen Horste, speziell die Salzhorste entwickeln. Mit Recht macht Srıuı#3) geltend, dab. diese verschiedenen tektonischen Typen, also einmal im S die zu Gräben modifizierten Mulden, zum andern im N die zu Horstpfeilern aufgepreßten Sättel durch die mehr gleichmäßige Entwicklung der Sättel und Mulden in dem zwischengelesenen südhannoverschen Gebiet, im Gebiet der „kongruenten Faltung“, miteinander derart einheitlich verknüpft sind, daß sie samt und sonders als Erzeugnisse ein und derselben Art tektonischer Vorgänge aufzufassen sind. Ich möchte auf diese Erscheinung des gleichmäßigen organischen Zusammenhanges der verschiedenen tekto- nischen Typen des hessisch-hannoverschen Landes besonders hingewiesen haben gegenüber dem neueren Versuche HAAR- ®?) 0. Grup, Präoligocäne und jungmiocäne Dislokationen im Solling und seinem nördlichen Vorlande. Jahrb. d. Geol. Landesanst. f. 1908, S. 612. —, Über das Alter der Dislokationen des hannoversch- hessischen Berglandes und ihren Einfluß auf Talbildung und Basalteruptionen. Diese Zeitschr.. 1901, S. 264 fl. i —, Studien über Scholleneinbrüche und Vulkanausbrüche in der Rhön. Jahrb. d. Geol.. Landesanst. f. 1913, S. 407££. 3) SmILLe, Injektivfaltung und damit zusammenhängende Erscheinungen. Geol. Rundsceh.. 1917, 8. 89 ff. 1* IE MANNS zwischen den gebirgsbildenden Prozessen des hessi- schen Gebietes einerseits und des hannoverschen Gebietes anderseits einen grundsätzlichen Unterschied zu konstru- ieren und das südliche Gebiet als ein ausgesprochenes Zerrungsgebiet, das nördliche als ein Kompressionsgebiet. zu deuten. f Wir gewinnen nun am einfachsten einen Überblick über das Auftreten der herzynischen und rheinischen Stö- rungen in dem in erster Linie zu behandelnden hessisch- niedersächsischen Berglande, wenn wir SrtıLLes Übersichts- karte der saxonischen Gebirgsbildung, die bereits im Sommer 1920 auf der Hauptversammlung in Hannover der Gesell- schaft vom Autor vorgeführt worden ist, zur Hand nehmen und näher betrachten‘). Wir erkennen zunächst im S im Bereiche der hessi- schen Senke ein Vorherrschen der rheinischen Störungen. Schon die sog. Rhönrichtung Emmerichs, d. h. die vielfach. auffällige südnördliche Erstreckung und Anordnung der Basalt- und Phonolithströme und -kegel zeigt dieses Vor- walten der rheinischen Dislokationen an, mögen nun die Spalten, auf denen die Laven 'hochgekommen sind, als nach- weisbare Verwerfungen und Gräben oder nur als den letz- teren parallel laufende, der unmittelbaren Beobachtung sich entziehende einfache Bruchlinien ausgebildet sein. Noch auffälliger treten die rheinischen Störungen am Westrande der hessischen Senke in Erscheinung, wo sie im allge- meinen — abgesehen von der einmaligen Einlenkung in die herzynische Richtung zwischen Kellerwald und Franken- berger Bucht — entlang dem Rheinischen Schiefergebirge den Abbruch der Senke bedingen. Aus diesem Abbruch entspringen dann gleichsam einerseits am Rande des Keeller- waldes, anderseits im Bereich des 'Knüllgebirges zwei neue, hauptsächlich durch Muschelkalk- und Keupereinbrüche ge- kennzeichnete rheinische Bruchzonen, von denen die west- liche, mehr nordnordwestlich gerichtet, über Naumburg — Wolfhagen— Warburg verläuft und im N am Rande der diskordant überlagernden Kreide des Eggegebirges die starke Zerstückelung seines Vorlandes bewirkt, während die östliche Bruchzone, mit einem Strich nach O gerichtet, ihren Weg über Altmorschen—Lichtenau und Großalmerode an den *) Bei dem Vortrag wurde, da die Karte noch nicht er- schienen, mit Genehmigung des Autors und der Direktion der Preuß. Geol. Landesanst,, von der die Karte herausgegeben wird, ein Farbenandruck vorgeführt. u a Basaltmassiven des Meisner und Hirschberges vorbei nimmt, darauf durch den paläozoischen Horst bei Allendorf. eine Unterbrechung erfährt, um dann auf der anderen Seite «iesselben in das Bruchsystem des Göttinger Leinetal- grabens überzugehen, von dem einzelne Störungen sich über das Leinetal bei Northeim hinaus am Westrande des Harzes vorbei bis in die subherzyne Kreidemulde verfolgen lassen. Nur ganz vereinzelt machen sich. daneben Störungen herzynischer Richtung in der hessischen Senke bemerkbar, von denen der die Frankenberger Bucht gegen den Keller- wald begrenzende herzynische Teil des Hauptabbruches selbst bereits erwähnt wurde. Ferner wäre im S wegen seiner größeren Erstreckung der Graben von Fulda—Lauter- bach zu nennen, der im W unter dem Basalt des Vogels- berges verschwindet und eine ziemlich selbständige Stellung einnimmt. Dagegen erscheinen die weiter im N bei Kassel- Altenhasungen, bei Warburg und schließlich am Eggegebirge ‚auftretenden Störungen herzynischer Richtung mehr als Teile und Anhängsel der weithin nach N verlaufenden Bruchzone, in die sie vollkommen aufgehen derart, daß Verwerfungen wie Achsen bei stark gewundenem Verlaufe gleichmäßig aus der einen in die andere Richtung übergehen. Noch stärker tritt diese Vergitterung an der Ostseite der zweiten, «ler Leinetalbruchzone hervor, wo die zu beiden: Seiten des Thüringer Waldes fast ausschließlich und in langer Erstreekung entwickelten herzynischen Bruchzonen hinzu- treten und sich mit ihr scharen. Markante Stellen solcher Verzahnung liegen besonders bei Lichtenau, wo durch die Einmündung der Eisenacher Bruchzone eine kesselartige Erweiterung entsteht, und bei Eichenberg, wo die Gothaer Störung in den rheinischen Graben ausläuft. Die Zone der vorherrschenden rheinischen Richtung reicht nordwärts etwa bis zu der Linie, die vom Knick des Teutoburger Waldes bei Horn am Nordrande des Sollings vorbei bis zur Nordwestecke des Harzes verläuft. Der Solling selbst mit seinen zahlreichen Tertiär- bzw. Trias- gräben zeigt uns noch einmal die Vergesellschaftung der verschiedenen Bruchrichtungen im kleinen, und seinen Nord- ostrand begleitet bereits eine größere herzynische Mulde, das ‚bekannte Einbeek—Markoldendorfer Liasbecken, das geolo- gisch wie tektonisch nichts weiter ist als ein herzynischer Ausläufer des rheinisch gerichteten Leinetalgrabens. Weiter- hin wird dann aber unser niedersächsisches Bergland zu- nächst fast ausschließlich von herzynisch. streichenden Sät- teln und Mulden beherrscht, von denen einige, wie die subherzyne Kreidemulde, der Hildesheimer Waldsattel, die Gronauer Kreidemulde, die Hilsmulde, Deistermulde und -sattel und weiter im W der Osningsattel und die Herforder Liasmulde besonders genannt sein mögen. Daß aber damit die rheinischen Strukturelemente nicht vollständig verschwun- den sind, zeigt, abgesehen von einigen unberdeutenderen, nur kurz aushaltenden rheinischen Störungen,. die sich am Aufbau dieser’ Sättel und Mulden mitbeteiligen — wie z. B. der im Odfeld am Vogler rheinisch gerichtete Vorsprung der sonst herzynisch verlaufenden Sollingüberschiebung — das Wiederaufleben der rheinischen Richtung jenseits des Hildesheimer Waldes und des Deistersattels in der weiteren Umgebung von Hannover— Braunschweig. Denn dort treffen wir plötzlich wieder eine Reihe nordnordöstlich oder rhei- nisch verlaufender Sättel, zumeist in Form stark aufgepreßter Salzhorste an, ‘von denen der Benther Salzhorst und die auf ein und derselben, bis Lüneburg reichenden Achse sele- genen Salzpfeiler von Sehnde—Sarstedt, Hänigsen— Wath- lingen, Höfer usw. uns durch die Literatur schon näher bekannt sind. Für die Frage des Altersverhältnisses der herzynischen und rheinischen Störungen. ist naturgemäß ihr Verhalten an den Stellen ihres Kontaktes besonders entscheidend. Berücksichtigen wir zunächst die von der hessischen Senke bis zum Solling reichende Zone, in der also die rhei-- nischen vor den herzynischen vorwiegen, so beobachten wir, daß die letzteren in die ersteren übergehen und in sie einmünden, ohne von ihnen verworfen zu werden. Es findet nicht einmal eine eigentliche Kreuzung, sondern im wesentlichen nur eine Scharung der beiden Richtungen ‚statt, niemals setzt der herzynische Graben auf der anderen Seite des rheinischen irgendwo fort, wie man es doch bei höherem Alter der herzynischen Störungen erwarten müßte. Wie im N das herzynisch streichende Einbeck—Markolden- dorfer Becken mitsamt der es im S begleitenden Ahlsburg- Achse durch einfache Umlenkung der Schichten und Stö- rungen in den nordsüdlichen Leinetalgraben hinein verläuft, nicht aber von diesem durchschnitten oder verworfen wird, so spaltet sich der Leinetalgraben auch im' S bei Eichenberg in zwei tektonisch gleichwertige Bruchzonen, nämlich in die herzynische Gothaer Bruchzone und in die südnördlich mit einem Strich gegen O gerichtete Lichtenauer Bruchzone, die als zweiten herzynischen Graben dann bei Lichtenau die E\ ae Eisenacher Dislokationszone in sich aufnimmt, und diese beiden Vereinigungen vollziehen sich so gleichmäßig, daß nicht einmal ein stärkerer Effekt des Verwurfes dabei ent- steht, wie es doch bei verschiedenem Alter der Dislo- kationen selbstverständlich wäre. Denn die beiden kleineren Schollen von Rät bzw. Lias, die wir bei Lichtenau und Eichenberg auftreten sehen, liegen bereits abseits von der eigentlichen Kontaktstelle und stellen lokal tiefer versenkte Schollen innerhalb der rheinischen Bruchzone dar. Recht instruktiv ist auch der vielfach gewundene, durch die Um- lenkung .aus der einen in die andere Richtung zustande kommende Verlauf: der einzelnen Dislokationen der über Warburg entlang dem Eggegebirge streichenden Störungs- zone, und eine Folge dieses gewundenen Verlaufes ist, daß schließlich die Achsen und Verwerfungen z. T. bei ihrer letzten Umbiegung in die herzynische Richtung unter der transgredierenden Kreide verschwinden, z. T. im Osning und seinem Vorlande ein ausschließlich herzynisches Streichen annehmen. Und : wie im’ .Großen, so ist es’ auch im Kleinen. Niemals sehen wir, daß einer der vielen herzynischen Gräben, an denen. unser - „Schollengebirge“ so reich ist, durch eine rheinische Störung in sich zerstückelt und ver- worfen wird; es handelt sich stets dabei nur. um ein ‚Umlenken der einen ' Richtung in die andere, um ein Aufzehren des einen Grabens durch den anderen. Gewiß setzen dabei zuweilen auch die Brüche aneinander ab, wie v. KoEnsx hervorhebt, aber ein solches Verhalten ist doch kein Beweis für ihr verschiedenes Alter, sondern "kann ebensogut durch gleichzeitige Entstehung der Brüche bedingt sein. Der Umstand, daß mit der Vereinigung und Scharung der beiden Dislokationen niemals ein Verwurf verbunden ist, spricht entschieden „egen ihre erundsätzliche Altersver- schiedenheit. Herzynischeundrheinische Bauelemente erscheinen vielmehrals gleichwertige Teile eines ursprünglich einheitlich angelegten Bruch-, bzw. Faltungssystems. Wie wir wissen, ist diese ursprüngliche Anlage des ‘ Gebirgsbaues im Bereiche des hessischen Berglandes ver- hältnismäßig alt, mindestens vortertiär, da das Tertiär diskordant die aufgerichteten und verworfenen Schichten überdeckt bzw. ehemals vor seiner Abtragung überdeckt hat, wie aus seiner heutigen Lagerung auf den SE UNS RN älteren Schichten der die Gräben umgebenden Peneplain- flächen hervorgeht’). Schärfer können wir das Alter der älteren Hauptfaltung nicht präzisieren, da die nächstältere Formation der Kreide in diesem Gebiet fehlt. Berück- sichtigen wir aber, daß die Störungen der Naumburge- Warburger Bruchzone aus der hessischen Senke heraus gleichmäßig nach N fortsetzen und am Rande des Egge- gebirges unter die Kreide des Eggegebirges untertauchen, sich damit in diesem Teil als präkretazisch erweisen, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß das Bruchsystem der hessischen Senke ganz allgemein in seiner ersten, maß- gebenden Anlage ebenfalls bereits vor Ablagerung der Kreide entstanden ist, also StiLLes kimmerischer Phase angehört. Aber außer dieser älteren Hauptgebirgsbildung kennen wir noch eine jüngere, und zwar jungtertiäre, durch die auch noch das Tertiärgebirge disloziert worden ist und mit der ‘die zahlreichen vulkanischen Ergüsse des hessischen Landes in ursächlichem Zusammenhang stehen. Welche Beziehungen läßt nun diese jüngere Dis- 'lokationsphase zu den beiden Richtungen erkennen? Da ist es von Interesse, festzustellen, daß die tertiären Störungen und Eruptiva, wie das besonders instruktiv die Verhältnisse in der Rhön. zeigen, fast ausschließlich von der rheinischen Tendenz beherrscht werden. Sowohl die ausgedehnten Ströme wie die einzelnen Gänge, Kuppen und Schlote zeigen durchweg eine südnördliche Erstreckung bzw. Anordnung längs südnördlich verlaufender Linien, in denen ich auf Grund meiner Untersuchungen‘) echte, prä- existierende tektonische Spalten sehe. 5) Vgl. GrupRr, Über das Alter der Dislokationen des hannoversch-hessischen Berglandes, a. a. O. 6) GRUPE, Über das Alter der Dislokationen des hannoversch- hessischen Berglandes und ihren Einfluß auf Talbildung und Basalteruptionen, a. &. O, 8. 299 ff, und GRUPE, Studien über Scholleneinbrüche und Vulkanausbrüche in der Rhön. Jahrb. d. Geol. Landesanst. f. 1913. S. 407 ff, Bezüglich der Spaltenfrage bin ich auf Grund dieser Unier- suchungen zu wesentlich anderen Ergebnissen gekommen als Bückıng, der eine Abhängigkeit der Eruptionen von Spalten grundsätzlich leugnet. Der so große Unterschied zwischen unseren Auffassungen erklärt sich z. T. dadurch, daß ich gleich den größeren Gräben auch die so zahlreichen, mit Eruptiv- gesteinen in Verbindung stehenden kleineren Scholleneinbrüche der Rhön nicht für nachträgliche Schlotausfüllungen im Sinne Bückıngs, sondern ebenfalls zumeist für tektonische, vielfach nachweisbar südnördlich gerichtete Gräben, bzw. für Aus- füllungen präexistierender. Spalten halte, an die umgekehrt die oe Teils sind es die rheinischen Gräben selbst, auf denen die. Basalte und Phonolithe aufgestiegen sind, teils sind es parallele Nebenspalten, die, als Verwerfungen ohne weiteres nicht erkennbar, aber durch die geradlinige, nordsüdliche Anordnung und Erstreckung der auf ihnen liegenden Ba- saltkuppen und -gänge ihr Vorhandensein verraten. Da- gegen werden umgekehrt die herzynisch gerichteten Ver- werfungsspalten von dem Magma vielfach geradezu ge- mieden. Auffällig ist z. B., wie arm an Eruptivgesteinen der - herzynisch gerichtete‘ Fuldagraben ist im Vergleich zu den rheinischen Gräben der Rhön. Besonders instruktiv tritt uns aber diese Erscheinung im Werragebiet von Held- burg und Hildburghausen entgegen’). In diesem Gebiete wird das sonst regelmäßig gelagerte Keupergebirge vor einer großen Anzahl schmaler Basaltgänge durchzogen, die trotz ihrer durchschnittlichen Stärke von nur Y—1 m oft viele Kilometer schnurgerade und miteinander parallel in südnördlicher bis nordnordöstlicher Richtung verlaufen. Das Verhalten der Gänge wird dadurch noch besonders inter- essant, daß sie nach längerem oder kürzerem Verlauf plötz- fich aufhören und an einer anderen Stelle seitlich davon unter Beibehaltung derselben Richtung wieder aufsetzen?). Von diesen Basaltgangen, die doch notwendigerweise die Präexistenz rheinisch gerichteter, bis zur Erdoberfläche klaffender Spalten zur Voraussetzung haben, setzen nun einige Ausläufer in gleicher Richtung in das benachbarte Muschelkalkgelände von Hildburghausen und 'nemar fort, das von einer Anzahl herzynischer Störungen und Keuper- gräben durchschnitten wird, die nun aber völlig frei. von irgendwelchen vulkanischen Ergüssen sind. Das basaltische m el ee! Basalt- und Phonolitheruptionen gebunden sind. des höhere Alter und die tektonische Natur dieser Scholleneinbrüche gehen aus der einfachen Tatsache hervor, daß die betreffenden jüngeren Schichten daneben auf der allgemein prätertiären Denudations- fläche zur Zeit der Eruptionen bereits abgetragen waren. Zu diesen meinen neueren Untersuchungsergebnissen hat BÜCKING meines Wissens bisher keine Stellung genommen, dafür aber in seinem später erschienenen ‚Führer durch die Rhön“ in dem beigegebenen Literaturverzeichnis meine Arbeiten mit Still- schweigen übergangen! ) Vgl. die Blätter der geol. Spezialkarte von Preußen, Lieferg. 60 und 56. 8) Ich sehe darin nur eine ursprüngliche Zersplitterung der Spalten und nicht wie .JJom. WALTHER (diese Zeitschr. 1914,- Monatsber., S. 290) nachträgliche horizontale Verschiebungen, die jedenfalls die Keuperschichten in keiner Weise erkennen lassen. NR Magma hat also die rheinischen Spalten vor den her- zynischen bevorzugt, eine Erscheinung, die sich am ein- fachsten wohl daraus erklärt, daß unter dem Einflusse der Gebirgsbildung die alten Spalten rheinischer Richtung vielfach wieder aufrissen, während die herzynischen ge- schlossen blieben’). Aber nicht alle rheinischen Spalten dürften eine solche Wiederbelebung” erfahren haben, son- dern nur einzelne, und zwar können dies dann ebensogut Hauptspalten, d. h. die eigentlichen Verwerfungen der präoligocänen Gebirgsbildung gewesen sein, wie aber auch die durch keine Verwerfung gekennzeichneten, den Haupt- spalten parallel laufenden Nebenspalten. Auf diese Weise können dann gerade die ursprünglichen Nebenspalten gegen- über den Verwerfungsspalten zu Eruptionsspalten werden, und wir haben eine plausible Erklärung für die von den Spaltengegnern so gern als Argument in ihrem. Sinne, gel- tend gemachte Erscheinung, daß die Eruptivgesteine vielfach nicht unmittelbar auf den Hauptspalten der Gräben, son- dern daneben liegen. Das schließt natürlich nicht aus, daß das Magma an anderen Stellen, an denen es keine ‚offenen Spalten zur Verfügung hatte, auch wohl die Kraft entwickelte, seinen Weg selbständig sich zu bahnen. Wir resümieren: Die vortertiäre Hauptphbase der Gebirgsbildung in der hessischen Senke hat ‘sowohl. herzynisich' wie rheiniset ee richtete Dislokationen als durchaus gleich- wertige und zleichartige "Gebilde im. Ge- folge, während die spätere, jungtertiare Phase, dieim wesentliehen alseine posthume zu der älteren anzusehen ist, vorzugsweise auf den Südnordspalten des alten Bruch- 9) Keine Regel ohne Ausnahme gilt auch hierbei. Denn in dem einen oder anderen Falle finden wir auch wohl einmal herzynisch gerichtete Gänge. Es handelt sich eben nicht um eine ausschließliche Benutzung. aber wohl um eine Bevorzugung der rheinischen Spalten durch das Magma. .Irrig aber ist die ältere Ansicht Pröscnotpts (vgl. Jahrb. d. Geol. Landesanst. f. 1884, 8. 250ff.), daß die älteren Ergüsse in der Rhön an herzynisch streichende Spalten gebunden seien, eine Ansicht, die er später durch seine eigene Kartierung widerlegt hat, nach der die vermeintlichen älteren Ergüsse am Ostrande der Langen Rhön in Wirklichkeit von jüngerem Plagioklasbasalt ‚gebildet werden (vgl. PröscHnoLpr, Über den geologischen Bau des Zentralstocks der Rhön. Jahrb. d. Geol. Landesanst. f. 1893, Lieferg. II). Auch die neueren Untersuchungen Bückınes haben diese Auffassung nicht bestätigt. RAN systemssichabspielt. Alsonurimposthumen Verhalten der beiden Bruchrichtungen bei der jüngeren Gebirgsbildung macht sichein Unterschied bemerkbar. Auch in der Wirkungsart der älteren gebirgsbildenden Kräfte einerseits und der jüngeren Kräfte andererseits könnte man einen Unterschied erblicken, falls man die ältere Hauptphase mit STILLE als eine ausgesprochene Faltung ansieht, während bei der jüngeren Phase die auf klaffenden ‘Spalten massenhaft erfolgenden Eruptionen im allgemeinen auf zerrend wirkende Kräfte hinweisen. Viel- leicht ist aber auch dieser Unterschied weniger ein prin- zipieller als nur ein gradueller. Denn es leuchtet ohne weiteres ein, daß auch in den von der Faltung betroffenen Gebieten neben den in den letzten Jahrzehnten durch die Tiefbohrungen in großer Zahl nachgewiesenen Überschie- bungen!?) an gewissen Stellen auch echte Sprünge als Folge lokal zerrend wirkender Kräfte auftreten müssen. HAARMANN!!) hat bereits mit Recht auf die Entstehung von Querverwerfungen als naturgemäße Begleiterscheinung der verschieden stark aufgepreßten Falten hingewiesen, und auch‘ in streichender Richtung wird es besonders in (den Achsenregionen der hochaufgetriebenen Sättel vielfach zu Dehnungen und damit auch leicht zu einem Auseinander- reißen, also zur Bildung normaler Verwerfungen kommen, und zwar vornehmlich in den -höheren Lagen des be- treffenden Erdrindenteils. Vielleicht hängt es damit zu- sammen, daß die Verwerfungen vorzugsweise an das jüngere Gebirge gebunden erscheinen, während die Überschiebungen oder inversen Verwerfungen sich in der Hauptsache in den tieferen Schichten geltend machen. Um einen konkreten 10) Von den bedeutenderen herzynischen Überschiebungen seien hier genannt: Die Überschiebungen des Harzes und des Thüringer Waldes, die Überschiebungen am Hildesheimer Wald- satte, die Überschiebung des Solling-,,Abbruchs“, die Über- schiebung des Leinetalsattels, die Osning-Überschiebung, die Überschiebung des Borlinghäuser ‚„Abbruchs“ am Eggegebirge, die Überschiebungen der Ibbenbürener Bergplatte, die Finne- Überschiebung, die Überschiebungen am Kreuzburger „Graben“ und am Gothaer „Graben“ bei Treffurt und Mihla. Echte oder hangendtiefere Sprünge sind nachgewiesenermaßen die östliche Randspalte des Göttinger Leinetalgrabens, die Hauptrandspalten des Falkenhagener Liasgrabens, die streichenden Störungen des Deisters ' u. a. 11) HAARMANN, Über den geologischen Bau Nordwest- deutschlands. Diese Zeitschr., 1914, Monatsber., S. 359 ff.) ah Fall zu erwähnen, verweise ich auf die durch Bohrungen und Bergbau in größerem Umfange erschlossenen Sättel des Hildesheimer Waldes und des im Fortstreichen desselben auf der anderen Seite der Leine gelegenen Deisters. Wäh- rend der Sattel des Hildesheimer Waldes sowohl im Bereiche seiner unterirdischen Zechsteinsalzlagerstätte, als, wenn auch in weit schwächerem Grade, auch im Bereiche seiner oberirdischen Triasschichten, vornehmlich des Muschelkalks, von einem ausgesprochenen Faltenbau in Verbindung mit Überschiebungen beherrscht wird, kennzeichnen sich um- gekehrt im Kreidegebirge des Deisters nach den berg- baulichen Aufschlüssen sämtliche streichende Störungen, die in nicht geringer Zahl vertreten sind, als echte Sprünge, also als Dehnungsverwerfungen. Von entscheidender Be- deutung aber dabei ist es, daß gleichwohl der Gesamtbetrag der Dehnungen des Deisterflügels nicht imstande ist, die in der an sich geringen Aufsattelung der Kreideschichten — Einfallen 10° — zum Ausdruck kommende Kompression des Gebiets zu kompensieren; er ist vielmehr noch um 50% geringer als die durch die nur schwache Aufrichtung bedingte Verkürzung der betreffenden Erdscholle. Dieser eine Fall mag zeigen, dab für die Beurteilung des tek- tonischen Gesamtphänomens unserer Mittelgebirge die auf Hebung und Faltungsdruck hinweisende Sattel- und Mulden- bildung die ausschlaggebende Bedeutung besitzt, der gegen- über der Charakter der Schichtenverschiebungen nur eine untergeordnete Rolle spielt. Der Endeffekt dürfte eben in unserem „Schollengebirge“ doch eine Raumverengung sein. Kommen wir nun noch einmal kurz auf die Verhält- nisse der jüngeren Dislokationsphase in Hessen zurück, so könnte ich mir wohl vorstellen, daß auch dort das durch - Zerrung hervorgerufene Aufreißen der zahlreichen Erup- tionsspalten erst eine sekundäre Erscheinung ist, ver- ursacht durch eine allgemeine bedeutsame Hebung des Ge- samtgebietes, wie sie tatsächlich erfolgt ist und zum Aus- druck kommt in der zum Teil beträchtlichen Höhenlage des Tertiärs, das z. B. auf der Hochfläche der Langen Rhön heute 700—800 m über dem Meeresspiegel liegt. Dabei steht dem nichts im Wege, daß auch in diesem Falle die eigentlichen gebirgsbildenden Kräfte in lateralem Sinne gewirkt haben. Ihr Angriffspunkt lag eben unterhalb oder ungefähr im Bereiche der nach meiner Auffassung!?) bereits 12) Vgl. hierzu GrurE, Studien über Scholleneinbrüche und Vulkanausbrüche in der Rhön, a. a. O0. S. 458ff. ING: we: durch die ältere Gebirgsbildung zu bedeutender Höhe auf- sepreßten Magmen, so daß diese nun unter dem neuen Impuls der jüngeren gebirgsbildenden Kräfte verhältnis- mäßig leicht aus ihren peripherischen Herden auf größten- teils klaffenden Spalten bis zur Erdoberfläche aufsteigen konnten. Dieselbe maßgebende Rolle bei der jungtertiären Dis- lokationsphase wie in der Rhön und der hessischen Senke spielen die rheinischen Nordsüdspalten auch im Lahngebiet, wo die tertiären Verwerfungen, die Basaltergüsse und Säuer- linge nach AHLBURG!) vorzugsweise an die Nordsüdspalten, seltener an die in noch größerer Anzahl auftretenden Süd- ostnordwestspalten gebunden sind. Jedoch handelt es sich auch dort nur um posthume Erscheinungen zu einer älteren Anlage der rheinischen Brüche. Denn es ist zweifellos, daß diese Spalten zu dem gleichen System gehören, das weiter im O den ersten Abbruch der niederhessischen Senke nachweisbar in prätertiärer Zeit erzeugt hat, wie ich das früher bereits gezeigt habel#), und eine Bestätigung dieser Auffassung geben uns nach AHLBURG die Lagerungsverhält- nisse im Lahngebiet selbst insofern, als die Nordsüdsprünge im alten Gebirge wiederholt eine größere Sprunghöhe er- kennen lassen als sie das verworfene Tertiär im Hangenden zeigt. Das gesamte herzynisch-rheinische Bruchsystem ist mithin in seiner ursprünglichen Entstehung auch an der Lahn älter und jedenfalls gleichzeitig angelegt. Durchaus unzutreffend sind dagegen die neuesten Ausführungen von WINTERFELD, der, von den Verhältnissen des Taunus- und Lahngebietes ausgehend, den bekannten Trugschluß der äl- teren Autoren wiederholt und aus den tertiären Verwürfen der herzynischen und rheinischen Störungen ihr aus- schließlich jungtertiäres Alter ableitet). ‘Welche Altersbeziehungen lassen nun die herzynischen und rheinischen Dislokationen in dem nördlichen, nieder- sächsischen Gebiete erkennen? Hier sind die Altersverhält- nisse der Störungen der saxonischen Faltung in höherem 13) AntBurG, Erläuterungen der Blätter Braunfels, Meren- berg, Weilburg. Lieferg. 208 der geol. Spezialkarte von Preußen. 14) GRUPE, Über das: Alter der Dislokationen des hannoversch- hessischen Berglandes usw.a. a. O. 15) WINTERFELD, a. a. OÖ. Nach seinen ganzen Ausführungen zu urteilen, scheint dem Verfasser unsere neuere Literatur über das höhere Alter der herzynischen und rheinischen Störungen der saxonischen Gebirgsbildung völlig unbekannt geblieben zu sein. Br Grade kompliziert, zugleich aber auch stärker präzisiert dadurch, daß an Stelle der in Hessen zwischen Trias und Tertiär klaffenden zeitlichen Lücke nunmehr in größerem Umfange die Formationen des Jura und der Kreide erhalten sind, von denen vor allem die Weißjura- und Kreideschichten mit ihren vielfachen Diskordanzen und Transgressionen die Erkennung einer größeren Anzahl gebirgsbildender Pro- zesse und ihre genauere Altersbestimmung ermöglichen. Während wir in Hessen im allgemeinen nur von einer prätertiären und jungtertiären Gebirgsbildung sprechen, unterscheiden wir im Gebiete Niedersachsens mit STILLE eine vorkretazeische oder kimmerische, eine frühsenone, eine alttertiäre und jungtertiäre Faltung. Von diesen Einzel- faltungen zerlegen wir neuerdings die erstere, die kimmerische Faltung in drei Unterphasen, von denen die erste bei Beginn des Portlands, die zweite oder Hauptphase auf der Wende von Portland und Serpulit und die dritte Phase im Früh- neokom stattgefunden hat!‘). Trotz dieser größeren Anzahl von Einzelphasen, in die die gesamte saxonische Faltung zerfällt, sind doch alle zeitlich auf einen kurzen Zeitraum beschränkt und Kennzeichnen sich damit als selbständige, durch zeitweilige Steigerung des Druckes hervorgerufene orogenetische Prozesse der Krustenbewegungen im Sinne STILLES. Lassen sich nun bei diesen verschiedenen Phasen der ge- birgsbildenden Bewegungen irgendwelche Unterschiede in dem Verhalten der herzynischen und rheinischen Dislokationen er- kennen? Betrachten wir zunächst zu diesem Zwecke die La- gerungsformen des von der jungtertiären Phase betroffenen Tertiärs, so konstatieren wir, daß im Gegensatz zu den Verhältnissen in Niederhessen, wo diese jüngeren Gebirgs- bewegungen fast ausschließlich auf den rheinischen Bruch- linien vor sich gingen, in den nördlichen Gebieten das Tertiär gleichmäßig sowohl von den herzy- nischen als auch_.den rheinischen Brüchen disloziert wird. So verlaufen die Tertiärgräben des Sollings in allen möglichen Richtungen, sowohl in ausgesprochen herzynischer als auch in rheinischer, sowie schließlich in einer zwischen diesen beiden ver- mittelnden, nordnordwestlichen Richtung, und auch die 16) Vgl. hierzu W. HAAcK, Über die unterneokome Störungs- phase im westlichen Osning. Diese Zeitschr.. Monatsber., 1921. Ss. 501. — Danterün, Tektonische, insbesondere kimmerische Vorgänge im mittleren Leinegebiet. Inaug. Dissert. Göttingen 1921. Er EN Basalte des Sollings, die nördlichsten, die wir bekanntlich in Deutschland haben, erscheinen an Verwerfungsspalten beider Richtungen gebunden!”). So ist das Tertiär im Be- reiche des Elfassattels sowohl in herzynisch als auch rhei- nisch gerichteten Gräben zur Tiefe verworfen und weiter im N am Hildesheimer Walde werden die größeren und seit alters bekannten Oberoligocänschollen von Bodenburg und Diekholzen im ersteren Falle durch rhei- nische, im anderen durch herzynische Brüche begrenzt). In Übereinstimmung mit diesen Befunden stehen nun auch die Ergebnisse der Untersuchungen SrTıLL£s!?) an den nordhannoverschen Salzhorsten. Danach besteht auch hier kein grundsätzlicher Altersunterschied zwischen den tek- tonischen . Typen herzynischer und rheinischer Richtung, vielmehr haben sämtliche Phasen der saxoni- nischen Gebirgsbildung zu Falten und Dis- Keaakormen in. dem einenlwie anderen ‘Sinne seführt, wie dies aus den Diskordanzen der transgredie- renden Stufen des Oberen Weißjura und der Kreide gegen- über dem Salz und seinem Deckgebirge hervorgeht. So be- obachten wir nach STILLE die kimmerische Faltung: 1. an dem rheinisch streichenden Benther Salzhorst; 2. an der rheinischen Linie Sehnde— Lehrte—Hänigsen— Höfer— Bardenhagen—Lüneburg; 3. an dem herzynischen Sattel entlang der Kalenberger Achse und am herzynischen Sattel der Asse; - die unterkretazeische Faltung: 1. an dem rheimisch streichenden Benther Salzhorst; 2. an dem rheinisch streichenden Salzgebirge von Hä- nigsen— Wathlingen; 3. an dem herzynisch gerichteten Salzgebirge der un- teren Aller; 17) GrupE. Präoligocäne und jungmioeäne Dislokationen im Solling und seinem nördlichen Vorlande, & a. OÖ. — GRUPE und STREMME, Die Basalte des Sollings und ihre Zersetzungsprodukte. Jahrb. d. Preuß. Geol. Ländesanst. f. 1911, S. 242 ff. 18) Vgl. die Blätter DBockenem und Hildesheim d. geol. Spezialkarte von Preußen. Lieferg. 182. 19) STILLE, Der Untergrund der Lüneburger Heide und die Verteilung ihrer Salzvorkommen. 4. Jahresber. d. Niedersächs. geol. Verein. Hannover, 1911, 3 278. die alttertiäre Faltung: 1. an. dem rheinisch streichenden Benther Salzhorst; 2. an der rheinischen Salzlinie Algsermissen—Sehnde— Lehrte— Hänigsen— Wathlingen; 3. an der herzynischen Salzlinie der unteren Aller und entlang der herzynisch gerichteten Kalenberger Achse; die jungtertiäre Faltung: 1. an den rheinischen Salzpfeilern von Hänigsen— Wath- lingen—Bardenhagen—Kolkhagen und Wustrow— Lüchow; 2. an der herzynischen Salzlinie nördlich und südlich des Steinhuder Meeres, Von besonderer Bedeutung ist- es, daß bei diesen tekto- nischen Typen in Nordhannover vielfach eine regelrechte Kreuzung ihrer Sattel- und Muldenachsen vorliegt und daß in den „Knoten“ dann im allgemeinen eine Änderung, ent- weder eine Steigerung oder Verringerung des Effekts, fest- zustellen ist, je nachdem Gebilde gleicher Art wie Sattel- achsen mit Sattelachsen, oder ungleicher Art, wie Sattel- achsen mit Muldenachsen, zum Schnitt kommen. Zu anderen Anschauungen kommt nun neuerdings Herr HAARMANN?) auf Grund seiner Untersuchungen an den nordhannoverschen Salzhorsten, speziell der Sarstedter und Benther Salzhorste, die ihn wieder zu der alten Ansicht v. KoENEns von der Altersverschiedenheit der herzyni- schen und rheinischen Störungen zurückführen. Es scheint mir nun fast so, als ob Herr HAARMANN den eigentlichen Kern dieses Problems nicht ganz richtig erfaßt hat. Wenn Herr v. KoEnen früher von seinem Standpunkt aus den beiden Störungsarten ein verschiedenes Alter zuschrieb, indem er die Unterbrechung der einen Störung durch die andere, das Aneinanderabsetzen der einen an der anderen als einen Beweis für ihre Ungleichalterigkeit ansah, so war das schon eher verständlich, da er ja von vornherein nur mit einer Hauptstörungsphase, der jungtertiären, operierte, Einen geologisch meßbaren Zeitunterschied vermochte er aber nicht festzustellen. Er verlegte beide Störungen an das Ende der Miocänzeit und ließ die rheinischen kurz nach den herzynischen erfolgt sein. Daß er auf den rheinischen Bruch- linien dann außerdem noch „postglaziale“ Verwerfungen 20) HAARMANN, a. a. O. annahm, ist eine Sache für sich, auf die wir weiter unten noch zu sprechen kommen. In ein wesentlich anderes Licht wird aber die ms Frage gerückt auf Grund unserer neueren Anschauung, daß die saxonische Gebirgsbildung nicht nur auf den einen jung- tertiären Zeitabschnitt beschränkt ist, sondern bereits am Ende des Jura, während der Kreide und: im Alttertiär in Form verschiedener Einzelphasen sich abgespielt hat. Diese wichtige Tatsache müßte Herr HAARMANnN in erster Linie berücksichtigen und uns von seinem Standpunkt aus nach- weisen, daß die herzynischen Störungen bei den älteren, sagen wır einmal bei den vorkretazeischen und interkreta- zeischen, die rheinischen Störungen dagegen ausschließlich bei den jüngeren, den tertiären Phasen entstanden sind. Ein solcher Nachweis dürfte aber Herrn HAARMANN Schwer- lich: gelingen. Vielmehr sehen wir ja, wenn wir die Tektonik des niederhessisch-niedersächsischen Gebietes im ganzen be- trachten, daß jede einzelne der gebirgsbildenden Epochen sowohl herzynische als auch rbei- nische Dislokationenerzeugthabenkannund daß im hannoverschen Berglande selbst das Jungtertiär noch ebensogut durch herzyni- schealsauchdurchrheinischeStörungen ver- worfen wird. Wir müssen deshalb die tektonischen Erscheinungen, die uns die von HAaArMAnN behandelten beiden Salzhorste bieten, im Zusammenhang mit dem Gesamtphänomen der saxo- nischen Faltung betrachten und kommen dann meines Er- achtens zu einer etwas anderen Ansicht, soweit nicht über- haupt die Deutung, die er diesen Erscheinungen gibt, an sich schon irrig ist. Und das glaube ich speziell von seiner Auffassung der Verhältnisse des Benther Salzhorstes be- haupten zu können, bei der er sich im wesentlichen auf die Arbeit von STIER, „Strukturbild des Benther Salzgebirges“21) stützt. Ich hatte Gelegenheit, im vergangenen Sommer diesen Salzhorst in seinem südlichen Teil kennen zu lernen und bin dabei allerdings zu einer anderen Auffassung als Herr HAAR- MANN gekommen. Der von SrtIer nach den Bohr- und Grubenaufschlüssen von „Deutschland“, „Ronnenberg“ und „Hansa-Silberberg“ in sehr anschaulicher Weise entworfene Grundriß des Benther Salzgebirges?!) zeigt uns, daß der in einzelne steile 21) 8, Jahresber. d. Niedersächs. geol. Verein, Hannover, 1914, S. 1—14. Mit 2 Tafeln. 2 nun EA y [ER Sättel und Mulden gefaltete Salzkörper im allgemeinen in rheinischem Sinne verläuft, durchaus in Übereinstimmung mit den gleichfalls rheinisch gerichteten Schichten seines Deckgebirges. Neben dieser vorherrschenden rheinischen Faltung macht sich aber an einzelnen Stellen, besonders im Süden in der Grube „Deutschland“ und im Norden im Be- reiche von „Hansa-Silberberg“, noch eine herzynische Quer- faltung geltend. Dieselbe bewirkte im einen Fall eine Um- lenkung der steil gefalteten Sättel und Mulden des Jüngeren Steinsalzes in die herzynische Richtung, wie dies in der viel- fachen Wiederholung steil nach Südwest einfallender Roter Salztonschichten auf der 450-m-Sohle der Grube „Deutsch- land“ besonders schön zum Ausdruck kommt, und im anderen Falle in noch instruktiverer Weise eine lokale Herausbildung nordwest-südöstlich streichender, nach Nordost überkippter - Quermulden und -sättel des Älteren Steinsalzes an Stelle seines sonst rheinisch gerichteten Generalstreichens. Ich kann diese rein örtlich auftretende herzynische Faltung — durchaus im Sinne von STIER — nur als Querfal- tung zu der rheinischen Hauptfaltung ansehen, durch die der Salzkörper seine maßgebende Form erhielt, d. h. die Querfaltung ist gleichzeitig mit der Hauptfaltung entstanden oder, falls ein Altersunterschied bestehen sollte, so kann doch nur die Hauptfaltung, in diesem Falle also die rhei- nische die ältere gewesen sein. Nicht aber kann ich mir mit HAARMANN vorstellen, daß diese Querfaltung bereits bestanden hat, als die rheinische Faltung einsetzte und dem Benther Gebirge seine heutige Struktur verlieh. Ob die Verhältnisse am Sarstedter Salzpfeiler, der, äußerlich betrachtet, in gleichem Sinne wie der Benther ver- läuft, anders liegen, das läßt sich auf Grund der HAAR- Mmannschen Darstellung allein, die nur einzelne kleinere Abschnitte der Salzlagerstätten behandelt, nicht sagen. Aber wir wollen einmal die Deutung HAARMAnNS als richtig vor- aussetzen, so lassen sich daraus noch immer keine allge- meinen Schlüsse auf eine grundsätzliche Altersverschieden- heit der beiden tektonischen Richtungen ableiten. In der- selben älteren Phase, in der am Sarstedter Salzhorst die herzynische Faltung wirkte, kann an anderen Stellen dafür die rheinische Faltung vorgeherrscht haben, und umgekehrt dieselbe jüngere Phase, die am Sarstedter Salzstock zu rhei- nischen Dislokationen führte, kann anderswo in herzynischem Sinne verlaufen sein. Das zeigt uns doch zur Evidenz das Verhalten der beiden Störungsarten ‘im großen betrachtet. er — 1 — Und daß dem so ist, daß tatsächlich die herzynischen und rheinischen Störungen sich dem Alter nach nicht trennen lassen, dafür sprechen die Folgerungen des Herrn HAARMANN selbst, die er aus dem wechselseitigen Verhalten der beiden Dislokationen an”einer Reihe von nordhannoverschen Salz- stöcken zieht und die letzten Endes in der Aufstellung be- sonderer „tektonischer Tiefenstufen“ gipfeln.. HAARMANN nimmt: nämlich zugleich unter Bezugnahme auf die Beob- achtungen Srıeks am Benther Salzhorst an, daß die Äuße- rungen der herzynischen Druckkräfte vorherrschend an die oberen, die der rheinischen vorherrschend an die unteren Teufen des Salzgebirgess gebunden sind und zieht daraus den Schluß, daß die beiden Zusammenschübe auch dem Alter nach getrennt seien, d.h. daß der die tiefer liegenden Schichten erfassende rheinische Druck der jüngere und der die höher liegenden Schichten erfassende herzynische Druck der ältere sei. Ich setze nun diese Folgerungen HAAR- MANNsS fort und behaupte, daß, die Richtigkeit derselben: vorausgesetzt, die herzynische Richtung als die ältere dann erst recht natürlich in den Schichten des Deckgebirges vor- herrschen muß. Aber gerade das Gegenteil ist der Fall. Die Faltung des Deckgebirges ist sowohl beim Benther als auch beim Sarstedter Salzhorst in ausschließlich rheinischem Sinne erfolgt, die also der Beweisführung HAARMANnNSs gemäß dann älter sein müßte als die herzynische Faltung. des Salz- gebirges. Man sieht daraus, zu welchen Widersprüchen die HAARMANNsche Deduktion führt. Aber ganz abgesehen da- von, ich kann überhaupt die Bedeutung der „tektonischen Tiefenstufen“ nicht anerkennen, denn die Teufenunterschiede innerhalb des aufgeschlossenen: Salzkörpers sind doch zu unwesentlich gegenüber der gewaltigen Mächtigkeit des bei der Faltung das Salz noch überlagernden mesozoischen und evtl. tertiären Deckgebirges, um in so verschiedenem Sinne gewertet zu werden. Ich kann nach alledem nicht einsehen, daß die Verhältnisse an der Sarstedter Salzlinie aus dem gewöhn- lichen Rahmen herausfallen und HAARMANN zu einer Be- kämpfung unseres Standpunktes über die Gleichzeitigkeit der herzynischen und rheinischen Faltungserscheinungen berech- tigen. Und eine besonders schöne Bestätigung dessen "gibt uns gerade die Sarstedter Salzlinie durch ihre Fortsetzung in südlicher Richtung. Wir sehen nämlich an Hand der StıLLeschen Übersichtskarte, daß diese Linie über die Marienburg bei Nordstemmen noch im gleichen rheinischen ; 9% < — 20 — Sinne-weiterläuft, dann aber bei Elze etwa allmählich in die herzynische Richtung umlenkt und zu der Achse des nerzy- nisch streichenden Leinetalsattels wird, der im Kern in un- gefähr der gleichen Tiefenregion ebenfalls Zechsteinsalze führt, also den gleichen Effekt der Hebung erkennen läßt und uns das bekannte Bild des gleichmäßigen Überganges der einen in die andere Richtung besonders klar veran- schaulicht. Wir halten also daran fest, daß eine en. liche Altersverschiedenheit zwischen den herzynischen und rheinischen Störungen nicht besteht, daß höchstens bei der einen oderanderen Phasedersaxonischen Gebirgs- bildung die eine der beiden Richtungen lokal oder selbstregionalbevorzugt werdenkann, wie das besonders instruktiv die Verhältnisse in Nieder- hessen und im Lahngebiet zeigen, wo tatsächlich die jung- tertiären gebirgsbildenden Bewegungen und Eruptionen vor- herrschend auf den alten Brüchen rheinischer Be statt- fanden. Ja, selbst in der diluvialen Zeit sehen wir die Krusten- bewegungen .sich noch in beiderlei Richtung vollziehen. In unserem hessisch-hannoverschen Berglande speziell treten sie nur in sehr geringem Umfange auf, so im westlichen und nordwestlichen Vorlande des Harzes, bei Northeim im Leine- tal.und bei Hameln im Wesertal2), und lassen, soweit man überhaupt nach ihrem spärlichen Auftreten urteilen kann, eine Bevorzugung der rheinischen Richtung erkennen, woraus schon früher v. KoEneEn23) auf ein diluviales, und zwar nach ihm „postglaziales“ Alter gewisser Nordsüdstörungen schloß. Weit besser aber können wir das Verhalten der dilu- vialen Verwerfungen am Niederrhein studieren, wo speziell die niederrheinische Bucht nach den Untersuchungen von WUNSTORF, FLIEGEL u. a. ein stark zerstückeltes diluviales Schollengebirge darstellt, d. h. ein Schollengebirge, an dem die bereits mit der variskischen Faltung einsetzenden Be- wegungen auch während des nachfolgenden Mesozoikums 22) GRUPE, Über diluviale Gebirgsstörungen im hannoverschen Berglande und zur Frage der diluvialen Hebung des Harzes. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1915, S. 374ff. 23) v. KoENEN, Über postglaziale Dislokationen. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1886, S. 1ff. —, Über Dislokationen westlich und südwestlich vom Harz. Ebenda f. 1884, S. 44ff. Wan und Tertiärs wiederholt stattgefunden und in besonders inten- siver Weise sich bis in die Diluvialzeit hinein fortgesetzt haben?). Für unsere Frage von Bedeutung ist nun aber die Richtung der diluvialen Störungen, und da zeigt uns die von WUNSTORF entworfene Übersichtskarte, daß die weit vor- herrschende Richtung die herzynische ist, neben der sich lokal — so z. B. im Schollengebirge von Erkelenz — noch eine ostwestliche bemerkbar macht, während Brüche, die in ausgesprochen rheinischem Sinne verlaufen, nur ganz selten zu beobachten sind. Mit anderen Worten: Die maß- gsebenden Schollenbewegungenin der nieder- rheinischen Bucht haben sich sogar nochin der diluvialen Zeit.auf den alten herzyni- schen Störungslinien abgespielt. Sie zeigen uns wiederum, daß die herzynischen Störungen gegenüber den rheinischen kein besonders hohes Alter besitzen, vielmehr genau wie diese sogar noch im. Diluvium posthum wieder aufreißen können. Nun ist ohne weiteres zuzugeben, daß es, vom rein theoretischen Standpunkt aus betrachtet, leichter .ist, sich die beiden Arten von Dislokationen zeitlich aufeinander- folgend vorzustellen, weil man zunächst eher geneigt ist, den Druck der jeweiligen Faltung in ein und demselben Sinne wirken zu lassen. Die Vorstellung von der Gleichzeitigkeit - der herzynischen und rheinischen Bewegungen erscheint schon weniger schwierig, wenn wir dabei die Stırvesche Theorie . der Rahmenfaltung zugrunde legen, nach der für die sich innerhalb. der Geosynklinalen faltenden mesozoischen und tertiären Sedimente die Lage und Konturen der alten Massen, so der Rheinischen Masse im Westen, der böhmisch- herzynischen Masse mit ihren westlichen Ausläufern, dem Thüringer Wald, Harz und Flechtinger Höhenzug im O, und schließlich der skandinavisch-baltischen Masse im N, richtungbestimmend gewesen sind, wie dies STILLE in seinen Arbeiten, auf die ich verweise, des näheren ausgeführt hat?). Es ist ohne Zweifel, daß uns die Srtıuuzsche Rahmenfaltung die Erscheinung des so mannigfachen Wechsels in der Richtung der saxonischen Elemente ver- 24) WUNSTORF und FrısgEsL, Die Geologie des nieder- rheinischen Tieflandes.. Abhandl. d. Preuß. Geol. Landesanst., Neue Folge, Heft 67. 25) SrILLE, Die mitteldeutsche Rahmenfaltung. 3. Jahresber. d. Niedersächs, geol. Verein, Hannover, 1910, S. 141 ff. een ständlicher macht. Nur eins erklärt sie uns ohne weiteres nicht, nämlich, daß diese als bestehend angenommenen Konturen. der alten Massen selbst in so hervorragendem Maße durch herzynische und rheinische Linien bedingt sind, deren Anlage doch in diesem; Falle älter als die saxonische Gebirgsbildung sein müßte. Dieser letztere Umstand legt uns die Frage nahe, pb denn überhaupt die herzynisch-rheinischen Störungen wirk- lich selbständige Gebilde der saxönischen Faltung sind. Und in der Tat sprechen sowohl ältere als neuere Unter- suchungen in den verschiedenen Teilen Deutschlands dafür, daß die ursprüngliche Anlage dieser Bruch- und Faltungs- elemente noch viel weiter, bis in die variskische Zeit zurückzureichen. scheint. So haben schon früher Lossen?) und Em. Kayser?) den Oberharzer Gangspalten ein jung- paläozoisches Alter zugeschrieben, während die spätere Ansicht v. KoENEns über, ihre tertiäre Entstehung sich nicht hat aufrecht erhalten lassen?). Im Saarrevier hält LEPPLA2) die z. T. bedeutenderen südost— nordwestlich ge- richteten Querbrüche des Rotliegenden ebenso wie die Sattel- und Muldenbildungen für Erzeugnisse einer jung- rotliegenden Faltungsphase, die aber auch schon in kul- mischer Zeit ihren Anfang genommen haben kann, und am Thüringer Wald, der sowohl durch niederländische als auch herzynische Faltungen und Brüche ausgezeichnet ist, nehmen LIEBE und ZIMMERMANN?) für beide Faltungen ein prä- permisches Alter an. Auf diesen Ergebnissen der älteren Autoren fußend und von eigenen analogen Feststellungen im .erzgebirgischen Becken ausgehend, hat der uns durch den Krieg leider 26) LossEn, Über den Zusammenhang der Falten, Spalten und Eruptivgesteine im Harz. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. f, 18858. 1HfE 2”) E. KAysER, Über die Quarzporphyre der Gegend von Lauterberg im Harz. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1880, Ss. 45 ff. } —, Über das Spaltensystem am Südwestabfall des Brocken- massivs. Jahrb. d.: Preuß. Geol. Landesanst. f. 1881, 8. 452 ff. 28) Vgl. E. PHıLıprı, Die präoligocäne Landoberfläche in Thüringen. Diese Zeitschr., 1910, S. 368 ff. 29) LepPpLAa, Geologische Skizze des Saarbrückener Stein- kohlengebietes. Festschrift zum IX. allgemeinen deutschen Berg- mannstag, Berlin, 1904, S. 50 ff. 30) E. ZIMMERMANN, Erläuterungen zu Blatt Lobenstein, Lieferg. 114, S. 117ff. — 23 — i entrissene Ta. BRANDES?!) in einer nachgelassenen Arbeit gewisse herzynische Dislokationen als Bestandteile der jung- karbonischen und unterrotliegenden Faltung in größerem Rahmen behandelt. Auch bei den im Paläozoikum des Rheinischen Schiefergebirges (Ruhrgebiet, Sauerland und Lahngebiet) arbeitenden Geologen bricht sich immer mehr die Anschauung Bahn, daß die herzynisch gerichteten Querbrüche in ihrer ursprünglichen Anlage in ursäch- lichem Zusammenhange mit der variskischen Faltung stehen3#). Für die oberrheinischen Massive hat erst in jüngster Zeit DEECKE?) diese Frage in\großzügiger Weise behandelt, indem er in den herzynisch »verlaufenden tek- tonischen Elementen eine bereits im Karbon angelegte her- zynische Zerklüftung sieht und bei dem Verlauf der Fazies- grenzen der dyadischen und mesozoischen Sedimente ganz allgemein ein Vorherrschen der herzynischen Richtung nach- weist, die in diesem Falle allerdings nicht sowohl durch orogenetische als durch epirogenetische Bewegungen zu- stande gekommen ist. Als hervorragendes Beispiel für solche älteren epirogenetischen Bewegungen herzynischer Tendenz wäre speziell im niedersächsischen Berglande der niedersächsische Uferrand STILLES zu nennen, der bekannt- lich das niederdeutsche Becken mit seinen ' mächtigen jurassischen und kretazeischen Schichten trennt von der im allgemeinen von diesen Sedimentationen freigebliebenen mitteldeutschen Festlandsschwelle, und der in seinem Ver- laufe entlang dem Teutoburger Walde, dem Solling und Harz in so ausgezeichneter Weise die herzynische Richtung erkennen läßt. Unter dem Einfluß der späteren: oro- genetischen Bewegungen der saxonischen Gebirgsbildung ist dann aus dieser alten Uferlinie der Geosynklinale ein Bruchrand geworden, der sich in die großen Überschie- bungen des Harzes, Sollings und Osnings zerlegt. Das gleiche hohe Alter und die gleiche Posthumität wie den herzynischen dürfen wir vielleicht aber auch den rheinischen Störungen, zum wenigsten einem gewissen Teil derselben zuschreiben. Besonders instruktiv für diese #) Vgl. z. B. Krusch, Erläuterungen zu Blatt Hagen, Lieferg. 163, S. 57, und Witten, Lieferg. 143, und AHLBURG, Erläuterungen zu Blatt Braunfels, Merenberg und Weilburg, Lieferung 208, sowie nach freundlicher Mitteilung von Herrn PAECKELMANN. i 32) DEECKE, Die Stellung der Oberrheinischen Massive im tektonischen Bau Deutschlands und Mitteleuropas. Diese Zeitschr., 1921, Monatsber,, 8. 19ff. \ — 24 — Frage sind die das Schwarzwaldmassiv in Begleitung gleich- sinnig verlaufender Ruscheln durchziehenden Granitporphyr- gänge, die zum großen "Teil durchaus im Sinne des benach- barten Oberrheintalgrabens orientiert sind, also die typische rheinische Richtung aufweisen und die zwar jüngere Nach- schübe in dem Granit darstellen, aber auf jeden Fall ein nachweisbar präpermisches Alter besitzen?). Und als Bei- spiele aus dem mitteldeutschen Paläozoikum darf ich nur die in ausgesprochen rheinischer ‘Richtung verlaufenden Siegener Ganggräben DENCKMANNSs®) nennen, die nach diesem Autor unmittelbar nach der Hauptfaltung zur Mittel- devonzeit entstanden sind, oder die im ostthüringischen Paläozoikum gelegentlich: auftretenden nordsüdlichen Erup- tivgänge, die wie die zahlreicheren herzynischen nach . ZIMMERMANN?). ein spätkarbonisches bis frühpermisches Alter besitzen, oder schließlich die bekannte Oderspalte Lossens im Harz, die gleich den übrigen meist herzynisch gerichteten Oberharzer Gangspalten ebenfalls in ihrer Bil- dung bis in die paläozoische Zeit zurückreichen dürfte, Alle diese Erscheinungen sprechen dafür, daß die herzynischen und rheinischen Störungen nieht nur keine grundsätzliche Altersver- schiedenheit innerhalb der saxonischen Ge- birgsbildungsepoche erkennen lassen, son- dern großenteils in ihrer ursprünglichen AnlagenochüberdiesesAlterhinausreichen, d.h. zum Teil bereits.bei den verschiedener Phaäsendervariskischen Faltungmitentstan- densind, und es erhält durch diese Tatsachen ohne Zweifel DEECcKES?) „Grundgesetz der Gebirgsbildung“ eine starke Stütze, das die niederländischen, herzynischen und rheini- “ schen Strukturelemente ganz allgemein als gleichwertige Teile eines alten Zerklüftungs- bzw. Faltungssystems‘ der Erdrinde ansieht, an dem unter der Einwirkung der verschie- denen Gebirgsbildungsprozesse teils gleichmäßig, teils unter Bevorzugung der einen oder anderen Richtung neue Be- wegungen und Verschiebungen sich vollziehen. 33) Vgl. DEECKE, Geologie von Baden, S. 130ff. u. 653ff. 3) DENCKMANN, Neue Beobachtungen über die tektonische Natur der Siegener Spateisensteingänge. Archiv f. Lagerstätten- forschung d. Preuß. Geol. Landesanst., Heft 6. 3) Vgl. Erläuterungen des Blattes Lobenstein und Hirsch- berg, Lieferg.. 114. ; 5 35) Neues Jahrb. f. Min., 1908 und. 1910. NEDTNE, An der Besprechung beteiligen sich die ‚Herren HaAr- MANN, WUNSTORF, PHILIPP, SEIDL, POMPECKJ und der Vor- tragende. Herr ERICH HAARMANN macht folgende Bemerkungen zu Herrn O. GRUPES Vortrag - Über das Altersverhältnis der herzynischen und rheinischen Dislokationen. (Mit 2 merheur en.) Herr GRUPE hat mit seinen Ausführungen ein Thema behandelt, das schon öfter zu. Meinungsverschiedenheiten zwischen Geologen geführt hat. Es ist eine merkwürdige Tatsache, daß sich viele Geologen mit einer Erklärung von Faltenvergitterung durch wiederholte, also verschieden- zeitliche, Störungsvorgänge nicht. befreunden können. Wenn es mir bisher durch Wort und Schrift!) nicht gelungen ist, zu einer Einigung mit dem Herrn Vortragenden zu gelangen, so wird eine solche auch in dem engbegrenzten Rahmen einer Diskussion nicht erzielt werden können. Ich kann nicht auf all die vielen Anregungen eingehen, die Herr GrupE dankenswerterweise gegeben hat, sondern muß mich auf wenige Bemerkungen beschränken. Mir ist natürlich bekannt, daß v. KoEnENn von ganz anderen Grundlagen für seine Auffassung des Altersver- hältnisses der herzynischen und rheinischen Störungen ausgegangen ist, als ich. Immerhin bin ich zu demselben Ergebnis gekommen, wie er, daß nämlich die hauptsäch- Jichsten ‚herzynischen‘“ Störungen älter sind als die „rheinischen“. Deshalb hielt ich mich für verpflichtet, hervorzuheben, daß v. KokNEN diese Auffassung aus- gesprochen habe, ohne mir seine Gründe dafür zu eigen zu machen. v. KoEnen dachte — wie ich annehme —,. wenn er von Störungen oder Dislokationen sprach, in erster Linie an Spalten und Verwerfungen, wie dies ja heute noch bei Bergleuten vielfach üblich ist?). Demgegenüber muß ich daran festhalten, unter Störungen und Dislokationen 1) Besonders diese Zeitschrift 72, 1920, Abhandl., S. 218E£f. 2) Vgl. Hrıse-Herest, Bergbaukunde I, 4. Aufl., 1921, S. 19. Dort: „Zerreißungen der Gebirgsschichten“ — „Störungen“. Ebenso bei K. LeumAnn, Das tektonische Bild. des rheinisch- westfälischen Steinkohlengebirges, Glückauf 1920, 8. 1f. _— 20 alle Lagerungsstörungen zu verstehen, von welchen die Gesteine betroffen wurden. Aus diesem Grunde erachte ich nicht — wie dies ursprünglich der Fall war und wie es auch wohl der Herr Vortragende tut — die Rich- tung einer Störung als ausschlaggebendes Kriterium für ihre Zugehörigkeit zu den herzynischen oder zu den rheinischen Störungen. Maßgebend für die Unterscheidung ist lediglich de Bewegungsrichtung des Gebirges, welche bei Bildung der herzynischen Störungen etwa nord- östlich bis nördlich, der rheinischen ostsüdöstlich (bzw. entgegengesetzt?) war. Ob man die Bezeichnungen ‚„her- zynisch“ und ‚„rheinisch“ in meinem Sinne, also nicht in ihrer ursprünglichen Bedeutung als nur richtungsbezeich- nend, verwenden darf oder nicht, weil möglicherweise da- durch Verwechslungen entstehen könnten, lasse ich hier unerörtert. Fr Die Richtung der Störungen, welche durch her- zynische und rheinische Bewegungen entstehen können. lassen sich schematisch in nebenstehender Weise angeben, wobei die zu den Kompressionsstörungen gehörige Schiefe- rung wegen ihrer geringen Bedeutung für die postpaläo- zoischen Schichten Norddeutschlands weggelassen wurde. Die Angaben über die Kompressionsstörungen bedürfen an sich keiner Erläuterung. Wichtig aber ist, daran zu erinnern, daß die durch „rheinischen Druck“ entstehenden, also in meinem Sinne auch als rheinisch zu bezeichnenden Geschiebe (Horizontalverschiebungen) „herzynische“ Richtung haben. Die Tatsache, daß wir in herzynisch streichenden Schichten ebenso streichende Geschiebe finden, ist eine der Beobachtungen, welche die Annahme wiederholter Störungsvorgänge erzwingen: es ist nicht möglich, daß gleichzeitig Falten und ebenso wie diese streichende Horizontalverschiebungen entstehen. Wenn man weiter herzynisch streichende Schichten von rheinischen Falten und Überschiebungen?) durchsetzt findet, so wird dadurch die Auffassung verschiedenzeitlicher Entstehung dieser herzynischen und rheinischen Störungen nur be- stätigt. Daß bei Faltendürchkreuzung die herzynische Richtung in die rheinische umbiegt, ist selbstver- ständlich und kann nicht für gleichzeitige Ent stehung beider Faltungen geltend gemacht werden, wie 3) E. Haarmann, Die Ibbenbürener Bergplatte, ein „Bruch- sattel“, Branca-Festschrift 1914, S. 348. RER NR: dies immer wieder geschieht und es Herr GRUPE beson- ders mit Hinweis auf die Tektonik des Benther Salz- stocks tat. Der Vortragende hat dann ausgeführt, die rheinische Rich- tung der den Benther Salzstock am Tage begleitenden jüngeren Ungefähre Rich tung der 2 erzynischen rheimischen | Störungen Bewegungs Zus richtung 2 We | I Kompressionssföorungen Falten en Überschiebungen | ya Geschiebe SE Dr NK errungsstörungen Sprünge u. Spalten: „a im Kompressionsg:biet im Hanggebiet nn 7 . im Randgebiet IF Schichten beweise, daß der rheinische Druck auch diej oberen Teufen erfaßt habe. Auch ich bin durchaus dieser Meinung. Die jüngere rheinische Faltung hat, wo sie kräftig genug war, den Umriß des 'Salzgebirges und das Streichen der jüngeren Schichten maßgebend zu beeinflussen, wie dies beim Benther Salzstock der. Fall ist, natürlich auch das gesamte Salzgebirge betroffen. Dagegen findet sich dort, wo die oberen Teufen keine, oder jedenfalls sehr geringe Spuren rheinischer Pressung zeigen, erst tiefer ein Um- biegen in die rheinische Richtung. Beispiel: Rössing— Barnten. Bei genügender Intensität rheinischen Drucks kann die herzynische Faltung stark verwischt werden. Ihre alsdann gegenüber den rheinischen Falten geringe Bedeutung kann aber nicht als Beweis dafür angeführt werden, daß die herzynische Richtung jünger als die rheinische ist, wie dies für = Benther Salzstock behaup- tet wurde. | Was die Zerrungsstörungen angeht, so habe ich früher wiederholt darauf hingewiesen, daß bei Faltung Dehnungsquerstörungen entstehen können. Das Streichen dieser gleichzeitig entstandenen Störungen, der Falten und der Sprünge, ist also quer zueinander gerichtet. Sodann finden wir im Hanggekiet der Senke, gegen deren Tiefstes nach meiner Ansicht die Bewegung -der Schichten erfolgt ist, streichende Dehnungsstörungen. Zu diesen gehören die streichenden Sprünge am Deister, die auch mir von Unter- suchungen dortiger Kohlenvorkommen bekannt sind. Die ‘ Schiefstellung der Schichten und das Klaffen der Spalten entspricht der Lage am Beckenrande; es muß daher — im Rahmen meiner Auffassung — als abwegig erscheinen, wenn Herr GRUPE aus der Neigung der Schichten den Kompressionsbetrag und aus dem Klaffen der Spalten, bzw. dem Verwurf der Sprünge das Maß der Zerrung berechnet und zu dem Ergebnis kommt, daß die Zerrung nur 5000 der Kompression ausmacht und also auch hier Zusammenschub der die Tektonik beherrschende Faktor sei. Ähnliche Längssprünge kenne ich aus dem Wiehengebirge, vom Hüggel und vielen anderen Stellen. Immer zeichnen sie sich (in genügender Teufe) durch starke Wasser- “ führung aus. Endlich die Spalten und Sprünge im weiteren Rand- gebiet der Senken: sie können, wie ich mich ausgedrückt habe, „die allerverschiedensten Richtungen“ haben. Hier ist das Gebiet, wo ein block- oder schollenartiger Zer- fall stattfinden kann, und es ist klar, daß die Spalten und Gräben, welche die Blöcke oder Schollen umgrenzen,- ein- ander nicht verwerfen oder abschneiden; sie stoßen winklig zusammen oder gehen ineinander über. Die Feststellung dieser letzten Tatsache, auf die ich selbst genügend hin- gewiesen zu haben glaube, kann unmöglich gegen meine Auffassung verschiedenzeitlicher Entstehung herzynischer und rheinischer Störungen (in meinem Sinne) angeführt BEN. 0 werden; sie steht in keiner Weise mit ihr in Widerspruch. Gerade diesen Punkt aber hat Herr GrUPrE als wichtigsten Einwand gegen mich vorgebracht. Aus diesem Grunde darf ich vielleicht nochmals darauf hinweisen, daß gleich- zeitige Dehnungsstörungen verschiedenster Richtung seit langem bekannt sind, so beispielsweise in Ganggebieten. DENCKMANnN unterschied im Siegerlande ein älteres und ein jüngeres Gangsystem und gab von den in diesen auf- tretenden Streichrichtungen ein anschauliches Schema, -das ich nachstehend wiedergebe. Daraus ist ersichtlich, daß Streichen und Fallen der beiden Gangsysteme des Siegerlandes, Nach DENCKMANN. pie Gänge des älteren Systems, die Westverflächer, in allen Richtungen, von hora 1 bis 12 streichen können und auch die Spalten des jüngeren Systems sehr verschiedenartiges Streichen besitzen. Herr Grup verlangte, daß, wenn meine Auffassung verschiedenzeitlicher Bildung herzynischer und rheinischer Störungen richtig wäre, ich dann auch in der Lage sein müsse, anzugeben, daß in der einen Dislokationsphase nur herzynische, in der anderen nur rheinische Störungen ge- bildet worden wären. Eine solche Forderung ist aber aus meiner Auffassung keineswegs abzuleiten. Es ist zwar möglich, daß man bei fortschreitender Forschung den einzelnen Dislokationsphasen nur herzynische oder nur rheinische Störungen wird zuteilen müssen. Für wahr- scheinlich halte ich dies freilich nich. Wenn nämlich meine Vermutung zutrifft, daß sich kreuzende Zusammen- schübe in genetischem Zusammenhang stehen, möchte ich A eher annehmen, daß sie zeitlich nicht weit auseinander liegen. Beide würden also dann in einer Dislokations- phase liegen, die ja, wie die Untersuchungen immer mehr zeigen, keineswegs als zeitlich eng begrenzt angenommen werden dürfen und in denen Zeit genug für mehrere Dis- lokationsvorgänge war. Der in solchen Phasen sich zeigende Rhythmus bildet sich im Rahmen meiner Auffassung bei dem Auf und Ab der Rindenschollen durch Umkehr von Hebung und von Senkung, also in ganz anderer Weise, als etwa StiLur sich ihr Zu- standekommen vorstellt. Herr GrUPpE hat daran erinnert, daß die herzynische und die rheinische Richtung schon im Untergrund der mesozoischen Schichten angelegt gewesen seien. Dadurch wird aber die Gleichzeitigkeit herzynischer und rheinischer Störungen bei Wiederbelebung der Gebirgsbewegungen nicht wahrscheinlich gemacht. Ja, selbst Zerrungsstörungen, die — wie oben hervorgehoben — ihrer Natur entsprechend oft gleichzeitig in verschiedenen Richtungen entstehen können, halten sich unter Umständen an nur eine Bruchrichtung: so. spricht z. B. die entschiedene Bevorzugung. rheinisch gerichteter Spalten durch die Basalte durchaus dafür, daß zur Zeit ihres Empordringens im wesentlichen nur rheinisch streichende Spalten wieder aufgerissen sind. Herr GRUPE könnte aber die Auffassung vertreten, daß, wenn durch einen Dislokationsvorgang, wie er an- nimmt, herzynische und rheinische »Störungen entstehen, es ja alsdann nicht verwunderlich sein kann, daß durch Wiederholung solcher Vorgänge auch einmal herzynisch ge- störte Schichten von späteren rheinischen Dislokationen betroffen werden und demgemäß der Nachweis jün- gerer rheinischer. Störung schon herzynisch dislozierter Schichten nicht generell * das Altersverhältnis herzy- nischer und rheinischer Störungen erweisen könne. Demgegenüber müßte ich sagen, daß ich an keiner Stelle, wie es doch dann wenigstens irgendwo der Fall sein müßte, herzynische und rheinische Überschiebungen und Geschiebe als gleichzeitig ansehen kann, wodurch nahegelegt wird, das- selbe auch für die Falten ‚beider Dislokationsarten anzuneh- men, soweit dies nicht schon zwingend aus den örtlichen Ver- hältnissen auch für diese Kompressionsstörungen hervorgeht. Die mit dem Zusammenschub nach meiner Ansicht als Kom- pensation sich bildenden Dehnungsstörungen haben natür- lich dasselbe Alter wie dieser, bei ihnen ist es aber manch- ERSGEEN mal auf engerem Gebiet schwerer, ein Kriterium für ihre Zugehörigkeit zu den herzynischen oder rheinischen Stö- rungen zu finden, nämlich eben dann, wenn durch einen Dislokationsvorgang Schollenzerfall an verschieden gerich- teten Spalten und Sprüngen hervorgerufen worden ist. Herr GRUPE sagte, es sei einigermaßen schwierig, sich die gleichzeitige Bildung herzynischer und rheinischer Störungen vorzustellen, und auch ich meine, daß es viel leichter ist, sich die Bildung von Störungen, welche auf quer zueinander gerichtete Gebirgsbewegungen zurückgehen, als nacheinander entstanden zu denken. Sicher ist jeden- falls, daß alle die Erscheinungen, die Herr GRUPE durch einmalige Dislokationsvorgänge gebildet wissen will, ebenso durch wiederholte Störungen entstehen müssen und daß dabei auch das Ineinanderübergehen der einen in die andere Richtung auftreten muß. Wenn also Herr GRUPE — entgegen meiner Auffassung — die in Betracht kommenden Erscheinungen durch nur einen Störungsvor- gang hervorgerufen glaubt, so vermisse ich den Nachweis, daß sie eben durch eine solche und nicht durch Dis- lokationswiederholung entstanden sind. Mit STILLE meinte Herr GrurE, daß die Vorstellung gleichzeitiger Bildung der beiden Störungsarten durch Annahme von Rahmen- faltung ermöglicht würde. SriLLe schreibt, es wäre „ein gewisses gleichzeitiges Eintreten dieser Vorgänge ganz selbstverständlich, wenn man die Kontraktionstheorie zu- grunde legt“. Selbst wenn es aber die Kontraktionstheorie, die ich ablehne, erfordert, „daß die Summe der Zusammen- schübe in meridionaler Richtung gleich der Summe jener in äquatorialer ist“ (F. M. StAPrr, 1879), so zwingt sie doch keineswegs zur Annahme der Gleichzeitigkeit dieser Zu- sammenschübe. Trotzdem erscheint es mir gewiß, daß eine Einigung über die diskutierten, wie über so viele andere tektonische Fragen nicht erreicht werden wird, bevor Klar- heit. über die Grundlagen der Gebirgsbildung geschaffen worden ist. Herr K. KEILHACK trug unter Vorlegung einer neuen ‚geologischen Karte der Provinz Brandenburg im Maßstabe von 1:500000 folgendes vor: Die vorliegende Karte, die von der Geologischen Landes- anstalt als erste einer geplanten Reihe von Provinz- und egal Länderkarten herausgegeben wird, umfaßt ein: Gebiet von 1300 Quadratmeilen oder 72800 qm, enthält die Provinz Brandenburg vollständig und infolge ihrer rechteckigen Be- grenzung große Teile von Freistaat und Provinz Sachsen, vom Freistaat Mecklenburg und von den Provinzen Pom- ‘ mern, Westpreußen, Posen, Schlesien und Hannover. Sie umfaßt damit ein Drittel des gesamten norddeutschen Flach- landes; Magdeburg, Stettin, Filehne und Senftenberg be- zeichnen von bekannten Orten die Ausdehnung: der Karte nach den vier Himmelsrichtungen. Für den größeren Teil der Karte lagen bereits Aufnahmen der Geologischen Landes- anstalt vor, aber von sehr ungleichem Werte, da ein Teil der Blätter bereits vor Annahme der Inland-Eistheorie auf- genommen war, ein anderer Teil, bevor wir Kenntnis von dem Vorhandensein von Endmoränen, Osern und ähnlichen Bildungen hatten, und ein weiterer Teil, bevor planmäßig in den Veröffentlichungen der Geologischen Landesanstalt morphologische Gesichtspunkte Berücksichtigung fanden. So galt es, zur Herstellung eines gleichmäßigen Kartenbildes- nicht nur die unerforschten Gebiete planmäßig zu begehen, sondern auch große bereits aufgenommene Flächen nach neueren Gesichtspunkten zu überprüfen. Ganz neu bear- beitet sind von mir folgende Gebiete: 1. Die südliche Neumark zwischen Oder und Warthe, östlich der Linie Reppen—Zielenzig. Hier ergaben sich glaziale Landschaften von zum Teil hervorragender Schön- heit mit gewaltigen Endmoränenzügen, mit Tonstaubecken hinter und Sandebenen vor der Endmoräne, zahlreiche Oser, ‘die sich südlich Topper zu einer auffallenden Oslandschaft scharen, weite terrassierte Aufschüttungsebenen mit zahl- . losen Eisschmelzkesseln. Besonders die Umgebung von Me- seritz bietet modellartig schöne Bilder ‚glazialer Morphologie und enthält auf engem Raume eine Fülle glazialer Land- schaftsformen. 2. Ein weiteres unbekanntes Gebiet lag zwischen Lübben, Fürstenwalde, Frankfurt a. O0. und Guben, um die Städte Grunow, Beeskow und Lieberose herum. 3. Unbekannt war ferner das Viereck zwischen den Städten Guben, Weißwasser, Sagan und Rothenburg; 4. desgleichen der größte Teil des Flämings zwischen Wittenberg und Kottbus; und endlich 5. ein großes Gebiet in der nördlichen Altmark und der nordwestlichen Priegnitz. Auch einige Streifzüge in das \ — 33 — mecklenburgische Grenzgebiet waren trotz Vorliegens einiger GeinItzscher Übersichtskarten im Interesse uleichen Dar- stellung erforderlich. Von allen diesen Gebieten im Gesamtumfange von 220 Meßtischblättern oder 500 Quadratmeilen liegen deshalb hier zum erstenmal geologische Kartenbilder vor. Die Karte ist, wie schon die 48 Farbenschilder erkennen lassen, von denen 6 auf das Paläozoikum, 10 auf das Meso- zolkum), 3 auf das Tertiär und 29 auf das Quartär entfallen, sehr eingehend gegliedert, und zwar sowohl petrographisch als auch stratigraphisch und’ morphologisch. In den älteren Formationen sind die üblichen Hauptstufen, wie Oberer, Mittlerer und Unterer Muschelkalk unterschieden, im Tertiär nur Oligocän, Miocän und Pliocän. Letzteres erscheint zum erstenmal in einer norddeutschen Übersichtskarte in größerer Fläche bei Sommerfeld, wo pliocäne Tone, Quarzkiese und allochthone Torflager mit zahllosen Koniferenzapfen jung- tertiären Gepräges auftreten. Bei der Darstellung des Quar- tärs mußten alle drei Gesichtspunkte zur Verwendung ge-. langen. Eine Nichtberücksichtigung des petrographischen Aufbaus der glazialen Bildungen würde zu einer der alten Lepsiusschen ähnlichen Darstellung, d. h. zu einer Gliede- rung ausschließlich in Hochflächen, und Tälern geführt haben. Deshalb wurde petrographisch unterschieden: Im Alluvium Flugsand, humose, sandige und tonige Bildungen, im Diluvium Blockpackungen, Kiese und Sande, Tone und Mergelsande, Geschiebemergel und Löß. Stratigraphisch wurden unterschieden: R Bildungen der drei Eiszeiten und der beiden Inter- glazialzeiten. Morphologische Darstellungen beziehen sich auf Mo- ränenlandschaften, Kessellandschaften, Fal- und Staubecken- bildungen mit ihren Terrassen, auf Endmoränen in zwei Ausbildungsformen und auf Oser. Die kuppige Moränenlandschaft ist durch weite, schräge Schraffierung kenntlich gemacht, gleichgültig, ob sie sich in Grundmoränen- oder in Sand- und Kiesgebieten befindet. Die zusammenfassende Darstellung hat ergeben, daß sich diese eigenartige Landschaftsform vom Südrande des Verbreitungsgebietes der letzten Eiszeit überall ziemlich gleichmäßig 100 km entfernt hält und daß sie südlich vom Ber- liner Haupttal überhaupt fehlt. Ihr Hauptverbreitungsgebiet 3 RN). ME besitzt sie im Anschluß an die baltische Endmoräne, die’ sie ununterbrochen von Jütland bis Masuren begleitet.- Die‘ erstmalig versuchte Abgrenzung der Moränenlandschaft hat zu einem interessanten Ergebnis geführt. Diese auffällige Landschaftsform meidet die Nähe der alten nordsüdlichen Schmelzwassertäler und tritt immer erst in 2-6 km. Ab- stand von den Rändern derselben auf. Dies läßt sich be- obachten an den Tälern der Tollense, der Ücker, Randow, Oder und Plöne. Diese Gesetzmäßigkeit muß zukünftig bei jedem Versuch einer Erklärung der Entstehung der Moränen- landschaft im Auge behalten werden. Südlich von der baltischen Endmoräne tritt die Mo- ränenlandschaft sehr zufück und beschränkt sich auf den Südrand des Warthetales, ein Gebiet bei Müncheberg und südlich von - Freienwalde und auf. das mecklenburgisch- : preußische Grenzgebiet von Templin bis Grabow. Auch rücksichtlich der Oser hat die Übersichtskarte “interessante statistische Ergebnisse geliefert. Diese Bil- dungen erscheinen in der Karte in der Zahl von 322, wobei, um Willkürlichkeiten zu vermeiden, jedes selbständige Teil- stück eines Oszuges für sich gezählt ist. Von ihnen liegen südlich des Glogau—Baruther Urstromtales 13, 1 auf 13 Meßtischbl., zwischen Glogau—Baruther und Warschau— Berliner Urstromtal 23, 1 auf 4 Meßtischbl., zwischen War- schau— Berliner und . Thorn—Eberswalder Urstromtal 59, 1 auf 1,8 Meßtischbl., zwischen letzterem und.der baltischen Endmoräne 63, 1 auf 2,2 Meßtischbl., und nördlich der bal- tischen Endmoräne endlich 171, 1 auf 0,6 Meßtischbl. Von diesen liegen innerhalb der Moränenlandschaft 27 und außer- halb derselben 144. Aus diesen Zahlen lassen sich einige allgemeine Schlüsse ableiten. Die Zahl ‚der Oser nimmt von den zentralen nach den peripherischen Teilen der Verbrei- tungsgebiete des letzten ’Inlandeises rasch ab. Sodann treten die Oser in der Moränenlandschaft stark zurück. Da sie höchstwahrscheinlich im toten Eise entstanden sind, ‚so . . dürfen wir daraus schließen, daß die Moränenlandschaften in der Hauptsache ein Erzeugnis sehr aktiven, ebenuen, in Bewegung befindlichen Eises sein müssen. Kesselebenen, d. h. mit zahlreichen abfluklesen Becken durchsetzte Sandebenen finden sich vorzugsweise in den Sanderflächen und geben sich dadurch ebenfalls als’ Erzeugnisse toten Eises zu erkennen. Darum ist auch das’ Zusammenvorkommen .von Osern und Kesselebenen, wie nördlich von Rothenburg a. O., nicht auffällig. Nur die’ a Eaza OS ERD / a größeren Kesselebenen sind in der Karte ausgeschieden, und auch diese nur da, wo die Kessel in besonderer Häufung auftreten. Unter den Endmoränen der letzten Eiszeit sind Blockpackungen von den im wesentlichen . von Sand und Kies aufgebauten Endmoränen durch verschiedene Far- ben unterschieden. Dabei hat es sich gezeigt, daß die wichtigste und ausgedehnteste Blockpackungsmoräne die- jenige ist, die die baltische Moränenlandschaft im Süden begrenzt und daß außer ihr nur noch ein einziger End- moränenzug vorhanden ist, der wenigstens zum großen Teil aus Blockpackungen besteht, nämlich derjenige des Flä- mings und seiner östlichen Fortsetzung, des Niederlau- sitzer Grenzwalles, während alle zwischen beiden liegen- den Endmoränen vorwiegend der Gruppe der Sand- und Kiesmoränen angehören. Da nun unzweifelhaft zur Bildung eines Blockwalles eine erheblich längere Zeitdauer der Stillstandslage erforderlich ist. als für die Aufschüttung einer sandigen oder kiesigen Endmoräne, so darf man da- raus schließen, daß die beiden Stillstandslagen des Fises in seiner südlichsten Randlage und auf dem baltischen Höhen- rücken die beiden wichtigsten und am längsten dauernden gewesen sein müssen. Zu den morphologisch bemerkenswerten Bildungen ge- hören noch die diluvialen Tal- und Beckenaus- "füllungen. Ihre besonders in der östlichen Hälfte des Blattes reiche Terrassengliederung ist durch Numerierung der einzelnen Talstufen mit den Zahlen 1—4 zum Aus- druck gebracht worden. Auch innerhalb der Sanderflächen, in Staubecken und in den Tälern der südlichen Gebirgs- _ flüsse auftretende auffällige Terrassenlinien sind (durch eine grüne Kammlinie in der Karte kenntlich gemacht worden. In stratigraphischer Beziehung endlich ist bemerkens- wert, daß in dieser: Karte zum erstenmal der Versuch gemacht worden ist, ‘die Südgrenze der Ablagerungen. der letzten Eiszeit flächenhaft zur Darstellung zu bringen und zwar ist diese Grenze hier gezogen auf einer Linie von über 300km Länge von Magdeburg bis Sagan. Sie verläuft aus der Gegend von Neuhaldensleben in nordöstlicher Rich- tung bis zum Eibetal, biegt dann scharf nach Südosten um und folgt der südlichen Ahdachung des Flämings bis in die Gegend von Sorau und Sagan. Auch innerhalb des Ge- bietes der Ablagerungen der vorletzten Vergletscherung ist die petrographisch-morphologische Gliederung durchgeführt Zr ENDE, worden: die petrographische in völliger Übereinstimmung mit den Ablagerungen der letzten Eiszeit, die morphologische durch Darstellung von Endmoränen und Sanderflächen der vorletzten Eiszeit. An der Besprechung beteiligen sich die Herren Bky- SCHLAG, WERTH und PoMPECKJ. Herr E. WERTH bemerkt zu dem Vortrage des Herrn KEILHACK: Ich darf mir erlauben, daran zu erinnern, daß ich vor etwa zehn Jahren auf das in der vorliegenden Karte neu aufgenommene (pflanzenführende) Pliocän vonSommerfeld aufmerksam gemacht habe und daraus eine mir besonders interessant erscheinende . — bis dahin wohl: aus dem älteren Diluvium, aber nicht aus dem Tertiär bekannte — Art: Du- lichium vespiforme, näher behandelt habe (Ber. d. Deutsch. Botan. Ges., Bd. 31, 1913, :S. 346 ff.). Herr WUNSTORF legt vor die Arbeit von P. PRuvosrt „La faune continentale du terrain houiller du Nord de la France“ und weist auf die große Bedeutung dieser Arbeit für die Paläontologie der Süßwasserfauna auch der deutschen Steinkohlenbezirke hin. V. Ww. 0. POMPECKJ. JANENSCH. BÄRTLING. Protokoll der Sitzung vom 1. Februar 1922. Vorsitzender: Herr POMPECKJ. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit der Mit- teilung, daß die Gesellschaft die Mitglieder: Herrn Bergwerksdirektor FRIEDRICH SPRINGORUM, Berlin-Grunewald, und Herrn Geheimen Bergrat Dr. SCHUMACHER, Landes- geologe im Elsaß (Mitglied seit 1880), durch den Tod verloren hat. Er widmet ihnen Worte des Gedenkens. Die Versammlung _erhebt sich zu Ehren der Ver- storbenen. Nee Als Mitglieder wünschen der Gesellschaft beizutreten: Kaliwerk Prinz Adalbert A.-G. in Ligu. in Oldau, Post Winsen (Aller), Kaliwerk Steinförde, A.-G., in Steinförde, Post Wietze (Aller), Gewerkschaft Siegfried I in Vogelbeck bei Salz- derhelden, vorgeschlagen von den Herren STILLE, DIETZ sr. und DIETZ jr.; Herr Dozent Dr. B. AArnıo in Helsingfors, Geolog. Kommission, Herr Geh. Baurat Prof. Dr. FRIEDRICH GERLACH in Berlin-Schöneberg, Hauptstr. 63, vorgeschlagen von den Herren KUHSE, SONNTAG und STREMME; Herr Dr. Hans CARL BECKER in Frankfurt a. M., Myliusstr. 49, vorgeschlagen von den Herren BoRn und Cıssarz und Frl. EDINGER; Herr Henry BLÖöCcKER in Hamburg 33, Wachtelstr. 2II, vorgeschlagen von den Herren GÜRICH, WvYso- GORSKI und ERNST; Herr Oberlehrer FRIEDRICH KAuuz in Bernburg a. S,., Hohe Straße 20, vorgeschlagen von den Herren A. BECKER, BÄRTLING und DiEnSsT; Hauptverwaltung der Niederlausitzer. Kohlenwerke in, Berlin, vorgeschlagen von den Herren FRANZ Bev- SCHLAG, SELLE und KEILHACK; Herr Dr. August Moos in Tübingen, Waldhäuser Str. 11, vorgeschlagen von den Herren HenNnıG, v. HUENE und KESSLER; Fürst GUIDOTTO HENCKEL-DONNERSMARCK in Berlin W 8, Unter den Linden 1, vorgeschlagen von den Herren PomPrzckJ, BÄRTLING und DIENST; Gewerkschaft „Kons. Neue Victoria“ in Kattowitz, vor- geschlagen von den Herren BÄrTLInG, DIENST und PICARD; Herr Oberregierungsrat KuRr BERNER, Berlin- Wilmers- dorf, ‚Paulsborner Str. 69, Herr stud. geol. WALTER BiESsE, Berlin-Rosenthal, Viktoriastr. 26, vorgeschlagen von den Herren DIETRICH, JANENSCH und POMPECKYJ; RR EN Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten- Aktien-Gesellschaft in Dortmund, Dortmunder Union, vorgeschlagen von den Herren PoOMPECKT, Dienst und BÄRTLING. Die Vorgeschlagenen werden aufgenommen. Der Vorsitzende legt die Neueingänge der Bücherei vor. Herr ZIMMERMANN I beantragt, die Eingangsworte des Vorsitzenden aus der vorigen Sitzung über die Bestrebungen der Feindländer zur Ausschließung der deutschen Wissen- schaft mit in das Protokoll der Januarsitzung aufzunehmen, Die Versammlung stimmt dem einmütig zu. Hierauf hält Herr R. STAPPENBECK seinen Vortrag „Über südamerikanische Minerallagerstätten“. An der Aussprache beteiligen sich Herr HAARMANN und der Vortragende. Sodann spricht Herr AHRENS!) über „Neue For- schungen über den Gebirgsbau des Taurus und Amanus“. An der Aussprache nehmen teil Herr PoMPECKJ und der Vortragende. v. W. 0. POMPECKI. * SOL@ER. ° BÄRTLING. 1) Der Vortrag erscheint in ausführlicher Form später mit Tafeln in den Abhandlungen. Briefliche Mitteilungen. 1. Terrestrische Einflüsse bei der marinen Sedimentation und ihre Bez tung: Von Herrn E. WEPFER. ‚Freiburg i. Br., den 20. August 1921. : Nachdem durch. EwALp neuerdings!) vorzügliche Be- obachtungen über den Buntsandstein gemacht worden sind, rundet sich: das allgemeine Bild von a Entstehung mehr und mehr. Immer unzweideutiger wird die Anschauung, deren Prin- zip zuerst JoH. WALTHER erkannt hat, daß nämlich, so gut wie in Meeren, auch ganz allgemein auf Kontinenten, — ob mit, ob ohne ständige Wasserbedeckung, — Sedimente sich: anhäufen können, eben durch den Charakter der Bunt- sandsteinformation illustriert. Was für den Buntsandstein gilt, mag auch für andere Formationen gelten: es ist weniger die Färbung, das Auf- treten von mächtigen Sandmassen, auf die in diesem Zu- sammenhang Wert gelegt wird, — der Schwerpunkt soll nicht auf, der Frage liegen, ob hier eine‘ Wüste, oder ein anderes Oharaktergebiet geherrscht hat. Im Vordergrund des Interesses sollen vielmehr alle diejenigen Bildungen stehen, die unzweifelhaft beweisen, daß hier keine stän- dige Wasserbedecekung geherrschi hat: so Fähr- ten, so Trockenrisse, so Dünenbildungen, so jegliche Umlagerung einmal aufgehäuften. Schichtma- terials innerhalb einer mehr oder weniger konkor- danten Schichtfolge, so auch vielleicht gewisse Fos- silanhäufungen. Wo sie regional verbreitet und immer wieder in ver- schiedenen Horizonten einer Formation auftreten, wo ferner zeitlich dauernd und regional echt marine Faunen fehlen, da bestimmen jene den Charakter der Ablagerung, so im nichtmediterranen Buntsandstein und Keuper. Ja, selbst einzelne Bänke mit marinen Fossilien, das heißt einzelne Sy,Steinbruch“ XV. Jahrg. 1920, S. 78, 100 ft... 114 ft. N 7, marine Überflutungen, können daran nichts ändern: das Ge- samtbild bleibt dasselbe. Da nun einmal von den Anhängern. der Anschauung, daß der Buntsandstein überwiegend mariner Herkunft sei, begreiflicherweise immer wieder Parallelen mit. unzweifel- haft marinen Schichtfolgen hervorgeholt werden, um ihre Auffassung zu stärken, so muß die Frage aufgeworfen wer- den, in welcher Richtung derartige Vergleichsmomente über- haupt ausgewertet werden dürfen. Von Kreuzschichtung, die ja auch in rein marinen Schichten, sogar oft mit vielen Versteinerungen vorkommt, — ich erinnere zum Beispiel an die Lothringer Minette —, kann abgesehen werden. Trockenrisse aber, Fährten und Umlagerungen bereits gebildeten Schichtmaterials innerhalb derselben etwa konkordanten Schichtfolge, das heißt vor- übergehende Trockenlegungen, finden sich wohl in „marinen“ Schichtfolgen, sind aber dort mit Recht immer nur als eine Art Ausnahmen betrachtet worden, die die Regel bestätigen. Diese Ausnahmen dürfen aber nicht heraus- gegriffen werden, um die Übereinstimmung mit der Bildung von Formationen zu erweisen, in denen sie nicht Ausnahme, sondern Regel sind, ja geradezu den Formationscharakter, wie wir ihn zu erkennen glauben, bestimmen. Es sei zur Erläuterung einmal der umgekehrte Weg gestattet: vergleiche ich a: mit b, so kann ich auch b mit a vergleichen: Beobachtungen über solche Ausnahmen in marinen Schichtserien mögen sich häufen, — das er- neute Interesse, das der Sedimentpetrographie seit den an- regenden Ausführungen von AnDREE entgegengebracht wird, mag hierzu beitragen. Wenn nun auf der einen Seite der Buntsandstein‘ als der Typus einer Ablagerung in einem nicht ständig und gleichmäßig wasserbedeckten Gebiet gilt, so ist es bemerkenswert, wenn :Beweise für vorübergehende Trockenlegung auch in Gebieten mariner Sedimentation nachgewiesen werden, in Ablagerungen, über deren Ent- stehungsweise man sich bislang den Kopf im allgemeinen vier weniger zerbrochen hatte, als über die des bunten Sand- steins. Wir dürfen den Spieß getrost umdrehen: es ist in. neuerer Zeit durch SoERGEL?) in überzeugendster Weise dargetan worden, daß der überwiegendste Teil der fossilen 2) Das Problem der Permanenz der Ozeane und Kontinente. Stuttgart 1917. AT EBATR IE ‘Sedimente nicht am Grunde großer Ozeane entstanden ist, sondern daß sie Absätze von flachen epikontinenta!en Meeres- teilen darstellen, die von den uralten, permanenten Ozean- becken aus immer wieder von Zeit zu Zeit vorübergehend über Teile der alten Kontinente übergegriffen haben. Mit dieser Auffassung ist eine ganze Fülle von Fragen gelöst; ich kann nur 'auf die SOERGELsch® Arbeit selbst verweisen. Es wäre damit ein anderer Maßstab an die marinen Ablage- rungen zu legen, die fast durchweg unter seichter Wasser- bedeckung entstanden sind. . Was vorher der Vorstellung die größten Schwierigkeiten machte, nämlich die An- nahme von Trockenlegungen in großen Weltmeeren, paßt sich diesem neuen Rahmen mit viel geringerer Mühe, ja zwanglos ein. Ja, der größte Teil des grundsätzlichen Gegensatzes zwischen sog. „kontinental-terrestrischer“ und sog. „echt mariner“ Schichtbildung scheint mir damit be- hoben zu sein: beide spielen sich in ein und dem- selben epikontinentalen Rahmen ab, und die- selben Erscheinungen wiederholen sich hier, wie dort, nur daß im einen Fall die einen, im anderen Fall die andern die Überhand behalten. Wenn in der Tat in marinen Schichtserien sich Er- scheinungen kontinentalen oder — wir dürfen hier mit SOERGEL sagen — „epikontinentalen“ Charakters häufen, so sind damit weniger die kontinentalen Züge etwa des Buntsandsteins erklärt, und gewissermaßen gerechtfertigt, sondern umgekehrt: der Charakter gewisser mariner Schichtserien nähert sich mehr und mehr demjenigen der kontinentalen, der „zwischen den Zeilen“ herauszulesen ist. Ein bekanntes Beispiel mariner Transgression in Süd- westdeutschland bietet das Rät: seit jener Zeit herrscht nach gemeiner Auffassung, im Lias, Meeresbedeckung, denn wir kennen marine Fossilien aus allen seinen Zonen; aus seinen Zonen —- was aber zwischen den Zonen, „zwischen den. Zeilen“ zu lesen ist, ist damit zunächst noch nicht ausgesprochen. POMPEcKJ°) hat meines Frachtens die Be- deutung der Zonengliederung, ausgehend vom süddeutschen Jura, zum erstenmal ins richtige Licht gerückt, und sein Gedankengang scheint mir durch SOERGEL (a. a. OÖ.) in wichtigster Weise ausgebaut. Die Sedimentation geht nicht gleichmäßig vor sich, sie reißt oft plötzlich ab, neue Ge- 3) Die Bedeutung des schwäbischen Jura für die Erd- geschichte. 1914. SE Mr steine, neue Formen, ja neue Faunen setzen unvermittelt ein; an dieser Tatsache kann nicht gezweifelt werden. Ich!) habe seinerzeit geradezu von „fehlenden stratigraphischen _ Zonen" gesprochen im. Zusammenhang mit evtl. gänzlich und auf. weite Erstreckung hin fehlender Sedimentierung. Diese ‚Unterbrechungen des Sedimentierungsvorgangs lassen sich auf Schritt: und Tritt im süddeutschen Lias und Dogger nachweisen: aus a kennen wir Arietensteinkerne mit’ auf- sitzenden Austern, Serpeln’ usw. Entsprechendes ist im ß, y, d, dann wieder im & beobachtet. Im Dogger d finden sich Coronatensteinkerne mit denselben Charakteren, ja selbst Macrocephalen zeigen oft dasselbe Merkmal, d. h.- selbst zur Zeit der größten Ausdehnung mariner Transgression im Callovien wiederholen sich dieselben Eigenheiten, eben- so im Ornatenton. Im Zusammenhang damit sei an die Boller Ammonitenbreccie des Lias © in Schwaben, ferner an die Kalkgerölle der Sowerbyizone erinnert. Alle diese Vorkommnisse müssen. — im Gegensatz zu den Ausfüh- rungen des hochverdienten Pfarrers EnGEL?) — als Unter- -brechung der Sedimentation, ja noch mehr: als Aufar- beitung bereits gebildeten Schichtmaterials gedeutet werden; so entstanden Gerölle, so konnten bereits entstandene Steinkerne mit: Serpeln, Austern usw. bedeckt werden, so erklärt sich die Zusammenbackung bereits ent- standener Fossilien. Also hier überall, zwischen den Zeilen zu lesen, immer wieder deutlichst der Einschlag konti- nental-terrestrischer Faktoren, die in den stetsunterbrochenenGangmarinerSedimen- tierung eingreifen, se auseinanderreißend in eine Serie von sprungweise aufeinander auf- setzenden Zonen. Massenhafte Zusammenschwem- mung von Formen, Belemnitenschlachtfelder und die so häufig auftretenden einzelnen abgerollten Belemniten, evtl. Massensterben von Organismen‘) werden dadurch ebenso zwanglos erklärt, wie die Unvollständigkeit „natürlicher“ . Stammreihen, wie das Auftreten von gänzlich kontinental- terrestrisch anmutenden Sanden innerhalb der marinen Serie, so der Murchisonae-Sande etwa im mittleren Zuge der 4) Ein wichtiger Grund für die Lückenhaftigkeit paläonto- logischer Überlieferung. Centralbl. 1916, S. 106. 5) Über Pseudoschmarotzer auf unseren Petrefekten. Württ. Jahresh., 51. Jahrg., 1895, S. LXXXIf. 6) WEPFER: Lückenhaftigkeit, S. 110. TEE schwäbischen Alb. Je weiter die Erforschung einzelner Schichten als solcher etwa in der Juraformation fortschreitet, um so mehr häufen sich die Anzeichen von Vorgängen in seichtem, ja seichtestem Wasser, ja geradezu „am Strande“. In. besonders anschaulicher Weise sind neuerdings solche Beobachtungen von K#ssLEr’) für Rät-, Angulaten- und Murchisonae-Sandsteine gegeben worden, und besonderes Gewicht möchte ich auf seinen dort ausgesprochenen Hin- weis legen, daß sich gewisse Sandsteinbänke in -kür- zester Zeit, ja mit katastrophaler Schnelligkeit gebildet haben müssen. « Ganz allgemein sind auch meines Erachtens, wie ich (a. a. O.) ausgeführt habe, Sehsicehten mit vielen, gut erhaltenen Fossi- lien verhältnismäßig rasch gebildet. worden, sonst wären die Schalen bzw. allgemein die Hartteile vom Wasser „angelöst“ bzw. geradezu aufgelöst worden. Ebenso sind mir Schichten mit einem gewissen primären Gehalt an Bitumen, wie so viele Bänke etwa des Lias, ein be- sonders deutlicher Beweis für sehr schnelle Sedimentation, die nicht einmal dem rein organischen Bestandteil der Leichen genügende Zeit zu völliger Auf- lösung vor der Einbettung übrig ließ; umso günstiger ist dann natürlich die Erhaltung. — Beide Faktoren: gute Erhaltung und Bitumengehalt treffen bezeichnenderweise zusammen in derjenigen ‘Stufe des Lias, in der die oben erwähnten Anzeichen von Sedimentunterbrechung weniger frappant sind, nämlich im Lias e, etwa von .Holz- maden. je Wenn so auf der einen Seite die Zeit, die für die Bil- dung gewisser Schichten nötig war, recht kurz erscheinen möchte, so darf dieser Zeitgewinn ja nicht etwa als abso- luter Faktor zur Einschätzung der Geschwindigkeit der Bil- dung ganzer -Formationsabteilungen oder gar der Umbildung von Organismen verwertet werden. Denn dieser Zeitgewinn auf. der einen Seite wird reichlich kompensiert durch die dieser ganzen Darstellung zugrunde liegende Vorstellung, daß zwischen Perioden der Sedimentierung oder schnellerer Sedimentierung umgekehrt Zeiten von ganz unbekannter Dauer liegen, in denen nicht, oder sehr viel weniger, sedi- mentiert wurde, bzw. bereits entstandene Ablagerungen wieder abgetragen und umgelagert wurden. ?) Über einige Erscheinungen an schwäbischen Rät- und Jura- sandsteinen. Württb. Jahreshefte 1920. a a Freilich, die Strandbildungen in fossilen Sedimenten bilden ein Problem, das zwar auch damit noth nicht restlos gelöst ist, dem wir aber unter dem Gesichtspunkt näher kommen werden, daß die größte Anzahl fossiler Sedimente in flachem Wasser gebildet worden ist, und daß bei ihnen, entsprechend dem epikontinentalen Flachseecharakter jener Meere, kontinental-terrestrische Einflüsse sich nicht etwa nur immer wieder von Zeit zu Zeit geltend machten, und den Gang mariner Sedimentation unterbrachen, sondern wohl die ganze Art der Sedimentation überhaupt ausschlaggebend beeinflussen mußten. Es will mir nun scheinen, als ob die Grundbedingungen der Buntsandsteinablagerung — wenn wir von der Klima- frage absehen —, im ganzen klarer zutage liegen, als die- jenigen mariner Serien, bei denen uns über das „Wie“ der Sedimentaufhäufung noch weniger Anschauung gegenwärtig ist, als bei Aufhäufung überwiegend terrestrischer Natur, denn die Vorgänge auf festem Land, mag es auch vorüber- gehend überschwemmt sein, beobachten wir, nicht aber diejenigen am Grunde des Wassers. Überwiegend, oder — sagen wir hier — „rein“ ter- restrische Ablagerungen zeigen auf größere vertikale Ent- fernung hin den gleichen Charakter, so z. B. Old Red, deutscher Buntsandstein. Mag auch das zum Aufbau der Gesteine verwendete Material ursprünglich verschiedenartig sein, so wird ihm doch durch die bezeichnenden Vorgänge der Verwitterung, Umlagerung, evtl. Bodenbildung, die letz- ten Endes — unter der Voraussetzung längere Zeit gleich- bleibender Verhältnisse auch bezüglich des Klimas —, eben nur bestimmte Gesteinsbildung, nur ganz bestimmte che- mische Vorgänge bedingen, schließlich ein und derselbe Stempel aufgedrückt. Der Vorgang solcher Gesteinsaufhäu- fung, wenn auch in unseren Klimaten selten beobachtbar, ° ist grundsätzlich klar, faßbar, und wir haben für die Beur- teilung der Geschwindigkeit der Gesteinsbildung einen ge- wissen Maßstab: sie kann evtl. sehr groß sein. Lokal können in kürzester Zeit katastrophal gewaltige Gesteinsmengen aufgeschüttet, und damit im Zusammenhang evtl. katastro- phal Organismen vernichtet werden. Das andere Extrem der Sedimentbildung ist gegeben in Meeren, unter ständiger Wasserbedeckung, d. h. bei Be DR größerer Entfernung des Strandes). Auch hier haben die Gesteine auf größere vertikale Erstreckung hin denselben Charakter, bzw. es machen sich periodische Wiederholungen (Kalk, Mergel, Ton) bemerkbar, so etwa im süddeutschen Malm. Zahlreiche marine Fossilien beweisen die Natur dieses Sediments, aber über die Geschwindigkeit der Ab- lagerung haben wir nicht mehr als Vermutungen,' da der Vorgang der Ablagerung nicht beobachtbar ist. Zwischen diesen beiden Extremen liegt nun die sanze große Menge derjenigen Sedimente, die wir zum Teil als terrestrisch, zum Teil als marin — wenn nämlich nur marine Fossilien darin vorkommen —-, be- zeichnen, deren Gesteinswechsel in der Vertikalen im Gegensatz zu den bisher genannten so sehr lebhaft sein kann. Unter stets weehselnden Bedingungen ist eben hier sedimentiert worden, die Wirkungen der beiden Grund- prinzipien vermischen sich, und ist bei dem immerhin als „epikontinental“ (mit SOERGEL, s. 0.) zu bezeichnenden Ab- lagerungsvorgang das Wasser salzig, und setzt sich seine Herrschaft immer wieder durch, so entstehen „marine“ Ab- lagerungen, im Gegensatz etwa zum deutschen Keuper, bei dessen Entstehung gewiß gleichfalls Wasser eine Rolle ge- spielt hat, bei dem aber terrestrische Charaktere die Ober- hand behalten ‚haben. Ich bin mir dessen bewußt, hiermit wesentlich neue Be- obachtungen und Tatsachen nicht gebracht zu haben; aber es kommt auf den Gesichtswinkel und auf die Gruppierung an. Die Gruppierung an sich bekannter Tatsachen hat sich aber — so will mir scheinen —, besonders durch die $e- nannten Arbeiten von POMPECKJ und SOERGEL von selbst; ergeben, und sie scheint mir so angelegt, daß sie der „aktualistischen“ Geologie nachgerade etwas 8) Von Tiefseesedimenten ist hier absichtlich nicht die Rede; der Nachweis, daß es wirklich echte Tiefseeablagerungen, auch fossile, gibt, die nach Art der von verschiedenen. Stellen be- kannten, tausende Kilometer vom jetzigen Strand entfernt ge- bildet sind, wird sich schwer führen lassen. Die bis jetzt be- kannten echten sogenannten fossilen Tiefseesedimente dürften wohl eine ganz spezielle Fazies darstellen, die sich auch heute bildet in größerer Nähe der Konti- nente, somit von ihnen, im Gegensatz zu den echten ‚re- zenten landfernen Tiefseeablagerungen, unmittelbar oder mittel- bar, bezüglich des Gesteinsmaterials und insbesondere bezüg- lich der Schnelligkeit der Sedimentation'beein- flubt ıst. a Ra Ne Wasser abgraben könnte. Ich möchte meine seinerzeit (Lückenhafügkeit, S. 113) geäußerte Anschauung, daß „nur ab und: zu infolge rascher, verhältnismäßig plötzlicher Sedi- mentierung gewisse Abschnitte (der Zeit) ausnahmsweise und zufällig erhalten sind“), noch weiter ausbauen zu der Auffassung, daß Sedimentierungin der unsfossil geläufigen Form innerhalb der großen marinen Ab- lagerungsbecken überhaupt lediglich auf Teile ihrer küstennahen, flachsten Gewässer, d. h. auf durchaus epikontinentale Teile beschränkt war, im übrigen aber besonders in intrakontinentalen Ablagerungsgebieten, mit oder ohne ständige Wasser- bedeckung, zur Auswirkung gelangte. Damit nähern wir uns aber einer Auffassung, die die Aufsehüttung von Sedimentin der Art der meisten fossilen nicht als den herrschenden, |oder-” gar gleichmäßigen Vorgang innerhalb eines „Ablage- rungs“gebietes, nicht 'als die Regel betrachtet, sondern darin ein jeweils durch besondere Umstände ver- anlaßtes episodisches Ereignis von allerdings vielfach regionalster Bedeutung. Innerhalb dieser zum Teil regional wirkenden Sedimentationsvorgänge mögen da und dort besondere Unteretappen zu unterscheiden sein; im ganzen aber traten episodisch Vorgänge auf, in deren Folge plötzlich wieder einmal massenhaft Sedi- mentationsmaterial zur Verfügung stand, — aus Ursachen klimatischer oder tektonischer Natur, — in die Ablagerungsbecken gelangte, und dort niedergeschlagen wurde. Die Gesteinsbildung wurde neu belebt, ge- genüber einer bisherigen Periode der Stagnation,d.h. zugleich mußten in verhältnismäßig kurzer Zeit die bis- 9) .Ich glaube, trotz der Kritik, die neuerdings DAcquE in seinem vorzüglichen Werk: Vergleichende biologische Formen- kunde der fossilen niederen Tiere. Bornträger 1921, S. 44, ge-' übt hat, meinen Standpunkt beibehalten zu müssen. Meines 'Er- achtens legt DAcau& den Schwerpunkt auf das Wort „zufällig“. Ich gebe zu, daß dieses Wort vielleicht, hätte vermieden werden können. „Ausnahmsweise und zufällig“ ist für mich nur die Tatsache eingetreten, daß — evtl. regional — in bestimmten Zeiten sedimentiert oder schneller sedimentiert wurde. Daher der Hin- weis auf die inzwischen erschienene, eben zitierte Abhandlung PomrEckJss am Schluß, daher auch am Eingang meiner Mit- teilung der Hinweis darauf, daß wir überall die altbekannten Zonen wiederfinden. Wäre „zufällig“ = von Ort zu Ort wechselnd. bald zu dieser, bald zu jener Zeit, sedimentiert worden, so wäre diese Tatsache natürlich gänzlich unverständlich. LE N E herigen Lebensverhältnisse, — etwa durch lang- anhaltende Wassertrübung —, gründlich geändert werden!‘). Für einen größten Teil der Fauna und Flora des betreffenden Ablagerungsgebietes bedeutet ein solcher Vorgang eine Katastrophe. Schluss. Die Vorstellung von dem stets, wenn auch in geringer Menge, in den Sedimentationsgebieten niederfallenden Schichtmaterial, in das die Reste der Organismen hinein- geraten, um auf diesem Wege fossil zu werden, als etwas regional gesetzmäßiges, scheint mir am Ende ihrer Glaub- - würdigkeit angelangt zu sein. Die Betrachtung terrestrischer Gesteinaufhäufung lehrt uns etwas anderes: plötzlich wird in kurzer Zeit eine Schicht gebildet, katastrophal werden evtl. damit Tier- und Pflanzen-Gemeinschaften ver- nichtet, und können fossilisiert werden, wenn jene Schicht gleichfalls fossil wird, d. h. nicht nochmals Abtragungsvor- gängen anheimfällt. Diese selben Gesetze müssen notwendig auch die epikontinentalen Wasserbecken beherrschen, in denen die überwiegende Mehrzahl fossiler Sedimente gebildet wor- den ist, nur daß die „Katastrophe“ aufdem Lande, semildert durch das Medium des Wassers, in die Länge gezogen wird; der Vorgang verliert seine Plötzlichkeit, wirkt aber dafür unter Umständen auf srößere Entfernung, — sein Charakter wird mehr derjenige einer Episode — Episodisch tritt das Ereignis der Sedimentation ein, so im allgemeinen aufs engste zusammenhängend mit der Fossilisa- tionsmöglichkeit überhaupt. 10) Damit stehen vielleicht auch gewisse sogenannte Sedimen- tationszyklen im Zusammenhang. 2. Über eine landwirtschaftliche Bodenkarte nebst Bemerkungen über die geologisch-agronomische Flachlandaufnahme des Gebiets der Freien Stadt!Danzig. (Mit 2 Textfiguren.) Von Herrn H. STREMME und Herrn K. v. Szr. Danzig-Langfuhr, den 25. September 1921. Der Wert einer Kartenaufnahme des ‚Bodens für den landwirtschaftlichen Betrieb ist seit vielen Jahrzehnten in mehreren Ländern anerkannt. Der folgenreichste Vorschlag war der A. OrrHs 1870 in seiner Habilitationsschriftt), welche später Veranlassung zu:der großen geologisch-agronomischen Aufnahme der Diluvial- und Alluvialgebiete der deutschen Bundesstaaten gab. Über die Bedeutung und den Fort- schritt dieser Karten haben zuletzt ausführlich A. JENTZSCH und A. SAUER vor dem deutschen Landwirtschaftsrat?) be- richtet. Der Wert der Aufnahme und der zugehörigen Analysen ist sowohl für die wissenschaftliche Bodenkunde als auch für den geologisch gebildeten Landwirt höch einzu- schätzen. Um geologische Kenntnisse bei den Landwirten mehr zu verbreiten, ist im Anschluß an die geologisch- agronomischen Karten der entsprechende Unterricht .in den landwirtschaftlichen Schulen verbessert worden. Anderer- seits haben Geologen und Agronomen versucht, die Karten zu vereinfachen und in das landwirtschaftlich Praktische zu übertragen. Eine besonders bemerkenswerte Über- tragung ist von J. HAZARD3) vorgeschlagen worden. J. HAZARD geht davon aus, daß dem Landwirt, wenn er nicht Geologe ist, die geologisch-agronomische Karte zu schwierig sei. Die Hauptarbeit der Umwandlung des auf der Karte dargestellten rein wissenschaftlichen Materials 1) ALBERT ORTH, Die geologischen Verhältnisse des nord- deutschen Schwemmlandes mit besonderer Berücksichtigung der Mark Brandenburg und die Anfertigung geognostisch-agrono- mischer Karten. Halle 1870. 2 2) Verhandl. 39. Plenarversammlung des Deutschen Landwirt- schaftsrats, 1911. Auch: Internat. Mitt. Bodenkunde, II, 1912, Ss. 1—42. 3) J. HazAarp, Die geologisch-agronomische Kartierung als Grundlage einer allgemeinen Kartierung des Bodens. Landw. Jahrb. XXIX, 1900, S. 808. in die praktische Landwirtschaft wird dem Landwirt über- lassen und ihm eine Arbeit zugemutet, die zu leisten nur selten einer imstande ist. J. HazArp will mit seinen Bodenkarten — und darin sieht er „das Endziel jeder wirk- lich praktischen, geologisch-bodenkundlichen Arbeit — dem Praktiker direkt das Rezeptin die Hand geben, nachdemerbeidemAnbauwdes Bodens zu verfahren hat‘. Die geologisch-agronomische Aufnahme ist bei ilım ziem- lich einfach und klar, kann sich naturgemäß — da es sich um besondere Aufträge handelt — wesentlich einfacher halten, als den noch zahlreichen anderen Zwecken die- nenden Karten der Geologischen Landesanstalten gestattet ist. Mit Hilfe eines sinnreichen Schlüssels, der auch abgekürzt in dieser Zeitschrift*) veröffentlicht wurde, hat J. HAZARD eine Umwandlung der geologisch-agronomischen, welche er Gesteinskarte nennt, in eine Bodenkarte vorgenommen. Aus der Gesteinsart und der Korngröße einerseits, der Gelände- neigung oder Oberflächenform andererseits wird auf die be- sondere Eignung des Bodens für bestimmte landwirtschaft- liche Gewächse und Forstbäume geschlossen. So ist eine tiefe, nasse Senke bei allen Gesteinen Wiesenboden bzw. Eichen-- und Weidenboden; die Mitte einer flachen, zeit- weilig nassen Senke bei Geschiebelehm Wiesenboden, Löß Weizen- und Roggenboden, Kleeboden bei den meisten an- deren Gesteinen außer Grauwacke, welche leichten Weizen- boden hervorbringt; forstlich ist sie bei dichten Gesteinen Eichen- und Weidenboden, bei leichteren, lockeren Gesteinen leichter Fichtenboden. Die in dieser Zeitschrift 1891 ver- öffentlichte Tabelle zeigt gegenüber der des Jahres 1900 manche Unterschiede Das auf der Erfahrung beruhende Wasserbedürfnis der Nutzpflanzen ist die Grundlage des Schlüssels. Doch ist nach J. Hazarps eigener Ansicht seine Gültigkeit auf die Gebiete beschränkt, welche die gleichen klimatischen Verhältnisse wie die des nördlichen Teiles des Königreichs Sachsen aufweisen, für welche er aufgenommen ist. Ganz andere Böden herrschen z. B. in den Trockengebieten, den Steppen. In den tiefen, nassen Senken der walachischen Ebene, welche der eine von uns während des Krieges kennen lernte, stehen Salzseen; in den dortigen flachen, zeitweilig nassen Senken blühen in #) J. Hazarn, Die Geologie in ihren Beziehungen zur Land- wirtschaft. Diese Zeitschr., XLII, 1891, S. 811—818. 4 re Mayr de der Trockenzeit Salze, meist Soda, aus, welche den Pflanzen- bau verhindern. Auf Grund der Bodenkarte, in welcher die Böden als Kartoffel, Weizen- usw. -Böden bezeichnet sind, nimmt J. HAzAarD die Neueinteilung in Schläge vor und gibt in einem bestimmten Beispiel die Fruchtfolge für sechs Jahre an. Das ist eine sehr weitgehende und dem Landwirt auf das beste entgegenkommende Auswertung der geologisch- agronomischen Karte. Von R. HEINRICH’), J. KopEckY*), H. KnAUER und J. WeI- GERT’) sind andere landwirtschaftliche Bodenkarten vor- geschlagen worden, die manche bemerkenswerte Einzelheit enthalten, besonders die Karten R. Heimmxrıcas. Aber sie sind in der Hauptsache den Gesteinskarten J. HAZARDS_ zu vergleichen. Die unmittelbare praktische Auswertung der wissenschaftlichen Bodenkunde fehlt ihnen. Ihr praktischer Wert steht dem der geologisch-agronomischen Spezialkarten der Landesanstalten nahe, wenn auch im Text zur Karte R. HEINRICH und: mehr noch H. KnAUER und J. WEIGERT die gewonnenen Ergebnisse für die Praxis auswerten. ‘H. Knauver und J. WelIcEerT kommen im Text zu einer geeigneten Fruchtfolge für die kartierten Böden, sind aber im ganzen nicht so sicher, als auf Grund seiner- längeren Erfahrung J. Hazard. Die Karten bleiben Zustandskarten, während: der Landwirt von der bodenkundlichen Autorität, die ihn beraten will, eher einen Arbeitsplan, ein Rezept verlangt. ö Zustandskarten sind zum Teil die an sich neuartigen agrogeologischen der Finnischen Geologischen Landesanstalt, von denen uns zurzeit zwei vorliegen®). Außer den Boden- arten, die recht eingehend chemisch und physikalisch unter- sucht sind, werden entweder auf der gleichen oder einer besonderen Karte die klimatischen Bodentypen unterschieden, die bisher nur auf Übersichtskarten, wie K. D. GLIiNKAs russischer, G.:M. MURGocIS rumänischer und B. FROSTERUS 5) R. HEINRIcH, Landwirtschaftliche Bodenkarten. Drei Hefte, Rostock 1910. 6) J. Korecky und R. JaworTA, Bodenkarte des Bezirks Wel- warn. Archiv Naturw. Landesdurchf. Böhmens, XVI!, Prag 1915. ”) H. KnAauvER und J. WEIGERT, Landwirtschaftliche Boden- karte des Gutes Gelchsheim. Geogn. Jahresh. 27, 1914, 8. 215 bis 248. 8) Agrogeologiska Kartor Nr. 1: B. AaRnıo, Trakten söder om Karislojo Kyrkoby och Immola Egendom, Helsingfors 1917; und Nr. 3: B. AArnto, Mustiala, Helsinsfors 1920. BEN PER finnischer zur Darstellung gebracht waren. Unterschieden sind Eisen-, Humus-, Grundwasserpodsol und Pecherde, die verschiedenen Wasser- und Humusmengen ihre Entstehung verdanken, d. h. mehr oder weniger den Eigenschaften, welche J. Hazarn zur Grundlage seines Schlüssels ge- macht hat. In der Karte von Mustiala hat B. Aarnıo außerdem anscheinend einen Arbeitsplan in Gestalt einer Schlägeeinteilung gegeben, mit Angabe einer mehrjährigen Fruchtfolge, wobei im Text zum Vergleich die Erträgnisse einer Reihe von Jahren mitgeteilt werden. Die Erläuterung ist ebenso wie die Zeichenerklärung finnisch, so daß wir zurzeit nicht erkennen können, welcher Zusammenhang zwischen der bodenkundlichen und der landwirtschaftlich- praktischen Darstellung besteht. Langjährige bodenkundliche Untersuchungen, auch solche landwirtschaftlich-praktischer Art, zu welchen 1916 die Auf- nahme eines Gutes in der Östemarsch und 1919 Teilauf- nahmen der Danziger Gegend traten, haben die Verfasser veranlaßt, ebenfalls eine landwirtschaftliche Bodenkartie- rung vorzuschlagen, welche wie die B. AArnıos die klima- tischen Bodentypen als Grundlage mitbenutzt! Außer diesen kommen noch zwei weitere Gesichtspunkte für uns in Be- tracht. So bestechend J. Hazarps Schlüssel für die Um- wandlung der Gesteins- in die Bodenkarte ist, so schwierig scheint es uns zurzeit noch, einen allgemein gültigen her- zustellen, da die klimatischen Unterschiede selbst innerhalb Deutschlands zu groß und die diesbezüglichen Erfahrungen noch zu gering sind. Daher hielten wir es für richtiger, als Arbeitsplan einen Meliorationsplan anzugeben, also auch mit diesem innerhalb der Bodenkunde zu bleiben. Drittens schien es uns notwendig, die Untersuchungsmethoden möglichst einfach zu halten und besonders von kostspieligen quantitativen Laboratoriumsarbeiten mehr oder weniger ab- zusehen. Nur wenn es gelingt, die Karte in den Anfertigungs- kosten niedrig zu halten, wird sie Eingang in die landwirt- schaftlichen Kreise finden können. Tatsächlich kommt man unter Berücksichtigung der durch die klimatischen Faktoren hervorgerufenen Gesetzmäßigkeiten, ‚welche bereits durch zahlreiche Analysen belegt sind, mit AR einfachen chemischen Versuchen aus. Die Farben sind sowohl bei der Zustands- äi auch bei der Meliorationskarte den Bodenarten eingeräumt, welche mehr oder weniger den agronomischen Bezeichnungen der geologisch-agronomischen Karte entsprechen. Innerhalb der 4* NED einzelnen Bodenarten gibt die Abstufung der Farben Quali- tätsunterschiede an. Das Maß für diese Qualitätsunterschiede sind die allgemeinen Ernteverhältnisse, die in irgend einer bereits vorhandenen Art der Ackerklassifikation?) zum Aus- druck kommen, z. B. im preußischen Grundsteuerkataster 16)) \ Ehen Ba SUN RER N za NG - Ba : — EN N — ey m a Ba > Kun BEN Zi a EN UE= Er et 2 =“ CT 2 Zu — a IR > —— ' ‘ > Pe = a \ Dez Ze Z Qual. Qual. V Oval. ZT Qual, ZZ Qual. Z Qual. I Qual. Lehrnböden Tonböden Sandböden ai Fr FV 4.5.6. 9 Schlag: Bod Rualıtäts- Schlag- grenze? Fe ae, Bang Fig. 1. Bodenzustandskarte. (Statt K’ist Kr zu setzen.) nach dem Gesetz vom 21. Mai 1861. Wo eine entsprechende, gleichgültig nach welchem System, nicht vorhanden ist, wird eine solche nach den durchschnittlichen Ernteroh- erträgen anzufertigen sein. In diese Farben werden die uns besonders wichtig erscheinenden speziellen Bodeneigen- schaften auf der Zustandskarte in Bodenprofilangaben ein- °) Vgl. F. AEREBOE, Die Taxation von Landgütern und Grund- stücken, Berlin 1912, S. 407—415. Te en getragen. Die Meliorationskarte erhält eine Angabe über die mögliche Verbesserung, z. B. Umwandlung eines Bodens vierter Ackerklasse in einen solchen zweiter oder dritter usw., und darunter die Andeutung der hierfür zu leistenden Arbeit mit Hinweis auf die zu verbessernden Eigenschaften. Die Schlägeeinteilung und ihre Bezifferung vervollständigt das einfach gehaltene Kartenbild. Fig. 1 gibt eine Zustandskarte (dargestellt ist ein Lehm- boden). Die lateinische Ziffer IV bedeutet die Qualitäts- klasse, die deutsche die Schlägenummer, der kleine Kreis die Lage einer Bohrung, welche die mittlere Profilbeschaffen- heit am besten erkennen läßt. Das Bodenprofil ist nicht nach Zahlen besrenzt, sondern richtet sich lediglich nach den natürlichen Bodenhorizonten. Von diesen werden unterschieden: 1. die Humuskrunme, 2. der Illuvial- oder B-Horizont der russischen Bodenfor- scher, welchen wir Rohboden nennen, und 3. der Unter- grund, das mehr oder weniger unveränderte Gestein, auf und in welchem sich die Bodenbildung, d. h. die Entstehung der unter 1. und 2. genannten Horizonte, vollzogen hat. Die Buchstaben und Punkte der Karte werden in der nach- stehenden Tabelle erläutert. Die Tabelle zeigt, wie die Aufnahme in erster -Linie auf gründlicher, nach vielen Seiten ausgedehnter Beobach- tung fußt. Diese unterscheidet sich von der des Landwirts durch einen hohen, auf wissenschaftlicher .Grundlage be- ruhenden Grad der Spezialisierung. Nicht aufgenommen in die Tabelle haben wir die Bodenfarbe, welche zurzeit in einer gewissen, der geologischen Feldarbeit nicht nahe- stehenden Richtung der Bodenkunde, in Bezeichnungen wie Braunerde, Roterde, Gelberde, Schwarzerde, die Haupt- rolle spielt. Gewiß kann man aus der Farbe auf verschie- dene Eigenschaften der Böden Schlüsse ziehen, aber sie wechselt so sehr innerhalb eines Profils nach Raum und Zeit, daß man sie ernstlich nicht als wichtiges Merkmal ansprechen kann. Vor der Benennung der Böden nach der Farbe kann nicht genug gewarnt werden; die Farbnamen können in die ernstlich kartierende Bodenkunde keinen Ein- gang finden (wir verweisen besonders auf die zurzeit wohl am weitesten fortgeschrittene finnische ArbeitiP). 10) B. FROSTERUS und K. GLInkA, Zur Frage nach der Ein- teilung der Böden in Nordwesteuropas Moränengebieten I—V, Helsingfors 1914. Ferner die oben bereits zitierten Karten. "ul29s30 WOJLOPUR -ı9Aun AI puomeapaqyoTe]S uaufWmesıI[g wmI -uauusyLa nz A9aMUyos 970 punazıayu() wınz 9ZzuaLH ‘SIIyaguu wo N0T—-0° y9era1A !anyeN A9Iepunyos JuoZ -1X0H 9puozaı] IJsyogunz Jumıy Aop zoyum 19T "puejsnzsdungung uep any oyqyundsypeyuy UOTBWNAOWIJOLA U9IDPUEe U9SSIMaS Ur JALH UOA 170 HNLENSUOTEIOHOM IA -SpueIsnZ any "JuyeMus Sungreayosag a9p ut 1epo u9wWWoUuesIne Ife] nz Je] UOA auN - "LOWWMOUISME 9YILey aıp ur ‘sı uodurJla NZ SIOMUIH Aaaydıs ur [pugos uuaM Inu :udojoIlmzyaeu 977098 -AyeN 9lyep 19p ame] wr ‘Nonsıyey Jornopog “JIo9gLmID HPpoygowangny aap pun uoryeI9Za‘ ap Zunyydegoag y9anp *L 2 '3unyonsıayunfazumm OydsImayd aydsıp -OUNOWTJOUYNIS pun auugeume]yorg 94saneuas yoanp.'L 'z 'puegsnzsgungung IOSIıEMU9I9H9 "aunysızag "[udesan UT U9A9pUe UsIsIoW uep IT 4998 : [eWNLOWLTOLA SOFLHUITA SI9PUOSagT "ug anymıIs 19n3 pun Yeyo9-e9 ureyoy Tod Ssaapuosog ‘zyesu]-N uond me uosem : Hpun: H ‘JSTNYOISYONAEI PAIM pueisnzsnwng ıop yony = ‘Pue4sıosseApunın pun NOyusIFzeuUDsaquepog UOA NONIISURU4Y ut opoLlıodsuo1ye993a‘ Iop pusiyuemn Zungıos -A9AIOSSE M OUOIWLUNOSTIANP Se UHpurIsıaA 09 EI salaıy Yey Me) ‘Izeydsasge 939 M WOYUISIMAYD NE YOSIPoygaWwT[Teuyas pıL MN. ‚uopalyasaoA Jaeuepog pun dAY -u9pog yaeu ol-uayaıppunyuepog wIe ‘uurg UITOTIFEIOSIITAPUEL UT UO 07 una oTewaoN uasunydJoweg > | To9gTmsuorYBrorfan | anynayor; yoyyeys | HOHPRUOS En \ spe 'Ju9Aa -9,3 "yOrpryosun aegqyyanıyun punasasyuyn= N ININAFOLL : ee uayonBı1gaS nz agusuoneaoren | , 10984808 „UOMDEUIE | "spe 'Juaaa yorpeyasun aegqyyonazyun uspoqyoy= U (ENUFAUIISIO) in a ouump | (gnyosussıy) (uoprong 'n (3ungaeg) 4SO1UOSIT y9oy Ayas aufazuro) U9oU yoryyoeıjog | UNOaLJ)SULıd | SuLıas ayas ve geyg= I yooy Ayas yooy puayoreasne 3Uul1aS SULIa8 AUaS yreyaspues= 8 yooy ıyos | yooy puayorsasne: ZULIOS SUulJ9S AUS yeyasuoL= I 2 | (SunsnumIo‘ and ayas | us royyru SIE ‘OSSEN) Jyaaıyos | Sunypnyamqg = T Q (Aasn - | asundun ZuegpıoNn 'ayuag) ın3 1y9s | ın3 1949 Tu STEJWUL Znsungdun ıyas 93er] ayaIıo—=drT | yDOoU Ayos yooy pyrw SIE SU Ayos yyeayferaumm = W | puejsnz Ins ayes nS | ou Sıgyu | 44oaIyos , ssunzumg= d sunppunay gunpwncy | Z3unfowmey | yraagnzyyaT To3uew sIreyqionep 'oYıEIs 9A9NIRIS | 9IEqUU9YL9 A9JIIMLOSIO ‘SIpUuIg | -ImT ‘Sıpurg ıyos anyaNnds = 1° di y9oy Ayas yooy puayoIeasne Sıew SULIS ‚Iyos yjeyaäsnund = H AOSSEMPUNIH | "MZIOISSEN STE BLUU -IOqN ‘ypoy Ayas | y9oy yaryareı pusyoTrsasna SIgew | u9Y0044 yeyasaosseM=M yD9oU Ay9s yooy puoyoroasne sıgeu June Ay9s yreyazaey =%9 yooy Ayos yooy | eunion STB SUuLIlas AU9S | ONOTPUEWNIM— IM : . . | g R s Q ° - Sunae[2.19 ° = O 3 -uogejsyang uoyoneages NZ NN Fig. 2 gibt eine Meliorationskarte, welche zur Haupt- sache als Ergebnis der Zustandskarte (Fig. 1) gedacht ist. Der Lehmboden der vierten Qualitätsklasse des Schlages 5 läßt sich durch hohen Arbeitsaufwand (ausgedrückt durch + die. vier Kreuze =) zu einem Lehmboden dritter bis zweiter E= Qualitätsklasse verbessern. Die Arbeit besteht 1. in starker — Kalkzufuhr (0a ii), 2. in einer mäßigen Verstärkung der & Krume (Kr ), soweit das infolge der schädlichen Eigen- schaften des Rohbodens möglich ist (daher das Ausrufungs- DW: Moss Ca: Krtl w-pi 16; Fig. 2. Meliorationskarte. (Zeichenerklärung wie zu Fig. 1 und im Text) zeichen bei Kr 7), 3. in einer geringen ug zerune, 4. in einer starken .Vorratsdüngung an ee (Br). 0 und einer mittleren Kalidüngung (K D. Der Lehmboien fünfter Qualitätsklasse innerhalb des Sehlae ges 5 läßt sich durch wirtschaftlich rentable Maßnahmen nicht verbessern. N ER Diese Vorschläge im einzelnen zu begründen, würde zu weit auf das rein landwirtschaftliche Gebiet hinüberführen. Sie sind in vielen Einzelfällen seit Jahrzehnten von prak- tischen Landwirten erprobt und in der landwirtswissenschaft- lichen Literatur gründlich erörtert worden. Wir haben hier lediglich versucht, sie mit der bodenkundlichen Spezial- aufnahme zu verknüpfen. In dem hier dargestellten : schematisierten Sonderfall hat die landwirtschaftliche Praxis, wenn auch nicht auf einem einzelnen Gut, die Richtigkeit der Vorschläge dargetan. Mit Hilfe solcher Spezialauf- nahmen werden wir allmählich in die Lage kommen,’ die wissenschaftliche und besonders die geologische Bodenkunde in die ihr zurzeit fehlende enge Verknüpfung mit der land- wirtschaftlichen Praxis zu bringen. Die vorsiehende Spezialaufnahme haben wir in diesem kurzen Überblick veröffentlicht, weil uns die Abtrennung der Freien Stadt Danzig von Preußen und dem Deutschen Reich in die Lage versetzt hat, die geologisch-agronomische Kartierung des Gebiets der Freien Stadt fortzuführen und zu vervollständigen. Neun Blätter der Lieferungen 107 und 124 der Preußischen Geologischen Landesanstalt umfassen einen Teil des Gebiets, 16 weitere sind noch aufzunehmen. Bei unserer Neuaufnahme müssen wir aus Mangel an Mitteln zwei Arbeitsmethoden wesentlich ein- schränken, welche die übrigen geologisch-agronomischen Flachlandsaufnahmen bisher auszeichneten: die 2-m-Bohrung und die quantitative mechanische und chemische Unter- suchung der Bodenproben durch geschulte Chemiker im Laboratorium. Diese Methoden ersetzen wir durch die in “ den vorstehenden Ausführungen gekennzeichnete boden- kundliche Beobachtung, unterstützt auch durch chemische Prüfungen. In den vorhandenen Aufschlüssen wird das Bodenprofil mit genauen Maßen und Beschreibungen der einzelnen Horizonte aufgenommen. Die in den Erläute- rungen mitgeteilten Aufnahmen werden durch gelegentliche Bohrungen mit dem Bohrstock ergänzt. Grundsätzlich werden in den agronomischen (roten) Profilangaben mit- geteilt: die Mächtigkeit der Humuskrume, die Mächtigkeit des Rohbodens (Illuvialhorizont) und der Beginn des zu- meist kalkhaltigen Untergrunds. Hierbei können unter Um- ständen größere „Brandstellen‘‘ ausgeschieden werden, bei welchen die Humuskrume fehlt und der Rohboden zutage 0 ab ya r EIN ya tritt. Häufigeres Vorkommen kleinerer „Brandstellen“, welche nicht auf der Karte dargestellt werden können, muß wenigstens in den Erläuterungen erwähnt werden. Beim Rohboden ist grundsätzlich festzustellen, ob Humus- oder Eisenschuß vorhanden ist, wie dies bei den finnischen Aufnahmen geschieht. Wichtig ist ferner das Ausscheiden anmooriger Böden wegen des von den Podsol- und pod- soligsen Böden stark abweichenden Stoffumsatzes. Es sind das alles verhältnismäßig einfache Feststellungen, welche segenüber den bisherigen den Vorzug haben, die Gesetz- mäßigkeit der Bodenbildung unter dem Einfluß des Klimas und der übrigen bodenbildenden Faktoren zu be- rücksichtigen. 3. Zur Altersbestimmung der subherzynen Salzaufbrüche (Transgression von Neokom auf Zechstein) nach neueren Tiefbohr ergebnissen. Von Herrn FRITZ GOEBEL. (Mit 1 Textfigur.) Salzgitter i. Hannover, den 9. September 1921: In den Jahren 1919—1921 sind im nördlichen Harz- vorlande Maschinenbohrungen in größerer Zahl auf Neo- komeisenerz, jenes oft sehr mächtige und - weitver- breitete, wirtschaftlich wichtige Transgressionskonglomerat an der Basis der Kreideformation, niedergebracht worden, deren Profile dazu geführt haben, die bisher geläufigen Anschauungen über manches fazielle und tektonische Problem im subherzynen Gebiet in vieler Hinsicht zu klären oder aber auch einer Revision zu unterziehen. Von den gewonnenen Aufschlüssen sind von besonderer Bedeutung die auf dem Ostflügel des Kalisalzauf- bruches von Flachstöckheim (Blatt Salzgitter der Geologischen Karte von Preußen, kartiert und erläutert von H. SCHROEDER, Berlin 1912) ausgeführten Tiefbohrungen, die einen wertvollen Beitrag zur Altersbestimmung dieser tek- tonisch so merkwürdig gebauten, in den letzten Jahren viel besprochenen Aufpressungsstöcke liefern, in denen die Salze des Oberen Zechsteins, ihre mesozoische Deckgebirgs- platte teilweise durchspießend, bis in die Nähe der Erdober- fläche ‚gelangt sind. Die allgemeine geologische Situation, wie sie sich nach der Oberflächenkartierung und auf Grund der bisherigen Kalibohrungen ergab, ist kurz skizziert folgende: Inmitten einer breiten Ebene, infolge einer mehr oder weniger mächtigen Quartär-, z. T. auch Tertiärbedeckung an der Oberfläche durch keinerlei Merkmale gekennzeichnet, rast steil aus der Tiefe ein Pfeiler von Zechsteinsalzen mit überlagerndem Gipshut - auf und 1a km östlich von dem darauf gegründeten Kaliwerk befindet sich ein Steinbruch- aufschluß im Turon-Zenoman mit unter 55° ostwärts ein- fallenden Plänerkalkschichten. Die im Bereich dieses östlichen Salzstockflügels in regel- mäßigen Abständen von 0,25—0,35 km ausgeführten Dampf- bohrungen haben nun, je nachdem der Ansatzpunkt mehr oder weniger ins Hangende des vorauskonstruierten Eisen- erzausbisses gerückt wurde, unter quartären 'Deckgebirgs- schichten bald höhere, bald tiefere Glieder der Kreide- formation angetroffen und das an ihrer Basis entwickelte Transgressionskonglomerat in Gestalt des gleichen oolithisch- feinkonglomeratischen Brauneisensteins, wie er auf den beiden Flanken des Salzgitterer Sattels zu Tage ausgeht und im Abbau steht, in zum Teil sehr beträchtlicher Mächtigkeit er-- schlossen. Nach vollständiger Durchbohrung des Neokomeisenkon- elomerates gelangten sämtliche Bohrlöcher direkt in den Zechsteingipshut. Bereits bei den ersten Bohrungen wurde diese Tatsache dahin riehtig gedeutet, daß bei Flachstöckheim die Untere Kreide auf Zechstein transgrediert, so daß für die folgenden Bohrlöcher das gleiche als wahr- scheinlich vorausgesetzt werden konnte. In der Tat ist durch die weiteren Aufschlußarbeiten das Vorhandensein einer ausgedehnten Auflagerungszone von Neokomeisenerz auf Zechsteingips für den gesamten Ostflügel des Flachstöck- heimer Salzaufbruches auf kilometerweite streichende Ent- fernung und in größerer flächenhafter Verbreitung mit regel- mäßigem Osteinfallen nachgewiesen worden (Fig. 1). Im Bohrkern zeigen die Übergangsstücke Neokomeisen- erz/Zechsteingips keinerlei Harnische, Rutschflächen oder Reibungsbrececien zwischen den beiden zeitlich so weit aus- einanderliegenden Formationsgliedern, vielmehr sieht man teils bei direkter Auflagerung der Erzoolithe und -gerölle auf dem Gips bzw. Anhydrit eine etwas uneben wulstig geformte Grenzfläche, teils eine enge sedimentäre Verzah- nung, auch wurden mehrfach Zechsteingips-, Zechstein- letten- und Zechsteindolomitgerölle im Neokomkonglomerat beobachtet. Diese Tatsachen dürften den unzweideutigen Beweis liefern, daß die Grenzfläche Kreidebasis/Zechstein nicht etwa als eine tektonische Abscherungsfläche aufgefaßt werden Flahstökheim GT Fig. 1. Geologische Skizze des vor- tertiären Untergrunds auf dem Ost- flügel des Flachstöckheimer Salz- aufbruches. Maßstab: 1: 50000. om; — Turon ceuo + cm (1-42) = Oberneokom + Gault -- Zenoman eu (Fe) — Neokomtransgressions- konglomerat zo - — Gipshut des Zechstein- salzstockes © — Tiefbohrloch darf — eine Annahme, wie sie seinerzeit noch auf dem Randprofil des geologischen Kartenblattes Salzgitter (1:25000) zur Darstellung gekommen ist — sondern eine echte Transgressionsfläche vorstellt, wie wohl bereits hin- reichend daraus hervorgehen dürfte, daß das Transgressions- konglomerat der Unterkreide in seiner 'vollen Profilmächtig- keit den Zechstein überlagert und für gewöhnlich nicht durch Verwurf reduziert ist. Zur. näheren Erläuterung wähle ich die nachstehend bezeichnenden Teilprofile zweier 1), km in meridionaler Richtung voneinander entfernter Bohrungen aus, wie sie sich nach der von mir vorgenommenen Durchsicht der Bohrkerne ergeben. Für die bereitwilligst erteilte Erlaubnis BR 77 a zur Veröffentlichung bin ich Herrn Generaldirektor Dr. RAaKYy zu besonderem Danke verpflichtet. 1. Tiefbohrung etwa 0,5 km nördlich von Ohlendorf (etwa 185 m südlich vom Straßenpunkt 115,8 des Meb- tischblattes Salzgitter im Turonpläner angesetzt). 100,0—165,5 m phosphoritreiche, mergelige, grün- 165,5 176,2 m 176,2—-305,0 m lichgraue Tone mit etwa 55° (ost- wärts) einfallend, mit zahlreichen Exemplaren von Neohibolites mı- nimus LisT. und /noceramus con- centricus PARK., ferner mit /o- plites interruptus BruG. (113 m), Hamites sp. (123 m), Hoplites cf. interruptus BruG. (129,5 m), Terebratula sp. grauer, zum Teil toniger, zum Teil hell und dunkel gefleckter, meist glaukonitischer, feinkörni- ger, pyritführender Sandstein mit einzelnen tonigen Lagen, mit etwa 60° einfallend; 176,0—176,2 m Bank stark glaukonitischen, grob- körnigen, grünen, harten Quarz- sandsteins. dunkelgrauer Mergelton, meist sandig, zum Teil glaukonitisch, mit Einlagerung von Toneisen- steingeoden u. Pyritführung, teil- weise übergehend in hell- und dunkelgrau gefleckten glimmeri- gen Sandstein, Einfallen etwa 60°. 305.0—341,5 m braunrotes, ooli thisch-fein- konglomeratisches Brauneisenerz und dunkel- grauer Ton, etwas mergelig, teil- weise glaukonitisch, mit und ohne Durchsetzung von Brauneisen- oolithen und kleinen und größe- ren Brauneisengeröllen und Phos- phoritgeröllen, bei 30 m mit Oxyteuthis brunsvicensis v. STR. (Barremien). Oberer Gault . (Minimuston) ' Unterer Gault | Bo Oberneokom | Trans- gressions- konglomerat an der Basis f der Unteren Kreide (=Salz- gitterer Eisen- erzlager) — — — Transgressionslücke (Jura und Trias fehlen) — — — — 341,3— 342,5 m (Schlußteufe) weißer und fleisch- roter Gips bzw. Anhydrit, mit etwa 55" einfallend. steindes Flach- stöckheimer Salzstockes | Oberer Zech- ONDENG LT 2. Tiefbohrung etwa 300 m östlich des Kaliwerkes Flachstöckheim (am Wege zur Worthlah, etwa 150 m vom Turon-Zenomanpläner-Ausbiß entfernt nach. dem Liegenden zu 'angesetzt.). 44,0--240,5m grauer, harter, feinkörniger Sand- stein, häufig dunkel- und hell- grau gefleckt, vielfach schwach tonig und glaukonitführend, teil- weise mergelig, mit vereinzelten Toneisensteinsphärosideriten und Pyritführung; Einfallen von 55° auf 75° allmählich anschwellend. 240.5 -244,0m dunkler Ton, konglomeratisch durchsetzt mit kleinen grünen Letten- und kleinen Phosphorit- Neokomlon Gault- Neo- komsandstein —— und DBrauneisengeröllen sowie Brauneisenoolithen (Einfallen 219,0): 244.0--369,9m rotbraunes bis dunkelbraunvio- lettes, metallisch glänzendes, 0 0 - lithisch- feinkonglome- m . . rans- ratisches Brauneisen- at erz, etwa 75° einfallend, mit 5 | konglomerat \ an der Basis ‘ der Unteren ' | Kreide (= Salz- gitterer Eisen- erzlager) Rhabdocidaris sp., Exogyra SPp., Belemnites sp., Terebratula sp., Rhynchonella sp., mit wenigen geringmächtigen, zum Teil etwas kalkigen Tonzwischenmitteln (bei 270,5 m dünne, stark bituminöse Tonbank mit Asphaltausscheidun- | gen). — — — Transgressionslücke (Jura und Trias fehlen) — — — — Oberer Zech- 369,9—370,1 m (Schlußteufe) dunkelgrauer, röt- licher u. weißer Anhydrit u. Gips. steindes Flach- stöckheimer Salzstockes Schon seit längerer Zeit ist bekannt, daß nördlich des Harzes am Salzgitterer Höhenzuge die Untere Kreide mit eisenreichem Basiskonglomerat über alle Stufen vom Mitt- leren Jura bis zur Unteren 'Trias zu transgredieren vermag (Blatt Salzgitter und Goslar der Geologischen Karte von Preußen, Berlin 1912/13). Der Flachstöckheimer Befund hat darüber hinaus- gehend vielleicht zum: ersten Male!) den weiteren Nach- 1) Die Angabe (Jahrbuch der Preußischen Geologischen Landesanstalt, Bd. 34, Teil I, Berlin 1913, S. 256): „Bei Thiede liegt das Hilseisensteinkonglomerat und die oberen Hauterivien- tone diskordant auf Mittlerem Lias und dem Residualgips des Be el N weis erbracht, daß die Neokomtransgression, ‘wie schon mehrfach vermutet worden ist (H. Stine 19112), H. SCHROEDER 19123)), bis auf den Oberen Zechstein reicht, daß also das — Hand in Hand mit der nach Beginn dev Kreidezeit einsetzenden epirogenetischen Absenkung des sub- herzynen Gebietes — vordringende Neokommeer bereits eine fertige Zechsteinsalzdurchspießung vor- fand. Letztere besitzt demnach früh- oder präneokomes Alter und ihre Entstehung fällt bereits in die um die Wende der Jura- und Kreidezeit erfolgte große Vorfaltung der nordwestdeutschen Geosynklinalregion. Die nachkretazische Hauptfaltung des nördlichen Harz- vorlandes, die später dann auch die jüngsten Kreideschichten in Falten gelegt und örtlich bis zur Überkippung aufge- richtet hat, spielt somit für einen Teil der Salzaufbrüche lediglich die Rolle einer (mehr oder minder stark sich aus- wirkenden) posthumen Aufbruchsbewegung. Zechsteinsalzstockes“ ist in ihrem letzteren Teile wohl nicht den Tatsachen entsprechend. E. HARBORT stützt sich hier auf ein von H. Kroos im 10. Jahresbericht des Vereins für Natur- wissenschaft zu Braunschweig 1897 (S. 185) mitgeteiltes Bohr- profil, das indes. (nach freundlicher Äußerung von Herrn Prof. Dr. SrtorLLey) der Berichtigung bedarf, wie sich auch bei einer Besichtigung der in der geologischen Sammlung der Technischen Hochschule zu Braunschweig befindlichen Originalpetrefakten zeigte. Bei dem nordwestlich von Wolfenbüttel gelegenen Salz- aufbruch von Thiede folgt vielmehr unter dem Hils- eisenkonglomerat nach den bisherigen Bohr- und Schachtauf- schlüssen überall normal der Jura, speziell die Amaltheentone des Mittleren Lias. | Eine weiter südlich unweit Adersheim angesetzte neue Maschinenbohrung hatte einen ganz entsprechenden Befund. In weiter östlich (bei Wolfenbüttel) und im südlichen Oderwalde (halbwegs zwischen Gr. Flöthe und Heiningen) niedergebrachten Tiefbohrungen sind unterhalb der Kreidebasis noch etwas höher liegende Jurahorizonte, nämlich die Opalinus- tone des Unteren Doggers, durch leitende Fossilien nachgewiesen, angetroffen worden. 2) H. SrıuLLe, Das Aufsteigen des Salzgebirges, Zeitschr. für prakt. Geologie, 19, Berlin 1911, S. 9. 3) H. SCHROEDER, Erläuterungen zu Blatt Salzgitter der Geo- logischen Karte von Preußen (Lief. 174), Berlin 1912, S. 165. Neueingänge der Bibliothek. AMEGHINO,:FLORENTInO: Obras completas y correspondencja cien- tifica. Vol. I: Vida y obras del Sabio. La Plata 1913. Vol. II: .- Primeros trabajos cientificos. La Plata 1914. BARRINGER, D. M.: Meteor Crater (formerly called Coon mountain or Coon butte) in Northern Central Arizona. Princeton- University, Nat. acad. of sci, 1909. BEHLEN, HEINRICH: Die Höhle Wildscheuer bei Steeden a.d. Lahn. Aus: Heimatland, Weilburger Tageblatt, 1921. 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Vorsitzender: Herr RAUFF Der Vorsitzende berichtet einleitend, daß eine große Anzahl ven Mitgliedern der Geseilschaft in Anbetracht der großen finanziellen Notlage der Gesellschaft ihren Beitrag freiwillig verdoppelt hat. Bei der großen Zahl und den hohen Portokosten ist es nicht möglich, allen diesen Mit- gliedern für ihre Unterstützung schriftlich zu danken. Der Vorsitzende spricht ihnen im Namen der Gesellschaft den herzlichsten Dank aus, und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß dieses Beispiel Nachahmung findet, da die Druckkosten für die Zeitschrift auf das Dreißigfache des Friedenspreisest)] gestiegen sind und weiter steigen werden, während die Mitgliederbeiträge bisher nur auf das Doppelte erhöht werden konnten. Als Mitglieder wünschen der Gesellschaft beizutreten: Chemische Fabrik Griesheim-Elektron Frankfurt a. M., vorgeschlagen von den Herren BÄRTLING, PICARD und DIENST, Herr Bergwerksdirektor EWALD SONNENSCHEIN, Her- bede a. d. Ruhr, Herr Bergwerksdirektor LUDwIG ACHENBACH, Welling- hofen bei Hörde in Westfalen, vorgeschlagen von den Herren BÄRTLING, DECKER und FREMDLING, Herr PBerginspektor Ta. Teumer, Grube „Ilse“, N.-L., vorgeschlagen von den Herren KRAUSE, HörıcH und GOTHAN, 1) Inzwischen (Mai 1922) auf mehr als das 50-fache des Frie- denspreises gestiegen! (Der Schriftleiter.) | 5 = BA RR: Geolog.-paläontolog. Institut und Bernsteinsammlung der Albertus-Universität Königsberg i. Pr., Lange Reihe 4, vorgeschlagen von den Herren Ännene, Kraus und POoMPECKT, Herr Dr. WALTER HorrzE, Assistent am geolog. In- stitut der Technischen Hochschule in Darmstadt, vorgeschlagen von den Herren KLEMM, Dom Eu und STEUER, Herr ERNST HERMANN, stud. phil., Berlin, Seestr. 115, vorgeschlagen von den Herren BELOWSKY, DIETRICH und JANENSCH. Die Vorgeschlagenen werden aufgenommen. Die für die Bücherei als Geschenk eingegangenen Druckschriften werden vom Vorsitzenden vorgelegt. Herr F. SOLGER hält hierauf seinen angekündigten Vor- trag „Zur. Morphologie des Berliner Haupttales‘“*). An der ‚Erörterung beteiligen sich Herr KEILHACK und der Vortragende. Be Dann spricht Herr E. FULDA „Zur Entstehung der deutschen Zechsteinsalze‘“. An der Aussprache beteiligen sich die Herren HARBORT, v. BüLow, ZIMMERMANN I, BÄRTLING, HAEHNEL und der Vortragende. Das Protokoll wird verlesen und genehmigt. Hierauf wird die Sitzung geschlossen. vs W. 0. RAUFF. BÄRTLING. SOLGER. ?2) Der Vortrag erscheint in den Abhandlungen. Protokoll der Sitzung am 5. April 1922. Vorsitzender: Herr POMPECKJ. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit der Mitteilung von dem Ableben des erst im Februar aufgenommenen Mitglieds Herrn Oberregierungsrat Kurt BERNER in Berlin, Die Anwesenden erheben sich zu Ehren des Ver- storbenen. Y Als Mitglieder wünschen der Gesellschaft beizutreten: Herr Bergwerksdirektor PaurL Fırre in Kassel-Wil- helmshöhe, Fürstenstr. 18, und der Bergbauliche Verein in Kassel, Bahnhofstr. 2, vorgeschlagen von den Herren: Frh. WaAıtz von ESCHEN, BÄRTLING und DIENST, Die Geologisch-Mineralogische Sammlung der Land- wirtschaftlichen Hochschule Hohenheim, vorge- schlagen von den Herren: JoH. BÖHM, PLIENINGER, POMPECKT, | Die A.-G. für Anilinfabrikation, Berlin SO 36, vor- geschlagen von den Herren: PoMPECKJ, PICARD, und BÄRTLING, Die Firma LEOPOLD CASSELLA & Co, G. m. b. H. in Frankfurt a. M., vorgeschlagen von den Herren: Pomrscks Dienst, BÄRTLUING, Herr Prof. N. M. FEDorowsky in Berlin W 15, Lietzen- burger Str. 11, vorgeschlagen von den Herren: DIENST, BÄRTLING, POMPECKJ. Gewerkschaft Evelinensglück in Breslau 5, Garten- straße 47, vorgeschlagen von den Herren BÄRTLING, PıcArnD und DIENST. Die Kandidaten der Geologie: Herr Schwarz, Herr SCHUCKMANN und Herr Upzurr in Frankfurt a. M., Geologisches Institut der Universität, vorgeschlagen von den Herren W. .HorFMANN, PICARD und DIENST, Herr Bergassessor Dipl.-Ing. E. Reuss in Herne i. Westf., Schamrockstr. 89, vorgeschlagen von den Herren BÄRTLING, Krusch, DIENST, + Ne Herr Geologe der Bataafschen Petroleum-Gesellschaft Dr. Orro DREHER im Haag i. Holland, Carel van Bylandt-laan 30, vorgeschlagen von den Herren: BÜCKINnG, HARBORT, BERNAUER, Herr Dipl.-Ing. HUG0 GoRNICK, Charlottenburg, Schloß- straße 3, vorgeschlagen von den Herren BÄRT- LING, POMPECKJI, QUIRING, Herr Postrat Tuc#, Berlin-Lichterfelde-Ost, Lange Straße 1, vorgeschlagen von den Herren HAEHNEL, BELOWSKY, BÄRTLING. Die Vorgeschlagenen werden als Mitglieder aufge- nommen. Die als Geschenk für die Bücherei eingegangenen Druckschriften werden vom Vorsitzenden vorgelegt. Herr W. WOLFF macht eine kurze Mitteilung Über einen Interglazialtorf aus Holstein, der wegen seiner sehr bemerkenswerten geologischen Lage von Interesse ist. Im Herbst 1921 wurde im westlichen . Holstein, bei Nienjahn, ungefähr 41, km südlich von dem (westlich von Neumünster gelegenen) Bahnort Hohen- westedt, eine kleine Bohrung gemacht, bei der man überraschenderweise in 7 m Tiefe auf einen alten und sehr festen Torf stieß. Der Bohrpunkt befand sich in einer Wiese inmitten einer ziemlich weiten und flachen Ein- senkung des leicht hügeligen Geländes. Der Boden dieser Wiese bestand aus Moorerde, stellenweise auch aus Torf, worunter zunächst ein steinfreier Sand von mittlerem Korn folgte. Bei 4 m Tiefe fing dieser Sand an, humos - zu werden, und bei 7,5 m stellte sich ein fester, dichter Sapropeltorf (Mudde) ein, der bei 8,2 m von einem filzigen, kurzfaserigen, lockeren, in dünne Scheiben spalten- den Schwemmtorf abgelöst wurde. In ungefähr 9,6 m Tiefe kam der Sandgrund. Dieser bestand aus gröberem Sand als der hangende und enthielt Gerölle. Herr Professor WEBER in Bremen, der schon so manchen Diluvialtorf mit unübertrefflicher Sorgfalt untersucht hat, war so freundlich, eine kleine Probe aus jeder der beiden Moorschichten botanisch zu analysieren. Die Raumknapp- heit verbietet mir leider, seine Analyse hier ungekürzt einzuschalten. Über den unteren Torf sagt er: „Mikro- skopisch wurden darin die Blütenstaubkörner einer Fichte 69 — in beträchtlicher Menge angetroffen, sehr spärlich solche einer Föhre, einer Tanne, einer Birke, einer Pappel und einer Erikalee, ganz vereinzelt Sporen eines Bleichmooses und eine Winterspore eines Rostpilzes (Puccinia cf. gra- minis). Zahlreich fanden sich die Trümmer der Äste von Bleichmoosen, aber nur ganz vereinzelt ein winziger Blatt- fetzen eines solchen (Sphagnum cf. recurvum), reichlich die Bruchstücke 2—2,5 u dicker, weitläufig gegliederter brauner Pilzfäden und Trümmer der Oberhaut und der Faserbündel der Staubfäden von Zriophorum vaginatum. Es liegt demnach, soweit sich nach der kleinen Probe urteilen läßt, ein Schwemmtorf vor, der wahrscheinlich durch Zusammenschwemmen eines von den Wellen abge- tragenen Hochmoores entstanden ist. In 1 cem aufgeweichten Torfs wurden 6300 bestimm- bare Blütenstaubkörner windblütiger Bäume gezählt. Davon gehörten rund 5600 zu Picea,. 250 zu Pinus. Unter 1000 Blütenstaubkörnern von Bäumen waren durchschnittlich 866 von Picea, 34 von Pinus, 56 von Betula. Der Rest ver- teilt sich auf Carpinus, Populus und Abies.“ Der Befund der oberen Torfschicht, die Prof. WEBER als „Mudde“ bezeichnet, war wesentlich anders: „Eine Makrospore von /soetes lacustris, zahlreiche Blütenstaub- körner einer Föhre, auffallend weniger zahlreich die einer Fichte, spärlich die einer Birke, vereinzelt solche von Grä- sern. Sporen von Bleichmoosen und Blütenstaubkörner von Erikaleen sind häufiger als in der vorigen Probe. Außer- dem wurden in geringer Zahl Trümmer von Astmoos- blättern (Fypnum sp.) angetroffen. In 1 cem des aufgeweichten Torfes wurden rund 6200 Blütenstaubkörner windblütiger Bäume gezählt, wovon 5000 auf Pinus, rund 1100 auf Picea kamen. Unter 1000 Blütenstaubkörnern von Bäumen fielen 810 auf Pinus, 176 auf Picea, 14 auf Betula.“ | Im ganzen schließt WEBER: „Das reichliche Vor- kommen (der Blütenstaubkörner der Fichte läßt unter Be- rücksichtigung der phytogeographischen Region, in der sich die Fundstelle findet, auf ein diluviales Alter des Torfes schließen. Beachtenswert ist in beiden Proben das Fehlen der Blütenstaubkörner der Eiche und Erle. Der Torf muß zu einer Zeit entstanden sein, als diese Bäume in der Gegend nicht oder nur sehr spärlich wuchsen.“ Das Zu- rücktreten der Fichte vor der Föhre in der Mudde er- innert ihn an die gleiche Erscheinung im Diluvialtorf von — 70 —. Honerdingen bei Walsrode!) in der südwestlichen Lüneburger Heide und könnte vielleicht mit einem Rauherwerden des Klimas mit starker Verminderung des Schneefalls zusammen- hängen. | Die hangenden, humusreichen Sand- sehichten betrachte ich als eine Abschwemmung von den : umgebenden sandigen Anhöhen, die während .der rauhen, vegetationsarmen Zeit der jüngsten Vergle ts cherungerfolgte, als das Inlandseis sich dieser Gegend bis auf 23 un näherte und seine öden Schmelzstrom- Sandfelder bis auf 10 km heranschob. In jener Zeit vol- lendete sich die Verwischung der Formen, des mittelglazialen Hügellandes im westlichen Schleswig-Holstein durch mas: senhafte Bodenverlagerungen von den Gehängen nach den Mulden; damals füllten sich die erstorbenen See- und Moor- becken und die toten Talwinkel dieser Landschaft so hoch mit Sand und zuweilen auch mit Kies auf, daß sie jetzt oft kaum noch erkennbar sind. Es ist dieselbe Erscheinung wie sie von den jung-interglazialen Beckenmooren der Ge-- gend von Brörup im südlichen Jütland durch die däni- schen Fachgenossen?) so sorgfältig beschrieben ist, und wie sie sich am Diluvialtorflager von Drelsdorf bei Bredstedt in Nordfriesland, an den Torf- und Seekalklagern von Dückers- wisch, Hohenhörn, Kl. Bornholt und Beldorf am Nordost- seekanal, von Schulau, Winterhude?, Ohlsdorf, Ost-Stein- beck, Witzhave u. a. OÖ. bei Hamburg und vom Kuhgrund bei Lauenburg wiederholt, und wie sie auch an zahlreichen Orten des nordwestlichen Hannover, z. B. den Kieselguhr- lagern des oberen Luhetales südwestlich von Lüneburg, und dem Seekalk von Godenstedt bei Zeven, von Nedden ' Averbergen bei Verden und von Honerdingen auftritt. Die “ Deutung mancher dieser Vorkommnisse hat im Verlauf der Entwickelung der Flachlandgeologie gewechselt und ist auch jetzt nicht einheitlich. Man hat meine oben dargelegte Auffassung der Deckschichten dieser Vorkommen lebhaft bestritten, insbesondere bezüglich des Vorkommens von Ham- I} 1) Vgl. C. A. WEBER, Über die fossile Flora von ‘Honer- dingen und das nordwestdeutsche Diluvium. Abhandl. d. un wiss. Ver. z. Bremen 1896, Bd. XIII, H. 3. 2) JESSEN, MADSEN, MILTHERS U. NORDMARN, Brörup- one Lejrinesforhold, Danmarks geologiske Undersögelse, IV .R., Bd. 1, Nr. 9, Kopenh. 1918. 3) W. Wourr, Das Diluvium der Gegend’ von Hamburg. Jahrb. der preuß. geol. Landesanstalt 1915, "Bd. XXXVI, Teil I, Be; Sen zn > burg— Winterhude, indem man die jüngste Vergletscherung auch über den Westen der cimbrischen Halbinsel sich ver- breiten ließ. Ich halte aber mit Entschiedenheit an meiner Auffassung fest und betrachte die Bohrung Nienjahn_ als einen wichtigen Stützpunkt in der Beweiskette von Brörup bis Hamburg, durch die der Westen Südjütlands undSchleswig-Holsteinsalseisfreies Gebiet während der letzten Vergletscherung erwie- sen wird. In den geschlossenen Mulden und in den Weitungen der Täler dieses Gebietes hatten sich in der ‚unmittelbar vorhergehenden Interglazialzeit Torf- und Süß- wasserablagerungen gebildet. In die tiefsten Teile, nament- lich in die nordfriesische und die Eidersenke war das Eem- Meer eingetreten; die Kiese und Sande über den nord- friesischen Eemschichten, abgelagert in einer nördlichen Fort- setzung des Elburstromtales, entsprechen zeitlich den San- den über den eben aufgezählten interglazialen?! Süßwasser- sedimenten der benachbarten Geest. Herr E. ZIMMERMANN I (Berlin) legte die Handzeich- nung eines über 145 km Länge sich erstreckenden, im Maßstabe von 1:25000 der Längen, 1:16667 der Höhen gehaltenen, fast 6 m langen Geologischen Querprofils durch Thüringen von Suhl über Ilmenau und Weimar nach Halle, ferner die gleichartige Handzeichnung eines Längsprofils aus der Gegend von Zeitz über Kösen bis in die Gegend von Wiehe, sowie Farbenandrücke der teilweise von ihm bearbeiteten, noch in diesem Jahr seitens der Geologischen Landesanstalt erscheinenden geologischen Übersichtskarten 1:200000 der Blätter Kassel, Fulda, Sondershausen und Jena und die Originalhandzeichnung der gleichen, später erscheinenden Übersichtskarte von Blatt Halle, endlich die zu letzterer Karte gehörigen 1: 100000-Blätter Querfurt, Halle, Naum- burg und Zeitz in kolorierten Handzeichnungen, letztere vier in doppelter Ausführung: abgedeckt und unabgedeckt, vor und knüpfte daran u. a. folgende Bemerkungen: Das obengenannte Querprofil ist — durch Verlängerung von Weimar bis nach Suhl hin — hervorgegangen aus dem Entwurf zu demjenigen Profil (von Weimar bis Halle), welches der oben gleichfalls genannten Übersichtskarte Halle in deren Maßstab (1:200000 der Längen), aber mit vierfacher Überhöhung beigegeben werden wird. BEE 20) a Dieses und das Längsprofil haben ihren besonderen Wert dadurch, daß sie nicht nur auf die Oberflächen- aufschlüsse gegründet, sondern auch durch zahlreiche Tief- bohrungen (24 und 14) gelegt und dadurch kontrolliert sind. Sie zeigen vor allem die Gliederung der Trias unddes darunter lagernden Zechsteins, das Querprofil außerdem an seinen beiden Enden die Stratigraphie des Rotliegenden, das einerseits (bei Halle) außer dem Oberrotliegenden nur aus dem mächtigen Älteren und Jünge- ren Porphyr und einer sedimentären Zwischenschicht auf- gebaut ist (das Profil reicht nicht bis zu der ebenfalls sedimentären Sennewitzer Deckschicht), anderseits (im Thüringer Wald) aus zahlreichen und sehr verschieden- artigen, sehr sauren bis sehr basischen, im Vergleich zu Halle viel weniger mächtigen Eruptivlagern und mancherlei "Tuffen und Sedimenten gebildet ist. Im Thüringer Wald wird außerdem die granitische Unterlage des Ret- liegenden, am Ehrenberg bei Ilmenau deren Kontakthof, in» der Bohrung Gräfinau-Dörnfeld bei Stadtilm das nicht- metamorphe Kambrium als unmittelbare Unterlage des Zech- steins sichtbar, und unter der Stadt Halle ist als Unterlage des älteren Porphyrs das Steinkohlengebirge ein- gezeichnet. Auf der Strecke von Gräfinau bis Halle ist nicht bekannt und darum auch nicht dargestellt, ob unter dem Zechstein erst noch Rotliegendes oder welche andere Formation folgt. Die Lagerung der Triasund des ziehe ist flachwellig, auf lange Strecken hin auch fast eben, wenn auch meist nicht horizontal. Seltener sind steile Neigungen; von diesen ist die durch ihre besonders große Höhe be- . merkenswerteste diejenige bei Halle, wo sich Buntsand- stein und Zechstein aus der Passendorfer Mulde heraus- heben (siehe auch die Tabelle weiter unten). Außerdem werden eine große Zahl von Einzelverwerfungen, Störungszonen und Überschiebungen sSichtbar. Sowohl die Sättel und Mulden als auch die Verwerfungen (i. w. 8.), die das Profil schneidet, setzen, wie die Karten zeigen, oft sehr weit, manchmal auch nur wenig weit fort, lösen einander ab (Ilmenauer und Ehrenberg-Rand- spalte) oder gehen ineinander über (z. B. der Südflügel des Döllstädter Sattels in die südliche Remdaer Störungs- zone). Als Überschiebungen sind die südliche (Suhler) und nördliche (Ilmenauer) Randspalte des Thüringer Waldes, ebenso die Manebacher Verwerfung, durch Bergbau nach- hg gewiesen; bei anderen Spalten ist fast stets unbekannt, ob sie normale Verwerfungen oder Überschiebungen sind, und ihre Eintragung im Profilbild ist darum willkürlich und soll keinerlei Vermutung‘ über ihr wirkliches Einfallen, sondern nur die Tatsache des Vorhandenseins ausdrücken. Sicher als Überschiebung, und zwar als wahrscheinlich flachste und weitest ausgreifende, ist die Finnestörung nach- gewiesen, die bei Rastenberg und Burgwenden durch drei Tiefbohrungen durchsunken- ist. Ihre bildliche Darstellung durch EVERDING in der bekannten Kalifestschrift ist viel zu kompliziert und durchaus unwahrscheinlich, wenn ich auch durchaus nicht leugnen will, daß meine Darstellung (als eine einzige Verschiebungsfläche) wohl zu sehr schema- tisch vereinfacht ist; Naumann hat ja von. einem ober- irdischen Aufschlusse derselben, von Schafau bei Rasten- berg, schon ein eingehenderes Bild mit vier parallelen, engbenachbarten Verschiebungsflächen gegeben, die aber bei meinem Maßstab kaum eingetragen werden können. Bemerkenswert ist, daß nur bei Suhl auf den Spalten sich stärkere Mineral- (Eisenerz, Fluß- und Schwerspat, auch Quarz) Gänge ausgeschieden haben, daß auch. die große, vom Profil nur an ihrem südöstlichen Anfang ge- troffene Kiehltalspalte in ihrem weiteren Verlauf nach NW sich durch Schwer- und Flußspatfüllung und durch hin- eingestürzte und zum Teil verkieselte Zechsteinmassen als anfangs offene Spalte erwiesen hat und daß die Ilmenauer Randflexur nach SO hin in dem mächtigen Floßberggang (Flußspat) fortsetzt (was in der Profildarstellung durch Fort- setzung auch nach unten hin angedeutet werden soll), daß dagegen auf den die Trias durchsetzenden Spalten stärkere Mineralausscheidungen nicht erfolgt sind, die Spalten also wohl geschlossen waren. Theoretische Folgerungen aus diesen Tatsachen zu ziehen, sei anderen überlassen. Werte über das Ausmaßder Faltungen, Flexu- renundSchichtverschiebungen an \Verwerfungen und Überschiebungen sind am besten aus der (beobachteten oder geschätzten) Lage der Unterkante des Zech- steins gegenüber Normalnull zu entnehmen und sind in folgender Tabelle zusammengestellt. In dieser geben die Zahlen der ersten senkrechten Reihe die Entfernung in Kilometern von dem als Nullpunkt angenommenen West- rand von Blatt Suhl am Linsenhof 0,8 km südwestlich vor der südlichen Thüringerwald-Randspalte; die Zahlen der dritten Reihe geben die (meist geschätzte) Höhenlage über 74 (+) oder unter (—) Normalnull in Metern, die Zahlen der vierten Spalte den jeweiligen Unterschied a lagen von einander an. Höhen- er 1100 |—— a . ren ve 1 — 800 1- en 3 & == oo rs E& (= = Südliches Vorland des Thüringer Waldes + .900 £ 2 Kamm des Thür. Waldes _i— (0) ” — 450 | — 300 | Nördliches Vorland. des - —[f Thüringer Waldes — 100 — 0 — 50) = —_ 300], Thüringer Zentralbecken BR Rastenberger Überschie- an a bung = Finnestörung WE =: inneplateau Qual Mulde, +: 600 — Teutschen ae Sattel —. | a — Passendorfer Mulde . + 1400 Eg- 2448 = is . 350.0 Fer 3378 Dune „Nas Ce Done E55 ©8383 Er: 500 = 0 | Westrand von Blatt Suhl | + 200 beim Linsenhof 7 | Über dem Beerberg und Schneekopf 20 | Unter der Stadt Ilmenau 24 | Grenze von Blatt Ilmenau 0 und Plaue == 29 | Bohrloch Gräfinau-Dörnfeld —. 300 39 | Bohrloch Groß-Hettstedt — 7400 54 | Bohrloch Berka a. Ilm — 50 9 Bohrloch Denstedtb. Weimar — 1000 85 Bohrloch Buttstädt > — 1300 95 | Bohrloch Thüringen — 400 113 Bahnen Göhtendorf — 1200 128 Behrloch Oberteutschenthall — HN 135 | Bohrloch Zscherben III — 1300 141 | Stadt Halle + 100 Danach hat also die Unterkante des Zechsteins, wie ich früher nachgewiesen habe, also ganz nahe an der Profillinie, den Thüringerwald über- deckt hat, ihre höchste Höhenlage über dem Beerberg und Schneekopf in mindestens + 1100 m Höhe, Stadt Halle der, mindestens bei Oberhof, ihre tiefste OR A Na unter dem Thüringer Zentralbecken bei Buttstädt in — 1300 m Tiefe gehabt, ein sehr schneller und zugleich der höchste ununterbrochene Anstieg, um 1400 m auf 6 km Entfernung, hat bei Halle stattgefunden aus etwa — 1300 m. Tiefe in der Bohrung Zscherben III zu mindestens + 100 m Höhe über der Stadt Halle; die saigere Verschiebung an der Rastenberger Überschiebung beträgt rund 900 m. Für das Alter der besprochenen Lagerungs- störungen, nicht nur soweit sie von dem Profil ge- schnitten werden, sondern auch weithin seitwärts, gibt nur die Tatsache einen Anhalt, daß die Hallesche Braunkohlen- formation (Eocän) sich an verschiedenen Stellen, so gerade auch bei Halle selbst, über die Störungszone, nachdem deren Höhenunterschiede durch eine, zum "Teil gewiß gewaltige Abtragung eingeebnet waren, horizontal hinweggelegt hat. Die Störung muß also in der Kreidezeit oder noch früher erfolgt sein, wobei daran zu erinnern ist, daß der Obere Lias in Thüringen an den Störungen noch teilgenommen hat. Die Beziehungen zum Cenoman des überdies sehr weit ent- fernten Ohmgebirges, des einzigen Gebiets, wo in Thüringen Kreide erhalten geblieben ist, können und müssen hier um so mehr unerörtert bleiben, als die dortigen Störungen, nicht dem sonst üblichen herzynischen (NW-), sondern dem NNO-—- SSW-System angehören und bis heute noch nicht nach neueren Gesichtspunkten untersucht zu sein scheinen. — Das Profil macht außerdem noch den Reichtum des Thüringer Untergrunds an Salzlagern sicht- bar, wobei noch zu beachten ist, daß das im Mittleren Muschelkalk bei Erfurt und Gotha in Thüringen ebenfalls nachgewiesene Steinsalz nicht mit dargestellt ist, da es von keiner der berührten Tiefbohrungen getroffen wurde. Dagegen zeigt sich das Rötsalz in weiter Verbreitung; es ist bei Eisenach, Arnstadt, ‘Weimar, Buttstädt, : Gräfen- tonna, Mühlhausen, Sondershausen u. a. OÖ. in 16 bis 54 m Mäehtigkeit erbohrt und dürfte sich also zusammenhängend mindestens unter dem ganzen Thüringer Zentralbecken aus- dehnen. — In weiter Verbreitung zeigt sich dann das Jüngere Salz des Oberen Zechsteins; in der Profillinie ist es von jeder Bohrung zwischen Halle und Weimar (außer: in Rastenberg, wo es aber wohl nachträglieh wieder zer- stört ist), getroffen worden, zumeist ist darin auch der Bote; Salzton und Pegmatitanhydrit nachgewiesen, jenes wichtige Schichtenpaar, das, es wieder in eine obere und eine untere: Salzfolge zerlegt. — Von diesem ‚Jüngeren Steinsalz «durch, EN, den Hauptanhydrit und Grauen Salzton, bzw. durch deren partielle oder vollständige Stellvertreter, den Plattendolomit und Unteren Letten, getrennt, sehen, wir dann das Ältere Steinsalz mit seiner — allerdings nach SW hin an Mächtig- keit abnehmenden — Kalisalzdecke eine ebenfalls gewaltige Ausdehnung besitzen. Es. ist von Halle bis Weimar zu- sammenhängend durch die Tiefbohrungen nachgewiesen. In der Gegend der Ilmtalstörung scheint es aber auszukeilen. Denn wenn auch in den weiter südwestlich, zwischen Weimar und Ilmenau, niedergebrachten Bohrungen ein dem typischen Älteren Steinsalz petrographisch überaus ähnliches Steinsalz von ziemlich großer Mächtigkeit (53 — 189 m), nachgewiesen ist, so ist dies doch nicht nur so frei von Kali und Magnesia- salzeinlagerungen, daß daraus durch Aussolung die Sole für das vorzügliche Speisesalz (‚Fürstensalz“) der Saline Stadt- ilm gewonnen wird, sondern es ist auch das darüber lagernde Schichtenprofil ganz anders entwickelt, insbesondere tritt hier — wenigstens stellenweise — außer dem Plattendolomit noch ein zweiter Dolomit auf, der seinerseits petrographisch dem Hauptdolomit des Mittleren Zechsteins gleicht und in den Bohrungen Berka und Rettwitz bei Kranichfeld bis 34 und 40 m' Mächtigkeit erreicht. Ich möchte darum diesen Salzhorizont mit dem „Ältesten Steinsalz“ der Mansfelder Mulde parallelisieren, wenn dieses hier auch nur 6 m mittlere Mächtigkeit besitzt. Leider ist keine der Bohrungen zwischen Weimar und dieser Mulde tief genug, um sichere Auskunft zu geben, ob dieser Horizont hier zusammenhängend durch- streicht. Endlich ist noch zu betonen, daß die beiden Profile auch den Übergang des Staßfurter in den Werra- taltypus des Oberen Zechsteins vor Augen führen, indem sie insbesondere den allmählichen Ersatz des Hauptanhy- drits und Grauen Salztons durch den Plattendolomit und Unteren Letten hervortreten lassen, wie ich das schon einmal in dieser Zeitschrift. Bd. 65, 1913, S. 357ff. besprochen habe. (Hierzu sei nur noch als besonders wichtig nachgehölt, daß in der Bohrung Denstedt bei Weimar nicht nur das Ältere Stein- und Kalisalz und der Hauptanhydrit der Staß- furter Fazies, sondern auch an des letzteren Sohle typischer - Plattendolomit der Werrafazies und in seinem Hangenden Jün- geres Steinsalza wieder der Staßfurter Fazies entwickelt sind.) Die Werrafazies ist also nicht nur für das Werra- gebiet südwestlich des Thüringer Walds, ‚sondern auch für dessen nordöstliches Vorland und für das Ostthüringische a 7ER ER Zechsteingebiet bis an und ein Stück über die Saale bei Naumburg hinaus bezeichnend und wird erst in Inner-, Nord- und Nordwestthüringen durch die Staßfurter Fazies ver- drängt, ist also Mech! als eine Rand- und Küstenfazies auf- zulassen. An der Erörterung beteiligen sich die Herren: Assmann, WEISSERMEL, SCHRIEL, POMPECKJ und der Vortragende. Der Vorsitzende dankt den Vortragenden für ihre wert- vollen Mitteilungen und schließt die Sitzung nach Geneh- migung des Protokolls. POMPECKJI. RAUFEF. BÄRTLING. - Briefliche Mitteilungen. 4. Über die Quarzgänge zwischen Zobten und : Striegau in Schlesien. Von Herrn L. voN zuR MÜHLEN. (Mit 1 Textfigur.) Berlin, den 25. November 1921. Das Gelände zwischen Striegau und Zobten umfaßt die Meßtischblätter Striegau, Ingramsdorf, Mörschelwitz und Weizenrodau und gehört in seinen Hauptzügen schon der schlesischen Ebene .an. Vereinzelt tauchen aus derselben Bergrücken und Hügel verschiedener kristalliner Gesteine empor, deren genaue Kartierung ‘ihre alle bisherigen An- gaben übertreffende Ausbreitung und Aa SRIAnBERde gesetzmäßige Anordnung zeigt. Von Zobten aus verläuft in südost-nordwestlicher Rich. tung über Striegau hinaus ein durch verschiedene Bergrücken und Hügel angedeuteter und aus der Ebene emporragender Granitzug. Am breitesten ist derselbe am Zobtenberge und auf Blatt Weizenrodau entwickelt, nach Striegau zu ver- schmälert er sich beträchtlich, wodurch seine Form den Umriß eines nach NW sich zuspitzenden Keiles annimmt. Die Fortsetzung dieses Zuges liegt auf Blatt Jauer und Hohen- friedeberg, dessen genaue geognostische Aufnahme seinen weiteren Verlauf angeben dürfte. Die Erstreckung des Granits wird im speziellen deutlich durch die Kartierung der einzelnen Granitkuppen ge- kennzeichnet, die eine schöne Bestätigung der Unter- suchungen von Üroost) gibt. In der Hauptsache. verläuft der Granitzug ungefähr von NW nach SO, nur bei Kratzkau kann man bei den Hügeln eine andere, nordnordwestliche bzw. südsüdöstliche Längsrichtung feststellen, womit gleich- zeitig die Richtung der dort im Granit aufsetzenden Quarz- gänge übereinstimmt. a An die Nordostflanke dieses Granitzuges legt sich eine Zone kontaktmetamorpher Schiefer?) an, die in ihrer genauen Ausbildung von Guhlau aus über den Streitberg bei Striegau zu verfolgen ist. Als wichtigste Gesteine derselben . wären verschiedene Glimmerschiefer, Knotenglimmerschiefer, Glim- merhornfelse, Kieselschiefer und Graphitschiefer zu nennen, in denen im Gebiet zwischen Domanze und Raaben verschie- ‚dentlich Amphibolitstöcke auftreten. Auf diesen in seiner Breite von einigen hundert Metern bis zu mindestens 2,5 km breiten Kontaktgürtel folgt eine Zone von Grün- (genetisch ‚den Amphiboliten entsprechend) und Phyllitschiefern, deren äußere Grenze durch das nach N an Mächtigkeit zunehmende . Tertiär und Diluvium verschleiert wird. In ihren Haupt- zügen streichen beide Schieferzonen, gleich der Erstreckung des Granits, von SO nach NW. Eine Ausnahme hierin bilden die im Granit von Gohlitsch eingeschlossene Glimmer- hornfelsscholle®) und die Graphitschiefer und Glimmerhorn- felse bei Schönfeld, nördlich Kratzkau, die bei steilem Fin- fallen eine ostwestliche Streichrichtung zeigen. { Die Südwestflanke des Granitzuges ist größtenteils vom Diluvium und Tertiär verhüllt. Nur südlich Gräben, bei den Ritter- und Fuchsbergen, tauchen aus ihrer Decke die dort von O nach W streichenden Knotenglimmerschiefer, Glim- merhornfelse und Graphitschiefer empor, an die sich weiter südlich Grünschiefer und Phyllite anlehnen. D 1) Geologie der Schollen in schlesischen Tiefengesteinen. Abhandl. d. Preuß. Geol. Landesanst, N. F., H. 31, 1920. Der Mechanismus tiefvulkanischer Vorgänge. Sammlung Vieweg. Braunschweig 1921. 2) Nicht einbegriffen hierbei ist das mehr östlich gelegene, verwickelter gestaltete Gebiet von Marxdorf. 3) Croos: Geologie der Schollen usw. nesoLs pun ueIgoZ uoyosiaz agugszuend Aop 922118 MOJAUE IH = zunyang® © AOPXI0Y mouSgSUn, VUOZ 3ZIONDIN + dupbR ° Z/OHUYI1 abubbzuund BD © zuumjjowß ® & \ 3 a © LOW 70220 ® o, EIER) “ YOSAH/Y0H DASEIN © 2118804 Yoyon Popjom e - SD) NRIDDS De a” 77 © Y (0) Penaend a R % 4 Kr “ eyzvapn2),D- : SIOPSNEIT, © AZYUOHDS © MDUNSD Q m N; I . % Vap2y@ Jropsoyy® 5 Late & nB420g° ADUPSIIDL@ anpyasımp ER pe Zweifelsohne gehört das ganze Schiefergebiet zum ur- sprünglich nur aus Phylliten und Grünschiefern bestehenden Vorgelände der Gneise des Eulengebirges. Erst die nach- trägliche jüngere Granitintrusion bewirkte die Ausbildung der beiderseitig an sie anschließenden Kontaktzonen. ‘Innerhalb des Granits, sowie an dessen Grenze gegen die Schiefer und fernerhin in den Schiefern selbst, haupt- sächlich in den kontaktmetamorph veränderten, treten in ihrer Längserstreckung und Breite stark wechselnde Quarz- gänge und verquarzte Zonen auf. Als wichtigste auf den Blättern Striegau, Ingramsdorf und Mörschelwitz sind folgende zu nennen: I. Innerhalb des Granits aufsetzende Gänge. 1. Die „Weißen Kühe“ des Zobtenberges (Blatt Zobten). Eine Beschreibung beider Gänge gibt FinckH in den Erläuterungen zu Blatt Zobten, in der älteren Literatur RorHt). Es sind dieses zwei im Granit verlaufende, vielfach durch eine wallartige Erhebung von idem Nebengestein sich abhebende, aus weißem Quarz bestehende Gänge. Ihre Länge beträgt nach den Untersuchungen FiınckHus 2,8 und 2 km, die. Breite im Höchstfall keine 100 m. Als Fortsetzung des östlichen Ganges wäre vielleicht das isoliert aus dem Di- luvium emporragende Quarzvorkommen bei Strehlitz (Blatt Mörschelwitz) aufzufassen. e 2. Quarzgänge auf Blatt, Mörschelwitz. Außer dem eben erwähnten Quarzgang von Strehlitz treten innerhalb des Ströbeler Granits ganz unbedeutende Gängehen auf, desgleichen ist eine ein paar Meter mächtige verquarzte Zone an der Ostseite des Ströbeler Quarzspat- bruchs bekannt. RorH erwähnt östlich Ströbel einen NW-—SO und einen W—O streichenden Gang, von denen jener mit dem Strehlitzer identisch sein dürfte. 3. Der Quarzgang von Kratzkau. Der schon von Rott kurz erwähnte Quarzgang von Kratzkau gehört nach seinen Ausmaßen zu den mächtigsten Gängen des ganzen Gebietes. Seine Länge beträgt über 25 km, die größte Breite 300—400 m. Er wird von drei 4) Erläuterungen zu der. geognostischen Karte vom Nieder- schlesischen Gebirge und den umliegenden Gegenden. Berlin 1867. N ee isolierten, aus der Ebene sich heraushebenden, NNW—-SSO' sestreckten Kuppen gebildet, von denen die nördlichste, höchste, den Kratzkauer Parkberg darstellt, sich steil von der übrigen Landschaft abhebt und schroff gegen das Weistritztal abfällt. Dieser 600 m lange und im Höchstfall gegen 300 m breite Hügel ist nur in seiner westlichen Hälfte lößfrei. Gleich südlich des Dorfes Kratzkau liegt inmitten des Ackers ein unbedeutender, sich kaum heraushebender, gegen 100 m langer Quarzrücken. Die südlichste und breiteste, sich vom übrigen Gelände schön abhebende Kuppe dieses zweifelsohne zusammenhängenden Ganges befindet sich 115 km südsüdöstlich von Kratzkau. Sie ist 600 m lang und an der breitesten ‚Stelle 400 m breit. Längs der ganzen Ostflanke wird der Gangzug von isolierten, reihenförmig aus dem Diluvium emportauchenden Granitkuppen begleitet. In W ist. der Granit im Anstehenden nur als großer Hügel bei Gohlitsch bekannt, ferner hat man ihn auf dem Gutshofe des Dominiums Kratzkau erbohrt. Demnach scheint der Gang ausschließlich im Granit zu verlaufen. | 4. Die Quarzgänge von Schmellwitz und Neu-Sorgau. Gegen 3/, km östlich des Dorfes Schmellwitz legt sich an die dortige Endmoräne ein NNW-—-SSO verlaufender, durch Lesestücke deutlich zu verfolgender Quarzgang an. Das Nebengestein ist unbekannt. In gerader Linie, etwa 21/;, km nordwestlich hiervon, tritt hart am Dorfe Neu-Sorgau erneut Quarz zutage, an den sich östlich Granit anschließt. Der Zusammenhang beider Gänge kann infolge. der mächtigen Tertiär- und Diluvial- decke nicht verfolgt werden. 5. Der Quarzgang von Guhlau. Eine 'sehr bedeutende verquarzte Zone befindet sich gleich nördlich des Dorfes Guhlau. Teilweise liegt sie im Granit, dessen verquarzte Struktur lokal zu erkennen ist. Im Nordwestwinkel des dortigen Steinbruchs ist bereits ein vollkommen verquarzter Glimmerschiefer, in dem sich die Zone weiter nach NNW fortsetzt, nachzuweisen. Der verquarzte Südzipfel des aus kontaktmetamorphen, kristal- linen Schiefern aufgebauten Galgenberges bei Domanze wäre ebenfalls diesem Gangzuge zuzurechnen. 6 BSD 6. Der Quarzgang zwischen Preilsdorf und Niklasdorf. Mitten im Acker zwischen den Dörfern Preilsdorf und Niklasdorf läßt sich an Lesestücken ein nordwest— südöstlich verlaufender, wenig hervortretender und gegen 500 m langeı! Quarzgang verfolgen. 300 m nordwestlich kommt er noch-: mals in unbedeutender Ausdehnung zum Vorschein. Sein Nebengestein ist nirgends erschlossen, doch sprechen ein- zelne Handbohrungen für anstehenden Granit. An der Landstraße zwischen Grunau und Järischau liest im Felde ein 200—300 m langer, vom übrigen Ge- lände sich nur wenig abhebender Ruarzsang, Sein Neben- gestein ist unbekannt. 7. Der Puschkau—Grunauer Quarzgang. Im Wäldchen gleich östlich Puschkau beginnt ein aus vier isolierten Kuppen zusammengesetzter, sich über das Tal des Striegauer Wassers hinziehender und nordwestlich der Muhrau—Preilsdorfer Chaussee endigender Quarzgäang- zug. Seine Richtung ist nordwest— südöstlich. Die Gesamt- länge beträgt 1,5 km, die der einzelnen Hügel schwankt von 150-—-300 m; die Breite dürfte kaum über 100 m betragen. Das Nebengestein, der Granit, tritt an der Muhrauer Chaussee als Kuppe zutage und ist durch Bohrungen verschiedentlich erschlossen worden. | 8. Der kleine Quarzgang des Järischauer Berges. Im Granit des Järischauer Berges ist ein gegen 300 m langer und nur wenig mächtiger Quarzgang bekannt, des- gleichen werden derartige Gänge von GÜRICH) aus dem Granit von Jauer erwähnt. DO. Quarzgänge an der Grenze von Granit und Schiefer. 1. Der große Quarzgang der Järischauer Berge. Zu den bekanntesten Gängen‘) dieser Gruppe gehört der am Kontakt von Granit gegen die kristallinen Schiefer gelegene, gegen 200 m breite und 900 m lange Quarzgang der Järischauer Berge. Die Verquarzung hat hauptsächlich, wie aus den Aufschlüssen zu ersehen ist, den Granit be- troffen. Teilweise entspricht der Gang bereits einer ver- quarzten Zone. 5) Über Granit und Quartär der Gegend von Jauer. Jahr. der Kgl. Preuß. Geol. Landesanst., 1904, Bd. XXV. 6) RotH, Erläuterungen usw. Dick Nic ep 2.. Verquarzte Zonen im Kontakthof von Granit und kri- stallinen Schiefern. Ein ungleichmäßig verquarzter Kontakthof zwischen Granit und kristallinen Schiefern findet sich am Südostende des Streitberges, desgleichen an der Grenze des Konrads- waldauer Granitmassivs gegen den Hohenposeritzer Schiefer. Auch der seit Rorm bekannte ‘Quarz gleich nördlich Saarau gehört hierzu. UI. Quarzgängeimkristallinen Schiefer. Hierzu gehört der im Granit bei Guhlau beginnende und sich nach dem .Galgenberg fortsetzende Quarzzug. Er . bildet eine. regelrechte verquarzte Zone und verliert nach Domanze hin seinen gangförmigen Charakter. Dement- sprechend ist sein Übergang in die kristallinen Schiefer all- mählich. Im S des Dorfes liegt anscheinend im Schiefer ein weiterer, NNW-—-SSO gerichteter Quarzgang. Vollkommen verquarzter Schiefer findet sich westlich der Buschmühle am rechten Weistritzufer gegenüber Do- manze, desgleichen an vielen Stellen des Hohenposeritz— Freudentaler Schiefermassivs, namentlich beim Reusewinkel und zwischen diesem und Hohenposeritz. An regelrechten, auf weitere Strecken zu verfolgenden Gängen fehlt es dort meistens. Eine Ausnahme bildet der bekannte, NW —SO streichende Quarzgang bei der Kirche wen auf den schon Rora hingewiesen hat. Weiter im. NW wäre aus den Kieselschiefern von Jä- rischau ein unbedeutender Quarzgang zu nennen, ferner erwähnt RorHm mehrere, schon nicht mehr dem beschrie- benen Gebiet angehörende Quarzgänge bei Nikolstadt, Groß- 'Wandris, Merschütz, zwischen Bernsdorf und Jänowitz und östlich Tentschel. Die allgemeine nordwest—südöstliche Streichrichtung aller Gänge entspricht der Erstreckung des Hauptgranitzuges und dem Streichen der an ihn nördlich anschließenden Schiefer. Eine unbeträchtliche Abänderung macht sich in der Gegend zwischen Schmellwitz, Kratzkau und Guhlau bemerkbar, wo die Gänge gleich den sie begleitenden Granit- kuppen nordnordwest—südsüdöstlich verlaufen. Anscheinend hat hier das gesamte Granitmassiv eine geringfügige, nach S gerichtete Knickung aufzuweisen. Wahrscheinlich sind 6* ES ZEN die Gänge auf einheitliche Spaltsysteme ‚zurückzuführen. Es läßt sich nicht immer mit Sicherheit feststellen, inwieweit die einzelnen Quarzkuppen im Zusammenhang stehen, da infolge der tertiären und diluvialen Deckschicht ihre Ver- folgung auf größere Schwierigkeiten stößt. Alle Gänge scheinen an mehrere weit verlaufende Linien gebunden zu sein, in denen nur lokal eine weitgehende Verquarzung stattfand. Ebenfalls muß mit quer zu ihrem Verlauf strei- chenden Verwerfungen gerechnet werden, wodurch das System weitere Komplikationen erfahren hat. Auf die während ihrer Entstehung vorhandenen Druck- kräfte und durch sie erzeugten Kluftsysteme kann hier nicht näher eingegangen werden. Hierüber haben wir eine ausführliche, leider noch nicht erschienene Arbeit von Herrn LoPIANowSKI in Breslau zu erwarten. Die Quarze bilden in vielen Fällen nicht einen ein- zigen Gang, sondern ein ganzes Gangsystem und verquarzte Zonen, wie sie am häufigsten bei den durch die Nähe des Granits kontaktmetamorph veränderten Schiefern zu beob-, achten sind. Auch innerhalb der an die Granite gebundenen Gänge lassen sich vielfach noch von der Verquarzung nicht vollkommen veränderte Gesteinspartien erkennen, die mehr auf eine zonare Verquarzung als auf einen einzelnen Gang hinweisen. Petrographisch ähneln sich alle Gänge außerordentlich, doch zeigen die Quarze. innerhalb der Granite gegenüber denen der Schiefer gewisse Unterschiede, die vielleicht auf die verschiedene Entfernung vom ursprünglichen Entstehungs- "herd zurückzuführen sind. Die Quarze von Kratzkau besitzen an ihrem durch Steinbrüche entblößten unteren Abschnitt eine ziemlich rein weiße Ausbildung. Sie weisen dort an ihren Spaltflächen und deren Nähe nur geringfügige, durch sekundäre Eisen- oxydlösungen bedingte rötliche und bräunliche Färbungen auf. Ferner enthalten sie verschiedentlich unbedeutende, Kao- linähnliche Nesterchen und Tüpfchen, die von den der Ver- quarzung nicht vollständig anheimgefallenen Feldspäten der Granite herrühren. Der Bruch des häufig ziemlich dichten Gesteins ist muschelig. Innerhalb der Gesteinsmasse lassen sich, namentlich an etwas angewitterten Flächen, die ver- schiedenen Richtungen des Verquarzungsvorganges schön beobachten. Ohne Gesetzmäßigkeit bildet der Quarz ein SEIEN, = regelloses Maschenwerk, an dessen einzelnen Gangklüften die Kristalle aufgewachsen sind. Teilweise sind zwischen den sich gegenseitig entgegenwachsenden Kristallen, die bei vollkommener Ausfüllung ein verzahntes Gefüge erlangen, Hohlräume zurückgeblieben, in denen sich dann nachträg- lich, durch ihre Klarheit gewöhnlich von dem übrigen milch- weißen Gestein abstechende Quarzdrusen gebildet haben. Hier, an den Flächen des geringsten Widerstandes, konnten sekundäre eisenhaltige - Lösungen eindringen und den röt- lichen und bräunlichen Überzug mancher Klüfte ‘und des an sie angrenzenden Gesteins bedingen. Nach oben zu treten die Rot- und Braunfärbungen häufiger auf, desgleichen ähn- liche schwarze Manganüberzüge und in den Hohlräumen Knöllchen von Manganausscheidungen. Das Gestein besitzt dort häufig ein porös-schwammartiges, rötlich, bräunlich), grünlich und weißlich gefärbtes: Gefüge, das mit der unvoll- kommenen Verquarzung des ursprünglichen Gesteins in Ver- bindung gebracht werden muß. Die Quarze der „Weißen Kühe“, von mir leider nur am Steinbruch bei Klein-Bielau kurz besichtigt, ähnelten den Kratzkauer Gesteinen. Die Verquarzung bildet gleichfalls ein regelloses Maschenwerk. Die Kluftflächen führen viel- fach klare, jüngere aufgewachsene Kristalle. Durch sekun- däre Eisenlösungen bedingte Rot- und Braunfärbungen treten hier zurück. Vielfach liegt zwischen dem Quarz- maschenwerk eine teilweise noch granitische Struktur be- sitzende grünliche Masse, die von chloritisch zersetztem Glimmer herrührt. Übergänge in den anschließenden Granit sind häufig aufgeschlossen. Diese zeigen in den von Quarz umschlossenen Zellen kaolinisierte Feldspatflocken und -nesterchen. Am Strehlitzer Gang ist, soweit sein verfallener Auf- schluß die Beobachtung zuläßt, nur weißer Quarz vor-' handen, der teilweise in ein Granitquarzmaschenwerk mit kaolinisierten Feldspäten hinüberleitet. An seiner Ober- fläche finden sich durch sekundäre Verwitterung ein- geschlämmte, unbedeutende Kaolinnester, teilweise mit Quarz- bruchstücken untermischt. Mit dieser Beobachtung die in der Zobten—Saarauer Gegend bekannten Kaolinlager in Verbindung zu bringen, halte ich’) für unbegründet. ”) Über die Kaoline und kaolinisierten Granite im Gebiet zwischen Ströbel und Saarau in Schlesien, sowie deren Entstehung. Zeitschr. f. prakt. Geol., 29. Jahrg., 1921, Heft 4. RR a DR Die vollkommen verquarzten Partien des Quarzganges von Guhlau ähneln denen von Kratzkau und Zobten. Ferner enthält der dortige Aufschluß Verquarzungen des Granits, die trotz des Quarzgerüstes noch die granitische Struktur bewahrt haben. In dem Maschenwerk liegen die zu einer trüben weißen Masse kaolinisierten Feldspäte, die teilweise, wie die mikroskopische Untersuchung es zeigt, Verquarzungs- erscheinungen aufweisen. Nicht unerwähnt bleibe ein im Bruche beobachtetes, weißlich-trübes, von einzelnen Quarzadern durchsetztes Ge- stein, das wahrscheinlich einen der Propylitisierung und Verquarzung anheimgefallenen Aplit darstellt. Der in der Nordwestecke des Bruches aufgeschlossene verquarzte Schiefer bildet eine dichte, rötlich-graue, nur mit kleinen Poren versehene Masse. Teilweise lassen sich in derselben Glimmerblättchen feststellen, auch nimmt das Gestein lokal schiefriges Gefüge an. Reiner Schiefer ist von mir dort nicht beobachtet worden, hingegen zeigte mir Herr LoPIANowskI freundlichst ein paar derartige wenig verquarzte Handstücke. Der an der Grenze von Granit und Schiefer liegende große Quarzgang von Järischau hat in seinen Hauptzügen die gleichen petrographischen Eigenschaften wie die vorher be- schriebenen Gänge aufzuweisen. Die sekundären Rot-, Braun- und Schwarzfärbungen und Überzüge treten bei ihm stark zurück. Der Verquarzung scheint nur der Granit anheim- gefallen zu sein; verquarzter Schiefer konnte bisher nicht beobachtet werden. Der große Aufschluß weist wie bei Guhlau verschiedenartige Übergänge in (das granitische Nebengestein auf, auch finden sich inmitten ‘des Ganges . noch nicht vollkommen verquarzte, mit granitischer Struk- tur versehene Nester. An den Flanken tritt dieses noch mehr in Erscheinung. Ferner enthält die Oberfläche des Ganges bisweilen taschenartig in ihm eingreifende Granit- partien, die aus kaolinartig zersetztem Feldspat, Quarz und vereinzelten, meist stark zersetzten Biotiten bestehen. Bei stärkerer sekundärer Verwitterung zerfällt das sich scharf von den es umschließenden Quarzen abhebende Gestein in eine grusartige Masse. Diesen Beobachtungen zufolge ist die Verquarzung von unten her vor sich gegangen. Petrographisch etwas anders ausgebildet sind die Quarz- gänge innerhalb der kristallinen Schiefer, von denen uns die Gänge von Hohenposeritz und Domanze durch schöne Aufschlüsse ein gutes Bild geben. Auch die Schiefer können ERNST N unter Beibehaltung ihrer Struktur wie bei der Buschmühle zonar verquarzt sein. Der Quarz des Hohenposeritzer Ganges enthält noch Reste chloritischer . und sericitischer Massen des ehemaligen Schiefers. Selten besitzt das Ge- stein ein rein weißes Aussehen, gewöhnlich ist es bunt- scheckig-grünlich,. bräunlich, rötlich und weißlich ausgebil- det und infolge der noch nicht restlos vor sich gegangenen Verquarzung von porös-schwammiger Struktur, die mit reineren Quarzpartien abwechselt. Das regellos angeordnete Quarzmaschenwerk schließt häufig Hohlräume und Drusen ein, in denen vielfach jüngere klare Kristalle aufgewachsen sind. Die durch sekundäre Eisenlösungen bedingte Rot- und Braunfärbung des Gesteins ist im allgemeinen ziemlich weit fortgeschritten und hat nicht nur die Klüfte, sondern auch große Teile des Gesteins betroffen. Unter dem Mikro- skop betrachtet sind bei derartigen Gesteinsfärbungen die Grenzflächen der einzelnen Kristalle von einer Braun- und Roteisenrinde umgeben. Die Kluftflächen .enthalten regel- rechte Nesterchen von Brauneisen und vereinzelt Überzüge und Kristalle von Eisenglanz. Sehr verbreitet ist eine von sekundären Manganlösungen bewirkte Schwarzfärbung der Klüfte und freien Kristalle gleichfalls in den Hohlräumen, die aufgewachsene Knollen von Manganerzen (Psilomelan) führen. Das Eindringen von Eisen- und Manganoxydlösungen in die Quarzmassen, und zwar an den Flächen des ge- ringsten Widerstandes gehört zu keiner seltenen Erscheinung und ist gleichfalls von SCHNEIDERHÖHN®) aus dem .5 km langen und 80 m breiten Quarzgang von Usingen beschrieben worden. Verwittert bilden die durch die Eisenoxydlösungen rot- gefärbten Partien der Verquarzungsgebiete rote tonige Böden mit einzelnen Quarzblöcken. Diese Rotfärbung erleichtert die Verfolgung der von der Verwitterung mehr oder weniger eingeebneten Verquarzungszonen. Über den Ursprung und den Zeitpunkt der Bildung aller eben beschriebenen Quarzgänge und -zonen scheint man mit Sicherheit sagen zu können, daß dieselben sich zum Schluß der Granitintrusion gebildet haben. Diese An- °) Pseudomorphe Quarzgänge und Kappenquarze von Usingen und Niederhausen im Taunus. Neues Jahrb. f. Min., usw., 1912, II. schauung hat bereits FınckH?) geäußert. Die größeren Quarzmassen sind wahrscheinlich beim Erkalten des Magmas pneumato-hydatogen ausgeschieden. Teilweise sind ihre Haupt- gänge an besonders quarzreiche durch ihre Härte sich aus- zeichnende Granite gebunden, wie bei Järischau, wo die Gangbildung infolge dieses Umstandes eine sehr ansehn- liche ist. Schwierig gestaltet sich die Frage der Bildungstempe- ratur der einzelnen Quarze, da nach oben zu eine allmäh- liche Erkaltung der Dämpfe und Lösungen stattgefunden haben muß. Auch bei den 'zweifelsohne durch heiße Dämpfe gebildeten Quarzgängen ist mit. einer allmählichen Er- kaltung zu rechnen, worauf die jüngeren,- in den Hohl- räumen aufgewachsenen Kristalle hinweisen. Nach den neueren Untersuchungen werden die Stabili- tätsverhältnisse des Kieseldioxydes!2) nach folgendem Schema festgelegt: ’ 5750 870° 14700 Quarz Br, a Quarz | ar ira days DEE 1655 a Christebolit 7 7 Schmelze In geologischer Beziehung kommt hier nur die Um- wandlung von a Quarz in Quarz bei 575° in Betracht, die von BoEKE als geologischer Thermometer bezeichnet wird. Alle bisher gemachten Erfahrungen deuten darauf hin, daß Quarz niemals oberhalb 870° auskristallisiert. Nach den Untersuchungen MÜücgzs!l) scheint «a Quarz, im Gegensatz zu dem trigonal-trapezoedrischen Quarz, hexagonal-trapezo- edrisch ausgebildet zu sein. Ein sicheres Mittel, die Ent- stehungstemperatur über 575° nachzuweisen, gibt es dem- zufolge nicht, nur kann man, wenn durch Ätzfiguren nach- “ gewiesen ist, daß keine Zwillingsbildungen vorhanden sind, sagen, daß solche Kristalle besonders beim Besitz von trigonalem Habitus sich sicher unter 575° gebildet haben, da alle hexagonal gebildeten (über 575°) a Quarze bei ihrer Umwandlung verzwillingt werden. Zwillinge können sich anderseits unter 575° bilden, so daß der Schluß nicht umkehrbar ist. 9) Zur Kaolinfrage. Diese Zeitschr., 1920, Mon.-Ber. Nr. 4/5. 10) BoEKE, Grundlagen der physikalisch-chemischen Petro- graphie, Berlin 1915. 11) Über die Zustandsänderung des Quarzes bei 570°. Neues Jahrb. f. Min. usw., Festband 1907. Zur Untersuchung dieser Frage schickte ich mehrere der in Betracht kommenden Quarze an meinen Freund und jetzigen Kollegen Herrn ReıcH nach Göttingen, der dieselben in Gemeinschaft mit Herrn Rose im Mineralogischen In- stitut dortselbst untersuchte. Zunächst wurden von den beiden genannten Herren, denen ich für ihre freundliche Hilfe meinen herzlichsten Dank ausspreche, kleine auf- gewachsene Kriställchen vom Quarzgang Hohenposeritz isoliert und mit kalter Fiußsäure vier Stunden lang geätzt. Die darauf vorgenommene mikroskopische Analyse schien gegen eine Zwillingsbildung zu sprechen. Bei einem der untersuchten Kriställchen hat Rose bei über 700facher Ver- größerung Anzeichen einer Zwillingsbildung gefunden, die anderen beiden waren einfach gebaut. Da auch der an- scheinend verzwillingte Kristall durchaus trigonalen Habitus erkennen ließ, ist eine Bildung dieser aufgewachsenen Kriställchen unter 575° sehr wahrscheinlich. Ein Schliff vom Quarzgang Kratzkau zeigte einzelne aufgewachsene Kristalle, die an der Basis verzwillingt waren. Die Hauptmasse des Quarzes war sehr kompliziert verzwillingt, was gleich- falls bei den Quarzen vom Domanzer Gang zutraf. Demnach widersprechen die mikroskopischen Unter- suchungen .den geologischen Beobachtungen nicht. Wenn auch ein absoluter Beweis, daß die Quarzmassen durch Dämpfe von über 575° ausgeschieden sind, nicht vorliegt, erscheint dies doch ziemlich wahrscheinlich. Die nach- trägliche Ausscheidung der in den Hohlräumen bei nie- drigeren Temperaturen aufgewachsenen Kristalle findet in den ausgeführten Untersuchungen ihre volle Bestätigung. 9. Tektonik und Solführung im Untergrund von Berlin und Umgegend. Von Herrn O. v. LinstTow. (Mit 6 Textfiguren.) Berlin, den 19. Oktober 1921. Vortertiäre Schichten sind bis jetzt, abgesehen von Rüdersdorf und Sperenberg, nur durch die folgenden acht Tiefbohrungen in und bei Berlin bekannt geworden: ION I. Bohrung Hermsdorf: das Profil lautet abgekürzt (-- 43 m) 1889 0 — 36,8 m Diluvium 36,8— 223,6 m Tertiär (Mittel- und Unteroligocän) 223,6—323,5 m Mittlerer Lias. Im Tertiär wurde eine dreiprozentige Sole erschroten, die artesisch aufstieg. II. Bohrung Wedding, Reinickendorfer Str. 2a: Solbohrung Marie (+ 45 m) 1888/89. Es wurden durchsunken: 0— 59 m Diluvium 59—131 m Limnisches Miocän 131—285 m Mitteloligocän 285—297 m ? (je 4m Kies, Ton und wieder Kies) 297—306 m Unterer oder Mittlerer -Lias. Gehalt der Sole unbekannt. II. Bohrung Spandau, Zitadelle (+ 30 m) 1881. 0 --119,61 m Diluvium 119,61 —137,66 m Limnisches Miocän 137,66—154,10 m Stettiner Sand - | ‚154,10--813,56 m Septarienton Mitteloligocän 313.56 383.98 m Magdeburger Sand | und Unteroligocän - 388,98—486,22 m Mittlerer Keuper. Diese Wiedergabe weicht von der in den Erläuterungen zu Blatt Charlottenburg, 2. Aufl., und in den Ergebnissen: von Bohrungen, Bd. III, angeführten Aufstellung in zwei Punkten ab. Einmal ist das dort angegebene marine Oberoligocän zum Miocän gezogen, da, wie an anderer Stelle gezeigt wird, in der Gegend von Berlin Meeresablagerungen aus jener Zeit nicht nachweisbar sind. Dieses Gebiet war damals Festland, und nur von Hannover aus griff ein Arm über Anhalt tief golfartig in die Lausitz ein. Ferner ist der Horizont der „Magdeburger Sande“ ein- geschaltet, zu dem möglicherweise ein Teil der unter dem Septarienton ruhenden sandigen Bildungen zu ziehen ist. Über die Solführung ist nichts bekannt geworden. IV. Bohrung Charlottenburg, Leibnzitr. 87 (4- 35 m) 1889. 0— 38 m Diluvium 35—118 m Limnisches Miocän 118—212 m Mitteloligocän 212—246 m Mittlerer Keuper. Eine Solführung wurde nicht erwähnt. or V. Bohrung Pankow, Kaiser-Friedrich-Str. 21—29 (+ 50 m) 1899—1901. 0— 60 m (Proben fehlen) 60—135 m Limnisches Miocän 135—146 m ent und bei 205u.206 m en 206—224 m (Proben fehlen) 224—260 (?) m Oberturon (?), Unterturon (?) 260 (?) bis etwa 290 m Cenoman etwa 290—307 m Gault. Über den Salzgehalt des Tertiärs war nichts zu er- mitteln; die Kreide führte Süßwasser. VI. Bohrung Hirschgarten bei Köpenick (+ 35 m) 1889. 0—155 m Diluvium (und Miocän?) 155—212 m Septarienton . 212—278 m Turon 278—308 m Cenoman 308—320 m Gault : 320—328 m Mittlerer Buntsandstein. Die Gaultsande führen eine artesisch aufsteigende Sole, deren Gehalt an Kochsalz zwischen 1,51 und 1,61 %. schwankt. VII. Bohrung Gr.-Lichterfelde (+45m) 1889. In den Erläuterungen zu Blatt Teltow, II. Aufl., ist das Schichtenverzeichnis dieser Bohrung Deren wieder- gegeben: 0-— 65 m Diluvium 65—128 m Miocän 128—166 m Oberoligocän 166—273 m Mitteloligocän 273—306 m Eocän 306—340 m Paleocän. Ganz abgesehen davon, daß die Bohrung bis 360 m reicht und marines Oberoligocän auch hier gleich den bei der Bohrung Spandau angegebenen Bemerkungen nicht vor- handen ist, läßt sich das hier angeführte Alttertiär nach den bei Huck» mitgeteilten Gründen kaum noch aufrecht- erhalten. Denn die von SCHACKoO bestimmte Foraminiferen- fauna weist mit Sicherheit auf Gault oder Hils hin, und keine der durch v. KoEnEN beschriebenen Formen konnte mit belgischen, englischen oder französischen Arten des Paleocäns identifiziert werden. Dieser Auffassung würde es demnach nicht widersprechen, wenn die kalkreichen roten Tonmergel von 273—277 m als Labiatuspläner gedeutet OR würden. Wir hätten demnach etwa folgendes Profil von dieser Solbohrung: 0 — 65 m Diluvium 65 —166 m Limnisches Miocän 166 —273 m Mitteloligocän 273 —277 m ÜUnterturon 277 —281,5 m (?) (Cenoman?) 281,5—306 m Gault 306 —360 m dunkle Tone, Hils. Über eine Solführung dieser Bohrung ließ sich nichts mehr in Erfahrung bringen. VIII. Bohrung Oranienburg Gr 35 m) 1920. 0— 49 m Diluvium 49—180 m Limnisches Miocän 180—297 m Septarienton 297—330,5 m Obere Kreide. Die Aufschlüsse und Bohrergebnisse von Rüders- dorf sind bekannt, es treten dort Oberer Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper zutage, und kaliführende Salze des Oberen Zechsteins sind durch mehrere Tiefbohrungen . nachgewiesen. Soweit über das vortertiäre Gebirge im Untergrund von Berlin und nächster Umgebung. Es ergibt sich aus dieser Zusammenstellung, daß in dem großen Gebiet Oranienburg—Lichterfelde—Köpenick unter dem Tertiär eine ziemlich mächtige Folge von Kreide- schichten ruht, die sowohl im W als auch im O von älteren Ablagerungen begrenzt wird, nämlich von Trias und Unterem Jura. Die Breite dieses Kreidefeldes macht etwa 24—25 km aus, die Mächtigkeit der nicht durchsunkenen Kreide schwankt zwischen 33,5 m (Oranienburg) und 87 m (Gr.-Lichterfelde).. Dagegen wurde sie in. der Bohrung Hirschgarten mit 108 m durchbohrt, da dort unter den Gaultsanden schneeweiße, nur in den hangendsten Schichten Glaukonit führende Quarzsande auftreten, die nach MICHAEL zum Mittleren Buntsandstein gehören; sie entsprechen durch- aus Schichten, die in dem benachbarten Rüdersdorf im der gleichen Beschaffenheit im Mittleren Buntsandstein ange- troffen sind. Übereinstimmend verteilt sich die Kreide der Bohrungen Pankow, Gr.-Lichterfelde und Hirschgarten, wie es scheint, auf Turon, Cenoman und Gault; die genauere Stellung der bei Oranienburg erbohrten Oberen Kreide ist unbekannt. Da die Tiefe, in der die Oberkante der Kreide erreicht ist, bei der Bohrung Pankow zwischen 156 und 174m Joschimsthal zum za Muschelkalk Buntsandstein Keuper Tias.\. Kreide Fig. 1. Geologische Karte des tieferen Untergrundes der Umgebung von Berlin. 1: 150000. BR 0) RR unter NN liegt, bei Hirschgarten — 177 m, bei Gr.-Lichter- felde — 228 und bei Oranienburg — 262 m, so folgt darans, daß die Kreide vermutlich eine etwas nach NW geneigte Platte bildet. Damit stimmt gut überein, daß infolge dieser Neigung der Kreideplatte nach NW nunmehr das Tertiär mn dieser Richtung an Mächtigkeit erheblich zunimmt ;die Bohrung, Neuhof bei Zebdenick (1921) durchsank 165 m! Septarien- ton und darunter über 100 m feinkörnige Glaukonitsande, die vielleicht zum marinen Unteroligoeän gehören könnten; bei 545,32 m endet die Bohrung. Im Westen folgen unter dem Tertiär sofort Keuper und Lias, und zwar sind bei der Bohrung Hermsdorf Amaltheen- tone, bei Spandau und in Charlottenburg Mittlerer Keuper erbohrt. Da die Tone in der Bohrung Wedding sowohl Unterer als auch Mittlerer Lias sein können, steht: ihrer Zuweisung zum Unteren Lias nichts im Weg. Auf diese, Weise ergibt sich eine regelmäßige Aufeinanderfolge: bei Spandau und in Charlottenburg ist Mittlerer Keuper nach- gewiesen, unter Plötzensee dürfte Rät anstehen, in Reinicken- dorf findet sich Unterer Lias und bei Hermsdorf Mittlerer Lias. Aus dieser, wie es scheint gleichmäßigen Lagerung geht hervor, daß diese Schichten nach N. zu einfallen, daß also vermutlich im S (Grunewald) Muschelkalk zu er- warten ist, falls dieselbe regelmäßige Folge hier noch weiter anhält und die Schichten keinen Sattel bilden oder durch Verwerfungen gestört sind. Die Lagerung der bei Rüdersdorf anstehenden Trias ist einigermaßen geklärt. Hier stößt zunächst Keuper mit einer westöstlich streichenden Verwerfung an Röt, auf den nach N zu Muschelkalk und Keuper mit nördlich gerichte- tem Einfallen (12—28°) folgen. Demnach liegt ein etwas über 100 m mächtigen! wohl südnördlich streichendes Kreidefeld eingeklemmt zwischen Trias- und Juraschichten. Die Genauigkeit der es seit- lich begrenzenden Randspalten ist durch die Dichtigkeit der Bohrungen bedingt. Im W muß die Bruchlinie zwischen den Bohrungen Hermsdorf, Wedding und Charlottenburg einerseits und Pankow andererseits hindurchgehen, worauf schon GAGEL früher kurz hingewiesen hatte. Sie ist ziem- lich nahe an Hermsdorf herangelegt worden, da hier der Gehalt an Sole 3 Prozent beträgt, also etwas größer ist als im Inneren des Kreidefeldes. Denn nach BERENDT be- trägt der Gehalt an festen Bestandteilen (ganz überwiegend Kochsalz): N bei den Solbohrungen erbohrt Admiralsgartenbad (NW, Friedrichstr. I 2,88% 1887 Martha (S,. Friedrichstr. 8) . . . 2,63% 1888 Bonifacius (SW, RU ZONGSEIE TA er 2162001388 eouzer (Sarluisenufer 22)... ul 202 02,55% , 1888 EnlelaeN\w,. Paulsir..6) . ... 2 u... WR. 2,51% 1888 . geringer als im Kaiserin Victoria (C, Alexanderplatz 3) Admiralsgarten- bad Die Tiefe, in der die Sole im marinen Unteroligocän erbohrt wurde, schwankt zwischen 206 und 234 m. Im Osten ist ein weiter Spielraum zwischen Rüdersdorf und der Bohrung Hirschgarten vorhanden; die Spalte ist ziemlich weit östlich von dieser Bohrung angenommen, da der Kiochsalzgehalt bei ihr nur etwas über 11% Prozent. ausmacht, die Sole also augenscheinlich eine Verdünnung durch Süßwasser erlitten hat. Nach dieser Schilderung dürfte es keinem Zweifel unter- liegen, daß die Solen von- Berlin auf diesen oder noch anderen: unbekannten Spalten emporsteigen, die das Kreidefeld begrenzen oder durchziehen, und die bis in die permischen Salzlagerstätten hinabreichen. Von den Spalten verteilt sich die Sole dann auf die durchlässigen Bildungen, mögen diese im einzelnen nun dem Gault (Hirschgarten), Unteroligocän (Berlin) oder den Magdeburger Sanden (Span- dau zum Teil) angehören. Aber noch eine zweite Möglichkeit gibt es, die Her- kunft der Solen bei Berlin zu erklären, das ist die Annahme ihrer unterirdischen Verschleppung in horizontaler Richtung durch Wasser, das sich in Sanden unter dem Rupelton, bewegt; dabei ist es praktisch gänzlich belanglos, ob die Bildungen stratigraphisch den Magdeburger Sanden ent- sprechen oder zum marinen Unteroligocän gehören. Die Sole würde dann wohl mit den Salzen des benachbarten Rüdersdorf in Verbindung stehen und auf den randlichen Begrenzungsklüften des emporgepreßten Salzhorstes aufge- stiegen sein. Diese Annahme wird wesentlich unterstützt durch das Ergebnis der Bohrung V (Pankow), bei der die Kreide Süßwasser führt. Jedenfalls dürfte an dieser Stelle keine Spalte vorhanden sein, die die Kreide durchsetzt und mit dem salzführenden Zechstein in der Eis in unmittel- barer Verbindung steht. Es erhebt sich nun die Frage: handelt es sich bei dem Kreidefeld um einen Graben oder um einen Horst? Die Er- klärung ist nicht einfach, da einmal ‚unter der Kreide sofort Buntsandstein folgt, sie selbst aber westlich und östlich ge der Randspalten auf der Trias heute fehlt. Danach haben sich folgende Vorgänge abgespielt, immer unter der Vor- aussetzung, daß es sich nicht um eine Transgression der Kreide, sondern um ihre Begrenzung durch Verwerfungen handelt: Zunächst erfolgte in jungjurassischer Zeit ein Abbruch auf den beiden auf der Karte bezeichneten Bruchspalten. Dadurch wurde ein Horst geschaffen, bei dem die seitlichen Bruchfelder 350—400 m tief absanken. Dieser Horst wird durch das Meer der älteren. Kreidezeit zerstört und ein- geebnet, und es lagern sich auf die Schichten des Gaults noch Cenoman, Turon und vielleicht Senon. In jungkreta- zischer oder alttertiärer Zeit erfolgten auf denselben Bruch- spalten neue Bodenbewegungen, wobei der mittlere Teil ein- sank, d. h. der alte Horst wird zum- jungen Graben; die Sprunghöhe beträgt nunmehr gegen 120 m. Das Alter dieser letzten Störung ergibt sich ziemlich genau aus der Tatsache, daß Obere Kreide noch mit ver- worfen ist, andererseits die Unterkante des Septarientones sich glatt ohne Störungen auf ältere Schichten auflegt (Profil durch die Bohrungen IV und VI: in beiden Fällen befindet sich die Unterkante des Septarientones bei 177 m unter NN). Schließlich werden die seitlich stehen gebliebenen Kreideflügel durch das transgredierende Meer der Unter- oligocänzeit eingeebnet, und es liegt heute Unteroligocän diskordant auf Trias (Jura) und Kreide. Als letzter Rest Fig. 2. Ursprüngliche Lagerung. dieser Transgression ist vielleicht das Auftreten vereinzelter Kreideforaminiferen im Unteroligocän zu deuten, die BERENDT aus der Bohrung Hermsdorf anführt. Es ergibt sich danach, daß Berlin — nicht erst jetzt — eine recht verworfene Gegend ist. In ursächlichem Zusammenhang mit dem Auftreten von Bruchspalten steht das artesische Aufsteigen der Solen. NOTE Dieser Vorgang dürfte mit hydrostatischem Druck nichts zu tun haben, die Sole wird vielleicht rein mechanisch infolge Absinkens erößerer Gebire gsschoilen in die Spalten gepreßt W. Fig. 3. Durch jungjurassische Abbrüche entsteht ein Horst. Sprunghöhe: 350—400 m. © © [=] o FH EROTIC regen COC CUGASASZIERSTYALAER SERIGEITTEIEIPEENEIIE Ef m Bes essen BAEUHLGOSDUNTIHBHR1 007 m Samen mar, ci — © Te U us ee i N zo so so a Zen re Ser BETTER su Sum ; TADEIIE zo zo \ . Fig. 4. Der Horst wird zur älteren. Kreidezeit eingeebnet; ‘ auf den Gault folgen noch Cenoman und Turon. IV. W. ee, = [55 en an ARE Bde = LFETEIEZESTIELIENITG © ©; E a TEEN ku mo = = Ze = Sa \ mm Big. 5. In jungkretazischer oder alttertiärer Zeit sinkt der mittlere Teil auf der früheren Bruchlinie ein; der alte Horst wird zum jungen Graben. Sprunghöhe: gegen 120 m. 7 ga und kann einmal da zutage ausfließen, wo die Erdrinde durch Bohrungen künstlich verletzt ist. Aber auch auf natürlichem Weg gelangt sie ins Freie, wenn nämlich jungtertiäre oder diluviale Spalten vorhanden sind, die den Septarienton durchsetzen. Daß aber solche existieren, wird in hohem Grad wahrscheinlich gemacht durch das Auftreten einer Salzflora, worauf Verfasser früher. einmal hinwies; 1% W. 0. = SFT et Re N AL. ARAILFARFRIRTE —— SZ >= SsessSss me 2 m——— mu en smaller BE Immun mem Bar Be 4 m so hen eg ge Se ER TEN so — NE ET ET ms Ba a ma NDS I Ban S== = Kyır) Bammrurmn! ERBEN 5 E2 Es sm [- 1] ae [1 m =: Su zo BESETZEN - 7 / zo 20 Fig. 6. Das transgredierende Meer des Unteroligocäns vernichtet die stehengebliebenen Kreideflügel; das Unteroligoeän sowie der auf dasselbe folgende Septarienton liegen diskordant auf Kreide und Trias (Jura). Auf den Spalten steigt Sole aus dem Zechstein auf und durchdringt durchlässige Bildungen (Gault, Unteroligocän). Heutiger?Zustand. diese Salzstellen in der Provinz Brandenburg sind vor allem durch ASCHERSon bekannt geworden, der eine vollständige Liste derselben mitteilt. Die Wichtigkeit der Lagerung für das Aufsuchen weiterer Kalisalzlager in dieser Gegend bedarf keiner weiteren Ausführungen. Auf die große Bedeutung der Schweremessungen für die Geologie ist in neuer Zeit wiederholt hingewiesen, es sei nur an die Ausführungen von DEECKE über diesen Gegenstand erinnert!), sowie an die soeben erschienenen aus- führlicheren von .KossmAr?). 1) W. DeEck«&, Erdmagnetismus und Schwere in ihrem Zu- sammenhang mit dem geologischen Bau von Pommern und dessen Nachbargebieten. N. J. f. Min. usw., Beil.-Bd. 22, S. 114—138, mit drei Tafeln. Stuttgart 1906. 2) F. KossmAtT, Die mediterranen Kettengebirge in ihrer Be- ziehung zum Gleichgewichtszustand der Erärinde. Abh. Sächs. Akad, d. Wiss.. 38. Leipzig 1921. 62 S., mit einer Kartentaf. und sechs Textfig. 32% au 5 me Betrachtet man das Bruchfeld um Berlin, so ist eben sezeigt worden, daß einmal zur jungjurassischen Zeit ein Ab- sinken der westlichen und östlichen Randteile erfolgt ist, daß dann später in jungkretazischer oder alttertiärer Zeit ein Einbruch des Mittelfeldes, des alten Horstes, stattfand, d. h. in beiden Fällen kam es zu einer starken Zusammen- pressung infolge von Einbruches in die Tiefe. Das läßt einen Schwereüberschuß in dieser Gegend vermuten, und in der Tat ist hier ein solcher vorhanden. Herr Prof, HAaasEmann vom Geodätischen Institut zu Potsdam hatte die Freundlichkeit, dem Verfasser folgende ‚Angaben in dieser Hinsicht zu machen: Es beträgt die Intensität der Schwerkraft bei RO — 0) Bolsdamaru iz Bernina en ET Charlottenburg . . . +:6 Oramienburgz. 2.022.209 wobei unter & die Beschleunigung durch die Schwere zu verstehen ist (am Gleicher 9,78046 m in der Sekunde, am Pol 9,83232 m), go” die Schwere an der Geoidoberfläche nach Entfernung des Reliefs, yo die theoretische Schwere; die Differenz go’”— yo gibt dann den auf das Meeresniveau bezogenen wirklichen Betrag der Schwerestörung an. Aus dem Abstrakten ins Konkrete übertragen heißt das, daß man sich die Gegend von Potsdam mit einer Steinplatte (spez. Gewicht 2,4) von 170 m Dicke belastet zu denken hat, die von Berlin, Charlottenburg und Oranienburg mit solchen von 70, 60 und 90 m Stärke. Andererseits ist nicht zu verkennen, daß durch Fort- führung von Sole auf den ‚Spalten Hohlräume entstehen können. Aber zu eigentlichen Massendefekten scheint es nicht gekommen zu sein, wie das Ergebnis der Schwere- messungen zeigt, oder wenn sie vorhanden :sind, ist ihr Einfluß durch den erheblichen Schwereüberschuß infolge der bruchförmig einsinkenden Erdrinde vollkommen aufgehoben. . N 7* Mk ef Literatur. ASCHERSON, P.: Verzeichnis der in ihrer Flora bekannten Salz- stellen der Provinz Brandenburg. Jahrb. der Preuß. Geol. Landesanst. für 1911, I, S. 494—496. BERENDT, G.: Die Soolbohrungen im Weichbilde der Stadt Berlin. Jahrb. der Preuß. Geol. Landesanst. für 1889, S. 347—-376. — Erbobrung jurassischer Schichten unter dem Tertiär von Hermsdorf bei Berlin. Jahrb. der Preuß. Geol. Landesanst. für 1890, S. 83—9. — Der tiefere Untergrund von Berlin. Festschrift für de XI. Internationale Wanderversammlung der Bohringenieure und Bohrtechniker, Berlin 1897, S. 50 (Bohrung Wedding). GAGEL, C.: Über drei Aufschlüsse im vortertiären Untergrund von Berlin. Jahrb. der Preuß. Geol. 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Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen, Lief. 20, Blatt Teltow, 2. Aufl., Berlin 1910, S. 44 und 45 (Bohrung Gr.-Lichterfelde). Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen, Lief. 26, Blatt Rüdersdorf, 3. Aufl., Berlin 1914, S. 46 ff. Ergebnisse von Bohrungen, Tr. Jahrb. der Preuß. Geol. Landes- anst. für 1905, Berlin 1907, S. 537 (Bohrung Spandau). N | 70 6. Über die Erscheinungsform eines submarinen Ergusses. Von Herrn A. Born. (Mit 2. Textfiguren.) Frankfurt a. M., den 15. Oktober 1921. Trotzdem sich der größte Teil des Oberflächenvulkanis- mus submarin abspielt, sind Erscheinungsformen des sub- marinen Vulkanismus wenig bekannt. Die in der Gegenwart seltene Gelegenheit, Lavaergüsse am Meeresboden oder in das Meer hinein zu beobachten, erschwert das Studium der dabei eintretenden, für diesen speziellen Fall des Oberflächenvulkanismus charakteristi- schen Erscheinungen. Die submarinen Ergüsse kommen den Intrusionen an einer Unstetigkeitsfläche gleich, jedoch mit dem Unterschied, daß hier die Intrusion an der Grenze von fest zu flüssig liegt. In bezug auf’das Gebiet ‚fest‘ ist der Erguß, also eine Extrusion, gleich denen der Erdober- fläche, wenn schon infolge der darüber ruhenden flüssigen Phase die Bedingungen der Abkühlung abweichende sind. Keineswegs ist nun die durch die besondere Art der Wärme- leitung bedingte äußere Erscheinungsform der submarinen Laven eine derart typische, daß sie gegenüber subaerisch ergossenen Laven ohne weiteres gekennzeichnet wären. Im Gegenteil, oft sind Laven, deren submariner Charakter durch konkordante Einschaltung in fossilführende marine Sedi- mente über allen Zweifel .erhoben wird, in ihren makro- skopisch erkennbaren Oberflächen- und Texturformen von solchen subaerischer Entstehung unmöglich zu unterscheiden. Es unterliegt zunächst der Erörterung, worin die Ur- sachen für den Mangel verschiedener Ausbildung zu suchen sind. A priori sollte man annehmen, daß die Abkühlung der Laven sich subaquatisch infolge des besseren Wärme- leitvermögens des Wassers gegenüber der Luft schneller vollziehen wird. Auf: diesen Umstand möchte v. WOoLFF!) die schnellere Bildung einer glasigen Erstarrungskruste zu- rückführen, die nun ihrerseits als schlechter Wärmeleiter gegenüber subaerischen Ergüssen das Abfließen der Wärme 1) Vulkanismus, Bd. 1, S. 257. — 102 — in das Wasser hemmt. Die anfangs ermöglichte schnellere Abkühlung hatte eine Oberflächenstruktur zur Folge, die ihrerseits bewirkte, daß im ganzen die Abkühlungsbedin- gungen nicht viel anders sein konnten, als bei subaerischen Ergüssen. Die postulierte „lasige Erstarrungskruste ist jedoch keineswegs immer ausgebildet und es scheinen für die Textur- und Oberflächenausbildung der submarinen Lava- ergüsse andere Faktoren nicht ohne Einfluß zu sein. Heiße submarin sich ergießende Laven müssen, soweit sich der Erguß in geringerer Wassertiefe vollzieht, und soweit die Außentemperatur des Ergusses. 100° C oder mehr beträgt, in Kontakt mit dem Wasser zu einer Ver- dampfung des Wassers führen. Sie werden sich mit einer Dampfhaube als instabile exogene Kontakterscheinung um- geben. Dadurch werden die Bedingungen der Wärmeleitung geändert. Die Dampfschicht, ein schlechterer . Wärmeleiter als Wasser hemmt das leichte Abfließen der Wärme in das flüssige Medium. Die Lava hat also die Möglichkeit, sich relativ langsam abzukühlen. Die Erscheinung, die so unter gewissen Voraussetzungen eintritt, übereinstimmt mit den Vorgängen beim LEYDENFRoSTschen Phänomen. Doch besteht ein wesentlicher Unterschied: der Wasserdampf! be- sitzt im Wasser einen größeren Auftrieb als in der Luft, weswegen vermutlich eine wiederholte Loslösung der Dampf- haube von der Lavadecke stattfindet. Das aber führt zu besonders stärkem Wärmeverlust. Als Voraussetzung des Eintretens der LEYDENFROST- schen Dampfhaube über dem Lavaerguß gilt: Die Öber- flächentemperatur des Ergusses muß so groß sein, daß der Siedepunkt des Wassers erreicht wird. In Tiefen nahe der Wasseroberfläche genügen Temperaturen von wenig mehr als 100° C. In je größerer Tiefe sich der Erguß vollzieht, um so höher muß die Temperatur sein, um eine Dampfschicht erzeugen zu können, da mit zunehmender Tiefe der Druck und damit der Siedepunkt steigt (siehe Tabelle). Ist jedoch die kritische Temperatur des Wassers (365° C) erreicht, so mag sich der Erguß in. noch so großen Tiefen, also unter noch so hohem Druck vollziehen, stets wird die Dampfbildung eintreten. Die folgende Tabelle gibt das Ansteigen des Siedepunkts mit zunehmender Meeres- tiefe an. Aus ihr läßt sich entnehmen, bis zu welchem Grad der Abkühlung nach Erstarren des Ergusses die Dampf- schicht bestehen bleibt. K INN Ale — 103 — Tabelle der Siedepunkte des Wassers bei zunehmender Meerestiefe?). Pas in | Di, Teer, Druck in tiefe Damp: Druck in tiefe nn a Am. m a a \ 260 | ı Öl 1008 ji 15.960 v2 |... 200.4 2160 1520 2 10 1210 IDyZ2DE 22 210 2180 2.280 3 20 -1340 17480 | 23 220 2209 3 040 4 3 1440 18240 | 24 230 2230 3 800 5 40 1520 19000 | 25 240 2250 4 560 6 50 1590 19260 | 26 250 2270 BSD IE 60 1650 20520 | 27 260 2299 6080 | 8 70 1710 | . 6840 be) so 1760 25080 | 33 320 2409 7600 | .10 90 1800 || 29640 | 39 | 380° | 2500 8360 | 11 100° 1.1849 35.720 47 460 2609 43320 | 57 560 2700 tra: 12 110 1880 | 50160 | 66 650 280) 9880 | 13 120 1920 58520 | 77 762 2900 10640 | 14 130 1960 67640 | ‚89 880 3000 11400‘, 15 140 1990 77520 |. 102 1010 3100 12160 | 16 150 2020 88160 | 116 1152 3200 1290 | 17 160 2050 || 100 320 |, 132 1310 | 3300 13680 | 18 170 2080 I| 114000 | 150 1487 3400 14440 | 19 180 2100 || 126 920 | 167 1660 3500 15200 | 20 190 2130 1| 142120 | 187 1856 3600 Laven mit Außentemperaturen von mehr als 365° C entwickeln in jeder Meerestiefe das LEYDEN- rrostsche Phänomen, d. h. das Wasser wird in einen überkritischen, fluiden Zustand übergeführt. Bei ' Salz- lösungen von der Zusammensetzung des Meerwassers wird gegenüber reinem Wasser eine Verlagerung der kritischen Temperatur nach oben stattfinden. Da der Schmelzpunkt des Diabas weit höhere Temperaturen erfordert (nach ‚BArus ca, 1168° C)’), so ist die Minimaltemperatur von 369° © stets garantiert. Die Voraussetzungen zur Bildung des wärmeerhaltenden LEYDENFRoSTschen Phänomens sind also Stets gegeben. Es scheint hierin eine wesentliche) Ursache dafür zu liegen, daß submarine und subaerische 2) Zusammengestellt, und umgerechnet nach LANDOoLT-BÖRN- stein: Phys.-chem. Tabellen, S. 122. Nicht berücksichtigt wurde die Verschiebung des Siedepunkts des Meereswassers, infolge des Salzgehalts, auf 100,56° C, ferner die mit der Meerestiefe zu- nehmende Dichte des Meereswassers. Die Temperaturzahlen sind auf ganze Ziffern abgerundet, der Druck einer Atmosphäre einer Wassersäule von 10 m gleichgesetzt (nicht 9,95). 3). C. Barus, Philos. Magazin, vol. 35, ser. 5, 'S. 186, 1893. — WM — Lavenergüsse in ihrer texturellen und strukturellen Aus- bildung keine prinzipiellen Unterschiede zeigen. Über eine Ausnahme von dieser Regel, über einen Fall submarinen Ergusses, soll hier berichtet werden, der bemerkenswerte Erscheinungsformen zeigt. Es handelt sich um die Ausbildung einer Diabasdecke des Oberdevons, die nach den Erläuterungen 'zu Bl. Oberscheld von E. KaysEr (S. 47) zum Deckdiabas gerechnet wird. (In der neuesten Auflage des Lehrb. d. Geologie 1921, Bd. 2, S. 32, wird der Vorgang als Zerspratzungserscheinung aufgefaßt.) Von Bedeutung ist, daß die Diabasdecke einer Sedimentserie mariner Natur angehört. Das Tatsachenmaäterial ist das folgende: Der Steinbruch am Eingang eines kleinen nordwestlichen Seiten- tals des Scheldetals nördlich Oberscheld, am Südhang des Öllsbergs, zeigt bei seinem Betreten von W' aus auf der nördlichen Seite anstehend und in einer großen Zahl riesiger Blöcke im sSteinbruchspoden ein eigentümliches, auf den ersten Blick breccienartiges Gestein. Scharfkantige, eckige, dunkle Diabasstücke von 3—7—12 cm Durchmesser, von polygonalem Umriß sind durch eine weiße grobkristalline Masse von Kalkspat miteinander verkittet (Fig. 1). Fig. 1. Kontraktionsbreccie des Diabas. weiß = Diabas; schwarz = Kalzitfüllmasse. 1/, nat. Größe. Das Mengenverhältnis von Diabas und Kalkspat ist in den meisten dargebotenen Schnittflächen etwa 2:1. Die Erläuterung von Bl. Oberscheld faßt dieses Gestein als Resultat mechanischer Zerrüttung und Umformung durch Gebirgsdruck auf (S. 46—-47). Es scheint, diese Deutung wird den Tatsachen nicht ganz gerecht. Zunächst fehlen die in diesem Gebiet sonst besonders charakteristisch aus- — W5 — gebildeten Begleiterscheinungen solcher Vorgänge: Gleit- : flächen, Harnische, Polituren. Alle Grenzflächen der Diabas- stücke sind- tektonisch völlig unberührt. Weiter ließ sich folgendes für die Genese wichtiges Ergebnis gewinnen: Die Begrenzungen je zweier gegenüberliegender Diabas- stücke erscheinen meist parallel. Stärkere Vergrößerung erweist die Parallelität meist nur als eine angenäherte. _ Anderseits finden sich Schnitte durch das Gestein, die auch diese annähernde Übereinstimmung vermissen lassen. Eine Orientierung der großen zufällig im Steinbruch freiliegenden Flächen zur Stromoberfläche des Ergusses war nicht immer möglich. Dagegen gab eine Anzahl von Einzelblöcken Auf- schluß über die Anordnung der Risse zur Abkühlungsfläche (Fig. 2). Fig. 2. Teil einer Stromoberfiäche mit Kontraktionsrissen: ; etwa 1/, natürl. Größe. Hatte schon die Parallelität der Kluftflächen auf eine anfängliche Aneinanderlagerung der beiden Kluftflächen hin- gedeutet, so zeigte -sich diese Vermutung weiterhin be- stätigt. Erscheinungen, wie sie auf Fig. 2 wiederge- geben sind, können nur als Schrumpfung durch Abkühlung gedeutet werden. Die Oberfläche des Stücks allein be- trachtet, würde eine Reihe isolierter Diabasstücke ver- muten lassen, die sozusagen im Kalkspat schwimmen. Der Querschnitt zeigt, daß es sich um Klüfte handelt, die nach der Tiefe zu sich verjüngen und auskeilen. An den großen Blöcken im Steinbruch kann auch immer wieder festge- stellt werden, daß die Diabasstücke oft irreguläre Prismen bilden, die konvergieren und sich zu größeren Komplexen vereinigen. Daneben finden sich auch völlig isolierte poly- sonale Stücke. In dieser Weise ist dieganze, mehrere — 106 — Meter mächtige Diabasdecke bei der ÄAb- kühluns durch Schrumpfung zerlest worden, oder, wie ich sagen möchte, zerschrumpft. Sie bildet ein großes Trümmerhaufwerk. Die Art: der Zerschrumpfung ist eine völlie irreguläre. An der Stromoberfläche sind die Schrumpfungs- risse noch mehr oder weniger senkrecht zu dieser ange- ordnet, doch geht mit zunehmender Tiefe die Regelmäßig- keit mehr und mehr verloren. Die Isothermenflächen liegen in tieferen Teilen des Lavastromes der Stromoberfläche nicht mehr parallel, sondern werden durch Inhomogenität des Gesteins davon abgelenkt, was zum Teil die irreguläre Anordnung der Schrumpfungsrisse in den tieferen Strom- teilen bedingt. Da die Steinbruchswände und die Be- srenzungsflächen der großen Blöcke im Steinbruch keine orientierten Flächen sind, sondern die Isothermenflächen und somit die Flächen gleichzeitiger größter Schrumpfung dis- kordant schneiden, so sind die gegenüberliegenden Begren- zungen je zweier Diabasstücke meist nicht parallel. In diesen nicht orientierten Schnitten liegen sich Teile gegen- über, die niemals aneinander gelegen haben. Anderseits läßt sich feststellen, daß völlige Parallelität auch an orientierten Schnitten nicht verlangt werden kann. Dieser Umstand ist durch die Art des Schrumpfungsvor- gangs bedingt. Solange der Erguß in flüssiger Phase vor- liegt, ist die Möglichkeit vorhanden, die durch Abkühlung bedingte Volumverminderung in horizontaler Richtung durch Verringerung der Höhe, d. h. der Mächtigkeit auszugleichen. Dieräumliche KontinuitätdesErgeussesbleibt so gewahrt. Die Zerschrumpfung jedoch ‘muß als ein Vorgang angesehen werden, der bei Abkühlung eines Lava- stroms einsetzt, wenn die Lavamasse eine derartige Kon- sistenz angenommen hat, daß sie durch einfaches Geringer- mächtigwerden den entstandenen Volumverlust nicht mehr auszugleichen vermag. Die flüssige Phase, die hierzu noch befähigt, ist überwunden. Mit dem Moment der Erstarrung hört diese Art des Ausgleichs auf. Die dann einsetzende Schrumpfung vollzieht sich zentripetal auf punkt- oder achsenartige Zentren, wie wir sie in den Zentren oder Achsen der sich ergebenden irregulären Gebilde erkennen. Die entstehenden Zerreißungsflächen sind von grober Un- regelmäßigkeit. Punkte dieser Zerreißungsflächen, die ein- ander benachbart lagen, werden infolge Schrumpfung nicht in einer geraden Linie voneinander entfernt, sondern machen — 11 — infolee räumlicher Schrumpfung jedes einen Weg gegen sein Schrumpfungszentrum. Infolgedessen finden Schrumpf ungen und Verzerrungen ‘der urT- sprünglich aneinander selegenen Zer- reißungsflächen statt, derart, dab im orientierten Schnitt nur noch annähernde Kongruenz der Flächen besteht. Das Ausmaß der Schrumpfung ist bedingt durch den Volumverlust der Materie beim Übergang von der: flüssigen zur festen Phase. Zwei Wege sind gang- bar zur Feststellung des Betrags der Kontraktion: 1. der synthetische, d. h. das Experiment, die Messung an bei hoher Temperatur zum Schmelzen gebrachten Magmen, Direkte Beobachtung am Ergußort extrusiver Magmen dürfte selten in Frage kommen. 2. der analytische Weg, die direkte Messung des Schrumpfungsbetrags an erkalteten Laven. Der Weg des Experimentes ist wiederholt be- gangen worden. C©. BArus®) hat den Kontraktionsbetrag des Diabases beim Erstarren experimentell mit 3,9 % festge- stellt. Die Dichte des erstarrten Diabases war um 8% größer als die der Schmelze. H..E. Borke’) hat darauf aufmerksam gemacht, daß gegen die Methode und Inter- pretation von BAarus Einwände berechtigt sind. Neuere Untersuchungen über die Kontraktion .von Diabas haben denn auch wesentlich andere Ergebnisse 'gezeitigt. Dar, SOSMANN und HosrErrEr$) stellten fest, daß sich die Kristalli- sation von Diabas unter einem Verlust von 10,9% des Volumens der Schmelze vollzieht. Dabei ist zu bedenken, daß bei derartigen Experimenten ein Material zum Aus- sangsprodukt genommen wird, das seiner flüchtigen Be- standteile beraubt ist. Das Experiment ist nicht in der Lage, die natürliche Zusammensetzung des Diabasmagımas ‘zu rekonstruieren. Die während der Erstarrung entweichen- den Exhalationen sind ein Faktor, dessen Berücksichtigung bei diesem synthetischen Weg unmöglich ist. Der zweite Weg der Messung des Schrumpfungsbetrags, der analytische durch Messung an günstig überliefertem mazmatischen Material konnte ' 2) Philos. Magazin, vol. 35, ser. 5, S. 188, 1893 und UT. 8. Geol. Surv. Bull., S. 103, 1895. 5) H. E. BorkeE: Grundlagen der phys.-chem. Petrographie, 1915, S. 47. 6) Amer. Journ. of Sciences, vol. 37, ser. '1, 1914. VE von mir eingeschlagen werden. Wie bei den erwähnten Versuchen handelt es sich auch hier um einen Diabas. Da- bei sind zwei Messungen möglich: Man mißt auf völlig beliebig orientierten Flächen der großen Blöcke im Steinbruch auf möglichst vielen geraden ‚Strecken den Betrag der Beteiligung von Kalkspat und von Diabas. Auf diese Weise erhält man annähernde Durch- schnittswerte des Anteils der beiden Komponenten. Der Durchschnitt ist etwa ?/, Anteile Kalkspat und 3/, Anteile Diabas (genaueres Durchschnittsergebnis von 10 Messungen .39,625% CaCO;, die Extreme waren 35,4 und 44,2 vo), was einer Kontraktion ‘von etwa 40 % bei der Erstarrung gleichkommt. Den weniger sicheren Weg bietet die andere Methode: Auflösung der Kalkspatfüllmasse, z. B. vermittelst verdünnter Essigsäure aus einem Gesteinsblock und Messung des Vo- lumverlustes. Das Ergebnis ist, wenn nicht sehr große Blöcke genommen werden, was experimentell schwierig durchführbar, mit abnehmender Blockgröße infolge von Zu- fälligkeiten von steigender Ungenauigkeit. Bei drei Blöcken von etwa je 2000 cm? Inhalt wurden Kontraktions- beträge zwischen 15% und 20% festgestellt. Erwähnenswert ist die bei diesen Lösungsversuchen gemachte Feststellung, daß der Diabas oft zu einem Trümmerhaufen loser Stücke zerschrumpft ist, die nicht mehr in Verbindung miteinander stehen. Oft sind jedoch schmale Brücken und Verbindungen zwischen ‚den einzelnen Stücken vorhanden. So ergibt sich, daß eine allseitige Kontraktion stattgefunden haben muß, nicht nur eine solche parallel zur Auflagerungsfläche des Diabases, wie man es etwa nach Stücken, wie Fig. 2 an- zunehmen versucht, sein könnte. Die durch Auslösung gewonnenen Beträge an Kon- traktion möchte ich immerhin trotz ihrer Ungenauigkeit höher einschätzen, als die durch direkte Messung an den Blockwänden erzielten. Wir würden den Betrag von 16% zunächst als Dwurchschnittswert für die Kontraktion in ‚diesem speziellen Fall annehmen. Der Wert ist’ um die Hälfte größer als der von Day, Sosmann und HosrErTER gefundene, welche Tatsache im folgenden noch besonderer Erwähnung bedarf. Ursachen der Kontraktion. Andere submarin ‚ergossene Diabaslaven zeigen nun keineswegs die starke ‚Zerschrumpfung, lassen solche meist völlig vermissen. Man — 19 — ist versucht, dieses verschiedene physikalische Verhalten. auf Verschiedenheiten des Materials zurückzuführen. Dem widersprechen die Tatsachen. Das mikroskopische Bild der zerschrumpften Diabasmassen zeigt keine wesentlichen Ab- weichungen in seinem Mineralbestand gegenüber den sonsti- gen devonischen Diabasen des Dill-Lahngebiets. Die Ur- sachen für die Zerschrumpfung des Diabasstroms müssen. andere sein. Gegenüber anderen Diabaslaven fällt zunächst die Ar- mut oder der gänzliche Mangel an Blasen- räumen auf. Blasenräume sind der Indikator für schnelle Abkühlung und dadurch veranlaßte Zurückbehaltung der innerhalb der flüssigen Phase bereits ausgeschiedenen gas- föormigen Phase. Als Folgen. veränderten Druckes und. ver- änderten Wärmeausgleichs trifft man Blasenhohlräume vor- wiegend bei extrusiven Magmen. Fehlen sie wie im vor- liegenden Fall, ausnahmsweise bei solchen, während sie bei den gleichen Laven der Nachbarschaft vorhanden sind, so ist man genötigt, besonders langsame Ab- kühlung anzunehmen. Wir sind also zunächst ver- anlaßt, einen Faktor ausfindig zu machen, der die in diesem Fall besonders langsame Abkühlung verständlich macht. Die Lagerungsverhältnisse im Steinbruch zeigen, daß: die Kontraktionsbreccie von einer Tuffmasse überlagert wird, die als Auswurfsprodukt im Anschluß an den Lavaerguß anzusehen ist. Der Mangel einer Zwischenschaltung von terrigen-sedimentärem Material zwingt zu dieser Auffassung. Diesem Tuff folgt eine Wiederholung von Lavaerguß mit ähnlichen Kontraktionserscheinungen und anschließenden Tuffauswürfen. Diese Tuffmassen scheinen wärmeerhaltend aufden Erguß eingewirkt zu haben. Die direkte Wirkung dieses Faktors braucht nur gering gewesen zu sein. Er brauchte die Entgasung der Lava nur wenig über das normale Maß hinaus zu steigern. Da mit dem Ent- weichen der Gase eine Wärmeentwicklung verbunden ist, so wirkte dieser thermische Effekt weiterhin günstig im Sinne einer Entgasung. BOoEKE?) wies darauf hin, daß bei Lavaergüssen an Tagen starker Gasentwicklung die Lava- oberfläche um etwa 100° C heißer beobachtet wurde als an solchen mit geringer Exhalation. Die Abkühlung der Lava erfährt somit durch die Gasreaktion zunächst eine ?) a. a. O., $. 229. — 10 — erhebliche Verzögerung, ebenso die Erstarrung. Der Kristalli- sationspunkt (im Experiment 1150°), der bei normaler Er- starrung des Diabases nach einer Zeit a erreicht wird, trat hier erst nach einer Zeit &+n ein, wobei n die durch die besonderen geologischen Verhältnisse bedingte zeitliche Verzögerung bedeutet. So wird Zeit gewonnen für die) fast völlige Entgsasunge. der Lava, oder richtiger für die Abgabe der bereits ,ausge- schiedenen gasförmigen Phase der Lava Ein kleiner Bestandteil bleibt auch in der festen Phase noch gelöst, wie wiederholt experimentell, am Diabas z. B. von BArus (a. a.:0.) festgestellt worden ist. Diese fast völlige Befreiung von der gasförmigen Phase bedeutet für die Lava einen erheblichen Volumverlust. Wir kennen Diabaslaven, wie z. B. der mitteldevonische Diabas- mandelstein vom Appersberg bei-Nanzenbach (Blatt Dillen- burg), in denen die Beteiligung der Blasenräume am Ge- samtvolumen des Gesteins etwa 50 Prozent ausmacht. "So wirkten zwei Faktoren volumvermindernd: 1. die Dichte- vergrößerung bei der Kristallisation, die zu der experimentell festgestellten Volumverringerung von 10,9 Prozent führte, und 2. das Entweichen der Gasphase. Solange nun die Temperatur des Ergusses über ‘dem Schmelzpunkt des Gesteins liegt, ist ein Entweichen der gasförmigen Phase zwanglos in der Weise: möglich, daß der Schmelzfluß an Mächtigkeitabnimmt,dh eine Kontraktion in der Horizontalen wird durch die Wirkung der Schwere auf die Schmelze ausgeglichen. Das räum- liche Kontinuum des Ergusses bleibt gewahrt. Je kürzer vor der völligen Auskristallisation das Entweichen der Gase stattfindet, umso weniger. besteht die Möglichkeit eines Aus- gleichs und eines Fortbestehens des Zusammenhangs der Lava. Doch muß betont werden: Solange das Entweichen der Gase möglich war, solange muß auch der Schmelz- fluß die Fähigkeit besessen haben, Volumverminderungen horizontal auf Kosten der Vertikalen. auszugleichen. Der in vorliegendem Fall zu besonders starker Volum- verminderung führende Faktor, die verfangsamte Abkühlung, war somit vor der Erstarrung wirksam und kann an sich die starke Kontraktionserscheinung nicht erklären, die ent- - weder erst im Moment oder nach der Erstarrung einsetzte. Man könnte daran denken, daß es sich hierbei um VorgängedesZerfalls handelt, wie sie von Hochofen- schlacken bekannt sind, und die zum Teil mit der Bezeich- WLAN: — /I1ı — nung Zerrieselung belegt werden. I. H. L. VoGT hat?) der- artige Erscheinungen beschrieben. Schlacken,' die sich der Zusammensetzung Ca, SiO, nähern, fließen aus dem Ofen, kristallisieren und zerfallen dann bei der Abkühlung zu Staub, dem sog. Hüttenmehl. A. L. Day und E. S. SHEPHERD?) haben die Erscheinung geklärt. Es handelt sich um Um- wandlungen von «- zu B- zu Y-Ca, SiO, deren Dichten mit 3,27, 3,28 und 2,974 angegeben werden. Die Ursache des Zerfalls ist also eine Volumverände- rung der einzelnen Mineralkomponenten. Spannungen an den Grenzflächen der Komponenten führen dann zu dem staubartigen Zerfall des Erstarrungsproduktes. Derart sind aber die beobachteten Erscheinungen der Kontraktion nicht. Nicht um Zerlegung bis zur Korngröße der homogenen Kom- ponenten, sondern um sölche zu: größeren heterogen zu- sammengesetzten Komplexe handelt es sich. ‘ Diese aber sind nicht gut auf Umwandlungen der Mineralkamponenten zurückzuführen, es Es sind jedoch aus der Verhüttungstechnik andere Zer- fallserscheinungen bei Schlacken bekannt, die eher als An- aloga zu den Kontraktionsformen des Diabases in Betracht kommen. Es ist vielfach zu beobachten, daß die Zerrieselung zu staubförmigem Hüttenmehl; die K. ENnDELL1%) übrigens der Umwandlung instabiler, bei langsamer Abkühlung ge- bildeter Melilithmischkristalle zuschreibt, auf den Kern großer Schlackenblöcke beschränkt ist, der sich langsamer abkühlt als die äußere Kruste. (Bei künstlichen Orthosilikatschmelzen | hat P. HERMAnN!!) festgestellt, dab die Zerrieselung erst unterhalb der Rotglut stattfindet.) Die Kruste dagegen ent- hält instabile Melilithe, die bei schneller Abkühlung ge- bildet, eine größere Beständigkeit zeigen. Die Kruste zer- fällt meist innerhalb zwei Wochen zu großen Blöcken un- regelmäßig prismatischer, oft basaltähnlicher Form. Ge- stützt auf ältere Versuche von P. HsRMAnN!2), der die zerrjeselungshemmende Wirkung von Magnesia bei künst- lichen (Ca CO;, SiO,, und MgO) Schmelzen erkannte, stellte ENDELL experimentell fest, daß; bei Kalziumorthosilikat- schmelzen auch MnO und Fe0, eine zerrieselungsver- °») In: Dorvurer. Handbuch der Mineralchemie, Bd. 1, S. 953 2 amer. Journ. of Sciences, vol. 22, 1906. 10) K. Enpert, Über den Zerfall von Hochofenschlacken. Stahl und Eisen, 1920, Bd. 40, 8. 213. Diese Zeitschr... 1906, Bd, .58, 5. .396, 12) Fbenda, S. 402. — Mm — hindernde Wirkung haben, ebenso der steigende Gehalt an Tonerde Daß in den großen Schlackenblöcken randlich keine Zerrieselung stattfindet, ist nach ENDELL die Folge der schnellen Diffusion von MnO und Fe,0, zu den Ab- kühlungsflächen, so daß sich zerrieselungshindernde Bestand- teile hier anreichern. (a. a. O., S. 260.) Hier bilden sich die infolge hohen Mn O- und Fe, O,-Gehalts stark licht- und doppelbrechenden Melilithe, die fast nie Zerfallerscheinungen zeigen (ENDELL, S. 216). So ist es das relative Vorwalten von Ca0O, das die Zerrieselung begünstigt. Die Zerfallsgeschwindigkeit scheint umso größer, je mehr CaO in der Schmelze. Darin liegt eine Parallele zum Zerfall der Diabaslava, wo wir mit der Zerfallerscheinung die starke Kalziumkarbonatabscheidung verknüpft sehen. Dieser randliche Zerfall der großen Schlackenblöcke zu basaltähnlichen unregelmäßigen Prismen wird als Stücken- schlacke bezeichnet. Auch H. Passow!3) gibt für die Stücken- schlacke geringen Kalk- und Kieselsäuregehalt an. Zum Vergleich mit den Erscheinungen der Kontraktions- lava ist schließlich noch die granulierte Form! basischer Hoch- ofenschlacken von Interesse. Solche, feuerflüssig in Wasser geleitet, erstarren zu einem scharfkantigen Sand, d. h. die Schlacke wird eranuliert. Ein Verfahren, das zur Gewinnung hydraulischer Schlacken für die Zementbereitung Verwen- dung findet. Das fertium comparationis ist hier das Zu- sammentreffen eines Schmelzflusses mit Wasser. Die relativ schnelle Abkühlung führt bei granulierten Schlacken zur Bildung von Silikaten, die labiler, als solche bei langsamer Erstarrung!t). Ein weiterer interessanter Vergleichspunkt ist der, daß bei diesem Vorgang Kalziumkarbonat im Wasser ausgeschieden wird). Ferner hat THEUSSNER!‘) festgestellt, daß granulierte Schlacken leichter angreifbar sind als andere. Lösungsmittel wie Salzsäure, oder Ammonium- und Mag- nesiumchlorid lösten bis 14 Prozent Kalziumkarbonat, ohne daß SiO, in Lösung ging, weswegen THEUSSNER auf An- wesenheit von freiem Kalziumkarbonat in den Schlacken ı3) H. Passow, Die Hochofenschlacke in der Zementindu- strie. Würzburg 1908, S. 15. 12) G. Lunge, Zeitschr. f. angew. Chemie, 1900, 3. 409. 15) R. SCHÖFFEL, Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen, Bd. 52, S. 452 —454. ; j 16) THEUSSNER. Beiträge zur Erweiterung der bisherigen Kenntnis von der Konstitution der natürlichen und künstlichen Schlacken. Diss. Berlin 1908, S. 17. — IB — und. nicht auf Zerlegung Ca O-haltiger 'Silikate schließt. . Auch das ist ein Analogon zum Kontraktionsdiabas. Die chemische Zusammensetzung vieler basischer Hochofen- schlacken kommt der des Diabases so nahe, daß man fast von homologen Verhältnissen reden kann. Diese Vorgänge des Zerfalls bei Hochofenschlacken bieten eine Erklärungsmöglichkeit für den Zerfall des Dia- bases. Allerdings sind die Ursachen des Zerfalls keines- wegs klargelegt. Der Komplex der in Frage kommenden Faktoren ist so groß, daß sich bei den wenigen vorhandenen Vergleichsgelegenheiten die Bedeutung der einzelnen Fak- toren ‘schwer abwägen läßt. In Frage kommen besondere chemische und besondere physikalische Verhältnisse. Bei ersteren ist vielleicht ein übernormaler Bestand von Ca CO, von Einfluß. Bei letzteren, und diese dürften die ent- scheidenden sein, waren es die ganz besonderen thermischen Verhältnisse, die Art der Abkühlung an dieser Lokalität, die zur Kontraktion gerade hier führten. — Die Bildung von Kalkspatin den Kontrak- tionsspalten findet in der gleichen Weise ihre Er- klärung, wie die des Kalkspats in den Blasenräumen des Diabases. Letztere sind zumeist ausschließlich mit Kalk- spat, selten mit Schwefelkies und Chlorit angefüllt. Quarz fehlt stets. Die Ausscheidung von Kalziumsilikat als CaSi O0, und seine Zerlegung in Quarz und Kalziumkarbonat bei Anwesenheit von Kohlensäure kommt nicht in Frage, da in den Blasenräumen der Diabase Bildungen von Kiesel- säure fehlen. R. Brauns hat schon immer diesen Kalk- spat als primäre Bildung bei der Erstarrung aufgefaßt!?). Im vorliegenden Fall, wo die Möglichkeit des Ent- weichens der flüchtigen Bestandteile gegeben war, kam daher der Kalkspat nicht in den Hohlräumen, sondern in den Kontraktionsspalten zur Abscheidung. Betrachten wir den Mineralbestand der Kontraktions- spalten, so finden wir vorherrschend Kalkspat in sehr grobkristalliner Form. Daneben in Durchwachsung mit Kalk- spat, aber stets in seinen ältesten Teilen, selten sehr kleine Aggregate von kleinen Quarzkristallen, deren Massenver- hältnis zum Kalkspat; derart ist, daß man letzteren un- möglich als Zerfallsprodukt ursprünglich vorhandenen Kal- ziumsilikats ansehen kann. Weiter treten Nadeln von Chlorit in sphärischer Anordnung auf, zusammen mit Aggre- 17) Neues Jahrb. f. Min. 1909, B.-Bd. 27, 8. 289. — 1 — . gaten von gut ausgebildeten Eisenglanzkristallen. Sie sitzen meist den Kluftflächen direkt auf, gehören somit zu den ältesten Kluftbildungen. Innerhalb der Kalkspatmassen treten amorphe Roteisenflöckchen auf!®), die von den Kalk- spatkristallen umschlossen werden. Als wichtigster Bestand- teil der Füllmasse fand sich eingesprengt in den Kalkspat ein rosa gefärbtes Mineral, das sich makroskopisch als Peld- ‘ spat (wahrscheinlich Orthoklas) bestimmen ließ. Das mi- kroskopische Bild zeigte ein Stadium weitgehender Zer- setzung zu einem feinkristallinen glimmerreichen Gefüge, das nur gelegentlich die Spaltrisse des Orthoklas erkennen ließ. Eine chemische Untersuchung mußte unterbleiben, wollte man nicht das gesamte Material opfern. Wir haben hier also einen der nicht gerade häufigen Fälle einer natür- lichen hydrothermalen Feldspat(Orthoklas?)-Bi:dung vor uns. Diese Feststellung ist für die Genese des die Diabas- brececie verkittenden Kalzitzementes neben der Bildung der anderen Mineralien von Bedeutung Das Gefüge und die Art der Einsprengung des Feldspats be- weisen. die gleichzeitige ‚Bildung mit dem Kalzit. Wir sind über die Bildungstemperatur des Ortho- klas wenigstens im großen ganzen orientiert. FouvquE und MıcHEL L&vy ist die hydrothermale Synthese von Orthoklas durch Einwirkung von überhitztem Wasser auf Glas gelungen (H. E. BoEke, Grundlagen der physika- lisch-chem. Petrographie, 1915, S. 155). Neben Quarz, Albit und Analcim ist Orthoklas das hydrothermal leichtest dar- stellbare silikatische Mineral!?). Als Bildungstemperatur geben NıeeLı und Morry das Intervall zwischen 300° und 550° C20) an. In dieses Intervall fällt somit 18) Die im Kalkspatgefüge unregelmäßig verteilten Roteisen- flocken sind gelegentlich zonar angeordnet, gelegentlich auch den Kristallflächen angehäuft aufgelagert und bei weiterem Wachstum eingeschlossen. Die gar nicht geringen Mengen von Roteisen scheinen für die Bildung der. stets an Diabase bzw. Schalsteine geknüpften Roteisenerzlager von Bedeutung. Zu- nächst bestätigt sich hier die Auffassung ihrer syngenetischen Entstehung. Weiter wird ihre primäre Ausfällung als Rot- eisen in Gelform hierdurch bestätigt (vgl. hierüber F. MıcHuts, Die Bildung des Roteisensteins von Nanzenbach. Senckenbergiana Bd. III, 1921). 19) Vgl. hierüber P. NıgeuLı und G. W. Morey, Zeitschr. f. anorgan. Chemie, Bd. 83; G. W..MorEy, ebenda, 1914, Bd. 86, S. 305. h 20) Vel. auch P. Nıcerı, Die leichtflüchtigen Bestandteile im Magma. Leipzig 1920, S. 210. ‚ IS — auch die Bildung der Kalkspatfüllmasse, die so in den Bereich hydrothermaler Bildung zu rechnen ist. Der Vorgang der Bildung der Füllmasse dürfte annähernd folgenden Verlauf genommen haben: Die Exhalationen der Diabaslava, in erster Linie CaCO,, wurden von dem überhitzten, in fluidem Zustand befindlichen Wasser aufgenommen und in Lösung übergeführt, wahrscheinlich bei sehr hohen, dem Schmelzpunkt des Diabases nicht allzu- fern liegenden Temperaturen. Aus dieser Lösung schieden sich im Temperaturintervall' 550°—300° C zuerst Chlorite, Quarz, Eisenglanz, dann Kalkspat und Eisenglanz, ferner noch mit Kalkspat gemeinsam der Feldspat (Orthoklas?) aus. Die Bildung der Mineralien vollzog sich nicht als Sublimation, sondern auf dem Umweg über die hydrother- male Lösung. Die innige Verknüpfung mit Mineralien exhalationärer Entstehung deutet für das Roteisen auf gleiche Herkunft als Exhalationsprodukt der Diabaslaven. Das Fehlen terri- gen-sedimentären Materials ist- eine weitere Stütze. — Chlorit, Eisenglanz und Quarz als derartige indirekte Exhalationsprodukte aufzufassen, sind wir auf Grund ander- weitiger Erfahrungen gewohnt. Kalziumkarbonatdämpfe ge- hören dagegen zu den weniger häufigen Bestandteilen mag- matischer Exhalationen, und dieselben als eine Zerfalls- komponente von Kalziummetasilikat aufzufassen, hatten wir vorher von der Hand weisen müssen. Es wurde nun von R. BrAuns?!) darauf aufmerksam gemacht, daß diesen Dia- basen ein sehr hoher Gehalt an Kalziumkarbonat eignet.. Die Auffassung von R. BRAuns geht dahin, daß dieser An- teil an Kalziumkarbonat nicht ein primärer Bestandteil des Diabasmagmas ist, sondern von diesem beim Durchbrechen oder Überfließen von Kaiklagern übernommen wurde. Seit den Versuchen H. E. BoEKEs wissen wir, dab eine derartige Aufschmelzung von Kalk unter entsprechenden Druck- und Temperaturverhältnissen möglich ist. Es gelang BosK2#2), den Schmelzdruck (Kohlensäuredruck) des Kal- zuumkarbonats mit etwa 110 Atm., den Schmelzpunkt mit 1289 ° festzustellen. Schon bei 1275 °—1280 ° tritt teilweise Dissoziation zu CaO und’ CO, ein. Da der Schmelzpunkt des Diabases bei etwa 1168° liegt, dürfen wir für den Moment des Aufsteigens oder ‘direkt beim Erguß Tem- 21) Neues Jahrb. f. Min. 1907, B.-Bd. 27, 8. 289. 22) Neues’ Jahrb. f. Min. 1911, I, S. 102. fo \ — 16 — peraturen von über 1300° annehmen. Die Druckverhält- nisse sind schwer zu beurteilen. Die für den Druck von 100 Atm. notwendige Meerestiefe von etwa 1000 m hat zweifellos nicht bestanden. Andererseits dürften besonders beim Durchbruch eines Magmas äußerst hohe Gasspannungen entstehen. Es ist anzunehmen, daß bei höherer Temperatur (als 13500°) der Schmelzpunkt des Kalziumkarbonats bei weit geringerem Druck erreicht wird. Im übrigen sind die Ex- perimente mit reiner Substanz angestellt worden. Verun- reinigungen wirken im allgemeinen Schmelzpunkt erniedri- gend. Bei sehr niederem Druck, wie er infolge geringerer Meerestiefe wahrscheinlich am damaligen Meeresboden ge- herrscht hat (etwa 20 Atm. = 200 m), war jedoch bei Temperaturen etwas über dem Schmelzpunkt des Diabases ‘(etwa 1168° C).der des’ Kalziumkarbonats noch nicht er- reicht, wie unter anderem das Vorkommen von Kalkschollen in Diabaslaven des Oberdevons an der Westerwaldbahn Herborn-Driedorf zeigt (E. Reunıng, N. J. f£. Min. B. Bd. 24, 1907, S. 416). Das Kalziumkarbonat wurde in Gasform vom Magma als Lösung aufgenommen. Das entstandene Phasengemisch ist. als Erscheinung einer endogenen .instabilen Kontakt- metamorphose anzusehen. Mit einsetzender Abkühlung war dieses Phasengemisch nicht mehr stabil, und es erfolgte die Ausscheidung in Form von Kalziumkarbonatdämpfen, die bei sehr schneller Abkühlung des Ergusses in Blasen- räumen erhalten blieben, bei relativ langsamer Abkühlung, wie im vorliegenden Fall, entweichen konnten. Das Kal- ziumkarbonatmachtealsounter Vermittlung der gasförmigen Phase eine Wanderung vom Liegenden zum Hangenden des Ergusses. /Es passierte die Lava. Stabile Erscheinungen endogener Kon- taktmetamorphose, d. h. bleibende Veränderungen des Mi- neralbestandes der Lava würden bei dieser Durchwanderung der Lava von Kalziumkarbonatdämpfen nicht herbeigeführt. Der Kalkspat der Kontraktionsklüfte ist also ein Ex- halationsprodukt des Magmas, von diesem sekundär aufge- nommen. Die Entmischung der Lava mußte bei Tempera- turen unterhalb der Aufschmelztemperatur des Kalks durch den Diabas statthaben, die Ausscheidung der CaCO,-Dämpfe nach oben bei noch niedrigerer Temperatur, da sonst Keine Veranlassung zur Störung des stabilen Zustands vorhanden war. Der CaCO;-Dampf bildete. wahrscheinlich mit dem — IT — über der Lava befindlichen Wasserdampf ein Gemisch unter Beteiligung anderer Exhalationsprodukte (Chlorite, Eisen- glanz, SiO,). Die Abkühlung ging alsdann herab bis zum Siedepunkt der betreffenden Meerestiefe. Machen wir die vage, aber doch nicht außerhalb der Möglichkeit liegende Annahme, daß die Tiefe des Oberdevonmeers in der be- treffenden Gegend etwa 200 m betrug, so gehört dazu ein Druck von etwa 21 Atm. und ein Siedepunkt von 216°, (d. h. bei dieser Temperatur geht die gasförmige Phase des Wassers in die flüssige über”). Da die Ausscheidung von Feldspat (Orthoklas?) sich im Intervall 300°—550° C vollzog und die der anderen Mineralien schon früher (Eisenglanz, Chlorite, Quarz und Kalzit zum Teil), so würden sich bei der oben gemachten Annahme einer Meerestiefe von 200 m die Mineralien aus dem gasförmigen, wahrscheinlich aus dem fluiden, über- kritischen Zustand des Wassers ausgeschieden haben. Doch gehören diese Überlegungen bereits in das Gebiet der Spe- kulation. MitSicherheitistlediglichfestzustellen, daßdie Diabasbreccieein Schrumpfungspro- dukt der Erstarrung, und daß die Füllmasse alshydrothermale Bildung anzusehen ist. 7. Über das Interglaeial ‘von Neuenburg a. d. Weichsel. Von Herrn P. SONNTAG. (Mit 1 Textfigur.) Danzig, den 9. Oktober 1921. Bei der großen Wichtigkeit, welche die interglaciale Eemfauna von Neuenburg (Westpreußen) für die Beurteilung der ganzen Interglacialfrage hat, mögen hier einige Be- obachtungen mitgeteilt werden, die ich bei mehrtägigem Aufenthalt vor kurzem‘ in Neuenburg am Steilufer der Weichsel, speziell am Steilhange der zur Weichsel aus- mündenden „HügscHhMAnnschen Parowe“ machen konnte. Es en ee, (ae 5 KL; ‚ 23) Wir sehen hier von der Beeinflussung des Siedepunktes durch die anderen Komponenten des Gasgemisches ab. — 18 — ist das dieselbe Stelle, an welcher schon Tea. EBErRT (Erl. Blatt Neuenburg, S. 2 und 3) vor 25 Jahren seine Funde von Diluvialkohle und mariner Fauna machte. Das Steil- ufer der Weichsel nördlich von Neuenburg zeigt die merk- würdige Eigenart des Hervorspringens einer den Abspü- lungen kräftig widerstehenden grauen Geschiebemergelbank (EBErTs II. Unterer Geschiebemergel), auf welcher viele Quellen entspringen. In sumpfigen, mit Zquisetum maximum und üppiger sonstiger Vegetation bedeckten Rinnen und Schluchten werden die abstürzenden lockeren Massen des Oberen Geschiebemergels und der darunter liegenden Sande und schwachen sonstigen Geschiebemergelbänke abgeführt zur Sohle des Tales bis zur Weichsel, während kanzelartige Vorsprünge des erwähnten mächtigen, grauen und im trockenen Zustande sehr harten Unteren ee stehen bleiben. Die marinen reisten finden sich nun zerstreut schon an einer Klippe des erwähnten grauen Diluvialmergels gleich nördlich der Stadt, dann aber in Menge am Ausgange der genannten HügscHMmAnnschen Parowe (Ziegelei), wo man an der Oberfläche der hervortretenden Geschiebemergelbank vom Regen ausgewaschen Nassa reticulata, Cardium edule (große Exemplare), zerbrochene Tapes-Schalen, Cerithium usw. reichlich sammeln kann. Die Lagerungsverhältnisse werden klar an der Innen- seite der Parowe, am südlichen frischen Steilabbruch, wo: man die Fossilreste in situ aus der anstehenden Steilwand herausbrechen kann (vgl. Fig.). Die Schichtenfolge ist heute noch so, wie sie von TH. EBert (Über ein Kohlenvorkommen im westpreuß. Dilu- vium, Diese Zeitschr. 1885, 37. Bd., S. 803) beschrieben wurde, über die Zugehörigkeit der einzelnen Ablagerungen zum Oberen oder Unteren Diluvium wird man aber ver- schiedener Meinung sein können. Es ist von Wichtigkeit, daß nur die obersten mit Sandstreifen versehenen Schichten der mächtigen grauen - (EBErRT sagt „schwarzgrauen‘) Geschiebemergelwand die Conchylien enthalten, nach unten zu verschwinden sie sehr. schnell. Ferner muß hervorgehoben werden, daß über dem muschelführenden veränderten Geschiebemergel eine Geröll- schicht aus nußgroßen Geschieben von etwa 16 cm Mächtig- keit und sodann eine mit Diagonalschichtung ‚versehene schwache (20 cm) Fuchssandschicht lagert. Beide Schichten lassen sich auf weitere Erstreckung verfolgen. Die Ver- — 19 — witterungsschicht des Fuchssandes ist mit dem hier stellen- weise beobachteten sog. Diluvialkohlenhorizont identisch. Zur Erleichterung der Verständigung sei hier das 1885 von EBERrRT gegebene Profil reproduziert. Be: 1. Schematisches Profil des Weichselufers bei Neuenburg (1921) (Hüsschmannsche Parowe) x Nordseefauna auf primärer Lagerstätte, Schichtenbezeichnung nach EBERT. Profil Neuenb urg (EBERT 1885) durch- ‚ durch- schnittl. sehnittl. a Geschiebemergel 2-3 m h Kohle 0,1m b Geschiebefreier Tonmergel 0,5—1 m i Geröllager (bzw. Spatsand) 0,I—0,5 m c Spatsand 1-1, m k Geschiebemergel 4-5 m d Geschiebemergel Zr), N 1 Geschiebefreier Tonmergel Igem! e Spatsand 4-5 m m Spatsand (om f geschiebefreier Tonmergel, n Geschiebefreier Tonmergel 0,lm (Bänderton) 8-4 m o Spatsand - 0,4m g Spatsand mit Tonmergel- p Geschiebemergel 34 ı7 bänkchen 4 m Die Gesamtmächtigkeit der Schichten beträgt 30-40 m; c,d, e und k enthalten marine Fauna. Man wird nicht umhin können, den ganzen Komplex oberhalb des dunkelgrauen Geschiebemergels (k), abgesehen von dem Interglacial (in h), als Absätze einer einzigen Eiszeit anzusehen. Dafür spricht einmal die völlige Übereinstimmung der mehrfachen Sandbänke (ce e g) in Korn und Kalkgehalt, andererseits aber auch die Lagerungsverhältnisse in der benachbarten Konschützer Parowe, südlich der Stadt. Hier ist in demselben Niveau der graue Geschiebemergel bzw. Ton- mergel durch Ziegeleibetrieb aufgeschlossen; er ist von einem mächtigen Sandhorizont bedeckt, der seinerseits eine Decke von rotem und gelbem Geschiebemergel trägt. Hier fehlen — 170 — also die Bänke von Geschiebemergel in dem Unteren Sande oder sind zu ganz dünnen Lagen geworden. EsBErRTS I. Unterer Geschiebemergel ist sicher ‚der I. Untere Geschiebe- mergel (Allgemeine Verbreitung im Untergrund, Quell- horizont). Die Ansicht, daß die im Gebiet des Weichseltales bei Bohrungen und in Aufschlüssen angetroffenen mehrfachen Geschiebemergelbänke derselben Hauptvereisung angehören, ist schon von A. JENTzSCH (Erl. Blatt Warlubien, S. 35, Lief. 125, 1911) ausgesprochen. Ferner erklärt JENTZSCH (Erl. Blatt Münsterwalde, S. 21, Lief. 43, 1839) schon zu- treffend das Vorkommen .von Schalresten im Unteren Ge- schiebemergel von Gr. Jesewitz (nördlich von Neuenburg). „Hier“, so sagt er, „hat der altglaciale Geschiebemergel an seiner hangenden Grenze Schalreste sich eingebettet als Einleitung der anbrechenden Interglacialzeit, des (überall oder doch örtlich) stattfindenden Zurückweichens der Glet- scher.“ Diesem 'Zurückweichen der Gletscher muß sehr san ein wärmeres, salzreiches Meer gefolgt sein. Das ursprünglich marine Interglacial ist später von terrestrischen Bildungen (Fuchssand, Diluvialkohle) abgelöst worden, d. h. marines und pfilanzenführendes Interglacial gehören bei Neuenburg dersel- ben Zwischeneiszeit an, und zwar ist das marine an den Anfang das pflanzenführende in einen späteren Abschnitt nach dem Rückzug des Meeres zu verlegen. Es ist daher nicht von der Hand zu weisen, daß die Lagerung der ‚„Nordseefauna® bei Neuenburg für Inter- glacial II (letztes Interglacial) spricht. Das steht nun allerdings in Widerspruch mit der An- sicht eines so gewiegten 'Kenners der Interglacialablage- "rungen wie ©. GAGEL!). Nach GAcEL kann die Eemfauna im W. Schleswig-Holsteins und in Westpreußen nicht getrennt werden. Die Lagerungsverhältnisse an der Weichsel‘ sollen so sein, daß die primäre Eemfauna als altinterglacial (vor- letztes Interglacial) angesehen werden muß. Sie liegt, so sagt GAGEL, unter einem detailliert gegliederten Diluvium ‚von 100—120 m Mächtigkeit, das in sich noch ein pflanzen- führendes Interglacial und eine mächtige Verwitterungs- zone enthält. 1) Die Beweise für eine menrfache Vereisung Norddeutseh- lands usw., Geol. Rundschau IV, 1913, und „Über die strati- graphische Stellung der sog. Eemfauna“; diese Zeitschr. 70, 1918, Mon.-Ber. S. 173—177. RR — 121 — Man erkennt, daß diese Beschreibung gewisse Züge des Neuenburger Profils wiedergibt. Allerdings ist die Mächtig- keit des Diluviums über dem Interglacial hier nur etwa 20 m. Das pflanzenführende Interglacial (Diluvialkohle) und die Verwitterungszone (Fuchssand) sind vorhanden. Je- (doch ist das primäre?), marine und das terrestrische Inter- glacial nur durch eine schwache Gerölischicht getrennt, die den Rückzug des interglacialen Meeres andeutet, d. h. wenn die Diluvialkohle Interglacial II ist, so ist es auch die hier gleich darunter an primärer Lagerstätte liegende Eemfauna. Auf die übrigen viel. umstrittenen Fundpunkte der Eem- fauna in Westpreußen, hier des näheren einzugehen, ist nicht beabsichtigt. Nur auf eins möchte noch zu verweisen sein, nämlich, daß der Geschiebemergel bei Ostrometzko, der die dortige marine Fauna bedeckt oder einschließt, nicht ‚Unterer‘ sondern E ist, der hier die Gehänge heruntergleitet. Es scheint ein sicherer Beweis dafür, daß die Eemfauna in Westpreußen irgendwo Interglacial I ist, bisher nicht vor- zuliegen. Dagegen ist sie bei Neuenburg sicher Inter- glacial I. 8. Zur Terminologie der Falten und Flexuren. Von Herrn ERICH HAARMANN. Berlin-Halensee, den 5. März 1922. Die Bezeichnungen „Faltenachse“ und „Achsen- ebene“ werden oft in unklarer und laxer Weise gebraucht. Mit anderen Autoren (z. B. AMPFERER, HARBORT, C. SCHMIDT, SCHÖNDORF, STILLE) verstehe ich unter Faltenachse eine Linie, welche an der Biegung einer gefalteten Schicht ent- langlaufend gedacht wird; in speziellen Fällen werden Achsen auch als Sattel- und Muldenachsen oder als Sattel- und Muldenlinien bezeichnet. Als Achsenebene bezeichne ich mit Wırckens!) „die Fläche, die die Scheitel ‘aller ein- 2) Es sei noch hervorgehoben, daß der Eserrsche Horizont k anerkanntermaßen die Eemfauna an primärer Stelle enthält. 1) 0. WILCKENs, Grundzüge der tektonischen Geologie, Jena 1912733: 4 — 122 — zelnen Schichten einer Falte schneidet“, d. h. also eine Fläche, in der alle Achsen der einzelnen Schichten einer Falte liegen; es ist die Fläche, die BRÖGGER in einem Speziäl- fall „Kniekungsebene“ nannte. Auch im Auslande ist diese Bezeichnungsweise und die scharfe Trennung von Achse und Achsenebene, soweit ich sehen kann, allgemein üblich. So sagt z. B. Leit#?): „The axial plane of a fold intersects the crest or trough in such a manner that the limbs or sides of the fold are more or less symmetrically arranged with reference to it. The intersection of the axial plane with the crest or trough of a fold is the axial line, axis, crest line or trough line.“ Im .Gegensatz: hierzu gebrauchen v. RiıcHT- HOFEN®), DE MARGERIE und Hxım?t), Löw’), KAYSER‘) und andere „Achse“ und „Achsenebene‘ als gleich- bedeutend. Beide Bezeichnungen sind indessen für tek- tonische Arbeiten unentbehrlich, weil ohne sie die Lage einer Falte im Raum nicht eindeutig zu bestimmen ist, was auch die unten folgenden Ausführungen zeigen werden. Zudem. widerstrebt es dem Sprachgebrauch, eine Ebene oder Fläche als Achse zu bezeichnen; eine solche ist immer eine Linie. Freilich erscheint die Achsenebene im Quer- schnitt als Linie, aber dieser Flächenquerschnitt darf nicht als Achse bezeichnet werden, wie dies außer den eben genannten Autoren z. B. auch Heıs#-Herest’) und K. LeH- ' MANN®) tun. Den verbreiteten Irrtum, daß allgemein die Achsen- ebene den Winkel, welchen die Schenkel miteinander bilden, halbiert?), wie dies nur bei symmetrischen Falten der Fall 2, C. K. LeitH, Structural Geology, New York 1913, S. 104. 3) v. RICHTHOFEn, Führer für Forschungsreisende, Han- nover 1886, S. 610; Neudruck 1901, S. 599. *) E. DE MARGERIE und A. Heım, Die Dislocationen der Erd- rinde, Zürich 1888, S. 53. 5) F. Löw, Geologie, Leipzig und Wien 1996, S. 165. 6) E. Kıyser, Allgemeine Geologie, 5. Aufl., Stuttgart 1918, - S. 207. Be °) Heıse-Herest, Bergbaukunde I, 4. Aufl.. Per ST 8) K. LEHMANN, Das tektonische Bild des rheinisch-west- fälischen Steinkohlengebirges, Glückauf, Sonderdruck 1920, S. 12, Abb. 2 und 3. 2) WVeil, zu I 7 a. & O. S. 610; DE MARGERIE und Hr, a. a. 0.,8. 53; eh a.&.0. S.207; K. KEILHACK, Lehrbuch der pr. aktischen Geologie, 2. Aufl., Stuttgart 1908, S. 75; derselbe, Grundwasser und A 2. Aufl., Berlin 1917, S. 35. — 123 — ist, hat schon WıLckens!®) richtiggestellt, ohne daß eine Änderung selbst ir den Lehrbüchern vorgenommen worden wäre. Unklarheit besteht nun auch in der Anwendung der Bezeichnung „stehende Falte“. Nach Ars. Heım!) können Gewölbe „vertikal gestellt, nach einer Seite geneigt, oder sogar ganz horizontal übergelegt sein“ und so unter- scheidet er „stehende, geneigte und liegende Falten“. KAYsErR gebraucht „aufrecht“ und „gerade‘ als gleichbedeutend mit stehend und unterscheidet bei seinen drei verschiedenen Faltenarten, den Normal-, den Isoklinal- und den Fächer- falten je: 1. aufrechte, gerade oder stehende Falten mit mehr oder weniger senkrechter Achsenebene, 2. schiefe, mit schräger Achsenebene und entgegengesetzt fallenden Schenkeln,. 3. überkippte und 4. liegende Falten. Wırckzns!2) gibt eine ähnliche Einteilung und auch LEITH!2) sagt: „Each of these kinds of folds may be further classed as upright, inclined, overturned, or recumbent, depen- ding upon wether its axial plane is vertical, inclined, over- turned, or recumbent“. Mit Heım, Kayser, Leitm und anderen verstehe ich unter stehenden Falten solche mit (mehr oder weniger) saigerer Achsenebene, außerdem aber — wie:ich hin- zufügee — auch mit mehr oder weniger hori- zontaler Achse. Dies ist offenbar nach den ange- zogenen Beschreibungen auch die Meinung der ge- nannten Autoren, wenn sie es auch nicht ausdrück- lich betont haben: auch sie wollen meines Erachtens nicht etwa alle Falten mit senkrechter Achsenebene als stehende bezeichnen, sondern nur die mit mehr oder weniger horizontaler Achse. Augenscheinlich ist die Be- zeichnung ‚stehend‘ und ‚aufrecht‘ davon hergeleitet, daß ‘die so genannten Falten gewissermaßen auf zwei Beinen, den Faltenschenkeln, aufrecht stehen, und das tun nur die mit horizontaler Achse. Eshatsichnunbeimanchen Autoren — wie mir scheint nach dem Vorgange LAcH- MANNSY) — der Gebrauch eingebürgert, alle 10) O0. WILCKENS, a..a. O. S. 9. 11) Au. Heım, Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung usw., Bd. II, Basei 1878, S. 197. 12) O0. WILcKEns, a. a. O0. S, 10ff. 25) 0. &K. Leiten, a. a. OL S. 105. 14) R. LAcHmann, z. B. in: Der Salzauftrieb, Sonderdruck, Halle a. d. S, 1911, S. 78£t. — 124 — Falten mit senkrechter Achsenebene, auch die mit stark geneigter bis senkrechter Achse, als stehende zu bezeichnen. Solche Falten wurden früher wenig beachtet, und es fehlt für sie tatsächlich bis ‚heute eine Bezeichnung. Sie haben aber größere Bedeutung, als man früher annahm. Insonderheit treten sie bei Faltenvergitterung auf, weil durch die erste Faltung eine relative Versteifung des Gebirges hervorgerufen wird, die der zweiten Kompression Wider- stand gegen normale Durchfaltung leistet, d. h. gegen die Bildung von Falten mit horizontalen Achsen. Schichten verbiegen sich überhaupt im allgemeinen am leichtesten in der Weise, daß die Faltenachsen mehr oder weniger parallel zur präplikaten Lage der Schichtflächen verlaufen, also bei ungefalteten Schichten wagrecht, bei geneigten, dagegen entsprechend deren Einfallen. Dabei ist ein wich- tiger Unterschied der, daß bei Faltung horizontaler Schichten ein Ausweichen in senkrechter Richtung, nach oben statt- findet, und dies leichter und gleichmäßiger vor sich geht, als seitliche Auspressung (die oft mit Ausweichen der Schichten nach oben, nach Regionen geringeren Drucks verbunden ist). Daher bilden Falten mit steilen Achsen nicht so ausgeprägte tektonische Linien wie solche mit flachen und sind auch deswegen wohl nicht so beachtet worden, wie eben Faltenvergitterung überhaupt lange Zeit vernachlässigt worden ist. Den norddeutschen Geologen wur- den derartige Falten erst mit Erschließung der Salzstöcke näher bekannt. In diesen sind die Schichten zunächst herzynisch gefaltet und dabei oft isoklinal . zusammenge- schoben worden, so daß der jüngere, rheinische Druck diese steilstehenden Schichten nicht immer in seinem Sinne zu Falten mit horizontalen Achsen durchfalten konnte, viel- mehr bog das mobile Salzgebirge häufig seitlich aus und es entstanden so jene Falten mit geneigter oder gar saigerer Achse. Aber nicht nur im Salzgebirge, sondern auch in den jüngeren Formationen sind solche Falten bei uns zu beob- achten, ebenso wie in vielen anderen Gebieten der Erde. Über ihre große Bedeutung habe ich mich an anderer Stelle geäußert!5). Es ist notwendig, diese Falten besonders zu bezeichnen. Ich schlage vor, Falten mit geneigter Achse „geneigtachsige‘“, und solche mit mehr oder weniger 15) BE. HAARMANN, Über Stauung und Zerrung durch. ein- malige und wiederholte Störungen; diese Zeitschr., Bd. 72, Jahr- gang 1920, Abh. S. 218ff. — 125 — senkrechter Achse ‚„saigerachsige“ Falten zu nennen. Von diesen haben die saigerachsigen senkrecht stehende Achsenebenen, während die geneigtachsigen Falten, ebenso wie die horizontalachsigen, senkrechte oder geneigte Achsenebenen haben können. Auch bei Flexuren ist es notwendig, von Achsen zu sprechen und ich verstehe unter „Flexurachse“ ganz entsprechend der Faltenachse eine Linie, welche die Umbiegung einer flektierten Schicht begleitet. Um analoge Erscheinungen übereinstimmend. zu charak- terisieren, empfehle ich, auch Flexuren mit steiler oder saigerer Flexurachse als „geneigtäachsige” bzw. „sai- gerachsige"‘ Flexuren zu bezeichnen. Es muB zu Mißverständnissen führen, wenn man sie wie HörERr!?°), „stehende“ Fiexuren nennt. Saigerachsige Flexuren sind bei v. RICHTHOFEN!'!) ‚„Schiebungsflexuren“ (im Gegensatz zu den „Senkungsflexuren‘, die horizontale Achsen haben). Man braucht aber außer diesem v. RICHTHOFENSchen Namen, welcher eine Erklärung der Genesis in sich schließt, auch den rein beschreibenden Terminus „saigerachsige Flexur“. 16) HöFER v. HEImHALT, Die Verwerfungen, Braunschweig 1917, S. 43. 17) v. RICHTHOFEN, a. a. O. S. 608. — 1206 — Neueingänge der Bibliothek. MERRILL, GEORGE P.: Notes on the composition and structure, of the Indarch, Russia, meteorie stone. Aus: Proceed. U. 8. Nat. Mus. 49., Washington 1915. Report on some carbonic acid tests on the weathering of marbles and limestones.. Aus: Proceed. U. S. Nat. Mus. 49. Washington 1915. A heretofore undescribed meteoric stone from Kansas City, Missouri. Aus: Proceed. U. S. Nat. Mus. 55. Washington 1919. A recently found iron meteorite from Cookeville, Putnam County, Tennessee. Aus: Proceed. U. S. Nat. Mus. 51. Washing- ton 1916. Notes on the Whitfield County, Georgia, meteoric irons, with new .analyses. Aus:- Proceed. U. S. Nat Mus. 51. Washington 1916. Further notes on the Plainview, Texas, meteorite. Aus: Proceed. U. S. Nat. Mus. 54. Washington 1918. A newly found meteoric stone from Lake Okechobee, nah Aus: Proceed. U. S. Nat. Mus. 51. Washington :1916. On the Fayette County, Texas, meteorite finds of 1878 and i900 and the probability of their representing two dis- tinct falls. Aus: Proceed. U. S. Nat. Mus. 54. Washington 1918. A new find of meteorice stones near Plainview, Hale. County, Texas. Aus: Proceed. U. S. Nat. Mus. 52. Washington 1917. The Fisher, Polk County, Minnesota, meteorite. Aus: Proceed. U. S. Nat. Mus. 48. Washington 1915. PRAESENT, Hans: Die Geschichte der Erde, neuere deutsche Haupt- werke der Geolögie. Aus: Das deutsche Buch, I. 1921. 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HärTteEL, vorgeschlagen PIETZSCH, KossMAT, KRENKEL; Herr‘ Prof. Dr. W. Eıteı, Königsberg i. Pr., Herr Dr. BrascHinG, Mineralogisches Institut Königs- bers’i. Pr., vorgeschlagen von den Herren: BÄRTLING, SCHLOSS- MACHER, DIENST; von den Herren: Mineralogisches Institut Anhaltische Braunkohlenwerke, e. V., Cöthen (Anhalt), Heinrichstr. 11, vorgeschlagen von den Herren: PICARD, DIENST, BÄRTLING; Herr Bergwerksdirektor Dr. MÜLLER, Herr Bergwerksdirektor JOHANNES DE VRIES, Herr Bergwerksdirektor FISCHER, Grube Jlise, N.-L., vorgeschlagen von den Herren: SCHUMACHER, BÄHt, TEUMER; 9 — 130 — Herr Dr. Max RıcHrar, Bonn, Nußailee 2, Herr Dr. Hans Breppın, Bonn, Nußallee 2, vorgeschlagen von den Herren: TILMANN, WANNER. STEINMANN; Fräulein Studienrat Dr. phil. Herrt#4 RıEper, Sprem- berg-Lausitz, Wilhelmstr. 21, vorgeschlagen von den Herren: Jor. WALTHER, WEIGELT, VON FREYBERG; Geologisches Institut der Universität Dorpat, vorge- schlagen von den Herren: von WoLFF, WEIGELT, JOH. WALTHER. Die Vorgeschlagenen werden aufgenommen. Die Neueingänge für die Bücherei werden vorgelegt. Hierauf spricht Herr K. GRIPP über „Marines Pliocän und Aipparion gracile vom Morsumkliff auf Sylt“). Zur Erörterung des Vortrags spricht Herr W. WoLFrF. Der Vorsitzende begrüßt hierauf Herrn Prof. SAMOJLOFF aus Moskau, der als Gast an der Sitzung teilnimmt. Herr PAUL WOLDSTEDT hält seinen Vortrag über: Studien an Rinnen und Sanderflächen in Norddeutschland. In der Sanderzone, die im allgemeinen die Endmoräne außen begleitet, heben sich einzelne große Sanderflächen durch ihren Bau und ihre Oberflächengestaltung heraus. Ussıng beschrieb solche zuerst aus Jütland und iaßte sie auf als gewaltige Schuttkegel subglazialer Schmelzwasser- ströme, die an bestimmten, heute noch deutlich erkenn- baren Punkten aus dem Eis heraustraten, und deren Spuren in Rinnentälern, Seenkeiten und Föhrden im ehemals eis- hedeckten Gebiet vorhanden sind. Kegelsander dieser Art sind auch in Norddeutschland weit verbreitet, und als ein solcher ist z B. der Mücken- burger Sander südlich von Berlinchen in der Neu- mark anzusehen. Die die Umrandung des Odergletschers bildende jungbaltische Endmoräne zeigt hier eine Finbuch- tung zum Berlinchener See hin, und dort liegt die Aui- schüttungsregion des Mückenburger Sanders in etwa 100 m über NN. Sie zeigt die für die Aufschüttungspunkte solcher Samderkegel charakteristische Struktur: radiales Ausstrahlen ) Der Vortrag erscheint in den Abhandlungen. — 31 — von zahlreichen unregelmäßigen flachen Rücken und Senken, Anhäufung groben gerollten Materials, dessen Korngröße im Sander nach außen hin abnimmt. An der Aufschüttungs- region endigt das eigentümliche, durchschnittlich 2 km breite und bis 60 m in die Diluvialhochfläche scharf eingeschnittene Plönetal, das, von der Odermündung kommend, die Becken des Madü- und Plöne-Sees beherbergt und sich mit unregelmäßig kuppigem Talboden zum Sander hin hebt. Es ist subglazial ausgefurcht worden durch einen mächtigen Schmelzwasserstrom, der nach seinem Austritt aus dem Eis den Mückenburger Sander aufschüttete. Ein weiteres Beispiel für einen Kegelsander bildet der große in der Fortsetzung der Potsdamer Seengruppe gelegene Beelitzer Sander. Seine Aufschüttung er- folgte durch Schmelzwasserströme, die subglazial das trichterförmig sich verengende Rinnensystem der Havel- seen ausfurchten und südlich von Ferch aus dem Eis aus- traten. Schließlich bieten die Verhältnisse in der Ratzeburg — Möllner Gegend noch ein gutes Beispiel. Der Ratze- burger See bildet die tiefste Stelle einer von der Lübecker Bucht kommenden Rinne; in ihrer Fortsetzung ist eine spitz keilförmig in das ehemals eisbedeckte Ge- biet hineinragende Aufschüttung geschichteter Kiese und Sande vorhanden, die allmählich in den eigentlichen Sander übergeht. Dem Hauptschmelzwasserstrom kam seitlich aus der Stecknitz-Rinne ein weiterer subglazialer Fluß zu: Schmelzwässer jüngerer :Phasen haben die Verhältnisse nur unwesentlich verändert. — Die Verfolgung einer einheitlichen Eisrandlage, wie der Äußeren Baltischen Endmoräne in Mecklenburg und Schleswig-Holstein, zeigt, daß hier alle größeren Beernlachen nach dem. Kegeltyp sebaut sind. Die ‚größten Kegel sind in der Fortsetzung der großen See- bzw. Föhrdenflächen vorhanden. So ist der Meyen- burger Sander genetisch mit der Rinne des Plauer Sees, der riesige Sülstorfer Sander mit dem Schweriner See ver- knüpft. Der Bornhöveder Sander in Holstein, dort gelegen, wo der Lübecker Eislobus mit dem Kieler einen einspringen- den Winkei bildet, verdankt seine Aufschüttung zahlreichen Rinnen, die konzentrisch auf diesen Winkel treffen und zu denen vor allem auch das Plöner Seensystem gehört. In der Fortsetzung der drei breiten schleswigschen Föhrden, der Eckernförder Bucht und Inneren 9%* — 132 — Schlei (die zusammen eine breite Rinne bilden, zu der die Äußere Schlei als zweite schmalere Rinne hinzu- kommt), der Flensburger undApenraderFöhrde, sind ebenfalls mächtige Sanderkegel entwickelt. Während aber in den vorher betrachteten Fällen die Rinnen un- mittelbar an den Sander-Aufschüttungspunkten endigten, sind die Enden der genannten drei Föhrden von hufeisen- förmigen Wällen von Grundmoräne umgeben, die an- scheinend auf einen lokalen jüngeren Vorstoß zurück- zuführen sind. Über die Entstehung der Rinnen (Seenketten, Föhrden) kann zusammenfassend gesagt werden, daß sie in der Hauptsache auf die ausfurchende Tätigkeit sub- glazialer Schmelzwässer zurückzuführen ist. In einzelnen Fällen ist auch das Eis an der Ausgestaltung beteiligt gewesen, wie dies z. B. für die ersterwähnten schleswigschen Föhrden anzunehmen ist. Am Boden des Gletschers bildete sich, nn viel- leicht durch Abtauen des Eises an seiner Unterfläche, in der Hauptsache aber wohl durch in Spalten von der Oberfläche herabstürzende Mengen, Schmelzwässer, die in Furchen und Rinnen zum Eisrande strebten, hier in Form einzelner großer Ströme hervorquollen und die Sander- kegel aufschütteten. Die subglazialen Schmelzwässer flossen unter wesentlich anderen Bedingungen als das subaerisch fließende ‚Wasser; im Gletscher unter Druck . stehend, Konnten sie tiefe Rinnen in den Untergrund ero- dieren und auch bergauf fließen. Die Sander sind nicht überall reine Aufschüttungs- flächen, sondern stellenweise auch durch Einebnung älterer Bildungen entstanden. Wo die Schmelzwässer aus dem Gletscher austraten, zeigt die Endmoräne stets Unter- brechungen; für gewöhnlich ist der Eisrand nach diesen Punkten hin eingebogen, eine Erscheinung, die zum Teil als direkte Folge der Sanderaufschüttung anzusehen sein dürfte. Die Hypothese eines subglazialen Abfließens der Schmelzwässer — mit denen sich die von den Mittelgebirgen kommenden Flüsse vereinigten — nach Norden unter den Gletscher hin, wie sie zuletzt von WUNDERLICH vertreten ist, steht mit den hier entwickelten Anschauungen in krassestem Widerspruch und ist völlig abzulehnen. —- Die Durchforschung weiterer Eisrandiagen in Nord- deutschland zeigt, daß der Kegeltyp der Sanderflächen — 133 — weit verbreitet ist; er findet sich z. B. bei der nördlich des Baruther Haupttals vorhandenen Endmoräne (,Gubener oder Südposensche Phase‘) und ebenso bei dem nächst nördlicheren ausgeprägten Stadium („Frankfurter oder Mit- telposensche Phase“), das in seiner weiteren Fortsetzung nach Westen hin in die Äußere Baltische Endmoräne in Mecklenburg und Holstein übergeht. Die Sanderflächen der Umrandung des Odergletschers und ihrer Fortsetzung nach Hinterpommern (,Baltische Phase‘) zeigen zum großen Teil eine etwas andere Ausbildung, die noch näherer Unter- suchung bedarf. Das Studium der Sanderflächen erscheint wichtig mit Rücksicht auf die Erkennung der wirklich bedeutenden Eis- randlagen Norddeutschlands und ihre Verfolgung über größere Erstreckung hin. Hier ergibt sich vielleicht ein relativ sicheres Erkennungsmittel der wirklichen Zusam- mengehörigkeit von Eisrandlagen. An der Aussprache nehmen teil, die Herren GAGEL, WOLFF, SOLGER, WERTH, der Vortragende und der Vorsitzende. Herr Ü. GAGEL bemerkt zu diesem Vortrag folgendes: Ich kann mich den Ausführungen des Vortragenden nur anschließen, besonders dessen Betonung, daß die Größe ‘ und Bedeutung einer Eisstillstandslage viel mehr aus der Größe und Ausdehnung des dazu gehörigen Sanders als aus den Dimensionen einzelner Moränenkuppen und Wälle erschlossen werden muß, daß also die sogenannte „große (nördliche) Baltische Endmoräne ihren Namen sehr zu Unrecht führt und ihn eigentlich an die südliche baltische Endmoräne abtreten müßte, die einen unvergleichlich größe- ren Sander hat, in dem die eigentlichen Moränenkuppen »roßenteils begraben und erstickt sind, sodaß sie viel- fach kaum in die Erscheinung treten. — Ebenso halte ich den Hinweis des Vortragenden für völlig richtig, daß der Verlauf der großen Sanderflächen wohl noch öfter bei genauerem Studium dahin führen wird, den bisher an- senommenen Verlauf der Endmoränen zu verbessern — ein Teil der Endmoränen hängt sicher anders zusammen als bisher angenommen ist. Ich möchte darauf hinweisen, daß ich diese beiden Punkte bereits mehrfach in. aller Deutlichkeit betont habe (vgl. z. B. ©. Gager: Die letzte große Phase der diluvialen Vergletscherung Norddeutsch- lands. Geol. Rundschau, VI, 1915, S. 63/64 und 74/75), ohne — 1394 — daß diese Hinweise bisher entsprechende Beachtung gefun- den hätten. Über die Abgrenzung von Endmoränen und Sander und das, was als Endmoräne zu bezeichnen ist, wird man im gegebenen Falle z. T. wohl stets verschiedener Meinung sein können — auf derartige Grenzen kommt es zum Schluß auch nicht so sehr an, wenn nur das Phänomen als solches im ganzen genetisch erkannt und dargestellt ist. Inwieweit die Föhrden und sonstigen Zuleitungswege zu den großen diluvialen Abflußwegen subglazial oder suba@risch entstanden, wieweit sie dem Wasser oder dem Eise ihre Entstehung verdanken, ergibt sich m. E. ziemlich sicher daraus, ob sie an ihren Ufern Abschnittsprofile enthalten, wie z. B. der Ratzeburger See oder ob sie bis zum Grunde mit oberer Grundmoräne ausgekleidet sind, wie es z. B. bei den meisten Föhrden der Fall ist. Endlich möchte ich mich noch besonders dem Protest des Vortragenden gegen die Hypothese anschließen, daß etwa die Schmelzwässer des Inlandeises z. T. oder zeitweise unter das Eis zurückgeflossen sein könnten — diese Hypo- these ist m. E. nach allen Beohachtungstatsachen völlig undiskutabel. Herr W. WOLEFEF bemerkt zum Vortrag von Herrn WOLDSTEDT folgendes: Ich möchte an die von Herrn WorLpstEpr getroffene; Unterscheidung zwischen einheitlich entwickelten Kegel- Sandern und „unfertigen Sandern‘ anknüpfen. Der letztere Typus findet sich besonders im ostdeutschen Bin- nenlande häufig, und es gehört dazu z. B. der von J. Korn beschriebene große Dragesander, der an der Ostseite des Odergletschers entlang sich zum Netzetal in der Gegend von Kreuz an der Ostbahn hinabzieht. Dieser Sander ist ausgezeichnet durch eine größere Anzahl offener Rin- nenseen, die merkwürdiger Weise nicht bloß in der all- gemeinen Gefällrichtung des Sanders, also von Norden nach Süden, sondern auch quer dazu von Westen nach Osten angeordnet sind. Beide Talsysteme sind gleich gut erhalten und es kommt sogar vor, daß sie sich kreuzen, z. B. in der Gegend des Dorfes Marzelle an der Drage. Es ist schwer, sich vorzustellen, welche Bildungsverhältnisse es ermöglicht haben, daß eine Querfurche in der Landschaft erhalten blieb, während wilde Sandfluten in der, Längs- — 135 — richtung strömten. Man muß schon annehmen, daß viel- leicht die Querrinne dicht gepackt voll Treibeis lag, das zunächst verschüttet wurde, dann unterirdisch zerschmolz und die Sanddecke über sich einsinken ließ, so daß die alte Form wieder durchkam. In gleicher Weise kann man auch zwischen fertigen und unfertigen Abschnitten der Urstromtäler un- terscheiden, in welche die Sander übergehen. Ein fertiges Urstromtal mit schönen Terrassen ist z. B. das berühmte Eberswalder Tal, einunfertigesdagegendasBer- liner Urstromtal, das weit mehr einem unfertigen Sander als einem entwickelten Stromtal gleicht. Es wird bei Spandau sowie im Osten von Berlin in nordsüdlicher Richtung von großen, offenen Querrinnenseen durchzogen, obwohl das allgemeine Sandgefälle der Talfläche von Osten nach Westen gerichtet ist. Terrassen, die auf eine Ur- anlage aus zwei getrennten, in der Berliner Enge durch- gebrochenen Sandern deuten könnten, sind bisher nicht beobachtet worden. Die Erhaltung der Havelseen von Tegel bis südlich Spandau sowie der Oberspreeseen inner- halb der von Osten nach Westen aufgeschwemmten Sand- massen ist vielleicht auch auf die Anwesenheit von Eis in jener Zeit zurückzuführen, und es hat ja auch K. KeıL- HACK bereits einmal den bei den Berliner Museumsbauten mühsam überbrückten Faulschlammkessel als ein altes Eis- loch im Talsand erklärt. Herr E. WERTH bemerkt zum Vortrag von Herrn WOLDSTEDT folgendes: _ Auf drei Punkte der Ausführungen des Vortragenden möehte ich kurz zurückkommen. 1. Daß die radialen Rin- nenformen der Glazialgebiete auch nicht — wie PENCK es z. B. für die Gletscherfächer im nördlichen Alpenvor- lande wahrscheinlich machen will — fluviatil vorgebildet sein können, glaube ich wiederholt gezeigt zu haben (vgl. u. a.: Aufbau und Gestaltung von Kerguelen, Deutsche Südpolar-Expedition 19011903, Bd. II. S. 130ff. — Stu- dien zur glazialen Bodengestaltung in den skandinavischen Ländern, Zeitschrift der Ges. f. Erdkunde zu Berlin, 1907). Da das Zentrum des Frosionsfächers oder dem Zentrum nahegelegene Teile desselben in den Glazialgebieten viel- fach durchschnittlich höher liegen, als die Peripherie (7. B. Südschwedische Halbinsel, Kerguelen), so kann ein zen- tripetales Flußsystem nicht die Vorbedingung für das ra- — 16 — diale Rinnensystem sein. Aber auch wo, wie vielfach im Alpenvorlande, eine zentrale Depression vorliest, läßt uns die gedachte Erklärung im Stich. Der Verlauf der End- moränenzüge zeigt hier (vgl. z. B. das von mir gegebene Kärtchen des Bodenseegebietes, Prähistor. Zeitschrift, VI, 1914, S. 203) deutlich eine Beeinflussung des Gletscher- umrisses durch das radiale Rinnensystem bei den Rück- zugsstadien, aber nicht beim Maximalstande. Daraus geht hervor, daß erst unter dem Gletscherkuchen die Rinnen gebildet wurden. Wir müssen mithin die radialen Rinnen der Glazialgebiete als Produkte ausschließlich glazialer Ero- sion ansehen. 2. Ich möchte doch an der Auffassung festhalten, daß die Bildung der den radialen Rinnen der Glazia!l- gebiete eigentümlichen Schwellen mit — wenn auch ganz vorübergehenden — Halten im Eisrückzuge im Zusammen- hang steht. In Glazialgebieten, in denen — wie z. BD. auf der Südschwedischen Halbinsel — der feste Felsunter- grund aus dünner Diluvialdecke vielfach zutage tritt und in denen sich daher der Anteil glazialer Erosion an den Oberflächenformen sicherer feststellen läßt, läßt sich in zahllosen Fällen das Auftreten von Endmoränenbildungen in Verknüpfung mit den aus festem Fels bestehender Schwellen der radialen Rinnen beobachten. Auch hierfür habe ich in den angeführten Abhandlungen Beispiele bei- gebracht. 3. Von den verschiedenen, vom Vortragenden besproche- nen Formen, in denen eine Verknüpfung des Sanders mit den Moränen stattfindet, möchte ich an diejenige hier nochmals erinnern, bei welcher im Radialschnitt des Ge- ländes der höchste Punkt nicht im Moränengelände selbst liegt, sondern mit dem Gipfel des flachen Sanderkegels zusammenfällt. Diese Oberflächenform ist uns zuerst durch die dänischen Geologen aus der Gegend südwestlich von Viborg (Jütland) bekannt geworden; sie. findet sich aber auch mehrfach in Norddeutschland und ist hier, wie mir scheinen will, nicht immer (z. B. in der Lüneburger Heide) klar erkannt ‚worden. Hierauf wird die Sitzung geschlossen. Ve se 0. SOLGER, BÄRTLING, POMPECKI. a Protokoll der Sitzung am 7. Juni 1922. Vorsitzender: Herr BÄRTLING. Als neue Mitglieder wünschen der Gesellschaft beizu- treten: Herr cand. geol. R. Brırz, Heidelberg, Hauptstr. 52, vorgeschlagen von den Herren: SaLoMmon, BoTzoxe und Rück; Herr Bergbaubetfl. HELMUT DÖHL, Berlin W 66, Leip- ziger Straße 44, vorgeschlagen von den Herren: J. BEHR, Proken, BÄRTLING; Herr Dr. Hermann Kxurs, Bonn, Nußallee 2, vorge- schlagen von den Herren: STEINMANN, TILMANN und JAWORSKI; Herr cand. geol. Maurız Neumann (von Padang), Berlin N4, Invalidenstraße 43, vorgeschlagen von den Herren: DIETRICH, JANENSCH, POMPECKT; Herr Dipl. Bergingenieur und Markscheider Dr. phil. KARL JOoSEPH STIER, Heilbronn a. N., Frankfurter Straße 40, vorgeschlagen von den Herren: Brät- HÄUSER, RINNE, STILLE. Die Vorgeschlagenen werden aufgenommen. Der Vorsitzende gibt sodann bekannt, daß die Gesell- schaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in diesem Jahre ihr 100jähriges Bestehen feiert und hierzu die Mitglieder der Deutschen Geologischen Gesellschaft eingeladen hat. Die Versammlung findet in der Zeit vom 16. bis 24. Sep- tember in Leipzig statt. Leiter der Abteilung Mineralogie, Geologie, Geographie und Geophysik sind die Herren: RınyE und KosmAt. Diejenigen Mitglieder der Gesellschaft, die beabsichtigen an der Tagung teilzunehmen und in einer Abteilungssitzung einen Vortrag zu halten, wollen sich möglichst umgehend mit den Herren RınıEe und Kosmar in Verbindung setzen. Der Vorsitzende legt sodann die als Geschenk für die Bücherei eingegangenen Druckschriften vor. Herr HANS RECK spricht Über die Basaltvulkane des Hegaues. (Mit 3 Textfiguren.) Seit langem gründlich bekannt und oft in heißem Streit der Meinungen von den verschiedensten Gesichts- punkten aus gewertet sind die vulkanischen Gebiete Süd- deutschlands, welche die Albtafel nördlich der Donau trägt. Umso überraschender ist es, daß der südlich so nah be- 'nachbarte Hegau, ein wie kein anderes heute noch die reinen Züge einer Vulkanlandschaft zur Schau tragendes Gebiet, vulkanologisch in der Literatur überhaupt kaum Beachtung gefunden hat. Was immer wir von Physio- graphie und Aufbau der dortigen Vulkane, von ihrem Eruptionsmechanismus wissen, beruht größtenteils auf zer- streuten, ohne Zusammenhang gegebenen Einzelnotizen, oder einer schematischen Zusammenstellung und Deutung von solchen, die meist gleichsam nebenbei, nur im Ver- gleich mit den anderen genannten vulkanischen Vorkomm- nissen gegeben zu werden pflegen. So nur ist es verständlich, daß der’ eine die Hegau- vulkane als gewaltige vulkanische Massen ansprechen konnte, während der andere sie als Repräsentanten von Vulkanembryonen deutet; so auch nur, dab darüber .Ge- gensätze existieren Können, ob man die dortigen Basalte als Teile von echten vulkanischen Bauten, oder nur als letzte Decken- und Stromreste eines im übrigen heute zer- störten Vulkanismus ansprechen soll. Solche Unklarheit in den elementarsten Grundzügen hat mich veranlaßt, meine vorjährigen Sommerferien dem Studium dieses Gebietes zu widmen!). Um das Resultat vorwegzunehmen: Dier: Hesau, tra sti.vın kanisiche7 Baumensaa allen Entwieklungsstadien vom echten, sei tenen Vulkanembryo bis zum herrschenden fertigen,allerdingsstetskleinen, aber stets auchkompliziertgebauten Vulkan. Alledor- tigen Vulkane sind mehrphasiginihrer Ent- stehung7und'ırepräsenvtie ren/in schremeserz mentyp einen. Eruptionsmechanismus,.der hier, allen gemeinsam,, außerhalpzadaerrer engeren Gren#en:. und. der unmittelpaııpe- nachbarten und verwandten Albgebiete jedoch bis heute nur in seltenen Fällen bekannt sewordenist, 1) Die ausführliche Bearbeitung des Vulkangebiets wird als Sonderband der Veröffentlichungen des Immanuel Friedlaenderschen Vulkaninstituts zu Neapel 1923 erscheinen. In diesem Vortrag wird nur das Resultat eines Teilabschnittes, die Morphogenie der Basaltvulkane und ihr Entwicklungsmechanismus, in den Haupt- zügen zusammenfassend vorgeführt. n — 139 — Auch auf der nalen Alb ist er nirgends zu formvollen- deter Entwicklung gekommen, sondern in seinen Anfangs- stadien stehen geblieben, außerhalb Süddeutschlands ist er mir überhaupt nur noch aus Langs Studien vom Lams- berg in Hessen in einem typischen Fall in Deutschland bekannt geworden, der erst kürzlich durch BLANCKENHORN?) — nach Laxes?®) früher schon publizierten Gedanken — in den Erläuterungen zu der preußischen geologischen Landesaufnahme der Vergessenheit wieder entrissen wurde. Beginnen wir die Betrachtung des Gebietes mit seinem primitivsten, embryonalsten Typ, dem Wannenberg Benzrheng en. Es ist der einzige mir bekannte, in diesem Stadium erloschene Vertreter dieses Typs im Hegau. Auf der Spitze eines flachen, runden Kegelsockeis aus tertiärem Sediment liegt ein schon von weitem un- verkennbarer, nach Osten- geöffneter Krater. Untersucht man ihn näher, so findet sich kein vulkanischer Stofi. Vereinzelt sieht man nur Brocken des tieferen jurassischen Untergrundes, zahlreicher die der tertiären Nagelfluhdecke ausgeworfen. Der Schmelzfluß ist in der Tiefe zurück- geblieben. Eine Gasexplosion schuf nur Kraterschüssel und Rohr. Der Ring ausgeworfener Lockermassen, denen viel- leicht auch Tuffe beigemengt waren, ist heute zerstört. - Vorhanden ist nur noch ein Gipfelring von Schollen sar- matischer, harter Süßwasserkalke, die zur Zeit der Erup- tion die Oberfläche deckten. Und diese Kalke sind nieht nur zu Schollen zerbrochen, sondern durchwegperizentrischnachdemInnern:des Kravers zu geneigt, also. nicht nach außen gsehoben, sondern nachinnen gestürzt, ganz wie dies: aueh von’einigen.-Albtuffkratern bekannt geworden ist. Diese Beohachtung ist für das Verständnis des folgen- den grundlegend wichtig. Andere Fälle ergänzen das Bild dahin, daß der Einsturz nicht nur jünger ist als- die Explosion, sondern sich zeitlich nicht einmal wunmittel- bar an sie angeschlossen hat. 2) BLANCKENHORN und Lang. Erläuterungen z. geolog. Karte von Preußen usw., Lieferg. 198, Bl. Gudensberg 1919, S. 53. 3) Lang. Der Lamsberg bei Gudensberg. Naturw. Wochenschr. 1904, S. 449 ff. — 1410 — Zwei Phasen vulkanischen Geschehens verkörpert also diese Form: 7” 1. Embryonale Krater- und Schlotentstehung durch Ex- plosion. 2. Einsturz durch Massendefekt. Ganz anders jedoch und viel komplizierter ist. das Bild der meisten anderen Hegauvulkane. Bei ihnen spielt Basalt die Hauptrolle, und die Formelemente des Wan- nenbergkalkes übernimmt bei ihnen der Tuff. Recht ver- schieden ist ferner das denudative Schnittniveau, in dem uns diese Vulkane heute vor Augen treten. Ein einfacher Fall: Der Steinröhren. Einst eine Basaltkuppe, die der Basaltgewinnung heute zum Opfer gefallen ist. Daher die heutige Schnittfigur mit der Ober- fläche: nur noch ein langovaler, dünner, kleiner Basalt- kern, der Schlot, umgeben von einem geschlossenen Ring perizentrischer Tuffe, deren Fallen wir leider nicht kennen: Das Ganze in geringer Erhebung über die umgebende Juranagelfluhdecke®). Es ist das typische Schnittbild eines nahe seiner Basis getroffenen Vulkans, niemals das eines vulkanischen Deckenrestes. Ganz anders wird das Bild, wenn die Basaltkuppe noeh nicht abgebaut ist. Dann greift ihre Masse weit auf den liegenden Tuff über. Es ergibt sich eine höhere, im Kraterniveau gelegene Schnittfigur des Vulkans, und diese ist es, welche die eigenartige Eruptivform vor- führt, auf die ich jetzt zunächst wiederum an der Hand eines möglichst einfachen Beispiels eingehen will. Ich wähle dazu die Burgstallkuppein der Vul- kangruppe des Höweneggs. Das beifolgende Profil hat “der Steinbruchbetrieb in dieser vorzüglichen Weise er- schlossen. \ Da ich das Profil schon anderen Ortes’) ausführlicher besprochen habe, kann ich mich hier kurz fassen. Perizentrisch fallen im Westen etwa 15° im Osten etwa 10° geneigte Tuffschichten zum Mittelpunkt der rundlichen Kuppe hin, der aus massigem Basalt besteht, und unter sich das Förderrohr des basaltischen Kernes zur notwendigen 4) Schach. Erläuter. zu Bl. Blumberg der geolog. Karte von Baden 1:25000. 1908. nr ! 5) H. Reck. Über den’ Eruptionsmechanismus einiger eigen- artiger Vulkane Mittel- und Süddeutschlands. Jahrb. d. Preuß. Geolog. Landesanst. für 1921. — 141 — Voraussetzung hat. Ich habe auch bereits gezeigt, daß diese Tufflagen keine primäre Aufschüttungsform sein kön- nen, daß sie vielmehr sekundäre Einbruchsformen sind. Dann aber sehen wir in diesem Einsturzfeld Basalt emporgedrungen, der sich in seiner ganzen Form dem ge- Fig. 1. Der Burgstallvulkan am Höwenegeg. gebenen Einsturzkrater eng anschmiegt, und ferner in. seiner Masse völlig kompakt und ungestört erscheint. Daß auch der Erstarrungsvorgang — wenigstens im Stadium der Herausbildung der Absonderungsklüfte — ohne Störung vor sich ging, veranschaulicht die unbeeinflußt senkrecht durchgreifende Klüftung der gesamten Basaltmasse. Das zeigt, daß der Einsturzkrater nicht Folge der Basalteruption ist, zumal wir ja, wie im Wannenberg, auch Einsturzkrater ganz. gleicher Art und Form ohne basalti- schen Kern kennen, daß der Einbruch also präbasaltisch ist, und daher umgekehrt aller Wahrscheinlichkeit nach- derart in genetischem Zusammenhang mit dem Ausbruch steht, daß er dessen Eintreten einleitet, bzw. vorbereitet. — Daß der Einbruch sich zeitlich eng an das Auf- steigen des Basaltkerns anlehnt, und nicht etwa in zeit- lich unmittelbarer Folge sich an die älteren Tuffex- plosionen anschließt, zeigt die einfache Überlegung, daß die Tuffe bereits als feste Bänke disloziert wurden und dabei ihren vollkommenen Zusammenhalt bewahrten. Die Versinterung loser Aschen und Schlacken zu solchen Tuff- bänken setzt aber eine immerhin nicht unwesentliche Bil- dungszeit voraus. Damit ergeben sich hier eine Anzahl weiterer Le- bensabschnitte im Aufbau dieses kleinen Vulkans, dessen Kompliziertheit sich nur durch eine längere Lebensdauer erklären läßt, als sie Vulkanembryonen eigen ist, während sie bei echten Vulkanen durchaus die Regel ist. — 142 — Die Phasen der Entwicklung stellen sich hier folgen- dermaßen dar: 1. Bildung eines Explosionskraters — Aufschüttung eines Tuffkegels (Erste Eruptivphase). 2. Ruhezeit — Versinterung der Tuffe zu festen Bänken. 3. Einbruch perizentrischer Schollen zum Kraterinnern. 4. Aufbruch des basaltischen Kerns (Zweite Eruptivphase). Dem Empordringen des Basaltes folgt endlich 5. Erlöschen der vulkanischen Tätigkeit, suba@rischer Ab- bau des Vulkans. Ein Wort sei noch ‘über den Kernbasalt selbst an- gefügt. Man hat solche basaltischen Kuppen vielfach als echte Quellkuppen angesprochen. Wie weit das richtig ist, wird jeweils von Fall zu Fall nachzuprüfen sein. Ich stehe in dieser Frage dem Standpunkt LaAcroIx’ nahe, der bestreitet, daß es überhaupt echte basaltische Quell- kuppen gibt, weil die basaltische Schmelze nicht die Zähig- keit und daher den Formenzusammenhalt saurer Mae- men besitzt. Powers‘) neuere Forschungen sind in der Tat weitgehend eine Bestätigung der alten LAcroıx’schen Theorie. Das geschilderte Verhalten der kleinen Hegaukuppen läßt auch sie nicht als ursprüngliche Pfropfen — oder domförmige Kuppen, sondern als die erosiv herausgear- beiteten Steinkerne alter Krater erkennen, also als Erstar- rungs- und Denudationsprodukte einstiger offener Krater- lavaseen oder flachschildförmiger Kraterbodenüberflu- tungen. PET Die nähere Begründung hierfür habe ich schon an “anderer Stelle”) aufgezeigt, ebenso, daß ich auch das den Hegaukuppen so weitgehend formäquivalente Gebilde des bereits erwähnten Lamsberges in Hessen ganz analog deute, dessen bislang einzigartig dastehende- Form und innere Struktur viel von ihrem Rätselhaften verliert, wenn man sie unter den hier aus einer größeren Formenreihe abgeleiteten Gesichtspunkten betrachtet. Ich kehre zum Höwenegg zurück. Ich will aus der Fülle seiner instruktiven Aufschlüsse und der ganzen An- zahl weiterer Krater nur noch ein Profil anführen, das 6) Powers. Volcanic domes in the Pacific. Amer. Journ. of Se. 1916, S. 261 ff. # N) H. Ie:x a. a. OÖ. Über den Eruptionsmechanismus usw. — 143 — besonders die zum Teil weitgehende Kompliziertheit der genetischen Vorgänge aufzeigen soll, die aber selbst in ihrer größten Häufung die an einfachem Beispiel ge- schilderten Grundzüge höchstens ver- schleiern, nicht aber verdecken können. Das Profil entstammt einem Schnitt durch den nordwestlichen Rand eines dem Burgstall nördlich nah benach- barten und ähnlich großen Kraters. Hier ist das positive Relief der Basaltkuppe völlig durch künstlichen Abbau zerstört, und an ihre Stelle trat die von ihrer Füllung "befreite alte Hohlform einer flachen, von Steil- rändern begrenzten Kraterschüssel. Die alte Formwiedergabe ist eine deutliche; denn der Betrieb machte überall Halt, sobald er auf das tech- nisch unbrauchbare Material des Randes stieß, und auch der Boden bildet nach seinem Material eine natürliche Grenzfläche, in der man den Ansatz des zur Tiefe führenden Schlotes jedoch nicht gefunden hat. Dieses Profil ist in erster Linie instruktiv, indem es die Grenz- und Bewegungsfläche einer inversen Innen- scholle gegen periklinal geneigte Tuff- mantelteile zeigt. Es vervollständigt also wesentlich das Profil des Burg- stalles, dessen Tuffaußenschenkel der Denudation zum Opfer gefallen ist. Der innenwärts fallende Profil- schenkel baut sich hier nicht aus reinen Tuffen, sondern aus Laven und Tuffen derart auf, daß die durch ihren Habitus gut vom Kernbasalt unterschiedenen Laven das Profil be- herrschen und nur ein schmales Tuff- bänkchen zwischen sich Einschließen. Innen- und Außenschenkel sind also durchaus verschiedenartig gebaut. Ungleichartiges liegt heute im Profil in einer Höhenlage nebeneinander./ Die inverse Lagerungsform des Innen- Profil des Nordwestrandes des nordwestlichen Vulkans am Höwenege. > Fig. — 14 — schenkels ınuß eine, sekundäre sein, wie am Bursstall, es hat hier ferner nicht nur Kippung, sondern auch Ver- schiebung der Massen gegeneinander stattgefunden. Das zeigt besonders die lokale Schleppung der Grundfläche gegen den liegenden Basaltgang. Das bestätigt ferner die vom normalen Tuffhabitus abweichende, tonig-schiefrige Art des Kontaktes. Das Liegende bildet eine Scholle sehr flach gelagerter, ziemlich massiger Tuffe voll von Untergrundeinschlüssen. Ihren Schollenstreifencharakter bedingt ein mäßig steiler Basaltgang auf der Liegendseite, dessen Neigung Abzweigung vom Zentralrohr in nur geringer Tiefe ver- muten läßt. Habituell steht diese Ganglava & den Laven a--c sehr nahe. Das Bild vervoliständigt noch eine kleine Apophyse nach außen. Der Basalt hat aus dem durch- .brochenen Tuff nur so wenig Material aufgenommen, daß man den Eindruck gewinnt, daß seinem Aufdringen hier durch vorangegangene Spaltenbildung bereits ein leicht zu- sänglicher Weg vorbereitet war, den er sich nur durch Druck zu erweitern brauchte. Nach außen vom Basalt- gang legen sich wieder Tuffe vom genauen Habitus der über dem Basaltgang liegenden bis zum Schluß des Profils an. Die Fallwinkel dieser Tuffe nehmen, soweit man bei der oft nur angedeuteten Schichtung sehen kann, normaler- weise von außen nach innen bis zum Basaltgang etwas zu. Da die über dem Basaltgang folgende Tuffischolle aber wie- der besonders flaches Einfallen erkennen läßt, ergibt sich daraus, daß ihre Lage keine ursprüngliche mehr ist, denn diese Scholle, die dann durch die hangenden Basaltdecken überlagert wurde, war zu jener Zeit der Überflutung not- wendig bereits Scholle, da die Schichtköpfe, die der hangende Basalt abschneidet, bereits aufgerichtet inner- halb eines höheren Kraterrandes, der den Basalt als Krater-, füllung faßte, gelegen waren! Betrachten wir diese Angaben und Profildetails in einer der Genese entsprechenden zeitlichen Aufeinanderfolge, so. ergibt sich ein kompliziertes, phasenreiches Bild, das ich in der beigegebenen Figur schematisch darzustellen ver- sucht habe: Wenn wir von einer möglicherweise bereits vulkani- schen Unterlage des kleinen Vulkanbaues, über die noch nichts näheres bekannt ist, absehen, haben wir: 1. Eine Phase embryonaler Entwicklung. Krater und Kraterrohr werden ausgeschossen, in der Folge ein Tuff- pr; PETER, 7 A $) x NEN \ | Ib y ‘ ’ se Fig. 3. Schematische Darstellung der Entwicklungsphasen des nordwestlichen Höweneggvulkans. 10 — 146 — kegel perizentrisch aufgeschüttet. Dieser Stratokegel ist seinem Material nach recht einheitlich gebaut und reich mit Stücken des sedimentären Untergrundes durchsetzt. (Erste Eruptivphase.) 2. Eine Phase der Ruhe, welche die Verfestigung der lockeren Auswurfsmassen zu Bänken ver ansehnlichem inneren Zusammenhalt sich entwickeln ließ. 3. Eine Phase des Einbruchs um den primären Krater, welche Schollen des alten Tuffkraterrandes kraterwärts abrutschen ließ. Eine Inversstellung trat nur in einigen Teilen des Kraters ein. 4. Der verstürzte neue Kraterboden wurde wesentlich von Lavadecken überschwemmt, deren genaue Ursprungs- stelle wir nicht kennen, die jedoch aller Wahrscheinlich- keit nach im Grunde des Kraters gesucht werden muß. (Eruptive Zwischenphase.) 5. Auch dieser Phase folgte zunächst Ruhe und völlige Erstarrung des ergossenen Magmas. 6. Es wiederholt sich das Spiel des Einbruchs, denn nunmehr werden auch die ursprünglich wohl nur flach "geneigt abgelagerten Lavabänke perizentrisch in Schollen zum Krater hin gekippt und abgesenkt. Die von ihnen mit zur Tiefe genommenen nichtinversen Tuffschollen da- gegen verlieren durch diese Schiefstellung einen Teil ihres ursprünglich größeren Fallwinkels nach außen, woraus sich die flache Tufflagerung der Profilscholle in nächster Kraternähe zwanglos erklärt. 7. Endlich ist auch hier der Einbruch und die Bildung einer neuen Kraterform nur das Vorspiel gewesen zu ‘ einem neuen Ausbruch, der in stillem Aufdrängen den jetzt abgebauten, in sich auch völlig kompakt und un- gestört gewesenen Basaltkern als Kraterfüllung, nicht als Quellkuppe geliefert hat. (Zweite Eruptivphase.) Erwähnt sei hier, daß nach seinem petrographischen Habitus K der Profilzeichnung. sei es als einst oberfläch- lich abgeflossene Stromzunge, sei es als Lagergang, der sich zwischen die Tuffbänke einzwängte, zum Kernbasalt gehört, und somit ein Produkt der jüngsten Phase ist. Einzelheiten der Lagerung lassen sich bei der weitgehenden Auflösung des Stromrestes in kugelig-wollsackartige Gebilde heute nicht mehr feststellen. Was man noch sieht, bestätigt den petrographischen Befund, denn mit großer Wahrschein- lichkeit streichen die Reste dieses Stromes nicht nur dis- kordant über den liegenden Gangkopf weg, sondern greifen Zi auch noch in losen Einzelblöcken (was bei ‘der unmittelbaren Nähe des alten Kernbasaltes die Be- weiskraft der Beobachtung abschwächt) diskordant über die kraternahen älteren Lavaschollen hinweg. Jedenfalls aber ist die Bedeckung durch die diversen Laven hier die Ursache der vorzüglichen Erhaltung des ganzen Tuffprofils geworden, das wir sonst in ungeschütz- ter Lage meist größtenteils zerstört finden. 8. Eine letzte Phase ist postvulkanisch und schuf auf denudativem Wege die heutigen Oberflächenformen. Die vulkanische Tätigkeit selbst hat sich in dem Ausstoßen des zentralen Kernbasaltes endgültig erschöpft. Dies Beispiel zeigte eine Art der Variationen des Normalbaues dieser Vulkane. Man könnte von anderen Individuen auch Komplikationen anderer Art anführen, aber sie würden den einfachen Grundzügen : des Aufbaues nichts wesentlich Neues zufügen, deshalb will ich hier nicht weiter auf sie eingehen. Der gemeinsame Grundtyp, der das ganze ‚Vulkangebiet beherrscht, zeich- net sich scharf ab: Lassen wir die Phasen 4—6 ausfallen, und denken wir uns die in den Krater abgestürzten Tuffschollen nicht nur gerutscht, sondern auch invers ge- kippt, denken wir ferner den ungeschützten äußeren’ Tufl- aufschüttungswall denudativ entfernt, so haben wir genau das Bild des einfachen Burgstalls, ein Bild, das den immer wiederkehrenden Formentyp eines gemeinsamen Eruptions- mechanismus im ganzen Hegau verkörpert. Diese Einheitlichkeit der Genese beleuchtet unter weiterer Mehrung und Ergänzung des Formenreichtums der vulkanischen Erscheinungen auch einer der höchsten und bekanntesten Hegauberge, der Hohenhöwen bei Engen. Als kleine vulkanische Kuppe erhebt er sich auf hohem, dank seiner Schutzkappe ebenfalls kegelartig heraus- gearbeitetem Sockel. Dies Bild ist es, das auf den ersten Blick einen gewaltigen Vulkanbau vortäuscht. In der Tot aber fällt auch der Hohenhöwen durchaus nicht aus dem Rahmen der für die Hegauvulkane charakteristischen Größenordnung heraus. Wohl aber gibt uns der Hohenhöwen wie kein anderer Hegauvulkan Einblick gleichzeitig in seinen Oberbau und seinen Unterbau. Der Oberbau freilich ist im Vergleich mit den unübertrefflichen Profilen, die uns anderen Ortes die Steinbruchindustrie geliefert hat, sehr spärlich er- 10* — 148 — schlossen, man muß die mühsam zu suchenden Einzelels- mente erst konstruktiv zum geschlossenen Bild vereinen, dafür aber geben die tiefgreifenden Anrisse der Ost- . flanke durch Erdrutsche einen tiefen Einblick in das Bild, das gleichzeitig unter dem vulkanischen Oberflächenbau sich entwickelte. Ein vergleichendes Studium dieser Vor- gänge der Tiefe und der Oberfläche läßt wichtige Resultate erhoffen und soll baldiger Inangriffnahme dringend empfohlen sein. Im Rahmen dieses Vortrages aber will ich hierauf nicht eingehen, sondern mich auf die Be- trachtung des Oberbaues beschränken. Gipfel und Außenhänge zeigen unter Waldbedeckung ihre Struktur größtenteils verhüllt. Anstehend tritt erst in der höchsten zentralen Region Basalt hervor. Versteilte Randböschungen: zeigen, daß derselbe massige Basalt ein Stück weit den Grund der Hänge bildet, an der Ostseite. tritt er auch wandartig anstehend noch einmal auf kurze Strecke zutage. Hier aber handelt es sich nicht um eine rundliche Kuppe, wie bisher, sondern um eine lange, schmale, etwa nord—südlich gestreckte Basaltgipfelfläche, welche die Form des Basaltkerns als Spaltenfüllung kenn- zeichnet. Dieser Kern ist in seiner Masse kompakt, aber es trennt sich eine feinkörnige Hauptmasse von doleritischen Einschaltungen, welche man wohl als Nachschübe an- sprechen muß. Der Kern ist also nicht so vollkommen einheitlich gebaut, wie wir das bisher sahen, aber es ist trotzdem nach Lage und Habitus des Gesteins kein Zweifel - möglich, daß das Gestein insgesamt dem Kernbasalt, der ‚ jüngeren Eruptivphase der anderen Hegauvulkane, ent wicklungsmechanisch vollkommen entspricht. Das bekräftigt auch die Lagerung der Tuffe, deren Resten wir charakteristischerweise gerade in den tie- feren Hangpartien des vulkanischen Aufbaues begegnen. Sie sind nur noch spärlich erhalten, noch spärlicher auf- geschlossen, aber doch genügt das. Beobachtbare, die Iden- tität ihrer Lagerungsformen mit den Höweneggtuffen bei- spielsweise zu konstatieren. Im ganzen Westen und Nor- den fand ich Tuffe nirgends el im NO so stark verwittert, daß über ihre Lagerung Sicherheit nicht ge- wonnen werden konnte. Dagegen haben die vom Wege- bau verursachten Schurfe in dem schmalen Südbogen des Berghanges deutliche Aufschlüsse geschaffen. Sie zeigen, daß im SO, S und SW der Tuff perizentrisch-invers in den Berg hineinfällt. Wir stehen hier in der Zone des Zu ZU kraterspaltnahen Schollenverstürzungsgebietes. ”” Hier wie überall ist nach Analogie und Aussehen die Inversität der Tuffe eine sekundäre, zeitlich von ihrer Eruptionszeit ge- trennte Erscheinung, die also eine ältere, erste Erup- tivphase zur Voraussetzung hat, und damit den Hohen- höwenvulkan ganz im Rahmen der bisher besprochenen Vulkane entwickelt erscheinen läßt. Betont sei, daß diese ganzen Gebilde naturgemäß aus- schließlich Formelemente der dem Sedimentsockel auflagern- den Vulkankuppe sind. Erst wenn wir tiefer am Hang hinab- steigen, treffen wir auf einen weitverbreiteten Böschungs- knick und damit auch auf anderes Gestein — auf Jura- nagelfluh. Aber nicht überall. Zwischen sie und die Vulkanbasis schiebt sich ein allerdings nur lokal erschlossener Kom- plex von jüngeren Süßwasserablagerungen ein, die durch Fossilfunde ihr sarmatisches Alter zu erkennen geben, und damit auch die Zeitgrenze vulkanischer Tätigkeit nach unten festlegen. In schlechter Übereinstimmung mit dem Süßwasser- charakter dieser Ablagerungen steht es, daß man hier ‘gerade in der Literatur allgemein einen Gipshorizont einge- schaltet findet. In der Tat findet sich Gips in großen La- gern am Fuße dieses Vulkans. Und einzig und allein hier. Nirgends sonst im Hegau oder in ganz Süddeutsch- land ist etwas Analoges bekannt geworden. Hier gerade liegt die berühmte Wirbeltierlagerstätte, deren fossiler In- halt das Donaueschinger Museum ziert. Aber der Gips ist mit Sicherheit erst an zwei isolierten Punkten nachgewiesen. Der eine liegt im Norden, der andere im Süden des Berges, beide ungeführ im Niveau der Grenze zwischen Eruptiv- und Sedimentgestein. Diese Verhält- nisse und eine Reihe weiterer Gründe petrogenetischer, Kli- matologischer und faunistischer Art, die ich an anderer Stelle ausgeführt habe, lassen es mir sicher erscheinen, daß dieser Gips überhaupt kein stratigraphischer Horizont, sondern eine vulkanische Bildung ist, das Produkt einer Solfatarentätigkeit aus der Zeit der Eruptionsperiode . der Hegauvulkane. Vom äußeren, normal periklinal fallenden Tufimantel des Hohenhöwen habe ich keine Reste mehr gefunden. Sie sind entweder unter Boden und Vegetation versteckt oder bereits‘ restlos zerstört. Die seltene Tatsache aber, daß wir an diesem Berg einen Vulkan tatsächlich von der Wurzel — 0. — bis zum Krater dank der Gunst denudativer Verhältnisse studieren können, sollte ihn baldigst zum Gegenstand einer speziellen Untersuchung machen, die überaus wertvolle Re- sultate verspricht. — Als letztes Beispiel will ich noch des umfang- reichsten der Hegauvulkane gedenken, der auch an Höhe nur wenige Meter hinter dem Hohenhöwen zurücksteht: Es ist der burggekrönte Hohenstoffeln. Ich glaube nach den in der Literatur zu findenden Angaben, daß man seine Natur bisher noch wenig genau erfaßt hat. Grundzug ist wie beim Hohenhöwen sedimentärer Sockel unter vulkanischem Gipfelbau, beide in ihren Kon- turen teilweise wenigstens so eng verschmolzen, dab sie wie ein einheitliches Gebilde wirken. So sieht man — am besten wohl vom unfernen Boden- see aus — die zweigipfelige Figur des Hohenstoffeln mit seinem eleganten Flankenschwung weithin das Landschafts- bild unbestritten beherrschen. Der Hohenhöwen, der Hohentwiel und die anderen Charakterfiguren des Gaues sind an Masse so zurücktretend, daß sie neben dem Riesen verschwinden, fast wie unbedeutende Parasiten im Um- kreis eines Zentralvulkans. Und doch liegt dieses Domi- nieren bei näherem Studium nicht im Aufbau eines über- ragend mächtigen Einzelvulkans, sondern in der Häufung und teilweisen Verschmelzung einer Anzahl gleichberech- tigter, selbständiger Kraterberge, was man bisher nicht ge- nügend gewürdigt hat, wie schon der für die Vulkan- gruppe stets allein genannte Name Hohenstoffeln besagt. Dieser Name bezieht sich sogar in seinem engsten Sinne bereits auf zwei nah benachbarte durch schmale kasaltgangmassen auch äußerlich verbundene Gipfel, auf einen Doppelvulkan also, dessen zwei Eruptionsstellen in N—S-Richtung nah hintereinander geordnet auf einer Spalte liegen, deren direkte Verlängerung zur gleichorien- tierten Hohenhöweneruptionsspalte führt. Zu diesem über geschlossen-einheitlichen Flanken sich erhebenden Doppelvulkan gehören noch einige kleinere Eruptionsstellen, deren charakteristischste -wohl .der kleine Hombollhügel im Osten ist, der unter den metamorphen Produkten seiner Eruptionen nicht nur kontaktveränderte Süßwasserkalke des Sarmatikums, sondern diese auch dyna- misch angegriffen, nämlich stark bruchlos gefaltet, zeigt. — Trotz dieser Vielheit der Ausbruchsstellen ist der vu- kanische Bau nicht mächtiger als an den anderen He- — BI — gauvulkanen, und das gegen den äußeren Anschein. Die ganzen Hänge weithinab verhüllen rein basaltische, z. T. dicht überwachsene Block- und Schuttmassen. Es ist na- türlich, daß diese zunächst Basalt auch als anstehenden Untergrund vermuten lassen. Um so überraschter ist man, wenn man in unerwartet hohen Hangteilen, auf fast allen Seiten des Berges auf die Reste tertiärer Sedimente stößt, die also zeigen, daß der Sockel noch hoch oben unter den vulkanischen Massen durehstreicht, deren Trümmerfelder somit durchweg auf sekundärer Lagerstatt sich befinden. Der große Basaltbruch am Nordhang des Berges z. B. hat in seiner einen Ecke. tertiäres Sediment entblößt, da eben, wo es von dem Stiel des Gipfelvulkans durchstoßen wird. Gleich daneben aber liegt der Schauplatz des großen Erdrut- sches von 1919, der uns eindringlich den Weg vor Augen stellt, auf dem die Trümmermassen wohl größtenteils ihr neues Ablagerungsfeld erreicht haben. Die Kleinheit des Baues dieses aus zwei Haupt- kratern aufgebauten Hohenstoffelnvulkans wird noch viel auffallender, wenn man ihn mit der Größe des ganzen Sockelmassivs vergleicht. Da zeigt sich sofort, dab er “ nur dessen nördliche Hälfte deckt und schützt, während der südliche Teil um Pfaffwiesen herum, durch einen durchgreifenden Bacheinschnitt von ihm getrennt, eine hügelig-wellige, die Hangböschung unterbrechende Ober- fläche zur Schau trägt, die erst an den Rändern wieder die steileren, normalen Böschungen des gemeinsamen, großen Massivaußenhanges annimmt. i Hier fehlt ein charakteristischer Aufbau, und doch kann über die vulkanische Natur dieser Fläche kein Zweifel sein. Um eine genau südlich von der Stoffelnaxe gelegene, flach schüsselartige, rundliche Ein- tiefung legt sich ein Kranz kleiner, flacher Hügel. Aus Mulde wie Hügelland sind längst einige Basaltfunde be- kannt, und als Seitenprodukte des Stoffeln oder als diesem genetisch zugehörende Eruptionspunkte gedeutet worden. Meine Begehungen haben mich gelehrt, daß die Ba- salte hier viel verbreiteter sind, als man annahm und einen fast geschlossenen Kreis um eine zentrale Mulde bilden, den man nur aus Mangel an jeglichem Aufschluß schwer im einzelnen verfolgen und vervollständigen kann. Man ist in seinen Schlüssen fast ganz auf Ansammlungen von Blöcken und Feldsteinen angewiesen. Jhre Häufung und Verbreitung, durch deren Schutzwirkung allein ‘die — 132 — große Massivverbreiterung nach 'Süden zu erklären ist, lehrt, daß hier die Reste eines zusammenhängenden, jeden- falls selbständigen Vulkanbaues vor uns liegen, .den ich als den Pfaffwiesenvulkan bezeichnen möchte. Sein Aufbau ist offenbar niemals so weit gediehen, wie der seines hohen nördlichen Nachbarn — das Überwiegen geflossener Lavä und das Zurücktreten von Tuff dürfte für das Fehlen eines Hochbaues verantwortlich sein. Seine innere Struktur bedarf heute noch vollständig der Aufklärung. Sein Vorhandensein jedoch kann nicht mehr in Zweifel gezogen werden. Eine weitere Beobachtung wirft ein Streiflicht auf den Charakter dieses Pfaffwiesenvulkans. Da wo über Riedheim der gemeinsame Rand des Hohenstoffeln — Pfaff- wiesenmassivs nach Süden abfällt, ist er von einem erup- tiven, basaltischen Gang durchbrochen. Dieser stellt das Südende des eruptiven Spaltes dar, auf dem in strenger Reihe nah hintereinander nach Norden erst der Pfaff- wiesenvulkan und dann die beiden Gipfel des Hohenstoffeln folgen. Nördlich unterhalb des nördlichsten Hauptgipfeis aber hat ein großer Basaltbruch das Nordende derselben Eruptivspalte nochmals erschlossen, die dann verschwindet, um erst im Hohenhöwen erneut in die Erscheinung zu treten. An dieser Hohenstoffeln — Pfaffwiesenvulkangruppe habe ich — man kann fast sagen ausnahmsweise — inverse Tuffschichtung nicht beobachtet. Das besagt nicht, daß sie fehlt. Das Gesamtbild spricht für gleichartige Eni- wicklung wie bei den anderen Vulkanen. Aber die Auf- schlüsse sind hier gering und für die Größe des Massivs sehr zerstreut. Was ich an Tuffen sah, und das sind eine ganze Anzahl von Stellen, war sehr stark verwit- tert und tonig zersetzt, und gehörte zu den Resten des normal geböschten Außenmantels der Vulkane. Sie sind die den stärksten Abrutschungen unterworfenen Massen des Massivs, so daß die Prüfung der Frage, wie weit noch primäre Lagerungsverhältnisse vorliegen, von Fall zu Fall besonderer Sorgfalt bedarf. Erst 1919 erfolgte, wie bereits erwähnt, der Abrutsch großer, geschlossener Basaltkern- und Tuffmantelteile vom Nordvulkan unter und neben dem genannten Basaltwerk am Nordhang des Hohen- stoffeln. — \ | Auf die Spaltenfrage dieser Vulkane möchte ich hier nicht näher eingehen. Immerhin geht aus dem Gezeigten — 133 — klar hervor, daß einerseits eine vulkanische N— —S-Haupt- spalte angenommen werden muß, der andererseits aber durchaus nicht alle Basalte des Hegaues angehören. Die Tektonik des Hegaues liegt noch im Argen. Man hat — jeder nach seiner Auffassung in verschiedener Weise — die Einzelvulkane schon in verschiedenster Weise durch Linien verbunden und so vielfach nirgends beobachtete Spalten und Bruchsysteme konstruiert. Man bekäme ein dichtes Maschennetz von Linien, wollte man sie alle in eine Skizze eintragen, von denen doch höchstens ein Teil richtig sein kann. — Ich bin am Schlusse meiner speziellen Ausführungen. Ich möchte es bei der. Schilderung dieser größten und typischsten Vertreter der Hegaubasaltvulkane bewenden las- sen, da sie alle Charakterzüge des Vulkangebietes in sich gegenseitig ergänzender Weise aufgezeigt haben. Ein Mehr würde im Rahmen dieses Vortrages im Sinne angestrebter Übersichtlichkeit ein Weniger bedeuten. ' Ich fasse kurz zusammen: Zweck und Ziel meiner Hegauarbeit war an der Klä- rung von vulkanologischen Fragen mitzuwirken, die bis- lang zum Teil noch vernachlässigt waren, zum anderen Teil zu ganz auffallenden Meinungsdifferenzen geführt hatten. Meine Darlegungen haben wohl, ohne daß ich es be- - sonders betonen müßte, erkennen lassen, daß ich den noch im jüngsten, großen Werk über die Geologie Badens von DEECKE®) eingenommenen Standpunkt nicht teilen, ja nicht einmal verstehen kann, daß die Hegaubasalte nur Decken- reste seien, und zwar die in alten Tälern abgelaufenen Enden von Lavaströmen, die durch ihre Schutzwirkung heute zu einer Inversität des Landschaftsreliefs geführt hätten; daß also die jungtertiären Täler gerade dort zu sucheı.. seien, wc heute .Basalt die Höhen krönt. Die Eruptionsstellen selbst aber, aus denen diese Basalte stam- men, und die unter Drecekzschen Gesichtspunkten doch notwendig außerhalb der Stromreste liegen müßten, kennt und nennt DEECKE Dicht. Ich glaube dagegen’ nicht nur unverkennbare air vorgeführt ‚zu haben, sondern der feingliederige Bau: dieser Kraterberge 'gestattete sogar die Erkennung einer deut- 8), DEECKE. Geologie von Baden, Bd. II, 1917, und "Bd. III (Morphologie), Berlin 1918. i ) ! Ba ee lichen Phasenreihe der Vulkanogenese, ‘die, wenn auch nicht notwendig absolut gleichzeitige Entwicklung, so doch notwendig gleiche Grundursachen, gleichen Tiefenvulkanis- mus und gleichen Eruptionsmechanismus für das ganze betroffene Gebiet zur Voraussetzung hat. Abschließend möchte ich noch ein Wort über die so oft angeführten Vergleiche der Hegauvulkane mit denen der benachbarten Gebiete anfügen, und auf die größeren genetischen und morphologischen Zusammenhänge und Ver- wandtschaften hinweisen, die sorgfältige Prüfung der Ver- hältnisse ohne Zweifel hervortreten läßt. Auf die petrographische Verwandtschaft der melilithreichen Basalte des Hegaues und der Alb wurde schon von verschiedenen Autoren mit guten Gründen ein- dringlich hingewiesen, so daß ich hieran an dieser Stelle nur zu erinnern brauche. Aber die nähere. Untersuchung im Felde zeigt auch, daß enge morphologische Zusammenhänge diesc süddeutschen Vulkangebiete verknüpfen, nicht derart, daß überall gleichartige Formenentwicklung die Einzelgebiete charakterisiert, wie dies schon zu ‚Unrecht darzutun ver- sucht worden ist”), sondern in dem Sinne, daß fast jedes Einzelgebiet’von den Eormen Teer Entwicklungsstadiums einer gemeinsamer genetischen Formenreihe beherrscht wird. So überwiegen auf der Alb die verschiedenen Sta- dien embryonaler Entwicklung während es wohl nirgends zum Aufbau eines fertigen Vulkanes gekommen ist. Im Albgebiet war es vor allem Branca!0),.der uns mit den verschiedenen embryonalen Formen vertraut machte. Dori herrschen Maare, Schlotbreecien und Tuffrohre, in denen noch vereinzelt Basaltnachschübe gang- oder pfropfenartig zum Aufstieg, aber nicht mehr zum Ausbruch kamen. Wir kennen als. höchste Entwicklungsstadien Anzeichen und Spuren einer doppelten Betätigung der vulkanischer Kraft an einzelnen Schloten, und weiterhin Einbrüche über einzelnen Kratern, die zum Teil den Rand der Tuff- maare in inversen Schollen zum Kraterinnern hin ab- 9) v. KneseL. Vergleichende Studie über die vulkanischen Phänomene im Gebiet des Tafeljuras. Sitzungsber. d. physikal.- medizin. Sozietät’zu Erlangen. 1903, S. 189 ff. | 10) Branca. Schwabens 125 Vulkanembryonen. Jahrb. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Wttbg. 1893/94. — B53 — sinken ließen!!). Gerade hier knüpft die Formenreihe der Alb mit ihrem Endglied an das erste Glied der Hegauformenkette an, das wir als vereinzeltes Relikt noch im Wannenberg bei Thengen kennen lernten. Im Hegau überwiegt dank der größeren Intensität und längeren Dauer der vulkanischen Tätigkeit der fertige, phasenreiche und daher kompliziert gebaute Vulkan, der auch hier stets klein blieb, weil offenbar dem Herd keine extensiven, eruptionsfähigen Massen zur Verfügung standen. In diesem also nur phasenweisen Parallelismus der ge- netischen Erscheinungen kommt aber naturgemäß nicht minder klar die nahe, entwicklungsmechanische Verwandt- schaft der verschiedenen Gebiete zum Ausdruck. Be- ZeeEenderweise ljewen. die - typischen, herrschenden Formengruppen nun nicht be- Ivrebre durcheinander, sondern streng. in der Weisereereiht, daß im alpenfernsten Nord- osten dieembryonalsten Spurenvulkanischer Bereit Niegien. (Ries), im alpennächsten Süden (Hegau) dagegen diegrößtenundkom- Pliziersesten, fertigen. Vulkanbauten ‚auf- treten, während die Vorkommen der Mitte auch morphogenetisch eine Mittelstellung einnehmen (Alb). Nicht die Zahl der Eruptionsstellen, sondern ihr Wirkungsgrad und ihre Wirkungsdauer stellt sich hier als wichtigstes Element des Vulkangebietes dar. Die bekannte Reihe Ries — Steinheim — Urach — Hegau er- läutert dies zur Evidenz. Enge Verwandtschaft zeigen diese ganzen Gebiete end- Den amen in der .völligen Gleichaltrigkeit Bere lanıekestsperiode, die daurchwee” ms Obermiocän, und mindestens größtenteils!2) sicher bestimm- bar ins oberste Obermiocän, ins Sarmatikum, fällt. Eine weitere Altersgliederung innerhalb dieses Horizonts auf geo- logisch-palaeontologischer Grundlage ist nicht mehr mög- lich, wohl aber wird sie vulkanologisch ermöglicht durch die zeitliche Phasengliederung des Lebens der Vulkane, wie sich aus dem Vorstehenden ergeben hat. 11) BERCKHEMER. Über die Böttinger Marmorspalte usw. Jahrb. d. Ver. f. vaterl. Naturk, in Wttbg. 1921. 12) EnraT und Jooss. Das Alter der vulkanischen Tuffe im Kirchheim-Uracher Gebiet und im Hegau. Geolog.-palarontolog. Mitteilg. Stuttgart 1921 Nr. 1 und H. Reck und W. O. DIETRICH. Ein Beitrag zur all ıge der Hegau-Basaltvulkane. Centralbl. f. Min. 1922. — 156 — ' Diese ober-oberstmiocäne allgemeine Entstehung weist zusammen mit geographischer Verteilung, petrographischer und entwicklungsmechanischer Übereinstimmung auf enge, gemeinsame genetische Beziehungen zur nahen mittelmiocänen Alpenhauptfaltung in dem Sinne hin, daß die vul- kanische Haupt-Tätigkeit, wie das Dalysche Ge- setz dies fordert, der orogenetischen Hauptphase unmittelbar folgte. Es bedeutet das doch wohl, daß die durch orogenetische Prozesse im tektonischen Bereich mobil gewordenen tiefen- vulkanischen Massen erst später eine neue Gleichgewichts- lage fanden, und in Erstrebung einer solchen mit Teilen auch das nördliche Alpenvorland unterströmten, wo sie in einer klaren Bogenzone (Randzone?) mit nach außen hin abnehmender Intensität eruptiv wurden. _ Die gesamten Kraftäußerungen lassen aufsolche Weise geradebeiihrer Würdigung in ihrem ganzen Wirkungskreis, einen im Ganzen zweifelloseng zusammengehörigen, inden Teilgebietenjenachdem Stadiumihrer Entwieklung individualisierten, in allen Teilen aber nur als schwach und kurzlebig zu bezeichnenden Vulkanismus erkennen. — Herr FUCHS spricht „Über die Beziehungen des Sauer- ländischen Faziesgebiets zur belgischen Nord- und Süd- fazies und ihre Bedeutung für das Alter der Verse- sehiehten‘*)). Zur Erörterung des Vortrags sprechen die. Herren: KRAUSE, ZIMMERMANN I, BÄrTLING und der Vortragende. Der Vorsitzende dankt den Vortragenden für ihre inte- ressanten Ausführungen und wertvollen. Anregungen. Das Protokoll wird vom Schriftführer verlesen und genehmigt. Ve W. 0. BÄRTLING. JANENSCH. PICARD. 1) Der Vortrag wird in einem der nächsten Hefte abgedruckt. mit, — 57 — Protokoll der Sitzung am 5. Juli 1922. Vorsitzender: Herr PoOMPEcKJ. Der Vorsitzende teilt den Tod der Mitglieder: Bergingenieur BENJAMIN SMITH LyMAn in Cheltenham (Pa.), Nordamerika, Mitglied seit 1870, - Kommerzienrat Dr. Esch in Darmstadt, Mitglied seit 1893, Dr. phil. et med. HeERMAnn Hamm in Osnabrück, Mit- glied seit 1899, Die Anwesenden erheben sich zu ihrem Andenken. Als Mitglieder der Gesellschaft werden aufgenommen: Freiherr RuDoLFr v. MALTZAHn in Halle a. S., Kaiser- ‘ straße 5, vorgeschlagen von den Herren E. LEH- MANN, V. WOLFF, WEIGELT, Herr stud. geol. Ernst BöLsınG und Herr stud. geol. ANDREAS GEoRGISs, beide in Gießen, Geologisches Institut, vorgeschlagen von den Herren HARRASSOWITZ, HUMMEL und REUNING, Herr Studienrat PoETSCHEL in Strehlen (Schlesien), vor- geschlagen von den Herren BARScH, Jon. BEHR, BÄRTLING, Herr Bergrat Kurt Szıpr in Hindenburg (O.-S.), Kron- prinzenstr. 1, vorgeschlagen von den Herren ERICH SEIDL, DIENST und BÄRTLING, Herr Dr. MAx 'Srtorz, Assistent am Institut für allge- meine und angewandte Geologie in München, Neu- häuserstr. 51, vorgeschlagen von den Herren ERICH KAIsER, BODEN und BROILI, Herr Max LAUBInGER in Hamburg, vorgeschlagen von den Herren FinckE, JoH, BöHM und DIENST, Herr Dr. WourGAanG PANZER, Assistent am Geogra- phischen Institut, Gießen, Brandplatz, vorge- schlagen von den Herren Üıssarz, SCHNEIDER- HÖHN, HUMMEL, | Herr WILHELM JAEGER in Adorf N Elster- straße 36, — 18 — Herr HAns BECKER in Leipzig, Emilienstr. 15, vorgeschlagen von den Herren KossmAT, KRENKEL und PIETZScH, Herr Dr. F. W. ERRULAT, Assistent in Königsberg i. Pr., Lange Reihe 4, vorgeschlagen von den Herren ANDREE, KRAUS und Reck, Herr Stadtoberinspektor ALFRED MÜLDNErR in Berlin, Wichertstr. 63, Herr Dr. phil. Hrınkıch WÜSTENHAGEN, Studienrat in N Berlin-Pankow, Brennerstr. 36, vorgeschlagen von den Herren BELOWSKY, SCHNEIDER, KAMMRAD, JULIUS BERGER, Tiefbau-A.-G. in Bern vorge- schlagen durch die Herren DIENST, JANENSCH, SOLGER, Der Vorsitzende legt die Eingänge für die Bücherei vor und spricht über die diesjährige Hauptversammlung. Sie ist wegen des sog. Internationalen Geologenkongresses so früh gelegt worden. Obwohl wir Deutschen an den Arbeiten der früheren Kongresse und der internationalen geologischen Bestrebungen in hervorragendem Maße be- teiligt waren, sind wir zu der Versammlung in Brüssel nicht eingeladen worden, gestützt auf den Beschluß eines Komitees in London, das für die künftigen Kongresse ein Statut ausarbeiten und der nächsten Tagung vorlegen sollte. Das Komitee hatte kein Recht, eine für die internationalen Kongresse bindende Entscheidung zu treffen. Die Brüsseler Versammlung ist daher kein internationaler Kongreß, wie auch von skandinavischer Seite gegen diese Bezeichnung . Verwahrung eingelegt worden ist. Wir haben zu unserer Hauptversammlung deshalb diejenigen Ausländer einge- laden, die das Bedürfnis zu wissenschaftlichkem Zusammen- arbeiten mit uns fühlen. Die Versammlung ist deshalb so gelegt worden, daß diese Gäste vor der Brüsseler Ver- sammlung sie besuchen können. Es ist wünschenswert, daß die Versammlung in der Ostmark recht reichlich von unsern Mitgliedern besucht wird. Herr SOLGER spricht dann „Über die Einmündung des Haveltals in das Berliner Haupttal.“ An der Erörterung nimmt Herr Wourr teil und der Vortragende. —- 'B9 — Herr W. GOTHAN spricht über: Ein Fund natürlicher Zellulose im Miocän des Nieder- - Jausitzer Braunkoblenreviers. Vor kurzer Zeit erhielt ich von einem sehr aufmerk- samen Beobachter im Niederlausitzer Braunkohlienbecken, Herrn Bergwerksdirektor Dipl.-Ing. SArreR in Klettwitz einige Funde zugeschickt, unter denen wissenschaftlich am bemerkenswertesten eine Anzahl von Stücken fossilen Holzes war, die sich schon äußerlich von sehr ungewöhnlicher Er- haltung zeigten und deswegen die Aufmerksamkeit des ge- nannten Herrn im besonderen Maße errest hatten. Sie waren nämlich von fast schneeweißer Farbe, so daß Herr SAPPER an die Erscheinung der Weißfäule dachte. Die Art des Holzes konnte noch nicht näher bestimmt werden und wird sich auch vielleicht nicht mehr genauer bestimmen lassen, da die einzelnen Zellen,. wie der mikroskopische Be- fund zeigt, außerordentlich stark angegriffen und korrodiert sind und, wie die Dünne der Wände beweist, sehr erheblich an Substanz verloren haben. Bei genauerer Prüfung mit chemischen Reagenzien, unter denen ich auch Chlorzinkjod anwandte, zeigte sich zu meiner nicht geringen Über- raschung, daß die Holzstücke eine ausgesprochene und un- mittelbar erfolgende Zellulosereaktion zeigten, in- dem das „Holz“ sich sofort intensiv blau färbte. Allem Anschein nach handelt es sich also um mehr oder weniger reine Zellulose, mit denen wir noch weitere Prüfungen vor- zunehmen im Begriff sind; so z. B. auch die Prüfung mit dem SCHWEITZERSchen Reagens (Kupferoxydammoniak), die je- doch noch nicht beendet sind. Der Chemiker an der Geo- logischen Landesanstalt in Berlin, Herr Dr. A. BönHm, hat sich der Sache in freundlicher Weise angenommen und wird darüber vielleicht später selbst näher berichten. Es ergibt sich jedenfalls zunächst nach den bisherigen Versuchen soviel, daß man sagen kann, daß aus diesem Holz die Holzstoffe (Lignine) auf natürlichem Wege irgendwie ent- fernt worden sind und mehr oder weniger reine Zellulose übrig geblieben ist. Zunächst noch einige Mitteilungen über die Lagerungs- verhältnisse, unter denen der Fund gemacht wurde. “Diese beruhen bisher auf den Mitteilungen des Herrn SAPPER, da Verfasser selber noch nicht an Ort und Stelle gewesen ist. Im Hangenden des Hauptflözes der Grube Wil- helminensglück in Klettwitz (N.-L.) stellte sich noch im u Tertiär ein Braunkohlenschmitz ein, bestehend aus zu- sammengeschwemmtem Pflanzenmaterial verschiedener Art, Blättern, Holzstücken, Kiefernzapfen, Samen usw., verun- reinigt mit Sand und anderen Sedimenten. Innerhalb dieses also typisch allochtonen Braunkohlenschmitzes kam das‘ obengenannte, in Form von Zellulose erhaltene Holz in zahlreichen einzelnen Stücken vor, die beim: Anschneiden durch den Abraumbagger herunterrollten und die Aufmerk- samkeit des genannten Herrn erregten. Es handelt sich also jedenfalls noch um tertiäres Material; die einzelnen Stücke sind auch noch mit dem umgebenden Nebengestein behaftet. Die Frage, wie sich die Auslaugung bzw.. Fortführung der Lignine (Holzstoffe) vollzogen haben mag, kann hier nicht gelöst, sondern nur vermutet werden. Anflüge von Vivianit zeigen zunächst ohne weitere Untersuchung, daß Schwefel- eisenverbindungen vorhanden sind, und Schwefelkies dürfte wohl auch, da er in der Braunkohle ja gemein ist, vor- kommen. Es können sich also in dem lockeren, durch- lässigen Material durch Mitwirkung sauerstoffhaltiger Tage- wässer schwefelsaure und schwefligsaure Verbindungen ent- wickelt haben, die möglicherweise nach Art des künstlich an- gewandten Sulfitlaugenprozesses zerstörend bzw. auflösend auf die Holzstoffe eingewirkt haben, die vermöge der Durchlässigkeit des umgebenden Mediums fortgeführt werden konnten, so daß von dem Holz mehr oder weniger feine Zellulose übrig blieb. In der gewöhnlichen Braunkohle wird z. B. bei den Ligniten etwas derartiges nicht geschehen; die Zersetzungsprodukte des Holzes bleiben in der Braun- kohle selbst darin, und um ‚aus den Ligniten die noch vorhandene Zellulose zu gewinnen, müssen die ‚„Humusstofie usw.“ erst auf künstlichem Wege entfernt werden, wonach ein bedeutendes Zellulosegerüst übrig bleibt. Daß in nicht kohligem Nebengestein derartige Erhaltungsweisen wie in unserm Fall öfter vorkommen, zeigt ein Fund, den R. PoTonık angegeben hat aus einem .miocänen Ton der Elberfelder Gegend. Das Lehrreiche an dem vorliegenden Fund ist, daß sich selbst unter den ungünstigen Verhältnissen in dem von durchlässigem Nebengestein umgebenen Braunkohlen- schmitz die Zellulose als so außerordentlich widerstands- fähig erwiesen hat, während die Holzstoffe infolge der Eigenart der Umstände mehr oder weniger: verschwunden sind. Die Ligninhypothese der Kohlenbildung, wie sie von FRANZ FISCHER und seiner Schule vom Mühlheimer Kohlen- ul Le institut nachdrücklich vertreten wird, besagt bekanntlich, daß die Hauptmasse der Steinkohlen aus den Holzstoffen der Steinkohlengewächse hervorgegangen sein soll; die Zellulose sei ein namentlich durch bakterielle Tätigkeit schnell an- gegriffener und verhältnismäßig rasch zum Verschwinden kommender Bestandteil .der Pflanzen; das Widerstands- fähigere seien die Holzstoffe, das Hinfälligere die Zellulose. Im Hinblick auf diese Anschauungen erscheint unser Fund jedenfalls nicht ohne Interesse, weil er zeigt, daß (wenig- stens unter gewissen Umständen) die Zellulose sich als weit widerstandsfähiger als die Holzstoffe zeigt, ein Stand- punkt, der nicht nur von mir, sondern auch von R. PoTonık und anderen geteilt wird; auch unter den Chemikern ist die FıscHhersche Anschauung keineswegs unangegriffen geblieben und sehr ernsthafte Forscher haben Einspruch gegen die Einseitigkeit dieser Hypothese erhoben. Es sei noch hinzugefügt, daß von anderer chemischer Seite die genau entgegengesetzte Hypothese vertreten wird, nämlich, daß die Steinkohlenpflanzen so gut wie keine Holzstoffe be- sessen hätten und demgemäß von der Zellulose und deren Umwandlungsprodukten die Hauptmasse der Steinkohle her- rühren müsse. Wie so häufig, treten hier in der Wissen- schaft zwei extrem einander gegenüberstehende Richtungen auf, deren Versöhnung nach dem Austoben des Streits ihrer Vertreter auf der berühmten mittleren Linie erfolgen dürfte. Was unseren Fund betrifft, so sollen die Beobachtungen darüber noch fortgesetzt werden und weitere Mitteilungen folgen. - Darauf verliest der Vorsitzende eine von Herrn JENTZSCH eingesandte Bemerkung: Über die hochlagernden Blöcke Schlesiens. Von Herrn ALFRED JENTZSCH in Gießen. In einer kleinen Arbeit „Der Wasserhaushalt des In- landeises“'!) habe ich allgemein, d. h. für Eisdecken aller Zeiten und Länder, gezeigt, daß Inlandeis keineswegs dauernd und überall auf starrem Untergrund liegen konnte, sondern, durch hydrostatischen Druck stellenweise entlastet, gemäß der horizontalen Komponente seiner Gesamtlast sich über einem veränderlichen, nach Jahreszeiten wechselnden Netz 1) Geologische Rundschau, Bd, XIIT, S. 309—314. Leipzig 1922. 11 U subglazialer, Gewässer vorwärts schob, deren senkrechter Auftrieb alljährlich und alltäglich innerhalb sehr weiter Grenzen und Kraftmaße schwankte. In der Anwendung auf norddeutsche Verhältnisse führt obige Darlegung von selbst zu der Frage: Wie wurde es. möglich, daß in den Gebirgen Schlesiens nordische Blöcke und andere zweifellos diluviale Ablagerungen bis auf Höhen von mehr als 500 m Meereshöhe getragen wurden? Solches ist durch Beobachtungen von Ernst DATHE und anderen namhaften Geologen festgestellt und durch Fritz FRECH dessen Betrachtungen über die Höhenlage des dilu- vialen Inlandeises zugrunde gelegt worden. Naturgemäß wäre es schwer zu begreifen, wie durch: bloßen lateralen Eisschub aus den niederen Lagen der geographischen Breiten Berlins Blöcke usw. südwärts um mehrere Hunderte von Metern Meereshöhe auf sudetische Berge geschoben sein sollten. Doch ist der natürliche Vorgang umgekehrt zu ‘denken: Zeitweise, aber nır vorübergehend im Hochsommer mußten in den Eis- und Schneeflächen ‚Schlesiens unter der Wirkung der Sonnenstrahlung große Mengen von Schmelzwasser entstehen, die ihren Abfluß nur subglazial finden konnten, nämlich durch süd-nörd- liche Strömung zum Ausgleich mit dem allgemeinen Grund- wasserspiegel der Berliner Breiten, wobei nach Analogie ‚der Eisstopfungen unserer deutschen Ströme große Wider- stände durch Überdruck überwunden werden mußten. So dürfte der scheinbare Widerspruch erklärt sein! An der Besprechung beteiligt sich Herr WOoLFF und der Vorsitzende. Die Sitzung wird geschlossen um 9, Uhr. ! a V. W. O. POMPECKJ. SOLGER. « BÄRTLING. — 163 — Briefliche Mitteilungen. 9. Über Augenkohle von Pensberg . in Oberbayern. Von Herrn O. STUTZER, Freiberg i. Sa., den 26. Juni 1920. Mit dem Namen Augenkohle bezeichnet man eine Kohle, welche auf ihrer Spaltfläche zahlreiche scharf begrenzte kreisrunde oder elliptische Scheiben (Augen) führt. Diese Scheiben liegen in Ebenen, die alle zueinander parallel ver- laufen. Die einzelnen Augen sind glatt und giänzend. Sie werfen daher das auf sie fallende Licht wie kleine ak alle gleichzeitig zurück. Die Scheiben zeigen meist einen zentralen Punkt, um welchen sich mehrere, oft zirkelrunde Zonen herumziehen. Diese Zonen sind häufig schwach wellig gebogen wie der äußere Rand eines Tellers. Mitunter sieht man auch vom zentralen Punkt aus radial verlaufende Linien. Augenkohlen kommen in Steinkohlenflözen, aber auch in gewissen metamorphosierten Braunkohlenflözen vor. Alle bisher über Augenkohlen veröffentlichten Notizen hat Ver- fasser an anderer Stelle!) zusammenfassend kritisch be- sprochen. Auf sie sei im folgenden daher nicht noch ein- mal eingegangen. Im folgenden seien nur einige Augen- kohlen beschrieben, die Verfasser im Mai dieses Jahres beim Besuch der Pechkohlengrube Pensberg in Oberbayern vorfand. | Die Pechkohle Oberbayerns hat oligocänes Alter. Sie ist pechschwarz und gleicht in Aussehen und Abbauverhält- nissen vollkommen einer Steinkohle Da sie aber dunkel- braunen Strich hat, so muß sie aus diesem Grunde und auch wegen gewisser chemischer Eigenschaften noch als Braun- kohle bezeichnet werden. Ihren steinkohlenähnlichen Ha- bitus hat sie durch alpinen Gebirgsdruck erhalten, der die. Inkohlung der oligocänen Kohle beschleunigte. I) OÖ. STUTZER, AllgemeineKohlengeologie. 1914. S. 170. Neuere Mitteilungen in: O. STUTZER, Über einige auf Druck und Zerrung zurückzuführende Strukturen, Verbandsverhältnisse und Abson- derungsformen von Kohle. Glückauf 1920. S. 389—392. ilalss — 164 — Die im folgenden beschriebenen Stücke wurden von Verfasser leider nicht dem Anstehenden in der Grube selbst entnommen. Bei der kurzen Befahrung wurde keine Augen- kohle gefunden. Die Stücke entstammen vielmehr einer Sammlung der Grubenverwaltung und der Kohlenaufberei- tung. Sie befinden sich jetzt in der Kohlensammlung der Bergakademie Freiberg i. Sa. Eins der gesammelten Stücke ist eine pechschwarze und glänzende Augenkohle, die ganz übersät ist mit kleinen Augen. Die einzelnen Augen berühren sich und liegen dicht über- und untereinander. Die Augen sind alle in typischer Weise entwickelt. Sie zeigen mehrere konzen- trische Zonen um einen zentralen Punkt herum. Die ein- *ine Augenfläche ist keine glatte Ebene, sondern eine schwach gewölbte Fläche. Sie ist so gebogen, daß der Kern des Auges im tiefsten Teile der schwach gewölbten Scheibe lagert. Bisweilen sind zwei Augen miteinander ®&o verwachsen, daß eine oder mehrere äußere Zonen um beide Augen gemeinsam herumlaufen. Die Kohlenart des besprochenen Stückes ist typische Pechkohle und zwar Kohlenholz. Die einzelnen Holzfasern sind deutlich mit bloßem Auge zu erkennen. Sie verlaufen schräg zur Ebene der Augenflächee. Das Holz ist mit einer dunkelschwarzen, ihrem Aussehen nach pechähnlichen Substanz innie durchtränkt, wodırch das 'Kohlenholz mu- scheligen Bruch erhalten hat. Die Kohle spaltet in der Ebene der Augenfläche. Auf dem Querbruch sind die Spaltrisse zwar alle parallel aber nicht ganz scharf grad- linig. Mitunter findet sich ein Kalkspathäutchen auf den Augen, ein Zeichen, daß kalkhaltiges Wasser in diese Spal- ten eingedrungen ist. Ein anderes Stück zeigt eine Bank von Augenkohle in gewöhnlicher Kohle. Im unmittelbar Hangenden und Liegenden der Augenkohle folgt Pechkohle ohne Augen- struktur. Die Augen sind in gleicher Weise wie im ersten Stück entwickelt. Sie sind nur kleiner und etwas mehr gewölbt, so daß das Innere der Augen tiefer liegt. Zudem sind nicht alle Augen parallel einer Ebene orientiert. Es gibt noch eine zweite Ebene, in welcher einzelne, wenn auch weniger zahlreiche Augen liegen, eine Ebene, welche die erste unter spitzem. Winkel schneidet. Beachtenswert ist es nun, daß diese 'Augenkohlenbank zusammenfällt mit einer Kohlenlage, die aus fossilem Holz E — 165 — besteht. . Die einzelnen Holzfasern sind deutlich zu er- kennen. Sie verlaufen annähernd senkrecht zur Ebene der Augen. Das in Augenkohle verwandelte Kohlenholz ist wie im ersten Stück pechschwarz und hat im Quer- bruch muscheligen Bruch. In Pechkohle verwandeites Holz scheint zur Augenbildung also besonders geeignet gewesen zu sein. Auch in diesem zweiten beschriebenen Stück läuft wie im ersten Stück die Ebene der Augen mit der Ebene der Schlechten in gleicher Richtung). In der Kohlenaufbereitung .in Pensberg kann man Augenkohle wohl ständig sammeln. Ein vom Verfasser dort gesammeltes größeres Kohlenstück enthielt als Zwischen- mittel eine helle Kalksteinbank. Über und unter der Kalksteinbank traten in der Kohle zahlreiche Augen auf, und zwar lag auch hier wieder die Ebene der Augen parallel zur Ebene der Schlechten. Zwischen Augen und Schlechten gibt es Übergänge. Solche Übergänge lassen sich schon in Handstücken beobachten. Die Kohlen- sammlung der Bergakademie Freiberg besitzt unter anderem Augenkohle von Häring in Tirol. Es ist dies eine tertiäre Kohle, die der Pechkohle von Pensberg in vielem ent- spricht. Ein ganz dichtes pechähnliches Stück dieser Augenkohle zeigt schöne große Augen und läßt neben- bei noch die Holzzellen erkennen. Ein anderes Stück Kohle von demselben Fundpunkt zeigt nur noch wenige, ganz vereinzelte, typische Augen, in großer Menge aber abgerissene, ganz unregelmäßige, kleine, ebene Flächen, die alle in derselben oder in zueinander pa- rallelen Ebenen liegen, im auffallenden Licht gleichzeitig spiegeln, aber noch nicht ganz zu einheitlichen Ebenen, d. h. zu Schlechten, vereint sind. 5) >) Auffallend an dem beschriebenen Stück sind auch Ein- schlüsse von Muschelschalen in reiner Kohle, d. h. ohne beglei- tendes anorganisches Sedimentmaterial. Man findet solche Ein- schlüsse in der oberbayerischen Pechkohle häufig. Es ist dies ein Zeichen, daß die ehemaligen Waldmoorgebiete vorübergehend überflutet wurden, wobei sich die Schalen von im ‘Wasser lebenden Muscheln zu Boden setzten. Sie wurden später von dem weiter wachsenden Waldmoor bedeekt. Auf dieses, sowie auf die eigen- artige diskordante Faltung und auf sonstige eigenartige Verhält- nisse der dortigen Kohlenflöze ist Verfasser in einem besonderen Aufsatze in der Z. f. p. G. näher eingegangen. („Über einige besondere geologische Erscheinungen in den oligocänen Pech- kohlenflözen Oberbayerns“. 1921.) Siehe auch K. A. WeIr- HOFER, Das Pechkohlengebiet des bayerischen Voralpenlandes, Denkschrift. München 1920. -- 166 — Auf die vielen verfehlten und eigenartigen Versuche, die Entstehung der Augen zu erklären, sei hier nicht weiter eingegangen. Mit HorMAns:) muß man die Ent- stehung der Augenkohle jedenfalls auf Druck zurück- führen. Augen entstehen durch dieselben Kräfte wie Schlechten und Schieferungsflächen. Die Ebene der Augen steht daher immer parallel zu den gleichalten Schlechten und senkrecht zur Druckrichtung. Augen treten nach Er- fahrung immer nurinspröden, homogenen Kohlen auf. Ihrer Entstehung nach sind jedenfalls Augen nicht; anderes als eigenartige Trennungs- und Bruchflächen!). 10. Beiträge zur Geologie des Niederrheins. VII. Nochmals zur Gliederung der Hauptterrasse.: Von Herrn A. Quaas. In seiner neueren Arbeit über Beobachtungen im Nieder- rheinischen Tertiär und Diluvium nimmt P. G. Krause!) auch Stellung zu der zuerst von A. STEEGER?) ange- schnittenen, dann von mir?) nach eigenen Beobachtungen weiter durchgeführten und allgemein für das Niederrhein- gebiet behandelten Frage einer möglichen Gliederung der Hauptterrassenablagerungen in zwei, durch eine Erosions- 3) Sitzungsberichte d. Böhm. Ges. d. Wiss., 1909, Bd. 17. 4, In der Zechsteinformation bei Eisleben treten Augen- letten auf. Die Augen dieses Letten liegen in zueinander paral- lelen Ebenen, die senkrecht zur Schichtung verlaufen. Diese Augenletten müssen Ähnlich wie die Augenkohlen entstanden sein. s(2.2d2 DIGG 8907 SSH a) ' 1) P. G. Krause, „Weitere Beobachtungen im Tertiär und Diluvium des Niederrheins“. II. Stück. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1917, Berlin 1918, S. 191—19. ?) A. STERGER, a) „Der geologische Aufbau und die Ent- stehung des Hülserberges“. Krefeld 1913, S. 21 ff.; .b) „Be- ziehungen zwischen Terrassenbildung und Glazialdiluvium im nördlichen Niederrheinischen Tiefland“. Abhandl. für naturw. Erforschung d. Niederrheins, Krefeld 1913, S. 145 ff. 3) A. Quaas, „Zur Gliederung der Hauptterrasse‘“. Beiträge zur Geologie des Niederrheins. III. Diese Ztschr., Bd. 68, Jahre g. 1916. Berlin 1916. Mtsber. Nr. 7, S. 138—154. — 167 — zwischenzeit deutlich getrennte Aufschüttungsstufen. Er lehnt unsere, auf jederzeit örtlich nachprüfbare Feidunter- suchungen aufgebaute Ansicht ab und sucht sie durch die- jenige einer Gliederung der nach ihren Ausmaßen und Absätzen viel unbedeutenderen, wohl auch zeitlich kürzeren Mittelterrasse zu ersetzen: So zwar, daß er die von uns als jüngere Hauptterrassenabsätze aufgefaßten Bildungen. als. solche einer (seiner) höheren, d. h. älteren Mittel- terrassenstufe hinstellt. Dabei stützt sich P. G. Krause auch in seiner neueren Arbeit in der Hauptsache auf Be- obachtungsmaterial, das bereits 1911 Gegenstand genauerer vergleichsweiser Untersuchungen und fachlicher Kritik ge- wesen ist und schon damals nicht in dem von ihm ge- wünschten Sinne anerkannt werden konnte. — Seine neueren Beobachtungen am Hülserbergt), auf die er seine Theorie von der „Mittelterrassengliederung mit stützen möchte, sind . bereits durch die Untersuchungen von C. GAGELS), der unsere Feststellungen bestätigt und sich damit auch als Anhänger der Anschauung, daß die fraglichen Absätze einer jüngeren Hauptterrassenaufschüttung zuzurechnen sind, bekennt, als auf Irrtum beruhend erkannt und deshalb auch in den von P. G. Krause gezogenen stratigraphischen Su u us gen abgelehnt worden. Zur Frage der Stellung der von P. G. KRAUSE einer- seits, von STEEGER, GAGEL und mir anderseits verschieden- altrig beurteilten Ablagerungen im Hülserberg wird sich A. STERGER als Hauptangegriffener wohl ausführlicher noch äußern. Als feststehend kann jedoch schon jetzt an- genommen werden, daß die Beweisfühfung KrAuses in keiner Weise unsere Ansicht zu erschüttern vermögen wird. Zur Dachsbergfrage, sowie zur Verallgemeinerung seiner Theorie für den ganzen Niederrhein, von der Ahrmündung abwärts bis Cleve, muß ich nachfolgend selbst Stellung nehmen: um so mehr, als P. G. KRAUSE meine Arbeit®), die sich mit ganz den gleichen Ablagerungen auf Grund eigener Beobachtungen und Untersuchungen beschäftigt, nur ganz nebenbei‘) erwähnt. Er betrachtet alsc die zuerst re, G. Krause, & a 0.8 1938. 5) C., GAGEL, „Über einen neuen Fundpunkt nordischer Grundmoräne im Niederrheinischen Terrassendiluvium und die Altersstellung dieser Grundmoräne‘“. Diese Ztschr., Bd. 71, Jahrg. 1919.- Berlin 1919. Mtsber. Nr. 1—4, 8. 24—28. 6) A. Quaas, a. a. O. S.. 144ff. DER 6 KRAUSE, a. a5 0. 1918, 3. :194. — 168 — ‚on G. STEINMANN ausgesprochene, dann von G. FLIEGEL und E. Kaıser für gewisse Bildungen am Vorgebirge (be- sonders die sog. „Apollinaristerrasse“ [=,Hoch- terrasse" STEINMAnNS]| bei Remagen) ausgesprochene Theorie, daß in diesen Bildungen ältere Mittelterrassen- absätze vorlägen, als erwiesen, meine sachlichen : Einwände dagegen anscheinend als überhaupt nicht erörterbar. Er nimmt also erst zu Beweisendes als schon erwiesen und. als Grundlage für seine eigene Mittelterrassentheorie an. Dagegen muß Einspruch erhoben werden. 1. Zunächst zur Dachsbergfrage! Schon 1908 hatte P. G. KrAuse?) in dem Kiesgruben- aufschluß am Nordwesthang des Dachsbergs (Blatt Mörs) auf ungestört lagernden hellen Sanden und Kiesen typische Grundmoräne beobachtet, die ihrerseits wieder über- deckt wird durch eisenschüssige Kiese deutlicher (horizon- taler) Schichtung. Krause faßte die hellen, im Gegensatz zu den stark gestauchten, zweifellosen Hauptterrassen- schottern im Kern des Dachsbergs völlig ungestörten Sande und Kiese im Liegenden des -glazialen Blocklehms bereits damals (1908/09) als Mittelterrassenablagerung auf, die Aufrichtung der ursprünglich auch schwebend abgesetzten Hauptterrassenkiese im Bergkern fast bis zur Seigerstellung als ein „Ereignis, das sich demnach bereits vor der Ablage- rung dieser Mittelterrasse abgespielt haben muß.“ über die die hellen Schotter bedeckende Grundmoräne und über die eisenschüssigen Kiese in deren Hangendem äußerte sich P. G. Krauss damals nicht. Sie wurden Gegenstand ein- gehender Erörterung gelegentlich einer dienstlichen Be- reisung des Niederrheinischen Aufnahmegebiets der Preuß. Geologischen Landesanstalt durch die dort arbeitenden Geologen unter Leitung der Abteilungsdirigenten (Juni 1911). Die Altersfrage der liegenden hellen Kiese und Sande mußte damals offen gelassen werden, da sich Übereinstimmung - der Ansichten darüber nicht erzielen ließ. Doch blieb P. G. KRAUSE mit seiner Auffassung vom Mittelterrassen- alter dieser Absätze — meines Erinnerns — allein. Die eisenschüssigen hangenden Kiese wurden als „eingeebnet“ bezeichnet. Sie sollten also wohl durch das Zusammenwirken 8) P. G. KRAUSE, „Über einen fossilführenden Horizont im Hauptterrassendiluvium des Niederrheins“. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1909, Bd. XXX, IL, Berlin 1909, S. 100f. > ee von Glazial- und F.ießwässern entstanden sein. Wahrschein- lich mit unter dem Einfluß dieser Klärungen hält P. G. . Krause?) in seinen neu veröffentlichten weiteren Diluvial- studien nicht mehr ausdrücklich am Mittelterrassenalter jener heilen Sande und Kiese fest. Er läßt dort auch verschiedene Bildungsweisen offen. Sie müssen, seien es nun glaziale "Verschüttungssande oder echte südliche Terrassensande, älter sein als die Niederterrasse, die ja in sie erst eingeschnitten ist (Erosionsrand), aber jünger als die gestauchte Hauptter- rasse, an die sie sich ungestört anlegen. — Genauer be- schreibt er dort auch die inzwischen sicher als Grund- moräne erkannten, sie überlagernden Block- oder Ge- schiebelehme. Die darüber folgenden „3—4 m braungelben seschichteten kiesigen Sande und Kiese“ werden als solche nur erwähnt, nicht gedeutet. i Bei meinem späteren Besuch des Aufschlusses in der Osterwoche 1914 wurde mir auf Grund der unmittelbar vorher vorgenommenen Bereisung und vergleichsweisen Untersuchung weiter Gebiete des Niederrheins — vom Nord- abfall des Schiefergebirgs bis über Oleve— Nijmegen, nach Holland hinein — klar, daß in den „hellen Kiesen und Sanden am Dachsbergaltdiluviale Schichten vorliegen: Älteste Schotter oder die diesen :so auf- fallend ähnlichen, weil hauptsächlich durch Aufarbeitung und Umlagerung aus ihnen hervorgegangenen Grund- sehichten der Hauptterrasse. Es fehlten in ihnen nach meinen damaligen und früheren Aufzeichnungen die für die Mittelterrassenablagerungen bezeichnenden, leichter verwitterbaren Sand- und Schiefergesteine, sowie relativ frischerhaltene Reste von Eruptivgesteinen, wie sie den niederrheinischen Schottern des jüngeren Diluviums eigen sind. Dafür überwiegt der für die altdiluviaien Rhein— Maasablagerungen bezeichnende Gehalt an nur schwer ver- witterbaren Gesteinen, in erster Linie also an. Quarz- und Silikatgesteinen. Unzweifelhafte Kieseloolithe und deren typische Begleitsteine wurden von mir allerdings nicht ge- funden. Doch war die Besuchszeit so knapp bemessen, daß eigens danach nicht lange gesucht werden konnte. Für den Kenner genüge das, wenn natürlich auch reich- lich subjektive Gefühlsargument: Der ganze Schotterhabi- tus erscheint mir durchaus altdiluvial. Das wird auch der 9) P. G. Krause, „Einige Beobachtungen im Tertiär und Diluvium des westlichen Niederrheingebietes“. Jahrb. d. Preuß. Geo Bandesanst.,f: 1911, Bd. XXXIL, DH, Berlin, 1912, 8. 18#f. — 170 — weniger Spezialkundige bestätigen müssen, wenn er ver- gleichsweise die weiter östlich, wie westlich, -meist nur noch isoliert auftretenden typischen Mittelterrassenaufschüt- tungen näher betrachtet und untersucht. Er wird unschwer den anders schattierten Farbenton der in beiden Fällen im ganzen grauen Sande erkennen, auch in der Art der Verteilung der sandigen Beimengungen zwischen beiden Bil- dungen deutliche Unterschiede erkennen: sandige Kiesdurch- setzung in der Mittelterrasse, Sande und Kiese im Wechsel im Dachsbergaufschluß. Hier ein reines, helles Grau; dort ein mehr Schmutziggrau. Genauere Gesteinsuntersuchungen dürften namentlich auch neben dem stark unterschiedlichen Quarzgehalt solchen an Eisen, sowie in den tieferen Mittel- terrassenkiesen schwachen Kalkgehalt nachweisen, der auch den tieferen Schichten des Dachsbergaufschlusses fehlen wird und muß. Zu ganz übereinstimmendem Untersuchungsergebnis ge- langt unabhängig von mir OÖ. GAGEL!?), wenn er schreibt: „Diese Moräne wird von ganz hellen, unzersetzien Kiesen unterlagert, die meines Erachtens wegen ihrer Be- schaffenheit und Höhenlage am ungezwungensten als ältestes Diluvium, als Deckenschotter!!), angesprochen werden können“, Wir hätten dann hier, wie in der „Gemeindegrube Neuwerk“!?) die Erscheinung, daß die 'Wässer der Ero- sionsperiode zwischen älterer und jüngerer Stufe der Haupt- terrasse auf der abgesunkenen Scholle die älteren Schotter bis zu deren Basalschichten hinab, bzw. völlig weggeführt haben, ehe es hier zur Ablagerung der Grundmoräne, dort der jüngeren Schotter kam. Ob Ältestes Diluvium oder ob die Basalschichten der Hauptterrasse in diesen hellen Sanden und Kiesen vorliegen, muß unentschieden bleiben, bis tiefergehende Aufschlüsse einmal das Liegende erschließen. Die annähernd horizontale Schichtung und der Gesamthabitus der Ablagerung scheinen mir eher für ältestes Hauptterrassenmaterial, als für Älteste- Schotter zu sprechen. Jedenfalls sind es — ent- 10,2. GO. TGAGEN, a2. 08.022 4) Der Begriff „Deckenschotter“ für die „‚Ältesten- Scehkotter‘“ möchte, weil irreführend, da diese Bildungen am Niederrhein nirgends deckenbildend, sondern nur unterlagernd auftreten, in Zukunft besser vermieden werden. 12) A. Quaas, a. a. O. 1916, S. 143 und Abbildung auf Seite 142, — 171 — gegen P. G. Krause — keinesfalls lunsliel- rassenabsätze. Als einziges scheinbar stichhaltiges Beweisstück für seine Theorie kann ja P. G. KrRAusE, der gerade über die für die Altersbeurteilung so wichtige Gesteinszusammen- setzung sich nirgends näher ausspricht, nur die relativ geringe Höhenlage dieser Dachsbergschotter gegenüber der gewöhnlichen Höhenlage der Hauptterrassenoberfläche an- führen. — Allerdings gibt diese zunächst für die Alters- beurteilung der Ablagerung zu denken. Aber seitdem .be- kannt ist, daß gerade die Hauptterrassenzeit auch am Nieder- rhein eine ‚Periode lebhafter Krustenbewegungen gewesen ist, dürfte es nicht zu gewagt erscheinen, für diese unter- schiedliche Höhenlagen gleichaltriger Schotter Gebirgs- störungen verantwortlich zu machen, also die dem. Kern des Dachsbergs westlich .angelager- ten Schichten als auf einer am Kern abge- -sunkenen Scholle liegend aufzufassen. In Wirklichkeit treten die hellen Sande und Kiese dort ja auch nicht in gleicher Höhe wie die Mittelterrassenober- fläche auf, sondern eher etwas tiefer. Ich notierte als Oberflächenlage der hellen Schotter ungefähr 25 über NN., während die Mittelterrasse in Breite des Dachsbergs in durchschnittlich 35 m Höhe liegt!?). Sie würden sogar noch unter dem Oberflächenniveau der Niederterrasse liegen, wenn man mit A. STEEGER!!) als deren Höhe etwa 28 (= 27,9 m) in Breite des Dachsbergs annimmt. Treten diese — nach P. G. Krausest) Ansicht — jüngeren Mittelterrassenaufschüttungen, die aus den bis auf isolierte Reste von den Wässern der Erosionszeit zwischen beiden Stufen der Mittelterrasse wieder aufgearbeiteten und umgelagerten älteren Ablagerungen dieser Talbildungsperiode aufgebaut sein sollen, schon in heute höherer Lage, als seine „hellen Sande und Kiese“ im Kiesgrubenaufschluß der Südwestecke des Drachenbergs auf, so können sie nicht gut sogar Absätze der von ihm angenommenen älteren und damit höher gelegenen Mittelterrassenschotter sein. 13) Vgl. auch C. GaceL, a. a. O. S. 22. — A. STEEGER („Beziehungen usw.“ 1913, S. 41) kommt zu etwas. höherer Lage, wenn er die „ansteigende Terrassenfläche die 40-m-Linie übersteigen“ läßt. 1%) A. STEEGER, „Beziehungen usw.“ 1913, S. 147. 15) P. G. KRAUSE, a. a. ©. 1918, S. 1941. — 172 — Gegen diese Beweisführung wird auch P. G. KRAUSE nichts Tatsächliches einwenden können; er müßte denn auch zu nachträglichen Senkungsvorgängen für die Er- klärung dieser sonst nicht verständlichen Höhenlagenun- stimmigkeit seine Zuflucht. nehmen. Damit würde aber für seine Theorie nichts gewonnen sein: die Höhenlagen- frage müßte vielmehr als nicht beweisend aus der ganzen Beweisführung von vorn- herein ausscheiden! Völlige Übereinstimmung zwischen Krauss und uns besteht in der Auffassung der „bis meterdicken Bank eines grünlich-grauen, ungeschichteten, sandigen Lehmes mit Stei- nen“ (= Blocklehm) als ausgesprochener Grundmoräne. Nur über deren Alter müßten die beiderseitigen An- schauungen (vgl. weiter unten) erheblich abweichen. Ebensoweit gehen diese auseinander in der Deutung der hangenden „3—4 m braungelben geschichteten kiesigen Sande und Kiese“ des Der gaufschlusses. C. GAGEL!°) beschreibt diese „ganz ungestört höre liegenden Absätze noch etwas genauer als „sehr grobe, hori- zontal geschichteie, aber tiefbraun eisenschüssig verwitterte Kiese und Schotter“. Er hebt also das sie Bezeichnende — die durch hohen Eisengehalt und durch Verlehmung be- dingte tiefbraune Farbe — deutlich hervor. — Ergänzt werden muß diese Gesteinsbeschreibung noch durch die An- gabe der Schotterzusammensetzung. Diese deckt sich völlig mit derjenigen, die A. STEEGER!') für seine jüngeren Haupt- terrassenkiese am Hülserberg,ich für die gleichaltrigen Bildungen im Viersener Horst in der Gemeinde- gsrube Neuwerk, südlich Viersen, wie in den - weiteren Aufschlüssen zwischen Viersen und Süch- teln und bei Hagenbroich (= Aretz) als bezeich- nend für diese Stufe angeben. Es fehlen also in ihnen die den jüngeren diluvialen Rheinablagerungen eigenen leichter zersetzbaren Silikate, Sand- und Schiefergesteine, ziemlich frisch erhaltene Fruptiva aus dem Schieferge- birge usw. Schon diese Gesteinsunterschiede, mehr aber noch die ganz abweichende Färbung hätten P. G. KrAusE bestimmen sollen, vorsichtiger zu sein mit (der Altersgleichstellung dieser Schotter: mit Mittelterrassenbildungen, für welche die Grau- 16)..0.IGAGEL, ai a. 0. 1919,58. 22. 1) A, STEEGER, a2. 22. O1 9138.14: a färbung doch ganz allgemein als bezeichnend er- und an- erkannt worden ist. — Freilich vermag er sich mit seiner versuchten Altersbestimmung dieser eisenschüssigen Kiese - auf die Autorschaft von STEINMANN, FLIEGEL und KAISER scheinbar zu berufen: wenn er nämlich deren sogen. „höhere Mittelterrasse", besonders die „Apolli- narisstufe‘ beiRemagen, eben als solcher erwiesen erachtet, sie also als sichere Grundlage für seine Fest- stellungen und Ableitungen annimmt. Dazu ist er aber zurzeit keineswegs berechtigt: er mußte denn klipp und k’ar, mit eigenen Beobachtungstatsachen, die mich zu über- . zeugen wvermöchten, meine in der „Gliederung der Hauptterrasse‘1iS) gegen diese Anschauung angeführ- ten Gründe und Beobachtungen entkräften oder gar wider- legen. Bis dahin bleibe ich auch bezüglich der „Apolli- narisstufe‘ usw. bei meiner Auffassung, daß sie, gleich den braunen Schotternim Hülser- wieim Dachsberge, jüngere Hauptterrassen- Bsehiittungen, darstelltein. Daß sie nach Farbe, Höhenlage und Gesteinszusammen- setzung ebensogut von den unterlagernden älteren Haupt- terrassen-, wie von nächstbenachbarten, ausgesprochenen Mittelterrassenablagerungen sich unterscheiden lassen, ist ziemlich leicht zu erkennen, wenn man vom Hülserberg aus die nur wenige Kilometer entfernten, von mir näher untersuchten und beschriebenen Aufschlüsse im Viersener Horst — vor allem die Gemeindegrube Neuwerk bei München-Gladbach — aufsucht. Hier würde KrAUSE auch möglich gewesen sein, einen, wenn auch nur geringmächtigen Sprung zwischen Horst- kern und davon östlich abgesunkener Scholle, auf der die jüngere Hauptterrassenstufe abgesetzt ist, unmittelbar in der Natur zu beobachten, also hier als durch den Augenschein erwiesen zu finden, was ich für den Westabfall des Dachsbergsals wahrscheinlich zur Erklärung der relativ tiefen Lage der dortigen jüngeren Hauptterrassenabsätze annehme. Ich bin mir wohl bewußt, daß diese Annahme einer bis- her nicht nachgewiesenen Störung den schwächsten und da- her angreifbaren Punkt meiner Beweisführung bildet. Er wird es auch bleiben, solange nicht durch mögliche _ direkte Beobachtungen nachzuweisen ist, ob die Schichten 18) A. Quaas, a. a O. 1916, 8. 144 ff. — IT4 — ın Höhenlage der „hellen (unteren) Sande und Kiese‘ des Westabfalles ohne Unterbrechung in diejenigen des Berg- kernes fortsetzen oder ob — wie ich vermute — an der Grenze zwischen Kern und westlich vorgelagerter Fläche eine Schichtenunterbrechung derart stattfindet, daß die An- lagerungsfläche gegen den Kern abgesunken erscheint, hier also in gleicher Höhenlage relativ jüngere Schichten als dort auftreten. — Ein Wort noch zur „ganz ungestörten horizontalen“ Lagerung dieser unteren hellen Schotter gegenüber der - starken Aufstauchung der von mir als ungefähr gleich- altrig angesprochenen Hauptterrassenschichten im Kern des Dachsbergs. Sie darf nicht auffallen, nachdem auch anderwärts — so besonders im Hülserberg — nachzu- weisen war, daß die durch den seitlichen Eisdruck be- wirkte Faltung, Pressung und Stauchung der ursprünglich auch dort horizontal abgelagerten Hauptterrassenbildungen in dem großen Niederrheinischen „End- oder Stau- moränenbogen" keine größere Tiefenerstreckung zeigt. So erscheinen auch im Hülserberg die „Ältesten- Schotter“ mitihrer schönen Kreuz- und Dia- gonalschichtung völlig ungestört gelagert. Die Druckwirkungen bleiben also hier auf die (oberen?) älteren Hauptterrassenschichten beschränkt!?). Die hellen Schotter in der Kiesgrube des Dachs- bergs werden also voraussichtlich solche vom Eisdruck, der die Kernschichten aufrichtete und -preßte, verschont, also in ihrer Lagerung ungestört gebliebene tiefere Haupt- terrassen- oder „Älteste-Schotter‘“ darstellen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang noch daran, daß nach heute wohl allgemeiner Annahme der ganze Vor- gang der tiefgreifenden Auflösung der weiter südlich ein- heitlichen Hauptterrassenoberfläche in zahlreiche Einzel- flächen und Tafelberge — etwa von der Breite von Krefeld ab — vorwiegend auf Bodenbewegungen, d. h. Ab- und Einsinken von Schollen längs stehengebliebenen Horsten, zurückzuführen ist. Liegt da de Annahme eines Dachsbergsprungs zur Erklärung der von der Um- gebung abweichenden (geringeren) Höhe der dortigen jünge- .ren Hauptterrassenoberfläche nicht recht nahe? 19) Vgl. dazu A. STEEGER, „Beziehungen usw.“ 1913, Seite 154f.; auch Abbildung IV und Erläuterung. dazu. — 1/5 — Für das angenommene Alter dieser Ablagerung spricht auch noch die Eisenschüssigkeit der Schotter aus einem allgemeinen Grund, auf den ©. GAaGEL?) m. E. mit - Recht und treffend hinweist. Er bringst die „sehr auf- fallende Eigentümlichkeit“ der Hauptterrasse, der ‚„durch- gehend sehr intensiven, eisenschüssigen und zum Teil lehmi- sen Verwitterung und Zersetzung (Ferretisierung) ihrer sehr gsrobkörnigen Sedimente“, in Beziehung zu ganz gleichartigen Erscheinungen, die im norddeutschen Flachland als Er- haltungszustand bezeichnend sind für die Bildun- sendesälteren („Unteren“) norddeutschen Di- luviums, insonderheit für die dortigen intensiven Ver- witterungserscheinungen der Interglazialzeit. . Diese Ferretisierung scheint also ein Charakteristikum und damit Kriterium für die altdiluviale Zeit zu sein. Auch danach müßten die nach P. G. KRAUSE jung- diluvialen (=Mittelterrassenschotter) braunen Schotter am Dachsberg, am Hülserberg usw. noch zum Alt- diluvium zu stellen, also mit uns den Ablagerungen der jüngeren Hauptterrassenstufe zuzurechnen sein. Mit gleichem Recht betont dort C. GAGEL auch in Be- zugnahme auf die Dachsbergverhältnisse, daß diese so be- zeichnende starke ‚eisenschüssig-lehmige Zersetzung und Verwitterung‘“ — seines Erachtens — ‚ein wertvolles Kri- terium zur Deutung auch solcher zweifelhafter Terrassen- ablagerungen abgeben dürfte, die ihrer Höhenlage nach nicht ohne weiteres in die Hauptterrasse passten und über deren Alter daher vielfach Meinungsverschiedenheiten be- stehen.“ Einige allgemeine Bemerkungen sind noch nötig zur 2. Frage der Mittelterrassengliederung überhaupt. Es liegt mir fern, eine solche Gliederungsmöglichkeit an sich ableugnen zu wollen. Ich wehre mich nur gegen die Art, wie diese Gliede- rung bis jetzt durchzuführen versucht worden ist und lehne deshalb die mir bisher bekannt gewordenen Gliederungs- vorschläge ab, da sie mich nicht überzeugen können. 20) C. GAceEL, a. a. O. 1919, S. 5. — 16 — Wo Stufengliederungen bislang nachgewiesen werden konnten, haben wir das Bild: in eine nach Flächen- wie Rauminhalt mächtigere und verbreitetere ältere (= höhere) Stufe scheiden sich die Wasser einer Erosionszwischenzeit, mit schmalerem Lauf ein. Nach darin erfolgter Aufschüt- tung jüngerer Schotter wird dieser Lauf während erneuter Erosion, die zur nächstjüngeren Terrasse der Terrassen- gruppe überleitet, größtenteils trocken gelest. Es hat sich eine jüngere Schotterstufe herausgebildet. Diese erscheint also, meist längs scharf ausgeprägtem Terrassensteilrand, deutlich eingesenkt in die ältere, höhere Terrassenstufe, die den Hauptabsatz der ganzen Aufschüttungsperiode dar- stell. Ihr Außenrand bezeichnet die höchste und damit älteste, zugleich die vom jeweiligen mittleren Stromstrich im allgemeinen entfernteste Ablagerung der Gesamtterrassen- zeit. Ein solches Bild bieten die Ströme besonders in ihren Engtälern — so der Rhein, die Maas usw. Für die Rur (=Roer) habe ich dieses Schema bis ins einzelne verfolgen und entsprechend darlegen können?). — Auch bei ihrem Eintritt in die große Niederrhein—Maasebene verändert sich dieses Bild m. E. nicht. Ich finde es jedenfalls bestätigt für die Niederterrasse, wie für die Alluvialterrassen des Rheins und verweise auf meine bezüglichen Ausführungen zu diesen Fragen?) um mich hier nicht ohne zwingende Gründe zu wiederholen. Für 'die Mittelterrasse sind mir am Niederrhein höhere tufenbildungen dieser Art noch nicht bekannt geworden. Für die Hauptterrasse erkenne ich mit A. STEEGER das gleiche Bild, wie für die Nieder- und die Altiuvialter- rassengruppe. Warum sollen’ da ausgerechnet während der Mittel- terrassenzeit andersgeartete Vorgänge sich abgespielt haben ? Und weshalb sollen damals, wie P. G. KrAUseE und vor ihm schon STEINMANN, FLIEGEL und KAıseR theoretisch an- nahmen, auf einmal die höheren und damit älteren Stufen- 21) A, QuAAs, „Das Rurtal“. Ein Beitrag zur Geomorpho- logie der Nordeifel. Verhandlen. d. Naturhistor. Ver. d. Rhlde. usw. 72. Jahrg. IL, 1915. Bonn 1917. S. 182-307. 22) A. Quaas, a) Aufnahmebericht 1911. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1911. Bd. XXXII. Berlin 1912. S. 406—410. b) Wissenschaftliche Ergebnisse der Aufnahmen auf den Blättern Neuß und Hilden, Jahrb. d. Preuß. Geolog. Landesanst. f. 1912, Bd. XXXII, I. Berlin 1914. S. 460—462. c) Erläuterungen z. Blatt Neuß, Lief. 209. Berlin 191%. Seite 7—10. — 17 — absätze bis auf Reste von Wässern einer Erosionszeit, die als solche einer Zwischenperiode zwischen zwei Unter- stufen voraussichtlich weniger nach Tiefe wie Breite ge- - wirkt haben werden, als diejenigen einer Haupterosions- zeit, zwischen zwei selbständigen, stratigraphisch unterscheia- baren Aufschüttungsterrassen gelegen haben? Zudem waren erfahrungsgemäß diese Wässer einer nächstjüngeren Eintie- fungsperiode in jeweils schmaleres Strombett zusammenge- drängt, konnten also, wie ich mir wenigstens den Vorgang nur vorzustellen vermag, höchstens verstärkt in die Tiefe wirken, also innerhalb der jeweiligen Stromgrenzen und Überschwem- mungsgebiete auch nur nachfolgend intensiver S=hotter ab- setzen. Auch wissen wir heute, daß vom Altdiluvium nach der Jetztzeit zu die Wasserkräfte periodisch abgenommen haben müssen, da die Absatzmächtigkeiten in ständig sich ver- engenden Strombetten in gleichem Maß sich verringern. Wie soll da der Rhein der Erosions(zwischen)zeit zwi- schen angenommener älterer (=höherer im Vergleich zur heutigen breiten [tieferen?] Mittelterrassenoberfläche) und jüngerer Aufschüttungsstufe so gewaltig ausgeräumt, auf- gearbeitet und umgelagert haben, wie das P. G. KRAUSE?) allgemein und für die Gegend des Dachsbergs, bzw. in Breite von Krefeld und weiter nördlich im besonderen annimmt und glaubhaft zu machen sucht? Auch aus diesen, zunächst rein theoretisch abgeleiteten Gründen vermag ich mich zu der von P. G. KRAUSE m Weiterausführung der von STEINMANN zuerst ausge- sprochenen Art der Mittelterrassengliederung nicht zu be- kehren, bleibe also bei der von A. STEEGER und mir so erkannten Zugehörigkeit und bei der Zurechnung der frag- lichen höheren Mittelterrassenabsätze nach P. G. Krause usw. zur Hauptterrasse: als Aufschüttungen einer jüngeren Stufe dieser Hauptperiode in der Geschichte der Nieder- rheinischen diluvialen Talbildung. — Die Theorie der Mittelterrassengliederung nach P. G. KRAUSE erstreckt sich in ihren notwendigen Folgerungen auch auf die eng mit ihr verknüpften Fragen nach der 3. Alterseingliederung der Niederrheinischen Glazialbildungen in das aufgestellte und bisher im ganzen allgemein aner- kannte Diluvialschema. 23) P. G. Krauss, a. a. O. 1918, S. 191—195. 12 — 178 — ‚, „ Seitdem die seinerzeit von G.FLIEGEL**, aufgestellte Theorie endgültig als widerlegt angesehen werden kann, nach dem die Niederrheinische Haupteiszeit =Glazial Il Norddeutschlands) ungefähr mit der Mittelter- rassenzeit zusammenzufallen bzw. gleichzusteilen sein soll, darf mit A. STEEGER?) nach dessen wohl durchdachten Ausführungen heute als er- und bewiesen gelten, daß die Haupteiszeit in die Talbildungsperiode der Hauptterrassenablagerung fällt. Von unterge- ordneter Bedeutung ist hierbei und speziell für die nach- folgenden Feststellungen, ob wir mit A. STEEGER?*) für das Gebiet etwa zwischen Cleve—Krefeld eine nur einmalige Vergletscherung mit einfacher Oszillation zu dieser Haupt- terrassenzeit annehmen oder nicht und ob wir sie mit ihm „in die Zeit zwischen der Erosion der älteren und der Aufschüttung der jüngeren Stufe ‘der - Hauptierrasse“ verlegen oder etwas abweichende Auffassung von dieser Ansicht haben??). Zu gleicher Anschauung, wie A. STEEGER, kommt neuer- dings auch ©. GAGEL?) in seiner bereits mehrerwähnten Arbeit, wenn er schreibt: ‚Wir kommen also aus allen diesen Erwägungen zu dem übereinstimmenden Schluß, daß die Moränen bei deren Ablagerung Jiese Hauptterrassenschotter (— gemeint sind die älteren. D. V.) des Niederrheingebiets so stark gestört und aufgestaucht sind, sich im unmittel- baren. Anschluß bzw. z. T. noch während der Ab lagerung der Hauptterrasse selbst gebildet haben, daß Haupt terrasse und vorletzte (Haupt-)Eiszeit zeitlich äquivalent sind“. — Mit A. STEEGER und C. GAcEL fasse auch ich , die sichere Grundmoräne zwischen unterlagernden (altdilu- vialen) hellen Kiesen und überlagernden braunen, eisen- schüssigen groben Schottern in der Kiesgrube der Nordwesteckedes Dachsbergsalseineältere Glazialbildung, als die Grundmoränen 4m Hülserberg, Dachsberg (= Südseite) usw. auf und. 24) G. FLiEGEL, „Rheindiluvium und Inlandeis“. Verhandlgn. d. Naturhist. Ver. d. Rhlde 66. Jahrg. Bonn 1909. S. 339 u. i. e. A.; vgl. dazu auch A. STEEGER, „Beziehungen usw.“ 1913,35: 1557. 25) A. STEEGER, a. a. O., S. 155ff.; auch A. QuaAas, Zur Gliederung usw., 1916, S. 150 ff. 26) A. STEEGER, &. 24.0. S. 155. 27) A. Quaas, a. a. O. 1916, S. 151. 28) ©. GAGEL, a. a. O. 1919, S. 25. — 1779 — setze sie mit C. GAGEL?”) ungefähr in den aller- ersten Anfang der Hauptterrassenzeit, als das Eis gerade bis hierher vorgestoßen war und .durch seine ‚Stauwirküng die Hauptterrassenablagerung zu veranlassen 'begann. Allgemein schreibt A. STEEGER?) zu dieser Frage: „DieGrundmoräneamDachsbergistdannna- türlichälter als die jüngere Hauptterrasse‘. Anders P. G. Krause?l). Durch seine Theorie, dab unsere jüngeren Hauptterrassenaufschüttungen am Hülser- wie am Dachsberg usw. ältere Mittelterrassenbildungen darstellen sollen, wird er gezwungen, wenn auch auf anderem Wege, zu der FrLieGerschen Anschauung vom Mittelter- rassenalter der Haupteiszeit zurückzukommen. Die einzelnen Begründungsversuche dieser Ansicht lese man bei P. G. KRAUSE??) selbst nach. Sie fallen natürlich mit der Theorie selbst! Wir können so der Zukunft ruhig überlassen, sich mit ihnen sachlich abzufinden. Zu welchen selbstbereiteten Schwierigkeiten P. G. KRAUSE mit seiner Theorie und der darauf begründeten Eingliederung der Glazialzeiten und -bildungen in unser Diluvialschema kommt, darauf weist schon 0. GAGEL?) treffend hin. — Es erübrigt sich zu diesen aufgeworfenen Glazialfragen ‚nur noch eine Anfrage an P. G. Krauss, wo denn nach seiner Ansicht zeitlich die Rheinabsatzäquivalente für die letzte (jüngste) nordische Eiszeit stecken sollen? In der Niederterrasse? Die soll ja aber nach seiner, schon ander- ‚orts angedeuteten und in seiner letzten Arbeit (1918)3*) direkt ausgesprochenen Auffassung vom nachdiluvialen bzw. alt- „alluvialen Alter derjenigen Rheinabsätze, die bisher nach dem Vorgang von G. FLiegGeEL?) ziemlich allgemein als ‚jüngste Diluvialablagerungen angesehen, sogar in diesem Sinne seinerzeit als Grundlage für den Aufbau der jetzigen Diluvialgliederung mitbenutzt wurden, nicht mehr zum Diluvium gehören. Soll dann folgerichtig auch die mit der : Niederterrasse altersgleich zu setzende eiszeitliche Parallel- 29) O. GaceL, &. a. O. 1919, 8. 25. 90) A. STEEGER, a. a. ‘0. 1913, 8. 147. 4) P. G. Krause, a. a. O. 1918, 8. 154. #2) P. G, KrAusz, a. a. O. 1918, 8. 194. 33) ©. GAdEL, a. a. O0. 1919, 8. 24. %) P. G. Krauss, a. a. O. 1918, S. 195. 35) &. Fuiegnt, „Rheindiluvium und Inlandeis“, a. a. O. 1909, S. 329. 12* — 10 — bildung (= jüngstes Glazial) altalluvial sein? So umstürzle- risch wird wohl P. G. Krause selbst nicht vorgehen wollen! Wenn nicht, wie soll sich dann die letzte Eiszeit in die Diluvialgliederung einfügen? Oder sollen für sie bei ihrer anerkannt recht geringen Flächenverbreitung und Längserstreckung im Verhältnis zur Haupteiszeit zeitliche Fließwasserabsätze am Niederrhein überhaupt nicht vor- handen sein? E : i Ligneuville, Silvester 1920. 11. Eine tertiäre Versleischenien Alaskas und die Polwanderung. Von Herrn STEPHAN RıcHARrz. Chicago, den 26. Mai 1922 Angeregt durch das Studium von WEGENERS ‚„Ent- stehung der Kontinente und Ozeane‘t), besonders des 5. Ka- pitels, Polwanderungen, begann ich die Literatur über Alaskas Geologie der jüngsten Vergangenheit zu durch- forschen und kam dabei auf einige Tatsachen, die in wei- ten Kreisen der Geologen noch unbekannt zu sein scheinen und die für Polwanderungsfragen von ausschlaggebender Bedeutung sein können. Sie sollen hier im Zusammenhang mit schon bekannten Beobachtungen, die nach derselben- Richtung weisen, besprochen werden. WEGENER steht im erwähnten Kapitel seiner Arbeit, soweit die tatsächliche Grundlage in Frage kommt, ganz auf demselben Standpunkt wie KREICHGAUER?), „dessen 1) ALFRED WEGENER, Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig 1920, 2. Aufl. 2) DAMIAN KREICHGAUER, Die Äquatorfrage in der Geologie. Missionsdruckerei Steyl bei Kaldenkirchen, 1902. Die leitenden Gedanken seines Werkes veröffentlichte KREICHGAUER im 46. Bande von Natur und Offenbarung, Münster-Aschendorff 1900, S. 26 u. 68ff. unter dem Titel: Wasser und :Land. 1901 sprach Reıgısch in bezug auf die Polwanderung ähnliche Gedanken aus: Reısısch, Ein Gestaltungsprinzip der Erde, 27. ‚Jahres- bericht des Vereins für Erdkunde zu Dresden, 19091. — I8SI — ungewöhnlich klare Gedankengänge die Fachgeologen nur wenig beachtet haben“. (S. 97) Nach KrEICHGAURR hat . die Vereisung Nordamerikas im Nordwesten begonnen und .zwar schon im Tertiär, weil damals diese Gebiete bedeu- tend näher dem Nordpol lagen als heute, während der Osten zur selben Zeit viel weiter von ihm entfernt war als jetzt. Was sagt die geologische Erforschung Alaskas zu dieser Annahme’? Für das Alttertiär eine Vergletscherung Alaskas anzunehmen wird kaum möglich sein. Über das ganze . Gebiet zerstreut findet man Lignite und Braunkohlen, der Kenaiformation angehörig, welche sicher alttertiär ist. Eine Zusammenstellung der in diesen Ablagerungen von verschiedenen Fundorten bekannt gewordenen Pflan- zenreste gibt KnowLTton°®). Es sind unter anderen die Genera: Abies, Acer, Alnus, Betula, Ficus, Magnolia, Pla- tanus, Quercus, Sequoia, Vitis. Diese Flora setzt unbe- dingt ein milderes Klima voraus und läßt keinen Raum für eine alttertiäre Vergletscherung. ‘ Anders ist es im Miocän. Darı‘) beschreibt (S. 251) marine Fossilien dieser Periode aus Alaska, die dem Mioeän von Astoria (Oregon) und von Mittel- und Südcalifornien entsprechen. Sie beweisen ein viel kälteres Klima, als im Alttertiär in denselben Gebieten herrschte. Diese Tatsache, verglichen mit dem Miocän von Grinnelland, Nordgrönland und Spitz- bergen, deren Flora ein gemäßigt warmes Klima für diese hoch im Norden gelegenen Gegenden verlangt, war immer ein Rätsel für die Geologen, das sich jedoch durch Annahme ‘einer Polverschiebung sehr einfach löst: Alaska lag damals dem Nordpol bedeutend näher als die übrigen genannten Länder. Damit stimmt dann gut “ überein das kältere Klima im Miocän bis hinunter nach Californien und jenseits des pazifischen Ozeans in Japan. . Noch merkwürdiger smd andere Feststellungen Darıs5). Die pliocäne marine Fauna von Califor- nien, Oregon und Yakutat Bay in Alaska weist auf noch kälteres Wasser hin und hat borealen Cha- rakter. bis in die Shoalwater Bay in Washington 5) F, H. Knowuron, A catalogue of the Mesomwic and Cenozoice plants of North America. U. S. Geological Survey, Bulletin 696 (1919), S. 786—789. *%) W. H. Daut, Neocene. U. 8. Geol. Survey, Bull. 84 (1892). —- 2 — (S. 259 und 271), während es im Pleistocän wieder wärmer war (S. 266). Die Verbesserung des Klimas konnte schon im Pliocän begonnen haben, da Darrs) aus der marinen Fauna am Norton Sound (Alaska) auf ein ge mäßigteres Klima schließt. Doch stellen andere diese Ah- lagerungen, die Dar nach ihrer Fauna für pliocän hält, aus stratigraphischen Gründen ins Pleistocän. Jedenfalls steht soviel fest, daß auf ein wärmeres Klima im Ali- tertiär ein kälteres im Miocän folgte, das dann im jüngsten Tertiär oder im ältesten Pleistocän: wieder gemäßigter wurde. Das aber stimmt ausgezeichnet mit der hypothe- tischen Lage des Nordpoles in der Nähe von Alaska während des mittleren Tertiärs und seiner größeren Ent- fernung am Ende des Tertiärs und im Quartär, als der Pol nach KREICHGAUER Sich der Südspitze Grönlande: näherte, bzw. sie schon erreicht hatte, und der Osten Amerikas stark vergletschert war. In voller Übereinstimmung mit diesen biologischen Ar- gumenten für die Pollage steht die Entdeckung von zwei- fellos glazialen Ablagerungen durch Cars, die sicher be- deutend älter sind als die noch frischen Überreste einer Vergletscherung, die später von den Hochgebirgen Alas- kas ausging. Carpss) studierte das Gebiet des oberen White River, der gespeist wird vom Russell- Gletscher (nördlich vom St. Elias), und fand dert ein gut aufgeschlossenes altglaziales Profil (8.64). Nieht verfestigte Gerölle mit wenigen weichen Tonschie- fern und etwas Sandstein treten in häufiger Wechsellage- rung auf mit Geschiebemergeln, die durch ihr ganzes Aus- sehen und durch zahlreiche geschrammte Geschiebe zweifel- los auf glazialen Ursprung hinweisen. Sie sind verfestigt, so daß sie bei Verwitterung der Gesamtmasse in Streifen- form stehen bleiben. . Carrs nennt sie deshalb Tillite! Das studierte Profil hat eine Mächtigkeit von Test 1000 Metern, vereinzelte Funde an anderen Stellen weisen je- doch auf eine noch größere Mächtigkeit der Gesamtab- lagerungen hin. Die Schichten fallen 55—60° nach Osten. 53) W. H. Daur, Pliocene and pleistocene Fossils from the Arctic coast of Alaska and the auriferous beaches of Nome, Norton Sound, Alaska. U. S. Geol. Survey, Professional Paper 125 (1920), 8. 25. 2 N 6) STEPHEN R. Capps, The Chisana- White Riyer Distriet Alaska. U. S. Geol. Survey, Bull. 639 (1916). ge 10 km weiter in dieser Richtung findet man dieselben Til- lite in horizontaler Lage. Nach Carps (S. 67) sind diese Bildungen ‚viel älter als die Moränen, welche beim letzten Vorschub des Eises der Gebirgsgletscher zurückblieben.... Es ist kein positiver Beweis vorhanden, daß diese Ab- lagerungen quartär sind. Sie mögen älter sein, aber der Verfasser ist geneigt, sie der großen Vergletsche- rungsperiode im Pleistocän zuzuschreiben“. Stellen wir ‚sie ins Jungtertiär, Obermiocän oder Unterpliocän, so paßt diese Vergletscherung gut in die Vorstellungen, die wir uns nach den Fossilien vom jungtertiären Klima Alas- kas machten. Diese Annahme findet eine gute Stütze in der so bedeutenden Aufrichtung der Glazialschichten. Zwar ist das Alter der letzten Gebirgsfaltung in: jenen -Gegenden noch nicht genau festgestellt. Doch beobachtete SCHRADER?) pliocäne Ablagerungen mit borealer Fauna (nach Daun.) in horizontaler Lage und das Pliocän der Coast Range liegt diskordant auf dem Miocän, welch letzteres sehr stark gestört ist®), so daß die Faltung zwischen Miocän und Pliocän stattfinden mußte. Nach Brooks?) geht die Faltung sogar bis ins älteste Miocän zurück, alle fol- genden Bewegungen hatten wenig oder gar keinen Ein- fluß auf die Stellung der Gesteinsschichten, es waren nur Hebungen der Gesamtmasse. TAarr und BUTTLEr!?) finden in der Yakutat-Bay-Gegend ebenfalls Ab- lagerungen von sehr wahrscheinlich jungtertiärem Alter, die nur wenig gestört sind, über stark gefaltetem und verworfenem Tertiär höheren Alters. SPpurr!!) beobachtete bei Nulato am Yukon gefaltete miocäne Sandsteine, während jüngere Ablagerungen des Tertiärs wenig oder gar nicht gestört sind, und schließt daraus, daß die Er- ?) F. C. ScHRADER, A Reconnaissance in Northeren Alaska. U. S. Geol. Survey, Professional Paper 20 (1904), S. 83. - 8) W. H. Daıı, U. S. Geol. Survey, Bull. 84, 8. 271. 9) A. H. Brooks, The geography and geology of Alaska. U. 8. Geol. Survey Professional Paper 45 (1906), S. 266. 10) R. S. Tırr and B. S. Burrter, The Yakutat Bay region, Alaska. U. S. Geol. Survey Professional Paper 64 (1909), S. 163. 11) J. E. Spurr, Geology of the Yukon Gold district, Alaska. U. S. Geol. Survey 18th Annual Report, part II, 1897, 8. 263. — 184 — 'hebungen und Faltungen im späten Miocän oder am Anfang des Pliocäns stattfanden. | Wenn MADDREN”) behauptet, daß im Yakutat- Gebiet Eocän über Sedimente geschoben wurde, die wahr- scheinlich Pliocän sind, und daß pleistocäne glaziale Ab- lagerungen in die Faltung einbezogen sind, so ist weder das pliocäne Alter ersterer, noch das pleistocäne letzterer sichergestellt. Sorgfältige Untersuchungen würden hier viel- leicht einen zweiten Beleg erbringen für tertiäre Ver- gletscherung. Junge Hebungen sind in Alaska zweifei- los nachgewiesen, da man am St. Elias junge marine Ablagerungen 1500 m hoch fand!3), die wahrscheinlich dem jüngsten Pliocän angehören. Faltungen aber aus so später ‚Zeit sind unbekannt. Aus all dem geht mit großer Wahrscheinlichkeit hervor, daß die glazialen Ablagerungen im oberen White River mit einem Schichtfallen bis 60° schon am Ende des Miocäns vorhanden waren und aufgerichtet wurden. In derselben Richtung weisen ältere Beobachtungen, welche SPpurk!!) an der Ostküste der Nushagak Bay (Bristol Bay, Alaska) machte Er fand dort Ge- rölle, grobe Sande und Tone, gefaltet und anderweitig ge- stört, mit Geschieben von sehr mannigfaltiger Herkunft. unter denen sich manche geschrammte befinden. Dar.ı bestimmtc aus diesen Ablagerungen Fossilien, die auf Miocän hinweisen. Über diesen alten Glazialablagerungen liegen dann diskordant horizontal geschichtete Tone und Gerölle, ebenfalls glazialen Ursprungs. Wie schon die letzte Bemerkung nahelegt, gibt es neben der älteren, wahrscheinlich tertiären Vergletscherung, in manchen Gebieten Alaskas noch eine jüngere Eis- bedeckung. Sie hatte jedoch nicht dieselbe Bedeutung, wie die Vergletscherung im übrigen Nordamerika. Inlandeis fehlte in Alaska, es handelte sich nur um eine weitere Ausdehnung der heutigen Hochgebirgsglet- scher. Nur wenige Gebiete wurden daraufhin sorgfältig- 12) A. G. MADDREN, Mineral Deposits of the Yakutage Distrie, Alaska, U. S. Geol. Survey, Bull. 592 (1914), S. 132. 13) IsraEL C. Russe, An Expedition to Mt. St. Elias, Alaska. National Geographical Magazine, vol. 3, Washing- ton 1891, S. 172: t 14) J. E. Spurr, Reconnaissance in southwestern Alaska. U. S. Geol. Survey 20th Annual’ Report part 7 (1900), Ss. 173—174. WB untersucht. CArrs!’) studierte auch die jungglazialen Bil- dungen im White-River-Gebiet. Das Eis kam vom St. Elias- und vom Wrangel-Gebirge Im Osten, nahe der kanadischen Grenze, war der Gletscher 670 m dick und 21 km breit und bedeckte auch die Höhen im Norden. Nach Hayzs!) lag das Gletscherende 2i0 km vom heutigen Ende des Russellgletschers entfernt. Von einem Gletscher im Chisana-Tal fand man se 760m über der Talsohle®5). Eine solehe Mächtigkeit und Ausdehnung Helen aber nur die Hauptgletscher, die von gewaltigen Höhen gespeist wurden, welche auch heute weitgehend vergletschert sind. Dazu kommt, daß die früheren Gletscher in dem von Carrs untersuchten Gebiete, zwischen Gebirgen einge- zwängt, hoch emporwachsen konnten. Die Lokalgletscher waren unbedeutend, weil die Berge, von denen sie gespeist wurden, viei weniger hoch sind, als die Wrangel- und St. Elias-Kette. (S. 69). Und doch gehen diese Berge heute noch bis 2500 m und Höhen von mehr als 2100 m haben Gletscher, von denen Eiszungen bis 1650 m herunter- fließen. Wenn demnach diese Höhen beim letzten Vorschub der Hochgebirgsgletscher keine bedeutenden FEismassen liefern konnten, so folgt daraus, daß damals die Schnee- grenze nicht viel tiefer liegen konnte als heute, daß also auch die mittlere Jahrestemperatur nicht viel niedriger war als in der Gegenwart. Auf keinen Fall läßt sich diese letzte Vergletscherung der Gebirge Alaskas mit der Ver- eisung der Alpen im Pleistocän vergleichen, diese war viel ausgedehnter und allgemeiner. War nun diese Vergletscherung in Alaska een cän? An ihrem jugendlichen Alter zweifelt kein Lokal- geologe. Viele waren sogar der Meinung, der Rückzug der Gletscher zum jetzigen Stande sei sehr jung, man rechnete mehr mit Jahrhunderten als mit Jahrtausenden. Diese Meinung wurde bestärkt durch den geringen Betrag der postglazialen Erosion in den früher vergletscherten Teilen der Täler. CAarps versucht nun aus Torfablagerungen über :Moränen, 13km von der Zunge des Russell-Glet- schers im White-River-Tal, die Zeit des Rückzuges zu bestimmen und kommt auf mindestens 8000 Jahre!?). 15) S, R. Carrs, U. S. Geol. Survey, Bull. 630, S. 68. . 15) C. W. Hayss, National Geogr. Magazine, vol. 4, Washingtön 1892, S. 159. R "19 2 a 0.880. Pe — 16 — Ob diese Bestimmung zuverlässig ist, oder ob die Ver- gletscherung doch in: späterer Zeit stattfand, ist für die’ Polwanderung ziemlich belanglos. Wir können diese un- bedeutende Steigerung der heutigen Gletscherausdehnung in Alaska durch Lokalverhältnisse erklären, etwa durch eine höhere Lage der Nährgebiete. Dadurch würden die Gletscherspuren in größerer Höhe und weiterer Aus dehnung verständlich, auch wenn der Pol schon nahezu oder ganz die heutige Lage erreicht hatte, was wohl mit Beginn der Postglazialzeit im übrigen Nordamerika und Europa eintrat. Oder sollte etwa eine neue Pol- verschiebung anzunehmen sein, welche das wärmere Klima der Litorinazeit im nördlichen Europa veranlaßte und zugleich Alaska ein kälteres Klima brachte ? Es scheint demnach eine Polwanderung die geole- gischen Verhältnisse Alaskas am einfachsten zu erklären: Im Alttertiär war das Klima wärmer als jetzt, so daß Feigen, Platanen und Magnolien gedeihen konnten. Dann aber folgte im Miocän eine merkliche Abkühlung, die auch in Japan sich bemerkbar machte, entsprechend der da- maligen Lage des Nordpoles in der Pazifik, während zur selben Zeit im Nordosten Amerikas, in Nord- grönland, heute 70° Breite, ein Klima herrschte, wie etwa in der Jetztzeit am Genfer See. Die Kälte in Alaska wurde immer größer, wie die marine Fauna von borealem Charakter zeigt. Das. war OÖbermiocän oder Unterpliocän. Zugleich bildeten sich mächtige Glazialab- lagerungen, die bei der großen Gebirgsfaltung, die bald folgte, bis zu 60° aufgerichtet wurden. Leider sind solche Ablagerungen nur an einer Stelle sorgfältig untersucht worden. Es ist zu hoffen, daß bei weiterer Durch- forschung Alaskas mehrere derartige Profile bekannt werden, besonders wenn man einmal die bisher fast seibst- verständliche Voraussetzung aufgibt, daß. alle Glazial- erscheinungen diluvial sein müssen. Gegen Ende des Pliocäns wırd das Klima wieder günstiger. Der Pol war inzwischen nahe dem nördlichen Rand des nordamerikanischen Festlandes weitergewan- dert und näherte sich dann der Südspitze Grönlands. Als er diese erreichte, war das Maximum der pleistocänen Vergletscherung für den Osten Nordamerikas und für Europa, in Alaska aber finden wir kein In- landeis und die stärkere Vergletscherung”der Getirge fand — 1897 — sehr wahrscheinlich später statt, als der Nordpol schon der heutigen Lage nahe war. Bis vor kurzem standen die Geologen im allgemeiner allen Theorien, die sich mit Polverschiebungen befassen, sehr skeptisch gegenüber. Und doch erklären gerade solche viele Erscheinungen, die sonst immer ein Rätsel bleiben müßten. Das Vordringen der nordischen’ Eismassen in Amerika bis zum 38. Breitengrade (Lage von Nordsizilien), während das Inlandeis in Europ& kaum über den 50. Breitegrad kam, das Fehlen der Ver- gletscherung in Sibirien und marine Mollusken im Pleisto- cän Japans, die heute 15° weiter nach Süden an der Küste der Philippinen leben, widerstreben jeder anderen Rı- klärung ebenso hartnäckig, wie die spätpaläozoische Eis- zeit in der - Nähe des heutigen Äquators. Auch die bis- her unerklärte Tatsache, daß im Westen Nordame- rikas die zweite Eiszeit sich am weitesten nach Süden erstreckte, im Osten aber die drittei®), ist bei einer Wan- derung des Poles in der angegebenen Weise selbstver- ständlich. Es ist deshalb ein großes Verdienst WEGENERS, daß er die Aufmerksamkeit von neuem und von einem neuen Gesichtspunkte aus auf solche Verschiebungen hin- gelenkt hat und dabei auch die Ideen KREICHGAUERS in gerechter Weise würdigt, während dieselben durch eine merkwüraige Verknüpfung von Umständen vielfach igno- riert oder auch wenig wohlwollend beurteilt wurden. Mit Ausdrücken wie ‚phantastische Polwanderungen‘ schafft man physikalisch so gut begründete Theorien nicht aus der Welt. Sollte es nun nicht möglich sein, die groß- artigen Kontinentalverschiebungen WEGENERS mit denselben Kräften in Beziehung zu bringen, die KREICHGAUER für die Polwanderungen in Anspruch nimmt? Ich denke, es wäre sanz gut eine Verschmelzung beider Anschauungen mög- lieh, wenn man beide als große Ideen auffaßt, die nicht ein starres Lehrgebäude darstellen, sondern mancher Mo- difikationen fähig sind und sicher auch - bedürfen beim Fortschritte unserer Erkenntnisse vom Bau der Erdrinde, Wenn das gelingen, soll, dann muß allerdings erst ein sehr schwerwiegendes Mißverständnis aus dem Wege ge- räumt werden. Bei aller Anerkennung, die WEGENER 18) ERANK LEVERETT, Comparison of.No r th AmericaR and European glacial deposits. Zeitschr. für Gletscherkundg, EvoBd. 21910, S. 316. — 18 — e KREICHGAUERS Werk zuteil werden läßt, glaubt er doch einen schlimmen Fehler in ihm entdeckt zu haben. Er schreibt: ‚Als Ursache der Polflucht hat KREICHGAUER die Zentrifugalkraft bezeichnet. Seine Ableitung ist falsch, da er statt des Rotationsellipsoids die Kugelform . voraus- setzt, und die von ihm abgeleitete Kraft fällt gerade dadurch fort, daß die Erde abgeplattet ist“ (8. 121). Auch Körren!?), der von KREICHGAUERS Werk sagt: „Die Klarheit der Darstellung und der Gedankengänge machen das Lesen von KREICHGAUERS Buch zu einem Genuß“ (S. 2), macht ihm S. 80 denselben Vorwurf wie WEGENER: „An dieser Stelle seines Buches vernachlässigt KREICH- GAUER ganz zu unrecht die Erdabplattung, die er sonst durchaus berücksichtigt. Die Erklärung ist daher falsch.“ Es ist wohl von vornherein sehr unwahrscheinlich, daß ein so gründlicher Kenner der Mechanik wie KREICHGAUER bei der Erklärung der Polwanderung die Erdabplattung übersehen sollte, da doch die „Äquator- frage“ mit der Erdabplattung steht und fällt. Die Her- ausbildung der Äquatormulde, der großen Geosynklinale (S. 69—74 und 371—383), ist nur in einer abgeplatteten Erde möglich und damit auch die äquatorialen Schub- kräfte und die Aufwölbung der Gebirgssysteme in der Nähe des Äquators. Auch bei der Besprechung der Hin- dernisse, welche einer Rindenverschiebung in der Erde entgegenstehen, behandelt KREICHGAUER die Erde als ein Rotationsellipsoid (8. 82£f.). Wenn er S. 80 bei der Untersuchung der Kräfte, welche diese Rindenver- schiebung und Polwanderung veranlassen, die Abplattung nicht erwähnt, so geschieht es offenbar der Einfachheit - wegen und, weil diese Kräfte sowohl in einer kugel- förmigen als auch in einer abgeplatteten Erde vorhänden sein müssen, gehen sie doch hervor aus der größeren Zentrifugalkraft der höher gelegenen Teile der Erdrinde, nicht aus der Zentrifugalkraft im all- gemeinen. Der Gedankengang KREICHGAUERS ist folgender: Die Gipfel eines Gebirges und die Kontinente haben größere Geschwindigkeit bei der Erdrotation, als die Tiefen des Ozeans, weil sie täglich 'einen größeren Kreis beschrei- 19) W. Körren,. Polwanderungen, Verschiebungen der Kon- tinente und Klimageschichte. PETERMANNS BEOBF. Mitteil., Bd. ‚67, 3921, SIT. — 19 — ben als letztere. Deshalb ist auch ihre Zentrifugalkraft größer. Diese nun zerlegt sich in zwei Komponenten, von denen: eine der Schwerkraft entgegenwirkt, also prak- tisch verschwindet, während die andere zum Äquator hin- zieht. (Die Bewegungen der Kugeln am Regulator einer Dampfmaschine werden durch eine Kraft derselben Art auseinandergetrieben und entfernen sich von der Rota- tionsachse). Es muß sich also in der Erdrinde bei allen hochgelegenen Punkten ein solcher Zug zum Äquator be- merkbar machen, auch dann noch, wenn die Erde schon die ihrer Rotationsdauer entsprechende Abplattung er- reicht hat. Dieser Zug zum Äquator wird solange wirk- sam sein, bis alle Massen symmetrisch um den Äquator gruppiert sind oder doch die Asymmetrie so gering ist, daß die schiebende Kraft nicht mehr ausreicht zur Über- -windung der Hindernisse. Dann wird Stillstand eintreten, bis entweder größere Schollen der Erdrinde einsinken, oder sich neue Gebirge emporwölben. Deshalb die lang- same Bewegung des Poles während des Mesozoikums. Nach der tertiären Gebirgsbildung wurde die Wanderung von neuem beschleunigt und erreichte den großen Betrag, der ‘die Vereisung unserer nördlichen Länder zur Folge hatte, -um sich dann wieder zu verlangsamen, da seit dem Ver- schwinden der großen Eismassen keine nennenswerten Ver- änderungen in der Erdrinde mehr vor sich gingen. Die Erklärung KREICHGAUERS ist physikalisch gut. begründet, man darf sie also nicht falsch nennen. Der 'Zug zum Äquator bei allen höher gelegenen Punkten, auch in der schon abgeplatteten Erde, ergibt sich mit Not- wendigkeit aus der Erdrotation, mit derselben Notwendig- keit, mit der eine flüssige rotierende Erde am Äquator einen Wulst bilden müßte und mit der ein höher gelegener fester Punkt auch in dieser abgeplatteten flüssigen Erde zum Äquator schwimmen müßte. Der Vorwurf WEGENERS und Körrens würde nur dann zu Recht bestehen, wenn die Erde ein vollkommenes Rotationsellipsoid wäre, auf dem kein Punkt sich über die Niveaufläche erheben würde, wie es in einer ganz mit Wasser bedeckten Erde der Fall sein müßte. Die. einzige Frage, die man noch stellen könnte, ist die: Ist die verschiebende Kraft stark genug, um die ihr entgegenstehenden Hindernisse, vor allem die Abplattung der Erde, zu überwinden? Und kann sich über- haupt die Erdrinde auf ihrem Kern fortbewegen? Beide Fra- gen hat KREICHGAUER beantwortet und seine Antworten — /%0 - gelten. auch heute noch, trotz mancher entgegenstehenden Anschauungen über den. Bau der Erdrinde. Auch heute noch ist es unmöglich, den Zusammenschub eines mäch- tigen Gebirgssystems zu erklären, wenn man nicht vor- ‚aussetzt, daß die oberen Teile der Erde sich über den tieferen Lagen bewegen, man mag über das Erdinnere selbst denken, was man will. Verlangt aber das Vorhanden- sein der Gebirge eine Verschiebung der Frdrinde über den Kern, so können auch die zum Äquator schiebenden ‚Kräfte keine unüberwindlichen Hindernisse finden. Da somit die Polwanderung auf physikalisch sichsrer Grundlage steht und da sie auch geologische Erscheinungan in de, einfachsten Weise erklärt, so wäre es gewiß für Jen Fortschrit‘ in der. Geologie von großem Vorteil, wenn diese ‘Theorie mehr Berücksichtigung fände, als es bis- her geschah, und wenn die Geologen bei ihren Detail- studien an ihrem. Ausbau mithelfen würden, auch dann, wenn sie mit weitverbreiteten Anschauungen nicht im Einklang steht. Die Theorie hat sich bewährt in der Erklärung großer und schwieriger Fragen in der Geo- logie, von denen hier nur einige besprochen wurden. Durch das Studium von KREICHGAUERS Buch wird man finden, daß noch viele andere Rätsel sich durch die Ver- schiebung des Äquators lösen lassen. So’ könnte wohl die Frage der Pol- und Äquatorwanderung jetztauch ein Probierstein sein für andere Anschauungen, die bis heute als der Polwanderung entgegenstehend betrachtet wurden, wie z. B. die Gleichzeitigkeit der Vereisung in verschiedenen Ländern und in verschiedenen Teilen des- .selben Landes. - Mm — Nachtrag zu meiner Arbeit: Die Bildung des Schmirgels, betrachtet an einem Vorkommen von Korundiels. in Uruguay. | (Diese Zeitschrift 73, 1921, Abh. S. 292.) - Belegstücke zu den Untersuchungen befinden sich im Senckenbergischen Museum in Frankfurt a. M. K. Walther, Montevideo. Beitrag zur Tektonik unserer Salzstöcke. Von Herrn F. SchuH in Rostock. In das Protokoli der vorjährigen Hauptversammlung, letzter Sitzungstag, ist der in der Überschrift dieser Mitteilung bezeichnete Vortrag von Herrn F. ScHuH in Rostock nicht mit aufgenommen. Das Versehen ist auch bei Verlesung und Genehmigung des Protokolls durch die Versammlung übersehen worden und wird hierdurch berichtigt. Der Vortrag ist inzwischen in der Zeitschrift „Kali“, Jahrgang 1922) Heft 1 abgedruckt. Die Schriftleitung R. Bärtling. ON Neueingänge der Bibliothek. WILcKeEns, Otto: Beiträge zur Paläontologie von Patagonien. Aus: N. J. Min., 1921, Il. Stuttgart 1921. WILSER, I.: Angewandte Geologie im Feldzuge (Kriegsgeologie). Aus: Die Naturwissenschaften, Heft 33. Berlin 1920. v. WINKLER-Reval, HenkyY: Über Umfang und Abbauwürdigkeit estländischer Bodenschätze. Mitteilungen aus dem Geol. In- stitut der Universität Greifswald I. Greifswald 1920. WırTicH, Ernesto: La Emersion Moderna de la Costa oecidental de la Baja California. Sociedad Cientifica ‚Antonio Alrate“ Mexico. 1920. WÜRFEL: Von einer Geologenfahrt. „Kölnische Zeitung“ vom 31..8. 21. ZIMMERMANN I, E.: Kalkgehalt des Lösses. Aus: Z. D. G. G., 72. Berlin 1920. Zeitschrift Deutschen Geologischen Gesellschaft. B. Monatsberichte. Pr 0 12. 1922. Protokoll der Hauptversammlung am 29., 30. und 31. Juli 1922 zu Breslau. Protokoll der wissenschaftlichen Sitzung vom 29. Juli 1922 indem Saal der Schlesischen Gesellschaftfür Vaterländische Kultur. Der Geschäftsführer Herr CLoos eröffnet die Sitzung, heißt die Erschienenen willkommen und wird durch Zuruf zum Vorsitzenden des ersten Sitzungstages gewählt. Zu Schriftführern werden die Herren BEDERKE, PrATJE und RÜGER ernannt. DBegrüßungsansprachen halten der Vor- sitzende der Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Kul- tur, Herr Geheimrat Pax, der Vertreter der Provinzial- behörde Herr Oberregierungsrat Baum, der Rektor der Universität Breslau, Herr Geheimrat SCHAEDER, der Rek- tor der Technischen Hochschule Herr Professor HILPERT und Herr Oberbürgermeister WAGNER. Im Namen der Gesellschaft spricht der Vorsitzende, Herr PoMPEckJ, den Rednern den tiefgefühlten Dank für die freundlichen und zu Herzen gehenden Begrüßungsworte aus und gedenkt der großen Verdienste, welche Breslaus Geologen seit mehr als 100 Jahren sich um die Förderung unserer Wissenschaft erworben haben. Er begrüßt darauf die aus Skandinavien und Rußland, aus Böhmen und Holland, aus Spanien, Griechenland, Eng- land und Nordamerika zu der Versammlung erschienenen Geologen. Ihr Kommen erbringt den Beweis dafür, daß die seit dem Oktober 1914 von unseren Feinden unter Führung des Institut de France ergriffenen Maßnahmen zur Aus- schaltung der Deutschen von der gemeinsamen wissenschaft- lichen Arbeit aller Völker an der Erkenntnis der Gelehrten 13 et von dem übernationalen Charakter der Aufgaben der Wissen- schaft scheitern müssen. Er weist auf die bevorstehende Eröffnung der Geologenversammlung in Brüssel hin, die als XIII. Internationaler Geologenkongreß geplant war, die aber durch den Haß der Belgier gegen uns, durch den Ausschluß der Angehörigen der Mittelmächte von der Teilnahme an der Versammlung, trotz der Einsprüche und Vorschläge der skandinavischen Geologen, einen durch nichts gerecht- fertigten Bruch mit den Regeln und Aufgaben der inter- nationalen Geologenkongresse darstellt, an deren Arbeiten die deutschen Geologen immer mit voller Hingabe und Selbst- losigkeit mitgewirkt haben. Herr PoMrEcKJ bringt aus diesem Anlaß die folgende Kundgebung in Vorschlag: Unter der Zustimmung befreundeter Geo!ogen außer- deutscher Länder wurde heute in Breslau auf der Haupt- versammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft die folgende Kundgebung ausgesprochen: Das Organisationskomitee des XIII. Internationalen Geologenkongresses in Belgien hat ein Zirkular versandt, das folgende Zulassungsbestimmungen enthält: „Conformement aux traditions, aueun titre profes- sionnel ne sera exige & l’appui des demandes d’inserip- tion. Toutefois, faisant usage des pouvoirs qui lui ont ete reconnus dans la r&eunion tenue A Londres, le 20. Juillet 1921, par la commission d’etudes du statut du Congres, le comite d’organisation de la. XIII. session a decide de ne pas agreer les demandes d’inscription qui emaneraient de ressortissants des pays qui ont fait la guerre a la Belgique, au mepris des traites.“ Die belgische Geologenschaft war vom XII. Inter- nationalen Geologenkongreß zu Kanada mit der Or- ganisation des XIII. Internationalen Kongresses beauf- tragt worden. Willkürlich hat das Belgische Organisa- tionskomitee die Geologen der Mittelmächte Europas von der Teilnahme an dem für dieses Jahr geplanten Kongreß ausgeschlossen. Damit ist die von den bel- gischen Geologen einberufene Versammlung des Charak- ters als Internationaler Kongreß entkleidet worden. Das belgische Komitee beruft sich für sein Vorgehen auf einen in London gefaßten Beschluß. Der dort im — 195 — Juli 1921 zusammengetretene Ausschuß war nach den Weisungen des XII. Internationalen Geologenkon- gresses (Ü. R. S. 157, 158) nicht befugt, irgendwelche für den XIII. Internationalen Kongreß bindende Be- schlüsse zu fassen; er hatte nur die Aufgabe, Vor- schläge für ein Kongreß-Statut auszuarbeiten, welche erst nach ihrer Annahme durch den nächsten Inter- nationalen Kongreß bindende Kraft erhalten konnten. Die unterzeichneten Vertretungen der Deutschen Hochschulen, Geologischen Landesanstalten und Geolo- gischen Vereinigungen stellen fest, daß die für den August 1922 nach Brüssel einberufene Geologenver- sammlung nicht der XIII. Internationale Geologenkon- greß ist und daß diese Versammlung daher nicht berech- tigt ist, die künftige Gestaltung der Internationalen Geologenkongresse zu bestimmen. Sie erheben Ein- spruch dagegen, daß durch den willkürlichen Beschluß einer kleinen Gruppe von Geologen die Bänder zerrissen werden, welche auf den zwölf bisherigen Internationalen Kongressen die Geologen aller Länder der Erde zu erfolgreicher Arbeit vereinigt haben. Für die Deutsche Geologische Gesellschaft und die Geologischen Vereine Deutschlands und Deutschösterreichs: In, 3, Eon Für die deutschen Geologischen Landesanstalten und die - Österreichische Geologische Bundesanstalt: FranzBeyschlasg. Für die deutschen Hochschullehrer der Geologie: Gustav Steinmann. Die Kundgebung, welche der Kulturwelt zur Kenntnis vebracht wird, findet einhelligste, laute Zustimmung. Der Vorsitzende stellt das mit dem Ausdruck des Dankes und der Genugtuung fest und spricht die Zuversicht aus, daß mit dieser Breslauer Tagung unserer Gesellschaft die Zeit wahrer Übernationalität des wissenschaftlichen Arbeitens - eingeleitet wird. er Jap = WissenschaftlicheVorträge. Herr F. BEYSCHLAG spricht über „Die Erdkarte* und legt Entwürfe vor. An der Aussprache beteiligen sich die Herren POMPECKJ, KossmAr und der Vortragende. Herr KRUSCH!) spricht über „Ein neues Eisenerzvor- kommen in Mooren („Weißeisenerz“). Dazu sprechen die Herren KLAUTZSCH, JOH. WALTHER, MILCH, KossMAT, STREMME, RANGE, LAnG und der Vortragende. Herr v. BUBNOFF macht eine kurze Mitteilung über „Die Arbeiten des Osteuropa-Instituts“. Herr STILLE?) trägt vor über „Salztektonik, Normal- tektonik und Vulkanismus“, Herr SCHWINNER über „Gebirgsbildung und Vulkanismus“ In der Aussprache über die beiden Vorträge nehmen die Herren KossMAr,, STEINMANN, STILLE, POMPECKJI und SALOMoN das Wort. Zum Vorsitzenden des folgenden Tages wird Herr. EMANUEL KAYSER gewählt. Schluß der Sitzung um 1 Uhr. | | v. Ww. 0. } j t ÖLOOS. BEDERKE. RÜGER. PRATJE. Protokoll der geschäftlichen Sitzung 2704130:Tulii 922; Vorsitzender: Herr POMPECKJ. Der Vorsitzende gibt einen Überblick über die Ent- wicklung der Gesellschaft seit der letzten Hauptversamm- lung und gibt den kürzlich erfolgten Tod des Mitglieds Herrn Oberbergdirektors Prof. Dr. LupwıG von AMMON in München bekannt. Die Anwesenden erheben sich zu Ehren des Verstorbenen - von den Sitzen. 1) Siehe Seite 207. 2) Siehe Seite 275. — 197 — Der Gesellschaft wünschen als Mitglieder beizutreten: Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft in Berlin-Schöneberg, vorgeschlagen von den Herren BÄrTLınG, DIENST und Kraısz; Herr stud. geol. KARL BEURLEN in ‚Tübingen, Steinbach- straße 5, vorgeschlagen von den Herren Hennig, VON HUENE und SOERGEL; Herr Studienrat Prof. Dr. EISENREICH in Kattowitz O.-S., Sachsstr. 4, vorgeschlagen von den Herren DIENST, GRUNDEY, MICHAEL; Herr BABowıtz, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft, Ber- lin S42, Ritterstr. 2, vorgeschlagen von den Herren Dienst, BÄRTLING, Tuch; Herr Dr.-Ing. Fr. HsssemAnn in Hannover, Simson- straße 12, vorgeschlagen von den Herren ERrD- MANNSDÖRFFER, FREBOLD, R. WILCKENS; Herr Regierungsbaumeister G. FrüH, Goslar, Köther Straße 11, vorgeschlagen von den Herren ErD- MANNSDÖRFFER, FREBOLD, R. WILCKENS; Herr Studienrat Dr. KaırıL SAUER in Glogau, Fried- richstr. 2, vorgeschlagen von den Herren Ütoos, MILCH, POMPECKJ; Herr cand. geol. ECKARD SCHROEDER in Göttingen, Geologisches Institut, vorgeschlagen von den Herren KLÄHN, PRATIE, STILLE; : Herr Dr. JuLıus AnDREE in Münster in Westf., Pferde- gasse 3, vorgeschlagen von den Herren K. Busz, DIENST, WEGNER; Herr Professor Dr. J. SAMOJLoOFF in Moskau, Landwirt- schaftliche Akademie, Petrowsko Rasumovskoje, vor- geschlagen von den Herren DiIENST, : POMPECKT, STEINMANN; Herr Professor Dr. B. Pororr in Riga, Popoffstr. S, vor- geschlagen von den Herren DIENST, v. ZUR MÜHLEN, POMPECKJ; Herr cand. geol. FRIEDRICH KARL DRESCHER in Bres- lau, Schuhbrücke 38/39, vorgeschlagen von den Herren BEDERKE, CL00S, DIENST; Fräulein Studienrätin OrgGA NIPPERT in Liegnitz, Scheibestr. 26, vorgeschlagen von den Herren BEDERKE, ÜTo008S, DIENST; — 198 — Herr Sanitätsrat Dr. Rossxow in Liegnitz, Dovestr. 2, vorgeschlagen von den Herren BEDERKE, (Loos, DIENST; Herr Betriebsführer CArL SEIFERT in Reichenstein, vor- geschlagen von den Herren BEDERKE, (Loos, DIENST; Herr Geologe Dr. F. Kühne in Göttingen, vorgeschlagen von den Herren DIETZ JR., H. SCHMIDT, STILLE. Herr DiENsT berichtet über die Gesellschaftsbibliothek und verliest den Bericht des am Erscheinen verhinderten Herrn BÄrTLING über ‘den Stand der Veröffentlichungen: Die Herren POoMrECKJ und JoH. WALTHER sprechen zu den Vorschlägen des Herrn BÄRTLING. Herr Pıcarn legt den Kassenbericht vor. Die Herren KÜHn und Taost werden zu Rechnungsprüfern ernannt. Der Vorsitzende verliest folgende ordnungsmäßig ein- gegangene Anträge auf Änderung des $S 6 Abs. 1 der Satzung: A. 8.6 Abs. I erhält folgende Fassune: Der Jahresbeitrag für jedes ordentliche Mitglied in Deutschland oder Deutschösterreich beträgt min- destens 100 Mark; für das Mitglied im Ausland mindestens 150 Mark. Solange die zunehmende Teuerung die rechtzeitige Aufstellung eines Haushalts- plans unmöglich macht, kann hierzu ein Zuschlag er- hoben werden, dessen Höhe von Vorstand und Beirat festzusetzen und den Mitgliedern rechtzeitig be- kannt zu geben ist. B.86Abs. Lerhältfolgende Fassung: Die Hauptversammlung setzt den Mindestbeitrag der Mitglieder für das folgende Geschäftsjahr fest. Sie kann Vorstand und Beirat ermächtigen, hierzu not- wendige Teuerungszuschläge zu erheben. Nach einer Aussprache, an der sich die Herren STAPPEN- BECK, SALOMoN und FLıiegen beteiligen, wird die Fassung A angenommen. Die beantragte Änderung der Fassung des $ 10 Abs. 3 der Satzung wird in folgender Form angenommen: „Vorstand der Gesellschaft im Sinne des $ 77 BGB. sind der Vorsitzende und ein Sehriftführer.“ — 19 — Als Ort der nächstjährigen Tagung werden Regensburg und München bestimmt und die Herren BroırLı und ERICH KAISER zu Geschäftsführern gewählt. Herr Kossmar ladet nach Leipzig zur Tagung der Geo- logischen Vereinigung im September ein. Die von den Rechnungsprüfern beantragte Entlastung des Schatzmeisters wird erteilt. Via Ehe W. 0. POMPECKJ. BEDERKE. RÜGER. PRATIJE. Erotokol) der wissenschaftlichen Sitzung ame 0 ul 922° Vorsitzender Herr EMANUEL KAYseEr. Herr ERDMANNSDÖRFFER spricht über „Alter und Entstehung der Harzer Erzgänge*“ Dazu spricht Herr BERG. | Herr REUNING legt „Karten des mittleren Südwest- afrikas“ vor. Herr ERICH KAISER spricht über „Tiefenintrusionen in Südafrika“. An der Aussprache beteiligen sich die Herren Ü'LO08, MILCH, SCHEUMANN, FINCKH, POMPECKJ, SALOMON und der Vortragende. Herr MILCH spricht über „Petrographische Pro- vinzen“. Dazu sprechen die Herren BERG, STILLE, SALO- MON, EMIL LEHMANN und der Vortragende. Herr J. SAMOJLOFF°) spricht über „Paläophysiologie und Genese einiger Mineralien“. Als Vorsitzender für die nächste Sitzung wird Herr STEINMANN gewählt. Y; W. 0. KAYSER. BEDERKE. RÜGFR. PRATIE. 3) Siehe Seite 227. — 20 — Protokoll der wissenschaftlichen Sitzung am 31. Juli 1922, vormittags. Vorsitzender: Herr STEINMANN. Als Vorsitzender für die Nachmittagssitzung wird Herr PETRASCHECK gewählt. Zum Vortrag des Herrn SAMOJLOFF sprechen die Herren K. ANDREE, STAPPENBECK, GÜRICH, ZIMMERMANN I, LANG und POMPECKYJ. Herr G. GÜRICH führt aus: Im Blute einiger Weich- tiere ist ein Cu-Gehalt nachgewiesen, z. B. bei einigen Tintenfischen®). Daraus ist zu entnehmen, daß auch deren Futtertiere Cu enthalten müssen; so ist es möglich, daß durch Anhäufung von Planktonresten Cu-Anreicherungen im Meeresboden entstehen können. Der Redner hat in den Bohrproben der Bohrung Wil- deshausen bei Bremen im Oligocän aus 439 m Tiefe zahl- reiche kleine Kriställchen von schmal briefumschlagförmiger Gestalt, die zum Teil auch weniger regelmäßig gerundet waren, gefunden, die durch die Untersuchung von DR. MÜLLER-Hamburg als Schwerspat nachgewiesen wurden. Sie müssen wohl als Neubildungen im oligocänen Meeres- boden angesehen werden. Herr v. BUBNOFF spricht über „Alte Massive und Geosynklinalen“. Dazu spricht Herr SCHWINNER. Herr POMPECKJ spricht über „Mitteleuropa und Fennoskandia zur Jurazeit“. An der Aussprache nehmen teil die Herren HUMMEL, SALFELD, WETZEL, STILLE und der Vortragende. Herr BERG spricht über „Die Geologie und Petro- sraphie des Isergebirges“. Zu dem Vortrag sprechen die Herren MıLcH, RımANN, CLoos und der Vortragende. Herr BEDERKE spricht über „Die Grünsteinzone der Sudeten“. An der Aussprache beteiligen sich die Herren BERG, FINcKH; VON ZUR MÜHLEN und ZIMMER- MANN 1. 4) CH, DBERE: Sitzung 12. Mai 1900, S. 455. Compt. Rend. Hebd. Soc. Biol. Paris B 52, und ebendort: 17. Oktober 1903, S. 1161, B 55. z. B. 100 cbem Blut von Octopus vulgaris enthalten 28,5 mgr Cu. — 201 — Herr PETRASCHECK?) spricht über „Die Entstehung der sudetischen Karbon- und Rotliegend-Ablagerungen“. Dazu sprechen die Herren JoH. WALTHER, BorN und SCUPIN. v. W. 0. STEINMANN. BEDERKE. RÜGER. PRATIE. Protokoll der wissenschaftlichen Sitzung am 3) ulr 1922, nachmittags Vorsitzender: Herr PETRASCHECK. Herr WURM spricht über „Arbeiten des Herrn FAURA i SANS“) und legt Karten der geologischen Landesuntersuchung Kataloniens vor. Herr BORN spricht über „Isostasie und Inlandeis“. Dazu sprechen die Herren POMPECKJ, . PETRASCHECK und der Vortragende. Herr RÜGER spricht über „Die Paläogeograpbie des estnischen Kambriums“. Dazu sprechen die Herren voX ZUR MÜHLEN, SCUPIN, ZIMMERMANN I und POMPECKJ. Herr KÜHN hält seinen Vortrag: „Der Willenberg im Bober-Katzbachgebirge und dessen Bedeutung für die Frage nach der Bildung der Schildvulkane“. Dazu spricht Herr ZIMMERMANN I. Herr SCUPIN’) spricht über „Die Gliederung des nord- sudetischen Rotliegenden auf klimatischer Grundlage“. Dazu spricht Herr PETRASCHECK. Herr STREMME>) spricht über „Die Verwendung che- mischer Analysen zur geologischen Diagnose beson- ders beim Buntsandstein“. An der Besprechung beteiligen sich die Herren POoMPECKJ, PETRASCHECK und der Vor- tragende. V. Ww. 0. PETRASCHECK. BEDERKE. RÜGER. PRATIE. >) Siehe Seite 244. 6) Ein Auszug erscheint im nächsten Monatsbericht. ?) Siehe Seite 263. >) Siehe Seite 270. r — 202 — Protokoll der Sitzung am 1. November 1922. Vorsitzender: Herr PoMPECcKI. Der Vorsitzende erinnert an die Hauptversammlung im Juli in Breslau und an den kurz darauf abgehaltenen wesentlich franko-belgischen Geologenkongreß in Brüssel, gegen dessen Bezeichnung als internationalen skandinavische und holländische Geologen Widerspruch erhoben haben, da die Deutschen von der Teilnahme ausgeschlossen worden waren. Auch die Breslauer Versammlung hat unter Teil- nahme befreundeter ausländischer Geologen eine Ent- schließung gefaßt gegen diese Übertragung politischer Gegensätze in den internationalen Gedankenaustausch der Gelehrten, und wir werden weiter gegen den Mißbrauch des Namens und die Zerstörung des Gedankens der inter- nationalen Geologenkongresse kämpfen. Als neue Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten: Herr Dr. E. Tmomas, Halle a. S., Große Wallstr. 20, vorgeschlagen von den Herren DIENST, v. FREY- BURG und WEIGELT; Herr Prokurist Frırz Cusrtopıs in Saalfeld (Saale), Hannostr. 75, vorgeschlagen von den Herren BÄRT- LING, DIENST und PICARD; Herr Dr. Cart ScHamipr in Göttingen (Geol. Institut), vorgeschlagen von den Herren DiırrTz jr., HErM. SCHMIDT und STILLE; Herr Dr. Aurrep Bextz in Tübingen (Geol. Institut), vorgeschlagen von den Herren HExNnIG, v. HUENE und KESSLER; Herr Lehrer Bruno Fagıan in Kross b. Oldenburg ı. Holst., vorgeschlagen von den Herren BERGEAT, WETZEL und Wüst; Städtische Naturwissenschaftliche Sammlung in Chem- nitz (Sa.), vorgeschlagen von den Herren BÄRT- LING, DIENST und PIcARD; Herr Mittelschullehrer K. Wer in Nordhausen, Körner- straße 13, vorgeschlagen von den Herren BÄRrTr- LING, DIENST und PICARD; das Geologische Amt von Griechenland in Athen, Mi- nisterium der nationalen Ökonomie, vorgeschlagen von den Herren Dienst, MıcHAEL und POoMPECKY; — 203 — der Geologe des griechischen Geol. Amts NIkoLAUs Lrarsıkas in Berlin- Charlottenburg, Kaiserin- Augusta-Allee 70, vorgeschlagen von den Herren BERG, DIENST und KLAUTZSCH; Herr Studienrat Dr. F. DEwERS in Bremen, Fesen- feld 112, vorgeschlagen von den Herren Barry, BÄRTLING und DIENST; Herr Studienrat Dr. WILHELM PFEIFFER in Stuttgart- ÖOstheim, Teckstr. 79, vorgeschlagen von den Herren KrRANZz, AxEL SCHMIDT und SOERGEL; Herr Landesgeologe, Privatdozent Dr. MATTHEUS SCHUSTER in München, Dietlindenstr. 7, vor- geschlagen von den Herren KrLAuTzscHh, KNAUER und AXxEL SCHMIDT; Herr Prof. YAkowLaw in St. Petersburg (Berginstitut), vorgeschlagen von den Herren JoH. BöHMm, Drexsr und v. ZUR MÜHLEN. Herr Assistent Professor KRISHNASWAMI PILLAT, C.R., Presideney Collea, Madras, Indien, vorgeschlagen von den Herren BRILL, RÜGER und SALOMON; Herr Bergwerksdirektor WALTER THOMETZER in :Ober- schreiberhau im Riesengebirge, vorgeschlagen von den Herren Erich KAISER, REUNING und SCHNEI- DERHÖHN; Herr Assistent WERNER QUENSTEDT in Königsberg i. Pr., Geol. Institut der Univ., vorgeschlagen von den Herren BroıLı, POMPECKJ, STROMER VON REICHEN- BACH; - Herr Hans MerTıN in Quedlinburg, Bismarckstr. 7K, vorgeschlagen von den Herren JANENScH, HuNRy SCHROEDER und WEISSERMEL. Nach Vorlage der Neueingänge für die Bücherei be- grüßt der Vorsitzende Herrn Prof. Lısson aus Lima und gedenkt dankbar der Förderung, die er selbst und andere deutsche Geologen bei ihren Forschungen in Peru durch ihn gefunden haben. Herr CARLOS LISSON erwidert hierauf in seiner Heimatsprache, indem er sein langjähriges Zusammen- arbeiten gerade mit deutschen Geologen in der Entziffe- rung der Anden betont und besonders die Verdienste STEIN- MANNS um die Stratigraphie und die Erkenntnis des inneren Baues der Anden hervorhebt. EIN 2 07 ee Hierauf erläutert Herr SCHLAGINTWEIT „Die Chro- nologie der Anden“ auf Grund der Arbeiten und bild- lichen Darstellungen des Herrn LISSON. An der Erörterung beteiligen sich die Herren STAPPEN- BECK, LISSON und SCHLAGINTWEIT. Der Vorsitzende spricht Herrn Lıssox den besonderen Dank dafür aus, daß er auch auf dem Brüsseler Kongreß, angesichts der dort laut gewordenen Deutschfeindlichkeit, den Mut gefunden habe, die Verdienste der deutschen Geo- logen um die Geologie Perus anzuerkennen. Darauf spricht Herr GAG@EL!) „Über Spuren des ältesten Tertiärs in der Mark und die Chronologie des älteren Tertiärs“. Der Vorsitzende schließt die Versammlung mit dem Dank an alle Vortragenden. v. W. 0. SOLGER. POMPECKJ. BÄRTLING. Protokoll der Sitzung am 6. Dezember 1922. Vorsitzender: Herr PoMPECKTJ. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit ‘der Mitteilung von dem Tod des Mitglieds Herrn Dr. C. A. REIsER in Kempten (Allgäu) und gedenkt seiner Arbeiten. Die Ver- sammlung erhebt sich zu seinem Gedächtnis. Protokoll der Wahl des Vorstandes und Beirats am 6. Dezember 1922, 6 Uhr abends. Abgegeben wurden 364 Stimmzettel, darunter 19 un- gültige. Es erhielten Stimmen: Als Vorsitzender: Herr F. Beyscnuac 339, Herr Krusch 3 und Herr RAUFF 2 Stimmen; gewählt Herr F. BeEYSCHLAG. ) Siehe Seite 292. — 205 — Als stellvertretende Vorsitzende: Als Als Als Als Herr PomreckJ 343, Herr DEECKE 338, die Herren BORNHARD, HAARMANN, HENNIG, SALOMON und STROMER V. REICHENBACH je 1 Stimme; gewählt die Herren POMPECKJ und DEECKE. Schriftführer: Herr BÄrTLIne 343, Herr SoLGEr 342, Herr LEUCHs 341, Herr HAARMANN 836, Herr Range 3, die Herren W. E. SCHMIDT und STIELER je 2, die Herren CRAMER, DIETRICH, FLIEGEL, HaAAcK, Reck, SOERGEL und: WELTER je 1 Stimme; gewählt die Herren BÄRTLING, SOLGER, LEUCHS und HAARMANN. Schatzmeister: Herr Pıcarp 345; gewählt Herr PıcArn»: Archivar: Herr Dienst 345; gewählt Herr Dienst. Beiratsmitglieder: Herr Suess 344, Herr ERDMANNSDÖRFFHR 343, die Herren BERGEAT, BROILI, BUxTORF und STREMME je 341, Herr. KruscH 340, Herr Crnoos 339, Herr O. WILCKENS 356, Herr Anpr&e-Königsberg 5, die Herren F. BEyYSCHLAG, ERICH KAISER, V. SEIDLITZ je 2, die Herren v. BRAncA, BUBNOFF, DAcavk. HENNIG, KEILHACK, KESSLER, KLEMM, Kossmar, MICHAEL, PETRASCHECK, Reıs, SCHMEISSER, SCHNEIDERHÖHN, SOERGEL, TILMANN, JoH. WAi- THER, WANNER, WEGNER und WEPFER je 1 Stimme; gewählt die Herren SUESS, ERDMANNSDÖRFFER, BERGEAT, BkoıLl, BUXTORF, STREMME, KRUSCH, Croos und O. WILCKENS. Die anwesenden Herren nehmen die Wahl an. Der Gesellschaft wünschen als Mitglieder beizutreten: Bibliothek der Technischen Hochschule in Hannover, Welfengarten 1, vorgeschlagen von den Herren ErD- MANNSDÖRFFER, FREBOLD und SCHÖNDORF; Herr Baurat ALrrepD BırHarz in Baden-Baden-Lichten- tal, Maximilianstr. 110, vorgeschlagen von den Herren BoTzonG, RÖHRER und SALOMON; Herr Fabrikant CARL ScHoLL in Siegen i. Westf., Brückenstr. 2, vorgeschlagen von den Herren BÄRTLING, DIENST und SEITHE; des HA, — 206 — Herr Markscheidereivorsteher CrLavs und Herr Betriebsassistent ZIMMER in Grube Ilse, Nieder- lausitz, vorgeschlagen von den Herren BärrtLine, DIENST und PICARD; Herr Geologe Dr. WILHELM AHRrEns in Berlin N 4, Invalidenstr. 44, vorgeschlagen von den Herren DIENST, STOLLER und VON ZUR MÜHLEN; Herr JAcoB HABöck in München 2 NW, Zieblandstr. 12, vorgeschlagen von den Herren BäÄrrLıng, DiensT und PICARD; Herr Studienrat : Dr. A. Bere in Sondershausen, Güntherstr. 31, vorgeschlagen von den Herren BÄRTLING, DIENST und SOLGER; Herr Dr. Max. MıtzorvLos (aus Athen), zurzeit in Berlin N4, Invalidenstr. 43 (Geol. Institut), vor- geschlagen von den Herren JANENSCH, POMPECKY und STIELER. Die Vorgeschlagenen werden aufgenommen. Der Vorsitzende legt die Neueingänge der Bücherei vor. Dann spricht Herr CLO08 „Über die Tiefengesteine Bayrischen Waldes und dem Pfahl“. An der Aussprache beteiligen sich die Herren BeErG, ARMANN und der Vortragende. Hierauf berichtet Herr G. FLIEGEL!) „Über die geo- logische Neuaufnahme des Harzes“, anschließend Herr FR. DAHLGRÜN?) „Über grapholithenführende Schichten im Unterharz‘“*. v x = An der Aussprache beteiligt sich Herr Croos und der zweite Vortragende. Vr Ave (0 POMPECKJI. SOLGER. JANENSCH. 1, Siehe Seite 308. 2) Siehe Seite 3/06. — 207 — Vorträge. Über das Vorkommen und die Entstehung des Weiß-Eisenerzes, eines neuen bauwürdigen Eisenrohstoffes.') Von Herrn P. Krusch in Berlin. (Mit 1 Textfigur.) Bauwürdige Anhäufungen von bisher dem Hüttenmann unbekannten Erzen werden selten angetroffen. Den Fundpunkt des Weiß-Eisenerzes darf ich leider nicht genauer angeben, weil die bergrechtlichen Verhält- nisse noch nicht geklärt sind; ich muß mich damit be- snügen, die westlichen Moore als weibeisenerzführend zu nennen. Zum Verständnis der geologischen Position und des geologischen Alters der Lagerstätte ist Schematisches Profil durch die Weiß-Eisenerzlagerstätte N im westl. Moorgebiet. länge 7:1200 Eisernen Hur Höhe 1.400 ZT. REN ee meer] lüngerer Alterer Ubergongs- Niederungs- Talsond „Weiß - ochmoortorf Hochmoortorf törf torf £isenerz es erforderlich auf das Normalprofil der großen westdeutschen Moore einzugehen (siehe das Pro- fill). Wir befinden uns in einer weiten, von flachen Rinnen durchsetzten Talsandlandschaft, die von der letzten Ver- eisung nicht mehr erreicht wurde und auf weite Flächer von Moor überzogen worden ist. . Zunächst wurden die 1) Vortrag, gehalten auf der Hauptversammlung in der Sitzung am 29. Juli 1922. — 208 — Rinnen und Senken mit Niederungsmoor ausgefüllt. Dieses wurde überwuchert von Übergangsmoor, und schließlich bildete sich die weit übergreifende Hochmoordeeke. Die Verbreitung der drei Moorarten ist im allgemeinen derart, daß Niederungs- und Übergangsmoor auf die Rinnen, bzw. ihre nächste Umgebung beschränkt sind, während das Hoch- moor auch flache Talsandhochflächen überzieht. Das voll- ständige Profil wird also nur in unmittelbarer Nähe der alten Talrinnen angetroffen, die zwischen ihnen liegenden Plateaus führen lediglich Hochmoor. Sieht man sich das Hochmoorprofil genauer an, so findet man — was schon bei der Spezialaufnahme 1:25000 der Geol. Landesanstalt von ihren Geologen (STOLLER, TIETZE, TORNAU usw.) festgestellt wurde — eine amorphe untere Schicht, in welcher in der Regel keine Pflanzenreste mehr be- stimmt werden können, und eine obere hellgefärbte jüngere, deren Pflanzenbestandteile noch heute zu erkennen sind. Es ist also im Profil eine scharfe Grenze zwischen einer älteren Hochmoorlage, die lange Zeit der Verwittterung ausgesetzt war, und einer jüngeren, welche sich erst später auf dem älteren Hochmoor ansiedelte, vorhanden. Das geologische Alter der älteren Torfserie (Nie- derungsmoor, Übergangsmoor und älteres Hochmoor) steat nicht ganz fest, wenigstens wurde es bisher nicht durch charakteristische Pflanzenfunde belegt. Unter Berücksich- tigung des Umstandes, daß das fragliche Gebiet seit der Hauptvereisung nicht mehr vereist wurde, liegt es nahe anzunehmen, daß die Vertorfung unmittelbar nach der Hauptvereisung also im folgenden Interglazial begann -—- ein Gedanke, dem vor mir auch andere, wie z. DB. Monke, Ausdruck gegeben haben. — Niederungs-, Über- gangs- und unteres Hochmoor stellen eine fast ununter- brochene Bildung dar. Es muß dann eine langanhaltende Hinderung des Pflanzenwuchses eingetreten sein, welche die Verwitterung des unteren Hochmoors zur Folge hatte. Es liegt nahe als deren Ursache das herannahende jüngere Eis aufzufassen, das unser Gebiet zwar nicht mehr er- reichte aber den Pflanzenwuchs zum Absterben brachte. Nach dem Abschmelzen des jüngeren Eises begann dana die Bildung des oberen jüngeren Hochmoores. Da das Weiß-Eisenerz an den Niederungstorf gebun- den ist, glaube ich berechtigt zu sein zu der Annahme, daß seine Bildung in der Interglazialzeit — 20 — unmittelbar nach dem Abschmelzen des älteren Eises begonnen hat. Auftreten des Weiß-Eisenerzes im Nie- derungstorf: Im vollständigen Profil findet man unter Torf eine weiße tonige bis käsige Masse, die nach den bisherigen Schürfungen bis über 2m mächtig festgestellt wurde und in der Regel von Torf unterlagert wird. Die Grenze zwischen dem Erz und dem Torf ist keine scharfe, es gibt beliebige Mischungen beider. Die Größe der Er- streckung der allseitig von Torf umschlossenen Nester schwankt sehr, sie können viele hunderte Meter Aus- dehnung haben. Im allgemeinen sind es Linsen, die bis mehrere Meter Stärke erreichen. Man hat unwillkürlich den Eindruck, daß es sich um Torf-Wasserkissen handelt, die nach und nach von dem Weiß-Eisenerz ausge- füllt wurden. - Wo das Weiß-Eisenerz von der Torfdecke befreit wurde, ist es zu oberst 1—2dem stark in Brauneisen umgewandeit worden. Der Übergang in dieses oxydische Erz geht sehr schnell vor sich; sticht man das Weiß-Eisenerz an, so über- zieht es sich schon nach wenigen Minuten mit einer bläulichen Haut, die mutmaßlich durch Vivianit be- dingt wird; kurze Zeit darauf wird der Stoß zunächst bräunlich. Schaltet man das Sonnenlicht aus, so bleibt das Erz schokoladenfarben, bei Licht dagegen nimmt es schließlich rotbraune Färbung an. Die Feststellung der chemischen Zusammen- setzung bereitete recht erhebliche Schwierigkeiten. Die mir vorgewiesenen Analysen zeigten das verschiedenste Verhältnis zwischen Eisenoxydul und Eisenoxyd. Als ich den ersten Aufschluß im frischen weißkäsigen Material sah, war mir klar, daß kaum Eisenoxyd in dem frischen Erz vorhanden sein kann. Ich ordnete deshalb an, daß nach vorsichtigster Probenahme bei möglichstem Luftab- schluß die Kohlensäure- und Eisenoxydulbestimmung in neu- traler Atmosphäre und zwar im Stickstoffstrom ausgeführt wurde. Der Chemiker an der Geologischen Landesanstalt Herr Dr. HALver unterzog Sich dieser Arbeit, und es ergab sich nun, daß das Erz tatsächlich aus fast reinem Eisenoxydulkarbonat besteht (s. die folgende Ta- belle). 14 — 20 — Eisen (Fe) :... 513,37. 2 211,72 9 12,54. 116,30 9.15,580.913/46 bzw. Eisenoxydul (Fe 6)) . 15,38 : 15,30 16,41. 20,28 21,20 18,41 Mansan (Mn) 02.2.2 .727202020 0,197 0,16. 0.197702 unter Tonerde) (AB O,)E 4... un aan 042 055° 0,1 0,28 Spur Kalk Ca®), ar... 2.2, 2201808 1,297, 1,21. 1,39, °7, 09200020389 Magnesia (MaO)TIN een — — _ _ — Phosphor (P) . + 2. 0,262 90,110 053518 0,15: 0 TEEN 28 bzw. Phosphorsäure (P30 2 0,62 0,24 080 0,34 0,36 0,65 Schweiel (8) 2 22,0... 2, Spur, „Spurz Spur .Spury, ‚Spurzsspur Kohlensäure (C0,). . . 9,64 10,56 9,29. 12,68 13,42 10,84 (erforderlich für gefundenes CaO und Fe0O) . . . . (989) (10,37) (10,37) (13,49) (14,38) (11,91) Wasser (bei 100%. . ... 68319 64,57 63,44 57,51 57,26 59,49 Glühverlust (ausschließl. 00, und 3, 0%bei 1000272. 7777,6,28 6,10 "7,66. 24,982 289272906 Rückstand . . — Spur 0,26 Spur Spur 0,44 Fe auf wasserfreie Substanz BETTER v EA VRR IT TREE RT EEE EREEETE verrechnetzN sa... 2, 20714 36,320.433,057 3330 1333 EB ah 23 Im Nez werden demnach a "Fe errechnet. Die wichtigsten näheren Ergebnisse der Untersuchung sind. folgende: Wasser . . . .„ 60-659, trotzdem stehen die Wände der Aufschlüsse in dem weichkäsigen Material gut. : In nasser Jahreszeit kann der Wassergehalt natürlich noch höher sein. Eisenoxydul. . . 15,3 —21,29/,, Kohlensäure. . . 9,29—13,42 0), Kalkıı er 222812084 1,8220). Kalk und Eisenoxydul sind an Kohlensäure gebunden. Schwefel und Rückstand: Spur bis einige Zehntel Prozent. . Des Interesses halber wurde berechnet, wieviel Kohlen- säure für die Bindung des gefundenen Eisenoxyduls und Kalkes notwendig ist; es ergibt sich (s. die Tabelle) gute Übereinstimmung der errechneten Mengen mit den sefundenen Ergebnissen. In den meisten Fällen fehlt im Erz etwas Kohlensäure im Vergleich zur errechneten, weil eine winzige Menge des Eisenoxyduls trotz aller Vorsicht - in Eisenoxyd übergegangen und eine geringe Menge des Kalkes nicht an Kohlensäure sondern an Phosphor gebun- den ist. | Da der Rückstand nur bis 0,44% beträgt, handelt es sich also hier um das reinste Eisenerz, welches bisher nach meiner Kenntnis gefunden wurde. Rechnet man den Eisengehalt auf wasserfreie Substanz um, so erhält man 33,08—38,36%. Geröstet — 2 muß das Weiß-Eisenerz demnach ein Material mit 46—53%o Eisen fast ohne Rückstand und mit außerordentlich wenig anderen Beimengungen ergeben. Wenn man in Betracht zieht, daß wir in Deutschland Überfluß an sehr rückstandreichen, unter normalen Ver- hältnissen kaum verhüttbaren Eisenerzen haben, so kommt man zu dem Ergebnis, daß das Weiß-Eisenerz uns auch in bescheideneren Mengen gute Dienste bei der Mischung mit kieselsäure: reicherem Material leisten wird. S Die mikroskopische Untersuchung und na- mentlich diejenige mit dem Metallmikroskop ergibt, daß es sich um ein Gel handelt, in welchem in spärlicher Menge Spateisensteinkristalle auftreten. Die Beteiligung von organischen Substanzen wechselt sehr; namentlich an der ‚Grenze des Eisenkörpers gegen Torf kommt Kur Mischungsverhältnis mit Torf vor. Van Bemmeten®) beschreibt schon 1900 kleine Nester von gleichem gelartigem Eisenerz im Torf von verschie: denen Stellen Hollands, die aber nur mineralogisches In- teresse haben. ; . Die deutschen Vorräte an Weiß-Eisenerz sind zwar nicht sehr erheblich, immerhin dürften aber die bis jetzt gefundenen Erze einige hunderttausend Tonnen Rostspat ergeben, und die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen. Genesis: Da es sich um Anhäufungen von reinem kohlensauren Eisenoxydul handelt, liegt die Vermutung. der Mitwirkung von Eisenbakterien nahe Nach den Forschungen des Bakteriologen S. WINoGRADSKY?) schei- den die Eisenbakterien in ihrer Hülle Eisenoxyd mit etwas Manganoxyd aus eisenoxydulhaltigem Wasser ab. Später haben auch H. Morısch und R. Liesk#3), diese Ab- scheidung von Eisenoxyd mit Sicherheit festgestellt. Im allgemeinen zeigte sich aber, daß die Eisenbakterien sehr spärlich sind; sie wurden z. B. bei der Untersuchung vieler See- und Wiesenerze nur in drei Proben nachgewiesen. 2) Van BEMMELEN, Über Siderit und Vivanit in Wiesenerzen usw., Ztschr. f. anorg. Chemie 1900, Bd. XXII. 3) 8. "WINOGRADSKY, St.‘ Petersburg, Botan. Ztg. 1888, Bd. 46, 8,261: #) H. Mouısch, Die Pflanze in ihren Beziehungen. zum. Eisen. Jena 1892, — Die Eisenbakterien, Jena 1910. R. Lieske, Untersuchungen über die Physiologie eisenspeichern- der Hyphomyzeten. Jahrb. £. wissensch, Botanik 1911, ‚Bd. 50, S. 348 usw. 14* — 22 — So verlockend auch im ersten Moment die Beteiligung von Eisenbakterien bei der Anhäufung des Weiß-Eisen- erzes erscheint, so unmöglich erweist sie sich im vor- liegenden Fall der Anhäufung von Eisenoxydulmassen, da die Bakterien ja gerade bei ihrem Lebensprozeß Eisen- oxydul in Eisenoxyd umwandeln. Näher liegt die Abscheidung von Eisenerz mit Hilfe von Humussäure. 'OssIan AscHAnN’) in Helsingfors hat diesen Prozeß genauer untersucht. Die Humussäure beför- dert die chemische Zerstörung der Gesteine und nimmt Eisenoxydul auf, zuerst lösliches Ferrohumat bildend, wel- ches nach und nach in Ferrihumat übergeht. Dieses schei- det sich sofort ab und läßt die dünnen irisierenden Ober- flächenhäutchen entstehen, durch die sich morastiges Wasser häufiger auszeichnet. Zum Teil bleibt Ferrihumat in kolloidaler Lösung von hellerer oder dunklerer Farbe, später fällt es aber aus. Der in den Wasserläufen ent- haltene Sauerstoff genügt völlig, um das lösliche Ferro- humat in lösliches Ferrikumat zu verwandeln. Durch die Zerstörung des Ferrihumats entstand dann nach und nach Eisenoxyd. Auch dieser Prozeß ist also nur bei oxydischen Eisenerzen zu gebrauchen, kann aber nicht der Erklärung größerer Anhäufung von Eisenoxydulkarbonat dienen. VAn BEMMELEN denkt sich die ihm bekannten kleinen Anhäufungen von gelartigem Eisenoxydulkarbonat als se- kundär aus Oxyd durch reduzierende Wirkung der Orga- nismen entstanden. Nach meinen Beobachtungen und den von meinem Kol- legen Dr. BEHREND bereitwilligst ausgeführten Unter- suchungen halte ich diese Erklärung für nicht stichhaltig. Die BeHrENnDschen Versuche ergaben zunächst, daß das. Fisenoxydulkarbonat-Gel nicht reversibel ist. Ich entnahm an. Ort und Stelle aus frisch ausgehobenen Gruben zwei Wasserproben und zwar eine mit und eine ohne Sus- pension. Nach Beseitigung der Suspension erwiesen sich beide Proben als kolloidale Lösungen, in denen das Eisen in Form von Eisenoxydulkarbonat: enthalten ist. Beim Fil- trieren bildete sich beständig wieder kolloidale Lösung, und zwar bei Gegenwart des Sauerstoffs in oxydischer Form. Vor der Ultrafiltration und nach der Beseitigung der Sus- 5) Ossıan AscHan, Die Humusstoffe usw. und ihre Bedeutung für die Bildung der Seerze Helsingfors 1906. — Auszug in Zeitschr. f. prakt. Geologie 1907, S. 56—62. —. 23 — pension ergab die eine Probe 79, die zweite 72mg FeO im Liter. Das Ultrafiltrat, in dem keine kolloidale Verbindung mehr nachweisbar war, enthielt noch Spuren von FeO. Es wurde der Beweis geliefert, daß das unbeständige FeO als Kolloid im Wasser enthalten ist und sich auch trotz verhältnismäßig langer Berührung mit der Luft nach- weisen läßt. Während bei weitem die Hauptmasse als kol- loidales Ferrobikarbonat (Fe CO;, H,O, CO,) gelöst war, zeigte der geringe Eisengehalt im Ultrafiltrat die An- wesenheit von molekularem (kristallinem) Eisenoxydulbi- karbonat. Seine ursprüngliche Menge dürfte noch größer gewesen sein, da es schon beim Filtrieren zum großen Teil in den kolloidalen Zustand übergeht. Das in Lösung befindliche Ferrobikarbonat wird an der Luft zu Ferrihydroxyd zersetzt. Für die Genesis der Weiß-Eisenerzlagerstätten ist nach diesen Untersuchungen wichtig, daß sich in den frag- liehen Lösungen Eisenoxydulkarbonat vorzugsweise in kol- loidaler, untergeordnet in molekularer Form findet. Es steht weiter fest, daß die molekulare Form schon beim geringsten Anlaß in die kolloidale übergeht. Meine wie- derholt geäußerte Auffassung, daß die natürlichen Lösungen Gemenge von molekularen und kolloidalen sind, besteht also auch hier zu Recht. Selbst wenn sich zunächst eine rein molekulare Lösung gebildet hätte, würde sie sich schnell, wenigstens teilweise in die kolloidale umwandeln. Es ge- nügten vermutlich hierfür schon die Bewegung der Lösung und ihre Reibung am Gestein. : Die Beteiligung von Humussäure bei den Verwitterungs- prozessen kann als sicher angenommen werden; sie be- günstigt die Bildung von kolloidalen Eisenoxydullösungen. Zerstörend wirkt hier die Durchlüftung mit Sauerstoff; es wird nicht nur die Kohlensäure ausgetrieben und das Hydrat gebildet, sondern auch die lösliche Humusferrover- bindung geht in die Ferriverbindung über. Daß das Eisen in den Verwitterungslösungen zunächst oxydulisch auftritt, kann als feststehende Tatsache gelten, deckt sich auch durchaus mit den vorliegenden Unter- suchungsergebnissen. Die Annahme vAn BEMMELENS, daß die Bildung von Eisenoxydulkarbonat-Gel durch Reduktion einer oxydischen Lösung durch organische Reste statt- finden müsse, halte ich also nicht für zutreffend. Not- wendig ist aber möglichste Abhaltung des Sauerstoffs der Durchlüftungszone, weil die eisenoxydulische Lösung — 24 — sich nur kurze Zeit in der Sauerstoffatmosphäre hält. Tritt sie nun aber, wie in unserm Fall bald in Humusbildungen ein, um .die Wasserkissen im Niederungsmoor auszufüllen, so wird sie vor der Einwirkung des Sauersvoffs geschützt - ‚und die Möglichkeit zur Bildung größerer Mengen von Eisenoxydulkarbonat ist gegeben. Der molekulare Teil der Eisenoxydullösung wird, je länger ihr Weg ist, immer kleiner zugunsten des kolloidalen Teils, so daß schließlich in der fast nur aus Eisenoxydulkarbonat-Gel bestehenden Lagerstätte lediglich vereinzelte Spateisensteinkristalle- ais. Absatzprodukte des letzten Restes molekularer Eisenoxy- dulbikarbonatlösung liegen. | Wegen der leichten Zerstörbarkeit des gelförmigen Eisenoxydulkarbonats durch den Sauerstoff der Luft nimmt es nicht wunder, daß an den Stellen, wo das Gel-Eisenerz. ‚durch Beseitigung der Torfdecke angeschnitten ist, ein einige Dezimeter starker eiserner Hut entsteht. Das fälsch- lich bisher als Raseneisenerz bezeichnete Material unter- ‚scheidet sich von .diesem durch eine pulvrige Form, ‚welche es für den Hüttenmann in der Regel schwer ver- wendbar macht. Ich komme also zu dm Ergebnis, daß es sich bei dem Weiß-Eisenerz um ein neues bauwürdiges Erz handelt, welches aus fast reinem Eisenoxydul- karbonat in Gelform besteht. Der kristalline Doppel- gänger, der Spateisenstein, kommt in ihm nur in kleinen Mengen vor; das Weiß-Eisenerz lieferte ein ideales Röst- erz mit 46—53% Eisen. Wenn die Weiß-Eisenerzmengen auch beschränkt sind, so können sie doch immerhin nach unserer bisherigen Kenntnis Material für einige hundert- tausend Tonnen Rösterz liefern. Interessant ist das Verhältnisdes Weiß-Eisen- erzes zum Raseneisenstein. Der Raseneisenstein ist ein oxydisches, in der Regel sehr rückstandsreiches. Erz, das Weiß-Eisenerz fast chemisch-reines Eisenoxydul- karbonat mit meist nur Spuren von Rückstand. Beide haben aber völlig verschiedene Zusammensetzung. Die ursprünglichen Lösungen waren bei beiden die gleichen; während sie sich aber beim Raseneisenerz in Gegenwart des Sauerstoffgehalts der Luft in flache Senken ergossen und ihr Eisengehalt in Form von Eisenhydrat ausflockte, wurden sie bei der Ausfüllung der Wasser- kissen mit Weiß-Eisenerz durch die organischen Substanzen des Torfs vor der. Einwirkung .des. Sauerstoffs geschützt, ae so daß sich reines Eisenoxydkarbonat in Gelform erhalten und absetzen konnte: ; Eine Diskussionsbemerkung des Herrn Kossman ver- anlaßt mich, auf. das Verhältnis des Weiß-Eisen- erzes zu den Kohleneisensteinlagerstätten. einzugehen. Ich habe in dem Vortrag den naheliegen- den Vergleich, mit Absicht vermieden, um bei der In- dustrie keine überschwenglichen Hoffnungen zu erwecken. Wenn auch das Weiß-Eisenerz sich in bezug auf die Aus- dehnung seiner Vorkommen in keiner Weise vergleichen läßt mit den über ganze Verwaltungsbezirke ausgedehnten Kohleneisenlagerstätten, so ist die Genesis doch genau die gleiche. In einem amtlichen Bericht über das Weiß-Eisenerz habe ich auf diese Gleichheit ganz besonders hingewiesen und dem Gedanken Ausdruck gegeben, daß siehdas Weiß-Eisenerz zu den Kohleneisen- Sem lasgerstätteniwmie.dar Torf.zuden Stein- kohlenflözen: verhält. Bei beiden ist die in. der Natur beobachtete beliebige Vertretung des Eisenerzes durch Humusgestein im Profil in der Genesis bedingt. Zusammenfassung: Das Weiß-Eisenerz ist fast reines Eisenoxydul-Gel und stellt Wasserkissenausfüllungen im Torf dar. Es hat also ganz verschiedene Genesis vom Raseneisenerz und ist gleichsam diluvialer Besmezenter,Kohleneisenstein.. Normaltektonik, Salztektonik und Vulkanismus. Vortrag, gehalten auf der Hauptversammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft zu Breslau am 29. Juli 1923 von Herrn H. StiLLE in Göttingen. Zum ersten Verhandlungsgegenstande unserer diesjähri- sen Tagung, den „wechselseitigen tektonischen Beziehungen zwischen Intrusivmassen und ihrer Umgebung“, nehme ich, entsprechend einer Bitte unseres Geschäftsführers, des Herrn Croos, gerade hier in Breslau mit umso größerer Freude das Wort, als unser Breslauer Kollege nicht nur die tiefen- vulkanischen Probleme durch sehr exakte und originelle — 2! — Arbeitsmethoden in ein neues Licht gerückt, sondern da- durch auch der allgemeinen Erkenntnis tektonischer Pro- bleme einen starken Antrieb gegeben hat!). Er hat uns vor allem gelehrt, die Aufzeichnungen, die der tektonische . Druck im erstarrten Glutfluß hinterlassen hat, zu erkennen und zu deuten. | Wie in früheren Arbeiten, so möchte ich auch bei meinen heutigen Ausführungen die Zeitlichkeit des geologischen Geschehens weitgehend zugrunde legen. Unter Verwertung der Meeresbewegungen als der be- sonders feinen Indikatoren der Bewegungen des festen Erd- gerüstes kommt man zu der Vorstellung, daß die Epirogenese Intensitätsschwankungen von z. T. weltweiter Bedeutung zeigt, und man kommt damit zu einer „epirogenetischen Gleichzeitigkeitsregel‘, die eben besagt, daß die Verände- rungen im Gange der epirogenetischen Bewegung in den verschiedensten Erdgebieten erhebliche gleichzeitige Gleich- sinnigkeiten aufweisen. ‚Plio-epirogenetische“ Zeiten sind solche, in denen die Festländer im allgemeinen verstärkt und in erweitertem Umfange aufsteigen, während die Meere sich einengen; in den ‚„mio-epirogenetischen“ Zeiten tritt dagegen ein stärkerer Ausgleich der Reliefverhältnisse, be- gleitet von einer Erweiterung der Ozeane auf Kosten der Festländer, ein. Wie ich an anderer Stelle ausgeführt habe, suche ich, ohne andersartige Bewegungsursachen gänzlich ablehnen zu wollen, die Hauptursache sowohl der kurzfristigen orogene- tischen, wie der langandauernden epirogenetischen Vorgänge in Stauungsvorgängen in der Erdkruste, und zwar treten die Orogenesen bei starker, die Epirogenesen bei schwacher Stauung ein. Aber auch der „schwache“ epirogenetische Stauungsdruck, der zwar größere Einheiten unter schwacher Verbiegung derselben hebt oder senkt, aber noch nicht zu Gefügeveränderungen des Bodens führt, zeigt noch In- tensitätsunterschiede, die nun in den allgemeinen Meeres- bewegungen der epirogenetischen Zeiten zum Ausdruck kommen. 1) Vgl. H. Croos: „Über die Raumbildung tektonischer Massen“, Diese Monatsber. 1918, 8. 1. „Geologie der Schollen in schlesischen Tiefengesteinen“, Abh. Pr. Geol. Landesanst., N. F., 81, 1920. „Der Mechanismus tiefvulk. Vorgänge“, Samml. Vieweg, Heft 57, Braunschweig 1921. — 27 — Unter „Normaäaltektonik“ verstehe ich die Tek- tonik der Gesteine von „normaler“ Mobilität im Gegensatz zu den Lageveränderungen der hochgradig mobilen ‘ Massen. Schon sie zeigt sehr erhebliche qualitative und quantitative Unterschiede im Zusammenhang mit der Art des betroffenen Materials, insbesondere dem Grade seiner Mobilität, wobei ich die Mobilität wieder als die ‚Ge- fügigkeit gegen den tektonischen Druck“ definiere. Wir müssen m. E. sogar, wie ich früher zu zeigen versucht habe?), die Verschiedenheit der tektonischen Formen — von dem einen Extrem, dem Blockgebirge, bis zum anderen Extrem, dem Deckengebirge — nicht etwa durch Verschieden- artigkeit, kaum auch durch Verschiedengradigkeit der wirkenden Kräfte, sondern durch die Verschiedenartig- keit des betroffenen Materials erklären. Nicht verschiedene Kräfte haben gewirkt, sondern die gleichen Kräfte haben verschieden gewirkt, ver- schieden infolge der Verschiedenheit des Materials; ‚die Art der Gebirgsbildung ist in erster Linie die Funktion der Mobilitätsverhältnisse des betroffenen Bodens“ (l. c. S. 31), die Bruchbildung ist die Fortsetzung der Faltung des in- zwischen andersartig gewordenen Materials. Ich befinde mich hier in Übereinstimmung mit Croos, der auf ganz anderm Wege wie ich zu der Auffassung gekommen ist, daß Faltung und Bruchbildung nicht eigentlich grundsätzlich verschie- dene Dinge sind, sondern daß, wie er sagt, die Bruchbildung eine „Fortsetzung den Faltung mit andern Mitteln“ ist (CLoos, 1921, S. 33), — mit andern Mitteln, weil eben- das Material jetzt andersartig ist (ebenda, S. 63). Ich verweise auch auf die Bezeichnung der Bruchbildung durch Ma- CHATSCHER°) als einer ‚„intentionellen“ Faltung. Wir können nun eine Mobilitätsreihe der Stoffe bzw. Stoffkomplexe aufstellen; an dem einen Pole (Stabili- tätspol) steht. das kristalline oder durch Faltung und er- starrte Intrusionen versteifte Massiv, am andern Pole (Mo- bilitätspol) der Glutbrei. Der Vulkanismus ist für Croos eine „Tektonik mit hochmobilem Material“. Im erstarrten Gestein, so zeigt 2) „Über Hauptformen der Orogenese und ihre Verknüpfung“, Nachr. Kgl. Ges. d. Wiss., Göttingen, Math.-Phys. Kl. 1918, Sep.-Abdr., S. 20 ff. 3) F. MACHATSCHEK: „Über epirogenetische Bewegungen“, PEnckK-Festschrift, 1918, S. 11. — 2183 — uns Croos in seinen Schriften, sind die Wirkungen der gleichen Kräfte aufgezeichnet, die auch die weniger mobilen Massen bewegt haben. | Wie ordnet sich diese Tektonik des hochgradig mo- bilen Materials nun den Erfahrungen über die Zeitlichkeit des tektonischen Geschehens, wie ordnet sie sich der Ein- teilung der tektonischen Vorgänge in Orogenesen und Epiro- genesen ein? Vom Vulkanismus nehmen wir zunächst mit Croos die ‚aus Gasspannung sich entwickelnden reinen Explosions- erscheinungen aus. Es bleibt der Vulkanismus der Tiefen, der im Sinne von ÜCLoos an tektonische Vorgänge, an Faltung und Zerspaltung der Erdkruste, anschließt; es bleiben auch die gewaltigen Massenergüsse, deren Empor- dringen hinsichtlich der Art der treibenden Kräfte mit den Tiefenintrusionen in Parallele zu setzen ist. „Bei seinem Vortrieb gegen die Oberfläche steht das Magma unter Seiten- druck“ (Croos, 1921, S. 71). Wie weit sind diese Vorgänge an die „gebirgsbilden- den‘ (orogenetischen), d. h. an jene relativ kurzen Zeiten gebunden, in denen in der „Normaltektonik“ die Gefüge- veränderungen (Faltungen, Überschiebungen, Verwerfungen usw.) zustande kommen ’? Für eine Reihe von hochbedeutsamen tiefenvulkanischen Vorgängen ist das zeitliche Zusammenfallen mit Orogenesen oder doch ihr Erfolgen im unmittelbaren Anschluß an diese erweisbar. Ich denke z. B. an die gewaltigen Intrusionen im Anschluß an die große jungjurassische Faltung des pazi- fischen Nordamerikas und an die gleichzeitigen lakkoli- tischen Intrusionen in der Krim; ich denke ferner z. B. an die „jüngeren“ Granite Schottlands, die die jüngst- silurisch entstandenen kaledonischen Falten durchsetzen und andererseits als Gerölle bereits im tiefsten Olli Red ent- halten sind. Aber nur in Ausnahmefällen ist eine wirklich genaue Altersbestimmung der Intrusivvorgänge ausführbar und damit ihr zeitliches Gebundensein an orogenetische Phasen nachzuweisen. Diskordante Serien, deren wir uns zur Altersfestsetzung geologischer Vorgänge zu bedienen haben, pflegen erst nach längerer Zeit auf den intrudierten Massen, nämlich erst nach deren Bloßlegung, zum Absatz zu kommen, und so liegt im allgemeinen ein erhebliches Zeitintervall zwischen dem jüngsten noch von der Intrusion betroffenen Formationsgliede und den über der- Intrusion transgredierenden Deckschichten, in denen die Intrusiva oder ihre Kontaktprodukte als Gerölle auftreten. So’ist z.B. hinsichtlich. der Zeitlichkeit der granitischen Intrusionen -des Harzes nur zu sagen, daß sie jünger sind als Culm und die nacheulmische Faltung und älter als das jüngere Oberkarbon, während das ältere Oberkarbon im Harzgebiete ‚keine Vertretung hat, und damit könnten sie im Ausgange der sudetischen Faltung (zwischen Culm und unterem Ober- karbon) oder in. der asturischen Faltungsphase (zwischen Saarbrücker und Ottweiler Schichten), aber schließlich auch in der anorogenetischen Zwischenzeit zwischen der sude- tischen und der asturischen Phase eingetreten sein. Der Auffassung des zeitlichen Zusammenhanges von Faltungen und Intrusionen widerspricht natürlich nicht, daß viele große Faltungen von magmatischen Intrusionen nicht begleitet gewesen sind, — wenigstens soweit der Faltenbau unserer ‚Beobachtung zugänglich geworden ist. Das trifft z. B. für die Alpenfaltung zu, worauf ALBERT HEIım ganz besonders hingewiesen hat, und hier mag, wie Hrım annimmt, die „horizontale Zusammenstauung, wie sie in den Alpen ge- wirkt und die Erdrinde vermehrfacht hat‘, dem Magma den Aufstieg verwehrt haben). Auch in den älteren Phasen der saxonischen Gebirgsbildung Mitteldeutschlands kennen wir, wie überhaupt im mitteldeutschen Mesozoikum, keinerlei vulkanische Vorgänge. Häufig mag in den Faltengebirgs- zonen die Sachlage die sein, daß in einer ersten orogene;- tischen Phase Faltung ohne stärkere Intrusionen, in einer späteren Phase aber eine niedrigere Form der Gebirgs- bildung, begleitet von Intrusionen, eintritt. Wir halten jedenfalls fest, daß die zeitliche Zugehörigkeit zu orogene- tischen Phasen wenigstens für manche hochbedeutsame In- trusionsvorgänge erweisbar, für viele andere wahrschein- lich ist. Andererseits kennen wir aber in großer Zahl vulka- nische Vorgänge aus anorogenetischen Zeiten, und zwar keineswegs nur solche, die als Explosionserscheinungen infolge von Gasspannungen erklärt werden könnten, son- dern auch solche, die hinsichtlich ihrer Ursachen an den Tiefenvulkanismus anzuschließen sind. Um bei den mitteldeutschen. Verhältnissen zu bleiben, so haben wir hier ja einen ganz besonders starken Vulkanis- *) Atserr Hein: Geologie der Schweiz“, Bd. INS. 965: a mus in der Rotliegendzeit, und es ist nun wichtig, daß er sich nicht oder doch höchstens ausnahms- weise an der Grenze von Unter- und Oberrotliegend, d. h. zur Zeit der saalischen Faltung, sondern fast ausschließlich und jedenfalls am allerkräftigsten in der anorogenetischen Zeit des Unterrotliegenden (Unter- und. Mittelrotliegend im Sinne der sächsischen Gliederung) ereignet hat. Ich denka z. B. an die gewaltigen Ergüsse der Halleschen Gebiete oder diejenigen des Südharzes. Auch die basaltischen Er- güsse Mitteldeutschlands sind, soweit ihre genaue Altersfest- stellung möglich ist, wenigstens in der Hauptsache nicht in den orogenetischen Phasen, sondern in den anorogene- tischen Zeiten, die zwischen diesen Phasen liegen, einge- treten. Ganz augenscheinlich sind aber die plio-epirogene- tischen Zeiten von den Intrusionen und Massenergüssen gegenüber den mio-epirogenetischen bevorzugt. Ein be- sonders gutes Beispiel bietet in diesem Sinne wieder die ältere Dyas, die schon durch die große Einschränkung der damaligen Meere sich als plio-epirogenetisch erweist. Es wird nicht ganz leicht sein, für Tiefengesteins- intrusionen den sicheren Beweis ihres Gebundenseins an epiro- genetische Zeiten zu erbringen, wie ällerdings auch der Beweis des Gegenteils nur in Ausnahmefällen sicher zu führen ist. Über die Schwierigkeiten derartiger Beweis- führungen wurde ja schon oben gesprochen. Sollte aber dieser Nachweis einmal möglich sein und sollte man auch in solchen Granitmassiven jene Erscheinungen beobachten, die wir mit Croos als die Auswirkungen seitlichen Druckes vor, während und nach der Erstarrung des Magmas an- zusprechen haben, so würde sich dadurch eine neue Stütze der von mir vertretenen Auffassung, daß auch in den Zeiten der Epirogenese seitlicher Druck geherrscht hat, er- geben. In den Ergußgesteinen machen sich natürlich der- artige Druckwirkungen im allgemeinen nicht bemerkbar. Aber schon ihr Hervorquellen ist im Sinne der Croosschen Gedankengänge eine Folge von Druckwirkungen im Unter- - grunde, und damit liegt im Sinne dieser Gedankengänge auch schon im Auftreten großer Eruptivdecken in anorogenetischen Zeiten ein Hinweis auf damalige Druckwirkungen. Wie nun der seitliche Druck das Haupt motiv, gewiß aber nicht das einzige Motiv beim Zustandekommen tek- tonischer Vorgänge ist, so mögen auch bei der Aufwärts- bewegung der magmatischen Massen andere Motive, z. B. solche isostatischer Art, in Einzelfällen mitsprechen. — 221 — Hinsichtlich der ‚Tektonik“ des mobilsten Materials, des Glutbreies, versagt also unsere Unterscheidung von Orogenese und Epirogenese Nicht nur der starke Druck der orogenetischen Zeiten, sondern auch schon der schwächere der epirogenetischen Zeiten, — insbesondere, wie es scheint, der plio-epirogenetischen, — vermag lage- veränderungen des Magmas hervorzurufen, die wir unter Zugrundelegung der Definition für Oro- und Epirogenese (Strukturveränderungen des Bodens!) als orogenetische zu klassifizieren haben würden. ' Es schlägt sich nun von der Normaltektonik zum Vulka- nismus, wie hinsichtlich der Phänomene, so auch hinsicht- lich der Zeitverhäitnisse und damit der unzureichenden Unterscheidbarkeit von Orogenese und Epirogenese eine Brücke über die Salztektonik. ; Was die Phänomene anlangt, so finden wir ja schon im nichtsalinaren Gebirge Übergangsformen zu vul- kanischen Intrusionen. Ich erinnere an ZINMERMANNS>) „eruptives Röt‘, — d. h. sein Auftreten „mehr ähnlich dem eines Eruptivstockes als eines Horstes“, oder an Ausfüh- rungen von CLoos über das Anschwellen mobiler Gesteins- komplexe in Faltenköpfen nach Art der vulkanischen ‚„Pha- kolithen‘“ Harkers. Ich selbst habe vor einigen Jahren von „injektiven‘ Faltungen gesprochen‘), indem ich zwischen dem tektonischen Vorschub von gewissen relativ mobilen Gesteinsmassen und vulkanischen Injektionen die Parallele zog; ich führte aus, daß sie bald abwärtig (,‚dejektiv‘), bald aufwärtig (,ejektiv) erfolgen, dabei immer im Sinne des Druckgefälles, d. h. aus den mobileren und deshalb stärker gestauten Zonen in die resistenteren und deshalb weniger gestauten, also in die Zonen relativer Dehnung, wie ich damals sagte; ich .verweise im Anschluß hieran an die Ausführungen von CLoos über die Intrusion der vulkanischen Massen in Dehnungszonen. Noch ganz anders besteht hinsichtlich der Phänomene Ähnlichkeit zwischen Vulkanismus und Salz. HARBORT’) sprach vom Aufsteigen des Salzbreies nach 5) E. ZIMMERMANN: Wissensch,. Bericht über Aufnahmen auf den Blättern Stadtilm und Plauen, Jahrb. Preuß. Geol. Landesanst., 1889, S. LIV. 6) H. Stitte: Injektivfaltung und damit zusammenhängende Erscheinungen, Geol. Rundsch., Bd. VII, 8. 89ff. ‘) Vgl. u. a. E. HARBoRT: Zur Geologie der nordhannover- schen Salzhorste, Diese Monatsber., 1910, S. 330 und 331. — 222 — Art eines Glutbreies, Rını£®) von „Injektionen“ und „In- jektionshorsten“ von Salz, und ich selbst habe diesen Ge- danken weiter zu entwickeln versucht und dabei die Be- zeichnung ,„Salzstock“ im Vergleich mit dem Eruptiv- stock. gebraucht (‚„Injektivfaltung usw.“ .l. ce. 8. 136). Lockerungszonen werden kompensiert, so führt CLoos aus, teils von unten durch Intrusion, teils von oben durch Einbruch, und so spricht Croos von der „plutonischen und tektonischen' Lösung eines Raumproblems“. In ‘dem viel behandelten „Allertalgraben“ steckt ein Streifen mächtigen Salzgebirges unter versenkten jüngeren ‘Schichten. Das Salz ist von unten aufgepreßt, die Grabenschiehten kamen von oben. Hier haben wir also eine Kombination von salinarer und normaltektonischer Lösung eines’ Raumproblems?). Ich habe in früheren Jahren mit Nachdruck die Auf: fassung vertreten, daß sich das Salzgebirge hinsichtlich der Zeitlichkeit seiner tektonischen Umformung und insbe- sondere seiner Aufwärtsbewegung wie die übrigen Gesteine des deutschen Bodens verhalten hat. Die Zeitlichkeit der tektonischen Vorgänge bestimmen wir ja mit Hilfe der Diskordanzen, — und ich machte geltend, daß wir in den Salzzonen über und neben dem Salz keine anderen Dis- kordanzen, wie im nichtsalinaren Gebirge, finden. Im Gegensatz zu dieser Vorstellung der wie bei’ den übrigen Gesteinen episodischen Aufwärtsbewegung des Salzes in: bestimmten tektonischen Phasen ist zwar vielfach, so’ besonders von HARBORT, die Aufwärtsbewegung des Salzes als kontinuierlich aufgefaßt worden. lch'habe aber die Forderung erhoben, daß zur Stütze dieser Auffassung zunächst einmal nachgewiesen werden müßte, daß sich Diskordanzen über oder neben dem Salz finden, die sonst fehlen. Diese Forderung ist bis 1920 nicht erfüllt worden, und bis dahin waren damit alle Behauptungen über die Bewegung der Salzmasse außerhalb der orogenetischen Pha- sen oder gar über die Kontinuität der Aufwärtsbewegung . 83) F. Rınne: „Metamorphosen von 'Salzen und Silikat- gesteinen“, 7, Jahresber., Niedersächs. Geol. Ver., 1914. Derselbe: „Die geothermischen Metamorphosen und die Dislo- kationen der deutschen Kalisalzlagerstätten‘“, Euese len Mineralogie, Bd. 6, 1920, S. 122. 9) Vgl. G. BRINCKMEIER: Geologische Studien am Allertalgraben. Kurzes Referat im. Jahrb. d. Philos. Fakult. Göttingen, 1921, 1I. Teil, Nr. 17. : Die Arbeit erscheint in: Volldruck im Jahrbuch der Preuß. Geolog. Landesanstalt. L — 29 — des Salzes unbewiesen. Aber nunmehr kommt K. GRıPpr das Verdienst zu, für die Salzpfeiler von Lüneburg und Hamburg Bewegungen nachgewiesen zu. haben, die außer- halb der bis dahin angenommenen orogenetischen Phasen liegen?0), GRıpp beruft sich hinsichtlich der Zahl der saxonischen ' Bewegungsphasen auf meine älteren Ausführungen; aber diese bedürfen der Ergänzung und sind von anderen und mir zum Teil auch schon dahin ergänzt worden, daß die Zahl der Bewegungsphasen ‘größer ist, als es vor 10 bis 20 Jahren geschienen hat, als es galt, zunächst überhaupt einmal ältere Gebirgsbildungen neben den ‚nach früherer Auffassung einzig eingetretenen jungtertiären zu Ansehen zu bringen. So sind, was für die von Grıpp behandelten Fälle zu berücksichtigen ist, jetzt nicht nur vor- ünd nach- miccäne, sondern auch intramiocäne Orogenesen bekannt, und auch im Diluvium gibt es mindestens eine Phase mit echten orogenetischen Vorgängen, wie solche auch in den von G&kIPP hervorgehobenen quartären Aufpressungen der Gipsberge von Lüneburg und Segeberg zum Ausdruck kommen, Aber trotzdem bleiben Aufwärtsbewegungen der erwähnten Salzpfeiler auch in solchen Zeiten bestehen, die in der Normaltektonik sich überall als anorogenetisch zu erweisen scheinen, z. B. im Verlauf des jüngeren Miocäns. Ich kann hinsichtlich der Schlußfolgerungen aber nicht so weit gehen, wie Grıpp. Ich halte auch für die jüngere Zeit die Kontinuität der Aufwärtsbewegung des Salzes noch nicht für erwiesen, wenn ich auch als grundsätz- lich wichtiges und neues Ergebnis der Grıppschen Arbeiten anerkenne, daß das Salz auch in Zeiten, die wir Bneehtsalinaren Gesteine als’anoroge- netisch auffassen müssen, unter .besonderen Ver- hältnissen disloziert und aufwärtsbewegt worden ist, und wenn ich auch schließlich zugeben will, daß sich eine solche. salzauftreibende „Episode“ einmal etwas länger hingezogen haben könnte, als für die „normaltektonischen“ Orogenesen anzunehmen ist. Die erwähnten Sonderverhältnisse liegen wohl in der ganz ungewöhnlich großen Mächtigkeit des Deckgebirges, die dem in seiner Hauptmasse entsprechend tief versenkten Salze einen besonders hohen Grad von 10) K, Grirp: Steigt das Salz zu Lüneburg, Langenfelde und Segeberg episodisch oder kontinuierlich auf? 13. Jahresber. Niedersächs. geol. Ver., 1920, S. 1ff. — 224 — Mobilität gab. Sind doch auch nach Grıpp erst in jüngerer Zeit die „anormalen‘“ Verhältnisse eingetreten, d. h. in Zeiten, in denen das Salz infolge der weit fortgeschrittenen Sedimentationen des Niederdeutschen Beckens besonders tief versenkt war, während für ihn, wie auch für HARBoRT, die älteren Bewegungen der Salzmassen im Sinne der von mir vertretenen Auffassungen noch an die orogenetischen Phasen der saxonischen Faltung gebunden sind. Ich sage also nach wie vor, daß eine Kontinuität der Aufwärtsbewegung der nordhannoverschen Salzpfeiler, geschweige denn der weit weniger versenkten Salzmassen Mitteldeutschlands, nicht erwiesen ist, wie ja auch CxLoos die Kontinuität des magmatischen Aufstiegs ablehnt. Zugeben kann ich nur das Aufsteigen des Salzes auch in Zeiten, die sich im Normalgestein als anorogenetisch er- weisen. Es handelt sich um Ausnahmeerscheinungen, die uns aber verständlich werden, wenn wir das Salz als Mittelglied zwischen Normalgestein und Magma betrachten. Der epirogenetische Druck, der zu schwach ist, um in den stabileren „Normalgesteinen‘ Lage- veränderungen von orogenetischer Art hervorzurufen, ver- mag den Glutbrei hochzutreiben. Er vermag dieses, wenn er entsprechend gesteigert ist, ohne aber schon das Sta- dium des orogenetischen Druckes erreicht zu haben, in Aus- nahmefällen auch schon mit dem Salz zu tun, nämlich dann, . wenn dem Salzgestein ein selbst für die Salzverhältnisse be- sonders hohes Maß von Mobilität zukommt. Und wenn dann der für diesen Salzauftrieb erforderliche Druck ein- mal etwas länger anhält, so mag sich auch schließlich eine solche Aufstiegperiode einmal etwas verlängern. Rein theo- retisch wäre wohl anzunehmen, daß, wie für den Glutbrei, soiauch für den Salzbrei insbesondere in den plio-epiroge- netischen Zeiten ein anorogenetischer Aufstieg in Frage kommen müßte. Leider ist die Identifizierung des marinen Miocäns Nordhannovers mit dem limnischen jüngeren Miocän Hessens noch nicht ausreichend durchführbar, und so ist die interessante Frage einstweilen nicht zu beantworten, ob jene anormalen jungtertiären Salzaufstiege in Nordhannover etwa zeitlich zusammenfielen mit großen Basaltaufstiegen in Hessen, ob also eine gleichzeitige Drucksteigerung die mobilen Massen in Mittel- und Norddeutschland — hier das Magma, dort das Salz — hochtrieb. Vor etwa 23/, Jahren habe ich in einem Vortrage vor der Deutschen Geologischen Gesellschaft die Verwirrung — 223 — zu beheben versucht, die hinsichtlich der Begriffe Orogenese und Epirogenese besteht!!). In weitgehender Anlehnung an G. K. GıLBERT, den Autor des Begriffes Epirogenese, aber im starken Gegensatz zu Haug und den vielen, die ihm folgen, habe ich definiert die Orogenese als die episodischen Gefüge- ‚veränderungen, die Epirogenese als die säkulären, weit- spannigen Bewegungen, die das Gefüge sozusagen intakt lassen. Eine Doppeldefinition wurde also gegeben, und zwar a) nach Zeit bzw. Zeitdauer (episodisch bzw. säkulär), db) nach Vorgangsart (Gefügeveränderungen bzw. Beibehaltung des vektonischen Gefüges). Diese Doppeldefinition gilt aber, wie wir nunmehr ge- sehen haben, nur für die Normaltektonik, nicht aber auch für die Bewegungen der hochmobilen Massen (Magma und zum Teil auch Salz). Die Grenze zwischen der Orogenese und der Epiro- genese verschwimmt schon etwas bei den sehr stabilen Erdeinheiten, indem diese in den orogenetischen Zeiten zum Teil nach mehr epirogenetischer Art bewegt werden, während Gefügeveränderungen (Dislokationen) immer mehr zurück- treten. Solche Bewegungen von epirogenetischer Art in orogenetischen Zeiten, die einen Grenzfall bilden in der langen Formenreihe der Orogenesen, habe ich als „synoro- sonetisch“ (l. c. S. 205) bezeichnet. Hinsichtlich der mobilsten Stoffe ist eine grundsätz- liche Unterscheidung ihres Verhaltens in orogenetischen und epirogenetischen Zeiten, wie wir gesehen haben, nicht zu machen, denn in beiden wird das Magma hochbewegt. Auch das Salz zeigt, wie wir sahen, in für die Normal- tektonik anorogenetischen Zeiten — besonders wohl in den plio-epirogenetischen — unter gewissen Verhältnissen schon Vorgänge von orogenetischer Art. Wie die „synorogenetischen“ Vorgänge solche von epiro- genetischer Art in orogenetischen Zeiten sind, so könnte: man vielleicht in bezug auf die hochmobilen Stoffe des 11) H. Srtıuıe: Die Begriffe Orogenese und Epirogencse, Diese Zeitschr., 1919, Bd. 71, S. 164—208. 15 — 220 — Erdkörpers von „synepirogenetischen“ Vorgängen sprechen, d. h. von Vorgängen von orogenetischer Art in epirogenetischen Zeiten!?). Wir sprachen oben von einer Mobilitätsreihe, — an dem einen Pol steht ‚das versteifte Grundgebirge, an dem anderen der Glutbrei. An dem einen Pol vermag noch nicht einmal der orogenetische Druck nennenswerte orogene- tische Reaktionen zu schaffen, am anderen vermag dieses schon der epirogenetische er wenigstens der p lio - epirogenetische. Für diese Endglieder der Mobilitätsreihe gilt nicht mehr die Definition der Begriffe Orogenese und Epirogenese nach Zeitlichkeit und nach Art, vielmehr ergeben sich Mittel- formen, die zeitlich mit der einen, artlich mit der anderen der beiden großen Kategorien tektonischen Geschehens zusammenfallen. Dabei steht die ‚„Synepirogenese“ der Orogenese näher, als der Epirogenese, denn 1. sie stimmt mit ihr artlich überein (Gefügever- änderungen), 2. sie ist gleich der Orogenese ein episodischer — wenn vielleicht auch einmal ein verlängert episo- discher — Vorgang, nur ist die Zahl der Bewegungs- episoden größer als die Zahl der normaltektonischen Orogenesen, denn hinzu kommen Zeiten, die in der Normaltektonik als anorogenetisch gelten müssen. Was für den Glutbrei und in beschränkter Weise auch für das Salz zuzugeben ist, nämlich die Bewegung nach orogenetischer Art auch zu Zeiten, die sich in Gesteinen : von „normaler“ Mobilität als nur epirogenetisch erweisen, kann natürlich auch für andere Massen von ungewöhnlich großer Mobilität nicht in Abrede gestellt werden. Darin liegt, daß das orogenetische Zeitgesetz für sehr tiefe und deshalb hochmobile Erdzonen nur noch eine bedingte und schließlich in noch tieferen Zonen überhaupt keine Gültigkeit mehr besitzt, indem dort auch in den sonst „anorogene- tischen“ Zeiten das Lagegefüge sich verändert. 12) „Syn“ wird in den Bezeichnungen syn orogenetisch und synepirogenetisch gebraucht im Sinne von „gleichzeitig mit“. — 227 — Paläophysiologie (Paläobiochemie) und ihre | geologische Bedeutung. Vortrag gehalten auf der Hauptversammlung in Breslau am 30. Juli 1922. Von Herrn J. SAMOJLOFF in Moskau. Im Verlaufe der letzten Jahre sind unter meiner Leitung Untersuchungsarbeiten an den in Rußland vorhan- denen Phosphorit-Lagerstätten ausgeführt worden!). Dank dieser Arbeiten verfüge ich über eine Reihe von Mine- ralien, die stratigraphisch genau charakterisiert sind. . Unsere Untersuchungen an den Phosphorit-Lagerstätten begannen im Jahre 1908; und zwar im nordöstlichen Teil (des europäischen Rußlands. Gleich im ersten Jahre unserer Feldarbeiten kamen wir im Gouvernement Kostroma zu der Feststellung von einigen Baryt-Vorkommen. Alle diese Baryt-Vorkommen gehören zum Oberen Jura und zwar zum Oxford-Sequan-Horizont. Durch diese genau bestimmte Lage wurde meine Aufmerksamkeit in erhöh- tem Maße auf diese Mineralvorkommen gelenkt. Im Laufe des zweiten Jahres unserer Arbeiten wurden weitere Vor- kommen von Schwerspat festgestellt, die sämtliche dem- selben geologischen Horizont angehörten. Andererseits konnte bei noch so genauer Untersuchung der Mineralien aus anderen geologischen Horizonten das Vorhandensein von Baryt nicht festgestellt werden. Das gesammelte Ma- terial gestattete mir eine genaue geologische Beschreibung von 9 Barytvorkommen?): 1. Dorf Usolje am Fluß Unja (linker Nebenfluß der Wolga); 2. Dorf Dimitriewo am Fluß Unja; 3. Dorf Obrosimowo am Fluß Neljscha (linker Nebenfluß der Neja); 4. Dorf Fedikowo am Fluß Neja (rechter Nebenfluß der Unja); 5. Dorf Pogost am Fluß Neja; 6. Dorf Tikölowo am Fluß Neja; 7. Dorf Oginez am Fluß Gelwatj (linker 1) Berichte über die geologischen Untersuchungen der Phos- phoritlagerstätten Rußlands, redig. von J. SAMOJLOFF. I. bis VII. B. M. 1909—1918 .(russ.). 2) J. SAMOJLOFF: Bullet. de ’Academie des Sciences. Petro- zrad. 1910, IV (2), S. 857 (russ.). 15* — 2238 — Nebenfluß der Wolga); 8. Dorf Dolgowo in der Nähe des Dorfes Nawoloki, westlich der Stadt Kineschma; 9. Dorf Puschkino, südwestlich von Kostroma. In den genannten Vorkommen ist der Baryt an Tone gebunden und findet sich in Form von sehr charakteristi- schen Knollen, oder er füllt die Risse und Hohlräume von Mergelseptarien, mitunter auch von Phosphorit-Kon- kretionen aus. Alle diese Lager sind über ein sehr großes Gebiet verteilt und zwar auf eine Fläche, die etwa 120 Kilo- meter in der Breite und etwa 100 Kilometer meridional mißt. Diese Fläche schließt Teile der Kreise Kologriw, Makarjew, Kineschma und Kostroma des Gouvernements Kostroma ein. Selbstverständlich ist kein Grund dafür vorhanden, daß das Vorkommen von Schwerspat in diesen Gebieten des Gouvernements Kostroma auf die genannten neun Punkte beschränkt ist. Im Gegenteil, wenn wir berücksichtigen daß die beschriebenen Barythandstücke rein zufällig ge- funden und gesammelt wurden, denn unser Hauptaugen- merk war bei den geologischen Arbeiten in erster Linie natürlich auf das Studium der Phosphorit-Lagerstätten ge- richtet, so müssen wir annehmen, daß neben diesen Ba- rytvorkommen noch weitere vorhanden sind, daß das be- zeichnete Gebiet mithin durch ein weitverzweigtes Vor- kommen von Schwerspat ausgezeichnet ist. Umgekehrt konnte das jeweilige Vorhandensein des. . Schwerspats für das betreffende Gebiet als bestimmend für das geologische Alter angesehen werden, so daß das Mineral fast die Rolle eines „Leitfossils“ spielte. Fortschreitend mit unseren Arbeiten über die Phos- phoritlagerstätten, die sich in südöstlicher Richtung beweg- ten, erreichten wir das Territorium des Gouvernements Kasan. Auch hier fand sich Schwerspat, in der Nähe des Dorfes Osernoje-Abisowo des Kreises Jadrinsk, und zwar in großen Mergelknollen der Sequantone?). 120km südöstlich des Dorfes Baikowka des Kreises Tetjuschi des Gouvernements Kasan wurden wiederum runde Mergelknollen gefunden mit eingeschlossenem Schwer- spat. Diese neu entdeckten Vorkommen des Baryts be- finden sich in einer sehr bedeutenden Entfernung, nämlich 3) J. SAMOJLoOFF: Bullet. de l’Acad&mie. des Scienees. Petro- grad. 1912, VI (2), S. 939 (vuss.). — 229 — ungefähr 250 km von den Lagerstätten des Oxford-Sequan- Baryts im Gouvernement: Kostroma; dessen ungeachtet sind sie von demselben Typus und gehören denselben geo- logischen Horizonten an wie die kostromaschen Baryte. Alle diese beobachteten Lagerstätten erinnerten un- willkürlich an frühere Angabent) über die ‚„Schwerspat- bälle am Ufer der Sura und Piana“, wo die Sequan- tone sehr verbreitet sind. Diese zwei Flußläufe befinden sich nicht weit von dem Barytvorkommen im Gouverne- ment Kostroma und es ist wahrscheinlich, daß die erst- genannten Schwerspatbälle demselben geologischen Hori- zont angehören. Und tatsächlich wurden bereits nach zwei Jahren bei unseren fortschreitenden Untersuchungen der Phosphorit- Lagerstätten Schwerspatvorkommen an mehreren Punkten sefunden, und zwar in der Nähe des Dorfes Sobatschij Ostrow, am rechten Ufer des Flusses Malaja Medjanka, und in der Nähe des Dorfes Ratowa am linken Ufer der Sura.. Ferner wurde Baryt in demselben Rayon in der Nähe des Dorfes Ratowa in Phosphatknollen gefunden. Diese Knollen waren in etwas jüngere graue Mergeltone des Kimmeridge eingeschlossen. Baryt wurde ferner in demselben Horizont noch gefun- den bei dem Dorfe Mineschino, an einem Abhang, der zu dem Flußlauf des Piana gehört, und in der Nähe des Dorfes Rjapino, am linken Ufer der Sura. Mithin finden sich Barytablagerungen sowohl im Oxford-Sequan: als auch im Kimmeridge. Bemerkt soll noch werden, daß in den genannten Vorkommen der Gouvernements Kostroma und Kasan die Kimmeridgeablagerungen durchaus nicht so ver- breitet sind, wie im Kreise Kurmisch des Gouvernements Simbirsk. Vor vielen Jahren habe ich in einer meiner Arbeiten, die der Kristallographie des Baryts gewidmet war, Kristalle dieses Minerals beschrieben’), die ich aus einer sehr ent- fernten Gegend erhalten hatte, und zwar aus dem Rayon des Flusses Ischma und deren Nebenfluß Uchta im Fluß- lauf der Petschora. 4) J. G. GEORGI: Geographisch-physikalische und natur- historische Beschreibung des Russischen Reiches. Königsberg. 1798, Ph IH, 8.7142. ®) J. SAMOJLOFF: Zur Krystallographie des Baryts. Bullet. des Natural. de Moscou. 1902, XVI, S. 228. — 2390 — Diese Baryte sind sehr ähnlich denjenigen des Kostro- mäaschen Rayons. Wie diese sind sie in Knollen ein- geschlossen, die in dunklem Juraten liegen. Zu jener Zeit interessierte mich die Frage nach dem geologischen Alter dieses Minerals nicht. Nach dem Stand unserer heutigen Kenntnisse von der Juraformation dieser ent- fernten Gebiete gehören die Ablagerungen mit großer Wahr- scheinlichkeit ebenfalls zu dem Oxford-Kimmeridge. Mithin haben wir es mit der Tatsache zu tun, daß. Vorkommen . von Baryt, die durch gewaltige Entfernungen von einander getrennt sind, genau demselben geologischen Alter angehören. Der petrographische Charakter der Ab- lagerungen des Oberen Jura und der Unteren Kreideforma- tion dieser Gegend ist jetzt (mit alleiniger Ausnahme des sehr entfernten Rayons des Flusses Petschora) infolge der hier vorgenommenen geologischen Arbeiten genügend be- kannt und erforscht. Der petrographische Charakter erklärt nun keineswegs das Vorkommen des Baryts gerade nur in diesen Oxford- Kimmeridge-Schichten. Ebenso ist es unwahrscheinlich, daß der Baryt sekundär entstanden ist, wie man ja oft ähnliche Vorkommen ver- schiedener Mineralien erklärt. Alle Bedingungen dieser Barytvorkommen zwingen mich vielmehr zu der Annahme, daß diese primär sind‘) und daß sie zusammen mit dem- jenigen Material sich abgelagert haben, in dem sie sich heute vorfinden. Die dem Oxford-Kimmeridge angehörenden Tone, in denen der Baryt vorkommt,‘ sind Meeresablagerungen und es ist nun selbstverständlich die Frage zu prüfen, ob sich Baryt in den rezenten Ablagerungen des Meeresbodens ebenfalls vorfindet. Unsere Kenntnisse auf diesem Gebiet sind sehr gering, dessen ungeachtet verfügen wir über interessante Daten von Joxzs’), der im Jahre 1888. Schwerspatknollen be- schreibt, die in der Nähe von Kolombo in einer Tiefe von 1235m auf dem Meeresgrunde gefunden wurden. 6) Über primäre Vorkommen von Baryt und Cölestin vgl. K. AnDr&EE, Neues Jahrb. f. Mineralogie. 1914, B.-B. XXXVII, S. 343 und A. BErGEAT: Zeitschr. für prakt. Geologie. 1914. XXI, S. 237. ?) E. Jon&s: Examination of nodular stones obtained by trawling off Colombo. Records of Geologie. Survey of India 1888, XXI, S. 35. — 231 — Diese Baryte sind nun, was ihr Äußeres, ihre Zu- sammensetzung, sowie ihre mikroskopische Struktur be- trifft, sehr ähnlich mit den oben beschriebenen russischen ' Vorkommen. Tatsächlich stimmt die Beschreibung von JonEs auf das genaueste mit der Charakteristik unseres Baryts, beispielsweise von Tikolowo oder Pogost des Gou- vernements Kostroma überein. Bis auf die neueste Zeit stand die von Jonzs be- schriebene Tatsache vereinzelt da, und erst im Jahre 1916 hat Böccınn®) bei der Untersuchung der Grund- proben, die von der Expedition Siboga gesammelt waren, Barytknollen festgestellt, die bei den Kei-Inseln, in einer Tiefe von 304m gefunden wurden. Mithin muß der Baryt den Meeresmineralien zugerechnet werden, und man kann annehmen, daß sich das Bariumsulfat auf dem Grunde des Oxford-Kimmeridge-Meeres, das den nordöstlichen Teil des europäischen Rußlands damals bedeckte, abgelagert hat. Ich möchte mich nicht über die Frage nach dem Ge- halt des Ozeanwassers und der Meeresablagerungen an Barium und deren ausführliche Beantwortung verbreiten. Die Daten über diese Frage finden sich in den Arbeiten von FORCHHAMMER°?), von J. Murray und A. F. Rr- NARD!O), sowie von F. W. CiArkel). Ich wollte nur darauf hinweisen, daß Barytknollen sowohl in der jetzigen, als auch in den früheren geologischen Epochen nicht über- all auf dem Meeresboden verbreitet sind, sondern daß ihr Vorhandensein offenbar an spezielle Bedingungen gebun- den ist. Dies führt mich zu der Idee, ob diese Bedingungen nicht vielleicht in den Eigentümlichkeiten der Fauna und Flora der betreffenden Gegend zu suchen sind und ob es nicht vielleicht Organismen gibt, die einen Gehalt an Barium in ihrem Skelett oder Körper aufweisen. Sollte sich das als richtig erweisen, so würde die Anhäufung von Resten derartiger Organismen auf dem Meeresboden schließ- lich eine Anreicherung an Barium in den betreffenden Meeresablagerungen zur Folge haben. 8) O0. B. BögcıLp: Meeresgrundproben der Siboga-Expedition. — Siboga-Expedit. 65. Leiden. 1916, S. 49. 9) G. FORCHHAMMER: Philosophie. Transact. R. Society. London. 1865, 155, S. 213. 10) J. MurrAy and A. F. REenAarD: Report on deep-sea depo- sits (Challenger Expedition). 1891, S. 437 u. 446. 11) F. W. CLARKE: Proc. R. Soc. Edinburgh. 1907, XXVI, S. 167 u. 269, auch Journal of Geology, 1907, XV, 8. 783. — 232 — Der nun folgende chemische Prozeß könnte durch Kon- zentration zu jenen einzelnen Knollen führen, die das Barium in der widerstandsfähigsten Form, nämlich als schwefel- saures Barium, enthalten. Wenn wir uns der betreffenden biologischen Literatur zuwenden, finden wir nur sehr vereinzelte Hinweise auf ‚das Vorhandensein von Barium in den Aschen der Meeres- fauna und -flora. Zusammengestellt sind diese Daten von QUINTON!?). Andererseits dürfen wir nicht vergessen, daß unsere Kenntnis über die chemische Zusammensetzung der Ske- lettel2) und Körper der Meeresorganismen überhaupt erst in neuester Zeit sich langsam erweitert und daß wir oft in zoologischen Arbeiten mit Recht über die Abwesenheit von Daten über die chemische Zusammensetzung der Ske- lette und Körper der verschiedenen Organismen Klagen hören. Als ich zum erstenmal meine Hypothese über das Vorhandensein von Organismen, die einen Gehalt an Barium aufweisen, aussprach, waren mir selbst solche Organismen noch unbekannt und ich konnte nur von einem Analogieschluß ausgehen. Ich ging aus von der Tatsache, daß nach den Arbeiten von Bürschıı!t) in dem Skelett einer Gruppe von Radiolarien, nämlich der Akantharien, Strontiumsulfat gefunden wurde. Es ist begreifliich, mit was für einem Interesse und welcher Befriedigung ich die neuen Arbeiten von F. E. ScHuLzE!5) und dann auch von SCHTSCHE- POTJEW!) las, in denen von seiner besonderen Gruppe von Rhizopoden (von SCHULZE sind sie Xenophyophora genannt worden) berichtet wird. Diese Gruppe ist von SCHULZE auf Grund des Studiums des gesamten zoologischen 12) R. Quinton: L’eau de mer milieu organique. Paris. 1904, S. 310. 13) Vgl. F. W. CLARKE a. W. C. WHEELER: The composition. of Brachiopod shells. Proceed. of the National Academy of’ Sciene. Wash. 1915, I, S. 262 und The inorganic constituens of Aleyonaria. Ibid. 1915, I, S. 552, auch F. W. CDARKE & R. M. Kamm. New analyses of echinoderms. Ibid. 1917, II, S. 401. 14) Q. Bürscuui: Zoologischer Anzeiger, 1906, XXX, 8. 784. 15) F. E. Schurze: Wissensch. Ergebnisse d. deütschen Tiefsee-Expedition auf d. Dampfer „Valdivia‘“, 1905, XI, Lief. 1, S. 14. 16) SCHTSCHEPOTJEW: Untersuchungen über niedere Orga- nismen. Petrograd. 1910, S. 2, 7 (russ.). — 12933 — Materials der deutschen Expedition „Valdivia‘, der dänischen ‚Siboga‘, der amerikanischen „Albatroß‘, sowie eines Teils desjenigen der Challenger-Expedition fest- gestellt worden. Die Körper dieser „Xenophyophora‘‘ weisen nun, nach SCHULZE, besonders geartete „Granellen‘ auf. Ohne weiter auf die morphologische Beschreibung dieser Granellen durch SCHULZE einzugehen, weise ich nur darauf hin, daß dieselben chemisch sich als Bariumsulfat erwiesen. Der Professor der physiologischen Chemie THIERFELDER!') bestätigte die Richtigkeit des chemischen Befundes und wies darauf hin, daß die Granellen aus schwefelsaurem Barium mit einer nur geringen Beimengung von schwefel- saurem Kalzium bestehen. Man kann sich mit SCHULZE nur einverstanden erklären, wenn er diese Tatsache ‚„auf- fällig und überraschend“ nennt. SCHULZE gibt!®) eine genaue Beschreibung der Ver- breitung der Xenophyophora nach dem Material, das ihm zur Verfügung stand. Es sind das im ganzen 33 Punkte des Vorkommens von Xenophyophora, die sich folgender- maßen verteilen: 3 im Atlantischen, 6 im Indischen und 24 im Großen Ozean. Von diesen 33 Punkten befinden sich nur fünf in der subtropischen Zone, alle übrigen in der tropischen. Die Tiefe, in der die Xenophyophora gefunden wurden, war sehr verschieden, im Mittel betrug sie etwa 4000 m und nur in einem Fall, nämlich an einer Stelle des Großen Ozeans, 981m. Die spätere Arbeit von SCHTSCHE- POTJEW zeigt nun, daß die Verbreitung der Xenophyophora sehr viel weiter zu fassen ist. Er fand Vertreter dieser Gruppe an den nördlichen Ausläufern der Insel Ceylon, an den Ufern der Palkschen Straße und zwar in ganz geringer Tiefe von nur 1—5m, zudem mit Granellen von sehr viel größerem Durchmesser, als das bei den Tiel- see-Xenophyophora der Fall war. Die Feststellung des Vorkommens von Xenophyophora in der Nähe der Insel Ceylon ist insofern noch besonders interessant, als der erste Fund von Schwerspatknollen auf dem Meeresgrunde, wie schon erwähnt, bei Kolombo, der zweite vor kurzem bei den Kei-Inseln gemacht wurde. 17) H. THIERFELDER: Sitzungsber. Gesellsch. Naturforsch. Freunde. Berlin. 1905, Nr. 1, S. 4 18) F. E. ScHuLze: Sitzungsber. Gesellsch. Naturforsch. Freunde. Berlin. 1906, Nr. 8, S. 205. — 291 — Mithin ist die Frage des Vorhandenseins von Baryt in den Körpern einiger Meeresorganismen als positiv ent- schieden zu betrachten. Selbstverständlich wird es die Aufgabe der betreffenden gelehrten Spezialisten sein, diese Tatsache — das Vorkommen von Barium, einem an sich giftigen Stoff — in den Körpern von Organismen physiolo- gisch zu erklären. Mich persönlich berührt diese Frage nur vom mineralogischen Standpunkt aus insoweit, als sie im Zusammenhang mit der primären Genesis der Mine- ralien steht. Es ist mithin die Anzahl der bis jetzt vor- handenen Baryt-Lagerstättentypen um einen neuen Typus bereichert worden, und zwar um einen Baryt, entstanden aus einer Anhäufung von Resten einer Art von Meeres- organismen, die zu der Gruppe der Xenophyophora ge- hören!?). Der Vorwurf einer voreiligen Schlußfolgerung, den mir Herr ANnDREE?) macht, ist meiner Ansicht nach auf ein Mißverständnis zurückzuführen, da Axpr&üs aus be- greiflichen Gründen meine in russischer Sprache geschrie- bene Arbeit nicht im Original gelesen hat. Mit umso größerer Wahrscheinlichkeit kann man jetzt. davon sprechen, daß die auf dem Boden des Oxford- Kimmeridge-Meeres im Nordosten des europäischen Ruß- lands vorhandenen Ablagerungen von Bariumsulfat mit der Lebenstätigkeit gewisser besonderer Organismen verbunden waren, die ihren physiologischen Funktionen nach den Xenophyophora ähnlich waren, die uns aber bis jetzt noch unbekannt sind. Die Hypothese, daß diese Baryte als Biolithe zu be- trachten sind, erklärt am einfachsten alle vorhandenen Daten. Das Vorkommen von Baryten in den Ablagerungen desselben Alters und derselben geologischen Fazies an anderen Stellen würde mithin für das Vorhandensein von ähnlichen Baryt abscheidenden Organismen auch dort sprechen. > Im Zusammenhang mit meinem ständigen (nteresse für. diese Art Probleme habe ich Cölestin, ein dem Baryt sehr ähnliches Mineral, von verschiedenen Vorkommen aus Turkestan untersucht. Dank der freundschaftlichen Mit- 19) Vgl. J. SamosLorr: Bullet. de l’Academ. des Sciences. Petrograd. 1911, V (1), S. 475 (russ.). 20) K. Anprär: Über-Vorkommen und Herkunft des Schwer- spates am heutigen Meeresboden. Centralbl. f. Mineral. 1918, S. 157, und Geologie des Meeresbodens. Berlin. 1920, II, S. 236. — 25 — arbeit meiner - Kollegen kam ich in den Besitz von Cö- lestin von einer ganzen Reihe von Vorkommen, die sich auf eine sehr große Fläche verteilen und zwar vom öst- lichen Fergan bis zum Kaspischen Meere und vom südöst- lichen Teil von Buchara bis zu den Ufern des Aralschen Meeres. Leider war dieses Untersuchungsmaterial, das rein zufällig gesammelt wurde, geologisch nicht so. genau cha- rakterisiert, wie das wohl wünschenswert gewesen wäre. Bei der Entscheidung der vorliegenden Fragen ist es aber von ganz besonderer Wichtigkeit, daß die in Sediment- gesteinen auftretenden Mineralien stratigraphisch auf das genaueste horizontiert werden (stratigraphische Minera- logie). Von einigen Schichten in Turkestan, in denen diese Cölestine gefunden wurden, ließ sich nicht mit der er- forderlichen Genauigkeit das Alter bestimmen; oft blieben auch Zweifel darüber, ob das: Mineral primär oder se- kundär ist. Ohne weiter auf- irgendwelche Einzelheiten näher einzugehen?!), läßt sich jedoch feststellen, daß fast alle diese Vorkommen von Turkestan zu den Ablagerungen der oberen Kreidefermation gehören, und ich halte die Folgerung für zulässig, daß diese Cölestine ursprünglich Biolithe waren. n Es ist selbstverständlich, daß eine solche biochemische Herkunft sich nicht nur auf die Barium- und Strontium- Mineralien beschränkt, sondern daß dieselbe auch für eine ganze Reihe weiterer Mineralien, die sich in den Sediment- gesteinen vorfinden, zulässig ist. Hiermit will ich nicht nur jene Minerale verstanden haben, die, was ihre organo- zenetische Herkunft betrifft, bereits ihr Bürgerrecht in der geologischen Literatur erworben haben. In einer vor nicht langer Zeit von mir veröffentlichten Abhandlung?), die sich mit der Mineralogie der Kalk- steine beschäftigt, habe ich auf jene speziellen Aufgaben hingewiesen, welche beim Studium der Kalksteine zu be- arbeiten gerade jetzt an der Tagesordnung wäre, wenn 21) J. SAMOJLOFF: Genesis einiger Mineralien der Sediment- gesteine. Cölestin aus Turkestan. Materialien zur Untersuchung d. geologisch. Baues Rußlands. Moskau. 1914, 8. 219 (russ.). ®2) J. SAMOJLOFF: Die Untersuchung der Kalksteine usw. Nachrichten des Geologischen Komitees. Petrograd. 1918 und Biolithe, als Mittel der Erkenntnis des Lebens der früheren geologischen Perioden. — Priroda (Natur). 1922, Nr. 1-5, S. 25 (russ.). — 290 — man von der Hypothese ausgeht, daß die meisten be- sonderen Eigenschaften der Kalksteine mit der Lebens- tätigkeit von Organismen eng zusammenhängen, mithin an biochemische Vorgänge gebunden. sind. Die organogenetische Herkunft der Phosphorite ist be- reits genügend anerkannt?); mit der genauen Erklärung der geologischen Geschichte der Phosphorite-Biolithe hat sich in der letzten Zeit eine Reihe von Forschern be- schäftigt. | In einer unserer letzten Arbeiten „Über die Mangan- Eisenknollen auf dem Boden des Schwarzen, Baltischen und Barenzow-Meeres‘ kommen wir?!) ebenfalls zu der Über- zeugung, daß diese Knollen Biolithe sind. Von woher nehmen nun die Organismen die verschie- denen chemischen Elemenie? Wie bekannt enthält das Meerwasser die meisten aller chemischen Elemente, aber der Prozentgehalt der meisten dieser Elemente ist ein verschwindend geringer. Die Konzentration dieser Elemente zur Bildung von Ablagerungen erscheint unter den gewöhnlich gegebenen Verhältnissen nicht möglich, infolgedessen müssen beson- dere Zwischenapparate vorausgesetzt werden, die es er- möglichen, Stoffe in so außerordentlich feiner Verteilung zu konzentrieren. Die Rolle eines solchen Apparates spie- len in meinen Augen die pflanzlichen und tierischen Or- sanismen, welche von der Natur in den Stand gesetzt sind, das für ihr Leben notwendige Baumaterial an sich zu ziehen, selbst wenn sich dieses Material im . Zustande äußerster Verdünnung befindet. Hier haben wir es nicht mit einem nur chemischen, sondern mit einem bio-chemischen Prozeß zu tun. Durch das Studium hauptsächlich der morphologischen Eigenschal- ten der fossilen Organismen gibt nun die Palaeontologie ein klares Bild über jene tiefgreifenden Veränderungen, welche die morphologische Struktur der Organismen erlitten hat. In jüngster Zeit ist diese Wissenschaft noch weiter fort- geschritten, sie sieht vor sich und stellt bereits Fragen 3) Vgl. J. SamoJLorF: Phosphorite. Handbuch d. Mineral- chemie, herausg. v. C. DoELTER, Dr. u. L. 1914. III, S. 358. 24) J. SamoJLorF und A. Tırorr: Eisen-Mangan-Knollen auf dem Boden des Schwarzen, Baltischen: und Barentzmeeres. — Arbeiten d. Geologischen u. Mineralogischen Museums d. Russisch, Akademie d. Wissensch. 1919, IH, S. 27 (russ.), — 237 ° — der Palaeobiologie®’). Im Zusammenhang hiermit kann die: Frage aufgeworfen werden, ob nicht auch physiologische Prozesse im Laufe der geologischen Epochen Umwandlungen erfahren haben. Hierbei meine ich nicht den Charakter selbst und die Art des physiologischen Prozesses, sondern ich denke an die Intensität dieser Prozesse und im besonderen an jenes Material, durch welches überhaupt erst diese Pro- zesse zustande kommen. Ich werde mir erlauben, diese meine Gedanken an einigen Beispielen zu erläutern. Das Blut der Organismen mußte immer seine Dbe- stimmten Funktionen erfüllen: nämlich das Auffangen des. Sauerstoffs da, wo das nur möglich war, und die Ab- gabe dieses Sauerstoffs da, wo das notwendig war; und wir wissen, was für eine Rolle das Eisen im Blute der heute existierenden Organismen zu spielen berufen ist. Dieser Prozeß kann aber auch bewerkstelligt werden mit Hilfe anderer Metalle, wie beispielsweise des Kupfers. In der heutigen Zeit gibt es nur eine kleine Gruppe von Tieren, in deren Blut das Eisen durch Kupfer ersetzt ist. Es sind dies Tiere (besonders unter den Crustacea und Mollusca), in deren Blut nicht Hämoglobin, sondern Hämocyanin enthalten ist. Und ich finde, es dürfte doch wohl die Frage berechtigt sein, ob das quantitative Verhältnis der Lebewesen, in deren. Blute Hämoglobin enthalten ist, zu denen, wo: das Hämo- globin durch Hämocyanin ersetzt ist, immer auch in früheren geologischen Perioden dem heutigen Verhältnis gleich gewesen ist. Und zwar, ob es nicht geologische Perioden gegeben hat, in denen dieses Verhältnis der Organismen mit hämoglobinhaltigem Blute zu denen mit hämocyaninhaltigem ein völlig anderes war als heute, wo also die hämocyaninhaltiges Blut besitzenden Lebewesen die herrschenden, quantitativ die weitaus überwiegenden waren. Wie wohl bekannt, weist der Befund der chemischen Zusammensetzung der Aschen verschiedener Pflanzen oft völlig unerwartete Elemente in außerordentlich geringen Stuttgart. 1912, auch Lebensbilder aus der Tierwelt der Vor- zeit. Jena. 1922 und andere. 5) 0. ABEL: Grundzüge der Palaeobiologie der Wirbeltiere.. — 2398 — Quantitäten auf?). .Aber ist nun das quantitative Ver- hältnis dieser verschiedenen Elemente, die die Aschenteile der Pflanzen bilden, immer das gewesen, wie in der heu- tigen Zeit und hat es nicht vielmehr geologische Epochen gegeben, in denen das quantitative Verhältnis der Ele- mente in den Pflanzenaschen ein völlig anderes war? Hier betreten wir ein neues und unbekanntes Gebiet der Forschung, das ich am zweckmäßigsten als Paläophysio- logie (Paläobiochemie) bezeichnen möchte?”). Zur Lösung der Fragen, die in dieses neue Gebiet hineingehören, ver- fügen wir über keine direkten Untersuchungsmethoden, da wir die vorhandenen Reste der Organismen hierzu nicht ge- brauchen können. Die Lösung dieser Fragen ist zugleich der Schlüssel zur Aufklärung über die Entstehung einiger Mineralien und zwar gerade derjenigen, deren Genesis bis heute noch’ ziemlich dunkel ist. Wir wollen die Auf- merksamkeit auf ein Beispiel lenken, das mit dem Vorkom- men von Hämocyanin verknüpft ist. Die Erklärung der Herkunft des in den Permablagerungen vorkommenden Kupfers war früher und ist auch bis auf den heutigen Tag noch eine Streitfrage. In der deutschen Literatur ist in der allerjüngsten Zeit eine ganze Reihe von Arbeiten er- schienen, die tief in die Frage nach der Genesis des Kupfers in den deutschen Kupferschiefern eindringen. Von den verschiedensten Seiten gehen BEYSCHLAG®®), *6) Die chemische Zusammensetzung der tierischen Orga- nismen wird durch diejenige der von ihnen verbrauchten Nahrung bestimmt; das heißt ursprünglich durch die chemische Zusammen- setzung der Pflanzen, die in diesem Fall das Zwischenglied zwischen der äußeren Umgebung und dem tierischen Organis- mus sind. In denjenigen Pflanzen, die, sei es mittelbar, sei es un- mittelbar, als Nahrung der Akantharien dienen, muß Sr ent- halten sein, in denjenigen der Xenophyophora Ba usw. Hier sehen wir eine Art doppelte Accumulierung vor sich gehen: das in äußerst feiner Verteilung in der Umwelt vor- handene chemische Element wird von den Pflanzen aufge- nommen und hierdurch wird die erstmalige, zunächst quantitativ noch nicht sehr bedeutende Anhäufung erzielt, erst im Tier- körper kommt dann eine weitere quantitativ bereits sehr merk- bare Accumulierung zustande (vgl. J. SAmoJLorF: Die Evolution (des mineralischen Aufbaues der Skelette von Organismen). 27) J. SAMmoJLorr: Palaeophysiology: the organic origin of some minerals occuring in sedimentary rocks. Mineralogical Magazine. 1917, XVIIL 8. 87. 23) F. BEyscHLac: Zeitschr. f. praktische Geologie. 1921. Heft T. j L Ä — 239 — ERDMANN®?), LAnG?°), POMPECKJ®!), SCHNEIDERHÖHN2), WAL- THER®?) u. a. an die Erklärung dieses Problems. Kupfer findet sich in den permischen Ablagerungen an den verschiedenen Stellen?) des Erdballs entweder äußerst spärlich in Form von sehr fein verteilten Mine- ralien, oder aber andererseits bereits in solcher Quan- tität, daß diese Ablagerungen schon ein gewisses wirt- schaftliches Interesse besitzen. Hierzu ist zu bemerken, daß der allgemeine geologische Charakter der verschiedenen Gegenden, in denen sich Kupfermineralien führende Schich- ten finden, keineswegs immer gleich ist. Aber ein Kenn- zeichen haben sie alle gemeinsam, das ist ihre Zugehörigkeit zur permischen Periode und nach dieser Richtung hin können wir den Schlüssel zur Erklärung der Genesis des Kupfers finden. Von dem Augenblick an, wo wir annehmen, daß zur Permzeit Lebewesen mit hämocyaninhaltigem Blute prae- valierten, rückt die Frage nach der Entstehung des Kupfers in ein ganz neues Licht. Das Vorhandensein von Kupfer in den permischen Ab- lagerungen würde in diesem Falle ganz natürlich, ja so- gar notwendig sein; dasselbe würde nur der Beweis für eine in der permischen Periode überall gleichartig vor- handen gewesene Fauna sein. Die Anreicherung von Kupfer in den permischen Ab- lagerungen würde dem Reichtum an Organismen in diesen betreffenden Gegenden kongruent sein, und zwar von Lebe- _ wesen, die uns bis jetzt nur von einer Seite, nämlich (der ihrer physiologischen Funktion bekannt sind. Das Vorhandensein eines reichen organischen Lebens in den mit hohem Kupfergehalt ausgezeichneten Ab- 29) ERDMANN: Jahrbuch d. Halleschen Verbandes f. d. Er- forschung d. mitteldeutschen Bodenschätze. 1919, I, S. 27. .30) R. LanG: Diese Zeitschr. Monatsber. 1921, 73, S. 204, und Jahrb. d. Hallesch. Verb. usw. 1921, IIL, Lief. 1, S. 1 (ausführliches Literaturverzeichnis). 3) J. PoOMPECKJ: Das Meer des Kupferschiefers. Brafica- Festschrift. 1914, S. 444 und Diese Zeitschr. 1920, 72, S. 329. 3) H. SCHNEIDERHÖHN: Neues Jahrb. f. Mineral. 1922, B.- BSZEVIU,:S. 1: 3) J. WALTHER: Jahrb. d. Hallesch. Verbandes usw. 1919, I, 8. 33. 34) Vgl. z. B. B. Stoczes: Le, gite des argiles cupriferes de Wernersdorf pres de Trutnov dans la Boh&me septentrionale. Sborn. statn. geolog. Cesckoslov. 1921, S. 223. — 2490 — lagerungen des Perms ist bereits oft und eingehend beleuch- tet worden; immer äber ist das in der Art geschehen, daß. man die Tätigkeit dieser Organismen ausschließlich als. Reduktions-Agens gegenüber den vorhandenen Lösungen der Kupfersalze betrachtete. F Ich bin geneigt, diesen Organismen eine weit größere Bedeutung zuzusprechen, sie vielmehr als direkte Quelle: dieser Kupferablagerungen anzusprechen; die Lebenstätig- keit dieser Organismen bewirkte eine Anreicherung an Kupfer, das im Meereswasser außerordentlich fein ver- teilt war. Es scheint mir, daß in jedem einzelnen Fall, wo: das Vorkommen irgendeines bestimmten Minerals in einem ganz bestimmten geologischen Horizont festgestellt ist, die Frage aufzuwerfen ist, ob nicht die Bildung dieses Mine- rals aufs engste mit der Lebenstätigkeit von le verknüpft ist. Die Unvollkommenheit unserer Kenntnisse der chemi- schen Zusammensetzung des Skeletts und des Körpers der Organismen sowie ihrer chemischen Sondereigenschaften bildet zunächst noch ein bedeutendes Hindernis auf dem “Wege zur Lösung ähnlicher Probleme. Selbstverständlich hat jene frühere einfache Vorstellung über die Klassifizierung der Organismen je nach der che- mischen Zusammensetzung ihres Skeletts in solche, die. sich aus wässeriger Kieselsäure, und solche, die sich aus: Kalkkarbonat gebildet haben, ihre Bedeutung verloren. Wenn wir die Resultate der chemischen Arbeiten in der neuesten Zeit auf diesem Gebiete einander gegenüberstellen,. so gelangen wir zu der Überzeugung, daß die Skelette der nichtkieseligen Organismen nicht nur aus kohlensauren Salzen, sondern ebenfalls aus denjenigen der Schwefelsäure, Fhosphorsäure, der Ha!ogensäure (des Fluors) bestehen. Als Kaiion fungiert nicht nur Ca, sondern ebenso Mg, Sr, und in den festen Körpern einiger Tiere” Ba. — Es sind uns Organismen bekannt, die in ihren festen Teilen einen ziemlich bedeutenden Prozentgehalt an Jod aufweisen. (einige tropische und subtropische Schwämme) — Jodo- spongin, Gorgonin usw. | Ebenso ist in den Körpern der Organismen eine ganze Anzahl von chemischen Elementen festgestellt worden®>). 35) Vgl., z. B, H. Arox: Die anorganischen Bestandteile des. Tierkörpers. Handbuch der Biochemie des Menschen und der Tiere, herausgegeben von C. OPPENHEIMER. Jena. 1909, I, S. 62. — 2411 — Die Erweiterung unserer Kenntnis auf diesem Gebiet fällt jedoch hauptsächlich in die allerjüngste Zeit. So ist, wie . wir das bereits erwähnt haben, beispielsweise erst in der neuesten Zeit bekannt geworden, daß es Lebewesen gibt, deren Skelett aus Strontiumsulfat besteht, oder solche, deren Körper Körner von Bariumsulfst enthalten. In einer erst kürzlich veröffentlichten Arbeit 3) wird das Vorhanden- sein von Vanadium im DBlute einiger Organismen (und zwar der Ascidien) festgestellt, wobei hervorgehoben wird, daß das Vanadium die Funktionen des Eisens im Blute erfüllt??). Eine bedeutende Ansammlung von Körpern dieser ske- lettlosen Repräsentanten der Gruppe der Tunikaten würde zu einer Anreicherung von Vanadium in den betreffenden geologischen Ablagerungen führen. Wie wenig wahrschein- lich würde den meisten Mineralogen in einigen Fällen die Hypothese von einer biochemischen Herkunft des Vana- diums in gewissen Sedimentablagerungen erscheinen, wenn wir nicht über die interessante Tatsache der Feststellung von Vanadium im Blute der Aszidien verfügen würden! Es liegt doch wohl keinerlei Veranlassung vor an- zunehmen, daß diese Tatsachen, die erst in jüngerer Zeit und so unerwartet festgestellt wurden, bereits als er- schöpfend für dieses Forschungsgebiet anzusehen sind, und daß unserer im Gegenteil nicht noch weitere und gewiß nicht minder wichtige Entdeckungen warten. Eine Erweiterung des Interessengebiets der physiologi- schen Chemie in bezug ‚auf diese Art von Aufgaben, würde das Erreichen der Ziele, wie sie sich die Geochemie gestellt hat, wesentlich fördern. Unwillkürlich wird die Aufmerk- samkeit auf das dem Vanadium benachbarte Metall ge- richtet — Titan, mit seinem verhältnismäßig geringen Atom- gewicht (48) und seiner Fähigkeit, verschiedene Oxydations- 36) M. Henze: Zeitschr. d. physiolog. Chemie. 1911, LXXII, S. 494, 1912 LXXIX, S. 215 u. 1913, LXXXVI, S. 340. 3) Mithin ist im Blut verschiedener Gruppen von Lebe- wesen bis auf heute das Vorhandensein folgender chemischen Elemente festgestellt worden: Eisen, Mangan, Kupfer, Vanadium. Was haben nun diese Metalle für eine gemeinsame Eigenschaft? Sie alle stehen nahe zueinander im Hinblick auf ihr Atomgewicht, und zwar in folgender Reihe: V=51; Cu=52; Mn=5%; Fe=56; Co=59; Ni=59; Cu=63. Vielleicht werden weitere Forschungen das Vorhandensein von Organismen feststellen, in deren Blut jene Metalle enthalten sind, die in der oben ange- führten Reihenfolge die Zwischenglieder darstellen, und zwar: Chrom, Kobalt und Nickel. 16 — 2422 — stufen zu geben. Die Bedeutung des Titans in der Li- ihosphäre ist verhältnismäßig erst vor kurzem gewürdigt worden, und vielleicht wäre es jetzt an der Zeit die biochemische Rolle dieses Elements zu studieren, was der ganzen Mineralogie des Titans ein besonderes Interesse ver- leihen würde. Aber selbst wenn wir in den Grenzen jener wenigen, bis jetzt bekannt gewordenen Tatsachen bleiben, sind wir schon heute gezwungen, die mineralogische Bedeutung der Anhäufung einzelner chemischer Elemente gebührend ein- zuschätzen und zwar als Resultat rein biochemischer Pro- zesse. Und wenn wir in Betracht ziehen, daß verschiedene, mit analogen ungewöhnlichen biochemischen Eigenschaften versehene Organismen, deren zahlenmäßige Verbreitung heute wohl sehr gering ist (weswegen ihre Eigenschaften uns auch außergewöhnlich erscheinen), in vergangenen Epochen der Geschichte unserer Erde sehr wohl möglich quantitativ praevalierend gewesen sein können, so wird es verständlich, welche Bedeutung dem eingehenden Studium dieser Fragen beizumessen ist. Denn diese Fragen sollen uns über die Genesis der verschiedenen in Sedimentge- steinen vorkommenden Mineralien Aufklärung geben. Wie bekannt, besaß in früherer Zeit das Studium der Mineralogie und Petrographie der Sedimentgesteine wenig Anziehungskraft, ja es erschien fast vernachlässigt. Und eigentlich erst jetzt sehen wir, daß sich eine wirk- liche Vertiefung des Interesses am Studium der Sediment- sesteine vollzieht. Eine ganze Reihe von Forschern, wie CAYEUX, VAUGHAN, SHAW, MERWIN, SCHUCHERT, TIEJE u. a. arbeiten augen- blicklich nach dieser Richtung hin. Und da wir uns jetzt nur im Anfangsstadium dieser Forschungsarbeit befinden, so wird augenblicklich eifrig zunächst einmal an den Methoden?®) derselben gearbeitet. Die amerikanischen Forscher?) bestehen sogar auf der Notwendigkeit der Errichtung eines Spezialinstituts zum möglichst allumfassenden Studium der Sedimentgesteine. — Es erscheint sehr zweckmäßig, diese Arbeiten nicht nur auf rein statischem, sondern auch auf dynamischem Wege 3) L. CayEux: Introduction & l’etude petrographique des roches sedimentaires. Paris. 1916 und A. Hormses: Petrographiec methods. London. 1921. 39) Tu. W. VauGHAn: Researches of sedimentation. Bull. of the Geologie. Soc. of America. 1920, XXXI, S. 401. — 249 — auszuführen. Das Studium der schon vorhandenen Sedi- mentgesteine muß eng verbunden werden mit dem Studium der rezenten Ablagerungen des Meeresbodens, und diesem _ Verlangen wird auch immer mehr und mehr entsprochen®°). Gegenwärtig ist das Studium und eine Erklärung der Be- deutung der Biolithe wohl am dankbarsten und günstigsten. Im Bereiche der Sedimentablagerungen an der Grenze zwischen Lithosphäre und Biosphäre bildet sich eine ganze Reihe von Mineralien, und zwar nicht einfach als Resultat rein chemischer, sondern biochemischer Prozesse, und die neuesten Forschungen erweitern immer mehr den Kreis der Erkenntnis von dem Einfluß dieser biochemischen Prozesse bei der Bildung von Mineralkörpern. ‘ In einer ganzen Reihe von Fällen, wo die Bildung der Mineralien durch einfache chemische Prozesse erklärt werden kann, erscheint die Zuhilfenahme einer biochemischen Genesis auf den ersten Blick als unnötig komplizierend. Dieser Standpunkt erscheint mir jedoch ungerechtfertigt. Hierbei will ich die Tatsache vollkommen außer acht lassen, daß es nicht bewiesen ist, daß die Natur Prozesse immer auf dem uns am einfachsten erscheinenden Wege verwirk- licht. Was aber gerade die besonderen Eigenschaften vieler Minerale betrifft, so lassen sich dieselben oft am ein- fachsten durch die Hypothese einer biochemischen Entwick- lung erklären. Ein Organismus ist überhaupt weitaus empfindlicher gegenüber dem ihn umgebenden Medium, der normale Verlauf seiner Lebenstätigkeit stellt weit größere Anforderungen an die ihn umgebenden Verhältnisse, als es nur die Abwicklung oder der Verlauf gewöhnlicher chemi- scher Prozesse sind; und gerade hierin dürfte die Erklärung zu suchen sein für die uns oft unerklärlich erscheinenden Eigenschaften einiger Mineralvorkommen. Die Paläontologie eröffnet uns das gewesene, benet erloschene Leben, indem sie hauptsächlich von Skelett- resten und den zutage tretenden morphologischen Bildungen der Organismen ausgeht. Aber eine ganze Reihe von Organismen hinterläßt im Einklang mit der chemischen Zusammensetzung . ihrer Skelette, sowie ihrer physikalischen Struktur, hervorgerufen durch die folgenden diagenetischen und sekundären Pro- zesse, keinerlei morphologische Kennzeichen und. entzieht sich infolgedessen unserem Studium. Wenn sich jedoch. in 10) K. AnDREE: Geologie des Meeresbodens. "Berlin. 1920, II. 16* . 4 — den Skeletten dieser Organismen besondere Eigentümlich- keiten in chemischem Sinne zeigen, so können dieselben sehr wohl durch chemische Untersuchungsmethoden entziffert und hierdurch kann das vergangene Leben solcher ua aufgedeckt werden. Ich denke mir in der Zukunft eine engere und ab- gestimmtere Arbeit zwischen Paläontologie und Geochemie und bin überzeugt, daß eine solche Arbeit eine weit lücken- losere Charakteristik des Lebens einer jeden geologischen Epoche geben wird. Auf dem soeben besprochenen Gebiet der Forschung sind wir noch sehr arm an Tatsachen, wir befinden uns vielmehr zunächst noch in der Periode der Fixierung der Aufgaben selbst. Aber die Zeit ist bereits reif für eine möglichst genaue: Fixierung der auf der Tagesordnung stehenden Fragen. Zur Entstehungsgeschichte der sudetischen Karbon- und Rotliegendablagerungen. Vortrag, gehalten auf der Hauptversammlung in Breslau am 31. Juli 1922. Von Herrn W. PETRASCHECK in Leoben. (Mit 5 Textfiguren.) Langjährige ldarböik im Gebiete der airbon ie Permablagerungen des böhmischen Anteils am Sudetengebiet gab mir Gelegenheit, eine Reihe von Beobachtungen zu sammeln, welche geeignet sind, auf die Bildungsgeschichte dieser Ablagerungen etwas Licht zu werfen. Mein damaliger Wunsch, die Beobachtungen durch eigene Studien in Wüsten- gebieten zu ergänzen, scheint mir heute wnerfüllbar zu sein, weshalb ich das Material nunmehr in dieser. Form aus der Hand gebe. Man kann die Entstehungsgeschichte des Rotliegenden nicht erörtern, ohne auch das Karbon in die Betrachtung einzubeziehen, denn kaum merklich ist der Uebergang von der einen Formation zur anderen. Die Ottweiler Schichten. als Ganzes betrachtet sind nichts anderes als eine Ab- lagerung in der dem Rotliegenden eigentümlichen Fazies. — 295 — Scharf setzt über den Schatzlarer Schichten eine Fazies ein, die durch das häufige Auftreten von roten Gesteinen, . durch das wiederholte Auftreten habituell einander ähn- licher Arkosen, durch die Seltenheit grauer Tongesteine und die Seltenheit von Kohlenflözen charakterisiert ist. Diese Faziesentwicklung beginnt sonach im Oberkarbon und reicht durch das ganze Perm bis in den Buntsandstein hirauf, denn zu letzterem rechne ich übereinstimmend mit 'G. BERG und E. ZIMMERMANN I die hangendsten Schich- ten, die unter der scharf und deutlich einsetzenden Ceno- mantransgression. in. der mittelsudetischen Mulde zu be- merken sind. Ein auffallender Zug ist zunächst die Einförmigkeit, dieser außerordentlich mächtigen und einen langen Zeit- raum verkörpernden Schichtfolge. Einförmig ist sie aller- dings nur, wenn man sie als Ganzes mit anderen For- mationen vergleicht. Im einzelnen zeigt sie einen un- endlichen Wechsel sich ewig wiederholender Gesteinsabän- derungen. Die nachfolgende Zusammenstellung gibt ein Bild von der Mächtigkeit der Schichtfolge, wobei ich gleich hier auf die großen lokalen Schwankungen hinweisen muß, die es auch mit sich bringen, daß nirgends im Gebiete alle maximalen Mächtigkeiten übereinander liegen. Buntsandstein: Schneeweise Plattensandsteine 30 m. Blaßrötliche Konglomeratsandsteine 70 m. 'Paralleltransgression. Zechstein: Schömberger Kalksandsteine und Arkosen 20—30 m. Diskordanz (epirogenetisch). Oberes Rotliegendes: Zone der Kalksandsteine bis 100 m. Zone der Sandsteine bis 250 m. Zone der Tonsandsteine und Schiefertone bis 400 m. Oberrotliegend-Konglomerat, meist 60 bis 100 m, aber auch bis über 800 vielleicht auch 1200 m. Diskordanz (orogenetisch). Unteres Rotliegendes: obere Lebacher Schichten bis 400 m. untere Lebacher Schichten mit lokal mächtigen Erup- tivdecken, oder lokal mächtigen Konglomeraten 600 bis 1600 m. — 26 — Diskordanz am böhmischen Muldenflügel (orogenetisch). Kuseler Schichten: etwa 650 m am böhmischen Muldenflügel. en £ Ottweiler Schichten: Radowenzer Schichten 140 m. Hexensteinarkose und deren Äquivalent 1000 m. Flözregion 120 m. rote Schwadowitzer Schichten 240 m. 'Diskordanz (orogenetisch). Schatzlarer Schichten. Wie diese Zusammenstellung zeigt, kommt man für die ganze Schichtfolge auf eine Mächtigkeit von mindestens 4000 m. Die wiederholten Diskordanzen und die mehrfache Ein- schaltung von Konglomeraten in dieser Schichtfolge lassen erkennen, daß es sich um Ablagerungen handelt, die zur Zeit beständiger Bodenunruhe entstanden sind. Wiederholt wurden die Schichten kurz nach ihrer Ablagerung zerstört und manche Schicht entstand nur durch Umlagerung älterer. Schon im hangendsten Teil der Schatzlarer Schichten, im Gneiskonglomerat, findet man Rollstücke von karbonischem Porphyr. Im der unteren Lebacher Stufe angehörenden Hanselbergkonglomerat findet man Melaphyr, Porphyr und roten Sandstein, wie er im Karbon und Rotliegenden an- zutreffen ist. Insbesondere ist unter den Porphyren jener von Krinsdorf, der eine Decke an der Grenze von Schatz- larer und Schwadowitzer Schichten bildet, mit Sicherheit zu erkennen. Er ist übrigens als Geröll auch schon im Liegendkonglomerat des Unterrotliegenden anzutreffen. Die gewaltige Bruchzone, welche die mittelsudetische Mulde im Südwest begrenzt, muß demnach schon zur Lebacher Zeit vorhanden gewesen sein und die Abtragung des auf- gerichteten Muldenflügels weit vorgeschritten gewesen sein. Gleiches kann man übrigens aus der Lagerung des (Le- bacher) Rabengebirgsporphyrs diskordant auf Unterrotliegen- dem und übergreifend auf Radowenzer Schichten erkennen. In dem Umstande, daß sich die Diskordanzen gerade in jener Bruchzone, die bis 'in postkretazische Zeit immer wieder aktiv ist, bemerkbar machen, darf auch ein Grund — 2497 — dafür gesucht werden, daß es sich um orogenetische, nicht epirogenetische Bewegungen handelt. Weitere Beweise für permische Abtragung bringt das Oberrotliegend-Konglomerat. Am Fuße des Rabengebirges besteht es aus dem Rabengebirgsporphyr, in der Gegend von Nachod enthält es Rollstücke der karbonischen Arau- kariten, in der Gegend von Trautenau rote Sandsteine, deren Alter nicht genauer zu präzisieren ist. Die Regel ist, daß sich nur die harten Bestandteile der mächtigen Schichtfolge in den Konglomeraten vorfinden, und es bleibt fraglich, ob die Sande und Tone schon verfestigt gewesen sind, als sie bereits der Zerstörung verfielen. Das große Reservoir, aus dem die ungeheuren Massen roter Sand- steine und Schiefertone der oben erwähnten Schichtfolge kamen, dürften zum guten Teil die Schichten selbst ge- wesen sein. Zu einem Teil erklärt dies die Gleichförmig- keit der ganzen Masse. j Auf das in der Literatur schon oft erörterte Problem der Rotfärbung gehe ich nicht ein, weil ich nichts Neues hinzuzufügen hätte. Nur möge auf die schon von DATHE gemachte Wahrnehmung verwiesen werden, daß im Unter- rotliegenden braunrote, im Oberrotliegenden lebhaft rote Farbe vorherrscht, was wohl auf stärkere Beteiligung des Eisenoxydhydrats im Unterrotliegenden schließen Täßt. Unter den Gesteinen der so mächtigen Schichtfolge, bilden Konglomerate einen sehr wesentlichen Bestandteil. Für das Oberrotliegende sind kleinstückige Konglomerate durch die ganze, mitunter gewaltige Mächtigkeit charak- teristisch. Die Gerölle, welche sich in den Arkosen des Karbon und Perm vorfinden, überschreiten nicht Faust- größe. Diese Arkosekonglomerate weisen immer starke Härte-Aufbereitung auf. Gleiches gilt für manche andere Konglomeräte, wie für DArHzs Lyditkonglomerat, dessen Lyditreichtum strichweise auch am böhmischen Mulden- flügel bemerkenswert ist. Grobe Konglomerate stellen sich nur in der Nähe oder an Stelle der Eruptivstufe der Le- bacher Schichten ein. In letzteren zeigt ein Steinbruch bei Jungbuch das in roten Sandstein eingeschnittene, mit Schotter erfüllte Querprofil eines kleinen Baches. Dieses drei Meter breite Bachbett beweist lokale Erosionsarbeit des Wassers. Bemerkenswert ist das Auftreten der Gerölle in der Hexensteinarkose (Ottweiler Schichten). Außer gewöhn- lichen Konglomeratschichten gibt es noch sehr oft mächtige — 248 — Sandsteinbänke, die nur auf den Schichtflächen ein ganz dünnes Geröllpflaster tragen, das im Querschnitt der Schich- ten als einfache Geröllschnur erscheint. Gleiches wieder- holt sich in den Arkosen der Lebacher Schichten und den Bausandsteinen der Kuseler Schichten. In einem solchen Geröllpflaster eines großen Blockes im Walde an der Ost- lehne des Hexensteines fand ich im Jahre 1904 einen deutlichen Windkanter. Es ist ein feinkörniger brauner Quarzit, der eine unzweifelhafte Schliffläche aufweist. Noch Jahre lang habe ich beim Kartieren in der Hexen- steinarkose nach solchen Kantengeröllen gesucht, ohne wei- tere Funde zu machen. Die Seltenheit dürfte damit zu- sammenhängen, daß die Gerölle in der Hexensteinarkose vorwiegend aus Gangquarz und Lydit, also Gesteinen be- stehen, die erfahrungsgemäß wenig zur Ausbildung von Windschliffen disponieren. | Dieser Fund eines Kantengerölls auf einem solchen Geröllpfiaster ist geeignet eine Deutung zu erhärten, zu der man auch ohne ihn geführt wird. Aus dünnen, wenig Gerölle führenden Schotterdecken wurde der Sand durch den Wind ausgeblasen. WEITHoFER!) glaubte die Hexen- steinarkose als aeolische Ablagerung deuten zu sollen. Bis zu einem gewissen Grade ist das richtig. Die Konglomerat- und Geröllbänke lassen aber erkennen, daß es zur Haupt- sache fluviatile Ablagerungen sind, die durch den Wind teilweise umgelagert wurden. Ich komme auf die Frage noch bei Besprechung der Kieselhölzer zurück. Namentlich das Konglomerat des Oberrotliegenden bil- det gewaltige Schuttkegel. Am Nordende des Adlergebirges enthält es nur Gesteine dieses Berglandes, an der Ostseite der Porphyrberge des Rabengebirges besteht es ganz aus dessen Porphyren, südlich vom Ostende des Riesengebirges herrschen Riesengebirgsgesteine. Einzelne Lagen werden dort fast ganz von dem bei Marschendorf ausstreichenden kör- nigen Kalken erfüllt. Von den "heutigen Grenzgebirgen führten demnach Flüsse in das Becken und türmten ihre vielleicht 1000 m übersteigenden, Schuttkegel auf, die ge- wöhnlich eine deutliche Schichtung erkennen lassen. Manches von der Schichtung mag Übergußschichtung sein. Abseits von diesen Schuttkegeln schrumpft die Mächtigkeit des Konglomerats sehr zusammen und beträgt auf längere Strecken kaum 100m. In solchen Abschnitten, die nicht 1) Verhandl. der K. K. Geol. Reichsaust., 1902, S. 414. — (00, — als Schuttkegel zu deuten sind (Braunauer Land), ist wie- derum nur eine Auslese der härtesten Gesteine anzutreffen. "Während aber das Material dieser Auslese vollendete Rundung zeigt, ist in den Schuttkegeln viel, ja mitunter (Porphyrbreccie von Barzdorf bei Braunau) nur kantiges Gestein anzutreffen. Es braucht nicht weiter ausgeführt werden, daß diese Schuttkegel durchaus dem Bilde der Fiumaren und tem- porären Wüstenflüsse entsprechen. Zeigen schon die zahlreichen Konglomerate an, daß die Sedimente des Rotliegenden und Karbons vorwiegend vom Wasser zusammengetragen wurden, so wird dieser Eindruck noch durch andere Wahrnehmungen bestätigt. Bekanntlich separiert der Wind viel schärfer als das Wasser. Staubfreiheit ist für Dünensande charakteristisch. Die Mehrzahl der Rotliegendsandsteine ist tonhaltig. Eine mächtige, über dem Rotliegendkonglomerat folgende Zone besteht so vorwiegend aus Tonsanden, daß ich sie als Zone der Tonsande bezeichnet habe. Das Ueberwiegen sandiger Ton- und Mergelschichten gilt als charakteristisch für Süß- wasserablagerungen, weil der Salzgehalt des Meeres den Niederschlag reiner Tone befördert. Diese feinschichtigen Tonsande, welche oft aus einer unendlichen Wechsellage- rung von Tonsand- und Sandsteinbänken bestehen, erkennt man als ein Sediment des Wassers an ihren fußtiefen, breit klaffenden und von Sandstein erfüllten, also als kurze Deszensionsgänge die Schichten verquerenden Trocken- rissen (Fig. 1). WALTHERS Schilderung der Takyrböden paßt aufs Haar auf diese Sedimente, die immer fossilleer sind. Nur ganz untergeordnet ist zwischen ihnen hier Fig. 1. Sandstein und Schieferton in Bänken von 30—50 cm wechsellagernd, Der Schieferton ist von tiefen, schmalen (oben) oder 20—30 cm breiten (unten) von Sandstein erfüllten Trocken- rissen durchsetzt. Eisenbahneinschnitt nördlich Parschnitz. — 9250 = — und da einmal eine Sandsteinschicht zu finden, die durch die Reinheit ihres Sandes, durch die Gleichmäßigkeit und Rundung seines Kornes und durch die Diagonalschich- tung sich deutlich als Dünensand verrät. Wellenfurchen, und zwar solche mit parallelen Wellenkämmen, aber auch kurze Näpfchenwellen sind oft auf den Schichtflächen der Tonsande sichtbar. Aber Trockenrisse, welche die Wellen- furchen durchsetzen, lassen erkennen, daß sie unter seichter Wasserbedeckung entstanden sind. Wenn WEITHOFER auch für die Hexensteinarkose der Ottweiler Schichten aeolische Entstehung annehmen zu müssen glaubte, so muß ich erwähnen, daß ihre Sand- körner nie die charakteristische Rundung des Dünensandes aufweisen. Nie notierte ich bei ihr Diagonalschichtung und das reichliche Auftreten von Konglomeraten und Ge- röllbänken zeigt fluviatile Entstehung an. Für diese spricht auf die vollendete Rundung der Gerölle und eine Kreuz- schichtung, wie sie beistehende Abbbildung eines Auf- schlusses zeigt (Fig. 2). Immer wiederholen sich die Fig. 2. Kreuzschichtung in der Hexensteinarkose bei der Kapelle in Roketnik. gleichen Erscheinungen bei den Arkosen der Lebacher . Schichten und bei den Bausandsteinen der Kuseler Schich- ten. Die Lebacher Arkose tritt in der Zone der Eruptiv- decken und Tuffe auf, die zugleich durch ihre groben Konglomerate auf lebhafte Bewegung des Wassers hinweist. Die Hexensteinarkose ist bekannt als das Lager der verkieselten Hölzer. Der ‚versteinerte Wald von Ra- dowenz“ liegt in der Hexensteinarkose. Trotz der großen Menge von Kieselhölzern, die im Laufe der Zeit aus dem Gebiet abtransportiert wurden, sind solche noch immer — 231 — nicht gerade selten auf der Tagesoberfläche zu finden. Aber nur an drei Orten gelang es’ mir, die Hölzer im Anstehenden zu beobachten, im Steinbruch an der Tal- straße oberhalb Schloß Ratiboritz, auf einem Feldwege nächst der Radowenzer Kohlengrube und in jener Fels- klippe des Waldes unweit Vodolov, die auch HerBIXG kannte und abgebildet hat. Angeblich sollen Kieselhölzer auch im Karlschacht bei Schwadowitz durchteuft worden sein. Nur bei Radowenz lag das Holz in der Arkose, in beiden anderen Fällen aber in einem Konglomerat, dessen Bindemittel Arkose ist. Aus botanischen Gründen habe ich mir viel Mühe gegeben, Äste oder junge, dünne Stammstücke aufzufinden. Alles war vergeblich. Nur mehr oder weniger kantige Brocken großer Stämme sind zu finden, die entrindet sind und den Charakter von Treibholz haben. Ein bewährter Forstmann, der verstorbene Baron ULMENSTEIN, machte mich darauf aufmerksam, daß sehr viele der Baumstämme deutliche Spuren der Fäulnis aufweisen. In der Tat zeigen viele der Stämme im Innern oder an einer Seite eine weitgehende Zerstörung der Holzstruktur, so dab ein schwammiges und dann verkieseltes Gefüge entstanden ist. Der mikroskopische Befund beı solchem mazeriertem Holze bestätigte, daß die Zellen stellenweise völlig zer- stört sind. Selten nur sind die Stämme im Querschnitt vollständig erhalten. Sie sind nicht nur immer entrindet, sondern gewöhnlich auch noch mehr oder weniger beschädigt. Die Beschädigung ist aber vor der Verkieselung erfolgt. So- nach geben uns die Hölzer nicht das Bild eines Waldes, der durch Desikkation abgestorben, unter Wüstensand be- graben und dann verkieselt ist. Die abgestorbenen Wälder, die Stein in den Wüsten Innerasiens antraf, zeigen auf- rechte Stämme mit Ästen. Dahingegen stimmt das Bild vollkommen überein mit den Schilderungen, die JOHANNES WALTHER von den Hölzern entwirft, die sich im Schutt und Geröll der Wadis vorfinden. Auch diese Stämme sind beschädigt, ihr Geäst im Schutt „zu Atomen‘ zer- rieben. Aber ein gewichtiger Unterschied besteht, die augenscheinlichen Spuren der Fäulnis. Fäulnis tritt nur bei langdauernder Durchfeuchtung ein. Diese fehlt in der Wüste. JoHANNES WALTHER?) beweist deutlich, daß in 2) Gesetz der Wüstenbildung, S. 76 u. 80. a den ägyptischen Königsgräbern Fäulnisprozesse fehlen. Aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung herrührende Abfallhaufen mit Stroh und Holz fand Stein) unter freiem Himmel in den Wüsten von Turkestan. Die angefaulten Araukarites - Stämme beweisen, daß wirkliche Wüstenbildungen in den Hexensteinarkosen der Ottweiler Schichten nicht vorliegen. Auch die Verkieselung der Hölzer selbst verweist auf die Gegenwart von Wasser, das in diesem Fall das auch in der Wüste nicht fehlende Grundwasser ist. Die be- kannten Lager von Kieselhölzern liegen alle in Gesteinen mit verwitterndem Feldspat: Arkose im Rotliegenden von Neu Paka am Südfuß des Riesengebirges, Arkosen und Kaolin- sandstein im Rotliegenden von Sattkau bei Saaz und im Karbon der Pilsener Gegend in Westböhmen, Arkose am Kyffhäuser, Porphyrtuff bei Chemnitz in Sachsen usw. In Sandsteinen ohne verwitternden Feldspat ist die Ver- kieselung selten, Inkohlung oder Verwesung die Regel. Mancher Kaolinsandstein im Karbon und Perm besitzt dicke Kaolinkörner, die nur aus in situ kaolinisiertem Feldspat entstanden sein können. Diese Kaolinisierung lieferte, wie schon FeLıx*) betont hat, die Kieselsäure, die dann durch die faulende Holzsubstanz gefällt wurde. Nie sind die Stämme flach gedrückt. Die Verkieselung erfolgte demnach bald nach der Einbettung, ehe die Arkose größere Mächtigkeit erreicht hat, also unter Ein- fluß der Bodenfeuchtigkeit in geringer Tiefe. Als Geröll kommen in den Mittelsudeten die Kieselhölzer schon im Rotliegenden vor, ein Beweis, daß zu dieser Zeit die Ver- kieselung der karbonischen Hölzer beendet war. Nicht mit Unrecht erblickt WEITHoOFER in der verhält nismäßigen Frische der Feldspate und dem Fehlen von Granitgeröllen einen Beweis für das Vorwiegen mecha- nischer Verwitterung. In der Tat ist die graue oder rötlich- graue Farbe der Arkosen auffallend im Gegensatz zum Braun des Granitgruses in der Zone der humiden Ver- witterung. BaArrox5) hat gezeigt, daß Bodenfeuchtigkeit Körnerverwitterung des Granits bedingt. Die Tiefgründig- keit der Körnerverwitterung bedingt aber das Fehlen von 3) Mitteilungen der K. K. Geogr. Ges. in Wien, Bd. 52, 1909, 32 306: *) Diese Zeitschr., Bd. 49, 1897, S. 182. 5) Journal of Geol., Bd. XXIV, 1916, S. 382. — 259 — Granitgeröllen, das von WEITHoFER als Argument für die aeolische Ablagerung jener Arkosen angeführt wird. Vergleichen wir die Sedimentbildung der Ottweiler Schichten mit jener der vorangehenden Karbonzonen, so kommen wir unter Berücksichtigung der eingangs erwähn- ten orogenetischen Phasen zu einer einfachen Erklärung: Quarzsandsteine und Glimmersandsteine herrschen in den Schatzlarer und Waldenburger Schichten. Arkosen fehlen. Die Gesteine entstanden also durch Abtragung vorwiegend der Schieferhülle des Riesengebirges, von dem sich ebenso wie vom Adlergebirge zeigen läßt, daß es um jene Zeit ein Denudationsgebiet gewesen ist. Erst an der Wende der Schatzlarer und Ottweiler Zeit war. die Abtragung im BRiesengebirge so weit vorgeschritten, daß der Kern des älteren Granits bloßgelegt wurde. Es wurde oben auf die Diskordanz zwischen beiden Schichten hingewiesen. Da ist es nın bemerkenswert, daß in der allerobersten Schicht der Schatzlarer Stufe erst Granitgerölle auftreten, und zwar sind es große Rollblöcke, deren Durchmesser einen Meter erreicht. Sie deuten auf ein plötzliches Beleben der Erosion, auf Wildbäche hin, die aus dem Riesengebirge gekommen sind. Je weiter man sich vom Ostende des Riesengebirges entfernt, umso kleiner werden die Blöcke des Granits. Zusammen mit ihnen stellen sich die ersten Arkosen ein. Nach der Diskordanz aber setzt allmählich die Körnerverwitterung des Granits ein und Flüsse ver- breiten den Granitgrus weiter in das östliche Vorland und bauen ein mächtiges, mit roten Tonen und Sandsteinen verzahntes Sanddelta auf, das durch den Wind häufig auf- gearbeitet und umgelagert wird, die Hexensteinarkose. Durch Untersuchung der Tone suchte ich mir Rechen- schaft über die Art. der Verwitterung zur Karbon- und Permzeit zu geben. Ich wählte dazu einen roten Ton aus. einem Tongallensandstein des Oberrotliegenden und einen roten Ton, der auf dem präkarbonischen Grundgebirge dicht unter der Steinkohle des Kladnoer Reviers liegt. Die Untersuchung der Tone war geeignet, zu zeigen, ob late- ritische Verwitterung oder Verwitterung, welche das Ton- erdesilikat nicht angreift, besteht. Mit Absicht wurde der Ton von Kladno zur Untersuchung herangezogen, denn wenn irgendwo, so müßte man gerade in solchen roten Basisbildungen (wie sie übrigens auch unter tertiären Braunkohlenflözen vorkommen) einen fossilen Laterit ver- muten. — 254 — Die Untersuchung wurde genau nach der Methode geführt, die BAuvERS) in seinen Studien über Lateritbil- dung anwandte, d. h. Auskochung mit konzentrierter HCl. Ich bin meinem Kollegen, Herrn Professor FLEISSNER, sehr zu Dank dafür verbunden, daß er die Prüfungen in seinem Laboratorium ausführen ließ. Die Analysen ergaben: Tongallen im Oberrotliegenden Sandstein von Hronov (Analytiker Dr. Moser). ursprüngliche in der durch 4 stünd. Kochen Substanz mit HCl erhaltenen Lösung Feuchtigkeit 2,5 0%, —_ Glühverlust . . 5,3 0% — SO, re 50,71%, 0,419), DOSE 0,35 9), 0,48 0%), EN OS a 21,68 %/, 14,25 %/, Re5,0, a eg 10,45 0/5 9,919, Die mikroskopische Untersuchung des in HCl. un- löslichen Rückstands zeigte, daß außer Quarzsplittern an- scheinend verkieselte, ein überaus feines Aggregat bil- dende Tonsubstanz zurückgeblieben ist. Die Differenz der Tongallenanalyse auf 100 wird da- durch bedingt, daß Kalk und Alkalien nicht bestimmt wurden. Es waren größere Mengen von Ca vorhanden, als man gewöhnlich in Tonen antrifft. Es ist demnach wahrscheinlich, daß Feldspatreste in dem Ton vorhanden sind. Die Analyse zeigt nun, daß zwei Drittel der Ton- erde in HCl löslich sind. Sollte das Eisen nur als Oxyd und nicht als Hydrat vorhanden sein, so würde der Wasser- gehalt des Tons recht genau der Formel Al,0,.3H,0 entsprechen, was die Gegenwart von Hydrargillit beweisen würde. Sollte ein Teil des Wassers an Eisenoxyd gebunden sein, dann müßte die Tonsubstanz bauxitischen Charakter haben. Jedenfalls aber ist die Tonerde zum größten Teil als Tonerdehydrat und nicht als Silikat vorhanden, woraus hervorgeht, daß Lateritsubstanz in den Tongallen reichlich vorhanden ist. Die zweite Analyse betraf den roten, feinsandigen Ton aus dem Liegenden der Kladnoer Kohle vom Ronna-Schacht. Die Analyse (Analytiker Dr. Sırre) ergab: 6) Neues Jahrb., 1898, IL, S. 200. ‘ — 25 — ursprüngliche ein konc, HCl Substanz nach 4h gelöst Feuchtigkeit . . .... 0,82%), _ Klunyerlus; . . . . . 7,77%, — unlösl. Rückstand 72,94 9), SUSE WANE el: 54,75 9/0 0,27 0/0 105 2 Se Re 1 00 % DL, es (DE Se ee 16,75 0 15,66 0/, en... 8,00‘, 0,00 %), Die Analyse gibt das überraschende Resultat, daß gerade hier, wo man einen fossilen Laterit am ehesten ver- muten sollte, nichts weiter wie ein eisenschüssiger, san- diger Ton vorliegt. Ehe aus dieser Tatsache weitere Schlüsse gezogen werden, würde es gut sein, mehrere solche, dem Untergrund unmittelbar und diskordant auf- lagernde rote Tone zu suchen und zu prüfen. Der lateritische Ton der Tongallen aber beweist, daß chemische Verwitterung zur Zeit. des Oberrotliegenden statt- gefunden hatte. Spuren der mechanischen eraittrung suchte ich auch in den Konglomeraten. In der Tat gelang es, im Ober- rotliegenden Konglomerat unweit Parschnitz scharfkantige, krummschalige Porphyrbrocken zu finden, die sehr wohl unter Einfluß der Insolation entstanden sein können. Auch kommen als Seltenheit Porphyrgerölle mit näpfchenartigen Absprengungen vor. Unsicher scheint es mir zu sein, ob die korrodierte Oberfläche mancher Quarzknauern unter Einfluß des Sandgebläses entstanden ist. Das Geröll- material dieser Konglomerate, das dort zum größten Teil aus Phyllit, dessen Quarzknauern, aus Gangquarz, Lydit und Quarzitschiefer besteht, ist an sich wenig geeignet, die Spuren mechanischer Verwitterung zu demonstrieren. Hier- mit erklärt sich die Seltenheit solcher Funde in dem dortigen Konglomerat. Da die Stücke im Konglomerat alle auf sekundärer Lagerstätte liegen, erklärt sich, daß sie ihre Merkmale nicht in voller Frische und Deutlich- keit bewahrt haben. Als Beweis für die aeolische Sedimentation vieler Sand- steine könnten auch die Tongallen betrachtet werden, wenn man sich der von JoHANNES WALTHER erklärten Ent- stehungsart erinnert. Tongallensandsteine sind im Oberrot- liegenden sehr verbreitet. Oft treten die Tongallen darin massenhaft auf. Ihre dunkelrote Farbe gibt dem fast immer weißen oder blaß rötlichen Sandstein ein auffällig stark geflecktes Aussehen. Fast Eigröße können diese — 2506 — Tongallen erreichen. Immer ist das Korn der Tongallen- sandsteine gröber, als jenes der Sandsteine ohne Ton- gallen. Das entspricht ganz gut der Erklärung WALTHERS. Aber doch sollte man neben den walnuß- bis eigroßen Tongallen noch gröberen Sand vermuten. Überaus oft be- merkte ich, daß eine Druckfläche oder ein Harnisch sich durch solche Gallen zieht. Auch dies steht in guter Über- einstimmung mit der Auffassung von komprimierten Ton- röllchen. Die Tongallensandsteine erweisen sich nicht als niveaubeständig. Ob sie seitlich in gewöhnliche Sandsteine oder in rote Schiefertone übergehen, konnte ich nicht. ermitteln. Im Macigno der levantischen Riviera sah ich Schiefertonbänke, die sich in Tongallensandstein auflösten. Niemand wird den Macigno für eine terrestre Bildung halten wollen. Hier kommt E. Tıerzes Beobachtung”), daß Tongallen an der Küste des Schwarzen Meeres heute noch entstehen, zur Geltung. Da aber ebenso an jedem Süß- wassertümpel Tonfladen an das sandige Ufer durch Wellen- schlag ausgeworfen werden können, wird es gut sein, die Beweiskraft des Tongallen im Rotliegenden vorsichtig zu: bewerten. Folgt man den Schilderungen J. WALTHERS über die Zerstörungen, welche der Wind an der verdorrenden Vege- tation hervorruft, so begreift man, daß von dieser nur selten Spuren anzutreffen sind. Nur in den Kalkflözen und den Brandschiefern, also den Sedimenten perennieren- der Wasserspiegel, sind Pflanzenabdrücke häufig. Über- reste einer ubiquitären und monotonen Flora kommen darin zum Vorschein. Von den Sukkulenten des trockenen. Landes ist aber überaus selten etwas erhalten. Dafür aber, daß treibender Sand und die sand- und schuttreichen Ströme, welche von gelegentlichen Regengüssen erzeugt. werden, das pflanzliche Material zu feinstem Häcksel zer- rieben und dann mit dem Schlamm im Wasser verfrach- vet haben, spricht das häufige Auftreten von Entfärbungs- flecken. Gleich häufig sind diese im Sandstein, wie im Schieferton. Groß und klein kommen sie vereinzelt oder massenhaft nebeneinander vor. Auch ihre Schichten sind nicht niveaubeständig, was bei der Zufälligkeit ihrer Bil- dung wohl begreiflich ist. Unter den Kalksteinen des Rotliegenden bieten die: bituminösen, durch ihre Fische und Pflanzen bekannten. ?) Jahrb. d. K. K. Geol. Reichsanst,, 1881, S. 123. — 2537 — Öttendorfer Kalke oder der Ruppersdorfer und andere Plattenkalke nichts bemerkenswertes. Sie sind Sedimente von Süßwasserseen, die weite Teile der Landschaft be- deckt haben. Eigenartig dagegen ist der Schömberger Kalk, ein sandiger Kalk oder Dolomit, der sich allmählich aus der dolomitischen Arkose der Schömberger Schichten entwickelt. ZIMMERMANnN und BERG haben an der Hand der Gesteinsfolge gezeigt, daß in diesen Schömberger Schichten Äquivalente des Zechsteins vorliegen. Wenn FrRECH diesen Kalk als Quellsinterkalk ansprach, so wollte er damit vielleicht andeuten, daß kein den anderen Süß- wasserkalken vergleichbares Sediment vorliegt. Die Textur des Kalkes ist in der Tat oft eigenartig, namentlich in jenen tieferen Lagen, die noch reicher an Sand sind. Der Kalk tritt hier als Basalzement auf. Die meist roten Sandkörner darin sind oft vortrefflich gerundet. Das kalkige Bindemittel ist manchmal feinkristallin körnig, manchmal wieder bildet es dünne pisolitische Schalen um die Sandkörner. Die Sandmenge nimmt gegen oben ab, so daß schließlich eine wenige Dezimeter dicke, sand- freie Kruste das Hangendste bilden kann. Bei Bausnitz zeigt diese sandfreie Oberkruste eine Struktur, die jener der Schalenblende gleicht. Knollig entwickelt ist der. Kalk am Kapellenberg bei Trautenau. Gelegentlich sind die Kalke brecciös entwickelt. Eine kleinstückige Breccie von kristallinen Schiefergesteinen wird durch ein festes, kalkig- sandiges Bindemittel verkitte. Dieser Kalk deckt sich mit jenen Kalkarten, die Passaregr’ als Kalaharikalk be- schrieben hat und die SCHNEIDERHÖHN Oberflächenkalke nennt. SCHNEIDERHÖHN®) zeigt, daß diese Kalke sich als feste Kruste aus den kapillar mit der Bodenfeuchtigkeit auf- steigenden Karbonaten bilden. Unerklärt bleiben Knauern von rotem Karneol, die sich in diesen Kalken finden. Es ist bezeichnend und stimmt mit der von SCHNEIDER- HÖHN erklärten Entstehungsart vollkommen überein, daß solche Oberflächenkalke wiederholt auftreten. Im Bereich der Zone der Kalksandsteine des Oberrotliegenden reichert sich in gewissen Bänken der Kalkgehalt derart an, daß sandige Kalke mit derselben eigenartigen Textur ent- stehen (Gegend von Saugwitz). Konglomeratbänke mit Bindemittel von körnigem Kalk, wie sie gelegentlich im 8) Abh. d. senckenbergischen naturf. Ges., Bd. 37, 1921, S. 285. 17 — 258 — Oberrotliegendkonglomerat zu bemerken sind, dürften gleichfalls zu den Oberflächenkalken zu rechnen sein. Aus älteren Rotliegendzonen sind mir derartige Kalke nicht be- kannt geworden. Nur im Oberrotliegenden, und zwar im Bereich der Zone der Tonsande, konnten in einer Tiefbohrung (Wild- schütz) auch dünne Streifchen (? AUDI) von Fasergips beobachtet werden. Konnte im vorstehenden gezeigt werden, daß die Ge- steine im Karbon und Perm der Sudeten mancherlei Merk- male aufweisen, die mit Äußerungen des Wüstenklimas übereinstimmen, so bleiben noch die fundamentalen Fragen der Abflußlosigkeit und der Oberflächenformen offen. Die Abflußlosigkeit ist nach J. WALTHER das wesent- lichste Merkmal der Wüste. Wenn auch die Schuttkegel, wie sie das oben erwähnte Oberrotliegendkonglomerat zeigt, mit solcher Abflußlosigkeit harmonieren, so sind sie doch noch kein Beweis dafür. Ich weiß kein Mittel, um die Abflußlosigkeit zu erweisen und muß diese entscheidende Frage unbeantwortet lassen. A. Born?) hat in sehr 'geistreicher Weise den Versuch unternommen, auf Grund der Lehre von der Isostasie das Bestehen tiefer primärer Tröge an Stelle der limmnischen Karbon- und Permbecken im varistischen Gebirgsbogen zu errechnen. Ich vermag Born auf diesem Gebiet nicht zu folgen. Wenn auch die Mächtigkeit der Sedimente einige tausend Meter beträgt, so ist doch die vertikale und hori- zontale Ausdehnung dieser Ablagerungen, verglichen mit der Dicke der starren Erdkruste, so klein, daß ich mir nicht vorstellen kann, daß dieses Häufchen Sand genügt haben könne, um die Erdkruste zum Einsinken zu bringen. Die Kruste müßte diesfalls eine nur ganz geringe Trag- fähigkeit haben. Dort aber, wo man, wie beim Nildelta, versucht hat, die Tragfähig okeit der Erdkruste zu prüfen, kam man zu dem- gegenteiligen Resultat einer ganz be- trächtlichen Tragfähigkeit!). Auch die Frage der Oberflächengestalt der Grundfläche des Rotliegenden, die Srriecer) in manchen deutschen . Mittelgebirgen mit viel Erfolg aufgeklärt hat, ist so 9) Abhandl. d. senckenbergischen naturf. ıGes., Bd. er Sl, 4, 8. 561ff. 3 10) BARREL: The strength of the Earth’s Crust., Journ. of Geol., Bd. 22, 1914. 11) Verh. naturhist. med. Ver. Heidelberg, Bd. 12 u. 13. — .259 — schwierig, daß ich mich zu einer topographischen Dar- stellung nicht entschließen kann. Die sehr veränderliche Mächtigkeit mancher Schichten, beispielsweise des Basis- konglomerats des Oberrotliegenden und die verschiedenen Transgressionen vereiteln eine gleichmäßige Behandlung der Frage. Es wurde schon oben darauf verwiesen, daß das Obere Rotliegende am Nordfuß des Adlergebirges einem unebenen Relief auflagert. Eine Tiefbohrung, die nördlich von Nachod niedergebracht wurde, erwies, daß dort eine ungeahnt tiefe Ausräumung des Untergrundes besteht, denn etwa 800 m tief reichte das Oberrotliegendkonglomerat, während es im Aupatal in geringer streichender Entfernung bloß 300 m und in der Gegend von Parschnitz und Braunau bloß 100 m mächtig ist. Dazu kommt noch, daß die Tektonik der Kreide am Bohrpunkt eher eine Hebung hätte erwarten lassen. Die Transgression jüngerer Schichten verbirgt es, ‘ob sich diese tiefe Wanne in die mittelsudetische Mulde fort- setzt. Die mächtige Porphyrdecke des Rabengebirges bil- dete auch zur Zeit des Oberrotliegenden eine Erhebung. Das merkwürdigste ist aber eine Gruppe von kleinen insel- bergen, die aus der Plateaulandschaft des Oberrotliegenden zwischen Trautenau und Königinhof hervorlugen. Ich habe schon bei früherer Gelegenheit darauf verwiesen!?), daß diese Inseln Kristalliner Schiefer inmitten der Rotliegendschichten an die Inselberge der Wüste erinnern. Sie entsprechen ganz den Bildern, die FourzAu!) aus der Sahara .von felsigen Inselbergen mit Schuttmantel gegeben hat. Die Oberflächenausdehnung ist sehr verschieden und klein. Manchmal haben sie einen Durchmesser von nur einigen Metern, in anderen Fällen einen solchen von 200, ja 300 m. Die Aufschlüsse sind schlecht und man könnte zweifeln, ob Riesenblöcke oder, wenn nur Lesesteine im Ackerland zur Beobachtung kamen, lokale Breccien vorliegen. Be- weise dafür, daß die Schiefer anstehen, sind gleiches Streichen und Fallen benachbarter Punkte, Zonare An- ordnung gleicher Gesteinsvarietäten und endlich, daß es möglich war, mit Hilfe der Lesesteine einer nicht auf- geschlossenen Klippe, die Grenze zwischen Gneis und Phyllit durch eine solche Klippe zu verfolgen. 12) Verhandl. d. K. K. Geol. Reichsanst., 1907, S. 382. 13) Documents scientifiques de la mission saharienne, Paris, 1905, S. 607 u. 610. la — 260 — Die Verbreitung der Klippen zeigt die beistehende Kartenskizze!!) (Fig. 3). Gneise und Phyllite gleicher IN ummel brun, x B 2 File. \ 7, . LE "0553, KNeuhäyser 2 1% Di a er \V N en x X —\ en 1 ; 'Deutsh-Prausnitz ar ' | +573 - Fig. 3. Karte der sudetischen Rotliegend-Ablagerungen südlich Trautenau. Schotter, Diluvium Kreide Schönberger Arkose 3 Zone der Kalksandsteine al ® Zone der Sandsteine = - Zone der Tonsande 8 ® Arkose Rote Schiefertone 2 B und Sandsteine Sa Bo Konglomerat 03 @ Gmneis An Kalkflöz () Prrnt & Grünschiefer 14) Zum Teil ist das Gebiet. auf der schon veröffentlichten geologischen Karte, Blatt - Josefstadt Nachod, dargestellt. Ein anderer fällt auf Blatt Trautenau Politz, dessen Aufnahme schon lange beendet, aber noch unveröffentlicht ‚ist. Die westlichen Abschnitte liegen auf den Blättern Königinhof und ‚Hohenelbe, ROTE Art, wie sie den Switschinrücken aufbauen, bilden die Klippen. Im benachbarten Riesen- und Adlergebirge fehlen diese Gesteine. Mitunter, aber nicht immer, erheben sich die Klippen ein wenig über die Plateaulandschaft der Rotliegendsand- steine. Wo kleine Steinbrüche besseren Aufschluß geben (Fichteberg und Soeberle, „alter Steinbruch“ bei Staudenz), bemerkt man eine steilstehende Grenzfläche zwischen Klippe und Hülle (vgl. Fig. 4 und 5). Dort kann man auch wahrnehmen, daß ‘solche Klippen von einer Rot- TO. R, 7 a RER R. Fig. 4. Klippe aus Phyllit (Ph), Taschen mit Breccie (Br), Klippenhülle roter Sandstein (rS). Alter Steinbruch bei Rognitz (gezeichnet 1904). & n < 20 Meter Fig.5. Klippe und Hülle seitlich der neuen’ Straße Pilnikau— Ketzelsdorf (gezeichnet 1906). i Ph = Phyllit, QSf = Serizitquarzit, Br = rotliegend Breceie, S = roter Sandstein. liegendbreccie umhüllt werden, die einen schmalen Schutt- mantel aus kantigen Schieferbrocken bildet, der auch in Spalten und Taschen eingreifen kann. Vergeblich aber suchte ich nach Spuren des Windschliffs am Klippengestein, was zur Hauptsache auf die schlechten Aufschlüsse zurück- zuführen sein dürfte. Es ist unmöglich, abzuschätzen, wie hoch diese Klippen in die Rotliegendsedimente hinaufragen. Ein Teil der Klippen tritt in übergreifend lagernden Oberrotliegend- welche nur zum Zweck des Studiums der Klippen kursorisch begangen wurden, Manche. der Klippen waren schon BEYRICH bekannt. Zum Teil gab er ihnen auf seiner Karte ein viel zu großes Areal, so daß die Klippennatur aus seiner Karte nicht erkennbar wird. JoCKELYS geologische Aufnahme, welche jener BeyricHas nachfolgte, verzeichnet nichts davon. — 262 — sandsteinen auf. Lebacher Schichten fallen darunter ein, so daß man an eine Höhe von mehreren hundert Metern denken kann. Andere Klippen treten in Lebacher Schichten auf. Allerdings ist deren stratigraphische Stellung noch durch Verfolgung bis in das Gebiet von Arnau zu präzi- sieren. Schwach geneigt lagern die Lebacher, nahezu horizontal das Oberrotliegende. Bei Deutsch-Praußnitz, also in jenem Klippengebiet, beobachtete ich auch einen Block von etwa % kbm In- halt inmitten von feinkörnigem Sandstein. Ebenso liegt an. der Chaussee Braunau—Hutberg ein Porphyrblock in fein- körnigem Sandstein des Oberrotliegenden. Nach JOHANNES WALTHER gehören auch solche Blöcke zu den Eigentüm- lichkeiten der Wüste. Das Problem der Entstehungsgeschichte der sudetischen Rotliegendschichten sollte hier nur auf Grund von Feld- beobachtungen erörtert werden. Es ist ganz klar, daß eine erschöpfende Behandlung auch ökologische und paläo- geographische Gesichtspunkte in den Kreis der Betrach- tung ziehen muß. Soll ich meine Eindrücke zusammen- fassen, so wäre festzustellen, daß die Sedimente des sudetischen Perm und Oberkarbons über- wiegend fluviatiler Entstehung sind. Aeolische "Ablagerungen und Zeichen der mechanischen Verwitterungsind vorhanden, habenabergerineere Bedeutung. Die Spuren der Fäulnis an karbonischen Kieselhölzern und die Anzeichen chemischer Verwitte- rung an Tonen beweisen, daß das Wüsten- klima wenigstens zeitweise unterbrochen war. Oberflächenkalke lassen andererseits vorübergehendes Überwiegen der Verdun- stung erkennen. Die Sedimente haben dem- nach nicht reinen Wüstencharakter, aber die Anzeichen der Wüste. häufen sulehusen OberrotliegendenundZechstein,sienehmen ab im Unterrotliegenden und Obersten Kar- bon. Es ist also ein Wechsel des Klimas zur Permzeit, ein zunehmend heißeres und trockeneres Klima unver- kennbar, was mit den Vorstellungen, die man sich schon lange namentlich vom deutschen Zechstein macht, sehr wohl in Einklang steht. — 203 — Die Gliederung des nordsudetischen Rotliegenden auf klimatischer Grundlage. Vortrag, gehalten auf der Hauptversammlung in Breslau am huleel92 Von Herrn Haxs Scurın in Dorpat. Nach den älteren Angaben v. DechHzns!) und von LÜüTkeE und Lupwig?) hat zuerst BEYRICH?) eine zusammen- fassende Darstellung des KRotliegenden im Norden des Riesengebirges gegeben, indem er bereits eine posteruptive Abteilung ausschied und auf Grund des Vorkommens von fisch- und pflanzenführenden Mergelschiefern sowie von Ruppersdorfer Kalk im älteren Teil der Ablagerungen auf die Beziehungen zum Rotliegenden auf der Südseite des Riesengebirges hinwies. Auch GÜrIcH ist in seinen Erläuterungen zur Geologischen Karte von Schlesien über diese erste Gliederung, die also eine Feststellung von Mittel- und Oberrotliegendem bedeutete, nicht hinausgegangen. Ver- fasser gab dann später eine etwas weitergehende Gliederung des Rotliegenden in der Goldberger Mulde®), sowie erst vor kurzer Zeit gelegentlich einer Darstellung der erdgeschicht- lichen Entwicklung des schlesischen Zechsteins auch eine Übersicht über die Geschichte des Rotliegenden:) dieser Gegend, in der auch bereits auf die Bedeutung des Klima- wechsels in dieser Zeit hingewiesen wurde. Die nach Abschluß des Krieges wieder aufgenommenen Untersuchungen haben. nun eine Reihe von Einzelheiter I) v. DecHuen: Das Flözgebirge am nördlichen Abfall des Riesengebirges. KARSTEN und v. DECHEN: Archiv f. Min. usw., Bd. 11, S. 84, 1838. 2) LüTKE u. LupwıigG: Geognostische Bemerkungen über die Gegend von Görisseiffen, Lähn, Schönau und Bolkenhain am nördlichen Abfall des Riesengebirges, ebenda, Bd. 11, S. 251, 1838. ' 3) Rott: Erläut. z. Geogn. Karte v. Niederschlesischen Ge- birge, 1867, S. 260. #) Scurin: Die Gliederung der Schichten in der Goldberger Mulde. Diese Zeitschr., 54, S. 99, 1902. 5) Scurın: Die erdgeschichtliche Entwicklung des Zechsteins im Vorland des Riesengebirges, Sitzungsber. d. Königl. preuß. Akademie d, Wissensch., Math. phys. Kl, S. 1266, 1916. 2064 -— ergeben, die jetzt für das ganze Gebiet eine Gliede- Bung des BKotliesenden auf khAmatrscher Grundlage gestatten. Da bei einer kontinentalen For- mation mit raschem Gesteinswechsel dem petrographischen Gliederungsprinzip im wesentlichen örtliche Bedeutung zu- kommt, die klimatischen Bedingungen aber immerhin für größere Flächen die gleichen bleiben, so wird diesem Ein- teilungsprinzip auf Grund zeitlichen Klimawechsels beim Mangel an organischen Resten, wie er ja für den größeren Teil des Rotliegenden die Regel bildet, ganz allgemein er- höhte Wichtigkeit zukommen, sofern das Prinzip cum grano salis, nicht zu schematisch angewendet wird. Als Ausgangspunkt für die Gliederung dient am besten das Gebiet der oberen Katzbach, und zwar zu- nächst die Gegend von Schönau. Hier schieben sich die silurischen Schiefer in Sattelstellung zwischen das Rot- liegende der Goldberger oder Hermsdorfer Mulde und das des Schönauer Grabens®). In diesem liegen am Nord- und Südgehänge des Stau- weihers des Steinbaches zu unterst 1. graue Schiefer- tone und Mergelschiefer’), die in Verbindung mit sandigen Schiefern auftreten. Sie werden überlagert von 2 braunen? bis schmutzis’se ’hılikeihreinssnrde grauenArkosesandsteinen, die durch Brauneisen- ausscheidungen ein sehr charakteristisches Äußere erhalten und mit 22 Grad gegen Südwest einfallen. Das Hangende bildet ein ebenfalls auf beiden Talseiten aufgeschlossener Schichtenstoß, der kurzweg als 3. Schönauer Schich- ten bezeichnet werden mag und sich am besten am Pavillon am Stauweiher beobachten läßt. Er ist durch den mehrfachen Wechsel heller und roter Schichten aus- gezeichnet. Hier liegen zu unterst a) 4 m rotviolette Arkosen in an- und abschwellenden, bis / m mächtigen Bänken mit 6) Man vergleiche zu folgendem besonders die Blätter Liegnitz und Löwenberg von RorH, Geognostische Karte vom Nieder- schlesischen Gebirge, ferner die tektonische Kartenskizze in Scurın, Die Löwenberger Kreide, Palaeontogr., Suppl. VI, sowie die während der Niederschrift des Manuskripts erschienenen Blätter Schönau und Lähn der Geolog. Spezialkarte von E. ZImMERMAnN und B. Künn. Auf die hier zum Ausdruck kommenden Auffassungen soll erst in einer in Vorbereitung befindlichen umfangreicheren Darstellung der nordsudetischen Dyas eingegangen werden. ?) Auf der Geolog. Spezialkarte nicht verzeichnet. — 205 — zwischengelagerten, stellenweise linsenförmig auftretenden roten Schieferletten. Es folgt dann in unebener Auflage- . rungsfläche b) ein sehr charakteristisches helles, gelbliches bis schmutzigweißes sehr grobes, festes Konglomerat, fast ganz aus weißen, oft mehr als Faustgröße erreichenden Kieseln, gelegentlich auch einzelnen schwarzen Kiesel- schiefergeröllen aufgebaut, das sich über das Tal fortzieht und, auf der Südseite desselben von roten Schieferletten unterlagert, im ganzen etwa 5 m Mächtigkeit erreicht. Da es in der Schönauer Gegend allenthalben gut hervortritt und noch mehrfach zum Vergleich herangezogen werden muß, mag es im folgenden als „Schönauer Leit- konglomerat‘ bezeichnet werden. Es kann seinem Aussehen nach am besten mit gewissen oberkarbonischen hellen Grobkonglomeraten der mittelsudetischen (Walden- burger) Mulde verglichen werden. Dicht an der kleinen, den Bach überschreitenden Brücke wird es von c) 4-5 m roten Schieferletten überlagert, auf die d) 12—14 m schmutzigrote Konglomerate und konglomeratische Sand- steine folgen, die dünne Bänkchen von rotem Schieferton und rotem. Sandstein enthalten. Der letzte Teil des Profils ist wieder besser auf der rechten, nördlichen Talseite auf- geschlossen, wo die eigentlichen Konglomerate den Sand- steinen gegenüber zurücktreten, die hier als Werksteine gebrochen wurden und die nur stellenweise konglomeratisch werden. Der Eindruck der Wand ist zunächst der eines ziemlich einheitlich roten Gesteins, doch wird dieser zum Teil durch die Abspülung der eingelagerten roten Letten hervorgerufen. Beim Anschlagen aber beobachtet man eine recht große Ungleichmäßigkeit in der Färbung. Sie ist zu- meist ausgesprochen schmutzig und fleckig und macht viel- fach den Eindruck. der Entfärbung, so daß auch dieser Schichtenstoß im Gelände ohne Schwierigkeit wieder- zuerkennen ist. Ein wesentliches Kennzeichen aller dieser konglomeratischen Schichten jüngeren gegenüber ist auch die große Ungleichmäßigkeit in der Geröllgröße. Die nächste Fortsetzung dieses Profils®), das sich in gleicher Weise auch an der Bahn Goldberg—Schönau zwischen Röversdorf und Schönau beobachten läßt, ist teils durch Diluvialbedeckung, teils durch Bebauung der Beob- 8) Das gelegentliche Auftreten von Tuffen in demselben, z. B. in dem vom Buchberg, Hainbuckel und Schafberg herab- kommenden Seitentälchen der Katzbach, hat wohl nur örtliche Bedeutung und interessiert hier nicht. — 20060 — achtung entzogen. Erst auf der anderen Seite der Schönauer Senke, gegen die begrenzenden, im Gelände scharf heraus- tretenden Schiefer hin treten Rotliegendschichten wieder deutlicher heraus; es sind dies hier Schichten, die dem Oberen Rotliegenden (Porphyrgerölle!), ja nach Beobach- tungen an anderen Stellen sogar den oberrotliegenden Grenz- schichten gegen den Zechstein (Grenzkonglomerat) zu- gerechnet werden müssen und hier gegen das alte Schiefer- gebirge abgesunken sind. Die Fortsetzung des obigen Schönauer Profils ist daher dort zu suchen, wo die genannten rotliegenden Schichten in die Goldberger Mulde einbiegen, das ist nördlich Rövers- dorf, westlich der Willenberge, wo Katzbach, Chaussee und Eisenbahn ein scharfes, rechtwinkliges Knie gegen Nord- osten machen. Hier beobachtet man wieder die Auflage- rung der unter 2. genannten Arkosen auf den grauen Schiefern (1), die Arkosen enthalten hier auch gelegent- lich. noch Schiefer in dünnen Bänkchen eingeschaltet. Un- bestimmbare Pflanzenreste sind zu beobachten. Nach oben zu werden die Arkosen konglomeratisch, und bald kann man auch in den Wegeinschnitten helle Konglomerate vom Typus des hellen ‚Schönauer Leitkonglomerats“ (3b) sowie auch rote Schichten beobachten, die sich allerdings vor- wiegend in der Färbung des Ackers bemerkbar machen. Weiter gegen Norden folgt jetzt 4. eine sich weit nach Westen erstreckend Melaphyrdecke, die in einem sehr interessanten Steinbruch am Ostabfall des Ochsen- berges aufgeschlossen ist, wo sie von Basalt durchbrochen wird und große Einschlüsse des hellen Schönauer Konglo- merats zu beobachten sind. Ein hübsches Miniaturprofil - dieser Schichtenfolge ist auf der anderen Talseite bei Rosenau zu sehen, wo die Glieder 2, 3 und 4 des Profils als kleiner Sattel innerhalb 500 m deutlich erkennbar sind, wobei sowohl auf dem nördlichen als auch südlichen Sattel- flügel noch in Verbindung mit den hellen Konglomeraten (3) weißgraue Kalke als Einlagerung beobachtet werden können. Der nördliche Flügel dieses Melaphyrzuges von Rosenau schiebt sich westlich über die Katzbach und ist durch eine Diagonalverwerfung von dem ebengenannten, sich nach Westen erstreckenden, im Steinbruch des Ochsenberges auf- geschlossenen Melaphyrzuge abgeschnitten, so daß Eisen- bahn und Landstraße den- Melaphyr zweimal anschneiden. Auf den Melaphyr legt sich in ganz geringer Mächtig- keit von nur einigen Metern 5. ein Porphyrtuff. Er — 2607 — bereitete den Ausbruch einer großen Decke von 6. Quarz- porphyr vor. Die Mächtigkeit des Porphyrs mag stellen- . weise bis zu 150m heraufgehen. Die Frage, ob diese Mächtigkeit durch mehrere Ergüsse bedingt ist, muß erst einer eingehenden petrographischen Untersuchung vor- behalten bleiben. Eine Hauptausbruchsstelle ist wohl in dem durch seine ausgezeichnete säulenförmige Ab- sonderung bekannten Porphyr der Willenberge zu suchen, der auch auf die andere Talseite übergreift und hier in einem Eisenbahneinschnritt im Hangenden der durch- brochenen braunen Arkosen (2) Schollen des hellen Schönauer Leitkonglomerats sowie solche von Melaphyr erkennen läßt. Es folgen nun 7. bis rund 100 m rote, Porphyr- gerölle führende Konglomerate mit untergeord- neten Sandsteinen und Schisfertonen. Lebhaft rote Eraeberset jetz alleinhrerrschend: Von’ 1 (Alkalien + Erdalkalien): 1 Al, O;: 0,4—8 (— 14) SiO,:4-19H,0. Hier schwanken die Zahlen also in weiteren Grenzen als bei der Gruppe der Feldspatreste und Feldspate?). Wenn wir bei den gewöhnlichen Analysen der Trümmergesteine die Zahlen der Alkalien, Erdalkalien, der Kieselsäure und des Wassers (unter Berücksichtigung etwaiger in Salzen, Eisenoxyd usw. gebundener Teile) auf 1 Molekel Al,O, berechnen, so haben wir eine einfache mineralchemische Grundlage, welche gestattet, gewisse Anteile an Mineralien in den Gesteinen festzustellen. Als Beispiel diene die nachstehende Analyse roter Buntsand- steinletten vom östlichen Abhang des Karlsberges bei Neu- deck in Oberschlesien, welche H. Eck in seiner Disser- tation mitgeteilt hat: Gewichts- Molekular- prozente verhältnis SO EL NEE 6,30 ANOS 07 1A,6 1 Fe, O BEN FTE9Z —_ Bag. ste llas>... 120.980 0,12 MIO ne 2 0,39 0,07 BONO N 212 127 272,020 0,19 NO 9. 0.0480 0,05 BHO WIR FTILLE 3,12 EIS, Bis ale 9:4,.:7002,250 — 99,274 Die Molekularzahlen der Alkalien und Erdalkalien er- geben zusammen 0,44. Nimmt man daraufhin an, dab die Letten hauptsächlich aus Feldspatresten beständen, so würden in dem Tonmineral (einem dichten Glimmer) etwas mehr als 4 SiO, an 1 Al,O, gebunden sein. Dazu käme 3) Vgl. H. STREMME:. Wasserhaltige Aluminiumsilikate in ©. Dölters Handb. d. Mineralchemie, II, S. 30—94, ‚1914. a DR ©, etwas weniger als 1 H,O. Es kann demnach etwas we- niger als Y der SiO, Quarz sein, während die übrigen ?/; sich auf Feldspate und Feldspatreste (bis zum Kaolin) verteilen können. ‘Die Molekularzahl für Wasser würde bei geringer Menge an Fe,0O, für die Anwesenheit von ziemlich viel geolytischem Material in den Letten sprechen. Die fast 15% Fe,O, könnten aber bis zu 5% H,O ent- halten. Dadurch würde die Molekularzahl für H,O sich der 1 nähern. Für eine weitergehende mineralchemische Diagnose müßten chemische Spezialuntersuchungen ein- setzen, wie Unterscheidung von Fe,0, und FeO, Versuch den Wassergehalt des Fe,O, zu bestimmen, Auflösen der Letten mit Salzsäure, Schwefelsäure, Flußsäure usw.3a). Aber immerhin gibt die obige Berechnungsweise der Analyse bereits einige Anhaltspunkte für die mineralische Zu- sammensetzung. Die Berechnung ist so auszuführen, daß die einzelnen gewichtsprozentischen Zahlen der Analyse durch die be- treffenden Molekulargewichte dividiert und die so ge- wonnenen Molekularquotienten auf den Nenner AL,O, = 1 gebracht werden. Nach der Gleichung (g = Gewichtspro- zente, m= Molekulargewicht) SO NH misto, maL,o, we mAlO;, 80, 5Ab0: läßt sich die Methode sehr vereinfachen und beschleunigen, zumal wenn man kleine Logarithmentafeln oder Rechen- maschinen zu Hilfe nimmt. 2 Insgesamt wurden für den Vortrag 268 Analysen von Trümmergesteinen auf die vorstehende Weise berechnet und miteinander verglichen. Sämtliche Analysen wurden der Literatur entnommen. Die Zahl der Analysen mußte groß sein, damit zufällige Besonderheiten einzelner Ge- steine durch Vergleich ausgeschaltet werden konnten. Um zahlreiche Werte miteinander vergleichen zu können, be-. nutzt man in der Petrographie gern graphische Dar- stellungen. Solche werden sich später auch für geologische Vergleiche verwenden lassen, doch konnte damit nicht angefangen werden, da erst die Grundsätze des Vergleichs zu kennzeichnen waren. 3a) Vorbildlich ist hier E. A. Wurrings Untersuchung württem- bergischer Kennermergel. Jahresh. vaterl. Naturkunde Württemb. 1900, 56, S. 1—46. one Die 268 Trümmergesteine wurden zunächst in tonig und sandig gesondert. Die weitere Unterscheidung erfolgte . nicht nach petrographisch-mineralogischen Gesichtspunkten, sondern nach geologischen und geographischen. Die heu- tigen wurden von den fossilen Gesteinen geschieden, jene weiter nach Ablagerungsbereichen: Meer, Salzwasser- binnensee, Fluß, Boden bei Tonen; Fluß, Strandwall, Küstendüne, Binnendüne, Wüste bei Sanden. Aber auch diese wurden noch weiter eingeteilt z. B. unter den Fluß- tonen die im Wasser suspendierten Trüben und die am Boden abgelagerten Schlicke unterschieden, ferner die des Nils und für einige Zahlen insgesamt die subtropischen und tropischen abgetrennt, auch die im Brackwasser der Mün- dungsgebiete der Elbe und Weichsel niedergeschlagenen Schlicke. Unter den Böden wurden nur solche Tonböden herangezogen, welche durch die Verwitterung der Kalk- steine entstanden sind, darunter dann besonders die meist fossile Terra rossa der Karstgebieie. Bei den Flußsanden wurden einige Unterschiede zwischen deutschen und schwe- dischen (des verschiedenen Klimas wegen) gemacht. An fossilen Gesteinen wurden außer denen des Bunt- sandsteins ein Ton, Tonsteine und ein Sandstein des Rot- liegenden, Salztone des Zechsteins (auch des elsässischen Oligoeäns), ferner jungdiluviale Talsande, Löß und ter- tiäre Braunkohlensande zum Vergleich benutzt. In einem Falle wurden weder geologische noch geographische, son- dern chemische Teilungsgründe befolgt. Unter den rezenten Analysen der Meerestone waren 13, welche vor der eigent- lichen Untersuchung einheitlich mit Wasser zum Auslaugen der Seesalze und mit Essigsäure zum Auslaugen der Kar- bonate behandelt waren. Die beiden Lösungsmittel hatten auch die Tonsubstanzen angegriffen. Im ganzen entsprach die Zersetzung etwa einer starken Verwitterung. | ‚In diesen zahlreichen Gruppen mußten stets die 6 Bestandteile (K;O, Na,0, CaO, MgO, SiO, H,O) ein- zeln angegeben werden, ferner waren die Angaben über Sulfate, Chloride, P,O,, CO,, TiO,, Fe°?), FeS,, Mn?°®), BaO, organische Substanz usw. zu beachten. So viele Gruppen und Teile machen die graphische Darstellung unübersichtlich und damit wertlos. Dagegen wurde eine Zusammenfassung des großen Analysenmaterials benutzt, welche auf den ersten Blick etwas Ungeologisches 3b) Statt der verschiedenen, meist aber nicht getrennten Oxyde. — 280 ° — zu haben scheint. In den einzelnen Gruppen wurden Durch- schnittszahlen aus den mehr oder weniger zahlreichen Ana- lysen berechnet und miteinander verglichen. Solche Durch- schnittszahlen erinnern etwas an die Mischungen, welche Chemiker (besonders die amerikanischen) vor der Analyse mit Gesteinen vornenmen, um eine Durchschnittszusam- mensetzung zu erhalten. So hat F. W. CLARKE, um die Durchschnittszusammensetzung der roten Tiefseetone fest- zustellen, deren 51 miteinander gemischt und dann ana- Iysiert. Bekanntlich hat der Chemiker im allgemeinen keine klare Vorstellung vom Werte des Fundortes und der großen individuellen Verschiedenheit innerhalb der Gesteins- arten. Mit Recht hat J. WALTHER!) bereits 1891 eine ähnliche Mischanalyse von Saharasanden zurückgewiesen. Aber hier werden aus den Einzelanalysen Durchschnitts- zahlen berechnet, um die allgemeinen Eigenheiten der ein- zelnen Gruppen vor den individuellen der einzelnen Ge- steine hervortreten zu lassen. Wenn infolge zu vieler Gruppen und Teile graphische Darstellungsweisen unan- wendbar sind, so bleibt nur die Berechnung der Durch- schnittszahlen zum Auffinden und Erläutern der allgemeinen Typencharaktere.. Zum direkten Bestimmen unbekannter Gesteine darf man allerdings solche Durchschnittszahlen nicht verwenden, dafür schwanken die Zahlen der Einzel- analysen meist zu stark, sondern nur zum vorsichtigen Vergleichen, welches auf breiter Grundlage ausgeführt wer- den muß. Stets sind daneben die Analysen der einzelnen Gesteinsindividuen im Auge zu behalten. Wenn .dies ge- schieht und die Zahl der zu vergleichenden Analysen recht groß ist, so lassen sich mit Hilfe der oben beschriebenen Berechnungsweise gut kennzeichnende Merkmale der ver- schiedenen Medien feststellen. ID neullormie>): Unter den Tonen war am wichtigsten ein Vergleich zwischen Meeresschlammarten (16 Analysen von Flach- und Tiefseetonen) und Flußschlicken (30 Analysen, ferner 8 von Nilschlicken). Die Analysen waren nicht immer *) J. WALTHErR: Die Denudation in der Wüste und ihre geologische Bedeutung. Abh. math. phys. Kl. Kgl. sächs. Akd. Wiss., XVI, 3, 1891, 8.-491—92. 5) Infolge der durch die knappen Geldmittel notwendigen Raumbeschränkung können hier nur spärliche Zahlenangaben gegeben werden. i — 2831 — vollständig. Öfter waren die Alkalien nicht bestimmt, viel- fach bei den Erdalkalien nicht festgestellt, welche Teile etwaiger Kohlensäure an CaO und an MgO gebunden waren. TiO,, in der Regel bei der Tonerde mitgewogen, ist bei den älteren Analysen noch häufiger als bei den heutigen übersehen, doch ist dieser nach den festgestellten Mengen geringe Fehler bei beiden Gruppen gemacht, so daß er bei einem Vergleich ausfällt. Die 6 berechneten Bestandteile ergaben: K,O Na,0 Ca0O MgO SiO, H,O ee 05110337 200322 Einbenı. ...30 0,24 17.0,16. 10,15:°70,249 9,33% 73,28 . Die größten Unterschiede liegen hier bei dem Natron und der Magnesia, bei dieser noch auffallender als bei jenem. Während die 4 anderen Werte ein geringfügiges Schwanken aufweisen, sind die Zahlen für Na,O und Mg O bei den Meerestonen zweimal und zweiundeindrittelmal so groß als bei den Flußtonen. Diese beiden Bestandteile sind es, welche durch die oben skizzierte Auslaugung der 13 Meerestone mit Wasser und Essigsäure (vor Kieselsäure) am stärksten aus der Zusammensetzung verschwanden. Na;O und MgO sind nicht etwa nur in Form der Chloride und Sulfate in den Meerestonen enthalten, sondern auch in den Tonerdesilikaten, wenn auch nicht gebunden wie K,0, das wenig durch die Essigsäure angegriffen wurde, sondern adsorbiert. Die starke Aufnahme des Na;,0 und besonders des MgO ist ganz allgemein bei meerwasser- ähnlichen Salzlösungen zu beobachten. Unter den Nil- schlicken haben solche, welche Salzausblühungen zeigen, auch mehr MgO adsorbiert als die sonstigen Flußtone. Von E. KırLkowsky analysierter Schlamm aus einer Kala- horisalzpfanne hat ganz besonders viel MgO, auch viel Na,0O adsorbiert, die Salztone des Zechsteins®) sind auch sehr reich an MgO, doch zeigen sie durchschnittlich wenig Na,0. Die Flußschlickarten der Elbe unterhalb Hamburg im Brackwasser abgelagert sind ebenfalls durch ziemlich viel MgO und Na,0O ausgezeichnet, desgleichen ein Ton des Weichseldeltas.. Im Gegensatz dazu sind die Flußtrüben besonders arm an MgO (Yı der Zahl für 6) Die Analysen der Salztone des elsässischen Oligocäns, von R. GÖRGEY herrührend, unterscheiden nicht zwischen den einzelnen Karbonaten auf Grund von Versuchen und können daher nicht zum Vergleich dienen. — 282 — die Meertone), doch enthalten sie mehr Na,0O als die Flußschlicke. Die auf Kalksteinen gebildeten Tone, be- sonders die Terra rossa sind an beiden arm bis sehr arm. Danach kann als ein besonderes Kenn- zeichen der Salzwassertone angesehen wer- den, daß sie viel MgO aus dem Salzwasser adsorbieren, auch wohl (zum Teil je nach der Massenwirkung?) N3%0. Das K,O ist dagegen nicht auf diese Weise zu er- klären. Unter den Flußtonen sind die tropischen und sub- tropischen durch einen besonders niedrigen Gehalt an K,O ausgezeichnet und -zwar haben fast alle tropischen und subtropischen weniger als fast alle des gemäßigten Klimas. Danach läßtsich an den Zahlen für das Kalı die Auslausuns-durch das Klima schätzen An CaO haben mehr als die Meerestone die des Nil und des Toten Meeres, also ausgesprochener Trocken- gebiete mit Salzwasser oder Salzwasserzuflüssen. Dagegen hat bei der allerdings partiellen Analyse des Kalahari- salzschlammes E. KALkowsky kein CaO angenommen (es sei vorher als CaCO, abgeschlämmt worden). Die sonstigen Flußtrüben und -schlicke und die aus den Kalk- steinen ausgewitterten Tonböden haben weit weniger CaO als die Meerestone. Höherer Kalkgehalt kann danach so- wohl bei Tonen im Meerwasser als auch im Flußwasser trockener Gebiete auftreten, also auch vom Salzwasser niedergeschlagen sein wie weit stärker das MgO und das Na,0. Die Salztone des Zechsteins haben dagegen weniger CaO als die Meerestone. Das CaO begleitet im ge- ringen Grade das MgO. Die Kieselsäure ist bei den Flußtrüben niedriger als bei den Meerestonen, bei welchen einige des nördlichen Atlantischen Ozeans recht reich an SiO, sind. Mehr als die Flußschlicke im allgemeinen haben durchschnittlich die z. T. schon. sandigen Flußschlicke der Unterelbe. Im allgemeinen wird wohl zutreffen, daß die gewöhnlichen Fluß- schlicke sandiger sind als die meist aus den feinen Fluß- trüben abgesetzten Meerestone. Die höhere Zahl für das H,O der Flußschlicke erklärt sich z. T. wohl aus deren vielfach beträchtlichem Gehalt an organischer Substanz, deren Bestimmung als ‚„Humus“ ziemlich ungenau ist. Die Flußtrüben haben weniger H,O als die Meerestone, die Nilschlicke etwa das gleiche, die Flußschlicke der Unterelbe und des Weichseldeltas und j — 283 — die Böden wieder mehr. Dieses Verhalten der Wasser- zahlen wird am ehesten durch: die in vielen Fällen an- gegebenen Werte für die organische Substanz erklärt. Vergleichen wir nun mit den rezenten Tonen die des Buntsandsteins, so mögen hier die folgenden drei Durch- schnittswerte für solche des Unteren, des Mittleren und des Oberen Buntsandsteins von deutschen Fundorten ange- geben werden: K,0 Na,0 Ca0O MgO SiO, H,O Araıyeen Unterer Buntsandstein 0,27 0,16 0,17 0,36 5,64 2,13 7 Mittlerer E2 0,23 0,197 0,15 0,15 ° 9,62. 2,83 3 Oberer B 025.015, 0.07. 0.27, Polo Ta Am stärksten fallen die Unterschiede bei MgO ins Auge. Die drei Tone des Mittleren Buntsandsteins haben erheblich weniger daran als die des Unteren und des Oberen. Sie sprechen für Salzwasser bei diesen und vielleicht für Süßwasser bei jenen Für N%,O”Tund CaO sind die 'ent- sprechenden Unterschiede nicht festzustellen. Die hohe Zahl für K,O entspricht keiner erheblichen Auslaugung etwa in feuchten Tropen oder Subtropen, sondern höchstens einer desgemäßigten(odervielleichteinestrocke:- nen?) Klimas. Die sandreicheren Tone des Mittleren Buntsandsteins mit der durchschnittlich höheren SiO,-Zahl könnten eherim bewegteren (Fluß-) Wasserals im weniger bewegten (Becken) niedergeschlagen sein. Außerdem sind noch fünf Analysen von Rötletten Ober- schlesiens (P. AssmAanns Neudecker Schichten, zum Teil so ,, zum Teil so, [ro?]) vorhanden. Sie zeigen keinen Salz- wassercharakter, sondern sind Tonböden auf Karbonatge- stein oder Flußschlicke mit geringerer Auslaugung als bei der Terra rossa des Karstes, mehr entsprechend den heutigen deutschen Tonböden auf Karbonatgestein. Sie sprechen gegen trockenes Klima, in welchem Auslaugung von Karbonatgesteinen zu Tonböden nicht vor- kommt. | Drei alpine Salzgebirgsmergel von Berchtesgaden und Aussee sind ausgesprochene Salzwassertone, wenn auch mehr von der Art der gewöhnlichen Meerestone als der Salz- tone des Zechsteins. Auch bei den oberschlesischen Rötletten (bei den drei Tonböden fehlt allerdings die Alkalibestimmung) und den alpinen Salzgebirgsmergeln stimmt die Zahl für K,O mit — 284 — den obigen überein, während z. B. die Salztone des Zech- steins niedrigere Zahlen (0,17, 0,19) haben. Nach Ansicht vieler Geologen stammt das Material des Buntsandsteins aus dem Rotliegenden. Der Vergleich mit den vorhandenen sechs Analysen von Rotliegendtonen (einer des Mittelrotliegenden von Schiltach, fünf von unter- und oberrotliegenden Tonsteinen der nordöstlichen Rhein- pfalz) zeigt nicht unerhebliche Unterschiede: 0 UNa,ONNCA0 MeO Ssio,r.or ne | Analysen Mergeliger Ton von Schiltacht@ 2827 ..80217210052710.00720027 05 1 Tonsteine der Rhein- \ pralzie a0 2720022222:051272:0:052270:05 01 66 09 5 Unter sich stimmen die Rotliegendtone recht gut über- ein. An Erdalkalien und Na, O0 sind sie wesentlich ärmer als die Buntsandsteintone, so daß im Vergleich mit ihnen selbst die des Mittelbuntsandsteins Salzwassercharakter zu haben scheinen. K, O ist besonders bei den Tonsteinen nicht unbeträchtlich weniger vorhanden, man hat den Eindruck einer stärkeren, feuchten Verwitterung des Rotliegende n. Die Kieselsäurezahl zeigt geringeren Sandgehalt als bei denen des Mittelbuntsandsteines. Der geringe Wassergehalt dürfte auf die stärkere Verhärtung der Tone zurückzuführen sein. Die oberschlesischen Letten (so, P. AssMmAnNs) stimmen besser zu den übrigen Bunt- sandsteintonen als zu den rotliegenden. NachdenAnaly- sen würde man die Buntsandsteintone nicht von den rotliegenden herleiten. 2. Die Sande. Bei den Sanden geben die auf die beschriebene Weise berechneten Zahlen einen quantitativen Ausdruck für die Aufbereitung wieder. Der Quarz ist vermöge seiner großen chemischen Widerstandsfähigkeit und der fehlenden Spalt- barkeit von den hauptsächlichsten. Bestandteilen der Sande der dauerhafteste. Die Feldspäte verwittern und werden bei dem Transport mechanisch zerspalten. Die Tonmine- ralien werden durch stärkere Säuren zersetzt und bei dem Transport abgeschlämmt oder ausgeblasen. Ähnlich Glimmer- arten. Kalzit, Dolomit, Eisenoxyd sind chemischen und mechanischen Einflüssen unterlegen. Wenn chemische Agentien und mechanische Kräfte besonders des Transportes auf Sande wirken, so wird Quarz angereichert und die vor- stehend genannten anderen Mineralien, welche neben Quarz — 285 — einen Hauptanteil an den Sanden ausmachen, zerstört oder entfernt. (Auf gelegentlich in größerer Menge in Sanden auftretende Mineralien wie Magneteisen, Granatarten, Topas, Zirkon usw. soll nicht weiter eingegangen werden.) Die Vergrößerung des Quarzgehaltes drückt sich bei der Be- rechnung in der erhöhten Kieselsäurezahl aus. So zeigen: K,O Na,0 Ca0 MgO Si0, on oe Bbsander 2222 0,25...0,280,297.0,33. 7° 15,977 4,45 0746,91°° 1,07 13 randwallsand . . 0,44 0,42 0,20 1,01 78,28 a 0,84, 1 m üstensande. . . 0,44 0,18 0,02 146,37 38,04— 233,08 — 5 rt. Braunkohlen- sandee . . . . 0,67 0,40 0,40 0,16 249,70 29,35—1907,63 (7,76) 11 Die Kieselsäure der Flußsande (es handelt sich um acht deutsche und fünf schwedische) schwankt innerhalb weiter Grenzen. Nimmt man noch drei nordostdeutsche, jung- diluviale Talsande hinzu, so steigt sie auf 56,4. Aber bei diesen 16 reicht keiner an den erheblich höheren Strand- wall der Ostsee heran, bei welchem die Brandung eine stärkere Sonderung vorgenommen hat als bei den verschiedenen Flüssen. Die Sonderung kann bei Wüstensanden noch erheblich höher gehen, da der Wind ein stärkeres Saigerungselement als das be- wegte Wasser ist. Chemische Einflüsse, wie sie bei Braunkohlenwässern (in solchen und in Moorwässern ist außer freier Kiohlensäure nicht selten auch freie Schwefel- säure nachgewiesen) vorliegen, können jedoch ein noch weitstärkeres Aufbereitenundlsolieren des Quarzes hervorrufen als der Wind. Diese Folgerung aus den Analysen entspricht dem Beobacht- baren. Die Berechnungsart ermöglicht einen quantitativen Ausdruck für die Aufbereitung. Bei fünf Küstendünen der Nord- und Ostsee schwanken die Kieselsäurezahlen zwischen 66,94 und 109,29, Durch- schnitt 87,77. Bei 12 Dünensanden auf diluvialen und re- zenten Talsanden Deutschlands haben wir ein Schwanken zwischen 21,96 und 183,56, Durchschnitt 72,87. Auch da ist die starke Aufbereitung durch den Wind erkennbar. Ob nicht auch die Meeresbrandung schwächer oder stärker aufbereiten kann, als die eine Zahl des Ost- seesandes angibt, muß dahingestellt bleiben. Die Küsten- dünensande sind durch den Wind aufbereitete Strandwall- ' sande, haben sich also unter zwei Transportkräften verändert. Taldünen Deutschlands und Wüstensande zeigen neben hohen — 286 — Kieselsäurezahlen auch recht niedrige. Daraus folgt, daß bei Vergleichen niedrige Zahlen Sl Says: haben werden als höhere. Von den anderen Bestand len fällt am meisten das Verhalten der Magnesia auf, welche bei dem einen Strand- wallsand in einer Menge vorhanden ist, welche der von Salzwassertonen gleichstehtt. Man wird von dieser einen Zahl nicht auf das gleiche Verhalten aller Meeressande schließen dürfen. Unter den 13 Flußsanden haben sechs zwischen 0,15 und 0,25 MgO (Durchschnitt 0,22), dreimal ist ferner eine Summe für CaO und MgO zwischen 0,18 und 0,27 berechenbar;. ein Odersand von Schwelt hat 0,99 Mg0O, doch ist nicht mit Sicherheit festzustellen, ob nicht umgelagerter oligocäner Grünsand vorliegt, wie er in der Nähe reichlich ansteht. Ein mariner mitteloligocäner Glau- konitsand hat 0,85%). Möglich ist danach, daß Meeres- sandeebenfallsdie Absorption der Magnesia zeigen und an dieser die Wirkung des Salzwassers er- kennbar ist. Die Sande der Küstendünen haben durch- schnittlich 0,25. Man kann bei diesen umgelagerten und ausgewaschenen Seesanden keine hohe Zahl für MgO er- warten. Der Strandwallsand hat auch verhältnismäßig viel Na, O, nur die Binnendünen haben mehr. Die Alkalien zeigen bei den Flußsanden im Durch- schnitt 0,53, darunter acht deutsche 0,47, jedoch fünf schwe- dische 0,64. Drei jungdiluviale Talsande Nordostdeutschlands sogar 0,83. Es liegt nahe, anzunehmen, daß wenigstens bei Sanden dieser Gruppe die atmosphärische Ver- witterung die Zahl für die Alkalien beein- flußt. Die hohe Zahl für die Alkalien der Braunkohlen- sande ist so zu erklären, daß die mit sehr hoher Kieselsäure- zahl geringfügige Menge an anderen Stoffen, z. B. Tonerde und den Alkalien enthalten. Das Verhältnis dieser zuein- ander ist daher höchst unsicher. Bei Braunkohlensanden mit wenig Kieselsäure, z. B. einem pliocänen Sandstein von Gimnick (Rheinland) mit 29,35 und einem miocänen Sand vom Elbsteilufer bei Besenhorst mit 34,49, ist die Zahl für die Alkalien 0,22 bzw. 0,38 also besonders niedrig, wie man es bei ausgelaugten Sanden erwarten muß. Die deut- schen Binnendünen haben mit 0,98 und vier Ostseedünen mit 7) Die hohen Zahlen für MgO sind sämtlich bei Analysen eines bestimmten Chemikers festzustellen, welcher häufig auf- fallend viel MgO angibt. ‘Die Analysen sollten nachgeprüft werden. i 287 — 0,84 hohe Zahlen für die Alkalien, welche die Abwesenheit von Tonen und die Anwesenheit von Feldspat beweisen, Erscheinungen, die auch mit bloßem Auge bei den Dünen- sanden zu erkennen sind. Die Wüstensande haben Alkalien zwischen einer Spur und 0,68 (als K,O berechnet). Die Analysen sind nicht besonders gut. Nach J. WALTHER®) kann man in den Wüsten zerfallene Eruptivgesteine ohne Auslaugung der Alkalien und zerfallene Verwitterungspro- dukte früherer Zeiten mit. hoher Auslaugung erwarten. — Das Verhalten des CaO ist ‚unklar, das des Wassers durch nicht getrennte organische Substanz oder deren unzuläng- liche Bestimmung nicht zu verwerten. Demnach lassen sich aus den Zahlen der Kieselsäure,derAlkalienundvielleichtauch der Magnesia Vorstellungen über die Aufbe- reitung, die atmosphärische Verwitterung und vielleicht Salzwasserwirkung gewinnen. Vergleichen wir nun die Zahlen für die Sandsteine der Buntsandsteinformation. K,0 N2,0 CaO MgO SiO, Rene 50 nterer Buntsandstein (Deutschland) . 0,332 2.0187.0.297.0287 1416672 13,801 944771532 nterer Buntsandstein 5 (England) 0,35 0,35 0,52 0,70 38,29 — 0,66 ittlerer Buntsandstein 0,37 0,11 0,05 0,08 38,70 22,73—87,07 1,10 berer Buntsandstein . 0,44 0,21 0,11 0,18 21,84 8,72—40,64 1,16 Was zunächst die Kieselsäure anlangt, so sehen wir bei den deutschen Sandsteinen des Unteren Buntsandsteins (einer von Heidelberg, zwei von Würzburg, sieben von Niederhessen) auffallend geringes Schwanken, wie es bis jetzt noch für keine Abteilung der heutigen Sande festge- stellt ist. Bei 28 Analysen deutscher Lößvorkommen ist ein Schwanken von 8,14 bis 18,30 um 12,24 herum zu berechnen. Der Löß ist ein gleichmäßig gemischtes und sedimentiertes, staubförmiges Windsediment und an sich natürlich mit den Sandsteinen nicht zu vergleichen. Aber denen des Unteren Bundsandsteins dürften eine ähnlich gleichmäßige Sedimentation und ähnlich gleichmäßige Mengen an Quarz, Feldspat und Ton wie dem Löß zuzu- schreiben sein. Sie dürften in einem Becken gleichmäßig abgelagert sein. Der eine eng- 5) J. WALTHErR: Das Gesetz der Wüstenbildung, II. Aufl., 1912, 8. 255. Zahl der Analysen 10 1 9 8 — 288 — lische Sandstein ist die einzige Probe aus einem Bohrkern. Sie zeigt eine stärkere Aufbereitung. Besonders bemerkenswert sind die hohen Zahlen für MgO, Ca0O, Na,0O bei dem englischen Sandstein, welche an Salzwasser- wirkung denken lassen. Im Vergleich zu denen des deutschen Mittleren Buntsandsteins könnten die höheren Zahlen des deutschen Unteren ebenfalls in der gleichen: Richtung gedeutet werden, doch sind sie sämtlich weit niedriger als bei dem englischen. MgO schwankt zwischen 0,17 und 0,39, CaO zwischen 0,02 und 0,47. Wenig MgO trifft in ziemlicher Regelmäßigkeit mit wenig CaO zusammen. Na,O schwankt zwischen 0,04 und 0,29, doch nicht regel-. mäßig mit den beiden anderen. Da die deutschen Sandstein- proben nicht aus Bohrlöchern herrühren, so könnte bei ihnen Auswaschung die niedrigeren Zahlen für die Erdalkalien und das Natron verursacht haben. Das K,O schwankt zwischen 0,21 und 0,57,. durchschnittlich 0,33 und steht der Zahl für die Tone (0,27) recht nahe, zeigt eine mäßige Verwitterung des Ursprungsmaterials. K,O und Na, O zusammen 0,51. Die Verwitterung ist also der bei heutigen deutschen Fiußsanden herrschenden nicht un- ähnlich. Gegenüber der auffallenden Regelmäßigkeit des deut- schen Unteren Buntsandsteins sind die Sande des Mittleren recht unregelmäßig. Es sind zwei linksrheinische (Kaisers- lautern, Wittlich), vier Schwarzwälder, drei Odenwälder (Heidelberg, zwei König). Die höchste SiO, Zahl hat ein Kugelsandstein von König mit 87,07. Der Kugelsandstein wird in den Erläuterungen zu Blatt König (Wörth) der Hessischen Geologischen Landesanstalt als sekundär verkieselt beschrieben, ist also chemisch aufbereitet. Eben- falls eine geringe chemische Aufbereitung kommt zwei Fseudomorphosensandsteinen von Blatt König und Blatt Heidelberg mit 22,73 bzw. 33,23 SiO, zu. Die beiden links- rheinischen und die vier Schwarzwälder Sandsteine und Konglomerate mit 37,65 (Kaiserslautern), 28,83 (Wittlich), . 27,32 und 23,35 (zwei Ecksche Konglomerate von Blatt Obertal-Kniebis), 54,83 und 31,20 (zwei Hauptbuntsandsteine von Blatt Obertal-Kniebis) können aber nicht als chemisch aufbereitet angesehen werden. Hier dürfte nur die me- chanische Aufbereitung in Frage kommen. Doch ist sie nicht beträchtlich. Besonders hohe Auf- bereitung, wie sie bei den Wüstensanden und überhaupt bei den Windsedimenten vorhanden sein — 289 — kann, fehlt. Salzwassercharakter fehlt ebenfalls, die Erdalkalien haben ziemlich gleichmäßig niedrige Zahlen. K,O schwankt zwischen 0,14 bei dem -Kugelsandstein und 0,66 bei dem Heidelberger Pseudomor- phosensandstein, die Alkalien zusammen zwischen 0,19 und 0,83. Der Durchschnitt ist mit 0,37 bzw. 0,48 der Durch- schnittszahl des Unteren (0,33 bzw. 0,51) recht nahe. Auch hier ist also die Verwitterung der bei heutigen deutschen Flußsanden herrschenden nicht unähnlich, während die deutschen Binnen- und Küsten- dünen höhere und gleichmäßigere Zahlen für die Alkalien haben. Am ehesten paßt die Aufbereitung auf die von salz- freien Flußsanden, wobei allerdings die niedrigen Zahlen unter 20 fehlen. Das Material der süddeutschen Sandsteine und Konglomerate wird von den süddeutschen Geologen (A. LepptA, A. SAUER, M. BRÄUHÄUSER, W. SCHMIDT, K. Rau u. a., ferner auch E. PHıLıppı, J. F. PoMPpEckJ) aus dem Rotliegenden hergeleitet. Analysen von süddeut- schen Rotliegendsandsteinen und -konglomeraten fehlen mir. Ein Sandstein aus dem Unteren Rotliegenden von Alvens- leben hat eine Kieselsäurezahl von 12 (ferner 0,27 K,O; 0,22 Na, O; 0,05 Ca0; 0,15 MgO; 1,27 H,O). Wahrschein- lich werden die süddeutschen auch nicht allzuhohe Zahlen haben. Die der Mittleren Buntsandsteine könnten nach der SiO,-Zahl aus solchen durch Aufbereitung im Süßwasser hergeleitet werden, doch ist das K,O niedriger, wenn auch innerhalb der Schwankungsgrenzen. Die eine Analyse eines nach F. KLOoCKMANN aus Eruptivgesteinen herzuleitenden Sandsteins will nicht viel besagen. | Auch die Sandsteine des Oberen Buntsandsteins sind nicht so gleichmäßig wie die des Unteren. Es handelt sich um zwei württembergische Plattensandsteine, einen nicht näher bestimmten badischen, einen Chirotheriensandstein von Kissingen, zwei Sandsteine von Würzburg, einen Feinsand aus Jenaer Dolomit und einen „kalkhaltigen Rötsandstein‘, der auch nicht mehr Sand enthält als der Jenaer Dolomit, von Oberschlesien. Sie rühren von sechs verschiedenen Analytikern her, die zum Teil wenig Vertrauen erwecken. Die beiden Plattensandsteine haben Si O,-Zahlen von 10,54 und 40,64, stehen also fast auf den entgegengesetzten Enden. Der Analytiker der hohen Zahl ist E. Wourr-Hohenheim. Der Plattensandstein wird von den württembergischen Geo- logen als besonders gleichmäßig beschrieben. M. SCHMIDT vergleicht ihn sogar mit dem Löß, was allerdings die 19 — 20 — beiden Analysen nicht zeigen. Auch die übrigen Sande sind recht verschieden aufbereitet. Der „Obere Buntsandstein“ von Baden hat 8,72, ein schiefriger, glimmer- reicher von Würzburg 9,63; die übrigen 20,16 (Jena), 22,90 (Kissingen), 28,46 (Oberschlesien), 33,83 (,Röt‘ von Würz- burg). Dieses hat eine hohe Zahl für MgO: 0,75, aber sehr niedrige für CaO (0,01) und Na, O (0,02). Ein weiterer Sandstein von Würzburg hat 0,22 Mg&O neben 0,13 CaO, 0,15 Na,;,0. Dieser könnte geringen Salzwassercharakter haben. Nicht dagegen die Plattensandsteine, die überein- stimmend wenig Erdalkalien und Natron haben, desgleichen der „Obere Buntsandstein aus Baden“. Bei den übrigen reichen die Analysen nicht aus. Die Zahlen für K,O schwanken zwischen 0,07 im Plattensandstein und 0,75 („Röt“ von Würzburg), die übrigen zwischen 0,36 und 0,58. Der Durchschnitt ist höher als bei dem Unteren und Mitt- leren -Buntsandstein, aber immer noch vergleichbar. Er- kennbar ist nicht, worauf die Aufbereitung derOberen Buntsandsteinezurückgenht. Salz- wassercharakterzeigenhöchstensdiebeiden Würzburger 'Sandsteine, die Plattensand- steine dagegen nicht. Die Verwitterung der Ausgangsmaterialien ist eine mittlere wie beim Unteren und Mittleren Bundsandstein auch. Zusammenfassend kann man auf Grund der en den Vergleiche von 268 Bauschanalysen klastischer Ge- steine nach molekularer Berechnung der mit der Tonerde verbundenen Bestandteile auf Al, O,=1 sagen: Bei den Tonen zeigen hohe Zahlen asus für Mg 0, auch für Na,0O und z. T. für CaO Berührung mit Salz- wasser, die niedrigen Zahlen der entsprechenden Bestand- teile Berührung mit Süßwasser. Hauptsächlich bei Süß- wassertonen kennzeichnen niedrige Zahlen des K,O starke atmosphärische Auslaugung in feuchten Tropen oder Sub- tropen, höhere die schwächere des gemäßigten und des . kühleren Klimas, Höhere Zahlen für SiO, deuten in der Regel auf sandige Beimischung, die bei Flußabsätzen häufi- ger ist als bei Meeresabsätzen. Bei den Sanden kennzeichnen niedrige Zahlen für Si O; geringe Aufbereitung und gleichmäßige Sedimentation, hohe eine stärkere Aufbereitung, die weniger durch Flußwasser als durch Brandung, Wind oder chemischen Einfluß erfolgt. Möglicherweise läßt auch bei Sanden eine hohe Zahl für — 291. — MgO auf Berührung mit Salzwasser schließen. Die Zahl für K,O (für beide Alkalien) schwankt mit dem Klima, niedrige Zahlen sprechen für feuchtes, wärmeres,. höhere für kühleres Klima, hohe bis zur gleichen Höhe wie bei Feldspat kommen bei Dünensanden vor. Auch chemische Einflüsse erniedrigen die Alkalizahl. Die Tone der Buntsandsteinformation zeigen im Unteren und z. T. im Oberen den Charakter sandarmer, gut sedi- ınentierter Salzwassertone mit mäßiger Verwitterung des K,0; die des Mittleren sandreichere, eher Süßwasser- als Salzwassertone mit der gleichen Verwitterung des K,0. Rötletten von Oberschlesien sind teils Tonböden auf Kar- bonatgesteinen, teils Süßwassertone, der Auslaugung nach wie heutige in Deutschland. Salzgebirgsmergel der Alpen . zeigen den Charakter gewöhnlicher Salzwassertone mit der gleichen Verwitterung des K,O wie die übrigen Buntsand- steintone, nicht der Salztone des Zechsteins. Rotliegend- tone sind dagegen ausgesprochene Süßwassertone mit star- ker Verwitterung des K,O und kommen als Ursprungssub- stanzen für die des Buntsandsteins nicht in Betracht. Die Sandsteine des Unteren Buntsandsteins sind gleich- mäßige Beckensande von sehr geringer Aufbereitung, ein englischer hat stärkere, anscheinend mit Salzwassercharak- ter; die des Mittleren zeigen stärkere Aufbereitung, mehrere chemische, andere wahrscheinlich mechanische. Diese geht nicht über die der Flußsande hinaus. Die Sandsteine des Oberen sind recht unregelmäßig; württembergische Platten- sandsteine zeigen Süßwassercharakter, Sandsteine der Würz- burger Gegend anscheinend Salzwassercharakter. Die Auf- bereitung ist teils sehr gering, teils mäßig. Stärkere Bran- dung, Wind- oder chemische Aufbereitung sind nicht er- kennbar. Die Verwitterung des K,O (der Alkalien) ist mäßig und weicht in den einzelnen Perioden wenig aus- einander. Ein Rotliegendsandstein stimmt etwa zu denen des Unteren Buntsandsteins bis auf geringere Zahlen für Erdalkalien. Eine Aufbereitung von diesem zum Unteren Buntsandstein ist nicht erkennbar, eher zu denen des Mitt- leren Buntsandsteins. 19% — 292 — Über Spuren des ältesten Tertiärs in der Mark und über die Stratigraphie des ältesten Tertiärs. (Vortrag, gehalten in der Sitzung am 1. November 1922.) Von C. GAGEL. Vor 94 Jahren berichtete KLöpEn!) über einen sehr auffallenden Fund tertiärer Kalke in der Priegnitz zwischen Pritzwalk und Wilsnack, der seitdem leider fast gar keine Beachtung gefunden hat. KLÖDEN beschreibt von der wüsten Feldmark Zarenthin an der Grenze von Gumtow und vom Ausbau Zarenthin an der Grenze zu Bärensprung, daß dort in kleinen Gruben weiße weiche Kalkmergel gefunden würden, die zum Weißen von Stuben und Höfen dienten, daß dort ferner unter sieben Fuß der- artiger weicher Mergel feste Kalke von einem Fuß Mäch- tigkeit aufträten, ‚„lichtperlgrau, sandsteinähnlich, groberdig, ton- und sandhaltig, kurzklüftig und deutlich geschichtet, die in faustgroße, scharfkantige Stücke. zerfallen wären‘; darunter liegen dann drei Fuß ‚weißer, feiner, toniger Sand“ und darunter ‚fester sandiger Lehm‘ (Ge- schiebemergel). Eben dasselbe sei an der zweiten oben erwähnten Stelle, an dem sog. „Räuberberg‘, der Fall. In seinem zweiten Beitrag erwähnt er noch als besonders charak- teristisch die grüne Farbe einiger „sandsteinartiger Ge- steine‘, die dort vorkämen, und daß die Kalke sich nicht brennen ließen, sondern dabei zu einem lockeren Pulver zerfielen. In einem faustgroßen Stück fand er folgende Fossilien: Dentalium sp. (zahlreich), Turritella incisa Bronen., Cy- therea erycionides Lam. Pectunculus sp., Mactra Sirena Brongn., Mactra cf. ereba BronGn., Arca Pandora BRoNGN.. Corbis cf. aglaurae BRoNGN., Mytilus sp., Melania (?Te- rebra?) costellata Lam., Cerithium sp. und eine große Cassis SP. 1) KLöpen: Beiträge zur mineralogischen und geognostischen Kenntnis der Mark, I, 1828, Ss. 73 u I S. 7. — 203 — Er schloß aus diesen „zahlreichen“ Fossilien auf ein Alter gleich dem des Pariser Grobkalks, also auf Alttertiär. Die Belegstücke von KLÖDEN sind inzwischen spurlos verschollen. 65 Jahre später ließ GRUNER bei der rerine von Blatt Demertin (68. Lieferung der geolog. Karte von Preußen, S. 5—9 der Erläuterungen) an den beiden von Kröpen erwähnten, inzwischen ganz verfallenen ‚„Auf- schlüssen“ zwei neue, 3m tiefe, Aufgrabungen machen und fand dabei: an dem Räuberberg „erdigen sandigen Kalk mit Kalk- steinschichten, Kalkmergel und sandige Kalkmergel, sandigen und tonigen Kalkstein, glaukonitische Kalkmergel‘, alles stark gestört, ferner „0,34m san- digen Kalk mit 75,97— 76,59%), CaCo;, „lm sandigen Kalkmergel mit 65,77 °/, CaCo;“ und „2 mm großen runden Kalkkörnchen“, ,„0,5m sandigen Kalkstein mit 82°). CaCo,“, darunter ein mehr als 2 m tiefes, mit Schutt erfülltes Loch. An der Gumtower Grenze fand GRUNER „0,”m Kalkmergel mit Kalkstücken“; „0,3 m sandigen Kalkstein mit 79,61°/, CaCo;, licht- grau, sehr fest und hart“ (genau wie in KLöpens Beschreibung); „m glaukonitischen Kalkmergel, grünlichweiß, mit 43,71°/, CaCo,, mit scharfkantigen NOuer steinsplittern.“ Auch GRUNBER stellt fest, daß die Kalksteine ‚deutlich geschichtet, kurz klüftig und in scharfkantige, faustgroße Stücke zerfallen‘ seien. Das Vorkommen ist nach KLÖDEN 25x10 Schritt, nach GRUNER 16x” m groß. GRUNER fand in den Kalksteinen zahlreiche, sehr kleine, aber undeutliche Fossilien, darunter Arca sp., Nucula sp., Pecten Nilsoni bzw. Pecten semicingulatus, Axinus oder Goodalia sp., Scalaria sp., Flossenstachel, Fischwirbel, Krebsscherenreste, Foraminiferen und Ostrakoden. Die Belegstücke von GRUNER sind ebenfalls verschollen und nicht mehr zu finden! GRUNER stellt das Vorkommen ohne nähere Bezeichnung oder Begründung ins „Oligocän“, gibt aber an, daß SCHAEKO auf Grund der Foraminiferen- und Ostrakodenfauna diese „glaukonitischen Kalksandsteine“ mit dem „Pläner von Brunshaupten und Karenz“ verglichen habe, — 291 — der „20 senone, 15 eocäne und 48 oligvcäne Foraminiferen sowie 17 senone, 19 eocäne und 40 oligocäne Ostrakoden enthält‘‘?). Dieser (damals als Turon gedeutete) „Pläner von Brunshaupten“ ist dann später auf Grund meiner Ver- mutungen über seinen Zusammenhang mit dem Heiligen- hafener grünen, „opalartigen‘“ Kieselgestein von GEINITZ einer nochmaligen Revision unterzogen und daraufhin für Paleocän erklärt worden?), indem der Pecten Nilsoni ant. sich als Pecten corneus Sow., der „Inoceramus latus‘‘ sich als Avicula papyracea Sow. bzw. Pinna 'sp. erwies und sich noch eine ganze Reihe. anderer, spezifisch untereocäne, Formen fanden, wie Xantholites Bowerbankii BEuL., Dro- molites Hoploparia, Lamna elegans Ac. usw. Bei der Kartierung von Blatt Kolrep im Sommer 1922, auf dem der ‚„Räuberberg‘‘ an der Grenze von Zarenthin zu Bärensprung liegt, habe ich nun einen neuen, ganz kleinen Schurf machen lassen, da die alten ‚„Aufschlüsse“ inzwischen wieder gänzlich verfallen sind, und habe dabei einen hellgelblichen, ganz mürben, lockeren, abfärbenden, krümeligen Kalkmergel gefunden mit Foraminiferen und kleinen, unbestimmbaren Bivalvenresten, sowie auf der Oberfläche zahlreiche kleine, kantige Stücke eines ganz hellgelblichgrauen festen, sandigen Kalksteins mit 80,2% Ca Co, und 14,9% in Salzsäure unlöslichem Rückstand (größtenteils feine Quarzkörnchen und sehr kleine, schwarzgrüne Glaukonitkörnchen). Der Besitzer erinnerte sich noch sehr genau der vor 28 Jahren erfolgten Auf- grabung und daß dabei in 2 m Tiefe der „feste Sandstein“ unter dem mürben Kalk gefunden sei. Von dem grünen Glaukonitsandstein bzw. Glaukonit- -kalk habe ich nichts finden können; die gefundenen Stücke des ganz hellgrauen, feinsandigen, festen Kalksteins lassen nur mit der Lupe bei genauestem Zusehen die ganz feinen Glaukonitkörnchen und kleine Fossilbruchstückchen erkeniien. Als Vergleich mit dem ganz lockeren körnigen Kalkmergel lassen sich aus der Literatur nur die Angaben von GRÖNWALL*) über den „Gruskalk“ (Kokkolithkalk) von Vo- ?2) XVI. Beitrag zur Geologie Mecklenburgs, „Archiv der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, Bd. 50, 1897, S. 317—329. 3) XX, Beitrag z. Geologie Mecklenburgs, ebenda, „Archiv“, Bd. 63, 1919, S. 32—35. 4) Geschiebestudien, Jahrb. Pr. Geol. Landesanst., 1903, Ss. 423 ff. — 23 — drolfgaard bei Kopenhagen und von Herfole bei Koge heran- ziehen, der auch als „ganz leichter, lockerer, z. T. sandiger, feinkörniger Kalk aus winzigen organischen Kalkfrag- menten beschrieben wird mit Fischzähnen, Echinodermen- resten, Crania sp. usw., und der zum ältesten Paleocän, noch älter als der Lellinge-Grünsand bzw. Grünsandkalk, gestellt wird. Auch die von GRÖNWwALL a. a. O. erwähnten und- im Zusammenhang damit behandelten „aschgrauen Meregel- gesteine“ bzw. Kalksandsteine, die in der Geschiebeliteratur Norddeutschlands eine so große Rolle spielen, und die GRÖNWALL auf Grund ihrer Fauna ebenfalls für Paleocän erklärt, haben gleichfalls z. T. sehr große Ähnlichkeit mıt den von mir gefundenen sandigen Kalksteinen. Das ganze Vorkommen ist ebenso wie das an der Gumtower Grenze eine verschleppte Scholle im Diluvium. Die Untersuchung der Foraminiferenfauna des losen Grus- kalks vom Räuberberg hat Herr A. FRAnkE übernommen. Um nun zu einer genaueren Bestimmung des Alters dieser Priegnitzer Kalke und glaukonitischen Kalk- sandsteine zu gelangen, sind bei dem sehr spärlich erhaltenen Fossilmaterial drei Punkte bedeutungsvoll: Erstens die anscheinend sehr große fazielle Übereinstim- mung des lockeren Mergels mit dem Kopenhagener „Grus- kalk“, der für ältestes Paleocän gilt, zweitens die ähnlich große Uebereinstimmung des festen hellgrauen, sandigen Kalks mit den ebenfalls für Paleocän geltenden ‚asch- grauen Mergelgesteinen‘“) und drittens die von SCHAEKO berichtete — aber nicht mit Artenanführung belegte — Übereinstimmung der Mikrofauna mit dem ‚„Paleocän“ von Brunshaupten— Karenz, wozu noch die von KLöpDEn be- richtete auffallend grüne Farbe. des sich nicht brennen lassenden „sandsteinartigen Kalks“ (richtiger Kalksand- steins) kommt. Die holsteinischen und nordhannoverschen grünen. kieseligen Gesteine mit der auffallenden Fauna, die mit Brunshaupten anscheinend übereinstimmen (Avicula papyracea Sow., Pecten corneus Sow., Nanthopsis SP. USW.) habe ich schon lange‘) für Jüngeres Paleocän erklärt 5) KARL A. GRÖNwALL: Geschiebestudien. Ein Beitrag zur Kenntnis der ältesten baltischen Tertiärablagerungen. Jahrb. Pr. Geol. Landesanst., LXIV, 1913, S. 431£f. 6) C. GAGEL: Über eocäne und paleocäne Ablagerungen in Holstein, ebenda, XXVII, 1906, S. 48ff. — 296, — auf Grund eines Indizienbeweises. Neuerdings hat GrıPr (vgl. „Heimat“ 1921, Bd. 31: Neues über den vordiluvialen Untergrund Hamburgs) auf Grund der Ergebnisse einer Tief- bohrung bei Cuxhaven diese grünen kieseligen Gesteine für Untereoeän, für jünger als Londonton, erklärt; sie liegen dort in 185—221 m Tiefe (eingeschaltetin Tonen) über dem von 251—320 m reichenden Londonton und ‚über den in 320—361 m Tiefe liegenden vulkanischen Aschen- schichten des Untereocäns, die noch in 361-396 m Tiefe von plattigen Tonen und dem paleocänen Basalkonglo- merat mit grünberindeten Feuersteinen unterlagert werden. Dies Ergebnis läßt sich nur schwer mit der früher von mir vertretenen Anschauung über das paleocäne Alter der grünen kieseligen Gesteine und der sie noch ‚‚unter- lagernden‘“ „aschgrauen" Mergelgesteine und Kalksandsteine vereinigen, welche Anschauung allerdings nicht auf direkten Beobachtungen sondern auf (m. E. gut begründeten). In- dizienschlüssen beruhte. Es gibt ja allerdings nirgends in Norddeutschland und im Westbaltikum irgend ein Tages- profil, in dm mehrere eocäne-paleocäne Schichten in ungestörtem Schichtenverband zu beobachten wären, aber es sind im Laufe der letzten 20 Jahre doch eine Anzahl sehr tiefer Bohrungen durch sehr wesentliche Teile des Alttertiärs — eine sogar durch das ganze Alttertiär — zu unserer Kenntnis gekommen, die es gestatten, die Schich- tenfolge vom Oligocän bis zur Kreide ziemlich einwandfrei zu rekonstruieren, wenn auch keine dieser Bohrungen das ganze Alttertiär mit allen Leithorizonten durch- sunken hat. Diese Bohrungen sind folgende:- 1. Die 888m tiefe Bohrung Wöhrden‘) bei Heide in Holstein, die von etwa 120m Tiefe ab fast das ganze Tertiärprofil vom Obermiocänen Glimmerton (bis 247m Tiefe), über das sandige Mittelmiocän (bis 340m Tiefe), die untermiocänen Braunkohlenschichten (bis 390 m Tiefe) und das ganze Oligocän-Eocän bis ins fragliche Paleocän? in vorwiegend toniger bis tonig sandiger und z. T. kalk- haltiger Fazies durchbohrt hat, also über 498m Alttertiän durchsunken hat, ohne die Unterkante des Alt- tertiärs zu erreichen! In dieser Bohrung scheint das Oligocän bis etwa 500 m Tiefe zu reichen; bei 596—630 m ist sicher die Fauna des Bartonclay (Obereocän) vorhanden. ?) C. GAGEL: Über eocäne und paleocäne Ablagerungen in Holstein, Jahrb. Pr. Geo]. Landesanst.,, XXVII, 1906, 8. 48ff. Be — 297 — Die tieferen tonigen Schichten bis 888m, die z. T. sehr fossilarm sind, habe ich auf Grund der großen Mächtigkeit als Untereocän-Paleocän gedeutet, ohne eine Grenze darin finden zu können und ohne einen ganz sicheren Horizont (etwa die Brachyuren des Londontons) darin nachweisen zu können. Die grünen Schichten von 690—695 m habe ich auf Grund der dort massenhaft vorkommenden, sehr charakteristischen Avicula papyracea Sow. für identisch mit dem grünen, kieseligen Heiligenhafener Gestein — das auch im Schichtverband mit :solch auffallend fetten grünen Tonen liegt — (und dem von Brunshaupten-Karenz?) gehalten und sie, welche noch von Gesteinen vom Charakter des „aschgrauen Mergelgesteins bzw. Sandsteins“ unterlagert wurden, für höheres Paleocän erklärt. Inzwischen hat nun GrıPp kurz berichtet, daß diese kieseligen grünen Gesteine in der Bohrung Cuxhaven im Schichtenverband liegen mit radiolarienführenden Tonen, die mit den tiefsten Wöhrdener Schichten bei etwa 888m übereinstimmen, und die noch von sicherem Londonton®) unterlagert werden; — Gkıpp hält also diese kieseligen grünen Gesteine für zweifelloses Eocän. — Wo- rauf die sichere Bestimmung des Londontons in Cuxhaven begründet ist, ist noch nicht angegeben; die Angabe könnte aber richtig sein aus folgender Erwägung. In den sehr fetten, grauen, plastischen Tonen der Bohrung Wöhrden treten in 845—853 m Tiefe drei dünne Lagen der so außer- ordentlich charakteristischen, lederbraunen, phosphorithal- tigen Toneisensteine auf, die ich, wie schon mehrfach be- gründet, für besonders beweisend für die London- tonschichten halte; die so ganz besonders charakteristischen vulkanischen Ascheschichten des Untereocäns, die vom Lymfjord bis zum südlichen Oldenburg und bis zur Greifswalder Oic so allgemein verbreitet sind, sind in der Bohrung Wöhrden trotz allen Suchens nicht gefunden, liegen also vermutlich noch tiefer als 888m, denn in Cuxhaven liegen sie etwa 80 m unter den grünen kieseligen Gesteinen, und 18m unter der angenommenen Unter- kante des Londontons, die in Wöhrden anscheinend — wie ich jetzt annehmen möchte — noch nicht erreicht ist. 8) Es muß m. E. schärfster Protest dagegen erhoben werden, daß Gxzıpp im Anschluß an Haug den Londonton als Ober- paleocän bezeichnet! Der Londonton ist von jeher der Typus des Untereocäns gewesen, muß es also auch bleiben, sonst hört jede Verständigung auf. 208 Diese unverkennbaren, höchst charakteristischen vul- kanischen Ascheschichten liegen in Cuxhaven 35m über dem Basalkonglomerat des Paleocäns, das aus den eigentümlichen, völlig abgerollten, und mit so sonder- barer narbiger Oberfläche versehenen, z. T. grün berindeten Feuersteingeröllen („Wallsteinen“) besteht, die auch das Charakteristikum des ‚„Puddingsteins® sind und unmittel- bar auf der Oberfläche der abradierten Kreide liegen. Diese so außerordentlich charakteristische Transgres- sionsschicht des Paleocäns auf der Kreide ist nun auch in der Bohrung Breetze bei Bleckede in 811--812m Tiefe gefunden?) in Form eines kalkfreien Grünsandes und hier in Breetze liegen die — an dieser Stelle zuerst im zweifel- losen Profil und Schichtenverband nachgewiesenen vulkani- schen Ascheschichten in 745—746 m Tiefe, also 65 m über der Unterkante des Paleocäns. Ueber diesen vulkanischen Ascheschichten bei Breetze liegen dort 285m Untereocän, Obereocän und Unteroligocän (zwischen 460 und 745m Tiefe), 200m durch Fossilien belegter Rupelton (von 260 bis 460 m), 20 m Oberoligocän (240—260 m), 60m Miocän (180—240 m) und 180 m Diluvium. Diese Bohrung Breetzei°) hat also 552m Alttertiär, durch Fossilien belegt, vom Ober- oligocän bis zur Unterkante des Paleocäns ergeben (von 260 bis 812 m Tiefe) und geht dann noch 55m ins Senon! — sie ist das vollständigste bekannte Alttertiärprofil mit den sicheren Fixpunkten des Oberoligocäns, Rupeltons, Unter- oligocäns, der vulkanischen Ascheschichten und des pale- ocänen Basalkonglomerats — es fehlen in ihr leider die charakteristischen phosphoritischen Toneisensteine und ‘ die Brachyurenfauna des Untereocäns (Londontons). Eine andere Bohrung durch wesentliche Teile des Alt- tertiärs ist die von Breiholz in Holstein, welche folgende Schichten ergab: 0— 33,5 m Diluvium 33,5— 38,5 m Obermiocäner Glimmerton 38,5—110,8 m braune, grüne, rote und grüngraue kalkarme . Tone und Tonmergel des Untereocäns 110,8—113,2 m schieferartige Tuffschichten, vulkanische, fein- geschichtete, verhärtete Basaltaschen mit der typischen violetten Farbe Pikkern 9) ©. GAGEL: Die untereocänen Tuffschichten und die paleo- cäne Transgression, Jahrb. Pr. Geol. Landesanst., XXVIIL 1907, S. 150 ff. h 10) Vgl. auch Kört: Jahrb. Pr. Geol. Landesanst., 1907, S. 754, u. 1911, S. 163ff., und ebenda, 1911, I, S. 172/172. — 29 — ‚ 1138,2—117,4 m schwärzliche bis graugrüne Tonmergel .117,4—117,6 m Faserkalk - 117,6—118,5 m grünliche Tonmergel . 118,5—118,7 m Faserkalk 118,7—133,0 m schwärzliche bis grünliche Tonmergel 133,0—1340 m Grünsand mit Flintsplittern 134,0—156,0 m Schreibkreide1!). Also auch diese Bohrung hat das typische, unverkenn- bare, paleocäne Basalkonglomerat auf der Kreide, 31m da- rüber wieder die vulkanischen Ascheschichten, und un- mittelbar über diesen die typischen bunten (laterit- roten!!) Untereocäntone (wie in Hemmoor, Kellinghusen usw.) in 80 m Mächtigkeit ergeben. Diese Bohrung hat zum erstenmal nicht nur (wie Breetze) die vulkanischen Ascheschichten an unbezweifelbarer Stelle, sondern unmittelbar darüber auch noch die ebenso unbe- zweifelbaren, roten, kolloidalen Laterittone des Unter- eocäns (wenn auch hier ohne die sonst darin enthaltene Bra- chyurenfauna) ergeben, außerdem aber unmittelbar unter den vulkanischen Ascheschichten auch noch die so charak- teristischen, unverkennbaren Faserkalke, die sonst auch nur zusammen mit den typischen Untereocänschichten vor- kommen!?), (Schwarzenbeck, Hemmoor usw.) und die pa- leocäne Transgressionsschicht! Außerdem sind die vulka- nischen Ascheschichten gefunden in den untereocänen | Tagesaufschlüssen von Schwarzenbeck, Kellinghusen, Hem- moor und Basbeck-Östen; bei Schwarzenbeck zusammen mit dem untereocänen Fusus frilineatus Sow. bei Basbeck- Osten ingrauen Tonen mit Zamna elegans Ac., bei Hem- moor im Schichtverband bzw. in roten (Laterit)tonen mit der Brachyurenfauna des Londontons — ich habe die Xan- thopsis Leachi selbst aus rotbraunem Ton unter einer Ascheschicht herausgeholt (vgl. Fig. 1 Seite 154 Jahrb. der Preuß. Geol. Landesanst., XXVIII 1907). Es kann also m. E. nicht der mindeste Zweifel be- stehen, daß die Basaltascheschichten noch im Londonton liegen, nicht unter ihm, wie neuerdings die dänischen Geologen (BöccıtLp) und im Anschluß an sie auch GRIrr 11) ©. GAGEL: Fortschritte in der Erforschung Schleswig- Holsteins, Geol. Rundschau, Bd. II, Heft 7, 1911, 8. 424. 12) CO. GAGEL: Über das Alter und die Lagerungsverhältnisse des Schwarzenbecker Tertiärs, Jahrb. Pr. Geol. Landesanst., 1906, XXVI, S. 399 ff. — Neuere Fortschritte in der Erforschung Schleswig-Holsteins, Schriften d. Naturw. Vereins f. Schleswig-Holstein, Bd. XV, 8. 247. — 300 — behaupten, die daraufhin die Ascheschichten ins Paleocän setzen möchten und nur die bunten, roten, plastischen (Kolloidal)tone mit dem Londonton parallelisieren wollen, wobei GrRIPP, wie schon oben erwähnt, obenein auch noch den Londonton ins Oberpaleocän herabdrücken möchte. Dab die Ascheschichten ziemlich an der Unterkante des Eocäns liegen, soll nicht bestritten werden, da aber noch unter ihnen Xanthopsis Leachi liegt, sie selbst aber kein paleo- cänes Leitfossil führen, müssen sie m. E. im Eoecän bleiben. Wir haben also als sichere Fixpunkte zur Gliederung des Alttertiärs 1. das paleocäne Basalkonglomerat. mit den „Wall- steinen“ (Puddingstein) bzw. grünberindeten Flinten; 2. die basaltischen bzw. vulkanischen Ascheschichten etwa von der Unterkante des Londontons; 3. die Brachyurenfauna des Londontons, meist in Ver- bindung mit bunten (vorwiegend tiefroten lateri- tischen) Kolloidtonen und den unverkennbaren Faserkal- ken sowie dem ebenso unverkennbaren phosphorithaltigen Toneisenstein geoden; endlich 4. die Leitformen des Obereocäns, Mitteloligocäns und Oberoligocäns. Nach diesen hier entwickelten Gesichts- punkten möchte ich also meine frühere Ansicht, daß die Bohrung Wöhrden bis ins Paleocän reicht, nicht mehr aufrechterhalten, sondern möchte glauben, daß sie nur bis tief in den Londonton (Zone der phosphoritischen Toneisen- steine) reicht und daß darunter noch etwa 60-80 m tiefstes Untereocän (mit den vulkanischen Ascheschichten) und Paleocän folgen muß, daß also die Basis des Paleocäns dort bei Wöhrden etwa in rund 950—1000 m Tiefe liegt. Nach oben zu ergänzt wird die Bohrung Wöhrden durch die nur etwa 15 km östlich gelegene Bohrung Fiel, die unter 27m Diluvium von 27—139 m Oberpliocän (Kaolinsande, Quarzkiese usw.) 139—166 m fragliche Schichten - 166—209 m Obermiocäner Glimmerton 209—260 m sandiges Miocän 260—432 m Untermiocän 432—485 m Oberoligocän 485—756 m graue und grüngraue Tonmergel des Alttertiärs ergeben hat. Es kommen also zu den 768 m Tertiär der Bohrung Wöhrden nach oben noch mindestens 133 m Pliocän und dessen fragliche Grenzschichten zum Miocän, nach unten — 301 — noch etwa 80—120 m tiefstes Eocän und Paleocän dazu, so daß die Mächtigkeit des ganzen Tertiärs in Nordwest- holstein damit auf rund 1000 m zu veranschlagen ist. Die Bohrung Wöhrden wird in bezug auf die petro- graphische Beschaffenheit der Eocänschichten sehr glück- lich ergänzt durch die tiefe Bohrung Dissau bei Lübeck, die bis zu 223m Diluvium getroffen hat, darunter von 228—262 m obermioceäner Glimmerton 262-304 m miocäne Schichten, z. T. mit Braunkohlen 304—400.m grünlicher Tonmergel mit Kalksteinbänken (Alt- tertiär) 400—500 (?) m graugrüne fette und sandige kalkfreie Tone (?) 500—650 m graugrüne fette Tone und Tonmergel 650—671 m graugrüne, z. T. rotbraun geflammite und rotbraune Tone mit Bänken von hartem Grünsandstein Hier bei Dissau liegen also tief im Alttertiär, das leider keine Fossilien geliefert hat, die charakteristischen harten Grünsandsteinbänke (Heiligenhafener Gestein!) und die bunten, roten, kolloidalen Untereocäntone, wie in der Bohrung Breiholz und in den Tagesaufschlüssen von Hem- moor und Kellinghusen; das Alttertiär vom Miocän . bis ins tiefe Untereocän ist hier 370 m mächtig. Ferner hat die tiefe Bohrung auf der Hallig Oland unter 148m Alluvium und Diluvium bis zu 443m graue und grüngraue Tone und Tonmergel des Alttertiärs ange- troffen, ohne daß ein genauer Horizont festzustellen ge- wesen wäre; sie ist aber allem Anschein nach im Eocän. steckengeblieben. Des weiteren ergab die Bohrung Rosenthal!) (in der Nähe von Breetze bei Bleckede) nach. KörT unter 19,5 m. Alluvium und Diluvium, von 19,5—115 m Miocän (Untermiocän) 115—142 m Oberoligocän (tonige Glimmersande mit be- weisender Fauna) 142—220 m Mitteloligocän 220—300 m Unteroligocän mit Phosphoriten 331—366 m glaukonitische Kalksandsteine und Kalksteine des Eocäns 366-370 m kieseliger Glaukonitsandstein 370—600 m kalkfreie bis kalkarme fette Tone, z. T. fein- sandige Tone, tonige Glaukonitsande usw. bei 575 m eine Toneisensteinbank. Untereocän! . 13) Ergebnisse von Bohrungen, Pr. Geol. Landesanst., Heft VI, 1914, S. 135. — a2 Hier sind also von der Basis des Miocäns an bis ins Untereoeän über 485 m Alttertiär vorhanden. Endlich ist als letzte Ergänzung noch die Bohrung Eitelfritz bei Vastorf anzuführen!‘), die unter 90,5 m Di- luvium, von 90,5—235 m unbestimmte Tone ergab, darunter von 235—527 m grüngraue und graue Tone und Tonmergel so- wie Glaukonitsande des Alttertiärs (noch unbe- stimmten Alters!) 527—537 m glaukonitische Kalksandsteine und feste kristalline Kalke des Eocäns 537—550 m glaukonitisch-tonige Kalksandsteine mit Zwei- schalern, Kriechspuren, Wurmröhren usw. 550—585 m sandige Glaukonitmergel, sandige und fette kalk- freie Tone, Glaukonitsande usw. mit Kriech- Spuren, Wurmröhren, Fischschuppen usw. 585—705 m Glaukonitsandsteine, graue sandige Tone, kie- selige Glaukonitsandsteine, glimmer- reiche sandige Tone mit Zweischalern, Avicula sp., Leda sp. usw, Algenresten, Kriech- spuren usw,, alles kalkfrei! 705—717 m dieselben Schichten aber schwach kalkhaltig 17 — 773 m fette und sandige graue kalkfreie Tone mit Fischschuppen bei 773.m Glaukonitsandstein. Hier ist also von mindestens 235 m Tiefe (wahrschein- lich schon erheblich höher!) bis zu > 773 m Tiefe, also in über 520 m Mächtigkeit, ein alttertiärer Schichten- komplex erbohrt worden, der sicher bis ins tiefe Untereocän reicht, aber weder die bunten (roten!) charakteristischen Kolloidtone des Untereoeäns, noch die vulkanischen Asche- schichten getroffen hat, die sowohl nordöstlich bei. Breetze, als auch weit südwestlich in Oldenburg noch vorhanden sind, also aller Wahrscheinlichkeit nach in der Douzuns eben tiefer als 773 m liegen. Dagegen zeigt diese Bohrung mehrfach Gesteine vom Charakter der kieseligen Glaukonitsandsteine (Heiligen- hafener Gestein) und der hellgrauen Kalksandsteine (asch- graues Mergelgestein bzw. aschgraue Sandsteine der Ge- schiebesammler!), die von GRÖNWALL und mir, wie oben erwähnt, bisher für Paleocän gehalten sind. Wenn man diese obenerwähnten und diskutierten tiefen Alttertiärbohrungen im Zusammenhang betrachtet, so zeigen drei davon: über 485 m (Rosenthal), > 498 m 12) Ebenda, S. 141/142, und Körr: Jahrb. 1911, I, :S. 172/173, wo auch über die Gliederung des jüngeren Alttertiärs einige Angaben gemacht sind. od — 303. — (Wöhrden), > 520 m (Vastorf) und eine: (Breetze) 552 m Alttertiär im Zusammenhang vom Oberoligocän bis ins tiefe Eocän bzw. bis an die Unterkante des Paleocäns. Dissau zeigt 367 m Alttertiär bis tief in den London;- ton, Fiel 324 m Alttertiär, Oland 295 m Alttertiär, Cux- haven 214 m Eocän—Paleocän bis auf das paleocäne Basal- konglomerat und Breiholz 118 m Eocän—Paleocän, ebenfalls bis unter die basale Transgressionsschicht herunter; diese beiden sowohl als auch Breetze zeigen außer der paleocänen Transgressionsschicht auch die vulkanischen Ascheschich- ten 31,.35 und 65 m über der Unterkante des Tertiärs! Da in mehreren Bohrungen (Rosenthal, Breetze, Wöhr- den) auch noch Oberoligocän, Mitteloligocän, Obereocän sicher paläontologisch bestimmt sind, so ist damit eine leidlich genaue Gliederung des Alttertiärs und eine Über- sicht über die Schichten- und Faunenfolge und das strati- graphische Verhältnis der einzelnen Bohrungen zueinander gegeben. Betrachten wir daraufhin die stratigraphisch gleich- wertigen Teile dieser tiefen Bohrungen, so fällt auf, daß fast keine in bezug auf die petrographische Ausbildung genau mit den andern übereinstimmt; einzelne Bohrungen sind vorwiegend tonig bzw. tonig-sandig mit sehr zurück- tretendem Sand- und Kalkgehalt der einzelnen Schichten tieferer Teil von Wöhrden, Breetze), andere mehr ton- mergelartig bis kalkig-sandig ausgebildet (mittlerer Teil von Wöhrden), bis zum Auftreten von sehr kalkigen Glaukonitsandsteinen und kristallinen Kalkbänken (Vastorf). In allen ist aber unverkennbar, daß es sich um Sedimente in vorwiegend flachem Wasser handelt, die hier in rund 500 m Mächtigkeit im südwestlichen Vor- land der skandinavischen Masse sedimentiert wurden und bei denen Ton-, Sand- und Kalkgehalt in den verschie- densten Mengenverhältnissen wechselt, so daß sie großen- teils eine verblüffende petrographische Übereinstimmung mit dem Flysch!5) haben, die bis zur völligen Identität (Flyschfukoideen, Kriechspuren usw.) gehen kann! Es muß hier, seitdem um die Wende der Kreidezeit zum Alttertiär eine bedeutende negative Strandverschiebung eingetreten ist (paleocänes Basalkonglomerat bzw. Transgres- sionsschicht auf der zimbrischen Halbinsel, paleocäne 312) VEl. 0, GAGEL: a. a O,., Schriften des Naturw. Vereins f. Schleswig-Holstein, Bd. XV, S. 249. — : 3014 — Echinodermenbreccien bei Kopenhagen und im Südwest- baltikum), eine andauernde und gleichmäßige Senkung des Vorlandes der skandinavischen Maße erfolgt sein, so daß sich hier rund 500m Sedimente ziemlich flachen Wassers mit Fukoideenresten, Kriechspuren usw. übereinander ab- lagern konnten! Ziehen wir nun diese Bde ehrchre des westbal- tischen Alttertiärs in Betracht, so wird die verschiedene Datierung und Horizontierung petrographisch übereinstim- mender bzw. sehr ähnlicher Gesteine (kieselige Glaukonit- ' sandsteine, aschgraue Kalksandsteine usw.), die bis dahin nur an zusammenhanglosen Stellen ohne Schichtverband ge- funden wurden, nicht wundernehmen. M. E. bilden diese kieseligen Glaukonitgesteine, Sandsteine bzw. die „asch- grauen Kalksandsteine“ keinen ganz festen Horizont im engen, schärfsten Sinne, sondern treten wohl in verschie- dener Höhe im Eocän-Paleocän auf, je nach dem Fazies- wechsel. Die Fauna des Alttertiärs ist m. E. noch viel zu lückenhaft bekannt und nicht genau genug durchgearbeitet, um schon ganz genaue, schärfste Horizontierungen zu ge- statten. Grıpp hat die kieseligen Glaukonitsandsteine (Hei- ligenhafener Gestein!) über dem Londonton gefunden; bei Hemmoor. (neue Zementfabrik) war zeitweise eine Bank davon im Brachyuren führenden Londonton zu sehen (C. GAGEL a. a. OÖ. Jahrb. 1906, XXVII. S. 414, Fig. 3); bei Brunshaupten treten sie ebenfalls zusammen und im Schichtverband mit hochrotem Lateritton auf (GEINITZ a. a. O. Archiv, Bd. 50, 1897, S. 317), der nach unsern Er- fahrungen bis jetzt charakteristisch für den Londonton!*°) ist, und führen dort in Brunshaupten auch eine Fauna mit mindestens sehr starken untereocäuen Anklängen (Bra- ehyuren, Zamna elegans! usw.) ebenso bei Ivendorf usw. Andererseits führt das Heiligenhafener Gestein von ganz demselben Habitus Teredratulina gracilis und Trigonosema pulchellum, die sonst im Senon vorkommen, woraus man | 16) Diese hochroten Laterittone des Untereocäns kommen, z. T. durch Fossilien ihrem Alter nach belegt, in derselben Be- schaffenheit von Rogle Klint auf Fünen bis Hemmoor in Nord- hannover und bis Liepgarten und Wolgast am. Stettiner Haff, vor (GAGEL, diese Ztschr.,. 1906, S. 311) und sind z.B. in der Ucker- mark bei Strasburg in 60 m Tiefe und 21 m Mächtigkeit zwischen tiefbraunen Glimmertonen- und 30 m bunten, roten und grauen Tonen mit ,„Geoden und Fossilien‘ gefunden; vgl. E. GEINITZ: „Archiv der Freunde‘, Bd. 43, Jahrg. 1889, S. 69/70. — 1305, — lange auf ein obersenones Alter dieser Gesteine geschlossen hat, bis sie erst nach vielen Kämpfen ins Paleocän rückten (GEINITZ und GAGEL a. d. a. O.). In der Bohrung Wöhrden reicht das charakteristische Fossil der meisten Geschiebe des ‚„opalartigen‘ Heiligen- hafener Gesteins, die Avicula papyracea Sow; noch reichlich 200 m über die Toneisensteinzone des Londontons-Unter- eocäns hinauf und liegt dort in auffallend fetten grünen Tonen, die auch bei Heiligenhafen im Schichtverband mit den kieseligen Glaukonitgesteinen vorkommen. Glaukonitsande sind durch die ganze Serie des Alt- tertiärs vom paleocänen Basalkonglomerat bis ins Ober- oligocän weit verbreitet, und ob und wie stark sie ge- gebenenfalls silifiziert sind, ist m. E. eine sozusagen zu- fällige Erscheinung, die doch nur von der Zufuhr gelöster Kieselsäure abhängt und die für horizontbeständig zu hal- ten bisher m. E. kein Grund vorliegt — ist doch schon das Basalkonglomerat des Paleocäns, die Wallsteine bzw. die srünberindeten Feuersteine stellenweise zu Puddingstein verkieselt. Jedenfalls läßt sich diese Verkieselung glau- konitischer Schichten in ihrer stratigraphischen Wichtigkeit m. E. nicht vergleichen mit so charakteristischen, auf ein- malige (wenigstens für dieses Gebiet einmalige)!’) und nicht wiederkehrende geologische Ereignisse zurückzufüh- renden Schichten, wie die vulkanischen Ascheschichten, die roten Laterittone und das „Wallstein“ führende Basalkon- glomerat des Paleocäns, die wir unter allen Umständen als Fixpunkte betrachten müssen, da sie in den einwand- freien Bohrprofilen immer an derselben Stelle liegen und die z. T. auch noch durch die Brachyuren des Londontons fixiert sind. Ich möchte also glauben, daß dieses „opalartige‘“, glau- konitische „Heiligenhafener Gestein“ im wesentlichen Unter- eocän ist, und über dem Londonton liegt, worauf die Fauna der besten Vorkommen m. E. zwingend hindeutet, daß aber zum mindesten sehr ähnliche Gesteine auch noch an anderen Stellen der flyschartig ausgebildeten Alttertiär- serie auftreten — in der Prignitz liegen sie nun jedenfalls 17) Die kolloidalen roten Laterittone sind eine in der ganzen Jura- und Kreideserie, sowie im ganzen übrigen Tertiär völlig unbekannte Erscheinung und sind nach unsern bisherigen Erfahrungen rein auf das Untereocän beschränkt — nur im jüngsten Tertiär, im Flammenton des Pliocäns, kommen wieder ähnliche, rot geflammte Tone vor (in der Provinz Posen). 20 —1 1300 — im Schichtverband mit „Gruskalken‘“, die wir nach ihrem petrographischen Habitus und den Ausführungen von GRöN- WALL nur für ältestes (sehr schreibkreideähnliches) Paleo- cän halten können! — und daß dasselbe mit dem „asch- grauen Gestein“ der Fall ist — siehe z. B. Bohrung Vastorf! Die „Wallsteine‘“, die ihre eigentliche Lagerstätte im glau- konitischen paleocänen Basalkonglomerat haben, sind als Geschiebe außerordentlich weit verbreitet, was ich im Gegensatz zu der früheren Behauptung, sie seien große und sehr seltene Merkwürdigkeiten, besonders betonen möchte. In der Rheinsberger Gegend habe ich im Oberdiluvialkies, ohne danach zu suchen, viele Hunderte gefunden und aufgelesen, und in meinem kleinen Garten in Dahlem bei Berlin habe ich auf 500 qm Fläche im Laufe von sechs Jahren mindestens sechs. Dutzend davon gefunden (als Geschiebe im Oberen Geschiebemergel!). Dieser paleocäne transgredierende Glaukonitsand mit den „Wallsteinen“ (mit ihrer unverkennharen narbigen Rinde) ist (wie schon erwähnt) stellenweise ebenfalls silifiziert (wie das Heiligenhafener Gestein) und bildet dann die Puddingsteine, die schon mehrfach als Geschiebe in der Gegend eocäner—paleocäner Vorkommen gefunden sind (Trittau in Holstein, Nordhannover, Finkenwalde bei Stettin, in der Mark usw.). Der Freundlichkeit von Herrn Huck, Templin, veı- danke ich die Kenntnis eines ganz andersartigen, festen Sandsteins aus merkwürdig fettglänzenden, „öligen“, kleinen Quarzen mit quarzitischem Bindemittel, aber ohne Glau- konit, in dem ebenfalls einige walnußgroße, typische, un- verkennbare Wallsteine mit narbiger Oberfläche enthalten sind. Dies Geschiebe von Alt-Hüttendorf (Mark) hat in seinem ganzen Habitus eine merkwürdige Änlichkeit mit gewissen groben, flintführenden Sandsteingeschieben Hol- steins (und der Mark), die auch dieselben „öligen” Quarze führen, in denen aber bisher noch kein Wallstein, sondern nur gewöhnliche, glatt abgerollte Flintstückchen ge- . funden wurden und deren Alter daher unsicher war — GorrTscHE hielt sie für Untermiocänts). Jetzt scheint mir durch dies Geschiebe von Alt-Hüttendorf erwiesen, daß diese Geschiebe auch aus einer paleocänen Bildung stammen oder jedenfalls aus einer Schicht, bei deren Entstehung die 18) C. Gageu: Die untereocänen Tuffschichten und die paleo- cäne Transgression, Jahrb. Pr. Geol. Landesanst., 1907, XXVIL, S. 167, und Anmerkung ebenda. — 207 — paleocänen Wallsteine mitverwendet wurden. Es ist bis- her ein ungelöstes Problem, wieso die typischen Wall- steine mit ihrer narbigen Oberfläche sich nach unserer bisherigen Kenntnis nur bei der Transgression des Pa- leocäns gebildet haben — alle späteren Flintgerölle haben eine ganz andere Oberfläche —, vielleicht waren die senonen Flinte bei der Abrasion des Senons durch das trans- sredierende Paleocän nur noch nicht so verhärtet und verfestigt wie später, als sie schon lange umändernden Faktoren ausgesetzt waren! Nachtrag. Ich möchte übrigens bei dieser Gelegenheit darauf hin- weisen, daß diese so unverkennbaren, charakteristischen Transgressionskonglomeratgerölle des Paleocäns, die Wall- steine, nicht auf Norddeutschland beschränkt sind, wo sie von Nordhannover und Schleswig-Holstein durch die ganze Mark, durch Pommern bis nach Ostpreußen überall ver- breitet sind, sondern daß ich sie auch ganz massenhaft als Kriegsgeologe in Wolhynien, besonders in der &egend von Welizk, Bol Poisk und Thurjisk (südlich von Kowel) ge- funden habe, wo sie teils im Kies sehr reichlich vor- handen sind und stellenweise ganze Lagen bilden, zum Teil aber auch als sehr charakteristische Geschiebe in der Grundmoräne vorkommen, ebenso wie die grünberindeten Feuersteine des Paleocäps. Beide kommen. hier so massen- haft im Diluvium vor, daß ihr Anstehendes sicher nicht sehr weit nördlich vorhanden sein oder vorhanden gewesen sein muß. Wie mir Herr HuckEe (Templin) freundlichst nıit- teilt, ist der Gruskalk von Zarenthin, von dem ich ihm eine Probe zur näheren Untersuchung auf Loraminiferen überlassen hatte, „täuschend ähnlich dem Kalkmergel vom Karenzer Berg bei Conow in Mecklenburg; der Foramini- fereninhalt ist genau derselbe“. Damit dürfte das paleocäne Alter dieses Gruskalkes bzw. Kalkmergels von Zarenthin erwiesen sein. Inwieweit damit auch etwas über die grünen kieseligen Gesteine von Brunshaupten ausgesagt werden kann, die immer mit Karenz in Verbindung gebracht und einheitlich angeführt werden, aber ihrerseits, wie oben erwähnt, im Schichtverband mit roten Tonen auftreten, vermag ich aus Mangel eigener Anschauung jener beiden Vorkommen nicht zu entscheiden. 20* — 308 — Die geologische Neuaufnahme des Harzes. Vortrag, gehalten in der Sitzung am 6. Dezember 1922. | Von Herrn G. FLiecer in Berlin. Eine Darstellung des Standes der geologischen Auf- nahme des Harzes kann rückschauend nicht anders als. anknüpfen an den Namen Lossens. Seine geologische Übersichtskarte des Harzes ist heut 40 Jahre alt. Als. er zehn Jahre nach dem Erscheinen dieser seiner Karte starb, war der Unterharz im Maßstabe 1:25000 veröffent- licht mit Ausnahme der Blätter des Nordrandes. Außer- dem fehlte noch der ganze Oberharz mitsamt dem Brocken- massiv. In der Folgezeit wandte sich die Kartenaufnahme vor allem dem Oberharz zu, an der BEUSHAUSEN ein über- ragendes Verdienst hat, während Lossens Hauptmitarbeiter Max KocH zwar auch dort tätig war, in erster Linie. aber an der Klärung des geologischen Baues des Unter- harzes arbeitete. Im Jahre 19058 erschienen als Frucht der Arbeiten im Oberharz die Blätter dieses Gebietes. Sie reichen nach Südosten bis weit ins Brockenmassiv hinein, und andererseits bringen sie den Ackerbruchberg, den morphologischen Abschluß des Oberharzes im Süden zur Darstellung. Seitdem ist es still geworden im Harz. Noch immer fehlen die Blätter des Nordrandes von Wernigerode bis Ballenstedt, und immer noch vermissen wir die Darstellung des Süd- und Ostrandes des Brockenmassivs auf den Blät- tern Wernigerode und Elbingerode. Wir suchen nach der Ursache und finden sie nicht. in Schwierigkeiten, die sich aus der Angleichung neuerer stratigraphischer Feststellungen und tektonischer Auf- fassungen an die Lossensche Gliederung auf den älteren Blättern und der Übersichtskarte hätten ergeben Können. Denn gerade der Mitarbeiter Lossens, MAx Koch hatte aufs beste den Weg zur Umdeutung der Lossenschen Stra- tigraphie beschritten und sie in den Jahren 1897 und 1898 der Öffentlichkeit übergeben!). Wir finden sie auch nur zum Teil in den nach modernen Begriffen jämmerlichen 1) Diese Zeitschr. 49, 1897, C., S. 7 u. 50, 1898, C., 8. 21. a topographischen Karten jener Zeit, von deren Art ein Blick auf die unvollendeten Aufnahmen Kocas etwa auf Blatt Wernigerode oder Blankenburg im Archiv der Geo- “ logischen Landesanstalt einen Begriff gibt. Die Nichtfertigstellung beruht letzten Grundes bei der Vielseitigkeit der Aufgaben der Geologischen Landesanstalt auf dem Mangel an Geologen: Koch, der schon bei der Vollendung der Blätter des Oberharzes in höheren Jahren stand, zollte dem Alter -den unvermeidlichen Tribut und schied aus dem Kollegium- der Geologischen Landesanstalt aus; der unvergeßliche BEUSHAUSEN, der in erster Reihe berufen gewesen wäre, das Werk Losssns zu vollenden und zu krönen, starb im besten Mannesalter eines tra- gischen Todes. Seine jüngeren Nachfolger ERDMANNSDÖRFFER und BopE verließen Berlin und wurden Mitarbeiter, die sich naturgemäß der geologischen Kartenaufnahme nur soweit widmen, als ihnen ihr Hauptamt Zeit übrig läßt. SIEGERT endlich, der schon vorher zeitweise am Nordwestrande des Oberharzes mitgearbeitet hatte und dann in den Unterharz kam, ist zu einer produktiven Tätigkeit nicht gelangt. Das einzige, was von ihm in die Öffentlichkeit gekom- men ist, ist das Protokoll einer gemeinsamen vierwöchent- lichen Begehung mit DENCKMANN, das dieser nach SIEGERTS Tode veröffentlicht hat; es kann dahingestellt bleiben, ob die Drucklegung dieses Berichts in seinem Sinne war. Es scheint, als habe SIEGERT, der bekanntermaßen durch Arbeiten und Probleme, die aus seiner früheren Tätig- keit herrührten, überaus in Anspruch genommen war, nicht die rechte Ruhe und Muße gefunden, im Harz warm zu werden. Aus diesen persönlichen Verhältnissen erklärt es sich zur Genüge, daß sich die Fertigstellung der noch unver- öffentlichten Harzblätter ungewöhnlich hingezogen hat. Als ich nach dem Kriege zusammen mit Herrn Dr. HERRMANN mein früheres Arbeitsgebiet im Paläozoikum des Rheini- schen Schiefergebirges mit dem also verwaisten Harz ver- tauschte, lag mir in erster Reihe die Fertigstellung der Blätter des nördlichen ‚Harzrandes ob. Das widrige Ge- schick, von dem die geologischen Arbeiten im Harz nach der vorangegangenen Schilderung begleitet waren, scheint auch damit sein Ende noch nicht gefunden zu haben; denn Kollege HERRMANN freute sich der neuen Tätigkeit nur während eines Sommers — da rief auch ihn der unerbitt- BR liche Tod aus der Blüte der Jahre und der vollen Schaffens- freude ab. Was wir in den drei Jahren nach dem Kriege getan haben, und welche Ausblicke sich weiter eröffnen, das: darzustellen, ist nach diesem kurzen Rückblick der Zweck meiner heutigen Ausführungen. In erster Reihe möchte ich Sie wissen lassen, daß die Blätter vom Nordrande des Harzes nunmehr fertig bearbeitet sind, ebenso durch die Herren ERDMANNSDÖRFFER und BopeE die Blätter EI- bingerode und St. Andreasberg, also die randliche Um- gebung des Brockenmassivs. Die Gesamtheit dieser Blätter befindet sich im Stich, zwei liegen bereits im Grenzandruck vor „Mit. ihrem Erscheinen itdas!nttenenee schlossenen Lieferung geschehen wird, ist der Harz erstmalig im Maßstabe der Meßtischblätter aufgenommen. Zum anderen möchte ich Ihnen sagen, daß ich be- reits bei Beginn meiner Arbeiten im Jahre 1919 den be- sonderen Auftrag hatte, die Umdeutung der LosseEnschen. Harzgliederung auch auf den alten geologischen Blättern in die Wege zu leiten und diese auf solche Weise für eine zweite Auflage vorzubereiten. Mit dieser Aufgabe habe ich zusammen mit meinen jüngeren Mitarbeitern nach Fertigstellung der Nordrandblätter begonnen, und ich glaube, Ihnen heut versichern zu dürfen, daß die lange Übergangszeit seit dem Erscheinen der Oberharzblätter nunmehr endgültig überwunden ist. Mit frischem Mut haben wir uns der Hochfläche des Unterharzes zugewandt, den Problemen, die im Bereich oder richtiger entlang dem Südrande der Tanner Sattel- achse Lossens unserer warteten. Nachdem die völlige - Vergeblichkeit, mit bloßen Begehungen und dem Studium einzelner, wenn auch noch so zahlreicher Profile der Lösung der Aufgabe näher zu kommen, erkannt war, haben wir mit der- regelrechten Neuaufnahme dort be- gonnen, wo seinerzeit auch Lossen den Anfang gemacht hatte, nämlich auf den Blättern Benneckenstein und Hasselfelde. Sie werden von mir hoffentlich nicht erwarten, daß- ich dem zweifellosen Fehler Lossexs folge, fast an den Beginn der Arbeit das Ergebnis zu setzen, und ebenso wenig bin ich gesonnen zu verfahren wie sein herber Kritiker Lersıus, der die Stratigraphie Lossexns in seiner Karte in einer Weise umdeutete, die höchstens jemand ; — 31 — befriedigen kann, der den Unterharz und seinen geolo- gischen Aufbau nur von ferne kennt. Zuvörderst aber einige ganz wenige Worte zu der Lersıusschen?) Kritik der älteren Aufnahmearbeiten der Geologischen Landesanstalt: Keiner hat klarer, lange vor Lepsıus dargelegt, welches die Mängel der Lossenschen Stratigraphie sind, als sein Mitarbeiter und Nachfolger Max KocHh. Als ich im Jahre 1898 zum ersten Male eine Jahresversammlung der Deutschen Geologischen Ge- sellschaft mitmachte, hat uns KocH von Wernigerode aus in den Harz geführt und seine Umdeutung der Lossenschen Gliederung?) dargelegt. Unendlich mühselige Spezialunter- suchungen, wie er sie uns damals am Büchenberge bei Elbingerode vorführte, lehren uns eine so überaus ver- wickelte Tektonik, daß die richtige Auffassung der Strati- graphie des Unterharzes mit den nach unseren heutigen Anschauungen überaus primitiven tektonischen Vor- stellungen der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhun- derts wohl auch dann nicht möglich gewesen wäre, wean man in dem uns heut entbehrlichen ‚„Herzyn‘“ weniger heterogene Dinge vereinigt hätte. Mit Recht betont dabei KocH besonders, daß wir späteren ja doch alle auf dem Grunde bauen, den unsere Vorgänger geschaffen ‘haben. Und so baut auch Lersıus seine, zu einem guten Teil negative Kritik zu einem recht wesentlichen Teil auf dem auf, was KocH vor ihm Positives geschaffen hatte. Wenn Lersıus der Sache dienen und nicht Personen kriti- sieren wollte, so hätte er gut und gerecht getan, nicht Lossens Arbeit allein zum Ausgangs- punktseines Urteilszumachen,sondernden Harz, wieer sich mit der Kocaschen Umdeutung der Losszxnschen Stratigraphie darstellt. — Auch Lerstus meint, der Unterharz sei gebaut wie der Oberharz. Tatsächlich bestehen zwischen Oberharz und Unterharz weitgehende Unterschiede, nicht bloß in stratigraphischer, sondern auch in tektonischer Beziehung: Der Oberharz wird überwiegend von einer Kulmoberfläche gebildet, aus der devonische Schichten herausragen, und zwar solche des Ober- und Mitteldevons, das Unterdevon aber nur bis herab zum Kahleberg-Sandstein, d. h. zu den Oberen Koblenzschichten. 2) Geologie von Deutschland, II, 1900, S. 286. 3) Die Umdeutung der geologischen Verhältnisse im Unter- harz, Diese Zeitschr. 50, 1898, C., S. 21. — 312 — Im Unterharz kommen oberdevonische Schichten nur ganz sporadisch vor, das Unterdevon dagegen reicht tiefer herab, und dazu treten in großer Ausdehnung, wie wir noch sehen werden, silurische Schichten. Der Unterharz be- steht also zu einem wesentlichen Teil aus älteren Schich- ten als der Oberharz. Alle die Probleme, die an das Auf- treten silurischer Schichten und an solche des älteren Unter- devons gebunden sind, fallen damit im Oberharz weg. Nur im Unterharz können alte Schichtenlücken und Trans- gressionen und damit zusammenhängende alte gebirgsbil- dende Vorgänge eine Rolle spielen, und gerade das sind diejenigen Punkte, an die fast ausschließlich die Schwierig- keiten der Aufnahme des Unterharzes nach wie vor ge- knüpft sind. — Was ich heut aus der Geologie des Unterharzes beson- ders erörtern möchte, ist die Frage, die vielleicht in der Stratigraphie und Tektonik des Gebiets die wichtigste ist, nämlich die: Gibt es eine „Sattelachse“? Bekanntlich hatte Lossen die Vorstellung, daß von Lauterberg am Südrande des Harzes bis nach Gernrode im Nordosten eine Aufwölbung der ältesten Harzschichten verlaufe.. In ihrem mittleren Teil sollte sie von ‘dem gewöhnlichen Nordoststreichen abweichen und vor dem Ramberge nach Südosten ausweichen. Diese Tanner Sattel- achse, die in der Lossenschen Übersichtskarte des Harzes in ihrem auffällig gewundenen Lauf ausgezeichnet ins Auge fällt, ist viel umstritten. Man hat sie überhaupt geleugnet, oder man hat aus ihr eine Muldenachse machen wollen, indem man die Tanner Grauwacke, aus der sie aufgebaut ist, als Kulm auffaßte; das tat auch Lxersıus. DENcK- MANN*) andererseits hat mit Zähigkeit unter Übertragung seiner Arbeitsergebnisse aus dem Kellerwald auf den Harz und auf Grund seiner zahlreichen Begehungen im Harz da- ran festgehalten, daß die Tanner Grauwacke silurisch und die Tanner Achse demgemäß das. älteste Schichtenglied im Harz sei. Er hat dem silurischen Schichtenkomplex eine Reihe weiterer Gesteine hinzugefügt, neben den schon lange bekannten Graptolithenschiefern Kalkgrauwacke und Quarzite, welche in der Schieferzone südlich von der 4) A. DENCKMAnNN: Über Lossens Kalkgrauwackenzone USW., Jahrb. Pr. Geol. Landesanst. für 1915, 36, I, S. 249. A. DENCKMANN und L. Sıegert: Begehungen zur Auf- klärung der Stratigraphie des Unterharzes, ebenda für 1918, 39, I, S. 222. ae — 313 — Tanner Grauwacke als Einlagerung in großer Verbreitung auftreten. Was haben nun in dieser Beziehung unsere Arbeiten neues im Harz ergeben? Es zieht sich tatsächlich eine in ihren Einzelheiten allerdings ungemein verwickelt gebaute Zone ältester Gesteine von Lauterberg am Südrande des Harzes nach Nordosten. Sie könnte auf einer Übersichts- karte kleinen Maßstabes in der Art S-förmig gezeichnet werden, wie Lossen es mit seiner Tanner Achse getan hat. In Wahrheit verläuft die Achse von Lauterberg nach Benneckenstein und ein zweiter Abschnitt ist durch das Selketal bezeichnet. Die altbekannten Graptolithen-Fund- punkte liegen einerseits in der Lauterberger Gegend, an- dererseits im Selketal.e. Außerdem wird Ihnen Herr Dr. DAHLGRÜN seine Beobachtungen aus dem Zwischengebiet von Hasselfelde und Stiege mitteilen und Ihnen zeigen, welche prächtigen Graptolithenfaunen in dieser Gegend in weiter Verbreitung vorkommen. . Dazu treten andere Versteinerungen führende und daher zweifellos silurische Schichtenfolgen, deren Bild durch die Einzelheiten des tektonischen Baus sehr ver- wickelt ist. Jedenfalls stehen die beiden Silur- zuge von Lauterberg und vom Selketal mit- einander durch eine Reihe von Vorkommen Inaienbindung, dierbei Hasselfelde, Stiege, Güntersberge gelegen sind. Das Silur hat hier das normale Streichen. Nach Norden zu schließen sich, wenn wir die großen Züge nur hervorheben und hier zunächst übergehen, in welchem Maße devonische Schichten zwischengeschaltet sind, die Schichten der Lossenschen Sattelachse an, die DENCKMANN in den von ihm untersuchten Profilen mit den genannten silurischen Gesteinen eng verknüpft sieht. Fr glaubt daher, in der Tanner Grauwacke das älteste Glied der silurischen Schichtenfolge des Harzes überhaupt erblicken zu sollen. Es ist dabei sein unbestreitbares Verdienst, unentwegt trotz aller Angriffe an der Existenz der Sattelachse festgehalten und das Silur des Unterharzes weiter ausgebaut zu haben. Von anderen Geologen ist das Alter der Tanner Grau- wacke vielfach mit einer Handbewegung erledigt worden. Auch Lersıus hat die Zuteilung zum Kulm auf den Blät- tern Hannover und Berlin seiner geologischen Karte von Deutschland in viel zu souveräner Weise vorgenommen. ® — 314 — Ihm scheint unbekannt geblieben zu sein, daß Lossex in seiner Tanner Grauwacke zwei verschiedene Dinge ver- einigt hat, die Grauwacke selbst und den Plattenschiefer, und man kann nicht stillschweigend darüber hinweggehen, daß drei im Paläozoikum so bewanderte Männer wie Max KocH, DENCKMANN und BEUSHAUSEN als das Ergebnis einer gemeinsamen Harzbegehung im Jahre 1895 ausgesprochen?) haben ‚die Plattenschiefer weichen nach ihrer geologischen Beschaffenheit von allen uns bekannten Kulmgesteinen der- art ab, daß wir einstimmig ihre Zugehörigkeit zum Kulm als ausgeschlossen ansehen müssen“. Tatsächlich ist er nicht Kulm, sondern er. enthält, wie Herr SCHRIEL, wenn er nicht zufällig verreist wäre, hernach als das Ergebnis seiner diesjährigen Arbeiten mitteilen würde, bei Ben- neckenstein eine unterdevonische Fauna vom Alter der Koblenzschichten. Und begnügt man sich nicht mit dem bloßen Anschauen der Lossexschen Karte, sondern begeht man das Gebiet der Tanner Grauwacke, so wird man inne, daß diese Plattenschiefer einen sehr erheblichen Raum ein- nehmen, und man wird, wie auch DENCKMANN schon be- tont hat, zu einer richtigen Vorstellung erst kommen, wenn beide durch die Kartenaufnahme geschieden sind. Was aber die Grauwacke selbst betrifft, so haben wir zweifellos Profile, die gewisse Übergänge zwischen ihr und den silurischen und unterdevonischen Schichten in ihrem Süden anzudeuten scheinen. Andererseits kennen wir trotz der gewaltigen Verbrei- tıng von Diabas als Einlagerung in silurischen und mit- teldevonischen Schiefern in der Tanner Grauwacke bis- her nicht das kleinste Diabasvorkommen, weder ein intru- sives Lager noch einen Stock oder Gang. Das muß schließ- lich bedeuten, daß die Tanner Grauwacke jünger ist als die Diabasausbrüche. i Bei den Floren der Tanner Grauwacke ist es eigen- artig, daß die Fundpunkte Lossexs sich bis auf einen sämt- lich in der Lauterberger Gegend finden. Diese Floren sind von PoTonı& bearbeitet, und es ist bekannt, daß er sie unter Lossens Einfluß nur aus geologischen, nicht aus paläo- botanischen Gründen als silurisch angesprochen hat. We- niger bekannt dürfte sein, daß er dieses silurische Alter später in einer allerdings sehr versteckten Mitteilung‘) 5) Neue Beobachtungen aus dem Unterharz, Jahrb. Preuß. Geol. Landesanst. für 1895, S. 127. 6) Naturw. Wochenschr. 1911, S. 416. — 35 ° — widerrufen hat. Die Flora galt Poroxı& als oberdevonisch, Herr GoTHAn würde, wie er mir wiederholt gesagt hat, auch keine Bedenken tragen, sie als kulmisch anzu- sprechen. Für die an Pflanzenfundpunkten Rei chene Vorkommen der Wautberblerger Gegend halte ich das für absolut erwiesen, wie ja auch die Tanner Grauwacke Lossens in dem seit 1908 veröffentlichten Blatte Riefensbeek als Kulm darge- stellt ist. ‘ Von eigenen Beobachtungen in dieser Hinsicht sei folgen- des mitgeteilt: Bei einer gemeinsamen Begehung mit den Herren DAHTLGRÜN und SCHRIEL im vorletzten Sommer fanden wir im Grafenforst östlich von Herzberg eine Kon- glomeratbank in der Grauwacke, die völlig denselben Cha- rakter trug, wie die schon von DENcKMANN erwähnten Kon- glomeratschichten der Holzmarke auf Blatt Quedlinburg. Es lag der Gedanke an ein Transgressionskonglomerat nahe, und tatsächlich hatte eine daraufhin von Herrn SCHRIEL ausgeführte Aufschürfung das Ergebnis, daß hier die Tanner Grauwacke in verhältnismäßig flacher Lagerung über steil stehende und anders streichende unterdevonische Schichten transgrediert. Das spricht für das kulmische Alter der Tanner Grauwacke. In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen — was Lersıus in seiner Kritik der Harzaufnahme der Geologischen Landesanstalt vergessen zu haben scheint —, daß bereits KocH?) das kulmische Alter der Tanner Grauwacke am Nordrand des Harzes aner- kannt hat. Von sonstigen Fundpunkten mit einer hinreichend be- stimmbaren Flora gibt es nur noch Lindenberg und einen von DENCKMANN herrührenden Punkt nahe bei Hasselfelde. Nach Herrn GortHan ist kein Zweifel, daß diese Floren mit denen der Sieber-Grauwacke aus der Lauterberger Gegend übereinstimmen. Nachalledemist daskulmische Alter der Tanner Grauwacke sehr wahrscheinlich, und ichnehmean, daß sich die Bedenken, die aus dem Studium einzelner Profile, also aus den Lagerungsverhältnissen hinsichtlich der Unabhängigkeit der Tanner Grauwacke von demsilurischen ZugeentlangihremSüdrand Aussonsenscheinen, mit Hilfeeinereingehen- 7) Diese Zeitschr. 50, 1898, a. a. O. a den Spezialkartierung schließlich werden behebenlassen. Es ist aber auch, wie schon erwähnt, eine entsprechende Kartierung der Tanner Grauwacke selbst erforderlich, damit von ihr der Plattenschiefer - ge- schieden wird, der in seinem Alter offenbar nichts mit ihr zu tun hat und nur tektonisch mit ihr verflochten ist. Dabei wird sich sehr wahrscheinlich auch die über- greifende Lagerung des Kulms und insonderheit der Tanner Grauwacke ergeben. Es wird nicht fehlen, daß das Bild der Verbreitung der Grauwacke dann ein gänzlich anderes sein wird, als es uns die Lossensche Karte zeigt. Was dagegen bleibt, ist das tatsächliche Vorhanden- sein einer aus silurischen Schichten aufge- bauten Sattelachse. Über graptolithenführende Schichten im Unterharz'). (Vortrag, gehalten in der Sitzung am 6. Dezember 1922.) Von Herrn FR. DAHLGEUÜN. Aus dem Harz waren bisher nur die Graptolithenschiefer als sicheres Silur bekannt, sowie neuerdings nach DENCK- MANN?) gewisse Schichtfolgen von Schiefer und Grauwacken mit Graptolithen. Nach den Graptolithenfaunen entsprechen die Schiefer dem oberen Graptolithenschiefer Thüringens und dem englischen Ludlow, dem auch die Grauwackenzone zugerechnet werden muß. Bei der Neuaufnahme des Unter- harzes wurden jedoch bei Hasselfelde und Stiege reiche Graptolithenfaunen festgestellt, die eine weitergehende Glie- derung des Obersilurs ermöglichen. Als Grundlage für die Untersuchungen wurde die Zonenfolge des englischen Ober- silurs benutzt, wie sie ELLes und Woop?) aufgestellt haben. 1) Die ausführliche Arbeit erscheint im Jahrbuch der Preuß. Geol. Landesanstalt. 2) DENCKMANN: Über Lossens Kalkgrauwackenzone usWw., Jahrbuch der Preuß. Geol. Landesanst., 1915, I. 3) Erzes and Woonp: A Monograph of British Graptolites, Palaeontological Society 1913. EM Bei Hasselfelde dehnt sich im Westen und Osten des Städtehens in 6 km Länge eine bis zu 1500 m breite Zone von Graptolithenschiefern aus, die ihr Hauptgepräge durch die zahlreich eingeschalteten intrusiven Diabaslager erhalten. Ein Netz von 14 Graptolithenfundpunkten ergibt das silu- rische Alter der ganzen Zone. Als wichtigste Formen seien genannt: Monograptus bohemicus 'BARR., Monograp- fus chimaera BArR., Monograptus dubius Surss, Monograp- tus Roemeri BArr. u. a. m. Diese Arten kommen in England in den Unter-Ludlow -Schichten vor, als deren Äquivalente die eigentlichen Graptolithenschiefer des Harzes demnach aufgefaßt werden müssen. , Gelegentlich sind ältere Schiefer in sie eingefaltet. Östlich von Hasselfelde spitzen sich die Graptolithen- schiefer aus, und weiter südlich setzt ein neuer Zug in der Richtung nach Allrode auf. Im Süden von dem Hassel- felder und im Norden und Osten von dem Allröder Gebiet stellt sich im Anschluß an die Graptolithenschiefer eine diabasfreie Schieferzone mit Grauwacken- und Kalklinsen, Kieselgallen und Kieselschiefern ein. Bei Allrode fand sich hierin neben Orthoceren und Lamellibranchiaten, Car- diola interrupta Sow. und bei Hasselfelde Phacops fecundus var. communis BARR., beides rein obersilurische Formen. Bei Harzgerode kommt nach DenckMAnnN (a. a. O.) Mono- graptus Roemeri in ähnlichen Schichten vor. So erweist. sich diese Grauwackenzone als obersilurisch, und zwar ist sie jünger als die Hauptmasse der Grapto- lithenschiefer, in denen besonders die tieferen Zonen des Unter-Ludlow enthalten sind. Wie weit diese Grau- wackenzone nach obenhin ins Mittel- oder Ober-Ludlow oder sar Downtonian reicht, muß vorläufig dahingestellt bleiben, doch spricht die große Mächtigkeit der Schichtenfolge für ein Hinaufreichen in diese jüngeren Horizonte. Im Norden von Hasselfelde und Allrode dehnt sich das weite Gebiet des Plattenschiefers und der Tanner Grau- wacken. aus, die bei Allrode an die obersilurische Grau- wackenzone anschließen, während sich bei Hasselfelde zwischen Graptolithenschiefer und Plattenschiefer ein Zug unterdevonischer Schiefer.mit Kalk- und Grauwackenlinsen einschaltet. Ihm gehören einmal die ‚„Hercynkalke“ von Trautenstein im Westen von Hasselfelde an und dann im Osten des Städtchens die Kalkgrauwacken vom Hohe Berg, die bei der Aufnahme gefunden wurden. Nach der Fauna: Spirifer Hercyniae GreB., Spir. Bischofi GEB. Rhynchonella — 98. — pila SCHNUR, Crinoiden u. a. m. handelt es sich um Unterkoblenzschichten. Ob diese Schichten über Jem Silur transgredieren oder an einer Störung an die oraptolithenschiefer grenzen, ließ sich noch nicht ent- scheiden. Nördlich von Stiege beiderseits der Hassei tritt das ältere Obersilur zu Tage. Der Bahneinschnitt am Ndr. Mühlenberge entblößt steilstehende Schiefer mit gelegent- lichen Quarzit- und Sandsteinbänken. Im Nordteile des Einschnittes führen die Schiefer Retiolites Geinitzianus BARR., Monograptus priodon BRONN und Monograptus vome- rinus NiIcH., eine Graptolithenfauna, die in England im untersten Wenlock vorkommt. Oberes Wenlock steht im Südteil an mit Cyrtograptus Carruthersi LAPW., Monograptus testis Barr., Monograptus Flemingi SALT., Gothograptus spinosus WooD u. a. m. Die Gesamtmächtig- keit der Wenlockschichten beträgt rund 150 m. Jenseits einer Störung treten in der Südendigung des Einschnittes Schiefer vom Alter des Tarannon auf (Monograptus Marri PERNER, Monograptus spiralis GEIN.). Der Hütteberg östlich der Hassel besteht aus Quar- ziten, Quarzitschiefern und Schiefern. Als Seltenheiten findet man in den Schiefern Graptolithen und zwar: Di- plograptus (Orthograptus,) bellulus Törnau., Monograp£us Sedgwicki PoRTL., Monograptus lobiferus M’Coy und Mo- nograptus leptotheca Lapw. Sämtliche Arten sind in Eng- land an das Llandovery gebunden. Die Schiefer und Quarzite des Hütteberges sind somit das älteste bisher bekannte sichere Silur des Harzes. Unter Berücksichtigung der übrigen len Fundpunkte, deren Material neu durchbestimmt wurde, läßt sich der derzeitige Stand unserer Kenntnis vom Silur des Harzes in beigefügter Tabelle zusammenfassen, wobei das Silur des Nordrandes bei Wernigerode auf Grund der großen Ähnlichkeit der hier vorhandenen „Bandkalke”“ mit ge- wissen Kalken westlich Allrode zu der „Grauwackenzone“ gestellt wurde. Für den Aufbau des Harzes ergibt sich bei der Be- trachtung der Lage der einzelnen Silurvorkommen eine bemerkenswerte Tatsache. Bei Lauterberg am Südrande beginnend, zieht eine Aufwölbung der ältesten Schichten schräg durch den Harz hindurch, in dem sich ein Grap- tolithenfundpunkt an den anderen reiht (Zorge, Bennek- kenstein, Hasselfelde, Allrode, Lindenberg, Harzgerode, 319 Monograptus Roemeri, M. dubius Cardiola interrupta Phacops fecundus, var. communis Mittel ? Monograptus dubiüs, M. chimaera, M. bohe- micus, M. scanicus, M. Nilssoni, M. colonus, M. Roemeri, M.varians, Gothograptus spinosus, - Cardiola interrupta Ludlow Unter (Zone 32—36) Monograptus Flemingt, M. testis, M. dubius, Gothograptus spinosus, Cyrtograptus Carru- thersi Wenlock (Zone 26—31) Retiolites Geinitzianus, Monograptus priodon, M. vomerinus Monograptus Marri, M. spiralis, M. Halli Tarannon (Zone 22-25) Diplograptus bellulus, Monograptus Sedgwickt, M. lobiferus, M. lepto- fheca, M. Clingani, M. decipiens, Scyphocrinus Llandovery (Zone 16—21) Ober Unter „Grauwackenzone‘“. Schie- fer mit Grauwacken- u. Kalklinsen, Kieselkarbo- natlinsen, Kieselgallen- lagen Hasselfelde, Allrode, Lin- denberg, Harzgerode Silur des Nordrandes bei Wernigerode Der größte Teil der „Graptolithenschiefer“ i.e. S. mit intrusiven Diabasen Lauterberg, Hasselfelde, Allrode, Harzgerode, Pansfelde usw. Graptolithenschiefer bei Thale Schiefer, Quarzite und Sandsteine Niederer Mühlenberg bei Stiege Ruschelige Schiefer _ Niederer Mühlenberg bei Stiege Panzerbergbei Harzgerode Schiefer und Quarzite vom Hütteberg bei Stiege Schieferzug nw. Ben- neckenstein Große Teile des ‚„Haupt- quarzits“ im Süden der „Sattelachse“ Pansfelde, Harkerode) bis zum Nordrande des Gebirges bei Aschersleben. gibt die „Silurachse‘ unserer Auffassung. Die Verbindungslinie sämtlicher Punkte er- Ein durch- gehender Zug von Silur ist freilich nicht vorhanden, son- dern hier und da taucht das Silur aus den jüngeren — SAN — Schichten heraus, und ein Silursattel löst den anderen ab. Nur im Ostharz ergeben sich große zusammenhängende Silurzüge. In paläogeographischer Beziehung fällt besonders der krasse Unterschied in der faziellen Entwicklung des Harzer- und Thüringer Silurs auf. Die obersilurische Grauwacken- zone des Harzes fehlt in Thüringen ganz. Einzig und allein die oberen Graptolithenschiefer Thüringens geben sich im Harz gut zu erkennen, wo der Ockerkalk hingegen fehlt. Die unteren Graptolithenschiefer Thüringens wer- den im Harz durch Schiefer und Quarzite vertreten,: wie sie auch in Belgien‘) in diesen Horizonten vorkommen. : Somit zeigt das Silur des Harzes einmal Anklänge an die böhmisch-mediterrane, andererseits an die nordeuropäische Entwicklung, stellt also ein Übergangsgebiet zwischen beiden dar. Briefliche Mitteilungen. 12. Zur Frage der Lößbildung. Von Herrn A. F. v. Srtanı, Uusikirkko, Pitkäjärvi. W. L., Finnland. Der. Vortrags des Herren K. KEILHACK über „Das Rätsel der Lößbildung‘“:) bestimmt mich, einige meiner Beobachtungen der Lösse in Rußland und Persien hier mit- zuteilen. In Südrußland beginnen die Lösse in einiger Entfernung von den südlichsten Endmoränen der Eiszeitgletscher aul- zutreten und lagern auf sehr verschiedenartigem Gestein; so z. B. im Eisenerzrayon von Krywoi—Rog, an den Flüssen Saksagan und Ingulez, auf Granit, Diabasporphyrit, kri- stallinen Schiefern, Dachschiefern, erzführenden Quarziten und südlicher auf den Mactra-Kalken des Sarmats. Ost- 4) MaraısE: Ann. soc. geol. de Belgique, XXV, bis S. 180, 1899. 1) Diese Zeitschr., Monatsber. 1920 Nr. 6,7, S. 140. — el lich von hier, bei Grischino, lagern die Lösse auf dem Oberen Karbon; im Kreise Bachmut auf Gesteinen des Perm und weiter südlich und östlich auf Karbon-, Jura- und Kreidesedimenten. Überlagert werden diese Lösse von einer Schicht Schwarzerde (Tschernozem), deren Mächtig- keit zwischen 0,3 m und 0,5 m schwankt. | In den, Steppentälern und Schluchten erscheinen die Lösse ganz oder zum Teil erodiert und die Schwarzerde manchmal stark angereichert, so, daß sie eine Mächtig- keit bis zu 2 m erreicht. Im Osten, am Wege von Uralsk nach Gurjew lagern in den Hügeln Inderskije—Gory mächtige Lößschichten zum Teil auf Sedimenten des Perm, aber auch auf aus- gebreiteten Höhlungen, die vermutlich durch die Auslaugung von Salzstöcken entstanden sind, da ich am Boden einiger Schluchten, die anscheinend tiefer herunterreichten als die Wasserfläche des von hier etwa 1 km entfernten Ural- flusses, ansehnliche Blöcke von Gipsspat vorfand. Der Indersky-See ist ein Einsturzgebiet solcher Höh- lungen, das Wasser eine konzentrierte Salzlauge und voll von auskristallisiertem Chlornatrium. An den Ufern stehen Jura- und Kreidegesteine, überlagert von Aktschagyl- schichten, an. i Noch östlicher, bei Uil am Flüßchen Ulu-Uil, bestehen die Uferbänke, die hier einen Canon bilden, aus einer etwa 20 m mächtigen Schicht typischen Lösses. Südlich von den genannten Gegenden keilt sich die Schwarzerde aus und entblößt den Lößboden. Im Gebiet der Flüsse Emba und Sagis im Gurjewschen Kreise der Kirgisensteppen, kommen die Lösse nur zwischen dem östlichen Ufergebiet des Kas- pischen Meeres und der Hügelgegend im Osten vor. Die Lösse Südrußlands sind nicht immer von gleicher Beschaffenheit, bald heller, bald dunkler gefärbt, auch im feuchten Zustande mehr oder weniger plastisch und ent- halten oft nußgroße Stückchen von Kreide eingelagert; ein Beweis, daß der Lößschlamm von Wasser transportiert und aus demselben abgelagert wurde. Im Kaukasus lagern die Lösse auch in einiger Ent- fernung von der Basis des Gebirges, wo Konglomerate, Geröll- und Sandboden vörherrscht. Auch hier wird stellen- weise der Löß von Schwärzerde bedeckt. Im westlichen Ufergebiet des Kaspischen Meeres zwi- schen Petrowsk und Baku, sind die Lösse meistens nur schwach entwickelt, obwohl hier die häufigen Nordstürme 21 — 322 — ungeheure Staubwolken mitführen; dagegen sind sie schon stärker in den Steppen Transkaukasiens, zu beiden Seiten des Kuraflusses, wie auch gleichfalls im Alazantal von Kachetien. Interessant sind hier die Uferbänke des Turdo- flusses, der aus dem Kiachetinischen Höhenzuge, bei Telaw vorbei, in den Alazan fließt, hier stehen am linken Ufer, vor dem Austritt in die Ebene, 253 m hohe Lößterrassen wenigstens 10—15 m über der Alazanebene an, in deren abschüssigen Wänden sich zahlreiche alte Höhlenwohnungen befinden. Solche Lößterrassen habe ich auch an ver- schiedenen Orten Persiens, so am Austritt des Sefid-Rud- Flusses aus den Bergen in die Niederung von Gilan, in den Schluchten des Bafk-Gebirges östlich und nordöstlich von Jezd und anderwärts beobachtet. Alle diese Lösse, wie auch solche, die in den persischen Wüsten über die Ebene emporragende Gruppen bilden und Schehri-Lut = Wüsten- städte genannt werden, sind von der Erosion verschont gebliebene Reste einer früheren, höher gelegenen Ebene und älter als die Lösse der rezenten Ebene, oder wenigstens deren oberen Schicht, was darauf hinweist, daß die Tal- depressionen früher viel tiefer waren und die schon in den Gebirgsschluchten beginnenden Lößablagerungen ein stärkeres Gefälle zur Talmitte und den Mulden hatten, die sich erst später durch Regen- und Flußwasser mit dem abgetragenen Löß auffüllten. In Persien sind Lösse über das ganze Hochland ver- breitet, lagern aber immer nur (außer an den erwähnten Stellen) in einigem Abstand von den Bergen. In den Canonwänden am Wege von Teheran nach. Mesch- hed, zwischen Deh-i-Nämäk und Lasgird, wie auch süd- östlich und südlich von Semnan, kann man beobachten, wie am Fuß der Berge grobe Konglomerate lagern, die in _ immer kleineres Geröll, sodann Sand und schließlich, näher zur Wüstenebene, in typischen Löß übergehen. Andererseits sind starke Sand- und Staubstürme in Wüstengegenden wie dem persischen Hochland nichts selte- . nes; wo der Erdboden von keinem oder doch unzureichen- dem Pflanzenwuchs geschützt wird. Als ich im Jahre 1890 mich im Villenort Taft, süd- westlich von der Stadt Jezd, im Schirkuh-Gebirge, etwa 460 m höher als Jezd, aufhielt, fegte solch ein Sandsturm ‘von SW her die Schlucht entlang; zu derselben Zeit, mitten am Tage, herrschte im Laufe einiger Stunden in Jezd totale Finsternis bei vollkommener Windstille. Der Sturm- 929 — wind brach sich einigermaßen an den nördlich von Jezd sich erhebenden Chorumä-Bergen, infolgedessen fielen nahe der Mitte der Jezdebene Dünensande nieder. Der vom Luftstrom in einem höheren Horizont geführte Staub und Sand flog weiter über die Berge. Solche Stürme wie auch die häufig vorkommenden Wirbelwinde, welche Staubhosen verursachen, treiben ansehnliche Mengen von Staub in die Luft. Bei abnehmender Stärke des Windes fallen die schwereren Bestandteile zur Erde, die feinsten Stäubchen dagegen bleiben auch bei völliger Windstille in trockener Luft schweben und die Luft erscheint dann wie von Dunst erfüllt. In den Sommermonaten habe ich so manches Mal von der Höhe des 3840 m hohen Schemrangebirges bei Teheran beobachtet, wie nach unten und oben die Luft klar zu sein schien, dagegen in horizontaler Richtung eine braune Wolke den Fernblick behinderte; aber schon ein leichter Regen bringt den Staub herunter und klärt die Luft. Das Quantum dieses äolischen oder subärischen Löß- staubes ist im ganzen doch so gering, daß eine mächtigere Ablagerung ohne Zutun der Wasserschlämmung nirgends zutage tritt. Die russische Schwarzerde besteht ja schon seit Jahrtausenden, nirgends findet man aber eine Spur von Überlagerung durch Löß; auch müßte ein äolischer Löß auch jenseits der Eiszeitzone sich niederschlagen und nicht nur in bestimmten Gegenden des mehr oder weniger ge- mäßigten Klimas. Ich habe in Persien sehr oft Platzregen erlebt, - wo dann die ganze, leicht geneigte Ebene gleichmäßig von milchkaffeebraunem Wasser überrieselt wurde. Das Sedi- ment dieses Wassers stammte aber nicht aus der Luft, sondern von den Bergen, Hügeln und der Ebene selbst. Solche Regengüsse brachten nicht nur die Zersetzungs- produkte der Berge herunter, sondern setzten auch die schwe.eren Teile am Fuße der letzteren ab und transpor- tierten die feineren Teile weiter zur Taldepression, wobei in allen Bodenvertiefungen sich Schichten von Lößschlamm ablagerten, die nach dem Austrocknen in unregelmäßige Schollen zerbarsten, dann aber durch die Einwirkung der Luft in gewöhnlichen Löß zerfielen. Ob die chinesischen Lösse anders sind als die russischen und persischen, möchte ich bezweifeln. Herr Dr. T. FE- GRÄus, vormaliger Geologe von Gebr. NoBEL in Baku, der das Ferghanagebiet bereist. hat, teilte. mir seinerzeit mit, ale — 324 — daß nach seinen Beobachtungen die Lösse an der Grenze von China nicht subärischen, sondern fluviatilen Ursprungs sind. In Anbetracht der angeführten Beobachtungen bin ich der Ansicht, daß zur Zeit des Abtauens der Eiszeitgletscher infolge der großen Luftfeuchtigkeit und der kalten Luft- strömungen eine Pluvialperiode eintreten mußte, wobei nicht nur Teile der Moränenschlämme, sondern auch der Detritus der anstehenden und zutage gehenden Gesteine vom Regen- wasser abgespült wurden und von dem sich niederschlagen- den Schlamm alle Vertiefungen ausgefüllt werden mußten, was zur Ausbildung ausgebreiteter Ebenen führte. Erst später begannen einzelne Gerinsel sich zu sammeln und Flußbette auszuformen, wobei ein Teil der Lösse wieder erodiert wurde. Gegen Ende der Pluvialperiode wird sich ° das ganze Land, welches bis dahin wohl pflanzenlos war, in eine dem damaligen Klima entsprechende, von Moosen bestandene Tundra verwandelt haben, ‘worauf bei weiterem Rückzug der Gletscher ein wärmeres Klima die Ablösung der Moose durch Gräser usw. bewirkte. Die Verwitterung dieser Pflanzen lieferte auch das Material zur Bildung der Schwarzerde in Südrußland und Westsibirien. Diese Schwarzerde (Tschernozem) besteht aus Lehm, d. h. Löß, Dünensand und Humus, und wird nirgends von Löß über- lagert. In den südlicheren Ländern, wie z. B. dem Kaukasus, Persien, Transkaspien und Zentralasien usw. sind zur Eis- zeit die höheren Gebirge aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls vergletschert gewesen; diese Gegenden haben wohl auch eine mehr oder weniger intensive und langanhaltende Regenzeit gehabt, welche die Lößbildung förderte, wobei, wie schon erwähnt, in Betracht gezogen werden muß, daß die Mulden und Täler dazumal jedenfalls eine bedeutend größere Tiefe und steilere Geländeneigung haben mußten. Viele Depressionen in Persien, wie z. B. diejenige im NW, N und O von Isfahan weisen heute noch untrügliche Spuren einer intensiven flutartigen Erosion auf. Das im Vergleich mit den nördlicheren Gegenden be- deutend wärmere und trockenere Klima verhinderte eine Tundra- und folglich auch eine Schwarzerdebildung ıund die Gegenden behielten bis auf den heutigen ‚Tag ihren ur- sprünglichen Steppen- oder Wüstencharakter mit ausge- sprochen kontinentalem Klima. Die außerordentliche Fruchtbarkeit der Lösse und der Schwarzerde ist darauf zurückzuführen, daß in denselben — 2.2 — die Zersetzungsprodukte der verschiedenen Gesteine sehr gleichmäßig und fein gemischt vorhanden sind, und was .den Kalkgehalt anbetrifft, so läßt er sich dadurch erklären, daß fast in allen Gegenden, wo Löß vorkommt, auch mehr oder weniger kalkhaltige Gesteine entweder im Liegenden des Löß oder in den über denselben emporragenden Hügeln und Bergen anstehend zu finden sind. Die weit verbreitete weiße Schreibkreide des Senon verschlämmt sich sehr leicht, aber auch härtere Kalke verwittern selbst in wärmeren, trockenen Ländern wie Persien nicht unerheblich, wovon ich mich überzeugen konnte, indem selbst am Fuß der Berge liegende Kalksteingerölle an der Oberfläche von Erosionsfurchen bedeckt waren. 13. Bothriocidaris und die Abstammung ‚der Seeigel. Von Herrn N. YAkowrew in Petersburg. (Mit 1 Textfigur.) Die Frage, welcher Gruppe von Echinodermen die See- igel ihre Herkunft verdanken, ist in der zoologischen und paläontologischen Literatur selbstverständlich schon des öÖf- teren erörtert worden. Die meisten Paläontologen, wie NEUMAYR, GREGORY, JACKSON, sind zur Annahme geneigt, daß die Seeigel aus der Klasse der CysZoidea herrühren. Indem Jackson 1912 die meist neuen Versuche, die Seeigel von den Seesternen oder den Seelilien herzuleiten, erwähnt, verwirft er sie durch seine kritischen Bemerkungen. Ich glaube der Abstammung der Seeigel näher zu kom- men, wenn ich von den Cysfoidea Diploporita ausgehe und zu Bothriocidaris übergehe. Ich bin auf diesen Gedanken gekommen, als ich vier Exemplare von Bothriocidaris, von denen sich drei in Petrograd, darunter ein bis jetzt noch nicht präpariertes (Universität) und ein Exemplar in Berlin befinden, studierte, außerdem hatte ich in London und in Oxford Gelegenheit, Exemplare eines anderen silurischen Seeigels, des Palaeo- — 1926 — discus, kennen zu lernen. Während meines Aufenthalts in Berlin, London und Oxford haben mir Prof. PoMPrEcKJ, Dr. BATHER und Prof. SoLLAs Beihilfe erwiesen, wofür ich den genannten Herren meinen Dank ausspreche. Beim Studium der Beschreibung des Proteroblastus (Dactylocystis) von JAEKEL, wurde ich auf die unter den Cystoidea in ihrer Art einzig dastehende Neigung des Proteroblastus aufmerksam, die Poren der Theca an den ambulakralen Täfelchen zu konzentrieren. JAEKEL bemerkt (Stammesgeschichtie der Pelmatozoen, 1899, S. 435), daß „diese Eigenheit der in Rede stehenden Art einen eigen- tümlichen Charakter verleiht, der zu der Annahme ver- anlassen könnte, daß man es mit einem Seeigel zu tun habe, aber diese Annahme wird sofort in Anbetracht der Finger an den ambulakralen Täfelchen wieder hinfällig. Immer- hin ist diese Konzentration der Thecalporen für die CysZoidea ganz ungewöhnlich, da sie, wenn überhaupt, bei ihnen auf den interambulakralen Täfelchen auftritt. Im Rahmen der Gattung ist diese Tatsache natürlich nicht auffällig, da sie bereits bei Profocrinites oviformis beginnt.“ Proteroblastus kann natürlich nicht als Seeigel betrachtet werden, indessen verdient die Frage des Verhältnisses der Gruppe Diploporita (Proteroblastus, Protocrinites) zu den Seeigeln besondere Beachtung. Die Verwandtschaft der Seeigel mit den CysZoidea wird, wie gesagt, oft anerkannt, aber es gibt keine Hinweise auf bestimmte Gruppen der Cysioidea, von denen Seeigel ab- stammen könnten. Vom Standpunkt der Notwendigkeit all- mählicher Übergänge aus, der früher beim Vorherrschen des Diarwinismus dominierte, gibt es im vorliegenden Fall na- türlich keine solchen Übergänge, wenn man aber die Mög- lichkeit der Entwicklung auf dem Wege sprunghafter Ver- änderungen zugibt, die immer mehr Anhänger findet (in der Paläontologie z. B. DorLLo und SMITH WO0ODWARD), sd wird die Frage der gegenseitigen Beziehungen zwischen den Echinoidea und den Cystoidea Diploporita zu erörtern sein. Wir gehen somit zur Erörterung der zwischen den Protocrinidae und Bothriocidaris, bestehenden Beziehungen über. Außer der von JAEKEL erwähnten Konzentration der Poren des Proteroblastus auf den ambulakralen Täfelchen, ähnlich wie bei den Seeigeln, ist auch die Ähnlichkeit in der Anzahl der vertikalen Reihen der Täfelchen von Inter- esse. Proteroblastus wie Bothriocidaris besitzen 15 Reihen Täfelchen, je zwei Reihen in jedem Ambulakrum und je — EA eine Reihe im Interambulakrum. Ich habe dabei /Protero- blastus Schmidti JAEKEL (a. a. O., Taf. V, Fig. 7) im Auge. In dieser Abbildung, die in die Lehrbücher (ZiTTEL, ABEL u. a.) übergangen ist, zeigt diese Cystoidee zwar ihren am besten erhaltenen, aber auch am wenigsten charakte- ristischen Interradius. Er ist insofern am wenigsten charak- teristisch, als es der einzige Interradius ist, der aus zwei Reihen Täfelchen gebildet zu sein scheint, nicht aber aus einer Reihe, wie bei anderen Interambulakren. Diese Nei- gung, zwei Reihen zu bilden, besteht darin, daß zu vier (nicht fünf, wie auf der JAEKELschen Abbildung angegeben) von den elf in vertikaler Reihenfolge liegenden Täfelchen, in Querrichtung noch je ein Täfelchen tritt. Diese in Quer- richtung nebeneinander angeordneten Täfelchen zeichnen sich dadurch aus, daß ihre Höhe, wenn auch nur in schwachem Maße, ihre Breite übertrifft (die JAEKELSche Abbildung ist auch in dieser Beziehung ungenau), während bei den alleinigen Zwischenplatten ihre Breite die Höhe übertrifft; vielleicht ist die Queranordnung in Paaren und der gegenseitige Druck der Grund der Zusammenziehung der Täfelchen in der Querrichtung. Bei anderen Interambu- lakren sind alle horizontal liegenden Täfelechen im Mittel- teil der Länge des Interambulakrums quergezogen,;, und spitzen sich keilförmig abwechselnd ein Täfelchen nach der rechten, eines nach der linken Seite hin zu. In dieser Beziehung habe ich eine Ähnlichkeit mit -Bothriocidaris festgestellt. Bei diesem ist das, wenn auch nicht regel- mäßig vorkommende Vorhandensein der keilförmig zuge- spitzten Täfelchen nicht erwähnt worden, dadurch unter- scheidet sich Bothriocidaris von den jüngeren Seeigeln mit ihren parallelen oberen und unteren Rändern der inter- ambulakralen Täfelchen. Eine solche Keilförmigkeit der Täfelchen habe ich nur bei Bothriocidaris globulus fest- stellen können. Bei B. Pahleni sind alle Täfelchen oben und unten von paralle!en Rändern begrenzt. Leider ist uns der Bau der Polarteile der Schale von Proteroblastus Schmidti nicht bekannt. Ich nehme an, daß Bothriocidaris ein anderer Vertreter der Cysfoidea, nämlich ‚Protoerinites oviformis näher steht. Wie oben bemerkt, hat nach JAEKEL Protocrinites ebenfalls die Neigung zu einer schwächeren Entwicklung der Poren in den Interambulakren, und wenn Proteroblastus von Protocrinites abstammen sollte, so könnte ebenso leicht bezüglich der interambulakren Felder auch Bothriocidaris entstehen. Wenn Protocrinites ovi- a formis in den Interambulakren zumeist zwei vertikale Reihen Täfelchen aufweist (wenn auch nicht in der ganzen Aus- dehnung), so kenne ich doch ein von mir als Geschiebe auf- gefundenes Exemplar aus Windau, das in allen Interambu- lakren nur je eine Reihe Täfelchen aufweist. Dieses Exemplar bietet auch noch dadurch Interesse, daß es fünf verhältnismäßig große Täfelchen zeigt, die an dem Stiel anliegen. Diese Täfelchen sind interradial gelegen, und. bilden zusammen mit der nächstliegenden Reihe der ra- dialen Täfelchen auch der von Ambulakren freien, wohl das Scheitelschild des Seeigels. Die Poren, die wie bei den Cysfoidea angenommen wird, zum Atmen dienen, sind in bezug auf diese Funktion vielleicht durch innere Kiemen ersetzt worden; man kennt sie unter der Bezeichnung „StuArrsche Organe“, die gerade für die primitivsten unter den heutigen Seeigeln charakte- ristisch sind. Die auf jedem ambulakralen Täfelchen ver- bliebenen Doppelporen haben ihre anfängliche Bestimmung geändert und dienen zum Durchgang der ambulakralen Füßchen. Darin findet die eigentümliche Zweiteilung der Ambulakralfüßchen der Seeigel ihre Erklärung. Bei anderen Klassen der Stachelhäuter fehlt die Zweispaltung der Füß- chen. Dieser Wechsel in der Funktion der Organe ist in der Organismenwelt oft anzutreffen. Zum Schluß gebe ich noch einige Ergänzungen zu den vorhandenen Beschreibungen von Bothriocidaris: Die von ScHMIDT gegebene Abbildung des Scheitel- schildes (Tafel IV, Fig. 28) kann insofern etwas vervoll- ständigt werden, als die Augentäfelchen, die auf der Ab- bildung mit 5 und 2 bezeichnet sind, sich an das Täfel- chen 1 anschmiegen, ohne daß die oberen interambulakralen Täfelchen sich dazwischen einkeilen, wie dies zwischen 1 und 2 fälschlich angegeben ist (die Abbildung von JACKSON nach ScHMmipr ist noch weniger richtig [Taf. I, Fig. 9). Im Gegenteil keilen sich die interambulakralen Täfelchen zwischen 2, 3, 4 und 5 ein, wie dies SCHMIDT richtig an- gibt. Der Grund liegt wahrscheinlich an: der bedeutenden Größe des Täfelchens 1 (Madreporenplatte I). JACKSoN hat keinerlei Anlaß, an deren von JAEKEL angeführten Be- stehen zu zweifeln, wobei er übrigens seine Zweifel nicht begründet. Die Madreporenplatte zeigt eine charakte- ristische Skulptur, die auch von ScHMiprT hervorgehoben wird; die aber schärfer ausgedrückt und komplizierter ist, als es seine Abbildung Fig. 2 darstellt. Diese Skulptur 800 (siehe Textfigur 1) erinnert an die Skulptur der Madreporen- platte einiger anderer Cystoidea, z. B. Glyptosphaerites. Die radiale Lage des Madreporits bei Bothriocidaris haben vielleicht einen gewissen Zusammenhang mit der eben- so ungewöhnlichen radialen Anordnung der Zähne des Kauapparates, wie es für B. archaica angedeutet ist. Fig. 1. Skulptur der Madreporenplatte von Bothriocidaris. Ferner sei bemerkt, daß die Doppelöffnungen für die Füßchen, die nach SCHMIDT und JAcksoN derartig gelegen sind, daß die sie verbindende Linie vertikal ist, in Wirk- lichkeit so angeordnet sind, daß die Linie mit der Vertikale einen Winkel von fast 45° bildet, indem deren oberes Ende zu dem nächsten Interambulaktrum neigt, so daß sich bei der einen Hälfte des Ambulaktrums eine Neigung nach der einen und bei der anderen eine solche nach der anderen Seite ergibt. Es ist von Interesse, daß die Poren bei Palaeodiscus JACKSON ebenso gelegen sind. JAcKson hält Bothriocidaris für den Vorfahren aller Seeigel und begründet dieses da- durch, daß die Entwicklung der Interambulakren bei Bothriocidaris an der Baüchseite mit einer Platte beginnt. Indessen genügt diese Tatsache kaum, um eine Verbindung herzustellen. Wenn der kugelförmige Körper meridional in Sektoren geteilt ist, so kann ein jeder derselben, indem er sich zum Pol zuspitzt, selbstverständlich eine Platte dar- stellen, ganz abgesehen davon, wieviel Plattenreihen das Interambulaktrum weiter aufweist. Diese einzelne Polplatte kann somit bei verschiedenen Seeigein ohne jeden Zusammen- hang entstehen. JAEKEL hält Bothriocidaris für einen spe- zialisierten Seeigel, dieses erscheint mir richtig, wenn keiner- lei nicht spezialisierte Vorfahren dieser Seeigel vorausgesetzt werden. —_ 3830) — Möglicherweise hat Bothriocidaris keine solche Vor- fahren gehabt. Bothriocidaris steht auf einer, von den sonstigen Seeigeln unabhängigen Entwicklungslinie. Die diphyletische, oder sogar die polyphyletische Entwicklung der Seeigel aus Cysfoidea Diploporita, vielleicht auch nur ausschließlich aus Protocrinidae, ist wahrscheinlich. Die zweite Linie der Seeigel ist im Oberen Silur durch die Gattungen Echinocystis und Palaeodiscus dargestellt. In bezug auf den letzteren ist vielleicht der von SoLLAs er- wähnte komplizierte Bau seiner Ambulakren — aus zwei Reihen Platten, — eine über der anderen —, eine Folge davon, daß die von den Vorfahren der Cysitoidea herrühren- den Deckplatten der Ambulakren noch nicht verschwunden sind. Die Anordnung dieser und jener Piatten habe ich infolge meines zu kurzen Aufenthalts in Oxford nicht Klar- stellen können, insbesondere da ich nicht in der Lage war, Abdrücke der Ambulakren herzustellen. Der Übergang von den Cysifoidea zu den Echinoidea muß somit sprunghaft vor sich gegangen sein, etwa durch plötzliches Verschwinden der „Finger“. Morphologisch hat er nicht anders vor sich gehen können, namentlich da er auch biologisch sprunghaft war, und indem ein Übergang von der festangehefteten Lebensweise zur willkürlichen Be- wegung stattfand. 14. Die Trias von Neuseeland. Von Herrn O. WILCKENS in Bonn. Auf Neuseeland kommt marine Trias in alpiner Aus- bildung vor. Die Fazies ist sandig-schiefrig. Kalke scheinen ganz zu fehlen. In der Fauna werden die wenigen Cephalopoden und Gastropoden überwogen durch reichlich vertretene Bivalven und Brachiopoden. Ich war in der Lage, eine Sammlung von neuseeländischen Triasfossilien zu untersuchen, die Herr JAMES PArk von der Bergbau- abteilung der Otago-Universität in Dunedin und der ver- storbene Direktor des Kolonialmuseums, Herr HAMILTON, gesammelt und dem verstorbenen GEoRG BoEHM in Frei- burg gesandt hatten, der seinerseits mir die Bearbeitung überließ. Da die Beschreibung dieser Fauna, die in den — 93 — Palaeontological Bulletins der Geological Survey of New Zealand erscheinen soll, wegen der auch in Neuseeland bestehenden Druckschwierigkeiten frühestens im nächsten Jahr veröffentlicht werden wird, erlaube ich mir, einige Ergebnisse der Untersuchung hier mitzuteilen. Die Fauna stammt von vier Lokalitäten: dem Eishty- eight-Valley in Nelson, der Küste der Shaw Bay an der Ostküste der Südinsel, dem Mount Potts und dem Mount Mary in den südlichen Alpen. Die Gesteine von Nelson und aus dem Shaw Bay- Profil gleichen stark Gesteinen der Oberkoblenzschichten von Koblenz: Es sind grünliche, verwittert bräunliche Grauwacken und Sandsteine, außerdem aber zum Teil auch Konglomerate, unter deren Komponenten besonders ein roter Granit auffällt. Diese beiden Lokalitäten haben 37 Arten geliefert, von denen 16 neu sind, während die übrigen zu den von TrecHnmann beschriebenen Formen ge- hören. 29 Arten ließen sich mit ähnlichen Formen ver- gleichen, darunter die meisten mit solchen der karnischen Stufe. Die Halobien sprechen für Karnisch, ein Proclydo- nautilus widerspricht wenigstens nicht dieser Bestimmung, Pseudomonotis ochotica weist auf Anwesenheit der norischen Stufe. In einem von PARK mitgeteilten Profil aus Nelson, in dem der tiefste Schichtenkomplex mit A, die folgenden mit B, ©, der höchste mit D bezeichnet ist, liegen die Stufen bzw. ihre Unterabteilungen folgendermaßen über- einander: A: Oberes Karnisch, B: Tieferes Karnisch, C: Tieferes Karnisch und Norisch, D: Kaihikustufe. Letztere liegt normal. :unter dem Karnisch und ist vielleicht ladinisch. Es folgt aus der Schichtanordnung, daß hier sehr bedeutende Dislokationen vorhanden sein müssen. In Neuseeland sind die skythische und die anisische Stufe nicht bekannt. Die Obertrias transgrediert. Mount Potts in der Provinz Canterbury ist bekannt als Fundort für eine rätische Flora mit dem lange für Glossopteris gehaltenen Linguifokum Lillieanum. Auch hier ist die Lagerung sehr gestört. Marine Trias liegt über den Pflanzenschichten, ist aber vom Alter der Kaihiku- stufe. Die Fauna ist von JuL. v. HaAıAsr entdeckt. Sie enthält einige Gastropoden und Bivalven, darunter Daonella cf. indica, vornehmlich aber Brachiopoden. Die Fossilien zeigen starke Deformation durch Gebirgsdruck. Sie be- sitzen noch vielfach ihre Kalkschale, während an den —ı #392. — beiden erstgenannten Lokalitäten fast nur Steinkerne und Abdrücke vorkommen. Die Fossilien vom Mount Mary (Provinz Otago) liegen in einem phyllitischen Tonschiefer von paläozoischem Habitus und in braunen Sandsteinen. In den Tonschiefern sind sie stark ausgewalzt. Unter den Bivalven finden sich Trigonodus und Heminajas, unter den Brachiopoden große, breitflügelige Spiriferinen. Der einzige Ammonit, Hollan- dites Parki, gleicht am meisten dem H. Dungara Dikn., einer Muschelkalkform. Mount Potts und Mount Mary gehören beide der Kaihikustufe an. Der Charakter der neuseeländischen Triasfauna ist durchaus eigenartig. Es fehlen ihr zwar nicht einige. weit- verbreitete Typen, wie Halobien aus der Gruppe der H. Zitteli und Pseudomonotis ochotica. Aber das meiste ist spezifisch ‚„maorisch‘“, wie die großen, breit geflügelten Spiriferinen, die in ihrer Form durchaus an devonische und karbonische Spiriferen erinnern und sonst nirgends in der Trias gefunden werden, die Mpyaliniden mit ihrer paläozoischen Tracht, die außerordentlich plastische Muschelgattung FAokonuia. Alles mutet fremdartig und altertümlich an. | Nur ein Gebiet zeigt enge Verwandtschaft mit der neuseeländischen Trias: Neukaledonien. Auch hier trans- grediert die Obertrias, Gesteinscharakter und Faunen- bestand sind, soweit wir wissen, ähnlich oder gleich. Diese Erscheinung erklärt sich leicht. Neukaledonien ist nicht nur das nächste Gebiet, wo Trias vorkommt, sondern es handelt sich bei ihm auch um ein benachbartes Stück derselben orogenetischen bzw. Geosynklinalzone. 15. Nachtrag. Von Herrn Erica SrtaAaca in Berlin-Pankow. In der Arbeit „Die stereographische Darstellung tekto- nischer Formen usw.“ in Bd. 74, Abh. Nr. 2-4, fehlt S. 282 für die Formel versehentlich die Literaturangabe. Diese ist: H. v. Hörer, Anleitung zum geologischen Beobachten, Kartieren und Profilieren, Braunschweig 1915, S. 69. —m— Ortsregister. Die Seitenzahlen der Monatsberichtesindkursiv gedruckt. Afrika, Intrusionen Alaska, tertiäre Verglet- scherung . Allrode, Silur Anden, Chronologie Apenrader Föhrde Aralsee, Cölestin . Arnsgereuth, Silur Astoria, Miocän Baltisches Meer, Mangan- knollen BRENNER] Barenzow-Meer, Mangan-. knollen Bayerischer Wald, Tektonik —\—, Tiefengesteine Bayern, Tektonik Beelitz, Sander Belgien, Pliocän Benthe, Dislokationen Berlin, Diluvium .. —, Morphologie —, Paludinenbank —, Schwerestörung —, Tektonik Berlinchen, Sander . . Birkenheide, Silur 242, 244, Bober, Rotliegendes Bober- Katzbachgebirge, Schildvulkan Böhmen, Rotliegendes — Silur - Brandenburg, Alttertiär 204, —, geolog. Karte Bremen, Oligocän Bremke, Buntsandstein Brunshaupten, Alttertiär Buchara, Cölestin Californien, Miocän Ceylon, Barytknollen . | | Seite Charlottenburg, Bohrung . 90 —, Schwerestörung. ... . 99 @ieve, Diiuvaıme, 27°2,0°°2/07 Dachsberg, Niederrhein, Di- BB UNGDGEmEE U20#107 ' Danzig, Bodenkarte . . . 48 Deister, Dislokationen .. 2 Döschnitzs6Silurf: 2277257264 aDürnber= ulması 2.07. 222296 Eckernförder Bucht, Sander 7/37 Eggegebirge, Dislokationen 4,4 Ehenfeld, Tektonik ... 1 Elberfeld, Braunkohle . .. 7/60 England, Plioeän .. .... 199 —, Silur 3:2 2483 Eyba, Silur . „ua. 263,264 Fennoskandia, Jurazeit . 200 InBersan) :Cölestinggar 7 92772895 Flachstöckheim, Salzauf- bruchgrer: SEE Flensburger Föhrde, Sander 132 Frankenjura, Stratigraphie 1 Gebersdorf, Silur . . . . 265 Gere ST Gerbersreuth, Silur °... . 241 Goldberg, Rotliegendes . . 263 Göttingen, Triasfossilien . 162 Gräfenthal, Silur . . .. . 264 Gr.-Lichterfelde, Bohrung. 9 Großschönbrunn, Jura .. 11 Grunau, Quarzgang .. .: 82 Guhlau, Quarzgänge . 8, 83 Halle a. S., Querprofil .. 7I Hallein, Trias : . . . ... 296 Hamburg, Torf, diluvialer 70 Hannover, Dislokationen . 3 —, Kieselguhr, Tui. .Jea1570 Harz, Dislokationen . —, Erzgänge —, Silur Harzvorland, Hasselfelde, Silur Havel, Talbildung Hegau, Basaltvulkane Hermsdorf bei Berlin, Boh- runes Hessen, Dislokationen . 5 Hildesheimer Wald, Dislo- kationen Hirschau, Keuper . Hirschberg, Silur Hirschgarten, Bonrung Hoheneiche, Silur Hohenhöwen, Vulkan . Hohenstoffeln, Vulkan Holstein, Interglazialtorf —, Sander Höwenegs, Hülserberg, . 206, 308, Salzaufbrüche Vulkan Diluvium Ibbenbüren, Dislokationen Ilmenau, Querprofil Isaar, Silur Be Isergebirge, Geologie Japan, Miocän Järischauer Berg, sang . a Jütland, Sander — , Torf, diluvialer Quarz- Karenz, Alttertiär Kasan, Baryt EIER: Kaspisches Meer, Cölestin Katzbach, Rotliegendes . Kaukasus, Löß Ä Kei-Inseln, Barytknollen Kellerwald, Dislokationen K1.-Hagen bei Göttingen, Rab, ga: Knobelsdorf, Silur Kolombo, Bar ytknollen Köniesthal, Silur Kostroma, Baryt Kratzkau, Quarzgang Krefeld, Diluvium Kreuz, Sander Lahn, Dislokationen Lauenburg, Torf, diluvialer Lauterberg, Silur Lehesten, Silur A 24, 13 70 313 265 Seite Leinetal, Dislokationen . 5, 4 Lobenstein, Silur 238, 241, 246 Löwenberg, Tektonik 207, Mark, Alttertiär . 204, 292 Marksberg, Silur . 246, 270 Mecklenburg, Sander . Ale) Mitteleuropa, Jurazeit . 200 Mölln, Sander 131 Mörschelwitz, Quarzgang 80 Morsumkliff, Marines Plio- cän . 169, 130 Mückenburg, “ Sander . 130 Neuenburg a. d.: Weichsel, Interglazial . 117 Neukaledonien, Trias 932 Neumark, Sander . 130 Neuseeland, Trias . 330 Neu-Sorgau, Quarzgänge 8 Niederlande, Pliocän . 200 Niederlausitz, Zellulose . 7/59 Niederrhein, Diluvium . 166 —, diluv. Störungen 20 Niederschlesien, Karbon . 2494 —, Rotliegendes . 244, 265 Nienjahn, Torf, Interglazial 68 Niklasdorf, Quarzgang SR. Norddeutschland, Sander . 730 Oberbayern, Augenkohle . /63 Obergölitz, Silur . 246, 270 Oberpfalz, Stratigraphie . 1 Oberscheld, Diabas . 104 Oberwirbach, Silur . 241 Oranienburg; Schwere- störung ; 99 Oregon, Miocän 18/ Osning, Dislokationen .. U Ostsee, Manganknollen 236 Pankow, Bonrung 91 Pensberg, Augenkohle 163 Persien, Löß .. 320 Petschora, Baryt 229 Pfahl, Gesteine 206 Pommern, Sander 131 Potsdam, Diluvium 1313 —, Schwerestörung 99 Preilsdorf, Quarzgang ' 82 Priegnitz, Alttertiär 292 Pritzwalk, Alttertiär 292. Puschkau, Quarzgang 82 Queis, Rotliegendes 270 —., rl — Seite Radowenz, fossile Hölzer 250 Ratzeburs, Sander ..... .. 1X Reichenfels, Silur . . 246, 270 Reschwitz, Silur 240 Rhein, Diluvium 166 Rheinisches Schiefergebirge, Dislokationen . ..... 4 Rhön, Dislokationen . .. 8 Riesengebirge, Porphyre 248 —, Rotliegendes = 248209, Rüdersdorf, Tektonik . 89, 92 Rußland, Baryt DEN I WOBN. .... . 300 —, Phosphorit DD —, Schwarzerde ..324 —, Schwerspatvorkommen 227 —, Tschernoszem 324 Saalfeld, Silur . 240, 246, 270 Salzgitter, Salzaufbruch .. 57 Sarstedt, Dislokationen . . /& Sauerland, Unterdevon . 156 Sehlei, Sander 22 Schlesien, hochlagernde Blöcke 107 —, Karbon .. ea 244 —, Rotliegendes A208 aameange 2 ...:..77 Schmellwitz, Quarzgänge . 8/ Schmiedefeld, Silur 246, 266, 270 Schönau i. Schl., Rot- liegendes Mn 204 Schwarzes Meer, Mangan- eisenknollen 230 Selketal, Silur 313 Siegerland, Gangsysteme . 29 Skandinavien, Jurazeit . . 200 Solling, Dislokationen .. 4 Sommerfeld, Plioeän . . . 30 Spandau, Bohrung . . ... 90 Spechtsbrunn, Silur . 244, 245 Seite Sperenberg, Tektonik . . 89 Steinheim i. A. siehe Stein- heimer Becken. Steinheimer Becken, Tek- tonik Se az 26 — —, Entstehung. .... 7 — = Aleinnene Be. 02 Stiege, Silur 2310 Striegau, Quarzeänge .. 77 Südafrika, Tiefenintrusionen 7/99 Sudeten, Grünsteinzone . 200 " —, Karbon » 201, 244 —, Rotliegendes 20/7, 244, 263 Südrußland, Löß 320 Suhl Querproil er 2071 Sylt, Marines Pliocän 130, 769 Taunus, Dislokationen .. 13 Thürinsen, Querproml °. . 71 — Vene ee ee Thüringer Wald, Disloka- tionen EEE EN INreven, Silleı yar za Turkestan Cölestin . IH . Unterharz Silur 206, 308, 316 Uruguay, Schmirgel ... 191 Wallendorf, Silur .. 240 Wedding, Solbohrung . . . 90 \Weidas Sur 777 22246270 Weimar Querproil ... 71 Westdeutschland, Weiß- eisenerz . . 207 Westpreußen, Interglazial H7 Willenberg, Senildvulkan . 207 Wilsnack, Alttertiär . 292 Yakutat-Bay, Tertiär 183 Yukon, Tertiär . 183 Zobten, Quarzgänge .... 77 Sachregister, Die Seitenzahlen der Monatsberichtesindkursiv gedruckt. A Seite Acanthodes-Schiefer IR: Achsenebene _ 300 —, Terminologie 7, Actaeon? pinguis 191 Adeorbiıs FHenneı 182 Aeglına armata DT Agronomische Flachland- aufnahme A 48 Alaunschiefer, Silur 238 Alectryonia Lehnerianan.sp 20 Alluvium, Brandenburg 8 \ Alttertiär, Mark . 204, 292 Alttertiäre Faltung 16 Amberleya Escheri var. n. Ehenfeldensıs : 23 Analysen von klastischen Gesteinen 2 208270 — — rotem Ton 235 — — Tertiär -Sedimenten . 160 — — Tongallen SED TA — — Weißeisenerz . 209, 210 Anorogenetische Zeiten :. 279 Apollinarisstufe, Nieder- rhein RE Apus antıguus Re 162 Araucarites-Stämme, Su- deten i . 250 Arca cfr. liasina nl Arenicolites didyma . 250 Asaphus Luthardti n. sp. 242 — margınatus 242, 243 — cf. radiatus 243 Ascidien, Vanadiumgehalt . 247 Aschenschicht et en Augenkohle, Oberbayern . 7/63 Baltische Endmoräne 131 — Phase . 133) Baruther Haupttal 2133 Baryt in Sedimentärge- steinen FEDER Seite Barytknollen am Meeres- boden . . Er) Baryt-V orkommen, Ru3land 227 Basaltvulkane, Hecau 137 Bauschanalysen von Ge- steinen 201,270 | Beelitzer Sander .. 130 Berliner Haupttal, Yoien logie .. { ...66 | Berliner Urstromtal 3.1433 | Bewegungsbahn bei Ver- werfungen 286 Beyrichia excavata .. 266 Bibliothek, Neueingänge 63, 126, 192 Biolithe . 227 Bituminöser Papierschiefer 6 Bloekdiagramme .. 278 Blöcke, "hochlagernde 161 Bodenkarte 48 Bothriocidaris 329 — archaiea ..329 — globulus Be» — Pahleni . 327 Braunauer Kalke 2789 Braunkohle, Elberfeld . 160 —, Niederlausitz . 159 Braunkohlenformation, Halle 75 Bruchfaltengebirge . 3 Buccinopsis Dalet . . 186 Bulinella (Cylichnina) | umbillicata var. subelon- gata nov. mut. ae Buntsandstein, Analysen 201, 276 —, Fossilfunde . 162 Calymene pulchra . . 245 Cambrium, siehe Kambrium Carbon, Sudeten . 201 244 Cardiola interrupta BT — 397° — Seite emrdiumkedüle. 2.2.2108 Cariocystites sp. . . . . . 249 — ef. balticus nr m2D — confortatus . 263 — granatum ......: .. 264 — Helmhackeri . . .. . . 204 Cassidaria echinophora . 184 Cassis El onferia) Rondeleti .. Be 60) RER RE U (<} — (9) Ammonianım .. 24 — (?) guinquecinctum n. sp. 24 Chalzedon, Bildung . . . . 151 Ohamosit, Thüringen . . . 246 Chara-Rasen, Kalkschlamm 106 — -Schlamm . le Chauliodites Zinkeni . 163, 164 Coblenzschichten, siehe Ko- blenzschichten Cölestin in Sedimentärge- steinen 3 en DIE Conularia fecunda ee 204 — latecostata .... . . 256 RHEaBesta® .,. .-. . .\. 242 rtaurneo ..“. 20m Conus (Conospira) e. antediluviıanus . . . a Corbulomya complanata lo Creseis Gageliana n. sp... . 192 Cucullaea subconcinnan. sp. 21 Cyclopyge armata . . . . 257 Cystoidea An HE 32 Deckung bei Überschiebun- genWınl.\. 292 Dehnungsquerstörungen "28, 288 Dejeknwtaltung» . 1. ......9, Dentalıum entale ..... 18 | Devon, Sauerland 156 Diabas, Kontraktionshreceie 104 == , Schmelzpunkt 103 Diluviale Störungen . ...: 27 Diluvialkohle, Westpreußen 7/6 Diluvialtorf, Holstein . . . 68 Diluvium, Berlin . . . ... 207 — nBrandepbure ....... 0.33 —, Niederrhein EN EAN (0X0) er Oberptalzr. un... —, Schlesien . . . 100 —, , Steinheimer Becken A) Dinobolus Loretzii 238 Pislokationens un. „20:02 Dogger, Oberpfalz . . . 8 Dogger, Steinheimer Becken 30 Seite Drehverwurf, Darstellung . 290 Drehsprung, Darstellung . 290 Dreissensia polymorpha ..225 Dulichium ae 227, 36 Dünenbildung 36 Echinocyamus Forbesi. . . 179 Echinosphaerites auran- fium . 268 — pomum le MN 209 — guaerendus .. 248, 261, 263 Eemfauna, Westpreußen . 177 Bjektivfaltung RO 3, Einflüsse, terrestrische bei Sedimentation N Einschieben von Gängen . 298 Eisenbakterien in Mooren . 277 Eisenerzlager, Tnüringen 237, 246 Eisenerzvorkommen in Mooren . 196, 207 Elliptiscner Transporteur . 309 Endmoränen, Brandenburg 35 Entschließung der Haupt- versammlung . 194 Entstehung des Steinheimer Beckens Fe ER ke Eoceän, Halle .. N A —, Mark 9 204, 293, 296 Epirogenese 3 1225 Epirogenetische Gleichzeitig- keitsregel . 216 Erdkarte : . 196 Erguß, submariner ... 101 Erstarrungskruste 102 Eruptives Röt IT Erzgänge, Harz . 199 in Bahrtene een N... 270030 Falten, Darstellung . . . 299 —, Termmologie .....1223 Faltenachse, Terminologie 72/7 Faltenvergitterung ...... 25 Faltung, altterttiäre .. . I/6 —, intentionelle . . 217 u jünstertiarer ur. 2 E70) | —, kimmerische ..... 2 —,.saxonische . . . 2... 3) —,-unterkretazeisch ... 7/5 Faltungen, Thüringen .. 73 Ferretisierung, Niederrhein 7/75 Flachlandaufnahme, agro- DOMISCHE Sera ee Flexur, saigerachsige 425 22 Seite Flexur, Schiebungs- 23 —, Senkungs- 2 —, Terminologie 121 —, Thüringen > EA Flexurachse, Begriff . 125 Föhrden, Norddeutschland . 730 | Frankfurter Phase 1383 Furchensteine, Steinheim. 175 Fusus distinctus 189 — eximius var. eye n. var. : 188 — ©, Puggardi 199 Gänge, Darstellung a7 —, Mineral-, Thüringen 7 Gangsysteme, Siegerland 29 Gastropoden, Lebensbe- dingungen ... . ZI Gebirgsbildung “> 196, 215 Gehängetuff, Steinheim 112 Geleisenerz in Mooren . 2/4 Geochemie .. 244 Geologenkongreß . 164 Geologische Karte der Pro- . vinz Brandenburg 31 Geosynklinalen ... 200 Gesteinsanalysen . ..276 Glacialbildungen, Nieder- rhein i 175 Gleichzeitigkeitsregel, epirogenetische ) Glimmerton, Sylt 193, Glossopteris, Neuseeland . 31/ Glyptosphaerites areolatus . 263 Granit, Schlesien 78 Graptoliten, Harz 206, 308, 316 Grauerdenstufe 272 Griffelschiefer, Silur 238 Grundmoräne, Niederrhein 7/72 Grünsteinzone, Sudeten . 200 Gubener Phase 2139, Gyraulus inornatus 38 — oxystoma 756 — planorbiformis 38, 56 —. revertens . 40 — rossmaessleri . . 211 — SuUpremüs ......- 40 — sulcatus 0 — tenuis ..... 96, 56, 57 — »trochijorMmis 02. .....98 Hämocyanin, Zusammen- setzung NEISBEF EN 23T. Hämoglobin, geologische Bedeutung 5 237 338 Seite Hauptterrasse, Niederrhein 766 Helix sylvana, Steinheim 35 Hercynkalke, Harz FE? 9% Herzynische Disiokationen 2, 25 Hexensteinarkose . 246 Fipparion erac Se 130 Hochmoor ; . 208 Hokonuia .. FAR EISL Hollandites Parkı SELL | Horizontalverschiebungen 297, 298, 303 Hyalith, Bildung El Hoyaloscala minuta . 1183 Hyolithes striatulus 252 Illaenus distinctus . 259 = LOrebzih.. 244 — perovalis 258 Sitransjusa. 0: 259 Injektionshorste . .. .. 222 Intensität der Schwerkraft Berlin... er 99 Intentionelle Faltung 27, Interglacial, Westpreußen 1/7 —, Westdeutschland . 208 Interglazialtorf, Holstein 68 Internationalen Geologen- konsreB nm 194 Intrusion, submarine 101 Jungtertiäre Faltung 16 Jura, Paläogeograpnie . 200 —, Rußland ....... DIT Kalisalzaufbr uch, re 57 Kalk, Bildung ia 95 Kalkschlamm. des ‚Chara- Rasens .. 106 . Kalkspat in Kontralkbions spalten... N ee 113 Kaltwasserschichten, Ter- - tiär, Steinheim 2534 Kambrium, Esthland ..201 Kaolinsand, Sylt AESTEUNTS, Karbon, Sudeten . . 201, 244 —, Süßwasserfauna 36 Karte der Provinz Bran- denburg RE 31 Kegelsander, Norddeutsch- land... een 130 Kesselebenen, Brandenburg 34 Keuper, Oberer, Oberpfalz 2 Kieselhölzer, Sudeten . 250 Kieselguhr, Hannover 70 Kieselkalke, Tertiäre Steinheim { . 148 — 339 — Seite Kimmeridge, Rußland . . 229 Kimmerische Faltung .. 2 Klima, Rotliegendes . . 2063 Klosterbergschichten, Biemkeimin a... 212.02 .2.36 Knickungsebene, Begriff 122 Koblenzschichten, Harz . 318 Kohleneisenstein, . Ent- stehung . . RER [2 Konkretionen, Steinheim . 140 Kontakthof, Schlesien ae Kontaktmetamorpher Schie- fer, Schlesien Korundfels, Uruguay ... 19 Kontraktionsbreccie des Diabass .... SR NO Kontraktionsspalten 1, Kreider Berlins... .. 2,92 —, Harzvorland er 98: —, Turkestan . .. ...235 Kreuzlinien, Konstruktion 283 Kreuzung von Ueberschie- bungen . 293 Kristalliner Schiefer, Schle- sien .. 308) Kundgebung der Hauptver- sammlung . . . . . 194 Kupfer im Blute von ierenn 2 218.2 .2..200,::237 Kupferanreicherungen im Meeresboden . . . . .. 200 Kuseler Schichten, Sudeten 246 Lavaergüsse, submarine . 1/07 Lebacher Schichten, Su- Beiemane. #311.,0.. Ian 245 Lederschiefer, Silur 238, 246, 261 Leimitzschiefer, Thüringen 238 Leuciscus rutilus . . ... 236 Brass Oberpfalz '.-. . 2 Liegendsprung, Darstellung 288 Limnaea truncatula .. . 211 Limnaeus socialis dilatatus 37 Limonitsandstein, Sylt 174, 179 Lomalası Bronnt .- ....:.:..162 Linguifolium Lillianum . 331 Lingula attenuata . . . 266 Lithoglyphus naticoides . 221 Löß, Bildung .. 2320, Lucina (Dentilucina) DOREEN ri: erst Mactra arcuata ..... 181 Macrocephalus-Oolith, Oberpfalz . ... li U Seite Malm, Oberpfalz =... ..... —, Steinneimer Becken . 30 Mangan-Eisenknollen als Biolitne er u. 2230 Marine Sedimentation . . 39 Marines Pliocän, Sylt . . 169 Megalaspis acuticauda . . 238 = oladiatersna.2.n 200, 2A Meliorationskarte . ... 51 Millimeterpapier für Ste- reogramme . .... 277, 308 Mineralgänge, Thüringen 13 Mioean- Alaska 2 ey 281, — Japans Sr wer 78 —, Niederlausitz . ....... 239 Mio-epirogenetische Zeiten 276 Mittelposensche Phase . . 133 Mittelterrasse, Rhein 7/73, 175 Mobilitätsreihe der Stoffe 277 Monograptus bohemicus 317 U cHUNGeRa Sn 317 MOUBUUSEN EN 31T ZSORROEIEHL N 317 Moore, Eisenerzvorkommen 196, 207 Moränenlandschaft, Bran- denburg . . 3: Morphologie, Berliner Haupttal 66 —, Darstellung ER NRIREHUS Mückenburger Sander 2.130 Mudde, diluviale . . .... 068 Muldenachse, Begriff . . . 121 Mulden, Darstellung . 299, 303 Muschelbreccien . . . . . 107 Massa (Uzita) reticosa . . 185 TE Feticulatas a re, 0118 (Zeuxis) syltensis . . 186 NatieaWAldern er... 2... 182 —ı eh rcatenoides‘ ... . .. 183 Neokom, Harzvorland . . 57 Neokomeisenerz, Harzvor- langes EEE 77% Neritina Fluviatilis en 2 — serratiliniformis . . . 221 Neueingänge der Biblio- Vheks 21.2 :,.0338120,,192 Niedermoor ... er ART Normaltektonik . . . 196, 275 Obersilur, Harz . .... 317 @denzleischen E27 217 20.430 OGYSIaH Sp an 2AO VS BUCHTEN A DAS — 3410 — Seite Ogygia cf. cordensis . ... 243 = Gent 21 Oligocän, Bremen . 200 Oberbayern 272.2 202703: Opal Bildunserrar o Opalinus-Mergel, Oberpfalz 8 —, Steinheimer Becken . 30 Ophiolepis Damesı . . . 166 Ornatenton, Oberpfalz ... 11 Orogenese : ANm225 Orthis aff. Lindstroemi . 241 Noto 250 — ef. testudinaria =... :...250 Orthothoma solidorostris.. 19 Osteuropa-Institut . . . . 196 SBSLER Schichten, Sudeten 244, 246 Paläobiochemie ... . ..227 Paläophysiologie . . 199, 227 Paleocän, Norddeutschland 307 Paludina diluviana .... 212 Paludinenbank, Berlin . . 207 Papierschiefer, bituminöser 6 PReetensdemissus 2.2.20 OLD El — subulatus . 20 Perm, Sudeten 201, 244, 263 Petrogenese, Steinheimer Becken ee 195 Petrographie der Sedimente 242 Petrographische Provinzen 799 Pfahl NE ner 2100 Rirna jussarn na 2 Pisidium amnicum .. . . 224 ZERASTOHLODdeSEN DON ze OntRnalen NED, — henslowianum ... . 225 =; pusillum ) .2....0..229 — DRITTE NE N: . 224 Phacops fecundus var. communis E 3175 Phosphorit, Rußland 22927 —, Silur, Thüringen . . . 247 Phy codenschichten, Thürin- sen . 238 Phycodes circinatum . . . 238 Pläner von Brunshaupten . 297 Planorbis rossmaesslerı . 211 Pleurotoma (Pseudotoma ) intorta .. 190 — (Spirotropis) 'modiola 190 — £urricula .. 190 Pleurotomaria Hiedereriana n. sn. Seite Plioeän, Brandenburg . . 36 —, marines, Sylt . 130 Plio-epirogenetische Zeiten 216 Polwanderung ..„. 180 Posidonia Alberti Magnin. sp. 20 Potamogeton coloratus . . 227 = fluitansaki. a DB — pusillus .....0.0. 220. — trichoides.. . . ER Proteroblastus Schmidti 326, 327 Protocrinites fragum _. . . 265 = 0VlfoHmIS WE. a Provinzen, petrographische ‘799 Psammolimulus Gottingensis TI Spar BE nee sılcr Pseudomonotis ochotica 9392 Pseudamnicola sımilis . . 215 Püpa...‘........ leo ea Quarzgänge, Schlesien . . 77 Querproiil Thüurngensre zu, Querverschiebung, Darstel- lung" *. . 7. 0 Radowenzer Schichten, Su- deten : . 246 Raseneisenstein, ‚Entstehung Ar Rät, Oberpfalz Se Rechnungsabschluß pri: Sn Rheinische Dislokationen 2, 25 Rhynchonella aliena var.n. Raui . 19 — Furecillata® var.n. . altesi- TILL 18 — — var. n. " Ehenfeldensis 18 — yariabilis Schl. var. plana . - ee el) Rinnen, Norddeutschland . 130 Rivularia Pisum: 2°: Ol Köt,zeruptiwes ne 2a Roterdenstufe BL 2 Rotliegendes, Sudeten k 201, 244, 263 neunten Kalke . . Rutsehstreifen, Konstruktion 281 Saigerachsige Falten, Be- erift 125, Saigerachsige Flexur ..125 Saigersprung, Darstellung 288 Salzaufbrüche, Harzvorland 57 Salzlager, Thüringen . . . 75 Salzstock } 222 Salzstöcke, Mektonik 797 Salztektonik . . ... . 196, 215 14373. ee Seite Sander, Norddeutschland 130 nunfertige,..... „ie. 134 Sapropelkalkbildung . . . 156 Sapropeltorf, diluvialer ... 68 Sättel, Darstellung . . 299, 301 Sattelachse, Terminologie. 12/ Saxonische Faltung . > 3 Scala (Hyaloscala) minuta Warspfaanted. „2... 183 SE PIE 35 A 190 Schatzlarer Schichten, BUOeten. u... . 245, 246 Schichtverschiebungen, Dhurineenun ee ea 73 Schiebungsflexuren, Begriff 125 Schiefe Mulde, Darstellung 303 Schmelzpunkt des Diabas.. 103 Schmirgel, Uruguay 191 Schmottseiffener Sprung . 267 Schömberger Kalksteine 245 Schönauer Schichten , . . 264 Schotter, diluviale, Nieder- Tine. 68 169 Schrumpfung, Diabas . . . 106 Schwadowitzer Schichten . 246 Schwarzerde, Rußland 324 Schwemmtorf, diluvialer 608 Schweremessung, Berlin 98 Schwerkraft, Intensität, Brrlmerı. u... 99 Schwerspat in Oligocän- ablaserungen ..:..., 200 — in Sedimentärgesteinen 227 — -Knollen am . Meeres- Bodeme 32... 230 — -Vorkommen, Rußland 227 Seirpus Idekstris. . -..... 227 Sedimentation, marine 39 Sedimentbreccien, Stein- ' em... Seh Sedimente, Analysen . 160, 276 Sedimentpetrographie . . . 242 Seeigel, Abstammung. . . 325 Seekalk, diluvialer . ... 70 Seenketten, Norddeutsch- laudr rar er NN) Senkungsflexuren, Begriff 125 Silur, Harz 206, 308, 316 —, Seeigel . 6.32 ebenen ea ....., 237 Solführung, Berlin 89 Sparganium simplex 227 Sphaerium rivicola 223 — solidum 341 Seite Spiriferinenbank, Lias, Enenteldese ss 4 Sprudelkalk, Steinheimer Becken, wirt or 36, 112 Sprung, Konstruktion . 281, 285 Sprungkreuzungen, Dar- stellungs sn as: 291 Sprungweite .. 2.2... 285 "Sprunswankelieu so... 285 Staurocephalus elongatus 260 SS PloBicenS 3 0: 2 su oa 260 — Murchisoni -. ..... 260 RBTIEHSE N ee he 260 Staurospira longior . . . . 251 — vermiculosa . .». .»...» 251 Stehende Falte, Begriff . . /23 Steinheimer Becken, Ent- Siehunese > RR! Steinkohlengebirge, Süß- wasserfauna 2... rc. 30 Stereographische Dar- stellune" aan. 277, 332 Stereo- ne 277, 308 SLOrUngenF Mur 2 „Berlin. ennenedne 96 —, Darstellung. ..... 277 ee dıluvgaler ne h 21 — „Dhüringen a. u. 2 75 Stratigraphie, Oberpfalz . il Streifenrichtung . . ... 283 Streifenwinkel . ..... 283 Stufe des Acanthodes Bronni 274 Submariner Erguß . 101 Südposensche Phase 133 Süßwasserfauna, Karbon 36 Süßwasserschichten, Stein- Sei Ne 34 Sylvanakalke, Steinheim 35 Syndosmya prismalica 181 Syringopora PD. » . . . . 241 Tachea silvestrina, Stein- beim 35 else Westdeutschland . 207 Tanner Grauwacke. . 313, 317 TaneSIeae: 322,2. ale = 118 MEektoniker .0.: 0.0 seühbe c 2 — Allgemeines . . . 196, 215 = uBenline“ 0 een: 89 — Darstellung . . . . 277, 332 — Bhenfeld . 2... . L — Oberpfalz per are: 14 —RSalzstöcken nt: 191 — Steinheimer Becken 26, 58 ' Seite Temperatur des Wassers, Vertiär. . a x... 147,150 Terrassen, Niederrhein . 166 Terrestrische Einflüsse. . 39 Tertiär, Mark . , 204, 292 = 0berpfalz UPS ge: 8 — , Steinheimer Becken . 30, 92 —, Vergletscherung . . . 180 Thuringit, Fossilien. . . . 241 Tiefengesteine, Bayer. Wald 206 Tiefengesteinsintrusionen . 220 Tiefenintrusionen, Südwest- amıkasaig eis 199 Tiefenschlamm.. . 107 Tiefenverhältnisse, Tertiär- becken, Steinheim . . . 147 Tongallen, Analysen 254 Torf, diluvialer . .... 68 —, Eisenerzführend 209 Transgression, Neokom . . 57 Transporteur, elliptischer . 309 Triadosialis Zinkeni . . 163, 164 Trias, Fossilien, Göttingen 162 —, Neuseeland. . ‚nun. 330 Trochus Brunhuberianusn.sp. 23 — subacutecarinatus n.Sp.. 23 Trockenrisse . . . 2... 36 Tschernoszem, Rußland . . 324 Tuff, Steinheimer Becken. 142 — mM Nassau. see 109 Übergangsmoor ..... 208 Überschiebungen . . ... 2/8 —, Darstellung . . . . 287, 292 —, herzynischer 1.0. .ler.. 0 18 —. Thunneemwir 4. er 73 Überschiebungskreuzung . 294 Unio: tumidus 3:0. 2%. ..0225 Unterdevon, Sauerland . . 256 Untereoeän, Mark 296 Unterkoblenzschichten, Harz ee ee er 318 Unterkretazeische Faltung 75 Untersilur, Thüringen . . 237 Urstromtäler ..... 133, 135 WZILONTERLCOSO BEN. ER. ‚185 342 Seite Vanadium im Blute von Aszidien.. va a. Bee 241 Valvata interposita . .... 217 == nOlteinasn. N Era 216 — piscinalis -. ..... 216 Vaucheria-Schlamm . . 107 Vergletscherung, tertiäre . 7/80 Verseschichten . u... . . 156 Verschiebung, Darstellung 287 Verwerfungen . ..... 218 —, Darstellung... . . . .:285 = MThueingen.y. 27. Mens 73 Verwerfungskreuzung 296 Vivipara diluviana . . .. 212 —'fasciatal: ‚u ,20 des az Volvulella acuminata al Vorstandswahl ...... 204 Vulkane, Hegau ..... 137 Vulkanembryonen, Süd- deutschland |... 2.02 20237 Vulkanismusı 2 Sr u 101 —, allgemeines . . . 196, 215 Wahl des Vorstands . . . 204 Warmwasserschichten, Tertiär, Steinheim . „ . 34 Wasser-Temperatur, Tertiäräi. fer are 147, 150 Weißeisenerz . .46290,207, Würfeldiagramm . . . . . 277 Xenophyophora.. ».. 233 Yoldia glaberrima, Sylt 175, 179 Zangerbergschichten, Steinheim . . .... 36, 55 Zanklodonletten, Oberpfalz 2 Zechstein, Sudeten . . . . 245 =, Harzvorland .. 0.20.2090 Thüringen“ „se iS) — -salz, Entstehung . . . 66 Zellulose, natürliche 159 Zerrungsstörungen . . 28 Zerschrumpfung, Diabas 2 20. Zwischenmoor . .... B ul