IT 4 Ar RER warn DEN 2 re 2 NEE or F N ee EN ae? z & i EEERRENNE ö ö g EN an en Er BE N led Feen I elaare Kae ana De Ne a0 De m z “ fake. “ Tote A All LINIE nen i h X in ae en en Teer te ERTL DAN DEE Di On EREEn ET ET Tr tn Pt OL TER EN BER ER, RT: a Aamar Aue urte die EOR THE TPEOTTE FOR EDVCATION EORSSCIENIGE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY | F- } j | | Br | I ze Fan | | | : u En ( . P > | i | . > u . | % E x | - EN] TEE Iutslaie ee n l Fi 2 3 : r- & | l Be Agents ande EN ee ee nn ee Minen Zeitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. IV. Band. 1852. Mit funfzehn Tafeln. Berlin, 1852. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). Behrenstrasse No, 44. En h BR Are daten si ji IR daniel Sf Br ET A e EB; IM ee A. Verhandlungen der Gesellschaft .. 1. 205. 497. B. Briefliche Mittheilungen der Herren Reuss, v. STRoN- BECK, NAUCK : . . - iR: f Ro 1. Kun, FE. RoENER, SCHuPEAEeTT, REN v. SCHAUROTH, NAUMANN, GOLDENBERG R : ENGELHARDT, Emmrich, Fr. v. later, GEnBerteTn, v. Omen, Göppert, EwaLn, CoTTA, BEINERT, RICHTER, SCHAUROTH F. Rormer, GLocker, MurcHıson, ScHMiTz, Prinz SCHÖNAICH- CAROLATH, Eumricn, MEyn, RıCHTEr, GUTBERLET C. Aufsätze. Inhalt. A. Deressz. Ueber den Kalkstein im Gneisse . Tu. Scherrer. Einige Bemerkungen über gewisse Kalksteine der Gneiss- und Schieferformation Norwegens . . . B. Cotta. Bemerkungen zu den vorstehenden Aufsätzen io Herren Deresse und SCHEERER . v. StromBEcKk. Ueber den oberen Keuper De ran Eumricn. Geognostisches aus dem Gebiete der bairischen Traun und ihrer Nachbarschaft : ScHLeHAn. Versuch einer geognostischen BeScheibane a er gend zwischen Amasry und Tyrla-Asy an der Nordküste von Kleinasien . 809 a: Beyrıcn. Bericht über die. von Den auf 1% Bote von Tripoli nach Murzuk und von Murzuk nach Ghat gefun- denen Versteinerungen . ° n Scaccuı. Ueber die Substanzen, die sich in den Fulhsrolen der phlegräischen Felder bilden . . v. D. BornE. Ueber eine neue Fläche des Feldspaths = GerwArR. Sigillaria Sternbergi Münst. aus dem bunten Sand- steine . oa ON or a oo or orale Ronarscn. Einige Bemerkungen über die sogenannte Kressen- berger Formation und ihre Fortsetzung in südsüdwestlicher Richtung oder die Polythalamienzone der bairischen Alpen PLErtner. Die Braunkohlenformation in der Mark Branden- burg Seite. 607 16 225 508 2.093 IV GöPpErT. Ueber die Braunkohlenflora des nordöstlichen Deutsch- Tandsıla a uhr NN Ne N A. Braun. Ueber fossile Goniopteris-Arten . Rors. Analysen dolomitischer Kalksteine. . . BETEN. v. Huvene. Das Vorkommen von Galmei, Blende. Bleierz, Schwefelkies und Braunkohle bei Bergisch Gladbach v. Hvexe. Das Vorkommen von Hartmanganerz im Trachyt vom Drachenfels am Rheine . . . - Se - H. Karsten. Geognostische Bemerkungen uber die Nordküste Neu-Granadas, insbesondere über die sogenannten Vulkane von Turbaco und Zamba . . .. . Meyn. Eine neue Insel in Norddeutschland u F. Rormer. Notiz über die Auffindung von Ammon au- ritus in Kreideschichten von Neuenheerse im Teutoburger Walde als Beitrag zur Entscheidung der Frage nach Art der Vertretung des Gault in Deutschland . . . . J. F. Jur. Scumipr. Ueber die Entstehung einer neuen Torf. insel im Cleveezer Se. . . ... Seite. 484 545 565 571 576 579 584 728 734 Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 1. Heft (November, December 1851, Januar 1852). A. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der November - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 5. November 1851. Nach Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden Herrn v. CarnAarL wird das Protokoll der August-Sitzung verlesen und genehmigt. Der Vorsitzende macht der Versammlung Mittheilung von den die Angelegenheiten der Gesellschaft betreffenden Bestimmungen, welche durch die allgemeine Versammlung in Gotha getroffen sind. Als der Gesellschaft neu zugetretene Mitglieder werden angemeldet: Herr Graf BEnkEL v. DoNNERSMARK zu Neudeck vorgeschlagen durch die Herren v. Buch, ErBrEICH und v. CARNALL, Herr Direktor EpLErR zu Simianowitz vorgeschlagen durch die Herren ErsrEicH, JAcoB und v. CARNALL. Für die Bibliothek sind eingegangen: Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1851. Jahrgang 2. Heft 1. Jahresbericht des naturwissenschaftl. Vereins in Halle. Jahrgang 3. Zeits. d. d. geol. Ges. IV. 1. / 1 2 Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Gör- litz. Bd. 6. Heft 1. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg. Heft 5. Archiv für wissenschaftliche Kunde Russlands. Bd. 10. Bleit 2: Annales de la socidtE d’agriculture etc. du Puy. 1849. — Eingehändigt mit dem Anerbieten des dauernden Austau- sches gegen die Zeitschrift der Gesellschaft. Würtembergische naturwissenschaftl. Jahreshefte. Durch Herrn PLiEnInGEr eingesendet mit dem Bemerken, die Fort- setzung werde im Austausche gegen die Zeitschrift der Ge- sellschaft folgen. JULES THURMANN: Abraham Gagnebin de la Ferriere, Fragment pour servir a lhistoire scientifique du Jura bernois et neufchätelois pendant le siecle dernier. Avec un appendice geologique par Jules Thurmann. — Geschenk des Ver- fassers. N. v. Korscnarow: Ueber Krystalle des Chlorits von Uchmatowsk im Ural und ihre Beziehung zum Chlerit von Schwarzenstein in Tyrol, Ripidolith vom St. Gotthard und andern Lokalitäten, Lophoit, Pennin und Kaemmererit (Rho- dochrom). Petersburg 1851. (Abdruck aus den Verhandlun- gen der mineralogischen Gesellschaft in Petersburg.) — Ge- schenk des Verfassers. E. v. Zucuoıp: Bibliotheca historico-naturalis etc. Jahr- gang 1. Heft 1. Januar bis Juni 1851. Briefliche Mittheilungen an den Vorsitzenden eingesen- det waren eingegangen : Von Herrn Haıpinger, begleitet von einem Separat- abdruck aus dem Jahrbuch der k. k. geologischen Reichs- anstalt, in dem über die von der Gesellschaft beabsichtigte geologische Uebersichtskarte von Deutschland berichtet und das Unternehmen freudig begrüsst wird. Von Herrn v. ScHauroru mit einem Aufsatze über das 3 Vorkommen von Fischabdrücken im Keupersandsteine von Coburg. *) Von Herrn Wessky: Mittheilung über das Vorkommen eines neuen Minerals bei Kupferberg. Von Herrn GoEPPERT, mit einem für die Zeitschrift bestimmten Aufsatze über Stigmaria ficoides.**) Den Statuten gemäss erfolgt die Neuwahl des Vorstan- des für das nächste Geschäftsjahr. Auf den Antrag eines Mitgliedes und unter Zustimmung der Versammlung werden die bisherigen Vorstandsmitglieder veranlasst die Geschäfte fortzuführen. Für ihre Mühwaltung wird ihnen ven der Gesellschaft ein Dank votirt. ® Herr Erman sprach sodann über die Auffindung von Knochen in der Baumannshöhle bei Zübeland.***) Herr Tamnau legte aus seiner reichen Sammlung eine Reihe interessanter Mineralien aus den Kupferminen der Counties Houghton und Ontonagon in Michigan und der zu demselben Staate gehörigen Isle royal im Lake Superior vor, und sprach über das merkwürdige Vorkommen dersel- ben. — Sie bestanden zuvörderst aus den in den dortigen Gruben, namentlich in der Cliff mine, North American mine, North West mine, Minesota mine u. s. w., gewonnenen Me- tallen und Erzen, als: gediegen Kupfer, gediegen Silber, black Oxyd of Copper (Kupferschwärze); — sodann aus einer grossen Reihe von Mineralien der Zeolith-Familie, na- mentlich Apophyllit, Analzim, Prehnit, Mesotyp, Datolith u. s. w., die mit jenen Metallen und Erzen zusammenvor- kommen, und endlich aus zwei neuen Species Jacksonit und Chlorastrolith, beide von Isle royal. Das gediegene Kupfer erscheint hier theils derb, theils in grösseren oder kleineren mitunter sehr zierlichen und höchst combinirten Krystallen. Die vorgelegten Stücke wa- *) Zeitschrift Bd. III. S. 405 fg. **) Zeitschrift Bd. III. S. 278 fgg. »#=) Zeitschrift Bd. III. S, 320 fgg. 4* 4 ren von sehr verschiedenen Punkten, als von Cliff mine, von Copper Falls, von Ackley’s mine u. s. w., und in den mei- sten dieser Gruben wird der Bergbau allein auf gediegen Kupfer betrieben, das dort zum Theil in ungeheueren Mas- sen vorkommt. Wie Herr Bergrath Kocu zu Grünenplan, der Gelegenheit hatte im vergangenen Sommer jene Gegen- den zu besuchen, in seiner interessanten und belehrenden Schrift „die Mineralgegenden Nordamerika’s” versichert, sind einzelne Blöcke reinen Kupfers von 20 bis 50 Centner nicht eben selten, ja er spricht von einem Stücke von 160000 Pfund schwer, das die Cliff mine im Jahre 1848 geliefert hat. Höchst merkwürdig ist das Vorkommen von gediegen Silber mitten in diesen Kupfermassen. Es erscheint zuwei- len in Krystallen, in der Regel jedoch nur als grössere oder kleinere krystallinische Partieen, und ist niemals chemisch mit dem Kupfer verbunden, sondern immer rein aus dem- selben ausgeschieden. — Es muss einstweilen unentschieden bleiben, ob diese Bildung eine ursprüngliche, — ob sie das Resultat eines spätern Processes sei, — etwa einer galvani- schen Ausscheidung, wie man sie zuweilen an alten Münzen bemerkt haben will, die früher aus einer Legirung von Kupfer und Silber bestanden, in denen jetzt aber beide Me- talle sich dergestalt von einander getrennt haben, dass die eine Seite der Münze aus reinem Kupfer, die andere aus reinem Silber besteht, — eine auffallende und wenig erklär- liche Erscheinnng, die überdies von Andern vollständig in Abrede gestellt wird, nach denen sie sich darauf beschränken soll, dass durch äussere Einflüsse das Kupfer an der Ober- fläche der Münze verschwindet, und diese mithin an einzelnen Stellen mehr Silber und weniger Kupfer enthält als an andern. Die wenigen Kupfererze, die mit den genannten Metal- len vorkommen, beschränken sich auf Rotkkupfererz, Kupfer- schwärze und Kieselkupfer. Das erstere erscheint in kleinen octa@drischen Krystallen mit und auf gediegen Kupfer, so namentlich von Keewenaw Point, und scheint erst später aus dem letztern entstanden zu sein. Die vorgelegten Stücke ) von Kupferschwärze mit Kieselkupfer sind vom Fort Wil- kins Copper Harbour, und erscheint die erstere hier nicht als eine erdige oder zerreibliche Masse, wie wir sie aus den deutschen und englischen Gruben kennen, sondern als eine feste, nicht ganz weiche Substanz. Nach Herrn Koch finden sich auch Malachit und Kupferlasur, und auf einer Grube am Lake la belle auch Buntkupfererz und Kupferglanz. Ein ganz besonderes geologisches Interesse gewährt das Vorkommen dieser Metalle und Erze im Mandelstein. Man kannte allerdings bereits ein Vorkommen von gediegen Kupfer im Mandelstein von den Färoeern und ein ähnliches aus Neu-Schottland; — doch waren es dort nur kleine einzelne Massen, die sich mit diesen mächtigen Gängen in keiner Weise vergleichen lassen. Mit dem Vorkommen im Mandelstein hängt das gleich- zeitige Auftreten der dieser Formation so ganz eigenthümli- chen Zeolithe zusammen. Doch ist es auffallend, dass die sonst am häufigsten erscheinenden Glieder dieser grossen Familie, Heulandit (Blätterzeolith, WERNER) und Stilbit (Strahlzeolith, WERNER, — Desmin, Brerr#aupr), hier noch nicht bemerkt zu sein scheinen. Die vorgelegten Stücke zeigten: Analzim in ausgezeichneten Krystallen der Leuzitoe- derform zum Theil mit und auf gediegen Kupfer und das- selbe einschliessend, von verschiedenen Punkten , besonders schön von Copper falls und vom Eagle River. Apophyllit in zierlichen Krystallen von gelblicher und röthlicher Farbe auf Kalkspath von North American mine. Die Krystalle zeigen die Combinationen P. (so P.), —oP.P., —oP.P.(&P.). Die erste gleicht ganz dem Vorkommen von Andreasberg; die letzte erscheint in der Regel als flache Tafel und gleicht dann vollständig den Krystallen von der Seisser Alp. Datolith theils von Rock Harbour theils von Wa- shington Harbour, Isle royal. Die Krystalle sind zum Theil zierlich und nett, zeigen aber keine neuen Flächen. 6 Mesotyp, derb, strahlig vom Eagle river, und in sehr schönen zierlichen Krystallen mit den gewöhnlichen Endflä- chen von Copper falls. Prehnit, krystallisirt und derb mit Analzim vom Ea- gle river. Laumontit, von röthlicher Farbe, dem Vorkommen von Neu-Schottland ganz ähnlich, von Eagle Harbour. Endlich ein noch nicht näher untersuchtes, vielleicht neues Mineral von röthlicher Farbe, das ebenfalls den Zeo- lithen zuzugehören scheint. In den amerikanischen Etiketten wird es Feldspath genannt, was es gewiss nicht ist. Einige Stücke erinnern sehr an Cluthalith von Kilpatrick. Von den beiden noch vorgelegten neuen Mineralien Chlorastrolith und Jacksonit, beide von Isle royal, besteht das erste aus kleinen Geschieben von grüner Farbe, die beim ersten Anblick an gewisse Malachite von SchAwatz in Tyrol erinnern. Sie sollen indessen eine den Zeolithen ähnliche chemische Zusammensetzung haben. Jacksonit ist eine feste, schwer zersprengbare derbe Masse von einer eigenthümlich hell rosenrothen Farbe und von theils körnigem theils undeutlich blättrigem Gefüge. Er ist fast so hart als Quarz, an den Kanten durchscheinend, und scheint an der Luft die rothe Farbe zu verlieren, da die innern Theile der Masse inten- siver gefärbt sind, als die äussern. Hierauf ward die Sitzung geschlossen. v. w. 0. v. Carnarı. Beyrıch. Rortu. 2. Protokoll der December - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 3. December 1851. Nach Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden, Herrn v. CarnArr, der Vorlesung und Annahme des Pro- 7 tokolls der November-Sitzung werden als neu eingetretene Mitglieder angekündigt Herr Rektor Scuurarrn zu Pössneck vorgeschlagen durch die Herren v. ScHAuroru, ZER- RENNER und v. CARNALL, Herr Apotheker Schugarrn zu Pössneck vorgeschlagen durch die Herren v. ScHhaurorn, ZER- RENNER und V. CARNALL, Herr Apotheker Hoz zu Könitz bei Pössneck vorgeschlagen durch die Herren H. Rose, GeımıTz und ZERRENNER. Für die Bibliothek der Gesellschaft sind an Schriften eingegangen: Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussi- schen Rheinlande und Westphalens. 1851. Heft 1 u. 2. Monographie der Petrefakten der Aachener Kreideforma- tion von Dr. Mürter. Abtheilung 2. Bericht der Verhandlungen der naturforschenden Gesell- schaft in Basel. Heft 9. August 1848 bis Juni 1850. Von Herrn ZERRENNER : Erdkunde des Gouvernements Perm. Abtheilung 1. Leipzig 1851. Von Herrn Epwarp ForBEs: On the estuary beds and the Oxford clay at Loch Staffin in Skye (aus dem Quarterly Journal of the Geological society of London for Mai 1851. Vol. VII.) An Briefen sind eingegangen: Von Herrn ZERRENNER vom 23. October 1851 mit einem Aufsatz: über die in der Umgegend von Pössneck auftreten- den Gebirgsarten und die Verbreitung der die Zechsteinfor- mation paläontologisch charakterisirenden Petrefakten in den Gliedern dieser Formation. *) Von Herrn Görrerr vom 28. November 1851 mit einer Holzversteinerung aus dem schlesischen Kohlenkalke. *) Zeitschrift Bd. II. $. 303 fgg. 8 Von Herrn SanpgErGER betreffend seinen Beitrag zur geognostischen Karte von Deutschland. Von Herrn Früser in Leipzig mit dem Zeport on the Geology and Topography of a portion of the lake superior land district in the state of Michigan by Foster and Whit- ney. Washington 1850. Herr Beyrıca berichtete über den Inhalt der von Dr. Ovzrwec auf der Reise von 7ripoli nach Murzuk angeleg- ten Sammlung von Gesteinen und Versteinerungen, welche vor einiger Zeit in Berlin eingetroffen war.*) Es ergiebt sich aus derselben, dass das ganze tripolitanische Plateau von den Ghariän-Bergen bis zur Hammäda der Kreidefor- mation angehört. Als bezeichnende Form für die Bestim- mung des Alters tritt hervor Inoceramus impressus D’ORB.; eine ausgezeichnete Exogyra hat Aehnlichkeit mit E. Bous- singaulti D’Org., ist aber zu unterscheiden.**) Weder hier, noch unter den früher auf den Exkursionen von Tripoli aus gesammelten Stücken fanden sich Nummuliten oder andre auf die Existenz tertiärer Ablagerungen hinweisende Petre- fakten. Das Plateau der Yammäda ist ein steiniges Kalk- steinplateau, vielleicht nur die Fortsetzung der Kreideforma- tion der tripolitanischen Hochfläche; doch fehlen von da be- weisende Petrefakten. Am südlichen Abfall der Hammdda ändert sich mit der Beschaffenheit des Bodens die geologische Zusammensetzung des Landes. In Sandsteinen, ähnlich man- chen devonischen Sandsteinen des rheinischen Grauwacken- gebirges liegen Spirifer Bouchardi, eine Terebratel verwandt T. Daleidensis F. Roem. und eine andre kleine der T. primi- pilaris entfernt vergleichbare Form. Westlich von Murzuk auf der Reise nach G@44t wurden gleichfalls paläozoische Petre- fakten gefunden, Orthoceras, ein Gasteropode und Urinoideen- stielstücke mit engen Gliedern und fünfeckigem Nahrungs- *) Vergl.: Geognostische Bemerkungen auf der Reise von Philippe- ville über Tunis nach Tripoli und von hier nach Murzuk in Fezzan. Von Herrn Dr. Overwee. Bd. III. S. 95 fgg. dieser Zeitschrift. *) Ex ogyra Overwegi L. v. Buch. 9 kanal. Kreidepetrefakten kommen südlich der Jammäda nicht wieder zum Vorschein. Es ist hiernach das Vorhandensein eines ausgedehnten paläozoischen Gebirges im Innern von Nord-Afrika, südlich anstossend an die nördlichen Kreide- bildungen durch Overwee’s Beobachtungen erwiesen. Herr v. Buena theilte einen ihm vom Grafen Beust zu- gestellten Aufsatz des Herrn F. Rormer über die Umge- bungen von /tieine mit und legte die dazu gehörigen Ge- steinsproben und Profile vor. Herr Rora berichtete über den oben erwähnten Report des Kupfer-Distriktes am Lake superior; Herr v. Carnauı knüpfte Bemerkungen daran über die dortigen Gangverhält- nisse und die technische Ausbringung der dortigen Kupfererze. Herr G. Rose legte natürliches Antimonoxyd in regu- lären Oktaödern aus der Grube Mimine in der Provinz Con- stantine vor, das dem Königl. Mineralien-Kabinet von Herrn DE SENARMONT mitgetheilt war. Herr von pem Borne sprach über eine neue Fläche, des Adulars, dieer an einem in Andermatt erhaltenen Exem- plare beobachtete. Herr Tamnau legte ein Prachtstück von gediegen Kupfer vom: Lake superior vor, so wie einige Gangstücke von Epi- dot aus derselben Gegend, und sprach mit Bezug auf seinen Vortrag in der letzten Sitzung über das Vorkommen dersel- ben. Der Epidot scheint dort eine besonders wichtige Rolle zu spielen. Nicht nur finden sich mächtige Gänge mit gros- sen derben Massen dieses Minerals ausgefüllt, sondern es scheimen auch die reichsten Kupfermassen vorzugsweise in seiner Begleitung vorzukommen. An einigen Punkten jener Gegend erscheint es in ganz ungewöhnlich grosser Menge, und dies ist unzweifelhaft der Grund, warum man einen der dort neu entstehenden Orte mit dem Namen „‚Epidot” belegt hat. Ueber die schon früher angeführte, in Gotka gemachte Mittheilung, wonach sich zuweilen in Urnen und Gräbern alte Münzen finden sollten, die, früher aus einer Legirung von Kupfer und Silber bestehend, sich durch einen galvani- 10 schen Process dergestalt verändert hätten, dass nun die Metalle von einander geschieden seien, und die Münzen auf einer Seite aus reinem Kupfer, auf der anderen aus reinem Silber bestän- den, — woraus man dann eine ähnliche Erklärung für das Vor- kommen von reinem Silber im reinen Kupfer am Lake Su- perior herleiten wollte, — bemerkte Derselbe, dass ihm jene Anführung je länger je zweifelhafter erscheine.. Wenigstens hätten mehrere namhafte hiesige Numismatiker und Kenner und Sammler von alten Münzen auf sein Befragen einstim- mig erwidert, dass ihnen eine derartige Erscheinung an alten Münzen niemals vorgekommen sei. Endlich legte Herr Tasıxsau noch zwei ausgezeichnete Stücke von Fowlerit von Franklin, New-Jersey vor, und sprach über dieses Mineral. Es kommen an dem genannten Fund- ort bekanntlich zwei Abänderungen davon vor, eine hell- braune und eine dunkelbraune. Tuomson hat sie beide ana- lysirt, macht zwei neue Species daraus, von denen er die hellbraune Simple Silicate of Manganese, die dunkle Sesqui- Silicate of Manganese nennt. Den Kieselgehalt der ersten giebt er auf 29,64, den der letzten auf 47,70 an, während Berzeuıvs in dem gleichen Mineral (Kieselmangan) von Längbanshyttun den Kieselgehalt zu 39,60 gefunden hatte. Es erschien auffallend, dass diese Zahlen sich so sehr dem Verhältniss 3:4 :5 näherten, allein die Vermuthung in dem bedeutenden Unterschied des Kieselsäure-Gehalts vielleicht einen feststehenden Unterschied in der Zusammensetzung zu finden, wurde sofort durch den anwesenden Herrn RAmmELS- BERG mit der Bemerkung widerlegt, er habe ganz neuerdings Gelegenheit gehabt die dunkle Varietät von Frazklin zu zer- legen, und deren Zusammensetzung vollkommen identisch mit der Angabe von BERZELIUS gefunden. Die Angaben von Tuomson dürften mithin auf einem Irrthum beruhen, und es ist dies um so wahrscheinlicher als das Mineral bekanntlich Form und Zusammensetzung der Augite hat, und hiezu vollkommen das Ergebniss der Ana- Iyse von BErzeLius, nicht aber der von Tuomson passt. — 11 Dasselbe möchte von der hellen Abänderung gelten; die Zer- legung derselben ist zwar nicht wiederholt, dagegen war es an dem vorgelegten Stücke möglich die Winkel der Thei- lungsgestalten zu messen, und diese stimmten durchaus mit denen des Ausit. Von den beiden vorgezeigten Stücken war das erste ein grosses Prachtstück der hellen Abänderung. Der weisse Kalkspath und die schönen Glimmerkrystalle, mit denen der Fowlerit gemengt war, geben dem Ganzen eine gewisse Aehn- lichkeit mit einem sehr grobkörnigen Granit, in welchem der weisse Quarz hier durch Kalkspath, der röthliche Feldspath durch Fowlerit vertreten wurde. Das zweite war ein kleineres Stück der dunklen Varietät, und zeigte deutliche Krystalle, die bekanntlich zu den allergrössten mineralogischen Selten- heiten gehören. Sie liessen sehr deutlich den allgemeinen Typus der Augitgestalten erkennen und bestätigten dadurch noch mehr das eben Gesagte. Hierauf ward die Sitzung geschlossen. v. w. 0. v. CarnaLL. BeyrıcHh. Rorn. 3. Protokoll der Januar - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 7. Januar 1852. Nach Eröffnung der Sitzung durch Herrn v. Carnarı wird das Protokoll der December-Sitzung verlesen und an- genommen. Als Mitglied ist der Gesellschaft beigetreten: Herr BERNHARD Freiherr v. BıprA, herz. Sachsen-Mei- ningischer Forstreferendar in Meiningen vorgeschlagen durch die Herren Emmricn, Weıss und Beyrıcn. Briefe sind eingegangen: Von der Geological Society in London vom 6. November 12 1851 mit einem Danke für die Uebersendung des Portraits des Herrn L. v. Bucn und der Zeitschrift der Gesellschaft. Von Herrn ÜREDNEr in Gotha vom 18. December 1851 mit der Abschrift der Protokolle über die Verhandlungen der mineralogisch-geographischen Sektion der Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte in Gotha. Von Herrn Honıcmann in Mayen vom 2. Januar 1852 mit einem Aufsatze für die Zeitschrift: über die Biegung von Grauwackenschichten am Ausgehenden. Von Herrn v. Krexskı in Äattowitz vom 4. Januar 1852 über die weitere Verbreitung tertiärer Schichten in Oberschlesien. *) An Schriften sind eingegangen: Archiv für die wissenschaftl. Kunde Russlands Bd. 10Hft.3. Durch Herrn Orepser: Programm und Tageblätter der 25. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in @otka. Herr G:irarp hielt einen durch Vorlegung der dazu ge- hörigen Karten erläuterten Vortrag über die Gliederung der Gebirgsformationen, die auf der rechten Rheinseite in der Gegend von Brilon bis gegen Düsseldorf hin die Unterlage des eigentlichen Kohlengebirges und des Millstonegrit bilden. Der Redner schied die Ablagerungen, die den Kalkstein mit Crinoideen und Korallen vom Alter des Eifeler Kalkes bedecken, in 3 Abtheilungen. Zunächst über den Korallenkalken, die den Eifeler Kalken entsprechen, entwickelt sich als untere Abtheilung eine Schichtenfolge, die an verschiedenen Punkten verschieden zusammengesetzt ist, im Wesentlichen aber aus Schiefern und den ,„Flinz” von den Arbeitern genannten Kalksteinbänken besteht. Die zweite Abtheilung wird von den Goniatiten- und Clymenienkalken gebildet, über die sich an manchen Stellen glimmerige Sandsteine (glimmerige Grauwacke) lagern. Die dritte Abtheilung wird von den Kohlenkalken ge- bildet, die den belgischen ganz ähnlich sind und östlich hin *) Zeitschrift Bd. III. S. 357. 13 verschwinden, wo sie durch Kieselschiefer vertreten werden. Westlich entwickelt sich unter oder über dem Kohlenkalke ein dünnes Kieselschieferlager. Unter diesen Schichten fin- den sich mürbe Schiefer (Griffelschiefer). Der Vortrag verbreitete sich über die Lagerungsverhält- nisse des in seiner Gliederung dargestellten Gebirges und über die Verbreitung der innerhalb desselben auftretenden plutonischen Gebilde. Herr H. Scuracınrweır theilte eine Reihe Höhenbe- stimmungen aus der Umgebung des Monte Rosa mit und legte ein von Herrn Sımony herausgegebenes Panorama des Schafberges zur Ansicht vor. | Herr Taunav legte Schmipr’s (Dr. F. A.) Mineralien- buch, Siuttgart 1850 bei Schein & Kriıes, zur Ansicht vor, in dem der Versuch gemacht ist Gebirgsarten und Mi- neralien kolorirt darzustellen. Herr G. Rose zeigte Platin vor, das mit Oalifornischem Golde vom Feater river zusammen vorkommt. Das Erz war Herrn Rosz von Herrn v. Humsorp'r mitgetheilt. Herr Oscuarz sprach über die Wichtigkeit der mikro- skopischen Untersuchung der Mineralien und über die Nutz- barkeit mikroskopisch-mineralogischer Sammlungen. Bei vie- - len Mineralien genügt es, kleine Trümmerstücke in Canada- Balsam einzubetten, um die Struktur selbst für die Unter- suchung mit stärkeren Vergrösserungen aufzuschliessen ; bei den meisten jedoch, namentlich bei den Versteinerungen, ist die Herstellung dünner Schliffe, oft in bestimmten Richtun- gen, deren Oberflächen sehr genau polirt sein müssen, unerlässlich. Es wurden von folgenden Mineralien und anorganischen Substanzen Präparate unter mehreren Mikroskopen zur An- sicht gestellt: 1. Mit mikroskopischen Aussonderungen aus einer übri- gens homogenen Substanz. Aventurin-Oligoklas mit Krystallen von Eisenglanz. Aventuringlas mit Kupferkrystallen. 14 Porporinoglas mit Krystallen von Kupferoxydul in dendritischer Anordnung. Labradorstein mit tafelföürmigen Krystallen von noch nicht festgestellter Beschaffenheit. ; Granat (Almandin) mit nadelförmigen Krystallen, die sich unter Winkeln von nahe 90 Grad und nahe 60 und 120 Grad kreuzen. Verschiedene Obsidiane, theils mit Gasblasen, theils mit nadelförmigen Krystallen, die bei einigen, ebenso wie die in die Länge gezogenen Gasblasen, einer bestimmten Richtung folgen; ausser den krystallinischen Aussonderungen finden sich in den rothgefärbten Stellen als Ursache der Färbung polymorphe braune Ausscheidungen, die sich wie auseinandergezogene Tropfen einer zähen Masse darstellen. Bimstein mit unregelmässigen Blasen, die ausser- ordentlich zarte Wandungen zeigen. 2. Gemengte Gesteine, Granit vom Brocken. Der Feldspath durch punkt- förmige Ausscheidungen getrübt; im Quarz mikroskopische scharfbegrenzte Krystalle, wahrscheinlich von Feldspath; im Glimmer deutliche Schichten, mitunter Nadeln. Lapis Lazuli. Der blaue Gemengtheil zeigt nicht- krystallinische scharfkantige Körner; der weisse Gemengtheil, im Durchschnitt häufig gestreift, zeigt mitunter deutliche Kıystalle; der eingesprengte Schwefelkies auch in den dünn- sten Schichten noch undurchsichtig. 3. Anorganische Struktur bei homogener Substanz. a. Körnige Struktur. Marmor von Carrara. Die Körner ohne deutliche Krystallform, in einem Theil derselben jedoch parallele Strei- fung, Durchgang der Blätter. b. Strahlige Anordnung mit schaligen Absonderungen. Bei einigen Achaten bilden krystallinische ausserordent- lich feine Nadeln einen sphärischen Kern, um den sich meh- rere Schichten aus gleich langen Nadeln gebildet herumge- lagert haben. E 15 Malachit. Die Strahlen bestehen aus deutlich wahr- nehmbaren prismatischen Krystallen mit rhombischen End- flächen, welche häufig Reihen von Zwillingen bilden. c. Schalige Absonderungen ohne krystallinische Struktur. Chrysopras. In einer homogenen Substanz rundliche Ausscheidungen häufig mit wellenförmiger Oberfläche, von mehreren concentrischen Schichten umschlossen. In Bezug auf die vorgelegten Durchschnitte von Ver- steinerungen wurde besonders hervorgehoben, dass bei einem fossilen Coniferenholze aus dem Samlande die verstei- nernde Kieselmasse eine ganz ähnliche Struktur wie der Chrysopras zeigte, während bei einem Psaronius in den grösseren von der Versteinerungsmasse angefüllten Läcken- räumen dieselbe eine achatähnliche Struktur zeigte. Bei einer versteinerten Graminee sind die Höhlungen der Gefässe mit einem Haufwerke von Quarzkrystallen erfüllt, welche grösstentheils mit einem System paralleler Schalen umschlossen sind. Bei einem versteinerten Knochen fanden sich die Höhlung der Markkanäle, so wie die sogenannten Knochenkörperchen und -kanälchen mit Eisenoxyd ausgefüllt. Diese Ausfüllungsmasse blieb ungelöst mit vollständiger Beibehaltung der Form zurück, als dünne Schliffe des versteinerten Knochens mit sehr verdünnter Salzsäure behan- delt wurden. Hierauf ward die Sitzung geschlossen. v. w. 0. v. CarnaLL. Beyrıcu. Roru. 16 B. Briefliche Mittheilungen. l. Herr Reuss an Herrn Beyrıcn. Prag, den 18. Juli 1851. Nachträglich theile ich Ihnen die Resultate der Unter- suchung der mir gefälligst übersendeten anderen Proben mit: In dem aus dem Septarientnone des Forts Zeopold zu Stettin ausgewaschenen Rückstande fand ich: 1) Dentalina obliquestriata R., 2) D. emaciataR., 3) D. soluta R., 4) Cristellaria Josephina p’Ore., 5) Cr. paueisepta n. sp., 6) Rotalina umbonata R., 7) R. Girardana R., 8) R. Dutemplei n’Or., 9) R. granosa R., 10) R. Partschiana »’Ore. (vorwaltend, wie bei Freienwalde), 11) Robulina ne- glecta R., 12) Nonionina bulloides D’Ore., 13) Gaudryina siphonella R., 14) Globulina amygdaloides R., 15) Gl. gut- tula R., 16) Guttulina semiplana R., 17) Polymorphina dila- tata R., 18) Chilostomella Czizeki R., 19) Textularia lacera R., 20) Biloculina turgida R. Also im Ganzen 20 gut bestimmbare Species, von denen 16 auch bei Hermsdorf und Freienwalde, 6 bei Walle vor- kommen. Nur 3 sind an den genannten Fundorten nicht zu finden und von ihnen ist eine Species neu, die andern sind schon aus dem Wiener Becken bekannt. Mit letzterem stim- men nur 5 Species überein. An der Uebereinstimmung mit dem Berliner Septarienthone ist also nicht zu zweifeln. Die Untersuchung reicheren Materiales dürfte noch mehr Beweise dafür liefern. Der Thon von @örzig bei Köthen lieferte 18 Arten: 1) Cristellaria spinulosa n. sp., 2) Nonionina quinqueloba R., 3) Rotalina Dutemplei p’Ore., 4) R. Girardana R., 5) R. contraria R., 6) R. umbonata R., 7) R. granosa R., 8) R. Partschiana »’Ore., 9) Globigerina diplostoma R., 10) Gaudryina globulifera n. sp., 11) Globulina guttula R., 12) Gl. amplectens R,, 13) Gl. inflata R., 14) Gl. amygdaloides R., 17 15) Guttulina semiplana R., 16) Textularia lacera R., 17) T. chilostoma n. sp., 18) Sphaeroidina variabilis R. Nebstdem unbestimmbare Reste von Dentalina, Glandulina, Guttulina. Von diesen 18 Arten stimmen 16 mit Hermsdorf und Freienwalde überein, zwei sind neu. Also wieder deutlich ausgesprochener Septarienthon! Diagnosen der neuen Arten: Cristellaria spinulosa. Gehäuse eiförmig, oben zu- gespitzt, unten breit gerundet, stark zusammengedrückt, am Rücken mit einem dünnen, schmalen, dorniggezähnelten Flügelsaum besetzt. Im letz- ten Umgange 9 schmale drei- eckige, etwas gebogene Kam- mern, deren letzte durch ver- tiefte Nähte, die andern durch wenig vorragende Rippchen gesondert sind. Die Mundfläche der letzten Kammer schmal, lanzettförmig, in der Mitte der Länge nach seicht vertieft. Mündung gestrahlt. — Sehr sel- ten bei Görzig unweit Köthen. a Seitenansicht, b Bauchansicht. Cristellaria paueisepta . Eiförmig, im Querschnitte dreiseitig, oben kurz zugespitzt, am Rücken scharfwinklig. Fünf dreiseitige nicht gewölbte Kam- mern mit nicht vertieften linien- förmigen Nähten. Die letzte Kammer sehr gross, die Spi- rale dagegen sehr klein. Die Mundfläche der letzten Kam- mer eiförmig, in der untern Hälfte besonders der Länge nach stark gewölbt. Die ungestrahlte Mündung auf der Spitze des glatten Gehäuses. — Sehr selten bei Stettin. Zeits. d. d. geol. Ges. IV. 1. 2 a Seitenansicht, 5 Bauchansicht. A Zr he 18 Textularia chilostoma. b Verkehrt kegelförmig, unten stumpf, oben gewölbt, zusammen- gedrückt, im untern Theile mit fast winkligen Seiten. Kammern niedrig, wenig schief, durch mäs- sig vertiefte Nähte geschieden. Die letzten Kammern oben flach a Vordere, b seitliche Ansicht gewölbt. Die quere Mündung von einem niedrigen dünnen lippenartigen Saum um- oeben. Oberfläche mässig rauh. — Sehr selten bei Görzig. Gaudryina globulifera. Verkehrt konisch, unten stumpf zugespitzt und gerun- det dreikantig, oben gewölbt und schwach zusammenge- drückt. Im untern Theile ste- hen die niedrigen durch linien- föormige Nähte gesonderten a Vordere, b seitliche Ansicht. Kammern in drei parallelen Reihen über einander und bilden eine gerundet dreiseitige pyramidale Spirale. Die letzten Kammern stehen alternirend zweireihig, sind fast kugelig, besonders die letzten vier Kam- mern, und durch schmale aber tiefe Nähte gesondert. Die Mündung lang, aber sehr schmal, spaltenförmig. Die Oberfläche des ganzen Gehäuses fein punktirt. — Sehr selten bei Görz2g. ‚Wie weit der Leithakalk sich erstreckt, habe ich mich erst neuerdings überzeugt. Ich erhielt eine Partie sandigen Kalkes von der Insel Rhodus zur Untersuchung, der nicht nur in seinen petrographischen Charakteren dem sandigen Leithakalke des Wiener Beckens zum Verwechseln ähnlich ist, sondern auch in den Foraminiferen und Bryozoen grosse Uebereinstimmung zeigt. Von 44 darin aufgefundenen Fo- raminiferenspecies stimmen 21 mit dem Wiener Leithakalke ganz überein und darunter befinden sich gerade die häufig- sten charakteristischen Formen, wie: Polystomella crispa, 19 Asterigerina planorbis (beide die Hauptmasse der Forami- niferen bildend), Rotalina Akneriana, Rosalina viennensis Textularıa Mayeriana, Truncatulina lobatula.. Die neuen Formen sind meist selten und gehören durchgehends den Agathistegiern an, welche einen merkwürdigen Formenreich- thum entwickeln. Von 47 Species Bryozoen sind aber sogar 13 mit denen des Wiener Leithakalkes identisch. 2. Herr v. Sıromseck an Herrn Bryrıcn. Braunschweig, den 15. Februar 1852, Ich erlaube mir Ihnen mitzutheilen, dass der Prof. Orro hieselbst auf mein Ersuchen den Eisenstein der herzogl. Braunschweigschen Grube Eschwege unweit Gebhardshagen auf Vanadin untersucht und dieses Metall darin aufgefunden hat. Schon früher war dasselbe von Herrn BopEMAnN in dem Eisensteine der auf Hannoverschem Gebiete, unweit von dort, bei Haverlah belegenen Grube entdeckt. Der Eisenstein beider Gruben, eine bohnerzartige Bildung, enthält Ostrea Couloni, Pecten crassitesta etc., ist von gleichem Niveau mit den Schichten von Gross-Vahlberg, Berklingen etc. und ge- hört zum unteren Neocom. Ich lasse nun andere Eisensteine aus demselben Niveau, von Goslar und Harzburg untersu- chen, um zu sehen, ob das Vanadin an die Schicht oder an die Lokalität gebunden ist. Nach dem Schlusse sollen Sie das Weitere erfahren. 3. Herr Nauck an Herrn Beryrıcn. Crefeld, den 15. März 1851. In unsrer Nähe, in Kaldenhausen bei Crefeld, ist im vorigen Sommer: beim Brunnenbohren eine ausgezeichnete tertiäre Sandschicht erbohrt worden, welche Ihre besondere Theilnahme erregen wird, da Sie, wie ich höre, jetzt die Versteinerungen des Tertiärgebirges bearbeiten. 2 % 20 Um Trinkwasser zu erbohren, treibt man in hiesiger Gegend Bohrlöcher von 4 Zoll Durchmesser nieder und ge- langt dann durch die alluvialen Kies- und Lehmschichten in der Regel in einen schwärzlichen, mitunter sandigen, infu- sorienreichen Schlamm und dann in einen darunter liegenden Kies, durch welchen das Wasser filtrirt wird. In diese Schicht wird dann ein 4 Zoll starkes Rohr eingetrieben und das Wasser aus beliebiger Tiefe durch eine oben angesetzte Saugpumpe ausgepumpt, da es durch den hydrostatischen Druck des darüber stehenden Schlammwassers bis nahe an die Oberfläche getrieben wird. Gewöhnlich reicht ein Bohr- loch von 30 bis 40 Fuss Tiefe hin; im vorliegenden Falle jedoch fand man, nachdem jene Kies- und Lehmschichten durchbohrt waren, in der Tiefe von 60 Fuss die oben er- wähnte tertiäre Sandschicht, welche in einer Mächtigkeit von etwa 30 Fuss durchbohrt worden ist ohne ihr Liegendes zu erreichen, bis man die Arbeit der zu grossen Kosten halber aufgab. Erst später, im Oktober, erfuhr ich davon durch Herrn RormEr, Lehrer an der höheren Bürgerschule in Crefeld. Von dem Sande waren nur wenige Kubikfuss ausge- bohrt worden. Er ist schwärzlich von reichlich beigemeng- ten schwarzen Glimmerblättchen und etwas Magneteisenstein, welcher sich in gut ausgebildeten kleinen Okta@dern darin vorfindet, und hat einen moderigen Geruch. Ich habe davon etwa einen Kubikfuss sorgfältig ausgewaschen und eine über- raschend grosse Anzahl meist kleiner, zum grossen Theil wunderbar gut erhaltener Petrefakten ausgelesen, welche über die Stellung der Schicht keinen Zweifel lassen. Da es mir hier an allen literarischen Hülfsmitteln fehlt, so muss ich auf die genaue Bestimmung der zahlreichen auf- gefundenen Versteinerungen verzichten, hoffe aber, Ihnen die- selben bald persönlich vorlegen zu können. Sie mögen Sich indessen einen Begriff von dem Reichthum dieser Schicht durch das nachfolgende Verzeichniss der in einer so kleinen Quantität aufgefundenen Organismen machen: 21 Anzahl Anzahl der Arten. der Arten. Bryozoa. Gasteropoda. Lumnlites, u. a. . .. .: 3 —-Bulla ...... 34.508. 2 Anthozoa. Dentalium... 2.:7.4. 2°. 2 Turbwohar.,.......... 1, Calyptraea. 0 02.0, 1 Polythalamia. Chemnitzia®%..... 2 Nodosaria, Frondicu- Hulimays3713...0 20... 1 lina, Textularia, Mi- 20 Bruncatelai. ....... 1 helma u. a... ... Rinoieulager 2... 2... 1 Echinodermata. urrtelagh 32 2.2.02 1 Spatanaus (in... ..« 1% „zPornatella . .,...2.2. 2. 1 Acephala. Scalarıa, 2: 0 er. gg 2 SOENPE N 4 ve 17 Natiens ea a 1 Oarbulas wc Au lan Solarumssansrrar Sa 1 Batellas ku re. 41 .Gerithume.sgnssea ed: 2 Oyfberea,, „non de. 1. Eyphiseisgl Su Sor er 1 Dardien Pe Zus BUSUSiwähcnSER., ng. 3 ea ein en kare 165 PRleurotomas . 24 ‚ba: 5 NSTARteck nis leere, Schhenıe 2.4 ;.Rostellaria Zwssia ser. .iet. 1 Cardum usa... zo ee aSsisir: wit kart Alle. 1 Oma ne a aisire 1.4, Violutayig #21... %.n ar. 1 INwenlar: ur. reis: ö Cirrhopoda. Beetuneulus ._ ..s--..... 10nBalanuss ss... 00... 1 Timopsis _.g. yaun our 1 Pisces. Beefeneygtaps ers lien 3 Ein Wirbel und ein Gehör- knöchelchen. Durch Häufigkeit des Vorkommens zeichnen sich aus: einige Polythalamien, namentlich Miliolina, ferner Corbula nucleus, Dentalium alternans, Pecten sp. und Balanus sp. Die grösseren Schalen, z. B. Oyprina islandica, Pectunculus pulvinatus, Cardium cingulatum, Cassis, liegen nur in Bruch- stücken vor, da sie beim Bohren zertrümmert sind. Leider ist für jetzt keine Hoffnung da, diese interessante Schicht weiter aufgeschlossen zu sehen, es sei denn, dass es im wis- senschaftlichen Interesse geschähe. 22 €, Aufsätze. 1. Ueber den Kalkstein ım Gneisse. Von Herrn AchırLLE DELESsSsE. (Im Auszuge aus Ann. des mines XX. p. 141 mitgetheilt von Herrn Tu. ScHEERER in Freiberg.) Der Gneiss enthält als untergeordnetes Glied einen Kalk- stein, welcher in allen Gegenden, in denen er bisher beob- achtet wurde, sehr constante Merkmale zur Schau trägt. In den Vogesen, die uns D. als Beispiel vorführt, be- steht der den Kalkstein einschliessende Gneiss aus Ortho- klas, Quarz und Glimmer, und es treten unter gewissen Umständen Hornblende, Graphit, Granat u. s. w. als acces- sorische Gemenstheile in ihm auf. Der Kalkstein dieses Grneisses ıst von weisser Farbe, und von fein-krystallinischer (saccharoide), mitunter selbst gross-krystallinischer Struktur. Schon diese Charaktere sind hinreichend, ihn von dem mehr oder weniger gefärbten Kalk- steine mit körnigem oder schwachem krystallinischen Gefüge zu unterscheiden, der sich entweder im Talkschiefer oder in gewissen metamorphischen Uebergangsschichten findet. Er enthält nur wenig oder keine Magnesia an Kohlensäure ge- bunden, wohl aber in ansehnlicher Menge als Hydrosilikat, oder bisweilen als Fluorsilikat und Aluminat. In diesem Kalkstein wird eine beträchtliche Anzahl ver- schiedener Mineralien angetroffen. Das charakteristischste und verbreitetste dieser Mineralien ist ein Magnesia-Glimmer, dessen Farbe in seinem durch Verwitterung etwas veränderten Zustande zwischen goldgelb und kupferroth schwankt. Im vollkommen frischen Zustande hat derselbe eine grünliche Farbe, und besitzt nicht den im Allgemeinen den Glimmern eigenthümlichen Glanz. Spee. Gew. = 2,746. Er ist optisch zweiaxig, mit einem Winkel 23 von 7 bis 18 Grad zwischen beiden Axen. Seine chemische Zusammensetzung ist nach einer Analyse von D., wie folgt: Sauerstoff-V erhältniss. Koeselerde 7,..,.-.:87844. 30 24€... 19508 . A lsmerdenesi cs: 10,80 5 u tn. Zaire? Birenözyduloi. +46324,61. raahr ui 05867 | Manganoxydul . 0,10... 0,022 Kalkerde Kar an. de: 020% 39, 405197 Magnesiai; 1411: 30432% ..odın 415234 Natrbasari 2:05.45 02 Bolsa. will ang bay: arrds216 Eluor, 4zliıass 1100,22 Glühverlust . . 1,51 (— 2,51) 99,97 Die geringe Kieselerdemenge und der grosse Gehalt an Magnesia, welche an Chlorit erinnern, zeichnen diesen Glim- mer ganz besonders aus. Ohne Zweifel ist der Reichthum an Magnesia die Ursache seines Fettglanzes, einer gewissen Glätte (Fettigkeit) beim Befühlen*) und der leichten An- greifbarkeit durch Säuren. Da derselbe zweiaxig ist, so sieht man ausserdem, dass es nicht richtig sein kann, alle Magne- sia-Glimmer als einaxige zu betrachten**). Er gehört zu 13,292, 9.78 *) Der in gewisser Beziehung fettartige Habitus dieses Minerals —- und vieler anderen Silikate — darf wohl nicht allein einem Magne- sia- Gehalte zugeschrieben, sondern muss als eine Folge eines Magnesia- und Wasser-Gehaltes betrachtet werden. Der Cordierit (Dichroit) z. B. besitzt diesen Habitus durchaus nicht, wohl aber der Aspasiolith in hohem Grade; und doch enthält der Cordierit (bei gleicher Menge Kie- selerde und Thonerde) mehr Talkerde als der Aspasiolith. In letzterem tritt aber neben der Talkerde noch Wasser auf. Ta. Ss. »*) Die früher ziemlich allgemein geltende Regel, dass die Magnesia- Glimmer optisch einaxig, die Kali-Glimmer aber optisch zweiaxig seien, wird schon dadurch höchst unsicher, dass — nach unserer Kenntniss von Glimmern, welche beträchtliche Mengen von Magnesia und Kali zugleich enthalten — eine Definition dieser beiden Glimmerarten eigentlich wohl nicht gegeben werden kann. Auch wurde bereits durch Dovz ermittelt, dass der Glimmer aus Jefferson-County, welcher nach MEITZENDORFF (Pose. Ann. Bd. 58 S. 157) 28,79 Mg und 9,70K enthält, optisch zwei- 24 der von Herrn BrerrsAaupr mit dem Namen Phlogopit bezeichneten Varietät, und seine Zusammensetzung lässt sich ziemlich gut durch die Formel EIER ES ausdrücken. *) Ferner findet sich in dem Kalkstein des Gneisses der Vogesen ein Mineral, welches eine Varietät des Pyroskle- rit zu sein scheint. Zu Sf. Philippe ist es von einer schön grünen, ziemlich hellen Farbe, welche mitunter in das Grau- lichgrüne, Blaulichgrüne oder Smaragdgrüne übergeht. Es hat Fett- bis Wachsglanz und geringe Härte. Sein spec. Gew. ist = 2,622. Vor dem Löthrohre schmilzt es unter Aufschäumen zu einem weissen, blasigen Glase. Durch sie- dendheisse Chlorwasserstoffsäure wird es vollständig zersetzt; aber die sich abscheidende Kieselerde ist nicht gallertartig. Seine Bestandtheile sind nach D.: Kieselerde .-. 38,39 Thonerde . . 26,54 Chromoxyd . . Spur. Eisenoxydull . 0,59 Manganoxydul. Spur. Kalkerde . . 0,67 Magnesia . . 22,16 Wasser. 233.22.,:44.65 700,00 axig ist; und in gleicher Weise hat Po6GENDORFF gezeigt, dass der von H. Rose zerlegte Magnesia-Kali-Glimmer vom Baikalsee zu den zweiaxi- gen gehört. Ta.'S. *) Das nach dieser Formel berechnete Sauerstoff-Verhältniss ist: Siloz «B R 19,51 : 9,75 : 14,63 während sich das durch die Analyse gefundene ergeben hat zu: 19,51 : 9,25 : 13,79 Die nicht unbeträchtliche Differenz zwischen 14,63 und 13,79 wird verringert, wenn man auch den Wassergehalt in Betracht zieht und, das Wasser als Base betrachtend, 3 H — Mg setzt. Man erhält alsdann 19,51 : 9,25 : 14,24 25 Sowohl durch seine physikalischen als durch seine che- mischen Charaktere nähert sich dieses Mineral dem Py- rosklerit v. Kogeır’s, ebenso wie dem Serpentin von Aker (Lyeunert). Doch ist es durch seinen grösseren Thonerde- gehalt von beiden unterschieden. *) Pyrosklerit und verwandte Mineralien dürften in der Geologie eine wichtige Rolle spielen. Sie wurden gewöhn- lich mit Serpentin verwechselt, was um so leichter geschehen konnte, als sie oft von letzterem begleitet werden. Doch die mehr oder weniger blättrige Struktur und der damit verbun- dene schwache Perlmutterglanz, so wie dieleichtere Schmelz- Jene Formel muss daher eigentlich 3 (Rs Si + Rz Si geschrieben werden. De5#S. *) Welche Stellung, in chemischer Hinsicht, diese von D. hier be- schriebene pyroskleritähnliche Species in Bezug auf den zuvor beschriebenen Magnesia-Glimmer, und in Bezug auf den Pyro- sklerit v. Koserr’s und den Serpentin von Aker einnimmt, ergiebt sich aus Folgendem. Die Formel jenes Glimmers wurde bereits entwickelt — sy ir Das Sauerstoff-Verhältniss der pyroskleritähnlichen Species findet man aus der Analyse von D. SR ® 19,9 : 12,4 : 12,6 Setzt man dafür 19,5 : 13,0 : 13,0, so führt dies zur Formel 2 + Re Si Der Pyrosklerit hat, nach v. KoseuLr’s Analyse eine Sauerstoff- Proportion von iR 19,5 : 6,3 : 16,7 welches 19,5 : 6,5 : 16,3 sehr nahe kommt, und sich daher ausdrücken lässt durch die Formel 5 (R)® Si + Rz Si Alle drei Mineralien sind also als verschiedene Combinationen der einfachen Verbindungen R2 Si und (R)3 Si (Serpentin) zu betrachten. Wegen des beträchtlichen Gehaltes an Bitumen, welchen Lycnxeuı in dem Serpentinvon Aker angiebt, lässt sich dessen Formel vor der Hand nicht genau bestimmen ; doch scheint es, dass sie den hier ange- führten nahe steht. Ta. S. 26 barkeit vor dem Löthrohre, und die weisse Farbe, welche sie nach dem Glühen annehmen, unterscheiden sie hinläng- lich von dem Serpentin. Pyroxen tritt sowohl im Kalkstein, als auch im ein- schliessenden Gneisse auf. Es erschien interessant, die Zu- sammensetzung des im Kalksteine vorkommenden Pyroxens mit der des im Gneisse auftretenden, so wie mit der eines ihn begleitenden Amphibols zu vergleichen. Diese Verglei- chung ergiebt sich aus folgenden Analysen. 1. Pyroxen aus dem Kalkstein. Grün, ins Grau- liche spielend. Fühlt sich fettig an. Spec. Gew. = 3,048. Nesterweise im Kalkstein von Chippal. 2. Pyroxen aus dem Gneisse. Spargelgrün. Der Gneiss, in welchem derselbe eingesprengt vorkommt, bildet das Hangende (Dach) des Kalksteins von 87. Phxlippe. 3. Amphibol aus dem Gneisse. Braun. Von sehr blättrigem Gefüge. Spec. Gew. = 3,076. Von demselben Fundorte wie der vorige, und hier unter denselben Verhält- nissen vorkommend. M 2. 3. Kieselerde . : F5E0 17 er A Phonerde .. . :. 1,1072. 72°, 1,98 ger Chromoxyd . . — re SSDBRE Bisenoxydul -..”. 884,25, 64:-. 281) 8,33 1517 Manganoxydul . Spur . -—.. — "."Spur. Kälkerde ..... 2.4610 7. Yor ADT Magnesia . . . 20,94 14,95. ae Glühverlust . . 3,60 (— 4,30) — . 1,66 100,00 . . . 100,00 . 100,00 Der Pyroxen aus dem Kalksteine von Chippal ist also ärmer an Kalkerde als der Pyroxen aus dem Gneisse von St. Philippe.” *) Zugleich ist der erstere, an Magnesia reichere Pyroxen durch einen beträchtlichen Wassergehalt ausgezeichnet, was dessen fettartigen Habitus zur Folge hat. Die Sauerstoff-Verhältnisse beider Pyroxene und des Amphibols lassen sich aus den analytischen Resultaten nicht genau 27 Von anderen Mineralien, welche im Kalksteine des Gneis- ses der Vogesen beobachtet wurden, sind anzuführen: Gra- phit, Spinell, Chondrodit, Magnetkies, Schwefel- kies, Orthoklas, ein fettglänzender Feldspath (ähnlich dem, welchen die Schwedischen Mineralogen Hälle- flinta nennen), Sphen, Quarz, Tremolit, eine Art Chlorit u. s. w. In der Nachbarschaft metallführender Gänge findet man ausserdem darin: Zinkblende, Blei- glanz, und andere metallische Mineralien. Was das Vorkommen aller dieser fremdartigen Gemeng- theile des Kalksteins betrifft, so sind sie entweder zerstreut im Kalkstein eingewachsen, oder sie bilden Ramifikatio- nen (arborisations) und Nester (rögnons) in demselben. — Beim Spinell, Chondrodit und Tremolit ist ersteres der Fall. Sie haben sich ausschliesslich im Kalkstein entwickelt; und dasselbe gilt, wenigstens in den Vogesen, vom Magnetkies. — Graphit und Schwefelkies finden sich sowohl ım Kalkstein als im Gmeisse eingesprengt. — Phlogopit und das pyro- skleritartige Mineral kommen gleichfalls im Kalkstein zerstreut vor; aber man findet sie zugleich auch in Ramifikationen und Nestern, und sie werden in denselben von Orthoklas, fett- glänzendem Feldspath, Pyroxen, Amphibol, Sphen und (sehr selten) von Quarz begleitet. — Die erwähnte Verschieden- heit in dem Vorkommen dieser Mineralien tritt nicht immer ganz streng hervor. So z. B. bilden die Spinelle mitunter eine Art von Nestern; und den Sphen findet man bald in Nestern von Feldspath, bald im Kalkstein. Die von gewissen Mineralien, vorzüglich aber vom Feld- spath, gebildeten Ramifikationen laufen, wie die Zweige berechnen, da alles Eisen als Oxydul angenommen wurde, es aber nicht unwahrscheinlich ist, dass in den Pyroxenen kleine Mengen, im Amphibol (von brauner Farbe) sogar eine sehr beträchtliche Menge von Eisenoxyd enthalten ist. Ohne hierauf Rücksicht zu nehmen sind die Sauerstoff- Proportionen der Pyroxene, aus dem Gesichtspunkte des polymeren Iso- morphismus, [Si] : (R) = 238,39 : 14,99 (1) und 98,17 : 14,08. (2). Wer- den im Amphibol 4,50 Eisenoxyd angenommen, so ergiebt sich für ihn die Sauerstoff-Proportion [Si] : (R) — 28,27 : 12,63. Tu. S. 28 eines Baumes, nach allen Richtungen aus. Durch Behand- lung des Kalksteins mit einer Säure werden ihre im Kleinen ausgebildeten Formen leicht enthüllt. Der Kalkstein von Laveline besteht nicht selten zu mehr als der Hälfte seiner Masse aus diesen verzweigten Silikaten. Die Nester entstehen durch die Zusammenhäufung der Mineralien in gewissen Spalten, welche sich im Kalksteine, parallel seiner Contaktlinie mit dem Gmneisse, gebildet ha- ben.*) Zu Sf. Philippe und zu Chippal z. B. erkennt man deutlich, dass sie in parallelen Bänken vorkommen, welche allen Biegungen des umschliessenden Gesteins folgen. Wenn man die Struktur der Nester untersucht, so gewahrt man in denselben eine Reihe von concentrischen Zonen verschiedener Mineralien, welche, vom Mittelpunkte zur Peripherie, in folgender fester Ordnung auf einander fol- gen: Feldspath, pyroskleritartiges Mineral, Glimmer. Der Feldspath, wenn er in einem Neste vorkommt, befindet sich stets im Centrum desselben. Dies gilt sowohl’ vom Ortho- klas, als vom fettglänzenden Feldspath. Das pyrosklerit- artige Mineral und der Feldspath gehen anscheinend voll- kommen in einander über. In beiden kommen gewöhnlich Amphibol, Pyroxen und Sphen eingewachsen vor, während der Glimmer, die peripherische Zone des Nestes bildend, alle übrigen Mineralien desselben umhüllt. Die Mehrzahl der im Kalkstein zu Nestern gruppirten Mineralien finden sich in dem einschliessenden Gneisse wie- der; besonders gilt dies von dem Gneisse, welcher den Kalk- stein von 7. Philippe überlagert. Diese Mineralien sind: Orthoklas, Pyroxen, Amphibol, Sphen. Sie stellen äusserst unregelmässige Gänge und Adern dar, welche den Gneiss in allen Richtungen durchschwärmen, stellenweise sogar allmälig mit ihm verfliessen.— In einigen Drusen, in der Mitte dieser *) Diese Anordnung in Parallel-Flächen ist, meiner Ansicht nach, nicht von Spalten herzuleiten. Man sehe meine nachfolgenden Be- merkungen. Ta. S. 29 Gänge, trifft man Orthoklas, Albit, Asbest, Sphen, Quarz. — Granat und Hornblende haben sich vorzüglich an der Grenze zwischen Gneiss und Kalkstein entwickelt und manchmal in der Nähe der pyroxen- und sphenführenden Gänge im Grneisse. Da die Nester (und Ramifikationen) des Kalksteins die Mehrzahl der sie constituirenden Mineralien — Orthoklas, fettglänzender Feldspath, Pyroxen, Amphibol, Sphen, — mit den Gängen im Gneisse gemein haben, so erscheinen sie als gleichzeitig gebildet. Sie rühren von Injektionen, oder, viel- leicht richtiger, von Sekretionen her, welche gleichzeitig in beiden Gesteinen stattgefunden, und‘ Spalten ausgefüllt ha- ben, die in der Regel parallel der Contaktebene zwischen Kalkstein und Gneiss laufen. Die Verschiedenheiten, wel- che die Nester und Gänge sowohl in ihrem geognostischen Auftreten, als in ihrer oryktognostischen Zusammensetzung zeigen, müssen der Verschiedenheit des umschliessenden Gesteins — theils Kalkstein, theils Gneiss — zugeschrieben werden. Die fein-krystallinischen Kalksteine können ein ver- schiedenes Alter haben. Ihre krystallinische Struktur und die in ihnen vorkommenden Mineralien scheinen das Resultat einer Metamorphose zu sein, welche später als ihre unter Wasser vor sich gegangene Bildung ein- trat. Derartige Metamorphosen haben selbst noch in sehr neuen Epochen stattgefunden. Zu Vogsburg, in dem vulka- nischen Terrain des Kaiserstuhls, und vorzüglich in dem bimssteinartigen Tuff der Somma, findet man bekanntlich Kalksteinblöcke, welche Spinell, Chondrodit, Phlo- gopit, Amphibol u. s. w., also mehrere der Mineralien enthalten, welche wir als im Kalkstein des Gneisses vor- kommend kennen lernten. Es ist wahrscheinlich, dass alle krystallinischen Kalksteine im Gneisse, welche unter densel- ben oder ähnlichen Verhältnissen wie die der Vogesen auf- treten, ihre krystallinische Struktur zur Zeit der krystal- linischen Ausbildung des sie umschliessenden 30 Gneisses angenommen haben, und dass das Alter beider — wenigstens in Bezug auf ihre Metamorphose — dasselbe sei. — Als Kalksteine im Gneisse, von analoger Art wie die der Vogesen, dürften besonders anzuführen sein: die Kalksteine von New-York, Massachusets, New-Jersey in den Vereinigten Staaten, so wie gewisse Kalksteine Schwe- dens, Norwegens, Finnlands u. s. w. 31 2. Einige Bemerkungen über gewisse Kalksteine der Gneiss- und Schieferformation Norwegens. Von Herrn Tu. ScHEERER in Freiberg. Die interessanten Resultate, zu welchen Herr Prof. DE- LESSE bei der geognostischen und mineralogischen Untersu- chung der krystallinischen Kalksteine im Gneisse der Voge- sen gelangt ist, fordern zu einer Vergleichung derselben mit analogen Verhältnissen anderer Länder auf. Eine Parallele in Bezug auf einige der betreffenden Kalksteine Norwegens zu ziehen liest mir um so näher, als es dem — brief- lich an mich gerichteten — Wunsche des Herın Deresse entspricht. Die wichtigste Seite der Drıesse’schen Beobachtungen dürfte wohl die Genesis und lokale Anordnung der accesso- rischen — oder vielmehr nicht accessorischen — Mine- ralien sein, deren Auftreten zunächst durch den Contakt von Gneiss und Kalkstein bedingt wird.*) Gneiss und Kalk- stein — blos als chemische Massen, nicht nach ihrem petro- graphischen Charakter betrachtet — haben einstmals, so scheint es, ohne die jetzt in ihnen eingeschlossenen Minera- lien existirt. Eine Reihe von geologischen Vorgängen, be- gleitet von chemischen Aktionen, hat letztere in ihnen — und mehr oder weniger auch aus ihnen — entwickelt. Beide Gesteine, wie sie gegenwärtig mit ihren fremden Mineral- einschlüssen vor uns liegen, repräsentiren uns aber nur das Endglied jener Reihe geologischer und chemischer Wir- kungen, während die übrigen Glieder derselben sämmtlich *) In Betreff der lokalen Anordnung dieser Mineralien, welche so viele interessante Details darbietet, aber eben deshalb sich zu keinem Auszuge eignet, muss ich grossentheils auf die Originalabhandlung von Deıesse verweisen. Beobachtungen über derartige Verhältnisse gewähren uns eine tiefere Einsicht in die Mineral-Genesis, mit welcher wir kaum so weit auf dem Reinen sein dürften, als wir so gern zu glauben ge- neigt sind. 32 früheren Bildungsepochen angehören, und deshalb für uns verloren zu sein scheinen. Ein unternommener Versuch, die ganze Reihe der Phänomene zu erforschen und anschaulich vor uns aufzurollen, müsste daher an der allzu geringen An- zahl der gegebenen Glieder scheitern, wenn wir nicht in der Analogie ein Hülfsmittel besässen, durch welches unsere Schlüsse auch in anscheinend unzugängliche Gebiete zu drin- gen vermögen. Um uns dieses Hülfsmittels im vorliegenden Falle zu bedienen, dürfen wir nicht ausschliesslich den Kalk- stein im Gneisse betrachten, sondern müssen unsere Auf- merksamkeit auch auf den unter ähnlichen Verhältnissen in jüngeren Formationen vorkommenden Kalkstein richten. Dies möge in dem Folgenden hinsichtlich einiger Norwegischen Vorkommnisse geschehen. Indem ich bei dieser unserer geognostischen Wanderung als Führer auftrete, muss ich im Voraus bekennen, dass meine mehrjährige Abwesenheit von Norwegen mich vielleicht mancherlei hat vergessen lassen, was von Wichtigkeit für unseren Zweck sein könnte, und dass einige Notizen in meinen früheren Reisetagebüchern diesen Mangel nur theilweise zu ersetzen vermögen. Es könnte Manchem als überflüssig erscheinen, dem Ursprunge der krystallinischen Kalke und der sie einschlies- senden Gesteine noch weiter nachzuforschen, als es bereits durch so viele Beobachtungen ausgezeichneter Forscher ge- schehen ist. Gleichwohl erschien es mir zweckmässig, vom Standpunkte eines Nicht-Neptunisten, dem in neuester Zeit wieder emporgetauchten Ultra-Neptunismus entgegenzutreten. Wirft man einen Blick auf die KrıLuav’sche Karte des Christianenser Uebergangs - Territoriums (Güa Norwegica, Heft 1), so sieht man den hier als Hauptglied der geschich- teten Gesteine auftretenden versteinerungsführenden Thonschiefer, meistens conform seiner Schichtung, von zahlreichen Kalksteinzonen durchzogen. Was sich sol- chergestalt schon im Grossen zeigt, das sporadische Auftre- ten einer dem Thonschiefer untergeordneten Kalksteinforma- tion, tritt noch deutlicher hervor, wenn wir dieses Verhältniss 33 an Ort und Stelle im Kleinen betrachten. Fast in jeder Handstufe des Christianenser Thonschiefers lässt sich ein mehr oder weniger bedeutender Gehalt von eingemengtem kohlensaurem Kalk *) erkennen. Kalkschichten, von der Dicke einiger Zolle bis zu grösserer Mächtigkeit, wechseln mit — gewöhnlich mächtigeren — Thonschieferschichten ab. Die schmaleren dieser Kalksteinschichten stellen sich häufig nicht als ununterbrochene Massen dar, sondern gewähren an Fels- oberflächen, welche die Schichtung überschneiden, den An- blick vielfach und unregelmässig unterbrochener Streifen, welche der Schichtung auch in dem Falle parallel laufen, wenn letztere gebogen oder gewunden ist. Die einzelnen Stücke dieser Streifen werden von den Durchschnittsflächen sehr verschieden geformter Kalksteinknollen gebildet. Es giebt Orte, wo die Kalksteinknollen in solcher Menge neben und über einander auftreten, dass man fast glauben könnte, ein Kalkstein-Conglomerat vor sich zu haben, in welchem die untergeordnete Thonschiefermasse die Rolle eines Binde- mittels spielt. Wie unrichtig dies.sein würde, geht aus der vollkommenen Abstufung hervor, welche von den mächtige- ren versteinerungsiührenden Kalklagern, durch die schmale- ren aber ununterbrochenen Kalkschichten bis in die unter- brochenen Schichten dieser Art, und von diesen wieder bis zu den conglomeratähnlichen Gebilden führt. Aus der Betrachtung des gemeinsamen Vorkommens von Thonschiefer und Kalkstein im Christianenser Territorium ergiebt sich in genetischer Beziehung, dass die chemischen Massen beider Gesteine sich während derselben geologischen Periode grossentheils gemeinschaftlich absetzten, dass gewisse Umstände das lokale Vorherrschen der einen oder der ande- ren dieser Massen bedingten, und dass endlich die einzelnen Kalksteinschichten, wenigstens di@ schmäleren derselben, Ein- flüssen ausgesetzt wurden, welche eine vollkommnere Aus- *) Gewöhnlich mit etwas kohlensaurer Magnesia gemischt, und mit- unter auch kohlensaures Eisenoxydul enthaltend. Zeits. d.d, geol. Ges. Ve, 3 { 34 scheidung und Zusammenziehung des kohlensauren Kalkes und die — damit wohl in Verbindung stehende — Knollen- bildung zur Folge hatten. Neue chemische Produkte sind hierbei nicht erzeugt worden, wenn man von etwas Schwefel- kies und Kalkspath absieht, von denen ersterer hier und da eingesprengt oder auch wohl in kleinen Nieren vorkommt, und letzterer mitunter in Gestalt dünner Krusten angetroffen wird. Besonders aber ist es hervorzuheben, dass sich an den Thonschiefer-Kalksteingrenzen nirgends Uontactprodukte entwickelt haben. Verfolgen wir jetzt das eben skizzirte Gresteinsfeld bis in die Nähe seiner Grenze an den Granit. Etwa 6 Meilen südwestlich von Christiania, nicht weit von dem Hofe Gyelle- bäk (s. die citirte Karte) tritt der Granit hervor, und es wird uns hier an mehr als einer Stelle eine günstige Gelegenheit geboten, das Verhalten der friedlichen versteinerungsführen- den Uebergangsschichten zu ihrem einstmals so unruhigen Nachbar kennen zu lernen. Bevor wir aber unsere Beob- achtungen anstellen, müssen wir uns erst etwas näher orien- tiren. Bei Gjellebüäk spielen die Kalkmassen eine weniger untergeordnete Rolle als an vielen anderen Stellen des Christianenser Territoriums. Wir treffen hier einige mäch- tige Kalklager, welche, auf der Höhe des Paradiesberges (Paradiesbakken) mehr oder weniger dicht bis an den Gra- nit heranlaufen. Die Granitgrenze überschneidet die Schich- tungsrichtung fast rechtwinklig. Südöstlich von Gjellebäk dagegen, von den Kjenner Gruben bis zum Ulve- See (Ulve- Vand) läuft die Schiehtungslinie grossentheils der Granitgrenze parallel, und zugleich ist hier der Kalkstein weit weniger vorherrschend, theilweise sogar ganz unter- geordnet. Kalkstein, Thonschiefer und Granit auf dem Paradiesberge. Wir finden hier nicht mehr den Christia- nenser dichten Kalkstein, sondern einen körnig krystallini- schen weissen Marmor, der in einzelnen noch erkennbaren 35 Versteinerungen*) einen hinreichend beglaubigten Taufschein bei sich trägt. Wo Marmor und Thonschiefer in stärkeren oder schwächeren Schichten mit einander abwechseln, ist letzterer von ganz verändertem Habitus. Er ist compakter und härter, theils allochroitisch, theils zu einer fast reinen Kieselkalkmasse geworden. Die Contactflächen zwischen so verändertem Schiefer und Kalkstein sieht man nicht selten mit krystallisirtem Granat überzogen. Stellenweise hat diese Granatbildung so überhand genommen, dass schmale Thonschieferlagen sich gänzlich in Granatmasse umgewandelt zeigen, oder durch zusammengehäufte Granatkrystalle reprä- sentirt erscheinen. Ferner findet sich ein tremolitartiges Mineral, begleitet von eingestreuter Zinkblende, an ei- nigen Punkten nahe der Granitgrenze. Die Entwicklung dieser Mineralien und überhaupt die ganze Gesteinsmetamor- phose hat, im Allgemeinen, ohne aufiallende Schichtstörun- gen stattgefunden. Man gewahrt dies besonders an den Wänden der Steinbrüche, weiche zur Gewinnung des Mar- mors angelegt sind. Schichten veränderten Thonschiefers, mitunter von kaum mehr als Liniendicke, setzen auf lange Strecken parallel und geradlinig fort. Doch giebt es auch Stellen, wo solche Schichten vielfach zerknickt und zerrissen sind, und an der Oberfläche der Felswände fast wie Spreu in einem Teige erscheinen. Es wird dadurch deutlich vor Augen gelegt, dass der Kalkstein, bevor er seine jetzige krystallinische Gestalt annahm, sich in dem Zustande einer plastischen Masse befand, in welcher der Thonschiefer als festerer Körper lag. Kalkhaltige Thounschiefer und Granit zwi- schen den Kjenner Gruben und dem Ulve-See (Ulve-Vand). Auf dem Paradiesberge lernten wir die Ver- änderungen kennen, welche die Nachbarschaft des Granites in einem sehr kalksteinreichen Thonschieferfelde her- *) Unter den mir hiervon zu Gesicht gekommenen Exemplaren zeichnet sich besonders eine, in der geognostischen Sammlung der Christia- nenser Universität aufbewahrte Catenipora aus. 3% 36 vorgerufen hat; auf der Strecke innerhalb der angegebenen Punkte werden wir dagegen mit den Umwandlungen bekannt werden, welche sich von einer derartigen Einwirkung au einen im Ganzen kalksteirarmen oder vielmehr nur mit mehr oder weniger kohlensaurem Kalk imprägnirten Thonschiefer herschreiben. Das Verhältniss gestaltet sich hier ungefähr, wie die folgende Figur*) im Vertikal-Durch- schnitt zeigt. ha BE 5 ZH RZ Cape aa Be Zn] E < Fa Erz 2.2.5 D ne & 7 : D A IL He = ei 4 < ec [7 R ER 2 L < zR I ihr, a Granit; 5 eine allochroitische Schicht mit vielem kry- stallisirten Granat, von einigen Fussen bis zu grösserer Mäch- tigkeit; ce harter (veränderter) 'Thonschiefer, nur hier und da allochroitisch; 5 eine allochroitische Schicht von gleicher Beschaffenheit wie 5; c’ harter Thonschiefer, allmälıg (jedoch erst innerhalb grosser Strecken) in gewöhnlichen weichen Thonschiefer übergehend. Offenbar sind 5 und 5 früher kalkreichere, e und c’ dagegen kalkarme Thonschiefer- schichten gewesen, wodurch sich das anscheinend paradoxe Auftreten von ce zwischen 5 und 2 erklärt. Sowohl in der Gegend von @jellebäk und den Kjenner Gruben als an so manchen anderen Orten der Granitgrenze, giebt es auch Punkte, wo der harte Thonschiefer unmittelbar als solcher an den Granit herantritt, ohne dass irgend eine Spur allochroitischer Bildungen, noch weniger also krystalli- sirter Granat, zu beobachten wäre. Solchenfalls zeigen sich die harten Schiefer gewöhnlich von der Granitmasse durch- drungen. Auf ihrer der Verwitterung ausgesetzten Ober- fläche gewahrt man ein en relief ausgearbeitetes Netzwerk, *) Bezieht sich besonders auf das Verhältniss in der Nähe der öst- lichsten der Kjenner Gruben. 37 in dessen Masse man oftmals Feldspath als Gemengtheil erkennt. Wenn man auf den allochroitischen Schichten 5, 5b’ ent- lang geht, wird man zuweilen lebhaft an Gneiss erinnert. Zahlreiche parallele Quarzschnüre, wie man sie so häufig im Norwegischen Urgneiss antrifft, ziehen sich in denselben hin, und lassen es vergessen, dass zwischen ihnen keine Feldspath-Glimmermasse, sondern eine Granatmasse liegt. Zugleich sind diese der Granitgrenze benachbarten allochroi- tischen Schichten durch das Vorkommen folgender metalli- schen Mineralien ausgezeichnet. Magneteisen, theils körnig krystallinisch, theils zu deutlichen Krystallen ent- wickelt (Combinationen von Rhombendodekaädern, Oktaödern und Hexaödern). Schwefelkies. Kupferkies. Wis- muthglanz (scheint nur bei der Gjellebäk-Grube aufzu- treten). Das Vorkommen des Kupferkieses hat hier in älte- rer Zeit zu einigem Bergbau Veranlassung gegeben. Kalkstein, Thonschiefer und Granit südlich von Drammen. Gehen wir von Gjellebäk südwestlich in der Hauptstreichungsrichtung der Kalkstein- und Thonschie- ferschichten über die Granitgrenze hinaus, den Paradiesberg hinab, quer über das Lier- und Drammen-Thal, so erreichen wir nach einem Wege von ungefähr 2 Meilen die jenseits der Stadt Drammen gelegene Granitgrenze, und finden dort ein anderes Kalkstein-Thonschieferfeld im Contacte mit die- sem abnormen Gesteine. Im Ganzen zeigt sich hier eine Wiederholung der uns bereits bekannten Verhältnisse, zum Theil aber von noch stärkerer Ausprägung ihres Charakters. Körnig krystallinischer Kalkstein, allochroitische und ander- artig veränderte Thonschieferschichten kommen in einer um so grösseren Ausdehnung vor, als hier ein etwa 2 Meilen langes und durchschnittlich etwa - Meile breites Feld jener Uebergangsgesteine zu beiden Seiten von Granit umschlos- sen wird. Was aber den Grad der Metamorphose noch stei- gert, ist die sich aus den Verhältnissen einiger hier befind- lichen Gruben ergebende Unterteufung der Uebergangs- 38 schichten durch den Granit. Letzterer hatte daher in diesem Distrikte vielfache Gelegenheit seinen mächtigen Einfluss geltend zu machen. Und in der That, er hat es nicht daran fehlen lassen. Nicht nur innerhalb der Kalkstein- und Thon- schiefermassen hat er ein krystallinisches Leben erweckt, sondern er scheint auch die Veranlassung zur Bildung meh- rerer nahe seiner Grenze vorkommender Erzgänge gewesen zu sein. Von Mineralien, welche auf diese Weise dem Gra- nite ihre Entstehung mehr oder weniger direkt verdanken, sind besonders folgende zu nennen. Magneteisenstein, in lagerförmigen Partien und Streifen innerhalb der allo- chroitischen Zonen. Granat in überaus grosser Menge. Kupferkies. Zinkblende. Schwefelkies. Blei- glanz. Eisenglanz*). Glanzkobalt, in einer der grösseren lagerförmigen Magneteisensteinzonen eingesprengt. Quarz. Kalkspath. Flussspath (fast stets in Okta- ödern, seltener in Rhombendodekaödern), theils in den ver- änderten Uebergangsschichten, theils in den Erzgängen vor- kommend. Auf einem Areal von kaum einer Quadratmeile sind über 30 alte Gruben, und in dem übrigen Theile des Distriktes noch mehrere andere Gruben und Schürfe auf einige der genannten metallischen Mineralien betrieben wor- den. — Die im Marmor vorkommenden Kieselkalkstreifen (schmalen Thonschieferlagen) sind in dieser Gegend nirgends parallel, aber auch nicht in dem vorgedachten zerbrochenen Zustande, sondern bilden — ähnlich der Feldspathmasse in den harten Schiefern — eine Art von unregelmässigem Netzwerk. Durch Verwitterung und Auswaschung des dazwischen- *) Ich fand denselben nur in Gangstücken auf der Halde einer der Eckholt-Gruben. Diese Stücke bestanden aus einer Breccie des harten Thonschiefers, welche folgende Beschaffenheit zeigte. Die einzelnen Thon- schieferbruchstücke waren zunächst mit einer schmalen Einfassung von Eisenglanz oder vielmehr Eisenglimmer (an gewisse Vesuvische Vor- kommnisse erinnernd) umgeben. Darauf hatten sich Quarzkrystalle. ab- gesetzt, und der noch übrige Raum war mit Kalkspath und Flussspath ausgefüllt. 39 liegenden Marmors ragt dieses Netzwerk mitunter gegen + Zoll über der Felsoberfläche hervor. Beispiele von der Metamorphose versteine- rungsführender Kalk- und Thonschieferschichten lassen sich noch aus vielen anderen Gegenden des Christianenser Uebergangs-Territoriums ent- nehmen; es treten aber keine anderen Erscheinungen von Wichtigkeit für uns dabei hervor als die im Vorhergehenden geschilderten. Erwähnung verdienen jedoch noch folgende Mineralvorkommnisse. In der Gegend von Vestfossen (zwi- schen Drammen und Kongsberg), im Kirchspiel Eger, findet sich, unter ähnlichen Verhältnissen wie an den zuvor ge- nannten Orten Granat, ein schön krystallisirter Vesuvian. Am Hörtekollen, einem Berge 1+ Meile nördlich von @jellebäk, kommt mit dem Granat, als Seltenheit Helvin vor. In allo- chroitischen Schichten der bekannten Gegend von Brevig sah ich Kalksteinknollen (ganz ähnlich den bei Christiania vorkommenden), welche mit einer grossen Anzahl kleiner Krystalle von Skapolith durchwachsen waren. Als ein beachtenswerther Umstand verdient es noch her- vorgehoben zu werden, dass sich in keinem der so eben von uns schnellfüssig durchwanderten Distrikte, weder im ver- änderten Thonschiefer noch im Marmor, eine Spur von Glimmer zeigt. Wollen wir diesen als Contact-Produkt finden, so dürfen wir ihn nicht in derjenigen Abtheilung des metamorphosirten Thonschiefergebietes suchen, welche durch ihren Kalkgehalt zur Granatbildung Veranlassung ge- geben hat. Granat und Glimmer scheinen einander zu has- sen. Machen wir daher einen Abstecher nach dem Alun-See, i Meile nordwestlich von Christiania. Hier liegen einige kleine, anscheinend äusserst kalkarme Thonschieferpartien — von denen die grösste noch keine Viertelmeile lang und von noch geringerer Breite ist — mitten im Granite, und werden 40 von Granitgängen und Trümmern mehrfach durchsetzt und durchschwärmt. In Folge dieser Verhältnisse hat sich in der Nähe der Granitgrenze ein feinschuppiger dunkel tom- bakbrauner Glimmer im Thonschiefer entwickelt. Der Thon- schiefer erhält dadurch ein gneissartiges Ansehn, ohne jedoch mit dem normalen Norwegischen Gneisse verwechselt wer- den zu können. Ganz Aehnliches gewahrt man an der be- rühmten Lokalität am Sölvsbjerg in Hadeland, 7 Meilen in N.N.O. von Christiania. Krystallinischer Kalk bei Christiansand. Jetzt müssen wir den Wanderstab zu einer längeren Tour in die Hand nehmen, um das interessante Vorkommen des krystal- linischen Kalkes der Gegend von Christiansand (35 Meilen in gerader südöstlicher Richtung von Ohristiania) kennen zu lernen. Der hier weit und breit herrschende Gneiss hat, bei einem Streichen annähernd in der Richtung des Meridians, in der Regel sein gewöhnliches steiles bis senkrechtes Ein- schiessen. In diesem Gneisse treffen wir keinen krystal- linischen Kalkstein. Wo sich solcher Kalkstein findet, zeigt er sich von einem entweder söhlig oder anscheinend sehr undeutlich geschichteten Gneisse umschlossen, dessen ver- wandtschaftliche Beziehungen zu dem steil geschichteten Gneisse sich nicht erkennen lassen. Die Schichtung des kalksteinführenden Gneisses wird meist durch parallele Horn- blendstreifen angedeutet, welche nicht selten in unveränderter horizontaler Richtung bis tief in den krystallinischen Kalk- stein eindringen, der überall vollkommen scharfe Grenzen mit dem umgebenden Gneisse blicken lässt. Doch treten in der näheren Umgebung des Kalkes mitunter auch kleine Schicht- störungen hervor; und an einer Stelle sendet derselbe sogar einen kurzen gangförmigen Ausläufer in den Gneiss, Man kann diesen Kalkstein kaum noch Marmor nennen, so grob- körnig ist er. Durch mehrere Steinbrüche aufgeschlossen und von Mineralienliebhabern durchsucht und geplündert, treffen wir darin immer noch folgende Mineralien in hinrei- 41 chender Menge an. Granat. Vesuvian. Skapolith. Augit. Chondrodit. Spinell (Pleonast). Ein fett- glänzender Feldspath, von grünlicher Farbe. Glim- mer, licht grünlich grau; selten. Sphen. Magneteisen. Magnetkies. Molybdänglanz. Granat und Vesuvian, in sehr zahlreichen, zum Theil ausgezeichnet grossen und schönen Krystallen auftretend, bilden gemeinschaftlich eine rinssumlaufende Einfassung des vom Gneisse umschlossenen Kalksteins. Ganz so. wie wir diese Mineralien bei Gjelle- bäk, Drammen u. s. w. auf den Uontactflächen des Thon- schiefers mit dem Marmor krystallinisch entwickelt fanden, treffen wir dieselben hier als Contactbildungen zwischen Hornblende-Gneiss und Marmor. Das Verhältniss der Breite dieser Einfassung zur innenliegenden Marmormasse ist ein sehr verschiedenes. Bei den kleineren, kaum mehr als einige Lachter langen und wenige Fusse oder Ellen breiten Kalk- zonen nimmt die Granat-Vesuvianmasse häufig dergestalt überhand, dass sie den Marmor fast ganz verdrängt. Anders ist dies bei den Kalklagern (auf der östlichen Seite des Tor- risdal-Flusses, dem Hofe Eeg gegenüber), deren Dimensio- nen so beträchtlich sind, dass sie zur ÄAnlegung von Kalk- brüchen Veranlassung gegeben haben. In diesen erscheint die Einfassung sehr zurückgedrängt, ja sie fehlt stellenweise gänzlich. Betrachtet man den peripherischen Granat-Vesu- viansaum näher, so ergiebt sich, dass die Vesuviankrystalle unmittelbar auf den Gneiss aufgewachsen sind, und mit ihren auskrystallisirten Enden in den Marmor hineinragen. Ein Gleiches ist mit den Granatkrystallen der Fall. Wo jedoch beide zusammen vorkommen, haben sich die Granatkrystalle stets über den Vesuviankrystallen abgesetzt. Diese jün- gere Bildung des Granates wird überdies noch dadurch klar vor Augen gelegt, dass man bisweilen Vesuviankrystalle findet, welche von kleinen Granatgängen durchsetzt werden. Man kann dies um so leichter erkennen, als der Granat ohne Ausnahme von bräunlich rother, der Vesuvian aber von grün- Ba 2 sn: 1.2, lieh brauner oder bräunlich grüner Farbe ist.*) Auch ver- dient es bemerkt zu werden, dass der Gneiss in der Nähe des Marmors häufig. von Granatstreifen und Schnüren durch- zogen ist, während sich nirgends in dessen Masse Vesuvian auffinden lässt. Wo Skapolithkrystalle auftreten, pflegen sie, zwischen den Vesuvian- und Granatkrystallen, auf den Gneiss aufgewachsen zu sein, doch finden sich auch kleinere dersel- ben hier und da einzeln im Kalke. Ebenso sind die Sphen- krystalle (welche an der Fundstätte beim Gill-See bis zu mehr als 2 Zoll Länge vorkommen) vorzugsweise an die Granat-Vesuvianzone gebunden, und finden sich hier einzeln aufgewachsen. Augit (sogenannter Funkit) erscheint in eini- gen der Kalklager als ein sehr verbreiteter Gemengtheil. Krystalle von der Grösse eines Senfkorns bis zur Länge einiger Linien sind durch die ganze Kalkmasse zerstreut, und geben derselben ein eigenthümliches punktirtes Ansehn. Wo die gewöhnliche Einfassung des Kalkes fehlt, trifft man’ dieselben auf den Gneiss aufgewachsen, und solchenfalls meist etwas grösser an. Zugleich aber giebt sich hierbei deutlich zu erkennen, dass die als mehr oder weniger vorherrschen- der Gemengtheil des Gneisses auftretende Hornblende, durch den Contact mit dem Kalke, in Augit umgewandelt ist. Die Zone dieser Umwandlung ist stellenweise kaum mehr als + bis 4 Zoll breit; doch lässt sie sich mitunter auch tie- fer in die — hinsichtlich ihrer Struktur sonst unveränderte — Goneissmasse verfolgen. Was endlich die übrigen der oben genannten Mineralien anbelangt, so kann ihr Auftreten nur als ein ganz sporadisches betrachtet werden. Der Chon- drodit wird hier und da eingestreut angetroffen. Mitunter *) Bei der oben erwähnten Lokalität in der Nähe von Vesifossen, wo sich Vesuvian, auf der Contactfläche des Uebergangsthonschiefers mit dem Kalkstein, entwickelt hat, wird mitunter zugleich auch etwas Granat angetroffen. Auch hier zeigt sich alsdann, sowohl in Betreff der Farbe als der Bildungszeit, ganz das nämliche Verkältniss zwischen beiden Mi- neralien. Eine genauere chemische Untersuchung solcher zusammen vorkommenden Granate und Vesuviane würde von grossem Inter- esse sein. 43 sind seine unvollkommen ausgebildeten, rundlichen Krystalle zu kleinen Nestern und engeren Gruppen zusammengezogen; alsdann pflegen sich auch Spinell, Glimmer und Magnetkies einzufinden. Doch gewahrt man letzteren, in kleinen Par- tien, auch an anderen Stellen des Kalkes. Krystallinischer Kalk der Gegend von Aren- dal. Etwa 8 Meilen nordöstlich von Christiansand liegt 4rendal, und zwar in demselben ausgedehnten Gneissdistrikte des südlichen Norwegens. Während wir bei den Christia- nenser Kalken Spuren ausgeprägt fanden, welche uns den Ursprung dieser Massen und die Bildung ihrer Mineral- Einschlüsse ahnen liessen, stellen sich uns die Verhältnisse der Arendaler Kalke in weniger leicht zu entziffernder Ru- nenschrift dar. Die zahlreichen, aber sehr zerstreuten Nie- ren, Adern und Stöcke von krystallinischem Kalke oder viel- mehr von äusserst grobkörnig zusammengefügtem Kalkspath, kommen zwar theilweise in undeutlich oder (seltener) söhlig geschichtetem Gmneisse vor; doch werden sie auch, in Ver- bindung mit den grossen Magneteisenlagern dieser Gegend, in steil bis senkrecht geschichtetem Gneiss angetroffen. Der überaus grosse Mineralien-Reichthum, welchem Arendual seine Berühmtheit in der mineralogischen Welt verdankt, wird zu einem nicht geringen Theile von dem Auftreten des krystal- linischen Kalkes hervorgerufen. Man fndet in diesem Ge- steine: Granat (nebst Kolophonit), Augit (nebst Kok- kolith), Epidot, Hornblende, Oligoklas, Ortho- klas, Quarz, Skapolith, Sphen, Apatit, Zirkon, Spinell, Chondrodit (?) u.s.w. Das gänzliche Fehlen des Vesuvians tritt schon als charakteristische Verschieden- heit in Bezug auf die Christiansander Mineralien-Association hervor. Spinell findet sich nur als grosse Seltenheit. In dem Stücke, welches ich davon besitze, ist kein Chondrodit zu sehen. Epidot, welcher bei Christiansand gar nicht vor- kommt, ist hier eines der häufigeren Mineralien. Seine Kıy- stalle sind, so weit meine Erfahrung reicht, stets auf den Gneiss aufgewachsen. Sie vertreten gewissermaassen den I Vesuvian. Auch die Granatkrystalle kommen oft auf diese Weise vor, doch findet man sie auch — besonders was den Kolophonit betrifft — ım Kalke schwimmend. Ein Gleiches gilt vom Augit;; die einzeln eingewachsenen Krystalle desselben treten meist als Kokkolith auf, uud repräsentiren den Augit (Funkit) der Christiansander Gegend. An einigen Orten, wie z.B. bei der Barbo-Grube, sieht man Granat und Epidot (Pistazit) schichtenweise mit einander wechseln, und aufsol- che Art gewissermaassen den Gneiss: vertreten, der hier die- selbe Schichtung wie jene zeigt. Von so regelmässigen Ein- fassungen der Kalkmassen wie an letzterem Orte sind mir bei Arendal keine ganz entsprechenden Beispiele vorgekom- men. Im Uebrigen erlaube ich mir hierbei auf einen meiner früheren Aufsätze*) zu verweisen. Vorkommnisse von ganz analogem Charakter wie die von Christiansand und Arendal werden noch an mehreren anderen Stellen Skandinaviens angetroffen. Ich will in dieser Beziehung nur die krystallinischen Kalke von Aker, Sala und Tunaberg in Erinnerung bringen. Die Spinelle aus dem Kalkbruch von 4er sind bekannt genug. Ausserdem finden sich hier Granat, Glimmer, Serpentin, Chon- un u.8.w. = an verschiedenen Mineralien so reiche kn H. Rose durch seinen grossen N: Wasseilialäh ausge- zeichnet), Tremolit, Granat (seltener), Quarz, Chlo- rit, Serpentin, Talk, Asbest, Bleiglanz, Zink- blende, Schwefelkies, Magnetkies, Magneteisen;> Kupferkies u. s. w. Einen noch grösseren Mineralien- Reichthum besitzt der krystallinische Kalk von Tunaberg, über welchen uns A. Erpmann ***) neuerlich sehr interes- sante Aufschlüsse gegeben hat. Es treten in demselben auf: *) LEonuard und Bronn’s Jahrbuch, ee 1843, S. 631. **) Reise durch Skandinavien Bd. 4, S. 268. se erkannte den Marmor von Sala als dem Eneiee eingelagert, während man denselben früher als aufgelagert betrachtet hatte. we) Kongl. Vetensk. Akad. Handl. f. ar 1848, 45 Granat, Malakolith, Spinell (Pleonast), Chondro- dit, Skapolith, Kokkolith, Epidot, Serpentin, Chlorit, Quarz, Amphodelit, Gillingit, Heden- bergit, Hisingerit, Graphit, Sphen, Glanzkobalt, Kupferkies, Blende, Schwefelkies, Magnetkies, Magneteisen, Eisenglanz, Molybdänglanz, ge- diesen Wismuth u. s. w. Wenn wir die im Vorhergehenden skizzirten geognosti- schen und mineralogischen Verhältnisse, wie sich dieselben in verschiedenen Gegenden Norwegens der Beobachtung dar- bieten, als eben so viele Glieder einer grossen Uebergangs- reihe — oder Stadien eines umfassenden Uebergangsproces- ses — betrachten, so können wir die noch fehlenden Glieder oder Stadien durch Interpolation finden. Wir sind dadurch in den Stand gesetzt, eine Thonschiefer- und Kalksteinbil- dung von ihrem ersten, unter Wasser vor sich gegangenen Absatze an, bis dahin zu verfolgen, wo sie als Gneiss und krystallinischer Kalk mit mancherlei fremdartigen Mineral- Einschlüssen auftritt. Diese eingeschlossenen — uns nun nicht mehr ais accessorisch, sondern als genetisch bedingt erscheinenden — Mineralien sehen wir sich aus Bestandthei- len entwickeln, welche ın der Kalk-Thonschiefermasse theils schon ursprünglich vorhanden waren, theils aber offenbar erst später hineingekommen sind. Als Bestandtheile der letzteren Art dürften besonders Fluor (im Chondrodit, Flussspath, Glimmer) und mehrere Schwefelmetalle (Schwefelzink, Schwefelkupfer, Schwefelblei, Schwefelwismuth) zu nennen sein. Welcher geologischen Theorie wir huldigen, und wel- chen Naturkräften wir die Hauptrolle bei diesen Wirkungen zuschreiben mögen: an eine hier vor sich gegangene Meta- morphose müssen wir glauben. Die Theorie des Meta- morphismus hat sich in neuerer Zeit der Geister wie der Gesteine bemächtigt. Sogar der Skandinavische Urgneiss sieht sein Privilegium der Aboriginität gefährdet! Doch auch in der Metamorphose kann man — wie im Wasser — leicht zu weit gehen. Giebt es vielleicht innerhalb des so- 46 DZ genannten Urgneiss - Gebietes mehr als eine Gneiss- Formation? Diese wichtige Frage, welche KrıLsau im 3. Hefte seiner Gäa (8.367) aufwirft, kann einstweilen nicht mit Sicherheit beantwortet werden; obschen es unläugbar ist, dass gewisse Verhältnisse in der Christiansander und Arendaler Gegend, so wie in mehreren anderen Landstrichen Norwegens ( Sätersdalen, Flekkefjord, Krageröe, Modum u. s. w.), dafür zu sprechen scheinen. Vielleicht lässt sich mit der Metamorphose ein Akkord schliessen, welcher wenig- stens einem Theile des Gneisses jenes Privilesium be- wahrt. Fragen wir nach den Ursachen der hier in Rede ste- henden Art der Metamorphose, und 2 specie der des Thon- schiefers und Kalksteins in Gneiss und Marmor, so ergiebt es sich — nach allen uns zu Gebote stehenden Analogien — dass die Wärme jedenfalls eine dieser Ursachen bildete. Dass ausserdem auch das Wasser daran Theil genom- men habe, ist insofern möglich und sogar wahrscheinlich, als die unter Wasser abgesetzten Schichten jener Gesteine sich wohl auch noch während ihrer Umwandlung unter Was- ser befanden, oder wenigstens einem Drucke ausgesetzt wa- ren, der theilweise durch Wasserbedeckung hervorgerufen wurde. Schwerlich aber dürfte dem Wasser eine so bevor- zugte Rolle ertheilt werden können, dass das Feuer der Plutonisten dadurch in gänzliches Verlöschen geriethe. Viel- mehr sprechen die angedeuteten Thatsachen auf das Kräf- tigste gegen einen Neptunismus, wie derselbe in älterer Zeit flüchtig skizzirt und in neuerer Zeit zwar kunstvoll, doch kaum naturgetreu, ausgemalt worden ist. 3. Bemerkungen zu den vorstehenden Aufsätzen der Herren Deizsse und SCHEERER. Von Herın B. Corra in Freiberg. Die Metamorphose, welche in den vorstehenden Bemer- kungen angedeutet ist, lässt sich, so scheint es mir, beim Kalkstein leicht noch weiter verfolgen als bis zur blossen Krystallisation an Ort und Stelle. Der Kalkstein ist oft (durch Wärme) erweicht worden, stärker erweicht, als die ihn einschliessenden Gesteine. In diesem erweichten Zu- stande ist er dann, der Form nach eruptiv, aus seiner ur- sprünglichen Lagerung theilweise in die Zerspaltungen seiner Nachbarn eingepresst worden, der Art, dass er nun ausser regelmässigen Lagern zuweilen auch Gänge, Ramifikationen und stockförmige Massen in denselben bildet, ihre Schieferung oder Schichtung gestört hat, Bruchstücke derselben oder zer- brochene dünne Schieferlamellen einschliesst. Würde es nicht ebenso geschehen, wenn man wechselnde Schichten von Wachs und Glas, oder Blei und Glas, unter mehrseitig und ungleich wirkendem Druck einer solchen Temperatur aussetzte, dass zwar das Wachs erweichte, oder das Blei eben schmelze, das Glas hingegen nicht? Der Erweichung oder Umschmelzung des dichten Kalksteins folgte dann eine krystallinisch körnige Erstarrung begleitet von jenen chemisch leicht zu deutenden Uontactbildungen. Man hat diese An- sicht (welche sich freilich nur allmälig so entwickeln konnte) durchaus falsch gedeutet, wenn man darin eine Gleichstellung des körnigen Kalksteines mit den echten pyrogenen, dem Erdinnern lavaartig entquollenen Eruptivgesteinen erblickte und dieselbe von diesem Standpunkte aus zu widerle- gen suchte. Der Form nach eruptiv werden durch Um- schmelzung ist offenbar etwas ganz Anderes als aus dem heissflüssigen Erdinnern emporgepresst werden. Ich habe diese Ansicht, angeregt durch ©. v. LEonHarD, früher 48 bereits zu begründen gesucht für die körnigen Kalksteine von Miltitz*), Schwarzenberg**) und Striegisthal***) in Sachsen, sowie von Auerbach****) an der Bergstrasse. Eine grosse Zahl von Lokalitäten würden sich in demselben Sinne an- führen lassen, wenn man sich die Mühe nehmen wollte, alle einschlagenden Lokalbeschreibungen genau zu vergleichen; das ist jedoch hier um so weniger meine Absicht, da ich wohl weiss, dass die Benutzung, Ausbeutung und Deutung fremder Beobachtungen für Ansichten, auf welche der Beob- achter nicht selbst geleitet wurde, oder welche er nicht we- nigstens berücksichtigt hat, sehr gefährlich ist, und nur allzu leicht missbraucht werden kann. Nach dieser allgemeinen Bemerkung, welche sich an Herrn ScHEErEr’s Schlussbemerkung anschliesst, werde ich mich darauf beschränken, auf den Wunsch des Herrn DE- LESSE einige wenige eigene Beobachtungen über das beson- dere Vorkommen von körnigem Kalkstein in krystallinischen Schiefern meines Gesichtskreises hier kurz zu berühren, wel- ches zum Theil ebenfalls mit der Bildung jener Gruppe von Mineralien verbunden ist, die, wie mir scheint, überall wo sie in einiger Ausdehnung auftreten, durch den Contact von Kalksteinen mit Kiesel- und T'hongesteinen bedingt sind. Kalkstein von Tharand bei Dresden. Bei Tha- rand enthält der versteinerungsleere Thonschiefer lagerförmig einen feinkörnigen, grauen, etwas dolomitischen Kalkstein. Gegen das Hangende und Liegende dieser ziemlich mächti- gen Kalksteineinlagerung findet sich ein ungemein häufiger Wechsel von dünnen Kalkstein- und Thonschieferlamellen. Diese Lagermasse ist durchsetzt von dem mächtigen Tha- rander Quarzporphyrgang, und an den Durchsetzungsgren- zen finden sich zuweilen eigenthümliche drusige Breccien. Kalksteinbruchstücke sind durch Kalkspath und Braunspath *) Jahrb. f. M. 1834 S. 319 und geognostische Wanderungen H.T, »*) Erläuter. d. geogn. Karte von Sachsen H. II. S. 242. *+*) Jahrb. f. M. 1851 S. 572. »+4*) Grundriss der Geognosie und Geologie 1846 S, 304, 49 zusammen gekittet; zwischen und in den Bruchstücken ha- ben sich Drusen entwickelt, der Art, dass zuweilen nur noch die liniendicken Aussenflächen der Bruchstücke erhalten sind, welche jetzt die dünnen Drusenwände bilden. In den Dru- sen finden sich Krystallisationen von Braunspath, Kalkspath, Schwerspath, Gyps, Eisenkies, Kupferkies, Bleiglanz und Blende, aber keine von jenen Mineralien, welche sonst für die Grenzen der Kalksteine gegen Silikatgesteine so charak- teristisch sind. Eine völlige Schmelzung und Verschmelzung hat also bei Tharand nicht stattgefunden. Es ist eine nie- dere Stufe der Umwandlung geblieben. Kalkstein von Zaunkaus in Sachsen. Dieser schöne und sehr krystallinisch körnige Kalkstein liegt im Glimmerschiefer der Gegend von Altenberg, parallel der Schie- ferung. Im Hangenden wie im Liegenden findet sich auch hier ein sehr vielfacher Wechsel dünner Kalksten- und Glimmerschieferlamellen. Wir brauchen uns nur den Tha- rander Kalkstein nebst dem einschliessenden Thonschiefer in einer etwas höheren Umwandlungsstufe (aber ohne eigentliche Schmelzung) zu denken, so haben wir das Vorkommen von Zaunhaus. Die ganze Masse des Zaunhauser Marmors ist aber ausserdem noch von einer zahllosen Menge kleiner weis- ser Glimmerblättchen parallei der Lagerung durchzogen. Es ist ein Cipollin. Kalkstein von Wunsiedel in Baiern. Er bildet ein mächtiges und weit fortsetzendes Lager im Glimmer- schiefer des Fichtelgebirges, in welchem er auf einer langen gsekrümmten Linie zwischen Tröstau und Hohenberg eine grosse Zahl von Kalksteinbrüchen veranlasst hat. Es scheint eine regelmässige Einlagerung im Glimmerschiefer, aber mit linsenförmigen Verdickungen zu sein, während zwischen die- sen mächtigeren Stellen die Masse zuweilen fast ganz ver- schwindet. Im Hangenden ist dieses wie das sehr ähnliche Arzberg-Redwitzer Kalklager oft begleitet von Brauneisen- stein, der augenscheinlich aus einer Zersetzung von Spath- eisenstein hervorgegangen ist. Der Kalkstein ist meist schön Zeits. d. d. geol. Ges. IV. 1. Ä 50 weiss und krystallinisch körnig, ziemlich reich an kohlensau- rer Talkerde, an manchen Stellen wahrer Dolomit. Als accessorische Gemengtheile enthält er 'Tremolit, Granat, Talk, Serpentin (Tiersheim), Flussspath und Graphit. Der angrenzende Glimmerschiefer enthält bei Göpfersgrün auch Idokras. Vielleicht als südwestliche Fortsetzung des ganzen Lagers findet sich jenseit des Fichtelberger Granites im Glimmerschiefer eine Art von Erlanfels. Wir haben es hier offenbar mit einer Lagermasse zu thun, welche eine Zeit lang aus einer Verbindung von kör- nigem Kalkstein, Dolomit und Spatheisenstein bestand, deren letzterer Antheil aber jetzt, soweit Bergbau und Beobachtung hinab reichen, in Brauneisenstein umgewandelt ist. Ist es nun nicht sehr einladend zu vermuthen, dass diese ganze Gruppe von innig verbundenen Gesteinen ursprünglich aus Schieferthon bestand mit Einlagerungen von dichtem zum Theil dolomitischen Kalkstein und von Sphärosiderit, wie dergleichen in der Kohlenformation wohl öfters zusammen vorkommen? Aus dem Schieferthon ist dann Glimmerschiefer geworden, aus dem dichten Kalkstein Marmor, aus dem Sphä- rosiderit. Spatheisenstein und später durch eine Umwandlung ganz anderer Art Brauneisenstein. — Bei Siemmas unweit Thiersheim wird das Kalksteinlager sehr deutlich von meh- reren Granitgängen durchsetzt*); es scheint sonach, dass das nördlich an den Glimmerschiefer angrenzende grosse fichtel- gebirgische Granitgebiet überhaupt neuerer Entstehung ist als der Glimmerschiefer mit seinen Einlagerungen, und dass es vielleicht bei der Metamorphose als Ursache betheiligt war. Kalksteine der Gegend von Schwarzenberg in Sachsen. Bei Schwarzenberg finden sich im Glimmerschie- fer eine grosse Zahl sogenannter Flösslager, d. h. körniger Kalksteine und Dolomite, die man früher vorzugsweise als Zuschlag- oder Flussmittel für den Eisenschmelzprocess ab- *) Ich beschrieb sie im Jahrb. f. M. 1542 S. 818. Sehr auffallend ist es freilich, dass sie keinerlei Verschmelzung mit dem Kalkstein ge- bildet haben. 51 baute. Diese sogenannten Lager sind, wie ich bereits 1838 in den Erläuterungen zur geognostischen Karte von Sachsen (H. 2. S. 242) gezeigt habe, nicht wahre Lager, sondern vielmehr meist lagerförmige Gänge, Spaltenausfüllungen, die nur in der Regel der Schieferung ziemlich parallel gehen, zuweilen indessen Bruchstücke des Nebengesteins enthalten, oder auch die Schieferung durchschneiden, Ramifikationen bilden und niemals jene vielfache :Wechsellagerung an den Grenzen zeigen, welche wir bei TAarand und Zaunhaus ken- nen gelernt haben. Sie hören im Hangenden und Liegenden fast immer plötzlich auf. Diese Kalksteine sind sehr oft begleitet von Erzlagerstätten, die ganz analog im Glimmer- schiefer liegen wie die Kalksteine, und beide gehören dann gewöhnlich so innig zusammen wie Contactbildung und Hauptgestein. Die Erzlagerstätten bilden entweder das un- mittelbare Liegende oder das unmittelbare Hangende des Kalksteins, der selbst theils ziemlich reiner Kalkstein, theils Dolomit ist. Diese so gewöhnlich mit Kalkstein combinirten Erzlagerstätten zeichnen sich durch einen ungemeinen Reich- thum an verschiedenartigen Mineralien aus. Man hat in ih- nen z. B. gefunden: Hornblende, Strahlstein, Chlorit, Gra- nat, Vesuvian, Allochroit, Kupholith, Peponit, Sahlıt, Pistacit, Glimmer, Talk, Pikrolith, Tremolith, Serpentin, Speckstein, Feldspath, Diopsid, Zoisit, Helvin, Axinit, Prasem, Magnet- eisenerz, Magnetkies, Eisenkies, Kupferkies, Arsenkies, schwarze und braune Blende, Bleiglanz, Zinnerz, Skorodit, Würfelerz, Kalkspath, Schwerspath, Flussspath, Rautenspath, Gyps, Metaxit, Kerolith, Molybdän, weiss und grün Bleierz u. 8. w., welche freilich zum Theil auf eine sehr verschie- denartige Weise und nach einander entstanden sein mögen. Die Grundursache ihrer Bildung scheint aber auch hier in dem Zusammentreffen von Kalkstein mit Silikatgesteinen (Glimmerschiefer und Grünstein) zu liegen. — Unerwähnt darf es freilich nicht bleiben, dass der Kalkstein zuweilen auch ohne jene Begleitung im Glimmerschiefer dieser Ge- gend auftritt, und dass ebenso jene oft sehr erzreichen, oft A % 52 mehr grünsteinartigen Mineralverbindungen ohne unmittelbar benachbarten Kalkstein den Glimmerschiefer durchsetzen. Geringmächtige Kalklager oder Kalkinjectionen könnten aber möglicher Weise unter besonderen Umständen gänzlich zur Bildung jener eigenthümlichen Mineralaggregate verwendet worden sein. Unterstützt wird eine solche Vermuthung durch das ganz analoge Auftreten des sogenannten Erlanfels in derselben Gegend, der gleichsam aus einer innigen Ver- schmelzung von Grünstein und Kalkstein zu bestehen scheint. Es mögen bei Schwarzenberg ursprüngliche Kalklager durch Verschmelzung theilweise eruptiv geworden sein, sich dabei mit anderen Gesteinen, namentlich Grünsteinen, hie und da verbunden haben. Bei Miltitz unweit Meissen liegt der schöne weisse und ziemlich reine körnige Kalkstein im Allgemeinen parallel im: Hornblendeschiefer, aber an den Grenzen bildet er kleine Verzweigungen in demselben, umschliesst Bruch- stücke von ihm und selbst von Granit und Quarzporphyr, welche letztere er aus einer anderen als der örtlich aufge- schlossenen Region entnommen haben muss, wenn sie nicht etwa in dem früher dichten Kalksteinlager vorhanden gewe- sen sind. An der Grenze des Kalksteins gegen den Horn- blendeschiefer finden sich bei Miltitz zwar gleichsam Ver- schmelzungen, aber wenig besondere Mineralien. Als solche sind mir nur Granat, Turmalin und Eisenkies bekannt. Der Turmalin gehört sogar vielleicht nur den eingeschlossenen Granitstücken an. Bei Auerbach an der Bergstrasse bildet schöner- körniger Kalkstein einen 20 bis 50 Fuss mächtigen Gang im Gneiss, Granit und Syenit. Seine Salbänder bestehen zum Theil fast ganz aus Idokras, Granat, Epidot und Wol- lastonit, ausserdem finden sich in diesem Kalkstein einge- streut: Hornblende, Grammatit, Eisenglimmer , Leberkies und Kupferkies. In dem benachbarten Gneiss zeigen sich vereinzelte Adern von Magneteisenerz. Das Dolomitlager von a Memmendorf bei ich ei- 53 berg gehört dem Gneiss an, soll die heransetzenden Erz- gänge abschneiden, zeigt aber keinerlei besondere Mineralien als Contactbildungen, obwohl es in vielen Gruben und Stein- brüchen aufgeschlossen ist. Das Crottendorfer Kalksteinlager ist das be- deutendste im erzgebirgischen Gneissgebiet. Es scheint mehr als 70 Fuss mächtig zu sein. In einem der grossen darin angelegten Steinbrüche zeigte es (1838) ganz ausserordent- lich starke Windungen und Biegungen der Schichten, einen wahren Wirrwarr von Biegungen, Schleifen, Mulden und Sätteln. Der Kalkstein ist schneeweiss bis graulich- und röthlichweiss, klein- und feinkörnig und nicht selten mit talk- ähnlichen Glimmerblättchen gemengt, welche, wenn sie häufig werden, eine Art von Schieferung hervorbringen. Auch Ei- senkies, Tremolith und Schieferspath kommen darin vor. Endlich will ich hier noch erwähnen, dass das bekannte Vorkommen des sogenannten Egerans (Idokras) mit Periklin, Granat und Grammatit zusammen bei Haslau unweit Zger ebenfalls einer Art von körnigem Kalkstein-Lager oder Gang mitten im Granitgebiet angehört. 54 4. Ueber den oberen Keuper beı Braunschweig. Von Herrn v. STROMBEcK in Braunschweig. Der Keuper in dem Hügellande zwischen dem nördöstli- chen Harzrande und Magdeburg besteht über der Lettenkohlen- gruppe unten und in der Mitte vorwaltend aus bunten Mer- geln, letztere hin und wieder mit Gypsmassen und dolomiti- schen Lagen, jedoch nicht von der Ausdauer und Mächtig- keit wie in Thüringen und dem südwestlichen Deutschland. Das Ganze wird bedeckt durch Sandstein, der von den Geognosten verschieden gedeutet ist. Die einen sprechen ihn als zur Wealdenbildung gehörig an, andere für unteren Liassandstein und noch andere für den Schilfsandstein des Keupers. Ich selbst habe diesen Sandstein früher zum Lias gerechnet, und wurde hierzu dadurch bestimmt, dass derselbe an einigen Hügeln, (Dorn, Rieseberg, Elm, Fallstein und Huy), den bunten Keupermergeln, die sie ringsum umgeben nicht gänzlich folgt, sondern den überliegenden Liasbildun- gen, die sie nur theilweise umgeben, sich genau anschliesst; eine Annahme, die, wie die übrigen, manches für sich hat. Welches geognostische Niveau der mehrfach gedeutete Sand- stein des obigen Hügellandes, der in vielen Steinbrüchen als Bau- und sonstiges Material gewonnen wird, einnimmt, soll in den nachfolgenden Zeilen dargethan werden. Zuvörderst möge hier, um im Allgemeinen die Lage des Sandsteins zu den zunächst über und unter ihm vorkommen- den Schichten zu zeigen, ein Profil erörtert werden, zu dem wir die Gegend vom Sambleber Berge, in Nord von Schöp- penstedt, bis an den Fuss des Elms bei Sambleben wählen. *) Da hier die Eisenbahn von Zraunschweig nach Magdeburg *) Am Rauten- oder Rottberge bei Küblingen unweit Schöppenstedt, der als Fundgrube von Versteinerungen aus dem Neocom, oberem und unterem Lias vielfältig besucht wird, kommen zwar dieselben Gesteine wie am Sambleber Berge vor, doch ist zur Orientirung dieser jenem vorzuziehen. 35 und Halberstadt durchführt, so ist dahin leicht zu kommen. Was daselbst von wesentlichen Schichten nicht aufgeschlossen zu beobachten, soll von anderen Lokalitäten ergänzt werden. Profil von Sambleben am Elme bis Scköppenstedt. S mn "I S SEINE S S S SQ "S = S 2 R S S S : -S S I = 2 = S S S S S iS) R RS ne) >= 2 "Br A KT R — NÜN, S N Ne: S Muschel, N NR IR ODEN Geht man von Schöppenstedt auf dem Fusswege nach Sambleben, so gelangt man hinter dem Sambleber Berge in ein Querthal, das durch ein vom Elme herabkommendes Wässerchen ausgewaschen ist, und in dem oben das Dorf Sambleben liegt. In diesem Thale werden die älteren Schich- ten zwar fast ganz durch Schutt bedeckt; wenige Schritte vom Wege entfernt erheben sich jedoch in Ost und West in ungestörter Erstreckung die vor dem höheren Elme an- haltend durchziehenden Hügelreihen, welche die von diesem ab- fallenden Gesteine deutlich erkennen lassen. Das Profil giebt die das Thal in Ost begrenzenden Höhen, den Luskuhlen- berg, Hoppenberg, Rothberg und Fuchsberg (Meewellenbers;) an, die zum Theil auf der Section Schöppenstedt der schönen Karte des Königreichs Hannover und Herzogthums Braun- schweig von PAren bezeichnet sind. Sie alle, bis auf den südlichen Abhang des Luskuhlenberges bestehen aus bunten Keupermergeln «, « von grünlich blauer und vorwaltend roth- brauner Farbe. Noch etwas in Nord von Sambleben ist die obere Grenze des den Elm bildenden Muschelkalks. Die Lettenkohlengruppe zwischen ihm und jenen Keupermergeln, 56 überwiegend aus thonig-sandigen und thonigen Schichten bestehend, ist hier nicht zu beobachten. Wegen ihrer milden und den Atmosphärilien keinen Widerstand leistenden Be- schaffenheit ist sie nur unter günstigen Umständen direct zu erkennen, doch wird sie gewöhnlich durch negative Merk- male angedeutet. Bohrungen, z. B. bei Zucklum am nord- westlichen Elmrande, haben in ihr auch einige schwache Flöze von Lettenkohle aufgeschlossen. Die bunten Keuper- mergel sind ihr zunächst vorwaltend von brauner Farbe und so thoniger Beschaffenheit, dass sie nicht den Namen Mergel verdienen. Aus diesen unteren Schichten entnimmt die v. Cramm’sche Ziegelei bei Sambleben ihren Bedarf an Thon. Weiter oben, so am Hoppenberg, sind die Schichten mehr mergeliger Natur, und stellen sich die Abwechselungen mit Schichten von lebhaft grünblauer Farbe häufiger ein. Letz- tere werden durch Verwitterung nicht zu Thon, sondern in kleine eckige Bruchstücke verändert. Stellenweise ent- halten diese Schichten so viel Kalk, dass sie zur Mergelung der Aecker benutzt werden, ja es finden sich in diesem Ni- veau hin und wieder ziemlich reine bis etwa 50 Fuss mäch- tige Kalkbänke, wie z. BD. oberhalb @ross-Vahlberg an der Asse, die von schmutzig weisser Farbe, zum Muschligem hinneigenden Bruche und nicht unerheblicher Festigkeit, in petrographischer Hinsicht das Mittel zwischen hartem weissen Pläner und weissem Jura halten. In dem unteren Theile der lebhaft gefärbten bunten Mergel treten Gyps bei Königslutter am Elm, im Sölterhai bei Mönche Vahlberg an der Asse, bei Hessen und unweit vom letztern Orte bei Zlohrsheium und Deersheim, : auch bei Wulfersdorf in West von Oschersleben, auf. Der grösste Theil der dolomitischen Lagen, die jedoch immer von geringer Mächtigkeit sind, scheint einem etwas höheren Niveau als der Gyps anzugehören. — In der Ge- gend zwischen Helmstedt, Moorsleben und Marienborn, im Uebrigen fehlend, gehen die obersten bunten Keupermergel in einen hellgrauen milden Mergel über, der zunächst bei Yelm- stedt sehr thonig, bei dem Amalienbade, Marienborn etc. aber 57 äusserst kalkreich und für Mergelungen sehr gesucht ist. Die Bänke sind bis mehre Fuss mächtig, und wo sie am sch wäch- sten, etwas zur ungradschiefrigen Absonderung geneigt. Die obersten Schichten dieser grauen Mergel führen regelmässig nierenförmige Kiesel-Ausscheidungen von schwarzer Farbe, dem Feuersteine der weissen Kreide ähnlich und von 1 Zoll bis zu mehren Fuss Durchmesser, hin und wieder so dicht neben einander, dass das Ganze überwiegend daraus besteht. So am Ludgerikreuze bei Helmstedt und in der grossen Mer- selgrube neben dem Amalienbade. Aus dem bunten Keupermergel und den ıhm unter- geordneten kalkigen, dolomitischen und Gyps-Bänken sind mir keinerlei organische Einschlüsse, weder von Pflanzen noch Thieren, bekannt geworden. Auch die in den dolomitischen Schichten von Thüringen und Franken so häufige Trigonia Goldfussi scheint im nördlichen Deutschland gänzlich zu fehlen. 20 Auf diesen grauen Mergeln mit Kiesel-Ausscheidungen, oder wo sie fehlen, unmittelbar auf den lebhaft gefärbten bunten Keupermergeln, liegen nun die in Rede stehenden Sandsteine, 5 des Profils. In diesem ist letzteres der Fall. An der westlichen Seite des Luskuhlenberges daselbst stand früher der Sandstein zu Tage, doch ist jetzt nichts mehr da- von zu sehen; er bildet in Ost, von hier zunächst, den nördli- chen Theil des Papenberges, wo sein Vorkommen naheunter der Oberfläche durch sandige Ackerkrume bezeichnet wird, und kömmt dann auf dem Wege von Küblingen nach Eitzum als milder Sandstein, so dass er als Stubensand zu gewin- nen steht, (hier ist auch seine Auflagerung auf die bunten Kalkmergel gut zu beobachten) zu Tage. Noch weiter in Ost bei der Küblinger Ziegelei sind darin weitläufige ältere Steinbrüche verhanden. — Ich unterlasse hier die Beschaf- fenheit des Sandsteins zu beschreiben, da es zunächst auf dessen Lage zum Nebengesteine ankömmt, und fahre in der Darstellung des Profils weiter fort. Ueber dem Sandsteine folgen von unten nach oben: 58 1. Graublauer plastischer oder etwas sandi- ger Thon, der an dem südlichen Abfälle des Sambleber Ber- ges gut zu beobachten steht, ce im Profile. Derselbe fehlt in diesem Niveau sehr selten, ist bis 100 Fuss mächtig, umschliesst unten an einigen Orten eine dünne Lage Tutenmergel (wie z. B. am südlichen Abhange des Rautenberges neben der Oelmühle daselbst und am Wege von der Fleitzmühle nach Ohrsleben) und durch die ganze Masse zerstreut Greoden von Thoneisenstein. In seinem oberen Theile zeigen sich hin und wieder einzelne 1 bis 2 Fuss mächtige Lagen von gelbem Sand. Obgleich dieser Thon vielfach aufge- schlossen (am Fallstein zwischen Hedeper und Hornburg, Stübchenthal bei Zarzburg, in Nord. des Hötensleber Baues, und bei ?abstdorf, an letzteren beiden Lokalitäten entnehmen daraus Ziegeleien ihren Thonbedarf etc.), so sind Versteine- rungen darin doch nicht bemerkt. 2. Feste Schichten mit untergeordneten schwachen Lagen von blaugrauem Thon und gelbem Sand, d ım Pro- file. Das Ganze 10 bis 30 Fuss mächtig. Die festen Schich- ten bestehen aus Sandsteinschiefer und thonig sandigen Kalk- bänken. Erstere haben weisslich graue oder gelbbraune Farbe und sind meistens die Sandkörnchen mit der kieseligen Grundmasse so innig verbunden, dass sie eine erhebliche Festigkeit annehmen. Die unreinen Kalkbänke zeigen frisch angeschlagen eine graublaue Farbe und gleichfalls eine un- gewöhnliche Festigkeit. Sie enthalten eine grosse Menge von in weissen Kalkspath veränderten Schaalthier-Resten» die grösseren meistens zertrümmert, und immer so fest mit dem Cemente verwachsen, dass aus dem Inneren nur selten erkennbare Exemplare zu erlangen stehen. Diese pflegen sich vielmehr nur auf der Oberfläche von solchen Gesteins- stücken zu finden, die der Verwitterung ausgesetzt waren. Hin und wieder sind diese Schichten ein wahres Conglomerat von Muscheln, in dem letztere, ganz und in Fragmenten,: dicht über und neben einander liegen. Auf kurze Erstreckung ändert sich die Beschaffenheit und Mächtigkeit ungemein, 59 und findet eine bestimmte Aufeinanderfolge der verschiedenen Bänke nicht statt. Im Allgemeinen nehmen jedoch die Sand- steinschiefer das untere Niveau ein. So auch im Profile. Zunächst von hier sind die Schichten aufgeschlossen in West da, wo der Weg von Bansleben nach Kneitlingen die Chaus- see von Schöppenstedt nach Braunschweig durchschneidet, und in Ost am Rautenberge bei Aüblingen, etwas nördlich von der Chaussee. — Besser sind diese festen Schichten und ihr Verhalten zum über- und unterliegenden Gesteine in einem tiefen Wege von Pabstdorf nach dem grossen Bruche, und ferner in einem ähnlichen Wege von ZloArsheim nordwärts über den Wahrberg zu beobachten. Die beiden folgenden Durchschnitte geben an, was darüber daselbst zu sehen steht. Durchschnitt von Pabstdorf in nordöstlicher Richtung nach dem grossen Bruche. Steingrubenberg. Grosser Bruch DE = I) RS S pP DD S A = Sandstein. Blaugrauer Thon mit Eisensteinsgeoden, ohne Versteinerungen. Sandiger Thon auf Schichten von gelbem Sand. Conglomerate von Cardinien. Graue und braune kieselige Sandschiefer. Graublaue Thone mit Eisensteinsgeoden, ohne Versteinerungen. Gelber Sand. Abwechselungen von blaugrauem Thone und gelbem Sand. Gelbbraunes eisenschüssiges Thongestein mit Gr. arcuata, Am. Bucklandi etc. ss = Alluvium. u < 60 Durchschnitt von ARohrsheim in nordöstlicher Richtung nach dem grossen Bruche. Grosser Bruch. S : EI R 2 S SS) 2 DO Fl = n RS RS S zZ = a = Bunte Keupermergel. b = Milder Sandstein. ce == Blaugrauer, versteinerungsleerer Thon mit Eisensteinsgeoden. ec‘ = Sandiger Schieferthon. c?2 —= Gelber Sand mit Schieferthon abwechselnd. d = Thonkalk und kieseliger Sandsteinschiefer mit Cardinien. e = Blaugrauer, versteinerungsleerer Thon mit Eisensteinsgeoden. f > Braunes eisenschüssiges Thongestein mit Gr. arcuata, Am. Bucklandi etc. g= Thon. h == Belemn. Lias, hier durch hohe Ackerkrume undeutlich z = Alluvium. Obgleich die thonigsandigen Kalkbänke von erheblicher Festigkeit sind, so wirken doch die Atmosphärilien leicht darauf. Einzelne Abänderungen brauchen nur einige Jahre im Freien zu liegen, um sich mit einer braunen Kruste zu überziehen, die aus höchst feinem Sande besteht. Am mei- sten in Ost, wo dieses Gestein auftritt, wechsellagert das- selbe in Bänken von 1 bis 3 Fuss mit ebenso mächtigen Schichten von losem gelblichen Sande, wie vorzüglich sehr schön in der nächsten Nähe von Helmstedt (Kocn’sches Bad) und bei Bekendorf (in NW. von Oschersleben) zu beobachten steht. Der Sand ist staubartig fein, und wird nichts anderes sein als jene festen Bänke in verwittertem Zustande. Doch ist er ziemlich frei von Versteinerungen; nur selten finden sich darin kleine Austern, die bei der geringsten Berührung 61 zerfallen. Einzelne schwache Lagen des Sandes in den Stein- brüchen bei Bekendorf sind schwarz und mit Kohle ge- schwängert. Ein unbauwürdiges dünnes Kohlenflöz, auf dem neben dem Koch#’schen Bade bei Helmstedt vor geraumer Zeit Bergbau-Versuche angestellt sind, dürfte diesen Schichten angehören. Was die organischen Einschlüsse der festen Schichten d anbetrifft, so sind die Kalkbänke stellenweise ganz aus Cardinia Listeri (hybrida) Sow. zusammengesetzt, die nicht viel länger als hoch ist und sich durch starke ziemlich re- gelmässig vertheilte Anwachsstreifen auszeichnet. Ihnen gesellen sich einzelne länglichere Formen, wahrscheinlich zu Cardinia concinna Sow. gehörig, jedoch nie die Grösse als in den jüngeren Schichten erreichend, bei. Sparsam finden sich dieselben Cardinien in den kieseligen Sandsteinschiefern. Während diese nur sie zu enthalten pflegen, zeigen sich in den Kalkbänken mannigfache andere Versteinerungen, unter ihnen als häufigere und charakteristische vor Allem Pecten glaber Heut, ganz oder in Fragmenten, stellenweise, fast wie die Cardinien, einen grossen Theil des Gesteins einneh- mend, und ebenso Ostrea sublamellosa DunkEr, — dann auch Ammonites angulatus ScaL., (mit einfachen scharfen, auf dem Rücken einen Winkel bildenden Rippen, nie von mehr als einem Zoll Durchmesser), Amm. psilonotus Quensr., (der mit Amm. Hagenowiüi Dune. identisch ist, selten über einen Zoll Durchmesser, die flache Scheibe glatt oder fast glatt), Ostrea irregularis Münsr. (von den Schwäbischen Geologen so be- nannt, und ihr ähnliche Formen), Plagiostoma duplicatum Sow., und wo die Schichten am mächtigsten sind, auch grosse Plagiostoma Hermanni Vorrz. Gekielte Arieten, Gryphaeen und Belemniten jeder Art fehlen gänzlich. Von Brachiopoden finden sich, jedoch selten, Pugnaceen, welche zu denjenigen gehören werden, die Quesstepr im Handbuche der Petre- faktenkunde S. 450 Tab. 36 Fig. 1 bis 9 beschreibt und ab- bildet. Kleine Univalven aus verschiedenen Gattungen pfle- gen in keinem Handstücke zu mangeln und deuten mit dem 62 Umstande, dass sich fast alle organischen Reste in zerbro- chenem Zustande befinden, auf eine Uferbildung. So zeigt sich dieses Niveau zwischen Z/m, Asse, Heese- berg, Fallstein und den nächsten Umgebungen. Gut aufge- schlossen ist dasselbe daselbst, ausser den genannten Lokali- täten, am Wege von Salzdahlum nach der dortigen Salıne; zwischen der Lucklumer Ziegelei und Hachum, am Wohl- denberge bei Mönche Vahlberg, ın Nord von Gevensleben am Wege von dort nach Watenstedt, am Herzberge zwischen Klein-Dahlum und Ingeleben, in Nord des Weges von Sein- stedt nach Achim und in der Umgegend von Bekendorf in Nordwest von Oschersleben. — Ostwärts endigen diese Schich- ten bei Quedlinburg und Halberstadt. Vom Kanonen- oder Sperlingsberge bei letzterer Stadt ist eine reiche Fauna und Flora aus einem Gemenge von Land-, Süsswasser- und Meeres - Produkten bestehend, durch Dunker (Paläontogr. Bd. 1 8. 34 ff, 8. 107 fi, S. 176 & und S. 319) bekannt geworden. Die Versteinerungen sind daselbst nicht allein auf die Kalkbänke beschränkt, sondern sie haben sich auch an einer jetzt nicht mehr offenen Lokalität in denselben Spe- cies mit dem schönsten Erhaltungszustande in dazwischen vorkommenden Sandschichten gefunden. Das. Ganze liegt über den Thonen c, die an der südwestlichen Seite von Hal- berstadt, neben der S’rruge’schen Ziegelei, aufgeschlossen sind. Doch tritt hier zwischen dem Thone und jenen sandi- gen Schichten eine Bank milden versteinerungsleeren massi- gen gelben Sandsteins von nicht gewöhnlicher Mächtigkeit auf, der, wenn ihn der Thon ce nicht unterteufte, für iden- tisch mit dem Sandsteine 5 gehalten werden könnte. — Westwärts, bei @ebhardshagen, trägt die Entwickelung der Schichten d einen ruhigeren, gleichförmigeren Charakter. Hier bestehen dieselben ganz aus einem blaugrauen Kalke, der wegen seiner Beimengung von Kieselthon zur Oement-Berei- tung benutzt wird. Cardinia Listeri ist darin nur selten; dagegen finden sich Ammonites raricostatus ZıEr. (QuENST. mit wenig bemerkbarem Kiel (sehr häufig, den verkalkten 63 Exemplaren aus den oberen Schichten vom Lias 3 von Bah- lingen völlig gleich), Am. colubratus Zıer. (einen Fuss im Durchmesser, der, wie QUENSTEDT gezeigt hat, nichts ande- res als ein grosser angulatus Schr. ist) Plagiostoma gigan- teum (häufig) und Hermanni, Pinna Hartmanni Zıer. etec., alle von erheblicher Grösse; es fehlen aber noch gekielte Arieten und Gryphaeen. Auch Ammonites psilonotus ist mir von Gebhardshagen nicht bekannt. Will man allein auf die organischen Einschlüsse nicht erhebliche Niveau-Unter- schiede gründen, so würden die Gebhardshagener Schichten als eine etwas jüngere Entwickelung von d anzusehen sein. Bei Helmstedt kommen ferner im gleichen Niveau, unter deutlichen Cardinienbänken und über den Sandsteinen 5, gelb- liehweisse bis braune dünngeschichtete lose Sandsteine von nicht geringer Gesammt-Mächtigkeit vor. Die Absonderungs- flächen sind mit kleinen schwer zu erkennenden Bivalven und einzelnen grösseren Cardinien übersäet. Wie sie sich zu den unter No. 1 aufgeführten Thonen c verhalten, ist noch nicht bekannt. Es scheint, dass diese Schichten die an an- dern Orten auftretenden Sandsteinschiefer und den bei Hal- berstadt zwischen den Thonen ce und den Cardinienbänken sich findenden massigen Sandstein mit einander verbinden, doch müssen darüber noch weitere Untersuchungen vorbehal- ten bleiben. 3. Dunkelblaugrauer Thon mit Eisensteinsgeoden und ohne alle Versteinerungen, e im Profil, ähnlich den Thonen c. Oben wechsellagert derselbe an einigen Orten (siehe Durch- schnitt von Pabstdorf) mit.weissem und gelbem losen Sande. 4. Die Schichten / im Profile bestehen aus einem thonigsandigen eisenschüssigen Gestein von mei- stens ockergelber Farbe. Nimmt der Thon- und Sandgehalt ab, so entsteht daraus ein körniger Eisenstein von gelber bis rothbrauner Farbe, in dem die einzelnen Eisensteinskörner zum Theil als wirkliche Oolithen, zum Theil als eckige Stückchen auftreten, so dass hier eine gleichzeitig chemische "und mechanische Bildung vorzuliegen scheint. Dasselbe son- 64 dert sich in Bänke von + bis 2 Fuss Mächtigkeit, und pflegt ziemlich zerklüftet zu sein. In dem Ganzen, dessen Mäch- tigkeit bis zu 50 Fuss und darüber steigt, sind häufige orga- nische Reste eingeschlossen, stellenweise in unbestimmten Niveau’s dicht neben einander liegend, zum Theil mit der Schaale, zum Theil, wenn diese resorbirt ist, hohle Räume bildend. Am zahlreichsten sind darunter Gryphaea arcuata Las., Ammonites Bucklandi Sow. (von der geringsten Grösse bis zu mehreren Fussen im Durchmesser) und Avicula in- aequivalvis Sow. Damit zugleich, jedoch minder häufig treten andere Arieten auf, namentlich eine Species ähnlich dem Amm. Kridion Hrst, gewöhnlich von # bis 1 Zoll Durch- messer, mit nicht starkem Kiel und ohne Rinnen daneben, jedoch mit grösserer Höhenzunahme, was Zıer. 3,2 und D’ORre. jur. 51, 1,2 abbilden ; dergleichen Exemplare aus Schwa- ben werden von dortigen Geologen wohl als junge Amm. Bucklandi bezeichnet; — ferner Nautilus aratus Schr., Car- dinia concinna Sow. bis „ Fuss lang, (selten C. Listeri*) ) glatte und gestreifte Pecten, Plagiostoma giganteum und du- plicatum, Terebratula vicinalis Schr. (Lern. 18, 10) und tri- plieata Prır. (Quensr.) mit 2 bis 3 Falten im Sinus ete. Belemniten sind darin nicht aufgefunden. In den Umgebungen des Elms und der Asse bis zum Fallstein fehlt diese Etage wohl niemals und widersteht sie den Atmosphärilien so gut, dass sie im richtigen Streichen, selbst bei hoher Ackerkrume, kaum zu übersehen ist. Das Gestein wurde früher vielfältig zu Wegebesserungen ver- wendet, ist jedoch in neuerer Zeit durch besseres Material verdrängt. Gut aufgeschlossen ist dasselbe durch mehr oder minder tiefe Steinbrüche oder natürliche Einschnitte im Pro- *) Auch C. coneinna ist bis auf einige Lokalitäten ziemlich selten, so dass die Cardinien in diesen Schichten bei Weitem nicht in dem Maasse auftreten als in den tieferen Schichten d. Im Uebrigen varürt die Form der Cardinien ganz ungemein, doch lassen sie sich der Haupt- sache nach, nach dem Vorgange Broxw’s (vid. Nomenel. und 3. Aufl. der Lethaea S. 256 ff.) auf es beiden verschiedenen BASE C. Listeri (hybrida) Sow., und coneinna zurückführen. 65 file am Sambleber Berge einige Schritte in West vom Fuss- wege und neben dem Chausseehause daselbst, am Rauten- berge, in Nordwest von, Schöppau am Rieseberge, bei der Rothenwiese zwischen Alein-Sisbeck und Almecke, bei Ma- rienthal in Nord von Helmstedt, am Wege von Helmstedt nach dem Gesundbrunnen, in Sommerschenburg, bei Badeleben, am westlichen Fusse der Asse in Nord von Gross-Denkte, bei Hedeper, auf der Braunschweig-Preussischen Grenze in der Mitte zwischen Stocklum und Veltheim am Fallstein, Ohrsle- ben etc. Im Stübchenthal bei Harzburg am. Harzrande er- scheint diese Schicht ausnahmsweise mit den obigen Petre- fakten als ein blaugrauer unreiner Kalkstein, welcher der Atmosphäre ausgesetzt eine gelbblaue Farbe annimmt. 5. Mächtige Masse graublauen Thons mit Eisen- steinsgeoden, im Profile mit g bezeichnet, hier durch Dilu- lium verdeckt, zunächst in Ost jedoch durch die zur Küblinger Ziegelei gehörigen Thongruben aufgeschlossen. An Verstei- nerungen hat sich darin bis jetzt nichts gefunden. 6. Graue mehr oder weniger feste, sehr zer- klüftete Thonmergel ( im Profile), die selten ganz ohne kleine Eisensteins-Oolithen sind. Stellenweise ver- schwindet gegen letztere das Bindemittel, und besteht dann die ganze Masse aus Eisenoolith, wie bei Calefeld, wo sie als Eisenstein gewonnen wird, und bei ftofforf am Klei. Mächtigkeit bis zu 30 Fuss, durchschnittlich jedoch nur etwa 15 Fuss. Dieses Gestein enthält eine ausserordentliche Menge von Versteinerungen. Verschiedene Niveau’s sind darin je- doch nicht zu erkennen, und muss vielmehr das Ganze als durchaus zusammengehörig betrachtet werden. Vor Allem vorwaltend sind: Belemnites niger Lister (paxillosus), Amm. eapricornus ScuL., Inoceramus pernoides GoLpr. und Gry- phaea eymbium Law. Damit zusammen, jedoch minder häufig, kommen vor: Amm. fimbriatus Sow. und Davoei Sow.,, Terebratula rimosa (auch fureillata) v. Bucu und numismalis Lam., Spirifer rostratus Scnr., Pecten aequivalvis Sow., Pholadomya ambigua Sow., Lutraria ovata Rorm., Helicina Zeits, d, d. geol, Ges, IV, 1, 5 66 expansa Sow., Trochus anglicus Sow. etc. Sparsam zeigt sich auch Am. amaltheus Scar. In diesen Schichten sind zwar, wenig Steinbrüche, doch treten ihre Köpfe vielfach durch die Ackerkrume zu Tage. Sie sind dann Fundgruben für Versteinerungen. In Nord- ost kommen sie nicht über /totiorf am Klei vor. Sie um- geben den westlichen Abhang des Rieseberges, ziehen sich von hier zwischen Schandelah und Gardessen durch, längs des westlichen und südwestlichen Abhanges des Elms über Gilzum, den Ollaberg, den Sambleber Berg, wo sie im Pro- file bei der Windmühle zu Tage treten, den Rautenberg bei Küblingen, (von wo viele Versteinerungen in Sammlungen gelangt sind.) und endigen zwischen Schliestedt und Klein- Dahlum. Die Asse umgeben sie in Nord, West und Süd, den Fallstein in West und Nord, und dringen von hier in Ost über den Mattierzoll bei Zessen, über Aohrsheim und Pabstdorf bis in die Gegend von Schlanstedt, überall den Schichten unter 4 folgend. Weiter in Ost und näher dem nordöstlichen Harzrande zu fehlen sie. Dagegen finden sie sich ferner zwischen Salzdahlum, Apelnstedt und Ahlum, wie sie auch in Nordwest von Braunschweig aus Diluvium ei- nige Male zu Tage treten. Im Profile werden diese Steinmergel unmittelbar bedeckt 7. von Rormer’s Hilsconglomerat. Daselbst feh- len nämlich zwischen % und 2: die Thone mit seltenen Am. amaltheus und Bel. brevis ete., (Mühlenberg bei @ross- Vahlberg, Gegend von Salzdahlum etc.), mit denen viel- leicht die Thone bei Hedeper mit Plicatula spinosa gleichen Horizont haben; die Posidonomyen-Schiefer, die namentlich zu beiden Seiten des Clieversberges zwischen Fallersleben und Vorsfelde und bis in die Gegend von Querenhorst vor- kommen; ferner aller brauner Jura, vom Opalinus-Thone an aufwärts, und aller weisser Jura, indem sich letztere fast allein auf den Harzrand zwischen Harzburg und Goslar und den Clieversberg beschränken. Das Hilsconglomerat besteht am Sambleber Berge, 67 gleichwie am Rautenberge bei Küblingen unweit Schöppen- stedt, aus mehr oder minder verhärtetem Thone, und zeigt an ihm eigenthümlichen Versteinerungen vorzüglich Terebr. depressa Sow. (multiformis Rorm.), biplicata (var. sella Sow. in mannigfachen Uebergängen bis acuta v. Buch), ta- marindus Sow. bei Fır. und oblonga Sow., Avicula Üor- nueliana D’Okg., Ostrea spiralis GoLpr. und Couloni Derr., Pecten atavus und crassitesta Rorm., häufige Bryozoen, Ma- non Peziza GoLpr., Scyphia tetragona GoLprF. etc. Echini- den und unter ihnen Toxaster complanatus Ac., die in den Umgebungen der Asse stellenweise in grossen Massen ver- einigt sind, zeigen sich dort nur selten. 8. Rormer’s Hilsthon, ım Profile %, ıst daselbst fast ganz durch Diluvium bedeckt. An andern Orten führt der- selbe Ostrea Couloni, Pecten crassitesta, und ungemein häufig einen Belemniten, der dem subfusiformis p’Orp. nahe steht, vielleicht damit identisch ist. Was die Deutung der hier unter 1 bis 8 beschriebenen Schichten anbetrifit, so ist schon anderweit nachgewiesen, dass diejenigen unter 7 und 8 zum unteren Neocom gehören. Die übrigen unter 1 bis 6 stellen sich den Gesteinen in Würtemberg, wie sie durch v. Buc#, QuENnSTEDT und FRAAS dargestellt sind, etwa folgendermaassen gegenüber: ot 68 Würtembere. Mittlerer Lias. 5) Amaltheen-Thon. Braunschweig. h) Thonmergel mit Eisenoolithen, zum Theil Thoneisenstein. Belem. niger (paxillosus ), y). Numismalis-Mergel. Amm. capricornus, Inocer. pernoides, Gryphaea eymbium, Amm. fimbriatus und Davoei, Terebr. numismalis u. rimosa. 2 g) Versteinerungsleere Thone. N Unterer Lias. 3) Turneri-Thone. a) Sand und Thonkalke. 1. Pentacriniten-Bank. f) Eisenschüssiger Thonstein, auch 2. Blauschwarze Kalke mit oolithischer Eisenstein. gekielten Arieten u. Gry- Amm. Bucklandi, Gryphaea phaea arcuata. arcuata, Avicula inaequivalvis. (Pentacriniten-Bank fehlt.) 3. Graublaue sandige Kalke mit Bänken von Cardinia con- einna und Listeri. e) Versteinerungsleerer Thon mit einzelnen dünnen Sandschich- ten. d) Muschelconglomerate mitBän- | ken von Sand und Sandstein- schiefern. Cardinia Listeri, Peeten gla- ber, Östrea sublamellosa, Amm. angulatus und psilonotus. Thone mit Amm. angulatus. Kalkbänke mit Car- dinia Listeri und Amm. psilonotus. -"uroJspugssurrf A9104uj] c) VersteinerungsleereThone, oben mit dünnen sandigen und Sand- schichten. (Bonebed fehlt.) (Die Thone c fehlen.) 4. Bonebed. Wenn gleich die Thone des Lias im Braunschweigschen fast ohne Ausnahme frei von Petrefakten sind, so geben doch die festen Schichten desselben mit ihren organischen Ein- schlüssen ein um so sichreres Anhalten. Die Schicht % ent- spricht im Allgemeinen den Würtembergschen Numismalis- Mergeln (Schw. Jura ; von Quensteor),. Da in den Schichten % indessen Amm. amaltheus, wenn auch nur spar- sam, erscheint, so dürften sie auch die Würtembergschen Amaltheen - Thone (schw. Jura ö von Q.) zum Theil mit 69 ersetzen, obgleich letztere auch im Braunschweigschen stel- lenweise als ein abgesondertes Glied auftreten, — ja es ist terner wahrscheinlich, dass die Schichten %, da in ihnen Amm. capricornus so überaus häufig, auch einen Theil der Würtembergschen älteren Schichten umfassen. Es fehlen bei Zraunschweig aber die Thone mit Amm. bifer, oxynotus und Turneri, wenn sie nicht durch die versteinerungsleeren Thone g, die dessen Niveau einnehmen, angedeutet werden. Desgleichen fehlt*) die Pentacriniten-Bank, die oberste Schicht des Lias « von QUENSTEDT, mindestens in der Ent- wicklung wie in Schwaben. Dagegen stimmen in beiden Gegenden die Arieten-Schichten, was die Fauna betrifft, ziemlich genau überein. Mineralosisch zeigt sich indessen keine Gleichförmiskeit; denn während die Schichten in Wür- temberg aus ziemlich reinen Kalkniederschlägen bestehen, waltet in denen von Braunschweig die thonige Natur vor. Hiernach zu schliessen wären letztere nicht so entfernt vom Ufer abgesetzt als erstere; doch muss der Unterschied in der Entfernung nicht erheblich genug gewesen sein, um auch einen Unterschied in der Fauna zu bedingen. Zwischen den süddeutschen Thalassiten-Bänken und den Schichten d, findet nur die Abweichung statt, dass in letzteren die Oardinien mit dem Amm. angulatus und psilonotus vereint sind, während in jenen nach QuEsstepr und FraAs der Amm. angulatus zu oberst und der Amm. psilonotus zu unterst liest. Liesse man sieh von den Verhältnissen im Braunschweigschen allein leiten, so müssten die Schichten d und / als zwei erheblich verschiedene Etagen des Lias getrennt werden, da ein auf- fällıger Unterschied in den organischen Resten von beiden stattfindet Denn in der Hauptsache führen sie nur Cardi- nien (nicht wie im Würtembergschen auch Gryphaea arcuata) gemeinschaftlich; indess haben auch die Cardinien, — wenn gleich unzweifelhaft C. Listeri und concinna in beiden, jedoch *) Nur bei Quedlinburg finden sich in einem Thone, der ohngefähr das fragliche Niveau einnimmt, häufige Stielglieder von Pentacriniten, 70 in umgekehrter Anzahl, vorkommen, — im Allgemeinen in der einen Schicht einen andern Typus als in der andern. Da jedoch die Schicht d eine reine Uferbildung sein wird, und während deren Absatz auch Niederschläge entfernter vom Ufer erfolgt sein müssen, so dürfte eine scharfe Trennung beider im allgemeinen Systeme nicht zu rechtfertigen sein. — Die Thone ce fehlen in Würtemberg; dass sie aber, ohnge- achtet dies nicht durch Versteinerungen zu belegen steht, unzweifelhaft zum Lias gehören, möchte nicht nur aus ihrer petrographischen Beschaffenheit, sondern auch daraus hervor- gehen, dass mit ihnen völlig gleiche Schichten (e) über den Cardinien-Bänken d vorkommen. — Das Bonebed, das unter c liegen müsste, hat bis jetzt im Braunschweigschen nicht aufgefunden werden können. — Es dürften somit die Schich- ten des untern Lias von Braunschweig und Würtemberg, wie oben geschehen, richtig zusammengestellt sein. Der sogenannte untere Liassandstein liegt in Süddeutsch- land über den Thalassiten-Bänken, und ist zum Theil, wie QuENsSTEpT im Flözgeb. S. 124 sagt, durch deren Verwitte- rung entstanden. Bei Braunschweig ist daher dieser untere Liassandstein in den den Thalassiten-Bänken gegenüberste- henden Schichten zu suchen, und muss hier in der That in den Schichten d und den diesen zunächst liegenden losen Sandschichten, von jedoch geringer Mächtigkeit, erkannt werden. Es sind hier mithin die Schichten d, nebst dem obern Theile von ec und dem untern Theile von e, das rich- tige Aequivalent des sogenannten unteren Liassandsteins. Es folgt aber hieraus, dass der weit tiefer liegende Sand- stein 5 des Profils nicht jener untere Liassand- stein sein kann. Da ferner der Sandstein 5 zwischen bun- ten Keupermergeln und unterstem Lias eingeschlossen ist, so kann derselbe nicht zur Wealdenbildung gehören. — Zur Bestimmung des speciellen geognostischen Niveau’s, das ihm zusteht, soll hier eine kurze Beschreibung desselben folgen. Der Sandstein 5, der im Braunschweigschen somit zwi- ya | schen dem untersten Lias und den bunten Keupermergeln auftritt, ist ein Quarzsandstein von gleichmässigem, im All- gemeinen von hirsegrossem oder noch geringerem Korne. Seine Farbe ist verschieden, und schwankt zwischen schnee- weiss und gelblichbraun. Er ist fest durch kieseliges Binde- mittel, grösstentheils jedoch milde, zum Theil ganz lose, dann als Stubensand zu benutzen. Weissliche Glimmerblättchen pflegen nicht zu fehlen. Hin und wieder färbt er weiss ab, und verräth dann Kaolingehalt. Unzersetzter Feldspath wird darin nicht bemerkt. Alle diese Varietäten sind an kein be- stimmtes Niveau gebunden. Dagegen pflegt er oben und unten dünn geschichtet zu sein, während sich in der Mitte Bänke bis zu 4 Fuss Dicke zeigen. Seine ganze Mächtig- tigkeit steigt bis 100 Fuss und darüber. Da, wo er wenig entwickelt ist, besteht das Ganze aus Sandstein; tritt er aber mächtiger auf, so stellen sich Abwechselungen mit dunkel- _ grauen milden Schieferthonen ein. Letztere walten dann stellenweise in der Mitte und zu oberst vor. Vor dem Norderthore bei Helmstedt und in dem Stein- bruche im Forstorte Meseckenhai unweit des Helmstedter Gesundbrunnens, wie auch in der Gegend zwischen Neindorf und Bekendorf, fällt eine lebhaft rothe hin und wieder ins Violette überspielende, etwa 2 Fuss mächtige Thonschicht auf, mit der jener Schieferthon beginnt. Dünne Flöze von Steinkohle, die jedoch die Mächtigkeit von einigen Zollen nicht überschreiten, pflegen sich mit Zu- nahme der Mächtigkeit des Ganzen einzustellen. Es sind darauf vielfach bergmännische Versuche unternommen, ohne bauwürdige Kohle zu ermitteln; doch ist auf einem solchen schwachen Flöze längere Zeit, sei es aus Eigenliebe des Eigenthümers oder aus anderen Gründen, die jetzt verlassene Rudolphsgrube zwischen Helmstedt und Moorsleben betrieben. Bei geringer Mächtigkeit des Sandsteins sind die Kohlen- flöze wohl durch kohlige Schieferletten, zum Theil mit Schwefelkies, angedeutet. Wo die oberen grauen Mergel des Keupers mit Kiesel- 72 ausscheidungen fehlen, tritt hin und wieder statt deren ein Wechsel von bunten Merseln und dünnen Sandsteinschichten auf, wie dies namentlich im Almecker Bruche gut wahrzu- nehmen ist. Die unteren Schichten des Sandsteins schlies- sen sich somit nahe an die bunten Keupermergel an. Da- gegen ist die obere Grenze gegen den im Profile mit e be- zeichneten untersten Liasthon scharf. Die oberste Decke des Sandsteins bildet in der Umge- send von Helmstedt (gut zu beobachten am Wege von da nach der Magdeburger Warte, im sogenannten Pott, — und hinter dem Kocn’schen Bade, am Feldwege nach dem Bet- schenberge,) — im übrigen fehlend, — eine einige Fuss mächtige Ablagerung von bunten Thonmergeln, eine schwache Wiederholung der tiefer liegenden und damit leicht zu ver- wechselnden mächtigen bunten Keupermergel. An organischan Resten ist der Sandstein mit dem ein- geschlossenen Schieferthon im Allgemeinen sehr arm. Von Pflanzen haben sich Calamiten, vielleicht arenaceus, gefun- den; von Thieren zeigen sich in einem bestimmten, der obe- ren Grenze nahen Horizonte z. B. bei Zxsdorf, Dedeleben, Helmstedt, stellenweise dicht neben einander liegend, die Ab- drücke von einem durchschnittlich $ Zoll langen, schmalen sehr ungleichseitigen Zweischaler, von dessen Buckel nach dem hintern untern Rande eine Kante läuft. Da indessen Zähne oder dergleichen bei der Beschaffenheit des Gesteins nicht zu erkennen sind, so bleibt selbst über das Genus, zu dem diese Muscheln, welchedie Eilsdorfer Steinbrecher Gurken- kerne nennen, gehören, noch Zweifel. Sie könnten für Car- dinien gehalten werden. In dem gelbbraunen Sandsteine zwi- schen Neindorf und Bekendorf in Nordwest von Oschersleben, kömmt Asterias lumbricalis (unser Freund, Herr v. HAce- now zu Greifswald, hat daselbst vor längerer Zeit schönere Exemplare, als sich jetzt finden, wahrscheinlich aus seitdem verlassenen Steinbrüchen gesammelt) nicht selten vor. — Andere Versteinerungen, die noch aus dem fraglichen Sand- steine angeführt werden, wie Gryphaea arcuata etc., kommen 73 nicht in ihm vor. Dergleichen Citate beruhen auf nicht ge- höriger Abgrenzung des untern Lias. Werden nun zur Vergleichung dieses Sandsteins mit den Vorkommnissen in anderen Gegenden wieder die durch Quenssteor und Auserrt bekannt gewordenen Gesteins- schiehten in Würtemberg gewählt, so erscheinen hier im mittleren und oberen Keuper an Sandsteinen, mit denen jener parallelisirt werden könnte, von unten nach oben: 1. Grün und rothscheckiger Sandstein mit Kohlen (Schilf- sandstein oder Bausandstein von Stuttgart), 2. Weisser Sandstein mit Kohlen (Stubensand), 3. Gelbe harte Sandsteine (Sandsteine von Tübingen). Was zuvörderst den Schilfsandstein anbetrifit, so dürfte in ihm das Aequivalent nicht vorhanden sein, nicht nur weil er in petrographischer Hinsicht, wegen seiner Bunt- scheckiekeit und seines lettigmergeligen Bindemittels sehr abweicht, sondern weil erst über ihm die eigentlichen bunten Mergel des Keupers vorkommen, die durch Verwitterung mehr in kleine Bruchstücke zerbröckeln, als zu plastischem Thon zerfallen, und in welchen bunten Mergeln das Liegende des fraglichen Sandsteins im Braunschweigschen erkannt wird. Dagegen hat letzterer eine grosse Aehnlichkeit mit dem Würtemberger weissen und gelben Sandsteine. Der weisse Sandstein ist daselbst grösstentheils milde mit weissgrauem thonigem Bindemittel, das von verwittertem Feldspath, der sich untergeordnet darin findet, herrührt. Er enthält unbauwürdige Kohlenflöze. Rothe Thone trennen ihn vom überliegenden gelben Sandsteine. Dieser ist feinkörnig, hart, öfter gefrittet, und wechselt zu oberst mit grauschwar- zen Thonschichten, die denen des Lias ähneln. Der Unter- schied in diesem Horizonte zwischen Würtemberg und Braun- schweig beschränkt sich hiernach darauf, dass die Würtem- berger rothen Thone, dort 50 bis 80 Fuss mächtig, in Braun- schweig nur angedeutet sind, und dass die dort bestimmt stattfindende Folee des gelben harten Sandsteins über dem weissen hier nicht als Regel gilt. 74 Da ausserdem der weisse und gelbe Sandstein in Wür- temberg, gleich wie der fragliche Sandstein in Braunschweig, über den eigentlichen bunten Keupermergeln und unter den Cardinienschichten des Lias vorkommt, so ist bei Ueberein- stimmung in der -petrographischen Beschaffenheit, so weit solche bei so entfernt abgesetzten Schichten erwartet wer- den kann, — und bei völlig gleichmässigem Lagerungsver- halten, der fragliche Sandstein im Braunschweigschen als das Aequivalent von dem weissen und gelben Sand- steine in Würtemberg, diese beiden zusammen- genommen, zu betrachten. Nach Quensreor (Flözgebirge S. 110) ist der Wür- temberger gelbe Sandstein mit dem Luxemburger Sand- steine identisch; dem widerspricht indessen, dass v. BEN- NIGSEN-FOERDER ($. KARSTEN und v. Decuen’s Archiv B. 17 S. 28) daraus unter anderen Ammonites Bucklandi anführt. Sollte hierbei, wie wahrscheinlich, eine Verwechselung nach- zuweisen sein, so würde die ganze Sandstein-Bildung unter der Benennung „Luxemburger Sandstein” füglich aufgeführt werden können. Bis zur Beseitigung aller Zweifel dürfte die Bildung, zum Unterschiede von dem Schilfsandsteine, als oberster Keupersandstein zu bezeichnen sein. Unter den vielen unrichtigen Ansichten, welche über diesen Sandstein im Braunschweigschen stattgefunden haben, bleibt noch der einen zu erwähnen, nach welcher ein Theil des- selben zur Wealdenbildung, der Rest aber tieferen Schichten zugehören soll. Es ist diese Ansicht aus einer irrthümlichen Deutung der Vorkommnisse zwischen Helmstedt, Grasleben und Weferlingen entnommen, die allerdings etwas verwickelt, sich jedoch auf den nachstehenden einfacheren Durchschnitt von Helmstedt nach Gross-Bartensleben zurückführen lassen. 715 Durehsehnitt von Helmstedt nach Gross- Bartensleben. Kochsches Bad. Warte. Magdeb. Gesundbrunnen -- Rudolphs Grube. = Meseckenhai. .„. Ludgerikreuz. Helmstedt. (@ross-Dartensleben. . m = > I = S o = © P2 u >= -—- Allerthal. = Muschelkalk. = Bunte Keupermergel. — Graue Mergel mit Kieselausscheidungen. — ÖOberster Keupersandstein. = Unterer Lias mit Cardinien. —= Unterer Lias mit Gryphaea arcuata, Amm. Bucklandi ete. —= Braunkohlengebirge. = Diluvium. SI GIS I SESZS Die Gesteinschichten zunächst bei Helmstedt bilden einen Sattel, dann weiter in Ost eine flache Mulde. Ohne Aus- nahme, und da hier Ueberkippungen nicht Statt finden, fällt der Sandstein unter die oben mit d und / bezeichneten und im Streichen fast Schritt für Schritt zu verfolgenden Lias- Schichten mit Cardinien und beziehungsweise Amm. Buck- landi etc. ein. Gut ist ferner an vielen Stellen sein unmittelbares Liegende in den auf buntem Keupermergel ruhenden grauen Mergelschichten mit Kieselausscheidungen wahrzunehmen. Der Keuper legt sich etwas östlich vom Allerthale auf Mu- schelkalk. Die Grenzen des Muschelkalks zum Keuper und des Keupermergels zum Sandsteine sind damit ziemlich pa- rallel, und treten letztere beiden Bildungen nicht weiter in Ost, wohl aber in West, vor den Aufrichtungen wahrschein- lich ohne alle Unterbrechungen, auf. Ebenso findet in Ost die äusserste Grenze des Lias auf einer Linie Statt, die vom 76 Helmstedter Gesundbrunnen einer Seits nach Nordwest und anderer Seits nach Südost läuft. Nordwärts neigt sich diese Linie jedoch mehr nach West-Ost, während sie südwärts ein ınehr nord-südliches Streichen annimmt. So hat der Sand- stein je mehr in Nord eine um so grössere Verbreitung auf der Oberfläche. Auf diese Weise kommt es, dass der Durch- schnitt von Aelmstedt nach Gross- Bartensleben so ziemlich auch auf die Linie von Sommersdorf über Sommerschenburg nach FWefensleben passt, nicht aber auf eine Linie, die, quer dem Streichen, von Weferlingen nach dem Dorne gelegt wird. Hier nämlich hat sich bei der Aufrichtung der Schich- ten in dem zu Runzelungen geneigten, eine breitere Ober- fläche einnehmenden Sandstein, neben den im Helmstedter Durchschnitte Statt findenden hauptsächlichen Erhebungen, noch eine andere Mulde zwischen FVeferlingen und Grasleben, der zwischen Bendorf und dem Ludgerikreuze gleich, gebil- det, deren östliches Ausgehende im Grasleber Berge durch Steinbrüche aufgeschlossen, und deren westliches Ausgehende unter dem Wetzel durch Diluvium verdeckt ist. Eine dritte dergleichen Mulde, jedoch minder bestimmt, zeigt der frag- liche Sandstein noch weiter in Nord an der östlichen Grenze zum Keupermergel. Hierin liegt der Schlüssel zur richtigen Deutung dortiger Verhältnisse. Es kommt daselbst nichts von Sandstein der Wealden-Bildung vor, vielmehr ist aller dortiger Sandstein, mit Ausnahme desjenigen der Braunkoh- lenformation und der Cardinien - Schichten, mit demjenigen identisch, der soeben als der Würtemberger weisse und gelbe Sandstein erkannt wurde. ; Was die Verbreitung des obersten Keuper-Sandsteines zwischen Magdeburg und dem nordöstlichen Harzrande an- betrifft, so geben davon die Horrmann’schen geognostischen Karten vom nordwestlichen Deutschland im Allgemeinen ein zutreffendes Bild; denn obgleich Horrmann den fraglichen Sandstein von dem der Wealden-Bildung nicht getrennt hat, (in der grösseren Karte bräunlich gelb mit Strichen, — in der Uebersichtskarte einfach gelblich braun und mit g be- 17 zeichnet), so thut dieses für jene Gegend nichts, weil daselbst überall nur der erstere Sandstein auftritt. In etwas beschrän- ken sich die Grenzen freilich dadurch, dass der grösste Theil des Lias davon nicht gesondert ist. Richtiger, und mit nichts anderm vermengt, wird der Sandstein auf der neuen geo- gnostischen Karte, welche wir mit der schönen topographi- schen Unterlage der Paren’schen Karte bearbeiten, angege- ben. Unbedeckt von jüngeren Gesteinen nımmt der Sand- stein auf der Oberfläche einen nicht unbedeutenden Raum ein in der Gegend zwischen Vorsfelde, Weferlingen, Seehau- sen, Sommerschenburg und Helmstedt, (wo er nur. stellenweise vom untern Lias, zwischen Grasleben und Querenhorst auch vom weissen Jura überlagert wird), bei Dobdeln zwischen dem Elm und Heeseberg und von Dedeleben bis Schlanstedt in Nord vom Huy. Im Uebrigen sind es nur die Schichten- köpfe, welche zwischen unter- und überliegenden Bildungen hervortretend und je nach der Mächtigkeit und dem Einfal- fallen als ein mehr oder minder breites Band an der Ober- fläche erscheinend die Erhebungen ringsum oder theilweise umgeben. So umgiebt der Sandstein den Jura des Oliever- bergs zwischen Fullersleben und Vorsfelde auf der nördlichen und östlichen Seite, (in West kommen ältere Bildungen als Lias nicht zu Tage) — den bunten Sandstein, Muschel- kalk und die bunten Keupermergel des Dorns, Riesebergs und Elms nach Aussen zu, (zwischen diesen 3 Hügeln ist er nicht vorhanden) — die Apelns'edter Höhe in Osten und Süden, — die Asse nebst Heeseberg: ringsum, — den Oesel in Osten, Süden und Westen, — den Fallstein und Huy in Nor- den. Derselbe wird somit in jenen Gegenden, bis auf den Raum zwischen Dorn, Rieseberg und Elm, in der Tiefe überall vorhanden sein. Dies scheint in dem Landstriche zwischen dem Fallstein nebst Huy und dem Harzrande nicht im gleichen Maasse der Fall zu sein, indem sein Vorkom- men hier auf geringere Erstreckungen bei Halberstadt und im Stübchenthale unweit Harzburg beschränkt ist. Dagegen tritt er mehr in West an den Hügelzügen von Gebhardsha m 78 gen, Salzgitter und Liebenburg wieder auf. Weahrschemhch gehört dazu auch der von A. Rormer (Oolithen-Verst. pag. 4 und Nachträge pag. 2) erwähnte Sandstein des Hügel- zuges von Astenbeck bis Klein-Giessen unfern Hildesheim. Bedeutende Steinbrüche und Aufschlüsse finden sich in dem obersten Keuper- Sandsteine zwischen den Magdebur- ger-Bergen und dem Harze an folgenden Stellen: am Wel- lenkampe bei dem Ulieversberge am Wege von Fallersleben nach Wolfsburg, — bei Danndorf und Völpke (sehr grosse Brüche), — bei Almecke, — zwischen Querenhorst und Döh- ren, — am Spellersieck bei Weferlingen, — am Thiesberge in Südwest von Grasleben, — zwischen Zottorf am Klei, Ma- rienthal und Barmecke, — bei Walbeck und Helmstedt, — bei Sommersdorf, Wefensleben, Ummendorf, Wormsdorf, Be- kendorf und Seehausen, (zum Theil sehr ausgedehnte Brüche), — bei Dobbeln , Ohrsleben, — bei Seinstedt in Nordost von Hornburg, — bei Dedeleben und Eüsdorf in Nord vom Huy. Im Allgemeinen hat die Gegend zwischen dem nordöst- lichen Harzrande und Magdeburg seit dem ersten Beginn der Keuper-Ablagerung einen Meerbusen oder Golf gebildet, der durch damals bereits bestehende Höhen, einer Seits auf der Linie von Langelsheim, Goslar, Blankenburg und von Ballen- am Heidberge zwischen Schöningen und stedt im der Richtung nach Halle zu, und anderer Seits in ziemlich grader Linie von Halle über Magdeburg bis in die Nähe von Oebisfelde uferartig geschlossen war, in West aber zwischen Langelsheim und Oebisfelde mit dem hohen Meere in Verbindung stand. Früher ist nur die Neigung zu einem solchen Busen vorhanden gewesen; denn derselbe war wäh- rend des Absatzes des bunten Sandsteins und Muschelkalks zwischen Halle und Hettstädt noch offen, so dass sich die letztern beiden Gebilde in der fraglichen Gegend aus Wasser absetzten, das westwärts und südlich mit dem hohen Meere ein unzertrenntes Ganze ausmachte. Die Erdkruste nun, die den Boden dieses Busens bildete, erhob sich von seinem Bestehen an bis zum Schlusse der Kreide - Periode 79 ganz allmälig, nicht plötzlich, über den Meeresspiegel her- vor, und zwar der Art, dass die Erhebung in der Richtung von Halle auf Braunschweig nach und nach fortschritt, wäh- vend die westliche Verbindung mit dem Meere bestehen blieb. So erklärt sich einfach, weshalb von Ost nach West hintereinander folgen: das östliche Aufhören des obersten Keupersandsteins etwa bei Neindorf, während die bunten Mergel noch weiter in SO. sichtbar, durch Braunkohlen-Ge- birge verdeckt wahrscheinlich bis in die Nähe von Zgeln fortsetzen, — das östliche Aufhören des unteren Lias bis ziemlich zum Endpunkte des obersten Keupersandsteins heran, diesen jedoch nicht überschreitend, — des Belemniten-Lias bei Klein -Dahlum und Ingeleben zwischen Schöningen und Schöppenstedt, — des Neocoms bei Schliestedt und Warle unweit von dort, — des Flammenmergels bei Schöppenstedt, — des Pläners und der Kreide mit Belemnites mucronatus bei Weferlingen und Semmenstedt inN. und S. der Asse. Am Harzrande findet sich hiervon in soweit eine Ausnahme, als sich ihm zunächst die Bildungen weiter nach Ost erstrecken als in der Mitte des Busens. Dort muss die Niederung von längerer Dauer gewesen sein; denn die Kreide - Bildungen reichen, obwohl auf nicht beträchtliche Breite, bis Ballen- sted. Von dem bezeichneten Aufhören ab nach W. oder NW. erstreckt sich jede Schicht, wie die Schichten-Köpfe an den Erhebungen darthun, unterbrochen lediglich durch einige Inseln, die innerhalb des Golfes lagen. Dergleichen Inseln bestanden im Rieseberg, Elm, grossen Fallstein und dem ngrawestlichen Theile des Huy seit Absatz des Muschel- kalke, — in dem Raume zwischen Elm, Dorn und Rieseberg seit Absatz der bunten Keupermergel, — zwischen Hötzum, Salzdahlum und Ahlum seit Absatz des Neocoms. Sie sind mit den später abgelagerten Schichten niemals bedeckt ge- wesen, Denn da selbst leicht zerstörbare Thon - Bildungen sich an der Oberfläche innerhalb des Busens erhalten haben, so kann darin von grossartigen Abschwemmungen nicht die Rede sein. Dass aber der Busen, von Anbeginn der Secun- 50 där- bis nach der Kreidezeit, von OÖ. nach W. ganz allmä- lig aufhörte, oder vielmehr, dass sein Boden von ©. nach W. ganz allmälig, wie jetzt noch die Schwedische Küste, gehoben wurde, bedarf nach der obigen Darstellung keiner weiteren Erläuterung. In der That finden sich auch, wenige hier nicht zu berücksichtigende Fälle ausgenommen, neben jener allmälichen Erhebung keine Spuren piötzlicher Stö- rungen, die an entfernten Orten Hügel oder Gebirge hervor- brachten. Erst nach der Kreidezeit und vor der Braunkoh- lenbildung (s. meinen Vortrag vom 19. Septbr. 1851 in der Versamml. der deutschen Naturforscher u. A. zu Gotha) trat eine plötzliche und grossartige Umwälzung ein, durch wel- che die Hügelzüge mit Aufrichtungen und selbst Ueberkip- pungen hervorgebracht wurden, die zwischen dem Harzrande und Magdeburg, im Streichen weit verfolebar, neben einan- der liegen. Sie nahezu alle, und es blieben selbst die frü- heren Inseln nicht unberührt, zeigen ein ausserordentlich regelmässiges Streichen. Doch ist dieses Streichen nach Stunden nicht identisch, vielmehr geht dasselbe fächerartig von einem seitwärts belegenen Punkte, etwa bei Halle, aus. Unwillkührlich wird der Gedanke rege: zwischen der Kreide- und Braunkohlenbildung habe der Harz mit dessen Fort- setzung bis Halle und der Landstrich von Halle über Magde- burg: bis Oebisfelde von Neuem eine erhebliche Aufblähung*) *) Es scheint kein Grund vorhanden zu sein, dass diese Hebung, durch die der Harz zuletzt berührt wurde und sein dermaliges Gebirgs- streichen erhielt, nicht gleichzeitig auf den Thüringer Wald einwirkte, ja diesen wesentlich aufrichtete. Die Art und Weise, wie der von ÜrED- ner beschriebene untere und obere Lias unfern Fisenach vorkömmt, er- fordert die Annahme, dass auch dieser Lias mit gehoben ist. Jedenfalls dürfte es sehr gewagt sein, die Haupt-Erhebung des Thüringer Waldes, wie geschehen, zwischen Keuper und Lias zu verlegen. — Gleichzeitig und ebenso, wie der Landstrich zwischen Harz und Magdeburg, mag derjenige zwischen Harz und Thüringer Wald durch Seitendruck mit Runzelungen (Faltengebirge Corra’s) versehen sein; doch haben sich die Runzelungen in letzterer Gegend, wo der Seitendruck fast parallel war und weniger verschiedene Gesteinsschichten abgelagert sind, anders ge- staltet als in jener. sl erlitten, durch welche der eingeschlossene Raum, der fragliche Golf, von seitwärts zusammen gedrückt und so mit Runze- lungen, der Ursache entsprechend, von nicht gleichem Strei- chen, versehen sei. Darf dies indessen nur als eine Hy- pothese gelten, die danach zu beurtheilen, in wie fern sie mehr oder weniger der beobachteten geologischen Thatsachen mit einander verbindet, so genügen doch auch schon letztere allein, um Manches zu deuten. Da nämlich die fragliche Gegend einen immer kleiner werdenden Busen ausmachte, so dürfen nur einem solchen entsprechende Schichten inner- halb desselben erwartet werden. Deshalb zeigt der Lias daselbst nirgend reine Kalk - Niederschläge, sondern lediglich Sand, Thon, Mergel und Eisenoolith. Ferner muss hier, wo der Abschnitt der Formationen durch entfernte Störungen bedingt wurde, ein inniges Änschliessen von Lias an Keuper Statt finden, und noch um so mehr, als beide in zwei nahe stehenden Ufer-Bildungen, dem obersten Keupersandstein und den Cardinien-Bänken, zusammentreten. So und nicht anders ist der Umstand zu würdigen, dass der oberste Keu- persandstein sich dem Lias mehr anschliesst als den bunten Keupermergeln, mit welchen letzteren er doch zu einer For- mation gehört. Die frühere Ansicht, nach welcher der oberste Keupersandstein mit dem Lias zu vereinigen sei, und die sıch vornämlich auf diesen Umstand stützte, ist somit völlig zu beseitigen. Im Uebrigen steht das Vorkommen des obersten Keu- persandsteins im nordwestlichen Deutschland mit dem im Würtembergschen, wenn auch nicht in ununterbrochenem Zusammenhange, doch nicht völlig ohne zwischenliegendes Auftreten; denn es zeigt sich derselbe z. B. am grossen See- berge unweit Gotha, wo er als gelber, in nicht sehr mächtige Bänke gesonderter ziemlich fester Sandstein mit einer zwi- schenliegenden Schicht von rothem Thone und auf bunten Keupermergeln ruhend, in grossen Steinbrüchen aufgeschlos- sen, von Herrn Urepner den Iın Jahre 1851 zu Gotha ver- sammelten Naturforschern gezeigt wurde. Der Lias am Zeits. d. d. geol. Ges. I. 1. 6 82 Möseberge bei Eisenach mit Gryphaea arcuata, von dem er früher nicht getrennt wurde, ist jünger. Auch möchte hier- her ein Theil des zeither für Lias gehaltenen Sandsteins bei Bamberg sehören. Im Allgemeinen bedürfen die sogenann- ten unteren Lias - Sandsteine einer Revision. Die gründli- chen Untersuchungen von MArcou in der Umgegend von Salins (Mem. de la Soc. Geol. de France 2e Ser. Tom. III.) haben auch dort, also in West des Juragebirges, den ober- sten Keupersandstein, von dem untern Lias mit Cardinien getrennt, nachgewiesen. 53 5. Geognostisches aus dem Gebiet der baırıschen Traun und ıhrer Nachbarschaft. Von Herrn Ewmmricu in Meiningen. Die kurzen Notizen, die 1849 in den Schriften der Ge- sellschaft erschienen, sollten zu weiterer Verfolgung dessen, was sich bei flüchtiger Durchreise in den bairischen Alpen aufgedrängt hatte, anregen, und das haben sie nach manchen Seiten hin gethan; damit ist ihr Zweck erfüllt. Drei fol- gende Sommer 1849, 50 und 51 war ich dann wieder die Augustferien in den östlichen bairischen Alpen und habe da gestrebt die kurze Zeit so viel als möglich auszubeuten, um ein Bild des verwickelten Baues der dortigen Kalkalpen mit heimzunehmen. Ist das nun auch nur eine flüchtige grob- gezeichnete Skizze, so hoffe ich dennoch, dass sie naturgetreu ist, und dass es Andern leicht gemacht sein wird, die feineren Züge im Bilde nachzutragen. Die Schilderung der beiden Vorderzonen, der Vorberge aus Molasse. und der höheren, südlich darauf folgenden, aus den eocänen Bildungen des Neubeuerner Marmors (Nummuli- tenkalkes), des Nummulitensandsteins und der darüber sich er- hebenden Fucoidenbildungen, habe ich schon im vorigen Jahre im Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt ge- geben. In absteigender Reihe folgen von Traunstein Meeres- molasse ohne Süsswasserpetrefakten, dagegen mit Spatangus cf. Hoffmanni, mit Arca, Nucula, Tellina, Pleurotoma, Na- tica ete. und darunter Süsswassermolasse mit einzelnen Koh- lenresten, mit grossen Dicotyledonenblättern in dem untern Sandstein, aufeinander. Zur Meeresmolasse gehört die aus- gezeichnete Muschelmolasse, die aus der Tiefe des Chiemsees hervorgeholt wird. Von sSiegsdorf bis hinter Zisenarzt durch- schneidet dann die Traun die Hügel und Berge des Num- muliten- und Fucoiden-Terrains. Hatte die Molasse bei 6* 84 Siegsdorf nördliches Einfallen, so herrscht dagegen auf der letzten Strecke zwischen Siegsdorf und Eisenarzt südliches; ein Längenthal trennt beide Bildungen. Mit Nummuliten erfüllte Mergel, worin die grössten unter den hiesigen Num- muliten erscheinen, lagern steil aufgerichtet in der Mulde und bilden das Gehügel von Siegsdorf über Adelholzen gegen Bergen zu und die untern Hügel gegen die an der westli- chen Thalseite hoch gelegene Wallfahrts-Kirche von Maria- Eck hinauf; daher heissen in hiesiger Gegend die Num- muliten Maria-Ecker Pfennige. Dahinter stehen nun zu bei- den Seiten des Traunthales dieselben ganz aus kleinen Korallen und Foraminiferen zusammengesetzten weissen und grauen Kalke an, die hier einen wichtigen Baustein, bei‘ Neubeuern das kostbare Gestein des dortigen Granitmar- mors liefern. Wenn man die Fülle kleiner Korallen überblickt und die Formen von Nummuliten, vielleicht auch Orbituliten, fühlt man sich lebhaft an die Mastrichter Schichten erinnert und glaubt sich mitten zwischen Kreideschichten; aber es ist eben nur Analogie, keine Identität vorhanden. Stimmen auch die Geschlechter, so weichen doch die Species ab, und während dort die riffbauenden eigentlichen Korallen eine so grosse Rolle spielen, wie sie dies auch in der Kreide der Älpen und zwar in noch höherem Maasse thun, giebts hier nur Bryozoen. Von allen den übrigen ausgezeichneten Kreide- eonchylien habe ich bei wiederholtem sorgfältigen Suchen nichts gefunden. Dagegen stimmen ausgezeichnete Forami- niferen ganz mit solchen, die Forrıs aus dem Nummuliten- Terrain von Verona beschreibt; der der Fundstätte nach allerdings etwas unsicheren grossen Exemplare der Ostrea gi- gantea Branv. nicht zu gedenken. Viel grössere Aehnlich- keit besteht dagegen mit den Bryozoen des Leithakalkes ; Herr Prof. Reuss, dem ich die Sachen zur Vergleichung mittheilen werde, wird entscheiden, ob auch zwischen diesen Bildungen eine Analogie oder wirkliche Identität stattfinde. Aus den an beiden Orten wie im südlichen Frankreich häu- figen Nulliporen möchte ich dies noch nicht schliessen. 85 In gleichförmiger Lagerung lagern darüber nun die num- mulitenreichen Sandsteine und Mergel des Kressenberges, von Eisenarzt, von Neubeuern mit ihren petrefaktenreichen Eisenflözen, die bekanntesten Glieder des nordalpinen Num- muliten-Terrains. Das ist Alles offenbar eine zusammen- gehörige Bildung, in der die meisten Versteinerungen auch ihrer Versteinerungsweise nach zu urtheilen auf ursprüngli- cher Lagerung sich finden. Die Formation bedarf aber immer noch weiterer Untersuchungen, welche die Lagerung der grossen Geschiebe, die theilweise allerdings zu den soge- nannten erratischen gehören dürften, und gewisser Pflanzen- reste-führender Zwischenschichten bei Neubeuern feststellen. Dies selbst zu verfolgen hätte mich von dem eigentlichen Zweck meiner letzten Reisen, vom Alpenkalk, abgeführt. Das Alpenkalkgebiet zwischen Traunstein und Fieber- brunn zerfällt in drei, durch tiefe Längenthäler von einander getrennte, von O. nach W. streichende Zonen von sehr ver- schiedenem landschaftlichen Charakter. Im Süden erheben sich über den rothen Sandsteinen, welche den Südfuss des Alpenkalkes in seiner ganzen Länge begleiten, mächtige Do- lomitmassen, die Verbindungsglieder zwischen dem Hohen Kai- ser und den Lofrer Steinbergen, in deren östlicher Fort- setzung; das Steinerne Meer, Hagengebirge, 'Tännengebirge liegen. Für ihre Bereisung fehlte mir leider die Zeit. Durch die tiefe Einsenkung, welche dies südlichste Gebiet vom mittleren scheidet, läuft die Innspruck-Salzburger Strasse über Waidring. Eine zweite tiefe Einsenkung, in welcher eine Reihe kleiner Seen, die Lödenseen liegen, trennt dann das mittlere Gebiet, dessen höchster Punkt die durch ihren Ammonitenreichthum bekannte Kammerkehr ist, und dessen nördliche Steilgehänge die Grenzgebirge Baierns ge- gen Tyrol bilden, von dem dritten, dem nördlichen, ganz zu Baiern gehörigen Gebiet. Ersteres ist ein auf seinen Höhen ausserordentlich almenreiches, in seinen Thälern und Gehän- gen waldreiches, Land. Man mag von Norden oder Süden oder Westen (Reit im Winkel) aus in das Gebiet eindringen, 86 von allen drei Seiten her findet man eine mächtige, Tausende von Fussen mächtige Dolomitbildung, deren Schichten ein- wärts gegen das Gebiet einfallen. An der steilen Südseite über Waidring fallen sie .nordwärts, im Norden südwärts, im Westen ostwärts ein. Das Gfällerthal führt aus der Mitte dieses almenreichen Gebietes als enge waldige Fels- schlucht, berühmt durch die sogenannte Schwarzbach- klamm, ostwärts hinaus nach Urken. In ihm herrscht bei allen gewaltsamen Zusammenfaltungen östlicher Schichtenfall vor, so dass man hier nicht in nordsüdlichem, sondern ost- westlichem Durchschnitt die ganze Schichtenfolge hiesigen Gebietes durchschneidet. Der Weg von Reit im Winkel auf dem neuen Leitweg durch den Thumbach- (Dürn- bach-) graben auf die Winkelmoosalpen und von da durch die Schwarzbachklamm nach Unken ist unstrei- tig der lehrreichste, an Aufschlüssen über Bau und Zusam- mensetzung des Gebirges reichste, dieses Gebietes. Ueber Dolomite steigt man hinauf; die sogenannten Madreporenkalke, Kalke voll Lithodendren, dieselben wie sie durch die ganze weitere östliche Fortsetzung des Alpenkalks durch das Berch- tesgadener und Salzburger Gebiet eine so wichtige Rolle spielen, bilden den Schluss. Durchschnitte grosser Zwei- schaler, in denen ich aber die evidente Dachsteinbivalve nicht anstehend fand, sind mit ihnen verbunden. Blöcke, in denen diese unverkennbar lag, und die offenbar aus nicht grosser Ferne stammten, lagen aber auch im benachbarten Schwarzloferthal, und sprechen dafür, dass sie auch hier der obern Etage des untern Alpenkalkes nicht fehlen. Am Schiederthumbachgraben, neben dem neugefassten Brun- nen, sind endlich die Gervillienschichten mit dem gan- zen Reichthum ihrer Versteinerungen, welche eine neben der andern auf den Schichtenablösungen der dünnen grauen Kalksteinplatten liegen, deutlich aufgeschlossen ; ihre Lage- rung über dem unteren Alpenkalk ist evident. Thonige und sandige Schichten darüber, sind dann von diehtem Graswuchs bedeckt. Jenseits im Gfällerthal, da folgen endlich über 87 dem weichen Gesteine die Schichten und Schichtenbänke des oberen rothen Marmors, aus welchen ich wenigstens einen deutlichen grossen Ammoniten aus der Abtheilung der Fimbriaten herausschlug. Ueber ihm liegen die bleichen Kalksteinschiefer (Mergelkalk) mit Aptychen und zwar hier einer sehr grossen Form aus der Abtheilung der Imbrieati. Es sind die weitverbreiteten Aptychen- oder Wetzschie- fer, an die sich lichtgraue Mergelschiefer anschliessen, die anderorts durch Criocerasarten, durch Ammonites Astierianus u. a., durch Aptychus Didayanus als Neocommergel sich erweisen; Fossilien, die ich bei der durch den Mangel an Zeit wider Willen erzwungenen Eile, hier nicht vorfand. Ebenso fand ich hier wohl dieselben Sandsteine wie die an der Schellenberger Brücke durch ihre Versteinerungen sich als ebenso sichres Neocom ausweisende Bildung. Bei den gewaltigen Zusammenfaltungen, welche die Schichten erlitten haben, darf es nicht auffallen, wenn die Schichtenfolge des rothen Marmors und der Aptychusschiefer sich zweimal wie- derholt. Einen sehr versteinerungsreichen weissen Kalkstein, vorzüglich reichan einer an Avicula inaequivalvis sich anschlies- senden Species, die ich in Blöcken zahlreich an den Gehängen gegen Umken verbreitet sahe, konnte ich nicht anstehend fin- den und in die Schichtenreihe nicht einordnen. (Die Berli- ner Sammlung besitzt die rothen Kalksteine, Aptychusschiefer und den Aviculakalk von da, mitgetheilt vom Grafen Krvser- rıng). Die Folge von unterem Kalkstein über Gervillien- schichten zu dem rothen Marmor ist auch auf dem Wege durch das Heuthal zum Sonntagshorn schön aufgeschlossen. Zwi- schen den Dolomiten über die man von Waidring zur Kam- merkehr hinaufsteigt, lagern auch hier die grauen, lithoden- drenführenden Kalke. Die thonigen Zwischenbildungen feh- len jedoch zwischen dem rothen Marmor der Kammerkehr und dem erwähnten grauen Kalke. So einfach hier im mittleren Gebiet auch im Allgemei- nen die Lagerungsverhältnisse sind, ebenso verwickelt sind sie dagegen nördlich, jenseits der bairisch-tyroler Grenze, 88 in dem bairischen Vorderzug. Nördlich der erwähnten Spalte, worin die Lödenseen liegen, ziehen die mauerförmig aufge- richteten Berge, der Eisenberg, Wössener Kienbers, Rachel- und Lakenberg; ein dritter minder regelmässig verlaufender, über Leitenbach zur Urschelau fortsetzen- der Einschnitt trennt dieses kleine Kettensystem mit nahezu parallelem Fortstreichen von einem andern Kettensystem, welches die beiden Hochgipfel des Hochgern im Westen, des Hochfellen im Osten zu Mittelpunkten seiner Gruppi- rung besitzt. Hier wie an den Ketten des Eisenberges u. s. w. ist die Verwickelung der Lagerung ausserordentlich und sie steigert sich in westlicher Richtung; die Zahl der Parallel- züge wächst gegen das Thal der grossen Achen hin. Da sind alle Schichten steil geneigt, saiger gestellt, ja nach Norden übergeneigt; das ganze Gebiet ist gewaltsam zusam- mengefaltet, als ob es einmal hoch über sein gegenwärtiges Niveau noch erhoben wieder in sich selbst zusammengesun- ken sei. Die Schichtenneigung ist auch hier vorherr- schend südlich. In diesem Gebiet treten nur noch jüngere Flözglieder als das Neocom auf. In der Tiefe des Urschel- auer Längenthales lagern Glieder der mittleren Kreide, charakterisirt als solche durch die Menge von Orbitolinen, convex-concaven Orbituliten, von denen die grössern Formen aber eine concentrische Anordnung ihrer feinen Zellen be- sitzen wie die Cyclolinen p’ORre. Die Orbituliten kommen in zwei ihrer relativen Lage- rung nach für mich noch nicht bestimmbaren Etagen vor; einmal in einem ausserordentlich zähen vorherrschend breccienarti- gen Kalkgestein, oft voll von Hornsteinstücken, die verwittert über die Oberfläche hervorsehen. Uebrigens ist das Anse- hen des Gesteins, welches aber immer kalkig ist und vor- herrschend licht gefärbt, sehr schwankend. In mächtigen übereinanderhergestürzten Blöcken bildet es die Höhen zwi- schen dem Brand und der Urschelau, in der Hansens Grutten (Gruttau). Grosse Pectenbruchstücke waren darin ausser erossen und kleinen niedrig kegelförmigen Orbitolinen 89 oder Cyelolinen, deren kleine Individuen völlig mit Orbito- linen stimmen, die an einem Ammonites Rhotomagensis hän- gen, den ich von Escragnolles aus der chloritischen Kreide besitze. Nach Hippuriten suchte ich vergeblich; manche Gesteinsvarietäten erinnerten an solche des Untersberger Marmors. Doch von da kenne ich noch keine Orbituliten, von der Gruttau noch keine Hippuriten. Die zweite Etage bildet ein dunkler, schwärzlich grauer, feinkörniger, aber sehr grob- splittrig zerbrechender Kalksandstein, der diesseits und jenseits der Breccie ansteht. Unter dem Haselberg ist er dem Neocom unmittelbar aufgelagert, scheint auch ebenso dem rothen Marmor angelagert, so dass er mir wohl das ältere der bei- den Glieder scheint. Am Fusssteig von der Steinbrecher- hütte am Haselberg durch die Wiesen hin zum Brand ist die Bildung zwar nur in unbedeutender Erstreckung entblösst, aber übervoll an Versteinerungen, vorzüglich Bivalven. Ostrea carinata wie vom Sentis, Exogyra, Janira (Neithea) striato- costata, cf. aequicostata, Pecten, Spondylus, Plicatula, Arca, Venus, ein kleiner Belemnit, Ammoniten ( Ammonites cf. Milletianus und Bruchstücke von Abdrücken, die an Velledae erinnern). Die Orbituliten sind freilich von der O. lenticu- lata der Perte du Rhöne verschieden; dennoch möchte ich die Bildung für Gault ansprechen, mit dem sie auch petro- graphisch viel Analoges besitzt. Aus der Breccie besitze ich freilich nichts, was ihr Alter als chloritische Kreide erwiese, ausser obigen Orbitolinen. In dieser Gegend ist mir von Jüngeren Kreidebildungen nichts zu Augen gekommen, welche dagegen als höhere Stufe an den Nord- und Nordwest- gehängen (Hallthurmpass) im Hangenden der Hippuriten- schichten vorkommen. Davon ein anderes Mal; heute be- schäftigen uns die Bildungen des Traungebietes. Die nächst älteren Glieder sind die des Neocom. Das evidente Neocom zerfällt in einen unteren grauen Kalkmer- gelschiefer und einen oberen schwarzgrauen feinkörnigen, aber grobsplittrigen Kalksandstein, der ebenfalls etwas eisenschüssig ist, und von einem ungeübten Auge wohl mit vorigem mitt- 90 leren Kreidesandstein verwechselt werden könnte. Diese Aehn- lichkeit der Sandsteine wird uns wiederholt aufstossen und macht die Untersuchungen hiesigen Gebirges nicht wenig schwierig. Herr Conservator ScHAFHAEUTL hat alle diese Sandsteine, den Fucoidensandstein, den obigen und selbst die Sandsteine der Alpenkohle in den einen grossen Topf des Rieselberger Sandsteins geworfen. Die Fauna dieses Sand- steins ist aber eine ganz verschiedene; an der Schellenberger Brücke fand ich zahlreiche Neocomversteinerungen (s. Zeit- schrift Bd. II. S. 298). Bier steht er hinter Urschelau auf dem Weg nach /töthelmos an. Ein Ammonites Astierianus, den ich Herrn Forstmeister EısEnGrEin zu Ruhpolding, gegen- wärtig zu Rosenheim, verdanke, stammt von hier und beweist genügend das Alter. Besser aufgeschlossen sind dagegen noch die unteren Kalkmergel, denen wir zwischen Brand und Haselberg, sei es in Folge ursprünglicher Bildung, wie mir das Wahrscheinliche, sei es in Folge späterer Störung, die Bildungen der mittleren Kreide mit Orbituliten ungleichförmig aufgelagert finden. Schon in der weiteren Fortsetzung des oben angeführten Pfades, da womanim Bärengeschwend über die Traunbrücke gekommen, biegt sich die Traun um einen kleinen Felssporn dieser grauen Mergelkalke mit einem ausgezeichnet grossen Exemplar eines Crioceras, sei es Du- valii sei es Emerici. Gleich neben dem Brand kommt aus der Hochfellengruppe der Nistelaubach heraus, in dessen Ein- gang sie sehr schön und petrefaktenreich entblösst sind. Crio- cerasspecies, Ammonites Astierianus, Aptychus Didayanus und andre Neocomsachen legen Zeugniss über das Alter dieser Bildung ab. Einwärts gegen die Hochfellengruppe müssen nun die Aptychusschiefer und rothen Marmore anstehen; die- ser Bach und weiterhin ein kleiner Bach führen sie von dem Schmidtberg nieder. Im Ausgange des nächst nördlichen, vom Hochfellen niedersteigenden Baches steht der rothe Marmor, der zum Haselberg hinüberstreicht, selbst an. Dieser rethe Marmor ist offenbar jurassisch, Ammonites polygyratus, biplex, Belemniten aus der Abtheilung der Canalieulati kom- 91 men mit Aptychen vor; aber mit diesen auch die für den Jura so fremdartigen zahlreichen Fimbriaten und Hetero- phyllen, die keineswegs auf andrer Lagerstätte, sondern mit den jurassischen Formen in einem Bach vorkommen. Wun- derbar ist das nicht, seit man die Verbreitung dieser schö- nen Ammonitenfamilien bis in die Kreide hinein kennt. In dem nächst folgenden nördlicheren Graben, dem nach Ruhpolding hinauslaufenden Bacherwinkel, kommt im Liegenden des Haselberger Marmors, von ihm freilich durch eine dicht von Vegetation bedeckte Strecke getrennt, wieder ein dritter Sandstein vor, der aber feinkörnig, vielmehr den Charakter eines eigentlichen Sandsteins hat, in dem kohlen- saure Salze nur einen unbedeutenden Antheil des Binde- mittels ausmachen; dabei schiefrig, mit kleinen Glimmer- blättchen auf den Ablösungen. Hier sind die Lagerungs- verhältnisse verwickelt, aber ın seiner weiteren westlichen Fortsetzung in nördlich des Hochfellen fortsetzender Längs- spalte entblösst ihn der Bach, der von der Gleichenberger Alp nach dem Weissachenthal herabführt. Da liegt der Sandstein unmittelbar über den Gervillienbildungen, darüber folst wieder ein grasiger Abhang, dann als Hangendes der rothe Marınor mit ausgezeichnetem Aptychus latus. Es ist dieser dritte Sandstein höchst wahrscheinlich der Stellvertre- ter der Alpenkohle der Ostalpen, die auch Escher VoN DER Lınt# in weiter Verbreitung in den westlichen deutschen Alpen aufgefunden hat. Wir nähern uns der Nordgrenze unsers Gebiets. Noch eimmal erhebt sich mit steilsüdlichem Schichtenfall derselbe Kalkstein mit denselben Versteinerungen wie am Haselberg;, nur noch mit zahlreichen Aptychen (latus und imbricatus) am Westerberg, unmittelbar im Westen von Auhpolding. Ein kurzer Graben, der dicht neben ihm heruntersteigt, der Wundergraben, entblösst uns ein neues Glied, einen schwärzlichen kalkigen Mergel und einen lichten, dunkel- gefleckten Mergelkalk mit den Ammoniten des Lias; es sind dies die sogenannten Amaltheenmergel. Arieten, Amal- 92 theen, Coronarien, Belemniten, alle in liasischen Formen, lie- gen zahlreich im Gestein und auf seinen Ablösungen. Un- mittelbar daneben, nördlich im Liegenden, sind die petre- faktenreichen Gervillienschichten entblösst. Der untere Alpen- kalk, erst graue Kalksteine, dann ausgezeichnete Dolomite folgen als tiefste Unterlage der ganzen Bildung. Am Fuss des Alpenkalks, neben der Fucoidenbildung, erscheint eine ausgezeichnete Rauchwacke, die man wohl mit einem sehr zelligen Süsswasserkalke verwechseln könnte. Schon von Weitem her sieht man im Disselwald und am Mühlau- kopf hinter Maria-Eck und jenseits Zergen am Engel- stein die weissen Schutthalden der dortigen Steinbrüche verkünden, hier beginnt der Alpenkalk. Im Innern dieser Gruppe des Hochfellen, die wir an ihrer ganzen Ostseite um- gangen haben, besitzt der Dolomit allerdings eine viel weitere Ausdehnung, als man bei der Umgehung denken sollte, allein so einfach ist es nicht als Herrn Scuaruaeurr’s Karte dies glauben machen könnte. Auf der Höhe des Hochfellen selbst ist der weisse Kalkstein, oflenbar ein Stellvertreter des grauen sogenannten Madreporenkalkes, reich an Lithodendren, an gefalteten Teerebrateln, besitzt selbst Orthoceratiten, und erinnert in seinem Ansehen sehr an die lichten Varietäten des untern rothen Ammonitenmarmors, der mir mit Evidenz in diesem ganzen (rebiete jedoch nicht aufgestossen ist. Oben führte ich den Leitenbach, der nach Hinter- Wössen zu gegen Westen verläuft, als die Südgrenze der Gebirgsgruppe des Hochgern an. Auch in ihm liegt das jüngste Glied des Alpenkalkes, was in völlig gleichförmiger Lagerung den übrigen Alpenkalkgliedern verknüpft ist, das Neocom. Hier wieder die Kalkmergel mit Crioceras und Ammonites Ästierianus etc. Sie stehen im hinteren Theil des Grabens an, nach auswärts folgen die lichten hornsteinrei- chen Mergelkalke, davor die Aptychuskalke, der Schrambach- kalk Liırı vox Liriengach’s. Nördlich vom Leitenbachgraben zieht der Rechenberg hin. Im Süttelgraben steigt man aus erstem Graben zu seiner Höhe hinauf. Die gewaltig 93 zusammengefalteten Aptychusschiefer und der rothe Marmor mit Ammoniten und mit Belemniten kehren gewaltsam zu- sammengefaltet, aber mit stets südlichem Einfallen wieder. Ein kieselreicher Crinoideenkalk verknüpft sich im Liegen- den dem rothen Marmor. Die Gervillienschichten sind am Geschwendwinkel über Unter-Wössen im Liegenden der rothen Marmore reich an den charakteristischen Verstei- nerungen, dann folgt der Dolomit des unteren Alpenkalkes, — Eine ‘ohne Profile allgemein verständliche Darstellung des eigentlichen Hochgern mit den von ihm unmittelbar abhän- gigen Bergzügen würde eine Ausführlichkeit verlangen, wie sie mir meine Zeit und auch der Zweck nicht gestattet, darüber muss ich auf die bald erscheinende ausführlichere Beschreibung des bereisten (Gebietes verweisen. Kurz aber, was mich die Aufnahme aller der nordwärts heraus- ziehenden Gräben, die Umgehung und Uebergehung des Hochgern selbst lehrte, war die völlige Uebereinstimmung in der Zusammensetzung des Gebirges mit dem, was wir oben beim Hochfellen sahen, nur dass der Bau des Gebirges viel zusammengesetzter ist und die Zahl der Zusammenfaltun- gen sich vermehrt, ein Verhältniss was sich jenseits der Achen ım Gebiet des Hochkampen noch zu steigern scheint. Die Ordnung der Glieder ist ganz dieselbe wie jenseits. Auch im Eisenberg zu herrscht die gleiche Folge. Die Lagerfolge ist in aufsteigender Reihe: 1) unterer Alpenkalkstein, vor- herrschende Dolomite, 2) Madreporen- (Lithodendron-) Kalke und 3) Gervillienschichten darüber; dann 4) Alpenkohlensand- stein (Keuper oder Lias) und Amaltheenmergel, 5) der obere Ammonitenkalk, 6) die Schrambacher Kalke (Lırr’s, ScHAr- HAEUTL’s Wetz-,. meine Aptychusschiefer), die zwar ganz jurakalkähnlich, sich aber so unmittelbar an 7) die Neocom- kalkmergel anschliessen, dass man die Grenze beider nur willkürlich ziehen kann. Ihnen verbinden sich 8) die Neo- comsandsteine (mit vorigen Schichten von Rossfeld), worauf 9) der Orbitulitensandstein und die Orbitulitenkalkbreccie den Schluss bilden. Diese Lagerfolge steht für hiesige Gegend 94 vollkommen fest, wenn wir die hier nicht weiter zu erörternden verwickelten Lagerungsverhältnisse der Alpenkohle oder das, was ich dafür halte, ausnehmen. Böten andre Gegenden über sie nicht bessre Aufschlüsse, so dürfte man hier wohl ım Zweifel sein, ob man sie zum Neocom oder zum Lias zu rechnen habe. Deutliche Pflanzenreste sind mir aus diesem Gebiet noch nicht bekannt, und die Lagerungsverhältnisse sind widerspruchsvoll. Die Frage nach dem Alter dieser Glieder verlangt auch nach ihrem Rechte; daher auch darüber einige Worte. Die mittlere Kreide und das Neocom sind durch ihre Versteinerungen unzweifelhaft festgestellt; die Lagerung der ammonitenreichen rothen Marmore unter dem Neocom steht fest, ihre Ammoniten am Haselberg, Wester- berg etc. und Aptychen besitzen, soweit sie mit mitteldeut- schen Arten identisch sind, jurassischen Charakter; dass damit solche aus Familien, die man bis vor Kurzem für liasisch hielt, vorkommen, hat seine Richtigkeit. Auch in Italien erheben sich die gleichen scheinbaren Widersprüche. Sie vertreten, wie das schon lange behauptet wurde (ZEuScHhnER), den Calcare rosso Italiens, der jetzt ja allgemein als juras- sisch angesprochen wird. Ob nun der weisse Kalkstein und Merselkalk, der hornsteinreiche Aptychusschiefer mit seinen eisenthümlichen Aptychen (der Name Aptychus striato- punctatus bezeichnet ganz den Ammergauer, der mit Apt. falcatı Lythensis nichts zu thun hat), dem Neocom angehöre wie der italienische Biancone, ob er jurassisch, das vermag ich nicht zu entscheiden; kurz die Lagerung steht aber fest. Dagegen haben wir in den Amaltheenmergeln unter dem rothen Marmor hier wieder einen guten Horizont, den wir wohl als Lias anzusprechen berechtigt sind. Wo diese Schichten mit den Gervillienschichten zusammen vorkommen, lagern die letztern unter dem Lias. Auf die Verwandtschaft ihrer Versteinerungen mit denen von 2. Cassian in den gry- phäaten Aviculen, Carditen etc. machte ich früher schon aufmerksam; die Analogie, ja’ wahrscheinlich Uebereinstim- mung ist zu meiner Freude später auch von Andern erkannt 95 worden. Diesmal wollte mir das Glück so wohl, einen schönen grossen Placoduszahn neben den biplicaten Te- rebrateln aus dem Gestein herauszubrechen. Die Versteine- rungen haben manches Aehnliche mit denen des untern Ooliths, wofür ich seiner Zeit auch die St. Cassianer Bildungen ge- halten hatte. Diese Bestimmung als unterer Oolith nach zwei- felhafteren Versteinerungen wenigstens unentscheidenderen (z.B. Terebratula biplicata verbreitet sich aus dem untersten Jura bis in die Kreide, warum soll sie sich nicht auch noch unter das Niveau des Lias verbreiten) als die ausgezeich- neten Ammoniten der darüberlagernden Kalkmergel muss glaube ich fallen gelassen werden; woran am Ende nicht viel gelegen ist; die Schichten bleiben dessen ungeachtet ein wichtiger Horizont, ein Ariadnefaden, der von dem äusser- sten Westen deutscher Alpen bis in das Herz der Karpathen hineinreicht. Dass die vielverbreiteten Dolomite und Ma- dreporenkalke die tiefste Unterlage hiesiger Gebirge, die am Südrand unsers ganzen Gebiets dem rothen Sandstein auflagert, bilden, darüber kann ich nach den in hiesigen Ge- birgen aufgenommenen Profilen nicht hinaus, so sehr mich das auch in andrer Hinsicht quält. Wo ist das Aequivalent der grossartigen Dolomitentwicklung über den Schichten von St. Cassian im südlichen Tyrol? Soll der tausende von Fussen mächtige Dolomit der Nordalpen wirklich nur der Stellver- treter des ein Paar hundert Fuss mächtigen Muschelkalkes dortiger Gebirge sein? Aber was hilft es, die Thatsachen sind zu schlagend. Dies in flüchtiger Kürze die Resultate meiner Untersuchung im Gebiete zwischen Traunstein und Waidring. 96 6. Versuch einer geognostischen Beschreibung der Gegend zwischen Amasry und Tyrla-asy an der Nordküste von Klein-Asıen. Von Herrn ScHLEHAN. Hierzu Tafel I— II. Indem ich es zu versuchen wage, die geognostischen Verhältnisse der Nordküste von Klein-Asien zwischen Amasry und Tyria-asy im Folgenden zu beschreiben und zu erklä- ren, erlaube ich mir zugleich auch darauf aufmerksam zu machen, dass eine ganz richtige Auseinandersetzung dersel- ben erst später bei längerem Aufenthalte daselbst nach noch genauerer Untersuchung der Kalksteinformationen möglich gewesen wäre, und dass demnach die folgende Arbeit nur die gemachten Beobachtungen so wie die aus diesen zu zie- henden Schlüsse enthalten kann; weshalb mögliche Unter- suchungen der dortigen Gegend in der Zukunft vielleicht einzelne Abweichungen von den hier aufgestellten Hypothe- sen ergeben würden. Beschreibung des Terrains. Vom schwarzen Meere gegen Norden und Nordwesten, von hohen steilen oft unzugänglichen Felsengebirgen gegen Osten, Süden und Westen begrenzt, erstreckt sich der Theil Anatoliens, von dem hier die Rede ist, von mehreren bald höheren bald niederen Ausläufern des Hochgebirges durch- schnitten, von dem kleinen befestigten Städtchen Amasry im Nordosten nach Tyrla-asy gegen Südwesten hin in einer Länge von circa einer Meile bei einer Breite von # bis + Meile. Das Grenzgebirge bietet in seiner Ausdehnung einen verschiedenartigen sehr aufiallend charakteristischen Anblick 97 dar, welcher allein schon im Stande ist dem Kenner die ver- schiedenen Felsarten anzugeben, die er hier vor sich sieht. Im Nordosten, Osten und Südosten Amasry’s bemerkt das Auge zahlreiche kuppelartig geformte Berge, welche mit den zwischenliesenden Thälern am Horizonte sanftwellenför- mige Grenzlinien bilden, und nur gegen das Meer hin, wo sie von der Brandung bei Nordstürmen angegriffen wurden, in unter 50 bis 70 Grad geneigten Ebenen abstürzen, deren blaugraue ins Schwärzliche übergehende Farbe und deren selbst aus der Ferne bemerkbare Schichtung schon von Wei- tem den T'honschiefer erkennen lassen. Ä An diesen obwohl sanftgeneigten doch bis zu 700 bis 800 Fuss sich erhebenden aus Thonschiefer bestehenden Theil der Gebirgskette schliesst sich gegen Süden ein bis zu 1500 Fuss ansteigender Gebirgskamm, welcher mit 50 bis 100 Fuss hohen Säulenwänden gekrönt ist, die in grosser Entfernung bereits die Aufmerksamkeit des Fremden auf sich ziehen und auf durch Feuer entstandene Felsarten schliessen lassen. Diese Kette bildet das eigentliche Uentralgebirge dieser Gegend und verläuft sich nach und nach gegen das Meer hin in mehreren nach allen Richtungen ausgehenden Hügelreihen, welche in der Nähe vom Hauptgebirge nur in ihren oberen Theilen, in der Nähe des Meeres dagegen durchaus aus Kalkstein bestehen und hier meist in senkrech- ten, oft auch überhängenden 30 bis 100 Fuss hohen Felsen- wänden zu letzterem abstürzen. Diese weissen, graulichen, oft auch etwas ins Bläuliche übergehenden Steinpartieen, welche an vielen Punkten auf der Höhe dieser Hügelreihen gruppenweise weit über die sie umgebenden immergrünen Lorbeersträucher hervorragen und an einzelnen Punkten Oeffnungen von Höhlen zeigen, lassen schon in der Ferne das grosse Vorwalten einer Kalk- steinformation erkennen, die sich dadurch auszeichnet, dass sie sowohl an den höchsten Theilen des Gebirges als auch im Meeresniveau erscheint. In den zwischen diesen Vorbergen liegenden Thälern, Zeits. d, d. geol. Ges. IV, 1. 7. 98 so wie in einzelnen niederen Bergketten waltet die Kohlen- formation vor, deren Repräsentanten Sandstein und Schiefer- thon sich hin und wieder in einzelnen Felswänden, nament- lich aber in den Flussbetten von der Dammerde entblösst zeigen. Hauptsächlich aber scheint diese Formation die Mittelgebirge zu bilden, deren äusserste Kuppen nur mit wenig mächtigen Kalksteinschichten bedeckt sind. Dieser zweite oder eigentliche Haupttheil des Gebirges bietet demnach ein rauhes verworrenes Aeussere dar, wel- ches sich gegen Westen hin wieder verliert, indem hier die Berge eine mehr kuppelartig abgerundete Form annehmen und keine Entblössungen zeigen ausser gegen das Meer hin, wo dieses zerstörend einwirkt und Bergstürze veranlasst ähnlich denen, die ich oben bei der östlichen Gebirgskette erwähnte. Auch hier zeigt sich Thonschiefer, Grauwacke und weiter gegen Westen Uebergangskalkstein, welcher wenn auch ebenfalls in schroffen Felswänden zum Meere hinabstürzend doch eine oben abgerundete Kuppe besitzt, während die früher beschriebenen Kalkberge entweder Pla- teau’s bilden, die gegen die Mitte hin sich nur wenig erhe- ben, oder Gipfel haben mit stufenweisem terrassenähnlichem . Ansehn. Zwischen jenen Vorbergen ergiessen sich die Central- gebirgswasser in Bächen gegen Norden und Nordwesten ins Meer. Beschreibung der einzelnen Gebirgsformationen. A. Bas Vebergangsgebirge. Die unter dem Namen Uebergangsgebirge begriffenen Schichten als die bis jetzt bekannten ältesten versteinerungs- führenden Formationsglieder unserer Erde treten in der in Rede stehenden Gegend in zwei Hauptgruppen auf. Ein dritter Theil findet sich in der nordwestlichen Ecke des von beiden eingeschlossenen halbkreisförmigen Terrains isolirt. Als ältestes Glied dieser Schichten zeigt sich: 99 a. Der UVebergangskalk. (Taf. I. Aa). — Er ist weiss, ins Bläuliche oder Grauliche spielend, besitzt ein bald dichtes bald körniges bald krystallinisches Gefüge, zeigt Bruchflächen, die diesem analog bald grossmuschlig bald un- eben bald körmig sind, und ist in einzelnen Handstücken nicht von dem später zu erwähnenden Jurakalk zu unter- scheiden. Doch geben ausser der Ablagerung unter Thon- schiefer und Grauwacke noch zahlreiche Versteinerungen hin- längliche Beweise von der Verwandtschaft mit den in Rede stehenden Gebirgsarten. Das Streichen seiner Schichten ist eirca hora 1 mit einem Einfallen von 60 bis 85 Grad gegen Osten in Bänken von 1 bis 10 Fuss Mächtigkeit, deren Bestandtheile eine ausser- ordentliche Härte besitzen. Doch wechseln mit ihnen zu- weilen thonigkalkige mergelige Schichten von + bis 3 Zoll Stärke, die durch die Brandung bei starkem Nordwinde an manchen Stellen ausgewaschen wurden und in Verbindung mit der Zerklüftung des Kalksteins das Einstürzen ganzer Felswände verursachten. Nur durch sie scheint es dem Meere möglich gewesen zu sein, hier durch Zerstörung eines Theils dieser Formation eine Bucht zu bilden, in deren Raume noch jetzt einzelne I- bis 3 Fuss mächtige und bis 6 Fuss hohe Schichtenköpfe insular aus den Wellen hervorragen und dem zerstörenden Elemente in ihrer geneigten Stellung trotzen. Diese Formation bildet den Hauptstock des westlichen Grenzgebirges und scheint ganz verschieden von den im Folgenden zu erwähnenden jüngeren Schichten zu sein. Beobachtet wurden von mir die folgenden Versteine- rungen: 1) Strophomena antiquata (siehe Bronn’s Lethaeu geo- gnostica Taf. Ill. Fig. 6), 2) Strophomena aculeata (l. c. Taf. II. Fig. 1), 3) Harmodites radians (l. c. Taf. V. Fig. 7). b. Die jüngern Schichten des Uebergangsge- 7 ” 100 birges. (Taf. I. 45). — Unmittelbar über der eben ange- führten Kalkbildung erscheint der Thonschiefer abwechselnd mit Grauwackenschiefer in bald schwachen bald starken Bän- ken, mit Einlagerungen von schwärzlichem Kalk (Stinkkalk), sandigem Schieferthon und Sandstein, im westlichen Theile dieser Gegend bei Ad 1. 1. Der westliche Theil. (45 1). — Die Grenzen dieses Theiles der vermischten Schichten des jüngeren Ueber- gangsgebirges bilden gegen Westen der Uebergangskalk, gegen Norden das Meer und gegen Osten das Stein- kohlengebirge. Der Uebergang in dieses letztere wird durch die zwischen den nur Meeresversteinerungen enthal- tenden Thonschieferschichten eingelagerten Sandstein- und Sphärosideritbinke bewirkt, die gegen das Kohlengebirge zu mächtiger und häufiger auftreten; es ist demnach nur mög- lich die Linie als Grenze zu nehmen, wo alle Versteinerun- gen von Meeresthieren wie Korallen und Conchylien aufhö- ren, weshalb dieselbe oft nicht genau bestimmt werden kann. Gegen Südosten verschwinden die gedachten Schichten unter dem oben schon erwähnten später genauer zu beschrei- benden jüngern Kalksteingebirge der Juraformation. 2. Der mittlere Theil. (45 2). — Ein anderer Theil dieser wechsellagernden Schichten erscheint insular süd- westlich von dem Städtchen Amasry, erhebt sich hier 800 bis 1000 Fuss über das Meeresniveau und bildet den Kern eines der Ausläufer vom Hochgebirge. Seine Grenzen gegen Osten und Westen mit dem aufselagerten Steinkohlengebirge sind aus dem oben schon erwähnten Grunde einestheils, andern- theils aber durch das hier in verschiedener Mächtigkeit aufgelagerte durch Bergstürze veranlasste oder durch starke Regengüsse angeschwemmte Schuttland undeutlich. Ebenso verhält es sich mit seinen Grenzen gegen Norden und Süden, wo diese Schichten von den Gliedern der Juraformation über- lagert werden. 3. Der östliche Theil. (45 3). — Aus densel- ben Gründen lassen sich die Grenzen des östlichen Theils 101 dieser Schichten, welche im Norden in steilen Wänden zum Meere wie oben schon erwähnt abstürzen, nicht genau angeben, da auch hier Schuttland das Thal von Amasry er- füllt. Doch kann man dieses ohne zu fehlen als Scheide annehmen, indem die auf der östlichen Seite aus demselben ansteigenden Höhen Thonschiefer und die auf der west- lichen Seite sich erhebenden Steinkoblengebirge anstehend zeigen. Gegen Süden in der Nähe des ÜUentralgebirges sind die in Rede stehenden Schichten von der jüngern Kalksteinformation bedeckt, während sie sich gegen Osten weit über das hier zu beschreibende Terrain hinauser- strecken. Die einzelnen Bestandtheile dieser Schichten sind bei näherer Betrachtung folgende: a. Der Thonschiefer. Er ist blaugrau, zuweilen sehr ins Dunkle übergehend, der Verwitterung fast gar nicht widerstehend, im östlichen Theile (45 3) hauptsächlich vor- waltend, wo er mit keinen andern Schichten dieser Formation wechselt und als Einschlüsse nur Sphärosiderite und feste Thonsteinkugeln enthält. Deutliche Versteinerungen fehlen bier ganz, dagegen erscheinen öfters auf den Schichtenflächen erhabene schlangenförmige Zeichnungen, Concretionen ähn- lich denen des Muschelkalks in Oberschlesien. Mit mehr ins Gelbliche fallenden Farben erscheint er fast ebenfalls die Hauptmasse bildend in dem mittlern insularen Theile dieser Formation, hier zuweilen wechsellagernd mit Kalksteinbänken von 4 Zoll bis 1 Fuss Mächtigkeit, die öfters eine rhombi- sche Zerklüftung besitzen, welche ihrer Oberfläche das An- sehn eines aus regelmässig behauenen Steinen gefertigten Strassenpflasters geben. Auch treten hier schwächere Schich- ten von Grauwacke eingelagert auf, die in Verbindung mit den Kalkbänken dem Gebirge eine festere der Verwitterung mehr widerstehende Struktur geben. Dem ohnerachtet findet man auch hier einzelne Bergstürze, welche bis zu den höch- sten Gipfeln fortsetzen; namentlich bei 2, wo ihre Gerölle die im Thale abgelagerten Schichten des Steinkohlengebirges 102 theilweise bedecken und daher hier keine genaue Grenze bei- der Formationen bestimmen lassen. Ausser Sphärosiderit und 5 bis 6 Zoll mächtigen Koh- lenflözausgehenden zeigen sich keine anderen Einschlüsse. Von Versteinerungen fanden sich Ammoniten sel- ten und undeutlich meist in Bruchstücken, zweischalige Mu- scheln ebenso undeutlich. Weniger vorwaltend aber desto versteinerungsreicher tritt der Thonschiefer im dritten westlichen Theile dieser Formation auf (451). Er hat hier eine fast schwarze, oft bräunliche, bläuliche oder gelbliche Färbung, ist in einzelnen Schichten reiner Thonschiefer, in andern geht er mehr in Grauwackenschiefer über; er ist bald fest, in schwachen Blätt- chen ablösbar, voller Versteinerungen, bald milde ohne die- selben zu enthalten, aber sie oft auf jenen schwachen Blätt- chen bedeckend. Sein Verhalten ist gänzlich dem des ver- steinerungsreichen T'honschiefers bei Altwasser im Walden- burgschen und bei Zausdorf im Glätzischen analog. Eingeschlossen finden sich in ihm nur Sphärosiderite und eingelagert zwei 6- bis Szöllige Kohlenflöze bei £. Beobachtet wurden folgende Versteinerungen: 1) Radiarien: “ a. Rhodocriniten- & x Stiele. b. Cyathoeriniten- 1 2) Korallen: 2 Arten; eine sehr feine Kettenkoralle, fast ähnlich Harmodites radians (Bronn’s Lethaea Taf. V. Fig. 7), nur mit schwächeren -— bis —- Linie dicken Gliedern und + Linie starken Zwischenräumen zwischen je zwei derselben. 3) Einschalige Conchylien: a. Phytiphagen, Euomphalus, mehrere Arten, Schizostoma catillus (l. c. Taf. III. Fig. 10a, b), Turbiniten, mehrere sehr kleine Arten; b. Cephalopoden, Bellerophon, mehrere Arten, 103 ÖOrthoceratites, mehrere Arten, unter andern ©. ser- ratus (l. c. Taf. I. Fig. 13), Cyrtoceras, eine Art ähnlich Ü. depressum (l. c. Pa£xT. Fig. 5), Gyroceratites, eine Art, ähnlich G. gracilis (l. c. (Taf. I. Fig. 6). 4) Zweischalige Muscheln (Mollusken): Strophomena aculeata (l. c. Taf. III. Fig. 1), a lepis (l. ec. Taf. U. Fig. 7), 2 rugosa (l. c. Taf. II. Fig. 8), antiquata (l. c. Taf. III. Fig. 6), eerale plicatella (l. c. Taf. II. Fig. 12), > reticularis (l. c. Taf. D. Fig. 10), 2 prisca (ebendaselbst), Trigonotrrta speciosa (l. c. Taf. II. Fig. 15), » testudinaria (l. c. Taf. ILL. Fig. 2), Pterinea laevis (l. ec. Taf. III. Fig. 7). 5) Crustaceen. Trilobiten. Nur Hintertheile derselben, ähnlich : Cryptolithus tesselatus (l. c. Taf. IX. Fig. 13), Otarion diffractum (l. c. Taf. IX. Fig. 17). 6) Fischschuppen und Zahnbruchstücke. b. Der Grauwackenschiefer mit dem vorigen wechsellagernd, dieselben Versteinerungen führend, bildet meist schwache Schichten und ist im Wesentlichen nicht von dem der obenangeführten Punkte in Schlesien verschieden. c. Die Grauwacke tritt in mächtigeren Bänken in der südöstlichen Ecke bei ’ und in der nordöstlichen bei ‘‘ des westlichen Theils der jüngeren Schichten des Ueber- gangsgebirges (451) auf. In jener, bei y’, ist sie rothbraun bis ins Schwarzbraune übergehend, voll der obenangeführten . Versteinerungen, ganz mürbe durch Verwitterung, inwendig oft aber noch einen sehr festen Kern habend, in dem jedoch keine deutlichen Petrefakten zu erkennen sind. Eisenoxyd hat die Färbung bewirkt und bildet als blauer Eisenrahm 104 ” den Kern der Versteinerungen namentlich der Rhodocriniten und Uyathocriniten, welcher beim Aufschlagen der Stufen meist herausfällt und nur im Hohldruck die äussere Form dieser Radiarien hinterlässt. In dem nördlichen Theil des in Rede stehenden Terrains bei 7” geht die Grauwacke in Sandstein über, welcher in Bänken von 2 bis 3 Fuss Mächtigkeit abgelagert eine hell- graue ins Gelbe übergehende Farbe besitzt und durch seine regelmässig wellenartig gezeichnete flaserige Oberfläche sich charakterisirt. Versteinerungen scheinen ganz in ıhm zu fehlen. d. Der Stinkkalkstein, in ähnlich-starken Bänken wechsellagernd mit den vorgenannten Arten, ist braun ins Schwarze oder Blaue übergehend, ungemein fest und enthält eine Menge Exemplare von Strophomena antiquata, deren Perlmutterschale und Glanz noch meist erhalten ist. e. Der Thoneisenstein, in schwächern und stärkern Bänken, erscheint hier ebenfalls wechsellagernd mit den obi- gen Gebirgsarten in verschiedener Mächtigkeit der Formation, aber in den stärksten Bänken in der Nähe des Steinkohlen- gebirges. B. Die Steinkohlenformation. (Taf. IE. B.) Unmittelbar auf diesen jüngeren Schichten der Ueber- gangsformation und fast in dieselben übergehend, zeigt sich die hiesige Steinkohlenformation, welche an fünf ver- schiedenen Punkten entblösst ist, die von Osten gegen ‚Westen hin folgende sind: 1. Die östlichste Partie der Steinkohlen- formation. (Taf. I. 3'). — Westsüdwestlich von Amasry erhebt sich ein schmaler Streifen Kohlensandstein aus dem Meere bis in eine Höhe von 15 bis 30 Fuss, wo er von Jurakalkschichten bedeckt wird, deren Trümmer und Schutt- land weiter im Westen seine Grenze bilden. Hier findet sich bei A das Ausgehende eines circa 40 Zoll mächtigen Flözes, welches bereits bei unserer Ankunft im westlichen Felde abgebaut, im östlichen aber durch mehrere 105 R Strecken bis an einen Sprung im Süden in kleine 15 Qua- dratlachter haltende Pfeiler getheilt worden war. Das Strei- chen dieses Flözes war circa hora 4 mit einem Einfallen von 10 Grad gegen 0.8.0. Mit diesem entblössten Theile der Kohlenformation hängt ein anderer über Tage zusammen, welcher in südsüdwest- licher Richtung von Amasry aus sich längs des östlichen Fusses der Vorgebirgskette bis ans Hochgebirge erstreckt ohne eine bedeutende Ausdehnung in die Breite zu erlangen. Seine Grenzen sind gegen Osten und Westen das Ueber- gangsgebirge, gegen Süden und Nordwesten die überdecken- den Schichten der Juraformation. Schieferthon wechselt hier mit Sandstein und einzelne Ausgehende zeigen das Vorhandensein von Kohlenflözen, die mit dem im vorherbeschriebenen Flügel erwähnten 40zölligen Flöze unter dem Jurakalk jedenfalls zusammenhängend eine Mulde bilden. Von Amasry aus gegen S.S.W. findet sich hier zunächst bei B ein 40 bis 50 Zoll starkes Ausgehende, welches bei einem Streichen von hora 314 bis 4 gegen N.W. unter 50 bis 60 Grad geneigt ist. Weiter gegen S.W. bei & erscheinen noch zwei andere Ausgehende mit demselben Streichen und circa 40 Grad Fallen, die eine Mächtigkeit des Flözes von 50 bis 60 Zoll zeigen. Alle drei Vorkomm- nisse scheinen einunddemselben Flöze anzugehören. - 2. Der zweite Theil der Steinkohlenforma- tion. (Taf. I. 2°). — Westlich von der mittlern Gruppe des Uebergangsgebirges zeigt sich ein zweiter schmaler Theil des Kohlengebirges, welcher gegen Süden und Norden von den Schichten der Juraformation bedeckt wird, gegen Osten dem Uebergangsgebirge aufgelagert und gegen Westen von buntem Thon und Letten bedeckt ist. Schieferthon scheint hier sehr vorwaltend zu sein, doch wurde, indem sich nur schwache Ausgehenden von Kohlenflözen zeigten und da an anderen Punkten günstigere Aussichten vorhanden waren, diese Gegend nicht weiter untersucht, 106 3. Der dritte Theil der Steinkohlenformation oder die GümükuerKohlenniederlage. (Taf.I. B’).— Bei Weitem bedeutender ausgebildet als an diesen beiden Punkten tritt das Steinkohlengebirge in der Nähe des Dor- fes Gümüku auf. Dasselbe erhebt sich an der nordöstlichen Grenze unmittelbar aus dem Meere und unter dem bunten Sandstein hervor zu Tage, an der nordwestlichen aber unter den aufgelagerten Schichten des Jurakalks hervorbrechend bis zu einer Höhe von circa 200 bis 250 Fuss, und dehnt sich gegen Süden hin bis in die Nähe des Hauptgebirges aus, wo es bereits eine Höhe von 800 bis 900 Fuss erreicht. Hier wird es abermals von den Schichten des Kalksteins bedeckt, so dass dieser sowohl im Norden und Süden als auch im Westen die Grenze bildet. Nur an der nordwest- lichen Ecke tritt Schuttland und angeschwemmtes Gebirge auf, so dass es hier zweifelhaft bleibt, ob die Kohlenforma- tion unmittelbar unter diesem ruhe oder ob noch einzelne Kalkschichten über dem letzteren vorhanden sind und'von je- nem Schuttland bedeckt werden; in letzterem Falle würden die beiden das Kohlengebirge begrenzenden Theile der Jurafor- mation noch in Verbindung stehen. In ihrer südwestlichen Ecke hängt diese Partie des Kohlengebirges mit der nächst- folgenden zusammen. Die in Rede stehende Formation findet sich hier abge- lagert in einem nach Westen geöffneten, sanftgeneigten, durch die nördlichen Abhänge des Centralgebirges und durch eine von diesem anfänglich gegen Norden dann nach Westen streichende Hügelreihe gebildeten Querthale in einer Höhe von circa 200 bis 800 Fuss über dem Meeresspiegel. Nur insular befinden sich auf den Gipfeln der Berge und Höhen hier Kalksteinkuppen, welche als Reste von dem früheren Zusammenhange der die in Rede stehende Formation be- grenzenden Jurabildungen zu betrachten sind. Der Sandstein, welcher den Hauptbestandtheil der Stein- kohlenformation bildet, ist bald fein- bald grobkörnig, seltner conglomeratartig. Seine Farbe wechselt zwischen weiss, gelb 107 und graublau. Versteinerungen finden sich in ihm nur we- nige undeutliche meist den Calamiten und Lepidodendren zugehörig. Er enthält häufig Schwefelkies eingesprengt na- mentlich in der Nähe der Flöze. Der Schieferthon geht von bläulich grau bis ins Schwarze, d.i. in den Brandschiefer über, ist weniger ausgebreitet und bildet bald das Hangende, bald das Liegende, bald das Mit- tel der Steinkohlenflöze, bald alle drei Theile zusammen. Versteinerungen finden sich darin höchst uudeutlich und ver- worren in diesem Theile der Kohlenformation. Die Kohlenflöze bilden einen Sattel, welcher in diagonaler Richtung, d.i. von N.N.O, nach S.3.W., das Thal durchschneidet, und an dessen östlichem und westlichem Flügel sich folgende Flöze wahrnehmen lassen: a. Das hangendste Flöz, in beiden Flügeln bei I, 2, 3 und bei 7 bebaut, scheint einunddasselbe zu sein. Es ist circa 80 bis 100 Zoll mächtig inel. eines Bergmittels von 10 bis 30 Zoll und eines zweiten von 6 bis 8 Zoll, enthält eine gute Schieferkohle, die nur selten in Pechkohle übergeht, und ist überall, wo es untersucht wurde, Verdrückungen aus- gesetzt. Das Flöz besteht da, wo es regelmässig abgelagert ist, aus einer 30 bis 50 Zoll mächtigen Niederbank, 10 bis 15 Zoll Bergmittel, 20 bis 30 Zoll Mittelbank, 6 bis 8 Zoll Bergmittel und 6 bis 10 Zoll Oberbank. Es wirft auf das Quadratlachter an den bebauten Punkten 40 bis 50 pCt. Stückkohlen und dürfte in grösserer Teufe bis 80 geben. Ein Sprung *e verwirft dieses Flöz bei 7 ins Liegende. Derselbe wurde von mehreren Verdrückungen begleitet, so dass verbunden mit dem starken Wasserzudrang die Schurf- kosten zu theuer kamen und keine günstigen Aussichten ge- währten, weshalb der Bau eingestellt wurde. Das Streichen war im östlichen Flügel bei 1, 2, 3 hora 12 mit einem Ein- fallen von 15 Grad gegen Osten; im westlichen dagegen bei 7 hora 14 mit einem Einfallen von 20 Grad gegen Westen 108 (wahrscheinlich nur durch den Sprung verursachtes stärkeres Fallen). b. Das von diesem zunächst im Liegenden bekannte 40zöllige Flöz, welches bei 5 bebaut wurde. Dieses Flöz besteht aus reinem, sehr festem, in 3 bis 4 Bänken abgela- gertem Kohl mit einem Bergmittel zwischen den beiden un- tersten Schichten von 4 bis 3 Zoll Mächtigkeit, welches aus Schieferthon anfänglich, später aber aus Brandschiefer be- stand und nur einen Schram von 12 bis 18 Zoll tief gestat- tete. Doch war dies hinlänglich, indem die Kohlenbänke rechtwinklig einander durchsetzende Ablösungen besassen und durch Keil und Grossfäustel dann leicht in Würfeln von 10 bis 15 Zoll Durchmesser gewonnen werden konnten. Wurde aber dieses Bergmittel zu schwach und zu fest, was sich namentlich gegen Ende des Baues ereignete, so musste der Schram im Liegenden, das aus festem Schieferthon be- stand, geführt werden. Schrämen im Kohle selbst wäre wegen der allmälıg ge- gen Norden zu abnehmenden Mächtigkeit des Flözes, die zuletzt nur noch 18 bis 20 Zoll betrug, unzweckmässig ge- wesen. Der Procentfall pro Quadratlachter stieg bis 90. Schon die Croaten hatten hier einen Abbau geführt, in wel- chem die Flözmächtigkeit bis 50 Zoll betrug. Neben dem verbrochenen Felde im Westen setzten wir eine Rösche an, welche 25 Lachter im Streichen aufgefahren wurde. Von ihr aus trieben wir einfallende und schwebende Strecken, mit denen 2 Sprünge angehauen wurden, deren östlicher ”d in hora 1 streicht und das Flöz gegen Ost ins Einfallende ver- wirft, während der westliche °c in hora 1; streicht und gegen Westen hin die Senkung desselben bewirkt. Beide nähern sich gegen das Ende der Strecke so, dass jene Verdrückung des Flözes veranlasst wird und dass jede günstige Aussicht für den Augenblick hier benommen ward; aus welchem Grunde diese Arbeit, wenn der Betrieb in der ganzen Ge- gend von längerer Dauer gewesen sein würde, einstweilen 109 eingestellt hätte werden müssen. Das Streichen war hora 14 mit 10 bis 15 Grad Fallen gegen W.N.W. Identisch mit diesem Flöze scheint ein circa 25 bis 30 Zoll mächtiges Ausgehende am südöstlich fallenden Flü- gel des Sattels bei 9 zu sein, das in derselben Stunde je- doch mit einem Einfallen von 10 bis 15 Grad gegen 0.8.0. streicht. Denn so wie jenes eben beschriebene Flöz so be- sitzt auch dieses einen festen klingenden Sandstein in mäch- tigen Bänken als Hangendes, schönes reines Kohl und nur einen Lettenschmitz als Bergmittel. c. Das dritte Flöz, aus zwei circa S bis 12 Zoll mäch- tigen Kohlenbänken bestehend, 40 bis 60 Zoll Lettenmittel, findet sich ebenfalls in beiden Flügeln des Sattels repräsentirt. Versuche wurden auf demselben sowohl von den frühe- ren Arbeitern, den Croaten, als auch noch genauere von uns vorgenommen und zwar bei 4 auf dem westlichen und bei 8 auf dem östlichen Flügel des Sattels. d. Schwache Kohlenschmitze fanden sich noch weiter im Liegenden bei 6, wo ebenfalls geschürft ward. e. Das vierte bekannte Flöz ist in einem Garten des Dorfes Gümüku bei 10 fast am Gipfel des Berges von den Croaten vor meiner Zeit erschürft worden. Es streicht in hora 1; bis 2, fällt gegen W.N.W. ein und besitzt circa 50 Zoll Mächtigkeit. Sein Ausgehendes zeigt sich in dem gedachten Gärten und auch in der Dorfstrasse, weshalb es, da die Türken auf dem Lande den Fremden nicht gern zwi- schen ihren Häusern der Weiber wegen sehen, um diese Leute nicht zu beunruhigen und uns feindlich zu stimmen für jetzt nicht in Bau genommen werden konnte. 4. Der vierte Theil der Steinkohlenforma- tion oder die Kohlenniederlage von Schynaly (sp. Schönalö). (Taf. I. Bt). — Der im obigen erwähnte Flözsattel setzt gegen S.S.W. hin unter dem ihn bedecken- den Kalkgebirge fort, und tritt in der vierten Partie der Koh- lenformation, welche ein vom steilen Hochgebirge gegen N.W. hin dem Meere zufallendes Thal, Schynaly genannt, mit sei- 110 nen Abhängen einnimmt, bedeutender ausgebildet wieder auf. Die Grenzen dieser Kohlenniederlage sind ringsum Jurakalk und nur im N.W, rother, vielleicht auch bunter Sandstein und Letten. Sandstein, Schieferthon, Brandschiefer und Sphärosiderite erscheinen hier ganz ähnlich der vorigen Par- tie. Versteinerungen treten schon deutlicher als in jenen auf und sind im Allgemeinen folgende: a. Calamiten. Mehrere Arten.‘ b. Lepidodendron aculeatum. ” obovatum (Bronn Lethaea Taf. VI. Fig.8). 2 alveolatum. 3 hexagonum (l. c. Taf. VI. Fig. 6). c. Syringodendron alveolatum. ” sulcatum (l. c. Taf. VI. Fig. 5). d. Filices: Cyelopteris orbicularis (l. c. Taf. VO. Fig. 2). Neuropteris gigantea. 23 tenuifolia (l. c. Taf. VII. Fig. 4). Sphenopteris. Mehrere Arten. Glossopteris. Mehrere Arten. Trichomanites elegans und einige andere Arten. (0b) e, Sphenophyllum. Rotularia. f. Stigmaria ficoides (l. c. Taf. VI. Fig. 7) mit und ohne Blätter. Früchte. Verschiedene Arten. Die Sattellinie der Flöze, von da wo sie unter dem Kalkstein hervorkommt, streicht in hora 11 gegen 8.8.0. Oo, fe) nur eine kurze Zeit, wird dann aber wahrscheinlich durch mehrere Sprünge den aus geschehenen Schürfen erhaltenen Resultaten gemäss gegen S.O. verworfen und bildet in dem höchsten Punkte des Thales in der Nähe des Hochgebirges durch eine Biegung gegen W. eine Mulde. Oestlich und südöstlich von diesem Gebirgssattel er- scheinen am Fusse des Granits andere Schichten der Koh- lenformation, welche dem Sattel entgegenfallen und also mit dessen östlichem Flügel eine zweite Mulde bilden, die zwar 111 parallel der Sattellinie aber _weiter im Osten derselben sich hinzieht und im Süden unter dem bedeckenden Kalkstein verschwindet. Kohlenflöze (Taf. III.) finden sich in der Gegend von Schynaly aus dem Hangenden nach dem Liegenden hin folgende: 1. Unbauwürdige Kohlenschmitze von 10 bis 20 Zoll Stärke bei 28. 2. Ein Flöz circa 40 bis 50 Zoll stark ohne Bergmit- tel bei 22. Dieses Flöz erscheint dicht an der Grenze des diese Partie von der vorigen trennenden Kalksteins, ist wahrschein- lich eine Fortsetzung des dort befindlichen zweiten Flözes, streicht in hora 12 und fällt gesen W. mit circa 10 bis 15 Grad ein. Die Beschaffenheit des Kohles ist der des ebenangeführten Flözes fast gleich, hat jedoch durch einen Sprung, welcher von N.O. nach S.W. setzt und das Flöz gegen N.O. ins Einfallende verwirft, durch eine diesem pa- rallel ziehende Verdrückung und durch das Tagegebirge mehr gelitten, so dass der höchste Procentfall der Stückkohlen nur 50 betrug. Diesem Flöze identisch, wenn auch auf dem entgegen- gesetzten Flügel des Sattels befindlich, scheint das im Schurf- schachte bei 25 entdeckte 30zöllige gegen O. mit 10 Grad einfallende zu sein. An beiden Punkten wurden die Arbeiten eingestellt, weil an ersterem bei 22 Verdrückungen und Sprünge in die Teufe gegen O., taube Beschaffenheit aber wegen zu flacher Lage unter dem Tagegebirge gegen W., und an letzterem bei 25 zu geringe Mächtigkeit die Unbauwürdigkeit des Flözes für die Gegenwart zeigten. 3. Vielleicht durch einen Sprung ins Liegende gegen S.W. verworfen zeigt sich südlich von 22 in der Thalsoole bei 21 das Ausgehende eines circa 40 Zoll mächtigen Flözes, dessen Einfallen unter dieselbe einen Tiefbau nothwendig gemacht hätte und dessen taube verdrückte Beschaffenheit 112 in der Nähe der Tagesoberfläche nicht einmal einen Bau für die Gegenwart begünstigte, daher wurde auch dieser Schurf bald eingestellt. 4. Zunächst folgen nun bei 17 und 23 zwei Kohlen- flöze, die durch ein starkes Lettenmittel getrennt vielleicht dem bei der Gümükuer Kohlenniederlage aufgeführten drit- ten Flöze analog sein dürften. Diese Flöze erscheinen zwar mächtiger als dort, allein auch das Bergmittel ist stärker, und das Tagegevirge so wie die Verdrückungeu machen die wirkliche Beschaffenheit dieser Bänke ganz undeutlich. 5. Als zunächst im Liegenden nun auftretend dürfte das sogenannte starke Flöz anzunehmen sein. Es besteht aus folgenden Bänken: a. Eine Niederbank . . . . . 6 bis 20 Zoll mächtig. Schönes Kohl. bis» BinyBergmittel id. Kite .2220°bis FC $ Schieferthon. Anmerk. DBeide meist in umgekehrtem Verhältniss ge- lagert, daher konnte die Nie- derbank oft nicht mit in Bau genommen werden. c. Eine Mittelbank von schönem Kohl, oder das eigentliche Flöz, aus mehreren 10- bis 15zölli- gen Bänken bestehend . . . 40 bis 80 „ N, d. Ein Bergmittel von Brand- schiefer avec, Heine Yy W eu Die«Oberbanks .Brau.. HH ren 8 x „i Sie musste meist angebaut werden. Die Gesammtmächtigkeit be- trug demnach . . 2... 80 bis 120 Zoll. Der Stückkohlenfall wechselte an den verschiedenen Betriebspunkten nach der mehr tauben Beschaffenheit des Kohls von 40 bis 90 pCt. ; 113 Dieses Flöz ward bebaut: a. Bei !, 5. Anfangs durch die Croaten bei I, dann durch unterirdichen und Abraum-Bau von uns bei 5. b. Bei 6 durch uns unterirdisch. c. Bei 2 durch die Croaten und durch uns bei 7 in einer Rösche und einer diagonal gegen N. einfallenden Strecke. d. Bei 9 in einer Rösche und einer einfallenden Strecke durch uns, e. Bei 4 in einer Rösche und einer einfallenden Strecke durch uns. f. Nach diesem Flöze ward die Rösche bei 18 getrieben, welche dasselbe im Sattel aufschloss. (Schlagende Wetter). g. Bei 19, 27 wurden nach ihm zwei Röschen getrie- ben, welche Sprünge aufschlossen und eingestellt werden mussten. h. Bei 13 eine dritte Rösche im Sprunge und Sattel. i. Bei 26 ward ein Schacht abgeteuft und zwei Strecken getrieben, die jedoch Wettermangels wegen vor der Hand eingestellt werden mussten. Viele Sprünge, die hier vorka- men, erschwerten den Bau ungemein und liessen es erst mit der Zeit und da selbst in allen Fällen nicht genau erken- nen, ob alle diese einzelnen.Punkte wirklich diesem- einen, oder ob sie vielleicht mehreren Flözen angehören dürften. Wenn die Sprünge mit einem Orte bereits durchfahren wa- ren, so wurde dieses oft durch Unmvorsichtigkeit oder Bös- williskeit der Arbeiter zusammengeworfen und es blieb dann meist nichts übrig als die einzelnen zwischen den Schürfen liegenden Flöztheile abzubauen, um von einer andern Seite die etwa noch vorhandenen Felder zu öffnen. Die specielle Angabe der Sprünge wird weiter unten folgen. 6. Weiter im Liegenden tritt ein anderes 50 bis 70 Zoll mächtiges Flöz auf. Es besteht aus mehreren Kohlenbänken und Bergmitteln und ist namentlich durch die Güte seines wenn auch meistentheils nur in Würfeln brechenden Kohls bemerkenswerth. Seine einzelnen Schichten sind im Wesent- lichen folgende: Zeits. d. d. genl, Ges. IV. 1. 8 114 ® Eine Niederbank von gutem Kohl 16 bis 24 Zoll mächtig. b. Ein Bergmittel aus festem Schie- ferthon, an vielen Punkten aber aus festem harten conglomerat- artigen Stein bestehend, den selbst bei 2 Lachter breitem Streckenbetriebe nach 2maliger Wegnahme des Oberkohls erst zu schiessen und mit Fäustel und Keil wegzunehmen eine Arbeit von einem halben Tag erforderte 6 bis 20 ,, c. Ein 2 bis 4 Zoll starker Letten- schmitz, welcher zum Schrämen benutzt wurde. Doch trat statt seiner hin und wieder fester Brandschiefer auf, der dann jene Arbeit sehr erschwerte . . . 2 bis 4 „ d. Eine Mittelbank von schönem Kohl 9»... EEE, e. Ein Bergmittel bald aus Schie- ferthon bald aus Letten bald aus Brandschiefer bestehend . 2 bis 4 „ f;\ ‘Die Oberbank WA, zwar 2 Die Mächtigkeit des ganzen Flözes beträgt demnach von. . . 32 bis 80 Zoll, wovon auf das Kohl 22 bis 52 Zoll und auf das Bergmittel 10 bis 28 Zoll kommen. Dieses Flöz ist an folgenden Punkten theils erschürft theils bebaut worden: a. Es fand Abbau statt während unsers Dortseins bei 14. b. Die Croaten hatten davon nordöstlich bei 14° gebaut. c. Ebenso hatten sie Strecken bei 2 begonnen, welche wir erlängten und das so vorgerichtete Flöz in Abbau nahmen. d. Bei 5 wurde das Flöz von uns erschürft und zwi- schen den Sprüngen abgebaut, so weit es möglich war. 115 e. Schurfarbeiten fanden ausserdem auf diesem Flöze statt bei: 10, 11, 12, 20, 16,:30, 31. Dieses Flöz ist von eben so viel Sprüngen durchsetzt als das vorige, die jedoch in grösserer Teufe bei $ sich nä- hern und weiter unten angeführt werden sollen. Ein halbes Lachter bis % Lachter über diesem Flöze ist bei 15, 19 ein 40zölliges Flöz entdeckt worden; allein ein Sprung, der das Flöz ins Liegende verwarf, machte zwei auf demselben geführten Schürfen ein Ende und wurde wegen anderweitig günstigerer Aussichten nicht durchfahren. Ausserdem sind noch auf mehreren Ausgehenden Ver- suche gemacht worden, die aber keine günstigen Resultate gaben und die Lage der Flöze nicht feststellen konnten. So fand sich bei 32 ein fast mit der Tagesoberfläche parallelfallendes grösstentheils ausgewaschenes Flöz des öst- lichen Flügels der Mulde, bei 24 drei Ausgehende eines schwachen Flözes auf dem östlichen Flügel des Sattels, und bei 33 drei Ausgehende von schwachen Flözen. 5. Der fünfte Theil der Steinkohlenforma- tion oder die Kohlenniederlage von Tyrla-asy (sp. Törläsö). (Taf. II., Taf.I. B’). — Bei weitem regelmässi- ger erscheint das Kohlengebirge in der fünften westlichen Niederlage dieser Formation in dem von dem Hauptgebirge gegen S. und W. und von einer hohen Vorgebirgskette ge- gen O. begrenzten durch eine niedrige Hügelreihe in zwei Theile getrennten Thale von T'yrla-asy. Im W. ruht diese Formation unmittelbar auf dem Uebergangsgebirge, während sie gegen S. und O. vom Jurakalk bedeckt wird und im N. bis zu den Fluthen des schwarzen Meeres reicht. Die westlich einfallenden Schichten des Gebirgssattels von Schynaly bilden mit den Flözen von Tyrla-asy eine grosse Mulde, deren tiefste Linie in den östlichen Theil die- ser Partie des Kohlengebirges fällt. Die Flöze treten in zahlreichen Punkten hier zu Tage aus und sind in drei Stolln bereits so durchfahren, dass über ihre verschiedene Lagerung kein Zweifel bleibt; wozu freilich viel beiträgt, dass nur Q%* [®) 116 wenige und unbedeutende Sprünge hier die Flöze durch- setzen und verwerfen. Das Streichen ist im S. und S.W. correspondirend mit der Mulde, im N.W. dagegen, wo keine Biesung mehr stattfindet, hora 1 bis 1+ bei einem Einfallen von 50 bis 10 Grad herab. Jemehr die Flöze gegen N. und gegen das Liegende befindlich sind, desto stärkeres Fallen nehmen sie an und umgekehrt. Sandstein, Schieferthon, Brandschiefer wechseln auch hier wie in ‚Schynaly, sind von derselben Beschaffenheit und - enthalten häufig Versteinerungen, als: a. Stämme: Calamites Suckowii (Bronx Lethaea Taf. VI. Fig. 1), s undulatus. b. Farren, Strünke: Sigillaria oculata (l. ec. Taf. VI. Fig. 4), 5 alveolata, > sulcata (l. c. Taf. VI. Fig. 5), ss hexagona (l. c. Taf. VI. Fig. 6). Wedel: Cyelopteris orbicularis (l. c. Taf. VII. Fig. 2), Odontopteris, mehrere. Arten, Pecopteris, mehrere Arten, Neuropteris gigantea, ba tenuifolia (l. c. Taf. VOL. Fig. 4), und andere Arten desselben Geschlechts. Sphenopteris elegans etc. (l. c. Taf. VII. Fig. 5), Glossopteris, Art unbestimmt. c. Marsileaceen: Sphenophyllum majus (l. c. Taf. VII. Fig. 9), : emarginatum (l. c. Taf. VILL. Fig. 10), Annularia fertilis (l. c. Taf. VIII. Fig. 8). d. Lycopodites, sehr selten, Lycopodites pinnatus (Taf. VIII. Fie. 2). Stigmaria ficoides (l. c. Taf. VIL Fig. 7). f. Leepidostrobus. 22 117 g. Oardiocarpum. h. Asterophyllites rigida (l. c. Taf. VIII. Fig. 7). 1. Volkmannia, deren Aehren oft zu zwei bis drei auf einer Platte vorkommen. Die genauere Bestimmung dieser Pflanzen muss ich mir noch auf spätere Zeiten vorbehalten, indem gegenwärtig meine Sammlung noch nicht angelangt ist. Die Kohlenflöze. (Taf. II.). — Betrachtet man nun- mehr die Menge der hier abgelaserten Flöze, so findet man folgende vom Liegenden gegen das Hangende hin, die theils schon in den früher erwähnten Partieen ihre Repräsentanten gefunden haben, theils neu hinzuzukommen scheinen. 1. (Taf. I.) In der Nähe des Uebergangsgebirges be- merkt man bei !Ö zunächst zwei mit 60 bis 70 Grad gegen S.O. einfallende Flöze von 12 bis 18 Zoll Mächtigkeit. 2. (Taf. I.) Bei 9 ein 30 bis 40 Zoll mächtiges Aus- gehendes, welches unter dem aufgeschwemmten ebenen Fluss- ufer beim Meere vorkommen dürfte. Identisch mit ihm ist vielleicht das Ausgehende bei 9", 9°. 3. Oestlich davon zeigten Schürfe ein 12 Zoll mächti- ges Flöz bei 23. 4. Zunächst scheint nun das erste Flöz im Hauptstolln 6 zu kommen, welches 40 bis 50 Zoll mächtig ist, aber meh- rere Brandschieferbänke enthält und mit circa 50 Grad gegen 5.5.0. einfallend 80 bis 90 pCt. wirft. Das Ausgehende von diesem Flöze zeigt sich bei 6° (Taf. I.) und am Mund- loche des obern Stollns bei 7 (Taf. I. Profil). 5. Das zweite Flöz 40 bis 50 Zoll mächtig, circa 40 Grad einfallend, aus reinem Kohle bestehend mit einem schwachen Lettenmittel, welches zum Schram diente. Der Procentfall betrug 50 bis 80. Dieses Flöz ist von den Oroaten bei 25 und 8, von uns aber bei 7 und 17 in Bau genommen und im obern Stolln bei 7 als erstes Flöz desselben durchfahren worden. 6. Das dritte Fiöz, 50 bis 60 Zoll mächtig inel. meh- rerer Bergmittel, ist identisch mit dem bei Schynalıy unter 118 No. 5 genannten. Sowohl Kohlen- als Letten- und Schiefer- thonbänke sind jenem analog. Auch hier besteht das Haupt- bergmittel öfters aus festem conglomeratartigen Stein. Der Procentfall beträgt 70 bis 80. Alter Abbau findet sich bei 8 auf diesem Flöze, das von uns aber bei 7, i# und 15 in Angriff genommen ward. 7. Das Zwischenfiöz, 12 bis 20 Zoll mächtig, ist im mittlern Stolln durchfahren worden. Ausser einer kleinen Abraumarbeit in der Nähe des Meeres bei 26° konnten keine anderen Bauten der geringen Mächtigkeit des Flözes wegen stattfinden. Hierher dürften auch die Schürfe bei }i, 18 und 19 gehören, wo sehr schwache Flöze entblösst wurden. 8. Das vierte Hauptflöz Tyrla-asy’s 100 bis 120 Zoll stark, identisch mit dem bei Schynaly unter No. 6 angeführ- ten starken Flöze. Es ist im mittlern Stolln bei 21 durch- fahren worden. Baue haben auf demselben stattgefunden: durch die Croaten bei 26, durch uns bei 26 im tonlägigen Schachte, bei ZI im mittlern Stolln, bei 13 in der einfallenden Strecke, bei 14 mit einer Rösche und bei 16 mit Aufdeckarbeit. 9. Das fünfte Flöz 60 bis SO Zoll mächtig, aus meh- reren Bänken und einem schwachen Bergmittel bestehend, welches zum Schrämen benutzt wurde, mit einem Einfallen von circa 20 Grad. Auf ihm hatten die Croaten zwar ge- schürft aber fruchtlos, und erst wir haben das Flöz entdeckt und bei 12 in Bau genommen. Identisch mit diesem Flöze dürfte das Ausgehende weiter im N. von Tyrla-asy an der Meeresküste bei 27 und vielleicht auch der alte Bau bei 5 sein, wo das Flöz mit kaum 3 Grad gegen N. einfällt. 10. Weiter im Hangenden zeigen sich noch mehrere Ausgehende von mächtigen Flözen, auf denen bei !, 2, 3 und 22 Versuche stattgefunden haben, die jedoch ungünstige Resultate gaben. Diese Flöze streichen von O.S.O. nach W.N.W. mit einem Einfallen von 8 bis 10 Grad gegen N. und sind vor der Hand nicht genauer zu bestimmen, da die 119 Untersuchungen wegen anderweitiger Verhältnisse eingestellt werden mussten. 4. In der nördlichsten Ecke dieser Kohlenniederlage findet sich noch bei 28 ein Flöz, dessen Lagerung noch nicht ganz erklärlich erscheint. Das Streichen ist hora 1 bis 14 mit einem Einfallen von 40 bis 50 Grad gegen 0.8.0. Sowohl die in dieser Partie der Kohlenformation als auch die in der vorigen vorkommenden Sprünge werden wei- ter unten näher angeführt werden um nicht zu Wiederholun- gen genöthigt zu sein. €. Die Jurafermation.*) (Taf. I. C.) Ueber das ganze Terrain ausgebreitet erscheint die Gruppe der Juraformation in folgenden fünf einzelnen Haupt- und mehreren zwischen diesen insular liegenden kleineren Partieen. 1. Die erste östliche Partie. (Taf. I. C?’ a). — Nordöstlich von Amasry jenseits der grossen sich hier aus- dehnenden Bucht und ausserhalb des zu beschreibenden Ter- rains beginnen diese Kalkfelsen und setzen gegen S.W. unter dem Meere, aus welchem einzelne Inseln und Klippen nord- östlich und östlich von Amasry hervorragen, nach letzterer Stadt fort, welche selbst auf 30 bis 50 Fuss hohen Kalk- steinfelsen theilweise erbaut ist. Am eigentlichen Festlande erscheint in dieser ganzen Erstreckung östlich der gedach- ten Stadt keine Spur von dieser Formation, sondern nur wie bereits oben erwähnt Thonschiefer. Südwestlich von A4masry, von der ersten Kohlensand- stein-Partie im N. und O. umgeben, erhebt sich das in Rede stehende Gebirgsglied, als Fortsetzung gedachter Inseln zu betrachten, in senkrechten und überhängenden Felswänden von circa 100 Fuss Höhe bis zur durchschnittlichen Höhe *) Indem das Vorkommen der bunten Sandsteinformation nur sehr beschränkt und deren Alter nicht genau zu bestimmen ist, so habe ich dasselbe zugleich mit der Juraformation weiter unten behandelt, 120 von 200 bis 300 Fuss, in der sie ein Plateau bildet, auf welchem einzelne bis zu 400 Fuss uber dem Meeresspiegel erhabene Bergkuppen ruhen. Längs der Küste zieht sich dies nur in einzelnen Fuss- pfaden von hier aus zu erklimmende Kalkgebirge in west- licher Richtung circa 1000 Lachter fort, gegen O. und S.O. durch Kohlensandstein, Thonschiefer und abermals Kohlen- sandstein begrenzt, bis es gegen Westen zu dem Meere in steilen Abhängen hinabstürzt; es bedeckt demnach die durch den Hafen Amasry’s im O. und durch eine grosse Bucht im W. gebildete Halbinsel. Das Streichen der einzelnen + bis 5 Fuss mächtigen Bänke ist hora 4 bis 44 mit einem Einfällen von 10 bis 20 Grad gegen W.N.W., also entgegengesetzt dem Einfallen der Schichten des dieser Kalkgruppe im N. unter- gelagerten Kohlensandsteins. Der hier vorkommende Kalkstein ist weiss, zuweilen etwas ins Gräuliche, Bläuliche oder Gelbliche übergehend. Seine Masse ist entweder dicht oder feinkörnig, oolithisch oder derb, oft von Kalkspathadern durchsetzt, zuweilen po- rös (durch Verwitterung). Nur undeutliche zweischalige Muscheln kommen hier vor, doch dürften sich vielleicht mehr derselben und charakteristische Versteinerungen finden, da dieser Theil der Juraformation nur wenig untersucht wurde. Zahlreiche Sprünge zeigen sich an den zum Meere senkrecht abstürzenden Felswänden fast nach allen Richtungen strei- chend und die Schichten unter Winkeln von 70 bis 90 Grad durchsetzend. Mit dieser Partie scheint unter dem Meere die folgende zusammenzuhängen, da an einzelnen Stellen bei @ der Kalkstein aus den Wellen hervorragt. 2. Die zweite Partie des Jurakalks. (Taf. 1. © db). — Jenseits des die Kalksteinhalbinsel der ersten Partie im W. begrenzenden Meerbusens auf einer zweiten Halbinsel zeigt sich diese Formation abermals in bedeuten- der Mächtigkeit und ruht hier unmittelbar auf dem Kohlen- sandstein, den man am Ufer bei 5 bemerkt. Der Kalk erreicht hier in zwei Bergkuppen eine Höhe 121 von circa 300 Fuss und bildet, anfangs in hohen Wänden später aber in niedrigeren aufsteigend, Terrassen, welche ge- gen O. und N. wieder zum Meere in 50 bis 100 Fuss ho- hen Felsenwänden abstürzen, gegen W. aber eine flachere Dossirung besitzen und hier mit Schuttland bedeckt sind, das am Meeresufer nur eine 3 bis 10 Lachter breite Trennung dieses und des dritten Theiles der Juraformation bewirkt. 3. Der dritte Theil der Juraformation. (Taf. 1. 0° c). — Dieser bildet eine Hügelreihe von 300 bis 700 Fuss hohen Bergen und hat dasselbe V'erhalten in Bezug auf seine äussere Form als die beiden vorhergehenden, stürzt ebenso wie diese gegen das Meer hin, das ist gegen N. und N.W., in senkrechten Wänden von 50 bis 150 Fuss Höhe herab, dehnt sich aber gegen S.O., S. und S.W. bis an die be- grenzenden Kohlenformationstheile von G@ümüku, Schynaly und Tyrla-asy aus. Die Streichungslinie der Schichten die- ser Partie ist hora 14 bis 2 gegen S.O. mit 15 Grad ein- fallend, also entgegengesetzt der des ersten Theils dieser Formation. Der Kalk ist nicht verschieden von dem der früheren Partieen, doch treten hier bei C* an der Grenze des Kohlengebirges Oolithschichten auf, die eine Mächtigkeit von 10 bis 13 Lachter erreichen und aus grossen Geschieben von Kalk, Sandstein, Schieferthon, Steinkohlen, Kieseischie- fer etc. in Kalkspath- oder Kalk-Bindemittel eingeschlossen bestehen. Zahlreiche Sprünge durchsetzen auch hier in vie- len Richtungen die felsigen Uferwände. Höhlen zeigen sich fast überall in dieser Partie, meistentheils durch Auswaschun- gen von Seiten des Meeres entstanden, das in viele dersel- ben noch jetzt seine Wellen schlägt, deren hohles langanhal- tendes Echo auf grosse Tiefe derselben schliessen lässt. An- dere liegen schon ausser dem Bereich dieses Elements und dienen einer kleinen Bärengattung zum Wohnsitz. So wie diese drei Partieen der Juraformation unter sich wenn auch nur unter dem Meeresspiegel verbunden sind, so scheinen sie auch mit den beiden im Folgenden zu beschrei- benden in Verbindung gestanden zu haben, was die überall 122 auf die Kuppen der Kohlenformation aufgelagerten insularen Kalkschichten hinlänglich bezeugen. Versteinerungen sind hier häufig namentlich in der nordwestlichen Ecke dieser Partie im weissen Jurakalk : Diceras arietina (Bronx Lethaea Taf. XX. Fig. 1), Gryphaea cymbium (l. c. Taf. XIX. Fig. 1) und Pleurotomarienarten, Trochiten und Turbiniten. 4 , Die vierte:Partie des Jurakalks(! (Taf. 1. ©? d). — Gegen Südosten erhebt sich in der Bucht zwischen der ersten und zweiten Gruppe aus dem Meere bläulicher, grüner und rother Letten und Thon, (ähnlich dem von Wozsch- nick, Lubschau ete. in Oberschlesien), welcher in einzelnen Schichten eine festere Consistenz besitzt, im Allgemeinen aber vom milder, nicht zu fetter Beschaffenheit ist (Taf. I. C' 5b), und entweder der Jura- oder der bunten Sandstein- formation angehört. Seine Grenzen gegen O. und W. gegen das Steinkohlengebirge sind nicht genau zu bestimmen, da die Oberfläche dieses Terrains meist von Schuttland be- deckt ist. Gegen S.W. hin treten einzelne oolithische Uonglomerat- felsen dicht an dem Wege von Gümüku nach Amasry die- sem Letten aufgelagert auf und schliessen sich weiter gegen S.W.. endlich an die vierte sehr ausgebreitete Kalkstein- Partie an, welche die nordöstliche und nördliche Grenze des Granitgebirges bildet und hier eine bedeutende Mächtigkeit bei einer Höhe von circa 1000 Fuss über dem Meeresspiegel erreicht. Das Verhalten des Kalksteins ist im Allgemeinen wie an den andern Punkten; nur besitzt die Oberfläche desselben nicht das terrassenartige Ansehn, ist vielmehr sanft geneigt. Wo Feisenpartieen auftreten, bilden sie entweder verworrene isolirte Partieen oder nur unbedeutende Stufen mit Ausnahme des südwestlichen Theiles, wo sich der Kalk fast correspon- dirend mit dem Säulenkranze des Granitgebirges in steilen Felsenwänden bis in eine Höhe von 1200 Fuss erhebt. 123 Versteinerungen sind häufig, namentlich in der Nähe von Schynaly: a. Polyparien: Tragos acetabulum (Bronn Zethaea Taf. X VI. Fig. 2). Dieser Art ähnlich erscheinen hier Exemplare, deren Gefässröhren jedoch feiner und zahlreicher sind, auch näher bei einander stehen. Da dieselben nur von einer Seite zu sehen waren, so hielt ich sie anfänglich für Reste zwei- schaliger Muscheln; jedoch das Zerschlagen einiger Stücke, die auf der Aussenseite und auch im Innern sichtbaren vom Stiele radial ausgehenden Gefässröhren,, so wie die Gestalt der Versteinerungen selbst und das Fehlen eines Schlosses, ergaben den Charakter ziemlich genau. b. Trachelipoden: Trochus duplicatus (Broxn Lethaea Taf. XXI. Fig. 3), Pleurotomaria Anglica (l. c. Taf. XXI. Fig. 5), Z conoidea (l. c. Taf. XXI. Fig. 1), Turbo ornatus (l. ce. Taf. XXI. Fig. 4), Rotella polita (l. ec. Taf. XXI. Fig. 2), Melania striata (]. ec. Taf. XXI. Fig. 10), Nerinea suprajurensis (l. c. Taf. XXI. Fig. 12), » Gosae (l. c. Taf. XXI. Fig. 11), » Bruntrutana (l. c. Taf. XXI. Fig. 13), Pteroceras Oceani (l. c. Taf. XXI. Fig. 7). 5. Die fünfte Partie des Jurakalks. (Taf. I. C.?e). In der äussersten südlichen Spitze der Kohlenformationspar- tie von Schynaly verbindet ein schmaler Streifen Kalk jenen vierten Theil der Jurabildungen mit einem noch ausgedehn- teren mächtigeren fünften, der den westlichen Hauptstock des Granitgebirges umgiebt. Die Grenzen des Kalksteins sind hier gegen O. und N.O. die Steinkohlenformation von Schynaly, gegen N. der bunte Thon und Letten, welcher hier eine Verbindung mit der dritten Gruppe bewirkt, gegen N. und N.O. die Kohlenniederlage von Tyria-asy, gegen W. und N.W. das Uebergangsgebirge. Die Oberfläche dieses Theils der Juraformation fällt an 124 der nordöstlichen, nördlichen und nordwestlichen Grenze des- selben in steilen, nur zuweilen terrassenartigen Felsenwän- den zum blauen Letten und der Kohlenbildung nieder, wäh- rend die Schichtung eutgegengesetzt nach S. gerichtet ist. Auch hier finden sich Versteinerungen häufig, namentlich in der nordwestlichen Ecke, sind jedoch im Allgemeinen die bei der vorigen Partie der in Rede stehenden Formation angeführten. Ausser denselben dürften hier nur noch zu er- wähnen sein: Astraea helianthoides (Bronn Lethaea Taf. XVI. Fig. 21) und Pentacriniten-Arten. Die Bestandtheile dieser Formation. — Als vor- züglich von einander leicht zu unterscheidende Bestandtheile dieser ausgebreiteten Formation treten demnach vom Lie- genden gegen das Hangende hin die folgenden auf: t. Die bunte Sandsteinformation oder viel- leicht auch die jüngere rothe Sandsteinformation, von der möglicher Weise auch einzelne Bestand- theile als bunter Thon und Letten der Jurafor- mation angehören dürften. (Taf. I. ©'). — Die bun- ten Thone und Sandsteine, an drei verschiedenen Orten an der Grenze des Kohlengebirges erscheinend mit einer Mäch- tigkeit von wenigen Lachtern und einer sehr beschränkten Verbreitung, dürften höchst wahrscheinlich dem jüngeren bunten Sandstein oder vielleicht auch dem Rothliegenden des Mansfeldischen zugehören, da sie überall ganz unabhängig vom Schichtenfall des Ooliths und Jurakalks immer unter demselben und über dem angrenzenden Kohlen- oder Ueber- gangsgebirge auftreten. Namentlich lässt sich bei C' a die Schiehtung der Gebirgsarten auf keine andere Weise erklä- ren (siehe Profil 7J und MXN); denn nähme man an, die bunten Thone gehörten hier zur Juraformation, so müssten sie zwischen den Schichten des weissen Jurakalks abgela- gert sein, was jedoch nicht der Fall ist, indem vom Meere aus gegen S.0., d. i. gegen das Hangende gegangen, un- mittelbar auf dem Oolith der weisse Jurakalk folgt, der rechts 125 und links sich sofort zu 300 bis 400 Fuss hohen Bergspitzen erhebt ohne eine Spur jener Ablagerungen zu zeigen. Ebenso erstrecken sich die derselben Formation angehörigen in einem Schichtenniveau mit den vorigen liegenden Kalk- steinberge der südöstlichen Ecke von ©” ce und der nordöst- lichen von C? e bis an die fraglichen Schichten und sind hier denselben aufgelagert. Nähme man nun auch an, dass sie unter dem Oolith lägen, so spricht die bedeutend höhere örtliche Lage derselben im Hangenden des letzteren dagegen. Der Beschaffenheit der Bestandtheile dieser Schichten gemäss dürften sie bei C' « dem jüngeren rothen Sandsteine, bei C' #5 dem bunten Sandstein und bei ©’ c vielleicht dem Oolithe zugehören. Demgemäss ist als eigentliche unterste Lage der Jura- formation erst 2. Der grosse Oolith (Taf. I. C?) (vielleicht iden- tisch mit dem Bathoolith) anzusehn, der bei einer Mächtig- keit von 10 bis 15 Lachter nur ein ebenso partielles Vor- kommen besitzt. R 3. Der Korallenkalk, Coralrag, zwar nicht an- stehend gefunden, wird jedoch durch Handstücke repräsen- tirt, die ganz aus Astraea helianthoides bestanden. 4.:Der weisse Jurakalk. (Taf. I. C?). — Dieser ist am charakteristischsten ausgebildet und nimmt fast das ganze Terrain ein, alle obenangeführten Versteinerungen ent- haltend. Ob noch andere Theile‘ der Juraformation vorkommen, kann ich nicht behaupten, da es mir erst während der letz- ten Zeit meines Aufenthalts gelang deutliche charakteristi- sche Versteinerungen aufzufinden. Auch wird die genauere Un- tersuchung des hiesigen Terrains namentlich durch die üppige Vegetation der Lianen und Dornengewächse sehr erschwert, indem letztere in Verbindung mit Lorbeer- und Maulbeer- bäumen und anderen derartigen Sträuchern über den gröss- ten Theil des Kalkstein- und Kohlensandsteins - Terrains in so dichten Hecken verwachsen sind, dass eine Arbeit von 126 mehreren Stunden mit Beil und Messer kaum 30 Schritt Weg in dieselben zu eröffnen im Stande und überhaupt fruchtlos gewesen sein würde. B. Sehuttland, Hehım U: S. Wo (Taf. BE. B!.) Eine jüngere Formation erscheint in dieser Gegend ausser Schuttland, Leb®%s und Dammerde nicht. Das Schuttland erfüllt grösstentheils die tiefsten Punkte der Thäler, da wo diesel- ben ins Meer ausmünden, theils bedeckt es als mehr oder weniger abgerundete Kalkgeschiebe und Kalkblöcke die Pla- teau’s und den Fuss der Juraformation , theils erscheint es in einzelnen Blöcken auch im Bereiche der Kohlenbildung. Lehm tritt mächtig in dem höchsten Punkte der Schy- nalyer Kohlenniederlage und zwar mit Kalkbrocken gemischt hauptsächlich über den Ausgehenden der Flöze bei 5, 6, 7, 9, 26 auf, wo derselbe die Arbeit sehr erschwerte. Ei. Pluisonische Gebirgsarien. i. Granit. (Taf. I. Z'.). — Der Kern dieser verschie- denen Gebirgsarten wird durch einen Granit gebildet, wel- cher aus graulich weissem Quarz, weissem etwas ins fleisch- farbige übergehenden Feldspath (zuweilen in deutlichen Kry- stallen von 2 bis #* Zoll Durchmesser) und schwarzem Glim- mer besteht. Die Grösse des Korns ist in dieser Gebirgsart ziemlich gleich zwischen Linsen- und Erbsengrösse. Als Einmengungen finden sich: Olivin (?) in grösseren Partieen, Epidot in kleinen Krystallen, Hornblende. Der Granit ist in meistentheils sechs-, im Allgemeinen aber vielseitigen Säulen zerklüftet, welche senkrecht an ein- ander lehnen und nur oben etwas gegen das Centrum des Gebirges eingebogen sind. Ihre Stärke beträgt 21 bis 4 Fuss bei einer Höhe von 50 bis 100 Fuss, in welcher sie allein aus dem das Granitgebirge umgebenden Schuttlande heraus- ragen, das durch Einstürzen jener Säulen, von Erdbeben ver- anlasst, gebildet sein dürfte. Dieses Schuttland umgiebt den Granitsäulenkranz in 127 einem breiten und hohen Gürtel, so dass es unmöglich wird das Verhalten von Granit und Porphyr oder gebranntem Schiefer an deren gemeinschaftlicher Grenze zu studiren, welcher letztere, den Granit umgebend, auf allen Seiten mit seinen dünnen gegen O.S.O. mit 2 bis 3 Grad ge- neigten Schichten an der Tagesoberfläche erscheint. Für möglich lässt sich annehmen, dass dieses Einfallen in der Nähe der Granitsäulen entgegengesetzt wird (siehe das Profil HI und FG). Es dürfte aber eben so leicht möglich sein, dass die Schichten durch Sprünge zerrissen und die so ent- standenen einzelnen Bruchstücke an der Grenze der zur Tagesoberfläche sich erhebenden Gebirgsmasse sich mitge- hoben haben ohne das Kinfallen der einzelnen Flöze zu ver- ändern (siehe Profil JÄ Taf. III.), und dies scheint wahr- scheinlicher, indem es mit dem Verhalten des unweit davon befindlichen Steinkohlengebirges übereinstimmt. 2. Die gebrannten Schiefer. (Taf. I. Z°). — Diese Porphyr- und gebrannten Schiefer erscheinen ihrem Wesen nach den oberschlesischen pseudo - vulkanischen Schichten ähnlich, sind bald blassgrün, bald blassziegelroth, bald dun- kelroth. Einzelne Schichten, die einen grossmuschligen Bruch besitzen, sind dicht auf demselben, zerschlagen sich in scharfkantige Stücke und ähneln dem Porphyr vom Galgen- berge bei Waldenburg. Andere mit unebenem Bruche haben ein erdiges, körniges und noch andere ein rein schiefriges Gefüge. Die ersten beiden Arten haben meist eine röthliche oder gelbliche Farbe und scheinen durch Hitze verwandelte Schichten des Steinkohlengebirges zu sein, während die letz- teren, meist weiss, nur wenige ins Bläuliche und Grünliche stechend, dem gebrannten Kalke ähneln, und den Schichten des Jurakalks ursprünglich angehört haben dürften. Durch grosse Anhäufung von Kalk- und Granitblöcken, derartisem Gerölle und Lehm verbunden mit Dammerde und durch die über diese gezogene üppige Vegetation von Bäumen, Sträuchern und Schlingpflanzen wird es rein un- möglich ohne bedeutende Versuchsarbeiten die Grenze dieser 128 gebrannten Schiefer mit der Jura- und Kohlenformation zu bestimmen und ihr gegenseitiges Verhalten daselbst zu studiren. Als einzelnes Vorkommen dürften hier noch Basaltstufen zu erwähnen sein, welche dem Basalt des Annaberges in Oberschlesien ganz ähnlich sind, und wenn sie auch hier nur als einzelne Stücke erscheinen doch auf die naheliegende Lagerstätte ihrer eckigen Gestalt wegen schliessen lassen. Bie Sprünge und Verdrückungen der Schichten in dem Steinkohlen- und Juragebirge. Indem ich nun zu den verschiedenen Verhältnissen der Sprünge und Verdrückungen übergehe, muss ich erwähnen, dass hier die wahrscheinlich auch in den Schichten des Ueber- gangsgebirges zahlreich vorkommenden übergangen werden, da eine genauere Untersuchung derselben nicht stattfinden konnte und da die nur wenigen Entblössungen ein nur unvollkom- menes Bild von dem wahren Charakter derselben geben konnten. Um so eher ist es möglich Einiges über die Sprünge der Steinkohlen- und der Juraformation und über die in de- ren Bereich wahrscheinlich stattgefundenen Hebungen zu sprechen. Zuvörderst dürfte es zweckmässig sein verschie- dene Profile dieser Gegend näher zu betrachten, die Schich- tenfolge und deren Stellung zu erklären, so wie diejenigen Sprünge anzuführen, welche Störungen darin hervorbringen. 1. Erläuterung zum Profil @Z, westlich von Amasry. — Betrachtet man das Profil der Steinkohlensand- stein- und Jurakalkschichten westlich Amasry bei @R, so zeigen sich dieselben entgegengesetzt einfallend bei A, und eben so verschieden verhalten sie sich bei B, wo die Schich- tung des Kalksteins kaum mit 15 Grad gegen W.N.W. und die des Steinkohlengebirges mit 40 bis 50 Grad in derselben Richtung geneigt ist. Es lässt sich demnach annehmen, dass a. nach Bildung des Steinkohlengebirges und vor Bildung der Juraformation Hebungen bei @ (siehe Profil @f Taf. IL) und bei Z stattgefunden haben, welche eine Mulde bildeten, 129 deren einzelne Flügel mit circa 25 bis 30 Grad einander zufielen. b. In diese Mulde habe sich das Kalkgebirge horizontal niedergeschlagen, und hierauf habe c. eine Hebung bei @ stattgefunden, so dass die hori- zontalen Kalkschichten ein Einfallen gegen W.N.W. mit 10 bis 15 Grad erhielten, während die südöstlichen Bänke der Mulde ihre Neigung zu 40 bis 50 Grad erhöhten und die nordwestlichen Bänke derselben die ihrige bis zu 10 bis 15 Grad verminderten (siehe Profil @R). d. Endlich ist theils durch Auswaschungen, theils durch Erdbeben, der Theil der Schichten @/tad zerstört und dem Gebirge die jetzige Gestalt gegeben worden. e. Sprünge finden sich hier zwei: a. Ein Sprung °a verwirft das Flöz im nordwestlichen Flügel der Mulde um + Lachter circa ins Einfallende gegen S.O. und streicht in hora 2 bis 24. b. Ein anderer ?b verwirft das Flöz im südöstlichen Flügel der Mulde um % Lachter ins Liegende gegen N.W. und streicht in hora 2 bis 24. 2. Erläuterung des Schichtenprofils von @Gäö- müku. (Taf. I. CD, LK). — Ein zweites nicht weniger charakteristisches Profil findet sich in der Gegend von Gäö- müku bei CD und LA. Hier fällt das mächtige Flöz bei 2 gegen O. mit circa 15 Grad, die Schichten der Juraforma- tion aber, die nördlich von diesem Ausgehenden auf dem Kohlengebirge insular ruhen, bei 1 mit höchstens 2 bis 3 Grad gegen W. Dagegen fallen die Kohlenflöze bei 10 und 7 gegen W. mit 15 bis 20 Grad und die Schichten des hier abgela- gerten Kalksteins gegen O.S.O. mit 5 bis 10 Grad, wel- ches Einfallen sich selbst noch an den Felsenufern bei ö wahrnehmen lässt. Auch hier findet dieselbe Erklärung, welche bei dem ersten Profile gegeben wurde, ihre Anwendung nur mit dem Unterschiede, dass (siehe Profil ZA) Zeits. d. d. geol. Ges. IV. 1. 9 130 a. die Sattellinie des Gümükuer Flözzuges die Rich- tung der ersten Hebungsepoche angiebt, b. dass die Hebung der zweiten Epoche nach Ablage- rung der Juraformation bei Z stattgefunden habe und be- deutend grösser gewesen sei als eine dritte bei X mit dem Hervorbrechen des Granits bei Z! verbundene, Hierdurch sind nun die Schichten des Kalkes bei Z gegen O.S.O. mit 15 Grad geneigt worden, während sie bei X nur etwa 2 bis 3 Grad gegen W.N.W. einfallen. Von Sprüngen sind nur die wenigen folgenden beobach- tet worden, da die hier stattgefundenen Baue der vielen Ver- drückungen wegen keine solche Ausdehnung erlangt haben als die in Schynaly und Tyrla-asy : a. Ein Sprung *d auf dem 40zölligen Fiöze bei 5, wel- cher dieses von W.N.W. nach O.S.O. um + Lachter ins Liegende verwirft und hora 1 streicht. b. Ein Sprung auf demselben Flöze bei °c, welcher es von O.S.O. nach W.N.W. um 1 Lachter ins Einfallende ver- wirft und hora 1- streicht. c. Ein Sprung *e auf dem hangenden Flöze bei 7 hat. fast dasselbe Streichen und ist nur mehr gegen W. gerich- tet. Er streicht hora 11#+ bis 12 und fällt gegen W. mit 40 Grad ein. 3. Erklärung der Schichtenstellung in den Profilen 4X und FG, oder im Thale von Schynaly. (Taf. I. II.) — Bei Betrachtung der Schichten, Sprünge etc. des Thales von Schynaly, in diesem von 8. gegen N. oder dem Meere zuschreitend, beobachtet man folgende Ver- hältnisse derselben gegeneinander. a. Die beiden im S.O. und S.W. bei Z' auftretenden Granitfelsenketten bilden einen Winkel, welcher gegen N. geöftnet ist und in dem die Schynaler Sattellinie des Stein- kohlengebirges, sich gegen W. wendend, eine Mulde bildet. b. Die Schichtung des Porphyrschiefers und der ge- brannten Schiefer ist parallel mit der des unterliegenden Kohlengebirges, jedoch mit geringerem Einfallwinkel. Dem- 131 nach erscheinen die Schichtenköpfe derselben als obere Schie- ferthonbänke dieser letzteren Formation, welche nur an ihren Grenzen gegen den Granit beim Hervorbrechen desselben im glühenden Zustande durch Einwirkung der Hitze ihre jetzige Beschaffenheit erhalten haben, während sie aus dem Jurakalk bei Z°5 auf ähnliche Art gebildet scheinen und hier der wegen grösserer Entfernung nur sehr geringen Einwir- kung der Hitze gemäss sich hin und wieder wenig von den nicht gebrannten Kalkschichten unterscheiden. Beide Theile lassen sich sowohl in der Farbe, im Gefüge als auch in der Beschaffenheit ihrer Bestandtheile erkennen, wie dies oben schon erwähnt wurde. c. Die angrenzende Kohlenformation ist aus ihrer ur- sprünglichen Lage durch zahlreiche bedeutende Sprünge ver- worfen worden, welche vier verschiedenen Epochen zugehö- ren und durch eine Reihe von damit correspondirenden He- bungen des Granites bewirkt sein dürften. a. Die erste älteste Sprungepoche dürfte durch die folgenden Sprünge repräsentirt werden: a. Ein Sprung °f welcher das unter No. 6 im Obigen angeführte Flöz bei 14 um circa 24 Lachter gegen O. ins Einfallende verwirft. Er streicht in hora 11 und fällt mit circa 60 Grad ein (siehe Profil ABCD Taf. III.) b. Ein in hora 2 streichender gegen S.O. einfallender Sprung ”g verwirft dasselbe Flöz bei 14 um circa 4 bis & Lachter nach S.W. Diese beiden Sprünge dürften vielleicht in eine Periode zu ziehen sein, nur dass der letztere um eine geringe Zeit später entstanden. ec. Ein dritter Sprung °f) durchschneidet in hora 12 bis + die Sattellinie des starken Flözes im Ausgehenden bei 1:3 und verwirft es gegen O. ins Liegende. Sein Einfallen be- trägt circa 60 Grad nach dieser Weltgegend. Die Stärke der Verwerfung ist unbekannt. d. Ein vierter Sprung, in hora 12 streichend, °l ver- 9* 132 wirit das starke Flöz bei 26 um circa 4 bis 5 Lachter ge- gen O. ins Einfallende (siehe Profil 43CD Taf. II.) e. Ein fünfter Sprung °f ward angehauen beim Betriebe aut dem starken Flöze bei 5, 27 und 6. Er streicht in hora 3 und verwirft die Flöze gegen S.O. um 1 bis 14 Lachter ins Einfallende. Seine Neigung beträgt circa 45 bis 50 Grad. f. Ein sechster Sprung ?I, welcher in derselben Stunde streicht und dasselbe Einfallen besitzt, verwirft bei 11 das oben unter No. 5 angeführte Flöz um circa 14 Lachter gegen S.O. g. Ein siebenter Sprung ist bei 22 angehauen worden ?m und dürfte beim nördlicheren Umsichgreifen der heben- den Ursachen entstanden sein. Diese einzelnen Sprünge bilden mit ihren Streichungs- linien einen Bogen, dessen Centrum im W. Zyrla-asy’s ruht, und scheinen demnach ihre Entstehung von einer dort statt- gefundenen Hebung, vielleicht des westlichen Gebirgskam- mes, herzuleiten. ß. Einer zweiten Hebungsepoche dürften die fol- genden Sprünge, entstanden bei Hebung des südöstlichen Granits und der ganzen südlichen Gebirgskette, zugehören: a. Ein in hora 1 bis 14 streichender Sprung °’n verwirft das Flöz No. 6 bei 14 um 1 Lachter gegen N.W. ins Lie- sende und hat ein Einfallen von circa 60 Grad. b. Ein in hora 12 bis 1 streichender bedeutender Sprung °®p, welcher die Flöze um ungefähr 13 Lachter gegen W. ins Einfallende verwirft, durchsetzt den alten Bau bei 3 in der Nähe der Rösche 19, konnte aber nicht genau ermittelt werden, da dieselbe an einem andern ihn durchkreuzenden Sprunge entlang aufgefahren wurde. Doch wird sein Vor- kommen durch die verworfenen Theile des starken Flözes bei 7 und 5 hinlänglich bestimmt (siehe Profil JA). ec. Ein dritter Sprung °q, welcher in hora 24 bis 3 streicht und das starke Flöz bei 5 um $ Lachter ins Liegende ecen N.W. wirft, fällt mit eirca 80 Grad nach dieser Welt- egend ein und dürfte ebenfalls zu dieser Epoche gehören. d. Ebenso verhält es sich mit einem andern Haupt- oO oO Oo oO 133 sprunge °t, welcher die Flöze um 30 Lachter nach dersel- ben Weltgegend bei 5 und 6 ins Einfallende verwirft, da nur durch ihn das scheinbare Ueberlagern des liegenden über dem hangenden Flöze erklärlich wird (Profil @47 Taf. III.). Dass aber beide Flöze ihre obenangeführte ursprüngliche Lagerung haben, zeigt das Vorkommen derselben in Tyrla- asy und der dortige Bau auf ihnen. e. Ein in hora 104 bis 11 streichender Sprung °o ver- wirft das Flöz bei 4 bedeutend gegen W. ins Liegende. Er fällt mit circa 70 bis 80 Grad in dieser Richtung ein und ist gegen 14 Lachter mit der Rösche verfolgt worden. y. Eine dritte Hebungsepoche scheint durch fol- gende Sprünge repräsentirt zu werden und durch gegen N.O. hin stattgefundene Hebungen entstanden zu sein: a. Ein Sprung ‘8, welcher bei 6 das starke Flöz und bei 8 das unter ihm liegende Flöz No.6 um circa 13 Lach- ter ins Einfallende gegen S.S.W. verwirft. Er streicht hora 7 und fällt mit circa 70 Grad. ein. b. Ein zweiter Sprung ‘*t verwirft die Flöze um circa 1 Lachter nach derselben Weltgegend, hat dasselbe Streichen als der vorige und ist bei 6 auf dem starken, bei 8 auf dem liegenden Flöze No. 6 durchfahren. ec. Ein dritter Sprung *u verwirft das starke Flöz um eirca 2 Lachter gegen S.S.W. ins Einfallende, ist bei 6 an- gehauen und in der kösche bei 19 verfolgt worden. d. Ein vierter Sprung zwischen dem alten und neuen Baue (5) ist in letzterem bei *» entblösst worden und ver- wirft das Flöz um circa 1 bis 14 Lachter gegen S.S.W. ins Einfallende. 6. Eine letzte Art von Sprüngen ist bei Hebung des südwestlichen Granits entstanden und bildet eine vierte Epoche. Hierher scheinen die folgenden zu gehören: a. Ein in hora 7 streichender, das starke Flöz "bei 5 gegen N. verwerfender Sprung ’w, welcher mit circa 50 Grad nach dieser Weltgegend hin einfällt. b. Ein bei 6 dasselbe Flöz gegen N. ins Einfallende 134 um 1 Lachter verwerfender Sprung °’r, welcher auch bei 8 in der einfallenden Strecke auf dem liegenden Flöze ange- hauen wurde. c. Ein ähnlicher Sprung °y, der in beiden Arbeiten bei & und $ durchfahren wurde und circa 75 bis 80 Grad Ein- fallen hatte. d. Ein Sprung °;, der nach derselben Richtung streicht, aber die Flöze wenigstens um 6 bis 7 Lachter ins Liegende gegen N. verwirft, zeigt sich bei 2 in einer Felswand mit einem Einfallen von 80 Grad. Als oberer Theil des liegen- den Flözes No. 6 über diesem Sprunge dürfte das Ausge- hende bei 11 und I2 zu betrachten sein. Ausser diesen genannten Sprüngen kommen höchst wahrscheinlich noch eine zahlreiche Menge anderer vor, wel- che zwar nicht in den geschehenen Arbeiten entdeckt wor- den sind, welche allein aber nur das bedeutende Verwerfen der Sattellinie des Kohlengebirges möglich machen. Die scharfe Wendung der Sattellinie von S. nach N. wird wahrscheinlich nur scheinbar durch diese Sprünge be- wirkt, indem fast immer die Flöze in der Nähe der letztern ihre Streichungslinie der jener Störungen zu nähern suchen. So bei # und Il. Das mit 70 bis 80 Grad starke Einfallen des Flözes aber bei 4 ist nur als vom Sprunge bewirkt an- zusehen, so wıe es bei 26 der Fall ist. Demnach nimmt höchst wahrscheinlich die Sattellinie eine mehr westnordwestliche Richtung gegen Tyrla-asy zu an. Als Beweise dafür können die Ausgehenden bei 33 gelten, die alle ein nördliches Einfallen besitzen. Aus dem bei den einzelnen Sprüngen angeführten Ein- fallen derselben ergiebt sich, dass in jeder Epoche die von dem Hebungscentrum am entferntesten liegenden das we- nigste, und die am nächsten liegenden Sprünge das meiste Fallen besitzen. d. Die Schichten der Juraformation sind weiter nördlich im Thale von Sckynaly gegen das Meer hin bis auf die un- terliegenden dem rothen, vielleicht auch dem bunten Sand- 135 stein angehörigen Sandstein-, T'hon- und Letten-Lagen aus- gewaschen. Nur einzelne Kalkkuppen bedecken isolirt bei 5, 13 und 25 die Gipfel der Höhen im Bereiche des Kohlen- gebirges und Kalkblöcke finden sich fast überall auf den Feldern. e. Die bunten Thon- und Letten-Lagen so wie der zu- gleich mitvorkommende rothe Sandstein werden weiter im Thale gegen N. abermals von Kalkstein bedeckt, dessen Ein- fallen jedoch südöstlich mit 10 bis 15 Grad Fallen gerichtet ist. In der Nähe des Meeres tritt endlich der Rogenstein auf, dessen Schichtung der vorigen gleich geneigt erscheint. Die Neigung der Schichten des Jurakalks verflächt sich jedoch in den das Granitgebirge begrenzenden Schichten bis zu 3 Grad. | f. Betrachtet man die östliche Felsuferwand (aus Jura- kalkstein bestehend) der Bucht von 7yrla-asy, so bemerkt man zahlreiche Sprünge, welche die einzelnen Schichten stu- + bis { Lachter Höhe) gegen N. ins Einfallende verwerfen. Diese Sprünge sind alle nur wenige Lachter und Fusse von einander entfernt und fallen bald nach S. bald nach N. ein, durchkreuzen einander und brin- gen demgemäss bald Werfungen einzelner Bänke ins Liegende bald ins Hangende (nach einer Richtung gehend) hervor. Diese Sprünge verdanken ihre Entstehung grösstentheils dem durch Unterwaschen (von Seiten des Meeres aus ge- schehen) verursachten Einstürzen einzelner Theile des Kalk- gebirges und nur wenige dürften durch Hebung der Gebirgs- massen an den verschiedenen Punkten entstanden sein. 4. Erklärung des Profils #@ oder der Schich- tenstellung und Sprünge in der Umgegend von Tyrla-asy. — Betrachten wir nun noch das Hauptprofil FG der Gebirgsschichten im Thale von Zyrla-asy, so stellt sich Folgendes als bemerkenswerth heraus: a. Der Granit im Süden T’yrla-asy’s erscheint aus dem fenweise (jede von ihn umgebenden Porphyr und gebrannten Schiefer und Jura- kalk keinesweges als aus Säulen zusammengesetzte Fels- 136 masse, sondern er ragt nur selten aus jenen Schichten her- vor und nur genaue Untersuchungen konnten sein Ausge- hendes hier feststellen. b. Der Jurakalk besitzt eine gegen diese Granitmassen mit 2 bis 3 Grad geneigte Richtung, während die ihm unter- gelagerten Schichten des Kohlengebirges nach entgegenge- setzter Weltgegend mit 15 bis 20 Grad einfallen. c. In seinem weiter nördlichen Vorkommen zeigt der Jurakalk eine bis 15 Grad nach 8.8.0. geneigte Schichtung, weshalb zuerst Hebungen in der Fortstreichungslinie des westlichen Grenzgebirges nach N. hin gewirkt haben müssen, bevor der in Rede stehende Granit im S. die Hebung des südlichen Grenzgebirges veranlasste. d. Das Kohlengebirge bildet zu Tyrla-asy eine grosse Mulde, deren tiefste Linie man im östlichen Felde der ge- dachten Gegend trifft. e. Dasselbe ist durch mehrere Sprünge verworfen, von denen die meisten in hora 14 bis 2, also fast streichend die Flöze durchsetzen und gegen O. ins Einfallen verwerfen. Sie scheinen von mehreren Hebungsepochen ihre Entstehung herzuleiten. - a Die erste und wahrscheinlich älteste Epoche (Taf. I.) scheint die der Erhebung des Uebergangsgebirges im W. zu sein. Hierher dürften folgende Sprünge gehören: a. Ein Sprung °«a’, welcher das erste Flöz im Haupt- stolln gegen S.S.O. bei 6 um 1 Lachter, das starke Flöz bei 26 und 3 um circa 14 Lachter ins Liegende verwirft. Seine Neigung ist circa 80 Grad gegen O.S.O. b. Ein mit diesem paralleler Sprung °’b’, welcher eine Verwerfung von 4 bis $ Lachter bei 26 und 13 bewirkt. c. Ein mit diesen beiden paralleler dritter Sprung ?c in der ersten einfallenden Strecke auf dem hangenden Flöze durchfahren, verwirft bei 12 das Flöz um 2 Lachter ins Lie- gende gegen S.O. d. Ein vierter Sprung °v ward bei 24 auf dem starken 137 Flöze durchfahren, verwirft um * bis 1 Lachter dasselbe ins Liegende. 3. Einer andern Epoche scheint der Sprung *e zu- zuzählen zu sein, welcher das hangende Flöz bei 12 um 30 Zoll ins Liegende gegen S. verwirft. y. Einer dritten Epoche gehören folgende Sprünge an, welche bei Erhebung des südwestlichen Granits entstan- den sein dürften. a. Ein Sprung °f, welcher in der Aufdeckarbeit auf dem starken Flöze bei 16 entblösst ward. Dieser streicht in hora 7 und fällt gegen N.W. mit 80 Grad ein, das Flöz um # Lachter nach dieser Weltgegend zu ins Einfal- lende verwerfend. b. Ein zweiter Sprung °g’ bei 7, welcher das 40zöllige Flöz um circa 30 Zoll nach derselben Richtung verwirft und mit circa 75 Grad einfällt. ec. Ein dritter Sprung °h bei 12, welcher das hangende Flöz um + Lachter ins Liegende nach derselben Weltgegend verwirft und mit circa 50 Grad einfällt. Ausserdem mögen noch zahlreiche Sprünge in dem noch nicht untersuchten Terrain namentlich zwischen dem mittlern - und obern Stolln vorkommen. Schlussfolgerungen, welche aus den oben ange- führten Beobachtungen für die geognostischen Ver- hältnisse dieser Gegend zu ziehen sein dürften. Aus diesen gegebenen Punkten dürften im Allgemeinen folgende Schlüsse über die geognostischen und geologischen Verhältnisse des hiesigen Gebirges zu ziehen sein: 1. Zuerst wurden die sogenannten Uebergangsgebirgs- schichten niedergeschlagen, und zwar von diesen zuerst: a. Der Uebergangskalk und vielleicht auch das verstei- nerungsleere Thonschiefergebirge im S.O. 4Amasry’s. (Aa, Ab3). b. Die übrigen Glieder derselben Formation folgten nun. (Abi, Ab 2). 138 2. Hierauf bildete sich die Steinkohlenformation ebenfalls mit ihren Niederschlägen. (2.) Ob zwischen beiden Epochen Störungen eingetreten, lässt sich nicht behaupten, da Untersuchungen für diesen Zweck nicht vorgenommen wurden. Doch ist es wahrschein- lich, indem die Schichtenstellung beider Formationen darauf hinzuweisen scheint, dass schon während der Bildung der älteren Uebergangsschichten 4a allmälige Hebungen von dem jetzigen südwestlichen Centralgebirge ausgehend in der Linie '4'3'6, und während der Auflagerung der jüngeren Ueber- gangsschichten Ad 1, A52, Ab3 dergleichen auch in der Richtung von 'A'’D'& und 'A'DB'€ stattgefunden haben, bevor die Niederschläge der Steinkohlenablagerung begannen. Diese allmäligen Hebungen des Terrains in den gedachten Linien setzten während der Bildung der Steinkohlenformation fort und sind als Hauptursache der verschiedenen Neigung der einzelnen Schichten dieser Formationsglieder.zu betrachten» welche in dem sogenannten Uebergangskalk 85 bis 80 Grad, in den jüngeren Uebergangsschichten 80 bis 60 Grad und in der Steinkohlenbildung namentlich von Tyr/a-asy von 60 bis 0 Grad einfallen. Eine dritte Hebung hat entweder zur Zeit der Forma- tion der Kohlen, vielleicht aber auch schon früher, von 'A aus in der Linie 'X'%'6'H begonnen und die Bildung des Sattels '5'6'H5 und der beiden Mulden !FJ'H'E!M und 'N'D zur Folge gehabt. 3. Hierauf trat eine allgemeine allmälige Senkung des Gebirges unter die Meeresoberfläche ein, während welcher höchst wahrscheinlich eine theilweise Zerstörung des Koblen- gebirges durch Auswaschungen begonnen haben dürfte und in Verbindung mit Thon- und Letten-Niederschlägen die Ablagerung der rothen, vielleicht auch bunten Sandsteinfor- mation (C') möglich wurde, welche an drei verschiedenen Punkten in der Nähe der obenerwähnten Muldenlinien oder in ihnen selbst abgesetzt worden ist. 4. Nachdem nun auch an vielen Stellen namentlich ge- 159 gen N..hin der Uebergangskalk der zerstörenden Kraft des Wassers zu weichen begann und Kalkniederschläge veran- lasste, fand die Bildung von Kalkstein statt, welcher meist dicht, an manchen Stellen jedoch zu Kalkspath krystallisirt, als eine Art Teig Geschiebe von Kohlensandstein und Ueber- gangskalk umgiebt. Ob die in dem so gebildeten Conglo- merate eingeschlossenen Kalksteine Versteinerungen enthal- ten, kann ich nicht bestimmen, da ich nie in ihnen derglei- chen gefunden; doch sind diese Geschiebe ganz den jetzigen der gedachten Felsart zum Verwechseln ähnlich. Diese Con- glomerat- oder Oolith-Lager haben so wie der rothe oder bunte Sandstein nur eine partielle Verbreitung in der Nähe der Muldenlinie bei €? und C?, und ruhen auf dem Sandstein. 5. Während der noch fortwährenden Senkung des gan- zen Terrains unter die Meeresoberfläche fand nun, nachdem die mechanische und chemische Auflösung des Uebergangs- kalks namentlich gegen N. hin zunahm, die Ablagerung von neuen Kalkniederschlägen, den Jurakalkmassen, statt und zwar so, dass dieselben am mächtigsten in den beiden Mul- denlinien und weniger mächtig auf den Sätteln niederge- schlagen wurden. Geschiebe des Uebergangskalks und Koh- lensandsteins konnten nicht mehr in diese neuen Ablagerun- gen kommen, da bei der grössern Senkung unter die Mee- resoberfläche keine Zerstörung durch Unterwaschungen mehr stattfinden konnte, die Auflösung aber durch Meeresgewächse etc. selbst gehindert wurde. In wieviel einzelnen besonderen Bildungsperioden diese mächtige Formation entstand, lässt sich hier nicht erläutern, da die einzelnen Schichten derselben zu wenig untersucht werden konnten und da erst gegen das Ende unsres Aufent- halts in Asien unsere Mühe durch Auffindung charakteristi- scher Versteinerungen belohnt wurde, die uns bei längerem Dortsein wohl hinlängliche Fingerzeige zur Entscheidung dieses Punktes gegeben haben würden. 6. Bereits während des Niederschlages der letzten Schichten der Juraformation, also noch in bedeutender Tiefe 140 unter dem Meeresniveau, sind nun abermals Hebungen ein- getreten, welche anfänglich das Gebirge im Ganzen gehoben haben dürften, ohne bedeutende Sprünge bewirkt zu haben. Diese Hebungen dürften durch bei ?4?B°C und ’D’E un- ter den Schichten des Uebergangsgebirges von W. nach N, zu vordringende glühende Granitmassen bewirkt worden sein, welche bei ’A?B°®@ nur weniger Widerstand als an anderen Orten findend sogleich in der ganzen Länge dieser Linie Hebung verursachten, während bei ’&’D die Hindernisse so gross waren, das: die Hebung nur im N.O. bei ’D’E und nur unbedeutend in der weitern Erstreckung dieser Linie gegen S. nach ?°& zu stattfinden konnte. Hierdurch erhielten: a. Die Schichten der Steinkohlen- und Juraformation wegen Hebung von ?D’& aus im ersten Profil @Z die widersinnig geneigte Lage bei N. b. Die Schichten derselben Formationen in den übrigen Profilen ihr verschiedenartiges Einfallen wegen schwacher Hebung von D* nach *& und wegen starker von *W?’B?€ aus. c. Ebenso sind wahrscheinlich die folgenden Sprünge zur Zeit derselben Periode entstanden: a. In der östlichen Kohlenniederlage bei B' die beiden Sprünge *a und °b. b. In der Kohlenniederlage von Gümüku B° der Sprung’. c. In der Kohlenniederlage von Sekynaly B* die Sprünge ?f bis m’. d. In der von Tyrla-asy B’ die Sprünge *a’ bis *v. 7. Während die Hebung in der Linie *AX°B noch statt- fand, scheint endlich die Granitmasse bei °&°’D°’% in ihrer Richtung mehr gegen S. vorgedrungen zu sein und grössere Terrainunterschiede bewirkt zu haben, bis sie die ihr im Wege befindlichen Hindernisse entfernte und bei 'D°’E zu Tage ausbrach, wobei durch die Hitze der feurigen Granit- masse die angrenzenden Schichten des Kohlenschiefers und Kalksteins ein verbranntes Aeussere erlangt haben. Dieses Hervorbrechen dürfte in ziemlich rasch auf ein- ander folgenden Zeiträumen vor sich gegangen sein, indem 141 die folgenden hierher gehörenden Sprünge bedeutende Ver- werfungen verursachten: a. In der Kohlenniederlage westlich von Amasry ist keiner bemerkt worden, dagegen b. in der Kohlenniederlage von Gümüku B’ der Sprung ’c und e. in der von Schynaly B* die Sprünge °’n bis ’r. 8. Indem sich die Hebungen nun von dem südöstlichen Granite weiter auszudehnen begannen, hob sich das Central- gebirge in der Richtung von *A?B*& allmälig, und es ent- standen nach und nach die Vorgebirgsketten bei &'D?EG°H und *&*$, wodurch im Kalkstein die beiden muldenartigen Vertiefungen in der Schichtung bei *K'2 und bei *M ent- standen sein dürften. Dieser Periode gehören höchst wahrscheinlich die folgen- den Sprünge an: a. in der Kohlenniederlage von, gämüku B° der Sprung ‘e. b. in der von Schynaly die Sprünge 8* bis *v und c. in der von Tyrla-asy der Sprung *e‘. 9. Endlich scheinen diese Granitmassen noch weiter gegen S.W. die ihnen in dieser Richtung im Wege befind- lichen Hindernisse überwältigt, die Hebung der Kalkmassen bei C’e bewirkt zu haben und endlich selbst zu Tage bei »4°B°& hervorgebrochen zu sein, wodurch die folgenden Sprünge entstanden sein dürften: a. in der Kohlenniederlage von Schynaly die Sprünge >w bis °3 und b. in der von Zyrla-asy die Sprünge °f' bis °h. 10. Indem nun das Gebirge im Ganzen sich vollends über den Meeresspiegel und in die jetzige Höhe erhob, fand theilweise Zerstörung der Kalkmassen durch Unterwaschun- gen statt; die Verbindung der sämmtlichen Punkte, wo die Juraformation jetzt erscheint, wurde gestört und nur einzelne Kuppen auf den Höhen des Steinkohlengebirges geben noch Zeugniss von der früher allgemeinen Ueberlagerung. Durch diese allmäligen Auswaschungen entstanden Höhlen, welche 142 beim Einstürzen der noch hängenden Schichten theils Sprünge, wo die Gebirgsmasse im Ganzen sich setzte, theils Kalk- blöcke und Gerölle veranlassten, wo der innere Zusammen- hang gefehlt hatte. Diese letzteren wurden beim weiteren Zurücktreten des Meeres theilweise nach den tiefsten Punkten der Thäler fortgerissen und bildeten hier in Vereinigung mit Letten, Sand und Dammerde die Schuttlandlager D!. So wie auf den Kalkstein namentlich das Meer zerstö- rend eingewirkt, so that dies nicht weniger die atmosphäri- sche Luft bei Zerstörung der Granitsäulen des südöstlichen Centralgebirges.. Ganze Säulenwände lösten sich ab und bedeckten mit ihren Trümmern den Fuss des Gebirges, hier mit den aufgelösten verwitterten Schichten des Porphyr- und gebrannten Schiefers und mit den Resten der Jurakalkfor- mation ein mächtiges Schuttlager bildend 2°. Dieses Schuttland formirte sich mit dem Zurücktreten des Meeres von demselben abhängig nach und nach in immer tieferen Regionen und bildet sich noch jetzt da, wo dies zerstörende Element die gegenwärtigen Felsufer angreift. 143 7. Bericht über dıe von Overwes auf der Reise von Tripoli nach Murzuk und von Murzuk nach Ghat ge- fundenen Versteinerungen. Von Herrn Bryrıca in Berlin. Hierzu Tafel IV — VI. (Aus den Monatsberichten über die Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band IX, 1852. S. 154. ff.) Wir haben an mineralogischen Sammlungen von OvEr- weg’s Reise in Berlin bis jetzt erhalten: 1) ein in T’ripoli vor Antritt der Reise nach Murzuk abgesendetes Packet; 2) eine in Murzuk vor Antritt der Reise nach dem Sudan verpackte Sendung; 3) ein kleines Päckchen mit Versteine- rungen aus der Gegend zwischen Murzuk und @hat, welches OvErweEg einer vorüberziehenden Karavane mitzugeben Ge- legenheit fand. Ausführlichere Beobachtungen, als die in OveErwee’s schon publicirten Briefen*) enthaitenen, sind uns nicht zugekommen. Auf den Inhalt des ersten jener drei Packete beziehen sich die erläuternden Anmerkungen, welche G. Rose und ich gemeinschaftlich dem an ersteren gerichteten Schreiben a. a. OÖ. beifügten. Der Inhalt der beiden anderen später hier angelangten Sendungen ist noch wichtiger als der der ersten durch eine *) C. Rırter: Ueber Dr. H, Barın und Dr. Overwes’s Begleitung der I. Rıcuarnson’schen Reise-Expedition zum Tschadsee und in das in- nere Afrika. In den Monatsberichten über die Verhandlungen der Ge- sellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band VII. 1851. S. 81. folg. Und G. Rose: OvErwee’s geognostische Beobachtungen auf der Reise von Philippeville über Tunis nach Tripoli und von hier nach Murzuk in Fez- san. Daselbst S. 213. folg. Letzterer Brief von Overwes an G. Rose ist auch abgedruckt in dieser Zeitschrift Band III. 1851. S. 93. folg. 144 neue Reihe von wohl erhaltenen Versteinerungen, welche uns bedeutende und unerwartete Aufschlüsse über den geognosti- schen Bau des durchzogenen Landes gewähren. Eine ge- nauere Beschreibung derselben und eine übersichtliche Dar- stellung der daraus hervorgehenden Resultate ist der Zweck dieses Berichtes. Genöthigt in Tripoli längere Zeit zu verweilen, benutz- ten die deutschen Reisenden OvEerwEe und Barra einen Theil der Zeit ihres dortigen Aufenthaltes vor Antritt der Reise nach Murzuk zu einer Exkursion in die Berge, welche gegen Süden die Küstenniederung von Tripoli begrenzen. Diese führen in der Nähe von 7’ripol in drei Abtheilungen die Namen des Jefrangebirges (oder Dschebel), über welches in S.W. von Tripoli der nach Gudames führende Weg hin- führt, des Ghariangebirges grade südlich von TripoZi, und des Tarhonagebirges, welches sich östlich bis Mesurata erstreckt. Nicht einen selbstständigen Gebirgszug bilden diese Berge oder sogenannten Gebirge, sondern nur den nördlichen Rand der ausgedehnten tripolitanischen Hochfläche, welche die Reisenden später auf dem Wege nach Murzuk hin durch- schritten. Das Jefrangebirge. Ein niedriges welliges Hügelland mit auffallend regel- mässiger Kegelform seiner Höhen liegt den steilaufsteigenden Bergwänden vor, welche den Abfall des Jefrangebirges bil- den. Auf einer steilen Stiege (,‚Gebirgspass” schreibt OvErR- wes) erreicht man die Höhe des Bergzuges und befindet sich daselbst angelangt am Rande einer weit und breit aus- gedehnten fast wagerechten Hochfläche, welche wasserleer und dürr von tiefen Wasserrissen — Wadi’s — zerschnitten ist. Die mittlere Höhe der Hochfläche wird zu 2150 engl. Fuss (Gasr Jefran), ihre grösste Höhe (Enschet-es-Suffet) zu 2800 Fuss angegeben. Sowohl die niedrigeren Vorberge wie das höhere Plateau bestehen aus horizontal -gelagertem geschichteten Gebirge. Abhängig in ihrer Form von der 145 Beschaffenheit des bald festeren, bald mürberen Gesteins sind die Abhänge der das Plateau zerschneidenden Wadıi’s hier steiler, dort sanfter, stets gleichgeformt auf den gegen- überliegenden Seiten, und von terrassenförmigem Ansehen durch das Vortreten einzelner festerer Schichten. Wer sollte durch diese Schilderung Overwee’s von den Formen des Jefrangebirges nicht an die Formen unseres deutschen Jura- gebirges erinnert werden, an die steilen Stiegen und die Platten der schwäbischen Alp? Gleiche Lagerung und ana- loger Wechsel verschiedenartiger Gesteine erzeugten für diese die ähnlichen Formen, wenn auch wohl nur in viel kleinerem Maassstabe. Die horizontal liegenden Gesteinschichten, aus welchen die Vorberge des Jefrangebirges zusammengesetzt sind, be- stehen aus Kalksteinen verschiedenen Ansehens (licht, weiss- lich grau, voll von hohlen Räumen und Abdrücken organi- scher Reste; roth, krystallinisch körnig, ohne organische Reste; gelblichweiss, dolomitisch mit undeutlichen Spuren organischer Formen), bunten Mergeln und T'honen (roth, blaugrün, gelb) und feinkörnigem, fast dichtem Gyps von graulich-weisser Farbe, worin zerstreute oder in Adern ver- theilte Partieen von späthigem Gyps. Zu diesen gesellt sich ein feinkörniger schiefriger Sandstein mit vielen kleinen weissen Glimmerschüppchen. In den kegelförmigen Hügeln der Vorberge bildet stets der Gyps in zersprengten Blöcken die oberste Schicht. Dieselben Mergel und Gypse wie in den Vorbergen zeigen sich als die liegendsten Schichten in den Wadi’s der Hochfläche; sie werden hier bedeckt von wenig mächtigen Sandsteinen, Mergeln und vornehmlich Kalksteinschichten, in welchen hornstein- oder feuersteinartige Kieselausscheidungen vorkommen. Das Gestein des Enschet- es-Suffet, des erhabensten Punktes im Jefrangebirge ist ein Kalkstein von weisser ins röthliche gehender Farbe, durch- zogen von Höhlungen organischer Reste, ganz ähnlich einem der Gesteine aus den Vorbergen. Unter den organischen Resten, welche die Gesteine der Zeits, d.d, geol, Ges, IV, 1, 10 146 Overweg’schen Sammlung aus dem Jefrangebirge ein- schliessen, sind deutlich Rudisten zu erkennen, jedoch zu unvollständig erhalten, um eine schärfere Bestimmung der Gattung zu gestatten. Eben so wenig lassen andre Eindrücke von Muscheln und Gasteropoden, darunter eine Arca und eine langthurmförmige Gasteropode, vielleicht Nerinea, eine schärfere Vergleichung zu. Die einzige deutlich bestimmbare Form von hier ist Trigonia sinuata Park. Taf. IV. Fig. Aund5. Park. Org. rem. 11l. p. 177. 1.12. f. 13. D’Ore. Pal. franc. Terr. cret 111. p. 147. t. 293. Sie liegt in scharf ausgeprägten Steinkernen in den Hornsteinknollen des Kalksteins, weicher bei dem türkischen Kastell Gasr Jefran (2150 Fuss) die tieferen Mergel- und Gypsschichten bedeckt. Drei Stücke liegen vor. Taf. IV. Fig. 5. giebt das Bild des einen der Steinkerne, des einzi- sen, an welchem ein Theil der umgebenden Hornsteinmasse noch so weit erhalten war, dass durch Absprengen im Abdruck die Beschaffenheit eines Theiles von der Aussenfläche der Schale beobachtet werden konnte. Der genommene Abdruck wurde dem Kern aufgelegt und so das Bild von Taf. IV. Fig. 4 hergestellt. Man sieht von der stumpfgerundeten Begrenzung des hinteren glatten Feldes der Schale einander gleiche und den zwischenliegenden Rinnen an Breite etwa gleichkommende Rippen ausgehen, welche anfangs etwas ge- schwungen, bald eine dem Rande, wie es scheint, vollkom- men parallel laufende Richtung annehmen. Ein zweiter Stein- kern ist kleiner als der gezeichnete bei gleicher Form; seine grösste Breite = 30 Millim. Das dritte Stück, etwas grösser als das abgebildete, ist von schlechter Erhaltung. Trigonia sinuata ist eine Muschel, welche von p’OR- BIGNY in grosser Verbreitung im mittleren und südlichen Frankreich gefunden, von ihm als charakteristisch betrachtet wird für die Cenomanformation d. h. für das untere Niveau des oberen Kreidegebirges. Sie ist auch in Frankreich der Begleiter von Rudisten und weist so dem Schichtensystem, 147 aus welchem das Jefrangebirge zusammengesetzt wird, schon eine sehr bestimmte Stellung innerhalb des Kreidegebirges an. Die Belemniten-Bruchstücke, deren OvVERWEG in seinem Briefe als Begleiter der Trigonia sinuata erwähnt, fehlen leider in der Sammlung. Das Ghariangebirge. Das Ghariangebirge, die mittlere Abtheilung der die Küstenniederung von Tripoli umsäumenden Berge, erhebt sich in gleicher Schroffheit wie das Jefrangebirge aus der Ebene; niedere Hügel bilden die Vorberge; grosse Massen von Schutt, welche aus den grossen Wadis herabgeführt wer- den, liegen am Fuss der Berge. Die Schichten liegen hori- zontal, oder, in den Vorbergen, unter schwachen Winkeln (10 bis 20 Grad) gegen Süden geneigt. Die Stiege des Bugolenpasses führte später auf der Reise nach Murzuk die Reisenden über eine mächtige Folge von treppenartig über einander absetzenden Schichten von lichten Kalksteinen, wechselnd mit Lagern von bunten Sandsteinen und Mergeln, aufwärts zu der Gharianplatte, welche abweichend von dem unfruchtbaren und nackten Ansehen des Plateaus der Jefran- berge eine fruchtbare Ackerdecke trägt, worauf Oelbäume, Gerste und Saffran auf das Ueppigste gedeihen. Sie ver- dankt ihre Fruchtbarkeit einer Ablagerung von fettem rothen Lehm, deren Vorhandensein in Verbindung stehen mag mit den Durchbrüchen eruptiver Gesteine, welche hier aus dem Kreidegebirge hervortreten. Nur im Ghariangebirge wurde auf der von 7ripoli aus ausgeführten Excursion vulkanisches Gestein beobachtet. Einen spitzen Basaltkegel sah OvErwEg zuerst die weissen Kalksteinhügel in dem grossen Wadi Rabija durchbrechen, welches gegen West die Grenze zwischen dem Gharian- und Jefrangebirge bildet. Dem nördlichen Ausgange des- selben Wadi in die tripolitanische Küstenebene liegen, aus sandiger Ebene sich erhebend, zwei Phonolithkegel vor, wel- che den Namen Mantrus führen. Wenige Stunden östlich 10 d 148 von hier erhebt sich ein hoher Phonolithkegel, der Tekut, mit ausgezeichneter Kraterform auf der Höhe der Gharian- platte bis zu 2800 Fuss. Ein ausgedehnteres Gebiet vulka- nischer Bildungen erstreckt sich weiter gegen Ost nach dem Tarhonagebirge hin, in welchem selbst aber jede Spur vul- kanischer Thätigkeit wieder verschwunden ist. Hier nennt Överwee den Messid als eine die anderen überragende Höhe; er besteht aus einem von Rose a. a. OÖ. genauer be- schriebenen Phonolith, welcher durch glänzende ausgebildete Krystalle von Nephelin in seiner Zusammensetzung ausge- zeichnet ist. Von einer anderen Lokalität dieser Gegend sendete ÖvErweEs einen porösblasigen Basalt, welcher den Reisenden an das bekannte Gestein der rheinischen nieder- mendiger Mühlsteine erinnerte. Versteinerungen wurden in dem Ghariangebirge, wel- ches die Verbindung des Jefran mit dem Tarhonagebirge vermittelt, nicht gefunden. Das Tarhonagebirge. Das Tarhonagebirge, östlich anstossend an die Gharian- berge, ist von minderer Höhe; Scherschara, auf der Fläche des Plateaus gelegen, hat nur die Höhe von 1000 Fuss über dem Meere. Die gleiche Kreideformation wie in den Gharian- und Jefranbergen setzt dasselbe zusammen. OvErweEe’s Sammlung enthält aus der Gegend von Scherschara und vom Ausgange des Wadi Messid weissen krystallinischen Kalk- stein mit Hornsteinconcretionen, bräunlichgelben Kalkstein, grünlichen Mergel und Dolomite, worin theils in Steinkernen, theils mit erhaltener Schale in Menge Exogyra conica Sow. Eine kleine Abänderung der Art, in den grössten Stücken nicht über 26 mill. lang. Man kann sie der Figur vergleichen, welche D’ORrBıeny Terr. eret. III. t. 479 f. 3 von der jungen Form der Art gegeben hat. Die linke festgewachsene Klappe ist hoch gewölbt mit stum- pfem Rücken, ohne eigentlichen Kiel. Auch die Gegend des Wirbels ist ungerippt, nur unregelmässige stärkere und 149 schwächere Anwachsstreifen bedecken die Schale. Die rechte flache Klappe zeigt an der vorderen Seite scharfe, blättrig- erhabene Anwachsringe, ohne sich merklich zu erheben. Exogyra conica gehört, weit verbreitet, ungefähr dem- selben Niveau des oberen Kreidegebirges an wie Trigonia sinuata. D’OrBıcny versetzt sie gleich dieser in die Ceno- manformation. Vom Gharian bis zum Rande der Hammada.*) Nachdem die Reisenden 7’ripoli verlassen und am 4. April 1850 zum Fuss der Gharianberge gelangt deren Platte er- stiegen hatten, zogen sie, ohne von der erreichten Höhe er- heblich wieder abwärts zu steigen, in südlicher Richtung über zwei Breitengrade fort bis zum Wadi Tabouia in etwa 301 Grad nördlicher Breite durch einen von zahlreichen Wa- di’s durchschnittenen Landstrich, dessen gleichförmiger Cha- rakter sich erst in dem südlich anstossenden höheren Plateau der Hammada ändert. | Nur von geringer Breite zeigte sich der fruchtbare und dicht bevölkerte Landstrich, welchen die Decke von rothem Lehm auf der Platte der Gharianberge bildet. Die Saat- felder verschwinden, der Boden wird steiniger, vegetations- leerer, die Hügelreihen kahl. Seit Gharian, schreibt Over- weg von Mizda, in etwa + der Entfernung vom Rande der Gharianberge bis zum Fuss der Hammada, sind wir immer in derselben einförmigen Formation geblieben; horizontale Kalksteinschichten wechselnd mit mergligen, selten mit san- digen Schichten. Die kegelförmigen Hügel, welche sich rund um die Senkung, worin Mizda liegt, von dem Plateau trennen, bestehen hauptsächlich aus Gyps und Mergelschich- *) Hammada ist der in Nordafrika übliche arabische Name für Hochflächen. Er wird hier vorzugsweise zur Bezeichnung des hohen wadileeren Plateaus zwischen dem Wadi Tabouia und dem Wadi el Hessi gebraucht. Der westliche Theil dieser Hammada ist auf Prax und Renxov’s neuer Karte der Regentschaft Tripolis im Bull. de la soc. de Geogr. de France 3. Ser. XIV. (1850) zum ersten Male genauer darge- stellt worden. 150 ten. Hier allein noch auf dem Wege nach Mizda sah Over- we einzelne Basaltkegei zwischen den konischen Kalkstein- hügeln, die letzt gesehenen vulkanischen Gesteine bis nach Murzuk,. Ein weiteres Bild von dem Charakter des durchzogenen Landes giebt OvEerwee in seinem Briefe vom Wadi Semsim, dem letzten Ruhepunkt der Karavane nördlich des Wadi Tabouia am Fuss der Hammada. Das durchzogene Land, schreibt er,. hat denselben Charakter wie die Umgebung von Mizda. Es ist eine Hochfläche mit tiefeinschneidenden Thä- lern, den Wadi’s. Das allgemeine Niveau der Hochfläche ist sehr beständig. Unser nordsüdlicher Weg durchschneidet die meist von Ost nach West gehenden Wadi’s und steigt daher fortwährend aus einem Wadı die Hochfläche hinan, um sogleich südlich in ein anderes Wadi hinabzusteigen. Auf der Fläche erheben sich zuweilen Hügelzüge, deren Kuppen wieder eine Fläche bilden, die den Horizont immer in ganz horizontalen graden Linien begrenzen. Ungefähr 400 bis 500 Fuss über dem Boden der Wadi’s breitet sich weit und breit eine ebene Stufe aus. Die Schichten des meist kalkigen Gesteins sind ganz horizontal; so steigt man oft die steilen Thalabhänge wie Treppen hinan und findet oben die grossen flachen Steinplatten, die von weiten Ebenen bedeckt werden. Die Bildung der Wadi’s zeigt keine be- sondere Regelmässigkeit; sie haben das Aussehen von Was- serrissen, eingeschnitten und ausgerissen durch grosse Regen- massen. Ausser den Kalksteinen zeigen sich Gyps, Mergel, Thon, selten Sandstein. Ausscheidungen von Hornstein oder Feuerstein fanden sich auch hier in den Kalksteinen. Während in den Gharianbergen von organischen Resten nichts gefunden war, lieferte die südlichere Fortsetzung der Formation zwischen Mizda und dem Fuss der Hammada einige ausgezeichnete Gestalten. In mittleren Schichten des Plateauabhanges des Wadi Tagidscha, schon jenseits des 31. Breitengrades, fand Overwes am 13. April 1850 das trefllich erhaltene Stück von 151 Inoceramus impressus pD’ÖrB., von welchem Taf. V. Fig. 1a und b ein getreues Bild giebt. Das Stück ist grösstentheils Steinkern; nur ein Theil der Schale, mit Kie- selringen bedeckt, ist erhalten; die Gesteinsmasse ist ein lockerer etwas poröser Kalkstein von lichter Farbe. Die grösste Länge, von vorn nach hinten, beträgt 110 Millim., die Breite 66, die Dicke der geschlossenen Schale ist der Breite gleich. Der lange, fast der ganzen Länge der Schale gleiche Schlossrand, die quere Form, die breiten concentri- schen Runzeln, und vor Allem die, wenn auch nur schwach eingesenkte,.doch sehr deutlich noch wahrnehmbare eigen- thümliche in schiefer Richtung von den Wirbeln nach hinten abwärtslaufende Impression, welche den Namen veranlasste, alle diese Merkmale stimmen überein mit den Charakteren wohl erhaltener europäischer Stücke der überaus verbreiteten Art. D’Orsıcny’s Abbildung (Terr. cret. t. 409) weicht nur ab durch schwächere Runzelung; doch ist das ein theils schwankender, theils von der Erhaltung abhängiger Charak- ter, wie sich aus einer Vergleichung zahlreicher Individuen der Art ergiebt. Die Verbreitung des Inoceramus impressus erstreckt sich in Europa, so weit sie bis jetzt bekannt ist, von der West- küste Frankreichs bis nach Lemberg; Ferpınanp RoEMER fand die Muschel in Texas auf, begleitet von dem auch in Europa gewöhnlich in ihrer Gesellschaft auftretenden Inoce- ramus Crispii (Manr.) GoLpruss (vgl. Texas 1849 S. 401). Ueberall gehört dieselbe bezeichnend den obersten Ablage- rungen des Kreidegebirges, der Senonformation D’ORBIGNY’s, an; sie weist demnach auf etwas jüngere Kreidebildungen hin, als die früher aufgeführten Trigonia sinuata und Exo- gyra conica. Vom Wadi Tagidscha enthält Overwee’s Sammlung noch ein Gesteinstück von porösem röthlich gefärbten Kalk- stein, vielleicht von der gleichen Schicht mit Inoceramus im- pressus, voll von Steinkernen und Abdrücken kleiner Bival- ven, darunter Cardita und Arca; jedoch alles zu unbestimmt, 152 s um nähere Beschreibung zu verdienen. Ferner ein Gestein- stück von sehr festem gelben, hier und da etwas späthig schimmernden Kalkstein, worin Durchschnitte von auster- artigen Muscheln; das Stück ist vön OvErwes bezeichnet als „Gestein, worin die Exogyren sich fanden.” Vielleicht sah Overwee hier schon die Exogyra Overwegi L. v. Buc#, welche er zwei Tage später am 15. April 1850 im Wadi Semsim aufhob, „wo der Boden ganz bedeckt ist mit diesen Muscheln,” wie die Etikette zweier in der Sammlung enthaltenen Exemplare lautet, deren eins auf Taf. IV. Fig. fa, b, c abgebildet ist. Die Eigenthümlichheit der Muschel bestimmend gab ihr L. v. Buc# bei einer ersten Durchsicht der Overwee’schen Sammlung den hier beibehaltenen Namen: Die linke gewölbte Klappe, welche allein von der Exo- gyra Overwegi der Beobachtung vorliegt, ist ungemein dick. Von einem stumpfen gerundeten Kiel fällt die vordere schma- lere Seite der Schale steil, die hintere breitere sanft zum Rande abwärts. Stumpfe von der Gegend des Wirbels aus- strahlende Rippen, die sich nur wenig über die Fläche erhe- ben, dichotomiren undeutlich und unregelmässig auf der brei- ten Hinterfläche; sie verflachen sich ganz bis zum Ver- schwinden gegen den unteren Rand hin. Der spiral einge- rollte Wirbel entfernt sich weit vom Rande. Der Muskel liegt ganz nach vorn gegen den Rand hin unterhalb der hin- teren Fläche. Eine schwielige, leistenartige Verdickung liegt innen am Schloss von der Ligamentgrube aus hinterwärts gegen den Muskel zu. Die neu benannte Exogyra findet ihre nahen Verwandten in einer Gruppe von Arten, welche nur wenig von einander verschieden, wie es scheint, durch das ganze Gebiet des Kreidegebirges von den ältesten bis zu den jüngsten Schich- ten sich verbreiten. Exogyra plicata Gorpruss bildet den Mittelpunkt, sie ist gemein in Frankreich in der Cenoman- Formation. Dieselbe Art, wenn sie im Neocom liegt, nennt D’OrBIENY Exogyra Boussingaulti; er selbst sagt, dass er 153 » sie nicht unterscheiden würde, wenn sie in der gleichen Schicht sich befände. Indess sendete sie Hermann Karsten aus den Anden von Venezuela als Begleiter von Gault-Am- moniten, also in der Lagerung die Exogyra Boussingaulti pD’Org. mit E. plicata GouLpr. verbindend. In oberen Schich- ten des Kreidegebirges wird die Form durch Exogyra Ma- theroniana (D’ORe. Terr. cret. t. 485 f. 1, 2, 3) vertreten. In Texas nannte sie Ferpınanp RoEmEr Exogyra Texana (Texas 1849 S. 396). Von allen diesen unterscheidet sich Exogyra Overwegi wesentlich nur durch den stärker einge- rollten, weit vom Rande sich entfernenden Wirbel. Vielleicht von derselben Lokalität, von wo OvERwE& das beschriebene und Taf. IV. Fig. 1 abgebildete Stück sen- dete, stammt das kleinere Exemplar Taf. IV. Fig. 2, welches ich als Varietät derselben Art zurechne. Es hat die gleiche Form mit der grösseren Muschel und unterscheidet sich nur durch gänzliches Fehlen von Rippen auf der äusseren Fläche. Overwee erhielt dieses Stück in 7ripoli vor Antritt der Reise nach Murzuk mit verschiedenen Gesteinen, welche von Fezzan her, wohl also auf demselben Wege aufgelesen, nach Tripoli gebracht waren. Aeusserst ähnlich, kaum unter- scheidbar ist diese glatte Abänderung der Exogyra Overwegi von der texanischen Exogyra laeviuscula, welche FErDınann RoEMER zwischen Newx-Braunfels und San Antonio sammelte (Texas 1849 S. 398). Noch eine andere weniger gut erhaltene, aber doch un- zweifelhaft derselben Art angehörende Exogyra brachte Fre- - DERIC WARRINGToNn von Ghadames nach Tripoli; es ist die Muschel, deren Overwes in seinem am 15. April 1850 im Wadi Semsim geschriebenen Briefe gedenkt, überrascht die gleiche Form in so grosser Ferne wiederzusehen. In Gesellschaft der glatten Varietät von Exogyra Over- wegi (Taf. IV. Fig. 2), also vielleicht auch aus dem Wadi Semsim stammend, fand sich unter den von Fezzan her in Tripoli erhaltenen Dingen noch ferner das Stück der Ostrea larva Lam., von welchem Taf. IV. Fig. 3 eine 154 Abbildung gegeben ist. Der grössere Theil der Schale vom Schloss ab ist erhalten, ein Stück des unteren Endes fehlt. Es ist dies eine der kenntlichsten und ausgezeichnetsten For- men von Austern, deren Vorkommen in Nordafrika wichtig ist, weil die Art, gleich Inoceramus impressus, ausschliesslich und charakteristisch den oberen Senon-Schichten des Kreide- gebirges angehört. Die Hammada. In sechs einförmigen Tagereisen durchschnitten die Rei- senden das öde vegetationsleere Plateau der Hammada, mehr abgespannt und ermüdet durch die Einförmigkeit als durch die Anstrengung des Marsches. Ganz eben, brunnenlos und von keinem Wadi durchschnitten erstreckt sich die Hochebene fast über zwei Breitengrade fort in einer Erhebung von etwa 2500 Fuss über der Meeresfläche. Der Boden ist mit klei- nem Steingrus bedeckt. Ein steiler, wild ausgerissener und nackter Absturz bildet den südlichen Rand der Hochfläche, von welcher man zu dem brunnenreichen Wadı el Hessi herabsteigt, um hiermit in ein neues von dem bisher durch- zogenen wesentlich verschiedenes Gebiet einzutreten. Vom 21. April datirt Overwee eine von ihm getroffene Auswahl der verschiedenen Gesteine, welche den Boden der Hammada glatt bedecken. Die in der Sammlung enthalte- nen Stücke bestehen aus weissem und röthlichem, feinkörnig krystallinischem Kalkstein und aus gelblichem Hornstein. Wenn auch keins derselben organische Reste einschliesst, so lässt doch die Natur der Gesteine, verglichen mit den bis hierher herrschend gewesenen Massen nicht anders als annehmen, dass auch noch das Plateau der Hammada nur eine Fortsetzung der von Tripoli her bis zu ihrem nördlichen Fuss durch bestimmte organische Gestalten zusammenhän- gend erwiesenen Kreideformation sei. Erst der südliche Ab- fall der Hammada, auf welchem die Reisenden an dem nach- folgenden Tage, den 22. April, zum Wadi el Hessı herab- steigen, legt eine neue Formation zu Tage, bunte Mergel 155 und braune, äusserlich glänzend schwarze Sandsteinschichten, welche voll stecken von paläozoischen Brachiopoden. Nichts weist in Overweg’s Beobachtungen und Sammlungen darauf hin, dass die weitere südliche Fortsetzung dieser alten Formation unterbrochen werde durch ein nochmaliges Wie- derkehren jüngerer Kreidebildungen, und hier mag daher der passendste Ort sein, um in wenigen Worten die aus den vor- handenen Beobachtungen sich ergebenden Resultate über die Natur der letzteren zusammenzufassen. Das Kreidegebirge, dessen zusammenhängende Er- streckung aus der Gegend südlich von Tripoli bis zum süd- lichen Rande der Hammada über 34 Breitengrade fort an- zunehmen ist, gehört nach seinen organischen Einschlüssen ausschliesslich der oberen Abtheilung des Kreidegebirges von der Cenoman-Formation aufwärts bis zur Senon-Formation an. Die älteren Cenoman-Schichten, bezeichnet durch Exo- gyra conica und Trigonia sinuata in Begleitung von Rudisten sind nur gegen Nord in den Bergen, welche die Küsten- niederung von Tripoli begrenzen, beobachtet, die jüngeren Senon-Schichten mit Ostrea larva, Exogyra Overwegi und Inoceramus impressus mehr südlich von Mizda zum nördli- chen Rande der Hammada hin. So wenig als die älteren Formationen des Kreidegebirges, Neocom und Gault, sind die dem Kreidegebirge folgenden eocänen nummulitenführen- den Ablagerungen in dieser Gegend gesehen worden. Das Vorkommen der Exogyra Overwegi zwischen Tr.poli und Ghadames lässt vermuthen, dass die gleichen Kreidebil- dungen in westlicher Richtung sich gleichmässig fortver- breiten und so wahrscheinlich nur eine östliche Fortsetzung von dem Kreidegebirge des östlichen Algeriens ausmachen, dessen Zusammensetzung nach Rexouv’s Darstellungen die grösste Aehnlichkeit mit dem der tripolitanischen Gebirge besitzt. Vom Südabfall der Hammada bis Murzuk. Die Sandsteinschichten voller paläozoischer Brachiopoden, 156 welche beim Herabsteigen von dem Plateau der Hammada Overweg’s Aufmerksamkeit fesselten, bestehen aus kleinen farblosen Quarzkörnern, welche, ohne Cement dicht auf ein- ander liegend, ein Gestein von nur geringer Festigkeit bil- den. Die nach allen Richtungen das Gestein durchziehen- den Abdrücke und Steinkerne der eingeschlossenen Zwei- schaler sind auf ihrer Fläche von bräunlichgelber Eisenfär- bung überzogen, wodurch das Ansehen der Stücke manchen rheinischen Grauwacken der Gegend von Coblenz und Ems nicht unähnlich wird, welche Aehnlichkeit noch erhöht wird durch die Analogie der organischen Formen. Drei Brachio- poden-Arten lassen sich in dem afrikanischen Sandstein unterscheiden ohne Spur anderer sie begleitender Formen. Zwei derselben, Spirifer Bouchardi und Terebratula Dalei- densis, sind verbreitete und bezeichnende devonische Ar- ten; die dritte, Terebratula longinqua n. sp., liess sich nicht auf bekanntere europäische Formen zurückführen. Die drei Arten sind auf Taf. VI. Fig. 1, 2 u. 3 dargestellt, Fig. 4 giebt ein Bild von dem Ansehen des Gesteins. Spirifer Bouchardi Vern. (Terebratulites compri- matus Scur., Spirifer comprimatus F. Rorm.). Taf. VI. Fig. 3 a, b. Abdrücke sowohl der Bauch- als der Rücken- klappe lassen alle der europäisch wie amerikanisch verbrei- teten Art zukommenden Merkmale unterscheiden: den sehr scharf begrenzten Sinus mit einer feinen Mittelrippe, die entsprechend geformte Wulst mit einer mittleren Furche, 10 deutlich unterscheidbare Rippen der Seite von scharfen gedrängten Anwachsstreifen durchschnitten. Die beiden Fi- guren stellen die Rücken- und die Bauchklappe dar, ergänzt nach den verschiedenen nur fragmentarisch im Gestein sicht- baren Abdrücken. Terebratula Daleidensis F. Rorm. (Das rhein. Uebergangsgebirge. 1844. 8.65 t. 1 f.7). Taf. VI. Fig. 1a, b,e. Ganz übereinstimmend mit der rheinischen Art, wie sie Fervınann RoEMeEr bei Daleiden und an anderen Orten beobachtete. Das abgebildete Stück ist das einzige, welches 157 sich vollständig aus dem Gestein löste; durch Druck etwas verquetscht zeigt es eine flachere Form, als sie der Art zu- kömmt; andere im Gestein liegende Stücke (z. B. Fig. 4 bei b) zeigen die Bauchschale in ihrer normalen Gestalt hö- her ansteigend. Man zählt vier dachförmige Falten auf der Höhe der Wulst, drei im Grunde des Sinus, sieben auf jeder Seite, ganz wie an Stücken von Daleiden. Terebratula longinqua n.sp. Taf. VI. Fig. 2a, b. Der breite Sinus bildet eine kaum merkliche Einsenkung, die Wulst eine entsprechende nur ganz schwache Erhebung in der entgegengesetzten Klappe. Beide Klappen‘ sind gleich gewölbt, ihre grösste Höhe in der Mitte. Gerundete Rippen vermehren sich durch Spaltung gegen den Rand hin; man zählt etwa fünf in Sinus und Wulst, fünf bis acht auf der Seite. Alle in Gesellschaft der vorigen devonischen Brachio- poden vorkommenden dichotomen Terebrateln entfernen sich zu sehr in der Form von der vorliegenden, um nähere Verglei- chung zu erlauben. Erst seit dem Erscheinen der devonischen Formation nördlich des Wadi el Hessi nimmt die Landschaft gegen Murzuk hin den Charakter eines Sandsteingebirges oder in Folge der Zerstörung des lockeren Gesteins den einer Sand- wüste an. Zwar wurden bis nach Murzuk keine Petrefakten weiter von OvErwEg gesehen; aber jenseits Murzuk nach Ghat hin wurden wieder paläozoische Formen beobachtet, und ohne Zweifel ist es die Formation des Wadi el Hessi, welche sich ununterbrochen bis über Murzx4: hinaus erstreckt. Zwei grössere Thaleinschnitte, das Wadi Schiati und das Wadi Rarbi, gliedern die Entfernung vom Fuss der Hammada bis Murzuk. Die Strecke vom Wadı el Hessı bis Wadi Schiati, drei Tagereisen, schildert Barru als eine wunderbar öde Land- schaft, gebildet durch ein Gemisch von halbzernagten nack- ten Plateauerhebungen und bald zu hohen Hügeln angehäuf- tem, bald in Streifen dahin gefegtem oder in Einsenkungen hingetriebenem Sande. Overwee beschreibt hier eine Re- 158 sion pechschwarzer Felsen, welche mit schroffen oft über- hängenden Kuppen aus dem mit glänzend schwarzen Steinen bedeckten Boden hervorragen. Es sind zum Theil schnee- weisse nur mit einer dünnen schwarzen Kruste überzogene Sandsteine, woraus jene Felsen bestehen und welche zerfal- lend den gelben Sand geben, der an dem Fuss der Hügel und oft bis auf deren Gipfel zusammengeweht wird. Am 24. April, dem zweiten Reisetage durch diese Wüste, sam- melte Overwee eine Reihe von Gesteinstücken, welche an- schaulich die Natur jener Erscheinung erläutern. Lockere weisse Sandsteine von geringem Zusammenhalt der Körner zeigen eine dünne Kruste von pechschwarzem schlackigen Brauneisenstein oder Stilpnosiderit; andere erhalten bräun- liche Eisenfärbungen in den verschiedensten Abstufungen und erhärten zugleich zu festem klingenden Gestein; auch diese letzteren erhalten die Kruste von Stilpnosiderit bis zu meh- reren Linien Dicke. Die festen, gehärteten, eisenfarbigen Gesteine sind wohl den Eisensandstein-Schalen zu verglei- chen, welche als ein Produkt der Verwitterung auch in un- serem Klima den von ähnlichen Sandsteinen gebildeten Bo- den bedecken; aber die schwarze glänzende Kruste, welche der Oberfläche mancher Stücke fast ein meteorsteinartiges Ansehen ertheilt, ist ein Produkt des atmosphärischen Was- sers unter einer heisseren Sonne, wie sich auch die Kalkstein- stücke, welche den Boden der Hammada bedecken, in einer eigenthümlichen, bei uns nicht zu beobachtenden Weise ge- furcht und zernagt zeigen. Der in vier beschwerlichen Tagereisen durchzogene Land- strich zwischen dem Wadi Schiati und dem Wadi Rarbi, schreibt OvErwEs, ist ein Sandgebirge; Berge und tiefe Thäler aus losem Sand (300 bis 400 Fuss hohe Sanddünen, sagt Barrr), steile Sandabhänge, scharfe Sandrücken. Nur an einer Stelle war unter dem Sand der nackte mürbe Sand- stein anstehend zu sehen. Bei Tekertiba erhoben sich die Reisenden über horizon- tale Schichten auf steiler Stiege zu der südlichen Thalwand 159 des lanchin gegen Ost durchzogenen Wadi Rarbi. Die Ge- steinstücke, welche Overwes hier am 4. Mai schlug, glei- chen nicht den Sandsteinen der Felsen zwischen Wadi el Hessi und Wadi Schiati. Während die letzteren zwischen den Quarzkörnern ein besonderes Bindemittel nicht unter- scheiden lassen, ist hier ein hartes thoniges oder thonstein- artiges Bindemittel ausgebildet, in welchem die Quarzkörner sich zerstreuen bis zu völlisem Verschwinden. Es kommen röthlich violette Färbungen vor, streifig mit lichten wechselnd. Kalksteine, welche Overwee bier glaubt gesehen zu haben, liegen der Sammlung nicht bei. Eine sandige Hochfläche mit flacheren oder tieferen mul- denförmigen Einsenkungen, welche zu weiteren Beobachtun- sen keine Gelegenheit bot, führt nach Murzuk, welches selbst in einer solehen Mulde, rings von Sandhügeln umgeben, ge- legen ist. Zwischen Murzuk und Ghat. Nach langem Aufenthalt in Murzuk wurde am 12. Juni die Reise über @Aat nach dem Sudan angetreten. Vom 7. bis zum 10. Juli sind die von Overwee zwischen Murzuk und Ghat gesammelten Stücke datirt, welche zu uns gelang- ten. Sie sind: 1. Ein Stück verkieseltes Holz vom 7. Juli. 2. Ein Stück rother Schieferthon mit Pflanzenresten, nach der beiliegenden Etikette aus einer 1 Fuss mächtigen Schicht unter vorherrschendem Sandstein und über kreide- artigem Kalkstein. Vom 8. Juli. Man erkennt darin eine plattgedrückte entrindete Sigillaria an den Durchgangsstellen der Gefässbündel. 3. Eine Partie von Stielstücken verschiedener Crinoi- deen, augenscheinlich aus einer Kalksteinformation herstam- mend. Vom 9. Juli. 4. Kalksteinstücke, worin Orthoceras, eine Gasteropode und undeutliche Zweischaler. Vom 10. Juli. 5. Eine kleine Kugel von Sandstein, in welchem die 160 (Quarzkörner durch ein braunes eisenhaltiges Cement ver- bunden sind, anscheinend eine concretionäre Bildung. Von 10. Juli. Diese Gesteine und Versteinerungen weisen auf eine aus mannigfaltigen Gesteinen zusammengesetzte Gebirgsfor- mation hin, über deren äussere Erscheinung die noch nicht publicirten, später eingegangenen brieflichen Mittheilungen von OverwEes und Barru Näheres enthalten dürften. Die Versteinerungen sind insofern wichtig, als sie, wenn auch nicht zu. bestimmteren Vergleichungen brauchbar, doch den Beweis liefern, dass auch noch jenseits Murzuk paläozoische Ablagerungen eine grosse Verbreitung besitzen. Sie können sehr wohl zum Theil derselben devonischen Formation ange- hören, welche nördlich von Murzuk zuerst am südlichen Rande der Hammada sichtbar wurde; indess macht das Vor- kommen des Schieferthones mit Resten von Sigillaria wahr- scheinlich, dass auch jüngere der Steinkohlenformation zu- zurechnende Bildungen vorhanden sind. Die Versteinerun- sen des Kalksteins, Crinoideenstiele und Orthoceras, könnten ebensogut aus einem devonischen Kalkstein wie aus Kohlen- kalkstein herrühren. Auf Taf. VI. Fig. 5 bis 11 sind die verschiedenen im Kalkstein zwischen Murzuk und Ghat am 9. und 10. Juli gefundenen Formen darstellt. Die Crinoideenstiele gehören wahrscheinlich zu verschiedenen Gattungen. Viererlei For- men sind zu unterscheiden: die erste, Taf. VI. Fig. 6a, b, dünn, walzig, mit hohen Gliedern und einem eigenthümli- chen Nahrungskanal, der aus zwei, bei einigen Stücken mit einander verfliessenden, neben einander stehenden feinen runden Kanälen besteht; die zweite, Taf. VI. Fig. 7a,b, dicker, mit kürzeren Gliedern und ähnlichem engen Nah- rungskanal; die dritte, Taf. VI. Fig. 9a,b, diek, mit sehr kurzen Gliedern und fünfeckigem engerem oder weiterem Nahrungskanal ; die vierte, Taf. VI. Fig. Sa, b und Fig. 10, mit höheren gleichen oder etwas ungleichen Gliedern und sehr weitem Nahrungskanal. Die Gelenkflächen sind bei 161 allen fein radıal gerippt. Von den beiden Orthoceratiten, welche in dem Gesteinstück Taf. VI. Fig. 11 durchschnitten sind, zeigt der eine die dünne Röhre des Sypho in centraler Lage. Die Gasteropode, Taf. III. Fig. 8, kann, wie an dem Stück besser zu sehen ist, der Nerita plieistria Psırr. (De Koninek Terr. carb. t. 42 f. 3) verglichen werden. Erklärung der Abbildungen auf Taf. IV. bis VI. Taf. IV. Fig. 1a,b,c. Exogyra Overwegi y. Buc#. Ausdem Wadi Semsim nahe dem Nordrande der Hammada am 15. April 1850. a die linke Klappe von oben, b dieselbe von der vorderen, e von der hinteren Seite gesehen. Taf. IV. Fig. 2. Exogyra Overwegi var. laevigata. Die linke Klappe von oben gesehen. Aus Fezzan nach Tripoli gebracht. Taf. IV. Fig. 3. Ostrealarva Lam. Mit der vorigen aus Fezzan nach Tripoli gekommen. Taf. IV. Fig. 4,5. Trigonia sinuata Park. Aus Hornsteinknollen im Kalkstein bei dem türkischen Castell Gasr Jefran in dem Jefrangebirge südwestlich von Tripoli. Am 9. Februar 1850. Fig. 5 vollständiger Steinkern der rechten Klappe; Fig. 4 der- selbe belegt mit dem Abdruck eines Theils der Schale. Taf. V. Fig. 1a,b. Inoceramus impressus »’Ors. Aus dem Wadi Tagidscha zwischen Mizda und dem Nordrande der Hammada am 13. April 1850. Taf. VI. Fig. 1 bis 4. Versteinerungen aus dem devonischen Sandstein vom südlichen Plateauabfall der Hammada gegen das Wadi el Hessi herab am 22. April 1850. Fig. 1a,b,c. Terebratula Daleidensis Fern. Rorn. a Ansicht der Rücken-, b der Bauchklappe, c von der Seite. Fig. 2a,b. Terebratula longinquan.sp. a Rücken-, b Bauchklappe. Fig. 39a,b. Spirifer Bouchardi Vern. a Rücken-, b Bauchklappe. Fig. 4. Gesteinstück, worin bei a eine Rücken-, bei b eine -Bauchklappe von Terebratula Daleidensis, bei ce zwei Rückenklappen und bei d eine Bauchklappe von Terebra- tula longinqua. Taf. VI. Fig. 5 bis 11. Paläozoische Versteinerungen aus Kalkstein zwischen Murzuk und Ghat am 9. und 10. Juli 1850. Zeits. d. d.geol, Ges. IV. 1. 11 - 162 8. Ueber dıe Substanzen, die sich ın den Fumarolen der Phlegraeischen Felder bilden. Von ARCHANGELO ScaccHi. (Im Auszuge mitgetheilt von Herın J. Rorn in Berlin.) Hierzu Tafel VII. Fig. 1—6. Im ZRendiconto della Reule Academia delle Scienze di Napoli und in einem Abdrucke daraus unter dem Titel: Memorie geologiche sulla Campania, Napoli 1849 hat Scaccaı eine Uebersicht der in den Fumarolen sich bildenden Sub- stanzen geliefert, aus der im Folgenden das Wesentliche wiedergegeben ist. Scacenı betrachtet seine Arbeit nur als einen Beitrag, der zu weiteren Untersuchungen auffordern soll. Alotrichin Scacchi. 2FeS+2AS+54H. Weisse, seidenglänzende Fäden; leicht im Wasser lös- lich; die hellgelbe Lösung krystallisirt nicht, sondern hinter- lässt eine warzig-fasrige Kruste. Der Luft ausgesetzt wird die Substanz zum Theil rostfarben; beim Erhitzen giebt sie Dämpfe von Wasser und Schwefelsäure und wird roth. Wenn die Substanz von fremden Einmengungen frei ist, giebt sie mit Ammoniak einen grünlichen und mit Kaliumeiseneyanür einen reichlichen blauen Niederschlag; daraus schliesst Scaccaı, dass das Eisen als Oxydul vorhanden ist. Nach seinen Ana- lysen findet sich derselbe Alotrichin in Rocca lumera in Si- cilien als gelbliche Fasern. Alotrichin ist die häufigste Bil- dung in den Fumarolen der Solfatara; ferner findet er sich bei den Bädern von Sarz Germano, in der Acqua dei piscia- rellı und an einigen Punkten der Insel Ischia. 163 Alaun. Alunogene BEUDanT. (A: S’ + 18 H.) In der Solfatara und in der grotta dello zolfo am Ha- fen von Miseno kommen stets Alaun und Alunogen gemischt vor, bald als körnige, faserige, blättrige Masse oder als we- nig zusammenhängende Schüppchen. Der Alaun ist Kali- alaun. In der grotta dello zolfo überwiegt in der Mischung den Alaun; in der So/fatara, besonders in der schuppigen Varietät der Alunogen. Die wässrige Lösung giebt zuerst Alaunkrystalle und später einen weissen, fasrigen Rückstand von Alunogen. Voltait Scacchn. Antologia di Scienze naturali. Napoli. 1841. p. 67. Schwarze. undurchsichtige, glänzende Krystalle, dem regulären System angehörig.*) Bruch uneben, von Fettglanz. Pulver graugrün. Leicht mit gelber Farbe in Wasser lös- lich; die Lösung enthält Schwefelsäure, Eisenoxydul und Eisenoxyd. Vor dem Löthrohr geben die Krystalle Wasser und Schwefelsäure aus und hinterlassen einen erdigen, rothen Rückstand. BrEISLARK **) hat schon 1792 eine elegante Beschreibung des Voltaits veröffentlicht, allein der Voltait blieb unbeachtet, bis Scaccnt 1841 ihn unter diesem Namen beschrieb. Spä- ter hat Durr£noy ***) aus Missverständniss angegeben, dass Koseır unter dem Namen Voltait eine in Oktaödern kry- stallisirte Substanz beschrieben habe, die DuFR£noy unter den Rückständen von der Destillation des Schwefels aus der Solfatara gefunden hat. *) Combinationen des Okta@ders mit dem Rhombendodekaeder und Combinationen von Würfel, Oktaäder und Rhombenoktaäder hat Scacchı beobachtet. **) Essai mineralogique sur la Solfatare de Pouzzole. Naples. 1792. p. 155. 156. *#*) Traite de mineralogie. Paris 1847. t. 3. p. 787. 1 Me 164 Der Voltait kommt nur in kleinen, meist undeutlichen Krystallen vor, deren Grüppchen mit Alotrichin gemengt sind. Obgleich die Krystalle nicht selten sind, so ist es doch schwer, sie von den fremden Beimengungen zu trennen und auch die grössten (von 24 Millimeter Durchmesser) zei- gen im Innern Alotrichin und einen erdigen graugrünen Kern. Da die Form der des Alauns gleich ist, vermuthet Scaccui, dass die Krystalle aus FeS 2 ge 8% 2 94H bestehen, also einen Alaun darstellen, in dem Kali durch Fe und die A: durch Fe ersetzt ist. Man muss den Voltait an Ort und Stelle beobachten, weil die Krystalle, einige Tage der Luft ausgesetzt, ihren Glanz verlieren, graugrün oder roth werden und sich schliess- lich ganz zersetzen. Scaccrı glaubt nicht, dass der Voltait von zersetzten Kisenkiesen herrühre, sondern vielmehr eine Neubildung aus Schwefelsäure und den Eisenoxyden sei, die von der Zer- setzung des Gesteins der Solfatara herstammen; denn sie entstehen, so, dass sich auf dem Alotrichin ein schwarzer Punkt bildet, der sich allmälig vergrössert und sich oft mit andern nahe gelegenen schwarzen Punkten vereinigt. So bilden sich unter den Augen des Beobachters Rosetten von Voltait, die sich zuweilen wie Flechten über das Gestein ver- breiten und nicht selten von Alotrichin eingehüllt werden. Coquimbit. H. Rose. Mitten im Alotrichin, besonders in der fasrigen Abän- derung, findet er sich in etwas glänzenden, weissen oder gel- ben Körnern, die oft kleine, selten mehr als 5 Millimeter im Durchmesser zeigende, Knötchen bilden. In Wasser langsam zu einer gelbröthlichen Flüssigkeit löslich, die bei grosser Verdünnung sich bald trübt und später einen röth- lichgelben Niederschlag fallen lässt, während sie im concen- trirten Zustande lange Zeit klar bleibt. Die Lösung enthält S, At, Fe und Fe. Vor dem Löthrohre verhalten sich die Körner wie der Voltait. In Glasgefässen halten sie sich selbst 165 bei langer Berührung mit der Luft unverändert, aber in Be- rührung mit Papier oder einer andern Wasser absorbirenden Substanz, werden sie roth und das Papier wird von der Schwefelsäure zerfressen. Scacenı schreibt den Gehalt an Eisenoxydul und Thonerde beigemengtem Alotrichin zu, und berechnet aus dem Reste nach seinen Analysen die von H. Rose für den Coquimbit gegebene Formel Fe S’ — 9 H. Da der chilenische Coquimbit nicht nur in Körnern, son- dern auch in sechsseitigen Prismen vorkommt, hoffte Scacenı ‚aus der wässrigen Lösung Krystalle zu erhalten, aber er er- hielt nur eine gelbe warzige Masse gemengt mit vielen weis- sen Fasern, die ohne Zweifel Alotrichin waren. Bisweilen kommt in sechsseitigen Prismen krystallisirt bläulicher Coquimbit in der Solfatara vor, und eine zimmt- braune, rindenförmige krystallinische Varietät. Die blaue Färbung rührt nach Scaccnr’s Versuchen nicht von Man- gan her. Gyps. Besonders an der östlichen Seite der Solfatara und an den Colli leucogei findet sich Gyps in grosser Menge, Ge- wöhnlich überzieht er die Oberfläche der Gesteine, und zwar oft in kugligen Massen, bisweilen füllt er die Gesteinsspal- ten aus und bildet dann kleine Nester mitten in den erdigen Substanzen. Man kann nach Scaccaı seine Bildung in die- sen Fällen nicht noch jetzt thätigen Fumarolen zuschreiben, sondern er verdankt alten Fumarolen sein Dasein und seine jetzige Lagerung beruht auf Absatz aus wässriger Lösung. Obwohl die den noch thätigen Fumarolen ausgesetzten Gesteine Kalk enthalten, so findet man doch kaum eine Spur Gyps unter den übrigen auswitternden schwefelsauren Sal- zen. Der im Wasser schwer lösliche Gyps bleibt nämlich im Innern der zersetzten Gesteine mit den übrigen unlösli- chen Zersetzungsprodukten gemengt und bildet dann eine weisse Erde, sogenannten Bianchetto. Nie findet sich Gyps daher auf dem Trachyt oder dem Tuff der Phlegräischen 166 Felder, die der Einwirkung der Fumarolen ausgesetzt sind. Einige Stücke von Ziegeln oder Backsteinen von dem alten, an der östlichen Seite belegenen Hause der Solfatara, die der Einwirkung der Fumarolen ausgesetzt waren, zeigten sich sehr zerklüftet und in den Klüften fanden sich viele zierliche Aederchen und Ueberzüge von Gyps. - Bittersalz. Glaubersalz. Man sollte die Gegenwart beider Salze in der Solfatara und an andern Orten der Phlegräischen Felder, wo Fumaro- len vorhanden sind, vermuthen. Scaccsı hat sie nie gefun- den, BREISLAK versichert beide in der Solfatara gefunden zu haben und zwar nur in den Grotten an der Nordseite der Solfatara als weisse Fasern, deren wässrige Lösung sehr gute Krystalle gab. Misenit. Neue Species. Schmutzig weisse, wenig zusammenhängende, seiden- glänzende Fasern. Leicht schmelzbar und leicht in Wasser löslich; Lösung bitter, sauer vergirend. An der Nordseite des Hafens von Miseno liegt eine Grotte im Tuff, die sogenannte Grotta di zolfo, die nur vom Meer aus zugänglich ist. Da man in ihr keine deutliche Dampfentwickelung wie bei den Fumarolen sieht, auch an dem Gestein keine bemerkbare Erwärmung wahrnimmt, aber einen starken Schwefelgeruch bemerkt, und da die Wände der Grotte mit Salzen überzogen sind, so sieht man leicht, dass sich hier im kleinen Maassstabe die gewöhnlichen Phänomene der Fumarolen wiederholen. Obgleich die Spalten des Ge- steines mit Alaun erfüllt sind, so hat dasselbe doch seine natürliche Farbe behalten und auch aus seinem Gefüge lässt sich nicht auf merkliche Zersetzung schliessen. Seaccaı leitet die Verschiedenheit der Erscheinungen hier und in der nahen Solfatara vom Fehlen der Wasserdämpfe ab. Trotz des Namens ist in der Grotta dello zolfo kein Schwefel zu sehen, ; 167 kaum eine Spur. pulverigen Schwefels bleibt beim Auflösen der die Wände bedeckenden Salze übrig. Nur als Scaccnı 1840 die Grotte besuchte, fand er Mi- senit, später konnte er nur Alaun finden. Der Misenit bil- dete 3 bis 5 Millimeter dicke, sehr feinfaserige Rinden. In ihnen war kein Chlor, wohl aber eine Spur Eisenoxyd und Thonerde aufzufinden. Scaccn!'s Analyse entspricht genau genug der Formel Ka S’ + H, obwohl er selbst eine Bei- mengung von etwas neutralem schwefelsaurem Kalı annimmt. Mascagnin. Karsten. Etwa in der Tiefe von 4 Meter findet sich neben der grossen Fumarole mit Salmiak und Rauschgelb zusammen auch Mascagnin. Der Salmiak überzieht krustenförmig den körnig-krystallinischen Mascagnin, der mit etwas Alotrichin gemengt ist. Scaccnı leitet seine Bildung aus Zersetzung des Salmiaks ab. Ammoniakalaun. Er kommt in der Solfatara unter denselben Verhältnis- sen wie Mascagnın vor und zwar in zwei Varietäten: als compacte graue Masse von splittrigem Bruche, die auf der Oberfläche oder in inneren Hohlräumen verworren krystalli- nisch ist, oder als kleine weisse, opake Massen, die sich leicht mit dem Nagel ritzen lassen. Die wässrige Lösung gab Okta&der mit kleinen Würfel- flächen. Schwefel. Die Flächen iı und m’ (Fig. 1) findet Scaccnı nirgend angeführt. Die Flächen n und B sind weniger häufig und gehören auch neuen Formen an. Die Flächen m? und e°, gleichfalls neu für den Schwefel, hat Scacenı nur einmal beobachtet. Alle diese Formen kommen in geringer Tiefe in den kleinen Schwefeladern unter der Oberfläche der Soltatara vor. 168 Von bekannten Flächen findet sich die Abstumpfung der stumpfen Seitenecke der Grundform bei e nicht an den Kıy- stallen der Solfatara. Aber nach Scaccnt ist ihre Existenz zweifelhaft, da ihre Neigung zu den anstossenden Flächen ‚nie gemessen ist. Es scheint, dass’ Haüy*) und die späte- ren sie nach Roms pe L’isLe’s**) Figur citirt haben. Ist sie vielleicht identisch mit der Fläche B, die sich bisweilen als Abstumpfung der scharfen Seitenecken des herrschenden Rhombenoktaöders m findet? In der folgenden Uebersicht sind die hauptsächlichsten goniometrischen Messungen an Schwefelkrystallen von Scaccuı zusammengestellt. Uebersicht der Flächen der Schwefelkrystalle. Nach Nach Gefunden. Berechnet. Haüy. MirscHErLich. N Be 99207 07°°°7900207°07 ı 90%°0270777 7900207 AUSTIO RN EN 9 90 90 90 Al ea 147. 27 147 34 10 TAN ICH ne 117 42 117 40 50 ASCHE RN 113 3 113 6 Ar. Emo. A878 148 51 Arme. 2 2.1134,49 134 47 20 134 56 At: mann. .82.12929 123 30 10 ARE R SIN ERS 105 19 108 15 40 105 21 30 Ian. RE 115 50 115 53 30 En N 101 46 20 1023 40 48 ***) VER rer 133 48 133 46 NS REN 124 36 124 38 20 123 49 54 mr. m 20200025 106 25 107 18 40 106 38 mim 4hrin le 143:.22:405,3143 22:403:143, 1 7,4884143 7, m :m’(hinten) 85 5 ST, 84 24 4 84 58 In. Man 1927390807. °132:197 290492229 ne a. Ann 143 12 30 MI WO 161 40 161 41 20 161 33 54 161 38 30 DE ATI AR EN 160 4 160 2 50 RO N ER 146 38 146 35 30 *) Traite de mineralogie Paris 1801. tom. 3. p. 279. pl. 62 fig. 40. **) Tom I. p. 295. var. 2. sr) 101° 47° 20° Levy. +) Die Winkel von m : m’ und von m : m‘ sind die Grundlage der berechneten Winkel. 169 Das Axenverhältniss von a: b: eis = I : 0,5246 : 0,4265 und die Bezeichnung der Flächen: A — (a 2 0 bE:, 6) mr (a 3b, ::c) B=(@a:b@:e) m= (at: 2b): 276) EIBE=H(AUBEFTDNTC) un Ce) east —=1(ar:53 b;i,@8,,e) m. (ay:18| b :28j6) 1 ZMCBEITENG) nı (a 23b:2920) ©. VCH ISA) An den Schwefelkrystallen aus Sicilien liessen sich nur bekannte Flächen auffinden. Die Krystalle aus der Solfatara von Cattolica, die vom Prof. GiuLıano GiorDana gesammelt sind, boten dagegen die merkwürdige Erscheinung, dass sie alle Zwillinge sind und dass die Umdrehungsaxe rechtwinklig auf o ist. In Fig. 2 sieht man, dass die Flächen m und m’ einspringende Winkel mit den Flächen m’ und m? des an- deren Krystalles bilden. Die Neigung von m : m’ ist 157° 33’ und die von m? : m?’ ist 163° 24; eine Neigung, die mit Zugrundelegung der angenommenen Zwillingsebene, der Be- rechnung sehr nahe kommt, die für die erstern Flächen 157° 398,0 undeilır m "m 163° 21 ergiebt. Schwefelabsetzende Fumarolen sind selten auf Ischia; in der Gegend der Acqua dei pisciarelli, bei den Bädern von San Germano und im Krater der Solfatara sind sie häufiger als in den übrigen Partieen der Phlegräischen Felder. Der Schwefel setzt sich fortwährend in den Windungen (spiragli) der Fumarolen oder wenig unter der Bodenoberfläche ab und erfüllt dann die Gesteinsspalten als kleine Adern von höch- stens 9 Oentimeter Dicke, die an den Wänden faserigen Schwefel, in der Mitte Krystalle zeigen. Nach BrEısLaX *) findet sich der Schwefel nur eben unter der Bodenoberfläche, daher glaubt er, dass er sich aus dem durch den Sauerstoff der Luft zersetzten Schwefelwasserstoff bilde und nur da sich finde, wo diese Zutritt hat. Nach Scacchı steigt aus sehr grosser Tiefe Schwefeldampf auf; Schwefel kann sich daher auch da absetzen, wohin Luft nicht eindringt. Wasserdampf und Schwefeldampf kommen nicht aus *) ]. c. p. 128 bis 130. 170 demselben Heerde. Im Krater der Solfatara und an seinen Rändern finden sich neben schwefelabsetzenden Fumarolen andere, die keine Spur Schwefel absetzen und nach 15jähri- gen Beobachtungen bleibt dies Verhältniss konstant. Die Wasserdämpfe leitet Scacenı von*den durch das erhitzte Gestein in Dampf verwandelten eingedrungenen Tagewas- sern ab, die dann mit den Schwefeldämpfen aus derselben Spalte ausströmen können. Dass in der oben erwähnten Grotta dello zolfo kein Was- serdampf sich entwickelt, rührt wahrscheinlich daher, dass das dortige Gestein im Innern für Wasser impermeabel ist und dass daher das Wasser nicht dahin gelangen kann, wo es sich in. Dampf verwandeln würde, Schwefelkies. Er gehört zu den seltnern Substanzen der Phlegräischen Felder und nur bisweilen findet man ihn in schlecht ausge- bildeten Krystallen in den zersetzten, nie aber in den frischen Gesteinen der Solfatara. Die Zersetzungsprodukte des Kieses gehen ein in die Zusammensetzung des Alotrichins, des Vol- taits und Coquimbites und reines schwefelsaures Eisenoxydul findet sich nicht in der Solfatara. Realgar (Risigallo). In der grossen, Bocca della solfatara genannten, Fuma- role und da, wo am Ende des vorigen Jahrhunderts ein Thurm erbaut wurde um die Wasserdämpfe zu verdichten, findet man bisweilen auch Realgar. Auch in einer gewissen Tiefe unter der Oberfläche findet es sich bisweilen in grösse- rer Menge, fast immer mit Salmiak, bisweilen mit Mascagnin, Ammoniakalaun und sehr wenig Borsäure gemengt. Es ist immer krystallisirt; die Krystalle überziehen anfänglich die Wände der Gesteinsspalten, bis zuletzt die ganze Spalte von einer grobkörnigen Realgarmasse erfüllt ist. Nicht selten sind die Ausfüllungen zum "Theil aus Realgar, zum Theil aus faserigem Salmiak gebildet. 171 Die Farbe, besonders der grösseren Krystalle, ist ein schönes Dunkelroth und das Pulver, das gewöhnlich die cha- rakteristische orangengelbe Farbe zeigt, hat bisweilen die Farbe der Mennige und nach BreısLax*) ist es bisweilen als Zinnober verkauft,” Das Pulver einer andern weniger häufigen metallisch glänzenden schwärzlich grauen Varietät des Realgars ist konstant mennigfarben. Das Realgar scheint sich ohne Zweifel als Realgardampf aus dem Erdinnern zu entwickeln, ähnlich wie der Schwefel. Trotz aller Nachforschungen hat Scaccnı als Begleiter des Realgars nie arsenige Säure oder eine andere Arsenverbin- dung gefunden. Auch Schwefel, der so häufig in der Sol- fatara ist, kommt nie in derselben Ader mit dem Realgar vor. Da die Krystalle so klein sind (selten übersteigt ihr Durchmesser 2 Millimeter) und der Flächen so viele, so ist die goniometrische Messung höchst schwierig. PnırLıps, Levy und Marıcnac**) haben 17 Flächen der Realgarkry- stalle beschrieben, alle beschreiben dieselben Flächen, mit Ausnahme der Fläche B (Fig. 3 a), die Pnırtirs nicht beob- achtet hat. An den Krystallen aus der Solfatara finden sich drei bisher nicht beobachtete Flächen r*, 0°, 08, deren Nei- gungen zu den Flächen des Grundprisma’s bestimmbar wa- ren (Fig. 3a). Nur an zwei Krystallen konnte Scaccnt die Fläche p‘ wahrnehmen, deren Kleinheit die Messung un- möglich machte. Nach dem Gesetz des Kantenparallelismns muss ihre Bezeichnung (a : 4b: &c) sein. Bisweilen sind die Krystalle nach der Richtung der Axe, die die Flächen A verbindet, verlängert; häufiger noch im Sinne der Axe, die durch die Flächen B hindurchgeht. Im letzten Falle sind die Flächen o?, o etc. oft auf einer Seite sehr gross, während sie auf der andern sehr klein sind; die Krystalle gewinnen dann ein Ansehen, als ob sie zum ein und eingliedrigen (triklinischen) Systeme gehörten. Nicht Bllc&p: 108. **) Note sur les formes ceristallines du realgar par M. DescroizEaus. Annal. de Chimie et Physique. 1844. tom 10. p. 422 bis 426. pl’ 5. 172 selten sind die Flächen e. i und s? in dem Maasse vorwal- tend, dass der Krystall von einer fünfseitigen Endfläche be- grenzt erscheint. Immer sind in den Krystallgruppen die Axen der einzelnen Krystalle parallel; einzelne Gruppen sind 22 Millimeter hoch und nur 4 Millimeter breit. Uebersicht der hauptsächlichsten goniometri- schen Messungen der Realgarkrystalle. Nach Nach Gefunden. Berechnet. Paıtrips. MAaRIGNAC. VE I 90° 9° 90550207 22202202 90.0504 AB. 113 38_..113,35 *113 55 ISCH re 40 30 40 22 30 Attsielssrl 223% 69 50 69 53 80? Base 199.37 1.135 58 *135 58 Bi: Te2 rn 106 24 106 27 3 106 29 INS P 1567 42 156.730 1536-30 156 1 830b Al2EE 2...-.208318820 3438921710E1382 138 20 b. Ausi3nktn.zeil. 126 50 126 51 20 126 50 126 52b. Birzosge 161 50 161 46 50 Ber Or ee. 146 37 146 38 30 146 25pb. 146 38 30b DE DEREN 135 .13:0 13521407) 1357252 433 20! IB Ol oe 4197419, 127.13 197: bs 32733 B 2:01,00. 2. 116 50 116 51 20 u 110 47 40 110 42. 110 47 30b AN 7RO2H NEE 112.39 :112 48 50 RE AT 109 47 30 109 43 Ar:202 2. u 106 41 106 46 1: A 104 10 104 11 40 104 6 104 8 Aalen 100 30 100 33 10 ur Bra 95 16 30 AS 70 57 70 59 Be es 105 38 108 40 50 108 40b. 108 43b. Atton2 1FIRER 46 235 46 20 30 Casnzse. 4 11537 :6,,.1155.0550 2114250 SE Hdh, NEE 56 9 CR ER 133°97-71392.0.900 7182 A0) pet YA: Sın2 ie: 63 42 40 CA:.n2 2.00 144 30 144 27 10 144 19h. 144 30 b. Ar pi ame. 156 12 40 WR BEER? 103 38 NO ee 161 40 161 29 40 SE Se 100 35 100 41 20 ESERB2EN N, ! 149 15 149 °9 149 12 149 5 CEFE2ER 25 24107:.29-%2107926730 107 26 b. 173 Das Axenvyerhältnis vona:b:cist=1 : 0,74023 : 1,02788 und die Bezeichnung der Flächen: NINE RE WELT EI) ol =(@ra: 0b: 76) 1 (ea ER) oa =(wa:br:te) Ela a 4, bb) ..c) old loaa Sale) em ı(arı bi 0,0) mas —E(a:abE:02. ch) BEE ela 27: Mc) Dee Mar 2002 OS ei — (at: Worb 920) DIR Hard CH) u (a2: 094bir:c) n2 „—4 (al: 2b), ic S) Bela 220 be: 2c) pissar Ab FA) DE —UCH EINES) 1 — (ade 20) o = (wial:lbire) Sa — Ha: 2 Dei) 0% —(R,a:bn2c) Bei der Berechnung der Winkel sind der Rechnung zu Grunde gelegt dieselben Messungen, die Marıcsac dazu angewendet hat; sie sind mit einem Sternchen bezeichnet. Scaccnı hat diese seinen eignen Messungen vorgezogen, ob- wohl der Unterschied nicht über 3 Minuten beträgt, weil er Ursache hat zu glauben, dass die von Marıcnac gemessenen Krystalle genauere Messungen gestatteten. In der dritten und vierten Spalte bedeutet b hinter den Zahlen, dass Prur- zıps und MArısnac diese Neigungen nicht direct gemessen haben; diese Zahlen lassen sich aber ohne Mühe aus ihren Messungen ableiten. Die Fläche o: kommt nach Scaccnı nie an den Realgarkrystallen der Solfatara vor. Fig. 3 a ist eine Projektion auf die Fläche B, Fig. 3b aufdie Fläche C. Dimorphin. Neue Species. Pomeranzengelb, sehr glänzend, durchscheinend bis durchsichtig, sehr spröde, ohne entschiedenen Blätterdurch- gang. Das saffrangelbe Pulver riecht erhitzt angenehm, (tramandando grato odore), schmilzt und wird roth. Unter- bricht man dann die Einwirkung der Wärme, so behält es mehrere Tage diese Farbe und die Durchsichtigkeit. Weiter erhitzt wird es braun, giebt viele gelbe Dämpfe, entzündet sich und verbrennt ohne Rückstand. Mit Soda giebt es im Kolben vor dem Löthrohr Knoblauchgeruch und ein dunkel- graues, metallisch glänzendes Sublimat. In Aetzlauge, auch in kalter, ist es zum Theil löslich 174 unter Hinterlassung eines braunen Pulvers. In Salpetersäure löset es sich bei mässiger Wärme vollständig. Die Krystalle gehören zum System des rectangulären Prisma’s und das Axenverhältniss ist a:b:ce = 1: 1,287 : 1,153 oder wie 1 : 1,658 : 1,503. Das spec. Gewicht beträgt 3,58.*) An- fänglich hielt Scaccni diese Krystalle, die mit denen des Realgars in der Solfatara zusammen vorkommen, für Rausch- gelb; aber der starke Diamantglanz, die Sprödigkeit, das Fehlen der charakteristischen Blätterdurchgänge des natürli- chen Rauschgelbs liessen vermuthen, dass sie aus Schwefel mit etwas Realgar beständen. Die Substanz kommt zwar immer krystallisirt vor, aber die Krystalle sind höchstens von + Millimeter Durchmesser, was ihre Messung sehr schwierig macht, indessen sieht manleicht, dass sie keine Schwefelkrystalle sind. Die Messungen weichen so von einander ab, dass viele Zweifel übrig bleiben und diese Mittheilung nur als vorläu- fige Notiz gelten kann. — Die Krystalle haben zwei ver- schiedene Formen, so dass sie nicht derselben Mineralspecies anzugehören scheinen, daher hat Scaccnı den Namen Dimor- phin gewählt. Auf die häufigste Form (Fig. 4) beziehen sich die folgenden Messungen. Gefunden. Berechnet. A 2B 02 #49590020% 990% 0° A a a) 90 B OH 90 90 A oe A 142 10 =A Tone 13040 130 40 B „02. 2215052 150 49 B 0 131 43 131 50 Ef) o’ ..183 40 83 40 02 Dot 121 38 m sl 111 10 mhinten: m’ 119° 2 119 14 m’ ei a 145 40 145 35 m’ Ber 2.7 :,120,44 2120523 m! OR 124 25 o eo. 161 1 *) Diese Bestimmung ist mit ungefähr einem halben Gramme kleiner Kıystalle gemacht und könnte vielleicht etwas höher als das gefundene sein. 175 Daraus folgt das Axenverhäliniss a:b:c = 1: 1,287 : 1,153 und die Bezeichnung der Flächen: Zi (AEIDWB :U@0 c) ei are Te) Ber ar: b: @c) Ela ED) e= (a: @b;.e) O2 alla be227C) ee ehe) Für die andere Form (Fig. 5) ergeben sich folgende Winkel: Gefunden. Berechnet. B 16; 90° 90° 0 *=m mi... 120.40 120 40 m’ INFaren en 83 52 mhinten: m‘... . 126 29 126 40 m’ stepe2l:,.130/48 150 20 *m/’ i „1593-20 153 20 m’ DB’... 116 40 64 m.10119738 119 40 B e 3 121 6 C i . 133 32 123 35 ehinten: e . 117 42 117 48 ihinten:i ....112 4 112 45 02 sjo2ät rg, 221.48 122 14 B "lo2/ 7.3 15177 Daraus folgt das Axenverhältniss a:b:e = 1: 1,058 : 1,508 und die Bezeichnung der Flächen: 1 3, CE ae) Een — (al Ob Maorc) I — IE ER ER ER) Bla :Heab: Fe) a — (22:2, b2:5c) 027 —a (cos2 = br :,%c) Das Verhältniss der Axe b zur Axe c ist in beiden Typen fast dasselbe; ebenso das Verhältniss der Axe b des ersten zur Axe b des zweiten Typus. Dasselbe gilt von der Axe c des ersten zur Axe ce des zweiten Typus; unge- fähr ist das Verhältniss wie 9: 7 bis auf geringe Unter- schiede, die bei Messung so kleiner Krystalle unvermeidlich sind, zumal da man bei den sehr kleinen schlecht spiegeln- den Flächen für Unterschiede von etwa 20 Minuten nicht einstehen kann. Berichtigt man nach dem angegeben Ver- hältniss von 9 : 7 die Messungen der Krystalle des zweiten Typus nach denen des ersten Typus, so erhält man: m Sim ot BAR, 119058‘ e : e hinten... . 117°42° m EN. ee 84 22 i vi hinten... . 111 58 miluntent:uml 2... 8, 126 4 Oel 121 38 176° Berne sn) u) 121° ,9: Orb: are 124° 4/ BRo2u, en. 150 52 und die Bezeichnung der Flächen des zweiten Typus wird dann: m=(a:2b:2?oe) er —=1(a237012.%0,.0) i’= (a8 :ıbii® c) Nicht allein beim Dimorphin kommt es vor, dass bei Krystallen derselben Mineralspecies zwei oder mehre Typen auftreten, we dann die Flächen des einen Typus grösstentheils verschieden sind von denen des andern Typus und was noch auffallender ist, dass zwei ‚gleichnamige Axen der verschie- denen Typen ein ziemlich complieirtes Verhältniss zeigen, Ein anderes noch deutlicheres (rilevante) Beispiel der Art findet sich am Humit oder Chondrodit des Monte Somma. *) Die Humitkrystalle zeigen drei verschiedene Typen; der erste hat 13 Flächen, der zweite 16, von denen nur eine mit denen des ersten Typus übereinkommt und der dritte 23 Flächen, von denen eine im ersten und zweiten Typus vorhanden ist und ausserdem hat sie 2 Flächen gemeinsam mit dem ersten Typus. Setzt man die Axe a bei allen 3 Ty- pen gleich 1, so hat b dasselbe Verhältniss zu e inallen drei Typen; aber a hat weder zu b noch zu c dasselbe Verhältniss. Nennt man das Verhältniss von b zu c beim ersten Typus R, beim zweiten Typus S, beim dritten Typus T, so ist Rb:18922171315 RN ATEZ 982 5 FEINSTE SER I7SEMAT. Vergleicht man die Krystalle des Dimorphins mit denen des Rauschgelbs, die zu demselben System gehören, so findet sich grosse Aehnlichkeit. Nach Larvy’s**) Beobachtungen würde Fig. 6 seine Rauschgelbkrystalle darstellen, weshalb sich Scacckı seiner Buchstaben für die Bezeichnung der Flächen bedient hat. Die Neigung von m : m’ ist 117° 49, fast dieselbe wie die von e : e hinten. Fig. 5 = 117° 48 *) Pocc. Annal. Ergänzungsband 3. 8. 161 ff. **) Levy Desc. d'une collection de minerauz formee par M. HEULAND. Londres 1837. tom. 3. pag. 281. Taf. 74. fig. 2. 177 oder 117° 42; ferner ist der Winkel a : a Fig.6 = 96° 38 sehr nahe dem Winkel von o : o hinten Fig. 4 = 96° 20. Trotzdem stehen die Krystalle des Rauschgelbs und des Di- morphins nicht sehr nahe, denn die Lage der Flächen m und a Fig. 6 entspricht nicht der Lage der Flächen e Fig.5 und o Fig. 4. Die Sprödigkeit und das Fehlen der Blätter- durchgänge im Dimorphin bilden einen weitern Unterschied zwischen dem Rauschgelb und dem Dimorphin. Die chemische Zusammensetzung des Dimorphins ist von Scacchı nicht genau ermittelt. Er scheint nur aus S und As zu bestehen, wenigstens hat Scaccnı keine anderen Be- standtheile auffinden können. Er lösete 0,560 Gramme rei- nen Dimorphins, ohne sie zu pulvern, in Salpetersäure bei mässi- gem Erhitzen auf. Das Mineral lösete sich vollständig, und nur wenige rothe Partikeln (1 Milligramm) blieben ungelöst. Die salpetersaure Lösung, mit Ba€l im Ueberschuss nieder- geschlagen, ergab 0,999 Ba8 = 0,1375 S. Nimmt man den Rest als aus As bestehend an, so besteht der Dimorphin aus As’S’ (As =: 936,48) = 24,55% S und 75,452 As. Scaccnı selbst hält diese Analyse nicht für entscheidend, und wünscht Wiederholung derselben. Der Dimorphin kommt unter denselben Verhältnissen wie der Realgar vor; oft sitzt er auf den Krystallen des letzteren. Oft überzieht Dimorphin allein in der Tiefe die feinen Gesteinsspalten in der grossen Fumarole der Salfatara. Meistens bildet er Krystalleruppen, in denen die gleichnami- gen Axen parallel sind. Rauschgelb in der Solfatara aufzufinden ist Scaccnt nie gelungen, obwohl BrEisLax es daselbst gefunden haben will. Schwefelwasserstoffgas findet sich, obwohl sparsam, unter den Produkten der Solfa- tara ; aber es liefert nicht den Schwefel, vielmehr erzeugt es sich aus dem Schwefeldampf und den Wasserdämpfen. Zeits, d.d. geol. Ges. I. 1, 12 178 Mispickel (Arsenikkies). BreisLar *) versichert an der östlichen Wand der Sol- fatara nahe bei der’grossen Fumarole auf der Oberfläche ein Stück von Mispickel von etwa 3 Cubikfuss-Inhalt gefunden zu haben. Im Innern war die Masse hohl; die Höhlungen waren mit Auripigment überzogen, und mit der Terra bianca ausgefüllt, die von der Zersetzung des TTrachytes und der Conglomerate durch die Dämpfe der Fumarolen gebildet wird. Der Mispickel war faserig. Wenn Schwefelkies durch die Wirkung der schwefligsauren Dämpfe auf die zersetzten Gesteine in der Solfatara entsteht, so kann Mispickel ent- stehen durch die Wirkungen der Realgar- und Dimorphin- dämpfe. Salmiak bildet sich, obwohl sparsam, in den sogenannten Mündungen (bocche) der Solfatara da, wo die Dämpfe reichlich ausströmen. Hamivron **) erwähnt in seinen Campi Phlegraei, dass damals mehr als 2 Oentner Salmiak in der Solfatara jährlich ge- wonnen wurden. Es ist wunderbar, dass seit so langer Zeit dieses Salz sublimirt, zu dessen Entstehung die atmosphäri- sche Luft wohl nicht beiträgt; es ist das einzige chlor- haltige Produkt an der Solfatarı. Es findet sich in den Windungen (spiragli) der Fumarolen und auch unter der Oberfläche, dort vielleicht noch reichlicher als an freier Luft; es füllt alsdann als faserig körnige Masse die Gesteinsspalten aus. Rhombendodeka@der des Salmiaks hat Scaccnı in der Solfatara, Leuzitoeder an der Vesuvlava im Januar 1839 beobachtet. Sassolin findet sich sehr sparsam mit dem Realgar der grossen Fu- marole der Solfatara zusammen, und zwar als zarte, weisse, *) 1. c. 9.174 bis 70. **) Campi Phlegraei. Naples 1776, e«plication de la planche 25. 179 durchscheinende Blättchen von 2 bis 3 Millimeter Durch- messer. Bisweilen füllt er zarte Gesteinsspalten aus. Eisenglanz gehört zu den seltnen Mineralien der Phlegräischen Felder. Er findet sich im Lago del bagno und der Lava des Arso auf Ischia und auf dem Festlande am M. Barbaro und M. Spina nahe beim Lago dı Agnano. Opal, Hyalit, Fiorit. Prof. Wiıruerm Tuomson*) erwähnt zuerst an den Bim- steinen der Bäder von San Lorenzo und an der Aussenseite der Solfatara der Varietäten des Opals unter der Bezeich- nung Zncrostazioni silicee termali. SeAccHi hat in grösster Menge Fiorit und Hyalıt auf Ischia in den Bädern von San Lorenzo, le Folanghe, Monti- ceto und am Monte Buceto gefunden und zwar in der Nähe alter Fumarolen, die nicht mehr thätig sind. An der dem Meere zugewendeten Seite des Monte nuovo, am sogenann- ten Trave di fuoco und an dem kleinen Punta della Solfatara genannten Hügel finden sich Hyalit und Fiorit als Ausfüllung der Gesteinsspalten in Menge und zwar stets ohne Beglei- tung von Schwefel. Scaccaı ist geneigt die Entstehung dieser Substanzen von gasförmig aufsteigendem Fluorsiliciumgase abzuleiten, das durch Wasserdämpfe zersetzt wird, und er führt-einige Beob- achtungen an, die ihm diese Ansicht wahrscheinlich machen. *) Breve nolizia di un viaggiatore sulle incrostaziomi silicee termali d’ Italia im Giornale letterario di Napoli Bd. 41, S. 39 bis 51. 179. 120% 180 9. . Ueber eine neue Fläche des Feldspathes. Von Herrn von pem Borne in Berlin. Hierzu die graphische Darstellung auf Taf. VII. Es war bis jetzt beim Feldspath keine auf die Adular- säule gerade aufgesetzte Fläche bekannt, weder eine aus der Diagonalzone des ersten blättrigen Bruches, oder der gleich geneigten hinteren Endfläche, noch eine mit grösserer oder geringerer Neigung gegen die Axe c. An einem Adularkrystall, den ich von Andermatt an der St. Gotthard-Strasse mitgebracht, bot sich mir Gelegen- heit eine Fläche zu beobachten, welche in der Diagonalzone der mittleren hinteren Endfläche liest, und welche bei nähe- rer Prüfung zeigte, dass sie auf die Adularsäule gerade auf- gesetzt sei. Es ist dies ein Bavenoer Zwilling, und die Fläche lässt sich trotz ihrer Kleinheit leicht bestimmen, weil die Zonen, in welche sie gehört, sehr deutlich zu erkennen sind. Sie stumpft nämlich die Kante zwischen der unteren Rhomboidfläche [a : +b’ : c] und der oberen hinteren End- fläche [3a : co b : e] ab, und liegt in der Zone der Längs- diagonale der mittleren hinteren Endfläche [a : co b : e] über der Rhomboidfläche [a : +b’ : e]. Letzteres erkennt man sehr deutlich an ihrer starken Streifung nach dieser Richtung. Die graphische Darstellung des Feldspathsystemes, de- ren wir uns zur näheren Bestimmung ihrer Lage bedienen wollen, ist auf Tab. I. im Jahrgang von 1835 der Abhand- lungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Herrn (Geheimrath Weiss, bei seinem Aufsatz „über das Feldspath- system in viergliedriger Stellung”, gegeben worden, und un- sere Figur ist zum Theil eine Copie dieser Tab. I., wie hier überhaupt die Weıss’sche Betrachtungsweise zum Grunde gelegt ist. Es sei O in unserer Figur der Anfangspunkt der Coor- 181 dinaten, die Ebene des Papiers soll mit der Ebene ab zu- sammenfallen, und die Axe c stehe senkrecht darauf in ©. Wir legen nun alle Flächen des Krystallsystems durch den Punkte der Axec, und stellen dasselbe graphisch durch die Schnitte der Flächen und der Ebene ab dar (siehe die Figur). Die Zone von der unteren Rhomboidfläche [4a : 4b’ : ce] nach der oberen hinteren Endfläche [3a : oo b: e] ist in unserer Figur durch den Punkt D repräsentirt, so wie die Zone der Längsdiagonale der mittleren hinteren Endfläche [a : ob: c] dem Punkt E entsprechend ist. Die Fläche geht also durch die Linie DE und, nach der Construction, durch den Punkt ce der Axe c; es fragt sich jetzt, wie die Axen a und b von ihr geschnitten werden. Aus der Aehnlichkeit der Dreiecke AOB und AUD folgt, dass CD = SOB = 2b ist und aus der Aehnlichkeit von ECD und EOF, dass OF = -CD =b/ist. Es wird daher die Axe a in der äntfernung a’ im Punkte E, die Axe b in der Entfernung b’ im Punkte F, und die Axe c in der Entfernung c vom Mittelpunkt O der Construction geschnitten, und die Formel für die Fläche ist fahr rel: Sie ist also auch auf die Adularsäule gerade aufgesetzt, und würde in einem zwei- und zweigliedrigen Krystallsystem dem Oktaeder angehören, welches die Axe in den einfachsten Verhältnissen schneidet. Es ist eine neue interessante Eigenschaft des Feldspa- thes, welche dem rein zwei- und eingliedrigen Krystallsystem ganz fremd ist, dass eine auf die gewöhnlich herrschende Säule gerade aufgesetzte Okta@derfläche vorkömmt, eine Ei- genschaft, die dem zwei- und zweigliedrigen, und den Ueber- gängen des zwei- und eingliedrigen in das zwei- und zwei- sliedrige System zukommt. Wie schon früher durch die Auffindung der seltenen Fläche des dritten zugehörigen Paares [wa : b : c] bewie- sen war, liegt nun wirklich eine Anlage zum Zwei- und zwei- gliedrigen im Feldspath versteckt, und dies findet hier eine 182 x schöne Bestätigung. Es ist klar, wie innig die Verwandt- schaft beider Krystallsysteme sein muss, wenn man sie beide an einem und demselben Krystall beobachten kann, wie nahe es liegt beide von demselben Standpunkt aus zu betrachten, und beiden ein ähnliches Axensystem zu Grunde zu legen. Bei dem vorliegenden Krystalle tritt die sonst häufig beobachtete Neigung des Feldspathes zu ein- und eingliedri- gen Formen durch Differentwerden der beiden Flächen der Adularsäule und der ihnen parallelen blättrigen Brüche ganz zurück, indem beiden Flächen parallel der blättrige Bruch sehr deutlich, und wohl gleich stark entwickelt. ist. Das Stück ist wegen sehr vollkommener Entwickelung der blätt- rigen Brüche merkwürdig, da auch ein Bruch parallel der Rhomboidfläche sehr gut sichtbar ist. Für die Lage unserer Fläche zu den anderen Flächen des Krystallsystems ist es noch von Interesse: erstens, dass die beim Feldspath an der vorderen Seite vorkommende sel- tene Fläche [-a : +b : c] auch in die Zone von der unteren Rhomboidfläche nach der oberen hinteren Endfläche (siehe Punkt D der Figur) gehört; und zweitens, dass unsere Flä- che in der Zone von der halbunteren hinteren Endfläche a : oob::c] nach der Diagonalfläche [a : +b’ : c] (siehe Pünkt G der Figur) liegt. Sie würde bei der Betrachtung des Feldspathsystems in viergliedriger Stellung durch die Formel [+ a : #b : c] bezeichnet sein. Der Krystall ist im Besitz des Königl. mineralogischen Kabinets zu Berlin. 183 10. Sıgıllarıa Sternbergı Münst. aus dem bunten Sandsteıne. Von Herrn Germar in Halle. Hierzu Taf. VIII. Man hat bisher angenommen, dass die Sigillarien nur der alten Steinkohlenformation angehören, und es ist daher eine interessante Erfahrungs, dass auch der bunte Sandstein 5) noch diese Pflanzenform enthält. Muss man auch zugeben, dass unter der Benennung Sigillaria Pflanzen vereinigt wer- den, welche nicht zusammen gehören, und hat namentlich Corpa nachgewiesen, dass mehrere daven mit den Euphor- biaceen sehr übereinstimmen, so wird man doch unter Sigil- laria diejenigen Stämme begreiien müssen, die mit einem deutlichen Markceylinder versehen waren, von welchem aus Markstrahlen nach der Peripherie liefen, deren Stamm mit erhabenen spiralförmig gestellten Blattpolstern bedeckt war, auf deren Blattnarben zwei bis drei Warzen, von durchge- henden Gefässbündeln abstammend, sichtbar werden und de- ren Blätter lang und schmal waren. Wenn, wie es scheint, die in der Steinkohlenformation vorkommenden Stigmarien nur Wurzeln von Sigillarien sind, so würde die eigenthüm- liche blattartige Form der. Nebenwurzeln und die. Anordnung und Form der von ihnen zurückbleibenden Polster auch noch diese Gruppe charakterisiren. Nach allen diesen Merkmalen ist aber unsere Pflanze eine ächte Sigillaria, und ÜorDA, welcher Bruchstücke davon hier sah und aus ihr eine eigene Gattung, die er Pleuromeya zu nennen vorschlug, errichten zu können glaubte, wurde zu dieser Ansicht wohl vorzugs- weise durch die Unvollständigkeit der Exemplare und die Formation, in der sie gefunden wurden, veranlasst. Aller- 184 dings bietet unsere Sigillaria Sternbergi in dem Mangel der Verästelung, in der verhältnissmässig geringen Grösse und vielleicht auch in der Zahl und Stellung der Wurzeln ei- nige Eigenthümlichkeiten dar, aber vorläufig möchten diese Unterschiede nur die Art, nicht die Gattung bezeichnen können. Die erste Nachricht über diese Pflanze gab Graf Münster nach einem entrindeten Stammstücke, das unter den Bau- steinen des Domes zu Magdeburg gefunden war, und von dem er glaubte, es stamme aus der devonischen Grauwacke der Umgegend von Magdeburg ab, während es offenbar sei- nen Ursprung aus den Steinbrüchen des bunten Sandsteines von Bernburg oder der Umgegend hat. In den Steinbrüchen des bunten Sandsteines bei Bern- burg finden sich Bruchstücke ziemlich häufig, und früher waren sie bereits bei Altensalza unweit Magdeburg gefun- den; auch bei Osterweddingen fand sie in dem dortigen bunten Sandsteine QUENSTEDT; jedoch sind es fast durchaus entrin- dete Stammstücke, an denen man nur wenig von der organi- schen Struktur wahrzunehmen vermag. Nur aus einer grossen Reihe von Exemplaren, die ich theils selbst sammelte, theils aus dem Dresdner mineralogischen Museum zum Vergleich erhielt, wurde es mir möglich eine ziemlich befriedigende Ansicht der ganzen Pflanze zu erhalten. Sigilllaria Sternbergi: caule bi-tripedali erecto laevi simplici, pulvinis foliorum distantibus acute trigonis, spiraliter dispositis, cicutrice superna semicirculari, folüs oblongis, sub- erectis. Aadices quatuor, cruciatim propensae. Münster Beitr. I. pag. 47. tab. 3. Fig. 10. Beyrıcn Zeitschr. der deutschen geolog. Gesellschaft. B. II. S. 174. Von dem entrindeten Stamme sind zunächst diejenigen Exemplare, welche seine Basis bildeten und an welchen die Wurzeln sassen, deren sieben Stück vorliegen, von Wichtig- keit. Der Stamm verdickt sich hier etwas und bei allen sind die Bruchflächen von vier seitlich zusammengedrückten, 185 ein Kreuz bildenden Wurzeln sichtbar, die sich im Centrum vereinigen. Auf jeder dieser Bruchflächen bemerkt man eine Rinne, welche die längste Ausdehnung der Bruchfläche durch- läuft, und aus welcher strahlenförmig schwächere Eindrücke (von Markstrahlen stammend) ablaufen. Im Centrum des Stammes vereinigen sich die vier Rinnen in der Markhöhle des Stammes und in der Grundansicht dieses Wurzeltheiles des Stammes erscheint derselbe fast wie die Krone eines bergmännischen Kronenbohrers, nur dass statt der vorsprin- genden Schärfen hier die Furcher bemerklich sind. Da an allen Exemplaren diese Wurzeln abgebrochen sind, so ist man berechtigt anzunehmen, dass die Pflanze da, wo wir sie jetzt finden, nicht unmittelbar wurzelte, sondern an den Wur- zeln abbrach, auch liegen die Stücke fast stets den Schich- tungsflächen parallel. Sowohl die Zwischenräume der Wurzeln als auch die Wurzeln selbst, wenigstens soweit man dieselben zu sehen vermag, sind am Stamme mit kleinen kegelförmigen, an der Spitze abgebrochenen und inwendig hohlen Höckern (Neben- wurzeln) bedeckt, die ebenfalls alternirend oder in Spiralen stehen, und wenn diese, wie es meistens der Fall ist, abge- rıeben sind, bemerkt man nur die Eindrücke der hohlen Räume. Göprerr bemerkte mir, wie die Aehnlichkeit der Struktur der Wurzeln und der Nebenwurzeln mit den Stig- marien ganz unverkennbar sei. Es gehen diese Höcker oder die ihre Stelle vertretenden Grübchen noch einen kleinen Theil (+ bis 1 Zoll) über die Wurzelerweiterung hinauf, bis dahin, wo die Blattnarben beginnen, sind aber hier in der Regel undeutlich und weniger gedrängt. Fig. 1. u. 2. geben die Darstellung von zwei Wurzelstücken in halber natürlicher Grösse. *) Der entrindete Stamm ist mit grossen elliptischen Ein- drücken besetzt, welche spiralförmig um den Stamm laufen und zwar so, dass je vier derselben als die Eckpunkte eines *) Alle Zeichnungen sind in halber natürlicher Grösse entworfen, 186 Rhomboides betrachtet werden können, dessen Längsdurch- messer den (Juerdurchmesser bedeutend an Ausdehnung übertrifft; doch stehen diese Eindrücke nicht überall in glei- chen Entfernungen von einander und sind, wahrscheinlich nach dem Druck des Gesteins und der Conservation der Pflanze, von verschiedener Tiefe und Deutlichkeit, flächen sich auch an ihrem oberen Theile mehr oder minder schnell aus. Sie haben im Allgemeinen einen elliptischen Umriss, wo der Längsdurchmesser den Querdurchmesser um das Doppelte übertrifft, und nehmen von der Oberfläche des Stammes ziemlich eben so vıel Raum ein, als die zwischen ihnen bleibenden Erhöhungen. An dem untern Ende jedes Eindruckes befindet sich eine kleine runde Grube, welche von einem erhabenen hufeisenförmigen Wulste umschlossen wird, und in welcher wahrscheinlich Gefässbündel zu den Blättern durchgingen. Von dieser Grube entspringen zwei linienförmige im Verlaufe von einander divergirende, bis zum vorderen Rande des Eindruckes oder noch darüber hinaus- setzende Eindrücke, die wahrscheinlich von den Gefässbün- deln herrühren, welche zu den Blättern gingen. (Fig. 3.) In diesem Zustande der Vollkommenheit ist aber die Struktur selten erhalten; gewöhnlich ist von dem hufeisen- förmigen Wulste der eine Schenkel so abgerieben, dass nur der andere als ein gerader länglicher Knoten erscheint (Fig. 4.), und die Vertiefung beiderseits neben ihm giebt dann das Ansehen als sei ein paariger Eindruck vorhanden, denen ähnlich, welche die Abdrücke mancher Syringodendren hinter- lassen. Die beiden eingedrückten Längslinien verschwinden dann häufig ganz, oder es bleibt nur eine sichtbar, ja, am gewöhnlichsten, sind auf den Stammstücken auch die Knoten verwischt und es bleiben nur die elliptischen Eindrücke mehr oder weniger deutlich sichtbar. Von der Rinde oder der äussern Oberfläche ist sehr sel- ten etwas zu sehen. Selbst diejenigen Stammstücke, welehe man von dichtem Sandstein rings umgeben findet, haben nur eine papierdünne Rinde von Kohlenstaub und lassen kei- 187 nen Eindruck zurück, an dem man die Gestalt der äussern Oberfläche zu erkennen vermöchte und es scheint daher die Rinde wenig fest und sehr leicht der Verwesung oder Zer- störung unterworfen gewesen zu sein. Der Kohlenstaub zeigte dann unter dem Microscope das Dasein mehrerer faden- förmiger durchsichtiger Gefässe (Saftgefässe), während von Zellen oder Spiralgefässen keine Spur übrig geblieben war. Es wurde jedoch auch ein Exemplar mit ansitzenden Blättern gefunden, auf dem einzelne Blattpolster sich noch ziemlich scharf heraushoben, während die übrigen ganz flach gedrückt und dadurch unsichtbar geworden waren, und endlich fand sich ein Exemplar eines Rindenabdruckes (Fig. 5. a.) mit so scharfen Eindrücken, dass die Gestalt der Blattpolster sich bestimmen und ein erhabener Abguss aus Gutta percha (Fig. 5.b.) sich bilden liess. Danach bilden die einzelnen Blattpolster im Grundriss ein etwas stumpfwinkelig - gleich- schenkeliges Dreieck, dessen Spitze nach unten gekehrt ist; ihre Oberfläche ist von dieser Spitze weg nach oben oder der Basis hin allmälig der Länge nach gewölbt; an der Basis wird aber diese Wölbung schief und ziemlich jäh abgestutzt, welche Abstumpfung die Biattnarbe darstellt. Spuren von Gefässbündeln lassen sich zwar an diesen Nar- ben nicht wahrnehmen, aber das liegt daran, dass diese Nar- ben die Bruchflächen von frischem Sandsteine zeigen, in welchem keine organische Struktur sichtbar bleibt, während der übrige Theil des Blattpolsters noch die Spuren von Kohlenstaub zeigt, so dass bei den Blattnarben ein Durch- brechen, bei dem übrigen Theile des Blattpolsters ein Ab- lösen oder ein Verwesen der Pflanzensubstanz vorausgesetzt werden kann. Die Blattpolster berühren sich nicht, sondern sind so weit von einander entfernt, dass die Fläche mit der doppelten Zahl der Blattpolster besetzt sein könnte, ohne dass sie sich unmittelbar berührten; die Zwischenräume zei- gen aber weder Streifen noch andere regelmässige Uneben- heiten, und das Gesetz ihrer @Quimeuneialstellung scheint - zu sein. Das Dasein von zwei Gefässbündeln, welche 188 nach der Blattwurzel gingen, zeigt der entrindete Stamm. (Fig. 3.) Die Blätter (Fig. 6.) liegen fast immer so, dass sie die schiefrigen Lagen des Gesteines senkrecht durchschneiden und man sie daher nur im Längsdurchschnitte sieht; aber wenn auch das Gestein so absplittert, dass man einen Theil der Oberfläche zu sehen bekommt, so ist doch dieser Theil nie hinreichend, um eine genaue Ansicht des ganzen Blattes sich zu construiren, auch ist die Fläche mit Kohlenstaub mehr oder weniger belegt. Da, wo man die Blätter im Durchschnitte hat, werden sie in dem hellgrauen Sandsteine als schwarze Linien bemerkt, und sie laufen unter einem wenig spitzen, fast rechten Winkel vom Stamme weg, krüm- men sich aber an ihren Spitzen nach oben. An denjenigen Exemplaren, an welchen man einen Theil der Oberfläche sieht, lässt sich wahrnehmen, dass sie nicht sehr schmal waren und ihre Länge die Breite vielleicht kaum um das Doppelte überstieg. Adern oder Streifung sind ebensowenig erkennbar wie ein Umriss der Enden, nur zeigen die Durchschnitte, dass ihre Länge den Querdurchmesser des Stammes nicht viel überstieg, und dass sie nicht blos am Gipfel des Stammes, sondern ziemlich in seiner ganzen Ausdehnung vorhanden waren; wenigstens ist ein Stamm- stück von mittlerer Grösse vorhanden, wo sie bereits in der Entfernung weniger Zolle von der Wurzel bemerkbar werden. Nach allen Exemplaren scheint die Pflanze einen zwei bis drei Fuss hohen, gerade aufsteigenden, nach oben sich allmälig verschmälernden Stamm ohne alle Dichotomie und selbst ohne abgehende Aeste gehabt zu haben, der mit auf- wärts gerichteten fleischigen in Spiralen stehenden Blättern fast in seiner ganzen Ausdehnung bedeckt war. Der Durch- messer der stärksten Stammstücke beträgt wenig über zwei Zoll. Sie haben alle durch den Druck mehr oder weniger gelitten und dadurch ist auch die Markröhre mehr oder we- niger verdrückt oder an die Seite gedrängt worden, fehlt 189 jedoch selten ganz und zeigt bei einigen einen Durchmesser von etwas mehr als einer Linie. Die Stammstücke baumartiger Farren des bunten Sand- steines der Vogesen (ScHIMPER et MousEor Monogr. des plant. foss. du gres bigarre p. 63.), namentlich die der Caulopteris Voltzi, haben zwar einige Aehnlichkeit mit denen der Si- gillaria Sternbergi, gehören aber den Farren an. Auch im Keuperdolomit Thüringens wurde ein Stammstück einer aus- gezeichneten Caulopteris gefunden, welches das hiesige Mu- seum besitzt. 190 il. Einige Bemerkungen über dıe sogenannte Kres- senberger Formation und ıhre Fortsetzung ın südsüd- westlicher Richtung oder die Polythalamıen-Zone der Vorberge der baırıschen Alpen. Von Herrn R. H. Ronarzsch. Die sogenannte Formation vom Kressenberg (eigentlich Neukirchen), welche durch die Verdienste ihres Monographen des verstorbenen Grafen Münster den Geologen zuerst nä- her bekannt und interessant wurde, stand bisher als isolirtes Glied da, was bald zur Kreide, bald zur ältesten Tertiärfor- mation gezählt wurde, und wovon beides seine Richtigkeit hat, weil ihre untern Schichten allerdings zur Kreide gehö- ren. In einer Reihe von 17 Jahren, wo ich Gelegenheit hatte die oberbairischen und allgauer Gebirge vom Boden- see bis an die Grenze von Salzburg (in einer Längener- streckung von 35 Meilen und in einer Breite von i0 bis 15 Meilen) öfter auch in geologischer Beziehung zu bereisen, kam ich zu dem Resultate, dass die Kressenberger Forma- tion (die ich wegen des Vorherrschens der Polythalamien Polythalamien-Zone zu nennen vorschlagen würde) in der obengenannten ganzen Längenerstreckung und mit constan- tem Streichen von 8.S.W. nach N.N.O. ihre Verbreitung findet. Sie bildet zugleich die Südgrenze einer ungeheuren Längenspalte in dieser Richtung*), die als Nordgrenze eine *) Es bildet dieselbe vom Blomberg an nach Osten: Stahlauerthal, Rinnenbachthal, Festenbachthal bis Gmund, Ostinthal, Spitzleiten und Rhonbachthal, Westengern- und Feilnbachtheil, Rohrdorfthal u. s. f. eine Reihe von Längenthälern bis nach Neukirchen. Als Querthäler durch- schneiden diese Spalte die Isar, Nordende des Tegernsee, Schlierach, Inn, Chiemsee, Achen und die weisse Traun. Wohl möglich, dass diese Spalte nicht das Rinnsal eines mächtigen Stromes bildete, der sich vom Boden- see heraufziehend an mehreren Punkten in grosse Seen ausweitete (un- gefähr wie im Tularesthal des Küstengebirges von Californien) und viel- leicht bei St. Pölten mit der Donau vereinigte, sich dann in die unga- 191 x Braunkohlen -Molassenformation hat, welche merkwürdiger Weise nirgends die Braunkohle Norddeutschlands, sondern stets eine dichte, im Feuer sinternde Pechkohle mit deutlicher Holzstruktur höchst wahrscheinlich von Ooniferen herstam- mend in regelmässig nach dem Laufe des Gebirges streichen den Flözen von + bis 36 Zoll Mächtigkeit ununterbrochen vom Bodensee bis nach Salzburg führt. *) Von mir mit aller Sorgfalt angestellte zahlreiche Schurf- versuche haben mit Sicherheit nachgewiesen, dass unsere ganze vordere Gebirgskette von einer vollkommenen Mulde dieser Kohlen begrenzt wird, welche von S.5.W.nach N.N.O. in hora 5 bis 7 streicht, nördlich von genannter Spalte ihre grösste Breite und ein Einfallen gegen Süden von meistens 45 Grad zeigt, in ihr sich umlegt, und eine verhältnissmässig sehr kurze nördlich einfallende Biegung hat, die in der Re- gel auf Polythalamien-Formation auflagert. Durch Ausläufer in die Querspalten des Gebirges, denen die Flüsse: Salzach, Inn, Isar, Loisach, Lech und Iller entströmen, :tanden beide Formationen mit den Tertiärgebilden in den innern Kalkalpen in Verbindung, die erst sehr spät nach der Hebung der Molasse, durch eine von der CUentralkette ausgehende resp. vom Süden nach Norden erfolgende Hebung zerrissen wurden, bei der Amphibolgesteine eine wesentliche Rolle gespielt haben müssen, wie ich durch mehrfache Beobachtungen be- lehrt wurde. **) rische Ebene ergoss. — Nicht minder scheint sie auch die Richtungslinie der Erdbeben zu bezeichnen, welche vom Westen der Schweiz her an den Bodensee nach Bregenz und Immenstadt gegen Osten laufend beob- achtet werden, wie z. B. das diesjährige, was von Immenstadt über Rei- chenhall nach Komorn und Pesih in dieser Richtung ging und bis in den Kaukasus und zum kaspischen Meere hin sich erstreckt haben soll. *) Im nördlichen Theile diesevr Mulde wurden von mir in einer Breitenausdehnung von 2 Stunden 54 Flöze von verschiedener Mächtig- keit aufgefunden ; dagegen zeigt der Südrand da, wo Wald und Sumpf eine Untersuchung zuliess, nur eine Mächtigkeit der Formation von cirea 800 Fuss mit Einfallen nach Süden und vier einige Zoll mächtigen Koh- lenflözen. *#) Diese Molassenkohle darf nicht, wie schon geschehen ist, mit 192 Was die Lagerungsverhältnisse der Polythalamien-For- mation anbetrifft, so sind sie, soweit meine Beobachtungen reichen, ziemlich constant. Sie liegt stets auf der Kreide und zwar nach meiner Ansicht bei Neukirchen“) und Neubeuern auf dem obern Qua- dersandstein, bei Schliersee und Heilbronn auf dem obern grü- nen Quadermergel und bei Ärankenheil auf dem untern Qua- dersandstein.**) Bei sSiegsdorf, Branneburg, Gindelalm, Kaltenbrunn, Trauchgau, Niedersonthofen etc. war die Auf- einer ihr auflagernden jüngern Braunkohle verwechselt werden, die ganz andere Schichtungsverhältnisse hat. Sie liegt nämlich entweder horizon- tal oder nur wenig geneigt, bei Weil unmittelbar unter der Dammerde, bei Irschenberg und Wildshut in Abwechslung mit mergligen Thon- und Sandflözen oder mehr oder minder feinkörnigen und festen Sandsteinen, die wie bei Weyarn Tropfsteinhöhlen einschliessen. Die Kohle ist erdig, enthält bei Weil Stücke wohlerhaltenen Holzes und bei Irschenberg ganze Stämme, welche stark von Erdharz durchdrungen sind. Die von Weil ist ganz lokal auf ein kleines Becken beschränkt und ich halte sie für weit jünger als die von Irschenberg. *=) Es liessen sich wohl hierdurch die verschiedenen Ansichten über das Alter der Neukirchner oder Kressenberger Formation erklären. *=) Herr Dr. Gezinırz hatte die Güte, diese Bestimmung nach dem petrefaktologischen Charakter der ihm zugesandten Stücke zu machen. Es hat sich gegenwärtig gezeigt, dass durch Ueberstürzung der Quader- sandstein auf den Nummulitenkalk im Stollen zu Krankenheil zu liegen kam, während man an andern Punkten sein Unterteufen mit Bestimmt- heit wahrnehmen kann. Durch Feststellung der Schichtenfolge am Blomberg war es auch möglich, die der Formation auch an andern Punkten zu bestimmen; wo- bei die Ansicht Murcuison’s über den tertiären Charakter des Flysch- und des Nummulitensandsteins Bestätigung erhielt; zugleich aber auch, dass unser Nummulitensandstein nicht auf Hippuritenkalk, sondern viel- mehr auf Gliedern der Kreide ruht, welche mehr denen Norddeutschlands entsprechen. Ueberhaupt zeigt er in mancher Beziehung. Abweichendes von dem in den Westalpen auftretenden schwärzlichgrauen mit mergliger und schiefriger Struktur, die dem unsrigen gänzlich fehlt, der vielmehr enorme quaderförmige Blöcke. eines rothen Sandsteins bildet, der in den obern Schichten in einen gleichen rothen, dichten Kalkstein übergeht. — Obschon die Versteinerungen nicht minder tertiärer Natur sind, wie in dem westlichen Nummulitenkalk , so zeigen sie doch viel Abweichendes. Es wäre daher nöthig, sie einer genaueren Vergleichung zu unterwerfen, namentlich die in diesen merkwürdigen Gebilden auftretenden Polytha- lamien, 193 lagerung nicht zu ermitteln; wohl aber fand ich in den dor- tigen Bächen Geröllstücke, welche zu der obern und mittle- ren Kreide gehören. Ueberlagert wird das Gebilde von glimmerreichen Sand- steinen (Flysch), thonigen und kalkigen Schiefern (zum Theil benutzt als hydraulischer Kalk), beide mit Fucoiden, und von einem dichten gelben Kalkstein von plattenförmiger Ab- sonderung, welcher durch Kalkspath, der ihn klüftet, sich in trapezoische Stücke spaltet. Bei ZtoArdorf lagert ein pe- trefaktenreicher Kalk auf, den ich für identisch mit dem Klippenkalk von Pusch halten möchte, welcher ihm bekannt- lich seine Stelle unmittelbar über dem Nummulitensandstein der Karpathen anweist. Im Kirchleitner Graben wird die oben beschriebene Kohlenformation von der Polythalamien-Formation durchbro- chen und die Kohlenflöüze, wie der Kohlensandstein und Kohlenschiefer, haben dort vollkommen seigere Stellung er- langt. Dieses ist auch die einzige Stelle, die mir bekannt wurde, wo die Polythalamien-Formation die Grenze der Spalte nach Norden übersprungen hat und über der Kohlenformation zu Tage ausgehend erscheint. Da darüber hinaus letztere Formation nicht mehr erscheint, so glaube ich diesen Punkt als die nördliche Grenze der Kohlenmolasse annehmen zu müssen und zugleich auch als Rand des innern Münchner Beckens, der von einer jüngern Braunkohlenformation über- deckt ist, welche von Braunau am Inn über Wildshut gegen das Gebirge in einem Bogen heraufziehend das Becken an der Südseite ausfüllt. Was die Gliederung des Gebildes anbetrifft, so lässt sich in den Gruben des Kressenberges eine solche direkt nicht nachweisen, weil nur ein Theil der Formation durch die querschlägigen Baue aufgeschlossen worden ist. Dagegen Ich glaube behaupten zu dürfen, dass bei Kressenberg die- selben Formationsverhältnisse vorwalten d.h. die Num- mulitenformation auf dem Grünsand und Quader der Kreide lagert. Zeits. d. d. geol. Ges. IV. 1. 13 194 liess sich in Ärankenheil und an den Querbächen des Blem- berges eine Gliederung von unten nach oben in folgender Art erkennen. Zuerst eine Schicht von nicht bestimmbarer Mäch- tigkeit bestehend aus einem graugrünen Teig, der eine un- geheure Masse von Polythalamien einschliesst; die Kieselerde ist hier mitunter so überwiegend, dass das Gestein sehr hart, hornsteinartig wird und am Stahl Funken giebt. Es folgt ein braunrother Sandstein von bald gröberem bald feinerem Korn; häufige Bohnerze, eine Menge Nummuliten von ver- schiedenen Dimensionen, Echiniten, Pecten und Lima ein- schliessend, geht er allmälig in rothen eisenschüssigen viele grüne Körner von Uhamoisit enthaltenden Sandstein über und zeigt dann besonders häufig eine kleine Austerngattung. Das Gestein ist durch die Klüfte, welche häufig mit derbem und krystallisirtem Kalkspath ausgefüllt sind, in ungeheure qua- derförmige Blöcke abgesondert, hat eine Mächtigkeit von 250 bis 300 Fuss und erreicht bei Steönkirch, an der Gin- delalm, beim Rombogen, am Blomberg eine Höhe von 3000 bis 4000 Fuss über der Meeresfläche. Hierauf liegt entwe- der ein grüner, eisenkiesreicher aber fossilienarmer, kalkig- talkiger Schiefer, der in Berührung mit Luft und Wasser zerfällt und Thonboden bildet, oder ein gelblicher, viel Kalk- spathadern und wenig Fossilien enthaltender Kalkstein. Die Mächtigkeit des graugrünen Schiefers scheint 80 bis 100 Fuss nicht zu übersteigen. Es folgt nun in steter Abwechslung eine Reihe von bald gelblichen, bald grauen und schwärzlichen Sand- und Kalk- steinen mit schmalen Lagen von grauen und schwarzen Schie- fern, fast sämmtlich beim Glühen viel Bitumen entwickelnd. Von Fossilresten konnten bisher nur die von Pflanzen, vor- zugsweise Fucoiden, beobachtet werden. Charakteristisch sind am Blomberg zollbreite Flöze von Eisenglimmer, die zwischen den Sandsteinen zu Tage ausbeissen. Die Mäch- tigkeit dieser Schichten, die mit denen des Flysch identificirt werden können, ist ziemlich bedeutend und mag am Blom- berg 2000 Fuss betragen. 195 Es lassen sich für die ganze Formation unterscheiden: a) grauer Polythalamien-Kalk, b) rother Polythalamien-Sand- stein und Kalkstein, c) grüne Schiefer, d) bituminöse Fucoi- den-Schiefer und Sandsteine. Salz und metallische Substanzen (wie Blei, Zink, Kupfer und Quecksilber), welche der Nummulitensandstein der Kar- pathen führt, sind bisher noch nicht aufgefunden worden, was aber vielleicht dem Mangel an Bergbauen zuzuschreiben ist. Die Mineralquelle von Heilbronn entspringt dieser Formation und verdankt ıbr den Salzgehalt ohne Zweifel, ebenso die Kochsalzquelle des Sulzbrunnen im Kemptner Wald. Die von Krankenheil am Blomberg enthalten vorzugsweise dop- peltkohlensaures Natron. Charakteristisch ist aber in den eben genannten drei Quellen das Auftreten des Jodes in Ver- bindung mit Natrum oder Magnium. Es dürften vielleicht mächtige Fukuslagen an jenen Punkten der Formation hier- von der Grund sein. Eine fernere Eigenthümlichkeit dieser Formation sind ihre Eisensteinflöze, die vorzugsweise zwischen den Sandsteinen auftreten; oder vielmehr es nımmt in bestimmten von Osten nach Westen streichenden und verschiedene Mächtigkeit ha- benden Schichten im Sandstein der Gehalt an kiesel- und kohlensaurem Eisen so zu, dass er 25 bis 30 pÜt. erreicht und Gegenstand bergmännischer Arbeit wird, die am Kres- senberg bereits seit mehreren Jahrhunderten im Gange ist. Nur die Meinung des isolirten Vorkommens dieser Eisen- steinflöze allein dort und in Trauchgau und Sonthofen war Ursache, dass der Bergbau auf diese Orte sich bisher be- schränkte, der durch die angrenzende Kohlenzone später wohl wichtig werden dürfte. Die Erze liefern ein vorzügliches Eisen, wie das von Bergen, Hammerau, Sonthofen etc., und ihre Qualität und die Leichtigkeit der Gewinnung ersetzen, was ihnen an Procentgehalt abgeht. Das flözförmige Vorkommen des Eisens in den geschichteten Gesteinen des Nordabhanges der Alpen steht aber keineswegs vereinzelt; vielmehr hoffe ich bei einer andern Gelegenheit zu zeigen, dass auch in den 13 * 196 secundären Gebirgen Oberbaierns und Tyrols die Ablagerung metallischer Substanzen, wie der Blei-, Zink- und Kupfererze, in der Hauptmasse immer mit den Schichten der Formatio- nen, also flözförmig, erfolgte, wobei allerdings die vorhandenen Klüfte der Schichten sich mit Erzen anfüllten; eigentliche und wahre Gänge sind nirgends vorhanden. Hieraus erklärt sich auch, warum in Baiern und Tyrol nach der Gangtheorie geleitete bergmännische Baue so unglückliche Resultate ge- liefert haben und zur allgemeinen Entmuthigung in monta- nistischen Unternehmungen führten. Was nun das Alter der Hebung der Polythalamien-For- mation betrifft, so muss sie verhältnissmässig in sehr später Zeit erfolgt sein, weil sie zugleich die Kohlen- und Molassen- Formation hob und an einzelnen Stellen durchbrach. Sie muss vermöge des jetzigen Einfallens der Molassenschichten von Norden nach Süden erfolgt sein. Das hebende Princip mag meiner Ansicht nach der Granit gewesen sein und zwar aus folgenden Gründen. An jenen Punkten, wo die Hebung ge- mäss der Ueberstürzung und Verwerfung der Formation mit bedeutender Kraftäusserung vor sich ging, finden sich auf den Kuppen eine Menge granitischer Gesteine, zum Theil wie am Blomberg in grossen Massen, von denen sich aber, weil sie von der Polythalamien-Formation förmlich umman- telt oder von Waldvegetation umgeben sind, allerdings nicht nachweisen lässt, ob man es mit vereinzelten Blöcken oder mit Anstehendem zu thun hat. (KErERSTEIN behauptet in der Gegend von Laufen an der Grenze von Salzburg, also in der Richtung des Granitzuges, der bei Passau über den Inn gegen die Alpenkette zu sich verläuft, den Granit an- stehend gefunden zu haben; v. Krıpsteın und Graf Vırra- FRANCA aber fanden ihn nächst der Eisenschmelze bei Äres- senberg in dem dort anstehenden grobflaserigen Gneiss, welchen er in feinkörnigen Adern durchzieht). Wohl zu beachten bleibt, dass, während man im ganzen Isarthale von 76/2 bis Mittenwald nur kleine und abgerundete Gerölle primitiver Gesteine antrifit, so wie man in die Seitenthäler eindringt, 197 diese immer häufiger und grösser werden, und dass man auf den Graten des Gebirges, von denen sich die Wildbäche herabstürzen, fast überall, an manchen Punkten darunter enor- me, meistens scharfkantige Massen von bedeutender Grösse von Granit, Gneiss und Glimmerschiefer antrifft.*) Eine sehr interessante Stelle in dieser Beziehung ist der westliche Ausläufer des vorderen Blomberges. Die Polythalamien- Formation bildet dort einen kaum schuhbreiten Grat oder die Kante eines Prismas, von der ab sich die Schichten der Formation in bedeutender Tiefe nach Norden und Süden verflächen. Auf dieser schmalen Kante, wohin man sich nur mit grosser Vorsicht begeben kann, wird der Raum durch einzelne Blöcke noch mehr beengt, welche die röthlich graue Färbung des Sandsteingebirges haben. Ich versuchte wegen näherer Untersuchung etwas abzuschlagen, und fand zu mei- nem Erstaunen, dass nur ihre Aussenoberfläche Fragmente des rothen Polythalamien-Sandsteines wie in einen Teig ein- gedrückt aufsitzend hatte, das Gestein selbst aber aus einem grob- und feinkörnigen Granit bestand. Wie der Grat breiter wird, werden auch diese Blöcke grösser, verlieren sich aber bald unter Tannen und Moos, was den Grat dann überwuchert. Wenn man nun von hier aus auf dem Kamm des Ge- birges fortgeht, gegen die Tyroler Grenze, so trifft man hin und wieder dergleichen primitive Gesteine in Menge und kommt auf dieser Linie**) endlich auch am Grasberg an die Durch- bruchstelle des Hornblendeschiefers durch die dortigen bitu- minösen Schiefer, wo die Schichtenstörungen und sonstigen Verhältnisse das Anstehende des Amphibolgesteines, was keilförmig auftritt, "mit Evidenz nachweisen, zugleich aber *=) Bei keinem einzigen der von mir untersuchten Findlinge, selbst wenn sie unter frisch entblösstem Waldboden angetroffen und wohlerhal- ten waren, als wenn man sie eben vom Gebirg abgesprengt hätte, war es mir möglich, Schlifflächen und jene charakteristischen Ritzen und Streifen aufzufinden, welche bei den Gletscherfindlingen beobachtet werden. ==) Sie lässt sich sowohl auf dem westlichen als östlichen Kamm des Gebirges beobachten und man könnte sie eine wahre Findlingstrasse nennen, 198 auch zeigen, dass die durch frühere Hebung nach Süden ge- worfenen Kalkalpenschichten später durch den Diorit und den Hornblendeschiefer neuerdings und in der entgegengesetzten Richtung gehoben wurden. 4 Durch welches Gestein aber auch immer die vordere und hintere Kette unseres bairischen Alpengebirges gehoben worden sein mag, so viel ist aus den Beobachtungen mit Sicherheit abzunehmen, dass es in einer sehr späten Tertiär- periode geschah. Es liegt hierdurch die Annahme nahe, dass in der Epoche vor dieser Hebung die secundären Gebirge der Alpen keine bedeutende Höhe über dem Molassenmeere der bairischen Ebenen erreichten und diesem durch ihre Ein- schnitte (Buchten, Baien und Meerbusen) gestatteten, bis tief gegen die Uentralkette hin vorzudringen und tertiäre Abla- gerungen in Mitte der secundären zu bewirken. Mit der Hebung der Polythalamien-Formation ward dieses Eindrin- gen beschränkt und mit der noch späteren Hebung der mittleren Kalkalpenzone gänzlich abgeschnitten, zugleich durch die ge- bliebenen Querspalten der Abfluss der Gewässer aus den südlichen Hochthälern nach dem nunmehr viel tiefer gelegenen Münchner Becken herbeigeführt und die ganzen um die Basis der Kalkalpen gelagerten tertiären Gebilde trocken gelegt. Bei dieser Annahme wird nun das Auftreten von Ter- tiärformation in den Kalkalpenthälern secundärer Bildung recht wohl erklärlich, wie auch ihr constantes Streichen mit dem Hauptstock des Gebirges, dem sie mit allen Biegungen und Hebungen folgen. Sie füllen nicht blos den Grund der Thäler aus, sondern laufen über die Gebirgskämme fort, wie z. B. die von Telfs- und Seefeld nach Häring und in die Scheffau nach dem Salzburgischen hinziehende Molassenkohlen-For- mation, die man immer noch an den einzelnen Orten, wo sie zu Tage tritt, für eine lokale Tertiärbildung ansieht, während man doch, sobald man ihre Schichtenstreichung verfolgt, sich bald überzeugt, dass sie ein grosses zusammenhängendes Ganze bildet und als ein gleichaltriges Glied der Molassen- Kohlen-Formation von Peissenberg, Bensberg und Miesbach 199 anzusehen ist, nur dass sie auf’einem älteren rothen Sand- stein, als diese ruht. Die Hebungen, wodurch nicht allein die tertiären, son- dern auch die jurassische und Liasformation unserer Alpen in ihren Lagerungsverhältnissen so total verändert wurden, müssen, wie das steile Einfallen der Schichten, die Ueber- stürzungen und Zertrümmerungen lehren, gewaltig gewesen sein und es kann nicht verwundern, dass dabei auch ältere Formationen zum Vorschein kamen.*) Dass sie schwer an . *) Im Honther und Graner Comitat treten diese älteren Gebilde von unserer Polythalamien- und Molassenkohlenzone rings’ umschlossen auf. Dass letztere beide nur die östliche Fortsetzung und Ausbeugung der bairischen Alpen sind, wird jedem aus den geognostischen und orogra- phischen Karten klar, selbst wenn er Nordungarn nicht aus eigener An- schauung kennen sollte. Dass aber auch dort die Hebung der Diorite, Syenite und Trappgebirge nach der Ablagerung der Molassenkohle er- folgte, lehrt ein Kohlenvorkommen in der Grünsteinformation von Schem- nitz im Spitalerhauptgang 144 Klafter unter Tage. Unter flachem Fal- len, schräg von den Hangend- zu den Liegendklüften übersetzend, durch- schneidet das Flöz den Grünstein, der hier die Gangmächtigkeit ein- nimmt, verläuft und verliert sich aber dabei allseits so in denselben, dass anfangs nur dunklere Färbung der sonst unveränderten Grünsteinmasse die Gegenwart der Kohle bekundet, welche nach und nach vorwaltet und zuletzt in ausgezeichnete (jedoch immer noch mit Grünsteinmasse imprä- gnirte Faserkohle, mineralische Holzkohle) übergeht, aus der sich reinere Massen von Glanzkohle ausscheiden. Die reineren, so wie die noch ganz mit Aphanitmasse durchwebten Kohlenstücke zeigen grossentheils noch sehr deutliche Holztextur nnd es ist bei vielen Stücken nicht schwer, das Zellengewebe von Coniferenstämmen zu erkennen, da an ihnen ausser der Zahl der Jahresringe die Astentwickelung und selbst die Form der Zellen sich vollkommen deutlich wahrnehmen lässt. Auf 10 bis 12 Klaf- ter Längenerstreckung findet sich das Kohlenlager aufgeschlossen, worauf es sich spurlos im Gestein verliert, ohne mit einer Kluft, Spalte oder ir- gend einer dem Gebirgsgesteine fremden Bildung zusammenzuhängen. (Siehe Dr. W. Fucus Beiträge zur Lehre von den Erzlagerstätten etc. pag. 54. u.f.) Eine sehr grosse Anzahl auf die verschiedenste Weise angestellter Verkoakungsversuche der Molassenkohle haben mich belehrt, dass sie eine Sinterkohle ist und sich bald in anthracitartige bald in glanzkohlenartige Koake verwandelt, die ihre Holztextur häufig behalten, wobei aber bedeu- tende Mengen bituminösen Kohlenstoffs verdampfen und sich an den an- liegenden Gesteinsschichten wiederum verdichten, so dass diese nach dem Erkalten ganz von Kohlenstoff imprägnirt erscheinen. Das völlig isolirte Auftreten und plötzliche Verschwinden, so wie die physikalischen Eigen- schaften jenes Schemnitzer Flözes lassen sich ungezwungen wohl sehr gut 200 den tieferen Punkten mit ihrem Anstehenden noch aufzufin- den sind, wird Niemand Wunder nehmen, welcher unsere Kalkgebirge in einer Reihe von Jahren kennen gelernt und gesehen hat, welche ungeheure Veränderungen allein ein schneereicher Winter hervorzubringen im Stande ist. Na- mentlich sind es die, die höchsten Grate bildenden aus Kreide und weissem Jura oder Dolomiten bestehenden Massen, welche im Kampf mit den Atmosphärilien den wenigsten Wider- stand zu leisten vermögen. Es lösen sich ungeheure Blöcke, zerbersten und zersplittern beim Herabstürzen (die sogenannten Steinlohnen oder Steinlawinen) und bedecken mit ihrem scharf- kantigen Schutt die getroffene Stelle weit und breit schuh- tief, so dass es oft sehr schwer hält die Gegend wieder zu erkennen, wo man das Jahr zuvor noch einen gangbaren Gebirgsweg betreten hatte. Auch das ältere Gebirge ver- schwindet dadurch dort, wo man es zu suchen veranlasst wird, auf den Kämmen, oder kommt nur in Trümmern zum Vorschein, wenn Wildbäche die Gnade gehabt haben, den Schutt der Lawinen aufzuräumen, oder wo Gehänge mit mächtigen Tannen besäumt sind, die so lange Schutz ge- währen, als sie die Axt des Holzfällers verschont. Ander- seits verhindert aber der Waldreichthum, namentlich in dem vorderen Gebirge, die Reihenfolge der geschichteten Gesteine zu beobachten, und gerade da, wo man vermuthen kann auf die bei der ersten Hebung zu Tage getretenen älteren For- dadurch erklären, dass beim Durchbruch des dortigen Grünsteins durch die tertiären Gebilde eine Parzelle der Moiassenkohle in den Spitaler- hauptgang gerieth und dort gleichsam anthraeitartig verkoakt wurde. Bei der Gelegenheit muss ich bemerken, dass es meiner Ansicht nach ein Irrthum ist, wenn man einige ungarische Kohlenformationen mit den älteren nordischen identifizirt. Ich glaube vielmehr, dass sie sammt nnd sonders, auch die des Banates, entweder der nördlichen oder südlichen Ausbeugung und östlichen Verlängerung der Molassenkohlenzone der Al- pen angehören, durch den Contakt aber mit dem sie später hebenden und theilweise durchbrechenden Trappgebirge auf mehr oder minder ei- genthümliche Weise verändert wurden. Die Leitmuscheln des älteren Steinkohlengebirges sind meines Wissens in Ungarn noch nirgends nach- gewiesen worden. 201 mationen zu stossen. Mehr als hundert Wildbäche bin ich zu diesem Zwecke resultatlos auf- und abgestiegen und nur an drei Punkten glaube ich mit Grund annehmen zu dürfen, dass die dort vorkommenden rothen und schwarzen kalk- und versteinerungsleeren Thonschiefer, *) ein grüner Talkschiefer, und ein schwarz- und rothgefleckter Kieselschiefer, von un- ebenem und muschligem Bruch und mit Quarzadern mannigfach durchzogen, alten Gebilden angehören. Diese Punkte sind am Westerberge auf der Südseite des Brunstkogel, im Brei- tenbach am Kogel und in einem Seitenbach des Schmied- lahnenbaches. Ueber diese und die beiden davon nach Sü- den gelegenen bleierzführenden Kalkgruppen werde ich mir späterhin erlauben einige Beobachtungen mitzutheilen. Aus dem Ebengesagten dürfte sich aber vielleicht schon abnehmen lassen, dass wir es von der Polythalamienzone angefangen bis zur Grenze der geschichteten Gesteine gegen die Oentralkette hin am Nordrande der Alpen mit einem ste- ten Wechsel sehr verschiedenaltriger Formationen zu thun haben, **) und dass es hierdurch auch erklärlich wird, warum manche Geologen diesem Theile der Alpen nur Bildungen sehr später, andere hingegen sehr früher Epochen zugestehen wollten. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass sich hier dieselbe Erscheinung wiederholt hat, welche an den Massiven des westlichen Alpensystems nachgewiesen worden ist. Auch die bairischen Kalkalpen bestehen keineswegs aus einer zu- *) Ich habe darin nur Fukusabdrücke aufgefunden, welche sich von denen der Polythalamienzone abweichend zeigen. **) Wenn man vom Fusse des Blomberges (d. i. Kreide) eine gerade Linie gegen Süden zieht, so durchschneidet sie bis dahin, wo sie auf die primitiven Gesteine in Tyrol trifft, eine Parallele von Gebirgsketten, welche nur durch schmale Thäler (allein Flächen mit Diluvialboden ent- haltend) von einander getrennt werden. Die Ausdehnung dieser Linie beträgt nach Abzug der Thalbreiten 130000 bairische Fuss nach mei- ner Messung. Nimmt man nun an, dass unter den in den Kalkalpen auftretenden Gebilden der Lias das älteste sei, so müssten vom Blom- berg an gerechnet, die Glieder der auftretenden Formationen, selbst wenn sie sich öfters recapituliren, von einer Mächtigkeit sein, wie man sie sonst noch nirgends angetroffen hat. 202 sammenhängenden Centralkette, wie sie sich scheinbar dem Auge darbietet, sondern aus eiförmigen Gruppen, deren Cen- tralkern krystallinisches Gestein ist, was von älteren und Jüngeren Flözgebirgen mantelförmig umlagert wird. Wäre die eruptive Kraft so mächtig, wie in der Schweiz, Savoyen, und im innern Tyrol gewesen, hätte sie wie dort solche Massen des Centralkernes hoch emporgeschoben, dass Aeonen hindurch der Kampf der Elemente vergeblich war, diese Riesen zu vernichten, so würden wir unsere Kalkalpen ge- rade so in Kuppen von Granit und Gneiss endigen schen, als wie bei jenen Massiven. So mögen nur wenige und nie- drige krystallinische Kuppen anfänglich vorhanden gewesen sein, von denen wir die Trümmermassen zwischen denen der Sedimentgesteine noch heute an einzelnen Stellen auf den Gekirgskämmen antreffen. Vielleicht war es der Druck der ungeheuren überliegenden Wassermasse, der die Eruption so bedeutend schwächte. Wenn es der Vorwurf der praktischen Geologie ist, die Struktur der Erdrinde in ihrer ganzen Ausdehnung zu er- forschen, verdienen die bairischen Alpen, das Mittelglied zwischen den westlichen und östlichen Alpen, grössere Auf- merksamkeit und nicht wie bisher nur oft flüchtige Begehung. Unser Gebirge bietet grosse Ausbeute dem geologischen Forscher, dem ‚der Fleck der Erde, den er bewohnt, nicht für das typische Land gilt, nach dessen Vorbild die ganze Oberfläche der Erde zusammengesetzt ist.” Ihm wird eine Wanderung in den bairischen Alpen durch eine Menge in- teressanter Beobachtungen reich belohnt werden. Ich rathe übrigens jedem Geologen, der diese Gebirge besucht, sich mit dem Forstpersonal bekannt zu machen, namentlich in dem Strich, wo er keine Berg- und Salinenbeamten findet. Er wird durchaus sehr gebildete Männer kennen lernen, die reges Interesse an der Geologie zeigen und reisende Natur- forscher mit der grössten Zuvorkommenheit behandeln. Im Falle ich nützlich werden könnte, erlaube ich mir einige der Herrn hier zu nennen. Forstmeister ScHEnk in Te- 203 gernsee: Forstmeister REıSSECcKER in Tölz; Kevierförster AUERBACH in der vordern Riess; Revierförster SACHENBACHER in Schliersee; Revierförster BLonner in Fischbachau. Auch Hammermeister ÖPPENRIEDER am letzteren Orte und Schmidt Messner in Höhenmoss interessiren sich für mineralogische Vorkommnisse ihrer Gegend und kennen das umgebende Gebirge gut; ebenso in Miesbach Kaufmann KarLıngeEr. ne rue re FIR Liz aa INTER Er ; ” it } a Makita Va Bern anna | LE Ba EITEeE Kalk NN, MM eu EN Te m LA SIE Eh. rg j j | | had a) ee ae EEE ilneigele hun si), du lan kat ‚ | A kan 'ahiR DT ee ara, off ; \ be Aa Kurth Aa nn er Ku h Aa, EN ar N x Wie 1 rat 0 4 # r P Hi I . { R- 4 y ’ ; 5 ö 4 ] b au y er Y 4A ’ 4 A f 1 b Pe DT ern DB \ l I N L KE f vn OR PIE EN Ee! 2 ki 3 { { i * ’ ” a a 99: LLC en ne f® F I Ai L x ne ERS 4 SITE, ze \ k Pur VRR KLARA SAND RE N © Ro RR ÄRN fi 4 Narr. A 4 5 ” N { PU, \ en ? Br % En ) Da ’ gu Fr Wich 5} en —— — ? Wi ua DI EEE NT Sl Min KIT 17 F Ey VoyE x ' 6 = Im | Y HM 7 1% 1 $ f R \ j k Rr s nz 2 j ) ' . \ L f j r Y vA { ) \ ” Aa h r } 4 ü e vr I 5 EM. h A 0) s EN ’ N " ’ IR 2 h | 4 A n er PA ©) A Ne un Y fi rt i A R Ye ö | n. og EU % " * Re" A I Ih h Bu Ai [ y Fan \ 1 u Ar i ) 1 7 RR h er N J R IR 2 ö f ' N * Kieiı “ karmy R N „ h k 7 £ 5 x LA h 110, i As ä AIR nk, a all Aa, j i a AR | ? N le ish, f * 4 y Ä + $ vH „107 Late 22 Lil: kart 2 } x i j ra KRARTIET, vu Mi ! r 2 i Add \ } \ UN DERRL.A, h Jr { Bar DEREN TERN 7 » siugnälh. “ hl 2 4 ef, ” wu.) ea VLLT il v \ i ’ x h 1 ER x \ | N Bar f . \ ’ x IRRE “os t ’ N 1) \ £ “ # x C v r Tim s 1 Y y ‘ f I D 1 S 4 r j N x ' f Dieitschrift Deutschen geologischen Gesellschaft. 2. Heft (Februar, März, April 1852). A. Verhandlungen der Gesellschaft, I. Protokoll der Februar - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 4. Februar 1852. Nachdem die Sitzung unter dem Vorsitz des Herrn v. CAr- natı eröffnet worden, wird das Protokoll der Januar-Sitzung verlesen und angenommen. - Als Mitglied ist der Gesellschaft beigetreten: Herr Apotheker Dr. Poreck in Neisse vorgeschlagen durch die Herren Oswaıp, TamnAau und GöPPERrr. Briefe waren eingegangen: 1) Von dem naturwissenschaftlichen Verein in Hamburg vom 4. December 1851 mit der Empfangsanzeige der Zeit- schrift. 2) Von Herrn v. Srromgeck in Draunschweig vom 20. Januar, "betreffend die von demselben ausgeführte geognosti- sche Karte von Braunschweig. Für die Bibliothek der Gesellschaft wurden als zuge- gangen angemeldet: Von Herrn Deıesse : Mineralogie. Traveauz de 1849—50. (Auszug aus den Annales des mines. Tom. 19. 1851). a Von Herrn Haıpiscer: 1) Jahrbuch der k. k. geologi- schen Reichsanstalt. 1851. Heft 2 u. 3. 2) Naturwissenschaftliche Abhandlungen gesammelt etc. von Haıvınger Bd. 4. 1850. Zeits. d.d. geol. Ges. IV. 2. 14 R [n u 206 3) Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaft in Wien. Bd. 7. 1851. Zum Austausch gegen die Zeitschrift der Gesellschaft: Correspondenzblatt des zoologisch-mineralogischen Ver- eins in Regensburg. Jahrg. 5. 1851. Herr Beyrıch theilte ein Schreiben des Herrn Brunner in Bern an Herrn v. Buch mit, die Hebungsverhältnisse der Schweizer Alpen betreffend. Herr Ewa» gab eine Darstellung des im südwestlichen Frankreich entwickelten von dem Centralplateau sanft abfal- lenden und sich gegen die Pyrenäen steil wieder erheben- -den Schichtenprofils, um das Verhältniss mehrerer darin auf- tretenden Bildungen zu den gleichaltrigen Deutschlands zu erörtern. Die im nördlichen Theile dieses Profils, namentlich in den Departements der Charente inferieure, Charente und Dordogne vorkommenden Kreidebildungen schliessen sich zwar durch den Reichthum an Rudisten, der den meisten von ihnen eigen ist, noch wesentlich an die südeuropäische Ausbildungsweise der Kreideformation an, lassen sich aber dennoch sehr wohl auf die in der deutschen Kreide unter- schiedenen Abtheilungen zurückführen. Die beiden ältesten Stockwerke der Kreide (Neocom und Gault) können nirgend in jenem Gebiete mit Sicherheit nach- gewiesen werden, da die dunklen Thone mit versteinertem Holze, welche hier und da zwischen den jurassischen Schich- ten und den jüngeren Kreidebildungen auftreten, keine be- weisenden Petrefakten enthalten. Neocom und Gault fehlen daher vielleicht dort ebenso, wie dies in Sachsen und Böh- men der Fall ist. In den jüngeren Kreidebildungen dagegen sind im südwestlichen Frankreich vier Abtheilungen unter- schieden worden (s. Durrt:noy’s und p’ArchHıAc’s Arbeiten über diesen Gegenstand). Von diesen vier Abtheilungen entspricht die unterste, in welcher häufiger als in den darüber folgenden sandige Schich- ten zu den kalkigen hinzukommen und welche Exegyra Co- 207 lumba und: Ichthyosarcolithen in Menge enthält, entschieden unserem unteren Quader. Die zweite, durch weisse, zuwei- len sehr harte, zuweilen zerreibliche Kalke gebildet, ist durch Radiolites cornu pastoris und eine Reihe anderer Rudisten charakterisirt, unter denen Radiolites Ponsianus einer der häufigsten. In der dritten Abtheilung, gewöhnlich aus grauen | Mergelkalken bestehend, sind Rudisten selten; jedoch ein grosser Hippurit, welcher sich bei Perigueux darin findet, erweist sich bei genauer Vergleichung als ununterscheidbar vom Hippurites cornu vaccinum, wodurch diese dritte Ab- theilung als Aequivalent der Gosauschichten und damit auch unseres Plänerkalks gestempelt wird. Es wird auf das Vor- handensein der erwähnten zweiten Abtheilung zwischen dem Quader und Plänerkalk und auf die Selbstständigkeit, wo- durch sich dieselbe in jenem Theile von Frankreich auszeich- net, aufmerksam gemacht, zugleich aber hinzugefügt, dass auch diese Abtheilung in der deutschen Kreide, und zwar bald als ein Uebergangsglied zwischen Quader und Pläner- kalk, bald aber ebenfalls mit einer gewissen Selbstständigkeit auftrete. Die vierte Abtheilung, p’Arcuıac’s Ualcaire jaune su- perieur, auch häufig als Schichtensystem von Atoyan bezeich- net und durch Radiolites Hoeninghausi charakterisirt, ent- spricht ohne Zweifel genau den Maastrichtschichten, welche in jenem Theile von Frankreich eine bedeutende horizontale Verbreitung, zuweilen auch eine grosse Mächtigkeit errei- chen. Zwischen ihnen und der dritten Abtheilung hätte man unsere weisse Kreide zu suchen; indess würde diese dort nur in Schichten erkannt werden können, weiche dem Ge- sammthabitus ihrer Fauna nach als Uebergänge zwischen der dritten und vierten Abtheilung erscheinen, zu irgend selbstständiger Entwickelung aber nicht gelangen. Die Royanschichten bilden den obersten Theil der Kreide- formation dieser Gegend. Die unmittelbar darüber liegenden und sich scharf dagegen absetzenden Tertiärschichten von St. Palais an der Mündung der Gironde enthalten unter An- 145 208 derm auch schon linsenförmige Nummuliten. Diese konnten wegen ihrer Kleinheit und Seltenheit leicht übersehen wer- den, bestätigen jedoch die nicht allgemein getheilte Ansicht von D’ÖRBIGNY und DELEoSs, dass die Schichten von 7. Palais, die ältesten des dortigen unteren Tertiärgebirges, sich mit den bekannten Nummulitenschichten von Brarztz identificiren. Herr ApoLpnu ScHLAcıntwEır sprach über die franzö- sischen Alpen in den Umgebungen des Isere-Thales. Der- selbe charakterisirte kurz die verschiedenen Formationen mit Angabe der vorzüglichsten Petrefakten, und legte hierauf ein Profil der Schichtenfolge längs des rechten Ufers des Isere- Thales, von Grenoble bis an den Rand der Alpen, vor, auf welchem er mit Benutzung der zuerst von A. Gras gege- benen Skizze versucht hatte die so mannigfachen Hebungs- verhältnisse dieser Bergzüge darzustellen. Er gab die all- gemeinen Resultate der einzelnen Beobachtungen über das Schichtenfallen an den verschiedenen Punkten des Profiles, und bemerkte, dass man zur Erklärung dieser Lagerungs- verhältnisse am besten annehmen müsse, die Schichten seien durch eine Reihe theils grösserer theils kleinerer Spalten zerrissen worden, welche unter sich und zur Hauptrichtung der Alpen mehr oder minder parallel waren; längs dieser Spalten wurden dann die Schichten durch verschiedene He- bungen aufgerichtet; dadurch scheint es klar zu werden, wie mehrmals dieselbe Formationsfolge hervortreten konnte, und wie wiederholt die auf eine Jurabasis gestützten Schichten des Neocom scheinbar unter den später abermals auftreten- den Jura einfallen können. Derselbe theilte hierauf noch eine Uebersicht einiger Beobachtungen mit, welche er über die Neigungsverhält- nisse der Thalsohlen, der Bergabhänge und der freien Gipfel in den Alpen angestellt hatte. Es wurden einige Instrumente vorgelegt und erläutert, deren er sich zu diesen Messungen bedient hatte. — Er machte hierauf darauf aufmerksam, dass es nothwendig sei eine sorgfältige Auswahl der Abdachung zu treffen, welche man als den Ausdruck der mittleren Nei- 208 gung eines Berges betrachten will, und dass man sich durch Wiederholung der Messung von verschiedenen Standpunkten aus von der Richtigkeit der erhaltenen Resultate überzeugen müsse. Er resumirte kurz einige Resultate der verschiede- nen Beobachtungen, deren detaillirte Zusammenstellung er später vorlegen wird. 1) Das mittlere Gefälle der Thalsohlen, abgeleitet aus den Längendistanzen und der absoluten Höhe, wird sowohl in den Quer- als Längenthälern im Allgemeinen stets grös- ser, je mehr man von den Mündungen der Flüsse gegen ihr oberes Ende an den hohen Gebirgskämmen fortschreitet ; diese constanten Unterschiede der Neigung werden häufig sehr bedeutend. 2) Die Bergabhänge, welche sich zu beiden Seiten eines Thales von der Thalsohle bis zur Höhe der Kämme hinauf- ziehen, sind im Allgemeinen weniger steil und die Thäler also weniger eng, als man sie gewöhnlich mit freiem Auge schätzen würde. Die Neigung dieser Thalgehänge übersteigt im Mittel für ihre ganze Länge in den regelmässigeren Querthälern nur selten 35 Grad, während sie sich in den “weiteren Längenthälern häufig auf 25, 20 bis 18 Grad ver- flacht; nur in den schluchtartigen Theilen der Thalengen erreicht sie zuweileu 40 bis 43 Grad. — In diesen, mit Winkeln von 110 und 140 Grad gegen das Firmament ge- öffneten Thälern circulirt also noch eine grosse Masse von Luft zwischen den Gebirgskämmen, was auf den Wärme- austausch zwischen der Atmosphäre und dem festen Gestein, und auf die Temperaturverhältnisse der Alpen überhaupt von vielfachem Einfluss ist. 3) Die mittlere Neigung der Abhänge wird bedeutend grösser, wenn man sich zu den höheren Kämmen und den freien Gipfeln erhebt. Die häufigsten Neigungen, welche hier auf grosse Erstreckung vorkommen, sind 45 bis 50 Grad; es ist dieses im Gegensatze zu den sanfteren Abdachungen der tieferen Gehänge, welche die Thäler einschliessen, eine im ganzen Alpengebiete charakteristische Erscheinung; die- 210 selbe tritt am deutlichsten in den hohen Uentralgruppen des Finsteraarhornes, des Monte Rosa und Mont Blanc hervor. Herr G. Rose legte im Namen des Herrn v. Humsoıpr der Gesellschaft ein 4 Zoll langes und 3 Zoll breites Stück derben Zinnobers von Neu-Almaden bei San Jose in Calıfor- nien vor, welches Herr v. HumkoLpr von Herrn Dr. PreEcHr, Vorsteher des Bremer Handelsinstitutes, erhalten hatte. Herr G. Rose machte bei dieser Gelegenheit auf die merkwürdige geognostische Verwandtschaft des Goldes und Zinnobers auf- merksam, indem sich auch im Ural an verschiedenen unter einander sehr entfernten Stellen in den Goldwäschen bei Bogoslowsk, Katharinenburg und Miask in dem Goldsande Stücke und Körner von Zinnober gefunden haben, was Herr v. Humsoıvr in dem Schreiben, mit welchem er Herrn G. Rose das Stück übersendet hatte, hervorhebt (vergl. v. Hum- BOLDT Asie centrale 1. p. 501). Herr v. Carnaıt bemerkte hierzu, dass in Californien die Quecksilberminen von dem Golddistrikt entfernt liegen und Gold und Zinnober nicht zusammen gewonnen werden. Hierauf ward die Sitzung geschlossen. v. w. 0. v. Carnatı. BeyrıcHh. Rork. 2. Protokoll der März - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 3. März 1852. Die Sitzung wird unter dem Vorsitz des Herrn v. CAr- NALL eröffnet, das Protokoll der Februar- Sitzung verlesen und angenommen. Als Mitglied ist der Gesellschaft beigetreten: Herr Bergamts-Inspektor ENGELHARDT in Obersteinach vorgeschlagen durch die Herren v. Carnaıı, G. Rose und BEyriıch, 211 Herr Berggeschworner Harırmann in Gräfenthal vorgeschlagen durch die Herren RıcHter, Beyrıcı und v. ÜARNALL. An Geschenken sind für die Bibliothek eingegangen : Von Herrn v. Bucu: Lagerung der Braunkohlen in Eu- ropa und über die Blattnerven und ihre Vertheilung. Zer- lin, 1832. Von Herrn Sepewıck: Synopsis of the classification of the British Palaeozoic rocks by Apam SEDGwIcK wäh a detatled systematic description of british palaeozoic fossils in the geological Museum of the University of Cambridge by FrEpErIcK M’Coy Fascieul I.: Radiata et Articulata. Lon- don & Cambridge, 1551. Zum Austausch gegen die Zeitschrift der Gesellschaft: Württembergische naturwissenschaftl. Jahreshefte. Jahr- gang 8. Heft 1. Stuttgart, 1852. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussi- schen Rheinlande und Westphalens. Jahrgang 8. Heft 4. Bonn, 1851. Das Geschenk des geognostisch-montanistischen Vereins für Tyrol und Vorarlberg, geognostische Karte dieser Ge- biete in 11 Blättern, und Vorarlberg geognostisch beschrieben und dargestellt von A. R. Scumipr, J/ansbruck, 1843, be- gleitete Herr v. Bucu mit dem folgenden Vortrage: „Es ist eine höchst merkwürdige Erscheinung, dass eine Privatgesellschaft, der geognostisch-montanistische Verein für Tyrol und Vorarlberg, ein Werk zu Stande gebracht hat, welches dem grössten Staate zu Ehre und Ruhm gereichen würde. Die Masse wohlbeobachteter wich- tiger geognostischer T'hatsachen auf 10 grossen Blättern der geognostischen Karte von Tyrol und Vorarlberg ist so über- aus ansehnlich, dass man offenbar diese Bekanntmachung für ‚eine der grössten Bereicherungen ansehen muss, welche die Geognosie jemals erhalten hat. Und wenn auch nicht immer die aufgezeichneten Ge- birgsarten demgemäss vorgestellt werden, wie die meisten 212 Geognosten sie jetzt einzutheilen gewohnt sind, so blei- ben doch die Thatsachen stehen, und es handelt sich nur, um ihren grossen Werth hervortreten zu lassen, um eine Art von Uebersetzung, wie sie im Vortritt solcher Führer im Lande selbst mit wenig Schwierigkeit sich würde ausführen lassen. Man möchte diese herrliche Arbeit mit einem grossen Felde vergleichen, auf welchem mit vieler Sorgfalt und Ein- sicht die zartesten und köstlichsten Früchte aus dem Innern der Erde zur allgemeinen Benutzung und Freude hervorge- bracht worden sind. Diese Früchte erwarten jedoch, um ihren Werth völlig zu erkennen und sie zu geniessen, einer weiteren Bearbeitung. Doch würde diese Ansicht nicht ganz gerecht sein. Jedes Blatt giebt den vollständigsten Beweis, dass es dem. Beobachter keinesweges an dem vergleichenden, umfas- senden und verbindenden Blicke gefehlt habe, der allein den Geognosten bildet. Die Karte liefert nicht blos Materialien, sie giebt auch unmittelbar die wichtigsten Ergebnisse für die Geognosie. Was bei einer Hüchtigen Uebersicht dieser Blätter als neu oder wichtiz auffallen kann, möge hier in der Kürze vorgetragen werden, jedoch mit der Bemerkung, dass gleich wichtige, ja vielleicht noch viel bemerkenswerthere Ansich- ten zurückbleiben, auch schon deswegen, weil die Ansichten, in denen man die Natur auflassen kann, stets unerschöpf- lich sind. Das erste Blatt von Vorarlberg ist schon im Jahre 1843 erschienen mit der Erläuterung des Herrn Scumipr und ist jedem Geognosten wohl bekannt. Das zweite Blatt lehrt uns die nördliche Kalkkette erkennen, welche durch die Strasse des Arlberges und durch das Innthal vom älteren Gebirge geschieden wird. In dieser Kette werden drei Bildungen von Kalkstein unterschieden und mit besonderen Farben bezeichnet, der untere, der mittlere und der obere Kalkstein. Schichten von Ammo- nitenkalk laufen wie Würmer zwischen dem unteren und dem mittleren Kalkstein. Es sind Leuchtfackeln für künftige 213 Beobachter, sie zu genaueren Formationsbestimmungen zu leiten. Der rothe Sandstein zwischen Ill und Inn, unter dem Kalkstein hervor, erscheint hier zum ersten Male, und Gyps in grosser Ausdehnung zwischen beiden. Südlich zeigt sich die so wenig bekannte Gneissmasse der Jamthaler Gletscher in ihrer Ausdehnung scharf begrenzt, und ebenfalls der Anfang der mächtigen graniti- schen Gneissberge, welche die Eisberge des Kauner- und des Oezthales bilden. Die Eisberge in Tyrol sind gleichsam Inseln von Gneiss, welche tief unten von Glimmerschiefer und von Thonschiefer umgeben werden. Nur von solchen hohen granitischen Gneissfelsen gehen erratische oder Wan- derblöeke hervor, aus reinen Kalkthälern niemals. Die Grenze dieser Wanderblöcke auf dem Kalksteingebirge wird von der Karte häufig und genau bezeichnet. Auf dem dritten Blatt erscheint die Umgebung von Innspruck; südlich erheben sich die von der Stadt aus so mächtig und schroff hervortretenden Dolomitspitzen des Seile- und Serlesberges, zwei Ueberreste der nördlichen Kalkkette, die auf der mittleren Kette bei dem Seitwärts- _ Abdrängen der Kalkreihe zurückgeblieben sind. Es werden auf diesem Blatte die Umgebungen des Salzberges von Hall ganz deutlich und die Lage der merkwürdigen opalisirenden Ammoniten im Lawatzscher Thale. Der weitere Fortlauf des grossen Innthales auf dem vierten Blatt giebt eine klare Einsicht über die Ausdeh- nung des berühmten Bergbaues von Schwaz. Die Gneiss- insel des Zillerthales, eine der grössten im Alpengebirge, er- scheint in ihrer scharfen Begrenzung. Am Ende des Inn- thales erblickt man zum ersten Male die ganze Erstreckung des wunderbaren Tertiärgebirges, in dem man ganz Austra- lien wiederzufinden glaubt, und dieses bis Aattenberg herauf. Höher in den Alpenthälern ist nirgends noch etwas dem Tertiärgebirge Aehnliches gesehen worden. Im Süden des Blattes verbreitet sich eine Granitinsel durch die ganze Länge des Teffereckerthales. Sie war bis- 214 her gänzlich unbekannt. Es ist eine neue Entdeckung. Aber wer wäre auch jemals in dieses verschlossene, tief in den Alpen verlorene Thal gedrungen ? Eine Nachweisung aller in Tyrol betriebenen Bergwerke, der Gebirgsarten, in denen die bebauten Lagerstätten sich finden, dieser Lagerstätten selbst und des Ertrages jedes Wer- kes füllt den grössten Theil des fünften Blattes und ist unverkennbar von sehr grossem geognostischen Werthe. Diese Nachweisung verdiente besonders wieder abgedruckt zu werden. Durch das sechste Blatt werden wir nach dem Sü- den von Tyrol geführt und wieder in ein bisher ganz unbe- kanntes Land. Zwischen dem italienischen Val Camonica näm- lich und dem Tyroler Val Rendena steigen Gletscherberge auf, welche dem Mont Blanc den Rang bestreiten. Sie wer- den von so grossen und so ausgedehnten Eismassen umgeben, dass man nicht einmal ihre höchsten Spitzen gesehen hat, daher jede Karte diesem merkwürdigen Gebirge andere Na- men giebt, eben weil man sich mit der Benennung der äusse- ren Wälle begnügt. Die Tyroler Karte nennt die höchsten Eisberge la Presanella, und ihr mögen wir auch, mehr wie anderen, vertrauen. Die Grenzen dieser mächtigen Graniterhebung sind von der Karte schön und scharf bestimmt’; die italienischen Gren- zen waren schon seit vielen Jahren durch den Mailänder Curıonı bekannt. Wanderbiöcke drängen sich von dieser Granitmasse bis in viele ihnen entgegenstehende Thäler. Sie sind von Herrn Trımmer in Drixlegg mit vieler Genauigkeit beschrieben und auf der Karte verzeichnet. Höchst lehrreich ist das siebente dieser Blätter; denn es giebt nicht allein eine genaue Abbildung der grössten al- ler Niederlagen von rothem Porphyr in Europa, sondern zeigt auch zugleich, wie dieser Porphyr von den zwei gleichlau- fenden grossen Ellipsoiden umfasst wird, im Norden von dem Granit der Ifingerspitz bis ins Pusterthal, im Süden von der Cima d’Asta zwischen dem Fleimserthale und der Val 215 Lugana. Das nie genug erforschte Fassathal ist hier mit einem grossen Reichthum von Gebirgsarten ausgestattet und auch das so oft von Unberufenen gemisshandelte Predazzo erscheint mit seiner Umgebung. Die hohen und furchtbaren Dolomitspitzen des Fassa- thales werden auf dem achten Blatt fortgesetzt, und schön sieht man ihr plötzliches Ende im Sextenthale über /nni- chen. Es erscheint St. Cassian mit den Thälern umher und sehr bestimmt sind hier die Orte angegeben und bezeichnet, an welchen die berühmten Seeproducte von 82. Cassian sich finden. Dass neunte Blatt ist grösstentheils der Farben-Er- klärung gewidmet. Mit Vergnügen erblickt man hier ein Bestreben, sich so viel als möglich dem anzuschliessen, was für andere Blätter in Deutschland und Frankreich Uebereinkunft geworden ist. Granitische Gesteine erhalten eine rothe Farbe, Kalksteine eine blaue, Sandsteine eine gelbe Farbe, Auch alle übrigen Farben scheinen ihrer Bestimmung gemäss zweck- mässig ausgewählt und sind durchaus nicht verwirrend. Das zehnte Blatt endlich, in zwei Hälften getheilt, giebt Nachträge zum südlichen Tyrol zwischen dem Lago d’Idro und der Etsch. Die Karte ist in München von C. Scuacu auf Stein gravirt und in der lithographischen Anstalt von Sekasrıan Mınsinger musterhaft in Farben abgedruckt worden. Möge sie doch bald viele ähnliche Nachahmer finden.” Herr Ewa» legte verschiedene Mineralien von Basten- nes (Dep. des Landes) zur Ansicht vor und zwar zunächst eine das Vorkommen der von dort her bekannten Arragonite erläuternde Reihe, bestehend aus den Arragoniten selbst, fer- ner aus den damit zusammen vorkommenden Fasergypsen und endlich aus den bunten Thonen, in welchen Arragonit und Fasergyps eingeschlossen sind, und welche offenbar als vom Alter der in jener Gegend sehr verbreiteten Eoeänbil- dungen betrachtet werden müssen. Eine zweite Reihe von Gesteinen war den dortigen Asphaltgruben entnommen; es 216 waren theils lockere Sandsteine, welche sich durch ihre wohl erhaltenen Versteinerungen als miocän erweisen, theils Ophite, von welchen jene Sandsteine durchbrochen sind, beide Ge- birgsarten von dem emporgedrungenen Asphalt gleichmässig imprägnirt. Herr Beyrıc#h sprach über das Vorkommen von Korallen und Schwämmen im Muschelkalk ausserhalb der Alpen, wozu die Beobachtung zweier neuer dahin gehörenden Formen aus Oberschlesien Veranlassung gab. Zuerst beschrieb MıcneLin zwei Korallen aus dem Mu- schelkalk der Gegend von Zuneville, Astraea polygona- lis und Stylina Archiaci, Jcon. zooph. p. 13,347, t.3. f1 und 2.*) Aus dem Schaumkalk von Zlüädersdorf besitzt Herr von MırLeczKı daselbst eine engröhrige Astraea, die von den beiden durch MicueELin bekannt gewordenen fran- zösischen Korallen der Stylina Archiaci vergleichbar sein dürfte, jedoch einer näheren Untersuchung noch nicht unter- worfen werden konnte (vergl. Zeitschr. II. S. 256). Aus Oberschlesien beschrieb Dunker Montlivaltia Triasica (Palaeontogr. 1850. p. 308. t. 35. f. 6. 7. 9.) von Zaband bei Gleiwitz und von Mekultschütz, An letzterem Orte fand Redner diese Koralle als einen häufigen Begleiter der dort gemeinen Terebratula decurtata in wohl erhaltenen Stücken. Sie hat einen flachen, nur in der Mitte mässig vertieften Kelch, ohne Columella. Von den Lamellen sind die 4 ersten Kreise regelmässig ausgebildet, der fünfte nur unvollständig; die 24 Lamellen der drei ersten Kreise, fast gleich stark entwickelt, treten bis nahe an den Rand der centralen Vertiefung; die des vierten Kreises überschreiten kaum die Mitte zwischen *) Die erste Arbeit bei literarischer Benutzung eines Werkes muss die Aenderung der vom Autor selbst gemachten Berichtigungen sein. Weder Bronx (Index I. p. 1110. und II. 160.), noch Geinırz (Grundr. p. 568.), noch p’Orsıexy (Prodr. I. p. 178.) beachteten die von Micazum (l. e. p. 347.) vorgenommene Aenderung der Benennung Sarcinula in Stylina Archiaci, BEYRICH. 217 Rand und Centrum. Unter den Montlivaltia-Arten von 7. Cassian ist am ähnlichsten die kleine von Graf Münster (Beitr. IV. t. 2. f. 6b.) abgebildete Form, die gewiss mit Unrecht mit der grösseren (l. c. t. 2. f. 6a.) unter demsel- ben Namen als M. capitata vereinigt ist. Seltner als Mont- livaltia triasica findet sich zu Mikultschütz Thamnastraea Silesiaca Beyr. Diese Koralle besteht aus fast ebenen, dünnen, über einander liegenden Lagen, die durch unregel- mässige Lückenräume geschieden werden. Die Kelche sind sehr klein; eine Columella ist nicht vorhanden. Die Lamel- len sind von gleicher Stärke. Vergleichbar ist Th. scita Eow. Hame brit. foss. cor. p. 119. t. 23. f. 4. aus engli- schem Great Oolithe. — Schwämme sind dem ausseralpinen Muschelkalk eben so wenig fremd als Korallen. Mit Recht rechnet GEinirz (Grundr. S. 695.) das im deutschen Muschel- kalk überaus verbreitete Rhizocorallium jenense zu den Schwämmen, unter welchen es als eine gute und eigenthüm- liche Gattung den von ZENKER gegebenen Namen behalten kann. MıcHeLın beschrieb gleichzeitig mit den oben genann- ten Korallen von Zuneville einen jedoch sehr undeutlichen Schwamm, Spongia triasica (Jcon. zoophyt. p. 14. t. 13. f. 3.), vielleicht zu den zusammengesetzten Unemidiumarten gehörig. Damit vergleichbar ist das von Dunker (Palaeont.1. p- 309. t. 35. f. 26.) abgebildete, aber nicht benannte ober- schlesische Petrefakt, welches nicht von einer Koralle (Cyatho- phyllum oder Astraea, meint DunkEr) herrühren kann, weil sich die strahligen Furchen verästeln. Ausgezeichneter als diese letzteren ist ein von Herrn v. Krexskı zu Kamin bei Beuthen in Menge: gesammelter, als Steinkern erhaltener Schwamm, Scyphia Kaminensis Beyr. Er ist von un- regelmässig ceylindrischer Form, + bis 1 Zoll dick, bis 14 Zoll lang; der centrale Kanal hat an der Mündung etwa die Weite von + des Durchmessers, verengt sich aber nach innen, so dass er an den dicksten, nahe der Basis abgebrochenen Stücken nicht über 1 bis 2 Linien weit ist. Das Fasergewebe 218 des Schwammes war locker und ziemlich grob; es erfüllt unregelmässig die ganze Masse ohne unterbrechende Lücken. Herr v. CarnALL legte mit Bezug auf das in der letz- ten Versammlung erwähnte Vorkommen von Quecksilbererzen eine Karte der Bergwerk-Distrikte Californiens vor, auf der die Zinnobergruben südlich von San Jose am nordwestlichen Fusse der Santa-Cruzberge angegeben sind in einer Gegend, die von den Goldregionen weit entfernt liegt. Ferner legte derselbe das Manuscript einer von Karten und Profilen beglei- teten Beschreibung des Gabbrozuges im nordwestlichen Theile der Grafschaft Glatz von Herrn Runge vor und hob aus dem Inhalte hervor, dass das dortige Gestein kein eigentlicher Gabbro, sondern vorherrschend Hypersthenfels sei, der nach der Ablagerung des Steinkohlengebirges hervorgetreten und somit jünger sei. Herr Tamnau legte eine Reihe vulkanischer Auswürf- linge, sogenannte Bomben, vor, und sprach über das Vor- kommen derselben. Es sind dies abgerundete, grossentheils ganz kugelförmige Massen eines grauen Basalts von der Grösse einer Wallnuss bis zu der einer starken Faust. Die Kugeln zeigen stets einen Kern einer ausgezeichnet glänzen- den, blättrigen, mehr oder minder auskrystallisirten schwar- zen Hornblende, und sind unbezweifelt dadurch entstanden, dass der damals thätige Vulkan die in seinem Innern gebil- deten Hornblendekrystalle auswarf, und diese sich bei dem Herabrollen von der Spitze des Kegels in die damals noch weiche Masse des Basaltes einhüllten. — Die weniger kugel- runden und mehr knollenartigen Stücke enthalten grössere und kleinere Partieen eines ausgezeichneten Chrysoliths, und zuweilen Einschlüsse von Glimmer und Feldspath, letztere stets verändert durch den Einfluss des Feuers, — dagegen niemals eine Spur der sonst in den Basalten so häufigen Mi- neralien der Zeolith-Familie. — Die Stücke sind vom Reh- berge zwischen 4lt-Albenreuth und Boden, wenige Stunden südlich von Zger in Böhmen, einer Gegend, die den Mine- 219 ralogen und Geologen mit Recht als eine besonders inte- ressante empfohlen werden darf. Hierauf ward die Sitzung geschlossen. v. w. 0. v. Carnarı. BevrıcH. Rorn. 3. Protokoll der April - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 7. April 1852. Die Sitzung wird durch den Vorsitzenden Herrn v. Car- NALL eröffnet, das Protokoll der März-Sitzung verlesen und genehmigt. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr v. Hrypen in Zreslau, vorgeschlagen durch die Herren Görrert, Beyrıch und v. CARNALL. Für die Bibliothek sind eingegangen: Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland. Bd. 11. Heft 1. Reports of the first, second, and third meetings of the association of american geologists and naturalists at Phila- delphia in 1540 and 1841, and at Boston in 1842. Embra- cing its proceedings and translations. Boston: Gould, Kendall and Lincoln 1843. — Geschenk der Familie Binnev in Boston. Report on the geology and topography of a portion of the lake superior land district in the state of Michigan. By J. W. Foster and J. D. Wurrney, united states geologists. In two parts. Part I. Copperlands. Washington 1850. — Als Geschenk der Verfasser. — Dem Werke waren beige- fügt vier lose Tafeln mit Durchschnitten und Abbildungen von Versteinerungen. F. Roemer: Monographie der fossilen Orinoideenfamilie der Blastoideen und der Gattung Pentatrematites im Beson- deren. Abdruck aus dem Archiv für Natnrgeschichte, Jahr- 220 gang 17. Band 1. Mit 5 Tafeln. Zerlin 1851. — Geschenk des Verfassers. Der Vorsitzende zeigt den Eingang des Abdruckes von einem Protokoll an, nach welchem zu Frankfurt a. M. am 16. November 1851 ein Verein zum Zweck geologi- scher Detailaufnahmen im Grossherzogthum Hes- sen und anstossenden Landestheilen zusammenge- treten ist. Bei den Aufnahmen soll die fertig vorliegende topographische Karte des Grossherzogthums Hessen im Maass- stabe von 1 : 50000 zum Grunde gelegt werden. Die Ver- theilung der einzelnen Sectionen und Gebiete fand in folgen- der Weise statt: a. Herr Professor Dierrengach in Giessen übernimmt die Sectionen der Grossherzogl. Hessischen Generalstabskarte 1) Giessen. 3) Gladenbach. 2) Allendorf. 4) Grossenlinden. b. Herr Salinen-Inspector Lupwıs in Nauheim die Gross- herzogl. Hessischen Sectionen 1) Friedberg. 3) Ztödelheim. 2) Büdingen. 4) Fauerbach. und die Kurfürstlich Hessischen Sectionen 1) Gelnhausen. 3) Lohrhaupten. 2) Schlüchtern. c. Herr Dr. SAnDBERGER in Wiesbaden die nördlich an die Grossherzogl. Hessischen Sectionen Dingen, Castel, Rö- delheim und westlich an die Sectionen Fauerbach, Grossen- linden, Gladenbach und Biedenkopf anstossenden Nas- sauischen Gebietstheille mit dem Preussischen Kreise Wetzlar, oder die Nassauiscben Sectionen 1) Züdesheim. 6) Kleeberg. 2) Wiesbaden. 7) Weilburg. 3) Höchst. 8) Offenbach. 4) Usingen. 9) Dillenburg. 5) Limburg. 10) Zittershausen. d. Herr Bergverwalter TascnE in Salzhausen die Gross- herzogl. Hessischen Sectionen 221 1) Schotten. 3) Herbstein. 2) Alsfeld. 4) Lauterbach. e. Herr Pfarrer TueoBAaLD in Hanau die Grossherzoglich Hessischen Sektionen 1) Neustadt. 3) Offenbach. 2) Dieburg. sowie die angrenzenden Bairischen, Kurhessischen und Frankfurtischen Gebietstheile oder die Sektionen 1) Aschaffenburg. 3) Hanau. 2) Bieber. 4) Windecken. f. Herr Vorıtz in Mainz die Grossherzoglich Hessischen Sektionen 1) Castel. 5) Worms (Gebiet des linken 2) Mainz. Rheinufers). 3) Bingen. 6) Darmstadt (desgleichen). 4) Alzer. g. Herr Schulinspektor GuUrBERLET zu Fulda übernimmt die östlich an die Grossherzogl. Hessischen Sektionen Herbstein und Lauterbach grenzenden Kurhessischen Ge- bietstheile, vorerst die Sektionen 1) Hauswurz. 3) Fulda. 2) Salzschlirf. 4) Hünfeld. Hierauf brachte Herr Braun einen Artikel der schlesi- schen Zeitung vom 3. April 1852 zum Vortrag, worin von dem Inhalte eines Vortrages des Herrn GörrErr über die Tertiärflora der Umgegend von Dreslau, gehalten in der Sitzung der naturwissenschaftlichen Sektion der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur vom 31. März d. J., Nachricht gegeben wird. Es wird darin insbesondere eine Uebersicht der ausserordentlich reichen fossilen Flora gege- ben, deren Reste neuerlich in einem zur Braunkohlenforma- tion gehörenden Thon zu Schossnitz bei Kanth aufgefunden worden sind. Herr Görperr hatte bis dahin. 130 Arten von Schossnitz beobachtet, von welchen 118 für neu gehalten waren. Der Vorsitzende machte hierzu die Mittheilung, dass Zeits. d. d. genl. Ges. IV, 2, 15 222 Herr GöPPERT durch eine Unterstützung der Staats-Regie- rung in den Stand gesetzt worden ist, eine von Abbildungen sämmtlicher Arten begleitete Arbeit über die neu gefundenen Pflanzenreste zu publiciren. Herr Nauck aus Crefeld legte der Gesellschaft die von ihm zu Crefeld aufgefundenen Tertiärversteinerungen vor, über deren Vorkommen früher berichtet ist. *) Herr Beyrıc#H legte die Originalstücke der von Herrn Bor neu unterschiedenen meklenburgischen Tertiärconchy- lien Cassidaria Buchii und Voluta Siemsseni zur Ansicht vor und sprach über deren Verwandtschaft zu anderen be- kannten Arten. Derselbe gab Nachricht von einer brieflichen Mittheilung des Herrn Naumann an Herrn L. v. Bucu über ein in Leipzig bei Bohrungen beobachtetes Vorkommen mariner tertiärer Conchylien. Herr v. Carnarı brachte einen Brief des Herrn Kun zum Vortrag, in welchem über neu beobachte Vorkommen tertiärer Versteinerungen in Oberschlesien ausführliche Nach- richt gegeben wird. **) Derselbe legte zwei von Herrn DEGENHART zu Orzesche in Oberschlesien eingesendete Hochofenprodukte vor, von welchen das eine, vorgekommen auf der mit Coaks arbeiten- den Maria-Hütte zu Orzesche Zinkblende zu sein scheint, von Herrn Krug jedoch für schwefelhaltiges Eisen gehalten wird; das andre wird für Bleiglätte erklärt und ist auf der mit Holzkohlen arbeitenden Valesca-Hütte zu Pallowitz vorge- kommen. Eine nähere Untersuchung beider Produkte soll vorgenommen werden. - Derselbe sprach über die neuerlich in Oberschlesien ge- fundenen Kohleneisensteine, deren beschränktes Vorkommen nicht zu so grossen Erwartungen berechtigt, wie sie in schlesischen Zeitungen ausgesprochen werden. Nach den vor- *) Vergleiche S. 19 fgg. »*) Vergleiche in den brieflichen Mittheilungen. 223 gelegten Handstücken ist es auch kein wirklicher ‚black band”, sondern nur Sphärosiderit mit Schnüren von Stein- kohle, welcher in Kohlenflözen als schwache Lagen einbricht. Zur Vergleichung wurden einige Stücke des ausgezeichneten Kohleneisensteins von Zörde in Westphalen vorgelegt, und zwar im rohen und gerösteten Zustande. Herr Tamnau legte Reihen von nordamerikanischen Mi- neralien vor, aus denen SHEPARD In letzter Zeit zwei neue Species gemacht hat, und sprach über dieselben. Das erste, von Sueparp Houghit genannt, ist amorph, und erscheint in kleinen länglichen nierenförmigen Massen, die nur selten die Grösse eines Zolles erreichen. Von Farbe ist es äusserlich milchweiss, ım Innern bläulich oder röth- lichweiss. Der Bruch ist uneben, splitterig und wenig glän- zend. — Härte = 7,5; specif. Gewicht = 2,02 . . . 2,03. — Die äussere Erscheinung erinnert einigermaassen an jenes nierenförmige specksteinartige Mineral aus der Gegend von Parma, das man BreEırHaupr’s Dermatin beizuordnen pflegt. Nach SHEPArRD umhüllen diese Nieren oft kleine blassrothe Krystalle von Spinell, und zuweilen bildet ein einzelnes grosses und vollkommenes Oktaäder dieses Minerals voll- ständig den Kern derselben. — Die quantitativen Verhält- nisse sind noch nicht genau bestimmt, doch sagt SHEPARD, es sei ein Hydrat von Thonerde und Magnesia, und will auf die Formel Mg Äl (Spinell) mit Wasser schliessen. — Es findet sich mit Serpentin, Kalkspath und dem braunen Glimmer, den man in neuester Zeit Phlogopit genannt hat, zu Gowerneur, St. Lawrence County, im Staate New-York. Dem zweiten Mineral hat Sueparn den Namen Dysyn- tribit beigelegt, von Aus (hart) und Zuvrpıßw (zermalmen), mit Bezug auf seine Eigenschaft sich ungemein schwer pul- verisiren zu lassen. Es findet sich zu Zlossie, St. Lawrence County, New-York, und scheint ebenfalls nur im amorphen Zustande vorzukommen. Es ist von splitterigem Bruch, sehr wenig glänzend, schwer zersprengbar, und von dunkelgrüner, zuweilen grauer oder gelblicher Farbe. — Härte = 3,5 . 4,0; 19,3 224 specifisches Gewicht = 2,76 ... . 2.31. — Nach SHEPARD verliert es vor dem Löthrohr in einer offenen Röhre Feuch- tigkeit und wird weisslich; ohne Zusatz schmilzt es in dün- nen Fragmenten zu einem weissen porzelanartigen Glase; — mit Borax löst es sich zu einem weissen durchsichtigen Glase auf. — Lange mit Schwefelsäure gekocht wird es nur theilweise angegriffen. — SHEPARD giebt als Bestandtheile an: Kieselsäure 164: (San. 247,68 Tihonerde» „wen .dosst2. Dar. ed. 44650 Eisenprotoxyd . . 2.2... 5,48 Wasser . . anal, ‚14.83 Spuren von Kalk und Magnesia — 99,49 und berechnet die Formel: 16 Al Si -+ Fe’ Si + 9 H. Hierauf ward die Sitzung geschlossen. v. wi) 20% v. Carnart. DBeyrıcn. Rorn. 225 B. Briefliche Mittheilungen. I. Herr Kuu an Herrn v. Carnaur. Woinowitz bei Ratibor, den 18. März 1852. Seitdem mir die in der Zeitschrift der geologischen Ge- sellschaft enthaltene Aufforderung zugekommen, beabsichtige ich bereits, Ihnen in Betreff’ der geognostischen Verhältnisse hiesiger Gegend einige kleine Notizen mitzutheilen, welche vielleicht in Beziehung auf die in Arbeit befindliche geo- gnostische Karte von Deutschland einiges Interesse für Sie haben können. Zur Sache. Es handelt sich vorzugsweise um die Stel- lung des Gypsgebirges, falls Sie auf der Karte die Hauptabtheilungen des Tertiärgebirges von einander sondern wollen. So weit meine kleinen Ermittelungen reichen, glaube ich entschieden unser Gypsgebirge mit dem Tegel von Baden bei Wien parallelisiren zu müssen. Die aufgefundenen Con- chylien sind allerdings zum Theil nur in einzelnen und sehr beschädigten Exemplaren vorhanden, so dass ich z. B. von einer Natica nur mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vermuthen, nicht mit Sicherheit zu behaupten wage, dass sie die in Ba- den so gemeine Natica glaucinoides Sow. sei und die einzige Muschel, welche ich häufig in unserem Czernitzer Gyps- gebirge gefunden, Gryphaea navicularis Broccni (auch bei Miechowitz vorkommend) ist meines Wissens bisher nicht im Badener Tegel, sondern in andern Schichten des Wiener Tertiärgebirges gefunden worden, wogegen ich in Üxernitz die auch in Baden häufige Turbinolia duodecimcostata in einem sehr wohlerhaltenen Zustande gefunden habe und Höl- zer, wovon ich GÖPPERT gesendet, aber noch nichts Näheres von ihm darüber erfahren habe. Es darf Sie nicht Wunder nehmen, dass die Conchylien in unserem Gypsgebirge bisher 226 so rar sind. Im Gyps selbst sind sie sehr selten und ich habe nur von Dirschel einige, grossentheils schlecht conser- virte Muscheln. Da aber, wo Conchylien besser erhalten vorkommen, in dem blaugrauen Ziegelthon, welcher mit den Gypsmassen, die zum Theil in ihm enthalten sind, eine und dieselbe Ablagerung bildet, können wir, da die Gypsgräber denselben unberührt lassen, nur dann etwas finden, wenn wir Schächte auf das unterliegende Steinkohlengebirge abteufen. Auf einem andern Punkte, zwischen Troppaw und Ra- tibor bei Schreibersdorf, waren beim Abteufen eines Brun- nens in demselben blauen Letten ziemlich zahlreiche Con- chylien gefunden, welche die Bestimmung zweier Species zuliessen. Die eine ist die Turritella acutangula Broceur, die andere ist eine Corbula, auf deren Vorhandensein in un- serem Gebirge ich aus dem Grunde wohl Gewicht legen darf, weil sie positiv dieselbe ist, welche in so ungeheu- rer Zahl in dem Tegel von Baden und Möllersdorf vor- kommt. Ich lasse den specifischen Namen auf sich beruhen; ich hatte sie einstweilen als Volhynica Eıcuw. und Pusch bezeichnet, der sie noch am nächsten zu stehen schien, ob-' wohl bei der Mangelhaftigkeit der Beschreibungen und Ab- bildungen, die wir von dieser Species besitzen, hierüber schwer zu entscheiden ist, und später fand ich sie im Wie- ner Museum als Corbula rugosa Lam. bezeichnet, was ich auch nicht für richtig halten kann; indessen mag dieses alles füglich auf sich beruhen. Der Punkt, worauf es hier an- kommt, die Identität der Badener und der Schreibersdorfer Corbula, ist mir nicht zweifelhaft. Hierzu kommen nun noch die, einer genauen Untersu- chung zur Zeit entbehrenden, von mir zuerst vor zweiJahren bei Gelegenheit des Abteufens vom Pinderschacht der Charlotte- grube aufgefundenen Foraminiferen, unter denen ich bis jetzt 3 Robulinen, dabei die R. clypeiformis D’Or». und R. calcar D’OrB., Nodosaria rugosa (?) p’Ors., Lingulina carinata (?) pD’Orz. und 2 Dentalinen, von denen die eine entweder Badensis oder inornata sein wird, gefunden habe. 227 Mir scheinen schon die vorstehenden 'Thatsachen die Zuordnung des oberschlesischen Gypsgebirges zu dem Ba- dener Tegel, wenn auch nicht definitiv zu rechtfertigen, doch wenigstens bis zu genauerer Feststellung zu erfordern. Rücksichtlich der Verbreitung unseres Gypsgebirges habe ich noch zu den Ihnen längst bekannten Punkten fol- sende hinzuzufügen: 1) in Dirschkowitz am linken Oppaufer oberhalb 7’rop- pau ist eine Gypsförderung etablirt, 2) im Park zu Troppaw sind mächtige Gypsmassen er- bohrt, 3) das aus Quellen oberhalb Zrzezin bei Rutibor nach Ratibor geleitete Trinkwasser ist nach der Versicherung des Apothekers Tuamum zu Aatibor stark gypshaltig. Dasselbe versichert er von allen Brunnen in der Stadt Aatzbor, und nachdem im Strafhause zu /tatibor ein Bohrloch gestossen worden, halte ich mich für überzeugt, dass diese Stadt auf Gypsgebirge ruht, da in dem 300 Fuss tiefen Bohrloche per- manent ein blaugrauer Letten, wie der Czernitzer, erbohrt worden, und zwar zuletzt, grade wie die untersten verstei- nerungsreichen Schichten des Uzernitzer Gypsgebirges, sehr sandig und fest, das erbohrte Wasser aber gypshaltig ist. Gestatten Sie mir noch einige Mittheilungen über die bei Ozernitz, Pietze und Pschow vorkommenden Kalksteine. Der von Üzernitz und Pietze ist eine dem Gypsgebirge auf- gelagerte Süsswasserbildung. H. v. Orvnuausen hat schon in seinem Werke über Oberschlesien die Süsswasserschnecken in demselben gekannt. Es hat damit seine vollkommene Rich- tigkeit. Ganz anders verhält es sich mit dem Pschower Kalk, der jedenfalls älter sein muss. Da der Bruch verfallen und ersoffen ist, habe ich ihn nie gehörig untersuchen können. Nach Ihren im Tagebuche niedergelegten Beobachtungen wird man diesen Kalk und den mit ihm vorkommenden Gyps für einer Bildung angehörend halten müssen. Wenn dieses der Fall ist, und ich habe durchaus keinen Grund, es zu 228 bezweifeln, so wird man doch annehmen müssen, dass dieser Kalk nur den älteren Schichten des Gypsgebirges angehöre, denn ich habe auf Czernitzer Terrain nahe der Ridultauer Grenze in den obersten Schichten des Gypsgebirges, in dem unmittelbar auf das anfgeschwemmte Land folgenden braunen mergeligen Letten, zahlreiche Bruchstücke genau desselben Kalksteins eingeknetet gefunden. Schliesslich noch eine Notiz über ein neues Vorkommen des Basalts in Oberschlesien. Herr v. Bucu spricht in sei- nen geognostischen Beobachtungen v. J. 1802 mit Bestimmt- heit, wenn auch nur beiläufig, von einem kleinen Basalt- berge bei Ziptin unweit Katscher und die beigegebene Karte markirt den Basaltberg nördlich von Ziptin. Niemand hat nachmals dort etwas derartiges gefunden und man war ge- neigt, einen Irrthum zu vermuthen. Ich war nicht an Ort und Stelle, möchte aber doch um so weniger hierbei einen Irrthum annehmen, da ich in geringer Distanz, nördlich von Bieskau bei Katscher am linken Ufer des Trojabachs, den Basalt anstehend gefunden habe. Man führte mich im Jahre 1849 in einen neu aufgenommenen Steinbruch, angeblich Grauwackebruch, wo ich statt letzterer den Basalt fand. Der Besitzer, ein unbemittelter Mann, konnte wenig auf ge- hörige Aufdeckung seines Fundes verwenden. Gegenwärtig wird dieses aber durch den Leobschützer Kreis geschehen, welcher den Basalt zum Strassenbau brechen lassen wird. Die im Süden der Troja anstehenden Grauwackenschichten sind gegen den Basalt hin gehoben. 2. Herr Ferp. Rormer an Herrn Beyrıcn. Bonn, den 1. März 1852. Dumonr’s unter den Auspicien der Brüsseler Akademie im Auftrage des belgischen Gouvernements ausgeführte grosse geognostische Karte von Belgien ist vollendet. Herr Bergh. v. Decuen, welchem Dunonr vielfache wichtige Mittheilun- 229 gen über die an Belgien angrenzenden Gebietstheile verdankt, hat eines der ersten fertig gewordenen Exemplare von Duv- Mont zugeschickt erhalten. Die Karte umfasst neun grosse Folio-Blätter im Maassstabe von —,.,. Die technische Ausführung ist vorzüglich schön und namentlich ist die Schwierigkeit einer genügenden Angabe der Bergzeichnung ohne Benachtheiligung der Colorirung sehr glücklich gelöst worden. Die Colorirung ist nicht durch Farbendruck, son- dern mit der Hand, jedoch mit äusserster Zierlichkeit und Sorgfalt bewirkt. Leider steht zu fürchten, dass der letztere Umstand einen sehr hohen Preis der Karte nach sich ziehen und dadurch deren Verbreitung schaden wird. Nur aus die- sem Grunde, nicht um eine grössere Genauigkeit der Aus- führung herbeizuführen, hätte vielleicht das Verfahren des Farbendrucks den Vorzug verdient. Den wissenschaftlichen Werth der Karte zu beurtheilen, ist mir am wenigsten nach einer so flüchtigen Ansicht derselben, wie mir bisher zu Theil geworden, möglich. Ueberraschend ist jedoch gleich bei dem ersten Blick das ausserordentlich grosse Detail der Angaben, welches, die Zuverlässigkeit der Beobachtung vorausgesetzt, nur durch einen bewunderungswerthen Fleiss sich erklärt. Be- sonders fällt dieser Reichthum des Details in Betreff der vie- len zum Theil sehr kleinen Partien des Tertiärgebirges auf, welches bekanntlich von dem Verfasser der Karte vorzugs- weise nur nach den Lagerungsverhältnissen und den petro- graphischen Charakteren in verschiedene Gruppen oder Systeme getheilt worden ist. Man kann sich jedoch des Wunsches nicht erwehren, dass diese Angaben Dumonr’s über die Verbreitung seiner einzelnen Gruppen des Tertiär- gebirges durch die paläontologischen Geognosten Belgiens bestätigt werden möchten; denn bisher ist man in allen an- dern Ländern nur mit Hülfe sehr sorgfältiger und umfassen- der Vergleichung der organischen Einschlüsse zu einer rich- tigen Kenntniss der verschiedenen Tertiärbildungen und na- mentlich ihrer gegenseitigen Altersverhältnisse gelangt. Wie gross oder gering aber die Mängel der fraglichen Karte im 230 Einzelnen auch sein mögen, in jedem Falle ist durch deren Vollendung wieder ein ansehnliches Stück zu dem gross- artigen geognostischen Bilde Europa’s hinzugefügt worden, dessen Herstellung durch die von staatswegen veranlassten in grösserem Maassstabe als früher ausgeführten Aufnahmen der einzelnen Länder kräftig vorbereitet wird. Ausser dieser Haupt-Karte wird eine Uebersichtskarte Belgiens, welche aber auch über einen ansehnlichen Theil der preussischen Rheinlande sich erstrecken wird, von demselben Autor in nächster Zeit erscheinen. 3. Herr ScuArsAarurr an Herrn BEyricn. München, den 8. Juni 1852. Im 4. Hefte des 11l. Bandes der Zeitschrift der deut- schen geologischen Gesellschaft, das so eben in meine Hände gekommen ist, findet sich ein Auszug aus einem Briefe von Herrn Prof. Emmrıcu, den ich ım Interesse der Sache selbst berichtigen muss. Im I. Bande dieser Zeitschrift Heft 3 pag. 284 handelt Herr Prof. Emmrıcn von dem Ammonitenmarmor und sagt Zeile 10 von unten: „Am Haselberg hinter Trauz- stein führt ihn schon Lırz von LitiengacH in zahl- reichen Schluchten an, welche in das Berchtes- gadner Becken von den höhern Kalkbergen seiner Umgebung herabführen”. Wohin nun hier die Klam- mern zu setzen seien, um einen andern Sinn herauszubringen, als den der Satz selbst ausspricht,. dass muss ich Herrn Prof. Emmrıch überlassen. Wenn nicht der Satz umgestellt, hin- ter „Zraunstein” ein Pnnkt gemacht und das Nachfolgende „führt ihn schon Lırt vow LiLiengacn’” zwischen „in zahl- reichen Schluchten” gesetzt wird, wird der von Derchtes- gaden so viele Meilen entfernte Haselberg hinter Traunstein immer einen Theil des Berchtesgadener Beckens ausmachen 231 müssen. Sie sehen wohl, die ganze Stelle hat ein Irrthum veranlasst, der indessen jedem in einem fremden Lande nicht ganz Heimischen leicht begegnen kann, und in dieser Bezie- hung von keiner Bedeutung. Für mich als Individuum hin- gegen hat die Sache eine ernstere Beziehung, und wenn Herr Prof. Emmricn glaubt, ich hätte mich über die Entdeckung dieses Irrthums gefreut, so irrt er sich höchlich. Herr Prof. Emmricn hat wirklich den rothen Ammonitenmarmor mit Planulaten am Haselberge hinter Traunstein mit rothen Am- monitenmarmoren im Berchtesgadner Becken verwechselt, die einer andern Formation angehören, Globiten, Bucklanden nebst dem Ammonites radians enthalten ohne eine Spur von Planula- ten. Auch diese Verwechslung ist ein leicht verzeihlicher Irrthum. Allein ich sah voraus, dass aus diesem Irrthum des Herrn Prof. Enmrıcn die Wiener das Material zu einer neuen Verdächtigung gegen mich nehmen würden, und ich war auch wirklich genöthigt, mich in dem Aufsatze: Gliederung des südbayerischen Alpenkalks (LeonuArn’s Jahrbuch ete. 1851. p. 129) gegen den Angriff des königlich-kaiserlichen Bergraths Franz Ritters v. HAuER zu wehren, der seine ritterlichen Hiebe gegen mich in Folge dieser Angaben des Herrn Prof. Emmericn gerichtet hatte. Ich muss Sie bitten, meine Entrüstung in dieser Beziehung ja nicht zu missdeu- ten. Ich achte eines Jeden Meinung und habe viel zu lange unter Menschen gelebt, um mich durch Lob oder Tadel der Journale aus meinem Gleichgewichte bringen zu lassen. Ich ehre selbst jeden feindlichen Angriff, aber ich verlange als ehrlicher Mann von meinem Gegner, der mich eines Journal- artikels halber todtschlagen will, dass, wenn er sich auch nicht bemühen mag, mich zu verstehen, er doch den Artikel selbst lese, aus dem er die Pfeile zu seinen Angriffen schmiedet, und sich nicht aufs Hörensagen oder die Berichte Anderer verlasse, wie das die Wiener Geologen bisher immer ge- than haben. So schrieb mir Herr v. Morror nach einer ähnlichen Abwehr von meiner Seite, die durch eine höhnende Note von seiner Seite hervorgerufen wurde: „Es thue ihm 232 leid, dass er sich 'geirrt habe; aber er habe meinen Aufsatz nicht gelesen; er selbst beschäftige sich nicht mit Petrefak- ten und habe sich deshalb blos auf das Urtheil seiner Wie- ner Collegen verlassen. Jetzt, nachdem er meine Angaben selbst durchgegangen, sehe er seinen Irrthun freilich ein. u. 8 w.” So bezogen sich alle diese Neckereien von Wien her nicht etwa auf Ansichten, die ich ausgesprochen, auf Beobachtun- gen, in denen ich mich geirrt, oder dergleichen, sondern auf Behauptungen, die mir untergeschoben worden, an die ich gar nicht dachte, oder die ich nie in der mir aufgebürdeten Allgemeinheit ausgesprochen. So berichtete ich im LEon- HARD’schen Jahrbuche 1846 pag. 819 über eine rothe Kalk- wand mit Ammonites Gaytanı und Joannis-Austriae, worüber v. Morror die Rede machte, ich spreche von lauter Ammo- niten, die das scharfe Auge des Herrn v. Haver in den Alpen nie gesehen. So schreibt v. Hauer ganz keck: ich läugne die spiralförmige Struktur der Nummulinen, wäh- rend ich meine Eintheilung auf diese spiralförmige Struktur basirte u. s. £ Die Wissenschaft hat die meisten ihrer Wahrheiten nur nach langem Kampfe errungen und man wird Streit und Kampf auf dem Felde wissenschaftlicher For- schungen nie vermeiden können; aber der Kampf soll ehr- lich geführt werden, sonst wird er zur Klopffechterei eifer- süchtiger Handwerks-Innungen und entehrt die Wissenschaft, deren Ziel und Ende nur Wahrheit sein muss. 4. Herr Eneernarpr an Herrn Berricn. Obersteinach, den 6. Juni 1892. Es kam mir gestern das Märzheft der deutschen geolo- gischen Gesellschaft zu Händen; mit grosser Spannung er- öffnete ich dasselbe, um die Arbeit Rıc#rer’s über die La- gerung der ostthüringischen Grauwacke kennen zu lernen. 233 Bei den verschiedenen Ansichten, die, wie ich aus der Be- schreibung ersehe, zwischen mir und ihm bestehen, erlaube ich mir im Allgemeinen kein Urtheil über dieselbe abzuge- ben. Bei der Wichtigkeit, welche die hiesige Ablagerung bezüglich ihrer vielen Versteinerungen bereits erlangt hat, von denen täglich mehr und mehr aufgefunden werden, müssen doch bald Beurtheilungen und Berichtigungen von anderwärts her erfolgen. Nur Eins hebe ich hier in aller Kürze bezüglich seiner rothen Grauwacke hervor. Das von mir als Knotenkalk bezeichnete Glied der ober- silurischen Grauwacke, das zweite von unten herauf, welches sich durch eine ausserordentliche Menge von Korallen haupt- sächlich auszeichnet, enthält unter vielen anderen Brachio- poden Terebratula reticularis, T. marginalis, T. interplicata, Leptaena depressa, Orthis pecten, ausserdem aber Oardiolen, Pterineen, Spiriferen, Avicula und Posidonomyen, neben ei- ner Unzahl von Cypridina serrato-striata, welche letztere der Phacops cryptophthalmus regelmässig begleitet. Richter zählt dieses Glied, welches in seiner Lagerung beständig von den Nereitenschichten überdeckt ist und von Hümmern über Steinach bis in die Gegend von Saalfeld in einer Mächtigkeit von mehr als 1000 Fuss fortsetzt, zu der jüng- sten thüringischen Grauwacke, die er mit dem Namen der rothen belegt. Er sagt von derselben „Dieselbe ist schol- lenweise von Sieinach bis Saalfeld in einem Striche, der seine grösste Breite zwischen Zippelsdorf und dem Bären- bache bei Zudwigstadt erreicht, verbreitet, und dieser Strich ist nahezu die tiefste Einsenkung des Gebirgsrückens, und die Schollen der rothen Grauwacke liegen meistens an den Thalwänden, seltener auf den Höhen der Berge und in den Tiefen der Thäler, und beobachten ein höchst wechselndes Streichen und Fallen.” Wie Ihnen der nachstehende Durchschnitt, rechtwinklig auf das Streichen der Schichten im Steinachthale gestellt, zeigt, setzt dieses Glied der Knotenkalke regelmässig und in ziemlich gleichbleibender Mächtigkeit im Streichen hora 3 234 bei nordwestlichem Einfallen von Steinach nach Saalfeld fort; auch finden sich dort, wo das Glied durch Störungen weiter verbreitet und ihm bei Weitem mehr Eisenoxyd beigemengt ist, dieselben Turbinolopsis, dieselben Posidonomyen, diesel- ben Cypridinen mit dem Phacops im Liegenden und diesel- ben vielen Pflanzenreste im Hangenden des Gliedes; nu die Clymenien und Goniatiten wurden bis jetzt in den brau- nen Knoten der Knotenkalke hier noch nicht aufgefunden. A Graugrüne Grauwacke. B Dunkelgraue Grauwacke. C Obersilurische Grauwacke. a Untere dunkle Schiefer ; Wenlockschiefer. b Knotenkalke; Wenlockkalke. ce Nereitenschiefer; Unterludlowschiefer. d Blaue Kalke: Aymestrykalke. e Obere Schiefer. D Devonische Gesteine. Wenn nun auch die oben aufgeführten Versteinerungen zu der Meinung Veranlassung geben könnten, dieses Glied, welches zwischen der Ablagerung der Nereitenschichten und den dunklen Schichten der Wenlockschiefer erscheint, sei den devonischen Gesteinen zuzurechnen, so sprechen hierge- gen doch einestheils und zwar auf das Bestimmteste nicht allein die Lagerungsverhältnisse, sondern auch ein grosser Theil der Korallen und Brachiopoden, namentlich aber die Nereiten, welche RıcHter selbst in der unteren Abtheilung dieser Oypridinenschiefer auffand. Sollte sich aber dennoch der leiseste Zweifel gegen die von mir beobachtete Einrei- hung erheben, so wird derselbe durch die in jüngster Zeit in diesem Gliede aufgefundenen Graptolithen auf das Be- stimmteste widerlegt. Von einem Versetzen dieses mächtig 235 entwickelten Gliedes der untern Lagen der obersilurischen in die devonische Formation kann diesemnach keine Rede sein. Die Nereiten dürften überhaupt für die Einreihung der Grauwackenglieder unseres südöstlichen Thüringer Waldes maassgebend sein, indem dieselben nicht allein bei B in der oberen Abtheilung der untersilurischen, der dunkelgrauen Grauwacke, sondern auch bei b ın den Knotenkalken, der rothen Grauwacke Rıcurer’s, und endlich so ausgezeichnet häufig in dem dritten Gliede c, in den Nereitenschiefern angetroffen, werden. Die Uebereinstimmung zwischen der obersilurischen For- mation Böhmens und unseres Thüringer Waldes ist gross und der Unterschied zwischen beiden Ablagerungen besteht nur darin, dass hier am Thüringer Walde zwischen den ver- schiedenen Kalkgliedern grosse Massen schiefriger Gesteine abgesetzt wurden, während in Böhmen die Kalke mehr auf- einander gedrängt erscheinen. Hieraus ergiebt sich auch der Unterschied bezüglich der Versteinerungen; dort fanden die Trilobiten in den seichten schlammigen Fluthen ihr beson- deres Gedeihen, während hier bei grösserer Meerestiefe und den quarzreichen Bänken die Korallen und Mollusken ein ihnen zusagendes Leben führen konnten. 3. Herr Eneeısarpr an Herrn Bryrich. Obersteinach, den 9. Juni 1852. Obwohl ich mir in meinem vorgestern geschriebenen Briefe vorgenommen hatte, ausser über die rothe Grauwacke RıcHter’s mir keine weitere Beurtheilung zu erlauben, in- dem bei dem grossen Interesse, welches die Grauwacken- Ablagerung des südöstlicken Thüringer Waldes erregen muss, bald von anderwärts her Berichtigungen erfolgen müssten, so kann ich dennoch, nachdem ıch in dem 4. Hefte des III. Bandes der Zeitschrift der deutschen geologischen Ge- 236 sellschaft Seite 375 auch die Ansicht Corra’s über die hie- sigen Lagerungs- Verhältnisse kennen gelernt habe, mich nicht enthalten, doch noch einige Worte darüber fallen zu lassen. Es heisst dort: „Der Schichteneomplex des Thürin- ger Waldes besteht zu oberst aus devonischen Gebilden, vorzugsweise aus Cypridinenschiefern, welche schollenweise über einen grossen Theil des Gebirges verbreitet sind. Un- ter denselben liegt eine ächte Grauwacke mit Rothenbergia Hollebenii und ausserdem mit einer ausserordentlich grossen Menge von anderen Pflanzenresten, namentlich von Calami- ten, denjenigen der unteren Schichten des Steinkohlengebir- ges ähnlich, sowie von drei Farrenarten und gut erhaltenen Hölzern. Unter dieser Grauwacke liegen mächtige blaue obersilurische Schiefer, aus welchen namentlich die für die thüringische Industrie wichtigen Tafel- und Dachschiefer ge- wonnen werden. Charakteristisch sind die Kalkstein-Einla- gerungen, welche immer im Liegenden Alaunschiefer, darun- ter Kieselschiefer und unter diesen Nereitenschichten haben. Die. Kalksteine enthalten nur Lituiten und mikroskopische Tentaculiten. Die Alaunschiefer dagegen enthalten fast alle Graptolithen, welche Herr BarkanpE beschrieben hat; dane- ben auch mehrere neue Arten. In den Nereitenschichten liegt Nereites Sedgwickii. Ein einziges Vorkommen ist eine Ogygia im Griffelschiefer von Steinach. Unter dieser For- mation findet sich ein System von grünlichen Grauwacken- Gesteimen, in welchem sich bis jetzt ein Asaphus nur einmal, häufig dagegen Phycodes fand. Letzterer kommt auch in der Nähe von Reichenbach im Voigtlande und zwar im pe- trographisch ganz ähnlichen Thonschiefer vor, welchen Herr Naumann früherhin als versteinerungsleer bezeichnete. Es wird durch obige Versteinerungen wahrscheinlich, dass dieser Thonschiefer des Voigtlandes und die bläulich grünen Grau- wackengesteine des Thüringer Waldes einerlei Formation angehören.” Dies also sind die Beobachtungen der Herren Corra und RıcuHTEr über die thüringische Grauwacke und zugleich der Text zu der von Herrn Rıcuter neuerlichst 237 erschienenen Karte. Da hier von den angeblich jüngsten Grau- wackengliedern zu den ältesten übergegangen wird, so erlaube ich mir beimeinen Beobachtungen auch diesem Gang zu folgen. Hier am südwestlichen Gebirgsabfalle und namentlich zunächst des hiesigen Ortes stellt sich uns, wie der Durch- schnitt durchs Steinachthal in “meinem letzten Briefe zeigt, zuerst die devonische Formation dar. Ich bezeichne sie mit No. 1. Die Gesteine, aus welchen dieselbe besteht, sind mehr oder weniger feinstänglig abgesondert und grau bis dunkelblau gefärbt. Die Thonerde waltet in ihnen vor, die Kieselerde steht zurück, woher es auch kommt, dass hier gar keine Grauwackenbildung mehr vorkommt. Diese Schie- fer, die wegen ihrer Spaltbarkeit nach zwei Richtungen auch Griffelschiefer genannt werden, enthalten einen ziemlich be- deutenden Eisengehalt, welcher die Veranlassung zur stäng- ligen Absonderuug gab. Sie sind discordant auf die unter- ste Abtheilung der Untersilurgesteine, auf die grüngraue Grauwacke, welche nach S.O. einschiesst, dagegen aber concordant auf das obere Glied der obersilurischen Forma- tion, deren Schichten nach N.W. einfallen, gelagert. Von beiden ist diese Gruppe durch eine Ablagerung von thonigem Rotheisenstein getrennt, welcher nur hier und da auf den Auflagerungsflächen mit dem obersten Gliede der obersiluri- schen Gesteine zuweilen als Eisenoxydhydrat erscheint. Zuweilen sind diese Eisensteine stark verdrückt, zuweilen erlangen sie jedoch auch eine Mächtigkeit bis zu 14 Fuss. Diese Ablagerung besitzt eine Stärke von circa 800 Fuss und die Schichten fallen in einem Winkel von 50 bis 70 Grad nach N.W. ein; nicht selten sind kleinere und grössere weni- ger mächtige Partien auf weitere Strecken, auf Ebenen und an Berggehängen, auf der ältesten graugrünen Grauwacke vorgeschoben, und die Formationsgrenze zwischen beiden ist durch eine Unzahl sehr fester scharfkantiger Grauwackentrüm- mergesteine aus den obersten Schichten der graugrünen Grau- wacke bezeichnet. In diesem devonischen Gebilde fand ich bis jetzt nur ein Schwanzschild eines grossen Trilobiten. Zeits, d.d.geol. Ges. IV. 2. 16 238 2. Graue und grünlichgraue sandige Grauwackenschie- fer. Dieses oberste Glied der obersilurischen Ablagerung tritt unmittelbar unter den Griffelschiefern auf und legt sich in seinem äussersten Liegenden unmittelbar auf die blauen Kalke. Es zeichnet sich in seiner oberen Abtheilung durch ‚grünlichgraue Grauwackenschiefer, welche zu oberst in un- reine dunkelgefärbte Thonschiefer verlaufen, nach unten durch graue glimmerreiche sandige Grauwackenschiefer aus. Die Mächtigkeit des Gliedes kann etwas über 800 Fuss betra- gen. Das Streichen und Fallen der Schichten ist gleich dem des darüber liegenden Griffelschiefers. Kalke fehlen diesem Gliede ebenso, wie festere Grauwackenlagen, woher es auch kommen mag, dass man bis jetzt keine Versteinerungen in ihm antraf. 3. Blaue Kalke. Eine 200 Fuss mächtige Bank von unten mehr blaugrauen ins Schwärzlichblaue verlaufenden Kalken, die nach oben heller werden und häufig mit mehr thonhaltigen gelblich gefärbten wulstigen Einlagerungen er- scheinen. Die Kalksteine sind in mehr oder weniger starke Bänke gesondert und auf das Mannigfaltigste von Kalkspath- adern durchzogen, die in ihren weissen, gelblichen, zuweilen rothen Farbennüancen dem an sich verschieden blau und grau gefärbten Gesteine ein schönes Ansehen und zugleich die Veranlassung zur Verwendung in Marmorschleifereien geben. Einzelne mehr thonige Bänke geben einen vortreflli- chen hydraulischen Cement nach dem Brennen. In der un- tersten Abtheilung besteht dieses Glied aus schwarzen Vitriol- und Alaunschiefern, welche, wenn Gänge von Quarz in ihm oder in seiner Nähe erscheinen, in Kieselschiefer umgewan- delt sind. In den Kalken setzen Grelbeisenerze, sowie die für den Thüringer Wald so wichtigen Ockerlager auf. Die festeren blauen Kalke enthalten eine Menge von Crinoideen, die weicheren mehr thonerdehaltigen an einzelnen Stellen eine grosse Zahl von Orthoceras ibex, sowie Orthis orbieularis und verschiedene andere Brachiopoden und Conchiferen. Die schwarzen Vitriol- und Alaunschiefer enthalten eine ausser- 239 ordentliche Zahl von Graptolithen, die in manchen Schichten oft so augehäuft sind, dass sie die schwarze Farbe der Schie- fer verdrängen und denselben ein silbergraues Ansehen ge- ben, indem ihre Lage durch einen weissen Ueberzug be- zeichnet wird, der höchst wahrscheinlich aus einem basischen Thonerdesalze besteht. Der Stellung nach ist dieses Glied das des Aymestrykalkes oder der Etage G von BAarRAnDE. 4. Nereitenschiefer. Ein über 1000 Fuss mächtiges Glied, auf welchem die Vitriol- und Alaunschiefer des vori- gen in gleichmässigem Streichen und Fallen aufgelagert er- scheinen. Nach oben besteht dasselbe aus mächtigen Schich- ten von Thonschiefergrundmasse, in welcher Knollen und Schnüre von Kalken, welche sich oft schr zusammendrängen und dem Gesteine alsdann vollkommen das Ansehen von Knotenkalken verleihen, vorkommen. Die grösseren Kalk- ausscheidungen und die Knoten enthalten sehr viel Kiesel- erde und die Farbe derselben #st oft viel dunkler als die der umschliessenden Schiefer. Zwischen diesen festen oft platten- förmig: abgesonderten Knotenschiefern liegen dünngeschichtete ungemein stark zerklüftete thonige Schiefer von meistens dunklen, doch auch lichtern Farben. Nach unten herrschen Schiefer ohne Kalkgehalt vor, die bei geringer Festigkeit und leichter Zerstörbarkeit durch die Einwirkung der At- mosphärilien hier und da schwache Schichten von gebogenen sehr kieselreichen festen Schiefern führen, die auf ihren Schichtungsflächen weisse Glimmerblättchen enthalten. Auch einzelne Bänkchen einer bläulichen Rollsteingrauwacke, sowie schwache gelblichgrau gefärbte Schichten von Sand kommen in ihnen vor. Nur einzelne Schieferbänke von bläulicher Färbung und grösserer Festigkeit setzen zu unterst auf und treten als Felspartie hier und da zu Tage. Von Versteinerungen kom- men in einzelnen Schieferlagen der oberen Kalke Graptoli- then, undeutliche Nereiten und Avicula lineata vor. In den kieselreichen glimmerführenden Schiefern der mittleren Ab- theilung sind die Nereiten mit einzelnen Graptolithen, die Nereograpsus nach GEintrz, so wie Lophoctenien sehr häufig; 16 * 240 auch kommen hier schon Tentaeuliten zum Vorschein. In den schwachen Bänkchen der Rollsteingrauwacke und in den sandigen Schichten kommen Pentameren, viele Orthis und Spiriferen, sowie verschiedene Conchiferen vor. Ausgezeich- net sind einige Korallen und in einzelnen Schichten liegen viele Urinoideen. In den unteren festeren Schieferbänken sind unzählige Tentaculiten aufgehäuft, welche dem Gesteine öfters ein ganz verändertes Ansehen geben. 5. Konotenkalke. Es ist dies ein dem vorigen in Mäch- tigkeit nur wenig nachstehendes, von ihm durch eine ziem- lich starke Ablagerung regellos zerklüfteter 'T’honschiefer, welche die Eigenschaft besitzen im Wasser zu einer plasti- schen Masse zu erweichen, getrenntes Glied, auf welches sich die unteren Tentaculitenschichten in regelmässigem Streichen und Fallen auflagern. Dieses Glied besteht zu oberst, wie bereits gesagt, aus einer mächtigen Bank schiefer- thoniger Gesteine, die sich ihren Eigenschaften nach genau wie die plastischen Thone der Jüngstzeit verhalten. Hierauf folgen dunkelblau gefärbte festere Schiefer, dann stärkere Bänke dergleichen von gelblichgrauen schmuzigen Farben, welche beständig mit mehr oder weniger mächtigen Bänkchen einer sehr festen grünlich- und schmuzig gelblichgrauen Grau- wacke wechseln. Mehr nach unten hin nehmen die Schiefer noch lichtere Farben an und es kommen hier und da einzelne Knotenzüge von Kalk zum Vorschein, welche den Schiefern regelmässig im Streichen und Fallen folgen. Diese Knoten- züge häufen sich nach dem Liegenden hin immer mehr, und endlich tritt der Knotenkalk in seiner erst plattenförmigen Absonderung, dann aber in mächtigen Bänken, zuweilen durch eine dunkle Schieferschicht im Liegenden noch besonders bezeichnet, auf. Hier sind bedeutende Kalkausscheidungen mit vielen Schwefelkiesen dann nichts Seltenes. Zu unterst wird das Glied durch eine sehr feste Grauwackenbank be- grenzt. In den oberen Schiefern dieser Abtheilung erschei- nen einzelne Graptolithen; in den ihnen zunächst eingela- serten Grauwackenbänkchen sind Pflanzenreste, Calamiten, 241 Knorria etc. in zahlloser Menge vorhanden, auch einzelne Korallen und Brachiopoden erscheinen in ihnen. In den nun- mehr folgenden Grauwackenbänkchen wird die Fauna aber sehr vertreten. Ganze Schichtenlagen sind erfüllt mit Uri- noideen. Zahllos und in den verschiedensten Formen er- scheinen die Korallen, das Gestein ist oft vollkommen damit übersäet. Neben noch einzelnen Cypridinen erscheinen Schwanzschilde von Phacops; die Brachiopoden, Conchiferen und Gasteropoden, namentlich aber erstere, sind zahlreich vertreten. Hier und da finden sich auch Cephalopoden, jedoch im Allgemeinen nur selten; auch kommen in diesen tiefer liegenden Schieferschichten noch Pflanzen vor. Treten wir nun in die untere Abtheilung dieses mächti- gen Gliedes, in das Bereich der Kalke, so stossen wir auf eine zahllose Menge von Cypridinen, welche von den Kopf- schilden und einzelnen Mittelstücken von Phacops begleitet werden. Von Mollusken sind hier die Conchiferen ungemein zahlreich vertreten, auch kommen noch Korallen, jedoch spar- samer, dagegen aber viele Urinoideen vor. In der untersten Grauwacke dieses Gliedes der Knotenkalke, in Ricuter’s rother Grauwacke, hat derselbe bei Saalfeld auch Nereiten gefunden. Dieses für den Geologen gewiss sehr wichtige Glied ruht gleichmässig gelagert auf 6. dem für unsern Thüringer Wald so wichtigen der Dach- und Tafelschiefer, den Wenlockschiefern. Da in dem- selben bis jetzt nur eine Ptilodietya aufgefunden wurde, so beschränke ich mich hier nur darauf zu erwähnen, dass in dieser mächtigen Ablagerung Schiefer von grauen durchs Blaue ins Schwarze verlaufenden Farben, grösstentheils von sehr feinem Korne und von vielen Schwefelkiesen begleitet, vorherrschen. Diese 5 mit 2., 3., 4., 5., 6., bezeichneten, im Durch- schnitte unter Ü, e, d, c, b, a aufgeführten Glieder sind be- züglich ihrer Lagerung und der in ihnen auftretenden Ver- steinerungen den obersilurischen Gesteinen zuzuzählen. Auf diese folgt nun 242 7.. Eine wohl mehr als 10000 Fuss mächtige Ablage- rung von schiefrigen und sandsteinartigen Grauwackenschie- fern und Grauwacken von meistens dunkelgrauen Farben, welche bei weitem mehr Störungen erlitten hat als die eben behandelten Obersilurgesteine, und die namentlich im Süden des Gebirges so mächtig entwickelt ist. Obschon die Mächtigkeit dieser dunkelgrauen Grauwacke eine so sehr bedeutende ist, so sind dadurch, dass die Kalk- erde dieser Abtheilung fast gänzlich fehlt, die Versteinerun- gen in ihr nur selten, und die Flora ist durch Calamiten etc. bei weitem mehr vertreten als die Fauna. Nur Nereiten treten in der Nähe der Schichtenbänke, auf welchen sich die Pflanzenabdrücke vorfinden, auf. Auf dem Durchschnitt ist diese obere Abtheilung der untersilurischen, die dunkelgraue Grauwacke, mit B bezeichnet. 8. Wie wir weiter oben sahen, ruht die devonische Grauwacke discordant auf der untersten Abtheilung der Un- tersilurgesteine, der graugrünen Grauwacke. Da nun anzu- nehmen ist, dass diese auch unter der obersilurischen und der grauen Grauwacke fortsetzt, so muss für letztere (an dieser Abdachung des Gebirges) dieselbe discordante Lage- rung angenommen werden. Anders ist dies am jenseitigen Abhange. Aus dem Durchschnitte bei A ergiebt sich die ab- weichende Lagerung dieser ältesten graugrünen Grauwacke mit ihren vielen Phycodes oder vielmehr Butotrephis nach Haır. Aus dem hier in aller Kürze Gesagten werden Sie die Widersprüche, welche zwischen meinen und den Corra’schen und Ric#rer’schen Ansichten und Beobachtungen beste- hen, leicht herausfinden. Wer die sich hier so genau von einander unterscheidenden, so mächtig entwickelten Kalkzüge sorgfältiger beobachtet hat, kommt sehr bald über die Lage- rungsverhältnisse der Grauwacke am südöstlichen Thüringer Walde ins Klare. Jene zeichnen sich dadurch hauptsächlich von einander aus, dass die mächtige Knotenkalkablagerung in ihren untersten Schichten sehr bituminös und kiesreich ist 243 und in ihren oberen eine Unzahl von Cypridinen führt. Die zweite Kalkablagerung hat «das Eigenthümliche, dass sie im Hangenden der Tentaculiten- und Nereitenschiefer auftritt und viel Kieselerde in den Kalkknoten enthält, welche trotz dem, dass sie oft ganz dunkel gefärbt erscheinen, dennoch nicht bituminös sind, dies wenigstens beim Daraufschlagen durch den Geruch nicht zu erkennen geben. Das dritte und oberste Kalkglied zeichnet sich aber durch seine mächtigen Kalkbänke, in denen zuweilen thonige Wülste und Knoten liegen, so wie durch seine schöne blaue Farbe und Ade- rung aus. Alle stimmen ziemlich genau mit den böhmi- schen Kalken, auch in Bezug des Auftretens der Grapto- lithen in jedem derselben, überein; nur fehlen dort, wie ich bereits in meinem früheren Briefe bemerkte, die mächtigen Zwischenlagerungen von Schiefern. Sie ersehen hieraus, von welcher W ngkeie die hiesi- gen Lagerungsverhältnisse für verschiedene andere noch nicht bestimmt eingereihte Grauwackenbezirke werden müssen; denn die Lagerungsaufeinanderfolge ist hier eine so regel- mässige, auch liegen bei den Öbersilurgesteinen so wenig Störungen durch plutonische Einwirkungen vor, dabei ist überdies noch die Fauna und Flora so ausgezeichnet vertre- ten, dass wohl nur wenig Stellen gefunden werden dürften, wo die Uebersicht eine so leichte und vollkommene wäre als hier. Es trägt hierzu die abweichende Lagerung der ältesten, der grauen Grauwacke, nicht wenig bei, indem dadurch die Gesammt-Ablagerung im Steinachthale so zusammengedrängt wird, dass man nur einen Weg von # Stunden zu machen hat, um die Untersilur-, die Obersilur- und die devonischen Gesteine zu übersehen. Bei der günstigen Meerestiefe, bei der inselartigen Ueber- ragung in mehreren Theilen des jedesmaligen Meeres, bei den festen kieselreichen Grauwackenbänken, auf welchen na- mentlich die Korallen einen festen Ankergrund hatten, konn- ten die niedern Thiere und die Pflanzen nur wohl gedeihen, und sehen wir dies namentlich an der grossen Zahl und den 244 so schönen Formen der Korallen, von denen verschiedene noch nicht bekannt sein dürften. 6. Herr v. Scuauroru an Herrn Beyrıch. Coburg, den 1. Mai 1852. Im verflossenen Winter habe ich mir mit meinem Freunde ZERRENNER viel Mühe gegeben neue Exemplare des Semio- notus Bergeri zu erlangen, allein bis jetzt waren unsere Be- mühungen ohne den erwünschten Erfolg. Gestern habe ich jedoch etwas anderes Interessantes und noch nicht Bekanntes erhalten, nämlich pflanzliche Ueberreste aus demselben Sand- steine, in welchem die Fische gefunden werden, nur mit dem Unterschiede im Vorkommen,‘ dass die Fische im Dach- gesteine, diese Pflanzenreste aber in der Sohle der Ihnen be- kannten Sandsteinbank ihre ausschliessliche Lagerstätte ha- ben. Schon vor einigen Jahren habe ich aus einem hiesigen Steinbruche einige undeutliche Bruchstücke von Stämmen le- pidodendronähnlicher Pflanzen gefunden, aber aus Mangel an hinreichend deutlichen Exemplaren und an der nöthigen Bekanntschaft unterlassen dieses Vorkommen in weiteren Kreisen bekannt zu machen; gestern bin ich nun in den Besitz von deutlicheren Exemplaren gekommen, an welchen hinreichende Merkmale zur Feststellung der Art aufgefunden werden dürften. Diese Pflanzenüberreste haben schaft-, stamm- oder wurzelähnliche Form, ihre Dicke steigt bei den vorliegenden Exemplaren bis 3+ par. Zoll.; sie sind vollstän- dig rund, oder, was gewöhnlich der Fall ist, mehr oder we- niger zusammengedrückt, meistens von elliptischem Quer- schnitte, bisweilen auch breitgequetscht. Die äussere Zeich- nung erinnert auf den ersten Anblick an das der ältern Stein- kohlenformation eigene Geschlecht Lepidodendron, denn die Oberfläche ist mit deutlichen im Quincunx gestellten, die Blattkissen von Lepidodendron nachahmenden, langgezogenen Rhomben bedeckt. Je geringer der Durchmesser der Pflan- 245. zentheile ist, um so deutlicher und regelmässiger pflegen die Rhomben zu sein; je stärker, somit auch je älter und er- wachsener sie sind, um so mehr verliert die äussere Zeich- nung an Deutlichkeit und Regelmässigkeit. Transversal ge- stellte Blattnarben, wie sie bei den Lepidodendren und Sa- genarien vorkommen, sind nicht zu bemerken und selbst eine der Länge nach über die Mitte des Rhombus laufende, da- selbst ihr Maximum erreichende und durch polsterartige Verdickung der Pflanzensubstanz entstandene Convexität be- rechtigt noch nicht zur Annahme einer Blattbekleidung nach Art der lebenden Lycopodiaceen. Eine die Familie der Equisetaceen charakterisirende Gliederung findet entschieden nicht statt, auch ist eine dichotome Verästelung nicht zu be- merken, dagegen findet man an den jüngeren Theilen spar- sam vertheilte, muthmaasslich von rechts nach links empor- steigende, knotige Erhabenheiten, welche im Nebengesteine, dem natürlichen Abklatsche, viel deutlicher erscheinen und als Insertionsstellen gedeutet werden dürften; an älteren Thei- len machen sich diese Stellen als Vertiefungen geltend. Ver- steinerungsmittel ist ein wenig fester eisenschüssiger Sand- stein. Der Raum, den der Pilanzentheil eingenommen hatte, ist durch Sandsteinmasse ersetzt bis auf eine höchstens eine Linie starke Rinde von russiger Steinkohle, welche den Stein- kern vom Nebengestein trennt. Noch sind besonders an den stärkeren Stücken schmale, kurze, rechtwinklig auf der Axe stehende und regellos über die Oberfläche vertheilte Leisten bemerkbar; sie sind den Leisten, welche die bekannten Plat- ten mit Chirotherium zeigen, ähnlich und secundärer Ent- stehung. 7. Herr Naumann an Herrn L. v. Bucn. Leipzig, den 24. März 1852. Es wird Ihnen vielleicht interessant sein, zu erfahren, dass das thüringisch-sächsische Becken, zu welchem die hie- 246 sigen Braunkohlenschichten gehören, nun auch bei uns, we- nigstens in seinen tiefsten Theilen, als ein Meeresbecken erkannt worden ist. Mitten in Leipzig, unweit der katholi- schen Kirche, sind Meeresconchylien gefunden worden. Der Herr Dr. Hrıne, einer unserer trefllichsten und unterneh- mendsten Mitbürger, hat nämlich auf seinem Grundstücke bohren lassen, um wo möglich einen artesischen Brunnen zu erlangen; eine Idee, deren Realisirung für Leipzig wohl nicht ausser dem Bereiche der Möglichkeit liegt, wie zuweilen be- hauptet worden ist. Nach Durchbohrung von Sand-, Geröll- ° und Thonschichten erreichte man eine mächtige Schicht von schwärzlichgrauem Sand, aus welcher in 57 Ellen Tiefe viele Muscheln mit heraufgebracht wurden. Es ist mir endlich geglückt, diese Muscheln zu sehen, und ich war nicht wenig erstaunt, in ihnen Meeresmuscheln zu erkennen. Vor mir liegen mehre ausgezeichnete Exemplare von Pectunculus po- lyodonta und das Fragment einer grossen dickschaligen Cy- therea oder Venus. Das Bohrloch, aus welchem diese Mu- scheln stammen, ist verlassen worden; aber Herr HEımE ge- denkt nächstens an einem andern Orte seiner weitläufigen Besitzung einen neuen Bohrversuch auszuführen, welcher hoftentlich noch mehr zu Tage fördern wird. Einstweilen ist aber doch so viel gewiss, dass die Braun- kohlenformation des thüringisch - sächsischen Beckens auch noch bei Leipzig marine Conchylien umschliesst, welche der mittleren Tertiärformation angehören; denn Pectunculus polyodonta, oder pilosus, oder wie man ihn sonst nennen will, ist wohl bis jetzt nur als eine Leitmuschel der jüngeren Ter- tiärbildungen nachgewiesen worden. 8. Herr GowLvensers an Herrn v. CARNALL. Saarbrücken, den 22. Mai 1852. Zu den wichtigsten Entdeckungen, die ich in neuerer Zeit gemacht habe, gehört unstreitig wohl die Enthüllung 247 eines Theils der ersten Insektenwelt, der leicht beschwingten Gäste jenes üppigen Pflanzenkleides, dem wir unsere Koh- lenlager verdanken. Eine Uebersicht des bis jetzt Gefunde- nen giebt das folgende Verzeichniss. Erste Familie. Schaben, Blattidea. Zwei neue Species von Blatten (Oberflügel), die eine im Kohlenschiefer aus dem Hangenden des Flözes Auerswald (Gersweiler), die andere in einer Thoneisensteingeode von Lehbach. Diese Kohlenblatten weichen von denen der ge- "mässigten und kalten Zone ganz ab und stimmen mehr mit denen der wärmern und heissen Zone, namentlich den Pan- chloren Burm. überein, von denen sie jedoch wieder im Bau des Flügelgeäders wesentlich abweichen. Sie kommen in die- ser Beziehung mit den Blatten überein, die im Kohlengebirge von Wettin und im Lias entdeckt worden sind. Dieselben scheinen demnach mit diesen eine ausgestorbene Gattung ge- bildet zu haben, der GErMAR den Namen Blattina gegeben hat. Zweite Familie. Laubheuschrecken, Locus- tarıa Late. Oberflügel einer Gryllacris-Art im Kohlenschiefer eines schwachen Flözes, welches bei der Russhütte an der Fisch- bach zu Tage geht. Das Kohlenthier übertrifft an Grösse weit alle lebenden und tertiären Gryllacris-Arten, und da auch einige kleine Abweichungen im Aderverlauf sich zeigen, so wäre wohl anzunehmen, dass auch dieses Insekt der Kohlen- zeit einer eignen fossilen Gattung angehört haben mag; doch habe ich es vorgezogen, das in Rede stehende Insekt einst- weilen als eine Gryllacris-Art aufzuführen, da es jedenfalls einem dieser Gattung nahe verwandten Thiere angehört hat. Dritte Familie. Termiten, Termitida. Zwei Arten im Kohlenschiefer des Eisenbahneinschnitts bei Sulzbach-Altenwald. Eins dieser Exemplare enthält bei- nahe alle Körpertheile vollständig, von dem andern hat sich nur ein Flügelrest erhalten. Beide gehören zu der Abthei- lung Termopsis Heer und gleichen am meisten den tertiären 248 Termopsen (Termes Haidingeri, spectablis), die sie jedoch an Grösse überragen. | Vierte Familie. Sumpflibellen, Sialidra. Ein sehr gut erhaltener Unterflügel im Kohlenschiefer aus dem Hangenden eines mächtigen Flözes, welches durch die Eisenbahnarbeiten aufgeschlossen wurde. Der Bau und Verlauf der Hauptadern in den Flügeln stimmt mit den ame- rikanischen Gattungen Corydalis und Chauleodes überein, bildet jedoch durch die Form des Zwischengeäders eine höchst merkwürdige Uebergangsform von den Sialiden zu den Libellen. Ausser den hier aufgeführten Insekten finden sich noch Spuren von andern Arten und Familien, deren Stelle im System wegem ihrer Unvollständigkeit noch nicht angegeben werden konnte. Die Insektenfauna des Saarbrücker Steinkohlenge- birges scheint zwar im Vergleich mit jüngern Formationen sehr arm zu sein; sie stellt sich aber jetzt schon unter den Faunen ihrer Zeit als die reichhaltigste heraus. Denn aus der Kohlenformation des Kontinents sind bis jetzt, so viel ich weiss, nur Insekten aus Wettin bekannt geworden, und diese gehören nach den neuesten Mittheilungen vom Prof. Dr. GErMAR sämmtlich zu der Familie der Blatten; dagegen hat unsere Fauna noch Insekten aus drei andern Familien auf- zuweisen und zwar aus solchen, die bis jetzt mit Gewiss- heit im Kohlengebilde noch nicht nachgewiesen worden sind. Dabei ergiebt sich, dass sämmtliche bis jetzt hier aufgefun- denen Kohleninsekten nicht nur der Art sondern auch wahr- scheinlich der Gattung nach von den jetzt lebenden verschie- den sind, sonst aber der Insektenwelt der Tropen am näch- sten stehen, dieselbe an Grösse noch übertreffend, und so als die untrüglichen Verkündiger eines tropischen Klimas er- scheinen. . Die hier gegebenen Notizen werden für den vorliegen- den Zweck hinreichend sein. Eine ausführliche Arbeit über diesen Gegenstand beabsichtige ich demnächst in Herrn v. Mever’s Palaeontographica zu veröffentlichen. 249 ©. Aufsätze: 1. Die Braunkohlenformatıon ın der Mark Brandenburg. Von Herrn Pırrrner in Derlin. Hierzu Taf. IX. bis XIII. Einleitung. In dem zweiten Stück seiner reichhaltigen Beiträge zur mineralogischen und geognostischen Kennt- niss der Mark Brandenburg*) hat Herr Kröpen zu- erst auf die weite Verbreitung der Braunkohlenformation in der Mark aufmerksam gemacht und zugleich eine Darstellung ihrer Zusammensetzung gegeben, so vollständig sie nach den damals vorhandenen Aufschlüssen möglich war. Von besonderem Interesse sind die historischen Notizen, welche dem Werke eingestreut sind und sich auf die älte- sten Versuche beziehen, vornämlich das Vorkommen der Alaunerde nutzbar zu machen. Eine chronologische Zusam- menstellung derselben zeigt folgende Entwicklung des Alaun- erde- und Braunkohlen-Bergbaues. Im Jahre 1570 wurde bei dem Städtchen Azckow, nörd- lich von Müncheberg, ein Alaunwerk angelegt, als dessen Gründer WoLrrsAane von KrostEr namhaft gemacht wird. Über die Resultate der damals unternommenen bergmänni- schen Arbeiten ist jedoch nichts Näheres bekannt und jetzt kann nicht einmal die Stelle mehr bezeichnet werden, wo die verarbeitete Alaunerde gegraben wurde. Ebenso spärlich sind die Nachrichten über ein anderes Alaunwerk in den Pfaffenbergen bei Beeskow, von dem *) Als Programme der Gewerbschule zu Berlin in den Jahren 1828 bis 1837 erschienen. 250 der Bergrath LEnmAnn in seinem Versuch einer Ge- schichte von Flözgebirgen (1756) erzählt, dass er die Gräben und Halden, wo das Werk gestanden, allerdings noch gesehen aber genauere Nachrichten über Zeit und Resultate des Betriebes nicht habe erlangen können. Nach Herrn Borr*) ist in den Jahren 1577 bis 1709 bei Malliss, südwestlich von Parchim, eine Alaunhütte in Betrieb gewesen, aber auch über diese fehlen nähere Nachrichten. Während alle diese älteren Baue auf Alaunerde längst eingegangen und zum Theil ohne alle Spur verschwunden sind, besteht das Alaunwerk zu Muskau, das ebenfalls zu den sehr alten gehört, noch bis jetzt fort; allein es hat nicht gelingen wollen, über die Zeit seiner Entstehung etwas Zu- verlässiges zu erfahren. Obgleich man in ältester Zeit nur auf Alaunerde Berg- bau trieb, so ist doch sicherlich auch das Vorkommen der Braunkohle frühzeitig beobachtet worden, da beide Bildungen in so nahem räumlichen Zusammenhange stehen. Aber der grosse Holzreichthum aller benachbarten Gegenden machte damals jedes andere Brennmaterial entbehrlich. _ Nur bei Freienwalde an der Oder hat ein sehr al- ter Bergbau auf Braunkohlen stattgefunden, der nach einer Tradition dadurch zum Stillstand gekommen ist, dass alle Ar- beiter an der Pest starben. Herr KLöpen”**) macht es wahr- scheinlich, dass dies in den Jahren 1637 bis 1638 gewesen sei, wo nach Fıscnzach***) in diesen Gegenden die Pest mit grosser Heftigkeit auftrat. Das sogenannte „schwarze Loch” im Brunnenthal, südlich von Freienwalde ıst das Mundloch eines Stolln, wel- cher in jene alten Baue führte. Mitte des vorigen Jahrhun- derts wurden dieselben vom Bergrath Leumann, sowie 20 Jahre später vom Bergrath GERHARD einer genauen Untersuchung unterworfen, deren Resultate Herr KrLöpEn am angeführten *) Geognosie der deutschen Ostseeländer S. 181. *#) Beiträge Stück II. $.-82. ##*) Stüdtebeschreibung der Mark Brandenburg Theil I. S. 589. 251 Orte ausführlich mitgetheilt hat. Erst im Anfange dieses Jahrhunderts nahm man den Bau auf kurze Zeit (1814 bis 1820) wieder auf, nachdem 1787 angestellte Versuche zu kei- nem günstigen Resultate geführt hatten. Etwas weiter westlich wurde schon 1716 im Marien- berge das Alaunerdeflöz aufgefunden, das später die Ver- anlassung zur Gründung des Freienwalder Alaunwerkes gab. Der Fund geschah zufällig bei den Nachforschungen nach Sandstein, welche GorrLiEeßB WENZEL um diese Zeit sehr eifrig betrieb. *) Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts bestand ein ziemlich ergiebiger Kohlenbergbau bei dem Dorfe Peters- hagen (zwischen Müncheberg und Frankfurt a. d. O.), der aber während des siebenjährigen Krieges zum Stillstand kam, nachdem die Feinde 40. Wispel Kohlen, die gefördert auf den Halden lagen, verbrannt hatten. **) Das Alaunwerk zu Gleissen in der Neumark ist im Jahre 1799 gegründet worden, nachdem die Hütte des be- nachbarten Königswalde schon 1770 wegen abgebauter Flöze eingegangen war.***) Wie lange die letztere be- standen habe, ist nicht überliefert. Zu Anfange des 19. Jahrhunderts standen somit nur drei Alaunerde-Gruben im Betriebe zu Muskau, Gleissen und Freienwalde. In den dreissiger Jahren machte man in Mek- lenburg vergeblich den Versuch, in der Nähe des früheren Alaunwerks einen dauernden Bergbau auf Braunkohle zu er- öffnen. Allein der Geruch der Braunkohlen beim Verbrennen war den Uonsumenten zu unangenehm, das allgemeine Vor- urtheil siegte über den augenscheinlichsten Vortheil und die Gruben mussten wegen mangelnden Absatzes bald wieder aufgegeben werden.7) Erst 1840 gelang es den beharrlichen Anstrengungen *=) KLöpen Beiträge Stück I. S. 39. or a.ra. 0.8089, 90: =) 2.2. 0. S. 60. +) Bor Geognosie der deutschen Ostseeländer S. 125. 252 des Herrn v. Raprarn den Braunkohlen in der Mittelmark dauernden Eingang zu verschaffen und durch ausgedehntere Schurfarbeiten bei Fürstenwalde (in den Rauenschen Ber- gen) und später bei Frankfurt a. d. O. (zwischen den Dörfern #oosen und Clestow) den Braunkohlen-Bergbau für die nächste Zeit sicherzustellen. Ein 1839 bei Wüsten Sieversdorf nördlich von Mün- cheberg gemachter Versuch, die schon seit 1805 *) dort be- kannten Braunkohlenlager aufzuschliessen, scheiterte zwar an den ungünstigen Lagerungsverhältnissen der Kohle; desto rascher entwickelten sich dagegen die Braunkohlenwerke in den Rauenschen Bergen und bei Arankfurt a. d. O., die noch gegenwärtig die ausgedehntesten geblieben sind. Bei Liebenau in der Neumark wurde 1843 die Grube Graf Beust eröffnet und ein Jahr später die Phönix- Zeche bei dem benachbarten Zielenzig. Bei Zielenzig hatte der Senator Mürrer bereits 1821 das Auftreten der Kohlen beobachtet. **) Zur selben Zeit wurden die Braunkohlen bei Witten- berg, welche bereits seit 1819 bekannt waren***), in Angriff genommen, aber freilich nur auf kurze Zeit gebaut, weil die zu hohen Preise der Kohlen (von 74 bis 10 Sgr. per Tonne an der Grube) keinen genügenden Absatz zuliessen. 7) Im Jahre 1845 scheiterte bei Streganz (südlich von Fürstenwalde bei Storkow) ein Bergbau-Unternehmen an der höchst ungünstigen Lagerung des Kohlengebirges. Die vor- her angestellten Bohrversuche hatten die Flöze überaus mäch- tig erscheinen lassen, während die bergmännischen Aufschlüsse später ergaben, dass die Flöze nur von geringer Mächtigkeit aber zum Theil in seigerer Stellung aufgerichtet seien und so jene Täuschung durch die Resultate der Bohrungen ver- anlassen konnten. *) Kröpen Beiträge Stück II. S. 88. %*%) a. a. O. S. 69. *#%) a. a. O. S. 09. +) Girarp in Kunsten’s Archiv VII. S. 96. 253 In rascher Aufeinanderfolge entstanden in den folgenden Jahren {846 die Gruben bei Freienwalde, 1847 die Gruben bei Buckow, Züllichau, Guben, Grüneberg, 1848 die Gruben bei Neuzelle, Müncheberg , Wrietzen, Drossen, 1849 die Gruben bei Liebenau, bei Perleberg in der West-Priegnitz und bei Schwedt a. d. O., während bei Stet- tin und in der Lausitz an verschiedenen Punkten Schurfver- suche zur näheren Untersuchung der vorhandenen Kohlen- lager betrieben werden. Seit 1844 werden freilich erst die märkischen Braun- kohlen-Gruben in den amtlichen Tabellen über die Produk- tionen des preussischen Bergbaues und Hüttenbetriebes auf- geführt, allein die hier vorliegenden Zahlenverhältnisse geben schon ein sicheres Bild von der schnellen Entwicklung dieses neuen Zweiges der märkischen Industrie. Zahl der dabei Quantität der ge- Werth der ge- förderten Kohlen Beige förderten Kohlen 1843 158007 Tonnen 130 Arbeiter 22109 Thlr. 1844 166901 09 188 op 28786 ',, 1S19m2 4215 316 5 34079 1846 324335 ,„ 23a Da 31189 1847 5260388 ung: a 76696 1848 647642 ,„, 510 " 85565 1849 798032 Bias 96932 1850 862835 706 ” 101601 Somit hat der Braunkohlen-Bergbau erst seit der Mitte des vorigen Decenniums angefangen, sich schneller über die Mark Brandenburg zu verbreiten und nur an den Orten, wo derselbe schon länger betrieben worden, haben auch die ein- zelnen Gruben bereits eine beträchlichere Ausdehnung ge- wonnen. Dennoch ist schon jetzt ein so reichhaltiges Ma- terial von Aufschlüssen angehäuft, dass daraus eine genauere Kenntniss von der Zusammensetzung und Lagerung des Braunkohlengebirges abgeleitet werden kann. Und wenn Zeits. d.d, geol. Ges. IV, 2, 17 254 auch manche Einzelnheiten noch einer genaueren und länge- ren Beobachtung bedürfen, so wird doch der Versuch, ein Bild von den märkischen Braunkohlenlagern zu entwerfen, vielleicht dazu beitragen können, die Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu lenken und zu wiederholten Beobach- tungen anzuregen. Dass aber für die folgende Darstellung der Stoff fast allein von den Aufschlüssen in den Kohlengruben hergenom- men worden ist, davon liegt der Grund ebenso sehr in der Art des Auftretens wie in der Zusammensetzung der einzel- nen Schichten des Gebirges. Aller Orten in der märkischen Ebene wird das Tertiärge- birge, dem die Braunkohlen angehören, vom Diluvium bedeckt, welches zum Theil eine bedeutende Mächtigkeit erreicht. Nur selten treten die älteren Schichten so nahe an die Ober- fläche, dass flache Einschnitte des Terrains sie der Beob- achtung zugänglich machten. Aber dergleichen Einschnitte gehören gleichfalls zu den Seltenheiten, denn überall stellt sich der märkische Boden als ein flachhügeliges Plateau dar, in welches die breiten Thäler der grösseren Flüsse mit sanft- geneigten Abhängen eingesenkt sind; auch die Bäche und kleineren Wasserläufe zeigen nur in wenigen Fällen steilere Abstürze an ihren Rändern. Denn allein die Lehm- und Mergellager des Diluviums widerstehen etwas hartnäckiger den atmosphärischen Einwirkungen und nur, wenn sie den oberen Theil der Gehänge bilden, ist ein Thal geeignet, Aufschlüsse über tieferliegende Schichten zu gewähren. Aber lange bleiben auch solche Profile nicht unverändert. Der Winterfrost sprengt eine Lehmmasse nach der andern herab, die Regengüsse zerlegen sie in grobkörnigen Sand, der zu- rückbleibt und feinerdigen, thonigen Schlamm, den sie mit fortführen und so kommt es, dass auch an solchen Stellen, wo beträchtliche Höhenunterschiede nahe aneinandertreten, die Vermittlung beider durch mächtige Schutt und Sandmassen gebildet wird, die alles Unterliegende verdecken. Die Sand- lager des Diluviums dagegen haben schon so geringen Zu- 255 sammenhang der Theile, dass sie unter dem Einfluss von Wind und Regen alle schärferen Contouren der Oberfläche in der kürzesten Zeit abrunden. Doch auch die Schichten der Braunkohlenformation selbst sind wenig geeignet, dauerhafte Profile zu bilden. Mit Aus- nahme der Braunkohlen- und Alaunerdeflöze bestehen sie vorherrschend aus feinkörnigen Sanden, die allerdings eine grössere Festigkeit besitzen als der grobkörnige Sand des Diluviums, aber ebenfalls vom Regen leicht in unkenntliche Schuttmassen verwandelt werden. Ausserdem pflegen die Sande in mächtigen Lagern aufzu- treten und die flachen Einschnitte des Terrains, in welchen sie hier und dort entblösst sind, reichen deshalb bei weitem nicht aus, um die ganze Mannigfaltigkeit in der Zusammensetzung dieser Bildungen entfalten zu können. Eine Darstellung, welche sich lediglich auf die von der Natur dargebotenen Aufschlüsse beschränkte, würde daher nur eine sehr unvollkommene Anschauung von der Gliederung der Formation geben können; zumal dieselbe auf geringen Entfernungen schon beträchtlichen Schwankungen in Mäch- tigkeit und Beschaffenheit der Schichten unterworfen ist. Umfassender und zuverlässiger sind die Aufschlüsse, welche die Grubenbauten liefern. Sie sind zugleich unersetz- bar, weil sie ausser der Gliederung auch die Lagerungsver- hältnisse des Braunkohlengebirges in so ausgedehntem Maasse kennen lehren, wie dies natürliche Profile nie im Stande sind. Da die Gruben als Grundlage für die geognostische ‚Beschreibung gewählt worden sind, so hat die Verbreitung derselben auch die Grenzen der Untersuchung bestimmt und weil es in einer flachen, weit ausgedehnten Ebene, die doch nicht gänzlich durchforscht werden konnte, an natürlichen Grenzen fehlt, so ist die politische Eintheilung als willkom- mene Aushülfe zur Bezeichnung des untersuchten Terrains benutzt worden. Der Elblauf von Torgau bis Wittenberg und seine ge- radlinige Verlängerung bis Ludwigslust; von hier eine gerade 10° 256 gegen Osten gezogene Linie bis Stettin; von Stettin aus ein östlich gekrümmter Bogen über Damm, Landsberg a. d. W., Meseritz bis zum Einfluss der Obra in die Oder und endlich von dem letzten genannten Punkte eine gegen Süden gebogene Linie über Grüneberg, Muskau, Senftenberg und in gleicher westlicher Richtung bis zum Anfangspunkte verlängert: diese vier Linien umgrenzen ein;krummliniges Vierseit, das dem Umfang der Mark Brandenburg mit geringen Abweichungen entspricht und die untersuchten Braunkohlen-Gruben ein- schliesst. Sein Inhalt beträgt ungefähr 800 Quadratmeilen, seine grössten Diagonalentfernungen von Wittenberg bis Stettin 30, von Grüneberg bis zu den Perleberger Gruben 37 geographische Meilen. Um die gegenseitige Lage der einzelnen Grubendistrikte übersehen zu können und zur Orientirung für.die folgende Terrainbeschreibung kann die kleine Uebersichtskarte Taf. IX. dienen. Sie ist nach der Karte von Deutschland von J. L. Grimm im Maassstab von 1 : 2000000 entworfen. Die märkische Ebene ist ein kleiner Theil des grossen osteuropäischen Flachlandes, welches sich vom Ural bis an die Ostabfälle der mitteleuropäischen Gebirgsinsel ausdehnt und bildet von dem grossen Dreieck desselben ziemlich die westliche Spitze, welche sich westwärts noch durch Han- nover und die Niederlande bis an die Nordsee fortsetzt. Im südwestlichen Theile der Mark herrscht in dem Ver- lauf der Flussthäler und Höhenzüge die Richtung von O.S.O. nach W.N.W., welche schon LEoPoLD v. Bucn*) als die be- stimmende für die Gebirgs- und Flusssysteme des nördli- chen Deutschlands bezeichnet hat. Ihr folgen die Karpathen, die Sudeten, das Eulengebirge, das Glatzergebirge, das Riesengebirge, der Böhmer Wald, der Frankenwald, der Thüringer Wald, der Teutoburger Wald, das Wesergebirge, *) Ueber die geognostischen Systeme von Deutschland in v. LEox- uarp’s Taschenbuch XVII. S. 501. 257 der Harz, sowie die Aller, Elbe, Oder, Weichsel in den grösseren Strecken ihres Laufes. Nächstdem ist es dieRichtung von Südnord und Nordsüd, welche sich am häufigsten geltend macht und die Thalrichtung der meisten kleineren Flüsse beherrscht so wie der Becken stehender Gewässer, sobald diese überhaupt nach einer Rich- tung überwiegend ausgedehnt sind. Aber ihr folgen auch die grösseren Ströme, sobald sie ihre gewohnte westnordwest- liche Richtung verlassen, so die Elbe zwischen Magdeburg und Havelberg, die Oder zwischen Fürstenberg und Frank- Furt a. d. ©. Fr. Horrmann hat zuerst an der Elbe nachgewiesen *), dass diese Ablenkung einer spätern Entwicklung des Strom- bettes angehören müsse, und dass ursprünglich die Elbe unterhalb Magdeburg ihre westnordwestliche Richtung durch das Thal der Ohre über den Drömling fortsetzte und auf diese Weise in das Thal der Aller und unteren Weser ge- lanste, um sich bei Bremerhaven in die Nordsee zu ergiessen. Später hat Herr Girarp**) dargethan, dass bei der ursprünglich höheren Lage des Flussbettes die Oder durch die Niederung des Müllroser Kanales in das Thal der mitt- leren Spree gelangte, das Havelländische Luch durchfloss, sich dann bei Aavelberg ın das Thal der jetzigen unteren Elbe ergoss und bei Ow.rhkaven in die Nordsee ausmündete. Zugleich hat derselbe es mehr als wahrscheinlich ge- macht, dass die jetzige Odermündung in frühester Zeit der Weichsel angehörte, welche ihren Lauf durch das Thal des Bromberger Kanals in das Bett der Netze und Warthe nahm, sich bei ihrer Einmündung in das Oderthal unterhalb Cüstrin die weite Niederung des Oderbruchs aushöhlte und dann erst mit nördlicher Richtung der Ostsee in zwei breiten Armen zuströmte, von denen der östliche gegenwärtig von der Oder *) Gırsert’s Annalen LXXVI. S. 33. **) Ueber die geognostischen Verhältnisse des nordöstlichen Deutsch- lands, Zeits. der deutsch. geolog. Gesells. Bd. I. p. 344. 258 ersetzt ist, der andere aber das seichte, jetzt fast wasserleere Thal der Randow durchströmte. Es ist schon oben bemerkt worden. dass die märkische Ebene sich im Ganzen als ein hügeliges Plateau darstellt, in welches die breiten Thäler der fliessenden Gewässer als flache Rinnen eingeschnitten sind. Das Oderthal, wie es sich nach obiger Darstellung durch das mittlere Spree- in das untere Elbthal fortsetzt, theilt nun dieses Plateau in diago- naler Richtung zunächst in zwei grosse Hälften, eine süd- westliche und eine nordöstliche. Die Erstere wird auf der Südseite theilweise von dem Elbthale begrenzt und gleicht einem breiten Erdwall, welcher die Ostabfälle des anstehenden Gesteines begleitet und sich sowohl nach S.O. alsN.W. weit über die märkischen Gren- zen hinaus verfolgen lässt. Zwischen Magdeburg und Ha- velberg hat ihn die Elbe auf ihrem nördlichen Lauf durch- brochen, und auf der linken Seite des Flussbettes findet er seine Fortsetzung in dem Plateau der Lüneburger Heide. Im S.O. durchschneiden ihn die engen Thäler der Neisse und des Bobers und als eine schmale Rinne trennt ihn das Oderthal zwischen Gross-Glogau und Krossen von den Tar- nowitzer Höhen, in welchen er sich bis zum Sandomirer Gebirge fortsetzt (Bereuaus). Im Sandomirer Gebirge tre- ten die älteren Gesteine herrschend in die Oberfläche ein; die Tarnowitzer Höhen bestehen im Wesentlichen aus Mu- schelkaik und den oberen Gliedern der Trias, aber die festen Gesteine bleiben schon tiefer unter der Oberfläche und werden von losen Tertiärlagern mit Braunkohlen und lockeren Dilu- vialmassen mit erratischen Blöcken bedeckt. In der nord- westlichen Hälfte des Erdwalls endlich herrschen diese letz- teren Gebirgsmassen und nur ganz vereinzelt treten noch feste Gesteine in die Oberfläche ein. Gyps bei Sperenberg (Kröpen), Muschelkalk bei Kalbe (Fr. Horrmann) und die Glieder der Trias und Kreide bei Lüneburg. Zwischen dem Elbthale und dem alten Bette der Oder, welches jetzt von der Spree und Havel durchflossen wird, 259 lässt sich für die Mark noch eine mittlere Einsenkung: des Plateau’s nachweisen, die im S.O. bei Sommerfeld und So- rau beginnt und sich mit westnordwestlicher Richtung über Pförten und Forste durch den breiten Spreewald und dann: mit wechselnder Breite über Lübben, Golssen, Baruth, Lucken- walde, Brück, an Ziesar vorüber bis zum Elbthal bei @ezthin: ausdehnt. Diese den äussern Rändern des Plateau’s paral- lele Einsenkung mag der Kürze wegen als Luckenwalder Niederung bezeichnet werden. | Die Höhe zwischen der Luckenwalder Niederung und dem Elbthal erreicht in den Hagelsbergen bei Beizig (nörd- lich von Wittenberg) 700 Fuss Meereshöhe und ist in ihren mittleren Theilen unter dem Namen des Flemming bekannt. Zwischen der Luckenwalder Niederung und dem Spree- thal bildet die Höhe nur im östlicheren Theile ein zusam- menhangenderes Plateau, welches in den Weinbergen bei Guben 374, in den Müggelsbergen bei Cöpnick 342 und in den Rauenschen Bergen 442 Fuss über dem Niveau des Meeres erreicht. Aber schon in den mittleren Theilen bilden die langen Seenzüge, welche mit dem Schwielung-, Schar- mützel- und Teupitz-See in Verbindung stehen, einen Ueber- gang zu dem westlichen Theile, in welchem die vereinzelten Höhen nur noch gleich Inseln aus einem weiten Landsee emporragen; so sehr ausgedehnt sind die flachen Becken der zahlreichen Seen, durch welche die langsam fliessende Havel der Elbe zuströmt. Auf dem rechten Ufer des ursprünglichen Oderlaufs, also in dem nordöstlichen Theile der Mark, geht die westnord- westliche Richtung, welche die Oberflächen-Verhältnisse im südwestlichen Theile so augenscheinlich beherrschte, fast voll- ständig verloren; nur die Thalgehänge des Oderbruchs und die Niederung, in welcher der Finow-Oanal gegraben ist, wieder- holen dieselbe. An ihre Stelle tritt die Richtung von O.N.O. gegen W.S.W., die in unmittelbarem Zusammenhange mit der Richtung der Landrücken steht, welche das Ostseebecken von Süden her begrenzen. Diese Landrücken pflegen mit 260 den Namen der Ost- und Westpreussischen, der Pommer- schen und Meklenburgischen Seenplatten bezeichnet zu wer- den wegen der Menge von Landseen, welche auf ihren Rücken beisammen liegen. Nach einer mündlichen Mitthei- lung bringt Herr Girarn diese von O.N.O. gegen W.S.W. ausgedehnten Landrücken in ursächlichen Zusammerhang mit dem Streichen der älteren Gesteinschichten im südlichen Schweden und an den Ufern des Finnischen Meerbusens, gleich wie im südwestlichen Theile der Mark die Entwick- lung der Höhenzüge und Flussläufe sich eng an die Haupt- ausdehnung der zunächst benachbarten Gebirgszüge des mitt- leren Deutschlands anschliesst. Im südwestlichen Theile der Mark kommen die oben entwickelten Oberflächen- Verhältnisse einer naturgemässen Vertheilung der mehr zerstreut liegenden Braunkohlen-Gruben wesentlich zu Statten. In dem nordöstlichen aber, wo die Gliederung der Oberfläche weniger augenscheinlich hervor- tritt, ist dagegen durch die zusammenhangenderen Gruben- züge der Beschreibung derselben eine unabänderliche Reihen- folge vorgezeichnet. Die folgende specielle Beschreibung der einzelnen Gru- ben wird dieselben daher im-S.O. beginnend und gegen N.W. fortschreitend in folgenden fünf Gruppen vorführen: I. Braunkohlen zwischen dem Elbthal und der Lucken- walder Niederung: Sorau, Muskau, Spremberg, Senftenberg, Wittenberg. :1I. Braunkohlen zwischen der Luckenwalder Niederung und dem Oder-Spreethal: Grünberg, Guben, Neuzelle, Fürstenwalde, Streganz. III. Braunkohlen zwischen dem Oder- und Warthe-Thal: Züllichau, Liebenau, Schermeissel, Gleissen, Zielenzig, Drossen, als Anhang Landsberg a. d. W. IV. Braunkohlen zwischen Spree- und Oderthal: Frankfurt, Müncheberg, Buckow, Wrieizen, Freien- walde, Schwedt und Stettin. 261 V. Braunkohlen in der Westpriegnitz: Perleberg. Da bei Sorau nur erst Schurfarbeiten in geringem Um- fange betrieben worden sind und nur soviel bekannt ist, dass Braunkohlen sich dort finden, so kann dies Vorkommen hier füglich übergangen und sogleich mit der Beschreibung des Braunkohlen- und Alaunerde-Vorkommens bei Muskau be- gonnen werden. Muskau. (Taf. X. Fig. 1,-2 und 3.) Das Städtchen Muskau liegt auf dem rechten Ufer der Görlitzer Neisse, gerade an der Stelle, wo der Fluss in die nördliche Richtung zurückkehrt, die er von Priebus ab mit einer nordwestlichen vertauscht hatte. Auf beiden Seiten des Flussthales erhebt sich das Terrain mit parallelen Rän- dern bis zu einer Höhe von 100 bis 120 Fuss und bildet ein hügliges Plateau, das theils von grösseren Seenbecken unterbrochen, theils von flach eingeschnittenen kleineren Fluss- thälern durchzogen wird. In der unmittelbaren Nähe von Muskau steigt das Plateau zu beträchtlicherer Höhe an und erreicht im Weinberge, der von S.W. über die Stadt em- porragt, 463 Fuss Meereshöhe. Ebenso liegt auf dem rech- ten Neisseufer, der Stadt gegenüber, das sogenannte ‚‚Zapfen- häuschen” in einer Höhe von 452 Fuss über dem Meere und weiter Östlich auf der Muskau-Sorauer Strasse misst der „hohe Berg” selbst 510 Fuss. Die genannten drei Punkte liegen in einer geraden Linie, die h. 5. d. i. von W.S.W. nach O.N.O. südlich an der Stadt vorüberstreicht, und be- zeichnen die höchsten Punkte eines Landrückens, der sich gegen S.O. und N.W. allmälig zur allgemeinen Plateauebene abdacht. Die Erhebung der Letzteren über dem Meere mag etwa 300 bis 350 Fuss betragen. Die kleinen Nebenthäler, welche oberhalb Muskau die Plateaufläche mit der Thalniederung in Verbindung setzen, verlaufen in Richtungen, die in den meisten Fällen jener des 262 Landrückens parallel ist. Sie kreuzen das Thal der Neisse fast rechtwinklig und werden grossentheils von wasserreichen Bächen mit starkem Gefälle durchflossen. Die Neisse selbst hat von Priebus kis Muskau d.i. auf 2 Meilen ein Gefälle von circa 50 Fuss. Alle Gewässer zeigen eine bräunliche, trübe Färbung, die deutlich die moorige el ihrer Quellendistrikte verräth. Die Tagesoberfläche in der Umgegend von Muskau wird überall von einem gelblichgrauen, bald feinerem bald gröberem Sande gebildet. Nur selten geht derselbe durch Einmengung von Thon in einen lockeren Lehm über, der durch wenig Eisenoxydhydrat schwach gelblich gefärbt ist. An der Ober- fläche findet man häufig kleine abgerundete Geschiebe von weissem, milchigem Quarz, untermengt mit kleineren schwar- zen Kieselschieferbrocken zu ausgedehnten Lagern ange- häuft. Es sind dies dieselben Bildungen, welche nach Gı- RARD’s Untersuchungen*) weiter im Westen auf so ausge- zeichnete Weise die Südabhänge des Flemming von den nördlichen unterscheiden und im Gegensatz zu den erratischen Blöcken nordischen Ursprungs auf eine Herbeischwemmung von Diluvialmassen aus dem Süden hindeuten. Unter diesen- lockeren Bildungen treten an vielen Stellen, namentlich südlich von der Stadt, die Schichten der Braun- kohlenformation an die Oberfläche. Auf dem rechten Ufer der Neisse zweigt sich gleich jen- seit der Brücke gegen Süden der Weg nach dem Dorfe Hermsdorf von der Sorauer Strasse ab und führt in einem tiefem Einschnitte allmälig auf die Höhe des Plateau’s hin- auf. Auf der Westseite dieses Weges sind nun in einem Wasserrisse folgende Schichten von den allgemeinen Ver- schüttungen entblösst; zu unterst: 1) Grauer Thon mit feinkörnigem Sande reichlich gemischt und daher wenig plastisch; darüber lagert sich 2) graubrauner Quarzsand von mittelfeinem, rund- =) Kuansten’s Archiv XVIII. p. 89. 263 lichem Korn; sein Zusammenhang ist so gering, dass er auf eine kurze Strecke hin alle weiteren Aufschlüsse verschüttet hatte, Weiter gegen Süden folgt 3) ein 5 Fuss mächtiges Alaunerdeflöz, wel- ches circa h. 5 streicht und mit 60 bis 80 Grad gegen S. einfällt. Es ist grobstückig, von schwarzer Farbe und besteht aus einer Mischung von Bitumen, Thon und Sand nebst zahlreich ein- gemengten, feinen Blättehen von weissem Glimmer. Die letz- teren sind vornehmlich in parallelflächigen Ebenen angehäuft und bringen dadurch eine schieferähnliche Struktur des Flözes hervor. Die Schieferung ist übrigens dem Einfallen also auch der Schichtung conform. Ueber dem Alaunflöz liegen 4) 3Zoll grobkörniger Quarzsand, der aus ecki- sen Körnern eines farblosen, trüben Quarzes besteht und seine gelblichweisse Färbung einer schwachen Beimengung von eisengefärbtem Thonstaub verdankt. Er wird bedeckt von 5) 3 Fuss Quarzsand, der in abwechselnden Strei- fen bald feiner und schwarz, bald gröber und graubraun auf- tritt; seine Färbung verdankt er geringeren oder grösseren Mengen von eingemenster Alaunerde. Die oberste Schicht endlich, welche zu beobachten möglich war, bestand aus einem 6) circa 9 Fuss sehr ungleich körnigen Quarz- sand von grauer bis gelblichgrauer Farbe mit schwachen Streifen eines sehr feinkörnigen Sandes wechselnd, der cho- koladenbraun gefärbt, sich durch seinen beträchtlichen Gehalt an kleinen dünnen Blättchen von weissem Glimmer aus- zeichnet. Dieser letztere Sand verdankt seine Färbung einer schwachen Beimengung von Kohlenstäubehen und gleicht vollkommen jenen Sanden, welche man unter dem Namen Formsand in den Eisengiessereien zum Abformen der Mo- delle anwendet. Verfolgt man denselben Weg noch etwa 20 Schritt wei- ter gegen Süden, so sieht man abermals ein Alaunerdeflöz auf 18 bis 20 Fuss Erstreckung den Boden des Wasserrisses bilden, während die Seitengehänge von Schuttmassen bedeckt 264 werden, die aus allerlei Sand- und Thonarten zusammen- gemischt sind und keine Schichtung erkennen lassen. Erst kurz vor der Stelle, wo der Weg die höher gele- gene Fläche erreicht, treten an einem frischen Absturz die Schichten 4) bis 6) in horizontalen Streifen wieder hervor. Der Weg wendet sich jetzt mehr gegen Ost und auf eine Erstreckung von 15 Fuss tritt auch das Alaunflöz nochmals im Boden des Wasserrisses auf, Streichen und Fallen ist aber nicht genau zu beobachten. Der Weg erreicht nun die höher gelegene Ebene. Die Tagesoberfläche ist überall aus graugelbem, schwach mit Thon gemengtem Sande zusammengesetzt, über den in grossen Mengen jene milchweissen Quarze und schwarzen Kiesel- schiefer-Gerölle ausgestreut sind, deren schon oben Erwäh- nung geschehen. Nur in einem kaum 12 Fuss hohen Wall, der sich eine kurze Strecke mit östlicher Richtung ausdehnt, tritt der unter 1) erwähnte Thon aus der Tiefe her- vor. Da er nur wenig Sand an dieser Stelle eingemengt enthält und daher ziemlich fett und plastisch ist, so wird er für die Töpfereien in Muskau gewonnen. Seine Farbe ist ein lichtes bläuliches Grau. Von Schichtung ist keine Spur zu finden, ebensowenig von Versteinerungen. Sporadisch enthält dieser Thon Nester eines grobkörnigen Quarzsandes, die bis zu 1 und 2 Fuss Durchmesser erreichen. Der Sand ist mit fein vertheilten Thontheilen innig gemengt und trock- net an der Luft sehr schnell zu einem äusserst zähen Sand- stein. Dergleichen runde, unförmliche Sandsteinklumpen fin- det man bisweilen in grosser Zahl angehäuft und gehörig ausgetrocknet, hängen die Theile derselben so fest an ein- ander, dass beim Zerschlagen eher die Quarzkörner zersprengt werden, als dass sich die einzelnen Körner von einander lö- sen. Im feuchten Zustande aber, so wie die Sandnester aus dem Thon ausgegraben werden, sind sie leicht zerreiblich und man erkennt dann deutlich, dass äusserst feinerdiger Thon das Bindemittel des Sandes bildet. Die Quarzkörner, aus denen der Sand besteht, sind unregelmässig rundlich ge- 263 staltet, von der Grösse eines Stecknadelknopfes und darüber, farblos, aber stets etwas trübe. Wendet man sich südwestlich, nachdem man Hermsdorf erreicht hat, so führt der sich allmälig senkende Weg in’s Neissethal zurück. Kurz bevor derselbe das Thal erreicht, dem Dorfe Sagar (auf dem linken Ufer) gegenüber, tritt in einem schmalen Wasserlauf zur linken Seite des Weges ein Braunkohlenflöz zu Tage. 1) Die schwarze, sehr humose Dammerde, welche hochstämmiges Laubholz in üppiger Fülle trägt, ist gegen 1 bis 14 Fuss mächtig, darunter lagert 2) dunkelbrauner sehr zäher Thon mit feinkör- nigem graubraunen Sande in dünnen Schichten abwechselnd und zusammen etwa 1 Fuss mächtig. Hierunter folgt 3) eirca 1 bis 2 Fuss erdige Braunkohle; im feuchten Zustande von schwarzer, im trockenen von kaffee- brauner Farbe. Sie ist leicht zerreiblich ohne Spur von Sandeinmengung und verglimmt, im trockenen Zustande ent- zündet, ohne Flamme und unter Entwickelung jenes eigen- thümlichen Geruchs, der gleichviel Aehnlichkeit mit dem des brennenden Torf- und des brennenden Bernsteinharzes hat. Es ist dies ein so charakteristischer Geruch, der sich bei al- len Braunkohlen wiederholt, dass man ihn nur einmal wahr- genommen zu haben braucht, um mit der grössten Sicher- heit Braunkohle von jedem anderen Brennmaterial augen- blicklich unterscheiden zu können. 4) Die Braunkohle wird von grobkörnigem grauen Quarzsande unterteuft, der gegen das Liegende hin fein- körniger wird und mit zahlreichen dünnen Glimmerflittern gemischt ist, während die oberen Lagen nur farblosen rund- lichen Quarz enthalten. Die Gehänge des Neissethales bieten keine weiteren Aufschlüsse dar und nur zwischen ZLucknitz und Muskau, ebenfalls noch auf dem rechten Ufer der Neisse, tritt ein Alaunflöz zu Tage. Das Dorf Zucknitz, südöstlich von Maus- kau, liest auf der Höhe, nahe am Rande derselben, und der 266 Weg nach Muskau führt parallel mit dem Thalrande gegen N.O. zur Muskau-Sorauer Strasse hinab. Wo nun der Weg sich tiefer einsenkt und der Niederung sich nähert, tritt an der Ostseite das Alaunflöz unter denselben Lagerungs- verhältnissen wie auf dem Hermsdorfer Wege auf und muss, da es vollkommen im Streichen dieses letzteren liegt, ledig- lich als die westliche Fortsetzung desselben angesehen werden. Nordöstlich von Muskan, in & Meilen Entfernung, tritt bei Quolsdorf der oben unter 1) beschriebene sandige, bläulichgraue Thon in die Oberfläche ein, ohne dass die Sand- und Alaunerde-Schichten im Hangenden desselben mit aufgeschlossen wären. Allein die wasserreich hervor- sprudelnden Bäche zeigen durch ihren reichlichen Gehalt an Eisensalzen deutlich an, dass mindestens die Alaunerdelagern an vielen Stellen unter der Oberfläche verborgen sind, so wie die vielen kleineren Wasserbecken in der Umgegend von Quolsdorf auf eine weite Verbreitung des Thones in nicht allzu grosser Tiefe unter der Tagesoberfläche schliessen lassen. Ungleich ausgedehnter als auf der rechten Seite der Neisse sind nun die Aufschlüsse auf der linken und zwar südlich von Muskau in der unmittelbaren Nähe der Alaun- erde- und Braunkohlen-Gruben. Der sogenannte Weinberg erhebt sich im S.W. über das Städtehen Muskau. Seine Haupt-Ausdehnung ist im Zusam- menhange mit dem, oben näher bezeichneten, Landrücken von W.S.W. gegen O.N.O. gerichtet. Er fällt auf der Süd- seite schroff zu einem langgestreckten, ihm parallelen Thale ab, das sich langsam bis zur Plateauhöhe hinaufzieht und in dessen tiefstem Theile, nahe dem Thale der Neisse, das so- genannte Hermannsbad liegt. Höher im Thale folgt die Alaunsiederei und westlich von dieser, ziemlich weit im Thale hinauf, geht gegenwärtig der Bergbau auf Alaunerde und Braunkohle um. Das Gehänge des Weinberges ist durch eine Menge kleinerer und grösserer Vorsprünge unterbrochen, die vom Norden her in das Thal eingreifen. Aber die meisten sind 267 durch herabgerollte Sandmassen der obersten Diluvialbildung vollständig bedeckt und abgerundet und können daher über die Lagerung der unten liegenden Braunkohlenschichten gar keinen Aufschluss gewähren. Nur an einem dieser Vor- sprünge hatten frischere Abstürzungen eine Reihenfolge von tieferen Schichten entblösst, die im Folgenden näher beschrie- ben werden sollen. Das Streichen derselben, soweit es sich bei der ge- ringen horizontalen Ausdehnung der Aufschlüsse beobachten liess, ist h. 4 bis 6. d. ı. von O.N.O. gegen W.S.W., das Fallen mit 30° bis 40° gegen Norden also in den Berg hinein gerichtet. Hierzu das Profil Taf. X. Fig. 1. Vom Hangenden zum Liegenden finden sich 4) eine Decke gelblichgrauen Sandes, dessen Mächtigkeit und Beschaffenheit nicht näher zu bestimmen waren, weil der jähe Absturz des unterliegenden mächtigen Sandlagers denselben unzugänglich machte. 2) 14 Fuss hellbrauner, thoniger Sand; auf den Kluftflächen von hellerer, gelblicher Färbung und zahlreiche Knauern von späthigem Gyps einschliessend; der Sand be- steht aus feinen rundlichen, farblosen Quarzkörnern und ver- dankt seine Festigkeit einer beträchtlichen Beimengung von Thon und seine wechselnde Färbung einer schwankenden Einmengung kohliger Theile. Die Gypsknauern, welche er einschliesst, erreichen 1 bis 14 Zoll Durchmesser und beste- hen aus linsenförmigen Gypskrystallen, die sich nach allen Richtungen hin kreuzen und theils aneinander theils, und das meistentheils, durch einander gewachsen sind. Das Ganze scheint nichts anderes als ein Alaunerdeflöz zu sein, das durch den lang andauernden Einfluss der Atmosphärilien seine characteristischen Eigenschaften verloren hat. Dar- unter lagern 3) 8 Fuss Quarzsand, der in abwechselnden Schich- ten. bald grobkörniger bald: feinkörniger ist und auch seine Farbe abwechselnd aus dem Hellgrauen in’s Schwärzlichbraune mit der zunehmenden Feinheit des Kornes verändert. Ein- 268 zelne Schichten desselben sind durch Eisenoxydhydrat zu ei- nem lockeren Sandstein verkittet. Diese Sandsteinlagen sind aber kaum mehr als 1 Zoll mächtig und wohl sicherlich se- cundäre Bildungen aus ursprünglich alaunerdehaltigen Sand- lagern und ähnlich wie die sogenannte Eisenschaale entstan- den, von der weiter unten noch die Rede sein wird. 4) 5 Fuss brauner, sehr feinkörniger Form- sand mit geringer Beimengung von Thon und vielen feinen Blättchen von weissem Glimmer. (Siehe S. 263. 6). 5)5 Fuss Quarzsand, der sich in Ansehung sei- ner Zusammensetzung, seines Korns, seiner Farbe und sei- ner Beimengungen vollkommen wie der unter 3) ange- führte verhält. Ausser jenen Lagern conglomerirten Sandes enthält er aber noch vereinzelte Streifen eines schwarzen san- digen Thones'‘, der eine beträchtliche Festigkeit besitzt und deutlichen Alaungeschmack zeigt. 6) 2 Fuss glimmerreicher, dünnschiefriger Thon mit sehr feinkörnigem Sand. gemischt, der sammt dem Glimmer vornehmlich auf den Schichtungsflächen angehäuft ist. Der Thon ist chokoladenbraun gefärbt durch schwache Beimengung von feinen Kohlen - Partikelchen und schmeckt deutlich, wenn auch nur schwach, nach Alaun. Einzelne La- gen des Thones sind sandreicher und zeigen dann eine gelb- lichgraue Farbe. 7) 14Fuss grob- und ungleichkörniger Quarz- sand, der mit viel Kohlentheilen gemengt, daher hellbraun gefärbt ist und beim Anfassen abfärbt. Die Quarzkörner sind farblos, rundlich und erreichen einen Durchmesser bis zu + Zoll. 8) 2 Fuss thoniger Sand, gelblichbraun bis dunkel- braun gefärbt, fast vollkommen mit dem Sande 2) über- einstimmend und daher auch wohl ähnlichen Ursprungs. Nur scheint dieser Sand noch mehr Thon als jener zu ent- halten und sich insofern näher an den Thon unter 6) anzu- schliessen, von dem er ja nur durch ein Zwischenlager von 14 Fuss getrennt ist. 269 9) 6 Fuss grauer Quarzsand, dessen farblose rund- liche Quarzkörner die Grösse eines Mohnkornes haben und mit wenigen milchigweissen Quarzen und bräunlichschwarzen, sporadischen Kohlentheilen gemengt sind. 10) 3 Fuss thoniger Sand, hellbraun, undeutlich schiefrig und wegen seines feinen Kornes äusserst milde an- zufühlen. Ausser dem Quarz enthält er nur noch feine weisse Glimmerblättehen und unter der Loupe kaum wahrnehmbare Kohlenstäubchen, die seine dunklere Färbung bedingen. 11) 5 Fuss ungleichkörniger Quarzsand, grau, zum grösseren Theil aus rundlichen Körnern von farblosem Quarz bestehend, dem wenige und meistens grössere Stücke von bläulichem Quarz beigemengt sind, die sich meistens auch durch unregelmässigere, mehr in die Länge gezogene und in’s Knollige übergehende Gestalt auszeichnen. Die Kör- ner erreichen durchschnittlich einen Durchmesser bis zu 2 Linien. Ein 3 Zoll starker Schmitz von braunem, sehr festem, sandigem Thon, mit vielem Glimmer gemischt, trennt von dem 4 Fuss mächtigen Hauptlager ein 1 Fuss starkes etwas feinkörnigeres tieferes Lager desselben Sandes. Vornehmlich durch das Herabrollen des Sandes aus dem letztbeschriebenen Lager sind die folgenden Schichten so stark verschüttet, dass die Bestimmung ihrer Mächtigkeit nur annähernd geschehen konnte. Es folgen nämlich im Liegenden 12) 3 bis 6 Fuss dünnschiefriger sandiger Thon, schwärzlichbraun, gemengt mit vielen dünnen Flit- tern von weissem Glimmer ; der letztere sowie der Sand sind auf den Schichtungsflächen in grösseren Mengen angehäuft. Der Thon klebt an der Zunge und schmeckt ziemlich deut- lich nach Alaun. 13) 2 bis 4 Fuss grauer Quarzsand, dessen Farbe durch Zunehmen der beigemensten Kohlenstäubchen in ein- zelnen Lagen in’s Bräunlichgraue übergeht. Er besteht aus hirsekorngrossen, farblosen Quarzen, die nur selten eine Zeits, d. d. geol. Ges, IV. 2. 15 270 mehr bläulichgraue Farbe zeigen. Glimmer findet sich in diesem Sande äusserst selten. Das tiefste aller aufgeschlossenen Lager endlich ist 14) Grauer feinsandiger Thon, dessen Farbe et- was in’s Bläuliche fällt. Und nur, wenn man den Thon vom Sand abgeschlemmt hat, erkennt man zwischen den farblosen rundlichen Quarzkörnern einzelne schwarze Pünktchen, ganz vereinzelt auch einige wenige Glimmerblättchen. Die Glim- merblätter, die sonst den Braunkohlenschichten so selten feh- len, sind ihm fast vollkommen fremd. Salzsäure lässt auch nicht eine Spur von Kalk in dem Thone erkennen. Wegen des Gehalts an feinkörnigem Sand ist er nur in geringem Grade plastisch. Näher gegen die Stadt hin tritt hoch oben am Wein- berge an mehren Stellen ein Braunkohlenflöz zu Tage; aber es fehlt an natürlichen Aufschlüssen, aus denen die ge-- genseitige Lagerung der Alaunerde- und Braunkohlenflöze bestimmt werden könnte, wenn man auch freilich mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen kann, dass dieses Braunkoh- lenflöz in’s Hangende der vorher beschriebenen Sand- und Alaunerdelagen gehört. Auch die Braunkohlengrube, welche einige Hundert Schritt westlich von jenem Vorsprunge in Betrieb steht, giebt über die gegenseitige Lagerung von Alaunerde und Braunkohle keine Auskunft, da in derselben nur 2 Braunkohlenflöze und die sie zunächst begleitenden Schichten aufgeschlossen sind. Durch den 6 Lachter (40 Fuss) tiefen Schacht gelangt man in einen Querschlag, der vom Süden gegen Norden das Streichen der Flöze rechtwinklig durchschneidet. Im Schachte konnte keine Beobachtung über die Beschaffenheit der durch- sunkenen Lager angestellt werden, da die Stösse desselben überall dicht mit Brettern verzogen waren. Am südlichen Ende des Querschlages (Taf. X. Fig. 2.) bildet 1) Grau- und schwarzstreifiger Quarzsand, vollkommen dem unter 5) im vorigen Profil gleichend, das 271 Liegende eines Braunkohlenflözes, dessen unmittelbar Lie- gendes em 2) 3 bis 4 Zoll starker Thonschmitz ist. Der Thon ist grau, sehr plastisch, ganz sandfrei und enthält Spuren von undeutlich erhaltenen Pfianzenresten. 3) Die Braunkohle, 44 bis 2 Fuss mächtig, ist schwärzlichbraun, sehr fest (knorpelig, wie der Braunkohlen- Bergmann es nennt) und zeigt auf den nur unvollkommen entwickelten Schichtungsflächen zahlreiche Reste von paral- lelnervigen unvollkommen erhaltenen Blättern, die sich aber durch hellere Färbung sehr deutlich auf der dunkleren, dich- ten Braunkohle abheben. Das Flöz fällt mit 20 Grad gegen Norden und streicht h. 4 bis 6. 4) Feinkörniger grauer Quarzsand bildet das Hangende des Flözes. Er fühlt sich scharf an, ein Zeichen, dass die ihn zusammensetzenden Quarzkörner nicht so fein sind als diejenigen, welche den sogenannten Formsand bilden, der fast so milde wie Thon anzufühlen ist. In abwechseln- den Lagen geht die Farbe des Sandes durch Einmengung von Kohlentheilen in’s Bräunliche und Bräunlichschwarze über, so dass das Lager grau und braun gestreift erscheint. Ge- gen Norden im Querschlag, also gegen das Hangende hin, werden einzelne Lagen desselben thonreich, und es wechseln dann thonige graue mit rein sandigen grauen und sandigen braunen Lagen. Die Mächtigkeit dieses Sandmittels ist nicht wohl zu bestimmen, da das Fallen allmälig von 20 bis 10 Grad nördlich abnimmt; doch mag sie wohl über 10 Fuss betragen. Das unmittelbar Liegende des folgenden oberen Flözes bildet abermals 5) ein 5 Zoll starker Thonstreifen mit un- vollkommen erhaltenen Pflanzenresten. Der Thon ist wie der unter 2) erwähnte grau und plastisch ohne Sandbei- mengung. Das nun folgende 6) sehr grobstückige Braunkohlenflöz ist von unbekannter aber jedenfalls beträchtlicher Mächtigkeit. In 18* 272 Handstücken ist es undeutlich, in der Grube aber deutlich geschichtet; es streicht wie das untere h. 4 bis 6, allein sein Fallen verflacht sich von iO Grad allmäliıg bis auf 8Grad und selbst 6 Grad nördlich. Es ist dunkelbraun und zeigt auf den Schichtungsflächen ebenfalls jene oben schon erwähnten parallelnervigen undeutlichen Blattreste. Die Hauptmasse aber ist vollkommen dicht und ohne Spuren or- ganischer Struktur. Der Bruch ist matt, eben und erdig. In .rundlichen Höhlungen enthält es häufig ein gelbliches Harz, das meistens in ein mehlartiges, feinstaubiges Pulver verwandelt ist. Herr GöPPERT, der es zuerst für Bernstein hielt, hat seine Ansicht später geändert *) und es für Retin- asphalt erklärt. Da nur während der Wintermonate auf den Alaunerz- lagern gebaut wird, so waren über die Lagerung dieser Flöze keine bergmännischen Aufschlüsse vorhanden, und wür- den diese auch über das gegenseitige Verhalten der Braun- kohle und der Alaunerde keinen Aufschluss gewährt haben, da die Baue auf beiden vollständig unabhängig von einander und ohne gegenseitige Verbindung betrieben werden. Um so willkommener waren die umfassenden Mitthei- lungen, welche ich der Freundlichkeit des Herrn PEUCKER verdanke. Dieselben stützen sich auf die Erfahrungen einer 15jährigen Leitung des hiesigen Gruben- und Hüttenbetrie- bes und beziehen sich, was die gegenseitige Lagerung der Braunkohlen- und Alaunerdeflöze anlangt, auf die Aufschlüsse, welche durch ausgedehnte Querschläge geliefert worden sind. Das Profil eines derselben ist Taf. X. Fig. 3. beigefügt. Nach Herrn PEucker treten im Muskauer Braunkohlen- gebirge 4 Alaun- und 2 Braunkohlenflöze auf, die durch san- dige und thonigsandige Mittel folgendermaassen mit einander verknüpft sind. Das Liegende der ganzen Bildung, so weit man es kennt, *) Ueber die Flora der Braunkohlenformation in Karsten’s Archiv Ser. II. Band XXI. p. 451. 273 1) ist jener bläulichgraue sandige Thon (Quwols- dorf, Hermsdorf, Profil am Weinberge); darüber lagert 2) grauer scharfer Sand, dann 3) ein sandiges Alaunerdeflöz, das wegen seines geringen Gehalts an Thon und Schwefelkies nur geringe Ausbeute giebt und deshalb nicht gebaut zu werden pflegt. Darüber lagert 4) braun- und graustreifiger feiner Quarz- sand, 5) grauer gröberer Quarzsand, darauf folgt .6) ein grobstückiges Alaunerdeflöz mit beträcht- licherem Schwefelkiesgehalt als das vorige, daher es denn auch gebaut und verarbeitet wird. Stücke, die freilich schon einige Zeit auf den Röst-Halden gelegen hatten, zeigten eine schwärzlichbraune Farbe, die auf den krummflächigen Ab- sonderungsflächen in ein lichteres Braun übergeht. Das Ge- füge ist ziemlich fest, der Bruch eben. Die Bruchstücke sind scharfkantig und unregelmässig. Sand, Thon und Bitumen bilden die Haupt-, Schwefelkies und feine weisse Glimmer- blättchen die untergeordneten Gemengtheile des Flözes. Der Schwefelkies ist jedoch so fein eingesprengt, dass sich durch die Loupe nichts von ihm auffinden und sein Vorhandensein nur auf chemischem Wege nachweisen lässt. Das Hangende dieses Alaunerdeflözes bildet 7) ein feinkörniger grauer Quarzsand mit dün- nen Lagen von Alaunerde wechselnd, die sich durch ihre dunkele Färbung auszeichnen. Hierauf folgt gegen das Hangende 8) ein feiner grauer Thonstreif mit vegetabilischen Resten, dann 9) ein schwaches 1 bis 2 Fuss mächtiges Braunkoh- lenflöz, über diesem 10) feinkörniger grauer Sand, hierauf wiederum 11) ein schwacher Streif von grauem Thon und nun 12) ein mächtiges Braunkohlenlager, das stellen- weise bis zu 12 und 13 Lachter (80 bis 85 Fuss) an- 274 wächst. Auf diesem allein wird Abbau getrieben. Das Hangende ist 13) feiner brauner Sand, über welchem 14) ein drittes Alaunerdeflöz folgt, welches als schie- friges unterschieden wird. Bruchstücke dieses Alaunerde- flözes von den kürzlich errichteten Halden zeigten eine bräun- lichschwarze Farbe, die auf den sehr deutlichen Schichtungs- flächen durch zahlreicher angehäuften weissen Glimmer eine lichtere Nuance annimmt. Die Alaunerde des Flözes ist im trockenen Zustande ziem- lich spröde. Der Bruch ist krummflächig, erdig und matt. Die Bruchstücke sind scharfkantig und unregelmässig gestaltet. Als wesentliche Bestandtheile enthält sie Thon und Bitumen, während der Sand mehr zurücktritt. Nur in den unteren Theilen des Flözes nimmt der Sandgehalt zu und erzeugt im Verein mit den kleinen weissen Glimmerblättchen eine schiefrige Textur, indem er sich in parallelen Flächen an- häuft. Der Schwefelkies ist auch hier so fein eingesprengt, dass man ihn nur auf chemischem Wege nachweisen kann. Endlich wird dieses Alaunerdeflöz bedeckt von 15) feinkörnigem Sande, der meistens sehr wasser- reich zu sein pflegt, und in welchem an einzelnen Stellen noch ein viertes Alaunflöz auftritt. Das Streichen aller dieser Schichten ist sehr con- stant h.5 d. i. von O.N.O. gegen W.S.W. Das Fallen ist stets gegen N.N.W. gerichtet und nur in den Winkeln be- trächtlichen Schwankungen, meistens zwischen 30 und 40-Grad, unterworfen, wiewohl an bestimmten Stellen die Flöze auch vollkommen horizontal gelagert sind. In früherer Zeit unterschied man nicht weniger als 34 verschiedene Flöze, die mit eigenen Namen wie z. B. das Herrmannsflöz, das Dietrichsflöz, das Weinbergflöz ete. be- zeichnet wurden. Herrn PEUCRER gebührt das Verdienst, zuerst aus den Aufschlüssen in den Gruben erkannt zu haben, dass sich diese 34 Flöze auf die oben angeführten 4 Alaun- erdeflöze und 2 Braunkohlenflöze zurückführen lassen. 275 Senkrecht gegen die Streichungslinie, also in der Rich- tung des Fallens, bilden nämlich jene 6 Flöze und ihre be- gleitenden Schichten mehre neben einander liegende Mulden und Sättel, und zwar so, dass die Flügel derselben beide zwar nach derselben Seite hin geneigt sind, mithin die einen Hälften widersinniges Einfallen haben oder als überkippt ange- sehen werden ınüssen, dass aber diese letzteren stets stärker, bis zu 80 Grad, gegen den Horizont geneigt sind, während die erstern nicht überkippten Mulden und Sättelflügel ein flacheres Fallen bis zu 40 Grad einhalten. Auf diese Weise ist es natürlich, dass in einem Querschlage von ausreichen- der Ausdehnung dieselben Flöze immer wieder durchbrochen werden mussten und somit Veranlassung zur Aufzählung von 34 verschiedenen Flözen gaben. Es kann nun freilich gewagt erscheinen, wenn man bei verhältnissmässig; so lockeren Schichten, wie doch die Braun- kohlen- und Alaunerdeflöze im Vergleich zu anderen Gesteinen immerhin bleiben, Ueberkippungen annehmen will, allein dass eine solche wirklich stattgefunden haben muss, darüber las- sen die Erfahrungen beim Muskauer Bergbau nach der Ver- sicherung des Herrn PEeucker durchaus keinen Zweifel zu. Denn erstens kehren in dem Querschlage, Fig. 3, alle einzelnen Schichten oberhalb des blauen Thones, welcher das Liegende des ganzen Gebirges bildet und in dem Quer- schlage ebenfalls durchfahren worden ist, zu beiden Seiten des Thons wieder, aber in genau entgegengesetzter Reihen- folge, und zweitens haben auch die als überkippt anzusehen- den Flözflügel ein durchweg anderes physikalisches Verhal- ten. Die Alaunerdeflöze sind sehr zerklüftet und weniger reich an Schwefelkies, so dass sie auch beträchtlich geringere Aus- beute als die Flöze der nicht widersinnig gelagerten Mulden- flügel geben. Die Braunkohlenflöze verhalten sich ähnlich; auch sie sind an den überstürzten Theilen sehr zerklüftet, we- niger knorpelreich und meistens stark mit Gyps imprägnirt. Ausserdem steht aber diese Erscheinung, dass die Braun- koblenformation so beträchtliche Störungen ihrer Lagerungs- 276 verhältnisse erlitten hat, durchaus nicht vereinzelt da, indem sich bei den mittelmärkischen Vorkommnissen Aehnliches wiederfindet. | Durch den langjährigen Betrieb sind nun diese aufein- ander folgenden Sättel und Mulden auf eine Erstreckung von 500 bis 600 Lachtern mit stets gleichem Streichen anfgeschlos- sen worden. Gegen Westen verflachen sich die Einfallswin- kel immer mehr und mehr, die Flöze liegen zugleich tiefer unter der Oberfläche, während sie sich gegen Osten all- mälig mit zunehmenden Fallwinkeln herausheben, so dass in der Nähe der Alaunsiederei (namentlich an dem oben beschriebenen Profil) der liegende, bläulichgraue Thon be- reits in die Thalsohle eintritt. Auf dem rechten Ufer der Neisse bei Hermsdorf und Quolsdorf haben die ansteigenden Lager schon eine solche Höhe erreicht, dass das Liegendste, eben jener bläulichgraue, sandige Thon auf der Höhe des Pla- teaus zu Tage kommt. Denn nach den Lagerungsverhältnis- sen und der mineralogischen Beschaffenheit kann kein Zwei- fel sein, dass die letztgenannten Thonvorkommnisse ident sind mit dem Thon im Liegenden der Alaunerdeflöze. Die Mächtigkeit der einzelnen Flöze und der sie tren- nenden Mittel ist so grossen Schwankungen unterworfen, dass nach den zuverlässigen Mittheilungen des Herrn PEuCkKER das bis 12 Lachter mächtige obere Braunkohlenflöz zuweilen bis aufeinen Besteg von wenigen Zollen zusammenschrumpft. Der grosse Holzreichthum in der Umgegend von Mus- kau und die unvollkommenen Comminukationsmittel beschrän- ken den Bedarf an Braunkohlen fast allein auf den Betrieb der Alaunsiederei und der damit verbundenen Cyaneisenka- lium-Fabrik. Da der Werth der Kohlen hierdurch auf den äusserst niedrigen Preis von 1 Sgr. pr. Tonne an der Grube herabgedrückt ist, so kann an einen förmlichen Abbau des Lagers nicht gedacht werden; vielmehr wird nur ein Raub- bau getrieben, indem man aus dem mächtigen und knorpel- reichen Oberflöze die besten Stücke heraushaut, so weit der Abbau ohne Zimmerung geschehen kann, dann die Grube 277 verlässt und wenige Lachter davon einen neuen Bau beginnt. Auf diese Weise geht der grösste Theil des vortrefflichen Brennmaterials für immer verloren, da in den verlassenen Bauen die schlecht abgebaute Kohle sich bald entzündet und zerstört wird. Auf den Alaunerdeflözen wird nur während der Winter- monate gebaut; während der Sommermonate aber werden die Arbeiter zur Aufbereitung der ausgerösteten Erzhalden u.s. w. verwendet. So kommt es, dass auch auf den Alaun- erzen kein ausgedehnterer Bau offen gehalten, sondern jeden Herbst eine neue Grube neben der verlassenen vom vorigen Jahre eröffnet wird, und man also nur nach und nach bei mehrjähriger Praxis eine vollkommene Uebersicht über die Lagerungsverhältnisse des Braunkohlen-Gebirges erlangen kann, wie sie hier nach den Mittheilungen des Herrn PEuckKER gegeben worden ist. Anmerkung. Bei der Darstellung des Oyankaliums für die Cyaneisenkalium-Fabrik wendet man eine Stichflamme, durch Braunkohlenfeuerung erzeugt, an, die vollkommen ih- rem Zwecke entspricht und den Beweis liefert, dass die Braunkohle bei gehöriger Einrichtung der Feuerung ganz dieselben Dienste zu leisten im Stande ist, wıe Steinkohle oder Holz. Das Haupterforderniss einer solchen Feuerung bleibt immer der schräge ziemlich dichte Rost und eine zweckmässige Regulirung des Luftzuges. Spremberg: Drei Meilen westlich von Muskau wurde bei dem Städt- chen Spremberg vor längerer Zeit eine kleine Grube auf Braunkohlen betrieben. Allein der Besitzer ist gestorben und der letzte Steiger im Schachte verunglückt. Die Grube ist auflässig geworden und wird nicht mehr betrieben. Der Schacht ist unfahrbar und aus den Halden lässt sich nur so viel mit einiger Sicherheit schliessen, dass reiner Quarzsand von mittelfeinem Korn die Hauptmasse der begleitenden 278 Schichten zusammensetzt und grauer T'hon wie bei Muskau vermuthlich das Liegende ausmacht. Die Grube liest am linken Gehänge des Spreethals der Stadt gegenüber nahe an der Chaussee nach Drebkau. Die Oberfläche und Thalge- hänge bieten nirgend weitere Aufschlüsse dar und sind durch- weg, von graugelbem Sand gebildet, der in grossen Mengen jene milchigen Quarze und schwarzen Kieselschieferbrocken, wie in der Umgegend von Muskau, enthält. In jüngster Zeit soll der Bau hier wiederum von Neuem aufgenommen worden sein, doch fehlt es derzeit noch an ge- naueren Nachrichten. In gleicher Weise müssen die übri- gen Punkte, und ihrer sind eine ziemlich grosse Zahl, an denen in der Lausitz gegenwärtig die Braunkohlenlager be- kannt geworden sind oder mit Aussicht auf Erfolg aufgesucht werden, einer späteren Beobachtung und Beschreibung vor- behalten bleiben, da es gegenwärtig noch an genügenden Aufschlüssen fehlt. Am längsten bekannt ist das sehr aus- gedehnte Lager im Grünhäuser Forstrevier nordwestlich von Senftenberg, von welchem schon Herr KLöpven*) Mittheilung macht. Es tritt an zahlreichen Punkten zu Tage; die Koh- len sind von ausserordentlich grobstückiger Beschaffenheit und sollen stellenweise über 8 bis 10 Fuss Mächtigkeit haben. Nördlich von Ser/tenberg bei Alt-Döbern und Ka- lau werden schon seit längerer Zeit Bohrarbeiten betrieben und sollen auch bauwürdige Lager aufgefunden worden sein. Desgleichen auch weiter westwärts bei Dobrilugk und Kirchhain. Da aber von diesen Vorkommen die genaue- ren Lagerungsverhältnisse noch nicht bekannt sind, so möge hier nur ihres Vorhandenseins im Vorübergehen gedacht wer- den und alsbald die Betrachtung der Kohlenlager in der Umgegend von Wittenberg folgen. *) Beiträge St. II. p. 9%. Wittenberg. Bei ihrem Zusammenfluss mit der schwarzen Elster tritt die Elbe 2 Meilen oberhalb Wittenberg an den südlichen Abfall des Flemming und folst in westlicher Richtung dem- selben mit zahlreichen Windungen, bis sie unterhalb Roslaw bei Aken in die nordwestliche Richtung zurücklenkt. Der Flemming aber steigt vom Elb-Ufer her allmälig gegen Norden an und wird von flachen Hügelreihen in W.S.W. Richtung durchzogen. Nur der Burtzberg bei Coswig und der Apollensberg nordöstlich bei @ridau erheben sich etwas beträchtlicher über das allgemeine Niveau. Der höchste Rücken des Flemming liegt nahe an seinem nördlichen Ab- fall zur Luckenwalder Niederung, wo er "unter anderen in den Hagelsbergen bei Belzig 700 Fuss, in den Höhen bei Schmögelsdorf 538 Fuss Meereshöhe erreicht.. Die wenig zahlreichen aber meistens sehr wasserreichen Abflüsse aus der Höhe gegen Süden sind in schmalen aber nicht schroff- seränderten Thälern eingeschlossen. Natürliche Aufschlüsse, welche die Schichten des Braun- kohlengebirges beträfen, sind fast nirgends vorhanden. Nur die Elbe hat etwas westlich von Wettenberg bei dem Dorfe Gribau die 15 bis 20 Fuss hohen Uferränder unterwaschen und einzelne ältere Lagen entblösst. Die Oberfläche wird vorherrschend von einem graugelben, grobkörnigen Sande gebildet, dem fast überall jene schwarzen Kieselschiefer- brocken und milchigen Quarze in abgerundeten Stücken bei- gemengt sind. Wenn man einige Hundert Schritt westlich von Gribaw die nach Coswig: führende Chaussee verlässt und sich gegen Süden der Elbe zuwendet, so überschreitet man auf demsel- ben Wege bis zum Flussufer zwei flache Schollen. Sie sind kaum 4 Fuss über den Boden erhaben und nur auf etwa 200 Schritt entblösst. Ihre Längenausdehnung ist von S.O. nach N.W. und ihr 250 gegenseitiger Abstand 10 Schritt. Sie bestehen aus einem schwarzen sandigen Thon, der durch das Liegen an der Luft in kleine eckige, unregelmässige Bruchstücke zerbröckelt, die sich zwischen den Fingern kneten lassen. Glimmer findet sich nicht darin. Auch ist von einer Schichtung kaum etwas wahrzunehmen, doch deutet der steilere Abfall gegen Süden und das sanftere Einsinken gegen Norden auf ein nördliches Einfallen dieser Schichten hin. Mächtigkeit und Zwischen- lager waren nicht zu beobachten. Durch eine enge, tief ein- geschnittene Schlucht steigt man zum Flussufer hinab; die Gehänge sind durchweg von dem leicht rollenden Sande der Oberfläche verschüttet. Der Fluss strömt an dieser Stelle mit beträchtlicher Geschwindigkeit von S.O. her gerade ge- gen das Ufer an und wird in einem kurz gekrümmten Bo- gen gegen Süden zurückgeworfen, so dass er das Gehänge kräftig und unausgesetzt angreift. Eine 20 Fuss hohe steil abgeschnittene Lehmmasse ragt hier einem Vorgebirge ver- gleichbar in das Gewässer hinein und auf die Länge von 30 Schritten ist es kaum möglich zwischen ihr und dem Wasser trocknen Fusses zu passiren. Der Lehm ist von grauer Farbe, sehr fest und thonreich und führt ausser grob- körnigem Quarzsand eine grosse Menge kleinerer und grös- serer Feuersteine, weisslichen abgerundeten Quarz und kleine Kalksteingerölle. Die Feuersteine sind bläulichgrau oder gelb und weisen fast alle durch ihre muschligen Bruchflächen auf eine frühere Zertrümmerung hin. Die Quarze sind mil- chigweiss und undurchsichtig und gleichen vollkommen de- nen, welche so häufig in dem Sande an der Oberfläche vor- kommen. Die Kalkgerölle gleichen vollständig denen, welche sich in dem eigentlichen nordischen Lehm zu finden pflegen. Herr GırArD*) hat daher schon die Behauptung aufgestellt, dass die Zusammensetzung dieses Lehms eine Vermischung nordischer und südlicher Ablagerungen andeute. Unter dem Lehm und schon unter dem Wasser tritt ein *) Kansten’s Archiv XVII. p. 92. 281 schwarzer sehr bröckliger Thon auf, der sich in h. 10 wenn auch nur undeutlich absondert. Im Westen der Lehmablagerung und augenscheinlich über dem schwarzen Thon tritt Formsand auf. Er ist äusserst feinkörnig, glimmerreich und unregelmässig grau und braun gestreift. Er lässt sich leicht zu einem milde anzufühlenden, feinen Staube zerreiben, bildet aber dennnoch fast senkrechte, feststehende Abstürze. Die Grenze des Sandes gegen den Lehm zieht sich mit 60 Grad gegen N.W. herab, das Sand- lager steht etwa 10 Fuss mächtig zu Tage und fällt gegen Süden hin ein. Weiter vom Elbufer entfernt, zeigt sich unter dem Form- sand ein Lager von graubraunem, grobkörnigerem Sande, der mit schmalen Streifen eines bituminösen Thones wechsellagert, gegen 10 Fuss entblösst. Dieser Sand besteht aus rundlichen, farblosen Quarzkörnern, die einen Durchmesser bis zu einer halben Linie erreichen, aber sehr ungleich von Grösse sind; eingemengter Kohlenstaub und feinerdiger Thon bedingen seine Färbung. Die Ursache der beschriebenen Stellung der Schichten zu einander sind vermuthlich die Unterwaschungen des Stro- mes gewesen. Denn ihre ursprüngliche Lagerung ergiebt das folgende Profil, welches etwa 200 Schritt weiter westlich aufgeschlossen ist. Aus dem Niveau des Wassers erhebt sich mit 20 Grad östlichem Einfallen der schwarze bituminöse Thon bis zu 3 Fuss Höhe. Darüber lagern 5 Fuss jenes ungleichkörni- genQuarzsandes mit den schmalen Streifen schwarzen Tho- nes und über diesem folgt der feinkörnige braun und weiss gestreiftte Formsand. Die oberste Bedeckung bildet hier ein grobkörniger Quarzsand, der gelblichgrau von Farbe und nur von geringem Zusammenhalt ist. Derselbe hat alle Ge- hänge weiter gegen Westen verschüttet und ist nur an ein- zelnen Stellen durch reichhaltig eingemengtes Eisenoxyd- hydrat zu einem mürben Sandstein verkittet. Zusammenhängender sind die ausgedehnteren Aufschlüsse, 282 welche die beiden Gruben am Nordabhange des Gallunberges bei Nudersdorf darbieten. Sie werden als Tagebaue betrie- ben und in der westlicheren finden sich vom Hangenden zum Liegenden folgende Schichten entblösst: 1) 10 bis 12 Fuss gelblich weisser Quarzsand, der in abwechselnden Schichten bald lichter bald dunkler durch das eingemengte Eisenoxydhydrat gefärbt ist und selbst in einen mürben Sandstein übergeht, der mit der Keilhaue gebrochen werden muss. Zu technischen Zwecken ist derselbe aber doch von zu geringer Festigkeit. Der Sand besteht vorherrschend aus farblosen meist etwas trüben rund- lichen Quarzkörnern, welche die Grösse eines Hirsekorns selten erreichen und fast nie übersteigen. Auf der Ober- fläche sind sie durchgehend mit einem dünnen Häutchen von eisenschüssigem Thone überzogen, dem der Sand. seine wechselnde Färbung verdankt. Ausser den überwiegenden (Quarzkörnern finden sich einzelne frisch aussehende fleisch- rothe Feldspathkörnchen und sehr kleine schwarze rundliche Körner in dem Sand; kurz die Zusammensetzung dieses Sandes stimmt vollkommen mit der des sogenannten nordi- schen Sandes überein, welcher in Verbindung mit Lehm und Mergel und den erratischen Blöcken nordischen Ursprungs zusammen vorkommt. Er gehört offenbar noch nicht zu den Schichten des Braunkohlengebirges, denn seine Grenze gegen die folgenden Sandlager verläuft vollkommen horizontal, in- dess diese mit 15 bis 20 Grad südlich einfallen, und in Form eines spitzen Dreiecks am westlichen Stoss des Tagebaues ORTEN ve) Ein feinkörniger milde anzufühlender Formsand, braun gefärbt und mit zahlreichen Glimmerbläichen ge- mengt. Unter ihm lagern 3) 3 Fuss feinblättrige schwärzlichbraune Kohle, die sehr leicht zu Staub zerreiblich ist und nur un- kenntliche Reste pflanzlicher Struktur enthält. 4) 8 Fuss bräunlich grauer Quarzsand, der mit 283 Kohlenstaub stark untermengt ist und selbst grössere Koh- lenstücke führt, trennt jene obere Kohle von 5) einem 8 Fuss mächtigen Braunkohlenflöz, das in seinen oberen Theilen noch stark mit jenem feinkörnigen grauen Quarzsande gemengt ist, in den tieferen Lagen aber ganz sandfrei wird. Die Kohle ist schwärzlichbraun und äusserst lockeren Zusammenhangs. Sie kann daher nur als Formkohle zum Brennen benutzt werden. Man knetet sie mit Wasser zu einem steifen Brei und formt dann Ziegeln daraus, die an der Luft getrocknet werden. Unter dem Einfluss der Atmosphärilien :beschlägt die Kohle nach längerem Liegen mit weissen Alaunkrystallen, die sich in warzenförmigen Gruppen zusammenhäufen und andeuten, dass der Kohle ausser Schwefelkies auch Thon- theile beigemengt sind, welche sich auch schon durch die Fähigkeit der Kohle verrathen, sich zu Formkohlen verar- beiten zu lassen. Das Liegende der Kohlen soll gleichfalls Formsand sein*). Da aber die Grube seit geraumer Zeit ausser Be- trieb gestanden hatte, so waren die Ansammlungen der Ta- gewasser zu beträchtlich, um nähere Untersuchung über das- selbe anstellen zu können. Das Fallen der beschriebenen Lager ist wie schon gesagt mit 15 bis 20 Grad gegen Sü- den, das Streichen h.5 bis 6 also von O.N.O. gegen W.S.W. gerichtet. Etwas weiter am Nordabhange des Gallunberges hinauf liest ein zweiter Tagebau kaum 50 Schritt vom vorigen ent- fernt. Nur der im Streichen liegende Nordstoss der Grube zeiste ein deutlicheres Profil, da alle anderen vollständig verschüttet waren. Denn auch diese Grube ist seit einer Reihe von Jahren nicht gebaut worden. Das Streichen der Schichten ist auch bier h. 5 bis 6, das Einfallen aber wegen der mangelhaften Aufschlüsse nicht zu bestimmen, aber scheinbar ebenfalls gegen Süden gerichtet. *) Karsten’s Archiv XVII. S. 95. 284 Vom Hangenden zum Liegenden unterscheidet man 1) S Fuss gelblichweisser Thon, frei von Kalk, aber mit äusserst feinkörnigem Sand innig gemengt. 2) circa 15 Fuss feinkörniger weisser Quarz- sand mit wenigen weissen Glimmerflitterchen. Einzelne grössere Quarzkörnersind bläulichgrau gefärbt und von läng- lich abgerundeter Gestalt, die überwiegende Mehrzahl aber ist farblos und kleiner als die Körner vom Mohnsamen. 3) 1 Fuss grauer Quarzsand, jenem bis auf die Grösse des Korns vollkommen gleichend; diese erreicht näm- lich bis + und selbst + Linie Durchmesser. Der Sand ist durchweg mit feinerdigem thonigen Staube gemengt. 4) 3: Fuss graulichweisser sandiger Thon mit einem Stich ins Bräunliche, wenigen Glimmerblättchen und Spuren von Pflanzenresten. 5) 1 Fuss lockerer Sandstein, der sich von dem vorhergehenden sandigen Thone dadurch unterscheidet, dass der überwiegende Sand durch den eingemengten Thon zu einem mürben Sandstein verkittet erscheint. 2 6) 25 Fuss brauner Formsand, äusserst feinkör- nig, milde anzufühlen, mit zahlreichen Glimmerblättchen ge- mengt, die vornehmlich auf den Schichtungsflächen angehäuft sind. Auf den letzteren finden sich recht häufig wohl erhal- tene Abdrücke und selbst die Kohlenskelette von buchen- und pappelnähnlichen Blättern. 7) Ein feinblättriges Kohlenflöz, das in seinen oberen Theilen noch reichlich mit Sand gemischt ist; über die Mächtigkeit und das Liegende desselben fehlt es an Aufschlüssen. Ob dieses Kohlenflöz mit dem identisch sei, welches in der zuerst beschriebenen Grube aufgeschlossen ist, oder ob man es als ein besonderes ansehen müsse, welches im Han- genden von jenem lagert, darüber ist schwer eine bestimmte Meinung zu fassen. Denn für die erstere Ansicht ist das Einfallen der Schichten und die Entfernung der beiden Auf- schlüsse zu gross, wenn man zwischen beiden nicht eine 285 Mulden- und Sattelbildung annehmen will; für die letztern fehlen wiederum genügende Aufschlüsse über das Liegende in der letzteren Grube. Drei Viertel Meilen gegen N.O. in der Nähe von Äro- schestädt endlich liegt die dritte Grube „Fortuna”, welche über die Kohlenlager im Flemming Aufschluss gewährt. Sie wird gleichfalls als Tagebau betrieben und leidet daher sehr von dem Zudrange der Tagewasser, denen sich auch nicht unbedeutende Grundwasser hinzugesellen, so dass zur Gewältigung derselben ein kleines Rosswerk hat aufgestellt werden müssen. Doch der Betrieb ist wenig: schwunghaft und daher auch die Aufschlüsse in horizontaler Richtung nur von geringer Bedeutung. In vertikaler Richtung sind vom Hangenden zum Liegenden folgende Lagen zu beob- achten: 1) 4 bis5 Fuss gelblichgrauer Sand, bald grö- ber bald feiner von Korn; vornehmlich gegen das Liegende findet sich stellenweis eine lockere Sandsteinbildung durch reichhaltigere Anhäufung von Eisenoxydhydrat. 2) 5 Fuss graubrauner thoniger Quarzsand, dessen Körner die Grösse eines Mohnkorns erreichen und meistens trübe grau, stellenweis aber auch milchigweiss ge- färbt sind, wodurch der Sand dann ein fleckiges Ansehen erhält. 3) 1+ Fuss blendendweisser Quarzsand fein- körnig mit vereinzelten Glimmerflittern und vielen kleinen schwarzen Pünktchen, die nicht Kohle sind, deren Natur aber wegen ihrer Kleinheit nicht wohl bestimmt werden kann. Das Korn dieses Sandes hält etwa die Mitte zwischen j an und dem eigentlichen Formsand. 4) S Fuss graubrauner Quarzsand dem unter 2) angeführten in der Grösse des Korns gleichend und gegen das Liegende hin allmälig eine dunklere Färbung durch reich- lichere Einmengung von Kohlenstaub annehmend. 5) 10 bis 12 Fuss Braunkohle, kleinknorpelig, leicht zerreiblich, schwärzlichbraun. Nur als Formkohle an- Zeits, d. d.geol, Ges. IV, 2, 19 a 286 wendbar. Einzelne Knorpel bis zur Grösse von + Zoll Durchmesser und von unregelmässig eckiger Gestalt haben einen matten ebenen Bruch, der durch den Strich des Fin- gernagels einen schwachen Fettglanz annimmt; der überwie- gende Theil der Kohle aber ist vollkommen erdig mit’ erdi- gem Bruch. Der grössere Theil des Kohlenflözes taucht bereits unter den Wasserspiegel und nur etwa 4 Fuss ragten darüber her- vor; das Liegende desselben soll, nach den angestellten Bohrungen, aus 18 Fuss Thon und 8 Fuss Triebsand zu- sammengesetzt sein. Das Streichen scheint h. 9 bis 11 zu sein, ıst jedoch bei dem geringen Einfallen von 9 bis 10 Grad gegen Süden und Norden nur schwierig genau zu bestimmen. Nach den Aufschlüssen am nördlichen Stoss des Baues bildet das Flöz in der Grube einen von 8.0. gegen N.W. streichenden Sattel, der sich gegen Süden hin allmälig heraushebt. Vergleicht man nun die Gliederung der hangenden Schichten mit derjenigen, welche die Gruben am Gallun- berge bei Araunsdorf (Nudersdorf) ergaben, so findet man bestätigt, was schon in der Einleitung bemerkt wurde, dass die Zusammensetzung und Mächtigkeit der einzelnen Schich- ten schon auf geringen. Entfernungen beträchtlichen Schwan- kungen unterworfen ist. Eine Vergleichung der petrographischen Beschaffenheit zeigt, dass die Lager 2) und 3) in der Grube Fortuna fast vollkommen mit den Schichten 2) und 3) in der östlichen Grube am Gallunberge übereinkommen, und dass der Sand unmittelbar über der Kropstädter Kohle vollständig demjeni- sen gleicht, welcher in der westlichen Grube am Gallun- berge das obere Kohlenlager von dem unteren trennt; so dass also dort die Ablagerung des grauen Quarzsandes den Schluss für die Ablagerung der vegetabilischen Reste be- zeichnet, während hier nach dem Absatz des Sandes eine abermalige wenn auch nur schwache Ansammlung von Pflan- zenstoften Platz greift. 287 So weit bis jetzt die Aufschlüsse reichen, endigt bei Wittenberg das Vorkommen der Braunkohlen auf dem Höhen- zuge, welchem der Flemming angehört. Denn das Vorkom- men von Braunkohlensandstein in der Nähe von Ziesar, wel- ches von Fr. Horrwann zuerst beschrieben worden, hat wenigstens bis jetzt noch nicht zur Auffindung von Braun- kohlen Veranlassung gegeben; und aus der Beschreibung, welche Herr Krönen*) von demselben giebt, scheint her- vorzugehen, dass der Sandstein wohl kaum als Flöz auftrete, sondern sich nur in vereinzelten, grösseren Greschieben unter der Oberfläche zerstreut finde. Die zweite Reihe der Gruben auf der Höhe zwischen der Luckenwalder Niederung und dem Oder-Spree-Havel- Thale beginnt im Osten mit den Gruben bei Grüneberg. Grüneberg. (Taf. X. Fig. 4.) Grüneberg liegt im nördlichsten Theile der Provinz Schle- sien auf einem abgeschlossenen Plateaurücken, der im Nor- den und Osten von der Oder umflossen, im Westen vom Boberthal begrenzt wird und sich im Süden zu einer breiten Thalrinne abdacht, die gegenwärtig von einem kleinen Bache, der Ochel, von Westen nach Osten durchflossen wird. In frühester Zeit mag dieses Thal wohl die Oder auf einem kürzeren Wege bis zum Einfluss des Bobers geleitet haben; wenigstens stellt es die geradlinige Verbindung des Oder- laufs von Gross-Glogau bis Crossen dar und seine Absperrung im Westen kann sehr wohl von den Anschwemmungen des Bobers herrühren. Grüneberg hat eine absolute Meereshöhe von 496 Fuss und liegt am Südabfall des Plateaus, das sich gegen Norden und Osten schon nahe an der Stadt bis zu 645 Fuss Meeres- höhe erhebt. Dieser Schutz gegen die kalten Ost- und Nordwinde *) Beiträge Stück II, p. 40 ff. 19% 288 macht es besonders zum Weinbau geeignet; und so sind denn auch älle gegen Mittag abgedachten Felder und Berggehänge von Weingärten bedeckt. Der lockere aus gelblichgrauem Sande gebildete Boden scheint ebenfalls dem Wachsthum der Reben günstig zu sein und schützt während des Winters die leicht eingegrabenen Stöcke vor dem Erfrieren. Aber dennoch gelingt es nur in besonders günstigen Jahren einen trinkbaren Wein zu pro- duciren. Seit 1847 sind nun westlich von der Stadt in der Nähe des Dorfes Wittgenau Braunkohlen aufgefunden worden. Die ältere Grube „Friedrich Wilhelm” liest auf der Süd- seite der nach Naumburg und Christianstadt im Bau begrif- fenen Chausseestrasse, am Nordabfall eines schwach coupirten, dicht bewaldeten Terrains. Auf derselben findet kein Be- trieb statt und die Schächte sind zugeworfen worden, nach- dem die beiden Flöze bis auf die Wassersohle abgebaut wa- ren. Erst wenn der von Norden herangetriebene Stolln den Wasserspiegel genügend erniedrigt haben wird, soll der Bau wieder aufgenommen werden. Das Mundloch des Stollns liegt an der Berlin-Breslauer Chaussee etwa + Meile nord- westlich von @rüneberg und hat bis vor Ort folgende Schich- ten, sämmtlich mit flachem südlichem Einfallen, durchfahren: 50 Lachter Sand, Dina, Thon, 20M;, Sand, TOUR, Thon, und steht, nach dem er den Thon durch- brochen hatte, 7 Lachter vom nördlichsten Flöze entfernt im schwimmenden Gebirge, das heisst in einem leicht rollenden Sande, welcher durch den starken Wasserdruck bei der ge- ringsten Verritzung fortgeschwemmt wird. Der Betrieb des Stollns ist dadurch so lange gehemmt, bis jener Druck all- mälıg nachlässt, indem die Wasser aus dem vorliegenden Gebirge nach und nach durch den Stolln abfliessen. Die „Friedrich Wilhelm” Zeche baute auf zwei Braun- kohlenlagern, die in einem Abstande von 80 Lachtern von 289 einander beide mit 40 bis 45 Grad gegen Süden einfallen, indess ihr Streichen parallel in h. 6 bis 7 d. i. von West nach Ost gerichtet ist. Ihre Mächtigkeit beträgt 12 bis 15 Fuss. (Hierzu das Profil Taf. X. Fig. 4.) Im Hangenden sowie auch im Liegenden beider Koh- lenlager findet sich blaugrauer sandiger Thon in einer Mächtigkeit von 8 bis 10 Fuss. Der Raum zwischen beiden wird von Sand ausgefüllt. Die Gleichheit des Hangenden und Liegenden bei beiden Flözen, sowie ihre gleiche Mäch- tigkeit, lassen kaum einem Zweifel Raum, dass beide einem und demselben Flöze angehöre, und dass der zwischen ihnen bleibende Zwischenraum entweder einer Erosion oder einer grossen Kluft angehören oder aber (und dies ist das wahr- scheinlichere), dass beide durch eine muldenförmige Ablage- rungsform mit einander in Verbindung stehen, die an den höchsten Theilen des südlicheren Flöztheils durch eine Ver- werfung unterbrochen ist: letzteres, weil sonst die Abteufung des südlicheren Schachtes ein Umbiegen oder doch wenig- stens ein Fortsetzen des Flözes in nördlicher Richtung hätte aufschliessen müssen. Der fernere Bau, besonders aber die Erlängung des Stollns bis zum südlichen Flöztheil werden diese Verhältnisse in der Folge erst vollständig aufklären können. So lange die Grube Friedrich Wilhelm ausser Betrieb steht, wird näher der Stadt ebenfalls auf der Südseite der Chaussee nach Naumburg ein Braunkohlenflöz abgebaut auf der Zeche „Beust”’ und zwar unter ganz ähnlichen Verhält- nissen. Die Kohlen sind 14 bis 15 Fuss mächtig und von ausserordentlich festem, schiefrigem Gefüge. Ihre Farbe ist dunkelnelkenbraun und bildet einen scharfen Gegensatz zu den gelblichbraunen vegetabilischen Resten, welche sich in grosser Menge auf den Schiefrungsflächen angehäuft finden, aber für eine genauere Bestimmung wohl kaum deutlich ge- nug erhalten sind. Auch das schon so oft erwähnte wachs- gelbe, fettglänzende Harz findet sich recht häufig in der Kohle eingesprengt und selbst in grösseren rundlichen Par- tien, welche den Umfang einer Erbse erreichen, Zuweilen 290 ist es auch im bituminösen Holze und vornehmlich zwi- schen den deutlich erkennbaren Jahresringen desselben ein- geschlossen. Herr GöPPErT*) hielt dieses Harz früher für Bernstein; allein die chemische Untersuchung, welche Herr Bunsen in Marburg die Güte hatte, in seinem Laboratorium anstellen zu lassen, ergab, dass dasselbe bei der trockenen Destillation keine Bernsteinsäure entwickle, wiewohl die äus- seren Kigenschaften oft täuschend denen des Bernsteins gleichen. Als der häufigste Begleiter der Kohle ist noch der Gyps zu erwähnen, welcher sich am häufigsten auf den engen Kluftflächen in excentrisch strahligen Krystallgruppen, kleinen Sternchen ähnlich, vorfindet. Das Hangende des Flözes ist blaugrauer feinsan- diger Thon, der meist einen Stich ins Grünliche zeigt und gegen die Kohle hin durch Aufnahme von Bitumen seine Farbe ins Bräunlichgraue bis Schwärzlichbraune verän- dert. Er ist durchweg mit sehr wohl erhaltenen Blattab- drücken und selbst den Kohlenresten von Blättern erfüllt, die unseren Erlen und Buchen auf das Täuschendste gleichen. Die parallele Lage dieser Einschlüsse ruft in dem Thon eine schiefrige Textur hervor, welche das Auffinden der Blatt- abdrücke gar sehr erleichtert. Glimmerblättchen sind dem Thone nur äusserst sparsam eingestreut. Der feinkörnige reine Quarzsand, der ihm bei- gemischt ist, macht ihn zerreiblich, und nur in sandfreieren Stücken ist er im geringen Grade plastisch, Der Thon im Liegenden des Flözes ist dem im Hangenden bis auf den stärkeren Sandgehalt ähnlich, doch enthält er niemals Pflanzenreste. | Der Sand, welcher den Thon des Hangenden bedeckt, ist von dem charakteristischen nordischen nicht zu unterschei- den und wird in oberer Teufe von Geschiebe-Lehm und Mer- gel bedeckt. *) Leonnarn’s und Bronx’s Jahrb. 1844. 8. 836. Kuarsten’s Archiv 4844. Bd. XVII. S. 527. 291 Da die Grube erst kürzere Zeit im Betriebe steht, so ist von den horizontalen Lagerungsverhältnissen noch nicht viel aufgeschlossen. In der Teufe fällt das Flöz mit 15 bis 20 Grad südlich und streicht h. 6 bis 7, d. ı. von West nach Ost. Gegen Süden verflacht sich das Fallen allmälig, bis das Flöz fast genau söhlig lagert, und noch weiter gegen Süden senkt es sich dann plötzlich mit 50 Grad unter den natürlichen Wasserspiegel; im westlichen Theile der Grube aber, wo das Flöz ganz plötzlich aufhört und Sand vorgela- gert ist, beträgt das Einfallen sogar SO Grad südlich. Die gegenseitige Lage der Gruben „Beust”’ und „Frie- drich Wilhelm” in der Streichungslinie der Fiöze, sowie die vollkommen gleichen Lagerungsverhältnisse in vertikaler Rich- tung beweisen zur Genüge, dass auf beiden Gruben dasselbe Flöz nur in verschiedenen Theilen seiner horizontalen Aus- breitung gebaut wird. Gegen Westen und Süden dehnt sich das Braunkohlen- gebirge nach den Mittheilungen des Schichtmeisters SchwiE- THAL in Grüneberg über Lättnilz bis Naumburg an die Ufer des Bobers aus, und setzt mit einem gegen Osten geöffneten Bogen in südöstlicher Richtung über Hermsdorf und Bunzel- waldau bis in die Gegend von Freistadt fort. Seiner Zu- sammensetzung nach schliesst es sich eng an die übrigen Vorkommen der Braunkohlen in Schlesien an, da diese eben- falls überall in Thon eingelagert sind *). Guben. (Taf. X. Fig. 5. 6.) Wesentlich verschieden von diesen schlesischen Lage- rungsverhältnissen zeigt sich die Braunkohlen - Ablagerung *) LeonnArn’s und Bronn’s Jahrb. 1845. S. 351. Görrerr die Braun- kohlen bei Laasan: Im Thale des Strigauer Wassers unfern der Breslau- Berliner Eisenbahn, zwischen Laasan Sara und Puschkau ist ein Braun- kohlenlager entdeckt worden, von 4 Q.Meile, von 40 bis 50 Fuss Mäch- tigkeit, unter Kies und 10 bis 12 Fuss blauen Letten lagernd. Ebenda- selbst S. 360. v. CarnärtL Geognostisches Bild von Schlesien: In der Gegend von Oppeln hat man Braunkohlen gefunden in Begleitung von plastischem Thon. 292 schon 7 Meilen nordwestlich von Grüneberg bei dem Städt- chen Guben. Sie bilden gewissermaassen den natürlichen Uebergang zu den mittelmärkischen Kohlenlagerstätten , in denen allein der Formsand der herrschende Begleiter der Kohlen ist, während er hier noch mit dem Thone und Let- ten um dies Uebergewicht zu kämpfen scheint. Guben liegt auf dem rechten Ufer der Neisse (nicht, wie die Grimm’sche Karte fälschlich angiebt, auf dem linken) an steil gegen S.W. abfallenden Höhen, welche 374 Fuss über dem Meere und 230 Fuss über dem Niveau der Neisse er- reichen.*) Sie begleiten von Guben abwärts das rechte Ufer der Neisse bis zum Vorwerk Choen, fallen dann gegen Nor- den zu einer weiten Niederung ab und schliessen sich nur gegen Osten an den abgeschlossenen Plateaurücken an, der gegen Norden bis in die Nähe von Crossen vorgreift und das Oder- und Neisse-Thal trennt. Ostwärts von Guben lässt sich der steile Abfall der sogenannten Weinberge auf einer ziemlich weiten Strecke in dem weiten Thale des Lubs, durch welches die Eisenbahn von Guben bis Sorau gebaut ist, verfolgen, aber allmälig verflacht sich die Höhe bis auf die gewöhnliche Plateauhöhe von 100 bis 120 Fuss über dem Niveau der nächsten Thalgründe. Nordöstlich von der Höhe unmittelbar über der Stadt senkt sich das Terrain abwechselnd, abwechselnd hebt es sich wieder und bildet so mehre aufeinander folgende parallele Rücken, deren Hauptausdehnung von 5.0. gegen N.W. ge- richtet ist. In der Oberfläche ist jener graugelbe Sand mit seinen charakteristischen milchweissen Kieseln und schwarzen Kie- selschieferbrocken verschwunden und statt seiner findet sich auf der Höhe gelblichgrauer lehmiger Sand, der bald in thon- freien gelblichweissen nordischen Sand, bald in festen Lehm übergeht und überall seinen Ursprung durch zahlreiche klei- *) Bereuaus, Geschichte der barometrischen Höhenmessung zwischen Berlin und Dresden. S. 07. 293 nere und grössere Geschiebe zu erkennen giebt. Nur im Flussthale der Neisse finden sich noch vereinzelte Spuren jener südlicheren Bildungen, die aber offenbar den Ueber- schwemmungen des Flusses ihre jetzige Lagerstätte verdanken. In Anschen und Zusammensetzung von den Diluvial- Massen der Oberflächen leicht zu unterscheiden, treten an verschiedenen Punkten ältere Schichten auf, jedoch meistens so, dass ihre Stellung zu den Braunkohlenflözen nicht be- stimmt werden kann. Auf dem Ostabhange des Höhenrückens zwischen @er- mersdorf und Klein- Drenzıg findet sich an verschiedenen Punkten das Ausgehende von dunkeibraunen sandigen Let- ten, die auf die mannigfachste Weise mit thonigem feinkör- nigen Sande von lichterer Farbe wechsellagern ; bald lagert ein spitzer Keil von Sand in einer compakten Lettenmasse, bald umgekehrt bildet der Letten untergeordnete Zwischen- lager-im Sande. Beide bestehen aus denselben Bestandtheilen und unterscheiden sich nur durch das verschiedene Verhält- niss von Thon und Sandeinmengung zu einander. Ihre Fär- bungen hangen von der grösseren oder geringeren Menge des eingemischten Bitumens ab und gehen von gelblichweissen durch licht- und dunkelbraune bis zu schwärzlichbraunen. Kleine weisse Glimmerblättchen fehlen weder dem Sande noch den Letten. (Siehe Taf. X. Fig. 5.) An einzelnen Stellen wird der Thongehalt der Letten so vorwiegend und die Sandlager verschwinden so andauernd, dass derselbe zur Bereitung von Ziegeln geeignet ist. Dergleichen Lettenlager finden sich auch in der Nähe der Braunkohlengrube, welche in der Nähe des Vorwerks Einbeck nördlich von Guben liegt. Allein der Betrieb auf derselben ist nur erst von gerin- ger Ausdehnung, und daher beschränken sich die Aufschlüsse auf 2 Schächte und einen Querschlag. Der Schacht No. Il., welcher vom Schacht No. I. etwa 60 Lachter gegen Osten in h. 7. (im Streichen der Flöze) liegt, hat folgende Schichtenreihe durchsunken: 294 3 Fuss 2 Zoll Lehm und Sand. 5 » — » Letten. 26 » 8 » weissgrauer Sand. 1 » 8 » schwarzbraune Letten. 6 » 8 » blaue Letten. | 231 » Braunkohle. 66 Fuss 4 Zoll. Der Querschlag wurde aus der Sohle des Schachtes No. I. gegen Norden und Süden getrieben und in ihm la- gern von Norden gegen Süden, d. h. vom Hangenden zum Liegenden hin, folgende Schichten (Taf. X. Fig. 6.): 1) Gelblichgraubraun gestreifter Quarzsand, von etwas gröberem Korn als der eigentliche Formsand, aber doch sehr feinkörnig und mit zahlreichen Glimmerblättern gemengt; ‚die Quarzkörner, welche ihn in weit überwiegen- der Menge zusammensetzen, sind äusserst klein, rundlich und farblos. Eingemischte Kohlentheilchen bedingen die streifenweis braune Färbung des Sandes. Seine Mächtig- keit ist nicht bekannt, da er vor Ort ansteht und sein Han- gendes nicht aufgeschlossen ist. Unter ihm folgt 2) 2+-Fuss sandiger Letten, dunkelbraun bis schwärz- lichbraun und bitumenreich mit schwachem Geschmack nach Alaun. Ein inniges Gemisch aus Thon, feinkörnigem Sand, Bitumen und sporadisch eingestreuten Glimmerblättchen; der Schwefelkies, dem der Alaun offenbar seine Entstehung ver- dankt, ist so fein eingesprengt oder auch schon so vollstän- dig zersetzt. dass man ihn auf direktem Wege nicht wahr- [De nehmen kann. 3) 2 Fuss dunkelbraune sehr feste Braunkohle im trockenen Zustande spröde, mit erdigem Bruch und ohne erkennbare Spuren von vegetabilischer Struktur, die sich nur in dem gleichzeitig vorkommenden bituminösen Holze erhalten hat. 4) 2 Fuss Formsand dunkelbraun und graulichweiss gestreift, von sehr feinem Korn und deutlich geschichtet. 295 Die zahlreichen Glimmerblätter sind vorzugsweise auf den Schichtungsflächen angehäuft und ertheilen diesen eine etwas lichtere Färbung. 5) 5 Fuss dunkelbraune sandige Letten wie). 6) 16 bis 20 Fuss dunkelbraune feste Braunkohle mit erdigem Querbruch. Gegen das Liegende hin weniger fest und selbst leicht zerreiblich werdend. 7) 5 Fuss grauer thoniger Sand, sehr feinkörnig und mit wenigen Glimmerblättchen, im Hangenden unmit- telbar unter der Kohle bituminös und daher braun gefärbt. 8) 14 Fuss bitumenreicher Thon von lockerer Struktur und auf den zahlreichen Kluftflächen mit einer grossen Menge feiner Krystallnadeln von farblosem Gyps bedeckt. 9) 5 Fuss grauer thoniger Sand, ähnlich dem sub 7), sehr feinkörnig aber wegen des geringeren Thongehalts weniger fest und leichter zerreiblich. Gegen das Liegende hin wird er streifenweis bituminös und erscheint das Lager daher grau und braun gestreift. Gypsnadeln zeigen sich in beträchtlicher Anzahl auf den Kluftflächen. 10) 2 Fuss feste Braunkohle von dichtem erdigen Ge- füge. Das Liegende dieses Flözes ist durch den Querschlag nicht aufgeschlossen, da vom Liegenden her ein so starker Wasserandrang stattfindet, dass der Querschlag vor Ort stark versetzt werden musste. um die Wasser aus dem übrigen Bau fern zu halten. Alle Schichten streichen h. 6 (von Osten gegen Westen) und fallen mit 50 Grad nördlich, also übereinstimmend mit der Abdachung der Tagesoberfläche, was im Allgemeinen nur selten vorzukommen pflegt. Von den drei Kohlenflözen wird vor der Hand nur das mächtigste, mittlere gebaut und ist auf mehr als 200 Lach- ter Ausdehnung im Streichen aufgeschlossen. Seine grösste Höhe erreicht es in der Nähe der beiden Schächte, wo in zwei Abtheilungen übereinander gebaut wird, während es sich gegen Osten und Westen allmälig immer weniger über 296 die Wassersohle erhebt, so dass es in einer Etage abgebaut werden kann. Gegen Osten hin nimmt das Fallen allmä- lig bis 80 Grad Nord zu und es ist sehr wahrscheinlich, dass nach dieser Seite hin das Flöz plötzlich durch eine Kluft abgeschnitten sein wird. In c. 100 Lachter südlicher Entfernung bei der Germers- dorfer Mühle hat man durch Versuchs - Arbeiten abermals die Flöze aufgefunden, und zwar mit flachem südlichen Fal- len bei gleichem Streichen in h. 6, so dass dies sehr wahr- scheinlich der südliche Gegenflügel eines steil gegen Norden, flach gegen Süden einfallenden Sattels ist, auf dessen Nord- flügel vorläufig allein der Bau betrieben wird. Die vertikalen Lagerungsverhältnisse auf dieser Grube sind nun deshalb von besonderem Interesse, weil sie einen Uebergang vermitteln zwischen den schlesischen und mär- kischen Braunkohlenbildungen; denn mit ersteren stimmen bei Guben die thonigen Schichten des Liegenden in auffal- lender Weise, mit letzteren aber die sandigen des Hangen- den überein. Und ganz besonders interessant dürften daher auch ge- nauere Aufschlüsse über die Kohlenlager von Künig und Grochow (südwestlich von Guben) sein; da diese noch mehr den schlesischen Bildungen genähert sind als die Gubener, in denen trotz der Uebergangsbildungen doch ein Ueberwie- gen der nördlichen Verhältnisse und ein Vorherrschen der Formsandbildungen nicht zu verkennen ist. Denn ‘offenbar liegen jene beiden Punkte, deren der Bergrath W. Scuurz in seinen Beiträgen zur Geognosie und Bergbaukunde *) Erwähnung thut, der Grenze beider Ge- biete noch näher. Neuzelle bei Fürstenberg. Eine kurze Zeit lang wurde im Jahre 1844 auch süd- lich von Fürstenberg an der Oder bei dem Kloster *) $. 9,, siehe auch W. Scnusrz Grund- und Aufrisse im Gebiete der allgemeinen Bergbaukunde. $. 130. 297 Neuzelle ein Bau auf Braunkohlen betrieben ; allein der geringe Absatz hat ihn bald wieder zum Stillstande gebracht, ohne dass ausgedehntere Aufschlüsse erlangt worden wären; die Kohlen sollen übrigens von guter Beschaffenheit, das Flöz 8 bis 9 Fuss mächtig gewesen sein. In der Reihe der Braunkohlengruben folgen nun die ausgedehntesten, welche bisher eröffnet und ununterbrochen seit dem Jahre 1540 in Betrieb gewesen sind, nämlich die Gruben des Rauenschen Bergwerks- Vereins bei /lauen und der Petersdorfer Gewerkschaft bei Petersdorf. S Fürstenwalde. (Rarı X. "und XıT.) Südlich von Fürstenwalde in den Rauenschen Bergen liegt der ausgedehnte Gruben- Complex von Ztauen und Pe- tersdorf. Die Rauenschen Berge erheben sich auf dem Rande des Lehm- und Sand-Plateaus, welches zwischen Zangenwahl und Fürstenwalde das jetzige Spree-Thal von Süden her be- grenzt, bis zu einer Höhe von circa 452 Fuss über dem Meere und etwa 150 Fuss über der Fbene des Plateaus. Ge- gen Süden dachen sie sich am langsamsten ab und erreichen das Niveau des Plateaus erst bei ,Saarow am Scharmützelsee. Gegen Westen verflachen sie sich schon schneller zur all- gemeinen Plateaufläche und im Osten werden sie von den benachbarten Duberow-Bergen durch eine schmale Thalein- senkung getrennt, welche im Norden der Petersdorfer See, gegen Süden hin der langgestreckte Scharmützel-See erfüllt. Die höchsten Punkte liegen im Norden nahe dem Nordabfall, wo die sogenannten „Markgrafensteine oder Gegensteine” in 390 Fuss über dem Meere lagern. Die höchste Kuppe aber ist die sogenannte „schöne Aussicht”, etwas weiter nördlich mit 452 Fuss Meereshöhe. Von hier aus übersicht man das weite, mit Fichtenwäldern dicht erfüllte Spreethal sich nord- westlich bis an die Müggels- und Kranichsberge ausdehnen 298 nnd gegenüber im Norden das Thalgehänge zwischen Tre- bus und Demnitz bis zu 100 und 120 Fuss ansteigen. Die Rauenschen Berge selbst erscheinen als eine Zu- sammenhäufung einer grossen Menge abgerundeter Kuppen, die bald mit steileren bald mit flacheren Gehängen an einan- der grenzen. Eine regelmässige Anordnung der einzelnen Kuppen und dadurch bedingter Verlauf grösserer Thalein- schnitte ist nirgend aufzufinden, und würde auch bei der meistens sehr dichten Kieferbewaldung kaum auffallender hervortreten können. Nur an den Rändern ziehen sich einzelne längere Thaleinschnitte in die Hügelmasse hinauf. So na- mentlich auf der Westseite der Schlangengrund, welcher an dem Wege von Rauen nach Storkow auf die Plateauebene ausmündet. Dass die dichte Bewaldung kaum einen anderen Baum als Pinus sylvestris aufzuweisen hat, deutet schon unver- kennbar auf eine vorherrschend sandige Beschaffenheit des Bodens hin, und wirklich erblickt man auch nirgend etwas anderes die Oberfläche zusammensetzen, als gelblichen etwas lehmigen Sand, der sich nach seiner Zusammensetzung und den eingeschlossenen Geschieben sogleich als nordischer Sand zu erkennen giebt; rundlicher Quarz, farblos an sich, aber mit einem gelblichen thonigen Ueberzug der einzelnen Kör- ner, fleischrother Feldspath in frisch erhaltenen Körnern und schwarze Pünktchen sind seine Gemengtheile; aus Gneiss, Granit, Hypersthenfels, Quarz, Feuersteinen etc. bestehen die zahlreichen kleineren Gerölle. Wo der Thongehalt ab- nimmt, wird die Farbe des Sandes lichter und rein weiss; die Quarzkörner erscheinen vollkommen farblos und durch- sichtig. Aber der Zusammenhalt des Sandes wird auch zu- gleich so locker, das Regengüsse und selbst heftigere Winde, wo sie hinzukönnen, ıhn leicht fortbewegen. An natürlichen Aufschlüssen über tiefere Erdschichten ist daher grosser Mangel, alles wird vom Sand verdeckt, und nur in einzelnen Wasserrissen finden sich hier und da Lager, welche zum 299 Braunkohlen-Gebirge gehören, in geringfügiger Entblössung aufgeschlossen. So nördlich von Petersdorf, nahe am Petersdorfer See. Es sind röthlichbraune sandige Letten mit wenigen Glimmer- blättchen, welche durch einen schwachen Alaungeschmack und die röthliche Färbung, welche vom Eisenoxyd herrührt, einen ehemaligen Gehalt an Schwefelkies verrathen. In den früher zwischen /tauen und Petersdorf betriebe- nen Formsand-Gräbereien gewann man einen höchst feinkör- nigen, fast staubförmigen, glimmerreichen Formsand, der bald blendend weiss bald durch Aufnahme von. Kohlenstäub- chen mehr bräunlich gefärbt erscheint. Durch einfaches Er- hitzen verwandelt sich der letztere in den ersteren und man kann deutlich das Verbrennen der einzelnen Kohlentheilchen dabei beobachten. Nach Herrn Kröpen’s Angabe *) fand sich Ausgehen- des eines gleichen Sandes auch am Westabhange der Rauen- schen Berge in dem obenerwähnten Schlangengrunde. Unter dem bräunlichen Formsande lagerte hier ein fet- ter reiner Thon und unter diesem ein Kohlenletten, der mit vieler Braunkohle gemengt war. Der Thon wurde von den Töpfern gegraben, allein schon seit geraumer Zeit muss die Grube verlassen sein, da von ihm keine Spur mehr aufzufinden war. Ein ähnlicher Thon soll sich auch in den Dube- row-Bergen gefunden haben, welche sich jenseit des Pe- tersdorfer Sees, im Westen der Rauenschen Berge, erheben. Von den 13 Grubenfeldern, welche die Rauenschen Berge umfassen und einen Flächenraum von fast - Quadrat- Meile einnehmen, liegen die nördlichsten 4, Paul, Klöden, Ludwig, Adam, auf denen vorläufig allein Bergbau betrieben wird, in h. 6. d. i. von W.S.W. gegen O.N.O. so neben ein- ander, dass Paul”, die westlichste, neben ‚‚Klöden”, unmit- telbar südlich von Auazen liegt, „Ludwig” bis an die nörd- *) Beiträge St. II. S. 91. 9. 300 liche Hälfte der östlichen Markscheide von Klöden, und „Adam” ebenso an Ludwig sich anschliesst, nur mit dem Unterschied, dass Adam mit seiner nördlichen Markscheide _ circa 290 Lachter gegen Norden vorspringt. An die südliche Markscheide von Klöden schliesst sich die Zeche Carl Friedrich. welche einer zweiten Reihe von 4 Grubenfeldern angehört, die östlich nahe an dem Dorfe Petersdorf beginnt, und in welcher in h. 6. d. i. von O.N.O. gegen W.S.W. die Gruben, in folgender Reihe neben einan- der liegen: Eduard’s Glück im Osten, dann Herrmann, Carl Friedrich und endlich vollständig gegen Westen vorsprin- gend das Grubenfeld Robert. ‚An Robert, Carl Friedrich und Herrmann, schliessen sich im S.S.O. noch die beiden Felder Leopold und Mariens Glück an, welche dereits den Süd- fuss der Rauenschen Berge umfassen. Nordöstlich von Pe- tersdorf liegen die beiden Grubenfelder Ferdinand, im Osten, und Glückauf so neben einander, dass die nördliche Mark- scheide beider in h. S d. h. von O.S.0. gegen W.N.W. gerichtet ist und die Grube „Glückauf” mit ihrer Nord- West-Ecke bis in die Mitte des Feldes Adam eingreift, im S.W. aber die Nord-Ost-Ecke von ‚„‚Eduards Glück” berührt. Der Raum endlich, welcher zwischen den Gruben Glück- auf, Adam im N.O., Ludwig im N., Klöden im ©. und Herrmann und Eduard’s Glück im S. übrig bleibt, umfasst die Grube Friedrichszeche. Der Petersdorfer Gewerkschaft gehören die Gruben- felder Glückauf, Friedrichszeche und Ferdinand, alle übrigen aber hat der Rauensche Bergwerks- Verein im Jahre 1845 von Herrn v. Rapparn gekauft. Durch die angestellten Bohrversuche sind nun auf den verschiedenen Grubenfeldern folgende Lagerungs-Profile er- halten worden. “ 301 Im Grubenfelde „Adam”. 9F. Kiessand. 6 FE. Sand. 1 ,„ Schwarzer Sand. 2 , Letten. 1 ,, Kohle. 1 ,, Weisser Sand. 23 „ Sand mit Formsand. 21 „ Schwarze Letten. 5 „ Schwarzer Sand. 10 ,„ Formsand. 2 „ Kohle mit Formsand. 5 ,„ Kohle. 15 ,, Schwarze Letten. 1 , Formsand. 4 „ Formsand. 4 „ Kohle. 8 „ Triebsand. 4 „ Formsand. 12 „, Grauer Sand. 10 ,„ Kohle. 4 „ Weisser Sand. 454 F. S2E. | Im Grubenfelde „Herrmann”. I G b fı 1 OASTEH 6F. Feiner Sand. m Grubenfelde „Carl Friedrich”. 1 „ Kohlenletten. 3 F. Sand. 3 „ Formsand. | 54 „ Formsand. 5 ,„ Kohle. 8. , Kohle mit Sand. 3 „ Formsand. 8 ,„ Kohlenmergel. 2 „ Kohle. 7 ,.„ Sand. 8 „ Formsand. 314 F. 9 „ Kohle. 4 „ Sandige Letten. 90, E Kiessand. 44E. 3 ,„ Formsand. a 4 , Kohle. 5 F.Sand. 6 ,„ Kiessand, 3 „ Formsand. an 3 ,„ Kohle mit Sand. ar d ,„ Sand. i 6 „ Kohle. 6 FE. Kiessand. 12 „ Kohlenmergel. 7 „ Formsand. 4 „ Triebsand. 9 „ Kohle. 38 F 49 „ Sand mit Formsand. 15 „ Schwarze Letten mit Sand. 16 E. Kiessand. 1 „ Sand. 7 „ Kohle. Sr 2 „ Letten. 1 ,„ Kohle. 2 „ Letten. 94 F. Sand. 6 „, Alaunerde. 6 „,, Formsand. 2 „ Kohlenmergel. 3 „ Kohle. 6 „, Alaunerde. 14, „ Formsand. 6 „ Kohlenletten. 3 „ Kohle. 8 „ Formsand. 7 ,„ Formsand. 2 „ Kohlenmergel. 8 ,„ Kohle. _2 „ Kohle nicht durchbohrt, 8 ,, Schwarze Letten. 60 F. 42 F. Zeits. d.d. geol. Ges. IV, 2. 20 4 F. Lehm. „ Sand. „ Formsand. „ Kohle. „ Formsand. „ Kohle. „ Formsand. „ Kohle. „ Schwarze Letten. 26 E. [2 S wol lo le = m nn Nm 6 F. Kiessand. 1 „ Formsand. 1 ,, Kohle. 5 „ Formsand. 7 „ Kohle. 9 „ Letten. 1 „ Sand. 0 5 ,„ Formsand. 2 ,„ Kohle. 2% „ Triebsand. 74 „ Grauer Sand. 0 7 „ Formsand. 14 „ Gute feste Kohle. 9 ,„ Formsand mit Wasser. 4 F. Thon. 4 ,, Feiner Sand. 8 „ Formsand. 4 „ Kohle. 4 „ Formsand. 12 , Kohle. 12 ,, Grauer Letten. „ Grauer thoniger Sand. 302 S F.Kiessand. 3 „ Formsand. 234 „ Kohle. 3 „ Formsand. 2 ,„ Kohle. D ,„ Formsand. 1 ,„ Triebsand. 7 ,„ Kohle. 3 ,„, Letten. 341 F. 6 F. Sand. 14 „ Formsand. 2 „ Kohle. 43 „ Formsand. 4 ,, Kohle mit Formsand. 10 ,, Kohle. 4 5 „ Formsand. 2 „ Kohle. 4 „ Formsand. 2 „ Kohle mit Formsand. 10 ‚,, Kohle. 4 „ Kohle. 4 „ Formsand. 2, Kohle: 4 Formsand. 2 Kohle mit Formsand. 8S „ Kohle. 24 „ Letten. 45 „ Formsand. 3 „ Kohle. S „ Formsand. 3 ,„ Schwarzer Sand. 6 „, Letten. 2 ,„ Kohle. 4 , Kiessand mit Wasser. 39 E. 303 54 F. Sand. 5 F. Diluvium. 4 „ Kohle. 5 „ Kohle. 74 „ Gelber Sand. 84 „ Sandmittel. 7% „ Kohle. 1 ,„ Kohle. 3 ,„ Schwarze Letten. 181 „ Sand. 3 .„, Sand mit Wasser. 184 „ Kohle. 27 E. 994 E. od E. Kiessand, 4 „ Feiner Sand. 9 F. Diluvium. 3 „ Graue Letten. 8 „ Kohle. 8 „, Formsand. nn 12 „ Kohle. 5 ,„ Formsand mit Wasser. 11 b; Kohle. 7 F. Diluvium. 3 „ Schwarze Letten mit Sand. 1 » Kohle. FOR 594 „ Formsand. - 8 „ Kohle. Im Grubenfelde „Paul-Klöden”. 215; FE. 14 FE. Diluvium. 3 „ Kohle. 7 F. Sand. 11 ,„, Kohlenletten. 2 „ Kohle. 11 „ Kohle. 3 „ Formsand. 39 E. 1 „ Kohle. 7 ,„ Formsand. 91 FE. Diluvium. 7 „ Kohle. Ta Kohle. 7 „ Formsand. 27 F. 6 , Kohle. 414 F. S F. Sand. 34 „ Formsand. 15 FE. Diluvium. 1 .„ Kohle. ie Kohle. 3 ,„ Formsand. 6 ,, Formsand. 2 ,„ Kohle. 54 „ Kohle. S ,„ Formsand. De 11 ,„ Kohle. 364 F. ? wurde bis 52 F. fortgesetzt ohne ferner Kohle zu treffen. 30 E. Diluvium. 44 „ Kohle. 14 „ Formsand. 94 „ Kohle. 54 „ Formsand. 9 „Kohle. 53 F. Aehnliche Verhältnisse ergeben auch die übrigen in den westlichen Theilen der Rauenschen Berge ausgeführten Boh- 20 * 304 rungen, die daher füglich übergangen werden können, um noch einige Profile auf der östlichen Hälfte der Rauenschen Berge im Felde der Grube „Glückauf” anzuführen: Am Birillberge, 9 E. Abraum. 41 F. Abraum. 17 „ Formsand. S „ Formsand. 7 „Xohle. 9 „ Kohle. 4 „ Formsand. 18. 3 „ Kohle. 5 „ Formsand. 13 F. Abraum. 9 ,„, Kohle. 3 „ Kohle. 50 FR. 6 ,„ Formsand. 9 „ Kohle. Me RESET ‘, Abraum. . 2 „ Kohle. A0 FE. Abraum. 11 „ Formsand. 2 „ Formsand. 7 „ Kohle. 3 „ Kohle. 17 „ Kohlenletten. 5 „ Formsand. Pe 8 „ Kohle. a Am neuen Lande. AF. Abraum. d F. Abraum. 2 „ Formsand. 8 „ Thon. 3 „ Kohle. 10 „ Formsand. 3 „ Formsand. 9 „ Kohle. AN: Rolle‘ 2 „ Formsand. 5 „ Formsand. 2 „ Kohle. 8.5 " Kohle. S „ Formsand. 96 F S „ Kohle. 4SE. Am Pferdegrund. 7 F. Abraum. Am Ackersberge. 7 „ Formsand. 5 F. Abraum. 4 „ Kohle. 6 ‚, Formsand. 10 ‚, Thon mit Formsand. 1 „; Thon. 235 FE. 10 „ Formsand. 6 „ Kohle. Am Sprieskenberg. 2 „ Formsand. 8F. Abraum. 2 „ Kohle. 3 ,„ Sand. 7 „ Formsand. 3 „ Kohle. 8 „ Kohle. 9 „ Formsand. ATE. : 9 ,„ Kohle. 32 E. 305 10 FE. Abraum. An den Sandkuten. 34 „ Formsand. 5 F. Abraum. 10 „ Sand. 22 „ Formsand. 8 „ Kohle. 4 „ Kohle. S ‚„, Formsand. 1 „ Formsand. 6 ,„ Kohle. 3 „ Kohle. nicht durchbohrt. 7 ,„ Formsand. 66 F. 9 „ Kohle. S1F. Da die mitgetheilten Bohrprofile fast alle aus der ersten Zeit der hier betriebenen Schurfarbeiten herstammen, so kann in die qualitative Bestimmung der einzelnen Schichten kein allzugrosses Vertrauen gesetzt werden. Denn es waren fremde, meistens Harzer Bergleute, welche die Bohrarbeiten leiteten und mit den hiesigen Lagerungsverhältnissen noch durchaus nicht genauer bekannt waren. Mit Sicherheit lassen sich jedoch über die Zahl und Mächtigkeit der Braunkohlenflöze folgende Schlüsse ziehen. Es treten in den Rauenschen Bergen drei Braunkohlen- flöze auf, die im Allgemeinen eine grosse Regelmässigkeit in ihrer Mächtigkeit und in dem Abstande zeigen, in welchem sie über einander abgelagert sind: Das tiefste sogenannte dritte Flöz ist das mächtigste (10 bis 11 Fuss stark). Das mittelste sogenannte zweite Flöz ist das schwächste (2 bis 24 Fuss stark). Das oberste sogenannte erste Flöz steht zwischen bei- den in Betreff seiner Mächtigkeit und erreicht bis zu 4 Fuss Stärke. Die Mittel zwischen diesen drei Flözen werden stets nur von Formsand gebildet und zwar beträgt die Mächtig- keit derselben zwischen dem dritten und zweiten Flöz ge- wöhnlich 6 bis S Fuss und zwischen dem zweiten und er- sten Flöz gewöhnlich 1 bis 14 Fuss. Das Liegende ist bald fester schwarzer Thon bald san- diger Letten. Das Hangende sind mächtige Formsandlager, die hier 306 und da mit einzelnen bald stärkeren bald schwächeren Let- tenschichten wechsellagern. Wo sich von diesen allgemeinen Lagerungsverhältnissen, die durch mehr als 10jährigen Grubenbetrieb bestätigt sind, grössere Abweichungen finden, haben sie meistens in Stö- rungen der horizontalen Lagerung ihren Grund, von denen weiter unten die Rede sein wird. Eine grössere Mannigfaltigkeit in der Zusammensetzung bieten nur die hangenden Schichten dar und über diese giebt eine Tagesförderstrecke die besten Aufschlüsse, welche un- längst auf der Grube Adam aufgefahren worden ist. Siehe das Profil Taf. XI. Fig. 7. Die Strecke ist h.6 O., d. i. von Osten gegen Westen, mit 9 Grad östlicher Neigung in’s Gebirge getrieben und hat vom Tage bis zu der Stelle, wo sie die im Bau begrif- fenen Flöze erreicht, eine Länge von c. 70 Lachtern. Das Streichen der Flöze so wie der hangenden Schichten ist h. 2 bis 3 und wird somit von der Richtung der Tagesstrecke schiefwinkelig unter etwa 60 Grad durchschnitten. In dem bezeichneten Profile sind die Schichten, wie sie der rechte (also südliche) Stoss der Strecke zeigt, dargestellt worden. Die hier folgende Beschreibung des Profils enthält ausser der beobachteten Mächtigkeit die wirkliche Mächtigkeit der Schichten in Klammern hinzugefügt, wie die letztere sich durch eine einfache Reduction aus der ersteren ergiebt. Es ist angenommen, dass man die Strecke ansteigend, d. h. von Osten nach Westen befahre, also vom Liegenden zum Hangenden fortschreite. Auf dem obersten (1.) Flöz, welches h. 2 bis 3 streicht und mit 35 Grad gegen Westen einfällt, lagert im Han- genden 1) 15 (13) Fuss graubraun gestreifter, sehr glimmer- reicher Formsand, von äusserst feinem Korn, daher sehr milde anzufühlen und trotz der fast staubartigen Feinheit doch von solchem Zusammenhang der Theile, dass er ohne Verschaalung senkrechte glatte Stösse bildet. 307 2) 3 (24) Fuss sandige Letten, schwärzlichbraun, sehr mit Kohlentheilchen aber nur mit wenigem Thon und kleinen weissen Glimmerblättchen gemengt. Beim Erhitzen vor dem Löthrohr wird dieser Letten nach dem Verbrennen des Kohlengehalts gelblichweiss und entwickelt, indem er nach dem Erhitzen noch eine Zeit lang fortglimmt, den eigen- thümlichen Geruch verbrennender Braunkohlen. Im Innern aber bleibt die schwarze Farbe auch nach längerem Glühen und die Kohle widersteht lange der Verbrennung. 3) 4 (34) Fuss grau und graubraun gestreifter Form- sand gleich No. 4. nur etwas weniger milde anzufühlen. 4) 10. (8%) Fuss schwarze thonige Letten ohne Glim- mer, schwach nach Alaun schmeckend, und vor dem Löth- rohre deutliche Reaction von schwefliger Säure zeigend. Brennt sich äusserlich gelblichweiss und wird fest, behält aber im Innern hartnäckig die schwarze Färbung bei. Wie bei 2) ist es der Gehalt an Thon, der durch sein Zusammensintern die eingeschlossene Kohle gegen den Zutritt der hinreichen- den Luftmenge und somit gegen das Verbrennen schützt. Alle bisher aufgeführten Schichten fallen mit 30 Grad gegen Westen. 5) 12 (10) Fuss gelblichsrau und braun gestreifter Formsand, der sich weniger milde anfühlt als der Sand aus den vorhergehenden beiden Lagern, was von einem et- was gröberen Korn herrührt. Auffallend ist es, dass somit der Formsand gegen das Hangende hin grobkörniger wird, eine Erscheinung, die sich innerhalb desselben Lagers au- genscheinlich zu erkennen giebt. Dabei ist er deutlich ge- schichtet und enthält vielen weissen Glimmer vornehmlich auf den Schichtungsflächen eingemengt. Die Schichten des- selben fallen 20 Grad westlich. 6) 10 (8%) Fuss mit 20 Grad westlich fallende schwärz- lichgraue Letten mit wenigen weissen Glimmerblättern ge- mengt. Sie bestehen aus einem Gemenge von Thon, Sand und Bitumen und enthalten grosse Mengen von Eisen, ur- sprünglich wahrscheinlich in der Ferm von Schwefelkies. 308 Vor dem Löthrohr brennen sie sich nämlich zuerst rostbraun, was von Eisenoxydhydrat herrührt und bei stärkerem Er- hitzen in das tiefe Kirschroth des Eisenoxyds übergeht. In- nen bleiben sie jedoch auch nach längerem Behandeln in der oxydirenden Flamme kohlschwarz. 7) Auf eine Erstreckung von c. 100 Fuss, also auf eine Länge von c. 67 Fuss in der Richtung senkrecht gegen das Streichen, lagert grobkörnigerer Formsand von abwechselnd gelblichgrauer und graulichbrauner Farbe, so dass das La- ger den Ablagerungsflächen parallel bunt gestreift erscheint. Diese haben anfangs eine Neigung gegen W. von 15 Grad, welche gegen W. hin allmälig flacher und flacher wird, wäh- rend zugleich der Sand durch sein gröberes Korn so geringen Zusammenhalt bewahrt, dass beide Stösse mit Brettern dicht haben verzogen werden müssen, wodurch an diesen Stellen eine nähere Untersuchung der Lagerungsverhältnisse voll- ständig unterbrochen wird. Während der letzten 20 Fuss, wo der Sand wieder an Festigkeit gewinnt und die Verschaalung weniger dicht ist, zeigen die Schichten deutlich ein östliches Einfallen mit 20 bis 30 Grad. Es folgen nun 8) 10 (82) Fuss schwarzbraune Letten, denen unter 6) vollständig gleichend und von dem Sande 7) wie jene überlagert, hierauf 9) 12 (10) Fuss feiner Formsand mit 35 Grad Ein- fallen, gleicht in Zusammensetzung und äusserer Beschaffen- heit vollständig dem unter 5) erwähnten. 10) 15 (13) Fuss schwarze thonige Letten 40 Grad östlich fallend. 11) 3+ (3) Fuss grau- und braungestreifter Formsand, fällt 40 Grad östlich. 12) 14 (14) Fuss dunkelbraune thonige Letten mit 40 Grad östlich fallend. 13) 17 (14) Fuss grau- und braungestreifter Formsand. 14) 5 (45) Fuss dunkelbraune feste Braunkohle 40 Grad östlich fallend. 309 15) 2 sand. 16) 34 (3) Fuss Braunkohle 40 Grad östlich fallend. 17) Auf 56 (47) Fuss bildet dann grau- und graulich- braungestreifter Formsand die Stösse der Strecke. Das Einfallen seiner Schichten nimmt allmälig von 40 Grad öst- lich bis 70 Grad östlich zu, welches dann während der letzten 20 Fuss in einer deutlichen Sattelspitze sich in 50 Grad westliches Einfallen umsetzt. - (2) Fuss gelblichbrauner, sehr feinkörniger Form- Nun folgen, fast ganz entsprechend aber mit westlichem Einfallen, die vorher nahmhaft gemachten Schichten, nämlich 18) 34 (3) Fuss Braunkohle 50 Grad westlich. 19) 5 (4+) Fuss gelblichbraun und graulichweiss ge- streifter feiner-Formsand. 20) 1% (15) Fuss Braunkohle. 21) + (4) Fuss grau- und bräunlichgrau gestreifter fein- körniger Formsand mit 50 Grad westlich fallend. 22) 4 (3+) Fuss Braunkohle. 23) 15 (13) Fuss grau- und braunstreifiser Formsand. 24) 2 (1%) Fuss bräunlichschwarze Letten. 25) 3 (25) Fuss grau- und graubraunstreifiger Form - sand 50 Grad westlich. 26) 10 (8%) Fuss bräunlichschwarze Letten und endlich 27) während der letzten 140 (120) Fuss folgt ein grau- lichweiss- und gelblichbraungestreifter Formsand von et- was gröberem Korn als die tiefer gelegenen Formsandlager. Seine verschiedenen Farbennüancen in den einzelnen La- gern verdankt er der wechselnden Beimengung von Schwe- felkieshaltigen Kohlentheilchen, die durch den Einfluss der durchsickernden Tageswasser bald eine bräunliche bald eine mehr geibliche Färbung annehmen, jenachdem die Oxyda- tion des Schwefelkieses mehr oder weniger in den einzelnen Schichten vorgeschritten ist und jenachdem die Quantität des eingesprengten Schwefelkieses eine mehr oder weniger intensive Färbung durch Eisenoxydhydrat bedingt. Das Einfallen dieser Schichten nimmt von 50 Grad westlich all- 310 mälıg ab, bis es völlig söhlig geworden ist und geht wäh- rend der letzteren 50 Fuss der Tagesstrecke in ein östliches Einfallen von O0 bis 20 Grad über, bis am Mundloch der Strecke die Schichten mit etwa 20 Grad zu Tage ausgehen. Das Sandlager hat so festen Zusammenhang, dass es fast ohne alle Verschaalung senkrechte Stösse bildet und nur die Firste unterstüzt zu werden braucht. Die beschriebenen Schichten- bilden somit einen spitzen Sattel, der mit 50 bis 70 Grad gegen Osten und mit 50 Grad gegen Westen einfällt. Zu beiden Seiten lagern sich an diesen Sattel Mulden an, von denen die westliche mit ih- rem flach geneigten Westflügel in ihren hangendsten Schich- ten zu Tage ausstreicht, während die östliche sich mit ihrem Östflügel an den flachen Sattel anlehnt, der auf der Grube Adam im Abbau begriffen war. Es könnte auffallen, dass auf dem Westflügel jenes spitzen Sattels 3 Flöze auftreten, während der Ostflügel nur deren 2 aufzuweisen hat. Allein die beiden oberen jener 3 Flöze, die auch nur durch & Fuss Formsand getrennt sind, gehören offenbar einem und demselben, nämlich dem sogenannten ersten oder obersten der drei Rauenschen Flöze an und der sie trennende Formsand muss als ein blosser Schmitz oder Keil betrachtet werden, wie sich solche auch sonst in den Flözen zuweilen vorgefunden haben. Das tiefste 3. Flöz ist durch die Tagesstrecke offenbar überfah- ren worden und würde an der Spitze des Sattels unter der Streckensohle zu suchen sein. Denkt man sich nun die hangenden Schichten, wie sie durch die Tagesstrecke aufgeschlossen worden sind, horizon- tal übereinander gelagert, so würde die Reihenfolge derselben vom Hangenden zum Liegenden folgende sein. Etwas grobkörniger, graubraun- und gelblichgraustrei- figer Formsand in unbekannter Mächtigkeit. circa 5 Fuss schwarze thonige Letten. » 40» feinerer Formsand, grau und braun ge- streift und gegen das Liegende feiner werdend. sll eirca 4 Fuss schwarzbraune thonige Letten. | » 3.» feinkörniger Formsand. » 2 » schwarze thonige Letten. 7 » feiner Formsand und unter diesem dann das 1. (oberste) Braunkohlenflöz. Eine Entwicklung, die als Typus angesehen werden kann für die Gestaltung der han- genden Schichten der Braunkohlenflöze in den Rauenschen Bergen. Denn auch auf grössere Entfernung hin macht sich die- selbe noch geltend, wie ein Bohrprofil auf dem südlichsten Grubenfelde Mariens Glück darthun mag. Es wurden durch das Bohrloch No. 38. vom Tage ab durchsunken: 10 Fuss Gerölle und Sand. 10 >» grauer Thon. 9 » Formsand. 1 » schwarze Letten. 3 » brauner Formsand. 2 _» feste schwarze Letten. » grauer Formsand. 10 » Braunkohlen. 1 » Formsand. 5 ». Braunkohlen. 41 » Formsand. 2 102 » Braunkohlen. 2 84 Fuss. Die Tagesstrecke mündet gegen Westen auf die soge- nannte obere Fördereisenbahn der Gruben Adam und Lud- wig, welche die Kohle gegen Norden weiter fördert. Kaum 200 Schritt vom Mundloch der Strecke hat ein Durchstich dieser Eisenbahn denselben Sattel, welchen die Strecke durch- brochen hat, aufgeschlossen, aber offenbar in tieferem Niveau. Denn wie die Lagerung deutlich beweist, sind es die liegen- den Schichten des dritten Flözes, welche die deutlich ent- wiekelte Sattelspitze bilden: graubraun- und weisslichgrau gestreifte Formsandlager, die zwei, 1 Fuss starke, sehr tho- 312 nige Lettenlager enthalten. Zu beiden Seiten lehnen sich an diesen Sattel die drei Flöze in dem gesetzmässigen Ab- stande an denselben an und das obere von ihnen bildet in einem folgenden Durchstich derselben Eisenbahn abermals einen flachen Sattel. Wenn man auch an dem erwähnten Profil noch deutlich die Lagerung der einzelnen Schichten beobachten konnte, so war doch die Masse derselben durch den Einfluss der Atmosphärilien in so grosser Nähe der Ta- gesoberfläche zu sehr verändert, als dass eine genauere Untersuchung ihrer Zusammensetzung hätte statthaft erschei- nen können. In unmittelbarer Nähe sind auf dem Grubenfelde ‚„Glück- auf” durch den kürzlich abgeteuften Sethe-Schacht die liegen- den Schichten des 3. tiefsten Flözes aufgeschlossen worden. Der Schacht durchsank das Hangende und die drei Flöze unter den gewöhnlichen Verhältnissen und erreichte bei 82 Lachter Teufe das Liegende des dritten Flözes, in welchem er noch 4% Lachter abgeteuft wurde. Die Flöze streichen h. 3 bis 4 und fallen 50 Grad nördlich. Von der Sohle des Schachtes aus ist gegen Norden h. 9+ ein Querschlag ge- trieben, der in c. 6 Lachter Erlängung das 3. Flöz erreichte und folgende Schichten durchfuhr. 1) Bräunlichgrauer, sehr feinkörniger, glimmerreicher Quarzsand, von dem gewöhnlichen Formsande der hangen- den Schichten nur durch etwas gröberes Korn unterschieden, besteht wie dieser aus reinem, äusserst feinkörnigem Quarz- sand, der mit Glimmerblättern reichlich gemengt ist, und seine verschiedene Färbung wechselnden Mengen von einge- mengten Kohlentheilchen verdankt. Ueber diesem lagert 2) ein schwärzlichbrauner, 2 Fuss starker Letten- streif, der ein inniges Gemenge von äusserst feinkörnigem Sande, Thon und Bitumen darstellt. Er wird 3) von einem Sande bedeckt, der jenem unter 1) voll- ständig gleicht, nur dass er in kurzen Abständen mit festeren Streifen eines schwarzbraunen Letten wechsellagert, so dass ein buntgestreiftes Lager entsteht, dessen einzelne Abthei- 313 lungen höchstens 4 bis + Zoll mächtig sind. Dieser Sand ist das unmittelbar Liegende 4) des dritten Flözes. An anderen Stellen bildet das unmittelbar Liegende des dritten Flözes ein sehr bituminöser, kohlschwarzer Thon ohne alle Glimmerblätter. Schwacher Geschmack nach Alaun deutet aufeinen Gehalt an Schwefelkies, der weder mit blossen Augen noch mittelst der Loupe wahrzunehmen ist, also ent- weder äusserst fein eingesprengt oder bereits in Zersetzung übergegangen ist. Im trockenen Zustande zeigt dieser Thon eine grosse Neigung zum Zerbröckeln und zerfällt in scharf- kantige, krummflächige, unregelmässig gestaltete Bruchstücke, die jedoch nicht zerreiblich sind, wie dies bei sandigen und selbst noch bei thonigsandigen Letten immer der Fall ist; im feuchten Zustande ist der Thon sehr fest, fettig anzufühlen und sehr plastisch. Von Sand enthält er hier und da kaum Spuren. Die besten und festesten Kohlen liefert stets das tiefste 3. Flöz und nächst diesem das oberste erste. Die Kohlen des 2. Flözes, das meistens mit dem ersten zugleich abge- baut wird, sind gewöhnlich die schlechtesten. Man kann folgende drei Kohlen-Gattungen unterschei- den: Knorpelkohle, Erdkohle und bituminöses Holz. 1) Die Knorpelkohle ist die festeste und am meisten geschätzte. Ihre Farbe ist bränlichschwarz bis kohlschwarz und zeigt auf der Oberfläche zuweilen einen Stich ins Bläulich- schwarz, was als ein Zeichen besonderer Güte angesehen wird. Sie _besitzt einen beträchtlichen Grad von Festigkeit und bricht in scharfkantigen, parallelepipedischen Stücken (Knorpeln) von 2 Zoll bis & Fuss Durchmesser, die bald krummflächig bald mehr ebenflächig begrenzt sind. Der Bruch ist eben bis krummflächig, erdig, ohne Glanz, nimmt aber durch Streichen mit dem Fingernagel Fettglanz an. Blätter und Stielreste in der Knorpelkohle gehören selbst als undeutliche Spuren in den Rauenschen Kohlen zu den grössten Seltenheiten. Im trockenen Zustande sind die 314 Knorpelkohlen leicht entzündlich und brennen mit schwach russender Flamme unter Entwicklung eines eigenthümlichen süsslichen Geruchs, der gleich sehr an Bernsteinsäure wie an verbrennenden Torf erinnert. Zu den gewöhnlichen Verunreinigungen der Kohle ge- hört der Gyps bald in grösseren bald in geringeren Mengen. Die reineren gypsfreien Kohlen hinterlassen eine röthlich- weisse leichtbewegliche Asche, die bei stärkerer Einmengung von Eisenoxyd zuweilen eine hochrothe Farbe annimmt. 2) Erdkohle, mulmige Kohle oder Formkohle ist von licht brauner Farbe und geringer Festigkeit, erdig und leicht zerreiblich. Sie ist von fast gar keinem technischen Nutzen, da es nur schwierig gelingt durch Anrühren mit Wasser und Beimengung von feinvertheiltem Thon eine brauchbare Form- kohle darzustellen. Zudem ist die Erdkohle meistens stark mit Gyps imprägnirt und besitzt in Folge davon nur geringe Heizkraft. Sie setzt an einzelnen Stellen beide Oberflöze zusammen, indess sie dem dritten Flöze fast durchaus fremd ist, in welchem sich kaum sogenannte milde Kohlen finden, welche als eine Mittel- oder Uebergangsstufe der Knorpel- kohle zur Erdkohle anzusehen sind. 3) Das bituminöse Holz endlich findet sich in allen drei Flözen den Kohlen eingelagert und umfasst die einzigen vegetabilischen Reste in den Braunkohlenlagern, welche ihre organische Struktur in erkennbarem Zustande bewahrt haben. Das bituminöse Holz findet sich theils in kleineren Stücken theils in ganzen Stämmen den Flözen eingelagert, und zwar stets conform der Lagerung wie denn stehende Baum- stämme, welche senkrecht gegen die Schichtungsflächen ge- stellt sind, in den märkischen Braunkohlenlagern zu den äussersten Seltenheiten gehören. Die Struktur des Holzes zeigt wenig Verschiedenheit; es scheinen meistens dem Pi- nus-Geschlecht angehörige Reste zn sein. Auf dem Quer- bruch unterscheidet man deutlich die Jahres-Ringe und Markstrahlen an ihrer dichteren mehr fettglänzenden Masse. Die meisten Stücke bituminösen Holzes sind von oben nach L 315 unten wie durch starken Druck sehr zusammengepresst, so dass ihr Querschnitt und die auf diesem deutlich erkennba- ren Jahres-Ringe einen ellipsoidischen Verlauf haben. Das bituminöse Holz ist noch leichter verbrennlich als die Knor- pelkohle und brennt ebenfalls mit leuchtender, schwach rus- sender Flamme unter Entwicklung desselben eigenthümli- chen Geruchs wie jene. | Zu den fast nie fehlenden Begleitern der Kohle ge- hört der Gyps. Oft stellt er sich in solcher Menge ein, dass dadurch die Kohle als Brennmaterial vollkommen un- tauglich wird. Entweder findet sich der Gyps fein einge- sprengt, oder in einzelnen Schnüren angehäuft, welche die Kohle nach allen Richtungen durchstreifen. Oft auch bildet er ein festes Gerüst, in welchem die Erdkohle dann wie in Kästen eingeschlossen ist. Solche Kohlenstücke zeigen im- mer ein beträchtliches Gewicht, aber schon beim ersten Ham- merschlag erkennt man den festen Gyps an dem weissen Schlagpulver, das sich auf der braunen Oberfläche leicht markirt. Oftmals gelingt es die pulverförmige Kohle durch wiederholtes Klopfen vollständig herauszuschütteln, und dann bleibt der Gyps als Gerüst zurück. Am häufigsten findet sich der Gyps in kleinen na- del- oder sternförmigen Krystall-Gruppen auf den kleinen Kluftflächen angehäuft, sowohl in den Kohlen als den begleitenden Lettenschichten. Ausser dem Gyps beobachtet man oft ein gelblich- weisses, fettglänzendes Harz. Es ist in kleinen rundlichen Partieen, die selten die Grösse eines Stecknadel- knopfs übersteigen und bis zu der einer Erbse anwachsen, in die dichte Korpelkohle oder das bituminöse Holz einge- sprengt. Es gleicht vollkommen dem schon auf anderen Kohlenlagern erwähnten Harz, darf aber ebenso wenig hier wie dort für Bernstein angesprochen werden, da es bei der trockenen Destillation durchaus keine Bernsteinsäure ent- wickelt. Ja, wenn man einen negativen Beweis in Erfahrungs- 316 sachen gelten lassen will, so liefern die Rauenschen Berge einen wesentlichen Beleg dafür, dass der Bernstein nicht der Braunkohlenformation angehöre. Bei einem mehr als 10jäh- rigen Betriebe von solcher Ausdehnung müsste sich das Fos- sil, wenn es in der Braunkohle zu Hause wäre, doch wohl irgend einmal gefunden haben. Horizontale Lagerungsverhältnise. Die ältesten Baue in den Rauenschen Bergen auf der Zeche ‚„Glückauf” sind längst verlassen und die Lagerungs- verhältnisse der dort gebauten Braunkohlenflöze können daher nur aus den Grubenbildern und den dazu gehörigen mark- scheiderischen Profilen abgeleitet werden (Taf. XI. Fig.8,9.). Die Original- Grubenbilder enthalten auf 2 gesonderten Platten auf der einen das Bild des gemeinschaftlichen Baues auf dem ersten und zweiten Flöz und auf der anderen Platte den Bau auf dem dritten Flöz. Das Einfallen der Flöze ist durch Pfeile und die daneben geschriebene Zahl der Grade bezeichnet. Störungen sind ihrer Richtung und Einsenkung nach durch gezackte Linien und an dieselben angebrachte Pfeile erkennbar gemacht. Der Maassstab der Original-Bil- der ist 41: 800. Die hier gegebenen Copien sind 5 mal verkleinert, geben somit einen Maassstab 1 : 4000. Sie ent- halten für den vorliegenden Zweck vorzugsweise die Baue auf den beiden Oberflözen in feinen Linien und nur als Er- gänzung stellenweise den Bau auf dem Unterflöz in punktir- ten Linien. Querschläge und Stollen sind mit stärkeren Li- nien angelegt. Alle anderen Bezeichnungen sind denen auf den Original-Grubenbildern nachgebildet. Die bezeichneten Baue auf der Glückauf-Zeche liegen im östlichen Theile derselben und nahe der Markscheide mit der Zeche Ferdinand. Sie fanden auf den gewöhnlichen drei Flözen statt, welche nördlich vom Schacht Wilhelm mit dem Streichen in h. 3 bis 4, d. i. von N.O. gegen S.W., ein flaches westliches Einfallen zeigten. Am Schacht Wil- helm selbst und zunächst südlich von ihm liegen die Flöze 317 fast söhlig; 40 Lachter südlicher, am Schachte Friedrich, geht das Streichen durch h. 2, h. 12, h. 10 in h. 9 über und am Öttilienschachte ist es h. 7 und 6, während gleichzeitig das gegen W., dann gegen S.W. und endlich gegen S. ge- richtete Fallen bis zum Friederike- Schachte von 10 bis 30 Grad zunahm und gegen den Öttilien-Schackt sich wieder- um bis auf 11 Grad allmälig verminderte. Die Flöze bil- den somit einen gegen S.W. geschlossenen h. 3 bis 4 strei- chenden Sattel, dessen mit 30 Grad einfallende Spitze etwas südlich vom Friederike-Schachte liest. Unmittelbar westlich am Wilhelm - Schachte setzt eine h. 4 streichende, mit 50 Grad westlich fallende Störung durch den Westflügel des Sattels und verwirft die Flöze plötzlich abschneidend in’s Liegende. Am August-Schachte, 40 Lach- ter westwärts, sind dieselben h. 2 bis 3 streichend, mit 50 bis 60 Grad östlichem Einfallen aufgefunden worden. Siehe das Profil nach der Linie AB. (Taf. XI. Fig. 9.) Eine dem Streichen parallele Verwerfungskluft findet sich auch südlich vom Friederike - Schachte, welche in h. 7 streichend und 50 Grad südlich fallend die Flöze gleichfalls in’s Liegende verwirft. Am gegenüberstehenden Schachte Hoffnung fallen die Flöze bei parallelem Streichen gegen Wes- ten ein. S. das Profil nach der Linie EF. (Taf. XI. Fig. 11.) An jenen Sattel lagert sich somit im Westen eine lang- gestreckte Mulde an, welche nahe an ihrer Muldenlinie von dem Sattel durch eine dem Streichen parallel verlaufende Kluft so getrennt ist, dass die westlichere Hälfte in die Tiefe hinabgesenkt ist. Die Flöze am August-Schachte gehören dem Westflügel der Mulde an, welcher am Hoffnung-Schachte weiter ostwärts bereits sich zu einem Sattel umgebogen hat, dessen Westflügel der letztgenannte Schacht aufgeschlossen bat. Weiter nordwärts hängt diese Mulde höchst wahr- scheinlich mit den Flözen zusammen, welche vom Frie- drichs-Schachte aus durch die Querschläge im Osten und Westen aufgefunden sind. Doch kann dieser Zusammen- hang sehr verschieden gedacht werden, da es an direkten Zeits. d.d. geol, Ges. IV, ?. 21 318 Aufschlüssen über denselben fehlt. Am wahrscheinlichsten ist es, dass die Flöztheile im Osten des Friedrichsschachtes dem Westflügel jenes oben bezeichneten Sattels, dessen Spitze. in der Nähe des Schachtes Friederike liegt, sich anschliessen, während die Flöze, welche der westliche Querschlag ange- fahren hat, vermuthlich dem Ostflügel der Mulde angehören, welche jenen Sattel im Westen begleitet. (Taf. XI. Fig. 10.) Um die Wasser dieser Mulde zu lösen, hatte man im Norden den sogenannten Friedrich- Wilhelm-Stollen angesetzt, der zugleich auch als Förderstollen benutzt wer- den sollte. Vom August-Schachte aus trieb man ein Gegen- ort, allein beide Unternehmungen mussten bald wieder auf- gegeben werden, weil das Gegenort im schwimmenden Ge- birge nicht fortzutreiben war und auch die Sohle des Stollens zu hoch lag, um das Tiefste der Mulde trocken legen zu können. Da nun inzwischen an der Markscheide von Glückauf mit der Zeche Adam besser gelagerte Kohlen aufgefunden wurden, so gab man vorläufig jenen älteren Bau gänzlich auf, und seit einer Reihe von Jahren hat sich der Bau an der bezeichneten Stelle mehr und mehr ausgedehnt und ist selbst bis in die benachbarte Friedrichs - Zeche fortgesetzt worden. Die Baue, welche zu gleicher Zeit in den Grubenfeldern Adam, Glückauf und Friedrichs- Zeche betrieben worden, haben eine flache h. 3 bis 4 streichende Mulde aufgeschlos- sen, deren beide Flügel im Streichen sowohl wie im Fallen mancherlei Krümmungen und Verwerfungen zeigen. Im Allgemeinen übersteigt die Neigung der Flöze gegen den ‚ Horizont nieht 15 Grad. Nahe der Muldenlinie und zugleich fast genau in der Richtung der westlichen Markscheide der Grube Glückauf wird die Mulde von einer dem Streichen parallelen Verwerfungskluft durchsetzt. Diese Kluft hat den ausgedehnter bekannten N.W.-Flügel um c. 2 Lachter in die Tiefe versenkt, eine Lagerung, welche am deutlichsten beim Abteufen des Schachtes Caroline im Felde der Frie- 319 drichs-Zeche aufgeschlossen worden ist, wo die Verwerfungs- Kluft h. 3 bis 4 streicht und mit 50 Grad nördlich einfällt. In gleicher Richtung erstreckt sich eine zweite Störung, welche den S.O.-Flügel der Mulde gegen S.O. begrenzt und denselben von den Flözen trennt, welche in 60 Lachter südöstlicher Entfernung am sSetheschachte aufgeschlossen sind. Diese letzteren streichen jenen parallel in b. 3 bis 4 und zeigen starkes nordwestliches Einfallen mit 45 bis 50 Grad. Es ist somit als wahrscheinlich anzunehmen, dass zwischen jener Verwerfung und dem Setheschachte eine zweite jener ersteren parallele Mulde abgelagert sei, die aber des hohen Wasserstandes wegen erst in Angriff genommen werden kann, wenn der in h. 4 von Norden her heranzutreibende Brahlstollen die Wasser tiefer gelegt haben wird. An den N.W.-Flügel jener zuerst bezeichneten Mulde, der gleich- zeitig in den Grubenfeldern Friedrichs - Zeche und Glück- auf gebaut wird, lagern sich in dem Felde Adam 2 aufein- anderfolgende flachgeneigte Sättel mit dazwischen liegender flacher Mulde unter parallelem Streichen an und sind bereits durch die früher beschriebene Tagesförderstrecke aufgeschlos- sen und abgebaut worden. Somit gestalten sich die Lage- rungsverhältnisse in dieser Gegend, wenn man von einer grossen Menge kleinerer Verwerfungen und Störungen ab- sieht, etwa so, wie es das Profil (Taf. XI. Fig. 12.) darstellt, in welchem die aufgeschlossenen Flöztheile schwarz angelegt, alle anderen aber durch leichtere Schraffirung angedeutet sind. Von geringerer Bedeutung für die Bestimmung der ho- rizontalen Lagerungsverhältnisse sind die Bauten auf der Markscheide von Ludwig und Adam, welche durch den Kühnstollen zum Abbau vorgerichtet sind und auf dem h. 34 streichenden Süd-Flügel einer flachen Mulde umgehen, deren Gegenflügel noch nicht genauer bekannt ist. Wegen man- gelnder Aufschlüsse lässt sich auch nicht genauer bestimmen, in welchem Zusammenhange diese weiter im S.O. aufgefun- denen Flöze zu jenen vorhergehenden stehen, wenn es auch wahrscheinlich ist, dass sie zu 2 parallelen Mulden die pa- 2A 320 rallel streichenden und parallel einfallenden Süd-Ost-Flügel bilden. In den westlichen Abhängen der Rauenschen Berge ste- hen die Gruben Paul und Klöden im Betriebe und sind ne- ben Glückauf die ältesten. Nahe bei dem Dorfe Rauen liegt das Mundloch des 370 Lachter (2460 Fuss) langen Beust- Stollens, welcher h. 11 südlich, d. h. von N.N.W. gegen S.S.O., ins Gebirge getrieben ist und zur Förderung der Kohlen mit der Eisenbahn benutzt wird. Dieser Stollen hat bis jetzt drei aufeinander folgende Mulden aufgeschlossen, von denen die beiden nördlichsten durch östlich getriebene Flügelörter mit dem Stollen in Ver- bindung gesetzt sind. Die erste nördlichste Haupt-Mulde liegt zwi- schen den Schächten Fanny und Trümpler und hat in der Richtung des Streichens eine Ausdehnung von 100 Lachter (670 Fuss), in der dagegen senkrechten misst sie c. 70 Lachter (470 Fuss). Die Muldenlinie, d. h. das Tiefste der Mulde, streicht in h. 3 bis 4; das Einfallen des N.W.-Flügels be- trägt 10 bis 12 Grad, das des S.O.-Flügels ist steiler und steist in oberer Teufe bis zu 20 und 25 Grad. Im N.O. und S.W. wird die Mulde von jüngeren Sandmassen des Diluviums begrenzt, die als Ausfüllungen schmälerer oder breiterer Klufträume sich häufig zwischen die Lager des Braunkohlengebirges einzulegen pflegen. Die zweite Haupt-Mulde, welche sich im 8.8.0. unmittelbar an die erste Haupt-Mulde anlagert, liegt zwischen den Schächten (siehe das Grubenbild Taf. XII. Fig. 13.) Conrad und Robert einerseits und diesen beiden und dem Wilhelm- Schachte andererseits, über welchen hinaus sie in nordöst- licher Richtung noch auf c. 50 Lachter (335 Fuss) bekannt ist. Aber die Oberflöze sind von so geringer Festigkeit, dass dieselben nur am Robert-Schachte, auf dem S.O.-Flügel der Mulde, und auch nur in geringer Ausdehnung gebaut worden sind. Die Flöze fielen hier mit 25 bis 36 Grad Nord-West. Das dritte festere Flöz wurde am N.W.-Flügel der Mulde 321 in grösserer Ausdehnung abgebaut und zeigte 15 bis 20 Grad südöstliches Einfallen bei emem Streichen in h. 4 (von O.N.O- gegen W.S.W.) Im Westen wurde auch diese Mulde von jüngeren Sandmassen begrenzt; ihre Ausdehnung gegen O. aber ist noch nicht genauer bekannt und bis jetzt nur erst bis in die Nähe des Schachtes „gute Hoffnung” mit dem Bau auf dem dritten Flöz vorgeschritten. Von der dritten Haupt-Mulde, welche mit gleichem Streichen von dem Beust-Stollen erreicht worden ist, kennt man bis jetzt nur den Anfang des N.-Flügels, welcher durch 2 streichende Strecken im dritten Flöze auf etwa 16 Lachter Länge angebrochen ist und zwar ostwärts vom Stollen am Lichtloch No. 4. Was kleinere Aufschlüsse in diesen Feldern anlangt, so beschränken sich diese auf einen wenig ausgedehnten Abbau in der Nähe des Schachtes Johanna c. 70 Lachter westlich vom Lichtloche No. 3. und zweitens östlich vom Lichtloche No. 2 nördlich vom Schachte Fanny. Allein diese letzteren beiden Aufschlüsse sind von zu geringer Ausdehnung gewesen, um wesentliche Beiträge zur Kenntniss der hiesigen Lagerungs- verhältnisse liefern zu können. Wie das zugehörige Grubenbild (Taf. XU. Fie. 13. zeigt, erstrecken sich jene drei Haupt-Mulden nur wenig) segen Westen üver den Beust-Stollen hinaus; ihre herrschende Ausdehnung ist gegen Osten gerichtet. Im Westen werden sie überall durch zahlreiche Verwerfungen und Klüfte unter- brochen und begrenzt, die bald hangende und bald liegende Schichten der Braunkohlenflöze vorschieben. Alle diese Klüfte verlaufen genau in der Richtung von Norden gegen Süden, die erst im Süden am Schachte Robert eine südöst- liche Wendung macht. In geringer Entfernung pflegen die Flöze am schwimmenden Gebirge abzuschneiden, das nir- gend hat durchbrochen werden können; und auch jenseit des- selben hat es bis jetzt noch nicht gelingen wollen, zusammen hängendere Flözlager in beträchtlicher Ausdehnung aufzu finden. 322 Erfolgreicher sind die Nachforschungen im östlichen Felde gewesen. Freilich erkannte man bei dem ferneren Bau, dass die Sandspalte, welche die erste Haupt-Mulde im Osten be- grenzte und über dem Flügelorte No. 1. gegen O. sogar eine Breite von 17 Lachtern erreichte, sich gegen S. fortsetzte und auch die zweite Haupt-Mulde nahe am Wilhelm-Schachte durchsetzte, obgleich in geringerer Breite als im Norden ; aber es gelang doch, sie in der zweiten Haupt-Mulde bei c. 8 Lach- ter Erlängung der Strecken zu durchbrechen und den Bau der Mulde ungestört fortzusetzen. Oestlich von der ersten Haupt-Mulde aber fand man jenseit der Sandspalte eine Neben-Mulde so gelagert, dass sie bei gleichem Streichen in h. 3 bis 4 gegen die erste Haupt-Mulde um ihre halbe Breite gleichsam gegen Süden fortgeschoben erschien; der Nord-Flügel dieser Neben-Mulde, mit 10 bis 12 Grad südlich fallend, lag in der geradlinigen Verlängerung des Süd-Flügels der ersten Haupt - Mulde, gleichwie die gegenüberstehenden Flügel einer Wind-Mühle. Die Ausdehnung des Nord-Flügels im Streichen vom Licht- loche No. A. bis jenseit des Hugo-Schachtes betrug über 94 Lachter (630 Fuss), die Breite in der Richtung des Fallens gegen 25 Lachter (170 Fuss). Der zugehörige Gegenflügel wurde in 60 Lachter (400 Fuss) südlicher Entfernung vom Hugo-Schachte durch den Schacht „gute Hoffnung” zwar aufgefunden aber nicht in Angriff genommen, weil die Koh- len von zu milder lockerer Beschaffenheit waren. Unter den zahlreichen Störungen, welche auch in dieser Mulde den Zusammenhang der Flöze auf mannigfache Weise unterbrechen, verdienen zwei namhaft gemacht zu werden. Die eine von ihnen verläuit nahe der Muldenlinie in h. 5 (d. i. von O.N.O. gegen W.S.W.), also fast parallel dem Streichen und trennt, unter 40 bis 50 Grad südlich einfallend, beide Mulden-Flügel so von einander, dass der südliche in die Tiefe versenkt ist und im Nord-Flügel die Flöze plötz- lich an den hangenden Schichten des Gegenflügels abschneiden. Die zweite Störung, in h. 1 streichend, beginnt südlich 323 am Husco-Schacht und trennt den Nord - Flügel der Neben- Mulde in 2 Theile, deren östlicher c. 1 Lachter tiefer liegt. Die Spalte klafit c. 1- Fuss und ist mit Rollsand, d. h. mit grobkörnigem nordischen Sand erfüllt, der offenbar von oben hinein gerollt ist. Die Neben-Mulde wird vom Schachte Hugo 20 Lach- ter östlich durch zahlreiche Störungen abgeschnitten, welche alle in h. 12 bis 1 streichen, und erst 10 Lachter weiter Öst- lich ist es gelungen, abermals eine zusammenhangende Flöz- lagerung aufzuschliessen, welche durch den Schacht Anna abgebaut wurde, ohne dass interessante Aufschlüsse dabei zum Vorschein gekommen wären. Von der dritten Haupt-Mulde ist zu wenig bekannt, um über ihre Gestalt und Ausdehnung mehr beibringen zu können; doch scheint die langgestreckte Sandspalte, welche schon die ersten beiden Mulden in stets gleichbleibender Richtung von Norden nach Süden durchsetzte, sich auch in der dritten Haupt-Mulde und zwar 10 Lachter östlich vom Lichtloche No. 4. fortzusetzen, und man kann sich kaum der Vermuthung erwehren, dass diese lang ausgedehnte Spalten- bildung im Kohlengebirge, der sich eine grosse Zahl kleine- rer Störungen in paralleler Richtung anreiht, in tieferen geologischen Ursachen ihren Grund habe, zumal sich auch in der Gestaltung der Oberflächenverhältnisse dieselbe Richtung so augenscheinlich hervorthut. In das Profil, welches die Lagerung der Flöze auf den Gruben Paul und Klöden darstellt (Taf. XII. Fig. 14.), sind auch die Flöze der ersten Nebenmulde mit aufgenommen, obgleich die Profil-Linie durch. die Schächte Fanny und Wil- helm gelegt worden ist und die Nebenmulde somit eigent- lich ausserhalb derselben fällt. Die Flöze sind daher auch in lichterer Schraffirung angelegt, und auf diese Weise wird es daher am leichtesten gelingen, einen schnellen und leicht fasslichen Ueberblick über die gegenseitige Lagerung der einzelnen Mulden zu geben. Im Anfange des Jahres 1544 brach in der ersten Haupt- 324 Mulde, in der Nähe der Muldenlinie, ein Grubenbrand aus, ohne dass die nähere Veranlassung damals bekannt war. Erst später, als dieselbe Erscheinung sich auch auf anderen Gruben (bei Frankfurt, Liebenau, Spudlow) wiederholte, zeigte es sich, dass Schwefelkiesgehalt der Kohlen, zu starke An- sammlung von Luft und der mechanische Druck des Deck- gebirges bei übermässiger Durchörterung der Kohlenlager die Hauptursachen der Selbstentzündung seien. Damals ver- suchte man durch Umdämmung des Brandfeldes der Zer- störung eines grösseren Kohlenfeldes vorzubeugen; allein vergeblich, denn als auf drei Seiten die Umdämmung fertig war, schritt der Brand auf der vierten dem Stollen zuge- wendeten Seite so rasch fort, dass nur ein überaus schneller Abbau der Kohlen den Stollen gegen die Zerstörung sichern konnte. Die Förderung der Kohlen in den Rauenschen Bergen ist zum grösseren Theil Stollenförderung und die Stollen münden alle am Nordabhange der Berge, wo diese sich mit ihrem Fuss an das Niveau des Lehm-Plateaus anschliessen. Drei lange Pferde-Eisenbahnen führen dann die Kohlen von hier aus bis zum Spreeufer zu den verschiedenen Ablagen, aus denen sie auf Spreekähnen nach Berlin verladen werden. Durch mehrmaliges Sieben werden die Kohlen vom Kohlen- staube befreit und in mehre Gattungen von Knorpel- und Stück-Kohle vertheilt. Ueber die Verhältnisse, unter denen die Braunkohlen in den Soldaten- und Duberow-Bergen östlich von den Rauen- schen Bergen auftreten, ist bis jetzt nichts bekannt, da die eröffneten Gruben für eine geraume Zeit den Kohlenbedar so vollständig decken können, dass für neue Nachforschun- gen in diesen Bergen kein Grund vorhanden ist. Streganz. Von Fürstenwalde 3 Meilen, von Storkow 1 Meile süd- südwestlich liegt Streganz am Nord-Abfalle eines kleinen ab- 325 serundeten Plateaus, das im Norden sich über das Thal des grossen Wochow und einer Menge kleinerer Seen erhebt. Die Hauptausdehnung des Plateaurückens und seiner Rän- der ist in der Richtung von O.S.O. gegen W.N.W. Im Jahre 1844 wurden in diesem Plateau in der Nähe der Stre- ganzer Schäferei Braunkohlen aufgefunden und mit dem Fundschachte durchteufte man folgende Schichten: 4) 18 Fuss grober Sand 2) 6 ,, sandiger Kohlenletten SAN; Kohle 4) 13 ,„ streifiger Formsand in den oberen Theilen ge- sen Süden, in den unteren gegen Norden mit südlichem Ein- fallen. fallend. sd 5a Kohle ; o Nord 3 6) 75 ,„ sandiger Kohlenletten N sa er fallend. D)au2 ad Kohle 54- Fuss. Das Streichen der Schichten lag in h.9 bis 10 und, wie durch den Augenschein sich ergab, waren die Lagen 2 und 6, 3 und 5 identisch, so dass das Kohlenflöz am obersten Theile vollständig überkippt sein musste. Der fernere Bau, welcher aber nur kurze Zeit fortgeführt worden ist, ergab denn auch in den übrigen Theilen grosse Unregelmässigkeiten und Stö- rungen in der Flözlagerung, die an einzelnen Stellen eine vollkommen senkrechte war. An anderen Punkten waren die Flöze plötzlich scharf abgeschnitten und es lagerte sich schwimmendes Gebirge vor, so dass man sich genöthigt sah, den Bau sehr bald wieder aufzugeben und an anderen Stellen nach günstiger gelagerten Kohlenflözen zu suchen, welche Nachforschungen aber zu keinem erwünschten Resultate ge- führt zu haben scheinen. 326 Padligar. Die dritte Reihe der Kohlengruben beginnt im S.O. am rechten Ufer der Oder bei den Gruben George und Heinrich zwischen Padligar und Stalewitsch (oder Radewitsch). Das ziemlich coupirte Terrain fällt gegen Süden zu dem ebenen Thale ab, in welchem die faule Obra mit westlicher Richtung und schwachem Gefälle der Oder zufliesst. Im Norden hängt die Höhe mit dem welligen Plateau zusam- men, welches sich über Züllichau, Schwiebus, Zielenzig bis in die Gegend von Drossen mit nordwestlicher Längenrich- tung ausdehnt und die Wasserscheide zwischen Warthe und Oder bildet. Die Gruben George und Heinrich liegen so neben ein- ander, dass das Grubenfeld von George das von Heinrich an seiner Nord- und Ost-Markscheide zum Theil umfasst oder die Heinrichszeche mit ihrer Nordostecke in die George- Zeche hineingreift. Von ZRalewitsch aus gelangt man in einem sanft anstei- ' genden Thale zur Grube George und hat Gelegenheit an einzelnen Stellen des östlichen Thalgehänges auf kurze Strecken die Schichten des Braunkohlengebirges zu Tage ausgehen zu sehen. Es sind thonige Letten und streifige Lager von braunem Formsand, welche sich durch ihre auf- fallend dunklere Färbung und die steilere Böschung des Thalgehänges unter dem üppigen Pflanzenwuchs bemerkbar machen, wenn auch die Ausdehnung dieser Aufschlüsse zu geringfügig ist, um im Entferntesten nur einen Schluss auf die Lagerungsverhältnisse zu gestatten. Der Schacht, von welchem aus die Grube gebaut wird, liegt in einer flachen Einsenkung der Tagesoberfläche und hat schon bei 9 Lachter Teufe das Niveau der Grundwasser erreicht. die täglich mit dem Beginn der Morgenschicht durch Handarbeit bis auf das möglichst tiefe Niveau reducirt werden, was nach Verlauf von zwei Stunden vollendet zu sein pflegt. Denn der Dau ist im Verhältniss mit dem ge- 327 ringen Absatz auch nur von geringer Ausdehnung und mit der Vorrichtungsarbeit beginnt zugleich der Abbau der auf- geschlossenen Flöztheile. Die vorhandenen Aufschlüsse sind daher nur von unbeträchtlichem Umfang und geben nament- lich von den horizontalen Lagerungsverhältnissen nur ein sehr mangelhaftes Bild. Das Tagesgebirge ist grauer lehmiger Sand mit vielen faustgrossen nordischen Geschieben bedeckt und untermengt; unter ihm liegt meistens ein fester zäher gelblichgrauer Lehm, der stellenweise in kalkigen Mergel übergeht. Das Han- gende des obersten Kohlenflözes (es sind deren drei bekannt) bildet feinkörniger Formsand, dünngeschichtet und in abwechselnden Lagen braun, bräunlichgrau und lichtgrau ge- färbt, je nach der stärkeren oder schwächeren Einmengung feiner Kohlenstäubehen. Seine Hauptmasse besteht aus staub- förmig kleinen Quarzkörnern und seltneren feinen weissen Glimmerblättchen. Das Mittel zwischen dem ersten und zweiten Kohlen- flöz bildet grauer sandiger Thon, der beim Trocknen sehr fest wird, aber durch Reiben mit der Hand sich schon zu feinem Staub zerkleinern lässt; eine Folge eines nicht un- beträchtlichen Sandgehalts. Neben dem äusserst feinkörnigen Sande enthält der Thon noch eine Menge kleiner Glimmer- blättehen und rundliche Kohlenbrocken, so dass dieser sandige Thon seiner Zusammensetzung nach gewissermaassen in der Mitte steht zwischen Formsand, thonig-sandigem Letten und Thon. Das Mittel zwischen dem zweiten und dritten oder Mit- tel- und Unterflöz ist aus abwechselnden Lagern von schwarzbraunen Letten und feinkörnigen Quarzsandstreifen zu- sammengesetzt. Die Letten sind sehr sandig und zerfallen daher im trockenen Zustande sehr leicht zu einem bräunlich- schwarzen thonigen Sande, der seine Farbe dem reichlichen 328 Gehalt an Kohlenstoff verdankt. der so fein vertheilt ist, dass man einzelne Kohlenpartikelchen kaum unter der Loupe wahrnehmen kann. Ein schwacher Geschmack dieser Let- tenstreifen nach Alaun deutet auf einen ursprünglichen Ge- halt: von Schweielkies hin, der sich aber als solcher in der gleichmässig thonigsandigen Mischung nicht mehr erkennen lässt, weil derselbe entweder schon vollständig zersetzt oder so fein vertheilt ist, dass er sich der direkten Beobachtung entzieht. Der mit den Letten abwechselnde Sand ist kleinkörni- ger reiner Quarzsand, der ebenfalls durch Kohlenstoff braun gefärbt erscheint. Seine Körner erreichen nur selten die Grösse eines kleinen Mohnkorns, sind rundlich, farblos und durchsichtig. Glimmerflitterchen sind ihm in geringer Zahl eingestreut. | Das Liegende des dritten tiefsten Flözes endlich sind schiefrige Letten von schwärzlichbrauner Farbe mit so starkem Kohlengehalt, dass sie vor dem Löthrohre ent- zündet eine Zeit lang fortglimmen und in eine feste asch- graue, sandige Thonmasse umgewandelt werden, die im In- nern die schwarze Färbung und somit den Kohlengehalt hartnäckig zurückhält. Der eingemengte sehr feinkörnige Sand nebst vereinzelten weissen Glimmerblättchen findet sich hauptsächlich auf den Schichtungsflächen in grösserer Menge angehäuft. Die bald lichter bald dunkler braun gefärbte Kohle ist von beträchtlicher Festigkeit und gleicht in ihrem Ansehen am meisten den Grüneberger Kohlen. Besonders ausgezeichnet ist sie durch das häufige Vorkommen von kleineren Stücken sogenannter Pechkohle, die in ihrem höheren spezifischen Gewichte, Fettglanz und Dichtigkeit fast vollkommen den böhmischen Braunkohlen gleicht, welche durch die einfluss- reiche Nähe des Basalts eine beträchtliche Veränderung er- litten haben. Die Farbe dieser Pechkohle von der Grube George ist pechschwarz, der Bruch im Kleinen Hachmuschlig und fettglänzend. Nur selten lässt sich an diesen festen und 329 diehten Kohlenstücken noch deutlich die Holzstruktur erken- nen und doch zeigen einzelne Stücke bituminösen Holzes einen unverkennbaren Uebergang aus reinem Holz in sogenannte Pechkohle, insofern in ihnen das deutlich fasrige Coniteren- Holz mit Schichten ausgesprochener Pechkohle abwechselt. Es kann daher kaum anders gedacht werden, als dass die Pechkohle nur die harzreicheren dichteren Stücke eines Oo- niferen-Stammes seien, die auch bei dem Verkohlungsprozess einen höheren Grad von Dichtigkeit und Härte bewahrt haben. Vor einiger Zeit hat der Besitzer der Grube umfassende Versuche mit der Verkoakung der Braunkohlen anstellen lassen. Aliein es hat sich kein günstiges Resultat ergeben, obgleich man die Verkohlung mit den verschiedensten Koh- lenarten und sowohl in Meilern als in eigens dazu gebauten Koaksöfen vorgenommen hat. Die dichten Braunkohlen zer- fielen durch den Verkohlungsprocess zu kleinen sehr leichten und zerreiblichen Brocken von pechschwarzer glänzender Farbe. Das bituminöse Holz wurde gleichfalls glänzend schwarz, glich der gewöhnlichen Holzkohle, zersplitterte aber in dünne faserige Bündel, die sich nach allen Seiten wie die Hobel- späne zusammenkrümmten. Von Sinterung oder gar von Schmelzung wie bei Steinkohlen zeigte sich nirgend auch nur eine Spur. Und da die erzielten Koaks durchaus keine andern Vortheile als höchstens ihre grössere Leichtigkeit für den Transport darboten, durch den sie aber leicht in ein blosses Kohlenpulver verwandelt wurden, so gab man die Versuche als misslungen vollständig auf. Was nun die Ablagerungsform der Kohlenflöze anlangt, so kann darüber nur weniges beigebracht werden. Das Strei- chen war an den verschiedenen Beobachtungspunkten h. 1, 11 und 6, während das Fallen zwischen 40 bis 90 Grad wechselte. Im Allgemeinen scheint die Ablagerung eine ge- gen 8.0. geöffnete Mulde darzustellen, die aber durch man- cherlei Buckel und Krümmungen unterbrochen ist. 330 Bei den Bohrversuchen, welche nördlich von der Grube George gegen Zällichau hin zur Auffindung von Kohlen ausgeführt worden sind, hat sich das interessante Resultat ergeben, dass der Minettenberg 2 Meilen südöstlich von Züllichau ein sehr mächtiges Lager blauen fetten Thones enthält. Von den zahlreichen Bohrprofilen mögen nur zwei hier angeführt werden. No. 3. 16 Fuss Sand. 5 ,„ Wassersand durch Eisenoxyd gefärbt. 12 ,, Fester grauer Thon. 44 ,„ Fester blauer Thon. 77 Fuss. No. 4. 12 Fuss Lehm und Sand. 1. , Schlemmsand. 26 ,, Blauer Thon mit Kies. 8 ,„ Fester blauer Thon mit Kies. 21 ,„ Thon mit Kiesstücken. 42 , Thon mit Sand. 80 Fuss. Unter ganz ähnlichen Verhältnissen tritt der Thon in einer grösseren Anzahl von Bohrlöchern am Minettenberge auf. Mächtige Lager von fettem blauem Thon gehören in der Geschiebeformation des nordischen Lehmes und Sandes zu den Seltenheiten und so gewinnt die Vermuthung Raum, dass der Thon des Minettenberges sich vielmehr jenen blauen fetten Thhonen anschliessen möge, welche in geringer nördli- cher Entfernung die Ufer der Warthe zwischen Birnbaum und Wronke und bis Posen und Schrimmen hinauf begleiten und an mehren Stellen bauwürdige Braunkohlenlager führen. Vor- läufig aber fehlt es noch an bestimmten Beweisen, um das Thonlager vom Minettenberg schon der Braunkohlenformation zurechnen zu können. 331 Schwiebus. Gesen N.W. fortschreitend trifft man. die nächsten Koh- lengruben + Meile nordöstlich von Schwiebus. Sie stehen aber schon längere Zeit ausser Betrieb, weil die günstiger gelagerten Flöze der Grube Graf Beust bei Liebenau den gemeinschaftlichen Besitzer dieser Gruben den hiesigen Bau aufgeben liessen. Auf den Gruben von Schwiebus zeigte sich nämlich die ähnliche Erscheinung wie bei Padligar, dass buckelförmige Erhebungen des Liegenden das Kohlenlager in eine Menge wenig ausgedehnter Mulden zertheilten und so einen zusammenhängenden Abbau sehr erschwerten. Im Ganzen sind nur drei solcher kleiner Mulden, die kaum mehr als 30 Lachter Ausdehnung erreichten, auf dem Kohlenlager von Schwiebus abgebaut worden, deren gegenseitige Lage ungefähr der Richtung in h. 9 bis 10 d. i. von O.8.O. ge- sen W.N.W. entsprach. Bei dem Mangel anderer Auf- schlüsse mag das folgende Bohrprofil eine Anschauung der vertikalen Lagerungsverhältnisse geben. | 30 Fuss Sand. 6 ,, Scharfer Kiessand mit Steinen. 12 , Sand (vermuthlich Formsand?) 11 , Kohle. 25 ,, Sehr feste Kohle. 14 ,„ Schwarze Letten. 8 ,, Weissstreifige Letten (Formsand ?) 6 ,„ Graulichschwarze Letten mit Kohle. 5 , Schwarze Letten mit Kohle durchzogen. 117 Fuss. Die beträchtliche Mächtigkeit der Kohlenflöze so wie der Zwischenlager deutet schon genugsam an, dass die Schichten ein ziemlich steiles Einfallen haben müssen, welche von dem Bohrloch durchsunken worden sind. Dies wird zur Gewiss- heit, wenn man bemerkt, dassin mehr als 12 jenem ganz benach- _ barten Bohrlöchern die Kohlen, ja nicht einmal ihnen nahe lie- E gende Schichten bei ähnlicher Teufe angetroffen worden sind. \ 332 Liebenau. (Taf. XIII. Fig. 15. 16.) Die Hochfläche zwischen Schwiebus und Liebenau (1 Meile nordwestlich von Schwiebus) liegt ungefähr 100 bis 120 Fuss über dem Niveau des Thales, welches dieselbe im Westen begrenzt. Flache wellenförmige aufeinander folgende Rücken durchziehen die Fläche in der Richtung von N.O. gegen S.W. und schneiden nur an den Westabfällen einzelne tie- fere Kehlen in den Plateaurand ein. So namentlich in der Nähe des Städtchens Liebenau, welches nördlich vom Gast- See in dem oben erwähnten N.S. streichenden Thale des Gast-, Lieben-, Nieschlitz- und Wilkauer-Sees liegt. Oestlich von Liebenau erhebt sich die höher gelegene Fläche mit steilen Abfällen, die aber überall von tiefen Was- serrissen und allmäliger ansteigenden Wegeinschnitten unter- brochen werden. Unter den sehr geschiebereichen Massen des nordischen Sandes, welcher die Oberfläche beherrscht, tritt an vielen Punkten ein gelblichgrauer thonreicher Lehm hervor, allein nirgend kommen die Schichten der Braun- kohlenformation selbst zu Tage. Dennoch ist es gelungen, das Auftreten von bauwürdigen Kohlenflözen auf weite Er- streckung hin aufzufinden, und zwischen Liebenau und dem > Meilen davon auf dem Wege nach Schwiebus gelegenen Dorfe Lugau mehren sich die gemutheten Kohlengruben von Jahr zu Jahr. Ausgedehntere Aufschlüsse bietet aber nur ‚die Grube ‚Graf Beust”, welche unmittelbar östlich von Zie- benau liegt und bereits seit 8 Jahren in Bctrieb steht. Der Fundschacht steht in der Nähe der Thongruben und durchsank in 8 Lachter Teufe ein Kohlenflöz von 1% Lach- ter Stoss-Mächtigkeit, das in h. 9 bis 10 sein Streichen zeigte und mit 50 Grad N.O. einfiel. Von: sechs Bohrlöchern, wel- che man gegen S.O. in der Richtung des Streichens nieder- brachte, trafen die ersten beiden dem Schachte am benach- bartesten das Flöz bei 3} Lachter Teufe und das dritte so- gar schon in 14 Lachter Teufe unter Tage. Den besten Aufschluss über die Zusammensetzung der Kohlenablagerung bietet ein Querschlag dar, welchen man 33 Lachter südlich vom Fundschachte in h. 6 vom Fahr- schacht aus gegen Osten getrieben hat. Der Fahrschacht hat 8 Lachter Teufe (53 Fuss) und steht im Hangenden von einem Kohlenflöz von 24 Lachter Mächtigkeit, das mit 43 Grad W. einfällt. Das Hangende des Flözes ist aschgrauer sehr feinkörniger Formsand von der gewöhnlichen Zusammensetzung, mit bräunlichgrauen sehr mannigfaltig verlaufenden Streifen, die in ihrer Zusammen- setzung sich von jenem aber nur durch einen grösseren Ge- halt an Kohlentheilchen unterscheiden. Trotz der äussersten Feinheit im Korne ist der Sand doch von recht festem Zu- sammenhalt, so dass er steile Wände ohne Unterstützung durch Holzzimmerung bildet. Das Liegende jenes Kohlenflözes bilden 3: Fuss bräunlichschwarze Letten mit schwa- chem Alaungeschmack, bestehend aus einem innigen Ge- misch von Sand, Thon, Kohlenstäubchen und glänzenden Glimmerblättchen. Ausserdem sind dem Letten linsengrosse Stückchen lichtbraun gefärbter Kohle beigemengt, die sich durch ihren festeren Zusammenhalt und ihre scharfkantigen Umrisse in dem zerreiblichen Letten sehr leicht bemerklich machen. Unter dem Letten folgt Braunkohle, deren Grenze ge- gen den Letten mit 65 Grad W. einfällt und h. 9 bis 10 streicht. Sie bildet auf 17 Lachter (113 Fuss) Länge die Stösse und Firste des Querschlags ohne irgend welche Zim- merung. Sie ist dunkelbraun bis schwärzlichbraun und von sehr festem, zum Theil dickschiefrigem Gefüge. Auf den deutlicheren Schichtungsflächen zeigen sich häufig lichter gefärbte, deutlich begrenzte blatt- und stielähnliche Pflanzen- reste, deren Struktur aber nur mangelhaft erhalten ist. Der Querbruch der Kohle ist matt, erdig und eben. Unregel- mässig verlaufende Absonderungs- und Kluftflächen zerthei- len die Kohle in vielgestaltige kleinere und grössere Blöcke und Brocken, die auf ihrer Oberfläche zuweilen einen bläu- Zeits, d.d. geol. Ges. IV. 2. 22 334 lichen Anfiug haben, welcher als ein Zeichen besonderer Güte der Kohle angesehen zu werden pflegt und wahrschemlich in einem Absatz von harziger Materie seinen Ursprung hat. in den westlichen Theilen zeigt das Flöz durch das deut- liche Hervortreten seiner Schichtungsflächen unzweifelhaft ein westliches Einfallen. Allein allmälig wird die Schich- tung durch das Ueberhandnehmen der Zerklüftung ganz un- deutlich und unkenntlich und erst auf den letzten 2 bis 3 Lachtern im Osten zeigt sich wieder eine deutlichere Schichtung, aber bei gleichem Streichen mit östlichem Ein- fallen unter 60 Grad. Das Hangende bilden hier 4 Fuss sandigthonige Letten, die in Ansehen und Zusammensetzung vollkommen denen im Westen des Flözes entsprechen. Sie unterteufen ein mit 60 Grad O. einfallendes Kohlenflöz, dessen Hangendes vor Ort ange- fahren ist und aus einem sehr stark mit Kohlentheilchen ge- mengten Formsand gebildet ist, der trotz seiner dunkel- braunen Farbe offenbar demselben Lager angehört, in wel- chem am Östlichem Ende des Querschlages der Fahrschacht steht; denn dass unmittelbar im Hangenden der Kohlenflöze die Formsande mehr Kohle enthalten und daher dunkler ge- färbt sind, ist eine Erscheinung, die sich überall wiederholt und auch durchaus nichts Befremdendes hat. Ebenso ist denn auch das letzterwähnte Kohlenflöz das- selbe, welches im Westen und im Hangenden des Haupt- flözes auftritt. Die Kohlen dieses hangenden Flözes sind bräunlichschwarz und von geringer Festigkeit. Hauptsäch- lich aber ist es der reichliche Gehalt an Gyps, welcher sie zum Brennen weniger tauglich und daher unbauwürdig macht. Im Hauptflöz dagegen gehört Gyps zu den Seltenheiten und er findet sich höchstens hier und da auf den Kluftflächen in feinen Krystall-Nadeln angehäuft. Das schon so oit erwähnte gelblichweisse Harz ist in den festen Kohlen des Hauptflözes recht häufig und zeigt neben muschligem Bruch und grosser Sprödigkeit häufig einen 335 Stich ins Röthlichgelbe, der es dem Bernstein sehr ähnlich erscheinen lässt. Bituminöses Holz fehlt hier so wenig als auf irgend einer anderen Grube in den Kohlenlagern ; doch zeichnet es sich weder durch seine Beschaffenheit noch durch seine Ab- lagerungsform vor den früher erwähnten Vorkommnissen aus. Schon aus den Aufschlüssen des beschriebenen Quer- schlags geht deutlich hervor, dass auf der Grube Graf Beust im Ganzen nur zwei Flöze aufgeschlossen sind, indem die beiden weniger mächtigen Flöze als zu einem Lager gehörig angesehen werden müssen. Sie lagern sich im Osten und Westen an den Sattel an, welchen das Hauptfiöz im Strei- chen h. 9 bis 10 mit 70 Grad westlichem und 60 Grad öst- lichem Fallen bildet. Die Ausdehnung des Sattels in der Richtung des Streichens ist zur Zeit noch unbekannt, aber bereits auf mehr als 100 Lachter (670 Fuss) durch strei- chende Strecken am Hangenden des Hauptflözes zu beiden Seiten aufgeschlossen (siehe das Grubenbild Taf. XII. Fig. 15 und das Profil nach der Linie AB Fig, 16.). Von dem Querschlage aus ist gegen S.0. eine strei- chende Diagonal-Strecke mit 12 Grad ansteigend im Haupt- flöze getrieben worden. Wo diese bei circa 28 Lachter Er- längung das Hangende erreicht hat, ist man gegen N.O. querschlägig in das Flöz hineingegangen und hier zeigt sich die sattelförmige Ablagerung der Kohlen am evidentesten. Mit einem stetig gekrümmten Bogen fallen die Letten im Hangenden mit 60 Grad gegen S.W. ein. Gegen N.O. hin senken sie sich mit gewölbeartigem Bogen zu einer flachen Einsenkung herab, aus der sie sich abermals mit 20 Grad erheben, um dann noch weiter nordöstlich mit 60 Grad gegen N.O. sich bis zu der streichenden Strecke hinabzusenken, welche an dieser Seite noch 20 Lachter weiter gegen 8.0. hin das stetige N.O.-Einfällen des Sattelflügels aufgeschlos- sen hat. Leider konnte an dieser Stelle des Querschlages das Einschiessen des Hangenden nicht in Augenschein ge- nommen werden, weil Luftmangel und übermässige Hitze 99 %* 336 ein weiteres Vordringen unmöglich machte; denn schon seit t844 steht in N.O. das Hauptflöz in Brand und hat man bis jetzt den Brand noch nicht bemeistern können, der sich in neuester Zeit noch beträchtlich weiter gegen N.W. ausge- dehnt haben soll. Seine Veranlassung scheint hier dieselbe gewesen zu sein wie in Älaxen, nur dass dem Druck der hangenden Gebirgsschichten offenbar eine geringere Einwirkung zuzu- schreiben sein möchte, als dem Liuftzutritt und vornehmlich dem Gehalt der Kohlen an fein eingesprengtem Schwefelkies, der durch seine schnelle Zersetzung einen beträchtlichen Grad von Wärme erzeugt und endlich die Kohlen entzündet. Denn selbst das Kohlenklein, welches beim Sieben der Förderkohle zurückbleibt und auf die Halden gestürzt wird, hat sich von selbst entzündet und ist vollständig abgebrannt. Und bei losen aufgeschütteten Halden fällt doch gewiss jede Vorstel- lung eines mächtig wirkenden Druckes von selbst fort. Dass aber die hiesigen Kohlen Eisen in beträchtlicker Menge und daher ursprünglich wohl Schwefelkies in sehr feiner gleich- mässiger Vertheilung enthalten, das beweisen jene ausge- brannten Halden durch die tiefrothe Färbung der zurückge- bliebenen Aschenhaufen. Man kann daher wohl mit Recht annehmen, dass Koh- en, welche eine tiefroth gefärbte, also stark eisenhaltige Asche beim Verbrennen hinterlassen, vornehmlich zur Selbst- entzündung geneigt sind und daher mit besonderer Vorsicht abgebaut werden müssen, wenn man Grubenbrände vermei- den will. Die sicherste Vorsichtsmaassregel bleibt immer sin rascher und möglichst reiner Abbau der Flöze, ohne dass dieselben bei starker Durchörterung des Feldes durch "ausgedehnte Ausrichtungsarbeiten zu lange Zeit dem Zutritte der atmosphärischen Luft offen stehen. Ausser der beschriebenen faltenartigen Einsenkung der Sattellinie parallel dem Streichen zeigt sich an dem südli- chen Ende jener Diagonalstrecke noch ein deutliches Einsin- ken des Hangenden gegen S.O. hin, so dass sich hier der Sattel in nicht gar weiter Entfernung zu schliessen scheint. Wie die auf dem Grubenbilde (Taf. XII. Fig. 15) ver- zeichneten Zahlen andeuten, ıst das Einfallen der Sattelflü- gel nicht an allen Stellen constant, sondern schwankt zwischen 50 und 70 Grad. Die Mächtigkeit des sogenannten Hauptflözes kann vo: der Hand nicht genau angegeben werden, da der Querschlas gerade in der horizontalen Umbiegung des Sattels getrieben ist und daher für die betreffende Bestimmung gar keinen Anhalt gewährt. Wenn es sich bestätigt, dass man im Lie- genden des Hauptflözes durch Bohrung noch ein drittes Flöz in geringem Abstande aufgefunden, so würde dies allerdings ein höchst wichtiger Beitrag zur Kenntniss der hiesigen La- gerungsverhältnisse bilden, die sich dadurch offenbar mehr den Verhältnissen von /tauen und Frankfurt nähern. Denn alsdann treten auch hier die gewöhnlichen drei Flöze auf und es kann höchstens überraschen, zwischen den Flözen statt reiner Formsand-Mittel thonigsandige Letten anzutrelien, die sich sonst nur in den hangendsten Schichten oder im unmi:t telbar Liegenden des dritten Flözes zu finden pflegen. Unter ganz gleichen Verhältnissen lagern die Flöze auch auf den zahlreichen anderen Gruben, welche eng aneinande: anschliessend sich in südöstlicher Richtung bis zum Dorte Lugau ausdehnen. Auf den meisten von ihnen sind aber die bergmännnischen Arbeiten nur bis zur Auffindung bauwür- diser Kohlenflöze behufs der einzulegenden Muthung und darauf folgender Belehnung fortgesetzt worden, und da diese: Zweck gewöhnlich schon durch das Abteufen eines Schach- tes oder das Absinken einer geringen Anzahl von Bohrlö- chern erreicht werden konnte, so sind die auf diesen Gruben- feldern vorhandenen Aufschlüsse von geringem Belang. im südlichen Felde Homann hat eine kurze Zeit Abbau au! einem h. 9 streichenden Sattel stattgefunden, dessen Spit: gegen S.O. hin vollständig geschlossen war. Im Betriebe stehende Kohlengruben trifft man nordw es 338 lich von Ziebenuu erst bei Schermeissel, Zielenzig und Gleis- sen. Aber zwischen den genannten Orten gehen Braunkoh- lenflöze an verschiedenen Stellen zu Tage aus oder sind durch Bohrversuche oder zufälligen Fund seit geraumer Zeit be- kannt. Schon Herr Kröpen hat in seinen Beiträgen zur geognostischen und mineralogischen Kenntniss der Mark Brandenburg *) die betreffenden Punkte mit grosser Genauig- keit und Vollständigkeit angedeutet und nach seinen Anga- ben sind auf der Uebersichtskarte (Taf. IX.) die Fundorte verzeichnet worden. Nordwestlich von Ziebenau liegen zunächst die drei Punkte Seeren, Schönow und das Lugower Vorwerk in der Rich- tung von O.N.O. gegen W.S.W. nebeneinander; an diese schliessen sich weiter gegen N.W. in gleicher Richtung ne- ben einander liegend die beiden Fundorte Langenphul und Gross-Kirschbaum an, und unmittelbar östlich von Schermeissel sollen bei den Dörfern Tempel uud Grochow Braunkohlenflöze zu Tage ausgehen; doch fehlen für alle diese Vorkommen genauere Angaben über die Lage- rungsverhältnisse. Schermeissel: Schermeissel liegt 14 Meilen im Osten von Zielenzig und ungefähr 3 Meilen im N.N.W. von Schwiebus in einem fla- chen Thale zwischen den sogenannten Hembergen im Norden und dem Hutberge im Süden. Die Hemberge erstrecken sich in der Richtung von O.S.O. gegen W.N.W. und an ihrem Nordabfalle liegen die reichen Alaunerde- und Braun- kohlenlager des als Badeort bekannten Dorfes Gleissen. Der Hutberg im Süden von Schermeissel setzt sich gegen W. und N.W. fort und hier wird gleichzeitig auf Alaunerde und auf Braunkohlen Bergbau getrieben. An vielen Punkten tritt ein blendend weisser feinkörni- *) Stück II. S. 70 bis 74. 339 ger Quarzsand zu Tage, der sich in Farbe und Zusammen- setzung so wie auch in der Grösse seines Korns gleich sehr vom Formsande wie vom nordischen Geschiebe-Sande unter- scheidet. Er besteht aus farblosen durchsichtigen Quarzkör- nern, die ohne rundlich zu sein doch keine scharfe Kanten und Ecken zeigen und sich in den verschiedensten unregel- mässigen Gestalten finden. Diese Quarzkörner, welche den Sand in weit überwiegender Menge zusammensetzen, sind mit unbewaffnetem Auge deutlich erkennbar, daher beträcht- lich grösser als die des eigentlichen Formsandes, von denen sie sich auch schon durch das schärfere, rauhere Anfühlen unterscheiden. Sie erreichen aber nie die Grösse der geibli- chen Quarzkörner des nordischen Geschiebe-Sandes, die nur selten kleiner als die Körner des Mohnsamens werden und stets abgerundet gefunden werden. Neben den Quarzkörnern finden sich in diesem Sande kleine schwarze. abgerundete Pünktchen in sehr untergeordneter Menge, (die aber keine Kohle sind, sondern aus einem Eisensilikate zu bestehen scheinen), und endlich noch feine weisse Glimmerschüppchen in sehr wechselnder Menge, aber niemals ganz fehlend. Koh- lenbeimensung scheint dem Sande durchaus fremd zu sein, vielmehr bewahrt er stets seine blendend weisse Farbe, die nur selten durch lichtgelblich gefärbte Streifen unterbrochen wird. Diese Streifen verlaufen dann immer sehr unregelmässig und stehen zur Schichtung in keinerlei Beziehung, von der bei diesem Sande überhaupt nur äusserst selten einmal eine Spur zu entdecken ist. Wie der Formsand bildet dieser Sand. den man wohl passend als „Glimmersand” bezeichnen könnte, steile Wände und tritt meistens in mächtigen Lagern auf. Seiner wird vornehmlich in der Gegend von Buckow Erwäh- nung geschehen müssen und auch die Sandlager 3) auf der Grube Fortuna bei Aropstädt und 3) in der östlichen Grube am Gallunberge bei Wittenberg gehören augenschein- scheinlich diesem Glimmersande an. Auf dem Wege von Schermeissel zur Braunkohlengrube tritt dieser Sand unter einer Decke von mulmiger Kohle in 340 einer Sandgrube zur linken Seite des Weges auf. Es lagert unter 15 Fuss Dammerde, 1 5, bräunlichschwarze erdige Braunkohle, 2 , Glimmersand, unter welchem sich ein kiesar- tiger sehr grobkörniger Quarzsand findet, der nur selten Glimmerblättchen enthält und vorrherrschend aus abgerunde- ten bis zu 2 Linien grossen Körnern von farblosem, seltener bläulichgrau gefärbtem Quarze besteht. Die Körner sind theils rundlich, theils länglich eirund und von sehr unregel- mässiger Gestalt. Ohne dass noch andere Lager mit entblösst wären, fin- det sich Ausgehendes von dem oben beschriebenen Glim - mersand noch an vielen Punkten in der Umgegend von Schermeissel, so namentlich auch auf den Südabfällen des Hutberges. Auf der Braunkohlengrube ist mit einem Schachte von 11 Lachter (73 Fuss) Teufe das Niveau des Grundwassers erreicht und ein Kohlenflöz von 4 bis 5 Fuss Mächtig- keit aufgeschlossen worden, das h. 8 bis 9 streicht und fast genau vertikal steht, mit geringer Neigung gegen N.O., die gegen N.W. im Fortstreichen bis zu 75 Grad N.O. abnimmt. Die Kohle ist dunkelbraun, sehr fest und stückreich und zeigt auf den sehr undeutlichen Schichtungsflächen nur selten er- kennbare Pilanzenreste in schärferen Umrissen. Die Kohle ist durchweg homogen mit erdigem, mattem Querbruch. Das mit derselben vorkommende bituminöse Holz zeichnet sich in Ansehen und Beschaffenheit durch nichts vor dem anderer Gruben aus. Das Hangende (gegen N.O.) bildet ein sehr bituminöser sandig thoniger Letten, in welchem Thon und Bitumen die herrschenden Gemenstheile sind. Der Letten ist dünn- schiefrig und in abwechselnden Lagen je nach dem Gehalt an Kohlentheilen lichter und dunkler braun gefärbt. Auf den Schichtungsflächen sind äusserst feine Quarzkörner und dünne Glimmerflitter angehäuft. Im Liegenden des Kohlenflözes, also gegen S.W., findet 341 x sich ein eigenthümlich zusammengesetztes Mittel von nur 3 bis 4 Zoll Mächtigkeit, das als eigene Schicht kaum auf- geführt werden dürfte, wenn es nicht in mehr als einer Be- ziehung von Bedeutung wäre. Es besteht nämlich aus äus- serst feinen Lagen, die abwechselnd aus sandiger Kohle und aus braunem, feinkörnigem Quarzsand zusammengesetzt sind. Die einzelnen Schichten sind kaum + Zoll stark. Die Kör- ner des Sandes sind etwa halb so gross als die des Mohn- samens, an sich farblos und durchsichtig, aber von adhäri- rendem Kohlenstaub äusserlich braun gefärbt. Derselbe Sand ist auch die Beimischung der Schichten, welche aus sandiger Kohle bestehen. Glimmer fehlt in beiden, nur wenige Quarz- körnerchen zeigen eine ihnen eigenthümliche milchige, trübe Färbung und pflegen dann auch an Grösse die übrigen farb- losen zu übertreffen. So schwach dies eigenthümliche Zwischenlager auch ist, so erhält es sich doch mit grosser Regelmässigkeit und in gleicher Stärke im Liegenden des bauwürdigen Flözes und ist für die Technik um deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil die unmittelbar unter demselben lagernden Kohlen durch ihren überstarken Gehalt an Gyps und ihre geringe Festig- keit unbrauchbar und unbauwürdig gefunden werden. Diese Kohlen sind 4 bis 5 Lachter mächtig und werden durch ei- nen 1 Zoll starken I'honschmitz abermals in zwei Lager ab- getheilt, die aber aus den angegebenen Gründen nicht weiter aufgeschlossen werden. Das Liegende derselben ist nicht zu beobachten gewesen, soll aber nach Aussage des Steigers aus jenem weissen Glimmersande bestehen, dessen Be- schreibung schon oben ausführlich gegeben worden ist. Der Bau, welcher allein auf dem Oberflöze getrieben wird, beschränkt sich auf die Beschaffung des Brennmaterials für den Betrieb der Alaunsiederei und ist daher nur wenig ausgedehnt. Es, wird in zwei übereinander liegenden Bau- strecken gearbeitet, durch deren Fortsetzung in nordwest- licher Richtung sich herausgestellt hat, dass die Kohlen je weiter gegen N.W. desto flacher gegen den Horizont geneigt 342 sind, bis sie zuletzt unter 30 Grad einfallend sich. zu einem gegen N.W. geschlossenen Sattel umbiegen, auf dessen N.O.- Flügel bisher der Grubenbetrieb stattfindet. Der südwest- liche Gegenflügel dieses Sattels soll durch Bohrversuche be- reits angetroffen, seine Kohlen aber von schlechterer Be- schaffenheit sein. Es ist jedoch wohl denkbar, dass man dennoch durch den Grubenbetrieb auch auf dieser Seite bau- würdige Kohlen finden wird. Oestlich von den Braunkohlenflözen lagert die Alaunerde und zeigt bei parallelem Streichen in h. 8 bis 9 ein gleich- gerichtetes Einfallen mit 50 bis 60 Grad gegen N.O. Sie ist in ein mächtiges Lager von grauem Thon eingeschlossen, gegen den sie im Norden ganz plötzlich abschneidet und ge- wissermaassen nur eine untergeordnete Bildung in dem Thon selbst darstellt. Im Hangenden wird sie von dem Thon durch die sogenannte Eisenschale getrennt, eine kaum zollstarke Schicht eines sehr eisenschüssigen sandigen Thons, der aber von so dichtem und festem Gefüge ist, dass er den Zutritt der Tagewasser zum Alaunflöz vollkommen absperrt. Die Alaunerde selbst ist ein sehr inniges Gemisch aus überwiegendem Thon, feinem Sande in geringerer Menge und Bitumen, welches sich als eine ganz homogene Masse dar- stellt, in welcher der äusserst fein eingesprengte Schwefelkies (die wesentliche Bedingung für die Bildung des Alauns beim Verwittern der aufgeschütteten Halden) so fein vertheilt ist, dass er selbst mit der Loupe nicht als abgesonderter Ge- mengtheil wahrgenommen werden kann. Die Alaunerde ent- hält in ihren Gemengtheilen somit alle Bedingungen für die Bildung der Eisenschale, welche für die Erhaltung der tech- nischen Brauchbarkeit des Alaunerdelagers von grosser Be- deutung ist, indem sie dasselbe gegen die vollständige oder theilweise Auslaugung durch die eindringenden Tagewasser schützt. Es sind nur sauerstoffhaltige d. h. mit atmosphä- rischer Luft geschwängerte Wasser erforderlich, um aus den obersten Schichten der Alaunerde jene Eisenschale entstehen zu lassen; denn die Oxydation des Schwefelkieses zu Eisen- 343 oxydhydrat bedingt eine festere Verkittung des beigemengten Thones. | Wie es den Anschein hat, umlagert das Alaunflöz den Sattel der Braunkohlenflöze in einem weiten gegen Norden offenen Bogen und gehört entschieden in das Hangende der- selben, was unzweifelhaft dargethan wäre, wenn es sich be- stätigen sollte, dass man mit dem nördlichsten Schachte auf der Braunkohlen-Grube das Alaunerdeflöz in oberer Teufe (aber nur mit geringer. Mächtigkeit) durchsunken habe. An Ort und Stelle konnten über die specielleren Lage- rungsverhältnisse der Alaunerde keine genaueren Untersu- chungen vorgenommen werden, da auf demselben nur wäh- rend einiger Wintermonate ein wenig ausgedehnter Bau ge- trieben wird. Durch einen Schacht und einige Strecken schliesst man nur gerade so viel Feldestheil auf, als dem Bedürfnisse an- gemessen ist und in der nächstfolgenden Zeit abgebaut wer- den kann. Daher kommt es, dass hier so wenig, wie früher bei Muskau und an der folgenden Lokalität bei Gleissen, aus ei- gener Anschauung Beobachtungen über den Bergbau auf dem Alaunerdeflöze mitgetheilt werden können. Gleissen. Wie bei Schermeissel so ıst auch bei dem nördlich be- nachbarten @leissen der Braunkohlen - Bergbau auf die Be- schaffung des Brennmaterials beschränkt, welches die gleich- zeitig in Betrieb stehende Alaunhütte zur Verarbeitung der gewonnenen Alaunerde in Anspruch nimmt. Bedeutende Aufschlüsse sind daher hier so wenig wie dort vorhanden, und nur häufig wiederholte Nachforschungen können zu einer übersichtlichen Darstellung der Lagerungsverhältnisse so- wohl in ihrer vertikalen als in ihrer horizontalen Entwick- lung führen. Denn auf allen diesen kleineren Gruben wird der Bau sehr zweckmässig und vortheilhaft so eingerichtet, dass man an Stellen, wo das Auftreten. sei es der Braun- 344 kohle oder der Alaunerde, durch Ausgehendes oder vorher abgesunkene Bohrlöcher genügend bekannt ist, einen Schacht bis auf die Wassersohle abteuft, von diesem aus die Flöze durch einen Querschlag und streichende Strecken so weit vorrichtet, als der Wetterwechsel mit Hülfe einiger Bohrlö- cher genügend erhalten werden kann, dann sogleich mit dem Abbau beginnt, und nach Vollendung desselben in angemes- sener Entfernung auf dieselbe Weise einen neuen Bau er- öffnet. Zudem werden dann auch von diesen Bauten nur in seltenen Fällen Grubenbilder aufgenommen, die wenigstens für die Darstellung der horizontalen Lagerungsverhältnisse einen wesentlichen Anhalt gewähren könnten, Daher ist man bei solchen Lokalitäten fast allein auf ältere Beschrei- bungen und die Aussagen der Grubenbeamten angewiesen. Der Bergrath Scuurz hat in seinen Beiträgen zur Geo- gnosie und Bergbaukunde (8. 19ff.) vom Jahre 1821 eine ausführlichere Beschreibung der Gleissener Alaunerde- und Braunkohlen-Vorkommen gegeben, und aus derselben mögen folgende kurze Notizen hier einen Platz finden. In der Umgegend von @leissen treten Braunkohlen und Alaunerde an vielen Punkten in unmittelbarer Nach- barschaft auf und zwar so, dass von dem Vorhandensein der Alaunerde mit ziemlicher Sicherheit auf das gleichzeitige Auftreten der Braunkohle geschlossen werden kann, ohne dass jedoch letztere immer von jener begleitet zu sein pfleste. Das Liegende beider soll eine thonigsandige Masse ‚sein, welche von den Arbeitern ‚‚das Todte” genannt wird. Die Braunkohle ist die entschieden ältere Bildung und wird von feinkörnigem Sande (Formsand) bedeckt, der eine schmutziggraue Farbe hat. Die Kohle ist meistens Erdkohle, die oft rahm- und pulverförmig wird und ausser vielem bituminösen Holz oft bis 1 Fuss mächtige Lager von Alaunerz enthält. Die Braunkohlenflöze zeichnen sich vor den Alaunflözen nicht allein durch ihr häufigeres Auftreten aus, sondern ihre Lager erreichen auch immer eine grössere 345 Ausdehnung, die bis zu 60 Lachtern in der Richtung des Streichens zunimmt, so namentlich in den sogenannten kalten Gründen. Ihre Mächtigkeit wächst bis zu 2 Lachtern. Thon- und Sandlager trennen die Braunkohlenflöze von den Alaunerdelagern. Diese letzteren werden im Hangenden wie im Liegenden von mächtigen Lagern grauen eisenschüssigen Thones begleitet und zeigen meistens ein starkes oft sogar senkrechtes Einfallen. Das Alaunerz ist von schwarzer Farbe, starkem Glanz und von grob-, zum Theil grosskörnig-blättriger Textur. Zu den häufigsten Beimengungen desselben gehören Nester von späthigem Gyps, die bis zu Kopferösse anwachsen, und ausserdem graue und braune Thonlager, die allmälige Ueber- gänge in Alaunerz zeigen. Die Alaunerzlager sind nie über 100 Fuss in der Richtung des Streichens ausgedehnt und ihre Mächtigkeit beträgt 20 bis 25 Fuss. Im Allgemeinen lagern sie mehr in den tiefer gelegenen Theilen des Terrains, während die Braunkohlen gerade in den höheren Gegenden häufiger angetroffen werden. Ueber die Ablagerungsform fügt er dann hinzu a.a. 0. p- 24. „Es ist schwer, von der Lagerung der Gebirgsarten des „Gleissener Gebietes sich ein vollkommen richtiges Bild zu „entwerfen. Nach dem Totaleindruck, welchen die geführte „Untersuchung in mir zurückgelassen hat, haben sämmtliche „Gebirgsarten, sofern es ihrer Bildung erlaubt war, der „Hauptrichtung von N.W. gegen S.O. zu folgen, sich unter „einem mehr oder weniger starken und oft vollkommen senk- „rechten Fallen abgesetzt, ohne das damit verbundene Strei- „chen auf grosse Erstreckungen beizubehalten. Im anderen „Fall, wo ihr Niederschlag weniger ruhig war, und der „Hauptrichtung nicht folgen konnte, erfolgte eine gemischte, „verworrene, theils gelegte, sattel- und muldenförmige, oder „stehende, aber in Ansehung des Streichens von der Haupt- „richtung abweichende Ablagerung.” So genau und naturgetreu auch sonst alle Darstellungen 346 des Verfassers sind, so braucht doch nur auf die fast staub- förmige Feinkörnigkeit aller Schichten-Massen, welche das Braunkohlengebirge zusammensetzen, hingedeutet zu werden, um die Erklärung, welche derselbe von der Bildung der Schichtenstellung giebt, für wenig wahrscheinlich zu halten. Vielmehr wird man nicht umhin können, hier wie auch an anderen Orten, späteren mechanischen Einwirkungen die Veränderungen zuzuschreiben, welchen die ursprünglich (we- nigstens annähernd) horizontal abgelagerten Schichten aus- gesetzt gewesen sind. Im weiteren Verlauf macht der Bergrath Scaurz folgende 6 bekannteren und regelmässiger gelagerten Alaunerzflöze namhaft: 1) Das Lager der Grube Blücher in den kalten Gründen, 60 Lachter lang. 40 Fuss hoch und 28 Fuss mäch- tig, mit 70 bis 80 Grad südwestlich einfallend. 2) Das Lager der Grube Wellington ebenfalls ın den kalten Gründen, auf 20 Lachter im Streichen bekannt, 30 Fuss hoch und 12 bis 16 Fuss mächtig; es liegt dem vorhergehenden in 80 bis 90 Lachter Entfernung gegen- über. 3) Das Lager nördlich von dem Dorfe @leissen, 30 Lachter lang, 21 Fuss mächtig und 30 bis 40 Fuss hoch, mit 66 Grad südwestlich fallend, oder, wie Herr KLöpen*) berichtigt,65 Grad nordöstlich fallend. A. a. ©. fügt Herr Kröpen hinzu. dass es 2 Lager von zusammen 20 Fuss Mächtigkeit! gewesen seien, die durch eine 3 Fuss starke Thonlage getrennt wurden, und an deren Ende (?) noch ein drittes Erzlager von 3 Fuss Mächtigkeit lagerte. Das Han- sende war fester brauner Thon (Kohlenletten KLönen); das Liegende grauer Sand (wahrscheinlich Formsand). 4) Das Lager an der Ziegelei nordwestlich von Gleissen, 6 Lachter lang, 14 Fuss mächtig, 20 Fuss hoch und mit senkrechtem Einfallen. *) Beiträge Stück II. p. 02. 347 Weniger regelmässig ist die Gestaltung des Lagers 5) im Schlossgarten zu Gleissen gefunden worden ; es war mehr ein Nest.zu nennen denn ein Lager; auf der einen Seite schlossen es Braunkohlen und Kohlenletten, auf der anderen mächtige Thonlager von grauer Farbe ein (Krö- ven). Seine Längen+ Ausdehnung betrug gegen 200 Fuss, die Höhe schwankte zwischen 6 bis 50 Fuss und die Breite ‚ betrug 50 Fuss. 6) Das Alaunerdelager in der Nähe der Alaurhütte, welches schon vor längerer Zeit abgebaut worden ist, zeigte eine wellenförmige Ablagerung, und seine Mächtigkeit stieg von wenigen Zollen bis zu 2 Lachtern. Alle bezeichneten Fundorte der Alaunerde liegen in ei- ner geraden Linie, welche von den sogenannten kalten Grün- den aus gegen W.N.W. durch den Schlossgarten zu Gleissen verläuft und werden auf der nordöstlichen Seite von einem parallelen Braunkohlenzuge begleitet, auf dem vornehmlich am Wege von Gleissen nach Polnisch Neudorf an verschie- denen Punkten gebaut worden ist. Auf der im Betrieb stehenden Braunkohlengrube in der- selben Gegend, war nur ein Braunkohlenflöz und das Hangende desselben, ein feinkörniger grau- und braunstrei- fiser Formsand, aufgeschlossen. Die Kohlen sind schwärz- lichbraun, sehr fest und durchweg homogen mit erdigem @Querbruch. Die undeutlichen Pflauzenreste auf den Schich- tungsflächen, rundliche Partieen des gelblichweissen Harzes, bituminöses Holz und fein eingesprengte Gypsnadeln, alles wiederholt sich hier wie auf anderen Gruben. Frisch geför- derte Alaunerde war nicht vorhanden, so dass über ihre Be- schaffenheit aus eigener Anschauung nichts hinzugefügt wer- den kann, so wenig wie über irgend andere Schichten, welche in Verbindung mit derselben oder den Kohlen sonst noch vorkommen mögen. Im Allgemeinen scheint es also, dass die Braunkohlen- und Alaunerdeflöze eine ausgedehnte Mulde bilden, die im Osten von Gleissen anhebt und sich mit dem Streichen h. 9 348 bis 10 so gegen N.W. hin ausdehnt, dass ihre Muldenlinie etwa durch den Schlossgarten von Gleissen gezogen werden kann, und dass die Braunkohle sowohl als die im Hangenden sich anlagernde Alaunerde von einer Menge Störungen und Klüften durchsetzt werden, welche das Ganze in eine An- zahl einzelner Lagerstätten zertrennen. Nördlich von Gleissen wurde bis zum Jahre 1770 bei Königswalde eine Alaunhütte betrieben, deren bereits in der Einleitung Erwähnung geschehen ist, über welche aber alle ausführlicheren Nachrichten fehlen. Zwischen ÄKönigswalde und Zielenzig erwähnt Herr Krö- DEN *) ausserdem noch des Ausgehenden von Braunkohlen- flözen in der Gegend des Dorfes Arensdorf, die aber nie Gegenstand eines Bergbauunternehmens geworden zu sein scheinen. Zielenzig. Durch Bergbau aufgeschlossen, trifft man die Braunkoh- kohlen westlich von Schermeissel und Gleissen erst wieder bei Zielenzig. Das Städtchen liegt in einem S.N.-streichen- den Thale am Postum-Bache, der im Osten im Bürger-See entspringt, mit einem weiten Bogen gegen Süden an Wan- dern vorüber fliesst und von Ostrow ab an Zielenzig vorbei mit starkem Gefälle dem Warthe-Bruch gegen Norden zueilt. An beiden Seiten des Wassers erhebt sich das Terrain bei Zielenzig in stuferweis aufeinanderfolgenden Terrassen und erreicht im Osten seine grösste Höhe im Taubenberge, 250 Fuss über dem Niveau des Baches bei dem Städtchen. Oest- lich vom Taubenberge fällt das Terrain allmälig zum Bür- ger-See ab, und wird in der Richtung gegen N.W. von mehren flachen Thaleinsenkungen durchzogen. Einer gleichen Richtung folgen auch die terrassenartigen Abstufungen am Westabhang des Taubenberges, die zwischen ihren Rändern *) Beiträge St. II. S. 72. 349 noch flache Einsenkungen einschliessen und so mächtiger erscheinen, als sie in der That sind. Gelblichgrauer, sehr sandiger Lehm und grauer nordi- scher Sand setzen die Höhen zusammen und tragen eine bedeutende Menge von kleineren und grösseren Geschiebe- blöcken und Trümmern. Nur selten gelingt es den Schich- ten der Braunkohlenformation die Tagesoberfläche zu errei- chen, und meistens ist es der blendend weisse Glimmer- sand, wie er schon bei Schermeissel näher beschrieben worden ist, welcher sich in den tieferen Wasserrissen und an steile- ren Abhängen entblösst zeigt. So lagern auf dem Wege von Zielenzig nach Wandern am Südabfall der zweiten Terrasse unter 6 Fuss schwarzer humoser Dammerde 1+ Fuss grauer nordischer Sand mit einer grossen Menge kleiner abgerundeter Gneiss- und Granit-Geschiebe untermengt, dann blendend weisser Glimmersand von zoll- breiten, unregelmässig verlaufenden, gelblichgefärbten Streifen durchzogen. Weiter östlich zeigten sich dieselben Schichten in ei- nem Wasserrisse entblösst, während der Abhang des Berges mit jenem Glimmersand bedeckt war. Dieser liess aber beim Berühren auf der Fläche der Hand einen feinen weissen Staub zurück, der vermuthlich einer Zersetzung des Glimmers seinen Ursprung verdankt, wie sie bei gleichzeitiger Ein- wirkung von Luft und atmosphärischem Wasser sehr leicht denkbar ist. Ziemlich hoch am West-Abhang des Taubenberges hin- auf findet sich der Glimmersand in Verbindung mit man- nigfach gefärbten Thonschichten entblösst, welche letztere wahrscheinlich durch Verwitterung aus ursprünglichen Let- tenlagern entstanden sind. Die Thonschichten sind deutlich geschichtet und zeigen ein Streichen in h. 9 bis 11 mit 45 bis 50 Grad nordöstlichem EFinfallen, so genau sich dies bei der geringen Ausdehnung des Ausgehenden bestim- men liess. Zeits. d, d. geol, Ges, IV, 2, 23 350 Vom Hangenden zum Liegenden sind in einem Wasser- risse folgende Schichten zu beobachten: 14 bis 2 Fuss brauner Thon. 2 Fuss gelb- und braungestreifter Thon mit einzelnen Sandschmitzen von sehr feinkörnigem glimmer- reichen Sande. 1 Zoll schwarzer Thon. 4 Zoll weisser glimmerreicher Sand. 1 Zoll durch Eisenoxydhydrat bräunlichroth ge- färbter Sand. Darunter folgt in unbekannter Mächtigkeit weisser Glimmersand mit gelblichweiss gefärbten unregelmässigen Streifen. Welche Stellung der Glimmersand zu den Braunkohlen- flözen einnehme, darüber findet sich bei Zielenzig so wenig wie bei ‚Schermeissel irgend ein Aufschluss; es ist aber sehr wahrscheinlich, dass er den liegenden Schichten angehöre. Weiter gegen Zielenzig hin, am Judenkirchhof hin, geht die Braunkohle zu Tage aus mit einem Streichen in c. h. 10. Schon beim festeren Auftreten giebt der Boden durch einen dumpfen hohlen Ton deutlich zu erkennen, ‚dass man sich über wesentlich.anderen Massen befinde als der ge- wöhnlichen Lehm- und Sandablagerung. Das Ausgehende mag einige und 20 Fuss lang und etwa 4 bis 5 Fuss breit sein, und hat zur ersten Auffindung der Kohlen Veranlas- sung gegeben. Ueber die vertikalen Lagerungsverhältnisse geben fol- sende in der Nähe des Judenkirchhofs gestossene Bohrlöcher Aufschluss. 4F. Schlüssiger Sand. *) 15 FE. Steingebirge. 16 ,„, Formsand. 12 ,„ Formsand. 10 „ Vermischtes Lettengebirge. 4 „ Thon. 6 ,„ Kiessand. 15 ‚, Letten. 36 F. Ir” 1 „ Kohle (angebohrt). 50E. *) Unter „schlüssigem Sand”, „‚Schlusssand”, „‚Schurrsand”, „Roll- sand” ist in den Bohrprofilen der märkischen Bergleute stets ein grau- 4 FE. Schlusssand. 7 ,„ Formsand. 9 ,, Kohlengebirge. *) 15 ,, Schwarze Letten. 12 ,, Kohle. 24 „ Kohle mit Schlusssand. 3 „ Kohle. 524 F. 7 E. Schlusssand. 12 „ Formsand. 6 ,„ Kohlengebirge. 351 4F. Gelber Kiessand. 7 „ Vermischtes Kohlengebirge. 29 „ Kohlengebirge mit Schlamm- kohle. 8 „ Kohle. 3 „ Graue Letten. 51 F. A F. Gelber Kiessand. 6 „, Weisser Sand. 29 „ Vermischtes Kohlengebirge. 1 ,„ Graue Letten. 15 ,„ Schwarze Letten. 40 F. 9 „ Kohle (nicht durchbohrt). 49 F. Am Judenkirchhof. 7F. Alaunerzgebirge (?), **) 27 „ Weisser Sand. 11 FE. Schlusssand. SA. 13 „ Formsand. 59 „ Grauer Letten. 7F. Lehm und Letten. 16 „ Schwarze Letten. 7 ,, Gemischtes Kohlengebirge. 12 ,„ Kohle. 10 ,„ Schlammkohle. 1 ,„, Kohlengebirge. 18 „ Formsand mit grauen Letten, 10 „ Kohle. 7°, Kohle. 68 F. 2 „ Graue Letten. S1F. 7F. Grauer Sand. 13 „ Formsand. 8 „, Kohlengebirge. 15 „, Schwarze Letten. 1 ,„ Kohle (angebohrt). ; ME - a0 E. 7 F. Steingebirge. S „ Graue Letten. 10 ,„, Schwarze Letten. 25 ,, Milde Kohle, Thon mit Wasser. lichweisser oder gelblicher nordischer Sand zu verstehen, welcher in den Wandungen “der Bohrlöcher nicht fest steht, sondern schurrt oder rollt und das Bohrloch leicht verschüttet. *) Was unter dem so oft wiederkehrenden Ausdrucke „Kohlenge- birge” und „vermischtes Kohlengebirge” gemeint sei, ist schwer mit Be- stimmtheit anzugeben; doch ist es wahrscheinlich, dass damit Formsand- lager bezeichnet sind, die wegen ihrer abwechselnd grauen und braunen Färbung in den Bohrproben schwerer zu erkennen waren. **) Kann wohl kaum etwas anderes gewesen sein als die ausgehende Kohle, die natürlich an der Tagesoberfläche sehr mürbe und mannigfach verunreinigt ist. 230 352 2F. Lehm. 7 F. Steingebirge. 8 „ Mergel. — S „ Formsand mit Letten. 10 ,„, Graue Letten. 15 „ Grauer Sand. 20. ,„ Vermischte graue Letten. 14 „ Unreine Kohle. 25 „ Grauer Thon. 10 „ Kohle mit Sand. 65 8. fe) er Kohle. 7 F. Lehm. Zar 93 „ Formsand. 3 „ Schwarze Letten 63E. Auf der Grube Phönix selbst, welche südlich vom Ju- denkirchhof im Bau begriffen ist, durchteufte man mit dem Ludwigschachte, welcher als Förderschacht dient, folgende Lager: 28 Fuss Diluvial- oder nordischer Sand. 7 » schwarze Letten. 12 » Braunkohle. 4 » Formsand. 11 » Braunkohle und 9 Fuss unter der Sohle des Schachtes erbohrte man schwärzlichgrauen Sand als Liegendes des unteren Kohlen- flözes, welches somit gegen 20 Fuss mächtig erschien. ‚In der Grube sind folgende Schichten vom Hangenden zum Liegenden durch einen Querschlag aufgeschlossen : 1) schwarze thonige Letten mit zahlreichen klei- nen Glimmerschüppchen, und schieferähnlich dünngeschichtet. 2) 1: Fuss glimmerreicher hellbrauner Formsand von sehr feinem Korn. 3) Das Oberflöz in etwa 10 bis 12-Fuss Mächtigkeit. 4) 8 Zoll glimmerfreier brauner Quarzsand. 5) 2 Fuss schwärzlichbraune, sehr bituminöse Letten. 6) 6 bis 8 Zoll glimmerfreier brauner Quarzsand. 7) Das Unterflöz 18 bis 20 Fuss mächtig. 8) Gelblichgrauer und braungestreifter Sand, der bis auf 14 Fuss Teufe nur durch Bohrung bekannt ist. Besonders auffallend ist in dieser Lagerung die Zusam- mensetzung des Mittels zwischen den beiden Flözen. 353 Der glimmerfreie Quarzsand, 4) und 6), besteht aus rundlichen, farblosen und durchsichtigen Quarzkörnern , die kaum die Grösse eines Mohnkornes erreichen und durch äusserlich adhärirenden Kohlenstaub bräunlich gefärbt sind. Der Sand zeigt gar keinen Zusammenhalt und unterscheidet sich in seinem ganzen Habitus gleich sehr vom Formsand wie von dem zuletzt charakterisirten Glimmersand. Die meiste Aehnlichkeit zeigt er mit den verbreiteten Sanden, die auf dem linken Oderufer bei Frankfurt, Buckow etc. die Flöze der sogenannten „liegenden Flöz-Partie” begleiten. Der Letten 5) ist ein inniges Gemenge aus Thon, Sand und Kohle, in welchem aber die Kohle so sehr vor- wiegt, dass die Masse, einmal durch die Löthrohr-Flamme entzündet, von selbst fortglımmt und man sie für nichts an- deres als unreine Kohle halten müsste, wenn nicht die über- aus voluminöse Asche, welche zurückbleibt, auf den wesent- lichen Gehalt an Thon und Sand aufmerksam machte. Zudem ist der Letten äusserst fein geschichtet und von dünnschie- frigem Ansehen. Auf den Schichtungsflächen sind dünne weisse Glimmerblättchen in grosser Menge angehäuft und in geringerer Zahl auch durch die Masse verbreitet. Die Kohlen der beiden Flöze sind in ihren äusseren Eigenschaften nicht von einander zu unterscheiden. Ihre Farbe ist bräunlichschwarz und nimmt auf einzelnen. Kluftflächen zuweilen einen bläulichen Schein an, dessen auch schon sonst Erwähnung gethan ist. Die Festigkeit der Kohle ist vor- nehmlich in den tiefer unter der Tagesoberfläche lagernden Theilen der Flöze sehr beträchtlich, und nimmt nach oben hin allmälig ab, während die Kohle mehr und mehr von Gypseinschlüssen verunreinigt wird, die bald in einzelnen Knauern spiessiger Krystalle, bald in ausgedehnteren, sich mannigfach kreuzenden Schnüren zusammengezogen sind. In den der Tagesoberfläche zunächst gelegenen Theilen der Flöze werden die Kohlen durch die überhand nehmende Gyps- einmengung vollkommen unbauwürdig. Die dichte, feste, sogenannte Knorpel-Kohle hat er- 354 \ digen nichtglänzenden Bruch und zerspringt beim Trocknen an der Luft in parallelipipedische krummflächige Bruchstücke, sogenannte Knorpeln. Bituminöses Holz fehlt der Braunkohle hier so wenig wie an anderen Lokalitäten, und es finden sich Baumstämme bis zu 80 Fuss Länge und 3 bis 4 Fuss Durchmesser. In der Regel pflegt es jedoch in kleineren Bruchstücken, und zumal in den liegenderen Theilen der Flöze, so in die dichte Braunkohle eingestreut zu sein, dass die Längenrichtung des Holzes der Schichtungsebene parallel ist. Nur äusserst sel- ten haben sich Stücke, und unter diesen vornehmlich nur Wurzelstubben gefunden, welche senkrecht oder unter grösse- ren Winkeln gegen die Ablagerungsflächen der übrigen Schich- ten geneigt waren. An einzelnen Stellen hat man auch Stücke bituminösen Holzes beobachtet, welche eine ganze Strecke weit in das Liegende der Flöze versenkt, und augenscheinlich bei ihrer Ablagerung in den weichen Schlamm der Unter- lage eingesunken waren. In seinem äusseren Ansehen und seiner Struktur unter- scheidet sich das Zielenziger bituminöse Holz nicht von den gewöhnlichen Vorkommnissen. Die Farbe ist bald lich- ter bald dunkler braun und nicht glänzend. Die deutlich erkennbaren Längsfasern sind fein und fest aneinander han- gend. Auf dem matten Querbruch erkennt man ohne An- strengung die concentrischen Jahresringe, deren regelmässi- ser Verlauf immer durch starken Druck von oben nach un- ten in das spitz Elliptische verändert erscheint. Häufig findet man Stücke, auf deren Querbruch sich die Masse der Jah- resringe durch schwarze Färbung, kleinmuschligen Bruch, Fettglanz und grössere Härte auffallend von der halbver- kohlten, matten und mürberen übrigen Holzmasse unterschei- det. Seltener ist die ganze Holzsubstanz in eine solche Pechkohlen-ähnliche Substanz umgewandelt, die dann ausser den oben angeführten Eigenschaften auch noch be- trächtlich höheres specifisches Gewicht als das gewöhnliche bituminöse Holz zeigt. 355 Bei diesen Stücken wird auf dem Querbruch die Holz- struktur fast bis zum Verschwinden unkenntlich, und man sieht nur + bis 2 Zoll starke concentrische Ablosungen. An der Luft bleibt diese dichte Pechkohlen-ähnliche Gattung des bituminösen Holzes vollkommen unverändert und zerreisst nicht wie das gewöhnliche bituminöse Holz beim Austrock- nen in dünne Lamellen, -die sich gleich Hobelspänen in sich selbst aufrollen und dadurch ein allmäliges Zerfallen der Holzmasse in einzelne Späne veranlassen. Eine harz- reichere Beschaffenheit des Holzes im frischen Zustande mag wohl die Ursache sein, dass dasselbe auch bei. seinem Ver- kohlen eine grössere Dichtigkeit und Härte bewahrte. Fasst man die Ergebnisse der mitgetheilten Bohrungen und die Aufschlüsse in der Grube zusammen, so gestaltet sich die vertikale Lagerung auf der Zeche Phönix folgender- maassen: eirca 20 Fuss nordische Bildungen aus Lehm oder stei- nigem Sande bestehend. eirca 12 Fuss Formsand. » 40.» schwarze Letten. » 5 » sandige Letten, nur an einzelnen Punkten auftretend. circa 2 Fuss Formsand. » 42 » Braunkohle. » 8 Zoll glimmerfreier Quarzsand. circa 2 Fuss bituminöse Letten. » 7 Zoll glimmerfreier Quarzsand. » 20 Fuss Braunkohle und endlich gelblich- und braungestreifter Sand. Die Braunkohlenflöze und die sie zunächst begleitenden Schichten streichen h. 9 d. ı. von 8.0. gegen N.W., und fallen flach gegen S.W. ein, in den südöstlichen Theilen der Grube mit etwa 10 Grad, welche Neigung gegen N.W. stets abnimmt. Die Flöze bilden einen h. 9 streichenden Sattel, auf dessen S.O.-Flügel gegenwärtig gebaut wird, und dessen Gegen-Flügel bereits durch Bohrversuche aufgeschlossen ist. 356 Die Sattellinie selbst scheint der Tagesoberfläche äusserst nahe zu liegen, und die Zunahme der Gypseinmengungen gegen dieselbe hin deutet unter diesen Umständen auf einen auswärtigen Ursprung des Gypses hin. Denn augenschein- lich haben von der Sattellinie her die Tageswasser freien Zugang zu den Flözen, und die Vermuthung liegt nahe, dass durch sie entweder der Gyps oder doch mindestens die Kalkerde zur Bildung desselben herbeigeführt werde; eine Vermuthung, auf die noch am Schluss zurückzukommen sein wird. In nordwestlicher Richtung reihen sich an die Kohlen- lager von Zielenzig zunächst die Fundorte Zeinersdorf und Trebow an, von denen Herr Kröpex *) berichtet, dass das bei Heinersdorf ausgehende Flöz 25 Fuss (?) mächtig und bei starkem Einfallen gegen Süden auf 100 Lachter Er- streckung durch Bohrversuche verfolgt worden sei. Bei dem nördlich von ZHeinersdorf gelegenen Herzogs- walde bezeichnet Herr KrLöpen verschiedene Punkte, an de- nen Braunkohlenflöze entweder zu Tage ausgehen oder durch Bergbau damals aufgeschlossen worden sind, so namentlich bei der Bergmühle, in der Schlossgruft, Mühlengruft und am Ankensee. Es sollen meistens 3 Flöze in Begleitung von Formsand und Thonlagern gefunden worden sein, deren Mächtigkeit und Einfallen manrigfachen Schwankungen un- terworfen, deren Streichen aber sehr gleichbleibend h. 9 bis 10 d. i. von W.N.W. gegen O.S.O. gerichtet war. In nordwestlicher Richtung schliesst sich an Zielenzig zunächst die Grube bei @runow an. Drossen. ’ Die Grube liegt + Meile von dem Dorfe Grunow ent- fernt, welches selbst etwa 3 Meilen nördlich von Drossen in einem schwach. coupirten Terrain liegt. Wie auf allen kleineren Gruben, deren geringer Absatz *) Beiträge St. II. S. 70. 357 keine ausgedehnten Ausrichtungsarbeiten eriordert, so wird auch auf der Grunower Grube der aufgeschlossene Flöztheil sogleich in Abbau genommen und die Ausbeute, welche die Befahrung einer solchen Grube für die Darstellung der La- gerungsverhältnisse darbietet, ist deshalb nur von geringem Belang. Es wird auf einem Flöz gebaut, dessen Mächtigkeit bis zu 30 Fuss (?) ansteigen soll. Da die Kohle augenschein- lich eine Reihe spitz gewölbter Sättel und Mulden bildet, oder besser gesagt bei einer im Allgemeinen fast horizontalen Lage eine grosse Zahl spitzer Falten enthält, so ist es schwierig die wahre Mächtigkeit zu ermitteln, zumal die wenigen Strecken alle in fester Kohle getrieben sind und nur an vereinzelten Stellen das Hangende angefahren haben. In der Nähe des Förderschachts beobachtet man eine kleine sattelförmige Falte, die mit 50 Grad östlich und 45 Grad westlich einfällt und etwa in h. 9 streicht. In der offenbar .querschlägig getriebenen Strecke reihen sich an diesen Sattel ähnliche kleine, Sättel zu beiden Seiten an mit dazwischen liegenden flacheren Mulden; wenigstens sieht man zu wie- derholten Malen das Hangende sich in Form von abgerun- deten Keilen von der Firste her einige Fuss tief in die Strecke herabsenken, und auch in der nur undeutlich ge- schichteten Kohle lassen sich rasch aufeinander folgende Fal- tungen wahrnehmen. An einzelnen Stellen aber treten sie durch die entsprechenden Biegungen des eingelagerten bitu- minösen Holzes besonders deutlich hervor. Wo das Hangende in der Strecke zu beobachten ist, be- steht es aus brännlichschwarzem sandigen Letten mit geringem Thongehalt, aber zahlreich eingemengten Glim- merblättchen. Der Letten zeigt einen schwachen Geschmack nach Alaun,' hat aber so geringen Zusammenhalt, dass er leicht zerbröckelt und vor dem Löthrohr erhitzt leichter sei- nen Kohlengehalt verliert, als dies bei den gewöhnlichen thon- reicheren Letten der Fall ist. Er kann als Uebergangsform zum eigentlichen Formsand angesehen werden, von dem er 358 sich aber noch durch seinen merklichen 'Thongehalt unter- scheidet. Gegen oben hin geht der Letten in wirklichen Form- sand über, der deutlich geschichtet und in den abwechselnden Lagen braun und grau gefärbt ist, und an welchem kein Alaungeschmack mehr wahrzunehmen ist. Das Liegende des Flözes bildet ein bräunlichschwarzer, _ sehr dünngeschichteter, sandiger Letten mit vielem weissen Glimmer. Er unterscheidet sich von dem im Hangenden durch seinen stärkeren Gehalt an Kohle und seine dünn- schiefrige festere Struktur. Der Thongehalt tritt auch in ihm mehr zurück tınd ist beträchtlich geringer als er sonst in den Letten angetroffen wird. Die Braunkohlen sind schwärzlichbraun, von undeut- lich schiefrigem Gefüge und bedeutender Festigkeit. Auf kleinen Spalten und Rissen in derselben zeigen sich häufig ‘ kleine Gypsnadeln in grosser Menge angeheftei. Die auf den Schichtungsflächen der Kohle bemerkbaren blätterähnli- ‘ chen Pflanzenreste sind in ihren Umrissen und ihrer Struktur nur mangelhaft erhalten, obgleich sie durch ihre lichtere Fär- bung sich deutlich genug von der dunkleren Kohle abheben, die aller Pflanzenstruktur entbehrt und einen nicht glänzen- den erdigen Querbruch zeigt. Bituminöses Holz findet sich in ansehnlicher Menge, bald in grösseren Stammstücken, bald in kleineren Aesten in die Kohle eingelagert und zwar parallel mit den Schich- tungsflächen, deren Faltungen sich wiederholt recht deut- lich gerade an den Krümmungen des bituminösen Holzes er- kennen lassen. In Farbe, Festigkeit und Struktur gleicht es vollkommen den schon so häufig erwähnten Vorkommnis- sen. Pechkohlen-ähnliche Abänderungen, wie sie bei Zielenzig und Padligar sich gefunden haben, sind hier noch nicht vor- gekommen, so wenig wie auf einer der folgenden Gruben. 359 Spudlow. Von der Grunower Grube * Meilen im W.N.W. ent- fernt liegt bei dem Dorfe Spudlow eine Braunkohlen-Grube gerade in der Mitte zwischen Drossen und der Festung Cüstrin, die nordwestlichste auf dem langen Zuge, welcher auf dem rechten Oder-Ufer bei Padligar seinen Anfang ge- nommen hat. Das Terrain senkt sich gegen Norden mit stark ver- sandeten abgerundeten Gehängen zum Warthe-Bruch hinab und wird in gleicher Richtung von einer Menge tiefer Was- serrisse durchfurcht. In einem derselben, der sich gegen Tschernow hinabzieht, liegt die Grube und ihre schwarzen Halden heben sich grell von den spärlich mit Heidekraut bewachsenen gelblichgrauen Sandmassen des Gehänges ab. Steigt man in dem engen Thale hinauf, so sieht man an beiden Seiten einzelne Schichten des Braunkohlen-Gebir- ges zu Tage ausgehen, nämlich zwischen dem Fahrschacht der Grube im Norden und dem h. 22 davon gelegenen För- derschacht auf der östlichen Seite ein schwaches Kohlen - flöz, das von bräunlichgrauem Formsand bedeckt wird und auf grauem grobkörnigen Quarzsande ruht. Aus dem letzteren aber ist das Gehänge im Westen bis dicht unter die Tagesoberfläche gebildet und wird von kaum 3 Fuss mächtigen, Lagern eines geschiebereichen gelb- liehgrauen lehmigen Sandes bedeckt, welcher sonst ringsum die Oberfläche beherrscht. Oberhalb des Förderschachtes theilt sich das Thal; der westliche Arm verläuft mit lachem Gehänge in kurzer Ent- fernung in das Niveau des Plateaurückens, der östliche zeigt an seinen steileren Ab:türzen das oben erwähnte Ausgehende mit deutlich südlichem Einfallen. Durch den 72 Fuss tiefen Förderschacht gelangt man ins Hangende des obersten der drei in der Grube aufge- schlossenen Flöze; es besteht aus I) ungleichkörnigem grauen Quarzsand, des- 360 sen Hauptmasse aus mohnkorngrossen rundlichen Körnern von farblosem durchsichtigen Quarz besteht. Eingemengt ist eine grosse Anzahl unregelmässig geformter Quarzkör- ner, deren Durchmesser bis zu 2 und selbst 3 Linien an- wächst und die vorherrschend bläulichgrau, seltener weisslich- grau, aber stets trübe und nur durchscheinend sind. Ganz vereinzelte dieser grösseren Körner zeigen auch eine trübe, gelbliche oder milchigweisse Färbung. Dazu ist dieser Sand durchweg mit einem gelblichgrauen feinerdigen Staube ge- mischt, der beim Berühren an den Flächen der Hand haftet und vielleicht von zersetztem Glimmer herrührt; denn auch dieser findet sich in einzelnen Schüppchen noch dem Sande beigemengt. Darunter folgen 2) 8 Zoll braune thonigsandige Letten mit vie- len weissen Glimmerblättchen untermenst. Vor dem Löth- rohr erhitzt brennt sich dieser! Letten bräunlichroth unter schwacher Entwicklung von schwefeliger Säure, ein Zeichen, dass er Schwefelkies fein eingesprengt enthält. Das Strei- chen der Letten liegt in h. 2 bis 3 bei 50 Grad W.-Ein- fallen. 3) Das obere Kohlenflöz ist 11 bis 12 Fuss mäch- tig und wird durch einen nur 2 Zoll starken Schmitz von Formsand in zwei getrennte Lager geschieden, deren oberes 3 Fuss stark ist. Der Formsand ist gelblichgrau und braun gestreift und scheint einen Uebergang in Letten darzustel- len, wie er sich auch auf anderen Gruben findet; ihm ist ein merklicher Thongehalt beigemengt. Er zeigt daher im troekenen Zustande einen etwas festeren Zusammenhalt als der gewöhnliche thonfreie Formsand, von dem er sich vor dem Löthrohre dadurch leicht unterscheidet, dass er erst nach längerem Erhitzen alle Kohlentheilchen verbrennen lässt und dann eine durchweg graue thonige Sandmasse mit zahl- reichen Glimmerblättchen darstellt. Im frischen Zustande wechseln selbst in diesem schwachen Mittel deutlich unter- scheidbar lichter und dunkler gefärbte, dünne, schieferähnli- che Schichten miteinander ab; ein Zeichen, wie überaus 361 langsam und ruhig dergleichen Lager der Braunkohlen-For- mation müssen abgesetzt worden sein. Im Fortschreiten gegen Süden zieht sich dies Form- sandmittel bis auf die geringe Mächtigkeit von nur ; Zoll zusammen, bleibt aber immer noch deutlich beobachtbar, wie- wohl es wahrscheinlich sich allmälig ganz auskeilen wird, so dass dann beide Flöztheile wieder zu einem Flöze verschmel- zen. Das Liegende dieses zweitheiligen Oberflözes ist 4) 24 Fuss Formsand, gelblichgrau und braun in abwechselnden Streifen gefärbt und sehr dünn geschichtet. Darunter folgt | 5) das Unterflöz mit einer Mächtigkeit von 6 bis 8 Fuss, dessen Liegendes 6) schwärzlichbraune sandige Letten sind, deren Mächtigkeit und Liegendes nicht bekannt ist. Die Letten 6) haben einen deutlich erkennbaren Thon- gehalt; denn vor dem Löthrohr erhitzt halten sie im Innern nicht allein die schwarze Färbung: mit Hartnäckigkeit zurück, sondern im Gegensatz zu rein sandigen Massen vermehrt sich durch das Erhitzen auch ihre Festigkeit und es gelingt sogar sie an den Kanten zu einem grünlichen Glase zu schmelzen. Vereinzelter sind den Letten auch Brocken von Braunkohle eingemischt, die bis zu 2 Linien Durchmesser erreichen und bei pechschwarzer Färbung fettglänzenden flachmuschlisen Bruch zeigen. Die Hauptmasse der Kohle in beiden Flözen zeichnet sich bei sonst gewöhnlichen äusseren Kennzeichen durch eine grosse Festigkeit und meistentheils dickschiefrige Struktur aus. Das häufig vorkommende bituminöse Holz zeist we- der in seinen Eigenschaften noch in seinem Auftreten bemer- kenswerthe Eigenthümlichkeiten. Als Seltenheit haben sich wohlerhaltene Pinuszapfen gefunden, die sich von den Zapfen der Pinus sylvestris äus- serlich nur durch die kleineren Dimensionen unterscheiden aber stets von einer Seite her bis auf eine grosse Dünne zu- sammengedrückt sind. 362 Der gewöhnlichste Begleiter der Braunkohle, Gyps, findet sich auch auf der Spudlower Grube in reichlicher Menge, theils in feinen, verschieden gruppirten Krystallna- deln auf den engen Klüften in der Kohle, theils als weisse erdige Masse in rundlichen Höhlungen vornehmlich im bitumi- nösen Holz. In naher Beziehung zum Gyps steht das Auftreten von gediegenem Schwefel, welcher vor einiger Zeit auf die- ser Grube aufgefunden worden ist. Der Schwefel ist lichtgelb bis graulichgelb, durchsichtig bis durchscheinend und häufig in deutlich ausgebildeten Krystallen aufgewachsen, deren Durchmesser aber nie 1 Li- nie übersteigt. Die Flächen sind glatt und glänzend, die Form ist die rhombenocta@drische. Meistentheils sind aber die Krystalle so klein und so nahe an einander gereiht, dass sie nur einen gelblichen Anflug bilden, welcher auf feinen Spalten das bituminöse Holz oder die Braunkohle überzieht. Herr Bıscuor*) hält es für wahrscheinlich, dass der Schwefel, welcher auf den Braunkohlenlagern zu Yrtern, Frielenhof bei Ziegenhain, Kommotau in Böhmen und zu Radoboj in Croatien so wie in dem Quarzsande der Braun- kohlenformatien zu Ztozsdorf bei Bonn vorkommt, seine Ent- stehung der Zersetzung von Gyps in der Weise verdankt, dass aus demselben durch Einwirkung der humosen Sub- stanz zunächst eine Schwefelleber gebildet, diese dann durch. kohlensäurehaltende Wasser zersetzt und Schwefelwasserstoff entwickelt wurde, welcher Schwefel absetzen musste, sobald er mit dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft in Berüh- rung kam. Von diesem Bildungsprozess des gediegenen Schwefels unterscheidet sich derjenige, welchen Herr Bunses**) für den Schwefel bei Frielenhof aufgestellt hat, nur dadurch, dass derselbe das Schwefelcaleium, welches durch Reduktion aus *) Lehrbuch der chem. und phys. Geologie Bd. II. Abtheil. I. S. 142. **) Leoxuard und Bronn’s Jahrb. 1843. S. 809, 363 dem Gypse entstanden gedacht wird, nicht durch kohlen- säurehaltige Wasser, sondern durch die freie Schwefelsäure zersetzen lässt, welche sich durch die fortdauernde Oxydation von Schwefelkiesen bildet. Man fühlt sich leicht veranlasst, diese Erklärungsarten auch auf das vorliegende Schwefelvorkommen anzuwenden, aber die besonderen Verhältnisse, unter welchen dasselbe auf- gefunden wurde, machen eine einfachere Bildungsgeschichte des Schwefels wahrscheinlicher. Nach den Mittheilungen des früheren Berggeschworenen KırcHner war zur Zeit, als das Auftreten des Schwefels zuerst beobachtet wurde, in der Nähe des Schwefelfundortes ein Brand in der Grube ausgebrochen, der aber nachdem er selbst einen Theil des Schwefels zerstört hatte, bald wieder gedämpft wurde. Sehr wahrscheinlich ist daher der Brand oder vielmehr der beiden zum Grunde liegende lebhafte Zer- setzungs-Prozess von Schwefelkiesen die Ursache des Schwe- fel-Absatzes gewesen. Die überrasche Oxydation von Eisen- kies hat zunächst eine so hohe Temperatur erzeugt, dass die ihn einschliessenden Kohlen bei ausreichendem Luftzu- tritt in Brand geriethen, was überhaupt die Ursache aller bisherigen Brände auf den Braunkohlen-Gruben gewesen sein mag. Die Hitze, durch den Brand der Kohlen noch mehr ge- steigert, theilte sich der Umgegend theils durch unmittelbare Berührung, theils durch heisse Dämpfe mit und verflüchtigte aus Schwefelkiesen, zu denen die atmosphärische Luft keinen freien Zutritt hatte gewinnen können, die eine Hälfte des Schwefels, der sich dann an der nächsten kühleren Stelle als krystallinischer Anflug und in einzelnen Kıystallen. nieder- schlug. Aehnliches führt Herr Bıscuor*) von dem Schwe- fel an, den man als Sublimat von Steinkohlen-Bränden fin- det, der wahrscheinlich von einer Zersetzung der Schwefel- kiese durch Hitze herrührt und ebenfalls schön auskrystalli- sirt erscheint. *) Lehrbuch der chem. und phys. Geologie Bd. II. Abth. I. S. 149. 364 Denn sollte auf der Spudlower Grube der Schwefel seine Entstehung der Zersetzung von Schwefelwasserstoff verdan- ken, so müsste es füglich doch auffallen, dass er sich nur zur bezeichneten Zeit, auch nur an der einen Stelle gefunden hat und dass nirgend in der Grube ein bemerkbarer Geruch nach Schwefelwasserstoff auf Zersetzungs-Prozesse, den vorher be- schriebenen ähnlich, hinweist. Ueber die horizontalen Lagerungsverhältnisse der Flöze ist nur weniges zu berichten. Sie sind im Streichen h. 22 auf circa 80 Lachter Länge aufgeschlossen und fallen unver- ändert mit 50 bis 60 Grad N. Beim Abteufen des Fahr- schachtes hat sich ergeben, dass sie an ihrem oberen Ende hakenförmig gegen Osten hin überkippt sind; daher la- gert jener ungleich körnige Quarzsand 1), welcher in der Grube das Hangende des oberen Flözes bildet, am Ausge- henden im Liegenden desselben. Wie tief aber die jetzt im Bau begriffenen Flöze noch mit gleichem Fallen in die Tiefe setzen und in welcher Weise sich die Lagerungsverhältnisse im Streichen wie im Fallen bei grösserer Entfernung vom Fundpunkte gestalten, darüber fehlen zur Zeit noch alle wei- teren Aufschlüsse. Auf dem rechten Ufer der Oder wären nun noch die Braunkohlen-Gruben von ZLässig (südlich von Göritz) und von Trettin (nordöstlich Frankfurt a d. 0. gegenüber) zu erwähnen; allein es fehlt zu einer genaueren Beschreibung derselben an den nöthigen Notizen, da erstere Grube erst vor Kurzem in Betrieb gesetzt, letztere aber schon seit ge- raumer Zeit gänzlich verlassen worden ist. Auf beiden aber sollen die drei gewöhnlichen Flöze in Begleitung von Form- sand auftreten und zwar bei Zässig mit einem Streichen in h. 4 und einem Einfallen von 54 Grad gegen N.W. Bei Trettin hat man den Bau vornehmlich wegen des zu starken Wasserandranges und der nicht besonders günstigen Lage- rung der Kohlen aufgeben müssen, sobald die Gruben auf dem linken Oderufer bei Boosen und Üliestow west- 365 lich von Frankfurt a. d. O. anfıngen durch stärkere Förde- rungen den Bedarf der Stadt zu decken. Es wird passend sein, die Betrachtung des isolirten Braunkohlen-Vorkommens bei Zundsberg an der Warthe hier einzuschalten und erst dann mit dem vierten zusammenhan- genderen Grubenzuge auf dem linken Ufer der Oder zu be- ginnen. | Landsberg an der Warthe. Landsberg liegt an dem nördlichsten Bogen der Warthe, 1% Meile unterhalb der Einmündung der Netze. An der Nordseite der Stadt erhebt sich das Sand- und Lehmplateau mit steilen Gehängen und dehnt sich weit gegen Norden, Osten und Westen aus. Sein Südrand verläuft fast gerad- linig von O.N.O. gegen W.S.W. und senkt sich zu dem breiten Warthe-Netze-Bruch herab. Dicht unterhalb Zands- berg: fällt die Kladow mit starkem Gefälle in die Warthe. Sie kommt in einem engen Thale von Norden her aus dem Plateau herab und nimmt ihren Ursprung aus kleinen Seen bei dem Dorfe Kladow. Wo sie auf halbem Wege von Kladow bis Landsberg ein kleines Wasser von der linken Seite her aufnimmt, liegt die Braunkohlen-Grube ‚, Vorwärts.” Ausgehendes von Braunkohlen-Schichten ist an keiner Stelle zu bemerken, alle Gehänge und die Oberfläche des Plateaus sind aus den Massen der Geschiebeformation, aus Lehm und Sand, zusammengesetzt. Auf der Grube hat man mit einem 8 Lachter tiefen Schachte das Niveau der Grundwasser erreicht und von seiner Sohle aus in h.6 W. einen Querschlag getrieben und folgende Gebirgslagen durchfahren. 1) Einh. 9 d.i. von N.W. gegen S.O., streichendes, mit 40 Grad O. einfallendes Braunkohlenflöz, das eine Stoss- mächtigkeit von 5 Lachtern hat. Die Kohle ist aber reich an Gypseinmengungen und sehr wenig fest, oder, wie es die Bergleute nennen, sie ist mulmig und wird deshalb nicht gebaut. Im Hangenden dieses Flözes lagert : Zeits. d.d.geol. Ges. IV, 2. 24 366 2) 5 Fuss sehr gleichkörniger, graubrauner Quarz- sand ohne alle Spur von Glimmerblättchen. Die rundlichen Quarzkörner, welche ihn zusammensetzen, sind nach dem Abschlämmen des Kohlenstaubes vollkommen farblos und durchsichtig und erreichen kaum die Grösse der Körner von Mohnsamen. Ausser dem bräunlichfärbenden Kohlenstaub finden sich in dem Sande keine anderen Beimengungen. Derselbe Sand wird von nun ab häufiger zu erwähnen sein und mag daher, des kürzeren Ausdrucks wegen, als Koh- lensand bezeichnet werden; über diesem Kohlensande fin- den sich in beträchtlicher Mächtigkeit 3) gelblichbraun und grau gestreifte, sandige Letten, die, wie dıes auch schon bei ähnlichen Letten bemerkt wor- den ist, einen Uebergang zwischen Formsand und Letten vermitteln und sich von dem ersteren nur durch einen merk- lichen Gehalt an Thon unterscheiden. Durch eine grössere Festigkeit nach dem Austrocknen und vornehmlich durch das Seite 361. 6) beschriebene Verhalten vor dem Löthrohre giebt sich der Thongehalt deutlich zu erkennen. Dieses Lettenlager bildet das Liegende 4) eines 5 bis 7 Fuss mächtigen Kohlenflözes, auf welchem allein bisher der Bau betrieben worden ist. Die Kohlen sind von dunkelbrauner Farbe und undeutlich ge- schichtet; sie zeichnen sich vor den Kohlen anderer Fund- orte nur durch einen auffallend reichlichen Gehalt an bitu- minösem Holze aus. 5) Das Hangende dieses Flözes bildet in unbekannter Mächtigkeit der aschgraue braungestreifte Formsand, der im unmittelbaren Hangenden der Kohlen durch stärkere Ein- mengung von Kohlensubstanz eine ganz dunkelbraune Farbe annimmt. Der Sand ist in dünnen Schichten gelagert und enthält besonders auf den Schichtungsflächen eine beträcht- liche Menge von Glimmerblättern. So weit das Flöz durch streichende Strecken aufge- schlossen ist, lagert es in einem h. 9 streichenden Sattel, der nach S.W. und N.O. mit 30 bis 40 Grad einfällt und 367 gegen S.O. hin vollständig geschlossen ist; das Streichen wendet sich daher continuirlich aus h. 9 S. durch h. 7. S., h.5 ©. u. s. w. h. 12 N., h. 10 N. bis h. 9 N. zurück. Um eine tiefere Wassersohle auf der Grube zu erreichen hat man im S.W. einige Fuss über dem Niveau des oben erwähnten Nebenbaches der Kladow einen Stollen angesetzt, der ähnliche Schichten wie der Querschlag auf der Grube durchfahren hat. 1) Vom Stollenmundloch auf circa 120 Fuss Länge fin- det man an den Stössen des Stollens nur Lehm und Sand mit zahlreichen Geschieben von Gneiss und Granit. Dann 2) 4 Fuss bräunlichschwarze sandige Letten. Darunter 3) 6 Fuss feinkörnigen Formsand. 4) c. 7 Fuss Braunkohle, deren Stossmächtigkeit aber mehr als 40 Fuss beträgt. Denn das Streichen der Schichten liegt in h. 12 bis 1 bei circa 30 Grad W. Ein- fallen, während der Stollen in h. 3 gegen N.W. herangetrie- ben ist, also die Streichungslinie unter einem sehr spitzen Winkel schneidet. Unter dem Flöze lagert 5) bräunlichschwarzer sandiger Letten mit ei- ner Stossmächtigkeit von c. 35 Fuss und unter diesem 6) ein ziemlich mächtiges Lager von Kohlensand. 7) Unter dem Kohlensand erhebt sich dann noch in Form eines abgerundeten Buckels von 1- Fuss Höhe ein zweites Kohlenflöz aus der Sohle empor, aber nur am rechten d. ı. südöstlichen Stoss des Stollen, denn am linken hat es sich schon wieder unter die Sohle eingesenkt und man sieht hier nur das Hangende desselben, den Kohlensand. Etwas weiter nordwärts nimmt der Stollen eine mehr querschlägige Richtung, ‘und nun folgen dieselben Schichten aber in umgekehrter Reihenfolge und geringerer Stossmäch- tigkeit wieder, wie sie schon oben bezeichnet worden sind. Sobald der Stollen das Oberflöz erreicht hatte, ist er auf diesem fortgeführt worden, ohne dass sich hier weitere Aufschlüsse ergeben haben, In welcher Verbindung die im Stollen ange- 24* 368 fahrenen Flöze mit den östlicheren auf der Grube selbst ste- hen, wird sich mit Sicherheit erst bestimmen lassen, sobald der Stollen den Grubenbau erreicht hat. Vermuthlich aber bilden sie den S.W.-Flügel einer Mulde, welche sich an den Sattel der Grube im S.W. anlagert. Es wird dies um so wahrscheinlicher, da ein als Lichtloch vorgeschlagener Schacht, der etwa in der Mitte zwischen dem Förderschacht und dem Stollenmundloch steht, die Wassersohle schon erreichte, bevor er noch die Flöze antraf. In dem Oberflöze gehört Gyps zu den seltenen Erschei- nungen, dagegen tritt erin den milden Kohlen des Unterflözes in so überwiegender Menge auf, dass dieselben dadurch voll- kommen unbrauchbar und trotz ihrer beträchtlichen Mächtig- keit unbauwürdig werden. Der Kohlensand im Hangenden des Unterflözes gestattet den Tagewassern vollkommen freien Durchgang, nicht so der Formsand im Hangenden des Ober- flözes. Bei der sattelförmigen Lagerung der Flöze kann es kaum fehlen, dass nicht, besonders an der Sattelspitze, die oberen Lager theils mannigfach zerrissen theils selbst ganz zerstört sein sollten und so den Wassern der Zutritt zu den tieferen Schichten eröffnet wäre; und es gewinnt hier die Vermuthung abermals Raum, dass der Gyps ein secundäres Erzeugniss und vielleicht noch fortwährend in der Bildung begriffen sei. Ein analoger Zersetzungs - Prozess geht we- nigstens noch fortdauernd vor sich: die Efflorenz von krystal- linischem grünlichweissem Eisenvitriol, der doch kaum an- ders als ein Zersetzungs-Produkt des Schwefelkieses an- gesehen werden kann, welcher sich in den Kohlen und Lettenschichten fein eingesprengt findet. Mit Landsberg a. d. W. schliesst die dritte Reihe der Gruben ab und es beginnt nun die Beschreibung des vierten Zuges von Braunkohlen-Gruben, die sich vor allen vorange- henden durch eine eigenthümliche Entwicklung der Lage- rungsverhältnisse auszeichnen, auf dem linken Ufer der Oder mit den Gruben bei Frankfurt a. d. 0. 369 Frankfurt an der Oder. (Taf. XII. Fig. 17 bis 24.) Die Braunkohlen-Gruben von Frankfurt a. d. O. haben nächst den Rauenschen die grösste Ausdehnung erreicht und sind sowohl durch ihre geographische Lage als auch durch die Lagerung der auf ihnen gebauten Flöze bei wei- tem die ertragfähigsten. Sie liegen auf dem linken Ufer der Oder zwischen Frankfurt, dem Dorfe Boosen und den sogenannten „4 Nunen”. Die 5 nördlichen ‚‚Julius”, Wilhelm”, ‚„Ar- minius”, „Goldfuchs” und ‚„‚Gruppe” werden von der Frank- furt-Berliner Chaussee quer durchschnitten und während das Grubenfeld ‚‚Julius” im Osten das Oder-Ufer in der Lebu- ser Vorstadt erreicht, berührt die Zeche ‚‚Gruppe” mit ihrer westlichen Markscheide den Anfang des Dorfes Boosen 2 Meilen von Frankfurt; „Goldfuchs” und ‚„Arminius” aber umschliessen das Dorf Cliestow, + Meile von Frankfurt. An die Grube ,„Wilhelm”, zwischen ‚„Julius” und ‚Arminius”, schliesst sich im Süden die Zeche „Concordia” an, in wel- che von S.W. her die Zeche ‚„Auguste” eingreift und sich bis zu den Nunen hin ausdehnt. Südlich von den Nunen geht die Berlin-Frankfurter Eisenbahn nahe an den Gruben vorüber. Die Oberfläche ist aus geschiebereichen Lehm- und Sand- Lagern zusammengesetzt und breitet sich zu einem flachhü- geligen Plateau aus, das im Osten steil zum Oderthal 80 bis 90 Fuss abfällt und sich gegen Westen allmälig erhebt, bis es im Stadtberge nahe vor Boosen 150 bis 160 Fuss über dem Spiegel der Oder erreicht. Innerhalb des hier in Be- tracht kommenden Terraintheils durchziehen dasselbe in der Richtung von Westen nach Osten zwei flach eingeschnittene Thäler ; das südlichere beginnt bei Ztosengarten 4 Meile west- lich von den Nunen, läuft von Westen nach Osten bis an die S.-Markscheide der Zeche „Auguste”, wendet sich dann gegen Norden und durchschneidet das Grubenfeld mit zwei 370 schwachen Krümmungen. Zwischen der Birnbaum - Mühle und dem Wegnerschen Vorwerk wendet es sich dann mit stärkerem Gefälle gegen O.8.O., und der in demselben flies- sende Bach treibt abwärts vier nahe auf einander folgende Mühlen. In der Lebuser Vorstadt ergiesst sich der Bach in die Oder. Das nördlichere Thal beginnt bei dem Dorfe Chestow und erreicht nach kurzem östlichen Lauf das Oderthal süd- lich am Klingeberg. Der Bach in demselben treibt nur ein Wasserrad. Noch vor Boosen am Westabfall des Stadtberges zieht sich ein langgestrecktes Thal vorüber, das südlich von Boo- sen bei den sogenannten Fichten beginnt und sich mit ge- nau nördlicher Richtung bis zum Dorfe Wulkow erstreckt. Hier mündet es in den Abfluss der Seen von Jesar und Treplin, der mit östlicher Richtung sich dem Oderthal zu- wendet und bei Zebus in dasselbe sich ergiesst. An natürlichen Aufschlüssen fehlt es fast vollständig; denn jene Thäler, wenn sie auch oft 50 bis 60 Fuss unter dem Niveau des Plateaus liegen, haben überall sanfte mit Graswuchs und selbst mit Ackerland bedeckte Gehänge, und an solchen Stellen, wo steilere Abstürze vorhanden sind, werden sie immer nur von den Bildungen des nordischen Lehms und Sandes zusammengesetzt. Auf dem Wege von Boosen nach Wegner’s Vorwerk, wo Herr Kröpven das Ausgehende eines Kohlenflözes auf 37 Lachter Länge angiebt*), sieht man jetzt nur durcheinan- dergeworfene Schuttmassen, welche von den Abraumarbeiten herstammen, mit welchen man im Jahre 1841 den Abbau der Kohlenflöze auf der Grube ‚„‚Gruppe” begonnen hat. Je geringfügiger hier die natürlichen Entblössungen sind, um so reichhaltiger haben die bergmännischen Arbeiten wäh- rend eines mehr als zehnjährigen Betriebs die Natur des Kohlengebirges kennen gelehrt. *) Beiträge Stück II. S. 90, 9. 371 Bevor der Bau auf der Grube „Auguste” begann, wurde durch Bohrversuche folgende Lagerung der Kohlen gefunden: 27 F.Lehm und Thon. 414 F.Lehm und Sand. 94 „ Kohle. 9% „, Kohle. 144 „ Thon und Sand. 47 5. 4 „ Kohle. 16 ,, Weisser Sand. 27 „ Kohle. Muthung Johanna, 69: F. 18} F. Lehm, Sand und Thon. 6 ,„ Kohle. 204 F. Lehm, Thon und Sand. ER Seren ne Zn Kohle, Zi 271 F. = 60 F. Sand. 36F. Lehm, Thon und Sand. 59 „ Kohle. 12 „ Kohle. 65 EulanAbe F. 7 „ Thon und Sand. 9 „ Kohle. ET Wetterschacht, 17 Lachter Nordwest vom Schacht Leopold, durchteufte 84 F. Lehm und Formsand. 5 F. Braunen Lehm. 25 ,„ Kohle. 305 ,„ Scharfen Sand. 33 „ Formsand. 2 „ Feinen weissen Sand. 4 „ Kohle. N 4 „ Schwarzen Thon. 7 „ Sand und Thon. 35 „ Kohle. (Flöz I.) 107 „ Kohle. 2 „ Formsand. 36 F. 5 ,„ Kohle (Flöz II.) 344 „ Lehm, Thon und Sand. 505 F. 64 „ Kohle. 4 E. Da man zu der Zeit, als die eben mitgetheilten Bohr- löcher abgeteuft wurden, nur erst wenig mit der Zusammen- setzung des Braunkohlen-Gebirges bekannt war, so sind in den hangenden Schichten die Lager des nordischen Sandes noch nicht von denen des Formsandes unterschieden. Und ebenso findet sich zuweilen als Mittel zwischen den Flözen Thon mit Sand angeführt, worunter man wahrscheinlich nur Formsand zu verstehen hat. Denn ein solches Verkennen der Zusammensetzung ist bei der ausserordentlichen Fein- körnigkeit des Formsandes sehr leicht erklärlich. Ein Querschlag aus der Sohle des Leopold - Schachtes 372 (siehe das Grubenbild der Zeche ‚„Auguste” Taf. XII. Fig. 17 und das zugehörige Profil Taf. XIII. Fig. 19) in 70 Fuss Tiefe durchbrach in der Richtung von Süden gegen Norden 1) 26 Fuss 8 Zoll aufgeschwemmtes Gebirge (Thon, Lehm, Sand mit Geschieben). 2) S Fuss 4 Zoll schwarzen Thon mit 15 Grad S. fallend, h. 6 streichend d. ı. von Ost nach West. 3) 18 Fuss 4 Zoll Braunkohle (Flöz 1.). 4) 11 Fuss 8 Zoll Formsand. 5) 20 Fuss 8 Zoll Braunkohle (Flöz II.). 6) 13 Fuss 4 Zoll Formsand. 7) 26 Fuss 8 Zoll Braunkohle (Flöz III.). Im Leopold-Schachte selbst durchsank man 1) 27 Fuss braungelben Lehm mit vielen Feuersteinen, der mit 10 Grad N. einfiel. darunter 2) 40 Fuss scharfen Sand mit vielen Geschieben. 3) Den schwarzen Thon erreichte man erst in neuerer Zeit in 77 Fuss Teufe. Reducirt man die aufgeschlossenen Dimensionsverhält- nisse mit Berücksichtigung des flachen Fallwinkels von circa 41 Grad, so stellt sich die wirkliche Mächtigkeit der Schich- ten in folgenden Verhältnissen dar: 4) Aufgeschwemmtes Gebirge, Lehm, Sand und Thon mit Geschieben in unbekannter Mächtigkeit, jedenfalls über 77 Fuss. 2) 3 Fuss 4 Zollschwarzer Thon. 3) 7 Fuss 4 Zoll Braunkohle (Flöz 1.). 4) 3 Fuss 8 Zoll Formsand. 5) 8 Fuss Braunkohle (Flöz N.). 6) 5 Fuss 4 Zoll Formsand. 7) 10 Fuss 8 Zoll Braunkohle (Flöz III.). Was die Beschaffenheit der einzelnen Schichten anbe- trifft, so ist der schwarze Thon 2) braunschwarz bis kohlschwarz, letzteres vornehmlich im feuchten Zustande, im geringen Grade plastisch, da er mit äusserst feinkörnigem Sande innig 373 gemengt ist. Glimmer ist nur äusserst spärlich in ihm zu finden. Der Formsand 4) und 6) zwischen den einzelnen Flö- zen zeigt durchaus keine Verschiedenheit von den Form- sanden anderer Gruben. Die Kohlen sind dunkelbraun bis bräunlichschwarz und von sehr festem, zum Theil deutlich schiefrigem Gefüge. Auf den Schichtungsflächen zeigen sich lichter gefärbte aber unkenntlich erhaltene Pflanzenreste, die Blättern und dünnen Stengeln nicht unähnlich sind. In kleinen rundlichen Höh- lungen findet sich jenes wachsgelbe, fettglänzende Harz, des- sen schon so oft Erwähnung gethan werden musste. Die Harzpunkte sind von der Grösse eines Stecknadelknopfs bis zu der einer Erbse und selbst darüber, in die Kohle einge- sprengt oder auf Klüften angehäuft. Die Farbe geht bis- weilen ins bräunlichgelbe über, und gleicht vollkommen der des Bernsteins, ohne dass das Harz selbst Bernstein wäre; denn es entwickelt bei der trockenen Destillation keine Spur von Bernsteinsäure. In einzelnen Partieen findet es sich auch in pulverförmigem Zustande, und seine Farbe ist dann gelblichweiss. Das Liegende des dritten Flözes bildet ein Letten, des- sen Farbe vom dunkelaschgrauen ins bräunlichgraue über- geht, und der ausser dem sehr feinen Sande auch zahlreiche weisse Glimmerblättchen eingemengt enthält. Er ist sehr regelmässig und dünn geschichtet und besonders im feuchten Zustande, wo er kohlschwarz aussieht, von grosser Festigkeit. Im Wesentlichen stimmen also die Lagerungsverhält- nisse mit denen von Fürstenwalde überein. Es sind drei Flöze, durch Formsand getrennt, von denen das tiefste dritte das mächtigste und am weitesten von den übrigen beiden getrennt ist, von denen das zweite, mittlere, das schwächste und von dem stärkeren ersten Flöze nur durch ein schwa- ches Formsandlager geschieden ist. Das Liegende ist auch hier Letten. Nur in der Mächtigkeit übertreffen die Frank- furter Flöze jene bei Fürstenwalde fast um das Doppelte. 374 Als im September des Jahres 1842 der Betrieb auf der Grube „Auguste” begann, baute man zuerst den Südflügel eines am Schachte Herrmann aufgeschlossenen Sattels ab. Da aber die Kohle in geringer Teufe unter Tage lagerte, so war sie sehr bröcklig und von geringer Heizkraft; man teufte deshalb ce. 32 Lachter weiter gegen S.O. den Marien-Schacht ab, der bei 7} Lachter Teufe den Wasserspiegel erreichte. Die streichend aufgefahrenen Strecken erwiesen, dass die Kohlen in grösserer Tiefe allerdings fester und stückreicher wurden und in Form einer Mulde abgelagert sind, deren Nordflügel, in h. 6 streichend und mit 40 bis 15 Grad süd- lich fallend, sich zwischen dem Maria- und dem vorerwähn- ten Leopold-Schachte ausdehnt. Im Westen wendet das Streichen aus h. 6 allmälig in h. 4, 2 und 12 um, während das Fallen gegen S., S.O. und O. gerichtet ist; der Süd- flügel der Mulde wird aber in den beiden oberen Flözen durch eine breite Auswaschungskluft unterbrochen, welche mit grobem Kiessande und Geschieben ausgefüllt ist. Ihre Richtung O. bis W. ist auf dem Grubenbilde durch eine punktirte Linie angedeutet; im dritten Flöz dagegen ist man schon 24 Lachter weiter zu Felde aufgefahren ohne eine Spur der Kluft aufzufinden, so dass dieselbe nicht in einer Verwerfung, sondern nur in einer theilweisen Zerstörung der beiden Oberflöze ihren Grund haben kann, und man wahr- scheinlich auch die beiden Oberflöze in geringer Entfernung hinter der Kluft wieder antreffen wird. Um einen tieferen Abbau der Flöze unternehmen zu können und womöglich das Tiefste dieser gegen Osten geöffneten Mulde zu entwässern wurde im Norden an der Simons-Mühle der sogenannte Rudolph-Stollen ange- setzt, welcher 9 Lachter Teufe einbringen sollte. Ehe der Stollen jedoch den Nordflügel der Mulde er- reichte, durchsank man mit dem Otto-Schachte, welcher ihm alsLichtloch vorgeschlagen wurde, c. 75 Lachter (300 Fuss) nördlich vom Leopold - Schachte 4 Braunkohlenflöze, welche 375 h. 6 streichend mit 15 bis 20 Grad südlich einfielen, in fol- gender Lagerung: 26 Fuss Lehm und Sand. 6 » bräunlichgrauer Sand (Kohlensand). 7 » Braunkohle (Flöz 1.). 31 » bräunlichgrauer Sand (Kohlensand). 5 » Braunkohle (Flöz Il.). 64 » bräunlichgrauer Sand (Kohlensand). 1% » Braunkohle (Flöz Ill.). 5 » grauer Sand (Kohlensand). + » Braunkohle (FlözIV.), deren Liegendes aber- mals grauer Sand war. Diese Flöze stimmten weder in Zahl noch in Mächtig- keit mit den Flözen der Mulde überein ; besonders auffal- lend aber war die Beschaffenheit des sie begleitenden Sandes. Die Farbe des Sandes ist bräunlichgrau, in verschiede- nen Abstufungen bis zum reinen Grau, und hängt von der verschiedenen Menge des eingemischten Kohlenstaubes ab. Er besteht lediglich aus kleinen rundlichen Quarzkörnern, die kaum die Grösse eines Mohnkorns erreichen. Der Quarz ist farblos, selten milchigweiss, meist durchsichtig, seltener opak. Die Körner sind fast ohne Ausnahme kugelrund und der Sand zeigt daher äusserst lockeren Zusammenhalt. Ausser Quarz- und Kohlenstaub fehlen alle fremden Beimengungen, selbst die sonst fast unvermeidlichen Glimmerblättchen. Es ist dıes also derselbe Sand, welcher schon oben als Kohlen- sand bezeichnet wurde. (S. 366.) ‚Auch die Kohlen dieser 4 am Otto-Schachte aufgefun- denen Flöze weichen gar sehr in ihrer Beschaffenheit von den sonst gewöhnlichen 3 Formsandflözen ab. Sie sind pech- schwarz, besitzen flachmuschligen fettglänzenden Bruch und einen hohen Grad von Sprödigkeit, so dass sie leicht in kleine eckige Knorpeln zerspringen. Die Kohle soll eine be- trächtlich grössere Brennkraft als die gewöhnliche besitzen. Bituminöses Holz ist auffallender Weise noch nicht in der- selben gefunden worden. 376 Vom Ötto-Schachte aus fuhr man zuerst spiesswinklig- querschlägig, dann aber streichend im oberen der 4 Flöze c. 140 Lachter (c. 930 Fuss) gegen Westen auf und baute am Henriette-Schachte dasselbe ab. Da bei genau gleichem Streicken diese 4 Flöze auch in gleichem Sinne und fast unter dem gleichen Winkel mit dem Nordflügel der Mulde zwischen dem Maria- und Leo- pold-Schachte einfielen; sich aber durch Beschaffenheit, Mächtigkeit und Zahl der Schichten so wesentlich von diesen unterschieden, so lag die Vermuthung nahe, dass diese zwi- schen dem Otto- und Henrietten-Schachte lagernden 4 Flöze jene drei zwischen dem Leopold- und Marien-Schachte un- terteuften und einer tieferen, „liegenden Flözpartie” angehörten. Diese Vermuthung hat auch durch den wei- teren Betrieb des Rudolph - Stollens ihre volle Bestätigung gefunden. Südlich vom Otto-Schachte traf man bei der Erlängung des Rudolph-Stollens (hierzu das Profil Taf. XIII. Fig. 20.) auf eine Verwerfungskluft, welche dem Streichen der Flöze parallel mit 50 Grad gegen Norden einfiel und das vorlie- gende Gebirge gegen 6 bis 7 Lachter (40 bis 47 Fuss) ins Liegende verwarf. Denn vor Ort stand der schwarze Let- ten an, welcher das Hangende des obersten grauen Sandes bildet. Sobald der Stollen die Kluft durchbrochen, und 12 Lach- ter (80 Fuss) weiter gegen S.W. aufgefahren worden war, ging das Fallen der Schichten, das bis dahin gegen Süden gerichtet gewesen war, allmälig in nördliches über, bis es nach 7 Lachter weiterer Erlängung wieder zum ursprüng- lich südlichen Einfallen zurückkehrte, so dass also durch den Betrieb des Stollens eine Mulde mit darauf folgender sattel- förmiger Biegung der Schichten aufgeschlossen wurde. Um die stark auf die Zimmerung des Stollens drückenden Was- sermassen im Hangenden allmälig abzuzapfen, stiess man in der kleinen Mulde ein Bohrloch aus der Stollenfirste nach oben. Dieses Bohrloch traf in c. 10 Lachter Höhe ein Koh- 377 lenflöz, welches nach den vorhandenen Aufschlüssen nur das dritte Flöz der hangenden Flözpartie vom Schachte Leo- pold sein konnte, da die 4 anderen Flöze unter der Sohle des Stollens liegen mussten. Der überaus starke Wasserdruck im Hangenden veran- lasste endlich einen Bruch der Stollenfirste, der bis zu Tage ausging. Dichte Massen von Schlamm, mit zahlreichen Koh- lenstücken untermengt, verschlämmten eine grosse Strecke des Stollens, und schon in den ersten 24 Stunden nach dem Aufgehen des Bruches sanken die Wasser am Marien- Schachte mehr als 1 Zoll auf eine Entfernung von mehr denn 430 Lachter (870 Fuss). Nachdem durch diese erfolgreiche Lösung der Wasser der Druck im Gebirge beträchtlich ab- genommen hatte, wurde in neuster Zeit der Betrieb des Stol- lens durch ein Umbruchsort wieder aufgenommen, und ohne weitere Umfälle bis ins dritte, tiefste der hangenden Flöze fortgesetzt. Das Grubenbild der Zeche Auguste” (Taf. XII. Fig. 17. und die zugehörigen Profile Taf. XIH. Fig. 18. Profil nach der Linie AB; Fig. 19. Profil nach der Linie CD des Grubenbildes) werden die beschriebenen Lagerungsverhält- nisse am besten anschaulich machen können. Das Gruben- bild ist im Maassstabe von 1 : 4000, wie alle übrigen, dar- gestellt, und in etwas grösserem Maassstabe (1 : 3333) die beiden Profile. — Fig. 20., die Aufschlüsse beim Betrieb des Rudolph-Stollen darstellend, ist in keinem bestimmten Maass- stabe entworfen, da es nach einer Handzeichnung des Berg- raths BrRAHL copirt ist, die sich bei den General-Befahrungs- berichten zu /tüdersdorf befindet; durchschnittlich mag der- selbe aber 1 : 1500 betragen. Unter ähnlichen Verhältnissen, wie auf der Grube „Auguste”, treten auch in dem nördlichen Complex von Gruben beide Flözpartieen auf. Nur sind hier die Auf- schlüsse über die liegende Flöz-Partie noch weniger aus- gedehnt. 378 Die älteren Bohrversuche im Grubenfelde ‚‚Gruppe”, ga- ben folgende Resultate: Im Grubenfelde „Gruppe”. 15 F. Lehm. 81 F. Lehm. 29 ,, Weisser Sand. 12 ,, Mergel. 2 ,„ Kiessand. 10 ,„, Letten mit Kohle. 1 ,„ Schwarze Letten. 124 „ Kohle. 8 „ Kohle. 7 „ Letten. 34 „ Schwarze Letten. 2 „ Kohle. 5 „ Triebsand. see et ge 1 52 F. 635 F. 20 F. Kiessand. 31 F. Lehm. 3 „ Letten. 1 „ Kiessand. 134 ‚, Alaunerde. 74 „ Thon und Sand. 4 ,„ Kohlenletten. 5 ,„ Kohle. 19 ,„ Mergel. 94 „ Mergel. 19 ,, Kohlen. 144 „ Kohle. 781 F. 16 ,, Kohlenmergel. *) TIER 3 F.Grauer Sand. De 21 „ Lehm, 34 „ Kiessand. 4 F. Sand. 6 ,, Graue Letten. 7 „ Lehm. 20 , Schwarze Letten. 43 „ Lettiger Sand. 8 „, Sandiger Mergel. 1, Kohle. 4 „ Schwarze Letten. 24» Mergel. 12 PR Kohle. 16 ,, Kohle. 1 ,, Sandiger Mergel. 3 „ Sand. 2 „ Triebsand. 591 F 62 E. *) Wie bei den Bohrprofilen von Rauen muss auch hier wieder dar- auf aufmerksam gemacht werden, dass die Bohrversuche zu den ältesten in der Mark ausgeführten gehören und zu einer Zeit angestellt wurden, wo man mit den Schichten der Formation nur erst wenig vertraut war. Daher kann es nicht befremden, dass in der Bestimmung der Bohrproben manche Ungenauigkeit vorkommt und zum Beispiel in dem zweiten und sechsten Profil im Liegenden der Kohle eine Schicht als Kohlenmergel auf- geführt ist, die offenbar nichts anderes als grauer Formsand gewesen sein kann. Denn wirkliche Mergel, d. h., kalkhaltige Thonlager, kommen nirgend in dem Schichtenverbande der Braunkohle vor. Anders verhält es sich allerdings mit solchen Mergelmassen, welche in unmittel- barem Zusammenhang mit den Schichten des Diluviums stehen, also über der Braunkohlenformation lagern. Diese sind kalkhaltige wahre Mergel, sie werden aber nie von Formsand oder anderen Schichten der Braun- kohlenformation überlagert gefunden. 4 E. 2 1, OR 204 „ 200 Sand. Letten. Sandiger Lehm. Mergel. Kohlenletten. Alaunerde. 702 F. 12 FE. 23» 17, 2,» Zu ) „ 3» 62: F. IE R 4 „ 1, 2» 3 br} 2 „ 1 ” MAT ce 2 5) „ I An 25 „ 33 3 ” 1» Kiessand. Blaue Letten. Feiner Sand. Schwarze Letten. Kiessand. Kohle. Schwarze Letten. . Scharfer Sand. Graue Letten. Schwarze Letten. Kohle. Graue Letten. Kohle. Schwarze Letten. Graue Letten. Schwarze Letten, Kohle. Schwarzer Glimmer. *) Graue Letten. Kohle. #13 [Joe >) u See See nm ao w ve er a 1 F. „ Grauer Sand. Grauer Letten. Kohle. Bräunlicher Letten. Grauer Letten. Grauer Sand. Kohle. Grauer Sand. Schwarzer Letten. Schwarzer Kohlenletten. Schwarzer Kohlenletten mit Glimmer. Schwarzer Letten mit Sand und Glimmer. Triebsand. 641 F. 2 ” ” ” „ &2] ” F. 24F. Grauer Sand. Thoniger, grauer Sand. Grauer Sand. Lehmiger Sand. Schwarzer Letten, Kohle. Triebsand. Schwarze Kohlenletten mit Glimmer. Schwarze Letten mit Sand, Grauer Sand. 92 F. Beim Abteufen des Schurf- Schachtes im Grubenfelde Arminius wurden folgende Schichten aufgeschlossen: 3 F. Grauer Sand. 11 , Gelber sandiger Lehm. 10 , Schwarzer Sand. 14 „, Kohle. 115 ,„ Triebsand. al 10 *) Die als schwarzer Glimmer aufgeführte Schicht ist vermuthlich ein sehr glimmerreicher, schwarzer Letten aus dem Liegenden des dritten Flözes. 350 Durch den Betrieb eines Querschlages ins Hangende und Liegende schloss man dann 3 Flöze, mit 60 Grad nörd- lichem Fallen, in folgender Reihenfolge auf: Liegendes (Letten?). 10 F. Kohle (Flöz II.). 14 „, Mittel (Formsand?). 3 ,„ Kohle (Flöz II.). 13 „ Mittel (Formsand ?). 5 ,„ Kohle (Flöz 1.). Hangendes (Formsand ?). Beim Schürfen im Felde der Zeche Wilhelm wurden ferner folgende Resultate gewonnen: * 8 F. Grauer, scharfer Sand. 6 ,, Lehm. 6 ,„ Lehm und Sand. 39 ,„ Grauer Sand. 1 ,, Kohlen. 3 „ Grauer scharfer Sand. 4 „ Triebsand mit Wasser. 73 „ Grauer Letten. 5 „ Schwarzer Letten. 14% „ Grauer sandiger Letten. 10 , Schwarzer Letten. 3 ,„ Grauer Letten. 1 , Triebsand. 1044 F. . Graugelber Sand. 133 „ Sand. 6 ,, Grauer und schwarzer Thon. „» Kohlen. Schwarzer Sand. „ Schwarzer Letten „ Grauer Letten. Schwarzer Letten. „ Kohlen. Sand mit Kohle. „ Reine feste Koble. SRTORSTSETCHN = S o SI ve 125] * 44 F. Grauer Sand. 64 „ Lehm und Sand. 5 ,, Grauer Sand. 27 , Weisser Sand. 5 , Grauer Sand und Letten. 12 ,, Schwarzer Letten. 10 ,, Grauer Letten. 2 ,, Schwarzer Letten. 5 „ Reine feste Kohle. + „ Grauer Sand. *12 F.Grauer Sand und Lehm. 24 „ Grauer Sand. 1 ,, Schwarze Letten. 44 „ Grauer feiner Sand. 4 „ Schwarzer Letten. 1 , Grauer Sand. „ Schwarzer Letten. 49 ,„ Grauer Sand. 4 „ Grauer Sand nnd Thon. 9 ,„ Triebsand. Fundschacht. 274 F. Gelber Lehm und Sand. 85 „ Grauer Sand. 33 „ Schwarzer Letten. 24 „ Kohle mit Sand. 7 „ Kohle. 49 F. 38l 15 F. Grauer Sand und Lehm. #13 F. Graustreifiger Sand. 10 , Grauer Thon. 10 , Lehm und Sand. 6% „ Grauer Sand und Thon. 7 ,„ Grauer Thon. 1 ,, Schwarzer Letten und Sand. 17 ,, Grauer Sand. 1 , Schwarzer Sand. > „ Schwarzer Sand. 9 ,„ Reine Kohle. 134 ,„ Grauer Sand. 2 „ Schwarzer Letten. 3 „ Weisser Sand mit Wasser. 9 , Grauer sandiger Letten. 7 ,„ Reine feste Kohle. 14 „ Triebsand. DE STERSEUE [eb] | [eb } es Nach den Erfahrungen eines fast 10jährigen Betriebes ist die gegenseitige Lagerung der drei Flöze, welche auf den Gruben ‚‚Gruppe”, „‚Goldfuchs und ‚„‚Arminius” gebaut werden, in folgender Weise anzunehmen: Diluvium. Hangendes, Thon und Formsand. Sbis10 F. Flöz 1. 2, 3, Formsand. 5 7, Eldz IL 4 „ 6 ‚„ Formsand. 10 „12 „ Flöz IN. Liegendes (braune Letten.) Die Entwicklung des Hangenden auf den nördlichen Gruben ist nirgends durch Querschläge aufgeschlossen und in den Schächten nicht wohl zu beobachten, da diese fast ım- mer dicht mit Brettern verschalt sind. Die unmittelbare Decke des ersten Flözes bildet bräun- lichsrau- und aschgraugestreifter Formsand von sehr fei- nem Korn mit vielen weissen Glimmerschüppchen. Seine Zusammensetzung stimmt vollständig mit dem Rauenschen Formsande überein, nur scheint er in den meisten Fällen et- was weniger feinkörnig als dieser zu sein; wenigstens lässt er sich nicht ganz so milde, zwischen den Fingern gerieben, anfühlen und einer thonigen Masse ähnlich kneten. Darüber soll sich dann ein bräunlichschwarzer thoniger Letten lagern, der aber nirgend aufgeschlossen war, und endlich ein sehr gleichkörniger schneeweisser Quarzsand, kleinkörnig, bedeutend gröber als Formsand, und aus farb- Zeits. d.d. geol. Ges. IV, 2. 25 382 losen rundlichen Körnern von durchsichtigem Quarz beste- hend, dem nur ganz vereinzelt einmal ein Glimmerblättchen beigemengt ist. Bis auf. den geringeren Gehalt an Glimmer ähnelt dieser Sand gar sehr dem früher als Glimmersand beschriebenen. (Siehe S. 339.) Die Mittel zwischen den einzelnen Flözen bildet der ge- wöhnliche. oft bezeichnete Formsand, der nur in seinen Farbenabänderungen grössere Verschiedenheiten darbietet, jenachdem er mehr oder weniger Kohlentheilchen eingemengt enthält; was vornehmlich in den Lagen der Fall ist, die un- mittelbar auf Kohlen aufgelagert sind. An Bitumen reich ist vornehmlich das Hangende des zweiten Flözes, am ärmsten daran das Hangende des drit- ten Flözes, das daher eine aschgraue Farbe zeigt, die nur von einzelnen braunen Streifen unterbrochen wird. Das Lie- gende des dritten Flözes sind sandige Letten, sehr glim- merreich, von dunkelbrauner Farbe. Oft nimmt in ihnen die Menge des Glimmers so sehr zu, dass sie fast nur aus dünnschiefrig angehäuften Glimmerschüppchen zu bestehen scheinen, wiewohl die wirkliche Menge derselben doch nur untergeordnet im Vergleich mit der ganzen Masse des Ge- steins bleibt. Herrscht der Thongehalt über den Sand vor, so tritt auch der Glimmer mehr zurück, die schiefrige Tex- tur verschwindet mehr und mehr, und die Letten gehen in einen sandigen, sehr festen, aber wenig plastischen, bitu- minösen Thon über. Die „liegende Flöz-Partie”, wie sie auf der Zeche ‚„‚Auguste” aufgeschlossen ist, fehlt auch nicht auf den Gruben „Gruppe”, „Goldfuchs” ete.; nur sind die Aufschlüsse unbeträchtlich, weil der hohe Stand des Grundwassers schon künstliche Wasserhaltung erfordert, um nur die tieferen Theile der drei oberen Flöze abbauen zu können; aber der „Maschinen-” oder Christoph-Schacht hat bereits den grauen Kohlensand im Hangenden der „liegenden Flözpartie” ’ erreicht. und unter den mitgetheilten Bohrprofilen stehen die Bohrlöcher, welche mit einem Sternchen * bezeichnet sind, 383 offenbar in denselben tieferen Sandlagern. Allein für die genauere Entwicklung der Lagerungsverhältnisse im vertika- ler Richtung fehlt es bei diesen tieferen Lagern vor der Hand noch an Aufschlüssen. Mit der folgenden Darstellung der Lagerungsverhältnisse in der horizontalen Richtung vergleiche das Grubenbild Taf. XIII. Fig. 21. und die dazu gehörigen Profile Taf. XII. Fig. 22., 23. und 24. Durch streichende Strecken im ersten und dritten Flöz ist der Südflügel einer Mulde aufgeschlossen, welche h. 7 bis 8 d. i. von W.N.W. gegen O.S.O. streicht und deren Ausdehnung in der Richtung des Streichens auf mehr als 500 Lachter bekannt ist; sie erstreckt sich von dem Gruben- felde „Gruppe” an durch das Feld von „Goldfuchs” bis in die Mitte der Zeche ‚‚Arminius” hinein. Das Einfallen des Muldenflügels gegen N.N.O. gerichtet beträgt in oberer Teufe 40 bis 50 Grad, verflacht sich aber gegen die Teufe hin allmälig. Der zugehörige Nordflügel der Mulde ist gänzlich un- bekannt, denn die Flöze ostwärts vom Franz-Schachte ste- hen mit dem Südflügel allerdings durch eine muldenförmige Krümmung in Verbindung, streichen auch wie diese h. 7 bis S und fallen südlich ein, aber sie wenden schon in der Nähe des August-Schachtes in Gestalt eines spitzen Sat- tels gegen Norden und Westen um und stehen in unmittel- barem Zusammenhang mit den Flözen, welche man nördlich vom Franz-Schachte aus durch einen Querschlag aufsefun- den hat. (Siehe das Grubenbild Taf. XII. Fig. 21. und das Profil nach der Linie AB, Taf. XIII. Fig. 23.) Beim Abteufen des August-Schachtes hat man eine in- teressante Verwerfung aufgefunden, deren Bildung am ein- fachsten aus der Darstellung in dem Profil Taf. XII. Fig. 24. erhellt. Schon östlich vom Schachte wird das Einfallen der Schichten so steil, dass der Sattelflügel nicht allein senkrecht steht, sondern sogar überkippt ist, wie dies deutlich an dem Verlauf der streichenden Strecken bei dem Punkte E Fig. 21. 23, 384 zu beobachten ist. Da die streichenden Strecken stets ho- rizontal am Liegenden des Flözes hin getrieben werden, so haben sie alle zur Lagerung des Flözes eine vollkommen gleiche Stellung. Bei E geht nun die tiefere Strecke im Flöze unter der nächst höheren spitzwinklig hindurch und nimmt auf der entgegengesetzten Seite ihren Verlauf; zum Zeichen, dass das Flöz so lange überkippt ist als die tiefere Strecke auf der Seite des Liegenden von der nächst höheren sich im Grubenrisse projicirt. Für die kleinere Mulde, welche somit zwischen dem Sattel am August-Schachte und dem ausgedehnten Südflügel liegt, fällt die Muldenlinie etwa in die Richtung vom Ma- schinen-Schachte zum Richard-Schachte (S. Profil Fig. 22.) und die Muldenspitze des dritten Flözes etwa 35 Lachter westlich vom Maschinen-Schachte. Von hier aus senkt sie sich allmälig gegen Osten hin, verläuft östlich vom Chri- stoph-Schachte eine kurze Strecke horizontal, taucht aber schon 65 Lachter östlich vom Schachte mit schärferem Ein- fallswinkel unter das Niveau der Grundwasser. Diese wer- den durch eine Hochdruck - Dampfmaschine im Christoph- Schachte auf der in den Profilen angedeuteten Tiefbausohle gehalten und die gehobenen Wasser durch den Ludwig-Stol- len gegen Westen in das Thal ausgegossen, welches sich nordwärts von Doosen. aus zur Oder wendet. Um die sämmtlichen Gruben bis auf eine tiefere Wasser- sohle zu lösen ist schon vor längerer Zeit das Projekt auf- gestellt worden, unmittelbar über dem höchsten Wasserstande der Oder einen Stollen in der Lebuser Vorstadt von Frank- “urt anzusetzen und denselben mit westlicher Richtung nach einander durch die Grubenfelder „Julius”, Wilhelm”, „Ar- minius” und „Goldfuchs” bis in die Zeche „Gruppe” fort- zuführen. Ein solcher Stollen würde allerdings eine ansehn- liche Teufe einbringen und zugleich eine Eisenbahnförderung der Kohle bis an das Oder- Ufer ermöglichen; allein seine Länge würde fast - Meile erreichen und somit der Kosten- aufwand für die Herstellung und Unterhaltung zu bedeutend 385 sein, selbst wenn er, wie allerdings zu erwarten steht, die ganze obere Flözpartie und einen ansehnlichen Theil der liegenden trocken legte und dem Abbau zugänglich machte. Um aber vorläufig die Lagerung des Kohlengebirges für den angedeuteten Zweck genauer zu erforschen, hat man den Betrieb von streichenden Strecken in dem ausgedehnten Muldensüdflügel bis in die Mitte des Feldes ‚‚Arminius” fort- gesetzt. Hier fand plötzlich ein Umwenden der Flöze gegen Norden und Westen statt, und eine genauere Untersuchung ergab, dass man es mit einer muldenförmigen Bildung zu thun habe, deren gesammte Ausdehnung noch nicht aufge- schlossen ist. Aber ungefähr 20 Lachter westlich von dem Punkte, wo die Flöze ihr bis dahin östliches Streichen ver- lassen und gegen Norden umwenden, ergab ein Ueber- hauen, gegen Norden getrieben, dass das erste Flöz auf c. 3 Lachter fast genau söhlig liege, dann aber plözlich mit 50 bis 60 Grad sich gegen N.O. hin heraushebe. Der fer- nere Streckenbetrieb zeigte dann, dass es in oberer Teeufe abermals fast söhlig gelagert sei und vermuthlich einen ähn- lichen untergeordneten Sattel bilde, wie ein solcher im Wes- ten am August- Schachte schon seit lange bekannt ist. So weit sind gegenwärtig (1852) die Aufschlüsse gediehen und es wird von grossem Interesse sein durch fernere Nachfor- schung die vollständige Gestaltung der grossen Mulde ken- nen zu lernen, die sich über einen so beträchtlichen Flächen- raum mit auffallender Regelmässigkeit in den Lagerungs- verhältnissen auszudehnen scheint. Auf der Grube ‚‚Concordia” hat nur kurze Zeit hin- durch Bergbau stattgefunden und zwar nahe an der Mark- scheide mit ‚„Arminius” und „Wilhelm.” In 8+ Lachter Teufe wurde vom Schachte Paul aus eine kleine, h. 6 strei- Mulde aufgeschlossen, die gegen Osten geöffnet war und an die sich im Süden ein ausgedehnter Sattel anschloss, der segen Norden, Osten und Süden mit ec. 20 Grad einfiel. Bei dieser Art der Flözlagerung stellen die horizontal ge- triebenen, streichenden Strecken ein vollkommenes S dar, 386 dessen oberer, der Mulde entsprechender Bogen nur etwas enger gekrümmt erscheint als der untere, welcher dem aus- sedehnteren Sattel angehören würde. Ueber den Zusammenhang aller dieser einzelnen Mulden und Sattelbildungen (auf den Gruben „Gruppe”, „Gold- fuchs”, „Arminius” einerseits, „Auguste” und „Concordia” andererseits) auch nur Vermuthungen aufstellen zu wollen, ist bei der grossen Entfernung der Beobachtungspunkte um so weniger möglich als die Lagerungsverhältnisse der Koh- lenflöze sich schon in kurzen Zwischenräumen auf unvorher- gesehene Weise ändern können. Eine auf Beobachtungen gegründete Darstellung jenes Zusammenhanges aber steht nur in weiterer Ferne zu erwarten, da hierzu die Baue auf den einzelnen Grubenfeldern schon sehr nahe aneinander ge- rückt und auch um mehr als das Zehnfache ausgedehnter als jetzt sein müssten. Anmerkung. Nördlich von der Grube „Gruppe” ist seit Kurzem noch eine neue Grube „Felix” eröffnet worden, auf welcher durch einen Stollen die hangende Flözpartie un- ter ganz gleichen Lagerungsverhältnissen aufgeschlossen wor- den ist wie sie im Vorigen von den südlicher gelegenen Gruben genauer beschrieben worden ist. Von den Gruben bei Wulkow und zwischen Petershagen und Trepplin, welche den Frankfurter Gruben sich zunächst anschliessen, ist wenig bekannt, da auf ihnen der Betrieb nur von kurzer Dauer gewesen und schon seit geraumer Zeit eingestellt worden ist. Wuikow. Wulkow liegt * Meilen im N.W. von Frankfurt und etwa + Meile vom linken Ufer der Oder entfernt. Auf der Braunkohlen-Zeche „Sophie”, welche in der Nähe der Wul- kower Schäferei betrieben worden ist, lagern die drei Flöze der „hangenden Flözpartie” mit den begleitenden Formsand- ‚schichten in Gestalt eines spitzen Sattels, der h. 6 von Osten nach Westen streicht und gegen Westen vollständig ge- 387 sehlossen ist. Die beiden Flügel fallen mit 60 bis 70 Grad südlich und mit 35 bis 50 Grad gegen Nord, während sich an der Sattelspitze die Flöze mit sanfterer Neigung von 26 bis 30 Grad gegen Westen verflachen. Der Schacht, wel- cher gerade auf der Sattelspitze stand, erreichte die Wasser- sohle bereits bei einer Teufe von 42 Lachter oder 30 Fuss, so dass vermuthlich diese geringe Erhebung des Kohlenge- birges über dem Wasserspiegel und die dadurch beschränkte Baufähigkeit das baldige Aufgeben des Baues veranlasst haben. Petershagen. Zwischen den Dörfern Trepplin und Petershagen, 2 Mei- len westlich von Frankfurt an der Chausseestrasse nach Ber- lin, ıst schon in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein Braunkohlenbau betrieben worden. Herr KrLöpen *) giebt über die Verhältnisse folgende Notizen: „Die Grube lag zwischen den Dörfern Petershagen und „Zrepplin, rechter Hand am Wege von Berlin nach Frank- „furt. Die Kohle war eine reine Erdkohle, lag in 6 Lachter „Leufe, hatte zum Dache Alaunerde, zum Liegenden weissen „Fliesssand (richtiger wohl Formsand). Die Kohle brach „= Lachter mächtig und hielt viel bituminöses Holz und „Schwefelkies eingeschlossen.” Nach einem Grubenberichte von 1766 dagegen sind die Kohlen sehr mit Sand gemengt und unbauwürdig gefunden und deshalb auch das Werk nicht wieder aufgenommen worden. In den vierziger Jahren wurde offenbar an derselben Stelle die Braunkohlen-Grube ‚„Pauline” eröffnet, aber auch bald wieder verlassen wegen der schlechten Beschaffenheit der Kohle. Nach dem auf dem Bergamte zu Aüdersdorf aufbe- wahrten Grubenbilde lagerten die drei in Formsand einge- betteten Flöze in Gestalt eines sehr spitzen Sattels, der in *) Beiträge St. II. S. 89, 388 hor. 5 bis 6 sein Streichen hatte, gegen Osten geschlossen war und ziemlich steil gegen Süden und Norden einfiel. Allein genauere Nachrichten waren damals nicht zu erlangen. In jüngstverflossener Zeit soll aber auch hier zeitweise der Bau wieder aufgenommen worden sein. Müncheberg. Seit 3 Jahren ist östlich von Müncheberg eine grosse Zahl von Gruben eröffnet worden und zwar # Meilen von der Stadt entfernt bei dem Dorfe Jahnsfelde zu beiden Sei- ten der Berlin-Frankfurter Chaussee. Trotz eines zweimaligen Besuchs der Gegend während des Sommers 1850 hat es nicht gelingen wollen die Gruben näher zu untersuchen, da beide Male die übergrosse Hitze einen solchen Wettermangel auf den damals in Betrieb ste- henden Gruben ‚Francke” und ‚„Alexander” verursacht hatte, dass eine Befahrung der Gruben unmöglich war. Aber es zeigen schon die auf den Halden aufgestürzten Sand- und Schuttmassen deutlich, dass wie bei Frankfurt beide Flözpartieen in Verbindung mit einander auftreten; man sieht z. B. auf dem Grubenfelde ‚„Wealdeck” am west- lichsten Schachte den unverkennbaren Kohlensand der „liegenden Flözpartie” und nicht 100 Lachter davon an einem östlicheren Schachte die Formsand- und Letten- massen, welche die Flöze der „hangenden Abtheilung” be- gleiten. Auf der östlich daneben liegenden Zeche ‚Francke” kennt man bis jetzt nur Formsand als begleitende Schich- ten der Kohle, doch ist es wohl kaum zweifelhaft, dass auch jene tiefere Flözabtheilung sich noch finden werde. Ueber den hangenden Schichten der Kohle hat sich auf dieser Grube ein blaugrauer plastischer Thon gefun- den, der gar sehr der Beobachtung werth zu sein scheint. Er ist nach den vorhandenen Proben fast ganz sandfrei, ent- hält eine grosse Menge von Gypskrystallen und zahlreiche Punkte von gelblichbraunem Eisenocker, der offenbar von 389 zersetztem Schwefelkies herrührt. Die Aehnlichkeit dieses Thons mit dem Septarienthon, der sogleich bei der folgenden Lokalität in beträchtlicher Ausdehnung und Mäch- tigkeit zu erwähnen sein wird, ist so überraschend, dass man ihn sogleich für solchen ansprechen müsste, wenn nicht der vollständige Mangel an allen Versteinerungen noch einigen Zweifel zurückliesse. Auf den an einander grenzenden Gruben „Harkort” und „Alexander” finden sich wiederum beide Flözpartieen und zwar dort mit dem Streichen in h. 9 und nordöstlichem Einfallen, hier mit dem Streichen in h.6 und 45 Grad nörd- lichem und südlichem Einfallen, indem die Flöze in Gestalt eines langgestreckten Sattels aufgerichtet sind. In der N.O.-Ecke der ‚„Harkortzeche” hat man 76 Lach- ter in N.O. von dem eben bezeichneten Vorkommen in der- selben Grube abermals die hangende Flözpartie mit 3 Flö- zen, die in Formsand eingelagert sind, aufgefunden und zwar mit einem Streichen in h. 10 und nordöstlichen Einfallen. Streichen und Fallen scheinen hier auf bedeutende Er- streckung constant zu bleiben, da man die Flöze mit glei- chem Streichen und Fallen auch im Felde der Zechen „Justine” und „König” in Abbau genommen hat und zwar ist das Einfallen auf der Zeche „König” 35 Grad N.O. So aphoristisch diese Notizen über eines der ausgedehn- testen Kohlenlager der Mark auch erscheinen mögen, so muss dennoch auf eine specielle Beschreibung der einzelnen Schich- ten aus Mangel an Proben verzichtet werden und eine Ent- wicklung der Lagerungsverhältnisse in der horizontalen Rich- tung und somit eine Verknüpfung der zerstreuten Beobach- tungspunkte wird erst möglich sein, sobald die einzelnen Grubenbaue an und für sich weiter ausgedehnt und dadurch einander näher gerückt sein werden. Den bei weitem gröss- ten Theil der hier gegebenen Notizen verdanke ich der gü- tigen Mittheilung des Berggeschworenen Vocr in Frank- Furt a. d. ©. Von Müncheberg gegen N.W. fortschreitend, trifft man 390 die nächsten Braunkohlengruben in 14 Meile Entfernung bei dem Städtchen Buckow. Buckow. Das Städtchen Buckow liegt 7 Meilen östlich von Ber- lin ın der sogenannten „märkischen Schweiz”. Ein viel versprechender Name! Aber wirklich giebt es in der Mark nur wenige Punkte, die durch einen so reichen Wech- sel von dichtbewaldeten Höhen und fruchtbaren Ackerflächen, von engen schroffgeränderten Thälern und klaren waldum- säumten Seen ein nicht zu sehr verwöhntes Auge erfreuen. Noch mehr aber steigt das Interesse für diese Gegend bei einer genaueren Beobachtung der orographischen und hydrographischen Verhältnisse, welche dieselbe fast eben so sehr vor den meisten Gegenden der Mark auszeichnen als die eigenthümlichen Verhältnisse, unter denen hier das Braun- kohlen-Gebirge an zahlreichen Punkten in die Tagesoberfläche eintritt oder unter derselben verborgen ihre äussere Gestal- tung bedingt. Im Westen von Buckow, das ringsum von Bergkuppen eingeschlossen wird, liegt der halbmondförmige grosse Scher- mützel-See. Mit steilen Gehängen steigt das westliche Ufer empor zur ebenen Plateaufläche, auf der im Westen das Dorf Hasenholz, im Norden Bollersdorf liegen. Strahlen- förmig ziehen sich vom See aus gegen Westen und Norden langgestreckte, enge und schroffe Thaleinschnitte zur Plateau- fläche hinauf, unter welchen die ausgedehntesten die Grenz- kehle und der lange Grundim Westen und der schwarze Grund im Norden, südöstlich von Zollersdorf sınd. An der Nordostseite des schwarzen Grundes erreicht das Plateau seine grösste Höhe im Bollersdorfer Berge, nämlich 154 Fuss über dem Niveau des Schermützel-Sees, der am Fuss des Bollersdorfer Berges eine Tiefe von 120 Fuss haben soll, so dass hier ein Höhenunterschied von nahe 300 Fuss auf kaum 300 Schritt Entfernung sich einsetzt. Gegen Süden hebt sich der Boden des Sees ganz allmälig empor und beträgt 391 in der südlichen Häffte die Tiefe des Wassers kaum 6 Fuss. In der Nähe seiner tiefsten Stelle nimmt der See von N.O. her das Sophienfliess auf, das in einem engen dichtbewalde- ten Thale von Norden her aus der Gegend von Prädikow mit überaus starkem Gefälle herabkommt. An der östlichen Seite des Sophienfliesses erheben sich mit dichter Waldung bedeckt der „Drachenberg”” und der „Quast”, welche gegen Osten mit den höchsten Punkten des Plateaus, dem Krugberge (306 Fuss über dem Schermützel- See) und den Kreisbergen, zusammenhängen. Im S.O. hängt der Schermützel-See mit zwei kleineren Seen, dem ‚‚weissen See” und dem „Buckow-See”, zusam- men und durch letzteren nımmt er seinen Abfluss durch den Griesen-See, nordöstlich von dem Städtchen Buckow zum „Stobber” oder ‚„Stobberow”, welcher selbst mit starkem Ge- fälle gegen N.O. durch ein mooriges, mit Wiesen erfülltes Thal abfliesst und bei Garlsdorf das weite Oderbruch erreicht. Der ,‚Stobber” hat seinen Ursprung im sogenannten ‚„rothen Luch”, dem moorigen‘ Thale, welches sich mit vollkommen parallelen Rändern in der Richtung von N.O. gegen S.W. von Wüsten-Sieversdorf bis zum Spreethal bei Buchhorst aus- dehnt und in seiner Thalsohle die Wasserscheide zwischen Nord- und Ost-See enthält, indem gegen Süden die „Löck- nitz” zur Spree abfliesst, weiche dicht neben dem Stobber im rothen Luch entspringt. Eine Kanalverbindung der Spree und Oder durch das rothe Luch und die Fortsetzung des- selben gegen N.O. durch das Thal des Stobbers kann in den Terrainverhältnissen keine grosse Schwierigkeiten darbieten. Auf der linken Seite des Stobbers, 5 Meile im O.N.O. von Buckow, liegen der „‚grosse Tornow-See” und der „kleine Tornow-See” kaum 500 Schritt von einander entfernt in dichten Waldungen versteckt ohne Verbindung unter einan- der oder mit dem Stobber. Der tiefgrüne Spiegel des „gros- sen Tornow” liegt 17 Fuss unter, der des „kleinen Tor- now” aber 25 Fuss über dem Niveau des Schermützel- Sees, so dass die beiden Seen eine Differenz von 42 Fuss 392 in der Höhe ihres Wasserstandes zeigen, die sich auch ohne Messung schon durch den blossen Augenschein zu erkennen giebt. An dem nordöstlichen Ufer der Seen erheben sich der „Dachsberg” und „Langeberg”, und zwar ersterer 238 Fuss über dem Niveau des Schermützel-Sees.. An ihren Seiten kommen schroffe Thaleinschnitte vom hinterliegenden Plateau herab, unter denen die „Silberkehle” und ‚‚Drachenkehle” die bemerkenswerthesten sind. Anm. Die Höhenangaben sind der vortrefflich gezeich- neten Specialkarte der märkischen Schweiz vom Hauptmann v. SInEcK 1842 entlehnt. An den steilen Ufern des Schermützel-Sees im Westen ist es zunächst in der „Grenzkehle”, wo das Kohlengebirge in mächtigen Lagern zu Tage tritt. Kaum 300 Schritt vom Ufer des Sees entfernt steigt am Nordgehänge des Thals eine steile Wand mehr als 30 Fuss fast senkrecht empor, die allein aus bräunlichschwarzen thonigen Letten gebil- det wird. Das Streichen ist h. 9 bis 10, das Einfallen ge- gen N.O. gerichtet. Der Letten enthält ausser dem über- wiegenden Thongehalt noch äusserst feinkörnigen Sand und zahlreiche Glimmerschüppchen eingemengt, seine Färbung wechselt im Verhältniss mit den eingemengten Kohlentheil- chen vom Braunen bis zum Bräunlichschwarzen. Die oberste Bedeckung wird von gelblichgrauem nordi- schen Sande und geschiebeführendem Lehm gebildet. Kaum 100 Schritt weiter im Thale hinauf ist an dem- selben Gehänge ein fast vollständiges Profil der „hangen- den” und der „liegenden Flözpartie” aufgeschlossen, wie sie oben bei der Beschreibung der Frankfurter Braun- kohlen-Gruben zur Sprache gekommen sind. Die Entblös- sungen sind zum Theil durch Unterwaschungen des im Thal- grunde fliessenden Wassers, theils durch angestellte Schurf- versuche entstanden. Vom Hangenden zum Liegenden finden sich folgende Schichten mit dem Streichen in h. 9 bis 10 und 40 bis 50 Grad N,O.-Einfallen zu Tage gelegt: 393 1) 3 bis 5 Fuss gelblichgrauer Lehm mit Ge- schieben. 2) 10 bis 14 Fuss gelblichweisser feiner Sand, dessen Gehalt an frischen fleischrothen Feldspathkörnern, dessen gröberes ungleichmässigeres Korn und vollständiger Mangel an Glimmerblättern ihn als nordischen noch der Ge- schiebebildung angehörigen Sand charakterisiren. 3) 18 Fuss aschgrau und braungestreifter Form- sand, gegen das Liegende hin dunkler werdend. 4) 2 Fuss Braunkohle, durch den Einfluss der Atmo- sphärilien von sehr bröckliger Beschaffenheit. 5) 4 Fuss dunkelbrauner Formsand, gegen unten hin weniger feinkörnig und mit gelblichgrau gefärbten Strei- fen wechselnd. 6) 8 Fuss grauer gleichkörniger Quarzsand, Kohlensand, ohne allen Glimmer, mit dünnen schwarzen Streifen, in denen der Kohlensand mit stärkeren Mengen von Kohlenstäubchen gemischt ist. 7) 14 Fuss Braunkohle. 8) 3 Fuss grauer gleichkörniger Quarzsand, Kohlen- sand. 9) 15 Fuss Braunkohle, deren Liegendes abermals 10) grauer gleichkörniger Kohlensand ist, ohne dass tiefere Lager noch ferner aufgeschlossen waren. Nach der petrographischen Beschaffenheit gehören 1) und 2) zur nordischen Greschiebeformation, 3) bis 5) stellen die „hangende Flözpartie”, 6) bis 10) die „liegende Flözpartie’”’ dar. Denn dass von jener sich nur eins, von dieser nur zwei Flöze aufgeschlos- sen finden, darf deshalb nicht befremden, weil am Aus- gehenden nur in äusserst seltenen Fällen dieselbe Regel- mässigkeit und Vollständigkeit der Schichten beobachtet wer- den kann, welche die Grubenbauten in den ausgedehnteren unterirdischen Aufschlüssen darbieten. Oberhalb dieses Ausgehenden wendet das Thal mit einer scharfen Biegung gegen S.W., um alsbald in seine ursprüng- 394 liche Richtung zurückzukehren. An dieser letzteren Bie- gung, vielleicht 200 Schritt von dem obigen Punkte entfernt, gehen abermals die Schichten des Braunkohlengebirges zu Tage aus. Es sind ein Formsandlager und zwei Braun- kohlenflöze, deren Mächtigkeit circa 1 Fuss beträgt und dieinden grauen Kohlensand eingelagert sind. Aber die starken Verschüttungen durch den herabgerollten nordischen Sand gestatten nicht die genauere Bestimmung der einzel- nen Schichten, zumal die sämmtlichen Zwischenlager,, wel- che das Hangende der letzteren zwei Flöze bilden, vollstän- dig verdeckt sind. Da aber diese Schichten mit c. 30 Grad W. einfallen und wie jene vorher beschriebenen’ h. 9 bis 10 streichen, so liegt die Vermuthung nahe, dass beide Ausge- hende ursprünglich durch eine sattelförmige Lagerung mit einander verbunden waren und erst später durch das Was- ser von einander getrennt worden sind, indem dieses die Sattelspitze beim Aushöhlen des Thales durchbrach und die feinerdigen Massen mit sich fortführte; eine Erscheinung, die sich noch täglich nach jedem stärkeren Regengusse wiederholt. Weiter gegen Westen in der „Grenzkehle’” hinauf vor- dringend trifft man abermals auf 15 bis 17 Fuss mächtige Formsand- und Letten- Schichten, die in h.9 bis 10 streichen und gegen Westen einfallen. Es ist klar, dass diese Lager den am Eingange des Thales auftretenden entsprechen und dem Hangenden der in dem zerstörten Sattel aufseschlossenen Schichten an- gehören. Sie lehnen sich hier im Westen mit südwestlichem Fallen, dort im Osten mit nordöstlichem Fallen an den Sat- tel an; denn dass sie durch eine so weite Entfernung von einander getrennt sind, ist nur scheinbar und hat in der Richtung des Thales seinen Grund, das h. 7 sich ausdehnt und mithin einen sehr spitzen Winkel von 30 Grad mit dem Streichen der Schichten bildet, während es zugleich auch eine Strecke in der Richtung der ursprünglichen Sattellinie zu verlaufen scheint. 395 Es hat nicht gelingen wollen in der „Grenzkehle” das von Herrn v. BEnnıssen-FÖrRDER *) bezeichnete Vorkommen von Geschieben nordischen Ursprungs in dem Schichtenver- bande der Braunkohlenformation aufzufinden, und ein Lager von 4 bis 14 Fuss Mächtigkeit, das sich auf mehr als 100 Schritt Länge ausdehnt, hätte sich doch kaum der Beobachtung entziehen können. Es liegt daher die Vermu- thung nahe, dass jenes Geschiebelager nur eine secundäre Anhäufung in einer Spalte gewesen und später durch Unter- waschung der Unterlage herabgestürzt und vom Wasser weg- geführt sei, zumal die Geschiebe auch nur von kleineren Dimensionen gewesen sein sollen. In dem „langen Grunde”, welcher der Grenzkehle zunächst im Norden benachbart ist und ebenfalls von Westen her zum Schermützel-See hinabführt, sind durch frühere Schurfarbei- ten nur buntstreifige Formsandlager mit zwei schwa- chen Braunkohlenflözen aufgeschlossen, welche h. 9 bis 10 streichen und ziemlich steil 50 bis 60 Grad gegen S.W. einfallen; allein dieses Einfallen ist häufig durch kleine Fal- ten und Krümmungen unterbrochen, so dass hier die au- genscheinlichsten Anzeichen einer späteren Bewegung der Braunkohlenschichten vorliegen. Bis zu der Schlucht, in welcher der Fahrweg zum Dorfe Bollersdorf hinaufführt, sind die Gehänge am Seeufer weni- ger steil und die Thaleinschnitte weniger schroff begrenzt. Nirgend findet sich daher auch Ausgehendes von Braunkoh- lenschichten oder Flözen. Aber an dem Vorsprunge nörd- lich von jenem Hohlwege gehen in circa 50 Fuss Höhe über dem Niveau des Sees, also auf halber Höhe des Abhanges, zwei Braunkohlenflöze zu Tage aus, deren Mächtigkeit 1 bis 14 Fuss beträgt. Das Streichen liegt in h. 9 bis 10, das Fallen ist mit 30 bis 40 Grad gegen N.O. gerichtet. Das Hangende und Liegende sowie auch das Mittel zwi- *) Erläuterungen zu der geognostischen Karte der Umgegend von berlin. 2. Aufl. 1850. S. 16. 396 schen den beiden Flözen ist der bekannte glimmerfreie Quarzsand oder Kohlensand (8.366). Am Fusse des Abhanges also gegen das Liegende hin geht der Kohlensand nach und nach in einen sehr grob- und ungleichkörnigen, lichtgrauen Sand über, dessen rundliche oder länglich rund- liche Körner theils farblos und durchsichtig, theils bläulich- grau und nur durchscheinend sind und die Grösse einer Erbse und selbst einer Bohne erreichen. Ganz vereinzelt entdeckt man in diesem Sande kleine, rundliche, glänzende Körner von schwärzlichgrüner Farbe, die Kieselschiefer zu sein scheinen. Alle Körner des Sandes sind mit gelblichweissem Staub bedeckt, der vorherrschend aus feinen Quarzstückchen besteht und nur überaus wenig Thon enthält. Einige 50 Schritt weiter im N.O. tritt aber am Gehänge des hohen Seeufers ein braungestreifter, weisser, sehr glim- merreicher Formsand in Verbindung mit sehr grob- körnigem glimmerfreienKohlensande auf und zwar so, dass die dunkleren Streifen des hellen Formsandes in Gestalt eines von oben nach unten stark zusammengedrück- ten S verlaufen und ein Keil des gröberen Sandes (im Lie- genden) von N.O. her auf 5 Fuss Länge in den feinkörnigen Formsand hineingreift. Ueber die Art, wie diese Lager mit den kurz vorher beschriebenen in Verbindung und Zusam- menhang stehen, liessen die starken Verschüttungen keine nähere Untersuchung zu; doch ist es nach den Aufschlüs- sen in der Grenzkehle wahrscheinlich, dass hier gerade die Grenze zwischen „hangender” und „liegender Flözpartie” blosgelegt sei. Bevor'man um einen zweiten Vorsprung in den „‚schwar- zen Grund” einbiegt, trifft man in N.O. aufeine steile Wand, die von feinem braunen Formsand gebildet wird, in wel- chem auf halber Höhe des Abhanges zwei Braunkohlen- flöze zu Tage treten. Das Streichen der Flöze und Form- sandschichten ist h. 9 bis 10 mit 40 bis 50 Grad östlichem Einfalln. Der Formsand ist gelblichgrau, braun gestreift und deutlich geschichtet, sehr fein, fast staublörmig und da- 397 her äusserst milde anzufühlen. Gegen das Hangende hin wird die Farbe des Formsandes allmälig lichter und geht endlich in ein blendendes Weiss über, das mit aschgrauen Streifen wechselt. Besonders auffallend ist an diesem Sande der überaus grosse Reichthum an Gyps, welcher sich in ihm in wallnussgrossen Krystallgruppen angehäuft findet. Diese Gruppen bestehen aus deutlich ausgebildeten, spiessigen oder auch linsenförmigen Krystallen, die nach allen Richtungen durch einandergewachsen sind. Die beiden Kohlenflöze sind nur schwach, 1 bis 2 Fuss mächtig und haben als Ausgehendes natürlich nur schlechte mulmige Kohle aufzuweisen. Unmittelbar über dem oberen Kohlenflöze lagert ein zollstarker Streifen ockergelben Form- sandes, der augenscheinlich zersetztem Schwefelkies seine Färbung verdankt, von dessen Zersetzung unzweifelhaft auch das Vorkommen des Gypses abgeleitet werden muss; worauf am Schlusse noch zurückzukommen sein wird. Am höchsten Punkte des ‚„‚schwarzen Grundes”, in wel- chen man nun, um den bezeichneten Vorsprung herum, ge- langt, liegt der im Bau begriffene Theil der Grube „Max”, dessen Beschreibung hier gleich angereiht werden mag, um denselben nicht aus dem natürlichen örtlichen Zusammenhange herauszureissen. Wo der schwarze Grund fast das Niveau der Hochfläche von Bollersdorf erreicht hat, gehen die drei Braunkohlenflöze der „hangenden Flözpartie” in Begleitung von Formsandla- gern zu Tage aus und streichen h. 9 bis 10 bei 80 Grad südwestlichem Einfallen. In dem mittleren oder zweiten Flöze ist eine Tages- strecke getrieben, durch welche man in nordwestlicher Rich- tung in die Grube gelangt; dieselbe baut vorherrschend nur auf den beiden oberen Flözen der „hangenden Flöz- partie”, wiewohl durch einen jetzt verschütteten langen Querschlag gegen N.O. das dritte Flöz derselben, sowie auch die drei oberen Flöze der „liegenden Flözpartie” Zeits. d.d, geol, Ges, IV. 2. 26 398 aufgeschlossen worden sind. Letztere aber hat man ihrer ge- ringeren Mächtigkeit wegen nicht in Abbau genommen. Ganz wie bei Frankfurt a. d. O. sind aber auch hier die Kohlen der ‚‚liegenden Abtheilung” in glimmerfreien gleich- körnigen Quarz- oder Kohlensand eingelagert und von demselben bedeckt gefunden worden. Ueber die Zwischen- lager, welche beide Flözfamilien von einander trennen, sowie auch über das Hangende des dritten Flözes der oberen Ab- theilung fehlte es an Aufschlüssen, allein jene sollen aus Letten und bituminösem Thone, dieses aus Form- sand bestehen. Das Mittel zwischen dem zweiten und ersten Flöz ist grauer feinkörniger Formsand mit braunen Formsandstrei- fen wechselnd; letztere nehmen gegen das zweite Flöz also gegen das Liegende hin immer mehr zu, und der Formsand geht in einen sandigen, alaunhaltigen und sypsreichen, bräunlichschwarzen Letten über. Das unmittelbar Hangende des ersten Flözes sind schwärzlichbraune dünnschiefrige Letten mit merkli- chem Alaungeschmack und zahlreichen Glimmerblättchen, die vornehmlich auf den Schichtungsflächen angehäuft sind. Vor dem Löthrohr erhitzt entwickeln die Letten Spuren von schwefligser Säure; äusserlich verbrennt der färbende Kohlen- gehalt mit Leichtigkeit und schnell, aber im Innern halten ihn selbst kleine Proben hartnäckig zurück. Ein entschei- dendes Kennzeichen für stärkeren Thongehalt, denn reinsan- dige Massen gestatten selbst in grösseren Stücken einen so reichlichen Luftzutritt zu ihrem Innern, dass aller einge- mengter Kohlenstaub in kürzester Zeit verbrennt. Doch ent- halten die Letten auch Sand und zwar überaus feinkörnigen Quarzsand, der vornehmlich auf den Ablagerungsflächen an- gesammelt ist und diesen eine lichtere Färbung ertheilt. Ueber diesem Letten bildet dann aschgrauer Form- sand mit braunen Streifen in unbekannter Mächtigkeit das allgemeine Hangende des Kohlengebirges. Die Braunkohle beider Flöze ist schwärzlichbraun, 399 recht fest und auf dem ersten Flöze vorherrschend von schief- riger Struktur. Auf den Schichtungsflächen erblickt man licht gefärbte, aber undeutlich erhaltene Pflanzenreste und nur äussert selten sind vollkommen wohl erhaltene kleine Coni- ferenzapfen vorgekommen. Das bituminöse Holz findet sich unter ganz ähnli- chen Verhältnissen wie auch auf anderen Gruben und ist der Kohle reichlich genug eingestreut, um. stets an den vegeta- bilischen Ursprung der Braunkohlen zu erinnern, den die durch- weg homogene Kohle sonst wohl vergessen machen könnte. Gyps und Retinit, wofür man wohl ‚jenes wachs- gelbe fettglänzende Harz halten muss, das schon so oft er- wähnt werden musste, fehlen auch der Buckower Kohle nicht. Wesentlich verschieden in den äusseren Eigenschaften von den Kohlen der drei oberen Flöze sind die Kohlen der „liegenden Flözabtheilung”. Sie zeichnen sich auch hier durch pechschwarze Farbe, einen fettglänzenden ebenen Bruch und grosse Sprödigkeit aus. Bituminöses Holz hat sich noch niemals in ihnen gefunden und beim Verbrennen erzeugen sie einen mehr torfähnlichen Geruch, der bei wei- tem widerlicher ist als der, welchen die Braunkohlen der drei oberen Flöze verbreiten. Das Streichen aller Flöze auf der Maxzeche ist voll- kommen demjenigen parallel, das schon an mehren Punkten an den ausgehenden Schichten der Braunkohlenformation beob- achtet worden ist und zwar in h. 94, das Fallen aber unter- liegt wesentlichen Veränderungen. Im südwestlichen Theile der Grube fallen die Flöze mit 11 bis 15 Grad N.O., wel- ches dann weiter gegen N.O. fast plötzlich bis 40 Grad N.O. zunimmt und die drei Flöze der hangenden Partie sehr bald unter das Niveau des Schermützel-Sees und das tiefste Grundwasserniveau untertauchen lässt ; aus diesem erheben sie sich dann im nordöstlichen Theile der Grube bei unverän- dertem Streichen mit 60 Grad südwestlichem Einfallen. So- mit bilden die Flöze eine spitze h. 9 streichende Mulde, deren N.O.-Flügel mit 60 Grad, deren S.W.-Flügel zunächst 26 * 400 der Muldenlinie mit 40 Grad, entfernter von derselben mit 10 bis 15 Grad einfällt. Die Flöze der „liegenden Flöz- partie” sind bis jetzt nur erst auf dem N.O.-Flügel der Mulde mit 60 Grad S.W. Einfallen durch den oben erwähnten Quer- schlag aufgeschlossen worden, denn am flachgeneigten S.W.- Flügel ist es sehr wahrscheinlich, dass sie sich kaum über das Niveau des Wassers erheben. In dem steiler geneigten Theile des S.O.-Flügels trennt eine dem Streichen parallele Verwerfung die Flöze so von einander, dass die südlicheren Flöztheile höher liegen als die der Muldenlinie näher gele- genen nordöstlichen. Die Verwerfungskluft selbst ist spie- gelflächig glatt, wie man sie nicht in so losen Massen erwar- ten sollte und wie man sie kaum in festanstehenden Gestei- nen zu sehen gewohnt ist. Die Verwerfung beträgt gerade soviel, dass das zweite Flöz des höher gelegenen Theiles als die Fortsetzung des ersten Flözes an der niedriger gelegenen Seite der Verwerfung erscheint. Aber diese Verwerfung setzt sich nicht weit im Streichen durch die Mulde fort, son- dern beginnt erst im südöstlichen Theile derselben, und steht vielleicht mit den Ursachen in Zusammenhang, welche an dieser Stelle so beträchtliche Höhenunterschiede in der äusse- ren Oberflächengestaltung hervorgerufen haben. Die Ver- längerung der Muldenlinie gegen S.O. trifft gerade auf die tiefste Stelle im Schermützel-See und setzt sich selbst noch über den See hinaus in südöstlicher Richtung in einem Thale fort, das im Norden vom Judendickten, im Süden vom Lause- berge begrenzt wird. Dass die Gegend um Zuckow nach dem Absatz des Braunkohlengebirges. wesentliche Verände- rung ihrer äusseren Gestaltung erlitten haben muss, dafür sprechen unabweislich die zahlreichen Abweichungen der Braunkohlenflöze von der horizontalen Lagerung. Und diese Veränderungen können nicht überall durch die Einwirkung von fliessenden Gewässern allein abgeleitet werden, sondern man wird auf mechanische Einwirkungen bewegender Kräfte hingewiesen, die sehr wohl in unterliesenden festen Gesteins- massen ihren Sitz gehabt haben mögen. 401 So sind namentlich auf der kürzlich erst eröffneten Zeche _„Willenbücher” nordwestlich von der Grube ,„Max” die Kohlenflöze in einer L-förmigen Lagerung angetroffen wor- den, die unabweislich auf eine gewaltsame, wenn auch viel- leicht allmälıg erst vollendete Aufrichtung der Flöze hin- deutet. Mit dieser muss zugleich eine Verschiebung und Zusammenpressung von der Seite her verbunden gewesen sein, denn in dem horizontal gelagerten Theile der Flöze und der begleitenden Schichten findet sich eine grosse Menge sattel- und muldenförmiger Faltungen, die kaum auf andre Weise möchten erklärt werden können. Eine alte Sage behauptet,*) dass in dem Haussee, dicht bei Buckow, vor Alters eine Stadt versunken sei, von der alle Spuren verschwunden seien, nur dass man am Jo- hannistage noch unten tief am Grunde den Kirchthurm er- blicken könne. Mag diese Sage wahr oder grundlos sein, augenschein- lich sind die Oberflächenverhältnisse in der Gegend um Buckow so angethan, dass selbst ein ganz unbefangener Beobachter auf die Annahme einer mächtigen Senkung des Terrains geführt werden kann, welcher dann die Gegend vor- nehmlich ihre wechselvolle Gestaltung verdankte. Mit einer solchen mächtigen Verstürzung, die im Schermützel- und grossen Tornow-See ihre grösste Tiefe erreicht hätte, wür- den sich sehr wohl alle die Unregelmässigkeiten in der La- gerung, des Kohlengebirges und die auffallenden Höhenunter- schiede der Oberflächenbildung in Zusammenhang bringen lassen. Weitere Vermuthungen über die Art dieser Verstür- zung anstellen zu wollen, würde vollkommen fruchtlos und unnütz sein, da man von der Beschaffenheit und Tiefe des festen Grundgebirges gar keine Kenntniss hat. Auf der Grube ‚„Max” ist durch den früheren Bau eine wichtige Ueberlagerung der Kohlenbildung durch eine mäch- tige Thonbildung aufgeschlossen worden und zwar war der *) A. Kuns, Märkische Sagen und Mährchen. Berlin 1843. S. 198, 402 Thon dem Kohlengebirge ungleichförmig aufgelagert. Derselbe Thon ist in geringer Entfernung durch eine Reihe von Schurflöchern blosgelegt und stimmt in seinen Eigen- schaften vollkommen mit dem Thon überein, welcher in der Buckower Ziegelei verarbeitet wird und in der zugehörigen Thongrube in ausgedehnterem Maasse aufgeschlossen ist; wes- halb hier sogleich die Beschreibung der letzteren folgen mag. Am südlichen Ende des Schermützel- Sees liegt die Buckower Ziegelei und südwestlich von derselben die Thon- grube in dem Abhange des Plateaus, welches weiter nördlich den Schermützel-See von W. her begrenzt. An verschiedenen Punkten des Gehänges sieht man einen Glimmersand zu Tage treten, der in seiner Zu- sammensetzung und seinem ganzen Habitus vollkommen demjenigen gleicht, welcher auf S. 339 näher beschrieben worden ist. Aber nirgend ist sein Lagerungsverhältniss zu dem Thon aufgeschlossen und da er weder in der Thongrube noch in dem Eingange zu derselben sich entblösst findet, so bleibt auch hier seine Stellung zu dem Thone noch unent- schieden. Ein schmaler Hohlweg führt horizontal gegen Westen in die Thongrube, während zu beiden Seiten das Gehänge bis zu 30 und 40 Fuss Höhe ansteigt und aus gelblich- grauem Lehm besteht, der mit schmalen Lagern eines gelb- lichweissen nordischen Sandes wechselt. In den oberen La- gen des Lehmes finden sich zahlreiche abgerundete Geschiebe bis zur Faustgrösse eingeschlossen. Mit einer gegen Osten unter 15 bis 20 Grad geneigten Grenzlinie erscheint unter den Sand- und Lehmschichten im Westen ein c. 6 Fuss mächtiges Lager von bräunlichro- them grobkörnigem Quarzsand, der, ursprünglich von Eisenoxydulsalzen grünlichgrau gefärbt, seine röthliche Färbung erst durch höhere Oxydation des Eisens annimmt. Da die Theile des Sandes, der keine fremden Gemengtheile weiter enthält, sehr wenig fest an einander haften, so ver- schüttet derselbe fortdauernd die Gehänge am Eingange in 403 die Thongrube und eine bestimmte Grenze zwischen ihm und dem Thon ist daher nicht aufzufinden, doch lagert er augenscheinlich über dem Thone. Die Thongrube misst von O. gegen W. 70, von S. gegen N. 50 Schritt, ihre steilen Wände erreichen eine Höhe von 35 bis 40 Fuss. Die Mächtigkeit des Thonlagers von der Sohle der Grube an beträgt c. 35 Fuss und die obere Grenze verläuft ziemlich parallel der Tagesoberfläche, unter der sie durchschnittlich 4 bis 5 Fuss zurückbleibt. Gelblichgrauer und unmittelbar über dem Thon röthlichbrau- ner Sand mit zahlreichen kleineren Geschieben bilden die oberste Bedeckung. In den oberen Theilen zeigt das Thonlager vorherrschend eine licht bräunlichgraue Färbung, die gegen unten einem dunklen Bläulichgrau weicht. Die bräunlichgraue Färbung ist. vornehmlich am nördlichen Stoss der Grube bemerklich und hier schliesst der Thon eine auffallende Menge rundli- cher Thoneisensteinnieren ein, die vermuthlich zer- setztem Schwefelkies ihre Entstehung verdanken und dann zugleich die bräunliche Färbung der oberen Thonmassen er- klären, insofern diese den oxydirenden Einflüssen der Tage- wasser offenbar länger ausgesetzt gewesen sind. Im feuchten Zustande ist der Thon überaus fest und fettig anzufühlen und plastisch im hohen Grade. Beim Trock- nen an der Luft schwindet er stark zusammen, zerklüftet nach spitzwinklig sich schneidenden Richtungen und zerfällt endlich in dünnstänglige und dünnblättrige Bruchstücke, die sich aber stets durch ihre scharfen Kanten auszeichnen. Kalk ist dem Thon in merklichen Quantitäten beigemengt, da er mit Säure befeuchtet schwach aufbraust ; meistens ist der Kalk auf einzelne kopfgrosse Partieen concentrirt, aber so stark mit Thon gemengt, dass es zu keiner eigentlichen Septarienbildung kommt. Von Schichtung ist an dem T'hon nirgend eine Spur zu bemerken, er bildet durchweg eine compacte Masse. 404 Ueber die Mächtigkeit des T'hones und das Liegende dessei- ben fehlen alle Angaben. Sandbeimengungen sind dem Thon durchaus fremd und selbst in den jahrelang in Gebrauch stehenden Schlemm- kästen der Ziegelei findet sich auf dem Boden auch nicht die geringste Spur einer Sandablagerung. Die aus dem Thon gebrannten Ziegel haben eine sehr licht ziegelrothe Farbe, sind sehr feinporig, fest und klingend. Sehr häufig findet sich in dem Thonlager der Gyps in schön ausgebildeten, einzelnen Krystallen bis zu Zoll- grösse und in den mannigfachsten Krystallgruppen bis 2 Zoll Durchmesser. Nächstdem beobachtet man häufig kleine rundliche oder länglicheirunde Nieren von thonigem Brauneisenstein, die unzweifelhaft von zersetztem Schwefelkies herstammen, dessen Schwefel andrerseits zu Schwefelsäure oxydirt die Grundlage für die Bildung des Gypses abgegeben hat. Von der grössten Bedeutung aber sind die in dem Thone reichlich vorkommenden und wohl erhalte- nen Versteinerungen. unter denen Bruchstücke von NuculaDeshayesiana und eine grosse Menge von Pleu- rotomen die zahlreichsten sind. Sie beweisen auf das evi- denteste, dass der Buckower Thon vollkommen identisch sei mit den schon früher bekannten und von Herrn Bryrıcn *) unter dem Namen „Septarienthon” unterschiedenen Tho- nen bei Görzig und Biere in der Nähe von Magdeburg **), bei Hermsdorf***), bei Lübars, Joachimsthal und Freienwalde, und sich somit den belgischen Thonen von 260m und Beesele paralellisirt, deren Stellung zu den Straten des Londoner *) Zur Kenntniss des tertiären Bodens der Mark Brandenburg. Kar- STEN’s Archiv, Ser. II. Band XXII. 1848. S. 3. **) Phıtıppr, Verzeichniss der in der Gegend von Magdeburg aufge- fundenen Tertiärversteinerungen. Leoxu. und Bronx Jahrb. 1845. 445. W. Duncker und H. v. Mrıer, Palaeonthographica. Cassel. I. 1847. +) GirarD, über die Verbreitung des London-clay in der nord- deutschen Ebene. Leoxn. und Broxx. Jahrb, 1847, S. 563, 405 und Pariser Beckens, dem London-clay und Pariser Grob- kalk noch der Gegenstand fortdauernder Diskussion und Un- tersuchung ist. Da bei Zübars ein dem Glimmersand vollständig gleicher, feinkörniger, glimmerhaltiger Quarzsand von blen- dend weisser Farbe über dem Septarienthon lagert, so ist es sehr wahrscheinlich, dass auch bei Buckow der an verschiedenen Stellen auftretende Glimmersand dem Han- genden des Septarienthons angehöre. Da nun der Thon im Hangenden des Kohlengenbirges auf der „Maxgrube” und in den benachbarten Schurflöchern der petrographischen Beschaffenheit nach vollkommen mit dem Thone der Ziegelei übereinstimmt, so ist wohl kein Anstand zu nehmen, den Thon der Maxzeche ebenfalls für Septarien- thon anzusprechen, zumal der Septarienthon von Magdeburg ebenfalls über dem Braunkohlengebirge lagert. Und wenn an dieser Stelle auch gerade keine Versteinerungen in demselben aufgefunden worden sind, so ist damit ihr voll- ständiges Fehlen oder gar eine Verschiedenheit des Thones vom »eptarienthone noch keinesweges dargethan. In den Schurflöchern, im N.O. der „Maxzeche”, ist übrigens das Thonlager bei 60 Fuss Tiefe noch nicht durchbohrt worden. In südöstlicher Richtung von jenem Vorkommen wurde ferner der Septarienthon mit beträchtlicher Mächtigkeit auch in einem Bohrloch am Südabhange des Quastes auf- gefunden. Auch die Höhen nördlich vom kleinen und grossen Tor- now-See, der Dachsberg und Langeberg, bestehen vorherr- schend aus Septarienthon, der sich augenscheinlich gegen Süden zwischen beiden Seen fortsetzt und die Ursache ist, dass der 42 Fuss höher gelegene kleine Tornow-See nicht in den grossen Tornow-See abfliesst, obgleich ihre beidersei- tige Entfernung noch nicht 500 Schritt beträgt. Der Thon wird hier von überaus mächtigen Lagern jenes Glimmer- sandes begleitet, der vornehmlich in der Dachskehle am Westabfall des Dachsberges und in der Silberkehle auf der 406 Ostseite des Langenberges in schroffen, fast senkrechten Wänden zu Tage tritt, die über 50 Fuss Höhe erreichen. Herr Kröpen *) giebt freilich an, dass sich in diesem Sande kein Glimmer finde; allein folgendes einfache Experiment führt am schnellsten zum Ziel, um sich über die Abwesen- heit oder das Vorkommen von Glimmer in irgend einem Sande Gewissheit zu verschaffen. Man reibt eine ausrei- chende Menge des Sandes eine kurze Zeit zwischen den in- neren Flächen beider Hände, lässt alsdann den Sand heraus- fallen und entfernt die noch haftenden Quarzkörner durch einen leisen Schlag auf die nach oben gekehrte Rückseite der linken Hand; dreht man diese nun um, so erblickt man, wenn das Experiment mit dem in Rede stehenden Sande ge- macht worden ist, eine Menge kleiner Glimmerblättchen an den Unebenheiten der Hautoberfläche haften, die sich augen- blicklich durch ihre feinschuppige Gestalt und den eigen- thümlichen halbmetallischen Glanz zu erkennen geben. Derselbe Glimmersand tritt noch an einer Menge an- derer Punkte auf, so namentlich südlich vom ‚kleinen Tor- now-See” am sogenannten „Dümpel”, wo er bei 31 Fuss durchbohrt und unter ihm grobkörniger glimmerfreier Quarz- sand gefunden worden ist. Ferner nordwärts von Buckow in den „Wachtelbergen” an verschiedenen Stellen, und zwar hier ebenfalls in der Nähe von mächtigen Thonlagern,, die unzweifelhaft dem Septarienthone angehören. In einem Bohrloche in den Wachtelbergen wurde der Glimmer- sand bei 42 Fuss Teufe noch nicht durchsunken, obgleich vom Tage an kein anderes Gebirge gebohrt worden war. In einem Bohrloch, welches auf dem Nordabhange des Dachsberges angesetzt wurde, lagerten von Tage abwärts: *) Beiträge St. II. S. 22. 407 1) 16 Fuss brauner sandiger Thon mit Glimmer. NEN 3) 40 A! 5) 3 6) 4 zZ), 2 6 1 2 8 „ bb) gelblichbrauner sandfreier Thon mit einzeinen Gypsknauern und deutlichen Stückchen der Schale von Nucula Deshayesiana. blaugrauer fetter Thon mit Gypsknauern und Stücken braunen Thoneisensteins und zer- bohrten Muschelschalresten. mergliger Kalkstein (wurde zermeisselt). blaugrauer Thon mit Gyps. braunschwarze alaunhaltige Letten. grauer Formsand, braungestreift. Fuss. In der benachbarten ‚„Silberkehle”” gehen die Schichten 6) und 7) unter dem Glimmersand mit südöstlichem Einfallen zu Tage aus und es ist daher wahrscheinlich, dass sich zwischen jenen und diesem das Thonlager gegen Osten hin auskeile. Am Südabhange des Wachtelberges wurde erbohrt 4) 74 Fuss bräunlichgrauer sandiger Thon. es 3) dt 4) 2 „ Wis 6) 2 ER) Mel. 4, 23 107 PAR I) a ANA 5.6.50 gelblichbrauner Sand. brauner thoniger Sand. grauer reiner Quarzsand. eisenschüssiger röthlichbrauner Sand. weisslichgrauer Sand. röthlichbrauner Thon mit sehr vielem Gyps gemengt. blaugrauer fetter Thon mit Gyps und zer- bohrten Muschelstückchen. | gelber brauner sandiger Thon. blaugrauer fetter Thon mit Gyps und kleinen Bruchstücken von Muschelschalen. Be), Offenbar ist der hier durchbohrte Thon Septarien- thon, nur scheint er schon starken Störungen und Einmen- gungen von Sandmassen bei seiner Ablagerung unterworfen gewesen zu sein. Die letzte Spur des Thones fand sich etwa 408 1000 Schritt weiter im Norden in den ,Wachtelbergen” selbst. Die Gebirgslagerung wurde hier folgendermaassen durch ein Bohrloch bestimmt. it) 14 Fuss bräunlichgrauer sandiger Thon. 2) 29 ,, gelblichbrauner eisenschüssiger Sand. 3) 4 , dunkelbrauner sandiger Thon. 4) 1° , blaugrauer Thon mit Gyps und kleinen Kalk- stücken (augenscheinlich zerbohrte Muschel- reste). DZ bräunlichschwarze Letten mit Glimmer. 6) » Braunkohle. 7) 23 , Formsand, grau und braun gestreift. 89% Fuss. Somit vertheilen sich Braunkohle und Septarien- thon in der Gegend von Buckow so, dass erstere die West- seite des Schermützel- Sees beherrscht und dieser vermuth- lich einem Versinken ihrer Schichten seine Entstehung ver- dankt; während sich der Septarienthon im N.O. und S.W. in der Richtung des Streichens mit dem ihn beglei- tenden Glimmersande an das Kohlengebirge anlagert. Im Norden schliessen sich an die Ablagerung des Koh- lengebirges bei Buckow zunächst folgende Fundpunkte an: das Ausgehende eines von Formsand begleiteten Braun- kohlenflözes in dem Thale der Batzlower Mühle ın der Mitte zwischen Zuckow und Wrietzen a. d. O., ein Braunkohlenvorkommen zwischen Strausberg und Wrietzen in der Mitte und zwar bei dem Vorwerk Herz- horn auf der Chaussee von Prötzel nach Wrietzen und endlich ein Braunkohlenlager + Meile nördlich von dem vorigen bei dem Dorfe Sternebeck ; die letzteren beiden Funde sind in Folge von Bohrversuchen gemacht, aber nicht weiter ausgebeutet worden. »|- w|- w \e Wrietzen umd Freienwalde. Die steilen Gehänge des Oderbruches zwischen Wrietzen und Freienwalde und auch weiter nordwestlich von Freien- 409 walde bis nach Neustadt-Eberswalde hin werden von einer grossen Menge ausgedehnter Thaleinschnitte unterbrochen, die sich zum Theil mannigfaltig verzweigen und weit in das Plateau hinaufziehen. Ein solches Thal ist unter vielen anderen der sogenannte „Reinecke’s Grund”, welcher sich von Westen nach Osten ausdehnt und bei Zathsdorf in die Thalebene des Oderbruches ausmündet. Von Freienwalde 2 Meilen südlich in der Nähe von Sonzenburg ist in demselben eine kleine Braunkohlengrube, „Ausdauer”, kurze Zeit in Betrieb gewesen. Aber die Flöze lagen sehr tief und durch die Grundwasser ohne künstliche Wasserhaltung dem Abbau unzugänglich gemacht. Durch Bohrversuche fand man die vier Flöze der ‚,lie- senden Flözpartie” in den bekannten Kohlensand (siehe S. 366) eingelagert, konnte aber von dem 11+ Lachter tie- fen Schachte aus nur das oberste Flöz in Angriff nehmen. Da das Einfallen sehr schwach (8 bis 10 Grad O.) ist, so können die unteren Flöze nicht wohl über den natürli- chen Wasserspiegel emportauchen und für eine künstliche Beseitigung der Grundwasser sind vorläufig auf allen klei- neren Gruben die Aussichten auf Absatz noch nicht vortheil- haft genug. Das Streichen liegt in h. 8 bis 11, so genau es sich bei dem flachen Fallen bestimmen lässt. Die Kohle ist dunkelbraun bis pechschwarz und sehr spröde. Sie zerklüftet leicht in scharfkantige Bruchstücke mit fettglänzenden Flächen. Beim Verbrennen verbreitet sie einen sehr unangenehmen, mehr torfähnlichen Geruch, der nur wenig Äehnlichkeit mit dem charakteristischen Geruch hat, den die gewöhnlichen, in Formsand eingelagerten Koh- len hervorbringen. Bituminöses Holz hat sich nicht in der Kohle gefunden und pflanzenstielähnliche Abdrücke auf den Bruchflächen beobachtet man nur äusserst selten. Diese erscheinen dann meistens von parallelen gelblichen Streifen durchzogen, welche von Harzansammlungen zwischen den Jahresringen der Pflanzen herzurühren scheinen. Das Hangende des im Bau begriffenen Flözes besteht, 410 in einer Mächtigkeit von 5 Fuss, aus dem schon mehrfach charakterisirten Kohlensande und wird bis dicht unter Tage. von einem buntstreifigen Formsandlager be- deckt, dessen mannigfach abwechselnde Lager hell aschgrau, dunkelbraun und gelblichgrau gefärbt erscheinen; denn bald tritt der reine, weniger feinkörnige und glimmerreiche Form- sand allein auf, bald geht durch stärkere Einmengung von Kohlentheilchen die Farbe ins Braune und Schwärzliche über und der zu gleicher Zeit sich einstellende schwache Thon- gehalt des Sandes bedingt einen Uebergang in Letten; oder endlich einzelne schwefelkieshaltige Lagen sind durch die Oxydation des Eisens von einer gelblichen und selbst röth- lichen Eisenfärbung durchzogen. Die Mittel zwischen den tiefer gelegenen drei Flözen und ihr Liegendes selbst sollen aus Kohlensand bestehen. Weiter gegen N.O. hin, bei Aanft (+ Meile im S.O. von Freienwalde) treten die Flöze der „liegenden Abtheilung” in Verbindung mit den „Formsandflözen” auf, wie dies fol- gende Bohrprofile aus dortiger Gegend unzweifelhaft bewei- sen, in denen die Schichten der „liegenden Flözpartie” mit einem Stern bezeichnet worden sind. 14 F. Grober Schurrsand. 10 F. Grauer Schurrsand. 38 „ Schwarzer glimmerreicher 16 ,, Schwarzer glimmerreicher Thon. Thon. * 44 „ Kohle. * 91 „ Grauer Sand. *11 „ Brauner Sand. * 14 „ Braunkohle. * 34 „ Kohle. #=13 „ Brauner Sand. * 2 „ Brauner Sand. 43 E 73 E. Bei Blaks-Mühle. An der Ranfter Schäferei. 12 FE. Grauer Sand. 17 F. Formsand. 31 „ Formsand, 8 „ Kohle. = 2 „ Kohle. 20 „ Formsand. *= 5 „ Brauner Sand. 3 „ Kohle. EI EEE 12 „ Formsand. SUR: 2% ,„ Kohle. - d „ Formsand mit Wasser. 62 F. all Dass in den zwei Bohrlöchern bei der Ranfter Schäferei die Formsandlager so überaus mächtig erscheinen, könnte als eine auffallende Abweichung von den gewöhnlichen La- gerungsverhältnissen angesehen werden; allein man darf nicht ausser Acht lassen, dass Bohrversuche stets nur einen sehr geringen Anhalt für die Bestimmung der wirklichen Mäch- tigkeit der einzelnen Schichten gewähren, zumal wenn das Einfallen steiler gegen den Horizont geneigt ist, was beim vorliegenden offenbar der Fall gewesen sein muss. Gleichzeitig würden dann aber auch die Braunkohlen- flöze eine entsprechende Reduction ihrer angegebenen Mäch- tigkeit zu erleiden haben und somit ganz und gar unbau- würdig werden. Spätere Schurfversuche müssen aber doch günstigere Aussichten eröffnet haben, da man nicht allein mehre Schächte abgeteuft, sondern selbst einen Wasserlö- sungs-Stollen angesetzt hat, der kurz vor Aanft die Chaus- see von Freienwalde nach Wrietzen quer durchschneidet. Ueber die Resultate der unternommenen Aufschlussarbeiten kann aber zur Zeit noch nichts Näheres mitgetheilt werden, weil es dazu an den erforderlichen Notizen fehlt. Ebenso verhält es sich mit den beiden Zechen ‚Conrads Glück” und ‚„Stanislaus’”, die sich im Westen unmittelbar an die vorhergehende anschliessen und gerade südlich von Freienwalde auf dem Rande des hohen Oderbruch-Ufers eine kurze Zeitlang in Betrieb gestanden haben. Es ist auf ihnen nur auf einem Flöze gebaut worden, welches in einem fast glimmerfreien Quarzsand eingelagert war, der sich in seinem Habitus an den Kohlensand anzuschliessen scheint, so weit sich dies nach den Sandmassen noch beurtheilen lässt, welche auf den Schachthalden aufgestürzt sind. Das Strei- chen lag in h. 12 bis 1 mit flachem westlichen Einfallen. Die Gruben sind verlassen worden, sobald die Falkenberger Grube anfıng bessere und reichere Kohlenlager dem Abbau aufzuschliessen. Von dieser wird weiter unten die Rede sein. Am östlichen Ende von Freienwalde mündet gegen Nor- den ein tiefes und ziemlich breites Thal. In seinem südli- 412 cheren oberen Theil wird es der „Papengrund”, in seinem unteren aber nach dem Gesundbrunnen, welcher in demselben liegt, das „Brunnenthal” genannt. Auf dem hügligen Plateau im Osten des Thales liegen die vorher erwähnten Gruben „Stanislaus” und ‚„Conrads Glück” und hier sind auch in früherer Zeit die Baue auf Braunkohlen betrieben worden, deren schon in der Einleitung Erwähnung gethan ist und von denen das Stollenmundloch, das „schwarze Loch” genannt, noch jetzt erhalten ist. Es liegt einige 100 Schritt südlich vom Gesundbrunnen am öst- lichen Gehänge des Thales. Eine kurze Uebersicht der damals erlangten Aufschlüsse giebt der folgende Auszug aus den Kröpen’schen Mitthei- lungen. *) Durch die Untersuchungen von LEHMAnn und GERHARD (s.d. Einleitung) ergab sich, dass der Stollen, dessen Mund- loch das „schwarze Loch” genannt wird, höchstens 60 Lach- ter bis vor Ort aufgefahren sei und nach beiden Seiten ge- gen Osten und Westen Flügelorte von ihnen abgingen, auf denen zum Theil die verbrochenen Schächte noch zu erkennen waren. Der Stollen selbst und die Flügelorte, so weit sie zu befahren und nicht verbrochen waren, standen ohne Zim- merung im schwarzen Kohlenletten, der von zollstar- ken Lagen eines weissen feinen Formsandes durchzogen wurde, so dass derselbe durch sein abwechselnd senkrechtes Einfallen und flacheres Aufsteigen festungsartige Zeichnungen in dem schwarzen Kohlenletten hervorbrachte. Im Jahre 1814 wurde 30 Lachter oberhalb des schwar- zen Loches mit einem Bohrloch in 4+ Lachter Teufe der Kohlenletten angetroffen und durch mehre Schächte ein 44 Fuss starkes Braunkohlenflöz mit wenigem bitumi- nösen Holz aufgeschlossen, dessen Hangendes aus Kohlen- letten, dessen Liegendes aus schwarzem Sande (vermuthlich Kohlensand) bestand. Bei östlichem Einfallen lag das *) Beiträge St. II. S. SO. 413 Streichen in h. 12 bis 1. Aber die damals eröffnete Grube „Glückauf” bestand nur bis zum Jahre 1820. Nachdem man durch eine Tagesstrecke das 5 Fuss mächtige, häufig ver- drückte Kohlenflöz abgebaut und an verschiedenen Punkten die alten zu Bruch gegangenen Baue erreicht hatte (deren Ausdehnung aber niemals sehr beträchtlich gewesen sein kann), wurde die Grube gänzlich verlassen, bis man in neue- rer Zeit etwas weiter im Osten aber auch nur auf kurze Zeit die beiden Gruben ‚„Conrads Glück” und ‚‚Stanislaus” in Betrieb setzte. Von Freienwalde c. + Meile westlich wird der Rand des Ufergehänges abermals durch eine breite Thalsenkung zwi- schen dem Kaninchen- und Akazienberge unterbrochen, es ist das „Hammerthal”, welches von Süden her ins Oderbruch sich öffnet. An den Kaninchenberg schliesst sich im Westen der Marien- und im S.W. der Capellenberg an und beide begrenzen von Osten her ein zweites Thal, der „Mühlen- grund” genannt; in diesem liegt, fast auf die ganze Er- streckung des Thales ausgedehnt, das Königliche Alaunwerk und im Süden und Osten von demselben sind in früheren Zeiten die Grubenbauten auf Alaunerde betrieben worden. Der Bau auf dem Alaunerdeflöz bei Freienwalde ist aber seit geraumer Zeit schon in Stillstand gerathen, so dass neuere Aufschlüsse durchaus nirgend vorhanden sind; ‘der Gerhard - Stollen, welcher in die zuletzt betriebenen Baue führte, ist an seinem Mundloch fest zugemauert. Ueber die älteren Bauten finden sich Notizen bei Lenr- MANN, Versuch einer Geschichte von den Flözgebirgen, 1756, S. IX. der Vorrede, W. Scuurz, Beiträge zur Geognosie und Bergbaukunde, 1821, S. 8 und 9, und aus den vorigen beiden in Kröpen’s Beiträgen Stück II. S. 56 ff., nach wel- chen sich folgendes Bild der Ablagerung darstellen lässt. Vom Hangenden zum Liegenden sind folgende Schich- ten zu unterscheiden: 1) Dammerde, 2) ockerhaltiger Sand, Zeits, d, d.geol.Ges. IV, 2, 27 414 3) theils zerschüttetes (?) Gestein theils Letten mit Ei- senstein, 4) Sand mit Eisenstein und einzelnen Adern von Alaun- erde, 5) das Alaunerdeflöz 3 bis 30 Fuss mächtig, 6) grauer Thon in unbekannter Mächtigkeit; an anderen Stellen gestaltet sich die Lagerunget was anders: 1) Sand die oberste Bedeckung bildend und bis 120 Fuss mächtig, 2) grauer Thon, 3) sandiger Thoneisenstein (Eisenschale) selten über 1 F. stark, 4) Alaunerde 3 bis 18 Fuss und selbst 30 Fuss mächtig, 5) Thoneisenstein in Nieren, aber häufig fehlend, 6) grauer Thon als undurchbrochenes Liegendes. W. Scuurz a. a. O. sieht titaneisenhaltigen Kie- selsand als das Liegendste der gesammten Formation an und charakterisirt ihre Ablagerungsform etwa in folgender Weise: die Freienwalder Alaunerzlager sind durchschnittlich einen Lachter mächtig und lagern in wellenförmig gekrümm- ten Mulden, die eine Saigerteufe bis zu 60 und selbst 70 Lachter erreichen. Sie gleichen in ihrem Auftreten vollkom- men den fest anstehenden Gesteinen älterer Formationen, denn sie sind an die Gestalt der Tagesoberfläche nicht gebunden und durchsetzen oft tiefe Thalgründe, um als Gegentrum in einer dem Thale nahe gelesenen Anhöhe wieder zu er- scheinen. Das Streichen ist mitternächtlich h. 12 bis 2, das Einfallen abwechselnd bald östlich bald westlich. Die For- mation nimmt den Raum einer drittel Quadratmeile ein, der sich zu $ Quadratmeilen erweitert, wenn man die zu beiden Seiten auftretenden Braunkohlenflöze zu derselben Formation hinzuzieht. Die Alaunflöze gehen als solche nie zu Tage aus, sondern stellen in der Nähe der Tagesoberfläche einen braunen oder auch grauen blättrigen Thon dar, der wohl nur durch Verwitterung und Auslaugung aus der Alaunerde selbst entstanden sein mag. 415 Das erste Alaunerdeflöz, welches 1717 entdeckt wurde (s. Einleitung), lag in 100 Fuss Tiefe im Marien - berge und Herr Kröpen berichtet, *) dass man sich genöthigt sah ‚‚den ganzen Berg, auf welchem vor Alters eine Kapelle stand, abzutragen”, weil das Lager unter und neben dem Berge fortstrich. Etliche 70 Fuss tief fand man hier in ei- nem Alaunerzlager einen wohlerhaltenen, in bituminöses Holz umgewandelten Dicotyledonen - Stamm von beträchtlichem Durchmesser. Ein zweites Alaunerdelager fand man auf der ande- ren (vermuthlich östlichen) Seite des Berges, welches durch einen 200 Fuss tiefen Tagebau zum Theil abgebaut wurde und die oben zuerst aufgestellte Schichtenfolge darbot. Das Streichen lag hier in hor. 1 bis 2. In seiner weiteren Er- streckung gegen Süden wurde das Flöz durch unterirdischen Betrieb abgebaut und nach einander durch den ‚‚Herrenbergs-, Glücks- und Friedrichs-Stollen”aufgeschlossen, welche von Westen her aus dem Hammerthale herangetrieben wurden. In der letzten Zeit, in der das Freienwalder Alaunerdeflöz gebaut worden ist, förderte man aus der ‚‚Gerhard-Strecke”, welche am südlichen Ende des Hammerthals gegen Süden zu Felde getrieben war und. eine weite Alaunerdemulde auf- schloss, deren Streichen in h. 12 lag und deren beide Flü- gel unter sehr flachen Winkeln (von 10 bis 15 Grad) gegen Westen und Osten einfielen. Die tieferen Theile der Mulde sind noch gar nicht verritzt, sondern nur die höheren Theile der beiden Muldenflügel abgebaut worden, von denen der östliche sich gegen Osten zu einem sattelföürmigen Rücken umgebogen zeigte, Ueber die Stellung der Alaunerde zu den Braunkohlen hat der Bergbau bisher noch keine durchaus unzweideutige und direkte Aufschlüsse gegeben; doch ist es wahrscheinlich, dass die Alaunerde das Hangende der Braunkoblenflöze bilde, Eawen? 0.8.57. 416 wie das auch schon W. Sckurz in der oben angezogenen Stelle andeutet. Welche Stellung aber gar der „Septarienthon” zu dem Alaunerdeflöz einnimmt, ist noch weniger entschie- den und lässt sich darüber in mannigfacher Weise muth- maassen. Aufgeschlossen ist der Septarienthon in beträcht- licher Ausdehnung durch die Freienwalder Rathsziegelei am Nordabhange des Kaninchen- und Marienberges und weiter südlich im Hammerthale am linken, also westlichen Thalge- hänge, unterhalb der Kietzer Mühle (nach einer mündlichen Mittheilung meines Freundes Overwee). Sollte das Alaun- erdeflöz bei Freienwalde etwa nur eine untergeordnete Bildungin den hangenden Schichten des „Septa- rienthones” sein? Am Akazienberge und vielen anderen Stellen des Ham- merthales tritt Glimmersand in mächtigen Lagern zu Tage, ganz mit derselben Zusammensetzung und Farbe, wie er oben charakterisirt worden ist (siehe Seite 339). Aber nirgend gelingt es seine Stellung zu andern Lagern zu be- stimmen. Nirgend bestätigt sich aber auch das in der Ein- leitung Gesagte so sehr wie in der Freienwalder Gegend, dass es nämlich fast unmöglich 'st, aus den von der Natur allein dargebotenen Aufschlüssen sich eine Vorstellung von den Lagerungsverhältnissen so lockerer und so vielen Ver- änderungen im Streichen und Fallen unterworfener Ablage- rungen zu bilden, wie es die Schichten der Braunkohlenfor- mation aller Orte sind. An Aufschlüssen fehlt es bei Areien- walde nicht; aber sie sind im Einzelnen nicht ausgedehnt genug und im Ganzen noch immer zu weit von einander entfernt, um sichere Schlüsse aus ihrer gegenseitigen Stel- lung zu gestatten. Wenn man wie bei Buckow annehmen dürfte, dass der Glimmersand das Hangende des Septarienthones bilde, so würde die Lagerungsfolge bei Freienwalde in fol- gender Weise der Wahrheit vielleicht nicht allzu fern stehen: 417 Nordischer Sand und Lehm mit Geschieben als oberstes Tagesgebirge, darunter Glimmersand, Septarienthon das Alaunerdeflöz als untergeordnetes La- ger einschliessend *), Letten und unbekannte Zwischenlager. Braunkohlen mit Formsand oder Kohlensand. Nordwestlich gegen Falkenberg hin treten an verschie- denen Stellen ebenso wie in den langgestreckten Thälern, welche sich gegen Süden ins Plateau hinaufziehen , verein- zelte Sandschichten des Braunkohlengebirges zu Tage; aber es würde ermüdend und unnütz sein, ihrer ausführlicher Er- wähnung zu thun, da sich doch aus den vereinzelten Noti- zen und Fundpunkten kein ganzes Resultat für die Lage- rungsverhältnisse und Zusammensetzung des Gebirges mit einiger Sicherheit ziehen lässt. Ein 1820 bei Falkenberg abgeteuftes Bohrloch ergab**): i Fuss grauen Sand, an „nulbehm, 9 , grauen grobkörnigen Sand, 11 ,„ Kohlenletten, AuA 5. Tetten, 3... Flusssand (?), 17 ,„ weissen, schwarzen (?) Sand, (etwa weisser Form- sand mit Kohlenstreifen ?), 3 ,„ braunen Sand, 9 ,, weissen Formsand, {2 ,„ grauen grobkörnigen Sand. 794 Fuss. =) Dass niemals das Vorkommen von Versteinerungen in dem Thone, welcher unter dem Alaunflöz liegt, erwähnt wird, kann nicht als Beweis gegen die aufgestellte Vermuthung benutzt werden, weil erstens bei Freienwalde die Versteinerungen sich überhaupt ausserordentlich sparsam finden, zweitens auch nur ein kleiner Theil der bergmännischen Ar- beiten in dem grauen Thon betrieben ist und drittens, weil auch in so unmittelbarer Nähe des Alaunerdeflözes wohl alle kalkhaltigen Thier- schalen sehr bald von der Schwefelsäure aus den Schwefelkiesen dürften zerstört und in Gyps umgewandelt sein. *#) Beiträge St. II. S. 85. 418 Das Ausgehende am Paschenberge bei Fulkenberg kennt ‚man bereits seit 1787, es sind Formsandlager mit Spuren von Braunkohle. An einem Vorsprunge des Gehänges zwischen Broichs- dorf und Amalienhof nordwestlich von Falkenberg fand*) man unter 3 Lachter Kohlenletten, der mit schwachen Sandlagen wechselte, 1 Fuss Thon, 9 ,, Braunkohle, welche mit 10 Grad N.W. einfiel und zum Liegenden einen mit Braunkohlentheilen vermisch- ten Sand hatte. Ein anderes Braunkohlenflöz von 4 Fuss Mächtigkeit fand sich am westlichen Ende von Broichsdorf unter 2 Fuss Sand. Es führte sehr viel bituminöses Holz und fiel mit 10 bis 12 Grad gegen N.W. Bohrversuche, welche früher in der Richtung nach Xö- then hin (südwestlich + Meile von Falkenberg) angestellt wur- den, ergaben keine Braunkohlen. Ebenso in westnordwestli- cher Richtung nach Hohen-Finow und Carlswerk. Dennoch ist es im Jahre 1846 gelungen, + Meile südlich von Falkenberg oberhalb der Falkenberger Mühle ein bau- würdiges Braunkohlenflöz aufzufinden und in Angriff zu nehmen. Die Grube, ‚„Ribbach” genannt, baut vorerst auf dem linken Gehänge des Thales, aus welchem das Müh- lenwasser herabkommt und leidet gar sehr von dem starken Wasserandrang, welcher in der hohen Lage des benachbarten Mühlenteiches seinen Grund hat. Gelblichgrauer Lehm und Sand mit zahlreichen Geschieben bilden die überall steil abfallende Tagesoberfläche. Darunter folgen an einer durch Schurfversuche entblössten Stelle des Gehänges abwechselnde Streifen von feinkörnigem hellgrauen Sand und bräunlichschwarzen Letten. Der Sand kann für einen weniger feinkörnigen Formsand an- gesprochen werden, in welchem die Kohlenbeimengungen feh- *) Kıöpen Beiträge Stück II. S. 84. 419 len oder in einzelnen Schichten durch Eisenoxydhydrat er- setzt sind, welches dem Sande eine bräunlichrothe Färbung ertheilt. Die Lettenstreifen unterscheiden sich von dem Sand durch eine beträchtliche Einmengung bituminösen Tho- nes. Glimmerblätter, welche dem Sand noch reichlicher als dem Thon eingestreut sind, bringen durch ihre Anhäufung in parallelen Flächen eine dünnschiefrige Struktur in dem Lager hervor. Gegen das Liegende rücken die Lettenstrei- fen näher aneinander und das Ganze nimmt eine bräunlich- schwarze Farbe an. Unter diesen Sand- und Lettenlagern tritt grobkörni- ger grauer Quarzsand ohne Glimmer (Kohlensand) auf, dessen rundliche Körner aus farblosem durchsichtigen Quarz bestehen und höchstens einen Durchmesser bis zu 2 Linien erreichen. Es sind dies offenbar die hangenden Schichten des Kohlenflözes und sie zeigen eine vollkommene Uebereinstim- mung mit jenen auf der Grube ‚Ausdauer” im Reinecke’s Grund bei Wrietzen. Streichen und Fallen war an dem Ausgehenden nicht zu beobachten, da es ziemlich horizontal zu liegen schien und höchstens eine schwache Einsenkung gegen Norden wahrnehmen liess. Die Aufschlüsse, welche der Grubenbetrieb über die Zusammensetzung des Gebirges. geliefert hat, sind sehr ge- ringfügig. Zwei Strecken sind in dem Flöze auf eine Länge - von 150 bis 160 Lachter (1000 bis 1070 Fuss) im Streichen h. 12 bis 1 getrieben worden und zeigen ein Einfallen des Flözes von sehr constant 45 bis 50 Grad gegen Osten, also conform mit der Abdachung der Tagesoberfläche. Die Mächtiskeit des Flözes beträgt 2 bis 2; Lachter, im Stoss also 9 Fuss wirkliche Mächtigkeit; die Kohle ist dunkelbraun bis schwärzlichbraun und selbst pechschwarz mit ebenem zum Theil mattglänzenden Querbruch. Gyps und kleine gelbe Harzpünktchen finden sich recht häufig. Der Gyps ist meistens in kleinen nadelförmigen Krystallen auf Kluftflächen und Sprüngen der Kohle angehäuft; wäh- 420 u rend das Harz sich in kleinen 14 Linien selten überschrei- tenden Knauern unregelmässig in die dichte Kohle emge- sprengt findet. Bituminöses Holz führt die Kohle in beträchtlichen Mengen; es sind langfaserige feste Stücke von Pinus-Aesten und Stämmen. Seine Farbe ist stets etwas lichter braun als die der homogenen Kohlenmasse, in welcher sich keine Spur vegetabilischer Struktur erkennen lässt. Das Liegende des Kohlenflözes ist ein gleichkör- niger weisser Quarzsand, in welchem nur äusserst selten ein Glimmerblättchen aufzufinden ist. Die meisten der Quarzkörner sind farblos und durchsichtig, von rundlicher Gestalt, und haben Durchmesser bis -— und * Linie. Einige wenige sind bläulichgrau und durchscheinend. Dem Koh- lensande gieicht diese Zusammensetzung am meisten, doch unterscheidet sich die Form der Körner in beiden dadurch, dass der vorliegende Sand etwas kleinere und weniger runde, vielmehr abgerundet-eckige Körner hat, während die Kör- ner des Kohlensandes meistens ganz kugelig rund gefunden werden. Ob im Liegenden dieses Sandes, dessen Mächtigkeit man noch nicht einmal kennt, noch Kohlenflöze auftreten, darüber fehlt es zur Zeit noch an Aufschlüssen. Die Untersuchung des Hangenden ist bis jetzt durch den überaus starken Wasserandrang verhindert gewesen, des- sen Ursache schon oben angegeben worden. In jüngst ver-- flossener Zeit soll die Gewerkschaft aber den Mühlenteich käuflich an sich gebracht und abgeleitet haben, um das Koh- lenflöz, welches augenscheinlich unter dem Wasser durchsetzt, ungehindert abbauen zu können. Schwedt an der @der. Die Braunkohlen-Vorkommen in der Nähe von Schwedt sind nur erst in geringem Umfange aufgeschlossen und von ihnen scheint nur dasjenige auf dem rechten Ufer der Oder, 421 oberhalb des Dorfes Nieder-Kränich, bauwürdige Kohlenflöze zu führen. Auf dem linken Oderufer hat man zwar westlich von Schwedt bei Flemsdorf durch Schachtabteufen 2 Braun- kohlenflöze aufgefunden, die in Formsand eingelagert sind: aber sie sind nur 1 bis 2 Fuss mächtig, scheinen auch nur von geringer Ausdehnung zu sein, sowohl in der Richtung des Streichens (in h. 6) als auch des Fallens (welches mit 60 bis 70 Grad gegen Süden gerichtet). Bis zur Tagesober- fläche werden sie von sandigem Kalkmergel und geschiebe- reichem Lehm bedeckt. In einem 4 Fuss tiefen Schurfloch erreicht das eine der Kohlenflöze fast die Oberfläche und wird von weissem kalkreichen Mergel bedeckt, der bis zu 1 Fuss Tiefe auch das Liegende des steil einfallenden Flözes bildet. Aber die Mergel im Hangenden und Lie- genden hangen unmittelbar zusammen und gehören offenbar einer viel jüngeren Bildungsperiode als das Kohlenflöz, näm- lich der nordischen Lehm- und Geschiebeformation an; denn auch in dem Mergel fehlt es nicht an einzelnen Gneiss- und Granitgeschieben. Ursprünglich mögen sich die Braunkohlenschichten auch hier wohl in grösserer Mächtigkeit und Ausdehnung abgelagert haben, denn es hat den Anschein als ob spätere Wasser- fluthen in dieser Gegend beträchtliche Veränderungen und Zerstörungen hervorgerufen hätten. Die Oberfläche bietet einen ununterbrochenen Wechsel von kleinen rundlichen Hügeln und dazwischen liegenden engen Thälern dar. Diese Thäler sind zum Theil kessel- artig in sich abgeschlossen und isolirt, zum Theil zu län- geren Reihen vereinigt, die sich von O.S.O. gegen N.W.N. ausdehnen; sie werden im letzteren Fall nur durch weni- ger tiefe Einsenkungen der sie umgebenden Hügel von ein- ander getrennt. Zudem liegt Schwedt auf der Ostspitze einer Landzunge, welche die geradlinige Fortsetzung des Oder- thales in das Randowthal unterbricht. Da in früher Vorzeit das Randowthal sehr wahrscheinlich einen Arm der Oder 422 oder, wie Herr GırArD *) dargethan hat, der Weichsel zur Ostsee geleitete, so ist die in Rede stehende Gegend sicher-. lich häufigen und zerstörenden Ueberschemmungen und den stetigen Angriffen eines reissenden Stromes ausgesetzt ge- wesen. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dass die aufgefundenen Braunkohlenflöze nur der kleine Rest einer früher ausgedehnteren Kohlenablagerung seien. Schwedt gegenüber auf dem rechten Ufer der Oder beschränken sich die Aufschlüsse auf einzelne ausgehende Schichten der Braunkohlenformation, welche einestheils die Unterwaschungen des Stromes bei hohem Wasserstande, an- derntheils die Arbeiten in einer Sandgrube blossgelegt hatten. Ungefähr 200 bis 300 Schritt südlich von Neder-Krä- nich am Stromufer hinauf gehen c. 20 Fuss über dem Ni- veau des Wasserspiegels zwei Kohlenflöze zu Tage aus, von denen das obere 1 Fuss mächtig und in graubraunen Formsand eingelagert ist, das tiefere aber gegen 2 Fuss starke von dem charakteristischen Kohlensande (siehe S. 366) eingeschlossen wird. Das Streichen liegt in h. 12 bis 2 und das Fallen ist mit c. 50 Grad gegen Westen ge- richtet, wenn diese Bestimmungen bei der geringen Aus- dehnung des Ausgehenden ausreichende Genauigkeit haben. Beide Ausgehende sind etwa 50 Schritt von einander ent- fernt und zwischen ihnen findet sich an verschiedenen Punk- ten der schroffen Gehänge, welche das östliche Oderufer be- grenzen, Spuren jenes Kohlensandes, welcher bei Arank- furt und Buckow die Flöze der „liegenden Flözabtheilung” begleitet. Wie aber im Speciellen die Lagerungsverhältnisse sowohl in vertikaler wie in horizontaler Richtung sich ge- stalten mögen, darüber werden erst die in Aussicht stehen- den bergmännischen Arbeiten genauere Auskunft geben kön- nen. So viel nur lässt sich mit einiger Sicherheit vermuthen, dass sie denen von Buckow und Frankfurt nicht ganz un- ähnlich sein, und dass daher wohl beide Flözabtheilungen *) Zeitchrift der deutsch. geolog. Gesellschaft Bd. I. 1849. S. 344, 423 vielleicht mit anderer Anzahl und Mächtigkeit der Flöze auf- treten werden. Vor nicht gar langer Zeit hat man im Norden von dem besprochenen Ausgehenden gegen Aränich hin ein Vorkom- men weisser schreibender Kreide mit Feuerstei- nen und charakteristischen Kreideversteinerun- gen beim Schurfen aufgefunden; allein es scheint die Kreide keinem anstehenden Flöz, sondern nur einem mächtigen Blocke anzugehören, da unter derselben abermals Schichten der Braunkohlenformation aufgefunden worden sind. Mit einem Schachte durchteufte*) man nämlich 1) 3 Lachter gelben Sand mit Lehm, 2) 5 Lachter grauen festen Thon mit Geschieben, 3) + Lachter grauen sandigen Thon, 4) + Lachter scharfen grauen Sand mit vielen Geschieben, 2 Lachter sandigen Thon mit Feuersteinen und weis- sen Kreidepunkten, die gegen das Liegende an Grösse und Zahl zunehmen, 6) 14 Lachter Kreidekalk (mit Schwefelkies und Kupfer- kies in kleinen Krystallen), 7) + Lachter schwarze Letten, darauf schwache Lagen von glimmerreichem Thon und schwarzen Letten, 8) Kreidekalk, der bei einem Lachter Teufe durch- bohrt und unter welchem 9) 15 Fuss schwarzer Thon mit Braunkohlenspuren und unter diesem 10) 5 Fuss grauer Sand gefunden wurde. Es fie- len die Schichten bis 7) gegen S.W. ein, während von dem unteren Letten von 7) an sich ein entgegengesetztes Ein- fallen gegen N.O. einsetzte. Es wäre recht zu wünschen, dass durch weitere Nachforschungen die eigentliche Natur dieses Kreidevorkommens mehr aufgeklärt würde. Südlich von dem Braunkohlenlager, etwa + Meile am Flussufer hinauf, befindet sich bei dem Dorfe Saaten eine *) Nach einer gütigen Mittheilung des Herrn v. Mıueczkı. 424 Ziegelei. Der Thon, welchen dieselbe verarbeitet, ist voll- kommen sandfrei, sehr fest und plastisch ‚und von bräunlich- grauer Farbe, die in den tieferen Lagen ins Bläulichgraue übergeht. Von Schichtung ist keine Spur zu entdecken. In den der Tagesoberfläche zunächst liegenden Theilen enthält der Thon eine grosse Menge rundlicher Thoneisensteinnieren, die bis zu 15 Zoll Durchmesser erreichen; durch die ganze Masse des Thons zerstreut aber finden sich kleine wohlaus- gebildete Gypskrystalle; kurz die petrographische Beschaffen- heit des Gesteins lässt keinen Zweifel übrig, dass man es mit „Septarienthon” zu thun habe, um so weniger als in der Thongrube selbst kalkigthonige Septarienstücke auf- gelesen wurden, die mit den bei Hermsdorf (in der Nähe von Berlin) sich findenden vollständig übereinstimmten. Die Farbe dieser Septarien war bräunlichgrau und die Risse des ziemlich zähen Gesteins waren mit gelblichen krystalli- nischen Gypsmassen, die deutlich krystallinische Struktur zeigten, dicht verkittet. Dagegen hat es nicht gelingen wol- len Versteinerungen in dem Thonlager aufzufinden , wovon die Schuld jedoch gleich sehr im Mangel an Zeit wie in der geringen Ausdehnung der vorhandenen Aufschlüsse liegen mag. Jedenfalls verdient das Vorkommen nähere Beachtung und eine genauere Untersuchung. Stettin und Pamm. An den steilen Gehängen des linken Oderufers, 2 Mei- len oberhalb Stettin, die fast genau in der Richtung von Sü- den nach Norden verlaufen, tritt der „Septarienthon” zwischen den Dörfern Kurow und Nieder-Zahden in mächti- gen Massen unter der allgemeinen Lehm- und Sandbedeckung hervor und wird in mehren Ziegeleien technisch benutzt. Der Thon ist bräunlichgrau in den oberen, bläu- lichgrau in den tieferen Lagen; der wahrscheinliche Grund dieser Erscheinung ist bereits oben angedeutet worden (siehe S. 403). Er ist durchaus frei von Sand, denn von diesem findet. sich in den Schlemmkästen der Ziegelei auch nicht eine 425 Spur; er ist sehr plastisch und fett, und zerfällt beim Trocknen, wenn er nicht zuvor geknetet worden ist, in jene eigenthüm- lichen, stängligen. und blättrigen kleinen Bruchstücke, die schon früher beim Buckower Septarienthon erwähnt wor- den sind. Alle aus „Septarienthon” gebrannten Ziegel zeichnen sich vor anderen durch ihre lichter ziegelrothe Färbung aus. Rundliche Thoneisensteinnieren, voll- kommen ausgebildete Gypskrystalle und Krystall- knauern, sowie die bekannten kalkigthonigen Septa- rien mit ihren von gelblichem Gyps erfüllten Klüften, alles findet sich hier wie an den übrigen Fundpunkten des ‚‚Septa- rienthons”. Ausserdem aber erheben die recht zahlreich vor- kommenden Schalenstücke der Nucula Deshayesiana und eine Menge anderer Zweischaler die Identität dieses Thones mit dem Septarienthon von Hermsdorf, Joachimsthal, Buckow etc. über allen Zweifel. Auffallend aber ist die geringe Anzahl von Gasteropoden, die sonst nicht allein an Species-, sondern auch Individuen-Reichthum am meisten hervorzutreten pflegen. Bei Nieder-Zahden mündet ein tief und schroff' einge- schnittenes Thal, welches von Westen her aus dem circa 4100 Fuss hohen Plateau herabkommt, in das weite Oderthal. In dem unteren Theile desselben bildet der Septarienthon die steilen (dehänge und wird nur von einer schwachen Decke nordischen Lehmes und Sandes überlagert. Weiter im Thale hinauf tritt aber unter dem Thon ein bräunlichschwar- zer Letten hervor, in dessen Liegendem man mulmige Braunkohle erschürft hat. Weitere Schurfarbeiten werden erst ergeben, ob vom Ausgehenden entfernter die Kohle fest und mächtig genug ansteht, um als bauwürdig in Angriff genommen zu werden. Nördlich von dem genannten Punkte ist später auch in unmittelbarer Nähe von Stettin am Forte Leopold das Auf- treten des „Septarienthons” mit seinen charakteristischen Versteinerungen beobachtet worden*). *) Zeitschr. der deutsch. geolog. Gesellschaft Bd. IV. 1852. S. 16. 426 Aehnlich wie bei Zuhden gestalten sich auf dem rech- ten Oderufer die Lagerungsverhältnisse des Septarien- thones bei Finkenwalde, westlich nahe bei Damm. Für den Bau der Eisenbahn von Stettin nach Damm wurde bei Fin- kenwalde eine Sandgrube angelegt. An dem steilen Südstosse der Grube ragt der Septarienthon 30 Fuss über der Sohle des Bruches empor und wird von grobem nordischen Sande überlagert, welcher die übrigen Gehänge des Bruches fast vollständig verschüttet hat. Der Thon ist blaugrau, sehr fest und im feuchten Zustande sehr plastisch; besonders aber das Vorkommen der eigenthümlichen Septarien lässt kaum ei- nen Zweifel, dass dieses Thonlager dem von Zahden und Fort Leopold entspreche und mit ihnen vielleicht zusammen- hange, wenn auch zwischen ihnen das doppelarmige Oder- thal sich ausdehnt. Versteinerungen wurden in dem Thone freilich nicht aufgefunden; ob diese sich aber an jeder Stelle eines sonst gleichen Lagers finden müssen, um die Identität desselben für zwei benachbarte Orte auszusprechen, darüber kann man verschiedener Meinung sein. Entsprechende Er- scheinungen in älteren und selbst in den ältesten petrefakten- führenden Gesteinen möchten diese Frage entschieden ver- neinen. Wenige Schritte nördlich von dem anstehenden Thon hat man in geringer Tiefe ein Braunkohlenflöz erschürft, welches in grauen Kohlensand eingelagert sein muss; wenigstens findet man diesen mit pulveriger zerfallener Braunkohle vermischt auf der Halde des Schurfes. Das Schurfloch selbst aber war verfallen und in ihm keine anste- henden Lager mehr zu beobachten. Augenscheinlich gehört die Kohle ins Liegende des Thones, aber über die speciel- leren Lagerungsverhältnisse fehlt es an Aufschlüssen, wel- che die fortdauernden Schurfarbeiten zu liefern Aussicht geben. Anm. Das Vorkommen des Septarienthons bei Stettin und Zahden ist bis jetzt das nördlichste, welches be- kannt ist; nach der Beschreibung der petrographischen Be- 427 schaffenheit und des Vorkommens, welches Herr v. OEyn- HAUSEN*) von den mächtigen Thonlagern am Gosaren- berge und von Misdroy bis Swantost giebt, darf man vermu- then, dass an den Ufern der Ostsee der Septarienthon noch in beträchtlicher Ausdehnung zu erkennen sein wird. Am angegebenen Orte erwähnte Herr v. OEYnHAUSEN auch das Vorkommen ‚von grossen Massen oder Klötzen eines „grünlichgrauen sandigthonigen, kalksteinartigen Gesteins mit „vielen calcinirten Muschelschalen darin; anstehend fand sich „das Gestein nicht, sondern nur als Geschiebe; namentlich „zwischen dem Gosarenberge und einer Heringsfischerei am „Jordan genannt.” Aechnliche Gesteinsmassen scheinen es gewesen zu sein, welche Herr v. Hagenow .in Greifswald der Sektion für Mineralogie, Geognosie und Geographie der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte vorlegte und welche aus der Gegend unterhalb Stettin herstammten. Perleberg in der West-Priegnitz. Die Kohlengruben in der West-Priegnitz liegen i+ Meile nördlich von Perleberg zwischen den Dörfern Gäklitz im Osten und Dreesch im Westen und erstrecken sich südwärts bis zur Colonie Warnow; eine Entfernung von 20 Meilen trennt sie von allen bisher betrachteten Braunkohlen - Vorkommen im Osten, aber gegen N.W. sind sie von den benachbarten Braunkohien-Punkten im Meklenburgischen nicht viel mehr als 3 Meilen entfernt. Die Oberfläche ist eine ausgedehnte Ebene, deren Ein- förmigkeit nur im Norden durch die flachen Höhen bei Mar- nitz (600 Fuss Meereshöhe) und im Süden durch einige nie- drige Hügelzüge bei Perleberg unterbrochen wird. Sie er- hebt sich zwischen 260 bis 270 Fuss über dem Niveau des Meeres und hängt gegen Norden mit der Meklenburgischen *) Bemerkungen auf einer geognostischen Reise durch Neu- und Vorpommern. Karsten’s Archiv. Ser. I. Bd. XIV. S. 232 f. **) Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellschaft Bd. II. 1850. $. 285. 428 Seenplatte zusammen, während sie sich gegen Süden mit h. 9 streichendem, mannigfach unterbrochenen Rande zum Elbthal abdacht. Flache Furchen durchziehen das Plateau in der Richtung von N.O. gegen S.W. und schneiden erst am Südrand tiefer und breiter in die Höhe ein ohne sich zu eigentlichen Thaleinschnitten auszubilden. Natürliche Aufschlüsse über tiefere Erdschichten sind nirgend vorhanden, da alle für landwirthschaftliche Zwecke eröffnete Lehm- und Mergel-Gruben niemals tief genug fort- gesetzt worden sind, um Schichten des Braunkohlen-Gebirges bloszulegen. Man sieht in ihnen nur gelblichgrauen Lehm oder helleren Mergel mit schwachen Sandschmitzen wechsel- lagern, deren eingeschlossene Geschiebe keinen Zweifel über die Stellung der Massen übrig lassen. An der einzigen Stelle, wo das Braunkohlen-Gebirge in die Tagesoberfläche eintritt, hat es zur Anlage der Gruben den Anlass gegeben. Von diesen stehen zwei im Betriebe, die Zeche „Ottilie” und südlich davon die Zeche „Sophiens Glück” und auf beiden wird die Kohle in Tagebauen ge- wonnen. Denn die Kohle findet sich nur in einem Flöz, welches fast horizontal, nahe unter der Tagesoberfläche fort- streicht und nur flache wellenartige Biegungen und Krüm- mungen macht. Nirgend hat man es bisher tiefer als 30 Fuss unter das Niveau der Oberfläche sich hinabdrücken sehen. Auf der Grube „Sophiens Glück” findet sich am östli- chen Stosse des Tagebaues folgende Schichtenreihe vom Hangenden zum Liegenden entblösst: 1) 2 bis 3 Fuss nordischer Sand mit Geschieben, 2) 3bis4 Fuss bräunlichschwarzeLetten, schwach nach Alaun schmeckend, 3) 3 bis 4 Fuss weisser Formsand mit lichtgrauen Streifen, 4) 6 bis 7 Fuss Braunkohle, 5) das Liegende soll grauer grobkörniger Quarz- sand sein, der aber in der Grube nicht zu beobachten war. 429 Der Sand 4) der obersten Bedeckung ist hellgelblich gefärbt, fein- und gleichkörnig und besteht aus rundlichen Körnern farblosen durchsichtigen Quarzes von der Grösse eines Mohnkornes. Aeusserlich sind dieselben durch thoni- ges Eisenoxydhydrat gelblich gefärbt. Nur vereinzelte Quarz- körner sind weisslich oder milchig trübe und noch seltenere fallen durch ihre rothe Färbung auf. Fleischrothe Feldspath- körner finden sich nur sehr sparsam dem Sande eingemengt, ebenso kleine schwarze Pünktchen; dennoch schliesst sich der Sand nach seinem ganzen Habitus allein an den nor- dischen Sand an und zeigt nicht die geringste Aehnlich- keit mit Sanden, wie sie in der Braunkohlen-Formation zu Hause sind. Die Letten 2) sind ein inniges Gemisch aus sehr fein- körnigem Quarzsand, Thon und Kohlentheilchen ; Glimmer- blättchen in parallelen Flächen zahlreicher angehäuft geben der Masse eine schiefrige Textur. Der Alaungeschmack, welcher auf einen ursprünglichen Gehalt an Schwefelkies hinweist. ist nur sehr wenig deutlich. Wegen des nur ge- ringen Thongehalts, der weit gegen die Masse des Sandes zurücktritt, ist der Letten im feuchten Zustande nur in ge- ringem Grade plastisch, im trockenen aber leicht zu Staub zerreiblich. Vor dem Löthrohr sieht man deutlich den Koh- lenstoff verbrennen, was im Innern der Masse aber nur sehr schwierig und erst nach sehr langem Glühen in der oxydiren- den Fiamme geschieht; es ist der Thongehalt, welcher das Innere gegen den Luftzutritt schützt. Der Formsand 3) gleicht bis auf ein etwas weniger feines Korn und seine überaus lichte Farbe am meisten den Formsanden von Frankfurt und Fürstenwalde, von denen er sich nur durch das etwas weniger milde Gefühl unterschei- det, welches er beim Reiben zwischen den Fingern hervor- bringt; die zahlreich eingemengten Glimmerblättchen sind überaus zart und fein und überziehen Papier oder die Fläche der Hand mit einem metallähnlichen F litterglanze, nachdem man den Sand eine Zeitlang darauf gerieben und dann ab- Zeits, d.d. geol. Ges. IV, 2. 25 430 geschüttet hat. Die Grenze des Sandes gegen die Letten ist geradlinig und scharf markirt. Gegen die unterliegende Kohle hin wechselt der Sand mit kohlschwarzen Lagern in Schichten von + bis 5 Zoll Mächtigkeit; die dunkleren La- ger unterscheiden sich von dem Hauptlager in ihrer Zusam- mensetzung aber nur durch vorherrschende Einmengung von Kohlenstäubchen. Die Braunkohle ist schwärzlichbraun , undeutlich schiefrig und sehr fest. Auf den Schiefrungsflächen erblickt man recht häufig lichter braun gefärbte Pflanzenreste, die Blättern und Stielen anzugehören scheinen, aber nur sehr undeutlich erhalten sind. Wo diese letzteren fehlen, ist die Kohle durch- aus dicht, homogen, ohne Spur von vegetabilischer Struktur, mit unebenem erdigem Querbruch. Bituminöses Holz findet sich in beträchtlicher Menge in der dichten Kohle, es ist langfaserig und fest. Die Jahres- ringe sind auf dem Querbruch sammt den Markstrahlen noch deutlich zu unterscheiden, doch zeigen die ersteren statt des kreisrunden Verlaufs stets einen lang elliptischen als Zeichen einer starken Zusammendrückung der Holzmassen. Dieselben Schichten sind in gleicher Reihenfolge und Mächtiekeit auf der Zeche ‚‚Freundschaft” durch eine schmale Ausgrabung aufgeschlossen, welche von dem Tagebau auf der Grube „Sophiens Glück” kaum 20 Schritt entfernt liegt. Nur liegt das Kohlenflöz nach dieser Seite 5 Fuss tiefer unter Tage. Eine Vergleichung der Flözlagerung in beiden Gruben ergiebt ein Streichen in c. h. 8 bis 10 mit 10 bis 412 Grad nordöstlichem Einfallen. Gleichzeitig findet aber auch eine Krümmung der Schichten in der Richtung des Streichens d. h. gegen S.O. statt, die sich bei genauerer Beobachtung der dunkleren Streifen in dem Formsandlager 3) als Wirkung einer zahllosen Menge kleiner Verwerfungen darstellt. Die kleinen Verwerfungsklüfte sind sämmtlich pa- rallel, schneiden die Richtung des Streichens fast genau senk- reckt und fallen mit 60 bis 70 Grad gegen S.O. ein. Ihre Abstände von einander betragen nur wenige Zoll und die‘ 431 Verwerfung der Streifen an jeder einzelnen kaum + Zoll, dennoch ist die Krümmung der Grenzlinie zwischen den einzelnen Schichten bei der grossen Anzahl der kleinen Ver- werfungen deutlich bemerkbar. Etwa 1000 Schritt nördlich von dem Tagebau auf der Grube ‚„Sophiens Glück” wird auf der Grube „Ottilie” eben- falls ein Tagebau auf Braunkohle betrieben. Es ist hier der S.W.-Flügel eines Sattels aufgeschlossen, der in h. 9 bis 10 streicht und mit 30 Grad gegen S.W. einfällt. Die Lager im Hansenden des Kohlenflözes sind denen auf der Zeche „Sophiens Glück” ganz ähnlich zusammengesetzt, nur dass zwischen dem Lettenlager und der obersten Sandbedeckung sich noch eine Formsandschicht einschiebt. Das Profil des N.W.-Stosses der Grube zeigt nämlich vom Hangenden zum Liegenden folgende Schichtenreihe: 4) 1 bis 2 Fuss gelblichbrauner nordischer Sand. 2) 3 Fuss grauer Formsand mit braunen Streifen, gegen das Liegende hin allmälig dunkler werdend durch Zunahme der Kohlenstoffeinmengung. 3) 5 bis 6 Fuss hellgrauer Formsand scharf gegen den vorigen abgegrenzt, aber sehr bald (schon in 14 Fuss Tiefe unter der oberen Grenze) in bräunlichschwarze Letten übergehend, die sich in Farbe und Zusammensetzung nicht von den Letten 2) auf ‚„‚Sophiens Glück” unterscheiden. 4) 5 Fuss grauer Formsand, dem unter 3) aufge- führten der südlicheren Grube gleich. 5) 8 Fuss Braunkohle, deren Liegendes 6) bis zu 21 Fuss Teufe unter der Sohle des Tagebaues aus wechselnden Lagen von Letten und Formsand zu- sammengesetzt sein soll nach den Ergebnissen eines Bohr- loches, das vergeblich zur Auffindung anderer Kohlenflöze abgeteuft worden ist. Die Kohle 6) ist durchaus übereinstimmend in allen ihren Eigenschaften mit der schon oben beschriebenen von der Zeche „Sophiens Glück”. Gyps hat sich auf diesen Gruben noch nicht gefunden 23- 432 weder in den Kohlen selbst noch in den sie begleitenden Schichten. Dies scheint nicht wenig für den secundä- ren Ursprung der Kalkerde im Gypse zu sprechen. Denn im Hangenden der Braunkohlenbildungen, so weit sie bis jetzt aufgeschlossen sind, lagert nirgend kalkhaltiger Mergel oder auch nur kalkiger Lehm, sondern überall nur Sand; an Schwefelsäure aber zur Gypsbildung kann es nicht ge- fehlt haben, da der Letten deutlichen, wenn auch nur schwa- chen Alaungeschmack zeigt. Es würde nun von besonderem Interesse sein, Stellen aufzufinden, an denen kalkhaltige La- ger sich über den Braunkohlen finden. um zu entscheiden, ob sich zugleich mit ihnen ein Gypsgehalt in den unterlie- genden Kohlen einstellt, und so die Quelle für die Kalkerde im Gypse augenscheinlich nachzuweisen. Die schon so häufig erwähnten Harzpünktchen fin- den sich auch in den Perleberger Kohlen und zwar recht zahlreich. Ihrer ist zuerst durch Herrn GırARn*) Erwähnung geschehen, aber die Vermuthung, dass es Bernstein sein möge, hat sich durch die chemische Untersuchung der Destil- lations-Produkte nicht bestätigt. Ausser in abgesonderten Pünktchen findet sich das Harz in einzelnen Fällen auch in parallelen Streifen zwischen der Kohlensubstanz undeutlich erkennbarer Pflanzenreste, die in Menge die Schichtungsflä- chen der Kohle bedecken. Da die Gruben von grösseren Ortschaften sehr weit entfernt liegen und auch die Communikationsmittel nur sehr mittelmässig sind, so hat man versucht die Kohlen durch Verkoaksung in Meilern für den Eisenbahnbetrieb und somit für einen weiteren Transport geeignet zu machen. Aber diese Versuche haben bis jetzt kein günstiges Resultat geliefert. Die verkoakste Braunkohle gleicht an Leichtigkeit dem verkohlten frischen Holz, ist aber dabei so leicht zer- reiblich, dass sie den Transport noch weniger verträgt als die nicht verkoakste. Das bituminöse Holz ist im verkoaksten *) Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellschaft Bd. HI. 1850. S. 74. 433 Zustande von Holzkohle kaum zu unterscheiden, nur dass es nach der Längsfaser in eine Menge dünner, stark gekrümm- ter und leicht zerbrechlicher Späne zerreisst. In der letzten Zeit hat man auch 15 Meile östlich von Perleberg bei dem Dorfe Rambow nahe an der Berlin-Ham- burger Chaussee ein Braunkohlenlager aufgefunden. Man baut auf der eröffneten Grube ‚ÜCäcilie” ein 7 Fuss mächti- ges Kohlenflöz, welches h. 9 streicht und mit 35 Grad gegen S.W. einfällt. Die Entwicklung des Hangenden soll voll- kommen mit derjenigen auf der Zeche „Ottilie” übereinstim- men und aus einem Formsandlager bestehen, in welches zwei untergeordnete Lettenschichten eingeschlossen sind. Im Liegenden soll gleichfalls Formsand gefunden worden sein. Nordwestlich schliessen sich an die Perleberger Braun- kohlen-Gruben die schon früher im Bau gewesenen Alaun- erde- und Braunkohlen-Ablagerungen in der Gegend um Dömitz und bei Parchim an (siehe die Einleitung), welche Herr Bor in seiner Geognosie der deutschen Ostseeländer zwischen Eider und Oder *) beschrieben hat. Anhang. Vor ganz’Kurzem ist südlich von Berlin auf dem halben Wege nach Wittenberg und östlich von T’reb- bin bei einer Brunnenausgrabung Braunkohle gefunden wor- den; aber über die Lagerungsverhältnisse derselben ist noch nichts Näheres bekannt geworden. Die specielle Beschreibung der einzelnen Gruben ist hiermit beendet und es soll nun der Versuch gemacht werden, ein allgemeines Bild der Braunkohlenformationin der Mark Brandenburg zu entwerfen. Ueberall durch- greifende Züge dieses Bildes werden sich nicht viele auffin- den lassen, denn der Charakter aller jüngeren Gebirgsbildun- gen macht sich auch hier geltend: die Veränderlichkeit ") Neubrandenburg 1846. 8. 180 ff. Vergleiche auch: Geognostische Skizze von Meklenburg etc. in der Zeitschrift der deutsch. geolog. Ge- sellschaft Bd. III. 1851. S. 436 ft. 434 / nach den einzelnen Lokalitäten; aber die wenigen, welche hervorgehoben werden können, sind deshalb um so wichtiger und interessanter; sie bieten ein willkommenes Mittel, die Schichten, welche der Braunkohlenformation angehören, überall und mit Sicherheit auffinden zu können. EBBie Besiandtheile der Braunkehlenformation. Alle Gesteinsmassen, welche in der Mark Brandenburg die Schichten der Braunkohlenformation zusammensetzen, sind aus drei Bestandtheilen: Sand, Thon und Braunkohle so gebildet, dass sich durch Formänderung derselben Masse oder durch Vermischung mit einer oder beiden anderen in verschiedenem Verhältniss folgende acht Gebirgsmassen un- terscheiden lassen: 1) Der Kohlensand, ein reiner Quarzsand von rundli- chem Korn, höchstens durch Kohlenstaub braun gefärbt. 2) Der Glimmersand, weisser feinkörniger Quarzsand mit Glimmer. 3) Der Formsand, staubförmiger Quarzsand mit Glim- mer, plastisch und durch Kohlenstaub verschieden gefärbt. 4) Die Letten, Gemenge aus Thon, Sand und Kohle in verschiedenem Verhältniss (daher sandige, sandigthonige und thonige Letten), meistens auch Glimmer enthaltend. 5) Die Alaunerde, ein Letten mit starkem Gehalt an Thon und Schwefelkies. 6) Die Braunkohle. 7) Der sandige Thon, Thon mit Sand in verschiedenem Grade gemischt. 8) Der plastische Thon ohne alle Einmengung von Sand. Sand, Thon und Braunkohle sind daher als we- sentliche Gemengtheile der Schichten im märkischen Braunkohlengebirge zu bezeichnen ; ihnen reihen sich als un- wesentliche, aber meist als charakteristische Ge- mengtheile an: 435 1) Glimmer, der fast nur in der Braunkohle, dem plasti- schen Thon und Kohlensande zu fehlen pflegt, 2) Schwefelkies, meistens zu Eisenoxydhydrat zersetzt, 3) Gyps (vorherrschend in den Letten und der Braunkohle), 4) Retinit oder ein anderes ihm ähnliches Harz (allein in der Braunkohle), 5) Marine Conchylien in gewissen plastischen Thonen, und endlich als mehr vereinzelte Vorkommen 6) Alaun auf den Alaunerdelagern und hier und da in den Letten, 7) schwefelsaures Eisenoxydul als Efflorescenz, 8) gediegener Schwefel (zu Spudlow 8. 362). Das Braunkohlengebirge der Mark Brandenburg, unter- scheidet sich daher wesentlich schon dadurch von den meisten übrigen Tertiärbildungen und allen älteren Formationen, dass kohlensaure Kalkerde nirgend das Material für die Bil- dung der Gesteinsmassen geliefert hat. (Sie findet sich nur in gewissen T'honlagern untergeordnet, theils durch die Thon- masse zerstreuet, theils in thonig-kalkigen Septarien ausge- schieden.) Aus den in der Abhandlung mehr zerstreut vorkommen- den Beschreibungen ergiebt sich nun folgende Charakteristik für die Beschaffenheit der acht Glieder der Braunkohlen- formation. 1. Der Kohlensand besteht nur aus runden Körnern von farblosem, durchsichtigem Quarz, welche ungefähr die Grösse eines Mohnkornes erreichen und unter einander von überraschend gleicher Grösse zu sein pflegen. Der Sand ist im Ganzen gesehen grau und nimmt nur durch Kohlentheil- chen, die ihm in feinen Stäubchen beigemengt sind, eine bräunlichgraue bis braune Färbung an. Das runde Korn und der vollständige Mangel irgend eines fremden Bindemittels ja aller sonstigen Beimengungen bedingen, dass der Sand einen äusserst geringen Zusammenhalt der Theile zeigt und daher sehr leicht roll. Dem Wasser gestattet er ohne Hin- derniss den Durchzug und wo dasselbe in ihm einem stärke- 436 ren Druck ausgesetzt ist, bietet der Sand beim Schacht- abteufen oder beim Streckenbetriebe grosse Schwierigkeiten dar, da das Wasser ihn ohne Aufenthalt mit sich fortreisst (schwimmendes Gebirge). Nur wo die Sandlager ab- wechselnd frei von Kohlenstaub und mit demselben gemengt sind, ist eine deutliche Schichtung an dem Sande zu beob- achten. An einzelnen Lokalitäten (Buckow siehe S. 396) geht der Kohlensand gegen das Liegende hin in einen sehr un- gleichkörnigen Quarzsand ohne alle Kohleneinmengung über, dessen Körner dann bis zu - Zoll Durchmesser erreichen. 2. Der Glimmersand ist aus Quarzkörnern in weit überwiegender Menge und aus kleinen Glimmerblättchen und schwarzen Pünktchen in untergeordneter Menge zusammen- gesetzt. Die Quarzkörner sind eckig und unregelmässig ge- staltet, von der Grösse der Körner des feinsten Schiesspul- vers, weder rundlich noch scharfkantig; daher ist der Sand blendend weiss von Farbe und erzeugt beim Reiben zwischen den Fingern ein etwas scharfes Gefühl. Der Sand hat auf seiner Lagerstätte einen beträchtlichen Zusammenhalt der Theile und bildet hohe und schroffe Abstürze; aber zwischen den Fingern lässt er sich leicht zu körnigem Staub zerrei- ben. Beim Schlemmen gelingt es von dem Sande einen äus- serst feinen Thonschlamm in geringen Mengen zu trennen, der sich nur äusserst langsam aus dem Wasser ablagert. Der Thon ist durch geringe Einmengung von Eisenoxyd- hydrat schwach gelblich gefärbt. Dieser geringe Eisen- gehalt des Sandes giebt sich auf grösseren ebenen Sand- wänden durch gelbliche unregelmässig verlaufende Streifen zu erkennen, die zur Schichtung des Sandes in gar keiner Beziehung zu stehen scheinen; wenigstens durchkreuzen sie die Schichtenflächen, wenn diese überhaupt deutlicher her- vortreten, nach allen Richtungen. Nimmt der Gehalt an Ei- senoxyähydrat beträchtlich zu, so gehen einzelne Schichten des Sandes in einen eisenschüssigen Sandstein von geringe- rer oder grösserer Festigkeit über. Dergleichen Sandstein- 437 lager mögen es gewesen sein, nach denen man in der Ge- gend von Freienwalde in früherer Zeit mit grosser Ausdauer und beträchtlichem Kostenaufwand gesucht hat, aber freilich ohne den gewünschten Erfolg; denn dergleichen verhärtete Sandlager sind stets nur von unbedeutender Mächtigkeit und geringer Ausdehnung und können kaum auf den Namen eines Sandsteinflözes Anspruch machen.*) Der Glimmer, welcher dem Sande bald in grösserer bald in geringerer Menge eingestreut ist, findet sich stets nur in dünnen, farblosen oder emailweissen Blättchen von der Grösse eines Stecknadelknopfes. Ist die Menge des Glimmers sehr geringe, so gelingt es am besten auf die oben (Seite 406) beschriebene Art denselben aufzufinden. Am Schermützel-See bei Buckow scheint ein allmälıger Uebergang aus dem Glimmersand in den Kohlensand in der Weise stattzufinden, dass zunächst die Glimmerblättchen ver- schwinden und dann nach und nach gegen das Liegende hin die Quarzkörner grösser und zugleich rundlicher werden. Die kleinen schwarzen Pünktchen, welche sich vereinzelt in dem Sande vorfinden, sind keine Kohle, denn vor dem Löthrokr verbrennen sie nicht; sie sind aber von so überaus geringen Dimensionen, dass eine Bestimmung ihrer Zusam- mensetzung nicht ausführbar ist. 3. Der Formsand ist zugleich das verbreitetste und auftallendste Gebilde aller zur Braunkohlenformation gehöri- sen Gesteinsmassen. In weit überwiegender Menge setzt den Formsand der Quarz zusammen, aber in so feinkörnigen Massen, dass’ man erst bei der genauesten Prüfung sich über- zeugt, dass nur Quarz und kein Thon den Hauptbestandtheil bildet. Glimmer ist in weit untergeordneter Menge einge- streut, fehlt aber niemals, während Kohlenstäubchen bald in grösserer bald in geringerer Menge dem Sande eingemischt sind, bald auch gänzlich fehlen. Sie bedingen die verschie- denen Farbennüancen, welche den Sand auszeichnen, vom *) Kıöpen Beiträge Stück II. S. 34 ff. 438 Blendendweissen durchs Bräunlichgraue ins Schwärzliehbraune verlaufen und oft plötzlich und in dünnen Lagen mit einander wechseln. Die Quarzkörner, welche den Sand zusammensetzen, sind staubförmig klein und nur durch die Loupe deutlicher als abgerundete Körner zu erkennen. Beim Behandeln mit Wasser gelingt es nicht wahrnehmbare Mengen von Thon abzuschlemmen, vielmehr ist das Abgeschlemmte wiederum nur reiner (Juarzsand, der sich sehr schnell aus dem Wasser absetzt, viel schneller als dies Thon jemals thun würde. Aber das zum Schlemmen benutzte Wasser wird trübe und un- durchsichtig und bleibt dies Tage lang, ohne dass ein merkli- cherer Niederschlag von Thon erfolgte, so dass die Trübung wohl mehr von vegetabilischen Stoffen (zersetzter Braunkohle) herzurühren scheint. Trotzdem der Formsand keinen Thon als Gemengtheil enthält, ist er dennoch fast ebenso milde anzufühlen und giebt einer sandigen oder kurzen Thonmasse nur wenig an Plasticität nach; die feinsten Eindrücke nimmt er mit Leichtigkeit auf und bewahrt sie scharf und genau. Eine Eigenschaft, die ihn für die Eisengiessereien höchst schätzbar und fast unersetzbar macht, und ihm seinen Namen verschafft hat. Wohl nicht allein in dem überaus feinen Korne des Sandes ist der Grund seiner Plastieität zu su- chen, sondern vornehmlich auch in der selten fehlenden Bei- mengung von Kohlentheilchen, die, wo sie ihm fehlen, in den Eisengiessereien noch nachträglich hinzugemengt werden. Offenbar drücken sich beim Feststampfen des Sandes in den Formkästen die kleinen Quarzkörner fest in die zwischen ihnen lagernden Kohlenstäubchen ein und haften so aneinan- der; während das feine Korn des Quarzsandes auf diese Weise die Empfänglichkeit für zarte Eindrücke bedingt, ist es die Beimengung des Kohlenstaubes, welche den Form- sand geschickt macht, die empfangenen Eindrücke unverän- dert festzuhalten. In denselben Eigenschaften des Formsandes ist es be- gründet, dass er in der Natur, wo er massenhafter auftritt, 439 steile und senkrechte Wände bildet und dass er in den Gru- ben so feste Stösse darstellt, dass man Strecken, die im Form- sande getrieben werden, kaum an der Firste durch Zimme- rung zu sichern braucht. Dem Wasser gestattet, er wegen seiner festen und compacten Lagerung nur geringen Durchzug. Ueberall ist der Formsand sehr deutlich und meistens sehr dünn geschichtet und die einzelnen Schichten wechseln mannigfach in den Farben ab; die herrschenden sind licht- braun und graulichweiss. Nur wo der Formsand gröber im Korne wird, stellen sich auch röthlich- und gelblichbraune Färbungen ein, die in beigemengtem Eisenoxydhydrat ihren Grund haben und auf einen ursprünglichen Gehalt an Schwefel- kies zurückweisen, der sich auch noch zuweilen durch das Auftreten des Gypses zu erkennen giebt. Anm. Dass die braunen Farbennüancen des Formsan- des wirklich von eingemengtem Kohlenstaub herrühren, lässt sich leicht durch das Verhalten vor dem Löthrohr darthun; noch augenscheinlicher aber sieht man das Verbrennen der einzelnen Kohlentheilchen, wenn man braunen Formsand in kleinen Quantitäten in einen Platintiegel schüttet, der auf einer Spirituslampe bereits bis zum Rothglühen erhitzt ist. Durch das Ausglühen wird der Sand aschgrau und unter- scheidet sich in nichts Anderem von dem auch in der Natur vor- kommenden aschgrauen Formsande als höchstens durch einen geringen Gehalt an Braunkohlenasche. Durch sehr langes Liegen an der Luft verschwindet ebenfalls die braune Farbe des Formsandes, indem eine langsame Verbrennung des Koh- lenstaubes stattfindet. 4. Die Letten sind ein inniges Gemenge aus Sand, Thon und Kohlentheilchen, welchem der feinschuppige weisse Glimmer nur in sehr thonreichen Abänderungen zu fehlen pflegt. Die Gemengtheile stehen in den verschiedenen Let- ten in sehr wechselnden Mengenverhältnissen zu einander und man kann daher sehr wohl sandige, thonigsandige und thonige Letten unterscheiden. Nur in seltenen Fäl- len überwiegt der Gehalt an Kohlentheilchen wie z. B. in 440 den Letten, welche sich bei Zielenzig als Theil des Mittels zwischen erstem und zweitem Flöz finden (siehe S. 353). Bei allen Letten hält sich die Färbung zwischen bräunlich- schwarz und kohlschwarz und nur in den sandreicheren Ab- änderungen finden sich auch lichtere Farbennüancen. Die Festigkeit der Lettenmassen ist beträchtlich, aber doch ver- schieden nach der Menge des eingemengten Thones, dessen Vorherrschen einen zäheren Zusammenhalt der Theile bedingt. In ausgehenden Schichten und besonders in den Gruben- strecken stehen die Letten noch bedeutend fester und siche- rer als die Formsandlager; gegen Wasser sind sie fast ebenso undurchdringlich wie reine Thonlager. Alle Letten sind deutlich und meistens sehr dünne geschichtet und auf den Schichtungsflächen pflegen sich der eingemengte Sand und vornehmlich der Glimmer in grösserer Masse anzuhäufen. Je mehr in der Zusammensetzung des Lettens der Thon prävalirt, desto mehr tritt der Glimmer zurück und um so undeutlicher ist die Schichtung der Masse wahrzunehmen; es bildet sich ein Uebergang in ungeschichtete bituminöse Thonlager, wie z.B. bei Fürstenwalde an einzelnen Punkten im Liegenden des dritten Flözes (vergl. S. 313). Gewinnt auf der anderen Seite der Sand die Oberhand, so nimmt auch die Menge des Glimmers zu, die Schichtung tritt deutlich hervor und ist schieferähnlich dünn; die Festig- keit des Gesteins aber nimmt ab, es lässt sich wıe Formsand mit Leichtigkeit zwischen den Fingern zu Staub zerreiben und in der Zusammensetzung wie im Habitus vermitteln sich allmälige Uebergänge bis zum thonfreien wahren Formsande, wie deren zu verschiedenen Malen im Verlauf der speciellen Grubenbeschreibung Erwähnung geschehen ist. (Vergleiche S. 358.) Der Sand, welcher in den Letten mit Thon und Koh- lenstäubchen innig zu einer homogenen Masse gemengt ist, hat immer ein staubförmig feines Korn wie im Formsande und nur auf den Schichtflächen trifft man zuweilen etwas weniger feinkörnigen Sand an. 441 Der eingemengte weisse Glimmer ist immer in kleine dünne Schüppcehen zerspalten und zeigt starken halbmetalli- schen Glanz. Zuweilen sind die kleinen Blättchen desselben so dicht an einander gehäuft, dass der ganze Letten nur aus Glimmer zu bestehen scheint; aber dennoch ist derselbe stets nur ein überaus kleiner Bruchtheil der wägbaren Masse in den Letten. Vorherrschend findet sich der Glimmer auf den Schichtungsflächen angehäuft, in die Masse selbst aber pflegt er nur spärlich eingestreut zu sein. Gyps, Eisenoxydhydrat und ein oft deutlich be- merkbarer Geschmack nach Alaun deuten darauf hin, dass in den Letten auch der Schwefelkies nicht zu den Fremdlingen gehört. Bezeichnend ist für die Letten, vornehmlich im Vergleich mit dem Formsande das Verhalten vor dem Löthrohr, auf welches wiederholentlich hingewiesen worden ist. Durch die Anwendung der oxydirenden Flamme gelingt es mit Leichtigkeit, den Kohlenstoff‘ zu verbrennen, welcher die Ursache der braunen Färbung bei den Letten ist; aber nur äusserlich verschwindet dies Braun und macht einem mehr oder weniger reinen Aschgrau Platz. Im Innern bleiben die Letten bei anhaltendem Erhitzen und selbst bei heftigem Glühen lange dunkel gefärbt, ja die braune Farbe geht zunächst in eine tief kohlenschwarze über, und wenn man gleich grosse Stück- chen Formsand und Letten auf dieselbe Weise vor dem Löth- rohr behandelt, so ist in dem Formsande längst aller fär- bende Kohlengehalt verbrannt, (unter Entwicklung jenes eigenthümlichen Geruchs nach verbrennenden Braunkohlen), während dies bei den Letten noch kaum zur Hälfte erreicht ist. Es ist der Thongehalt, welcher dem Sauerstoff den Zutritt zum Innern der Probe nur äusserst langsam gestattet. Vergleicht man beide Proben nach dem Ausglühen hin- sichtlich ihrer Festigkeit, so hat dieselbe beim Form- sande abgenommen; er zerfällt zu einem leicht bewegli- chen, aschgrauen, staubförmigen Pulver; beim Letten da- gegen ist der Zusammenhalt der Theile stärker geworden 442 und zwar um so fester je grösser der Gehalt an Thon im Letten ist; es gelingt in den meisten Fällen kaum ihn zwi- schen den Fingern zu scharfkantigen Bruchstücken zu zer- reiben. Bei einem gewissen Grade der Thoneinmengung ist man sogar im Stande, das Gestein an den Kanten zu einem grünlichen trüben Glase zusammenzuschmelzen. 5) Die Alaunerde unterscheidet sich von einem tho- nigen oder in einzelnen Varietäten auch von einem thonig- sandıgen Letten nur durch ihren beträchtlichen Gehalt an Schwefelkies, welcher sie zur Bereitung des Alauns geschickt macht. Wer die Alaunerde für eine durch Schwefelkies und Thon verunreinigte Braunkohle hält, ist gar sehr im Irrthum und schon die von KraprorH angestellte Analyse des Freien- walder Alaunerzes*) kann als Beweis dagegen gelten; diese besteht demnach aus: Kieselerde.. .-...:e- ;. ‚4000 Kohle, ; ... ...... esasurege 90525 Alaunerde .°- ... »-.. 160,0 Wasser»... 0. 42...104.5 Schwarzes Eisenoxyd . 64,0 Schwetel u... .2 . 2,2285 Bisenyitriel u. _ 1 ...2.18:0 GYPS; ae ae Schwefelsaures Kalı . 15,0 Talkerde) 7, 5.22% 5,0 Salzsaures Kali. . . 5,0 1014,5 Die Alaunerde von Bokup in Meklenburg hat nach EBERHARD **) die folgende Zusammensetzung: *) Kröpen Beiträge Stück II. S. 60. **) Borr Geognosie der deutschen Ostseeländer etc. S. 181. 443 Kieselerde . . 2 2. 22. 60,88 Dhmerlehöon seen: ksnaloiltilsddd3d Massen Hear 411027 Kohlen. eobiadan „ent Bernssydımmen sl. »anınzmaalırd;1 Flüchtiges Bitumen . . . „3,78 Bra irieresohnikdinesn,53 Malkerdesilssselslioten. .sosiarllae0;46 Schwefelsaure Thonerde. . . 0,16 Schwefelsaures Kalı . . . . 0,05 Ehlorkalumi: vüad: SisN Eranuit 0,02 Schwefelsaures Eisenoxydull . 0,02 99,92 Die Kohle bildet somit in beiden noch nicht den fünften Theil der gesammten Masse. Andrerseits deutet der überaus grosse Gehalt an Kieselerde schon darauf hin, dass dieselbe als Sand im freien Zustande der Mischung angehöre und Schlemmversuche zeigen auch deutlich, dass ausser Thon und Kohle veränderliche Mengen von Sand in die Mischung der Alaunerde eintreten. Daher gleicht die Alaunerde in sandfreieren Abänderun- gen einem festen bituminösen Thone, in sandreicheren einem thonigen Letten, bald glimmerfrei und nur in dünnen flase- rigen Blättchen abschilfernd, bald glimmerhaltig und schiefer- ähnlich dünn geschichtet; immer aber bleibt der Zusammen- halt der Theile beträchtlich, so dass die Alaunerde neben der Braunkohle die festesten Bänke in der Braunkohlenformation bildet. Die Farbe ist stets pech- oder kohlenschwarz und meistens im frischen Zustande fettartig glänzend. Der Quer- bruch ist erdig und matt. Frisch gefördert ist an der Alaun- erde nur ein schwacher Geschmack nach Alaun zu bemerken, doch beim Liegen an der Luft beginnt eine rasche Oxyda- tion des eingeschlossenen Schwefelkieses und damit zugleich die Bildung des Alauns. Obgleich man selbst mit bewaff- netem Auge nicht im Stande ist, den Schwefelkies als 1so- 444 lirten Bestandtheil der Alaunerde aufzufinden, so ist derselbe doch in so beträchtlichen Mengen vorhanden, dass durch seine Oxydation eine bedeutende Erhöhung der Temperatur in den aufgeschütteten Erzhalden hervorgerufen wird, die selbst bis zur Verbrennung des gesammten Kohlenstofigehalts in der Alaunerde sich steigert. Sobald die Zersetzungspro- zesse in dem Erze ihr Ende erreicht haben oder doch nur unmerklich vorschreiten, stellt dasselbe einen lichter oder tiefer rothen, sandigen, porösen Thon dar, der überall mit Alaun- und Eisensalzkrusten überzogen ist. Dasselbe Pro- dukt entsteht in kürzerer Zeit beim Behandeln der Alaunerde vor dem Löthrohr, wobei sich neben dem Geruch nach ver- brennenden Braunkohlen der Geruch nach schwefliger Säure in fast noch überwiegendem Grade entwickelt. Ueber die Entstehung der sogenannten Eisenschale aus der Masse der Alaunerde unter dem Einfluss der atmosphärischen Wasser vergleiche S. 342. Auch Gyps gehört zu den häufiger vorkommenden Ein- schlüssen des Alaunerzes, wie dies schon aus dem reichlichen Vorkommen des Schwefelkieses an und für sich vermuthet werden kann. (Vergl. S. 345.) Bei Freienwalde hat man selbst Baumstämme in die Alaunerde eingelagert gefunden (siehe S. 415). 6. Die Braunkohle ist das technisch wichtigste Glied der Braunkohlenformation und schliesst sich hier am besten an die Alaunerde als an die kohlenreichste Mischung des ganzen Schichtencomplexes an. Die Braunkohle zeigt eine bräunlichschwarze selten eine pechschwarze Farbe, die aber in einzelnen Partieen bis ins Lichtbraun übergeht. Sie ist dicht und homogen mit erdigem, ebenem bis unebenem Quer- bruch, ohne Glanz; doch nimmt sie fast stets unter dem Strich des Fingernagels einen fettähnlichen Glanz an. In seltenen Fällen ist die Kohle deutlich geschichtet und lässt an kleinen Handstücken die Ablagerungsflächen deutlicher erkennen, meistens zerklüftet sie in unregelmässig parallele- pipedische Stücke (Knorpeln) mit mehr oder weniger schar- 445 fen Kanten. Die meisten Kohlen haben ein festes Gefüge und eine Härte etwas unter Kalkspath. Ihr specifisches Ge- wicht schwankt zwischen 1,2 und 1,3. Ueber die chemische Zusammensetzung märkischer Braunkohlen fehlt es zur Zeit noch an allen Untersuchungen, doch dürfte dieselbe wohl von andern Braunkohlen nicht sehr abweichen und der Gehalt an Kohlenstoff zwischen 60 bis 70 Procent, an Was- serstoff zwischen 5 bis 7, an Sauerstoff (und Stickstoff‘) zwischen 35 bis 20 und der Aschenrückstand zwischen 0,5 bis 5 Procent betragen. Gewiss wäre es eine lohnende Mühe die märkischen Braunkohlen einer genauen chemischen Untersuchung zu unterwerfen und besonders, seitdem die bei Bonn gemachte Entdeckung, dass man aus der Blätterkohle von Zott im Siegkreise*) ein vortrefflich leuchtendes Brennöl darstellen könne, auch in technischer Beziehung wichtige Resultate einer solchen Untersuchung erwarten lässt. In gleicher Weise fehlt es auch noch an einer genauen Prüfung der märkischen Braunkohlen hinsichtlich der in ihnen eingeschlossenen und mit ihnen vorkommenden oft sehr deut- lich erhaltenen Pflanzenreste, unter welchen vornehmlich das überall mit der Braunkohle vorkommende bituminöse Holz, die Coniferen-Zapfen , welche sich bei Zuckow und Müncheberg gefunden haben, sowie die wohlerhaltenen Blatt- abdrücke in den Formsandlagern bei Wittenberg (S. 284) und im Thon des Hangenden bei Grüneberg (5. 290) zu erwäh- nen sind; der undeutlicheren Pflanzenreste, die sich hier und da in der dichten Braunkohle vorfinden, nicht zu gedenken. Hinsichtlich der Festigkeit unterscheidet der märkische Bergmann neben dem bituminösen Holze noch Stück- kohle, Knorpelkohle und Formkohle und zwar die Stück- und Knorpelkohle, je nachdem die Bruchstücke, in welche die Kohle beim Abbau und der Förderung zerfällt, grösser oder kleiner sind. Man kann etwa annehmen, *) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft Bd. II, S. 239. Zeits, d, d. geol. Ges, IV, 2. 29 446 dass Kohlen. deren Bruchstücke einen Durchmesser von 4 bis 5 Zoll übersteigen, zur Stückkohle gezählt werden. Die Formkohle, auch mulmige oder erdige Braunkohle genannt, wird schon in der Grube im aufgelösten staubigen Zustande angetroffen und kann im besten Fall nur durch Anrühren und Abformen mit Wasser zum technischen Gebrauch brauch- bar gemacht werden. Freilich gelingt dies bei der mär- kischen Kohle nur sehr selten und namentlich bei Fürsten- walde hat man lange Zeit vergebliche Versuche gemacht auf diese Weise die Kohlen der beiden Oberflöze verwerthbar zu machen, ohne jedoch den gewünschten Erfolg erlangen zu können. (Vergl. S. 313 und 314.) Diese Eintheilung hat allerdings praktische Wichtigkeit, aber sie trifft nicht das Wesen der Kohlen. Denn beim län- geren Liegen an der Luft wird in allen Braunkohlen der Zusammenhang der Theile nach und nach geringer und es kann sehr wohl geschehen, dass dieselbe Kohle allmälıg alle: drei Abstufungen durchläuft und die grossstückigste Stückkohle mit der Zeit zu Form- oder Erdkohle sich auf- löst. Durchgreifender lässt sich die Braunkohle eintheilen in a) Moorkohle, wie sie vorherrschend die Flöze der „liegenden Flözpartie” z. B. bei Buckow und Frankfurt a. d. O. zusammensetzt; von dunkelbrauner bis schwarzer Farbe, beim Verbrennen einen widerlichen, torfähnlichen Geruch verbrei- tend; sie schliesst nur selten bituminöses Holz ein, ist ziem- lich spröde und zerfällt in kleine fettglänzende Bruchstücke mit ebenem bis muschligem Bruch. b) Erdkohle, wie sie z. B. bei Frankfurt a. d. O0. die Flöze der ‚„hangenden Flözpartie” und bei Fürstenwalde das dritte Flöz und zuweilen auch die beiden Oberflöze zu- sammensetzt; dunkelbraun bis schwärzlichbraun, beim Ver- brennen einen eigenthümlichen, leicht kenntlichen Geruch ver- breitend, welcher dem des verbrennenden Bernsteins nicht ganz unähnlich ist; sie schliesst stets viel bituminöses Holz ein, hat matten unebenen bis ebenen Querbruch und ist, besonders ausgezeichnet durch das häufige Vorkommen von kleinen 447 gelblichen Harzpünktchen. Weniger spröde als die Moor- kohle. c) Blätterkohle, z.B. auf den Gruben bei Grüneherg sich findend, zeichnet sich durch lichtbraune Farbe und dünn- schiefriges Gefüge aus, welches letztere sowohl der Erdkohle wie auch der Moorkohle fehlt. Auf den Schichtungsflächen der Blätterkohle zeigen sich lichter gefärbte, aber nur man- gelhaft erhaltene Pflanzenreste; das Vorkommen kleiner gel- ber Harzpunkte und den eigenthümlichen Braunkohlengeruch beim Verbrennen hat sie mit der Erdkohle gemein. d) Die Formkohle hat eine lichtbraune Farbe und ist vollkommen ohne allen Zusammenhalt der Theile, erdig bis staubförmig;; sie findet sich fast nur in unmittelbarer Nähe der Tagesoberfläche oder auch da, wo Braunkohlen während langer Zeit dem zerstörenden Einfluss von Luft und Wasser ausgesetzt gewesen sind; in den meisten Fällen kann sie nur als ein Zersetzungsprodukt der Erdkohle angesehen wer- den und hat daher kaum Anspruch auf den Rang einer eige- nen Art von Braunkohle. Fast überall zeichnet sich die Formkohle durch reichlichen Gehalt an Gyps aus. Hinsichtlich der Heizkraft pflegt man die Moorkohle allen anderen Kohlenarten vorzuziehen und giebt der Blätter- kohle den Vorrang vor der Erdkohle, während die Formkohle gewöhnlich ohne alle technische Nutzbarkeit ist, weil sie entweder zu viel Gyps enthält oder, wenn sie auch reiner gefunden wird, doch nur schwierig zu festen Ziegeln geformt werden kann. Für die Bildung der drei zuerst aufgeführten Kohlen- arten haben sicherlich verschiedene Pflanzenspecies das Material geliefert und wenn sich die Kohlen auch noch, wie zu erwarten, in ihrer chemischen Elementarzusammen- setzung unterscheiden, so gründet sich ihre Trennung nicht allem auf die verschiedene Beschaffenheit der ursprünglichen unzersetzten Masse, sondern auch auf den verschiedenen Grad, bis zu welchem bei jeder einzelnen die Verkohlung vorgeschritten ist. 2 448 e) Ganz isolirt ist das Vorkommen von sogenannter Pechkohle bei Padligar (8.328) und bei Zielenzig (S. 354) geblieben; sie ist pechschwarz, fettglänzend, dicht, mit klein- muschligem bis ebenem Bruch und verbrennt mit stark russen- der Flamme unter Entwicklung des bekannten Braunkohlen- Geruchs. An beiden Lokalitäten ist aber deutlich zu beob- achten, dass die Pechkohle nur eine dichtere Modifikation des bituminösen Holzes darstellt, welches ım frischen le- benden Zustande vermuthlich sehr harzreich und fest war und daher auch nach dem Verkohlungsprocess einen höheren Grad von Dichtigkeit, Härte und ein beträchtlicheres speci- fisches Gewicht bewahrt hat. f) Eine sechste Form der Braunkohle im weiteren Sinne ist endlich das bituminöse Holz, welches vorherrschend in der Erdkohle und Blätterkohle vorzukommen pflegt; in der Pechkohle hat man es nur sehr selten angetroffen. Es ist stets von sehr festem dünnfaserigem Gefüge und lässt auf seinem Querbruch deutlich eine grosse Zahl von Jahres- ringen erkennen; der Verlauf derselben ist aber fast nie kreis- förmig wie im lebenden Zustande, sondern stets!sehr stark ellip- tisch. Die Farbe ist ein lichteres Braun. Eine auch nur oberflächliche Untersuchung unter dem Mikroskop lässt mit Leichtigkeit erkennen, dass der weit überwiegende Theil allen bituminösen Holzes der Familie der Coniferen ange- höre; auf einem Schnitte parallel den Holzfasern zeigen sich überall die eigenthümlich getüpfelten Gefässe. Frisch gefördert ist das bituminöse Holz zähe und elastisch bieg- sam; durch das Austrocknen aber wird es spröde und leicht zerbrechlich und die meisten Stücke zerreissen parallel der Faserrichtung in dünne Splitter, die sich gewöhnlich rück- wärts stark krümmen und selbst Hobelspänen ähnlich aufrol- len. In den Flözen ist das bituminöse Holz unregelmässig vertheilt, lagert aber stets mit seiner Längenrichtung parallel den Schichtungsflächen, deren Krümmungen es zuweilen sehr deutlich gefolgt ist (vergl. S. 358). Nur bei Zielenzig: hat sich in neuerer Zeit ein Wurzelstubben in aufrechter Stel- 449 lung also senkrecht gegen die Schichtungsflächen des Kohlen gebirges gefunden. So deutlich nun im bituminösen Holze die ursprüngliche vegetabilische Struktur erhalten ist, so wenig gelingt es die- selbe in der dichten Braunkohle aufzufinden. und was Herr Görprerr*) von den schlesischen Braunkohlen behauptet, dürfte sich bei den märkischen gleichfalls bestätigen: ‚Daher „waren alle Versuche durch Schnitte in erdigen Braunkohlen „Struktur zu entdecken vergeblich und es ist nur zufällig, „wenn man manchmal beim Anreiben derselben mit Oel „noch einzelne mehr oder minder erhaltene Holzzellen ent- „deckt, die durch die eigenthümliche bekannte Beschaffenheit „ihrer Wandungen auf den Unpnung von Coniferen schlies- „sen lassen.” 7. Die sandigen Thone unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und Farbe von den Letten durch das gröbere Korn des eingemengten Sandes und den vollkom- menen Mangel an bituminösen Beimengungen, daher lichtere, bläulichgraue und grünlichgraue Farben herrschen. Mit dem Bitumen verschwindet zugleich auch der Gehalt an Schwefelkies und Gyps, welcher den Letten fast nie zu feh- len scheint. Der in den sandigen Thonen enthaltene Sand ist bald gröber bald feiner gekörnt, bald in geringerer bald in grösserer Menge vorhanden und deshalb der Thon bald mehr bald weniger plastisch. Der Sand besteht nur aus farblosen rundlichen Quarzkörnern, denen sich selten kleine weisse Glimmerschüppchen hinzugesellen wie bei Grüneberg (siehe S. 290). Die grüne Farbe einzelner sandiger Thone ist bedingt durch das Auftreten äusserst kleiner apfelgrüner Körnchen, die aus einem Eisensilikate zu bestehen scheinen. Bei Muskau (S. 264) finden sich im sandigen Thone des Liegenden Nester eines sehr grobkörnigen, mit Thon innig durchmengten Sandes, der frisch gefördert leicht zerreiblich ist, an der Luft langsam getrocknet aber zu einem festen *) Kursten’s Archiv Ser, II. Bd. XIV. S. 185 Anm, 450 Sandstein erhärtet, welcher Blöcke von 1 bis 2 Fuss Durch- messer bildet und so zähen Zusammenhang hat, dass beim Zerschlagen gar häufig die Quarzkörner eher zerspalten, als dass sie sich von einander lösen. Wo der sandige Thon mit Kohlenflözen in unmittelbare Berührung tritt, geht er in thonigen Letten durch Aufnahme von Bitumen über ; meistens führt er dann auch deutlich erhaltene Blattreste von Laub- hölzern wie bei Grüneberg. 8. Die plastischen Thone, welche mit den Braun- kohlenflözen vorkommen, gehören sämmtlich dem Septa- rienthon an, weshalb hier kurzweg auf die ausführliche- ren Beschreibungen verwiesen werden kann, welche von diesen Thonen bei Buckow (8.402 ff.) und bei Szettin (S. 424) gegeben worden sind. Die vorgeführten acht Gesteinsarten, welche das Braun- kohlengebirge der Mark Brandenburg zusammensetzen: Kohlensand, Glimmersand, Formsand, Let- ten, Alaunerde, Braunkohlen, sandige Thone und plastische Thone stehen in mancherlei Zusammenhang mit einander durch all- mälige Uebergänge des einen Gesteins in das andere. Ge- wissermaassen an den extremen Ecken eines Dreiecks stehen der Kohlensand, die Braunkohle und der plastische Thon und als centrales Mittelglied sind die Letten in ihren drei Modifikationen als sandige, sandigthonige und thonige Letten zu betrachten. In Gestalt einer Tabelle lassen sich die ver- wandtschaftlichen Beziehungen am einfachsten folgendermaas- sen darstellen: Letten. EEE 3 EEE Sandige Letten. Sandigthonige Letten. "Thonige Letten. Formsand. Alaunerde. Glimmersand. Braunkohle. Sandige und plastische Thone. Koblensand. Für die Uebergänge der sandigen Letten in Formsand 451 sind die Beobachtungspunkte zahlreich, seltener für das Ver- laufen des Formsandes in Glimmersand und nur bei Buckow haben sich Spuren eines Ueberganges aus Glimmersand in Kohlensand gefunden. Die Alaunerde steht so ziemlich in gleichem Verhältniss zu den sandigthonigen und den reinthonigen Letten. Sie schliesst sich einerseits zunächst an die Braunkohle an, weil unter allen Schichtenmassen, welche die Kohlen begleiten, sie den meisten Kohlenstoff eingemengt enthält, ohne jedoch eigentlich einen Uebergang in Kohle zu bewerkstelligen; andererseits aber steht sie in naher Beziehung zu dem san- digen und plastischen Thone, so wie diese sich auch unmit- telbar den thonigen Letten nähern. Von den unwesentlichen Gemengtheilen der Braunkohlenschichten ist a) der Glimmer der verbreitetste und seiner ist schon bei jeder. einzelnen Gesteinsart Erwähnung geschehen. Er findet sich fast allen beigemengt und nur die Braunkohlen selbst und der Kohlensand führen ihn niemals; ın manchen anderen, den plastischen und sandigen Thonen, der Alaun- erde und den thonigen Letten findet er sich nur dann und wann; für die übrigen Letten aber, den Formsand und Glim- mersand bildet er einen charakteristischen, nıe fehlenden Ge- mengtheil. Der Glimmer im Braunkohlengebirge ist stets weiss, halbmetallisch glänzend, elastisch biegsam und stets in papierdünne Blättchen zerspalten. Die Durchmesser der dünnen Platten übersteigen nur sehr selten + Linie. b) Der Gyps ist nächst dem Glimmer am häufigsten; er findet sich in allen Letten, seltener im Formsand und der Alaunerde, dagegen recht häufig in den Braunkohlen und dem plastischen Thone. In den Letten, der Alaunerde und dem Formsande tritt der Gyps meistens in kleinen spiessigen Kıystallen auf, die feinen Klüfte des Gesteins be- deckend, oder er sammelt sich in grösseren krystallinischen Knauern (S. 397), die selbst eine beträchtliche Ausdehnung er- reichen wie bei Freienwalde, noch häufiger aber ist er gleich- 452 mässig durch die ganze Masse vertheilt und lässt sich dann nur auf chemischem Wege nachweisen. ‚Ganz ähnlich ist auch das Vorkommen des Gypses in den Braunkohlen und vornehmlich in der Erdkohle und Formkohle. Hier lässt sich seine Menge am sichersten nach dem Volumen und der Zusammensetzung der Asche beur- theilen, welche die Kohle beim Verbrennen hinterlässt. Mit dem zunehmenden Gypsgehalt werden die Kohlen weniger heizkräftig und häufig bleiben aus diesem Grunde selbst mächtige Flöze als unbauwürdig liegen. Für die Bildung des Grypses ist von besonderem Interesse, dass er sich in den Flözen hauptsächlich in der Nähe der Tagesoberfläche oder ausgedehnterer Spalten einfindet, durch welche die Tages- wässer Zugang zu den Kohlen haben. Dass der krystalli- nische Gyps in zusammenhangenden Schnüren und ebenen Platten auftritt, die sich nach allen Richtungen hin durch- kreuzen, ist eine Erscheinung, die sich kaum anderswo als in den erdigen Formkohlen zeigt. Durch vorsichtiges Klopfen gelingt es bisweilen, alle Kohle herauszuschütteln und man behält alsdann den Gyps in Gestalt eines vielfächrigen Ske- letts zurück (S. 315). In rundlichen Höhlungen des bitu- minösen Holzes findet sich endlich der Gyps auch noch als mehlartiges feines Pulver von weisser Farbe und gerin- gem Zusammenhalt. In den plastischen Thonlagern, welche dem Septarienthon angehören, kommt der Gyps in sehr schön ausgebildeten Krystall-Individuen und in grösseren Krystall- Gruppen vor, welche oft einen Durchmesser bis 1 und 14 Zoll Länge erreichen. c) Der Schwefelkies findet sich überall da, wo Gyps vorkommt und ist wahrscheinlich überall die Grundlage für die Bildung des letzteren gewesen. Am massenhaftesten ist er in der Alaunerde angehäuft, aber stets so fein eingesprengt und so gleichförmig durch die Masse vertheilt, dass es nur auf chemischem Wege, vornehmlich durch das Verhalten vor dem Löthrohr, gelingt seine Gegenwart nachzuweisen. In der Alaunerde ist er die wesentliche Bedingung für die 453 Brauchbarkeit derselben zur Alaunfabrikation. Seine Anwe- senheit in den Kohlen giebt sich am deutlichsten durch die tiefrothe Färbung der Asche zu erkennen und solche Kohlen pflegen gemeinhin am leichtesten ohne äussere Veranlassung in Brand zu gerathen, wie dies sich wiederholentlich auf märkischen Gruben ereignet hat (bei Fürstenwalde, Frankfurt a. d. O., Spudlow und Liebenau). In sandhaltigen Schich- ten, also Letten, Formsand und selbst ın der Alaunerde, deuten beträchtlichere Anhäufungen von Eisenoxydhydrat, oder deutlich wahrnehmbarer Geschmack nach Alaun, oder auch Effloreseenzen schwefelsaurer Salze mit Sicherheit auf einen noch vorhandenen oder früheren Gehalt an Schwefelkies hin. In kleinen Knauern und gewöhnlich mit einer Rinde von Eisenoxydhydrat überzogen begleitet der Schwefelkies das Vorkommen des Gypses auch in den plastischen Tho- nen, wo er selbst als Ausfüllung der Conchylienreste gefun- den wird. d) Gediegener Schwefel als Zersetzungs - Produkt. des Schwefelkieses hat sich in der Mark allein zu Spudlow bei Gelegenheit eines stattgehabten Grubenbaues gefunden. (Vergl. S. 362). | e) Das wachsgelbe fettglänzende Harz findet sich nur in den Kohlen und meistens nur in Erd- und Blätterkohle, seltener im bituminösen Holz, niemals aber in der Moorkohle und noch weniger in Formkohle; nach seinen äusseren Eigenschaften nähert es sich oft dem Bern- stein und ist wiederholentlich dafür angesprochen worden, *) allein es liefert bei der trockenen Destillation keine Bern- steinsäure (S. 290 und 432) und kann deshalb wohl höch- stens für Retinasphalt gehalten werden.**) Vielmehr hat sich bis jetzt noch niemals Bernstein in Begleitung der *) Göprert, Die fossilen Farrnkräuter. Breslau, 1836. S. XXL d. Vorrede. Giraro, Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft Bd. II. 1530. S. 74. **) Görpert, Ueber die Flora der Braunkohlenformation, KArsTEn’s Archiv Ser. II. Bd. XXI. S. 451. 454 Braunkohlenflöze gefunden*), obgleich doch in den acht Jah- ren von 1843 bis 4850 mehr als 31 Million Tonnen oder 26; Million Cubikfuss Braunkohlen auf den märki- schen Gruben gefördert worden sind. (S. 253.) Herr Kıö- DEN **) führte den Bernstein als einen charakteristischen Begleiter der Braunkohlenformation auf; allein schon die von ihm namhaft gemachten Fundorte des Bernsteins beweisen, dass das Harz in keiner Beziehung zu den Braunkohlen stehen kann; denn einentheils ist an den Orten, wo Bern- stein gefunden worden ist, bis jetzt noch keine Braunkohlen- Ablagerung bekannt, anderentheils ist der Bernstein, wenn er in der Nähe von Braunkohlenvorkommen gefunden worden ist, nicht in die tertiären Schichten der Braunkohle eingela- gert gewesen sondern in die jüngeren Massen des aufge- schwemmten Landes. ***) Es soll hiermit nur das bestimmte Resultat ausgesprochen sein, dass in der märkischen Braunkohlenformation kein Bernstein vorkommt, ohne jedoch über das Alter des Bernsteins selbst aburtheilen zu wollen, was jetzt überhaupt seine Scwierigkeiten hat, da erst neuerdings noch Bernstein in der Kreideformation auf- gefunden worden ist.) Das in den Braunkohlen der Mark vorkommende Harz aber findet sich nur in ganz kleinen, nadelknopfgrossen, rundlichen Partieen eingesprengt und sel- tener als parallelstreifige Ausfüllungsmasse in zarten, undeut- lich erhaltenen Pflanzenresten; die bis jetzt vorgekommenen Mengen desselben sind immer noch zu gering gewesen um eine chemische Untersuchung seiner Zusammensetzung vor- nehmen zu können weshalb auch noch dahingestellt bleiben muss, ob dasselbe mit dem Retinasphalt wirklich überein- stimme oder nicht. *) Görpert, Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft Bd. III. 1851. S. 195. #*) Beiträge St. IV. S. 1. *#=) Vergleiche: Karsten’s Archiv. Ser. II. Bd. XXIII S. 452. +) Reuss, Zeitschrift, der deutschen geolog. Gesellschaft Bd. III. 1851. 8. 13. 455 f) Kohlensaure Kalkerde findet sich nur ganz untergeordnet in dem Septarienthon theils gleichmässig dem Thon beigemischt theils in sogenannten Septarien zusammen- zogen. Dies sind kuglige oder ellipsoidisch abgerundete Nie- ren eines bläulichgrauen oder auch bräunlichgrauen thonigen Kalksteins, die im Innern von einer Menge feiner Risse durchsetzt werden, welche durch gelblichen krystallinischen- Kalkspath wieder zusammengekittet und ausgefüllt sind. Als schichtenbildender Kalkstein aber tritt die kohlen- saure Kalkerde im Bereich der Mark Brandenburg nirgend im Schichtenverbande der Braunkohlenformation auf. Ausserdem setzt sie die caleinirten Schalen der zahl- reichen Versteinerungen zusammen, welche weiter unten noch zu erwähnen sein werden. g) Grössere Geschiebe, ja selbst kleinere Ge- rölle haben sich noch niemals in den Schichten der Braunkohlenformation sondern höchstens in später ent- standenen Klüften und Verwerfungsspalten gefunden, in wel- che sie offenbar von oben her aus dem bedeckenden Dilu- vıum hineingerollt sind. Ueber das Vorkommen einer Ge- röllschicht im Braunkohlengebirge bei Buckow vergleiche S.395. h) Thierversteinerungen und zwar marine Con- chylien kommen in reichlicher Menge und grosser Mannig- faltigkeit vornehmlich an Arten der Gasteropoden und Ace- phalen in den Lagern des Septarienthons vor, niemals aber in den sandigen und sandigthonigen Schichten, welche un- mittelbar die Braunkohlenflöze begleiten. Herr GirarD *) hat zuerst auf diese eigenthümliche Fauna und ihren Zu- sammenhang mit den Schichten des Londoner Beckens sowie den ähnlichen Vorkommnissen im Belgischen (bei Zoom und Baesele) und im Magdeburgischen (bei Görzig) aufmerksam gemacht. Herr Beyrıcu **) hat später eine genaue Charak- teristik der bei Hermsdorf und Lübars in der Nähe von *) Leon#arn und Bronn’s Jahrbuch 1847. S. 563 £. **) Karsten’s Archiv S. I. Bd, XXI. S. 3f. 456 Berlin und bei Joachimsthal (5 Meilen nördlicher) vorkom- menden Petrefakten gegeben und darauf eine Vergleichung mit den verwandten Lokalitäten gegründet und ist gegen- wärtig mit einer Monographie derselben beschäftigt, welche auch die neu hinzugekommenen Fundorte (Buckow, Freien- walde und Stettin) mit umfassen wird, während Herr Reuss*) eine Reihe vortrefflicher Untersuchungen über die ın den verschiedenen Septarienthonlagern vorkommenden Foramini- feren veröffentlicht hat. Von allen Gesteinsmassen, welche das märkische Braun- kohlengebirge zusammensetzen, bilden nur die Braunkohle und Alaunerde feste Flöze. Nächst ihnen zeigen die Letten und plastischen Thone die compacteste Lagerung; die sand- reicheren Mischungen aber und besonders die reinen Sand- lager gehören den leicht beweglichen Bildungen an; sie können den Angriffen des Wassers und selbst des Windes nur geringen Widerstand entgegensetzen. Sandsteinflöze haben sıch bis jetzt noch nicht in Begleitung der märkischen Braunkohlen gefunden. Herr Kıöpen führt in seinen Bei- trägen**) allerdings das Vorkommen von Braunkohlensand- stein in der Gegend von Freienwalde, Falkenberg, Ziesar und Trebus an, allein es ist durchaus nicht unumstösslich ausge- macht, ob die genannten Vorkommen wirklich in das Gebiet der Braunkohlenformation gehörten und nicht vielleicht grosse Geschiebeblöcke jüngeren Ursprungs gewesen sind. Jeden- falls waren es aber keine eigentlichen Sandsteinflöze, sondern höchstens grosse Sandsteinklötze, durch festere Verkittung von Braunkohlensand oder anderen Sand entstanden; dieselbe Ansicht hat auch Herr Kröven schon am angeführten Orte ausgesprochen. Selbst der petrefaktenführende Braunkohlen- sandstein bei Dömitz, welcher nach Herrn Borı eine Mäch- tigkeit von 4+ Fuss erreicht und im Hangenden der dortigen Braunkohlen- und Alaunerdeflöze lagert, tritt nur an einzel- *) Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellschaft Bd. II. 1850. 8. 308 ff. Ba. IH. 1851. S. 49 ff. und Ba. IV. 1852. S. 16 ff. *#) Beiträge St. IL S. 33 fl. 457 nen Stellen auf und scheint ebenfalls keiner ausgedehnteren Flözbildung anzugehören.*) Die Gliederung der Braunkohlenformation. Die grosse Veränderlichkeit, welche das märkische Braun- kohlengebirge an den einzelnen Beobachtungspunkten hin- sichtlich seiner Gliederung zeigt und auch die geringe Aus- dehnung, in welcher es an einzelnen Orten erst aufgeschlos- sen ist, machen es schwierig ein durchgreifendes Gesetz für die vertikale Lagerungsfolge aufzustellen. Man muss sich deshalb darauf beschränken einen kleineren Kreis von Fund- orten von einem gemeinschaftlichen Gesichtspunkte aus zu- sammenzufassen und dann annehmen, dass die für ihn ge- fundenen Normen allmäligen Veränderungen unterworfen sind, je weiter man sich von dem gewählten Ausgangspunkte nach den verschiedenen Seiten entfernt. Für eine solche Betrachtungsweise bieten die Gruben von Frankfurt a.d. O., Müncheberg und Buckow den natür- lichsten Mittelpunkt dar. Denn, wenn sich auch bei ihnen schon mancherlei kleine Abweichungen geltend machen, so muss man entschieden von diesen absehen, wenn überhaupt ein allgemeineres Resultat gewonnen werden soll. An den genannten Orten treten die Braunkohlenflöze in zwei gesonderten Gruppen auf, welche bei der obigen spe- ciellen Beschreibung der Gruben als „hangende” und „liegende Flözpartie” unterschieden worden sind. Die Flöze der unteren Abtheilung bestehen aus Moorkohlen; es pflegen ihrer vier zu sein, deren Mäch- tigkeit von unten nach oben zunimmt, so dass das oberste das mächtigste von allen ist. Sie sind in Kohlensand eingelagert, aus welchem sowohl das Hangende wie auch das Liegende zusammengesetzt ist. Die Flöze der oberen Abtheilung sind vorherr- *) Boıı, Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellschaft Bd. III. 1851. S. 460. 458 schend aus Erdkohle zusammengesetzt und pflegen zu dreien aufzutreten, von denen das tiefste dritte Flöz sehr regelmässig das mächtigste und von den beiden oberen am meisten entfernt ist. Sie sind durch Formsand von einan- der getrennt; im Hangenden lagert gleichfalls Formsand, der untergeordnete Lager von Letten einschliesst; das Lie- gende ist bald thoniger bald thonigsandiger Letten. Das Mittel zwischen den beiden Flözpartieen pflegt aus sandigen oder sandigthonigen Letten zu bestehen. Ueber die hangenden Schichten der oberen Flözpartie hinweg lagert sich der Septarienthon in beträchtlicher Mächtigkeit, dessen oberen Lagern vielleicht die Alaun- erdeflöze in den nördlichen Theilen der Mark angehören (bei Freienwalde, Schermeissel und Gleissen). Die Stellung dieser Flöze aber ıst noch ziemlich unentschieden, da es über ihr Lagerungsverhältniss zu der Braunkohlenflözen und zum Septarienthon zur Zeit noch gänzlich an ausreichenden Auf- schlüssen fehlt. Das Hangende des Septarienthons endlich bildet wahr- scheinlich Glimmersand (Lübars und Buckow), doch feh- len auch hierüber noch genügende Aufschlüsse. Demnach stellt sich für den mittleren Theil der Mark, welcher für die Betrachtung der Gliederung im Braunkohlen- gebirge als Ausgangspunkt gewählt worden ist, diese vom Hangenden zum Liegenden wie folgt: Sandlager (Glimmersand?), Septarienthon (mit Alaunerdeflözen ?), Formsand (mit Lettenlagern), hangende Flözpartie (drei Flöze mit Formsandmitteln), Lettenlager, Kohlensand, liegende Flözpartie (meist mit vier Flözen, deren tren- nende Mittel aus Kohlensand bestehen), Kohlensand (als unmittelbar Liegendes) dessen Unter- lage nirgend bis jetzt aufgeschlossen ist. Die Mächtigkeit der einzelnen Schichten weicht an den 459 verschiedenen Beobachtungspunkten zu sehr von einander ab, deshalb sind hier alle Zahlen-Angaben vermieden worden. Gegen Südwesten und Nordwesten hin, wo aller- dings erst in beträchtlicheren Entfernungen bei Wittenberg und Perleberg Braunkohlen bekannt sind, hat sich die Zu- sammensetzung und Gliederung des Braunkohlengebirges bereits so sehr verändert, dass eine Vergleichung kaum noch möglich ist. An die Stelle der beiden Flözfamilien, die bis zu sieben verschiedene Flöze enthielten, ist ein, höchstens zwei Flöze getreten, deren einzige Begleiter Formsandlager mit ganz untergeordneten Letten und Thonschichten bilden. Gegen Norden scheint die „liegende Flözpartie’”” ihre Selbstständigkeit am längsten zu wahren und die Formsand- bildungen mehr zurückzudrängen; doch sind gerade hier die Aufschlüsse noch zu geringfügig um genau über die Ver- hältnisse urtheilen zu können. Gegen Osten prävaliren entschieden die oberen Flöz- bildungen und nur im Nordosten bei Landsberg an der Warthe stehen beide Flözfamilien, freilich jede nur durch ein Flöz vertreten, im Gleichgewicht. Gegen Südosten machen sich die thonigen Bildungen mehr und mehr geltend und verknüpfen die sandigen Abla- serungen der Mark durch allmälige Uebergänge mit den thonigsandigen Lagern, welche in Schlesien und Sachsen so überaus mächtige Braunkohlenflöze enthalten. *) Gegen Süden fehlt es abermals an genügenden Auf- schlüssen; der Braunkohlenbergbau ist hier erst im Entste- hen begriffen und nur bei Fürstenwalde und Muskau seit längerer Zeit eröffnet. Bei Fürstenwalde und an den zunächst benachbarten Fundorten ist die „liegende Flözpartie” voll- kommen verschwunden, es herrschen allein die Formsand- und Letten-Bildungen. Im grösseren Abstande gegen Sü- den und am Abfall des festanstehenden Gesteins sind die *) Görrert, Monographie der fossilen Coniferen, 1850. Anhang 5.54 „— Zittau, wo es die ungeheure Mächtigkeit von 150 Fuss erreicht.” 460 Lagerungsverhältnisse noch wenig bekannt, doch treten im Allgemeinen die Formsandbildungen zurück und ihre Stelle scheinen wie im Südosten sandige Thone zu ersetzen. Nur bei Muskau sind die Schichten des Braunkohlengebirges in grösserer Ausdehnung aufgeschlossen und nach der petrogra- phischen Beschaffenheit der begleitenden Schichten lassen sich sehr wohl die beiden übereinander lagernden Flözpar- tieen wieder erkennen, wenn man annehmen will, dass in der unteren Abtheilung an die Stelle der Kohlenflöze Alaun- erdelager getreten seien. Die Septarienthonlager sind bis jetzt nur gegen Norden hin in Begleitung der Braunkohlen aufgefunden worden, sie dehnen sich dann westwärts weiter aus, ohne von Kohlen begleitet zu sein, die erst bei Magdeburg im Liegenden des Thons wieder auftreten. Die Lagerung der Braunkohlenformation. Nirgend in der Mark Brandenburg ist die Braunkohlen- formation in ungestörter horizontaler Lagerung angetroffen worden; überall sind die Schichten so stark gegen den Ho- rizont geneigt, dass sie ursprünglich nicht können in ihrer gegenwärtigen Stellung gebildet worden sein. Wo die Gru- benaufschlüsse eine grössere Ausdehnung erreicht haben, bil- den die Flöze sammt den sie begleitenden Schichten eine Menge von Sätteln und Mulden, die allerdings unter sich einen constanten Parallelismus des Streichens bewahren, aber doch ausserdem auf die mannigfachste Weise mit einander in Verbindung stehen; bald lagern sich an einen, dem Streichen nach ausgedehnten Sattel zu beiden Seiten die Mulden an, bis endlich der Sattel selbst sich in einer abgerundeten Spitze schliesst und ins Niveau der Mulde hinabsinkt (siehe S.317 ff.) ; oder in eine langgestreckte flache Mulde greifen von den bei- den Muldenspitzen her kleinere Sättel mit parallelem Strei- chen ein, gleichwie in dünnen aber festen Seidenzeugen die grossen Falten mit einer Menge kleinerer Falten am Gürtel 461 zu beginnen pflegen (siehe S. 383 ff.) ; oder aber man findet auf den weniger ausgedehnten Gruben nur einzelne Theile der Sättel oder Mulden aufgeschlossen, deren weitere Ent- wicklung noch dem Auge des Beobachters verborgen ist; zuweilen sind es selbst nur steiler oder flacher einfallende Flözlager, über deren weitere Gestaltung noch gar nichts näheres bekannt ist und die ebenso wohl vereinzelte, übrig gebliebene Schollen eines früher ausgedehnteren, jetzt zer- störten Lagers sein, als sie sich auch zu den verwickeltsten Ablagerungsformen weiter ausdehnen können. Seltener nur beobachtet man Sättel und Mulden, die an ihren Spitzen durch eine continuirliche Biegung der Flöze vollständig ge- schlossen sind, wie z. B. bei Landsberg a. d. W. (8. 366). Häufiger schneiden die Flöze nach grösserer oder geringerer Ausdehnung im Streichen ganz plötzlich ab, sei es, dass sie durch eine Verwerfungskluft in die Tiefe gesenkt oder durch unbekannte Ursachen, meistentheils wohl Wasserströme, gänz- lich zerstört und fortgeschwemmt sind. Ganz gewöhnlich ist ferner die Erscheinung, dass die Flöze in der Richtung des Streichens, vornehmlich in der Nähe der Sattellinie wie auch der Muldenlinie, von Klüften durchsetzt werden, die oft auf weite Strecken dem Streichen parallel verlaufen und fast immer von einer einseitigen Senkung der Flöze begleitet sind. (Vergleiche die Lagerungsverhältnisse der Braunkoh- len bei Fürstenwalde.) Die Verwerfungsklütte sind stets so scharf eingeschnitten und zeigen so glatte ebene Flächen, wie sie selbst im festen Gestein nur selten zum Vorschein kommen. Sobald solche Sprünge auch nur einige Zoll klaf- fen, werden sie stets von oben her durch nordischen Sand und selbst Gerölle ausgefüllt; und wenn mit ihnen zugleich starke Tagewasser hereinbrechen, legen sie dem Bergbau oft unüberwindliche Hindernisse in den Weg. (Schwimmendes Gebirge.) Dergleichen mit Geröllen ausgefüllte Klüfte mö- gen auch die Veranlassung gegeben haben, dass man nordi- dische Geschiebe mitten in den Schichten des Braunkohlen- Zeits. d. d.genl, Ges. IV, 2, 30 462 Gebirges zu Fürstenwalde gefunden haben wollte.*) Ebenso häufig finden sich aber auch Klüfte und Verwerfungen derselben Art, welche in die Richtung senkrecht gegen das Streichen fallen oder dasselbe unter verschiedenen Winkeln schneiden. Ganz besonders häufig aber werden Zerreissun- gen des Zusammenhangs der Flöze und gleichzeitige Ver- werfungen an solchen Stellen, wo die Flöze sehr steil auf- gerichtet oder gar überkippt sind. (Vergleiche S. 274 ff., 324, 383 und 400.) An der bei weitem überwiegenden Mehrzahl der Loka- litäten folgen die Flöze in ihrem Streichen der Richtung h. 9 bis 10 d. i. von O.S.0. gegen W.N.W. und schon in der Einleitung ist nachgewiesen worden, dass diese nicht allein die Ausdehnung der Gebirge des festanstehenden Ge- steins an der Südgrenze der märkischen Ebene beherrsche, sondern sich auch in der Mark selbst in Rücksicht auf die Entwicklung der orographischen und hydrographischen Ver- hältnisse geltend mache. Das Einfallen der Lager ist nirgend auf grössere Er- streckung unter 15 Grad gegen den Horizont geneigt, am meisten hält es sich zwischen 20 und 50 Grad, doch steigt es bis zu 80 und 90 Grad an und überschreitet selbst diese Grenze, indem an verschiedenen Punkten offenbar Ep pungen der Flöze stattgefunden haben. Die Kenntniss von dem Liegenden der Braunkohlen- formation erstreckt sich im Bereiche der Mark nicht über die Schichten hinaus, welche unmittelbar die tiefsten Braun- kohlen- oder Alaunerdeflöze unterteufen. Festanstehendes Gestein ist an keiner Stelle unter dem Braunkohlengebirge angetroffen worden. Nur im südwestlichen Holstein hat man durch zwei Bohrlöcher tiefere Aufschlüsse über die Lage- rungsfolge der jüngeren Schichten erlangt, die hier in Er- mangelung anderer einen Platz finden mögen. **) *) v. BENNIGSEN-FÖRDER, Erläuterungen zur geognostischen Karte von Berlin. Berlin, 1850. S. 16. *%*) WIEBEL, die Insel Helgoland. Hamburg, 1848, S. 132. 463 a. Bohrloch bei Altona, 29 Fuss über dem Null- punkt der Elbe angesetzt. bis 7 Fuss Schutt, 22 in 50 » 76 » 99 » 110 bis 302 » » gelber Lehm, dann gelber und blauer "Thon mit Sand. Fester blauer Lehm. ein Gneiss-Gerölle, Feuersteine und anderes grobes Gerölle, blauer sandiger Lehm mit Kalkstückchen, darin Granit- und Sandstein-Gerölle, sandiger wasserführender Lehm, 8 bis 10 Fuss mächtig, | blaugrüner fetter Thon mit Glimmerschüppchen und Sand. b. Bohrloch bei @lückstadt, S Fuss über der or- dinären Fluth angesetzt. bis 5 Fuss Dammerde, De a » 30 » 364 » 50 Fe 2 » 114 » 420 » 430 » 431 » 478 Fiel oder Marscherde, Torfmoor mit Resten von Seepflanzen, gelblicher Torf mit unkenntlichen Pflanzenresten, fester schwarzer Torf, grauer Thon, Braunkohle, feiner Triebsand, grober Sand mit Geröllen und krystallinischen Gesteinen, fester Thon, bis c. 300 Fuss rauchgrau, dann fast schwarz, auf dem muschligen Bruch fett- glänzend, mit Glimmerblättchen und Eisen- kiespunkten, hellgrauer thoniger Sand, nach dem Trocknen zerfallend, fester Sandstein, Thonlager mit Sandsteingeschieben, Muscheln, mit-Glimmer und Kalkspath. .30* 464 Bei Glückstadt fand sich bei 212 Fuss ein Haifischzahn, Schalen und Abdrücke von Terebratula vulgaris, Astarte und » 320 » Cardium (papillosum?). Nach den Ergebnissen beider Bohrungen bilden mäch- tige Lager von blaugrauem Thon die tiefsten Lager der Braunkohlenformation und reichen noch über 300 Fuss in die Tiefe hinab. Ob in dem letzteren Bohrloche wirklich schon bei 212 Fuss die Schichten der Trias erreicht worden sind, wie man aus den gefundenen Schalresten und Abdrücken von Terebratula vulgaris schliessen könnte, muss wohl dahin- gestellt bleiben. Sicherlich aber liegen nicht überall die festen Gesteins- massen in so beträchtlicher Tiefe unter der Tagesoberfläche, da sie wiederholentlich aus derselben emporragen : Granit und Grauwacke im Koschenberg und Stein- berg südlich von Senftenberg bei den Dörfern Gross-Koschen und Kulmen. Rother Porphyr in der Nähe von Torgau. Gyps bei Sperenberg. Muschelkalk bei Züdersdorf. Jura bei Fritzow am Gestade der Ostsee. Kreide südlich von Prenzlau bei Potzlow, an vielen Punkten im Meklenburgischen und auf der Insel Rügen. Wenn daher in der Mark Brandenburg auch keine Nach- forschung über das Liegende der Braunkohlenformation an- gestellt worden sind, so lässt sich zum Voraus doch über- sehen, dass es an den verschiedenen Orten aus ganz ver- schiedenen Gesteinen bestehen wird. Am Südrand lagern die Braunkohlenschichten unmittelbar auf Granit und Grau- wacke. Schon bei Magdeburg treten unter dem Tertiär- gebirge die Glieder der Steinkohlenformation hervor und in der nächstfolgenden Zone in N.O., die sich von O.8.O. segen W.N.W. ausdehnt, brechen an mehreren Punkten die Glieder der Trias hervor; Muschelkalk in den Tarno- witzer Höhen, bei /tädersdorf, und in Verbindung mit Keu- 465 per und Kreide bei Lüneburg; bunter Sandstein in dem Felseneilande Helgoland. In der darauf in N.O. fol- genden Region mögen mit gleicher Längenausdehnung die Glieder der Juraformation die Unterlage der jüngeren Bil- dungen sein, denn noch weiter gegen N.O. finden sich schon zahlreiche Punkte, an denen die Kreide nahe unter Tage liegt oder auch in die Oberfläche eintritt. Die Gesammtmächtigkeit der Braunkohlen- formation in der Mark Brandenburg ist auch nicht einmal annähernd zu bestimmen, weil die untere Grenze derselben vollkommen unbekannt ist; ihre Erforschung bleibt späteren Untersuchungen vorbehalten. Was über die Ablagerungsform der Braunkohlenflöze und der sie begleitenden Schichten mitgetheilt worden ist, findet Alles keine Anwendung auf die Lagerungsverhältnisse des Septarienthons. An ihm ist nirgend eine Schichtung zu beobachten, noch auch irgend wo seine Grenze gegen un- terliegende Gesteine für die Beobachtung zugänglich aufge- schlossen ; zudem ist der Thon so fest in sich zusammen- hangend, dass wohl kaum Abtrennungen und Verschiebungen einzelner Theile hätten stattfinden können; seine Lagerung kann nicht anders denn als massig bezeichnet werden. Das Auftreten der Braunkohlenformation. Die Braunkohlenformation tritt innerhalb der Mark Brandenburg nirgend als constituirendes Glied in die Tagesoberfläche ein; höchstens bildet sie in steiler eingeschnittenen Thälern Ausgehendes von ge- ringer Ausdehnung nach der vertikalen wie nach der hori- zontalen Dimension, wie das auch schon in der Einleitung zur Sprache gekommen ist (siehe S. 254). Daher ist man an verhältnissmässig wenigen Stellen durch das Zutagetreten der Braunkohlenflöze auf dieselben aufmerksam geworden und verdankt ihre Auffindung meist entweder dem Zufall oder absichtlich unternommenen berg- männischen Schurfarbeiten. 466 Lehm, Mergel, Sand und Thon mit zahlreichen nordi- schen Geröllen und grösseren Geschieben sind die gewöhn- liche Bedeckung der Tertiärschichten und bilden die Gesteine der jetzigen Tagesoberfläche. Es sind dies diejenigen Lager, welche man unter dem Namen des Diluviums oder der nordischen Geschiebeformation zusammenzufassen pflegt. Wo eine unmittelbare Auflagerung des Diluviums auf die Schichten des Braunkohlengebirges zu beobachten ist, zeigt sich die Grenze beider Formationen mehr oder weniger horizontal, niemals aber ist ein Parallelismus in der Schich- tung der beiderseitigen Massen zu erkennen; das Diluvium ist der Braunkohlenformation stets ungleichförmig aufgelagert. Wo aber eine solche Auflagerung nicht aufgeschlossen ist, kann man sehr wohl in Zweifel gerathen, welcher von beiden Formationen ein Lager zugerechnet werden müsse. Eine kurze Charakteristik des Diluviums und eine Vergleichung seiner Gesteinsmassen mit denen des Braunkohlengebirges wird daher zur Unterscheidung beider nicht unwichtig sein. Der Lehm ist eine Mischung aus grobkörnigem Sande und eisenschüssigem Thon, daher seine Farbe gelbfichbraun bis hellgelb. Selten pflegt der Lehm ganz frei von kohlen- saurer Kalkerde zu sein und geht ganz allmälig durch Zu- nehmen des Kalkerdegehalts in Mergel über. Er braust daher immer mehr oder weniger mit Säuren. Der Lehm sowohl als der Mergel sind der Regel nach sehr fest gelagert und können daher ziemlich hohe und steile Abstürze bilden ; oft aber sind die Lager zerklüftet und enthalten in diesen Klüften den gleich zu charakterisirenden nordischen Sand, der sich auch sonst häufig in kleinen Nestern und Lagern im Mergel wie im Lehm einzufinden pflegt. Von Schichtung ist nur selten eine Spur zu entdecken und wo sie sich zeigt, verläuft sie stets horizontal. Besonders charakteristisch sind für diese nordischen Bildungen die Geschiebe, welche ihnen fast nie fehlen und vorherrschend aus Gneiss, Granit, Glimmerschiefer, quarziger Grauwacke, Feuer- 467 steinen und Kalksteinen bestehen. Besonders ausge- zeichnet sind diese rauchgrauen oder auch röthlichen Kalk- steine, jene mit Brachiopoden- diese mit Cephalopoden-Resten, welche dem Uebergangsgebirge angehören und den Kalk als silurischen Kalk charakterisiren.*) Solche Kalkgerölle und wären sie auch nur von kleinen Dimensionen fehlen selten in den Lehm- und Mergellagern und dienen deshalb sehr zweckmässig zur Unterscheidung von Schichten der Braun- kohlenformation, in welchen niemals Gerölle vorkommen. Zuweilen wird der Lehm und Merge! noch von geschiebe- reichen Sandlagern bedeckt, gänz regelmässig aber fin- det man unter dem Lehm- und Mergelflöz ein mächtiges Lager von nordischem Sand, der sich in seiner Zusammen- setzung sehr wesentlich von allen Sanden der Braunkohlen- formation dadurch unterscheidet, dass er stets frisch erhal- tene, kleine Feldspathkörner enthält, die durch ihr lichtes fleischfarbenes Roth sehr deutlich in dem Sande hervortreten. Der Quarz des Sandes findet sich bald in klaren, farblosen, rundlichen Körnern, meistens aber sind dieselben von einem dünnen Häutchen eisenhaltigen Thons überzogen.**) Und endlich finden sich in dem Sande noch kleine schwarze Pünktehen, die zum Theil aus einem Eisensilikate bestehen mögen. Geschiebe beobachtet man in den unteren Sand- lagern nur selten, Glimmer fast niemals, und bituminöse Fär- bungen sind ihnen durchgehends fremd; alles Charaktere, die sie gar leicht von den Sandarten der Braunkohlenbildungen unterscheiden lassen. Zwichen Lehm- und Sandlager schieben sich an einzel- nen Liokalitäten noch braungefärbte Thonmassen mit geringerem Sandgehalt und wechselnder Plasticität ein, die sich aber von den ähnlichen Bildungen des Tertiärgebirges leieht unterscheiden lassen ; denn entweder enthalten sie kleine *) Kröpen, Versteinerungen der Mark Brandenburg. 1834, S. 320. *#*) GırarD, Kunsten’s Archiv Ser, II, Bd. XVIIL S, 90, 468 Greschiebe des öben erwähnten Uebergangs-Kalks, (wie z. B. bei Königs- Wusterhausen nach einer mündlichen Mit- theilung des Herrn GiRARD) oder sie wechsellagern mit aus- gesprochenem nordischem Sande, (wie in der Nähe (östlich) von Landsberg an der Warthe), oder endlich sie enthalten eine zahllose Menge kleiner zersplitterter Feuersteingerölle; (solche Thone sind in der Nähe des Gresundbrunnens bei Freienwalde wiederholentlich beim Schür- fen nach Braunkohlen aufgefunden worden). Niemals aber zeigt sich in diesem Thone Glimmer oder Gyps oder gar Petrefakten wohlerhaltener Conchylien, wie in den Lagern des Septarienthons, welche ausserdem noch durch das Vorkommen der thonigkalkigen Septarien (mit ihren von Gyps erfüllten Klüften) ausgezeichnet sind. Die Mächtigkeit dieser Massen, welche aller Orten in der Mark Brandenburg das Tertiärgebirge bedecken, über- steigt zusammengenommen nicht selten 100 bis 150 Fuss. Rechnet man hierzu noch die oftmals bedeutende Mächtigkeit derjenigen hangenden Schichten, welche schon zum Braun- kohlengebirge selbst gehören, so ist es begreiflich, dass nur an zwei Orten, bei Wittenberg und bei Perleberg, die Braun- kohlen durch Tagebau gewonnen werden, auf allen anderen Gruben aber Tiefbau getrieben wird. Für den letzteren hat sich die Schachtförderung entschieden als die vortheilhafteste Methode herausgestellt. Wenn nicht überaus günstige La- gerungsverhältnisse der Kohlenflöze und zugleich die sichere Aussicht auf bedeutenden Absatz grossartigere Anlagen recht- fertigen, ist es am gerathensten, durch Schachtabteufen und wenig ausgedehnten Streckenbetrieb einen kleinen Feldestheil aufzuschliessen und rasch abzubauen; zugleich wird dadurch nicht allein der Gefahr des Grubenbrandes am sichersten vorgebeugt, sondern auch eine grössere Erleichterung in der Wasserhaltung gewonnen. Ausgedehnte Stollenanlagen sind im märkischen Braunkohlengebirge immer mit vielen Schwie- rigkeiten verbunden. Häufig setzt ihrer Vollendung das so- genannte „schwimmende Gebirge” unüberwindliche Schwie- 469 rigkeiten entgegen; bei einigermaassen hohen Preisen des Holzes wird ihre Unterhaltung schon sehr kostspielig; die grossen Schwankungen in den Lagerungsverhältnissen des Kohlengebirges machen eine kaum vollendete Anlage oft in kürzester Zeit ganz unbrauchbar, und wenn das aufzuschlies- sende Kohlenfeld nicht zuvor genau untersucht worden ist, läuft man gar leicht Gefahr, Kosten und Material erfolglos zu verschwenden oder im besten Fall durch noch grösseren Aufwand die unrichtig projektirten Anlagen nutzbar machen zu müssen. (S.318, 377 und 384.) Für die vorläufige Un- tersuchung eines Kohlenlagers reicht in der Regel das Ab- sinken von Bohrlöchern in nicht zu grosser Entfernung von einander aus; allein man muss sich hüten, aus den Ergeb- nissen derselben allzu sichere Schlüsse auf die Lagerung und Mächtiskeit der aufgefundenen Flöze zu ziehen, und hat um so mehr Grund misstrauisch zu sein, je mächtiger sich die Flöze in den Bohrprofilen darstellen; denn in den meisten Fällen ist ein sehr steiles Einfallen die Ursache die- ser trügerischen Erscheinung. (S. 252 und 325.) Alle Braunkohlen in der märkischen Ebene haben sich bis jetzt in dem höher gelegenen Plateau (ver- gleiche die Einleitung) gefunden und selbst die tiefsten Theile der Flözmulden senken sich nicht unter das Niveau der Niederungen hinab. In der Mark wenigstens ist deshalb an ein Fortsetzen der Flöze unter der Sohle der Flussthäler nicht zu denken. An einer einzigen Lokalität bleiben die Kohlenmulden mit ihrem Tiefsten aber sogar noch über dem Niveau der nächst umliegenden Plateauebene und lagern somit in einer eigenen Hügelmasse: in den Rauenschen Bergen bei Fürstenwalde; denn der Beust- Stollen ist im Niveau des Plateaus ins Gebirge getrieben und hat trotz einer allmäligen Steigung seiner Sohle keine der aufgeschlossenen Kohlen- mulden überfahren. 470 Das Alter der Braunkohlenformation. Da in den Schichten der märkischen Braunkohlen keine Versteinerungen vorkommen, die zu einer petrefaktologischen Altersbestimmung führen könnten und auch das Lagerungs- verhältniss zu keinem anderen jüngeren Gestein von be- stimmtem geognostischen Alter bekannt ist, so bleibt die A uf- lagerung des Septarienthons auf das Braunkoh- lengebirge als alleiniger Anhalt für die Altersbestimmung des letzteren übrig. Die Braunkohlen der Mark Brandenburg sind zunächst älter als der Septarienthon, das ist die einzige genaue Bestimmung, die sich über das Alter dersel- ben geben lässt. Herr Beyrıcn*) parallelisirt aus petrefakto- logischen Gründen den Septarienthon der Mark wegen seiner Uebereinstimmung mit den Thonen von Boom und Baesele, dem Systeme rupelien von Dumont, so dass demnach, wenn der bei Magdeburg über den Braunkohlen lagernde Sand als ein in der Mark fehlendes Zwischenglied angesehen wird, die Braunkohlen selbst in die Abtheilung der alten oder eocä- nen Tertiärbildungen fallen. Die Bildungsgeschichte der Braunkohlenformation. Die märkische Ebene bildet nur einen kleinen Theil des grossen osteuropäischen Flachlandes, welches sich von dem Ural bis an die Ostabfälle der mitteleuropäischen Gebirgs- insel ausdehnt, südöstlich mit den grossen Tiefebenen Nord- Asiens vermittelst der Niederungen des caspischen Meeres und des Aral-Sees in Verbindung steht und gegen Norden dem Nord-Polar-Meer geöffnet ist. Inselartig steigen aus dieser weiten Ebene, deren flache Hügel gegen die unge- heure horizontale Ausdehnung verschwinden, die Kjölen in Scandinavien und der Ural auf der Grenze zwischen Asien und Europa empor. In dem europäischen Theile dieses Flach- *) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft Bd. III. 1851. S. 212. 471 landes treten nirgend Gebirgsketten oder Plateaus hervor, welche eine Zersplitterung des Terrains in einzelne abge- schlossene Becken rechtfertigen könnten und auch die Ge- steine, welche den bezeichneten Raum als jüngste Bildungen erfüllen, zeigen trotz mancher Abweichungen eine so durch- greifende Aehnlichkeit, dass an ihrer gemeinschaftlichen Ent- stehungsart nicht gezweifelt werden kann. Dadurch gelangt man zu dem sicheren Schluss, dass auch die Braunkohlen- formation in der Mark Brandenburg ein Theil dieser ausge- dehnten marinen Sedimentbildungen sei, was noch unzweifelhafter bestätigt wird durch die marinen Conchylien, welche der jüngere Septarienthon in grosser Mannigfaltigkeit einschliesst und durch die entschieden marine Bildungsart der Diluvialmassen, welche die oberste Bedeckung in dem bezeichneten Tieflande zusammensetzen. Fragt man nach dem Ursprunge des Materials, aus welchem die Schichten des Braunkohlengebirges gebildet wur- den, so weisen alle Verhältnisse nach Süden als die wahr- scheinliche Heimath. Ueberall lagern sich im Süden die Braunkohlenbildungen hart an die Grenze des festanstehen- ı den Gesteins an und niedrigere Joche desselben überfluthend dringen sie selbst noch in die kleinen Buchten und Vertie- fungen im Granit, in der Grauwacke etc. ein. Gegen Nor- den aber bleiben sie überall dem festen älteren Gesteine fern und sollen in Scandinavien gänzlich fehlen. Auch sind die Schichten des tertiären Gebirges in ihrer Zusammensetzung und ganzem Habitus zu sehr von den Theilen des Diluviums verschieden (dessen nordische Abkunft als unzweifelhaft an- gesehen werden kann), um mit diesem gleicher Heimath zu entstammen. Offenbar bedingen die grobkörnigen Sand- und Lehmmassen sammt den oft ausserordentlich voluminösen Wanderblöcken des Diluviums ganz andere Verhältnisse zu ihrer Fortbewegung und Ablagerung als die vorherrschend feinkörnigen und selbst staubartigen Gesteinsmassen, welche die Braunkohlenschichten auszeichnen. Die weite Verbreitung gleichartiger Sand- und Lettenmassen bedingt eine grosse 472 Gleichartigkeit und Ausdehnung des Zerstörungsprozesses, welcher das Material lieferte und eine grössere Tiefe des Meeres, in welchem sich so feintheilige Gesteine absetzen konnten, als bei den gröberen Massen des Diluviums.- Weniger gleichmässig als die Sande und Thone haben sich über den Meeresboden der Tertiärzeit die Vegetabilien ausgebreitet, denen die Braunkohlenflöze ihre Entstehung verdanken; denn von ihnen muss gleichfalls angenommen werden, dass sie das Wasser an die Stellen geführt hat, an welchen sie später in Braunkohlen umgewandelt worden sind, wenn auch die entgegenstehende Ansicht, als seien die Pflan- zen an derselben Stelle gewachsen, an welcher gegenwärtig die Kohlen gegraben worden, noch zahlreiche Vorkämpfer zählt. Mag man annehmen, dass abwechselnde Senkungen und Hebungen bald riesige Urwälder der zerstörenden Einwirkung des Meeres und der Bedeckung durch Sand und Schlamm preisgegeben, bald denselben Boden für die Produktion neuer Waldvegetation trocken gelegt hätten; oder mag man sich vorstellen, dass ungeheure Orkane ganze Wälder ent- wurzelt, niedergeworfen und dem später eindringenden, mit Schlamm beladenen Gewässer zu Bedeckung überliefert hät- ten: immer entstehen bei Annahme der obigen Voraussetzung unauflösliche Widersprüche und natürliche Hindernisse für die Erklärung der Braunkohlenbildung. a) In der Mittelmark müsste sich die Hebung und Sen- kung desselben Bodentheils schon sieben Mal unter ganz ähn- lichen Verhältnissen aber vermuthlich in verschiedenen Zwi- schenräumen wiederholt haben. Denn sieben übereinander- lagernde Kohlenflöze können jener Voraussetzung zufolge nur dadurch entstanden sein, dass sieben Mal eine übermächtige Waldvegetation untergegangen und eine neue auf den Trüm- mern entstanden ist, welche die vorhergehende bedecken; auf die Lebensdauer und Ueppigkeit jener Vegetationen könnte noch annähernd aus der Mächtigkeit der Kohlenflöze ge- schlossen werden, welche von ihrer Zerstörung herstammen. 473 b) Selbst der dichteste und hochstämmigste Wald ur- alter Bäume mit dem üppigsten Unterholze zusammengenom- men ist niemals im Stande so viel Pflanzenstoff zu produci- ren, dass aus seiner Verkohlung ein Flöz entstehen könnte, welches mit ihm denselben Flächenraum einnähme und 45 oder auch nur 10 Fuss mächtig wäre. *) e) Die Mittel zwischen zwei Flözen sinken nicht selten auf überaus geringe Stärke (von {I bis + Zoll) herab. Wie sollen auf einem so dünnen Boden und wenn er selbst 2 Fuss mächtig ist, so grossartige und üppige Wälder haben Platz greifen können? d) Nirgend in den Zwischenlagern findet man ferner aber auch nur Spuren von Wurzeln oder Stubben, von de- nen sich unmöglich annehmen lässt, dass sie sämmtlich aus dem Boden verschwunden seien, der ihnen einst als Stütze und Ernährer diente. e) Endlich ist es unerklärlich, wie bei einer Bedeckung der Pflanzen an ihrem Standorte nicht Sand und Schlamm in beträchtlichen Mengen sollten zwischen die einzelnen Pflanzen und Pflanzentheile eingedrungen sein. Ueberall aber lassen sich die Kohlen vom Hangenden wie vom Lie- genden leicht und glattflächig trennen. Alle diese Einwürfe gegen die Voraussetzung, dass die Braunkohlenpfianzen auf dem gegenwärtigen Flözraum ge- wachsen seien, gründen sich aufdie Annahme, dass die über- wiegende Menge des Kohlenstoffs in den Kohlenflözen von Bäumen oder mindestens von strauchartigen Dicotyledonen herrühre und dies ergiebt sich aus dem reichlichen Vorkom- men der Coniferenhölzer in den Flözen und dem häufigeren Erscheinen der Laubholzblätter in den hangenden Schich- ten. Herr GörrErr **) spricht sich über diesen Gegenstand folgendermaassen aus: *) Görpert, Abhandlung als Antwort auf die Preisfrage der Harle- mer Akademie. 1848. S. 142. Eur oz Beaumont, Kuarsten’s Archiv Ser. II. Bd. XIX. S. 760. **) Kansten’s Archiv Ser. II, Bd. XXIII. S. 454. 474 „Sehr bemerkenswerth erscheint das Ueberwiegen der „Coniferen. Unter 300 einzelnen in den schlesischen Braun- „kohlenlagern gesammelten bituminösen Hölzern befinden sich „nur ein paar anderweitige Dicotyledonenhölzer, was um so „auffallender erscheint, da an mehreren Orten doch in dem „Braunkohlenthon dicotyledonische Laubholzblätter vorkom- „men und dennoch in den Kohlenlagern ihre muthmaasslichen „Träger fehlen. Man könnte auch vielleicht hierbei an Treib- „holzbildung denken; folgende Beobachtung aber spricht da- „gegen. „In den Braunkohlen zu Blumenthal bei Neisse finden „sich Laubhölzer, sowie Zweige und Früchte einer Taxus „und Cupressinee, unter dem Holze aber nur Taxus, Cu- „pressineen und keine Spur eines anderweitigen Dicotyledo- „nenholzes. Dies erscheint mir nicht unwichtig, um vielleicht „zur Erklärung dieser auffallenden Erscheinung zu führen. „Ich glaube nämlich, dass während des Macerations- und „Zersetzungs- Prozesses, welchem erst die Vegetation der ‚„Braunkohlenwälder unterlag, ehe sie unter Erdschichten „begraben und der Einwirkung der Luft entzogen wurde, die „Laubhölzer ihren organischen Zusammenhang früher als die „an Harz so überreichen Coniferen verloren und daher zer- „fielen, während diese grösstentheils erhalten wurden. was „so viel ich weiss auch mit der Erfahrung übereinstimmt, „die man zu unserer Zeit über die Dauer dieser Holzarten „unter verwandten Verhältnissen gemacht hat.” Obgleich es in der Mark noch an einer mikroskopischen Untersuchung der Bestandtheile in den Braunkohlen fehlt, so lässt sich doch mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die pflanzlichen Verhältnisse nicht gar sehr von den erwähnten schlesischen abweichen werden, und wenn man dies zugesteht, dann können aus den angeführten Gründen die Braunkohlen- pflanzen nicht auf derselben Stelle gewachsen sein, an wel- cher gegenwärtig die Kohlenflöze lagern ; sondern die Land- gewässer haben in der Tertiärzeit dem Meere allmälig, jene Massen von Pflanzen zugeführt. Im bewegteren Seewasser 475 trieben sie so lange umher, bis ihre Zellen und Gefässe sich mit Wasser vollgesogen hatten und das specifische Gewicht des Holzes dem des Wassers gleich geworden war. Aber auch nachdem dieser Sättigungspunkt eingetreten, konnten die Vegetabilien doch nicht eher zu Boden sinken, als bis sie durch das Wasser oder den Wind an ruhige Meeresstellen getrieben worden waren, wo die Bewegung der Wellen nicht mehr hinreichte, um sie im Schwimmen zu erhalten. Nun erst sanken sie zu Boden und in grösseren Massen, als je auf demselben Fleck zu gleicher Zeit hätten wachsen können- Denn die Ablagerung von Pflanzenresten an derselben Mee- resstelle konnte begreiflicher Weise eine geraume Zeitlang fortdauern, ohne durch Absätze mineralischer Substanzen un- terbrochen zu werden; denn Sand und selbst Thon mussten ihres höheren specifischen Gewichtes wegen schon zu Boden sinken, bevor sie an diejenigen Stellen gelangten, an wel- chen das Meer für den Absatz der leichter suspendirt zu er- haltenden Pflanzenstoffe die nöthige Ruhe gewährte. Hieraus allein erklärt sich die auffallende Reinheit der märkischen Braunkohlenflöze von allen Sand- und Thoneinmengungen. Mögen die Meeresstillen, welche für den Absatz pflanz- licher Reste unumgänglich nöthig waren, von Bedingungen abgehangen haben, welche man will, jedenfalls sind diese Bedingungen Veränderungen unterworfen gewesen und die Meerestheile, welche eine Zeitlang Vegetabilien auf den Bo- den hinabsinken liessen, wurden in mässige Bewegung, viel- leicht in eine langsame Strömung hineingezogen. Für eine Zeitlang ward nun der Niederschlag organischen Materials unterbrochen, dagegen aber führte das langsamer oder schnel- ler bewegte Wasser mineralische Substanzen herbei, um für das vollendete Pflanzenflöz eine anorganische Bedeckung ab- zusetzen. Öffenbar hat es von der Geschwindigkeit solcher Strömungen abgehangen, ob sich an einer bestimmten Stelle gröbere oder feinere Sande oder feine thonige Massen abla- gern konnten. Je langsamer die Bewegung des Wassers, desto feinkörniger sind die Niederschläge beschaffen gewesen, 476 welche sich aus ihm absetzten. Die Mächtigkeit der zu Boden sinkenden mineralischen Massen hing nicht allein von der Menge des im Wasser suspendirten Stoffes, sondern auch von der Zeitdauer ab, während welcher die Strömungs- verhältnisse sich nicht änderten. Damit nun über dem ersten Kohlenflöze ein zweites, drittes u. s. w. sich ablagerte, dazu war es erforderlich, dass an derselben Stelle die eben be- trachteten Verhältnisse abwechselnd die Herrschaft erlangten. Die Bedingungen, welche diese Abwechslung hervorriefen, konnten natürlich sehr verschiedener Natur sein, jenachdem die Meeresstille entweder das Produkt zweier gleichen und entgegengesetzten Strömungen, oder eine von Strömungen eingeschlossene Wasserinsel war, (wie dergleichen ja auch noch heutigen Tages in unseren Meeren und selbst im Ocean beobachtet werden); oder es konnte eine langgestreckte Landzunge oder auch nur eine Insel einzelne Meerestheile gegen Wind und Wellen schützen. Veränderten sich jene Strömungen oder wurden diese Landtheile überfluthet und später die vorigen Verhältnisse wiederhergestellt, so waren die erforderlichen Bedingungen erfüllt, um an derselben Stelle bald Pflanzen bald mineralische Stoffe zum Absatz kommen zu lassen. Das Vorherrschen feinkörniger Sandarten und das häu- fige Vorkommen thonigsandiger Gesteine in den Schichten, welche die Braunkohlenflöze begleiten, führen zu der Ver- muthung, dass die Gewässer nur in mässiger Bewegung ge- wesen seien, welche das Material für jene Sedimente herbei- führten, dann aber auch nicht die Kraft besessen haben kön- nen, selbst kleinere Gerölle nur fortzubewegen. Herr GöP- PERT*) hebt die grosse Aehnlichkeit zwischen der Flora des Braunkohlengebirges und der Flora in der gemässigten Zone der vereinigten Staaten von Nordamerika hervor; es ist deshalb auch sehr unwahrscheinlich, dass schwimmende Eis- schollen oder gar ausgedehnte Gletscherbildungen im Stande *) Kansten’s Archis Ser, II. Bd. XXIII. S. 457. 477 gewesen sein sollten, während der ersten Tertiärzeit Ge- schiebeblöcke oder auch nur kleine Gerölle herbeizuschaffen. So ergiebt sich auf natürliche Weise, warum man in den Braunkohlenschichten nirgend Geschiebe findet und wohl be- rechtigt ist, das beobachtete Vorkommen derselben auf die oben (Seite 455) angegebene Weise zu erklären. Das häufige Vorkommen des Schwefelkieses in den Braunkohlen und Lettenlagern bedarf noch einer kurzen Er- wähnung. Da es sehr unwahrscheinlich ist, dass der Schwe- kies als solcher in die Ablagerungen gelangt sei, so kann nur angenommen werden, dass schwefelsaure Eisensalze im Wasser aufgelöst waren und erst später zu Schwefelmetall redueirt worden sind. Die von Herrn Göpperr*) angestellten Versuche deuten darauf hin, dass jene schwefelsauren Salze nicht wenig zur Umwandlung der Pflanze in Kohle mögen beigetragen haben. Ein grosser Theil der vegetabilischen Reste ist vermuthlich lange vom Wasser umhergetrieben und zum grössten Theil schon in kohligen Schlamm zersetzt wor- den, bevor er sich aus dem Wasser zu Boden senkte. Nur die harzreicheren Coniferen haben hartnäckiger der vollstän- digen Auflösung widerstanden. **) Wo sich thonigsandige Niederschläge mit schlammiger Pflanzenmaterie und grösseren Mengen von schwefelsauren Salzen zugleich niederschlugen,, da entstanden alaunhaltige Lettenschichten oder bei grösserer Einmischung von Schwe- felsäuresalz Alaunerdeflöze. Die tiefschwarze Färbung und die bis zur vollständigen Unkenmntlichkeit der organischen Struktur vorgeschrittene Zersetzung der Pflanzenfaser stim- men sehr gut mit den von Herrn GörrErT am angeführten Orte mitgetheilten Beobachtungen überein. Der elliptische Verlauf der Jahresringe in dem bitumi- nösen Holze beweist, dass die Kohlenflöze einem beträchtli- *) Gekrönte Preisschrift über die Entstehung der Steinkohlen, 1848. Vorrede S. XV, *#) GÖPpPERT, Karsten’s Archiv Ser. I, Band XIV. S. 185 und Band XXIII. $S, 454. Zeits. d.d, geol. Ges. IV. 2. j 31 A478 chem Drucke müssen ausgesetzt gewesen sein und Herr GöPrPErT*) hat gefunden, dass ein Druck von 40000 Pfund (auf welche Fläche?) erforderlich sei, um die Stämme von Dicotyledonen, ohne dass sie zerrissen, so platt zu drücken, wie sie in den Braunkohlen erscheinen. Sind die Braunkohlenmassen ähnlich, wie es oben aus- einander gesetzt, durch die Thätigkeit des Wassers zusam- mengehäuft und mit Schlamm und Sand bedeckt worden, so ist auch einleuchtend, dass alle grösseren Baumstämme und Aeste mit ihrer Längenrichtung den Schichtungsflächen pa- rallel gelagert sein müssen und sich nur ausnahmsweise ein- mal in anderer Stellung finden können. Das dünnschiefrige Gefüge, welches sich in den meisten Braunkohlenschichten zu erkennen giebt, spricht für eine grosse Gleichmässigkeit und Ruhe bei dem Absatz der Ge- steinsmassen und bürgt zugleich dafür, dass sich dieselben nur mit geringer Neigung ihrer Schichtungsfläche gegen den Horizont abgelagert haben. Unzweifelhaft haben dann spä- tere mechanische Einwirkungen sie: aus ihrer horizontalen Lagerung herausgerückt und in mannigfacher Art gehoben oder gesenkt oder in faltenartige Sättel und Mulden zusam- mengeschoben. stellenweise wurde hierbei der Zusammen- hang der Flöze zerrissen; es entstanden Klüfte und Ver- werfungen, wie man sie in so lockeren Gesteinen kaum so ausgedehnt, so scharf begrenzt erwarten sollte. Grössere Spaltenräume füllten sich von oben her mit nordischem Sand und Geröllen, und durch die kleineren fanden mindestens die Tagewasser einen Zugang zu den tieferen Lagen des Koh- lengebirges, die sonst durch festgelagerte Letten- und Form- sandmassen geschützt geblieben wären. Da diese Wasser ausser atmosphärischem Sauerstoff und Kohlensäure auch kohlensaure Kalkerde aus den überliegen- den diluvialen Lehm- und Mergelschichten aufgelöst enthiel- ten. so veranlassten sie die Bildung reichlicher Mengen von *) Leoxuarn und Broxn’s Jahrbuch. 1838. $S. 114. 4790 - Gyps, zu welchem der Schwefelkies in den tertiären Lagern die Schwefelsäure lieferte. Denn anders lässt sich die Ent- stehung des Gypses an den meisten Lokalitäten kaum erklä- ren, wo er entweder der stete Begleiter von Klüften ist oder die Kohle da verunreinigt, wo sie nahe unter dem Deckge- birge lagert. Fehlt in diesem die Kalkerde als Gemengtheil, wie z. B. auf den Gruben bei Perleberg, so fehlt auch in den Kohlen der Gyps. Ist die Kohle unversehrt und fest, so re- ducirt sich das Vorkommen von Gyps auf kleine Krystall- nadeln, die sich auf den engen Klüften derselben nur spora- disch finden; ist aber die Kohle zu Formkohle umgewandelt, was wahrscheinlich durch den zerstörenden Einfluss derselben Tagewasser geschieht, so pflegt auch der schwefelsaure Kalk sich in grösserer Menge einzustellen. Dass die Störungen der Lagerungsverhältnisse in dem Braunkohlengebirge der Einwirkung mechanischer Kräfte zu- zuschreiben sind, ergeben auch die Beobachtungen auf den Braunkohlengruben am Nordrande des Harzes*) und ganz be- sonders spricht innerhalb der Mark Brandenburg dafür noch der auffallende Parallelismus im Streichen der Flöze an den verschiedensten Orten unter sich und mit der Ausdehnung der im Süden zunächst benachbarten Gebirgsmassen. Be- wegungen im unterliegenden festen Gestein pflanzten sich bis in die Schichten der Braunkohlenformation fort und blieben auch nicht ohne Einfluss auf die Gestaltung der Terrainver- hältnisse, welche noch heutigen Tages die Tagesoberfläche beherrschen und fortdauernd selbst für Ackerbau, Handel und Gewerbe von der grössten Bedeutung sind. *) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft Bd, III. 1851. S. 361 und 362. 31* 480 Schluss. Die Braunkohlenformation m der Mark Brandenburg stellt sich somit als eine marine Sandbildung mit untergeordneten Braunkohlenflözen dar, die nirgend in ungestörter Lagerung bekannt ist und diese Störungen vor dem Absatz der nordi- schen Lehm- und Geschiebeformation erlitten hat. Die sie zusammensetzenden Sande sind feinkörnige Quarzsande, häufig mit Glimmer niemals mit Feldspath gemengt. Die Kohlen treten in zwei Flözfamilien auf, deren eine durch Formsand, deren andere durch Kohlensand charakterisirt ist. _ Sandigthonige Schichten, denen auch die Alaun- erdeflöze zuzurechnen sind, können nur als untergeordnete Glieder der Formation angesehen werden. Mächtige Thonlager, „Septarienthon”, bilden das jüngste Glied der Formation und finden sich ausser an den älter bekannten Fundorten: Görzig bei Köthen, Magde- burg, Hermsdorf und Lübars bei Berlin, Joachimsthal und Freienwalde auch noch bei Buckow, Zahden und Kurow bei Stettin und wahrscheinlich auch bei Saaten in der Nähe von Schwedt und bei Jahnsfelde östlich von Müncheberg. Das Alter der Braunkohlenformation bestimmt sich so- mit als eocän auf der Grenze zum Miocänen, während sie in der Mark selbst die ältesten bisher bekannten tertiären Lager bildet. Der Bernstein kommt nicht mit den Braunkohlen in der Mark vor, ebenso fehlt es in der Braunkohlenformation an jeder Spur von Geschiebebildung. Kohlensaure Kalkerde bildet keinen integrirenden Theil der Formation und Thierversteinerungen haben sich nur im Septarienthon gefunden, dagegen gehören der Gyps und Glimmer zu den verbreitetsten wenn auch untergeordneten Gemengtheilen. 481 Die Pflanzen, aus welchen die Braunkohlenflöze ent- standen sind, können nicht auf dem Raume gewachsen sein, welchen die letzteren gegenwärtig einnehmen, sondern sind durch Wasser zusammengeschwemmt worden und Die Störungen, welche die Schichten der Formation nach ihrer Ablagerung erlitten haben, können nur durch Be- wegungen im unterliegenden festen Gestein erklärt werden und lassen einen nahen Zusammenhang vermuthen zwischen den geognostischen und geographischen Verhältnissen in der Mark Brandenburg mit der Entwicklung der zunächst im Süden benachbarten Gebirgssysteme. Erklärung der Tafeln. Tafel IX. Uebersichtskarte der Braunkohlen- und Alaunerde - Vorkommen in der Mark Brandenburg. S. 256 und 338. Tafel X. Fig. 1. (S. 267 ff.) Profil von den ausgehenden Schichten der Braun- kohlenformation am Weinberge bei Muskau. Fig. 2. (S. 270 ff.) Profil des Querschlages einer Braunkohlengrube bei Muskau. Fig. 3. (S. 272 f£.) Profil eines Querschlages durch sämmtliche Lager der Braunkohlenformation bei Muskau. Fig. 4. (S. 288 ff.) Profil der Flözlagerung auf der Braunkohlengrube „Friedrich Wilhelm” bei @rüneberg. (S. 293.) Profil der Lagerung eines thonigen Lettens bei Guben: (S. 294.) Profil des Querschlages auf der Braunkohlengrube „Guben” bei Guben. Tafel xT. Fig. 7. (S. 306 ff.) Profil der Tagesförderstrecke auf der Grube „Adam” bei Fürstenwalde. Fig. 8. (S. 316 ff.) Grubenbild der älteren Baue auf der Zeche „Glück auf” bei Fürstenwalde. 1 : 4000. Fig. 9. (S. 317.) Profil nach der Linie AB des vorhergehenden Gru- benbildes. 1: 2400. Fig. 10. (S. 318.) Profil nach der Linie CD desselben Grubenbildes. BJ Sell No 1 : 2400. Fig 11. (S. 317.) Profil nach der Linie EF desselben Grubenbildes. 12:72400: Fig. 12. (S. 319.) Profil der Flözlagerung auf den Gruben „Adam” und „Glückauf” bei Fürstenwalde. Fig. Fig. Fig. ig. 21. 13. . 20, . 22. 482 Tafel XI. (S. 320 ff.) Grubenbild der Zechen „Paul” und „Klöden bei Fürstenwalde. 1 : 4000. (S. 325.) Profil der Flözlagerung auf den Zechen „Paul” und „Klöden” bei Fürstenwalde nach einer Linie vom Schachte Fanny gerade über den Schacht Wilhelm hinaus verlängert. 1: 2400. Tafel XIII (S. 339 ff.) Grubenbild der Zeche „Graf Beust” bei Liebenau. 1 : 4000. (S. 339 ff.) Profil nach der Linie AB des vorhergehenden Grubenbildes. 1 : 2400. (S. 372 ff.) Grubenbild der Zeche „Auguste” bei Frankfurt an der Oder. 1 : 4000. (S. 372 ff.) Profil nach der Linie AB des vorhergehenden Gru- benbildes. 1 : 3200. ni 372 ff.) Profil nach der Linie CD desselben Grubenbildes. : 3200. a 376 fl.) Profil des Rudolph - Stollens südlich vom Otto- Schachte. c. 1 : 800. (8. 383 ff.) Grubenbild der Zeche „Gruppe” bei Fraukfurt an der Oder. 1: 40W. (S. 385 ff.) Profil nach der Linie CD des vorhergehenden Gru- benbildes. 1 : 2400. (S. 383 ff.) Profil nach der Linie AB desselben Grubenbildes. 1: 2400. (S. 383.) Profil der Ueberschiebung am Schacht August auf der Zeche „Gruppe” bei Frankfurt an der Oder. Inhaltsverzeichniss der vorstehenden Abhandlung. Seite. Einleitung . - ER EREEREO ao 5 0.0. , DU) Umfang der narencungen] RES E NL 2 Allgemeine Oberflächenverhältnisse . . 2.2 22.202... 236 Veertheilung- der Gruben .. ..: U... oblsenuns a ad 260 Specielle Fade, der Gruben: Muskau . . . PRATER PE) 1 62 Be RN NSS ER ATELIER ENG 0 co, AOL Sprembergunsuut. un) Abdıe Bild 1 date iherne nn Wittenberg. u, Jelena ne) ner ADRE 2 1, a7 Grüneberg „lisnsah. KA almicl.. na a ler ee Po Guben... leeren nee ee Mo) Neuzelleit.. dal. BT Akt aaa Dada IAnatt. re 206 Hürstenwalde., : ua ale anlion;. Krallen, SENSE AERO Streganz, null neh Tas unarzgalsall roh ion ee Padhgar ". . .. 20. nlinmesslzih. Zu Nena 26 483 Seile, SchinichU se a a en Ds a et LCD ET TE BE. 2. ee a ke 1 ISCERMIEISSEHRBEN RE TNU SAND SEI NED SANIERN URN AN IRANE HARD SA SFANEEND ERIIE Gleissengn tt Viral St aa ses ReleTEE a a a De 48 Drossen? : ahaall.diis Kesaaoc) are anf 2 2,20. 396 Spudow . . NE RRERSEHL N SAN RR RESELLER EB NE NHRR AAN ZHO Landsberg a. d. w. ee rate BoD Frankfurt a. d. O. EIER Ne SR RE VORN AN or S10R) Welle. sed Beten sogleich iin 0 RINDE, RSIAIELR VIER DEREN PEST, LITE CAM VS BRENNT IRLNAR ON BE ron WAHL SERUN SE ASNSN KROT N O2 5) Buckow. . . ERDE SEN CE NO N RR Earl) Wrietzen und Fr PETE Se a ee Seele) Schdedtika ta DONE RREETE- 1ID BEI A AREIRDENERENAZO. StetunsindaDamm..!. A a el der A Benleberg .. . ı. Be a Allgemeine Chdrakteristik der N DiewBestandtheile IAOWNI In AS Iran RIED DRITEETASA DiregG@liederung;, tv a 3 ah a N Tara Kap a7 Diegragerungs u. se ke Vempak se reehe . A60 ES N ÜTEHET erben (0R2 Das Alter . . . TOTER AO RR PENERETAZO Die EldnaeeFeschichte a HE TE ma ab a Er AO Schlusse: IT ET TE) Erklärung der Tafeln u ee een ee 484 2. Ueber die Braunkohlenflora des nordöstlichen Deutschlands. Von Herrn GörreErTr in Dreslan. Bereits im Jahre 1845 veröffentlichte ich eine Mono- graphie der im Bernstein entdeckten Pflanzenreste (in G. C. BErREnDT. Die im Bernstein befindlichen organischen Ueber- reste der Vorwelt. I. Band.) Diese erste ausführliche Ar- beit über irgend eine Tertiärflora gründet sich grösstentheils auf das Material, welches der um die nähere Kenntniss der organischen Einschlüsse im Bernstein hochverdiente seit 14 Jahre verstorbene Dr. med. BErEnDT in Danzig durch vieljährige Forschung zusammengebracht hatte, theils auf meine eigene Sammlung, deren Inhalt insbesondere sich auf den Baum bezieht, welchem der Bernstein seinen Ursprung verdankt. Ohne nämlich behaupten zu wollen, dass aller unter den bekannten Verhältnissen in der Ostsee und der Diluvialformation Preussens, Polens, der Mark, Schlesiens u. 8. w. vorkommende Bernstein nur von einer Üoniferenart stamme, wies ich in jener Schrift zum erstenmale wenigstens eine Art nach. in der der Bernstein auf ähnliche Weise wie das Harz in unseren Coniferen angetroffen wird. Die Zahl sämmtlicher in jener Monographie beschriebenen Arten beläuft sich auf 54, die in 19 Familien und 24 Gattungen vertheilt sind. Von der grossen Mehrzahl derselben gehören 42 den Dicotyledonen [den Familien der Leguminosen (frag- lich) (1), Juglandeen (2), Ericeen (9), Lorantheen (1), Pri- muleen (2), Salicineen (1), Betulaceen (1), Cupuliferen (5), Abietineen (10), Cupressineen (8), Taxineen (2), Gnetaceen (1)], nur eine einem Farrenkraut, Pecopteris Humboldtiana, also den Gefässkryptogamen, und 10 den Zellenkryptogamen (Laub- und Lebermoosen, Pilzen) an. Monokotyledonen werden noch vermisst. Von diesen 54 Arten kamen jedoch . speciell nur 44 auf die eigentliche Bernsteinflora, 10 auf die 485 Braunkohlenflora Preussens (Juglandites Schweiggeri, J. Hagenianus, Quereites primaevus, Pinites Protolarix, P. Tho- masianus, P. brachylepis, P. sylvestris und P. Pumilio, Taxi- tes Ayckei und T. affinis), wodurch jedoch, wie aus dieser vorstehenden Uebersicht erhellt, das obige Verhältniss der Zusammensetzung wenig alterirt wird, da jedenfalls die Bern- steinflora nur als eine lokale nicht durch grosse Zeiträume von der übrigen Braunkohlenflora getrennte oder wesentlichst verschiedene Flora zu betrachten ist. Zur eigentlichen Bern- steinflora treten jetzt noch 7_später ermittelte Arten hinzu, nämlich 3 Flechten, der merkwürdige fast überall in der Braunkohlenflora Deutschlands beobachtete Libocedrites sali- cornioides Enpr. und 3 von BERKELEY beschriebene Faden- pilze. Eine Vergleichung liess diese Flora nur mit der von Oeningen zu, von welcher damals, nämlich zur Zeit der Herausgabe unseres Werkes (1845), einige Jahre vorher Herr ALExAnDER Braun ein kritisches Verzeichniss ver- öffentlicht hatte. Wenn auch die Mehrzahl derselben zu Gattungen zu rechnen war, die noch gegenwärtig in Europa wachsen, so erschienen doch die Arten verschieden und ka- men zum Theil wenigstens wie auch mehrere Gattungen eher mit Formen des südlichen Theiles der Vereinigten Staa- ten Nordamerikas als mit den unsrigen überein. Dreinadlige Pinusarten wie unser Pinites rigidus G. et B., Cupressites, Thuites, Taxodites, Ephedra u. a. sind der jetzigen Flora Deutschlands fremd und lassen auf ein mehrere Grade wär- meres Klima schliessen. Im Ganzen stimmt dies damals nach einer nur geringen Anzahl von Arten entworfene Bild noch heut für unsere Braunkohlenflora, denn nur mit Vorsicht kann man tropische sowie insbesondere neuholländische For- men als einstige Bürger derselben betrachten. Uebrigens ist die Zahl der seit 1845 ım Bernstein entdeckten Arten be- reits sehr vermehrt worden. Nicht nur hatte der verstorbene Berenpr selbst schon vieles wieder gesammelt, sondern auch die Herren Tuomas in Königsberg und Mens in Danzig ha- ben mit glücklichem Erfolge denselben Weg betreten. 486 Die obige bei der Kleinheit der Objekte (selbst der Blätter und Knospen, Schuppen und Blüthen,) fast ganz auf mikroskopische Untersuchungen gegründete Arbeit führte mich weiter zur Untersuchung der Hölzer der Braunkohlen- formation und ich fand nun unter diesen Uupressineen eben so vorherrschend wıe in der Bernsteinflora, wo ihre Anwe- senheit durch Blüthen beiderlei Geschlechts zuerst nachge- wiesen worden war. Ferner zeigt die Vergleichung der der Braunkohlenformation Ostpreussens angehörenden bis auf den Embryo fast erhaltenen Fruchtzapfen von Pinites Thomasia- nus mit Zapfen aus den Salzwerken von Wieliczka die Iden- tität mit den letzteren, wie auch noch durch andere Tertiär- Pflanzen das jugendliche Alter dieser berühmten Ablagerun- gen ausser Zweifel gesetzt wurde. (Pinites Wieliczkensis G., P. salinarum ParrscH. Verh. der schles. Gesellsch. für d. J. 1847. S. 73. GöPrert Monographie d. fossil. Conife- ren S. 215, 225, 226. Unger in den Denkschriften der kai- serlichen Akademie der Wissenschaften Bd. I. 1849.). In Schlesien war im Ganzen trotz der vielen Lager, aus denen Braunkohle gefördert wurde, doch die Ausbeute an Blättern und Blüthen in dieser Hinsicht bis jetzt sehr gering, so dass die Zahl der Arten, als ich mich nach mehrjährigem Zögern im Sommer vorigen Jahres endlich entschloss sie zu ver- öffentlichen, mit Einschluss der Stämme oder Holzarten nur 43 betrug. Die Herren v. Meyer und Dunker haben die Publikation derselben übernommen. Noch ehe dies geschehen ist, glückte es vor 2 Monaten (Ende Januar 1852) ein über- aus reiches fossiles Pflanzenlager in tertiärem Thon zu Sc%oss- nitz bei Canth zu entdecken, welches wenigstens nach Maass- gabe des geringen bis jetzt bekannten Umfanges desselben ähnlichen an Reichthum, Mannigfaltigkeit und trefflicher Er- haltung gleichkommt, wenn es nicht vielleicht alle übertrifft. Ich verdanke die erste Kenntniss desselben Herrn Berg- hauptmann v. OEYnHAusEn, welcher auch fortdauernd diesen Untersuchungen die grösste Theilnahme wıdmet. Die Zahl der daselbst innerhalb der von Ende Januar bis Anfang 487 März in etwa 6 Centnern Thon ermittelten Arten beträgt nicht weniger als 130, von welchen der grösste Theil als neu anzusehen ist. Schossnitz liegt 3 Meilen von Breslau nicht weit von der Eisenbahn. Da ich nun auf der letzteren die Thonmassen erhalte und sie erst hier zergliedere, kann ich genau bestimmen, welches Quantum ich bisher untersucht habe, woraus man, wie ich glaube, mehr als aus irgend etwas anderem auf die ungemeine Reichhaltigkeit zu schliessen ver- mag. Es versteht sich von selbst, dass, da jede neue Quan- tität Thonmasse immer noch Ausbeute liefert, dieser Fund- ort noch lange nicht erschöpft ist und für Tertiärpflanzen im wahren Sinne des Worts einer der reichsten der Erde zu werden verspricht. Sollten sich nun auch noch thierische Ueberreste vorfinden, (an der Gegenwart von Insekten dürfte wohl kaum noch zu zweifeln sein), so wird er binnen Kurzem eben solchen Ruf erlangen, wie ihn Oeningen seit länger als einem Jahrhundert besitzt. Der Thon ist von weisslicher Farbe, die Pflanzeäusserst selten in Substanz, vielmehr nur in schwach bräunlich gefärbtem Abdruck erhalten, der aber die grösste Schärfe besitzt, so dass man selbst die zarten An- theren von Weidenkätzchen leicht unterscheiden kann. Diese Antheren wie auch die der männlichen Kätzchen von Plata- nen lieferten auch noch Blüthenstaub, den ich bereits im Jahre 1836 in Alnuskätzchen zu Salzhausen fand. In Schlesien, wie in Preussen und zwar in der Braunkohle wie ım Bernstein, also im nordöstli- chen Deutschland sind bis jetzt von mir folgende Arten beobachtet worden: Ci. I. Plantae cellulares. Subel. I Plantae cellulares aphyllae vel subaphyllae, 1. Fungi. a. Coniomycetae. 1. Melanconites serialis G. Auf Blättern von Salix varians G. 2. Sphaerites perforans G. Auf Blättern von Ulmus pyramidalis G. 3. — mierostigma G. Auf Blättern von Quereus Pseudoprinos G. und Rhus quercifolia G. 488 = Xylomites maculaeformis G. Auf Blättern von Salix varians G. — confluens @&. Auf Blättern von Alnus similis G. b. Hyphomycetes. 6. Sporotrichites heterospermus G. et B. Bernstein. 7. Penicillium curtipes Berk. 8. u: or Brachycladium Thomasianum Berk. Streptotrix spiralis BERK. Vorstehende 3 Arten wurden, wenn ich nicht irre, von Herrn Dr. TuovAs aufgefunden und von BerkeLer beschrieben und abgebildet (The annals and Magazine of natural history 1848. p. 380). Die Schrift ist mir nicht zur Hand, daher ich nicht weiss, ob der oben von mir er- wähnte Fadenpilz mit einer dieser Arten identisch ist. e. Discomycetes. 10. Pezizites candidus G. et B. Bernstein. 2. Lichenes. 11. Graphis suceinea G. in Göpr. u. Ber. d. Bernstein etc. t. I. f. 1. i2. Onegrapha Thomasiana G. manuser. Bernstein. 13. Cornieularia suceinea @. 1. c. t. VI. f. 69. Bernstein. Subel. II. Plantae cellulares foliosae. 2 3. Musei hepatici. 19. — contortus G. et B. 14. Jungermannites Neesianus G. 1 Bernstein. 16. — acinaciformis G. et B. 4. Musci frondosi. 17. Muscites apiculatus G. et B. 18.. — serratus G. et B. 19. — confertus G. et B. Bernstein. 20. — dubius G. et B. 231. — hirsutissimus G. et B. cl. IE. Piantae vasculosae. Subel. II. Cryptogamae vel Acotyledones vasculosae. 9. Filices. 22. Pecopteris Humboldtiana G. et B. Bernstein. *) *) Herr Oberlehrer A. Menge (N. Schriften der naturf. Gesellsch. in Danzig. 4. Bd. 3. Heft. Danzig 1850. 3.32) meint, dass der verstor- bene Dr. Berexpr sich hier getäuscht und ein durch Luft, Wasser und Moder hervorgerufenes Truggebilde für ein Farrnkraut gehalten habe. Später erklärte er schriftlich gegen mich, dass er sich hierin geirrt habe. Ich muss es jedoch hier dennoch zur Sprache bringen, theils aus Rück- sicht für meinen verstorbenen Mitarbeiter, theils meinetwegen, da ja aus dem Werke selbst hervorgeht, dass ich die ganze Beschreibung und Ana- tomie dieses mit seltener Vollständigkeit erhaltenen Farrnkrauts (Blätter mit Epidermis und Stomatien) lieferte, wiewohl ich glaube ohne irgend 489 Subel. IV’. Monocotyledones. 6. Gramineae. Unbestimmbare einzelne Grasblättchen. Schossnitz. 7. Najadeae. 23. Caulinites laevis G. x Striese in Schlesien. 24. — calamoides G. f 8. Palmae. 25. Amesoneuron Nöggerathiae G. Striese. Subel. V. Dicotyledones gymnospermae, 9. Cupressineae. 26. Juniperites Hartmannianus G. et B. Bernstein. 27. Libocedrites salieornioides Enno. Bernstein und Braunkohlenforma- tion zu Radoboi, Bonn und Schossnitz. 28, Thuites Klinsmannianus G. et B. 29. — ÜUngerianus G. et B. 3. — DBreynianus G. et B. : Bernstein. 31. — Mengeanus G. et B. Se 32. — Kleinianus G. et B. 33. Taxodites Bockianus G. et B. 34. .— europaeus BronG. Schossnitz, zu Proutz und Commotau in Böh- men, Arnfels in Steyermark, Salzhausen, Iliodroma in Griechenland. 39. — faccidus G. Schossnitz. 36. Cupressites Linkianus G. et B. Bernstein. 37. — racemosus G. Blumenthal bei Neisse, Bonn. 35. Cupressinoxylon opacum G. 39. — pachyderma G. 40. — fissum G. a .: a 6. Schlesische Braunkohlenlager. 43. — leptotichum G. 44. — subaequale G. 45. — nodosum G. 10. Abietincae. a. Ligna. 46. Pinites succinifer G. Bernstein. anmaassend zu erscheinen voraussetzen zu können, ‘dass man mir wohl kaum nach so vieljährigen Beschäftigungen mit diesen Gegenständen einen solchen Irrthum zutrauen dürfte. Ueber die 3 an demselben Orte noch erwähnten Coniferen kann ich nach den vorliegenden Vergrösserungen und Beschreibungen nicht genügend urtheilen. Der bei Platypeuce er- wähnte Truncus anceps kann sich wohl jedenfalls nur auf den Druck, den der Stamm erlitten hat, beziehen, passt aber dann nicht in den Gaitungscharakter, 490 . Pinites ponderosus G.) | ; A Schlesische Braunkohlenformation. 48. — Protolarix G. b. Folia. 49. Pinites rigidus G. Bernstein. c. Fructus. . Pinites Thomasianus G. Preussen, Wieliezka, Bonn. 51. — brachylepis G. Preussen. 52. — sylvestris G. Preussen. 3”. — Pumilio G. Preussen und Schlesien. Si a | Gypsformation bei Dirschel in Schlesien. 59. — gypsaceus G. 96. Abietites obtusifolius G. 97. —. Reicheanus G. } Bernstein. 58. — Wredeanus G. et B. IR Sptropitys Zune, | Schlesische Braunkohlenformation. 60. Piceites geanthraeis G. 11. Teaxineae. b1. Taxites Ayckei G. Schlesische und Preussische Braunkohlenfor- 02. — ponderosus G. | mation. 63. — affınis G. Preussen, Schossnitz, Bonn. 64. Physematopitys salisburioides G. Schlesische Braunkohlenformation. 12. Gnetaceae. . Ephedrites Johnianus G. et B. Bernstein. Subel. VI Monochlamydeae. 13. Myriceae. 66. Myrica subcordata G. 67. — salicifolia G. 68. — carpinifolia G. Schossnitz. 09. — subintegra G. 70. — rugosa G. 14. Betulaceae. 71. Betula prisca Err. 72. — elegans G. 73. — Dryadum Brons. Radoboi, Frankreich. 74. — attenuata G. Shane 75. — Aexuosa G. N 76. — subtriangularis G. 77. — caudata G. 78. — crenata G. Saamen ähnlich denen von Betula und Alnus. 79. Alnites suceineus G. Bernstein. 80. — Gboepperti Uns. Gypsformation bei Dirschel. 81. — emarginatus G. 82. — pseudincanus sh Striese. 83 — subcordatus G. 491 84. Alnus pseudoglutinosa G. 85. — similis G. 86. — rotundata G. h 87. sesisdeviali@: Schossnitz. 85. — pumila G. 89. — macrophylla @. 15. Cupuliferae. a. Lignum. 90. Quereus suceinea G. Eingeschlossen in Bernstein. In den Strukturverhältnissen von den jetztweltlichen Eichen nicht zu unterscheiden, wobei aber zu bemerken ist, dass hieraus nicht auf Iden- tität geschlossen werden kann, weil alle von mir bis jetzt mikroskopisch untersuchten Stämme von Eichen, nordamerikanische, mexikanische, euro- päische, in ihren Strukturverhältnissen fast gar keine Abweichung von einander zeigen. b. Flores. 91. Quereus Meyeriana Ung. (Quercites Meyerianus G. et B.) Bernstein. c. Folia. 92, Quercus coriacea G. Striese. 93. — elongata G. Striese, 94. — acuminata G. 9%. — aspera Ung. Parschlug, Radobo:. \ 96. -— erassinervia G. 97. — euneifolia G. 98. — attenuata G. 99. — emarginata G. 100. — fagifolia G. 101. — gigas G. 102. — Lonchitis Uns. Sotzka, Radoboi, Bonn. 109. — integrifolia G. 104. — microphylla G. 105. — ovalis @. 106. — ovata G. Schossnitz. 1077. — platanoides G. 108. — platyphylla G. 109. — producta G. 110. -- Pseudoprinos G. 111. — rotundata G. 112. — semielliptica G. 113. — subrobur G. 114. -—- subtriloba G. 115. — subundulata G. 116. — triangularis G. 117. — urophylla Uns. Parschlug, Sotzka. 118. — venosa G. 119. Fagus castaneaefolia Une. Maltsch in Schlesien, Leoben und Maltsch in Steyermark. 492 120. Fagites gypsaceus G. Gypsformation bei Dirschel. 121. Castanea atava Uns. Schossnitz, Sotzka. 122. Corylus Goepperti Ung. Preussen. 123. Carpinus macroptera Brone. Blätter und vollständige Früchte 124. 125. 126, 127. 128. 129. 150. 131. 132. 133. 134. 135. 130. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 143. 144. 149. 146. 147. 148. ten Ulmen-Früchte und 2 mit ungezähnten Lappen der Cupula, so wie eine zweite abweichende Art mit gezähnten Lappen derselben. involuta G. Grosse wenig getheilte Fruchthalter ähn- lich denen von Carpinus Ostrya. ostryoides G. alnifolia G. adscendens G. oblonga Uns. Parschlug, Sagor in Krayn. macrophylla G. Carpinites dubius G. et. B. Bernstein. gypsaceus G. Gypsformation bei Dirschel 16. Ulmaceae. Ulmus Wimmeriana G. Gypsformation bei Dirschel. longifolia Une. strietissima G. elegans G. pyramidalis G. minuta G. | parvifolia Ar. Braun. Oeningen, Parschlug, Swoszowice. laciniata G. urticaefolia G. legitima G. castaneaefolia G. quadrans G. carpinoides G. sorbifolia G. crenata G. dentata G. zelkovaefolia Uns. Parschlug. Schossniltz. Schossnitz. Ausser diesen aa fand ich in Schossnitz noch 5 verschiedene Ar- protog. t. 24 f. 3, 4.) 149. Celtis bignoniodes G. 150. 17. Celtideae. Schossnitz. rugosa G. Ueberdies noch eine Frucht. 18. Plataneae. 151. Platanus Guillelmae G. 152. 153. 154. 155. aceroides G. | euneifolia G. Schossnitz. Oeynhausiana G. | rugosa G. 2 Blüthen, auch die Ulmus bicornis (Ung. Chlor, 156. 1,8. 159. 160. 161. 162. 169. 164. 169. 166. 167. 168. 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 185. 186. 493 Platanus subintegra G. Schossnitz. Ferner männliche und weibliche Kätzchen. 19. Balsamifluae. 7. Liquidambar europaeum Ar. Braun. Schossnitz. Eine isolirte Frucht. Die Blätter befinden sich vielleicht unter den Ahorn- arten, von denen jedoch keine mit den verschiedenen gelieferten Abbildungen der vorliegenden Art über- einstimmt. 20. Salieineae. Populus crenata Une. — platyphylla G. lade, — balsamoides G. — eximia G. ae Schossnitz. — emarginata G. — producta G. Populites suceineus G. Bernstein. Salix varians G. Schossnitz. Zweige mit Blättern und Knospen, so wie zugleich mit ihnen, zwar isolirt jedoch in der Nähe befindlich und vielleicht dazu gehörend, Blüthen- kätzchen mit 5 männlichen Blüthen. — acutissima G. — arcuata G. — arguta G. — Wimmeriana. G. — integra G. — abbreviata G. Mit weiblichen Blüthenkätzchen. — lingulata G. — linearifolia G. Schossnitz, — castaneaefolia G. — rugosa G. — brevipes G. — inaequilatera G. Zweig mit Blättern. > Salicites dubius G. Malisch. 21. Laurineae. Daphnogene platyphylla G. Schossnitz. Subel. VII. Corolliflorae. 22. Apocyneae. Netritinium dubium Ung. Schossnitz. 93. Ericineae. Dermatophylütes stelligerus G. et B. — azeloides G. et B. — Jlatipes G. et B. — porosus G. et B. — kalmiodes G. et B. — revolutus G. et B. Bernstein. Zeits. d.d.geol. Ges. IV. 2. 32 494 158. — attenuatus G. et B. 159. — dentatus G. et B. 190. Andromeda elongata G. 191. Azalea ? minuta G. 192. Rhododendron retusum G. 193. — rugosum G. 187. Dermatophyllites minutulus G. et B. 1 Bernstein. Schossnitz. 94. Primulaceae. 194. Sendelia Ratzeburgiana G. et B. Bernstein. 195. Berendtia primuloides G. et B. Krus en Subel. VII. Choristopetalae Barrı. (Calyciflorae Thalamiflorae Dec.) 25. Corneae. 196. Cornus apiculata G. Striese. 26. Loranthaceae. 197. Enantioblastos viscoides G. et B. Bernstein. 27. Magnoliaceae. 198. Magnolia crassifolia G. Striese. 28. Büttneraceae. 199. Dombeyopsis aequalifolia G. 200. — tiliaefolia Une. } Striese. 201. — grandifolia Unc. 202. — ingens G. Schossnitz. 29. Tiliaceae. 203. Tilia permutabilis G. Striese, 30. Acerineae. 204. Acer Ötopteris G. 205. — giganteum G. 1 Striese. 206. — Beckerianum G. 207. — hederaeforme G. \ 208. — eytisifolium G. 209. — triangulilobum G. 210. — subcampestre G. 211. — Oeynhausianum G. ) Schossnitz. 212. — semitrilobum G. 313. — strietum G. 2314. — ribifolinm G. 315. — siifolium G. Ausserdem 3 mit Flügeln versehene Saamen von Schossnitz. 31. Rhamneae. 216. Rhamnus subsinuatus G. Striese., 217. Ceanothus ecinnamomoides G. ) f 218. — ovoideus G. \ Schossnitz. 32. Juglandeae 219. Juglandites Schweiggeri G. Preussen. et 495 220. Juglandites Hagenianus G. Preussen. 221. Juglans salieifolia G. Schossnitz. 222. — venosa G. Fischhausen, Danzig, Seisen bei Baireuth, Altsattel in Böhmen, Roti bei Bonn. 33. Anacardiaceae. 223. Rhus quereifolia G. / Q 224. — aegopodifolia G. \ Sl ra 34. Halorageae. 225. Trapa bifrons G. ) 226. — silesiaca G. \ Bao ni 33. Philadelpheae. 227. Philadelphus similis G. Schossnitz. 36. Pomaceae. 225. Pyrus denticulata G. 229. — ovalifolia G. 280. — retusa G. | Schossniiz 231. — serrulata G. u 232. — crenulata G. 233. Crataegus oxyacanthoides G. Plantae incertae sedis. 234. Carpantholites Berendtii G. 239. Enantiophyllites Sendelii G. | Bernstein. Von dieser 235 Arten umfassenden Flora kommen 11 auf die Braunkohlenlager Preussens, 51 auf den Bernstein Preussens, 130 auf den neuen schlesischen Fundort Schoss- nitz und 43 auf die übrigen schlesischen Fundorte. Hinsichtlich der Familien und Gattungen zeigen diese einzelnen Floren viel Verwandtschaft mit den übrigen Lokal- floren der deutschen Braunkohlenformation, nicht aber hin- sichtlich der Arten. Von den im Bernstein enthaltenen Ar- ten findet sich nur noch eine, der Libocedrites salicornioides G., in der Braunkohlenformation des übrigen Deutschlands, von den 10 Arten Preussens 7, von den 173 Schlesiens nur 21, alle übrigen sind neu. Auf Schossnitz kommen allein 118 neue Arten. Auch mit der so eben erschienenen von Herrn WEBER vortrefflich bearbeiteten Tertiärflora des Nie- derrheins hat die Flora nur wenig Arten gemein. Die Ar- ten der Gattungen Daphnogene, Ceanothus, Libocedrites, Dom- beyopsis, Taxodium fehlen nicht, aber es sind bei den beiden 496 ersteren andere Arten als die, welche sonst als Leitpflanzen dienen, übrigens aber fast ein subtropisches Klima verkünden und insgesammt eine Flora bilden, wie sie etwa jetzt der südliche Theil der vereinigten Staaten und das nördliche Mexiko besitzen. Als vorläufige Ei- genthümlichkeiten für unsere Flora möchten wir betrachten die bedeutende Zahl der Eichen und zwar grösstentheils aus der Gruppe der mit buchtigen Blättern, daher die Bestim- mung derselben mit grösserer Gewissheit geschehen konnte, als dies sonst bei ganzblättrigen möglich ist, die mannigfal- tisen Formen von Ulmen, das Vorkommen von unzweifel- haften Platanen und die von den bis jetzt bekannten fossilen Ahornarten sehr abweichenden Formen. Weitere Betrachtungen und Vergleichungen mit andern Lokalfloren der Braunkohlenformation behalte ich mir vor, bis der Fundort, der diese reiche Flora nur von einem Raume von wenigen Quadratfussen lieferte, einigermaassen erschöpft sein wird. Denn, dass sie jetzt noch sehr unvollständig ist, zeigt die Art ihrer Zusammensetzung, in der unstreitig noch viel Zwischenglieder fehlen. Palmen, die 6 Meilen von hier bei Sirzese vorkommen, wurden in Schossnitz bis jetzt noch nicht bemerkt. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Jıeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 3. Heft (Mai, Juni, Juli 1852). A. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Maı- Sitzung. Verhandelt Berlin, den 12. Mai 1852. Nach Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden, Herrn v. CarnarL, wird das Protokoll der April-Sitzung verlesen und angenommen. Briefe sind eingegangen: 1) Von Herrn GörpErT zu Breslau vom 18. März d. J., die Darstellung von Pflanzen-V ersteinerungen des tertiä- ren Gebirges und deren Veröffentlichung betreffend.*) 2) Von Herrn v. OEYNHAUSEN zu Dreslau vom 21. März d. J. wegen desselben Gegenstandes. **) 3) Von Herrn JAEGER zu Stuttgart vom 13. April d. J. wegen Abbildung und Beschreibung fossiler Ueberreste von Säugethieren aus der Gegend von Siegmaringen. 4) Von Herrn Fraas zu Laufen vom 23. April d. J. mit seinem Beitrage zur geognostischen Uebersichtskarte von Deutschland. ***) 5) Von der „Direction de l’Ecole des Mines” zu Paris vom 27. April d. J. mit dem Anerbieten des Eintausches *) Siehe in den brieflichen Mittheilungen, **) Siehe in den brieflichen Mittheilungen. *=**) Die Korrespondenz wegen Bearbeitung der Uebersichtskarte soll bei der diesjährigen allgemeinen Versammlung zu Wiesbaden zum Vortrage kommen und wird im nächsten Hefte der Zeitschrift erscheinen. Zeits. d.d, geol, Ges, IV. 3. 33 498 der „Annales des Mines” gegen die Zeitschrift der Gesell- schaft. An Drucksachen: a. Geschenk für die Bibliothek von Herrn v. HAver in Wien ‚über den gegenwärtigen Zustand des Museums der k. k. geologischen Reichsanstalt” und Separat-Abdruck der Protokolle von den Sitzungen der Anstalt im November und December vorigen Jahres. b. Zum Austausch gegen die diesseitige Zeitschrift: 1) Erster Bericht des naturforschenden Vereins zu Bam- berg. 2) Abhandlungen des zoologisch -mineralogischen Ver- eins zu Regensburg. 1852. 2. Heft. Herr Beyrıcu sprach über die Sand- und Then-Abla- gerungen mit lebenden Conchylien-Arten in der Gegend von Segeberg ın Holstein und von Blankenese bei Altona, und legte Proben der Gebirgsarten und der darin vorkommenden Versteinerungen vor. Bei Tarbeck nördlich von Segeberg sind die muschelführenden Schichten keine Austernbank, wie sie sonst genannt worden, indem Austern nur sparsam vorkommen, in ungeheurer Masse dagegen die Schalen grosser Mytilen (M. edulis) zusammengehäuft sind. Die muschel- führende Ablagerung ist ein sandiger Absatz, der allein durch die grosse Masse grossentheils zerfallener und zersetzter Muschelreste einen ansehnlichen Kalkgehalt erhalten hat und in Folge davon als Mergel in zahlreichen Gruben ge- wonnen wird; die Unterlage des Muschellagers bildet ein scharfer und rauher Sand, die Decke ein feiner Sand. und das Ganze wird überlagert von dem hier ganz getrennt er- scheinenden jüngern Gebilde des sogenannten Korallen-Sandes. In der Umgebung der das Muschellager einschliessenden Höhe von Tarbdeck sind auch Thone entblösst, in welchen Herr Meyn, mit welchem gemeinschaftlich Redner die hier berührten Lokalitäten beobachtete, das früher von ihm in Holstein „ Brockenmergel”” genannte Gebilde wiederer- kannte. Diese Thone sind bei Tarbeck zwar fast ganz leer 499 von organischen Resten, gleichen aber in ihrer Gesteinsbe- schaffenheit einem Thone, welcher zu Fahrenkrug ganz nahe bei Segeberg zum Ziegelbrennen benutzt wird und hier eine Reihe lebender Arten von Nordsee-Conchylien einschliesst, wodurch seine Zugehörigkeit zu der muschelführenden Sand- Ablagerung von Tarbeck erwiesen wird. Bei Blankenese hat man dagegen unverkennbar eine Austernbank vor sich; auch hier sind wie zu Tarbeck die tertiärem Thone auf- liegenden marinen Sand- und Thon-Ablagerungen getrennt und bedeckt von den aufliegenden gerölleinschliessenden Di- luvialgebilden, so dass an einer Gleichzeitigkeit und Zusam- mengehörigkeit der Muschellager von Zarbeck und Blanke- nese nicht zu zweifeln ist. Redner entwickelt auf diese Beob- achtungen sich stützend die Ansicht, dass man die bezeich- neten muschelführenden Ablagerungen in Holstein mit den Diluvialgebilden zwar als einer gemeinsamen grösseren Pe- riode, der Quaternär-Periode, angehörig ansehn, in derselben aber hier zwei Formationen unterscheiden müsse 1) eine ältere in vollkommener Ruhe abgesetzte Bildung, die Nordsee-Formation, und 2) die jüngere Geschiebe-Formation. Ob erstere auch in unseren Gegenden vorhanden, sei zweifelhaft, wenigstens finde man in ähnlichen Schichten keine marinen, vielmehr an einigen Punkten Süsswasser-Conchylien. Herr G. Rose legte zwei Krystalle von Spodumen vor von Norwich in Massachusets (Vereinigte Staaten von Nord- Amerika), welche die hiesige Königl. Sammlung als erste Krystalle dieses Minerals vor Kurzem erhalten hat. Derselbe führte an, dass darin dieselbe Spaltbarkeit wie im Augit zu beobachten sei, man also hier wieder einen Fall habe, wo bei verschiedener Zusammensetzung die Formen übereinstimmen. Herr v. CarnaLı zeigte eine Reihe geschliffener Mar- morproben (Ulymenienkalk oder sogenannten Kramenzelstein) von Mecklinghausen bei Olpe im Siegenschen Bergbezirke von sehr schönen Farben und Farbenzeichnungen und be- merkte, dass dies Gestein in grossen Blöcken breche, sowie 33 * 500 dass zur Gewinnung und Verarbeitung desselben Anstalten gemacht würden, welche einen lohnenden Erfolg versprechen. Herr Tamnav legte eine Reihe von Mineralien vor, na- mentlich in Quarz oder Granit eingewachsene Krystalle von Beryli von Zoyalstone, Massachusets, -— Leipersvile, Penn- sylvanien, — Haddam, Connecticut, — und andern Lokali- täten, die die Erscheinung der sogenannten gebrochenen Krystalle in ganz ungewöhnlich deutlichem Grade zeigten. Er sprach dabei die Ansicht aus, dass, ungeachtet des äus- sern nıcht zu verkennenden Anscheines, nicht in allen Fällen und namentlich nicht bei diesen Beryllen anzunehmen sein möchte, dass die einzelnen in gewisser Richtung hinterein- anderliegenden Krystalle oder Krystall- Bruchstücke früher einem und demselben Individuum angehört haben, dann durch irgend eine mechanische Gewalt zerbrochen, und nun als der- gleichen Bruchstücke in den Quarz oder Granit eingewach- sen seien, — und dass es natürlicher scheine dieselben als verschiedene ursprünglich in ihrer jetzigen Lage gebildete Individuen zu betrachten. Für diese Ansicht spreche ferner die Erscheinung, dass jedes eingewachsene sogenannte Bruch- stück jener Berylle stets von Kanten begrenzt sei, die mit den Kanten den Säulenwinkel von 90 Grad bilden. Es könne dies nur herrühren ven dem Vorhandensein der gera- den Endfläche an jenen Krystallen, obwohl diese Flächen vom Quarz versteckt und wenig bemerkbar seien. Freilich habe der Beryll auch eine Theilbarkeit parallel dieser gera- den Endfläche, und der Gedanke liege sehr nahe, dass jene Kanten nicht die Grenzen zwischen Säulenflächen und End- fläche seien, sondern zwischen Säulenflächen und Blätter- durchgang. Allein diese Theilbarkeit, überhaupt nicht sehr deutlich am Beryll, sei ganz besonders unvollkommen an den vorgelegten Varietäten; wenn man dieselben jetzt auf irgend eine mechanische Weise durch Brechen, Stossen oder Schla- gen zerstücke, so erhalte man jederzeit einen ganz unregel- mässigen Bruch, — und es sei mindestens eine höchst eigen- thümliche Erscheinung, dass ohne alle Ausnahme bei jedem 501 der eingewachsenen sogenannten Bruchstücke das Entgegen- gesetzte stattgefunden haben solle. Dieser Vortrag führte eine Discussion herbei, an wel- cher sich die Herren Beryrıcan, Weıss und v. Carnauz be- theilisten, die bisherige Auffassung der Erscheinung verthei- digend. Hiermit wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. v. Carnarr. Beyrıcn. Rorn. 2. Protokoll der Juni- Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 10. Juni 1852. Nach Vorlesung und Genehmigung des Protokolls der Mai-Sitzung wurden, als eingegangen für die Bibliothek der Gesellschaft von dem Vorsitzenden die folgenden Schriften angezeigt und vorgelegt: 1) Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. Achter Jahrgang. Zweites Helft. 2) Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereines in Halle. Fünfter Jahrgang. Erstes Heft. 3) Erster Jahresbericht der Direktion des WERNER- Vereins zur geologischen Durchforschung von Mähren und ‚Schlesien für das Jahr 184. Wien, 1852, nebst den Sta- tuten des Vereins. 4) Ueber die nordöstlichen Alpen. Ein Beitrag zur näheren Kenntniss des Gebietes von Oesterreich ob der Enns und Salzburg in geognostisch-mineralogisch-montanistischer Beziehung von Carr EnrricH. Linz 1850. — Als Geschenk des Verfassers. 5) Geognostische Wanderungen im Gebiete der nord- östlichen Alpen. Ein specieller Beitrag zur Kenntniss Ober- Österreichs von Carı Enuruicnh. Linz 1552. — Als Ge- schenk des Verfassers. 502 6) Russlands Bergwerksproduktion von K. W. Tscaew- gın und Ar. D. Oserskı. Aus dem Russischen ins Deut- sche übertragen von Dr. CAarı ZErRRENNER. — Als Geschenk des Verfassers. X Von der Kaiserlichen naturforschenden Gesellschaft zu Moskau ist das mit lebhaftem Dank von der Gesellschaft auf- genommene Anerbieten zu wechselseitigem Austausch der beiderlei Publikationen gemacht worden. Ein Schreiben von Herrn Ewarn aus Darmstadt *) giebt nähere Nachricht über den im Herbste vorigen Jah- res zu Frankfurt a. M. gebildeten Verein (s. S. 202), der sich die geologische Detailaufnahme beider Hessen, von Nassau, der baierischen Rheinpfalz und angrenzenden Landestheile zur Aufgabe macht. Das Schreiben ist von einem Protokolle, einem Schema der Formationen und ihrer Colorirung, einem Schema für die anzuwendenden Zeichen (Schichtenfallen, Vorkommen von Versteinerungen, Berg- werke, Steinbrüche etc.) und einer Uebersichtskarte (Sektio- nen, Netz) begleitet. — Der Vorsitzende bemerkte, dass ein solches Unternehmen, welches sich auf genaue topographische Karten stütze und dessen fleissige und gründliche Durch- führung durch die Namen der Stifter gesichert erscheine, recht freudig zu begrüssen und Seitens unserer Gesellschaft zu wünschen sei, über die Fortschritte der Arbeiten jenes Vereins von Zeit zu Zeit Nachrichten zu erhalten, um zu deren Verbreitung in entfernte Kreise beitragen zu können; es sei dies um so wünschenswerther, als die bezüglichen Theile von Deutschland nicht nur von örtlichem, sondern auch von allgemeinem geologischen Interesse sind. Dem vorstehend erwähnten Schreiben ist das 1. Heft der Beiträge des Vereins für Erdkunde und verwandte Wis- senschaften zu Darmstadt (1850) als Geschenk für die dies- seitige Bibliothek beigefügt. Von Herrn GoLDENBERG in Saarbrücken war ein an *) Siehe in den brieflichen Mittheilungen. % 503 den Vorsitzenden gerichtetes und von demselben zum Vor- trage gebrachtes Schreiben eingegangen, worin ausführlichere Nachricht über die neuerlich im Saarbrücker Kohlengebirge aufgefundenen Insekten-Reste gegeben wurde. *) Herr Graf Preın zu Ludwigsdorf hatte ein ausgezeich- net schön erhaltenes und vollständiges Exemplar eines Tri- lobiten aus der Grauwacke vom Alter des Kohlenkalksteins von Hausdorf in Schlesien eingeschickt. Herr Av. Schracınrweır sprach hierauf über die geo- gnostischen Verhältnisse des Monte Rosa. Derselbe besteht aus einer Centralmasse von Gneiss, in welchem granitische Abänderungen als kleinere Einlagerungen auftreten und wel- cher nach oben in quarzreichen Glimmerschiefer übergeht. Der Gneiss wird umgeben von Schiefern, welche zu Sruper’s „grauen und grünen Schiefern” gehören; der Kaikgehalt wird in ihnen zuweilen so bedeutend, dass der Quarz dadurch ganz verdrängt wird. Versteinerungen kommen darin nicht vor. Serpentin tritt in grossen Stöcken und Lagern auf, übt aber nirgend einen Einfluss auf die Schichtenstellung aus, welche Redner als einer gewölbeartigen Biegung entspre- chend darstellt. Sowohl die Schichten des Gneisses als der umgebenden, gleichförmig gelagerten Schiefer zeigen nur ge- ringe Neigung, wodurch die einen zusammenhängenden Kamm darstellende Form des Monte Rosa zu erklären ist. Herr H. Rose gab Nachricht von einer Mittheilung des Herrn Anprews aus Belfast, welcher in „igneous rocks” sehr kleine Quantitäten von metallischem Eisen in Magnet- eisenstein aufgefunden hat. Herr Ewarn führte aus, dass die in D’OrBıenY’s Pa- leontologie Frangaise aufgestellte Gattung Biradiolites, deren Trennung von Radiolites auf das Vorhandensein zweier auf der Oberfläche längsverlaufender Bänder gegründet worden sei, deswegen nicht beibehalten werden könne, weil solche Bänder auch bei typischen Arten von Radiolites an dem Ver- ”) Siehe in den brieflichen Mittheilungen Heft 2. S, 246 fg. 504 lauf der Anwachsstreifen und an dem schuppenförmigen Her- vortreten der Anwachslamellen erkennbar wären. Dagegen unterscheiden sich die p’Orzıcny’schen Biradioliten entweder sämmtlich oder doch zum Theil von den typischen Radioliten {) durch das Fehlen der Längsleiste in der kleineren Ab- theilung der inneren Höhlung und 2) dadurch, dass diese kleinere Abtheilung von der grösseren nicht vollständig ge- sondert sei, vielmehr nach unten mit derselben communicire. Die Folge davon sei, dass sich in den Steinkernen dieser Biradioliten der sogenannte accessorische Theil ungetheilt und nach unten mit dem Biroster verwachsen finde. Sehr voll- kommen zeige sich dies an p’Orgıcny’s Biradiolites cornu pastoris ausgeprägt. Die geschilderte Eigenthümlichkeit ha- ben die p’Orsıcny’schen Biradioliten aber mit mehreren seiner Radioliten, z. B. mit R. crateriformis und calceoloides gemein, und es entsteht hierdurch eine besondere Gruppe von Arten in der Gattung Radiolites. Wolle man diese Gruppe zu einer neuen Gattung erheben, so müsse sie, an- ders begrenzt und anders begründet, auch einen anderen Na- men erhalten als Biradiolites: Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. v. Win gRo! v. Carnarı. DBeyrıcah. Rorn. 3. Protokoll der Julı - Sıtzung. Verhandelt Berlin, den 7. Juli 1852. Nach Eröffnung der Sitzung wird das Protokoll der Juni-Sitzung verlesen und genehmigt. Eine briefliche Berichtigung ist eingegangen, wonach der Name des in der December-Sitzung 1851 als der Gesellschaft beigetreten angekündigten Mitgliedes *) nicht ‚„„ScHUBARTH”, sondern SCHUMANN lautet. *) Siehe S. 7. dieses Bandes. 505 Der Gesellschaft sind an neuen Mitgliedern beigetreten: Herr Etatsrath Professor Dr. ForcHHAammErR in Kopen- hagen, vorgeschlagen durch die Herren L. v. Buch, Weıss und Beyrich, Herr Professor Dr. H. Karsten in Rostock, vorgeschlagen durch die Herren Karsten, Weıss und BEyRrıcH, Herr Dr. Morırz v. Grünewaıpr zu Koick in Esth- land, vorgeschlagen durch die Herren v. Carnaıı, Rose und BEYRrıcH. ; Für die Bibliothek der Gesellschaft waren eingegangen: Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland. Bd.X. Heft 4. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preus- sischen Rheinlande und Westphalens. Bd. IX. Heft 1. u. 2. Der Vorsitzende, Herr v. Carnarı, gab Nachricht von dem Inhalt der folgenden für die Zeitschrift eingesendeten Aufsätze: Bemerkungen über das Vorkommen des Galmeis mit Blende, Glasurerzen, Schwefelkies und Braunkohle bei Zer- gisch-Gladbach von Herrn v. Hüne. Notizen betreffend das Vorkommen von Hartmanganerz im Trachyt am Drachenfels von demselben. Darstellung der metallischen (Galmei- und Bleierz-) Lagerstätten auf der Grube Diepenlinchen bei Stolberg (Aachen) von Herrn EscHwEiLEr. Hierauf hielt Herr Bevrıcn einen Vortrag über die Verbreitung der Zechsteinformation am nördlichen Harzrande. Mit verhältnissmässig geringen Unterbrechungen zeigt sich die Formation bis zum Ecker-Thale hin im Allgemeinen als die liegendste, unmittelbar an das Grauwackengebirge anstos- sende Bildung innerhalb der dem Rande des Gebirges un- unterbrochen folgenden Zone steil aufgerichteter oder über- stürzter Gebirgsformationen. Sehr mannichfaltig und schnell 506 wechselnd zusammengesetzt besteht sie bald aus Gyps, bald aus Dolomit, entweder für sich allein oder verbunden mit Stinkkalken und schiefrigen Mergelkalken. Das Ganze ent- spricht, indem Kupferschiefer und Zechstein überall fehlen, dem oberen Theil der Formation, wie sich derselbe an der Süd- und Ostseite des Harzes entwickelt zeigt. An zwei Punkten haben sich charakteristische Versteinerungen der Zechsteinformation gefunden: bei Thale und bei Benzingerode, an letzterem Ort in den schiefrigen Mergelkalken, welche die dort gebrochenen Gypse im Hangenden begleiten, in Dolo- mit und Stinkkalk bei Tale. Folgende Arten sind bis jetzt gefunden: Myophoria obscura sp. Sow., welche sich nach des Redners Ansicht von Schizodus Schlotheimi sp. Geın. und Schizodus truncatus Kına durch constante Merkmale nicht unterscheiden lässt, Pleurophorus costatus Kıng, Leda speluncaria sp. Gen. (kleiner, dieker und hinten weniger verlängert als L. Vinti von Zogau), und Mytilus Hausmanni Gotpr. Die beiden letztern Arten fanden sich bis jetzt nur bei Thale, die ersten beiden bei Thale sowohl als bei Zer- zingerode; alle vier Arten sind häufige und verbreitete Ver- steinerungen im oberen Theil der Zechsteinformation am süd- lichen Harzrande. Während die bezeichneten Glieder der Zechsteinformation meist in regelmässiger Folge vom bunten Sandstein und von den nachfolgenden Formationen bedeckt wer- den, treten an zwei Stellen ausnahmsweise Glieder der obe- ren Kreideformation unmittelbar mit ihnen in Berührung, und unterbrechen, indem deren Schichten an der Aufrichtung der umgebenden Formation gleichmässig Theil nehmen, die ein- fache Formationsfolge, welche sonst in den Profilen der Er- hebungszone des Harzrandes überall Regel ist. An der einen Stelle, im Klosterholz bei Zsezburg, zeigen sich in unmittel- barer Berührung mit dem Zechstein-Gyps sandige Mergel und harte conglomeratisch-kalkige Gesteine, welche der Ab- lagerung des Sudmerberges bei Gos/ar zugehören und als solche erkannt hier schon von KEFERSTEIN gesehen wurden. Diese Kreidegesteine liegen demnach hier zwischen der 507 Zechsteinformation und dem bunten Sandstein mitten innerhalb der Erhebungszone, und werden, wie es scheint, zum Theil sogar ganz von dem Zechsteingyps eingeschlossen. An der. andern Stelle, bei 7’Aale, liegen in noch merkwürdigerer Weise "die Dolomite und Stinkkalke der Zechsteinformation, in wel- chen die oben angeführten Versteinerungen gefunden wurden, verbunden mit conglomeratisch-kalkigen und sandigen, charak- teristisehe Kreidepetrefakten einschliessenden Gesteinen, ein- geschlossen im bunten Sandstein und weit entfernt von dem nördlich vorbeiziehender Muschelkalk. Redner meint, dass diese höchst auffallenden Lagerungsverhältnisse in kleinerem Maassstabe am Harzrande ein Bild von den Verhältnissen geben, unter welchen sich in den savoyischen und französischen Alpen Steinkohlen- und Juraformation ineinandergeschoben zeigen; er weist darauf hin, wie diese oder vielleicht ähnliche noch an anderen Punkten unter weniger klaren Umständen am Harzrande zu beobachtende Erscheinungen zu der irrigen Ansicht Frarornı's, dass hier Kreidegesteine zu Gyps um- gewandelt seien, Veranlassung gegeben haben könnten. Herr Rose bemerkte in Bezug auf die von Frarornı entwickelten Ansichten, dass die im Gyps bei Suderode vor- kommenden Specksteine doch für etwas Verändertes gehalten werden müssen, da Speckstein nur als ein sekundäres Pro- dukt vorkomme. Der Gesellschaft wurden schliesslich zwei von Herrn L. Ewarn in Darmstadt bearbeitete geologische Relief- karten zur Ansicht vorgelegt, von welchen die eine Würtem- berg, Baden, die Rheinpfalz, den Elsass und die angrenzen- den Länder, die andre das Grossherzogthum und Kurfürsten- thum Hessen, das Herzogthum Nassau und die angrenzenden Länder darstellt. Beide erscheinen im Verlage von Bauzr- KELLER zu Darmstadt 1851. v. w. 0. v. Carnarı. DBeyrıca. Rorn. 508 B. Briefliche Mittheilungen. | Il. Herr Enerınarpr an Herrn Beryrich. Obersteinach, den 25. August 1852. Da sich zu den früher bereits aufgefundenen Versteine- rungen in neuerer Zeit noch verschiedene andere gesellt ha- ben, so erlaube ich mir Ihnen in aller Kürze die hauptsäch- lichsten derselben in den verschiedenen Abtheilungen und Gliedern der hiesigen Grauwacken-Ablagerung aufzuzählen. 1) Von Wirbelthieren sind Spuren von Fischen, und zwar Flossenreste und Zähne, in einem der untern Glieder des Obersilur, im Knotenkalke (Wenlockkalke oder Etage E von BARRANDE), vorhanden. 2) Crustaceen treten im untersten Gliede des Obersilur, in den Thonschiefern (Wenlockschiefern) , jedoch sehr spar- sam auf, mehren sich aber in den Knotenkalken ganz unge- mein. Namentlich sind die Kopf- und Schwanzschilder deut- lich erhalten, wogegen die Leibringe wegen der geringen Gesteinsfestigkeit nur unvollständig zu erlangen sind. Die- selben liegen nämlich fast immer in den in Umbra umge- wandelten Knoten der kalkigen Schiefer der Knotenkalke. Am häufigsten zeigen sich Phacops-Arten, doch sind auch andere vorhanden. In den Nereitenschiefern (Unterludlow- schiefern, Etage F. BArRAnDE) kommen ebenfalls Trilobi- ten, jedoch nur sparsam, vor und kann man hier Paradoxides unterscheiden. Ungewöhnlich gross ist die Zahl der Cypri- dinen, welche zugleich mit den Trilobiten in den Knoten- kalken auftreten. 3) In den Nereitenschiefern finden sich von Anneliden Myrianiten und Serpuliten. 4) Mollusken. Von Cephalopoden zeigen sich in der blaugrauen Grauwacke, der obersten Abtheilnng des Unter- silur, nur einzelne Fragmente von Orthoceras. In den Kno- tenkalken aber eine grosse Zahl von Orthoceratiten mit gros- 509 sem seitlichen Sipho, welche sich dann namentlich häufen, wenn das kalkige Knotengestein durch Eisenoxyd roth ge- färbt erscheint. Bei dieser Beimengung erscheinen dann auch Lituiten, Goniatiten und Ulymenien in bedeutender Anzahl. In den Kalken der Nereitenschiefer wird die Zahl der Or- thoceratiten sehr gross, doch geben sie sich hier mehr als Steinkerne zu erkennen. In den blauen Kalken, den Ay- mestrykalken, tritt der Orthoceras ibex in den mehr thonhal- tigen Schichten zuweilen ziemlich häufig auf. Von Heteropo- den finden sich aus dem Geschlechte Bellerophon verschiedene in einzelnen Grauwackenbänkchen der Knotenkalke und ganz einzelne in dergleichen der Nereitenschiefer. Von Pteropoden kommen in den kalkigen Schiefern der Knotenkalke zugleich mit Cypridinen eine Anzahl von Ten- taculiten vor, die in einzelnen Schieferbänken der Nereiten- schiefer sich zu einer erstaunenswerthen Menge vereinigen. Von Gasteropoden zeigen sich Euomphalus, Loxonema, Turbo, Murchisonia ın den Grauwacken und Grauwacken- schiefern der Knotenkalke. Von Conchiferen sind es namentlich die Posidonomyen, welche sehr verbreitet in den kalkigen Schiefern der Knoten- kalke zugleich mit Trilobiten und Oypridinen zum Vorschein kommen. Avıcula, Pterinea, Orthonota, Cardiola finden sich hier und in den Grauwackenschichten der Knotenkalke, sowie in solchen der Nereitenschiefer. Brachiopoden kommen in grosser Anzahl in den Knotenkalken vor und sind nament- lich Spirifer, Terebratula, Orthis, Pentamerus, Leptaena, Lingula hier und in den Nereitenschiefern ungemein häufig. Im Allgemeinen sind die Spirifer, Orthis, Pentamerus mehr im letzteren Gesteine, die Terebratula und Leptaena aber mehr in den Knotenkalken zu Hause. 5) Gross ist die Zahl und die Mannigfaltigkeit der Cri- noideen in den Knotenkalken, minder zahlreich sind sie in den Nereitenschiefern, sparsamer noch in den blauen Kalken. Die Zeichnungen einzelner Individuen sind ausgezeichnet schön und deuten auf neue Formen hin. N 510 6) In grösster Mannigfaltigkeit finden sich die Korallen. Die Graptolithen, welche ich nach Naumann hier einreihe, zu welchen neuester Zett auch die Nereiten gezählt werden, gehen von den blaugrauen Grauwacken, also aus dem Unter- silur, durch die Knotenkalke, Nereitenschiefer bis zu den blauen Kalken und mehren sich in den beiden letztgenannten Gliedern des Obersilurs ganz ausserordentlich. Ausserdem sind die Petraja sowohl in den schiefrigen Kalken als auch in den Grauwackenbänkchen der Knotenkalke in ungemein grosser Mannigfaltigkeit und in verschiedenen neuen Formen vorhanden. Ueberdies finden sich hier noch Fenestella, Mille- pora, Limaria, Aulopora, Calamopora, Syringopora, sehr viele Cyathophyllum, Porites u. s. w. Auch die Nereitenschiefer und blauen Kalke führen Korallen. In ersteren sind es meistens Petraja und Uyathophyllum, unter welchen auch das Pleurodietyum problematicum erscheint. Sehr zahlreich ist die Flora vertreten. In den blaugrauen Schiefern des Untersilurs sind es Calamiten, in den Grau- wackenbänkchen der Knotenkalke kommen UOalamiten, Knor- ria, Schilfe und Farrnkräuter in ausserordentlicher Menge, nicht selten zugleich mit Trilobitenresten und Mollusken vor. Der grosse Wechsel zwischen silurischen und devoni- schen Formen fällt hier sofort ins Auge. Die Nereiten, wel- che schon in der oberen Abtheilung des Untersilurs begin- nen, gehen zugleich mit den Graptolithen bis zu den jünge- ren Gliedern des Obersilurs durch und sind in den Nereiten- schiefern so häufig vertreten, wie die Graptolithen in den Vitriol- und Alaunschiefern der blauen Kalke. Zahllos ist die Menge von Tentaculiten, welche zugleich mit den vielen Cypridinen in den Knotenkalken zuerst auftreten, sich aber in den Nereitenschiefern noch ungemein mehren. Mit den silurischen Formen der Orthoceratiten und Lituiten erschei- nen bei beigemengtem Eisenoxyde die devonischen Formen der Goniatiten und Olymenien in sehr bedeutender Zahl. Spirifer macropterus und speciosus und mehrere devonische Orthis wechseln mit silurischen Formen gleichen Geschlechts, 511 sowie mit Pentamerus und Leptaena ab. Am auffallendsten ist dieser Wechsel bei den Korallen, wo das Pleurodietyum pro- blematicum zugleich mit Nereiten und Graptolithen vorkommt. Nach genauer Würdigung dieser widersprechenden That- sachen muss man zu der Ueberzeugung gelangen, dass zwi- schen den silurischen und devonischen Gesteinen keine so scharfe Grenze bezüglich der in ihnen enthaltenen Verstei- nerungen gezogen werden könne als dies von England aus geschah. Wir sehen, wie ein Unterschied von 20 bis 30 Meilen Entfernung in einzelnen gleichen Grauwackengliedern oft schon ganz veränderte Formen im Gefolge hat; es mussten diese Aenderungen je nach den Meerestiefen, den verschie- denen Temperaturgraden desselben, nach den Gesteins- und verschiedenen andern Verhältnissen einen ausserordentlichen Einfluss auf die Thierformen haben. Wir nehmen dies ja auf das Vielfachste wahr. Die hiesige Ablagerung des Ober- silurs hat z. B. die grösste Uebereinstimmung mit der böh- mischen in lithologischer Beziehung, nur treten dort die kie- selthonigen Gesteine gegen die hiesigen fast ganz zurück, während die drei Kalkglieder in den Knotenkalken, den Ne- reitenschiefern und den blauen Kalken dort mehr aufeinander gedrängt erscheinen. Die Nereiten, welche um zu leben kieselhaltige Gewässer zur Bildung: ihres leichten Gehäuses durchaus nothwendig hatten, fehlen dort gänzlich, während sie hier in sehr kieselreichen Schichten und Bänken so ausser- ordentlich häufig sind. In der hiesigen Umgebung kommen in den Knotenkalken dieselben silurischen Orthoceratiten wie bei Saalfeld vor, dort aber, wo diesem kalkigen Gesteine Eisenoxyd beige- mengt ist, erscheinen mit ihnen und den Lituiten zugleich auch die devonischen Formen der Goniatiten und Clymenien. Ich nahm Veranlassung auf die Uebereinstimmung des Obersilurs Böhmens mit dem hiesigen hinzuweisen, ich thue dies auch in Bezug auf das Untersilur. Die Etage B gleicht namentlich in Bezug auf den Erz- 512 reichthum der hiesigen graugrünen Grauwacke, in welcher die Phycodes so häufig vorkommen. Diese untere Abthei- lung des hiesigen Untersilurs ist auch hier die Erzmutter und setzen in ihr die mächtigen Haussachner Gänge bei Saalfeld, die St. Johanneser bei Weischwitzsch, verschiedene dergleichen bei Wallendorf und am Geheege bei Gräfenthal auf, die früher reichen Bergsegen gaben. Was die graugrüne Grauwacke am Thüringer Walde aber besonders auszeichnet, ist das Vorkommen von Gold in den sie durchbrechenden Quarziten, welche in so grosser Verbreitung auftreten. Dieselben setzen in einem mächtigen Zuge mit mehreren Ausläufern vom südwestlichen Abfalle des Gebirges aus dem Theurergrunde über sSteinheide bis über Zeichmannsdorf hinaus fort. Alle Bäche, welche ihren Ursprung in der Quarzitregion haben, führen Gold, welches früher in den oberen Thälern der Werra, der Grumpen, der Steinach und Göritz, der Schwarze und Schlage in Wäschen, sowie in Bergwerken bei Steinheide und Reichmannsdorf_ er- beutet wurde. Der Hussiten- und dreissigjährige Krieg wirkten höchst nachtheilig auf die Goldbergwerke des Thüringer Waldes ein; sie waren bereits unter die Stollensohlen niedergeschrit- ten, als durch die Verjagung der Bergleute und Entyölkerung der Gegend die Gruben ersoffen. Man wandte zwar später in verschiedenen Zeitperioden wieder Geldmittel auf diesel- ben, aber niemals so genügende, dass die Baue wieder voll- kommen hätten gelöst werden können. In der Jüngstzeit sind wieder Muthungen auf Gold- wäschereien durch einen Mann, der dies Geschäft von seinem längeren Aufenthalt als Hüttendirigent auf grossen Eisen- werken in Sibirien genau kennt, gelegt worden. Es wäre aber zu wünschen, dass der Bergbau ebenfalls zu neuer Blüthe gelangte; wir sehen welch grosse Kapitalien von eng- lischen Privaten auf die Wiederbelebung der alten Gold- bergwerke im Grossherzogthume Baden verwandt werden, dieselben würden hier, wenn auch nicht besser, doch gewiss 513 mit eben so sicherem Erfolg auf Gewinn angelegt werden, da die Quarzite sehr mächtig sind und in den von ihnen ausge- henden Thälern immer noch zuweilen Goldkörnchen gefun- den werden. Ich übergehe hier die Sagen von den Venetianern, wel- che alljährlich hierher kommen sollten um dies edle Metall zu sammeln, sowie diejenige, dass in einzelnen Dörfern an solchen Goldbächen kein Geflügel verkauft würde, um des Goldes, welches dasselbe in den Mägen ansammelt, nicht verlustig zu gehen, sondern will nur davon reden, dass wir gerade jetzt in einer Zeit leben, wo im asiatischen Russland, in Amerika und-Australien solch ausserordentliche Summen durch die Ausbeutung der Goldlager gewonnen werden. Solite denn unser Welttheil so vollkommen von diesem edlen Metall ausgebeutet sein? gewiss ist dies nicht der Fall und ist es jetzt auch tiefer zu suchen als dies vor 300 und 400 Jahren der Fall war, so sind doch unsere Kenntnisse in der Maschinenkunde und Chemie mehr als in demselben Ver- hältnisse gewachsen um dies edle Metall mit voraussichtlichem Gewinne den tieferen Quarzitregionen, welche vermöge des hohen specifischen Gewichts dieses edlen Metalles in der Tiefe reicher als an der Oberfläche sein müssen, entnehmen zu können. Meiner Ansicht nach gehören hierzu nur grös- sere Geldmittel als in den verflossenen Jahrhunderten, wo immer nur einige 1000 Gulden aufgewandt und die Baue wieder verlassen wurden, wenn man sah, dass mit denselben die Wasser nicht zu gewältigen seien. 2. Herr Emmrıcan an Herrn Bevrıicn. Meiningen, den 5. November 1852. Herrn Scharnarurı’s Entgegnung im zweiten Heft die- ses Bandes erheischt leider eine Duplik. Zunächst sehe ich mich genöthigt durch eine Herstellung des richtigen Textes Zeits, d.d. geol. Ges, IV. 3, 34 514 zu beweisen, dass meine Angabe, die vermeintliche Ver- setzung des Haseiberges nach Berchtesgaden beruhe aufeiner Weglassung von Klammern, der Wahrheit gemäss sei. Der berichtigte Text (I. Bd. 3. Heft S. 284) lautet: „Ausser den bei ScuArHacEurL schon angeführ- ten Vorkommnissen, (an der rothen Wand, ....., an der Königsalm hinter dem Chiemsee, an der rothen Wand im Landgericht Aibling, von Flurl, denn wo ‚rothe Wand” im Gebirge, kann man auf ihn rechnen, bei Marquartstein, am Haselberg bei Traunstein), führt ihn Liz von Lı- LIENBACH in zahlreichen Schluchten an, welchein das Berchtesgadner Becken ..... herabführen.” Gewiss wird Herr Conserv. ScHhArHAEurL selbst hieraus er- sehen, dass ich mit meiner Aussage, dass Druckfehler die Schuld tragen, im Rechte war und auf Nachsicht keinen Anspruch zu machen nöthig habe und auch nicht mache. Was die rothen Marmore betrifft, -so findet sich in die- sem Punkte Herr Cons. ScHAFHAEUTL im Recht und im Unrecht. Allerdings. hat derselbe schon in seinen ersten Auf- sätzen über das bairische Gebirge zwei verschiedenaltrige ‘rothe Marmore angenommen, worin ich ihm auch nicht wi- dersprochen habe, denn wenn ich von einem obern rothen Ammonitenmarmor sprach, setzte dies doch nothwendi- gerweise die Annahme eines untern voraus, als welchen ich den rothen Marmor von Adneth mit seinen Liasammoniten annahm und zu welchem ich den von Herrn Cons. ScHAr-- HAEUTL zu ÜUnteraue entdeckten hinzurechnete. Wenn Herr ScHAFHAEUTL in seinen Untersuchungen von mir sagt, ich hätte die rothen Marmore alle zusammengeworfen, so ist derselbe gegen mich in Unrecht, und, wenn Herr v. Havrr dies von Herrn SchArHAEuTL behauptet, so ist derselbe es gegen Letzteren. Also peccatur intra et extra Iliacos muros. Ein Anderes ist es aber mit den ammonitenreichen Marmo- ren der Salzberge von Hallstatt, Aussee, Hallein, in diesem Punkte ist das Recht auf Herrn v. HAuverr’s Seite; mit Recht bekämpft er das Zusammenfassen dieses Marmors mit 515 den anderen rothen Marmoren, und dieses finde ich noch in den neuesten Schriften des Herrn Cons. ScHAFHAEUTL, in den „‚geognostischen Untersuchungen” mit dem obern hell- rothen, in dem Briefe Bd. IV. Heft 2. pag. 231 aber wie- derum mit dem liasischen rothen Marmor, welcher Am. ra- dians und Arieten führt. Wenn Herr v. Hauer sich gegen die Verbindung jenes dritten Kalkes, mit dessen Petrefakten- reichthum er uns zuerst im umfassenderen Maasse bekannt gemacht hat, wehrt, so ist ihm das nicht zu verargen, da er wirklich ein ganz anderer Kalk ist, und weder mit dem ro- then Lias-, noch mit dem rothen Jurakalk irgend etwas Anderes als Farbe und Ammonitenreichthum gemein hat. Im bairischen Gebirge finden sich sämmtliche drei rothen Marmore; der rothe Marmor der Salzberge, der liasische und der des Oxford. Ersterer kommt im Berchtesgadenschen vor, woam Kälberstein dicht neben Berchtesgaden Stein- brüche in ihm eröffnet sind. Er ist hier leider arm an Am- moniten, was von ihnen aber vorkommt, ist identisch mit Hallstätter Formen, ebenso selten sind Terebrateln, dagegen kommt eine mächtige Bank in ihm vor, welche ganz aus der Monotis salinaria zusammengesetzt ist. Das Vorkommen auf der bairischen Grenze ‚gegen Hallein hat Herr ScHAr- HAEUTL ganz richtig hierher gestellt; was er von da auf- führt, steht im völligen Einklang damit diesen Kalk als selbstständige Bildung anzusehen. War früher die Alters- bestimmung als eine der St. Cassianer gleichzeitige Bildung nur durch paläontologische Gründe gerechtfertigt, so muss es freuen, durch Herrn Lirorp’s genaue Untersuchung des Salzachgebietes auch stratigraphische Beweise erhalten zu haben, und, was bis jetzt nur höchste Wahrscheinlichkeit war, dass nämlich dieser Kalk der älteste der Ammoniten- kalke sei, nun zur völligen Gewissheit erhoben zu finden. Herr Cons. ScuaruaeurL gab schon bei Adneth die Gegen- wart zweier rothen Marmore, des braunrothen mit Liasfossi- lien und seines lichtrothen, an; Herr Lıroro beobachtete nun die unmittelbare Ueberlagerung des letztern, des Monotis- 34 * 516 kalkes, durch den Adnether Lias am Kirchstein bei Adneth. Dieser älteste rothe Marmor ist mir im Traungebiet und südwärts von da bis Waidering nicht aufgestossen, ist auch aus dem übrigen westlichern Baiern bis jetzt noch nicht bekannt. Der zweite rothe Marmor ist stets richtig als dem Lias zugehörig bestimmt worden. Adneth und Unteraue, Kam- merkehr, Scheibelberg und Loferalp, Scharitzkehl und an. dere Lokalitäten im Berchtesgadenschen sind Fundorte der- selben Bildung, die allerdings durch eine intensivere rothe Färbung sich von der andern unterscheidet, vor Allem aber durch ihre Versteinerungen. Ammonites radıans, fimbriatus, bifrons, comensis, Braunianus, Raquinianus, heterophyllus, heterophyllus amalthei Quenst, Calypso, Nautilus aratus, truncatus, latidorsatus sind ebenso viel Liasformen, mit denen entschiedene Arieten, Belemniten aus der Abtheilung der paxillosi, Orthoceratiten häufig zusammen vorkommen. Ino- ceramus, dem subteres und vulgaris wenigstens zunächst stehende Pentacriniten, Apiocrinites amalthei QuEnst., ein- zelne Eugeniacriniten widersprechen nicht. Von echten Hall- stätter Ammoniten ist mir durchaus nichts vorgekommen, eben so wenig von jurassischen Formen; nur die Orthocera- titen erinnern an Hallstatt. Im Traungebiet ist mir dieser Kalkstein, wie ich wiederholt schon bemerkt, nicht vorge- kommen; wo ich ihn hätte erwarten sollen, über den Ger- villienschichten, fand ich statt dessen die Amaltheen- mergel; dagegen findet er sich in ausgezeichneter Entwick- lung dem obersten Gliede des untern Alpenkalkes aufgelagert an der Aammerkehr, dem Scheibelberg und der Loferalp. Der dritte Ammonitenmormor ist endlich der des Hasel- bergs; durch zahlreiche Planulaten, zahlreiche Aptychen (latus und imbricatus) erweist er sich als der Oxfordetage entsprechend. Hierhin gehört das Meiste von dem, was auf der ScHharHAecvurtr’schen Karte als hellrother Marmor bezeich- net ist, die meisten der Kalke, die ich am vielerwähnten Orte zusammenstellte. Dass ich zu ihnen die Kalke der 517 Kammerkehr, der Loferalp und die Berchtesgadenschen Vor- kommnisse stellte, darin fehlte ich allerdings, weil mir damals die Versteinerungen dieser Lookalitäten noch wenig oder nicht bekannt waren. Darin bedarf ich also wohl der Nachsicht, welche der Billige aber auch nicht versagen wird, um so mehr da von vielen der Berchtesgadenschen Punkte wenig- stens bis zu diesem Tage noch Niemand nachgewiesen hat, wohin sie gehören. Vielleicht bringt mir der nächste Som- mer darüber selbst Gewissheit. Damit wären die streitigen Punkte des Briefes vom 8. Juni, so weit sie mich betreffen, erörtert und, wie ich Gewiss werden Herrn Cons. denke, sine ira et studio. SCHAFHAEUTL’s Verdienste um die Kenntniss des bairischen Gebirges an der Donau ebenso anerkannt wie an der Spree, und auch ich im mittleren Deutschland erkenne sie gerne an, wie sie es verdienen; aber gewiss hat Jeder das Recht bei dem Andern den Glauben daran zu beanspruchen, dass es ihm beim Widerspruch gegen denselben nur um die För- derung der Wahrheit zu thun sei. 3. Herr Fr. Rıtter v. Hauer an Herrn Beyrıcn. Wien, den 2. November 1852. In dem zweiten Hefte dieses Bandes der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, welches mir so eben zukam, finde ich S. 230—232 einen Brief des Herrn Con- servators Dr. Scharnaeurs abgedruckt, in welchem derselbe gelegentlich einer Polemik mit Herrn Prof. Emmricn in Meiningen die „Wiener Geologen” und namentlich mich in einer Weise angreift, welche mich, so wenig Geschmack ich auch an einer derartigen Polemik finden kann, zu einer kur- zen Entgegnung nöthigt. Frühere ähnliche Angriffe (in v. Leonuarn und Bronn’s Jahrbuch 1851, S. 129, dann in den „geognostischen Untersuchungen des südbaierischen Al- 518 pengebirges” S. 45 und 46 u. s. w.) au) ich damit unter « Einem zu erledigen. Die Vorwürfe, die mir Herr ScharHAEUTL macht, re- duziren sich alle darauf, dass ich ihm ‚Behauptungen unter- schoben hätte, an die er gar nicht dachte.” Das erste und, nach der Gereiztheit zu schliessen, mit welcher Herr ScHaAr- HAEUTL bei jeder passenden oder nicht passenden Gelegen- heit auf dasselbe zurückkommt, schwerste derartige Vergehen, welches ich beging, besteht darin, dass ich (Sitzungs-Berichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1849, April, S. 263) anführte, er habe sich bemüht nachzuweisen, dass die Nummuliten keine spirale, sondern eine cyklische Struk- tur besitzen. In dem betreffenden Aufsatze nun (Einige Be- merkungen über die Nummuliten u. s. w. von Herrn Prof. SCHAFHAEUTL in v. LEONHARD und Bronn’s Jahrbuch. 1846 S. 406) heisst es (S. 408 Zeile 5 u. s. w. von oben) wört- lich: „Auch die Angabe, dass alle Umgänge vom letzten „eingeschlossen seien, bestätigt sich bei genauer Untersuchung „unserer Petrefakten nicht. ° Zerschlagen wır nämlich eine „Nummulina, so dass die Bruchlinie in der Axe der Linse „selbst stattfindet und also ihren Mittelpunkt durchschneidet, „und betrachten die Bruchflächen genauer, so werden wir in „der Regel schon mit blossem Auge gewahr werden, dass „die Linse aus concentrischen schalenförmigen Schichten „oder Umhüllungen zusammengesetzt sei. Der Augenschein „ergiebt, dass jede dieser Schichten, welche die andere über- „lagert, nicht successive nach der Ordnung der sogenannten „Kammern vorrückend gebildet sein könne, sondern dass der „Ansatz einer jeden solchen neuen Schicht auf allen Punkten „der Oberfläche des Petrefaktes zugleich begonnen haben „müsse.” War nun Herr ScHAFHAEUTL zur Zeit als er diese Zeilen niederschrieb wirklich der Meinung, die Nummuliten hätten eine spirale Struktur, und bediente er sich hier nicht der Sprache wie TALLEYRAnD, um seine wahren Ansichten über die Natur dieser merkwürdigen Körper zu verbergen, 519 so war seine Ausdrucksweise in der That nicht glücklich gewählt. Auch gelangten durch sie nicht Herr Graf Key- SERLING und ich allein zur Meinung, Herr ScHArHAEUTL spreche den Nummuliten die spirale Struktur ab, denn in einer Redaktionsnote zu dem oben angeführten Aufsatze selbst (S. 406 und 407), in welcher die Unhaltbarkeit der von Herrn ScHAFHAEUTL angewendeten Nomenklatur nachgewie- sen wird, findet sich (S. 407 Zeile 5 und 6 von unten) die Bemerkung: „Die Nachweisung der cyklischen statt der spi- „ralen Struktur ist wichtig.” Ja noch mehr; der Sch wei- zer Naturforscher Herr Dr. L. Rürmever in Bern, den Herr ScuarHazvıL doch nicht auch in das grosse russisch- österreichische Bündniss (geognostische Untersuchungen des südbaierischen Alpengebirges S. 46) zur Nichtlesung seiner Schriften verwickelt glauben wird, sagt in seiner neueren trefflichen Abhandlung: (Ueber das Schweizerische Nummu- liten-Terrain, S. 104 Zeile 8 von unten) „In neuerer Zeit „hat Herr ScharuAEurL den baierischen Nummuliten beson- „dere Aufmerksamkeit gewidmet. Allein die schlechte Er- „haltung derselben liess ihn nicht einmal den Familien- und „Genuscharakter wieder erkennen; er verkennt daher die „wesentlichsten Merkmale der Nummulinen : die Kammerbil- „dung, die Verbindung derselben durch Oefinungen; ja er „spricht ihnen sogar die schon ScHEUCHZER bekannte spira- „lige Struktur ab.” Gehen wir nun auf‘ meine zweite Unterstellung über. In einem Aufsatze in v. LeEonuAarp und Bronn’s Jahrbuche 1850 S. 586 hatte ich angeführt, Herr ScHaruAEvurL werfe wieder alle rothen Kalksteine mit Cephalopoden, die er in den Alpen antraf, in eine Bildung zusammen. Aufrichtig hat es mich gefreut aus der Entgegnung (v. LEONHARD und Bronn’s Jahrbuch 1851 S. 129) so wie aus anderen späte- ren Aufsätzen des Herrn SCHAFHAEUTL zu entnehmen, dass er in der That eine Altersverschiedenheit derselben zugiebt, doch kann ich auch jetzt noch in dem Aufsatze, auf den sich meine obige Bemerkung bezog (v. Leonnarn und Bronn’s 520 Jahrbuch 1848 8.136 u. s. w.), eine solche auch nicht einmal angedeutet finden. Zwar werden darin zwei Züge von rothen Kalksteinen namhaft gemacht, ein vorderer und ein hinterer, deren Gesteine sich durch Färbung, Verhalten gegen Säuren u. s. w. unterscheiden sollen, doch nirgends ist von einer Altersverschiedenheit derselben die Rede und es werden dem vorderen Zuge die Kalke mit Arieten von Adxzeth, dann. die Globosenkalke von Aussee, Hallstadt u. s. w. zugezählt, wäh- rend in dem hinteren Zuge neben den Kalksteinen von Füssen, Kochel, Rappolting u. s. w. wieder jener der merkwürdigen Wand beim Keppelbauern an der Öösterreichisch-baierischen Grenze untergebracht ist, aus welchem Herr ScHAFHAEUTL selbst, in demselben Aufsatze, die bezeichnendsten Formen der Globosenkalke, den Ammonites tornatus, A. subumbilica- tus, A. Metternichii u. s. w. citirt. Das Angeführte dürfte genügen zu beweisen, dass man Herrn ScHarnaeurr’s Aufsätze in der That gelesen haben kann, ohne von seinen eigentlichen Ansichten über die in denselben behandelten Gegenstände eine klare Vorstellung zu erlangen, es dürfte uns den harten Vorwürfen gegenüber . rechtfertigen, mit denen er uns nun schon zu wiederholten Malen überhäuft. Uebrigens überlassen wir es getrost dem wohlwollenden Urtheile der wissenschaftlichen Welt zu ent- scheiden, ob den grossen Arbeiten zur Erweiterung der Lan- deskenntniss, die in neuerer Zeit unter Haıpınger’s Leitung in Oesterreich unternommen wurden, ein ehrliches wissen- schaftliches Streben oder starres Festhalten an vorgefassten Meinungen und eitle Händelsucht zu Grunde liegt. 4. Herr Gutserter an Herrn G. Rose. Fulda, den 11. August 1852. Meine Rhönkarte hat einen nicht unbeträchtlichen Zu- wachs in den Juliferien erhalten, ich habe die Arbeit nördlich 521 bis zum Parallelkreise von Fischbach und ostwärts bis in den Meridian von Ostheim fortgesetzt, welchen Herr ÜREDNER als westliche Grenze seiner Karte von Thüringen angenom- men hat. Den Herbst hoffe ich mindestens über den Paral- lelkreis von Dermbach vorzugehen. Damit würde dann der geologisch bedeutende Theil der Rhön in seiner ganzen Län- generstreckung von Süden gegen Norden geognostisch kartirt sein. Das Uebrige umfasst nur geringe Arbeiten der letzten Vollendung. Erlauben Sie mir noch einige Bemerkungen über das relative Alter der vulkanoidischen Formationen des Rhön- gebirges. *) Die untersten weitverbreiteten Lager der Diluvialgerölle führen neben den verschiedenen Sandsteinen nur Gerölle von Phonolith. Auf diesen lagert ein mächtiger Sand, welcher eine zweite höhere Ablagerung; dieser sogenannten Diluvial- geschiebe von der erwähnten scheidet; sie hält sich viel mehr in lokalen Grenzen und ist nach Ausdehnung und Lagerung von den Wassern viel später abgesetzt in einer Zeit, als die Thalbildung der gegenwärtigen Oberflächengestalt der Ge- send schon näher trat; erst in dieser Periode erscheinen Basalte unter den Rollstücken. Noch einmal überdeckt eine mächtige Sandschicht**) die bezeichneten tiefern Grand- und Schuttmassen und auf dieser ruhen den untern sehr ähnliche Trümmer, in welchen die Phonolithe und Basalte den Sand- stein an Zahl überwiegen oder doch mehr verdrängen; dem Anscheine nach haben, sie weniger Schlifi' und kommen in abermals beträchtlich verkleinerten Gebieten die Höhen ver- meidend an tiefgelegenen Stellen vor; zu denselben tritt hier noch Phonolith 2, der trachytische Phonolith, eine Erschei- *) Deren Verallgemeinerung hier keine Berücksichtigung finden kann. »*) Ich halte diese Sandbildungen für Theile der jeder Eruptiv- periode angehörigen Reibungsconglomerate, welche dem Erscheinen der Feuergesteine an der Oberfläche vorangingen. Die grosse Anhäufung von Bruchstücken krystallinischer Rindengesteine in sämmtlichen rhöni- schen Tuffen und Conglomeraten bestätigt diese Ansicht. 522 nung, welche man besonders in den Thalabgängen in der Umgebung der Alschberge und der Friesenhäuser Kuppe beobachtet. Von da aufwärts bis zu dem über alle die ge- nannten Gebilde hinwegziehenden Lehm kann man eine wei- tere Stratenfolge kaum beobachten. Dieses ausschliessende Vorkommen des Phonolithes 2 in dem untersten Diluvialabsatz, das allmälige Zutreten der Basalte und der trachytischen Gesteine sprechen die Ord- nung, in welcher die Eruptivfelsen der Rhön zu Tage auf- stiegen, klar aus. Neben den früher aufgezählten Beweisstellen*) für ‘das Aufsteigen des Basaltes 2 (Hornblendebasalte) nach dem Phonolith 2 verdient ein Basaltanstehen an der Südseite des Stellberges, oder zwischen dieser Höhe und der Maul- kuppe als bemerkenswerthes Zeugniss in den vier Ausbruchs- gruppen der Rhön genannt zu werden. Ein entschiedener Hornblendebasalt umschliesst an dieser Stelle sehr viele Bruchstücke von Phonolith 2; eine Hornblende- und Ausit- krystalle einhüllende Wacke nimmt hier eine ähnliche Stelle zum Gestein- ein wie am Pferdskopf unter freilich sehr ver- änderten kleinen Raumverhältnissen. Die Einschlüsse des älteren Phonolithes in Basalt 2 des Geckenhofes, des Ge- meindeholzes von Dittges und Meiensteines erwähnte ich früher schon. Die Mittheilungen des Herrn Dr. Scumip aus Jena über Basalteinschlüsse im Phonolith des Teufelsteines überraschten im ersten Moment sehr. Bei näherer Untersuchung fand diese Frage einfach ihre Lösung in dem allgemeinen Zusam- menhang der vulkanoidischen Gesteine und in den ihnen ei- genen Einschlüssen. Vor mehren Jahren wurden nicht allein von mir, sondern auch von Herrn Gössmann Einschlüsse von schwarzen und andern dunkeln Farben in dem Phonolith des Teufelsteines gefunden. Die Vergleichung dieser Fragmente *) Vergl. LeoxuAarn’s Journal Jahrg. 1845. S. 129., Jahrg. 1846, S. 49., Jahrg. 1847. S. 324.; amtlicher Bericht über die Versammlung der Naturforscher in Aachen 1847. 8. 358. 523 mit den in den Basalten so weit verbreiteten Bruchstücken krystallinischer Rindengesteine und plutonischer Felsarten, besonders mit Stücken von Hornblendeschiefern in losen Phonolithblöcken an dem nordwestlichen Fusse der Milsen- burg und den zahlreichen Einschlüssen aus der genannten und andern krystallinischen Schieferarten in den trachytischen Tuffen des Steterraines bei Scheckau, im Thiergarten wenige Hundert Schritte südlich von dem Försterhause, am Ziegen- kopf, ferner mit den gleichartigen Bruchstücken in den man- nigfaltigen basaltischen Trümmer- und Conglomeratgesteinen auf dem ganzen Nordwest-Abhang der Milsenburg bis nach Scheckau u, 8. w. u. s. w. lässt dieselben als Fragmente der genannten Gebirgsarten erkennen, welche nach ihrer ver- schiedenen Grösse und der abweichenden Temperatur der einhüllenden Gesteine durch Gluth*) geringere oder grössere Metamorphose erlitten, nachdem sie vielleicht zuvor schon auf nassem Wege einer Substanzveränderung ausgesetzt wa- ren. Der erste Phonolithblock, den ich in Ihrer Gegenwart Pfingsten dieses Jahres auf dem Teufelsteine anschlug, wie- derholte in engbegrenztem Raume die oft schon beobachteten Uebergänge der Bruchstücke jener mehr erwähnten krystal- linischen Schieferarten in 'dunkele, äusserlich basaltähnliche Körper. Nie fand ich in diesen Einschlüssen Olivin, der doch nicht leicht einem rhönischen Basalte, namentlich in der Gegend der Milsenburg, fehlt. -Unerachtet meiner besondern Aufmerksamkeit grade auf diesen Gegenstand sah ich nie einen Basalteinschluss, obwohl ich die sämmtlichen anstehen- den Phonolithfelsen der Rhön, soweit sie zugänglich sind, mit den Augen, und ausserhalb dieser Grenze zum grossen Theil mit dem Fernrohr abgesucht habe. Ebenso wenig zei- gen die Tausend und Tausend Phonolithblöcke, wie sie na- mentlich an verschiedenen Seiten der Milsenburg in den grossartig entwickelten Trümmergängen, und in andern Ge- *) Auch der Phonolith zeigt sehr verschiedene Grade der Verände- rung durch die Gluth des umhüllenden Basaltes je nach dem Volumen der Bruchstücke, 524 genden, in die Thäler hinabtreiben, keine Spur von einge- hüllten Basalten.*) Noch sprechender ist die Abwesenheit derselben in den von Sand und Wasser glatt geschliffenen, ‘ oft ganz mit einer weissen oder doch ganz lichten Verwit- terungsrinde überzogenen Diluvialgeröllen des Phonolithes 2, deren polirte Oberfläche doch so leicht jeden Einschluss plutonischer oder sedimentärer Art unterscheiden lässt, und welche in der Gegend von Fulda weit verbreitet sind und ° auf einer Höhe südlich von Mackerzell Dimensionen von 3 Fuss und darüber erreichen. Diese Gründe, die Art und Weise wie die Basalte den Phonolith peripherisch umstellen und ihm in seinen Verbreitungslinien ausweichen, selbst die lokale fast allein dem Phonolith folgende Schichtenstellung, die selten und dann immer nur rein partiell von dem Basalt abhängt und andere an den angeführten Orten aufgezählte Thatsachen, wie auch die Andeutungen, welche schon jetzt das Verhalten der rhönischen vulkanoidischen Felsarten in ihrem relativen Alter als ein allgemeines Verbreitungsgesetz dieser Gesteine über die Erde ahnen lässt, machen die Annahme einer Basaltbildung älter als Phonolith durchaus unwahrschein- lich, wenn man auch die Entdeckung einer solchen bei dem heutigen noch unznreichendem Umfange der Erfahrung nicht gradezu für unmöglich halten darf. Weitere Beobachtungen werden entscheiden. Zur Beantwortung dieser Frage möchten am sichersten Untersuchungen über die Vulkanoidgesteine auf den Hoch- platten des südlichen Frankreichs führen, da sich dort jeden Falles entscheiden lässt, ob ein Basalt den Granit vor dem Phonolith 2 durchbrach; nach den interessanten Mitthei- Inngen des Herrn TueosaıLn in Hanau über die Vulkane des Vivarais (v. Leonn. Jahrb. Jahrg. 1847. S. 257—284) liegt das Letztere ausser den Grenzen ‚aller Wahrscheinlich- keit. Was ich vorhin von den dunkeln Einschlüssen aus *) Dass neben den mit Moosen und Flechten überkleideten Steinen auch viele, sehr viele nakte Felsoberflächen vorkommen, bedarf wohl kei- ner besondern Erwähnung. 525 metamorphischen Gesteinen im Phonolith der Rhön erwähnte, wird sich dort, wo Granit und krystallinische Schiefer in grosser Erstreckung zu Tage tretend die von den Vulkanoid- gesteinen durchbrochene Basis zusammensetzen, auf welcher die Kegelberge der Phonolithe u. s. w. stehen, nach allem Scheine in sehr ausgedehntem Maassstabe wiederholen; und die Beobachtung findet da jedenfalls ein zugängliches Feld, die Einschlüsse und ihre ursprünglichen Lagerstätten nähern sich einander wie in keiner andern Gegend der Erde. 5. Herr v. OrynHAausen an Herrn v. GARNALL. Breslau, den 21. März 1852. Anliegend beehre ich mich dem Wunsche des Herrn Professor GöPPErT entsprechend Ihnen ein Schreiben *) des- selben vom 18. d. M. nebst einem für die geologische Zeit- schrift bestimmten Aufsatze zu übersenden. **) Der Aufsatz giebt eine Uebersicht der Braunkohlenflora des nordöstlichen Deutschlands. Sie werden aus demselben ersehen, dass dazu den interessantesten Beitrag der erst kürzlich entdeckte Fundpunkt unweit Cantk (mehr als 130 Species) geliefert. Sehr bedauerte ich, dass Sie auf der Rückreise sich hier in Breslau nicht aufhalten konnten, ich würde Ihnen in diesem Falle vorgeschlagen haben, die höchst interessante Sammlung bei Herrn Prof. Göpperr in Augen- schein zu nehmen. Das Vorkommen bei Cartk verspricht noch eine sehr reiche Ausbeute, sobald nur erst die Witte- rung günstiger wird und ist sowohl wegen der Mannigfaltig- keit wie der ausgezeichnet schönen Erhaltung der Exemplare merkwürdig und da dieselben in so grosser Menge vorkom- men, wird es in den meisten Fällen gelingen von den ver- *) Folgt unten, *#) 8. 4S4fgg.: Ueber die Braunkohlenflora des nordöstlichen Deutsch- lands. 526 schiedenen Species vollständige und schöne Exemplare zu erhalten. — Dass dieser Fund auf eine entsprechende wissen- schaftliche Weise ausgebeutet werde durch eine nicht zu kostbar aber doch würdig ausgestattete Monographie, ist ge- wiss sehr wünschenswerth, um so mehr da Prof. GöPPERT sich dieser Arbeit auf die uneigennützigste Weise zu unter- ziehen bereit ist und ihm sowohl die technischen wie die wissenschaftlichen Mittel zu Gebote stehen etwas Ausgezeich- netes zu leisten. Das Schwierigste ist, die Kosten für die Anfertigung correcter Zeichnungen zu beschaffen, gelingt dies, dann wird sich leicht ein Verleger finden, der das Werk in würdiger Ausstattung zu einem billigen Preise herauszu- geben übernimmt. Nach einem Ueberschlage dürften zur Beschaffung der Kupfertafeln für eine Ausgabe von 400 Exem- plaren circa 300 Thaler erforderlich sein. 6. Herr Göprerr an Herrn v. GARNALL. Breslau, den 18. März 1852. Beiliegend erlaube ich mir Ihnen für die Zeitschrift un- serer deutschen geologischen Gesellschaft eine Abhandlung *) zu übersenden, deren Inhalt eine nicht unbedeutende Berei- cherung unserer vaterländischen Flora nachweist und für die Zukunft noch mehr verspricht. Angelegentlich wünschte ich diese Entdeckungen in einer selbstständigen Schrift zu ver- öffentlichen und damit nicht in auswärtige Zeitschriften oder ins Ausland zu wandern, weil es mir in jeder Hinsicht un- ‚angemessen erscheint, solche nahe liegende Beobachtungen an durchaus fremden Orten zu veröffentlichen. Fortdauernd mit der Tertiärflora beschäftigt, wozu ein überaus reiches Material nicht blos aus Deutschland, aus dem westlichen und mittleren, sondern auch aus dem höchsten Norden aus Grön- *) S. 484 fgg.: Ueber die Braunkohlenflora des nordöstlichen Deutsch- lands. 527 land und aus dem Süden aus Java vorliegt, werde ich Ihnen bald wieder Abhandlungen dieser Art einsenden. Die Flora von Java ist fast durchweg tropisch. Es wird meist gelin- gen, sie auf analoge jetztweltliche Gattungen zurückzufüh- ren. Sie wird als eine selbstständige Arbeit auf Kosten des niederländischen Gouvernements erscheinen. Ich hoffe sie noch im Laufe dieses Jahres Ihnen übersenden zu können. 7. Herr Ewarn (Sekretaır des Vereins für Erdkunde zu Darmstadt) an Herrn v. CARNALL. Berlin, den 11, Mai 1852. Der deutschen geologischen Gesellschaft beehrt sich der Unterzeichnete von den Bestrebungen eines im Herbste vorigen Jahres zusammengetretenen Vereins*) Kenntniss zn geben, welche zu dem Bereiche der Thätigkeit der deutschen geologischen Gesellschaft in naher Beziehung stehen dürften. Der Zweck dieses Vereins ist geologische Detail- aufnahme auf Grund topographischer Karten im Maass- stabe von 1::50000, welche sich vorerst auf Grossherzogthum und Kurfürstenthum Hessen, Herzogthum Nassau und die königlich baierische Rheinpfalz einschliesslich der dazwischen gelegenen anderen Staatsgebiete so wie der angrenzenden Landestheile von Preussen, Baiern, Würtemberg und Baden, mithin auf ein Gebiet von wenigstens 600 Quadratmeilen er- strecken soll. Das Ganze zerfällt in etwa 60 Sectionen, von welchen 12 bis 15 im Laufe dieses Sommers zur Vollendung kommen. Theile von Nassau, Rheinhessen, der Wetterau, des Maingebietes, des Vogelsbergs, der Rhöngegend liegen bereits fertig vor. Die Ausführung ist von folgenden, mei- stens bereits durch wissenschaftliche Arbeiten bekannten Geo- logen übernommen worden: BEckER in Darmstadt, Dr. Dıer- FENBACH in Giessen, GUTBERLET in Fulda, JAEGER in Dar- *) Vergl. S. 220. 528 heim, Lupwie in Nauheim, Roman in Heilbronn, Dr. F. SANDBERGER in Wiesbaden, TascHk& in Salzkausen, THEOBALD in Hanau, VoLTz in Mainz. Materialien, zum Theil von grossem Umfange, sind dem Vereine zur Verfügung gestellt von ScHwARZENBERG, Ober- bergrath in Kassel, für Kurhessen, Schmipr, Bergverwalter, in Dornassenheim, für das Hessische Hinterland, Gümpeı in München, für die Rheinpfalz. Weiter haben sich an dem Vereine betheiligt H. von MEyErR zu Frankfurt, Freiherr v. REpen daselbst, ©. Röss- LER zu Hanau, A. SCHLEIERMACHER zu Darmstadt. Die provisorische Geschäftsleitung besorgen die Mitglie- der von Darmstadt, Hauptmann Becker und der Unterzeich- nete. Die Centralsammlung von Felsarten und Petrefakten wird zu Darmstadt bei dem dortigen Vereine für Erdkunde und verwandte Wissenschaften aufbewahrt. Die demnächstige Veröffentlichung der Arbeiten wird in folgender Weise beabsichtigt: 1) An wissenschaftliche Vereine, Bibliotheken und ein- zelne Gelehrte würden colorirte Copieen der Originalaufnah- men im Maassstabe von 1 : 50000 nebst den Specialbeschrei- bungen und Profilen abgegeben. 2) Für den allgemeinen Gebrauch wird eine reducirte Karte von 16 bis 20 Sectionen im Maassstabe von 1: 100000 und in Farbendruck ausgeführt werden. Es ist der besondere Wunsch des Vereins, sich an be- reits vorhandene Arbeiten der Nachbarländer anzuschliessen, oder mit solchen, die noch beabsichtigt werden, Hand in Hand zu gehen und namentlich mit den geologischen Aufnahmen der preussischen Rheinprovinz und Westphalens bekannt zu werden. Für eine Unterstützung in dieser Beziehung von Seiten der verehrlichen deutschen geologischen Gesellschaft würde sich der Unterzeichnete Namens des genannten Ver- eins, der sich vorerst noch nicht unter besonderem Namen constituirt hat, zu verbindlichstem Dank verpflichtet erkennen. 529 \ 8. Herr Corra an Herrn Beyrıch. Freiberg, den 12. November 1852. Der Brief Herrn EneELHarpr’s im zweiten Hefte dieses Bandes der Zeitschrift S. 236 veranlasst mich zu der Be- merkung, dass ich in diese Angelegenheit nur durch eine kleine Ungenauigkeit des Gothaer Protokolles vom 23. Sep- tember 1851 verwickelt worden bin. Die in dem Protokoll referirten Angaben über die Gliederung der thüringischen Grauwacke rührten nicht von mir, sondern nur von Herrn RıcuHter her, den ich damals blos zu dieser Mittheilung auf- forderte. Zu der Zeit als ich meine Karte von Thüringen bearbeitete (1845), waren in der Grauwackenbildung dieser Gegend noch so wenige Versteinerungen aufgefunden, dass leider noch keine Ansicht über die geologische Stellung der einzelnen Glieder möglich war. Ich kenne daher diese Glie- derung durch eigene Anschauung gar nicht. 9. Herr Beınertr an Herrn Beyrıcn. Charlottenbrunn, den 13. September 1852. Vor ungefähr drei Wochen erhielt ich durch Vermitte- lung der Herren Schullehrer Pos in Tannhausen und Heıprıcn in Schwarzwaldau ein Stück Sandstein, den ich für unteren Quader von ARaspenau ansehe. Ein Maurer- geselle, der diesen Sandstein als Baumaterial verarbeitete, fand darin einen Einschluss, den er, ıhn für ein Hörnchen haltend, aufbewahrte, bis derselbe durch angeführte Vermitte- lung in meine Hände gelangte. Der Gegenstand, in ein Lager in gedachtem Sandstein genau passend und dem darin enthaltenen Abdruck entsprechend, ist an sich vor- trefflich erhalten, wovon nachstehende naturgetreue Zeich- nung in natürlicher Grösse Zeugniss ablegt. Obwohl ich nicht einen Augenblick in Zweifel war, dass es der Zahn Zeits, d.d. geol, Ges. IV, 3, 39 530 eines Sauriers sei, der den Lacer- ten der Kreideformation beizu- zählen sein dürfte, so halte ich mich doch weit entfernt, aus ei- nem Fangzahn bestimmen zu wol- len, welch einer bereits beobach- teten Gattung und Art derselbe angehören könnte; nur so viel wage ich auszusprechen, dass er aus der Familie ‚‚Crocodilinae” ab- stammt, und wahrscheinlich iden- tisch mit Polyptychodon Owen von Hythe und Maidstone aus dem Neocom ist. Da ich den Zahn selbst für jetzt nicht einsenden kann, so bitte ich vorläufig eine Beurthei- lung desselben aus beistehender Zeichnung und der hier folgenden Beschreibung schöpfen zu wollen. . Der Zahn besitzt eine Höhe von 2 Zoll 5 Linien, wo- von 9 Linien auf die mit Cement bedeckte Wurzel und 1 Zoll und 8 Linien auf d’e schmelzfaltige Krone kommen. Zwei entgegengesetzte Seiten des Zahnes verflächen sich ein wenig schief, so dass die Basis der Wurzel ein ovales Profil beschreibt, dessen breitester Durchmesser 4 Zoll 5 Linien, der schmälere 1 Zoll beträgt. Die Krone hat keine Schnei- den, ist von der Mitte aus nach dem breitesten Durchmesser des Ovals sanft einwärts gebogen, und hat zwei + Linie breite, klaffende, mit Schmelz überzogene Querrisse in einer Erstreckung von 7 Linien. Sie ist ringsherum mit 98 Falten von verschiedener Länge und von der Stärke eines schwa- chen Zwirnfadens verziert, wovon jedoch nur 10 in der ab- gestutzten Spitze auslaufen, so dass man sie zusammen be- trachtend — ähnlich der Aderstellung von der Pilzgattung ;Merulius”’ — mehrreihig bezeichnen könnte. Die einzelnen Falten sind fast gekerbt und gleich der ganzen Krone dun- 531 kelbraun, glänzend, wie gefirnisst oder mit Gummilack (Lacca in tabulis) überzogen. Der Zahn ist von der Wurzel bis zum abgestutzten Kronenende hohl gewesen und mit derselben Sandsteinmasse ausgefüllt, in der er aufgefunden wurde, was wohl anzuneh- men berechtigt, dass er ursprünglich hohl gewesen. Die Wände an der Wurzelbasis sind 1% Linie dick, zerbröckeln querstänglig und besitzen eine hellere, minder glänzende bräun- liche Färbung als die faltige Aussenfläche der Krone. Die Wände der abgestutzten Kronenspitze sind nur 4 Linie dick. Die mit Cement überzogene Wurzel ist faltenlos, glanzlos, lehmfarbig. Anmerkung. In einem schlesischen Quadersandsteinstück von unbekanntem näheren Fundort, welches dem Gesteine nach von der Nord- seite des Riesengebirges etwa aus den Steinbrüchen bei Löwenberg oder Plagwitz herstammen könnte und durch den Ankauf der Orro’schen Sammlung in die Königliche Sammlung zu Berlin gelangte, befindet sich der wohlerhaltene Abdruck eines Zahnes, welcher viel grösser ist als der von Herrn Beiınert beschriebene, in seinen wesentlichen Charakteren der Form und Oberfläche aber ganz mit demselben übereinstimmt. Der Zahn in der Berliner Sammlung hat die Länge von 4 Zoll, wovon 2 Zoll 3Li- nien dem gerippten Kronentheil, das Uebrige der glatten Basis des Zahnes angehört. Die Dicke des Zahnes am unteren Ende beträgt 1 Zoll 64 Linien. Von der Masse des Zahnes ist nichts erhalten. Die Ausfüllung der hohlen Basis zeigt, dass die innere Höhlung des Zahnes ungefähr bis zur Höhe, wo aussen die Längsrippung beginnt, heraufreichte. Beide Zähne, der in Berlin, wie der von Herrn BEiert so genau beschriebene, lassen sich schr wohl dem Polyptychodon continuus Owen zu- rechnen, welcher vornehmlich durch grössere Dimensionen und zahlreichere Längsrippen vom P. interruptus unterschieden scheint. Der Sandstein in Schlesien an beiden Lokalitäten, wo diese Zähne gefunden sind, gehört zum Cenoman. Gleiches Alter haben die Schichten, in welchen bei Goslar die von H. v. Meyer dem Polyptychodon interruptus zugerechne- ten Zähne vorgekommen sind. In England sind die Lager, in welchen P. interruptus nach Owen’s Angaben besonders häufig gefunden wird, gleichfalls von diesem Alter, während die von Owrx als P. continuus unterschiedenen Zähne theils in älteren Bildungen (lower Greensand), theils in jüngeren (chalk of Sussex) gefunden wurden. Beyrıcn. 532 10. Herr Rıcurter an Herrn Bryrıch. Saalfeld, den 1. November 1852. Bezüglich auf die Ansicht des Herrn Berginspektors ENGELHARDT in Obersteinach über die thüringische Grau- wacke, wie er sie Ihnen in seinen zwei Briefen vom 6. und 9. Juni d. J. (im 2. Hefte dieses Bandes der Zeitschrift S. 232 ff.) der meinigen (Bd. Ill. der Zeitschrift Heft 4. S. 536 und Taf. XX.) gegenüber dargelegt hat, vergönnen Sie mir gewiss auch ein Wort der Erwiderung oder am liebsten der Verständigung. Freilich wird eine solche nicht leicht sein, so lange Herr E. für seine Auffassung der Verhältnisse keine Beweise führt und zugleich Thatsachen, die wenigstens vor- läufig noch für beweisend gehalten werden müssen, nicht als solche anerkennt; so lange er also z. B. die Griffelschiefer devonisch nennt, ohne bis jetzt darin etwas anderes als „ein Schwanzschild eines grossen Trilobiten” gefunden zu haben, oder ‚seine „blauen” Kalke nebst den Alaunschiefern voll Graptolithen mit dem Aymestrykalke und mit BARRANDE’s Etage G parallelisirt, oder die Nereiten maassgebend nennt und die Schichten, in denen sie vorkommen, den Unterlud- lowschiefern gleichstellt, oder Schichten, in denen er „eine Unzahl von Cypridina serratostriata” findet, Wenlockkalk sein lässt, oder endlich Schichten mit Calamiten u. s. w. un- tersilurisch nennt. Als Beleg führt er ein Profil des Steinach- thales bei Obersteinach bei, aus welchem Sie das Fortstrei- chen namentlich seiner Knotenkalke von Steinach bis Saal- feld ersehen sollen. Demnach scheint es, als ob Herr E. dieses Profil, welches vorzugsweise das linke Gehänge des Steinachthales auf eine Erstreckung von ungefähr 2 Stunden wiedergiebt, als normirend für die thüringische Grauwacke überhaupt und für die obersilurische Abtheilung derselben insbesondere betrachtet wissen wollte. In diesem Falle dürfte aber doch zu wenig Rücksicht darauf genommen sein, dass gerade bei Steinach das Gebiet dieser Abtheilung sich be- sonders verengt, während es in anderen Theilen des Gebir- 533 ges, z. B. von Rohrbach bis Lehesten oder bis zum Kulm von Lobenstein sich ungleich weiter ausdehnt. Sodann scheint es mir auch, als ob manche Verhältnisse sich noch bestimm- ter fassen liessen. Erlauben Sie daher, dass auch ich eine Skizze der Steinacher Verhältnisse beilege. Die Buchstaben sind die nämlichen, wie auf dem Profile Herrn Es, nur habe ich mit x die Alaunschiefer, mit y Herrn E’s Knoten- schiefer und mit c’ die eigentlichen Nereitenschichten noch speciell unterschieden. Lassen Sie mich nunmehr noch auf einige Einzelheiten eingehen. 4) Die Griffelschiefer (D), die noch an mehreren Punk- ten (Arnsgereuth, Weischwitz, Judenbach u. s. w.) als die Er- läuterung zur Uebersichtskarte angiebt, vorkommen, habe ich wegen der darin schon früher gefundenen Ogygia (l. c. 5.546.) für älter als devonisch halten müssen. 2) Die grauen sandigen Schiefer (unter @ mit den blauen Schiefern vereinigt) sind weder constante Begleiter der Kalke, noch auch blos in deren Hangendem zu finden, weshalb ich Bedenken trug, sie für ein selbstständiges Glied zu halten. 3) Der Orthoceratit aus den „blauen” Kalken (d), den Herr E. O. ibex nennt, ist nach genauester Vergleichung mit böhmischen Exemplaren O. bohemicus BARRAnDE. Ausser Krinoideenstielen mit fünflappigem Kanale kenne ich aus diesen Schichten nur noch eine Schnecke (der Nerita spirata Sow. ähnlich) und Monograpsus priodon Bronx. „Orthis orbicularis” habe ıch, als Herr E. kürzlich die Güte hatte mir seine Sammlung zu zeigen, nicht gesehen. — Die Kie- selschiefer sind wohl nicht allein durch Quarzgänge umge- wandelte Alaunschiefer (x), sie treten im Gegentheil oft sehr selbstständig und in weiter Erstreckung auf (Meura, Dösch- 534 nits, Arnsgereuth, Rothenbach, Lositz, auch bei Steinach selbst u. s. w.). Diese Schichten, die Herr E. dem Aymestry- kalk und Barranpe’s Etage G parallelisirt, muss ich nach den erwähnten Petrefakten und namentlich nach den en lithen mit Barranpe’s Etage E gleichstellen. 4) Die von Herrn E. als Oberstes seiner Nereitenschie- fer bezeichneten ‚‚Knotenschiefer” (y) habe ich nach ihrem anderweitigen Vorkommen (Gebersdorf, Grossneundorf, Döschnitz) für das Unterste der „blauen” Kalke halten müs- sen und deshalb auf der Uebersichtskarte zwei Kalkzüge durch Steinach gelegt. In denselben kommen Orthoceratiten mit weitem Sipho, vielleicht Cochleaten, vor, nebst kleinen Tentaculiten in den Schiefern wie in den Kalkknoten. Ich kenne dieselben nur aus diesen Schichten und aus den kalk- freien Schiefern im Hangenden der eigentlichen Nereiten- schichten (Weg nach Zümmern, Steinach, Spechtsbrunn, Gebers- dorf, Grossneundorf, Knobelsdorf, Rothenbach, Weischwitz, Döschnitz u. 8. w.). Diese letzteren (c‘), durch die Nereiten, die Herr E. selbst maassgebend nennt, charakterisirt, dürfen gewiss nicht den Lower Ludlow-rocks gleichgestellt werden. 5) Die Schiefer (c), die Herr E. als oberstes Glied sei- ner Knotenkalke beschreibt, sind meines Wissens das un- terste Glied der Nereitenschichten, welches deren Uebergang in die blauen Schiefer vermittelt. Als solches können sie wohl noch einzelne Graptolithen enthalten. Aber auf den ‚„Knotenkalken” liegend habe ich sie nirgends, auch nicht bei Steinach (vergleiche das Profil) gesehen. Die Hauptdifferenz zwischen Herrn E. und mir dreht sich um die Stellung der „Konotenkalke” (5), die ich für Uypridinenschiefer halte. Ueber die petrographische Beschaffenheit dieser Schichten, die ich schon in meinen Beiträgen zur Paläontologie des Thüringer Waldes 1848 ausführlich beschrieben habe, be- merke ich nur, dass nirgends, auch nicht an den Punkten, die Herr E. selbst die Güte hatte mir zu zeigen, compacte Kalkbänke vorkommen. Es drängen sich nur in einigen Schichten kleinere Kalkknoten in grösster Menge zusammen, 533 bleiben aber im Einzelnen immer noch vom Schiefer umhüillt und constituiren so die sogenannten und vielbenutzten Plat- ten. Untergeordnet treten zwischen diesen Schiefern an meh- reren Punkten, so auch bei Szeinach auf dem Lerchenberge, Sandsteinbänke mit Pflanzenresten auf. Was die Lagerung dieser Schichten betrifft, so erscheinen sie wie an mehreren Punkten, so auch da, wo Herr E. sie in seinem Profile an- giebt, allerdings regelmässig den blauen Schiefern aufgela- gert; allein es lässt sich daselbst nicht nachweisen, dass sie in der Weise unter die weiter thalaufwärts anstehenden Schichten einschiessen, wie Herr E. es zeichnet. Sie be- decken an dieser Stelle den Nordwestabhang eines Hügels, an dessen Fuss sie sich theils unter Ackerkrume (%) verber- gen, theils bis ins Flussbette herabreichen. Ein kleiner Bach trennt sie von den Schiefern c. Dagegen liegen sie auf dem etwas südlich sich senkenden Rücken des auf dem rechten Stei- nachufer sich erhebenden Lerchenberges zuoberst mit süd- östlichem, auf dem Westabhange des Berges mit westlichem Einfallen, während die darunter in h. 3. fortstreichenden Schichten ce und a steil nach N.W. fallen. Eine ‚‚Scholle” dieser Formation, die bei Meschenbach auf grüner Grau- wacke (4) liest, fälit theilweise nach S.W.S. ein; bei Frie- drichsthal geschieht das Einfallen dieser Schichten nach N.W., W.N.W., W.S.W., S. und von da im Meerschgrund aufwärts nach N.W., N., N.O., je nach der Richtung der Bergwände. Eine solche Scholle an der Strasse von der Küche nach Gräfenthal fällt nach S., bei G@ebersdorf nach W.S.W. und S.O., zwischen Gräfenthul und Marktgölitz nach S.O., bei Probstzella nach S.O.S., an der Brücke von Marktgölitz nach W. und S.O., unterhalb Oberloguitz nach 0.8.0., bei Anobelsdorf nach W., O., S., bei Zeschwitz nach N., N.O.N., O.S.0., S.O. ein, während bei Schlaga eine solche Partie söhlig auf den blauen Schiefern liegt, die hier wie an allen den genannten Punkten steil nach N.W. einfal- len. Diese Lagerungsverhältnisse, wofür auch die nächste Umgebung Saalfelds viele Beispiele liefert, so wie der ge- 536 ringe Umfang der Schollen bestimmten mich zu der An- . nahme, dass diese Schichten nur noch die Trümmer einer dem obersilurischen Systeme auf- und übergelagerten Formation seien. Endlich konnte ich nicht wagen, Schichten, die ab- gesehen von den Pflanzenresten ihrer Sandsteine (Equiseti- ten, Odontopteriden, Nöggerathien, ? Palmen, Coniferen u. s. w.), in ihren Kalkknoten Clymenien, in ihren Schiefern Phacops ceryp.ophthalmus Emmr., Ph. arachnoideus Hönınen., Cylindraspis latispinosa SAamps., Cypridina serratostriata SANDE., Posidonomya venusta SAnne. (nicht v. MÜNSTER), P. striatosulecata Roem. u. s. w. führen, ein anderes Alter zuzuschreiben als den nassauischen und hercynischen Schich- ten, in denen die nämlichen Petrefakten vorkommen. Nerei- ten habe ich in diesen Schichten nicht gefunden, sondern nur, wie ausdrücklich in der Erläuterung bemerkt ist, sehr ähnliche Formen. Die von Herrn E. aus diesen Schichten angeführten Terebrateln habe ich weder in seiner Samm- lung, noch überhaupt jemals aus thüringischen Gesteinen gesehen, dagegen die von ihm weiter genannten Brachiopo- den, Korallen u. s. w. nur in den Gesteinen, die ich der älteren rheinischen und hercynischen Grauwacke zu paralle- lisiren versuchte. Diese Gesteine hat Herr E. nicht zusam- mengeordnet, doch glaube ich sie in den „Grauwackenbänk- chen” der Schichten, die er als oberes Glied seiner Knoten- kalke anspricht, und in den „schwachen Bänkchen der Roll- steingrauwacke” des mittleren Gliedes seiner Nereitenschiefer wiederzuerkennen. So viel ich weiss, stehen sie bei Steinach selbst nicht an, sondern an dem Wege von da nach Häm- mern. Da es mir dort nicht möglich gewesen ist, hinrei- chende Beobachtungen über ihre Lagerungsverhältnisse zu machen, so kann ich mich nur darauf berufen, dass Schich- ten, die den dortigen petrographisch zum Verwechseln ähn- lich sind und ebenso wie jene unter andern Phacops ? lati- frons BRonn, Spirifer ? speciosus GoLpr., Orthis ? umbra- culum v. Buc#, Turbinolopsis pluriradialis Roem., Retepora hexagonalis Roeım., ÜCalamopora polymorpha GoLpr. und 537 Pflanzenreste enthalten, auch hier an einigen Punkten vor- kommen und überall den steil aufgerichteten obersilurischen Schichten übergelagert sind. Deshalb sowohl, als wegen der Petrefakten, zu denen in der Sammlung des Herrn E. noch Pleurodietyum problematicum GoLpr. kommt, muss ich sie für altdevonische halten. Mit ihnen habe ich, freilich blos um der Lagerungsverhältnisse und um einiger Trochiten willen Schichten verbunden, die Herr E. als „dunkelgraue Grauwacke” (B seines Profils) beschreibt und zum untersilu- rischen System rechnet. Sie liegen bei Köppelsdorf, im Kuhthälchen bei Steinach (von wo Fragmente am rechten, aus blauen Schiefern bestehenden Gehänge des Steinachtha- les herabgefallen sind; dass die Schichten quer über das Thal streichen, habe ich nicht beobachten können), bei Sat- telpass, auf dem rothen Berge bei Tauschwitz, bei Ziegenrück u. s. w. auf den blauen Schiefern und enthalten ausser vie- len andern Pflanzenresten Knorrien oder Dechenien, Mega- phytum (Rothenbergia) Hollebeni Corra, Calamites transi- tionis GöPPp., C. remotissimus Göpr. (distans Roem.), C. tu- bereulatus Göpr. (cannaeformis Bronen., Rorm.). Sollten diese untersilurisch sein? Die zugleich vorkommenden For- men, die Herr E. für Nereiten hält, sind hin- und hergebo- gene Eindrücke ohne Seitentheile, weshalb ich Bedenken trage, sie für Nereiten zu halten. 6) Die Dach- und Tafelschiefer (a), die nirgends durch das ganze System hindurchgehen und in verschiedenen Hö- hen vorkommen, schienen mir gleich den Griffelschiefern nur lokale Modifikationen der blauen Schiefer, der Hauptmasse meiner grauen Grauwacke, überhaupt, weshalb ich sie auch nicht als selbstständiges Glied hinstellte. In der Nähe der Nereitenschichten enthalten sie noch einzelne Nereiten. In Beziehung auf die grüne Grauwacke (4) sind wir wohl ziemlich conform. Wenn ich nach dem Vorstehenden in vielen Punkten nicht mit Herrn E. übereinstimmen kann, so weiss ich ihm doch Dank, dass er mir Gelegenheit gegeben hat, wenigstens 538 einen Theil der Gründe zu entwickeln, die meine Auffassung der Verhältnisse bestimmt haben, wobei ich vollkommen an- erkenne, dass noch manches Zweifelhafte übrig bleibt. Na- mentlich dürfte eine genauere Untersuchung und Sonderung der korallenreichen Grauwackenbänke, die nicht alle Pha- cops (?) latifrons Br. führen, wünschenswerth und vielleicht auch für die richtigere Würdigung der Nereitenschichten von Bedeutung sein. il. Herr v. Scaauroru an Herrn Berkıch. Cobnrg, den 3. November 1852. Da Sie die unterm 1. Mai d. J. gegebene briefliche Mittheilung über die im Coburger mittleren Keupersandsteine gefundene Pflanzenversteinerung zum Abdruck in der Zeit- schrift (im 2. Hefte dieses Bandes S. 244) benutzt haben, so sehe ich mich dadurch veranlasst noch einige Worte als Nachtrag zu jenem Briefe zu geben. Gern hätte ich damals Charakteristik und Zeichnung der in Rede stehenden Keuper- pflanze gegeben, allein die vorliegenden Stammtheile gaben durchaus kein zureichendes Material zur sicheren Bestim- mung des Geschlechts, und obgleich ich seitdem in den Be- sitz von noch einigen deutlichen Exemplaren gekommen bin, so lässt sich doch, so lange nicht Zweige mit deutlich an- sitzenden Blättern gefunden sind, das Geschlecht nicht mit Sicherheit angeben. Unsere Keuperpflanze habe ich bis jetzt in mehreren Steinbrüchen, doch nur in der schon früher im dritten Bande der Zeitschrift S. 409 näher bezeichneten Sand- steinlage gefunden und zwar immer in der Sohle; sie bildet daher eine Leitform in unserem mittleren Keupersandstein. Bei der Armuth an organischen Ueberresten und der oft nur wenig abweichenden petrographischen Beschaffenheit der mei- sten Keupersandsteine herrscht in den Angaben des relativen Alters der verschiedenen Sandsteine im Allgemeinen wenig 539 Sicherheit, man darf daher kein Merkmal ausser Acht lassen, welches zur Parallelisirung der einzelnen Schichten in ver- schiedenen Gegenden dien- lich werden kann. Auch aus diesem Grunde mag es ent- 2 TE = TEE \ schuldigt werden, dass ich \ vor vollständiger Kenntniss dieser Pflanze deren Vor- kommen weiter bespreche und zum besseren Verständ- niss die beistehende Zeich- SA nung mittheile. Dass die Pflanze zu Lepidodendron nicht gehört, habe ich schon in meinem letzten Briefe aus- gesprochen, ich nannte sie nur der oberflächlichen rhombi- schen Zeichnung wegen le- pidodendronähnlich. Bei der Formenverwandtschaft man- 2 GEEE AIG Rh GL EG: GEBE LS: HAIE, TREE, TG DAL M Y% DES: DECDSS Eh = FG GG 2 VGEE cher phanerogamischen und kryptogamischen Gewächse ist es oft schwer die unvollstän- digen fossilen Pflanzen richtig zu deuten. So ähneln z. B. manche Lycopodeen manchen Abietineen und ebenso kommt die äussere Zeichnung unserer Keuperpflanze der Zeichnung der Rinde von Pinus picea und mehr von Pinus viminalis sehr nahe. Es wird daher die Frage, ob die Pflanze zu den Kryptogamen oder Phanerogamen zu rechnen sei, schon Schwierigkeiten darbieten, und in der That hat sie bei com- petenten Richtern, welchen ich diese Pflanzenreste zu zeigen Gelegenheit hatte, zu Meinungsverschiedenheiten geführt. Nach meiner Ansicht gehört unsere Pflanze zu den Nadel- hölzern und zwar zu Voltzia oder einem dieser verwandten Geschlechte. Für diese Ansicht sprechen die besonders im Hohldrucke deutlich erkennbaren, als Vertiefungen erschei- nenden Astnarben, die Uebereinstimmung des Hohldrucks 540 mit dem Steinkerne, die grosse Aehnliehkeit der Zeichnung kleiner Zweige mit jener von z. B. bei Sw/zdad vorkommenden Voltzien, die in der Trias überhaupt erst zur Geltung kom- mende Entwickelung der Nadelhölzer und das Vorkommen kleiner Zweige einer Voltzienart mit deutlichen Blättern, aber etwas abweichender Zeichnung des Astholzes in den anstos- senden sandigen Keupermergeln. Den ersten Zweifel, wel- cher gegen diese Ansicht auftauchen könnte, bringen die et- was erhabenen, durch ziemlich tiefe Furchen getrennten Rhom- ben des Steinkerns, welche mit dem Alter an Grösse zuneh- men. Dieser Zweifel dürfte aber bei einer Vergleichung von Stücken verschiedenen Alters gelöst werden. An erwachse- nen Stämmen sind nämlich die Rhomben breit, flach und an den spitzen Enden oft in einander verfliessend, während die- selben an jüngeren Theilen schmäler und gegen die Mitte hin aufgetrieben, an den jüngsten Zweigen endlich fast wie unterbrochene Leisten erscheinen. Daraus geht hervor, dass beim ersten Wachsthum sich erhabene Leisten, von ziemlich der Länge der zukünftigen Rhomben, bilden, welche mit dem zunehmenden Alter und der Erweiterung des Umfangs des Stamms wohl nach der Breite zunehmen und eine rauten- förmige Gestalt annehmen können ohne, wie es der Struktur dieser Pflanzen widerspricht, sich in die Länge bedeutend vergrössern zu müssen. Von mir bekannten, ähnlichen For- men kommt die vom Herrn Professor ScHLEIDEN auf t. V. £. 27. der Beschreibung der geognostischen Verhältnisse des Saalthals bei Jena, in vergrössertem Maassstabe gegebene Zeichnung von Endolepis elegans am nächsten; ich vermag aber nicht anzugeben, ob überhaupt eine Verwandtschaft die- ser Muschelkalkpflanze mit unserer Keuperpflanze besteht. Mit Berücksichtigung dieser Verhältnisse und des mehrfa- chen Vorkommens in der Umgegend von Coburg habe ich diese Pflanzenversteinerung als Voltzia coburgensis in die Sammlung des herzoglichen Museums dahier aufgenom- men und der Zukunft das Urtheil über die Richtigkeit die- ser Ansicht überlassen. Diese Pflanze dürfte eine weitere 541 Verbreitung haben ‚und wie ich bei meiner letzten Anwesen- heit in der Sammlung des naturhistorischen Vereins in Bam- berg gesehen habe, ist sie im Laufe dieses Sommers im Keupersandsteine von Zeil in Unterfranken gefunden worden. Einen ferneren Beitrag zum paläontologischen Charakter _ des besprochenen Sandsteins geben noch calamitenähnliche Reste, welche immer einen bandartig dünnen mit Kohle er- füllten Hohldruck bilden und in unmittelbarer Nachbarschaft der besprochenen Pflanze vorkommen; ferner Cycadeenfrüch- ten ähnliche Knollen. Diese letzteren, gleichfalls in Ge- sellschaft obiger Pflanzenreste vorkommend, haben unver- drückt eine Cocusnuss-ähnliche Form mit einem kleineren Durchmesser von 1 bis 14 Zoll; ihre Anheftungsstelle ist immer bemerkbar, wenn auch ihre Form durch Druck ver- schoben erscheinen sollte. Von Mollusken habe ich in diesem Sandsteine nur eine: undeutliche, nicht bestimmbare, über 2 Zoll lange und 1 Zoll breite Unio-ähnliche Muchel gefun- den. Erwähnen wir endlich noch die von BERGER bestimm- ten Semionotus-Arten, so ist hiermit die Paläontologie dieses Sandsteins erschöpft. Die im Vorgehenden schon mehrfach, erwähnten Keu- persandsteine veranlassen mich noch einige Bemerkungen über den oberen Keupersandstein hinzuzufügen. Bei den Bestimmungen des relativen Alters der einzelnen Keuper- sandsteine in verschiedenen Gegenden hat keiner mehr Anlass zu Meinungsverschiedenheiten und Irrthümern gegeben als der obere Keupersandstein. Vom oberen Keupersandstein kann man, ohne besorgen zu müssen missverstanden zu werden, nicht gut sprechen, wenn man ihn nicht mit Synonymen ein- führt oder seine Stelle durch genaue Angabe der unter- und überlagernden Schichten bestimmt. Die in England zwischen Keuper und Lias durch das Bonebed gezogene Grenze ist in Deutschland fast überall verwischt und wir haben meistens jene Grenze ohne Hinderniss überschritten, wenn wir, von dem weissen grobkörnigen Sandsteine, dem Stubensande, ausgegangen, über wechselnde Sandstein- und Thonschichten 942 bei den Oardinien und Gryphäen führenden Gesteinen im Gebiete des Lias angekommen sind. Daher kam es, dass man von den an der Grenze liegenden Sandstein- und Thon- Schichten mehr oder weniger zum Lias rechnete und dass die Ausdrücke oberer Keupersandstein und unterer Liassand- stein verschiedene Anwendung erhielten. Dies hatte ferner zur Folge, dass die Grenze zwischen Keuper und Lias eine schwankende wurde und dadurch nicht nur auf geognostischen Karten abweichende Bilder entstanden, sondern, was noch störender ist, viele Petrefakten einer und derselben Schicht, theils als Keuper-, theils als Lias-Petrefakten bekannt ge- macht worden sind und, den ersten Angaben zufolge, bis in die Gegenwart in den gediegensten Werken citirt werden. Die zahlreichsten Belege hierzu findet man, wenn man in den Mineralien-Kabinetten nach den Pflanzenversteinerungen von Veitlahm und Theta oder nach Versteinerungen des oberen Keuper- und unteren Lias-Sandsteins überhaupt fragt; man wird dann häufig finden, dass die Lagerstätte einer und derselben Art in verschiedenen Sammlungen dem Keu- per und dem Lias abwechselnd zugerechnet ist. Dieser Um- stand hat mich veranlasst, anf einer Rückreise von Berlin nach Coburg, von Culmbach aus die Fundstätte der Pflanzen von Veitlahm zu besuchen. Wenn man bei Cul/mbach das Mainthal überschreitet, so sieht man am jenseitigen Thalgehänge die oberen Keuper- schichten zu Tag geher und zwar im Dorfe Petzmannsberg den weissen, kaolinhaltigen, als Stubensand bekannten und in Anwendung gebrachten Sandstein; etwas höher, in der Richtung nach Veitlahm und dem Badersberge, wird dieser Sandstein von Mergeln und dem Kieselsandsteine mit sei- nem dolomitischen Kalksteine und seinen Hornsteinausschei- dungen bedeckt; auf diesem ruhen die durch brennend dun- kelrothe und violette Färbung charakterisirten thonigen Mer- gel, rothe und gelbe Thone und endlich das oberste Glied der Keuperformation, der grobkörnige, gelblich gefärbte Sand- stein. Der Uebergang zum Lias wird durch gelbe Thone 543 und Sandsteine vermittelt, welche letztere, meistens schieferig und feinkörnig, durch die Anwesenheit von Cardinien, durch das Erscheinen der Ammoniten und das Vorkommen anderer dem unteren Lias eigenthümlicher Versteinerungen, sich bald als unterer Liassandstein legitimiren. Vor. Veitlahm in der Nähe von Lindig, einem einzelnen Hofe, sind in dem oberen Keupersandsteine drei Steinbrüche im Betrieb, von welchen der südlich gelegene die von Veitlahm bekannt gewordenen und vielfach verbreiteten Pflanzenüberreste geliefert hat. Der obere Keupersandstein tritt hier, wie in ganz Franken, z.B. bei Bamberg und im Coburgschen in bedeutender Mächtigkeit auf. In dem grössten der erwähnten Steinbrüche ist er bis auf eine Mächtigkeit von 30 Fuss aufgeschlossen, er bildet je- doch nicht eine zusammenhängende Masse, sondern ist in zwei bis vier verschieden mächtige, sich auskeilende Lager getheilt und überdies unregelmässig vertikal zerklüftet. Die über- einanderliegenden Sandsteinbänke sind nun bisweilen durch eingekeilte Schieferthonschichten von 1 bis höchstens 2 Fuss Mächtigkeit getrennt und eine solche, 1 bis 14 Fuss mäch- tige, in der Mitte der Höhe der Sandsteinschicht liegende Thonlage bildet die Fundstätte der in Frage stehenden Veit- lahmer Pflanzenversteinerungen. Die am Dache und in der Sohle der Thonschicht gelegenen Theile sind sehr sandreich, roth gefärbt und arm an Pflanzenresten, die der Mitte ange- hörigen hingegen rein, von grauer Farbe und pflanzenreich. Der anstehende Sandstein selbst hat ein gelbliches eisen- ockerfarbiges Ansehen, ist versteinerungsleer und besonders in seinen unteren Lagen grobkörnig; seine hirsekorn- bis erbsengrossen, abgeschliffenen Quarztheile werden meistens nur locker durch ein gelbliches kaolinartiges Bindemitel ver- bunden. Dieser Sandstein schliesst sich durch seine gelbliche Färbung und die eingelagerten Thonschichten den sich gleich über ihm einstellenden Thon- und feinkörnigen Sandstein- schichten des Lias an, während seine Zusammensetzung und Struktur ihn dem tieferliegenden, weissen, zerreiblichen Stu- bensand nahe stellt. Es ist dieser derselbe Sandstein, wel- 544 chen einige Geognosten zum Lias, andere, die Mehrzahl, zum Keuper rechnen; es ist der Sandstein der Altenburg bei Bamberg; es ist der Sandstein, welchen BERGER in sei- nem Schriftchen über die in den Coburger Sandsteinen vor- kommenden Versteinerungen als unteren Liassandstein an- führt; es ıst endlich derselbe Sandstein, welchen v. STRoM- BECK in seinem Aufsatze über den oberen Keuper bei Zraun- schweig (im ersten Hefte dieses Bandes S. 54 der Zeitschrift) als obersten Keupersandstein beschreibt. Ausser petrogra- phischen Gründen lassen sich auch paläontologische Gründe anführen, welche für Stellung dieses Sandsteins zum unteren Liassandstein sprechen, allein aus ähnlichen Gründen und zur Vermeidung fernerer Verwechselungen dürfte es wün- schenswerth erscheinen die Grenze zwischen Keuper und Lias in Deutschland mit jener in England und Frankreich auf ein Niveau zu stellen. 545 Ü Aufsätze. 1. Ueber fossıle Goniopteris-Arten. Von Herrn ALEXANDER Braun in Berlin. Vorgetragen in der Sitzung der deutschen geologischen Gesellschaft vom 3. November 1852. (Hierzu Taf. XIV.) Die Gattungsbestimmung der fossilen Farne mit derje- nigen der lebenden in Einklang zu bringen gehört unstreitig zu den schwierigsten Aufgaben. Hat man doch bis jetzt selbst für die lebenden Farne, die uns in allen ihren Cha- rakteren vollständig zugänglich sind, noch keineswegs einen genügenden, den Anforderungen wahrhaft natürlicher Grup- pirung entsprechenden Standpunkt erreicht! Die Beschaffen- heit der Sporenbehälter, die Lage und Gestalt der Frucht- häufchen, Abwesenheit oder Anwesenheit, Ursprung und Gestalt des Schleierchens und endlich die Verhältnisse der Nervatur reichen einerseits noch nicht aus die natürlichen Gruppen vollständig zu sondern und haben anderseits in zu einseitiger Anwendung viele unnatürliche Zerreissungen der Gattungen herbeigeführt. Es müssen daher noch weitere Charaktere zu Hülfe gezogen werden, wie z. B. der Bau der Stämme, die Gliederungsverhältnisse des Blattstiels, die Beschaffenheit der Gefässbündel desselben u. s. w. Erst dann, wenn die Systematik der lebenden Farne eine gewisse Vollendung erreicht haben wird, wird auch die Vergleichung der fossilen Arten einen festeren Anhalt bekommen. Die von BronGnIarT eingeführte Methode der Anordnung der fossilen Farne nach den Verhältnissen der Nervatur bleibt bis dahin eine erwünschte Auskunft, soweit nicht die Auf- findung der Fruktifikation uns berechtigt die fossilen Formen an lebende Gattungen anzuschliessen, wozu GörrErr schon Zeits. d. d, geolı Ges. IV, 3, 36 546 längst den Weg gezeigt hat. Man wird übrigens bei Ver- gleichung der Farne älterer Formationen mit den jetztleben- den zu grosser Vorsicht sich veranlasst finden, wenn man bedenkt, dass es, nach Analogie anderer Ordnungen des Pflanzen- und Thierreichs, kaum zweifelhaft sein kann, dass auch die Farne der älteren Epochen nicht blos specifisch, sondern grossentheils auch generisch von den jetzigen ver- schieden waren, ja dass ganze Familien oder Gruppen in jener reichen Farnwelt der Jugendflora unseres Erdballes vorhanden gewesen sein mögen, welche jetzt völlig erloschen sind. Nicht blos viele von den lebenden sehr abweichende fossıle Farnstämme, sondern auch die deutlicher erhaltenen Fruktifikationstheile mancher Arten (z. B. von Asterocar- pus Göprerr und der damit wohl generisch übereinstimmen- den Pecopteris truncata GERMARr) deuten dies an. Von besonderer Wichtigkeit sind deshalb die Farnkräuter der jüngeren Formationen, weil wir bei diesen hoffen dürfen die Vergleichung der lebenden Formen mit sicherem Erfolg an- zuwenden. Mit ihrer Hülfe müssen wir die Brücke zu schlagen suchen, die uns aus der Jetztwelt in die älteren geologischen Epochen zurückführt. Ich habe in dieser Ab- sicht eine Revision der tertiären Farne begonnen, deren Re- sultate ich der geologischen Gesellschaft nach und nach vor- ‚zulegen hoffe. Leider ist die Zahl der in den Tertiärschichten aufgefundenen Arten noch sehr gering; es sind bis jetzt kaum 30 Arten beobachtet worden. Die vielseitige Thätigkeit, mit welcher das Studium der fossilen Pflanzen in unseren Tagen betrieben wird, lässt jedoch hoffen, dass neue Entdeckungen uns bald ein reicheres Material bieten werden. Da die ter- tiären Farne zu denjenigen Pflanzenresten gehören, deren Bestimmung eine grössere Gewissheit zulässt als die gar vieler anderen, namentlich eines grossen Theiles der Dicoty- ledonenblätter, so möchte ich sie der Aufmerksamkeit der Paläontologen besonders empfehlen. In der Gattung Goniopteris, deren mir bekannte tertiäre Arten ich hier einer Erörterung unterwerfe, begreife 547 ich nicht blos Goniopteris im Sinne von Prest, sondern ver- einige damit auch Nephrodium in der Begrenzung, in wel- cher Scuorr und Presı diesen Namen anwenden. Für die fossilen Arten ist diese Vereinigung deshalb nothwendig, weil die Abwesenheit oder Anwesenheit eines Schleierchens bei denselben sich wahrscheinlich niemals ermitteln lässt, ein anderer Unterschied zwischen beiden Pre£sr’schen Gattungen aber durchaus nicht besteht. Es lässt sich übrigens diese Ver- einigung auch für die lebenden Arten rechtfertigen, zu welchem Ende ich aber etwas weiter ausholen muss. Die alte Gattung Polypodium, welche Linn# ‚/ructificatione in punctis subrotundis, per discum frondis sparsis’ charakterisirte, wurde im Jahre 1800 gleichzeitig von Swartz und Rork in zwei Gattungen getheilt, jenachdem die Fruchthäufchen nackt oder mit einem sogenannten Schleierchen bedeckt sind ; die erstere behielt den Namen Polypodium, die letztere wurde von Swarrz Aspidium, von Rorn Polystichum genannt. Die beschleierten Arten wurden (abgesehen von einigen klei- neren Gattungen, die auszuscheiden waren) von MıicHaux und R. Brown abermals in zwei Gattungen vertheilt je nach der schildförmigen oder nierenförmigen Gestalt des Schleier- chens; die ersteren behielten nach R. Brown den Namen Aspidium, während Mıcnaux ihnen den Namen Hypo- peltis gab; die letzteren wurden nach MicnAux Nephro- dıum genannt, welchen Namen auch R. Brown adoptirte. Bei PrEsL, der zuerst die vor ihm blos nach der Fruktifi- kation bestimmten Gattungen nach der Nervatur in zahlrei- chere kleinere Gattungen zertheilte, erscheint Polypodium als Familie (Polypodiaceae) mit 15 Gattungen, ebenso wird Aspidium zur Familie der Aspidiaceae, welche sich in zwei Sektionen theilt, nämlich Nephrodiariae mit vier und Aspi- diariae mit sieben Gattungen. So wichtig und einflussreich die Presr’sche Methode die Arten nach der Nervation zu- sammenzustellen erscheint, mag man die von ihm aufgestell- ten Gattungen wirklich als solche oder als blosse Unterab- theilungen umfassenderer Gattungen betrachten, so muss doch 36 * 548 gerade in Beziehung auf die Gruppen, die uns hier beschäf- tigen, bemerkt werden, dass seine Eintheilung den Anfor- derungen einer natürlichen Gruppirung nicht in allen Stücken entspricht. Erstlich nämlich müssen mehrere Gattungen, welche Presı unter den Polypodiaceen und Aspidiaceen auf- führt, von diesen gänzlich ausgeschlossen werden, wie z. B. Struthiopteris, eine Gattung, welche ausser dem falschen, durch Einrollung der fruktificirenden Fiedern gebildeten Schleier auch noch ächte Schleierchen besitzt, also jedenfalls nicht zu den Polypodiaceen, unter welchen sie bei Prest steht, gerechnet werden darf, aber auch den Aspidiaceen fremd zu sein scheint; ferner Nephrolepis ScHort, eine Gattung, welche ausser der nierenförmigen Gestalt des Schleierchens mit der Gruppe der Nephrodiariae nichts gemein hat, sich vielmehr durch Vermittelung von Amauropelta Kunze, Saccoloma Kavrr. und Odontoloma F£EE an die Davalliaceen und Lindsaeaceen anschliest. Auch Didymochlaena Desv., von Presı unter Aspidiariae gestellt, schliesst sich wohl naturgemässer an Nephrolepis an. Die Gattung Olean- dra Oav. hat zwar den nierenförmigen Schleier der Nephro- diariae, ist aber von allen anderen Aspidiaceen durch ge- gliederte Blattstiele und Taeniopteris- Nervatur abweichend. Abgesehen von dieser Einmischung fremder Formen ist die Begrenzung der Polypodiaceen und Aspidiaceen nicht natur- gemäss, indem sich in der Reihe der Polypodiaceen Formen finden, welche trotz des Mangels eines Schleierchens naturge- mäss zu den Aspidiaceen gerechnet werden müssen, So die sämmtlichen in Presr’s zweiter Abtheilung von Polypodium (Untergattung Phegopteris) aufgeführten Arten, so wie die Presr’schen Gattungen Goniopteris, Pleocnemia und Amblia. Schon Bory hatte die Ausscheidung dieser falschen Polypodien als eigene Gattung unter dem Namen Lastrea vorgeschlagen, aber die richtige Auffassung seiner Gattung dadurch wieder gestört, dass er irrthümlicher Weise Arten, die mit Schleierchen versehen sind, unter den Bei- spielen seiner Gattung aufführte, so dass in der Folge der 549 Gattungsname Lastrea in sehr verschiedenem Sinne ange- wendet wurde. Diese falschen Polypodien sind in der Tracht von den ächten durchaus verschieden, stimmen dagegen, ab- gesehen von dem mangelnden Schleierchen, mit bestimmten Abtheilungen der Aspidiaceen, namentlich der Nephrodien Mıcuaux’s vollständig überein. Die ächten Polypodien ha- ben gegliedert sich ablösende Blattstiele, sie tragen die Fruchthäufchen auf den angeschwollenen Spitzen der Nerven oder dicht unterhalb derselben oder auch auf der Verbindungs- stelle anastomosirender Nerven; die freien Nervenenden sind auch da, wo sie keine Fruktifikation tragen, kolbenartig ver- diekt; bei den Aspidiaceen dagegen sind die Blattstiele un- gegliedert, die Fruchthäufchen sitzen mitten im Verlauf der Nerven und diese selbst laufen meist ohne kolbig verdickte Enden in den Rand aus. Dass die blosse An- oder Abwe- senheit des Schleierchens nicht immer für die Bestimmung der Familie entscheidend sein kann, wird durch solche Arten bewiesen, bei welchen die Ausbildung des Schleierchens so kümmerlich ist, dass man es nur selten findet und manchmal im Zweifel bleibt, ob es überhaupt vorhanden ist; auch giebt es Arten mit und andere ohne Schleierchen, welche sich im Uebrigen so äusserst ähnlich sind, dass sogar die specifische Unterscheidung derselben sehr schwierig ist. Scheidet man nun aber diese falschen Polypodien aus und bringt sie zu den Aspidien, so behält man für die Polypodiaceen eine Reihe von Gattungen (oder Untergattungen) übrig, welche sich, ganz abgesehen von der bei den Polypodiaceen constan- ten Abwesenheit des Schleierchens, durch die Nervatur und das Verhältniss der Stellung der Fruchthäufchen zu dersel- ben durchgehends von den Aspidiaceen unterscheiden und so als wahrhaft natürliche Gruppe erscheinen. Unter den Aspi- diaceen müssen, nach dieser Bereicherung von Seiten der Polypodien, Formen ohne Schleierchen, solche mit nierenförmi- gen und solche mit schildförmigen vereinigt werden, wobei es sich fragt, ob die erstgenannten als besondere Unterfami- lie den beiden anderen (Nephrodiariae und Aspidiariae) zu 550 coordiniren oder als Ausnahmsfälle mit verkümmerter Schleier- bildung in die beiden anderen Unterfamilien einzureihen sind. Zieht man die habituellen Charaktere, in welchen sich die natürliche Verwandtschaft doch vorzugsweise ausspricht, bei Beantwortung dieser Frage zu Rathe, so muss man sich wohl für das Letztere entscheiden. Mit Ausnahme der oben er- wähnten Presr’schen Gattung Amblia, welche sich an Phanerophlebia der Aspidiariae anzuschliessen scheint, ge- hören alle übrigen unbeschleierten Formen dem Habitus nach entschieden zur Unterfamilie Nephrodiarieae. Vergleichen wir nun die Nephrodiariae mit beschleierten Fruchthäufchen mit den ihnen einzuverleibenden unbeschleierten in Beziehung auf Nervatur, so zeigt sich, dass -in beiden Reihen dieselben Modifikationen auftreten, nämlich: 1) Mit gefiederten Sekundärnerven (der Pinnen, meist der primären, selten der sekundären) ohne Anastomosen, so- mit ohne Bogenbildung in der Verbindungslinie der Lappen oder Pinnulae, also mit derjenigen Nervatur, welche. unter den fossilen Farnen unter dem Namen Pecopteris bekannt ist. Die so beschaffenen beschleierten Arten benennt Enp- LICHER (als Untergattung von Nephrodium ‚MıcHaux) mit einem alten, von Anpanson stammenden Namen Dryopte- ris; ScHorr begreift sie in seinen zwei Gattungen Dry - opteris und Thelypteris; Prest wendet (in anderem Sinn als Bory) den Namen Lastrea auf dieselben an. Die unbeschleierten hieher gehörigen Arten nennt PresL (als Untergattung von Polypodium) Phegopteris. 2) Mit gefiederten Sekundärnerven, welche in der Ver- bindungslinie der Lappen durch Anastomose Einen oder meh- rere Bögen bilden, aus deren Spitze je Ein Zweig entspringt, der bei einfachem Bogen in die Bucht ausläuft oder, wenn noch weitere Bögen folgen, sich mit dem nächsten Bogen verbindet, seltener verschwindet ohne diesen zu erreichen. Bei Anwesenheit eines Schleiers ist dies Nephrodium in dem engeren Sinne von ScHorr und Presr; fehlt der Schleier, so ist es Goniopteris Pkesı. 551 3) Wie bei No. 2., aber mit einem einzigen Bogen, aus welchem mehrere Zweige entspringen und in die Bucht ein- treten. Dieser Fall ist bis jetzt bei einer einzigen unbe- schleierten Art vorgekommen, für welche Presı den Namen Pleocnemia bestimmt hat. Er wird sich ohne Zweifel auch bei beschleierten Arten wiederfinden. Die hier bezeichneten, von PresL zur Gründung von Gattungen angewendeten Verschiedenheiten der Nervatur ste- hen in so nahem Zusammenhang und sind in einer Weise durch Uebergangsglieder verbunden (Polypodium tetragonum L. zeigt z. B. nicht selten ein Schwanken zwischen Pe- copteris- und Goniopteris-Nervatur, Pol. scolopendrioides L. zwischen Goniopteris- und Pleocnemia-Nervatur), dass man die Presr’schen Gattungen nicht wohl als selbstständige Gattungen betrachten kann, sondern füglicher als blosse Un- tergattungen auffasst; ebenso verhält es sich mit der Tren- nung der Gattungen nach An- oder Abwesenheit des Schleiers, indem, wıe schon erwähnt, auch hier die Grenze schwankend ist. Ich kann daher nicht umhin den ganzen erwähnten Formenkreis für eine einzige natürliche Gattung zu erklären, für die ich, um einen Gattungsnamen zu haben, der nichts Widersprechendes enthält, nach dem Vorgange von NEwMANN (british ferns) den in so verschiedenem Sinne gebrauchten Namen Lastrea wähle. Die beschleierten Lastreen mögen alsdann als Unterabtheilung in ihrer Gesammtheit den Na- men Nephrodium behalten, die unbeschleierten zusammen- genommen mit einem neuen Namen als Gymnodium ge- tauft werden. Es mögen ferner nach der Nervatur alle Ar- ten ohne Anastomosen, sie mögen einen Schleier besitzen oder nicht, als Pecopteris bezeichnet werden, eine Benen- nung, die ja eben nur eine bestimmte Art der Nervatur an- zeigen soll und sich in verschiedenen Gattungen für die Be- zeichnung analoger Nervationsverhältnisse anwenden lässt, wie man z. B. bei den Pilzen die Namen Apus, Pleuropus, Mesopus u. s.w. in verschiedenen Gattungen zur Beziehung analoger Unterabtheilungen gebraucht. Die Arten mit ein- 552 strahligen Bögen mögen ebenso ohne Rücksicht auf den Schleier Goniopteris, diejenigen mit mehrstrahligen Ver- bindungsbögen Pleocnemia genannt werden. Jenachdem man bei der Unterabtheilung auf die Indusien oder auf die Nervatur ein grösseres Gewicht legt, wird sich demnach das Schema der Gattung Lastrea in folgenden zwei Weisen dar- stellen lassen: Pecopteris (Phegopteris PREst). Goniopteris | (Goniopteris PRESL). Pleocnemia (Pleocnemia‘ Prestr). Pecopteris (Dryopteris ADans.). Goniopteris (Nephrodium ScHorr). Pleocnemia (fehlt). Gymnodium (Phegopteris PrEst). Nephrodium (Dryopteris Apans). Gymnodium (Goniopteris PREstr). Gymnodium A. Lastrea Nephrodium Pecopteris B.Lastrea‘ Goniopteris Nephrodium (Nephrodium Scuorr). Gymnodium Pleoenemia (P leoonemia, PrEst). Nephrodium (fehlt). Das letztere Schema (B) halte ich für das naturge- 'mässere, da es sich der habituellen Aehnlichkeit der Arten besser anpasst. Es giebt zugleich die Erklärung, in welchem Sinne ich den Namen Goniopteris hier auflasse, indem ich _ Goniopteris PresL und Nephrodium Scnorr und PrEsL ver- 593 binde, eine Verbindung, welche für die fossilen Arten, deren Schleierverhältnisse unbekannt sind, unumgänglich ist. Die mir bekannten tertiären Arten sind: I. Goniopteris oeningensis. Zu Anfang des Jahres 1850 überschickte mir Herr Dr. BrUucKMAnn, der sich damals in Radolfszell aufhielt und dem in der Nähe befindlichen berühmten Oeninger Steinbruch manches seltene Fossil entlockte, unter vielen anderen Pflan- zenresten ein kleines Blättchen zur Ansicht, das meine Auf- merksamkeit besonders erregte, weil ich darin alsbald das Fragment eines Farnkrauts erkannte, und Farnkräuter bei Oeningen zu den seltensten Vorkommnissen gehören. Die kenntlich erhaltene Nervatur gab dem unscheinbaren Stück- chen noch mehr Bedeutung, indem sie eine Art der Nerven- verbindung zeigte, welche den europäischen Farnen durchaus fremd ist. Die drei früher in spärlichen Fragmenten bei Oeningen aufgefundenen Farnkräuter zeigten die vormalige Existenz von Arten an, welche sich mit einheimischen der jetzigen Flora vergleichen liessen, nämlich Pteris oenin- sensis mit Pteris aquilina, Aspıdium Filix anti- qua mit Aspidium Filix mas, Osmunda Kargii mit Osmunda regalis; das neue Bruckmannw’sche Farnkraut dagegen weist auf eine Gattung oder besser Untergattung hin, welche ganz der tropischen und subtropischen Zone der alten und neuen Welt angehört, nämlich auf Goniopteris Prest, welche weder in Europa, noch im gemässigten Asien oder Nordamerika, wo man sonst so häufig die analogen For- men der Tertiärpflanzen findet, lebende Repräsentanten be- sitzt. Ich lasse der genaueren Vergleichung lebender Arten die Beschreibung der fossilen vorausgehen. Das auf der beigegebenen Tafel Figur 1. in doppelter Grösse dargestellte Fragment, welches ich in Bruckmann’s Flora oeningensis fossilis als Goniopteris oeningensis, in Wauchner’s Geognosie und SrirzEnBErger’s Uebersicht der badischen Versteinerungen als Polypodium (Go- 594 niopteris)' oeningense bezeichnet habe, stellt eine am Grunde unvollständige, an der Spitze etwas verletzte und abnorm gekrümmte Fieder eines ohne Zweifel einfach gefie- derten Blattes dar. Der in der Figur nach unten gerichtete Rand ist theilweise so erhalten, dass man die schwachen stumpfen Zähne desselben unterscheidet, welche dem vorde- ren Rande der einzelnen Gebiete oder Felder entsprechen, die von den Seitennerven der Fieder gebildet werden. Die Sekundärnerven laufen von dem starken Mittelnerven der Fieder unter einem Winkel von ungefähr 80 Grad aus, 'ste- hen ziemlich gedrängt und sind etwas hin- und hergebogen, bis sie, mit der Spitze stark nach vorn gebeugt, in die stumpfen Zähne des Randes auslaufen. Sie geben (die der Spitze zunächst liegenden ausgenommen) aufder Aussenseite 5 (seltener 4), auf der Innenseite 3 Tertiärnerven ab, von denen der erste der Aussenseite angehört und ganz an der Basis des Sekundärnerven abgeht, der zweite sich auf der Innenseite befindet und gleichfalls beinahe grundständig ist, der dritte dagegen, .der wieder auf‘ der Aussenseite liegt, schon hoch über der Basis entspringt. Sämmtliche Tertiär- nerven gehen in sehr spitzen Winkeln ab und verbinden sich zwischen je zwei benachbarten Sekundärnerven zu spitz- winkeligen Bögen.: Die Spitze der so gebildeten Bögen setzt sich in einen einfachen Zweig fort, welcher in den nächstfolgenden Bogen eintritt und sich mit ihm verbindet. Durch die in diesar. Weise verketteten Bogenspitzen wird ein zusammenhängender Verbindungsnerv gebildet, der die Grenze von je zwei Nervengebieten einhält und dessen Ende in die kleine Bucht einläuft, die sich vor jedem Zahne des Randes befindet. Der Zahl der Tertiärnerven der Innenseite entsprechend sind gewöhnlich je drei übereinanderliegende Bögen vorhanden, während der vierte und fünfte Tertiärnerv der Aussenseite in den Aussenrand einläuft ohne an der Bo- genbildung theilzunehmen. Suchen wir nun die hier beschriebene Nervatur unter den lebenden Farnkräutern wieder zu finden, so werden wir 555 zwar noch in mehreren anderen Gattungen, namentlich bei Anisogonium Pest und Cyclodium Presz einen ähn- lichen Verlauf der Nerven antreffen, aber einen in allen we- sentlichen Punkten übereinstimmenden blos in den beiden Gattungen Goniopteris Pr£est und Nephrodium Prest. Die Gattung Anisogonium, von PrESL aus einer Abtheilung der Gattung Diplazium gebildet, weicht von der beschrie- benen Nervatur der fossilen Art dadurch ab, dass der erste und dritte Tertiärnerv nicht aussen, sondern innen liegen, dass ferner der Verbindungsnery nicht einfach in die Bucht ein- läuft, sondern sich gabelartig theilt, mit dem einen Theil in den nächstunteren, mit dem anderen in den nächstoberen Zahn des Randes eintretend. Ueberdies findet sich an dem fossi- len Exemplar, freilich nur an einer einzigen Stelle und we- nig ausgeprägt, ein Pünktchen, das eine runde und nicht, wie bei Diplazium und. Anisogonium längliche Gestalt des Fruchthäufchens andeutet. Ebenso zeigt Oyclodium, von PresL aus Aspidium ausgeschieden, genauer ‚betrachtet erhebliche Abweichungen vom Typus der fossilen Art. Auch bei Cyclodium befindet sich der erste und dritte Tertiärnerv innen und die aus den Bogenspitzen entspringenden Zweige verbinden sich nicht zum zusammenhängenden Verbindungs- nerven. Letzteres ist wenigstens bei den beiden Arten, die sich im Uebrigen mit dem fossilen Farne vergleichen liessen, Cyelodium meniscioides und confertum, der Fall. Dagegen stimmen die beiden Gattungen Goniopteris und Nephro- dium, über deren Zusammengehörigkeit ich mich schon im Eingang ausgesprochen habe, mit der fossilen Art in allen wesentlichen Stücken überein, doch finden sich diejenigen lebenden Arten, welche dem fossilen Farnkraut in den spe- cifischen Charakteren am nächsten stehen, in Presı’s Gat- tung Groniopteris. Als solche sind anzuführen einerseits Polypodium fraxinifolium Jacg., anderseits Polypo- dium proliferum Kaurr. und macropus Kunze Mse., das erstere mit tiefer gekerbtem d. i. mehr lappenartig ein- geschnittenem Rande der Fiedern und. zahlreicheren, mehr 556 abstehenden Tertiärnerven, von denen jedoch nur die beiden untersten jeder Seite bogenartige Verbindungen eingehen; die beiden letzteren im Gegentheil mit fast ganzrandigen Fiedern, gegen den Rand hin nur wenig gebogenen Sekundärnerven, von welchen die Tertiärnerven in sehr spitzen Winkeln aus- laufen und gleichfalls nur zwei und zwar sehr spitze Bögen bilden, von denen der zweite häufig schon mit dem Rande der Fieder zusammenfällt. Bei P. macropus kommt es öfters vor, dass der aus dem ersten Bogen entspringende Zweig frei endigt, indem er den zweiten Bogen nicht erreicht, ein Fall, der auch an dem fossilen Exemplar an einer Stelle sich zeigt. Sämmtliche mit der fossilen verglichene Arten gehören Süd- Amerika, besonders Brasilien, an. 2. &oniopteris stiriaca. Die augenscheinliche specifische Aehnlichkeit und un- zweifelhafte generische Uebereinstimmung des neuen Oenin- ger Farnkrautes mit dem von Unger in der Chloris proto- gaea nach weit vollständigeren Exemplaren beschriebenen und abgebildeten Polypodites stiriacus war mir nicht entgan- gen; ich war daher erfreut meine Gattungsbestimmung be- stätigt zu finden durch die Stelle, welche An. BRoNGNIART in seinem Tableau des genres de veg. foss. dem UNnGEr’schen Farnkraute anweist, indem er für dasselbe die Gattung Go- niopterites, als Analogon der Gattung Goniopteris unter den lebenden Farnen, gründet. Auch Unger selbst hat in seiner Abhandlung: die Pflanzenwelt der Jetztzeit in ihrer histori- schen Bedeutung diese von ihm schon in der Chloris proto- gaea angedeutete Gattungsbestimmung aufgenommen und das steierische Farnkraut mit Weglassung der Fossilitätsendigung als Goniopteris stiriaca aufgeführt. Es könnte wohl in Frage gezogen werden, ob die Oeninger Goniopteris von der steier- schen wirklich als Species unterschieden ist. Ohne Verglei- chung vollständigerer Reste der ersteren und ohne Ansicht der Exemplare der letzteren möchte ich darüber nicht völlig entscheiden. Nach den Figuren auf Tafel 36. der Chloris 597 protogaea scheint sich Goniopteris stiriaca durch folgende Merkmale von G. oeningensis zu unterscheiden: 1) durch längere, mit stärkeren Sägezähnen versehene Fiedern; 2) durch straffere, stärker in die Augen fallende Sekundärnerven, wel- che sich gegen den Rand weniger stark vorwärts biegen, wes- halb auch die Spitze des Zahns von dem Einschnitt entfern- ter ist; 3) durch etwas zahlreichere Tertiärnerven (aussen 5 bis 6, innen 4 bis 5), welche mitunter mehr als 3 Bögen zu bilden scheinen, deren unterster einen fast rechten oder wenig spitzen Winkel bildet. Als ähnlichste lebende Art führt Unger das schon bei Go- niopteris oeningensis erwähnte Polypodium fraxinifolium Jacq. an; noch ähnlicher in Tracht, Form der Fiedern und Nervatur scheint mir Polypodium lineatum CoL£gr. (Go- niopteris lineata Prest) aus Nepal, das sich durch zahlrei- chere (ungefähr 6) Bögen zwischen je 2 Sekundärnerven leicht unterscheidet. Polypodium crenatum Sw. (Gonio- pteris crenata PrEst) von den Antillen, das von UnGER gleichfalls mit Goniopteris stiriaca verglichen wird, weicht ausser den weit breiteren Fiedern wesentlich darin von der fossilen Art ab, dass die aus den Bögen entspringenden Zweige mit freien Spitzen endigen. Die vollständigsten Exemplare von Goniopteris stiriaca sind nach Uneer’s Angabe in dem Braunkohlenwerke von Schöneck bei Wies in Steiermark vorgekommen; Fragmente mit kenntlicher Fruktifikation bei Arnzfels in Steiermark ; Fragmente mit schärferer Bezahnung der Ränder bei Winkel unfern Parschlug. In den Gen. et Spec. plant. foss. fügt Unger als weiteren Fundort Trofaiach in Steiermark an und in der Iconograph. pl. foss. auch Aadoboj in Croatien. Der letztsenannte Fundort scheint mir jedoch zweifelhaft, da das an angegebenem Ort t. 4. f. 17. dargestellte Fragment eine ganz andere Nervatur zu verrathen scheint. 558 3... &oniopteris dalmatica. Leoror» v. Buck führt in seiner Abhandlung über die Lagerung der Braunkohlen in Europa unter den vom Berg- rath ErsreicH in der Braunkohlenformation des Berges Pro- mina in Dalmatien gesammelten Pflanzenresten unter anderen die Reste zweier Farnkräuter auf, von denen er das eine als Pecopteris bezeichnet, das andere mit Sphenopteris recentior Une. von /ladoboj vergleicht. Unter den Stücken von der genannten Lokalität erkannte ich in einer vereinzel- ten Fieder ausserdem noch ein drittes Farnkraut, das nach der bisherigen Weise zu Taeniopteris gerechnet werden müsste, das ich aber, wegen seiner Aehnlichkeit mit der böhmischen Taeniopteris dentata STERNB., von welcher im Museum der hiesigen Universität instruktive fruktifici- rende Exemplare aufbewahrt werden, zur Gattung Blech- num bringen werde. Das als Pecopteris erwähnte Farnkraut zeigt bei genauer Untersuchung eine Anastomose der unter- sten Tertiärnerven und muss deshalb aus dem Chaos der Pecopteris-Arten ausgeschieden und in dem früher erörterten Sinne unter Goniopteris gestellt werden. Goniopteris dalmatica scheint am Monte Promina nicht selten zu sein, da die Sammlung 5 Exemplare mit wohler- haltenen Resten derselben aufweist. Das vollständigste Stück ist Figur 2. in natürlicher Grösse wiedergegeben. Auf der linken Seite des Steins ist ein Stück des Mittelstiels (Rha- chis) sichtbar, von welcher nach der rechten Seite 7 über- einanderliegende Fiedern (Pinnae) in einer Erstreckung von kaum 2 Zollen abgehen. Das Blatt war demnach ohne Zweifel ein einfach gefiedertes mit ziemlich dicht gestellten Fiedern. Die Fiedern selbst sind nirgends ganz vollständig erhalten, die längsten messen ohne Spitze ungefähr 3 Zoll, sie mögen demnach vollständig gegen 4 Zoll lang gewesen sein. Sie sind schmal, selten über 3 Linien breit, im Umriss fast linien- förmig, gegen die Spitze, soweit man es beurtheilen kann, nur wenig verschmälert, bis zur Hälfte der Breite der Seiten- fläche fiederspaltig mit dreieckigen, bald spitzeren, bald 559 stumpferen und mehr gerundeten Lappen, deren man an der vollständigsten Fieder auf einer Seite 28 zählt. An den zwei obersten sichtbaren Fiedern, deren mit dem Mittelstiel zu- sammenhängende Basis erhalten ist, bemerkt man, dass die Fiedern sehr kurz gestielt und am Grunde ungleichseitig, am nach unten gewendeten Rande nämlich früher zur Fläche aus- gebreitet sind. Der erste Lappen der Unterseite ist fast ba- silär, kleiner und stärker abstehend als der zweite, welchem der erste der Oberseite fast gegenübersteht. Aus den vor- handenen verschiedenen Abdrücken der Unterfläche und Ober- fläche kann man entnehmen, dass der Mittelnerv der Fiedern auf der Unterseite erhaben, auf‘ der Oberseite rinnenartig vertieft und jederseits mit einer Kante versehen war, von welcher die Sekundärnerven nach den Lappen abgehen. Die Oberfläche der Fiedern ist etwas gewölbt und alle Ränder etwas nach unten gekrümmt; die Ränder sind ganz, ohne Spur von Zähnen oder Kerben. Der Verlauf der feineren Nerven ist durch zwei vergrösserte Stückchen (Fig. 3 und 4) dargestellt. Die Sekundärnerven laufen geradlinig in die Spitzen der Lappen aus; sie senden auf der Aussenseite 8 bis 9, auf der Innenseite 7 bis 8 Tertiärnerven aus, von de- nen die zwei untersten grundständig sind, der dritte etwas höher und auf der Aussenseite, der vierte auf der Innenseite u. 8. w. sich befindet. Sämmtliche Tertiärnerven laufen in leichter, auswärts geschweifter Krümmung in verschiedener Höhe in den Rand des Lappens ein mit Ausnahme der sich begegnenden untersten, welche anastomosirend einen Bogen bilden, der, wenn er geradlinig gemessen wird, ungefähr einen rechten Winkel bildet, durch die Krümmung der sich ver- bindenden Nerven aber spitzwinkelig erscheint. Aus seiner Spitze entspringt ein ziemlich langer Zweig, der in die zwi- schen beide Lappen befindliche spitze Bucht einläuft. Mitten im Verlaufe der Tertiärnerven sieht man an einigen der vor- handenen Fragmente kleine Punkte, welche die Stelle der Fruchthäufchen anzeigen. Sie sind bei Figur 3. angedeutet. Nach diesen Merkmalen kann es kaum zweifelhaft sein, dass 560 die fossile Art Dalmatiens einer Gruppe der Presr’schen Ne- phrodien angehört, als deren Hauptrepräsentanten man Aspi- dium gongylodes ScHKURr (contiguum KAvrr.) betrach- ten kann, auf welches Link seine unhaltbare Gattung Cyceloso- rus zu gründen suchte. Die ziemlich zahlreichen Arten, welche in dieser Gruppe aufgestellt wurden. sind sich alle so ähnlich, dass es schwer ist, ihre specifische Verschiedenheit mit Be- stimmtheit nachzuweisen; bei mehreren derselben scheint das geographische Moment die hauptsächlichste Stütze der specifi- schen Unterscheidung zu sein. Es gehören hieher namentlich: 1) Aspidium gongylodes ScHKUHR auf den Antil- len und in Surinam. Die Fiedern sind noch schmäler als bei der fossilen Art, deutlicher gestielt mit dem ersten Lap- pen nach oben; die Lappen sind sehr kurz, gerundet und stumpf; Tertiärnerven 7 bis 8. 2) A. feeundum WarricH aus Nepal ist dem vorigen sehr ähnlich, aber die kurzen Lappen in der Mitte etwas gespitzt; die zwei ersten Lappen der gestielten Fiedern oppo- nirt; Tertiärnerven 6 bis 7. 3) A. Pohlianum Prest aus Brasilien hat breitere Fiedern als die fossile Art; sie sind ziemlich lang gestielt mit opponirten ersten Lappen; die Lappen sind verlängert dreieckig und ziemlich spitz mit 10 bis 11, an den stärksten Exemplaren selbst 12 bis 13 Tertiärnerven. 4) A. resiniferum Kauvrr. von den Sandwichsinseln und ganz übereinstimmend auch aus Californien (von DEPPE gesammelt im Berliner königl. Herbar) ist dem vorigen sehr ähnlich, von dem es sich kaum anders als durch etwas stär- kere Pubescenz der Unterseite zu unterscheiden scheint. 5) A. propinguum R. Brown aus Neuholland, wenn nämlich die von Sieger Syn. Fil. No. 100 gegebene Pflanze die richtige ist (nicht A. propinguum Kunze und der Gär- ten, welches zu violascens zu gehören scheint). Die Fiedern kurz gestielt, die beiden ersten Lappen fast gegenüber, im Uebrigen die Lappen etwas breiter als bei der fossilen Art, gerundet und in der Mitte kurz gespitzt; Tertiärnerven 7 bis 9. 561 6) A. Eckloni Kunze vom Cap ist dem vorigen höchst ähnlich. Die Fiedern sind kurz gestielt, der erste Lappen auf der Oberseite, dem ersten unteren schief gegenüber; die Form der Lappen stimmt fast ganz mit der der fossilen Art überein; Tertiärnerven 9 bis 10. Diese Art ist unter allen mir bekannten der fossilen am ähnlichsten. Ausser diesen 6 Arten, welche ich durch die beigefüg- ten Bemerkungen keineswegs vollständig zu charakterisiren beabsichtigte, sondern nur anzudeuten suchte, dass, bei aller Aehnlichkeit mit der fossilen Art, sie sich doch sämmtlich mehr oder weniger von derselben unterscheiden, kommen verwandte Arten auch auf Java (A.obtusatum Sw. und A. conjunctum Hormannssees), auf den Philippinen und auf Mauritius vor, welche letzteren jedoch noch keine sichere specifische Bestimmung erhalten zu haben scheinen. Ich führe alle diese Arten an um den Verbreitungskreis der der Go- niopteris dalmatica verwandten lebenden Formen vollständiger ziehen zu können. Beginnen wir nämlich auf der südlichen Hemisphäre am V orgebirge der guten Hoffnung mit A. Eckloni, so werden wir von da über Mauritius nach der andern Seite des Aequators geführt, wo wir in Nepal A. fecundum treffen, dann wieder südlich nach Java (A. obtusatum und conjunc- tum), nördlich nach den Philippinen, abermals südlich nach Neuholland (A. propinguum), nördlich nach den Sandwichs- inseln und nach Californien (A, resiniferum) und wieder süd- lich nach den Antillen, Guiana und Brasilien (A. gongylodes und Pohlianum). Die von dem Aequator entferntesten Punkte dieses Verbreitungskreises liegen demselben immer noch um mindestens 12 Grade näher als der dalmatische Fundort der fossilen Art. 4. Goniopteris ? lethaea. Nach oft wiederholter Betrachtung des Bildes, das Un- GER in der Iconographia pl. foss. t. 4. f. 9 und 10 von sei- nem zuerst in der Gen. et spec. pl. foss. aufgestellten Aspi- dium lethaeum von Kainberg in Steiermark gegeben hat, Zeits, d.d. geol. Ges, IV. 3. 3 562 kann ich mich der Vermuthung nicht entschlagen, dass auch dieses Fragment der Gattung Goniopteris angehört und zwar einer mit der vorigen nahe verwandten Art. UNGER ver- gleicht zwar die fossile Art mit Aspidium patens, molle und Oreopteris, lebenden Arten, welche keine Anastomosen be- sitzen, allein A. Oreopteris hat gabelige Tertiärnerven, wäh- rend sie bei A. lethaeum einfach sind; A. patens und molle haben tiefer fiederspaltige Pinnen-und längere mit der Spitze mehr nach vorn gekrümmte Lappen. Mir scheinen die kur- zen Lappen des A. lethaeum, welche von ihrer Basis bis zum Mittelnerv der Fieder noch einen breiten Raum lassen, ferner die, wie es nach der Abbildung scheint, etwas derbe Beschaffenheit des Laubs, so wie die aus der Schattirung zu entnehmende Wölbnng und schwache Umbiegung der Ränder, endlich die in der vergrösserten Figur gegebene wenn gleich nicht in allen Theilen sichtbare und gerade in der fraglichen Beziehung nicht entschieden deutliche Dar- stellung der Nervatur selbst die Anwesenheit eines Verbin- dungsbogens der untersten Tertiärnerven wahrscheinlich zu machen: Eine nochmalige scrupulöse Untersuchung des Ori- ginalexemplars könnte uns hierüber vielleicht Gewissheit ge- ben; wenn nicht, so müssen wir die Entscheidung von der Auffindung vollständigerer Exemplare hoffen. Von der dal- matischen Art ist A. lethaeum durch etwas breitere Fiedern, etwas längere, mehr schief nach vorn gerichtete Lappen und durch weniger dichtgedrängte und fast gerade in den Rand auslaufende Tertiärnerven verschieden. Der Rand soll nach Unser sehr fein und schwach gesägt sein, ein Umstand, der mit der hier versuchten Anreihung an Goniopteris dalmatica und die Gruppe des A. gongylodes schwer vereinbar scheint, indem ich in dieser Gruppe nur bei A. Eckloni schwache Spuren eines gekerbten Randes gefunden habe. 5. Goniopteris Buchii. Der gütigen Mittheilung L. v. Buc#’s verdanke ich noch ein anderes Farnkraut, das ich nach manchen Zweifeln in 563 dieselbe Verwandtschaft mit Goniopteris dalmatica stellen muss. Es stammt von einer erst kürzlich entdeckten Fund- stätte tertiärer Pflanzen bei Dijon und befindet sich in einem von Kalkspathadern durchzogenen gelblichen Süsswasserkalk von unebenem Bruch in Gesellschaft von Dicotyledonenblät- tern aus den Gattnngen Acer, Diospyros, Dombeyopsis ? und anderen. Figur 5. stellt das zu beschreibende Exemplar in natürlicher Grösse dar. Es hat die Farbe des Steins und zeigt nicht die geringste Spur kohliger Substanz. An einem mehrfach gebrochenen Fragment des Mittelstiels sitzt bei «a eine Fieder mit wohlerhaltener Basıs; sie wendet uns die Oberfläche zu und ist schwach gewölbt. Eine zweite Fieder liegt bei 4 vom Mittelstiel abgerissen und an beiden Enden unvollständig erhalten ; sie zeigt die Unterfläche und erscheint deshalb schwach concav. Die Breite der Fiedern beträgt 5 bis 6 Linien, die Länge lässt sich nach der Fieder 5 auf 3 Zoll schätzen. Die Fiedern sind selbst wieder fiederspal- tig und zwar etwas über die Mitte, fast auf £ der Breite der Seitenfläche eingeschnitten. Die Lappen sind schwach vor- wärts geneigt, länglich, gerundet, stumpf, völlig ganzrandig. Nach der Fieder « zu urtheilen sind die Fiedern ungestielt und haben den ersten, grösseren und rechtwinkelig abste- henden Lappen auf der Aussenseite. Die Sekundärnerven laufen geradlinig vom Mittelnerven der Fieder bis in die Spitze der Lappen und bilden, entsprechend der schiefen Stellung der Lappen, mit dem Mittelnerven einen Winkel von ungefähr 65 Grad. Die Tertiärnerven sind nur theilweise und undeutlich sichtbar ; sie erscheinen als bedeckte, schwach durchscheinende Streifen in der Kalkmasse. Dass ihre Zahl sehr gross ist, indem jederseits vom Sekundärnerven 12 bis 13 abgehen, lässt sich mit Bestimmtheit ermitteln, ebenso dass sie, ohne sich weiter zu theilen, bis in den Rand aus- laufen; dagegen ist es sehr schwierig zu entscheiden, ob die untersten anastomosiren und einen Bogen bilden, oder nicht. An einer Stelle jedoch (in der mit x bezeichneten Bucht der Figur5) glaube ich den Bogen mit dem daraus hervorgehen- ur 564 den und in die Bucht einlaufenden Verbindungszweig un- zweifelhaft zu erkennen und hoffe in die durch Figur 6 ge- gebene typische Darstellung der Nervatur nichts Subjeetives eingemischt zu haben. Von Fruktifikation ist keine Spur zu erkennen. Unter den lebenden Farnen habe ich vergebens sowohl in der Gattung Lastrea als in anderen Gattungen nach einer Art gesucht, welche sich der hier beschriebenen an die Seite stellen liesse. Die sehr zahlreichen, einfachen und dichtge- drängten Tertiärnerven finde ich nirgends als in der schon oben unter Goniopteris dalmatica erörterten Gruppe des Aspi- dium gongylodes, in welcher aber Goniopteris Buchii sich durch ungewöhnlich breite und tiefgelappte Fiedern sehr auszeichnet. Am Schlusse will ich noch eines Farnkrautes der Stein- kohlenformation erwähnen, das der Nervatur zu Folge unter Goniopteris zu stellen ist; es ist Görperr’s Polypodites elegans (Syst. Fil. t. 15. f. 10), in GErMmar’s Versteine- rungen des Steinkohlengebirges von Wettin und Lobejün auf Tafel 15. als Pecopteris elegans dargestellt. Diese Art bildet in der Verbindungslinie der am Rande deutlich ent- wickelten Lappen mehrere übereinanderliegende Bögen, ver- gleichbar Aspidium unitum Sw., serratum Sw,, cyatheoides Kaurr. und anderen lebenden Arten. Die noch unbekannte Fruktifikation allein könnte entscheiden, ob diese alte Art wirklich in dieselbe Gattung mit den tertiären und leben- den gehört, d. h. ob sie eine Lastrea-Goniopteris ist oder ob sie einen Fall analoger Nervatur in einer anderen Reihe darstellt. Erklärung der Figuren. Taf. XIV. Fig. 1. Goniopteris oeningensis A. Br. in doppelter Grösse. » XIV. „ 2% Goniopteris dalmatica A. Br. » XIV. „ 3. 4 Vergrösserte Fragmente derselben. MOXIV.r„ 9% Goniopteris Buchii A. Br. » XIV. „ 06. Typische Darstellung der Nervatur derselben. \ 2. Analysen dolomitischer Kalksteıne. Von Herrn J. Roru in 2erlin. Dolomitischer Kalkstein, sogenannter Auswürf- ling, vom Rio della Quaglia von der Somma. Weiss, feinkörnig, zuckerähnlich, mürbe. Spec. Gew. des Pulvers bei 22 Grad C. = 2,720. In Stücken bei mitt- lerer Temperatur mit Salzsäure übergossen rundliche aus Rhomboedern zusammengesetzte Massen hinterlassend, die sich nur nach langer Zeit in erneuerter Salzsäure, aber leicht in der Wärme lösen. Die Analyse des bei 100 Grad getrockneten Pulvers ergiebt folgende Resultate: I. 1,175 Gr. geben 0,020 Gr. Wasser = 1,702 H. II. 1,007 Gr. geben 0,018 Gr. Wasser = 1,79% H. III. 2,130 Gr. geben 1,002 Gr. © 40940, 0% IV. 0,820 Gr. geben 0,473 Gr. Ca © ) = 57,682 Ca C. 0,348 Gr. Mg C) = 42,402 Mg C. V. 1,000 Gr. mit verdünnter Essigsäure bei 16 bis 20 GradC. behandelt, geben eine Lösung, die enthält 0,323 Gr. Ca C = 58,942 Ca C 0,225 „ MgC©= 41,062 Ms C 0,548 Gr. — 100,00 und einen Rückstand, der besteht aus 0,240 Gr. Ca C = 54,792 Ca C 0,198 „ MgC© = 45,212 Mg C 0,438 Gr. — 100,00 Ausserdem finden sich Spuren von Kieselsäure, Thon- erde, Eisen, Chlor, aber nicht von Schwefelsäure. Der in Essigsäure unlösliche Rückstand bildet rundliche, aus Rhom- bo@dern bestehende Massen. Nach der Analyse besteht dieser dolomitischer Kalk- stein aus 566 Si Äyiahtı Bil vr, en — 57,252 Ca Ö 0 = 12,75 Me 20,36 2 Mg rn 100,00 2 100,002 und die Zersetzung mit Essigsäure zeigt, dass man ihn als Gemenge. betrachten kann nahe aus 4 (Ca + Mg 6) + (5Ca © + 4 Mg C), aus 46,822 Dolomit und 53,182 do- lomitischem Kalke. Ein Gramm wasserhaltige Substanz = 0,982 Gr. wasserfreier Substanz hätten geben sollen eine Lösung von 0,31234 Gr. CaÜ = 59,812 Ca C 0,20989 „ MgC = 40,192 Mg C 0,5298 Gr. 0 0000 und einen Rückstand von 0,24987 Gr. Ca C = 54,352 Ca C 0,20989 „ Me © = 45,652 Mg C 0,45976 Gr. 100,00 mit denen die erhaltenen Werthe genau genug übereinstim- men. AsıcH*) hat wahrscheinlich denselben dolomitischen Kalkstein aus dem Valle di Sambuco zwischen Majuri und Minuri untersucht; er fand 56,572 CaC und 43,432 MsC. Dolomitischer Kalkstein von der Punta della Coglione an der Somma. Weiss, krystallinisch-grobblättrig, fest, mit einzelnen runden Poren; spec. Gew. des Pulvers bei 20 Grad C. = 2,669. In Stücken mit Salzsäure übergossen einen nur sehr langsam in erneuerter Salzsäure, leicht in der Wärme lösli- chen Rückstand hinterlassend, der unter dem Mikroskop als rundliche, von Rhomboe@dern gebildete Massen erscheint. Das bei 100 Grad C. getrocknete Pulver ergiebt folgende Zu- sammensetzung : *) Geolog. Beobacht. etc, in Unter- und Mittel-Italien. S. IV. 967 I. 1,1635 Gr. geben 0,020 Gr. Wasser = 1,722 H II. 0,8085 Gr. geben 0,013 G.H = 41,61% H 0,310...» ,,Ca „=; 38,33 Ca 0,218. , Mg = 26,942 Mg 0,541. Gr. — 66,884 0,2675 „ C* = 33,124 C 0,8085 Gr. ° = 100,002 III. 1,7305 Gr. geben 0,576 Gr.C = 33,282 Ö 0,6625 „ Ca = 38,282 Ca 0,4484 „ Mg = 25,912 Me 97,472 IV. 0,821 Gr. geben 0,556 Gr. Ca C = 37,922 Ca 2 Ne 25,742 Mg V. 1,260 Gr. geben 0,414 © = 32,862 C VI. 1,133 Gr. geben 0,375 C = 33,102 6 Ausserdem Spuren von Eisen, Chlor und Phosphorsäure, aber keine Schwefelsäure. Bei Behandlung mit verdünnter Essigsäure bei mittlerer Temperatur bleibt eine Verbindung von kohlensaurem Kalke mit kohlensaurer Magnesia in rundlichen Massen ungelöset. Der Ogehalt der © verhält sich zu dem des Kalkes und der Masnesia wie 10:9 und ist dieses Gestein wohl anzusehen als ein Gemenge von wenig Dolomit mit einer Verbindung aus gleichen Atomen Kalk und Magnesia, die nur halb mit Kohlensäure gesättigt sind. Annähernd ist die Zusammen- setzung (Ca © + Mg Ö) (81 Ca 1:8 Mg -+ 8C), wo- für die Rechnung ergiebt: 33,742. C, 27,612 Mg, 38,652 Ca. Diese Zusammensetzung entspricht der eines Dolomites, der (durch erhitzte Wasserdämpfe?) den grössten Theil sei- ner Kohlensäure verloren hat, analog dem halbgebrannten Kalk Ca? Ö; auffallend ist es, dass nicht aus der Luft Koh- lensäure und Wasser aufgenommen ist. *) Aus dem Verlust. 968 Stängliger Braunspath aus Mexico. KrAaPproru giebt im vierten Bande S. 199 seiner Bei- träge zur chemischen Kenntniss der Mineralkörper eine Ana- lyse dieses von Herrn v. Humsorpr aus dem Bergwerke la Valenziana zu Guanaxuato in Mexico mitgebrachten Mine- rals, in der ein Wassergehalt von 5 vorkommt. Diese An- gabe machte mir die Wiederholung der Analyse wünschens- werth, wozu ich der Güte des Herrn Prof. G. Rose das Material verdanke. I. 1,070 Gr. geben = .0,010 Gr. H = 0,9342 H U. 1,147 Gr. geben = 0,014 Gr. H = 1,222 H und 0,610, .... = 53,182, Ca € 0,394 , — 34,352 Mg C 0,120 „ = 40,460 Mn] 5 Fe 0,0025 ‚, = 0,222 Schwefelkies 1,1405 Gr. = 99,432. Die grosse Wassermenge bei KrarrorH rührt wohl vom Verknistern her, da er nicht zerkleinerte Krystalle erhitzte. Die Krystalle sind also normaler Bitterspath, in dem ein Theil der Magnesia durch Mangan- und Eisenoxydul ersetzt ist = Ca C + (Mg Mn Fe) C. Kluftgestein aus dem Gypse des Schildsteins bei Lüneburg. Grau, bituminös, dicht, zähe, schimmernd durch einge- sprengte feine krystallinische Pünktchen; hie und da mit kleinen Höhlungen mit kleinen Bitterspath- (Kalkspath ?-) Krystallen. I. 1,350 Gr. des bei 100 Grad C. getrockneten Pul- vers wurden bei mittlerer Temperatur (16 bis 20 Grad C.) mit verdünnter Essigsäure behandelt. Die Lösung enthielt: 0,840 Gr. Ca $ = 45,682 Ca 6 0,020 „ MgÜ= 1,622 Me6 47,30% 569 Der ungelösete Rückstand in der Wärme mit Salzsäure behandelt ergab: 0,271 Gr. Thon — 20,072 0,120 „Alu Fe — 8,898 0,176 „Cal = 13,05% Ca C 0,095 , Mg C© . = 7,062 Mg 6 0,005 „Ca S = 0,392 Ca 8 49,464 Der Verlust von 3,24 rührt vom Bitumen und daher, dass nach dem Trocknen bei 100 Grad im Thone noch Was- ser zurückbleibt und ein Theil des Eisens wohl als Carbonat vorhanden ist. Die Essigsäure löset also einen fast reinen Kalk aufund der Rückstand enthält auf 64,898 Ca C und Mg C 35,112. II. Lösung in Essigsäure = 44,842 Ca Ö 2,002 Mo 6 46,84 2 Im Rückstande 21,562 Thon, Ät und #e; 18,722 Ca C und 9,67 Mg C, also auf 65,942 Ca © an Mg C 34,062, ein Verhältniss, das ohne Berücksichtigung des Eisens 3 C(aC + 2 Mg entspricht. Der Gesammtgehalt von Mg C auf 100 CaC beträgt 15 und 182. Stinkstein von Segeberg. Am N.W.-Abhang des Kalkberges über dem Gypse an- stehend. Schwärzlichgrau, dicht, stark schimmernd, sehr bituminös. I. 0,825 Gr. gaben bei mittlerer Temperatur mit ver- dünnter Essigsäure eine Lösung von 0,300 Gr. Ca C = 36,362 Ca © 0,043 „ Mg C= 5,212 Mg Ö 0,343 Gr. — 41,578 Und einen Rückstand bestehend aus 570 0,067 Gr. Thon = 8,122 Thon 0,028 „Feu. Ät = 3,392 Fe u. A 0,005 „Cal = 06182 Ca C 0,567 „Mg 6 = 44,442 M&C 0,467 Gr. 56,564 | Der Verlust von 1,872 rührt vom Bitumen, von dem beim Trocknen zurückgebliebenen Wasser und wohl von einem geringen Gehalt an Eisenkarbonat her. Auf 100 Ca Ö sind hier 134 Mg C vorhanden, also mehr als einem Atom zu einem entspricht. I. Ein andrer Versuch, in dem der Kohlensäuregehalt bestimmt wurde, ergab auf 100 Ca © anMg © 1132. Nach dieser Analyse muss man dies Gestein als ein Gemenge von dolomitischem Kalk mit Magnesit betrachten. Karsten*), der dieselben und ähnliche Gesteine von Lüneburg und Segeberg bei niedriger Temperatur mit ver- dünnter Essigsäure behandelte und nur reine kohlensaure Bittererde als Rückstand erhielt, sieht sie als Gemenge von Kalk- und Magnesiakarbonat an. *) Archiv für Min, etc. Bd. 22. S. 589. 571 3. Das Vorkommen von Galmei, Blende, Bleıerz, Schwefelkies und Braunkohle bei Bergisch Gladbach. Von Herrn v. Hvene in Unkel. (Hierzu Taf. XV.) Schon seit einigen Jahren ist das Vorkommen des Gal- meis bei Bergisch Gladbach bekannt. Die in der ersten Zeit gemachten Aufschlüsse zeigten das Vorkommen auf Klüften im dolomitischen Kalke des Uebergangsgebirges in einer solchen Weise, dass man dasselbe für ein gangartiges halten musste. Die weiteren Versuchsarbeiten haben aber dieses Erz und andere Mineralien in einer ganz verschiede- nen Ablagerungsweise finden lassen. Die Haupt-Niederlage des Galmeis traf man nämlich auf der Scheide zwischen dem dolomitischen Kalke des Ueber- gangsgebirges und dem schwärzlichgrauen Letten des Braun- kohlengebirges. Beide Formationen sind bei Bergisch Glad- bach weit verbreitet. Die erstere ist durch grosse Kalkbrüche entblösst, welche das Material für viele Kalköfen liefern, die letztere aufgeschlossen durch Abraumsarbeiten aufeiner Braun- kohlenlage, welche man mit 100 Fuss noch nicht durchbohrt hat. Die Braunkohle wird von grauem plastischen Thon be- gleitet. Auf der Scheide zwischen Kalkstein (Dolomit) und Thon findet sich der Galmei, meist in den muldenförmigen Vertiefungen der wellenförmigen Oberfläche des Kalkes, die mit Braunkohlenthon und Sand ausgefüllt sind. Nur an den höheren Rücken und Sätteln tritt der Kalkstein frei zu Tage. Wo in solchen Mulden Klüfte in den dolomitischen Kalk niedergehen, sind diese mit Galmei ausgefüllt, und zeigen da, wo man nicht zuerst die Ablagerung des Galmeis in der Mulde, sondern durch das Abteufen eines Schachts neben derselben oder den Betrieb eines Stollens vom Thalgehänge aus das Vorkommen kennen lernte, einen Galmeigang, wie 572 bei dem eingangs erwähnten Vorkommen in einem Stein- bruche und in dem Grubenfelde von Bergmännische Freiheit (hinter der evangelischen Kirche zu Bergisch Gladbach) der Fall ist. Eigenthümlich ist die Gestalt mancher Mulden, nament- lich wenn sie spitze schiefe Trichter bilden, deren tiefster Punkt bis 70 Fuss unter der Tagfläche liegt. Die Mächtigkeit des Galmeis ist sehr verschieden; die mächtigsten Ablagerungen in den Mulden erreichen 4 bis 5Fuss; in den Klüften 4 bis 3 Fuss. Der Galmei (kohlen- saures Zinkoxyd) ist von sehr guter Qualität, und meist sehr rein, an einzelnen Punkten kommen darin fein eingesprengte Partien von Bleierz vor. Wenn die Ablagerung des Gal- meis auf der Gebirgsscheide zwischen dem Uebergangsgebirge und der Braunkohlenformation schon an sich von grossem Interesse ıst, so wird dies noch erhöht, wenn man das Ver- hältniss zu den in neuster Zeit gemachten Aufschlüssen von Blende betrachtet, welches in mehrfacher Beziehung an das Vorkommen von Galmei mit Schalenblende in dem Kreide- mergel bei Blankenrode (unfern Stadtberge) erinnert. Zwi- schen den Dörfern Bergisch Gladbach und Paffrath hatte man einige Schürfe und Bohrversuche ausgeführt und hier- durch eine 70 Fuss tiefe Mulde mit meistens steilen Rändern vorgefunden. Ein bis 40 Fuss Teufe darin niedergebrachter Schacht steht bis zu 20 Fuss Teufe in dem gewöhnlichen Braunkohlenletten; unter diesem folgt eine 2 bis 3 Fuss mäch- tige Bank, welche ganz angefüllt ist mit mehr oder minder grossen Stücken von Blende, kleinen Partien Bleiglanz (Gla- surerz), Schwefelkies und Braunkohle. Dieselben Mineralien finden sich auch in den darunter weiter abgeteuften 18 Fuss desselben Schachts, jedoch hier nur in einzelnen Stücken. Der in dem kohligen Leetten bald eintretende Wettermangel verhinderte ein ferneres Abteufen, wodurch man sich zum Auffahren einiger - Strecken veranlasst sah. Diese Arbeit zeigt die beigefügte Zeichnung in einem söhligen und einem seigeren Durchschnitte.e Vom Schacht aus sind Strecken E* 573 nach Norden, Osten und Westen getrieben. Mit dem nörd- lichen Querschlage gelangte man bald in den dolomitischen Kalkstein, welcher überall eine sehr unebene Oberfläche zeigt, und durch diesen hindurch nach 64 Lachter Länge wieder in den Letten. Auf der südlichen Abdachung des Kalk- rückens stehen keine Erze an; merkwürdig ist aber hier auf der Scheide zwischen dem Letten und Kalkstein das Vor- kommen von Gyps, der etwa 2 Zoll mächtig ist und sich nach dem östlichen Querschlage fortzieht. Ausser dieser Stelle hat man Gyps nicht gefunden. In dem nach Osten getriebenen Querschlage verlor man bei 3 Lachter Länge vom Schachte den Letten, ohne hier auf der Scheide zwischen diesem und dem Kalksteine Erze anzutreffen, wogegen Spuren von Gyps vorkommen. In dem 4 Lachter mächtigen Kalkrücken, welcher zwi- schen der tiefen trichterförmigen Mulde und einer östlich vorliegenden, minder tiefen und scharfen Mulde liegt, hat man den unteren Theil einer kleinen, sehr spitzen Mulde durchquert, welche das Vorkommen der Blende sehr scharf und deutlich zeist, während dies an allen anderen Punkten, wo die Stücke mehr vereinzelt in dem dunkel gefärbten Letten liegen, we- niger der Fall ist. Die steil abfallende sich trichterförmig endende Mulde hat in der Strecke-Firste eine Breite von 31 bei 4+ Fuss Tiefe, so dass sie die Sohle der 6 Fuss hohen Strecke nicht erreicht. (Siehe Figur 3.) In dieser kleinen Mulde liest zunächst auf dem Kalke eine 3 Zoll mächtige Lettenschicht; hierauf folgt eine 10 bis 12 Zoll mächtige Schicht, welche fast nur aus Blende-Bruchstücken mit etwas Bleierz und Schwefelkies besteht, worauf alsdann wieder Letten, die Mitte der Mulde bildend, folgt. Die östlich vor- liegende grössere flache Mulde zeigt besonders in der Nähe des östlich einfallenden Muldenflügels viele Blende, ausserdem aber kommen in dieser Mulde Partien von Braunkohle häufig vor. Auf dem westlich einfallenden Muldenflügel befindet sich Galmei in wechselnder Mächtigkeit von 4 bis 1 Fuss, welcher hier bis zu Tage ausgeht. 574 Mit der von dem Schachte nach Westen getriebenen Strecke hat man auf dem Liegenden der tiefen Mulde Gal- mei angefahren, auf welchem man einige Lachter im Strei- chen nach Süden aufgefahren ist. Die weiter nach Westen fortgetriebene Strecke hat auf einer Länge von circa 20 Lach- ter noch fünf grössere oder kleinere mit Letten überdeckte Mulden durchquert, die aber keine besonderen Aufschlüsse darboten. Die östlichste dieser Mulden zeigt etwas Blende, in den anderen fehlt dieselbe. Wie schon erwähnt, steht die Blende nicht in festen Lagen oder Trümern an, sondern es liegen in dem Letten nur lose Stücke dieses Erzes, jedoch mitunter in solcher Menge, dass hierdurch eine Art Blendelager gebildet wird. Die Stücke wechseln von der Grösse eines Hirsekorns bis zur Grösse einer Faust. Stücke der letzteren Grösse sind indess selten, und die meisten sind nicht grösser als eine Haselnuss. Die Blende ist nicht blättrig, sondern mehr nur feinsplittrig und fasrig, daher Schalenblende zu nennen. In dieser Blende finden sich kleine Stücke von blättrigem Blei- glanz, die theils zwischen den kleinen Blendestücken lose vorkommen, theils in der Blende eingesprengt sind. Die grösseren Blendestücke sind traubig, drusig und zeigen in den Drusen, wie auch an der Oberfläche, eine Umwand- lung in drusigen porösen Galmei. Schwefelkies kömmt in einzelnen knolligen Stücken vor. Die Braunkohle bildet kein zusammenhängendes Lager, sondern findet sich hier nur in einzelnen abgerissenen Stücken und zeigt die der Gladbacher Braunkohle (dort Trass ge- nannt) eigenthümliche erdige Beschaffenheit. Es unterliegt kaum einem Zweifel, dass der Galmei durch Umwandlung aus der Blende entstanden ist, denn beide Zinkerze liegen hier mit einander auf ein und derselben Lagerstätte, theils unmittelbar auf der Scheide zwischen dem Kalkstein- und dem Braunkohlengebirge, theils über dieser Gebirgsscheide ganz von Letten umschlossen. Die Umschliessung der Blende mit Letten scheint eine nur langsame Umwandlung zugelas- 575 sen zu haben, während dieselbe auf der Gebirgsscheide oder wo die Erze in den Klüften des Kalkes abgelagert waren, schneller erfolgen konnte. Auffallend ist,.es, dass man bis jetzt hier im Gralmei selbst keine Blende mehr gefunden hat, welche der Umwand- lung wiederstanden hätte. Solche Stücke kommen nämlich ausgezeichnet schön auf dem mächtigen Blendegange der Grube Frühling bei Altenbrück (1 Stunde östlich von Bens- berg) vor, wo die Blende am Ausgehenden der Lagerstätte in Galmei verwandelt wurde, und in der Mitte grösserer Galmeistücke noch Blende zu finden ist. Das ganze Vor- kommen der Erze bei Bergisch Gladbach und Paffrath zeigt deutlich, dass sich dieselben nicht auf ihrer ursprünglichen Lagerstätte befinden, sondern dass die Anhäufung dieser Stücke bei der Ablagerung des Braunkohlenlettens mit die- sem auf die wellenförmige Oberfläche des Kalksteins und in dessen Mulden eingeschwemmt worden sein mag. Die meist scharfkantige Beschaffenheit der Bruchstücke deutet auf eine nur geringe Entfernung von den ursprünglichen Lagerstätten. Die Vermuthung liegt nahe, dass die mit der Braun- kohlenformation abgelagerten Erzstücke von dem Ausgehen- den ähnlicher Blende- und Bleierzgänge herstammen mögen, wie dergleichen + bis 2 Stunden südöstlich von Bergisch Gladbach bei Bensberg, Herkenrath, Altenbrück etc., dort aber im Grauwackengebirge, aufsetzen. Auffallend ist nur der Umstand, dass die jetzt aufden erwähnten Gängen geförderte Blende meist sehr grossblättrig ist, während die ebenbeschrie- bene Blende als Schalenblende auftritt. Hoffentlich wird die Fortsetzung des Galmei-Bergbaues, besonders aber der Verfolg der Versuchsarbeiten auf der Muthungsgrube Humboldt noch manche interessante Auf- schlüsse liefern und über das merkwürdige Vorkommen mehr Klarheit verbreiten. 576 4. Das Vorkommen von Hartmanganerz ım Trachyt am Drachenfels am Rheine. Von Herrn v. Hvene in Unkel. In Folge einiger in der Nähe des Drachenfelsens bei Königswinter ausgeführten Schurfarbeiten ist in neuester Zeit ein interessantes Erzyorkommen aufgeschlossen worden. Schon seit längerer Zeit hatte man auf den Feldern rechts des Weges von Königswinter nach der Ruine Drachenfels, und zwar westlich des Burghofes, am sogenannten Dünn- holz, auf dem Ackerlande einzelne lose Stücke Braunstein aufgefunden; dieses veranlasste weitere Nachforschungen, um das feste Anstehen des Minerals aufzufinden. Das Gesuchte lag näher als vermuthet wurde. Oberhalb des Kucksteins eirca 24 Lachter unterhalb des Punktes, wo der Weg vom Burghof nach dem Dünnholz den Drachenfelser Weg durch- kreuzt, und von diesem sich ein dasselbe Ziel erreichender Fussweg abzweigt, bemerkt man am rechten Gehänge des in Trachytkonglomerat eingeschnittenen Hohlweges zwei braune durch Eisenocker gefärbte Streifen, welche auf 8 Lachter Länge durch ein 14 Fuss mächtiges Zwischenmittel des Ne- bengesteins von einander getrennt, in hor. 11. streichend, nach Westen einfallend, neben einander hinlaufen. Bei näherer Untersuchung fand man, dass diese schwachen Eisenschnür- chen aus Eisenocker bestehen, in welchem einzelne Stück- chen Mangan vorkommen. 16 Lachter unterhalb des erwähnten Wegkreuzes schaa- ren sich beide Trümehen zu einem einzigen, welches als- dann auf diese 16 Lachter Länge nicht zu beobachten ist, dann aber steht dasselbe an dem nach dem Drachenfelsen führenden Fusswege wieder an. An dem letzteren Punkte zweigt sich ein Trümchen, in hor. 9. streichend, nach Südwesten einfallend, von dem bis dahin in hor. 11. gerich- teten Vorkommen ab. 577 Verfolst man den Fussweg des Drachenfelsens circa 43 Lachter weiter bergaufwärts, so findet man an der rech- ten Seite des Weges ein 3 Zoll mächtiges, in hor. 9. strei- chendes, ebenfalls nach Südwest einfallendes Trum, welches an den Saalbändern aus Eisenocker, in der Mitte aber aus Manganerz besteht. Die Fortsetzung dieses mächtigeren Vorkommens ist 17 Lachter weiter nach Nordwesten im Walde erschürft worden. Hier steht dasselbe bei 1 Lachter Länge 4 Zoll mächtig, in hor. 9. streichend, mit 75 Grad nach Südwesten einfallend, in einem Schurfe an. Der Eisen- ocker ist hier kaum bemerkbar, und das ganze Erztrüm- chen besteht nur aus reinem Manganerz, welches sich durch seine Sprödigkeit, seine Härte, den flachmuschligen Bruch, die bläulichschwarze Farbe, sowie den bräunlichschwarzen Strich als dichtes Schwarzmanganerz oder Psilome- lan erkennen lässt. Das Nebengestein, welches hier ebenso wie in den übrigen Punkten aus Trachytkonglomerat besteht, ist bis auf 3 Zoll im Hangenden und Liegenden grünlichgelb gefärbt. Letztere Eigenthümlichkeit findet sich an allen Punkten, wo das Manganerz im Trachyt ansteht. Das zuletzt erwähnte Vorkommen ist ganz gangartig. Interessant ist hier das Vorkommen kleiner Bruchstücke des Trachyts in dem Psilomelan, und umgekehrt das Auf- treten kleiner Partien des letzteren in dem Nebengestein des Erztrümchens. In der dichten Masse des Psilomelans bemerkt man kleine slänzende Krystalle, welche noch nicht bestimmt sind und eine fernere Untersuchung verdienen. Ausser an den erwähn- ten Punkten finden sich im Trachyte an dem Steinchen, in dem zwichen Königswinter und Aöndorf liegenden Steinbru- che, Spuren von Manganerz, welches hier in sehr dünnen Blättchen mit Ehrenbergit vorkommt und die Saalbänder des letzteren bildet. Ausserdem sollen schon früher einzelne Stücke Mangan- erz an der östlichen Seite des Hirschberges beim Umpflügen gefunden sein, sind aber nicht weiter beachtet worden. Zeits. d. d. geol, Ges. IV, 3, 38 578 Obwohl das erwähnte Vorkommen des Psilomelans in bergmännischer Hinsicht keinen Werth haben dürfte, so ist doch dessen gangartiges Auftreten in den Klüften des Tra- chytkonglomerats von geologischem Interesse. Uebrigens scheinen, soweit das Verhalten bis jetzt auf- geschlossen ist, die Erze nur in kurzen Klüften, die sich im Streichen verschieden zeigen, aufzusetzen. Ueber das Nieder- setzen der erzführenden Spalten in die Tiefe fehlen Auf- schlüsse, wenn man nicht das Vorkommen an dem tief ge- legenen Steinchen als für ein Niedersetzen sprechend gelten lassen will. 579 5. Geognostische Bemerkungen über die Nordküste Neu-Granada’s, insbesondere über die sogenannten Vul- kane von Tarbaco und Zamba. Von Herrn Dr. Herrmann Karsten. Aus der flachen Nordküste Neu-Granada’s erheben sich westlich von dem in die Halbinsel der Goajira auslaufenden Gebirgszuge Ocana’s zwei durch die Ebene der Magdalenen- mündung getrennte Gebirgssysteme, jedes in westöstlicher Richtung. sich erstreckend, scheinbar derselben Erhebungs- periode angehörend, obgleich hinsichts der Natur der sie zu- sammensetzenden Felsarten gänzlich verschieden. Der an der rechten Magdalenenmündung seine eisbe- deckten Gipfel hoch über die Wolkenregion erhebende Ge- birgsstock besteht vorherrschend aus einem feinkörnigen, mit glimmerhaltigen Quarzschichten von geringer Mächtigkeit geschichteten Syenite, der nach Aussen wechsellagert mit Schichten von Hornblendeschiefer, Glimmer-führenden Quarz- schichten, Hornblende enthaltendem Granite und verwandten krystallinischen Felsarten und dessen nördlicher vom Meere bespülter Fuss zusammengesetzt ist aus gefritteten Gestei- nen: kieseligen Thonen, dichten quarzigen Sandsteinen, die zum Theil Glimmer, zum Theil Hornblende enthalten, sel- ten mit späthigen Kalkschiefern wechselnd. — Das in den Thälern abgelagerte Gerölle und angeschwemmte Land wird in der Nähe des Meeres selten bedeckt durch Muscheln ent- haltende Schichten der jüngsten Schöpfung; gegen N.W., in der Nähe der Cienega, finden sich auf dem 20 bis 30 Fuss über der jetzigen Meeresoberfläche erhobenen Ufer Schichten von Schalen der Lucina pensylvanica, Arca Noe, Venus can- cellata, Strombus gigus und vieler anderer jetzt noch leben- der Arten; doch lassen die vereinzelten, wenig ausgedehnten Lagerungsstätten bei der geringen Erhebung über das be- ? 38” 5850 nachbarte Meer den Beobachter in Zweifel, ob sie der er- hobene Meeresgrund sind oder ob die durch die Erhebung benachbarter Gebirge aufgeregten Wogen diese Meeresbe- wohner auf das nahe Land schleuderten und dort in dem aufgeschwemmten Lande begruben. Im Gegensatze zu diesem grösseren, bis jetzt noch un- vollkommen untersuchten Gebirgsstocke krystallinischer Ge- steine, dem Schneegebirge von St. Martha, besteht das Ge- birge, das bei Carthagena die Küste des Caraibenmeeres begrenzt, gänzlich aus neptunischen Bildungen und zwar der jüngsten tertiären oder quaternären Formation. Kalkschich- ten von geringer Mächtigkeit (1 bis 6 Fuss), zum Theil aus Korallen- und Muschel-Anhäufungen bestehend, wechsella- gern mit Sand- und Mergel-Schichten und bilden in den von Osten nach Westen sich erstreckenden Hügeln und Bergen (deren höchster der Peojo gegen 2000 Fuss) das Hangende von Schichten lockerer Sandsteine, dünner theils Muscheln enthaltenden Mergelschichten (hier wie bei Cumana und Pa- nama auffallender Weise zuweilen metallisches Quecksilber in bedeutenden Mengen enthaltend), welche Schichten und Bänke eines dichten thonigen und sandigen Kalkes einschliessen. Alle diese Schichten streichen von S.S.W. nach N.N.O. oder fast von S. nach N., im Allgemeinen unter sehr gerin- gem, an der Nordküste zum Theil unter grösserm Winkel gegen W. aufgerichtet. Die Gesteinschichten der Kreide- formation kommen nirgends zu Tage, dagegen wird das Ufer des Meeres durch die jüngsten Ablagerungen gebildet ; mäch- tige Austernbänke und Muschel- und Korallen-Schichten bil- den hier jetzt den fruchtbaren Boden eines üppig wuchern- den Waldes. Diese Formation durchbrechen bei 7wrbaco, südlich von Carthuagena an verschiedenen Orten (los Volcancitos, Canave- rales, Bajo de Miranda) in einer Höhe von 1000 bis 1500 Fuss über dem Meere Ausströmungen von Gasen von geringen Wasserquellen begleitet. Es finden sich diese Quellen theils einzeln, theils, wie die bekanntesten von Twrbaco, in grösse- 581 rer Anzahl beisammen; der. durch das Wasser erweichte Thonboden wird mit diesem in den Quellröhren durch das fortwährend hervordringende Gas zu einem dünnen Breie ver- mischt, der durch jene etwas in die Höhe getrieben wird und so am Rande der meistens einen Fuss im Durchmesser haltenden Quellmündungen zu einem Ringe von einem oder einigen Zollen Höhe erhärtet. In der Regenzeit sind die Quellen reicher an Wasser; es wird theils mit dem Schlamme allseitig von den heftig hervorbrechenden Gasblasen überge- trieben, wodurch der Rand allmälig abgewaschen und ver- breitet wird; grösstentheils fliesst es jedoch in kleinen Rin- nen in diesem abgesetzten und erhärteten Thone ab, so dass die Erhebung der auf einen Raum von einigen Hundert Qua- dratfuss vereinigten Quellen bei Turbaco über die allgemeine Oberfläche nur wenige Fuss beträgt und die der einzeln im Walde sich findenden ganz unmerklich ist. Diese durch ‘die hervorströmenden Gasblasen bewirkte, derjenigen des kochenden Wassers ähnliche Bewegung des Schlammes, so wie die, wenn auch nur geringe, Erhöhung der Quellmündungen über die Gesammterhebung haben wohl die Veranlassung zu deren Benennung: „Volcanes, Volcan- eitos’”” gegeben, welchen Ausdruck auch wissenschaftliche Rei- sende angenommen haben, wiewohl die Hauptbedingung der vulkanischen Thätigkeit, die Wärme, diesen Quellen abgeht. — Der hervorgetriebene Schlamm ist nicht wie der Mergel des Bodens, aus dem die Quellen hervorbrechen , gelb, sondern graublau gefärbt; wahrscheinlich da er vermischt ist mit Theilen tiefer liegenden Schichten oder verändert durch die aus der Tiefe kommenden flüssigen Stoffe. Der Schlamm der Quelle im Schatten des Waldes bei Canaverales zeigte im September eine Temperatur von 22 Grad R. (dieselbe, wie die gegen 50 Fuss tiefen Brun- nen in Barranguilla und Carthagena sie besassen), die der Sonne ausgesetzten Volcanes bei Turbaco zeigten Mittags 231 Grad R. Der Geschmack des Wassers ist stark salzig und eine Auflösung des salpetersauren Silbers giebt in dem- 582 selben einen sehr bedeutenden Niederschlag. Dieser starke Salzgehalt des Wassers ist wohl die Ursache, dass der die Umgebung der Quelle bedeckende Schlamm keine Pflanzen ernährt, im Gegentheil die vorhandenen zu ersticken scheint. Das Wasser so wenig wie das Gas lässt durch essigsaures Blei Schwefelwasserstoffgas erkennen, so wie überhaupt das Wasser einen ziemlich reinen, auch nicht empyreumatischen Geruch hat. Das Gas besteht fast allein aus einer Mischung von atmosphärischer Luft mit Kohlenwasserstoffgas, von Koh- lensäure sind nur Spuren darin enthalten. Der Gehalt an Kohlenwasserstoffgas ist in verschiedenen Quellen verschie- den, jedoch noch nicht quantitativ bestimmt. Diesen Gasquellen, südlich von Carthagena, ähnlich fin- den sich andere in der Nähe der Küste ostwärts von diesem Orte bei @uuigepe, Boca de Manzaguapo, Totumo, Salina de Zamba, auf der Insel Cascajo u. a. m. alle mit salzigem Wasser und aus den gleichen Luftarten gemischt. Die Quelle von Totumo bricht aus einem Sandboden hervor, die Mün- dung ist daher stets mit Sand verschlossen und das Gas treibt keinen Schlamm hervor. Eine andere ähnliche aus einer Thonschicht hervorbre- chende Quelle befand sich früher auf dem Plateau eines Hügels einer erhabenen Landzunge der Galera de Zamba, es war dies der berühmte ‚„Volcan de Zamba”, der durch die Entflammung des ausströmenden Gases die benachbarten Be- wohner in Furcht und Schrecken setzte und endlich nach dem letzten Brande vor vier Jahren (1848) mit einem gros- sen Theile der angrenzenden Landzunge unter die Meeres- oberfläche versank. Dieser letzte Brand, dem nach den Sagen der Küsten- bewohner früher andere vorhergingen (?), begann im Okto- ber nach einer ungewöhnlich lange anhaltenden Dürre in der Nacht gleichzeitig mit der jetzt eintretenden Regenzeit; ohne Zweifel wurde in Folge der ungewöhnlich erhöhten eleetri- schen Spannung der Atmosphäre das Gas entzündet und das Wasser der Quelle der Halbinsel war in Folge der langen 583 Dürre versiegt, denn das Gas brannte unaufhörlich 11 Tage, erleuchtete die ganze Umgegend bis zur Entfernung von 20 Meilen und trieb erhitzte Lehmmassen hervor, diese wie Leuchtkugeln weithin ins Meer und auf das benachbarte Land schleudernd. Seit diesem Brande — der sicher auch mit ‘den übrigen Voleancitos sich ereignen würde, wenn sie unter gleichen äusseren Verhältnissen eine ebenso grosse Menge brennbaren Kohlenwasserstoffgases bei gleichzeitiger Trockenheit ihrer Quellröhren aushauchten, — begann dieser Theil der Halb- insel sich zu senken und verschwand endlich vor zwei Jah- ren gänzlich unter die Meeresoberfläche, an der sich noch jetzt der Ort der früheren Quelle des alten ‚Volcans de Zamba’”’ durch hervortretende Gasblasen zu erkennen giebt. Die nächste Umgebung giebt zur Erklärung dieser un- gewöhnlichen Erscheinung wenig Anhalt und es ist dem ein- fachen Landmanne nicht zu verargen, wenn er dieselbe für vulkanischen Ursprungs hält ; der Geognost dagegen wird sich bemühen das liegende Gestein kennen zu lernen um aus der Natur dieses sich das Hervorströmen des mit Salzwasser ge- mischten brennbaren Gases zu erklären. Kennt man die mächtigen Asphaltlager in der unteren Kreide, die in dem Gebirge von Ocasa und des Quindiu zu Tage kommt, so wie die Kohlen- und Steinsalzlager, welche letztere den Gebirgsbewohnern des südlichen Neu - Granada sämmtlichen Salzbedarf liefern, so ist es wohl nicht voreilig zu vermuthen, dass ähnliche Salzlager (die sich gleichfalls in der Saline Guaranao auf Paraguana am Meeresufer finden) und ähnliche Flöze brennbarer Stoffe, sowohl den Salzgehalt des Wassers wie das Kohlenwasserstoffgas der ausströmen- den Luft liefern, dessen Entflammung sich vielleicht auf die tiefer liegenden Flöze selbst fortpflanzte und durch eine theil- weise Verbrennung dieser das Sinken des hangenden Ge- steines veranlasste. 984 6. Eine neue Insel ın Norddeutschland. Von Herrn Mryn in Kiel. Am 2. Oktober dieses Jahres brach in den um die Elb- mündung gelegenen Ländern und in noch weiterem Kreise Nachmittags zwischen vier und fünf Uhr, und zwar so viel bekannt geworden ist, fast überall zu gleicher Zeit, ein unge- mein heftiger Orkan aus. In den Strassen von Kiel wurden Leute umgeweht, gebrochene Bäume und Baumzweige traf man überall im Lande. Eichen, welche noch vielfach, be- sonders auf adeligen Gütern, zerstreut in den Hecken stehen, die unsere holsteinschen Landwege einfassen, lagen quer über und sperrten die Landstrasse; aus der Ost- und Nordsee, aus der Elbe und dem Sunde kam. vielfältige Nachricht über verunglückte Seefahrer, Fischer und Reisende; seit langen Jahren wusste man sich auf unserer zwischen zweien Mee- ren gelegenen und wahrlich sturmgewohnten Halbinsel eines so plötzlichen und so heftigen Orkanes nicht zu erinnern. Unter den mannigfaltigen Notizen, welche die öffentlichen Blätter über einzelne, besonders auffallende Wirkungen des Sturmes gaben, tauchte auch von mehreren Seiten die Nach- richt auf, dass während des Sturmes urplötzlich eine Insel in dem Uleveezer See bei Plön entstanden sei, und zwar an derselben Stelle, wo vor funfzig Jahren schon einmal eine solche aufgetaucht. An sich kann das Entstehen neuer Inseln in den Land- seen des baltischen Tieflandes, welche, zum Theil von Moor- und Wiesengründen umgeben, nicht selten auch bis nahe unter dem Wasserspiegel mit Moor erfüllt sind, keine auffal- lende Erscheinung sein, und wird auch häufig genug beob- achtet; eben so wie man nicht selten die schon vorhandenen alten Werder und Inseln durch die allmälige Bildung einer- Landenge landfest werden sieht. Ein plötzliches Erscheinen solcher Inseln wird jedoch nur selten wahrgenommen, und 989 auch in dem vorliegenden Falle war es nicht unmöglich, dass die ganze Sache auf einem Irrthum beruhe. Der grosse Plöner See, ein Wasserspiegel von einer halben Quadrat- meile und fast 6 Meilen Umfang, war eines ausserordent- lichen Mühlenbaues wegen um 5 Fuss abgelassen, und da der Oleveezer See, in welchem das Ergebniss vorgegangen sein sollte, sich in den Plöner See ergiesst, mithin, wenn auch das Wehr einer Oelmühle eingeschaltet ist, doch durch irgend einen Umstand eine entsprechende Niveauveränderung konnte erfahren haben, so war es möglich, dass hierdurch plötzlich die Insel erschienen, wie man denn auch aus dem Plöner See zu dieser Zeit mehrere Inseln und Riffe namhaft machte, welche durch die Niveauveränderung sichtbar ge- worden waren. Waltete aber keine Täuschung ob, so waren zwei Umstände vorhanden, welche diesem Falle vor allen ähnlichen ein ganz besonderes Interesse beilegen mussten. Erstens erschien die Insel, wie berichtet wurde, an dersel- ben Stelle wie vor einem halben Jahrhundert eine ähnliche, "die nachher, wie es in den Schriften heisst, wieder „versun- ken” war, und es liess sich also mit einiger Gewissheit auf ganz gleiche Ursachen schliessen, was bei anderen adäquaten Fällen immer noch erst des Beweises bedarf. Zweitens war die Insel während eines heftigen Orkanes entstanden, wel- cher in der allgemeinen Rede kurzweg als die Ursache des Phänomens angegeben wurde, von den sich klüger Dünken- den aber, vielleicht zu noch grösserem Schaden, ohne nähere Untersuchung als ein mit der Entstehung der Insel gleich- zeitiger Ausfluss eines Erdbebens betrachtet wurde. Nicht um diesem Gerede des Tages zu begegnen, sondern um wirklich zu untersuchen, ob ein innerer Zusammenhang bei- der Phänomene anzunehmen sei, schien es wichtig, dass die Insel dem wissenschaftlichen Publikum genauer bekannt werde, besonders weil auch die so berühmt gewordene am 17. Mai 1807 in der Havel nahe bei Spandau aufgetauchte Insel, welche v. Horr beobachtet und beschrieben hat, während eines Gewitters aufgetaucht war, und man bei jeder Nen- 586 nung dieser Insel in geognostischen Schriften auch des Ge- witters erwähnt findet, als könnten selbst die Geognosten sich von der Vermuthung eines inneren Zusammenhanges nicht lossagen. Aus diesen Gründen hielt ich es für nicht unwichtig, den Augenschein von der Sache aufzunehmen, um eine authentische Nachricht über das Phänomen liefern zu können; auch schien es mir, da bekanntlich jene in der Havel entstandene Insel für Herrn v. Horr der erste Anstoss zu seinen sorgfältigen Arbeiten über die historisch verbürgten natürlichen Veränderungen der Erdoberfläche geworden war, (welche auf die Richtung der ganzen neueren Geologie einen so wesentlichen Einfluss ausgeübt haben), als wenn ich in meinem Berufe als Geognost es den Manen dieses Mannes schulde, eine ähnliche he nicht unbeobachtet vor- beigehen zu lassen. Geschäfte hielten mich ab die ersten ruhigen Tage bach dem Orkan zu benutzen, und erst an dem trüben und win- digen 20. Oktober, nachdem es schon mehrere Tage geweht hatte, begab ich mich an Ort und Stelle. Ein heftiger Sturm, der auf den Binnenseen immer besonders gefährlich ist, weil er durch Schluchten auf die Wasserfläche stürzt und weil man nur flache Kähne ohne Kiel vorfindet, nöthigte mich meine Neugier für diesen Tag aufzuschieben; am 21. Mor- gens war derselbe zwar noch fortwährend sehr stark, doch liess sich der Fischer von Oleveez willig finden mich durch seine Leute nach der Insel hinzuschaffen. Vorher jedoch sammelte ich von dem Fischer selbst, der ein sehr verstän- diger und einsichtsvoller Mann war, und dann auf der Ueber- fahrt von seinen Fischerknechten alle Nachrichten, welche ‚sie zu geben wussten. Danach erscheint es als T'hatsache, dass die neue Insel während des Orkanes am Abend oder in der Nacht entstan- den ist; denn am Tage vorher war in derselben Gegend nichts zu sehen, und seit langer Zeit wurde an dem Orte das Was- ser 12 Fuss tief gefunden, während sich die neue Insel An- fangs mehr als 4 Fuss hoch über dem Wasser befunden hatte. 387 Am Tage nach dem Orkan und noch eine längere Zeit nach- her hat die Insel ihre ursprüngliche Gestalt behalten, eirund und leicht gewölbt, mindestens 100 Fuss lang und 70 Fuss breit. In ihren Dimensionen ist sie durch den Eutinischen Landwege-Inspektor Brunns auch sorgfältig aufgenommen worden. Ebenso erklärte der Fischer, er wisse mit Bestimmt- heit, dass genau an derselben Stelle im Jahre 1803 eine ähnliche Insel entstanden sei. Damals sei der Bauer- vogt des benachbarten Dorfes Beil Augenzeuge der Entste- hung gewesen, die Insel habe sich urplötzlich gegen 12 Fuss über den Wasserspiegel erhoben, dann wieder gesenkt, bis sie nur 4 Fuss hervorgeragt, und dann habe sich in der Mitte ein rundes Loch geöffnet, daraus sei eine gelbe Moor- masse ringsumher gespritzt, in diesem Loche aber habe man bei der Untersuchung 28 Fuss Wasser gehabt. Ausserdem wollte der Fischer noch wissen, dass im Jahre 1819 sich ebenfalls an derselben Stelle ein solches Phänomen gezeigt, das damals viele Fremde namentlich auch Engländer und Franzosen herbeigelockt habe. Bei meiner Besichtigung der Insel fand ich alle Aussagen der Fischer, welche sich noch irgend durch den Augenschein beglaubigen liessen, der Wahrheit getreu; allein der heftige Wind und der kiellose Nachen, in welchem wir uns befanden, gestatte- ten eine genauere Untersuchung mit dem Senkblei nicht. Die neue Insel bestand ohne irgend eine andere Beimischung und ohne eine besondere Verschiedenheit an verschiedenen Stellen nur aus Torfmoor, und zwar aus derjenigen Art des Torfmoors, welche in kesselförmigen Senkungen des östlichen Holsteins gemein ist, die man als Waldmoore zu bezeich- nen pflegt, und welche ausschliesslich aus Ueberresten einer Waldvegetation grossen und kleinen Schlages phanerogami- scher und kryptogamischer Natur besteht. Dieses Torfmoor der Insel trägt alle Charaktere der Reife, indem keinerlei unveränderte Pflanzenreste darin auftreten, zugleich aber trägt es durch die Erhaltung derselben und das deutliche na- türliche Gewebe ein bestimmtes Kennzeichen, dass es noch 588 seinen ursprünglichen Zusammenhang hat, und nicht etwa wie ein Theil der Küstenmoore hierher und in die Tiefe des Sees zusammengeschwemmt ist. Kleine und grosse Kessel mit dem gleichen Waldmoor- torf liegen vielfach umher in der Gegend, welche theils im Allgemeinen theils aber auch besonders an den Ufern des Cleveezer Sees ausserordentlich grosse Höhenunterschiede und ein verwickeltes Terrain darbietet. Theilweise steigen unmittelbar aus dem Wasser gewölbte Hügel von 200 bis 300 Fuss Höhe empor, theilweise streckt sich ein ganz fla- ches Ufer allmälig in den See hinein und verliert sich durch einen weitgedehnten Rohr- und Binsenschnitt allmälig unter das Wasser. oder streckt wie in allen Seen der Umgebung von Plöen lange Halbinseln in die Wasserfläche hinaus. Eben solche Höhenunterschiede wie das Ufer zeigt auch der Boden des Sees, den die Fischer selbst mit dem umgebenden Hügellande verglichen. Einzelne Steilen in der Mitte des- selben sind durch Besenbaaken ausgezeichnet, weil der flache Grund fast bis an den Wasserspiegel reicht; an anderen Stel- len findet sich eine Tiefe über 300 Fuss; und so grosse Un- terschiede trifft man in einem See, dessen grösste Länge 650 Ruthen beträgt und der an seinem nördlichen breitesten Ennde, wo die Insel auftauchte, nur 350 Ruthen breit ist. In einem See von dieser Beschaffenheit, der überall von festen sandigen Ufern eingeschlossen ist und nur an einer Stelle im Norden von einem moorigen Wiesengrunde berührt wird, dessen Boden zum grossen Vortheil für die Fischerei überall aus einem festen und: klaren Sande besteht, erscheint schon an und für sich das Vorkommen eines Torfmoores unter 12 Fuss Wasser und auf etwa 250 Ellen Abstand von dem nächsten festen Sandufer als eine auffallende Thatsache. Da dieses Torfmoor, wie seine oben geschilderte Beschaffenheit lehrt, nicht aus zusammengeschlemmtem Modertorf besteht, so giebt es nur drei Möglichkeiten, wie dasselbe an diesen Platz hat gelangen können. Das Moor kann als schwimmende Insel von dem moorigen Theile des Seeufers sich losgerissen und 589 später an dieser Stelle versenkt haben ; dagegen spricht Jedoch die Beschaffenheit jener kleinen Uferstrecke, welche nur eine sehr untergeordnete Moorbildung zeigt, so wie die Ausdeh- nung und namentlich auch die Mächtigkeit der vorliegenden Masse. Während nämlich die Insel sich mit 100 Fuss Länge und 70 Fuss Breite über den Woasserspiegel erhoben hat, senkt sie sich mit so allmäliger Böschung in die Tiefe, dass die Ausdehnung unter Wasser nach jeder Seite mindestens eben so viel beträgt, die Dimensionen also sich verdreifa- chen ; dabei hat das Moor nach allen früheren Angaben und auch nach dem Schlusse, den der gegenwärtige Stand der Insel erlaubt, eine Mächtigkeit von mindestens 16 Fuss, wie sie bei schwimmenden Inseln, welche eigentlich nur eine auf- gehobene Rasenplatte ausmachen, wohl nicht füglich vorkom- men kann. Es kann daher die Lokalität, an welcher sich dieses Waldmoor findet, nur erklärt werden, wenn sein eige- ner Platz sich gesenkt und dasselbe unter den Wasserspiegel getaucht hat, oder wenn sich einzelne Umgebungen des Sees gehoben und dadurch den Wasserspiegel höher aufge- staut haben. Lokale Senkungen und Hebungen sind also für diese Gegend in jedem Falle indicirt. Allein da das Vorkommen von Waldmooren in einzelnen tiefen Kolken der Landseen der Herzogthümer keine Seltenheit ist, da es Land- seen in Holstein und in Schleswig giebt, auf deren Grunde noch die Wurzelstöcke der versunkenen Wälder festsitzen, so ist diese Erörterung über die eigenthümliche Lokalität dieses Waldmoors nur deshalb hier gemacht worden, um die Uebersicht aller Verhältnisse, welche hier in Betracht kom- men können, zu erleichtern. Die Insel war bei meinem Besuche nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustande. Vierzehntägige heftige Herbst- stürme hatten sie schon zum Theil zerstört. Wenn man sich ihr nähert, ragt scheinbar ein äusserst scharfkantiges Riff schwarzer vulkanischer Felsen aus dem Wasser hervor, denn diese weichen Massen werden durch den Wellenschlag nicht zugerundet, sondern immer von Neuem scharfkantig 90 abgebrochen. Von der ellipsoidischen Aufblähung, in deren Gestalt die Insel ursprünglich erschien, ist die südwestliche Seite völlig eingeschlagen, und nur der nordöstliche Rand stehen geblieben, der nun eine Art von Circus bildet und die steilen noch 2 bis 3 Fuss aus dem Wasser hervorragen- den Abstürze gegen das Centrum wendet, während eine ge- linde Böschung in abgewendeter Richtung sich unter das Wasser senkt, wie sie ursprünglich rings umher gewesen sein soll. Tiefe radiale Spalten und Schründe zerbrechen den aufstrebenden Ring scheinbarer Felsen. Auch diese Spalten erscheinen noch mit ihrer ganzen ursprünglichen Scharfkantigkeit, das Wasser hat sie nicht abgerundet und nicht zugeschlemmt; sie klaffen theilweise um 1 bis 14 Fuss weit auf, lassen sich unter Wasser noch mit dem Ruder un- tersuchen, und, wenn dies in der Tiefe versagt, noch eine Strecke weit sichtbar verfolgen, so weit noch irgend das Auge die dunkele Farbe des frisch aufgesprengten Torfes von der ursprünglichen Oberfläche des Seegrundes unterscheiden kann, in welchem die Torfmasse durch eine dünne grüngelbe Schicht organischen und unorganischen Absatzes bedeckt ist. In die- ser zerbrochenen Gestalt, mit den gegen den, Mittelpunkt gewendeten Abstürzen, der davon weggewendeten sanften Neigung, welche von tiefen bei dem ersten Erscheinen schon erzeugten Spalten durchsetzt wird, gleicht die Insel, wenn man Kleines mit Grossem vergleichen darf, einem Erhebungs- krater, einer Caldera mit den zugehörigen Barranco’s. Ob- gleich die Insel alle diese ihre ursprünglichen Kennzeichen gegen Wind und Wellen siegreich bewahrt hat, obgleich selbst die losgerissenen Blöcke, welche an dem Festlandsufer um- herliegen , noch lange ihre scharfen Kanten erhalten, so ist doch die Torfmasse weich, und man sinkt bis an die Knöchel ein, wenn man die scheinbaren Felsen betritt. Die tiefen Schründe, welche namentlich unter Wasser einen ausserordentlich schönen Anblick gewährten, sollen nach der Aussage der Fischer auch in der früher erhobenen Insel gewesen sein, so dass man auch dies verschollene Wesen als 591 eine Moorinsel betrachten muss; denn keine andere Schicht auf diluvialem und alluvialem Boden bewahrt so dauernd die ursprüngliche Gestalt. Mehrfach ist es neuerer Zeit in Hol- stein vorgekommen, dass man Eisenbahu- und Chausseedämme quer über die Moore geschüttet hat. Wenn dann der Damm- körper einsinkend und sich mit seiner natürlichen Böschung unter das Moor schiebend dieses emporhob, dann hat dasselbe sich jedesmal nicht zerstückelt, sondern mit wenigen breiten und tiefen Spalten geöffnet, wie es die grosse Cohäsion vor- schreibt, die auch das weichste Torfmoor durch die noch immer eingewebten Fasern dem Zerreissen in die Quere ent- gegensetzt. In Bezug auf diese Spalten erzählen aber die Fischer einen anderen Umstand, der sich leider nicht verifiei- ren lässt, bei der Zuverlässigkeit ihrer sonstigen Angaben aber alle Beachtung verdient. Sie behaupten, dass man zur Win- terzeit bei glattem Eise auch schon auf dem Grunde des Sees an dieser Stelle die Spalten habe sehen können, dass man aber in den letzten Jahren ein allmäliges Verschwimmen und Schliessen derselben wahrgenommen habe, und dass sie deshalb schon vermuthet hätten, die alte Insel werde über kurz oder lang wieder emportauchen. Wenn diese Vorstel- lungen nicht erst nach dem Ereignisse durch öfteres Bespre- chen entstanden, und dann von den Leuten wirklich geglaubt worden sind, so würden sie einen merkwürdigen und wich- tigen Beitrag zu der Geschichte dieser Insel liefern und würden uns zeigen, dass die einfachen Beobachter der Natur wenigstens den nächsten Anlass der Ereignisse oft richtig gewahren. Fragen wir nämlich nach den Ursachen der Entstehung dieser Insel, für welche ja von Anschwemmung gar nicht die Rede sein kann, so ist, was hier die Fischer stillschwei- gend als den Grund voraussetzen, allerdings die erste Ver- muthung, nämlich eine lebhafte lokale Gasentwickelung irgend einer Art, welche das für Flüssigkeiten und Gase imper- meable Moor zumal bei dessen grosser seitlicher Cohäsion blasenartig emportreiben konnte. Um aber in der Beurthei- 592 lung der Ursachen nicht irre zu gehen, wird man gleichartige Erscheinungen mit in Betracht ziehen müssen; aber gewiss kein besseres Aequivalent können wir für unseren Fall finden als die erste Inselbildung an derselben Stelle, welche sowohl durch die Lokalität als durch alle begleitenden Umstände auf eine völlige Identität des Phänomens hinweiset. Für eine solche Vergleichung genügen die Angaben der Fischer nicht; die Nachrichten der damaligen öffentlichen Blätter sind durch v. Horr kritisch gesichtet worden und es dürfte daher zweck- mässig sein die Relation mit seinen Worten zu wiederholen. „In diesem, (dem Üleveezer See) entstand in der Nacht vom 45. bis 16. August 1803 ebenfalls plötzlich eine Insel, die sich wie ein kleiner Berg vom Grunde erhob. Man hatte am Abend vor dieser Nacht noch auf dem See gefischt, und konnte daher die Zeit des Phänomens ziemlich genau be- stimmen. Die neuentstandene Insel lag ungefähr 1000 Schritt von einer der Halbinseln, die in den See hineinragen; wenige Tage vor ihrem Entstehen hatten die Fischer die Stelle, an der sie sich befand, noch drei Klaftern tief gefunden. Die Insel erhob sich 3 bis 4 Fuss über die Wasserfläche, hatte unmittelbar an derselben ungefähr SO Fuss Umfang und verflächte sich von allen Seiten sanft gegen den Boden des Sees. Die ganze Masse dieser Insel schien aus einzelnen, nicht zusammenhangenden Stücken zu bestehen, zwischen welchen Wasserrinnen eirige Fuss tief waren. In der Mitte hatte sich darin ein Loch von anderthalb Fuss Durchmesser gebildet, in welchem man die Tiefe des Wassers fünf Klaftern fand, also zwei mehr als es vorher gewesen war. Die Masse der Insel war der Sand, aus welchem der Grund des Sees besteht. mit Stücken von Torf bedeckt. Diese neue Insel ist nach und nach durch das Wasser und vielleicht durch Einsinken zerstört worden, so dass jetzt nichts mehr davon zu sehen ist.” Obgleich diese Relation nur aus dem Berichte der Spe- nerschen Zeitung vom 1. Oktober 1503 entnommen ist, so erkennt man doch deutlich die Gleichartigkeit der Erschei- 5953 nung. Die sogenannten Wasserrinnen sind die Spalten; wä- ren es nur Wasserrinnen gewesen, so würden sie auf den Berichterstatter nicht den Eindruck gemacht haben, als be- stände die Insel aus mehreren einzelnen Stücken; das all- mälige Verflachen in den Boden des Sees ist charakteristisch ebenso wie jetzt; der Bruch ist nur im Mittelpunkt entstan- den, wo das Loch von 30 Fuss Tiefe ist; das Centrum ist entschieden der hebende Punkt. Auffallend erscheint die An- gabe, die Insel bestehe aus Sandgrund mit Torfstücken be- deckt. Dass sie falsch ist, zeigt sich sogleich ; ein Loch von anderthalb Fuss Durchmesser und 30 Fuss Tiefe in einem unter Wasser getauchten Sandgrunde ist eine absolute Un- möglichkeit. Wahrscheinlich war das Torfmoor mit einer dünnen Sandlage bedeckt, die sich noch jetzt unter Wasser durch die gelbe Farbe verräth; das tiefe Loch in der Mitte und die radialen Spalten sind nur im Torfe möglich. Die auf dem Sand umhergestreuten Stücke Torf müssen aus dem Loche hervorgebrochen sein; sie stimmen mit der wahrschein- lich erst viel später in Umlauf gekommenen Angabe des Bauervogtes von Behl, der Zeuge des Ereignisses gewesen sein will und Torfmoor aus dem mittleren Krater hervor- brechen sah. Die Gleichheit beider Ereignisse an der glei- chen Stelle, und selbst die wenigen Züge, durch welche beide sich ergänzen, lassen keinen Zweifel darüber, dass eine Gas- entwickelung das Moor blasenförmig aufgeworfen hat, und dass es nachher theils durch das Wasser theils durch einge- tretene Klemmungen verhindert wurde sich wieder zu sen- ken, was bei einem Torfmoor von 16 bis 20 Fuss Mächtig- keit nicht auffallen kann. Vielleicht sind Ereignisse, welche mit dem hier ge- schilderten in Beziehung gesetzt werden können, gar nicht selten auf dem breiten Gürtel von Landseen wesentlich glei- cher Art, der sich von hier bis nach Russland hineinzieht, allein sie kommen selten zur allgemeinen Kunde. Vier Bei- spiele sind bekannt geworden: das schon vorhin erwähnte Ereigniss nahe bei Spandau durch v. Horr’s Berichte, ein Zeits, d. d. geol. Ges. IV. 3. 39 N 594 anderes bei Neustadt an der Dosse durch die Berlinischen Zeitungen, ein drittes aus der Gegend von Güstrow in Mek- lenburg durch J. ©. Krückmann im freimüthigen Abendblatt, aus welchem es eitirt wird in E. Borr’s Geognosie der deutschen Ostseeländer. Ein viertes, das sich in der Müritz ereignete, theilt Borz an derselben Stelle aus SIEMSSEN’s Magazin mit. Der vorletzte Fall liegt uns am nächsten; er ereignete sich am 21. April 1837 in einem kleinen See, der nur 44 Ruthen lang, 23 Ruthen breit, 20 bis 25 Fuss tief ist, und an seinem Grunde mit einer weichen, grünlich schwar- zen Masse bedeckt wird, welche deutliche Spuren des vege- tabilischen Ursprungs zeigt, geschichtet ist, mit Flamme brennt und 4 bis + Asche hinterlässt. Die in diesem See gebildete Insel entstand an seiner tiefsten Stelle, ragte nur mit einer Quadratruthe hervor und bestand aus „unregel- mässig zusammengehäuften Bruchstücken” der oben geschilderten Masse. Die in dieser Schilderung ge- brauchten eigenen Worte des Beschreibers, welche aus Borı’s Geognosie entlehnt und nur der mit der Beschreibung schon verwebten Erklärung entledigt sind, lassen uns in der Sub- stanz der neuen Insel wieder nur Torf, aber nicht einen Waldtorf, sondern einen Sumpftorf erkennen, und die „unre- gelmässig zusammengehäuften Bruchstücke” schei- nen in der That ganz dasselbe zu besagen, wie in der oben citirten Beschreibung v. Horr’s die Worte: „die ganze Masse dieser Insel schien aus einzelnen, nicht zusammenhangenden Stücken zu bestehen.” Ueber die Gleichartigkeit des Phänomens würde daher kein Zweifel sein, wenn nicht der Berichterstatter ein anderes gleichzeiti- ges Ereigniss mitgetheilt und mit der Inselbildung in ur- sachlichen Zusammenhang gebracht hätte, nämlich die Ent- stehung eines Erdfälles neben dem See, der selbst alle Kenn- zeichen eines alten Erdfalles trägt. Die Meinung des Be- richterstatters geht nämlich dahin, das in dem neuen Erdfall eingebrochene Erdreich habe in dem benachbarten alten den 595 sonst 25 Fuss tiefen Seegrund unterirdisch emporgehoben. Da aber die Bildung des neuen Erdfalles, welche sehr all- mälig vor sich ging, nur geschehen konnte, wenn leere Räume vorhanden waren. die sein Erdreich einsogen, so hätte die gelegentliche Erhebung des seitwärts befindlichen Seegrundes nur geschehen können, wenn durch den eingetretenen Sturz ein Uebermaass von Bewegung erzeugt worden, und un- terirdisch eine Verbindung gewesen wäre, welche den leicht beweglichen Sand-, Torf- und Lehmmassen gestattet hätte, sich annäherungsweise nach dem Princip der communiciren- den Röhren zu bewegen. Dann aber würde gewiss nach- träglich wieder das Gleichgewicht eingetreten sein; wenigstens ist die Erklärung ohne besondere Hülfsmittel und Kunstgriffe namentlich deshalb nicht gültig, weil das eingesunkene Erd- reich nicht über dem Wasserspiegel des Teiches lasten blieb, sondern sich 30 Fuss unter denselben senkte, während sich im Wasser der Boden von 25 Fuss Tiefe bis zur Oberfläche erhob. Es dürfte wohl nicht leicht sein durch die blossen Wirkungeu der Schwere zu erklären, dass zwei neben ein- ander liegende Gebiete ihre relativen Niveaus vertauschen, ohne aus einer zusammenhangenden festen Masse zu beste- hen, die einen zweiarmigen Hebel mit seinem Hypomochlion vorstellen könnte. Wenn beide Erscheinungen, die Inselbil- dung und die Erdfallbildung, wirklich zusammenhangen, wo- für ihre grosse Nähe und Gleichzeitigkeit allerdings spricht, so giebt es nur eine natürliche Verknüpfung derselben nach folgender Vorstellung. Die leeren Räume, die den Erdfall einsogen, mögen sie nun gestaltet sein wie sie wollen, Höh- len oder Spalten, enthielten Luft, die bei dem Einsturz ihren Ausweg nach oben suchte. Unter sonst gleichen Bedingun- gen fand diese Luft den geringsten Widerstand in dem Tei- che, weil das Wasser leichter ist als Lehm und Sand und weil im Wasserspiegel die Gesammtbedeckung am wenigsten mächtig ist. Brach die grosse Luftblase an dieser Stelle em- por, so musste sie den torfigen Grund des Teiches zu einer Insel aufkippen. Dass aber solche gewaltsame Luftbewe- 39% 596 gungen in der That als Begleiter von Erdfällen auftreten, das lehrt die Erfahrung in Bergwerken. Es sind in den Steinsalzgruben von Wieliczka in früheren Jahren einige von den grossen, unvorsichtig angelegten Weitungen eingebrochen. Bei solehen Zufällen beobachtete man, dass die Luft in den Gruben sich orkanähnlich gewaltsam bewegte, in den entfern- testen Bauen die Arbeiter zu Boden warf, einmal das Dach über einem Schachthause weit hinwegschleuderte. Eine Wir- kung dieser Art für die Bildung der in Rede stehenden klei- nen Insel dürfte man wohl gelten lassen ohne der Natur Ge- walt anzuthun. Wenn ferner durch die in diesem Falle allerdings verführerische Erklärung des Herrn Krückmann Herr Ernst BorL veranlasst wird die Entstehung aller sol- cher Inseln und namentlich auch der früher im Cleveezer See gebildeten auf Erdfälle zurückzuführen, die in ihrer Nähe, vielleicht sogar unter Wasser, entstanden, so findet sich für diese Ansicht die Widerlegung theils in dem Obigen (denn der Fall, wo die von einem Erdfall stammende Luft ge- zwungen wird durch den moorigen Grund eines Sees aus- zubrechen, kann nur eine seltene Combination sein), theils findet diese Verallgemeinerung jetzt einen Widerspruch in der zweimaligen Erscheinung der Cleveezer Insel, für welche denn doch die Combination gar zu künstlich werden müsste. Einen anderen Fall von Inselbildung mit gleichen Er- scheinungen theilt Herr Ernsr Borr (pag. 34) folgender- gestalt mit: „Das älteste mir bekannte Beispiel der Art er- eignete sich in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in dem Krümmelschen Arme der Müritz. Es erhob sich hier plötzlich eine kleine Insel aus dem Seegrunde, etwa von der Grösse einer Stube; in der Mitte derselben zeigte sich eine Spalte, worin mit einer langen Stange kein Grund ab- zureichen war. An der Stange zeigten sich Spuren von Mergelerde. Nach einiger Zeit versank die Insel wieder.” Die tiefe Spalte, in der kein Grund zu finden, erzählt uns unzweideutig, was der Berichterstatter versäumt hat, nämlich dass auch diese Insel aus Moor bestand. weil bei uns keine 597 andere Schicht als Spalte stehen bleibt. Die ‚‚Mergelerde” an der Stange verräth nichts anderes als ein in den unteren Schichten mit Wiesenkalk durchwebtes Moor, wie es in den hügelreichen Gegenden gewöhnlich ist, und von den Torf- arbeitern je nach dem Grade der Beimengung vegetabilischer Reste als weisse, graue und braune Leber unterschie- den wird. Die in der Nacht vom 25. bis 26. April 1832 im Dreetzer See bei Neustadt an der Dosse entstandene kleine Insel tauchte aus 14 Fuss Tiefe herauf aus der tiefsten Stelle des Sees, und bestand, wıe ausdrücklich erwähnt wird, aus Moor mit Sand gemischt, in welchen man einsank, Diesen Fall hat Herr v. Horr in den dritten Band seines Werkes aufgenom- men und erwähnt ausdrücklich: ‚‚alle Umstände, welche von der Entstehung der Insel sowohl als von den Verhältnissen des Sees, seiner Ufer und seiner Zuflüsse bekannt sind, er- lauben nicht diese Inselbildung anders. als durch eine Er- hebung des Seegrundes von innen heraus zu erklären.” Der in der gelehrten Welt am meisten bekannt gewor- dene Fall dieser Art ereignete sich am 17. Mai 1807 bei Pichelsdorf in der Havel, wo eine 15 Schritt breite und 50 Schritt ‚lange Insel plötzlich entstand, welche nach allen Beschreibungen, die man liest, ausschliesslich durch Flusssand gebildet wurde. Diese letzte Thatsache, welche mit den Er- fahrungen an allen vorhin aufgeführten Fällen in Widerspruch steht, veranlassten mich zu dem Glauben, dass Herr v. Horr, als er sein grosses Werk abfasste, funfzehn Jahr nach dem von ihm beobachteten Ereignisse, sich begnügt habe seine - Erinnerung aufzuschreiben ohne seinen eigenen Bericht wie- der nachzulesen. Aus diesem Grunde habe ich seinen Originalbericht in dem Magazin der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin I. Jahrgang Seite 233 nachgeschlagen, und finde dort die erste von BopE mitgetheilte Notiz über diese Insel aus der Spenerschen Zeitung vom 23. Mai. In dieser ersten Quelle steht wörtlich: ‚‚ihre Oberfläche ist noch elastisch, 598 und wird durch Stampfen erschüttert;” und später: ‚‚die Stelle, wo sie entstand, wurde bisher von den Fischern der Sack genannt, ihrer beträchtlichen Tiefe wegen.” Dagegen finden sich in dem Berichte des Herrn v. Horr die Worte: „was die Consistenz des Bodens der neuen Insel anbetriftt, die man durch das Beiwort elastisch bezeichnet hat, so mag sich auch hierin während sieben Tagen Einiges verändert haben, denn ich habe solche nicht anders finden können als sie sich überhaupt bei jedem Haufen von lockerem und dabei feuchtem Sande zeigt.” Trotz dieses Widerspruches kann ich nicht umhin anzunehmen, dass auch diese Insel aus Moor bestanden hat. Die erste Nachricht erzählt die Elasti- eität des Sandes, d. h. einer Sandschicht, welche auf Moor ruhen muss; durch vielfältigen Besuch wird beides fest ge- treten, indem der Sand in das Moor eindringt. Dass in die- sem Falle eine Sanddecke aufliegt, rührt daher, weil diese Insel in dem Fahrwasser eines Flusses, die anderen in Land- seen entstanden. In dem tiefen Loche, das früher an dieser Stelle war, muss sich der Sand abgelagert haben. Eine Folge der Sanddecke auf dem Moor aber war nun auch, dass die Spalten; welche bei allen anderen Inseln wahrgenommen wurden, hier gänzlich verwischt sind, und nicht einmal ver- muthet werden. Mit Recht setzen alle Beschreiber dieses merkwürdigen Falles eine Hebung von untenher voraus, aber keiner erörtert den Umstand, dass für eine Hebung eines Sandhaufens eine feste hebende Grundlage erforderlich ist, dass der Sand keine gewölbeartige Spannung annehmen kann, dass ein gasartiger Ausbruch ihn nicht erheben, sondern ihn nur in dem Wasser aufrühren kann. Für eine Hebung durch feste Substanzen auf einem so beschränkten Raum ohne Erschütterung seiner Umgebungen dürfte es unmöglich sein Beispiele zu finden oder selbst mit voller Freiheit der Phantasie den Mechanis- mus zu construiren. Daher darf man gewiss mit Recht voraussetzen, dass auch die Pichelsdorfer Insel der Haupt- sache nach eine Moorinsel gewesen, die sich nur durch eine 599 dicke Sandschicht verhüllte, dass auch sie durch einen Gas- ausbruch blasenförmig emporgetrieben ist wie alle anderen, dass auch sie das deutliche Kennzeichen solcher Bildungen in den radialen Spalten getragen habe, welche sich bei allen anderen Inseln der Art zeigten. Auch die Pichelsdorfer Insel wird jene innere Höhlung gehabt haben, die sich bei den anderen durch die grosse Tiefe des Wassers in der mittleren Spalte oder dem Loche verräth, und die von den einfachen Beob- achtern, Fischern und Landleuten, immer richtig dadurch angedeutet wird, dass sie die Inseln in ihren Erzählungen nicht wegspülen, sondern wieder versinken lassen. Allein der flüssige Triebsand des Flussbettes, der in die Moorspalten drang, füllte auch den untersten, blasenartig hohlen Raum, und deshalb blieb von allen so entstandenen Inseln nur die zu Pichelsdorf unversehrt über dem Wasser stehen, obgleich sie ausser dem Wellenschlag auch der Bewegung des Stro- mes ausgesetzt war. Nach dieser Auseinandersetzung dürfte es wohl wahr- scheinlich sein, dass neuentstehende Inseln, wo sie nicht an- geschwemmt sind, einen Gasausbruch durch ein unter Was- ser getauchtes Moor bezeichnen und alle Kennzeichen tragen müssen, die aus dieser Definition folgen. Für die neue Insel im ÜOleveezer See kann ich das Beisammensein aller Kenn- zeichen, die irgend darauf hindeuten können, versichern. In den Anwohnern des Sees ist auch noch keine andere Mei- nung, aufgetaucht, obgleich sie nicht wissen, dass anderswo solche Erscheinungen vorgekommen sind. Ueber die kleine bei Gästrow entstandene Insel habe ich vorhin einen, wenn nicht erwiesenen so doch möglichen, Ur- sprung der unterirdisch empordringenden Luftblase angege- ben. Derselbe war aber nnr aus lokalen Verhältnissen und zufälligen Nebenerscheinungen abgeleitet und darf durchaus nicht verallgemeinert werden. In diesem Falle bleiben 'nur zwei andere Möglichkeiten. Entweder ist das Torfmoor, das seiner eigenthümlichen Cohäsion wegen eine nothwendige Bedingung der Inseln ist, zugleich der Sitz und Ursprung 600 des Gases, und in dem Falle musste sich die analoge Er- scheinung auch in nicht unter Wasser getauchten Torfmoo- ren wiederholen, oder die Gasquelle ist unterhalb des Torf- moores belegen und in dem Falle müssen auch andere Ver- tiefungen, namentlich Seen, Gasausbrüche ohne Inselbildung zeigen, wenn der Ausbruch zufällig nicht durch Torfschich- ten geht. Der ersteren Ansicht huldigt Srerrens, welcher das erste Ereigniss im Üleveezer See (geognostisch-geologische Aufsätze Seite 90) bespricht. Er nennt zwar das in den Mooren sich entwickelnde Gas ein Schwefelwasserstoffgas, doch ist aus dem Zusammenhange klar, dass er ein Kohlen- wasserstoffgas, die Sumpfluft meint. Diese Vorstellung ist auch die erste, welche man zur Erklärung des Phänomens ergreift, allein sie genügt nicht bei näherer Prüfung. Zu- nächst weiss man von der Entwickelnng von Sumpfgas und seinem gewiss unzertrennlichen Begleiter, der Kohlensäure, aus- wirklichen reifen Torfmooren nichts; in stagnirenden Sümpfen mag sie vor sich gehen, in eigentlichen Mooren kennt man sie nicht. Die unter den holsteinischen Marschen ausgebreiteten Moore sind solche wahre Sümpfe; in ihnen entwickelt sich auch die Sumpfluft in solchem Grade, dass sie bei Brunnenbohrungen und Brunnengrabungen zuweilen mit Gewalt hervorgebrochen ist und angezündet längere Zeit einen Flammenstrom gegeben hat; dort aber liegt unter einer festen impermeablen Thondecke ein weicher flüssiger Moor- brei, in welchem sieh die Gasblasen vereinigen können. In einem Torfmoore können sich, gesetzt dass Sumpfluft und Kohlensäure in grossen Quantitäten entständen, diese nie zu einer grossen Blase vereinigen; denn entweder ist das Torf- moor permeabel, dann werden sie nach oben entweichen, oder impermeabel, dann wird jedes Bläschen an seiner Stelle blei- ben müssen ; am wenigsten aber können sie eine grosse Blase geben, welche ganz von unten die dicke Moorlage aufstösst. Auch sind solche Blasen und aufgesprengte Moortheile auf den über viele Quadratmeilen verbreiteten oberflächlichen 601 Torfmooren nirgends bekannt, und es kann nicht Zufall sein, dass nur die wenigen, ganz kleinen, untergetauchten Moore sollten betroffen werden. Das Wasser selbst aber kann kei- nen Einfluss ausüben; denn forderte man eine chemische Mit- wirkung, desselben, so ist immer Wasser genug in allen an- deren Mooren, und sollte der mechanische Druck desselben irgend etwas bewirken, so giebt es Moore, die eben so mäch- tig sind als an den oben angeführten Punkten Torf und Wasser zusammengenommen. Obgleich nun alle Umstände für eine einzige grosse Blase sprechen, welche sich aus dem Moore nicht hat entwickeln können, so dürfte es doch viel- leicht Einzelne geben, welche glaubten, dass eine Vertheilung vieler kleiner Blasen in der ganzen Moormasse gleichfalls eine Hebung bewirken könnte. Diese Blasen aber würden sich dann noch nachträglich entwickeln müssen und zum Theil ganz eingeschlossen bleiben; allein in allen Theilen der Moorinsel entwickelte sich kein Bläschen; die Fischer hatten schon den ersten Tag keine einzige Luftblase gesehen und wenn man die über oder unter Wasser befindliche Moormasse mit den Rudern zerstiess, entwickelte sich kein Bläschen, während jeder Morast, der Sumpfluft entwickeln kann, bei solcher Behandlung grosse volle Blasen giebt. Nachdem es nun sich gezeigt hat, dass eine in dem Moore selbst vorgehende Gasentwickelung weder an sich wahrscheinlich ist, noch auch überhaupt die Erscheinungen einer Moorinsel hervorrufen könnte, so bleibt nur übrig einen Gasausbruch anzunehmen, welcher aus der Tiefe der Erde gekommen, und daher wahrscheinlich Kohlensäure ge- wesen. Wenn man dieses annimmt, so darf die Erscheinung eines solchen gewaltsamen Ausbruches nicht isolirt dastehen, sondern sie muss sich in anderen Seen auch ohne Inselbil- dung ereignen. Dass dieses aber auch wirklich der Fall ist, davon findet man genügende Anzeichen. Bei Reisen in Norddeutschland hört man oftmals von den Anwohnern eines Sees rühmend über denselben erzählen, dass er oft plötzlich ohne Anlass aufbrause. Von dem Arendsee in der Altmark, 602 dem einzigen, gleichsam vorgeschobenen Posten der märki- schen Seen jenseits der Elbe, erzählt v. Horr nach authen- tischen Quellen, dass er oftmals gewaltsame Luftaus- strömungen aus seinem Grunde und verschiedene merkwürdige Wasserbewegungen zeige; von ver- schiedenen Preussischen Seen erzählt Bock in seiner Natur- geschichte Preussens, dass sie eigenthümliche Strudel bilden, die wohl oft nichts Anderes sein mögen als Gasausbrüche, Von dem Kressinschen See erwähnt KLöpen, dass er oft- mals seltsame Aufwallungen zeige, die selbst bei heiterem Himmel und stillem Wetter so heftig sind, dass die Fischer aus allen Kräften dem Ufer zueilen. Ich selbst bin vier Jahre lang in dem Städtchen Segeberg: in Holstein Zeuge der täglichen Aufwallungen des sogenannten kleinen Sees am Fusse des Gypsfelsens gewesen, der mitten in der Stadt liegt. Die Aufwallungen, welche so schnell auf einander fol- gen, dass oft kaum der Schaum von der vorhergehenden verschwunden ist, wenn die neue beginnt, dauern zuweilen nur halbe Minuten, oft aber auch länger, setzen nicht selten den ganzen See bis an seine Ufer in Bewegung, erscheinen an verschiedenen Punkten desselben, doch immer nur’in der Nähe der Mitte; sie bewirken oftmals ein weitschallendes Wassergeplätscher und ich selbst habe gegen 2 Fuss den durch Gas emporgeschleuderten mannsdicken Wasserstrahl aufsteigen sehen, während ich von glaubwürdigen Leuten erfahren habe, dass sie einen 4 bis 5 Fuss hohen Strahl ge- sehen. Die Gasentwickelung, welche Winter und Sommer fortdauert, zerbricht im Winter das Eis, wirft aus dem Grunde des Sees grosse Massen des Bodensatzes mit herauf, welche dann darauf umherschwimmen und würde, wenn dieser Bo- densatz durch ein impermeables Moor gebildet wäre, unbe- dingt eine solche Insel wie die vorhin beschriebenen aufwer- fen müssen. Da der See den Fuss des Gypsberges berührt und als ein alter Erdfall (wie der Arendsee auch ist) wahr- scheinlich bis an den Gyps mit seinem Wasser reicht, ausser- dem auch mit Moder und durch anwohnende Gerber mit 603 Gerberlohe in seinem Grunde reichlich versehen ist, und da die Gasausbrüche desselben fast immer einen starken Schwe- felwasserstoffgeruch verbreiten, so war ich anfangs geneigt das ausbrechende Gas für blossen Schwefelwasserstoff zu hal- ten, der durch die Berührung des Gypses mit dem Moder entstände; allein die ausserordentliche Gewaltsamkeit des Ausbruches und der Umstand, dass nirgends im See sich kleine Blasen entwickeln, deuten an, dass hier ein Ausbruch von Kohlensäure vorliegt, der nur deshalb nach Schwefel- wasserstoff riecht, weil er ein Gewässer und einen Schlamm durchbricht, welche nothwendig dies Gas enthalten müssen. Ein Kahn ist nicht auf diesem See vorhanden, und die Win- ter haben während meines Aufenthalts in seiner Nähe nie so starkes Eis gegeben, dass man das Gas hätte auffangen können, eine Analyse liegt also nicht vor. Zu diesen Erfahrungen kommt nun noch eine sehr wich- tige und wesentliche hinzu. Wenn grosse Erdbeben, beson- ders das zu Lissabon, von gleichzeitigen Ereignissen in un- serer südbaltischen Seenzone begleitet gewesen sind, so sind das vor allen Dingen wunderbare Bewegungen, Aufwallun- gen der Landseen gewesen, und zwar meistens so sehr ohne gleichzeitige Bewegung des Festlandes, dass an ein Schau- keln des Wassers nicht gedacht werden kann. Dies ist auch deshalb schon ausgeschlossen, weil die genannten Aufwallun- gen nicht alle, sondern nur einige Seen betroffen haben und in der Regel am bedeutendsten in den kleinen gewesen sind, was bei einem Schaukeln des Wassers durch Bewegung sei- nes Bodens nicht möglich ist, und weil an einigen Orten die vor der Aufwallung sich rettenden Fischer einen unerträgli- chen Gestank (Schwefelwasserstoff’) wahrgenommen haben. Wenn Kohlensäure eine einigermaassen allgemein ver- breitete Gasart im Innern der Erde ist, wie man doch an- nehmen muss, so wird sie in Norddeutschland zu gelegent- lichen gewaltsamen Ausbrüchen berufen sein, weil dies un- geheure Gebiet keine einzige stets geöffnete Kohlensäure- quelle, keinen einzigen wahren Säuerling hat. Als die Punkte 604 ihrer Ausströmung wird sie aber dann am liebsten die tiefen Landseen des Gebietes wählen, welche den geringsten Druck entgegensetzen, besonders aber wird sie denjenigen Landseen und Vertiefungen zuströmen müssen, welche mit den Spal- ten des unterliegenden festen Felsgebäudes in der nächsten Verbindung stehen, das heisst denjenigen, welche eben durch diese Spalten entstanden sind, den eigentlichen und wahren Erdfällen, wie dem kleinen Segeberger See, dem Arendsee. Sucht aber die Kohlensäure sich die Erdfallseen auf, dann muss sie auch zuweilen auf solche treffen, die sich in zwei aufeinanderfolgenden Perioden gesenkt haben, in denen durch die erste Senkung ein Moor, durch die zweite ein See mit einem versenkten Torfmoor entstand. Dieser Fall kann dem- nach nicht so gar selten sein; vielleicht ist er oftmals einge- treten ohne bemerkt worden zu sein. Als einen Beweis für die Richtigkeit dieser Ansicht würden wir fordern, dass das Ereigniss sich gelegentlich an derselben Stelle wiederhole. Wenn nun diese Wiederholung am Cleveezer See eingetre- ten, ja nach der oben gegebenen mündlichen Nachricht schon zum dritten Male erfolgt ist, so darf man, glaube ich, mit Sicherheit auf die tiefer liegende Ursache schliessen, gegen deren Anerkennung sich der Bewohner der norddeutschen Ebene sträubt, so lange er immer kann. Ob nun die Kohlensäureentwickelung hier mit dem hef- tigen Orkan, bei Pichelsdorf mit dem starken Gewitter zu- sammengehangen hat, lässt sich wohl nicht mit Sicherheit jetzt schon bejahen oder verneinen, da selbst der Zusammen- hang wahrer Erdbeben mit den atmosphärischen Erscheinun- gen noch eine zweifelhafte Sache ist. Auffallend erscheint es mir, dass alle älteren Nachrichten von Erdbeben in Hol- stein und den benachbarten Ländern mit den Nachrichten von sehr heftigen Stürmen coincidiren, wenn nicht oftmals bei den ängstlichen Beobachtern die Erschütterung ihres Hau- ses durch Stnrm für ein Erdbeben genommen worden ist. Von den Gasentwickelungen aus dem kleinen Segeberger See kann ich mit Entschiedenheit aussagen, dass sie stärker und 605 zahlreicher erfolgen, wenn ein starker Westwind weht. Bis das Gegentheil genügend bewiesen wird, muss man jedoch, um nicht die coincidirenden Ereignisse in einen falschen Zu- sammenhang zu bringen, annehmen, dass die Inselbildungen und der atmosphärische Aufruhr ohne inneren Zusammen- hang gewesen sind. Herr v. Horr, welcher einen grossen Theil der oben angeführten Thatsachen schon kannte, setzt diese Inselbil- dungen, deren erste Bedingung — das unterseeische Torf- moor --- er nicht erkannte, die er aber doch als Hebung an- sah, in eine nahe Beziehung zu vulkanischen, ja was noch gewagter zu sein scheint, zu altvulkanischen Erscheinungen. Nachdem derselbe die Karpathen- und Sudetenländer be- handelt, geht er in die norddeutsche Ebene mit einer Betrach- tung über, durch welche er die Inselbildungen in dem Strei- chen einer Linie findet, welche aus den Karpathen durch das schlesisch-böhmische Gebirge jenseit des Meeres auf die Shetlandsinseln und den Hekla trift. Für die Grundlage einer solchen Construction sind die höchst untergeordneten Hebungen, die als ein Aufbrodeln des Sees vorübergehen würden, wäre nicht das eigenthümlich cohärirende Torfmoor vorhanden, gewiss viel zu untergeordnet und viel zu klein; aber wenn sie uns nicht verleiten dürfen grossartige vulka- nische Ereignisse unter uns vorauszusetzen, so sollten sie uns desto mehr anregen alle Erscheinungen, welche irgend damit zusammenhangen, genauer zu erforschen. Der ausser- ordentliche Seengürtel, welcher die Ostsee umzingelt, ist ein viel merkwürdigeres geognostisches Phänomen als ge- wöhnlich angenommen wird. Viele dieser Seen sind sehr tief, eine grosse Zahl gilt im Volke für unergründlich. Einige Messungen, welche man über tiefere Seen hat, ergeben 4, 5, 6, 700 Fuss, wenn ihr Hügelrand 2 und 300 Fuss aufsteigt, und so ausserordentliche Niveau-Unterschiede beziehen sich immer nur auf Kesselbildungen, nie auf Längenthäler oder Hügelketten. Viele dieser Seen sind historisch beglaubigte Erdfälle, andere verrathen eine solche Entstehung durch ihren 606 Habitus, andere enthalten erweislich versunkene Wälder und Torfmoore, von vielen fabelt das Volk, dass Städte und Dör- fer darin versunken seien. Ueber einen Theil der Seen in Preussen geht die Kunde, dass sie wie der Zirknitzer See sich bald entleerten, bald wieder füllten, aber dergleichen Nachrichten gehen von einem Schriftsteller zu dem anderen und gewinnen zuletzt ein sagenhaftes Gepräge. Gewiss wäre es daher erwünscht und lehrreich, wenn recht viele beglau- bigte Thatsachen jeder Art gesammelt würden um die Natur- geschichte unserer Seen zu erläutern, welche auf die Phy- siognomie von Norddeutschland einen so wesentlichen Einfluss haben. Vielleicht würden solche Untersuchungen auch über die Geognosie des Landes unerwartete Aufschlüsse geben, weil die steilen Ränder ihrer Ufer und der in ihnen stehen- den Werder an manchen Stellen die besten oder gar einzigen natürlichen Durchschnitte darbieten. Druck von J. F, Starcke in Berlin. Bonn a Me 4 rl ı ng Y ARTEN ER 2 PER RRTELE en Ber, 100 R, =. = . R - AT ME Ei NER, a Bee € RETURN ER ubsz, 5 ö e) de B ‚ i f, ae x e f . E # + - 2 - 1 & cs f P ale ge \ er IH vr Re L L 7 r Kar a j ” ) er, = a | a \ . a % Ar f x ” r Ic # . h A N 3 e Et en j ni j i r rirthı N j Le f a ‚ r z I j r > VOTEN . UITRERT 3 R r £ N P {7 2} 4 [2 „ 3 } 'g l , EEE a N AT N BR ir > Fi x . ; Ar i rer, t san er % 2 7 nt 77 ns ri l 2 ‘ rar x N fi Mel 2 \ | fr f . Li er kin j RR ICHRRINER Klara all v Der EN vr Kormert Nr KEY rin HR een Kama we re AALEN, 27 i 4 TUKYREOTeE } LIIETeT h E A S i 5 ’ er K, ANTRAT TH 1 a REN au £% = } Nr „ N | vi; SPA = 5 Billa h NEON: AO AR AU A ZULENGAR A de Ku. och Anal is Di, Ar j eG 1 a EN 4 7 . ’ J N [u + t. 2 L i “i 2 j N y ü i \ . t % # = . e5 Any BETTER TURN NECREN TEEIIINGP, No 5% m: | BE Ba N Äh A ET De Et 92-07 | 0 Da ar RS RE hen: Zeitschrift | Deutschen geologischen Gesellschaft. 4. Heft (August, September, Oktober 1852). A. Verhandlungen der Gesellschaft. l. Protokoll der August - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 4. August 1852. Nach Verlesung und Annahme des Protokolls der Juli- Sitzung zeigte der Vorsitzende, Herr v. CArnaıı, zunächst die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Sa- chen an: A. als Geschenke: a. Von Herrn Orro Freiherrn v. HınsEnAu, dessen „Uebersicht der geologischen Verhältnisse von Mähren und österr. Schlesien, mit Karte. Wien, 1852.” b. Von Herrn Dr. Constr. v. ErTInGsHAusER: {) die Tertiär-Floren der österreichischen Monarchie; 2) Beiträge zur Flora der Vorwelt; 3) Beitrag zur Flora der Wealden-Periode; 4) Ueber Paläobromelia, ein neues fossiles Pflanzen- geschlecht ; 5) Die Proteaceen der Vorwelt; 6) Bericht über Untersuchung von Fundorten tertiärer Pflanzenreste in Oesterreich; 7) Notiz über die fossile Flora von Wien. (No. 6. und 7. Separat- Abdrücke aus dem Jahrbuche der k. k. Reichs-Anstalt.) B. Zum Austausch gegen die diesseitige Zeitschrift: 1) Jahrbuch der k: k. Reichs-Anstalt. II. No. 4. 1851. Zeits, d. d. geol. Ges. IV. 4. 40 608 2) Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland. IX. Band 2. Heft. 3) Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg 1. Bandes 2. Abtheilung. Ferner wurde vorgelegt: Zxtrait du Programme de la Societe Hollandaise des Sciences a Harlem pour lannee 1852. und eine Anzeige von Herrn Moorr, Sekretär der „@Geo- logical Society of London” von dem Eingange der diessei- tigen Zeitschrift. An Briefen sind eingegangen und wurden vorge- lesen: 1) Von Herrn v. Hacenow mit seinem Beitrage zu der geognostischen Uebersichtskarte von Deutschland, Be- merkungen hierüber so wie in Bezug auf die geognostische Specialkarte von Rügen und Neuvorpommern enthaltend, und von einem Theile der Specialkarte begleitet. 2) Von Herrn CrEpner mit dem von ihm colorirten Theile der Uebersichtskarte (Thüringen und das nördliche Franken). — In Bezug auf die in dem letzteren Schreiben enthaltene Bemerkung, dass die Grenzen der Ablagerungen von Braunkohle im nördlichen Thüringen auf der Karte nicht angegeben sind, die diesfälligen Angaben daher anderwärts eingeholt werden müssen, äusserte der Herr Vorsitzende, dass dies zwar durch die betreffenden Bergbehörden gesche- hen könne, alle derartigen Vorkommnisse sich aber bei dem kleinen Maassstabe der Karte nicht angeben liessen, weil sie zum Theil von zu geringer Ausdehnung sind, wonach auch hier nicht anders zu verfahren sein wird als bei allen in abgebrochenen und zerstreuten Partien auftretenden Gebirgs- arten, nämlich durch eine Anzahl einzelner kleiner Flecke der zugehörigen Farbe mehr nur die Art des Vorkommens in einer gewissen Gegend anzudeuten. Herr Ewarp sprach über die Art, wie die Keuper- und Liasbildungen sich in Oberfranken zu einander verhalten. In den Durchstichen, welche behufs der Anlage des Main- Donau-Kanals in jener Provinz gemacht worden, namentlich 609 aber zwischen Wendelstein und Schwarzenbach ist dies Ver- hältniss sehr deutlich zu beobachten. An mehreren Stellen zeigt sich daselbst, dass Sandsteine der Keuperformation, welche fast nur aus locker zusammenhangenden, groben Quarz- körnern bestehen, in ihren oberen Lagen ein kalkigthoniges Bindemittel von grauer Farbe aufnehmen, welches, wenn es verwittert, durch seinen Eisengehalt die braungelbe Farbe des Eisenoxydhydrats annimmt. Dieses Bindemittel wird weiter nach oben reichlicher und hält den Quarzkörnern in Beziehung auf seinen Antheil an der Zusammensetzung des Gesteins das Gleichgewicht. Endlich gewinnt es die Ober- hand und nur einzelne grobe Quarzkörner liegen darin. Zu- gleich stellen sich aber in diesem Niveau die ersten Verstei- nerungen und zwar Belemniten ein, so dass man sich hier bereits mit Sicherheit im Lias befindet. Da nun diese Be- lemniten entschieden mit denen übereinstimmen, welche in den unmittelbar darüber folgenden, völlig quarzfreien Mergeln vorkommen, in diesen mit Ammonites costatus und amaltheus vereinigt sind und also dem mittleren Lias angehören, da sie aber auch eben so entschieden von denen abweichen, wel- che selten und in kleineren Formen im unteren Lias der benachbarten Länder vorkommen. so müssen sie und also auch die Schichten, in denen sie enthalten sind, ebenfalls zum mittleren Lias, nicht aber zum unteren, gerechnet wer- © g den. Diese mittleren Liasschichten sind aber mit den Keu- persandsteinen durch so allmälige Uebergänge verbunden, dass es unmöglich wäre, eine auch nur irgend wie scharfe Grenze zwischen beiden Formationen, die an vielen anderen Orten so bestimmt gesondert sind, zu ziehen. Das Niveau, in welchem der Sandstein mit kalkigthonigem Bindemittel in ein kalkigsthoniges Gestein mit Quarzkörnern übergeht, könnte allein als Grenze betrachtet werden. Die Schichten, welche zwischen dieser Grenze und den ersten Belemniten liegen, wären alsdann als ein Aequivalent des unteren Lias anzusehen, von dem anzunehmen ist, dass er in einer so successiven Gesteinsfolge nicht fehle, sondern nur ohne AN 40" 610 Versteinerungen entwickelt sei, indem die Verhältnisse, durch welche der Keuper fast überall so versteinerungsarın ist, sich hier in die Bildung des unteren Lias fortgesetzt hätten. Herr v. Carnarz beschrieb das Vorkommen nordischer Blöcke in der Niederung zwischen Pasewalk und Ueckermünde, insbesondere bei Torgelow, wo jene Blöcke in der Regel un- mittelbar auf einem grauen Thone liegen und einige Fuss hoch mit losem Sande bedeckt sind, während man sie auf den Höhen an und auf der Oberfläche findet. Redner er- klärte dies daraus, dass auf letzteren Punkten der die Blöcke bedeckende und umhüllende Sand hinweggespült und nach den Niederungen herab geführt worden sei; man sehe die- selbe Erscheinung im hügligen Diluvial-Gebirge, wo grober Kies vorzugsweise auf den Höhen lagert. Weiter führte derselbe an, wie man bei Torgelow im Sande hin und wie- der Bruchstücke von Blöcken finde, wo die beiden Stücke, welche zusammen einen Block bildeten, die — ziemlich ebe- nen — Trennungsflächen zwar einander zukehren, aber durch zwischenliegenden Sand um 1 bis 2 Fuss entfernt sind; die Erscheinung sei besonders darum befremdend, weil, wenn in einem solchen Blocke eine natürliche Absonderung vorhanden war, diese wohl schon während der gewiss mit starken Erschütterungen verbunden gewesenen Abrundung des Blockes eine Trennung hätte herbeiführen sollen. In Bezug auf den unterliegenden grauen Thon ward be- merkt, wie derselbe nach seiner gleichmässigen Beschaffen- heit und Verbreitung vielleicht älter als diluvial sei. Da bei Ober-Spiegelberg nördlich Pasewalk Braunkohlen gefunden sein sollen, so wäre es möglich, dass jener Thon diesem Gebirge angehöre. Es verdient dies eine nähere Untersuchung, ob- wohl die Altersbestimmung solcher Schichten immer darum misslich sei, weil sich meistens nicht feststellen lasse, ob sie nicht wiederholentlich aufgelöst und abgesetzt sind, wobei dann selbst der Einschluss organischer Reste kein sicheres Anhalten zu geben vermöge. 611 Nach Beendigung dieses Vortrages wurde die Sitzung geschlossen. v. wa tg: v. Carnarı. Beyrıch. Rorn. 2. Vierte allgemeine Versammlung der deutschen geo- logischen Gesellschaft ın Wiesbaden. I. Sitzung. Verhandelt Wiesbaden den 20. September 1852. Nachdem Herr Dr. Gumo SANDBERGER, als erwählter Geschäftsführer, die hier versammelten Mitglieder der Ge- sellschaft begrüsst hatte, wurde Herr v. CArnALL ersucht, den Vorsitz zu übernehmen. Derselbe bemerkte, dass er es bei der statutmässigen Stellung des Gesellschafts- Vorstandes in Berlin zu der allgemeinen Versammlung der Gesellschaft für passender erachtet haben würde, wenn der Vorsitz bei dieser Versammlung einem Anderen übertragen worden wäre; da es sich jedoch wohl nur um die gewöhnlichen Geschäfts- sachen handeln werde, und es wünschenswerth seı, dieselben in möglichster Kürze zu erledigen, so wolle er dem für ihn sehr ehrenvollen Wunsche der Versammlung nicht entgegen- treten, müsse sich aber vorbehalten, auf dıe Wahl eines an- deren Vorsitzenden anzutragen, wenn die Verhandlungen ihm solches in Bezug auf das vorerwähnte Verhältniss noth- wendig erscheinen lassen sollten. Nachdem derselbe hierauf den Vorsitz eingenommen hatte, wurden Herr v. Kriprsteiın aus Giessen und Herr Dunker aus Cassel zu Schriftführern erwählt, von denen Ersterer die Führung des heutigen Protokolls übernahm. Nunmehr dankte der Vorsitzende dem Herrn SAnDBER- GER für die als Geschäftsführer gehabte Mühwaltung und kündigte hierauf die der Gesellschaft seit August d. J. neu hinzugetretenen Mitglieder an, namentlich 612 Herrn SCHWARZENBERG, Oberbergrath zu Cassel, vorgeschlagen durch die Herren v. Bucu, v. Decuen und v. CARNALL; Herrn Dr. K.C. v. Leonuarv, Geh. Rath zu Heidelberg, vorgeschlagen durch die Herren v. Decuen, GERMAR und v. ÜARNALL; Herrn Voss, Bergmeister zu Düren, Herrn MArengacHh, Bergmeister zu Siegen und Herrn Dr. Dunker zu Cassel, sämmtlich vorgeschlagen durch die Herren v. Buch, v. DEcHEN und v. UARNALL. Als für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangen, wurden vorgelegt: 1) Erdkunde des Gouvernements Perm, ein Beitrag zur Kenntniss Russlands von ZERRENNER, als Geschenk des Herrn Verfassers. 2) Verhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesell- schaft in Zamburg vom Jahre 1845. 3) Die Kreidebildungen von Texas und ihre organischen Einschlüsse von Dr. Ferpınann RoEMmErR. BZonn bei Mar- Kus 1852 Letzteres Werk ist von einem Schreiben. des Herrn ‘ Verfassers vom 12. d. M. begleitet, worin derselbe der Ge- sellschaft für die Beihülfe, welche sie ihm zur Herausgabe gewährt hat, dankt. Der Vorsitzende zeigte an, dass noch 10 Exemplare hierher gelangt seien, welche von Mitgliedern der Gesellschaft zu dem für diese vereinbarten, ermässigten Preise von 2 Thlrn. 20 Sgr. in Empfang genommen werden könnten. Derselbe eröffnete ferner der Versammlung, dass er den Rechenschaftsbericht des Vorstandes zu Berlin überreiche, statt einer Verlesung desselben aber nur diejenigen Gegen- stände daraus hervorheben wolle, welche bei den gegenwär- tigen Verhandlungen zur Erörterung kommen werden. Gleich- zeitig wurde die Gesellschaftskassen - Rechnung vom Jahre 1851 mit einem Hefte zugehöriger Belege vorgelegt und der 613 Antrag gestellt: eines der anwesenden Mitglieder zur Prü- fung, dieser Schriftstücke zu bestimmen, um die statutmässige Abnahme und Decharchirung herbeizuführen. Auf Ersuchen der Versammlung übernahm Herr MaArengach dieses Ge- schäft und es wurden ihm die Papiere eingehändigt. Der Rechnung ist ein Kassen - Abschluss vom 1. Juli d. J. beigefügt, woraus sich ergiebt, dass an diesem Tage (wegen einer Reise des Schatzmeisters konnte ein neuerer Abschluss nicht stattfinden) der Baarbestand 656 Thir. be- trug; es stehen jedoch noch Liquidationen von Druckkosten und für Kupfertafeln zurück, weshalb das wirkliche Vermö- sen der Gesellschaft nicht ganz so hoch ist. Mit Bezug auf ein Schreiben, welches Herr ZERRENNER an Herrn SANDBERGER gerichtet hat, brachte letzterer die Nothwendigkeit einer anderweiten Einrichtung in Versendung der Zeitschrift in Anregung. Es entspann sich hierüber eine längere Diskussion, in welcher der Vorsitzende darauf auf- merksam machte, dass von einer Mehrzahl der resp. Mit- glieder der bei der vorjährigen allgemeinen Versammlung gefasste Beschluss (Band III. Seite 340), wonach die Zeitschrift an sämmtliche Mitglieder unfrankirt mit der Post versendet werden solle, insofern nicht von einem Mitgliede dem Vor- stande in Berlin besonders angezeigt werde, dass das- selbe die Zeitschrift auf buchhändlerischem Wege zu erhalten wünsche, unbeachtet geblieben, und es daher mehrfach vorgekommen sei, dass die Hefte 1 u. 2 des laufenden Jahrganges, welche mit der Post expedirt waren, als nicht angenommen zurück- kamen. Auf den von einigen Seiten gemachten Vorschlag, die Versendung unter Kreuzband und postfrei einzurichten, konnte aus dem Grunde nicht eingegangen werden, weil dann für ein jedes Mitglied ein besonderes Conto angelegt werden müsse, und man blieb daher bei dem obigen Beschlusse. Es wur- den von dem Vorsitzenden diejenigen anwesenden Mitglieder 614 verzeichnet, welche die Zeitschrift so wie früher auf buch- händlerischem Wege zu erhalten wünschen. In Betreff der Einzahlung des jährlichen Beitrages stell- ten einige Mitglieder den Antrag, denselben durch Postvor- schuss zu entnehmen. Bei der Erörterung der Sache stell- ten sich aber der Ausführung mancherlei Schwierigkeiten und Bedenken entgegen, weshalb bei der Abstimmung dieser An- trag nicht die Majorität für sich hatte. Hiermit wurde die heutige Sitzung geschlossen. van ws: INGO. v. Carnauı. v. Kuipstein. II. Sitzung. Verhandelt Wiesbaden den 22. September 1852. Das Protokoll der Sitzung vom 20. d. M. wurde verle- sen, und mit einigen von dem Vorsitzenden vorgeschlagenen Zusätzen angenommen. In Folge einer Behinderung der in voriger Sitzung er- wählten Schriftführer ersuchte die Versammlung Herrn Ma- RENBACH die Führung des heutigen Protokolls zu übernehmen. Der Vorsitzende zeigte an, dass der Gesellschaft als neue Mitglieder beigetreten: Herr Dr. Gustav Leonnuarn zu Heidelberg, vorgeschlagen durch die Herren v. Buc#, Krus von Nıppa und v. CARNALL; Herr Lra zu Philadelphia, vorgeschlagen durch die Herren MüLter aus Aachen, M. Braun und v. CARnNALL. Für die Bibliothek sind als Geschenke übergeben und lagen zur Einsicht vor: Von Herrn Oonsr. v. ErtinesHausen: Ueber Palaeobromelia, ein neuesfossiles Pflanzengeschlecht; Beitrag zur Flora der Wealdenperiode; Begründung einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der Lias- und Oolithen-Flora; 615 Notiz über die fossile Flora von Wien; Die Proteaceen der Vorwelt und Ueber die fossilen Pandaneen. Von Herrn FrınD. SANDBERGER: Zweite Abtheilung des 8. Hefts der Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Von Herrn Haıpınger: Eine lithographische Ansicht von dem Grebäude der k.k. geologischen Reichs-Anstalt zu Wien. Von Herrn Max Braun: Ansichten von dem Galmei - Bergwerke Altenberg bei Aachen. Zunächst brachte nun der Schriftführer die Ergebnisse der ihm in der letzten Sitzung übertragenen Revision der Gesellschaftskassen-Rechnung vom Jahre 1851 zum Vortrage und bemerkte, wie er über dieselbe so wie über die zugehörigen Belege nicht nur nichts zu erinnern, sondern alle diese Schriftstücke in bester Ordnung gefunden habe. Demgemäss ertheilte die Versammlung, unter dank- barer Anerkennung der sorgfältigen Kassenführung Seitens des Schatzmeisters, Herrn TAmxau, über besagte Rechnung die Decharge. Hinsichtlich des nächstjährigen V’ersammlungs- orts wurde beschlossen, sich mit den Naturforschern und Aerzten gleichzeitig in dem von diesen erwählten Tübingen zu versammeln, und dass Herr Professor Dr. QuENnSTEDT daselbst ersucht werden solle, die dortige Geschäftsführung zu übernehmen. In Betreff der Arbeiten an der geologischen Ueber- sichtskarte von Deutschland berichtet der Vorsitzen- de über die gegenwärtige Lage der Sache und legte die bis jetzt eingegangenen Beiträge zur Karte der Versammlung zur Ansicht vor, namentlich von Herrn Frıp. SANDBERGER (die Nassauischen Länder), Herrn Fraas ( Grossherzog- thum Baden), Herrn v. Hagenow (Neuvorpommern), Herrn Borr (Meklenburg), Herrn v. Srromseck (Braunschweig) 616 und Herrn CrEvxer (Thüringen und das nördliche Franken). Diese mühsamen Arbeiten fanden die wohlverdiente Aner- kennung der Versammlung und wurde daran der Wunsch geknüpft, dass auch die übrigen Mitarbeiter ihre zugesagten Beiträge bald einsenden möchten. Hierbei äusserte Herr Haıpınger, dass der österreichische Theil der Karte seiner Vollendung nahe sei und in Kurzem übergeben werden solle. Es wurden jetzt von Herrn Frın. SANDBERGER zwei Anträge zum Vortrage gebracht, welche sich auf $. 2. des Gesellschafts-Statuts (Zweck der Gesellschaft) bezogen, nämlich zu beschliessen: it. dass die Gesellschaft ihre Arbeiten und Eublilziienge auf Deutschland beschränke und 2. dass dieselbe eine specielle Untersuchung solcher Theile von Deutschland in die Hand nehme, deren Erfor- schung nicht etwa schon anderweitig, z. B. durch die betreffenden Regierungen, durch Privatvereine u. s. w. besorgt werde, und dass sie diese Arbeiten aus ihren Fonds honorire. Iım Allgemeinen machte zunächst der Vorsitzende auf die Bestimmung in $. i1. des Statuts aufmerksam, wonach Abänderungen desselben nur dann stattfinden können, wenn ein darauf gerichteter Antrag in einer allgemeinen Versamm- lung durch die Majorität angenommen und in der nächst- jährigen Versammlung zum Beschluss erhoben wird. Im Besonderen auf die vorliegenden Anträge eingehend be- merkte der Vorsitzende, wie auf den ersten von ihnen schon darum nicht einzugehen sein möchte, weil die Gesellschaft unter ihren Mitgliedern auch viele andere als Deutsche zählt, welche ihr auf Grund des Statuts beigetreten sind, und mit ihren Arbeiten von der Publikation durch die Zeitschrift nicht ausgeschlossen werden können. Ueberdies sei die Erforschung auch des entferntesten Landes nicht nur auf die allgemeinen Lehren der Geologie, sondern auch auf jede specielle Unter- suchung von stetem Einfluss und die Gesellschaft würde mit der beantragten Beschränkung einen ihrer wesentlichsten 617 Zwecke aufgeben. Endlich liege es in der Natur einer Ge- sellschaft, dass sie eben nur in einer freien Vereinigung der Mitglieder zu gemeinschaftlicher Veröffentlichung ihrer Ar- beiten nützlich wirken könne. Den zweiten Antrag betreffend, zeigte der Vorsitzende, wie es für eine Gesellschaft, beziehungsweise für einen etwa dazu besonders erwählten Vorstand, nicht möglich sei, die Arbeiten an einer speciellen geognostischen Landesuntersu- chung, welche häufig über die Gesteinsgruppen und Forma- tionen, über Kolorirung derselben u. s. w. die verschiedensten Ansichten hätten, zu einem übereinstimmenden Werke zu vereinigen, und dass sich kein Vorstand dazu hergeben könne, die Einzelarbeiten ihrem Werthe nach im Grelde abzuschätzen, und damit der Gesellschaft gegenüber eine grosse Verant- lichkeit zu übernehmen. Endlich müsse er aber auch darauf aufmerksam machen, dass nach dem gegenwärtigen Verhält- niss der Geld-Einnahmen und Ausgaben für die in Antrag gebrachte Verwendung der Gesellschaft keine Mittel zu Ge- bote stehen. Nach einigen, ebenfalls gegen die Anträge gerichteten Bemerkungen des Herrn v. Krıpsrein äusserte Herr Haı- DINGER in einer längeren Ausführung, dass ein Verein wie die geologische Gesellschaft in seiner jetzigen Verfassung von grosser Wichtigkeit, dass die Grenze seiner Wirksam- keit nicht enge zu bemessen, und durch ihn als einen Cen- tralpunkt mehr zu leisten sei als Jahrbücher und Journale vermöchten, wie z. B. die hier vorgelegte Abhandlung des Herrn Fern. RoEmEr (die Kreidebildungen von Texas) be- weise, welche ohne die Beihülfe der Gesellschaft nicht zu einem so mässigen Preise zur Veröffentlichung gelangt wäre. Herr Frın. SANDBERGER zog hierauf seine Anträge mit dem Bemerken zurück, wie er, lediglich aus dem prakti- schen Standpunkte, zugeben wolle, dass, wenn die nöthigen Fonds nicht vorhanden sind, allerdings ein weiterer Verfolg der Sache zwecklos wäre. Hierauf brachte der Vorsitzende die Feststellung 618 des Gesellschaftskassen-Budgets für das Jahr 1853 zur Sprache. Derselbe ging die einzelnen Positionen durch und wies nach, wie auf eine erhebliche Erhöhung der Geld-Einnahme nicht zu rechnen, demgemäss auch die Aus- gabe zu bemessen, im Uebrigen aber hierin eine wesentliche Abweichung gegen das letzte Budget nicht vorauszusehen sei, weshalb er sich den Vorschlag erlaube: | das Budget für das Jahr 1852*), als auch für das nächste Geschäftsjahr gültig zu erklären. Dieser Vorschlag wurde von der Versammlung einstim- mig angenommen und alsdann die heutige Sitzung, mit ihr aber auch die vierte allgemeine Versammlung der Gesellschaft, geschlossen. Vene BIWUHDSRNO. v. CARNALL. MARENBACH. Rechenschafts-Bericht des Vorstandesin Berlin über die Geschäftsführung im Jahre 1852. Berlin, den 11. September 1852. Ueber die Arbeiten in dem mit der Sitzung vom 5. No- vember 1851 angetretenen vierten Geschäftsjahre beehrt sich der in jener Sitzung wieder erwählte Vorstand den durch $. 10. des Gesellschafts - Statuts vorgeschriebenen Rechen- schafts-Bericht nachfolgend zu erstatten. 1. Es haben bis einschliesslich der August - Sitzung zehn besondere Versammlungen stattgefunden, wel- che sowohl von den Mitgliedern als auch von anderen Per- sonen zahlreich besucht worden sind. Ueber dasjenige, was daselbst zum Vortrage gekommen, geben die Sitzungs-Pro- kolle Auskunft und kann hier auf deren Inhalt verwiesen werden. 2. Von der August-Sitzung bis heute sind neue Mit- *) S. Zeitschrift Band III. S. 352. 619 glieder nicht angemeldet worden, bis dahin waren in diesem Jahre 13 zugetreten. 3. Von dem IV. Bande der Zeitschrift ist das erste und zweite Heft ausgegeben; von beiden sind aber mehrere Exemplare, welche in Folge Beschlusses der allgemeinen Versammlung zu Gotha (Band III. S. 340) unfrankirt mit der Post versendet wurden, von den resp. Mitgliedern nicht angenommen worden, weil dieselben von jenem Beschlusse keine Kenntniss genommen, und es verabsäumt haben, dem Vorstande mitzutheilen, dass sie die Zeitschrift auf buch- händlerischem Wege zu erhalten wünschen. Es sind da- durch der Kasse Porto- Ausgaben zur Last gefallen. Um dergleichen künftig zu vermeiden, wird nur übrig bleiben, die Versendung mit der Post nunmehr auf diejenigen Mit- glieder zu beschränken, welche den Vorstand von diesem ihrem Wunsche besonders benachrichtigen. 4. Der Verkauf der Zeitschrift hat erheblich zugenommen, denn es sind in diesem Jahre schon über 30 Exemplare gegen den mit der Buchhandlung vereinbarten Preis von 3 Thlrn. für den Jahrgang abgesetzt worden. - 5. Im Anschlusses die Rechnung von der Ge- sellschaftskasse für das Geschäftsjahr (1851) nebst einem Hefte zugehöriger Belege überreichend, erlaubt sich der unterzeichnete Vorstand hier auf Dasjenige Bezug zu nehmen, was über die Abschlusstermine u. s. w. in dem 1850er Rechenschafts-Berichte unter No. 4. (Band I. S. 271) zum Vortrage gebracht wurde, und ersucht die geehrte Ver- sammlung: gegenwärtige Rechnung zu prüfen, abzunehmen und wenn sich gegen dieselbe nichts zu erinnern findet, dem Vorstande die Decharge zu ertheilen. Die wenigen Abweichungen gegen die Ansätze des Budgets dürften durch die der Rechnung beigefügten Er- läuterungen des Schatzmeisters genügend gerechtfertigt sein. 620 6. Nach der beifolgenden Uebersicht von der Lage der Kasse am 1. Juli d. J.*) betrug der Bestand aus d. J. 1851 . . . .....664 Thlr. 16 Sgr. die neue. Einnahme „ru ass anerleineenne nt AA er zusammen 1138 Thlr. 16 Sgr. davon die! Ausgabe mit 421.2... 218 220, Erle also Baarbestand am 4. Julic.. . . 656 Thlr. — Sgı. welche jedoch nicht als das wahre Vermögen anzusehen sind, indem einerseits noch Beiträge von Mitgliedern zurückstehen, anderseits nicht alle Ausgaben zur Liquidation gekommen sind. Die letzteren dürften sich übrigens etwas höher heraus- stellen, als an Einnahmeresten zur Kasse eingehen wird. 7. Statt den Entwurf zu einem neuen Budget für das nächste Geschäftsjahr 1853 vorzulegen, erlaubt sich der Vorstand den Antrag zu stellen, | dass die allgemeine Versammlung das für 1852 fest- gestellte Budget (Band III. S. 352) auch für das Jahr 1853 gültig erklären wolle; denn wenn sich auch durch Neuaufnahme die Zahl der Mit- glieder vermehrt hat, so sind dagegen andere Mitglieder mit Zahlung der Beiträge zurückgeblieben, wonach auf eine hö- here Einnahme mit Bestimmtheit nicht gerechnet werden kann. Nach der Einnahme müssen sich aber auch die Aus- gaben richten und das Budget soll die Verwendung auf Er- weiterung der Zeitschrift nicht beschränken, insofern sich dieselbe durch Mehreinnahme decken lässt. S. In Betreff der Vorarbeiten zu der geologischen Uebersichtskarte von Deutschland ist anzuführen, dass die bis jetzt eingegangenen Arbeiten bei der gegenwär- tigen allgemeinen Versammlung zur Einsicht vorgelegt wer- den sollen. Die Briefe, mit welchen dieselben dem Vorstande zugegangen sind, hat man bisher Anstand genommen in der Zeitschrift abzudrucken, um sie nämlich zusammen zu lassen. #) Es musste diesmal für die obige Aufstellung ein früherer Termin angenommen werden, weil der Schatzmeister auf längere Zeit verreiste, 621 Es erscheint angemessen die Veröftentlichung auch noch wei- ter auszusetzen, indem sich ihr Inhalt auf die eingelieferten Karten bezieht, daher ohne Einsicht in diese nicht das In- teresse haben kann, welches der Inhalt haben wird, wenn die ganze Karte vollständig erscheint. Es bleibt jetzt nur zu wünschen, dass auch die anderen Mitarbeiter recht bald ihre Beiträge einsenden möchten. In Bezug auf den Beschluss der letzten. allgemeinen Versammlung in der Sitzung d. d. Gotha den 24. Septem- ber 1851 unter b, e und d (Band Il. S. 342) erlaubt sich der unterzeichnete Vorstand zu bemerken, dass derselbe An- stand nehmen musste, nach den bis dahin eingegangenen, an sich sehr schätzbaren, aber im Vergleiche mit dem gan- zen Gebiete der Karte, zu geringen Beiträgen eine Kolori- rung des Ganzen vorzunehmen; denn es schien ihm dem ursprünglich beabsichtigten Zwecke nicht zu entsprechen, wenn die Karte der grössten Fläche nach aus vorhandenen älteren Arbeiten zusammengetragen worden wäre. Derselbe bringt daher in der Erwartung, dass die resp. Mitarbeiter noch ihre Beiträge einsenden werden, in Vorschlag: den dortigen Termin zu deren Einlieferung auf den 1. August 1853 auszudehnen. 9. Der in dem Budget für 1852 unter Titel II. an Ausgaben bei derallgemeinen Versammlung aus- gesetzte Betrag von 50 Thlrn. wird derselben in Wiesbaden zur Verfügung gestellt werden. 10. Nachdem das Gesellschafts-Statut (Bd. I. S. 19 fe.) namentlich in den Bestimmungen des $. 10 durch Ermässi- gung des jährlichen Beitrages von anfänglich 6 Thlr. auf jetzt nur 4 Thlr., beziehungsweise für die in Berlin wohnen- den Mitglieder von 8 auf 6 Thlr., ad 1) durch Aufhebung der unbedingten unentgeltlichen Zusendung der Zeitschrift, Veränderungen erfahren hat, überdies viele neu zugetretene Mitglieder , welche die früheren Jahrgänge sich nicht an- schaffen, das Statut nicht besitzen, erscheint es zweckmässig 622 davon einen Abdruck zu veranstalten und diesen dem 4. Hefte des IV. Bandes anzuhängen. 11. ‘Von mehreren Seiten ist der Wunsch geäussert worden, ein Verzeichniss der Mitglieder der Gesellschaft zu erhalten. Wenn ein solches bisher noch nicht veröffentlicht worden ist, so hat dies nur darin seinen Grund, weil man abwarten wollte, ob die resp. Mitglieder, welche mit Zahlung der Beiträge im Rückstande sind, nicht noch zahlen würden, ehe ihre Namen, nach Ablauf der durch $. 9. des Statuts bestimm- ten zweijährigen Frist, in dem Verzeichniss gestrichen werden. 12. Um den gegenwärtigen Bestand der Gesellschafts- Bibliothek zur Kenntniss der Mitglieder zu bringen, ist die Auf- nahme eines Kataloges veranlasst und soll derselbe abgedruckt werden, um ihn mit dem 4. Hefte des IV. Bandes auszugeben. v. CARNALL Namens des Vorstandes. Rechnung von der Haupt-Kasse der deutschen geologischen Gesellschaft für das dritte Ge- schäftsjahr oder pro 1851. Binnzhıme. An Bestand von Anno 1850 565120) 6 An Einnahme-Resten, fehlen. I.I— | An vollen und theilweisen Beiträgen der Mitglieder, soweit deren im Laufe des Jahres 1851 zur Kasse eingegangen sind Für Verkauf der Schriften. Vom Verkauf der Zeitschrift durch die Bzsser- sche „Buchhandlung u. Meer alate: Für. Exemplare der früheren Jahrgänge an neue Mitglieder, fehlt. Vom Verkauf von Abhandlungen, fehlt. An extraordinären Einnahmen. Gewinn an Geld und an verschiedenen kleinen Abzügen von Rechnungen, nach Abrechnung verschiedener kleiner Verluste an ausländi- schem Papier-Gelde und an verschiedenen kleinen Auslagen für Papier etc. gi 12] 6 Summa aller Einnahmen j1693]| 3 623 I 5 | Summa. ie Ausgabe. | u® En: Ise.| pr. An Vorschüssen An Ausgabe-Resten | Zune I. | — | Für Herausgabe der Schriften und Karten: 1. Für die Zeitschrift: a. Druck, Papier, Buchbinder 332 Thl. 7 Sg. 6PF. b. Kupfertafeln A N ee 5610| 6 = Für den Druck von Abhandlungen . . . . 1 200—|— d. Für die Karte von Deutschland, fehlt. U. | — } Für Kosten der allgemeinen Versamm- lung in @otha, fehlen noch. IH. | — | Für Lokalin Berlin. u. Heizung und Batelune des Lokals für die N Sitzungen . N ZEHN SI SE 2. Miethe für die Bibliothek, "fehlt En > Gegenstände für letztere, fehlt In a | all IV. I — | An sonstigen Ausgaben: 1 Für Abschriften . . . . 6 Thl. — Sg. — Pf. 2. Für Copirung von Karten. — „ — „—y„ a ApBureaukosten . „12, 2 00 5 WM 4 aa Bortogetehnuss AN 180, 68 3l 6 V. | — | An extraordinären Ausgaben: # Für Inserta etec., fehlt. VI | — | Deckungsfonds, fehlt. Summa aller Ausgaben Schluss - Balance. DievEinnahme beträgt 1... . 7.2..." 1693 Thlr. 3 Sgr. Diewäussaber dagegen”! Zur, I 1028, En, und es verbleibt mithin ein Bestand vom 664 Thlr. 16 Sgr. welcher in das Jahr 1852 übernommen wird. Anmerkungen. I. Die Einnahmen sub Tit. I. für Beiträge der Herren Mitglieder sind auch im Jahre 1851 um 159 Thlr. geringer gewesen als sie in dem betreffenden Budget veranschlagt waren. — Viele der geehrten Her- ren sind ganz oder theilweise mit ihren Einzahlungen zurückgeblie- ben, und es ergeht wiederhölt die Bitte an dieselben die Rückstände baldigst zu berichtigen. 2. Vom Verkauf der Zeitschrift sind diesmal 186 Thlr. durch die Bes- ser’sche Buchhandlung zar Kasse eingegangen, und zwar: 57 Thlr. für 29 Exemplare des ersten Bandes, und 99 Thlr. für 33 Exemplare des zweiten Bandes. Zeits, d.d. geol. Ges, IV, 4. 41 Vicsssh, 624 Wir dürfen uns der gegründeten Hoffnung hingeben, dass dieser Zweig unserer Einnahmen mit jedem Jahr steigen wird. 3. Eine alleinige aber bedeutende Ueberschreitung der Ausgaben hat bei Tit. I. Cap. 1.b. — Kupfertafeln, Lithographieen etc. — statt- gefunden. Die Erfahrung zeigt, dass die Annahme von 250 Thlr. für diese Gegenstände eine zu geringe ist, und da sie gerade den Werth unserer Zeitschrift wesentlich vermehren, so dürfte es ange- messen sein eine grössere Summe dafür in den künftigen Budgets auszuwerfen. 4. Von auswärtigen Herren Mitgliedern sind der Kasse vielfache Bei- träge pro 1852 mit 6 Thlr. zugegangen. Da jedoch nach den Be- schlüssen in Greifswald und in Gotha die betreffenden Einzahlungen pro 1852 und folgende Jahre von 6 Thlr. auf 4 Thlr. herabgesetzt sind, so wurden jene Zahlungen in den Büchern der Gesellschaft als pro 1852 und erstes Semester 1853 geltend eingetragen, und die betreffenden Herren haben demnach seiner Zeit nur noch 2 Thlr. pro zweites Semester 1853 nachzuzahlen. — Umgekehrt sind von verschiedenen Herren Mitgliedern Beiträge pro 1852 mit 4 Thlen. eingesandt worden, während dieselben noch für frühere Jahre im Rückstande sind. Diese Herren werden ersucht diese Rückstände ausgleichen zu wollen. Berlin, den 1. Juli 1852. Tanmnao, Schatzmeister der Gesellschaft. Vorstehende Rechnung ist von dem Unterzeichneten im Auftrage der Gesellschaft heute revidirt und in allen Theilen richtig gefunden worden. Wiesbaden, den 21. September 1852. h MARENBACH. Nach dem Beschlusse der heutigen Sitzung der allgemeinen Ver- sammlung ist die 1S51er Jahresrechnung nebst den dazu gehörigen Be- legen für richtig angenommen und darüber die Decharge ertheilt worden. Wiesbaden, den 22. September 1852. v. CARnALL. v. KLipsteim. 625 3. Arbeiten der Sektion für Mineralogie, Geognosıe und Geographie während der neunundzwanzigsten Ver- sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden. (Nach den, laut Beschluss in der Sitzung vom 20. September, dem Vor- stande der deutschen geologischen Gesellschaft zur Veröffentlichung in der Zeitschrift mitgetheilten Protokollen.) *) Zu Präsidenten wurden für die Sitzungen der Sektion erwählt Herr HAıpnınser aus Wien und Herr H. v. Meyer aus Frankfurt a. M., zu Sekretären Herr DunkEr aus Üas- sel, Herr G. SANDBERGER aus Wiesbaden, Herr v. KLiırstein aus Giessen und Herr Fr. VoLz aus Mainz. I. Sitzung vom 20. September. Herr v. Carnaıı aus Derlin stellte den Antrag, die Sektion möge, wie es bisher geschehen, genehmigen, dass an den Vorstand der deutschen geologischen Gesellschaft eine Abschrift des wissenschaftlichen Theiles der Sektions- Protokolle mitgetheilt werde behufs der Veröffentlichung in der Zeitschrift der genannten Gesellschaft. Der Antrag wird angenommen. Herr Zimmermann aus Hamburg sprach über eine Schwefelbildung in neuester Zeit. Am südwestlichen Rande der Stadt Hamburg ist bei Gelegenheit eines Siehlbaues ein Lager natürlichen Schwe- fels entdeckt worden, das augenscheinlich erst in den letzten Jahrhunderten entstanden ist. Hinter der Kehrwieder-Strasse nämlich, zwischen dieser und dem Wall, befand sich ein Kanal oder Fleeth, in welchen sich viele Kloaken aus den *) Der Redaktion sind die Protokolle als Abdruck aus dem amtli- chen Bericht der Versammlung in Wiesbaden (der letzte Bogen uncorri- girt) zugegangen. Es war daher nur möglich Druckfehler zu berichti- gen, wo der Sinn dieselben anzeigte. Die zur Erläuterung einiger Vor- träge gehörenden, dem amtlichen Bericht zugefügten Ausstattungen sind der Redaktion zur Wiedergabe nicht mitgetheilt worden. 41 * 626 Wohnungen des Kehrwieders ergossen, und der, weil er häufig einen üblen Geruch verbreitete, jetzt zugeworfen wird. Um aber den Kloaken wieder Abfluss zu verschaffen ward parallel dem Kanale auf dem Wall ein gemauertes Siehl an- gelegt. Als hierzu die Ausgrabung bis 18 Fuss Tiefe eröft- net war, entwickelte sich aus dem Boden eine so grosse Menge Schwefelwasserstoffgas, dass die Arbeiter erkrankten, Schwindel und Augenentzündung bekamen, ihre silbernen Uhren und ihr Geld geschwärzt wurden, und sie deshalb halbstündlich abgelöst werden mussten. Die Baubehörde er- suchte daher den Apotheker Urrx das Siehl zu untersuchen, um wo möglich die Ursache der schädlichen Gasentwickelung zu erforschen. Urex fand nun, dass das Gas sich aus einer grauen Erdschicht entwickelte, welche in der Tiefe von 18 Fuss ein 3 Fuss mächtiges Lager bildete, das an zwei Stellen des Walles jedesmal in der Länge von 150 Fuss durchschnitten war. Er erkannte diese Erdschicht sogleich als eine Schwefel- erde, die aus einem innigen Gemenge von Schwefel und Gyps bestand, und worin sich eine grosse Menge kleiner Schwefel-Krystalle fanden. Der ursprüngliche Boden dieser Lokalität, ein Theil des Grasbrooks, ist Marschland, worin ‘sich aufeinanderfolgend Holz- und Muschelschichten finden. Der Wall besteht aus aufgefahrener Erde, die einst aus einem Kanal gewonnen wurde. Ausserdem ward beim Graben des Siehles eine so srosse Menge Knochen herausgefördert, dass wochenlang täg- lich an 1000 Pfd. fortgeschafft wurden. Der Kanal hatte seit Jahrhunderten jeglichen Abraum in sich aufgenommen und dadurch fortdauernd einen Heerd für die Bildung von Schwefel- wasserstoff abgegeben, der in die lockere Erde des Walls ein- gedgungen dort zur Absetzung des Schwefels Veranlassung gab. Ausserdem ward auch aus der Schwefelerde mit Hülfe von siedendem absolutem Alkohol Leichenfett (Adipoecire) aus- gezogen, und dadurch bewiesen, dass hier Fleisch, welches wahrscheinlich den Knochen angehangen, in Verwesung über- gegangen war, Unter den Knochen fanden sich nämlich auch 627 menschliche Knochen, und nach einer Sage wurden hier, be- vor der Wall aufgeworfen war, Hunderte von Seeräubern hingerichtet und eingescharrt. An eine Verschüttung des Schwefels ist nicht zu denken; denn 1) ist die Masse des- selben ° zu gross und zu weit ausgedehnt, 2) kommt der Schwefel in jener Form im Handel gar nicht vor, und 3) haben die zierlichen kleinen Krystallgruppen, die theils die leeren Räume ausfüllen, theils durch die ganze Masse zu Millionen vertheilt sind, ganz den Charakter der Bildung an Ort und Stelle. Schwefelwasserstoff war also genügend vorhanden, um Schwefel und jene Krystalle zu erzeugen; denn theils ent- wickelte es sich aus der faulen Gährung im Boden selbst, theils lieferte die parallel daneben liegende Kloake, der Ka- nal, dasselbe in hinreichender Menge. Luft blieb im lockern Boden nicht ausgeschlossen, und so zersetzte sich der Schwefel- wasserstoff auf doppelte Weise, theils Schwefel und Wasser bildend, theils zu Schwefelsäure sich oxydirend ‚ die vom Kalk der Knochen aufgenommen Gyps bildete. Herr F. SANDBERGER aus Wiesbaden giebt eine Ueber- sicht der geologischen Verhältnisse des Herzog- thums Nassau unter Vorlage vollständiger Suiten von Felsarten aus diesem Gebiete. Hinsichtlich der paläozoischen Schichten verweist er auf die in dem naturhistorischen Mu- seum aufgestellte Sammlung, welche die Grundlage der von ihm und seinem Bruder gemeinschaftlich bearbeiteten „‚Syste- matischen Beschreibung und Abbildung der Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau” bildet. Die tertiären Schichten und Versteinerungen berührt er ebenfalls nur kurz und verspricht dieselben in einem spätern Vortrage ausführlicher zu erörtern. Die plutonischen Gesteine der Feldspath-, Porphyr- und Diabas-Reihe behandelt er weit- läufiger, ebenso die vulkanischen und macht bei den ersteren auf die in ihrer Begleitung auftretenden Erzgänge und mäch- tigen Eisensteinlager, bei letzteren noch besonders auf die Reihenfolge, in welcher sie hervorgetreten sind, aufmerksam. 628 Trachyt ist unter letzteren das älteste Gebilde, er wird an mehreren Stellen des Westerwaldes von Basalt durchbrochen, dessen verschiedene Varietäten einander ebenfalls wieder, wie es scheint, in bestimmter Reihenfolge durchsetzen. Das jüngste vulkanische Gebilde Nassau’s ist der von den rheinischen Vulkanen abstammende Bimstein, der im westlichen Theile des Landes oft sehr mächtig auftritt und bis in die Gegend von Marburg in Kurhessen noch vorkommt. Herr J. MüLLer aus Aachen sprach über die Gattung Scaphites. Herr Kurr aus Stuttgart hielt einen Vortrag über fessile Menschenzähne, an welchen Herr H. v. MEver die Bemerkung knüpfte, dass die sämmtlichen bisher gefun- denen Reste von scheinbar fossilen Menschenknochen noch nicht sicher als diluvial oder gar als tertiär zu betrachten seien, sondern recht wohl postdiluvial sein könnten. Herr JorDan aus Saarbrücken sprach über das Vor- kommen fössiler Crustaceen in der Saarbrücker Steinkohlenformation. Im Saarbrücker Kohlengebirge sind bis jetzt vier neue Gattungen fossiler Krustenthiere aufgefunden worden, von denen die erste bereits im Jahre 1847 in den Verhandlungen des naturhistorischen Vereins für die preussischen Rheinlande beschrieben und mit dem Namen Gampsonyx fimbriatus be- legt wurde. Sie stammt aus den Thoneisenstein-Ablagerun- sen bei Lebach, wurde aber später auch zu Schwarzenberg bei Birkenfeld und im Murgthale gefunden und von Prof. Bronn näher bestimmt. Die merkwürdigste Eigenthümlich- keit dieser zarten Kruster besteht in der Verbindung eines aus gleichartigen Ringen zusammengesetzten Körpers, dem der Amphipoden ähnlich, mit einem fünffächerigen Schwanze, wie er den spätern langschwänzigen Dekapoden zukommt. Die drei übrigen Gattungen sind bis jetzt nur in einzi- gen Exemplaren bei dem Bau der Eisenbahn zwischen Saar- brücken und Neunkirchen in einem rauhen Thoneisenstein aufgefunden worden, welcher lagerweise in den mit Kohlen- 629 flözen wechselnden Schichten von Schieferthon und Kohlen- sandstein vorkommt. Das erste Exemplar, vom Tunnel bei Ariedrichsthal, be- steht aus grossen, mit Stacheln besetzten, meistens von ein- ander getrennten Gliedern, welche auf eine Verwandtschaft mit Limulus hinweisen. Die beiden letzten Exemplare, aus dem Eisenbahn- Schacht bei Jägersfreude, gehören der Ordnung der Phyllo- poden an und stehen unter den fossilen den Trilobiten am nächsten oder müssen diesen selbst beigezählt werden. Das vollständigste Exemplar ist mit einer mit feinen Granulatio- nen besetzten Schale bekleidet und besteht aus dem Kopf- und Schwanzschilde und aus sieben dazwischen liegenden Ringen. An dem Kopfschilde sind weder Augen noch eine Glabella zu unterscheiden. Auch an den übrigen Ringen findet keine deutliche Grenze zwischen -den mittleren und den Seitentheilen statt, sondern das gewölbte Mittelstück geht allmälıg in die flacheren Seitentheile über; der linke Rand der Ringe ist grösstentheils abgesprengt und dadurch ein schöner blattförmiger Kiemenfuss an dem fünften Ringe blosgelegt worden. Die auffallende Verschmälerung des siebenten Ringes und des Pygidiums, sofern die vorliegen- den Umrisse wirklich die natürlichen Ränder sind, deutet einen Uebergang der Trilobiten zu den späteren Phyllopo- den an. Das andere Exemplar ist nur in fünf Ringen vertreten; alles Uebrige fehlt. Die Ringe sind deutlich in Mittel- und Seitenstücke geschieden. Auf jedem Mittelstücke bemerkt man zwei stachelförmige Hervorragungen, deren Spitze trich- terförmig eingedrückt ist. Sodann wurden der Versammlung die bei dem Eisen- bahnbau in reicher Menge angetroffenen Früchte aus der Gattung Trigonocarpum und ein Archegosaurus von Lebach vorgelegt. | Herr Fr. GoLDENBERG aus Saarbrücken sprach über 630 versteinerte Insektenreste im Steinkohlenge- birge von Saarbrücken.*) Derselbe legte vier Arten von ächten Lycopodieen aus der Steinkohle von Saarbrücken theils in Abbildungen theils im Originale vor. Dieselben scheinen sämmtlich baum- artig, im Uebrigen aber unsern Lycopodieen in allen Stücken vollkommen ähnlich gewesen zu sein. Wie bei den Lycopo- dieen der Jetztwelt finden sich die Sporenfrüchte der fossi- len Lycopodieen einzeln, winkelständig oder zu mehreren in gipfelständigen Fruchtkätzchen zusammengedrängt, und stim- menin Grösse und Gestalt genau mit denen unserer jetzt leben- den Lycopodieen überein. Für den Kenner der fossilen Flora, namentlich der des Steinkohlengebirges, bedarf es wohl nicht der Bemerkung, wie wichtig das Auffinden ächter Lycopo- dieen in der Steinkohlenformation für die Entscheidung der Streitfrage über die Stellung der sogenannten Lepidodendreen im System ist. Die ausgezeichnetsten Kenner fossiler Pflan- zen waren bis jetzt der Meinung, dass im Kohlengebirge und selbst in noch jüngeren Formationen noch kein Lycopo- dium vorhanden gewesen sei. Ferner zeigte derselbe eine fossile Fruchtform vor, die Redner für die Reproduktionsorgane der Sigilla- rien hält. Es herrschen über die Stellung der Sigillarien im System die verschiedenartigsten Ansichten. BRONGNIART zählt sie zu den gymnospermen Dicotyledonen, UNGER zu der Klasse der Selagineen, Corpa vergleicht sie mit Euphor- bien etc. Nicht eher bis man die Reproduktionsorgane der Sigillarien kennt, lässt sich mit Gewissheit ausmachen, wel- chen Pflanzenformen der Jetztwelt sie am nächsten stehen. Durch vieljährige Beobachtungen und Nachforschungen über diese Pflanzenreste an den Orten ihres Vorkommens gelang es dem Redner Exemplare aufzufinden, die alle Theile dieser Gewächse in ihrem natürlichen Zusammenhang zeigen. Mit den Stämmen und Blättern der Sigillarien fanden sich an *) Vergl. S. 246 dieses Bandes. 631 den verschiedensten Punkten des Saarbrücker Kohlengebir- ges und zwar häufig in Schichten, die nur Sigillarienreste aufzuweisen hatten, Früchte, die in allen Beziehungen eine sprechende Aehnlichkeit mit den Früchten unserer Isoeten besitzen. Wie diese, so sitzen auch diese fossilen Früchte auf den erweiterten Theilen der Blätter in Hüllen und be- stehen theils aus Sporen-, theils aus Körnerfrüchten, die sich nur durch ihre Grösse etwas von den ähnlichen Fruchtthei- len unserer Brachsenkräuter unterscheiden, sonst aber auch noch darin denselben gleichen, dass sie an Querfäden ange- heftet waren, die sich an einigen Exemplaren deutlich wahr- nehmen lassen. Diese fruchttragenden Blätter sitzen jedoch an einer Längsachse in Form einer Aehre. Nach dieser Fruchtform und Fruchtstellung zu schliessen, hätten die Si- gillarien eine Uebergangsform von den Isoeten zu den Ly- copodieen gebildet. Von den vorgelegten zwei Exemplaren zeigt das eine die ausgefallenen, kuglig tetra@drischen Sporen- früchte mit ihren erhabenen Reifen ; das andere die frucht- tragenden Blätter, wie sie an einer Achse zum Theil noch angeheftet sitzen. Herr ODERNHEIMER aus Wiesbaden gab eine Uebersicht über die bisherige Thätigkeit der mineralogi- schen Sektion des Vereins für Naturkunde in Nassau. Herr Franz v. Hauer aus Wien legte der Versamm- lung die ersten zwei Hefte und mehrere Probetafeln des drit- ten Heftes des Werkes: Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien unter der Mitwirkung von P. ParrscH bearbeitet von M. Hörnes, herausgegeben von der k. k. Reichsanstalt vor und besprach den Plan und die Art und Weise der Ausführung dieses Werkes. In demselben sollen über 500 Arten von Mollusken, wel- che man gegenwärtig aus dem Wiener Becken kennt, in genauen Beschreibungen und naturgetreuen Abbildungen dar- gestellt werden. In Betreff des Textes hat sich Hörnes be- müht nebst einer genauen Beschreibung eine vollständige 632 Literatur jeder Species zu geben, um die Verbreitung der- selben in den übrigen Tertiärbecken nachweisen zu können. Aus diesen genauen Literaturstudien mit Zuhülfenahme der reichen Sammlungen des k.k. Hof-Mineralien-Kabinets und der k. k. geologischen Reichsanstalt hat sich ergeben, dass die Procentberechnungen, worauf sich die Unterscheidung zwischen eocän, miocän und pliocän stützt, auf meist irrigen Grundlagen beruhen und dass bei den Tertiärbildun- gen in paläontologischer Beziehung nur eine Trennung in eocän einerseits und mio- und pliocän andererseits ange- nommen werden dürfe. Um Verwechselungen zu vermeiden schlägt Hörnes vor, für die vereint betrachteten Mio- und Plioeän-Ablagerungen den Namen neogen anzunehmen. Man zählt gegenwärtig namentlich die Ablagerungen von 4sti, Castell’ Arquato, Sicilien u. s. w. zu der soge- nannten Pliocän-Formation; allein im Wiener Becken kom- men die charakteristischen Versteinerungen derselben Epoche mit den für ächt miocän gehaltenen Versteinerungen aus der Touraine, von Bordeaux, Turin u. s. w. in einer und dersel- ben Schicht zugleich vor. Diese Beobachtung ist übrigens nicht neu, auch Reuss wurde bei seinen Arbeiten über die Polyparien und Entomostraceen des Wiener Beckens zu den- selben Resultaten geführt; ebenso bezweifelte schon Puırıppı in seinem trefflichen Werke über die Mollusken Sieiliens das wirkliche Bestehen der Mio- und Pliocän-Ablagerungen als getrennte übereinander gelagerte Schichtenkomplexe. Zu den interessantesten Belegen dieser Ansicht gehört ferner der Umstand, dass sich fast sämmtliche Tertiärversteinerungen des Wiener Beckens, welches stets für miocän gehalten wurde, in’ einer ganz jungen Ablagerung zu Cypern wiederfinden, ebenso stimmt der grösste Theil der Sicilianer Versteinerun- gen mit den Wiener Arten überein. Alle diese Verhältnisse wird Hörnes am Schlusse des ganzen Werkes in Tabellen, welche die Vergleichungspunkte sämmtlicher Tertiärbecken Europas enthalten sollen, nachweisen. Man hat den Einwurf gemacht: „wenn sich wirklich 633 Mioeän- und Pliocän-Versteinerungen im Wiener Becken vereint vorfinden, so werden sich wahrscheinlich daselbst beide Ablagerungen vorfinden und es bedarf nur einer ge- naueren geologischen Untersuchung um die Verhältnisse im Wiener Becken nachzuweisen.” Allein Hörnes ist durch genaues Studium der einzelnen Ablagerungen (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt II. 4. Abth. S. 93) zu dem Resultate gelangt, dass sämmtliche mehr oder weniger .ver- steinerungsreiche Schichten im Wiener Becken mit geringen Ausnahmen gleichzeitig abgelagert wurden, und dass sich für mehrere Schichten nachweisen lasse, dass sie zugleich miocän und pliocän sind, d. h., dass sich in denselben eben so viele Repräsentanten der Miocän- als der Pliocän-Epoche befinden. Die. Unhaltbarkeit der Trennung dieser beiden Formationen hat p’Orsıcny bei der Bearbeitung seines Prodrome am besten gefühlt, indem er trotz seiner starren Ansicht, dass keine Art sich in zwei Formationen finden könne, gezwungen war so manche Species in beiden Formationen zugleich anzuführen. Die Beibehaltung dieser Trennung ist etwas Gezwungenes, in der Natur durchaus nicht Bestehendes. Alle hierher ge- hörigen Ablagerungen hängen so innig zusammen, dass überall ein langsamer Uebergang (wie schon MicnErorrı beobach- tete) wahrzunehmen ist. Auffallend dagegen bleibt jedenfalls die grosse Verschiedenheit der Fauna der Eocän- und Miocän- Ablagerungen, so dass von 500 Arten sich kaum fünf wirk- lich eocäne Arten im Wiener Becken finden. Während die Eocän-Fauna direkt auf ein wärmeres Klima hindeutet, kom- men in den Miocän- und Pliocän-Ablagerungen neben Arten, welche noch gegenwärtig im mittelländischen Meere leben, Arten mit rein ostindischem Habitus vor, welche unter den gegenwärtigen klimatischen Verhältnissen in der Breite des mittelländischen Meeres nicht mehr zu leben im Stande wären. 634 II. Sitzung vom 22. September. Herr G. SAnDBERGER legte Namens des Apothekers Herrn Fern. Oswarn in Oels eine zum Verkaufe bestimmte Suite von Gypsmodellen des Ptychodus latissimus aus dem Plänerkalke von Teplitz zur Ansicht vor. Herr Kart List aus Göttingen hielt den folgenden Vortrag über den sogenannten strahligen Chlorit vom Büchenberge bei Zlbingerode am Harz. „Am Büchenberge bei Zlbingerode am Harz findet sich ein Mineral, welches von JascnE im ersten Bande seiner „kleinen mineralogischen Schriften” als strahliger Chlorit aufgeführt ist. Es bildet schmale Gangtrümmer oder Lagen in einem dunkelgrünen Gestein, das vorläufig mit dem viel- umfassenden Namen des Schalsteins bezeichnet werden muss, und ist gewöhnlich von Kalkspath begleitet. Seine Farbe ist im frischen Zustande dunkellauchgrün, hat aber oft eine durch Oxydation des darin enthaltenen Eisenoxyduls be- wirkte Neigung ins Braune. Es ist glasglänzend, ins Perl- mutterglänzende; Härte = 2,5. Die Textur ist blättrig, mit einer Anlage zum Strahligen; die Blätterdurchgänge stehen auf den Begrenzungsflächen mehr oder weniger rechtwinklig. Vom gewöhnlichen Chlorit unterscheidet es sich besonders dadurch, dass es von Säuren sehr leicht zersetzt wird; schon in der Kälte wird es von Salzsäure unter Gallertbildung vollständig aufgeschlossen. Vor dem Löthrohr ist es schwer und nur an den Kanten zum dunkeln Email schmelzbar. Es war nicht leicht für die Analyse Material zu erhal- ten, welehes zugleich noch vollkommen frisch und vom Mut- tergestein vollständig befreit war. Ich habe dazu Partien gewählt, die zwischen Kalkspath eingewachsen waren, und die noch anhaftenden Kalkspaththeilchen durch Digeriren des Pulvers mit verdünnter Essigsäure entfernt. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung: 633 Kieselsäure . . . 23,776 mit 12,345 Sauerstoff 1,6 Dhonerder .12.23,10,43214,51414,680 j£ 1,0 Eisenoxydul .. 40,366 ,„ 8,960 I Malkerdenısı.73l: 135100 5 15640 ® Bere 1: Or 11,066 1,5 el BIT LOB A Natron ..... DIOSA NA 0.0210 Re 1043:7591,,,,123233 & 1,6 799,633 Für das Sauerstoff-Verhältniss zwischen SiO°, Al? O°, RO und HO kann man 1,5 :1: 4,5 : 1,5 annehmen, wonach das Mineral im Wesentlichen aus 3 SiO°?, 2 Al?O°, 9 FeO, 9HO besteht. In dem Folgenden ist die hiernach berech- nete procentische Zusammensetzung aufgestellt und zur Ver- gleichung in der gefundenen Zusammensetzung sämmtliche Basen RO als Eisenoxydul berechnet. 3Si03, 2 Al?03, 9FeO, 9HO strahliger Chlorit. Kieselsäure ........ 2:,494, ah: 22,900 iNhonerde .ı. „ia... . ON SION EEE 15,826 Baisenoxyduli.. 1.1.00 3,0090. 2:35 »Hykene 48,021 Milasseray. aussi re IRSADA IE rs: 13,253 100,000 100,000 Wegen des geringen Kieselsäuregehaltes lässt sich hier- aus keine einfache Formel aufstellen. Wollte man nach Ana- logie der von VARRENTRAPP und v. KoßELr für den gewöhn- lichen Chlorit und den Ripidolith gegebenen Formeln in dem strahligen Chlorit einen Theil der Basen RO als Hydrat an- setzen, und z. B. die Formel (3 FeO 2 SiO°® + 2Al?O°SiO°) + 3 (2 FeO 3 HO) wählen, so möchte die Annahme eines Eisenoxydulhydrats wohl wenig Wahrscheinlichkeit haben. Naturgemässer dürfte die Ansicht sein, dass die Thonerde als elektronegativer Bestandtheil vorhanden sei, wonach das Mineral die wasser- haltige Verbindung eines Silikates mit einem Aluminate wäre: 3(2ROSiO®) - 3RO 2 Al? O3 + 9HO 636 wie früher Aehnliches von BerzeLıus und RAMMELSBERG für Chlorit und Ripidolith angenommen wurde. Zweckmässiger als durch eine bestimmte Formel lässt sich indessen das Verhältniss, in welchem der strahlige Chlo- rit zu den übrigen chloritartigen Mineralien steht, durch eine einfachen Vergleichung der in denselben enthaltenen Atome der einzelnen Bestandtheile tabellarisch darstellen. Es enthält der |sio° 1R?0:| RO | HO Epiehlorit 6 2 9 9 JA1203, Fe?O0°?| MgO, FeO n. RAMMELSBERG. Aphrosiderit 4 3 9 6 142,08 Fe0, MgO n. F. SANDBERGER. Ripidolith 4 3 9 9 SAI?O3, Fe?03|Mg0, FeO n. RAMMELSBERG. Thuringit 4 2 g 9 Fe? O3 Fe oO nach demselben. Chlorit 4 2 g 9 | A1l203, Fe203 | MgO, FeO nach demselben. Strahliger | Chlorit. 3 2.149 9 A1? 0° Fe0, MgO Da hiernach der strahlige Chlorit eine besondere Species der Chloritreihe ist, so schlage ich für ihn den Namen Me- tachlorit vor — der Stelle wegen, die er in der obigen Zusammenstellung einnimmt. Der von JascHE a. a. O. beschriebene Holzasbest vom Büchenberge ist eine faserig blättrige Abänderung von Metachlorit und im frischen Zustande damit völlig identisch. Vor Kurzem hat Sırvem in LeonnAarpn und Bronn’s Jahrbuch für 1851 Pseudomorphosen von Chlorit nach Kalk- spath beschrieben, die sich am Büchenberge bei Zlbingerode finden sollen. Wie nun der Chlorit am Büchenberge kein eigentlicher Chlorit ist, eben so wenig scheinen mir hier wirkliche Pseudomorphosen vorzuliegen. Nach Allem, was ich von diesem Vorkommen sowohl bei Bergmeister PrEuS auf dem Büchenberge und bei Bor&x in Zlbingerode, welchen ich das Material für meine Untersuchung verdanke, als auch bei Sırnem selbst gesehen habe, scheint mir den Gebilden, 637 welche der Letztere für Pseudomorphosen anspricht, eine an- dere Deutung gegeben werden zu müssen. Wie schon oben bemerkt, findet sich der Metachlorit gewöhnlich in Beglei- tung von Kalkspath, und ist häufig mit diesem auf die Weise verwachsen, dass er im Innern desselben dünne Lagen bil- det, die bald den Blätterdurchgängen des Kalkspaths parallel laufen, bald sie in verschiedenen Winkeln schneiden. Der Kalkspath findet sich in allen Graden der Frische und Ver- witterung: vollkommen farblos, gelblich durch höhere Oxy- dation von im frischen Zustande in ihm enthaltenem kohlen- sauren Eisenoxydul, ganz matt und erdig; wo er endlich durch Verwitterung ganz fortgeführt ist, finden sich hohle Räume, die von den Lamellen des Metachlorit begrenzt und mit einem dünnen Ueberzuge von Eisenoxydhydrat ausgeklei- det sind. Da sich die Lamellen des Metachlorit in verschie- denen Winkeln schneiden, so entstehen innerhalb dieser hoh- len Räume oft Gebilde, welche bei oberflächlicher Betrachtung an gewisse Kalkspathformen erinnern können. Dass diese es sind, welche SırLıLem für Pseudomorphosen gehalten hat, geht aus seinen eigenen Worten hervor. Er beschreibt: „verschiedene Rhomboeder des Kalkspaths, welche in Chlorit umgewandelt sind; zum Theil umschliessen sie noch einen Kern von Kalkspath, zum Theil sind sie im Innern hohl und bei einigen sind Lamellen des Chlorits in die Spaltungsrich- tungen des Kalkspaths eingedrungen. Der blättrige Chlorit ist schwärzlichgrün und grösstentheils überzogen mit einer dünnen Rinde von Eisenoxydhydrat.’ Würde ein von Meta- chlorit durchwachsenes Stück Kalkspath mit Essigsäure be- handelt, so würde dieselbe Erscheinung hervortreten. SILLEM glaubt ferner eine beginnende Pseudomorphose von Chlorit nach Kalkspath zu besitzen, in einem deutlichen Rhomboeder, welches zum Theil mit Chlorit gemengt sei, im Uebrigen aber noch aus Kalkspath bestehe. Von demselben Fundorte besitze ich ein Stück Kalkspath, welches in der Mitte durch eine fast vollkommen ebene Fläche in zwei Theile geschieden ist, von denen der eine schwach gelblich, 638 der andere mit dem Muttergestein in Berührung gewesene durch eingemengten erdigen Metachlorit dunkellauchgrün ge- färbt ist. Es würde leicht sein, hieraus Spaltungsstücke zu schlagen, auf welche genau die Beschreibung passen würde, welche SıLLem von seiner beginnenden Pseudomorphose giebt. Dennoch kann ich eine solche in meinem Stücke nicht er- kennen; viel ungezwungener scheint sich seine Eigenthüm- lichkeit durch die Annahme zu erklären, dass der Kalkspath sich aus einer Flüssigkeit ausgeschieden hat, in deren unte- rem Theile Metachlorittheilchen suspendirt waren, welche vom Kalkspath bei seiner Bildung eingeschlossen werden mussten, wie wir Aehnliches bei künstlichen Krystallisationen wahr- nehmen können. Bei der grossen Wichtigkeit, welche die wirklichen Pseudomorphosen für chemisch-geologische Forschungen ha- ben, können wir nicht vorsichtig genug bei der Beobachtung solcher Erscheinungen verfahren, die auf Pseudomorphosen hinzudeuten scheinen.” Herr Max Braun aus Aachen macht auf den grossen Reichthum von Kieselzinkerz im Lager des Altenbergs bei Aachen aufmerksam und zeigt ausgezeichnet hemimorphisch ausgebildete Krystalle von daher vor, wozu Herr HAııneEr bemerkt, dass er schon früher freilich minder ausgezeichnete Krystalle der Art in der dortigen Gegend gesammelt und untersucht habe. Herr SCHWARZENBERG aus (assel sprach über die geognostischen Verhältnisse der Umgegend von Algier, Koleah, Blidah und Medeah. „Eine Reise, die ich im Jahre 1849 nach Algier unter- nahm, gab mir Gelegenheit, die geognostischen Verhältnisse der Umgegend dieser Stadt, vorzugsweise aber der Umge- gend von Äoleah, Blidah und Medeah, sowie des Theils des Altas, welcher zwischen Zlidah und Medeah liegt, freilich nur während des mir zu Gebote stehenden kurzen Zeitraums von etwa 44 Tagen, kennen zu lernen und darf ich wohl wagen, hier einige Mittheilungen darüber zu machen, da 639 meine Beobachtungen von denen Anderer in einigen wesent- lichen Punkten abweichen, und eben durch diese Mittheilung vielleicht Veranlassung gegeben wird, dass Geognosten, wel- che dieses schöne, so interessante Land bereisen. die abwei- chenden Beobachtungen prüfen und über deren Richtigkeit entscheiden. Die Unsicherheit und Schwierigkeiten, womit das Rei- sen in Aleier verbunden war, sind die Ursache, dass bis jetzt nur noch wenige Geognosten mit der Untersuchung der geognostischen Beschaffenheit dieses Landes sich befasst haben, so dass, so viel mir bekannt, bis jetzt vorzugsweise nur französische Gelehrte, welche die französische Regierung zur Untersuchung des Landes dorthin schickte, es theilweise kennen gelernt und auch beschrieben haben; Arbeiten, die mir selbst nur insoweit bekannt geworden sind, als ich durch die Güte des Generals Daumas, dermalen noch Departe- ments-Chef im Kriegsministerium für die Algierischen An- gelegenheiten, den bis jetzt nur erschienenen 1. Band des Werkes von Henkı FoURNEL, Ingenieur des mines en chef, betitelt: Adchesse minerale de !’Algerie, welcher auf Kosten der Regierung im Jahre 1849 herausgegeben wurde, zunächst aber nur die geognostischen Verhältnisse der Provinz Con- stantine speciell beschreibt , während der 2. Band für die Beschreibung der Provinz Algier und der 3. für die der Provinz Oran bestimmt sind, zum Geschenk erhielt. Dann sind im vorigen Jahre naturhistorische Bemerkungen als Beiträge zur vergleichenden Geognosie auf einer Reise durch die Eifel, Tyrol, Sicilien und Algier von E. v. EıcnwaArp zu Moskau und Stuttgart erschienen, in deren Besitz ich in diesem Frühjahre gekommen bin. Nähert man sich nach Ueberschiffung des mittelländi- schen Meeres der Algierischen Küste, so entzückt schon, vom Meere aus gesehen, die prachtvolle Kette der Berge des Atlas mit ihren herrlichen Formen das Auge, was in noch viel höherem Grade der Fall ist, wenn man in der Nähe zugleich die Abhänge der Berge von einer herrlichen Zeits. d. d. geol. Ges, IV. 4. 42 640 Vegetation bedeckt sieht, und die im hohen Grade romanti- schen Schluchten, Thäler und Gipfel dieser Gebirgskette be- sucht, die die reizendsten Fernsichten auf das schöne Land und das mittelländische Meer und die Ansicht einer interes- santen Alpen-Vegetation darbieten. | Der Atlas bildet nur eine Kette von Bergen, welche am atlantischen Ocean beginnt und bis zur kleinen Syrte (Golfe de Cabes) ziemlich in der Richtung von Westen gegen Osten (genauer von W.S.W. gegen O.N.O.) zwischen der Küste des mittelländischen Meeres und der Grenze der Wüste Sa- hara sich fort erstreckt. FourneL, der während der Jahre 1843 bis 1846, also in einem vierjährigen Zeitraume, die geognostischen Verhält- nisse des in Algier liegenden grossen Theils des Atlas (zwi- schen der Maroccanischen und Tunesischen Grenze auf eine Länge von 10+ geographischen Graden sich erstreckend) untersucht und eine gründliche Kenntniss und Uebersicht des Landes gewonnen zu haben scheint, giebt in seiner Einlei- tung zum 4. Band noch folgende übersichtliche Beschreibung der topographischen Verhältnisse dieses Gebirgszuges: Der Atlas bildet nicht zwei verschiedene und ungleiche Bergketten, wie ProLEMAEUS solche unter dem Namen gros- ser und kleiner Altas bezeichnet, er bildet nur eine einzige Kette, welche, wie oben angegeben, streicht und gelegen ist. Eine Reihe von hohen Gipfeln, als der Ouansiris, der Zak- kär, die Pics, der Muzaia und der Beni-Salah (letzterer 1418 Metr. hoch), der Jurjurra (Djerdjera, 6450 Pariser Fuss hoch), der Toumiät, der Djebel- Mt’äia, der Djebel- Sidi- R’gheis (Djebel Sidi-Rer’eis) und die Spitzen des Auris- Gebirges bilden die höchsten Punkte dieses Gebirgsstocks des Atlas, welche wohl schwerlich die Höhe von 2500 Metr. (circa 8700 Fuss) über dem Spiegel des, mittelländischen Meeres oder über der Wüste Sahara, welche nur 75 Metr. (260 Fuss) über dem Meeresspiegel liegt, überschreiten wer- den. Dieser Gebirgszug wird in seinen Hauptmassen durch grosse Ebenen unregelmässig getheilt, und sind die Abhänge 641 von Thälern und tiefen Schluchten (ravıns) zerrissen. In horizontaler und senkrechter Projektion bildet die Wasser- scheide zwischen dem mittelländischen Meer und der Sahara eine winklige Linie. Hinsichtlich der geognostischen Verhältnisse des Lan- des im Allgemeiuen wird bemerkt, dass ein schmales Band von krystallinischen Gesteinen aus Granit, Gneiss, granat- führendem Glimmerschiefer, Thonschiefer, opalführendem Por- phyr, Diorit und andern Hornblendegesteinen, endlich von krystallinischem körnigem Marmor einen Theil der Algieri- schen Küste bildet, und dass an diese Gesteinsmassen die zwei Abtheilungen des Kreidegebirges abweichend sich in der Art gelagert haben, dass die Lager der oberen Abthei- lung bis zum Ufer des mittelländischen Meeres vortreten, während die der unteren Abtheilung die Hauptmasse des Atlas (in der Provinz Constantine) bilden. Diese geologische Einförmigkeit, sagt der Verfasser, wird nur dadurch unterbrochen, dass die verschiedenen La- ger der Kreideformation mit einander wechseln und durch Partien von Tertiärgebirge gedeckt werden, welche zur mitt- leren Etage (miocän) gehören, welche hier und da vorkom- men, selten in grosser Ausdehnung und in Einschnitten und Vertiefungen der Kreideformation abgelagert sind und am Fuss des Atlas den Saum der Sahara bilden. Sie kommen unter dem suprapliocänen Terrain vor, und scheinen der Subappenninen-Formation analog zu sein, sind theils horizon- tal, theils geneigt gelagert und liegen häufig unmittelbar auf den krystallinischen Gesteinen, wie in der Nähe von Algier. An gewissen Punkten, wie in der Gegend von 4igier, Arzew und Oran finden sich an der Grenze des allerjüngsten Ter- rains bedeutende dolomitische Massen. — So einfach auch diese geologische Zusammensetzung erscheine, so werde sie doch durch viele Hebungen von Granit und anderen erupiiven Gesteinen complicirt. Nachdem ich im Vorstehenden eine Uebersicht über die geognostischen Verhältnisse des Landes im Allgemeinen nach 42° 642 Fourser’s Beschreibung gegeben habe, gehe ich zur Auf- führung meiner eigenen Beobachtungen in dem von mir oben bezeichneten Distrikt über und wende mich zunächst in die Gegend von Blidah. Dieser Ort liegt unmittelbar an der Grenze der grossen Ebene Metidja am Fusse des Atlas an der Ausmündung eines aus dem Atlas tretenden kleinen Thales, worin der Fluss Oued el Kebir, welcher die Stadt und die nächste Umgegend mit Wasser versieht, fliesst, in einem etwas hö- heren Niveau als das der Ebene. Man kann daher, wenn man auf die Plattformen der Dächer der Stadt tritt, bei der klaren und heiteren Luft weit und breit sich umsehen und zunächst, nach Süden hingewendet, an den ganz nahe gele- genen herrlichen Bergformen des Atlas sich erfreuen, welcher zwar einen durchlaufenden Hauptrücken bildet, worauf hier Ain Telazid (aus einigen Häusern bestehend, welche früher als Station eines Militärpostens im Gebirge dienten, jetzt zur Wohnung eines Telegraphisten und Wärters der hier liegen- den Eis- und Schneegruben benutzt werden) und der hohe Pic der Beni Salah liegen, nach der Ebene hin jedoch seine Ausläufer aus aneinander gereihten parabolisch geformten Bergen, die sich auch aufeinander thürmen, aussendet, an deren Abhängen tiefe Schluchten eingerissen sind, in denen vorzugsweise eine üppige Vegetation durch die darin stehen- den kräftigen Orangen-, Feigen-, Oel- und Johannisbrod- bäume, unter deren Schatten die Zelte der Kabylen verdeckt liegen, sich zu erkennen giebt. Wer mit den Bergformen der verschiedenen Gebirgs- formationen nur einigermaassen bekannt ist, wird alsbald die Formen des Uebergangsgebirges hier wiedererkennen, woraus denn auch, wie die nachstehenden geognostischen Beobach- tungen ergeben, meiner Ansicht nach unzweifelhaft die Berge des Atlas hier bestehen, wenn gleich v. EıchuwALp in seinem oben angezogenen Buch S.361 die Meinung ausspricht, dass die Berge des Atlas bei Zlidah und Medeah aus Lagern, welche zur Kreideformation zu zählen, zusammengesetzt seien, 643 Die geognostischen Excursionen, die ich von Blidah aus nach dem Atlas und zwar nach dem Pic der Beni Salah in das Thal des Oued el Kebir und nach der Ausmündung des Chiffathales aus dem Gebirge machte, ergaben folgende Re- sultate. Die Berge des Atlas bei Blidah bestehen aus Ueber- gangsgebirge und zwar vorzugsweise 1) aus Thonschiefer, welcher dann und wann aber nur selten in Grauwackenschiefer übergeht. Mei- stens wechseln im Thale des Oued el Kebir, ebenso am Ein- gange des Thales der Chiffa, worauf ich später zurückkom- me, bläulichgraue und rauchgraue Lagen von Thonschiefer und kalkigem Thonschiefer (nicht sehr ausgezeichnet ge- schichtet), während der Kamm des Gebirges, sowie der Pic der Beni Salah mehr aus reinem schiefer- und grünlich- grauem Thonschiefer besteht, welcher dünnschiefrig und in rhomboedrischen Stücken abgesondert sich zeigt, zuweilen auch Gänge von Quarz führt. Im Ganzen finden sich deutliche Glimmeraussonderun- gen in diesen Thonschiefermassen nicht so häufig als dies sonst der Fall ist. f 2) Aus Kalkstein in nicht sehr mächtigen Schichten zwischen dem Thon- und Kalkthonschiefer von asch-, rauch- und schiefer-grauer Farbe, dichtem und splitterigem Bruch, zuweilen von Gängen und Adern von Kalk- und Braunspath durchsetzt. Man findet ıhn im Thale des Oued el Kebir und nicht weit vom Eingang in das engere Thal der Chiffa. 3) Aus Grauwackenschiefer von dunkelbräunlich- grauer Farbe, sehr feinkörnig, fast innig gemengt, so dass die Gemengtheile mit Ausnahme kleiner Glimmerblättchen nicht mehr zu erkennen sind, mit Thonschieferlagern hier und da im Chiffathal wechselnd. 4) Aus Quarzfels von körniger Beschaffenheit mit durch Eisenoxydhydrat gefärbten kleinen Flecken von unre- gelmässig abgesonderten Stücken, mit Eisenoxydhydrat auf den Klüften. 644 Derselbe kommt vor beim Telegraphen bei An Telazid, zwischen Thonschieferlagen. Sämmtliche Lager zeigten bei ihrer a so weit diese in der kurzen Zeit möglich war, keine Verstei- nerungen, was die Bestimmung ihrer Stelle in der geo- gnostischen Klassifikation des Uebergangsgebirges erschwert. Alle aber zeigten ziemlich dasselbe Streichen, welches die Längenerstreckung der Atlaskette besitzt, und hatten ein steiles Einfallen und zwar auf dieser nördlichen Seite des Atlas gegen Norden. Besonders steil war das Einfallen auf dem Kamm des Gebirges unweit des Telegraphen bei 4in Telazid und am Pic der Beni-Salah, wo die Schichten fast auf dem Kopfe stehen. Felsenbildung zeigte sich in geringem Maasse am Kamm des Gebirges, während in dem die Schich- ten und die Hauptkette fast rechtwinklig quer durchschnei- denden Thale der Chiffa die steilsten Felsen von bedeuten- der Höhe die Thalwände begleiten, und diesem Thal, worin die Chiffa in schauerlicher Tiefe wildbrausend über Felsen und Felsblöcke stürzt, ein so wild romantisches Ansehen geben. Wendet man von Blidah aus seinen Blick gegen W.S.W. und O.N.O., so sieht man in die fruchtbare, mehrere Meilen breite Ebene der Metidja, welche parallel dem Gebirgszug des Atlas fortstreicht und von der Küste durch einen nur wenig über die Ebene sich erhebenden Bergzug, den Sahhel, getrennt ist. Der Anfang dieses niedrigen, 50 bis 100 Metr. über den Spiegel des mittelländischen Meeres sich erheben- den und die Küste bildenden Bergzugs liegt zwischen Cher- chel und Koleah, wenn nicht noch weiter westlich; er nimmt seinen Lauf, parallel mit der Kette des Atlas streichend, über Koleah, welches am südlichen Abhange desselben gelegen ist, bis in die Gegend von Algier, wo er sich an die Anhöhe anschliesst, woran diese Stadt und deren Forts (die Casba und das Kaiserfort) gelegen sind. Schon die Form des Terrains spricht dafür, dass die Ebene durch Alluvial- oder Diluvialmassen, der die Ebene 645 - von der Küste trennende Rücken aus festeren Massen ge- bildet ist. Eine Exeursion von Bldah in die Ebene der Metidja gab dann auch bald die Ueberzeugung, dass Geschiebe und Gerölle, aus den Gesteinen des Atlas bestehend, diese Ebene bilden, und dass diese Geschiebe, wenigstens bei Zlidah, bis zum Uebergangsgebirge vortreten, während dieses 1 bis 2 Meilen östlich von Blidah bei Sumar durch ein mächtiges Sandstein- lager von den Geschiebemassen getrennt wird. Der Sand- stein, feinkörnig, von lichtgrauer und isabellgelber ins Röthliche fallender Farbe, aus Quarz und wenig Kiesel- schiefer-Körnchen und einem kalkigen Bindemittel beste- hend, ist sehr fest und bildet mehrere niedrige Rücken, wel- che rechtwinklig von der Hauptrichtung der Atlaskette ab- laufen, ist gegen das Uebergangsgebirge abweichend mit tlachem nördlichem Einfallen der Schichten gelagert und schien bei näherer Untersuchung hinsichtlich seiner petro- graphischen Beschaffenheit mit keinem der mir bekannten Flözsandsteine Aehnlichkeit zu haben, während ich ihn auf den ersten Blick für einen Quarzsandstein ansprach, wie er zuweilen in den tertiären Gebilden der Braunkohlenformation sich findet. Zu einer Entscheidung darüber, welcher Forma- tion er zuzurechnen sei, war hier nicht zu kommen, und nur die jenseits des Atlas am Pic von Nador gemachten Beob- achtungen, worauf ich später zurückkomme, so wie auch die Beschreibungen von FouRnEL eines in der Provinz Constan- tine am Uebergangsgebirge angelagerten angeblich quarzigen Sandsteins, auf welchem unmittelbar eine Molasse (welcher die Geschiebemassen der Metidja analog sein mögen) lie- gen soll, sprechen dafür, dass dies ein tertiärer Sand- stein ist. Uebrigens wird er hier in mehreren Brüchen gewonnen und als Baustein verwendet. Verfolgt man den Weg von Blidah nach Koleah, so trifft man in der Ebene selbst stets die Geröll- und Ge- schiebemassen, bis man den Bergzug Sahhel erreicht. 646 Die Untersuchung der geognostischen Zusammensetzung dieses Bergrückens ergab nun, dass derselbe, den petrogra- phischen Eigenschaften nach zu urtheilen, aus der älteren Flözkalk-Formation (Kupferschiefer-Gebirge) besteht. Am Südabhange der Anhöhe, woran Koleah liegt, fanden sich nämlich folgende Gebirgslager: 1) Ein poröser gelblichweisser Kalkstein mit erdisem Bruch und unregelmässig abgesondert, einer Varie- tät des Rauchkalks ähnlich und wenig Bittererde enthaltend. 2) Ein Lager von bräunlichrothem, bolartigem fettem Thon, in dem sich hier und da auch kleine Ge- schiebe von anderen Gesteinsarten fanden. 3) Ein Lager von Rauchwacke in rundlichen und eckigen Stücken mit rauher Oberfläche in einem Thon wie No. 2. liegend. Die einzelnen Stücke bestehen aus einem festen Kalkstein mit splittrigem Bruch von isabellgelber in’s Gelblichgraue übergehender Farbe, etwas Bittererde ent- haltend. 4) Asche aus einem feinen gelblichweissen Pulver von kohlensaurem Kalk bestehend, welches etwas Bittererde enthält. 5) Stinkstein aus dichtem, bituminösem, thonhaltigem Kalkstein mit feinsplittrigem Bruch von rauchgrauer Farbe mit gelblichgrauen Flecken bestehend, welcher angeschlagen einen starken bituminösen Geruch zeigt. Oefters setzen kleine Gänge von Kalk- und Braunspath in ihm auf. Die Lagerung dieser Massen übereinander schien der Reihenfolge zu entsprechen, wie ich sie eben aufgeführt habe, so dass das zuletzt gedachte Lager an diesem südlichen Ab- hang des Sahhels zu unterst lag. Das Streichen der Schich- ten war dem der Schichten des Uebergangsgebirges am nörd- lichen Abhang des Atlas parallel, während auch das Fallen in nördlicher Richtung gegen das Meer hin gerichtet war, jedoch viel flacher sich herausstellte. Bei der Ausdehnung dieser Excursion von Aoleah über den Sahhel in nordwestlicher Richtung fand ich am nördli- 647 chen Abhang; dieses Bergzugs nach dem Meere hin, wo in einer höchst reizenden und vortheilhaften Lage die im Jahre 1848 von der französischen Regierung gegründeten Straf- Colonien Bou Ismael (Castiglione) und Tefschoun gegrün- det sind, 6) den Zechstein in Felsen anstehend und aus einem aschgrauen, festen, viel Bittererde enthaltenden Kalkstein be- stehend, mit splittrigem Bruch, welcher öfters Kalkspath in Adern ausgesondert und kleine Partien von Kupfer - oder Schwefelkies enthält, übrigens geschichtet und abgesondert sich zeigt mit wenig geneigtem Fallen. In der zunächst der Stadt Aoleah gelegenen ÜColonie Bou Ismael treten unter dem Felsen dieses Gesteins schöne Quellen zu Tage, welche die Colonie mit fliessendem Wasser versehen. Zur Wasserversorgung der zweiten Colonie hatte man mit der Abteufung eines Schachtes begonnen und in dem Schacht 7) einen viel Bittererde enthaltenden Mergel von licht- gelblichgrauer Farbe mit erdigem Bruch angehauen, welcher in eckigen Stücken abgesondert ist und auf den Klüften mit Schwefel- oder Kupferkies überzogen war. Wenngleich ’die- ser Mergel dem bituminösen Mergelschiefer gar nicht ähnlich ist, so wäre es doch möglich, dass er zum Zechstein gehörig denselben vertritt, wie denn auch anderwärts ähnliche dieser Formation angehörige Gesteine — ich erinnere nur an die Frankenberger Flözformation — vorkommen. Fasst man hiernach die sämmtlichen Beobachtungen über die am Sahhel vorkommenden Gesteinslager zusammen, so möchte, wenngleich Versteinerungen in diesen Lagern nicht beobachtet wurden, es wohl nicht zu bezweifeln sein, dass dieser Bergzug wirklich aus der Zechsteinformation besteht. Ob Fourner’s bedeutende Dolomitmassen (siehe die oben angeführte allgemeine geognostische Uebersicht von Alserien), welche in der Nähe von Algier, Arzew und Oran an der Grenze des allerjüngsten Tertiärgebirges vorkommen sollen, hierzu 648 gehören, will ich nicht entscheiden, da die speciellere Be- schreibung derselben in dem ersten Bande seines Werkes noch nicht enthalten ist. Verfolgt man jedoch den südlichen Abhang des Sahhel in der Richtung nach Algier, so treten an diesem bis in die Nähe der Stadt die oben beschriebenen Massen von dunkelrothem Thon und Asche, die besonders leicht sich zu erkennen geben, zu Tage, und ist somit die Fortsetzung dieser Formation bis oberhalb Algier unzweifelhaft. Wie die beschriebenen Gebirgslager an den bei Algier hervortretenden Lagern des Uebergangsgebirges ange- lagert sind, vermochte ich nicht zu beobachten, da das Ter- rain allenthalben mit Vegetation bedeckt und die unzähligen Alo&hecken um die oberhalb der Stadt gelegenen zahlreichen Gärten es unmöglich machten hier das Terrain specieller zu untersuchen. Die Stadt selbst und ihre Forts (die Casba und das Kaiserfort), wie bereits oben erwähnt, liegen auf gneiss- artigen oder Glimmer- und Thonschiefermassen (ebenfalls zum Uebergangsgebirge und zwar, nach dem pe- trographischen Charakter zu schliessen, zu den ältesten La- gern gehörig), welche hier nochmals hervortreten und in der Umgebung des Hafens am Meeresufer, sowie an der Höhe der Casba westlich davon Felsen bilden. Das Gestein be- steht aus Schichten von einer gneiss- oder glimmerschiefer- artigen Masse von lichtaschgrauer, ins Silberweisse fallen- der Farbe, worin nur hier und da der Quarz deutlich aus- geschieden ist, sowie aus einem grünlichgrauen, durch den vielen ausgeschiedenen Glimmer stark glänzenden Thonschie- fer, der durch dunkelbraun gefärbte Quarzabsonderungen vielfach durchsetzt wird. Ausserdem kommt mit diesen La- gern ein zu dieser Formation gehöriger, dichter, marmor- artiger Kalkstein vor, von dunkelaschgrauer Farbe, mit lichtgrauen und graulichweissen Flammen, die dem Gestein oft ein gebändertes Ansehen geben, mit splittrigem Bruche. Häufig enthält derselbe kleine Partien von Schwefelkies. Er bricht übrigens in grossen Stücken, so dass derselbe als 649 Baustein verwendet und in den Umgebungen der Stadt zu diesem Zwecke gebrochen wird. Ich kehre nun nach Aldah zurück, um von da den Weg im Thal der Chiffa weiter nach Medeah und Muzaia zu verfolgen. Verlässt man Blidah um nach dem Thal der Chiffa zu gelangen, so nimmt der Weg dahin, stets über Gerölle und Geschiebe, eine westliche Richtung vor dem Gebirge her, bis man etwa nach einer Stunde die Ausmündung dieses Thales nach der Ebene hin erreicht. ‘Wie schon oben ange- führt, durchschneidet das Thal den durchlaufenden Rücken der Atlaskette und zugleich das allgemeine Streichen der Schichten rechtwinklig. Es ist daher natürlich, dass das Thal, welches die reissende Chiffa mit starkem Gefälle durch- braust, sehr eng und von steilen, mit Felsen besetzten Ab- hängen eingeschlossen ist, so dass die prachtvolle, wenn auch nicht breite Strasse, welche man mit Benutzung bedeutender Heeresabtheilungen zur Arbeit in diesem Thale herauf nach Medeah geführt hat, grösstentheils aus den Felsen gesprengt werden musste. Oft führt die Strasse hoch am Bergabhang hin, weıl ın der Thalsohle es an Raum dazu fehlte, und man sieht dann einige 100 Fuss tief die Chiffa unter sich toben, während die Gipfel der Berge einige tausend Fuss hoch sich über uns erheben. Das Aussprengen der Strasse aus dem Felsen hat die Schichten gehörig zu Tage gelegt und wie schon oben angegeben, bestehen dieselben aus wech- selnden Lagern von Thonschiefer, Kalkthonschiefer, untergeordneten Lagern von Kalk- und Grau- wackenschiefern mit einem steilen Einfallen ın nördli- cher Richtung. Oefters erscheinen die Thon- und Kalkthon- schiefer verwittert, nehmen alsdann eine gelblichbraune Farbe an und zerfallen theilweise. Ein solcher verwitterter gelb- liehbrauner Thonschiefer steht am sogenannten faulen Fel- sen an, an dessen Fuss die Strasse eingeschnitten ist und die Veranlassung gegeben hat, dass die ganze sehr hoch sich erhebende Felspartie in Bewegung gekommen ist, so dass ii 650 bei nassem Wasser die Passage auf der Strasse hier ge- sperrt werden muss, da in solcher Zeit die a at den Felsblöcke dieselbe gefährlich machen. Alle die erwähnten Schichten wechseln auf dem ganzen Wege im Chiffathal, bis man die Hälfte des Weges von Blidah nach Medeah (la grande Halte des voyageurs), so wie das in der Nähe liegende Lager, wo ein grosser Theil der am Chausseebau früher beschäftigt gewesenen Militärmann- schaften untergebracht war, passirt hat. Es legt sich alsdann in grösserer Mächtigkeit an: 1) Ein graulichsch warzer Ve Kalk- stein von feinsplittrigem Bruch mit ausgesonderten Par- tien von Kalkspath und Anthraconit. Häufig enthält der- selbe Korallenversteinerungen und zwar Stromatopora (con- centrica?), welche in den silurischen Schichten vorkommt. 2) Ein krystallinisch körniger Kalkstein von röthlich weisser Farbe, mit unregelmässigen Drusenräumen hier und da durchsetzt, nur in geringer Ausdehnung sich findend; endlich östlich von der Strasse in tieferem Niveau 3) ein schöner krystallinisch körniger, gelblich- fast schneeweisser Kalkstein (Marmor), den man hier auch gebrochen zu haben scheint. Diese Schichten haben hier schon ein entgegengesetztes steiles Einfallen in südlicher Richtung angenommen und setzen so noch mit Thon- und Kalkschiefer-Schichten wech- selnd fort, bis die Strasse das fortwährend ansteigende enge Thal der Chiffa mit dem Uebergangsgebirge verlässt und in einen weiteren Theil des hochgelegenen Thals tritt, das sich hier am Fusse des Pie von Nador bei seinem Ursprung ver- zweigt. Schon die plötzliche Veränderung der Berg- und Thalformen und das! weiter geöffnete Thal, das vor den steil abfallenden Abhängen des Atlas sich herzieht, lassen auf die Veränderung der geognostischen Beschaffenheit der Gegend schliessen, die sich dann auch bei näherer Betrach- tung alsbald zu erkennen giebt. 651 Es liegen nämlich zunächst an den Schichten des Ueber- gangsgebirges: 1) EinLager von einem aschgrauen und bläu- lichgrauen Thonmergel, welcher theils im feuchten Zustande plastisch, theils schiefrig auftritt, am Wetter leicht verwittert und im Wasser vollständig erweicht. Oefters ka- men Spuren von Muschelschalen-Stückchen darin vor, die jedoch bei ihrer Unvollständigkeit nicht zu bestimmen waren. 2) Ein grünlichgrauer, häufig auch ockergelb sich zeigender, plastischer Thon und Mergel mit eckigen und runden Stücken eines dichten, ockergelben, fein- splittrigen, thonhaltigen Kalksteins. auf dessen schiefri- gen Absonderungen Braunstein-Dendriten vorkommen. 3) Lager von gelbem Sand, welcher den vorer- wähnten Mergellagern zunächst auch schwache Lager von berggrünem Sand enthält. Untergeordnet zwischen den Thon- und Mergellagern findet sich 4) ein Lager von erdiger Braunkohle, was in der Nähe der Strasse zu Tage ausgeht und es für die französi- sche Regierung wohl der Mühe werth erscheinen lassen möchte, durch Bohrungen nachzuforschen, ob zwischen oder unter diesen tertiäiren Massen sich nicht ein bauwürdiges Braunkohlenlager finde, da die eben beschriebenen Massen, ihrem petrographischen Charakter nach zu urtheilen, mit de- nen, welche im nördlichen Deutschland, namentlich in Kur- hessen (in der Provinz Niederhessen) die mächtigen Braun- kohlenlager decken, vollkommen übereinstimmen. Ebenso wie PnıLıppı die eben gedachten Lager (Bei- träge zur Kenntniss der Tertiärversteinerungen des nord- westlichen Deutschlands. Cassel 1844) für analog mit der Subappenninenformation erklärt, so stimmt dies auch mit der oben aufgeführten Schilderung der allgemeinen geognosti- schen Verhältnisse Algeriens von Fourneı überein, indem er die auftretenden tertiären Gebilde, welche den Saum der Sahara bilden und wie hier unmittelbar an das Uebergangs- 652 gebirge sich angelagert haben, gleichfalls für analog mit der Subappenninenformation hält. Wendet man beim Austritt aus dem engen Thal der Chiffa seinen Blick gegen Westen, so finden sich die oben beschriebenen Tertiärmassen, namentlich der dunkelgraue Mergel, in der Richtung nach Muzaia hin vor den Bergab- hängen des Uebergangsgebirges fortgesetzt, und wurden die- selben auch später von mir bei Muzaia selbst in dem oberen Theile der Gegend gefunden. Südlich vom Ausgang des Chiffathales nach Medeah hin erblickt man dagegen den Pic von Nador, der in einem hohen steilen Felsen nochmals kühn sein Antlitz gegen den Atlas wendet, während der südliche Abhang desselben sanfter gegen Medeah hin sich verflacht, wie dies auch bei dem unteren nördlichen Abhang nach der Chiffa hin der Fall ist, wo die eben beschriebenen Lager der Tertiärgebilde verbreitet sind. Schon die Form dieses Berges, aus der Ferne gesehen, lässt auf das südliche Ein- fallen der Schichten und darauf schliessen, dass (die oben erwähnten tertiären Gebirgslager die Schichten des festen Gesteins des Nadors unterteufen, was die nähere Betrachtung denn auch ergiebt. Das Gestein nun, woraus der Pic be- steht, hat im ersten Anblick ganz das Ansehen eines der Braunkohlen - Formation angehörigen Quarzsandsteins oder Quarzfelses, ergiebt sich aber bei näherer Untersuchung als ein Sandstein von isabellgelber, ockergelber, gelblichbrau- ner, zuweilen auch graulichweisser Farbe, in welchem strei- fenweise auch Aussonderungen von Eisenoxydhydrat einen dichtern Sandstein gebildet zu haben scheinen, bestehend aus Quarzkörnern und einem reichen kalkigen Bindemittel, so dass er in Säuren sehr stark braust und sich vollständig mit Rücklassung der Sandkörner auflöst. Zuweilen wird er so feinkörnig, dass er einen splitterigen Bruch annimmt und kaum noch die Sandkörner erkennen lässt, weshalb er von E. v. Eıcnwarp (Seite 371 seines Werkes) auch als Kalk- stein bezeichnet, aber doch mit Recht für einen Molassen- Sandstein gehalten wird, der an die Subappenninen-Bildung 653 grenze, wenn gleich er letztern hier gar nicht beobachtet zu haben scheint. Eıcuwarn giebt auch an, dass er ganz mit unbestimmbaren Muscheltrümmern angefüllt sei, wovon ich nur Spuren bemerkt habe. Uebrigens fällt dieser Sand- stein flach, wie schon erwähnt, in südlicher Riehtung ein und wird hier gebrochen und in Medeah als Baustein verwendet. Eine Vergleichung dieses Sandsteins mit dem bei Sumar unweit Blöidah vorkommenden lässt an einer Identität beider nicht zweifeln und spricht also auch dafür, dass letzterer zu den tertiären Gebilden zu rechnen sei. Die Anhöhen westlich und östlich vom. Pic bestehen wahrscheinlich aus demselben Gestein. Hat man die Höhe von Nador erreicht, so sieht man die Hochebene der unendlichen Sahara, aus der nur in der Süd- und Südost-Richtung noch niedrige Bergrücken sich erheben, welche jedoch wie die Sahara selbst aus Gebilden der Tertiärformation bestehen sollen, wozu auch die Steinsalzberge, welche zwischen Bog- har und Znina liegen, gehören mögen. Auf den Schichten des Sandsteins am Nador ist ein feiner, gelblichweisser und ockergelber Sand abgelagert, worauf die Stadt Me- deah liegt und woraus die umgebenden Hügel bestehen, wel- cher dem, der in der Wüste verbreitet ist, gleichen soll, wenngleich er auch nicht dasselbe feine Korn besitzt. Durch dienstliche Verhältnisse verhindert, war ich ge- nöthigt, meine Reise weiter gegen Süden zu unterbrechen und meinen Rückweg anzutreten. Ich folgte deshalb noch- mals dem Laufe der Chiffa von der Hochebene von Medeah herabsteigend bis zu einem Seitenthal der Chiffa, was mich nach Muzaia aux mines führte. Auch in diesem Seitenthal, nach und nach ansteigend, fanden sich nur die im Vorher- gehenden beschriebenen, an der Chiffa sich findenden Kalk- und Thonschiefer, bis dieselben, da wo die Hochebene an- fängt, auf der Muzaia aux mines liegt, durch die oben be- sehriebenen, zur Subappenninen-Formation gehörenden Mer- gel bedeckt werden. Auch hier haben diese tertiären Gebilde das Terrain ausgeglichen und bilden die Hochebene, auf wel- 654 cher ein grosses, kasernenartiges, gegen die Angriffe der Araber gehörig befestigtes Gebäude die Bergbeamten, sowie 150 Bergleute der nahe gelegenen Kupfergrube beherbergt, in dessen Nähe zugleich eine zweckmässig eingerichtete Auf- bereitungsanstalt für die Erze gelegen ist. Die Grube liegt etwa eine halbe Stunde von diesem Gebäude an einem steilen Bergabhang des Atlas am Eingang eines kleinen Thales und baut auf einem im Uebergangs- Thon- und Kalkschiefer aufsetzenden Ganggewebe von Fahl- erz, welches als Gangart Schwerspath und Spatheisenstein, in oberer Teufe ausser diesen auch Brauneisenstein begleitet, welche öfters mit Spuren von erdigem Kupferblau und Kupfer- grün überzogen sind und Drusen von schönen Pharmako- siderit-Krystallen (Würfelerz) enthalten. Das Fahl- erz kommt häufig bunt angelaufen, derb, krystallisirt und eingesprengt vor und soll nach der von dem Bergbeamten mir mitgetheilten Analyse enthalten: Schwefel . . 27,25 Antimon ı. . 14,77 Arsenik : «1% 9,12 Kupfemialssinn 21,17 Eisen ..... 4,66 Zinkil alte 1224 Summa 99,21 ferner Silber 0,001. Ausserdem soll in manchen Erzen Nickel selbst an 5 Pro- cent gefunden sein. Die Wasser werden durch im Thale angesetzte Stollen, wodurch der Gang auch in unteren Teu- fen abgebaut wird, gelöst, während ein grosser Theil der Erze, wie schon erwähnt, durch Steinbruchsarbeiten zu Tage geschafft wird. Nach geschehener Aufbereitung zu Muzaia werden die Erze in Säcke verpackt und so zur Verarbeitung auf nassem Wege in grossen Quantitäten nach Marseille ge- schafft. Der Gang scheint übrigens von Westen gegen Osten zu streichen, und soll die im Chiftathal liegende Kupfergrube auf der Fortsetzung desselben, freilich mit weniger Glück 655 bauen, als dies in Muzaia der Fall ist. Ein Zweifel über die Natur der Gebirgsart, worin der Gang aufsetzt, kann meiner Meinung nach kaum erhoben werden, weshalb ich nicht einsehe, warum v. EıcnwAıp darüber S. 385 seines Buches so unbestimmt sich ausspricht.*) Das wäre das Wesentlichste, was ich zur Schilderung der geognostischen Verhältnisse der zu beschreibenden Ge- gend und zur Berichtigung‘ der von v. EıcuwaLn darüber ausgesprochenen Ansichten anzuführen habe, und ich schliesse daher mit der Hoffnung, dass weitere geognostische Unter- suchungen Algeriens — eine Anregung dazu zu geben, würde dem Zwecke dieses Vortrages entsprechen — meine Ansich- ten bestätigen werden.” Herr Max Braun, welcher gleichfalls die eben bespro- chenen Gegenden besucht hat, schliesst sich zwar im Gan- zen den von Herrn ScHwARZENBERG entwickelten Ansichten und Beobachtungen an, bemerkt aber, es sei ihm bekannt, dass man in einigen der besprochenen Schichten ächte Kreide- Versteinerungen aufgefunden habe. Herr G. SAnDBERGER aus Wiesbaden macht unter Vor- lage des Textes und der lithographirten Tafeln des zugehö- rigen Atlas Mittheilung des von ihm und seinem Bru- u #=) Ein ganz ähnliches Vorkommen des Kupfererzes scheint sich auf Sieilien südwärts von S. Lucia im Kalkschiefer von Fiume di Nisi zu finden, und wahrscheinlich gehört es derselben Zeit an wie das des Col de Muzaia; jenes sieilianische Vorkommen gehört nach PıAıLLette zum Schiefergebirge, dem Kalk- und Thonschiefer, der unmittelbar auf dem Glimmerschiefer liegt und wahrscheinlich von der Kreide oder dem Jura- kalk überlagert wird. Die Formation, in der die Gänge des Col von Muzaia vorkommen, gehören nach BurAr zur oberen Abtheilung der Kreide, und das Schiefergebirge findet sich an der Küste von Algier in gleicher Ausdehnung. — Es geht also hieraus hervor, dass v. EıchwAL» durch die Bestimmungen von Burat, welcher die Thonschiefer und Kalk - thonschiefer am nördlichen Abhang des Atlas gleichfalls als zur Kreide- formation gehörig betrachtet hat, (siehe N. Jahrbuch von Leonuarn und Brons 1848, S. 229 ff.) sich hat irre führen lassen. Die nach der eben eitirten Notiz von Burar in Trümmergesteinen am nördlichen Abhang des Atlas beobachteten Versteinerungen (Austern, Spondylen und Rudisten) gehören dem bei Blidah anstehenden Schiefergebirge gewiss nicht an. Zeits, d.d. geol. Ges. IV. 4. 43 656 der herausgegebenen vergleichend-monographischen Werkes „Systematische Beschreibung und Abbildung der Versteinerungen des rheinischen Schichten- systems in Nassau; mit einer kurzgefassten Geognosie dieses Gebietes und mit steter Berücksichtigung analoger ” Insbesondere legt er die soeben fertig gewordene fünfte Lieferung der Sektion vor. Soweit das Werk bis jetzt reicht, hat der Text 168 Seiten in Quart ; der Atlas umfasst 25 lithographirte Tafeln. Die Abbildun- gen, welche dem Texte stets etwas vorausgehen müssen, stel- len bis jetzt 19 Arten Krustenthiere, 8 Arten Annulaten, 75 Cephalopoden-Species mit zahlreichen Varietäten, 14 Ar- ten Pteropoden und 27 Arten Gasteropoden dar. Zu den Cephalopoden ist der Text bis auf einige Orthoceras- Arten complet. Eine beträchtliche Zahl von Arten ist neu. — Der Redner weist noch kurz darauf hin, dass das Werk nicht ausschliesslich das bezeichnete engere Gebiet und die näch- sten davon geognostisch nicht abtrennbaren Nachbarbezirke nach ihren paläontologischen und geognostischen Verhältnis- sen einer sorgfältigen Untersuchung unterzieht, dass vielmehr durch die umfassendsten Vergleichungen von Originalstücken analoger Schichten anderer Länder, aus der Eifel, aus West- phalen, vom Harze, aus dem Fichtelgebirge, aus Thüringen, Belgien, England, Frankreich, Russland, Nordamerika u. s. w. Schichten anderer Länder. es in seinen Ergebnissen über die mittleren Schichten der paläozoischen Formation, über das rheinische oder devonische Schichtensystem überhaupt Licht zu verbreiten sucht und dass es dadurch also für die Paläontologie und Geologie über- haupt wesentliche Beiträge zu geben bestimmt ist. Nach diesen kurzen Mittheilungen über Plan und gegen- wärtigen Stand des Unternehmens fügt der Redner noch einige Bemerkungen über die Gattung Pleurotomaria hinzu, von welcher schon eine nicht unerhebliche Anzahl von Arten in der neuesten Lieferung abgebildet ist. Er spricht sich namentlich dahin aus, dass die beiden äussersten Grenzen der Gattung in den bisher als selbstständig betrachteten 657 beiden Gattungen Porcellia und Murchisonia zu finden seien, und dass diese in der Gattung Pleurotomaria aufgehen müssten. Herr Mürter aus Jachen zeigt eine Reihe ausgezeich- net gut erhaltener verkieselter Kreidepetrefakten (Grün- sand) vor und hebt namentlich dessen Reichthum an Gaste- ropoden hervor. Zum Schluss weist derselbe an mehreren Beispielen nach, wie sehr vorsichtig man bei Benutzung pD’OrgBıenY’scher Arbeiten zu Werke gehen müsse, da man in Rücksicht der geographischen sowohl wie auch mancher anderen Angaben p’OrBIıGNny’s öfters grossen Ungenauigkei- ten begegne. Hierauf legte derselbe im Auftrage des Herrn Degey aus Aachen dessen Zeichnungen der fossilen Flora der dortigen Kreidegebilde vor. Herr Franz v. Haver aus Wien berichtete über die von der k. k. geologischen Reichsanstalt ausge- führte geologische Karte von Unter-Oesterreich. „Die Karte ist das Ergebniss der Untersuchungen, wel- che von Seiten der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien im Sommer des Jahres 1851 ausgeführt wurden. Sie ist auf Grundlage der k. k. Generalquartiermeisterstabskarte in dem Maassstabe von 2000 Klaftern auf einen Zoll oder ——-— der Natur entworfen. Abgesehen von der geognostischen Karte des Beckens von Wien und der Gebirge, die dasselbe um- geben, von P. PArrsch — einer Uebersichtskarte, die von dem Verfasser allein zu einer Zeit ausgeführt, wo wissen- schaftliche Bestrebungen noch sehr wenig Anerkennung und noch weniger materielle Unterstützung fanden, ein unver- gängliches Denkmal seines rastlosen Fleisses bilden wird — waren vorher nur zwei kleinere Landstrecken des Gebietes unserer Karte im Detail bearbeitet worden. Es sind die nächsten Umgebungen von Wien, über welche Herr J. Czszer im Jahre 1848 eine geognostische Karte mit Unter- stützung aus den von Herrn Haıpınger zur Herausgabe der naturwissenschaftlichen Abhandlungen gebildeten Fonds ver- öffentlichte, dann die Umgebungen von Krems (Blatt No. 10 der vorliegenden Karte), welche ebenfalls Herr C’zyzex im 43 * 658 Jahre 1849 im Auftrage der kaiserlichen Akademie der Wis- senschaften in Wien bearbeitete, und deren Drucklegung von Seiten der kaiserl. Akademie der Vollendung entgegen geht. Mit Ausnahme dieser zwei Landstrecken wurde das ganze übrige Terrain im Detail begangen und aufgenommen, und zwar bearbeitete M. V. Lieorp in Gesellschaft des Hrınk. PrinzingGer die Strecke nördlich der Donau; JoH. Küpernarsch den westlichen Theil des südlich von der Do- nau gelegenen Gebietes bis zum Meridian von Mariazell, den übrigen Theil aber Herr C’zyzex mit Dıonys Srür. Nur an der Aufnahme der Umgegend des Sömmering haben Franz FÖTTERLE und ich einigen Antheil, sowie auch die Aufnahmen in den an Oesterreich angrenzenden Theilen von’ Ungarn in der Umgegend von Oedenburg und Güns, die ich in Gesellschaft des Morırz Hörnes und Fervısanp Live im diesjährigen Frühlinge ausführte, bereits auf unserer Karte “eingetragen sind. Unstreitig der schwierigste Theil der Aufgabe bestand in der Ausscheidung und Eintheilung der verschiedenen For- mationsglieder, in welche der Wiener Sandstein und der Alpenkalk zerfallen. Die Reihenfolge der einzelnen Gebilde, wie ich sie, gestützt auf die vielen trefflichen Arbeiten eines v. Buch, Bovr, Emmricn, W. Fucas, v. Kuıpstein, Lite v. LitLiengAcH, MurcEISoNn, PARTScH und so vieler Anderer, und hauptsächlich nach paläontologischen Merkmalen vor dem Beginne der neueren Untersuchungen durch die k. k. geo- logische Reichsanstalt aufzustellen versucht hatte,*) wurde durch die Bearbeitung einer grösseren Reihe von Durch- schnitten im Sommer 1850 beinahe durchgehends als richtig bestätigt; es handelte sich nun darum, in dem zu untersu- chenden Landstriche jedem vorkommenden Gestein die ent- sprechende Stelle in dieser Reihe anzuweisen. Die Aufgabe wurde gelöst; nichts blieb unbestimmt, und wenn, wie wohl *) Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften, mathem. naturw. Olasse 1850. 1. Abth. S. 274 und Jahrbuch der k. k. geologi- schen Reichsanstalt 1850. 1. Heft S. 17. 659 zu erwarten, in der Folge der Zeit sich die eine oder die andere unserer Bestimmungen als unrichtig erweisen wird, so möge das Wort des grossen Meisters ‚irren ist besser als zweifeln” auch uns zur Rechtfertigung dienen. Vier und fünfzig verschiedene Gesteinsarten sind auf der Karte theils durch Farben, theils durch Zeichen unter- schieden. Ohne weitere Bemerkung übergehe ich die Alluvial- gebilde, bei welchen 1) Alluvium selbst, 2) Torf und 3) Kalktuff unterschieden sind. Als Diluvialgebilde sind 4) Löss, erratische Blöcke und 5) Schotter bezeichnet. Ein interessantes Vorkommen zahlreicher erratischer Blöcke wurde von Lırorp in der Umgegend von Waidhofen an der Thaya aufgefunden. Eckige, jedoch mit abgestumpften Ecken und Kanten versehene Blöcke eines porphyrartigen, sehr festen Granites von grauer Farbe, oft von ansehnlicher Grösse, lie- gen hier auf weite Erstreckung über dem Gneiss. Weiterhin folgen die Gesteine der Tertiärformation des Wiener und des St. Pöltner-Linzer Beckens. Die neueren geologischen Untersuchungen und mehr noch die genauen paläontologischen Arbeiten über diese so fossilreichen Schich- ten, die M. Hörnes unternahm, bestätigen in vollem Maasse die von D’Orsıeny bei Untersuchung der Foraminiferen und von Reuss bei Untersuchung der Korallen dieser Gebilde wahrgenommene Thatsache, dass die Fauna der Miocängebilde mit jener der Pliocängebilde in ihnen vereinigt vorkommt, so dass man sich genöthigt sehen wird, diese Gebilde zu einer Formation zu vereinigen, für welche Hörnes den Namen der Neogenformation vorschlägt. Folgende Glieder dieser Formation sind auf unserer Karte unterschieden. 6) Süss- wasserkalk, 7) Schotter und Üonglomerat, besonders im flachen Lande oft sehr schwierig von Diluvialschotter zu unterscheiden; 8) Menilitschiefer, östlich von Meissau von Herrn C’zyizex aufgefunden, 9) Leithakalkeonglo- merat, 10) Leithakalk, 11) Sand und Sandstein, 12) Tegel. 660 Mit den folgenden Gliedern beginnt die Reihe der ei- gentlichen alpinen Gesteine. Als der Eocänformation zuge- hörig erscheinen 13) der Nummulitensandstein und 14) der Nummulitenkalkstein. Nur eine kleine Partie der auf früheren Karten als Wiener Sandsteine bezeichneten Gesteine, nördlich von Alosterneuburg, dann die aus Num- mulitengesteinen bestehenden Hügel nordöstlich von Stockerau konnten hierher gezählt werden. Die erstere, weil Herr Üzszek darin Korallen, an jene der Nummulitenformation erinnernd, gefunden hatte, die letzteren des reichlichen Vor- kommens von Nummuliten und Eocän-Fossilien wegen, die darin beobachtet wurden. Die Gosau- oder obere Kreideformation tritt in drei, in unserer Karte nur nach petrographischen Merkmalen unter- schiedenen Gesteinsarten auf, und zwar 15) alsMergel und Sandstein, 16) als Kalkstein und 17) als Conglo- merat. Eine geologische Bedeutung hat diese Trennung nicht; denn die neueren Untersuchungen des Herrn Reuss in.der Gosau selbst und bei S2. Wolfgang *), sowie die noch nicht publieirten des Herrn Ü. PETERS in der Gams bei Weisswasser u.s. w. haben es unwiderlegbar dargethan, dass die sämmtlichen Gesteine der Gosauformation einen in geo- logischer Beziehung ganz zusammenhängenden Schichten- complex bilden. in welchem nur die petrographische Beschaf- fenheit nach lokalen Verhältnissen wechselt. Die Conglome- rate, die festen Sandsteine, blaugrauen Kalksteine und die Hippuritenkalke sind den Mergeln eingelagert, und zwar in keiner bestimmten Ordnung, sondern regellos und in sehr verschiedenem Niveau. Was die geologische Stellung der ganzen Formation betrifft, so erkennt Reuss in ihr nur ein Aequivalent des böhmischen Pläners und der chloritischen Kreide, also des p’Orsıeny’schen Systeme turonien, während ZekeLı gelegentlich der Bearbeitung seiner „‚Gasteropoden der Gosauformation”, einer Abhandlung, deren Druck nahezu =) Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt 1551. Heft4. S.52. 661 vollendet ist, und seiner Monographie des Geschlechtes Ino- ceramus*) Formen aus dem Systeme turonien und senonien erkannt zu haben glaubt. Nicht nur nehmen die Schichten der Gosauformation an den schon früher bekannten Lokalitäten, z.B. in der Umge- gend der neuen Welt, westlich von Wiener Neustadt, einen weit grösseren Flächenraum ein als ihnen die früheren Kar- ten anweisen, es wurden auch sehr viele neue Punkte ihres Vorkommens aufgefunden. Am bemerkenswerthesten darun- ter ist ein nur wenig unterbrochener Zug dieser Gesteine, der nahe an der Nordgrenze der Kalkalpen von Perchtoldsdorf über Alland, Altenmarkt, Lilienfeld bis gegen Lehenrott zu fortläuft. Als untere Kreide oder Neocomiengebilde sind in unse- rer Karte aufgeführt 18) Mergel und Sandstein, 19) Aptychenschiefer. Die Einreihung der Hauptmasse des in Nieder - Oesterreich vorfindlichen Wiener Sandsteins zum Neocomien, angesichts der zahlreichen Beobachtungen an an- deren Orten, denen zu Folge dieses Gebilde der Eocän- Formation zuzuzählen wäre, und angesichts des Urtheiles vieler der ersten Geologen über diesen Gegenstand, wird, wir können es uns nicht verhehlen, auf lebhaften Widerspruch stossen. Und doch blieb bei gewissenhafter Berücksichtigung der in dem Gebiete unserer Karte beobachteten Thatsachen keine andere Wahl. Nachdem sich gezeigt hatte, dass die im Inneren der Kalkalpen und an der Nordgrenze derselben auftretenden Sandsteinschichten mit Alpenkohlen und mit Lias- und Keuperpflanzen ungezwungen von den eigentlichen Fucoidensandsteinen getrennt werden konnten, wäre die Be- stimmung des Alters dieser letzteren ganz zweifelhaft geblie- ben, hätte nicht Herr Czszek ausgedehnte Züge von weissen Aptychenschiefern entdeckt, welche mit voller Evidenz den Sandsteinschichten eingelagert sind. Sie sind begleitet von *) Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereins in Halle 1851, 8.79: * 662 rothen Mergeln, welche sowie die Schiefer selbst oft Horhn- steine führen, und sind besonders im östlichen Theile der Karte, wo die Sandsteinzone am breitesten ist, zahlreich zu beobachten, wurden aber auch bis zur westlichsten Grenze der Karte verfolgt. Sie enthalten an vielen: Stellen Apty- chen, mitunter Formen, die dem ächten Aptychus Didayı gleichen, oft auch solche, die man zu Apt. latus und Apt. lamellosus stellen möchte, dann Belemniten, und stehen auch öfter in Verbindung mit Crinoideenkalken. So gering auch die Zahl dieser Fossilien ist, so entschieden machen sie es unmöglich, die weissen Kalke und die mit ihnen unzertrenn- lich verbundenen Sandsteine zur Eocänformation zu stellen. Sie liessen wohl nur die Wahl zwischen der Jura- und Neocomienformation, und von diesen hatte wohl die letztere noch mehr Wahrscheinlichkeit für sich, da mit Sicherheit festgestellt ist, dass ihr beträchtliche Partien der in den Kar- pathen auftretenden Sandsteine und Schiefer zufallen. Ich erinnere hier nur an: die durch HouEneEssers sorgfältige Untersuchungen genauer bekannt gewordenen Schiefer von Teschen, dann an die Entdeckung des Herrn ZEUSCHNER, der in dem Karpathensandstein bei Wieliczka den Belemnites bipartitus und andere bezeichnende Neocomienfossilien auffand. Uebrigens ist es wohl unzweifelhaft, dass weiter westlich in den Nordalpen, insbesondere aber in den Südalpen und in den Karpathen ausgedehntere Partien der Wiener- und Karpathen- sandsteine und des Macigno der Eocänformation zufallen werden als dies in dem: Gebiete der vorliegenden Karte der Fall ist. Als Wealden 20) sind die Schiefer und Sandsteine bei Zöbing nordöstlich von Krems, die in früheren Karten als rother Sandstein figuriren, bezeichnet. Pflanzenabdrücke, die Herr Czszek in denselben auffand, wurden von Herrn Constantin vV. ErtinesHausen als vollkommen übereinstim- mend mit den ächten Wealdenpflanzen aus Norddeutschland erkannt, und um das bisher ganz isolirte Vorkommen auch auf der Karte getrennt zu halten, wurde die Bezeichnung als Wealden beibehalten. 663 « Zu den jurassischen Gebilden übergehend, stossen wir 21) zunächst auf den alpinen Oxford, die Etage der Terebratula diphya und des Ammonites tatricus. Wenn hier wie anderwärts eine Trennung dieses Gliedes von den Neo- comiengebilden sehr schwierig ist, so ist andererseits auch nicht in Abrede zu stellen, dass einzelne Fossilien desselben in die nächst tieferen Schichten, in den rothen Lias, hinüber- greifen; es gehören dahin der Ammonites Hommairei und der Ammonites tatricus selbst, welche Dıonys Srüur*) in den rothen Liaskalken bei Znzesfeld unweit Wien auffand. Doch bleibt die Fauna im Ganzen eine so konstante, dass eine Festhaltung des Gebildes und Trennung desselben von den benachbarten auf dem Gebiete der Karte durchgeführt werden konnte. Das eine Exemplar der Terebratula diphya selbst, welches Enrricn am Hals bei Neustift auftand, **) ist das einzige geblieben, welches bei unseren bisherigen Aufsammlungen zu Tage gefördert wurde, aber andere be- zeichnende Versteinerungen, darunter am häufigsten die Apty- chen, wurden an vielen Stellen aufgefunden. Partien dieser Kalke, die sich durch einen besonderen Reichthum an Cri- noiden auszeichnen, wurden 22) als Orinoidenkalk aus- geschieden. Uebrigens darf hier nicht übergangen werden, dass Epvarp Süss in seiner Abhandlung über Terebratula . diphya***) durch sehr beachtenswerthe Gründe es wahr- scheinlich zu machen sucht, dass die in ‚Rede stehenden Schichten nicht dem englischen Oxford, sondern einer etwas tieferen Etage der Juraformation zu parallelisiren sind. Als Lias sind auf der Karte drei verschiedene Gebilde bezeichnet, und zwar 23) grauer und rother Kalkstein (Adnether Schichten), 24) dunkler Gervillienkalk (Kös- sener Schichten) und 25) Sandstein und Schiefer. Das *) Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt 1851. 3. Heft. S. 19. =#*) Eurtich, geognostische Wanderungen im Gebiete der nordöst- lichen Alpen. S. 27. ###) Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften, math, naturw. Classe, Bd. VIII, S. 553. 664 erste und oberste dieser Glieder, bezeichnet durch eine grosse Anzahl ächter Lias- Ammoniten, nimmt weite Strecken in der nördlichen Hälfte des Gebietes der Kalkalpen auf un- serer Karte ein; sehr viele der hierher gehörigen Gesteine sind zu Dolomit umgewandelt. Mehr untergeordnet treten die Gervillienschichten, mit welchen hier nur sehr selten die sogenannten Amaltheenmergel zusammenhängen, auf. Längst bekannt ist die grosse Anzahl von Lias-Fossilien, welche diese Schichten enthalten. — Sehr wichtig ist das dritte Glied, die Sandsteine und Schiefer. In zahlreichen Zügen in der nörd- lichen Hälfte der Kalkalpen und am nördlichen Rande der- selben auftretend sind sie die Träger der sogenannten Alpen- kohle und führen die zuerst durch HaAınınger aufgefundenen, später durch Unger mehr bekannt gewordenen Pflanzenreste, die zum Theil der Lias-, zum Theil der Keuperformation angehören. Dem entsprechend wurde auch das Gebilde bald als Lias, bald als Keuper bezeichnet, und unter dem letzte- ren Namen ist es in meinen Eingangs citirten Abhandlungen aufgeführt. In unserer Karte ist es Lias genannt, haupt- sächlich weil es an einigen Stellen in inniger Verbindung mit den Gervillienschichten beobachtet wurde. So findet sich in der Gosau bei Waidhofen zwischen zwei Kohlenflözen eine Schicht mit den Fossilien der Gervillienschichten ein- gebettet. Zunächst unter den Liasgebilden folgen 26) der Hall- stätter Kalk, und 27) der Dachsteinkalk, beide auf unserer Karte schon zur Trias gezählt und in meinen oben angeführten Abhandlungen als oberer und unterer Muschel- kalk bezeichnet. Manche neuere Beobachtungen und insbe- sondere Entdeckungen, die LıroLp erst im Laufe des Som- mers gemacht hat, weisen darauf hin, dass auch diese Gebilde noch in einer näheren Beziehung zum Lias stehen als wir früher angenommen hatten. Die Hallstätter Schichten, wie bekannt ein Aequivalent der Cassianer Gebilde, mit ihrer ganz eigenthümlichen, ausser den Alpen noch gar nicht beob- achteten Fauna sind, darin stimmen unsere neuesten Unter- 665 suchungen mit unseren früheren Ansichten überein, an allen bisher beobachteten Punkten den Dachsteinkalken aufgela- gert. An keiner Stelle dagegen waren wir bisher so glück- lich eine deutliche Ueberlagerung derselben durch die tiefe- ren Liasschichten anzutreffen. Der Dachsteinkalk selbst da- gegen, die höchsten und mächtigsten Gebirgsstöcke in der südlichen Hälfte des Kalkalpenzuges unserer Karte zusam- mensetzend, liegt, dies wurde an unzähligen Punkten beob- achtet, auf den bunten Sandsteinen und den diese begleiten- den schwarzen Sandsteinen auf, und wird, auch dies ist sicher festgestellt, von den oben erwähnten Lias-Sandsteinen und Schiefern oder, wo diese fehlen, von den Gervillien- Schichten überlagert. So weit stimmen die Beobachtungen vollkommen mit der bisherigen Theorie. Allein in den rück- wärtigen Theilen des Zinkenbachthales bei St. Wolfgang fand Lıeporp kürzlich in ächten Gervillienschichten zahlreiche Exemplare der Dachsteinbivalve, und nach den übereinstim- menden Beobachtungen der Herren Üzszek und Lırorp sind den Dachsteinkalken fossilienreiche Schichten eingelagert, die eine ächt liassische Fauna darbieten. Unter den Terebrateln dieser Schichten erkannte Ep. Süss eine grössere Anzahl von Arten, die auch in den Gervillienschichten vorkommen. Dazu kommt noch, dass ich schon vor zwei Jahren in dem Reif- linger Steinbruche, der den viel besprochenen, im Stifte zu Admont aufbewahrten Ichthyosaurus platyodon lieferte, einen Ammonites Aon und zahlreiche Exemplare von Monotis auf- fand, und dass ich aus dem doleritischen Sandstein der Ve- netianer Alpen einen Stengel von Equisetum columnare, einer Art, die in dem eben besprochenen Keuper- oder Liassand- stein No. 25 so häufig vorkommt, gemeinschaftlich mit Am- monites Aon erhielt; endlich ‘dass Emmrich wiederholt auf die Analogie vieler Fossilien seiner Gervillienschichten mit solchen aus St. Cassian hinweist. Hält man diese Erfahrun- gen mit den früheren Beobachtungen, denen zufolge die Cas- sianer Schichten ächte Muschelkalkformen enthalten, zusam- men, so fühlt man sich zu dem Schlusse gedrungen, dass 666 in den Alpen die Trias- und Liasformation viel enger mit einander verbunden sind als ausser den Alpen, eine Folge- rung, die übrigens die Trennung der einzelnen Glieder die- ser Formationen , wie unsere Karte sie darstellt, um nichts schwieriger oder entbehrlicher macht. Innig und zwar oft durch Wechsellagerung mit einander verbunden sind die folgenden zwei Glieder, nämlich 28) der schwarze Kalk und 29) der bunte Sandstein, die un- tere Abtheilung der Triasformation bildend. Sie treten in mehreren parallelen Zügen im Inneren der Kalkalpen auf und bilden auch beständig die Grenze derselben gegen die Grauwackenformation. Der bunte Sandstein ist, wie Herr ÜzszEk nachgewiesen hat*), der Hauptträger der Gypslager der Alpen, und beinahe überall, wo er auftritt, hat er seine wenigen aber bezeichnenden Fossilien: Myacites Fassaensis, Posidonomya Ularae, Naticella costata u. s. w. geliefert. Aus der Grauwackenformation sind 30) Sandstein und Schiefer, und 31) Kalkstein unterschieden. Petrefakten haben diese Gebilde in dem untersuchten Landstriche nicht geliefert. Weiterhin folgen 32) Thonschiefer, 33) Talk- schiefer, 34) Glimmerschiefer, 35) Amphibol- schiefer, 36) Gneiss, 37) Weissstein, 38) körniger Kalk, 39) Diorit, 40) Syenit, 41) Granit, 42) Ser- pentin und 43) Basalt. Ohne in ein weiteres Detail in Betreff dieser Gebilde, welche im Südosten der Karte im Leitha- und Rosaliengebirge, dann bei Mö/k und nördlich von der Donau weitgedehnte Partien einnehmen, einzugehen, sei es nur gestattet, auf die sehr beträchtliche Ausdehnung des Serpentines bei Bernstein, wie er von Herrn Üzsze& da- selbst umgrenzt wurde, dann auf ein neues Vorkommen von Basalt am Pauliberg und Lindberg bei Landsee, südwestlich von Oedenburg, welches ich in Gesellschaft von Hörnes auf- fand, aufmerksam zu machen. *) Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt 1851. 1. Heft S. 27. 667 Noch sind endlich auf der Karte besonders bezeichnet: Dolomit und Rauchwacke, Gyps, Kohle, Graphit, Eisen- steine, Gänge und Stöcke, Porzellanerde und Töpferthon.” Herr Constantın v. ETTiNGSHAUSEN aus Wien sprach über die Steinkohlenflora von Aadnitz in Böhmen. Diese Lokalität, welche nicht nur die ausgezeichnetsten und merkwürdigsten Pflanzenfossilien, die sich aus jener fer- nen Periode der Erdbildung erhalten haben, lieferte, sondern auch überhaupt zu denjenigen Lokalitäten von fossilen Ge- wächsen gehört, die zuerst die Aufmerksamkeit der Natur- forscher auf sich gezogen haben, wurde insbesondere durch die Untersuchungen des Grafen v. STERNBERG näher bekannt. Die Reichhaltigkeit der Steinkohlengruben von Audnitz an fossilen Pflanzen und ihren hohen Werth für die Paläonto- logie erkennend, veranstaltete Graf Caspar v. STERNBERG durch seine Bergleute fortwährende Aufsammlungen daselbst. Die schönsten Exemplare übergab er dem böhmischen Na- tionalmuseum zu Prag, wo nun eine prachtvolle Suite dieser Fossilien in einem eigens dazu bestimmten Saale zur Schau aufgestellt ist. Leider ist aber nur ein verhältnissmässig geringer Theil dieser Schätze durch STERNBERG und später durch Corpa bearbeitet und der Veröffentlichung übergeben worden. Im Auftrage der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien hat nun Redner sämmtliche Steinkohlenlokalitäten der Radnitzer Mulde im Sommer des Jahres 1851 unter- sucht und war durch die ihm zu Theil gewordene Unter- stützung der Bergwerksbesitzer daselbst, namentlich von Sei- ten des Grafen v. WURMBRAND, so glücklich, ein Material für das Museum der k. k. geologischen Reichsanstalt zu acquiriren, welches die Schätze des Prager Museums an Vollständigkeit und Schönheit übertrifft. Auf Grundlage dieses Materials zu Wien und Prag ist es nun möglich ge- worden, ein ziemlich umfassendes und vollständiges Bild der zu Radnitz begrabenen vorweltlichen Vegetation zu entwer- fen. Redner bereitet soeben eine Monographie dieser Flora vor, für welche bis jetzt schon 29 lithographirte Tafeln aus- 668 geführt sind, von denen er eine Anzahl zur Ansicht vorlegte. Die fossilen Arten gehören zu den Familien der Calamiteen, Neuropterideen, Sphenopterideen, Pecopterideen, Protopteri- deen, Rhachiopterideen, Gleicheniaceen, Marrattiaceen, Di- plotegiaceen, Stigmarieen, Sigillarieen, Diploxyleen, Lepido- dendreen, Lycopodiaceen, Cycadeen, Eaemodoraceen, Palmae und Abietineen. Besonders wurde hervorgehoben die Häu- figkeit des Vorkommens der Lepidodendron-, Calamites- und Stigmaria-Arten, welche in dieser Flora die übrigen Ge- wächsformen auffallend verdrängt zu haben scheinen. So findet sich die Klasse der Filices zwar in sehr verschieden- artigen Formen vertreten, jedoch die Individuenzahl der Ar- ten meist sehr beschränkt. Nur von wenigen Arten fanden sich im Ganzen mehr als 1 bis 5 Exemplare. Die Annula- rien und Sphenophylien erscheinen hier gleichfalls höchst selten und von den übrigen oben erwähnten Familien, als den Diploxyleen, Lycopodiaceen, Cycadeen, Haemodoraceen, Palmen und Abietineen sind es nur einzelne Arten, die in wenigen Bruchstücken zufällig und dann nie mehr wieder aufgefunden wurden. Von den Lepidodendronarten kamen einige in ganz vor- züglich erhaltenen Exemplaren zum Vorschein. So fanden sich von dem ausgezeichneten Lepidodendron Sternbergii Lınpr. et Hurt. mehrere vollständige, mit Blättern dicht besetzte Aeste; von einer neuen Art, dem Lepidodendron brevifolium Errinesu., nebst zahlreichen, dem Namen zuge- hörigen Fragmenten, beblätterte Aestchen mit daran sitzen- den Endknospen und Fruchtzapfen; und von einer ebenfalls neuen und sehr charakteristischen Art, dem Lepidodendron Haidingeri Errinesn., beblätterte Aeste und Zweige. Was nun das Vorkommen der Calamiten betrifft, so dürfte es wohl keine Lokalität der Steinkohlenformation ge- ben, wo diese eigenthümlichen Gewächse in einer grösseren Massenhaftigkeit und Mannigfaltiskeit ihrer Formen auftre- ten wie dies hier der Fall ist.. Diese Lokalität ist es daher vorzüglich, welche über die Entwickelungsreihe und den 669 Habitus der Calamitengewächse den vollständigsten Auf- schluss giebt; und sehr bemerkenswerth sind die zahlreichen Uebergänge der verschiedenen Formen der sogenannten Aste- rophylliten in die Astformen der Calamiten einerseits und in die Volkmannien andererseits, wodurch sich die ersteren als die beblätterten Aeste und Zweige, die letzteren als die ährenförmigen Fruchtstände der Calamiten erweisen. Eine grosse Anzahl von Abbildungen und mehrere Exemplare von Calamiten-, Asterophylliten- und Volkman- nienformen wurden vom Redner zum Beleg seiner Ansichten vorgelegt. | Herr Desor aus Neuchatel sprach über den Paral- lelismus der Diluvialgebilde und erratischen Phänomene in der Schweiz, dem Norden von Europa und Nordamerika. „Die Diluvialgebilde und insbesondere derjenige Theil, den man als das erratische Phänomen zu bezeichnen pflegt, tragen ein so eigenthümliches Gepräge, dass man sich nicht wundern soll, wenn sie sich einer besondern Aufmerksamkeit erfreuen in allen Ländern, wo sie anzutreffen sind. Wem sollten die’ Granitblöcke der norddeutschen Ebene nicht auf- fallen, und welcher Reisende in der Schweiz hat sich nicht gefragt, wie die Geissberger (alpinischen Blöcke) auf den. Gehängen des Jura wohl dahin gekommen sein mögen! Gesellt sich nun noch dazu eine besondere Form des Bo- dens, wie in der Schweiz und in Scandinavien, wo die Fel- sen, auf denen die Blöcke ruhen, auf eine eigenthümliche Weise abgescheuert, geglättet und gefurcht sind, so entsteht natürlich die Vermuthung, dass beide räthselhafte Phänomene denselben Ursprung haben müssen. Da nun in der Schweiz, wo. die meisten Theorien entstanden sind, die erratischen Erscheinungen der Art sind, dass sie in mancher Hinsicht auf aussergewöhnliche, heftige und plötzliche Einwirkungen zu deuten scheinen (so z. B. bestehen die Diluvialanhäufun- gen meist aus grobem ungeschichtetem Geröll mit eingeschlos- senen Findlingen, welche unzweifelhafte Spuren von hefti- 670 ger Wirkung zeigen), so hat man bei jedem Versuch, die erratischen Phänomene der Schweiz zu erklären, zugleich die Erklärung auf das ganze Gebiet der Erscheinungen übertra- sen wollen. Dies ist namentlich der Fall mit der Gletschertheorie gewesen. Als Anhänger der CsAarrentier’schen Theorie war es mir daran gelegen, zu wissen, ob dieselbe sich wirk- lich auf dem weiten Felde von Nordamerika, das ich zu durchwandern berufen war, ebenso beweisen würde wie in der kleinen Schweiz. Die Schilderungen von Hırcucock und seine unbedingte Annahme der Gletschertheorie für den nordöstlichen Theil der Vereinigten Staaten liessen es sogar erwarten. Bevor ich indess die Prüfung des nordamerikanischen Gebietes begann, hielt ich es für rathsam, zuerst die Diluvial- Phänomene des nördlichen Europa’s in Augenschein zu neh- men. Ich beabsichtige Ihnen heute eine ganz kurze Ueber- sicht der Erscheinungen in den drei Hauptgebieten vorzule- gen, wobei ich mich natürlich auf die allerhervorragendsten werde beschränken müssen. Die Hauptphänomene, auf die sich die Gletschertheorie stützt, nämlich einerseits die grossen Findlinge, und anderer- seits die Abrundung, Glättung und Streifung der Felsen, sind bekanntlich in Scandinavien ebenso ausgeprägt wie in der Schweiz. Auch ist der erste Eindruck ganz zu Gunsten der oben genannten Theorie. Neben diesen zwei Hauptphä- nomenen giebt es aber auch andere, die, obgleich äusserlich mit denen der Alpen übereinstimmend, dennoch bei näherer Untersuchung sich als bedeutend abweichend darstellen. Zu diesen gehören unter andern jene langgestreckten Hügel von Sand und Geröll, die °Asar, welche man für Moränen an- gesehen hatte. In der That, es lässt sich in ihrer äusseren Form eine gewisse Aehnlichkeit mit unseren Mittel- und Seiten-Moränen nicht verkennen, und der Umstand, dass sie mit Findlingen überstreut sind, würde diese Ansicht noch bekräftigen, wäre nicht der überwiegende Umstand, dass 671 sämmtliche "Asar aus geschichtetem Material nämlich aus abwechselnden Schichten von Sand, Geröll und Thon beste- hen, welche letztere sogar Ueberreste von marinen Muscheln enthalten; damit ist aber der Beweis geliefert, dass die °Asar nicht wie die Moränen der Gletscher in ihrer ganzen Masse fortbewegt worden sind, sondern dass sie an Ort und Stelle entstanden und in successiven Perioden unter Wasser abge- lagert worden sein müssen.*) Mithin kann also der Trans- port der erratischen Blöcke, welche auf ihrem Gipfel ruhen, nicht gleichzeitig mit der Furchung und Glättung des Bo- dens stattgefunden haben wie es die Gletschertheorie will, sondern beide Phänomene sind durch eine lange Zeit perio- disch getrennt, während welcher Scandinavien vom Meer bedeckt war. Hierin besteht aber ein Hauptunterschied zwi- schen den Diluvialgebilden des Nordens und denjenigen der Alpen; denn wenn es auch nicht erwiesen ist, dass das Gletscherphänomen das letzte geologische Ereigniss auf dem Schweizer Boden ist, so kann man doch als ausgemacht annehmen, dass er seit jener Zeit nicht vom Meer eingenom- men worden ist. In Scandinavien dagegen muss man, wie ich es anderwärts gezeigt habe (Bulletin de la Soc. geol. de France Tom, 4. 1846), wenigstens drei Perioden in der erra- tischen oder Diluvialzeit annehmen: 1) die Periode der Streifung und Glättung der Felsen, 2) die Periode der Ablagerung des geschichteten Dilu- viums mit seinen eingeschlossenen Muscheln und der *) Als ich das Glück hatte, in Gesellschaft von Loven, SıLıeström und mehreren anderen schwedischen Gelehrten den °Asar von Stockholm zu besichtigen, habe ieh keinen Anstand genommen, BERZELIUS auf seine kategorische Frage, ob dieser °Asar eine Moräne sei oder nicht, zu ant- worten, er sei keine. Damit habe ich aber durchaus nicht behaupten wollen, es gäbe keine Spur von früheren Gletschern in Schweden. Wenn BerzeLius später (in Leoxsarn und Bronn’s Jahrbuch) daraus den Schluss gezogen hat, dass ‚‚mit dieser meiner Erklärung die Gletschertheorie in ihrer Anwendung auf Scandinavien zu Boden gefallen sei”, so war dies seine eigene persönliche Ansicht, für welche ich auf keine Weise verant- wortlich sein kann, % Zeits, d.d. geol. Ges. Var. 414 672 Bildung der °Asar, während welcher das Land vom Meer bedeckt war, 3) die Periode der Erhebung der Scandinavischen Halb- insel, welche den Uebergang zu der historischen Pe- riode macht. Wie in Scandinavien so können auch in Nordamerika dem Schweizer Geologen die abgerundeten Felsen mit ihren parallelen Furchen und Streifen am Meeresufer und beson- ders an den Buchten und Flussmündungen der Küste von Neu-England nicht entgehen. Sie erinnern ihn gar lebhaft an die ähnlichen Formen in den Thälern und an den Berg- sehängen des Heimathlandes. Indess ist doch die Aehnlich- keit noch grösser mit Scandinavien, namentlich der Küste entlang. Zwar sind die Diluvialgebilde grösstentheils unre- gelmässig, ohne deutliche Schichtung, und daher mit den sogenannten Gletscherbildungen der Schweiz ziemlich über- einstimmend; auf der andern Seite aber sind sie, wie in Schweden von "Asar-ähnlichen Hügeln (Indian Ridger ge- nannt) durchzogen, die also auch hier auf eine Wasserbil- dung hindeuten. Ausserdem kommen auch in den Thälern und entlang den Küsten von Neu-England in Canada regelmässige Schlamm- bildungen mit Versteinerungen lebender Arten vor, welche man ihrer höchst regelmässigen Schichtung wegen anfangs für Tertiärbildungen hielt, wahrscheinlich weil man von der Voraussetzung ausging, die Diluvialgebilde überhaupt müss- ten nothwendig unregelmässig und heterogen sein. Bald jedoch überzeugte man sich, dass dieselben, anstatt älter zu sein als die gröberen Gebilde (das sogenannte coarse Drift), im Gegentheil aller Wahrscheinlichkeit nach jünger sind, dass sie mithin eine besondere Periode in der Diluvialepoche re- präsentiren. Da ausserdem ihre Zusammensetzung eine ganz eigene ist (meist Thon und Lehm), welche auf eine sehr ruhige und regelmässige Ablagerung hindeutet, so habe ich vorgeschlagen, diese eigenthümliche Meeresbildung, da sie besonders im Thal des St. Lorenzo-Stroms entwickelt ist, 673 mit dem Namen der Laurentinischen Formation zu bezeichnen, welcher Name bereits in die amerikanische No- menclatur übergegangen ist. Ich habe anderwärts*) die Grenzen dieser Formation angegeben, welche sich südlich bis in die Gegend von New-York und westlich bis in den Hintergrund des Antonio-Sees erstreckte, so dass zu jener Zeit der Niagara sich wahrscheinlich direkt in den eindrin- senden Fiord stürzte. Wir haben mithin auch hier, wie in Schweden, den deutlichsten Beweis von dem Vorhandensein des Meeres bis zu einer Höhe von mehreren Hundert Fuss; und da diese Laurentinische Formation gleichfalls wie die Diluvialbildungen von Scandinavien mit erratischen Blöcken überströmt ıst, so muss man wohl daraus schliessen, dass auch hier der Transport der Blöcke von dem Frietionsphä- nomen ganz unabhängig ist und zu einer viel späteren Zeit stattgefunden haben muss, da sich zwischen beide Momente die ganze Zeit einschaltet, die zur Ablagerung der Lauren- tinischen Gebilde nothwendig war. Was nun den Parallelismus der Laurentinischen Forma- tion betrifft, so lässt sich aus den darin enthaltenen Muscheln (welche nicht nur sämmtlich lebenden Arten angehören, son- dern auch zum Theil specifisch identisch sind mit denen von Scandinavien, wie unter andern Tellina groenlandica, Saxi- cava rugosa etc.) mit ziemlicher Sicherheit der Schluss zie- hen, dass sie von gleichem Alter ist wie das Diluvium von Scandinavien und Norddeutschland; nur scheinen in Amerika Perioden von vollkommener Ruhe stattgefunden zu haben, während welcher sich gerade unsere Laurentinische Forma- tion ablagerte. Jedenfalls müssen damals beide Continente tiefer im Meer versenkt gewesen sein als jetzt. Dringt man weiter ins Innere der Vereinigten Staaten, so verschwinden allmälig die gröberen Diluvialgebilde und werden durch regelmässig geschichtete Lager von Thon, Sand und Lehm ersetzt, welche sich über weite Strecken *) Bulletin de la Societe geol. de France. 44 * verbreiten und grösstentheils den fruchtbaren Boden der gros- sen Prairien ausmachen. Dadurch wird die Aehnlichkeit mit den europäischen und ostamerikanischen Gebilden immer ge- ringer; man könnte sogar zweifeln, ob man sich noch im Bereich des Diluviums befindet, wenn man nicht von Zeit zu Zeit einem grossen Findling mitten in der Prairie begeg- nete. In manchen Bezirken sind sie sogar ziemlich häufig, namentlich in Illinois, wo sie unter dem Namen Grauköpfe (gray heads) bekannt sind. Auch jenes andere Hauptkrite- rıum des Diluviums. das Frictionsphänomen, ist hier vorhan- den. Polirte und gefurchte Felsenflächen kommen überall längs den Flüssen und Seen vor, ‚namentlich am nördlichen und westlichen Ufer des Michigan-Sees. Anstatt aber von N.W. nach S.O. zu laufen, ist ihre Richtung hier überall von N.O. nach S.W., so dass die Furchen in ihrer Gesammt- heit, so weit sie bis jetzt bekannt sind, einen grossen Fächer darstellen, dessen Scheitel man wahrscheinlich in dem weiten, bis jetzt noch unerforschten Bezirk nördlich vom Huron-See zu suchen haben wird. Bis vor Kurzem wusste man nicht, ob jene weitverbrei- teten Lehm- und Sandbildungen der westlichen Staaten ma- rine oder Süsswasser-Gebilde waren. Erst vor zwei Jahren gelang es meinem Freunde WairtLesey unzweifelhafte Ueberreste von Süsswasser- und Landschnecken im Lehme der Umgegend von Cleveland am südlichen Ufer des Erie- Sees zu entdecken. Diesen Lehm hatte er anfangs wegen seiner Uebereinstimmung mit den jüngeren Gebilden des Rheinthals als Löss beschrieben. Als man aber später er- kannte, dass dieselben Lehmgebilde, welche bei Oteveland (und auf dem südlichen Ufer des Erie-Sees überhaupt) nur einen engen Raum einnehmen, auf dem nördlichen Ufer so wie den Huron-See entlang weite Strecken bedecken und also eine grosse Formation darstellen, da schien es uns als könnten dieselben nicht länger einer Lokalbildung, wie der Löss des Rheinthales, untergeordnet bleiben, und wir schla- gen daher für dieselben den Namen Algonquin-Forma- 675 tion vor, nach einem mächtigen Indianerstamm, den Alson- quin, welche einst ihren Hauptsitz in diesen Gegenden hatten. Aus der Verbreitung dieser Formation und der Höhe, bis zu welcher man sie antrifft (mehrere Hundert Fuss über den Seen), geht hervor, dass zur Zeit ihrer Ablagerung sämmtliche Seen zusammen (mit Ausnahme vielleicht des Antonio-Sees) ein grosses Binnenmeer von süssem Wasser bildeten, welches, anstatt sich wie gegenwärtig nach Osten zu entleeren, seinen Haupt-, wenn nicht seinen einzigen Ausfluss nach Süden durch die Flussthäler des Wabash, Illinois etc. hatte. Noch ist dies nicht Alles. Das Flussgebiet des Missi- sippi schliesst ein zweites Süsswasserbecken von gleichem, wenn nicht grösserem Umfange ein. Auf beiden Seiten des Stromes kommen Lehmbildungen vor, die sich je nach den Oertlichkeiten 20 bis 50 engl. Meilen ins Innere erstrecken und in welchen man ebenfalls, bei Galena und Dubugue, in einer Höhe von 160 Fuss über dem Wasserspiegel des Mis- sisippi, Süsswasser-Conchylien gefunden hat. Ich habe die- selbe Lehmbildung den grossen Strom entlang bis an die Mündung des Missouri verfolgt, und wiederum den Ohio und dessen Zuflüsse entlang, wo sie überall die steilen Fels- wände bedeckt. Dieselbe soll namentlich am Wabash sehr charakteristisch sein, wo ebenfalls dieselben Conchylien vor- kommen, namentlich Paludinen. Obgleich die Grenzen die- ses Beckens nur noch annähernd bekannt sind, so lässt sich dennoch aus dem bereits Bekannten schliessen, dass zu jener Zeit der nordamerikanische Continent eine Süsswasserfläche von solchem Umfang dargeboten haben muss, wie man sie weder in der Jetztwelt noch in irgend einer der früheren geologischen Perioden kennt. Die Findlinge fehlen eben so wenig in dem südlichen Becken, den Ohio entlang, als weiter nach Norden. Ich habe erratische Blöcke über den ganzen südlichen Theil des Staates Ohio angetroffen, und nach den Beobachtungen, die man bis jetzt gesammelt hat, kann man so ziemlich den Lauf 676 des Öhioflusses von seinem Entstehen durch den Zusammen- fluss des Alleghani und Monongahela bis zu seiner Mündung in den Missisippi als die südliche Grenze der Verbreitung der Blöcke annehmen. Nur sehr wenige sollen den Fluss überschreiten. Die Verbreitung der Findlinge würde dem- nach wie in Europa einen ungeheuren. Bogen beschreiben, und, was nicht minder beachtenswerth ist, sie scheinen an ihrer äussersten Grenze häufiger zu sein als in der Mitte. Da aber gerade hier die Gebilde, auf denen sie ruhen, von solcher Beschaffenheit sind (Lehmarten, feiner Sand), dass sie eine sehr ruhige Ablagerung voraussetzen, so lässt sich auch kein anderes als ein ruhiges Agens für die Transpor- tation erdenken, etwa Flöszeis, welches um so zuverlässiger ist als noch jährlich in den nördlicheren Seen und den St. Lorenz entlang viele Blöcke auf diese Weise fortgeschaftt werden. Wir kennen bis jetzt im östlichen Continent keine Bil- dung, welche dieser ausgedehnten Süsswasser-Formation eht- spräche, es sei denn, sie würde in Sibirien nachgewiesen. Ist es zu wundern, wenn der europäische Geologe, nach- dem er diese weiten Strecken durchwandert und sich mit dieser grossartigen Entwickelung des geschichteten Diluviums vertraut gemacht hat, mit etwas veränderten Ideen über die Bedeutung der Diluvialperiode zurückkehrt? Der Haupt- eindruck, welcher sich bei uns in Europa an das Phänomen der erratischen Bildungen knüpft und welcher allen unsern Theorien zu Grunde liegt, ist der, dass sie das Resultat von gewaltigen zerstörenden Einwirkungen sind. In der Schweiz wird sogar die ganze Reihe der Erscheinungen, nämlich die Glättung und Furchung der Felsen, die Anhäufung des Ge- rölles und der Transport der erratischen Blöcke als gleich- zeitig, als das Werk eines einzigen Agens, des Gletschers betrachtet. Hier im fernen Westen tritt uns das Diluvium hauptsächlich als das Produkt der Zeit entgegen; es ist nicht mehr eine isolirte anormale Erscheinung, sondern eine grosse Formation, die im weiten Becken regelmässig abge- 677 lagert, sich würdig an die vorhergehenden Formationen an- reiht als das Ergebniss einer langen und höchst interessan- ten Periode der Erdgeschichte. Und nun kehren wir einen Augenblick mit diesem er- weiterten Begriff nach Europa zurück und sehen wir, ob es nicht vielleicht auch hier Erscheinungen giebt, die auf eine grössere Dauer der Diluvialperiode schliessen lassen als man ihr gewöhnlich zuschreibt. Wir wollen hier nicht des nordischen Diluviums erwähnen, da es hinlänglich bekannt ist, dass die Scandinavische Halbinsel nach dem Frictions- phänomen längere Zeit unter Wasser gestanden haben muss, noch der norddeutschen Ebene, die wahrscheinlich zu gleicher Zeit vom Meer überdeckt war. Aber auch im mittleren Eu- ropa fehlt es nicht an sedimentären Bildungen aus der jüng- sten Zeit. Ich will nur auf den Lehm der Wetterau und auf die in unserer Nähe gelegene Lössformation verweisen. Aus dem Vorkommen von Land- und Süsswasser-Con- chylien in dem Löss des Rheinthales hat man bekanntlich geschlossen, dass die ganze Formation ein Flussgebilde sei, und um diese Ansicht meteorologisch zu begründen und sie zugleich mit der Gletschertheorie zu vereinbaren, hat man angenommen, der Löss sei zur Zeit der grossen Gletscher als Gletscherschlamm im Rheinthal abgesetzt worden, wel- ches damals der Abzugskanal für den ganzen östlichen Rand des grossen Gletschers gewesen. Ich habe anderwärts schon auf die Schwierigkeit dieser Annahme hingewiesen und durch Beispiele an dem Missi- sippi gezeigt, dass ein Strom von zwölf Stunden Breite, wie damals der Rhein gewesen sein müsste, kein Strom mehr genannt werden kann. Der Abfluss einer solchen Wasser- masse bei dem Fall des Rheinthals ist durchaus nicht im Verhältniss zu der Schmelzung eines noch so grossen Glet- schers. Weit geeigneter liesse sich die Sache erklären, wenn man annimmt, -das Rheinthal sei damals ein See gewesen, der allmälig durch fortschreitende Deltabildung ausgefüllt worden, in der Art wie dies heut zu Tage an der Mündung 678 der Rhöne in den Genfersee geschieht, wo bereits die ganze Strecke zwischen S7. Maurice und Villenewe ausgefüllt ist. — Noch ein anderes Bedenken lässt sich gegen die obige An- sicht erheben. Der Löss enthält bekanntlich eine Menge Säugethier- Ueberreste von ausgestorbenen Arten, worunter namentlich auch Elephantenknochen. Die Annahme einer Gleichzeitigkeit der Lössbildung mit der Ausdehnung der Gletscher setzt aber voraus, wie es ın der That mehrere Greologen ausgesprochen haben, dass die Elephanten aus einer früheren Zeit her sich während der Gletscherzeit forter- halten hätten. Während die ganze Schweiz, die Vogesen und der Schwarzwald mit Eis überzogen waren, sollen diese Thiere im Rheinthal, dem Rande der grossen Gletscher ent- lang, ihr Wesen fortgetrieben haben und auf diese Weise manche ihrer Skelete in die Lössbildung gerathen sein. Wie soll man aber annehmen, dass bei einem solchen Ereigniss, wie die Ausdehnung der Diluvialgletscher, welches so tief- greifende Modifikationen des Olimas voraussetzt und zugleich die wesentlichsten Veränderungen in der Thier- und Pflan- zenwelt hervorbrachte, gerade die Elephanten verschont wor- den wären! Die grösste Schwierigkeit indessen liegt in dem Um- stand, dass im Norden von Europa sowohl wie in Amerika die Elephanten (Mammuth oder Elephas primigenius) nur in den allerjüngsten Gebilden vorkommen. In Amerika na- mentlich kennt man sie nur in den Torfmooren und den Alluvialbildungen, wo sie mit dem Mastodon (M. giganteum) zusammen vorkommen. Wäre aber die obige Ansicht rich- tig, so müssten dieselben Thiere viel früher in der Schweiz und am Rhein existirt haben als im Norden, da zwischen ihrem Auftreten an beiden Orten die ganze Periode der grossen Düsswasser- und marinen Bildungen des Nordens zu liegen käme, was durchaus nicht mit den allgemeinen Ge- setzen der geologischen Verbreitung der Arten vereinbar ist. Nimmt man aber an, dass der Löss jüngeren Ursprungs ist, wie es überdies aus den darin enthaltenen Conchylien 679 hervorzugehen scheint, welche, gleich den die Mastodonten in Amerika begleitenden, fast alle lebenden Arten angehören, so lässt sich der Parallelismus zwischen Mitteleuropa und dem Norden wenigstens theilweise durchführen. Der Löss erscheint uns dann als eine dem Wesen, wenn auch vielleicht nicht der Zeit nach der Algonquin-Formation von Nordame- rika analoge Bildung. Er muss mithin jüngeren Ursprungs sein als das Frietionsphänomen, welches man also nicht län- ger mehr an die letzten Ereignisse der Diluvialzeit wird anreihen können. Zu Gunsten dieser Ansicht lässt sich auch noch der weitere Umstand anführen, dass man auch in der Schweiz unzweifelhafte Anzeigen von grossen Wasserbewe- gungen und Niveauveränderungen nach der Eiszeit besitzt, wie dies namentlich aus der Lagerung der von Pıcrer be- schriebenen Säugethiere aus der.Gegend von Genf hervorgeht. Sollte diese meine Ansicht sich bestätigen, so würden auch bei uns in Mitteleuropa die Diluvialphänomene nicht länger als das Produkt eines einzigen Agens gelten können; wir würden ebenfalls, wie ın Amerika und dem Norden von Europa (wenn auch in geringerem Maassstabe), die bisher als von Diluvialgletschern ausschliesslich abhängig betrachtete Bil- dung; auf mehrere Perioden zu vertheilen und auf mehrfache Ursachen zurückzuführen haben. Zugleich werden bei be- schränkterem Felde die verschiedenen Theorien um so bes- ser und sicherer ihre Anwendung finden, wie denn kaum zu zweifeln ist, dass die verschiedenen Agentien, auf welche man sich zu ausschliesslich berufen hat, alle nacheinander thätig gewesen sind während der verschiedenen höchst inter- essanten Phasen der quaternären Periode. Herr Aızrx. Braun aus Berlin sprach über fossile Weintrauben von Salzhausen, mit Vorzeigung von Abbildungen und natürlichen Exemplaren der Blätter, der Kerne und der eingetrockneten Beeren derselben. Derselbe fügte noch Einiges über andere dort vorkommende Früchte hinzu. 680 III. Sitzung vom 23. September. Herr Frıp. SANDBERGER aus Wiesbaden spricht über die Analogieen der fossilen Land- und Süsswas- serfauna des Mainzer Beckens mit der lebenden der Mittelmeerländer. Derselbe leitet den Vortrag mit einer Darstellung der Schichtenfolge dieses Beckens ein, wie sie von ihm im We- sentlichen bereits 1847 in der „Uebersicht der geologischen Verhältnisse des Herzogthums Nassau” aufgestellt wurde und durch die darauf folgenden Arbeiten von WALcHNER und Vorrz durchaus bestätigt wurde. Es finden sich von unten nach oben: 1) Meeressand von Alzei, Flonheim, Eckelsheim, Geisenheim. 2) Blauer Letten (Uyrenenmergel) von Hoch- heim, Hattenheim, fast über ganz Rheinhessen verbreitet. 3) Süsswasserkalk (besser ‚„Landschneckenkalk”) von Hochheim (lokal). 4) Cerithienkalk von Hochheim, Kleinkarben bei Hanau, ebenfalls in Rheinhessen sehr allge- mein verbreitet. 5) Litorinellenkalk. Mit Ausnahme eines Thei- les der Westseite im ganzen Becken, nörd- lich bis Marburg und Cassel. 6) Braunkohlenletten mit den Braunkohlen der Wetterau, von Bommersheim am Taunus u. s. w. Untere Abtheilung:. Obere Abtheilung. 7) Blättersandstein von Münzenberg, Laubenheim, Wiesbaden. \ 8) Knochensand von Zppelskeim. Der Redner glaubt hier auf eine ausführliche Verglei- chung des Mainzer Beckens mit anderen deutschen Tertiär- bildungen verzichten zu müssen, welche er in einer eigenen Schrift zu behandeln gedenkt. Nur so viel hebt er hervor, 681 dass die Westerwälder und niederrheinische Braunkohlenbil- dung nach ihren Mollusken und Wirbelthieren das Aequiva- lent der No. 5 bis 7 und die von Revss und H. v. Meyer untersuchten Süsswasserbildungen Nordböhmens das von No. 3 des Mainzer Beckens sind. Zur Bestimmung des in einer geologischen Periode herrschenden Klimas hält er die Land- und Süsswassermollusken am meisten geeignet, da die meerische Fauna in verschiedenen Tiefen nach den dort herrschenden Abstufungen der Temperatur varüırt, wie For- BES und Andere sehr genau nachgewiesen. In der ältesten bekannten tertiären Süsswasserbildung von Ally bei Aheims finden sich Formen von tropischem Typus, z. B. die blos in einer lebenden brasilianischen Art bekannte Gattung Me- gaspira u. s. w., anders im Mainzer Becken. Hochheim und Wiesbaden haben vorzugsweise einen grossen Reichthum an Land- und Süsswasserformen aufzuweisen, welcher von Ar. Braun, Raur und TnuomAE zuerst gesammelt und zum Theil beschrieben und abgebildet wurde. Jedoch ist bei Weitem der grösste Theil dem wissenschaftlichen Publikum bis jetzt nur dem Namen nach bekannt und da keiner der Genannten die Bearbeitung des Mainzer Beckens vollständig zu geben beabsichtigt, so gedenken dies G. und F. Sanp- BERGER nach Vollendung ihres Werkes über die paläozoischen Schichten Nassau’s durchzuführen. Vorläufig hat der Red- ner die erwähnte Hochheim-Wiesbadener Fauna mit leben- den Formen verglichen, was nur sehr unvollständig seither geschehen war. Er ist dadurch zu dem Schlusse gelangt, dass diese Fauna derjenigen der heutigen Mittelmeerländer entspreche, jedoch nicht der Fauna eines einzigen derselben, z. B. Kroatien oder Spanien, vielmehr finden sich Formen hier vereinigt, deren Analoga gegenwärtig mitunter auf das eine oder andere einzelne Land beschränkt sind. Wo Iden- tität mit lebenden Arten stattfindet, die auch im Rheinthale noch vorkommen, da ist der betreffenden Art eine Verbrei- tung durch ganz Europa eigen, z. B. Vertigo palustris, Lim- neus vulgaris, Helix pulchella.. Von Oyelostomaceen fehlen 682 die tropischen Helicinen gänzlich, an die grossentheils west- indische Gattung Megalomastoma erinnert nur Üyclostoma Dolium von Hochheim, dagegen steht C. bisulcatum genau in der Mitte zwischen den mittelmeerischen C. sulcatum und C. costulatum; C. labellum Tu. gehört zu der ebenfalls mit- telmeerischen Gattung Pomatias und erinnert durch seine Farbenreste an C. maculatum. Strophostoma, das Analogon von Anastoma unter den Heliceen, existirt lebend nicht mehr und fossil in anderen Arten nur bei Bordeaux und Buxweller. Acme subtilissima A. Braun u. s. w. ist analog der leben- den A. fusca Wark. Von Vitrina ist eine sehr schöne Art, V.intermedia Reuss von Hochheim bekannt, die zur Gruppe der V. beryllina gehört; eine andere, mit V. elongata nahe verwandt, besitzt der Redner von ZBuzxwerler bei Strassburg. Von den sehr zahlreichen Helixarten herrschten bei Hoch- heim die ächt mittelmeerischen Gruppen der Helix verticillus und serpentina vor, bei Wiesbaden ein Analogon der H. splen- dida, die H. Moguntina Desu. Von der Gruppe der Helix verticillus ist vorzüglich H. verticilloides A. Braun, H. am- plificata Tu. und Helix discus Tn. hervorzuheben, letzte eine Carocollenform der Gruppe, wie sie die lebende H. acies ParrtscHh aus Kroatien darbietet. H. sukcellaria Ta. reprä- sentirt mehr die H. olivetorum als die ächte cellarıa, auch aus der Reihe der H. nitidosa und lucida finden sich Arten bei HZochheim. Helix defixa A. Braun von Hochheim, äus- serst vielgestaltig, repräsentirt die H. muralis, serpentina, globularis Italiens und ist durch ihre schönen und vortreff- lich erhaltenen Bandvarietäten noch von besonderem Interesse. Helix subcarinata A. Braun, Ta. ist ungemein ähnlich der italienischen H. serpentina FEr. und war, wie diese, innen schwarz. Helix phacodes Tr. und H. lapicidella A. Braun sind die Analoga der lebenden H. lens und lenticula, von denen letztere gegenwärtig bis zu den Azoren hin vorkommt. Helix Rahtii steht sehr nahe der H. scabriuseula, die Gruppe der Helix rotundata ist durch H. disculus A. Braun, analog H. solaria, H, multicostata Tu. analog H. rotundata vertreten. 683 H. pulchella weicht nur als Varietät von der lebenden ab. H. plicatella Reuss steht der lebenden H. triaria, H. Brau- niorum und H. Mattiaca der lebenden H. desertorum Ara- biens und Aegyptens ungemein nahe. Die Gruppe der H. obvoluta ist durch die behaarte fossile H. drepanostoma A. Braun (involuta Te.) am nächsten mit H. angigyra stim- mend, vertreten.*) Helix Lefebyriana ist durch die ebenfalls mit Haargruben bedeckte H. Arnoldii Tu. (= lepidotricha A. Braun) von Hochheim und endlich die Gruppe der H. personata durch eine einzige zahnlose, sehr deutlich Behaa- rung zeigende Form, H. osculum Tu., wovon H. villosella desselben Autors nur eine Varietät, analog der lebenden H. coreyrensis, repräsentirt. Gezahnte Formen dieser Gruppe kommen im Mittelmeergebiete nur sehr selten vor. Arten, welche an nordamerikanische erinnern, hat der Redner unter den Helices nicht finden können. Bulimus ist nach Aus- schluss der kleinen von Braun hierzu gezählten auf eine Art, B. gracilis Tu. beschränkt, welche dem B. noctivagus Parr. verwandt ist. Von Achatina findet sich keine einzige Art, wenn man diese Gattung in der neueren scharfen Be- grenzung festhält, in welcher sie nur tropische Arten um- schliesst, sondern lediglich europäische Formen aus Unter- gattungen des früheren grossen Genus Achatina. A. Sand- bergeri und subsulcosa Tu. sind ungemein nahe verwandt mit A. (Glandina) Poireti des Mittelmeeres, ebenso A. sub- rimata Reuss und lubricella Tu. der A. (Glandina) follieulus desselben Landstrichs. Unter den Clausilien sind durch zwei fossile Arten, Cl. bulimoides A. Braun von Wiesbaden, Offen- bach, Oppenheim die dalmatinische Gruppe der Cl. macarana, almissana u. s. w., wenn auch in einer die lebenden noch sehr übertreffenden Grösse, durch Cl. exarata, die von der lebenden nicht zu unterscheiden ist, die scharffaltige Gruppe, welcher dieselbe angehört, beide charakteristisch für einen *) Auch die Gruppe der Helix incarnata fehlt nicht, die sehr seltene H. punetigera Tu. von Wiesbaden bietet eine behaarte Form derselben, welcher die freilich kleinere lebende H. lurida Zızer. entspricht, 684 Theil des Mittelmeergebietes, sehr schön repräsentirt. Pupa Dolium antiquum A. Braun steht in der Mitte zwischen P. Dolium und P. conica, P. variabilis von Hochheim ist nur eine schlankere Varietät der lebenden. Von P. quadri- granata, cryptodonta, retusa, bigranata stehen die drei erste- ren den lebenden P. triplicata, unidentata, edentula so nahe, dass sich eine specifische Trennung kaum durchführen lässt; P. bigranata ist vollkommen mit der lebenden gleichen Na- mens identisch. Vertigo palustris, schon oben aufgeführt, bietet neben mehreren, lebend nicht bekannten Varietäten, zugleich auch die lebende Normalform. V. tiarula und tri- gonostoma, kleine, ungemein zierliche Arten sind der V. Ve- netzii nahe verwandt. Von Auriculaceen ist nur die Gattung Carychium bis jetzt in zwei, dem lebenden C. minutum nahe stehenden Arten vertreten, U. antiguum von Wiesbaden und C. minutissimum von Hochheim, letzteres durch seine Klein- heit (nur 1 mm.) besonders auffallend. Limneen finden sich im Mainzer Becken nur wenige, L. vulgaris erwähnte ich schon früher, L. subpalustris TuomAE steht sehr nahe dem lebenden L. palustris, L. parvulus, wie A. Braun bemerkte, den kleinsten Varietäten von L. fuscus (disjunctus). Von Planorbis bietet P. parvulus Reuss von Hochheim ein Ana- logon des P. cristatus, P. Kraussii Kreın, P. declivis und dealbatus A. Braun von Wiesbaden gehören der Gruppe des P. complanatus an. Paludina lenta ist sehr nahe der P. uni- color OLıv. aus der Levante verwandt. Litorinella (= Pa- ludestrina und Paludinella) bietet neben der auch lebend noch in ungeheurer Menge z. B. in Südfrankreich vorkommenden L.acuta, noch eine Reihe ausgestorbener Arten, unter denen L. amplificata mit fast schlangenförmiger Umbiegung des letzten Umgangs sehr bemerkenswerth ist. Melania ist im Mainzer Becken nur durch eine zweifelhafte, Melanopsis durch zwei sehr schöne Arten repräsentirt, von denen M. callosa A. Braun von M. buccinoidea nur sehr wenig ab- weicht. Besonders schön findet sich dieselbe mit erhaltener braungrauer Epidermis im Letten zu /ederbieber bei Neu- 685 wied. Endlich ist noch Neritina marmorea A. Braun in mehreren Varietäten, wovon einige der N. fluviatilis, andere mehr der N. Velascoi Graeııs gleichen, nicht sehr selten, vielleicht auch nur als eine der zahlreichen Varietäten der N. fluviatilis selbst anzusehen. Die seltsame Form der N. valentina GRAELLS ist im Mainzer Becken nicht, wohl aber in dem Wiener durch N. Pachi Parrsch, repräsentirt. End- lich fehlt auch im Mainzer Becken Ancylus nicht. A. Mat- tiacus A. Braun, wahrscheinlich identisch mit A. decussatus Reuss, ist ein schönes Analogon des lebenden A. lacustris. Endlich ist die sehr häufige Tichogonia Brardii von der T. cochleata aus den Bassins von Antwerpen vielleicht nicht einmal specifisch verschieden und also wenigstens auch europäisch. Den hier entwickelten und durch Suiten lebender und fossiler Arten näher erläuterten Analogieen hätte sich noch manches Andere hinzufügen lassen, worauf der Redner aber der Kürze der Zeit wegen verzichten musste. Auch scheint ihm durch die Nachweisung fast sämmtlicher für die Mittel- meerfauna charakteristischer Gruppen von Land- und Süss- wasserschnecken der Beweis seiner Ansicht hinreichend ge- liefert. Er. schliesst daher mit der Bemerkung, dass „wenn eine so grosse Analogie der fossilen Fauna auch ungefähr gleiche Lebensbedingungen voraussetzen lasse, in dem Main- zer Becken zur Zeit des Absatzes der erwähnten Schichten, ein mit dem der heutigen Mittelmeerländer nahe überein- stimmendes Klima geherrscht haben müsse.” Herr v. Kuıpsteiın aus Giessen knüpft an diesen Vor- trag einige Bemerkungen über die geognostische Stellung; des Mainzer Beckens und sieht die Braunkohlen des Mainzer Beckens alle als übereinstimmend und nicht als zweien Eta- gen angehörig an. Herr Vorız aus Mainz erwiderte hiergegen: „Als Mit- glied des mittelrheinischen geologischen Vereins ist mir die Anfertigung der geologischen Karte von Rheinhessen zuge- fallen, und ich habe Gelegenheit gehabt, eine grosse Anzahl von Beobachtungen über die hier in Frage stehende Ange- 686 legenheit zu sammeln. Aber alles, was ich gesehen, wider- spricht der eben gehörten Ansicht des Herrn v. KuıpsrEin geradezu. — Herr SANDBERGER hat Ihnen schon vorhin er- wähnt, dass wir in dem Mainzer Becken zwei Hauptabthei- lungen zu unterscheiden haben: eine untere reine Meeresbil- dung und eine obere Brackwasserablagerung. Die Meeres- bildung ist bei Weitem am häufigsten sandig, zuweilen, aber viel seltener, als man bisher glaubte, stellt sich plastischer Thon ein. An den Stellen, wo dieser auf den seitherigen Karten angegeben ist, befindet sich meist ein sandiger Mergel. Dieses Gebilde nun ist das, um welches es sich hier handelt. Es enthält lauter Meeresthierüberreste und unter diesen sind hauptsächlich drei, welche sowohl durch ihre Menge und geographische Verbreitung als auch durch den Umstand bezeichnend sind, dass sie nie weder in den unteren Lagen vorkommen, noch auch in die oberen hinauf- steigen: Uyrena subarata Bronn, Buceinum cassidaria BRonN und Murex conspicuus Ar. Braun. Diese Leitversteinerun- gen sind in den Wetterauer Braunkohlen bis jetzt nur an einer einzigen Stelle zwischen /lossdorf und Ostheim bei Hanau gefunden worden und die Herren in Hanau besitzen noch davon. Dieses sind die einzigen Braunkohlen der Wetterau, welche dem unteren blauen Letten des Mainzer Beckens angehören. Alle übrigen liegen über dem Litori- nellenkalke.. Man kann sich durch Folgendes davon über- zeugen. Zwischen Zaubenheim und Weisenau unfern Mainz bedeckt den Litorinellenkalk eine Lage plastischen Thons, über welchem Sand und plattenförmige Sandsteine und dann wieder eine Thonschicht folgen. In den Sandsteinen sind Blätter von Pflanzenarten ganz so wie sie in den Wetterauer Braunkohlen getroffen werden. Es sind Quercus, Juglans und andere Arten. — Bei Münzenberg in der Wetterau ist ein ganz ähnlicher Sandstein mit denselben Pflanzen und dieser enthält ausserdem die für die oberen Schichten des Litorinellenkalkes äusserst charakteristische Cyrena Faujasii Des#. in Menge, Unter ihm liegt Litorinellenkalk und über 687 ihm die Braunkohle. — Bei Salzhausen liegt ebenfalls die Braunkohle auf einem Sandgebilde. Was nun die weitere Verbreitung des Litorinellenkalkes betrifft, so muss ich auch hierin v. Krıpstein widersprechen. Durch die Thätigkeit der Herren, welche unsere Sektionen in der Gegend von Giessen bearbeiten, ist bei Alimbach, wo- her v. Kripsrein aus der Blätterkohle Süsswasserfische und Käfer bekannt gemacht hat, der Litorinellenkalk nachgewie- sen worden. Ebenso zwischen diesem Orte und Amöneburg, von wo man schon lange die Versteinerungen kennt. Auf diese Weise ist also der Zusammenhang der rheinischen Brackwasserbildungen mit denen der Wetterau und des Amö- neburger Beckens vollständig bewiesen. Die Stellung unserer Braunkohlen kann gewiss keinem Zweifel unterliegen, wenn man bedenkt, dass sie Süsswasser- bildungen sind; man kennt daraus Süsswasserfische, Frösche und Insekten, dagegen kein einziges Meeresthier, während die tieferen Schichten entschieden meerischen Ursprung ha- ben. Eine grosse Menge von mir aufgenommener Durch- schnitte bestätigt das von mir Gesagte. Herr v. Meyer spricht sich mit Berufung auf die Säuge- thiergattungen: Palaeomeryx, Anthracotherium, Hyotherium, Microtherium dahin aus, dass er wenigstens von dieser Seite her nur eine einzige Hauptbildung annehmen könne. Herr GUTBERLET aus Fulda giebt Mittheilungen über vulkanoidische Gesteine und erratische Trümmer. „In früheren Mittheilungen in dem Jahrbuche von Le- ONHARD und Bronn und in einem .Vortrage auf der Ver- sammlung der Naturforscher zu Aachen im Herbste 1847 habe ich die auf der Rhön beobachteten Altersfolgen der vulkanoidischen Gesteine besprochen. Sie sind folgende: 1) Die älteste Periode des Phonolithes I, des eigentlichen Klingsteines. 2) Die Periode des älteren Basaltes oder des Ba- saltes I, auch Hornblendebasalt genannt, weil er sehr oft Zeits, d.d, geol, Ges. IV, 4, 45 688 durch porphyrartig ausgesonderte Hornblende einen sehr aus- gezeichneten Charakter erhält. 3) Die Periode des sogenannten jüngeren Phonoli- thes, des Phonolithes II, oder des trachytischen Phonolithes, dem näch hoher Wahrscheinlichkeit die meisten Trachyte angehören. Einzelne Glieder, wenn nicht alle, scheinen sich den Andesiten durch Oligoklas anzuschliessen, welcher von Herrn G. Rose u. a. in der Grundmasse der Trachyte am Drachenfels aufgefunden wurde. 4) Die Periode des jüngeren Basaltes, von welchem sich bereits jetzt schon eine ältere und eine jüngere Reihe wieder unterscheiden lässt. Diesen vier Perioden schliessen sich nach allem Scheine aus Gründen, die ich hier nicht entwickeln kann, noch fol- gende an: Eine Periode des Dolerites und Anamesites, eine Pe- riode der Nephelingesteine und die noch gegenwärtig in ihrer Entwickelung begriffene und fortdauernde Periode der Leu- eitgesteine. Die mit den vier älteren Gruppen in Verbindung ste- hende Gebirgserhebung und Schichtenstellung schilderte ich an dem angeführten Orte schon im Allgemeinen; seit jener Zeit habe ich vier Erhebungslinien der erwähnten vulkanoi- dischen Gesteine aufgefunden, von welchen die wichtigste diejenige ist, deren nördlicher Theil dem Laufe der Ulster folgt, der südliche aber sich unter massenhaft entwickeltem Basalte verliert. Die zweite ist der vorigen parallel und 3 bis 4 Stunden westlich von ihr entfernt, sie ıst durch die trachytischen Ausbrüche bezeichnet. Eine dritte fällt in die Längenachse des Süsswasserbeckens, welches sich vor den vulkanoidischen Ausbrüchen aus der Gegend von Bischofs- heim bis nordwärts von Kaltennordheim erstreckte, sie ist wenig kenntlich, da die Basalte das ganze bezeichnete Ter- rain bedeckten. Die vierte wird durch den bunten Sandstein am Sonnenberge bei Ostkeim durch die unmittelbar östlich an Fladungen vorüberstreichenden Höhenzüge von buntem 689 Sandstein und durch die isolirt auftauchenden Verbreitungen beider Gebilde bei Zrdenhausen und Kaltennordheim scharf bezeichnet. Hier und da z. B. am Sommerberge wurde der Sandstein durch den Muschelkalk hindurch empor geschoben, während letzterer ein tieferes Niveau beibehielt.’” Redner entwickelte hierauf mit Hinblick auf den in der vorhergehenden Sitzung gehaltenen Vortrag des Herrn Dr- sor seine Ansichten über den Ursprung der erratischen Er- scheinungen. Er unterscheidet drei Arten von erratischen Trümmern nach der Art ıhres Transportes: 1) durch Eis translocirte Findlinge, deren ursprüngliches Vehikel Gletscher sind, 2) Findlinge, welche langsam durch Abwärtsgleiten in Folge von En enmasshüngen fortbewegt wurden, und 3) Pseudo-Findlinge. Herr v. Meyer legt eine Abhandlung von THıoLLivrE in Zyon und ihm selbst über die Wirbelthier-V ersteinerun- gen des neu entdeckten lithographischen Schiefers von Cirin in Frankreich vor, welcher in jeder Beziehung grosse Ueber- einstimmung mit dem lithographischen Schiefer von ‚Solen- hofen in Baiern besitzt. Er bemerkt dabei, dass er unter den kürzlich in diesem Schiefer zu Üirin aufgefundenen Reptilien die für Frankreich ersten Ueberreste von Ptero- dactylus gefunden habe. Herr Jorvan aus Saarbrücken zeigt: 1) Zinkoxyd in prachtvollen Krystallen aus der Füllung des Hochofens zu Fischbacher Schmelze bei Saarbrücken ; 2) Antimonoxyd (natürliches) von Jensa in der Gegend von Constantine in zwei krystallographisch verschiedenen Spe- cies, von denen die eine nur mit der bekannten Antimon- blüthe übereinstimmt, die andere in Octa&dern krystallisirt und ein ausgezeichnet schönes Mineral darstellt; 3) einen Rothkupfererzkrystall von Chessy, dessen eine Hälfte nur von Dodekaäderflächen, die andere von vorherr- schenden Octaöderflächen und nur angedeuteten dodekaedri- schen begrenzt wird; 45 * 690 4) haarförmiges Schwefeleisen aus dem Saarbrücker Kohlengebirge; 5) die von Bromzıs untersuchte und unter dem Namen Östeolith in den Annalen der Chemie und Pharmacie be- schriebene, amorphe, phosphorsaure Kalkerde. Herr Gumo SANDBERGER aus Wiesbaden legt das von ihm erfundene neue Messinstrument der Sektion vor, mit welchem für kleinere, besonders naturhistori- sche Gegenstände directe genaue Vertikalmessungen von Vertiefungen und Erhöhungen vorgenommen werden können, und erläutert dasselbe. Es sei geeignet, um Dicke und Ab- dachung aller möglichen kleineren biconcaven und biconvexen, planconcaven und planconvexen, convex-concaven Körper di- rect zu messen. Es habe daher dem Redner besonders bei der Conchyliometrie vielfach gedient, um Nabeltiefen und Gipfel- oder Scheitelhöhen von Schnecken, die Dicke und Abdachungsverhältnisse convex-concaver Muschelklappen und Aehnliches zu ermitteln. Die Abbildung und nähere Be- schreibung des Instrumentes findet sich in Po@GENDORFF’S Annalen der Physik. Bd. 85 S. 97 Taf.1. Fig. 12 A u. 12B. Herr Franz v. Hauer aus Wien legte 24 lithographirte Tafeln und die ersten Bogen des Textes des Werkes: „Die Gasteropoden der Gosaugebilde von Fr. ZERELI” zur An- sicht vor und bemerkte, dass dasselbe in wenigen Wochen in dem ersten Bande der Abhandlungen der k. k. geologi- schen Reichsanstalt erscheinen werde. Nahe an 200 verschiedene Arten Gasteropoden hat der Verfasser unter den Fossilien des Gosauthales selbst und der übrigen Lokalitäten in den österreichischen Alpen, an welchen sich Schichten der sogenannten Gosauformation vor- finden, unterschieden. Nur 24 derselben sind von anderen Lokalitäten ausser den Alpen bekannt, und von diesen ge- hören 2 dem Gault, 12 dem n’Orsieny’schen Etage turo- nien und 10 dem Etage Senonien an. Alle übrigen sind den Gosaugebilden eigenthümlich. Unter ihnen finden sich neben den Formen, welche im Allgemeinen die Kreide bezeichnen, 691 Nerinea, Actaeonella,: Rostellaria, Pterocera, auch solche, -die ın ihrem Habitus lebhaft an Tertiärarten erinnern ; so wur- den einzelne Arten der Geschlechter Tritonium, Cypraea, Ovula, Marginella, dann sehr viele Cerithien, die mit sol- chen aus jüngeren Bildungen Aehnlichkeit besitzen, aufge- funden. Eine genaue Vergleichung hat übrigens dargethan, dass sich diese Aehnlichkeit auch nicht bei einer Art bis zur wirklichen Gleichheit steigert, so dass von einem Ueber- gehen der Kreidegebilde in das Tertiäre bei den Gosaugebil- den keine Rede sein kann. Als ein auffallender Charakter muss es bezeichnet werden, dass über die Hälfte der Ceri- thienarten mit dicken Schwielen auf einzelnen Umgängen versehen ist und dass sich beinahe alle durch reiche Ver- zierungen der Schale auszeichnen. Eine Reihe von Formen, die man früher ebenfalls den Cerithien zuzählte, und als deren Typus etwa das Ü. coni- cum Sow. betrachtet werden kann, vereinigt ZERELI zu dem neuen Geschlechte Omphalia. Es unterscheidet sich durch einen deutlich ausgesprochenen Nabel, dann durch eine Spalte an der Lippe, ähnlich jener der Pleurotomarien, Murchiso- nien u. s. w. und kann als besonders bezeichnend für die Gosaugebilde betrachtet werden. Herr RössLer aus Hanau legt von ıhm in der Zech- steinformation der Wetterau aufgefundene Versteinerungen vor. Herr v. Haver fügt über diesen Gegenstand im Auf- trage von Herrn Gemırz zu Dresden eine Specialnotiz bei, worin dieser die Benennungen der bis jetzt aus der Wetterau durch Rösster ihm mitgetheilten Arten angiebt. Herr Constantin v. ETTINnGSHAUSEN aus Wien sprach über die Steinkohlenpflanzen von Stradonitz bei Beraun in Böhmen. Die fossile Flora dieser Lokalität zeichnet sich durch die Mannigfaltigkeit der Filices aus, deren Arten fast durchaus in beträchtlicher Individuenzahl vertreten erscheinen. Interessant sind die hier vorkommen- den neuen Formen von Asplenites, welche an manche Asple- niumarten der tropischen Inselfloren, namentlich der Korallen- 692 Inseln der Südsee erinnern. Annularien und Sphenophyllen fehlen dieser Flora keineswegs; erstere gehören hier sogar zu den häufigeren Pflanzenformen. Bemerkenswerth ist fer- ner das Vorkommen einer Meeresalge, einer neuen Chondri- tesart, die dem Chondrites antiquus STERNB. aus der Ueber- gangsformation analog ist. Ganz vorzüglich aber charakte- risirt diese Flora eine eigenthümliche, dem Habitus nach mehr den Palmen oder den Pandaneen, dem Stammbau nach jedoch den Lycopodiaceen und Lepidodendreen näher verwandte Pflanze, welche sich in besonderer Häufigkeit vor- findet, nämlich Cordaites borassifolia Une. / Bei dem Vorwiegen der Filices vermisst man in dieser Flora die Lepidodendreen, Sigillarien und Stigmarien, also die eigentlichen Kohlenbildner. Die Calamiten sind nur in einer einzigen Art vertreten. Es scheinen sonach, wie vom Redner auch an mehreren anderen Lokalitäten der böhmi- schen Steinkohlenformation beobachtet ist, die Filices und die sogenannten Kohlenbildner sich gegenseitig auszuschliessen oder wenigstens zu verdrängen; und es müssen wohl ver- schiedene lokale Vegetationsbedingungen dieser Erscheinung zu Grunde liegen. Ferner sprach Herr v. Errinesuausen über das Vor- kommen der Wealdenformation in Oesterreich. In der Umgebung von Krems in Unterösterreich ist schon seit Langem ein muldenförmig und vollkommen isolirt auf- tretendes Sandstein- und Schiefergebilde bekannt, welches man nach seinen petrographischen Charakteren der Formation des alten rothen Sandsteins zuweisen zu müssen glaubte. Die Sandsteine sind von lichterer, mehr grauer oder röthlich- grünlicher Farbe und wechsellagern mit dunkelgrauen bis schwarzen, leicht spaltbaren Schiefern. Von Versteinerungen war keine Spur aufzufinden. Erst durch die sehr fleissigen und genauen Untersuchungen und Aufnahmen, welche Herr Üzszek für diese Theile Unterösterreichs einleitete, wurde ein Vorkommen von Pflanzenfossilien in den eben erwähnten Schiefern entdeckt. Die Untersuchung derselben, welche 693 Redner vornahm, ergab die entschiedene Uebereinstimmung derselben mit den Pflanzenformen der norddeutschen Weal- denschichten. Bemerkenswerth ıst, dass eine Reihe von Lo- kalitäten in Mähren und Schlesien hauptsächlich durch die Forschungen von HonHEnEGeER in Teschen aufgefunden wurde, welche sämmtlich Pflanzenreste der Wealdenformation ent- halten. An einigen dieser Lokalitäten finden sich mit den Pflanzenresten, die aber im Ganzen ziemlich selten sind, Thierreste, welche das Neocomien bezeichnen, als: Scaphites Yvanii p’Org., Ptychoceras Puzosianum p’Ore., Ammonites recticostatus D’ORB., Ammonites Astierianus D’ORB. Durch diese Thatsache ist die nahe gegenseitige Bezie- hung der Wealdenformation zu den Bildungen des Neocomien mit Bestimmtheit ausgesprochen und es kann kaum einem Zweifel mehr unterliegen, dass die erstere die Land- und Süsswasserbildung, die letztere die Meeresablagerungen ein und derselben Epoche umfasst. Die sich hierauf beziehen- den Thatsachen sind in einer eigenen Schrift, welche unter dem Titel ‚Beitrag zur näheren Kenntniss der Flora der Wealdenperiode” in dem ersten Bande der Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt erscheint, festgestellt. Ferner legte Herr v. Errin&sHAusen einige seiner Ar- beiten über die Pflanzenfossilien der Kreide- und Liasfor- mation Oesterreichs, und zum Schlusse die Tafeln zu dem nun baldigst erscheinenden zweiten Hefte seiner ‚„Tertiärflo- ren der österreichischen Monarchie”, welches die fossile Flora von Häring in Tyrol (mit 30 lithographirten Tafeln) ent- hält, vor. Herr Vorrz aus Mainz zeigte einige interessante Mine- ralien von Auerbach an der Bergstrasse vor. IV. Sitzung vom 24. September. Herr FrıpoLin SANDBERGER aus Wiesbaden legt einige Arbeiten des mittelrheinischen geologischen Vereins vor, des- 694 sen Gründung er im Auftrage des Ausschusses desselben bereits in der ersten öffentlichen Sitzung angezeigt und sei- nen Zweck im Allgemeinen bezeichnet hatte.*) Beide Ar- beiten sind vom Salineninspektor Lupwıc zu Nawheim, Aus- schussmitglied für das Kurfürstenthum Hessen. Die eine Karte mit kurzen Erläuterungen umfasst die Gegend zwi- schen Fulda, Frankfurt a. M. und Hammelburg. Die zweite Karte ist die ganz detaillirt ausgeführte geognostische Bear- beitung der Sektion Friedberg der grossh. hessischen Gene- ralstabskarte. In gleicher Weise liegen bereits vor die Sektionen: Allendorf a. d. Lumda, Büdingen-Gelnhausen, Hünfeld, Schlüchtern, Weilburg, Brückenau, Giessen, Wiesbaden-Castel, Schotten, Höchst, Fulda-Gersfeld, Hanau-Offenbach, Fauerbach-Üsingen, Bieber, Lohrhaupten, Bingen, Mainz, Wimpfen, sowie ein grosser Theil von Kurhessen, als Ergebniss lang- jähriger Untersuchungen des Herrn ScHWARZENBERE. Herr GUTBERLET aus Fulda macht die Mittheilung, dass das Verbot des Verkaufs der kurhessischen Generalstabskarte aufgehoben und solche jetzt im Buchhandel zu haben sei. Herr FrıDoLın SANDBERGER aus Wiesbaden legt eine Reihe interessanter nassauischer Mineralien und krystallisirter Hüttenprodukte vor und erläutert dieselben. Es sind folgende: Antimonnickel (Ni Sb) krystallisirt in Höhlungen des Blei- steins zu Ems und Holzappel; Augit in sehr deutlichen Kry- stallen, Schlacke des Flammofens der englischen Kupfer- Bergbaugesellschaft zu Nanzenbach bei Dillenburg; Eisen- chrysolith, Frischschlacke von Nisterthal bei Hachenburg, zum Theil noch mit der ursprünglichen gelbgrünen Farbe und *) Vergl. S. 220 u. 221 dieses Bandes. 695 ungemein scharfer Ausbildung der Krystalle; Bleilasur (Li- narit) und Smaragdochaleit als ganz neue Bildungen in obe- rer Teufe von Zms und Zraubach; antimonsaures Bleioxyd von Oberlahnstein und Holzappel; überzollgrosse Krystalle von Pyromorphit von Zms und schwefelgelbe und weisse Varietäten desselben Minerals von Derzbach bei Montabaur ; endlich Carminspath und ausgezeichnete Bournonitkrystalle von Horhausen. Als besonders merkwürdig hebt derselbe das Vorkom- men regelmässiger Verwachsungen von Augit und Horn- blende im Basalt von Härtlingen und eine neue Combination des Manganspaths (spitzes Rhombo@der und Endfläche) von Oberneisen bei Diez hervor. Derselbe lässt eine von Herrn GrAnJEAn zu Marienberg entworfene geognostische Karte von Nassau circuliren. Demselben war ausserdem von Herrn Dumonr zu Lüt- tich zur Vorlage übergeben worden: Note sur l’emploi des caracteres geometriques resultant de mouvements lents du sol, pour etablir le synchronisme des formations geologiques; par AnprE Dumont. Herr Drsor aus Neuchatel macht im Auftrage des H. L. Lesauereux Mittheilung über die Torfbildung im grossen Dismal-Swamp. „Dieser ungeheure Sumpf liegt westlich von Norfolk und erstreckt sich von da südwestlich über den ganzen Saum, der sich zwischen der Fichten-Region und dem Lagunen- Rand hinzieht. Nun gehören diese Lagunen zu den soge- nannten oberen Lagunen und das Meereswasser dringt nie- mals zu denselben, oder, wenn Sie wollen, es sind Steinkoh- lenbecken im Embryonalzustand. Der Boden derselben be- steht durchweg aus Torf und zwar so dick, dass ich es ver- gebens versucht habe mit, einem langen Rohr durch die Torfablagerung hindurchzudringen. Der Dismal- Swamp, wie andere ähnliche Moore, wird von tiefen Kanälen durch- zogen, deren Ränder ebenfalls lediglich aus Torf bestehen. Es war dies kaum anders zu erwarten, da die ganze Vegetation 696 eine dem Torfmoor eigenthümliche ist, bestehend wie in der Schweiz hauptsächlich aus Sphagnum, wovon sich nebst den europäischen Arten mehrere Species vorfanden, welche diesem Uontinent eigenthümlich sind. Alsdann sind die Rohre die nächsthäufigsten. Sie wachsen überall bis zu einer Höhe von 8 bis 12 Fuss und stehen so dicht, dass man sich kaum anders als mit dem Beil in der Hand einen Weg durch die- selben bahnen kann. Indess ist doch ihre Basis, so dicht sie auch stehen mögen, immer mit Sphagnum bedeckt, welche sich in einen dichten Teppich ausbreiten, sobald auf irgend eine Weise die Rohre gelichtet werden. Ausserdem fand ich eine Menge anderer Gesträuche, besonders Andromeden, ein dichtes Gewebe von Schlingpflanzen, worunter viele dor- nige Smilax, Reben; über dieselben ragt ein weiter Dom von hohen herrlichen Bäumen hinaus, Tulpenbäume und Magnolien 100 bis 150 F uss hoch, Ahorne, einige Coniferen, namentlich Juniperen und Fichten (Pinus Strobus), und am Rande des innern Sees in bedeutender Anzahl ein prächtiges Taxodium (T. distichum), oder die sogenannte kahle Cypresse der Amerikaner, die ich bis jetzt nirgends wo anders ange- troffen habe. Der Sumpfsee, welcher 15 Meilen im Innern des Sumpfes liegt, führt einen schönen Namen für einen Botaniker (Drummond-See), aber seine Ufer sind wo mög- lich noch schöner. Er hat ungefähr 6 Meilen im Umkreis und scheint ganz kreisförmig zu sein. Man kann ihm nur in Kähnen beikommen, denn sobald man sich ihm nähert, fängt das Wasser im Walde an zu steigen, oder, wenn Sie wollen, die Bäume senken sich und man müsste von Baum zu Baum schwimmen, bevor man eine freie Aussicht gewin- nen könnte. Ich fand Taxodiıums, von denen nur noch die Krone sichtbar ist, und andere, deren Stamm zur Hälfte im Wasser steckt. Einmal an den offenen See gelangt, ist die Aussicht herrlich, zwar nicht ausgezeichnet durch Mannig- faltigkeit, aber. gerade die Einförmigkeit der Ufer hat hier etwas Anziehendes, da sie mit der ganzen umgebenden Natur in Einklang steht. Die Tiefe des Sees beträgt nirgend mehr 697 als 15 Fuss und überall ist der Boden mit umgestürzten Bäumen bedeckt., Wo kommen dieselben her? Da ist auch nicht ein einziges Bächlein, das hineinfliesst. Auch hat er keinen anderen Ausfluss als einen Kanal mit einer Schleuse zur Ernährung des grossen Kanals, der den Sumpf gegen Süden durchschneidet. Sein Niveau ist keinem Wechsel unter- worfen und doch ist es kaum zweifelhaft, dass der See sich erweitert. — Für mich hat die ganze Erscheinung nichts Un- gewöhnliches. Wir haben es hier zu thun mit einer jener lacustrinen Torfbildungen wie sie in den grossen Mooren von Scanien und Dänemark vorkommen. Wenn einmal die Decke, welche den unterirdischen See überzieht, zu schwer wird, so senkt sie sich leise und allmälig, zuerst in der Mitte und dann nach und nach gegen die Ränder. Mir war die Erscheinung um so willkommener als sie meine Ansicht über die Bildung der älteren Torfmoore und somit auch der Kohlen- ablagerungen vollkommen bestätigt. Indess hatte ich auch hier mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Hitze war näm- lich so gross, dass sogar mein Neger es nicht aushalten konnte. Dies als Antwort auf den Einwurf gewisser Leute, die. da behaupten wollen, dass die Torfmoore sich nicht über die kalte Zone hinaus erstrecken, und dass die geographische Verbreitung der Kohlenbecken mit derjenigen der jetzigen Torfmoore im Widerspruche steht. Ich behaupte dagegen, dass gerade in Nordamerika die geographische Uebereinstim- mung zwischen den alten vegetabilischen Niederschlägen und den neuern Torfbildungen eine recht auffallende und vom geo- logischen Standpunkte höchst wichtige ist. Die weitere Be- sründung; dieses Thema’s werde ich ein andermal versuchen.” Herr GurgErter legt Entwürfe zu einer geognostischen Karte des Rhöngebirges vor, welche Landestheile von Baiern, Kurhessen, dem Herzogthum Sachsen-Meiningen und Sach- sen-Weimar umfasst. Der Präsident, Herr Haıpınser, schliesst die Sitzung, worauf ihm Herr Jorpan aus Saarbrücken den Dank der Sektion für seine Geschäftsführung ausdrückt. 698 B. Briefliche Mittheilungen. l. Herr Ferv. Rormer an Herrn L. v. Buch. Bonn, den 18., Januar 1853, 'Da ich nicht mehr im vorigen Herbste das Vergnügen hatte mit Ihnen zusammenzutreffen, so erlauben Sie mir wohl, dass ich Ihnen schriftlich über Einiges, was ich auf meinen Wanderungen in Westphalen im verflossenen Som- mer gesehen habe, berichte. Nachdem früher die Kette des Teutoburger Waldes und die östlich und nördlich von dieser liegenden Theile West- phalens Gegenstand der Untersuchung gewesen waren, hatte ich mir als Aufgabe für den letzten Sommer das Studium der Kreidebildungen in dem westlich von dem Teutoburger Walde bis zum Rheine hin ausgedehnten Theile des ebenen Westphalens, den man als den Busen von Münster bezeich- nen kann, gestellt. Es fehlte für eine solche Arbeit nicht an mancherlei Vorarbeiten. Namentlich ist in des verstorbenen Becxs’s Berichten ein werthvolles Material von Beobachtungen enthalten, welches besonders dann nutzbar wird, wenn man, wie es mir glücklicher Weise verstattet war, die paläontolo- gischen Belege für die mitgetheilten Beobachtungen in der von Becks zusammengebrachten Sammlung im Museum des Gym- nasiums zu Münster vergleichen kann. Ausserdem sind auch die in mehreren amtlichen Berichten niedergelegten Special- Untersuchungen des Herrn Markscheider Heınrıca in Zssen über die Entwicklung und Verbreitung der einzelnen schon von Becks unterschiedenen Glieder in der dem Kohlengebirge der Ruhr zunächst angelagerten Schichtenfolge von Kreide- gesteinen beachtenswerth, wenn auch die Selbstständigkeit aller dort unterschiedenen Glieder sich nicht festhalten lässt. Die Auflagerungsgrenze auf das Kohlengebirge und zum Theil auch die Verbreitung der einzelnen Glieder des Kreide- 699 gebirges ist ferner durch Herrn v. Decuen, besonders für den östlicheren Theil des Verlaufs jener Grenze, mit grosser Schärfe festgestellt worden. Was endlich die Altersbestim- mung der westphälischen Kreidebildungen oder deren Ein- ordnung in die allgemein gültigen Abtheilungen der Forma- tion betrifft, so war dafür schon früher von meinem Bruder A. RoEMER durch die Altersbestimmung einzelner versteine- rungsreicher Lokalitäten wie derjenigen von Dülmen, Haltern u. s. w. der Anfang gemacht worden. Zuerst wurde die dem Kohlengebirge der Ruhr ange- lagerte Schichtenfolge von Kreidegesteinen der Untersuchung unterworfen. Es galt hier besonders auch die Selbststän- digkeit der drei verschiedenen, dieser wesentlich kalkigen Schichtenfolge untergeordneten Grünsandlagen, welche Becks und Heınkıch in derselben nachgewiesen haben, zu prüfen. Im Allgemeinen hat sich hier nun ergeben, dass sich in jener ganzen, dem westphälischen Kohlengebirge zwischen dem Rhein und dem Teutoburger Walde angelagerten Schichten- folge nur zwei durchgreifend selbstständige Niveaus unter- scheiden lassen, nämlich der Grünsand von Zssen als unteres, der Pläner mit untergeordneten Grünsandlagen als oberes. In Betreff‘ des Grünsandes von Zssen wurde, was theil- weise schon Becks erkannt hatte, durch Beobachtung der Lagerungsverhältnisse, noch mehr aber durch eine Verglei- chung der organischen Einschlüsse sicher ermittelt, dass der- selbe keinesweges eine auf die Umgebung von Essen be- schränkte Bildung ist, sondern als eine dem Kohlengebirge unmittelbar aufruahende und vom Pläner bedeckte Ablagerung von Mülheim in der Nähe des Rheins bis zum Thale der Alme in der Nähe von Paderborn, freilich unter sehr bedeu- tender Aenderung des petrographischen Verhaltens, verfolgt werden kann. Während die Ablagerung in den Steinbrü- chen von Frohnhausen hei Essen als ein sandiger graugrün- licher Mergel von ganz geringem Zusammenhalt bekannt ist; erscheint sie bei Biülmerich und Frömern südlich von Unna als ein conglomerat- oder breceienartiges kalkiges Gestein 700 von gelber Färbung, welches nicht sowohl als eine Schicht von gleichbleibender Mächtigkeit, sondern in einzelnen, rasch sich auskeilenden, beschränkten Partien von 3 bis 4 Fuss ım Durchmesser über den steil aufgerichteten Bänken des Koh- lensandsteins sich ausbreitet. Noch weiter östlich, bei Zäthen und im Alme-Thale, endlich hat dieselbe Bildung die Form eines festen, massigen, weissen Sandsteins angenommen, in welchem ohne die Kenntniss der zwischenliegenden. Gegen- den nimmermehr eine dem Mergel von Zssen im Alter gleich- stehende Bildung erkannt werden würde. Auch für das Alter des Grünsandes von Zssen wurde ein bestimmtes Ergebniss gewonnen. Es ist dasselbe eine der belgischen Tourtia äquivalente, dem Pläner engverbun- dene Bildung der oberen Kreide, d. i. der Kreide über dem Gault. Das Gleichstehen mit der belgischen Tourtia ist schon früher von SAEMmann und Anderen als wahrscheinlich bezeichnet worden, der nähere Beweis dafür jedoch nicht bei- gebracht worden. Eine sorgfältige Vergleichung einer nicht umfangreichen Sammlung von Tourtia-Fossilien von Towr- nay, Montignies-sur-roc und Guissignies mit den Einschlüssen des Grünsandes von Zssen hat mich folgende Arten als bei- den Bildungen gemeinsam mit Sicherheit erkennen lassen: Ammonites variıans Sow., Terebratula Nerviensis D’ARcHIAC (Terebratula longirostris Nırsson bei A. RoEMEr), Terebra- tula Tornacensis nD’Arcuıac (Terebratula subundata Sow. bei A. Rormer), Terebratula gallina Bronen., Terebratula pectoralis A. RoEMER (Terebratula arenosa p’Arcuıac), Exo- gyra haliotoidea GorLpruss, Exogyra lateralis Dusoıs, Ostrea carınata Lam. Aus p’Arcurac’s Aufzählung der Tourtia- Fossilien ergeben sich ausserdem als gemeinsame Arten: Terebratula canalieulata A. RoEm., Ostrea macroptera Sow, und Manon peziza Goupr. Eine Vergleichung vollständige- rer Sammlungen der organischen Einschlüsse beider Bildun- gen würde ohne Zweifel die Zahl dieser gemeinsamen Arten noch ansehnlich vermehren. An einigen östlich von Zssen liegenden Punkten treten noch mehrere andere, mit solchen 201 der Tourtia identische, organische Formen hinzu und zugleich wird hier z. B. an dem schon vorher genannten Punkte von Bilmerich bei Unna die Aehnlichkeit des Gesteins und des Erhaltungszustandes der Fossilien bis zum Verwechseln gross. Exemplare der Arca isocardiaeformis Nysr von Dülmerich stimmen in den kleinsten Eigenthümlichkeiten der Erhaltung, wie auch in allen Merkmalen der Form, so vollständig mit vor mir liegenden Exemplaren derselben Art aus der Tourtia von Tournay überein, dass Niemand, dem sie ohne nähere Bezeichnung; vorgelegt würden, an einen verschiedenen Ur- sprung der Stücke denken würde. — Erwägt man nun end- lich noch das gleiche Lagerungsverhältniss beider Bildungen, so kann in Betrefi' der Gleichzeitigkeit ihrer Entstehung kein Zweifel bleiben. Man kann deshalb auch, wenn man, wie es passend erscheint, die Localbenennung Tourtia allgemein zur Bezeichnung des geognostischen Niveaus erhebt, den Grünsand von Zssen geradezu als Tourtia bezeichnen. Auf dem Grünsand von Zssen ruht in der ganzen Er- streckung von Zssen bis in die Nähe von Paderborn die kal- kige Schichtenfolge des Pläners. Derselbe kommt mit Aus- nahme einer geringeren Festigkeit in dem westlicheren Ab- schnitte in allen petrographischen und paläontologischen Merk- malen mit dem Pläner in der Kette des Teutoburger Wal- des zwischen Paderborn und Ktheine überein. Eigenthümlich sind ihm jedoch die an manchen Stellen ansehnliche Mäch- tigkeit gewinnenden Grünsandlagen, welche er umschliesst. Besonders in den Umgebungen der Städte Unna, Werl und Soest sind diese Grünsandlagen von grösserer Bedeutung und sind, als ein in diesem Theile Westphalens allgemein ange- wendetes Baumaterial liefernd, seit langer Zeit bekannt. Sie stellen hier einen graugrünen, aus Quarzkörnern, feinen Kör- nern von Kisensilikat und einem kalkigen Bindemittel be- stehenden Sandstein von ziemlicher Festigkeit dar. Eine selbstständige fossile Fauna besitzen diese Grünsandlagen nicht, sondern die in ihnen vorkommenden Versteinerungen sind Arten des Pläners, die jedoch oft in einem anderen # 702 Verhältniss der Häufigkeit auftreten als in diesem letzteren selbst. Eben so wenig lässt sich ein paläontologischer oder petrographischer Unterschied zwischen der über diesen Grün- sandlagen liegenden Abtheilung des Pläners und derjenigen unter denselben nachweisen. Man gelangt schliesslich in Betreff der Beziehung, in welcher diese Grünsandlagen zu dem Pläner stehen, zu der Ueberzeugung, dass sie als petro- graphisch eigenthümliche, dagegen paläontologisch nicht selbst- ständig ausgebildete Einlagerungen in den Pläner von lokaler Natur anzusehen sind und mit dem Pläner zusammen nur eine einzige, untheilbare, grosse Schichtenfolge bilden. Ein noch ungleich grösseres Areal als der Pläner neh- men in Westphalen Gesteine vom Alter der weissen Kreide ein. Bildungen, welche dieser von D’ORBIENY als Senon- Gruppe bezeichneten obersten Abtheilung der Formation an- gehören, setzen in Westphalen theils Hügelpartien zusammen, welche sich beträchtlich über das umgebende Flachland er- heben, theils nehmen sie auch, grossentheils von einer dün- nen Lage von Diluvialsand bedeckt, grosse Erstreckungen dieses Flachlandes selbst ein. Nach der grossen Zahl und der Vertheilung der einzelnen Punkte, in denen sie an der Oberfläche erscheinen, ist es sogar durchaus wahrscheinlich, dass in dem ganzen weiten Gebiete, welches durch den Nord- abfall des westphälischen Kohlengebirges, durch den Teuto- burger Wald und durch eine von heine an der Ems nach Mülheim an der Ruhr gezogenen Linie begrenzt wird, Ge- steine dieser Abtheilung auch da in nicht bedeutender Tiefe überall vorhanden sind, wo an der Oberfläche nur diluviale Ablagerungen erscheinen. Der orographische Charakter die- ses Gebietes als einer Ebene mit verhältnissmässig nur un- bedeutenden Erhebungen ist zugleich von der durchgängig wagerechten oder sehr wenig geneigten Lagerung dieser Kreideschichten abhängig. Besonders bemerkenswerth ist bezüglich der Verbreitung dieser Bildungen vom Alter der weissen Kreide noch der Umstand, dass sie nirgends dem Pläner unmittelbar auflie- gi e 703 gend angetroffen werden, sondern sowohl von dem dem Nord- abfalle des westphälischen Steinkohlengebirges angelagerten Pläner als auch von demjenigen des Teutoburger Waldes durch eine von diluvialen Ablagerungen gebildete Zone ge- trennt werden. Westlich vom Teutoburger Walde reichen diese den Pläner von den jüngeren Kreidebildungen trennen- den Diluvialablagerungen bis zur Ems und stellen überhaupt die grosse zusammenhängende Diluvialfläche in dem Busen von Münster dar. Die Erklärung dieser Trennung des Plä- ners ‘von den jüngeren Kreideschichten an der Oberfläche ist wahrscheinlich in der durchgängig geringeren Festigkeit der letzteren zu suchen, welche der zerstörenden Kraft der Gewässer während der Diluvialzeit nur geringen Widerstand zu leisten vermochte und die Fortführung der Schichten bis zu dem festeren Pläner hinab gestattete, Die ganze Masse der zu dieser obersten Gruppe gehö- renden Schichten lässt eine’Gliederung in zwei Abtheilun- gen, nämlich eine untere thonigkalkige und eine obere sandige, zu. Die Gesteine der thonigkalkigen Abtheilung zeigen an den verschiedenen Punkten ihres Auftretens unter sich wie- der erhebliche Verschiedenheiten in ihren petrographischen und paläontologischen Merkmalen. Südlich von der Lippe bilden sie einen besonders bei Ztecklinghausen bestimmt her- vortretenden Hügelzug und erscheinen in der Form von Mer- seln, deren Gleichstehen mit der weissen Kreide durch die nicht zahlreichen, aber bestimmten organischen Einschlüsse sicher bewiesen wird. Zu den letzteren gehören namentlich Belemnitella mueronata, Ostrea sulcata, Bourguetierinus ellip- ticus und Asterias quinqueloba. Ganz verschieden von die- sen Mergeln ist die Schichtenfolge, welche die westlich von Münster liegende Hügelgruppe der Baumberge zu- sammensetzt, deren mit kalkisthonigen Mergeln wech- selnde Bänke von gelblichweissem kalkigen Bausandstein jene fossilen Fische einschliessen, welche die Baumberge schon lange bei den Paläontologen berühmt gemacht haben. Zeits. d. d. geol, Ges. IV, 4, 46 704 Ausser jenen auf diese Lokalität beschränkten Fischen ent- hält die Schichtenfolge der Baumberge eine reiche fossile Fauna, deren Arten vorzugsweise von Üoesfeld, welches am westlichen Fusse der Hügelgruppe gelegen ist, angeführt worden sind, welche der Mehrzahl nach aber auch überall im ‚Inneren der Hügelgruppe angetroffen werden. Neben einigen eigenthümlichen Arten. sind’ andere völlig entschei- dend für ein demjenigen der weissen Kreide wesentlich gleich- stehendes Alter. Zu den letzteren gehören wesentlich: Be- lemnitella mucronata, Baculites anceps, Inoceramus Cripsü, _ Östrea vesicularis und Ananchytes ovata. Ausserdem wird durch manche gemeinsame Arten, wie Turrilites polyplocus, Coeloptychium agaricoides und Scyphia Decheni, eine beson- dere Uebereinstimmung mit der Hügelgruppe von Haldem und Lemförde begründet, welche die einzige östlich vom Teutoburger Walde in Westphalen bekannte Partie von Kreidegesteinen darstellt. Wiederum sowohl von den Mergeln von Zeckling- hausen als auch von der Schichtenfolge der Baumberge ab- weichend sind die kreideähnlichen Kalkschichten, welche als die nordwestlichsten Ausläufer des Kreidegebirges in West- phalen niedrige Erhebungen in der Nähe der Orte Ahaus, Stadtlohn, Südlohn, _Oeding und Wesecke zusammensetzen. Eben so eigenthümlich wie ihr petrographischer Charakter, dem zu Folge sie der weissen. schreibenden Kreide von Eng- land und Frankreich näher kommen als irgend ein anderes Gestein des nordwestlichen Deutschlands, ist ihre nur auf wenige Arten beschränkte fossile Fauna. Galerites albo- galera, das bekannte Fossil der weissen Kreide von Eng- land, ist die häufigste, namentlich bei Graes unweit Ahaus leicht in Hunderten von Exemplaren zu sammelnde Art, wel- che jedoch seltener in der typischen spitz konischen Form als in einer Nebenform mit stumpfem zugerundeten Scheitel erscheint. Nächstdem sind Terebratula pisum und die auf diese Gegend in ihrem Vorkommen beschränkte Terebratula Becksü vorzugsweise häufig. Alle ausser dieser vorkommen- 705 den sind bekannte Arten der weissen Kreide, jedoch hier von solcher Seltenheit, dass sie ohne Einfluss auf die Be- stimmung des allgemeinen Charakters der Fauna bleiben. Das häufige Vorkommen eines so bezeichnenden Fossils der weissen Kreide wie Galerites albogalera genügt um den weissen Kalkschichten von Ahaus, Stadtlohn, Südlohn u. s. w. ihre Stelle in der obersten Gruppe der Formation anzuweisen. Wiederum verschieden und doch gleich den vorherge- henden Bildungen wesentlich in das Niveau der weissen Kreide zu‘ stellen ist diejenige Schichtenfolge, welche mit Ausnahme einzelner Partien von Diluvial-Sand das ganze weite Gebiet einnimmt, das östlich durch die Ems, südlich durch die Lippe und westlich durch den Stever-Fluss und die Hügelgruppe der Baumberge begrenzt wird. Diese Schich- tenfolge besteht aus grauen, an der Luft rasch zerfallenden Thonmergeln mit einzelnen eingelagerten, dünnen Bänken oder Platten von grauem Kalkstein. Im Gegensatz zu den bisher erwähnten Gesteinen der kalkigthonigen Abtheilung ist diese Schichtenfolge sehr versteinerungsarm. Die weni- sen vorkommenden Arten sind fast alle bekannte organische Formen der Senon-Gruppe »’Orgıcny’s. Die weiteste Ver- breitung haben: Belemnitella mucronata und Baculites anceps. Ausserdem wurden an einigen Orten Ammonites Lewesien- sis, Micraster cor-anguinum und Ananchytes ovata beobach- tet. Endlich hat die Schichtenfolge mit derjenigen der Baum- berge das Vorkommen fossiler Fische gemein, welche unter Anderem bei Oelde und Sendenhorst in den eingelagerten Kalkbänken aufgefunden wurden, ohne dass jedoch die spe- cifische Identität mit Arten der Baumberge bisher bestimmt ermittelt wurde. In der Hügelgruppe von Stromberg und Beckum erhebt sich die Schichtenfolge ansehnlich über das Flachland und hier gewinnen zugleich die festen kalkigen Schichten eine grössere Entwicklung als anderswo. Sie bilden hier die besonders bei Stromberg, Oelde und Beckum in ver- schiedenen Steinbrüchen gewonnenen plattenförmigen Schich- ten, die in den benachbarten Theilen Westphalens als Flur- 46 * 706 steine benutzt werden. Bei der Versteinerungsarmuth der kalkigen Schichten in dieser Hügelgruppe könnte man durch die Gesteinsähnlichkeit leicht verleitet werden dieselben dem Pläner zuzurechnen, wenn nicht einzelne Exemplare von Belemnitella mucronata, welche in den mit den Kalkstein- bänken wechsellagernden Mergelschichten gelegentlich ange- troffen werden, einer solchen Täuschung entgegenträten. In dem nördlich von der Stromberger Hügelgruppe sich aus- dehnenden Flachlande gewinnen bis über Münster hinaus die festen kalkigen Bänke der Schichtenfolge nirgends mehr eine grosse Bedeutung, sondern sind, kaum 1 Fuss mächtig, sehr sparsam in die thonigen Mergel eingelagert. Wie sich die hier in Rede stehende Schichtenfolge zu derjenigen der Baumberge verhält, ist durch Beobachtung der Lagerungs- verhältnisse nicht ganz sicher festzustellen, doch hat es den Anschein, als liege die letztere ihr auf. Beschränkter, aber doch immer ansehnlich genug ist die Verbreitung der jüngeren sandigen Abtheilung von Gesteinen der Senon-Gruppe in Westphalen. Als typische Entwicklung derselben kann man diejenige betrachten, mit welcher sie in der Hügelgruppe der Zaard zwischen Reek- linghausen und Haltern erscheint. Loser gelber Quarzsand von mehreren Hundert Fuss Mächtigkeit, mannigfach gestal- tete Knauern von grauem Quarzfels und Bänke von rauhem, lockeren, gelben Sandstein sind die Gesteine, welche diese Hügelgruppe zusammensetzen. Die faust- bis kopfgrossen Quarzfelsknauern, welche ein vortreflliches, in einem grossen Theile Westphalens angewendetes Strassenbaumaterial abge- ben, sind in einzelnen der Schichtung entsprechenden Lagen dem Sande eingelagert. Die wenigen, selten mehr als 1 bis 2 Fuss mächtigen Sandsteinbänke erscheinen als zufällige Erhärtungen des Sandes durch Hinzutreten gallertartig aus- geschiedener Kieselsäure als Bindemittel der Quarzkörner. Organische Einschlüsse sind in dem Sande und in den Quarzfelsknauern verbreitet. Häufig sind jedoch nur 3 Ar- ten, nämlich Pecten muricatus, Pecten quadricostatus und 7107 Pinna quadrangularis, deren verkieselte und meistens zer- brochene Schalen überall an der Oberfläche umherliegen. Ungleich seltener finden sich Exogyra laciniata, ı Trigonia aliformis, Pholadomya caudata, Turritella sexlineata, Callia- nassa Faujasii und Credneria sp.? Diese Versteinerungen lassen keinen Zweifel übrig in Betreff der allgemeinen Stel- lung der die Hügelgruppe der Aaard zusammensetzenden Sehichtenfolge. Die früher von mehreren Seiten aufgestellte Ansicht als entspreche dieselbe dem Quadersandsteine Sach- sens und Böhmens wird dadurch völlig beseitigt. Alle ge- nannten Arten (mit Ausnahme des auf die Lokalität be- schränkten Pecten muricatus) sind bekannte Arten der weissen Kreide oder der dieser im Alter gleichstehenden mergeligen und sandigen Bildungen des nordwestlichen Deutschlands. Namentlich ist auch Exogyra laciniata ein weit verbreitetes leitendes Fossil dieser letzteren Ablagerungen, in welchen es am Salzberge bei Quedlinburg ,„ bei Gehrden unweit Hanno- ver und bei Aachen nachgewiesen worden ist. Will man die sandige Schichtenfolge der Haard mit anderen vergleichen, so wird sich immer die nächste Verwandtschaft mit derjeni- gen des Lousberges und Aachener Waldes ergeben. Bei beiden ist loser gelber Quarzsand der Hauptbestandtheil und nur untergeordnet sind in diesen Bänke von festem Gestein eingelagert. Auch die fossilen Faunen beider Schichtenfol- gen zeigen viel Uebereinstimmendes.. — Wenn in solcher Weise die organischen Reste das Mittel bieten, die Zugehö- rigkeit der sandigen Schichten der Haard zu der jüngsten Abtheilung der Kreideformation, der Senon- Gruppe p’OR- BIiGny’s, zweifellos zu bestimmen, so scheinen sie dagegen ihren Beistand zu versagen, wenn es sich darum handelt, das nähere Altersverhältniss der Zaard zu anderen jüngeren Kreidebildungen Westphalens und namentlich zu dem Mer- gel von Zecklinghausen und der kalkig: oder sandig mergeli- gen Schichtenfolge der Baumberge zu ermitteln. Hierbei köunen nur die Lagerungsverhältnisse entscheiden. Diese weisen nun besonders in dem südlichen Theile der Auard 708 eine Auflagerung des Sandes mit Quarzfelsknauern und Sand- steinbänken auf den Mergel von Zecklinghausen nach und lassen keinen Zweifel, dass der Sand das jüngere der beiden Glieder sei. Da nun der sandige Mergel von Recklinghau- sen nach seinen Einschlüssen ein wesentlich gleiches Alter mit der Schichtenfolge der Baumberge hat, so wird auch diese letztere älter als der Sand der Zaard sein müssen. Nördlich von der Lippe haben sandige Gesteine, welche wesentlich mit denjenigen der Haard übereinstimmen, eine noch . weitere Verbreitung als in der Haard selbst. Sie setzen namentlich die nordwestlich von Haltern gelegene Hügelgruppe der Hohen Mark zusammen, deren Bildung völlig derjenigen der Haard entspricht. Auch weiterhin bis Borken sind sie verbreitet und setzen namentlich in der Ge- gend von Gross-iteken und Klein-Reken flache Hügelzüge zusammen. Ja in einzelnen Partien lassen sie sich noch viel weiter gegen Norden bis Stadtlohn und Ahaus verfolgen. Eine ansehnliche Entwicklung gewinnen sie ferner in der Gegend von Coesfeld und Dülmen. Die kalkıgen Sandsteine von Dülmen, deren organische Einschlüsse lange bekannt und durch GoLpruss und A. RoEMmER zum Theil beschrie- ben worden sind, müssen als ein vollkommenes Aequivalent der sandigen Gesteine der Haard betrachtet werden. Eine etwas verschiedene Entwicklung gewinnen die sandigen: Ge- steine in der Gegend von Cappenberg nördlich von Lüzen an der Lippe, wo namentlich auch der das Schloss Capper- berg tragende, plötzlich aufragende Hügel aus ihnen besteht. Eigenthümlich ist hier besonders die stärkere Entwicklung von Quarzfelsbänken. Uebrigens lässt sich trotz des etwas verschiedenen petrographischen Verhaltens durch die organi- schen Einschlüsse auch für diese sandigen Gesteine der Ge- gend von Cappenberg ein wesentlich mit demjenigen der Haard ‚übereinstimmendes Alter nachweisen. Schliesslich ergiebt sich folgende Uebersicht der west- phälischen Kreidebildungen: 709 I. NWeocom-Gruppe (Hils; Lower greensand). Gelber Sandstein des Teutoburger Waldes, der die höch- sten Rücken dieses Gebirgszuges zusammensetzt; schwarzer Thon mit Sphärosiderit-Nieren bei der Saline Gottesgabe und im Bette der Ems bei /theine; gelber sandiger Kalkstein des Gildehäuser Berges bei Bentheim. HE. Turon- Gruppe. 1. Untere Abtheilung („Etage cenomanien” D’ORBIGNY’S). Grünsand von Zssen, dem Kohlengebirge unmittel- bar aufgelagert und vom Pläner bedeckt, zwischen Mülheim an der Ruhr und dem Alme-Thale in der Nähe von Pader- born, mit der Tourtia Belgiens identisch; Flammenmer- gel d. i. eine kieseligthonige Schichtenfolge zwischen dem Neocom - Sandsteine und dem Pläner in dem Teutoburger Walde. 2. Obere Abtheilung. Weisse Plänermergel und Plänerkalke mit eingelagerten Grünsandlagen am Nordabfalle des westphälischen Kohlen- gebirges zwischen Essen und Paderborn, ferner in der Kette des Teutoburger Waldes zwischen Paderborn und Rheine; endlich in einigen niedrigen Ausläufern südwestlich von Rheine. EIS. Senen- Gruppe. 1. Aeltere thonigkalkige Gesteine. Kalkige Mergel, die den Hügelzug zwischen Osterfeld, Recklinghausen und Lünen zusammensetzen; graue Thon- mergel mit sparsam eingelagerten, festen Kalksteinbänken, welche in dem weiten Gebiete zwischen der Ems einerseits und der Hügelgruppe der Baumberge so wie dem Stever- Elusse andererseits besonders nördlich von der Lippe ver- breitet sind und namentlich auch die Hügelgruppe von Sirom- berg und Beckum zusammensetzen; kalkigthonige versteine- rungsreiche Schichtenfolge der Hügelgruppe der Baumberge 710 und der Hügeleruppe von Haldem und Lemförde; weisse kreideähnliche Kalke der niedrigen Hügelzüge von Ahaus, Stadtlohn, Südlohn, Wesecke und Oeding. 2. Jüngere sandige Gesteine. Gelber Sand mit Lagen von Quarzfelsknauern und Sand- steinbänken in den Hügelgruppen der Haard und der Hohen Mark bei Haltern, ferner in. den Hügeln zwischen Klein- Reken und Borken; grauer kalkiger Sandstein von Dülmen ; aus Quarzfelsbänken und thonigen Schichten zusammenge- setzte Schichtenfolge der Hügelgruppe von Cappenberg. 2. Herr Grocker an Herrn v. CARNALL. Breslau, den 12. October 1852. Im zweiten Hefte dieses Bandes der Zeitschrift der deut- schen geologischen Gesellschaft S. 228 hat Herr Prof. Dr. Kun eine Notiz über ein neues Vorkommen von Basalt in Oberschlesien, nämlich bei Bieskaw, 4 Meile von Kutscher, mitgetheilt. Das Mineralien-Kabinet der hiesigen Universität besitzt ausgezeichnete frische Exemplare dieses Basaltes, wel- cher grüne und braune Olivinkörner, so wie hin und wieder auch sehr kleine Körner von blassgrünem und graulichgelbem Speckstein enthält. Im Thale unterhalb des Bieskauer Ba- salthügels ist dickschiefrige feinkörnige Grauwacke mit spar- sam eingesprengtem Schwefelkies anstehend. Dieses Basaltvorkommen erinnert mich an ein anderes in Niederschlesien, welches, so viel mir bekannt ist, bisher gleichfalls nirgends erwähnt und auch auf keiner Karte, sich verzeichnet findet. Es ist dieses eine unregelmässig zerklüf- tete, mächtige Basaltmasse mitten im Walde in der Nähe der sogenannten Buschmühle und eines Jägerhauses - Stunde von Eichau unweit Münsterberg. Ausser eingesprengtem, aber srösstentheils verwittertem Olivin und sparsamen Körnern von Magneteisenerz bemerkt man in diesem Basalte häufig Ein- 711 schlüsse von feinkörnigem Granit und von einem rothen po- rösen Gestein. Ich fand darin unter Anderem eine kugel- ähnliche Granitmasse von ungefähr 1 Fuss im Durchmesser, welche auch nach dem Herausschlagen noch fest mit einem Theile des Basaltes verwachsen blieb. Schon in älterer Zeit scheint ein kleiner Bruch in diesem Basalte angelegt gewesen, ‘derselbe aber dann lange Zeit unbenutzt geblieben zu sein; erst im vorigen Jahre hat man auf Veranstaltung des Herrn Land- rathes des Münsterberger Kreises, in dessen Begleitung ich den Bruch besuchte, diesen wieder zu bearbeiten angefan- gen. — Unter den Geschieben der Münsterberger Gegend finden sich auch Geschiebe von Basalt. Besonders der Auf- merksamkeit werth scheinen mir aber die Geschiebe von Grauwackenkalkstein zu sein, welche auf den Sandbergen ganz nahe bei Münsterberg vorkommen und ebensowohl silu- rische als devonische Petrefakten enthalten. Ich fand nämlich in einigen derselben Orthoceratiten, Graptolithen (Graptoli- thus scalaris), eine Orthis, eine Fenestella (?) etc., in ande- ren Cyathophyllum turbinatum, Calamopora gothlandica und spongites, Abdrücke eines Spirifer, sehr kleine, stark gerippte Terebrateln, kleine Enkrinitenstielglieder u. dgl.; manche dieser Petrefakten lagen in Menge beisammen und unterein- ander wie in dem bekannten Dudleykalk. Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir noch, Ihnen von einem Vorkommen von Süsswasserquarz in Kürze Nachricht zu geben, welcher sich unter einer schwachen Sandlage bei Rothhaus in der Nähe von Komprachezitz, südwestlich von Oppeln, findet und im vorigen Jahre gebrochen worden ist. Derselbe hat eine theils sehr feinkörnige, theils dichte Be- schaffenheit, splittrigen Bruch, grosse Festigkeit, ist ungemein schwierig zersprengbar, von blassgrauer Farbe, nur stellen- weise durch Eisenoxydhydrat gelblich gefärbt und schliesst schmale, hohle, cylindrische, tubicaulisähnliche Röhren so wie auch schilfartige Abdrücke ein. Wie weit sich diese Abla- gerung erstreckt, ist unbekannt; ihre Mächtigkeit scheint nur gering zu sein. 712 3. Herr Murenison an Herrn L. v. Buch. Belgrave Square, den 6b. December 1852. Ich beschäftige mich mit einer octav Siluria, die ich Ihnen nächsten Sommer hoffe überreichen zu können. Ich finde, dass Deutschland mit einem Male einen so grossen Reichthum an silurischen Resten gezeigt hat, dass ich in. meinem kommenden Auszuge etwas mehr darüber sagen muss, | Ich habe Alles gelesen, was Herr Rıcurer über den östlichen Thüringer Wald gesagt hat und seine Nereiten, Myrianiten, Graptolithen und Trilobiten erzählen zu klar die Geschichte um missverstanden zu werden. Es ist sicher eine grosse Masse ächter untersilurischer Schichten. In dem Durchschnitte des Herrn Rıc#ter am Ende seiner Karte bin ich jedoch mit seiner Trennung in Ober- und Untersilur nicht einverstanden; auch die in Herrn EngeLnArpDr’s Brie- fen an Herrn Beyrıcu aufgestellten Anschauungen theile ich durchaus nicht; ich vermuthe vielmehr, dass man dort den Aymestrykalk nicht von dem Wenlockkalke unterscheiden kann. Ich habe nur eine vage Erinnerung von manchen dieser Grauwackenschichten und damals war ich der Meinung, dass einige dieser Schichten sowohl mit meinem Ober- als mit meinem Untersilur parallelisirt werden könnten. Ich möchte diese Gegenden noch ein Mal wieder besuchen und hoffe es nächsten Sommer auszuführen, am liebsten in Ihrer Gesell- schaft. Die Fucoiden des Herrn Rıcurer sind sehr schön. 4. Herr Scamirz an Herrn v. Grrost ın Washington (mitgetheilt durch Herrn Ar. v. Humsorpr.) San Francisco, den 14. September 1852. Eine Thatsache, welche ich in den hiesigen Goldregio- nen an verschiedenen Stellen wahrgenommen habe und wel- che bisher ganz übersehen zu sein scheint, wird gewiss so- 713 wohl Herrn v. Humsorpr’s als Ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es ist die Entdeckung oder das Vorkommen von gediegenem Quecksilber und Goldamalgam in fast allen Distrikten, wo Gold gefunden wird. Bei meiner Anwesen- heit in Mariposa war ich so glücklich, von dem besagten Goldamalgam in sehr flüssigem Zustande eirca 2 Unzen zu erhalten und zwar unmittelbar vom Fundorte in einem leicht zusammengebackenen, feinen Gerölle von Grünstein und Schal- stein, welches sich in einem sogenannten Gulch — kleinen Seitenthale — unter einer nach seiner ersten Ablagerung noch nie von der Stelle bewegten, 7 bis'8 Fuss dicken Schicht von dichter Thonporphyrerde vorfand, und gleichzeitig einige Loth Gold in solchen zarten und zerbrechlichen Formen, dass sie völlig zerstört worden sein würden, wenn sie nur kurze Zeit zwischen den Geschieben der Flüsse fortgerollt worden wären. Noch eines nicht weniger interessanten Gegenstandes muss ich kurz Erwähnung thun. Unter einem der hiesigen bei der Stadt nach Südost gelegenen Sandhügel, welcher zur Auffüllung eines Theils der Plätze am Hafen abgetra- gen wird und zwar circa 30 Fuss unter der Oberfläche und unter einer 6 bis 7 Fuss starken Schicht von Muschelschalen, ist man auf einen Begräbnissplatz gekommen, indem man dort eine Menge mehr oder weniger verwester menschlicher Gebeine, Geräthe und Zierrathen vorfand, und wonach ich zu glauben veranlasst bin, dass die hiesige Stelle schon lange vorher bewohnt gewesen sein muss, ehe sie die gegenwärtige Form hatte, und dass sie danach wieder eine Zeit lang unter die Oberfläche des Meeres — und zwar vielleicht zweimal — versenkt worden ist; denn die Knochen - Ueberreste finden sich im Sande unter den besagten noch nicht durchbrochen gewesenen Muschelschichten und über denselben befindet sich 23 bis 24 Fuss hoch aufgeschichteter Sand. Ich schliesse daher: der Platz. war bewohnt, ehe die Muschelschichten, die übrigens eine bedeutende Ausdehnung in Länge und Breite haben, abgelagert waren; er versenkte sich danach unter die Oberfläche des Meeres und die Muscheln wurden 714 darauf deponirt; vielleicht auch vor und nach die verschie- denen Sandschichtungen, was mir aber aus mehreren Grün- den unwahrscheinlich scheint, und dann erhob sich das Ganze wieder zu dem gegenwärtigen Niveau. Ich habe mir zwei noch ziemlich gut erhaltene Schädel zu verschaffen gesucht, welche jedenfalls von den Ur-Ur-Einwohnern von Californien herrühren und darum schon allein merkwürdig sind und war auch so glücklich, einen kleinen steinernen Mörser nebst Pistil zu erwerben, welche bei den Knochen gefunden wur- den. Wenn Sie glauben, dass diese Gegenstände ein will- kommener Erwerb für eines unserer vaterländischen Museen seien und die Fracht davon bezahlt wird, so bin ich bereit, dieselben mit einer Erläuterung und näheren Beschreibung ihres Fundortes an Sie zu senden. 3. Herr A. Prinz Scnönsıcn-CAroLatr an Herrn Weiss. Tarnowitz, den 9. Februar 1859. Beifolgend erlaube ich mir Ihnen ein Paar Stücke Stein- kohle zuzusenden, in denen gangartig ein mir unbekanntes und vielleicht ganz neues Fossil auftritt, was seinem chemi- schen Verhalten nach grosse Achnlichkeit mit dem Honig- stein zeigt, und auch in Farbe und Glanz an denselben erinnert, aber von der bei letzterem Fossil so ausgezeichne- ten Krystallform nicht die geringste Andeutung zeigt, son- dern nur strahlig-blättrig und traubenförmig auftritt. Dieses Fossil wurde vor wenigen Tagen in einer Strecke auf dem Pochhammer-Flöz der Steinkohlengrube Königin Louise zu Zabrze von dem Geschwornen MEıTzEn aufgefunden, welcher es als eine eigenthümliche Abänderung des in ähnlicher Weise daselbst auftretenden Schwerspathes ansah und mir mittheilte. Für letzteren hielt ich das Fossil nun allerdings nicht, wusste jedoch nichts anderes daraus zu machen, und musste zu Löthrohr und Reagentien greifen. Hier zeigten sich nun folgende Erscheinungen: Beim Zerreiben backt es 715 zusammen nach Art des Colophoniums und verhält sich auch ähnlich zwischen den Zähnen, an diesen haftend. Im Kol- ben giebt es sehr viel Wasser unter Entwickelung eines brenzlichen Geruches und färbt sich hierbei in der Glühhitze schwärzlich, was mich sogleich auf eine organische V erbin- dung schliessen und in Analogie mit dem Honigstein Thon- erde als Basis ahnen liess. Dieses bestätigte sich auch, denn das bei starkem Feuer sich weiss brennende Pulver gab mit Kobaltsolution eine dunkelblaue Färbung. Eine andere Probe behandelte ich nun mit heisser Salpetersäure, worin mir die Lösung bis auf einen unbedeutenden, zwischen den Zähnen knirschenden Rückstand gelang, was bei verdünnter Chlor- wasserstoffsäure nicht der Fall gewesen war. Oxalsaures Ammoniak und Schwefelsäure gaben keine Niederschläge, wohl aber Kalı unter Zusatz von Ammoniak den charakte- ristischen gallertartigen Thonerdeniederschlag. Diesen trennte ich nun von der Flüssigkeit, welche die Säure an Kali oder Ammoniak gebunden enthalten musste. Nachdem die Lösung mit Salpetersäure wieder schwachsauer gemacht war, wurde essigsaures Bleioxyd zugefügt (mit welchem auch Honigstein- säure einen Niederschlag giebt) und es entstand auch alsbald ein flockiger, sich bald zu Boden setzender Niederschlag von —saurem Bleioxyd, der eine schmutzigweisse Farbe mit schwachem Stich ins Gelbliche besitzt. Hiernach dürfte also das Fossil die Verbindung einer der Honigsteinsäure ähn- lichen organischen Säure, eines Zersetzungsproduktes der Steinkohle (die auf diesem Flöze sehr fett und backend ist) mit Thonerde und Wasser sein, wenn es nicht etwa Honig- stein ın einer anderen Form, also ein Isomerismus, ist oder sein älterer Bruder aus der Steinkohlenformation. 6. Herr Emmricn an He:ro Weiss. Meiningen, den 25. November 1852. Auch in diesem Jahre konnte ich den liebgewonnenen Alpen nicht entsagen, wenngleich ich anfänglich aus man- 716 cherlei triftigen Gründen mehr in der Nähe bleiben wollte und zwar im Uebergangsgebirge. Pfingsten hatte ich schon den interessanten Entdeckungen EnsELHarpT’s einen flüchti- gen Besuch abgestattet; eine Abhandlung über das Traun- gebiet lag ausgearbeitet vor mir; da konnte ich es in letzter Stunde nicht über das Herz bringen, einen wichtigen Punkt in demselben nicht zur Erledigung gebracht zu haben, den über das Alter gewisser oolithischer Kalke, die in der Zu- sammensetzung der höheren Gebirgsketten und Gipfel eine wichtige Rolle spielen, und ich glaube, ich habe besser daran gethan, statt die Untersuchungen, welche Andere begonnen haben, fortzuführen, da fortzuarbeiten, wo ich mir selbst meine ersten Wege gebrochen habe und nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten, innerer wie äusserer, endlich zu be- friedigenden Resultaten gelangt bin. Meine Reise war freilich diesmal nur zu kurz. Am 2. August brach ich auf, am Abend des 3. war ich in Mün- chen, wo ich nur meinen Freund Ror# besuchte, meinen Pass in Ordnung brachte und dann mich aufmachte um auf dem langweiligen Weg über Peiss zum Chiemsee zu gelan- gen. So langweilig wie Andern wurde mir freilich der Weg nicht, überall gab es Kiesgruben zu untersuchen, unter de- nen mir die bei Dürehaar am interessantesten war, weil ıch nämlich in dem Diluviallehm, der die erratischen Gerölle und Blöcke umschliesst und der das geschichtete, vornehmlich aus Kalkgerölle gebildete Diluvium bedeckt, das wahrschein- liche Material, aus dessen Zerstörung der Lehm hervorge- gangen ist, in den feinkörnigen thonigen Molassesandsteinen fand, die noch in zahlreichen Bruchstücken in dem Lehm lagen. Dann interessirte in Peiss der ausserordentliche Was- serreichthum, fast jedes Haus hat seinen springenden Brun- nen. Den Zusammenhang der vielen „—Brunnen” Sauer- lach, Sieghards-, Gras-, Hohenbrunnen und Brunnenthal in der Umgegend konnte ich bei der blossen Durchreise nicht ausfindig machen. — Auf das erste feste, anstehende Gestein traf ich bei Kzrchdorf, wo ım Chauseegraben der Molasse- N 717 sandstein entblösst ist. So gab’s doch immer Beschäftigung bis Traunstein, der herrlichen Blicke ins Gebirge und über den Chiemsee nicht zu gedenken. Am 6. war ich in Traun- stein; aber das Wetter war so viel versprechend nach dem Ge- witter des vorhergehenden Abends, dass ich den freundlichen Aufforderungen dortiger Freunde zu bleiben standhaft wider- stand und noch nach /nzell ging. Dass ich bei dieser Eile das mir schon bekannte Auftreten der kohlenführenden Süsswassermolasse, deren Sandstein ausgezeichnete Dicoty- ledonenblätter führt, unter der Meeresmolasse an der blauen Wand, und ebenso das Vorkommen des Neubeurer Marmors (Nummulitenkalkes) bei Molberding nicht mit grosser Auf- merksamkeit nochmals untersuchen konnte, liess sich nicht ändern. Der andre Tag, Sonntag den 7. Septbr., brachte mir dafür eine äusserst lohnende Excursion auf den ZAau- schenberg. Hier mussten den Lagerungsverhältnissen nach dieselben oolithischen carditaführenden Kalke vorkommen, wie ich sie von Herrn Revierförster Meyer, als vom Staufen stammend, erhalten und selbst schon vom Wössener Kienberg mitgebracht hatte; und so war es auch. Das Hauptgestein des Berges, : worin die einst reichen, nun verarmten Blei- und Zinkgruben stehen, ist der untere Alpenkalk, hier ein Dolo- mit, dessen Schichten südliches Einfallen besitzen. Ueber ihnen lagerten auf der Höhe kleinkörnige oolithische Kalke und damit dieselben grosskörnigen, deren Oolithe Cardita cf. erenata nebst einigen anderen Fossilien als Kern besitzen. Die kleinkörnigen, hier aussen bräunlichgelben, innen sehr dunkelgrauen Gesteine passen auf ScharuazurL’s Beschrei- bung. Die Petrefaktenführung fand ich nicht mannigfaltig. Am südlichen Fusse der Rauschenberggehänge standen an der Schwarzachen die Gervillienschichten an von der ganz ge- wöhnlichen Zusammensetzung, graue Kalkplatten, oft innen erfüllt von Schalen und auf der Ablösung von ihnen bedeckt, getrennt von einander durch dunkle thonige Zwischenschich- ten. Der Zusammenhang dieser beiden Bildungen, die ich nur für eine verschiedene Facies derselben Bildung ansah, 718 war hier nicht klar; die Ueberlagerung der oolithischen Kalke über den untern bleierzführenden Kalkstein und Dolomit war aber unbestreitbar festgestellt. — Da ging es dann am näch- sten Tag, den 8., auf den Wössener Kienberg, einen herr- lichen dem vorigen an Höhe nichts nachgebenden Berg, der mit seinen steilen Felswänden einer Festung gleich sich noch kopfhoch über seine nächsten Berge erhebt. Man begreift wie an ihn sich Sagen knüpfen können über verborgene Schätze, ein Glaube. der jetzt noch in den Köpfen der Leute spukt, so dass noch gegenwärtig Bergbau auf Kiese, worin Gold und Silber vermuthet wird, geführt wird. Kluge Frauen und Teufelsbanner werden dabei mehr gefragt als Bergleute. Zwei Menschen sollen dabei umkommen, ehe die bösen Geister gebannt sind; zu ersterem kann es noch kommen, denn Ein Bergmann ist schon beim Schiessen des festen Kalksteines ums Leben gekommen. Diesen Berg hatte ich schon früher von Zlötkelmoos aus besucht. Der grobe aber sonst gute Almweg, der durch die Klamm hin- aufführt, zeigte rechts und links denselben untern Alpenkalk und Dolomit und eingeklemmt zwischen ihm leichtverwitter- bare, feinkörnige, sandıge Schichten und die oolithischen Kalke, hier ziemlich reich an Cardita cerenata, an Crinei- deen, Cidarisstacheln u. s. w.; eine Bildung, die dann ost- wärts über die Höhe des Berges, in Süd und Nord von den Kalken überragt, fortsetzt. Die Gleichheit des Gesteins zu beiden Seiten erklärte sich nun durch ein Zusammenfalten des Gesteins, während ich auf meinen ersten Reisen hier einen dem untern ähnlichen obern Kalk im Hangenden ange- nommen hatte. — Diesmal griff ich den Berg von seiner Südseite an. Dort hat eine Holzriesen Anlass zur Bildung eines beginnenden Grabens gegeben, der mir schon lange als Fundort der ausgezeichnetsten Petrefikate der Gervillien- bildung, besonders einer reichen Bank gefalteter Austern, bekannt war. Hier wurde reiche Beute zusammengetragen, da ich einen Führer mit hatte, der des schwierigen Berges kundig war, einen am Kienberg beschäftigten Holzknecht. Pr 719 In diesem Graben nun fand ich im Liegenden, d. h. ge- gen den untern Alpenkalk der Südgehänge des Kienbergs, in unmittelbarer Verbindung mit den Gervillienschichten auch die oolithischen Bänke, ganz von der gleichen Struktur, von der gleichen Farbe selbst wie die grobkörnigen Oolithe der Klamm und der Kienberghöhe, ganz wie am Rauschenberg und Staufen. Meine Freude war gross; auch im Eipelgraben bei Siaudach hatte ich solchen oolithischen Kalk mit den Gervillienschichten in Verbindung gefunden; dass sie zu- sammengehörten, war nun hinreichend constatirt; die Ueber- einstimmung mit dem petrefaktenleeren oolithischen Gestein von der Höhe des Hochgern war in petrographischer Beschaffen- heit so gross, dass mehr als Wahrscheinlichkeit für die Zu- sammenstellung auch dieses Gesteins mit dem erstern sprach. Auf die Aussicht von der Höhe des Kienbergs hatte ich mir auch diesmal vergebens Rechnung gemacht; ich war bald in Wolken eingehüllt und ehe ich /tuhpolding erreicht hatte, war der Regen da. Der 9. Septbr. war ein Regentag. Am 10. bestieg ich den Hochfellen bei herrlichstem Wetter; eine reiche Ausbeute an Korallen aus den oberen Schichten des unteren Alpenkalkes war der Lohn zugleich mit klarster Aussicht hinaus ins Flachland sowohl wie hinein in das Innerste der Alpen; zwischen dem Loferer Steinberg und dem Hohen Kaiser lag die Reihe der Pinzgauer Ferner, scharf vom dun- klen Himmel absetzend, vor ıhnen sah man noch ein Stück der grünen Uebergangszone von Kützbiehl. Die Aussicht war zu klar um dauerndes Wetter zu versprechen, und so war es auch, den nächsten Tag trieb mich der Regen nach Traunstein; doch der darauf nächste Tag sah mich wieder in der Hochfellengruppe; unter Nebel und Regen beging ich die mir noch unbekannte Nestelau und Haaralp, und fand dann hier eine solche vielfache Zusammenfaltung des rothen Marmors und Neocoms, der sich mit ost - westlichem Strei- chen südlich an den älteren Kern der Hochfellengruppe an- schliesst, wie ich sie nicht vermuthet. So war denn auch die Hochfellengruppe in den mir noch unbekannten Theilen we- Zeits. d. d. geol. Ges. IV. 4. 47 « 720 | 2. nigstens ihren Hauptzügen nach bekannt geworden. Nach Inzell und Unken hatte ich Briefe dirigirt und bei obwalten- den Umständen war ich ungeduldig sie zn erhalten. So ging ich denn andern Tags, den 13., nach /nzell hinüber, lernte dabei die Fortsetzung der Amaltheenkalke, der oberen rothen Marmore und Aptychusschiefer kennen, die vom Westerberg bei Auhpolding nach dem Zellerberg hinüber fortsetzen und endlich hinter dem Hügel bei Hättern ihr östliches Ende finden. Es ist dies eine schmale Zone, deren Westende am Ufer des Chiemsees liegt. Jenseits der Traun, im Westen, liegen sie, getrennt durch die Gervillienschichten von ihm, angelagert an den unteren Alpenkalk und Dolomit, der an der Nordgrenze zu einer ausgezeichneten Rauchwacke ge- worden ist, an deren Nordseite weiter westlich im Beurn- graben wieder Gervillienschichten und Amaltheenmergel sich anlagern. S. Wester berg. N. y 7 N Haargassenrücken. im DisseneBın St. Georg. RN: a // = BISSIIE Di A Bo Am @ Ua R r { N. HN Beuern. 7 | IN BLIEB N Am Am Ua Unterer ee R Rauchwacke. G Gervillienbildung. Am Lias. Amaltheenmergel. Rm Oberer rother Marmor (Oxford). A Aptychusschiefer. Merkwürdig ist, dass diese schmale Zone von Vorbergen vor den mächtigen Höhen des Hochgern und Hochfellen so weit ostwärts zieht, während die Gruppe des Hochfel- len selbst mit dem Ruhpolding - Kessel abschneidet. We- nigstens auf dem ersten Blick fällt es auf; wenn man 721 aber im Norden und Osten und Süden den älteren Kern des Hochfellen von jüngeren Gliedern bis zum Neocom umringt sieht, so hört es auf merkwürdig zu erscheinen; es erscheint vielmehr als die natürliche Folge von dem eigenthümlichen Bau derselben. — Dem Zellerberg gegenüber erhebt sich der ältere Kalk des Rauschenbergs, der westwärts gegen den Kien- berg sich weiter fortsetzt. — Von Inzell nach Schnitzlreit blieb ich im Gebiet des unteren Kalkes; erst da beginnt wie- der Gesteinswechsel. Rothe Marmore werden am Müllers- berg gebrochen, Versteinerungen der Gervillienbildung führen die Bäche von der Westseite bei Pass Melleck herab. Bei Unken kam ich wieder ins Gebiet des Neocoms. Trotz der ungünstigen Witterung versuchte ich es Sonntag am 14. auf die Zoferalp zu kommen; freilich beobachten liess sich nicht viel, erst Regen, dann Dunkelheit waren nicht eben förder- lich. Auch die Ammoniten, Liasammoniten, fand ich abge- lesen. Dagegen brachte der nächste Tag trotz des Regens noch gewünschte Aufschlüsse auf dem Weg zur Schwarz- bachklamm hinab, er lieferte ein vollständiges Profil von den sogenannten Madreporenkalken über die gewöhnlichen Ger- villienschichten, über die rothen Marmore zu den Aptychus- führenden Kalkschiefern. Doch meine Zeit war dem Ablau- fen nahe; so ging ich denn ‚noch desselbigen Tages von Un- ken über das Heuthal nach Ruhpolding zurück und machte dann am 16. und 17. noch einen Periplus um die Gruppe des Hochgern. Meine Kiste war bald gepackt und am Mor- gen des 21. war ich wieder daheim. Das war eine flüchtige Uebersicht des Verlaufs meiner diesjährigen Reise. Am Resultat meiner früheren Reisen hat diese, in der ich mit aller Unbefangenheit beobachtet habe, nicht gerüttelt, es wurde bestätigt; nur die Sandsteinbildung von Hocherb erwies sich nicht als Lias, mit dem ich sie, nicht ohne Zweifel zu äussern, zuletzt verbunden hatte, sondern jünger als die Aptychusschiefer. Interessant war es mir rothe quarzführende Porphyre unter dem Geröll, was er führt, zu finden. Ze ——————— nn 47 * 122 7. Herr Mezyn an Herrn Beyrıcn. Kiel, den 7. December 1852. Bei der Stadt Zauenburg sind im Verfolg der Erdar- beiten Braunkohlenflöze aufgedeckt, wenn man die Syl- ter ausnimmt, die nordwestlichsten von allen; sie liegen über dem schwarzen Thon, sind aber auf eine so furchtbare Weise zerrüttet und mit dem zwischenliegenden Glimmersand durch einander gewühlt, dass sich nähere Angaben gar nicht ma- chen lassen. 8. Herr Rırmn an Herrn v. ÜCARnNALL. Stolberg am Harz, den 16. Februar 1859. Schon seit einigen Jahren befindet sich ein jüngerer Bruder von mir in Californien, der sich als Berg- und Hüt- tenmann angelegentlichst bemüht hat, das Eigenthümliche der Goldminen und ihre vortheilhafteste Ausbeutung genau kennen zu lernen. Die ausserordentlich günstigen Aussich- ten auf Gewinn, welche ein rationeller Grubenbetrieb der goldhaltigen Quarzgänge darbietet, haben in ihm den Wunsch erregt, dass gleich den Engländern und Franzosen auch die deutschen Kapitalisten sich vereinigen möchten, um von dem dortigen unermesslichen Reichthum unserm Vaterlande einen Theil zuzuwenden. Und nun diese hochwichtige Angelegen- heit anzubahnen, hat er in Gremeinschaft mit seinem Lands- mann und Kameraden Rampour die nachfolgende Aufforde- rung d. d. San Francisco, September 1852 zur Veröffentli- chung mir zugeschickt. Der Umstand, dass weder mein Bruder noch sein Freund mit ihren Mittheilungen irgend eine eigennützige, unlautere Spekulation beabsichtigen, — denn beide haben theils durch gewerkschaftliche Dienstanstellungen, theils durch den Be- trieb eigener Goldminen ihre Existenz nach Wunsche ge- sichert, — entfernt wohl von vorn herein jeden Verdacht einer Uebertreibung ihrer Angaben. 723 „Die hohe Bedeutung, welche Californien seit der Entdeckung seines Goldreichthums im Jahre 1848 bereits erlangte, hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht; von Jahr zu Jahr steigt die Produktion des kost- baren Metalles, erweitern neue Entdeckungen die Ausdehnung des Mi- nendistriktes, führen Erfahrungen mit unermüdlichen Schurfversuchen verbunden an vielen älteren Minenplätzen zur Auffindung nicht selten reicherer Goldablagerungen als die anfänglich entdeckten. Ein Jeder, welcher die goldführenden Geröllablagerungen Califor- niens, sei es im Norden an der Grenze Oregons oder im Süden nahe dem durch seinen Goldreichthum und Schatz an andern edlen Metallen schon seit Jahrhunderten bekannten Sonora in Mexico, aufmerksam beob- achtet hat, muss zu der Ueberzeugung kommen, dass dieselben noeh eine längere Reihe von Jahren hindurch eine ausserordentliche Goldausbeute gewähren werden, und dass durch sie dem einzelnen Arbeiter oder Ar- beiterassoeiationen, deren Theilnehmer ausser ihrer Handarbeit nur ein geringes oder gar kein Kapital einzulegen haben, noch für lange Zeit ein so hoher Gewinn gesichert ist, wie der renen Handarbeit noch nie in der Welt dargeboten sein mag, noch vielleicht jemals wieder dargeboten werden wird. Diese dem einzelnen Arbeiter so günstigen Verhältnisse treten aber einer jeden grösseren Unternehmung, welche durch ein Kapital unter- stützt ist, um durch Anlegung von Waschwerken u. s. w. eine rationel- lere und damit gewinnbringendere Ausbeutung der Goldseifen zu erzielen, durchaus hemmend entgegen. Der ungestörte Besitz einer grösseren Strecke Landes im Golddistrikte ist hierbei durchaus erforderlich, und dieses möchte bei den gegenwärtigen Verhältnissen in keiner Weise, oder wenigstens nur durch enorme Aufopferungen, welche einen jeden Gewinn paralysiren würden, zu erlangen sein. Gänzlich verschieden von jenen sind die Verhältnisse bei der Ge- winnung des Goldes aus dem Quarz. Es ist dies eine rein bergmän- nische Unternehmung, bei welcher nicht Handarbeit, sondern ein grös- seres Kapital die wesentliche Bedingung ist, um die bergmännische Ausrichtung des Quarzganges zu beschaffen und die für Verarbeitung der Erze erforderlichen Stampf- und Amalgamations-Werke herzustellen, Nach unserer vollen Ueberzeugung ist hier dem Kapitalisten ein weites und sehr dankbares Feld eröffnet, und gerade den gegenwärtigen Zeit- punkt müssen wir für eine derartige Unternehmung ausserordentlich günstig halten. Dieser Industriezweig ist hier im Lande noch im Be- ginnen; der Besitz eines Ganges noch leicht zu erlangen, da die Con- currenz noch nicht sehr bedeutend. Die Verhältnisse dieses Landes im Allgemeinen sind bereits in jeder Beziehung gesichert genug, um die An- legung eines grösseren Kapitals unbedenklich erscheinen zu lassen; die Preise der Lebensmittel und des Taglohns endlich billig genug, ein sol- ches Unternehmen mit sicherer Aussicht auf glücklichen Erfolg begin- nen zu können. Wir leben seit fast zwei Jahren in dem Minendistrikte Californiens, sind selbst Bergleute und haben mit Aufmerksamkeit sämmtliche auf ein derartiges Unternehmen bezügliche Verhältnisse beobachtet. Nach 724 allen unseren Beobachtungen und Erfahrungen können wir unsere geehr- ten Landsleute nur zu einem Unternehmen einladen. Die Ausdehnung und der Reichthum der Quarzgänge sind nicht zu bezweifeln. Glauben wir auch nicht an derartige Erfolge wie in man- chen Zeitungsartikeln prophezeiht wurden, bei denen man voraussetzte, dass der Quarz nachhaltig von 4 bis 2 Dollars pro Pfund geben werde, so haben uns dennoch vielfache Erfahrungen und eigene Untersuchungen davon vollkommen überzeugt, dass es eine grosse Anzahl Quarzgänge giebt, welche nachhaltig grosse Massen Quarzes mit 4 bis 10 Cents Gold pro Pfund liefern werden. Allerdings hat z. B. die Melonis-Mine bei Sonora am Stanislausriver lange Zeit hindurch täglich 30000 bis 40000 Dollars, ein Gang bei Mariposa eity an einem Tage 75000 Dollars geliefert, und werden noch viele fabelhaft reiche Plätze bei weiterer Aufschliessung der Gänge entdeckt werden; allein auf solche ausser- ordentliche reiche Punkte ist nicht überall zu rechnen, wenigstens möchte nicht darauf allein die Anlegung eines solchen Werkes zu basiren sein. Dabei kann nur der Durchschnittsgehalt als Anhalt dienen. Nehmen wir 4 Cents pro Pfund, und würden täglich 15 Tonnen a 2000 Pfund verarbeitet, so würde dieses einen Brutto-Ertrag von täg- lich. mau. RES 1200 Dollars oder jährlich mit 300 ee NE =. kai OOHRDE liefern. Im Allgemeinen werden hier Bann liche Betriebskosten bei den hier schon im Gange befindlichen Quarzwerken zu etwa 1 bis 14 Cents pro Pfund Quarz angenommen; es würden daher bei 14 Cents für die Verarbeitung von 15 Tonnen per Tag . . .». ... 490 Dollars oder per Jahr mit 300 Arbeitstagen . . . =.» . .. 199000 „ zu verausgaben sein, und demnach bei der Verarbeitung von täglich 15 Tonnen ein Netto-Gewinn von 225000 Dollars per Jahr zu erwar- ten sein. Die Anlage der dazu erforderlichen Werke möchte ein Kapital von 70000 bis 50000 Dollars beanspruchen; ein Kapital, dass nach dem er- sten Jahre der Anlage amortisirt und mit wenigstens 50 pCt. ver- zinst werden würde, Es ist dies eine keineswegs sanguinische sondern auf reine Thatsachen begründete Rechnung. Wir fügen nun noch einige Bedingungen hinzu, unter denen ein Quarzgang hier in Besitz genommen und bearbeitet werden kann. — Ein Jeder hat das Recht einen Gang auf eine gewisse Erstreckung nach dem Streichen 200 bis 250 Yards in Besitz zu nehmen; der Entdecker hat das Recht auf einen doppelt so grossen Antheil. Eine grössere Com- pagnie kann so viele Antheile von je 200 Yards in Besitz nehmen als sie Theilnehmer zählt. Nach der Besitzmahme hat der Eigenthümer sein Claimrecht in das öffentliche Hypothekenbuch eintragen zu lassen und ist ausserdem bei Verlust seines Besitzrechtes verpflichtet, den Gang binnen 6 Monaten zu bearbeiten. — Da wir selbst bei einigen Gängen interessirt sind, sehen wir uns im Stande, unseren Landsleuten einige sehr geeignete Plätze nachzuweisen, bei denen namentlich die letzteren Bedingungen auf das Beste und ohne bedeutende Kosten sich realisiren lassen würden. 725 Schliesslich erlauben wir uns, unsere geehrten Landsleute zu war- nen, dass sie sich in eine Negotiation mit dem in letzter Zeit vom Colo- nel Fremont ausgebotenen Minen-Eigenthume einlassen. Das Anrecht des Colonel Fremoxt auf die Minen in Mariposa county ist dort nicht im Geringsten anerkannt; eine englische Compagnie, welche von diesem Herrn ein Anrecht erkauft zu haben glaubte, hat nur dadurch in den Besitz der Minen gelangen können, dass sie den Eigenthümern, welche nach dem bestehenden, durch das hiesige Gouvernement bestätigten, oben weiter erwähnten Rechte die Minen in Besitz hielten, ihre Ansprüche zu ihrem vollen Werthe abkaufte. Für den Fall, dass unter unseren geehrten Landsleuten Unterneh- mungslustige sich finden, deren Vorhaben zu unterstützen wir mit Ver- gnügen bereit sind, haben wir den Herrn Bergmeister B. Rırax zu Stol- berg am Harze, welchem wir noch alle bezüglichen Mittheilungen machen und eine kleine Sendung keineswegs auserlesenen Quarzes von unseren Gängen zukommen lassen werden, ersucht auf die an ihn gerichteten Anfragen die gewünschte Auskunft zu ertheilen. Glück auf! San Francisco, Californien, September 1852. H. Rıupoar. C. Rıran. 9. Herr Gurserrer an Herrn G. Rose. Fulda, im Februar 1859. Eine kleine Wanderung im Monate Oktober des ver- gangenen Jahres bereitete mir eine grosse Ueberraschung. Der Zufall führte mich an eine kaum 14 Stunden von Fulda entfernte Stelle, an den Heden- (?) Küppel, östlich von Stein- heuck bei Pilgerzell. Dieser Hügel bildet eine konische Pro- tuberanz an dem Nordabhang eines von Westen nach Osten streichenden Sandsteinrückens.. Auf meinen Sommerexcur- sionen hatte der dichte Waldwuchs denselben verdeckt, und in der Ferne verloren sich die Umrisse in der allgemeinen Bergabdachung. Diesmal bot sich meinen Blicken durch den entlaubten Wald eine gar nicht unbeträchtliche kegelförmige Erhöhung des Terrains dar, welche unmöglich dem Sand- steine angehören konnte, wie ich früher bei flüchtiger Be- trachtung geglaubt hatte. Eine kleine Felsblösse am nord- westlichen Fusse liess alsbald einen sehr festen Phonolith erkennen (Phonolith 2), welcher auf der grössten blosgeleg- 726 ten, ziemlich frischen Steinfläche einen Einschluss von schwar- zem metamorphischen Schiefer zeigte, etwa 3 Zoll lang und 4 Zoll dick. Leider konnte ich das interessante Bruchstück nicht gleich mitnehmen, da ich keinen grösseren Hammer bei mir hatte. Die sämmtlichen Seiten dieses kleinen Berges sind bis auf den erwähnten Felsen ziemlich gleichmässig mit humoser Phonolitherde und Laub bedeckt und nur auf dem Südabhange lagern meist plattenförmige und grosse Pho- nolithtrümmer von beträchtlicher Ausbreitung. Soweit ich ‘die Basis abgegangen habe, war dieselbe und noch weit hinab auch der Sandstein mit einem ganz reinen Phonolith- lehm*) von sehr lichter Farbe bedeckt, den ich weder auf der Rhön noch an irgend einem anderen Orte so charakte- ristisch ausgebildet gesehen habe. Eine nähere Untersuchung musste einer späteren Gelegenheit vorbehalten bleiben , da der nasse Herbsttag eine solche verhinderte. Dass der Phonolith so weit von der Rhön gegen Westen vorgehei, ändert meine Anschauung von diesem Gebirge in einigen Punkten und zeigt wie oft auch bei grosser Sorgfalt für die nächste Umgebung doch dem Beobachter noch immer Vieles entgehet. Besonderes Interesse gewinnt dieser Fund, weil sich das Gestein von grossen zusammenhängenden Verbreitungen oder von kleineren, nachbarlich verbundenen Partien weit weg ver- loren hat und hier, freilich nur an der Oberfläche, isolirt erscheint. Es treten hierdurch offenbar die sporadisch ver- breiteten Phonolithe in eine sehr nahe Beziehung zu den Oertlichkeiten, wo dieselben in weit erstreckten anstehenden Massen zu Tage kommen, und liefern einen neuen Beweis für die allgemeine Innenverbreitung der vulkanoidischen Ge- steine, über welche ich meine Ansicht in einem eben er- schienenen Schriftchen ,„Einschlüsse in vulkanoidischen Ge- steinen” weiter ausgeführt habe. *) Unter den verschiedenen Lehmarten unterscheide ich auch einen Phonolithlehm. 727 Diesen allgemeinen Beziehungen gegenüber ist ein Stück Tuff bemerkenswerth, welches ich den vergangenen Herbst erhielt; es kann nämlich nur dem Phonolith (1) angehören, obwohl der ganze Bergabhang, (in der Nähe der Ziegelhütte bei Lauterbach), an der Oberfläche ganz aus Basaltgeröllen. bestehet, da, wo eben der Körper, durch einen kleinen Erd- schlipf enthüllt, gefunden wurde. Es stellt sich daher durch das Vorkommen bei Pilger- zell eine Verbindung zwischen dem Klingstein des Rhön- gebirges und derselben Felsart im inneren Vogelsberge her, welche sich westlich und nordwestlich bis in den Westerwald und gewiss noch weiter verfolgen lässt. Auf einen ähnlichen Zusammenhang; führt ein vereinzelter Phonolithfels*) in der Gegend von Koburg und lenkt nach Böhmen (?) hin, viel- leicht werden später noch neue Glieder in dieser Kette auf- gefunden. Kommen nun die höhgauer, die italienischen, die schottischen, die afrikanischen, asiatischen und amerikani- schen Phonolithe hinzu, so wächst die Zahl der Gründe sehr, nach welchen diese Gesteine nicht als eine dem Basalte unter- und eingeordnete Bildung, sondern als eine oreographisch sehr entwickelte und selbstständige erscheinen. *) Ich kenne ihn nicht aus eigner Anschauung. Der Titel der Schrift, welche dieses Vorkommen erwähnt, fällt mir im Augenblicke nicht bei. 728 ©. Aufsätze. !. Notiz über dıe Auffindung von Ammonıtes aurıtus Sow. ın Kreideschichten bei Neuenheerse ım Teutobur- ger Walde als Beitrag zur Entscheidung der Frage nach der Art der Vertretung des Gault ın Deutschland. Von Herrn Ferv. RoEMmER in Bonn. Wenn bisher die mittlere von den drei grossen Abthei- lungen der Kreideformation, der Gault, in Deutschland ganz zu fehlen schien, so haben sich in den letzten Jahren wenig- stens einige Indicien von dessen Vorhandensein durch die Auffindung einzelner seiner organischen Formen ergeben. Nachdem schon vorher ein Exemplar des Ammonites inter- ruptus Brue. in einer vom Pläner bedeckten Grünsandlage im Bette der Ems bei /tkeine aufgefunden worden war *), habe ich unlängst das Vorkommen einiger Gault-Fossilien, und zwar Ammonites inflatus Sow., Ammonites Mayorianus »’Ors. und Solarıum ornatum Fırr., im Flammenmergel des nördlichen Harzrandes nachgewiesen**). Die Beweiskraft, welche die letzteren Fossilien für die Vertretung des Gault in Deutschland haben könnten, wird bedeutend durch den Umstand geschwächt, dass dieselben Arten, obgleich aller- dings vorzugsweise dem Gault angehörend, doch in Frank- reich auch in ein höheres Niveau der Kreideformation, näm- lich in den unteren Theil der chloritischen Kreide oder der Turon-Gruppe D’OÖrBIGNY’s, hinansteigen. Gegenwärtig ist nun über die Auffindung eines Fossils zu berichten, welches nıemals in anderen Schichten als dem Gault selbst gefunden worden und welches mit Berücksich- *) Vergl. Leoxn. u. Br. N. Jahrb. 1850 S. 409. *) Vergl. Leons, u. Br. N. Jahrb. 1851 S. 309 bis 315. 729 tigung der Lagerungsverhältnisse, unter denen es vorgekom- men, mehr als alle früheren Indicien geeignet scheint die Frage nach dem Vorhandensein des Gault in Deutschland bejahend zu entscheiden. Das fragliche Fossil ist ein Exem- plar des Ammonites auritus Sow., welches in der Kette des Teutoburger Waldes in einem Eisenbahneinschnitte bei Neuen- heerse unlängst entdeckt wurde. Die Vergleichung des Exem- plars mit Stücken der genannten Ammoniten-Art aus dem Gault von Folkstone bei Dover hat eine vollständige Ueber- einstimmung aller wesentlichen Merkmale ergeben. Es zeigt das deutsche Exemplar den gleichen Querschnitt und dasselbe Wachsthumsverhältniss der Umgänge, die gleiche Skulptur der Oberfläche und die gleiche, vorzugsweise bezeichnende, hohlkehlenartig vertiefte Form des von starken verlängerten Knoten*) begrenzten Rückens wie die typische englische Form. Ebenso passt auf dasselbe auch p’OrsıenY's (Pal. Frang. Terr. Ort. Tom. 1. p. 227. Pl.65) nach französischen Exemplaren entworfene Beschreibung und Abbildung der Art. Nur an Grösse übertrifft das deutsche Exemplar diejenigen des englischen und französischen Gault sehr bedeutend. Englische Exemplare scheinen selten grösser als 2 Zoll im Durchmesser zu werden und nach D’OrBıenY erreichen fran- zösische Exemplare kaum '3 Zoll im Durchmesser. Dagegen hat das deutsche Exemplar 6+ Zoll im Durchmesser und die Höhe des allein erhaltenen Umgangs beträgt an dem stärkeren Ende 2; Zoll, dessen Breite 2 Zoll. Es sind jetzt auch die Lagerungsverhältnisse, unter de- nen das so eben beschriebene Fossil vorgekommen ist, näher zu betrachten. Durch die Arbeiten an der fast vollendeten, von Pader- born nach Warburg führenden westphälischen Staats-Eisen- bahn sind bei dem etwa 2 Meilen östlich von Paderborn ge- legenen Dorfe Neuerheerse höchst bemerkenswerthe geognosti- *=) Die Knoten der beiden Reihen alterniren miteinander, wie auch D’ÖRBIGNY in seiner Beschreibung der Art angiebt. 730 sche Aufschlüsse neuerlichst gewährt worden. In einem tiefen und langen Einschnitte, welcher den höchsten den Wasser- theiler bildenden Kamm des Gebirgszuges durchbricht, ist hier eine Aufeinanderfolge von Keuper-, Jura- und Kreide- schichten mit grosser Deutlichkeit entblösst. Schichtenprofil durch den Höhenzug des Teuto- burger Waldes in der Richtung von Neuenäheerse gegen Paderborn. O. Basis des Eisenbahneinschnittes. W. Schwanei. a Rothe und graue Mergel mit eingelagerten Sandsteinbänken und Gypsblöcken = Keuper. b Schwarze Mergelschiefer mit eingelagerten Bänken von festem graublauen Kalkstein mit Lima grandis und Gryphaea arcuata = Lias. ce Schwarzer plastischer Thon mit Ammonites Parkinsoni = Mitt- lerer Jura. d Weisser stark zerklüfteter Sandstein mit Lima longa und Cidaris variabilis = Hils (Neocom). e Braunrother lockerer Sandstein mit Hornsteinknollen und Ammo- nites auritus —= Gault. f Weisser, dünn geschichteter Kalkstein und graue Mergel mit Ho- laster subglobosus, Micraster cor-anguinum, Inoceramus mytiloides us wearBlaner. Rothe und graue Keupermergel mit einzelnen eingelager- ten Sandsteinbänken bilden in einer Mächtigkeit von mehreren Hundert Fuss das unterste in dem genannten Profile entblösste Glied und setzen vorzugsweise den gegen das Dorf Neuenzheerse gewendeten östlichen Abhang des Bergrückens zusammen. Auf den Keuper folgen mit gleichförmig flach gegen Westen einfallender Lagerung schwarze Mergelschiefer mit einzelnen, 2 bis 4 Fuss mächtigen, eingelagerten Bänken von festem graublaueni ıliestzin, welche durch Lima gigantea, Gry- 731 phaea arcuata und andere Fossilien als Lias bezeichnet wer- den. Diese Liasschichten werden ihrerseits von einer nur 8 Fuss mächtigen Lage von schwarzem, sehr zähen, plasti- schen Thon überlagert, für welche das häufige Vorkommen von in Schwefelkies verwandelten Exemplaren von Ammoni- tes Parkinsoni zur Einreihung in die mittlere Abtheilung der Juraformation völlig genügend ist. Das nächstfolgende Ge- stein in dem Einschnitte gehört schon zur Kreideformation. Es sind gelblichweisse Sandsteinschichten, meistens stark zerklüftet und undeutlich dünn geschichtet, jedoch auch ein- zelne Bänke von festem zu Werkstücken zu verarbeitenden Sandstein enthaltend. Ueber das Alter dieser Sandstein- schichten haben einige in dem Einschnitte selbst gefundene und von mir unlängst*) beschriebene Versteinerungen eine willkommene Aufklärung gewährt. Lima longa A. Rorm.**) und Cidaris variabilis Dusk. u. Kocu lassen abgesehen von einigen anderen, weniger sicher bestimmbaren Arten keinen Zweifel, dass der Sandstein der untersten Abtheilung der Kreideformation, dem Hils oder Neocom, angehöre. Dieser in der angegebenen Weise seinem Alter nach bestimmte Sandstein wird nun von der gleichfalls sandigen, aber wohl zu trennenden Schichtenfolge gleichförmig bedeckt, welche die Lagerstätte des vorher beschriebenen Exemplares von Ammonites auritus bildet. Es ist ein braurother, stark eisenschüssiger, lockerer Sandstein mit dunkelen Flecken und zahlreichen, bis 2 Fuss langen, zum Theil sonderbar gestal- teten Hornstein-Knollen. Die Schichten dieses sandigen Ge- steines werden ın dem Einschnitte quer durchbrochen, ausser- dem werden sie aber auf der # Meilen langen Strecke von *) Vergl. Leonn. u. Br. N. Jahrb. 1852. S. 185 bis 191. #=#) Die letztere Lima ist mir seitdem auch in einer völlig gleichen Erhaltung als Abdruck aus einem kalkigen Sandstein bei Oldenzaal in Holland bekannt geworden, wo sie mit unzweifelhaften Hils- oder Neocom- Versteinerungen, namentlich Peeten crassitesta A. Roxm., Ammonites Decheni A. Rorzm., Crioceras Duvalii D’OrBıcny u. Ss. w. zusammen vor- kommt. : 132 dem Einschnitte bis Altenbeken, wo die Eisenbahn im Strei- chen der Schichten dem westlichen Abhange des Bergrückens entlang verläuft, durch zahlreiche kleinere Einschnitte aufge- schlossen. Die Sohle des Thales, in welchem die Dörfer Schwanei, Buke und Altenbeken liegen, bildet die Grenze zwischen dem sandigen Gesteine und der mächtigen kalkigen und mergelisen Schichtenfolge des Pläners, die den hohen und breiten, zwischen jenem Thale und Paderborn liegenden Bergrücken zusammensetzt. Es ist der Pläner das zunächst Jüngere, auf die sandige Schichtenfolge mit Ammonites auri- tus folgende Gebirgsglied, während der Hilssandstein deren Liegendes bildet. Diese Lagerung zwischen Schichten der unteren und solcher der obersten Abtheilung der Kreide passt vollkommen zu dem durch das Vorkommen des Ammonites auritus angedeuteten Alter der fraglichen Schichtenfolge. Ich stehe in der That nicht an, dieselbe geradezu für Gault d. i. zur mittleren Abtheilung der Kreideformation gehörend zu erklären. Ist der Ammonites auritus bisher das einzige Fos- sil, auf welches sich diese Altersbestimmung stützt, so ge- winnt dessen Beweiskraft, namentlich im Vergleich zu den in dem Flammenmergel des nordwestlichen Deutschlands frü- her aufgefundenen Gault-Fossilien, durch den Umstand, dass keinerlei jener Altersbestimmung entgegenstehende, auf ein anderes Niveau der Kreideformation deutende Versteinerun- gen mit ihm zusammen vorgekommen sind. Die Verbreitung der in solcher Weise für den Gault in Anspruch genommenen Schichtenfolge an der Oberfläche be- treffend, so ist dieselbe nicht bedeutend. Gegen Norden ist sie kaum über Altenbeken hinaus zu verfolgen, indem jenseits dieses Dorfes nur der petrographisch und paläontologisch verschiedene Flammenmergel zwischen dem Hilssandstein und dem Pläner vorhanden ist. Gegen Süden scheint die Verbreitung etwas weiter zu reichen und einige Andeutungen machen es wahrscheinlich, dass sie in dieser Richtung bis in die Nähe von Blankenrode unweit des Diemel-Thales sich erstreckt. 733 Schliesslich ist es mir eine angenehme Pflicht ausdrück- lich hervorzuheben, dass ich das Exemplar des Ammonites auritus, welches zu der vorstehenden Mittheilung Veranlas- sung gegeben hat, der Güte des Herrn Guivr in Warburg verdanke, welchen ich nach meiner Anwesenheit bei Newen- heerse im vorigen Herbste ersucht hatte den bei dem Fort- schreiten des Einschnittes etwa vorkommenden Fossilien seine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. 734 2. Ueber dıe Entstehung einer neuen Torfinsel ım Cleveezer See. Von Herrn J. F. JuL. Schmidt in Bonn. Während meines letzten Aufenthaltes zu Zutin im nord- östlichen Holstein entstand in dem westlich benachbarten, nach dem Dorfe Cleveez benannten See eine neue Insel, welche durch alle Erscheinungen, die von ihr berichtet wurden, leb- haft an frühere, an demselben Orte eingetretene Hergänge erinnerte. Ein Besuch jener Gegend und in Folge dessen die sorgfältige Constatirung der Thatsachen veranlasste mich zu etwas speciellerer Beschäftigung mit dieser Erscheinung. Der See von Üleveez oder Beel,-etwa 2 Stunden west- lich von Zutin, nahe östlich bei Plön gelegen, bildet eins der Zwischenglieder in der Reihe von eigenthümlichen, ihrer Naturschönheiten wegen ausgezeichneten holsteinischen Seen, unter denen der Eutiner, der Keller, der Dieck, der Ugley, der Beeler und Plöner See, die vorzüglichsten sind. Was ihn besonders merkwürdig macht, ist das mehrmalige Her- vortreten von grossen Torfmassen aus seinem Grunde bis über den Wasserspiegel. Ich werde zuerst ‚die neue Insel vom October 1852 beschreiben, und der Vergleichung wegen Einiges über frühere derartige Erscheinungen beifügen. Angeblich während des Orkanes am Nachmittage des 2. October 1852, sehr wahrscheinlich aber in der Zeit vom Vormittage des 2. bis zum Morgen des 3. October trat nahe südlich vom Beeler Ufer (am Nordrande des Sees) die Torf- insel aus dem Wasserspiegel hervor. Die Kunde davon er- hielt ich am 4. October. Sie enthielt, wie gewöhnlich bei seltenen und ihrem Ursprunge nach dunklen Erscheinungen, *) Anmerkung der Redaktion. Die Seltenheit der beobach- teten Erscheinung veranlasst uns nach dem im dritten Hefte dieses Ban- des enthaltenen Berichte des Herrn Mryn auch noch den folgenden, uns später erst zugekommenen Aufsatz abdrucken zu lassen, 735 bedeutende Uebertreibungen und unwahrscheinliche Zusätze. Um selbst urtheilen zu können, begab ich mich am 9. Octo- ber nach O/eveez, um von dort in einem Kahne nach der Insel zu fahren. Ein glücklicher Zufall führte an diesem Tage auch den Wegebauinspektor Herrn Bruuns dahin, der, mit Messungsapparaten versehen, die Gestalt und Lage der Insel zu ermitteln beabsichtigte. Schon auf den östlichen Höhen vor Cleveez, wo man in sehr malerischer Gruppirung die grossen, von dunklen Waldungen hier und dort verdeck- - ten Wasserflächen des Plöner, des Dieck und Beeler Sees vor sich sieht, erblickte ich fern am entgegengesetzten Ufer des letzteren die tiefschwarze Insel aus dem Wasser aufra- gen. Um die Messungen zu erleichtern, fuhren wir mit zwei Kähnen ab, und hatten nach halbstündiger Fahrt die Insel erreicht. Obgleich erst sieben Tage seit ihrer Entste- hung verflossen waren, hatte sie bereits den grössten Theil ihres anfänglichen Volumens eingebüsst. Es waren nur noch sieben mehr oder minder mächtige Torfmassen übrig, welche durch schmale Wasserarme geschieden im Halbkreise neben einander lagen. Wind und Wellenschlag hatten von Westen her den losen schwammigen Torf bestürmt, und zahlreiche weggeschwemmte Torfmassen lagen am nahen Beeler Ufer zwischen dem Rohre angehäuft. Es begleitete uns der Fi- schereipächter BERG, der am 3. October Morgens die Insel zuerst besucht hatte. Nach seiner genügend deutlichen Be- schreibung hatte damals die Insel, so weit sie über dem Was- ser lag, die Gestalt einer flachen Kuppel; sie war ‚back- ofenähnlich”,: blasenförmig aus dem Seeboden aufgestiegen. Ihr grösster Durchmesser mochte 100 Fuss betragen und die grösste Erhebung über dem Wasser 4, höchstens 5 Fuss. Sie war durch zahlreiche breite Spalten sehr zerklüftet und an ihrem höchsten Punkte in der Mitte am meisten zerris- sen. Unter solchen Umständen war nicht zu verwundern, dass das lose Material der Insel bald dem Wellenschlage des Sees unterliegen musste. Um aus dem fragmentarischen Zustande der am 2. October gehobenen Torfmasse jetzt noch, Zeits, d.d. geol. Ges. IV, 4. 48 736 eine Woche später, ihre wahre Gestalt und Grösse wenn auch nur inrohen Umrissen zu ermitteln, maass Herr Brunns zuerst die horizontalen Dimensionen. In der ungefähren Rich- tung von N.W. nach S8.O., in welcher die äussersten, einen Halbkreis begrenzenden Torfstücke lagen, hatte die verbin- dende Chorde noch 78 Fuss. Die Entfernung von der Mitte der Chorde (nach dem wirklichen Centrum der Insel) bis zum mittelsten Torfstücke betrug 29 Fuss. Man kann hieraus schliessen, dass zur Zeit, als die Insel noch nicht zerstört war, ihr Umfang im Wasserspiegel eine Ellipse bildete, de- ren grösster Durchmesser 80 bis 90 Fuss, deren kleiner Durch- messer dagegen 60 bis 70 Fuss hielt. Die grösste Breite der Torfmassen über dem Wasser wechselte zwischen 4 bis12 Fuss, die grösste senkrechte Erhebung über dem Seespiegel erreichte schwerlich irgendwo mehr als 24 Fuss. Sehr charakteristisch war aber die gegenseitige Lage der durch Spalten von ein- ander getrennten Torfmassen. An der innern (südwestlichen) Seite des Halbkreises, welche dem Wellenschlage ausgesetzt war, zeigten sich die Stücke senkrecht und scharf abgeschnit- ten; nach aussen aber dachten sie sich ganz allmälig gegen die Wasserfläche ab, und eine die gesammten Torfmassen von aussen bedeckende, krumme Fläche würde sehr nahe einen Theil eines nach oben sehr abgerundeten Kegelmantels dar- stellen, dessen höchste Erhebung in dem ideellen Mittelpunkt des gedachten Halbkreises liegt. Alle Tiefmessungen führten einstimmig: zu dem Resultate, dass eine senkrecht aufstrebende Kraft den Torf des Seebodens an dieser Stelle gewaltsam emporgedrängt, zerklüftet und in der Mitte durchbrochen ha- ben musste. Der Torf war in der That als blasenförmig ex- pandirte Masse aus dem Seegrunde bis über den Wasserspie- gel aufgestiegen und in dieser Stellung feststehend verblie- ben, bis die zu Tage liegenden Theile der Gewalt des Wel- lenschlages weichen mussten. Es waren also diese Massen nicht schwimmend, sie waren nicht vom Seeboden losge- rissen. Man konnte die über dem Wasser liegenden Theile ohne Gefahr betreten, und die zitternde Bewegung, die dann { FAR 737 verspürt wurde, rührte nur von der Elasticität des nassen Torfes her. Selbst als der eine der schweren Kähne, von mehreren Rudern schnell bewegt, absichtlich gegen das grösste Torfstück mit aller Kraft angefahren wurde, bewegte er das Stück nicht von der Stelle; es erhielt nur eine sehr merkliche Erschütterung, die sich in dichtgedrängten scharfen Wellen- bögen auf dem Wasser kund gab. Ringsum an den Stellen, wo die gehobenen Torfmassen anfingen eine geneigte Lage anzunehmen, war die Wasser- ‚tiefe durchweg 10 bis 12 Fuss. Aber in dem Mittelpunkte der ehemaligen Insel und zwischen den dort benachbarten Spalten ging die Tiefe auf 16 bis 18 Fuss. Durch Peilungen von der Insel aus wurde ihr Ort gegen bekannte Punkte des Seeufers, so wie gegen das sichtbare Schloss zu Plön be- stimmt. Der Torf war von zahlreichen, meist parallel ge- schichteten Baum- und Gesträuchwurzeln von geringer Dicke durchzogen, welche meist im Innern ausgehöhlt erschienen. Dazwischen zeigten sich 3 bis 4 dickere, frisch geschnittene Pfähle, die erst vor Kurzem zum Behufe der Fischerei an dieser Stelle eingeschlagen wurden. — Feiner weisser Sand und gewöhnliche Muscheln zeigten sich häufig auf dem Torf und in den Spalten. Die an vielen Punkten beobachtete Tem- peratur der Oberfläche des Sees war am 9. October im Mit- tel = 8,8 Grad R., die der freiliegenden, der Luft seit einer Woche ausgesetzten Torfschichten = 7,5 Grad R. Nach der Aussage des Fischers BEre, der seit vielen Jah- ren genau an der Stelle der Insel gefischt hatte, betrug gegen Ende August 1852 und später die Wassertiefe hier 12 Fuss, die auch sonst nicht anders gefunden wurde. Er gab ferner an, dass man seit Langem jedesmal im Winter durch das klare Eis an dieser Stelle mächtige Spalten auf dem Seeboden gese- hen habe. Diese Spalten hätten sich aber in den letzten Jahren mehr und mehr verengt, woraus er, in Erinnerung an früher an diesem Orte aufgestiegene Torfinseln, auf eine bald bevor- stehende abermalige Erhebung glaubte schliessen zu dürfen. Gegenwärtig (Ende Januar 1853) ist über dem Wasser von 48* u z 738 den Torfmassen gewiss nichts mehr vorhanden. Wenn aber die unter dem Seespiegel schräg aufsteigenden Lagen sich nicht etwa durch ihre eigene Schwere wieder gesenkt haben, so wird die Bewegung der Wasserfläche so leicht nicht im Stande sein, diese in so kurzer Zeit zu verwüsten. Ueber die neue Torfinsel im Jahre 1803 habe ich ver- schiedene gute Nachrichten sammeln können. Es lagen mir zwei gedruckte Berichte vor, die ich mit den Aussagen eines Augenzeugen, des Herrn Reg.-Raths HerLLwae zu Zutin, verglich. Der erste dieser Berichte steht in dem in Zamburg ir erschienenen JAEGERMAnN’schen Archive für 1804, der zweite in einem Stücke der Eutinischen wöchentlichen Anzeigen vom Jahre 1803. Um mich kurz zu fassen, beschränke ich mich hier auf die Mittheilung des zweiten Berichtes. Der erste ist kurz und an sich wenig zuverlässig; die Aussage des Augenzeugen stimmt völlig mit der folgenden Beschreibung überein. Diese von dem damaligen Rektor der Eutiner Schule Brepow herrührende Schilderung, 36. Stücke der Eutinischen wöchentlichen Anzeigen vom 9. September 1803 findet, lautet folgendermaassen: Nachricht von dem im ÜUleveezer See empor- gekommenen Berge. „Den 16. August 1803 Morgens früh bemerkte der Bauernvogt von Beel einen grossen schwarzen Flecken auf dem See, den er anfangs für ein todtes schwimmendes Thier hielt, bald aber als etwas Feststehendes von einigem Umfange erkannte. Da das Dorf Beel dicht am Ufer liegt, und das erhobene Stück Erde nicht weit von der Küste entfernt ist, so lässt sich nicht denken, dass es schon früher unbemerkt da gewesen sein könnte. Von Beel, wo keine Kähne sind, kam die Kunde des neuentdeckten Landes nach Oleveez. Der Fischer fuhr hinüber, und fand zu seinem Erstaunen da einen Berg, wo er die Tage vorher ohne Hinderniss das Netz ge- zogen hatte. Man weiss sich durchaus keiner ähnlichen Er- scheinung in der ganzen Gegend zu erinnern, und da die Fischerei dieses Sees bereits von Urgrossvater auf Enkel und welche sıch im 739 Urenkel fortgeerbt ist, so ist die Beschaffenheit des Sees in allen seinen Theilen der Familie wohl bekannt, und man weiss von dieser Gegend bestimmt, dass sie sonst gewöhnlich 3 Klaf- ter Tiefe hatte. Seit aber diese Erhöhung zuerst gesehen worden, bezeugen alle dort Umwohnende einstimmig, sei keine Veränderung damit vorgegangen. Sie sei nicht 1 Fuss, viel weniger 16 Fuss gesunken. Sie ragt über dem Wasser etwa 3 Fuss hervor (20 Fuss hoch ist sie von Keinem gesehen), bildet aber kein zusammenhängendes Ganzes, sondern es sind lauter einzelne Erdstücken, die aber, wie die Gestalt jedes einzelnen Stückes zeigt, zusammengehangen haben, und nur durch die Gewalt, womit die ganze Masse emporgehoben ist, so zerspaltet sind. Zwischen jedem Stück strömen Wasser- rinnen, nur einige Fuss tief; in der Mitte des ganzen Um- fanges aber, ‘wo am meisten zerbröckelt ist, findet sich ein kleines Loch, gegen 1 Elle im Durchmesser, wo das Wasser jetzt 5 Klafter Tiefe hat, also 2 Klafter tiefer ist als es vor- her gewesen. Was über dem Wasser hervorragt, hat etwa 80 Fuss im Umfange. Dies ist aber nur der kleinste Theil des Erhobenen; ringsumher erstreckt es sich, zusammenhän- gend mit den Stücken über dem Wasser, unter der Wasser- fläche mit allmäliger Senkung fort, nach jeder Seite über 100 Fuss, so dass der untere Umfang des Ganzen vielleicht gegen 1000 Fuss beträgt, und man bemerkt dort dieselben fortlaufenden Spalten, die man an den hervorragenden Theilen sieht. Die Tiefen in diesen Spalten scheinen aber grösser als in den höher liegenden zu sein. Die hervorragenden Theile sind ganz und gar mit leichtem Torf bedeckt, in welchem man noch Wurzeläste unterscheidet. Auch finden sich Mu- scheln darunter und Steine, an denen gewöhnliche Seepflanzen haften. Der Torf, wenn er eine Zeitlang an der freien Luft gelegen hat, schwitzt Feuchtigkeit aus, und überzieht sich dann mit einer weissgrauen Rinde. Diese hat man irrig für Asche gehalten, von der aber die Fischer vom ersten Er- blicken des Hügels an nicht die geringste Spur bemerkt ha- ben. Unter dem Torf ist gewöhnlicher fester Seesand, der a a 740 hin und wieder in den mittleren Trümmern über dem Wasser und in den Strecken unter dem Wasser gleich oben aufliegt. Dass also die Stücken über dem Wasser gerade fast ganz mit Toorf bedeckt sind, scheint nur zufällig zu sein, denn das Ganze ist der ehemalige gehobene Seegrund, und dieser be- steht nach der Fischer Angabe wie in den umliegenden Ufer- gegenden bald aus Torf und Moorerde, bald aus dem ge- wöhnlichen Seesande.” Diese vor einem halben Jahrhundert von BREDow, der die Insel besucht hatte, gegebene Beschreibung stimmt auf eine merkwürdige Weise .mit dem überein, was ich selbst am 9. October 1852 an derselben Stelle zu beobachten Gelegen- heit hatte , zu einer Zeit als von der Insel nicht viel mehr vorhanden war. Ich glaubte, den trefflichen Bericht Brevow’s nicht weglassen zu dürfen, da er wohl nur sehr wenigen Geo- logen bekannt sein dürfte. Vergebens habe ich mich bemüht, über andere Erscheinungen von Torfinseln in diesem und dem benachbarten Dieksee sichere Nachrichten zu finden. Es wird behauptet, dass in den zwanziger Jahren solche Bildungen vorgekommen seien. Auch in der Chronik von Caspar Dank- WERTH: („Newe Landesbeschreibung der zwey Herzogthümer Schleswig und Holstein zusambt vielen dabey gehörigen newen Landcharten .... von dero königl. May. bestalliem Mathema- tico Johanne Mejero Hus.cimb. Chorographice elaboriret....”) 1652, welche nach sehr sorgfältigen, namentlich die geogra- phischen Breiten sehr genau für jene Zeit gebenden Messun- gen diese Länder in Karten darstellt, habe ich weder in dem Texte noch in den Anmerkungen oder Karten etwas über solche Torfinseln finden können. — Den Geologen von Fach die Erklärung dieser Erhebungen unter dem Wasser und des etwaigen Zusammenhanges derselben mit grossen Stür- men überlassend, habe ich es für nützlich gehalten, eine in dieser Art wohl nicht häufig beobachtete Erscheinung mit der nöthigen Ausführlichkeit möglichst getreu zu beschreiben. i._ Namenregister. Von den hinter den Titeln stehenden Buchstaben bedeutet A. Aufsatz, B. briefliche Mittheilung und P. Protokoll. k Seite. Anpaews, metallisches Eisen in Magneteisen. P.e. . . » :.... 508 BEınerT, Polyptychodon aus Schlesien. Be . . . . 5930 Beyrıc#h, Ablagerungen mit lebenden Conchylienarten in REN p. 499 — über die von OverwEs zwischen Tripoli und Ghat gesammel- ten Gesteine und Versteinerungen . : ABER: OL > FARO U 6 — Korallen und Schwämme im Muschelkalk halb der Aneın BP, 216 -— über den Zechsiein am nördlichen Harzrande. P. . . . . 905 BOoRNE, v. D., über eine neue Fläche des Feldspathes. A. . . . . 180 Braun, A,, Belle Goniopteris-Arten. A... . - 545 Buc#, L. v., über die ns Karte von al En Vor Bez, lan 6. ytatue Eu aa er eher CARNALL, V-, Bsinoberamnben in Cakeusien. Bus 218, — WE vRersihen.der: Grafschaft Glatz. B.ı4. Janssfe suisse = 218 — Kohleneisenstein in Oberschlesien. P. . . . - all 2,228 — Nordische Blöcke zwischen Pasewalk und Bean PB...» 010 EB aunkshlenibei, Rasemalk:, P-y.,.2 4.0, 2 enusasenydleine, .o.. 010 EorrA, über Kalksteine im, Gneisse. Ay. ct ae nee leueın. 47 — über die thüringische Grauwacke. B. . . .... 2 202...0...929 DeLEssE, über den Kalkstein im Gneisse. A. . :» . . 22 Desor, über den Parallelismus der Diluvialgebilde und nen Phänomene in der Schweiz, dem Norden von Europa und Nordamerika P.. . . . - 660 En"MRICH, che Skizze ae Bernd Bee Te eyıstein a Madama.. A... . ..;: ENDE CRRN A NINDR P OHM UNS VREHARRSS RAEIEEDINSENE > — rother AT rnor der Riem, Besuch: EEE — Geognosie des Rauschenbergs und Ellen. B. Sn ES ENGELHARDT, Ostthüringische Grauwacke. Be . . . u... 232. 285 — Veırsteinerungen der ostthüringischen Grauwacke. B. tu 2.1.0908 — dGoldvorkommen in der Grauwacke des Thüringer Waldes. B. 912 ErrisesHausen, C. v., über die Steinkohlenflora von Aadnitz in Böhmen. PÜi.. ;.. 4 2.667, — über die SE ChlenpBanzen ii von Str an Be Ne aun in Bikmen: BP... 2... lee — über das Vorkommen der ri ne in eg P. 692 742 Seite. EwaALnp, geognostische Aufnahme von Hessen, Nassau und der Rhempfalz. B. 2... . 927 — J.Kreide- und Tertiärschichten des üdwesthiehen Frankreich 2206 — J, über Keuper und Lias in Oberfranken. P. . . . . .. 608 — J., Arragonite, Asphalt, Ophit von Bastennes. P. . . . .. 215 _ 4 über Biradiolites. Pe. . - . . 303 Gernmar, Sigillaria Sternbergi aus Ban Sndstein! N RER IS Girarp, über die Gliederung der Gebirgsformationen zwischen Brilon und Düsseldorf Ba. a. 12 GLocker, Basalt von Fickau von Bichen Geichiche von Minsk berg, Süsswasserquarz bei Rothhaus. B.. . . . 5 710 GOLDENBERG, Insekten aus dem Kohlengebirge von Saar mischen B. 246 und P. 502 — Insektenreste im Saarbrücker Steinkohlengebirge P.. . . . 630 — Reproduktionsorgane der Sigillarien. P. . . . . 630 Görpert, Braunkohlenflora des nordöstlichen Deutschlands. N 484. B. 926 GUTBERLET, über das relative Alter der Gesteine der Rhön. B. . . 521 — über die vulkanoidischen Gesteine der Rhön und erratische Trümmer. P. £ LT ER RTEREI ERERNEERG 3 7 — Phonolith bei Pilgesen: B. RN DES RR 7 25 Haver, Fr. v., über Nummuliten. = N ET TERN TERN N 7, — rothe Marmore in den Alpen. B . . . a a X — über die fossilen Mollusken des Wiener Tertiärbeckens! | — über die geologische Karte von Unterösterreich. P. . . . . 657 — über Zereuı’s Gasteropoden der Gosaugebilde. P. . . . . 690 Huvrne, v., Galmei, Blende, Bleierz, Schwefelkies und Braunkohle bei Bergisch Gladbach. A. . . . . a a — Hartmanganerz im Trachyte am Drachönfeis, A 976 Jorvan, fossile Crustaceen in der Saarbrücker Steinkohlenformation. p. 628 Karsten, H., sogenannte Vulkane vou Turbaco und Zamba. A. . 579 Kun, oberschlesischer Gyps, Kalke von Pschow, Pietze und Üzernitz, Basalt bei Katscher in Schlesien. B. . . .. . 225 LzsQVErEux, über die Torfbildung im grossen Dismal- Shänip! P. 2695 List, über Metachlorit vom Büchenberge bei Elbingerode. P. . .. 634 Mexyn, neue Torfinsel im Cleveezer See in Holstein. A, . . ... 584 — ‚‚Braunkohle bei Lauenburg. B. . \.. ... 1, EWsiBRDWEEe 9 Muvrcnison, über thüringische Grauwacke. BB . . 2. 2.2.02. 723 NAUCK, tertiärer Sand bei Crefeld. B.: .)::7., Kur EsiupSE EN 1g Naumann, tertiäre Meeresconchylien von Leipzig. Be . . ....%%5 v. OEYNHAUSEN,. über die tertiäre Flora bei Canth. Be . . . ..595 OscuArz, über mikroskopische Untersuchung der Mineralien. P. . 13 ÖvErw&EG, Versteinerungen gesammelt zwischen Tripoli und @kat. A. 143 Prertner, die Braunkohlenformation in der Mark Brandenburg. A. 249 Revss, Foraminiferen aus dem Septarienthone bei Stettin und bei Görzig. B. LER ai a au. NO) RıcaTer, über Bringisete acke, Bi 2. 0/2 Vaace 3 Rırun, Goldausbringung in Californien. Be . 22 0000..722 743 RoEMER, F., Dumont’s geognostische Karte von Belgien. B. — Kreidebildunger in dem westlich vom N Walde be- legenen Theile von Westphalen. B. P — Notiz über die Auffindung von Anaenitee Surtäge in Kreide. schichten bei Neuenheerse im Teutoburger Walde und die Art der Vertretung des Gault in Deutschland. A. ; Ronatzsch, über die Kressenberger Formation und die Polythal- mienzone der bairischen Alpen. A. Au: 5 Rose, G., Spodumen hat dieselbe Spaltbarkeit wie Aueik, » RorH, even dolomitischer Kalke. A. SANDBERGER, Fr., über die Analogieen end fossilen Wand. and Süss. wasserfauna des Mainzer Beckens mit der lebenden der Mittel- meerländer. P. SER — nassauische Mineralien und Krpelallinitie Hüttenprodukte, P. — G., Porcellia und Murchisonia bilden die Grenzen der Gat- tung Pleurotomaria. P. ScAccHi, über die Mineralien der Fansrolen.i in den phldpräischen Feldern. A. Bo SCHAFHAEUTL, rothe Anmenitsmmardbre a Rıpen: B. SCHAUROTE, v., Pflanzen im Keupersandstein bei Coburg. B. — Voltzia Coburgensis aus Keupersandstein. B. . — über die Grenze zwischen Keuper und Lias. B. ae & SCHEERER, über Kalksteine der Gneiss- und Schieferformation Nor- wegens. A. B le: SCHLAGINTWEIT, A. urageburg: de: Tnzrethialesi 150 s — ev echüliniese der Thalsohlen, der Beroabhange und der freien Gipfel in den Alpen. P. RA RE 10 — geognostische Verhältnisse des Monte Rosa. P. 2 SCHLEHAN, geognostische Beschreibung eines Theils von An stolen A. SCHMIDT, J. F. JurL., über die Entstehung einer neuen Torfinsel im Cleveezer See. A. Schmitz, Goldamalgam in Californien s Senktngen rd d Hebungen von Californien. B.. SCHÖNAICH-CAROLATH, Pr. v, honiestsmähnlichen Fossil von Zabr 2e. B. SCHWARZENBERG, über die geognostischen Verhältnisse der Ben von Algier, Koleah, Blidah und Medeah. P. STROMBECK, v., Vanadingehalt des Eisensteins bei Gehhen ehayen, B. — über den oberen Keuper bei-Braunschweig. A. Tamnau, Mineralien aus Michigan. P. . . . 2 2 2. — über Epidot vom Lake superior. P. . . . . — über die Trennung von Kupfer und Silber bei alten Müntem: p. — über Fowlerit. P. Inge — vulkanische Auswürflinge vom Beihorse südlich von Eger: B: — über Houghit und Dysyntribit. P.. — über gebrochene Berylikrystalle. P. SF? Vorrz, über die Geognosie und die Braunkohlen des Mainzer BeokonsnB ZINMERMANN, eine Schwefelbildung in neuester Zeit, P. . u. Achat Adular von Andermatt Alaun (Alunogene) Alaunerde . Algier, Bo eHBstiLche Verhält. nisse Alotrichin . Alpenkalk des bnünBebiekke Alter der vulkanoidischen Formationen der Rhön 521. Alumogene . Analzim 6 Antimonoxyd, natürliches g Amaltheenmergel . . . 9. Amasry- u. Tyrla-Asy-Gebiet Ammoniakalaun A Ammonites ungulatus . — auritus — Bucklandi — colubratus — Hagenowii — Kridion . — psilonotus Amphibol . Apophyllit Aptychusschiefer . . . 87. Arragonit . Arsenikkies Aspidium Eckloni — fecundum — gongylodes . — Pohlianum . Sachregister. Aspidium propinguum Asterias lumbricalis Astraea polygonalis Atlas i Austernbank bei Blankenese Aventuringlas , Aventurin-Oligoklas Basaltberg bei Eichau — bei Liptin Biradiolites Blattiden . Blätterkohle . r Blende bei @ladbach . Bleiglanz Blidah , entre Nena hältnisse . Blöcke, nordische Bimstein Bittersalz . Brakwasserbildungen den Mainzer Beckens . Braunkohle — ‚erdige } R Braunkohlenflora des ne westlichen Deutschlands Brannkohle bei Lauenburg Braunkohlenformation, Alter — Auftreten — Bildunpegeschichie — Lagerung — Gliederung . 572, A444. Seile. Braukohlengruben bei Buckow 390 — bei Damm . 424 — - Drossen 356 — - Frankfurt a. d. 0, 369 — - Freienwalde 408 — - Fürstenwalde . 297 — .. ‚@leissen 343 — - Grüneberg . 287 — .- Guben . 297 — -, Landsberg a d. w. 365 u WBtebenawiin. ia. 20833 — - Müncheberg 388 — - Muskau 261 — = Neuzelle 296 — = Padligar „un 326 En wafRerleberginuneniu.iın! 427 — .- Petershagen -387 — = Schermeissel . 398 — Schwedt a. d. O. 408 — _- ‚Schwiebus ‘. 331 — - ‚Spremberg 277 — - Spudlow 359 — - Stetlin . 424 — - ‚Streganz 324 — - Wittenberg 279 — - Wrietzen 2.917408 Zielenzig . 0. . 948 ER stängliger aus Mexico 568 Cardinia concinna . 61. 64 — Listeri 61. 64 Cassidaria . Selnalr 222 Chlerastrolith.. . . ... . 6 Chlorit, strahliger . 2.6084 Chrysopras . . . rad Conchylien, marineim Inne - sächsischen Tertiärbecken 246 Cleveezer See, neue Insel im 984 und 734 Coguimbit 164 Corbula rugosa . 226 Coralrag 125 Cristellaria paueisepta . . 17 = spinulosalyae ll una Crustaceen des Saarbrücker Steinkohlengebirges . 628 Dach- und Tafelschiefer . Datolith «OR AND EN Diluvialgebilde der Schweiz und des Nordens Diluvialperiode, Dauer derselb. Dimorphin £ Dolomit des Mraungebietes 9 Durchschnitt von Helmstedt nach @Gross-Bardeleben . — von Pabsdorf nach dem grossen Bruche -- von Rohrsheim nach dem grossen Bruche — des Steinachthales Dysyntribit Eisenglanz — im Ayers olreellen Eisenschüssiges Thongestein im Lias (Braunschweig) Epidot . Erdkohle Exogyra conica . — Overwegi Fahlerz . Fauna des Mainzer, Beckens, Fasergyps . Findlinge Fiorit ale nation bei Kolean Formation, Algonquin- — devonische (Steinachthal) — Laurentinische . Formkohle Formsand . Fowlerit Galerites albogalera Galmei . Gampsonyx Eunbriatası Gaudryina globulifera . Gault bei Neuenheerse — im Traungebiet Gervillienschichten . 86. 717. Geschiebe . Ghariangebirge Glaubersalz Glimmer Glimmersand . Gneiss der Vogesen Goldamalgam (Mariposa) . Goldbergwerk (Thüringen) . Goldminen, Ausbeute der Goniopteris, fossile Arten Buchii Dalmatica lethaea Veningensis . stiriaca Granat . Granit bei Ama, Granitmarmor 2 Grauwacke im Artasırgebiete im 'Thüringischen . 232. und 532. 529. dunkelgrüne graugrüne untere graue Grauwackenkalke, blaue . Grauwackenschiefer, graue . von Amasry — von Blidah . . Grünsand . 699. Gryphaea navicularis . 5 Gyps 165. Gypsgebirge Hammada . 149. Harmodites radians . Hartmanganerz (Drachenfels) und ö Harz, gelbes, fettglänzendes Hils . Hilsconglomerat über demDias im ne c Hilsthon ; Höchofsnpredukte aus ‚Ober: schlesien . Holz, bituminöses Holzasbest ; Honigstein? von Tarnowitz . Houghit Hyalit 746 Seite. Seite. 166 Jacksonit . 6 451 Jefrangebirge 144 436 Inoceramus impressus . 151 232 Jura . Aearlägie: 750 7113 — im Amasrygebiet . 119 513 Jurakalk, weisser 125 722 Isere-Thal 208 545 000 Kalk, oolithischer 717. 718 558 Kalkerde, kohlensaure 455 561 Kalkstein bei Auerbach 5 553 — bei Blidah 643 556 — von Crottendorf . 55 14 — im Gneiss der Vogesen. 22 126 — der Gneiss- und Schie- 84 ferformation Norwegens 31 105 — bei Miltitz . 52 335 — von Punta della Ooglione 566 7123 — vom Rio della Quaglia. 565 342 —- bei Schwarzenberg 50 242 — bei Tharand 48 241 — bei Wunsiedel . 49 238 — bei Zaunhaus 49 238 — poröser bei Koleah 646 103 — krystallinisch-körniger 650 643 Karte, geologische von Belgien 228 709 — — von Tyrol 311 325 — — von Unterösterreich 657 452 Keuper . 730 2335 — oberer, bei Br unnschneie 54 — oberer, bei Braunschweig 154 verglichen mit dem Wür- 102 tembergischen . 68 505 — in Oberfranken 609 576 Keupermergel, bunter 79 453 Keupersandstein, oberster 74. 79 730 Keuperpflanzen . 244. 998 Kieselkupfer . B) 66 Kieselzink vom Altenberg 038 67 Kluftgestein bei Lüneburg 568 Kreide, mittlere . 88 222 — im Busen von Mimsterde 698 448 Kreideformation von Tripoli 636 bis Murzuk . . 155 714 Kressenberger Formation 190 223 Krystalle, gebrochene . 500 174 Kupfer, gediegen 3.9 Kupferkrystalle im Aventu- ringlas eb yalinystäleii im Bor porinoglas Labradorstein Lapis Lazuli . Laubheuschrecken . Laumontit Leda speluncaria Letten, Braunkohlen- . Lias . el — in Oberfranken Liassandstein, unterer bei Braunschweig Locustaria Lyeopodieen . Madreporenkalk . Malachit Magnesia-Glimmer . Mandelstein, Kupfer und ZRo- lithe darin . Manganspath . Marmor, oberer rother im Traungebiet. . . . 87. — rother — von Carrara — von Olpe Mascagnin Meeresbildung des Meiner Beckens . ö Menschenzähne, fossile? : Mergel bei Koleah . Mesotyp Messinstrument . Metachlorit Metallisches Eisen in Mesnet eisenstein Mineral, neues? Misenit. Mispickel Molassekohle . Monte Rosa Montlivaltia Triasica . Moorkohle Murchisonia Seile. 13 14 747 Muschelkalk . o Muschelmergel bei Tar Bechin Myophoria obscura Nassau, geologische Verhält- nisse . Neocom des ewangebietes 0 Neocomgruppe bei Münster Nereitenschiefer . e Neu-Granada’s Nordküste Obsidian Oolith, grosser Opal Ophite . : Östrea irregularis — larva . — sublamellosa Paläozoische Versteinerungen inPAtrikana ı Des8: Pechkohle . Pecten glaber Pharmacosiderit . Phänomene, erratische Phlogopit . o Phonolith 2 am iedonkuppel Phonolithmergel Pläner im Busen von Mün- STEH 70 — bei Neuenheerse Platin Pleurotomaria Polyptychodon continuus 530.5 Polythalamienformation . Porporinoglas Porcellia Prehnit & Profil von Samlleben, bis Scheppenstedt . . .- — von Neuenheerse bis Pa- derborn ! Pterodactylus von Glan o Pyrosklerit Pyroxen Quarzfels bei Blidah . Seite. Quecksilber in Californien . 713 Quecksilbererz in Californien 218 Rauchwacke bei Noleah . 646 — des Traungebietes 92 Realgar 170 Reproduetionsorgane d der sr gillarien . 630 Rhizocorallium jenense 217 Rothkupfererzz . . . . 4. 689 Salmiak 178 Sandstein, bunter 124 — dritter im Traunpebiet. 9 — gelber 73 _ ninmulttoireiches! 85 — tertiärer bei Medeah 652 — tertiärer bei Sumar . 645 Sassolin 178 Schaben 247 Schichten, feste im is bei Braunschweig . 98 Schiefer, gebrannter 127 Schilfsandstein 73 Schuttland 125 Schwarzmangan . 977 Schwefel D 167 Schwefelbildungen nesesteh Zeit .. 6% Schwefeleisen, Hase 690 Schwefel, gediegener .. 498 Schwefelkies . . 167. 452. 572 Schwefelwasserstoffgas 177 Seyphia Kaminensis 217 Senongruppe bei Münster 708. 709 — obere sandige . 706. 710 — untere thonhaltige 703 Sialidia . \ 248 Sigillaria Sternbergii i 183 Silber, gediegen . 4 Spirifer Bouchardi . 156 Spodumen von Norwich . 499 Spongia triasica A 217 Steinkohlenflora von hchnike 669 Steinkohlenformation bei Amasry 04 748 ; Seile Steinkohlenpflanzen bei Stra- donitz 691 Stinkstein bei Yrsusri Yy 104 — bei Koleah . 646 — bei Segeberg 969 Stubensand 73 Stylina Archiaci 216 Sumpflibellen 248 Süsswasserquarz bei Bothbaus 711 Tarhonagebirge . 145 Terebratula Becksii 704 — biplicata var. sella . 67 — Daleidensis . 156 — longinqua 157 — pisum 704 Termiten 247 Termitida . © 247 Tertiärbecken, Wiener 631 Tertiärmassen bei Muzaia 692 Textularia chilostoma 18 Thamnastraea Silesiaca 217 Thoneisenstein 104 Thon, fetter bei Kolcch 696 — dunkelblaugrauer unter dem Lias bei Braunschweig 68 — graublauer im Lias bei Braunschweig 65 — plastischer 450 — sanldiger . AA — Thonmergel. . 65. 651 Thonschiefer bei Amasry 101 — bei Blidah . 643 — bei Koleah . i 646 Thonschiefer (Algier) . 648 Torfbildung in Dismal-Swamp 695 Traungebiet, bairisches 83 Trigonia sinuata 146 Turbaco, Gasquellen bei . 980 Turon-Gruppe bei Münster . 709 Turritella Beulangu q 226 Uebergangsgebirge im Amasıy- Gebiet “70.98 Uebergangskalk . . 99. 650 Uebersichtskarte, geologische von Deutschland 615. 620 Vanadin Versteinerungen der thürin- gischen Grauwacke . Verwachsungen von Augit und Hornblende . Voltait . Voltzia Coburgensis . 244. Voluta Siemsseni h Vulkanische Auswürflinge (Bomben) 749 Seite. 19 508 695 163 540 222 218 Wealdenformation in Oester- reich . RL Weintraube, fossile von Salz- hausen Zamba, Volcan de . Zechstein am Harzrande . — bei Koleah . Zinkoxyd . : Zinnober in Californien . Druck von J. F. Starcke in Benlin. “r ER „arsted ni mim. | x aaa MR +2 Le wv aa ir sta 0 are; 2 Bes Br us, En SC wi tr lo Tante u. ‚ | f KR" e, 2 BI 1m Sn x E ER | id rar F i 5 u a er © a Oe f u y ig - al ir Ca. ; i a mel. DR . , 7 a on % h 2 2 025 Ku 7 v2 a a RN x 4: - N ’ } | J : u) ! r j y 21 Statut der deutschen geologischen Gesellschaft. Vergl. Zeitschrift Band I. S. 19 fg. und S. 394, Band II. S. 247 und Band III. S. 33% fg. 1. Die Gesellschaft führt den Namen: deutsche geologische Gesellschaft. 2. Zweck der Gesellschaft ist: Förderung der Geologie und aller anderen Naturwissenschaften, so weit sie zur Geologie in einer unmittelbaren Beziehung stehen, und insbesondere Erforschung der geologischen Verhältnisse Deutschlands, mit Rücksicht auf Bergbau, Ackerbau und andere Gewerbe. 3. Die Gesellschaft ernennt nur wirkliche Mitglieder, deren Zahl unbeschränkt ist. Deutschen wie Ausländern steht der Beitritt offen. Zur Aufnahme genügt der Vorschlag durch drei Mitglieder. 4. Die Versammlungen der Gesellschaft sind: a) allgemeine, in einer Stadt Deutschlands, im Monate September jeden Jahres. Ort und Zeit B werden stets für das nächste Jahr im Voraus, je- 7 doch so gewählt, dass dadurch der Besuch der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte nicht gestört wird. b) besondere, welche vom November bis August in monatlich einmaligen Sitzungen zu Berlin öf- fentlich gehalten werden, und zwar an dem ersten Mittwoch eines jeden der obbenannten Monate. 5. Jede allgemeine Versammlung erwählt sich aus ihrer Mitte einen Vorstand für die Dauer ihrer Sitzungen und bestimmt einen Geschäftsführer im Voraus für die nächstjährige Versammlung. i 6. Die Leitung der laufenden Geschäfte versieht ein Vor- stand in Berlin bestehend aus: einem Vorsitzenden, zwei stellvertretenden Vorsitzenden, vier Schriftführern, einem Schatzmeister, einem Archivar. Die Wahl dieses Vorstandes geschieht in der No- vembersitzung für das mit dieser Sitzung beginnende Geschäftsjahr nach einfacher Majorität. Bei letzterer werden die von Auswärts eingegebenen Stimmzettel mit- gezählt. 7. Die Gesellschaft veröffentlicht: a) eine Zeitschrift in bestimmt erscheinen- den Vierteljahrsheften. Diese enthalten: 1. Berichte über die Versammlungen, Zutritt von Mitgliedern, ökonomische und andere Ver- hältnisse der Gesellschaft; 2. Briefliche Mittheilungen und 3. kleinere Aufsätze. ‘Die Aufnahme von Aufsätzen kann von dem Vorstande ($. 6.) beanstandet werden, doch bleibt eine definitive Entscheidung darüber der nächsten allgemeinen Versammlung vor- behalten. db) Abhandlungen in besonderen Heften. Ueber den Druck der Abhandlungen entscheidet ein Di- rektorium, welches von der allgemeinen Versamm- lung für das nächste Geschäftsjahr ernannt wird. 8. Die Gesellschaft bildet eine Bücher- und Karten-Samm- lung durch Tausch und Geschenke; die eingegangenen 10. 14: Gegenstände werden in den Berichten ($. 7. a, 1.) mit dem Namen der Geber bekannt gemacht. ‚Die Sammlung wird durch Zusendungen für die nicht in Berlin anwesenden Mitglieder nutzbar gemacht. . Jedes Mitglied zahlt einen jährlichen Beitrag von vier Thalern, welcher für die in Berlin ansässigen Mitglieder auf sechs Thaler erhöht wird. Die Vierteljahrs-Schrift wird jedem Mitsliede unent- geldlich zugesendet. Das Ausbleiben ist in vorkom- menden Fällen als Erinnerung an die rückständige Bei- tragszahlung anzusehen. Jedes Mitglied erhält ein Exemplar der Abhandlun- gen, in sofern sich dasselbe zu den einzelnen besonders gemeldet hat. Es ist in diesem Falle dafür der halbe Kostenpreis zu zahlen. Wer zwei Jahre lang mit seinem Beitrage rückständig bleibt, wird als ausgeschieden betrachtet. Das Budget wird in den allgemeinen, Versammlungen festgestellt. Der Vorstand ($. 6.) hat für das abgelau- fene Geschäftsjahr bei den allgemeinen Versammlungen seinen Rechenschafts- Bericht einzureichen, welcher in der Vierteljahrs-Schrift bekannt gemacht wird. Aenderungen des gegenwärtigen Statuts können nur durch die allgemeinen Versammlungen beschlossen werden. Wenn Aenderungsvorschläge durch die Majorität der bei einer allgemeinen Versammlung anwesenden Mitglie- der unterstützt worden sind, so kommen sie bei der all- gemeinen Versammlung des nächsten Jahres zur Be- schlussnahme 2. Sollte sich die Gesellschaft dereinst auflösen, so ent- scheidet eine allgemeine Versammlung über die Ver- wendung des Gesellschafts- Eigenthumes. Den gegenwärtigen Vorstand der Gesellschaft bilden die Herren: L. v. Bucu als Vorsitzender, v. CARNALL und Karsten als stellvertretende Vorsitzende, G. Rose, BEYRICH, Ewaıp, Rorn als Schriftführer, Tamnau als Schatzmeister, RAMMELSBERG als Archivar. Die jährlichen Beiträge der Mitglieder sind einzusenden an die Besser’sche Buchhandlung (W. HErTZ) in Berlin Behrenstrasse No. 44., welche von dem Vorstande ermächtigt ist, über die erfolgten Einzahlungen Quittung auszustellen. Den Mitgliedern der Gesellschaft werden frühere Bände der Zeitschrift zu dem ermässigten Preise von 3 Thlr. ver- abfolgt. Für Nichtmitglieder der Gesellschaft ist der Preis des Jahrganges 6 Thlr. Druck von J. F. Starcke in Berlin, ellinien’entstanden' bei: ung des Steinkohlengebin teraschichten/ durch Hebw En Granits ee rge,verbunden/ mit dem’ hen’ Granits Sprünge der | der6rubenbaue und Sp 4) auf Tafel lvergross | zitschrift derıleutschen geologischen besellochaft IS3R. Tafel 1. A, u "NORDKÜSEH, ANATOLIENS MN ) \ N I zwischen Amasev und Tyrla=asv. Hebergangskalk, H honschiefer; Sternkohlen- und bunter Sandstein FaDE me Mr os; 5 Neisser Iura-halk. Granit Verbrandtes Gebirge | Graumacke, -Granitblöcken etc, -halkblöcken: etc, Graumackenschigfer: Profil nach der Linie AB. Mulden -und Satellinien! entstanden! bei = Fr Vüäerschlag und. Bildung des Stankehlengelirges dureh bung +42 Bildung der letzten, Jeraschichten/ durch Hebung von Cal +4 +14 U Mlebung des südosthichm Grant ÜB CESprünge der 2 hpoche, R-4-14-t Hebung der ttelgebisge verbunden mit: dan grössern‘Umgrefin der Grunde tl Awc on Sprung. kpoche | Sprünge der = hyeche on Wr | er —+-Sllebung dee südwestlichen! Granite Sprünge derW’” Kpoche N n ia Iöhtenniederlagen‘ von Tyrla- arg BJ auf TafelII. | IB um bessern Veberblk der Grubenbuue und sprunge sind die h md yon Schynaly (ht) auf Tafel Mvergrössert worden B exeichnung der Be [@Sprung-Epoche A Ben... te Ju SprungEipoche A Eh: H“Sprung-Epochi un... Hauptstollnsohle, 6: ‚Nittelstollnsohle, Grı Be. Oberstollnsohle, Gr schrift der deutschen geologischen! Gesellschaft I85R. Tafel 5 . DE 0) mg nn a) put BJo4] Zeichnung (®, der Kohlenniederlage von Tyrla 1 = le) << Ba Ta I ZZ ——— lang, Ya arg humpenze ET Baubbau der Goa, e BZ Serstößefen | : en 0 eo 10 Lehr pres, — x, | -— 7 = z r 2. 2 SohlE" ” a 93 20 UL a en — ——E Ar ) 2 — Auegehendos n 5 Nreresspiegel er 2 — — = ———e = u a Vordero Ansicht von der Linie El aus. 2 Az mittlere Stolln. Sohle Hauptstolln Sohle) Fanpage Sp ws Bezeichnung der: N ; Fe E HteSprumy Epoche LE, Feßprung-Bpoche 0 Mauptstollnsohle, Grundriss en llittelstollnsohle, Grundriss, .„Oberstellnsohle, Grundriss Sprungkpoche Profil nach Jh’ Trofil nach GL mittlerer | IL. Tafel II. NP Änitrekrift der deutschen geologischen Goxdllechaft 1832: Tafel IN. - = — : ZT —— — m — — —— = ar u = ee F- Pal: AR ETZEERN er Rn | Vrofit nach der Lime GH, sy it S x + + VE ER EZIOETZEER liont, 28 2 S Pa 7 eichnun 8 der Iiohlenniederlage von Schvnaly am u | Bezeichnung: ass 2 | Profil nach Pa -t-. 2. den Madden id Sattellimien. b. der Springe Vering m Z erste Kpoche IE "liegen en ne Maupsftab zum Meanplop \ 7 et. 3. dritte do. | l 4. vierte do. \Bo-20d indl. son N, — | / Mn. 0-30°m REP. > Ar) schr.d.deutsch.gel.62 DR. ent 192 ddeuisch. ATI. Ges. nd. deutsch.geol. Ma Le ’ Y ih! / BER RERAEE U) REN u en a Ru Ara B R ar LEN y RN TR} fr u ’r 4% a 1 er lr { \ NN r \ \ Fr 72 „ Hi RL, M f BN We ) ir { ) | 3W LITE: Er y hy un RE J N R f - D t A . “ H 5 Ri h ln > N aa BER re! 3 a I Juj2) aa Di Aaitschr. d.deutsch geol Ges 85, 2 r Fig IM Maafsjiab, Far = | Eu Dr 1} Z Fr | —— I - Westlicher Theil Hundloch der Tagesstrecke derGiube, Adam“ 1 I} | Lig zo , x 27 2 al —_— Fig MT. | 3 ME, = SHhoderiche - = 72 + - FE & | MeV pP | Gi | al / N II // | j £ | |/ 0 \ Wr If M Friedrich Wilhelm - Stollen Sollensohle 1 Ticheleh VAL RN ? | /| N \ | | / | | | / \ J) | fl M N Umbruch Ort mer Lig MM = SL. [72 > -—7 N r 3 Se _ a Q, sa — - Seht 8 SMilnebn ga l S S ö BES N | ee leiters. ur 7 vb: D | 4 2 J'Friedericke SHoffpuun ” | DE Wie f Aeche, „Adam“ Hark .\scheide > E - ARE Hedher, Glückau]” A Nätner del: SO Wagenschteber lit | | | | | (0) = nbeı LT Y ısillarıa Ste ERSCHRDeT DREH 72 3 7 y KReuschr. d. dentsch,geol. 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