FORTHE PEOPLE FOK EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Zeitschrift der Deutschen geologischen Gresellschaft. XLII. Band. 1890. Mit vierzig Tafeln. Berlin 1890. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung), Behren-Stragge No. 17. Zl't'\ «\X5 ^^v>r 2. Inhalt. A. Aufsätze. Seite. Karl Vogelsang. Beitiiigo zur Kenntniss der Trachyt- und Basaltgesteine der Hohen Eifel 1 A. VON KcENEN. Ueber Dislocationen auf Rügen .... 58 F. Rinne. Ueber morphotropische Beziehungen zwischen , \ anorganischen Sauerstoff- luid Schwefelverbindungen . 63 ((q**- \ W. Dames. Anarosanrus pumilio nov. gen. nov. sp. (Hierzu Tafel I.) 74 0. Jaekel. Ueber die systematische Stellung und über fos- sile Reste der Gattung PriMiophorus. (Hierzu Tafel n — Y.) 86 ■ Carl Ochsenius. Ueber das Alter einiger Theile der (süd- amerikanischen) Anden. III. (Schluss.) 121 Alfred Philippson. Ueber die Altersfolge der Sediment- formationen in Griechenland 150 A. Martin. Die phonolithischen Gesteine des Laachersee- Gebiets und der Hohen Eifel 181 Philipp Pocta. Ueber einige Spongien aus dem Cuvieri- Pläner von Paderborn. (Hierzu Tafel VI —VH!.) . . 217 Ferdinand Hornung. Zur Kenntniss des Gangsystems des Auerberges im Harze und der Füllung desselben . . 233 Hermann Credner. Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rothliegenden des Plauen'schen Grundes bei Dresden. IX. (Hierzu Tafel IX -XL) 240 Johannes Felix. Beiträge zur Kenntniss der Gattung Fro- tosphyrriena Leidy. (Hierzu Tafel XII — XIV.) . . . 278 F. W. Pfaff. Ueber Schwankungen in der Intensität der Erdanziehung. (Hierzu Tafel XV — X^l.) 303 Max Blanckenhorn. Das Eocän in Syrien, mit besonderer Berücksichtigung Nord - Svriens. (Hierzu Tafel XVII bis XIX.) . . . . . l 318 Hermann Kunisch. Labyrinthodonten-Reste des oberschle- sischen Muschelkalkes. (Hierzu Tafel XX.) .... 377 F. SCHRODT. Beiträge zur Kenntniss der Pliocänfauna Süd- Spaniens. (Hierzu Tafel XXI u. XXH.) 386 Johannes Walther. Ueber eine Kohlenkalk-Fauna aus der ägyptisch-arabischen Wüste. (Hierzu Tafel XXIII bis XXVIII.) 419 Wilhelm Salomon. Geologische und petrographische Stu- dien am Monte Aviölo im italienischen Antheil der Adamellogruppe. (Hierzu Tafel XXIX.) ..... 450 A. VON Strombeck. Ueber den oberen Gault mit BeUmnites minimus bei Gliesraarode unweit Braunschweig . . . 557 Erich Haase. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Arach- niden. (Hierzu Tafel XXX u. XXXI.) 629 IV Seite. Theodor Lange. Beiträge zur Kenntniss der Flora des Aachener Sandes. (Hierzu Tafel XXXII — XXXIV.) . 658 H. RoTHPLETZ u. V. SiMONELLi. Die marinen Ablagerungen auf Gran Canaria. (Hierzu Tafel XXXV u. XXVI.) . 677 J. Lemberg. Zur mikrochemischen Untersuchung einiger Minerale 737 Otto Jaekel. Oracantlms Bochmvensis n. sp., ein Trachya- eanthide des deutschen Kohlengebirges. (Hierzu Tafel XXXVII.) 753 B. Briefliche Mittheilungen. Sapper. Ueber Erderschütterungen in der Alta Verapaz . 160 A. Baltzer. Lössähnliche Bildungen im Canton Bern . . 164 E. Naumann. Stegodon Mhulanenfiis , eine neue Art von Uebergangs- Mastodonten 166 Ferd. Rodmer. Playioteutliis, eine neiie (iattung dibran- chiater Cephalopoden aus dem russischen Jura . . . 360 H. Trautschold. Ueber Megalopteryx und Pelecypharus . 575 F. J. P. VAN Calker. Ueber ein Vorkommen von Kauten- geschieben und von Hyolithus- und ÄcoKiÄ?(5-Sandstein in Holland 577 G. Berendt. Noch einmal die Lagerungsverhältnisse in den Kreidefelsen auf Rügen 583 J. SiEMiRADSKi. Ueber eine Endmoräne der ersten Ver- gletscherung untersalb Krakau an der Weichsel und über die Natur der dortigen liössbildung 756 Paul Oppenheim. Die Geologie der Insel Capri, eine Ent- gegnung an Herrn Joh.annes Walther 758 Steinmann. Einige Fossilreste aus Griechenland 764 W. MÜLLER. Kalkspath von Rothenzechau im Kreise Hirsch- berg in Schlesien 771 '^^TTO Jaekel. Ueber Coccostetts 773 C. Verhandlungen der Gesellschaft . . . 170. 364. 588. 775 Zugänge für die Bibliothek im Jahre 1889 801 Namenregister 812 Sachregister 815 r/ ^ CENTRAL PARK, '^ f . NEW YORK, ^,J Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 1. Heft (Januar, Februar, März) 1890. A. Aufsätze. 1. Beiträge zur Kenntniss der Trachyt- und Basaltgesteine der hohen Eifel. Von Herrn Karl Vogelsang in Bonn. Seit jeher und mit Recht hat das Gebiet der vulkanischen Eifel und des Laacher Seees das lebhafteste Interesse der Geolo- pen in Anspruch genommen. Naturgemäss wandten sich die älteren Forscher zunächst der Untersuchung des geologischen Baues, der Entstehung der räthselhaften Maare, der Altersbe- stimmung der Sedimentgesteine zu. während man erst später dazu überging, die Zusammensetzung der die Vulkanberge aufbauenden Gesteine zu ermitteln. Seit der Einführung des Mikroskopes jedoch blieben die Studien der Petrographen vorwiegend auf das Gebiet des Laacher Seees beschränkt, und nicht in dem Maasse. wie man es hätte erwarten sollen, sind unsere Kenntnisse über die Eruptivgesteine der eigentlichen vulkanischen oder hohen Eifel seit jenem Zeitpunkte erweitert worden. Ausführliche Unter- suchungen in dieser Hinsicht haben nur Zirkel^). Hussak^) und Busz^) über die Basaltlaven der diluvialen Vulkane angestellt. Es schien daher eine dankbare Aufgabe, auch die tertiären Erup- tivgesteine, also Trachyte, Andesite, Phonolith und Basalte der ') „Basaltgesteine" 1869. -) Die basaltischen Laven der Eifel; Sitzungsber. d. k. Akad. der Wisseusch. Bd. LXXVIL L Abth. April-Heft. Wien 1878. ^) Mikroskopische Untersuchungen an Laven der Vordereifel, A^erh. d. naturh. Ver. Rheinl. u. Westf. 1885. pag. 418—448. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1. \ hohen Eifel einem erneuten und möglichst vollständigen Studium zu unterwerfen. Die Anregung zu dieser Ai'beit, deren Resultate im Folgenden niedergelegt sind, ward mir von Seiten meines hochverehrten Oheims und Lehrers Geh. Eath Zirkel in Leipzig zu Theil, welcher selbst die ersten petrographischen Untersuchungen über diese Gesteine angestellt hat^j. Auf einer Reihe von Excur- sionen, welche ich zum Theil in seiner Begleitung an der Hand von V. Dechen's geologischer Karte und „Geognostischem Führer"^) unternommen habe, wurde an allen Orten neues Material ge- sammelt. Bei der grossen Anzahl der überall zerstreut liegenden Basaltvorkommnisse konnten natürlich nur die wichtigsten Kuppen be- rücksichtigt werden ; es wurde aber auch in dieser Hinsicht der Kreis der Untersuchungen etwas über das Gebiet der eigentlichen hohen Eifel ausgedehnt. Die Arbeit zerfällt hiernach in drei Theile. In dem ersten sollen die in der Nähe von Kelberg in der Eifel gelegenen Trachyte, in dem zweiten die in einem Kreise um die Trachytvorkommnisse aufsetzenden Amphibol-Andesite , sowie im Anhang hieran der Phonolith des Seibergs bei Quiddelbach be- sprochen werden. Der letzte Theil endlich wird sich mit den Untersuchungen über die Basalte zu befassen haben. Es ist mir eine angenehme Pflicht, meinem hochverehrten Lehrer für die jederzeit bereitwillige und wohlwollende Unter- stützung bei der Ausführung vorliegender Arbeit auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Die Trachyte in der Nähe von Kelberg. Verbreitung des Trachyts. Der bedeutendste Aufschluss von Trachyt findet sich in unmittelbarer Nähe von Kelberg. Zwischen diesem Orte nämlich und dem Dorfe Zermüllen bildet derselbe, westlich von der Chaussee, welche nach Adenau führt, eine flache Anhöhe, das Frohnfeld, auch „Struth" genannt. Der letztere Name hat mehr Bezug auf die Haide, welche in west- licher Richtung sich nach dem Juckeisberg zu erstreckt. Der Trachyt ist am Frohnfeld durch 5 oder 6 bedeutende Steinbrüche aufgeschlossen. Dieselben bilden, theilweise mitten im Ackerlande gelegen, grosse Vertiefungen mit steilen Wänden, aus denen das Wasser keinen genügenden Abfluss hat und aus welchen auch die *) Ferd. Zirkel, die trachytischen Gesteine der Eifel; Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 18.59. pag. 507 — 540. -) Geognost. Führer zur Vulkanreihe der Vorder-Eifel. Bonn. II. Aufl. 1886. Förderung des Gesteins-Materials mit Schwierigkeiten verlviiüpft ist. Der grösste Steinbruch, zugleich der Fundpunkt der schön- sten später zu beschreibenden Sanidin-Einsprenglinge liegt an dem Feldwege, welcher am Nordausgang von Kelberg von der Chaussee links abbiegt und parallel derselben auf der Anhöhe nach Zer- müllen zu führt. Der Trachyt des Frohnfeldes lässt sich nun bis in die Nähe von Zermüllen verfolgen, aber die starke Ver- witterung des Gesteins und die bedeutende Auflagerung von Damm- erde machen eine genaue Feststellung der Grenzen unmöglich. Ueberschreitet man jedoch den Trierbach, so findet sich südwest- lich von Zermüllen, am Fusse der Basaltliöhe des Schwarze- berges, dasselbe Gestein in mehreren Schürfstellen aufgeschlossen. Wenden wir uns nun von hier aus nach Nordosten, dem kleinen Thale zu. welches sich bei Zermüllen in das des Trierbaches öffnet, so treffen wir hier bald wiederum den Trachyt an. Ver- folgt man nämlich den Weg, welcher in diesem Thälchen nach Reiraerath hinaufl'ührt, so wird etwa 20 Minuten von Zermüllen entfernt an einem kleinen durch Gabelung des Thaies gebildeten Bergvorsprung das Gestein vom Typus des Frohnfeldes sichtbar. An dieses Vorkommen schliesst sich in einer Entfernung von etwa 2 Ion in ostnordöstlicher Richtung der Trachyt von Reime- rath an. Hier, südlich des genannten Ortes, an einem Wiesen- grunde, dem sog. Kitzenweiher (derselbe ist trocken gelegt) bildet der Trachyt einen Kranz von niedrigen Hügeln mit riffähnlichen Formen. Zirkel beschreibt die Oberflächen-Gestaltung dieses Vor- kommens ausführlich (1. c. pag. 511). Es ist dies der einzige Ort, wo der Trachyt durch einigermassen charakteristische Bergformen her- vorragt, welche indess wohl nur Ergebnisse der Erosion sind. Süd- östlich von dieser Erhebung, nördlich der Chaussee Kelberg-Boos gelang es ferner nach längerem Suchen die Stelle aufzufinden von welcher Zirkel (pag. 508) und v. Decken (pag. 258) Trachyt auf- führen; sie liegt am Km-Stein 52.9 gegenüber der Einmündung des Fusspfades, welcher von dem Dorfe Mannebach herkommt. Die nach Osten zu sich sanft anhebende bewaldete Höhe heisst „an der Scheidt". Der letzt erwähnte Aufschluss, übrigens von genau übereinstimmendem Typus, ist jedoch sehr unbedeutend und nur auf einige aus der Dammerde hervortretende Blöcke be- schränkt, ja mit völliger Sicherheit lässt sich nicht constatiren, ob der Trachyt hier wirklich ansteht. Bemerkenswerth ist es, dass etwa 20 Schritte von diesem Orte, auf der südlichen Seite der Chaussee, Hornblende-Andesit durch zwei Schürfstellen un- zweifelhaft anstehend aufgeschlossen ist. Kehren wir nun auf dieser Chaussee nach Kelberg zui'ück, so treffen w^' unser Gestein noch einmal an, und zwar in unmittelbarer Nähe der kleinen 1* 4 Kapelle des Dörfchens Hünerbach. Hier ist ein Steinbruch in der- selben Weise Avie am Frohnfelde angelegt. Dieses Vorkommen ist überhaupt demjenigen in unmittelbarer Nähe von Kelberg ganz analog, da der Trachyt nur eine sehr flache Erhebung über der Thalsohle bildet. Auch hier lässt sich, wie überall an den ge- nannten Vorkommnissen, wo die Aufschlüsse es gestatten, grob- pfeilerförmige Absonderung des Gesteins wahrnehmen. Der von v. Dechen (pag. 252) aufgeführte Trachytaufschluss am südlichen Ende von Kelberg, wo Material zum Bau des be- nachbarten Schulhauses gebroclien wurde, ist zur Zeit verstürzt. Zwischen dem Pastorat in Kelberg und dem Heiligenhäuschen an dem Wege von Gelenberg konnte ebensowenig, als dies v. Decken (pag. 254) vermochte, das dort durch Mitscheelich notirte kleine Trachytvorkommen aufgefunden werden. Die gegenseitige Vertheilung der Trachytaufschlüsse , die äusserst flache Erhebung des Gesteins über die Oberfläche, das Fehlen von nur einigermassen hervorragenden Kuppen, die gleich zu erwähnende grosse Aehnlichkeit in der Ausbildung sind Ver- hältnisse, welche der Vermuthung Raum geben, dass hier eine zusammenhängende plateauartige Masse von Trachyt vorliegt. Petrographische Beschreibung. Die Trachyte, welche am Frohnfelde bei Kelberg, im Thale zwischen Reimerath und Zermüllen, bei Reimerath. nördlich der Chaussee Kelberg-Boos bei dem Km-Stein 52,9 und an der Kapelle bei Hünerbach auf- geschlossen sind, zeigen in mancher Hinsicht ausserordentliche Aehnlichkeit mit dem typischen Gestein vom Drachenfels im Siebengebirge. Makroskopisch weisen dieselben in einer weiss- lichen bis grau-gelblichen feldspathigen Grundmasse vor Allem meist sehr rissige Sanidin-Krystalle von mannigfaltiger Grösse porphyrisch ausgeschieden auf. Sind letztere klein, so treten die Umrisse in Folge der Verwitterung wenig gut hervor und das Gestein nimmt ein graues, gelb geflecktes Aussehen an. Plagioklas ist makroskopisch nicht mit Sicherheit zu erkennen, da er nur geringe Grösse besitzt. Nur selten gelingt es mit blossem Auge oder mit der Lupe den polysynthetischen Zwillingsbau zu con- statiren. Biotit ist in der Grundmasse und als Einsprengung in den Sanidinen in Gestalt kleiner sechsseitiger Blättchen wahr- nehmbar. Die grossen Sanidin-Krystalle sind ebenso wie am Drachenfels nicht sonderlich fest mit der Grundniasse verwachsen und fallen daher leicht mit Hinterlassung ebener Abdrücke aus derselben heraus. Die schönsten Krystalle dieser Art finden sich am Frohnfelde in dem Steinbruch, welcher an dem von Kelberg nach Zermüllen* führenden Feldwege gelegen ist. An denselben wurden folgende Flächen beobachtet: P = 0P[001]; M^ ocPo) [010]; x = Po. [101]; o=:P[ril]; Tu. 1= ooP[110]; y = 2Poo [201]; z = o,P3 [130]; n = 2Poo [021]. Die Krystalle sind theils rechtwinklig-säulenförmig nach der Klinodia- gonale durch Vorherrschen von 0 P und ocPoo . theils tafelförmig nach ooPx) . Während am Drachenfels, wie v. Decken mit Recht hervor- hebt, die rectaugulär-säulenförmigen Saaidiu-Krystalle nie verzwillingt vorkommen, treten hier bei dieser Ausbildungsweise sogar zwei Zwillings-Gesetze auf. Die Individuen von diesem Habitus sind nämlich erstlich vielfach, wie es bei den tafelförmigen stets der Fall ist, nach dem „Karlsbader" Gesetz vereinigt, daneben aber erscheinen auch hier in besonders bemerkenswerther Weise ganz ausgezeichnete ringsum ausgebildete Zwillinge säulenförmiger In- dividuen nach dem „Manebacher" Gesetz, deren Umriss scheinbar völlig der rhombischen Symmetrie gehorchende Conturen aufweist. Die letztere Zwillingsbildung, welche den einfachen Harmotom- Zwillingen von Strontian in Schottland ganz ähnliche Gestalten erzeugt, ist in dieser Weise, soweit bekannt, bisher an den in den trachytischen Gesteinen eingewachsenen Sanidiuen noch nicht be- obachtet. Immerhin scheint aber dieselbe auch hier zu den Seltenheiten zu gehören, da ich sie nur an zwei allerdings sehr schönen, grossen Exemplaren (von 6 cm Länge nach der Klino- diagonale) habe constatiren können. Die tafelförmigen Individuen nach ooPco sind, wie am Drachenfels, stets nach dem „Karlsbader" Gesetz verzwillingt. Dieselben erreichen theilweise eine unge- wöhnliche Grösse. Herr Oberpostdirector Schwerd in Coblenz, welcher eine sehr schöne Suite Kelberger Sanidine besitzt, bewahrt in seiner Sammlung einen solchen Zwilling, welcher 1 cm dick ist und nach der Vertikalaxe 8 cm, nach der Klinodiagonale 6 cm misst. Das Felden der Zwillingsbildung wird von Zirkel (1. c. p. 525) wie von Roth ') und von v. Decken (1. c. p. 257) besonders hervorge- hoben. Es ist dies wohl dadurch erklärlich, dass die Aufschlüsse zu jener Zeit, als genannte Forscher diese Gegend besuchten, noch zu un- bedeutend waren. Die Spaltbarkeit nach P und M ist an den Sanidin-Krystallen nur unvollkommen entwickelt. Dagegen zer- brechen, namentlich die säulenförmigen Individuen, sehr leicht nach einer rauhen unebenen Ablösungs-Fläche, welche Fettglanz zeigt und annähernd dem Orthopinakoid entspricht; auf derselben lassen viele Krystalle ausgezeichnete Schalenstruktur erkennen. Das Auftreten dieser Absonderungsfläche und das anscheinende Fehlen der für den orthotomen Feldspath charakteristischen Spalt- barkeit ist bei dem Sanidin häutig zu beobachten; auch J. F. ') MiTSCKERLiCH-RoTK, lieber die vulkanischen Erscheinungen in der Eifel. Berlin 1865 S. 10. 6 Williams hebt diese Erscheinung hervor^). Namentlich tritt be- kanntlich an den leistenförmigen mein* oder weniger basischen Sanidin-Durclischnitten der Trachyt- und Phonolith-Präparate in der Regel eine solche mit der Querfläche zusammenfallende Zerklüf- tung auf. An den Kelberger Krystallen nun entspricht dieser Rissigkeit insbesondere auf der Fläche M eine sehr deutliche Streifung. Bei den Zwillingen nach dem Manebacher Gesetz zeigt sich daher die Verwachsung der beiden Individuen nach der Basis sehr schön durch eine deutliche Zwillingsnaht, welche parallel der Kante P : M auf dem Klinopinakoid durch das Zusammenstossen der beiderseitigen Streifung hervorgebracht wird. Von einem möglichst frischen Krystall der aus dem Schutt des Steinbruchs am Frohnfeld ausgesuchten Sanidine wurden zwei Dünnschliffe genau nach P und M hergestellt. Der erstere zeigte absolut genau die Auslöschung parallel und senkrecht zur Kante P : M, so dass eine Hinneigung zum Anorthoklas nicht existirt. Auch unter der Bertrand' sehen Quarzquadrantenplatte entsprach der Schnitt durchaus den Anforderungen einer Basis des monoklinen Systems. In der klaren Masse, auf deren feinen Rissen sich etwas Eisenoxydhydrat abgelagert hatte, wurden etliche Plagioklas- einschlüsse beobachtet, deren Lamellirmig entweder parallel oder senkrecht zur Kante P : M gerichtet war. An sonstigen Inter- Positionen erwiesen sich die Schnitte sehr arm. Vereinzelte Erz- körnchen, Biotitblättchen, Zirkonlo-yställchen und Einschlüsse von Glas waren vorhanden. Dagegen zeigten sich bizarr gestaltete Gas- poren, vielfach zu Gruppen angeordnet, sehr häufig. In dem Dünnschliff nach M wurde bei der Bestimmung der Auslöschungs- richtungen gefunden, dass eine derselben mit der Kante P : M einen Winkel von 5" bildet. Zur Feststellung der Lage der optischen Axen-Ebene Hess ich nun normal zu dieser Auslöschungs- richtung einen dicken Schliff anfertigen. Im Nöerenberg' sehen Polarisationsinstrument gab derselbe wegen der gi'ossen Rissigkeit des Sanidins nur ein sehr unvollkommenes Axenbild. dagegen zeigte sich bei der Untersuchung in dem für convergentes Licht einge- richteten Mikroskop an mehi'eren wasserhellen Stellen eine sehr deutliche Interferenzfigur und bei Drehung des Objecttisches war der Austritt der optischen Axen mit ziemlich kleinem Winkel recht gut zu beobachten. Die Trace der optischen Axenebene verläuft parallel der Kante OP : ocPao . Dieselbe liegt also normal zum klinodiagonalen Hauptschnitt, und jene Auslöschungsrichtung, welche mit der Klinodiagonalen den Winkel von 5 " bildet, giebt ') J. F. Williams, Ueber den Monte Amiata in Toscana und seine Gesteine. N. Jahrb. f. Miner. Beilage-Bd. V. 1887, S. 415. die Lage der spitzen Bissectix an, daher c = b. Horizontale Dispersion, p > u. Der Charakter der Doppelbrechung wurde ver- mittelst eines Viertelundulations-Glimmerblättoliens als negativ er- kannt. Der Sanidin des Frohnfeldes weicht also in Bezug auf optische Orientirung in keiner Weise von den für die orthotomen Feldspathe im Allgemeinen gefundenen Regeln ab. Die grösseren wohlausgebildeten Sanidinkrystalle kommen also in der Eifel nur, wie schon mehrfach hervorgehoben, im Trachyt des Frohnfeldes bei Kelberg vor und sind auch hier bei Weitem nicht so häufig wie am Drachenfels. Es lässt sich des- halb auch nicht die von dort her bekannte, durch den Parallelis- mus der porphyrischen Feldspathe hervorgei'ufene Parallel- Structur wahrnehmen. Bieten so die Eifeler Trachyte makroskopisch durch die Farbe der Grundmasse und die Grösse der porphyrischen Feld- spathe noch einige Verschiedenheiten dar, so erweisen sie sich im Dünnschliff doch durchaus als zu einem und demselben Tj-pus gehörig. U. d. M. zeigt sich, dass die Grundmasse derselben vorwiegend aus einem Gemenge äusserst kleiner, leistenförmiger Feldspathe von steilenweise fluidaler Anordnung mit spärlichen dazwischen geklemmten Partikelcheu eines bräunlichen Glases be- steht. Bei starker Vergrösserung erweist sich diese hyaline Zwischenmasse häufig als mit äusserst kleinen Gasporen erfüllt, üeber die Zugehörigkeit der winzigen, vielfach mikrolithischen Feldspathe zum monoklinen oder triklinen System lässt sich etwas Bestimmtes wohl nicht aussagen. Deutliche Zwillingsstreifung ist an denselben nur selten wahrzunehmen. Die Mehrzahl derselben scheint parallel und senkrecht zu ihrer Läugserstreckung auszu- löschen und ist somit w'ohl als Sanidin anzusehen. Die in dieser Grundmasse mikroporphyrisch ausgeschiedenen Feldspathe, welche durch alle Dimensionen mit den makroskopischen zusammenhängen, sind noch ziemlich frisch und enthalten Einschlüsse von Glas, Erz. Ideinen Zirkonen, Bio titblätt eben und Apatitnädelchen. Sie bilden oft scheinbar regellose Zusammenhäufungen verschiedener Indi\'iduen. Der grössere Theil gehört wegen der graden Aus- löschung und der stark entwickelten Rissigkeit jedenfalls dem monoklinen Sanidin an. Diejenigen Schnitte jedoch, welche durch ihre deutliche poly synthetische Zwillingslamellirung ihre trikline Natur ausser Frage stellen, kommen an Menge dem Sanidin fast gleich. Zonarstructur ist selten und nur undeutlich. Yon jed- weder Andeutung einer sphärolithischen Sti'uctur ist die Grund- masse ganz frei. Der Biotit erscheint theils in stark dichroitischen. öfters mannigfach gebogenen und geknickten lamellaren Längsschnitten, theils in sechsseitigen Schnitten parallel der Basis. Einschlüsse von Apatit und Magnetit in demselben sind häufig; überall, längs den Spaltungsrissen und am äusseren Rande, ist er von der be- kannten opacitischen Substanz umgeben, über deren Natur sich hier nichts Näheres feststellen lässt. Frischer Augit scheint als solcher nicht vorzukommen. Auf seine frühere Gegenwart verweisen aber unzweifelhaft die scharfen charakteristischen achtseitigen Durch- schnitte, gebildet von ocPoo [100]; cf.¥co [OlOj; ocP[110], welche bis 0,25 mm nach der Axe b messen. Die ursprüngliche Augit- Substanz ist jedoch vollständig in eine hell gelbe, trübe, fein- körnige Masse umgewandelt, welche bei dem Präpariren leicht herausfällt, so dass nur die Hohlräume mit den bekannten Con- turen übrig bleiben. Dasselbe Umwandlungsproduct des Augits erscheint auch in den zugehörigen länglichen Durchschnitten nach der Yerticalaxe. Eine ähnliche Erscheinung wird von Schwerdt ^) am Augittrachyt von Wei-hsieu in Schantung hervorgehoben. Dieser so beschaffene augitische Gemengtheil, welcher gegen den Glimmer sehr zurücktritt, ist übrigens im Frohnfelder Trachyt am häufigsten, während er in den Varietäten von Reimerath und Hünerbach nur äusserst sporadisch auftritt. Schwarzes Erz ist theils in äusserst winzigen Partikelchen in der Grundmasse ver- theilt, theils in einzelnen grösseren Körnern in derselben zerstreut. Dass ein grosser Theil dem Magnetit angehört, bezeugen die deutlich regulären Formen, welche manche Körner aufweisen, jedoch ist unzweifelhaft auch Titaneisen in nicht geringer Menge vorhanden, wie die für dieses Erz charakteristische Unn-andung von Leukoxen beweist. Mehrere Partieen (bis zu 1 mm Grösse) dieser milchig-trüben Substanz wurden beobachtet, welche sehr schön zeigten, wie die Pseudomorphose dem schaligen Bau des Titaneisens nach R folgt, wobei dann ein Theil des Titaneisens, welcher der Zersetzung widerstanden hat, in Gestalt zarter La- mellen, welche sich unter Winkeln von 60 ^ kreuzen, erhalten ge- blieben ist. Allerdings besitzen auch manche Körner mit Con- tureu, welche auf das reguläre Sj'stem hindeuten, Leukoxen-Rinde, was auf einen Titansäure-Gehalt des Magnetits hinweist. Apatit ist in der Grundmasse dieser Trachyte sehr häufig. Vielfach ist er in Gestalt kleinster Nädelchen in den Feldspathen einge- schlossen, häufig durchsticht er auch in gleicher Form die Glimmer- durchschnitte und vereinzelte Erzkörner. Grössere Krystalle (his zu 1,0 mm Länge) liegen porphyrisch in der Grundmasse vertheilt ^) R. Schwerdt, Untersuchungen über Gesteine der chinesischen Provinzen Schantung und Liautung; Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1886, p. 229. und zeigen sich mit den bekannten staubartigen Interpositionen erfüllt, welche vielfach in Form von Stäbchen parallel der Längsaxe ange- ordnet sind. Theils erscheinen Längsschnitte des Apatits, gewöhnlich an den Enden abgerundet und P oder OP nur undeutlich er- keinien lassend, theils hexagonale Querschnitte. Parallelverwachsung nach der Längsaxe ist häutig zu beobachten. Ueberall zeigt sich deutliche basische Zerklüftung. Zirkon ist gleichfalls verhält- nissmässig häufig in stark lichtbrechenden Körnern, welche meist nur undeutliche Kry stallformen darbieten. Er tritt ebensowohl als Einschluss in den Feldspathen als auch selbstständig in der Grundmasse zerstreut auf. Titanit in den spitz-keilförmigen Durch- schnitten wird häufig wahrgenommen, daneben erscheint er jedoch auch nicht selten in leistenförmigen nach OP verzwillingten In- dividuen. Seine Farbe ist gelblich-grün bis wasserhell, nicht immer ist er ganz klar, vielmehr zeigt er vielfach Zersetzungs- Erscheinungen in eine weisslich-trübe Substanz. Schliesslich ist noch das Auftreten von Tridymit zu erwähnen, welcher ganz über- einstimmend mit dem Vorkommen vom Drachenfels kleine mikro- skopische Nestchen von zarten, wasserklaren übereinander ge- schuppten Blättchen als Ausfüllungen der kleinsten Hohlräume bildet. Mit blossem Auge erkennbarer Tridymit wurde nicht be- obachtet. Bemerkenswerth ist noch, dass diesen Trachyteu ein Gehalt von Hornblende, sowohl in frischem oder verwittertem als in dem wohlbekannten kaustisch veränderten Zustande, gänzlich abgeht, worin eine weitere Analogie mit dem Typus des Drachen- fels gegeben ist. Demi wenn auch nach älteren makroskopischen Angaben Hornblende hier und da im Gestein des letzteren vor- kommen soll, so pflegt sie doch in den Dünnschliffen völlig ver- misst zu werden. Eine von mir im chemischen Laboratorium des Herrn Prof. Stohmann ausgeführte Bauschanalyse des Trachyts vom Frohn- felde ergab folgendes unter L mitgetheilte Resultat. Zum Ver- gleich ist die Analyse der Grundmasse des Gesteins vom Drachen- fels (H.) nach Rammelsberg ^) und, um des Gegensatzes willen, diejenige des Amphibol-Andesits vom Freienhäuschen bei Kelberg nach Zirkel (1. c. p. 535) beigegeben. ') C. Rammelsberg, Ueber den Trachyt vom Drachenfels im Siebengebirge. Zeitsclir. d. d. geol. Ges. Bd. XI. 1859, S. 440. 10 I. Si02 65,01 AI2O3 18.27 Fe203 0,84 FeO 0,83 CaO 1,50 MgO 0,80 K2O 4,34 Na20 6.79 Glühverl. H2O . . 1.74 n. TU. 65,07 60,01 16,13 21.03 5,17 — — 8,48 2,74 3,19 0.67 0,73 4,44 2,01 4.70 4,29 0.70 . — • 100,12 99,69 99,74 Mineralcombinationen, welche als Producte der ersten Ausscliei- dung aus dem Magma oder als eingeschlossene Bruchstücke älterer in der Tiefe anstehender Gesteine zu deuten wären, wurden in diesen Trachyten nirgendwo beobachtet. Die Hornblende-Andesite der Eifel. Denselben Gegensatz in den Gesteinstypen, welchen wir im Siebengebirge durch das Auftreten von Hornblende-Andesit am Stenzelberg, an der Wolkenburg u. s. av vorfinden, können wir auch wieder in der Eifel constatiren. In ganz analoger Weise kommen nämlich hier neben den vorhin beschriebenen Trachyt- massen auch verschiedene ausgezeichnete Repräsentanten von Amphibol-Andesit vor. Letzterer bildet im Gegensatz zum Trachyt einige mehr oder weniger hervorragende Erhebungen und Kuppen, welche im Umkreise von wenigen Stunden um die Trachyte ge- legen sind. Wenn nun auch die von diesen verschiedenen Locali- täten heiTührenden Gesteine in ihrem Gesammtcharakter grosse Uebereinstimraung zeigen, so weisen dieselben doch in ihrer petrographischen Ausbildung und Zusammensetzung manche Ver- schiedenheiten auf. sodass eine gesonderte Beschreibung der ein- zelnen Vorkommnisse notliwendig erscheint. Hornblende-Andesite südlich von Kelberg. Zunächst finden wir südlich von Kelberg, zwischen den Dörfern Köttelbach und Mosbruch, westlich vom Hohen Kelberg eine be- deutende Erhebung von Hornblende-Andesit. welche an mehreren Punkten aufgeschlossen ist. Aus dem südlichen Theile derselben ist durch die Thätigkeit der Erosion ein in west-östMcher Rich- tung gestreckter, kuppenähnlicher Rücken entstanden, das Freien- häuschen genannt, während in dem nördlichen Theile der Andesit 11 flach abfällt und wenig mehr aus der heutigen Bodengestaltung hervorragt. Dieser nördliche Theil bildet die Unterlage für die Basalterhebung des Brinkenköpfchens. An dem Südabhange des Freienhäuschens, nach Mosbruch zu, ist das Gesteinsmaterial durch mehrere bedeutende Steinbrüche aufgeschlossen. Die Absonderung ist daselbst theils breit-pfeilerartig, theils kugelig-schalig. Die Spitze des Freienhäuschens liegt nach v. Decken (1. c. p. 226) 579,5 m ü. d. M. Nordwestlich von demselben ist dei Andesit wieder am Abhang des sog. Kranickelchens sichtbar. Es ist dies ein niedriger schmaler Rücken, welcher sich in westlicher Richtung an das Brinkenköpfchen anschliesst; auf demselben befindet sich eine grössere ßaumgruppe, sodass man, da sich ringsum Wiesen befinden, von demselben aus der Ferne den Eindruck einer höheren Erhebung erhält. In diesem Wäldchen liegen nur vereinzelte Blöcke vom Basalt des Brinkenköpfchens umlier, dagegen tritt am Westabhange des Kranickelchens der Andesit deutlich an- stehend zu Tage. Sodann ist in den letzten Jahren noch nord- östlich vom Brinkenköpfchen, nur etwa 100 Schritt vom Fusse desselben entfernt ein grösserer Steinbruch mitten im Ackerfeld angelegt worden, wodurch die Verbreitung des Andesits auch nördlich vom Brinkenköpfchen und vom Kranickelchen erwiesen ist. Die Flur, in welcher dieser Steinbruch liegt, heisst ^auf den Heseln^ oder ^auf dem Anwindsborn". Endlich führt v. Decken (1. c. p. 252) noch ein „gangförmiges Vorkommen- von Hornblende-Ande- sit am Südausgange von Köttelbach an. Ich habe diese Stelle in dem Hohlwege, welcher zum Brinkenköpfchen hinaufiuhrt. genau unter- sucht und daselbst mir grössere Blöcke, sowohl von Andesit wie von Basalt in unregelmässiger Vertheilung vorgefunden. Es ist daher im höchsten Grade wahrscheinlich, dass es sich hier nicht um anstehendes Gestein handelt, sondern um grössere Blöcke, welche von den höher gelegenen Kuppen her ihren Weg hierhin gefunden haben. Freienhäuschen. Der Honiblende - Andesit des Freien- häuschens zeigt in seinem frischen Zustande makroskopisch eine dichte Grundmasse von dunkelgrauer Färbung. Der Plagioklas tritt meist tafelartig mit weisslicher Farbe und mattem Glänze hervor, allerdings sind bei der Dichtigkeit des Gesteins seine Con- turen selten deutlich zu erkennen, besser geben sich dieselben bei der Verwitterung kund. IVIit der Lupe ist die Zwillings- streifung an demselben gut wahrzunehmen. Die Hornblende erscheint regelmässig eingesprengt in glänzend schwarzen, meist kurz gedrungenen Individuen. Biotit ist nicht erkennbar. Im verwitterten Zustande nimmt die Grundmasse des 12 Gesteins eine durch Bildung von Eisenhydroxyd hervorgebrachte roth-braune Färbung an. Im Dünnschlitf u. d. M. besteht die Grundmasse vorwiegend aus kleinen nach der Axe a gestreckten Leistchen von Feldspath mit ausgezeichneter Fluktuationsstructur. Bei weitaus den meisten, auch den kleinsten Durchschnitten wird deutliche Zwillingsstreifung und beim Drehen zwischen -f Nicols continuirlich wandernde Auslöschung wahrgenommen, sodass man über ihre Plagioklas-Natur nicht im Zweifel sein kann. Nur bei stärkster Vergrösserung ist ein spärlicher Glaskitt von hell brauner Farbe erkennbar. Tridymit ist in den charakteristischen dacli- ziegelartigen Gruppirungen mehrfach zu beobachten. Diese Grund- masse erscheint übersät mit einer Unzahl von Magnetitkörnchen und kleinen Prismen von grüner Farbe, welche sich wegen ihrer bedeutenden Auslöschungsschiefe und ihren schon bei massiger Vergrösserung deutlich erkennbaren, charakteristischen Conturen unzweifelhaft als Augit erweisen. Als grössere Ausscheidungen treten Feldspath, Hornblende, Augit und Apatit auf. Die Durch- schnitte dieser porphyrischen Feldspathe sind meist breit leisten- förmig mit sehr schöner polysynthetischer Zwillingslamellirung und prachtvoller Zonarstructur und zwar geht der schalige Bau stets gleichmässig ungehindert durch die Zwillingsstreifung hindurch. Schon im gewöhnlichen Licht ist diese ausgezeichnete Zonar- structur vielfach durch äusserst feine, die Grenzen der einzelnen Schalen markirende Linien zu erkennen. Neben diesen deutlich schalig aufgebauten Individuen rinden sich auch viele, bei denen die Zunahme der Acidität der Feldspathsubstanz vom Kerne nach dem Rande zu nur ganz allmählich vor sich gegangen ist, was sich an den Schnitten durch ausgezeichnete continuirlich fort- schreitende Auslöschungsschiefe kundgiebt. Grössere Feldspathe, welche sich durch Mangel an polysynthetischer Zwillingsbildung, Spaltungsrisse und grade Auslöschung unzweifelhaft als Sanidin erweisen, sind sehr selten. Die Plagioklase verhalten sich in Bezug auf ihren Gehalt an Interpositionen sehr verschieden. Viele sind von ausserordentlicher Klarheit und enthalten nur wenige Apatite in langen quergegliederten Nadeln nebst vereinzelten Zirkonen und Magnetitkörnchen, andere sind von Einschlüssen aller Art und Grösse, insbesondere von glasigen Partikeln fast vollständig erfüllt und zeigen nur eine schmale Rinde von klarer Feldspathsubstanz. Als Zersetzungsproduct der feldspathigen Ge- mengtheile erscheint Calcit in nicht unbeträchtlicher Menge. Der- selbe tritt mit weisslicher, lichtgrauer Farbe, theilweise in kleinen Schnüren mit faseriger Aggregation, theils in grösseren Partieen auf und lässt dann deutlich die Spaltbarkeit nach dem Grund- rhomboeder erkennen. Die Hornblende zeigt, wo vollständige 13 Kiystalldurchstlmitte sichtbar sind, die regelmässigen Begrenzungen. Die sechsseitigen Querschnitte sind durch ocP und ccPao gebildet, unter denen wie gewöhnlich ooP vorwiegt. Parallel den Prismen- flächen erscheint die regelmässig verlaufende Spaltbarkeit. Die Längsschnitte weisen weniger scharfe Krystallforin auf und lassen mehr die Wirkungen der Corrosion erkennen, nur selten ist noch P und OP an ihnen wahrzunehmen. Zwillinge nach o:Px sind sehr häutig. Zwischen -f Nicols bildet bekanntlich bei den Querschnitten derselben die Zwillingsnaht eine Linie parallel odPoo . Nun wird in Schnitten genau parallel einer Fläche aus der Verticalzone die Zwillingsgrenze der Spaltbarkeit parallel ver- laufen, in allen anderen, also schiefen Schnitten dagegen, welche keiner krystallographischen Axenrichtung parallel gehen, muss dieselbe mit der Spältbarkeit einen grösseren oder kleineren Winkel bilden und auch die hierdurch gebildeten Abschnitte des Durchschnitts werden verschiedene Auslöschungsschiefen zeigen. Solche schiefe Schnitte sind natürlich in den Präparaten bei weitem am häufigsten. In derselben Weise bilden bei lamellar verzwillingten Augiten in Längsschnitten die Lamellen oft einen schiefen Winkel mit den Spaltrissen. Längere Zeit hat man bei der Wahrnehmung des schiefen Verlaufes der Zwillingsnaht zur Spaltrichtung bei der Hornblende auf das Vorhandensein eines weiteren Zwillingsgesetzes schliessen zu köimen geglaubt. Auch Bruhns^). Rudolph^). Hyland^) erwähnen diese Erscheinung. Becke"^) hat nachgewiesen, dass in solchen Fällen nur schiefe Schnitte von Zwillingen nach dem gewöhnlichen Gesetz vorliegen können. Der Pleochroismus der Hornblende ist sehr stark, a = hell gelb-grün. 6 = hell braun, c = dunkel olivengrün. Die Aus- löschungsschiefe auf (xPx wurde bis zu 17" gemessen. An Ein- schlüssen führt die Hornblende Glas, grosse Erzkörner, Apatit- nadeln. Auch Plagioklas wurde als Einschluss beobachtet. Fast sämmtliche Schnitte der Hornblende finden sich mit einem mehr oder weniger breiten Rande umgeben. Derselbe be- steht, wie schon bei massiger Vergrösscrung deutlich zu sehen ist, hier aus Anhäufungen von kleinen grünlichen Prismen und opaken Körnchen. Die kleinen Prismen erreichen im Mittel eine *) W. Bruhns, Der Porphyritzug von Wilsdruff - Potschappel. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges., 1886, p. 742. ^) Fr. Rudolph, Beitrag zur Petrographie der Anden von Peru und Bolivia. Mineral, u. petrogr. Mitth. IX, 1887, p. 284. ^) J. Shearson Hyland, Ueber die Gesteine des Kilimandscharo und dessen Umgebung. Ebendas. X, 1889, p. 238. *) Fr. Becke, Ueber Zwillingsverwachsungen gesteinbilderder Pvroxene und Amphibole. Ebendas. VII, 1885, p. 98—107. 14 Grösse von 0.012 mm. sie stimmen in Bezug auf Farbe und optisches Verhalten vollkommen mit den in der feldspathigen Grundmasse zerstreuten Individuen überein und gehören somit dem Augit an. Die opaken Körnchen besitzen durchschnittlich einen Durchmesser von 0,009 mm und zeigen wegen ihrer regulären Formen und des deutlich metallischen Glanzes im abgeblendeten Licht gleichfalls solche Aehnlichkeit mit den Magnetitkörnchen der Grundmasse, dass dieselben wohl auch diesem Mineral ange- hören. Aus mancherlei Umständen ist ersichtlich, dass hier nicht etwa nur eine blosse Umlageruug dieser Gebilde um die Horn- blende-Individuen vorliegt, sondern dass wir diese Zonen als Producte der Einwirkung des feurig-flüssigen Magmas auf die bereits fertig gebildeten Hornblendekrystalle zu deuten haben. Die Hornblende weist nämlich innerhalb dieser Kränze niemals selbstständige, ihr eigenthümliche Conturen auf. sondern zeigt vielmehr in iliren höchst irregulär verlaufenden Umrissen die offenbaren Wirkungen der Corrosion. An manchen Stellen löst sich die Hornblendesubstanz ganz allmählich auf und scheint in das randliche Haufwerk überzugehen. Andere Individuen sind fast vollständig in Augit und Magnetit aufgelöst und zeigen im Innern nur noch einen spärlichen Rest brauner Hornblende. Auch die sogenannten Pseudo-Krystalle. Zusammenhäufungen lediglich von Augitsäulchen und Magnetitkörnchen, welche mehr oder weniger deutlich die bekannten Hornblende-Conturen zeigen, sind nicht selten. Während aber sonst bei diesen Umrandungen der Horn- blende die neu gebildeten Augit-Individuen so winzige Dimensionen zu besitzen und so innig mit den Magnetitkörnchen vermengt zu sein pflegen, dass die Erkenntniss der augitischen Natur überhaupt bekanntlich längere Zeit in Anspruch genommen hat. handelt es sich hier um ein relativ lockeres Aggregat von verhältnissmässig grossen Individuen deren mineralogische Natur ohne weiteres zu erkennen wäre, selbst wenn diese Augite nicht in Ausbildung und Farbe völlig mit denen der Grundmasse übereinstimmten. Es erscheint bemerkenswerth, dass dieser charakteristische Rand der Hornblende von Zirkel') bereits als ein Product der kaustischen Veränderung durch das Magma gedeutet worden ist, als die Natur seiner Zusammensetzung noch nicht bekannt war. Weiterhin erfolgte die Erkenntniss des Magneteisens in demselben, wobei jedoch die vorstehende Erklärung nicht angenommen, viel- mehr der Rand als Product einer Umwandlung der Hornblende auf nassem Wege angesehen wurde, (Cohen) ^). Diejenigen, welchen *) F. Zirkel, lieber d. kryst. Gest. längs des 40. Breitegr. in Nordamerika. Ber. d. Kön. Sachs. Ges. der Wissensch. 1877, p. 181. 2) N. Jahrb. 1881. I, p. 195. 15 sodaiiii auch die Nachweisung des Augits in diesen Rändern ge- lang, beschränkten sich indessen zunächst auf die blosse Be- schreibung und vermieden das Eingehen auf eine specielle genetische Deutung, indem sie lediglich überhaupt eine Umwandlung dabei anerkannten, wie Oebbeke ^), Hoepfner-), Becke^j. Kotö"^) end- lich hat zuerst diese Neubildung von Augit und Magnetit aus Hornblende als ein Product der Umschmelzung hingestellt und seitdem darf diese Anschauung als allgemein angenommen gelten. In dem Haufwerk der Augit- und Magnetitkörnchen erscheint zwischen den einzelnen Kryställchen eine farblose, schwach bläulich polarisirende Masse, welche wohl als Feldspath zu deuten ist. Ob derselbe hier nun auch als ein Umschmelzungsproduct der Honiblende anzusehen ist, ist schwer zu entscheiden. Hatch^) giebt zwar die Neubildung von Feldspath an dem Rande einge- schmolzener Hornblende an. Grössere Wahrscheinlichkeit scheint wohl die Annahme für sich zu haben, dass in diesem Falle an den Rändern die Feldspathsubstanz dem Magma angehört, indem sie sich Avährend oder nach der Neubildung der kleinen Kryställ- chen aus dem noch flüssigen Theile desselben ausschied und zwischen die letzteren drängte. Neben dem vorhin beschriebenen Augit in Mikrolithenform kommt derselbe jedoch auch reichlich in Gestalt grösserer Ein- sprengunge vor. Die aus der mikroskopischen Grundmasse her- vorti'etenden Krystalldurchschnitte desselben zeigen theils die be- kannte achtseitige Begi-enzung, theils Leistenform in den Längs- schnitten. Die Spaltbarkeit ist gut entwickelt, die Farbe schön flaschengrün mit schwachem Pleochroismus. Manche Schnitte zeigen Andeutungen von zonarem Aufbau. Die Zwillingsbildung, mehrfach eine lamellare, nach ooPoo ist häutig zu beobachten. An Interpositionen enthält der Augit Einschlüsse von Glas, Apatit, Magnetit. Nirgendwo zeigt sich an demselben eine Spur von kaustischer Veränderung. — Apatit tritt, wie in den Trachyten, theils in langen quergegliederten Nadeln auf und bildet dann Interpositionen in den grösseren Einsprengungen, theils findet er sich in grösseren Krystallen (bis zu 0,7 mm Länge) mit massen- *) K. Oebbeke, Beiträge zur Petrographie der Philippinen und der Palau-Inseln. N. Jahrb. 1881, Beil. Bd I, p. 474. -) C. HoEPFNER, Ueber das Gestein des Monte Tajumbina. Eben- daselbst 1881, II, p. 171. ^) F. Becke, Eruptivgesteine aus der Gneissformation des nieder- österr. Waldviertels. Min. u. petr. Mitth. Bd. V, 1883, p. 171. *) B. KoTo, On some Japanese rocks; Quarterly Journal of the Geological Society, XL. 1884, p. 489. ^) Fr. H. Hatch, Ueber die Gesteine der Vulcangruppe von Ai'e- quipa. Min. u. petr. Mitth. YII. 1886, p. 344 u. 352. 16 haften Mikrolithen durchsetzt in der Grundmassc zerstreut. An den basischen Schnitten wird die Anordnung derselben parallel den Prismenflächen oft deutlich wahrgenommen. Biotit erscheint nur sehr vereinzelt in kleinen Blättchen. Er ist durch seinen äusserst starken Pleochroismus mit helleren Farben : c = roth- braun, a = hell gelb, sowie durch das Fehlen der Spaltbarkeit und des Pleochroismus in den Schnitten parallel OP von der Horn- blende wohl zu unterscheiden. Magnetit findet sich ausser den in der Grundmasse regel- mässig verstreuten Körnchen, auch noch als grösserer Einspreng- ung, sowohl in dickeren Körnern mit deutlich regulären Formen, als auch in wie zerhackt aussehenden Partieen. Nirgendwo zeigt sich an ihm eine Umwandlung in Leukoxen. Titanit in keilförmigen Durchschnitten und Zirkon in kleinen stark lichtbrechenden Körn- chen sind selten. Von dem in Folge der Verwitterung bräunlichen Gestein wurden ebenfalls Dünnschliffe angefertigt. U. d. M. erscheint die Grundmasse roth-braun gefärbt. Die J'eldspathe zeigen durch Bildung von Cälcit eine milchige Trübung, welche namentlich von den Spaltrissen ausgeht. Eisenhydroxyd ist ebenfalls auf den Spalten der Feldspathe vielfach in tief rothen Streifen zur Ausscheidung gelangt. Namentlich aber erscheint dasselbe in roth-braun durchscheinenden Massen als Umwandlungsproduct des Magnetits. Hornblende und Augit sind wenig angegriffen. Hornblende-Andesit von den Heseln und vom Kra- nickelchen. — Die Gesteine von der nördlichen und der west- lichen Seite der Andesit-Erhebung zwischen Mosbruch und Köttel- bach, also von den Heseln und vom Westabhange des Kranickelchens zeigen makroskopisch wie mJkroskopisch nur geringe Verschieden- heiten von dem Material am Freienhäuschen. Das Gestein von den Heseln ist nicht so dicht wie dasjenige vom Freienhäuschen; durch seine mehr licht graue Farbe treten die Hornblende-Krystalle noch deutlicher hervor. Plagioklasleisten mit deutlich erkennbarer Zwillingslamellirung und lebhaftem Glänze sind ebenfalls makro- skopisch gut zu erkennen. Das Gestein ist von der Verwitterung noch wenig angegriffen. Auch im Dünnschliff zeigt dasselbe viel Aehnlichkeit mit demjenigen vom Freienhäuschen. In der Grund- raasse erscheinen die Feldspathleisten alle deutlich gestreift, Glas- basis scheint etwas mehr vorhanden zu sein wie dort. Die kleinen Augit-Prismen sind nicht so regelmässig conturirt und von mehr blass grüner Farbe. Am bemerkenswerthesten erscheint es . dass die Hornblende weniger corrodirte Formen und nicht so breite Umschmelzungsrinden aufweist, wie dort. Ueberall geht jedoch deutlich Augit und Magnetit als Product der Umschmelzung hervor. Auch die Augit-Magnetit- Aggregate , welche ihre Entstehung ein- 17 geschmolzener Hornblende verdanken, sind seltener. Die grösseren Feldspath-Einsprenglinge zeigen überall deutliche Zwillingsstreifung und zonalen Bau. Ein Theil des Feldspaths wurde jedenfalls schon vor der Einschmelzung der Hornblende ausgeschieden, da an Stellen, wo ein Feldspath an dieselbe angelagert ist, die Um- randung fehlt. Dieselbe Erscheinung wird von Rudolph (1. c , pag. 295) mitgetheilt. Andererseits wurden auch wiederum in manchen Hornblende - Querschnitten Einschlüsse von Feldspath beobachtet. Verwachsung von Biotit und Hornblende ist mehrfach wahr- zunehmen, und zwar verläuft die Lamellirung des Biotits in den Hornblende - Querschnitten parallel der Axe b, sodass OP des Glimmers parallel dem (nicht auftretenden) 0. Magnetit ist vielfach zu Aggregaten vereinigt, welche aus umgeschmolzener Hornblende entstanden sind. Auch grössere Magnetit-Einspreng- linge sind häufig. Biotit findet sich in kleinen stark dichroiti- sclien Schüppchen ziemlich verbreitet. Olivin ist nur äusserst selten wahrzunehmen (in einem Dutzend Schliffen konnte ich nur ein einziges Olivinkorn con- statiren). Dieses Fehlen des Olivins, der mikroskopische Habitus des Apatits und der Plagioklase (zonaler Aufbau) und stellenweise mikroporphyrische Structur verleihen diesem Gestein also einen ') H. Lenk, Zur geolog. Kenntniss der südlich. Rhön. Inaug. Diss. Würzburg 1887, pag. 80. ^) a. a. 0. pag. 334 u. 852; vergl. auch t. 7, f. 7. 20 andesitischen Charaktei'. Dass dasselbe jedoch zu den Basalten zu rechnen ist, dafür spricht die Ausbildung des Augits, die holo- krystalline Structur, die chemische Zusammensetzung und vor Allem der geologische Verband. Eine von Zirkel^) ausgeführte Analyse ergab: Si02 . . . 51,86 AI2O3 . . . 19,03 FeO . . . 14,62 CaO . . 7,09 MgO . . 4,02 Na20 . . 3.14 99,76 Was das Verhältniss des Brinkenköpfchens zu den unmittelbar um und unter ihm gelegenen Andesiten anbetrifft, so ist hierüber Folgendes zu bemerken. Diese letzteren Gesteine zeigen, wie vorhin dargethan wurde, in ihrer petrographischen Ausbildung so viel Aehnlichkeit. dass wir wohl zu der Annahme berechtigt sind, dieselben seien in einem einzigen andesitischen Magma-Erguss an die Erdoberfläche gelangt und erst die Erosion habe die heutige Bodengestaltung geschaffen. Das Brinkenköpfchen dagegen ist jedenfalls durch einen jüngeren, die Andesite durchbrechenden basaltischen Erguss entstanden, und nicht etwa als Kern der Andesit-Partie aufzufassen, wofür auf den ersten Blick vielleicht die krystallinere Ausbildung sprechen könnte, da bekanntlieh diese in den Eruptivmassen mit der Entfernung von der Abkühlungsfläche parallel zu gehen pflegt. Gegen eine solche geologische Deutung sprechen entschieden die Umstände, dass es einerseits an geeig- neten üebergängen in dem petrographischen Charakter der um- liegenden Andesite in das Gestein des Brinkenköpfchens fehlt und andererseits, dass in diesem Falle im Central-Theil des Ergusses die basischere Gesteins-Facies zur Entwicklung gelangt wäre, während im Gegensatz hierzu sonst bei eruptiven Massen stets nur Zunahme der Acidität nach dem Innern zu constatirt wor- den ist. Hornblende-Andesit östlich von Kelberg. Ausser dieser Andesit-Erhebung in der Nähe von Köttelbach befindet sich noch ein Torkommen östlich von Kelberg, nämlich südlich der Chaussee zwischen Boos und Hünerbach. Die Dechen- sche Karte giebt hier drei Trachyt-Punkte an. deren Lage auch von Zirkel und von v. Decken nach den alten Meilensteinen genau bezeichnet wird. Hiernach ist jedoch jetzt eine Orientirung ^) Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1859, pag. 539. 21 nicht mehr möglich. In diosei- Gegend, welche genau untersucht wurde, ist in den letzten Jahren in den Wiesen, aus denen die Elz ihren Ursprung nimmt, nördlich von der Basaltkuppe Beil- stein und südlich von dem wenig hervortretenden Basaltberge „An der Scheidt", an dem Km-Stein 53,2, ein Steinbruch angelegt. in welchem ein Gestehi gewonnen wird, dessen Aussehen voll- kommen mit der von Zirkel^) gegebenen Gesteinsbeschreibung zweier südlich der Chaussee gelegenen Kuppen übereinstimmt. Zirkel beschreibt: „eine durch parallel gelagerte Feldspath- Individuen schiefrig erscheinende blaugraue, etwas glänzende Grundmasse mit ausgeschiedenem glasigem Feldspath in kleinen Krystallen, wenigen Hornblendesäulclien und keinen Glimmer- blättchen". Jedenfalls ist also dieser Steinbruch an der Stelle dieser zwei sehr wenig hervorragenden und ganz nahe bei einander be- findlich gewesenen Kuppen angelegt. Wenn nun auch dieses Gestein seinem makroskopischen Aus- sehen nach sich sowohl von den bisher beschriebenen Andesiten wie auch von den Trachyten unterscheidet, so ist dasselbe nacii der mikroskopischen Untersuchung doch mit Sicherheit den Horn- blende-Andesiten zuzuzählen. Die Grundmasse besteht u. d. M. zunächst aus Plagioklasleistchen mit schöner Fluctuationsstructur. Zwischen -f Nicols zeigt sich, dass die Zersetzung zu Calcit schon weit vorgeschritten ist, die Streifung ist jedoch überall noch gut zu erkennen. Ferner betheiligen sich an der Grund- masse Magnetitkörnchen, sehr reichHch blassgrüne Augit-Mikrolithen und eine hellbraune glasige Basis als Zwischenklemmungsmasse. Stellenweise bildet dieselbe kleinere Tümpel und zeigt dann globu- litische Körnung. Als grossere Einsprenglinge treten auf: Plagio- klas. Hornblende, Augit, Apatit, Die Plagioklase sind nicht sehr regelrecht conturirt, zeigen aber stets Zwillingsstreifung und con- tinuirlich fortschreitende Auslöschung. Von den Spaltrissen geht überall die Umwandlung in Calcit aus. Die Hornblende ist deutlich umgrenzt und offenbart nur geringe Spuren von Corrosion und Umschmelzung. Der Augit ist neben den Mikrolithen der Grundmasse in grösseren Einsprengungen recht reichlich vorhan- den. Wenn also, wie vorhin gezeigt wurde, in local wie geologisch zusammengehörigen Andesiten der Augit-Gehalt mit dem Maass der kaustischen Veränderung der Hornblende zusammenfallen kann, so scheint doch keineswegs im Allgemeinen das reichliche Auftreten unveränderter Hornblende ein Zurücktreten des Augits in sich zu schliessen. Apatit ist recht verbreitet. Accessorisch treten noch Titanit, Tridymit, Zirkon. Biotit auf. 1) a. a. 0. pag. 526. 22 Etwas östlich von diesem Steiiibnich. in der Nähe der Ein- mündung des von Mannebach lierkommenden Fussweges findet sich noch eine Schürfstelle, in welcher dasselbe Gestein, jedoch schon sehr stark verwittert, aufgeschlossen ist. Nirgendwo ist es mir gelungen, in den bis jetzt beschriebenen, südlich und östlich von Kelberg gelegenen Andesit-Vorkommnissen Einschlüsse fremder Gesteine zu beobachten. Vereinzelte schwarze Fleckchen oder dunkle Partieen in den Handstücken erwiesen sich u. d. M. nur als Zusammenhäufungen von Glinimerblättchen oder Hornblendekryställchen. Hornblende-Andesite nördlich der Trachytgruppe. Nach Norden zu wird der Ring, den die Andesite um die Trachyteruptionen bilden, durch zwei Erhebungen, am Bocksberg und am Rengersfeld geschlossen. Der Bocksberg liegt in un- mittelbarer Nähe östlich von Mtillenbach, auf der rechten Seite des bei diesem Dorfe in den Trierbach einmündenden Baches; er bildet eine deutlich hervortretende, bewaldete Kuppe. An mehreren Seiten derselben sind Steinbrüche angelegt. Am Rengersfeld bei Welcherath tritt der Andesit nur als eine flache kaum hervor- ragende Erhebung auf. Die Lage dieses Vorkommens, welches, wie wir sehen werden, in mancher Hinsiclit grosses Interesse bietet wird von Zirkel (1. c, pag. 508) genau beschrieben: „etwa Y-i Stunde nördlich von Welcherath, westlich von dem Wege, der von diesem Dorfe nach dem Krebsbacher Hof und nach Meuspath führt, etwas nordwestlich von der Stelle, wo dieser Weg durch den von dem Nürburger Pastorat nach Kirschbach führenden ge- kreuzt wird". Nach diesen Angaben wurde die Localität sehr leicht gefunden. Petrographische Beschreibung der Andesite vom Bocksberg und vom Rengersfeld. — Der Andesit vom Bocks- berg ist überall schon stark verwittert. Nur am östlichen Stein- bruch gelang es, einigcrniaassen frische Handstücke zu schlagen. In diesen erscheint das Gestein hellgrau, dicht, mit glänzenden Plagioklasen. Die Hornblende tritt als makroskopischer Gemeng- theil nicht sehr deutlich hervor Vereinzelt erscheint sie in grösseren krystallinen Ausscheidungen. Glimmer ist auch makro- skopisch sichtbar. Selbst die frischesten Stücke erweisen sich im Dünnschliff als stark zersetzt. Die Grundmasse des Gesteins wird u. d. M. gebildet aus Plagioklasleisten , Augitkörnern , Erz- partikelchen und einer bräunlichen Basis. Diese Grundmasse ist ziemlich gleichraässig gemengt und mikroporphyrische Gemengtheile, wie vereinzelte Feldspathe. Hornblenden und Apatite treten nicht eben aufallend hervor. Keiner der Gemengtheile dieses Andesits 23 ist regelmässig begrenzt; namentlich der Plagioklas lässt die Leistenform vielfach vermissen. Er ist deutlich lamellirt; zonaler Aufbau nicht selten. Ueberall zeigt sich massenhafte Bildung von Carbonaten, theils in unregelmässigen Partieen, die rhomboe- drische Spaltbarkeit zeigend, theils in concentrisch-schaligen und faserigen Aggregaten. Die grau -gelbe Farbe derselben verweist vielfach auf einen Gehalt an Eisenoxydul. Diese starke Zer- setzung za Carbonaten lässt auf einen sehr basischen Charakter der Plagioklase schliessen; in der That ergaben verschiedene Messungen an geeigneten Schnitten parallel OP eine mittlere Aus- löschungsschiefe von 30^, was also auf einen sehr geringen Ge- halt an Albit-Substanz hinweist. Glaseinschlüsse erscheinen in den Leisten meist am Rande angeordnet. Die Hornblende ist kräftig pleochroitisch, sie zeigt überall wieder starke Einwirkungen der Corros:on und Umschmelzung. als Product der letzteren ist stellenweise Augit und Magnetit deutlich zu erkennen. Vielfach Hessen sich jedoch auch Erscheinungen von Zersetzung auf nassem Wege wahraehmen, indem die Hornblende sich in eine graue, trübe, matt polarisii"ende Kaolin-ähnliche Masse umgewandelt hat. Einschlüsse von Plagioklas sind auch hier nicht selten. Wo der lichtgraue, schwach pleochroitische und stellenweise zonal gebaute Augit in grösseren Kryst-allen auftritt, ist er der best begrenzte Gemengtheil und auch noch am wenigsten von der Zersetzung an- gegriffen. Apatit ist sowohl in Nadel -Form, wie in grösseren Krystallen hiufig. Ebenso fehlt Biotit nicht. Tridymit, an- scheinend wohl von secundärer Bildung, tindet sich vielfach in grösseren Nestern. Das Gestein vom Rengersfeld ist im Allgemeinen weniger von der Verwitterung angegriffen als dasjenige vom Bocksberg. Makroskopisch lässt sich kaum ein Unterschied zwischen beiden hervorheben, nur tritt der Glimmer am Rengersfeld besser hervor. Die Grundmasse setzt sich hier u. d. M. aus sehr winzigen Plagioklasleistcien, Augitmikrolitheii, Erzkörnchen und der bräun- lichen Basis iusammen. Die grösseren Feldspathleisten sind sännntlich klar mit deutlicher Streifung und zeigen nur wenig Literpositionen. Die Hornblende mit scharfen Conturen und sehr deutlich entwick«lter Spaltbarkeit ist nur sehr wenig corrodirt, im Gegentheil verläuft der Rand der Schnitte meist ganz scharf und kein Zeichei, von kaustischer Veränderung bietet sich dar. Dagegen Offenbart sie auch hier schon starke Spuren von Zer- setzung auf nassen Wege. Als Umwandlungsproduct stellt sich vielfach neben rotlcm Eisenoxydhydrat Calcit ein. Eine secundäre Epidotbildung aus der Hornblende wurde in sämmtlichen dieser eifeler Andesite. glechwie in denjenigen des Siebengebirges ganz- 24 lieh vermisst. Reichlicher tritt der Biotit in seinen charakteristi- schen breit leistenförmigen oder sechsseitigen Durchschnitten auf. Auch bei ihm fehlt jede Einwirkung der Corrosion. nur wenige Erzkörnchen haben sich an den Rändern festgesetzt. Apatit und Zirkon treten zurück, auch Titanit ist nicht sehr häufig, obschon ein vereinzelter Krystall von 1,2 mm Länge beobachtet wurde. Augit mit der charakteristischen flaschengrünen Farbe ist weder in Mikrolithen-Form noch in grösseren Individuen so häufig wie in den übrigen Andesiten vertreten. Im Uebrigen zeigt er voll- kommen die bereits früher beschriebenen Eigenschaften. Dagegen ist recht bemerkenswerth , dass hier neben dem monoklinen Augit auch noch der rhombische Hypersthen vorkommt. Obschon derselbe in der eigentlichen Gesteinsmasse nur selten hervortritt, so bildet er doch einen wesentlichen Gemengtheil in gewissen makroskopisch schwarzblau erscheinenden Partieen des Gesteins. Diese Massen haben stets einen Durchmesser von mehreren Centimetern und u. d. M. lösen sich dieselben in ein an den Bisilikaten und an Erz auffallend reiches Gämenge von Plagioklas, Hj'persthen, Biotit, Magnetit auf. Die grob krystallin- körnige Structur dieser Massen deutet darauf hin, dass dieselben als alte concretionäre Ausscheidungen aus dem »ndesitischen Magma aufzufassen sind. Der Plagioklas bildet in denselben un- regelmässige grosse Körner mit deutlicher Zwillingss:reifung. An geeigneten Schnitten wurde auf OP eine Auslöschungsschiefe von 20^ gefunden, welche diesen Feldspath in den Anfaiig der Bytow- nitreihe (zwischen Abi Ans und Abi An4) verweist und womit eine Bestimmung des specifischen Gewichts an isolirtem Material in THOULET'scher Eösung. welche 2,708 ergab, befr'edigend über- einstimmte. Die Plagioklase der andesitischen Haiptmasse sind jedenfalls, wie so oft schon im Gegensatz zu denjenigen der primären Ausscheidungen beobachtet wurde, minder basisch, da aus zahlreichen Messungen der Auslöschungsschiefe auf OP bei ihnen ein mittlerer Werth von lO** resultirte. Eine Isolirung dieser letzteren Feldspathe zum Zweck der Bestimmung ihres specifischen Gewichts gelang wegen ihrer grossen Kleinheit und der Feinkörnigkeit der übrigen Gemengtheile nidit in gewünsch- ter Weise. Der in diesen concretionären Massen vorkomnende Hypersthen ist von dem im eigentlichen Andesit verbreieten monoklinen Pyroxen sehr wohl zu unterscheiden. Was seine Form anbelangt, so tritt derselbe in breit säulenförmigen Individuai auf. bei welchen, wie dies an den Querschnitten wahrzunehmen ist, die verticalen Pinakoide vorwalten und die Prismenflächen zuiücktreten. Sämmt- liche Schnitte löschen natürlich gerade aus. W(gen der schwächeren / / 25 Doppelbrechung sind aucli die Polarisationsfarben nicht so l^räftig wie bei dem monoklinen Pyroxen. Im Gegensatz zu letzterem ist auch der Pleochroismus sehr stark und auffallend: a=;hcllroth; h =z röthlich braun; c = licht grün. Interpositionen sind spärlich, nur Glascinschlüsse kommen hin und wieder vor. Parallel der c-Axe zeigt sich überall vorzügliche Spaltbarkeit. Besonders charakteristisch für den H3'persthen ist noch die überall von den Quersprüngen ausgehende Zersetzung in ein parallel- faseriges Bastit-artiges Mineral. Apatit in quer gegliederten Nadeln kommt in den Feldspathen dieser Concretionen vor, scheint jedoch in grösseren Krystallen zu fehlen. Es verdient hier hervorgehoben zu werden, dass ähnliche, körnige Hypersthen-haltige Massen auch am Stenzelberg im Sieben- gebirge vorkommen. Eine von mir daselbst im Andesit aufge- fundene etwa wallnussgrosse Partie dieser Art zeigte makroskopisch eine mehr gelbe Färbung. Im Dünnschliif u. d. M. löste sich dieselbe ebenfalls in ein Gemenge von Plagioklas, Hypersthen, Biotit, Erzkörnchen und spärlichem Apatit auf. Einschlussartige Massen im Andesit des Bocksberges und am Rengersfeld. In dem Hornblende-Andesit des Bocksberges und am Rengers- feld finden sich in vielfacher Verbreitung theils knollenförmige oder bruchstückähnliche, theils schlierenförmig mit dem Gestein verwachsene Massen, welche bereits makroskopisch deutlich gegen den Andesit hervortreten und zunächst den Eindruck fremder Einschlüsse gewähren. U. d. M. lösen sich dieselben in Aggregate fremder Mineralien auf, welche sowohl in Bezug auf die Natur und Ausbildung ihrer Gemengtheile, wie in ihren Structurformen durchaus von dem umschliessenden andesitischen Eruptivgestein verschieden und darum wohl geeignet sind, das Interesse des Petrographen zu erregen Die Mineralien, welche sich an der Zusammensetzung der Aggregate betheiligen sind folgende: Cor- dierit. Andalusit, Sillimanit, Feldspath. Biotit, Pleonast, Korund, Rutil. Quarz, Granat, Zirkon, Magnetit. Im Folgenden möge nun die Beschreibung dieser einschluss- artigen Massen in der Weise erfolgen, dass zunächst die einzelnen Gemengtheile derselben, dann die wichtigsten Combinationen, sowie Structurformen behandelt werden. Zum Schluss soll dann das- jenige, was zur Erklärung und Deutung des Vorkommens dieser fremden Mineralanhäufungen im Eruptivgestein angeführt werden kann, zur Besprechung gelangen. 26 Cordierit. Vielfach zeigen bereits makroskopisch deutlich wahrnehmbare dunkelblaue verschwommene Flecke die Anwesenheit des Cordierits in diesen Mineralanhäufungen an. Auch u. d. M. ist die Begrenzung desselben hier im Allgemeinen sehr unregel- mässig. Meistens tritt er in rundlichen Individuen auf; hin und wieder sind jedoch Rechtecke zu beobachten, wclclie also Schnitten aus der Prismenzone entsprechen, oder verzerrte Hexagone, welche durch ooP und ooPoo gebildet w^erden. Spaltbarkeit nach ooP ist nur sehr unvollkommen und selten wahrnehmbar. Vielfach zeigen sich am Cordierit Zwillingserscheinungen, wie dieselben bereits mehrfach, u. a. an rheinischen Vorkommnissen dieses Minerals von Hussak^), v. Lasaulx^), Dittmar^) beschrieben worden sind. Die im gewöhnlichen Licht anscheinend immer ein- heitlichen basischen Schnitte zerfallen nämlich dann zwischen + Nicols in zwei oder mehrere Felder, welche stets gesetzmässige Orientirung zeigen. Bei scharfer Beobachtung ist allerdings auch durch äusserst feine Nuancen im Pleochroismus öfters schon diese Feldertheilung zu erkennen. Die Verzwillingung folgt immer dem Gesetz: Zwillingsebene eine Fläche des Grundprismas onP. Dies ergiebt sich aus der Orientirung der einzelnen Felder, indem die Auslöschungsrichtungen derselben mit einander stets einen Winkel von nahezu 60'' resp. 30 "^ bilden. Die Grenze zwischen den einzelnen Feldern verläuft theils regelmässig, theils zickzackförmig. Oefters sind in den einzelnen Individuen wiederum mannigfache parallele Zwillingslamellen eingeschaltet. Solche Viellinge könnten sogar in gewissen Fällen zu einer Verwechslung mit Plagioklas Anlass geben, jedoch gewährt der Pleochroismus hier stets ein vorzügliches Unterscheidungsmerkmal. Letzterer ist nämlich äusserst intensiv und noch in dünnen Schliffen sehr gut wahrnehmbar. Als Absorptionsfarben wurden bestimmt: a = gelblich weiss, b = bläulich weiss, c = violblau. Ueberhaupt liegt der Cordierit hier in so charakteristischer Ausbildungsweise vor, dass es zu seiner Erkennung gar nicht jener diagnostischen Mittel und Wege, welche sonst dafür in Anwendung gebracht zu werden pflegen, bedarf. Sehr reich ist der Cordierit an Interpositionen. Namentlich ist Sillimanit sowohl in Gestalt von kleinen dünnen Nadeln als ') E. HussAK, Ueber den Cordierit in vulkanischen Auswürflingen. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. Wien I. Abth. LXXXVII. April 1883. pag. 332—360. ') A. V. Lasaulx, Ueber Cordieritzwillinge in einem Auswürfling des Laacher Sees. Zeitschr. f. Krystallogr. Bd. VIII, 1883. p. 76—80. *) C. DiTTMAR, Mikrosk. Untersuchung der aus kryst. Gesteinen, insbesondere aus Schiefer herrührenden Auswürflinge des Laacher Sees. Verh. d. naturh. Ver. f. Rheinl. u. Wcstf. 1887. pag. 502—503. 27 auch filzigen Aggregaten häufig in demselben eingelagert. Sodann umschliesst derselbe sehr häufig Rutil in länglich rundlichen braun durchscheinenden Körnern, ferner Biotitblättchen, welche durch ihren Dichroismus kenntlich sind. Die sonst so verbreiteten winzi- gen Zirkonkörnchen mit ihren pleochroitischen Höfen wurden hier nicht beobachtet. Ausserordentlich häufig erscheinen stets farb- lose und rundlich gestaltete Glaseinschlüsse. Nicht selten ent- halten dieselben zwei Bläschen. Vielfach sind mit diesen Glas- einschlüssen scharf ausgebildete Oktaederchen eines impelluciden Gliedes der Spinellgruppe, wohl Magnetit, verbunden. Es liegt nämlich dann eines oder zwei solcher Kryställchen mit oder ohne Bläschen im Glase, häufig zeigt sich auch die Erscheinung, dass das Oktaederchen über die Glasmasse hinausragt. Da die Frage, ob diese Glaseinschlüsse im Cordierit hier primärer oder secun- därer Natur sind, auf das engste mit der ganzen Deutung des Vorkonmiens dieser einschlussartigen Massen verknüpft ist, so möchte ich auf dieselbe erst später eingehen. Die Glaseinschlüsse können durch die bekannten Merkmale sehr wohl von den eben- falls vorhandenen jedoch lange nicht so häufigen, überdies sehr winzigen Fluidaleinschlüssen unterschieden werden. Letztere zeigen stets prismatische Gestaltung. Die Cordieritsubstanz ist überall noch klar und Spuren von Zersetzungsprocessen auf nassem Wege sind nirgends wahrzunehmen. Andalusit. Während also der Cordierit in diesen Mineral- anhäufungen in den meisten Fällen irregulär conturirt ist, tritt der in der Regel mit demselben vergesellschaftete Andalusit durch- weg in deutlich krystallographisch begrenzten einzelnen Individuen, weniger in rundlichen Körnern oder in Aggregaten auf. Da der Prismenwinkel des Andalusits bekanntlich nahezu 90" beträgt, so liefern ebenso wie die Längsschnitte auch die basischen Schnitte längliche Rechtecke oder nahezu Quadrate und sind durch die Form schlecht zu unterscheiden. Die Spaltbarkeit nach ooP ist ebenfalls im Gegensatz zum Cordierit sehr deutlich entwickelt, in den Längsschnitten verläuft dieselbe natürlich parallel einer Recht- ecksseite, während dieselbe sich auf den Querschnitten durch ein System von nahezu rechtwinklig sich kreuzenden Rissen bemerk- bar macht. Wegen der starken Lichtbrechung treten die Krystall- durchschnitte des Andalusits stets mit grosser Deutlichkeit relief- artig hervor. Pleochroismus ist vielfach sehr stark, die Farben sind für a = c blutroth, die dazu senkrecht schwingenden Strahlen zeigen slets hellgrüne Töne. Charakteristisch ist es, dass der Pleochroisnms vielfach fleckenhaft unregelmässig vertheilt erscheint und meist nach der Mitte zuninnut, sodass in den Längsschnitten bei pai-alleler Stellung der c-Axe mit dem Hauptschnitt des 28 Polarisators im Innern ein tiefrotlier Fleck sich zeigt. Die Natur der im iVndalüsit vorkommenden Interpositionen ist dieselbe wie bei dem Cordierit, jedoch ist letzterer im Allgemeinen reicher an Einschlüssen, namentlich sind Glaseinschlüsse im Andalusit nicht so häufig zu beobachten. Sillimanit. Der Sillimanit ist gleichfalls ein häufiger und charakteristischer Gemengtheil in diesen Mineralaggregaten, in manchen Combinationen allerdings nur spärlich zu finden. Er bildet zunächst vielfach säulenförmige Kryställchen mit abgerun- deten Conturen und ohne deutliche Endflächen, stets ganz farblos und im Gegensatz zum Andalusit durchaus unpleochroitiscli. Sie besitzen gerade Auslöschung und in ihnen fällt, abweichend vom Andalusit, die Axe der kleinsten optischen Elasticität mit der Längserstreckung zusammen. Die Polarisationsfarben sind wegen der starken Doppelbrechung sehr lebhaft, etwas kräftiger als bei dem Andalusit. Meist erscheint der Sillimanit jedoch in dünnen, langen, spiessigen Nadeln, vielfach zu Büscheln vereinigt. Die Dünne dieser Nadeln sinkt oft bis zur äussersten Feinheit herab, und dieselben vereinigen sich in unzähliger Menge zu den charakteristischen parallel-faserigen filzigen Massen, welche oft vielfach verstaucht und verbogen erscheinen. Häufig lässt sich beobachten, wie ein breites säulenförmiges Individuum am Ende sich allmählich in ein derartig filziges Aggregat der feinsten Nädelchen auflöst. Der Sillimanit ist sowohl im Cordierit, An- dalusit und Feldspath eingelagert, in vielen Combinationen tritt er jedoch auch als selbstständiger wesentlicher Gemengtheil auf. Einschlüsse kommen innerhalb der einzelnen Sillimanit-Individuen nicht vor. dagegen umschliessen die filzigen Aggregate desselben vielfach grünen Spinell, Korund, Rutil. Feldspath. Die Betheiligung des Feldspaths an der Zu- sammensetzung dieser einschlussartigen Massen ist eine sehr ver- schiedene. Li vielen derselben bildet er gleichsam das Bett, in welchem die übrigen Gemengtheile eingelagert sind, während er in anderen vollständig zurücktritt. Er zeigt sowohl rundliche un- deutlich begrenzte Formen wie auch breitleistenförmige Durch- schnitte. Was die Zugehörigkeit desselben zum monoklinen Feld- spath oder zum Plagioklas anbetrifft, so ist in den meisten Fällen die trikline Natur wegen der deutlichen VielUngslamellirung un- zweifelhaft. Wo diese fehlt, zeigt sich meist wandernde Aus- löschung, sodass unzweifelhafter Orthoklas selten zu constatiren ist. Die Einschlüsse des Feldspaths sind mannigfacher Ai't. Flüssigkeitseinschlüsse mit beweglichen Libellen in deutlich ge- streiften Plagioklasen wurden mehrfach beobachtet. Ferner ist Sillimanit in parallel -faserigen Aggregaten nicht selten in dem- 29 selben eingebettet, in verschiedenen Fällen konnte eine senkrechte Stellung derselben zur Laniellirung, wie dies auch von Koch^) beschrieben wird, wahrgenommen werden. Sodann kommen noch sämmtliche übrige an der Zusammensetzung dieser einschluss- artigen Massen sich betheiligenden Mineralien als Interpositionen im Feldspath vor. Glaseinschlüsse wurden nicht beobachtet. Biotit. Der Biotit bietet keine besonderen Eigentliümlich- keiten. Er bildet zum Theil unregelmässig begrenzte Läppchen, und Schüppchen, häufig jedoch ist er sehr wohl conturirt und erscheint dann in striemigen leistenförmigen nach OP gestreckten Querschnitten oder regelmässigen Hexagonen. In mehreren Miiieral- combinationen ist eine parallel-lagenförmige Anordnung der Gliramer- individuen zu constatiren. wodurch eine schiefrige Structur der- selben hervorgebracht wird. Der Dichroismus ist stets sehr stark entwickelt. An Einschlüssen beherbergt der Biotit nur Erzkörn- chen, grünen Spinell und kleine Zirkone. Pleonast. Grüner Spinell ist in diesen merkwürdigen Mineralaggregaten ausserordentlich häufig. Von dem Magnetit, mit dem er gelegentlich verwechselt werden könnte, unterscheidet ihn zunächst das Fehlen des metallischen Glanzes. Sodann ist er fast stets, besonders in den kleineren Krystallen mit grüner Farbe durchsichtig, wobei indessen der Grad der Durchsichtigkeit oft Verschiedenheiten aufweist. Vielfach scheint er in ein und demselben Präparat an manchen Stellen nur an den Kanten dunkel- grün durch und zeigt dann an einer anderen Stelle mit wunder- voller grasgrüner Farbe vollkommene Pellucidität. In den meisten Fällen stellt er wohlausgebildete zierliche Oktaeder bis zu 0,06 mm Grösse dar. Zwillinge nach 0 wurden mehrfach beobachtet. Da- neben tritt derselbe jedoch auch in unregelmässig begrenzten Körnern auf. Wie schon bemerkt, besitzt der Pleonast ausser- ordentliche Häufigkeit. Einzelne Krystalle finden sich vielfach in inniger Verbindung mit Sillimanit und dann nicht selten verge- sellschaftet mit Korund und Rutil. Mit letzteren Mineralien ver- einigt er sich oft zu den zierlichsten Aggregaten. Sodann schaaren sich die Spinellkrystalle oft zu haufenähnlichen Nestern zusammen und solche Haufwerke treten in sehr charakteristischer Weise namentlich an den Rändern von im Uebrigen spinellfreien Mineral- combinationen auf. Weiterhin bildet der Pleonast oft Umran- dungen und Höfe um Biotit, Korund, Granat. Rutil. Sämmtliche Individuen zeigen natürlich stets vollkommen isotropes Verhalten. Bemerkenswerth erscheint es noch, dass viele namentlich ver- ') M. Koch. Die Kersantite des Unterharzes. Jahrb. d. königl. preuss. geol. Laiidesanstalt f. 1886, p. 75. 30 einzelte Krystalle von einem Rande oder Hofe einer farblosen, auffallend stark lichtbrechenden und zugleich doppelbrechenden Substanz umgeben sind, eine Beobachtung welche auch Koch (1. c. p. 90) mittheilt. Mit verdünnter Salzsäure gelingt es sehr leicht, den Pleonast von dem löslichen Magnetit zu trennen. Da- gegen blieben nach längerer Behandlung des Gesteinspulvers mit Fluss- und Salzsäure von dem Pleonast nur die grösseren Körner und diese in angegriffenem Zustande zurück. Korund. In überraschender Weise findet sich auch in ver- schiedenen dieser Mineralcombinationen der Korund verbreitet. Die Analyse von solchem durch Behandlung mit Säuren isolirtem, möglichst reinem Korundmaterial ergab 95.4 7o AI2 O3. Auch die Härteprüfung bewies, dass man es hier mit Korund zu thun habe. Dieses isolirte Korundpulver zeigt bereits makroskopisch im auffallenden Licht eine schöne himmelblaue bis selbst hell violblaue Farbe. Die Individuen sind stets nach OR tafelartig ausgebildet und erreichen einen Durchmesser von 0.75 mm. U. d. M. zeigt der Korund, wenn seine Tafeln parallel der Ebene des Präparats liegen, meist rundliche unregelmässige Conturen. selten hexagonale Begrenzung. Dagegen treten auf beiden OR-Flächen vielfach rhomboedrische Anwachsstreifen auf, wodurch dann zwei sich natürlich stets durchkreuzende trianguläre Strich-Systeme hervor- gebracht werden. Diese Streifung wird bereits von Wolf^), ferner von HussAK (1. c. p. 358) und v. Lasaulx^) an dem Korund der Laacher Auswürflinge beschrieben. Es ist leicht erklärlich, dass in den Gesteinspräparaten die Mehrzahl der Durchschnitte leisten- förraig erscheint. Dieselben löschen dann parallel und senkrecht zu der Längserstreckung aus, während die Schnitte parallel der Basis zwischen -f- Nicols stets dunkel bleiben ohne optische Ano- malien aufzuweisen. Dies tritt namentlich deutlich an dem isolirten Material hervor, wo die einzelnen tafelartigen Individuen sich von selbst stets nach der Ebene des Objectträgers lagern. Der Korund zeigt himmelblaue Farbe bis zur Farblosigkeit, das Blau ist jedoch oft nicht gleichraässig, sondern fleckenhaft vertheilt, vielfach er- scheint das Innere der Schnitte bedeutend dunkler gefärbt als der Rand. Pleochroismus ist nicht immer regelmässig zu beob- achten, nur in dickeren Schliffen tritt derselbe öfters deutlich hervor: E hell bläulich grün, 0 himmel- bis violblau. Der Korund erscheint meist in einzelnen Krystallen und dann vielfach auf das innigste mit den filzigen Sillimanit-Aggre- ') Th. Wolf. Die Auswürflinge des Laacher Sees. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1867, p. 473. *) Ueber d. opt. Verhalten und die Mikrostructur des Koiiind. Zeitschr. f. Krystall. Bd. X, p. 349. 31 gateii venvachsen. Vielfatli tritt derselbe auch in körnigen Aggregaten und dann stets mit Pleonast und Rutil vergesell- schaftet auf. Ueberraschend mannigfaltig ist der Reichthuni an Gasporen, Glas- und Flüssigkeitseinschlüssen, welche theilweise die bizarrsten sclilauchähnlich gewundenen Formen zeigen, häufig jedoch auch deutlich hexagonale Begrenzung erkennen lassen. Bei den Fluidaleinschlüssen ist vielfach Beweglichkeit der Libelle wahrzunehmen, dagegen enthalten die Glaseinschlüsse öfters mehrere fixe Bläschen. Die eingeschlossene Flüssigkeit wird schon durch geringe Temperaturerhöhung in Dampfform übei^geführt und ist demnach wohl flüssige Kohlensäure. Glaseinschlüsse im Korund der Laacher Auswürflinge werden sowohl von v. Lasallx ^) wie von HussAK (1. c. p. 358) beschrieben, während Flüssigkeitsein- schlüsse nur von letzterem Forscher erwähnt werden. Endlich beherbergt der Korund noch kleine schwarze Körnchen, welche wohl dem Magnetit angehören und gelbe Rutilprismen; letztere starren häufig spiessig aus den Koiundkrystallen hervor. Rutil. Der ebenfalls sehr verbreitete Rutil findet sich viel- fach in Form von braunen Körnern als Einschluss im Cordierit und Andalusit. Besonders häufig jedoch bildet er zierliche, wohl- ausgebildete Prismen von honig- oder goldgelber Farbe, vielfach mit schöner pyramidaler Zustutzung und der charakteristischen Streifung parallel der c-Axe. Die bekannten knieförmigen Zwillinge nach Px. sind sehr häufig, auch die herzförmigen nach 3Poo wurden mehrfach beobachtet. Nicht selten vereinigen sich diese gelben Kryställchen . namentlich in Verbindung mit Spinell und Korund, zu äusserst mannichfaltig zusannnengefügten Aggregaten. Quarz. Quarz betheiligt sich nur untergeordnet an diesen Mineralanhäufungen. Wo derselbe als Gemengtheil auftritt, findet er sich stets mit Feldspath vergesellschaftet, dann von diesem durch seine unregelmässigen Sprünge und lebhafteren Polarisationsfarben zu unterscheiden. Die sonst für ihn so charakteristischen Flüssig- keitseinschlüsse zeigen sich im Allgemeinen hier nicht sonderlich reichlich. Dagegen enthielt ein einzelnes etwa haselnussgrosses Fundstück von eingeschlossenem reinem Quarz eine sehr grosse Menge von Flüssigkeitseinschlüssen, zum Theil in sehr hübsch aus- gebildeten negativen Krystallen. Granat. In mehreren dieser Mineralanhäufungen erscheint Granat in rundlichen Körnern oder körnigen Aggregaten, bis zur Grösse von 0,75 mm ohne deutlich krystallographische Begrenzung mit hell rosenrother Farbe. Er ist von zahlreichen unregelmässigen Sprüngen durchzogen und bleibt zwischen -f Nicols, ohne irgend Zeitschr. f. Krystall. Bd. X, p. 349. 32 welche Anomalieen zu zeigen, stets dunkel. Die Substanz des Granats ist sehr reich an Interpositionen , vielfach ninnnt die Menge derselben nach dem Centrum der Körner zu, öfters ist auch eine Anordnung derselben in concentrischen Reihen zu be- merken. Diese Einschlüsse bestehen zumeist aus opaken schwarzen Körnchen, wahrscheinlich Magnetit, sodann sind Gasporen und Flüssigkeitseinschlüsse häufig. Zirkon und Magnetit bieten keine besonderen Eigenthüm- lichkeiten; ersterer zeigt die gewöhnliche Ausbildungsweise in stark lichtbrechenden Kryställchen und ist von dem tafelförmigen Korund leicht zu unterscheiden. Magnetit könnte hier gelegentlich mit Pleonast verwechselt werden, doch bieten sein metallischer Glanz und die gänzliche Undurchsichtigkeit stets geeignete Unterschei- dungsmerkmale. Zum Schluss verdient noch bemerkt zu werden, dass weder Turmalin, noch ein Glied der Pyroxen- oder Amphibolgruppe zur Beobachtung gelangte; auch Eisenglanz oder Titaneisen scheinen gänzlich zu fehlen. Nicht nur Form und Structur dieser Mineralaggregate sind äusserst verschieden, sondern auch die einzelnen Combi- nationen der Gemengtheile weisen bei ihnen die grösste Mannig- faltigkeit auf. Ein Gegensatz in diesen Beziehungen ist zwischen den beiden Localitäten Rengersfeld und Bocksberg nicht zu con- statiren. Die Form ist vielfach rundlich, knollenartig, bald zeigen dieselben jedoch auch eckige, scharf begrenzte Conturen. Auch der Zusammenhang und Verband mit dem Gestein sind sehr ab- weichend. Zum Theil erscheinen dieselben nämlich lose mit dem Gestein verbunden und lassen sich leicht von demselben trennen, andere dagegen sind auf das innigste mit dem Andesit verwachsen und treten dann vielfach in einer an dunkle Schlieren erinnernden Form auf. Endlich ist die Grösse dieser einschlussartigen Massen sehr wechselnd; die knollenartig gestalteten erreichen einen Durch- messer von 6 cm. während die platteren schlierenförmigen Aggre- gate öfters eine Länge von 12 cm aufweisen. Die Dimensionen dieser fremden Mineralanhäufungen sinken jedoch zu solcher Klein- heit herab, dass dieselben sich im Handstück makroskopisch nur in Form kleiner schwarzer Flecken bemerkbar machen und nach Messungen in den Präparaten oft einen Durchmesser von nur 0,5 mm besitzen. Von den wichtigsten Structurformen und Combinationen ist zunächst eine zu betrachten, welche in mehreren über walnuss- grossen, knollenartigen Stücken, fest mit dem Andesit verwachsen, gefunden wurde. Makroskopisch zeigt die fremde Masse eine sehr feinkörnige Structur mit hellgrauer Farbe. Sehr deutlich 33 sind jedoch ferner noch vielfiicli rundliche dunkelblaue Flecken wahrzunehmen, welche, wie die mikroskopische Untersuchung zeigt, durch den Cordierit hervorgerufen werden. U. d. M. löst sich dieses Aggregat in ein körniges Gemenge von wesentlich Cordierit, Andalusit, Sillinianit und Plagioklas auf. Der Cordierit ist meist unregelmässig begrenzt, äusserst pleochroitisch und zeigt die vorhin beschriebenen Zwillingserscheinungen. Er umschliesst rundliche Rutilköz-ner, Sillimanitnadeln und viele Glaseinschlüsse, letztere sehr häufig in Verbindung mit kleinen Spinellen. Nächst dem Cordierit tritt Andalusit am häufigsten, meist in rechteckigen Durchschnitten mit wohl entwickelter Spaltbarkeit auf. Sillimanit, gleichfalls ein wesentlicher Gemengtheil, erscheint sowohl in büschel- förmigen oder filzigen Aggregaten zwischen den übrigen Gemeng- theilen zwischengedrängt, wie auch in denselben eingeschlossen. Biotit meist in unregelmässig begrenzten Durchschnitten, sowie Magnetit sind ebenfalls nicht selten. Quarz scheint dagegen zu fehlen. Ausserdem zeigt sich noch vielfach, namentlich häufig in Verbindung mit dem Biotit und zwischen den Cordieritköriieru zwischengeklemmt eine braune Masse, zu deren genauem Studium sich nur die dünnsten Schliffe eignen. Dieselbe erscheint dann hell bräunlich durchscheinend, nicht absolut structurlos sondern von einem an globulitische Körnung erinnernden Aussehen; die Sillimanitnadeln liegen vielfach in derselben eingebettet. Zwischen -{- Nicols übt sie nirgends eine bestimmte Wirkung auf das polarisirte Licht aus. nur eine unbestimmte und verschwommene Aggregatpolarisation ist stellenweise wahrzunehmen. An vielen Stellen nun, wo diese Masse mit dem Biotit zusammentritt, ist ein so allmählicher Uebergang der Biotitsubstanz in dieselbe zu constatiren, dass es im höchsten Grade wahrscheinlich gemacht wird, dass wir in dieser Masse ein glasiges Umschmelzungs- product aus dem Biotit zu erblicken haben. Aus zahlreichen Untersuchungen ergiebt sich bekanntlich, dass der Biotit mit zu allererst durch die Einwirkung der Hitze zum Schmelzen gelangt. Es ist aber hier nicht ausgeschlossen, dass ein Theil dieser glas- artigen Masse auch vom Cordierit herstammt. Plagioklas, deutlich gestreift, tritt sehr untergeordnet auf. Pleonast kommt verschiedentlich, doch nicht häufig, in den Silli- manitaggregaten eingewickelt vor. Besonders zahlreich stellen sich jedoch seine zierlichen Oktaedercheu am Contact dieser knoUen- ai'tigen Massen mit dem umschliessenden Andesit ein. Hier finden sich bald vereinzelte Anhäufungen dieser grasgrünen Krj^ställchen, bald bilden letztere Umrandungen der Andalusit- und Cordierit- individuen, welche unmittelbar mit dem andesitischen Magma in Berührung gekommen sind. Bemerkenswerth ist es, dass hier an Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1. 8 34 der Coiitactzone dieser einschluss artigen Massen der Pleonast auch in grösseren Krystallen in den Andalusit- und Cordieritiudividuen selbst eingelagert erscheint, während er im Innern derselben einer- seits nur sehr sporadisch, andererseits lediglich in Verbindung mit Sillimanit auftritt. In Bezug auf die Structur dieser soeben beschriebenen Mineralcombination ist durch Abwechslung der einzelnen Gemeng- theile in Lagen, durch parallele Anordnung der Sillimanit-Aggre- gate \ielfach eine deutliche Schieferung zu beobachten. Dieselbe zeigt also in Zusanmiensetzung und Structurform ausserordentliche Aehnlichkeit mit gewissen sillimanitreichen Cordieritgesteinen, wie sie uns als im krystallinen Schiefergebirge anstehend wohlbekannt sind. Es dürfte demnach sehr wahrscheinlich sein, dass diese Massen thatsächlich auf eingeschlossene Bruchstücke von solchen Gesteinen zurückzuführen sind, welche im wesentlichen ihre Structur behalten haben und in welchen nur die Entstehung von secundären Glaseinschlüssen, sowie die Einschmelzung des Biotits und viel- leicht theilweise des Cordierits zu einer braunen devitrificii'ten Masse, ferner die Pleonastbildung an den Rändern auf die Einvdrkung des Magmas zurückzuführen sind. Nun tinden sich jedoch nament- lich unter den schlierenartig mit dem Gestein verwachsenen Mineral- combinationen wiederum andere, welche sich zwar aus denselben Gemengtheilen zusammensetzen und in denen auch die schiefrige Structur im Allgemeinen erhalten geblieben ist, in welchen jedoch auch Partieen auftreten, bei denen es jedenfalls in hohem Grade wahrscheinlich ist. dass hier eine vollständige Umkrystallisation präexistirender mineralischer Gemengtheile in Folge der intensiven Hitze-Einwrkung stattgefunden hat. So ist in einem Fundstück, welches im Wesentlichen in Zusammensetzung und Gefüge mit der vorhin beschriebenen Cordieritgneiss-artigen Combination überein- stimmt, vielfach ein allmähliger Uebergang in ein völlig rich- tungslos struirtes Gemenge von lediglich massenhaftem Pleonast, daneben Feldspath und Biotit wahrzunehmen. Eine andere Combination zeigt auch wieder die Structur eines krystallinen Schiefers. Dieselbe besteht aus einem plan- paralleles Gefüge aufweisenden Gemenge von vorwiegend Plagioklas, Biotit, Sillimanit, Granat und wenig Quarz. Der Plagioklas ist schön gestreift und enthält mehrfach Flüssigkeitseinschlüsse, der Biotit erscheint in unregelmässig begrenzten, lappenartigen Formen und umschliesst vielfach Erzkörner. Granat tritt in rundlich körnigen Partieen auf mit sehr schöner rosenrother Färbung, oft- mals ist er fast ganz mit Interpositionen erfüllt. Sillimanit um- schliesst wiederum mehrfach Pleonast. Der Quarz bietet nichts Besonderes, er ist arm an Flüssigkeitseinschlüssen. Gelbe Rutil- 35 prismen sind recht verbreitet, ebenso Zirkone nicht selten. Audi hier giebt sich auf der Grenze an dem umschliessenden Andesit wieder massenhafte Pleonastbildung kund. Wo der Granat in un- mittelbare Berührung mit dem Schmelzflusse gekommen ist, weist er eine schwarze Umrandung von Magnetit auf. Von besonderem Interesse ist eine nur etwa 5 mm grosse Anhäufung fremder Mineralien, welche sich, vollständig in ande- sitische Masse eingebettet, in dem für das Studium der Contact- erscheinungen an der vorhin beschriebenen einschlussartigen Masse angefertigten Präparat vorfand. Dieses kleine Aggregat liegt also vollständig getreimt von jener Combination und besteht aus Silli- manit, Feldspath, Biotit mit brauner Glasmasse, Granat, Cordierit mit Glaseinschlüssen, Pleonast umgeben von einem Hofe farbloser Substanz (hier Feldspath?). Granat wurde sonst nirgends in diesen Combinationen in Verbindung mit Cordierit beobachtet, und ebenso ist auch jenes vorhin beschriebene Granat führende schiefer- artige Aggregat frei von Cordierit. Sollte daher hier nicht in dieser kleinen Mineralanhäufung ein von der benachbarten Granat führenden Masse losgebröckeltes Bruchstückchen . vorliegen , in welchem durch die magmatische Einwirkung eine Neubildung von Cordieritsubstanz bewirkt wurde? Ausgezeichnet schiefrige Structur ist auch wiederum in fol- gender Combination zu constatiren. Die Hauptmasse derselben besteht u. d. M. aus Plagioklas, welcher sowohl in unregelmässig körnigen Gestalten, wie in breit rechteckigen Durchschnitten auf- tritt. In dieser feldspathigen Masse erscheinen die übrigen Ge- mengtheile in abwechselnden Lagen eingebettet und zwar zunächst Biotit in ausserordentlich automoi'phen schmal leistenförmigen hexa- gonalen Durchschnitten mit paralleler Anordnung. Ferner Pleonast in unregelmässigen Körnern wie in Oktaedern; endlich Sillimanit in kleinen säulenförmigen Individuen, langen Nadeln und filzigen Massen. Auch bei den Sillimanitaggregaten ist überall eine parallele Anordnung wahrzunehmen. Accessorisch sind noch Magnetit, Rutil, Zirkon vorhanden. Grössere Beachtung verdienen sodann diejenigen Varietäten unter den einschlussartigen Massen, welche sich durch ihren be- deutenden Reichthum an Korund auszeichnen. In mehreren Fundstücken vertreten ist eine Combination von Sillimanit, Feld- spath, Korund, Pleonast, Andalusit, Rutil, Biotit. Die Hauptmasse dieses Gemenges besteht aus filzigen Sillimanitaggregaten. In diesen büschelartigen Massen sitzen oft vielfach versteckt und scheinbar vollständig eingewickelt massenhaft Korundtafeln und Pleonastkörner. Der Korund zeigt sehr schöne himmelblaue Farbe, vielfach Pleochroismus; in den meisten Fällen ist er mit der 3* 36 charakteristischen rhomboedrischen Streifimg versehen und sehr reich an Einschlüssen von Glas, Flüssigkeit, Rutil. Mehrfach konnte ich eine Art der Aggregation von Korund und grünem Spinell wahrnehmen , wie dieselbe von Koch ^) beschrieben und abgebildet worden ist. Die Korundtäfelchen sind zu einem Netz- werk verbunden, sodass die leistenförmigen Durchschnitte dann stets unter einem gewissen Winkel zusammenstossen. In den Zwischenräumen erscheint überall Spinell eingelagert. Der Feld- spath trägt meist sehr schöne Streifung; in Verbindung mit ihm erscheint vielfach eine farblose bis hell bräunliche Masse, welche keine Wirkung auf das polarisirte Licht ausübt und wohl auch als ein Glas aufzufassen ist. Die Pleonastkrystalle zeigen stets, wofern sie in dieser Masse liegen den doppelbrechenden Hof, dagegen nicht im Feldspath, was namentlich deutlich hervortritt, wenn ein Pleonastoktaeder zur Hälfte im Feldspath, zur Hälfte in dieser amorphen Masse liegt. Andalusit tritt hier zurück, er zeichnet sich durch starken Pleochroismus aus. Rutil bietet hier besonders schöne Krystallentwickelung dar; in goldgelben Prismen und knieförmigen Zwillingen ist er überall verstreut und nament- lich im Korund eingewachsen, er bildet stellenweise die zierlichsten Krj^stallgruppirungen. Biotit ist spärlich. Eine von mir ausge- führte Bauschanalj^se dieses fremden Mineralaggregates ergab: Si02 36.21 Ti02 3.10 AI2O3 .... 47,43 FeO^) .... 2,58 MgO 3,23 CaO 0,19 K2O 2,74 Na20 .... 4,12 Glühverl. . . . 1,12 100,72 Andere dieser Mineralcombinationen sind durch das Fehlen des Sillimanits bemerkenswerth. Hierhin gehört zunächst ein ein- schlussartiges Fundstück mit eckigen Umrissen, ziemlich lose mit dem Gestein verbunden und von ausgezeichneter schiefriger Structur. Makroskopisch besteht dasselbe aus einer grauen Masse, welche durch ein dunkel grünes Mineral äusserst fein gestreift erscheint. U. d. M. lösen sich diese dunkel grünen Schmitzen wiederum in äusserst dichte Aggregationen winzigster Pleonastkörnchen auf. Die graue Hauptmasse bildet ein farbloses Mineral, welches starke *) Jahrbuch d. kgl. preuss. geol. Landesanstalt für 1886. t. 4. f. 2. ^) Der gesammte Fe-Gehalt wurde als Eisenoxydul berechnet. 37 Lichtbrechung zeigt und dessen Formen vielfach auf das hexago- nale System hinweisen. Die Vermuthung, dass auch hier Korund vorliege, wurde durch seine Isolation bestätigt. Nach Behandlung dieser Mineralcombination mit Fluss- und Salzsäure restirte ein Gemenge von wasserhellen, vielfach sechsseitigen Täfelchen, Rutil und grösseren Pleonastkörnern. Die tafelförmige Ausbildung, die hexagonalen Formen sowie die jetzt vielfach hervortretende charakteristische rliomboedrische Streifung Hessen es unzweifelhaft erscheinen, dass man es hier mit Korund zu thun habe. An Ein- schlüssen erwies sich dieser Korund nicht sonderlich reich. Die äusserst feinen Spinellaggregate hatten der Behandlung mit Säuren nicht widerstanden. Winzige gelbe Rutilprismen sind auch im Präparat häutig zu beobachten. Biotit ist selteri. Dagegen er- scheint, zwischen den vorwaltenden Korun dtäf eichen , gewisser- maassen als Untergrund, ein farbloses schwach polarisirendes Mineral, welches hin und wieder einerseits sechsseitige Umrisse, andererseits lamellare Zusammensetzung aufweist und mit grösster Wahrscheinlichkeit für Kaliglimmer gehalten werden muss. Ein weiteres Aggregat war schlierenförmig mit dem Andesit auf das innigste verwachsen; makroskopisch lässt sich jedoch noch eine parallele Anordnung der Glimmerblättchen wahrnehmen. U. d. M. besteht diese Combination hauptsächlich aus Plagioklas und Biotit nebst Magnetit und Pleonast, sowie accessorisch Rutil und Zirkon. Der Plagioklas bildet ein Haufwerk von breit leisten- förmigen, nahezu quadratischen Schnitten, welche zAvischen + Nicols ein zierliches mosaikartiges Bild hervorrufen. Der Biotit ist nicht sehr regelmässig begrenzt, er enthält vielfach Erzkörnchen. Als besonders bemerkenswerth muss es gelten, dass hier Pleonast in sehr wohl ausgebildeten grünen Oktaederchen die unmittelbare Um- randung des Glimmers bildet, ja stellenweise scheint die Glimmer- substanz durch Anhäufungen von Pleonast ersetzt zu sein, sodass hier die Pleonastbildung als directes kaustisches Umwandlungsproduct des Glimmers sehr wahrscheinlich ist. Sehr merkwürdig ist ferner noch eine Combination, welche ebenfalls sehr fest mit dem Gestein verwachsen war und auch wohl zu solchen gehört, in denen eine vollständige Umkrystalli- sation primärer krystallinischer Gemengtheile oder Neuausscheidung aus dem Schmelzfluss stattgefunden haben dürfte. U. d. M. be- steht die Hauptmasse aus körnigem Feldspath und Biotit. In derselben liegen verschiedentlich Aggregate von Korundkörnern mit Rutil, um welche sich ein Hof von Pleonast gebildet hat. Diese Höfe treten in mannigfaltiger Grösse auf; sonderbarer Weise zeigen dieselben, trotzdem sie ein völlig regelloses Haufwerk von Korund- täfelchen und Rutilprismen umgrenzen, alle ausgeprägt spitz rhom- 38 boidische Conturen. Bei den grössten dieser Höfe hatte die grössere Diagonale eine Länge von 1,75 mm. Auch Sillimanit ist, wenn auch spärlich, in dieser Combination wiederum vor- handen. Diese bis jetzt mitgetheilten Untersuchungen betreffen sämmt- licli Fundstücke, welche in den Steinbrüchen am Bocksberg und am Rengersfeld gesammelt wurden und bereits durch ihre makro- skopische Beschafienheit auf eine vom Andesit durchaus verschie- dene Zusammensetzung schliessen Hessen. Die Anhäufungen dieser Mineralien besitzen jedoch oft nur so kleine Dimensionen, dass ihre Auffindung in Praeparaten, welche aus makroskopisch durch- aus homogen erscheinender Andesitmasse hergestellt sind, eine rein zufällige ist. Von solchen Vorkommnissen gelangten zur Beob- achtung 1 — ^2 mm grosse xinhäufungen . welche trotz ihrer ge- ringen Grösse dennoch fast sämmtliche dieser Mineralien, wie Cordierit, Feldspath, Biotit, Korund, Pleonast, Sillimanit ent- hielten. Ferner kleine Pleonastanhäufungen , vereinzelte Granat- körner, welche letzteren stets mit einer kaustischen Umwandlungs- zone von Magnetit versehen sind, sämmtlich inmitten des Andesits gelegen. Ja es fanden sich sogar offenbar von diesen Massen herrührende Spinellkörner und Sillimanitbüschel als Einschlüsse in andesitischen Plagioklasen eingewachsen. Zur Erklärung und Deutung des Vorkommens der einschlussartigen Massen im i^ndesit. Zunächst muss her- vorgehoben werden, dass diesen in den Eifeler Hornblende-Ande- siten eingeschlossenen Mineralaggregaten durchaus analoge Vor- kommnisse in den trachytischen Eruptivgesteinen des Sieben- gebirges zur Seite stehen. Die genauere Untersuchung der siebengebirgischen Andesite und Trachyte zeigt nämlich, dass auch dort solche einschlussartigen Massen oft in überraschender Menge verbreitet sind. Namentlich die Wolkenburg ist sehr reich an solchen Vorkommnissen. Andeutungen finden wir bereits mehrfach in V. Dechen's Geognostischem Führer in das Siebengebirge, so p. 95: „nach Dr. vom Rath seien die dunklen Parthieen (im Andesit der Wolkenburg), welche sich in scharfer Grenze scheiden, für eingeschlossene Bruchstücke einer eigenthümlichen Abänderung von Trachyt zu halten, welche anstehend in dieser Gegend nicht bekannt ist". Ferner p. 118 daselbst: „häufig sind Bruchstücke von schiefrigen krystallinischen Gesteinen, deren Herkunft bisweilen nicht so deutlich vorliegt als die der Devongesteine ". Ueber einen Theil dieser siebengebirgischen Vorkommnisse hat bekannt- lich Pohlig *) bereits an verschiedenen Orten Mittheilungen ge- ^) H. Pohlig. Die Schieferfragmente im Siebengebirger Trachyte. 39 macht, und dieselben zwar zuerst für durch die magmatische Ein- wirkung metamorphosirte devonische Schieferbruchstücke gehalten, später jedoch als eingesclilossene Bi-uchstücke in der Tiefe an- stehender metaniorphischer Schiefer erklärt. Pohlig hat indessen stets nur solche eingeschlossenen Fragmente untersucht, welche sich bereits makroskopisch als unzweifelhafte Bruchstücke krystalli- nischer Schiefer kundgeben, während jene so äusserst innig mit dem Gestein verwachsenen und bei makroskopischer Betrachtung keinerlei Gemengtheile erkennen lassenden schlierenhaften Massen von ihm noch nicht in den Kreis seiner Untersuchungen gezogen wurden. Die genauere mikroskopische Untersuchung dieser ein- schlussartigen Massen, „schwarzen Abänderungen" u. s. w. der siebengebirgischen Andesite zeigt, dass in ihnen dieselbe Fülle von fremden Mineralien, ebenso wiederum in den mannigfachsten Com- binationen, vielfach auch mit schiefriger Structur, zugegen ist, wie in den vorhin beschriebenen Vorkommnissen der Eifel. Nament- lich muss die ausserordentliche Verbreitung des Cordierits in diesen eingeschlossenen Mineralaggregaten, dessen „anscheinend gänzliches Fehlen" Pohlig ^) hervorhebt, besonders betont werden. Der Güte des Herrn Dr. Krantz in Bonn verdanke ich ein über faustgrosses Fundstück von genau derselben Zusammensetzung, wie die zuerst aus der Eifel beschriebene Cordieritgneiss-artige Combination. Auch hier enthält der Cordierit wiederum die Glas- einschlüsse und zeigt Zwillingserscheinungen. Man wird kaum ein Präparat der fremden Mineralcombinationen von der Wolkenburg anfertigen, ohne auf Cordierit zu stossen. Ebenso ist Pleonast, Sillimanit, Rutil. Korund in den siebengebirgischen Aggregaten ausserordentlich verbreitet. Ueber das Vorkommen des letzten Minerals hat Pohlig-) bereits Mittheilung gemacht. Bemerkens- werth ist es, dass im Gegensatz zur Eifel diese einschlussartigen Massen im Siebengebirge auch in den Trachyten, wenn auch nicht so häufig wie in den Andesiten, verbreitet sind. Ein etwa 7 cm grosses am Ostabhang des Drachenfels aus dem Trachyt heraus- geklopftes Fundstück bestand u. d. M. aus Feldspath, in welchem massenhafte Pleonastaggregate, Korundanhäufungen, Biotit, Rutil eingebettet waren. Eine so bedeutende Verbreitung und der meist ausserordent- Min. u. petr. Mitth. Bd. III, p. 336—363. — Ders. Ueber die Frag- mente metaniorphischer Gesteine aus den vulkanischen Gebilden des Siebengebirges und seiner Umgebung. Verh. d. naturh. Ver. d. Rheinl. u. Westf. XXXV, 1888, p. 89—109. — Ders. Sitzungsber. d. niederrh. Ges. in Bonn vom 9. Juli 1888. ') 1. c. Sitzungsber. d. niederrh. Ges. 2) ibid. 40 lieh innige, sehlierenartige Verband mit dem umschliessenden Ge- stein könnte nun vielleicht geeignet sein, die Ausscheidung dieser Mineralaggregate aus dem andesitischen Magma annehmen zu lassen. Gegen eine solche Auffassung sprechen jedoch gewichtige Gründe. Zunächst sind die diese Aggregate zusammensetzenden Mineralien bekanntlich zum Theil vollkommen verschieden von den andesitischen Gemengtheilen und können auch überhaupt nicht einmal (wie es andererseits bei den im Basalt vorkommenden Olivinknollen der Fall) als verwandt mit denselben gelten . weshalb es im höchsten Grade unwahrscheinlich ist, dass sie sich aus dem ande- sitischen Schmelzfluss als concretionäre Massen ausgeschieden haben sollten. Dahingegen verweisen uns die Ausbildung der Gemengtheile dieser Mineralcombinationen, die schiefrige Structur derselben in weitaus den meisten Fällen auf den Zusammenhang dieser fremd- artigen Massen mit Gliedern der so ausserordentlich mannigfaltigen krystallinen Schieferreihe und lassen es also von vorne herein sehr wahrscheinlich erscheinen, dass dieselben auf Einschlüsse von Bruchstücken solcher in der Tiefe anstehender krystallinischer Schiefer, welche durch das andesitische Magma mitgerissen wur- den, zurückzuführen sind. Hierzu kommt noch, dass das Vor- handensein des krystallinischen Urgebirges unter dem rheinischen Schiefergebirge, ja die Gegenwart einer' vollständigen Granit- contactzone durch die Arbeiten von Laspeyres^), Wolf^), Pöhlig (1. c). V. Lasaülx^). DiTTMAR (I. c), wohl gauz unzweifelhaft gemacht ist. Auch Rosenbusch*) hat an verschiedenen Orten auf diese Thatsache hingewiesen. Ueber die wirkliche Zusammen- setzung und Verbreitung dieses unterirdischen krystallinen Ur- gebirges können natürlich nur durchaus hypothetische Schluss- folgerungen gezogen werden, zumal da es sehr wahrscheinlich ist, dass dort unten in der Tiefe thatsächlich Gesteine vorbanden sind, wie wir sie als anstehend an der Erdoberfläche nirgendwo kennen. Trotzdem lassen sich noch viele der Laacher Auswürflinge und der Einschlüsse des Siebengebirges mit typischen Gliedern der krystalli- nen Schieferreihe identiiiciren. Auch unter den vorhin beschrie- benen einschlussartigen Massen der Eifel sehen viele Stücke wohl- bekannten krystallinischen Urgesteinen durchaus ähnlich. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Frage: Welcher Art sind die Ein- 1) Laspeyres. Zeitschr. d. geol. Ges., XVIII, 1866, p. 345. ^) Wolf. Die Auswürflinge des Laacher Seees, a. a. 0., 1867 und 1868. 2) A. V. Lasaulx. Der Granit unter dem Cambrium des hohen Venn. Verh. d. naturh. Ver. d. Rhein), u. Westph., Bd. XLI, p. 418—450. *) Die Steiger Schiefer, 252 und N. Jhrh., 1881. I, p. 388. 41 Wirkungen des erui3tiven Magmas auf diese eingeschlossenen kiTstallinen Bruchstücke? Das eine muss jedenfalls zugegeben wer- den, dass dieselbe hier vielfach eine durchaus umgestaltende ge- wesen ist. Ja, es kann nicht zweifelhaft sein, dass die von dem andesitischen Magma umschlossenen Massen vielfach jetzt nur noch „Gemenge sind mehr oder weniger erhaltener ursprünglicher und durch die Einwirkung des \Tilkanischen Magmas neugebildeter Mineralien, welche jene alten überwuchern" (v. Lasaulx^). Herr Prof. Laspeyres in Bonn hatte die Güte, mir eine Durchsicht der Dittmar' sehen Präparate von Laacher Auswürflingen in der Poppelsdorfer Sammlung zu gestatten, und ich habe hier stellenweise eine vollkommene Uebereinstimmung mit den von den Andesiten der Eifel eingeschlossenen Materialien konstatiren können. Ein bemerkenswerther Unterschied liegt in dem massenhaften Vor- handensein unzweifelhaften Glases in jenen Laacher Auswürflingen und dem sehr untergeordneten Auftreten des Pleonast im Ver- gleich zu den Einschlüssen im Eifeler Andesit; es scheint also dort häufig nur eine Anschnielzung, hier vielfach eine gänzliche Umschmelzung der ursprünglichen Mineralien vorzuliegen. Auch Korund wird von Dittmar nur einmal (p. 508) erwähnt. Dasjenige, was zur Erklärung des Vorkommens dieser in Rede stehenden merkwürdigen Mineralaggregate in unseren Ande- siten das Wahrscheinlichste ist. möchte ich daher in folgenden Worten zusammenfassen. „Die Substanz dieser Mineralanhäufun- gen ist ursprünglich dem andesitischen Schmelzflusse fremd, und zwar verdanken diese Aggregate ihren Ursprung der Einbettung von Bruchstücken fremder in der Tiefe anstehender krystallinischer Schiefer, von aller Wahrscheinlichkeit nach schon contactmeta- morphischer Natur, in das Magma. Letzteres bewirkte theilweise nur eine partielle Umschmelzung dieser Einschlüsse, wobei die Reste der alten krystallineu Gemengtheile mehr oder weniger er- halten geblieben sind, zum Theil dagegen war die Einwirkung des Schmelzflusses eine so intensive, dass innerhalb des noch plasti- schen andesitischen Magmas eine vollständige Umkrystallisation der eingeschlossenen Massen stattfand und eine Neuausscheidung von Contactmineralien hervorgerufen wurde". Das Vorkommen der kleinen nur mm-grossen Mineralaggregate findet seine Erklärung hiernach darin, dass von den in dem Schmelzfluss schwimmenden, in theilweiser Auflösung begriffenen Massen Bruchstückchen losgelöst wurden. Diese finden sich nun als mikroskopische Residua in den Schliffen wieder oder gaben zu kleinen Aggregaten neugebildeter Contactmineralien Veranlassung ^) Der Granit unter dem Camhrium etc., p. 422. 42 (Pleonastanhäufungen). Oefters wurden auch einzelne krystalline Reste oder Neubildungen gänzlich von sich verfestigenden ande- sitischen Gemengtheilen eingeschlossen (Sillimanitreste , Pleonast im Plagioklas). Wenn wir nun also aller Wahrscheinlichkeit nach mit Recht unsere fremden Mineralanhäufungen auf eingeschlossene Bruch- stücke krystalliner Schiefer zurückführen und dennoch zugegeben werden soll, dass stellenweise in Folge der magmatischen Ein- wirkung eine Umkrystallisation der krystallinen Gemengtheile statt- gefunden hat. so treten doch dem Versuch, die Entstehung solcher neu gebildeter Mineralien aus den ursprünglichen Gemengtheilen im einzelnen Falle nachzuweisen, ganz erhebliche Schwierigkeiten in den Weg. Bei dem eingehenden Studium der Dünnschliffe ge- winnt man mehr die feste Ueberzeugung, dass solche Processe bei der Ausbildung der Mineralaggregate zu ihrem jetzigen Zu- stande mitgewirkt haben, als man andererseits dieselben stets im speciellen Falle genau und unzweifelhaft darzuthun im Stande ist. Es ist daher auch nicht versucht worden, diese Einschlüsse unter bekannte Glieder der krystallinen Schieferreihe zu gruppiren oder genauer mit denselben zu vergleichen. Namentlich scheint doch sehr zu beachten, dass uns für das Maass, wie viel Stoffe bei der Neubildung dieser Minerahen aus dem andesitischen Schmelz- flusse hinzugefügt oder wieviel Gemengtheile weggeführt, gleich- sam ausgesaigert worden sind, nicht der geringste Anhaltspunkt zu Gebote steht. Wer sagt uns überhaupt, welche Beschaffenheit der andesitische Schmelzfluss bei seinem Empordringen an die Erdoberfläche besass und welche chemischen Veränderungen mit demselben vorgingen in Folge der Einbettung und vollständigen Auflösung von massenhaften Bruchstücken krystalliner Schiefer, für deren frühere Anwesenheit uns nicht das geringste Anzeichen erhalten geblieben zu sein braucht? Dennoch möchte ich über verschiedene dieser mineralischen Gemengtheile einige Bemerkungen anknüpfen. Die Anwesenheit des Cordierits in diesen einschluss- artigen Massen ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht erst in Folge der Metamorphosirung der eingeschlossenen Gesteine durch das andesitische Magma hervorgerufen worden, sondern derselbe ist wohl mit Recht als ein primärer Gemengtheil der letzteren aufzufassen. Für eine Neubildung dieses Minerals habe ich nirgendwo, ausser in dem einen angeführten Falle, irgendwelche Anhaltspunkte finden können. Was nämlich die insbesondere im Cordierit und im Korund häufig vorkonuiienden Glaseinschlüsse anbetrifft, so scheint mir das Auftreten derselben weder als ein Moment gegen die Deutung dieser Mineralaggregate als Einschlüsse überhaupt, noch etwa zum 43 Beweise für die Neubildung der Mineralien, in denen sie sich vorfinden, angeführt werden zu können, indem die secundäre Ent- stehung der Glaseinschlüsse in Folge der magjuatischen Einwirkung bekanntlich sehr wohl möglich ist. Hussak (1. c, p. 360) hat allerdings den von ihm beschriebenen Laacher Auswürfling ledig- lich auf Grund „der unzweifelhaften primären Glaseinschlüsse" für eine Ausscheidung aus dem Schmelzfluss erklärt; v. Lasaulx ^) dagegen und Dittmar (1. c, p, 502) sprechen sich für die secun- däre Natur derselben im Cordierit aus, und auch bei denen des Korundes weist erstgenannter Forscher auf ihre Aehnlichkeit mit neu gebildeten Einschlüssen hin^). Einer solchen Erklärung steht auch durchaus nichts im Wege, da vielfache Untersuchungen ge- zeigt haben, dass Mineralien, welche einer starken Hitze-Einwir- kung ausgesetzt wurden, hyaline Interpositionen in sich entwickeln können. Namentlich ist es möglich, dass dieselben durch Ein- schmelzung von praeexi stiren den krystallini sehen Interpositionen im Innern der Mineralien, in welchen wir sie vorfinden, entstehen. Die Glaseinschlüsse treten ja auch hier stets im Innern von Ge- mengtheilen auf, welche überhaupt sehr zahlreiche mikroskopische fremde Mineralien beherbergen. Von solchen Interpositionen ist namentlich der Glimmer sehr wohl einer solchen Einschmelzung fähig, lieber die Neubildung derartiger Glaseinschlüsse durch Einschmelzung praeexistirender Interpositionen haben v. Chrust- scHOFF^) und Bruhns^) ausführliche Untersuchungen angestellt. Auch Pöhlmann^') hat in den von ihm beschriebenen Einschlüssen von Granit im Lamprophyr die vielfach in Verbindung mit Spinell- Oktaederchen auftretenden Glaseinschlüsse auf eingeschmolzenen Magnesiaglimmer zurückgeführt. Sodann ist bekanntlich auch die Möglichkeit der Bildung secundärer Glaseinschlüsse in Mineralien, welche keineswegs solche zur Einschmelzung geeigneten Inter- positionen enthalten, durch die Versuche von Arth. Becker'') sowie durch die bereits erwähnten Untersuchungen von v. Chrust- scHOFF dargethan worden, ohne dass es allerdings gelungen wäre, für die Genesis dieser Phaenomene eine geeignete Deutung auf- finden zu lassen. ^) Sitzungsber. d. niederrh. Ges. 1882, p. 131. 2) Zeitschr. f. Krystallogr., X. 1885, p. 350. ^) K. V. Chrustschoff. Ueber secundäre Glaseinschlüsse. Min. u. petr. Mitth., Bd. IV, p. 473—501 u. Bd. VIT, p. 64—74. *) W. Bruhns. Ueber secundäre Glaseinschlüsse. N. J. f. M. 1889. I, p. 268. *) KuD. PÖHLMANN. Elnschlüsse von Granit im Lamprophyr (Kersantit) des Schieferbruches Bäreustein bei Lehesten in Thüringen. N. J. f. M. 1888, Bd. II, p. 95. ®) A. Becker. Ueber die Olivinknollen im Basalt. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges., 1881, p. 40. 44 Wohl deuten also diese, wie im Vorhergehenden erhärtet, sicher secundären Glaseinschlüsse auf eine hochgradige Beein- flussung der ursprünglichen Cordicritsubstanz durch das Magma hin, und auch der starke Pleochroismus , die Zwillingsbildung dürften wohl mit Recht auf die intensive Hitzeeinwirkung zurück- zuführen sein. Aber damit braucht noch nicht eine Umschmel- zung oder Neuausscheidung des Cordierits, wie dies bei dem Spinell stellenweise unzweifelhaft der Fall war, verbunden ge- wesen zu sein. In derselben Weise verhält es sich wohl auch mit den Cordierit führenden Laacher Auswürflingen, v Lasaulx äussert sich ausser in dem Punkte, dass er in der Zwillings- bildung und in den secundären Glaseinschlüssen die Folgen der magmatischen Hitzeeinwirkung sieht, nicht weiter über diese Frage. DiTTMAR unterscheidet zwischen primärem und neugebildetem Cor- dierit, doch scheinen mir die von ihm angeführten Unterscheidungs- merkmale zu wenig stichhaltig, um nach diesen in jedem concreten Falle eine Entscheidung treffen zu können. Eine andere Rolle spielt der Cordierit in den Andesiten des Hoyazo (Cabo de Gata), wie von Osann^) dargethan wurde. Dort kommen ebenso wie in den Lipariten der Umgegend von Campiglia marittima und in den Andesiten der Donau-Trachytgruppe in Ungarn neben offenbar eingeschlossenen Cordieritkörnern wohl ausgebildete verzwillingte Krystalle dieses Minerals in der ande- sitischen Grundmasse vor, und letztere werden wohl mit Recht für eine Neuausscheidung von aufgelöster Cordicritsubstanz gehalten. Nirgendwo habe ich aber in den Eifel-Andesiten Cordierit in irgend welcher Gestalt vereinzelt in der Grundmasse finden können, stets war derselbe mit anderen fremden Mineralien combinirt. Ferner ist der Cordierit hier sowohl wie in den Laacher Auswürf- lingen da. wo derselbe auftritt, stets in regelmässiger Weise vertheilt. Für die oben angegebene Deutung der isolirten Cordierit- drillinge als Neuausscheidungen in den Andesiten des Hoyazo möchten also wohl diese Laacher Auswürflinge eigentlich überhaupt gar nicht als analoge Beispiele anzuführen sein. Ganz anders verhält es sich endlich mit dem Cordierit in dem Basalt von Kollnitz im Lavanthale, wo die Krystalle des- selben nach Prohaska ^) vorwiegend am Rande der eingeschlossenen Schieferbrocken auftreten. Prohaska sieht in der Vermengung des basaltischen Magmas mit der Masse der theilweise umge- ') A. OsAKN. Ueber den Cordierit führenden Andesit vom Hoyazo (Cabo de Gata). Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. XL. 1888, p. 694—708. ^) Prohaska. Ueber den Basalt von Kollnitz im Lavanthale und dessen glasige cordieiitführeiide Einschlüsse. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. Wien, Bd. XCII, 1885, p. 20-32. \ 45 scliniülzeneii Einschlüsse die Bedingungen ziu' Entstehung des Cordierits. — Ein weiteres Moment für die Beurtheilung dieser Frage nach dem Ursprung des Cordierits dürfte in der regel- mässigen Begleitung desselben durch Andalusit gegeben sein. Beide Mineralien sind in diesen Eifeler Vorkommnissen dermaassen eng mit einander verbunden und verwachsen, dass unmöglich für beide eine abweichende Entstehungsweise angenommen werden kann. Eine Festwerdung des Andalusits ist aber bekanntlich weder in natürlichen noch in künstlichen Schmelzmassen wahrgenommen worden. Was den so massenhaft vorkommenden Pleonast anbetriift, so dürfte wohl in vielen Fällen seines Auftretens, in Anhäufungen an den Contactzonen dieser einschlussartigen Massen, ferner dort, wo derselbe Höfe und Umrandungen um andere Mineralien bildet, seine Neubildung als Contactmineral ganz unzweifelhaft sein, während er in anderen Fällen, wo er lagenförmig in schiefrig erscheinenden Massen und in der innigsten Aggregation mit den Sillimanitbüscheln auftritt, durchaus den Eindruck eines primären Gemengtheils der eingeschlossenen Massen macht, namentlich da ich den Sillimanit stets für einen solchen halten möchte, womit übereinstimmt, dass es bis jetzt noch nicht gelungen ist, ihn künstlich aus Schmelzfluss darzustellen. Um die Neubildungs-Fähigkeit des Spinells zu erforschen, habe ich mit meinem Freunde Salomon einige Schmelzversuche ange- stellt, wozu uns Herr Dr. A. Becker den von ihm zu seinen Experimenten benutzten Foukquignon-Leclerc' sehen Ofen freund- lichst zur Verfügung gestellt hat. Wenn wir auch hierbei nicht zu wesentlich neuen Resultaten gekommen sind, so scheint es doch nicht uninteressant, die Ergebnisse noch kurz mitzutheilen. Zunächst wurde gepulverter Andesit vom Freienhäuschen ein- geschmolzen und in den Schmelzfluss ein Stückchen von sillimanit- reichem Cordieritgneiss von Lunzenau eingetragen. Nach etwa einstündiger Einwirkung und möglichst langsamem Erkalten zeigte sich in einem aus dem künstlichen Einschlüsse hergestellten Prä- parat Folgendes: Der Cordierit, welcher in den Schliifen des ursprünglichen Cordieritgneisses von den übrigen wasserhellen Ge- mengtheilen stellenweise nicht leicht zu unterscheiden ist, trat überall deutlich hervor. Seine Fai-be war nämlich bräunlich ge- worden und der sonst sehr schwache Pleochroismus hatte wesent- lich zugenommen. Obwohl er hin und wieder ein etwas aufge- blähtes Aussehen zeigte, waren unzweifelhafte Glaseinschlü?se doch nicht zu constatiren. An der Contactzone indessen hatte sich um den Cordierit überall ein Rand gebildet, welcher aus zierlichen neu gebildeten Pleonastoktaederchen bestand. Dieselben erreichten 46 eine Grösse von 0,006 mm. In dem Quarz dagegen war eine sehr grosse Menge von seeundären Glaseinschlüssen entstanden. Theilweise besassen dieselben rundliche Form mit Libelle, theil- weise zeigte ihre Gestalt auf das deutlichste, dass sie durch Ein- schmelzung von Sillimanit entstanden waren, sie wiesen genau dieselben Formen auf, wie sie von Bruhns (1. c, p. 270) be- schrieben sind. Bei einem anderen Versuch, wobei ein Stückchen von einem Gesteine, welches wesentlich nur aus Cordierit und Sillimanit be- steht^), in das künstliche Andesitmagma eingetragen wurde, zeigte sich wiederum überall am Cordierit eine Zone von Pleonast- oktaederchen. Ferner war ein Bröckchen des letztgenannten Gesteins nach etwa 2 stündiger Einwirkung anscheinend vollständig aufgelöst worden. In dem Präparat des Schmelzflusses jedoch fanden sich u. d. M. noch vielfach Sillimanitaggregate und massen- hafte Pleonastanhäufungen vor. Mit den bekannten stengligen, überdies meist radiär-faserigen Entglasungsproducten in künstlichen Schmelzflüssen waren diese Sillimanitreste nicht zu verwechseln. Dieser letzte Versuch ist u. A. wohl ein Beweis dafür, dass der Sillimanit als selbstständiger Gemengtheil eines derjenigen Minera- lien ist, welche am längsten der intensiven Einwirkung des Magmas widerstehen. Es ist daher auch erklärlich, dass der Silli- manit neben Granat denjenigen ursprünglichen Gemengtheil der eingeschlossenen krystallinen Schiefer darstellt, welcher als letzter Ueberrest ihrer eingeschmolzenen Bruchstücke in isolirten Fetzen in der andesitischen Masse gewissermaassen schwimmend ange- troffen wird. Für die Erscheinung, dass der Sillimanit, wo er als Inter- position auftritt, leichter eingeschmolzen wird, giebt Bruhns die sehr wahrscheinliche Deutung, dass der basische Sillimanit in Bezug auf den ihn umgebenden Quarz als Flussmittel wirke. Mit dem basischen Cordierit konnte der Sillimanit wohl kaum auf diese Weise in Wechselwirkung treten, üebrigens deutet die Form der Glaseinschlüsse in unserem Cordierit nirgendwo auf eine Einschmelzung von Sillimanit, wohl aber auf praeexistirende Glimmerblättchen . Es verdient hier noch einmal hervorgehoben zu werden, dass weder in den Trachyten noch in den anderen Andesitvorkomm- nissen der Eifel ähnliche einschlussartige Massen aufgefunden werden konnten. Dies dürfte seine Erklärung wohl darin finden, dass diese einschlussfreien Andesite und Trachyte bei dem Empor- ') Ueber dieses Cordieritgestein wird Herr Salomon demnächst genauere Mittheilung veröffentlichen. 47 di'ingen nicht mit dem krystallinen Urgebirge in Berührung ge- kommen sind. Jenes auffallende Beschränktsein auf besondere Localitäten ist auch geeignet, der Auffassung dieser Massen als fremde Einschlüsse das Wort zu reden und der etwaigen Ansicht, als ob es sich bei ihnen um primäre Ausscheidungen aus dem Andesit handle, noch erheblichere Schwierigkeiten zu bereiten. Denn es würde angesichts der sonstigen völligen Uebereinstimmung in dem geologischen Auftreten, sowie der Aehnlichkeit in der mineralogischen Zusammensetzung und Structur der Eruptivgesteine schlechterdings unbegreiflich sein, dass in benachbarten Vorkomm- nissen die magmatische Geschichte der Gesteinsentwicklung einen so durchaus abweichenden Verlauf genommen haben sollte. Mehrfach ist bereits im Vorhergehenden auf die Aehnlichkeit der besprochenen einschlussartigen Mineralcombinationen mit den von Max Koch beschriebenen „begleitenden Bestandmassen" des Unterharzer Kersantits hingewiesen worden. Hier wie dort haben wir Anhäufungen von Mineralien, welche dem umschliessenden Eruptivgestein völlig fremd sind. Wenn auch jene begleitenden Bestandmassen durch das Fehlen des Cordierits, durch den Um- stand, dass eine schiefrige Structur bei ihnen veraiisst wird, sich nicht unerheblich von den Eifeler Vorkommnissen unterscheiden, so sind doch das Vorkommen des Sillimanits. Granats, Spinells und Korunds in beiden Eruptivgesteinen wohl dazu angethan, einen analogen Ursprung der betreffenden accessorischen Bestand- massen annehmen zu lassen. Sollte es daher gelungen sein, für die rheinischen Vorkommnisse die Deutung derselben als einge- schlossene Bruchstücke krystalliner Schiefer walu'scheinlich zu machen, so sind dieselben vielleicht auch geeignet, der Einschluss- Theorie bei jenen aus dem Harz eine Stütze zu geben. ]Mit den eigenthümlichen Mineralanhäufungen dagegen, welche Teller und v. John^) aus den Dioriten von Klausen in Tirol beschrieben haben und Avelche zufolge ihrer Untersuchungen wohl lediglich als Contactphänomene aufzufassen sind, scheint eine Ver- gleichung kaum angängig. Phonolith vom Seiberg bei Quiddelbach. Bereits Zirkel^) machte darauf aufmerksam, dass das Ge- stein vom Seiberg bei Quiddelbach auf Grund seines leichten Gelatinirens mit Salzsäure den Phonolithen zuzuzählen sei. Bei ') F. Teller u. C. v. John. Geologisch-petrographische Beiträge zur Kenntniss der dioritischen Gesteine von Klausen in Süd -Tirol. Jahrb. fl. k. k. geol. Reichsanstalt, 1882, XXXII, Heft 4, p. 589—684. -) Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges., 1859, p. 534. 48 den spcätereii mikroskopischen Studien, welche von Emmons ') und von Busz-) an Dünnschliffen dieses Gesteins angestellt wurden, gelang es jedoch nicht, den charakteristischen gelatinirenden Gemeng- theil des Phonoliths. nämlich den Nephelin, als solchen wahrzu- nehmen. Busz war daher auch eher geneigt, dasselbe zu den Trachyten zu stellen. Nach den mikroskopischen Untersuchungen, welche ich an ganz frischem Material, gesammelt in dem grossen an der Westseite unmittelbar an der Chaussee Adenau -Kelberg gelegenen Steinbruch, angestellt habe, ist dies Gestein jedoch ohne Zweifel ein echter Phonolith. Nephelin ist nämlich in den Prä- paraten, welche aus den frischesten Handstücken hergestellt wur- den, in wasserhellen scharf begrenzten Rechtecken und Hexagonen sehr wohl zu bemerken und ein recht verbreiteter Gemengtheil der Grundmasse. Trotzdem ist sicherlich jedenfalls auch ein grosser Theil des Gelatinirens , wie Busz vermuthet. dem reich- lichen Vorhandensein des Noseans zuzuschreiben. Sonst im Ge- steinsgewebe für das blosse Auge versteckt, trat der letztere auf einer Kluftwand des grossen Steinbruchs, durch die Verwitterung schneeweiss geworden, als scharfe stecknadelkopfgrosse Individuen von sechsseitigen und viereckigen Umrissen mit kleinem dunkelm Centrum sehr deutlich hervor. In Bezug auf die übrigen Ge- mengtheile (Sanidin, wenig Plagioklas, Hornblende, Augit, Titanit, Zirkon, Apatit, Magnetit) kann auf die Beschreibung von Busz verwiesen werden. Besonders bemerkenswerth erscheint noch das bereits von Emmons erwähnte Vorkommen des Olivins in diesem Phonolith, welcher in rundlichen Körnern mit der bekannten rauhen Oberfläche und der charakteristischen Serpentinisirung durchaus nicht selten ist. Der Leucit jedoch, welchen vom Bath in diesem Gestein erwähnt^), fehlt demselben gänzlich. Basalte. Von den linksrheinischen Basaltgesteinen sind, wie bereits im Eingange erwähnt, bisher fast lediglich die sogenannten Basalt- laven, d. h. die Gesteine der diluvialen Vulkane, welche Schlacken und Lavaströme geliefert haben, eingehend von Zirkel, Hussak und Busz untersucht worden. Es schien daher nicht uninter- essant, auch die eigentlichen kuppenbildenden Basalte, deren Her- vorbrechen jedenfalls bereits viel früher, nämlich zur Tertiärzeit, stattgefunden hat, einem genaueren Studium zu unterwerfen. Die ^) On some phonolites from Velay and the Westerwald. Inaug. Dissert. Leipzig 1874. 2) Verh. naturh. Ver. Rheinl. u. Westf., 1885, p. 445—447. 3) Ibid. 1866, Correspondenzbl. 46. 49 einzigen Mittheilungen über dieselben linden wir in Zirkel's „Basaltgesteinen"; es gelangten ausser dem bereits besprochenen Brinkenköpfchen nur noch drei Vorkommnisse zur Untersuchung: Nürburg. Hochpochtcn, Kotzhardt (bei Altenahr). Da nun diese sämmtlich als Plagioklasbasalte erkannt wurden, dagegen die Basaltlaven sich alle als Nephelin und Leucit führend erwiesen, so lag die Vermuthung nahe, dass dies auf einem bestimmten Gegensatz beruhe, indem eben diese jüngeren Basaltlaven immer durch den Grehalt an Nephelin und Leucit ausgezeichnet wären, die älteren Kuppen bildenden Basalte dagegen stets durch ihren Gehalt lediglich an Plagioklas unter Ausschluss der beiden ge- nannten Mineralien charakterisirt seien. Die Untersuchung einer grösseren Anzahl der zerstreut liegenden Basaltkuppen zeigt nun aber, dass dies nicht der Fall ist. Es finden sich nämlich in der Eifel neben den Feldspathbasalten auch typische Repräsen- tanten von Nephelinbasalt sowie Leucitbasalt. endlich solche Basalt- gesteine, welche ausser Plagioklas noch Nephelin oder Leucit in reichlicher Menge enthalten, also Basanite. Plagioklasbasalte. Zu den echten Plagioklasbasalten, welche sich aus der Com- bination Plagioklas. Augit. Olivin nebst Magnetit zusammensetzen, gehören folgende Vorkommnisse: Burg bei Hoffeld (136)^); südwestlich von diesem Dorfe; auf dem Rücken zwischen Ahr, Nohnerbach und Trierbach mit grossem Steinbruch und prachtvoller säulenförmiger Absonderung. Hohe Acht (53); der höchste Berg der Eifel, 761,1m ü. d. M., östlich von Adenau. Neben dem Plagioklas ist auch farbloses Glas in diesem Basalt spärlich vorhanden. Der Plagio- klas weist meist nur undeutliche Formen, doch gute Lamellirung auf. In manchen Stücken erscheinen die Augit- und Olivinkörner so innig gemengt, dass der farblose Bestandtheil kaum hervortritt. Steinchen bei der Nürburg (43); bekannt durch die Unter- suchungen von Zaddach-) über die daselbst in ausserordentlicher Weise sich kundgebende magnetische Polarität des Basaltes. Das Gestein zeigt u. d. M. keinen bemerkenswerthen Unterschied von den gewöhnlichen Plagioklasbasalten. Die mikroskopische Unter- *) Die eingeklammerten Zahlen bedeuten die Nummern der Basalt- vorkommnisse, wie sie in v. Dechen"s „Führer" aufgezählt sind. Die topographischen Angaben sind auch zumeist dem letzteren entnommen. -) E. G. Zaddach. Beobachtungen über die magnetische Polarität des Basaltes und der trachvtischen Gesteine. Verh. d. naturh. Ver. f. Rheinl. u. Westf, 1851, p". 195. Zeitschr. d. D. geoi. Ges. XLII. 1. 4 50 suchung scheint überhaupt auf jene merkwürdigen Phänomene in keiner Weise Licht werfen zu können. Rappoldsley (45?); bedeutende Kuppe mitten im Walde, westlich von dem an der Strasse Adenau-Kelberg gelegenen Dorfe Breidscheid. Kleiner Steinbruch. Scharfekopf bei Müllenbach (29); 619,1m ü. d. M., hohe regelmässig gerundete Kuppe auf dem breiten Rücken zwischen den Zuflüssen zum Trierbach und zum Nitzbach. Am Frohnfeld zwischen Kelberg und Zermüllen (77 u. 78?); einzelne grössere Blöcke in dem Tannenwalde, nördlich von den Trachyt- Steinbrüchen des Frohnfeldes. Schwarzeberg bei Kelberg (27j; der Basalt beginnt oberhalb der Wallfahrts-Kapelle, zu welcher ein Weg von der Chaussee Kelberg-Boos hmaufführt. Am unteren Abhänge ist der Trachyt des Frohnfeldes aufgeschlossen. (Vergl. p. 3). Donnerschlagsberg (16); 626,9 niü. d. M.. hoher Basalt- rücken auf der Wasserscheide zwischen Trierbach und Nitz. öst- lich von Hünerbach. Die letzten vier genannten Vorkommnisse weisen ausser- ordentliche Aehnlichkeit auf. U. d. M. sind in einer sehr dichten aus Augit- und Erzkörnchen sowie Plagioklasleisten gebildeten Grundmasse der (Jlivin und grössere Augite mikroporphyrisch ausgeschieden. An der Scheidt; Basaltberg nördlich der Chaussee Kelberg- Boos; ein Weg zu dem mitten im Walde gelegenen Steinbruch führt bei dem Km-Steiu 53,2 ab. Basaltbruch östlich von dem Wege Mannebach-Reimerath an dem Kreuzungspunkte dieses Weges und der Chaussee Kelberg- Boos, bei dem Km-Stein 52,3. Dieser Basalt enthält vielfach rundliche über haselnussgrosse Carbonatbildungen. Die Gesteine der beiden letzten nahe bei einander gelegenen Punkte sind u. d. M. in ihrer Ausbildungsweise sehr übereinstimmend. Neben dem Plagioklas ist braunes trichitisches Glas reichlich vorhanden. Der sehr scharf conturirte Augit zeigt prachtvolle Zonarstructur mit abwechselnd grünen, grauen und hellröthlichen Schichten. Auf- fallend häutig sind knäuelartige Durcliwachsungen der Individuen. Der Kern der grösseren Krystalle ist vielfacli corrodirt. Biotit selten. Kapp Ü29 — 131); südwestlich von Gefeil, nördlich von Darscheid. Steinbruch. Die von dieser Kuppe mitgebrachten Handstücke weisen u. d. M. zwei sehr verschiedene Structurformen auf. Die eine stellt ein vollkonnnen gleichmässig- körniges Ge- menge von Plagioklasleisten, Augitprismen, Olivinkörnchen nebst Magnetit dar. In der anderen wird durch äusserst winzige Aus- bildung von Plagioklas, Augit, Erz eine sehr dichte Grundmasse 51 gebildet, in welcher grössere Olivine, mit sehr regelmässiger Be- grenzung mikroporphyrisch hervortreten. Diese Olivine enthalten Picotitkörnchen bis zur Grösse von 0,12 mm. Kaiserkopf (Alteburg) bei Uelmen (120); südlich der Chaussee Uelmen-Cochem, durch Steinbruch aufgeschlossen. Die Präparate von folgenden drei Vorkommnissen weisen u. d. M. einen bemerkenswerthen Gehalt an jenen bekannten Pseudo- krystallen von magmatisch umgewandelter Hornblende auf: Alte Burg (138); nordwestlich von Adenau und südlich von Reiferscheid. An verschiedenen Blöcken tritt die Hornblende bereits makroskopisch in grösseren Einsprenglingen hervor. Beilstein (13?); bedeutende Basalterhebung südlich der Chaussee Kelberg-Boos, „von ruinenhaftem Ansehen". An mehre- ren Blöcken ist eine auffallend häufige Zeolith-Bildung wahrzu- nehmen. May höchst, niedrige, doch deutlich hervortretende Kuppe östlich von Köttelbach mit kleinem Steinbruch. Die au der süd- östlichen Seite dieser Kuppe geschlagenen Handstücke lassen makroskopisch grössere Olivinkörner erkennen. U. d. M. zeigt sich die Zugehörigkeit zu den echten Plagioklasbasalten ; hervor- zuheben sind die mit den alten Hornblende-Conturen erscheinen- den Anhäufungen von den stark pleochroitischen, keulenförmigen Gebilden von Hornblende, wie im Gestein vom Brinkenköpfchen. An der südwestlichen Seite des Mayhöchst nimmt der Basalt ein ganz anderes Aussehen an; mit blossem Auge ist Olivin nirgends wahrzunehmen, dagegen treten viele Hornblende-Prismen, nicht selten in fluidaler Anordnung hervor. Auch u. d. M. ist Olivin nicht zu bemerken. Die Grundmasse bildet einen äusserst dichten Filz von Plagioklasleistchcn. Augit- und Erzkörnchen, in derselben liegen die Hornblende-Krystalle und vereinzelte blass- röthliche Augite ausgeschieden. Die Hornblende ist sehr stark pleochroitisch und zeigt nur ganz vereinzelt Spuren von An- schmelzung, welche zudem auf den alleräussersten Rand beschränkt sind. Auffallend ist es, dass fast sämmtliche Individuen Theile der Gruiidniasse in sich beherbergen, welche auch in langen zapfenförmigen Partieen weit in das Innere hineingreift. Bereits makroskopisch fällt bei diesem Basalt ferner noch eine bedeutende Menge von eingeschlossenen verglasten Sandstein- oder Grau- wacke-Bröckchen auf. ü. d. M. zeigen dieselben stets eine hell- braune Glasmasse mit Augitmikrolithen , in welche die vielfach zerborstenen Quarzkörnchen eingebettet sind. Dieser Basalt bildet den Uebergang zu einigen hier noch an- hangsweise zu besprechenden olivinfreien Plagioklasbasalten. In mancher Hinsicht dem letztbeschriebenen sehr ähnlich erweisen 4* 52 sich vereinzelte Blocke, welche in dem verlassenen Steinbruch an der Strasse Kelberg-Boxberg. an der Schmalen Wiese (dort, wo der Weg nach Mosbruch abgeht) gefunden wurden, v. Decken (1. c, p. 254) führt bei diesem Punkte Andesit an; derselbe war jedoch nirgends zu constatiren. U. d. M. erweist sich der Basalt bereits stark zersetzt. Namentlich der Augit ist vielfach in eine trübe opalartige Masse umgewandelt. Magmatisch veränderte Horn- blende ist reichlich vorhanden. Olivin scheint gänzlich zu fehlen. Zu den olivinfreien Plagioklasbasalten ist endlich noch zu rechnen das Gestein einer Kuppe zwischen ZermüUen und Reime- rath. Das schon makroskopisch äusserst dicht erscheinende Material setzt sich u. d. M. lediglich aus einem vollkommen gleich- massigen Gemenge von Plagioklasleisten und Augitprismen nebst Erzkörnchen zusammen. Biotit spärlich. Nephelinbasalte. Tomberg (185); Basaltkegel südwestlich von dem Dorfe Wormersdorf und südöstlich von Rheinbach gelegen. Auf der Spitze eine Ruine. Steineberg (60); östlich von Mehren, weithin sichtbare Kuppe, 549,6 m ü. d. M. Auf der Höhe nahe dem Gipfel liegt das Dorf gleichen Namens. Verschiedene Steinbrüche. Es ist wohl recht eigenthümlich , dass gerade diese beiden Kuppen, diejenigen, welche einerseits nach Norden, andererseits nach Süden zu die Grenzsteine der Eifeler Basaltvorkommnisse dar- stellen, als typische Nephelinbasalte von den meisten übrigen Kuppen petrographisch scharf geschieden sind. U. d. M. bestehen diese letzt erwähnten zwei Gesteine aus einem holokrystallinen Gemenge von Nephelin, Augit, Olivin, Magnetit. Der Nephelin erscheint in seiner charakteristischsten Ausbildungsweise, nämlich in scharf begrenzten Rechtecken oder Hexagonen, mit schwachen Polarisationsfarben. Seine Substanz ist im Allgemeinen sehr klar, nur im Basalt vom Steineberg zeigen sich Spuren von Faserigkeit als Folge der Zersetzung. An Ein- schlüssen ist er arm. nur spiessige Nadeln durchspicken ihn ge- legentlich, die blass grüne Farbe der letzteren deutet auf Augit- Mikrolithe hin. Der blass röthliche augitische Gemengtheil erscheint in rundlichen Körnern; am Steineberg treten einzelne Krystalle durch ihre Grösse (bis zu 1 mm) mikroporphyrisch hervor und sind dann mit massenhaften Glaseinschlüssen erfüllt. Der recht frische Olivin enthält nur wenige Picotitkörnchen. Biotit ist in Avinzigen stark dichroitischen Läppchen ziemlich verbreitet. Plagio- klas tritt nur äusserst sporadisch auf. Bei der Behandlung des Pulvers dieser Nephelinbasalte mit HCl gelatinirt dasselbe ausser- 53 ordentlich. Von dorn Pulver des Tomberger Basaltes gingen hierbei 34,6 "/o in Lösung. Nitzbach's Steinchen bei Adenau (62 u. 63); diese Kuppe, welche sich durcli horizontale Lagerung der Basaltsäulen auszeichnet, liegt am östlichen Ende von Adenau, nordwestlich von dem Wege, welcher am Ausgange des Ortes an der Kapelle von der Chaussee aus nach Kaltenborn abgeht. Im Präparat zeigt dieses Gestein ein von den anderen Ne- phelinbasalten sehr verschiedenes Aussehen. Die Hauptmasse bildet u. d. M. ein Teig von farblosem Nephelin und brauner Glasmasse. Der Nephelin ist wenig gut begrenzt, meistens er- scheint er mit unregelmässigen tümpelartigen Formen. Vereinzelte deutliche Krystalldurchschnitte (bis zu 0,7 mm Länge) und die charakteristische Polarisationsfarbe lassen jedoch nicht im Zweifel, dass hier Nephelinsubstanz voi-liegt. Das Gesteinspulver gelatinirt mit Salzsäure eben so sehr wie dasjenige der vorhin beschriebenen Nephelinbasalte. Von Interpositionen sind nur Augitmikrolithe zu nennen, die Substanz des Nephelins ist sehr klar. Die neben diesem farblosen Gemengtheil ebenfalls sehr reichlich vorhandene braune Glasmasse zeigt globulitische Körnung und ist vielfach er-' füllt mit zierlichen Skeletten schwarzen Erzes. In diesem aus Nephelin und Glasmasse gebildeten Grundteige liegen grössere Krystalle von Augit und Olivin zerstreut. Der hell röthliche Augit ist ausserordentlich deutlich begrenzt, die Querschnitte bilden Achtecke von modellähnlicher Schärfe. Die Verticalschnitte zeigen, dass aus der orthodiagonalen Zone stets nur OP und ccPoo zur Entwicklung gelangt sind. Zwischen -j- Nicols weist der Augit wundervoll ausgebildete Schalen- und Sanduhrstructur oder con- tinuirlich wandernde Auslöschungsschiefe auf, letztere Erscheinung ganz ähnlich, wie sie bei den Plagioklasen bekannt ist, welche dabei ebenfalls keinen zonaren Aufbau erkennen lassen. Die Mehrzahl der Individuen ist nach ccPxi, meist lamellar verzwillingt. Der stark serpentinisirte Olivin sowohl wie der Augit enthalten äusserst zierliche Picotitoktaederchen (bis zur Grösse von 0,04. mm). Im Uebrigen sind beide an Einschlüssen arm. Sehr bemerkens- werth ist der Gehalt an Hornblende in einer ganz eigenthümlichen Form, wie dieselbe ausserdem noch in 2 Basaniten der Eifel beobachtet wurde. Dieselbe spielt nämlich hier nicht nur die Rolle des gelegentlichen Einsprenglings, sondern ist im ganzen Gestein in regelmässiger Weise verbreitet. Die Krystalle sind im Allgemeinen nicht gut begrenzt, die Durchschnitte erscheinen meist fetzenartig mit schlecht entwickelter Spaltbarkeit, doch fehlen auch nicht Schnitte mit den charakteristischen Conturen der Horn- blende. Keine Spur von etwaiger Anschmelzung wird bemerkt. 54 Die Farbe ist ungewöhnlich dunkel, die Individuen werden nur in den dünnsten Schliffen mit tief dunkelbrauner Farbe durchscheinend, zeigen dann kräftigen Pleochroismus und eine fast gänzliche Ab- sorption der parallel c schwingenden Strahlen. Man könnte sie deshalb im Gegensatz zu der bekannten hellbraunen Varietät „dunkele" Hornblende nennen. An Interpositionen beherbergt dieselbe sehr reichlich Augitkörnchen und farblose Nadeln, welche wohl dem Apatit angehören. Magnetit ist in üblicher Weise ver- breitet. Plagioklas fehlt gänzlich. Im unmittelbaren Contact mit dem Basalt findet sich an der südwestlichen Seite dieser Kuppe ein graues, äusserlich opalähn- liches Gestein, mit ausgezeichnetem muscheligem Bruch, welches jedenfalls durch Verglasung der Grauwacke entstanden ist. U. d. M. bietet dasselbe eine graue bis hell bräunliche Glasmasse mit Trichiten dar, in welcher massenhaft vielfach zerborstene Quarz- körnchen eingebettet sind. Als Englasungsproducte finden sich in der Masse vereinzelte Augitmikrolithe . ferner sehr reichliche Gruppen jenes aus mannichfachen Beschreibungen bekannt gewor- denen farblosen, scharf begrenzten, offenbar hexagonalen Minerals, *über dessen Natur auch hier nichts sicheres zu bestimmen ist. Spinellbildungen waren nicht zu entdecken. Zu den Nephelinbasalten dürfte wohl auch das Gestein vom Hoch-Kelberg (.5) zu rechnen sein. Dasselbe zeigt u. d. M. vorwiegend ein äusserst dichtes Gemenge von Augit- und Olivin- körnchen, sowie Erzpartikelchen. Der farblose Gemengtheil tritt nirgendwo deutlich begrenzt hervor, an einzelnen lichten Stellen polarisirt derselbe jedoch schwach bläulich. Von Plagioklas ist keine Spur zu bemerken. Leucitbasalt. Michelskirch (146); südöstlich von Münstereifel, nördl. vom Arenberg. Weithin in der ganzen nördlichen Eifel sichtbare Basalt- kuppe; auf der Spitze eine Wallfahrtskirche. 581.8 m ü. d. M. Die Hauptmasse des farblosen Gemengtheils in diesem Basalte ge- hört jedenfalls dem Leucit an. Seine Durchschnitte haben meist rundliche, nicht selten jedoch auch sehr scharf achteckige Con- turen; die charakteristischen zierlichen Kränzchen von Körnchen und Ivurzen Mikrolithen. welche hier wohl dem Augit angehören, sind ausgezeichnet zu beobachten. Neben dem Leucit scheint jedoch auch Nephelin in geringer Menge vorhanden zu sein. Plagioklas dagegen fehlt überhaupt. Augit und Olivin weisen ein sehr gleichmässiges Korn auf, das grünliche Zersetzungsproduct des letzteren zeigt mehrfach Pleochroismus. Biotit in geringer Menge vorhanden. 55 Nephelin-Basanite. a. Ohne Hornblende. Barsberg bei Bongard (85). Arensberg (140); mit der Ruine der Arnulphuskirche west- lich von Stroheich, und östlich von Walsdorf; durchbricht die untere und mittlere Abtheilung des Mitteldevons in der Eifelkalk- mulde von Hillesheim. Plagioklas und Nephelin betheiligen sich in gleichmässiger Weise an der Zusammensetzung dieser Gesteine; beide Gemeng- theile sind in ihren charakteristischen Formen ausgebildet und sehr wohl von einander zu unterscheiden. In dem Basanit des Arensberg ist ausserdem noch braune Glasmasse reichlich vor- handen. Der stark zersetzte Olivin tritt in beiden Vorkommnissen erheblich gegen den Augit zurück. b. Hornblende-führend. Aremberg (139); 626.9 m ü. d. M. . hoher bewaldeter Basaltberg, der gegen SW nach dem linken Ufer der Ahr abfällt, NNW von Antweiler; mit der Ruine des gleichnamigen Schlosses. Nahe unter dem Gipfel liegt das Dorf Aremberg, eins der höchst gelegenen Dörfer in der Eifel. Casselberg bei Horperath (91); an der Strasse Kelberg- Uelmen, mit grossem Steinbruch und schöner säulenförmiger Ab- sonderung. Die Hornblende ist in diesen Basaniten bereits makroskopisch in äusserst fein vertheilten Kryställchen wahrzunehmen. In den Präparaten zeigt sich u. d. M. eine Grundmasse, gebildet von Augit. Plagioklas und Nephelin nebst Erz. In dem Casselberger Gestein betheiligt sich auch wiederum noch braune Glasmasse mit Trichiten reichlich an derselben. Grosse Augitkrystalle und Olivine sind mikroporphyrisch ausgeschieden. Die Hornblende tritt in jener charakteristischen „dunkelen" Form auf, wie dieselbe bereits bei dem Nephelinbasalt vom Nitzbach's Steinchen bei Adenau be- schrieben wurde. Dieselbe ist in beiden Basaniten überall regel- mässig vertheilt und zwar in gi-osser Menge. Die Individuen sind im Mittel 0.15 mm gross. Der Olivin ist auftallend frisch. Leucit-Basanit. Kleine Kuppe auf der östlichen Seite des Felsberges und der Strasse von Dann nach Dockweiler (125). U. d. M. erscheint das Gemenge der an der Zusammensetzung sich be- theiligenden Mineralien stellenweise sehr dicht. Von den beiden farblosen Gern ength eilen, Plagioklas und Leucit, scheint der erstere 56 zu überwiegen. Der Leucit ist auch hier meist nur in rund- lichen Körnern mit den charalvteristischen Mikrolithen- Kränzchen vorhanden, gut ausgebildete Krystalle sind selten, dann aber auch von sehr scharf achteckiger Umgrenzung. V. Decken hielt schon die Untersuchung der beiden Basalt- gesteine vom Steineberg (p. 52) und dieser kleinen Kuppe öst- lich vom Felsberg für besonders wünschenswerth. „um die Meinung zu bestätigen, dass beide dem Plagioklas- oder Feld- spathbasalt im Gregensatz zu den Laven und Schlacken der be- nachbarten Berge angehören" (1. c. p. 60 u. 64). Dass dies nun nicht der Fall ist, zeigt die Erkenntniss. dass der Steine- berg aus typischem Nephelinbasalt besteht, das Gestein dieser Kuppe jedoch zu den wenigen Leucit führenden Basalten der Eifel gehört. Es ergiebt sich also aus den mitgetheilten Untersuchungen, dass die sogenannten echten, kuppenbildenden Basalte überhaupt keineswegs von den Basaltlaven durch das Auftreten des Plagioklas resp. das Fehlen des Nephelin oder Leucit petrographisch .streng geschieden sind. Alle die erwähnten Basalttypen haben unter den Laven ihres Gleichen, und der Unterschied zwischen beiden ist eben nur ein rein geologischer, welcher in dem verschiedenen Alter begründet ist. Namentlich dürfte daher auf das gelegent- lich vorkommende nahe Beisammenliegen solcher doch aus ver- schiedenen Zeitperioden stammenden Eruptivgesteine in Bezug auf derartige rein petrographisclie Fragen kein Gewicht zu legen sein. Endlich mag noch auf die im Gegensatz zu den benach- barten rheinischen Basalten autfallende Erscheinung hingewiesen werden, dass in keinem von allen besuchten Basalt-Steinbrüchen der Eifel ebensowenig wie in dem daraus gewonnenen Strassen- Schotterungs-Material irgend ein Vorkommniss von sogenannten Olivinknollen wahrgenommen wurde. Was das gegenseitige Altersverhältniss der besprochenen Eruptivgesteine anbetrifft, so fehlen in Bezug auf Trachyt und Andesit in der Eifel zur Bestimmung desselben die ganz sicheren Anhaltspunkte, da weder Durchsetzungen noch Ueberlagerungen, überhaupt keine direkten Contactc bekannt sind. Aber die That- sache, dass die Andesiteruptionen offenbar au der Peripherie der vielleicht ein einziges Ganzes bildenden grossen Trachytmasse auf- treten (Freienhäuschen und Umgegend von Köttelbach, sowie die Andesite an der Booser Chaussee im Süden, Reimerath im Osten, Rengersfeld im Nordosten, Bocksberg im Nordwesten) giebt der Wahrscheinlichkeit Raum, dass hier der Trachyt das ältere, der 57 Andesit das jüngere Gestein ist. Denn es ist wolil leichter zu erklären, dass die Andesite nahe den Rändern einer bestehenden Trachytniasse emporgebrochen seien, als dass umgekehrt jüngerer Trachyt den Raum gerade zwischen präexistirenden Andesitbergen eingenommen habe. Auch im Siebengebirge „wird ein höheres Alter des Drachenfelser Trachyts im Vergleich zum Wolkenburger (Andesit) dui-ch drei Punkte erwiesen, wo das letztere Gestein in dem Drachenfelser gangförmig auftritt" ^). Die Basalte der Gegend von Kelberg scheinen jünger zu sein als die dortigen Trachyte und Andesite. Allerdings wurden auch hier Gangbildungen der ersteren in den letzteren nicht gefunden; aber der Feldspathbasalt des Schwarzebergs nördlich von Hüner- bach kann als Unterlage nur die grosse, plateauartige Trachyt- masse besitzen, welche sich von Hünerbach aus wohl gegen Norden bis in das bei Zermüllen mündende Thal erstreckt, wenn auch gerade an dem Basalt selbst Vegetation und Humus das Anstehen des Trachyts nicht erkennen lassen. Auch sonst sind über diesem Plateau zahlreiche Basaltstücke verstreut, von denen man nur an- nehmen kann, dass sie von früheren localen Basaltbedeckungen herstammen. Dass das Basaltgestein der Kuppe des Brinkenköpfchens aller Vermuthung nach jünger ist, als der an ihrer Basis anstehende Andesit. wurde bereits hervorgehoben (p. 20). In dem benach- barten Siebengebirge waltet bekanntlich dasselbe Altersverhältniss zwischen den kieselsäurereicheren und kieselsäureärmeren Ge- steinen ob; „die Hauptmasse des Basalts ist hier beträchtlich jünger als die Hauptmasse des Trachyts"^). *) G. VOM Rath. Ein Beitrag ?.. Kenntniss d. Trachyte d. Sieben- gebirges. Bonn 1861, p. 38. ') v. Decken, Geogn. Führer in d. Siebengeb., p. 426. 58 2. lieber Dislokationen anf Rügen. Von A. VON KcENEN in Göttingen. In einem Aufsatze „über postglaciale Dislokationen" (Jahr- buch d. Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt für 1886) hatte ich die schon früher von mir in Aufsätzen in demselben Jahrbuche vertretene Ansicht, dass Thäler und Seen der norddeutschen Ebene mindestens theilweise nicht dui-ch Gletscherwirkung, sondern im Wesentlichen durch Verschiebungen resp. Senkungen in der Erd- rinde entstanden sein dürften, auch auf Jasmund. den nordöst- lichen Theil von Rügen ausgedehnt, gegenüber den von Johnstrup über Möen und Rügen ausgesprochenen Annahmen und auch gegenüber den Anschauungen norddeutscher Geologen. Im folgenden Jahre sah ich mich genöthigt, in demselben Jahrbuch (Beitrag zur Kenntniss von Dislokationen, p. 457) einigen irrigen Auffassungen von Scholz über meinen erst erwähnten Auf- satz entgegenzutreten und nochmals die grosse Aehnlichkeit her- vorzuheben, welche die Rinnen und Thaleinsenkungen auf Rügen und im nordöstlichen Deutschland mit ihren ,,auft"allend tiefen, bald kesseiförmigen, bald in die Länge hingedehnten Vertiefungen" mit solchen im mittleren Deutschland besässen, welche nachweis- lich durch Dislokationen und Bodensenkungen entstanden sind, indem ich zugleich daran festhielt, dass auf Jasmund Verwerfungen vorlägen. Im vorigen Jahre hatten dann Wahnschaffe ^) und Berendt ^) wiedei'um ihren Standpunkt als Glacialisten vertreten, während Mitte August im Anschluss an die Versammlung der deutschen geologischen Gesellschaft in Greifswald einige 30 Theilnehmer an derselben auf einer grösseren Excursion nach Boniholm auch Rügen besuchten und dort, speciell an der Mündung des Kieler Baches nördlich von Sassnitz, die Ueberzeugung gewannen, dass dort nicht Gletscherpressungen, sondern Verwerfungen vorliegen. 1) Die Bedeutung der baltischen Höhenrücken's für die Eiszeit. Verband], des VIII. deutschen Geographentages zu Berlin, p. 134 ff. ^) Die Lagerungsverhältnisse und die Hebungserscheinungen in den Kreidefelsen auf Rügen, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1889, p. 147 ff. 59 Wahnschapfe machte hiervon in einem Nachtrage zu dem erwähnten Vortrage Mittheilung, suchte aber für diese Störungen wenigstens ein intergkiciales Alter festzuhalten, weil von ihnen der obere Geschiebemergel nicht mit betroffen sei. Ebenso hatten Credner, sowie Cohen und Deecke an der Excursion Theil genommen und besuchten nach Schluss derselben die erwähnte Stelle nochmals. Credner^) gab eine sehr klare Schilderung der Lagerungsverhältnisse, vermied jedoch, sich über das Alter der Störungen bestimmt auszusprechen, wohl weil er sich in der Kürze der Zeit ein sicheres eigenes Urtheil nicht bilden konnte. Cohen und Deecke konnten etwas mehr Zeit auf die Unter- suchung verwenden und veröffentlichten^) das Resultat derselben nebst den Profilen, welche sie selbst an Ort und Stelle aufge- nommen hatten; sie Hessen es einstweilen unentschieden, ob die Verwerfungen interglaciale oder postglaciale seien, nehmen aber an, dass ihre Richtung eine südost-nordwestliche sei, während ich angegeben hatte, dass sie, dem Laufe der Bachthäler entsprechend, eine ost-westliche sei (NB. mit einen Strich gegen Norden), dass aber Verwerfungen anderer Richtungen, besonders süd-nördliche, keineswegs fehlen. Cohen und Deecke heben nun hervor, dass die Mündungen der Bäche in das Meer „in auffallender Weise dort liegen, wo gesunkene Diluvialschichten auftreten". Ich hatte dies auch be- merkt, aber nicht weiter auffallend gefunden, sondern in ursäch- lichen Zusammenhang gebracht, wie ein solcher zwischen Dis- lokationen und Thälern sich im mittleren Deutschland so häufig nachweisen lässt, während Aufschlüsse in den Bachthälern auf Jasmund landeinwärts völlig fehlen. Cohen und Deecke meinen dagegen, die Verwerfungen könnten nur auf die Stellen von Einfluss gewesen sein, wo die Bäche an die Küste treten. Auf der neuerdings erschienenen Generalstabskarte von Jas- mund im Maassstabe 1 : 25000 hatte ich nun gesucht, mich zu Orientiren und das vor 4 Jahren von mir Beobachtete mir wieder zurecht zu legen; ich kann mich aber nicht erinnern, zwischen Stubbenkammer und Sassnitz unzweifelhaft oberen Geschiebethon gesehen zu haben, sondern erst südlich von der Mündung des Sassnitzer Baches; auf der Kreide liegt sonst theils unterer Ge- schiebethon, theils Dammerde, in welcher einzelne Geschiebe stecken. 1) Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges., 1889, p. 365 ff. ^) Sind die Störungen in der Lagerung der Kreide an der Ost- küste von Jasmund (Rügen) durch Faltungen zu erklären? in Mit- theilungen des naturwissensch. Vereines für Neuvorpominern imd Rügen, 21 Jahrg., 1889. 60 Auf Cohen und Deeckk's Profil Figur I ist jedocli bei x ein Abschneiden von oberem Geschiebethon an einer Verwertung zu sehen, wie dies auch bei der Besprechung (p. 5) gesagt wird. Diese Verwerfung würde somit eine postglaciale sein und gegen- über Wahnschaffe' s Ansicht für meine Deutung des Alters dieser Verwerfungen beweisend sein. Auf der erwähnten Karte findet sich nun dicht westlich von dem Hauptfahrwege, welcher von Sassnitz nach Stubbenkannner führt, etwa 700 m südlich vom „Baumhaus Hagen" die Bezeich- nung „Eingesunkene Stelle", und zwar annähernd in der Richtung des Kieler-Brimnitzer Baches. Herr Oberförster Kreyser in Werder theilte mir auf meine bezügliche Anfrage gütigst mit. dass dort vor ca. 8 Jahren zwei Erdfälle entstanden seien, in deren Nähe noch ein dritter, jeden- falls erst in historischer Zeit erfolgter vorhanden wäre. Gleich- zeitig mit diesen Erdfällen sei eigenthümlicher Weise eine sonst stets klare Quelle durch Kreideschlamm trübe und milchig ge- worden, welche 4 km westlich von dort im „Hohen Holz", west- lich von Vietzke und Hagen entspringt. Ich habe keinen Grund, irgendwie an der Zuverlässigkeit dieser Angaben zu zweifeln; aus denselben ergiebt sich aber zu- nächst, dass zwischen den Erdfällen und der Quelle ein Zusammen- hang existirt durch eine von Osten nach Westen (mit einem Strich nach Norden) verlaufende Spalte, also in der Richtung und der Fortsetzung des Brimnitzer-Kieler Baches; dieser dürfte somit in der Fortsetzung jener Spalte liegen. Dass das Wasser von den Erdfällen nach jener ca. 30 m tiefer liegenden Quelle nach Westen verläuft, statt nach Osten, in den Brimnitzer-Kieler Bach, kann durch die verschiedensten Verhältnisse bedingt sein, auf die hier einzugehen viel zu weit führen würde. Beiläufig sei hier noch bemerkt, dass ich von solchen Berg- formen, wie die des in gleicher Richtung verlaufenden Langen- berges etc. dicht südlich vom Hohen Holze, im mittleren Deutsch- land von vornherein vermuthen würde, dass sie auf Dislokationen zurückzuführen seien. Ausserdem ergiebt sich aber auch aus jenem Ereigniss, dass bis in die neueste Zeit auf Rügen durch Erdfälle, ohne Zweifel auf Spalten, rundliche und trichterförmige Vertiefungen entstehen, welche den Strudellöchern und Gletschertöpfen der „Glacialisten" durchaus ähnlich werden, sobald durch Abbröcke- lung ihrer ursprünglich scharfen Ränder eine Abrundung derselben und zugleich eine Erhöhung der Sohle erfolgt ist. Eine solche 61 Entstelmiigsweise hatte icli aber mindestens für einen Theil der rundlichen oder in die Länge hingedehnten Vertiefungen auf Rügen und im nordöstlichen Deutschland in Anspruch genommen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich endlich noch erwähnen, dass kürzlich dicht hei dem Klostergute Maricngarteu, etwa 1 1 km südsüdwestlich von (iöttingen, an dem Bergabhang nordwestlich von dem Gute, ein Erdfall entstand, welchen ich zwei Tage später besichtigte. Derselbe hatte oben nur etwa 1 m Durchmesser, er- weiterte sich aber nach unten etwas, und ich konnte mit Sicher- heit erkennen, dass er auf einer knapp 1 m weiten Spalte im Trochitenkalk erfolgt war, welche annähernd parallel mit dem Thalrande verlief. Augenscheinlich hatte sich hier ein Streifen Trochitenkalk abgelöst und nach dem Thale hin gesenkt, und hierdurch war die Spalte entstanden. Im Fortstreichen derselben sind aber nach Angabe der Forstbeamten auch früher schon gelegentlich Erd- fälle erfolgt. Es ist dies das erste Mal, dass ich eine otfene, klatfende Spalte unter einem Erdfall selbst sehen konnte, während ich seit Jahren das Vorhandensein von Spalten als Ursache von Erdfällen und von runden und grabenartigen Vertiefungen der Erdoberfläche angesehen hatte. 62 3. lieber morpliotropische Beziehungen zwischen anorganischen Sauerstoff- und Schwefelyerbindungen. Von Herrn F. Rinne in Berlin. Bei Gelegenheit der Beschreibung von Zinkitkrystallen wies Verfasser ^) auf die Aehnlichkeit der Krystallformen des Zink- oxydes und der entsprechenden Schwefelverbindung, des Würtzites, hin. Es sind diese beiden Substanzen nicht nur demselben Systeme angehörig und gleicherweise durch Hemimorphismus in Richtung der Verticalaxe ausgezeichnet, auch ihre Axenverhält- nisse sind mit Leichtigkeit und ungezwungen auf einander zu be- ziehen, wie folgender Vergleich ergiebt: Zinkit, ZnO, hexagonal hemimorph, a: Y2C= 1 : 0,8109, Würtzit, ZnS, hexagonal hemimorph, a: c =r 1 : 0,8002. Die Aehnlichkeit der beiden Substanzen ist hiernach eine so grosse, dass im vorliegenden Falle von einem Isomorphismus zwischen diesen sich entsprechenden Sauerstoff- und Schwefelver- bindungen gesprochen werden könnte. Da der Verdacht der Zufälligkeit indess bei Feststellung derartiger Beziehungen nicht ohne Weiteres ausgeschlossen bleibt, so ist eine weitere Prüfung an der Hand anderer Beispiele, wenn möglich auch aus anderen Gruppen, angebracht, um Näheres über die morphotropischen Verhältnisse von Sauerstoff und Schwefel bei anorganischen Substanzen zu erfahren. Unter den Mineralien sind nun sich entsprechende Sauerstoff- und Schwefelverbindungen keine Seltenheit. Hierher gehörige, künst- lich dargestellte Substanzen füllen die noch bleibenden Lücken zum Theil aus. Im Folgenden soll eine Prüfung der thatsächlichen Ver- hältnisse versucht werden, und zw\ar seien zunächst die nach der Formel M2 R3 aufgebauten Sauerstoff- und Schwefelverbindungen betrachtet. ^) F. Rinne. Beiträge zur Kenntniss des Krystallsystems des Zinkoxyds (Zinkits, Rothzinkerzes). Neues Jahrbuch für Mineralogie, 1884, Bd. II, p. 170. 63 Sb2 Os und Sb2 Ss. Nach den Messungsresultaten, welche Laspeyres^) an den Valentiniten von Bräunsdorf, Przibram und Constantiiie erhielt, lassen sich als Axenverhältniss dieser Krystalle folgende Mittehverthe aufstellen: a : b : c = 0,391365 : 1 : 0,33666. Den Formen des Antinionglanzes wird passend das Axen- verhältniss zu Grunde gelegt, welches Edw. S. Dana^) durch seine Messungen an den schönen Krystallen aus Japan ableitete. Dasselbe lautet: a:b: c = 0,99257 : 1 : 1,01789. In obiger Form ist die herrschende Beziehung in den Axen- längen des Valentinits und des Antimonglanzes etwas verschleiert. Durch Verdreifachung der Axen a und c des ersteren Minerals tritt eine solche heraus. Man erhält dann: Valentinit, Sb2 O3, rhombisch. a:b:c= 1,174095:1 :1,00998. Antimonglanz. Sbg S3, rhombisch, a:b:c = 0.99257 :1:1, 01789. Die Krystallsysteme der beiden Substanzen sind dieselben. Die Längen der Axen c sind fast genau gleich. Der Hin- blick auf die Schwierigkeit der Abmessungen am Valentinit lässt den Unterschied als äusserst geringfügig erscheinen. Hingegen ergiebt der Vergleich der Axen a einen bezeichnenden Unterschied, auf den hier besonders hingewiesen wird, da Aehnliches bei den folgenden Verbindungen des Typus ^h Rs nicht zu verkennen ist. Nicht unwichtig erscheint der Vergleich der Cohäsionsver- hältnisse der beiden in Rede stehenden Minerale. Wie bekannt, lassen beide in vollkommener Weise sich in Blättchen nach ccPx (010) zerlegen, sodass auch in dieser Beziehung eine Ueber- einstimmung der Krystallstructur zu Tage tritt. Im Senarmontit giebt es eine reguläre Gleichgewichtslage für die Substanz Sba O3. In dieser Form ist Sb2 S3 noch nicht ge- funden worden. Bi2 Q3 und Bi2 83. In der Natur ist das Wismuthoxyd. wie es als Wismuthocker vorliegt, nur als unansehnliches Verwitterungs- product von Wismutherzen bekannt. Als Ersatz für die mangelnde, natürliche Krystallausbildung müssen hier deshalb die künstlichen Krystalle dienen, welche A. E. Nordp:nskjöld ^) bezüglich ihrer ') H. Laspeyres. Mineralogisclie Bemerkungen. Zeitsclirift für Krystallographie u. s. w., 1884, Bd. IX, p. 162. ^) Edw. S. Dana. Ueber den Antimonglanz von Japan. Zeit- schrift f. Krystallographie u. s. w., 1884, Bd. IX, p. 29. ^) A. E. XoRDEXSKJÖLD. Beitrag zur Kenntnlss der Krystall- formtn einiger Oxyde. Pogüend. Ann IStil, Bd. 114, p. 622. 64 Formausbilduiig untersucht liat. Zum Vergleich mit ilinen dient der natürliche Wismuthglanz. dessen vollständiges Axenverhältniss von P. Groth ^) durch die Abmessung eines Krystalles von der Cerro de Tazna in Bolivien festgestellt wurde. Die betreffenden Daten sind folgende: Wismuthoxyd, Bi2 O3, rhombisch, a : b : c = 0.8165 : 1 : 1,0640. Wismuthglanz, Bi2 S3, rhombisch, a : b : c = 0,9680 : 1 : 0,985. Der Vergleich dieser beiden Substanzen ist mithin ohne weitere Umformung der Axenverhältnisse möglich, und es zeigt sich das gleiche Kr.ystallsystem und eine recht auffallende Be- ziehung in den Längen der Verticalaxen. Gleichwie beim ersten Vergleich zwischen Valentinit und Antimonglanz erscheint fernerhin auch hier wiederum ein bezeichnender Unterschied zwischen den Werthen der Brachydiagonalen. Indess mag ein Theil dieser nicht unwesentlichen Abweichung vielleicht der nicht den höchsten Anforderungen entsiDrechenden Ausbildungsart der verglichenen Krystalle zuzuschreiben sein; die von Nordenskjöld erlangten Winkeldaten über die künstlichen Wismuthoxyd-Krystalle sind, wie der Verfasser selbst bemerkt, nur angenähert richtige Grössen. Die Cohäsionsverhältnisse sind für Wismuthoxyd von Norden- skjöld nicht angegeben worden. Der natürliche Wismuthglanz spaltet, wie bekannt, gleich Valentinit und Antimonglanz nach ccPoo (010) in vollkommener Weise. AS2 O3 und Ar2 Sa. Die Substanz As2 O3. der eine so be- deutsame Stellung in der Lehre vom Ismorphismus zukommt, krystallisirt, wie Wöhler^) zuerst an Krystallen aus einem Kobalt- röstofen in Schwarzenfels (Hessen) w^ahrnahm. in zwei Moditica- tionen, insofern als sie ein Mal in Gestalt von Oktaedern auftritt, dann aber auch in Formen sich darstellt, die lange Zeit als rhom- bische Combinationen angesprochen wurden. Durch Des-Cloizeaux^) wurde die monokline Natur der zweiten Modification an ihrem optischen Verhalten erkannt. Zu demselben Ergebniss gelangte auch A. Schmidt^), welcher für Krystalle, die sich in Folge von Grubenbrand in Schmöllnitz gebildet hatten, das folgende Axen- verhältniss aufstellen konnte: a : b : c = 0,4040 : 1 : 0.3445; ß = 87» 2' 56". ^) P. Groth. Beitrag zur krystallographischen Kenntniss des Wismuthglanzes. Zeitsclir. f. Krystallographie, 1881, Bd. V, p. 252. ^) F. WÖHLER. lieber die Dimorphie der arsenigen Säure. Poggend. Ann. 1832, Bd. 26, p. 177. ^) Des - Cloizeaux. Note sur la forme clinorhombique et les caracteres optiques de Facide arsenieux prismatique. Bull, d I. Societe fran^aise de Mineralogie, 1887, Bd. X, p. 303. *) A. Schmidt. Claudetitkrystalle von Szomolnok. Zeitschr. f. Krystallographie u. s. w., 1888, Bd. XIV, p. 575. 65 Für Auripigment gilt das Axenverhältniss : a:b: c=: 0,9240: 1 : 1,0524. Verdreifacht man, entsprechend dem beim Valentinit angewandten Verfahren, die Längen der Axen a und c der As203-Kr)'stalle, so erhält man: Claudetit, AS2O3, monoklin, a:b:cz=1.2120:l:l,0335; ^= 870 2' 56". Auripigment, As2 S3. rhombisch, a : b : c = 0,9240 : 1 : 1.0524; ß = 90 0. Wiederum erscheinen die Axen c bezeichnender Weise fast längengleich, während die Axen a recht beträchtlich von einander abweichen. Wie ersichtlich könnte dieser Unterschied in den Längen der Axen a leicht ganz zum Verschwinden gebracht werden , da sich diese beiden Diagonalen wie 3 : 4 verhalten (0,9240 : 3 = 0,3080 und 1,2120 : 4 = 0,3040), indess scheint die Differenz gerade charakteristisch zu sein und ist deshalb besser nicht zu verwischen. Die Krystallsysteme sind verschieden. Die Frage, ob auch dem Auripigment das monokline Sj^stem zukommt, wie Breithaupt aus anderen Gründen annehmen zu müssen glaubte, erhebt sich deshalb im Anblick des Obigen von Neuem. Nicht ohne Belang ist bei dem Vergleich der Verbindungen As2 O3 und As2 S3 die Wahrnehmung, dass auch diese beiden Substanzen in den sich entsprechenden Moditicationen des Claude- tits und Auripigments eine gleichgerichtete und gleich vollkommene Spaltbarkeit in ihrer Blättrigkeit nach dem seitlichen Pinakoide besitzen. In regulärer Form ist As2 S3 nicht bekannt. Als nächste Gruppe sei die ausgedehnte, bereits in der Ein- leitung berührte Reihe solcher Oxyde und Sulfide betrachtet, welche nach der Formel MR aufgebaut sind. Ihnen schliessen sich eng die entsprechenden, mit den Sulfiden isomorphen Arsen- und Antimonverbindungen an. Von vornherein ist klar, dass, da ZnO und ZnS in ihren Gestalten grosse Aehnlichkeiten darbieten, auch die mit ihnen isomorphen Körper solche zeigen müssen. Es ergiebt sich, dass sowohl MS als MO als dimorphe Sub- stanzen angesehen werden müssen, deren entsprechende Modifi- cationen untereinander isomorph erscheinen. Und zwar sind es das reguläre und das hexagonale System, welchen die Körper angehören. Nicht bei allen hierher gehörigen Oxyden und Sulfiden sind beide Ausbildungsarten in der Natur bekannt. Auch nach Heranziehung der künstlich dargestellten Körper bleiben noch einige auszufüllende Lücken bestehen. Zeitechr. d. D. geol. Ges. XLH. 1. 5 66 ZnO und ZnS. Eine solche Lücke bietet sogleich das Zink- oxyd dar, welches in der Natur und durch menschliches Zuthun nui" in hexagonalen Krystallen gefunden bezw. gebildet ist. Bis- weilen lässt sich an den Krystallgestalten deutlich der herrschende Heminiorphismus in Richtung der Axe c schon äusserlich er- kennen. Das Axenverhältniss ist nach den Messungen des Ver- Verfassers (1. c, pag. 164) an künstlichen Krystallen von Ler- bach (Harz) a:c=: 1 : 1,6219. Das Zinksulfid anderseits weist beide Gleichgewichtslagen auf. In der Zinkblende erscheint es regulär in tetraedisch-hemiedri- scher Ausbildung; der Würtzit stellt die hexagonale Form der Substanz dar. Dass der Wüi'tzit hemimorph in Richtung der Verticalaxe ausgebildet ist, konnte F(erstner^) an zierlichen Krystallen unbekannten Fundortes feststellen. Seine Messungen ergaben für diesen Würzit das Axenverhältniss a : c = 0.8002. Verfasser (1. c, pag. 164) machte seiner Zeit auf die augen- fällige Aehnlichkeit des Zinkits und Würtzits aufmerksam, die durch Zweitheilen der Axe c des Zinkits auch im Axenverhältniss heraustritt. Zinkoxyd, ZnO, hexagonal hemimorph, a : Y2C = 1 : 0,8109 Würzit. ZnS, hexagonal hemimorph, a : c := 1 : 0,8002. Noch etwas geringer erscheint der Unterschied dieser Längen bei Annahme des Axenverhältnisses. welches sich aus den Messungen von Friedel ^) an den von Sidot ^) dargestellten Würtzitkrystallen ergiebt, und welches lautet a:c= 1 : 0,8175. Bei beiden Mineralien, Zinkit und Würtzit. wird basische und prismatische Spaltbarkeit nach xP (1010) angegeben. CdO und CdS. Das dem Zink so nahe stehende Cadmium verhält sich auch in seinem Oxyd und Sulfild ganz denen des Zinks entsprechend. Doch ist die Kenntniss über die vier mit Wahrscheinlichkeit darstellbaren Ausbildungsarten noch nicht voll- ständig. Nur drei sind bislang zur Anschauung gekommen: die reguläre Form des Oxydes uud die gleichfalls reguläre aber auch die hexagonale des Sulfildes. Das Cadmiumoxvd wurde von *) H. FÖRSTNER. Ueber künstlichen Würtzit. Zeitschr. f. Krystallo- graphie u. s. w. 1881, Bd. V, p. 363. ^) C. Freedel. Sur les cristaux de sulfure de zinc obtenus par M. Sidot., Compt. rend., 1866, Bd. 62, p. 1001. ^) Sidot. Recherches sur la cristallisation de quelques sulfures metalliques. Compt. rend., 1866, Bd. 62, p. 999. 67 Werther ^) in deutlichen, oktaedrischen Krystallen beobachtet, das Cadniiumsultid findet sich als isomorphe Beimischung in der regulären Zinkblende und liegt dann aber auch iu den schönen, hexagonalen Krystallen des Greenockits vor. Ausgezeichnete Exemplare dieses gleichfalls in Richtung der c-Axe hemimorphen Minerals sind von Mügge") gemessen worden. Das bezügliche Axenverhältniss heisst a:c = 0,8109. Die Aehnlichkeit desselben mit dem des Zinkits ist besonders hervorstechend: Die Axenverhältnisse erscheinen genau gleich gross bei den beiden Mineralien, die, nach den gebräuchlichen An- gaben^), auch die prismatische Spaltbarkeit nach aP (1010) mit einander gemein haben. MnO und MnS. Diese Manganverbindungen sind für die gepflogenen Betrachtungen dadurch von besonderem Interesse, als sie in vollständiger Entwicklung ihrer theoretisch vorauszusagen- den Ausbildungsarten vorliegen. Sowohl vom MnO als auch vom MnS kennt man die reguläre und die hexagonale Entwicklungs- form. Die Krystalle des Manganosits, an denen Sjögren*) die Combinationen b (111), ccO(lOl), oder seltener ocOx (100), 0(111) beobachten konnte, stellen die reguläre Form des MnO dar. Nach Blomstrand^) spalten derbe Massen dieses Minerals von Länebanshytta in Wermland nach dem Würfel. Entsprechender Weise bietet auch die Substanz MnS eine reguläre Entwicklung dar. Sie liegt in der Manganblende (Ala- bandin) vor, welche man in die tetraedrisch-hemiedrische Ab- theilung des regulären Systems stellt. Sie entspricht in dieser Stellung der Zinkblende, deren so ausgeprägte, dodekaedrische Spaltbarkeit man indess in ihr nicht vorfindet. Um so mehr Be- achtung findet hier ihre Beziehung zu dem ihr (als regulären MnS) entsprechenden regulären MnO, das wie erwähnt, gleich ihr, nach dem Würfel Blättrigkeit besitzt. So stehen sich also in diesem Falle bezüglich der Cohäsions- verhältnisse die regulären Formen von MnO und MnS näher als die von MnS und ZnS. Was die hexagonalen Modificationen von MnO und MnS >) Joiirn. f. pr. Chemie, Bd. 55, S. 118. ^) 0. MüüGe. Greenockit von Kilpatrik in Schottland. Neues Jahrbuch f. Mineralogie u. s. w., 1882, Bd. 11, S. 18. *) Nach Friedel (Compt. rend. 1866, p. 1002) spaltet indess Greenockit wie auch Würtzit nach r und Becken- Gürtel. Die Brustflosse besitzt ein Skelet, welches sich unter den mir bekannten am nächsten an das von Acanfliias anschliesst. Die Basis wird von drei Stücken gebildet . einem breit - keilför- migen mittleren, einem axtförmigen. etwas schmäleren und län- geren hinteren und einem kleinen schmalen vorderen Stücke. Nach dem Schema Gegenbaur's wäre also ein Pro-, Meso- und Meta-Pterygium vorhanden. Ich halte aber eine conseiiuente Durch- führung dieser Bezeichnungen füi* unausführbar, weil diese sehr plastischen Gebilde von den Veränderungen der äusseren Form der Flosse so beeinflusst werden, dass bei sehr nahe verwandten Formen die Anordnung jener Stücke eine ausserordentlich nian- nichfaltige ist, und weil jene Mannichfaltigkeit eine sichere Be- stimmung der einzelnen Elemente oft unmöglich macht. Aus der bei Scymmis z. B. ganz einheitlichen Platte sondert sich aller- dings meist ein hinteres Stück ab, welches dem der Bewegung weniger ausgesetzten, am Körper anliegenden Theil der Flosse stützt und sich wegen seiner meist beträchtlichen I^ängenausdeh- nung wieder in eine Reihe grösserer und kleinerer Stücke glie- dert. Um der Brustflosse, namentlich wenn sie sich in der Längsaxe des Körpers ausdehnt, in dieser Richtung eine grössere Beweg- lichkeit zu verleihen, gliedert sich auch vorn noch ein Knorpel- stück ab. welches sich namentlich dann, wenn es sich wie das hintere Stück an den Körper anlegt, beti-ächtliche Ausdehnung und eine Gliederung in der Längsaxe erfährt. Alles Andere aber lässt sich im Skelet der Brustflosse sehr schwer schematisiren, und namentlich ist durchaus nicht festgestellt und wahrscheinlich überhaupt nicht nachweisbar, welche Lage - Veränderungen und Umbildungen die einzelnen Stücke einer dreieckigen Haiflossc bei deren Umwandlung und Verbreiterung zu einer Rochenflosse er- fuhren. Dass die vielfachen Bemühungen , das Extremitäten- Skelet der höheren Wirbelthiere auf das der Selachier zurück- zuführen, beziehungsweise das der letzteren nach dem Muster jener zu schematisiren, illusorisch sind, ist mir nach dem hier Gesagten und den bereits von mir an anderer Stelle hervorgeho- benen Rücksichten nicht mehr zweifelhaft^). An jene genannten Basalstücke schliessen sich in der Brust- flosse von PrisHopliorns einige unregelmässige Platten und ein Kranz radial gestellter Knorpelstäbe an, welche bei jungen Indi- ') 0. Jaekel. Ueber Plumeroplenron und Hemictenodus , Sitz.- Berichte d. Ges. naturf. Freunde, Berlin 1890, p. 8. 115 viduen nur ciufacli, bei älteren, wie die beistehend gezeichnete Fig. 6 zeigt, verdoppelt zu sein scheint. Figur 6. Figur 7. Der sogenannte Schultergürtel, d. h. die die Pectoralia tra- genden Knorpelstücke, stimmen in ilirer äusseren Form ganz mit Acanthias überein. Die Bauchflossen zeigen keine besonderen Eigenthüm- lichkeiten. Man sieht (vergl. die beistehende Fig. 7) einen langen, säbelförmigen Knor- pel auf der Innenseite bis etwa zur Hälfte der Länge der Flosse verlaufen und von ihm eine Reihe von 18 Span- gen ausgehen, deren vorde- ren 11 in ihrer Verlänge- rung noch kleine Knorpel angelagert sind. Die vor- derste breite Spange ist aus der Verw^achsung mehrerer hervorgegangen. Der die Bauchflossen tragende Beckenknoi'pel stellt eine einfache, wenig gekrümmte Spange dar. An den Seiten besitzt er kleine, nach vorn gerichtete Praepubical-Fortsätze. Aus der Besprechung der Hartgebilde der Haut und der ein- zelnen Theile des Innenskelets ergiebt sich demnach Folgendes: 8* 116 Alle Hartgebilde der Haut stimmen bis in die fein- sten Structurverhältnisse mit denen der Spinaciden überein. Die einzelnen Tbeile des Innenskelets zeigen die grösste Uebereinstinimung mit denen der Spinaciden, ihr Bau lässt sich dem allgemeinen Typus der Spina- ciden unterordnen, aber nicht in allen Beziehungen an eine bestimmte Gattung derselben anschliessen. Die Uebereinstinimung in der Anordnung der Oeff- nungen für den Austritt der Nerven mit Acanfhins be- weist, dass der Verlauf auch dieser Organe im Wesent- lichen derselbe ist wie bei Spinaciden. Die eigenthümliche Rostralbildung bei Pristiopho- rus hat mit der von Prisfis nichts zu thun. lässt sich aber ungezwungen auf die einiger Si>inaciden zurück- führen. IV. Die fossilen Formen. Ich glaube, mich nach vorstehenden Ausführungen bei der Besprechung der an sich unbedeutenden Reste kurz fassen zu können. 1. Pristiophorns suevicus n. sp. Taf. HI. Fig. 1 u. 2. Taf. IV, Fig. 1. Taf. V. Sj'n. Pristis sp. Probst: Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische aus der Molasse von Baltringen, II: Batoidei. Sep. -Abdruck a. d. Württ. iiatui-w. Jahresheften, 1877, p. 81, t. I, f. 22. Mein verehrter Freund, Herr Pfarrer D. Probst, hatte die grosse Freundlichkeit, mir einige Rostralzähne dieser Art zur mikroskopischen Untersuchung anzuvertrauen. Hierbei ergab sich die p. 96 besprochene vollkommene' Uebereinstinnnung im inneren Bau mit den Rostralzälmen lebender Pristiophoriden. Ich kann hinsichtlich der Mikrostructur auf das verweisen , was ich p. 96 darüber gesagt habe. Taf. III, Fig. 1 stellt einen Längsschliff durch einen solchen Rostralzahn in ca. 20facher Vergrösserung dar. Auf Taf. IV. Fig. 1 habe ich die Verästelung des oberen Endes des Mittelkanals gezeichnet und dazu zum Vergleich das mikrosko- pische Bild des oberen Theiles eines Kieferzahnes von Scymrms fnnnguhis Probst gesetzt, welcher ebenfalls aus der Baltringer Molasse stammt. Auf Taf. V habe ich schliesslich einen Theil jenes Rostralzahnes in noch stärkerer, etwa 350facher Vergrös- serung dargestellt und p. 96 — 99 ausführlich besprochen. Ueber die äussere Form jener Zähne sagt Probst Folgendes: „Diese nicht ganz seltenen Zähne sind schlank, nur 0,01 m lang 117 oder etwas darüber und kaum über 1 rani breit, meist gerade, bisweilen etwas säbelförmig gekrümmt, auf beiden Seiten schnei- dend, schmelzglänzend.- Dieser Beschreibung möchte ich nur das hinzufügen , dass die Zähne flach comprimirt sind . dass die Compression nach der Spitze zuninnnt und dass an der Basis ein verdickter Kranz um den Zahn verläuft, welcher die Grenze von Wurzel und Krone bezeichnet und durch die Fossilisation stärker hervortritt, weil die schmelzlose Wurzel unterhalb jenes Kranzes der Verwitterung in höherem Maasse ausgesetzt war (vergl. Taf. III, Fig. 2 und Probst. 1. c, t. I. f. 22). Die Form stammt aus den marinen Molasse -Schichten Ober- schwabens und ward von Herrn Probst in Baltringen in einer Reihe von Exemplaren aufgefunden. Bei der Seltenheit von Pristiophoriden ist es wohl nun nicht zweifelhaft, dass der von Hasse beschriebene und nach meiner Ansicht sicher zu Pristiophorus gehörende Wirbel (vergl. p. 1 1 2) auch dieser gleichen Art angehört. Wir haben also noch im Miocän Reste von Frisfophonis und zwar Rostralzähne und Wir- bel im Gebiet Württembergs, eine Thatsache. welche iin Hinblick auf die heutige geographische Verbreitung von FrisfiopJtonis nicht bedeutungslos ist. Pristiojihorus (Sclerorhi/nchfis) atarns Sm. Woodw. Taf. II, Fig. 1. Copie nach Sm. Woodward. Sdcrorhynclms atarns Smith Woodward, Catalogue of the fossil fishes in the British Museum (Natural Historv), London 1889, p. 76, t. III, f. 1. Smith Woodward sagt über die systematische Stellung des ein- zigen Taf. II. Fig. 1 copirten Schnauzenfragmentes Folgendes: ..The portion of snout described bclow indicates a hitherto unrecognized genus, either of Pristidae or Pristioplwridae. The robust cha- racter of the rostral cartilages, and the apparent absence of pro- minent pre - palatine processes in advance of the nasal capsules, suggest that it may most probably be placed in the first of these families. The teeth of the rostrum are comparatively small and loosely attached to the skin." Ich glaube, dass es nach dem eingangs über die Bezahnung des Rostrunis Gesagten keiner weiteren Begründung bedarf, dass jenes Schnauzenfragment nicht zu den Pristiden, sondern zu den Pri- stiophoriden gehört. Der von Smith Woodward angegebene Unter- schied, dass die Praepalatinknorpel fehlen, wird dadurch irrele- vant, dass derselbe auch bei den lebenden Formen unverkalkt bleibt. Davon kann man sich bei ausgestopften Exemplaren sofort überzeugen, weim man sie gegen das Licht hält, wobei die 118 betreffende Stelle durchscheinend ist. Ein unverkalkter Knorpel konnte aber selbstverständlich nicht fossil erhalten bleiben. Es entsteht danach die Frage, ob man jenen Rest der Gat- tung Pristiophorns direct zuzählen soll, oder den Gattungsnamen Sclerorhynchus aufrecht erhalten kann. Ich glaube nun zwar, dass jene Form unmittelbar der Ahnenreihe von Pristiophorns suevicus und der heut lebenden Arten angehört, aber in der p. 106 besprochenen Ausbreitung des Rostralknorpels (Fig. 1, a) liegt ein Merkmal, welches zusammen mit der geringen Entwick- lung der kurzen Rostralzähnchen wohl die Beibehaltung des Na- mens Sderorht/ncJms als eines Subgeims von Pristiophorns recht- fertigen dürfte. Der trefflichen Beschreibung von Smith Wood- WAARD habe ich im üebrigen nichts zuzufügen. Das Fossil entstammt den turonen Kreideschichten von Sahel Alma im Libanon. Pristiophorus ensifer Davis sp. Taf. m, Fig. 3 u. 4. Tryi)sberges im mitt- leren Chile sind nun die weiter nördlich und in Peru u. s. w. im Bereich der Anden liegenden jungen Steinsalzflötze wohl auch nicht entgangen, und die über ihnen stehen gebliebenen oder nachher gebildeten Salzlösungen müsseu ihr Dasein noch docu- mentiren. Und das ist auch der Fall. Es geschieht augen- scheinlich durch das massenhafte Vorkommen von Thermen und Minerakiuellen längs der Abhänge der hohen Cordillere, während solche im Litoral fast absolut fehlen, obwohl die Salzterrains und Salzlagunen recht häufig sind. Die bei der Hebung der Gebirgsketten frei werdenden Mut- terlaugenreste (die sich als solche kennzeichnen durch verhältniss- mässig bedeutenden Gehalt an Kalium. Magnesium, Brom. Jod, Bor und Lithium) erfüllten damals mit Leichtigkeit die zahl- reichen, in ihrer nächsten Nachbarschaft sich öffnenden Klüfte und lieferten das salinische Material für jene Quellen, konnten aber da, wo sie. wenn überhaupt, das viel weniger durch die Hebung afficirte Litoral erreichten, nur in geringe Tiefen ein- dringen, sie wurden dort von klastischen Massen der Oberfläche eingesogen und nur theilweise von einzelnen schon vorhandenen Gangspalten, deren Ausfüllungsmaterial etwas durchlassend war. aufgenommen. Auf diese Weise erklärt sich auch das Auftreten von Chlor-, Brom- und Jodverbiudungen von Silber. Quecksilber, Kupfer, Blei. Wismuth u. s. w. in den oberen Teufen derartiger (nicht sämmtlicher) Erzgänge, sowie die Gegenwart von Boraten in den Kupfergruben von Tamaya. in deren Nebengestein keine Spur von Bor aufzufinden ist. Gehen wir noch weiter nördlich, so finden wir, dass H. Karsten, der seine geologischen Studien schon 1844 in Vene- zuela begann und sie bis vor Kurzem weiter betrieben hat, sich 127 so ziemlicli auf deinselben Boden der Anschauung über die geo- logische Jugend der Anden gestellt hat. Während Humboldt die Cordillere als das ältere Gebirge Columbiens betrachtete, von dem ostwärts später die Höhen von Guyana mit den zwischen beiden befindlichen unermesslichen Ebenen aus dem Meere hervortreten, meint Karsten (Geol. de la Colombie. p. 51), dass der Gebirgsstook von Guyana das Erhe- bungscentrum gewesen sei, um das sich in aufeinander folgenden Epochen die verschiedenen Gebirgsketten, und zwar in Venezuela als Nord-, in Neugranada bis Bolivia sich als Westränder erho- ben. Die neptunischen Schichten dieser Umrandung gehören zu geologisch jüngeren Epochen, im Gegensatze zu denen, welche die plutonischen Gebirgsstöcke Brasiliens westlich und südlich umgeben und bis zu den ältesten sedimentären Systemen hinab- reichen. Die hebende Kraft, Avelche diesen Spalt im Umkreise des granitischen Centrums Golumbiens in der festen Erdrinde ent- stehen Hess, scheint im Norden nach Osten und Süden gewirkt zu haben, und zwar im grössten Maassstabe im Norden bei Ca- racas, Merida. Santa Marta. aber von da nach Süden immer schwächer werdend: dagegen befolgte die letzte bedeutende He- bung, welcher zur Tertiärzeit die Hochcordilleren ihre Entstehung verdanken, den entgegengesetzten Gang. Im Norden erreichten die das Meer begi'enzenden plutoni- schen Gebirgsketten schon bei der ersten Hebung fast ihre jetzige Höhe, wurden am Ende der Kreide und zu Beginn des Tertiärs nur wenig noch emporgetrieben, während die äquatorialen Abthei- lungen. Inseln bildend, vom Meer bedeckt blieben und erst am Schlüsse des Tertiärs durch das hier am kräftigsten auftretende, nordwärts sich mässigende Hervorbrechen der trachytischen Massen und Laven ihre jetzige Gestaltung und Höhe erhielten. So schliesst Karsten aus den zahlreichen Beobaclitungen der Lagerungsverhältnisse und discordanten Lagerungen der ver- schiedenen Schichtenfolgen. Während die syenitischen Gebirge der Nordküste nur bis zu geringer Höhe mit jüngeren Gesteinen bedeckt sind, finden sich tertiäre Sedimente bis nahe an die höchsten Kuppen der Aequatorialcordillere, deren Jugend kenn- zeichnend. Das ist gewiss deutlich geimg. Ein Forscher, der sich so lange mit der geologischen Kennt- niss der nördlichen Anden beschäftigt hat, muss doch wissen, dass zwischen dem Bilde, das entsteht, wenn Sedimentgesteine durch seitlichen Druck gefaltet, oder durch Eruptivmassen durch- brochen und verworfen, in beiden Fällen aber gehoben werden, 128 und dem anderen, das ersclieint. wenn Gebirgsflanken nur durch das rechts- und linksseitige Versinken von ursprünglich horizontal abgelagerten Schichten forrairt werden — zwischen diesen beiden Bildern Unterschiede existiren müssen, die für jeden Naturforscher kenntlich sind. Warum hätten Laven und Trachyte zum Durchbrechen gerade die sie am mächtigsten überlagernden Gesteinsmassen, die Horste, ausgesucht, um da nach oben zu streben und die Kämme zu bilden? Weshalb haben sie nicht die Tiefen, die Muldenspalten oder Einbruchsfelder, wo sie auf geringeren Widerstand stossen muss- ten, durchbrochen? Das sollte man eher meinen, und so ist es anscheinend bei den Anden und höchst wahrscheinlich auch an- derwärts an vielen Orten der Fall gewesen. Hettner (d. Zeitschr.. 1888, p. 205 if,) berichtet über die Centralcordillere der columbianischen Anden: „Sowohl die kry- stallinischen Schiefer, wie die Kreideschichten lagern nirgends horizontal, sondern sind meist unter steilem Winkel, im Mittel ■15 ^, aufgerichtet. Die Streichrichtung ist im Allgemeinen -nord- südlich. also der der Kämme parallel. Demnach ist die Central- cordillere im wesentlichen ein Faltengebirge, wahrscheinlich post- cretacischen Ursprungs. Einzelne Kämme, wie der Picona, ent- sprechen tektonischen Gewölben. Der Einfall der Schichten an diesem 3000 m hohen Gipfel ist auf dessen Ostseite östlich, auf der Westseite westlich. Auf ihnen finden wir vulkanische Sande horizontal abgelagert; jenseits des Rio Guarino bei Vitoria treten in 10 km breiter Zone eigentliche Eruptivgesteine auf, am Ruiz- wege ist die Zone vulkanischer Augitandesite schon an 50 km breit und bei Manizales erscheinen Zeichen recenter vulkanischer Thätigkeit. Der schneebedeckte, breite, über 5000 m hohe Ruiz ist Avahrscheinlich der nördlichste Vulkan von Südamerica und noch in histoi-ischer Zeit thätig gewesen. Den aufgerichteten und gefalteten Massen, welche bis in die Kreidezeit hinabreichen, sind jüngere quartäre oder tertiäre Sedi- mente horizontal aufgelagert, ein Beweis, dass die Gebirgsfaltung gegenwärtig hiebt mehr fortdauert oder wenigstens verschwindend klein ist." Lekk und Felix sagen über Mexico: „Die geologische Bil- dung lässt erkennen, dass die, wenn auch nicht plötzliche doch deutliche Hebung des mittleren Mexico eine Spalte hervorgerufen hat, aus der sich vulkanische Massen theils in einzelnen Gipfeln, theils in Wällen über die Plateaux hinaus aufthürmten."- Der nordamerikanische Staatsgeolog J. S. Dillek drückt sich auf Grund dreijähriger stratigraphischer Studien in Nord- 129 Californien und Oregon folgenderniaassen im Am. J. of Sc. 1887, p. 152 aus: „Die letzte Faltung, welche gewiss die Sierra Ne- vada in Form einer abgesonderten und verschiedenen Kette auf- baute, indem sie dieselbe von der grossen Hochebene trennte, die sich ostwärts bis in die Region der grossen (Salz-) Secen erstreckt, begann erst gegen Ende der Tertiär- oder Anfang der Quartärzeit. '' Aber nicht überall müssen Zusammenschiebungen, Schrum- pfungen. Faltungen, Wickelungen und Ineinanderknetungen von Gebirgstheilen als Hölien bildende Momente hingestellt werden. Für die Rocky Mountains östlich der grossen Salzseeregion beansprucht dk Lapparent eine verticale Hebung nicht gefalteter Schichten und weist die Idee einer Senkung von mehreren Kilo- metern des ganzen Geländes ringsherum entschieden zurück. Und sicher mit Recht; denn im selben Gebiet der Rocky Mountains steigen die Spanish Peaks bis zu 4152 m auf. die Berge des Huerfano - Gebietes , die Höhen um Park View Mount; und die sind klar erweislich alle durch verticale Hebungen entstanden. Schichtgesteine (von dem oberen Carbon an bis zur Kreide einschliesslich) sind da durch domförmig gewölbte Trachytmassen, Lakkolithe. in die Höhe getrieben worden. Der nach oben ge- wölbte Schichtencomplex hat bei den von 2362 bis 3429 m von der rechtsseitigen Hochebene des Colorado in Süd - Utah aufra- genden Henry Mountains, welche in Gemeinschaft mit den Massen der Sierras la Sal, Abajo, Carriso, el Late. San Miguel, la Plata etc. auch zu den Lakkolithen gehören, eine noch sichtbare Mächtigkeit von 1300 m, und nach Gilbert's Aussage sind an 1000 m darüber ursprünglich vorhanden gewesene Tertiärbildun- gen bereits durch Erosion vollständig vernichtet. An 50 Berge setzen die Henry Mountains zusammen, und vom Gebiete der Basin Ranges, westlich vom Colorado Plateau berichtet Clarence King, dass rhyolitische Ejectionen Berggruppen aufgebaut haben, fast 1000 — 2000 m mächtig in Blöcken von 100—130 km Länge. Eine grosse Lavafluth bedeckt ausserdem die beiden Terri- torien Oregon lind Washington. Amerika ist das Land der gigantischen Dimensionen, dort ist fast alles vielmal grossartiger als bei uns; wir haben in Europa nur winzige Beispiele von Lakkolithen. aber sie fehlen nicht; und dass sich über einem solchen späterhin noch ein echter Vulkan erheben kann, der be- zeugt, dass die eruptive Kraft andauert, wird im westlichen Theile der Euganeischen Berge südlich von Padua. bewiesen. (S. Neu- MAYR. Erdgeschichte. I, p. 202.) Weiter darf ich hier wohl einige weitere Notizen aus Nord- Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1 . 0 130 Amerika verzeichnen. Eine offenbare Hebung von Koralleninseln liegt bei den Bermudas, lieber 70 Fuss Kalkschlanmi, Korallen- sand und zuletzt animalische und vegetabilische Reste (aufrecht stehende Baumstümpfe. Landconchylien. Vogelknochen) liegen dort unterhalb des Meeresniveaus auf hartem Kalkstein, wie Tief- arbeiten bei einer Dockanlage ergaben. Hier, so sagt E. Subss sehr bedeutungsvoll, ist positive Be- wegung festgestellt, obgleich seit 1609 keine merkbare Verän- derung eingetreten ist. Und wie viele grosse Veränderungen in jenen bisher be- rührten Gegenden mögen erst in jüngster Zeit sich vollzogen haben! Inmitten der Kalktuffmassen des Lake Lahontan wurde be- kanntlich kürzlich eine von Menschenhand zurecht geschlagene Speerspitze gefunden. Basalt (basaltische Lava?) des Cinder Cone am Snag Lake, 10 engl. Meilen nordöstlich vom Lassen Peak hat einen Theil der dort noch vorhandenen Waldungen von Pinus ponderosa nach J. S. Diller zerstört. Auf Grund floristischer Eigenthümlichkeiten der Inseln des südcalifornischen Litorals und der Funde von Mammuthknochen auf der grössten und weitest abliegenden Insel Santa Rosa spricht Le Conte die Ueberzeugung aus, dass diese Eilande zweifellos erst in der Quartärzeit vom Festlande abgetrennt worden sind. Also Hebung der Sierra und Sinken des (damaligen) Ocean- ufers. höchst wahrscheinlich zur Zeit des menschlichen Geschlechts. Die ganze Hälfte des grossen Foxbeckens der Cumberland- Halbinsel an der Davisstrasse ist flach, und die Ebenen sind der trocken gelegte Meeresboden, wie die Knochenreste von Walen, Wallrossen u. s. w. beweisen. Auch bei uns fehlt es nicht an Zeugen von Hebungen. Die Niveauveränderungen an der Süd-und Südwestküste von England sprechen da sehr deutlich. Ganz Kent scheint in der Hebung begriffen, Sussex theils in Hebung und Senkung, die Grafschaften weiter westlich sämmt- lich in Senkung. Die Erscheinungen machen nach T. St. Gar- DENER (Geol. Mag. erw. Jahrb. Min., 1888, II, p. 70) jeden Versuch, sie durch eine Niveauänderung des Meeres zu erklären, unmöglich. Bei Gelegenheit der Besprechung der grossen basaltischen Ströme der inneren Hebriden und der früheren dortigen vulka- nischen Erscheinungen bemerkt E. Suess (a. a. 0., I, p. 205): „Die grössten Aschenkegel, jene von Mull und Skye dürften über 4000 m Höhe erreicht haben. Die früher gebildeten granitischen Massen geben auch wirk- liche Lakkolithen in die mesozoischen Schichten ab." 131 Und wer wollte wohl den Hunderten von Basalt- und Peri- dotit-Dykes, die gleichlaufend aus dem Gneiss an der Küste von Suterland im Nordwesten von Schottland nahe bei einander her- ausgebrochen sind, eine hebende Kraft absprechen? Das Aufsteigen Schwedens, welches bestritten wurde und dessen Anschein durch das Zurückweichen des Ostseewassers er- klärt werden sollte, ist nun doch wohl als Factum hinzunehmen; denn von einem Entleeren der Ostsee ist an den Schweden be- nachbart gegenüber liegenden deutschen Küsten nicht das Ge- ringste wahrnehmbar, wie v. Drygalsky sehr richtig hervorgehoben hat. Nach Svevonius finden sich in Lappland die Spuren von erstorbenen Nadelholzwaldungen sogar oberhalb der Birkenregion bisweilen mehrere Meilen jenseits der heutigen Coniferenbestände. Auf der kleinen Insel Andersky der Solowetzky-Gruppc im Weissen Meere sind i)arallele Lagen von StrandgeröUen sichtbar, und Inostranzefp glaubt auch aus gewissen Streifen am Fusse einer 1799 erbauten Ufermauer des Klosters auf Solowetzky eine He- bung vermuthen zu dürfen. Was die Schweizer Alpen betrifft, so muss ich auf Rbne- vier's Aufsatz im Arch. Sc. Geneve. October 1887, verweisen. V. KcENEN sagt mit Bezug auf diese Gebirgsmasse am Schlüsse seines Beitrages zur Kenntniss von Dislocationen (Berlin 1888): „Sehr viel wichtiger, schon weil sie weit näher als die Anden und Sierra Nevada belegene Gebiete betrifft, ist die Mittheilung von Heim (Tierteljahrschr. Naturf. Ges., Zürich 1887. p. 187), dass nach trigonometrischen Messungen in der Zeit von etwas über 30 Jahren die Lägern sich dem Rigi und Napf um einen Meter genähert hätten."^). Einen historisch merkwürdigen Fund hat Chorherr Grenat von Sitten auf dem grossen St. Bernhard unweit des Hospizes gemacht, welcher nicht nur beweist, dass zur heidnischen Zeit sich auf der Spitze dieses Berges eine Opferstätte befand, son- dern auch, dass der Canton Wallis schon zur Steinzeit von Men- schen bewohnt wurde. Dieser Fund besteht nämlich aus fünf grossen Granitaltären und steinernen Opfergeräthen, Messern und ') Wenige Zeilen vor dieser Notiz ist v. Kcenen ein lapsus calami mit untergelaufen. Ich habe nicht von einer Senkung der Anden, wie solche bei Quito (nach gewiss unzuverlässigen barometrischen Messungen) seit 174.5 stattgefunden haben soll, in meinen beiden frü- heren Aulsätzen in dieser Zeitschrift (1886, p. 766 und 1887, p. 301) gesprochen, sondern eine bis in die jüngste Zeit reichende Hebung von Theilen derselben behauptet. — Orton hatte früher die schon 1880 von Reiss wiederlegte Meinung über das Sinken der Anden aus- gesprochen. 132 Aexten zum Schlacliten der Opferthiere. Das ist eine Beobacli- tung, die sich an die von mir 1886. p. 770 erwähnten That- sachen über das Vorkommen eines Fichtenstammes im Gletschereis oberhalb der jetzigen Verbreitungsgrenze dieses Nadelholzes und über die A^ereisung eines Alpenpasses in den letztvergangenen 300 Jahren anschliesst. Auch das Erzgebirge ist höchst wahrscheinlich noch in lang- samer Hebung begriffen. Der Gesteinsbau des sächsischen Vogt- landes, das häufig von Erderschütterungen betroffen wird, erklärt • im Verein mit jener Annahme alle die betreffenden Erscheinungen. V. K(ENEN zeigt in seiner vorhin erwähnten Abhandlung bei Erörterung der Hebung der Harzes zur Quartärzeit, bewiesen durch das Vorkommen von Geschieben auf dem Osttheil dessel- ben, dass die Flüsse in der Glacialperiode annähernd in dem- selben Niveau geflossen sind, wie diejenigen der Jetztzeit, und ein Anstauen unserer Flussläufe allein durch das in postglacialer Zeit etwas höher gestiegene Niveau des Meeres gewiss nicht an- zunehmen ist, da ausgedehnte Ablagerungen von Lösslehm in der Gegend von Kreiensen u. s. w. sich noch in einer Höhe von 200 m über dem Meere befänden, und dass keinerlei Anzeichen dafür vorhanden sind, dass das Meer in postglacialer Zeit auch nur an den Harz herangereicht, geschweige denn hier eine nen- uenswerthe Höhe — ■ (die nordischen Blöcke liegen 452 m hoch) — gehabt hätte. Vvir müssen daher diese Anstauungen des Wassers durch Niveauveränderungen der Erdoberfläche erklären, sei es durch Oscillationen, sei es durch Dislocationen." Durch Drift sind also die Blöcke nicht da hinauf gekom- men, sie müssen eben in situ mit ihrer Umgebung gehoben wor- den sein. Der Beweis, den v. Kcenen geführt hat darüber, dass der Harz erst in der Quartärzeit seine jetzige Höhe erreicht habe, wird noch dadurch wesentlich verstärkt, dass er in der Nähe von Seesen, westlich vom Harz eine Verwerfung aufgefunden hat, welche, wie die auf ihr eingesunkenen nordischen Geschiebe zei- gen, erst nach Ablagerung von diesen, d. li. in postglacialer Zeit sich geöffnet haben kann. Wer vermöchte nach dem Vorgetragenen den 18 durchschnitt- lich je 10 m mächtigen Eruptivgesteinsgängen, die im Trusenthal im Thüringerwald eine nicht ganz 2 km lange Linie kreuzen, eine hebende Kraft absprechen ! Zwischen der Restauration Itters- hagen und dem Wasserfall in derselben Gegend folgt (nach BüCKiNG, Eruptivgesteine der Section Schmalkalden, 1887) Gang 133 auf Gang; 8 meist mehr als 10 m starke Gänge sind auf dieser nicht ganz 0,5 km betragenden Strecke anstehend beobachtet. Aus den umfassenden Forschungen Abich's in Ai-menien lernen wir, dass die an Versteinerungen reichen Ablagerungen der ersten Mediterranstufe auch in dem südlichen Theile dieses Ge- bietes durch späte Gebirgsbewegungen in Schollen zei'brochen und zu grossen Höhen emporgetragen worden sind (Suess, Antlitz, I. 395). Der 3147 m hohe Palandokän bei Erzerum, dessen mäch- tiger Krater aus jungen Eruptivmassen besteht, hat Serpentine, Chloritschiefer, Kalke und Gypse mit hinaufgehoben. Bei Urmia liegen tertiäre Kalktuffe , durch Trachyte nach oben befördert, 3300 m (nach Pohlig) über dem Meere. Aehnlich wie mit den Basaltländern Oregon und Washington verhält es tich mit den „Amben" von Abessinien. Das sind zerrissene Hochebenen, die zum grossen Theile aus gluhtreichen , vulkanischen Gesteinen bestehen und oft von fürchterlichen Abgründen begrenzt, steil aus der Tiefe aufragen. Abessinien gleicht in seiner orographischen Beschaffenheit dem Coloradogebiet von Arizona; die Hochebene von Talanta z. B. ist eine ungeheuere Amba vulkanischen Ursprungs, begrenzt im Nor- den von der Djidda, die sich in den sie südlich abschneidenden Baschilo ergiesst, während die Ostseite von einem steil nach Osten abfallenden Grat gebildet wird. iVndere Amben bestehen aus Sedimentgebilden. Das ganze Semien - Gebirge, in denen das Terrassenland Abessinien seinen höchsten Ausdruck findet, scheint vulkanisch gehoben zu sein. 1848 entstand während eines Erdbebens eine Kluft an der Südktiste der Cookstrasse (Neuseeland) gleichlaufend mit dem Gebirge der Südinsel in der Richtung SSW nahezu 100 km lang. Am 15. Januar 1855 setzte sie sich während eines Bebens fort auf die Nordinsel und erreichte da eine Länge von 145 km. Alles Land östlich der Kluft blieb unverändert, westlich davon sank alles auf der Südinsel um etwa 5 Fuss und stieg um 9 Fuss (nahe dem Riss) auf der Nordinsel. Eine Nulliporen - Zone an der Muka-Muka-Klippe wurde durch die Spalte getheilt und behielt im Osten ihre Lage bei. hob sich dagegen im Westen um 9 F'uss, welche est in 37 km Entfernung nach Westen hin sich verliefen. Die Dislocation ist auch innerhalb des Landes bemerkbar und ausser Zweifel gewesen. (Subss, Antlitz, II, p. 34.) Genug der Thatsachen aus allen Theilen der Erde glaube ich beigebracht zu haben, um meine Ansicht zu rechtfertigen. Von 4000 m an bis auf wenige Fuss herab, aus allen Pe- rioden bis auf unsere Tage, wo vor Augenzeugen Hebungen statt- fanden, liegen Belege vor. Was für Gründe existiren nun für 134 die Amialirae, dass jetzt die sämmtliclien Kräfte, die früher enorme Gebirge mit Riesenvulkanen aui'thürmteii . sei es durcli Faltung, durch Zusamraenschiebung oder unmittelbare Hebungen, mit einem Male total verloren gegangen sind? Schwächer mögen sie geworden sein, aber an ein gänzliches Aufhören von ihnen glaube ich nicht, so lange ich sie noch wirken sehe, und deshalb glaube ich auch nach wie vor, dass Theile der Anden noch vor Kurzem in aufsteigender Bewegung waren und vielleicht noch nicht vollständig zur Ruhe gelangt sind. Wenn erst die südamerikanischen Andenrepubliken im Stande sein werden, ein Geologencorps wie die Vereinigten Staaten aus- zubilden, auszurüsten und auszusenden, dürften wir neben Trac.hyt- domen. Granit-Narben, Rückenvulkaneu u. s. w. wohl noch gross- artigere Lakkolithen kennen lernen aus den dortigen Gegenden als aus dem Westen Nordamerikas. H. BücKiNG äusserte bei Besprechung meiner beiden Anden- aufsätze: „Im Allgemeinen sind wir nicht gewöhnt, in der Geologie solch junge Niveauveränderungen anzunehmen; dass sie aber wirk- lich vorkommen, darauf deuten auch nocli andere Beobachtungen." Später sagt M. Neumayr (in seiner Erdgeschichte, I, 176 ff.): „Die Ansichten von Lyell und Poullet Scrope gegen die He- bungstheorie sind jetzt die allgemein herrschenden geworden. In der That ist es ein grosser Fortschritt, dass man nicht mehr in jedem Ringwall eine Erhebung sieht; aber wenn wir auch darin mit der Mehrzahl der Geologen übereinstimmen, so drängt uns doch eine strengere Kritik die üeberzeugung auf, dass man in der Reaction vielfach zu weit geht, indem man überhaupt das Vorkommen irgend welcher Hebungserscheinungen bei Vulkan- ausbrüchen durchaus in Abrede stellt. Man hat das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und unbestreitbare Thatsachen iguorirt, indem man alle Elevationserscheinungen in Abrede stellt Die active Rolle der ausbrechenden Gesteine ist unterschätzt und ihre Fähigkeit, selbstthätig gewisse Verschiebungen von Massen hervorzurufen, übersehen worden." Ich denke, das bisher Vorgebrachte genügt, um meine Aus- sprüche über den Glauben an junge und jüngste Hebungen in einigen Theilen der Anden vollkommen zu rechtfertigen. Ob diese Hebungen nun durch Faltung hervorge- rufen wurden, die aus der Schrumpfung der Erdrinde hervorgingen, oder durch Aufsteigen vulkanischer Mas- sen, bleibt sich ganz gleich. Ob bei dort noch vorkommen- den Erdbeben die Cordilleren mit ihren Gipfeln in seitlicher Richtung afficirt werden, wie Schiffsofficiere beim Beben von 135 Arica beobachtet haben wollen, oder nicht, bleibt sich ebenfalls ganz gleich. Ich gehe zwar nicht so weit zu sagen: „Wenn sich Berg- spitzen in den Alpen nähern, können auch Bewegungen der Art in den Cordilleren vorkommen", möchte aber hier doch betonen: „Bei Hebungen sind schon Menschen als Augenzeugen zugegen gewesen, bei Schrumpfungsfaltungen aber noch nicht; an der Existenz von ersteren ist daher nicht zu zweifeln; an die von letzteren glaubt man nur, weil man sie für die beste Erklärungs- weise der beobachteten Lagerungsverhältnisse hält." Auch mir hat es widerstrebt, an Oscillationen unseres Bo- dens zu glauben bei Betrachtungen von zuweilen hundertfachem Wechsel von marinen und lacustrischen oder fluvio - terrestrischen Schichten; ebenso wenig konnte ich jedoch an einen periodischen Wechsel von so langer Dauer und Tragweite des Meeresspiegels denken. Jetzt weiss man, dass eine Barre derartige Veränderungen in einem unterseeischen Gelände hervorrufen kann. Wenn ein Busen oder eine Bai partiell von der See durch eine Barre abgeschlossen ist, so werden je nach deren verschie- denen Höhenlagen auch in dem abgetrennten Meerestheile ver- schiedene Vorgänge Platz greifen. So wehrt z. B. eine niedrige Barre, wie sie vor dem Ein- gange vieler norwegischer Fjorde liegt, das Eindi'ingen des kalten Oceanwassers aus der Tiefe in den Fjord selbst ab, wie die Tem- peraturbeobachtungen an Ort und Stelle ergeben. Sehr auffallend wird diese Thatsache noch bewiesen durch die im Mittelmeer obwaltenden Wärmeverhältnisse. Dasselbe zeigt bis in seine grössten Tiefen von 4000 m eine Temperatur von etwa 14", weil die Wassertheilchen an der Oberfläche von der Sonne erwärmt, durch theilweise Verdunstung salziger und somit specifisch schwerer werden, untersinken und dem ganzen Medi- terranbecken-Inhalt ihre Wärme mittheilen und conserviren, weil die Schwelle der flachen Meerenge von Gibraltar den kalten Ge- wässern der Tiefe des Atlantischen Oceans den Eintritt verwehrt. Dieser hat westlich von Gibraltar schon in viel geringerer Tiefe als 4000 m nur 0 0 — 3". Ist die Barre einer Bai höher, sagen wir so hoch, dass sie nahe unter der Meeresfläche herläuft, so ist die Grösse der Zu- flussöffnung zwischen Barrenhöhe und Meeresspiegel maassgebend. Eine Bucht, die einen Süsswasserzufluss aufnimmt, wird ein Süsswassersediment auf dem Grunde erhalten, wenn ihre Barre so hoch ist. dass nur das vom Lande zuströmende Süsswasser tiber sie in den Ocean treten kann. Der ganze Inhalt der Bai 136 besteht dann aus Süsswasser und diesem zukommenden Orga- nismen. Ist dagegen die Barre niedriger, sodass das offene Meer freien Zutritt hat, so wird die Bucht Salzwasser enthalten und nur dicht bei der Flussmündung brakische Schichten absetzen, wogegen im Uebrigen ein mariner Niederschlag den ganzen Grund bedeckt. Hieraus geht hervor, dass es bei einer Bai mit Süsswasser- zufluss und einer hohen Barre nur des Wechsels der Barrenhöhe bedarf, um einen Wechsel von marinen und fluviatilen bezw. lacustren Sedimenten entstehen zu lassen. Vollzieht sich die Höhenänderung der Barre rasch , so tritt eine unvermittelte Wechsellagerung zwischen fluviatilen und marinen Schichten ein; ist die Aenderung langsam, so muss eine brakische Lage den Uebergang einleiten. Eine solche wird sich vielleicht auch bil- den, wenn in der hohen Barre irgendwo ein tiefer Einschnitt existirt, der dem Meerwasser gestattet, die tieferen Theile der Bucht einzunehmen, während die oberen aus Flusswasser bestehen. Dann werden Süsswasser - Organismen nach dem Absterben aus den Oberflächenschichten herabsinken zu den Meeresmuscheln etc., die am Grunde hausen, und somit im Verein mit deren Resten der Schlammschicht einen brakischen Charakter ertheilen. Das Pariser Becken, das in tertiärer Zeit die Loire auf- nahm, würde ein treffliches Erläuterungs-Beispiel einer derartigen Reihe und Wechselung von Vorgängen abgeben. Auf die angegebene Weise erklärt es sich leicht, dass auch Kohlenflütze mit marinen Thon- etc. Schichten alterniren kön- nen, ohne dass man genöthigt ist, bei der Erklärung der strati- graphischen Verhältnisse zu mehrfach wiederholten Vertical-Oscil- lationeu des Landes mit Meeresbedeckungen, Wiederauftauchen u. s. w. seine Zuflucht zu nehmen. Veränderungen der Barren- höhe, wie wir sie noch täglich nach starken Stürmen beobachten können , erklären Alles in ungezwungener Weise ohne unglaub- liche Veränderungen der Lage des Starren oder des Niveaus des Flüssigen. Zwischen den oberschlesischen Flötzen wurden marine Ein- schaltungen von F. RcEMER 1863 entdeckt und 1870 mit den Gannister beds oder Pennystone englischer Kohlenre\iere ver- glichen. Kosmann hat gezeigt, dass sie sich in bestimmten Ho- rizonten wiederholen. Marine Bänke enthalten PhiUipsia, Bel- lerophon, Prodtictus etc., die mit limnischen Merkmalen führen Anthracosia, Modiola, Planorhis u. s. w. Auch im ganzen mittleren Theil der Vereinigten Staaten, in Grossbritannien. Frankreich. Belgien. Westfalen, Oberschlesien, Mähi'en. Russland. Nordchina findet sich dasselbe Verhalten. 137 Denkt man sich nun eine Bai. deren Barre rasch erhöht wird, mit einem Niloberlauf aus üppigst tropischem Vegetations- gebiet als Zufluss, welcher etliche Kilometer oder Meilen der colossalen Grasinseln etc. anbringt, wie sie beschrieben werden, so lässt sich die nach Suess räthselhafte Existenz von Brachiopoden oder aufgeklappter Exemplare von Mytihis u. s. w. innerhalb eines viele Pflanzenreste bergenden Sandsteins höchst einfacli begreifen. Schlannu, Sand, vegetabilische Substanzen und Seethiere, ja annehmbar auch Tange, helfen zugleich dieselbe Schicht, die viel- leicht nur tagelang vorher einen entschieden marinen Charakter besessen hatte, als lacustre fortsetzen. In manchen Fällen mag eine enge Barre auch durch Grasinseln oder ähnliche Gebilde förmlich verstopft oder erhöht worden sein — es ergeht ja man- chen africanischen Binnenseeen heute noch so — bis eine ausser- gewöhnliche Hochfluth vom Meere her den Status quo wieder herstellte, nachdem der Stoff für ein mächtiges Kohlenlager all- mählich herangeschwommen war. Dass die meisten Complexe von Kohlenflötzen marine Schichten als Liegendes haben, ergiebt sich gewissermaassen von selbst aus der eben skizzirten Situation; die Bucht war vorhanden, die Barre erschien erst später und so auch ihre Wirkungen. Die in Neubraunschweig beobachtete Einschaltung von Bän- dern gypshaltiger Mergel ist ebenfalls nicht schwer zu deuten, obwohl sie nur als Ausnahmefall zu verzeichnen wäre. Versiegen des Süsswasserzuflusses her so enger Barre, dass die Menge des über dieselbe eindringenden Seewassers nur so viel beträgt, als die Busenoberfläche verdunsten kann, ruft, sobald das spec. Gewicht des Buseninhaltes auf 1,13 gelangt ist, einen Gypsniederschlag hervor. Wiedereintritt des Süsswasserzuflusses mit Material für Sumpf- kohle liess dann, ohne dass der Gypsniederschlag so rasch wieder gelöst werden konnte — in reinem Wasser ist Calciumsulfat bekanntlich viel weniger löslich als in salzigem — den Gyps- mergel bestehen und Kohle darüber absetzen. Ich bin aber weit entfernt, die Entstehung aller Kohlenflötze auf eine und dieselbe Weise erklären zu wollen; Vorstehendes kann nur als eine Erläuterung bezw. Bestätigung der von Neu- MAYR (Erdgeschichte U, p. 173) im Schlusssatz über Kohlenflötz- Bildung ausgesprochenen Ansicht gelten. Sehr treffend sind dessen Worte: „Es waren das offenbar Becken, welche nahe am Ocean lagen und in welche durch irgend eine Veränderung im gegenseitigen Stande von Land und Meer das letztere für kurze Zeit vordrang, ohne das Gebiet zu be- haupten. " 138 Meine Erklärung beseitigt nur die Nothwendigkeit, Verän- derungen von Oceanniveau und Landhölie anneliraen zu müssen — und das ist im vorliegenden Falle wohl immer schon „etwas". Was nun die in letzter Zeit aufgestellte Behauptung über bedeutende Schwankungen des Meeresspiegels betrifft, so muss ich zum Schlüsse doch auch noch einiges dazu sagen, weil das ja in engster Verbindung steht mit der von mir ausgesprochenen An- sicht über Hebungen. Man wirft dem Ocean sehr, sehr grosse Veränderlichkeit vor, er soll Länder überschwemmen und wieder verlassen, sich an den Küsten, gleichsam mit periodischer Ueber- spülung, drohend erheben u. s. w. Sechszehn Reisen auf dem Mittelmeer, dem atlantischen und stillen Ocean, sowie ein zwölfjähi'iger Aufenthalt dicht am Ge- stade des letzteren berechtigen mich wohl, wenige Worte zu Gunsten der Beständigkeit des äusseren Antlitzes von -O-aXaTra zu reden. 1. Wenn in einem der neuesten geologischen Werke, wie schon vorhin erwähnt, gesagt wird: „Aber Schweden erhebt sich nicht, sondern das baltische Meer in seiner umschlossenen Lage, abhängig von klimatischen Einflüssen, befindet sich in einer Phase zunehmender Entleerung, welche in den von seinen Pforten ent- fernteren Theilen mehr und mehr die Strandlinie sinken lässt", so bemerkt v. Drygalski dagegen sehr richtig, dass von einem Zurückziehen des Meeres an den Schweden verhältnissmässig nahe benachbart gegenüber Itegenden Küsten durchaus nichts davon zu bemerken sei Umgekehrt könnte eher angenommen werden, dass sich die nahezu ausgesüssten Theile der Ostsee in ein etwas höheres Niveau eingestellt hätten, als die, bei denen der salzige Unterstrom aus der Nordsee sofort seine Wirkung äussert. See- wasser hat im Allgemeinen ein spec. Gewicht von 1,0275 gegen 1,0 von Süsswasser, sodass also bei zweien vom Erdencentrum gleich weit entfernten Punkten des Meeresgrundes der Ostsee, von denen einer im finnischen Busen, der andere vielleicht west- lich von Bornholm läge, der erste eine Meerestiefe von 100 m gegen eine solche von etwa 102.75 m des zweiten ergeben könnte, falls dieser Busen ganz ausgesüsst wäre, und wenn Laborato- riumsversuche für die Natur überall maassgebend wären, was sie aber bekanntlich nicht sind. Aus diesem Grunde kann ich nicht an erhebliche Niveau- differenzen des Meeresspiegels auf verhältnissmässig unbedeutende Entfernungen in Meerbusen glauben, Differenzen, die dadurch entstehen sollen, dass die See sich von einem Ufer desselben Beckens zurückzieht und vom anderen nicht. Ich bezweifle auch, dass sich die See überhaupt aus Buchten 139 zurückzieht, so lange sie nicht dazu gezwungen wird, und kann ich daher auch die Bucht der Gironde, aus der (nach Suess) das Meer mehrmals zurückgewichen sein soll, um wieder in dieselbe zurückzukehren, nicht als dafür maassgebend betrachten. Ich habe mich allerdings nie lange genug in Paulliac und Bordeaux aufgehalten, um die marinen Ufersedimente genau zu Studiren. aber eine andere Lösung wird sich mit der Zeit doch wohl noch anfinden. 2. Auch auf weitere Entfernungen glaube ich nicht an be- deutende Niveau - Unterschiede an den verschiedenen Küsten von Europa, weil auf der IX. Generalversammlung der internationalen Erdmessung (2. bis 12. Oct. 1889) in Paris sich das Gegentheil von früher behaupteten Verschiedenheiten der Meereshöhen an den europäischen Gestaden ergeben hat. In einem Bericht über diese Generalconferenz heisst es: „Ein sehr bemerkenswerthes Resultat hat die nivellitische Verbindung der verschiedenen Mareographen unter einander er- geben. Während man noch vor wenigen Jahren nicht unbeträcht- liche Höhenunterschiede der einzelnen Meere als erwiesen annahm, hat sich jetzt bei Berücksichtigung aller erforderlichen Correc- tionen herausgestellt, dass abgesehen von vereinzelten localen Störungen innerhalb der Europa umgebenden Meere nirgends Höhenunterschiede aufgefunden worden sind, welche sich nicht durch die Unsicherheit der die Meere verbindenden Nivellements erklären lassen. " Diese Thatsache spricht also ganz entschieden gegen die Annahme eines Unterschiedes zwischen dem Wasserstand des Mittelmeeres und dem des atlantischen Oceans. Ausserdem müsste der Nil, das Schwarze Meer und die höchst wahrscheinlich unterirdische Verbindung mit dem Rothen Meere schon für die Ausfüllung einer Depression im östlichen Theile des Mittelmeercs , von welcher oft geredet worden ist, Sorge tragen, falls der Atlantische Ocean nicht im Stande wäre. Das scheint aber in ausgiebigem Maasse der Fall zu sein; denn bekanntlich geht ein salziger Unterstrom noch aus dem Mittelmeer bei Gibraltar durch hinaus in das Atlantische und ein ebensolcher durch die Dardanellen in das Schwarze Meer; an Wassermangel leidet also das Mittelmeer nicht. 3. Wenn gesagt wird, dass ein allmähliches Ansteigen des Meeresspiegels gegen die Küsten stattfindet , dass in der Mitte des Oceans die Oberfläche des Wassers weit tiefer liege, d. h. unter gleicher geographischer Breite dem Erdmittelpunkte sich näher befände, als an der Küste des Festlandes, so kann das meines Erachtens auch nicht richtig sein. 140 Man hat aus Pendelbeobachtuugen geschlossen, dass die Strandlinie auf isolirten Inseln einen niedrigeren Stand einnähme, als an den grossen Continentalmassen und dass das Meer, wenn es nicht mehr vom Festlande angezogen würde, diese Inseln überschwemmen müsste. Aber die Pendelbeobachtungen stimmen auch in den Küsten- gegenden nicht ganz unter einander. Das Secundenpendel auf den Bonin-Insehi macht H,2 Schläge mehr in einem Tage, als man nach der geographischen Lage schliessen sollte, auf Ualau 12,6; St. Helena 10,3; Isle de France 9,9; Fernando Norouha 9,4 u. s. w. , während an continentalen Küstenstationen die Zahl der Schläge im Gegentheile kleiner ist als man vermuthen sollte. Nun heisst es, dass die See an von einander entfernten Punkten eines und desselben Continentes (der verschiedenen von der Landmasse abhängigen Anziehungskraft wegen) auch verschie- den hoch stände (für Europa gilt das schon nicht mehr!); Süd- Amerika z. B. wird an seiner Westküste, wo die gewaltige Kette der Anden liegt, das Wasser stärker an sich ziehen als an seiner flachen Ostküste, ja Fischer hat berechnet, dass die Emporhebung dort ungefär 1100 m betragen muss. Bei dem Lesen anderer in diesem Sinne verfasster Aufsätze findet man: „Die Continente müssen das Meer anziehen, dasselbe also an den Küsten schwellen und auf der weiten offenen See eine Vertiefung hervorbringen lassen, die ihre Oberfläche dem Mittel- punkte der Erde nähert; denn das ist die Erscheinung, die wir alle Tage an einem Glase Wasser an der Wandung beobachten können. Die Vermehrung um eine Pendelschwingung entspricht einer Annäherung an den Mittelpunkt der Erde von 122 m. Auf 9 Schwingungen mehr beträgt das 1098 m. Wenn ein Schiff die Küste verlässt, wird es demnach einen sehr sanften Abhang hinabgleiten, sodass es mitten auf dem Meere in einer 1 km tiefen muldenförmigen Aushöhlung fahren würde. Ist das genau? Niemand kann es noch beweisen, doch haben wir schon in nächster Zeit weitere Aufklärungen zu erwarten." Nun hat Faye, wenn ich nicht irre, schon darauf hinge- wiesen, dass ein Pendel auf der Oberfläche in der Mitte des Meeres eigentlich weniger Schwingungen machen müsste als sonst überall, weil die anziehende Masse zunächst unter ihm, doch dem Gewicht nach weit weniger ist. als auf den Felsmassen der Con- tinente. Wenn aber trotzdem die Schwingungen des Pendels eine Zunahme nach der Mitte der See hin anzeigen, so muss unter der Wassermasse eine uns bis jetzt unbekannte, jedoch ununterbrochen fortwirkende Ursache vorhanden sein, die diese 141 Anziehung vermehrt. Faye vermuthet jene in der durch die grosse Kälte veranlassten Verdichtung der Erdrinde unmittelbar unter den Meeren; vielleicht nicht mit Unrecht. Sicherlich geht daraus hervor, dass auch der Pendel keine brauchbaren Resultate giebt, weil wir die anzubringenden Correcturcn noch nicht kennen. Da habe ich nun an das Barometer gedacht; das muss die Höhe derjenigen Luftsäule, die über irgend einem Punkte unserer Litho- oder Hydrosphäre lagert, mit wenigstens ziemlicher Ge- nauigkeit angeben, und die Isobaren liefern uns da gutes Ver- gleichmaterial. Ich entnehme der Hann' sehen Isobaren -Karte (No. 32 der neueren Ausgabe von Berghaus' Physikalischem Atlas) einige Daten. Die mittlere Jahres - Isobare von Kusaie (Ualau) , der öst- lichsten der Carolinen -Inseln giebt 758,5 mm an; dieselbe Linie erreicht die Ostküste des australischen Continents etwa bei Tri- nity Bay, 17*^ südl. Br., und verlässt diesen bei Exmouth Golf auf der Westküste unter 22" südl. Br., geht durch den indischen Ocean bis Barawa an der ostafrikanischen Küste unter 1 ^ nördl. Br. , um von da nach Norden umzubiegen und durch Arabien, Herat, Bangkok, und Saigon etwas südlich lassend, über Manila wieder zu den Carolinen zurückzukehren. Wenn nun Ualau dem Pendel nach 122. 12,6 = 1537 m unter einer gewissen Oceanniveaus-Normale liegt und Barawa we- gen der Anziehung des Continentes nur einige Hundert über derselben, wo bleibt da die Isobare, die von Rechts wegen 190 mm runden barometrischen Unterschied zwischen 2000 m Höhenunter- schied aufweisen müsste? Die Isobare von 762 mm von Isle de France, das nach dem Pendel 1208 m unter die Oceansnormale taucht, läuft über Mo- sambique durch Afrika nach St. Helena, das 1256 m tief liegen müsste, von da nach Trinidad, ei-reicht die brasilianische Küste bei der Insel S. Catarina nördlich von Porto Alegre und wendet sich zurück über Tristan da Cunha nach Melbourne, um von da westwärts wieder Isle de France zu treffen. Demselben berührten brasilianischen Küstenstrich gegenüber rein westlich davon lagert eine gleichwerthige Isobare von 762 mm auf der Insel Mocha dicht am chilenischen Litoral, läuft von da. Valparaiso westlich lassend, nach Caldera und von dort wieder nach Westen. Da werden also vier einzelne, ganz isolirte oceanische Eilande, die sämmtlich kilometertief unter dem Normal-Wasserspiegel liegen, und zwei Ost- und zwei Westküsten grosser Ländermassen von Continenten. welche das Meer kilometerhoch — an der Pacitic- küste sogar fast 1 1 00 m — angezogen haben sollen, angelaufen, 142 und überall muss da das Meer demnach gleich hoch stehen, weil derselbe Druck gleicher Luftsäuleu auf ihm lastet. Noch befremdender steht die Sache mit Fernando-Noronha, das, wie der Pendel sagt, sich 1147 m zu tief befindet. Von dieser Insel bis zur brasilianischen Küste sind nur 48 geogr. Meilen, eben so viel wie die Breite der Ostsee zwischen Merael und Karlskrona beträgt, — und auf solche kleine Entfernung hin soll ein so ungeheurer Niveauunterschied des Oceans existiren, abgesehen von dem, welcher noch durch die vermeintliche An- ziehung der Wasser durch den südamerikanischen Continent hin- zukommt? ^) Solche Widersprüche sind doch unvereinbar mit der An- nahme, dass der Oceanspiegel ein veränderlicher sei. Man bedenke doch, dass schon 500 m Höhenunterschied den Barometerstand um rund 500. 0,105 mm = 52,5 mm ver- ändern; und keineswegs trifft man in der Mitte der grossen Oceane Inseln maximalen Luftdruckes, die eine solche Annahme irgendwie stützen könnten. Die Isobare von 762 mm auf der nördlichen Hemisphäre begleitet den Seeweg vom Canal über - den Atlantischen Ocean nach New York; von einer Vertiefung im Meere zwischen Europa und Amerika kann also doch da keine Rede sein und auch nicht von einem Aufsteigen des Wassers an den Küsten; denn es wäre doch noch keinem Schiffscapitän der unzähligen Fahrzeuge, die diese Linie seit Jahrhunderten frequen- tiren, der Umstand entgangen, dass das Barometer der Regel nach viel falle, Avenn er sich der Küste nähert und umgekehrt steige, sobald er der hohen See zusteuert. Wenn in Fernando Noronha das Meer fast 1150 m zu tief steht, so muss es an der brasilianischen Küste wegen der Massen- anziehung zu hoch stehen. Eine Beobachtung darüber von dem nur 48 Meilen entfernten Küstenpunkt S. Roque liegt nicht vor; dagegen wird für die Insel Maranon (wohl Maranhäo unter 2 "32 südl. Br.) dicht am brasilianischen Continente, 175 m westlich von Fernando Noronha, 140 m von S. Roque, -f- 567 m angegeben. Nimmt man nun die Hälfte dieser Zahl für San Roque, also 1146,8 -| — 5"', so giebt das eine Differenz von 1430 m auf die 48 Meilen zwischen Fernando Noronha und dem Festlande. ') Sollte der annehmbar vulkanische Untergrund der erwähnten Inseln nicht seine Hand im Spiele haben bei den Pendelresultaten? Die Bonin-Inseln werden zwar nicht als vulkanisch bezeichnet, fallen aber in die gerade Linie zwischen dem japanischen Feuerberg Fusiyama und den vulkanischen Ladronen; Aehnliches gilt von den Carolinen, wogegen Mauritius, St. Helena und Fernando Noronha ausgeprägt vul- kanischen Charakter besitzen. 143 48 Meilen sind 356179,2 ni Länge, und dabei 1430 m Höhe ergeben in einem rechtwinkligen Dreieck eine Tangente von 0,004016, d. h. einen Winkel von 13,85 Minuten, oder fast einen Viertel Grad, um den das Meer von Fernando Noronha nach der Küste bei S. Roque ansteigen müsste. Das ist doch wohl nicht wahrscheinlich. Zwischen den bei- den Punkten Fernando Noronha und Maranhäo ergiebt sich ein Neigungswinkel von 4,55 Minuten bei der Annahme, dass die See dazwischen geradlinig verläuft^). Aber alle dergleichen Folgerungen sind noch keine Gegen- beweise. Ein solcher ist jedoch leicht zu erbringen auf dem Gebiete der Nautik. 4. Ein im Rahmen der Nautik , sagen wir in Form einer Dampferlinie zwischen den Carolinen und Neuguinea, . construirtes Beispiel wird die Unhaltbarheit an den Glauben von Meeres- thälern und Bergen schlagend erhärten. Ualau oder Kusaie, die östlichste der Carolinen, liegt, wie schon vorhin p. 141 gesagt, den Pendelbeobachtungen nach 1,537 km unter dem normalen Oceanniveau bei 5 ''SO' nördl. Br. Lassen wir dieses in Erman- gelung anderweitiger bestimmter Daten auch für die weiter west- lich gelegenen Inseln derselben Gruppe gelten, also auch für die Eauripik-Inseln (6^ 45' nördl. Br.). Da nun weiter die Anden in Südamerika nach Pendelaus- sagen den Meeresspiegel um 1,1 km an der Küste erhöhen, so dürfen wir wohl 0.463 km annehmen für die Nordküste von Neu- guinea in der Gegend zwischen den Torricelli Mountains und dem Jullien - Berge , welche beide einer dicht am Meere hinlaufenden mächtigen Kette angehören, die Gipfelhöhen von 2000 — 3500 m aufweist. Die erwähnte Gegend liegt südlich von den Eauripik-Inseln ziemlich genau unter 3" 15' südl. Br., sodass also die Entfernung zwischen beiden Punkten 10", d. h. 1113,1 km beträgt. Dann ergiebt sich aus der Figur auf pag. 1 45, bei der nur die eingeschriebenen Zahlen maassgebend sind: Meereshöhe bei Torricelli (T), d. h. Entfernung vom Erdeucentrum C ^ C^T (Erd- radius) = 6377,397 km + 0,463 k = 6377,860 km; wogegen die von Eauripik EC^ ist: 6377.397 — 1.537 = 6375,860 km. ') Ich unterlasse nicht, zu bemerken, dass schon der hochver- diente Geolog Fr. Pfaff in dieser Zeitschrift 1884, p. 1 ff. auf die vielen Widersprüche hingewiesen hat, die sich aus den Folgerungen ergehen, welche man den Angaben über die Höhenlagen der Inseln und den benachbarten Festländern entnehmen muss. Er hebt u. a. den negativen Werth der Falklaiids - Inseln gegenüber dem positiven des nicht fern liegenden Cap Horu hervor. 144 Damit haben wir ein Dreieck C^TE. in dem eine Seite C^T — 6377,860, die andere C^E — 6375,860 und der von beiden (nahezu gleichen Schenkebi) eingeschlossene (Scheitel- bezw. Centri-) Winkel TC^E = 10'^ ist. Die Basis dieses Dreiecks ist ein Theil einer Socante des Erdkreises in einer Meridionalebene, und diese Secante mit ihrer Verlängerung bei T würde also diejenige Linie bilden, welche der Ocean zwischen Torricelli und Eauripik einnimmt, wenn er sich geradlinig zwischen diesen beiden Punkten stellt. Der Basiswinkel bei Eauripik. der Carolineninsel, ergiebt sich aus einer einfachen trigonometrischen Rechnung; er hat 85*^ 6' 10"; der Basiswinkel bei Torricelli dagegen 84^ 53' 50", und die Länge der Basis beträgt (nach dem Ausdrucke c = — ^ — r-. wo A der Basiswinkel bei E. d. h. 85^6' 10") 1111.56; also nur 1,5 kra weniger als der in dem (kugelförmig angenommenen) Geoid für 10^' entsprechende Bogen zwischen E^ und T^ von 1113.06 km Länge, wobei E^ die Lage von E -|- 1.537 bedeutet und T^ die von T — 0,463. Wollte man annehmen, dass die Meeresoberfläche zwischen den beiden Stationen eben wäre, also in der Figur die Gerade TE darstellte, so würde an dem Schnittpunkt dieser Geraden mit dem Bogen T^E^ bezw. dessen Tangente ein Winkel von 5*^3' vorliegen; das wäre demnach der Betrag der Aenderung der bei- den Horizonte, die den Seeleuten zur Bestimmung der Polhöhe dienen müssen! Das wird gewiss Niemand glauben, ebenso wenig als dass das Meer, statt wagerecht zu stehen, bei Torricelli eine Neigung von 90» — 84" 53' 50" = 5» 6' 10", und bei Eauripik eine Steigung von 90" — 85" 6' 10" = 4*^ 53' 50" zeigt, sondern es muss den Ausgleich zwischen den beiden Punkten ungefähr in der punktirten Bogenlinie TE — wir gehen dabei nicht so weit wie E. Suess, welcher concave Niveauflächen stellenweise für den Oceanspiegel beansprucht, wodurch natürlich sich die Sache noch bedeutend verschlimmert — suchen. Diese punktirte Linie TE stellt den convexen Bogen eines Kreises vor, dessen Radius das arithmetische Mittel aus den Ent- fernungen C^T und C^E ist. d. h. 6376.86 km. Der Mittelpunkt C dieses Kreises liegt 11,4 km von C^E und etwa 1 km vor- wärts von C^ Dann würde sowohl an den beiden Endpunkten der Neigungs- winkel V der Tangenten dieser beiden Kreise, als auch derjenige im Schnittpunkt M derselben (welcher etwa 7 " 42 ' von E ent- fernt liegt) nahezu 6' 10" betragen. 145 Tamcelli .Neuguinea Winkel V berechnft £'11' (EauripikLCamlinfii Erdcenfrum, Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1. lU 146 Wir nahmen nun an. dass eine regelmässige Dampferlinie die Fahrten zwischen den beiden genannten Localitäten lebhaft betreibe. Täglich wird dabei auf hoher See an Bord die Mittags- höhe mit dem Sextanten genommen und daraus die Breite etc. sofort berechnet. Bei einer solchen Berechnung repräsentirt bekanntlich jede Minute eine Seemeile oder 1.852 km. Man weiss also immer ziemlich genau, wo und wie weit man vom Lande sich befindet. Nun betrachte man die Lage eines Fahrzeuges, das etwas südlich vom Aequator auf der besprochenen Dampferlinie in die Nähe der Ritte von Echiquier. Durour, Matty u. s. w. gelangt, nach- dem es die Nähe des wahrscheinlichen Schnittpunktes der wirk- lichen Oceanfläche T^E^ mit der punktirt angedeuteten TE passirt hat. Die dort berechnete Breite muss um den Winkel v ditfe- riren von der wahren auf das wirkliche Geoid bezogenen, und doppelt differiren, je nachdem die Sonnenhöhe nach Süden (October- März) genommen wird, oder nach Norden (März - October). Im ersteren Falle wird die Breite bezw. Zenithdistanz. weil auf einen höheren Horizont berechnet, um v Seemeilen zu klein, im letzteren um ebenso viel, auf einen niederen Horizont bezogen, zu gross. Ein Unterschied, d. h. ein Irrthum von 2 v, also von über 12 Seemeilen in dortigen Meeren in der Region der Wirbel- stürme gehört aber nicht nur in dunkler Nacht oder bei strö- mendem Regen, sondern auch am hellen Tage in der Nähe nie- driger, nicht weit sichtbarer Inseln unter die Umstände, die zu den verhängnissvollen gezählt werden müssen; denn freien Raum hat jedes Schitt nöthig. um bei Klippen. Untiefen und dergleichen vorüber zu kommen, sonst geht es durch Auflaufen verloren. Aehnliche Fälle wie der angenommene zwischen Eauripik und Torricelli liegen auch vor beim Ansegeln der nordbrasilia- nischen Küste von Norden und beim Anfahren der Capland-Gestade von Süden her. Constant auftretende Difterenzen bei der Berechimng der Entfernung von einem gesuchten Hafen in jenen Theilen müssten doch schon längst die Aufmerksamkeit der beobachtenden See- leute, deren Zahl an Bord der grösseren Dampfer gleichzeitig oft 3 bis 4 ist, auf sich gezogen haben. Denn das ist doch klar, dass ungleich (und gar noch etwa napfartig) gebogene Flächen nicht überall dieselbe Sonnenhöhe geben können, als gleichmässig gebogene. Ohne Vertrauen auf seinen Sextanten sinkt der Nau- tiker auf den Standpunkt des Küstenfahrers herab. Aber bis jetzt sind noch keine Kundgebungen von Seiten der Seeleute erschienen, welche auf continuirlich falsche Resultate ihrer Breiten- berechnuugen in gewissen Gegenden basii't wären, und das müsste doch heute, wo wir auf dem Festlandc eine Breitendiiferenz von 147 weniger als einer drittel Secunde, von 10 m Verschiebung, astro- nomisch nachweisen, der Fall sein, wenn überhaupt Unregel- mässigkeiten in unserer Hydrosphäre — nicht zu reden von wirk- lichen Meeresbergen und -Thälern von Tausenden von Metern Höhe und Tiefe — existirten. Mit grossem Rechte verwerfen daher die meisten Geodäten die Ansicht vom Vorhandensein be- deutender Unregelmässigkeiten im Meeresniveau. Wahrscheinlich existiren sie gar nicht, und die Pendel -Versuchsresultate werden da, wo sie im Widerspruch miter sich oder mit anderen Um- ständen stehen, eine andere Erklärung finden, als die von Niveau- verschiedenheiten. Wenn z. B. die Attractionswerthe (bezw. Niveauverschieden- heiten im Meere) für London mit 118 ra, für Königsberg mit 92,6 m angegeben werden (Listing, erw. Suess, Antlitz, I, p. 21), so zeigen doch die geodätischen Resultate, dass eine Differenz in den Meereshöhen der beiden genannten Orte, wie überhaupt an den europäischen Küsten, nicht vorkommt, obwohl dieselbe den Attractionswerthen nach 25,4 m betragen müsste. Und gerade so wird es an den Küsten der anderen Conti- nente sein, und nicht nur an den Küsten, sondern auch in den Meerestlieilcn zwisclien den Continenten. d. li. auf hoher See. Ein Anhänger der Ansicht von der Existenz von Meeres- bergen und -Thälern sagt: „Mit dem Barometer kann man die Störung der Niveauflächen durch ungleiche Massenvcrtheilung, d. h. deren Abweichung von der Oberfläche eines regelmässigen Rotations-Ellipsoides ebenso wenig bestimmen, wie z. B. die An- schwellung der Erde unter dem Ae([uator. Die Flächen gleichen Druckes im Wasser und in der Luft folgen in ihrer Gestalt den gestörten Niveauflächen, sie gehen mit ihnen bergauf und bergab, wenn man so sagen darf, genau so wie die Lothlinie. Man kann deshalb die Störungen auch durch ein Nivellement nicht entdecken. Das Pendel dagegen zeigt die Abplattung der Erde an. Aber so viel steht fest, dass, wenn nicht durch eine be- sondere Vertheilung in der Dichte der tieferen Erdschichten die Unregelmässigkeiten der Massenvcrtheilung, wie sie die Erdober- fläche darbietet, compensirt wird, Unregelmässigkeiten der Niveau- flächen bis zu und über 1000 m Einsenkung resp. Erhebung vor- kommen müssen, die man jedoch mit dem Barometer nicht messen kann." Hiergegen möchte icli Folgendes bemerken: Der verhältnissmässig niedere Barometerstand in den Polargegen- den ist leicht erklärlich dadurch, dass auch die Atmosphäre wegen der Erdrotation in der Aequatorialgegend etwas angeschwollen ist. Ein höherer Barometerstand müsste an den Polen herrschen, als am Aequator, wenn die Luft in Form einer Kugel den Erd- 10* U8 ball umgäbe; aber aus der geringen Höhe der Luftsäule über den Polen folgt durchaus nicht , dass Luftschichten gleicher Schwere allen Unebenheiten der irdischen Litho- oder Hydro- sphäre folgen. Wäre das der Fall, so wäre ja überhaupt alles barometrische Hölienmessen ein Unding. Eine Einsenkung im Atlantischen Ocean muss sich durch den Barometer nachweisen lassen, gleichviel, ob die Meeresoberfläche flüssig oder fest, sagen wir gefroren ist. Wäre sie letzteres, so würde kein Unterschied existiren zwischen einer barometrischen Höhenniesstour auf dem Ocean und einer solchen auf dem Festlande, z. B. von den nord- amerikanischen Prairien nach den Rocky Mountains, oder von den argentinischen Pampas nach der Cordillere. Die Jahres- und Monats-Isobaren, ja sogar die Jahres- und Monats-Lsothermen ent- fernen sich nicht weit von der Dampferroute zwischen dem Canal und New York, niclits deutet auf eine Unregelmässigkeit der ocea- nischen Fläche hin. welche sicherlich durch die Fülle von meteo- rologischen Beobachtungen und geodätischen Messungen (Bestim- men der Breite und Länge auf hoher See durch Sextant und Chronometer) auf dieser Linie sich schon längst sehr, sehr fühlbar gemacht haben müsste. wenn sie existirte; denn für das Baro- meter ist es schliesshch doch gewiss einerlei, ob es von einem Berggipfel bis an oder auf den festen Strand des Meeres, oder in ein auf dem Wasser schwimmendes Boot getragen wird, oder auf die gefrorene Eisfläche des Gewässers; es giebt den Höhen- unterschied eben an. und richtig, wenn die erforderlichen Cor- rectionen wegen der Temperatur, Feuchtigkeit, Schwere etc. in entsprechender Weise angewandt werden. Aber nicht einerlei ist es für unsere Seeleute, ob sie ihre Sonnenhöhe auf einen richtigen, d. h. tangentialen oder falschen, d. h. geneigten Horizont basiren. Die hätten längst ihre Sextanten bei Seite gelegt, wenn sie sich nicht auf sie verlassen könnten. Kurz, die Physiker werden die Gründe der Nichtübereinstimnmng der Pendelversuche schon mit der Zeit austinden^); die aus denselben gezogenen Folgerungen betrefls der Meeresthäler und -Berge aber waren, wie die Thatsachen allseitig nach meinem Dafürhalten beweisen, falsch; und dieses ist für die Geologen wichtig genug, denn man sieht daraus, dass die sogen. Strandverschiebungen am otleiien Meer das bedeuten, für was sie ursprünglicli angesehen wurden, nämlich Hebungen ^) Man hat ja schon die Yermuthung auspesprochen, dass unter dem Meere die Schichten dicker seien, weil tiefer abgekühlt, dass die Continente gleichsam wie in einem Kuchen aufgetriebene, specifisch leichtere Schichten darstellen, und somit eine pi-ästabilisirte Harmonie in der Verthcilung der Massen herrschen soll. Unmöglich wöre das gar nicht; denn an contincntalen Knsten- stationen ist die Zahl der Pendelschläge im Gegensatze zu der auf isolirten Inseln im Ocean kleiner, als man vermuthen sollte. 149 und Senkungen des Landes und nicht etwa Auf- und Ab- laufen des Oceans. Gegen letzteres bringe ich, hiermit wiederholend, vor: 1. Die Widerlegung des Beweises, dass die Ostsee auslauft. Ihr Zurückweichen von den schwedischen Küsten beruht auf der Hebung der letzteren: denn die Ostsee bleibt an den südbaltischen Küsten stabil, (v. Drygalski.) 2. Alle Meere um Europa stehen gleich hoch (Intern. Geodät. Congress in Paris 1889); die ein anderes Resultat an- zeigenden Pendelbeobachtungen werden also durch etwas anderes als die Meereshühe beeinflusst sein. 3. Das Benehmen des Barometers, darunter die Lage der Isobaren, seine Anwendung zum Höhenmessen etc, ver- neinen total die Existenz von Unebenheiten der Oceanfläche. Dasselbe thun die Angaben des hypsometrischen Thermo- meters bei Bestimmung des Wassersiedepunktes und die barometrischen Beobachtungen (in anderer Weise) in Luft- ballons. •1. Die auf die Regelmässigkeit des Meereshorizontes basirten Bestinniiungen der Ortsbreite auf hoher See lassen ebenso wenig Höhen- und Tiefenlagen der oceanischen Fläche erkennen, und das müsste der Fall sein bei schon viel geringeren als jetzt angenommenen Untei'schieden. Nachschrift. R. S. Woodward bespricht in No, 48 des Bull. Geol. Survey U. S. (Washington 1888) die Form und Lage des Meeresniveaus, führt ein Beispiel an. das nach G, K. Gilbert erkennen lässt, dass Inseln in der Mittelpartie der quartären Inland - Depression des früheren Lake Boimeville Strandlinien zeigen, die jetzt mehr als 100 Fuss über den correspondirenden Linien der Uferränder liegen, und kommt zu dem Schlüsse (p. 85), dass die Erhebung des Oceanspiegels nach einer Berechnungs-Hypothese für das Innere der asiatisch -europäischen Continentalmasse 2900 Fuss betragen müsste, wogegen sie nach einer anderen kaum 10 Fuss erreicht. Angesichts solcher Widersprüche überzeugt man sich, wie sehr Recht schon Fr. Pf äff hatte. 1884 sich gegen die An- nahme der Existenz von Meeresthälern und -Anhöhen zu wenden. Seine überaus triftigen Gegengründe werden durch eine Antwort Hann's keineswegs abgeschwächt . geschweige denn widerlegt. Ebenso wenig sind die Einwände Leipoldt's durch den Hinweis auf verschiedene Barometerconstructionen u, s. w. widerlegt wor- den (6. Geographentag, 1880, p. 73 it.). 150 7. lieber die Altersfol^e der Sedimentforma- tionen in Griechenland. Von Herrn Alfred Philippson in Berlin. Unsere Keinitniss des geologischen Baues Griechenlands be- ruht bisher im Wesentlichen auf zwei grundlegenden Werken: der Expedition scientifique de Moree. Section des Sciences Phy- siques. T. II, 2epe. , Geologie et Mineralogie par Puillon de BoBLAYE et Theodohe ViRLET, Paris 1833. für den Peloponnes; und den Arbeiten von Bittner u. Neumayr in den Denkschriften der Wiener Akademie der Wissenschaften, math.-naturw. Classe, 40. Bd.. 1880. für Mittel-Griechenland (das eigentliche Hellasl. Nach Bittner und Neumayr wird ganz Mittel-Griechenland, abgesehen von den krystallinischen Gesteinen, welche nur in Attika, dem südlichen Euboea und dem östlichen Othrys auftreten, und abgesehen von den Neogenablagerungen . ausschliesslich von Ge- steinen der Kreideformation eingenommen, und zwar unterscheiden genannte Forscher einen „Unteren Kalk", einen darüber liegenden Complex von Schiefern und Sandsteinen, welcher in einigen Ge- genden einen „Mittleren Kalk" einschliesst, und einen über den Schiefern lagernden „Oberen Kalk". Sämmtliche Kalke Mittel- Griechenlands werden von Bittner und Neu.mayr der einen oder der anderen dieser Kalketagen zugezählt. An vielen Steilen führen diese Kalke Rudisten und andere unbestimmbare Fossilien, aber nur an zwei Stellen fanden sich Organismen, welche eine genauere Altersbestimmung zuliessen : im „Oberen Kalk" des Hörnerbergs bei Livadia eine Turon-, speciell Provencien -Fauna, und bei Agoriani im „Mittleren Kalk" eine wahrscheinlich dem Gault zuzuweisende Fauna. (Bittner, 1. c, p. 70.) Wesentlich anders erscheinen die geologischen Verliältnisse im Peloponnes durcli das Auftreten von Nummuliten-Kalk. Dort reichten die veralteten Untersuchungen der Expedition scien- tifique de Moree nicht hin, um ein genügendes Bild von der geo- logischen Zusammensetzung und dem Gebirgsbau des Landes zu bieten. Der Verfasser dieser Mittheilung unterzog sich, mit Unter- stützung der Karl RiTTER-Stiftung in Berlin, der Aufgabe einer geologischen und geographischen Erforschung des Peloponnes, welche er in den Jahren 1887 — 89 ausführte. Es ergab sich dabei — abgesehen von einigen nocli fraglichen Kalken der Halb- 151 insel Argolis ^ im Grossen und Ganzen in üebereinstimmung mit den Resultaten der „Expedition"- folgende stratigraphische Reihen- folge der vor-neogcnen Sedimontbildungen von unten nach oben; Ueber den krystallinisehen Schiefern folgt discordant: 1. Der „Tripolitzakalk"'. ein sehr mächtiges System mas- siger oder grobbankiger. dichter, feinkörniger oder krystallinischer, meist dunkel grau bis schwarz gefärbter, bitunienreicher Kalke; in den unteren Theilen sind sie doloniitisch und hell gefärbt. Diese Kalke enthalten in den unteren und mittleren Theilen reich- lich Rudisten- und andere, nicht bestimmbare Fossil-Durchschnitte, und gleichen in diesen Partieen. auch petrographisch, durchaus den Rudisten -Kalken des östlichen Mittel -Griechenland. In den oberen Theilen führen sie dagegen eine reiche Fauna von Numnuiliten. 2. Darüber folgt, mit dem Tripolitzakalk an der Grenze stellenweise durch Wechsellagerung innig verbunden, ein fossil- leeres System von Sandsteinen. Schief erthonen und Con- glome raten, welches in der Nähe der unteren Grenze Linsen von Nummuliten-Kalk einschliesst. 2a. In einigen Gegenden des Peloponnes. besonders an der Westküste, liegt dem unteren Theil der Sandsteinformation eine mehrere Hundert Meter mächtige, hell gefärbte Kalkmasse ein- geschaltet, welche Rudisten und Nummuliten. dann besonders auch Alveolinen in inniger Vereinigung führt. Icli neiuie diesen Kalk „Kalk von Pylos". 3. Ueber der Sandsteinformation folgen dichte, helle Plat- tenkalke, fast lithographischen Kalken ähnlich („Olonoskalk"), mit Hörn steinlagen wechselnd, und namentlich von den unter- liegenden Sandsteinen in vielen Gegenden durch einen Complex rothen Hörn stein s geschieden. Diese Plattenkalke sind frei von makroskopischen Fossilien. Wir finden also auch im Peleponnes, gerade wie in Mittel- Griechenland, einen „Oberen'', „Mittleren" und „Unteren Kalk", durch eine flyschartige Schiefer- Sandsteinformation von einander geschieden. Aber der „Untere" und „Mittlere" Kalk des Pele- ponnes führt neben Rudisten auch Nummuliten. während in Mittel-Griechenland bisher noch kein Nummulit gefunden war. Das schon von der „Expedition" constatirte Zusammenvor- konnnen von Rudisten und Nummuliten, die man sonst als aus- gezeichnete Leitfossilien der Kreide, bezüglich des Eocän be- trachtet, ist eine in vielen Gegenden des Orients verbreitete Er- scheinung. Im ganzen Westen der Balkan-Halbinsel, auf Kreta, Rhodos, in Lycien und anderen Theilen Kleinasiens berichten die geologischen Reisenden von dem untrennbaren Zusammenhang von Rudisten - und Nummuliten - Kalk. Man hat es hier jedenfalls 152 überall mit ein und derselben Kalkformation zu thun, und so ge- winnt die Frage nach der Altersstellung dieses Kalkes ein weit über die Grenzen des Peleponnes hinausreichendes Interesse. Zunächst sah ich mich in meinen vorläufigen Reiseberichten (Verhandlungen d. Gesellsch. f. Erdkunde. Berlin. Bd. 14. 15 und 16) bewogen, diesen Rudisten-Nummuliten-Kalk, und damit auch die darüber liegenden Sandsteine und Olonos- Plattenkalke einst- weilen bei der Kreide zu belassen, zu welcher sie bisher stets gerechnet worden waren, indem ich es nicht für angezeigt hielt, das Ueberlieferte zu zerstören, ehe ich etwas Sicheres an seine Stelle zu setzen vermochte. Zudem war bereits das Vorkonnnen einzelner Vorläufer der Nuniinulitcn in vor-eocänen Formationen bekannt, während das Vorkommen der Rudisten im Eocän noch nicht beobachtet war. Der wichtigste Grund für diese vorläufige Annahme war aber die augenscheinliche Identität der peloponne- sischen Ablagerungen mit denen des westlichen Mittel-Griechenland, welche doch, zufolge der Autorität Neumayrs. als Kreide gelten mussten. Die west-ätolische Sandsteinzone setzt sich nämlich jenseits des Golfes von Patras in der Richtung ihres Streichens in den Peloponnes hinein fort und überlagert hier Nummuliten- Kalk; die oberen Olonos-Plattenkalke waren nach der Beschreibung Neumayr's in den „oberen Kalken" Aetoliens wieder zu erkennen: war also Aetolien Kreide, so war es auch der Peloponnes! Dagegen hat nunmehr die genauere paläontologische Unter- suchung der von mir gesammelten reichen Nummuliten-Fauna des Peloponnes. welche der ausgezeichnete Foraminiferenkenner. Herr C. ScHAVAGER in Münclicn. zu übernehmen die Güte hatte — die jedoch noch nicht abgeschlossen ist — ergeben, dass diese Num- niuliten und die anderen mit ihnen zusammen auftretenden Fora- miniferen zumeist bekannten eocänen Arten angehören. Zudem hat unterdess Stäche das Vorkommen von Rudisten im untersten Eocän (Protocän) Istriens bekannt gemacht '). Es galt nun das Räthsel zu lösen: war der Rudisten -Nuramuliten- Kalk des Pelo- ponnes eocän. und also auch der darüberliegende Flysch und Plattenkalk, wie konnten dieselben Gesteine im westlichen Mittel- Griecheidand gänzlich frei von Nummuliten sein und der Kreide- formation zugehören'.'' Um diesen dunklen Punkt aufzuhellen, unternahm ich in diesem Frül)jahr eine flüchtige Durchreisung Mittel-Griechenlands. Die Reise ging am 17. März von Athen aus über Theben. Chostia, Livadia, Arachova, Amphissa. Galaxidi, Kisseli. Paläoxari, Naupaktos, Missolonghi, Agrinion nach Vonitza im äussersten ') Stäche. Die liburnische Stufe und deren Grenz -Horizonte. I. Abhaudl. d. k. k. geol. Reichsanstalt, Bd. XIII, Wien 1889. 153 Nordwesten und dann auf einer nördlicheren Linie nach Osten zurück: von Karavasara durch die südlichen Pindos -Ketten, über die Brücke von Tatarna, nach Karpenisi. Lamia. Atalanti, Chalkis, Kakosialesi. Tatoi und Athen, wo ich am 16. April wieder eintraf. Das Hauptresultat dieser Reise war die Auffindung zahl- reicher Nunimuliten in Aetolien und Akarnanien im „Unteren" und „Mittleren" Kalk Neumayr's. die von diesem Forscher über- sehen worden sind. Dadurch erleidet unsere Ansicht vom geolo- gischen Bau Mittel - Griechenlands eine gänzliche Umgestaltung, und zugleich ergiebt sich uns eine treffliche Verknüpfung dieses bisher isolirt dastehenden Landes mit den nördlichen und süd- lichen Nachbargebieten. Hier sollen diese Ergebnisse nur in kur- zen Zügen skizzirt werden^). Wenn dieselben vielfach im Gegensatz zu Neumayr's An- sichten stehen, so soll damit das grosse Verdienst dieses allzu früh dahin geschiedenen Meisters nicht im Geringsten verkleinert werden I Man muss die Schwierigkeiten geologischer Aufnahmen in Gegenden, wie es die ätolischen Gebirge sind, aus eigener Erfahrung kennen, um trotz des jetzt zu Tage tretenden Irrthums das Werk Neumayr's bewundern zu lernen! Gegenüber von Patras erheben sich an der ätolischen Küste mitten aus niedrigem Sandstein-Hügelland zwei schrotfe, stolz ge- formte Kalkgipfel , welche als die auffallendsten Züge im Land- schaftsbilde des Golfes von Patras Jedem in Erinnerung sein werden, der einmal diese herrliche Erdenstelle passirt hat. Die Klokova. der östliche der beiden Berge, bildet ein elliptisches Kalkgewölbe, dessen Schichten nach W. N und 0 deutlich unter die Sandsteinformation einfallen, während es im Süden durch die Küste steil abgeschnitten ist. Hier führt der Weg Naupaktos- Missolonghi am Felsen hoch über dem Meere in schwieriger, Kaki-Skala genannter Passage entlang. Auf diesem Felsenstege erhält man ein sehr deutliches Profil. Der hell graue bis schwarze, dichte bis körnige Kalk zeigt viele Rudisten- und andere Con- chylien-Durchschnitte. Wenn man sich aber der Westgrenze des Kalkes nähert, wo ein Stück unvollendete Fahrstrasse in den Felsen gesprengt ist, sieht man den Kalk ganz erfüllt mit Alveo- linen und Nunimuliten , bis schliesslich dieser Nunmiuliten - Kalk mit ungefähr 35" nach W unter Schieferthon einfällt, der hier mächtige Conglomeratbänke einschliesst. Die Foraminiferen-Fauna scheint der des Kalkes von Pylos zu entsprechen. Dieser Kalk- ') Man vergleiche dazu Neumayr's und Bittners geologische Karte a. a. 0. 154 stock, den Neumayr nur von Weitem gesehen hat, wurde von ihm als „Mittlerer Kalk^ eingetragen. Die Höhen nördlich von Missolonghi bestehen aus- dem Sandstein der grossen Avest-ätolischen Sandsteinzone; nordwestlich der Stadt tritt aber ein heller, dichter Kalk auf. der nach 0 flach unter den Sandstein einfällt. In diesem Kalke sind einige Steinbrüche angesetzt, welche die Bausteine für Missolonghi lie- fern. Der Kalk ist stellenweise ganz erfüllt mit Numniuliten, die man in den Strassen von Missolonghi bei Neubauten in be- liebiger Menge sammeln kann. Auch dieser Kalk ist von Neu- mayr als ..Mittlerer Kalk- bezeichnet. Die Landschaft Akarnanien (westlich des unteren Acheloos) wird nach Neumayr von einer einheitlichen Kalkmasse gebildet, welche er als ^Unteren Kalk" bezeichnet, weil sie nach Osten flach unter die ätolische Sandsteinformation einfällt. An dieser Grenze, wo das Einfallen auf das Deutlichste zu beob- achten ist. führt dieser übrigens helle und sehr dichte, fast litho- graphische Kalk zahlreiche Numniuliten. Ich fand sie am Südende des Höhenzuges, der sich vom Dorfe Lepenü nach Süden gegen die Fahrstrasse Agrinion - Karavasara erstreckt. Ebenso finden sich Nummuliten in demselben Kalk auf der Passhöhe zwischen Katuna und Vonitza. Dieser Kalk von Akarnanien. der übrigens durchaus nicht eine so einheitliche Masse bildet, wie Neumayr glaubte, sondern von Lutraki über Katuna nach Machalas von einem breiten Streifen einer jüngeren Kalkbreccie mit Gypsstöcken unterbrochen ist. scheint mir durchaus identisch mit den Kalken von Missolonghi und der Klokova. In dem Gebirge zwischen Katuna und Yonitza erscheint Sandstein auch unter diesem akar- nanischen Nummuliten -Kalk. Es ist daher gar kein Grund vor- handen, das Akarnanische Gebirge als ..Unteren" Kalk, dagegen die Kalke der Klokova und von Missolonghi als „Mittlere Kalke" zu bezeichnen. Alle diese hellen Nummuliten-Kalke bil- den Einlagerungen in den unteren Theil der ätolischen Sandsteinformation und entsprechen sowohl ihrem petrogra- phischen Habitus wie ihrer stratigiaphischen Stellung als auch, wie es scheint, ihrer Fauna nach dem Kalk von Pylos im Pe- loponnes. Uebrigens ist es sehr wahrscheinlich, dass sich beide Vorkommnisse über die jonischen Inseln hinweg berühren, denn auf Zante sind von Fuchs ^) Nummuliten und Rudisten zusammen aufgefunden worden; der Kalk von Leukas bildet aber wohl die Fortsetzung der akarnanischen Kalkmasse. ') Pliocänbildungen von Corfu und Zante. Sitzungsber. d. Wien. Akad., math.-naturw. Classe, 75. Bd., 1877. 155 An der Nordgrenze Aetoliens, zwischen dem Acheloos und dem Ambrakischen Golf, ragt ein mächtiges Kalkgebirge gleich einer Riesenklippe über die tiachen Wellen der Sandstein - Land- schaft empor: es ist der Kalkzug des Gabrovo. Er besteht aus einem dunkelfarbigen, körnigen, grob geschichteten, völlig dem Tripolitzakalk ähnlichen Kalke, der bei der Acheloos-Brücke von Tatarna flach nach Osten unter die Sandsteinfonnation ein- fällt, weshalb das ganze Kalkgebirge von Neumayr seinem ^Un- teren Kalke" zugezählt wurde. Eben an dieser Stelle ist der Kalk aber stellenweise ganz erfüllt von Nummuliten und anderen Foramiiiiferen. Unter ersteren zeichnet sich ein sehr grosser Nummulit aus. der im Peloponnes im Tripolitzakalk besonders häutig auftritt. Wir haben es hier also augenscheinlich mit einem dem Tripolitzakalke äquivalenten Nummuliten-Kalke zu thun. — Die Aetoli sehen Kalkalpen, welche die Landschaft Aeto- lien in ihrer Mitte von N nach S durchziehen, sind von Neumayr dem ^Oberen Kalke" zugezählt worden. Alles was auf Neumayr's Karte in den Eparchien Eurytania. Triclionia und Naupaktia als „Oberer Kalk" bezeichnet ist, besteht aus hellen, dichten Platten- kalken in innigem Verein mit rothen Hornsteinen und über- lagert deuthch die Sandsteinsteinformation; es ist das genaue Aequivalent der Platteiikalke des Peloponnes. welche hier wie dort die vor - neogene Schichtreihe nach oben abschliessen. Da diese Plattenkalke im Peloponnes gänzlich makroskopischer Fos- silien entbehren, so ist es nicht zu verwundern, dass Neumayr in den Aetolischen Kalkalpen ..auch nicht eine Spur von Fossilien entdecken konnte" (1. c. . p. 118). Welch" grosser Unterschied gegenüber den oft von Rndisten winnnelnden massigen Kreide- kalken des östlichen Mittel-Griechenland! — Das Kalkgebirge des Phtheri. das Neumayr dem „Mittleren Kalke" zuzählt, habe ich nur von Weitem gesehen; danach schien es mir eher den oberen Plattenkalken anzugehören. Fassen wir diese Beobachtungen in Aetolien und Akarna- nien zusammen. In beiden Landschaften bilden die liegendsten Schichten massige Kalke mit Rudisten und Nummuliten; darüber folgt die mächtige Sandsteinformation , darüber die oberen Horn- steine und Plattenkalke. Die Nunmmliten - Kalke treten sowohl in der Ausbildungsweise des Tripolitzakalkes (Gabrovozug) als in derjenigen des Pyloskalkes (Akarnanien. Missolonghi, Klokova) auf. Sind die Nummuliten - Kalke eocän , so sind es auch die darüber lagernden Sandsteine und Plattenkalke. Diese Ueberla- gerung ist unanfechtbar deutlich an zahllosen Punkten sowohl des Peloponnes als Aetoliens aufgeschlossen; in letzterem Gebiet wird 156 sie ebensowohl durch Neumayr's als durch meine Beobachtungen bestätigt. — Der ganze westliche Theil Mittel-Griechen- lands ist also aus der Kreideformation auszuscheiden und dem Eocän zuzurechnen! Davon auszunehmen ist viel- leicht der untere Theil des Gabrovokalkes. ebenso wie im Pelo- ponncs der untere Theil des Tripolitzakalkes, welcher letztere wahrscheinlich den oberen Kreidekalken entspricht. In dieser petrographisch nicht zu sondernden Kalkmasse scheint ein allmäh- licher Uebergang. bezüglich eine innige Verwachsung von Kreide- und Eocänkalk stattzufinden. Diese Eocäuablagerungen sind nicht nur identisch mit denen des Peloponnes, sondern reihen sich trefflich den Fhsch- und Nummulitenkalk-Bildungen ein. welche auf der ganzen Westfront der Balkan -Halbinsel, von Istrien bis Messenien. auftreten und. wie es scheint, namentlich auch in den Pindosketten die erste Rolle spielen. Freilich sind sie dort. Avie auch in Epirus und Albanien, meist noch fälschlich als Kreide auf den geologischen Karten verzeichnet. — Wenden wir uns nun zu dem östlichen Mittel -Griechenland, den Landschaften Attika. Böotien. Lokris. Doris und Phokis! Hier ist nirgends auch nur ein einziger Nummulit aufzufinden. Ueberall herrschen graue bis schwarze, massige oder grob ge- schichtete, meist körnige Kalke vor, welche fasst überall nicht näher bestimmbare Rudisten- und andere Conchylien-Durchschnitte enthalten, und in welchen die bereits erwähnten cretacischen Faunen von Livadia und Agoriani auftreten. Es scheint, wie schon gesagt, dass der obere Theil dieser Kreidekalke dem im- teren (Rudisten führenden) Theil des Tripolitzakalkes entspricht. Jene mächtige Sandsteinformation Aetolicns findet sich hier nicht. Die Schiefer und Sandsteine bilden theils niu- geringfügige Ein- lagerungen zwischen den Kalkmassen und erlangen dann nur selten eine grössere Ausbreitung, theils bilden sie das Liegende der ganzen Kalkformation in Gestalt von halbkrystallinen Thon- glimmer - Schiefern („Schiefer von Athen''). In beträchtlichen Theilen des östlichen Mittel - Griechenland werden die Kreide- schiefer durch Serpentine ersetzt, die den ätolischen eocänen Sandsteinen gänzlich fehlen. Die Eintheilung der Kreidekalke im östlichen Mittel-Griechenland, wie sie Bittner versucht hat, in zwei Etagen (den „Oberen" und den „Mittleren" Kalk, denn der „Untere" kommt im östlichen Mittel -Griechenland überhaupt nicht vor), scheint mir vielfach recht unsicher und überhaupt nur bei einer genauen Specialaufnahme durchführbar- zu sein. Ob nicht manche dichte Plattenkalke, die hier und da im östlichen 157 Mittel - Griechenland auftreten , vielleicht dem Eocän zuzuweisen sind, kann auch nur durch eine erneute genaue Aufnahme ent- schieden werden. Jedenfalls lässt sich kaum ein grösserer petrographischer Unterschied zwischen zwei Kalksteinen denken, als zwischen der grossen Masse der cretacischen „Oberen Kalke" im östlichen Mittel- Griechenland und den eocänen „Oberen Kalken^ Aetoliens be- steht. Es war ein verhängnissvoller Irrthum der österreichischen Geologen, diese verschiedenartigen Gebilde zu identiiiciren , bloss weil sie beide über Schiefer, bezüglich Sandstein lagern, ohne dass bewiesen war, dass diese Schiefer und Sandsteine („Macigno") auch wirklich überall dieselben seien. Die Unterscheidung der griechischen Formationen muss sich nicht auf die indifterenten, fossilleeren und in verschiedenen Altersstufen sich wiederholenden Schiefer , sondern auf die petrographisch wie paläontologisch leichter zu sondernden Kalketagen gründen! Wo liegt nun die Grenze zwischen dem Eocän Aetoliens und der Kreide des östlichen Mittel - Griechenland, und wie ver- halten sich an dieser Grenze die beiden Formationen zu einander? Die Linie, an welcher die ätolischen Sandsteine an die Rudisten - Kalke des Ostens anstossen. verläuft in N-S - Richtung von Hypati im Spercheiostliale über Lidoriki nach Kisseli am Golf von Korinth. Neumavk hat diese Linie an den genannten drei Stellen gekreuzt. Bei Hypati giebt Neumayr nur an, dass die Rudisten - Kalke dort nach W plötzlich „abbrechen" (1. c, p. 101). ohne sich über die Lagerungsverhältnisse deutlicher aus- zusprechen. Ich habe diese Gebirge nur von der etwa 6 km weiter nördlich vorüberziehenden Strasse Karpenisi-Lamia aus ge- sehen. Von dort aus scheinen mir die Rudisten - Kalke des Katavothra-Gebirges deutlich nach W steil unter die Sandsteine einzufallen. Bei Lidoriki bin ich nicht ge- wesen; Neumayr hat dort beobachtet, dass die Rudisten -Kalke des Elatovuno dort steil nach W unter die Schiefer einfallen. Da er aber von der Ansicht ausging, dass die Ru- disten - Kalke jünger seien als die Schiefer, nimmt er hier eine Ueberkippung an (1. c, p. 103). Auf der südlichen Route über Kisseli sind die Verhältnisse durch zahlreiche Verwerfungen, welche, wie es scheint, die Küste des Golfes von Korinth begleiten, so verworren, dass ich bei meiner flüchtigen Durchreise zu keiner Klarheit über die Lagerung gelangen konnte. Neumayr geht wohl aus demselben Grunde auf diese Route nicht näher ein (1. c, p. 106). Es scheint also aus den Verhältnissen bei Hypati und Li- doriki hervorzugehen, dass die Kreidckalke — wohl an einer 158 grossen Flexur — nach W unter die eocänen Sandsteine hinab- tauchen. Jedenfalls kann diese Grenzlinie späteren Untersuchun- gen als besonders lohnendes Object empfohlen werden. Es ist recht wohl möglich, dass dort in den obersten Theilen der Ru- disten - Kalke an der Grenze gegen die Sandsteine Xumnmliten gefunden werden. Die westlich dieser Grenzlinie bis zu den bereits besproche- nen ätolischen Kalkalpen auftretenden Kalkpartieen müssen noch kurz erwähnt werden. Die Kalkkappe der Gulina gehört, soweit man von Weitem beurtheilen kann, dem eocänen Plattenkalke an. Die Vardussia habe ich von Palaeoxari (von SW aus) bei klar- stem Wetter gesehen. Den Farben und Oberflächenformen nach scheint der von Neumayr als „Oberer Kalk" bezeichnete östliche Kamm des Gebirges eocäner Plattenkalk zu sein, der die Schiefer überlagert; dagegen möchte ich die als ..Mittleren Kalk" bezeich- nete Kalkpartie , welche unter den Schiefern liegt , dem Tri- politzakalk zurechnen. Die „Oberen Kalke" bei Vitrinitza und Xylogaidara sind Plattenkalke. — Nördlich der Spercheiosebene setzt diese Grenzlinie nach X fort. Dort trennt sie freilich nicht mehr Kalk von Sandstein, sondern (bei dem Dorfe Kastri) einen halbkrystallinischen Thon- glimmerschiefer im Osten, der dem ..Schiefer von Athen- ähnelt und bei Lamia Serpentin führt, von den eocänen Sandsteinen im Westen. Beide Gesteine besitzen so ähnliche Oberflächen- formen, dass es leicht erklärlich ist. dass sie auf der österrei- chischen Karte als ein und dasselbe Gestein eingetragen wurden. Es scheint, dass wir in dieser Grenzlinie zwischen Kreide und Eocän eine tektonische Linie von der höchsten Bedeutung zu erblicken haben. Denn sie scheidet nicht bloss verschieden- alterige Formationen, sondern auch Gebiete verschiedener Streich- richtung: NNW— SSO -Richtung im Westen, von N^\'^SO über W — 0 bis SW — NO drehendes Streichen im Osten. Auf diese von Neumayr und Bittner hervorgehobene Verschiedenheit im Strei- chen des östlichen und westlichen Griechenland, eine Verschieden- heit, welche sich weit nach Nord bis in das Centrum der Balkan- Halbinsel hinein fortsetzt, wirft der Fund von Nummuliten in Aetolien und das dadurch bedingte Hinaufrücken der westgrie- chischen (Pindos-) Gebirge in das Eocän ein ganz neues Licht! Zum Schluss sei in einer kleinen Tabelle zusammengefasst. wie sich nach den im Vorhergehenden kurz skizzirten Befunden jetzt die ^Gliederung der vor-neogenen Schichtenreihe Griechen- lands darstellt. 159 P e 1 0 p 0 n n e s. Westliches Mittel- Griechenland. Oestliches Mittel- Griechenland. Ober 1)- Eocän. Olonoskalke (Platten- kalke) u. Hornsteine. Plattenkalke u. Horn- steine d. Aetolischen Kalkalpen. Plattenkalke?? Mittel- 1) Eocän. Hauptmasse der Sand- stein - und Schiefer- formation (Flysch). Hauptmasse des Flysch. Pyloskalk (mit Rudisten und Nummuliten). Kalk von Akarnanien, Missolonghi, Klokova. Unter- 1) Eocän. Flysch. Flysch. Tripolitzakalk, oberer Theil mit Nummu- liten). Kalk des Gabrovo (Ta- tarna), oberer Theil. Obere Kreide. Tripolitzakalk, unterer Theil (mit Rudisten). Gabrovokalk , unterer Theil (?). Obere Rudisten -Kalke (Provencien). Mittlere Kreideschiefer mit Ser- pentin. oder untere Kreide 1 Untere Rudisten-Kalke (mittlerer Kalk Bitt- ner's). Schiefer mit Serpentin (Schiefer von Athen?) Krystallinische Schie- fer und Marmore. Krystallinische Schie- fer und Marmore. *) Die Eintheilung des Eocän in Ober-, Mittel- und Unter - Eocän bezieht sich nur auf die Abtheilungen der griechischen Eocänformation, ohne damit eine Parallelisirung mit bestimmten Stufen des Eocän in anderen Ländern mit Sicherheit aussprechen zu wollen. 160 B. Briefliche Mittheiluiigen. 1. Herr Sapper an Herrn W. Dames. lieber Erderschütteningen in der Alta Verapaz. Campur bei Coban (Guatemala), den 16. Februar 1S90. Erdbeben sind eine ziemlich häufige Erscheinung in der Alta Verapaz (einem Departamento der Republik Guatemala), allein sie sind gewöhnlich leicht und richten auch bei heftigeren Stössen nur selten Schaden an, da die überwiegende Mehrzahl der menschlichen Wohnungen aus mit Blättern gedeckten Holzhütten bestehen und die Stein- oder Luflziegelhäuser der besser gestellten Bewohner fast ausnahmslos einstöckig sind. Ich würde daher an dieser Stelle nicht von diesen an sich unbedeutenden Vorkommnissen sprechen, wenn nicht manche der hierbei gemachten Beobachtungen der oft geäusserten Behauptung widersprechen würden, dass bei Erdbeben der erste Stoss stets der heftigste sei. Solches ist auch hier die Regel, von welcher aber auch Ausnahmen vorkommen: so zeichnete mein Vetter Ludwig Sapper in Chiacam (28 km östlich von Coban) ein am 17. Jan. 1890, 9 h. a. m. stattgehabtes, ziem- lich heftiges Erdbeben auf, bei welchem unter den 5 — 6 Stössen der dritte der stärkste war. Und wenn man etwa die Möglich- keit einer Täuschung bei dieser von einem Einzelnen gemachten Beobachtung zugeben wollte, so ist dies ausgeschlossen bezüglich des Erdbebens vom 11. November 1889, 7h. 4.5m. p.m. Ich verspürte damals in Chimax (1 km nördlich von Coban) etwa 10 Secunden nach einem leichten, aber deutlichen Erdstoss einen zweiten heftigen, welcher von Osten zu kommen schien, und die- selbe Beobachtung machten gleichzeitig zahlreiche im deutschen Club in Coban anwesende Herren. (Hier wie dort schien das Erd- beben mit einem unterirdischen Geräusche verbunden zu sein, doch machte das alsbald beginnende Bellen der Hunde, sowie das Getöse des Blechdachs (in Folge der Erschütterung) eine sichere 161 Feststellung unmöglich; in Chiacam, wo dasselbe Erdbeben zur gleichen Zeit verspürt wurde, war es gewiss nicht mit einem Ge- räusch verbunden, denn die sonst unaufhörlich ziependen Cicaden hielten im Moment des Stosses für einen Augenblick innc. sodass tiefe Stille eintrat; auch in Tactic (15 km südlich von Coban). wo das Erdbeben leicht auftrat, wurde nichts von einem Ge- räusch vernommen). Es ist nach diesem als unzweifelhaft zu betrachten, dass hier der erste Stoss eines Erdbebens nicht immer der heftigste sei. und angesichts der vermuthlichen Ursache dieser Erschütterungen ist auch kein Grund einzusehen, warum er es sein sollte, denn es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die Erd- stösse in der Alta Verapaz zum grössten Theile durch Einsturz unterirdischer Höhlen entstehen. Dafür spricht vor Allem die physikalische Beschaffenheit des Untergrundes, denn das Kalk- und Dolomitgebirge, welches hier vorherrscht, ist von zahlreichen Höhlen durchzogen, welche zum Theil (wie die berühmte Höhle von San Agustin Lanquin) ganz ausserordentliche Ausdehnung besitzen; das Verschwinden von Flüssen und Bächen ist hier an der Tagesordnung; ausser- dem sind Erdfälle in erstaunlicher Menge vorhanden, und die Neuentstehnng derartiger Gebilde (allerdings meist in kleinem Maassstab) ist gar nicht selten. Die Erdfälle sind oft von beträchtlicher Ausdehnung und zeigen 'bei genauerer Untersuchung gewöhnlich eine Anordnung in Zügen, welche zweifellos dem Ver- lauf unterirdischer Höhlen und wohl auch Wasserläufen ent- sprechen, denn die jährliche Niederschlagsmenge ist in der Alta Verapaz sehr bedeutend, und trotzdem macht sich hier häutig Wassermangel geltend. Die Erdfälle (in der Sprache des hier wohnenden Indianervolks „siguan" genannt) sind meist kessel- oder trichter-, nicht selten auch schlotförmig und zeigen oft noch eine Oeffnung an ihrem Grunde; zuweilen (so in einem Siguan am „kleinen Weg" zwischen Coban und Sta. Cruz) gelangt man durch diese Ueffnung zu einem Wasserbache; auch die Siguane im Chiacamthale stehen zweifellos in Beziehung zu unterirdischen Wasseransammlungen, denn bei Hochwasser füllen sich diese Erd- trichter von imten her durch die an ihrem Grunde befindliche Oeffnung mit Wasser, und es gelingt dann zuweilen, Fische mit rudimentären Augen darin zu fangen — ein sicherer Beweis für das Vorhandensein ausdauernder unterirdischer Wasserbecken oder -Läufe. Bei einer so ausgedehnten Entwicklung von Höhlensystemen, welche durch die beträchtlichen Niederschlagsmengen dieser Ge- genden eine wesentliche Förderung erfahren haben muss. ist die Entstehung von Erdbeben durch Einsturz an und für sich schon Zeitschr. d. D. geol. Ges. XL IL 1. H 162 wahrscheinlich, und neben der zeitweise häufigen Wiederholung derartiger Erschütterungen an ein und demselben Ort spricht vor Allen die Art des unterirdischen Geräusches, welches viele Erd- beben begleitet oder (häutiger) ihnen unmittelbar vorangeht, für eine solche Entstehungsursache. Das Getöse ist gewöhnlich ein dumpfes, nicht näher zu beschreibendes Rollen: zuweilen aber unterscheidet mau auch einzelne Schläge, welche Aehnlichkeit mit Geschützdonner haben und leicht durch das Auffallen von mäch- tigen Gesteinsbrocken beim Zusammensturz eines Höhlengewölbes erklärt werden können. Dieser Fall trat bei einem Erdbeben in der Nacht vom 10. Februar 1889 in San Cristöbal (15 km südwestlich von Coban) ein, wobei die Bevölkerung dieser Ort- schaft glaubte, es sei eine Revolution oder Krieg ausgebrochen, und die Nacht hindurch Patrouillen aussandte; in Chiniax. wo dasselbe Erdbeben verspürt wurde und etliche auf einander ge- schichtete Kaffeesäcke in Folge desselben herunterfielen, wurde ein solches Geräusch nicht vernommen. Man kann sich versucht fühlen, aus diesem Umstand und ähnlichen derartigen Vorkomm- nissen den Schluss zu ziehen, dass der Sitz solcher Erdbeben ziemlich nahe der Erdoberfläche zu suchen sei. Wichtiger ist der Umstand, dass der Yerbreitungsbezirk dieser Erderschütterungen ein sehr kleiner zu sein scheint. Leider hat das Observatorio meteorologico in Guatemala seit einigen Jahren seine Arbeit eingestellt, daher eine Vergleichung mit den in jenen Gegenden vorkommenden Erdbeben vorläufig nicht mög- lich ist; eine etwa 8 Secunden dauernde, wellenförmige Erd- erschütterung, welche ich am 21. November 1889, 6 h. 20 m. p m. anf einer Reise in El Jicaro (Departement Jalapa) beobachtete, wurde nirgends in der Verapaz bemerkt. Es ist zwar selbst- verständlich, dass auch die Alta Verapaz an den über weite Ge- bietstheile sich erstreckenden Erdbeben theilninmit. die Mehrzahl der hier auftretenden dürfte aber Sitz und Verbreitungsbezirk innerhalb des erwähnten Landstrichs haben. Als directer Beweis für die geringe Ausbreitung dieser Erderschütterungen möge die- nen, dass in Chiacam Ende Januar und Anfang Februar 1890 eine ganze Reihe von Erdbeben beobachtet wurde, von welchen ich in Campur (12 km nordöstlich davon) keine Spur bemerkte, während umgekehrt ein leichtes undulatorisches Erdbeben dort unbe- merkt blieb, welches ich in Campur am 11. Februar. 8 h. 55 m.p.m. verspürte. Allerdings muss ich hinzufügen, dass zwischen Canipur und Chiacam ein ost-westlich streichender Bergzug und parallel dazu eine Verwerfungsspalte verläuft und diese ein wirksames Hemmniss für die Weiterfortpflanzung der Erdschwingungen bilden dürften. Ueberhaupt sprechen manche Beobachtungen dafür, dass 163 (Tabelle zur folgenden Seite gehörig.) bJD b/D rt &, "il .^ S o CS CS -= rO s 72 o o O _C -o d 2 ^ rt S 2 y, « o o' X X -73 X CS 5 o j5 X 2 o _-J 5 u ii ">-ll —1 ^ c s Cj s ;= w s n CS rt s CS •^ 03 Ä 3 ö O CJ -:« re CS ^SuüCo^'ooooCohCo c^CC 3 öooGoCCoo bc ^^ce„^ — aScS SSsccSö 5Sa55 " ^ LQLrjio o SoloioSlclo CO -* ■5: a a^ - N— — „a „„„„„ ^ .^^i..^. ._^ ~ ^^ .V.. „ ^ . ^^ _. >.^ 2 lO o o o O o 10 lo i'^ i'"' '-^2 ^ ^ ^ ^ E>1. 174 Herr E. Zimmermann legte vor und besprach einen neuen, von ihm bei Gelegenheit der geologischen Aufnahmen in einem Exemplar gefundenen Nautilus aus dem Grenzdolomit des Unteren Keupers zwischen Arnstadt und Stadtilm in Thüringen und schlug dafür den Namen Trematodiscus Jugafonodosus vor. Eine genauere Beschreibung des in der Sammlung der kgl. geologischen Landesanstalt niedergelegten Stückes wird im näch- sten Jahrbuch dieser Anstalt gegeben werden. Hierauf Avurde die Sitzung geschlossen. V. w. 0. Beyrich. Dames. Koken. 3. Protokoll der März - Sitzung. Verhandelt Berlin, den 6. März 1890. Vorsitzender: Herr Beyrich. Das Protokoll der Februar - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr K. Lent aus Klagenfurt. z. Z. in Wien, vorgeschlagen durch die Herren Stbinmann, Böhm und Gräff. Herr E. Dathe sprach über die Discordanz zwischen Culm und Obercarbon bei Salzbrunn in Schlesien. Redner wurde von der Direction der königl. geologischen Landesanstalt im Herbst vorigen Jahres beauftragt, eine Unter- suchung der Mineralquellen des Bades Obersalzbrunn in Schlesien vorzunehmen und ihre etwaigen Beziehungen zu dem im benach- barten Obercarbon umgehenden Bergbaue auf Steinkohlen, namentlich in dem Felde der Davidgrube bei Conradsthal, festzustellen und darüber sich gutachtlich zu äussern. Um diese zweifache Aufgabe zu lösen, wurden die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Obersalzbrunn eingehend untersucht und auf Grund dieser Be- gehungen eine geologische Specialkarte der Umgebung von Salz- brunn im Maassstab 1 : 2500(> entAvorfen. Auf der letzteren gelangten folgende Formationen zur Darstellung, nämlich 1. die Gneissformation, 2. der Culm, 3. das Obercarbon, 4. das Dilu- vium und das Alluvium. Der Gliederung des Culras, welcher von Conglomeraten, Grau- 175 wackensandsteinen und Tlionscliiefern aufgebaut wird und in dessen Bereiche die berühmten Mineralquellen von Obersalzbrunn zu Tage treten, wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Nach ihrem Auftreten und in ihrer Verbreitung sind die einzelnen Gesteins- arten derart mit und unter einander verbunden, dass bald die eine, bald die andere vorheiTscht. während die anderen merklich dagegen zurücktreten oder gänzlich verschwinden. Durch dieses Verhalten der genannten Felsarten Hessen sich in den zwischen Obercarbon und Gneissformation verbreiteten Gebirgsschichten des Culms bei Salzbrunn folgende Stufen unterscheiden: a. die Stufe der Thonschiefer (es), b. die Stufe der Thonschiefer. Grauwacken und Conglomerate (es -f cg) ; c. die Stufe der Variolit führenden Conglomerate (cgv), d. die Stufe der Thonschiefer und Conglo- merate (es -!- cg). e. die Stufe der rothen Conglomerate (cgr), f. die Stufe der grauschwarzen Thonschiefer und Conglomerate (es + cg) und g. die Stufe der Gneissconglomerate (cggn). — Das auf der Karte dargestellte Obercarbon besteht aus Quarz- conglomeraten und conglomeratischen Sandsteinen von weisslich grauer Farbe nebst eingelagerten Schieferthonen und Kohlenflötzen. Nach ihrer Lagerung und Pflanzenführung gehören diese an den Culm bei Salzbrunn grenzenden obercarbonischen Schichten dem Liegendzug an. den bekanntlich D. Stur als Waldenburger Schichten bezeichnet und als Ob er culm aufgefasst hat. Man hatte bisher und bis in die jüngste Zeit (so namentlich Stur, Schütze und Weiss) angenommen, dass die Waldenburger Schichten oder der Liegendzug gleichförmig dem Culm im Waldenburger Becken (Unterculm Stur's) aufgelagert sei. In der untersuchten Gegend') — nämlich zwischen Altwasser über Salzbrunn nach Conradsthal — hat sich jedoch dies Ver- halten nicht bestätigt, sondern es hat sich herausge- stellt, dass die Waldenburger Schichten, also das Ober- carbon, in seinen liegendsten Schichten ungleichförmig auf Culm gelagert sind. Die Discordanz zwischen Culm und Obercarbon ist aber erstlich darin begründet, dass auf der oben angegebenen Grenzlinie die Waldenburger Schichten verschiedene Culmstufen abschneiden. Zuerst grenzt von Altwasser bis östlich,der Wilhelms- höhe die Stufe der reinen Thonschiefer (es) an dieselben; dann wird weiter westlich die Stufe der Thonschiefer und Conglomerate (es -feg) von denselben überlagert. Westlich vom Wachberge bis ins Salz- bachthal bildet sogar die dritte Culmstufe, die der Variolit füh- ^) Anm. während des Druckes : Bei den inzwischen weitergeführten Aufnahmoarbeiten hat sich herausirestellt, dass die Discordanz zwischen btideu Formationen auch südlich von Altwasser bis nach Neu-Krausen- dorf vorhanden ist. 176 reiiden Conglomerate die Grenze; und schliesslich ist zwischen Salzbrunn und Conradsthal die zweite Stufe (es -f- cg) längs der unteren Formationsgrenze des Obercarbons zu verfolgen. Die Discordanz zwischen Culm und Obercarbon ist aber zweitens dadurch erwiesen, dass die Schichten beider For- mationen in der Nähe ihrer Grenzlinie verschiedenes Streichen und Fallen besitzen. Diese Verschiedenheit der Lagerung spricht sich im Allgemeinen am auffallendsten dadurch aus. dass die Schichten des Culms stark, sogar meist steil aufgerichtet sind, während die obercarbonischen Schichten (Wal- denburger) entweder eine schwebende Lage oder nur geringe Nei- gung (10 — 20*) gegen S oder SW aufweisen. Folgende Beob- achtungen mögen im einzelnen diese Sätze erläutern. Die Culmschiefer (es) im Eisenbahn -Einschnitt nördlich des Bahnhofs in Altwasser streichen 0 — W und fallen 70 — 80* ge- gen N. Die darüber nach S folgenden und in einem kaum 100 m vom Bahneinschnitt entfernten Steinbruch aufgeschlosse- nen Waldenburger Schichten streichen N35" W und fallen 35* gegen SW ein. Westlich der Wilhelmshöhe streichen die Ober- carbon-Schichten in einem Steinbruch im dortigen Gehölz N 15* W und fallen 15 — 20* gegen WWS ein; dagegen besitzen die zu- nächst in NO anstehenden Schichten des Yariolit führenden Culm- Conglomerats, 160 m von der Obercarbon - Grenze entfernt, ein Streichen in N 55* W und fallen 80* in SW. Ebenso streichen die Felsen des Variolit-Conglomerats des Wachberges bei W der Karte und fallen 60* gegen SW. Im Steinbruch an der Nord- west - Ecke des erwähnten Gehölzes und südlich des Weges von der „Schönen Aussicht nach der Wilhelmshöhe" weisen die Ober- carbon-Schichten folgende Schichtenlage auf: Streichen N 20* W, Fallen 10* in WWS. Im zunächst angrenzenden Yariolit -Con- glomerat in der Umgebung des Schafferthals ist ein Streichen in N45*W und ein Fallen von 70* gegen SW" zu beobachten. Fast die gleiche Schichtenlage kommt den Schichten derselben Stufe bei der Annenhöhe in Salzbrunn zu, welche N55*W streichen und 55 — 65* gegen SW einfallen. Drei südlich des letzteren Punktes in Hartau gelegene Steinbrüche im Obercarbon zeigen fast schwebende Schichtenlage, und fallen die Schichten mit etwa 10* entweder gegen SW oder gegen NO ein. Auch westlich von Salzbrunn kommt die Discordanz zwischen Culm und Obercarbon zur Geltung, denn das Obercarbon im Steinbruch beim Kirchhof Conradsthal streicht N65*W und fällt 5 — 10" gegen SW ein; die nächsten allerdings etwas entfernter liegenden und gut aufgeschlossenen Culmschichten, namentlich in der Nähe der Yariolit führenden Conglomerate, beispielsweise am Hügel 462,2 streichen 0-W und fallen 60 * gegen S ein. Die Culmschichten im 177- Bahiieinschnitt nordwestlich der Haltestelle CoiiradstUal weisen ein Streichen in 0-W und ein Fallen von 30 — 35" in S auf, wäh- lend das Obercarbon in den Einschnitten bei der Haltestelle Conradsthal bei gleichem Streichen nur mit 15" gegen S einfällt. Diese fluche Meigung behalten die Obercarbon - Schichten auch in grösserer Entfernung von der Culnigrenze bei. wie in den Stein- brüchen südlich Couradsthal zu erkennen ist. Die hier niedergelegten Beobachtungen beweisen auch, dass die steile Aufrichtung der Culmschichten in der unter- suchten Gegend schon vor Ablagerung des Obercarbon erfolgt ist. Wenn auch bei dieser Annahme die Möglichkei übrig bleibt, dass bei der ersten Aufrichtung der Culmschichten der gegen- wärtig zu beobachtende Grad der Steilheit nicht erreicht wurde, so bleibt diese früher nicht erkannte und gewürdigte Thatsache doch bestehen; im P^inzelnen muss sie noch durch Special-Unter- suchung begründet werden. Eine Reihe von Beobachtungen liegen jedoch schon jetzt zur weiteren Beurtheilung der Frage vor. Zu- nächst sei daran erinnert, dass die kleine, im Neuhäuser Schloss- berg aus dem höheren Obercarbon, den Schatzla'er Schichten Stur's hervorragende Culmpartic ungleichförmig von den letzteren umlagert wird; denn die norclsüdlich streichenden Culmschichten fallen sai- ger. und die Carbonsrhichten fallen flach (10 — 15") nach W ein. Diese isolirte Culmpartie beweist ferner, dass vor Ablagerung sämmtlicher Stufen des Obercarbons eine bedeutende Abtragung des Culms zwischen dem Neuhäuser Vorkommen einerseits und dem jetzigen Hauptculm- Areale bei Altwasser - Salzbrunn stattge- i'unden habe, und dass somit unter dem productiven Kohlengebirge der Waldenburger Gegend Culm, und zwar in abweichender und wahrscheinlich ebenfalls in stark aufgerichteter Lagerung zu er- warten ist. Die ungleichförmige Auflagerung des Obercarbons ist von mir in anderen Theilen des niederschlesisch-böhmischen Bek- kens auch beobachtet worden. In der Ebersdorfer (hier auch von TiETZE^) beobachtet) und Gabersdorfer Bucht greift Ober-Carbon über verhältnissmässig alte Culmschichten über. Nach den Ergebnissen der Untersuchung kann mit grosser Wahrscheinlichkeit die Behauptung aufgestellt werden, dass die Discordanz zwischen Culm und Obercarbon im ganzen nieder- schlesisch-böhmischen Becken vorhanden sei-). ') K. TiETZE. Uebcr die devonischen Schichten bei Ebersdorf un- weit Neurode in der Grafschaft Glatz, 1870, p. 4. -) Mit der weiteren Verfolgung und Festlegung dieser Discordanz Itiii ich gegenwärtig beschäftigt und hoffe, die Resultate dieser Unter- suchung in einer grösseren Abhandlung im nächsten Winter zusammen- fassen zu können. E. D. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1. ] 2 178 Herr E. Zimmermann legte ein neues, ihm durch einen zuverlässigen Sammler zugegangenes Exemplar des Ammonifes (Ptychiies) Drix Giebel vor. Dasselbe stammt aus dem Schaumkalk (m u 2 y^ der geologischen Karte) von der Diebs- krippe bei Wöllnitz unweit Jena. Es zeichnet sich bei vortrett- licher Erhaltung des letzten Umgangs durch besondere Grösse aus (mindestens I6Y2 cm an der Wohnkammer bis zum Mittel- punkt des Nabels), gegen die das grösste im Berliner Museum für Naturkunde aufbewahrte Exemplar aus Rüdersdorf allerdings wenig zurticksteht. Das vorliegende Stück hat die königl. geo- logische Landesanstalt erworben. Herr Ebekt sprach über einen neuen Aufschluss in der Steinkohlenformation Oberschlesiens. Durch F. RcEMER wurde der marine Fauna führende Hori- zont im Liegenden des Sattelflötzes an melireren Orten Obcr- schlesiens nacligewiesen und damit ein wichtiger Anlialtspunkt für die Gliederung der oberschlesischen Steinkohlenformation gegeben. Sodann parallelisirte Stur, namentlich auf die pflanzlichen Reste hin, die Schichten des oberschlesischen Steinkolilenbeckens mit denen des Ostrauer Reviers und gelangte zu dem Schluss, dass die Sattelflötzgruppe gleichalterig mit der V + IV Gruppe seiner Ostrauer Schichten sei. Er nahm als Grenze zwischen Ostrauer und Schatzlarer Schichten in Oberschlesien das Einsiedelflötz an. KossMANN und JuNGHANN machten uns dann mit den Schichten im Liegenden des Sattelflötzes bis zu dem Andreasflötz auf der Königs- und Grätin Laura-Grube bekannt, und es gelang Kossmann, fünf Horizonte mit mariner Fauna in diesen Scliichten nach- zuweisen, welche durch Schichten mit pflanzlichen Resten und brackischen Conchylien von einander getrennt werden. Seitdem ist die Gliederung der Schichten des oberschlesischen Steinkohlen- beckens auf paläontologischer Grundlage nicht weiter gerückt. Der sog. „Muschel-führende'-' Horizont Rcemer's ist an einer Reihe von weiteren Punkten nachgewiesen worden und scheint durchweg das Niveau von 15 — 25 m unter dem Sattelflötz inne zu halten. Die Schichten des Rybnicker Reviers, aus dem durch Weiss ebenfalls marine Ostrauer Fauna (in den Loslauer Bohrlöchern) nachgewiesen wurde, Hessen sich bisher aber noch nicht in sichere Beziehung zu den Zabrze-Königshütter Flötzzuge bringen und ist die Frage noch eine offene, ob dieser Horizont mit mariner J'auna mit dem Rcemer' sehen Muschelhorizont ident ist oder einem tie- feren Niveau angehört. Unter diesen Umständen ist jeder Aufschluss, auch der ge- 179 ringste, in dem Liegenden des Sattelflötzes resp. Andreasflötzes, namentlich wenn er Versteinerungen ergiebt, von Wichtigkeit. In neuerer Zeit ist nun der Kronprinzschacht der Giesche- Grube bei Schoppinitz bis auf ca. 190 m im Liegenden des Sattelflötzes niedergeführt worden. Ich erhielt durch die Güte des Herrn Director Bernhardi und der Bergverwaltung in Schop- pinitz nicht nur das genaue Profil der durchsunkenen Schichten, sondern auch Gebirgsproben , und spreche ich den Herren hier nochmals meinen verbindlichsten Dank für ihr freundliches Ent- gegenkommen aus. Es fanden sich unter dem Sattelflötz dort: 1. 8,0 Meter Schiefer. 2. 5,0 > Sandstein, 3. 7,0 ^ Schiefer, theilweise mit Sphäro- sideriten, 4. 1.75 ,, Sandstein, 5. 0.25 „ Kohle. 6. 0,75 „ Schiefer, 7. 0.25 „ Kohle, 8. 4,0 „ Schiefer. 9. 1.50 „ Sandstein. 10. 2,0 „ Schiefer, 11. 20,0 „ Sandstein, 12. 16.20 . Schiefer. 13. 1,0 „ Kohle. 14. 0.80 „ Sandstein, 15. 4,70 „ Schiefer, 16. 6,30 „ Sandstein, 17. 0,20 „ Kohle, 18. 4,80 „ schiefriger Sandstein, 15. 1,20 „ Kohle, 20. 12,30 „ Schiefer. 21. 0,30 „ Kohle, 22. 21,70 „ Sandstein, 23. 6,50 „ Schiefer, 24. 1,50 „ Kohle = Andreasflötz. 25. 2,0 „ Schiefer, 26. 2,0 ,, schiefriger Sandstein, 27. 15,0 „ Sandstein, 28. 1,50 „ Schiefer, 29. 0.20 „ Kohle, 30. 7,25 „ Schiefer, 31. 0,50 , Kohle, 180 32. 0,70 Meter Schiefer, 33. 0,60 ^ Sandstein, 34. 0,30 :■) desgl., schieferig. 35. 12,25 ., Sandstein. 36. 1,65 - dunkel grauer, feinkörniger Sand- stein, 37. 0,80 •n feinkörniger Sandstein, 38. 1,00 •n Schiefer. 39. 2,15 ^ schiefriger Sandstein, 40. 4,85 ., Schiefer, 41. 0,70 VI Sandstein, 42. 2,50 •n fester, grauer Schiefer. 43. noch nicht durchsunken, Schiefer. Ich erhielt Proben aus den Schichten No. 3. 36, 39, 40. 42 und 43. Aus Schicht 3 konnten mir auf meine Anfrage hin noch einige Sphärosiderite zugesandt werden.. In ihnen fand ich Cri- noidenstielglieder, jY^cw^a -Reste, sowie andere, aber unbestimm- bare Muschel- resp. Schneckenreste. In Schicht 3 dürfte somit, dem Niveau entsprechend, der Ra^MEu'sche Horizont vorliegen. Die Schichten 5 — 7 dürften demgemäss als Aequivalent des sogen. Muschelflötzes anzusehen sein. Dass Schicht 24 das Andreasflötz ist. geht aus den Lage- rungsverhältnissen hervor, ist auch dem Niveau nach denkbar. In Schicht 42 fand sich ausser undeutlichen Pflanzenresten ein schönes Exemplar der typischen Leitpflanze der Ostrauer Schichten, des Sp]ieno]jhuUum fei/en-itiium, und Siigmaria sp. In Schicht 43 Lingula m/jfüoides Sow. in grosser Menge, ausserdem Kalksteinknollen. Herr Bp:rendt sprach: Üeber die von Prof. Schreiber vorgelegten Stücke aus der Oberfläche der Grauwacke von Magdeburg. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. w. 0. Beyrich. Dames. Koken. Druck von J. F. Starcke in Berlin. der Deutschen geologischen Gesellschaft. 2. Heft (April, Mai, Juni) 1890. A. Autsätze. 1. Die phonolithisclien Gesteine des Laacher- see-Gebiets und der Hohen Eifel. Von Herrn A. Martin in Bonn. Seit Jahrhunderten sind die im Laachersee-Gebiete auftreten- den Tuff- und Lavamassen Gegenstand ausgedehnten Steinbruch- betriebs gewesen, der für die Bevölkerung von ausserordentlicher wirthschaftlicher Bedeutung war und noch zur Zeit ist. Es ist natürlich, dass die Literatur^), die, soweit mir be- kannt geworden ist, bis in die letzte Hälfte des vorigen Jahr- hunderts zurückreicht, sich Anfangs vorwiegend mit diesen Vor- kommen beschäftigte und die in der Gegend weniger verbreiteten und verhältnissmässig technisch selten verwendeten Leucitophyre vernachlässigte. Kurze Angaben über dieselben linden sich bei NosE^), Steiningek^), van der Wyck^), Schulze'') und Nöc^ge- RATH®). ') Siehe die sorgfältigen Zusammenstellungen bei von Decken: Geognostischer P'ührer zu dem Laachersee und seiner Umgebung, Bonn 18G4; bei von Decken und R.\uff: Geologische und mineralogische Literatur der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen. Yerhandl. des naturh. Vereins der Preuss. Rheinlande, Westfalens und des Regierungs- bezirks Osnabrück, Bd. 44. 2, p. 181. ■') Nose: Orographische Briefe über das Siebengebirge und die benachbarten z. Th. vulkanischen Gegenden an beiden Ufern dos Niederrheins. Bd. 1. Frankfurt a. M. 1789. Bd. 2, ebenda, 1791. *) Steininger: Die erloschenen Vulkane der Eifel und am Nieder- rhein. Mainz 1820. — Ders., Geognostische Beschreibung der Eifel. Trier 1853. *) VON DER Wvck: Uebersicht der rheinischen und Eifeler er- loschenen Vulkane u. s. w. Bonn 1826. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2, 13 182 Erst VON Oeynhausen hat diese Gesteine in seiner 1847 mit Erläuterungen veröffentlicliten Karte des Laachersee-Gebiets in ausgedehnterem Maasse berücksichtigt. Sorgfältige Studien machte auch VON Decken, der seine Beobachtungen in dem geognostischen Führer zum Laacher See resp. zur Vulkanreihe der Vorder- eifel etc. niedergelegt hat. Anfang der sechsziger Jahre unter- nahm VOM Rath eine Reihe sehr mühsamer Untersuchungen^), vornehmlich über die petrographische und chemische Zsammen- setzung der Leucitophyre , die bis dahin so gut wie gar nicht bekannt waren. Eine Bestätigung und Ergänzung fanden dieselben durch die mikroskopischen Analysen Zirkel's^). Für die systema- tische Zusammengehörigkeit der verschiedenen Vorkommen ist ein schon vor der ZiRKEi/schen Arbeit erschienener Aufsatz von Laspeyres ^) bedeutsam , in dem der Autor auf Grund der Unter- suchungen VOM Rath's, auf dem Wege chemischer Speculation die innige Verwandtschaft derselben darthat. Der Darstellung des Laachersee-Gebiets auf der grossen VON Dechen' sehen geologischen Karte der Rheinprovinz und West- falens (1 : 80000) wurden bis auf einige, die Tuffe betreffende, Veränderungen die Aufnahmen von Oeynhausen' s zu Grunde ge- legt^"). Die Erläuterungen derselben geben auszugsweise die Resultate der bis zu ihrer Veröffentlichung gemachten Forschungen. Abgesehen von kurzen, denselben Zweck verfolgenden, theils mit kritischen Bemerkungen versehenen Darstellungen in den Lehr- büchern von Zirkel, Rosenbusch und Roth sind meines Wissens seit 1868 nur einzelne Vorkommen betreffende Notizen veröffent- licht worden, welche an geeigneter Stelle ihre Erwähnung finden werden. Was das Vorkommen phonolithischer Gesteine in der Hohen Eifel betrifft, so ist als solches nur das Gestein des Seibergs bei Quiddelbach^^) von der grösseren Zahl der dasselbe behandelnden *) Schulze: Die Mühlsteinbrüclie zwischen Mayen und dem Laachersee. Karsten's Archiv für Bergbau und Hüttonwesen. 1828. Bd. 17, p. 386. *) NöaGERATH: Zur architektonischen Minei'alogie der Prcussischen Rheinprovinz. Karstens und von Dechen's Arcb. f. Mineralogie, Geologie u. s. w. 1844. ') Diese Zeitschrift Bd. 12 p. 29, Bd. 14 p. 65, Bd. 16 p. 73. ») Ebenda Bd. 20 p. 122. «) Ebenda Bd. 18 p. 311. '") Begleitw. z. geol Uebersichtskarte der Rheinprovinz und West- falens, p. 39. ") Nicht zu verwechseln mit dem Gestein des Seibergs im Riedener Thale, welches als „Leucitophyr vom Seiberg" in der Literatur be- schrieben worden ist. isa Autoren angesprochen worden, zuletzt von Rosenbusch in der neuen Auflage seiner „Massigen Gesteine". Meine Arbeit will unter Berücksichtigung der vorhandenen Literatur auf Grund eigener, an authentischem, selbst gesammeltem Material gemachten Untersuchungen eine vergleichende Darstellung der petrographischen Verhältnisse sämmtlicher bekannten Vor- kommen phonolithischer Gesteine des Laachersee-Gebiets und der Hohen Eitel geben. Ich hielt eine neue, von diesem Gesichts- punkte aus unternommene Bearbeitung des Stoffs trotz mannich- facher Studien von berufener Seite niciit für unlohnend, da einer- seits bei der grossen Zerstreuung der einzehien Angaben eine zusammenfassende Schilderung dieser interessanten Gesteinsgruppe für die genaue Kenntniss derselben erforderlich, andererseits eine Revision bei der geringen Uebereinstinunung in den Beobachtungen verschiedener Autoren dringend geboten erschien. Von der Darstellung der Lagerungsverhältnisse konnte Ab- stand genommen werden, nachdem eine wiederholte Begehung des Gebiets nui- die Bestätigung der sorgfältigen und eingf^henden Beobachtungen von Dechrn's und vom Rath's brachte. Wenige unwesentliche Ergänzungen habe ich den einleitenden, die allge- meinen geologischen Verhältnisse betrettenden Bemerkungen beigefügt. In der Nähe der phonolithischen Gesteine anstehende Eruptiv- gesteine wurden, sobald irgend welche Beziehung zwischen beiden vermuthet werden konnte, mit in den Kreis der Untersuchung gezogen. Die Resultate haben ihren Platz in einem Anhang gefunden. Für die vorhandenen Bauschanalysen gebe ich die Literatur- nachweise. Da die zu ersteren benutzte Substanz und die von mir untersuchten Dünnschliffe von verschiedenem Gesteinsmaterial stammten, so konnten ihre Resultate nicht zur Deutung und Ver- vollständigung der mikroskopischen Beobachtungen herangezogen werden. Dieselben geben lediglich ein allgemeines, durch mannig- fache Verwitterungseinflüsse getrübtes Bild des ursprünglichen Gesteinsmagmas. Als Vergleichsmaterial diente eine Reihe von Schliffen der Laachersee-Leucitophyre, welche jedoch meist zu allgemeine Orts- bezeichnungen trugen, als dass sie einem bestimmten Vorkommen zugesprochen werden komiten, ferner Schliffe des Hauynophyi's von Monte Vultur, des Gesteins vom Eichberg bei Rothweil im Kaiserstuhl und von Capo di Bove. Der Uebersicht halber will ich schon hier, ehe ich zui" Dar- stellung der Einzelheiten übergehe, die Hauptergebnisse meiner Untersuchungen in Kürze auftühren: 13* 184 1. Für die niederrheinischen Leucitophyre ist der Melanit klassiticatoriscli bedeutsam. Mit seinem Eintritt in die Gesteinszusammensetzung ist gewöhnlich sowohl eine che- mische, als auch petrographischc Veränderung verbunden. 2. Die sogenannten Leucittuffe des Laachersee-Gebiets gehören zu den Leucitophyren desselben. 3. Die Ausbrüche der Leucitophyre haben bis in die Zeit der Lössbildung gedauert; diese Gesteine gehören also, min- destens zum Theil, zu den jüngsten Producten vulkanischer Thätigkeit im Laachersee-Gebiete. 4. Die Ausbruchsstelle für einen Theil der Leucittufte. ver- muthlich für die ganze grosse Partie bei Rieden, liegt im Riedener Kesselthale. 5. Das von verschiedenen Autoren theils als Trachyt. theils als Phonolith bestimmte Gestein des Seibergs bei Quiddel- bach ist ein echter Phonolith. 6. Die Hannebacher Ley besteht aus einheitlichem Gestein, welches den Nepheliniten zuzurechnen ist. I. Die Leucitophyre des Laachersee-Gebiets. I. Die aligemeinen geologischen Verhältnisse^). Die Leucitophyre finden sich in dem Quellgebiete des Yinxt- und Brohlbachs und der linken Zuflüsse der Nette, westlich und nordwestlich des Laachersees. — welches den nordöstlichen Theil des sich nach dem Rheine sanft abdachenden Eifler Tafellandes bildet. Eine Linie von der Form einer gestreckten Ellipse, deren grössere Axe bei einem Streichen von SO. nach XAV. etwa 1 o km lang ist , während ihre Breite 6 km beträgt , umschliesst sännntliche Vorkommen. Soweit die bisherigen Untersuchungen reichen, besteht das Grundgebirge der ganzen Gegend aus ver- steinerungsarmen, dem Devon angehörenden Grauwacken und Thon- schiefern, die gleichförmig von NO. nach SW. streichen und in Mulden und Sätteln gefaltet nach entgegengesetzten Richtungen einfallen. Das Devon bildet sanft gerundete, plateauartige Bergrücken ^) Vergl. die von DECHEN'sche Karte 1 : 80000, Section Mayen, nach der die nebenstehende Skizze angefertigt wurde. Die bei den einzelnen Vorkommen in eckigen Klammem beigesetzten Zahlen be- ziehen sich auf die beigegebene Kartenskizze. Die von mir gesam- melten Belegstücke befinden sich im Aachener mineralogischen Insti- tute, in welchem aucli die benutzten mikroskopischen Präparate aufbe- wahrt werden. 185 Skizze. iil)cr dan Vorkoinin) Diese Zoitschr., XX, 131. *) Diese Zeitschr., XX. 135. Die im letzten Absätze sehr genau beschriebenen, jedoch in ihrer Natur noch nicht erkannten, Krystalle sind später als Apatit bestimmt worden. *) siehe p. 4.5. 196 Titanit. Melanit, Magneteisen bezw. Titaneisen und Apatit be- weisend zu sein, das nur noch im Perlerkopfgestein und dort viel zurücktretender vorhanden ist. Das Burgberger Gestein führt überhaupt kernen Melanit, Augit spärlich, Titanit sehr selten, Apatit fehlt, wie eben erwähnt, in meinen Dünnschlitfen ganz, obwohl ich in Rücksicht auf sein Auftreten in sehr verwandten Gesteinen (Schillkopf. Schillköpf- chen, ülbrück u. A.) dieses Fehlen nur als ein zufälliges, auf die untersuchten Schliffe beschränktes, annehmen möchte. Soweit ich aus der genauen Charakteristik der Augite, welche gut mit den Ergebnissen meiner Untersuchungen übereinstimmt, schliessen kann, hat Merian authentisches Material benutzt. Die Augit-Einsprenglinge , deren Grösse selten wenige Milli- meter überschreitet (ausnahmsweise erreichen dieselben an der Hardt 2,5 cm), sind vielfach tafelförmig nach der Quei-fläche ent- wickelt, nach welcher auch wiederholte Zwilliugsbildungen öfters auftreten. Die beobachteten Flächen entsprechen denen des basalti- schen Augits. Unter dem Mikroskop zeigen die meist zonar ge- bauten, grösseren Individuen (Hardt, Perlerkopf) hell grüne, oder nelkenbraune Kerne, die oft durch eine hellere Zone in den oben erwähnten, saftgrünen Mantel übergehen. Der Pleochroisraus der hell grünen Kerne ist ziemlich kräftig, für a grünlich graugelb, b grün. C bläulich grün, derjenige der Ränder ist sehr stark und bewegt sich in gleichen Farbentönen. Die braunen Kerne sind schwach pleochroitisch. a und b gelbgrau, c violettgrau. Die Auslöschungsschiefe auf der Längsfläche wurde im Maximum zu 43 " gemessen. (Nach Mann 30 ", nach Merian 45 "). Bei zonareni Bau ist eine deutliche Abnahme der Schiefe nach dem Rande zu bemerkbar (Für diesen letzteren würde die von Mann ^) angegebene Zahl wohl richtig sein). Durch die hierdurch er- wiesene Zusammensetzung der einzelnen Individuen aus Schaalen isomorpher Verbindungen mag möglicherweise die in manchen Punkten bestehende Abweichung in den Resultaten der beiden eben genaimten Autoren ihre Erldärung linden. An Einschlüssen beherbei'gen die Augite der Hardt und des Perlerkopfs zahlreich *) In Folge der irrigen Bestimmung der Schiefe seitens Mann's müssen die von ihm auf Grund des Vergleich letzterer mit den Re- sultaten der chemischen Analyse gemachten Schlussfolgerungen für die Augite des Hardter Gesteins wenigstens als unzutreffend bezeichnet werden. 197 grössere Glasmassen, ferner Kry stalle von Apatit, Magnetit, Melanit, Titanit, Nephelin und Nosean. an der Hardt auch Glimmer, in den übrigen Vorkommen sind die Krystalle meist einschlussfrei. In der Grundmasse tritt der Augit. wie erwähnt, vorwiegend in kleinen, saft- bis dunkel grünen Lappen auf. Scharfe krystallo- graphische Begrenzung ist selten. In Form feiner, nadeiförmiger Mikrolithe, die dann auch die Einsprenglinge durchdringen, findet er sich in den Vorkommen von Kieden-Altenberg. Lehrberg und Ramersbach besonders gut entwickelt. Hier scheint die Augit- ausscheidung lange Zeit neben der Auskrystallisirung der übrigen Bestandtheile vor sich gegangen zu sein. Der kranzförmigen Um- lagerung älterer Gemengtheile durch Augitmiki'olithe (Ocellar- Structur) ist schon oben gedacht worden. Der Melanit ist makroskopisch im Perlerkopfgestein in scharf ausgebildeten Rhombendodekaedern von 2 bis 3 mm Grösse, die oft eine gerade Abstumpfung der Kanten zeigen, vorhanden. Die- selben schälen sich vorzüglich aus dem verwitterten Gesteine, das massenhaft in den Tuffen der südlichen Steinbrucheinfahrt liegt, heraus. Mikroskopisch sind zwei Ausbildungsweisen, zwischen denen Uebergänge vorhanden sind, zu unterscheiden: in scharfen, fast durchweg sehr kleinen Kryställchen (Schorenberg, Rieden-Alten- berg, Hardt, Perlerkopf) und in gerundeten, stets grösseren, oft lappenförmig entwickelten. Körnern. Die Farbe des Melanits ist eine satt braune; die Durchschnitte sind vollkommen isotrop und zeigen nui" manchmal den für Melanit gewöhnlicli als charakte- ristisch aufgeführten zonaren Aufbau ^). Als Einschluss wurde Apatit beobachtet. (Hardt, Perlerkopf j. Wie sich aus den weiter unten citirten Analysen ergiebt, ist das Auftreten von Melanit in den niederrheinischen Leucitophyren an ein gewisses Vorwalten der Basen gegenüber der Kieselsäure im Gestein gebunden^). Sobald von vornherein im Gesteinsmagma der Gehalt an letzterer überwiegt, oder durch Ausscheiden der Gemengtheile von stark basischer Zusammensetzung der Schmelz- fluss saurer geworden ist, scheinen nur die Bedingungen für die Bildung des Augits gegeben zu sein. Abgesehen von dem, soweit ich beobachtet habe, stets jüngeren Alter des letzteren im Vergleiche zu dem des Melanits, sprechen vor Allem die synthetischen Ver- suche von FouQUE und Michel -Levy^) für obige Annahme ») Vergl. Sauek über die Melanite der Obei-wiesenthaler Leucito phyre und Phonolithe. Erl. z. geol. Specialkarte Sachsens. Sect. Wiesenthal, p. 58. ') Siehe Anmerkung 3 zu p. 199. *) Synthese des mineraux, p. 63, 64. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2. 14 198 Diese beiden Forscher erhielten beim Zusammenschmelzen von Augit und Nephelin im Verhältniss von 1.3 : 3 ein mikrolithisches Gemenge der beiden Componenten, während bei Verminderung des Augits bis zum Verhältniss von 1 : 10 sich schöne Krystalle von Nephelin, Oktaeder von Spinell und isotrope bräunliche Melanit- dodekaeder ausschieden. Der Glimmer spielt in den Leucitophyren eine geringe Rolle; bis auf das Gestein des Perlerkopfes ist er zwar überall, aber in sehr unbedeutender Menge vertreten. In grösseren, manchmal einige Centimeter messenden Krystallen findet er sich im Hardter Gestein und den eigenthümlichen Auswürflingen des Königsthals und des Weges Laach-Rieden ^). Unter dem Mikroskop zeigt er sich kräftig pleochroitisch; die Richtung der stärksten Absorption liegt parallel der Spaltbarkeit. Der Axenwinkel ist klein, aber deutlich wahrnehmbar. An Einschlüssen enthält er vielfach sehr reichlich ausgeschiedene, opake Körnchen, die manchmal blätter- oder streifenartig angeordnet sind. Magmatische Resorption unter Umwandlung in Augit bis zum völligen Verschwinden des Glim- mers ist nicht selten. Die Verbreitung des Titanits ist in den Gesteinen eine ver- schiedene. Sehr reichlich ist er im Hardt- und Perlerkopfgestein vorhanden, wo er gern in gut ausgebildeten Berührungszwillingen nach OP (001) auftritt. Der Apatit findet sich weniger in langen, quer gegliederten Nadeln, als vorwiegend in kurzen, säulenförmigen Krystallen und kleinen, gerundeten Körnern von bestäubtem Aussehen. Auffallend reichhch betheiligt er sich an der Zusammensetzung des Gesteins der Hardt und des Perlerkopfs, in denen die Individuen oft meh- rere Zehntel Millimeter Länge messen. Der Magnetit ist nur in wenigen Körnern vorhanden, die selten makroskopische Grösse erreichen; eine Ausnahme bilden die schon öfters erwähnten - Auswürflinge des Königsthals, in denen dieses Mineral einen wesentlichen Gesteinsgemengtheil ausmacht. Die Grundmasse der Leucitophyre besteht in den meisten Vorkommen aus Nephelin und Sanidin. denen sich in wechselnder Menge Augit und Leucit zugesellen. Die Ausbildung derselben ist vielfach eine ausserordentlich feinkörnige (wie schon erwähnt: Burgberg, dann Rieden-Nudenthal. Schillkopf, Schillköpfchen). Bei stärkster Vergrösserung sieht man eine wasserklare, lichtgelbe Masse, die die einzelnen, meist gut begi-enzten Kryställchen in dünnster Schicht umhüllt. Eine Prüfung auf ihr Verhalten zwischen gekreuzten Nicols ist bei der grossen Lichtschwäche des Bildes ^) Vergl. Anmerkung 3, p. 189. 199 sehr schwer auszufüliren und ihr Resultat nur zu leicht von sub- jectiver Auffassung abhängig, Soweit ich es beurtheilen konnte, war diese (rlasbasis (?) in allen Vorkommen vorhanden und isotrop. Entglasungsproducte habe ich nicht beobachtet; da überall in den Gesteinen durch Verwitterung staubförmige opake Körnchen aus- geschieden sind, so ist leicht eine Verwechslung dieser mit globu- litischen Bildungen möglich. Letztere werden von Rosenbusch ^) im Olbrücker Gestein angegeben. Als besonders Glas führend werden das letztere (ibid.) und das Vorkommen vom Engeler- kopf genannt^). 3. Eintheilung der niederrheinischen Leucitophyre. Die Leucitophyre unseres Gebietes gliedern sich in zwei Hauptgruppen, welche sowohl durch ihre chemische Zusammen- setzung als auch ihre petrographischen Verhältnisse deutlich ge- schieden sind; mineralogisch thut sich dieser Unterschied durch einen Gehalt an Melanit kund, welchen letzteren ich deshalb für die niederrheinischen Leucitophyre classificatorisch zu verwenden vorschlage. Nach diesem Eintheilungsgi'unde würden zu den melanitfreien Leucitophyren — Gruppe I — das Vorkommen von Ramersbach, die Gruppe Wollscheid-Engeln mit Ausnahme des Perlerkopfs, der Burgberg und das Rieden-Nudenthalgestein, zu den Melanit führen- den — Gruppe II — der Perlerkopf und die im Riedener Kessel- thaie anstehenden Vorkommen vom Schorenberg, Rieden-Altenbei'g und von der Hardt gehören. Chemisch unterscheiden sich die beiden Gruppen durch den Gehalt an Si02, der bei den Gliedern jeder derselben, soweit es sich nach dem vorhandenen Analysenmaterial ^) beurtheilen lässt, sehr gut übereinstimmt. ^) Massige Gesteine, 2. Aufl., p. 620. ^) V. Decken, Erl. 2, p. 45. Wahrscheinlich ein Versehen des Setzers. Die Klammer soll wohl vor Engelerkopf stehen und bezöge sich dann auf Olbrück. ') Gruppe I: o/o Gehalt an Si 0„ Olbrück .... 54,02 VOM Rath, d. Zeitschr. XII, p. 38, XVI. 107. Engelerkopt . , 54,20 van Emster, diese Zeitschr. XVI, p. 109. Schillkopf . . . 53,30 „ „ „ „ „ „ "^"teif S!;S \ 53,54 VOM RATH, diese Zeitschr. XVI, p. 106. lose Blöcke . . ( ''^^^^ " " " " ^^^' ?" ^^^- Gruppe II: Schorenberg . . 49,18 vom Rath, diese Zeitschr. XVI, p. 100. Seiberg .... 48,25 „ „ „ „ X\l, p. 97. Perlerkopf . . . 48,95 „ „ „ „ XIV, p. 666. 14* 200 Derselbe beträgt für Gruppe I 53 — 54 7o. füi' Gruppe 11 48 — 49 7o- Die mannigfachen petrographischen Abweichungen finden auf den nächsten Seiten ihre Besprechung. a. Die melanitfreien Leucitophyre. Die Gesteine der einzelneu Vorkommen dieser Gruppe gleichen sich nach jeder Richtung so ausserordentlich, dass zur Vermeidung ermüdender Wiederholungen eine gemeinsame Schilderung ange- zeigt erscheint. Soweit besondere Eigenthünilichkeiten dieses oder jenes Gemengtheils oder sonstige Einzelheiten nicht schon oben erwähnt worden sind, finden sie hier ihre Berücksichtigung. In brauner oder grünlich brauner, (Engelerkopf, Lehrberg) phonolithartiger Grundmasse liegen reichlich 2 bis 3 mm grosse Einsprengunge von Nosean eingebettet, spärlicher solche von Sanidin, selten Augit. Magnetit. Titanit. Glimmer (etwas reich- licher Engelerkopf, Lehrberg) und Leucit') (Engelerkopf). Die Grundmasse überwiegt stets bedeutend gegenüber den Einspreng- ungen. Die Gesteine spalten gut in hellklingende Platten, die flach-muschligen Bruch zeigen. Bei eintretender Zersetzung bleichen dieselben aus (das Engelerkopfgestein wird hell blaugrün), werden unter Verlust ihrer Spaltbarkeit erdig und erhalten, in Folge der Auswitterung der Noseane, ein löchriges, zerfressenes Aussehen. Beim Olbrücker Gestein treten die bis dahin in der Grundmasse versteckteiv Leucite als kleine Punkte hervor. Mikroskopischer Befund: die Grundraasse besteht in der Hauptsache aus einem sehr feinkörnigen Gemenge von Nephelin- kryställchen und Sanidinleisten, zu denen sich zurücktretend Leucite und grüne Augitmikrolithe gesellen. An Einsprenglingen sind in erster Linie Leucit, Nephelin und Nosean zu nennen, letzterer meist in schon makroskopisch sichtbaren Lidividuen, ferner Sanidin. spärlicher Augit. Ganz untergeordnet treten Mag- netit. Glimmer und Apatit auf. Auch unter dem Mikroskop ist ein unzweifelhaftes Vorwalten der Grundmasse zu constatiren, von der sich, gleichsam wie von einem Teppich, die einzelnen Ein- sprengunge abheben. An grösseren Einschlüssen sedimentärer Ge- steinstrümmer sind das Olbrücker -j und das Stevelskopfer ^) Gestein reich. Eigenthümliche, oft über faustgrosse Einschlüsse, die nach der mikroskopischen Untersuchung vorwiegend aus stark ver- ändertem Glimmer, hell grünem Augit, — letzterei in selbststän- *) VOM Rath, diese Zeitschr. XII, 34, ^) Derselbe, ebenda, XII, 33, XYI, 103. 3) Derselbe, ebenda, XIY, 661, XYI. 103. 201 digen Krystalleii und als Uniwandlungsproduct an den Rändern der Glimmerblättchen — wenigen Magnetitkörnchen und sekun- därem, fasrigeni Natrolith bestehen, enthält das Vorkommen am Engelerkopt'M. Die Grenzen dieser Einschüsse gegen das Gestein sind überall sehr scharf abgesetzt. Was ihr Verhältniss zu dem Leucitophyr betriift. so glaube ich. dass dieselben als erste, feste Ausscheidungen aus dem Gesteinsflusse aufzufassen sind; jedenfalls deutet die eben erwähnte starke Veränderung des Glimmers auf eine energische Einwirkung des Magmas hin, welche durch obige Annahme ihre natürliche Erklärung fände. (Literatur siehe Anni. 2). b. Die Melanit führenden Leucitophyre. Die vier hierher gehörenden Abarten zeigen in ihrem äus- seren Habitus kaum irgend eine Aehnlichkeit. Das Gestein von Rieden-Altenberg ist blaugrün, wenn etwas verwittert, bräunlich und grauwackenähnlich mit kaum hervortretenden Einsprengungen; das Schorenberger nähert sich in seinem Aussehen etwas dem des Engelerkopfs. In graugrüner Grundmasse liegen zahllose Ein- sprengunge von Nosean und Leucit, letztere meist in nur mit der Lupe sichtbaren Individuen, seltener in grösseren Krystallen (4 mm). 1) VOM Rath, diese Zeitschr. XIV, 661, XVI, 103. 2) 01b rück: vom Rath, diese Zeitschr. XII, p. 33. — Zirkel, d. Zeitschr. XX, p. 122. — Weiss, Feldspatlibilduug, p. 75. — Zirkel, Min. u. Gest., p. 397. — von Dechen, Laachersee, p. 594. ; Erl. 2, p. 46. — Rosenbusch, Phvsiogr., 2. Aufl. I, 279, II, 609, 620, 629. Referat über Föhr, N. J. 'l882, 1, p. 413. — Roth, Geol. 2, p. 270. — VON Chrustschoff, N. J. 1886, 2, p. 183 bis 184. — Cohen, Mikroph. t. X, f. 1 u. 2. — Fouque et Michel Levy, Miner. microg. Planches LI. — Stevelskopf: vom Rath, diese Zeitschr. XIV, p. 661, XVI, p. 102. — Engelerkopf: vom Rath, diese Zeitschr., XII, p. 34, XIV, p. 661, XVI, p. 102. — von Decken, Laachersee, p. 202, 594.; Erl. 2, p. 45. — Rosenbusch, Mass. Gest., 2. Aufl., p. 629. — Schillkopf: vom Rath, d. Zeitschr., XIV, p. 660, XVI, p. 102. — von Decken, Laachersee, p. 203, 594. ; Erl. 2, p. 45. — Rosen- busch, Massige Gest., 2. Aufl., p. 629. — Lehrberg: von Decken, Laachersee, p. 203, 594. — Zirkel, diese Zeitschr. XX, p. 127; Min. u. Gest., p. 398. — Rosenbusch, Massige Gest., 2. Aufl., p. 629. — Burgberg: Steininger, Eifel, p. 102. — von Decken, Laachersee, p. 141, 594. — vom Rath, diese Zeitschr. XII, p. 39, XVI, p. 102, spec. 105. — Weiss, Feldspatlibilduug, p. 70. — Rosenbusch, Massige Gest., 2. Aufl., p. 29. [Die Angaben Zirkel"s, diese Zeitschr. XX, p. 130; Miner. u. Gest., p. 398; PoGG. Ann., p. L31, 319, ebenso P. Mann's N. J. 1884, 2, p. 197 beziehen sieh auf Hardter Vorkommen — Roth's Notiz, Geol. 2, p. 270, da auf den citirten Arbeiten be ruhend, gleichfalls irrig] Cohen, Mikroph. t. LVIII, f. 3. (Nosean). 202 Hier und da findet sich ein Sanidinsäulchen . ganz vereinzelt ein Titanit- oder Magnetitkorn. Das Perlerkopfgestein ist dunkel grau, von sehr feinkörniger, scheinbar holokrystalliner. manchmal poröser Structur. Die Grösse der einzelnen Gemengtheile überschreitet selten 1 mm. Mit der Lupe sind zu unterscheiden: Sanidin. Nosean und Augit. die sich gleichmässig an dem Aufbau des Gesteins betheiligen, ferner Melanit, selten Titanit und Magnetit. — Das Hardter Vorkommen zeigt eine porphyrische Structur. In einer sehr feinkörnigen, hell grauen, stark zurücktretenden Grundmasse liegen eng an ein- ander gedi'ängt etwa 2 bis 3 mm grosse Krystalle von Sanidin, Augit, Leucit, Nosean. vereinzelt Glimmer. Einzelne Einspreng- unge eiTcichen Dimensionen bis zu 5 cm. An Einschlüssen in diesem Gestein finden sich Stücke eines, den Königsthaler Aus- würflingen sehr gleichenden. Leucitophyrs. nach vom Rath^) auch „wesentlich aus Sanidin und Nosean bestehende Aggregatmassen, gewissen Laacher Auswürflingen ähnlich". Unter dem Mikroskop zeigen die Melanit führenden Gesteine im Gegensatz zu den melanitfreien eine selbst bei schwacher. Ver- grösserung sehr deutlich in ihren mineralogischen Bestandtheilen erkennbare Grundmasse. Dieselbe ist in den einzelnen Varietäten ziemlich mannigfaltig entwickelt. Im Hardter Gestein besteht sie vorwiegend aus kleinen Nephelinen und Sanidinleistchen, wenig mikrolithischem Augit, im Schorenberger aus Nephelin und Augit- säulchen und sehr zurücktretendem Sanidin; das Perlerkopfer und Rieden- Altenberger Gestein endlich hat imr wenig eigentliche Grund- masse; dieselbe wird meist durch grössere Sanidine ersetzt, in denen die übrigen Gemengtheile eingebettet sind^). Kleine Leucite finden sich wohl überall, ohne aber quantitativ irgend eine Be- deutung zu erlangen. — Ferner ist für die Gruppe H das Zurück- treten der Grundmasse gegenüber den Einsprengungen charakte- ristisch. Als solcher findet sich der Sanidin in mikroskopischen Krystallen an der Hardt und am Perlerkopf, sehr spärlich in den beiden anderen Vorkommen. Der Leucit herrscht im Schorenberger und Rieden-Altenberger Gestein; an der Hardt erscheint er in einzelnen gi'össeren Individuen, während er am Perlerkopf nur sehr untergeordnet ist. Nephelin ist in allen Vorkommen gut entwickelt; Nosean ist selten im Rieden - Altenberger , meist nur in makroskopischen Krystallen im Schorenberger Vorkommen vor- handen; Hardt und Perlerkopf führen ihn reichlich und in ver- >) Diese Zeitschr. X\l, p. 94. -) Siehe p. 192. 203 schiedenster Grösse. Der Augit tritt in der Gruppe II im All- gemeinen reichlicher als in den melauitfrcicn Gesteinen auf. Vor Allem herrscht er in den Yorkonnnen der Hardt und des Perler- kopfs, während er sich in dem Schorcnberger und Rieden-Alten- berger Gestein, in welchem die Ausbildung eine feinnadelförmige ist, mehr auf die Grundmassc beschränkt. Was den Melanit anbetrifft, so ist schon oben seiner doppelten Ausbildungsweise gedacht worden. Für das Hardt- und Perlerkopf-Vorkommen ist die Association Augit, Melanit. Titaiiit, Apatit und Magneteisen äusserst charakteristisch '). Der Gehalt an Titanit und Apatit ist hier ein ungewöhnlich hoher. Rosenbusch ^j erwähnt vom Perler- kopf Perowskit. Er hält die kleinen, braunen Oktaeder, die im Dünnschliffe zu beobachten sind, für dieses Mineral und sieht in seinem Auftreten einen Hinweis auf die verwandtschaftlichen Be- ziehungen der Leucitophyre zu den Leucittephriten und Leuci- titen. In meinen Präparaten sind die verhältnissmässig seltenen, viereckigen Durchschnitte in Farbe und optischem Verhalten in keiner Weise von den sechseckigen unterscliieden. deren Bestim- mung als Melanit von keiner Seite bisher angezweifelt worden ist. Ein Vergleich der fraglichen Kryställchen mit den als Pe- rowskit erwiesenen, bräunlichen, schwach doppelbrechenden, haken- förmigen Fetzen im Gesteine der Hannebacher Ley lässt keine Aehnlichkeit zwischen beiden erkennen. Bei der Unlöslichkeit des Perowskits in Säuren war die endgültige Entscheidung dieser Frage nur auf chemischem Wege herbeizuführen. Eine gröbere Menge des sehr fein gepulverten Perlerkopf - Gesteins wurde zu- nächst mit Chlorwasserstoff, dann mit Fluorwasserstoff behandelt, wonach durchaus kein Rückstand zurückblieb. Hierdurch wird der Nachweis geliefert, dass Perowskit und auch Picotit, als welcher vielleickt die braunen Kryställchen angesprochen werden können, in dem Gesteine nicht vorhanden sind. Meiner Ansicht nach sind die scheinbar oktaedrischen, voUkonnuen isotropen, braunen Durchschnitte Melanite, deren Umrisse durch die Lage der Schliffebene bedingt sind. (Literatur siehe Anmerkung 8). 1) Siehe die Anmerkung auf p. 196. ^) Massige Gesteine, 2. Aufl., p. 630. *) Schorenberg: von Decken, Laachersee, pag. 142, 594.; Erl. 2, p. 45. — VOM Rath, diese Zeitsclir. XYI, p. 73, spec. p. 99. — Zirkel, diese Zeitschr. XX, p. 127; Min. u. Gest., p. 398. — Rosen- busch, Massige Gest., 2. Aufl., p. 629. — Hardt (Seiberg): von Dechen, Laachersee, p. 142 u. f., 594. — vom Rath, d. Zeitschr. XYI, p. 73, spec' 90. — Weiss, Feldspathbildung, p. 72. — Merian, N. J. B. B. III, p. 274. — Rosenbusch, Massige Gesteine, 2. Aufl., p. 629. 204 4. Das geologische Alter der Leucitophyre. Für die Altersbestiniimiiig der Leucitophyre ist durch die Lagerungsverhältnisse kein Aveiterer Anhalt gegeben, als dass die- selben die schon aufgerichteten Schichten des Devons zu einer Zeit durchbrochen haben, in der die Thalbildung kaum begonnen hatte. Hierfür beweisend ist das Olbrücker Vorkommen ^). Das auf der Grenze des Devons und des Leucitophyrs eingeschnittene Thal des Wollscheider Bachs umgiebt im Norden in nahezu rechtem Winkel den eruptiven Kegel, dessen Abhang steil nach den ersteren abfällt. Beim Bestehen des Thals zur Zeit des vulkanischen Aus- bruchs hätte ohne Zweifel eine Ausbreitung der Lava auf der Thalsohle stattfinden müssen, eine Aufthürmung wäre unter diesen Umständen undenkbar gewesen. Das Thal ist also erst nach der Eruption durch Erosion entstanden. Die Vorkommen am Seiberg und an der Hardt sind in Folge mangelhafter Aufschlüsse nicht geeignet, ein klares Urtheil über die Beziehungen zwischen Leucitophyr und den ihn umlagernden Tuffen zu gestatten. Obwohl der Gehalt an Leucit. den letztere führen, ebenso auch die zahlreichen, ihnen eingelagerten Blöcke von Leucitophyr die Zusammengehörigkeit vermuthen lassen, so fehlte bisher dafür der strenge Beweis. Für die Altersfrage der Leucitophjre aber wäi'c die Erbringung desselben mitentscheidend, da die Bildung der Leucittuffc in der Hauptsache als gleichzeitig mit der Lössablagerung. also in nachtertiärer Zeit, nachgewiesen ist^). — Eine Entscheidung dieser Frage versuchte ich auf mikro- skopischem Wege zu erlangen. Ausser den schon in den Leucittuffen bekannten Mineralien : Sanidin, Glimmer, Augit fand ich Nosean, Nephelin, Titanit, Apatit und Melanit, letzteren in den Tuffen von vier Stellen: in einem neu angelegten, kleinen Steinbruche, östlich vom Wege Obermendig - Forstberg , im Süden der Flur „ in der Erle " ; ferner in den einige hundert Schritt von einander entfernten Stein- brüchen der beiden Besitzer Bergweiler und Monreal; in der zwischen Forstberg und Sulzbuscli liegenden Flur „Hasenstoppel" und endlich in einem Block am nördlichen Fusse des Burg- — Vergl. Allgaben über Burgberg p. 201. — Perlerkopf: Nöggerath, Karsten's u. von Dechens Archiv 18, p. 472. — von Oeynhausen, Erl. p. 18. — VOM Eath, diese Zeitschr. XII, 31, XIV, 665. — von Dechen, Laachersee, p. 215 u. f., 596; Diese Zeitschr., XYll, p. 142. — Laspeyres, diese Zeitschr. XVIII, 311. — Zirkel, d. Zeitschr. XX, p. 133; Min. u. Gest., p. 398. — Rosenbusch, Massige Gest., p. 630. ') von Dechen, Laachersee, p. 210, 594. ^) von Decken, diese Zeitschr. XVII, p. 186—137. 205 bergs. Der vollkommen frische Melanit ist in der staubartigen Grundmasse des Tuffs eingebettet und gleicht in seiner Ausbil- dungsweise den grösseren, öfters gelappten Individuen des Hardt- und Perlerkopfgesteins. Selbst die charakteristische Verwachsung mit grünem Augit ist zu beobachten. Der vorzügliche Erhaltungs- zustand schliesst die Annahme der Auswitterung und des späteren Transports durch Wasser aus. Das Auftreten des Melanits in den Leucittuffen, welche sich augenscheinlich an primärer Lager- stätte befinden, ist, da kein anderes Gestein des Laachersee- Gebiets ausser den beschriebenen vier Leucitophyrvorkommen dieses Mineral enthält, für die Zusammengehörigkeit der Leucittuffe mit letzteren beweisend. Da, wie schon erwähnt, die Ausbildungs- weise des Melanits auf das Vorkommen von der Hardt und am Perlerkopf hinweist, letzteres aber, abgesehen von seiner örtlichen Entfernung, schon des reichlichen Glimmergehaltes der Tuffe wegen, nicht mit diesem in Beziehung gebracht werden kann, so sind die Leucittuffe der untersuchten Punkte insbesondere dem Hardter Vorkommen zuzurechnen. Die Schlüsse, welche sich aus diesen Thatsachen ergeben, sind schon in den einleitenden Bemerkungen erwähnt worden, so dass ich eine nochmalige Aufführung unter- lassen kann. Durch die oben erwiesene Thatsache, dass eine Ausbruchs- stelle der Leucittuffe im Riedener Thale liegt, gewinnt die öfters aufgestellte Hypothese, dieser Kessel sei ein dem Laachersee und dem Thale von Wehr gleichender Krater, an W^ahrscheinlichkeit. Die Leucitophyrfelsen des Schorenbergs , der Hardt und an den Wegen Rieden-Altenberg und Rieden-Nudenthal würden unter dieser Annahme ihre Erklärung als Lavamassen finden, die an der Zu- sammensetzung des Kraterrandes theilnehmen und von überla- gernden, jüngeren Tuffen durch Denudation theilweise entblösst worden sind, während sich der Burgberg als ein kleiner im Boden des Kraters aufgerichteter Kegel darstellt. Der Gänsehals würde dann als hoher Tuffwall anzusehen sein, welcher östlich und süd- östlich der Haupteruptionsstelle in Folge der herrschenden, in ihrer Richtung durch die Lage der See bestimmten West- und Nord- westwinde aufgethürmt worden ist. Die oben erwähnte, ausserordentlich übereinstimmende, che- mische Zusammensetzung der Melanit führenden Gesteine einerseits, der melanitfreien andererseits machen es sehr wahrscheinlich, dass die derselben Gruppe angehörenden Vorkommen gleichzeitige Bil- dungen sind. Für die Beantwortung der sich weiter aufdrängenden Frage über das relative Alter der beiden Varietäten habe ich keine Anhaltspunkte gefunden. 206 IL Der Phonolith des Seibergs bei Quiddelbach ^). [15] Der Seiberg, ein stumiofer, etwa 100 m hoher Kegel, liegt eine Stunde südlich von der Kreisstadt Adenau, bei dem Dorfe Quiddelbach, in einem kesselartig erweiterten Thale. Meines Wissens geschieht seiner in der Fachliteratur die erste Erwähnung im Jahre 1859 durch Zirkel^), auf dessen ausführliche Schilde- rung ich in Bezug auf die orographischen Verhältnisse verweise. Südöstlich vom Seiberg steht, nur durch wenige Meter Grau- wacke vom Phonolith getrennt. Basalt'') an; lose Blöcke eines scheinbar sehr ähnlichen Gesteins finden sich auf den Abhängen. Nach der mikroskopischen Untersuchung ist ersterer ein Plagioklas- basalt; letztere gehören einem Leucitbasalte "^j an. Das Selberger Gestein ist vorzüglich an der Westseite in grossen, an der Chaussee liegenden Steinbrüchen aufgeschlossen. Da stark wucherndes Unterholz oder Haidekraut die Abhänge bedecken, so tritt das- selbe spärlich zu Tage. Anstehend findet es sich noch an den kleinen, den plateauartigen Gipfel krönenden Kuppen, ferner am Westabhang und am Rande des sich im Süden um den Seiberg herumziehenden, durch ein Erosionsthal getrennten Walls In den Steinbrüchen der Westseite ist das Gestein in ungefüge Bänke abgesondert, die durch zwei nahezu senkrecht auf einander stehende Kluftsysteme in grosse Quader gespalten werden. Bei beginnender Verwitterung tritt eine platten förmige Absonderung stärker hervor, sodass das Gestein in Bezug auf seine Structur geradezu den Eindruck eines Schiefers macht. Aus vier Messungen der Fall- und Streichrichtung dieser Absonderung an den Kuppen des Berges zog Zirkel den Schluss, die Structur des gesammten Gesteinsmassivs sei die bei Phonolithen vorzüglich auftretende glockenförmige. Elf von mir an den verschiedensten Punkten vorgenommene Messungen haben ein festes Gesetz in dem Auf- bau nicht nachweisen lassen. Die Schwankungen sind ausser- ') Zirkel, diese Zeitschr. XI, p. 507. — Mitscherlich, lieber die vulk. Ersch. d. Eifel, p. 13. — v. Dechen, Laachersee, p. 12; diese Zeitschr. XVII, p. 85: Erl. 1, p. 59; Erl. 2, p. 44; Vordereifel, 2. Aufl., p. 259. — VOM Rath, diese Zeitschr. XVI, p. 112, XVIII, p. 580 Anm.; Verh. d. naturh. Vereins f. Rheinl. etc. 23, p. 46. — C. Emmons, on some phonolites from Velay and the Westerwald (Dissertation), Leipzig 1874, p. 28. — Rosenbusch, Mass. Gesteine, 1. Aufl., p. 223, 2. Aufl., p. 614 n. p. 620. — Busz, Verh. d. naturh. Vereins d. pr. Rheinl. etc., 42, p. 445. — Roth, Geol. 2, p. 258. — Analysen: partielle v. Zirkel, diese Zeitschr., XI, p. 534, vollständige von Dodge, mitgeth. in von Dechen, Vordereifel, 2. Aufl., p. 266. 1) Diese Zeitschr. XI, p. 509. ^) von Dechen, Vordereifel, p. 279, No. 41. ') Siehe Anhang. 207 ordentliche; so zeigte sich zwischen der Falh-ichtung an zwei kaum zwanzig Schritt von einander entfernten Punkten der höchsten, westlichen Kuppen ein Unterschied von eO*". Dass in einem und demselben Eruptivmassiv die Absonderung nicht eine durchweg gleichmässige ist. wird durch das ausgezeichnet aufgeschlossene Profil der Erpeler -Ley gegenüber von Remagen bewiesen. Hier scheinen verschiedene Abkühlungsflächen vorhanden gewesen zu sein. Während nach dem Gipfel zu die Basaltsäulen stark con- vcrgiren. zeigen in dem tieferen Theile mehrere gesonderte Partieen die Anordmuig sich nach oben ausbreitender Büschel. Ausser der plattenförmigen Absonderung tritt am Seiberg auch eine ausgezeichnet kugelige auf, die sich gleichfalls bei be- ginnender Verwitterung geltend macht. Losgelöste Schalen finden sich zahlreich in den westlichen Steinbrüchen. Das Gestein des Seibergs ^) zeigt deutlich porphyrische Structur. In überwiegender, dunkel grauer, fettglänzender Grundmasse von ebenem bis splittrigem Bruche liegen Einsprengunge von einer schwarzen, stark glän- zenden Hornblende, ferner spärlicher: Augite und Sanidine; un- regelraässig nesterweise auftretend Olivin. Titanit und Magnetit sind überall in kleinen Körnchen sparsam vorhanden. Die durch- schnittlich etwa centimeterlangen Hornblendesäulen treten scharf hervor und geben dem Gestein ein sehr charaktei'istisches Gepräge. Ihre Vertheilung scheint, ähnlich wie beim Olivin, eine nicht ganz gleichmässige zu sein. Am stärksten vertreten sind sie an der Westseite, nach dem Gipfel ist eine entschiedene Abnahme zu constatiren. — Als Seltenheit führt Zirkel Zirkon in kleinen, bräunlich rothen, gerundeten Körnchen auf: in Drusenräumen hat er Halbopal und fleischrothe, krystallinische Ueberzüge beobachtet, die er für Zeolithe hält. Nach Angabe Zirkel' s ist das Gestein des Gipfels von kleinen Analcimkrystallen durchsetzt. Es ist mir nicht geglückt, dieselben in dem von mir untersuchten Material nachzuweisen. — Einschlüsse von sedimentären Trümmern sind selten. Bei der mikroskopischen Untersuchung richtete sich natürlich das Hauptaugenmerk auf diejenigen Gemengtheile, über welche die *) Zirkel nahm eine Yerschiedonhcit dos Gesteins dos westlichen Theils einerseits, des höchsten Gipfels und des östlichen Theils anderer- seits an, ein Irrthum, den von Decken aufgeklärt hat. (1886. Vorder- eifel, p. 261). Aus der Fassung des betreffenden Absatzes scheint hervorzugehen, dass von Decken diese Berichtigung Emmons zuschriebe. In der Arbeit des letzteren (1874) findet diese Frage keine Berück- sichtigung. Noch im 2. Bande seiner Erläuterungen (1884, p. 44) hält VON Decken eine nähere Untersuchung für wünschens\Yerth, zu der er kurze Zeit darauf Busz angeregt hat. 208 Angaben der Autoren abweichen; es sind dieses Nephelin und Olivin. Ersterer wird von Roth ^) angegeben, Rosenbuscu^) ist im Zweifel, ob derselbe nicht gänzlich durch ein der Hauyngruppe zugehörendes Mineral verdrängt wird; Emmons erwähnt ihn nicht, Busz^) bemerkt endlich, dass er ihn nicht gefunden habe. Ebenso widersprechend lauten die Notizen über den Olivin. Zirkel'^) und MiTSCHERLiCH^'') haben ihn makroskopiscii beobachtet, ersterer sogar ziemlich häufig (er erwähnt auch die randliche ümwachsung mit Hornblende, die durch den mikroskopischen Befund bestätigt wird); Emmons (1. c, p. 31) fand ihn im Dünnschliff, während von den jüngsten Beobachtern Rosenbusch *"') in der ersten Auflage seiner „massigen Gesteine" eine Verwechslung mit farblosem Augit sei- tens der älteren Autoren annimmt, in der zweiten sich darauf be- schränkt, für Olivin Emmons zu citiren. Busz führt ihn nicht als Gemengtheil auf. Nach meinen Beobachtungen sind beide Minerale vorhanden. Der Nephelin ist nachweisbar als Einschluss in den grösseren Feldspathkry stallen. Emmons (1. c, p. 29) hatte recht- eckige und sechseckige Durchnitte in diesen bemerkt und sie, da „ein oder zwei der rechtwinkligen deutlich isotrop waren und eine Reihe von dunklen Strichen in der Mitte zeigten " für Nosean gehalten. Ohne Zweifel konnnt dieses Mineral in den Feldspathen eingeschlossen vor. Die überwiegende Zahl der Rechtecke möchte ich jedoch dem Nephelin zuschreiben. Mit Hülfe eines einge- schalteten Glimmerblättchens erwies sich eine grössere Anzahl derselben als doppelbrechend und parallel den Rändern auslöschend. Die in den Laachersee-Nephelinen so schön ausgebildete, rahmen- artige Mikrostructur ist allerdings nicht vorhanden, doch sieht man bei sehr starker Vergrösserung einzelne, den Kanten parallel geordnete Mikrolithe; auch tritt die Faserung bei beginnender Zersetzung gewöhnlich parallel der längeren Axe auf. Der Olivin ist in einem meiner Handstücke bei flüchtiger Zählung in 15 hanfkorn- bis kirschkerngrossen Individuen vor- handen. In den von mir durchgesehenen Dünnschlift'en habe ich ihn selbst nicht gefunden, häufig jedoch sind seine Umwandlungs- producte in unverkennbarer Ausbildung. Körner, die die charakte- ristischen Formen des Olivins zeigen, werden von einem System durch Serpentinfäserchen eingefasster Sprünge durchzogen; die entstehenden, abgegrenzten Felder sind von Kalkspath ausgefüllt, ') Geolog. 2, p. 258. ^) Massige Gesteine, 2. Aufl., p. 614. ^) Verh. d. naturh. Vereins d. pr. Rhein!, etc., 42, p. 448. *) Diese Zeitschr. XI, 522. *) Eifel, p. 13. «) Massige Gesteine, 1. Aufl., p. 223, 2. Aufl., p. 620. 209 in dem viel Eiseiioxydhydrate abgelagert sind. Die Durchschnitte sind regelmässig von Hornblendeblättchen eingefasst, welche rand- liche Umwandlung in Augit zeigen. In Bezug auf die übrigen Resultate der mikroskopischen Untersuchung kann ich mich kurz fassen, da dieselben mit den Busz' sehen Beobachtungen im Grossen und Ganzen übereinstimmen. Die Grundmasse besteht vorwiegend aus in Strömen geordneten, meist nach dem Karlsbader Gesetz verzwillingten Sanidinleistchen, denen sich ein hell grüner Augit und Magnetit in geringer Menge zugesellen. Ausser den schon erwähnten Einsprengungen sind noch Plagioklas, Nosean und Apatit zu erwähnen. Glimmer fehlt vollkommen. Die Sanidinie sind selten scharf umrandet, zeigen vielmehr die Einwirkungen chemischer Corrosion; auch Knickungen und Zerbrechungen in Folge von mechanischen Einflüssen sind überaus häufig. Zonare Bildung ist meist ausgezeichnet entwickelt. Spar- samer als die Sanidine treten die Plagioklase auf. die vielfach von Sanidinmänteln umhüllt sind. An Einschlüssen führen beide Feldspatharten in gleicher Weise alle übrigen Gemengtheile ; doch ist die Zahl der in einem Individuum auftretenden fremden Körner eine verhältnissmässig geringe. Die sehr stark pleochroitischen Hornblenden (Absorption c > b > a von dunkel braun bis hell gelb) haben beinahe durch- gängig dieselben mechanischen und chemischen Veränderungen wie die Feldspathe erfahren. Die Ränder der meist lang gestreckten Bruchstücke sind in ein Aggregat von hell grünen Augitmikrolithen umgewandelt, die vielfach (durchaus nicht immer, wie Busz meint) mit der Hornblende die Verticalaxe gemeinschaftlich haben. Bei mehr rundlich geformten Blättchen kommt auch häufig tangentiale Lagerung der Augite vor (Die zugleich erfolgende Ausscheidung von Magnetit findet in dem verschiedenen Verhältniss von Fe, Mg einerseits und Ca andererseits in Hornblende und Augit ihre leichte Erklärung^). Als Ursache der Corrosionserscheinungen an zuerst ausgeschiedenen Gemengtheilen führt Lagorio^), ausser der auch von anderen Autoren vielfach erwähnten, durch die Ausscheidung einer nachfolgenden Generation von Gemengtheilen veränderten, chemischen Zusammensetzung des Schmelzflusses, die bei der Krystallisation durch Zusammenziehung entstehende Temperatur- steigerung an. welche die lösende Wirkung des noch geschmolzenen Theils des Magmas erhöht. Neben dieser auf physikalischen Vorgängen beruhenden Erhöhung der Temperatur dürfte als weitere Wärmequelle die bei der Bildung der Minerale — als chemischer ^) Verhältniss von (Fe, Mg): Ca in Hornblende 3 : 1, in Augit 1 : 1, *) Tschermak's Mitth. VIII, 1887, p. 463. 210 exothermischer Verbindungen — freiwerdende Wärme in Anspruch zu nehmen sein. Die Hornblenden zeigen ausser der typischen, ausgezeichneten prismatischen Spahbarlimssteinen des Laachersee- Gebiets mittheilt. Es war mir sehr interessant, dieser Notiz zu entnehmen, dass Busz der Nachweis der Zusammengehörigkeit der Bimssteine und Leucitophyre gelungen ist. wodurch meine Unter- suchungen eine dankenswerthe Erweiterung erfahren. 217 2. lieber einig:e Spoiis^ien aus dem Ciivieri- Pläiier Ton Paderborn. Von Herrn Philipp Pocta in Prag. Hierzu Tafel VI — VIII. Anlässlich meiner Arbeiten in dem geologisch - paläontolo- gischen Institute der kgl. Universität zu Bonn erhielt ich von dem Director dieses Instituts. Herrn Prof. Dr. Cl. Schlüter, die in dortigen Sammlungen aufbewahrten und durchwegs von demselben selbst gesammelten Spongien aus dem Cuvieri - Pläner von Paderborn in Westfalen zur Bestimmung und wissenschaft- lichen Bearbeitung. Ich ergreife hier die Gelegenheit, Herrn Prof. Schi.l:ter für das Wohlwollen, das er mir in der ganzen Zeit meiner Arbeiten in Bonn entgegeubraclite . sowie für seinen werthvollen wissen- schaftlichen Rath, den er mir stets angedeihen liess, meinen ver- bindlichsten Dank auszuspi-echen. Desgleichen danke ich Herrn Assistenten Fried. Vogel für die mir erwiesenen freundschaft- lichen Dienste. Von jedem der mir mitgetheilten Stücke suchte ich durch Aetzung einzelner Partieen mit Salzsäure das Skelet auszuprä- pariren. Wie die Abbildungen der unter einem Mikroskop von Zeiss vergrösserten Partieen des Skeletes. so sind auch dieje- nigen der ganzen Spongien mittelst Camera lucida von mir selbst gezeichnet. Da die Literatur der Spongien in den meisten neueren Wer- ken über dieselben, insbesondere aber in der Monographie von HiNDE ^) vollständig und kritisch zusammengestellt ist, habe ich von Wiedergabe eines Verzeichnisses einschlagender Publicationen Abstand genommen und mich mit der nöthigsten Citirung ein- zelner Werke an betreffenden Stellen begnügt. Ueber die geologischen Verhältnisse der Schichten, aus wel- chen die hier zu beschreibenden Spongien stammen, hat Prof. ^\ A Monograph of the british fossil 8poiiges. Palaeontogra- phical Society, 1886. 218 Schlüter^) näher berichtet, und es wird hiermit auf seine Erör- terungen verwiesen. Alle hier zu behandelnden Stücke sind in Paderborn selbst oder in der nächsten Umgebung gefunden worden, und es entfällt somit bei Beschreibung einzelner Arten die Angabe des Fundortes. Der Erhaltungszustand der vorliegenden Spongien ist für die mikroskopische Untersuchung des Skeletbaues ein sehr un- günstiger. Die Kieselerde des Skeletes ist in ihrer Reinheit, wie sie in den Spongien aus anderen Schichten der Kreidefor- mation vorkommt, nie erhalten. Bei den am besten erhaltenen Skeleten findet man die Kieselerde stark verwandelt, gefärbt (ins- besondere durch das Eisen) und undurchsichtig, sodass die Axen- kanäle nicht zu sehen sind. Bei verkieselten Exemplaren ist das Skelet durch Ablagerung secundärer Kieselmassen derart verun- staltet, dass es seine ursprüngliche Form nur an wenigen Stellen zeigt. Auch erschwert Eisenoxyd in kleinen, an einzelnen Na- deln festhaftenden Partikeln die Erkenntniss der das Skelet aufbauenden Elemente. Besonders interessant ist die gänzliche Umwandlung des Skeletes in Schwefelkies, welcher aber die. For- men des Skeletes so treu nachahmte, dass auch die feinsten Verzierungen wie Dornen, die dünnen Axenkanäle in den oktae- drisch durchbohrten Kreuzungsknoten und dergleichen zu beob- achten sind. Neben diesen verschiedenen Arten der Erhaltung des Spongienskelets kommt dann noch die gänzliche Verkalkung der Schwammkörper vor. die jede Spur des inneren Baues zerstörte. IlexactineUidae. 1. Craticularia plicata nov. spec. Taf. VI, Fig. 2a, b; Taf. VII, Fig. 2a, b. Von dieser grossen, ziemlich häufig vorkommenden Art lagen ein plattenförmiger Theil des Bechers und dann mehrere nega- tive Abdrücke vor. Der Schwammkörper ist beclier- oder trichterförmig, sehr breit und in unregelmässige Falten gelegt, vielleicht auch in Aeste getheilt. Diese Falten sind meist in der Breite des Schwammkörpers, oft aber ist die Wand auch in der Höhe um- gebogen, wodurch es dann den Anschein nimmt, als wären zwei becherförmige Individuen durch die Ränder ihrer Wand mit einan- der verwachsen (Taf. VI. Fig. 2a). Die Höhe der grössten Exem- plare beträgt gegen 13 cm, die Breite des erhaltenen Stückes ') Diese Zeitschr., J8(i6, 1&76. — Verhaiidl. d. iiatinhist. Vereins der preuss. Rheinlande u. Westfalen, 1876. 219 23 cm; die Wand ist etwa 5 — -6 mm breit. Die äussere Ober- fläche ist mit 1 — 2 nmi breiten, oft dichotomisch sich theilenden Längsfurchen bedeckt, in welchen runde oder häufiger längliche Ostien von 0,5 — 1,5 mm im Durchmesser gelegt sind. Auf einem Stücke sind die Ostien etwas grösser (2 mm) und die Furchen nicht so scharf ausgebildet. Die Beschatfenheit der iimeren Ober- fläche ist eine ähnliche, nur sind hier die dichotomisch sich thei- lenden Furchen sehr kräftig markirt und die Ostien an den Ab- drücken schwach und nur stellenweise angedeutet. Das Skelet ist sehr ungünstig erhalten. Eine secundäre Ablagerung der Kieselerde bekleidet dasselbe und lässt nur wenig von den Nadeln sehen. Insbesondere sind gewöhnlich die Kreu- zungsknoten verdeckt (Taf. VII. Fig. 2 b). Um einzelne Ostien wird das Skelett unregelmässig und die hinzutretende fremde Kieselerde erschwert noch bedeutend die Erklärung dieser Ver- hältnisse (Taf. Vn, Fig. 2 a). Schon in ihrer äusseren Form besitzt diese Art eine Be- schaftenheit. welche bisher bei keiner Hexactinellide bekannt war. Einige Aehnlichkeit könnte man in der von Rcemer 'j . t. VIII, f. 5 abgebildeten Dendrospomiia dafhratn erblicken, welche von ziemlich unregelmässiger Form ist und Ostien in einfachen, selten dichotomirenden Längsreihen trägt. Doch ist das baumartige, ästige Aeussere dieser Art von unserer Form ganz verschieden. 2. ? Coscinopora macropora Goldf. GoLDFUss ^) bildet einen Abdruck dieser Art ab, welche sich von Coscinopora ivfumllhiiliformis durch grössere und weiter von einander gestellte Ostien unterscheidet. Das abgebildete Stück, welches nur einen kleinen Bruchtheil darstellt, lässt eine becher- förmige Form vermuthen. Mir lagen einige Stücke vor, welche vielleicht zu dieser Art gerechnet werden können. Vorerst war das ein kleines, trichter- förmiges Exemplar, 25 mm hoch und 34 mm oben breit. Es verengt sicii ziemlich rascli nach unten und ist hier abgebrochen. Die Wand ist nicht gleich dünn, etwa 1,6 — 3 mm und ist nach dem oberen Rande zu etwas zugeschärft. Unten auf der Bruchfläche des Stieles ist die Wand 1.5 mm breit. Die äussere Oberfläche trägt runde, 0.6 — 0,8 mm breite Ostien dicht an einander in regelmässiger Quincunxordnung gestellt. Die erhabenen Wälle zwischen einzelnen Ostien erscheinen beim Betrachten mit blossem Auge wie kleine Rhomboeder. Dieselbe Beschaffenheit hat auch ') Palaeoiitograpliica, Bd. XIII, 1884. ^) Petrefacta Germaniae, t, IX, f. IT. 220 die Oberfläche des Stieles. Die Zählung einzelner Ostien ergab, dass wie auf dem beschriebenen kleinen Trichter so auch auf dem Gold puss' sehen Originale, welches mir zum Vergleiche vor- lag, die Ostien in der Weise vertheilt sind, dass 5 auf 4 mm kommen. Neben diesem Exemplare sind mir noch mehrere Abdrücke verschiedener Grösse bekamit, welche ebenfalls ähnliche Verthei- lung der Ostien zeigen. Vom Skelete konnte man im Rückstande nach Aetzung einiger Proben nur sehr kleine Bruchstücke finden, da der ganze Körper in Kalkstein verwandelt ist. 3. Coscinopora sp. Ein negativer Abdruck der äusseren Oberfläche, etwa 10 cm lang und ebenso hoch, lässt auf einen ausgebreiteten, vermuthlich becherförmigen und in 10 — 15 mm breite, wulstartige Falten ge- legten Schwammkörper schliessen. Die Ostien sind rundlich, 7 bis 9 auf 10 mm vertheilt und sind insbesondere gegen unten regelmässig in Quincunx gestellt. Dem Rand zu wird die An- ordnung der Ostien unregelmässiger. Das Skelett der wenigen an dem Abdrucke noch anhaftenden Partikel der Körperwand ist nicht erhalten, und aus diesem Grunde ist auch die sichere Be- stimmung unmöglich. ,., .,,, Ventriculites. t)iese Gattung ist im CVy/^?«- Pläner von Paderborn durch mehrere Arten vertreten. Wegen ungünstiger Erhaltung des Ske- letes, sowie in Folge des Umstandes, dass die grösste Anzahl der hierher zu stellenden Arten meist nur in Bruchstücken vor- kommt, ist es oft nicht möglich, dieselben sicher zu bestimmen. Desgleichen besitzt die Gattung Venfricnlites eine Fülle von oft nicht genügend begründeter und in Betreff ihrer Verwandtschaft bisher wenig besprochener Allen. 4. ? Ventriculites radiatus Mant. Es lagen einige flache Bruchstücke des Schwammkörpers vor, welche mit dieser in letzter Zeit von Hinde^) so trefflich neu beschriebenen Art zu vergleichen sind. Die innere Oberfläche trägt 3 — 6 mm breite Falten, die sich dichotomisch verzweigen, und zwischen diesen liegen dann die ovalen Ostien. Die äussere Oberfläche ist ähnlich beschaffen, die Falten erscheinen jedoch etwas dicker und unregelmässig gebildet. Das Skelet ist nicht erhalten. ') Catalogue of the fossil Sponges, 1883, p. 108. 221 5. ?Ventriculifes infu n d ihn lifo rmis Woodw. Schwammkörper kegelförmig verlängert, über 7 cm lang, unten gekrinnmt und oben 35 mm, unten 16 mm breit. Die Körperwand ist ziemlich dick (6 mm) und trägt auf der äusseren Oberfläche grobe, unregelmässige Falten, die sich oft zu Maschen vereinigen. Unser Schwanmi stimmt dem Aeusseren nach mit der Art Woodward's überein, ist jedoch kleiner als das von Hinde, 1. c, t. XXVI, f. 1. abgebildete Exemplar. Kein Skelet erhalten. 6. Ventrieulites angtistatus Ra-:M. sp. Schwammkörper kegelförmig verlängert, mit tiefer Magen- höhle und dicker Wand. Die Falten auf der äusseren Oberfläche verbinden sich in rundliche oder etwas eckige Maschen. Avelche bald in mehr oder weniger deutlichen schrägen Reihen, bald ohne Ordnung zerstreut stehen. Das vorliegende Exemplar besitzt aber auf der inneren Oberfläche feine, gedrängte und dichotomisch sich theilende liingsfalten und unterscheidet sich so von den unter diesem Namen bisher beschriebenen Arten, die auf der innei'en Oberfläche runde Ostien in horizontalen Reihen tragen. Das Skelet ist nicht erhalten. 7 . FVent r ic n Ute s m n 1 1 ic ost a t u s Rcem. Schwammk()rper verlängert kegelförmig, etwa 75 mm hoch, gegen unten langsam sich verjüngend, trägt auf der äusseren Oberfläche 1.6 — ■ '2 mm breite, nicht sehr hohe Längsfalten, welche sich selten dichotomisch verzweigen. Zwischen den Falten liegen ovale Ostien. Kein Skelet vorhanden. 8. ?Venfricii.lites splssontgatiis n. sp. Taf. Vm, Fig. 5. Es lag mir ein negativer Abdruck vor, der auf nachstehende Beschaftenheit des Schwammkörpers schliessen lässt. Aeussere Gestalt breit, schüsseiförmig, gegen unten sich allmählich in einen dicken Stiel verengend und von etwa 8 cm Halbmesser. Auf der inneren Oberfläche, deren Beschaftenheit der Abdruck allein zeigt, verlaufen vom Stiele grobe und sehr dicke (6 — 10 mm) Falten, die sich dichotomisch theilen. In den von diesen Falten gebil- deten Furchen liegen grosse, lange Ostien, welche am Abdruck durch hervorragende Abgüsse angedeutet sind. Die Ostien sind meist ländlich oval, messen 6 — ^12 mm in der Länge, ja hie und da kommen Abgüsse derselben von einer Länge bis 20 mm vor. Das Skelet ist in kleinen Bruchstücken erhalten, die aber genügen, um diese Art für einen der Familie der Ventriculitiden 222 gehörigen Schwamm bezeichnen zu können. Obgleich diese Art nur im Abdruck vorliegt, ist sie dennoch der äusseren Form nach typisch und leicht wiederzuerkennen, und aus diesem Grunde glaubte ich dieselbe als eine neue Art aufstellen zu sollen. 9. Ventriculiies sp. Taf. VII, Fig. 3 a— e. Es lagen einige Bruchstücke des Bechers von sehr unzu- reichender Erhaltung vor. Die Falten sowie die in den Furchen liegenden Ostien sind nicht erkennbar und diese Stücke darum auch nicht näher bestimmbar. Das Skelet ist aber stellenweise sehr gut erhalten und zeigt in Betreff seiner chemischen Zusam- mensetzung eine interessante Eigenthümlichkeit. Es ist nämlich zum grössten Theil in Schwefelkies verwandelt und nur kleine Partieen haben ihre Kieselerde bewahrt, sind aber mit dem ver- kiesten Skelete noch im Zusannnenhange, sodass oft die Grenzen zwischen beiden das Skelet aufbauenden Materialien zu beob- achten sind. Der Schwefelkies hat daneben die Umrisse der ursprünglich kieseligen Elemente scharf erhalten, sodass er auch die feinsten Verzierungen der Nadeln, die Axenkanäle in den durchbohrten Kreuzungsknoten u. a. wiedergiebt. Nach Aetzung der Proben mit Salzsäure verbleibt ein feiner, grün gefärbter Sand, der bei Betrachtung unter dem Mikroskop in Skelettrümer sich auflöst. Man findet einzelne oft zerbrochene Laternen- nadeln (Fig. 3 b, c) und dann das feine , unregelmässige Gewebe (Fig. 3 d, e) von Nadeln mit undurchbohrten Kreuzungsknoten, das bekanntlich bei dieser Gattung eine an der Innenseite des Schwamm- körpers gelegene Lage bildet. Grössere Partieen von zusammen- hängendem Skelett kann man auf der Oberfläche der Bruchstücke unter dem Mikroskop bei auffallendem Licht gut beobachten (Fig. 3 a), weil die dunkel gefärbten Nadeln scharf vom weiss- lichen Pläner abstehen. Diejenigen Theile des Skeletes, welche noch ihre ursprüngliche Kieselerde bewahrt haben, verlieren ihre Umrisse bei Aufbewahrung in Canadabalsam. 10. Ventrienlites sp. Taf. VIII, Fig. 4. Von den undeutlichen Bruchstücken, die zur Gattung Ven- triculites zu stellen sind, ist noch ein walzenförmiger, 55 mm langer Stengel, der unten in zahlreiche feine Wurzeln sich theilt, anzuführen. Das Ganze ist mit Eisenoxyd stark rostbraun ge- färbt und ist einer mineralogischen Infiltration in der Art eines Dendriten nicht unälmlich. Dieser Stengel wird jedoch von gut 223 erhaltenem, feinem und charakteristischem Skelet gebildet. Er besteht aus langen, parallel neben einander liegenden Kieselnadeln, die mit einander durch kürzere und dümiere Balken verbunden sind. 11. Plocosci/2)hia cavernosa R(em. sp. Unregelmässiger Knollen aus mäandrisch gewundenen, 1 bis 1.5 mm dicken Röhren bestehend, welche auf vorliegendem Exem- plare theilweise in zerbröckeltem Pläner frei liegen. Die Röhren öffnen sich nach aussen mit einer meist elliptischen Oeff'nung, deren Durchmesser 4 — 10 mm beträgt. Der Schwammkörper ist in dunklen Brauneisenstein verwandelt, und aus diesem Grunde ist sein innerer Bau vernichtet. Der äusseren Form nach stimmt dieser Knollen mit der von R(emer, 1. c, t. XVIII, f. 8, gege- benen Abbildung der Macandrospomjia cavernosa überein. 12. ? Flocoscyphia reticulata Hinde. Taf. VI. Fig. 3a, b. Schwannnkörper flach, ungleichmässig dicke Platten bildend, im Ganzen etwa 14 cm lang, 9 cm breit und aus mäandrischen Röhren gebildet, deren Wand 3 — 4 mm dick ist. Die Oeftnungen der Röhren sind rundlich oder oval und liaben 10 — 15 mm im Durchmesser. Die Oberfläche der Körperwand ist mit kleinen Poren besetzt. Das Skelet ist in kleinen Bruchstücken erhalten und von zweierlei verschiedenen Grössen. Es besteht aus sehr grossen Sechsstrahlern mit durchbohrten Kreuzungsknoten (Fig. 3a) und dann aus bedeutend kleinerem, unregelmässigem Gewebe, welches ebenfalls hie und da oktaedrisch durchbohrte Kreuzungs- knoten besitzt. Die grossen Laternennadeln nehmen die Mitte der Wand ein, wogegen die kleineren auf beiden Oberflächen dünne Lagen bilden. Li dieser Richtung unterscheidet sich das beschriebene Exemplar von dem von IIinde, 1. c, p. 35, t.XXIX, f. 3, angeführten. Dem Aeusseren nach ähnelt unsere Art auch der aus den cenomanen Phosphoritlagern von Galizisch Podolien von DuNiKOwsKi ^) beschriebenen Floeoscypliia podolien. 13. Flocoscyphia prosirnfa nov. sp. Schwammkörper dicke Platten von bedeutender Grösse (etwa 16 cm lang und 11 cm breit) bildend, der vorgehenden Art ähnlich. Die Wand der mäandrisch gewundenen Röhren verhältnissmässig dünn, 0.8 — 12 mm. Die Oberfläche mit feinen Poren besetzt. ') Die Cenonian-Spongien aus dem Phosphorit-Lager von Galizisch- Podolieii. Denkschriften d. math. - naturw. CL der Äkad. d. Wiss. in Krakau, Bd. XVI, 1S8S, t. II, f. 1. 224 Die Art ist durch ihre äussere Form von allen bisher bekannten verschieden. Das Skelet ist nur in kleinen Bruchstücken er- halten. 14. Plocoscyphia arhorescens nov. sp. Taf. VIII , Fig. 3. Schwammkörper knollenförmig, etwa 32 mm hoch und oben 40 mm breit, aus mäandrisch gewundenen, durch Verästelung aus einer einzigen Röhre entstandenen Röliren zusammengesetzt. Die Oeffnungen sind rundlich oder oval, auch verzogen, haben 6 bis 10 mm im Durchmesser, und ihre Wand ist 1 — 1,.5 mm dick. Das Skelet ist nur in kleinen Bruchstücken erhalten, welche auf ein feines Gewebe von Laternennadeln schliessen lassen. Durch ihre baumartig verästelte Form unterscheidet sich diese neue Art von allen bisher bekannten. 15. Plocosci/phia pertusa Gein. Ein in Brauneisenstein verwandeltes Exemplar von eiförmi- gem Aeusseren. etwa o cm lang und 3 cm breit. Die Röhren treten zu Tage durch runde Oetfnungen von o mm Durchmesser, die Wand ist 1 mm dick. Das Skelet ist nicht erhalten. Diese Art wurde von Geinitz^) aus dem cenomanen *Se/-p?/^a- Sande von Bannewitz und Welschhufa bei Dresden beschrieben, ist aber auch in Böhmen in den Teplitzer Schichten bei Settenz^) gefunden worden. 16. ? Plocosct/i)hia hihyrinthica Mant. sp. Plattige Knollen, etwa von 7 cm im Durchmesser, zeigen Durchschnitte von gewundenen 2. .5 — 3,.^ mm dicken Wänden, die nur selten sich zur Röhre einrollen. Das Skelet ist nicht er- halten. Mit dem Namen Fl. hihyrinthica sind zwei von einander gänzlich verschiedene Spongien belegt worden. Mantele^) nannte so eine Form aus dem englischen Upper Chalk und Reuss*) eine solche aus den Teplitzer Schichten von Böhmen. Die ältere Be- zeichnung ist aufrecht zu erhalten und die von Reuss beschriebene Art mit einem neuen Namen zu belegen. ') Das Elbthalgebirge in Sachsen, I, p. 26, t. 2, f. 5a, b, t, 3, f. la, b. ^) Ph. Pocta. Ueber zwei neue Spongien aus der böhmischen Kreifleformation. Sitzungsber. d. k. böhm. Ges. d. Wiss., 1885, p. .^87. ^) Fossils of the South Downs, p. 165, t. XV, f. 7. *) Die Versteinerungen der böhmischen Kreideformation, II, p. 77, t. XVIII, f. 10. 225 17. Plocoseyphia sp. Kleine Knollen, etwa 4,5 cm im Durchmesser, welche auf der Oberfläche der Durchschnitte mäandrisch gewundene Röhren tragen. Die Körperwand ist 10- — 12 mm dick; die Oeft'nungen der Röhren haben 4 — 6 mm im Durchmesser. Das Skelet ist nicht erhalten. Diese Art wäre mit PL flexuosa Mant. *) zu vergleichen. 18. Camer ospongia suhrofu nda Mant. sp. Schwammkörper kugelig oder eiförmig, wenig von oben zu- sammengedrückt, etwa 16 nun oben breit, meist in gemeinschaft- lichen Colonien auftretend. Die Höhe des Schwammes konnte nicht gemessen werden, da die unteren Theile der Schwamm- körper mit Gestein verdeckt sind. Die Oberfläche des Schwam- mes ist an erhaltenen Stellen ziemlich glatt. Am Scheitel trägt diese Art eine kreisrunde oder nur sehr unbedeutend verlängerte Oeffnung. die 6 — 7 mm im Durchmesser hat. Auf dem mir vor- liegenden Stücke liegen zwei an einander gedrängte Exemplare, und ausserdem sieht man noch Spuren von anderen Individuen. Ueber die Anheftungsweise dieser Art. die bei unseren unten verdeckten Exemplaren nicht beobachtet werden kann, sagt Hinde, 1. c, p. 140: ,.The sponge appear to have been atached by a few divergent rootlests given of laterally*. Unsere Exemplare stimmen gänzlich mit der 1. c. gege- benen Abbildung überein. Wird im Upper Chalk bei Lewes in Sussex, Charing in Kent und Whitehead bei Belfast nicht selten gefunden. 19. Camerospongia Schlüteri nov. sp. Taf. Vm, Fig. 1 a, b. Schwammkörper in der Form eines dicken Trichters mit schräg abfallendem Rande, gegen unten rasch sich verjüngend. Die Höhe des Schwammes beträgt etwa 43 mm. die Breite in der längeren Axe 65 mm. in der kürzeren 52 mm. Die Magen- höhle ist, soweit dies zu sehen ist. nicht tief, trichterfönnig. Oben bildet der Schwammkörper einen scharfen Rand, der die im Umrisse elliptische, 52 mm lange und 32 mm breite Magen- höhle umzäunt. Von diesem Rande fällt schräg ein breiter Saum ab. der nacli unten scharf durch eine wellig gebogene Linie von dem unteren Theile des Körpers abgetrennt ist. Von da verengt sich allmählich der Schwamm bis zu einer dünnen Spitze. Der ganze Körper besteht aus mäandrisch gewundenen Röhren oder ') Bei Hinde, 1. c, p. 136, t. XXIX, f. 4 226 Falten. Der breite Saum ist etwa zur Hälfte mit einer Deck- schicht bedeckt, zur anderen lässt er die mäandrische Faltung sehen. Der untere Theil des Kiirjjers ist ähnlich gebildet, nur sind die Falten etwas feiner und meist in die Längsrichtung ge- ordnet. Dieses hier beschriebene einzige Exemplar ist verkalkt und sein Skelet demnach nicht erhalten. Bei Betrachtung mit der Lupe kann man jedoch an gewissen Stellen den Hexactinel- liden-Typus erkennen. Diese wunderliche Art weiclit von den typischen Vertretern der Gattung Camer ospomjia ziemlich ab und nähert sich der äusseren Form nach der Gattung Coelopti/chmm. Die den Körper zusammensetzenden Falten sind hier mäandrich unregelmässig im Gegentheil zu dem bekannten, bei wahren Coeloptychien auftre- tenden regelmässigen Bau. 20. ? Camer ospongia sp. Neben den oben beschriebenen zwei Arten dieser Gattung stammt aus dem Pläner von Paderborn noch eine andere Form, deren Erhaltungszustand eine nähere Bestimmung nicht zulässt. Der Schwammkörper ist im festen Pläner eingeschlossen, sodass von einer Seite der obere Theil. von der anderen der Stengel desselben zum Vorschein konnnt. Da diese beiden Theile nicht gerade unter einander liegen, sondern etwas verschoben sind, ist anzunehmen, dass der Körper schräg verdrückt ist. Der Schwamm- körper ist knollenförmig, misst oben etwa 34 mm im Durchmesser und trägt am Scheitel in der Mitte eine runde Oeffnung von 15 mm, die durch einen dicken, wenig erhabenen Rand umgrenzt wird. Die Oberfläche ist mit glatter Deckschicht bedeckt und trägt hie und da schwache Depressionen. Der auf der unteren Seite der Plänerplatte hervortretende Strunk ist im Durchschnitt kreisrund, meist etwa 16 mm im Durchmesser und spitzt sich gegen unten allmählich zu. Seine Oberfläche ist sehr glatt und mit feinen Längsstrichen bedeckt. Diese Beschaffenheit des Strunkes, welche selir an bekannte. durch Reibung entstandene Glättung erinnert, ist bei der Beur- theilung des organischen Ursprungs dieses hier beschriebenen Exemplars zu beachten. Das Skelet ist nicht erhalten, und keine von den geötzten Proben hat eine Spur davon gezeigt. 21. Licmosinion folium RtEM. sp. Mir lagen drei sehr ungünstig erhaltene Stücke dieser Art vor. welche im Allgemeinen mit der von Riemer. 1. c. , p. 23, t. IX, f. t), beschriebenen Beschaffenheit dieser Species übercin- 227 stimmen. Keines von diesen Stücken stellt ein ganzes Individuum dar. sondern es sind das nur Bruchstücke, welche aber, wie aus dem zugerundetem Rande geschlossen werden kann, die weit grössten Theile einzelner Individuen sind. Sie sind alle beinahe gleich gross, 35 mm lang und 22 — 25 mm breit. Die Decke der Wand beträgt 3,5 — 5 mm. Eines von den vorhandenen Exemplaren ist unten mit einem engen Stiel versehen, die beiden anderen lassen eine ähnliche Bildung durch allmähliche Verengung vermuthen, sind aber eben an dieser Stelle abgebrochen. Die beiden Ober- flächen sind nun nicht auf gleiche Weise verziert. Zwei von den Exemplaren tragen auf der ausgehöhlten (inneren) Seite runde, ziemlich tiefe Ostien, die in radiale Reihen gestellt sind, an den Rändern des Schwammkörpers aber unregelmässig sich vertheilen. Auf der gewölbten (äusseren) Seite ist der Schwamm mit ähn- lichen Ostien bedeckt, welche aber durch ungleiche Grösse und Verzweigung der Reihen, in welche sie gestellt sind, mehr Un- regelmässigkeit zeigen. Das dritte mir vorliegende Exemplar ist auf beiden Seiten mit grösseren, verzogenen und gänzlich un- regelmässig zerstreuten Ostien bedeckt, die insbesondere auf der äusseren gewölbten Seite zwischen kammartig hervortretenden Par- tieen des Skeletes liegen. Die Deckschicht ist stellenweise an- gedeutet. Alle drei Exemplare sind in Brauneisenstein umge- wandelt. Lithistidae. 1. Chonella sp. Schwammkörper trichterförmig, etwa 55 mm hoch und oben 9 cm breit, gegen unten allmählig in einen 22 mm dicken Strunk übergehend. Die Körperwand ist 6 — 8 mm dick, die Magenhöhle tief trichterförmig. Die äussere Oberfläche ist meist abgerieben, stellenweise sind kleine, runde Poren erhalten. Das Skelet ist durch secundäre Kieselerde zerstört, hie und da glaubt man Rhizomorinen-Elemente beobachten zu können. 2. Verrticulina sp. Einige Bruchstücke des blattförmigen, sehr dünnwandigen (2 — 4 mm) Schwanmies tragen auf der einen, inneren Oberfläche eine glatte Deckschicht, in welcher ziemlich weit von einander die etwa 1 -1,5 mm im Durchmesser habenden, runden Oscula mit wenig erhöhtem und hie und da ganz abgeriebenem Rande liegen. Die Structur der äusseren Oberfläche ist verwischt. Die Oscula auf der inneren Fläche scheinen stellenweise in Reihen geordnet, bei Betrachtung grösserer Partieen gewinnt man jedoch die Ueberzeugung . dass sie ohne Ordnung liegen. Das 228 Skelet ist nicht erhalten. Von den bereits beschriebenen Arten tritt dieser Schwamm der cenomanen VerrucuUna suhtüis Pocta ^) am nächsten. 3. Pachypoterion cupnlare nov. spec. Taf. VII, Fig. 1 u. la. Der mir vorliegende Schwamm ist niedrig schüsselförmig. wie es scheint miregelmässig seitlich verlängert, sodass die eine Wand höher ist als die gegenüber stehende, etwa 50 mm hoch und oben 95 mm breit. Die untere Fläche ist an der Seite abge- brochen, sodass man nicht entscheiden kann, ob dieser Schwamm mit einem seitlichen Stiel versehen oder ungestielt war. Die Wand ist bedeutend dick und misst 22 — 25 mm. Die äussere sowie die innere Oberfläche trägt runde, etwa 0,5 — 0,7 mm im Durchmesser habende, eingesenkte Ostien. Der grösste Theil der äusseren Oberfläche ist mit einer dünnen Deckschicht bedeckt, deren Structm- an dem Exemplare nicht zu ermitteln war. Das Skelet ist theilweise erhalten und besteht aus sehr grossen, 2 bis 2,5 mm langen. 0,5 — 0,8 mm breiten, auf der Oberfläche stark erodirten Körperchen, die sich unregelmässig in kurze Aeste verzweigen. Gewöhnlich verwachsen mehrere Elemente zusammen in ausgebreitete Platten, von denen dann hie und da noch ein Arm abzweigt. Für napf- oder becherförmige Magamorinen er- richtete ZiTTEL") die Gattung Heferosfinia auf Grund eines ihm aus dem Senon von Ronen vorliegenden und mit den als Clienen- dopora suhplaena und Ch. öbliqua bei Michelin ^) beschriebenen Arten übereinstimmenden Schwammes. Die Abbildungen bei Michelin (Zittel bildet nur eine Partie des Skeletes ab. 1. c, t. VI, f. 3) lassen auf einen dünnwandi- gen Becher schliessen und Hinde, 1. c. , p. 53, bestätigt diese Vermuthung, indem er die Dicke der Wände der Art H. obliqtia Ben. sp, auf 7 — -10 mm angiebt. Für Megamorinen von ähnlichem Ausseren, jedoch mit dicke- ren Wänden, schuf Bünde die Gattung Pachupoterion, welche sich jedoch auch noch durch andere Beschaffenheit des Skeletes von Heterostinia unterscheidet. ,,It diifers". sagt Hinde 1. c, p. 51, „from Heterostinia Zitt. in the apparent absence of those mi- nute spicular bodies in which, according to Zittel. the larger ') Beiträge zur Kenntniss der Spongien der böhmischen Kreide- formation. Abb. d. k. böhm. Gesellscli. d. AViss. , VI. Folge, Bd. 12, 1884; Abth. II, p. 23, Abb. 13. ^) Studien über fossile Spongien, II. Abth., p. 138. *) Iconographie zoophytologique, t. 41, f. 1, 2. 229 spicules of tliis lattei- geuus are iinbedded, aud which form the principal niass ol" the skeletoii.'- Von den zwei bereits beschriebenen Arten dieser Gattung Pachypnterlon röbnstnm und P. compactum aus dem Upper Green- sand Englands ist unsere neue Art sclion durch äussere Form verschieden. Es tritt aber noch die ungewöhnliche Grösse ein- zelner Nandeln unseres Schwammes hinzu. 4. Isoraphinia simplicissima nov. spec. Taf. VI. Fig. la, b. Schwammkörper umgekehrt kegelförmig, etwas gebogen, 10 cm lang. Wände 8 — 12 mm dick, mit 35 mm weiter Magenhöhle, unten allraählicli in einen einfachen, walzenförmigen Strunk über- gehend. Der Rand der Körperwand ist abgerundet oder wenig zugeschärft. An zwei einander gegenüber liegenden Stellen ist die Wand 'etwas ausgeschnitten. Die Structur der Oberfläche ist nicht erhalten, stellenweise sieht man dichte, kleine Oeftnungen, hie und da Lager der ausgelaugten Nadeln. Das Skelet ist theilvveise erhalten, aber mit Eiscnoxyd- Partikeln verunreinigt- Es besteht aus einfachen, wenig gekrümm- ten Nadeln, die sich zu einander legen und sich auch verflechten. Partikeln von secundärer Kieselerde, die durch Eisenoxyd gefärbt ist. halten oft in den untersuchten Proben grössere Partieen des Skeletes zusanmien. Die Elemente des Stieles sind nicht viel verschieden, nur etwas schlanker und länger. Von der durch grosse, einfache Nadeln ausgezeichneten Me- gamorinen-Gattung Isoraphinia wurden bisher die Arten I. iexia R(EM. ^) und I. iserica Poe. ^j beschrieben und dann von Sipho- nococlia hirta Rcem. angeführt, dass dieselbe möglicher Weise auch zu dieser Gattung zu zälilen wäre. Von allen diesen bisher bekannten Schwämmen unterscheidet sich die hier beschriebene neue Art schon durch die äussere Form, indem sie becherförmig und nicht walzenförmig ist, wie die oben angeführten, insbesondere aber durch die Beschaffenheit der einfachen das Skelet bilden- den Nadeln. Bei I. kxta R(em. sp. verflechten sich einzelne Nadeln in einander, indem sie sich um die benachbarten Elemente winden und drelien; bei unserer Art liegen sie aber meistens gerade oder nur sehr unbedeutend bogenförmig gekrümmt an einander gereiht. >) ZiTTEL, 1. c, II, p. 133, t. V, f. 8; t. VIT, f. 3. *) Beiträge, Abth. II, p. 30, Abb. 17. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2. Iß 230 f). Pliymatella sj). Es lag mir ein Bruclistück von 5 cm Länge vor. dessen Mitte die gegen oben ziemlicli enge Magenliölile durchläuft. Die Oberfläche ist nur am Scheitel wenig angedeutet, der untere Tbeil des Stückes ist zerbrochen. Das Skelet ist im Stücke wie ma- cerirt, sodass die Anordnung der Kanäle sehr schön zu sehen ist. Es ist jedoch' durch Zufuhr von Eisenoxyd und secundärer Kieselerde in solch bedeutendem Grade degenerirt, dass nur sehr selten einzelne autfallend kleine Vierstrahler gefunden werden können. Die Anordnung der feinen, von der Magenhöhle zur Aussenwand verlaufenden Kanäle lässt auf Vhymafdla schliessen. 6. Thccosiphonia granäis Rcem. sp. Taf. Vm, Fig. 2. Schwammkörper gross, meist kugelig, knollenförmig, auch zuweilen walzenförmig, mit einer dicken Kieselepidermis auf der ganzen Oberfläche, oder aber wenigstens am unteren Theile be- deckt. In Betreff der Verbreitung dieser kieseligen Epidermis, sowie der äusseren Umrisse weichen die mir vorliegenden Stücke von den bereits bekannt gegebenen Abbildungen ziemlich ab. Die Erfunde von Paderborn tragen gewöhnlich am Scheitel keine Mündung, sondern sind ganz von der Epidermis umhüllt; nur selten ist diese Mündung unter der Hülle angedeutet. Die Dimensionen einzelner Individuen sind verschieden. Kugel- förmige Exemplare sind 6 cm hoch und 7,5 cm breit. Weiter kommen, meist nur in Bruchstücken, Formen von 8 — 10 cm Höhe und 7 — 8 cm Breite vor. Ein beinahe ganzes Exemplar misst bei 10.6 cm Höhe an 9.2 cm in der Breite. Von den keulen- förmigen oder walzenförmigen Exemplaren hat ein ganzes 17,6 cm Höhe und 9 cm in der grössten Breite im oberen Theil, wogegen der untere, etwas abgebrochene Stiel, mit welchem es aufsass, 3,5 mm in der Breite misst. Viele Bruchstücke lassen aber auf noch bedeutend grössere Dimensionen schliessen. Die Deckschicht ist sehr compact, ohne besondere Structur und gegen unten in concentrische Falten gelegt. Ihre Dicke steht im Verhältniss zur Grösse des Schwammkörpers und dem zu Folge zum Alter einzelner Individuen. Bei kleinen Formen ist sie 0,8 mm dick, bei grossen, ausgewachsenen bis 4 mm, auch ist sie bei vorliegenden Exemplaren in homogenen Kiesel verwandelt. Hie und da ist diese Deckschicht in kleinen Partieen abgesprun- gen und lässt hier das unten näher zu beschreibende Skelet sehen. Auf der Oberfläche ragen an manchen Stellen 4 — 9 mm 231 dicke, runde Höcker oder Fortsätze vor. die meistens an den un- teren Theilen der Schwamndvörper zahlreicher sind, bei den knol- ligen Formen, die kein deutliches Osculum tragen, aber auch am Scheitel bemerkt werden. Diese Fortsätze sind meist nah am Schwämme abgebrochen, und nur einige an den kleineren Exem- plaren sind in der Form oben abgerundeter Höcker entwickelt. Man hält diese Gebilde für Wurzeln, mit denen der Schwamm- körper seitlich festgeheftet war. Das Skelet ist meist verkieselt und durch den Umstand, dass diese Art grösstentheils in Bruch- stücken vorzukommen pflegt, schon von aussen gut bemerkbar, wobei es dem Bruche von Knochen ziemlich ähnlich sieht. Im Innern des Schwammkörpers verlaufen 1 — 2 mm breite Kanäle, und zwar parallel zum äusseren Umrisse desselben. Diese Ka- näle sind an den Bruchstellen schon mit blossem Auge sehr deut- lich und kommen da in verschiedenen Flächen geschnitten vor. Das Skelet wird von grossen Vierstrahlern aufgebaut, deren Arme sich in kugelförmigen, aus den verzweigten Enden der Arme ge- bildeten Knäueln vereinigen. Im Ganzen konnte ich im Pläner von Paderborn 26 Arten bestimmen und zwar: CraticAilaria plicata n. sp., ? Coscinopora macropora Goldp. sp., Coscinopora sp., ? Ventriculites raäiatus Mant.. Ventriciilites infundibuliformis Woodw., — angiistatus Rcem. sp., ? Ventnciclites multwostatus Rcem. sp., — spissorugatus n. sp., VenlricuHtcs sp., Plocoscijphia cavernosa Rcem. sp.. ? PlocoscT/pliia reticulaia Hinde, Plocoscyphvi xn'ostrata n. sp., — arhorescens n. sp.. — pertusa Gein.. ? Plocosciipläa labyrinthicn Mant. sp., Plocoscyphia sp., Catmrospongia subrotunda MAnt. sp., — ScMueteri n. sp.. ? Camerospongia sp., Licmosinion folinm Rcem. sp., Chonella sp., VerrucuUnu sp., 16* 232 Pachypoterion cupulare n. sp., IsorapJnnia simpUcissima ii. sj)., Phymatella sp., Thecosiplionia granäis Rcem. sp. Obgleich die Resultate meinei- Untersuchungen nur wenig Neues bieten, so dürfte vielleicht ein Verzeichniss von Arten aus dem Cuvien-V\MQY bei dem Umstände, dass aus diesem Hori- zonte in anderen Ländern wenig und nur sehr ungünstig erhaltene Spongien bekannt sind, von Interesse sein. 2H3 3. Zur Keiiiitiiiss des Gangsystems des Aiier- berges im Harze und der Füllung desselben. Von Herrn Ferdinand Horxung in Berlin. Weit greifende Folgerungen, welche ich an die Verbreitung des Felsitporphyrs vom Auerberge im Harz knüpfe und die an anderer Stelle Besprechung finden sollen, veranlassten mich seiner Zeit, das Ganggebiet dieses Berges einer möglichst gründlichen Untersuchung zu unterwerfen. Das Ergebniss derselben war die Auftindung verschiedener bis dahin unbekannter Gänge resp. Gangtheile. deren Füllung z. Th. eine so eigenartige Beschatfenheit offenbart, dass sie eine nähere Besprechung verdient und Avohl geeignet sein kann, in die dunkle Frage der Porphyr-Entstehung einiges Licht zu bringen — so weit eine grössere Verallgemeinerung bezüglich eines oftmals in einem und demselben Handstücke, geschweige in von einander unabhän- gigen Vorkommnissen überaus verschieden erscheinenden Erstar- rungsproductes auf Grund an eng begrenzter Localität gewon- nener Erkenntniss überhaupt statthaft und möglich ist. Beobachtungen im Auerberg-Reviere versprechen aber an sich schon deshalb einen gewissen Nutzen, weil die dortigen Porphyre frei von dem rothen Pigmente geblieben sind, welches die Un- tersuchung der Gesteine anderer Localitäten oft nur zu sehr erschwert. Das Vorkommen, mit welchem wir uns zunächst beschäf- tigen, bildet einen lang hinstreichenden und stellenweis wohl eine Anzahl von Metern mächtigen Gang, welcher, bald mehr, bald weniger gut, von der östlichen Abdachung des Mittelberges bis zum Stolberg - Güntersberger Fusswege zu verfolgen ist , hinter welchem er im tiefgründigen, etwas sumpfigen Waldboden der Hochfläche einstweilen nicht mehr aufzufinden war^). ') Die umstehende Kartenskizze, SO-Ecke von Blatt Hasselfelde und SW-Ecke von Blatt Hai'zgerode, mit den Wasserläufen, 100' -Ho- rizontalen und — in abweichender Schraftiiimg — mit den benach- barten Porpbyrgängen der kgl. geolog. Landesaufnahme versehen, ge- stattet die Uebersicht des in Rede stehenden (gekreuzt schraffirten) Porphyrvorkommens. 234 Bl. Hasselfelde S O.-Ecke. Bl. Harzgerode S W.-Ecke. Der Gang zeigt sich — wie alle übrigen, wenn sie nicht durch Steinbruchsbetrieb aufgeschlossen sind, was hier nirgends der Fall — als ein Blockwerk meist kleinerer, stellenweis aber auch wohl mehrere Centiier schwerer Blöcke, welche theils frei liegen, theils mehr oder weniger leicht im Waldboden gefunden werden. Besonders offenbar liegen sie auf dem Mittelberge, we- niger handgreiflich an den westlicheren Localitäten. Für die Kartirung diente unter diesen nicht allzu günstigen, sich aber überall auf dem Flarzer Hochlande gleichmässig wiederholenden äusseren Umstände als Richtschnur, dass überall dort, wo sich mit dem Porphyr zugleich auch Schieferfragmente. Gangquarz- stücke u. s. w. fanden, der Porphyr als übergerollt angesehen Avurde — eine Annahme, welche, an sich betrachtet, genau so viel gegen sich wie für sich hat, da ja genannte fremde Frag- mente ebenso gut wie der Poi*phyr übergerollt sein können — gleichwohl glaubte ich, mir diese Selbstbeschränkung schuldig zu sein, um dem Porphyr, wie ich schon hier anführen will, als dem widerstandsfähigeren der dortigen Gesteine kein allzu grosses Gebiet zu überlassen. Wenn sich Porphyr ausser an den angezeichneten Stellen auch neben und in dem Teichdamme im südlichsten der drei parallelen, zu den Kilians - Teichen entwässernden Thalgründen findet, so gestattet dieses keine Schlüsse auf das dortige An- stehen unseres Gesteines, weil der Damm und vielleicht auch seine nähere Umgebung möglichen Falls aus dem Materiale be- 235 steht, welches bei der Stollenanlage des Neudorfer Kunstgrabens gewonnen wurde, bei welcher man walirscheinlfch auf Porphyr getrotten; denn der die Hauptwasserscheidc durchbrechende Stollen führt zu diesem Thälchen und nicht zum nördlichsten (vergl. das anliegende Kärtchen und Bl. Hasselfelde). Die allgemeine Lage des Ganges entspricht ganz den in meiner denniächst erscheinenden Abhandlung »Der Gang des schwarzen Porphyrs und seine Beziehungen zur Architectur des Südharzes'' bezüglich der Hauptverbreitung der Auerberger Gänge zu entwickelnden Gesichtspunkten: es gelang bisher durchaus nicht, ihn über sein kartirtes Gebiet hinaus nach Osten zu ver- folgen. Einige scheinbare Vorkommnisse in dem auf dem Rücken des Mittelberges auf Bl. Harzgerode entlang führenden, schliess- lich bei dem Damme des Frankenteiches in den Stolberg- Strass- berger Fussweg einmündenden Holzwege erweisen sich als zum Zwecke der Wegebesserung in nasse Stellen geschüttetes, oben vom Mittelberge stammendes Material, welches dort zu diesem Behufe gegraben wird. Am Mittelberger Porphyr ist eine hervorragende Festigkeit bemerkenswerth, durch welche er sich vor den Gesteinen der an- deren Gänge des Auerberg-Gebietes auszeichnet, da letztere ein mehr sandiges oder auch thoniges Aeusseres darbieten. Er hat ferner eine grosse Neigung zu einer gewissen paralleltiächigen Abson- derung, welche oft hellklingende Platten entstehen lässt, ohne jedoch eine weitergehende Spaltbarkeit zu verursachen. Nicht selten zeigen sich solche Absonderungsflächen mit kleinen Würfel- hohlformen dicht bedeckt . welche man wohl auf ehemaligen Schwefelkies beziehen darf, da dieser allenthalben im Auerberg- Reviere in entsprechenden- Ausbildung häutig ist. Etwas abweichend ist das Gestein im Güntersberger Wege entwickelt; hier zeigt es vorwiegend eine dünnschalige Zusammen- setzung, wobei die einzelnen Schalen im Querbruche durch einen gewissen krystallinischen Schimmer entfernt an Gangquarz erin- nern (Belegstück^) 26). Die Farbe des Porphyrs ist gleichmässig hell graugclb, oft bis weit in das Innere grosser Blöcke; nur selten erkennt man an Stellen besondei-er Frische, dass sie wohl ursprünglich ein helles Grau war. Die Oberüäche der einzelnen Stücke ist meist recht glatt und wird durch eine äusserst dünne braune Rinde gebildet. Ziendich grosse Quarze, welche meist rundum auskrystalli- sirt oder in rundlichen Körnern vorhanden sind, wie in dem be- kannten Gesteine des Auerberges selbst, sind nicht gerade selten; ') Die Belegstücke befinden sich in der Sammlung des Museums für Naturkunde. 236 ebenso wenig fehlt Orthoklas, wenn dieser auch in der Regel gänzlich kaolinisirt oder zerfressen erscheint. Ein, wie es scheint, recht constanter accessorischer Gemengtheil ist der Turraalin, doch ist er meist nur mikroskopisch nachzuweisen. Am Mittel- berge dagegen ist er local so reichlich, dass seine strahligen Rosetten oder Knötchen die helle Porphyrmassc schon dem blossen Auge seltsam schwarzfleckig erscheinen lassen. Man sieht hier wohl auch, dass die Turmalinknoten schichtenweis besonders dicht liegen (Bei. 24 und 25). Die mikroskopische Untersuchung zeigt, dass der Turmalin entweder in Form divergent-strahliger Büschel in der Grundmasse verstreut liegt — so in den turmalinärmeren Varietäten — oder zu Rosetten vereinigt ein Mosaik ziemlich reinen Quarzes umschliesst resp. durchwächst. Der helle Glim- mer, welcher einen Hauptgemengtheil des Gesteins bildet, tritt dann in der Nähe des Turmalins deutlichst sichtbar zurück. Bis jetzt nie angetrotfen habe ich den Turmalin im Orthoklase, was um so bemerkenswerther ist, als im Gesteine des Auerberg-Massivs ihn meistens gerade die Orthoklaskrystalle beherbergen. In der Grösse seiner Individuen, seiner tinten- bis indigoblauen Farbe, dem starken Dichroismus, der Stärke der Doppelbrechung, der oft deutlich zu beobachtenden Entwicklung eines dunkleren Kerns im Innern seiner Kryställchen schliesst sich der Turmalin vom Mittelberge dem Auerberger vollständig an. Die Grundmasse des Mittelberger Porphyrs zeigt eine recht beachtenswerthe Ausbildung. Im Dünnschlitfe sieht man schon mit der Lupe das ganze Gestein dicht gefleckt durch rund- liche, bräunliche, weniger durchsichtige Pünktchen. Unter dem Mikroskop ist diese Erscheiniing entsprechend deutlicher: die einzelnen Fleckchen machen den Eindruck von graubraunen Staubbällchen, welche im Innern dichter, nach aussen lockerer werden. Bei Einführung polarisirten Lichtes sieht man die ganze Gesteinsmasse zu einem ziemlich groben Pflaster individualisirt, dessen einzelne Componenten unregelmässig mit ein- und aus- springenden Ecken in einander greifen, in sich, mehr noch zwi- schen sich den hellen Glimmer umfassend. Zugleich sieht man, dass jedes Staubhäufchen deutlich den Mittelpunkt so einer Indi- vidualisation einnimmt, also dass es nie durch die Grenze zweier optischen Individuen geschnitten wird. Dieser braune Staub bleibt auch im polarisirten Licht, wenn auch schwach, bemerkbar, indem er die völlige Auslöschung seines Wirthes verhindert, er ist dop- pelbrechend. Es muss dahingestellt bleiben, woraus er eigentlich besteht, wie viel Antheil an seiner Zusannnensetzung vielleicht feinem Glimmer oder feiner Feldspathzubstanz zukonmit. Die solchermaassen im Innern getrübten optischen Individuen des Grundmassenpflasters erweisen sich nun unzweifelhaft als Quarz. 237 Man erkennt das an der Stärke ihrer Doppelbrechung, welche mit derjenigen zufällig vorhandener und entsprechend geschnittener, oder absichtlich mit hinzugeklebter und mitgeschliffener Quarz- krystalle durchaus übereinstimmt. Dass die Masse die entspre- chende Halte hat und vor dem Löthrohre fast unschmelzbar ist, d. h. an den Kanten papierdünner Splitter im schärfsten Feuer eben noch zu sintern beginnt, schliesst sich gut dem optischen Befunde an. Wollen wir uns über die Entstehungsweise jener Gesteins- ausbildung Rechenschaft geben, so haben wir einen hochbedeut- samen Fingerzeig zu benutzen: die Quarzkörner resp. -Krj'stalle, welche, wie schon erwähnt, hie und da in der Grundmasse liegen, zeigen durchgängig die vom Auerberge her bekannten Höfe '). Unter dem Mikroskop im gewöhnlichen Lichte beobachtet man in diesen dicht am Quarzkrystalle eine Verfeinerung des Kornes der Grundmasse und eine bessere Durchsichtigkeit. Im polarisirten Lichte fällt in ihnen das Zurücktreten, bezw. Fehlen der gi'ös- seren Glimmevblättchen auf. Vor Allem aber erkennt man. dass die Substanz des Hofes (also Quarz der Grundmasse) genau dem Quarzkrystalle axenparallel oricntirt ist. Man sieht z. B. , wenn man ein Gypsblättchen in der 45 ** - Stellung einschaltet und der Hauptelasticitätsaxe desselben parallel oder normal den Quarz- krystall einstellt, dass die resnltirende Subtractions- resp. Addi- tionsfarbe des Quarzkrystalles in ihrer feinsten Nuance stets auch den ganzen Hof einnimmt und sich sogar, in unregelmässiger Abgrenzung, zwischen umgrenzende grosse Glinunerblättchen hin- durch meist über den eigentlichen feinkörnigen Hof hinaus weit in die Grundmasse fortsetzt^). Es bildet so ein Hof in gewissem Sinne ein Seitenstück zu den als „krystallisirter Sandstein'' bekannten Kalkspath - Rhom- boedern, indem er, ungestört durch fremde Substanz als Fort- setzung des Quarzkrystalls in dem Magma weitei'gewachsen. nach- dem letzteres bereits so viel schwerer beweglich geworden, dass das Fremde ihm nicht mehr auszuweichen vermochte, sondern umschlossen wurde. ') An den Ortlioklasen dagegen, hier wie am Auerberge, liabe ich bisher noch nie Höfe beobachtet. -) Diese Beobachtung erklärt zugleich die bekannte Thatsache, dass die aus den Aiierberger Porphyren isolirten Quarzkrystalle nie glänzende Flächen zeigen, sondern stets rauh sind; einfach, weil ihnen eine scharfe Grenze fehlt, denn knstallographisch gehört zu ihnen noch eine Schicht Quarz der Porphyrgrundmasse, der Hof, und diese glänzt natürlich nicht, da sie stark mit den anderen Gcmengtheilen des Porphyrs impräfrnirt ist; und auch der Quarzkrystall kann nie elänzen. selbst wenn die letzten thonigen Theilchen von ihm abgelöst sind, wie leicht einzusehen. 238 Wenn wir nun — duicli die Höfe überzeugt voa dem Vor- handensein einer krystallograpliischen Orientirung des Quarzes der Grundmasse um grössere Einsprengunge desselben Minerals — eine ganz augenfällige Beziehung zwischen den Höfen der Quarz- krystalle und den spontanen, ohne älteie Quarzkr} stalle hervor- gerufenen Individualisationen der Grundmasse in der Art ausge- drückt finden, dass in Gesteinen von höchst feinkörniger, nicht mehr oder kaum als solche erkennbarer Individualisation (Stein- bruch an der Südseite des Auerberges (1), Steinbruch bei Stein 4,9 km der Stolberg-Harzgeroder Strasse (2)) die Quarzkrystalle keinen sichtbaren (1). oder einen nur eben erkennbaren Hof be- sitzen (2), in solchen von mittelkörniger Individualisation (Stein- bruch an der Nordseite des Auerberges) auch die Höfe deutlich hervortreten, endlich in solchen gröbster Individualisation (Mittel- berger Gang) auch die Höfe am grössten und vollkommensten aus- gebildet sind, so wird uns die Individualisation der Grundmasse als spontane (ohne Erregung durch einen Krystall vor sich gegangene) Quarzkrystallisation. jedes optische Individuum des Grundmassen- pfiasters als ein den Höfen durchaus entsprechendes Gebilde er- scheinen. Das Innere der Quarzindividualisation ist in den Gesteinen des Mittelberges, wie wir gesehen, der Ort. wo die Hauptanhäu- fung des schon erwähnten bräunlichen Staubes Statt hatte. In der schaligen Varietät vom Güntersberger Wege liegen die Ver- hältnisse noch etwas anders: auch hier haben wir zwar die Quarz- individualisation, doch fehlt im Innern der Individuen der Staub, oder er ist spärlicher, sodass sie innen vollkommen rein und durchsichtig oder doch heller erscheinen. Man könnte sie für echte, mit einem Hofe umgebene Quarzkrystalle halten, wenn ihnen nicht ein Hauptmerkmal derselben abginge: während näm- lich bei umhöften Quarzkrystallen Krystall und Hof stets von einander zu unterscheiden sind, ist eine solche Unterscheidung hier nicht möglich; der im Innern reine Quarz wird nach aussen immer unreiner, bis schliesslich weiter auswärts nur noch jene anderen, nur zum Theil sicher als Glimmer definirbarcn Massen zu sehen sind, welche, local zu br-eiten. sich vielfach verzwei- genden und wieder vereinigenden Bändern zusammengedrängt, eben die schalige Absonderung hervorrufen, durch welche sich diese Gesteinsvarietät auszeichnet. Dass diese Abtrennung individua- lisirter Quarzsubstanz als Art der Grundmassen - Ausbildung von umhöften Quarzkrystallen als Einsprengungen selbst in diesem Falle, in welchem die Substanz innen ganz vorwiegend durchaus rein erscheint, in sich wohl begründet ist, wird noch weiter durch die Thatsache bestätigt, dass auch in diesem Gestein zugleich 239 wohl ausgebildete, umhöfte Quarzkrystalle als Einsprenglinge vor- kommen, ganz wie in den Grundmassen am Mittelberge oder Auerberge. und als solche nach ihren angeführten Merkmalen scharf von allem Uebrigen zu unterscheiden sind. Auch auf den wasserhellen Quarz, welcher auf hin und wie- der das Gestein durchsetzenden Trümchen auskrjstallisirt ist, erstreckte sich die orientirende Kraft der Quarzsubstanz der Grund- masse, da die einzelnen Thcile eines solchen Trümchens stets genau die kiystallographische Fortsetzung oder Ergänzung der jeweilig angrenzenden, durch das Trümchen getrennten Theile der Individuen der Grundmasse darstellen. üebrigens darf die beschriebene Grundmassen - Ausbildung durchaus nicht mit der sog. Sphärolithstructur verwechselt wer- den, letztere ist von jener ganz wesentlich verschieden, sie wurde, beiläufig bemerkt, auf der ganzen Erstreckung des Mittelberger Porphyrganges bisher nirgends beobachtet, besteht aber an an- deren Localitäten zugleich neben jener, zuweilen in einem und demselben Haiidstücke. Wir werden ihrer bei einer anderen Ge- legenheit ausführlich gedenken. Das Mittelberger Porphyr - Vorkommen wird uns in hohem Maasse bemerkenswerth durch seine klar hervortretende innere Verwandtschaft mit den Graniten, trotz grosser äusserer Un- ähnlichkeit. insofern uns die Quarzsubstanz hier ihrer weitaus überwiegenden Hauptmenge nach (wenn wir von den spärlichen Körnern und Krystallen derselben absehen) deutlichst als der zuletzt festgewordene Bestandtheil entgegentritt , ganz wie im Granite. Ob wir es hier thatsächlich mit einer Erstarrungs- Modification einer Masse zu thun haben, welche unter anderen äusseren Umständen Granit geworden wäre, das muss freilich dahingestellt bleiben; gleichwohl braucht man diese Vorstellung nicht ohne Weiteres abzuweisen, zumal die Anwesenheit von Tur- malin, die bisher beobachtete Abwesenheit von Glas einer solchen Vorschub leistet, und die grosse Nähe des gleichfalls farblosen, weissen Ramberggranites noch weiter an vorhandene wechselseitige Beziehungen erinnert. 240 4. Die Stegocephalen iind Saurier aus dem Rotliliegenden des Plauen'sclieu Grundes bei Dresden. Von Herrn Hermann Credner in Leipzig. Neunter Theil. Hierzu Tafel IX bis XI und 6 Textfigui'en. Hylononius und Petyobates, Im Jahre 1882 brachten H. B. Geinitz und J. Deichmüller auf pag. 38 bis 40 und in tig. 1 bis 9, t. VIII ihrer „Nach- träge zur Dyas 11" die Reste einiger kleinen, langrippigen Ste- gocephalen unseres Niederhässlicher Kalksteinlagers zur Darstel- lung, welche sänimtlich sie als Zugeliürige einer Species der von A. Fritsch aufgestellten Gattung Hyloplesion zu erkennen glaubten und mit dem Namen Hyloplesion Fritsch i belegten. Drei Jahre später gab auch ich im V. Hefte meiner Mono- graphie über die permischen Quadrupeden des Plauen' sehen Grun- des (d. Zeitschr., 1885, p. 724 — 736. t. XXIX, f. 3 --20) die Beschreibung und Abbildung mehrerer, im Laufe der Jahre in meinen Besitz gelangter Exemplare, welche ich mit jenem Gei- NiTz'schen Hyloplesion Fritschi identificiren musste, nur dass ich versuchte, den früher von Dawson creirten Gattungsnamen Hylonomus an die Stelle von Hyloplesion zu setzen. Leider war das Material von ..Hyloplesion Fritschi"-, welches Geinitz und Deichmüller vorlag, ebenso wie das mei- uige im Vergleiche mit demjenigen anderer Stegocephalen des Plauen' sehen Grundes sehr spärlich bemessen und beschränkte sich, abgesehen von je einem vollständigeren Exemplar, nur auf isolirte Skeletpartieen. Gemeinsam aber waren allen derselben die einheitlichen amphicoelen Wirbelkörperhülsen , die langen, schwach gebogenen Rippen, der eine Sacralwirbel, die secreten Ossa pubica und die glatten, spitz conischen Zähnchen, wie denn auch sämmtliche Reste auf die eidechsenartige Gestalt und die gleiche Grösse der Individuen hinwiesen. 241 Aus diesen Thatsaclien erklärt es sich, dass sowohl Geinitz und Deichmüller, wie nach diesen auch ich zwei verschiedene, wenn auch durch die eben namhaft gemachten Merkmale in vielen Beziehungen einander ähnliche Thierformen für eine gehalten und die Merkmale zweier Gattungen zur Diagnose von Hiflo- plesion Fritsclii zusammengefügt haben. Erst das jetzt vorlie- gende reiche, z. Th. aussergewöhnlich schöne Material hat genügt, um diesen Irrthum zu erkennen und zu beseitigen. Es steht jetzt fest, dass ein Hyloplesinn Frifschi, wie er von uns Dreien beschrieben wurde, nicht existirt, dass viehnehr unter diesem Namen zwei Vertreter verschiedener Genera, ja vielleicht noch viel weiter getrennter Kategorien versteckt sind. So gehört in der That zunächst eine Anzahl der bisher unter dem Namen II. Fritschi vereinigten Reste unbedingt der Gattung Hyloplesion Fritsch (nach Credner = Hylono- mus Dawson) an^). Dies gilt von allen denen, an welchen sich die langen, dünnen Rumpfrippen in ein Capitulum und Tu- berculum gegabelt zeigen und welche ovale, sich dachziegelartig deckende Schuppen des Bauchpanzers aufweisen, also von Geinitz und Deichmüller's fig. 2, 5, 6, t. VIII, 1. c. sowie von tig. 13, 15, 16. 17, 19 und 20, t. XXIX meiner oben citirten Abhandlung. Alle diese Reste vereinigen sich mit den seither gemachten, z. Th. vorzüglichen Funden zu dem fast vollständigen Bilde eines Hylo- plesion im Sinne von A. Fritsch. Da sich jedoch der Name H. Fritsclii nicht ausschliesslich auf diese Formen , sondern ausserdem auch noch auf Vertreter einer ganz anderen Gattung bezieht, also auf eine künstliche Miscliform angewandt wurde, so muss er, um eine sonst unvermeidliche Verwirrung auszuschliessen. fallen. An seine Stelle tritt für diese sächsische Hyloplesion- (Hylonomns-) Art die Bezeichnung Uylonomus Geiniizi. Der zweite bis dahin unter dem erstgenannten, jetzt aufzu- gebenden Namen mit inbegriffene Quadrupede kennzeichnet sich im Gegensatze zu den oben angeführten Criterien durch den Besitz von an ihrem Proximalende zwar verbreiterten, nicht aber zweitheiligen Rumpfrippen, sowie eines an Stelle des Bauchpanzers getretenen Systemes strähniger, aus zahlreichen, spindelförmigen Elementen zusammengesetzter Bauchrippen. Hierher gehören die in tig. 1, 7 u. 9, t. VIII von Geinitz und DEiCHMtJLLER , sowie in fig. 3. 4, 9, 10 u. 11, t. XXIX von Credner 1. c. fälschlich als H. Fritschi abgebildeten Reste. Für diese, wie später einleuchten wird, wesentlich von Hyloplesion differirende, in vielen Beziehun- "■) A. Fritsch. Fauna der Gaskohle etc., Bd. I, 1884, Heft IV, p. 16U. 242 gen an Rhynchocephalen erinnernde Foi-ni wii-d die Gattung Pe- trobates aufgestellt. Auf Grund des vorliegenden Gesannntmateriales sollen beide perniische Vierfüssler und zwar zunächst Hylonomus Geinitzi, dann Pctrohates truncatus einer ausführlichen, durch die Ab- bildungen auf Tafel IX und X unterstützten osteologischen Be- schreibung unterworfen, dann mit einander verglichen und schliess- lich nach ihrer systematischen Stellung thunlichst üxirt werden. Hylonomus (Hyloplesion) Geinitzi Cred. Taf. IX, Fig. 1 bis 11. Die allgemeine Gestalt von H. Geinitzi war eidechsenförmig, sein Rumpf schlank, lang gestreckt, auf der Bauchseite mit einem Schuppenpanzer versehen, — sein Schädel verhältnissmässig breit mit ziemlich kleinen, nach vorn gerückten Augenhöhlen, -- sein Schwanz kaum halb so lang als der Rumpf. Die Länge des grössten Individuums betrug 78 mm. wovon 13 mm auf den Schä- del, 45 mm auf den Rumpf und 20 mm auf den Schwanz entfielen. Der Grad der Ossification des Knorpelskelcts ist ein sehr geringer und beschränkt sich überall auf dünne, oberflächliche Ueberrindungen des Knorpels, sodass dieselben nach Verwesung des letzteren in fossilem Zustande als zarte, meist an beiden Enden ofi'ene Knochenröhren erscheinen. Der folgenden Beschreibung liegen die Reste von etwa einem Dutzend Individuen vor. welche im Laufe von 8 bis 9 Jahren allmählich sich ansammelten. Es geht daraus hervor, dass IL Geinitzi eine im Vergleiche mit Brancltiosanrns und Pelosaurus seltene Thierform ist. Der Schädel. Vergl. Taf. IX, Fig. 2, 3, 5, 6. Der Schädel von Hylonomus Geinitzi besitzt spitz dreiseitige, vorn und an den hinteren Ecken abgerundete Gestalt, ist etwas länger als sein Hinterrand breit und erreicht fast ein Drittel der Rumpflänge. Die im Vergleiche mit Branchiosaurus und Pelo- saurus kleinen, ovalen Orbitae sind nach vorn gerückt und liegen vor der Naht zwischen Parietalien und Frontalien und demnach noch weiter vor dem Foramen parietale. Die Parietalia sind gross imd breit, augenscheinlich ebenso die Supraoccipitalia, wäh- rend die Postfrontalia, Postorbitalia und Jugalia nichts benier- kenswerthes zeigen, nur ist die Zartheit aller dieser Deckknochen eine ausserordentlich grosse, sodass sie fast stets in einem frag- mentaren, der Identificirung spottenden Zustande vorliegen. 243 An dem stark zusamraeiigepressten Schädel des in Fig. 3, Taf. IX abgebildeten Exemplars nimmt man in der vorderen Hälfte der Unterseite Fragmente breiter Knoclienlamellen wahr, welche mit dicht hechelförmigen Gruppen kleinster Zähnchen be- deckt sind und augenscheinlich die bezahnten Vomera oder Vo- meropalatina vorstellen. Hinter denselben glaubt man die wenig scharf conturirten Reste des Parasphenoids zu erkennen, wel- ches in einen verhältnissmässig kurzen, spitzen, vorderen, stiel- förmigen Fortsatz ausläuft. Die Zähne der Kiefer sind kegelförmig, glatt, höchstens an der Basis schwach gekerbt, dünnwandig mit grosser Pulpa und so dicht an einander gereiht, dass sie sich an ihrer Basis be- rühren. Die Wirbelsäule. Die Rumpfwirbelsäule von Hi/lonomus besteht aus 22 bis 23 Wirbeln; die Länge jedes derselben beträgt 2 mm. lieber die Anzahl der Schwanz wirbel giebt keines der vorliegenden Skelete sichere Auskunft, doch dürfte nach der Grössenabnahme der Wirbel des überlieferten Schwanzstummels deren Zahl nicht viel mehr als 20 betragen. Keinesfalls aber hat der Schwanz von Hylonomtis die Länge desjenigen von Petrobates erreicht. Sämmtliche Rumpfwirbel, sowie die ersten 4 oder 5 Caudalwirbel tragen Rippen. Die W^irbel. Jeder Wirbel besteht aus einem einheitlichen Wirbelkörper und einem von ihm durch eine Naht getrennten Neuralbogen. Die Wirbelkörper besitzen fast cylindrische , in der Mitte wenig verengte Gestalt und ergeben sich im Querbruche als sand- uhrförmige Hülsen von spoiigiösem Gefüge, durch deren nach innen gerichtete intravertebrale Verdickung eine massige Einschnürung des continuirlichen Chordastranges bewirkt wird. Die Steinkerne dieser Wirbelkörper erscheinen ebenso wie z. B. bei PalaeoJiaf- teria ^) zart concentrisch gerieft. Zwischen die Wirbelcentra ein- geschobene Intercentra sind nicht zu beobachten. Der obere Bogen der Rumpf wirbel ist höher als der Wirbelkörper, mit welchem er in nur lockerem Zusammenhang gestanden und von dem er sich deshalb gewöhnlich getrennt hat {n, Fig. 2). Der Steinkern des von seinen Schenkeln gebildeten Neuralcanales wird nach Auswitterung dieser Knochenlamellen als ein oberhalb der Wirbelkörper liegender Kalkspathcylinder sichtbar. Der Dornfortsatz bildet einen schräg nach rückwärts aufstei- genden flachen Kamm. ») Diese Zeitschr., 1888, p. 492, Textfigur 1. 244 Die Rippen. Die Rippen des Rumpfes sind 4 mal so lang als die Wirbel, dünn, grätenartig, fast fadenförmig mit rundem, ziemlich bis zur Spitze gleich bleibendem Querschnitt. Ilire Krünnnung ist eine schwache und vertheilt sich gleichmässig auf die ganze Rippen- länge. Die Knochenkruste ihrer Knorpelanlage ist so zartwandig, dass die Rippen eine grosse Nachgiebigkeit besassen und deshalb zuweilen bei ihrer Einhüllung in den Schlamm wellen- oder knie- förmige Biegungen erlitten haben, ohne zu zerbrechen. Das distale Ende der Rippen ist zugespitzt, ihr proximales hingegen, wenigstens in den vor- ce e:Q ^3 - Figur 4. Die Berippung von Discosaurus permianuft Cred. cft = Sacralrippen. 275 grätenartig, sehr schwach gebogen, in ihrer ganzen Länge von rundem gleich bleibendem Querschnitt und gabeln sich proximal in ein schlankes Capitulum und ein kräftiges Tuberculum. Im letzten Drittel nimmt die Länge der Rippen allmählich um mehr als die Hälfte ab, ohne dass sie jedoch der Gabelung des Proximalendes verlustig gehen. Das Capitulum aller dieser Rippen hat mit einem Intercentrum, das Tuberculum mit einem der dahinter stehenden Pleurocentra und zwar ohne Vermittelung von Quer- fortsätzen artikulirt. Die Rippen des nun folgenden Sacral- wirbels sind bereits vom Proximalende an ausserordentlich kräftig und breiten sich distalwärts noch mehr, also blattförmig, aus. Die Rippen der ersten Schwanz wirb el sind sclnvach gekrümmt. Der Schädel besitzt abgerundet dreiseitige, vorn abge- stumpfte Gestalt, eine Länge von 28, und eine Breite von 34 mm. Die ovalen, mit Scleralring versehenen Augenhöhlen liegen ziem- lich in der Mitte der Schädellänge. Die Schädeldecke weist ganz die nämliche Zusammensetzung auf. wie sie bei z. B. Branchiosaurns und Pelosaunis, namentlich aber bei Melaner- pefun herrscht. Mit der letzteren hat sie ausser der freilich nicht constant. sondern wie es scheint individuell eintretenden Zweitheilung des Stjamosums vorzüglich noch das gemeinsam, dass die Schädelkapsel ziendich betrachtlich hinter die stark aus- geschweiften und nach hinten tiügelartig verlängerten Supratem- poralia zurückspringt und beiderseits von tiefen, bogenförmigen Ohrausschnitten begrenzt wird. Die Zähne sind spitz conisch mit grosser Pulpa, an der Basis schwach gefaltet. Der Gaumen ist hechelartig von kleinen spitzen Zähnchen dicht besetzt. Der Schulte rgürtel (vergl Texttigur 5) besteht aus dem Figur 5. Der Schultergürtel von Discos-nurus jjermianus Cred. in eine Ebene ausgebreitet. ep = Episternum; — cl = Claviculae; — sc = Scapulae; CO = Coracoidea. 276 Episternum , einer abgerundet fünfseitigen, vorn zerschlitzten Platte von 10 nun Durchmesser, welche nach hinten in einen 12 mm langen Stiel ausläuft und in Folge dessen fächerartig ge- staltet ist, — aus 2 Claviculis, deren ventraler, sich von bei- den Seiten her unten dem Episternum auflegender Theil blatt- förmig ausgebreitet ist und sich stielförmig zu einem nach oben gerichteten Stabe verjüngt, — aus 2 Scapulis, schwachen, am oberen Ende etwas verbreiterten Knochenspangen. — endlich aus 2 halbmondförmigen Coracoideen. deren convexer Rand nach innen gerichtet ist. Das Becken (vergl. Textfigur 6) besteht aus 8 secreten Knochenpaaren: den sehr kräftigen, am Costalrande stark ver- breiterten Ileen, deren verdicktes unteres Ende nach vorn in Figur 6. Das Becken von Discosaurus perviianns Cred., in eine Ebene ausgebreitet. i =: Ilea; — P =^ Pubica; — is = Ischia. einen auf die Pubica zustrebenden Fortsatz ausläuft, — ferner den dreieckigen, ihre divergirenden Spitzen nach hinten wenden- den Ischien und den rundlich ovalen bis kreisrunden, isolirt vor letzteren liegenden Pubicis. Die acetabulare Partie des Beckens verblieb knorpelig. Die Gliedmaassen sind aufl'ällig kurz, aber sehr stämmig und kräftig, die hinteren Extremitäten etwas länger als die vorderen. Sämmtliche Elemente derselben erscheinen als beiderseits offene Knochenröhren, sind also ursprünglich mit knorpeligen Gelenk- enden versehen gewesen. Weder Carpus noch Tarsus haben Ossificationen aufzuweisen. Das ventrale Schuppenkleid dehnt sich von der Bauch- fläche aus bis auf die Unterseite des Schwanzes und der Extre- mitäten aus und besteht aus ausserordentlich zarten und zierlichen kreisrunden Schuppen. Dieselben sind aus 7 bis 9 concentrischen. flachen Reifen von weisser Kalksubstanz zusammengesetzt, welche sich, durch schmälere Zwischenräume getrennt, augenscheinlich auf einer hauchartig dünnen, scheibenförmigen Grundschicht relief- 277 artig erhoben liaben. Jeder dieser Reifen besteht aus einer grös- seren oder geringeren Zahl von kürzeren oder längeren Theil- stücken. Die letzteren setzen sich aus 3 Lagen zusammen, einer fadigen Basisschicht, einer mittleren Netzschicht und einer oberen soliden Lamelle. Die Verbindung dieser Schuppen mit der Haut war eine sehr lockere. Systematische Stellung. Discosaurtis ist ein Ste- gocephale und gehört der Unterordnung der Bhachitomi an. Die in dem grössten Theile der Rumpfwirbelsäule herrschende Articulation des Capitulums der gegabelten Rippen mit dem Inter- centrum, sowie die bleibende Trennung der beiden Neuralbogen- schenkel und des paarig angelegten Processus spinosus weisen der Gattung Discosaurus selbst unter den Bhachitomi eine sehr niedrige Stellung an. Species: Discosaurus pernnamis Cred. Geologischer Horizont: Mittel -Rothliegendes. Fundort: Kalkwerk Niederhässlich im Plauen' sehen Grunde bei Dresden. 2eitschr. d. D. geol. Ges. XLll. 2. 19 278 5. Beiträ2:e zur Keiiiitiiiss der Gattung Protospliyraena Leidy. Von Herrn Johannes Felix in Leipzig. Hierzu Tafel XII bis XIV. Auf einer meiner Reisen in den Vereinigten Staaten Nord- Amerikas im Jahre 1S88 fand ich in dem reichhaltigen Lager des naturhistorischen Etablissement der Herren Ward und Howell in Rochester, N. Y., diverse Fisch- und Saurier - Reste aus der Kreideformation von Kansas, welche ich sofort erwarb. Das Hauptstück dieser Suite bildete ein prächtiger Schädel, der Gat- tung Protosphifraena Leidy {■= Erisicldhe Cope) angehörig, ferner enthält sie weitere Fragmente derselben Gattung sowie von Pe- lecopterus, Pachyrliizodiis, Entpo, Plafecarpiis etc. In Folgendem sollen nun die der Gattung Protosphyraena angehörenden Reste näher besprochen werden, welche wohl geeignet sind, unsere Kenntniss dieser interessanten Fische in Bezug auf ihre Osteo- logie zu erweitern. Sämmtliche genannten Reste stammen aus dem sogen, j'ellow chalk der Kreideformation des Staates Kansas und zwar aus der Trego County. Der Schlämmrückstand des äusserst feinerdigen, Kreide - ähnlichen, weisslich gelb gefärbten Gesteins erwies sich bei näherer Untersuchung als zum grössten Theil aus Globigerinen - Schalen bestehend, zwischen denen sich auch solche der Gattung Textularia fanden. Für mancherlei Belehrungen im Gebiete der Fisch-Osteologie sowie für werthvolle Winke bei der Bearbeitung des genannten Materials fühle ich mich Herrn Professor Dr. K. von Zittel so- wie nicht minder Herrn Dr. Otto Reis, k. bayr. Landesgeologen in München, zu lebhaftem, herzlichem Danke verpflichtet, welchem Ausdruck zu geben mir auch an dieser Stelle gestattet sein möge. Von dem erwähnten Schädel fehlt die Occipital- Region und der Opercular - Apparat. Das übrige ist ausgezeichnet erhalten, abgesehen von einer Deformation, welche der Schädel durch einen schräg von oben und von hinten wirkenden Druck erlitten hat. Durch letzteren ist z B. das rechte Parietale nach abwärts ge- 279 drückt und ein wahrscheinlich ah Squaniosum. möglicherweisfi auch als Hyoniaiidibel zu deutender Knochen nach vorn gescho- ben, sodass er, in Bezug auf die Längsaxe des Schädels betrachtet, fast horizontal liegt und vorn an das Frontale anstösst. Ausser- dem ist der rechte Oberkiefer etwas mehr über den Unterkiefer- ast hinüber geschoben, als dies bei geschlossenem Munde die normale Lage zu sein pflegt. Ausser den erwähnten Deformationen, welche, wie gesa.gt. auf einen schräg von oben und hinten wirkenden Druck zurück- zuführen sind, ist der Schädel noch ein wenig comprirairt worden; dadurch sind die beiden Unterkieferäste in sehr ungleiche Höhe gekommen und etwas von einander gerückt worden. Indem nun der linke Unterkieferast nach oben gedrückt ist, ist in Folge dessen zwischen diesem und dem rechten Ast ein Theil des Zun- genbein - Kieniengerüstes mit den Radii branchiostegi auf das Schönste zum Vorschein gekommen. Der Schädel ist vollständig frei aus dem Gestein heraus- präparirt, und ist von letzterem nur soviel zwischen den Knoc^lien gelassen, als die Festigkeit des Stückes es erforderte. In Folge der erlittenen Deformationen gewähren die beiden Seiten des Schädels ein vollkommen verschiedenes Bild und ergänzen sich gegenseitig sehr wesentlich. Er ist daher auf Taf. XIII von der rechten und auf Taf. XII von der linken Seite gesehen dar- gestellt. Die Taf. XIV bringt sodann noch osteologische Details und die Ansicht eines complet erhaltenen Rostrums eines an- deren Exemplares. Von der Occipital-Region und dem Opercular-Apparat ist, wie schon oben bemerkt, leider nichts vorhanden; von dem linken Parietale nur ein unbedeutendes Fragment der hinteren Partie, welches in der Schädelansicht auf Taf. XII in Folge des Formates wegbleiben musste; dagegen ist das rechte Pa- rietale fast vollständig erhalten (Taf. XIII, Fig. 1; Fa). Es erscheint als ein platter Knochen, welcher nach hinten einen stiel- förmigen Fortsatz entsendet. Auf der vorderen Hälfte der Ober- seite benierkt man zwei nach voi'n divergirende schwache Leisten. Auf der Unterseite verläuft in der Medianlinie ein kräftiger, breiter Kiel. Auf der Oberseite zeigt sich auf der von den bei- den erwähnten Leisten eingeschlossenen Fläche eine eigenthüm- liche Sculptur, bestehend aus kleinen, rundlichen Grübchen, welche nach voi-n allmählich in eine stärker werdende Tuberkulirung übergeht Die Oberfläche der hinteren Pai'tie ist nicht intact erhalten. Es folgen nach vorn die beiden Frontalia (Taf. XII, Fig. 3 und Taf. XIII, Fig. 1 ; Ff) von breit plattenförmiger Gestalt. Sie 280 sind durch kurze, wirr verlaufende Runzeln sculpturirt, welche indess auf den seitlichen Rändern und auf der vorderen Partie eine längliche Form annehmen. Die Ossificationscentren sind nur mit Punkttuherkeln versehen. — An die Frontalia setzt sich das unpaare Ethmoidale (Taf. XII und XIII ; 7*,?/^) , welches massig entwickelt ist und sich nach vorn in ein langes Rostrum ver- längert; hinten überlagert es die Frontalia und ist an dieser, wie es scheint, seiner dünnsten Stelle zerbröckelt. Die Verlän- gerung dieses Knochens in ein Rostrum ist schon von Cope *) beobachtet worden, indem er angiebt, dass jene Offensiv- Waffe „probably by the ethmoid hone" gebildet werde. Neben der hinteren Partie dieses Ethmoidale, zwischen diesem und den Praemaxillaria liegen zwei Knochen, welche wohl als Eth- moidalia lateralia (Taf. XIII; Eili. l.) aufzufassen sind. Bei dem vorliegenden Schädel ist das Rostrum leider nicht voll- ständig erhalten; zunächst ist es abgebrochen, sodann fehlt auch ein Stück seines Ansatztheiles an den Schädel, sowie auch seine vordere Spitze, vergl. Taf. XIV. Fig. b. Dagegen liegt mir von einem anderen Exemplar ein vollständig erhal- tenes Rostrum vor. welches auf Taf. XIV, Fig. 1 und la ab- gebildet ist und die einzelnen Knochen, aus denen es sich zu- sammensetzt, in grösster Deutlichkeit zeigt. An der Bildung des Rostrum betheiligen sich ausser den Ethmoidalia auch die Prae- frontalia, das Parasphenoid und der paarig entwickelte Vomer. Letzterer sendet, wie dies am Vorderabbruch des grossen Schä- dels deutlich zu sehen ist, dem medianen Ethmoid eine starke, senkrechte Lamelle entgegen, welche dieses stützt, wie bei den meisten F'ischen; seitlich an diese schliesst sich zwischen das Ethmoid und den vorderen Theil des Praemaxillare ein weiterer Knochen an, das erwähnte Ethmoideum laterale. Ferner bethei- ligen sich an der Rostrum -Axe noch die Praefrontalia (Taf. XIV, Fig. la; prfr). Sie sind ebenfalls sehr verwachsen, na- mentlich mit den Ethmoidalia, sodass ihre vollständigen Grenzen nicht mehr wahrzunehmen sind; sie zeigen sich jedoch unmittelbar hinter dem Vomer in Gestalt von zwei starken Tuberkeln, wie sie die meisten Teleostier und Ganoiden auf den Praefrontalia zum Ansatz des Pterygo-palatin-Bogens, bezw. des Palatiimm ha- ben. Ihre Lage ist hier wie bei den meisten Fischen durch die Grenze von Frontale und Ethmoid oben, sowie Vomer und Pa- rasphenoid unten bestimmt. Auch das Parasphenoid schien vorn stark in senkrechter Richtung entwickelt zu sein. ') Cope. On the gonus Erisichthe. Bull. Gool. Surv. Territ., Vol. III, 1877, p. 821. 281 Die beiden Hälften des Vom er umfassen einerseits das vor- dere Ende des im Allgen)einen lanzenschaftförniigeii Parasphe- noides und lagern sich andererseits an die Innenflächen der ver- wachsenen Ethnioidalia an. Jede Voinerhälfte trug nahe ihrem vorderen Ende einen mächtigen, schräg nach vorn und abwärts gerichteten Fangzahn. Derselbe ist von elliptischem Querschnitt. Die Aussenflächen sind glatt. Bei dem mir isolirt vorliegenden Rostrum (Taf. XIV, Fig. la) ist nur der linke der beiden Zähne z. Th. erhalten. Die rechte Alveole scheint leer zu sein. Auch bei den von Cope untersuchten Exemplaren scheint das gleiche Verhältniss stattgefunden zu haben, denn er giebt an (1. c, p. 822): „Anterior to the premaxillarv bones, on the inferior aspect of the ? ethmoid, is situated a paire of large, compressed, double edged teeth, whose alveoli are close together. Only one of these teeth is in functional service at a time." Ueber der leeren rechten Alveole ist auf der Ethmoid - Oberfläche eine geschwulstförmige Erhöhung sichtbar (vergl. Taf. XIV, Fig. 1). Anfangs könnte man geneigt sein, sie für eine zufällige Erschei- nung des betreffenden Individuums aufzufassen, da jedoch auch Cope (1. c. , p. 822) angiebt: „In the Erisichthe penctrans, the superior surface of the skull is swoUen above the fundus of this alveolus (nämlich eben der Alveole des fehlenden Vomer- [? Eth- moid, Cope] Zahnes) while no such enlargement marke the Po- sition of its young companion", so dürfte die eigenthümlichc Erscheinung doch nicht individuell sein. Es wäre zu seltsam, wenn unter den wenigen bisher aufgefundenen Schädelfragmentcn von Erisiehthe sich zwei Exemplare finden sollten, welche an genau derselben Stelle an einer Knochengeschwulst gelitten hätten. Auch macht die Erhöhung in der That durchaus nicht den Ein- druck eines pathologischen Productes, wenngleich ihr Auftreten in letzter Instanz doch wohl auf die Druckwirkung des mäch- tigen Fangzahnes zurückzuführen ist. Cope giebt auch an, dass sie sich nur bei Erisichfhe penefrans finde, zu welcher Ai't dann auch unser isolirtes, Taf. XIV, Fig. 1 u. 1 a abgebildetes Rostrum gehören würde, da es auch in den übiigen für diese Art ange- gebenen Merkmalen übereinstimmt. In ganz analoger Weise finden sich auch um die Basen der grossen Fangzähne im Praedentale und vorderen Spleniale Verdickungen, (s. u.). Die Entfernung des vorderen Alveolarrandes der Vomerzähne von der Spitze des Rostrmn beträgt 0.145 m. An dem completen Schädel ist ferner noch das hintere Ende des Parasphenoides sichtbar (Taf. XIII, Fig. 1; PSph), welches unten einen kräftigen Kiel trägt. Die Oticalregion ist sehr verdrückt und lässt eine sichere Deutuns^ der dort sich findenden 282 Knochen und Knochentragmente kaum zu. Es lässt sich vielleicht ein vorderer, der Orhita zu gelegener Knochen als Prooticuni (oder Alisphenoid) , ein hinterer als Opisthoticum ansprechen. Die jetzige Aussenfläche des letzteren lag einst dem Primordial- knorpel auf. wie das die rauhe Aussenfläche beweist. Dieses ?Opisthoticum (Taf. XIII, Fig. 1; OjW) besitzt in der Mitte eine tiefe Grube, weiche vielleicht als Nervenöffnung zu deuten ist. am Hinterrand . mit welchem es auf der hinteren Partie des Para- sphenoides aufliegt, einen Einschnitt. Unter dem Frontale liegt die massig grosse Orbita, na- mentlich auf der linken Schädelhälfte (vergl. Taf. XII) recht gut erhalten. Sie ist von einem Kranze von Knochen eingefasst, welche in ihrer Gesammtheit gewöhnlich als Suborbitalia be- zeichnet werden. Nur ihr oberes Dach scheint direct von dem Frontale gebildet zu w'erden. Die vordere Begrenzung der Orbita bildet ein relativ sehr kräftiger, aussen schwach convexer, an seiner Innenseite entsprechend ausgeliöhlter Knochen von ungefähr breit mondsichelförmigem Unu-iss. Er ist mit grubig - runzliger Sculptur bedeckt. Diejenigen Suborbitalia. welche den Hinterrand der Orbita bilden, oder wenigstens das breite unterste derselben, waren nach hinten stark verlängert, ähnlich wie bei den Gattun- gen ÄDu'a und SikUs. Ihre gegenseitigen Suturen sind leider nicht deutlich wahrzunehmen, namentlich auch deshalb, weil die Knochen nach hinten dünn und brüchig werden, und kann man daher die Frage, ob zwei oder drei vorliegen, nicht wohl ent- scheiden. Vorn sind sie mit runzligen Sculpturen bedeckt, nach hinten werden sie glatter und besitzen nur dicht gestellte win- zige, rundliche Grübchen wie das Parietale. Vor ihnen liegen noch zwei kleinere, gröber sculpturirte Knöchelchen, welche wohl ebenfalls an der Umrandung der Orbita theilnehmen. Zwischen dem erwähnten, die Orbita vorn begrenzenden mondsichelförmi- gen Knochen und dem Maxillare liegt ein Lacrymale (Taf. XII und XIII; L). Ungefähr in der Mitte ist es am breitesten, nach hinten und besonders nach vorn verschmälert es sich beträcht- lich. Zwischen dem vorderen Theil desselben und dem vorderen Theil des Frontale liegen ein oder mehrere Knöchelchen, welche die untere Begrenzung der Nasenhöhle bilden und vielleicht Ho- mologa des Anteorbitale gewisser Ganoiden und Teleostier sind. Es ist indess nicht mit Sicherheit zu ermitteln, ob es zwei Knochen sind, oder ob die scheinbare Trennungslinie nur durch einen Schleimkanal hervorgebracht wird. Auch auf ihnen ist eine starke runzlige Sculptur zu bemerken. Am hinteren Ende des Maxillare sind nocli Knochenreste wahr- zunehmen, welche vielleicht eineni Jugale angehören, vielleicht 283 indess auch nur überschobene Bruchstücke der hinteren Orbita- Begrenzung darstellen. — Im Innern des Schädels ist ferner der vollständig intact erhaltene hintere Theil des Pterygoid (Ekto- pterygoid) sichtbar, von dreieckiger Form. Dasselbe ist voll- ständig mit kleinen Zähnchen besetzt (Taf. XIII; Pf). Es ist dies also der Theil des Pterygo-Palatin-Bogens. an welchen sich direct das Quadratum nach hinten ansetzt, welch" letzteres selbst aber nach hinten verlagert und daher ebenso wie das ünter- kiefergelenk leider nicht mehr erhalten ist. Die Zähnchen dieses Pterygoids stehen dicht gedrängt; sie sind spitz-conisch und er- heben sich auf kleinen, halbkugeligen Tuberkeln. Von den mei- sten sind nur die letzteren erhalten. Etwas vor diesem Pterygoid. an die hintere Partie des Parasphenoid angepresst, liegt ein wei- terer dünnplattiger Knochen, wohl das Mesopterygoid (oder Entopterygoid). Dieses ist in genau gleicher Weise bezahnt wie das Pterygoid selbst. Vor und über dem Mesopterygoid liegt ein länglicher Knochen (Taf. XIII; HM), welcher als Hyomandi- bulare oder wahrscheinlicher als Squamosum aufzufassen ist. Jedenfalls ist er aus seiner ursprünglichen Lage verschoben und weit nach vorn und unten gerückt, sodass er mit seinem jetzigen vorderen Ende das rechte Frontale berührt und in die rechte Orbita hineinragt, während sein hinteres Ende an der Innenseite des linken Unterkieferastes anliegt. Es ist ein kräftiger Knochen, in seiner jetzigen vorderen Partie schaufeiförmig verbreitert, in seiner hinteren stielförmig verschmälert. Der Oberkiefer besteht aus den Maxiilaria und den Prac- maxi Ilaria. Letztere legen sich mit ihren vorderen Innenflächen seitlich fest an das mediane Ethmoid an und helfen so die Ein- fügung des Rostrum in den Schädel verstärken; ihre gegenseitigen Hälften berühren sich in Folge dessen in der Medianlinie natür- lich nicht. Mit dem hinteren Theil seines Oberrandes grenzt das Praemaxillare an das Lacrymale, welches z. Th. noch auf dem Maxillare liegt; der vordere Theil liegt unmittelbar dem Ethmoi- dale laterale angeschlossen. Die hintere Partie des Praemaxillare ist verbreitert, nach vorn verschmälert es sich beträchtlich, indem sein Unterrand sich nach aufwärts biegt. Es trägt in seiner mitt- leren Partie zwei mächtige Fangzähne, von denen der vordere schräg nach vorn, der hintere fast gerade abwärts gerichtet ist; der vordere steht stets an der Aufbiegung des Unterrandes zu dem langspitzigen Vorderende des Knochens, dessen Oberrand fast horizontal verläuft. Zwischen diesen beiden Fangzähnen steht ein kleiner Zahn, gleich denen auf den übrigen Kieferrändern, und zwei eben solche auf dem hintersten Theilc des Randes. 284 Das Maxillare ist ein schlanker Knochen, der Längsaxe des Schädels parallel liegend und oben den grösseren Theil der Be- grenzung der Mundspalte bildend. Es trägt längs seines ganzen Unterrandes grosse innere und sehr kleine äussere Zähnchen. Die ersteren sind spitzig, stai'k comprimirt, mit glatten, schneidenden Vorder- und Hinterrändern. Sie stehen bemerkenswerther Weise sämratlich in besonderen Alveolen. Auf dem rechten Maxillare sind 15, auf dem linken dagegen 19 erhalten. Die äusseren Zähnchen stehen nicht in Alveolen, sondern sind direct dem Knochen auf- gewachsen. Sie sind sehr klein, von spitz -conischer Form, von rundlichem Querschnitt und aussen, besonders gegen die Basis zu, längs gefurcht (vergl. Taf. XII, Fig. 2 u. 2 a). Ihre Stellung ist eine etwas unregelmässige. Die kleinsten derselben erscheinen nur als spitze Tuberkeln. Derjenige Theil des Knochens, wel- cher der äusseren Zahnreihe zunächst liegt, ist runzelig sculptu- rirt, unmittelbar am Rand verlaufen die Runzeln senkrecht zu diesem (vergl. Taf. XII, Fig. 3; Mx). Bei einem isolirt vorlie- genden Maxillen- Fragment eines anderen Exemplars lösen die in der Mitte der Knochens längs verlaufenden Runzeln sich erst in einzelne Tuberkeln auf, ehe sich die zum Kiefen^and senkrechten liunzeln bilden. Mit dem vorderen Theil des Oberrandes legt sich das ^Maxillare an den hinteren Unterrand des Lacrymale. Die hintere Endfläche des Maxillare ist leider nicht erhalten, man sieht nur, dass ihre Höhe -hinter der Orbita grösser wird. Der Unterkiefer besteht aus dem Dentale, Angulare und auffallender Weise noch einem Praedentale nebst zwei inneren Splenialia! Das Articulare ist nicht erhalten. Er zeigt also einen relativ sehr complicirteu Bau. Das Praedentale trug in seiner vorderen Partie zwei grosse, schräg nach vorn und auf- wärts gerichtete Fangzähne, vor dem vorderen dieser beiden steht ein dritter grosser Zahn, doch etwas Ideiner als die beiden an- deren, welcher fast horizontal nach vorn gerichtet ist. Der hin- terste dieser drei genannten Zähne ist an dem Taf. XII ab- gebildeten Schädel nicht mehr erhalten. An seiner Stelle befindet sich nur eine Zahngrube, die sogar halb verwachsen zu sein scheint. Bei der Präparation des Praedentale jedoch brach das- selbe einmal (juer durch, und wurde dadurch gerade die Alveole des dritten grossen Fangzahnes der Länge nach geöffnet. Dabei fand sich denn der im Kieferknochen steckende Theil des betr. Zahnes vollständig erhalten vor. In dieser vordersten Partie ist das Praedentale am dicksten und kräftigsten (vergl. Taf. XIV, Fig. 6); unmittelbar hinter der erwähnten Grube des letzten Zahnes verschmälert sich seine Dicke, der Knochen wird dünner, aber nun durch ein Element verstärkt, 285 welches mit Rücksicht auf ein weiter voihandeiies , abweichend bezahntes hinteres Spleniale als ein vorderes Spleniale ge- deutet werden niuss, so auttallend dies auch für einen Teleoslier erscheinen mag. Zu der Anfügung dieses Spleniale besitzt der vorderste Theil des Praedentale auf seiner Innenseite eine lang- gestreckte, polsterförmigc Verdickung (Taf. XIV, Fig. 6), auf welche sich das Spleniale auflegt (Taf. XIV, Fig. 3). Die Wich- tigkeit dieses Vcrliältnisses zwischen Dentale bezw. Praedentale und Spleniale. nämlich der Auflagerung des letzteren auf ersteres, ist bereits von Reis bei Aspidorhynclms^) und den Coelacan- thinen-) betont worden. Die obere Partie des Spheniale ist ver- breitert, auf ihrer Innenseite ist dieselbe flach rinnenförmig aus- gehöhlt (vergl. Taf. XIV. Fig. 2 a). und schmiegt sich dadurch eng an die flach convexe Oberfläche des Praedentale - Polsters an. Das Spleniale (vergl. Taf. XII, Fig. 3, Taf. XIV. Fig. 2 u. 3) besitzt nahe seinem vorderen Ende ebenfalls zwei mächtige Fang- zähne. Auf dem Taf. XII abgebildeten Schädel ist nur der hin- tere dieser beiden Zähne complet erhalten, der vordere zu etwa ein Viertel seiner ursprünglichen Länge abgebrochen. An dem Taf. XIV, Fig. 2 dargestellten, mir isolirt vorliegenden Spleniale ist dagegen der hintere Zahn ganz ausgefallen. Ausser diesen beiden Fangzähnen besitzt das Spleniale nun ferner noch eine reiche Bezahnung. Die Zähne derselben bilden im vordersten Theil des Spleniale zunächst eine einfache Reihe, welche sich nach hinten zu bald verdoppelt. Die hinterste Partie des Spleniale schliesslich ist ganz mit kleinen, kurz kegelförmigen Zähnen dicht bedeckt. Dieselbe ist bereits auf dem Dentale selbst gelegen, und es ist wahrscheinlich, dass diese so abweichend bezahnte Stelle schon das Vorderende des hinteren Spleniale andeutet, wie auch gewisse Anzeichen cinei- Trennungslinie trotz engster Ver- wachsimg vorliegen. Die Zähne auf dem vorderen Theil des Spleniale sind seitlich comprimirt, die vorderen und hinteren Kan- ten jedoch nicht gerade „schneidend" zu nennen. Sie sind längs gefurcht. Die hintersten sind niedriger und nicht mehr compri- mirt, und vermitteln dadurch einigermaassen den Uebergang zu den kleinen, conischen Zähnchen der hintersten Partie des Sple- niale, welche ebenfalls längs gefurcht, aber von rundlichem Quer- schnitt sind. — Die Sutiu- zwischen Dentale und Praedentale ist ') Reis. Ueber Belonostomn.s, Ätipidorhijnchns und ihre Beziehun- gen zum lebenden Lepido-stmti. Sitzungsber. d. köiiigl. bayr. Akad. d. Wiss., II. Bl., 1887, p. 170. ■^i Reis. Die Coelacanthinen mit besonderer Berücksichtigung der im Weissen Jura Baverns vorkommenden Gattungen. Palaeontogr., ]888, Bd. 3r>, p. 15. 286 auf dem ersten Unterkieferast ausgezeichnet erhalten, der linke Unterkiefer ist gerade in der betreffenden Sutur durchgebrochen. Sie liegt ungefähr 2 cm vor der Sutur z\Yischen Maxillare und Praemaxillare. ist auf der Aussenseite des Kieferknochens winkelig gebrochen und daher > förmig, wie die Sutur zwischen Dentale und Angulare. Bemerkenswerth ist schliesslich zu dem Praeden- tale-Ansatz, dass ein Bruch durch die vordere Partie des Unter- kiefers, wie zwei Exemi3lare meiner Sammlung zeigen, stets der Praedentale - Sutui- nach geschieht, quer durch die, wie oben be- merkt, wahrscheinlich eng verwachsenen Splenialia hindurch. Dies Verhältniss findet ebenso bei dem von Cope abgebildeten Spe- cimen statt ^). Das Dentale selbst ist ein langer, schlanker, aber kräftiger Knochen. Auf seinem oberen Rande ist er mit Zähnen besetzt, welche vollkommen mit denen des Maxillare übereinstimmen, nur dass sie durchschnittlich etwas grösser sind. Namentlich gilt dies für die Zähne auf der hintersten Partie des Dentale. Vor diesen eigentlichen Kieferzähnen steht ebenfalls, wie bei dem Maxillare, auf dem äusseren zugeschärften Rande eine Reihe von kleinen, festen, nicht in Alveolen stehenden Randzähnchen von der gleichen Form und Grösse wie die entsprechenden Ge- bilde auf dem Oberkiefer. Unter dem hinteren Theil des rechten Dentale kommt das Angulare zum Vorschein (Taf. XIII, Fig. 1; Ang), welches sich nach vorn spitz auskeilt. In seiner unteren und hinteren Partie ist es stark sculpturirt, ein Verhältniss, wel- ches hier mit den Verzweigungen des mandibularen Schleimkanals in Beziehung steht. Dem grössten Theil der Innenseite des Dentale, mit dem hinteren Ende des vorderen Spleniale. wie oben bemerkt, wahr- scheinlich verwachsen und bis zum Unterrand des Unterkiefers reichend, liegt nun das zweite hintere Spleniale auf, welches ebenfalls über und über mit kleinen Zähnchen bedeckt ist (Taf. Xm, Fig. 1; Spl p.). Der Oberrand der hinteren Hälfte des Dentale ist sehr verdickt bezw. verbreitert. Wie weit diese Verdickung, auf welche sich dieses Spleniale auflegt, nach vorn reicht, ist nicht sichtbar; dass sie in der That dem Dentale und nicht dem Spleniale angehört, zeigt deutlich der hintere Quer- bruch des Schädels. Die Zähnchen des Spleniale selbst erheben sich auf halbkugeligen Knochen-Tuberkelchen, sind von conischer Form und ringsum längs gefurcht. Nahe dem Dentale -Zahnrand, ') Cope. The vertebrata of the cretaeeous formations of the West, in Hayden, Rep. of the U. S. Geol. Surv. of the Territ., Vol. II, 1875, PI. 48, f. 6 a. 287 direct unter welchem sich der Oberrand des Spleniale anfügt, zeichnen sich einzehie Splenialzähnclien durcli besondere Grösse vor den übrigen aus. Auf beiden Unterkiefer- Aesten ist die Seitenlinie deutlich erhalten. Die Oeifnungen derselben, welche namentlich auf dem linken Dentale gut sichtbar sind (vergl. Taf. XII. Fig. 3; B), müssen im Yerhältniss zur Grösse des Fisches ausserordentlich klein genannt werden. In dem Angulare verästelt sie sich, wo- durch die schon erwähnte runzelig -netzförmige Sculptur auf der hinteren Partie dieses Knochens erzeugt wird. Was den Zahnwechsel anlangt, so findet derselbe bei Pro- tos2)]i//raena, wie dies bei der Befestigung der Zähne in beson- deren Alveolen nicht anders erwartet werden kann, in der Art statt, dass sich der junge Zahn unter dem alten bildet und letzteren in verticaler Richtung aus dej- Alveole schiebt (vergl. Taf. XII, Fig. 2. 2a). Bemerkenswerth ist aber, dass dieser Wechsel bisweilen in auffallend regelmässiger Weise einen Zahn um den anderen ergreift. In Fig. 1 , Taf. XII ist ein derartiges Maxillar-Fragment dargestellt; regelmässig zwischen je zwei Zähnen, deren Spitzen allerdings sämmtlich abgebrochen sind, befindet sich eine leere Alveole. Was schliesslich die Bildung der Symphyse des Unter- kiefers anlangt, so betheiligen sich an derselben ausschliesslich die Praedentalia. Die Symphysialfläche ist nicht eben, sondern trägt zwei Wülste, welche um die Basen der beiden vordersten Fangzähne entstanden sind. Zu einem anderen Resultate bezüglicli der Zusammensetzung des Unterkiefers gelangte Copb'}. Er schreibt nämlich: „A re- markable feature of the genus is displayed in the mandibles. Each of these is Compound in the region usually composed of the simple dentary bone. It tliere consists of three parallel ele- ments, an internal and an external embracing a median element. The inner bears a band of teeth en brosse on its inner and superior aspect, and the external a few teeth of similar character on its superior edge. The large lancet-shaped teeth are borne by the middle element. excepting some of the largest near the Symphysis. Two of these on the inner side of the ramus ori- ginate in the internal bone." Wenn wir auch den Unterkiefer, abgesehen von dem Articulare und Angulare. aus vier Stücken bestehend gefunden haben, dem Praedentale und Dentale, sowie einem vorderen und einem hinteren Spleniale, so können doch dies nicht die Elemente sein, welche Cope meint. Denn das 1) Bull. Gfol. Surv. Terr., p. 821. 288 hiutcre Splciiiale reicht vorn nur bis an das hintere Ende des vorderen Spleniale, nirgends liegen drei Elemente parallel neben einander, keins von ihnen kann „niiddle element'' genannt werden. Vergleicht man mit der citirten Beschreibung die früher von ihm gegebene Abbildung ^) des vorderen Mandibel-Theiles, so niuss man es auch befremdlich finden, dass Cope die grossen Fangzähne, mit Ausnahme allerdings von zwei, welche er in dem inneren Knochen entstehen lässt, von dem mittleren Theil getragen wer- den lässt, da dieselben dem äusseren Rande so nahe stehen, dass zwischen ihnen und jenen nur eine sehr dünne Knochen- lamelle gedacht werden kann. Was sollte diese aber in osteo- logischer Hinsicht darstellen? Zwischen den Aesten des Unterkiefers tritt nun in nur wenig gestörter Lagerung der Zungenbein apparat hervor. Seitlich liegen die langen, kräftigen Ceratohyalia (Taf. XII, Fig. 3; CHy), welche zahlreiche Radii branchiostegi (RBr) tragen. Bei dem linken Ceratohyale zählt man deren ungefähr 40, doch sind die hinteren Enden der Ceratohyalia nicht voll- ständig erhalten, sodass vielleicht eine noch etwas grössere Zahl angenommen werden kann. Zwischen den vorderen Enden der Ceratohyalia liegt eine kräftige, breite Knochenplatte mit Grüb- chen - Sculptur, gleich derjenigen anderer Hautknochen des Schä- dels, welche etwas unter den linken Unterkiefer geschoben ist und als Urohyale (UHy) aufgefasst werden muss. Au dem vorderen Ende derselben sind zwei dicke Knöchelchen eins hinter dem anderen gelegen; das eine scheint das rechte Hypohyale zu sein, das vordere das Linguale (Glossohyale) ; das linke Hypohyale ist von dem Urohyale bedeckt, welches seinerseits noch imter das Vorderende des linken Ceratohyale gedrückt ist. Der ganze Complex Linguale -Hypohyale und -Urohyale ist daher von den Ceratohyalia abgerissen und nach innen und vorn gedrückt worden. Zwischen dem Urohyale und dem vorderen Ende des rechten Ceratohyale wird die mittlere Partie des hinteren Sple- niale des rechten Unterkiefers sichtbar. An der auf Taf. XHI dar- gestellten Schädelansicht sind schliesslich noch mehrere Kiemen- bögen sichtbar (Br). starke Knochen mit einer tiefen unteren oder inneren Höhlung. Die Taf. XH gegebene Schädelansicht zeigt ferner, abge- sehen von der Orbita, zwei Oetfnungen. Unter dem Vorderrand des Frontale erblickt man ein grosses, wohl erhaltenes Nasen- loch, der Durchmesser beträgt an seinem Eingange 8 mm. hinter demselben, über dem als ? Anteorbitale gedeuteten Knochen ist ') Cope. Vertebrata of the cret. form, of the "West. t. 48, f. 6 a. 289 eine zweite kleinere Oefll'nung, die wohl als das hintere Xasenloch zu deuten ist. Nachdem wir im Vorausgehenden versucht haben, die ein- zelnen Knochen des Schädels zu beschreiben und zu deuten, er- übrigt es noch, einige Beobachtungen über die Mikrostructur des Rostrum und der Zähne mitzutheilen. Von dem vorderen Ende des auf Taf. XIV, Fig. 5 abge- bildeten Rostrum wurde ein Querschlitt' angefertigt, von welchem Taf. XIII, Fig. 2 u. 2 a einige Partien dargestellt sind. Die Un- tersuchung des Schliffes ergab folgendes: Der Bau des Rostrum lässt sich im Allgemeinen mit dem eines Röhrenknochen ver- gleichen. Im Centrum verläuft ein Hauptkanal, um ihn herum eine Anzahl ebenfalls noch ansehnlich grosser Haversi' scher Kanäle. Dieselben werden gegen die mittlere Partie zu immer kleiner, gegen die Randzone zu jedoch wieder etwas grösser. Um jeden dieser Kanäle hat sich die Knochensubstanz in concentrischen Lamellen gebildet. Bemerkenswerth ist noch, dass auch die Tu- berkel - Streifen und liängsriefen der Oberflächen - Sculptur aus Knoohenlamellen und nicht aus dem Dentin bestehen. Sehr merkwürdig für einen Teleostier ist der Bau der Zähne. Bei den grossen vorderen Fangzähnen ist die Pulpa in viele Theilpulpen aufgelöst. In einem vollständigen Querschliff des Zahnes (vergl. Taf. XIV, Fig. 4^)) lassen sich mehrere Zonen unterscheiden, deren gegenseitige Grenzen indess durchaus nicht scharf sind. Im Centrum findet sich eine Partie, in welcher die Theilpulpen einen ganz unregelmässigen Umriss besitzen; sodann werden sie regelmässiger rundlich, während sie in der nächsten Zone in überwiegender Anzahl radial verlängert sind. Darauf folgt schliesslich ein äusserster Kranz von ganz kleinen randstän- digen Pulpen. Die einzelnen die Pulpen umgebenden Vasodentin- complexe werden nun durch eine Schicht getrennt, welche keine Dentinröhrchen . sondern nur eine dunkle Körnelung zeigt (gra- nulär layer J. Tomes). Diese Zahnstructur unterscheidet sich also nur dadurch von einer typischen Dendrodontie , dass bei Profo- sphyraena die Körnerschicht nicht jene baumförmigen Veräste- lungen zeigt, wie sie sich bei Beitdrodits finden. Es wurde ferner ein Querschliff' durch die Krone eines ') Zu diesem Schliff" wurde ein mir isolirt vorliegender Fangzahn benutzt, welcher wahrscheinlich im vorderen Spleniale gestanden hat. Die Krone desselben war abgebrochen, doch liegt die Ebene des Schlif- fes, der Länge des noch übrigen Fragmentes nach zu urtheilen, dicht unter dem Alveolenrand. Eine Schmelzschicht fehlt daher im Schliff", welcher nur Vasodeutin zeigt. 290 Maxillarzahiies') gefeitigt, und zeigte sich bei der Unter- suchung dieses Schuftes, dass die Kieferzähne einen mit dem der Fangzähne vollkommen übereinstimmenden Bau besitzen, nur dass bei ersteren die oben genannten Zonen in Folge der Kleinheit der Querfläche nicht so deutlich hervortreten. Anders verhalten sich dagegen die Zähnchen des Pterygoids. In einem Vertical- schlitf dieses Knochens (vergl. Taf. XIV. Fig. 7) zeigten sich die Pulpen der Zahnchen einheitlich, aber so gross, dass letztere fast als Hohlzähnchen bezeichnet werden können; im Uebrigen beste- hen sie aus Dentin, welches von einer dünnen Schmelzkappe be- kleidet ist. Wohl die interessanteste osteologische Eigenthümlichkeit des ProtosphyraenaSchädels besteht in dem Vorhandensein eines Prae- dentale und zweier Splenialia am Unterkiefer. Vielleicht ist es daher nicht unangebracht, hier einen ganz kurzen Uebcrblick über die Verbreitung dieser letzteren Belegknochen zu geben. Unter den Dipnoern wird von Traquair-) in der Ordnung der Cienodipferini ein Spleniale bei Palaeäaphus angegeben, von Pander^) ist ein solches auch bei iJipferus beobachtet, welches jederseits den einzigen grossen Unterkieferzahn trägt. Dergleichen Splenialia dürften indess auch den anderen Gattungen nicht fehlen. In der Ordnung der Sircnoidcd besitzt Cernfodus ein Spleniale, auf welchem jederseits. analog wie bei Dipterus. ein grosser, fächerförmig gefalteter Zahn aufsitzt. Unter den Ganoiden sind Splenialknochen ziemlich verbreitet, und tritt bei manchen Gattun- gen ein Spleniale gegen das Zurückgebildete Dentale sogar ganz bedeutend hervor. Bei der Crossopterjgier- Familie der Coela- canthinen scheinen Splenialia nirgends zu fehlen, sondern stets in mehi'facher Anzahl entwickelt zu sein. Beobachtet sind sie bei Undina, bei welcher Gattung sie von Reis*) auf das Gründ- lichste untersucht und beschrieben wurden, ferner bei Lihys, Coccoderma, Macroptoma, Graphmrus und Bhahdoderma. Unter der derselben Ordnung angehörenden Familie der Cyclodipterini besitzt Dendrodus drei innerhalb des Dentale gelegene bezahnte ') Zu diesem Schliff wurde der Zahn benutzt, welcher in der Fig. 2 a aut Taf. XII dirert über der I'igurennummer links von dem jungen Ersatzzahn stand. *) Traquair. On the Genera Dipterus, Palaedaphus, Holodt4s, Cheirodus. Ann. Mag. nat. bist., 1878, 4. ser., Vol. XMI und 5. ser., Vol. II, p. 1. ^) Pander. Die Ctenodipterinen des devonischen Systems, 1858, p. 12. *) Reis. Die Coelacanthinen, p. 12. 291 Plättchen, welche von Pander^) als „dentalia interna" beschrie- ben, von Reis (1. c, p. 13) dagegen ebenfalls als Splenialia auf- gefasst werden, welche Anschauung sich auch in v. Zittel, Hand- buch der Palaeontologie, III. Bd., p. 177 verti-eten findet. Bhlzo- dopsis und Verwandte besitzt mehrere Splenialia, welche frei- lich von Traqrair^) auch „dentalia interna" genannt werden^). Unter der Familie der Rhomhodipterini zeigt Osfeolepis nur ein einziges Spleniale, welches auch die Form des hintersten Sple- niale bei den Coelacanthinen hat^). Unter der Ordnung ITefero- cerci haben gewisse Platysomiden nur ein Spleniale, so z. B. Cheirodus M' Coy (non Pander). Bei Lepidotus wird ebenfalls ein grosses Spleniale angeführt, ebenso bei der zu den Lauro- dontidae gehörenden Gattungen EugnatJms^) und 3Iacrosemms. Die RhjTichodontiden haben ebenfalls, wie es scheint, nur ein Spleniale (Asindorhynchus und BeJonostomus^)), mehrere dagegen der recente Lepidosfeus und vielleicht Polyprerns. Für letztere Gattung wird allerdings von Agassiz nur ein Spleniale (Opercu- lare Ag.) angegeben, doch sind, der Abbildung nach zu urthei- len^), deren wohl zwei vorhanden. Unter den Amiadae hat Ca- turus ein Spleniale, Amia sogar sieben. Die Pycnodoiitidae haben ein grosses Spleniale. Unter den Teleostiern findet sich nur in der Familie der Osteoglossidne ein Spleniale bei Sudis (Arapeima). Es entspricht dem hinteren Spleniale anderer Formen; nach vorn reicht es bis ziemlich an die Symphyse, wie ich an einem grossen Exemplar des Münchener zoologischen Museums beobachten konnte. Um so interessanter ist daher das Auftreten zweier Splenialia bei einem geologisch so alten Teleostier wie Proiosphyraena aus der oberen Kreideformation, welcher daher in dieser Beziehung die bekanntlich ohnehin nicht scharfe Grenze zwischen Teleostiern und Ganoiden weiter überbrücken hilft. Gehen wir nun zur Vergleichung des Schädels mit schon *) Pander. Die Sam-odipterinen , Dendrodonten, Glyptolepiden und Cheirolepiden des devonischen Systems, 1860, p. 40 u. 45. ^) Traquair. On the cranial osteologv of Bhisodopsis. Trans. Roy. Sog. Edinbm-gli, Vol. XXX, 1881. ^) Da bei Bhizodopsis ausserdem noch Infradentalia entwickelt sind, so erklärt sich, wie v. ZrrTEL aus Versehen letztere als gleich- werthig mit den Zahn tragenden Splenialplatten von Dendrodus (= den- talia interna Pander) erwähnt (Handbuch, 111. Bd., p. 182). *) Reis. Die Coelacanthinen, p. 12. *) AuASSiz. Poissons fossils, T. II, P., 2, p. 42. ®) Reis. Ueber Belonostomns etc., p. 169. ') Agassiz. Poissons fossils, T. II, P. 2, p. 42, t. Ca, f. 14, 292 beschriebenem Material über, so tiiidcii wir bei Cope unter dem Namen ErisicJifhe nitida^) eine Anzahl Schädelknochen abge- bildet, welche z. Th. mit denen des uns vorliegenden Schädels vollständig übereinstimmen. Später-) hat dann Cope noch zwei weitere Arten dieser Gattung bekannt gemacht, nämlich Erisichthe penefrans und E. ziphioides. Auch von seinem Portliens angtt- latus bemerkt er: „P. angnlafns Cope, from North Carolina, perhaps belongs to the genus Erisichthe.^ Was zunächst die Gattung Erisichthe Cope selbst anlangt, so hat schon Newton^) dieselbe als Sjnionj^m mit Protosphyraenn Leidy erkannt. Die Vollständigkeit des uns vorliegenden Schädels gestattet einige Angaben von Cope zu berichtigen. Er giebt folgende Diagnose von Erisichthe: „The teeth are implanted in deep pockets as in other Sanrodontidae, and the subalveolar line of foramina seen in Saurocephnlus is wanting. The crowns of the teeth are compressed and knife-like, as in Baptimis; but those of the anterior parts of the dentary and maxillary bones are greatly enlarged. Maxillary hone short, and rapidly tapering to a narrow edentulous extremity. Greater part of the dentary with a rugose band on the inner side of the teeth; its distal portion with a row of small compressed teeth, separating the large teeth into two areas." Was Cope damals (1875) für das Maxillare hielt, ist in Wirklichkeit das Praemaxillare , wie er dies später (1877) selbst berichtigt hat. Auf dem Maxillare sind die Zähne jeder der beiden Reihen, welche früher geschildert worden sind, alle gleich- artig. Die grossen Fangzähne werden oben von dem Praemaxillare (und dem Vomer) getragen. Der in fig. 3 auf t. 48 (Cope, Ver- tebrata) abgebildete Knochen stellt das rechte Praemaxillare vor, während fig. 5 wahrscheinlich als das Palatinum aufzufassen ist. Jedenfalls ist es ein mit der Kante nach unten gerichteter Knochen, wie dies beim Palatinum in der That der Fall ist. Ausser einem Streifen , der dicht mit ganz kleinen conischen Zähnchen besetzt ist, trägt es am Rande etwas weitläufig ste- hende, kräftige, schräg nach vorn gerichtete Zähne. Das spricht ebenfalls für einen Knochen aus der vorderen Schädelpartie, Denn bei den übrigen Knochen dieser Region, dem Praemaxillare, dem Vomer und dem Praedentale, sind die Zähne nach vorn gerichtet, sodass die Annahme berechtigt ist. auch auf dem Palatinum wür- ') Cope. Vertebrata of the cret. form, of the West, p. 217, t. 48. *) Cope. On the genus Erisichthe, p. 821. *) Nev^^ton. Remarks on Snurocephalus and on the species which have been refened to this genus. Quart. Journ., 1878, Bd. 34, p. 788. 293 den die Zähne diese Stellung innc gehabt liaben. Dass überhaupt ein kräftiges Palatiuuni dagewesen ist, dafür sprechen die früher erwähnten starken Praefrontal-Tuberkeln. Mit der Deutung dieses Knochens als Palatinuni stimmt denn schliesslich auch der Um- stand, dass er sich mit keinem Knochen des mir vorliegenden fast completen Schädels identificiren lässt, und dass bei diesem eben gerade das PaUitinum nicht erhalten bez. nicht sichtbar ist. Was CoPE in der angeführten Diagnose schliesslich von dem distalen Ende des Dentale sagt, muss dahin berichtigt werden, dass jene Reihe von „small corapressed teeth separating the large teeth into two areas" bereits zu dem vorderen Spleniale gehört, ebenso wie die hintere Gruppe der grossen Zähne. Die fig. 6 a (bei Cope) zeigt in der That die Grenze zwischen Praedentale und Spleniale sehr scharf; fig. 4 dürfte die Innenansicht des hinte- ren Theiles des linken Praemaxillare sein. Zwischen den beiden fragmentarisch erhaltenen grossen Fangzähnen befindet sich eine Alveole für einen dritten, hinter dem letzten grossen Zalme ste- hen nun noch eine Anzahl kleinerer Zähne, welche unter sich in ihrer Grösse wieder etwas diii'eriren. Sie sind, wie Cope angiebt, flach, zugespitzt, vollkommen glatt und schliesslich klei- ner als die Zähne auf dem Dentale. Bei dem mir vorliegenden Exemplare (vergl. Taf. XIII, Fig. 1; Fiiu) stellen ebenfalls hin- ter den beiden grossen Fangzähnen des Praemaxillare zwei kleine Zähne, dieselben sind jedoch in ilirer Grösse vollkommen überein- stimmend sowohl untereinander als auch mit den Zähnen auf dem Maxillare. Ein ebensolcher Zahn steht zwischen den beiden grossen Fangzähnen, wo sich in der x\bbildung von Cope die Alveole für einen dritten grossen Zahn findet. Es muss vorläufig dahingestellt bleiben, ob diese Differenz zwischen dem Cope'- schen und meinem Exemplar nur als eine individuelle anzusehen ist, oder ob sie zwei verschiedene Species bezeichnet. Cope unterscheidet (1877) die oben genannten drei Arten — von Pro- theus angulatus = ? Erkichfhe vorläufig abgesehen — haupt- sächlich nach der Form des Rostrum. Es ergiebt sich hieraus, dass die früher (1875) als E. nitida beschriebenen und abge- bildeten Knochen nicht nothwendig alle zu einer Species gehören müssen. Der mir vorliegende, fast complete Schädel scheint zu E. nitida zu gehören, worauf später noch zurückzukommen Gelegenheit sein wird. Auch die von Dixon') als Satirocephahis laneiformis ab- gebildeten, aber nur zum Theil beschriebenen Reste geben una 1) DixoN. Geology of Susscx, 1850, p. 374, t. 30, f. 21; t. 31, f. 12; t. 32, f. l; t. 34, f. 11. Zeitsclir. d. D. geol. Ges. XLII. 2. 20 294 Aiilass zu einigen Bemerkungen. Davies-) schreibt über das eine Exemplar — er giebt nicht direct an über welches, aber aus dem, was er sagt, ergiebt sich, dass er das t. 34, f. 11 meint — Folgendes: „The maxillary figured in Dixon, but of which no description is given, is also sub-triangular in form, but much deeper in proportion to its length than the Eristchfhe ni- tida, Cope; the surface having an irregulär rugose ornamentation. It shows a continuous series of seven lanciform and equidistant teeth, increasing in size from the anterior tooth to the fourth; this, and the posterior teeth, appear from the alveoli to have been of uniform size. It also differs from E. iiifida, in so much that it has no outer row of small lancet-shaped teeth. The anterior termination of the hone is wanting. '• Was zunächst die Bestim- mung des eben beschriebenen Knochens anlangt, so halte ich ihn für das rechte Praemaxillare. Dass die Zähne vom ersten bis zum vierten an Grösse zunehmen sollen, geht aus der Abbildung bei Dixon nicht hervor und ist mir auch unwahrscheinlich, indem bei Protosphyraena keine Uebergänge zwischen den grossen Fang- zähnen und den eigentlichen Kieferzähnen vorzukommen scheinen. Es finden sich vielmehr auf dem betreffenden Praemaxillare zwei mächtige Fangzähne, wie auch bei dem von Cope abgebildeten (1. c. t. 48, f. 3) und demjenigen unseres Exemplars (Taf. XIII, Fig. 1; Pnix), zwischen ihnen steht ein kleinerer Zahn von einer Grösse, wie sie auch auf den übrigen Kieferrändern vorkommen und wie ein solcher sich auch, wie erwähnt, bei unserem Exem- plare zwischen den beiden grossen Fangzähnen vorfindet. Vor dem vorderen dieser beiden standen nun bei dem von Dixon abgebildeten Exemplar noch 4 weitere kleine Zähne, unter sich an Grösse etwas differirend, aber, der Abbildung nach zu ur- theilen, ebenso wenig regelmässig an Grösse von vorn nach hinten zunehmend, als man sie „equidistant" nennen kann. (Die Alveole des zweiten ist z. B. schmäler als der erste Zahn, der dritte scheint ebenso gross gewesen zu sein wie der erste; nur der vierte ist in der That grösser als die drei vorangehenden.) Diese Zähne fehlen nun bei dem Cope' sehen und dem unsrigen Exem- plar, und es liegt hierin entschieden eine specifische Verschieden- heit zwischen dem englischen und dem amerikanischen Fisch, welche auch noch darin ihren Ausdruck findet, dass das Prae- maxillare der englischen Art plumper und gedrungener gebaut zu sein scheint als bei E. nitida. Nicht völlig verständlich erschei- ') Davies. On the nomenclatur of Saurocephalus lanciformis of the Brit. cretac. deposits with description of a new species. Geolog. Magazine, 1878, Dec, II, Vol. V, p. 257. 295 neu mir die Worte von Davies: „It also differs from E. nituhi, in so much that it lias no outer row of small lancct - sliaped teetli." CoPE giebt für das Praemaxillare keine äussere Zahnreihe an, sie war bisher nicht beliannt. Es lässt sich übrigens un- serer Ansiolit nach an dem bei Dixon abgebildeten Stück nicht entscheiden, ob eine solche vorhanden war oder nicht. Wie wir sahen, ist der Kieferrand ausserordentlich zugeschärft, und fast direct an diesem scharfen Rande sitzt die äussere Zahnreihe. Nach innen zu fällt der Kieferrand zunächst steil ab bis zu der schmalen sclirägen Fläche, in welcher die Alveolen für die eigent- lichen Kieferzähne eingesenkt sind. Sieht man nun die Prae- maxillaria in ihrer normalen Stellung von aussen, so verdeckt der hohe, die äusseren Zähnchen tragende Rand die Insertionsfläche der Kieferzähne (vergl. die CoPE'sche Abbildung fig. 3 und unsere Taf. XIII, P^'ig. 1 ; Pinx). Bei der Figur von Dixon übersieht man jedoch bei gleicher Stellung des Knochens (wenn auch die Figur selbst umgekehrt gestellt werden muss) die ganze, die grossen Kieferzähne tragende Fläche. Daraus möchte ich fol- gern, dass der hohe scharfe, die äussere Zahnreihe tragende Rand abgebrochen ist. Dass eine solche wirklich vorhanden war, scheint mir aucli nach der am Rande besonders starken Sculptur sehr wahrscheinlich; „lancet-shaped" sind freilich die Zähnchen der äusseren Reihe auch bei K nitida nicht, sondern einfach spitz -conisch. Dixon bildet ferner ein Unterkiefer-Fragment ab (1. c, t. 31. f. 12). Er sagt (1. c, p. 374) über das betreffende Exemplar Folgendes: „The finest specimen of this species hitherto dis- covered belongs to Mr. Bowerbank; it shows the extremities of the two rami of the lower jaw; the dentary bones thicken out as they converge to the Symphysis to give space for the Implan- tation of six^) large lanciform teeth, whith project forwards nearly in a horizontal direction; the dentary hone immediately behind the Symphysis is armed on its inner edge with streng laniary teeth; the two hinder ones being on either side consi- derably larger than those that precede them; the specimen is broken off a short distance from the commencement of the outer row, the anterior teeth of which are small." Der Bau dieses Stückes scheint von demjenigen unseres Exemplares nicht we- sentlich verschieden zu sein. Die Grenze zwischen dem vor- deren Spleniale und dem äusseren Kieferknochen ist sehr deut- ^) Gezeichnet sind jederseits nur fünf — drei vordere (auf dem Praedentale) und zwei hintere (auf dem Spleniale) — , welche Zahl in der That wohl auch die richtige ist. 20* 296 Hell, wie auch Davies angiebt (1. c, p. 259): „The mandible figured by Dixon has two parallel elements in each ranius." Auf dem rechten Kiefer - Ast erscheint auch die Sutur zwischen Dentale und Praedentale gut sichtbar, während sich das Spleniale noch über diese Sutur hinweg nach hinten fortsetzt — soweit man dies und die anderen besprochenen Verhältnisse nach einer Abbildung beurtheilen kann. Eine Diti'erenz besteht jedoch darin, dass sich die Reihe der kleinen Splenialzähnchen nicht an den grossen Fangzähnen vorbei auf den hinteren Theil des Spleniale fortsetzt. Im Praedentale stehen drei, im Spleniale zwei grosse Fangzähne, übereinstimmend mit unserem Exemplar und denjeni- gen von CoPE. Es mag schliesslich noch eine üebersicht über die bis jetzt bekannten iirten der Gattung Protosphijraena gegeben werden. CopE sagt über die drei amerikanischen Arten Folgendes ^) : „Three species are represented by the specimens received. They are readily distinguished by the forms of the beaks. In the E. nitida, this weapon is distinguished by the flat superior surface of its distal half. The section of this region is semicircular, a strong angle on each side bounding the superior plane, while at the base the section is a transverse oval. The flat surface is only finely rugose, while the remainder is closely marked with raised ridges. wliich are generally parallel, but which send oif many lateral free or inosculating branchlets. This beak is stout, and contracts abruptly at the tip. It is also recurved, and the form does not appear to be due to distortion. Length from the inferior pair of large basal teeth 0,155 m; transverse diameter at base 0,025 m; depth at base 0,021 m." Nach dem, was CopE hier über die Sculptur des Rostrum angiebt, dürfte der oben beschriebene fast complete Schädel zu dieser Art gehören, welche dann die bisher bestgekannte sein würde. Das distale Ende fehlt freilich bei dem zugehörigen. Taf. XIV, Fig. 5 abge- bildeten Rostrum, ebenso wie das proximale, indem es noch vor den beiden grossen Vomerzähnen abgebrochen ist. Sein hinterer Querschnitt besitzt rundlichen Umriss, der vordere ist unregel- mässig elliptisch, die eine Fläche ist glatter als die gegenüber liegeiule. einen „strong angle" bilden freilich diese beiden Contour- linien noch nicht. Was jedoch Cope über die Art der Sculptur (Form und Verlauf der Sculpturriefen) sagt, stimmt fast voll- ständig mit der Sculptur des in Rede stehenden Rostrumfrag- mentes überein. was mich hauptsächlich bestimmt, den Schädel als E. nitidd zu bezeichnen. Darin besteht jedoch immerhin *) Cope. On the genus Erisichthe, p. 822. 297 noch eine Differenz, dass Cope angiebt: „The flat surfaee is only finely rugose"-', denn bei c|em mir voiliegenden Rostrum ist die Sciilptur ringsum gleichmässig stark entwickelt, und es ist wohl nicht anzunehmen, dass die ganze distale Plälfte fehlt. Ueber die zweite Species (E. penetrans) sagt (Jope (1. c., p. 822) Folgendes: „The second species. which J call E. pe- netrans, has a snout of uniformly oval section at all points. The long diameter of the section is transverse. The axis is straight and the form acuminate, the contraction being uniform and gradual to acute apex. Thus it follows that a beak of greater diameter at the base than one of the E. nitida has a more slender shaft. The teeth of the inferior basal pair are, in the specimen described. of large size, and, as in other species, smooth, compressed. and with opposite fore and aft cutting edges. The surfaee of the beak is thrown into numerous sharply defined longitudinal ridges, which more or less inosculate with each. There is no difference between the superior and inferior surfaces in this respect. Length of beak from basal teeth 0,150 m; transverse diameter at base 0,035 m; vertical diameter at the same point 0.020 m; width at middle of the fossae for the premaxillary bone 0,060 m.'' Der Hauptunterschied scheint in der Sculptur des Rostrum zu liegen: Bei E. penetrans zahlreiche, dicht gedrängte, scharfe, kurze, ziemlich gerade verlaufende Leisten; bei E. nitida die Leisten weniger gedrängt, weniger hoch, oft gekräuselt verlaufend und zahlreiche kurze Seitenzweige entsendend (vergl. Taf. XIV, Fig. 1 und 5). Vielleicht wäre als ein weiterer Unterschied noch die Erscheinung hinzuzufügen, dass sich auf dem Ethmoidale über der Alveole des (fehlenden) Vomerzahnes eine geschwulstartige Erhöhung bildet (vergl. oben pag. 281). Zu der dritten Species (E. ziphioules) bemerkt Cope (1. c, p. 822): „The third species of Erisichthe is represented by a muzzle of an old individual, which has lost a good deal of its apex by attrition. Its surfaee lacks the sculpture of the other species; but whether this smoothness is due to attrition or not is uncertain. The alveolae for the basilar teeth are empty and alraost filled up with bone. The form of the muzzle is quite peculiar. Its shaft is depressed, with a strongly convex inferior surfaee, the two separated by an obtuse angular border. Behind the alveolae, the inferior surfaee is narrowed by a strong lateral contraction. in which the superior surfaee shares in a slight de- gree. The latter is continued in a prominent border. The in- ferior surfaee is divided by an angular depression. the apex of which is directed forward. It is perhaps the articular face for 298 the extremity of tho vonier. As compared with thc otlier spe- cies, this one is charactcrized by the lateral longitudinal oonca- vity at the base. which appears to be an anterior Prolongation of the grooves for the preniaxillary bones. The small size and anterior position of the alveolae of the basal pair of teeth is also a niarked character. The superior surface of the skull at the base of the beak is apparently unworn: it is smooth. In E. nitida it is sculptured with ridges. Length preserved, an- terior to dental alveolae 0,045 m; transverse diameter in front of alveolae 0,025 m; vertical diameter 0.020 ra. This species niay be called E. ziphiotdes, from the Ziphius-like form of the beak." Die von Cope erwähnte winklige Depression an der Unter- seite des Rostrum ist nicht für E. ziphiaides charakteristisch: wie erwähnt zeigt sie das mir vorliegende Rostrum von E. pene- irans auch (vergl. Taf. XIV. Fig. la). Es ist. wie gezeigt, 7.. Th. der unten etAvas concave Yomer, z. Th. mag sie mit der vorderen Ausdehnung der Weichtheile in Verbindung stehen. Leider erwähnt hier Cope nichts von der vierten amerikanischen Art, dem früher als Portheus anffulafns beschriebenen Fisch ^), welchen er später auch zu Erisichthe zu stellen geneigt war. Eine eventuelle fünfte Art findet sich nun im „white chalk" von Lewes und Burham (Kent). Amberly und Washington (Sussex) und dem „upper greensand" von Cambridge und anderen englischen Localitäten. Zu ihr gehören die von Dixon abgebildeten Reste. Sie wurden von Leidy^) „Protosphyracna ferox^'- genannt. Syno- nym mit diesem Namen ist Xiphias Dironi Leidy. welch' letz- terer Name von dem amerikanischen Paläontologen für die iso- lirten Rostra aufgestellt wurde, da sie seiner Meinung nach einem anderen Fisch angehörten. Das Praemaxillare ist bei Protosphy- raena ferox gedrungener und kräftiger gebaut als bei Pr. nitida, auch das vordere Spleniale ist, wie es scheint, abweichend be- zahnt, indem die Reihe der kleinen Zähnchen vor den beiden grossen Fangzähnen sich nicht an letzteren vorbei nach hinten fortsetzt und dort verbreitert (vergl. oben pag. 296). Namentlich aber ist Pr. ferox durch ihr Rostrum von all' den angeführten amerikanischen Arten verschieden, indem New'ton (1. c, p. 789) angiebt: „The rostrum figured by Dixon (1. c. t. 32*. f. 1) is nearly circular in section throughout". Diese englische Pr. ferox scheint die grösste Art der Gattung gewesen zu sein. In dem 1) Geol. Surv. X. Carolina by W. C. Kerr, p. 32. -) Leidy. Remarks on SaurocepJudus and its allies. Trans. Am. Phil. Sog., 1860, vol. XI, p. 9L 299 Vomer sind oft (?iiiimer) beide Zähne entwickelt und zwar sind sie einander gleich, oder der eine ist etwas kräftiger als der andere'). Die Schwaiizwirbel waren z. Th. verwachsen-!. Auch Agassiz'^) beschreibt aus der weissen Kreide von Lewes diverse Reste als Tefrapfenis minor Ag., welche z. Th. mit Sicher- heit ebenfalls der Gattung Protospliyraena zuzutheilen sind. Diese Reste bestehen nämlich einerseits aus dem wohl erhaltenen distalen Ende eines Rostrum (t. 60a, f. 9 u. 10), andererseits aus einigen Wirbeln (f. 11 — 13). Das Rostrum ist ausgezeichnet durch eine an der einen Seite verlaufende Längsfurche. Der Abbildung nach zu urtheilen ist sie zu regelmässig und zu scharf begrenzt, als dass man sie für eine zufällige Verletzung des betretfenden Stückes halten könnte. Man kann sich indessen andererseits schwer vorstellen, was dieselbe für einen Zweck gehabt hat. Die Sculptur der übrigen Oberfläche besteht aus schmalen aber scharfen, schwach w'ellig verlaufenden liängsriefen. Das Stück deutet daher wohl eine weitere 6. Art an. welche als Protospliij- raena minor Ag. sp. zu bezeichnen sein würde. An den Wir- beln ist bemerkenswerth , dass ihre Neurapophysen und die Dorn- fortsätze die Form breiter Lamellen besitzen. Ihre Zugehörigkeit zu Frotosphyraena ist unsicher. Die von Agjassiz^) als Saurocephalus lanciformis Harl. beschriebenen und abgebildeten isolirten Zähne endlich gehören ebenfalls zu Protosphyraena ferox Leidy und eventuell zu Pr. minor Ag. sp. Dagegen ist der von Geinitz^) als Saurocex)halus lanci- formis Harl. aus dem turonen Plänerkalk von Strehlen bei Dresden beschriebene Zahn wohl nicht zu Protosphyraena zu rechnen, ebenso wenig wie das von Reuss^) aus dem Pläner von Bilin unter dem gleichen Namen erwähnte Exemplar; eher könnte ein von Geinitz zu Hypsodon Lewesiensis Ag. gerechneter Zahn ') zu Protosphyraena gehören. Ich besitze jedoch aus dem Pläner- kalk von Weinböhla bei Meissen einen Zahn, dessen Zugehörig- keit zu Protospliyraena keinem Zweifel unterliegen kann. Er stimmt mit Zähnen von Pr. ferox Leidy aus der Kreide von Kent, von denen vier Exemplare, ebenfalls in meiner Sammlung 1) Davies, 1. c, p. 259, t. VIII, f. 3. 2) Nach Davies, 1. c, p. 256. ^) Agassiz. Poissons fossils, T. V, p. 91, t. 60a, f. 9 — 13. *) Ebendaselbst, T. V, p. 102, t. 25 c, f. 21—29. *) Geesiitz. Das Eibthalgebirge. Palaeontographica, Bd. XX, 2. Abth., p. 225, t. 43, f. 10. *) Reuss. Die Versteinerungen der böhmischen Kreideformation, 1. Abth., p. 18, t. 4, f. 67. ') Geinitz, 1. c, t. 42, f. 6. 300 befindlicli. zur Yergleichuiig vorliegen, vollküiniueu übereiii. Üb er nun in der That zu derselben Species zu rechnen ist, niuss indessen natürlich dahingestellt bleiben. Vergleichen wir Protosphyraena mit der ebenfalls mit einer dolchförniigen Offensivwaiit'e ausgerüsteten Gattung Äsjridorhf/n- eJiKS, deren Details bezüglich des Schädelbaues namentlich Keis^) kennen gelehrt hat, so finden wir eine interessante üebereinstim- mung darin, dass den Haupttheil des Rostrum bei beiden das Ethmoidale bildet. In der hinteren Partie der Unterfläche des Rostrum finden wir bei Aspidorlnjnclius ebenfalls kräftige, spitze Fangzähne. Dieselben werden jedoch von dem Praemaxillare ge- tragen, während bei Pvotospltyraena die beiden grossen Basal- zähne im Vomer sitzen. Letzterer Knochen ist bei Aspidorln/nclms vollkommen zahnlos. Eine weitere Uebereinstimmung zwischen beiden Gattungen besteht in der starken Zahnbewaffnung der Mundhöhle, indem auch bei Aspidorhi/ncJnrs sowohl das Pala- tinüm als das Ptervgoideuni stark bezahnt sind, wenngleich letz- teres schwächer als ersteres. Beide Gattungen besitzen schliess- lich ein Praedentale. Im Gegensatz zu diesen mesozoischen Schwertfischen in Bezug auf die Bezahnung sowohl als den Bau des Rostrum stehen die recenten Xiphio'iden. bei welchen die Zähne nur sehr klein sind oder auch fehlen. Ueber die Zusammensetzung des Rostrum der Gattung Tetrapterus schreibt Agassiz^): „Le bec est forme par les intermaxillaires qui sc soudent enscmble pour former un cylindre pointu; les os du cräne sont petits et tres-reduits." Claus '^j dagegen giebt bei X/))Jn'as an: „Oberkinnlade (Inter- maxillaria, Vomer, Ethmoideum) stark verlängert, schwertförmig." Der Abbildung bei Awassiz nach zu urtheilen, nehmen allerdings den Hauptantheil an der Bildung des Rostrum die Praemaxillaria, welche auch für sich allein die vorderste Partie desselben bilden. Auf der Oberseite betheiligt sich indess auch das Ethmoid, auf der Unterseite wahrscheinlich der Vomer. Möglicherweise waren bei Protosphyraena gleichwie bei den recenten Xiphio'iden einige Schwanzwirbel verwachsen. Davies*^) (1. c, p. 250) schreibt nämlich: „Associated in the same de- posits are frequently obtained coalesced caudal vertebrae similar to, but less symmetrical. and also shorter, higher and thicker, than the Consolidated caudal vertebrae of the Tetrapterus. " Diese Wirbel sah Davies für zugehörig zu Ptorosphyraena an, ') Reis. Ueber Bdonostomits etc., p. 170. -) AciASSiz. Poissons fossils, Vol. V, p. 90, t. E. ') Claus. Grundzüge der Zoologie, Bd. II, p. 235 (4. Aufl., 1882). 301 da or cltMi Schluss zog, dass ein Fisch mit einer so gewaltigen Offensivwaffe auch den Schwanz als das hauptsächlichste Fort- bewegungsüi'gan im Wasser möglichst kräftig gebaut haben würde. Er bemerkt noch: „such coalesced vertebrae we find in the tail of Xiphias and other recent fishes". Auch über das übrige Skelet von Proiosphyraena, ist etwas absolut Sicheres nicht be- kannt. Es ist jedoch auch mir sehr wahrscheinlich, dass, wie schon Davies und Cope vermutlieten, die von letzterem Forscher als Pelecopterus beschriebenen Brustflossen in der That zu jenem Genus gehören. Wood\vard scheint es schon als festste- hende Thatsache zu betrachten, da er in seiner „Synopsis of the vertebrate fossils of the English Chalk" i) angiebt: „The fins of Profosphyracna were originally described by Agassiz^) as the dorsal fin-spines of the Selachian fish Ptychodus, and were first recognized as Teleostian by Prof. Cope who refered them to a genus Pelecopterns, indicating a previously unknown order (Adi- nochiri) and family (Pelecopteridae).^ Das Zusammenvorliommen der Pe/ecopfents-F\ossen mit Profosphjraena ist von Davies und Cope beobachtet worden. Davies schreibt (1. c. p. 256): „In the sanie deposits frequently occur either singly, or in displaced groups. some long bony and unarticulated fin-rays. which pro- bably appertain to the same species."' Cope erhielt zahlreiche Stücke eines Schädels nebst dem Fragment einer Brustflosse, welche von Prof. Mudge in der Gegend des Salomon River in Kansas aufgefunden worden waren. Ueber dieses Flossenfragment giebt Cope (1. c. , p. 218) nur an: „The ray is of the Com- pound character already described as belonging to other genera of this family; its edge is not preserved." Auch ich selbst erwarb gleichzeitig mit dem beschriebenen Schädel und den anderen Schä- delfragmenten ein, wenn auch unvollständiges Exemplar einer I'elecopterns-YXoi'äQ, welche von dem gleichen Fundorte stammt. Nach diesem Exemplar kann ich der Beschreibung von Cope noch hinzufügen, dass gegen die Spitze der Flosse zu eine Zer- theilung der einzelnen Flossenstrahlen eintritt, welche gegen den Hinterrand in eine förmliche Zerfaserung ausartet. Die Zähnung des Vorderrandes verliert sich gegen die Spitze zu. Was schliesslich die Frage anlangt, ob Proiosphyraena zu der Familie der SanroccphaJidae Zitt. (Sanrodontidac Cope) zu stellen oder als Repräsentant einer eigenen Familie zu betrachten ') Proceed. of the Geologisf s Association, Vol. X, No. 5, p. 321 (49). -) Agassiz. Poissons fossils, Vol. III, p. 56—59, t. Xa, Xb, f. 18. ä) Cope. Vertebrata of the cret. form, of the West, 1875, p. 244. 302 ist, so glaube ich. dass die Verlängerung der Schnauzeupartie in ein Rostruni. sowie der eigcnthüniliclie Bau des Unterkiefers (namentlich die Abgliederung eines Praedentale) mehr für eine Sonderstellung von Protosphyraena spricht. Sobald die Zuge- hörigkeit der Pelecopierus-¥\o%sQ\\ zu jener Gattung mit Sicher- heit erwiesen ist. würde man am zweckmässigsten für diese Fa- milie den bereits von Cope vorgeschlagenen Namen ,,Pelecoptc- ridae'' anwenden. 303 6. Ueber Schwan klingen in der Intensität der Erdanziehung. Von Herrn F. W. Pfaff in Erlangen. Hierzu Tafel XV u. XYI. Während über die Entstehimg der Gesteine und Formationen der jüngeren Erdperioden fast bei allen Geologen so ziemlich die- selben Meinungen herrschen, gehen diese bei Besprechung des Urzustandes der Erde und der Bildung der ältesten Gesteine stark aus einander. Auch zur Erklärung verschiedener Erscheinungen, wie vulkanische Ausbrüche, manche Erdbeben. Hebungen und Sen- kungen einzelner Theile der Erdoberfläche u. s. w., stehen sich zwei vollständig verschiedene und entgegengesetzte Ansichten, die der Neptunisten und jene der Plutonisten gegenüber. Während diese, ein Kind früherer Zeiten, bis in dieses Jahrhundert herein herrschte, kam jene erst in der neueren Zeit hauptsächlich zur Geltung. Jene Lehre, die der Plutonisten, besagt, dass die Erde im Innern eine noch ihrem feuerflüssigen Urzustand gleiche ge- schmolzene Kugel bilde, und die P^rdrinde eine durch die Abküh- lung entstandene, im Vergleich zur ganzen Erde dünne Kruste sei. Sie giündet sich auf Beobachtungen, welche ergeben haben, dass die Bodenwärme an allen Orten der Erde mit zunehmender Tiefe, die jedoch unterhalb der durch die Sonnenwärme noch beeinflussten Tiefe liegen nuiss. eine, wenn auch nicht überall gleiche Zunahme zeigt. Da nun aber an vielen Stellen der Ei-de noch heutzutage geschmolzene Massen aus der Tiefe an die Ober- fläche gelangen, so weist jene überall mit der Tiefe zunehmende Erdwärme auf ein überall geschmolzenes Erdinnere hin. Fragt man nun auch bei den Neptunisten nach, so hört man, dass diese von einem feuerflüssigen Zustande im Innern der Erde nichts wissen wollen. Sie erklären, dass jene allgemein zunehmende Erdwärme viel zu schwankend sei. um jene Schlüsse zu rechtfertigen, und sich auf verschiedene in der Erde statt- findende chemische Vorgänge zurückführen lasse. Ebenso seien die geschmolzenen Laven durch in gewissen Tiefen vorkommende Verbrennungen organischer Stoffe zum Schmelzen gebracht und 304 ausgepresst Avortloii. Der HauptuiiterschiGd dieser beiden Lehren beruht also darauf, dass jene behaupten, der grösste Theil der Erde sei jetzt noch ghditflüssig, diese, er sei fest und starr. Neigt man nun mehr zur einen oder anderen Theorie hin, so wird man doch immer zugeben müssen, da die ganze Erde ein specitisches Gewicht von 5.4 hat. die hauptsäcldichste Masse der Erdoberfläche aber nur 2,5. dass im Innern der Eixle sich viel specitisch schwere Massen befinden müssen. Da nun aber auch der Schwerpunkt mit dem geometrischen Mittelpunkt der Erde zusammenfällt, so müssen im Innern die allmählich schwerer werdenden Schichten wie concentrische Kugelschalen auf einander folgen. Diese im Mittelpunkt sich befindenden schwereren und schwer- sten Theile der Erde werden nun auf der Erdoberfläche, von localen Störungen abgesehen, eine gleichniässige. und da die Erde annähernd ein Umdrehungsellipsoid ist, vom Aequator zu den Polen zunehmende Wirkung äussern. Würde nun die Erde jene von denNeptunisten vorausgesetzte Beschaffenheit haben, so müsste sich diese Kraft, die Schwerkraft, fast vollständig gleich und für alle Zeiten, wenn nicht etwa durch unterirdische ,.Faulberge'' grosse Veränderungen erzeugt würden, constant bleiben. Eine geringe Aenderung wird jedoch Mond und Sonne, erstens durch ihre dire(;te, der Schwerkraft der Erde entgegenwirkende Anzie- hung auf die Erde ausüben, zweitens durch die Fluhtwelle, welche, wie Thomson berechnet hat, entstehen würde, wenn die Erde sogar die Starrheit von Stahl hätte, da sie in diesem Falle doch noch den Fluth erzeugenden Einflüssen von Mond und Sonne ungefähr Ys soviel nachgeben müsste, wie wenn sie vollständig flüssig wäre und keine Starrheit besässe'). Durch diese Fluth- welle würde nämlich die Entfernungen vom Mittelpunkt grösser an einigen Stellen, geringer an anderen, und so die Anziehungskraft geändert. Betrachtet man nun unter derselben Voraussetzung die Lehre der Plutonisten, so gestalten sich hier diese Verhältnisse etwas anders. Doch bevor wir diesen Fall in Ueberlegung ziehen, müssen wir uns diese Theorie etwas genauer besehen. Die Erde ist hiernach also äusserlich mit einer im Verhältniss dünnen Rinde umhüllt, dann folgt der flüssige Theil. wenn wir den viel- leicht halb geschmolzenen, halb festen übei-gehen. Je weiter man sich nun dem Mittelpunkte nähert, werden die Massen unter einem desto höheren Drucke stehen. Da aber experimentell nach- gewiesen wurde, dass mit Zunahme des Druckes auch der Schmelz- ') Cfr. Thomson: Theoretische Physik. 305 punkt steigt, so kann man auch annehmen, dass von einem Punkte an im Erdinnern die Hitze nicht mehr hinreicht, um die Massen nocli tiüssig zu halten. Es wird sich also im Mittelpunkte selbst ein fester Erdkern beiinden, der die specitisch schwersten Massen enthält, jedocli seiner Grösse nach unbekannt ist. Ohne nun näher auf die mathematische Form dieses Kernes, sowie die wirk- liche Gestalt der ganzen Erde und die, durch ihre sphäroidische Gestalt und letzterwähnte Eigenschaft bedingte Anziehung auf einen Punkt ihrer Oberfläche einzugehen, da dies zu den schwie- rigsten mathematischen Verhältnissen gehört, wird man doch zu- geben müssen, dass, da die P^i'de nicht die Starrheit einer Stahl- kugel besitzt, über ihre Oberfläche sich Fluthwellen hinziehen. Eine wird ihre Ursache in der Anziehungskraft des Mondes, die andere in der der Sonne haben, und zwar wird die erstere die letztere überwiegen. Thomson berechnete nun, dass die Inten- sität der scheinbaren Schwerkraft der Erde um Veoonoon durch den Mond, und ungefähr um Y12000000 durch die Sonne geringer ist, wenn diese im Median dieses Punktes stehen. Es wird also für den Fall, dass Sonne und Mond im Zenith stehen, ein Maximum in der Verminderung der Intensität der Schwerkraft eintreten, das ungefähr Y-ioonono beträgt. Diese Stö- rungen, hervorgerufen durch die directe Anzielmng und die durch die Fluthwelle entstandene grössere oder kleinere Entfernung eines Punktes der Oberfläche vom Mittelpunkt, geben uns nun ein Mittel an die Hand, experimentel nachzuweisen, ob die Erde durch und durch so fest und hart wie Glas und Stahl, oder ob sie im Innern einen noch flüssigen Theil besitzt. Denn kann mm nach- gewiesen werden, dass die Schwerkraft sich um mehr als diese Grösse, nämlich Y4000000 ändert, so kann die Erde nicht voll- ständig starr sein. In den folgenden Zeilen soll nun eine Reihe von darauf bezüglichen Beobachtungen, die mit einem eigens von mir hierzu construirten und ausgearbeiteten Apparate gemacht wurden, be- schrieben werden. Der Verfasser legt dieselben vor, mit dem Vorbehalt weiterer nachträglicher Verbesserungen und Aenderun- gen an den Resultaten, da die vorliegenden, wenn es erlaubt ist zu sagen, nur eine „qualitative" Voruntersuchung sein soll. Er bittet um Entsclmldigung. wenn er mit so lückenhaften Beobach- tungsreilien vor die Oetfentlichkeit tritt, aber er glaubt, dass, da seines Wissens noch keine derartigen Untersuchungen angestellt sind und dieselben von Interesse sein dürften, es doch geboten ist, einiges darüber mitzutheilen. Es scheint ilim aber auch nothwendig zu sein, dass dieselben an anderen Orten, sowie wäh- rend längerer Zeit Tag und Nacht fortgesetzt werden sollten, 306 was für ihn, da er allein auf sieb angewiesen war und ist, nicht leicht durchzuführen sein dürfte. Zugleich giebt er sich der Hoff- nung hin, in späterer Zeit, da es ihm gelungen zu sein scheint, durch geeignetere feinere Constructionen die Beobachtungen ge- nauer und automatisch aufuzeichnen, besseres Material liefern zu können. Möge es ihm nun erlaubt sein, kurz zu erwähnen, wie er zur Inangriffnahme dieser Frage galangte. Schon im Jahre 1883 hatte mein im Sommer 1886 ver- stobener Vater. Univers. -Professor Pf äff, diese Arbeit begonnen. Grund dazu waren verschiedene Arbeiten über Aenderung des Meeresspiegels, deren nächste Folge eine kleinere in dieser Zeit- schrift, 1884 erschienene Schrift war: „Zur Frage der Verän- derung des Meeresspiegels durch den Einfluss des Landes". Da nun nach den Berechnungen, die auf Grund der genauesten Pendel- schwingungen, angestellt au verschiedenen Punkten, die Erde sich als dreiaxiges Ellipsoid ergab, so construirte er einen Apparat, der ähnlich einem Barometer, jedoch ohne Zuhülfenahme der Erd- atmosphäre, dazu benutzt werden konnte, um diesen verwickelten Verhältnissen etwas näher zu treten, das heisst um die etwa höher oder tiefer gelegenen Theile der Erdrinde anzuzeigen, mit an- deren Worten, es sollte ein Nivellirungs- Instrument sein, jedoch ohne Nivelle. Bevor jedoch derartige Versuche angestellt werden konnten, war es nothwendig, experimentell nachzuweisen, sollte nicht alle Arbeit umsonst sein, dass die Schwerkraft der Erde an einem Punkte sich constant erlialte. Es möge mir nun erlaubt sein, kurz die von meinem Vater und mir hierzu construirten Apparate, die sich jedoch alle in der Praxis als unbrauchbar erwiesen, zu beschreiben, um. sollten von anderer Seite derartige Versuche vorgenommen werden, einem resultatlosen Arbeiten vorzubeugen. Zugleich möchte der Ver- fasser den schon von seinem Vater für diesen Apparat gebrauchten Namen „Geobarometer" vorschlagen. 1. ilpparat: Es wurde die Elasticität der Luft, die einer bestimmten Quecksilbersäule das Gleichgewicht halten musste, be- nutzt. Ohne näher auf diese Construction einzugehen, scheiterte die Brauchbarkeit dieses Apparates an dem Reibungswiderstand des Quecksilbers am Glas. Obwohl dieser Apparat in den ver- schiedensten Formen und mit der verschiedensten Aenderungen ausgeführt wurde, so konnten doch die vielfachen Missstände nicht beseitigt werden, sodass, nachdem auch eine ganz einfache Con- struction, bei welcher die Reibung des Quecksilbers am Glase hätte so ziemlich wegfallen müssen, nämlich ein sehr weiter Glas- barometer, eingeschmolzen in einem grossen Glasgefäss, versehen mit einem sehr feinen Thermometer, bei dem die Ablesung mit- 307 telst des Mikrogoniometers erfolgte, sich als unbrauchbar erwies, von diesem Princip Abstand genommen und die weiteren Versuche nur noch mit feinen Federn angestellt wurden. Es waren zu diesem Zwecke 2 Uhrfedern, die auf ihre ün- veränderlichkeit schon längere Zeit geprüft waren, einerseits an einer Axe. andererseits auf einer Platte befestigt; die Axe ruhte auf 2 mit Achatlagern versehenen Trägern, welche ebenfalls auf der Platte ruhten. An der Axe selbst war ein Hebelarm an- gebracht, der mit einem derartig gewäliltem Gewicht belastet war, dass die Federn soweit angespannt wurden, um sich noch frei zu bewegen, ohne ein Berühren der einzelnen Windungen herbeizu- führen. Als Indicator diente eine feine Nivelle. Aber auch dieser Apparat gab kein Resultat. Soweit waren die Versuche bis zum Sommer 1886 ge- schritten. In der dauf folgenden Zeit setzte ich nun diese Ver- suche fort, doch im Anfang auch mit keinem besseren Erfolg. Was mich nun veranlasste, diese Untersuchungen dennoch weiter fortzuführen, war erstlich, dass ich es als ein Vermächtniss be- trachtete, das wenigstens soweit fortgeführt werden musste, bis ein, wenn auch negatives, Resultat erzielt worden war, sodann der Umstand, dass mir die so günstige Lage meines Hauses die beste Gelegenheit zu diesen Beobachtungen bot. Selbstverständ- lich ist ja bei solchen Versuchen die erste Bedingung ein voll- ständig ruhiger Stand, der nicht etwa durch schwere vorbeifah- rende Wagen oder durch Bahnzüge sowie andere Einflüsse in. wenn auch nur die kleinsten Bewegungen versetzt wird. Nun liegt mein Haus auf einem dem obersten Keuper angehörigen Hügel, der aus dem sogenannten Stubensandstein aufgebaut ist, circa 50 m über der Thalsohle. Vollständig nach allen Seiten abgegrenzt, ist er von allen störenden Einflüssen frei, nur geht circa 100 m westlich und 45 m tiefer der Eisenbahntunnel durch. Obgleich nun der ganze Hügel wechsellagernd aus Stein und Mer- geln besteht, so merkt man doch schon die störenden Einwir- kungen der Bahn, am stärksten dann, wenn ein von Bamberg, das heisst von Norden kommender Zug in den Tunnel einfährt, viel weniger, wenn er ihn verlässt. Nach Süden und Westen fällt der Berg ziemlich steil ab, etwas langsamer nach Norden, und nach Osten verflacht er sich mehr und mehr. Seine längste Ausdehnung geht von Osten nach Westen, seine kürzeste von Norden nach Süden. In dem Hause selbst befindet sich ein ^/s unter und '/s über der Erde liegender Raum, der zum Theil in den Felsen eingehauen ist. zum Theil aber im lockeren Sand- boden liegt. In diesem Geschoss wurde zu diesen Versuchen ein 1 m langer und 40 cm im Geviert haltender Stein in den Fuss- 308 bogen eingefügt, der noch, um die Erschütterungen abzuhalten, die durch das Betreten des Raumes entstehen, vollständig von dem ihn umgebenden Erdreich und Fussboden mit einem starken Holzkasten getrennt ist. Zwei weitere Apparate, die daselbst ihre Aufstellung fanden, waren ebenso ergebnisslos; der eine bestand aus einem biftilar aufgehängten Gewichte, das durch eine feine Uhrfeder aus seiner Gleichgewichtslage um 120^' gedreht war und einen langen Zeiger hatte. Der andere bestand aus einer Anaroidbarometerkapsel, die angebohrt worden war, und ein dem Luftdruck entsprechendes Gewicht trug. Die Kapsel ruhte auf einem starken Stahlträger, das Gewicht aber war so angebracht, dass es unter ihr selbst und um sie herum hing, von oben aber auf sie selbst aufge- schraubt war. Da nun nach den bis dahin gemachten Erfahrun- gen die Schwankungen äusserst gering sein mussten, so wurde hier zum Beobachten derselben die Interferenz des Lichtes einer Natriumweingeistflamme benutzt. Dazu war auf dem Gewichte eine sehr schwach convexe Linse angebracht, an einem selbst- ständig daneben befindlichen Träger jedoch ein über die Linse übergreifendes Spiegelglasstück. Das Licht fiel seitwärts herein und erzeugte bei richtiger Stellung so jene bekannten hellen und dunklen Interferenzringe. Der Durchmesser dieser Ringe nun wurde mittelst eines Okularmikrometers, der auf ein schwach vergrösserndes Mikroskop aufgesetzt war. gemessen. Doch auch hier ergab sich keine Veränderung, die Ringe blieben während wochenlanger Beobachtungen immer von demselben Durchmesser. Im August vergangenen Jahres nun wurden diese Versuche, die längere Zeit ausgesetzt worden waren, wieder in Angriff ge- nommen. Diese letzten Versuche waren nun endlich auch von Erfolg gekri3nt. Das Princip. das bei diesem Apparat in Anwendung kam, ist kurz folgendes: Da das Gewicht eines Körpers von seinen physikalischen Eigenschaften und der Anziehungskraft der Erde herrührt, so kann, da sich die phj'sikalischen Eigenschaften bei den richtigen Vorsichtsmaassregeln nicht ändern, die Anziehungs- kraft der Erde bestimmt werden. Diese kann durch die Elasti- cität eines Stoffes, am leichtesten die des Stahles gefunden werden. Es ist nun bekannt, dass richtig gehäi'tete Stahlfedern, wenn sie vor der chemischen Einwirkung feuchter Luft, dem Rosten, be- wahrt werden. Jahre lang vollständig constant bleiben, so lange nicht ihre Elasticitätsgrenze überschritten wird. Wird nun an einer Feder eine Masse gehängt, so kann daraus ihr Gewicht oder die Anziehungskraft der Erde gefunden werden, sobald man nur die Ausdehnung oder Biegung derselben gemessen hat. Wird 309 nun diese Ausdehnung genau gemessen, so kann man, wenn sich die Anziehungskraft der Erde ändert und die Messmethode ehen noch fein genug ist, um die entsprechende Veränderung bemerk- bar zu machen, die Aenderungen der Anziehungskraft selbst be- stinnnen. Zu diesem Zwecke wurde nun folgender Apparat construirt und ausgearbeitet, der deshalb etwas genauer beschrieben werden soll. Dieser Apparat (siehe Tafel XV) besteht aus zwei Federn, die sich zu einer ergänzen. Aus einer in einer Ebene gewun- denen (a) und einer einfachen Stangenfeder (b). Diese sind an den Endstellen bei d etwas keilförmig und mittelst einer ein- fachen, der Form der Feder entsprechenden durchbrochenen Stahl- stückes (d) zusammengehalten. Um Verrückungen zu verhüten, trägt b am äussersten Ende einen Stift, der in ein Loch der Feder a genau eingepasst ist. Die Feder a ist beinahe doppelt so stark wie b, letztere ist am hinteren Theile stärker und nach vorne zu stark verjüngt, sodass sie bei d genau 2 mm dick, am an- deren Ende nur noch '/a mm stark ist. a ist in einer Axe (e) eingekeilt und festgekeilt, die seitlich von zwei Schrauben (q) mit Gegenschrauben geklennnt und gehalten wird. An der Axe e ist noch ein kleiner Hebelarm (f) befestigt, auf den eine Schraube (g) drückt, um das Einstellen der Feder zu erleichtern und um ein allenfallsiges Nachgeben zu verhüten. Diese Axe e ruht in einem U-förmig rechtwinklig gebogenem, oben offenem Eisen (c), das auf einer starken Eisenplatte vernietet ist. Fast an ihren Enden tragen beide Federn ein Achatlager (h) und zwar ist jenes auf a viel stärker wie jenes auf b. In diesen Lagern ruhen 2 Stahlschneiden, ähnlich jenen an den Wagen, von denen jede wieder mit einer anderen, jedoch umgekehrt gerichteten Stahl- schneide verbunden ist. Auf diesen Schneiden ruhen nun wieder zwei Achatlager, die auf einer einem T-Eisen entsprechenden, keilförmig gefeilten Stahlstange (i) befestigt sind. Auf dieser Stahlstange lagert nun bei r ein Gewicht (k) = 2000 gr schwer. Um nun die geringen Veränderungen in der Lage des Gewichtes, erzeugt durch die wechselnde Anziehungskraft der Erde, noch beobachten zu können, ist auf der Feder b am äussersten Ende eine sehr schwache couvexe Linse (1) mittelst einfacher Schraub- vorrichtung horizontal angebracht; darüber liegt eine concavc Linse von etwas grösserem Krümmungsradius in einer Fassung (o) auf einem seitwärts angebrachten Trüger (mj, festgehalten durch zwei Federn (n). Diese Linse ruht in ihrer Fassung o auf 3 feinen Mikrometerschrauben (p). die durch den Träger m hindurch gehen, um die durch die beiden Linsen erzeugten Interferenzringe in die Mitte zu bringen. Von der einen Seite fallen parallele Zeitsclir. d. D. geol. Ges. XLU. -2. 21 310 Natriumlichtstrahlen von einer Spirituslampe auf dieses Linsen- system . und von der anderen Seite werden die Interferenzringe durch eine schwach (circa 18 mal) vergrössetes Mikroskop, das einen Ocularmikrometcr trägt, beobachtet. Bei der Ausführung des Apparates war genau darauf geachtet worden, dass sämrat- liche Theile. da eine gleichmässige Temperatur in dem Aufstel- lungsraume doch nicht erzielt werden konnte, die durch Tempe- raturschwankuiigen Aederuiigen erzeugen mussten. von demselben Material und derselben Länge hergestellt wurden. Da beim An- zünden der Lampe und beim Beobachten selbst kleine Erschüt- terungen nicht vermieden werden konnten, so war der Beleuch- tungs- und Beobachtungstheil abseits auf einem unverrückbaren Gestell angebracht. Der ganze Apparat war mit einer doppelten Hülle von Holz und Pappdeckel umgeben, die Oetfnung zum Beob- achten der Ringe mit Spiegelglas belegt, und um den störenden Einfluss einseitiger Erwärmung, von der Lampe herrührend, mög- lichst zu beseitigen, wurde eine Lösung von Alaun und ein durch- sichtiger Kochsalzkrystall benutzt. Bevor der Apparat mit dem Gewichte, das. da es keinen Raum mehr zwischen Feder und Eisenplatte hatte, durch diese hindurch in einem fest verschlos- senen Gehäuse hing, belastet worden war. wurde die Feder län- gere Zeit bis nahe zu ihrer Elasticitätsgrenze angespannt, um jedem spi^teren Nachgeben vorzubeugen. Zur Aufstellung gelangte dieser Apparat Ende August ver- gangenen Jahres, die Beobachtungen konnten jedoch wegen man- cherlei nothwendiger Aenderungen, namentlich an der Beleuchtung, erst Anfang October systematisch angestellt werden. Gewöhnlich wurde von Morgens 8 bis Nachts 12 beobachtet, alle 10 bis 14 Tage in der Regel einmal während 24 Stunden. Zur Beobachtung selbst wurden immer ein Interferenzring, und wenn sich in der Mitte ein Punkt zeigte, auch dieser benutzt, und zwar wurde stets der Durchmesser eines Ringes oder Punktes luittelst des Ocular- mikrometers gemessen und dessen Länge aufgeschrieben. Ein Wach- sen der Ringe bedeutet natürlich immer ein Steigen des Gewichts oder Abnahme in der Intensität der Erdanziehung, und umgekehrt. Wenn nun. obschon längere Zeit beobachtet wurde, das Resultat doch nur ein qualitatives genannt werden kann, so liegt das eben in dem schon früher genannten Umstände, dass Tag und Nacht hätte stündlich beobachtet werden müssen. Avas mir natürlich nicht möglich war, und in einem weiteren Grunde, nämlich dass, wenn selbst 24 Stunden stündlich die Beobachtungen vorgenommen worden wären, doch öfter, namentlich aber bei etwas schnellerem Wechsel, die Art der Bewegung nicht mehr festgestellt werden konnte, da ja. wenn ein Ring, dessen grösster Durchmesser 25 311 Theilstriche des Ocularmikrometers betrug, um 12 Uhr beispiels- weise 17 Striche zählte, nach einer Stunde sich zu einem Punkte, das heisst zu einem 9 Striche haltenden dunklen Fleck gestaltet hatte, man nicht mehr bestimmen konnte, ist der Ring von 25 auf 27 weiter gegangen, und ist so ein neuer, durch Heben ent- standener Anfang eines Ringes in dem Punkte zu sehen, oder ist 17 auf 9 heruntergesunken. Mit anderen Worten, hat sich das Gewicht gesenkt oder gehoben. Um nun aucli einem etwaigen Einfluss der Temperatur genau festzustellen, so wurden zwei Thermometer, in 0.1 Grad getheilt, aufgehängt. Der eine reichte durch die Undiüllung des Appa- rates hindurch, der andere war in einiger Entfernung davon auf- gehängt. Doch konnte eine Veränderung des Apparates durch die wechselnde Wärme nicht nachgewiesen werden. Ebenso wurde, da ja ein stärkerer oder geringerer Luftdruck einen Einfluss ausüben sollte, der Barometerstand genau aufgezeichnet, doch auch dieser zeigte keinen Einfluss auf den Gang des Apparates. Um nun die bei den Beobachtungen gefundenen Schwankungen ihrer Grösse nach bestimmen zu können, das heisst, um sich Rechenscliaft von der Aenderung in der Intensität der Schwer- kraft abzulegen, war es nothwendig. die Emfindlichkeit des Appa- rates zu untersuclien. Zu diesem Zwecke wurde versucht, um den Apparat nicht ganz aus einander zu nehmen und ein tage- langes Unterbrechen der Beobachtungen herbeizuführen, da das Zusammenstellen und Einstellen der Interferenzringe immer eine sehr langwierige und mühsame Arbeit ist, zur Bestinunung des Elasticitätscoefficienten so zu verfahren, indem ein bekanntes Gewicht auf das GcAvicht am Apparat gelegt und vor und nach dem Auflegen der Durchmesser der Interferenzringe geraessen wurde. Es dauerte jedoch immer 45 Minuten, wie vielfache an- gestellte Beobachtungen ergaben, bis der Apparat wieder seine vollkommene Ruhe hatte; aus der Differenz der Ringe hätte dann der Coefticient berechnet werden können. Es zeigte sich leider, dass diese Methode zu sehr verschiedenen Resultaten führte, da der Gang des Apparates natürlich während dieser 45 Minuten nicht bekannt war. Um ein brauchbares Resultat zu erhalten, hätte ein zweiter gleicher Apparat vorhanden sein müssen, der mir leider nicht zu Verfügung stand. Ist es jedoch erlaubt, bei Fe- dern vorauszusetzen, dass dieselben auch bei ganz kleinen Diffe- renzen proportional der Belastung nachgeben, so könnte auch hier ungefähr die Bewegung berechnet werden. Die Beobachtungen ergaben nun , dass der grösste Gangunterschied , das heisst der tiefste vom niedrigsten Stand, um 3 Wellenlängen des Natrium- lichtes unterschieden sind. Nun ist eine Natriumlicht- Wellenlänge 21* 312 gleich 0,000589 mm. folglicli 3 = 0,001767. Da nun die Feder mit einem Gewicht von 2000 gr, zu dem noch 27 gr von der Tragstange kommen, im Ganzen also mit 2027 gr belastet ist. so findet man, da dieses Gewicht nicht am Ende, sondern 128 mm davon aufgehängt ist, die ganze Länge der beiden Federn a und b zusannnen aber =356 mm ist. dass dies einem am Ende befindlichen Gewichte von 1298 gr entspricht. Diese 1298 gr werden nun also um 0,001767 mm gehoben oder gesenkt. Die Feder aber wird selbst von diesem Gewichte um 92 mm gebo- gen. Rechnen wir nun diesen Ausschlag ^"/o.oonci unter obiger Voraussetzung aus, so finden wir die Maximalbewegung gleich V52066 oder = 7.52000. Berechnen wir nun andererseits auch, um die Empfindlich- keit zu prüfen, wie gross die geringste Schwankung ist, die noch nachgewiesen werden kann, so finden wir, da eine Natriumlicht- Wellenlänge einen Ring von 25 Mikrometertheilstrichen Durch- messer bildet ö^^fo.össy^. _ 0,0000235 nun oder = Va-ao^ooo. Dieses ist also die Differenz, welche ein Tiieilstrich des Ocular- mikrometers angiebt. Wohl wissend, dass bei so kurz angestellten Beobachtungs- reihen man nicht vorsichtig genug mit der Deutung der Resultate zu Werke gehen kann, sollte diese Berechnung nur ein Versuch sein, die Schwankungen ihrer Grösse nach im .'allgemeinen zu bestimmen. Um sich ein richtiges Bild von denselben machen zu können, mtissten an verschiedenen Orten, in verschiedenen Breiten und mit den genauesten Apparaten Jahre lang beobachtet werden, da sich möglicher Weise diese Verhältnisse mit steigen- der Breite merklich ändern können. — Gehen wir nun etwas genauer auf die Schwankungen selbst ein, so möge bemerkt sein, dass hier nur jene berücksichtigt wurden, welche vom 24. October 1889 an, nachdem der Apparat seine feste Aufstellung und Um- hüllung gefunden hatte, bis zum 2i. März 1890 angestellt wor- den sind. Seit dieser Zeit wurden 1218 einzelne Beobachtungen an- gestellt. Wegen Unsicherheit der Bewegung und mancher anderer Vorkomnmisse konnten leider manche Tage nicht mit in Rech- nung gezogen werden. Wie schon frülier bemerkt, handelt es sich hier um die Schwankungen, welchen ein an einer Feder aufgehängtes Gewicht im Laufe der Zeit unterworfen ist. Ohne weiter darauf einzugehen, woher diese Schwankungen nun kom- men könnten, entspricht eine aufwärts gehende Bewegung natürlich einer Abnahme, eine abwärts gehende aber einer Zunahme in der Intensität der Erdanziehung. Zur leichteren Uebersicht wurde 31.3 nachstehende Tabelle entworfen, auf der vorn das Datum der Tage verzeichnet ist; in den vier folgenden Reihen ist verzeichnet, wann jedesmal der höchste und der tiefste Stand eintrat . und zwar enthält die erste Reihe die Stunde des höchsten Standes bei Tag. die zweite bei Nacht; die dritte die des tiefsten Standes bei Tag. die vierte bei Nacht; in den drei folgenden sind die Grössen der Schwankungen je eines Tages aufgezeichnet, ausge- drückt in den Durchmessern der Interferenzringe, bezogen auf die Theilstriche des Ocularmikrometers. Diese Zahlen sind also die direct abgelesenen grösseren oder kleineren Durchmesser der dunklen Ringe, von denen 25 immer einer Natriumlicht-Wellen- länge, 'also 0,000589 mm entsprechen. Ist die Zahl grösser als 25. so zeigt das an, dass an diesem Tage die Bewegung um ebenso viel grösser als eine Natriumlicht-Wellenlänge war. als sie selbst 25 übersteigt. Die erste der drei letzten Reihen enthält Difl'erenzen. welche die aufsteigende Bewegung, die zweite jene, welche keinen auf- noch absteigenden Charakter erkennen lassen, und die dritte solche, die absteigende Bewegung erkennen lassen. In der letzten ist die Phase des Mondes eingetragen. Der Tag ist wie bei der Bahn von ^Morgens 6 bis Abends 6, die Nacht von Abends 6 bis Morgens 6 gerechnet. Zeit des Differenz u. Charakter höchsten tiefsten der Bewegung, Tag. Standes Tag. Nacht. 1 Stai Taff. ides Nacht. stei- nend. unent- schie- den. fal- lend. Mond 7. Nov. 1889 5 12 5 8. „ 4 — — 12 — 6 — 9. „ 5.3Ü — — 11 — 8 — 10. — 11 10 — 7 — — 11. „ — 7 — 10 — 3 — 13. 10 — 1 — — — 18 14. 11 — — 11 — — 11 15. „ 10 — 1 — — — 1 19. 11 — 3 — — — ö 22. „ s — — 10 — — IG 23. „ — 4 12 — — — 17 25. 4 — 1 — — 5 — 26. „ — 8 9 — 3 — — 28. „ — 9 9 — 7 — — 29. 11 — — 12 — — 16 1. Dec. 1889 10 — — 12 — ■ — 9 2. 8 — 4 — 15 — -^ 4. — 2.30 10 — 8 — — 5. 9 — — 9 — — 3 6. „ 4 — 10 — — 1 ■ — 314 Tag. Zeit des höchsten Standes Tag. Nacht. tiefsten Standes Tag. Nacht. Differenz u. Charakter der Bewegung, stei- gend. unent- schie- den. fal- lend. 7. Dec. 1889 8. 9. 10. 11. „ 12. 13. „ 14. „ 15. „ 16. 17. „ 18. 19. 20. 21. 22. 23. „ 24. „ 25. 26. 29. 30. 31. 1. Jan. 1890 ') -■ n 3. 4. „ 6. 7. 8. „ 9. 10. 11. 12. 15. 16. 17. 18. 20. 21. 22. 28. 25. 26. 27. 29. „ 30. 31. 8 — 12 7 . — 9 — 8 — 11.50 — 9 — 7 — 5 9 — — 9 — 2 — 10 9 — . 8 — — 11.45 — 10 10 — — 10 — 9 — 12 10 — 6.15 — 7 — 7 1 2 J 9 (i — 4 — 9 — 9 1.30 — — 12 2 — — 11 11 — — 12 — 9 — 11,50 2.30 — — , 11,80 12 — 12 — 10 12 — 1 8 — 10 12 10 9 10.45 9 2 1 11 3 12 11 9 9 10 1 1 11 2 5,30 4 5.30 5.3(J 1 2.30 10.80 8 3 3 11.30 11 10 2.30 10 10 8 1.30 11 11.50 4 25 12 13 7 11 4 9 11 12 17 6 0.30 — — — 9 — 1.30 28 — — 27 — 11.30 8 15 — . — 15 — — ~ 11 8 8 15 12 16 6 6 15 11 31.5 Zdt des Diifere iz u. Charakter höchsten tiefsten der Bewegung, Tag. Standes Tag. Nacht. Standes Tag. Nacht. stei- gend. unent- schie- den. fal- lend. Mond 3. Febr. 1890 6 2 6 4. „ — 7 8 — 12 — — 9. „ 10.30 — — 12 — — 11 11. „ — 6 10 — 14 — — 12. „ — 10 8 — 20 — — 13. 10 — 2 — — — .0 17. „ — 7 — 11 — — 10 18. „ 2 — — 7 — — ;_) 21. „ 9 — 5.40 — — — 10 22. „ 10 — — 11 — — 1.5 24. „ — 12 5 — . — ~ 17 26. 10 — . — 7 — 13 — 12. März 1890 — 11 9 — 14 — — 13 — 11 9 — 6 — — 14. „ — 11 1 — 9 — . — 17. „ — 11 9 — b — — 18. „ 9 — 3 — . — 5 20. „ 9 — • — 9 — 10 — Ueberblickt man diese Tabelle, so zeigt sich, dass meistens das Steigen und Fallen in längeren, während mehrerer Tage an- haltenden Perioden stattfindet. Gewöhnlich werden diese entgegen- gesetzten Bewegungen durch einen Tag vermittelt, der unentschie- den ist, also kein Steigen oder Sinken erkennen lässt. Oefters kam es vor, dass an solchen unentschiedenen Tagen der Apparat wie festgeschraubt dastand, sodass kaum der Durchmesser der Ringe um einen einzigen Theilstrich schwankte, während Baro- meter und Thermometer ziemlich lebhaften Aenderungen unter- worfen waren. Bemerkt soll hier nur kurz werden, dass die Temperaturschwankungen eines Tages selten mehr als 'Yio " be- trugen. Neben diesen fast keine Difterenz aufweisenden Tagen stehen dann solche, an denen die Aenderungen 20 und mehr Theilstriche umfasste. Die Dauer der einzelnen Perioden hat. soweit die bis jetzt gemachten Beobachtungen erkennen lassen, nie mehr als höchstens 5 Tage gewährt, daneben schliessen sich solche von 4, 3, 2 und einem Tage an. Rasch steigende und fallende Perioden von je einem Tage konnten ebenfalls nur selten beobachtet werden. Betrachten wir nun jene Perioden selbst etwas gerauer, so sind zu diesem Zweck die Curven auf Taf. XVI gezeichnet worden, die auch zu gleicher Zeit die Unabhängigkeit des Apparates von 316 der Temperatur beweisen sollen. F^s bedeuten die horizon- talen Höhen die Schwankungen des Apparates, ausgedrückt wie- der, wie in der Tabelle, in den Durchmessern der Interferenz- ringe, gemessen durch den Okularmikrometer, die horizontalen einzelnen Längen die Stunden, und zwar fällt immer 12 Uhr Mittags oder Nachts auf einen stärkeren verticalen Strich. Da die Schwan- kungen in den Curven jedoch durch dirccte Eintragung zu gross ausgefallen wären, so wurde immer nur die Hälfte davon genommen und eingezeichnet. Neben dem Stande des Thermometers wurde bei einigen zugleich der des Barometers mit eingetragen. Es zeigt sich also, dass hier die grösseren Pei'ioden sich aus kleineren zusammensetzen, die selbst wieder eine auf- oder abwärts gehende Bewegung erkennen lassen. Bei diesen jedoch folgen, verschieden von den zuerst genannten grösseren Perioden, sehr häufig plötz- lich und unvermittelt entgegengesetzte Bewegungen. Ob nun diese raschen kleineren Aenderungen durch die Construction des Appa- rates bedingt sind, indem das Gewicht vermittelst seines Behar- rungsvermögens längere Zeit seine angenommene Bewegung bei- beihält. und dann auf einmal wieder, indem es dadurch über seinen richtigen Stand sich hinaus begeben hatte, in die entgegen- gesetzte Richtung verfällt, oder in etw^as anderem seinen Grund hat, kann natürlich bis jetzt noch nicht angegeben Averden, doch scheint ersteres das wahrscheinlichere zu sein. Aus diesem letzt angeführten Grunde, der in dem Beharrungsvermögen des Gewichtes liegt, ist es sehr wahrscheinlich, dass jene oben angeführte Zahl von 7^2000 zu hoch gefunden Avurde. doch konnte leider nicht berechnet werden, wie viel etwa davon durch Construction des Apparates in Abrechnung zu ziehen ist. Einmal wurde, um diese Bewe- gungen genauer kennen zu lernen, während 86 Stunden ununter- brochen stündlich beobachtet, doch ergab auch diese Beobach- tungsreihe keine genauere Uebersicht. Um einer etwa gefassten Meinung von der allzugrossen Starr- heit der Erdrinde etwas entgegenzutreten, möchte ich hier noch eine bei diesen Untersuchungen gemachte andere Beobachtung erwähnen, die auf den Gang des Apparates während kurzer Zeit sehr störend einwirkte. Es herrschte nämlich hier zwischen dem 22. und 25. Januar dieses Jahres ein sich bis zu ziemlicher Stärke steigender Sturm, der 8 — 12 Stunden nach seinem Beginn den ganzen Berg, oder doch wenigstens den Ort. an dem der Apparat seine Aufstellung gefunden hatte, der doch 1,5 m unter dem Boden liegt, so heftig erzittern machte, dass ein Beobachten unmöglich war. Dieses Zittern dauerte mehrmals mehrere Stun- den und hörte ebenfalls circa 8 Stunden, nachdem sich der Sturm fast vollständig gelegt hatte, erst AAieder auf. 317 Nachdem nun die hier erwähnten Aenderungen erkannt wa- ren, lag ein anderer Gedanke sehr nahe, nämlich zu sehen, ob diese Bewegung sich nicht in einer Schwankung der Erdrinde äussern würde. Es wurde zu diesem Zweck ein Apparat con- struirt und ausgearbeitet, der eine etwaige, über die Oberfläche der Erde hinziehende Welle, wie sie ja von Thomsen berechnet wurde und Herr R. Falb sie wenigstens im Innern der Erde zur Erklärung der Erdbeben annimmt, anzeigen sollte. Ohne auf den sehr einfachen Apparat und die durchaus nicht negativen Resul- tate desselben weiter einzugehen, da diese Beobachtungsreihen noch zu kurz sind, möchte ich nur erwähnen, dass eine solche Bewegung oftenbar vorhanden zu sein scheint. Anführen will ich nur noch, dass jener von Herrn Falb als kritisch bezeichnete Tag. der 15. März, sich auch hier in der sonst so ruhigen Gegend in einem schwachen sonst unbemerkten Erdstoss bemerk- bar machte, der von dem Apparat angezeigt wurde, und eine west-östliche Richtung darnach haben musste. Es könnte also auch dieser Apparat als Seismograph für schwache Stösse ver- wandt werden. Vielleicht ist mir später Gelegenheit geboten. Genaueres noch mitzutheilen, doch ist für diese Untersuchungen die Lage meines Hauses weniger gut geeignet. Ueberblicken wir zum Schluss noch einmal kurz die Ergeb- nisse dieser Arbeit , so findet man . dass die Intensität der Erd- anziehung gewissen Aenderungen unterworfen ist. Und zwar überschreiten diese Schwankungen jene von Thomsen theoretisch berechneten, von Sonne und Mond hervorgerufenen, um ein ganz Beträchtliches. Es dürfte in Folge dessen hierdurch auch jener Streit über die Beschaftenheit der Erde im Innern entschieden sein, und dieselbe sich als eine gluhtflüssige Kugel mit Erstar- rungskruste erwiesen haben, zumal da die Erdobei"fläche sehr wahrscheinlich ziemlich beträchtlichen Schaukelbewegungen unter- worfen ist. Ob nun jener oben erwähnte erste Grundgedanke dieser Ar- beit, die wahre Gestalt der Erde mittelst eines Instrumentes zu finden, sich verwirklichen lässt, muss der Zukunft überlassen bleiben. 318 7. Das Eocäii in Syrien, mit besonderer Berücksichtigung Nord- Syriens. Ein Beitrag zur Geologie Syriens. Von Herrn Max Blanckenhorn in Cassel. ffierzu Tafel XVll— XIX. I. Geologischer Theil. unter den geologischen Systemen, welche an dem Aufbau Syriens betheiligt sind, kommt nach der Kreide^) das Eocän in erster Linie in Betracht. Mit der Wichtigkeit, welche demselben bei dem grossen von ihm eingenommenen Areal zukommt, steht die Kenntniss, die man bislier von demselben hatte, wenig im Verhältniss. A. Das Eocän in Süd- und Mittel- Syrien. Aus Palästina wissen wir durch Fraas. Lartet und Hüll von einer ununterbrochenen Folge von Sedimenten des Kreide- und Eocänsystems. Die letzteren sind petrographisch nicht we- sentlich verschieden von den unterlagernden Senonschichten und nur durch ihre charakteristischen Leitfossilien (Nummuliten) zu unterscheiden. Eine Vergesellschaftung von cretaceischen Thier- formen (Rudisten, Nerineen. Gr)j2)](aea oesicnlaris) mit echten Nummuliten, wie sie von Fraas aus den Grenzschichten zwischen beiden Systemen in Süd- und Mittel-Syrien mitgetheilt wurde, ist bis jetzt, wenigstens für Syrien, von keinem anderen Beobachter bestätigt worden. Lartet wie Diener halten eine Grenzbestim- mung überall sehr wohl für durchführbar. Die oberste cretaceische Stufe, das Senon, besteht im süd- lichen und mittleren Syrien aus weisen Kreidemergeln und der *) Vergl. hierüber: M. Blanckenhorn , Beiträge zur Geologie Syriens: Die Entwicklung des Kreidesystems in Mittel- und Nord- Syrien. Eine geognostisch - paläontologische Monographie, mit 3 Ta- bellen und 11 Tafeln mit Abbildungen. Cassel, 1890. 4^ In Com- missiou bei R. Friedländer u. Sohn. Berlin. 319 darüber folgenden Feuersteiiikreide mit Gryphaea vesicularis. In den obersten Feuersteinlagen stellt sich nun schon eine eocäne Foraminiferen-Fauna ein. speciell Numniulites variolaria. Echte Nuramuliten - Kalke sind noch wenig in Palästina beobachtet wor- den. Lartet giebt vom Berge Garizim und Ebal bei Sichem Kalkstein und kreideartige. Feuerstein führende Mergel mit Num- mulites mriolariu, N. Biaritzensis und N. Gueltardi an; Bel- LARDi erhielt Nunmiuliten vom Karmel-Gebirge. Erst im nördlichen Galiläa gewinnt der Xummuliten - Kalk grössere Verbreitung und zieht sich, wie es scheint, in zusam- menhängender Verbreitung über den Nähr el-Käsimije, den Grenz- fluss Süd-Syriens gegen Mittel- Syrien, bis zum Nähr el-Zaheräni und längs der Küste bis über Saida hinaus. Sonstige Vorkomm- nisse von echtem Nummuliten-Kalk in Mittel -Syrien, die Denuda- tionsreste einer vielleicht ursprünglich zusammenhängenden Decke, welche vermuthlich das Kreidegebirge des Libanon grossentheils überzog, sind nur vereinzelt und zerstreut vorhanden, so am Dahar el-Litani bei Medjdel Belhis und im Osten der ßekä'a am westlichen Rande des Antilibanon bei Ba'albek. „Die Mäch- tigkeit dieser eocänen Schichtgruppe ist vergleichsweise gering." Diener^) veranschlagt sie im Maxinmm auf 50 m. „Den grossen Schwierigkeiten, welche Lartet und Fraas in Palästina bei dem Versuche einer Trennung der obersten Kreidebänke von den Num- muliten führenden Schichten der nächst höheren Etage fanden", ist Diener im Libanon nirgends begegnet. Hier ist eine Scheidung der weissen, feuersteinreichen Senonmergel von den überlagern- den, gleichfalls sehr feuersteinreichen Kalken beinahe allenthalben durchführbar. Die schon durch ihre lithologischc Beschaffenheit von den Senonmergeln unterschiedenen Nummuliten - Kalke ent- halten einen überraschenden Reichthum an Foraminiferen, die mit Ausschluss aller anderen Thicrklassen in denselben vorzuherrschen scheinen. Die von Diener „gesammelten Nummuliten sprechen für ein eocänes Alter jener Ablagerungen." „Während im Libanon, der Scholle des Dahar el - Litäni, und bei Ba'albek die Senomuergel von Nummuliten -Kalken über- lagert werden, bildet im Antilibanon und den Gebirgen der Palmyrenc ein anderer wohl bis zu 600 m mächtiger Schicht- complex das Hangende der Oberen Kreide." Das Eocän erscheint sonach, sofern die Diener' sehe Deutung dieses Kalksteins als eocän gerechtfertigt ist, in Mittel- Syrien in einer zweifachen Aus- bildung, und zwar in der Facies der Nummuliten-Kalke im Westen ^) Libanon. Grundlinien der pliysik. Geogr. u. Geol. von Mittel- Syrien. Wien 1886, p. 46. 320 und in jener des von Diener sogenannten Wüstenkalksteins im Osten. Letzterer „tritt im Antilibanon sowohl in geschichteter Facies, als auch in der Ausbildung schichtungsloser Korallen- Kalke auf. welche von den geschichteten Sedimenten überlagert werden. Die corallogene Facies des Eocän ist namentlich auf der Ostseite des Antilibanon in bedeutender Mächtigkeit ent- wickelt und setzt hier den ausgedehnten Steilabfall der Terrassen von Asal el-Ward und Saidnäja zusanunen'^ ^). „In der östlichen Stufe des Antilibanon, in dem Zuge des Djebel Kasiun und in dem nördlichen Theile der Beka a" be- stehen nach Diener „die höchsten Abtheilungen des Wüstenkalk- steins fast ausschliesslich aus dickbankigen, undeutlich struirten Breccien und Conglomeraten . deren Mächtigkeit an einzelnen Punkten bis auf 50 m und selbst darüber steigen mag. " Diese Conglomerate bilden den Untergrund der nördlichen Bekä'a, in deren tief eingeschnittenen AVadis östlich Hörmül sie unter jüngeren Bildungen steil aufgerichtet und mit 30 — 40 "^ nach W einfallend zu Tage treten. Die Trennung dieser Eocän (?)- Bildungen von den diluvialen Schottermassen, welche sowohl in der Thalebene der Beka a als an den Rändern der beiderseitigen Gebirge aufgeschüttet sind, ist nicht immer leicht. Zwischen Zahle und Mu'allaka am iVusgang des Bardünithals beobachtete ich in dem Chausseeeinschnitt Conglomerate und Geröllschichten von zusam- men mehr als 100 m Mächtigkeit, welche steil aufgerichtet unter 45'' nach W zur Bekä'a fallen. Die Stadt Zahle selbst oberhalb dieser Zone soll nach Fraas^) z. Th. auf neogenen Süsswasser- mergeln ruhen, welche ihrerseits sich (im W?) „an die fast auf den Kopf gestellten Nunimulitenbänke anlehnen''. Es erscheint mir vorläufig zweifelhaft, ob diese Conglomerate nur verfestigte diluviale Schotteranhäufungen des Bardüni, vielleicht aus einer Zeit der Vergletscherung des hohen Sannin sind, wie es Fraas nach seiner mir vorliegenden geologischen Kartenskizze aufgefasst zu haben scheint, und nicht vielmehr der obersten Abtheilung des Eocäns entsprechen, wie die Conglomerate des Antilibanon. Auf meiner schnellen Rückreise durch diese Gegend konnte ich (in Folge Unwohlseins) diesen Fragen nur geringe Aufmerksamkeit widmen. Es wäre wünschenswerth, wenn von späteren Reisenden genauere Beobachtungen über die gegenseitigen Beziehungen der eocänen?, geschichteten, versteinerungsleeren Conglomerate, der neogenen Süsswassermergel und -Kalke und der diluvialen Schotter- ') Näheres hierüber vergl. Diener: Libanon, p. 48. *) Geologisches aus dem Libanon. Württemb. naturw. Jahresh., 1878, p. 362. 321 massen etc. in der Bekä'a und deren Umgebung angestellt wür- den, sowie eine kartographische Fixirung dieser Gebilde vorge- nommen würde. Dieselben versteinerungslosen Kalke und Conglomerate („Wü- stenkalkstein" Dienek's) wie im Norden der Bekä'a traf ich auf meinem Uebergang über den nordwestlichen Ausläufer des Libanon, den Djebel Akkum. Sie herrschen von el-Kasr in der Bekä'a (570 m) bis zur liuine der Djisr el-Kamar („Mondbrücke'') (267 m) über den Nähr el-Chalid an dem alten Karawanenweg von Tri- polis nach Homs, soweit sie nicht von Basaltergüssen bedeckt sind. So ist auf den höchsten Punkten (603 m) des Plateaus bei el-Hit, welches die niedrige Wasserscheide zwischen dem 70 m tieferen Orontes im Osten bei Ribla und dem Nähr el-Kebir resp. Wadi Chalid bildet, horizontal geschichtetes Kalkconglomerat anstehend. Die beiden Thalseiten am unteren Wadi Chalid wer- den von Kalk gebildet, der im Osten wie im Westen muldenartig gegen das Thal einzufallen scheint. Diese durch persönliche Beobachtung auf der Durchreise gewonnene Auffassung bezeich- neter Localität steht in vollständigem Gegensatz zu Ingenieur Cernik's Durchschnitt No. 1 in Ergänzungsh. zu Petermann's Mitth., No. 44, t. 2 und der vermuthlich hierauf sich stützenden Darstellung auf der geologischen Karte Diener" s. Erst ganz am Ausgang des Thaies, direct am Djisr el-Kamar, erscheint blos auf der rechten Seite des Thaies eine Decke von Basalt über dem Kalke. Wenn sich die Zugehörigkeit der erwähnten Kalkconglome- rate bei Zahle, in der Bekä'a und auf der Wasserscheide bei el-Hit zur eocänen Epoche wirklich erweisen sollte, so würde deren Verbreitung rings um die nördlichen höheren Theile des Libanon für die Existenz einer gebirgigen Insel oder wenigstens einer Festlandsküste an dieser Stelle schon zur Eocänzeit spre- chen, worauf schon Diener hingedeutet hat. B. Das Eocän in Nord -Syrien. Am Nähr el-Kebir betreten wir die Schwelle Nord-Syriens^). In diesem Gebiete nimmt das Eocän im Gegensatze zu Mittel- Syrien auch an der Zusammensetzung des Küstengebirges, der nördlichen Fortsetzung des Libanon, nämlich des Djebel el- 'Ansärije oder Nusairier-Gebirges. einen wesentlichen An- *) Zur Verfolgung der im Folgenden genannten Localitiiten ver- weise ich auf meine demnäclist erscheinende geognostische Karte von Nord-Syrien im Maassstab 1 : oOüÜOO in: „Grundzüge der Geologie und physikalischen Geographie von Nord-Syrien." 1890. Vorlag v. R. F'rieu- LÄNDER u. Sohn. Berlin. 322 theil, wenn derselbe aucli nicht ganz so gross ist als ihn Diener's geologische Kartenskizze vermuthen lässt. Die von mir besuchte Feste Kal'at el - Hösn steht z. B. im Gegensatz zu dieser Karte noch auf basaltischem Boden. Nur im W und NW derselben erkennt man von den Zinnen der Burg helles, kalkartiges Gestein auf der gegenüber liegenden Thalseite des Nebu el - Fuwar oder Sabbathflusses. Es sind Gesteine obercretaceischen Alters, na- mentlich weisse krystallinische Dolomite mit Rudisten, Nerinea (jenmufera, Ceritliinm cf. sexangitlum etc. , wie sie z. B. an der Grotte der berühmten intermittirenden Quelle des Sabbathflusses anstehen und auch in Kal'at el-Hösn vielfach als Bausteine neben dem Basalt Verwendung gefunden haben. Nördlich von diesem Kalk-Dolomit-Gebiet traf Thomson nach Ueberschreitung des Nähr el-' Abrasch hinter Tulaije auf ein Gebiet, bedeckt von harten y, gelben Kieselsteinen"^). Es ist wohl nicht zu viel gewagt, wenn ich diese Gebilde für identisch halte mit den Hornsteinen des unteren Eocäns. welche wir später im Osten Nord-Syriens bei Kal'at Sedjar, Hama und am Djebel el-A'lä wieder treffen Averden. Muschelig brechende Kieselsteine von gelblicher, röthlicher, bis brauner Farbe dürften überhaupt im Innern des südlichen Nu- sairier-Gebirges eine ziemliche Rolle spielen; denn überall an den Flussmündungen und auf den erhobenen Küstenterrassen triift man auf einem Marsche längs des Meeres, besonders zwischen Tartüs und Bäniäs in der Umgegend der Marakija - Mündung zahllose kleine, bald eckige, bald abgerundete Bruchstücke von „den schönsten Jaspis-, Achat- und Chalcedonkieseln"-). Die Berge direct an der Küste scheinen nach meinen Beobachtungen vor- wiegend aus Rudisten führenden Kieselkalken, Dolomiten und Sand- steinen des Turon, weissen Mergeln des Senon und Basalt zu bestehen. Die turonen Kalke führen wohl auch zerstreute Con- cretionen oder dünne Lagen von dunklem, schwarzem Feuerstein; niemals erscheinen die letzteren aber von jener röthlich gelben, chalcedon- und jaspisartigen Farbe wie die an der Küste zer- streuten Fragmente, welche allem Anschein nach einem jüngeren, mehr im Innern des Gebirges vorherrschenden System angehören. Gerolle von echtem Nummuliten-Kalk sali ich auf meiner Küstenwanderung zuerst im Alluvium des nördlichen Nähr el- Kebir bei Lädikije. Sie stammen aus dem Innern des nördliclieii Nusairier - Gebirges , das ich auf der Route von Lädikije nach Djisr esch-Schughr durchquerte. In einer Mächtigkeit bis vielleicht 100 m erheben sich dort 1) Ritter. Die Erdkunde, XVI. Theil; Syrien, I, 1854, p. 825. ') Vergl. C. Ritter, 1. c, p. 887. 323 echte Nummuliten - Kalke direct auf den weiclieren Senonmergeln in steilen Klippen, namentlich die Gipfel in der Region der Wasserscheide zusammensetzend. Die Lagerung weicht in der Regel nicht viel von der Horizontalen ab. Die Schichtensysteme scheinen concordant zu folgen, doch ist die Grenze zwischen beiden durch das herunter gestürzte Gesteinsmaterial oft verdeckt. In einem Falle aber konnte an einem sehr guten Aufschluss auf der Ostseite des Gebirges eine ganz unzweifelhafte, wenn auch geringe Discordanz der Lagerung wahrgenommen werden zwischen senkrecht zerklüftetem Kalk mit vielen Nummuliten oben und weichen, dünn geschichteten Senonmergeln unten. Oftenbar fand dort mit dem Ende der Kreideperiode eine kurze Unterbrechung in der Sedimentation und später eine Transgression statt, worauf auch der sonst beobachtete plötzliche Uebergang in petrographi- scher Hinsicht hinweist. Die Nummuliten-Kalke des Djebel el-'Ansärije sind schon in ihren tiefsten Lagen durch eine reiche Fauna ausgezeichnet. Auf den Djebels Ruweise. Dabo und Hassan Erai (604 m) bei Kastal Bigdasch (411 m) an der Wasserscheide zwischen dem Nähr el- Kebir von Lädikije resp. seinem Zufluss Nähr Sakh el-Adjüs und dem Nähr el-Abjad, der zum Orontes strömt, fand ich Alveolina fnmientiformis, Operculina sp. . Nnmmulifes rarioJaria, N. Lu- cnsana var. ohsoleta, sowie eine grössere Form ebenfalls mit grosser Centralkanmicr (N. curviyn'ra Men.? oder N. TcJiihachefft d'Arch.?), andere Nummuliten. Korallen in grosser Zahl, Lamel- libranchiaten und Gastropoden ^). Gross ist der Reichthum an Nunmiuliten an den eigenartigen Felsenruinen von Ruweise el - Hersch bei Dämat, Grabkammern, Wohnräumen , einer Oelpresse etc. , die auf einem Hügel voll- ständig aus dem natürlichen Kalkfelsen herausgearbeitet sind. Letzterer enthielt vereinzelt kieselige Concretionen. Aus dem nördlichen Nusairier-Gebirge liegen mir - — speciell aus dem Stromgebiete des Nähr el-Abjad, der ^/4 Stunden nörd- lich Djisr esch-Schughr sich in den Orontes ergiesst — folgende Eocänfossilien vor, die ich vor der Mündung des genannten Flusses in dessen Bett als Flussgerölle aufsammelte: L'ithothmmvmm sp . , Alveolina frumenfifonnis Schwag.. häufig, Orhitolites cmiplanatus Lam., Nnmmidües sp., ') Diese schöne Suite von Versteinerungen ist mir leider dm-ch den Verlust der betreffenden Kiste zum grossen Theil abhanden ge- konnuen. 324 Pontes interminata n. sp., Troch osmilia ? sp . , Anthozomn div. sp., Pecten sp., Natica sp., CeritMum sp., Mitra sp., Das einschliessende Gestein ist weisser Kalk. An dem Fusse des Steilabfalls des Djebel el-'Ansärije zum breiten Orontesthal bei Djisr escb - Schughr liegt eine Scholle von weissem, z. Tb. breccienartigem Marmorkalk mit vereinzelten Feuersteinen zwischen Verwerfungen neben pliocänen Süsswasser- schichten eingeklemmt. Dieser Kalk war z. Th. reich an grös- seren Lithothamnien , dagegen arm an Nummuliten und Gastro- poden. Der Oront es Strom selbst hat in dem Städtchen Djisr esch- Schughr und unterhalb desselben die Nummuliten - Kalke in dem Grunde der Grabensenke unter den bedeckenden Paludinen-Schich- ten blosgelegt. Sie führen hier kleine, dünnästige Lithothamnien, Poriies cf. incrusfans und Pecten - Reste. Unterhalb Djisr folgt eine landschaftlich höchst charakteristische Partie des Orontes- thales , indem dieser Pluss eine bis 200 m tiefe, enge Schlucht in den massigen Nummuliten- (Nulliporen-) Kalk eingegraben hat. Während der Gebirgsabfall im Westen der breiten Thalebene des mittleren Orontes, der östliche Steilrand des Djebel el-'An- särije von den Quellen des Sarüdj in dem Breitengrade von Restan bis zum Nähr el-Abjad w'esentlich aus harten Kalken der Oberen Kreide (des Turon) sich aufbauen dürfte, das Eocän aber wahrscheinlich erst westlich Djisr sich am Gebirgsfuss einstellt, setzt sich auf der rechten Seite der Orontes -Thalebene von Kal'- at el-Mdik an, das ganze, etwas niedrige Gebirge bis vielleicht in die Gegend von Derküsch aus Numnuiliteu- Kalken zusammen. Es herrscht ganz das nämliche Vcrhältniss wie zwischen Libanon und nördlichem Antilibanon am Oberlauf des Orontes. Der Ent- blössung des Numnmliten -Kalks durch Erosion in der Thalsenke selbst unterhalb Djisr esch-Schughr entspricht die Bloslegung des Eocängebirges (Conglomerates) in der nördlichen Bekä'a bei Ka- moat el-Hörmül. Und schliesslich, wie in Mittel-Syrien das Eocän nach Diener die Bergzüge des Hinterlandes, die palmyrenischen Ketten im Wesentlichen zusammensetzt, ähnlich ist es, wie wir sehen werden, in Nord-Syrien der Fall. Verfolgen wir die Vor- kommnisse des östlichen Nord-Syrien von S nach N. Ueber dem niedrigen Wüstenplateau zwischen Homs und 325 Selcmije mit soiiicm üntorgrund von Hellten senonen Mergeln, der freilicl) nur in tiefei-en Wadis. so am Bach von Selemije, zum Vorschein kommt, erhebt sich im NO eine Reihe von Tafel- bergen, der sogenannte Djebel el-A'lä bei Selemije. Sämmt- liche gleich hohe Hügel desselben bestehen aus horizontal gela- gerten Kieselkalken, die übergehen in gelben, grauen und braunen Hornstein von muscheligem Bruch. Diese Sedimente sind bedeckt und geschützt von einer ursprünglich zusammenhängenden Basalt- decke, welche jetzt durch Denudation zerstückelt, die Gipfel der isolirten Tafel- oder Kegelberge (^ Spitzkopjes Süd-Afrikas) bildet. Diese Hornstein -Schichten und Kieselkalke bilden fast im ganzen südlichen Nord -Syrien die Basis des Eocäns direct über den se- nonen Kreidemergeln. Wir finden sie zunächst wieder im Westen von Hama, indem sie, diesmal ohne eine schützende Basaltdecke, das Pla- teau zwischen dieser Stadt und Kal'at Sedjar zusammen- setzen. Dasselbe enthält im Allgemeinen dunkel grüne, im fri- schen Bruch oft rostgelblich oder röthlich gefärbte Gesteine, welche bei genauerer Prüfung sich bald als grauer, mittelkörniger Sandstein, bald als rosa gefärbter, sehr feinkörniger Kalkstein oder Kieselkalk erweisen. In dem sandigen Kalkstein kommen auch ganze Lagen von dunklem Feuerstein vor. Unbrauchbare Bivalven-Abdrücke waren die einzigen mit Mühe gefundenen P^os- silien-PtCste. Die Schichtung ist wie am Djebel el-A'lä fast ho- rizontal mit geringer, kaum merklicher Neigung nach NW. Durch dieses Plateau hat sich der Orontes in nordwestlicher Richtung eine enge, wohl bis 50 m tiefe Schlucht gegraben, um bei Kai 'at Sedjar in eine zweite grabenartige Senke, das sogenannte el-Ghäb, analog der Bekä'a, zu gelangen. Der im Anfang niedrige östliche Bergsaum dieser Thal- ebene wird zuerst noch von pliocänen Süsswasserbildungen ein- genommen, ebenso wie der Boden der Senke selbst. Erst bei Kal'at el-Mdik tritt das Eocängebirge an der Basis des Plateau- abfalls wieder hervor in Gestalt von harten kieseligen Kalken ohne Fossilien. Im Norden der Feste KaVat el-Mdik. die selbst auf einem Hügel von Süsswasserschichten ruht, erheben sich die Randberge des Grabens bald zu bedeutenderen Höhen und setzen sich nunmehr vollständig aus Eocänkalken zusammen, ohne eine Decke von Süsswasserschichten, die jetzt auf die Thalsenke sich beschränken. In diesem Eocänkalke findet man hin und wieder Feuersteinknollen. Je weiter nach Norden um so eher trifft man vereinzelt z. B. bei el-Amkije, Nummuliten und kleine Gastro- poden an. Der ziemlich genau nord-südlich streichende Gebirgs- rand erfährt eine Unterbrechung südöstlich Djisr esch-Schughr in Zeitschr. d. D. geol. Ges. XL 11. 2. 99 326 der Tlialsenke er-Rüdj^), welche den Anfang einer eigenthüm- lichen Abzweigung des Ghab - Grabens ^) darstellt. Dieser secun- däre, schräg auf das Orontes-Thal (wie der Golf von 'Akabah, das Wadi 'Araba und Todte Meer etc. auf das Rothe Meer) zulaufende Quergraben besteht aus einer Kette von abflusslosen Seebecken, dem Rüdj. dem Sumpf Bal'a etc., welche unter einander und vom Orontes - Thal durch sehr niedrige Wasserscheiden getrennt sind. Für den südlich vom Rüdj gelegenen Theil des Rand- gebirges des Ghäb bis nach Kal'at el-Mdik giebt es keinen all- gemein gebräuchlichen Collectivnamen. Die von Burckhardt ent- lehnte Bezeichnung Djebel Schachsabou (besser Scheich Säbü) der Rey' sehen Karte bezieht sich nach Sachau eigentlich nur auf eine seiner höchsten Kuppen. Die nördliche Fortsetzung von der Unterbrechung am Rüdj an bis nach Härim und Inmia in der Niederung el-'Amk ist der über 400 m hohe Djebel el-A'la, das Haupt-Eocängebirge Nord- Syriens, wohl gänzlich aus milchweissen, oft marmorartigen Nuni- muliten-Kalkcn gebildet, die eine Mächtigkeit von mehr als 300-m darin erreichen mögen. In diesem höchst einförmigen, öden .Kalk- gebirge sind typische Karrenfelder eine allgemein verbreitete Er- schehmng. Fossilien lassen sich bei längerem Suchen inniierhin darin vortinden. wenn sie auch nicht so häufig sind als im Nu- sairier-Gebirge. Charakteristisch sind Reste zierlicher, dünnästiger Lithothamnien . während kleine Nummuliten- und Pecten - Reste schon vereinzelter auftreten. Bei Mischlamün. im Osten von Djisr esch-Schughr, fand ich neben letzteren zwei Alveolinen- Arten. An die plateauförmigen Gebirge im Osten des Ghäb schlies- sen sich gegen Osten andere von derselben Gesteinsbeschaffenheit. Der Djebel el-Bära zwischen el-Bära und Ma'arrat en Na'män, der Djebel el Arba'in oder er-Riha im Süden von Riha, der Djebel Uaslai zwischen der Grabensenke Bal'a und der Ebene von Edlib, dessen nördliche Fortsetzung der Djebel Barischa und schliesslich vielleicht auch der hohe Djebel Sim'än oder Scheich Barakät, setzen sich alle, wenigstens in ihrem Kern, aus denselben Eocänkalken zusammen, an die sich im Osten das Miocänbecken von Edlib - Aleppo, im Norden das des unteren 'Afrin-Thals anschliesst. Gegen Nordosten treffen wir zwischen Aleppo und Euphrat bei Halise und Deana, wenige Stunden von Aleppo, noch einmal ') lieber diese und andere Verhältnisse vergl. M. Blanckenhohn : Grundzüge der Geologie und pliysikalischen Geographie von Nord- Syrien mit einer orograpliischen und einer geognostisclien Karte. Berlin 1890. 327 einen Zug von körnigen Eocänkalken mit Operculinen und (?) Nutn- mulites variolaria, welche den Uebergang von dem Miooänbecken von Aleppo zu den ausgedehnten Kreideterritorien (Senon) am Sadjür Su, Kirsun Tschai und Euphrat vermittehi. Es bleibt jetzt noch ein höchst wichtiges und ausgedehntes Eocängebiet im äussersten Norden Syriens zu besprechen, das eigentliche Stromgebiet des "Afrin (im Süden) . ferner des oberen Sadjür und Kirsun Tschai (im Osten), sowie des 'Ak Tschai (im Norden). Diese ganze gebirgige Landschaft, von der breiten Thal- ebene des Kara Su und It schere Su im Westen, vom Unterlauf des 'Afrin im Süden begrenzt, im Osten bis zum Euphrat reichend, trägt im Allgemeinen einen ziemlich einheitlichen Charakter, näm- lich den eines von zahlreichen tiefen Thälern durchfurchten Pla- teaus, und diese Einheit documentirt sich auch in geognostischer Beziehung insofern, als wenigstens unter den Sedimentärsystemen das Eocän allein vorherrscht. Da ein passenderer, allgemein ge- bräuchlicher Collectivname für dieses plateauartige Gebirge nicht existirt, so werden wir uns hier am besten nach dem Vorgange C. Rjtter's des Ausdrucks „Kurdischer Berge" bedienen, indem • wir den Namen des am höchsten aufragenden Gebirgs- rückens Kardalar Dagh oder Kurd Dagh dieses Gebietes ver- allgemeinern. Wir betrachten zunächst, dem Thale des 'Afrin aufwärts fol- gend, die südlichen Theile der Kurdischen Berge. In genanntem Thale steht von der Niederung el-'Amk bei el - Hammäm bis in die Gegend zwischen Karnabe und Killis in zerstreuten Partieen das oberste scnone Kreidegebirge an, weisse, weiche Mergel oft von eigenthümlich schalig muscheligem Bruch mit Resten von Pteropoden. I a. Hierauf folgen gegen NW z. B. am 'Afrin bei Kar- nabe und am unteren Sabün Su, einem rechten Zufluss des 'Afrin, bei Kyrrhos. schiefrige Kalkmei'gel und grau-blaue Schieferthone, vermuthlich die untersten, allerdings versteinerunglosen Lagen des Eocän. Diese thonigen Gesteine, an der Luft leicht zerfallend, erscheinen in unzähligen kleinen Hügelchen und abgerundeten Rücken an den Gehängen der Flussthäler und zwischen den vie- len sich verzweigenden Wadis oder Trockeininnen. Gegen oben stellen sich härtere, z. Th. kieselige Mergel- bänke ein. welche an den Thalwänden aus den lockeren umge- benden Schichten vorragen. Am Ufer des Sabün Su zeigte sich etwa ^/t Stunden nördlich von dem Ruinenfeld von Kyrrhos fol- gendes Profil von oben nach unten: 22* 328 rundlichen Blöcken sieh 1 Hl grauweissc Mergel, zu schalig absondernd. 1 „ bröcklige Thonletten, 0,50 „ grauweisse, harte Mergel von muscheligem Bruch, I Kalkspathschicht, ungleich stark, wellenförmig ge- 0,2 — 0.10 „ { faltet, in die tieferen Letten eingreifend, ( Thonletten. 1,20 „ grauer Schieferthon, 0,40 „ härtere Mergel, 0,20 — 1,30 „ weicher Schieferthon mit Kalkspathadern, 0,40 „ härtere weisse Mergelbank, 0,25 „ grauer Schieferthon, 0,55 „ harte Bank, 0,30 „ weiche Bank, 1 „ harte Bank, 1.40 „ weiche Bank, 1 „ harte Bank. Sämmtliche Schichten sind ohne Spur von Fossilien. Die harten Mergelbänke gehen weiterhin nach oben in harten Kalk über, der zunächst noch ebenso bankweise vorspringt. Ib. lieber diesem Schichtencomplex la (1 in der unten fol- genden Abbildung) folgt am Sabün-Su aufwärts ein harter, grauer Kalk, etwa von der Beschaffenheit der Dachsteinkalke in den Alpen, aber mit grauen Feuersteinen (vergl. 2 der Abbildung). Von organischen Resten konnte ich nur Korallen- und Bivalven- Durchschnitte entdecken. Dieser Kalk bildet vornehmlich die enge, von hohen Steilwänden umschlossene Gebirgsschlucht Ba- rosklin Boghaz bei dem gleichnamigen Dorfe. durch welche sich der Sabun Su in eiligem Laufe hindurchwindet. Partie aus dem Kurdengebirge am mittleren Sabun Su bei Barosklin Boghaz. Maassstab 1 : 100000. Barosklin Thal des Boghaz Sabün Su 4- ; ; Thal des Sabün Su 1 — 3 Eocän: 1 = grauer, weicher Schieferthon und härtere Mergelbänke; 2 = Feuerstein führender Kalk; 3 =: Quarzit. 4 = Basalt. 329 Au der oberen Grenze dieses vielleicht 150 m mächtigen Kalkcomplexes begegnet man unterhalb genannten Dorfes einer Lage schwärzlichen Kalkschiefers mit Fischschuppen. Auf die- selbe folgt unmittelbar ein 100 m mächtiger Complex von grauem und grünlichem, sehr hartem Kieselkalk oder kieseligem Mergel, der vollständig in Mergelquarzit, bei dem noch ein Vorhandensein von wenig Kalk durch Brausen in Säuren sich verräth, oder in kalkfreien Thonquarzit übergeht. Innerhalb dieser Quarzitzone zeigten sich im Westen von Barosklin grosse, concentrisch? scha- lige Einlagerungen? von rOthlichem jaspisartigem Ilornstein. Bei Barosklin wird der Quarzit von Basalt bedeckt. Weiter westlich erscheinen an einer Biegung des Sabün-Thales , wo der von NO nach SW gerichtete Oberlauf des Flusses in den südöstlichen Mittellauf übergeht, wieder Kalkfelsen, direct den Grünsteinmassen (bastithaltigen Serpentinen) des eigentlichen Kurdu Dagh aufruhend, lieber das Yerhältniss dieser Kalke zu den Quarziten von Ba- rosklin, ob sie noch jünger sind oder den älteren Kalken ent- sprechen, lässt sich vor der Hand nichts entscheiden. Oernik^) giebt in einem Profil bei Gjömrik und Kurt Kalleh am mittleren 'Afrin Kalke concordant über' Quarziten an. Indess haben sich die geologischen Profile ebenso wie die Höhenmessungen etc. des Ingenieur Oernik sonst z. Th. so wenig über allem Zw'eifel er- haben und den thatsächlichen Verhältnissen entsprechend erwiesen, dass mir hier die Annahme einer umgekehrten Schichtenfolge fast ebenso erlaubt erscheint. Von jener Ecke zwischen Mittel- und Oberlauf des Sabün Su sei übrigens hier noch erwähnt, dass dort nesterartige Bildungen von rothem und grauem Jaspis innerhalb des Serpentins wahrgenommen wurden. Der hohe, östlich der Quellen des Sabün Su gelegene Ge- birgszug, der Kardalar Dagh im engeren Sinne, der sich weithin in gerader Linie nach NO erstreckt, zugleich die Wasserscheide zwischen 'Afrtn und Kara Su, stellt sich nördlich vom .'^7. Brei- tengrade als ein lang gestreckter, durchschnittlich 1200 m hoher, oben abgeflachter Rücken dar, mit einer Hochfläche von 2 — 4 km Breite auf seinem Gipfel. Den Kern des Gebirgszuges bilden mächtige Eruptivmassen, Grünsteine aus der Gruppe der Gabbro-, Schillerfels- und Serpentin-Gesteine. Hierüber erscheint als hori- zontale Decke zunächst ein Conglomerat oder porphyrartige Breccie von abgerundeten oder eckigen Grünsteinfragmenten, verkittet durch röthliches Kalkcäment; sodann ein nur wonig (vielleicht 50 m) mächtige Lage von röthlichem und grauem Kalk. Von organischen Resten enthielten nur die tieferen Lagen Schalenreste ') Ergänzungshefte zu Petermann's Mitth., No. 45, t. 1, f. 22, 330 unbestimmbarer Austorii. Unzweideutig gelit jedenfalls aus den Verhältnissen hervor, dass die kalkigen Sediinente hier jünger sind als die genannten Eruptivmassen im Gegensatz zu der Obe- ren Kreide des Djebel el 'Okrä, welche von Serpentinen durch- brochen wurde. Diese Kalke vom Plateau des Kardalar oder Kurd Dagh gehören einer im nördlichen Kurdengebirge weithin verbreiteten, ursprünglich zusammenhängenden, im Allgemeinen horizontalen Ablagerung an. welche theils (im Westen) direct auf den Serpentinen, theils (im Osten) auf den diese vertretenden unteren Eocänmergeln. Mergel- kalken und Thonen aufruhte, jetzt aber, durch Denudation gros- sentheils zerstört, nur noch in einzelnen Resten erhalten ist. die dann immer die Gipfel der Berge oder Gebirgsrücken einneh- men. So finden wir auf einer nördlichen Durchquerung des Kurdengebirges unter 37" 5' nördl. Breite zwischen Kartal und Jailadjik wieder zwei Gebirgszüge des Sarikaja, welche wie der westlich gelegene eigentliche Kurd Dagh in hora 4 von SW nach NO streichen, von ähnlicher Beschaftenheit. der Hauptsache nach aus Serpentin bestehend oben tlieilwcise mit einer Kalkdecke. Im SW von Jailadjik hat übrigens Serpentin an einigen Stellen auch den Kalk stockförmig durchbrochen und sich zu niedrigen Kuppen über dem Kalkplateau aufgethürmt. Es geht daraus hervor, dass die Grünstein-Eruptionen sich niclit lediglich auf die Zeit vor der Ablagerung des Eocäns des Kurdengebirges be- schränkten, sondern wenigstens vereinzelt auch noch später (wäh- rend des Eocäns) erfolgten. Der Kalk enthält häufig Lager oder Nester und Gänge von rothem Hornstein oder Jaspis, neben dem der Kalk selbst in ^Marmor umgewandelt erscheint. Durchgehende Quarzitschichten, wie am Sabün Su. mit welchen dort das Vor- kommen von Jaspis verknüpft war, wurden im Norden nicht mehr beobachtet. la. An dem Gebirgszuge von Jailadjik selbst liegt der Kalk nicht mehr direct dem Serpentin auf. sondern wird von ihm ge- trennt durch graue, grünliche, auch röthliche Mergel und Schiefer- thone, die auf der Westseite des Rückens nach unten allmählich in die hier schiefrigen, sehr verwitterten Serpentine übergehen. Auf der Ostseite hingegen herrschen sie allein vor und erreichen eine grössere Mächtigkeit. So schreitet man vom Dorfe Jailadjik an, das an dem Ostrande des betreffenden Plateaurückens gelegen ist, auf bunten Mergeln bis zu den Gewässern des oberen 'Afrin hinab. Zunächst unter den Kalken erscheinen grau-weisse und grünlich graue Mergel, dann im tieferen Theil des 'Afrin -Thaies ein mächtiger Complex von rothen Thonmergeln. welche durch- zogen sind von hellen Kalkspathadern. Man glaubt sich in einer 331 deutscheu Roth- oder Keuponnergel - Laiidscliaft zu befinden, so ähnlich ist die Bcschatfcnheit des Gesteins und die dadiuxh be- dingten Obertiäclienfonnen. Dieser ganze bunte Mergelconiplex unter dem Kalk dürfte ohne weiteres den mergeligen Schichten la am Mittleren 'Afrin und unteren Sabün Su bei Kyrrhos pa- rallel zu stellen sein, wenn er auch in der Farbe und geringeren Härte nicht unwesentlich abweicht. Ib. Auf die jetzt östlich folgende Wasserscheide zwischen 'Afrin und Sadjür oder 'Aintäb Su, einem Nebenfluss des Euphrat. steigen wir aus den rothen durch die hellen Mergel von neuem in die Region d(^s horizontal gelagerten Kalkes empor. Hier endhch gelang es. brauchbai'e Fossilien zu entdecken. Die zahl- reichen Feuersteine, welche der Kalk einschliesst, bestehen oft beinahe nur aus Foran^iniferenresten: Nunnnuliten und Orbitoiden. la. Und nun beginnen am Oberlauf des 'Aintäb Su auch die oberen grauen Mergel schon Spuren von Fossilien aufzuweisen: Pflanzenreste. Seeigel, kleine Austern etc. In der G-egend von 'Aintäb erreicht das Eocän seine interessanteste Entwicklung. Hier ist in allen Schichten ein be- deutender Reichthum an Fossilien geborgen: la. Die Stadt 'Aintäb selbst, auch das Grundstück des Sy- rian Protestant College der amerikanischen Mission, steht auf den untersten Lagen des Eocän. weissem, weichem, erdigem, zuweilen kreideartigem Kalk, der im Grossen eine schiefrige. in Platten spaltbare Structur besitzt. Herr Livonian. Professor der Natur- wissenschaften an dem amerikanischen CoUeg, hat in diesen Schichten in und bei 'Aintäb nach den mir freundlichst vorge- legten und von mir untersuchten Pj'oben gesammelt: Fossiles Holz, Pecten TÄvoninni n. sp. (mit Schale). Chama sp.. Voluta liarpa Lam. (Steinkern), Nautilus sp.. von 15 cm Grösse. Einer vermuthlich etwas höheren Lage dieser Schichten, einem weissen, wenig härteren Kalk entstammen nach Herrn Livonian' s Aufsammlung: ScJu'zasfer vicmalis Ac4,, 1 — cf. rimosus Ac;., } mit Schale. - ? sp. j Ib. Aus einer gelblich grauen. hart(Mi Kidkbaiik, eine Stunde südlich 'Aintäb sollen stammen: Anunchytcs votumlatus n. sp., j Fxhinolampas sp. aft. Suessi Laube, I Schalen. — aintahensis n. sp., j Pecten Livioniani, Steinkern. Als kieselige Steinkerne aus hornsteinartigen Schichten er- hielt ich durch Herrn Livonian: Ananchytes et", rotrmdatus n. sp., Schizaster cf. foveaius Ag.. Ditremaster sp.. Pericosnms sp. Auf Excursionen in der Umgebung von 'Aintäb, die ich unter der kundigen Führung des Herrn Livonian unternahm, gelaug es mir selbst, noch eine beträchtliche Suite von Fossilien zusammenzubringen. Die Hügel im Süden von 'Aintab bestehen in ihren höheren Lagen aus gelblich grauem, hartem, marmorartigem Kalk, röthlich grauem. Feuerstein führendem Kieselkalk und kalkarmem Horn- stein von grauer, gelblicher oder röthlicher Farbe. Diese harten Gesteine sind mehr oder weniger löcherig durchsetzt von Hohl- räumen, welche die Schalen der Fossilien hinterlassen haben. Die Fauna ist ungefähr die gleiche bei ^j-i Stunde Entfernung süd- lich 'Aintab, wie ^ji Stunden und 1 Stunde südsüdöstlich 'Aintab. Nach meinen Aufsammlungen besteht sie aus: Ojperculma sp.. sehr häufig, Nummulites variolaria Lam., — sp., Styhtphord cf. B<(incsi Felix, Eupatagns sp. und zahlreiclie andere leider unbe- stimmbare Abdrücke von Seeigel -Schalen, Membranipora sp., häufig, Eschara sp., Pecten quinquepartitus n. sp., vereinzelt, — sp., Cardita aintahensis n. sp., häufig, Crassatella c&inpressa Lam., häufig. Cardiimi acutnw n. sp., Turritella imbricataria Lam., — vittata Lam., häufig, — sp. ind.. häufig, Natica sp., Strombus? sp.. 333 Murex? sp., Mitid sp.. Voluta lincolala Desh. ? Ter ehr a sp., Conus sp'., Balaniis sp.. häufig. Im Westen und Nordwesten von 'Aintäb befinden sich in den Thälern der Quellflüsse des 'Aintäb Su zunächst weiche Kalke ohne Feuerstein, wie in der Stadt 'Aintäb, wechselnd mit weichen Thon- zwischenlagen und Platten von weissen Plänermergeln. Sie wer- den bedeckt von grau-röthlicliem Kieselkalk, der in Hornstein übergeht und ähnliche Petrefacten enthält wie im Süden von 'Aintäb. besonders Operculiiien. fisastraca Michelottina Cat. sp., Bryozoen. Pecfen qninquepartifus n. sp.. Cardin m sp.. gross. II. Hinter Tab trifft man etwa drei Stunden Ritts nordwest- lich 'Aintäb nach Ueberschreiten des oberen 'Afrin auf hell graue Mergel und ein tuffartiges, grünlich graues, sandiges Kalkgestein mit: Einzelkorallen. Xumiiudites intermedia dArch., — Fichteli Mich.. ■ — et". Chavannesi de la Harpe, Thracia Bellardi May. Endlich erscheint über diesen weicheren Schichten typischer, harter, weisser Nummuliten-Kalk oder -Marmor. Von hier stammt: Isastraea Michelott ina, von mir gesammelt, Solenastraea sp., 1 von Herrn Livonian Heliastraea Livoniani n. sp. j gesammelt. Dieser harte Kalk enthält auch gelbliche, kieselige Lagen, die ganz den Kieselkalken und Hornsteinen des tieferen (?) Eocän südlich bei Tab entsprechen und sich durch folgende Fauna auszeichnen : Operculinen, sehr zahlreich, Trochosmilia sp., Cupularia? sp., Pecten quinquepartitua , häufig, Turritella angulata Sow., häufig. 334 Auf dem weitere Wege nach Marasch. 4 — 5 Stunden von Aintäb, bei dem Dorte 'Arablar will Herr Livonian sowohl Num- muliten^) als Rudisten und andere Fossilien, die auf Kreide ver- weisen, gefunden haben. Leider war es mir unmöglich, diese wichtige Stelle des Beginns der Kreideformation bei Arablar selbst zu «Teichen. Ein Zusammenvorkommen von Xummuliten und Rudisten in denselben Schichten anzunehmen, liegt vor der Hand kein Grund vor. Aus der Gegend nördlich von Arablar auf dem Wege nach Mar'asch. sieben Stunden von Aintäb entfernt, erwähne ich hier Desmodadia scpttfera Reuss. eine Korallenart des Oligocäns von Castelgomberto . welche ich der Güte des Herrn Livonian ver- danke. Auch östlich von Aintäb lassen sich Eocänschichten noch weiterhin verfolgen. Das zwischen Aintäb und Nisib gelegene Plateaugebirge hat dieselbe Zusammensetzung wie die Berge im Norden. Süden und Westen von 'Aintäb. la. In den Thälern. welche das Plateau durchfurchen, sind die tiefsten Lagen des Eocäns entblösst. Thon und Mergel an der Oberfläche, in kleine Stücke zerbröckelnd, wechseln mit feste- ren Lagen von feuersteinfreiem Kalk. Ib. Es folgen grau-weisse Kalke mit dunklen Feuersteinen, bald weicher und grobkörnig, bald härter, kieselig und dicht. Die Feuersteine enthalten Foraminiferen-Reste , aber schlecht er- halten. In dem Feuerstein führenden, grobkörnigen Kalke des Plateaus, ungefähr ^ji Stunden im Osten von 'Aintäb, fand ich: Operculina sp. sp., zahlreich. Nnmmulites variolnria Lam.?. Heterostegina assilinoiäes n. sp. , häufig, Seeigel-Reste, Bryozoen, Pecten sp., Baianus sp. Es entsprechen diese Schichten also paläontologisch den harten Kalken im Süden von "Aintäb. Petrographisch stehen sie namentlich dem an Operculinen und grossen Gastropoden -Stein- kernen (Conus, Sfronihus) reichen Kalk auf dem Berge, eine ^) Angeblich aus der Gegend von 'Arablar erhielt ich in 'Aintäb durch Herrn Livonian ein prächtiges Handstück, das ganz aus Xum- wulites Gizehensis Ehr. und N. currispim Schwag. in vortrefflicher Erhaltung bestand. Doch zeigt dasselbe so auffallende Aehnlichkeit mit den in der ganzen Welt verbreiteten Haudstüeken vom Mokattam bei Cairo, dass mir seine angegebene Herkunft zu verdächtig vorkommt. 335 Stunde siUlst'ulöstlioli "Aiiitab, sowie dem oben crvväluiteii körnigen Operculinen-Kalkc im Nordosten von Aleppo nahe. Verfolgt man die aus horizontalen Eocänschichten aufge- bauten Gebirgszüge im Osten von "Aintäb weiter gegen den Euphrat hin. so zeigt sich bei Nisib schon das Liegende des Eocäns, senone Kreide, in dem tiefereu Flussthale des Kirsun Tschai entblüsst, sodass dort, wo diese Ausläufer des Kurdeu- gebirges den Euphrat erreichen, bei Horum Kal'at und Rum Kal'at, die Ufer des grossen Stromes schon zur unteren Hälfte aus lich- tem, cretaceischcm Kalk bestehen und nur in der oberen dunkleren Hälfte nach dem Eocän angehören dürften. Wir haben die Entwicklung des Eocänsystems in ganz Sy- rien, soweit es möglich war, verfolgt. Es bleibt nunmehr übrig, auch eine allgemeine kurze Gliederung desselben und Paralleli- sirung der Schichten in den einzelnen Gegenden zu versuchen. Freilich bei dem unzureichenden Material an vorliegenden Beob- achtungen kann diese Eintheilung eben nur als ei'ster Versuch, als provisorisch gelten, und dieser Versuch muss sich vor der Hand auf Nord-Syrien beschränken. Denn für Mittel- und Süd- Syrien, wo das Eocän auch weniger mächtig, viel einförmiger und ärmer an Fossilien entwickelt scheint, liegen noch zu wenig Beobachtungsrcsultatc vor. die sich zu irgend einer Eintheilung verwerthen Hessen. In Nord-Syrien können wir zwei Hauptabtheilungcn wohl un- terscheiden, deren höhere (H) die eigentlichen Nummuliten-Kalke und Marmore repräsentiren. Die untere Abtheilung (I) bietet in vcrticaler Richtung einen grösseren Wechsel. I. In ihr lassen sich noch trennen eine tiefere Stufe (la) der vorherrschenden Mergel und Thone, oft unterbrochen von feuer- steinfreien Kalkbänken und eine höhere (Ib) mit harten, Feuer- stein führenden Kalken, Kieselkalken, ganzen Hornstein- oder Quarzitlagen und nesterartigen P^inlagerungen von rothem Jaspis. la. Die tiefste Stufe der Mergel erkannten wir von der fol- genden getrennt nur im Norden einer Linie von der Mündung des "Afrin über Killis und Nisib zum Knie des Euphrat. In dem nördlich davon gelegenen ausgedehnten Kurdengebirge sind graue Mergel verschiedener Härte als directes Hangendes der lichten Senonmergel des unteren -Afrin - Thaies das herrschende Gestein in der Umgegend der Ruinen von Kyrrhos am mittleren 'Afrin und unteren Sabun Su. Nördlich dieser Gegend sind sie nur in den Thälern durch Erosion entblösst. Aus der Gegend von •Aintäb sind als charakteristische Fossilien der entsprechenden Schichten anzuführen : 336 Pecten Livoniani, Schizaster vicinalis, — cf. rimosus, Voluta harpa, Nautilus sp. Ib. Die folgende Stufe der harten Kalke liegt im westlichen Kiirdengebirgc. so in dem Höhenzuge des eigentlichen Kurd Dagh, direct den Grünsteinen auf. Von Jailadjik über 'Aintäb und Nisib bis zum Euphrat folgen die an Feuerstein reichen Kalke und Hoi-n- steine auf die Mergelzone und sind oft sehr reich an Fossil- einschlüssen. Die grösste Rolle spielen die Operculinen. daher man diese Schichten auch als Operculinen-Kalke bezeichnen könnte. Vielleicht darf man ihnen die Schichten mit Operculina lihyca in Aegypten parallel stellen. Nummuliten sind noch spärlich ver- treten. Es wurde besonders beobachtet Nummulües variolaria Lam. eine Art. die in Aeg3'pten nach Zittel am häufigsten im oberen Theil der „libyschen Stufe'- (Zittel' s Untereocän) vorkommt. Zahlreich sind die Reste von Seeigeln hi diesen Schichten: Echinolampas aft. Suessi, Schizaster cf. foveatns, Pericosmus sp. etc. Als besonders interessant ist eine Ananchytes- Art (A. rotun- daius n. sp.) hervorzuheben, die der A. ovata am nächsten steht. Es ist das einzige Fossil, dessen Vorkommen mehr fär Kreide- schichten sprechen würde. Von höheren Thierformen erwähne ich: Pecten quinquepartittis n. sp.. Crassatella compressa, Cardium acutum sp., Tiirritella imbricataria, — vittata, Arten von Oonus, Strombus, Mitra, Terebra cf. Flemingi, Baianus sp. Im südlichen Nord-Syrien ist eine Zweitheilung der unteren Eocän - Abtheilung vorläufig unthunlich. Wahrscheinlich besteht auch ein analoger Unterschied gar nicht, sondern die dortigen Kieselgesteine und Kalke, welche petrographisch mit der zweiten Zone des unteren Eocäns im Kurdengebirge correspondiren, folgen direct auf die Senonkreide. Hierher gehören die Gesteine im höheren centralen Theil des südlichen Nusairier-Gebirges , ferner 337 die des Djebel ol- A'la bei Selemijc und des Plateaus zwischen Restän, Orontes. Hania einerseits und Kai at Sedjar andererseits. In Palästina dürften die feuersteiureicben Nuniniuliten-Kalke direct im Hangenden des Senons mit Gryphaea vesicnlaris als Aequivalent aufzufassen sein. Aus ihnen werden namhaft gemacht: Nummulites variolaria, — Biarriizensis, — Giteitardi. Ob in Aegypten die libysche Stufe Zittel's unserem syri- schen unteren Eocän entspricht, werden spätere Studien auf- zuklären haben. II. Als oberes Eocän möchte ich in Nord-Syrien zunächst bei 'Aintäb die mergelig sandigen, tuffartigen Kalke mit Nummulites intermedia, N. Fichfeli und N. cf. Chavanncsi im Norden von Tab an den Quellen des 'Afrin auffassen; Aveiterhin die massigen marmorartigen Nummuliten-Kalke im Süden von 'Arablar. Num- muliten und Korallen (Isnstraea Michelottina, Solenastraea, Heli- astraea, TrocJi().s)ni/ia, Desmocladin sepfifera) sind die häufigsten Fossilien. In kieseligen Lagen treten noch Fecten quinquepar- titus und Turritelht (uiguJata auf. Im Orontesgebiet könnte man dem oberen Eocän die Masse der mächtigen Kalke in den karstartigen Gebirgen der nord- syrischen Wüsten, z. B. des nördlichen Djebel el-A"lä. des Djebel Barischa, sowie im nördlichen Nusairiergebirge zurechnen. Nul- liporen [Lithothamttirtm sp. sp.), Nummuliten (N. curvispira?), Alveolinen, Korallen, besonders Forites-kvX&w sind charakteristisch für diese Marmorkalke am mittleren Oroutes bei Djisr csch- Schughr. Aloeoliiia frumentiformis, Nummulites variolaria und N. Lncasana v. obsoleta vom Nähr el-Abjad im Nusairier-Gebirge verweisen freilich als Leitfossilien für die obere Abtheilung der Libyschen Stufe Aegyptens auf das (obere) Untereocän Zittel's. Andererseits ist aber die wichtige Thatsache der beobachteten Discordanz und Transgression der Eocänkalke auf Senon gerade im Stromgebiete des Nähr el-Abjad hervorzuheben, eine Thatsache, aus der ich auf eine wenn auch kurze Unterbrechung der ma- rinen Absätze wenigstens im Anfang des Untereocäns in jener Gegend schliessen möchte. In Mittel-Syrien mögen die Nummuliten- und Korallen-Kalke vielleicht der ganzen Eocänperiode angehören, auch dem unteren Eocän. da sie überall concordant dem Senon auflagern. 338 II. Palaeontologischer Theil. Plantae. Lithothamnium sp. Strauchartig mit dünnen Aestclien. Vorkommen: Im Eocän - Kalk in Djisr esch-Schughr am Ufer des Nalir el-'As_y (Orontes) und nördlich davon. Lith 0 th a m n tu m sp. Strauchartig mit dickeren Aasten. Vorkommen: Im Nummuliten- Marmor westlich von Djisr esch - Schughr am Fusse des östlichen Abfalls des Djebel el- 'Ansärije ; vereinzelt im körnigen Kalk mit Numnmlites vario- laria (?), 1 Stunde östlich 'Aintäb. Fora/ininifera. Alveolina frumentiformis Schwag. Schwager. Die Foraminiferen aus den Eocänablag. der libyschen Wüste und Aegyptens. Palaeontographica, XXX, p. 100, t. 25, f. 4 a — i. Spindelförmig bis fast cylindrisch. Mittelpartie nicht bauchig hervortretend. Abfall nach den Enden zu gering und gleich- massig. Enden meist kugelig abgerundet, seltener spitz zulau- fend. Vcrhältniss der Länge zur grössten Dicke vorwiegend = 5:1. zuweilen auch geringer bis 2:1. Mittlere Länge 10 mm bei 2 mm Dicke (vergl. Schwager. 1. c. , t. 25, f. 4g). Ein vereinzeltes gedrungeneres Exemplar misst bei 6 mm Länge schon 3 mm Dicke und entspricht ungefähr der bei Schwager, t. 25, f. 4h abgebildeten Form, noch mehr aber der Alveolina cf. oblonga d'Orb. bei Schwager, ibidem, t. 25, f. 5e. von der sie sich indess durch geringere Anzahl Kammern in einem Um- gang (nur 10, bei A. cf. oUonga 12 — 11) unterscheidet. 7 — ^9 Umgänge mit je 8 — 10 Kammern. Vorkommen: Häufig in den aus dem östlichen Nusairier- Gebirge stammenden Flussgeröllen im Nähr el-Abjad, einem linken Nebenfluss des Orontes im Norden von Djisr esch-Schughr; ver- einzelt im Nummuliten- Kalk von Kastal Bigdäsch auf der Wasser- scheide im nördlichen Nusairier-Gebirge zusammen mit Nummu- lites varlolaria und N. Lncnsaiui. — In Aegypten ist A. frumen- tiformis Leitfossil für die obere Abtheilung der libyschen Stufe. 339 Alveolina sp. Elliptisch. Enden regelmässig gerundet. Länge mindestens 6 mm, Breite 4 mm. Etwa 1 5 Umgänge. Vorkommen: Nummuliten - Kalk von Mischlamün östlich Djisr esch-Schughr. Alveolina sp. Cylindrich. an den Enden kugelig abgerundet. Das einzige vorliegende Exemplar, an einem Ende abgebrochen, ist 24 mm lang. Die ursprüngliche Länge — ergänzt - muss mindestens 26 mm betragen haben. Die Dicke, 5 mm. ist in der ganzen Länge gleichmässig. Etwa 14 Umgänge mit je ca. 18 Kammern. Vorkommen: In dem weissen Nummuliten - Marmor von Mischlamün im Osten von Djisr esch-Schughr im Orontesthal. Orlritolites cf. romplanatus Lam. Scheibenförmig, concentrisch gestreift, in der Mitte vertieft. Durchmesser 9 mm. Vorkommen: Im Alveolinen - Kalk des nördlichen Djebel el-'Ansärije. Flussgerölle im Nähr el-Abjad. Operculina sp. Taf. XVII. Fig. 1. Klein. Durchmesser 5 mm. 2 — 27-2 Umgänge, langsam zunehmend. Scheidewände regelmässig gebogen. Vorkommen: ^Ja Stunden östlich 'Aintäb in grobkörnigem Kalk mit Numnmlites iHiriolaria, ferner im Kieselkalk mit Pecfen qiiinquepartitus Blanck. bei Tab nordwestlich 'Aintäb. Operctilina sp. Taf. XVII, Fig. 2. Durchmesser 8 — 15 mm. 2 Y^ Umgänge, schnell zunehmend an Breite. Scheidewände gebogen. Vorkommen: Oestlich 'Aintäb mit voriger zusammen, ebenso bei Tab nordwestlich 'Aintäb. Nil muri! li(es^) variolaria Lam. sp. Klein. Durchmesser 2 mm. Bikonisch oder linsenförmig mit scharfem Rande, beiderseits in der Nabelregion knopfförmig an- ') Von dieser wiclitis'sten FiOcängattuiit;: Hoot mir aus Nord-Syrien leider nur mehr un\ollstiiiidiges Material vor, da meine scliöne Samm- lung' von Nummxditcn aus den nördlichen Nnsairier-(iebirge zwischen Lädikije und Djisr esch-Schughr verloren gegangen ist. 340 geschwollen. Oberfläche mit genäherten, ziemlich geraden Radial- falten versehen, welche am Rand stärker hervortreten und dort deutlich nach hinten gekrünnnt sind. Spira regelmässig an- wachsend. Spiralblatt viel dünner als die Kammerhöhe. Central- kanimer klein. Tier Umgänge. Kammerwände besonders im letzten Umgang stark gebogen. Vorkommen: Erster Vertreter des Xummuliten-Geschlechts im (Unter-) Eocän von 'Aintäb, vereinzelt im Feuerstein führen- den Foraminiferen-Kalk mit Operculinen. Heterosteginen, Balanen etc., ^/4 Stunden östlich und 1 Stunde südsüdöstlich 'Aintäb; ferner in ähnlichem grobkörnigem Kalk bei Halise. 3 Stunden nordnordöstlich Aleppo. — Im Nusairier- Gebirge bei Kastal Big- däsch auf dem Gebirgsübergang von Lädikije nach Djisr esch- Schughr im Numniuliten - Kalk zusammen mit N. Lucasana v. ohsoleta und Ah-eolina fnvmentiformis. Fraas führt dieselbe Art aus Uebergangsschichten von Kreide in Eocän Palästinas an, nämlich aus den obersten Schichten des Oelbergs. weisser Kreide mit Feuerstein, welche er noch als cre- taceisch auflasst, da sie Osfrea vesicnlaris führen. Die Nunnnu- liten „stellen sich'" dort aber erst „in den obersten Feuersteinen ein, die gänzlich von den ausgezeichnet erhaltenen kleinen Ge- häusen erfüllt sind" und wohl richtiger ähnlich wie bei 'Aintäb als Anfang der Eocänbildungen gedeutet werden. In Aegypten tritt N. rariolaria nach Zittel hauptsächlich in der oberen Abtheilung der libyschen Stufe fUntereocän) , aber auch in den jüngsten eocänen Ablagerungen in Begleitung von K infer media und N. Fichieli auf. Nummulifes Lucas an a v. ohsoleta de la Harpe. De LA Harpe. Bull. sog. geol. P'rance, 1877, 3. ser., vol. V, p. 824, t. 14, f. 8. — Mon. der in Aegj-pten und der libyschen Wüste vorkommenden Nummnliten. Palaeont., XXX, 1883, p. 54. Durchmesser der grössten Exemplare 5 mm bei 27-2 nun Dicke, kleine Exemplare 3 mm bei IY2 mm Dicke. Linsenförmig, bikonisch, oft in der Mitte verdickt mit angeschwollenem Nabel und zugeschärftem Rand. Querschnitt rhombisch bis spindelförmig. Centralkannner gross. Das ziemlich regelmässige Gewinde besteht aus fünf Umgängen. Vorkommen: Im Nummuliten-Kalk des Nusairier-Gebirges bei Kastal Bigdäsch zusammen mit ÄlreoHna fnimeufiformis und NumniuUtes rariolaria. Ferner in Feuersteinknollen des harten Kieselkalks, 1^2 Stunden westlich Aintäb. 3^1 NummuJites cf. C//at;awwesi de i.a Harpe. 6 mm Durchmesser. Niedrig linsenförmig. Oberfläche glatt Rand gekielt (?). Centralkammer klein. Fünf Umgänge, im Ver- hältniss von 1 : P/a bis 1:2 an Breite zunehmend. Vorkommen: In einem grünlich grauen, buntkörnigen, porösen, conglomeratartigen Kalkgestein bei Tab. 3 Stunden nord- westlich -Aintäb an den Quellflüssen des 'Afrin (Obereocän?). Nnmmulites intermedia d'Arch. Durchmesser 11 mm, 10 — 12 Umgänge. Schale stark wellig gebogen, linsenförmig niedergedrückt. Obei-fläche glatt. Septal- wanderungen wellig hin und her gebogen, schnurförmig , ver- schmelzen in unregelmässiger Weise mit einander, sodass ein Netz von wurmförmig gewundenen, länglichen Maschen entsteht. Vorkommen: Mit voriger zusammen in conglomeratarti- gem, sandigem Kalkgestein, nordwestlich von Aintäb am Wege nach Mar'asch (Obereocän?). Nummulites Fichteli Mich.? Durchmesser 3 — 3^/4 mm. Dicke 1 — 1 Y2 mm. Linsen- förmig, in der Mitte angeschwollen. Rand stumpf oder schnei- dend. Oberfläche glatt. Wird dieselbe geätzt, so sieht man eine netzförmige Zeichimng von polygonalen, nicht verlängerten Maschen. Vorkommen: Mit voriger zusammen bei Tab nordwestlich 'Aintäb. auf dem rechten Ufer des oberen "Afrin. Nummulites div. sp. Vorkommen: In den Nummuliten- und Alveolinen- Kalken der Kammhöhen und Westabfälle des Djebel el-'Ansärije (Kastal Bigdäsch, Dämat, Ruweise el - Hersch) ; Gebirge im Osten des mittleren Nähr el-'Asy (Mischlamün bei Djisr esch-Schughr, Dje- bel el-Alä); Umgegend von 'Aintäb. Ueber das angebliche Vorkommen von Nummulites Gisehensis Ehr. und N. cnrvispira Men. bei Arablar im Nordwesten von 'Aintäb siehe oben im geologischen Tlieil dieser Arbeit. Aus Mittel-Syrien kann ich nur anführen: Nummulites curvispira Men. Durchmesser 8 mm. Umgänge 7 bei einem Radius von 4 mm. 8 Scheidewände auf ^/i des dritten, 12 — 13 auf Y4 des sie- benten Umganges. Centralkammer sehr gross. Umgänge vom Centrum nach aussen an Entfernung zuerst abnehmend, später sich gleichbleibend. Vorkommen: Ba'albek. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2. 23 342 Aus Süd -Syrien werden noch von Lartet erwähnt: Nummulites Biarritzensis d'Arch., — Guettardi d'Arch. aus Kalkstein und kreideartigem Mergel mit Feuerstein vom Djebel Garizim. von Sichern und Saida, Schichten, welche dort unmittel- bar über der Kreide liegen. Heterostegina assilinoides n. sp. Taf. XVn, Fig. 4 — 6. Durchmesser 16 mm. Oberfläche glatt. In der Mitte knopf- förmig verdickt. Umriss annähernd kreisförmig. 2 — 3 Umgänge. Spiralblatt äusserlich kaum zu erkennen (vergl. Fig. 4 a). Haupt- septa dicht gedrängt in langen, wellig gebogenen Spiralen, der Peripherie fast parallel, um das Centrum kreisend und nach ihm hinstrebend. So haben Bruchstücke dieser Heterostegina voll- ständig das Aussehen von Assilinen und erinnern auch an Orbi- culinen (0. numismalis d'Orb. des Pliocäns). Secundärsepta senkrecht zu den Hauptsepten, häufig noch dichter als diese gedrängt ; daher Kammerabtheilungen meist oblong, in radialer Richtung gestreckt, wie dies Fig. 4a zeigt. Diese schmale Beschaffenheit der kleinen Kammern ist aber keineswegs innner vorhanden, sondern ihre Gestalt variirt. Sind die Kammertheile mehr quadratisch bis sechseckig rundlich und die Hauptsepta mehr radial (vergl. Fig. 5). so ist diese Hete- rostegina von H. ruida Schwager aus dem Eocän Aegyptens nur durch die grössere Nähe beider Arten von Septen und die demge- mäss viel grössere Zahl der Kammerabtheilungen zu unterscheiden. Vorkommen: Häufig östhch "Aintäb in Feuerstein führen- dem Kalk mit Operculinen, Nummulites variolaria, Pecfen (Unter- eocän). Orhitoides sp. Linsenförmig, fast regelmässig gewölbt. Abfall von der Mitte zu den Rändern gleichmässig; Rand scharf. Durchmesser 3 — 7 mm. Dicke ^/^ — 2 mm. Durchschnitt spindelförmig. Vorkommen: Sehr häufig in den Feuersteinen 1 Y2 Stunde westlich 'Aintäb. Orhitoides sp. Flach scheibenförmig, in der Mitte einerseits knopfförraig angeschwollen. Durchmesser 7 mm. Dicke 1 mm, im Centrum 2 mm. Durchschnitt mehr oder weniger parallelrandig. Vorkommen: Mit voriger zusammen sehi' häufig in den- selben Feuersteinknollen. 343 Anthofioa, Porites intertninata n. sp. Ein Knollen (abgerundetes Flussgerölle) von 13 : 10 : 6 cm Durchmesser, ganz aus dieser Koralle zusammengesetzt. Die einzelnen Sternzellen sind als solche nicht zu erkennen, da eine deutliche Umgrenzung fehlt. Der Querschnitt entspricht vollkommen demjenigen von Porites raniosa Cat. bei Reuss ^ Es ist ein feines unregelmässiges Gewebe von kurzen Fasern, die an knotigen Verdickungen unter einander verbunden sind. Nur mit Mühe erkennt man hie und da etwa sechs oder zwölf solcher Fasern in radialer Stellung, die nach einem Centrum streben, aber kurz vor demselben in einer knotigen Verdickung endigen, den sechs bis sieben Pfählchen, welche direct unter einander ver- bunden scheinen. Innerhalb dieses Kranzes erscheint im Centrum ein schwach entwickeltes Säulchen. Die Längsansicht der Zellen zeigt feine parallele oder kaum divergirende „Stäbchen", die durch dünnere, kurze Querfäden verbunden sind, daher in verticaler Reihe stehende rundliche Löcher zwischen sich lassen. Es entsteht dadurch ein zartes, symmetrisches Netzwerk, genau wie bei Pontes incrustans Defr. sp. aus dem Miocän^). Diese Koralle war nicht ästig verzweigt, wie die eocäne Porites ramosn und mehr oder weniger auch P. nuwmulitica, sondern bildete vermuthlich grosse zusammenhängende, massive Stöcke, wovon ein abgerundetes grosses Bruchstück vorliegt. Schichtung wie bei P. ramosa ist nicht vorhanden. Da das GeröUe oberflächlich mit Bohrmuschellöchern behaftet ist, die letzte Meeresbedeckung der betreffenden Localität, wäh- rend welcher diese Löcher entstanden sein konnten, aber in das Miocän fällt, so vermuthe ich, dass die Koralle selbst älteren Datums ist, also dem am Nähr el-Abjad hauptsächlich verbrei- teten Eocän angehört, in dem die Gattung Porites zweifellos auch durch die folgende Form vertreten ist. Vorkommen: Flussgerölle im Nähr el-Abjad, einem linken Nebenfluss des Orontes nördlich von Djisr esch-Schughr im Djebel el-'Ansärije. Porites cf. incrustans Defr. sp. Steinkern. Bildet deutlich übereinander liegende Schichten. Die einzelnen Zellen sind an der sternförmigen Anordnung der ') Reuss. Anthozoen und Bn,-ozoen von Crosara. Denkschr. d. k. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Cl, XXIX. Bd., 1869, t. 26, f. 3. •') Bei Reuss. Denkschr. d. Wien. Ak., XXXI, 1872, t. 17, f. 6. 23=^ 344 ausgefüllten Zwischenräume zwischen den Sternlamellen, die selbst meist verschwunden sind, erkennbar. Diese Porites-Form lässt sich kaum unterscheiden von dem Pontes incrustans des Miocänkalks im Norden des Djebel el-"Okrä und von Beirut. Vorkommen: Im Eocänkalk der Stadt Djisr esch-Schughr am Ufer des Orentes. Heliastraea Livoniani n. sp. Taf. XVII, Fig. 7 — 8. Die Kelche sind einander genähert und von rundlicher bis länglich ovaler Form. Sie besitzen einen dicken Rand. Dieser wie auch die Kelchmitte ragen etwas aus ihrer Umgebung empor. Der Durchschnitt der Kelche beträgt 7 — 11 mm. Es sind drei deutliche Cyclen von Septen vorhanden, deren erster von 12 Septen bis zur dicken spongiösen Axe reicht. Die Septen werden in grossen Abständen durch sehr dünne Endothekallamellen verbunden. Die ca. 48 Rippen stossen in den Zwischenräumen der Kelche winklig zusammen. Zwischen ihnen finden sich zahlreiche dicke Exothekallamellen. Vorkommen: Von Herrn Prof. Livonian aus 'Aintäb im Eocän 4 Stunden nordwestlich 'Aintäb auf dem Wege nach Mar'asch gesammelt. Solenastraea sp. Taf. XVn, Fig. 9. Knolliger Polypenstock. Kelche vertieft, von kreisrunder Form. Durchmesser 3 — 4 mm. Septa sehr dünn, zickzackförmig hin und her gewunden. Drei deutliche Cyclen. Erster Cyclus von 10 — 12 Septen bis in die Nähe der Mitte reichend, an seinem Innenrand oft verdickt. Axe spongiös, rudimentär, im Querschnitt nur in undeutlichen Spu- ren erscheinend. Ganze Zelle meist von blasigem Endothek erfüllt. Rippen kurz. Zellen unter einander durch bald reichliche, bald spärliche Exothek verbunden. Vorkommen: Im Eocän? bei 'Arablar nordwestlich 'Aintäb von Herrn Prof. Livonian gesammelt. Isastraea Michelottina Cat. sp. Astraea 3IicIielottina Catullo: Dei terr. sedim. sup. delle Venezie etc., p. 60, t. 13, f. 1. Prionastraea Michelottina Meneghini in d'Achiardi: Corall. foss. del terr. numm. dell' Alpi Venete. Catalogo delle specie etc., 1867, p. 7. 345 Isastraea Mtchelottina Reuss: Die fossilen Anthozoen und Bryo- zoen der Schichtengruppe von Crosara. Denkschr. d. k. k. Ak. d. Wiss. Wien 1869, XXIX, p. 247, t. 24, f. 1. Vorkommen: Diese Art des Obereocäns von Crosara fand ich in mehreren Stücken im Nnmmuliten-Kalk fObereocän) zwi- schen Tab und -Arablar nordwestlich Aintäb. Desmocladia septifera Reuss. Besmodadia septifera Reuss: Paläont. Studien über die älteren Tertiärbild. d. Alpen, I. Die fossilen Anthozoen der Schichten von Castelgomberto. Denkschr. d. Wien. Ak., 1868, XXVIII, p. 37, t. 55, f. 1—4. Vorkommen: Sieben Stunden nördlich 'Aintäb gesammelt von HeiTn Prof. Livonian. — • Sonst ist die Art nur bekannt vom Monte Sta Trinita bei Castelgomberto (Oligocän). Trochosmilta? sp. Niedrige Einzelkoralle von elliptischem Querschnitt. 4 cm lang. 3V2 cm breit. Septen dünn, geradlinig, fast bis zur Mitte reichend, schwach gekörnelt, an Zahl ungefähr 72. Die Aussen- wand ist mit scharf leistenartig hervortretenden Rippen bedeckt, unter denen etw'a 12 mehr als die übrigen (4 mm weit) schneidig vorragen. * Vorkommen: Bei Tab nordwestlich 'Aintäb in dunklem Hornstein, der erfüllt ist von Operculinen. Trochosmilia? sp. Steinkern. Niedrig kreiseiförmig, seitlich zusammengedrückt. 20 mm hoch. 35 mm lang, 28 mm breit. Ungefähr 100 Septen. Vorkommen: Im Alveolinen-Kalk am Nähr el-Abjad im nördlichen Nusairier- Gebirge. Stylophora cf. Bamesi Felix. Taf. XVn, Fig. 10. Vergl. Stylop/m-a Bamesi Felix: Korallen aus ägypt. Tertiärbild. Diese Zeitschr., 1884, p. 434, t. 4, f. 1 — 4. Aestiger Korallenstock. Aeste seitlich comprimirt, 5^8 mm breit, 3 mm dick. Die warzenförmig hervortretenden Kelche stehen ziemlich dicht; ihre gegenseitige Entfernung ist ebenso breit als sie selbst. Sie gruppiren sich in schräg nach oben gerichteten Spiralen. Der ümriss der Kelche ist oval. 1 mm lang. 7^ J""i breit. Sie sind rings von einem scharfen . steil aufragenden Rand umgeben. Septalapparat nicht erhalten. 346 Die Oberfläche rles zwischen den Zellen befindlichen Coenen- chyms zeigt feine, gekörnelte, wenig gebogene Linien, welche, von den Kelchen ausgehend, meist in verticaler Richtung oder schräg aufwärts verlaufen. Ein besonderes Zäpfchen am Unter- rand des Kelches, von dem bei Sti/lopJiora Damesi diese Linien ausgehen, wurde nicht beobachtet. Die Rippchen sind sowohl unter als neben und über den Kelchen vorhanden. Vorkommen: Ln grauen Hornstein südlich von 'Aintäb. — Stylophora Damesi Felix stammt aus der untertertiären Schicht „AA" Schweixfurth's vom Nordabhang der Steilwand, 100 Fuss über dem Wadi Bela ma nördlich Wadi Dugla in Aegypten. Echinoidea, Echinolompas aintahensis n. sp. Taf. XMIL Fig. L Länge 65 mm. Breite 60 mm. Höhe 27 mm. Umriss breit elliptisch. Grösste Breite in der Mitte der Längsausdehnung. Oberseite niedergedrückt, gleichniässig gewölbt, in der Mitte am höchsten. Scheitel excentrisch nach vorn. Unterseite fast flach, gegen die Ränder sehr gerundet, leicht kissenförmig, um das Peristom etwas eingesenkt. Die vier Genitalporen weit offen; Madreporenplatte in der Mitte des Scheitelapparates. Porenfelder ungleich lang und ziemlich breit. Das vordere unpaare etwas kürzer als die vorderen paarigen. Bei letzteren sind die vorderen Porenzonen nur schwach gebogen, die hinteren um 13 Porenpaare länger als die vorderen. Die hinteren Ambu- lacren sind länger als die drei vorderen; ihre beiden Porenzonen sind genau gleich lang. Die sechs hinteren Porenzonen sind gegen den Scheitel etwas eingedrückt. Sämmtliche fünf Zwischen- porenzonen merklich erhaben. Die Unterseite ist an dem vorliegenden Exemplar schlecht erhalten. Die Afterlücke liegt hinten hart unter dem Rand und ist von quer elliptischem Umriss. Verwandtschaft: Diese Art hat ihre nächsten Verwandten im Eocän Aegyptens. von denen sie sich aber wohl unterschei- den lässt: Ech. Perrieri de Lor. ^) aus den obersten Nummuliten - Ab- lagerungen östlich der Oase Sinah hat im Verhältniss zur Länge eine geringere Breite. Die Poreiizoncn sind in allen Ambulacren eingedrückt, die der hinteren Ambulacren ungleich lang. ') De Loriol. Eocene Echiniden aus Aegvpten und der libvsch. Wüste. Palaeont, XXX, 2. Cassel, 1883, p. 25, t. VII, f. 2 — 3. 347 Bei E. Aschcrsoni de Lor. ^) aus der Mokattamstiifc der Oase Beharieh sind die Fühlergänge alle viel länger, die Inter- poriferenzone nicht erhaben. Die grösste Wölbung liegt excen- trisch vorn am Scheitel. E. istrianus Bittn. -) aus dem südalpinen Eocän ist höch- stens 51 mm lang und vorn am breitesten, auch höher gewölbt. E. discoideus d'Arch. ^) hat denselben Umriss und dieselbe Höhe. Nur ist der Scheitel der höchste Punkt. Die Petala sind länger und flach. Ein EcJdnolampas von ähnlicher Beschaffenheit wie E. discoideus wird von d'Archiac*) aus Kleinasien (Kappa- docien) citirt. Möglicherweise ist dieser mit der vorliegenden Form des Kurdengebirges ident. Vorkommen: Aus der Gegend von 'Aintäb, mit verän- derter Schale erhalten, aus hartem Kalk stammend (Geschenk des Herrn Prof. Livonian). Echinolampas sp. äff. Stiessi Laube. Tat". XYin, Fig. 2. Vergl. Denkschr. d. k. Akad. d. Wiss. Wien, XXIX, 1869, p. 247, t. 4, f. 2. Längsdurchmesser 86 mm, Breite 79 mm. Höhe 24 mm. Noch etwas flacher als E. Snessi. Scheitel noch excentrischer nach vorn gerückt. Ambulacra etwas hervorragend aus der all- gemeinen Oberfläche. Porenzonen nicht bis zum Rande reichend, blos ^/i des Radius einnehmend. Genitalporen schwach erkennbar. Unterseite gegen das Peristom etwas eingesenkt. Vorkommen: Wie vorige aus Kalk von •Aintäb, mit Schale gut erhalten. Ananchytes orhicularis n. sp. Ein Exemplar mit Schale. Halbkugelig. Grösste Breite und Länge an der Basis. Letz- tere kreisförmig, nur hinten etwas zugespitzt, ebenso lang als breit (72 mm). Vom abgerundeten Rande der Basis erhebt sich die Schale zuerst steil, dann in regelmässiger Wölbung zu einer Höhe von 44 mm am Scheitel. Basis etwas vertieft. In der Mitte verläuft vom Munde, der in einer vertieften Grube liegt, 1) De Lokiol, 1. c, p. 28, t. VIII, f. 2. *) BiTTNER. Beitrag zur Kenntn. d. altt. Echiniden der Südalpen, p. 36, t. VlII, f. 1—2. ^) DArchiac et Haime. Anim. foss. de l'Inde, p. 209, t. 14, f. 3. *) D'Archiac, Fischer et de Verneuil. Paleontologie de l'Asie mineure, p. 185. 348 ein Wulst zum After. Letzterer ist rundlich und liegt hart am Rand. Oberseite glatt, ohne Furchen, nur die hinteren Interambu- lacralfelder erheben sich ein wenig gegen das Periprokt hin. Sänimt- liche Interanibulacraltafeln von gleicher Höhe. Anibulacraltafeln viel niedriger, ungleich, gegen oben an Höhe abnehmend. An den Seiten über dem Rand entsprechen einer Interambulacraltafel 1 Y2 Anibulacraltafeln. Nahe dem Scheitel ist das Verhältniss 1 : 5. Poren eiförmig, durch eine seichte Furche paarweise ver- bunden. Porenpaare horizontal. Verwandtschaft: Der Unterschied von der nächstver- wandten Ä. ovata und allen anderen auf die Kreide beschränkten Arten dieser Gattung beruht in der kreisförmigen Gestalt der Basis. Auch hat A. ovata keine vertiefte Basis. Vorkommen: Aus weichem, hellem Kalkstein, eine Stunde südlich Aintab gesammelt von Herrn Prof. Livonian, wahrschein- lich aus denselben Schichten wie Sehizaster vicinalis, ScIi. ? cf. amhulacrum und Seh. cf. rimosus. Ich selbst habe den speciellen Fundpunkt nicht besucht , in seiner Nähe aber sah ich nur eocäne Schichten. Ananchytes sp. cf. orhiciilaris Blanck. Kieseliger Steinkern. Basis kreisförmig oval, 68 mm lang, 64 mm breit, vorn abgestumpft, hinten nur wenig zugespitzt, von den Seitenrändern aus nach der Mitte stark eingesenkt. In der Längslinie zwischen Mund und After eine wulstartige Erhebung. After rund, direct am Rande. Oberseite relativ niedriger gewölbt als bei voriger Form, von der Basis schief aufsteigend. Höhe 24 mm. Sonst wie vorige. Verwandtschaft: Die flachere Wölbung und geringere Höhe ist vielleicht nur durch die Art der Versteinerung nachträglich ent- standen, und es gehört das Individuum doch noch zu voriger Art. Vorkommen: In dem eocäncn Kieselkalk resp. Hornstein von 'Aintab gefunden von Herrn Livonian, vermuthlich zusam- men mit Pencosmus sp. . der genau dieselbe Erhaltungs- und Gesteinsart zeigt. Sehizaster vicinalis Ag. COTTEAU. Pal. fran§., p. 328, t. 98 — 99. Dames. Palaeontrgr., XXV, t. 9, f. 4. Vorkommen: Mit Schale wohl erhalten aus einem weissen, weicheren Kalkgestein der Umgegend von 'Aintab, gesammelt von Herrn Livonian. Die Art ist sonst nur bekannt aus oberem Eocän. 349 Schizaster cf rimosus Ag. Taf. XVm, Fig. 3. CoTTEAU. Pal. frang., t. 100. Ein weniger gut erhaltenes Schalenexemplar zeigt mit S. rimosHs die grösste Aehnlichkeit , ist aber nicht genauer be- stimmbar. Vorkommen: Vermuthlich in denselben Schichten, hellem Kalkstein, wie vorige Art bei 'Aintäb gefunden von Herrn Livonian. Schizaster sp. Taf. XVIII, Fig. 4. Kieseliger Steinkern. Länge 39 V2 mm. Breite 37 mm. Höhe 2572 mm. Schale breit eiförnig. Seitenränder gerundet. Vorder- rand unmerklich eingebuchtet. Hinten wenig verschmälert. Ober- seite hoch gewölbt. Der höchste Punkt liegt auf dem Interam- bulacralfelde etwas excentrisch nach hinten. Unterseite gewölbt. Hinterseite vom Periprokt an bis zur Unterseite plötzlich schief abgestutzt. Scheitelapparat excentrisch nach vorn gelegen. Das unpaare Ambulacrum, 16 mm lang, liegt in einer breiten, regelmässig concaven Furche, welche, vom Ende der Poren an seichter wer- dend, sich deutlich erkennbar bis 7A\m Peristom fortsetzt, wo sie sich wieder vertieft. Die Poren jedes Porenpaares durch ein Korn getrennt. Porenzonen breit, etwa von derselben Breite wie die Zwischenporenzone. Vordere Interambulacralfelder gekielt. Die vorderen paa- rigen Ambulacra, 12 mm lang, liegen in einer noch tieferen, schwach S förmig gekrümmten Furche. Im Ganzen bilden sie in ihrer allgemeinen Erstreckungsrichtung mit einander einen Winkel von ungefähr 86 ". Porenzone breiter als die Interporiferenzone und als die Porenzone des unpaaren Ambulacrums, ganz auf den aufsteigenden Seitentheilen liegend, die äusseren Poren beinahe oben auf dem Rand. Interporiferenzone sehr schmal, die Rinne bildend. Hintere paarige Ambulacra sehr kurz, 4^2 mm lang, von kreisrundem Umriss. Die Furchen der zwei kurzen hinteren Ambulacra setzen sich auf der Oberseite noch deutlich bis zur Höhe des Afters fort. Peristomgegend vertieft. Das Peristom scheint dreieckig ge- wesen zu sein mit stumpfem Winkel an der vorderen Seite oder Oberlippe. After eiförmig, an der unteren Seite zugespitzt, oben gerundet. Darunter befindet sich eine flache Area, der abge- stutzte Theil der Hinterseite. 350 Verwandtschaft: Dieser Schizasfer steht dem Seh. foveatus Ag. aus dem französischen Eocene superieure ') und aus den tiefststen und höchsten, Nummuliten führenden Lagen der liby- schen Wüste und des Djebel Mokattam-) nahe. Indessen giebt es genug Unterschiede, um beide leicht auseinander zu halten, so besonders die geringere Grösse, die subcentrale Lage des Scheitelapparates, den stumpfen Winkel der vorderen paarigen Ambulacren. die relativ grössere Länge der hinteren Ambulacra etc. bei Seh. foveatus. Vorkommen: In der Umgegend von 'Aintäb aus kiesel- reichem Kalk, gesammelt von Herrn Livoxian. Schizaster? sp. Taf. XVm, Fig. 5. Ein Exemplar mik Schale erhalten. Länge 60 mm, Breite 61 mm, Höhe 3272 mm. Form und Grösse stimmt mit Sehi- caster lucidus Laube emend. Dämes ^) überein; nur ist der Vorderrand etwas weniger ausgebuchtet, und die Wärzchen im Plastrum stehen so dicht wie bei Seh. ambulacrum Desh. sp.'*). Diesen Seeigel könnte man sehr wohl als eine Zwischenform von Schizasfer lucidus Laube und Seh. ambulacrum Ag. ansehen, wenn nicht der aufli'allende Umstand vorhanden wäre, dass die für die Gattung Schizasfer charakteristischen Lateralfasciolen trotz der relativ guten Erhaltung der Oberseite nicht zu sehen sind, während man die Peripetalfasciolen sehr wohl beobachtet. liCtz- tere springen zwischen den Ambulacralfeldern winklig ein, die Ambulacra sind alle stark vertieft: es kann also von einer He- miaster - Art nicht die Rede sein. Vorläufig möchte ich dieses Fehlen der Lateralfasciolen nur für individuell und zufällig hal- ten; anderenfalls hätte man ein neues Genus vor sich. Ditremaster sp. Taf. XVm, Fig. 6. Kieseliger Steinkern. Länge 33 mm. Breite 29 mm. Höhe 17 mm. Hat die Grösse von Ditremaster dux (Des.) Munier Chalm. bei Cotteau, Pal. franQ. Echinides, t. 118, während er ^) Cotteau. Pal. fran?., Echinides, t. 106. ^) De Loriol. Eoeäne Echiniden aus Aegypten u. d. lib. Wüste. Palaeont., XXX, 2, 1, p. 44, t. 9, f. 8 — 9. 5) Laube. Echin. Vic. Tert., p. 32 (ex parte). — Dames. Die Echiniden d. vicentin. Tertiärabi. Palaeont., XXV, p. 69, t. 10, f. 1. *) Deshayes. Coq. caract., p. 225, t. 7, f. 4. — Agassiz. Cat. syst. Ech. foss., p. 3. — Dames. Echin. d.vicent. Tert., p. 60, t. 10, f. 1. — Cotteau. Pal. fran^., t. 95. 351 in der Form mehr dem D. Begrangei Cotteau, ibidem, t. 118, f. 5 — 9 entspricht. Vorkommen: Grauer, kieseliger Kalk oder Hornstein bei 'Aiutäb, gesammelt von Herrn Livonian. Pericosmus sp. Zwei kieselige Steinkerne aus grauen Hornsteinschichten bei 'Aintäb. Eupatagus sp. Zahlreiche Abdruckfragmente im gelblichen Hornstein süd- lich 'Aintäb. Bryo&oa. Membranipora sp. 1 in grauem und gelblichem Horn- Eschara sp. } stein im Süden und Nordwesten Cupularia? sp. j von Aintäb. Latnellihranchiata, Anoniia sp. Flach. 35 mm hoch. 25 mm breit, mit ca. 50 dicht ge- drängten, concentrischen Anwachsstreifen und zarten Radiallinien. Vorkommen: Im weissen Kreidekalk von 'Aintäb (Unter- eocän), am Hügel des Syrian Protestant College der amerika- nischen Mission, auf Valuta hurpa aufsitzend. Pecten Livoniani n. sp. Taf. XIX, Fig. 1 a. b. Pecten sp. ind. cf. laerüjatus Goi.df. bei Fischer, d'Archiac et DE Verneuii.. Paleontologie de TAsie Mineure, p. 147 in TcHiHATCHEFF : Asie Mineure. Maasse zweier mit Schale erhaltenen Individuen: Höhe . . 34 beziehungsweise 36 mm, Länge . . 33 „ 35 „ Dicke . . 12 „ 13 „ Im Maximum erreichte diese Art nach den vorliegenden hierher gehörigen Steinkernen 44 mm Höhe bei 43 mm Länge. Fast gleichklappig, aber ungleichseitig, schief rundlich, indem die Schale in einer schiefen Querlinie parallel der Basislinie des vorderen Ohres ausgedehnt ist. Wölbung bei beiden Klappen ganz gleichmässig. 18 — 19 glatte Rippen laufen gleichmässig über die Ober- fläche, nacli den Septen regelmässig an Stärke zunehmend. 352 Auf der linken Klappe sind die Rippen ein wenig höher und von halbkreisförmigem Querschnitt, gegen den Rand zuweilen mit sehr stumpfer Kante in der Mitte versehen. Auf der rechten Klappe sind sie mehr abgeflacht. Die Zwischenräume zwischen den Rippen sind auf beiden Schalen gleich gross, daher ebenso breit wie die Rippen. Coii- centrische Streifung ist sehr zart vorhanden und leicht verwischt. Ohren ungleich, glatt. Das vordere Ohr tiefer in Folge des unsymmetrischen Zurücktretens des berippten Schildes. Verwandtschaft: Diese Art steht unzweifelhaft am näch- sten dem Pecten Jaengatus Golfuss. Petr. Germ., p. 68, t. 97, f. 6, aus dem Oligocän von Bünde, von dem er aber doch durch einige Merkmale unterschieden ist. P. laevigatus lerreicht eine Grösse von 30 mm. Die Rippen sind gerade auf der rechten Schale schmaler und höher und mit stumpfer Kante versehen, auf der linken breiter und flacher. Die vorderen Ohren haben zwei deutliche, die hinteren drei schwache Radialfurchen. Bemerkung: Ich nenne diesen Pecten zu Ehren des Pro- fessors der Naturwissenschaften. Herrn Livonian, am 'Aintäber College der amerikanischen Mission, welcher die vorliegenden Stücke auf dem Gartengrundstück des College in 'Aintäb gesam- melt und mir freundlichst geschenkt hat. Vorkommen: Lichter, weicher Kalkstein und kreideartiger Mergel von Aintäb. — Tchihatcheff ^j erwähnt von Gökagatsch und nordwestlich Angora im nördlichen lOeinasien aus einem weissen Kalk neben einer Reihe anderer Eocänfossilien (z. B. Nummnlites Lucasann) einen Pecten äff. laevigatus Goldf., der höchst wahrscheinlich identisch ist mit unserer Art. Pecten quinquex>artitn,s n. sp. Taf. XIX, Fig. 2 — 3. ? Pecten äff. opercularis d'Archiac, Irischer et de Verneuil. Pa- leontol. de l'Asie Mineure, 18G6, p. 146. — TcHfflATCHEFF. Geologie de l'Asie Mineure, 1867, p. 223 und 238. Steinkerne und Abdrücke. Höhe 36 mm. Breite 33 mm. Beide Schalen convex, ziemlich gewölbt, gleichseitig, nahezu gleichschalig. 17- — 20 dachförmige Rinnen schliessen sich ohne merkliche Zwischenräume direct an einander. Jede Rippe ist mit 5 Reihen von Schuppen verziert, die auf dem Abdruck längliche, quer ge- stellte Löcher hinterlassen haben. Die zwei äussersten, am tief- sten liegenden Schuppenreihen führen kleinere, an Zahl mindestens ^) Geologie de l'Asie mineure, p. 238. 353 anderthalbmal so viele Schuppen als die drei mittleren Reihen. In dem sehr schmalen Zwischenraum zwischen den fünfgetheilten Rippen zeigt sich oft noch eine einzige Reihe ganz winziger Schüppchen. Ohren gross, mit 7 — 10 schuppigen Radialstreifen. Das vor- dere Ohr ein wenig länger, an der Basis ausgeschweift. Verwandtschaft: Dieser Fecten gehört zu der vielgestal- tigen Gruppe des Pecien opercnlnris etc., von der man viele Vertreter von der Kreideperiode bis zur Jetztzeit kennt. Ver- wandte Formen sind besonders: Pecten mimidus Coq. aus dem Urgon Algeriens, — sectns (lOLDF. aus Grünsand von Quedlinburg, — Palassoui Leim, aus der Oberen Kreide der Pyrenäen, — suhtripartitus d'Arch. 1 j r^ •• -o ,,,, , • , . } aus dem Eocan von Bayonne, — Ihorenh d Arch. j — Trhiliafcheffi d'Arch. aus dem Eocän Kleinasiens. — helUcosintns Wood aus dem Eocän Englands, maerofis Sow. aus dem Miocän von Lissabon, — Malvinae Dub. bei Fuchs fnon Hörnes) aus dem Miocän Aegyptens. — opercularis aus Pliocän und Jetztzeit. Unter den eocänen Formen sind bei Pecien suhtripartitus d'Arch. ^) die Rippen auch in mehr als zwei Längsstreifen ge- theilt, aber die Theile zeigen nicht so hohe Schuppen; vor Allem sind die Rippen viel zahlreicher (26 — 28). Der Name P. Tho- renti d'Arch. bezieht sich auf eine flache rechte Schale mit 22 bis 23 halbkreisförmigen schuppigen Rippen, zwischen denen breite, ebenfalls längsgestreifte, ebene Zwischenräume sich befinden, jP. heUicostatus Wood, ^) hat 20 — 24 abgerundete Rippen mit dachziegelförmigen Schuppen. Die ebenso breiten Zwischen- räume zeigen 5 Strahlen feinerer und dichter stehender Schuppen. Das vordere Ohr der rechten Klappe ist nicht wie das unserer Art bedeckt mit feinen gekörnelten Strahlen, sondern zeigt besonders am Grunde concentrische Anwachsstreifen. P. Tcldhntcheffi d'Arch.^) ist relativ flach und trägt 25 schmale, wenig ausgesprochene Rippen. Näher könnte stehen P. atf. opercularis d" Kucn.'^) , ebenfalls >) Mem. SOG. geol. France, I. ser., tome 3, p. 434, t. XII, f. 14—16. ^) A monogr. of the Eocene Bivalves of England. The palaeont. Society, 1870, p. 38, t. 8, f. 11. ä) d'Auchiac, Fischer et de Verneuil. Paleont. de TAsie Mi- neure, p. 143, t. 4, f. 6. *) Ibidem, p. 146. 354 aus dem kleinasiatischen Eocän, bei dem indess breite Zwischen- streifen zwischen den 18 — 20 Rippen und eine Höhe von 80 mm, eine Breite von 70 mm angegeben werden. Vorkommen: Als Steinkerne und Abdrücke vereinzelt in grauem Hornstein südlich 'Aintäb. häufig in hartem, gelblichem Kieselkalk zusammen mit zahlreichen Operculinen nordwestlich 'Aintäb, zwischen dieser Stadt und dem Dorfe Tab, unter dem eigentlichen weissen Nummuliten - Kalk; schliesslich in ähnlichen harten . kieseligen Lagen im Nummuliten - Kalk selbst zwischen Tab und 'Arablar. Pecten div. sp. Verschiedene unbestimmbare Abdrücke im weissen Alveolinen- Kalk am Nähr el - Abjad nördlich Djisr esch - Schughr im Nu- sairier - Gebirge ; in weissem, körnigem Kalk mit Niimmniites va- riolaria Lam. östlich Aintäb; in grauem Hornstein südlich 'Aintäb. Cardita aintabensis n. sp. Taf. XIX, Fig. 4 — 7I). Schale quer eiförmig länglicJi bis viereckig, 32 mm lang, 23 mm hoch. 20 schmale hohe Rippen werden getrennt durch flach con- cave Zwischenräume, die gegen den Wirbel relativ breiter als die hier schärferen Rippen, gegen den Rand ebenso breit als diese sind. üeber Zwischenräume und Rippen laufen concen- trische Anwachslamellen. Hinter den vom Wirbel zum Hintereck verlaufenden Rippen erscheint auf der Hinterseite der linken Schale constant eine breite Furche, hinter ihr bis zum Schloss- rand noch zwei feineren Rippen. Schloss beider (?) Schalen mit je einem? Schloss- und einem leistenartigen hinteren Seitenzahn. Verwandtschaft: Aeusserlich im Umriss und in der An- zahl der Rippen gleicht diese Art der Cardita Bazini Desh. ") aus den oberen Sauden von Ormoy im Pariser Becken (Mittel- oligocän), doch sind dort die Rippen mit Warzen oder Schuppen versehen, und das Schloss zeigt wesentlich andere Beschaffenheit. Vorkommen: Zahlreiche Steinkerne und Abdi'ücke im i'öth- lich grauen Hornstein, Y2 Stunde südlich 'Aintäb. ') Vergl. die Anmerkung auf der Tafelerklärung. ') Deshayes. Animaux sans vertebres du bassin de Paiis, I, p. 775, t. 60, f. 1 — 3. 355 CrassateUa comprcssa Lam. Taf. XIX, Fig. 8 — 10. Orassatdla compressa Deshaybs: Desci-. des coq. des environs de Paris, t. III, f. 8—9 und t. V, f. 3—4 (varietas c). Vorkommen: Sehr häufig als wohl erhaltene Steinkerne und Abdrücke in dem rötlilich grauen Hornstein, ^2 Stunde südlich 'Aintäb, zusammen mit voriger Art. Sonst bekannt aus dem Pariser Grobkalk (Mitteleocän). Cardium acutum n. sp. Taf. XIX, Fig. 11. Schale schief herzförmig bis viereckig, stark gewölbt. Höhe 15 mm, Länge 17 mm. Vom Wirbel verläuft nach dem hinteren Ende eine sehr stumpfe abgerundete Kante. Es sind ungefähr 32 sehr scharfe, gekörnelte Rippen vorhanden, getrennt durch dreimal so breite, flache Zwischenräume. Letztere sind mit dichten, regelmässigen Anwachs streifen geziert, welche nicht über die Rippen verlaufen. Je einer Kerbe oder einem Korn der Rippen entsprechen 2 — 3 Anwachsstreifen der Zwischenräume. Verwandtschaft: In Form und Grösse stimmt die Art mit Cardium ohliquum Lam. aus dem Eocän des Pariser Beckens überein. aber die Berippung ist gänzlich verschieden. Vorkommen: Abdrücke im röthlich grauen Hornstein Ya Stunde südlich 'Aintäb. Cardium sp. Hälfte eines Steinkerns, radial gerippt, 5 cm hoch, 5 cm dick. Vorkommen: Röthlich grauer Hornstein 1 Stunde nord- westlich 'Aintäb. Thracia Bellardi May. Taf. XVn, Fig. 11. Anatina rugosa Bellakdi; Cat. rais. des numm. foss. du comte de Nice. Mem. soc. geol., 2. ser., tome IV, t. 16, f. 13. Tfiracia BeUardii (May.) Gümbel: Gcogn. Beschr. d. Bair. Alpen, p. 668. 60 mm lang, 33 mm hoch. Vorkommen: In grauem, weichem, körnigem, etwas san- digem Kalk mit vereinzelten Nummuliten, 3 Stunden nordwestlich 'Aintäb bei Tab (Obereocän). — Sonst bekannt in Obereocän- schichten der Alpen. 356 Gastropoda. Turritella imhricataria Lam. Taf. XIX, Fig. 10. Deshayes: Descr. des Coq. foss. des env. de Paris, t. 35, f. 1 — 2. Vorkommen: Ys Stunde südlich "Aintäb in grauem, äusserlich röthlichera Hornstein. Turritella vitfafa Lam. Turritella fasciata (Lam.) Deshayes: Descr. des Coq. foss. des env. de Paris, II, p. 284, t. 38, f. 13, 14, 17, 18. Turritella vittata (Lam.) Deshayes: Ibidem, t. 39. f. 1 — 20. Grösste Höhe 35 mm. Breite der letzten Mündung 12 mm, 10 Umgänge. Entweder sind bloss drei gleichmässige Spiralkiele, gleich ■weit von einander entfernt, auf dem gewölbten Theil des Um- gangs vorhanden, oder der unterste Spiralkiel rückt etwas an den mittleren, und es schieben sich (auf den letzten Umgängen) noch 1 — 2 schwächere Spiralstreifen zwischen ihm und der un- teren Naht ein. Der concave Raum an der Naht zwischen einem oberen und einem unteren Kiel zweier Umgänge ist fast noch breiter als der von dem unteren und oberen Kiel begrenzte ge- wölbte Theil eines Umganges. Verwandt ist T. subfasciata d'Archiac et Haime: Descr. des an. foss. du groupe numm. de l'Inde. Paris 1853, p. 297. t. 28, f. 3 , wo sich 1—2 schwächere Kiele oberhalb der drei stär- keren zeigen. Vorkommen : Zusammen mit voriger im Kieselkalk und Hornstein Y2 Stunde südlich 'Aintäb. Turritella sp. Gehäusewinkel 15". Höhe 25 mm. Etwa neun flache Um- gänge. Naht kaum vertieft mit zwei Hauptrippen an der oberen und unteren Naht; die obere breiter, von schiefen Anwachsstreifen gestrichelt, die untere gekörnelt. Zwischen beiden drei oder vier schwächere Rippen, die unterste zuweilen stärker und deutlicher gekörnelt als die anderen ; ebenso noch eine schwächere Rippe über der oberen Hauptrippe. An der Naht ganz feine Spiral- streifen. Verwandtschaft: Diese Turritella gehört in die Verwandt- schaft von T. grarmlosa Desh. und T. fanicnlosa Desh., welche Deshayes aus dem Grobkalk von Paris beschrieb. Vorkommen: Mit voriger zusammen häufig in Hornstein und Kieselkalk 72 Stunde südlich 'Aintäb, 357 Turritella angulata Sow. Abich. Pal. des asiat. Russland, 1858, p. 24, t. 1, f. 4. d'Archiac et Haime. Croupe numm. de linde, t. 27, f. 6 — 9. Diese Turritella ist eine nahe Verwandte und Vorläuferin der T. c/radrifa Menke des Miocäns. Vorkommen: Häufig zusammen mit Pecten quinquepartitus Blanck. in röthlich grauem Kieselkalk nordwestlich 'Aintäb zwi- schen Tab und 'Arablar. Natica sp. sp. Unbestimmbare Steinkerne im Alveolinen - Kalk am Nähr el- Abjad im nördlichen Djebel el-'Ansärije und im Kieselkalk süd- lich 'Aintäb. Cerithium sp. Schlecht erhaltene Abdrücke, 16 mm hoch. Letzter Um- gang 5 mm breit. 8 Umgänge, wenig gewölbt, je mit zwölf knotigen Querrippen geziert. Spiralstreifen nicht sichtbar. Ge- häusewinkel gegen die Spitze stumpfer werdend. Vorkommen: Im Alveolinen-Kalk am Nähr el-Abjad {Djebel el-'Ansäilje). Strombus (oder Voluta?) sp. Riesiger Steinkern. 14 cm hoch, 10 cm breit. Gewinde stumpf. Vorkommen: Im Operculinen-Kalk 1 Stunde südsüdöstlich 'Aintäb. Fusus? oder Murex? sp. Thurmförmig, klein. Umgänge mit 8 — 10 Querwülsten, die nahe der oberen Naht sich scharfknotig verdicken. Zahlreiche, abwechselnd feinere und etwas gröbere Spiralstreifen laufen über die Umgänge. Vorkommen: Abdrücke im Kieselkalk Y2 Stunde südlich 'Aintäb. Mitra sp. 7 mm hoch, an der Basis 2 mm breit, sehr spitz, conisch, thurmförmig. Etwa sieben Windungen, flach, jede mit 9 — 10 schief auf der Naht stehenden Querrippen, die sich regelmässig untereinander zu Radiallinien ordnen. Innenlippe mit ^^er deut- lichen Falten. Vorkommen: Abdruck und Steinkern im Alveolinen-Kalk am Nähr el-Abjad bei Djisr esch-Schughr. Zeitschr. d. D. geol. Ues. XLII. 2. 24 358 Voluta harpa Lam. Yoluta harpa Lamark: Ann. du Mus., t. 1, p. 476 et t. 17, p. 74, No. 1. Voluta cithara Lamark: Anim. sans vertebres, tome 7, p. 346, No. 1. Voluta harpa Deshayes: Descr. des coq. foss. des env. de Paris, II, p. 681, t. 90, f. 11—12. Steinkern, 14 cm hoch, 6 — 7 cm breit. Vorkommen: In dem weissen, weichen Kreidekalk der Stadt 'Aintäb. Voluta cf. lineolnta Desh. Deshayes: I. c, t. 92, f. 11—12. Steinkern, nur halb so gross als die citirte Abbildung ge- nannter Art, im Uebrigen ganz derselben entsprechend. Vorkommen: Steinkern im Kalk 1 Stunde südlich Aintäb. Terehra sp. cf. Flcmingi d'Arch. d"Archiac: Foss. numni. de linde, t. 31, f. 17. Noch spitzer als genannte Art. Gehäusewinkel 19^. Grösse 5 — 6 cm. Die Windungen nehmen schneller an Höhe zu. sind daher relativ weniger zahlreich, nur neun. Umgänge flach. Die obersten fünf zeigen etwa 15 senkrecht stehende Querrippen auf jedem Umgang. Die übrigen Umgänge sind glatt. Mündung elliptisch eiförmig. Vorkommen: Steinkern und Abdruck im Kieselkalk 72 Stunde südlich 'Aintäb. Conus (?) sp. Steinkern. 6 cm hoch, 47 mm breit. Gehäusewinkel stumpf. Vorkommen: Im Operculinen-Kalk 1 Stunde südsüdöstlich 'Aintäb. Cephalopoda. Nautilus sp. Durchmesser 15 cm. Vorkommen: Weiche, kreidige Kalke mit Voluta harpa und Pecten Livoniani in der Stadt 'Aintäb. Original in der Sammlung des Prof. Livonian in "Aintäb. C^'iistacea, B ala n n s sp. Reste von kegelförmigen Schalen, die eine Höhe von fast 40 cm und eine Breite von 22 cm erreichten. Kalkplatten von 859 zelliger Structur aus einer äusseren und einer inneren Kallc- lamelle zusammengesetzt, welche durch einander parallele Septen verbunden sind. Diese werden ihrerseits unter einander durch Querscheidewände verbunden, sodass rektanguläre Maschen ent- stehen. Die einzelnen KalUplatten sind durch feinwellige Nähte verbunden. Nähere Angaben über die einzelnen Kalkplatten sind bei dem Zerdrücktsein der Cxehäuse leider uuthunlich, da der Zu- sammenhang der Theile zu einander nicht mehr ersichtlich ist. Deutlich erkennbar ist der Abdruck einer Carina. Die Zugehörigkeit dieser Reste zu der Familie der Bala- niden scheint mir zweifellos. Vorkommen: Schalenreste im körnigen Kalk mit Num- niuUfes variolaria ^ji Stunden östlich 'Aintäb, Abdrücke häufig im Kieselkalk ^'2 Stunde südlich 'Aintäb. 24 = 360 B. Briefliche Mittheilun^en. Herr Ferd. RcEiAiEK aa Herrn W. Dames. Plagioteuthis, eine neue Gattung dibranchiater Ce- phalopoden aus dem Eussisclien Jura. Breslau, den 9. Juni 1890. Mit der grossen Sammlung russischer Jui"a- Versteinerungen, welche Staatsrath H. von Traütschold durch einen vieljährigen Samraelfleiss vereinigte und seitdem dem Breslauer Museum" gü- tigst überliess. gelangte auch das Fossil, welches den Gegenstand der nachstehenden Bemerkungen bildet, hierher. Es ist ein fingerförmiger, von den Seiten etwas zusammen- gedrückter. 40 mm langer und 20 mm breiter Körper, der nicht ganz gerade gestreckt, sondern etwas schief gebogen ist. Das untere Ende ist stumpf zugerundet, das obere Ende abgebrochen. Eine Längswulst, welche sich scharf von der übrigen Oberfläche absetzt und sich auch durch die verschiedene Sculptur unter- scheidet, zieht sich an einer der schmaleren Seiten entlang. Am oberen abgebrochenen Ende nur 6 mm breit, erweitert sie sich nach unten und umfasst das ganze untere Ende. Die ganze Oberfläche des Körpers ist mit einer dünnen, perlmutterglänzen- den, bräunlich grauen Schicht bedeckt, welche auf der Längs- wulst mit deutlichen, aber unregelmässigen Längslinien, auf der der Wulst gegenüber liegenden Seite aber mit viel schwächeren, von undeutlichen feinen Anwachslinien gekreuzten Längslinien ver- sehen ist. Die innere Schalenstructür ist an dem abgebrochenen vor- deren Ende deutlich wahrzunehmen. Dasselbe zeigt eine läng- liche mittlere Oeffnung von subrhomboidischer Form, welche von einer dicken Wand imigeben ist. Die Substanz dieser Wand ist ein mit Säuren lebhaft brausender Kalk von hell grauer oder weiss- licher Färbung, welcher ganz ähnlich wie die Scheide der Be- lemniten aus concentrischen, 72 — 2 mm dicken Lagen zusammen- 361 gesetzt ist. Bei genauerer Prüfung mit der Lupe erkennt man, dass diese concentrischeu Lagen eine selir feine, senkreclit fase- rige Structur besitzen. Auch die Längswulst zeigt sich auf dem Querschnitt aus denselben concentrischcn Lagen zusammengesetzt, welche hier einen spitzen Winkel bilden. Nach der Art, wie die Wulst sich scharf von der übrigen Oberfläche absetzt und durch eine abweichende Sculptur sich auszeichnet, hätte man auch eine eigenthümliche innere Structur derselben vermuthen sollen. Die centrale Höhlung reicht, wie man sich durch Einführung eines dünnen Stäbchens leicht überzeugt, fast bis zum unteren Ende des Körpers hinab. Sie ist mit einer glänzend glatten Schicht von gelblicher Farbe ausgekleidet. Die nachstehenden Figuren stellen den Körper in natürlicher Grösse dar. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Figur ]. Ansicht gegen eine der beiden breiteren Seitenflächen mit der Längswulst auf der linken Seite. Figur 2. Ansicht gegen die andere der beiden breiteren Seiten- flächen mit der Längswulst auf der rechten Seite. Figur 3. Ansicht gegen die Längswulst. Figur 4. Ansicht gegen die der Längswulst gegenüber liegende schmalere Seitenfläche mit der am anderen Ende übergrei- fenden Wulst. Figur 5. Querschnitt des oberen abgebrochenen Endes mit der mittleren Oeffnung. Der obere eckig vorspringende Theil ist der Querschnitt der Längswulst. 362 Bei dem Versuche die sj'stematisclie Stellung des Körpers zu ermitteln gelangt man bald zu der Ueberzeugung, dass nur bei den dibranchiaten Cephalopoden und im Besonderen in den Familien der Belosepiden. der Belopteriden oder der Belemnitiden ein Platz für dieselbe zu finden sei. Sowohl durch die allgemeine Form, wie auch durch die innere Structurbeschaffenheit wird man zu der Annahme geführt, in demselben die Scheide oder das Rostrum eines Thieres aus einer der genannten Familien zu sehen. Die allgemeine Form erinnert an diejenige gewisser zu- sammengedrückter Belemniten wie z. B. Belemnites digitalis. Die unsymmetrische und etwas schief gedrehte Gestalt ist freilich bei keinem Belemniten bekannt, ebensowenig die einseitige Längswulst. Die innere Structur erinnert lebhaft an diejenige von Belosepia und Spinilirostra. Wie bei diesen letzteren Gat- tungen besteht die Schale aus concentrischen Lagen von weiss- lichem, unkrystallinischem Kalk mit verstecktem, fein radial- faserigem Gefüge. Die concentrischen Lagen sind jedoch viel deutlicher als bei den genannten Gattungen und noch mehr als bei Belemnites gesondert. Bei Belemnites sind dieselben ge- wöhnlich nur durch feine concentrische Linien auf dem Quer- schnitte angedeutet und nur bei Einwirkung der Verwitterung werden sie deutlich erkennbar und trennen sich auch wohl voll- ständig. Freilich wäre es möglich, dass auch unser Fossil eine gewisse Verwitterung erfahren habe und dadurch die blätterige Structur deutlicher hervorgetreten sei als bei frischen, unzer- setzten Exemplaren. "Wenn man. wie angenommen wurde, das Fossil mit solchen Gattungen wie Bdosepia und Spinilirostra vergleichen darf, so wird man naturgemäss dazu geführt, die mittlere Höhlung als den zur Aufnahme des Alveolar - Kegels oder Phragmokon's be- stimmten Raum zu deuten. Freilich ist von einem solchen ge- kammerten Schaltheile selbst keine Spur mehr erhalten. Die glänzend glatte, gelbliche Schalschicht. welche die Höhlung aus- kleidet, beweist aber, dass die Höhlung nicht etwa zufällig durch Auswitterung entstanden ist; der rhomboidische Querschnitt der Höhlung ist allerdings verschieden von dem bei Belemnites und Spirnlirostrn , wo er stets kreisrund ist. Auffallend ist auch, dass die Höhlung bis zum unteren Eude der Scheide binabreicht. In dieser Beziehung verhält sich jedoch Zittel's Gattung iJiplo- conus ganz ähnlich. Obgleich bei der unvollständigen Erhaltung des Körpers die generische Bestimmung nur mangelhaft sein kann, so genügen die angegebenen Merkmale doch, ihn als eine neue Gattung der di- branchiaten Cephalopoden zu bezeichnen. Bei der gewählten Be- 363 nennung Plagioteuthis Moscoviensis soll in dem Gattungsnamen die schief gedrehte, unsymmetrische Gestalt des Körpers ange- deutet sein. Nur das einzige beschriebene Exemplar liegt, vor. Es wurde in den den Kohlenkalk bedeckenden dunklen , sandig - thonigen Schichten von Mjatschkowa unweit Moskau, welche durch Ammo- nites cordntiis und andere Fossilien als zur Oxford - Gruppe ge- hörig bezeichnet werden, gefunden. Es wird die Auffindung von vollständigeren Exemplaren abzuwarten sein, um die generischen Merkmale zu ergänzen und die Beziehungen zu den bekannten dibranchiaten Cephalopoden genauer festzustellen. 364 C. Verliaudluiigen der Gesellschaft. 1 Protokoll der April -Sitzung. Yerhandelt Berlin, den 2. April 1890. Vorsitzender: Herr Beyrich. Das Protokoll der März -Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Dr. R. RtJoiGER aus St. Gangloff, z. Z. in Rostock, vorgeschlagen durch die Herren E. Geinitz. H. B. Geinitz und G. Wigand. Herr Scheibe legte die Photographie einer Sandstein- platte mit Thierfährten. ferner Pflanzenreste aus dem Rothliegenden von Tambach vor. Jene Platte befindet sich im Museum in Gotha. Auf der- selben befinden sich mehrei'e Tapfen eines Thieres, dessen fünf- zehiger Fuss etwa 10 cm gross war. — Die Pflanzenreste werden als solche von einer kräftigen Walchia (piniformis?) angesehen, sind aber denen von Ullmannia ähnlich. Von Interesse sind aber weniger die Reste als solche, als vielmehr ihr Vorkommen. In der Gegend zwischen Friedrichroda und Tambach tritt eine Schichtein-eihe von Gesteinen des Rothliegenden auf, die man, VON Seebach und E. Weiss folgend, als Oberrothliegendes auf- fasst und gewöhnlich in 1. ein liegendes, grobes Porphyrconglo- merat, 2. eine Folge von Sandsteinen und Schieferthonen, 3. ein hangendes, bunt zusammengesetztes, weniger grobes Conglomerat zerlegt. Aus den Sandsteinen der mittleren Abtheilung stammen die oben genannten Reste: die Pflanzen aus dem Steinbrucli im 365 Vitzerod an der Georgenthal-Tambacher Strasse, die Fährten aus dem Steinbruch an der Seeberger Fahrt bei Tambach. Dass jene Ablagerungen oberrothliegende seien, wurde dadurch gestützt, dass sie sowohl zu den hängendsten Partieen des Rothlie- genden gehören, als auch frei von Eruptivgesteinen und Tuffen und von Fossilien befunden worden waren. Gegenüber dem letzteren Umstände, der in neuerer Zeit von E. Weiss als Charakteristicum des Oberrothliegenden besonders betont worden ist, muss nun im Auge behalten werden . dass er in der Friedrichroda - Tambacher Mulde keine Geltung besitzt. In wie weit die anderen Kenn- zeichen in Thüringen zutreffen, bedarf noch des weiteren Studiums. Herr G. Berendt berichtete über die Erbohrung von Schichten des mittleren Lias in einem zu Hermsdorf bei Berlin zum Zweck der Sool- Gewinnung mit Erfolg gestossenen Bohrloch. Die Schichten wurden unter überlagerndem Oligocän mit verhältnissmässig dünner Diluvialdecke bei 224 m Tiefe er- reicht und auf weitere 100 m bis zur Erschrotung der Soole durchsunken. Die Bohrproben sowie die durch Herrn Dames be- stimmten Schalreste wurden vorgelegt. Näheres bringt ein später erscheinender Aufsatz. Herr Otto Jaekel sprach über tertiäre Trygoniden. Fossile Trygoniden -Reste gehören zu den Seltenheiten, und diejenigen, welche bisher dafür gehalten wurden, gehören z. Th. nicht dieser Familie der Rochen, oder wenigstens nicht dieser Gattung im engeren Sinne an. Dies gilt namentlich von der Gattung Cyclohatis, welche, wie an anderer Stelle gezeigt werden soll, eine echte Rajide ist, sowie von der Mehrzahl der übrigen bisher beschriebenen Reste. Andererseits lässt sich eine ganze Reihe fossiler Selachier - Reste als Hartgebilde von Trygoniden bestimmen, welche bisher andere und sehr verschiedene Deutun- gen erfahren hatten. Aus dem reichen Material der marinen Mo- lasse von Baltringen, welche Herr Pfarrer D. Probst die Liebens- würdigkeit hatte, dem Redner zur erneuten Untersuchung zu über- lassen. Hess sich mit vollkommener Sicherheit eine Art bestim- men, welche der lebenden Trijgon ilialassia so nahe steht, dass sie nur als eine var. fossüis bezeichnet werden kann und also Trygon tkalassia fossilis Jaekel zu benennen ist. Von dieser sind sämmtliche Theile des Haut- skelets nachweisbar und bisher unter folgenden Namen beschrie- ben worden. Hautschilder und Schuppen auf dem Schwanz: 366 Itaja Philippn Münster, Acipenser molassicus Probst, Raja molassica v. Zittel, Acipenser tuherculosus Probst, Acanthohatis tuherculosus y. Zittel, Dynohatis Lakrazet. Baja mammillaris Probst, applanata Probst, — conica Probst. Hautschuppen auf dem Rumpf: Raja ornata Ag. Zähne : Raja cavernosa Probst, — riigosa Probst, ? — strangulata Probst. Schwanzstacheln : Baus lineatus Probst, Myliobatis canaliculatus Probst, ? — Haidingeri MtJNST. Die fossile Art, welcher alle diese isolirt gefundenen Theile angehören, übertraf die lebende Form, bezw. die Exemplare, welche ich im British Museum und dem städtischen Museum in Strassburg gesehen habe, noch erheblich an Grösse. Letztere gehören übrigens mit einer Länge von etwa 2 m zu den grössten Arten lebender Rochen. Eine ähnliche Art findet sich in der raiocänen Meeresmolasse der Schweiz, eine andere in den tertiären Schichten am Rio Parana in Süd-Amerika. Auch im Miocän Frankreichs kommen vereinzelt hierher gehörige Reste vor. Herr Fkech sprach über Calostylis und die Stellung der perforaten Korallen. Herr K. A. Lossen sprach über J. E. Hibsch's wichtige Mittheilung über „den Dolerit" von Rongstock im böh- mischen Mittelgebirge^), indem er dieselbe an lehrreichen Handstücken erläutez'te. die er der Freundlichkeit des Autors verdankt. Das durch die Elbe , fast im Centrum des genannten Ge- ^) Der Doleritstock und das Vorkommen von Blei- und Silber- erzen bei Rongstock im böhmischen Mittelgebirge. Verh. d. k. k. geol. Keichsanst., No. 11, 1889. 367 birges angesclinittene und im Eiseubalinprolil vortrefflicli ent- blösste Gestein setzt auf dem linken Flussufer einen oberflächlich etwa 500 m messenden und nahezu 200 m über den Eibspiegel aufragenden kleinen Stock zusammen, der durch einen Contact- hof von mehr als 800 m radialer Ausdehnung umgeben ist. Der Lerchenberg rechts der Elbe ist die durch die Elberosion abge- trennte grössere Hälfte des Stockes mit entsprechender Umge- bung. Die metamorphosirten Contactgesteine bestehen aus um- gewandelten senonen Baculiten-Mergeln und darüber aus mittel oligocänen Sandsteinen. Letztere, weniger gut aufge- schlossen, lassen doch deutlich „eine scharfe Frittung des tho- nigen Bindemittels" erkennen, wonach an Stelle von ursprünglich mürben Gesteinen sehr harte, quarzitähnlich aussehende getreten sind. In cretaceischen Mergeln dagegen gestattet das Bahnprofil die Umwandlung Schritt für Schritt mit der Annäherung an das Eruptivgestein vom bläulich grauen, foraminiferenreichen Thon- mergel bis zum Epidot, Granat (doppelbrechend) und unterge- ordnet Quarz führenden, harten, durchaus krystallinen. weissgrauen, grünlich gelb gestreiften und gefleckten Kalksilicathornfels zu verfolgen. Das tertiäre Alter des Eruptivstockes ist darnach unzweifel- haft. Herr Hibsch sieht sich „bei voller Berüchsichtigung aller „hier zu Tage tretenden Erscheinungen gezwungen, die gesanmite, „jetzt durch das Elbthal zertheilte Doleritmasse aufzufassen als „einen Gesteinskern, welcher in der Tiefe eines grösseren ter- „tiären Kraters unter höherem Drucke allmählich erstarrte." Er erinnert dabei an J. W. Judd's und J. v. Szabo's Schilderung der Verhältnisse von Schemnitz und des ersteren Autors Auf- fassung der Hebrideninseln Skye, Mull u. s. w. Es bleibt abzu- warten, ob die in Aussicht gestellte Detailforschung den greif- baren directen Zusammenhang des Stockes mit vulcanischen Tertiärgesteinen nachweist. Für jetzt sagt Herr Hibsch „ein unmittelbarer Zusammenhang mit dichten Feldspathbasalten ist nicht erkennbar". Lässt man also diese Auffassung des Stockes als Krater- füllung zunächst auf sich beruhen, wie dies ja auch nach A. Geikie's neueren Mittheilungen für die analogen angezogenen Vorkommen der Hebriden richtig erschehit, so ist darum das Interesse an dem tertiären Eruptivstock mit einem so ausgezeich- neten Contacthof, wie wir in Deutschland und auch allermeistens anderwärts einen solchen um Granite oder Gabbro's in palaeo- zoischen Schichten oder Urschiefern zu beobachten gewohnt sind, wahrlich kein geringeres. Die Vorstellung, dass eugranitische Eruptivgesteine ihre Structur und die Art ihrer Einwirkung auf 368 das Nebengestein nicht einem relativ liohen geologischen Alter, sondern einer Erstarrung unter hohem Druck in relativ grosser Tiefe verdanken, ist uns zwar durch Ch. Lyell und B. y. Cotta bereits vermittelt, ein so greifbares, leicht erreichbares und gut aufgeschlossenes Beispiel, das zu allseitigem Studium einladet, gleichwohl nicht bekannt. Was v. Cotta' s Banatite und zumal Inseln mit bis zum Meeresspiegel niederreichenden Profilen wie die Hebriden oder die durch zahlreiche wackere Fachgenossen, neuerdings zumal durch B. Lotti's Untersuchungen erforschte Insel Elba erkennen lassen, bietet hier das Erosionsthal der Elbe in ähnlicher Weise dar. Nur in ähnlicher Weise, denn von einem Gabbro (Euphotid) im strengen Sinne des Wortes wie in Schottland oder auf Elba ist bei Rongstock nicht die Bede. Herr Hibsch hat das „nüttel- bis grobkörnige, durchaus holokrystalline Gestein, welches ehedem ,, Syenit'- oder „Syenit-ähnlicher Grünstein" genannt -worden war, als „hypidiomorph-körnigen Dolerit" bezeichnet und an der Hand von Rosenbusch' s Gruppirung der Plagioklas- Basalt -Typen mit dem Gestein von der Löwenburg im Siebengebirge annähernd ver- glichen. An der Löwenburg fehlen indessen nach des Referenten Erfahrung, wie auch aus Rosenbusch's photographischer Abbil- dung des zur Illustration der Structur ausgewählten Scliliffes ersichtlich ist, rhyodiabasische Tj'pen nicht, deren Herr Hibsch keine Erwähnung thut. Mit dem ophitischen Diabas und dem echten Meissner Dolerit aber kann das Gestein von Rongstock Mangels der Intersertalstructur und mit letzterem obendrein Man- gels der Basis nicht zusammengefasst werden. Ist schon das Löwenburg-Gestein kein echter Dolerit, so steht das Gestein von Rongstock dem Augitdiorit und Gabbro näher, als dem Dolerit. Der augitische Gemengtheil des böhmischen Gesteins ist freilich kein Diallag, er verhält sich zum typischen brauneu Diallag in- dessen kaum anders, als der Hypersthen des Quarz -Diorits von Klausen zum Hypersthen der echten Norit- Gabbro' s, d. h. die prismatische Spaltbarkeit tritt hervor, die auffällige Theilbarkeit nach dem Orthopinakoid fehlt, und die Krystalle sind häufig automorph (idiomorph) begrenzt und der Hauptmasse nach vor dem Plagioklas erstari't. Letztere Eigenschaft erinnert an die dioritischen Kersantite. mit welchen das Gestein auch durch seine Nebengemengtheile (Magnesiaglimmer reich, sehr untergeordnet Hornblende) Verwandtschaft besitzt. Von besonderem Interesse aber dürfte es sein, dass nach Beobachtungen des Vortragenden stabförmige, undurchsichtige und durchsichtige Körperchen, wie solche den Diallagen, Hypersthenen, Labradoren und Olivinen der Gabbro's, den augitischen Mine- 369 ralen mancher Augitsyenite und Augitdiorite , dem Amphibol der Cortlandite (Hudsonite) zu eignen pflegen, dem Augit des Rong- stocker Gesteins nicht ganz fehlen. Sie liegen im klinopina- coidalen Schnitt entweder parallel oder geneigt zur Hauptaxe. Aehnliche Stäbchen hat Redner allerdings auch in einem grü- nen Augit eines Hypersthen - Andesits von St. Angelo (Liparen) beobachtet, hier aber in einem porphyrisch ausgeschiedenen, also wohl in der Tiefe gebildeten Krystall. Dagegen kommt am Staarfels bei Baumholder im Rothliegenden der Saar-Nahegegend ein dem Rongstocker substanziell und structurell nahe ver- wandtes Eruptivgestein vor, dessen Augit ebenfalls M i kr op la- ute führt. Herr Wahnschaffe legte im Auftrage des durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Herrn Schreiber in Magdeburg einige in Gemeinschaft mit ihm ausgewählte Proben von den Schichten- köpfen der Grauwacke im Untergrunde Magdeburgs vor, deren deut- liche Schramnuing keinen ZAveifel darüber aufkommen lässt, dass sie auf eine Wirkung des Inlandeises zurückgeführt werden muss. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. w. 0. Beyrich. Dames. Koken. 2. Protokoll der Mai -Sitzung. Verhandelt Berlin, den 7. Mai 1890. Vorsitzender: Herr Beyrich. Das Protokoll der April -Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr stud. rer. nat. Stoleey aus Kiel, vorgeschlagen durch die Herren Lehmann, Haas und Gottsche; 370 Herr Freiherr v. Wöhrmann, z. Z in München. Herr Dr. E. Fraas. Privatdocent in Münclien. beide vorgeschlagen dnrch die Herren v. Zittel, Dames und Koken. Herr Scheibe legte Krystalle von Magneteisen von Moriah Mine. New York und Magnet cove. Arkansas, vor. Dieselben sind oktaedrisch gestaltet und zeigen sämmtlich deutliche Zwillingstreifung nach dem Spinellgesetz. Parallel den Venvachsungsflächen der Zwillings - Individuen . also parallel der Oktaederfläche, tritt zum Theil deutliche blättrige Absonderung auf, die mit der Verzwillingung ursächlich zusammenhängt. An einzelnen Krystallen wurde ausserdem deutliche Zwillingsstreifung nach einer Fläche des Pvramidenoktaeders 3 0 (331) wahrgenom- men. Die Streifen bilden z. B. auf 0(111) mit der Kante (lll):(lll) Winkel von 79^'— 80« und auf c^ 0 (101) mit der Kante (101) : (111) solche von 29 ^ — 30^ Krystalle von Moriah mine zeigten, z. Th. neben der Zwillingsstreifung nach 3 0 (331), auch solche nach dem Pyramidenwürfel oo 0 2 (201). und hier Avar auch eine blättrige Absonderung (Gleitung?) nach der letzteren Zwillings- und Verwachsungsebene erkennbar. An einer Ecke des Krystalls trat oo 0 2 (201) als Absonderungsfläche auf. Auf den anliegenden Flächen des Oktaeders und Granatoeders zeigte sich dann die Streifung den Combinationskanten von (201) gegen (111), (iTl). (101) parallel. Herr Frech sprach über die letzte Eruption des Yulcano. Herr Remele sprach über Geschiebe von Betioliies- Schiefer. Herr LoKETZ sprach über ein Vorkommen von verkie- seltem Zech steinkalk. In der Gegend von Schwarzburg . nahe dem nördlichen Rande des Thüringer Waldes, kommen an mehreren Stellen, be- sonders aber in der Gemarkung des Dorfes Cordobang, zahlreiche lose Blöcke eines gelbbraunen, quarzitischen Gesteins vor, wel- ches nach der Ansicht des Vortragenden verkieselter oberer Zechsteinkalk, bezw. Plattendolorait ist. Diese Meinung stützt sich besonders darauf, dass an einer nicht weit davon entfernten Stelle, bei Pennewitz unweit Königsee. Verkieselung von Platten- dolomit in verschiedenen Stadien, vom Carbonat durch theilweise erfolgte bis zu völliger Umwandlung beobachtet und auch mila-o- skopisch und chemisch bestätigt werden konnte, und dass das 371 umgewandelte Gestein dieser Stelle mit dem Gestein jener Blöcke stimmt. Leider wurden in denselben keine Petrefacten, die den vollgültigen Beweis liefern würden, gefunden. Mit Braunkohlen- quarzit, an welchen jene Blöcke auch erinnern könnten, besteht weniger petrographische Uebereinstimniung. — An einer anderen Stelle in der Nachbarschaft von Schwarzburg wurden auch nach Farbe und Structur etwas anders beschaffene Quarzitblöcke ge- funden, welche als verkieselter mittlerer Zechsteinkalk gedeutet werden; dem Gestein nach stimmen sie mit den von E. Zimmer- mann weiter nordwestlich im Thüringer Walde entdeckten und beschriebenen Blöcken eines dunkel graubraunen Quarzits überein, der sich dort durch deutlich erhaltene Exemplare von Prodnctus horridus als Umwandlungsproduct nach Zechsteinkalk erwiesen hat. Herr G. Berendt legte einige neue, von Herrn Schreiber. Magdeburg, für die Sammlung der königl. geologischen Landes- anstalt eingesandte Gesteinsstücke aus der vom Diluvium be- deckten Oberfläche der Kulm-Grauwacke unter Magdeburg vor. Dieselben beseitigen endlich die Zweifel, welche durch eine frühere Sendung angeregt wurden und ihren Ausdruck in Erör- terungen gelegentlich zweier der vorhergegangenen Sitzungen fanden. Während nämlich die frühere für die genannte Samm- lung bestimmte Sendung nxw die durch die Verwitterung und Abspülung von Schichtenköpfen eines dünngeschichteten Gesteins entstandene Riefung erkennen Hess, zeigen die nunmehr vorlie- genden Stücke bei ziemlich grobkörnigem Material, ohne erkenn- bare Schichtung, Rundhöckerform und deutliche Glacialschrani- mung. welche sich wesentlich von der Riefung bei der früheren Sendung unterscheidet. Herr Wahnschaffe, welcher bei seiner jüngsten Anwesenheit in Magdeburg bereits ähnliche Stücke in der Sammlung des Herrn Schreiber gesehen hatte, war deshalb schon in der April-Sitzung für das wirkliche Vorhandensein echter Glacialschrammung auf der Magdeburger Grauwacke eingetreten, erkennt aber ausdrücklich die Verschiedenartigkeit der aus beiden Sendungen vorliegenden Stücke und die mangelnde Beweiskraft der ersteren an. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. w. 0. Beyrich. Dames. Koken. 372 3. Protokoll der Juni -Sitzung. Verhandelt Berlin, den 4. Juni 1890. Vorsitzender: Herr Beyrich. Das Protokoll der Mai - Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Privatdocent Dr. von Siemiradzki in Lemberg. vorgeschlagen durch die Herren Berendt, Rcemer und Dames. Herr P. Oppenheim sprach über das Auftreten hetero- gener Geschiebe in den basaltischen Tuffen des Vicen- tiner Tertiärs. Nachdem der Vortragende zuerst eine kurze Uebersicht der hier in Betracht zu ziehenden Ablagerungen theils limnisch-ter- restrer, theils mariner Natur gegeben, constatirt er das reiche Vorkommen von heterogenen Gestainselementen in der grossen Mehrzahl derselben. Die Hauptrolle nimmt unter diesen fremden Bestandtheilen naturgemäss der Kalk ein. Kalkbrocken und Kie- selscherben, wie sie für die Scaglia charakteristisch sind, finden sich überall in unserem Gebiete in den Tuffen eingestreut; doch zeigten sich auch Bruchstücke von Sedimentärkalken, welche, theils jünger, dem unteren Eocän, der Membrogruppe angehören, theils älter, anscheinend auf Tithon und Jurakalke schliessen lassen. Diese Kalkgeschiebe nun sind nicht metamorphosirt . an ihrer Oberfläche häufig abgerollt und gerundet und tragen so die Spuren des Wassertransportes an sich. Sie sind als die Analoga der KalkgeröUe aufzufassen, welche sich auch in den Transport- tuffen des Busens von Neapel in grosser Anzahl vorfinden (Castel- lamare, Gragnano, Capri) und wie diese als vom Wasser einge- schwemmt zu betrachten. Bei den linmisch - terrestren Tuffen waren es Regengüsse, stellenweis wohl auch Bergströme, welche das vulkanische Material an den Gehängen herunterpeitschten, die Knochen, Zähne und Schalen Land bewohnender Organismen mit dem Gehängeschutte vereint aufrafften und schliesslich auf ebener Fläche, in den Vertiefungen und Thälern zum Absätze brachten. Bei den marinen Tuffen spielte das Meer die gleiche Rolle; die Brandung nagte Stücke des anstehenden Gesteins los, 378 und diese wurden daim zugleich mit dem vulkanischen IVIaterial niedergeschlagen; so vermnthet der Vortragende auch, dass die reiche Fauna von Kiftkorallen, welche sich in den grünen Tuffen des Monte Grumi bei Castelgoniberto vorfindet, dem darunter liegenden Korallen-Kalke entnommen ist und sich so also als Kalk- geschiebe schon auf secundärer Lagerstätte befindet. Der Redner hält diese seine Erklärung der in den Tuffen auftretenden Ge- schiebe für eine nothwendige und selbstverständliche, er habe sie auch nur angeführt. Aveil sie seiner Ansicht nach Geltung besitzt nicht nur für diese, sondern auch für das analoge Vorkommen von rein krystallinischen Gesteinen, wie sie an drei Punkten un- seres Gebietes, bei Novale. Ai Fochesatti nahe Pugniello und Sudiri nahe Mussolon in den Basalttuffen zu beobachten sind. Von diesen drei Localitäten keimt der Redner nur die zwei ersten aus eigener Beobachtung; die dritte ist erst in den letzten Wochen von dem unermüdlichen und vielgewandten Sammler im Vicentiner Tertiär. G. Meneguzzo, aufgefunden und sind die vorliegenden Stücke dem Vortragenden zugesandt worden. In den grünen Tuffen von Novale, welche in ihren obersten Schichten in Süsswasserkalke übergehen, in denen die bekamite, hoch interessante Landflora enthalten ist, fand Redner neben den zahlreichen Gerollen von Membrokalk auch Stücke eines Thonglim- merschiefers , welche auffallende habituelle Aehnlichkeit zeigten mit dem im Norden bei Recoaro anstehenden gleichartigen Ge- stein, welches durch die Untersuchungen von Stäche und Suess als dem obersten Carbon angehörig erkannt worden ist. Am interessantesten und lehrreichsten ist aber für den vorliegenden Gegenstand der grüne Tuff' von Ai Fochesatti bei Pugniello, welcher, eine echte Landbildung, die Reste eocäner Landschnecken, insbesondere zahlreiche Clausilien einschliesst, wie sie in den dem Faldostrome folgenden Süsswasserbildungen vorkommen und letzthin durch den Vortragenden in den Denkschriften der Wiener Aka- demie beschrieben worden sind. Dieser Tuff' ist so erfüllt mit theils basaltischen, theils fremden Geschieben, welche, in ihrer Grösse und Gestalt ausserordentlich mannichfaltig. ein Gewicht bis zu 10 kg erreichen können, während sie häutig wieder nur hirsekorngross auftreten, dass ihn Sandbergek mit Recht als Tuffbreccie bezeichnen konnte. Hier wie in Sudiri finden sich nun ausser den basaltischen und kalkigen Geschieben Granite, Syenite. Porphyre und. Glimmerschiefer. Diese krystallinischen Einschlüsse sind in der Literatur bisher nicht unerwähnt ge- blieben. Suess fand bei Gelegenheit seiner bahnbrechenden, für die Stratigraphie des Vicentiner Tertiärs grundlegenden Ex- cursionen in unserem Gebiete in den sechziger Jahren gelegent- Zoitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 2. 9n 374 lieh ein Stück, welches er in Wien dem dortigen Privat docen ton Dr. Schuster zur Bearbeitung überliess. Nach des Letzteren Tode gelangte sein Aufsatz aus den hinterlassenen Papieren in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie zum Abdruck. Schuster fasst darin den betreffenden Einschluss als einen Syenit vom Habitus eines Monzonisyenites auf. glaubt, dass er nach Analogie der Somma- Bomben bei der Eruption mit an's Tages- licht geworfen und so eingebettet worden sei. und vergleicht ihn mit einem analogen Vorkommen anstehenden Gesteins, welches von TcHiHATSCHEFF aus den Euganeen mitgetheilt wird. Diese Erklärung scheint dem Vortragenden eine sehr wenig plausible und nicht stichhaltige zu sein. Die betreffenden Geschiebe sind, soweit wenigstens makroskopisch erkennbar, nicht metamorpho- sirt, dagegen äusserlich meist abgerundet und angewittort, sie liegen in ungeheurer Menge und in den verschiedensten Grössen- verhältnissen vor und finden sich in Gemeinschaft mit jenen charakteristischen Kalkbrocken, für welche jede andere Erklärung als die des Wassertransportes, wie bereits einleitend erwähnt, von der Hand zu weisen ist. Sie müssen daher dem anstehen- den Gesteine entnommen worden sein, und da drängt sich deim die Frage auf, wo sie wohl in der Periode, in welcher ihr Ab- satz erfolgte, also im Mitteleocän, als Gebirge bereits entwickelt waren. Heute zeigen sich nun in der näheren Umgegend des Vicentiner Tertiärs nirgends krystallinische Gesteine entwickelt; um dieselben zu finden, müssen wir uns bis weit in den Norden hinein begeben, wo wir im Etschthale einmal die Quarzporphyre des Trentino und weiter im Osten das Granitmassiv der Cima d'Asta vorfinden. Mit den dortigen Gesteinen zeigen nun unsere Geschiebe wenigstens äusserlich auffallende Aehnlichkeit ; wir hätten also anzunehmen, dass im Mitteleocän sich das Gebiet, welchem die Landtufte von Vicenza ihre Entstehung verdanken, bis weit in den Norden hinein als reich gegliederte Bergkette erstreckte , oder dass vielleicht die Quarzporphyre des südlichen Tyrols und die Granite des Cima d'Asta - Massivs in jener Pe- riode noch weiter hinab nach Süden reichten. In jedem Falle hätten wir für jenen Theil der Südalpen im älteren Tertiär be- reits eine gebirgige Aufstauung und ausgedehnte Landverbindungen anzunehmen, und da erinnert der Vortragende daran, dass auch in den Centralalpen keine Spur einer eocänen Meeresbedeckung vorhanden ist. dass die im Norden und .im Süden dieser Alpen- kette entwickelten, zumal im Norden dieselbe wie ein Saum um- zielienden Ablagerungen des älteren Tertiärs alle Charaktere eines litoralen Absatzes an sich tragen und sich trotz vielfacher Ana- logien doch in ihren Faunen wesentlich unterscheiden, dass wir 375 zudem im Oligocän auf beiden Seiten, sowohl bei Reit im Winkel in Oberbaiern als bei Montecchio und Castelgomberto im Vicen- tinischen, echte Saumriffe entwickelt sehen, kurz dass alle diese Anzeichen für die Existenz eines gebirgigen Alpenfestlandes der älteren Tertiärperiode zu sprechen scheinen. — Eine genauere mikroskopische Untersuchung der Geschiebe und eine petrogra- phische Vergleichung derselben mit den anstehenden Gesteinsele- menten steht von Seiten des Herrn Dr. H. Finkelstein in Leipzig für die nächste Zeit zu erwarten. Herr KOKEN sprach über die Beziehungen triassischer Gastropodenfaunen der Alpen zu einander und zu dem ausseralpinen Muschelkalk und Kohlenkalk. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. w. 0. Beyrich. Dames. Koken. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Zeitschrift der Deutsclieii geologischen Gesellseliaft. 3. Heft (Juli, August, September) 1890. A. Aufsätze. 1. Labyrinthodoiiten-ßeste des oberschle- sisclieii Muschelkalkes. Von HeiTü Hermann Kunisch in Breslau. Hierzu Tafel XX. Die Familie der Labyrinthodonten ist im Musclielkalkc spär- lich vertreten und aus dem oberschlesischen Muschelkalke bis zum Jahre 1884 überhaupt nicht bekannt geworden. Seitdem sind folgende hierher gehörige Versteinerungen aus diesem Gebiete ge- fördert worden. I. Schädeldecke von Capitosanrus Silesiacus nov. spec. Die Schädeldecke habe ich im Frühjahre 1889 zu Gogolin in einem Kalkstcinbruche der Gogolin -Goradzer Kalk -Actien- Ge- sellschaft, welcher dem von Eck^) als Chorzower Schichten be- zeichneten Mveau des oberschlesischen Muschelkalkes angehört, aufgenonniien. Sie ist nicht vollständig, sondern nur in der linken Hälfte überliefert, und zwar im Abdruck (Taf. XX, Fig. 1) und theilweise auch im Substanz (Fig. 2). Die Versteinerung hebt sich durch weissliche Farbe von der Unterlage, welche von bräunlich grauem, dichtem und festem Kalksteine gebildet wird, deutlich ab. Um selbige in ein handliches Format zu bringen, musste die Kalksteinunterlage zersägt werden. V^ährend dieses Verfahrens lösten sich die Knochenreste stückweise los und Hessen *) Eck. Ueber die Formationen des bunten Sandsteins und des Muschelkalkes in Oberschlesien etc., Berlin 1865, p. 44 ff. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 3. 2ö 378 den unversehrten Abdruck zurück. Die Knochenstücke wurden sorg- fältig gesammelt und konnten theilweise wieder verbunden werden. Der Abdruck (Fig. 1) besitzt einen annähernd elliptischen Umfang, ist 19 cm lang und misst in der grössten Breite 8 cm. Aus ihm tritt die AugenöiTnung (A) durch die braune Farbe und das unregelmässige Relief der sie ausfüllenden Gesteinsmasse auf- fällig hervor. Dieselbe liegt an der rechten Seite, und zwar am unteren Ende des obersten Drittels. Sie ist rechtsseitig in der Länge eines knappen Viertels der ganzen Peripherie ein wenig verletzt und gestattet deshalb keine ganz genaue Angabe der Grösse und Gestalt. Nichtsdestoweniger wird man keinen grossen Fehler begehen, wenn man den Umriss mit einer Eilinie ver- gleicht und den kleineren Durchmesser auf 2,5 cm angiebt; der grosse Durchmesser beträgt 3.5 cm. Das stumpfe Ende des Ovals liegt nach oben, das wenig spitzere nach unten. Die Nähte der Schädeldecken sind im Abdrucke als schwache Erhabenheiten fast durchweg deutlich erkennbar. Unter Berück- sichtigung derselben lassen sich folgende Knochen unterscheiden: das Frontale, F, das Praefrontale . Pr.F, das Jugale, Ju, das Postorbitale . Pt. Orb. , das Postfrontale . Pt. F, das Squamosum, Sq, das Supratemporale. S. Tenip., das Maxillare. 3Ijc, das Lacri- male. L, und das Nasale, N, von welchen die ersten fünf an der Begrenzung der Augenhöhle theilnehmen. Die von dem Abdrucke losgelösten Knochenreste, welche die Suturen in Form feiner Vertiefungen aufweisen, gehören dem Jugale, Praefrontale, Postorbitale und Maxillare an. Die Scholle, welche durch Zusammenkitten kleinerer Stücke wiedergewonnen worden ist (Fig. 2). ist etwa 5,5 cm lang und 3,5 bis 4,5 cm breit. Die übrigen Stückchen, welche wegen Losbröckelung von Substanz an den Rändern nicht mehr zusammenpassen und des- halb durch Kitt nicht mehr ordnungsgemäss verbunden werden konnten, stammen aus dem Praefrontale, Jugale und Maxillare und haben in ihrer Gesaramtheit eine Fläche von ungefähr 16 qcm bedeckt. Die Dicke der Ivuochen schwankt zwischen 5 und 10 mm; am kräftigsten sind die Reste des Maxillare und die angrenzenden Theile des Jugale. Am Augenhöhlenrande, welcher die benachbarten Regionen nur wenig (1 — 2 mm) überragt, kan- ten sich die ihn zusammensetzenden Knochen keilförmig ab. Die Knochenmasse ist grauweiss von Farbe, in der obersten, die Skul- pturen bildenden Lage dicht und daher porzellanartig, in der mittleren und unteren Lage aber porös und theilweise auch faserig. Die Innenfläche der Knochenplatte ist meist glatt, zu- weilen aber auch mit einer feinen Längsstreifung versehen; als anfälligere Unebenheiten treten lediglich die Knochennähte hervor. 379 Zur Herstellung mikroskopischer Präparate erwies sich das mürbe und bröckelige Material als ungeeignet. Die Knochenmasse ist übrigens auch vielfach von unregel- mässig verlaufenden Sprüngen durchsetzt, welche zu dunkelfarbi- gen, dendritischen Bildungen Veranlassung gegeben haben. Durch diesen Umstand wird auch die Oberflächensculptur in ihrer Deut- lichkeit ungünstig beeinflusst. Dendriten stören übrigens auch ein wenig die Deutlichkeit des im Negativ sich darbietenden Oberflächenreliefs, bezw. des natürlichen Abdrucks. Die Sculptur der durchaus unebenen Oberfläche besteht im Wesentlichen aus mehreren Grubensj'stemen (Buckeln im Abdruck), welche in Furchen (Wülste im Abdruck) ausstrahlen und dabei in einander übergehen. Dieses eigenthümliche Relief wird im Abdruck überragt durch eine Wulst, welche hinter dem Auge im Gebiete des Postfrontale und des Squamosum zweiästig anhebt und nach der Vereinigung der beiden Aeste in schlanker S-Form das Supraorbitale und Jugale durchsetzt, um dann ungefähr in der Höhe des vorderen Augenrandes in einem spitzen Winkel von ungefähr 60" umzubiegen und in das Maxillare überzugehen. Diese Wulst entspricht offenbar einem stark vertieften Schleim- kanale auf den Knochen der Wangengegend. Weniger deutlich und nicht gleichmässig zusammenhängend, sondern mehrfach durch seichte und quer gerichtete Vertiefungen unterbrochen ist die Wulst, welche vom inneren Rande der Augenötl'nung ausgeht und sich in kurzem, kühnem Bogen nach rechts, bezw. nach der Mittellinie des Schädels wendet, um dann in rückläufigem, sehr flachem Bogen sich über den vorderen Theil der Schnauze zu erstrecken; sie entspricht einem von der Augen- zur Nasenöffnung sich hinzie- henden Schleimkanale der knöchernen Schnauzendecke. Die Ein- zelheiten werden bei der Sonderbetrachtung der Schädeldecken- knochen Erwähnung finden. Das Frontale ist nur fragmentarisch erhalten und zwar mit einem an das Praefrontale angrenzenden Theile von 4,5 cm Länge und bis 1 cm Breite. Die in der Längsrichtung des Schädels verlaufende Knochennaht ist deutlich und einfach. Die Sculptur des Fragmentes ist undeutlich und zeigt keine ausgesprochene Orientirung. Das Praefrontale ist eine schmale Platte von etwa 10 cm Länge und 4 cm gi*össter Breite. Sie schliesst sich seitlich an das Frontale einerseits und das Jugale andererseits an. bildet mit ihrer hinteren Endigung den vorderen Theil des Augenrandes und ragt vorn mit einer scharfen Spitze tief zwi- schen das Lacrvmale und Nasale hinein. Die Suturlinien sind wohl erkennbar und erscheinen am zungenförraigen Vordertheile 26* 380 deutlich ausgefranst. Während die Naht zwischen Yorderstirn- hein und Jochbein nächst dem Auge auf dem Abdi'ucke und der Oberfläche der Knochenscholle einfach erscheint, erijmert sie auf der unteren Fläche der Knocheuscholle, auf welcher sie sich übrigens vom Augeurande aus 22 mm weit verfolgen lässt, an zahnstangenartiges Ineinandergreifen. Die scharf hervortretende Sculptur besteht in einem central gelegenen Netzwerk von rund- lichen Löchern, welche nach der Peripherie hin eine mehr ge- streckte Form annehmen, insbesondere nach dem Augenrande hin sich in radial gestellte Strahlenfurchen umwandeln und nach dem Schnauzenende zu in Furchen übergehen, welche der Längsaxe des Schädels ziemlich parallel laufen. Dieser Knochenplatte ge- hört der grösste Abschnitt der bereits als Schleimfurche ange- sprochenen lyraförmigen Vertiefung an. welche, wie bereits be- merkt, nicht gleichmässig und scharf ausgeprägt, sondern mehr andeutungsweise vorhanden ist. Ihr Bau besteht lediglich darin, dass die in ihr Gebiet fallenden Maschen und Furchen vorherr- schend tief und breit ausgebildet sind, ohne mit einander zu einem einheitlichen Kanäle zu verschmelzen. Das Najsale ist nur theil weise und zwar mit dem an das vordere Stirnbein und das Thränenbein angrenzenden Theile über- liefert. Derselbe weist bei einer Länge von etwa 5 cm eine grösste Breite von 1.2 cm auf. Die Naht zwischen dem Nasen- bein und dem Thränenbein ist nicht erkennbar. Die längsstrahlige Sculptur der Oberfläche kann als Fortsetzung der vorderen Längs- furchen des Praefrontale angesehen werden. Eine der Längs- furchen fällt in das Gebiet der Lyra und zeichnet sich dem- entsprechend durch Mächtigkeit vor den benachbarten aus. Das Lacrymale ist ebenfalls nur als Bruchstück vorhanden. Letzteres besitzt annähernd die Form eines gleichschenkligen Dreiecks und ist keilförmig zwischen das Praefrontale und Jugale eingefügt. Die Höhe des Dreiecks beträgt 5,5 cm, die Breite an der Basis ungefähr 3 cra. Die Naht zwischen Thränen- und Jochbein erscheint wenig gefranst. Die Sculptur besteht aus ziemlich parallelen Längsfurchen, welche hinten seicht anheben und nach vorn an Tiefe und Breite zunehmen. Das Jugale ist im Abdruck vollständig, in Substanz im hinteren Drittel erhalten. Es ist die grösste der vorhandenen Knochcnplatten. ist vorherrschend in die Länge ausgedehnt und unregelraässig begrenzt. Es ist nahezu 15 cm lang und misst in der Augenregion, der Stelle der grössten Breite, 4,6 cm. Es berührt das Praefrontale und das Lacrymale in der bereits an- gedeuteten Weise, stösst mit einer ziemlich geradlinigen, mit der -Längsaxe des Schädels fast parallel laufenden Naht an das 381 Maxillare, mit einer kreisbogenförniigen Suturliiiie an das Supra- temporale und mit einer unregelmässig wellig gebogenen Linie an das Postorbitale, um schliesslich den grössten Theil des äusseren Augenrandes zu bilden. Die Grenzlinie gegen das Maxil- lare ist auf dem Abdrucke am schlechtesten sichtbar. Die Su- turen zwischen Jugale einerseits und Supratemporale und Post- orbitale andererseits sind auf dem Abdrucke, auf der oberen und der unteren Seite der Knochenscholle deutlich erkennbar. Die wohl ausgeprägte Sculptur besteht aus einem vor der Augen- region und unmittelbar am Maxillare anliegenden Maschennetze, welches sich aus massig grossen Löchern zusammensetzt und nach hinten, nach der Schädeldeckemnediane und nach vorn in radiale Furchen ausläuft. Die nach der Schnauze gerichteten Strahlen erlangen dabei eine Länge von etwa 6.5 cm. In den hinteren äusseren Zipfel des Jochbeines fällt der winkelförmige Theil des die hintere Hälfte der Schädeldecke besonders bezeichnenden Schleim- kanales, welchen die Oberflächensculptur der Knochenplatte als tiefere und breitere gekielte Furche und den Abdruck als mäch- tige kantige Wulst rücksichtslos durchsetzt. Das Maxillare superius erscheint fragmentarisch als un- gefähr 9 cm lange und weniger als 1 cm breite Knochenleiste, welche dem Jugale fast geradlinig ansitzt und unter einem stum- pfen Winkel von ungefähr 120" nach unten (im Abdruck nach oben) umgebogen ist. Die undeutliche Sculptur scheint längs- strahlig zu sein. Das Postorbitale ist vollständig erhalten. Es ist durch- weg krummlinig begrenzt, hat aber immerhin noch eine entfernte Aehnlichkeit mit einem regelmässigen Sechseck; Seitenlänge an- nähernd 1,8 cm. Es bildet den hinteren äusseren Ausgenrand, berührt im übrigen das Supratemporale, das Squamosum und das Postfrontale. Die Suturen sind im Abdruck und auf dem Kno- chenreste nicht sonderlich scharf. Die Sculptur wird beherrscht durch die das Feld schräg durchsetzende Schleimfurche bezw. Wulst. Der nach aussen zu gelegene Theil des Feldes besitzt einige Löcher ohne ausgesprochene Orientirung; der dem Auge anliegende Abschnitt enthält längliche Löcher, welche in der Nähe des Jugale in dessen Strahlonfurchen einlenken und sonst mit der Längsaxe senkrecht auf den Augenrand gerichtet sind. Letztere Oiientirung findet sich auch bei dem aus länglichen Löchern bestehenden Ornament des Po st frontale, welches den hintersten Theil des Augenrandes bildet, dem Postfrontale seitlich benachbart ist und hinten an das Squamosum anstösst. Die Naht zwischen dem Postfrontale und dem Squamosum ist dnrch den vorderen Ast des Gabelendes der 382 Schleimfurche (bezw. Wulst) fast unkenntlich urd deshalb zweifel- haft gemacht. Die Länge und Breite des Plattenfragmentes be- trägt annähernd 1,5 cm. Das S quam OS um ist nur in seinem vorderen Theile über- liefert, welcher an das Postfrontale. Postorbitale und das Supra- temporale angelagert und annähernd o cm lang und o.n cm breit ist. Die Nähte sind bis auf die bereits erwähnte, das Postfron- tale verbindende Sutur deutlich erkennbai'. Es wird durch den oberen Ast der Schleimfurchengabelung in einen grösseren äusse- ren und einen kleineren inneren Abschnitt zerlegt. Beide sind dui'ch ein groblöcheriges Maschennetz ohne bestimmte Orien- tirung erfüllt. Das Supratemporale ist nur im vorderen Theile vorhanden. Derselbe liegt mit einer S förmigen Naht dem Jugale, Postorbitale und Squamosum an. und misst etwa 5,5 cm in der Länge und etwa 3 cm an der Stelle der grössten Breite. Das Bildwerk der Obei-fläche besteht in wohl ausgeprägten Längsfurchen, welche in die benachbarten Strahlenfurchen des Jugale übergehen. Bezüglich der systematischen Einreihung stellen sich wegen der UnVollständigkeit der Schädeldecke und ganz besonders we- gen des Fehlens des hinteren Schädelrandes Schwierigkeiten ein. Die überlieferten Reste, insbesondere die Grösse und Gestalt der einzelnen Knochenplatten und des Auges, die Zusammensetzung des Augenrandes und die auffällige Breite der Schnauze genügen aber vollständig zum Nachweise der nahen Verwandtschaft mit dem Genus Capitosaurus Graf Münster und dem Genus Cycloto- satirns Eberh. Fraas^). Letzteres Genus ist hauptsächlich ge- gründet und ersterem gegenübergestellt worden mit besonderer Berücksichtigung auf die geschlossene Ohrenspalte und die Lage der an der Ohrbildung theilnehmenden Knochen. Da bei der vorliegenden Versteinerung der hierbei in Frage kommende Schä- deltheil fehlt, muss auf unwesenthchere Merkmale gesehen werden. Ein solches haben wir in der als Lyra bezeichneten Gesichtsfurche, welche bei Cyclotosaurus so gut wie gar nicht, bei unserem Exemplare aber ziemlich deutlich, wenn auch nicht musterhaft, entwickelt ist. In guter Uebereinstimmung dagegen befindet es sich in dieser Beziehung und überhaupt bezüglich der Gesammt- heit der Sculptur mit dem Genus Capitosaurns. Von den bekannten Arten des Genus Capitosaurus unter- scheidet sich aber unser Exemplar auffällig durch den vorderen Rand des Postorbitale. Derselbe ist unregelmässig wellig ge- ^) Eberhard Fraas. Die Labyrinthodonten der schwäbischen Trias. lu Palaeoutographica, 36. Bd., Stuttgart 1889, p. 121 ff. 383 bogen und ragt mit oiiiom zungcuföniiigen Abschnitt etwa 2 cm tief in das hintere Ende des Jugale hinein. Sehr bezeichnend hebt sich unser Exemplar von den vorhandenen Arten auch ab durch die das Bildwerk der hinteren Schädeldeckcnhälfte beherr- schende gegabelte Schleimfurche. Ich glaube, dass diese auft'äl- ligen Eigenthümlichkeiten zur Aufstellung einer neuen Species genügen, welche ich in Hinweis auf den Fundort als Capito- saufus Silesiacus bezeichnen will. Der Schädel dieses Thieres scheint hinsichtlich der Grösse dem Capifosaurus nahisus H. v. Meyer nahe gestanden und den Capitosaurus Fronto H. v. Meyer ^) nicht unwesentlich überragt zu haben. Bei unserem Exemplare dürfte die Länge des Schä- dels ungefähr 30 — 35 cm. die Breite in der Augengegend etwa 22 — 25 cm betragen haben. IL Unterkiefer. Unterkiefer in fragmentarischer Erhaltung sind bis jetzt vier bekannt geworden. Ein 24 cm langes, sehr unvollkommen über- liefertes Bruchstück des linken Untei'kieferastes von Lagiewnik bei Königshütte wurde bereits 1884 von Gürich^) beschrieben. Schon im Jahre 1885 kam ich in die Lage, ein 26 cm langes, wohl erhaltenes Stück des rechten ünterkieferastes, welches einen Fangzahn und Backzahnreste aufweist und den Bau des Kiefers genauer erkennen lässt, aus Sacrau bei Gogolin unter dem vor- läufigen Namen Mastod onsaurus Silesiacus der Oeffentlichkeit^) zu übergeben. Zittel"*) hält die Zugehörigkeit dieses Kiefers zu dem Genus Capitosaurus für wahrscheinlich, welcher Ansicht ich mich nunmehr um so lieber anschliesse, als der oben beschrie- bene Schädelrest von Capitosaurus Silesiacus das Vorhandensein dieses Genus in den Chorzower Schichten von Gogolin und Um- gegend ausser Zweifel gestellt hat. Aus demselben Kalksteinbruchc von Sacrau stammt ein Kieferbruchstück, über welches ich in der naturwissenschaftlichen Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur 5) 1) Vergl. H. V. Meyer. Die Labyrinthodonten aus dem bunten Sandstein von Bernburg. In Palaeontographica, W. Band, p. 221 ff., t. XXIY — XXYIII. *) GÜRiCH. Ueber einige Saurier des oberschlesischen Muschel- kalkes. Diese Zeitschrift, Jahrg. 1884, p. 141. ^) KuNisCH. Ueber den Unterkiefer von Mdstodoiisaurus Silesiacus nov. spec. Diese Zeitschr., Jahrg. 1885, p. 528 ff. *) Zittel. Handbuch der Paeontologie, I. Abth. , III. Bd., Mün- chen und Leipzig 1888, p. 404. ^) 66. Jahresber. der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur, p. 90. 384 eine vorläufige Mittheilung gemacht habe. Dasselbe ist durch mich aus den von Herrn Rittergutsbesitzer Madelung zu Sacrau zurückgelegten Versteinerungen, von welchem mir übrigens seiner Zeit auch der oben erwähnte Kieferrest zugegangen ist, ausge- lesen worden und ist aller Wahrscheinlichkeit mit dem letzteren zusammen gefunden worden und nur, weil man die Zusammen- gehörigkeit nicht sofort erkannt hat. zu anderer Zeit in meinen Besitz gelangt. In der äusseren Beschatf'enlieit stinnnen die bei- den Unterkieferfragmente so auffällig überein. dass man wohl Grund hat anzunehmen, sie hätten dem rechten Kieferaste des- selben Individuums angehört und wären unter denselben äusseren Bedingungen conservirt worden. Wenn man sie zusammenhält, so ersieht man, dass zwischen beiden eine Lücke von ungefähr 10 cm Länge besteht. Unter Hinzurechnung dieser Lücke wäre somit der rechte Unterkiefer eines zu dem Genus Capitosaurus gehörigen Thieres in der Länge von annähernd 47 cm mit einer Reihe von etwa 85 Backen- und Schneidezähnen und einem Fang- oder Eckzahne nachgewiesen. Da das hintere Ende unseres Fragmentes eine Bruchfläche ist. muss der ganze Unterkiefer noch länger gewesen sein. — Ein viertes Kieferbruchstück, welches dem linken Unterkieferaste eines jüngeren, bezw. kleineren Exem- plares derselben Species anzugehören scheint, wurde in Sacrau 1889 gefunden. (Genaueres darüber im 67. Jahresber. d. schles. Ges. für vaterl. Kultur, p. 100.) III. Wirbel. Unter den zahlreichen Wirbeln, welche ich in den letzten 10 Jahren in dem Gebiete des oberschlesischen Muschelkalkes gesannnelt habe, befindet sich ein einziger Wirbelkörper, welcher unbedenklich den Labyrinthodonten zugeschrieben werden kann, und. den ich als den Rest eines Wirbels aus der hinteren Rumpf- region anspreche. Er stannnt aus Gogolin. Er ist in der Vorder- und Hinteransicht nierenförmig, in der Seitenansicht keilförmig und an beiden Gelenkflächen schwach concav. Unter Miteinschätzung der verletzten Stellen lassen sich Höhe und Breite auf etwa 6 cm und die Dicke auf 1.5 — 3,5 cm schätzen. Der auf der oberen Seite in der Mittellinie gelegene rinnenförmige Einschnitt (Chordaloch) ist annähernd 2 cm tief und erscheint im Querschnitt als ein am Scheitel abgerundeter Winkel von un- gefähr 60^'. Die mechanischen Verletzungen des Wirbelkörpers, welche uns das Anschleifen und somit die Vernichtung eines weiteren Theiles der für unser Gebiet seltenen Versteinerung ersparen, geben einigen Aufschluss über die Structur des Kno- chens: letztere ist im peripheren Theile der unteren zwei Drittel 385 ausgesprochen lainellar - concentrisch und in den tieferen Lagen schwammig; im oberen Drittel des Wirbelkörpers, wo die äusserste Lage fehlt, erscheint die Knochenmasse nur schwammig. IV. Rippe. Als eine der beiden Enden beraubte rechte Rippe aus der Rumpfgegend eines Labyriuthodontcn glaube ich eine Versteine- rung von Gogolin bezeichnen zu müssen, welche folgende Be- schaffenheit besitzt: Das bogenförmige und an der Aussenseite geflügelte Knochenfragment ist etwa 12 cm lang. Die Breite beträgt au der proximalen Bruchfläche 2,5 cm, an der distalen dagegen 3.4 cm, wovon im ersten Falle etwa % und im letzten Falle ungefähr % auf den flügelartigen Fortsatz entfallen. Sieht man von diesem keilförmig gestalteten flügelartigen Anhange ab, so erscheint der Querschnitt des Knochens an der vorderen Bruchfläche annähernd in der Gestalt eines Kreises von 1.5 cm Durchmesser, an einer mittleren Bruchfläche wie ein fast quer- liegendes, an den Ecken abgerundetes Rechteck von 1 bezw. 2 cm Seitenlänge und endlich an der hinteran Endfläche wie ein dem Quadrat nahestehender Rhombus von etwa 1,1 cm Seitenlänge. Die flügelartige Verbreiterung bildet mit dem Haupttheile des Knochens auf der Unterseite einen stumpfen Winkel von etwa 120^, wogegen sie auf der oberen Seite in einer Kante zusam- menstossen, welche an der vorderen Bruchfläche einen Neigungs- winkel von 100 — 110" aufweist, sich im weiteren Verlaufe all- mählich abflacht und sich schliessliöh in der halben Länge des Knochens in zwei Aeste spaltet, von welchen der eine flach bleibt und längs des Haupttlieiles verläuft, während der andere wieder schärfer wird und die flügelartige Verbreiterung als wohl ausgeprägter Grat diagonal durchsetzt. Der Verlauf des äusseren Randes des Flügelansatzes ist bogenförmig gewesen, lässt sich aber einiger Verletzungen wegen nicht ganz genau angeben. Das Rippenfragment ist nicht hohl, sondern besteht durchweg aus fester, kleinporiger Knochensubstanz. Die hier beschriebenen Originale werden demnächst in den Besitz des mineralogischen Museums der königl. Universität zu Breslau übergehen. 386 2. Beiträge zur Keniitiiiss der Plioccänfauiia Süd -Spaniens. Von Herrn F. Schrodt in Heidelberg. Hierzu Tafel XXI und XXII. Den ersten Anstoss zu dieser Arbeit gab eine von Dr. MoLDENHAUER in Garrucha gesammelte Schlämmprobe, welche sich bei näherer Untersuchung als ungemein reich an gut erhal- tenen Foraminiferen erwies. Der gleiche Herr hatte die Güte, uns auch fernerhin reichlich mit Material zu versehen. Die übrigen erwähnten Fossilien wurden von Herrn Dr. Osann bei einem längeren Aufenthalte in der Provinz Almeria gesammelt. Ihm verdanken wir auch die geologischen Daten in Bezug auf die Lagerungsverhältnisse. Die paläontologische Untersuchung des Materials wurde von mir auf Anregung und unter gütiger Leitung von Herrn Professor Andreae unternommen, wofür ich demselben an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank ausspreche, Lagerungsverhältnisse d6r Pliocänschichten in der Bucht von Vera. In dem ganzen nahezu horizontal ^) gelagerten Pliocäncomplex von Vera (Provinz Almeria) scheinen blaugraue Mergel das Lie- gende zu bilden. Dieselben ruhen bei dem Orte Garrucha direct auf alten (wohl paläozoischen) Schiefern, in denen bisher keine Fossilien gefunden wurden. Diese Schiefer setzen wesentlich die benachbarten Sierren. S. Cabrera und S. Almagrera. zusammen. Beziehungen der Mergel zu den von L. N. Monreal aus dieser Gegend angeführten angeblich miocänen Schichten sind nicht be- kannt^). Die Mergel von Garrucha stehen in dem Orte selbst *) Nur in einzelnen Ausnahmefällen zeigen die Tertiärschichten eine steilere Schichtenstellung, so z. B. wurden Neigungen bis über 50" an der Strasse von Vera nach Almeria, wo dieselbe den Rio de 4ntas überschreitet, beobachtet. -) Cf. Boletin de la Comision del Mapa geol. de Espana, T. Y, 1878. Monreal: Apuntes fisico - geol. de la Prov. de Almeria. Aus dem angeblichen Miocän werden von Fossilien angeführt: Ostrm lon- girostris Lmk. , 0. lamellosa Brocchi, Clypeaster laganoides Aü. und 387 oberflächlich an. Sie wcrdeu in kleinen Gruben gewonnen und zur Herstellung von porösen Thonkrügen. sogenannten „Jarras" und „Botijos"', verwendet. Ihre Mächtigkeit soll wenigstens 10 bis 15 m betragen. Die tieferen, frisch aufgeschlossenen Par- tieen sind graublau, die mehr oberflächlichen Schichten gelblich, wahrscheinlich in Folge der Oxydation durch die Atmosphärilien. Den Mergeln von Garrucha durchaus gleichende Mergel sind in der ganzen Bucht von Vera verbreitet und bilden die tiefsten Pliocänschichten. Nach oben hin werden sie sandig und reich an Glimmer, sodass sie in glimmerreiche Sandsteine übergehen können. In diesen Schichten wurden an der Chaussee von Vera nach Almeria etwa 5 km von Vera einige Fossilien gesammelt, deren Liste anbei folgt: LithotJiamnmm pliocaenicum aut., Orhulina umversa d'Orb.. Rotalia Soldnnü d'Orb.. PolystonieUa iherica n. sp., Kleines Fragment einer hexactinelliden Kieselspongie mit un- durchbohrtem Axenkreuz. -^ Cidaris sp.. Stacheln und Asseln, Ärhacia sp., Echiniis, kleine Fragmente, oligopor, imperforirt und un- gekerbt, Clypeaster, kleines Fragment, Serpula, 3 spec, Memhraniporn cf. suhtilimargo Rss., — annuhcs Manz., — calpensis Busk., Reiepma cellnlosa Lam., Lepralia rudis Manz., — utriculus Manz. (:= Microporella ciliata Fall, sp.), — innominata Couch., — ohelisciis Manz., Schizoporella (Pachycraspedon) sp.. Myriozoum truncatum Pall., sehr häufig, Gellepora pumicosa Lin., Hm-nera sp., eine kriechende Art, Bliynchonella cf. bipartita Brocch. sp., ?Melania decussata. — Aus dem Pliocän werden angegeben: Ostrca lamellosa Brocchi, Spondyliis (joedtropiis L. , Pecten opercidaris Lmk., P. duhius Broc.?, P. striatus Goldf.?, Jan ira jacobuta Lmk. sp., J. ■ma.dma Lmk. sp., Terehratvla f/randis Blumb. ; ferner von anderem Orte und jedenfalls sehr fraglich : Ostrea Oellovacina Isyst. und Pecten tenuis Lea. ? 388 Terebratula ampulla Brocch., flache Varietät, Pecten scabrellus Lam., sehr häufig, eine Form, die aucli im Miocän sehr verbreitet ist, Janira jacohaea Lin., Fragment, Hinnites pusio Lin. sp., Ostrea (Älcdryonio) atf. cristata Born., — cochlcar Poli, Baianus sp. Im Anschluss an diese Liste folgen noch einige Fossilien, die vermuthlich aus demselben Horizonte, von Cuevas, 1 Stunde nördlich von Yera, stammen: Textilaria (Plecaninm) ahbreciata d'Orb., Nodosaria hacillum Defr.. Marr/inulina Pecketi n. sp. (vergl. pag. 409), CristeUaria calcar Lin. sp.. TJviyerina pygmaen d'Orb. var. tennistriata R.S8. Bei einzel- nen Exemplaren sind die oberen Kammern ungestreil't und etwas rauh. Glohigerina hidloides d'Orb., TriDicatulina tenera Brady, — WueUerstor/i Schwg. sp., die typische flache Form, Spatangen - Stacheln, Oxyrhina hastalis Ag. Ein Zahn von 70 mm Länge und 12 mm Dicke (Taf. XXE, Fig. 10). Unser Exemplar stimmt genau mit derjenigen Form überein. die Agassiz als 0. trigoiuidon beschreibt und abbildet (Recherches s. 1. poissons foss.. p. 279, t. 37, f. 17 u. 18) und die mit (). hastalis Agj. synonym ist. Die gleichen Formen sind aus dem angeblichen Miocän von Tejares und Malaga bekannt (S. Woodward, Catalogue of the foss. fishes in the British Mus., Part. I, p. 388), ? Balaenoptera rostrata F. Neben einigen kleinen, unbestimm- baren Knochenfragmenten von überaus spongiöser Natur liegt ein vollständig erhaltenes Zungenbeinhorn des vor- deren Zungenbeinbogens (Stylohyale) von der linken Seite vor. Der leicht gekrümmte Knochen misst 190 mm in der Länge, 50 mm in der grössten Breite und die Dicke beträgt in der Mitte nicht ganz 20 mm, am oberen Ende fast 30 mm. Die beiden etwas verjüngten Enden sind spongiös und ohne deutliche Contour, was den Uebergang in Knorpel und Bandmasse andeutet. Die ungemein flache Gestalt dieses Stylohyale erinnert an Zyphioideen, sowie 389 auch an Balaenoptera rast rata; die noch im Mittehiieer vorkommende B. musculus (van Beneden et Gervais, Osteographie des Cetaces viv. et foss., p. 185) ist wegen ihres mehr rundlichen Stjlohyale ausgeschlossen. Die Uebereinstimmung, welche der gleiche Knochen an einem recenten Skelete von B. rostrata (dem nordischen Schnabel- wal) in dem zoologischen Museum von Heidelberg dar- bietet, ist sehr gross, weshalb dieser Knochen wohl zu dieser Art oder einer sehr nahe verwandten Form ge- hören wird. In den grossen AVerken von van Beneden (van Beneden et Gervais. Osteographie d. Cetac. viv. et foss. und VAN Beneden, Descript. d. osseraents foss. des environs d'Anvers. Annal. d. mus. d'hist. nat. de Bel- gique, Ser. palaeont. , I, IV und VII) ist nichts abge- bildet, was eine grössere Verwandtschaft zeigt. Angeb- lich miocäne Bildungen Portugals (van Beneden, 1. c, IV, pag. 40 und VII, pag. 58) haben schon früher Wal- fischreste geliefert. Auch Botella (Boletin de la Co- mision del Mapa geologico de Espana 1882: Resena fisica y geologica de la region SO de la provincia de Almeria. p. 58) erwähnte einen Walfischwirbel wahrschein- lich von Balaenoptera aus pliocäncn Ablagerungen von Huecija, ca. 75 km WSW von Cuevas entfernt. Ihre ungemeine Häufigkeit und Verbreitung. namentlich in den Pliocängebilden Englands und Belgiens, sowie ihr Vor- kommen im italienischen Pliocän ist bekannt. Ueber den glinnnerreichen Schichten liegen Conglonierate, mit denen vermuthlich diejenigen aus der Rambla del Esparto, nahe der Strasse von Vera nach Aguilas gleichalterig sind, aus welcher nachfolgende sparsame Fossilien stammen, die auf ober- pliocänes Alter hindeuten: Patella peraff. Adunsoni Dunk. Die Form steht der am Senegal lebenden P. Adansoni überaus nahe. Trochns (Osilinus) turtjinatus Gmel. (auch noch lebend im Mittelmeer). Stromhus coronatus Defr. Diese Form aus der Verwandt- schaft des recenten Str. huhonius von den Cap Verden steht in den meisten Merkmalen dem pliocänen Str. coro- natus näher als dem pleistocänen Str. niedäerranctcs Ducl. (= Str. sferracarallensis De Greg.) , cf. Boll. R. Com. geol. d'Italia, vol. XX. 1889 (Simonelli: foss. dell' Isola di Piaiiosa etc.), p. 203. 390 Liste der Foraminiferen aus den pliocäiien Mergeln von Garrucha, verglichen mit anderen Fundorten. I. II. III. IV. V. VI. VII. c o > 'S 55C ^ E o > 'S CD tao c3 'S ö o > 'S % p PL| CS ^< S '^ Ö 'S Recent. 'S a tu SO 2h ?Pelosina apiculata n. sp ... Saccammina sphaerica Sars. . . Psaymnosphaem fusca Schulze . BJmhdammina irregularis Cakp. . Jthizammina cf. algefwmis Brdy . Planisperina celata CosT. sp. . . Spiroloculina limbata d'Orb. . . — tenuis Czjz. sp. . . Textilaria sayittula Defr. . . . - — abhreviata d'Orb. . . — trochus d'Okb. . . . — splmerica n. sp. . . . Tritaxia lepida Brdy Bigenerina nodosaria d'Orb. . . — capreolus d'Orb. sp. . Gaudryina ckilostoma Rss. . . . Clavulina communis d'Orb. . . — cylindrica Hajs'TK. . . Bulimina pyrida d'Orb. .... var. spinescens Brdy. . — piupoidcs d'Orb. . . . — aculcata d'Orb. . . — inflata Seg Bolimna punctata d'Orb. . . . — dilatatu Rss — robitsta Bedy — Beyrichi Rss — var. alata Seg Pleurostomella altermins ScHWG. . Cassidulina oblonga Rss Hippocrepina constricta n. sp. . . Lagena laevis Montag, sp. . . . — clavata d'Orb sp. . . . — hispida Rss + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + , + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + 391 I. IL III. IV. V. VI. VII. s s es o Recent. o o ÖC -ö > > ei c 'S g u H O > E es ff ^ g '03 %< s s es ^ CS > cö s Pm CS c o pH 0- CS r; t< r* u H Oj %< c s *3 s! Co OJ 'S 'O; P3 ;D s § Ä § Ä Discorbina Vilardeboana d"Orb. sp. + — + Truncatulina Haidimjeri d'Orb. . + + + + + + — f/n^enan« d'Orb. sp. + + + — + + + — Dutenq)lei d'Orb. sp. + + — — — pygmaea Hantk. + — — — — + — praecineta Karr. sp. — + — — + — reticulaUi Czjz. . . + + + — + + + Anomalina anunonoides Rss. sp. . + + — — + + — ariminensis d'Orb. sp. + + + — + + + Pulvinulina auricula Ficht, u. Moll sp + + + — + + + — umbonata Rss. . + + — — — + — Schreibersi d"Orb. sp. + + + + + + + — Partschiana d'Orb. sp. + — + + + + + Eotalia Soldanii d'Orb + + — — + + + Noniolina ttmbicilattda Montag. sp + — — — + + + — pompiloides Ficht, u. Moll sp + + + — + + + Polystomella crispa LiN. sp. . . + — + + + + + — Josephina d'Orb. . . + — — — ■ 121 57 40 12 65 51 66 Gesammtzahl der Foi'men in der Fauna von Garrucha und Anzahl der Formen, welche diese Fauna mit anderen plio- cänen und recenten Faunen ge- meinsam hat 129 Gesammtzahl der Formen aus dem Pliocäa von Malaga und Alcantara 87 29 Zeit.schr. d. D. geol. Ges. XLII. 3. 27 394 Bemerkungen zur Foraniinifcrcn-Liste. No. I. Diese Rubrik entspricht der Fauna des tiefen, blauen Mergels (creda azul) von Garruclia. Derselbe ist ausgezeichnet durch die gute Erhaltung der Foraminiferen. Bemerkenswerth ist der Reichthum an Globigerinen, Nodosarien und Cristellarien. Es fanden sich in Allem 116 Species darin. No. II. Entspricht der Fauna der meist höher gelegenen gelben Mergel (creda amarilla) von Garruclia. Die Erhaltung ist eine v^^eniger gute. Globigeriniden sind ebenfalls häufig. Beson- ders charakteristisch ist der Reichthum an Lingulina costata d'Orb., die in No. I fehlt. No. III. Enthält die Fauna, die Parker und Jones aus den Mergeln von Malaga anführen (Quart. Journ. Geol. Soc, 1860, T. 16, p. 302). soweit dieselbe zum Vergleich mit unserer Fauna in Betracht kommt. Die Localität Malaga hat ausserdem noch eine Anzahl Formen geliefert, welche bisher bei Garrucha fehlen. Die Liste verselben folgt anbei: Nodosaria raphaniis Lin., N. rnphanistrum Lin., N. den- ialina Lam. , Dentalina acicnia Lam.. D. Adoljyhma d'Orb., D. elegans d'Orb., D. guttifera d'(Jrb.. Frundiculina complanata Depr., Ritmilina glahra d'Orb., Vaginulina hadenensis d'Orb., MarginnUna rajjhciNUs Lin. M. littius d'Orb., CristeUaria lan- eeolata d'Orb., Cr. clypeiformis d'Orb.. Cr. ornata d'Orb., Etitosofenia marginata Montag.. BuUiitina Buchiana d'Orb., B. ohfum d'Orb., Uvigerina angularis William, U. nodosa d'Orb.. Tea-filaria agglutinans d'Orb., T. gibhosa d'Orb.. T. Partschi Czjz., Bigcnerina digifata d'Orb., Grammosfomum gramen d'Orb., Verneuillina tricarinata d'Orb., Y. commu- nis d'Orb , Planarltnlina fr acta Ficht, u. Moll., Truncatii- lina lobatula W. u. Jac. , AnomaUna variolaria d'Orb., Ro- talia repanda Ficht, u. Moll, R. cxcavata d'Orb., R. Beccarii Lin., R. orhicularis d'Orb., R. trochidiformis Lam., Nonio- nina scapha Ficht, u. Moll., N. asterisans Ficht, u. Moll.. PolystomeUa striafopunctata Ficht, u. Moll. , Amphistegina milgaris d'Orb.. SpirolocMlina canicuJahi d'Orb.. Qninque- oculina semimdnm Lin.. Qu. triangiifnris d'Orb.. Biloctihna depressa d'Orb., Lituola nautiloidea Lam.. L. Soldanü Park. u. Jon. No. IV. Umfasst die Formen, welche die Fauna der Gar- rucha - Mergel mit derjenigen der blauen Mergel von San Pedro de Alcantara (vergl. die Liste von Schlumberger in: Memoires preseut. ä l'acad. des scienc. de l'institut de France, T. XXX, 1888. Mission d'Andalousie. Etüde geol. de la Serrania de 395 Ronda p. Lew et Bergekon. p. 344) gemein hat. Ausserdem sind dort aus dem Mergel von San Pedro noch folgende Arten erwähnt: SpiroJoculma hadenensis? d'Orb., Sp. cannliculata d'Orb.. Sp. excavaia d'Orb . Biloculina lunula d'Orb. , B. sphaera d'Orb., B. n. sp., Trüociilina cf. angiilans d'Orb., Quinque- loculina Bnchiann d'Orb., Adclosina 2iuJchella d'Orb., TJenta- lina e/ef/ans d'Orb.. D. gnUifera d'Orb., Ämphisteginn Lessoni d'Orb., Botaliiia sp.. Planispinna contraria d'Orb., ?Gutfu- lina problema d'Orb.. Cldlostomella ovoidea Rss. No. Y, VI u. VII. Enthalten die Faunen des italienischen Pliocäns (Quart. Journ. Geol. Soc, 1860, Bd. 16, p. 302), die recenten Faunen des Mittelmeeres (ibid.) und des nordatlan- tischen Oceans (nach den Angaben von Brady in Report of Chal- lenger Exped., Tom IX), soweit sie zum Vergleiche in Betracht kommen. Die entsprechenden Gesammtfaunen sind bedeutend artenreicher. Vergleich der Garrucha-Mergel mit anderen Localitäten. Der blaue Mergel von Garrucha (Probe A) liat die statt- liche Anzahl von 116 x\rten (ohne Varietäten) geliefert, ist also in dieser Beziehung viel reicher als die bis jetzt bekannten spa- nischen Foraminiferen-Faunen aus dem Neogen. In dem gelben Mergel (Probe B) wurden dagegen nur 54 Species aufgefunden , wenn man von den wegen schlechter Er- haltung fraglichen Formen absieht, die meisten kommen auch in Probe A vor. Sieben wurden darin nicht beobachtet. Von die- sen gehören fünf, nämlich Textilaria ahbreinata d'Orb.. Nodo- saria vmicronata Neugb., Lagena hispida Rss.. Marginulina acu- minata n. sp. . Truncatulina praecincta Karr. sp. . zu den Sel- tenheiten; Gristellaria aculeata d'Orb. kommt ziemlich häufig vor und Lingulina costata d'Orb. ist gemein. Es ist merkwür- dig, dass von L. costata d'Orb. keine Spur in Probe A gefunden ward. Dieser Umstand spricht dafür, dass der gelbe Mergel nicht einfach ein oberflächliches Verwitterungsproduct des blauen Mergels darstellt, oder dass wenigstens die höheren gelb gefärbten Schichten des gesammten Mergelcomplexes eine etwas abweichende Fauna enthalten, was vielleiclit veränderten Tiefenverhältnissen entsprechen dürfte. Mit dieser Anschaung würde auch der nach oben hin beobachtete Uebergang der gelben Mergel in sandige Schicliten in gutem Einklang stehen. Im Anschluss an die Garrucha-Mergel sei hier noch das Er- gebniss der Untersuchungen von zwei anderen Proben erwälint. die auch aus der Provinz Almeria stammen. Die eine wurde bei 27* 396 Alifragas unweit Vera, die andere ebenfalls in der Umgegend von Vera (etwa 4 km südlich von diesem Orte) gesammelt. Die Probe von Alifragas, die der Kürze wegen mit Probe C bezeichnet werden soll, zeigt dieselbe bläuliche Färbung wie Probe A. Auch in der Foraminiferen-Fauna gleichen sie sich, nur ist Probe C in dieser Beziehung weniger artenreich. Es fanden sich 47 Species! Auffallend ist der Mangel an Cristellarien, von denen sich nur 3 Arten fanden, sowie das Fehlen von Marginulinen und Vagi- nulinen. Auch die Nodosarien treten viel spärlicher auf als in den Proben A und B. Folgende 7 Arten wurden in den Proben A und B nicht beobachtet: MilioUna agghifinans d'Orb. sp., VirguUna Mustoni Andr. , Bolivina cf. textilaroides Rss. , Cy- clammina cancellafa Brdy. , Nodosaria rticlis d'Orb., N. pyrula d'Orb., N. perversa Schv^g. Es sind dies jedoch verhältniss- mässig seltene Formen, über die sich weitere Bemerkungen im speciellen Theile finden. Die Probe D aus der Umgebung von Vera hat eine gelb- liche Färbung und gleicht hierin etwas der Probe B. Sie ist jedoch viel ärmer an Arten. Die Schalen sind meistens schlecht er- halten und corrodirt. Ihre Bestimmung wird daher oft sehr pro- blematisch. Es wurden nur 28 sicher bestimmbare Arten beob- achtet, die fast alle auch in den drei übrigen Proben vorkommen bis auf eine, nämlich Textilaria conica d'Orb. var. , die jedoch sehr selten zu sein scheint. Näheres hierüber und über einige Abnormitäten und Problematica wird im speciellen Theile erwähnt werden. Nach allem diesen scheinen die vier besprochenen Mer- gel, wenigstens was ihre P'oraminil'eren- Fauna betriflt, nicht we- sentlich von einander abzuweichen. Anders verhält es sich, wenn man die blauen Mergel von Andalusien bezüglich der Foraminiferen mit den Mergeln aus der Provinz Almeria vergleicht. Diese scheinen nicht nur viel ärmer an Arten zu sein, sondern die Zusammensetzung der Fauna ist auch eine andere. Von den durch Schlumbbrger bestimmten 29 Arten wurden 12 auch in unseren Proben gefunden. Die Milioliden sind ziemlich reichlich vertreten. Es werden 9 Arten aufgeführt, von denen Bilocnlina hninla dOrb. als häufig, Qtiin- qtieloculina Btirhiana d'Orb. und Adelosina j^^fMwUa d'Orb. als sehr häufig bezeichnet werden. Auffallend ist das Fehlen von Globigerii.ien und das seltene Vorkommen von Orhulina imwersa d'Orb. Es scheint hier mehr eine Milioliden-Facies vorzuliegen, analog der des Pariser Grobkalkes oder einzelner Pliocänthone Italiens, während die Mergel von Garrucha und Umgebung eine Globigerinen-Facies repräsentiren. Doch ist es auch sehr möglich, dass wir es hier mit anderen Tiefenverhältnissen zu thun haben, 397 wofür allerdings, wie später gezeigt werden soll, einige Vorkonun- nisse sprechen. Geringer ist der Unterschied, wenn man die Fauna von Malaga mit der unserer Proben vergleicht. Von Parker und Jones werden aus den Mergeln von Malaga 87 Arten aufgeführt, von denen 40 auch in den vorliegenden Proben angetroffen wur- den. Beide Faunen zeichnen sich durch den Artenreich thum der Cristellarien. Nodosarien und Rotaliden aus. Es wurden bei Malaga jedoch keine Astrorhizen. Planispirinen. Gaudryinen. Cla- vulinen. Pleurostomellen, Cassidulincn. Lingulinen. Polymorphinen und Sagrinen beobachtet. Bolivineu. Marginulinen und Vaginu- linen sind viel spärlicher vertreten. Im Grossen und Ganzen zeigt sich hingegen eine gewisse Verwandschaft beider Foraraini- feren- Faunen. Grösser ist die Anzahl der gemeinsamen Arten, wenn man die hii italienischen Pliocän auftretenden Foraniiuiferen. wie sie Parker und Jones in seiner Vergleichsliste aufführt, mit den in den Almeriaproben beobachteten vergleicht. In dieser Tabelle sind 129 italienische Species enthalten, von denen ca. 40 in unseren Proben sich wiederfinden. Jedoch ist die Anzahl der gemeiusamen Formen noch grösser und beträgt mindestens 63, mit Varietäten 65. da genannte Autoren nicht alle aus dem Mittelmeer bekannten Arten anführen. Es fehlen bis jetzt im italienischen Pliocän die Astrorhizen. Die Lagenen, Marginulinen und Vaginulinen scheinen weniger häufig zu sein. Dagegen sind die Milioliden viel artenreicher. Alle übrigen Gattungen sind ungefähr gleich stark vertreten. Bemerkenswerth ist das Auf- treten von Polystomellen für manche Faunen des italienischeu Pliocäns. Diese Formen fehlen in vorliegenden Proben fast voll- ständig, nur in Probe A fanden sich einige dürftige Exemplare von Polystomella crispa Lin. sp. und P. Jose])1iina d'Orb. Auch mit den recenten Foraminiferen-Faunen zeigt die un- serer Mergel grosse üebereinstimmung. etwa .51 Arten leben noch im Mittelmeere, etwa 66 Formen im atlantischen Ocean. Es dürfte diese Verwandtschaft der Faunen für die Geologie von Interesse sein. Tiefenverhältnisse der Garrucha- Mergel. Die Tiefen, in welchen unsere Mergel zum Absätze ge- langten, lassen sich aus der Menge und Art der gefundenen Or- ganismen wenn nicht genau, so doch annähernd bestimmen. Jedenfalls kann man ermitteln, ob man es mit Ablagerungen aus seichtem oder tiefem Wasser zu thun hat. Dazu liefern die Foraminifercn wichtige Anhaltspunkte, da man die recente bathy- 398 inctrisclio Verbreitung von vielen Formen in Folge der Tiefsee- forschung kennt. Besonders verdienen in dieser Beziehung die agglutinirten Formen erwähnt zu werden, denn sie sind als Be- wohner des Meeresgrundes für die Tiefenbestimmung sehr werth- voll '). Der grösste Theil der vorliegenden agglutinirten Arten bewohnt das tiefere Meer wie Saccmiu'na spJtaerica Sars (Nord- atlant. Ocean 173 — 1443 Faden ^)). Psanimosphnera fnsca Schulze (sie findet sich nur in kälteren Meeren in seichterem Wasser), lihahdammina irref/ularis Carp. (kommt zugleich mit Wi. abys- somm- in grossen Tiefen vor) , Jtlnzammma aUjaeformis Brdy. (Nordatl. Ocean 630 — 2435 Faden), Plamsperina celata Cost. sp. (hauptsächlich 300 — 1500 Faden), B igenerina capreohis b'Orb. sp. (350 — 675 Faden), Clavnlina communis d'Orb. (147 — 2200 Faden) und Cl. cylindrica Uastk. (155 — 1900 Faden). Es sind dies meistens Formen, die sich ziemlich häufig in unseren Pro- ben finden. Ebenfalls zahlreich vertreten ist Bifienerina nodo- snria d'Orb., welche geringere Tiefen bewohnt, aber doch bis zu 1620 Faden angetroffen wurde. Eine andere agglutinirte Form, die fast ausschliesslich das seichte Wasser bewohnt, wurde in Probe C aber nur in wenigen Exemplaren beobachtet. Unter den agglutinirten Formen überwiegen also die im tieferen Meere ^) vorkommenden Arten entschieden. Nicht agglutinirte Formen unserer Proben wurden bis jetzt folgende nur in tieferem Meere gefunden: Tritaocia lepida Brdy. (1240 Faden). Biaimina pyrnJa D'OviB. (100 — 200 F.), B. aculeafa d'Orb. (ca. 1000 F.). B. inflnta Seg. (340—2435 F.), Bolinna dilatnta Rss. (96 — 1180 F.), B. Beyriclxi Ess. mit B. var. (datti Seg. (95 — ^1125 F.), Plcurostomella alternuns Schwg. (129- -2075 F.), Nodosaria soluta Rss. (300 — 1360 F.), N. consohrina d'Orb. mit N. var. emacinfa Rss. (Nordatl. Ocean 290 -725 F.). N. hispida d'Orb. (Nordatl. Ocean 390—450 F.l, K verfchmlis Batsch sp. (Nordatl. Ocean 300—1000 F.). Fron- dicularia alata d'Orb. (Nordatl. Ocean 390—435 F.), Bhahdo- gonium fricarinatiim d'Orb. sp. (390 — 1360 F.). Cristellaria reniformis d'Orb. (Nordatl. Ocean 300 — 1000 F.), Cr. vartex ^) Die agglutinirten Formen können nicht pelagisch, sondern müs- sen auf dem Meeresgrunde leben, da sie Sand zum Aufbau ihrer Schale verwenden. 2) 1 Faden = 1,3716 Meter. ') Es ist unter Tiefmeerablagerung eine Tiefe von mindestens mehreren Hunderten von Faden verstanden, jedoch nicht eine eigent- liche abyssische oder Tiefseeahlagerung, die mindestens 1000 oder mehr Faden umfasst und im europaischen Pliocän überhaupt nicht vorkommen dürfte. 199 F. u. M. sp. (Nordatl. Oeean 435 F., Mittelmeer 90— 360 F.), Cr. crastsa d'Orb. (210 F.), Cr. cultraia Montf. sp. (Hauptent- wicklung über 100 F.)- Cr. cakar Lin. sp. (Nordatl. Ocean 390 bis 450 F.). Cr. mamilligeiui Karr. (95 — 210 F.). Cr. ecldnata d'Orb. sp. (95 — 210 F. I. Cr. amleata d'Orb. (390 — 450 F.), Truneatulma Haidingeri d Orb. sp. (90 — 1776 F.). IV. JÜutem- pki dOrb. sp. (1070 — 1900 F.), Piilvimilina Parischiana d'Orb. sp. (300 — 2000 F.), Rotalia Soldanii d'Orb. (am häu- figsten tiefer als 1000 F.). Nonionina ijompüoides F. u. M. sp. (1000 — 2750 F.) Ausserdem finden sich ziemlich viele Formen, welche weder ausgesprochene Seicht - noch Tiefwasser - Foramini- feren sind, sondern von der Littoralzone bis in grosse Tiefen hinab vorkommen. Diese sind zur Tiefenbestimmung natürlich nicht verwendbar. Zu denjenigen unserer Formen, welche tie- feres Wasser bevorzugen ohne im seichten zu fehlen, gehört Pul- lenia sphaeroides d'Orb. sp. und die Lagenen, von denen 5 Arten beobachtet wurden. Von Foraminiferen, die gleichfalls vom seich- ten Wasser an bis in grosse Tiefe hinabgehen, aber das seichte Wasser vorziehen , wurden Spirolociilina limhata d' Orb. , Texti- laria sagittula Defr. , Vaginutinu legumen Lin. sp. , V. marga- ritifera Batsch. sp. und CristeUaria crepidnla F. u. M. sp. ge- funden. Ausgesprochene Seichtwasserformen sind nur spärlich vertreten. Die wenigen Formen, die hierher zu rechnen sind, liefer- ten die Genera Polystmnella und Polymorphina. Polyinorphinen fin- den sich in Tiefen von weniger als 80 — 100 Faden. Es kamen in unseren Proben nur einige Exemplare von Polymorphina gibba d'Orb. und P. commums d'Orb. vor. Von der sonst so häu- figen Seichtwasser-Foraminifere Polystomella crispa Lin. sp. wur- den nur wenige dürftige Stücke beobachtet. Nach allem diesem überwiegen auch unter den kalkschaligen Foraminiferen die For- men des tieferen Wassers bedeutend über diejenigen des Seicht- wassers, besonders da manche Tiefwasserarten mit grosser Indi- viduenzahl auftreten, z. B. Bnliniina inflata Seg. , Nodosaria consohrina d'Orb., N. hispida d'Orb., CristeUaria vortex F. u. M. sp., Cr. ndtrata Montf. sp., Tnmcaiulina Haidingeri d'Orb. Dieser Umstand und das fast vollständige Fehlen von ausschliess- lichen Seichtwasserformen deutet also auf tieferes Meer hin. Dazu kommt ein anderes sehr wichtiges Moment, nämlich das massenhafte Auftreten der wohl meistens pelagisch lebenden Globigerinen und Orbulinen, deren abgestorbene Gehäuse dann in der Tiefe den Globigerinenschlannn bilden. In unserer Probe bestehen gegen 80 pCt. aller Foraminiferen aus diesen Formen, und ist das Verhältniss in allen 4 Proben fast das gleiche. Diese grosse Menge von Globigerinen und Orbulinen kommt nur 400 in grösserer Tiefe in dem Globigerincnsclilannne vor. der von 450 bis gegen nOOO Faden angetrotlen wird. Unsci'e ausgc- schlänmiten Mergel entsprechen ziemlich genau einer Globigerinen- schlamm- Probe. Auch das Vorkommen resp. Fehlen anderer Organismenrestc spricht zu Gunsten einer Tiefmeerfacies. Es fehlen nämlich die Organismen, die sonst im seichteren Wasser häutig auftreten, wie Bryozoen, Muschel- und Schneckenschalen nahezu gänzlich. Von Bryozoen wurde nur Baiopora sp. einigermaassen häufig ge- funden. Ausserdem kamen von organischen Resten Spatangiden- Stacheln. sowie einige Ostracoden nicht selten vor. Als Selten- heit fand sich ein kleiner etwas abgeriebener Fischotolith und ein Fragment eines unbestimmbaren Fischzahns. ' ''^•r^ir.^i ■ _. Im scharfen Gegensatze hierzu steht die Fauna der die Mergel überlagernden sandigen Schichten von Vera und der Rambla del Esparto. In diesen treten nämlich Bryozoen. Muschel- und Schneckenschalen massenliaft auf, ausserdem neben anderen See- igeln ein Fragment eines Clypeastet: Diese Vorkommnisse deuten auf seichteres Wasser, was auch durch die sandige Natur der Schichten bestätigt wird. Es wurden in diesen Schichten einige wenige Foraminiferen gefunden, von denen Polysfomella iberica n. sp. (siehe spec. Theil) ziemlich häufig zu sein scheint. Zu einem ähnlichen Ergebiiiss führt der Vergleich der Fauna unserer Mergel mit der von Malaga und San Pedro de Alcan- tara. Auch diese Mergel sind reich an Muschel- und Schnecken- schalen, scheinen sich also gleichfalls in seichterem Wasser ge- bildet zu haben. Die Mergel von San Pedro weichen ausserdem a; durch die Foraminiferen-Fauna erheblich ab. Es finden sich in &•, . ^ . derselben ausgesprochene Seichtwasserformen . wie Polijfitomella %^:Vi^' cri'spa LiN. sp. und Am2)Jnsfcrfina Lessor/i dOrb. , die beide häufig sind. Auffallend ist der Mangel an Globigerinen. Geologisches Alter der Garrucha-Mergel. Eine weitere wichtige Frage ist die nach dem geologischen Alter unserer Mergel. Mit den Foraminiferen allein lässt sich dieses nicht genau bestimmen. Immerhin kann im Allgemeinen gesagt werden, dass die grosse Verwandtschaft sowohl mit den pliocänen Faunen Spaniens und Italiens, als auch mit den re- centen des Mittelmeeres und atlantischen Oceans auf verhältniss- mässig junges geologisches Alter hindeutet. Dazu kommt, dass unsere Mergel von Schichten überlagert werden, die nach den darin gefundenen I''ossilien wohl dem Über-Pliocän angehören (s. Einleitung). Eine besonders nahe Beziehung zu den reicheren und bekannteren miocänen Foraminiferen -Faunen, wie z. B. der 401 des Wiener Beckens ist dagegen niclil gerade zu bemerken, wäli- rend die überaus grosse Zald reccnter. sowohl mediterraner, wie nordatlautischer Formen in die Augen fällt. Unsere Fauna hatte 51 Arten mit dem Mittelmeer und 66 Formen mit dem nord- atlantischen Ocean gemeinsam, beides Zahlen, die sich gewiss noch mit der Zeit vergrössern werden. Diese Momente, ebenso wie der allmähliche Uebergang in typisch pliocäne Gebilde nach oben hin, drängen zur Annalnne eines pliocänen Alters. Die tiefste Stellung, welche die Garrucha - Mergel in dem dortigen Tertiär einzunehmen scheinen , ihre unmittelbare Auflagerung auf dem gefalteten alten Gebirge, ihre auf grössere Tiefe hinweisende Facies, verglichen mit ihrer jetzigen Höhenlage von etwa 20 m über dem Meeresspiegel, lassen ein unterpliocänes Alter ver- muthen. Botklla (Boletin de la Comision del Mapa geol. de EspaTa 1852: Resena fisica y geolog. de la region SO de la provincia de Almeria, p. 54 if.) beschreibt aus einem anderen Theile der Provinz Almeria Tertiärschichten, die theilweise mit unseren höheren Schichten viele Aehnlichkeit zeigen. Er spricht dieselben als mittleres und oberes Pliocän an. ohne jedoch irgend eine speciiisch bestimmte Versteinerung anzuführen. Die tiefsten Foraminiferen-reichen, blauen Mergel unseres Gebietes scheinen (?) dort zu fehlen. Von Wichtigkeit bei den Altersbestimmungen von pliocänen und pleistocänen Ablagerungen sind auch die Temperaturver- hältnisse, da die der Eiszeit aequivalenten pleistocänen Bil- dungen der mediterranen Gebiete nordisclie Elemente in ihrer Fauna erkennen lassen, die zuweilen schon ihre Vorboten im ()berpliücäu. haben. In der Fauna unserer Mergel fanden sich aber keine typisch nordischen Formen, und spricht im Gegentheil das reichliche Vorkommen von Globigerinen , deren Hauptverbrei- tung zwischen ca. 40 '^ nördliclier und 40 " südlicher Breite liegt, für eine wärmere oder mindestens gemässigte Temperatur, wäh- rend in hohen Breiten, die bei uns seltene kleinere und dürftige Varietät Glohigerina horealis {=^ Gl pacliyderma Ehrbg. sp.) überwiegt^). ') Der Golfstrom scheint das Vorkommen von Globigerinen in hohen Breiten zu begünstigen, da von der Procupine- Expedition im Bereiche dieses Stromes noch bei 55" nördl. Br. Globigerinenschlamm beobachtet wurde. (Brady, 1. c, p. 120.) 402 Bemerkungen zu den einzelnen in dieser Arbeit erwähnten Foraminiferen und Beschreibung der neuen Arten und Varietäten. AstrorJiiziilae, ? Pelosina npiculata n. sp. Taf. XXII, Fig. 7. Schale verlängert, nach dem aboralen Ende zu sich ver- jüngend. Besitzt zwei ziemlich tiefe horizontale Einschnürungen, ist aber allem Anscheine nach nur einkammerig. Der End- abschnitt ist gezipfelt. die zwei anderen Abschnitte kugelig. Die Mündung liegt auf einer dünnen Röhre. Die Oberfläclie ist rauh. Länge 0,7 mm, Breite 0,3 mm. Die in Probe A sehr seltene Form weicht von allen be- kannten Pelosinen durch die starken horizontalen Einschnürun- gen ab. Die im Wesentlichen nordische Saccamnüna sphaerica M. Sars findet sich verhältnissmässig selten in Probe A. Es wur- den sowohl Exemplare mit Mündung beobachtet als auch solche, bei denen sie zu fehlen schien. Auch bei lebenden ist eine Mündung oft nicht nachzmveisen (Bkady, Report Challg. Forani., pag. 253). Von Rhizammina alyucformis Brady liegt nur ein kleines Fragment aus Probe A vor. Es ist sparsam agglutinirt. Zum Aufbau der Schale sind auch Globigcrinen und Cristcllarien verwendet. Die Schale von liliahäammina ü-regularis Carp.. die häufig in Probe A und B, seltener in Probe C vorkommt, ist fein und dicht agglutinirt mit sehr eisenreichem Cement. Zuweilen werden Globigerinen und andere kleine Foraminiferen mit agglutinirt. MlUolidae, Bemerken swerth ist der Mangel an Milioliden- Es fanden sich nur einige kleine Spiroloculinen und dann agglutinirte For- men wie Planispirina celata Cost. sp., die besonders in den Proben A und B ziemlich häufig beobachtet wurde. Planispenna celata Cost. sp. kann beim ersten Anblick leicht mit 31ilioUna agglutinans d'Orb. sp. verwechselt werden, doch unterscheidet sie sich von ihr durch die eigenthümliche Anordnung der Kannnern. Diese zeigen .^vorliegende Exemplare sehr deutlich, wenn man Prä- parate in der Weise herstellt, dass mau die Stücke mit einem scharfen Messer quer durchschneidet. — Sehr viel seltener als 403 Pkiuispirixa cclatd Cost. sp. ist Miliolina (uiylntinans d'Orb. sp., die nur in Probe C sich vorfand. Textilavidae. Textilaridcn koninien in vorliegenden Proben ziendicli liäutig vor und zwar sowohl agglutinirte als kalkschalige Formen. Unter den ersteren findet sich in Probe D eine der lexiilaria sagit- tula Defr. sehr nahe stehende Form. Sie weicht vom Typus insofern ab, dass sie weniger comprimirt ist und die Nähte nicht so deutlich erkennen lässt. Was Textäarid cf. conica d'Orb. aus Probe D betrifft, so unterscheidet sich unser Exemplar von der tj'pischen Texfilana conica d'Orb., wie sie Brady beschreibt und abbildet (1. c, p. 365, t. 43, f. 13 u. 14), besonders durch die sehr comprimirte Gestalt. Sie stimmt besser mit der 1. c, t. 113. f. 1 abgebildeten kurzen Varietät. Unter den aggluti- nirten Formen fand sich eine neue Art: Textilaria sphaerica n. sp. Taf. XXII, Fig. 6 a u. b. Schale wenig comprimirt. gedrungen, beinahe kugelig mit kurzer Spitze. Das orale Ende ist gerundet; das aborale endigt ziemlich stumpf. Der Querschnitt erscheint kreisförmig. Die Segmente sind wenig an der Zahl, vielleicht nur 3 bis 4 in jeder Reihe; die ersten sind äusserlich kaum wahrnehmbar. Die letzte Kammer ist stark aufgeblasen und nimmt über die Hälfte des Gehäuses ein. Die Nähte sind schwach vertieft und werden ge- gen das spitze Ende hin sehr undeutlich. Die Schale ist massig fein und dicht agglutinirt. Länge und Breite 0,8 mm. Sie findet sich in Probe A nicht selten. Diese auffallend kugelige Art lässt sich direct mit keiner der zu Gebote stehenden Abbildungen vergleichen. Am besten stimmt sie noch mit Textilaria aspera Brady (1. c, p. 367, t. 44, f. 9 — 13), besonders was die llundung der Kammern be- trifft. Textila ria aspera ist jedoch länglicher, die Nähte sind tiefer und alle deutlich wahrnehmbar. Auch scheint vorliegende Form nie aufgewachsen vorzukommen wie die Brady" sehe Art. Vielleicht kann man noch Textilaria, trochus d'Orb. (Brady, 1. c, p. 366, t. 43. f. 1.5 — 19 u. t. 44, f. 1 — 3), Textilaria tiirris (ibid., p. 366. t. 44. f. 4 u. 5) und ihre Verwandten zum Vergleiche heranziehen; doch unterscheiden sich alle diese For- men durch ihr gerade abgestutztes kantiges Mündungsende, so dass sie umgekehi'te Kegel mit ebener Basis darstellen. Das nicht seltene Vorkommen in unserer Probe und das Fehlen aus- 404 gewachsener Exemplare von Textilariou und Gaiuhyineu in der- selben, welche hier in Betracht kommen könnten, schliesst die Annahme aus. dass unsere neue Form nur ein Jugendstadium darstellt. Von dreireihigen Textilariden kommt Tritwia lepida Brady (Taf. XXII. Fig. oa. b) in den Proben A und C ziemlich selten vor. Diese zierliche kleine Form zeichnet sich vor allen an- deren Tritaxien durch die hyaline Beschatrenheit ihrer Schale aus, wie auch Brady (1. c. p. 389) es ausdrücklich hervorhebt („texture hyaline"). Sie ist lebend sehr selten. Gandryina chilosfoma Rss. (Denkschr. der Wien. Akad. d. Wiss.. Bd. 25, p. 120. t. 1, f. 5) wurde als Species beibehalten und nicht zu Gandryina impoides d'Orb. (Wien. Becken, p. 197. t. 21, f. 34 bis 36) gezogen, wie es Brady thut. da sie in unserem Falle genau mit der REuss'schen Originaiabbildung übereinstimmt und sich hinreichend von der anderen Form unterscheidet. Von Clavulinen fanden sich zwei Arten. Die fein agglutinirte Claviilina communis d'Orb.. die in allen Proben häutig vor- kommt, und die grob agglutinirte Clavulina cylindrica Hantk., die nur in Probe A beobachtet wurde. Die grob agglutinirten Formen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Globigerinen zum Aufbau ihrer Schale verwenden. Die eigenthümliche Mündung mit vorspringender Zunge (valvulär tongue), wie sie die von Brady abgebildeten Challenger-Formen zeigen (1. c, p. 396, t. 48, f. 32 bis 38), wurde auch an vielen unserer Exemplare constatirt. Die in Probe C sehr seltene Vin/ulina Mustoni Andr. (Beiträge zur Kenntniss d. Elsässer Tertiärs, p. 162, t. XI. f. 4a u. b) ist eine von denjenigen Formen, die zwischen den Gattun- gen Bulimina und Virgulina stehen, ähnlich wie die schlanken Varietäten der Bulimina elef/ans d'Orb.. welche sich in grös- seren Tiefen, namentlich im nordatlantischen Ocean findet. Vir- gulina Mustoni Andr. steht dem Formenkreis der Virgulina suh- squamosa Egger (Neues Jahrb. f. Mineral, etc., 1857. p. 295, t. 12, f. 19 — 21; — Brady, 1. c, p. 415, t. 52. f. 7 — 11) nahe, unterscheidet sich aber durch die mehr biseriale Anordnung der Kammern, sodass sie sich den Bolivinen nähert. Unter den Bo- livinen fand sich in Probe C in wenigen Exemplaren eine mit Bolivina textilaroides Rss. (Brady, 1. c. p. 419) verwandte Form, die sich vom Typus durch die etwas zahlreicheren Kammern un- terscheidet. Von Cassidulinen wurde nur eine Art. und zwar in Probe A häufig, seltener in Probe C beobachtet. Sie stimmt fast genau mit Cnssidulina ohlonga Rss. (Denkschr. d. Wien. Akad., Bd. I, p. 376, t. 48, f. 5 u. 6) überein, ist aber seitlich weniger com- 405 primirt, fast kugelig. Weniger gut stimmt sie mit C. crassa d'Orb. (Wiener Becken, p. 213. t. 21, f. 42 u. 43), welche tie- fere Nähte zeigt. Nach Brady ist Cassidulina crassa d'Orb. mit C. ohlonga d'Orb. synonym. lAtuolidae. Die Abtheilung der Lituolidae ist in unseren Proben sehr spärlich vertreten. In Probe C fand sich als Seltenheit Cyclam- ■minn canrellata Brady, die vielleicht mit der im Oligocän so häufigen CycJamnnna placenta Rss. sp. ident sein dürfte. Ausser- dem wurde in Probe A ein einkammeriges Gehäuse beobachtet, das bei näherer Untersuchung Verwandtschaft zur Gattung Hip- jiocrepina zeigt, ohne mit der einzigen bekannten Art, H. indivisa Park. (Brady. 1. c. p. 325, t. 26. f. 10 bis 14), vereinigt wer- den zu können. Hippocrepina constricta n. sp. Taf. XXII, Fig. 4. Schale frei, einkammerig. verlängert, kaum gebogen, mit vier queren Einschnürungen. Das eine offene Ende ist breit und gerundet, das andere geschlossene läuft in eine kurze Spitze aus. Die Mündung ist eine weite runde Oeffnung mit wulstartigem Rande und liegt im Centrum des breiten Schalenendes. Die Schalenoberfläche ist rauh. Länge 0,8 mm. Breite 0,3 mm. Ist in Probe A sehr selten. Unsere Form unterscheidet sich von Hippocrepina indivisa Park, hauptsächlich durch die starken horizontalen Einschnü- rungen, obwohl im Innern keine Scheidewände vorhanden sind. Auch besitzt sie eine rauhe Oberfläche, während Hippocrepina indivisa Park, glatt ist. Noclosar klae. Nodosariden kommen in unserem Materiale häufig vor; be- sonders bemerkenswerth ist der grosse Reichthum an Nodosarien, Marginulinen und Cristellarien in den beiden Garruchaproben (A und B|. Von Lngenen finden sich in Probe A 5 Arten, die meist nur in geringer Individuenzahl auftreten. Die beobachtete Lagena laevis Montg. sp. ist nicht ganz typisch, da sie eine etwas rauhe Oberfläche besitzt. Brady bildet eine solche Modification 1. c, t. 56, f. 10 u. 11 ab. Unter den Glandulinen findet sich in Probe D sehr selten eine Form, die feine Längsstreifen auf der Schale erkennen lässt und var. sithfi/isfriafa n. v. heissen mag. Brady bildet 1. c, 406 t. 61. f. 19 eii)e Ghindidii/a laecüjata d'Orb. ab, die ebenfalls Andeutung von feiner Längsstrcifung zeigt. Auch sonst stimmt sie mit unserer Form ziemlich genau überein. nur ist das Em- bryonalende bei dieser mehr zugespitzt. Im Text erwähnt Bradv nichts von Streifung. Nodosaria annul/ifa Terq. u Berth.. eine namentlich im Lias häufige Form mit nach oben hin an Grösse abnehmenden Kammern, findet sich in Probe A in ganz typischen Stücken, ist jedoch nicht häufig. Ihre wulstige runde Mündung erinnert etwas an Sagrinen. Mit Nodosaria radicnla Lin. sp., zu welcher sie Brady als Varietät ammlata stellt, hat sie wenig Aehnlichkeit. Nodosaria radicula Lin. sp. wurde auch in der gleichen Probe beobachtet. Sie weicht durch ihre schmale Gestalt etwas vom Typus ab. In Probe A findet sich sehr selten eine kleine Den- taline mit schräg gestellten Nähten, welche gut mit der von Hantken in den Clavulina-Sznhoi -^cXnchi^w beobachteten Form von Denfalina suhtilis Neugb. {Mittheil. d. k. ungar. geol. Anst., Bd. IV, Heft 1, p. 33, t. Iltr 4'. 13) stimmt. Vielleicht ist diese ihrerseits ident mit der nich^ vollständig bekannten Bentalina hadenensis d'Orb. (Wiener Becken, p. 44, t. I, f. 48 u. 49). Unsere mit Nodosaria (Bent) äff. mieropti/cha Rss. (Sitzb. d. Wien. Akad. d. Wiss., Bd. 42, p. 365, t. I, f. 4) bezeichnete Form ist der Keuss' sehen Art sehr ähnlich, der Unterschied liegt haupt- sächlich darin, dass vorliegende Form auf den ersten Kammern gestreift ist. Als häufigste Nodosarie in unseren Proben ist die Dentalinenform Nodosaria consohrina d'Orb. und ihre schlanke, kurzkammerige Varietät (N. emaeiaia Rss.) bemerkenswerth. Viel- leicht ist zu ihr auch ein Fi-agment aus Probe B zu rechnen, das nur aus den drei letzten Kammern besteht. Das orale Ende ist in eine lange, dünne Röhre ausgezogen, deren etw^as ange- schwollene Spitze die gestrahlte Mündung trägt. In Bezug auf die in Probe A und B ziemlich häufige Nodosaria approximata Rss. ist zu erwähnen , dass der Name N. approximata beibehalten wui'de, da diese Form nicht mit Bentalina pleJjeja Rss. (diese Zeitschr., Bd. VU, p. 267, t. 8, f. 9) aus der Schreibkreide iden- tisch sein dürfte. Brady vereinigt beide Formen zu einer Art. Die in Probe A sich nicht selten findende Nodosaria cate- nulata Brdy. (1. c. , p. 515. t. 63, f. 32 u. 33) könnte, wenn man sie nicht als selbstständige Form ansehen will, nach vorlie- gendem Materiale eher als Varietät zu B. elegantissima d'Orb. (Wiener Becken, p. 55, t. II, f. 33 — 35) und nicht, wie Brady meint, zu N. vertehralis Batscii sp. (Brady. 1. c. p. 514. t. 63, f. 35 und t. 64, f. 11- — 13) ge?;ogen werden. In Probe A fanden sich einige schmale, cylindrisclie Nodo- 407 sarien mit dickem, eiförmigem Embryonalende (Taf. XXII. Fig. 3). Die nähere Untersuchung der Sclialenbeschatt'enheit ergab, dass eine feine Punktirung vorhanden ist. Unsere Exemplare, denen der Münduiigstheil fehlt, dürften zu Nodosaria Eiva/di Rss. ge- hören, besonders nach der Abbildung wie sie Bornemann giebt (diese Zeitschr..Bd. Yil, t. 12. f. 10). Bei vorliegenden Stücken hat jedoch das kugelige Ende einen grösseren Durchmesser im Verhältniss zum übrigen Schalentheil; auch ist es nicht aus zwei Kammern zusammengesetzt, sondern die erste Scheidewand be- findet sich über dem kugeligen Embryonaltheile. Beuss (diese Zeitschr. , Bd. III, t. 3. f. 2) bildet auch ein angeblich zu K Eicaldi gehöriges Embyonalende ab. das jedoch nicht angeschwollen, sondern schmal und spitz ist. Es handelt sich vielleicht hier um zwei verschiedene Arten, wenn nicht ein Fall von Dimorphismus vorliegt, was immerhin möglich wäre, oder die Form mit dicker Embryonalkammer überhaupt zu den Sagrinen gehört. Zwischeiiformeii von Xodosaria und Mavffinulina. In unseren Proben konnnen als Seltenheiten einige Formen vor. bei deren Bestimmung man im Zweifel ist, in welche der Gat- tungen Nodosaria oder Margimilina man sie einreihen soll. Sie gehören in die Formenreihe der Maryinulina ylahra d'Orb., doch weichen sie so wesentlich von diesen Formen ab, dass sie als besondere Arten gelten können. Marf/innlina acmninnta n. sp. Taf. XXI, Fig. 3 a, b. Schale länglich, stark gebogen, gegen das orale und aborale Ende sich zuspitzend. Der Querschnitt ist nahezu kreisförmig. Das Gehäuse besteht aus 5 Kammern, die durch sehr schräg stehende Nähte getrennt sind. Der äusserlich sichtbare Theil der 4 ersten Kammern ist breiter als hoch. Die letzte Kammer ist stark aufgeblasen und in eine dünne Mündungsröhre ausgezogen. Die Oberfläche ist glatt. Länge 0.4 mm. Breite 0.15 mm. Sie findet sich sehr selten in Probe B. Unsere Form ist nahe verwandt mit der schlankeren Modi- fication von Margimilina tnfnrcta Rss. (= M. glahra d'Orb. nach Brady. 1. c. p. 527), Sitzber. d. Wien. Akad.. Bd. 48. t. 3, f. 37; doch weicht sie von dieser durch die stärkere Krümmung der Schale, durch die in eine Röhre ausgezogene Mündung und das schärfer zugespitzte Embryonalende ab. Die beiden ersten Merkmale unterscheiden sie auch von der verwandten Nodosaria mueroxafa NEuaB. (Brdv. . 1. c. , p. 506). Dazu kommt für 31. acroiiit/afa noch die grössere Aufgeblasenheit der letzten Kammern. 408 Marge nulina ventricosn ii. sp. Taf. XXI, Fig. 4c% b, c. Schale verlängert, ungefähr in der Mitte am breitesten und rund im Querschnitt. Das Mündungsende läuft spitz zu; das Embryonalende ist gerundet. Die 5 Kammern sind schräg ge- stellt; die ersten haben die Tendenz, sich spiral einzurollen; die letzte und vorletzte sind auf der Concavseite der Schale bauchig aufgetrieben. Die gestrahlte Mündung liegt randlich auf einer vorgezogenen Spitze. Länge 0,7 mm. Breite 0,3 mm. Sie findet sich sehr selten in Probe A. MarginuJina ventricosa ist verwandt mit M. pedum d'Orb. (Wien. Becken, p. 68, t. 3, f. 13 und 14), iH similis d'Orb. (1. c. , p. 69, t. 3, f. 15 u. 16) und M. pediformis Bornem. (diese Zeitschr., Bd. VII, p. 326, t. 13, f. 13). Sie unterscheidet sich von diesen Formen hauptsächlich durch die starke Aufge- blasenheit und Breite der beiden letzten Kammern im Vei'hältniss zum übi'igen Schalentheile und durch die auf der convexen Scha- lenseite winklig erscheinenden Nähte. Brady zieht alle diese Formen zu Marginulina glahra dOrb.. von der unsere Form durch die spitz zulaufende Endkammer abweicht. Marginulina curvata n. sp. Taf. XXI, Fig. 5. Schale verlängert, fast überall gleich breit und schwach S-förmig gebogen. Das Mündungsende ist schief abgeschnitten, das Embryoalende gerundet. Die 7 schräg gestellten Kammern nehmen gegen das orale Ende hin nach und nach an Grösse zu. Die Nähte sind bogenförmig und nur die beiden letzten ^ vertieft. Die gestrahlte Mündung liegt randlich. Die Oberfläche' ist glatt. Länge 0,7 mm, Breite 0,2 mm. In Probe A sehr selten. Es giebt ziemlich viele Formen, die Aehnlichkeit mit M. curvaia haben. Die oben erwähnte M. infarcta Rss. gleicht ihr etwas in der äusseren Contour. doch ist bei M. curvata das Embryonalende stärker gekrümmt, die Nähte des Anfangstheiles stehen steiler und sind sich mehr genähert, auch ist die letzte Kammer stärker aufgeblasen. Ferner sind mit M. curvata die Karrer' sehen Formen Crist. (31.) nnralnlis Karr. (Abhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst. , Bd. IX, p. 382, t. 16b, f. 35) und Gr. (31.) ampla Karr. (1. c, p. 382, t. 16b, f. 36) ver- wandt,' sie unterscheiden sich jedoch durch die plumpere, bei Cr. ampla fast kugelige Gestalt. Zu diesem Forraenkreis sind noch zu rechnen 31. tumida Rss. (diese Zeitschr., Bd. III, p. 64, t. 3. f. 4 und Sitzungsber. d. Wiener Akad. d. Wiss., Bd. 48, 409 p. 48, t. 3. f. 32 — 35). M. nhhren'afn Karr. (Sitzber. d. Wien. Akad. d. Wiss., Bd. 44, p. 445, t. 1. f. 7) und auch die jetzt zu beschreibende Form, die vielleicht nur eine Abnormität darstellt. Marginulina prohleniatica n. sp. Taf. XXI, Fig. 6. Schale länglich, fast gerade, spindelförmig. Das Mündungs- ende ist zugespitzt, das Embrj^onalende gerundet. Es sind 5 Kammern vorhanden. Von den flachen Nähten sind die 3 ersten schräg gestellt, die letzte jedoch verläuft horizontal. Die ge- streifte Mündung liegt central. Die Oberfläche ist glatt. Länge 0,7 mm, Breite 0,2 nun. Sie findet sich in Probe A sehr selten. Marginnlinn prohleniaficd unterscheidet sich von allen ge- nannten, in diesen Formenkreis gehörigen Arten, durch die letzte horizontal verlaufende Scheidewand. Sie stellt vielleicht eine abnorme Varietät von M. curvaia n. sp. dar. Es fehlt aber vorliegender Form die stärkere Krümmung der Schale, auch ist die Mündung mehr central gelegen. Einige Aehnlichkeit im Um- riss hat M. proUematica auch mit Cristellaria (M.) Inimilis Karr. (Abhandl. d. k. k. Reichsanst. . Bd. IX, p. 382, t. 1Gb. f. 33), doch ist diese Form etwas grösser, besitzt etwas tiefer liegende Nähte, die alle ein wenig schräg gestellt sind. Unter den echten typischen Marginulinen unserer Proben findet sich eine elegante, reich ornanientirte neue Form. Marginulina Peckcti^) n. sp. Taf. XXI. Fig. 1. Schale verlängert, gerade, fast cylindrisch. Sie verjüngt sich etwas gegen das Embryonalende, welches mit Stachel ver- sehen ist. Es sind durchschnittlich etwa 8 Kammern vorhanden. Nur die letzten Nähte sind vertieft. Die marginale Mündung liegt auf einer kurzen cylindrischcn Röhre, die durch eine kleine gestrahlte Pyramide geschlossen ist. Die Oberfläche ist mit un- gefähr 12 kräftigen, in gleicher Entfernung von einander ste- henden Rippen verziert, die über die Nähte hinweglaufen. Die Rippen sind am Embryonalende manchmal etwas dornig. Länge durchschnittlich 2.3 mm. Breite 0.6 mm. Findet sich häufig in Probe A und B, ist in B jedoch etwas seUener. Ausser dieser Form konnnt noch eine Modification vor, die als Varietät spinosa bezeichnet werden soll (Taf. XXI. Fig. 2). 1) Diese Form wurde benannt zu Ehren des englischen Consuls George Clifton Pecket, der unseres Wissens zuerst das Vorkonuueu von Foraminiferen in den Mergeln von Garrucha beobachtete. Zeitsclir. d. D. geol. Ges. XLII. 3. 2S 410 Bei dieser sind nändicli die Rippen der ganzen Länge nach mit Dornen versehen. Die gedornte Form sclieint nach vorliegendem Materiale mit der ungedornten durch Uebergänge verbunden zu sein, wie es auch schon das Vorkommen von Dornen am Em- bryonalende der glattrippigen Stücke vermuthen lässt. Die Varietät besitzt tiefere Nähte auf dem oralen Theile der Schale, als der Typus. Das Primordialende ist manchmal etwas eingerollt, dann gerundet, comprimirt und mit einem Kiele versehen. Auf dem gekrümmten Schalentheile treten bisweilen unregelmässig vertheilte Tuberkeln auf. Die Varietät kommt in Probe A und B häufig vor; in Probe C ist sie seltener und schwächer gedornt. Margimilina Pecheti und ihre gedornte Varietät haben in der äusseren Gestalt einige Aehnlichkeit mit Brady's Challenger-Form von Marginulina costata Batsch sp. (Brady, 1. c, p. 528, t. 55, f. 10 — 13). Unsere Art unterscheidet sich aber duixh die mehr horizontal verlaufenden Nähte, durch die kugelige Form der letzten Kammer und durch die röhrige Mündung. Die Varietät spi- nosa lässt sich ausserdem noch mit Crisfellaria semäuherculata Karr. (Sitzber. d. Wiener Akad. d. Wiss., Bd. 55. p. 355, t. 1, f. 7) vergleichen, sie ist jedoch grösser. Ihre Länge beträgt ungefähr 3 mm, während Cr. semituherculata Karr, nur 1 Y2 bis 2 mm misst. Auch sind unsere Exemplare vollständig und viel kräftiger gedornt. Das P^mbryonalende scheint bei Cr. semireti- culata nicht so stark eingerollt zu sein. Von Lingulinen fanden sich zwei Arten: Liiigulina costata d'Orb., deren häufiges Vorkommen in Probe B um so merkwürdiger ist, als sie in dem übrigen Materiale zu fehlen scheint, und eine Art, die von den bekannten Lingulinen erheblich abweicht und als eine neue Species angesehen werden niuss. Lingulina ulata n. sp. Taf. XXII, Fig. 1 a, b, c. Die Schale ist sehr verlängert, gerade, bedeutend compri- mirt und besitzt einen breiten, flügelartigen Kiel. Sie verjüngt sich etwas nach dem Embryonalende zu. Das Mündungsende fehlt an unseren Stücken; das aborale Ende ist gerundet. Die Kammern sind zahlreich; die erste verhältnissmässig klein, läng- lich eiförmig. Die wenig vertieften Nähte verlaufen horizontal. Die Schale besitzt auf dem oberen breiteren Theile jederseits 3 Längsstreifen, auf dem schmäleren Anfangstheile finden sich nur noch 2. Die Länge ist fraglich, jedenfalls mehr als 2,2 mm, die grösste beobachtete Breite 0,35 nun. Sie kommt in Probe A ziemlich häufig vor. 411 In dei- zu Gebote stellenden Literatur ist keine Art aufzu- finden, die mit unserer Form nähere Verwandtschaft zeigt. Viel- leicht stellt diese ein Bindeglied zwischen Lingulinen und Nodo- sarien dar. Unsere Exemplare von Frondicnldria aluta d'Okij. sind da- durch bemerkenswerth, dass sie Dimorphismus in Bezug auf die Embryonalkammern zeigen. Es kommen nämlich Formen mit grosser, aufgeblasener und solche mit flacher Embryonalkammer vor, analog wie das bei Milioliden, Nummuliten und vielleicht auch Nodosarieu (cf. N. Ewaldi, p. 407) beobachtet wurde. Die Embryonalkammer hat 4 bis 6 Längsstreifen. Bezüglich der nur in Probe A gefundenen Fr. interrnpta Karr, ist zu erwähnen, dass von einem Alterniren der allerersten Kammern, wie es Brady bei der recenten Fr. interritpta Karr, erwähnt (1. c, p. 523) und 1. c. . t. 66. f. 7 abbildet, nichts Avahrgenommen werden konnte, auch zeigt die Originialabbildung der Karrer'- schen Miocänform (Abliandl. d. geol. Reichsanst., Bd. IX, p. 380, t. 16b, f. 7) kein solches Alterniren, ebensowenig bemerkt Karrer im Text etwas davon. Unser Bhahdogoniwn tricaröiatnni d'Orb. sp. (Taf. XXII, Fig. 2a, b). welches sich in Probe A ziemlich selten fand, stimmt mit dem i/OnBiGNY'schen Modell No. 4. da auch bei diesem die Mündung nicht central, sondern in einem der 3 Winkel liegt. Die von Brady beobachtete und mit der von u'Orbigny aufge- stellten identificirte Art zeigt eine centrale Mündung. An Cristellarien waren unsere Proben A und B besonders reich, sowohl was die Individuen als die Artenzahl anbelangt. Die meisten fanden sich in typischen Stücken, sodass sie sich mit Hülfe der vorhandenen Literatur identificiren Hessen. Die miocäne Cndellaria arinunensis dOrb. wird von Brady (1. c, p. 555) zu Cf. costata Ficht, u. Moll sp. gestellt. Un- sere Exemplare iseig'^n grössere Achnlichkeit mit ersterer Form; die D'ORBiGNY'sche Bezeichnung wurde deshalb beibehalten. Sie fanden sich ziemlich häufig in Probe A und B. In denselben Proben wurde eine Form beobachtet, die als neu angesehen werden muss. Cristellaria Moldcnhdueri n. sp. Taf. XXI. Fig. 7 a. b. c. Schale verlängert, comprimirt. flach auf beiden Seiten und ungefähr in der Mitte am breitesten. Mündungs- und Embryonal- ende laufen spitz zu. Kannnern sind durchschnittlich 10 vor- handen; die letzte erstreckt sich fast bis an's Enibryonalende. Zwischen den Kammern ist durchsichtige Schalensubstanz abge- 28- 412 lagert. Die Nähte sind kaum vertieft und verlaufen vom aboralen Ende aus bogenförmig nach dem Rücken {richtiger der gekielten Seite) hhi. Die jüngeren Nähte sind weniger gebogen als die älteren. Manchmal gabeln sich die Kamraerscheidewände in der Nähe des Rückens. Dieser ist mit einem Kiele versehen, der fast bis an das untere Ende reicht. Nahe dem Rücken und parallel zu diesem verläuft ein erhöhter Längsstreifen, unter dem man die Mündungen der einzelnen Kammern durchschimmei'n sieht. Ausserdem befinden sich auf dem Embryonalende 4 bis 5 viel kürzere Längsrippen. Länge 2,8 mm, Breite 0,8 mm. Sie findet sich häufig in Probe B. weniger häufig in A. Ausserdem wurde in Probe A als Seltenheit eine Form beobachtet, die als breite, stark berippte Varietät (var. latu n. v.) der soeben beschriebenen Cnstellaria gelten kann. Dieselbe zeigt auch einen mehr unregelmässigcn Verlauf der viel längeren und stärkeren Rippen, indem diese in ihrer Krünnnung mehr oder weniger dem Aussenrande parallel laufen und somit auf dem un- teren nicht gekielten Kammertheile den Nähten folgen. Sowohl Typus als Varietät gehören der alten von Defkance aufgestellten Formengruppe der Planularien an, in der ganz flache Arten von Cristellarien- oder Vaginulinen - ähnlichem Habitus vereinigt wur- den. Unsere Formen nähern sich überhaupt sehr den Vaginu- linen wegen der fast verschwindenden spiraligen Einrollung der ersten Kammern, was das einzige sehr inconstante Unterschei- dungsmerkmal beider Gattungen ist. In Probe A findet sich eine nachstehend beschriebene Form, die ebenfalls eine Mittelstellung zwischen Cristellaria und Vagi- mdina einnimmt, indem sie in ihrer Gestalt einestheils an die ensiformen Cristellarien, anderentheils an die kürzeren Arten von Vaginulina erinnert : Yaqinnlina strintissinia n. sp. Taf. XXI, Fig. 9 a, b. Die verlängerte Schale nimmt nach unten an Breite ab. Das Mündungsende ist schief abgestutzt. Das ziemlich stark ver- schmälerte und etwas gebogene Embryonalende ist gerundet. Die Kammern sind schräg gestellt. Ihre wenig tiefen Nähte sind un- deutlich und verschwinden gegen unten hin ganz. Die runde Mündung liegt randlich. Die Oberfläche ist dicht mit feinen Längsstreifen bedeckt. Länge 1,4 nun. Breite 0.4 mm. Ist in Probe A sehr selten. In ihrer äusseren Gestalt hat diese Form Aehnlichkeit mit gewissen langgestreckten Cristellarien. doch war weder unter die- sen, noch unter den Vaginulinen eine Art mit so auffallender Ornamentik der Schale aufzufinden. 413 Ausserdem wurden noch drei ander-e gestreifte Yaginulincn beobachtet, nämlich V((fiwifh'n(( linearis Montao. sp.. die ziem- lich selten in Probe A vorkommt, ausserdem zwei Varietäten von zwei sonst glatten. Von der einen. Vaginnla kr/unicn Lin. sp.. findet sich in Probe A ziemlich häufig eine Modification mit dickem Embrvonalende. das einige Streifen trägt. Man hat es wahrscheinlich mit einer ähnlichen Erscheinung zu thun. wie oben bei Fnindicnlarid nlatn d'Orb.. nämlich mit einem Dimorphismus. Neben diesen Formen kommt auch der Typus, jedoch viel seltener vor. Von der anderen Art. Vaginulina margaritifera Batsch sp.. wurde in den Proben A und B eine ziemlich stark gestreifte Varietät beobachtet. Sie soll als Varietät striata n. var. auf- gestellt werden (Taf. XXI. Fig. 8). Abgesehen von der Strei- fung stimmt unsei'e Form genau mit dem Typus überein. Die Streifen zeigen sich hauptsächlich auf dem Embryonaltheile. Sie laufen von der convexen Seite aus etwas schräg über die Schalen- oberfläche hinweg. Einige derselben sind manchmal in Knötchen aufgelöst. Ausserdem treten in der Nähe des Rückens bisweilen 1 oder 2 Längsstreifen auf. die parallel dem Rande verlaufen. Die Exemplare variiren sehr an Grösse. Die grössten sind 0,8 mm lang, 0,7 mm breit. Unsere Form ist in den Proben A und B ziemlich häufig. In Probe B finden sich fast glatte Individuen, die also dem Typus nahe konniien. Vaginnla legnmen Lin. sp. und V. margaritifera Batsch sp. wurden nach Brady (1. c, p. 532) noch nie für sich allein, sondern immer vergesellschaftet gefunden. Dieses gilt auch für unser Material. Ferner bemerkt Brady (1. c, p. 532). dass die Vaginulincn mit wulstartig ver- dickten Kammerscheidcwänden (limbatc varicties) sowohl recent als fossil durchweg seltener seien, als diejenigen mit unverdickten Nähten (non limbatc sutures). Es zeigte sich nun. dass in Probe A beide Formen ungefähr gleich liäufig sind, in Probe B aber die Exemplare ohne Liinbation seltener sind, als die mit einer solchen. Die in Probe A gefundenen Stücke von Dimorph i na tube- rosa d'Orb. (Taf. XXI. Fig. 10) stimmen mit d'Orbicjny's Mo- dele No. 60 (Brady, Parker u. Jones: A monography of the genus FolgmorpJiina. Trans. Lin. Soc. . 1870, Bd. 27. t. 42, f. 39 a) gut überein, nur sind die Nähte des Polymorphinen-ähn- lichen Anfangstheiles nicht so tief, auch ist die Mündungsspitze etwas mehr ausgezogen. Diese Unterschiede sind jedoch von zu geringem morphologischen Werthe. um selbst nur eine Varietät darauf zu gründen. Schon unsere verhältnissmässig wenigen Exem- plare variiren ein wenig in dieser Hinsicht. Uvigerina pygntaea d'Orb. und ihre feingestreifte Varietät 414 (U. temiisfriatd Rss.) kommen in fast allen unseren Proben vor. Besonders häufig ist die Varietät und die Uebergangsformen von dieser zum Typus. In Probe D fand sich ein Exemplar einer feingestreiften Uvigerina, das jedoch comprimirt ist. Ausserdem wurde in Probe C eine zur Gattung Sagrina führende Ueber- gangsform beobachtet. Sie gleicht der gestreiften Varietät von JJ. pygmnea, doch ist sie etwas länger im Verhältniss zur Breite und der Mündungstheil beginnt einreihig zu werden. Sie stellt also wahrscheinlich eine Zwischenform von U. pygmaea var. temmtriata Rss. und Sagrina nodosa Park. u. Jon. dar. Diese Sagrina fand sich in Probe A in mehreren typischen Stücken. Der einreihige Schalentheil besteht bei denselben aus 5 geradlinig aneinander gereihten Kammern. Die vorliegenden Exemplare von Sagrina virgnJa. Brady, die in den Proben A und C häufig ist. sind alle vom Embryonalende an einreihig gebaut, wie das auch bei anderen Sagrinen manchmal vorkommt. Solche Formen sind dann schwer von Nodosarien zu unterscheiden, besonders von denjenigen, welche eine runde, un- gestrahlte. mit Wulst umgebene oder Uvigerinenmündung^) be- sitzen, wie die Sagrinen. Es sind vielleicht diese aberranten Nodosarien, zu denen z. B. Nodomria annnlafa Terq. u. Berth., N. abyssormii Brady gehören, aus der Gattung Nodosaria auszu- scheiden und Sagrina beizufügen. IS. Ewald i gehört, wie oben angedeutet, möglicher "Weise auch hierher. Wenn also die Form der Mündung, nicht die Anordnung der ersten Kammern, die sogar innerhalb einer Art sehr schwankend ist, das Hauptcharakte- risticum der Sagrinen bildet,, so dürfte Brady' s Diagnose von Sagrina: ~,Earlier Chambers Uvigerine. later ones Nodosarian" nicht ganz zutreffend sein. Selbst die von ihm, allerdings mit Vorbehalt, zu Sagrina gestellten S. anmiJata und S. tesselata fügen sich nicht seiner Definition, indem an ihnen von einem TJvigerinen-ähwWchew Anfangstheile nichts zu erkennen ist. Viel- leicht würde man die Diagnose der Gattung Sagrina besser in folgender Weise umändern: Schale hyalin, älterer Kammertheil Uvigerinen - ähnlich oder einreihig, jüngerer stets einreihig n)it runder, gewulsteter oder Uvigerinenmündung. aber nie Nodosarien- ähnlich. d. h. mit typisch gestrahlter oder Entosolenienmündung, während man im Gegensatz dazu bei der Diagnose von Diinor- phina Werth auf die gestrahlte Mündung zu legen hätte. ^) „Uvigpriiieiimündmit;" soll der Kürze -wegen diejenige Mün- dungsfonii genannt werden, die eine stielartige Röhre und an deren Ende einen die Mündung umgebenden ringförmigen Wulst oder Um- schlag besitzt, sodass sie etwa dem Halse einer Bierflasche ähn- lich sieht. 415 Berücksichtigt man die Schalenbeschaffenheit und die An- ordnnntr der Kammern, so lässt sich folgendes Schema aufstellen: Meist relativ gross und dickschalig, mit gestrahl- ter Mündung. Meist klein und sehr zart- schalig mit ungestrahlter, gewulsteter oder Uvige- rinenmündung. einkammerig. (Lyenu ylohofsu) ^). i Lcujtna. einreihig Nodosaria. Sagrina p. p. anfangs spiral, dann einreihig DiiHorphina. Sayrina p. p. unregelmäs- sig Spiral. Polyxwrphina. l'cigerina. ganz oder theilweise Spi- ral in einer Ebene. Cr id teilen- ukie. — Entosoleuienraündung kommt neben den genannten Mündun- gen in beiden Reihen vor. so bei La P zerzwillingte Individuen zukonnnen. — Mitunter ist es in Präparaten, die aus ganz frischen Gesteinsstücken angefertigt sind, nicht möglich, verzwillingte Kry- stalle von solchen, welche regellos neben einander gelagert sind, aber eine gerade Begrenzungslinie besitzen, mit Sicherheit zu unterscheiden. Wo aber die Zersetzung des Cordierits nur ein wenig begonnen hat, da wird sofort der Unterschied zwischen gesetzmässig und nur zufällig an einander gelagerten Krystallen erkennbar. Die Zersetzung folgt nämlich stets mit Vorliebe zu- nächst den Krystallgrenzen und Spaltrissen, verschont aber die Zwillingstracen , weil an diesen, wenn man so sagen darf, das Gefüge des Krystalls nicht lockerer ist als an beliebigen anderen Stellen. Dringt sie abei- endlich in das Innere der Krystalle ein, so sind aus dem gleichen Grunde die Zwillingstracen durchaus nicht etwa bevor-zugte Richtungen ihres Fortschreitens. Sehr häufig kann man sogar beobachten, dass sie von den Strängen der Zersetzung durchzogen werden, ohne irgend welchen Einfluss auf die Richtung und den Verlauf derselben auszuüben. Bei den Umwandlungsvorgängen selbst bilden das haupt- sächlichste zuerst entstehende Product grünliche, faserige, pi- nitische Substanzen, die die Krystalle umranden und in Form von Strängen durchziehen, wobei sie gern zwei senkrecht auf 514 cinanilor stelifeuden Kichtuiigen folgen. Von den liauptsträn- gen gehen nach den Seiten kleinere secundäre aus. die immer weiter in den Krystall hineinwachsen, bis schliesslich die ur- sprüngliche Substanz desselben vollständig aufgezehrt ist. Dabei bleiben die Krystallconturen gut erhalten, und man erkennt erst bei gekreuzten Nicols an der Aggregatpolarisation, dass man nicht mehr eine einheitlich orientirte Substanz vor sich hat. Aus den wohl pinitischen Uniwandlungsproducten bildet sich, wie es scheint, durch einen neuen secundären Vorgang Muscovit heraus. Dabei findet oft eine Ortsveränderung der umgewandelten Substanz statt, und es sind dann auf allen Spaltenräumen des Gesteins zahlreiche grosse Muscovitblätter angesiedelt. Andererseits trifft man aber auch mitunter an der Stelle des ursprünglichen Cordieritkrystalls ganz feinfaserige Muscovitgewebe , die man wohl am besten als Sericit bezeichnet. Eine sicher directe Umwandlung des Cor- dierits in Sericit konnte nicht constatirt werden. Neben der be- schriebenen Zersetzung konnut auch, obgleich bedeutend seltener, eine andere Art der üniwandlung vor, bei der Serpentin-ähnliche, meist gelb oder gelb-braun gefärbte, nicht faserig, wie der Pinit, struirte, sondern einheitliche Producte entstehen. Von den Biotit-Interpositionen des Cordierits haben wir schon ziemlich ausführlich bei der Beschreibung der hauptsäch- lich durch sie erzeugten Contactstructur gesprochen. Es möge hier nur noch kurz einiger Einzelheiten gedacht werden, welche dort der Uebersichtlichkeit halber nicht mit aufgeführt wurden. Die Biotitblättchen besitzen durchschnittlich mir ein oder wenige Hundertstel Millimeter Ausdehnung, erreichen sogar mitunter noch nicht einmal diese Dimensionen. Dabei haben sie so geringe Dicke, dass selbst in dünnen Präparaten nicht selten zwei oder drei unter einander liegen und bei der Verschiebung des Tubus nach einander sichtbar werden. Diejenigen unter ihnen, welche längliche, und besonders die, welche rechteckige Gestalten be- sitzen, sind recht oft parallel zu den Krystallaxen des Cordierits angeordnet. Ausser dem Biotit wurden noch eine Reihe anderer Mineralien als Einschlüsse in dem Cordierit aufgefunden, treten aber viel seltener auf als jene und unterscheiden sich im Allge- meinen nicht durch ihre Formen von den Einschlüssen, welche im Cordierit normaler archäischer Gesteine aufzutreten pflegen. Vor Allem sind Titaneisen, Sillimanit und Zirkon zu erwähnen. Das Titaneisen trifft man meist in frischen, opaken, selten nur in umgewandelten und dann Leukoxen bildenden Körnern an. Magnetit dürfte, nach dem hohen Titansäuregehalt zu urtheilen, welchen die oben angeführte Analyse ergab, meist nicht daneben vorhanden sein. Im Allgemeinen haben die Körner des Erzes 515 unrcgeln)ässige Gestalt; nur in dem Cordierit der aus dein Gra- nat-Tonalit stammendeu Einschlüsse herrschen lang stabartige For- men vor. Der Sillimanit findet sich entweder massenhaft in dichten Büscheln oder aber in vereinzelten, sehr häufig parallel zu den krystallographischen Axen des Cordierits eingelagerten, langen Nadeln. Nur selten sind dieselben undeutlich pyramidal begrenzt, meist unregelmässig endend. Querabsonderung ist nicht häufig wahrzunehmen und jedenfalls viel seltener als beim Apatit. Der Zirkon tritt bald in gut krystallisirten. scharfen, kleinen Säulchen, bald in mehr oder minder unregclmässig begrenzten Körnern auf; er ist fast stets von den bekannten gelben, pleo- chroitischen Höfen umgeben, deren Farbenintensität in der Stellung am grössten ist, in welcher eine Elasticitätsaxe des Cordierits mit der Schwingungsrichtung der Polarisators zusammenfällt. Auch Quarzkörnchen sind mitunter in dem Cordierit eingeschlossen und besitzen dann meist dieselben rundlichen Gestalten, wie sie den Quarzeinschlüssen des faserigen Orthoklas eigenthünilich sind. Audalusitkörnchen wurden nur in vereinzelten, seltenen Fällen als Interpositionen beobachtet. Sie sind stets ganz unregelmässig umgrenzt. Schliesslich sind noch Spinell, Korund und Kutil als Einschlüsse zu erwähnen. Der Rutil und der Korund wurden nur in den Cordieriten der aus dem Granat -Tonalit stammenden Varietät aufgefunden. Ersterer tritt in dünnen, roth - braunen Säulchen zusammen mit den oben erwähnten Ilmenitstäbchen auf. Den Korund und den Spinell werden wir erst später besprechen, da sie auch noch in anderen Mineralien und ferner auch selbst- ständig ganz in derselben Ausbildungsweise vorkommen, (xlas- und Flüssigkeitseinschlüsse wurden niemals constatirt. Es bleibt uns jetzt nur noch übrig, kurz auf die optischen Eigenschaften einzugehen, welche an dem Cordierit beobachtet wurden und theilweise die besten diagnostischen Merkmale für seine Wiedererkennung in den verschiedenen Gesteinen gewährten. Seiner rhombischen Natur entsprechend ergab sich die Auslöschung in all' den Schnitten als gerade, in welchen auf irgend eine Weise ein Anhaltspunkt zur Bestimmung der Auslöschungsrichtung ge- geben war, sei es nun durch Krystallconturen oder durch Spalt- risse, sei es durch Richtungen, in denen die Zersetzung fort- schreitet oder durch geradlinig parallele Anordnung von Interpo- sitionen. Im convergenten polarisirten Licht wurden die Merkmale optisch - zweiaxiger Krystalle mit grossem Winkel der optischen Axen beobachtet. Die Lichtbrechung ist schwach. Dass sie sehr annähernd mit der des Canadabalsams übereinstimmt, trat deut- lich hervor, als Splitterchen des Minerals, die mit Thoulet' scher Flüssigkeit isolirt worden waren, in den Balsam eingebettet wur- 516 den. Im gewöhnlichen Licht sah man ausser den Partikelclien, welche durch Verunreinigung mit nicht zu entfernendem Biotit sofort sichtbar waren, nur noch sehr wenige Körnchen imierhalb des Gesichtsfeldes. Setzte man aber den oberen Xicol in ge- kreuzter Stellung auf, so erschien dasselbe plötzlich ganz erfüllt mit Ideinen, bunt polarisirenden Splitterchen und Körnchen. Die Doppelbrechung hat ungefähr dieselbe Stärke, wie bei dem Quarz, von dem er daher auch durch die Interferenzfarben nicht unter- schieden werden konnte. Der charakteristische Pleochroismus war selbst in dif^keren Präparaten niemals wahrnehmbar. Es wurde daher der Versuch gemacht, ilin in der bekannten, zuerst von BorucKY ^) angegebenen Weise künstlich zu erzeugen. Zu dem Zweck wurden einzelne Stücke von Präparaten vom Object- träger gelöst und auf Platinblech geglüht. Die besten Resultate erhielt ich bei schwachem, aber anhaltendem Glühen. Es gelang dann, einen recht intensiven Pleochroismus hervorzubringen, dessen Farbenwechsel von gelblich weiss bis zu hell blau ging. Durch die hierbei angewendete Temperatur wurden die pleochroitischen Höfe rings um die Zirkonkrystalle bereits vollkommen zerstört. Bei sehr lange fortgesetztem, kräftigerem Glühen verschwand der Pleochroismus wieder. Es trat dabei aber eine andere Erschei- nung auf, die man zur Unterscheidung des Cordierits von Quarz und Feldspath benutzen kann. Während nänüich diese beiden Mineralien klar und frisch bleiben, bräunt sich der Cordierit in einer ganz eigenthümlichen Weise. Freilich ist die Bräunung nur schwach, aber sie reicht vollkommen aus, um jene Unterscheidung mit Sicherheit vornehmen zu können. Der Cordierit erscheint in solchen Präparaten nach dem Glühen wie mit einem feinen, braunen Pulver überstreut; seine bereits zersetzten Stellen aber färben sich durch Ausscheidimg ihres Eisengehaltes dunkel braim. Wahrscheinlich beruht die ganze Erscheinung darauf, dass schon vor dem Glühen auch in der anscheinend unveränderten Substanz zahlreiche, winzige, zersetzte Partikelchen liegen, die wegen ihrer hellen Farbe und ihrer geringen Dimensionen leicht ganz zu übersehen, bezw. mit Interpositionen zu verwechseln sind. Beim Glühen verhalten sie sich dann nicht anders, als jene grösseren, nachweislich zersetzten Partieen; sie scheiden nändich dunkle Eisenverbindungen aus. die durch die grosse Anzahl der ehizel- nen dunklen Pünktchen dem ganzen Durchschnitt eine eigenthüm- lich bräunliche Färbung geben. Ganz dieselben Phänomene wur- deu bei einer Reihe ven Versuchen wahrgenommen, die mein ^) Elemente einer neuen, chemisch -mikroskopischen Mineral- und Gesteins -Analyse, Prag 1877. 517 Freund Dr. Karl Vogelsang in Gomeinschaft mit mir, übrigens liauptsächlicb zu anderen Zwecken, anstellte. Genaueres darüber vergleicbe man in seiner bereits oben (p. 511) citirten Arbeit, p. 45 — 46. An diesem Orte führe icb nur soviel an. als für die bier vorliegende Arbeit in Betracbt kommt. Die Versuche bestanden darin, dass Stückchen von C^ordieritgneiss von Lunzenau und von Cordierit-Contactfels der Foppa in Andesitpulver eingebettet und bei sehr hohen Temperaturen partiell eingeschmolzen wurden. Es stellte sich dabei heraus, dass mitunter, offenbar bei nicht sehr starker Einwirkung des Andesitmagmas einzelne Cordierit- körner künstlichen Pleochroismus erhielten. Gewöhnlich aber war davon in den Präparaten nichts mehr zu sehen. Dafür fand dann eine ziemlich reichliche Ausscheidung von dunklen Eisen- verbindungen und zwar besonders auf den Spalten und an den Rändern des Cordierits statt. Einen chemischen Nachweis für die Cordieritnatur des vor- liegenden Minerals lieferte die oben angeführte Bauschanalysc eines Cordierit - Contactfelses , der sehr biotitarm ist und ausser dem Biotit und dem Cordierit kein einziges Magnesia enthal- tendes Silicat führt. Der hohe Gehalt an Magnesia (5,46 pCt.) verweist daher unbedingt auf Cordierit. Noch auf eine höchst eigenthümliche Erscheinung möchte icb hier eingehen, die wohl allgemeineres Interesse verdient. Der Cordierit wurde in Eruptivgesteinen bisher in drei verschie- denen Arten des Auftretens beobachtet, erstens nämlich als un- zweifelhaft aus dem Schmelzfluss auskrytallisirter GemengtheiP), zweitens als ursprünglicher Gemengtheil fremder, von dem Erup- tivmagma umschlossener Felsarten ^), drittens als randliche Neu- bildung rings um ursprünglich cordieritfreie Gesteinsbrocken''). In diesem letzteren Fall verdankt er seine Entdeckung anschei- ^) Hierher gehört der Cordierit der Granite, der allerdings wohl stets bereits zersetzte Cordierit der Quarzporphyre und z. Th. der Cordierit der von Szabö und Osann beschriebenen jung -eruptiven Gesteine. ') Hierzu gehören die Cordierit führenden Auswürtlnge des Ivaacher See's, welche von Hussak, v. Lasaulx, Wolf und Dittmar beschrie- ben wurden, die neuerdings von Vogelsang untersuchten Bruchstücke von Cordieritgesteinen in Andesiten und Trachyten des Siebengebirges und der Eifel, z. Th. die von Osann und Gerhard vom Rath, viel- leicht auch z. Th. die von Szabö beschriebenen Gesteine. '•^) Nur einmal beobachtet von Prohaska. Anmerkung. Genauere Angaben über diese Publicationen ent- hält die bereits mehrfach citirte Arbeit von K. VoGELSANG. 518 nend der Mischung des eruptiven Magmas mit der partiell zur Einschmelzung gelangten Substanz der Einschlüsse. Sieht man ab von dem unter 1. aufgeführten Cordierit, der als Gemengtheil der Granite auftritt, und bei dem allerdings andere Verhältnisse maassgebend zu sein scheinen ^) so sind all' den übri- gen genannten Vorkommnissen des Cordierits nach den darüber vorliegenden Beschreibungen gewisse Eigenthümlichkeiten mehr oder minder gemeinsam. Vor Allem ist es das Fehlen der be- kannten gelben, pleochroitischen Höfe. Ferner übertrifft der Pleochroismus dieser aus Eruptivgesteinen stammenden oder von ihnen umschlossenen Cordierite, wie Rosenbusch ^) hervorhebt, bei weitem den, welchen man an den Cordieriten der Contacthöfe und der normalen krystallinen Schiefer beobachtet. — Dagegen ver- halten sie sich in Bezug auf das Auftreten von Interpositionen^j und die Art derselben allerdings ganz verschieden. In dem erst- erwähnten Fall führt der Cordierit Flüssigkeits- und Gaseinschlüsse oder er ist einschlussfrei, in dem zweiten enthält er aber gern auch Interpositionen von Glas. Hu.ssak's Auffassung von der „unzweifelhaft primären Natur'- der Glaseinschlüsse in dem Cor- dierit der von ihm untersuchten Laacher Auswürflinge dürfte wohl durch die Arbeiten von v. Lasaulx, Dittmar und Vogelsang widerlegt sein. Offenbar liegt nun in den bereits mehrfach von uns be- sprochenen Einschlüssen von Cordierit-Contactfels iu dem Granat führenden Tonalit der Foppa eine ganz neue, mit den drei erwähnten nicht übereinstimmende Ausbildungsweise vor. Der Cordierit hat nämlich in diesen Einschlüssen zweifellos dieselbe Genesis wie in der Hunderte von Metern breiten Contactzone, die den Tonalit ringsum begleitet. Das heisst, er ist durch die- selben Agentien, welche ihn in jenen, zum allergrössten Theil niemals mit dem eruptiven Magma in Berührung gekommenen Gesteinen erzeugt haben, auch in den Einschlüssen gebildet wor- den, nicht etwa wie in dem von Prohaska beschriebenen Fall durch Vermischung des eruptiven Magmas mit zur Einschmelzung gelangter Substanz der Einschlüsse. Ganz dasselbe gilt ferner für die oben nur kurz erwähnten Einschlüsse von Cordieritkör- ^) Vergl. Barrois. Sur le massif granitique de Huelgoat. Bull, soe. geol. (3), XIV, 1886, p. 808: „On ne peut admettre qiie le phe- nomene des aureoles polychroiques soit limite aux cordierites des schistes cristallins; car 11 presente la plus grand nettete dans le cor- dierite du granite devonien de tout ce massif du Huelgoat." (In der Bretagne.) 2) Mikrosk. Physiogr., Bd. I, p. 416. *)• Von den mineralischen Interpositionen wird hier abgesehen. 519 nern und Cordierit-Contactfels-Bruchstücken in dem gangförmigen Tonalit und endlich von den Bruchstücken von Biotit - Cordierit- gesteinen in dem Quarz-Diorit des Val Moja. Bemerkenswerther Weise stimmt der Cordierit dieser Einschlüsse in allen Eigen- schaften mit dem Cordierit des Contacthofes und der Contacthöfe überhaupt überein. Das heisst, er führt gelbe, pleochroitische Höfe rings um Zirkonkrystalle, enthält niemals Glaseinschlüsse und ist selbst in dickeren Präparaten ganz fai-blos, ohne jede Spur von Pleochroismus. Ganz dasselbe beobachtete ich auch in Schliffen, die, aus Contactstücken angefertigt, auf der einen Seite aus Cordierit- Contactfels, auf der anderen aus Tonalit bestehen, selbst in den unmittelbar dem Eruptivgestein benachbarten Cor- dieritkörnern. Es ist das sehr auffällig, da man wohl a priori für derartige erst in dem Eruptiv magma durch die contact- metamorphischen Agentien gebildeten Cordierite erwarten würde, dass die Temperatur auch nach erfolgter Ausbildung noch hoch genug sein müsste, um die durch organische Substanzen erzeugten Höfe zu zerstören und dem Cordierit den bekannten Pleochrois- mus zu ertheilen. Noch auffälliger ist es aber, wenn man be- denkt, dass es bei den oben erwähnten Glüh- und Einschmelzungs- versuchen ganz leicht und mühelos gelang, in dem vollkommen übereinstimmenden Cordierit der benachbarten Contactfelse den Pleochroismus zu erzeugen und die organischen Höfchen zu zer- stören. Die Thatsachen entsprechen demnach in diesem Falle nicht den Erwartungen. Man muss sich damit begnügen, die ersteren zu verzeichnen. Eine Erklärung wird man aber wohl erst dann dafür geben können, wenn man beobachtet haben wird, was für eine Beeinflussung Fragmente von praeexistirenden Cor- dieritgesteinen erleiden, die schon als solche von den Magmen von Tiefengesteinen umschlossen wurden. Schon jetzt kann man indessen sagen, dass die oben angeführte Beobachtung Bar- ROTs' dafür spricht, dass die ja noch sehr unbekannten physika- lischen Zustände, welche in den Magmen von Tiefengesteinen herrschen, die Bildung bezvv. Erhaltung der pleochroitischen Höfe des Cordierits gestatten. Einschmelzungen in kleinem Maassstabe im Laboratorium vorgenommen odei- Beobachtungen, die an den Einschlüssen von Ergussgesteinen angestellt wurden, können zur Vergleichung mit den in unserem Falle beobachteten Vor- gängen nicht herangezogen werden. Der Andalusit tritt bald in compacteren, mehrere Milli- meter langen und ungefähr 1 mm breiten, dick säulenförmigen Krystallen auf. bald in starken bis 6 mm langen, aber nur Bruch- theile eines Millimeters breiten Nadeln, die gewöhnlich in paral- leler Anordnung zu einem Bündel aggregirt sind. Zwischen bei- 520 den AusbilduDgsweisen existiren Uebergänge. Fast immer sind die Individuen in der'Veiiicalzone scharf umrandet. Die pris- matische Spaltbarkeit äussert sich in den Längsschnitten durch zahlreiche geradlinig verlaufende, parallele Risse, in den quadra- tisch geformten Querschnitten durch zwei Sj'steme senkrecht auf einander stehender Spalten, die den ganzen Krystall in mehr oder weniger regelmässig ausgebildete kleine Quadrate zerlegen. Die Auslöschung geht im letzteren Fall parallel der Diagonale der Quadrate, im ersteren parallel der Krystallcontur und der Spal- tung, ist also gerade. Im convergenten polarisirten Licht wurden in den Querschnitten das Interferenzbild optisch zweiaxiger Kry- stalle mit grossem Winkel der optischen Axen beobachtet. Selbst in dünnen Präparaten war der dem Andalusit eigenthümliche Pleochroismus (c = rosaroth, a und b = farblos) meist noch wahrnehmbar. Sehr häufig ist die besonders von v. John ^) ein- gehend beschriebene Erscheinung, dass der Pleochroismus auf einen bestimmten Fleck in dem Krystall concentrirt ist. während die übrige Krystallniasse farblos erscheint. Die pleochroitischen Flecke sind oft. wenigstens theilweise. kryst allographisch begrenzt und häufig in der Piichtung der c - Axe in die Länge gezogen. Ein Zusammenhang mit Mineral - Interpositionen wurde niemals beobachtet. In Folge der starken Lichtbrechung des Andalusits tritt sein Relief stark und deutlich hervor. Seine Interferenz- farben sind lebhafter als die des Cordierits und des Quarzes. Bei der Zersetzung geht er in feinfaserige, sericitische Aggregate über, die die Krystallformen noch vollständig bewahren. Es ist mitunter nicht leicht, diese ümwandlungsproducte von denen des Cordierits zu unterscheiden. Uebrigens ist zu bemerken, dass im Allgemeinen bei dem Andalusit die Zersetzung mehr gleich- massig von den Rändern nach innen fortschreitet, in dem Cor- dierit aber gern durch vorausgesandte Stränge ein eigenthüm- liches Maschennetz erzeugt, das mehrere kleine, ursprünglich zusammenhängende, noch unzersetzte Kerne enthält, ähnlich wie mau es bei der Umwandlung vzn Olivin in Serpentin beobachtet. — Was die Interpositionen des Andalusits betrifft, so ist bereits bei der geologischen Beschreibung erwähnt worden, dass der An- dalusit durch Aufnahme zahlreicher Partikel anderer Mineralien, besonders Quarz, Eisenerz und Biotit, häufig eine förmliche Skelettstructur annimmt. Mitunter äussert sich das in der Weise, dass man bei der Betrachtung im gewöhnlichen Licht im Ge- *) F. Teller und C. v. John. Geol.-petrogr. Beiträge zur Kennt- niss der dioritischen Gesteine von Klausen, p. 664. J. d. k. k. R.-A., 1882. 5-21 Sichtsfelde des Mikroskops eine grössere Anzahl unregelmässig begrenzter, von Quarz und Feldspatli- Aggregaten getrennter An- dalusitpartieen wahrninuiit. die scheinbar unter einander in kei- nerlei Beziehung stehen. Erst im polarisirten Licht erkennt man an der identischen optischen Orientirung all' dieser Körner und Fetzen, dass sie nur Theile eines einzigen grossen Krystalls sind, dessen einzelne Partieen in Folge seiner skelettartigen Ausbildung innerhalb der Ebene des Präparates gar keinen Zusammenhang mehr besitzen. Im Allgemeinen sind indessen die Interpositionen weniger zahlreich und gross, und der Zusammenhang der Anda- lusitkrystalle ist dann nicht in dem Maasse gestört. Wenn sich dann ausserdem noch Biotitblättchen und Eisenerzpartikelchen als Einschlüsse einstellen, so wird die Aehnlichkeit mit der bei dem Cordierit beschriebenen Structur deutlich und zweifellos. Sehr viel seltener als in der geschilderten Art und Weise tritt der Andalusit in kleineren, unregelmässig begrenzten Körnern auf. Er kommt dann auch bisweilen selbst als Einschluss in anderen Mineralien vor, z. B. im Cordierit und im Plagioklas. Der Quarz tritt als wesentlicher Gemengtheil in sämmtlichen Contact-Gneissen und -Glimmerschiefern und in den meisten Cordierit- Contactfelsen auf. In manchen Varietäten dieses letzteren ist er in- dessen nur in sehr geringen Mengen vorhanden. Er findet sich daim tlieils in einzelnen, unregelmässig durch das Gestein verstreuten Kör- nern, theils in unbedeutenden kleinen Linsen. In Bezug auf Form und Grösse habe ich wesentliche Unterschiede gegenüber dem Quarz der unveränderten Gneisse und Glimmerschiefer nicht wahrnehmen können. Flüssigkeitseinschlüsse führte er zwar nie in grosser Menge, aber doch regelmässig und in kleiner Zahl selbst in dicht neben dem Contact geschlagenen Gesteinen. Nicht gerade selten umschliesst er Biotit- und Muscovitblättchen; niemals aber kommt es bei ihm in diesen Gesteinen bis zur Ausbildung jener Contact- structur des Cordierits und Andalusits. In den Cordierit-Contact- felsen ist es sogar ganz auffällig arm an Einschlüssen. Dennoch geht schon aus der oben besprochenen Art seiner Begrenzung dem Cordierit gegenüber mit Sicherheit hervor, dass er in den Contactfelsen wenigstens z. Th. als Neubildung aufzufassen ist^j. ') Es ist auffällig, dass die Ausbildungsweise des Quarzes in den hier untersuchten Gesteinen so sehr von der von Sauer (1. c.) be- schriebenen des Quarzes der Meissener Contactgesteine abweicht, ob- wohl diese in so vielen anderen Punkten vollständige Analogieen auf- weisen. Es erweckt das den Anschein, als ob in sehr cordieritreichen Contactgesteinen der Cordierit die Stelle des Quarzes gewissermaassen vertritt. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 3. 35 522 Er selbst findet sich selir häufig als Einschluss in anderen Mi- neralien und zwar mit Vorliebe in dem Andalusit und dem fase- rigen Orthoklas, demnächst im Cordierit, seltener im Muscovit, Biotit, Turmalin. Die Art und Weise seiner Ausbildung in all' diesen Mineralien ist bereits in dem geologischen Theil der Arbeit genau beschrieben worden. — Erwähnt sei nur noch, dass er in manchen sillimanitreichen Contactgneissen oft von den Nadeln dieses Minerals durchspickt wird. Der Feldspath der Contactgneisse gehört zum allergrössten Theil dem Orthoklas an, wie die recht geringe Zahl der polysynthe- tisch verzwillingten Körner beweist. Dagegen ist er in den Contact- felsen fast ganz und gar zum Plagioklas zu rechnen. In Bezug auf Gestaltung und Grösse der Individuen unterscheidet er sich nicht von dem Feldspath der unveränderten Gneisse. Neben dem gewöhnlichen Orthoklas tritt jene bereits wiederholt erwähnte faserig erscheinende Varietät desselben auf, die in den normalen Gneissen niemals beobachtet wurde. In ihr erscheint das, was bei schwacher Vergrösserung einer Faser gleicht, bei lOOfacher Ver- grösserung als zarte, parallel zu den übrigen „Fasern" angeord- nete Linie. In Krystallen aber, welche sich bereits zu zersetzen beginnen, lösen sich diese Linien in Reihen von winzig kleinen, dicht neben einander liegenden, dunklen Körnchen auf. Oft beob- achtet man randlich schon Körnelung. während in dem frischen Inneren die Faser noch ganz homogen erscheint. Andererseits erkennt man selbst in anscheinend ganz frischen Krystallen bei SOOfacher Vergrösserung, dass die Fasern auch dort häufig schon aus Körnchenreihen bestehen. Es war mir nicht möglich, mit völliger Sicherheit zu entscheiden, ob man die Erscheinung auf ursprünglich homogene, erst durch Zersetzung körnelig werdende Substanz zurückzuführen hat, die in Form von schmalen Lamellen eingeschaltet ist, oder ob die Körner als primäre Einlagerungen in den Feldspath aufzufassen sind. Indessen ist diese letztere Annahme unsicher. Eine Aehnlichkeit mit Mikroperthit ist nicht vorhanden. Bemerkenswerth ist es, dass gerade in diesem fase- rigen Feldspath die Contactstructur stets sehr schön ausgebildet ist, während sie dem gewöhnlichen Orthoklas und dem Plagioklas ganz fehlt. Der gewöhnliche Orthoklas führt dagegen nicht selten zahlreiche Einschlüsse von Biotit, Muscovit und anderen Mine- ralien, erhält aber niemals dadurch eine Structur, die ihn mit dem metamorphen Orthoklas verwechseln liesse. Der Plagioklas ist meist einschlussfrei. Der oben erwähnte Fall, dass grössere Plagioklaskrystalle eines Contactgneisses zahlreiche Interpositionen von Andalusit. Sillimanit und Biotit enthalten, steht ganz isolirt 523 da. Bezüglich der Vertheilung der beiden Orthoklasarten ist zu bemerken, dass in den zur Untersuchung gelangten Stücken ge- wöhnlich nur eine der beiden Varietäten beobachtet wurde. — Mikroskopische Verwachsung von Quarz und Orthoklas zu Schrift- granit, die granophyrische Structur Rosenbusch' s, wurde in eini- gen vereinzelten Präparaten wahrgenommen, ist aber nicht sehr verbreitet. Der Biotit ist eines der am meisten an der Zusammen- setzung der Contactgesteine betheiligten Mineralien. In den Con- tact-Gneissen und -Glimmerschiefern überwiegt er den Muscovit bei Weitem, in den Contactfelsen verdrängt er ihn ganz und gar. Einerseits findet er sich selbstständig, zwischen den Körnern der übrigen Gemengtheile eingeschaltet, andererseits in den beschrie- benen winzig kleinen Blättchen, welche durch ihr Auftreten dem Cordierit fast ausschliesslich, dem Andalusit und dem faserigen Orthoklas z. Th. jene charakteristische Structur verleihen. Was die grösseren Blätter betrifft, so habe ich keinen Unterschied in Bezug auf Gestaltung und Umrandung gegenüber dem Biotit der unveränderten Gesteine wahrnehmen können. Nur ausnahmsweise führen sie Einschlüsse und zwar hauptsächlich von Eisenerz und Zirkon; nur in ganz vereinzelten Fällen und zwar in Gesteinen, die sehr reich an dem faserigen Orthoklas sind, auch von Quarz. Die optischen Eigenschaften sind durchaus normal. Er besitzt denselben starken Pleochroisnms wie in den unveränderten Ge- steinen. Die Untersuchung im convergenten , polarisirten Licht ergab geringe Grösse des Winkels der optischen Axen und unter Benutzung der durch künstlich erzeugte Schlagfiguren gegebenen Orientirung parallele Stellung der Axenebene zu dem Klinopina- koid. Bei eintretender Zersetzung scheidet er nicht selten Rutil- nädelchen aus. Der Muscovit ist nicht verschieden von dem Muscovit der unveränderten Gneisse und Glimmerschiefer. Als primärer Ge- mengtheil wurde er in den eigentlichen Contactfelsen nicht beob- achtet. Dagegen tritt er in den Gesteinen der äusseren Contact- zone mitunter, in ziemlicher Menge neben dem Biotit auf. Se- cundär findet er sich in den meisten zersetzten Andalusit- und Cordieritgesteinen und zwar entweder in grossen Krystallblättern oder in feinfaserigen, sericitischen Geweben. Ausnahmsweise trifl't man ihn in manchen Gesteinen, die sehr reich an dem faserigen Orthoklas sind, von Quarzkörnchen durchbrochen. Er ist dann möglicher Weise gleichfalls als eine Neubildung aufzufassen, ob- wohl er im Allgemeinen entschieden zu den noch aus den ur- sprünglichen Gesteinen erhaltenen Gemengtheilen gehört. 35* 524 Der Sillimanit findet sich hauptsäclilicli in der beschrie- benen Weise als Einschluss im Cordierit. Ausserdem kommt er aber auch noch in manchen Turmalin führenden Contactgneissen in mächtigen Büschehi und Zügen vor. die theils zwischen den übrigen Mineralien hindurchziehen, theils dieselben durchdringen und erfüllen. Besonders gilt das von dem Biotit, welcher hier ganz in der Weise, wie es Sauer (1. c, p. 45) von gewissen Contactgesteinen der Meissener Gegend beschrieb, „mitunter bis zur fast vollständigen Verdrängung seiner Substanz- damit im- prägnirt ist. Aber auch im Quarz tritt er gern in Form von dichten Büscheln und einzelnen Nadeln auf. Einmal wurde er auch in grösseren Plagioklaskrystallen als Einschluss beobachtet. Den Turmalin trifft man in vielen Gesteinen der äusseren Contactzone in vereinzelten Säulchen. In grösseren Mengen findet er sich an einer bestimmten Stelle des Piccolokammes und zwar in einem Cordierit -Contactgneiss, einem Andalusit-Contactgneiss und einem cordierit- und andalusitfreien Contactgneiss, die mit einander wechsellagern, ferner auch in einem an den Felsen der Thalstufe in der Foppa geschlagenen Contactgneiss. Fast all' diese Gesteine sind sehr sillimanitreich. In den eigentlichen Cordierit -Contactf eisen wurde er bisher nicht beobachtet. Meist tritt er selbstständig auf; ausnahmsweise tritlt man ihn aber auch als Einschluss im Cordierit und Feldspath. Gewöhnlich erreichen seine Krystalle nur Bruchtheile eines Millimeters an Länge. Sie pflegen scharf und deutlich ausgebildet zu sein und sind gern auf der einen Seite rhomboedi"isch begrenzt, während die andere unregelmässig endet. In Querschnitten beobachtet man mitunter die charakteristischen neunseitigen Formen seiner Säulen. Die Axenfarben sind lichtgelb und ganz dunkel braun. In manchen Contactgneissen, die an dem neu gebildeten und durch die be- schriebene Structur ausgezeichneten faserigen Orthoklas reich sind, umschliesst auch er. wie bereits erwähnt, mitunter Quarz- körnchen. Ueber seine Vertheilung in den Contactgesteinen im Grossen w^urde bei der geologischen Beschreibung ausführlicher gesprochen. Das Auftreten des Granats ist ein sehr beschränktes. In grösseren Mengen fand ich ihn nur in einem Cordierit - Contact- fels neben dem Tonalit des Colmokammes. Dort erreichen seine Individuen fast 1 cm Durchmesser, sind, wenn kleiner, meist deutlich und scharf krystallisirt und lassen die Combination eines vorwaltenden Ikositetraeders mit dem Rhombendodekaeder erken- nen. Die Krystalle sind braunroth gefärbt, werden im Dünn- schliff mit blass rosarother Farbe durchsichtig und sind von un- regelmässig verlaufenden Spaltrissen durchzogen. Sie umschliessen 525 Hohlräume und Partikel eines farblosen Minerals, walirscheinlieli Quarz, mitunter auch Glimmcrblättchen. In den Contactgneissen fand ich Granat meist nur in ganz vereinzelten Körnern, seltener in etwas grösseren Mengen. Spinell, von der grünen Farbe des Pleoiiasts und des Hercynits. wurde mehrfach in Cordieritgesteinen beobachtet, ein- mal nämlich in einem Cordierit - Contactgneiss vom Gehänge des südlichen Foppakammes, mehrmals in Cordierit -Contactfelsen von beiden Foi)pagehängen, im Cordierit - Contactfels aus dem Val d'Avio und in dem Gestein der im Tonalit gefundenen Ein- schlüsse. Abgesehen von den Gesteinen der beiden letztgenannten Fundorte ist seine Menge stets ausserordentlich gering. Ge- wöhnlich beschränkt sich sein Vorkommen darauf, dass man in einem Präparat an einer oder zwei Stellen in dem Cordierit winzige, unregelmässig geformte Partieen von der in diesen Ge- steinen niemals bei einem anderen Mineral beobachteten charakte- ristischen grünen Farbe antrifft. In Präparaten, welche von einem aus dem Aviothal mitgebrachten Handstück stammen, tritt er be- reits weniger spärlich in Anhäufungen grösserer, selten gut octae- drisch gestalteter Individuen auf. Endlich findet er sich in sämmtlichen mikroskopisch untersuchten Einschlüssen aus dem Granattonalit in recht beträchtlichen Mengen, und zwar nicht blos im Cordierit, sondern, wie bereits mitgetheilt wurde, auch im Biotit und dem jedenfalls aus dem Tonalitmagma ausgeschie- denen Feldspath. Sehr selten trifft man bei ihm oktaedrischc Formen an; gewöhnlich herrscht geradlinige, aber unregelmässige Begrenzung vor. In manchen Gesteinen dagegen und zwar be- sonders in den zuletzt erwähnten Einschlüssen beobachtet man ihn in länglichen, schmalen, nicht geradlinig umrandeten, sondern wellig gebogenen, wie geschmolzen aussehenden Formen, die man nur noch an ihrer Fai'be als Spinell erkennt, die aber oft durch üebergänge mit unzweifelhaftem, besser krystallisirtem Spinell verbunden sind. Die grösseren Körner sind in dickeren Präpa- raten undurchsichtig, bezw. nur an den Kanten durchscheinend; in dünneren Schnitten nimmt man stets isotropes Verhalten wahr. Ein weiterer Beweis der Spinellnatur des Minerals ist der Um- stand, dass beim Aufschliessen des Gesteinspulvers mit geschmol- zener Soda seine gi-ünen Körner unangegriffen zurückblieben. Dagegen constatirte ich ebenso wie Vogelsang (1, c. , p. 30), dass bei lange andauernder Behandlung mit HF ohne Schwefel- säure die kleineren Partikel aufgelöst, die grösseren angegriffen wurden, bei sehr lange (mehrere Tage) fortgesetzter Digestion auch die grössten Splitter verschwanden, während winzige Korund- splitterchen auch dann noch zurückblieben. 526 Der Korund wurde lediglich in den spinellreichen Ein- schlüssen des Granat fülirenden Tonalits beobachtet und blieb beim Schmelzen mit Soda mit dem Spinell zusammen unaufge- scblossen zurück. Er tritt entweder in flachen, rundlich be- grenzten Tafeln oder in unregelmässigeren , aber nach allen drei Dimensioneii gleichmässiger entwickelten Körnern auf. Im ersteren Fall erscheint er in Querschnitten in langen, dünnen, gerade auslöschenden Leisten. Liegen die Tafeln aber mit ihrer OR entsprechenden Fläche parallel zu der Ebene des Präparates, so erkennt man nicht selten jene durch Anwachsstreifen hervorge- brachte, die Form gleichseitiger Dreiecke besitzende Zeichnung, die für den Korund recht charakteristisch und erst kürzlich wie- der von Voc4ELSANCi (1. c. p. 30) beschrieben worden ist. Ent- sprechend ihrer krystallographischen Orientirung bleiben diese Tafeln bei gekreuzten Nicols dunkel. In dieser Ausbildungsweise ist der Korund meist farblos, aber optisch durch seine starke Lichtbrechung charakterisirt. Die daneben auftretenden com- pacten Körner besitzen garnicht selten hell blaue Färbung und einen deutlich erkennbaren Pleochroismus zwischen blau und farblos. In Bezug auf die Dimensionen der Individuen i^t zu bemerken, dass die Körner meist nur wenige Zehntel Millimeter, selbst die grössten beobachteten Tafeln aber noch nicht 1 mm Ausdehnung erreichen. Der Apatit tritt in den Contactgesteinen der äusseren Zone in derselben eigenthümlichen Ausbildungsweise auf, die wir bei den unveränderten Gneissen und Glimmerschiefern beobachteten. Den Contactfelseu aber scheint er ganz zu fehlen. Vereinzelte Säulchen wurden zwar in der spineil- und korundreichen Varietät beobachtet, stammen indessen doch möglicher Weise ebenso wie z. Th. der Feldspath und der Glimmer aus dem eruptiven Magma. Eisenerze wurden in kleinen Mengen in all' den unter- suchten Gesteinen angetroffen. Nur ganz vereinzelt sieht man Körner, die im auffallenden Licht gelben Metallglanz besitzen und demnach wohl zum Pyrit zu rechneu sind. Von dem übri- gen Erz aber, besonders dem der Contactfelse ist es wahrschein- lich, dass der grösste Theil zum Titaneisen gehört. Darauf deutet einerseits die bei eintretender Zersetzung oft zu beobach- tende Ausscheidung von Leukoxen, andererseits, wie schon be- merkt, der hohe Titansäuregehalt (2 pCt.). den die Analyse eines erzreichen, fast biotitfreien Contactfelses ergab. Die Körner des Erzes sind fast stets unregelmässig umgrenzt und kommen mit Vorliebe als Einschlüsse in anderen Mineralien, besonders Cor- dierit und Andalusit vor. In scharfen Leisten und Stäbchen erscheint es nur im Feldspath und Cordierit der Einschlüsse des 527 Granat -Tonalits. Selbststäiidig tritt es nicht gerade häufig auf, am meisten noch in den Contactfelsen. Primärer Rutil wurde nur selten beobachtet. Er kommt in braun -rothen, schlanken Säulchen als Einschluss im Quarz einzelner Contactgesteine vor, ist aber stets nur in ganz unbe- deutenden Mengen vorhanden. Ausserdem findet er sich zusam- men mit Titaneisen in dem Feldspath und Cordierit der Ein- schlüsse des Granattonalits. üeber den Z i r k o n ist nichts Bemerkenswerthes anzu- führen. — Die bisher besprochenen Mineralien setzen die eigentlichen, charakteristischen Contactgesteine zusammen. Ausserdem treten aber noch, wie bereits in der geologischen Beschreibung erwähnt wurde, untergeordnet und in geringer Mächtigkeit einige wenige Einlagerungen auf, welche Gemengtheile besitzen, die den be- sprochenen Gesteinen z. Th. ganz fremd sind. Wir lassen noch kurz die Beschreibung derselben folgen. Aktinolith wurde zweimal gefunden, nämlich erstens in einem deutlich schieferigen Contactgneiss vom Colmokamm. zwei- tens in dem schon oben geschilderten, massig struirten eigen- thümlichen Aktinolith, Quarz, Biotit. Feldspath -Gestein von der Contactstelle des Piccolokammes. Er ist schwach hell grün ge- färbt, zeigt keinen Pleochroismus und ist durch schiefe Aus- löschung und den Winkel seiner Spaltbarkeit als raonokline Horn- blende charakterisirt. In dem Gneiss tritt er in schmalen Sten- geln, in dem anderen Gestein in kleinen, meist unregelmässig conturirten Körnern auf. Gut ausgebildete Querschnitte sind selten. Gemeine Hornblende wurde nur ein einziges Mal ge- funden und zwar in einem Feldspath führenden Quarz-Hornblende- Gestein der inneren Contactzone des Piccolokammes. Sie ist pleochroitisch (hell gelb -grün bis hell grün), ganz unregelmässig conturirt und besitzt eine deutlich prismatische Spaltbarkeit, die den für Hornblende charakteristischen Winkel aufweist. Epidot, bezw. ein Mineral, das dem Epidot sehr ähnlich ist (Salit?) beobachtete ich nur ein einziges Mal in einem fast ausschliesslich aus Quarz und Epidot, sowie wenig Biotit und Titanit gebildeten Schiefer, der in dünnen Lagen mit Quarz- Biotitschiefer wechsellagert. Er tritt darin in kleinen, ganz un- regelmässig begrenzten, äusserst schwach grünlichen Körnchen auf. und ist durch starke Licht- und Doppelbrechung ausgezeichnet. Titanit findet sich in demselben Gestein in ziemlich zahl- reichen Anhäufungen winzigster, bräunlich grauer Körnchen. In den übrigen Contactgesteinen habe ich ihn nicht mit Sicherheit beobachtet. 528 Tabelle der wesentlichsten Coiitactgesteine. 1. Cordierit-Contactfelse. Structur: richtungslos. Wesent- liche G e m eng th eile: Cordierit. dann Audalusit, Biotit, Quarz. Accessorische Gemengtheile : Plagioklas. Granat, Silliraanit. Titaneisen. Spinell, Korund, Zirkon. Pyrit. Apatit. 2. Contactgneisse. Structur: mehr oder minder deutlich schieferig. Wesentliche Gemengtheile: Orthoklas. Quarz. Biotit. Muscovit. ferner gewöhnlich entweder An- dalusit oder Cordierit. oder beide. Accessorische Ge- mengtheile : Plagioklas. Turmalin. Sillimanit. Granat, Spinell. Eisenerze. Zirkon. Apatit. 3. Contactglimmerschiefer. Wie die Contactgneisse und nur untergeordnet durch Verschwinden des Feldspaths aus diesen hervorgehend. 4. Vereinzelte, nicht unter die anderen Gruppen gehörige Gesteine von meist nur untergeordneter Bedeutung. a. Aktinolith-Quarz-Orthoklas-Biotitgestein. massig struirt, b. Aktinolith-Gneiss, schieferig struirt. c. Quarz-Hornblende-Plagioklasgestein, massig struirt, d. Quarz-Epidot schiefer. II. Gesteine des jüngeren Schiefercomplexes. Da auch die hierher gehörigen Gesteine in ihren geologi- schen Beziehungen und hinsichtlich ihrer petrographischen Stel- lung bereits in dem geologischen Theil der Arbeit dargestellt worden sind, so können wir hier dieselbe Anordnungsweise an- wenden, wie bei dem älteren Schiefercomplex. Wir werden daher erst die normalen, dann die metamorphosirten Gesteine besprechen, bei jeder dieser beiden Gruppen das Hauptgewicht auf die Schil- derung der Mineralien legen und erst zum Schluss einen ganz kurzen tabellarischen Ueberblick über die Gesteine selbst bringen. A. Normale Gesteine des Quarz-Phyllitcomplexes. a. Wesentliche Gemengtheile: Quarz, farbloser Glim- mer (Muscovit und Sericit), Chlorit. Von all' den hier zu besprechenden Mineralien ist der Quarz unstreitig das wichtigste und verbreitetste. Er setzt erstens die Quarzite und die zahllosen quarzitischen Lagen der Phyllite. zweitens die in allen hierher gehörigen Gesteinen weit verbreiteten und mächtigen Quarz -Linsen und -Knauern fast aus- schliesslich zusammen. Drittens nimmt er als wesentlicher Ge- mengtheil an dem Aufbau der glinnnerigen Lagen der Phyllite 529 Thcil; viertens tiiidel er sich in kleinen Mengen in jfder belie- bigen Gesteinsart. ja fast in jedem beliebigen Blatt eines Gesteins, das überhaupt zu dem Quarz-Phyllitcomplex gehört. Dem Gewicht nach bildet er sicherlich wenigstens die Hälfte des ganzen Ge- birges, wahrscheinlich aber noch viel mehr. Die Grösse seiner Körner schwankt von weniger als 0,01 mm bis aufwärts zu einem Millimeter. Am häutigsten trifft man Körner von ungefähr 0,1 mm Durchmesser. Grössere treten nur ausnahmsweise und vereinzelt auf. Es besteht demnach entschieden ein Unterschied in der Korngrösse gegenüber den oben beschriebenen Gneissen und Glim- merschiefern, bei denen der Durchmesser der Quarzkörner durch- schnittlich 0,5 mm beträgt. Die einzelnen Individuen sind stets ganz unregelmässig conturirt. Ihre Begrenzungslinie springt zackig aus und ein. Flüssigkeitseinschlüsse sind weit verbreitet und zahlreicher als in den Quarzen der Gesteine des älteren Schiefer- complexes. Auch Hohlräume und unregelmässig gestaltete Ein- schlüsse von Muscovit und Chlorit werden oft angetroffen. Viel seltener sind ihm die bekannten, winzig kleinen, schmalen Nä- delchen, die wohl dem Rutil angehören, eingestreut. Farbloser Glimmer findet sich sowohl in grösseren Kry- stall- Lamellen als Muscovit, als in feinschuppigen und faserigen Aggregaten als Sericit. Beide Ausbildungsweisen sind durch Uebcrgänge verbunden, sodass man eine scharfe Grenze gar nicht zwischen ihnen ziehen kann. Die grösseren Lamellen zeigen deutlich die charakteristischen Eigenschaften des Muscovits (ba- sische Spaltbarkeit, gerade Auslöschung, grosser Winkel der opti- schen Axen. lebhatte Polarisationsfarben); in den sericitischen Aggregaten ist das meiste davon nicht mehr wahrnehmbar. Nur die Polarisationsfarben bilden in der Regel auch dann noch ein gutes ünterscheidungsmittel gegenüber dem Chlorit. Nicht selten aber sind gerade die feinsten sericitischen Anhäufungen so sehr von feinsten Chloritblättchen und Lamellen durchdrungen und durchwebt, dass dann eine optische Untersucliung gar nicht mehr möglich ist. Bei den grösseren Blättern ist übrigens schon der Farbenunterschied in den meisten Fällen recht charakteristisch, da der Muscovit nur selten schwach grüidich wird , der Chlorit aber meist viel lebhafter gefärbt ist. Die Blätter des Glimmers sind gewöhnlich unregelmässig begrenzt; nur ausnahmsweise findet man scharf basisch umrandete Lamellen. Ihre Grösse ist niemals beträchtlich. Sie erreichen gewöhnlich nur wenige Zehntel eines Milli- meters in der Längsausdehnung. Ausnahmsweise wurden in einem eigenthüralichen Biotitphyllit bis 1 mm lange Blätter beobachtet. Interpositionen von schwarzen, wohl aus Eisenerz bestehenden, 530 winzigen Pünktchen sind recht verbreitet; andere Einschlüsse fehlen dagegen fast vollständig. Chlorit ist ein ausserordentlich liäufig auftretender und we- sentlicher Gemengtheil. In den normalen Phylliten trifft man ihn gewöhnlich in ziemlich gleichen Mengen mit dem Muscovit an. Selten fehlt er ganz. Oft aber überwiegt er den Glimmer und reichert sich in manchen Gesteinslagen . ja ganzen Gesteins- schichten so an, dass ich dies auch im Namen auszudrücken suchte und diese Varietät als chloritischen Phyllit bezeichnete. Echte Chloritschiefer habe ich nicht beobachtet. — Der Chlorit besitzt meist ziemlich lebhaft grüne Farbe, einen nicht sehr in- tensiven Pleochroismus zwischen hellerem und dunklerem Grün, schwache Licht- und Doppelbrechung. In basischen Schnitten verhält er sich oft anscheinend ganz isotrop. Häufig zeigt er in den Verticalschnitten jenes eigenthümliche charakteristische Blau der Chlorite. Mit heisser Salzsäure in den Präparaten be- handelt, zersetzt er sich ziemlich leicht, und es gelingt dann, die ausgeschiedene Kieselsäure mit Fuchsinlösung zu imbibiren. Auch diese Erscheinung kann man zur Unterscheidung vom Glimmer benutzen. Secundär bildet er sich aus Biotit und Granat, aber entsprechend der geringen Verbreitung dieser Mineralien in den Phylliten, nur in unbedeutenden Mengen. b. Accessorische Gemengtheile : Feldspath , Biotit, Granat, Eisenerze, Rutil, Turmalin. Zirkon. Apatit, Braunspath, Kohlenstoff, Kalkspath. Feldspath wurde in Phj'llitgneiss - Einlagerungen und in Quarziten beobachtet. Er tritt in unregelmässig conturirten, höchstens 1 mm grossen Körnern auf. Polysynthetische Verzwil- lingung wurde nur etwa bei einem Drittel der in den Präparaten vorliegenden Durchschnitte wahrgenommen. Da indessen die Zer- setzungs - Erscheinungen bei all" diesen ganz in der gleichen Weise verlaufen, so halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass sie sämmtlich zum Plagioklas gehören. Eine sichere Bestim- mung konnte wegen der geringen Grösse der Körner und der stets bereits mehr oder weniger stark fortgeschrittenen Zersetzung nicht ausgeführt werden. Biotit ist in unseren Phylliten recht selten. Er wurde in einzelnen Vorkommnissen in spärlichen Anhäufungen kleiner , brau- ner Fetzchen angetroffen und betheiligte sich dann etwa in der Art und Weise, aber nicht in der Menge wie der Chlorit und der Sericit an der Zusammensetzung der Hauptgesteinsraasse. Viel auffälliger ist seine Erscheinungsweise in zwei anderen ein- ander ähnlichen, aber von ganz verschiedenen Fundpunkten stam- menden PhyUitvarietäten. Er tritt dort als accessorischer Ge- 531 mengtheil in bis über 2 mm langen, nicht selten 1 mm breiten, basisch \Yohl begrenzten Lamellen auf und liegt gewissermaassen porphyrisch in einer Art Grundmasse von Muscovit und Chlorit. Er ist intensiv braun gefärbt mit einem schwachen Stich in's Röthliche und zeigt ausgezeichnete Spaltbarkeit. In der einen Varietät ist er bereits voUkonmien in Chlorit umgewandelt und in seinem jetzigen Zustande von zahlreichen, schwarzen Stäbchen von Titaneisen (?) erfüllt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die- selben bereits primär in ihm vorhanden waren. Die beiden Ge- steine wurden wegen seines charakteristischen Auftretens als „Biotit- phyllit" bezeichnet. Granaten wurden in vielen Varietäten angetroffen. Sie erreichen mitunter 3 — 4 mni im Durchmesser, sind bald gut kry- stallisirt. bald unregelmässig gestaltet und ragen gewöhnlich aus den Schichtflächen der verwitternden Phyllite heraus. Anderer- seits konunt es aber auch vor, dass sie sich ebenso schnell wie die übrige Gesteinssubstanz zersetzen. Dann bilden sie eigen- thümliche dunkle Flecke von oft scharf sechsseitiger Gestalt, die, mit unbewaffnetem Auge betrachtet, dem Gesteine eine auffallende Aehnlichkeit mit manchen contactmetamorphen Fleckschiefern ge- ben, ü. d. M. erkennt man aber sofort, dass man es in ihnen nur mit zersetztem Granat zu thun hat. Durch die Umwand- lungsprocesse wird immer Chlorit gebildet, der ein Maschennetz grüner Stränge in den Krystallen bildet und noch zahlreiche frische Kerne zu umschliessen pflegt. Eisenerze treten in kleinen Mengen in all' den vorliegen- den Gesteinen und zwar in meist rundlichen Körnern, nicht selten aber auch in langen, schmalen Leisten auf. In den allermeisten Fällen dürften sie zum Ilmenit gehören. Darauf deutet die über- aus häufig beobachtete randliche oder vollständige Umwandlung in sogenannten Leukoxen. Bemerkt sei übrigens, dass man in diesem letzteren bei starker Vergrösserung bisweilen randlich Formen beobachtet, welche viel eher dem Rutil als dem Titanit zuzuschreiben sind, nämlich schmale Nadeln und Säulchen, die spiessartig aus dem compacten Innern herausstarren. In den meisten Fällen gehören die Umwandlungsproducte indessen auch hier wohl zum Titanit. — In dem bereits erwähnten Phyllit- gneiss treten auch Erzkörner auf, die im auffallenden Lichte gelben Metallglanz besitzen und sich randlich in braunen Limonit zersetzen. Sie sind jedenfalls zum Pyrit zu rechnen. Rutil findet sich primär nur in äusserst geringen Mengen. Der grösste Theil der in dem Gestein vorhandenen Titansäure scheint eben zur Bildung von Titaneisen verwendet worden zu sein. Ich beobachtete ihn hauptsächich in den beiden „Schistit"- 532 ähnlichen Varietäten und zwar in der Form der winzigen, „Thonschiefer-Nädelchen" ^) genannten Gebilde. Ueber sein Auf- treten in den Epidot - Aniphiboliten wird weiter unten berichtet werden. Turm al in wurde fast in allen Gesteinen, aber stets nur in sehr Ideinen Mengen aufgefunden. Die Form seiner Individuen ist dieselbe, wie in den Felsarten des älteren Schichtcomplexes. Sein Farbenwechsel verläuft von schwach gelblich bis dunkel schmutzig braun. Häufig umschliesst er in seineu innersten Theilen zahlreiche schwarze Pünktchen. Seine Krystalle erreichen nur selten 0,02 mm Länge. Zirkon ist gleichfalls Aveit verbreitet. Er tritt in bis 0.02 mm langen, bald scharf ausgebildeten, bald mehr abgerundeten Säul- chen auf. Apatit findet sich in grösseren, unregelmässig gestalteten Körnern. Es gilt auch hier Wort für Wort das, was bei der Beschreibung der unveränderten Gneisse und Glimmerschiefer über ihn gesagt wurde. Nur erreicht er nie dieselbe Grösse wie in jenen. Auch fehlen ihm die oben besprochenen winzigen Inter- positionen, welche bei schwacher Vergrösserung eine Trübung seiner Substanz zu bedingen scheinen. In einem Biotitphyllit wurden schmale, längliche, trübe Säulchen beobachtet, die viel- leicht gleichfalls zum Apatit gehören. Mit Sicherheit liess es sich nicht feststellen. In den meisten Phylliten und Quarziten finden sich bald vereinzelte kleine Körner von Braun spath. bald ganze Schwärme solcher Köi'iier. Sie besitzen in der Regel noch nicht O.Ol mm Grösse, erreichen aber ausnahmsw'eise auch 0,1 nun und darüber. Es sind fast immer sehr scharf krystallisirte Rhomboeder. die sich gern unter Abscheidung von Eisenverbindungen zersetzen und dann mitunter gelbe bis braune Farbtöne annehmen. Optisch sind sie durch starke Lichtbrechung charakterisirt. Ausseror- dentlich häufig liegen sie in bedeutender Zahl in grössere Quarz- individuen eingebettet. Kohlenstoff. Eine grosse Anzahl von Phyllit Varietäten (nach CuRiONi 1. c. eine ganze Abtheilung der Schiefer) ist durch reichliches Auftreten von Kohlenstoff charakterisirt. Er findet sich in schwarzen Massen ohne Krystallform und ninnnt bisweilen so wesentlich an dem Aufbau der Gesteine Theil, dass Stückchen von ihm, mit dem Finger berührt, deutlich abfärben. Beim Kochen des Gesteinspulvers mit Salzsäure blieb die schwarze ') Poggenddorf's Aniialeii, 1871, CXLIV, p. 319. 533 Farbe vollstiüidig erhalten. Dagegen Hess sie sich durch anhal- tendes Glühen auf dem Platinblech ganz leicht entfernen. Ich habe sie deswegen als „Kohlenstoffreiche Phyllite" bezeichnet. Möglicherweise sind sie identisch mit den aus vielen anderen Theilen der Alpen bekannten ,, graphitischen •• Schiefern der Quarz- phyllit- Gruppe. Kalkspath wurde imr secundär in einem stark zersetzten, wahrscheinlicli ehemals Granat führenden Phyllit beobachtet. — Es bleiben jetzt nur noch drei Gemeugtheile der bereits kurz erwähnten, von den Phylliten petrographisch scharf getrenn- ten Epidot-Amphibolite zu beschreiben. Es sind dies Hornblende. Epidot und Rutil. Die ersteren beiden treten in den Phylliten überhaupt nicht auf, der Rutil in ganz abweichender Bildungs- weise. Die Hornblende erscheint meist in ganz unregelmässig zerlappten, in der Richtung der grössten Ausdehnung mehrere Zehntel Millimeter nicht übersteigenden Partieen. Sie zeigt kräf- tigen Farbenwechsel von gelblich grün in dunkleres bläulich grün. Die prismatische Spaltbarkeit ist deutlich ausgeprägt und liess in den seltenen Querschnitten den charakteristischen Hornblende- wiiikel erkennen. Bei der Zersetzung geht sie in den denniächst zu beschreibenden Epidot über. Bisweilen werden dabei auch kleine Mengen von Calcit ausgeschieden. Der Epidot findet sich gewöhnlich in unregelmässig um- grenzten, deutlich gelb gefärbten Individuen, die in der Grösse zwischen nur wenigen Bruchtheilen eines Millimeters und einem ganzen Millimeter variiren, in manchen Lagen aber in höchstens 0,1 mm grossen, meist viel schwächer gefärbten Körnern. Die Formen dieser letzteren erinnern mitunter an die von v. Foullon ^) beschriebenen und abgebildeten. Doch sind sie immer mehr oder minder stark abgerundet, niemals scharf krystallisirt. Sie uni- schliessen nicht selten zahh'eiche, winzig kleine Quarzkörnchen. In allen Fällen ist das markante Relief und die Lebhaftigkeit der Polarisationsfarben charakteristisch. Die kräftiger gefärbten, grösseren Krystalle zeigen einen deutlichen Pleochroismus zwischen weingelb und schwach grünlich gelb. Sicher ist ein grosser Theil dieses Epidots erst secundär aus Hornblende herausgebildet. An- dererseits ist es aber gerade bei einem Theil der farblosen Körner sehr wahrscheinlich, dass sie primäre Gemeugtheile des Gesteins sind. Darauf deutet ihre Vertheilung und die grosse Zahl der in der Hornblende nicht in solcher Menge auftretenden ') Heber die Gesteine und Minerale des Arlbergtunnels. Jahrb, d. k. k. aeol. R.-A., 1885. 584 winzigen Quarz-Interpositionen. Mit Sicherheit lässt sich indessen eine Entscheidung über die Genesis der einzelnen Körner nicht treffen. Der Rutil findet sich in kurzen, mitunter bis 0,2 mm Länge erreichenden Säulen, die zu rundlichen Gruppen aggregirt zu sein pflegen. Er ist dunkel bräunlich roth gefärbt und tritt durch seine ausserordentlich starke Lichtbrechung scharf und deutlich hervor. Seine Ausbildungsweise ist demnach ganz verschieden von der in den Phylliten beobachteten. Ausser den besprochenen drei Mineralien nehmen noch Quarz und spärliche Biotitfetzchen an der Zusammensetzung der Epidot- Amphibolite Theil. Tabelle der unveränderten Gesteine des Quarz- Phyllitcomplexes. 1. Quarzite. Structur: meist deutlich schieferig; ausnahms- weise richtungslos. Wesentlicher Gemengtheil: Quarz. Accessorische Gemengtheile: Muscovit, Chlorit, Eisen- erz, Braunspath. Turmalin, Zirkon. Apatit. Mitunter ziemlich viel Feldspath. 2. Quarz- Phyllite. Structur: stets deutlich schieferig; be- bestehen aus abwechselnden Lagen von Quarzit nnd dem unter 3. aufzuzählenden Phyllit . sowie aus grösseren Quarzlinsen und -knauern. 3. Echte Phyllite. Structur: stets deutlich schieferig. We- sentliche Gemengtheile: Quarz, farbloser Glimmer, Chlorit. Accessorische Gemengtheile : Eisenerz, Braunspath . Turmalin . Zirkon . Apatit , Biotit , Rutil. Zahlreiche Varietäten durch reichliches Hinzutreten von anderen Mineralien: a. Kohlenstoffreicher Phyllit^). b. Chloritischer Phyllit, c. Sericitischer Phyllit, d. Granat -Phyllit, e. Biotit -Phyllit. 4. Phyllit- Gneisse. Structur: oft nur undeutlich schieferig. Wesentliche Gemengtheile: Quarz. Plagioklas, Mus- covit (in grossen Blättern), wenig Chlorit. Accesso- rische Gemengtheile: wie bei 3. Ausserdem noch PjTit. Fundort: an verschiedenen Stellen in der Nähe der Ruine oberhalb Mü. ^) Fundorte sind z. B. Weg von Mii nach Incudine auf dem linken Oglio-Ufer. Umgegend von Malga Lezzavone, nicht weit von dem Val Finale; Val d' Avio, linkes Ufer. 535 5. Schistite. Structur: deutlich schieferig, aber viel dichter erscheinend. Wesentliche Gemengtheile: wie bei 3. Accessorische Gemengtheile: wie bei 3., aber Rutil in grösseren Mengen. Fundort: auf den Hügeln un- mittelbar am Oglio. 6. Epidot-Amphibolite. Structur: meist schieferig. We- sentliche Gemengtheile: Hornblende, Epidot, Quarz. Mitunter sind indessen fast nur noch Epidot und Quarz vorhanden. Accessorische Gemengtheile: Rutil, Biotit. Fundort: anscheinend in mächtigen dickbauchi- gen Linsen und Lagen in der Nähe der Gase Tise und bei „C. Foppa" der italienischen Generalstabskarte an einem vorspringenden Bergausläufer in etwa 900 m Höhe. B. Metamorphosirte Gesteine des Quarz-Phyllit- complexes. a. Wesentliche Gemengtheile: Quarz, Muscovit, Biotit, Chlorit, Andalusit. Das Auftreten des Quarzes in diesen, durch den Moja- Dioritstock metamorphosirten Gesteinen unterscheidet sich nicht wesentlich von dem in den unveränderten Gesteinen. Flüssig- keitseinschlüsse kommen selbst in grösster Nähe des Contactes vor. Auch die Umrandung ist meistentheils ganz ebenso zackig und unregelraässig geblieben. Nur in vereinzelten, mikroskopisch kleinen Linsen, die den glimmer- und andalusitreichen Lagen in der Nähe des Contactes eingeschaltet sind, schienen mir gerad- linig polygonal umrandete Körner gegenüber den anderen we- nigstens sehr stark vorzuherrschen. Keinesfalls aber ist diese Erscheinung hier in der Weise ausgebildet, wie sie von Sauer (1. c.) beobachtet wurde. Auch in Bezug auf Ai't und Zahl der Interpositionen unterscheidet sich der Quarz nicht von dem der unveränderten Gesteine. Muscovit findet sich wieder in Aggregaten von Lamellen aller möglichen verschiedenen Grössen. Man wird daher, wenn man es überhaupt noch für zweckmässig hält, die feinblätterigen, mehr verworrenen Aggregate durch einen besonderen Namen von den grösseren Lamellen und Krystallen zu unterscheiden, auch hier von Sericit neben Muscovit sprechen können. Ein Unter- schied gegenüber dem Muscovit der normalen Schiefer ist inso- fern entschieden vorhanden, als hier die grösseren Lamellen ausserordentlich häufig wohl begrenzt sind. Nicht selten liegen sie gewissermaassen porphyrisch in den sericitischen Aggregaten eingebettet. Niemals lassen sie eine Anordnung in einem be- 536 stimmten Sinne erkennen, wie dies in den Phylliten recht häufig zu beobachten ist. Sie liegen vielmehr in allen möglichen Rich- tungen kreuz und quer durch einander. Bemerkt sei, dass die Menge des Muscovits, soweit man das abschätzen kann, grösser zu sein scheint, als in den unveränderten Schiefern. Viel auffälliger und deutlicher tritt das bei dem Biotit hervor. \Yährend dieser nämlich in den normalen Phylliten und ihren Varietäten nur ganz untergeordnet auftritt, ist er hier einer der wesentlichsten Gemengtheile geworden. Meh- rere Merkmale unterscheiden sein Auftreten in den Contactgestei- nen von dem in dem unveränderten Phyllitgebirge beobachteten. Erstens ist die Grösse seiner Blättchen, wenn wir von jenen merkwürdigen, grossen Krystallen der Biotit-Phyllite absehen, viel erheblicher. Seine Individuen erreichen hier gar nicht selten das Zehnfache der dort beobachteten Dimensionen und sind selbst in den kleinsten Partikelchen nicht so unregelmässig ausgefranst und fetzenartig gestaltet. Sehr charakteristisch ist ferner die bereits im geologischen Theile beschriebene Art und Weise, wie sie sich in den am weitesten vom Contact entfernten Schiefern zu dunklen, ausschliesslich aus Biotit bestehenden Flecken und zwar entweder selbständig oder rings um Ilmenitkörner aggregiren. Aehnliche Verhältnisse beobachtet man auch in den stärker umgewandelten Gesteinen, nur dass sie dort gern ganze Biotitlagen, nicht ver- einzelte kugelförmige Anhäufungen bilden. Beiden Ausbildungs- weisen ist es gemeinsam, dass die Blättchen, ohne jede Rücksicht auf die Richtung der Lage selbst, la-euz und quer durch einander liegen. — Ueber die optischen Eigenschaften des Biotits dieser Gesteine ist nichts Bemerkenswerthes zu berichten. Der Chlorit kommt nur in den äussersten Theilen der Contactzone vor. Er ist dort als ein noch verschont gebliebener Rest der ursprünglichen Gesteine zu betrachten; denn in den inneren Theilen der Contactzone fehlt er gänzlich; und dort wo er auftritt, stinnnt er völlig mit dem Chlorit der unveränderten Phyllite überein. Die Neubildung des Biotits geschieht zweifellos hauptsächlich auf seine Kosten. Der Andalusit erscheint in zwei Ausbildungsarten, von denen die eine genau mit der in den Contactgesteinen des To- nalits beobachteten übereinstimmt, die andere aber abweichend ist. In beiden Fällen ist er durch dieselben optischen Eigen- schaften, insbesondere durch seinen Pleochroisnms charakterisirt und leicht zu erkennen. Er findet sich erstens in bis i mm langen, oft 1 mm breiten, säulenförmigen Krystallen, die die Spaltbarkeit und die im Querschnitt quadratischen Formen deut- lich erkennen lassen. In quarzitischen Gesteinen sind sie mit- 537 unter von Quarzkörnclien. in ([uarzarmon . aber sehr biotitreiclien Gesteinen von Biotitblättclien erfüllt und erhalten dann ganz die- selbe „Contactstructur'' wie in den von dem Tonalit nietamor- phosirten Felsarten. Zweitens tritt der Andalusit in 0.5 — 1 nun langen, aber selten mehr als 0,01 mm breiten Säulen auf. Ge- wöhnlich ist dann eine grössere Zahl von diesen zu Bündeln aggregirt. Sie unterscheiden sich von den einmal neben ihnen beobachteten Sillimanit-Nadeln morphologisch dadurch, dass ihre Conturen nicht so scharf ausgebildet sind wie bei diesen, optisch durch den häufig wahrnehmbaren Pleochroismus (c = blass rosa- rath. a und b = farblos). Zwischen den Säulchen und den Büscheln liegen nicht selten kleine Biotitblättchen. Mitunter bildet der Andalusit in dieser Ausbildungsart den Hauptbestand- theil einzelner Gesteinsblätter. Auffälliger Weise fand ich mit den Säulchen zusammen in denselben Präparaten auch die grossen Krystalle der anderen Ausbildungsart, ohne dass sich üebergangs- formen zwischen beiden einstellten. b. Accessorische Gemengtheile : Korund. Eisenerz, Apatit. Turmalin. Feldspath, Sillimanit, Zirkon. Das Auftreten des Korunds stimmt nicht ganz mit dem in den Einschlüssen des Granat -Tonalits beobachteten überein. Er findet sich hier in länglichen, prismatischen, oft ziemlich scharf begrenzten Körnern von 0,1 — 0,3 mm Länge und von höchstens 0.1 mm Breite. Gerade Auslöschung parallel den prismatischen Conturen, starke Lichtbrechung und oft deutlicher Pleochroismus (o hellblau, s farblos) charakterisiren ihn optisch recht gut. Die blaue Farbe ist mitunter nicht gleichmässig über den Kry- stall verbreitet, sondern mehr flockig vertheilt. Seine grosse Härte äussert sich beim Schleifen der Präparate dadurch, dass die einzelnen Körner gern herausbrechen, und es daher nicht leicht gelingt, dünne Schliffe herzustellen Ueber die Art seiner Verbreitung in den Gesteinen wurde bereits im geologischen Theil gesprochen. In allen Gesteinen des Contacthofes beobachtet man schwarze, opake Ilmenitkörner von unregelmässiger, nur selten länglicher Gestalt. Sie sind es. um die sich mit Vorliebe die Blättchen des neu gebildeten Biotits herunüegen. Sie stimmen in ihrem ganzen Auftreten mit den Erzkörnern der unveränderten Phyllite überein und dürften daher auch kaum als Neubildungen aufzu- fassen sein. Dass sie dem Ilmenit angehören, geht daraus her- vor, dass sie sich selbst bei längerem Kochen in Salzsäure nicht lösen und in der Phosphorsalzperle vor dem Löthrohr auch in kleinsten Mengen deutliche Titanreaction ergaben. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 3. 36 538 Apatit tritt vereinzelt in den mehrfach beschriebenen, un- regelmässig begrenzten Körnern, selten in etwas deutlicher kry- stallisirten Säulchen auf. Turinalin ist überall verbreitet, unterscheidet sich aber nicht wesentlich von dem Turmalin der normalen Phyllite. Feldspath wurde mehrfach in vereinzelten, unrcgelmässig umgrenzten und durch Zersetzung vollständig getrübten Körnern beobachtet. Ausserdem erscheint er als wesentlichster Gemeng- theil in der weiter oben beschriebenen Einlagerung fraglicher Natur. Er ist darin polysynthetisch verzwillingt. Sillimanit fand sich nur einmal ganz untergeordnet in scharfen, farblosen Nadeln in dem Quarz eines schieferigen An- dalusit- Glimmerfelses. Zirkon gelangte wohl nur zufällig nicht zur Beobachtung. Charakteristisch scheint dagegen das Fehlen der in den Phylliten, so weit verbreiteten Braunspath-Kryställchen zu sein. Soviel ist über die Mineralien zu berichten, welche die we- sentlichen Contactgesteine des Mojadiorits zusammensetzen. Die- jenigen der in dem Diorit und neben ihm aufgefundenen Horn- blendegesteine bereits gelegentlich der geologischen Schilderung ihres Auftretens auch petrographisch eingehend beschrieben. Es sind daher nur noch die an dem Aufbau des Cordierit - Biotit- gesteins der grössten in dem Diorit aufgefundenen fremden Ein- schlüsse betheiligten Mineralien zu besprechen; nämlich Cordierit, Biotit und Quarz als wesentliche , etwas Plagioklas , Apatit, Eisenerz und Zirkon als accessorische Gemengtheile. Der Cordierit ist durch ganz dieselben Eigenschaften charakterisirt wie in den Contactgesteinen des Tonalits. Bemer- kenswerth ist hier die ausserordentlich grosse Zahl von recht- eckigen, quadratischen und sechsseitigen Durchschnitten, die in- derselben Art und Weise, wie es in den Cordierit -Contactf eisen der Foppa beobachtet wurde, in grössere, ganz unregelmässig gestaltete Quarzindividuen hineinragen. Die Krystallisation des Cordierits ging demnach auch hier der des Quarzes voran. Gar nicht selten besitzen seine Körner nur sehr geringe Dimensionen und sind dann dem Quarz in einer ausserordentlich auffallenden und eigenthümlichen Weise eingelagert. Sie bilden nämlich in diesem in Folge ihrer geringen Dimensionen und ihrer grossen Zahl ein förmliches Pflaster kleiner, farbloser, dem umhüllenden Minei*al in Bezug auf Lichtbrechung sehr nahe stehender Körn- chen, die auf den ersten Blick gar nichts mit Cordierit gemein )39 zu haben scheinen. Betrachtet man sie aber, womöglich bei stärkerer Vergrösserung eins nach dem andern, so erkennt man, dass sie recht oft ganz dieselben regelmässigen Formen besitzen, wie die grösseren Cordieritkrystalle. Ferner sind sie bisweilen mit diesen durch alle möglichen Zwischenstufen in der Grössen- entwicklung verbunden und stimmen auch in Präparaten, die aus nicht mehr ganz frischen Gesteinsstücken angefertigt sind, in der Art der Zersetzung so vollständig mit ihnen überein, dass man an ihrer Identität nicht zweifeln kann. Die Dimensionen der Cordicritkörner schwanken demnach zwischen 0,01 und 0.5 mm. Auffällig ist ihre Reinheit. Nur ausserordentlich selten um- schliessen sie kleine Biotitblättchen. Die Zahl der Zirkonkrj^stalle im Cordierit und der mit diesen verbundenen pleochroitischen Höfe ist nicht gross. Der Biotit tritt gleichfalls in einer ganz eigenthümlichen Ausbildungsweise auf. die sich sehr auffällig von der in normalen Gesteinen der archäischen Formationen beobachteten unterscheidet, andererseits aber auch weder mit der in den Foppa - Contact- gesteinen, noch mit der in den umgewandelten Quarzphylliten ge- schilderten übereinstimmt. Er findet sich nämlich in ganz aus- gezeichnet hexagonal umrandeten Blättchen von 0,3 bis 0.4 mm Durchmesser. Dieselben sind entweder gleichmässig durch das Gestein verstreut oder an einzelnen Stellen besonders dicht an- gehäuft. Dabei liegen sie stets ganz richtungslos kreuz und quer durch einander. Bei eintretender Zersetzung verliert der Biotit allmählich seine dunkle Farbe und geht schliesslich in eine farb- lose, äusserlich dem Muscovit ähnliche Substanz über. Damit verbunden ist die Ausscheidung von Rutil in auffällig grossen Mengen. Obwohl diese Erscheinung zur Genüge bekannt ist, verdient sie doch in der Ausbildungsweise, wie sie hier vorliegt, ein gewisses Interesse. In manchen Präparaten, in denen der Cordierit bereits von der Zersetzung ergriffen ist, erscheint der Glimmer noch ganz frisch, tief braun gefärbt und ohne jede Spur von fremden Einlagerungen. In anderen dagegen, in denen die umwandelnden Processe offenbar schon stärker fortgeschritten sind, besitzt er zwar noch ziemlich lebhaft braune Farbe, aber man nimmt doch schon in den meisten Blättern das Vorhandensein winziger, dunkler, schwarzer Nädelchen wahr. Gar nicht selten sind diese am Rande des Krystalls so ausserordentlich zahlreich, dass in der äussersten schmalen Zone die Glimmersubstanz im Verhältniss zu ihnen fast ganz verschwindet. Aus diesem schwar- zen Rand reichen dann einzelne Nädelchen weiter in das Innere hinein. Nur ausnahmsweise aber finden sie sich in solchen Prä- 36* )40 paraten auch schon in dem Centrum der Krystallc in grösserer Zahl. Auf dieses Stadium der Zersetzung folgt ein neues, in dem die Bleichuiig des Glimmers und das damit eng zusammen- gehörige Verschwinden des Pleochroisnms sehr augenfällig wird. Gleichzeitig ninnnt die Zahl der Rutil-Nädelchen erheblich zu. Sie bilden ausserordentlich zarte, dichte Gewebe und erfüllen die Krystalle ganz und gar. Andererseits beginnt aber auch die Stärke der einzelnen Nadeln zu wachsen. Ja, man findet ver- einzelt schon kurze Säulchen, die 0.03 mm Breite bei etwa 0,08 mm Länge besitzen und mit den feinen Nädelchen durch alle möglichen Zwischenstufen in der Grösse verbunden sind. In denselben Präparaten beobachtet man. aber noch ausnahmsweise einzelne Biotitblättchen, die von Quarz umhüllt und so gegen die Einwirkung der zersetzenden Agentien geschützt, keine oder nur äusserst geringe Spuren von Umrandung aufweisen. Sie sind tief braun gefärbt, stark pleochroitisch und entweder ganz frei von Rutilnädelchen, oder doch auffallend arm an diesen Die secun- däre Natur des Rutils ist dadurch ganz zweifellos erwiesen. In dem allerletzten Stadium ist der Biotit vollkommen gebleicht. Die Titansäure hat dann oft bereits einen Transport erlitten, so dass man sehr grosse, über 0.1 mm Länge erreichende und fast 0,1 mm breite Körner von Rutil auch anderweitig in dem Gestein verstreut sieht. Auch in den ehemaligen Biotitlamellen sind die vorher verbreiteren Gewebe feiner Rutil - Nädelchen meist ver- schwunden und haben grösseren Krystallen und Körnern desselben Minerals Platz gemacht. An diesen kann man nun die charakte- ristischen Eigenschaften des Rutils ganz deutlich wahrnehmen. Die Lichtbrechung ist ausserordentlich stark und lebhaft. Die Farbe schwankt je nach der Dicke des betreuenden Krystalls zwischen klar goldgelb und trüb gelblich braunroth und gewährt ein sehr bequemes Unterschcidungsmittel gegenüber dem in den- selben Präparaten überall zu beobachtenden farblosen Zirkon. Bemerkenswerther Weise sind nun die Nadehi und Krystalle dieses secundären Rutils sowohl dort , wo sie in grösserer Zahl dichte Gewebe zusammensetzen, wie dort, wo säulenför- mige Krystalle in kleiner Zahl , ohne einander zu berühren, in den zersetzten Glimmerblättern liegen, ausserordentlich häufig zu regelmässigen, in basischen Schnitten einander unter 60" schneidenden Systemen angeordnet. Da nun Zwillingsverwach- sungen so gut wie gar nicht beobachtet wui-den, und nicht selten auch frei und vereinzelt liegende Krystalle dieselbe Anordimngs- weise erkennen lassen, so hat hier unzweifelhaft der in Zersetzung begriffene Glimmer auf die in Form von Rutil ausgeschiedene 541 Titansäure eine richten de Kraft ausgeübt'). Allerdings darf nicht unerwähnt bleiben, dass dieselbe nicht in allen Blättern des Biotits und nicht an allen Stellen derselben in gleicher Stärke gewirkt hat. Denn man beobachtet in manchen Blättern auch ziemlich unregelmässigc Lagerung der Rutilnadeln, und ferner scheint die Anordnung der kleinen Nädelchen in der äussersten oben be- schriebenen, an sehr vielen Krystallen deutlich ausgebildeten Rand- zone um sehr viel regelloser zu sein als in dem Innern. Der Quarz tritt ganz in der Ausbildungsweise auf. die er in den Contactfelsen der Foppa hat, d. h. in grossen, ganz un- regelmässig gestalteten Individuen, welche die Zwischenräume zwi- schen den Cordieritkrystallen ausfüllen. Flüssigkeitseinschlüsse sind, wenigstens in kleiner Zahl, vorhanden. Plagioklas wurde nur in vereizelten Präparaten beobachtet. In Bezug auf Gestaltung gilt auch von ihm das eben vom Quarz Gesagte. Der Apatit hat ganz dieselbe Ausbildungsweise Avie in den Contactgesteinen der Foppa; doch ist seine Menge hier auffallend gross. — Ueber den Zirkon und die spärlichen opaken Eisen- erzkörnchen ist nichts zu sagen. Eine Zusammenstellung all' der Contactgesteine des Moja- diorits dürfte unnöthig sein, da dieselben bereits bei der Schil- derung ihrer geologischen Beziehungen sehr ausführlich besprochen wurden. lil. Eruptivgesteine. Die mir bekannt gewordenen Eruptivgesteine des Aviölo- gebietes treten theils in Form von Stöcken, theils als Gänge auf. Die erstcre Gruppe hat nur zwei Vertreter, nämlich den Tonalit und den hornblendefreien Quarz-Glimmer-Diorit des Val Moja. Der zwei- ten gehören 20 verschiedene, anstehend aufgefundene Vorkommen an. Eines von diesen wurde im Tonalit beobachtet, die anderen treten sämmtlich im Schiefergebirge auf. Ihre porphyrische Structur und der trikline Charakter des in ihnen dominirenden Feldspaths kennzeichnen sie. Avie bereits hervorgehoben, als Por- phyrite. ^) Es ist dies demnach der aucli von \. Cathrein (Neues Jahr- buch f. Min. etc., 1888, Bd. II, p. 151 — 165) als möglich zugegebene, wenn auch für unwahrscheinlich gehaltene Fall, dass „eine krystallo- grapliische Orieniirunß- von Seiten des Glimmers auf die sich ausschei- denden Rutilkryställchen" stattgefunden hat. 542 Als Stöcke auftretende Gesteine. 1. Tonalit. Eine genaue makroskopische Schilderung dieses Gesteins ist unnöthig. Man vergleiche darüber besonders die grundlegende und mustergültige Arbeit Gerhard vom Rath's und die späteren Arbeiten Baltzer's. Der Tonalit des Monte Aviolo unterscheidet sich nicht wesentlich von dem der übrigen Adamellogruppe; den- noch mögen die beobachteten Varietäten hier kurz Erwähnung finden, da einige unter ihnen ein gewisses Interesse verdienen. Das normale und am weitesten vcibreitete Gestein ist der typische, liornblendereiche Quarz - Glinmier - Diorit . wie ihn Gerhard vom Rath auf dem Passo Tonale fand. Hornblende und Glimmer treten darin in ziemlich gleichen Mengen auf. Das erstere Mi- neral findet sich mitunter in langen, schmalen Säulchen, die sich gern mehr oder Aveniger parallel richten und dann eine Art ma- kroskopischer Fluidalstructur erzeugen. Doch ist diese Erschei- ]mng stets nur auf wenige Quadratdecimetei- der Oberfläche des Gesteins beschränkt. (In der Foppa stellenweise an den Wänden des Thalschlusses.) Durch Vermehrung des Glimmer- und Horn- blendegehaltes und Zurücktreten von Quai-z und Feldspath werden sehr dunkel gefärbte Varietäten hervorgebracht; andererseits aber kann bei normal bleibender Glimmermenge die Hornblende immer mehr zurücktreten, bis schliesslich ganz hornblendefreie Tonalit- abänderungen entstehen. Dieselben sind in der Foppa ziemlich weit verbreitet, und es ist demnach nicht richtig, dass der Tonalit innner durch einen Hornblendegehalt ausgezeichnet sei. Eine umgekehrt nur Hornblende führende, glimmerfreie Varietät scheint dagegen nirgends vorzul^ommen , wenn auch oft genug die Horn- bleiide sehr stark den Glimmer überwiegt. Am meisten Interesse imter allen Abarten des Tonalits verdient wohl die bereits be- sprochene granatreiche Varietät, die aus den oben angeführten Gründen wenigstens in der Foppa mit Sicherheit als eine „endo- gene Contact-Modification" aufzufassen ist. Ob dieselbe auch in anderen Theilen der Adamellogruppe eine grössere Verbreitung besitzt, das ist zweifelhaft. Es spricht dafür eine Angabe von FiNKELSTEiN (1. c. , p. 315) Über das Auftreten von Granat im Tonalit des Monte Frerone in der Nähe des Contactes mit den Triasschichten. Dennoch ist es durchaus nicht ausgeschlossen, dass Granaten im Tonalit als accessorische Gemengtheile auf- treten könnten, ohne dass eine stoffliche Beeinflussung des letz- teren durch den Contact mit dem Nebengestein die Ursache ihrer Entstehung zu sein brauchte. Ueber die Art und Weise des Auftretens der von Curioni und Lepsius erwähnten Granat füh- 54- reudcii Toiialit-Variotäton . ist Genaueres bisher nicht niitgetheilt worden. Bezüglich der Fundorte solcher Gesteine in der Foppa möchte ich angeben, dass der eine ganz leicht zu erreichen und den Einwohnern des Hauptthaies unter dem Namen ^il buco delle Granate'- wohl bekannt^) ist. Die Grösse der Granaten schwankt im Allgemeinen zwischen wenigen Millimetern und einem Centi- meter. Sie haben bräunlich rothe Farbe und sind ausserordent- lich scharf krystallisirt. Gewöhnlich lassen sie nur die Flächen eines Ikositetraeders erkennen. In den Varietäten aber, welche ich auf den beiden seitlichen Gehängen der Foppa autt'and, ist neben dem vorwaltenden Ikositetraeder auch noch das lihomben- dodekaeder und ein Hexakisoktaeder ausgebildet. Die winzigen Flächen dieses letzteren stumpfen die Combinationskanten der beiden anderen Formen gerade ab , gehören also der Form 30^/2 (3 21) an. Mit den Granaten zusammen liegen an dem erstgenannten Fundort sehr zahlreiche grosse , braun - schwarze Glimmerkrvstalle. die nach der c-Axe säulenförmig ausgebildet sind. Sie erreichen mitunter fast 1 cm Durchmesser. Dagegen ist in den granatreichen Varietäten der beiden Abhänge die Be- theiligung des Glinnners nicht stärker als in dem normalen To- nalit. U. d. M. ^) erkennt man ausser den schon dem unbewaffneten Auge sichtbaren Gemengtheilen noch Magnetit. Zirkon, Apatit. Titanit^). Orthit habe ich niemals gefunden. Spinell nur als Einschluss in dem Feldspath des Granat führenden Tonalits. Dort ist er aber wahrscheinlich gar nicht ein diesem eigenthüm- licher Gemengtheil, sondern nur ein nicht mit eingeschmolzener Rest des spinellreichen Cordieritgesteins'^). — Von allen Ge- mengtheilen sind die accessorischen: Zirkon. Magnetit, Apatit, Titanit am wenigsten in ihrer Formentwicklung gestört. Von den übi'igen Gemengtheilen sind im Allgemeinen Hornblende und Glimmer früher ausgeschieden als der Feldspath, und dieser wieder früher als der Quarz. Der letztere umschliesst alle an- deren Mineralien, die mit ihm zusammen vorkommen. In man- chen Varietäten, in welchen die Hornblende auffällig grosse, bis ') Auf diese Stelle bezieht sich jedenfalls die von C'urioni (Ri- cerche, 1873, p. 348) gegebene Notiz, dass „östlich von Mü in dem Val Camonica" Granaten im Tonalit vorkäiueii. ^) Eine genaue mikroskopische Beschreibung des Tonalits ist mei- nes Wissens noch nicht gegeben worden. Man vergl. übrigens Rosen- busch, Mikr. Physiogr. , II, p. 118, wo auch bereits die Vermutbnng ausgesprochen ist, dass der Granat durch den Contact bedingt sei. ^) Nach C-ATHREiN auch Pyrit. *) Leider geht aus der Notiz von v. Chhoustschoff nicht hervor, woher die vou ihm untersuchte und Spinell führende Tonalit- Art stammt, und wie sie sonst zusammengesetzt war. 544 2 cm lange Krystalle bildet, umhüllt sie nicht nur die accesso- rischen Geniengtheile , sondern auch Glimmer und selbst Feld- spath, ist also jünger als dieser. Allerdings sind bei dem Feldspat h ganz besondere Verhältnisse zu berücksichtigen. Er zeigt nämlich jene eigen- thümliche , zuerst von Höpfner \) und Törnebohm ^) aufge- fundene, später so vielfach beobachtete Erscheinung des Auf- baues aus isomorphen Schichten von verschiedener und zwar nach dem Rande hin zunehmender Acidität. Die Auslöschungs- schiefe ist in den äusseren Partieen viel geringer als in den inneren, nimmt aber so allmählich zu, dass das Maximum der Dunkelheit beim Drehen des Objecttisches ganz continuirlich über den Krystall hinwegzugleiten scheint. Die zuerst ausge- schiedene Feldspathsubstanz. die jetzt den Kern der Krystalle bildet, weicht in einzelnen Schnitten um fast SC* in der Aus- löschungsschiefe von der äussersten Randzone ab und ist jeden- falls viel kalkreicher als diese, da sie auch von der Zersetzung rascher ergriffen wird. Sehr häufig beobachtet man das Centrum der Krystalle bereits völlig getrübt, obwohl ihre peripherischen Schichten noch ganz frisch erscheinen. Im engsten Zusammen- hang damit steht die Erscheinung, dass die inneren Zonen der Feldspathkrystalle oft ganz ungestört ausgebildet sind, während die äusseren, deren Krystallisation schon mit der Festwerdung des Quarzes zusammenfiel, sich mit diesem gegenseitig in der Formentwicklung hinderten und nun mit ihren zackigen Umrissen in einem auffallenden Gegensatz zu dem geradlinigen Verlauf der inneren Zonengrenzen stehen. Zu bemerken ist noch, dass der P'eldspath fast stets polysynthetische Verzwillingung nach dem Albitgesetz aufweist. Wo dieselbe fehlt, dürfte man es dennoch nicht mit Orthoklas-, sondern mit Plagioklaskrystallen, die pa- rallel der Zwillingsebene geschnitten sind, zu tliun haben. Ver- zwillingung nach dem Periklingesetz kommt nicht häufig daneben vor. Aus dem Gesagten ergiebt sich, dass der Feldspath des Tonalits überhaupt kein bestimmtes Glied in der Plagioklasreihe darstellt und dass daher die von Gerhard vom Rath (1. c.) aus- geführte Analyse nicht die Zusammensetzung eines solchen ergeben konnte, sondern nur einen Mittelwerth der Zusammensetzungen sämmtlicher in dem Tonalit auftretenden Plagioklase. — Dass der Feldspath die accessorischen Gemengtlieile, sowie Hoi'nblende und Glinnner gelegentlich umhüllt, ist bereits erwähnt worden. ^) Neues Jahrbuch für Mineralogie etc., 1881, II, p. 164. lieber das Gestein des Monte Tajunihina in Peru. '') Ebemla, JS77, p. ^92. 545 Auch Flüssigkeitseinsclilüsse mit beweglichen Lamellen wurden in ihm beobachtet. In vereinzelten Fällen sah ich granophyrische Ver- wachsung von polysynthetisch verwillingtem Plagioklas und Quarz. Bei dem Quarz möchte ich nur hervorheben, dass die haarförmigen Mikrolithen. die von Rosenbusch (1. c.) in ihm beobachtet wurden, jedenfalls nicht überall vorkommen. We- nigstens konnte ich sie in den Präparaten von dem Tonalit des Monte Aviölo, selbst bei sehr starker Vergrösserung, nicht erkennen. Der Glimmer besitzt den bekannten starken Pleochroisraus zwischen hell strohgelb und tief braun. Der Winkel der optischen Axen ist nur sehr klein; die Axenebene geht der Symmetrieebene parallel. Die Hornblende wird stets mit grünen Farbentönen durchsichtig^). Die Intensität der Färbung ist bei annähernd gleicher Dicke der Präparate in den Hornblenden verschiedener Fundorte mitunter sehr verschieden. Ihr Pleochroismus ist in manchen Vorkommen nicht sehr stark. Sowohl die Hornblende wie der Glimmer liefern bei eintretender Zersetzung als Haupt- product Chlorit, daneben aber auch sehr vielfach Epidot. Letz- terer bleibt entweder mit dem Chlorit zusammen an der Stelle des zersetzten Krystalls oder er siedelt sich auf Spältchen des Gesteins an. Im Allgemeinen bildet er kleine und grössere Körn- chen, mitunter aber tritt er in garbenförmigen , aus einzelnen Krystallstrahlen zusammengesetzten Gebilden auf. Von accessorischen Gemengtheilen verdient nur der Granat noch Erwähnung. Er wird mit blass rosarother Farbe durch- sichtig, hebt sich durch seine starke Lichtbrechung von den um- liegenden Gesteinspartieen ab und umsclüiesst zahlreiche, farblose Mineralpartikel , hauptsächlich wohl Quarz. Zwischen gekreuzten Nicols bleibt er dunkel. — Auch einige von den bekannten, sphä- roidalen, dunklen Körpern, welche sich im Tonalit so häutig finden und von Reyer (1. c, p. 421) den drastischen, aber charak- teristischen Namen „Schlierenknödel" erhalten haben, waxrden der mikroskopischen ITijtersuchung unterworfen. Es ergab sich dabei nur, dass, wie vorauszusehen, diese Körper hauptsächlich aus den basischeren Mineralien, nämlich Hornblende und Glimmer, zusam- mengesetzt sind. Feldspat!) ist gewöhnlich noch in ziemlichen Mengen vorhanden, Quarz dagegen fast gar nicht. Mitunter ent- halten sie sehr viel Apatit. Auch die übrigen accessorischen Ge- mengtheile Titanit, Zirkon und Magnetit wurden darin beobachtet. *) Wenigstens in all' den von mir untersuchten Präparaten. Ro- senbusch, Mikr. Physiogr., Bd. I, p. 468, sagt dagegen: „Die gemeine Hornblende erscheint tief braun bis braun-roth im Tonalit". 546 Die Zahl der ..SchliereukiUHlel-' ist in der Foppa nur klein. Eine parallele Anordnung, wie sie Reyer beschreibt, habe ich nicht wahrnehmen köiuien. Jedenfalls sind sie frülier als die Hauptmasse des Tonalits erstarrt. Im Gegensatz zu ihnen stehen die eigenthümlichen weissen, feinkörnigen Gebilde, die Revek gleichfalls im Tonalit der südöstlichen Adamellogruppe beobachtet und als ., Kluft blätter" bezeichnet hat. Ich kann dem. was er über ihre Genesis sagt, nur beipflicliteii ^). Makroskopisch sind sie deutlich von dem Nebengestein abgegrenzt und bilden schmale, gangähnliche Partieen in dem normalen Tonalit; indessen erkennt man bei genauerer Betrachtung, besonders mit der Lupe, dass die Grenze keine so scliarfe ist wie bei echten Gängen. Auch diese Kluftblätter haben in der Foppa nicht annähernd die Ver- breitung, wie in den von Reyer besuchten Gebieten. In den mikroskopischen Präparaten, die aus ihrem Gestein angefertigt wurden, fanden sich als wesentliche Gemengtheile Feldspath und zwar gestreifter und ungestreifter, sehr viel Quarz, sehr wenig Biotit, aber viel offenbar primärer Muscovit. Hornblende fehlt ganz. In seiner Strnctur unterscheidet sich das Gestein insofern etwas vom Tonalit, als hier mitunter zahlreiche kleine Körner von Quarz und ungestreiftem Feldspath eine Art Teig bilden, in der die grösseren, aber unregelmässig umgrenzten (Juarz- und Plagioklas - Individuen eingebettet sind. Der Plagioklas stimmt ganz genau mit dem des Tonalits überein, ist aber hier viel reiner und lässt die Erscheinung des Aufbaues aus isomorphen, allmählich in einander übergehenden Schichten in Folge dessen noch schöner erkennen. 2. Der horiiblendefreie Quarz - Glimmer- Diorit des Val Mo ja. Dieser Diorit ist ein granitisch aussehendes, kleinkörniges, holokrystallines Gestein, in dem man mit unbewaffnetem Auge schwarz-braunen Biotit, grau-weissen Quarz und weissen Feldspath unterscheidet. U. d. M. erkennt man ausser diesen Mineralien noch Apatit, Magnetit, Zirkon, Titanit als accessorische Gemeng- theile. Feldspath und Quarz herrsclien vor und sind in ziemlich gleichen Mengen vorhanden. Der Feldspath scheint mit dem im Tonalit gefundenen und bereits ausführlich beschriebenen Plagioklas völlig identisch zu sein. Er ist fast stets polysynthetisch verzwillingt und zeigt *) 1. c, p. 428: „Es macht entschieden den Eiiulruck, als ob aus einer Masse, in welcher noch einige Gemengtheile beweglich waren, gerade diese in die entstandenen Klüfte vorgeschoben (ausgeschwitzt) worden seien." 547 ebenso wie jener das Phänomen des Aufbaues aus. isomorphen, chemisch verschiedenen Schichten mit all' den damit verbundenen Nebenerscheinungen. Die Differenz in den Auslöschungsschiefen der basischen Kerne und der äussersten Zonen beträgt auch hier mitunter 80^. Weitere Einzelheiten brauchen nicht angeführt zu werden, weil das für den Feldspath des Tonalits Gesagte Wort für Wort Geltung hat. Auch von dem Quarz ist wenig zu berichten. Seine Aus- scheidung fiel, wie im Tonalit, mit der der äussersten Feldspath- zonen zusammen. Infolgedessen störte er diese in der Forment- wicklung. Als Einschlüsse beobachtet man in dem Quarz die accessorischen Gemengtheile. ferner Glimmer und Feldspath. End- lich umhüllt er auch noch zahlreiche Flüssigkeitseinschlüsse mit zum Theil beweglichen Libellen. Der Biotit t.iitt in grossen, unregelmässig begrenzten Lamellen auf. Sein Pleochroismus ist stark; sein Farbenwechsel bewegt sich zwisclien licht bräunlich gelb und tief braun. Bei eintretender Zersetzung wird er zuerst gebleicht, geht dann in faserige, chlo- ritische Massen über und scheidet hierbei mitunter spärliche Kutil - Nädelchen aus. Der Zirkon findet sich in ausgezeichnet scharf ausgebildeten Kryställchen . die von Pyramideniiächen begrenzt und nicht selten parallel OP abgesondert sind. Apatit tritt in langen, farblosen Nadeln, Titanit in schwach röthlich gefärbten Krystallen, Mag- netit in unregelmässigen, opaken Körnern auf. Wir haben nun dies Gestein sowohl in seinen geolo- gischen Beziehungen wie seinem petrographischen Charakter nach kennen gelernt. Ich möchte daher jetzt kurz auf eine Frage eingehen, welche sich mir bei seiner Untersuchung aufdrängte. Denkt man nämlich daran, dass der Mojadioritstock nur etwa 2 Kilom. von dem Tonalit entfernt ist, dass beide Gesteine zu dem Quarz-Glimmer Diorit zu rechnen sind und beide eine Con- tactmetaraorphose der benachbnrten Schiefer bewirkt haben, dass endlich die durchgreifende Lagerung des Tonalits mit Sicherheit constatirt wurde, so wird man die Möglichkeit nicht ohne Wei- teres von der Hand weisen wollen, dass der Mojadioritstock vielleicht nichts anderes sei als eine mächtige Apophyse des To- nalits. Die drei folgenden Gründe scheinen mir indessen dagegen zu sprechen: 1. Der Mojadiorit ist ganz hornblendefrei. 2. Er besitzt niemals die für den Tonalit so charakteristischen, sphä- roidalen. wesentlich aus den basischen Gemengtheilen des Eruptiv- gesteins zusammengesetzten Körper. 3. Da die zur Beobachtung gelangten, z. Th. noch nicht 1 m breiten Gänge von Tonalit die- selbe grobkörnige Structur besitzen wie die Hauptmasse dieses 548 Gesteins, so würde man das auch von einer Apophyse von der Mächtigkeit, wie sie der Mojadioritstock besitzt, erwarten. In- dessen erreichen aber die Körner der einzelnen Gemengtheilc niemals wesentlich mehr als 1 mm im Durchmesser, gewöhnlich noch weniger, stehen also hinter der Grösse der tonalitischen Gemengtheilc erheblich zurück. — Aus den angeführten drei Gründen halte ich es für wahrscheinlich, dass der Mojadiorit nicht in Beziehungen zu dem Tonalit steht, sondern als ein von diesem unabhängiges Eruptivgestein aufzufassen ist. Porphyrite. Aus mehreren Gründen habe ich darauf verzichtet, schon jetzt eine eingehende petrographischo Beschreibung der hierher gehörigen Gesteine zu geben. Erstens nämlich war es bei einem erheblichen Theil derselben unmöglich, auch nur halbwegs frische Stücke zu erlangen. Zweitens glaube ich. dass derartige Unter- suchungen von Eruptivgesteinen nur dann zu allgemeineren Resul- taten führen können, wenn der Bearbeitung ein viel umfangrei- cheres Material zu Grunde liegt als das in diesem Fall zur Verfügung stehende, zumal da die porphyrischen Eruptivgesteine des Aviölogebietes sehr verschiedenen Gruppen der Porphyrit- familie angehören. Endlich ist die geologische Stellung der Ge- steine dieser Gruppe in unserem Fall eine derartige, dass selbst das gänzliche Fehlen einer petrographischen Beschreibung der- selben das geologische Bild des betreffenden Gebirgstheiles kaum wesentlich stören würde. Ich werde mich daher im Folgenden darauf beschränken, einen üeberblick über ihre Struetur und mineralogische Zusammensetzung zu geben, ohne auf irgend welche specielleren Einzelheiten einzugehen. Die 20 von mir gesammelten Vorkommen gehören den drei Gruppen der Quarz-Glimmer-Porphyiite, der Hornblende-PorphjTite und der Augit- bezw. Üralit-Porphyrite an. Diese verschiedenen Gruppen sind indessen nicht scharf von einander getrennt, son- dern durch Uebergänge verbunden. Sie wurden ihrerseits wieder der Uebersichtlichkeit halber in Unterabtheilungen von nur localer Bedeutung eingetheilt. — Vorausgeschickt sei noch, dass die Grundmassen sämmtlicher Gesteine holokrystallin sind. A. Quarz -Glimmer- Porphyrite. ]. Gestein vom Monte Colmo. Porphyrisch: gi'osse. abge- rundete Quarzkörner, in welche die Grundmasse buchtförmig ein- dringt. Zonar gebaute, scharf umgrenzte Plagioklaskrystalle. Krystallographisch schlecht umgrenzte Biotitblätter. Accesso- risch: vereinzelte Granatkörner. Die Grundmasse besteht aus Fetzchen von Biotit, farblosen Körnchen von Quarz und meist 549 ungetreiftem Felclspath. Krystallconturen zeigen die Gemengtheile der Gi'undniasse nur ausnahmsweise; am meisten beobachtet man sie nocl) an dem Biotit. Der Grössenunterschied zwischen den porphyrisclien Individuen (über 1 mm) und denen der Grundmasse (unter 0,01 mm) ist sehr beträchtlich. 2. Gesteine aus mehreren Gängen vom Piccolokamm, mög- licher Weise den Schichtttächen der Schiefer concordant eingedrun- gen. Porphyrisch: ziemlich regelmässig krystallisirte, zonar ge- baute Plagioklas-Iudividuen. Einheitliche Biotitblätter von derselben Ausbildung, aber geringerer Grösse als bei 1. Daneben dichte Zusammenhäufungen kleiner Glimmerblättchen , gewissermaassen die Stelle porphyrischer grösserer Blätter vertretend. Nur aus- nahmsweise porphyrisclie Quarzkörner, die anscheinend corrodirt sind. Die Grundmasse besteht aus farblosen Körnchen von Quarz und meist ungestreiftem Feldspath, aus Glimmerfetzchen und aus ziemlich grossen Körnern und Stengeln einer hell grünen, fast gar nicht pleochroitischen, monoklinen Hornblende (Aktinolith). Nur diese letztere ist gut krystallisirt. Der Grössenunterschied zwischen den porphyrischen Krystallen und den Gemengtheilen der Grundmasse ist nicht so beträchtlich wie bei der ersten Gruppe. Der ganze mikroskopische Habitus erinnert vielfach an manche Contactschiefer mit porphyrartiger Structur. 3. Drei verschiedene Vorkommen aus der Valletta di Sonico. in der Nähe des Baches. Porphyrisch: Plagioklaskrystalle. regel- mässig aber nicht so scharf begrenzt wie in 1. und 2. Ganz vereinzelt grosse Biotitblätter, sehr oft gewissermaassen porpliy- risch. compacte Anhäufungen kleiner Biotitblättchen. Grössere Quarze fehlen ganz. Die Grundmasse besteht aus Biotitfetzchen und farblosen Körnern von Quarz und ungestreiftem Feldspath. Der Grössenunterschied zwischen den porphyrischen und den Grundmassen-Gemengtheilen ist sehr erheblich. Anscheinend ha- ben mechanische Deformirungen stattgefunden. Es deuten darauf die wahrscheinlich aus früher einheitlichen Biotitkrystallcn hervor- gegangenen Anhäufungen kleiner Blättchen, sowie eine auffallende parallele Anordnung der allerkleinsten Biotitfetzchen der Grund- masse; endlich auch die mitunter unscharfe, wie angebrochen aus- sehende Umrandung der Plagioklase. — Hierher wurde noch ein viertes, gleichfalls aus der Valletta di Sonico stammendes Gestein gestellt, das makroskopisch sehr ähnlich, mikroskopisch sich in mehreren Punkten unterscheidet. Mit den übrigen Gruppen ist noch weniger Verwandtschaft vorhanden. In ihm ist eine eigent- lich porphyrische Structur nicht vorhanden. Die Gemengtheile variiren in der Grösse, sind aber durch zahlreiche Zwischenstufen eng mit einander verbunden. Der Feldspath zeigt verhältniss- 550 massig seltener Zwillingsstreifung und ist unregelmässiger umrandet. Quarz ist sehr wenig vorhanden. Der Glimmer tritt in derselben Weise auf wie bei den übrigen Gesteinen dieser Gruppe. B. Hornblende-Porphyrite. 1 . Quarzfreie bis quarzarme, glimmerreiche bis glimmerarme Hornblende - Porphyrite. Es gehören hierher zwei Vorkommen aus dem Val Moja. zwei aus der Schlucht der Valletta di Sonico und eins vom linken Gehänge des Aviothales, 100 bis 200 m über dem Bach an einem schmalen Fusspfad. Von den beiden Gesteinen aus dem Mojathal ist das eine das p. 461 erwähnte, von Stäche und v. Foullon (1. c.) beschriebene; das zweite tritt anstehend oberhalb des Dioritstockes auf. — Porphyrisch: scharf krystallisirte Plagioklas- Individuen und bald scharf krystallisirte, bald nicht sehr regelmässig umrandete Plornblendekrystalle; ferner seltene, gewissermaassen als porphyrische Gemengtheile fungirende Zusammenhäufungen kleiner Biotitblättchen. Die Grundmasse be- steht aus wenig leistenförmigen , meist nur in Körnern auftreten- dem, fast inmier ungestreiftem Feldspath. Glimmer- und Horn- blendefetzchen und -Nädelchen. Quarzkörner dürften nicht selten sein. Die Hornblende ist in dem von v. Foullon beschriebenen Gestein gut krystallisirter. hell grüner, äusserst schwach pleoch- roitischer Aktinolith und tritt darin nur in der Grundmasse auf. In den übrigen Vorkommen ist sie deutlich pleochroitisch. Ihr Farbenwechsel geht von hell gelb-grün bis dunkel schmutzig grün. Sie ist in der Grundmasse unregelmässig umgrenzt, findet sich aber stets auch porphjTisch in meist besser krystallisirtcn Indi- vtduen. Fast immer findet man kleine Biotitblättchen mit ihr vergesellschaftet und zwar entweder in sie eingewachsen, oder an sie angelagert, oder endlich den ganzen Hornblendekrystall voll- ständig umgebend. 2. Glimmer- und quarzfreie Hornblende-Porphyrite. Hierher gehört nur ein einziges, zwei Varietäten bildendes Gestein, das die Umenitfruchtschiefer in dem Contacthof des Mojadiorits durch- setzt. Es ist aber so charakteristisch und abweichend ausge- bildet, dass es nicht mit B. 1. vereinigt wurde. — Porphyrisch: ganz scharf krystallisirte Individuen von leistenförmigem Plagio- klas und Hornblende. Diese letztere ist lebhaft pleochroitisch (c = b: dunkel gelblich braun, a: licht bräunlich gelb) und ausser- ordentlich häufig verzwillingt, wobei das Orthopinakoid Zwillings- ebene ist, die Verwachsungsnaht aber ganz unregelmässig zackig verläuft. Die Grundmasse besteht aus stets leistenförmigem und gestreiftem Feldspath. sowie aus einer zweiten Generation von ebenso gefärbter, aber sehr oft unregelmässig gestalteter Hörn- 551 blende. Im Ganzen sind aber hier die Elemente der Grundmasse besser krystallisirt als in den anderen beschriebenen Gesteinen. Die beiden Varietäten unterscheiden sich dadurch, dass die eine vom Salband des Ganges stammende sehr viel mehr Grundmasse und sehr viel weniger porphyrische Plagioklaskrystalle enthält als die andere. Es ist sogar in ihr nicht ganz ausgeschlossen, dass Spuren einer Basis vorhanden wären. C. Augit- bezw. Uralit-Porphyrite. 1. Uralit-Porphyrit. Gang im Tonalit des Colmokammes. Dies Gestein vermittelt sehr gut den Üebergang von dem eben beschriebenen zu den noch folgenden Porphyriten. Porphyrisch treten darin erstens sehr scharf krystallisirte , nach dem Brachy- pinakoid dünn tafelförmige Plagioklaskrystalle auf, zweitens bis 1 mm grosse Krystalle von Uralit. Derselbe lässt gar nicht selten die charakteristischen Augitformen erkennen und wird ge- bildet von einer zwischen hell gelb -grün und etwas dunklerem hell grün pleochroitischen Hornblende. Auch unregelmässigere Schnitte sind ganz von dieser Hornblende erfüllt . nur dass dann häufig kleine Biotitblättchen innig mit ihr verbunden sind und die gleiche Entstehung haben dürften. Die Grundmasse besteht aus oft wohl umgrenzter, primärer Hornblende, ziemlich viel ge- streiften Feldspathleistchen und ungestreiften Feldspathkörnern. Die Hornblende überwiegt. Ihr PJeochroismus bewegt sich von grünlich braun zu reinem dunkel braun. Der Grössenunterschied der porphyrischen Gemengtheile und der der Grundmasse ist sehr erheblich. 2. Hierher gehören fünf Vorkommen, wovon eins in dem unteren Val Moja, zwei an der Strasse von Edolo nach Incudine, zwei in dem unteren Val Finale gefunden sind. AU' diese Ge- steine sind von umwandelnden Vorgängen in hohem Maasse cr- gritfen und liegen jetzt in einem solchen Zustande vor, dass man auf ihre ursprüngliche Structur und mineralogische Zusammen- setzung nur unvollständige Schlüsse ziehen kann. Allen gemein- sam sind folgende Gemengtheile: Augit in bis 0,5 mm langen, breiten Krystallen; uralitische Hornblende in scharf begrenzten Schnitten, in kleinen, überall zerstreuten Fetzchen und in grös- seren Anhäufungen auf Spalträumen des Gesteins; Plagioklas in ziemlich grossen Krystallen. Der Augit ist schwach pleochroi- tisch. Sein Farbenwechsel bewegt sich zwischen blass rosa roth und hell bräunlich. Meist ist er ganz in trübe Aggregate von winzigen Körnchen zersetzt, die mitunter Aehnlichkeit mit Epidot haben. Die uralitische schiltige Hornblende erfüllt den aller- grössten Theil des Gesteins, umlagert, wenn auch selten, den 552 eben beschriebenen Augit, tritt im Plagioklas in kleinen Mengen, hauptsächlich aber selbstständig in grossen Schnitten und Anhäu- fungen auf. Sie ist völlig identisch mit dem Uralit des vorher beschriebenen Gesteins. Auffällig ist es, dass sie an manchen Stellen der Gesteine einen anderen Farbenwechsel, nämlich zwi- schen gelblich grün und bläulicli grün, besitzt. Der Plagioklas ist stark zersetzt und scheidet allerhand faserige, unbestimmbare Producte, zum Theil Epidot aus. Ausser den genannten Gemeng- theilen beobachtet man noch Titaneisen, das in Titanitbildung be- gritfen ist. und unregelmässig umrandete Biotitblätter. Gewöhn- lich entstehen nun ferner aus der secundären Hornblende, wie- derum secundär, Epidot, Chlorit und Calcit, sodass man in dem Gestein ein Gewirr sehr verschiedenartiger, theils w^ohl durch mechanische, theils durch chemische Umwandlungsvorgänge er- zeugter Mineralien vor sich hat. Ob diese Gesteine jemals eine wirkliche Grundmasse besessen haben, ist recht zweifelhaft. Wür- den feinkörnige Diabase aus jenen Gegenden bekannt sein, so wären sie mit grösserer Wahrscheinlichkeit zu diesen zu stellen, als zu den Porphyriten. Andererseits ist die Aehnlichkeit mit dem unter C. 1. beschriebenen, echten Uralit - Porpliyrit unbe- streitbar. Endlich wurde in dem mittleren Val Moja noch ein anderes Vorkommen gefunden, das mit den fünf eben geschilder- ten vollkommen übereinstimmt, nur jenen bräunlich rothen, zu trüben Producten zersetzten Augit nicht fühi't und dadurch auch einen Uebergang zu dem Gestein von C. 1. vermittelt. Ich möchte übrigens der Yermuthung Raum geben, dass möglicher Weise der jetzt als Uralit vorliegende und jener andere bräunlich rothe, so oft noch erhaltene Augit primär verschiedenen Pyroxenarten an- gehört haben. Es spricht dafür die Thatsache, dass der Uralit nur sehr selten mit den trüben Zersetzungsproducten des anderen Augits oder gar mit diesem selbst vergesellschaftet auftritt. 3. In dem mittleren Val Finale wurden zwei unzweifelhaft gangförmige Eruptivgesteine aufgefunden, die, mikroskopisch un- tersucht, sich als fast ganz aus Chlorit und Kalkspath bestehend erwiesen. Ausserdem treten noch vereinzelte Körner von einem bald auffällig frischen, bald Leukoxen ausscheidenden Eisenerz, sowie von Quarz auf. Die Gesteine sind von weissen Adern durchzogen, die der Hauptsache nach aus Kalkspath gebildet sind, aber auch vereinzelte Quarzkörner führen. Letztere sind offenbar ebenso wie der Kalkspath neugebildet. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass diese beiden Gesteine ursprünglich wie die Gesteine der Gruppe C, 2. zusammengesetzt waren. Zum Schluss möge mit wenigen Worten einer^ Erscheinung gedacht werden, die bisher der Uebersichtlicldveit halber nur aus- nahmsweise Erwähnung fand, und deren Bedeutung auch für die hier untersuchten Gesteine Iveine sehr grosse ist; icli meine die mikroskopisch erkennbaren Wirkungen des Gebirgsdruckes. Nur bei den zuletzt behandelten Eruptivgesteinen haben wir mitunter davon gesprochen; aber auch in sämmtlichen Schichtgesteinen, welche an dem Aufbau des Monte Aviolo theilnehmen, und zwar sowohl in den unveränderten, wie in den metamorphosirten sind diese „kataklasti sehen" Phänomene wenigstens gelegentlich wahr- nehmbar. Sie äussern sich besonders schön beim Feldspath und bem Quarz, indem sie bald nur optische Anomalien hervorrufen (undulöse Auslöschung), bald ganz erhebliche mechanische Defor- mirungen erzeugen. Im letzteren Fall beobachtet man nicht selten mehr oder weniger vollständige Zertrümmerung ursprüng- lich einheitlicher Krystalle, wobei dann entweder grössere Theile derselben an mikroskopisch kleinen Verwerfungsspalten um oft weniger als 0,01 mm an einander verschoben werden, oder aber das ganze Individuum in zahlreiche kleine, sehr verschiedenartig gestellte Bruchstücke zerdrückt wird. Auch Biegungen und Stau- chungen von Plagioklas - Zwillingslamellen sind gelegentlich zu beobachten. Beim Biotit und heim Muscovit nahm ich ausser den sehr verbreiteten und jedenfalls häufig nicht auf Gebirgsdruck zurückzuführenden Biegungen, noch Zerreissungen , verbunden mit seitlicher Verschiebung der getrennten Theile wahr. Auch bei Zirkonkrj'stallen sind nicht selten die einzelnen parallel OP ab- gesonderten oder durch Zerbrechung erzeugten (?) Stücke derartig seitlich verschoben, dass man wohl nichts anderes als den Ge- birgsdruck für die Ursache der Erscheinung halten kann. Rückblick. Die Hauptergebnisse der vorliegenden Untersuchungen sind die folgenden: 1. Der Tonalit des nordwestlichsten Theils der Adamello- gruppe ist in seiner ganzen Masse jünger als die ihn um- gebenden krystallinen Schiefer der Gneiss-Phyllitgruppe. '2. Er hat diese auf viele Hundert Meter Entfernung hin metamorphosirt. 3. Die Producte der Contactmetamorphose sind petrogra- phisch merkwürdige, durch einen auffallend hohen Gehalt an Cordierit ausgezeichnete Gesteine. Zeitschr. tl. D. geol. Ges. XLII. 3. 37 554 4. Die aus solchen Gesteinen zusammengesetzte Contactzone begleitet die Tonalitgrenze sicher auf dei- fast 14 Kilom. langen Strecke zwischen dem Passo Gallinera und dem Val d'Avio. wahrscheinlich noch weiter. Es drängt mich zum Schluss dieser Arbeit Herrn Geh. Bergrath Professor Dr. Zirkel, meinen hei'zlichsten Dank für die liebenswürdige Bereitwilligkeit auszusprechen, mit der er mir auch bei den vorliegenden Untersuchungen seinen Rath und seine Unterstützung zu Theil werden liess. Verzeichniss der Literatur des Adamellogebietes. 1847. J. Trinker. Bericht über die IX. General - Versammlung des Vereins zur geognostisch - montanistischen Durchforschung von Tirol und Vorarlberg. (Innsbruck.) ^) 1851. Derselbe. Jahrbuch^) der k. k. geolgischen Reichsanstalt zu Wien, Heft 2, p. 74 — ^78. lieber die Verbreitung von erra- tischen Blöcken in dem südwestlichen Tlieile von Tirol. 1851. Arnold Escher von der Linth in B. Studer's Geologie der Schweiz, Bd. I, p. 292 — 295. 1853. J. Trinker. Petrographische Erläuterungen zur geognostischen Karte von Tirol'). 1858. Fr. V. Hauer. Erläuterungen zu einer geologischen Ueber- sichtskarte der Schichtgebirge der Lombardei. J. k. k. R., p. 445. 1864. Gerhard vom Rath. Beiträge zur Kenntniss der Eruptiv- gesteine der Alpen. Diese Zeitschrift, Bd. XVI, p. 249 bis 266. 1865. P. G. LoRENTZ. Excursion um den Ortler- und Adamellostock. Petermann's Mittheilungen, Bd. IL 1865. A. Kenngott. Ueber den Feldspath der Tonalits. Diese Zeit- schrift, Bd. XVII, p. 569. 1865. Julius Payer. Die Adaraello-Presauella- Alpen. Ergänzungs- heft No. 17 zu Petermann's Mittheilungen. 1866. E. W. Benecke. Geognostisch-Paläontol. Beiträge, Bd. I, Heft 1 (München), Ueber Trias und Jura in den Südalpen. 1869. A. Baltzer. Geologische Notizen aus der Adamellogruppe. Im Jahrbuch des Schweizer Alpenclub, 1869 — 70 (Bern 1870). p. 421 — 436. 1871. A. Baltzer. Adamellogranit u. Adamellogranitglimmer. Viertel- jahrsschrift der naturforsch. Gesellschaft in Zürich, Sechs- zehnter Jahrgang, p. 175 — 184. ^) War mir nicht zugänglich. Citirt nach SuESS und Stäche. *) Für „Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt zu Wien" und „Verhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt zu Wien" wird liier der Kürze wegen „J. k. k. R." bezw. „V. k. k. R." gesetzt. 555 1872. Referat über beide Arbeiten Baltzer's, die danach 1870 in St. Gallen besonders erschienen sein sollen. Neues Jahrb. für Mineralogie etc., p. 653. 1872. Juliiis Payer. Anhang zu den Adamello - Presanella - Alpen des Ergänzungsheftes No. 17. In Ergänzungsheft Xo. 81 zu Petermann's Mittheilungen. 1873. GiULio CuRiONi. Ricerche geologiche sull' epoca dell' emer- sione delle rocce sienitiche (Tonalite) della catena dei monti deir Adamello nella prov. di Brescia. Mem. Ist. Lonib., XII, p. 341 — 8G0. 1874. J. MoRSTADT. Ueber die Terraingestaltung im südwestlichen Tirol, verglichen mit jener in der Lombardei. Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Bd. V. Heft 1, p. 193 — 214 und 401—406. 1875. Giuseppe Ragazzoni. Profile geognostico del pendio meridio- nale delle Alpi Lombarde. Dai commentari dell" Ateneo di Brescia. 1877. GiULio CuRiONi. Geologia applicata delle provincie Lombarde (Milano bei Höpli), besonders wichtig Bd. I. Mit einer Ueber- sichtskarte. 1878. Richard Lepsius. Das westliche Südtirol (Berlin). 1878. C. DÖLTER. Referat über einen Theil des IjEPSius'schen Wer- kes: Die Eruptivgesteine des westlichen Süd-Tirol. Y. k. k. R., p. 349. 1879. R. Lepsius. Berichtigung zum Referate Dölter's. V. k. k. R., p. 31. 1879. R. BÖRNES. Referat über das LEPSius'sche Werk. V. k. k. R., p. 34. 1879. Guido Stäche. Die Umrandung des Adamellostockes und die Entwicklung der Permformation zwischen Val buona Giudi- caria und Val Camonica. V. k. k. R., p. 300 — 310. 1879. R. Lepsius. Ueber Dr. Stache"s Reisebericht, betreffend die Umrandung des Adamellostockes. Y. k. k. R. , p. 339 — 343. 1879. G. Stäche. Erwiderung auf die voranstehende Kritik meines Reiseberichts über die Umrandung des Adamellostockes. Y. k. k. R., p. 844 — 350. 1880. G. Stäche. Y. k. k. R.: 1. Der krystallinische Gebirgsabschnitt zwischen dem hin- teren Ulteugebiet und Untersidzberg, p. 250 — 251. 2. Aus den Randgebieten des Adamellogebirges, p. 252 bis 255. 3. Ueber das Yorkommen von Olivingesteinen in Süd-Tirol, p. 287 — 288. 1880. Baron Heinrich von Foullon. Ueber Minerale führende Kalke aus dem Yal Albiole in Süd-Tirol. Y- k. k. R., p. 146. 1880. Alexander Bittner. Die Scdimentgebilde in Judicarien. Y. k. k. R., p. 233. 1880. C. W. Gümbel. Ein geognostischer Streifzug durch die Ber- gamasker Alpen. Sitzungsberichte der mathematisch -physi- kalischen Classe der k. bayerischen Akademie der Wissen- schaften, p. 164. 1881. A. Bittner. Uebsr die geologischen Aufnahmen in Judicarien und Yal Sabbia. J. k. k. R., Heft 3. p. 219 — 370. 1881. Eduard Reyer. Die Eruptivmassen des südlichen Adamello. Neues Jahrbuch für Mineral, etc., Beil. -Band I, p. 419—450, 37* . 556 1883. A. BiTTNER. Nachträge zum Berichte über die geologischen Aufnahmen in Judicarien und Val Sabbia. J. k. k. R., Heft 3, p. 405 — 442. 1885. Eduard Suess. In „Das Antlitz der Ende'", Bd. I, p. 209, 312 — 323, 355. 1886. V. Chrustschoff. Neues Jahrbuch für Mineral, etc., Bd. II. p. 184 (giebt eine kurze Notiz über das Vorkommen von Spinell im Tonalit). 1886. P'riedrich Teller, lieber porphyrische Eruptivgesteine aus den Tiroler Central -Alpen. J. k. k. R, p. 715 — 746. 1886. Baron H. v. Foullon. Ueber Porphyrite aus Süd-Tirol J. k. k. R., p. 747 — 777. 1 889. Heinrich Finkelstein. Die Gruppe des Monte Frerone. Zeit- schrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Bd. XX, p. 306 — 330. 1889. Amighetti. Sac. Alessio. Nuove ricerche sui terreni glaciali dei dintorni del lago d'Iseo (Lovere). 1890. A. Cathrein. Neues Jahi'buch für Mineral, etc., Bd. I, Heft ], p. 73 — 74 (schlägt eine neue Benennung für den Tonalit vor). Inhalt. Seite. Einleitung 450 Topographische Schilderung 454 Geologische Beschreibung 465 Der Quarzphyllit - C'oniplex und der zu ihm gehörige Dioritstock 466 Der Tonalit und der ihn umgebende Schiefercomplex, sowie ihre gegenseitigen Beziehungen 477 Geologische Beziehungen der porphyrisch struirten Erup- tivgesteine 504 Petrographische Beschreibung 506 Gesteine des älteren Schiefercomplexes 506 Gesteine des jüngeren Schiefercomplexes 528 Eruptivgesteine 541 Als Stöcke auftretende Gesteine 542 Porphvrite 548 Rückblick . " 553 557 4. Lieber den oberen Gault mit Belemiütes minimus bei Grliesmarode unweit Braunschweig'. Von Herrn A. von Stkombeck in Braimschweig. Schon auf meiner geognostischen Karte von 1856 ist bei Gliesniarode vor dem Fallersleber Thore von Braunschweig oberer Gault an drei kleinen Stellen bezeichnet. Es gründete sich dies auf das dortige Vorkommen von BeJemnites mininms. Die Stellen sind in die EwALü'sche Karte der Provinz Sachsen übertragen. Inzwischen ist an der Kreuzung der Chaussee nach Fallersleben mit dem Wege von Riddagshausen nach Querum eine Ziegelei ent- standen, und befindet sich die Thongrube derselben im Gault mit Belemnites minimus. Zwar hat, nachdem dieser Thon bei Boden- stein als oberer Gault anerkannt (s. diese Zeitschrift, Jahrg. 1853, p. 501) und nachdem der Flammenmergel als demselben Forma- tions-Gliede zugehörig befunden ist (s. das., Jahrg. 1856, p. 483), der Gault, den man bis dahin in Deutschland fehlend glaubte, eine grosse Verbreitung nicht nur nördlich vom Harze sondern auch im Wesergebirge und in dem Teutoburger Walde bis Rheine an der Ems, jedoch pflegt der Minimus -G^iuM nur durch die kleinen ihn bezeichnenden Belemniten angedeutet zu werden. Es mangelt an genügendem Aufschlüsse, zumal man die Bodensteiner Grube seit langer Zeit verlassen hat. Einen solchen aber bietet die Gliesmaröder Ziegelei so vorzüglich, wie kaum zu erwarten steht. Es möge deshalb von den dortigen geognostischen Vor- konnnnissen in den folgenden Zeilen Kenntniss gegeben werden. Die Tbongrube der Gliesmaröder Ziegelei erstreckt sich von Süd nach Xord auf eine Länge von etwa 100 m. Die Breite ist verschieden, jedoch geringer. Den südöstlichen Theil, wo die Ge- winnung anfänglich stattfand, hat man bereits wieder eingeebnet. Der Thon wird von einer geringen Schicht von Diluviallehm und Sand bedeckt und bis zu einer bestimmten Ebene, 4 bis 5 m mächtig, gewonnen. Derselbe ist grubenfeucht von dunkelgrauer Farbe mit einem Stich ins Grünliche, trocken aber hell grau und so plastisch, dass er gegraben, ohne eine Zeit lang zu liegen, sofort verarbeitet werden kann. Bei den älteren Gault-Thonen, 558 auch wenn aus geringer Tiefe, ist dies nicht tler Fall. Der Thon braust mit Säure, ist also kalkig, führt aber keinen Gyps im Zustande von Marienglas wie der ältere Gault-Thon stellenweise sehr häufig. Dagegen umschliesst er hin und wieder runde oder längliche Phosphoritknollen. Deutliche Schichtung lässt der Thon nicht wahrnehmen, durch die Einwirkung der Atmosphärilien ist sie verwischt, es setzt indessen in der Mitte der Grube eine Gesteinsbank von kalkigem Thon von etwa 0,5 m Mächtigkeit auf, stellenweise unterbrochen, jedoch im Allgemeinen h. 8 streichend und mit 20 bis 25" nordöstlich einfallend. Bleibt so das Einfallen in der Tiefe, wie es scheint, so ist der nördlich anstehende Thon der jtingere. Auch würde diesenfalls die Ablagerung der Falte des nahen Nussbergs angehören, wo der Buntsandstein mit h. 10 Streichen und nordöstlichem Einfallen zu Tage ausgeht. Doch müsste der Thon der nordöstlich vorliegenden Moorhütte (Vieweg- sche Ziegelei), da diese ältere Schichten. Speeton-Thon sind, sich einem andern Faltensysteme anschliessen. Das in der Gliesmaröder Thongrube nördlich Anstehende ist im Folgenden für das jüngere und das südliche für das ältere angenommen, jedoch nicht ohne Vorbehalt. — Flammenmergel, der den Ilim'nms-Ganlt fast regel- mässig unmittelbar überlagei't, ist in der Nähe nicht bemerkt. Es wird solcher ausnahmsweise fehlen oder durch Diluvium ver- deckt sein. Die Vergesellschaftung der organischen Reste im Gliesma- röder Mimmus-GauW stimmt mit der des Thones von Bodenstein vollständig überein, nur erscheint jener etwas reicher. Die Aehn- lichkeit der Fauna an beiden Stellen mit der in Folkstone ist überraschend. In der Gliesmaröder Grube kommen hauptsächlich folgende Species vor: 1. Belemnites minimus Lister. Die schöne Abbildung d'Orb., Terr. Cret.. t. 5, f. 3 — 9. nach Exemplaren von Folkstone und dieser Fundstelle gegenüber in Frankreich von Vissant geben die hiesigen Formen so treffend wieder, als wenn sie zur Abbildung gedient hätten. Die keulenförmigen Stücke walten vor. diejenigen, wo sich an das stumpfe Ende der Keule eine spindelförmige Spitze angesetzt hat. bilden nur den 10. Theil. Junge Exemplare bis 15 mm pflegen nicht keulenförmig zu sein. Die seitlichen Doppel- linien sind nur bei gutem Erhaltungszustande deutlich. In der Alveole befindet sich nicht selten ein kurzer Theil des Phragmo- kons, der mit einer verhältnissmässig grossen Kugel beginnt. Un- sere Sammlung enthält den Theil eines Phragmokons von Eilum unweit Schöppenstedt. der unten 2 mm und oben 10 mm im Durch- messer hat, 22 mm lang ist und 2-1 tellerförmig in einander haf- 559 tende Kammern zeigt. Da an der Fundstelle 3Iinimt( s-Ganli an die Oberfläche tritt, so könnte der Conus der Species angehören und hätte solcher diesen Falls eine bedeutende Grösse gehabt (cf. PicTET, Sainte-Croix, p. 104, t. 13, f. 9). d'Orbigny vereinigt die beiden Species Belemnites minimus List, bei Sow., t. 589, f. 1 — 4. und Belemnites attenuatus Sow. t. 589, f. 8 — 10, unter welcher letzteren Sowerby die spindel- förmig verlängerte Form versteht. Pictet nimmt Anstand, diese Vereinigung gut zu heissen, und zwar weil die Art der Zuspitzung an Belemnites minimiis aus Gault von St. Croix und Peile du Rhone nicht bemerkt wurde. Indessen möchte Pictet's Anschau- ung nicht stichhaltig sein, da fast an jedem Exemplare von Be- lemnites attenantas äusserlich die Stelle zu erkennen ist, wo sich an das keulenförmige Ende des jüngeren Zustandes die lange Spitze angesetzt hat, sodass ohne den Längendurchschnitt bei d'Orb., t. 5, f. 9, zu kennen, feststeht, dass jeder Belemnites attenuatus einen Belemnites minimus einschliesst. Es kann daher nicht zweifelhaft sein, dass zwischen beiden Formen kein speci- lischer Unterschied obwaltet, und ist der jüngere Name Belemnites attenuatus zu unterdrücken. Im Uebrigen scheint das, was Pictet, St. Croix, p. 103, t. 1 — 6, als Belemnites minimus von St. Croix und Perte du Rhone darstellt, eine andere Species zu sein. Zwar sind danach die dortigen Exemplare, in Uebereinstimmung mit vorliegenden, nicht völlig cylinderisch, vielmehr am Alveolenende, ohne das Ab- blätterung vorhanden ist. etwas verdünnt, und bildet sich die Spitze, wenn auch allmählich aber rasch, jedoch betont Pictet selbst, dass sich kein Exemplar gezeigt habe, das anstatt der Spitze keulenförmig abgerundet oder mit der absonderlichen Spitze des attemiatus versehen sei. Dieserhalb und da ferner die Seiten- linien fehlen, auch die Abbildung an einigen Stücken eine Neigung zu Actinocamax andeutet, die am hiesigen Belemnites minimus nicht vorkommt, so dürften die obigen Zweifel nicht unbegründet sein. Mögen Andere, denen eine grössere Anzahl des fraglichen Belemniten zusteht, darüber befinden. Belemnites minimus kommt in der Gliesmaröder Thongrube in den jüngeren und älteren Schichten gleichmässig und ungemein häufig vor. Von Ammoniten treten mehrere Species auf, jedoch fast nur in Windungsstücken, vollständige Exemplare sind sehr selten. Es waltet weitaus vor: 2. Ammonites interrupfus Brug. dOrb., 1. c, t. 31 u. 32; Pictet, St. Croix, t. 28. und Quenst., Cephal., t. 10. f. 4. In Gliesniarode finden sich die hochmündige Form, wo die Höhe bis 560 l\/2mal der Breite, und die aufgeblähetc Form, wo die Mund- öifnungsliöhe und Breite gleicli gross oder letztei-e noch etwas dar- über ist, in ziemlich derselben Anzahl. Die Zwischenstufen fehlen nicht. Die Seiten sind fast flach, die Involubilität beträgt die Hälfte, doch auch etwas mehr oder weniger. Die Rippen beginnen schwach an der Naht und bilden nach kurzem Verlaufe einen länglichen Höcker, den Nahtknoten, aus welchem zwei starke Rippen entspringen. Diese Rippen verlaufen über die Seiten in dem einen Exemplare fast radial, in dem anderen mit mehr oder weniger Biegung und enden auf dem Rücken ^) in einem stark nach vorn gerichteten Höcker, dem Rückenknoten, der seine grös- sere Höhe auf der Kante zwischen Seite und Rücken hat. Diese Knoten, von beiden Seiten herrührend, lassen auf dem Rücken mehr oder weniger freien Raum und alteriiiren daselbst. Aus den Nahtknoten erheben sich hin und wieder anstatt zwei Rippen deren drei, auch schiebt sich ausnahmsweise eine einzelne Rippe ein, die entweder an der Naht beginnt und dann einen Nahtknoten führt, oder erst auf der Seite beginnt. Jede Rippe, sowohl die büschelweise wie auch die einzeln entstandenen, bildet ohne Aus- nahme einen Rückenknoten. So kommt es, dass die Anzahl der Knoten am Rücken doppelt so gross oder um einige grösser ist als die über der Naht. Der Rücken ist concav. in der Regel jedoch nur gering; ein Canal fehlt. So tief wie d'Orbigny die Einbiegung, t. 32, f. 4 — 5, zeichnet, ist sie in Gliesmarode selten. Die Suturlinie giebt d'Orbigny im Allgemeinen übereinstimmend, jedoch ist an Gliesmaröder Stücken die steile Wand, welche den Dorsallobus nach Innen hin begrenzt dadurch, dass sich die Nebenarme zwischen die alternirenden hohen Rückenknoten drängen, zum Theil sehr unsymmetrisch und scheint auf den ersten Anblick der Sipho bald nach rechts bald nach links gerückt. Bei näherer Betrachtung stellt sich indessen heraus, dass dies nur scheinbar ist und der Sipho in der Medianlinie verbleibt. Auch bildet der Dorsalsattel, der durch einen schief gerichteten und tiefen Secun- därlobus getheilt ist. oben nicht immer eine so gerade Linie wie d'0rbic4ny angiebt. sondern es ist solcher auch nach dem oberen Laterallobus abgerundet. Der obere Laterallobus und der Lateral- sattel nehmen die ganze Seite ein. der untere Laterallobus be- findet sich schon unter den Nahtkanten. Die Species ist in den oberen und unteren Schichten der Thongrube ziemlich häutig, hauptsächlich zunächst unter der fes- ten Bank. ^) Es wird hier und in Folgendem unter Rücken und Bauch die ursprüngliche Bedeutung beibehalten , obgleich die Analogie mit dem noch lebenden Nautilus die umgekehrte Benennung empfehlen könnte. 561 Das vorliegende ansehnliche Material vom Gliesniaröder Amm. interruptus — es liegen Stücke von über 100 verschiedenen In- dividuen vor — giebt Veranlassung, damit einige nahe stehende Formen von anderen Fundorten, die als besondere Species abge- trennt sind, zu vergleichen, namentlich zu untersuchen, ob letztere aufrecht zu erhalten sind. Es wird in dieser Beziehung das Fol- gende bemerkt. a. QuENSTEDT. Ccphal. , p. 154, sondert vom hochmündi- gen Amm. interruptus, den er Amm. dentatus Sow. nennt (wor- über weiter unten) den aufgeblähten Amm. Benettianus Sow. 539 und Quenst.. t. 10, f. 12. spccitisch ab. jedoch sagt er, dass sich beide durch nichts anderes unterscheiden als durch die grosse Breite des Amm. Benettianns. Da man aber aus dem Gliesniaröder Material von der hochmündigen Form bis zu der, wo die Breite ebenso gross ja noch grösser ist als die Höhe, eine Reihe heraussuchen kann, die in der betreffenden Hinsicht einen unmerklichen Uebergang zeigt, auch d'Orbigny und andere Paläontologen die Spaltung nicht anerkennen, so muss solche un- terbleiben und die Species Amm. Benettianus Sow. aufgegeben werden. b. PiCTET. Gres verts des env. de Geneve, p. 67, t. 7. f. 1. nennt einen aufgeblähten Amm. interruptus. an welchen aus den Nahtkno- ten unregelmässig bald zwei bald drei Rippen entspringen, auch nicht selten sich noch eine andere auf der Seitenmitte entspringende Rippe einschaltet, Amm.. Chabreyanus. An Gliesmaröder Stücken zeigt sich zwar diese unregelmässige Beripining hin und wieder gleichfalls, jedoch an demselben Stücke nicht so häufig als in der Abbildung, indessen möchte jene erhöhre Unregelmässigkeit nicht genügen, daraus eine besondere Species zu schaflen. Wir würden keinen Anstand nehmen, das Exemplar nach der Abbildung als eine aufgeblähte Varietät des interruptus (Benettia- nus) anzusprechen. c. PiCTET bezeichnet St. Croix, p. 221, t. 28, f. 7 und 8, als Varietät von Amm. interruptus zwei Windungsstücke von fast ausgewachsenen Individuen, an welchen sich die Rippen der beiden Seiten auf den Rücken ohne Biegung nach vorn mit einander ver- binden, nur in der Medianlinie eine geringe Verschwächung zei- gend. Es findet hier also kein Alterniren statt, den .Abbildungen nach auch nicht einmal eine Hinneigung dazu. Von Gliesmarode sind ähnliche Formen nicht bekannt. Sollte nicht ein pathologi- scher Zustand oder dergleichen vorliegen, so wird, da das ge- dachte Alterniren zu den specifischen Merkmalen gehören dürfte, hier keine Varietät von Amm. interruptus, sondern eine besondere Species vorliegen. 562 d. Schon, im Jahre 1822 stellte Alex. Brongniart in Desc. geol. des envir. de Paris, t 6, f. 4. für Versteinerungen von der Perte du Rlione, die dem damals noch wenig bekannten Amm. interniptus sehr ähneln, die besondere Species Amm. Deluci auf. Der Unterschied zwischen beiden besteht zum Theil darin, dass aus den Nahtknoten bei letzterem in der Regel drei Rippen ent- springen (d'Orb., T. cret.. t. 62; Pictet. Gres verts, t. 6. f. 3 — 5; QuENST., Cephal., t. 10. f. 15). während bei dem typischen Amm. interriiptns aus den Nahtknoten nur zwei Rippen entspringen. Hin und wieder entspringen jedoch am Amm. Deluci aus einem Nahtknoten zwei Rippen, wie Pictet, 1. c, f. 3 c und 5. darstellt, und auch Originalstücke von Perte du Rhone zeigen. Da nun am Gliesmaröder Amm. inferruptus aus einem Nahtknoten ausnahms- weise sich deutlich auch drei Rippen erheben und somit an beiden Formen die bezügliche Unregelmässigkeit auftritt, so kann diese Verschiedenheit der Rerippung keinen specifischen Unterschied be- gründen. d'Orbigny und Quenstedt wollen nun aber am Amm. Deluci eine Besonderheit erkannt haben, welche allerdings eine Abtrennung erfordern würde. Es soll nämlich der Sipho und so- mit der Dorsallobus nicht in der Medianlinie liegen, sondern bald nach rechts bald nach links gerichtet sein. Diese Lage des Sipho wäre eine Anomalie, die bei den x\mmoniten kaum wahrschein- lich ist. Es befinden sich in unserer Sammlung zwei Windungs- stücke von Gliesmarode. das eine von einer halben Windung und das andere nicht ganz so lang. Das erste hat 6 Nahtknoten und entspringen Rippen aus dem vordersten Nahtknoten 2 und dann aus dem zweiten 3. aus dem dritten 2, aus dem vierten 3. aus dem fünften 2 und aus dem sechsten nicht deutlich 2 oder 3; das andere Fragment führt 4 Nahtknoten, die beiden vorderen mit je 2 und die beiden dann folgenden mit je 3 Rippen. Nach dieser Art der Berippung gehören beide Fragmente denjenigen Ammoniten an , die Alex. Brongniart Amm. Deluci benannte. Es liegt aber an ihnen die Mitte des kleinen Sattels, den die beiderseitigen Endspitzen des Dorsallobus zwischen sich bilden und somit auch der Sipho, genau in der Medianlinie. Selbst wenn die Beobachtungen von d'Orbigny und Quenstedt richtig sein sollten, so muss nach dem Vorkommen in Gliesmarode die ano- male Lage des Sipho in localen Verhältnissen beruhen und die Ab- trennung einer besonderen Species kann nicht gerechtfertigt werden. Wenn aber die Loben an den Exemplaren vom Perte du Rhone, die den gedachten Paläontologen zu Gebote standen, nicht deut- licher erkennbar waren, als an den unserigen von dort, so könnte eine Täuschung um so leichter untergelaufen sein, als die Wände des Dorsallobus, dessen Nebenäste sich den Unebenheiten der 563 alternirendeii Rückenknoten anschliesseii und unsymetrisch er- scheinen. Unter solchen Verhältnissen ist die Species Ämm. Dchici nicht anzuerkennen und niuss solche mit Ämm. inferriipttis Brug. vereinigt werden. — Dasselbe dürfte mit noch einigen an- deren Species der Fall sein wie z. B. mit A. splendens Sow. (die Mundöffnung etwa dreimal so hoch als breit, der Rücken eben und der Dorsallobus nach rechts oder links gerichtet oder in der Mitte) , jedoch liegt uns kein genügendes Material vor, um darüber zu befinden. Im üebrigen vereinigt d'Orbigny den Amm. Deluci anfäng- lich (p. 211) mit Amm. interrupius, stellt ihn aber später (p. 219) als Amm. äenarius Sow. dar, weshalb ist nicht angegeben. Nach PiCTET indessen, der die Exemplare in Deluc's Sammlung, wo- nach Brongniart die Species bildete, untersucht hat, stimmen Amm. Deluci und Amm. denarius, auch bezüglich des abnormen Dorsallobus, völlig überein (Gres verts, p. 70, und St. Croix. p. 222). d'Orbigny. der Amm. denarius von Amm. interruptus trennt, durfte in diesem Simie den J.mm. Deluci nicht als synonym mit Amm. interruptus bezeichnen, auch den Amm. denarius nicht unter dieser Benennung sondern unter der älteren Amm. Deluci beschreiben. Ferner nennt Quenstedt. wie schon oben erwähnt, den Amm. interruptus Brug. nach Sow.. t. .308, Amm. dentatns und zwar weil Brugui^re nicht einen Amin, interruptus sondern einen Amm. Parhinsoni vor Augen gehabt habe. Es ist dies nicht un- zweifelhaft. Wie dem aber sei, so darf die Species keinenfalls mit Sow. Amm. dentafus genannt werden, weil diese Benennung schon früher von Reinecke für eine Species aus dem weissen Jura verbraucht war. Es empfiehlt sich aber umsomehr für die Gault- Species die Benennung Amm. interruptus beizubehalten, als sich solche bereits eingebürgert hat. 3. Amm. auritus Sow.. Min. C, t. 134; d'Orb., 1. c, t. 65. Nur einige wenige Fragmente von ausgewachsen und jungen Exem- plaren. Die Mundüffnung ist an den Einen doppelt so hoch als breit, an den Andern sind diese Dimensionen fast gleich. Die Stücke des Amm. auritus von Bodenstein, von denen eine grosse Anzahl vorliegt, bilden hierin einen Uebergang. sodass die Form der Mundöffnung wie bei Amm. interruptus keinen specifischen Unter- schied bedingt. Die Seiten pflegen ziemlich flach zu sein. Der Rücken ist gewöhnlich ein wenig concav, jedoch nichtt so viel als d'Orbigny angiebt. Die ausgewachsen Exemplare haben auf dem Umgang in der Regel 12 Nahtknoten und doppelt so viel Rücken- knoten oder noch mehr. I^etztere sind ungewöhnlich hoch, bei den aufgeblähten Exemplaren pflegt dies auch mit den andern der 564 Fall zu sein. Im Jugendzustande ist die Anzahl am grossesten. Aus jedem Nahtknoten erhebt sich ein Büschel von 2 oder 3 Rip- pen, unregelmässig schalten sich zwischen je 2 solcher Büschel 1 oder 2 Rippen ein. Die Rippen sind ziemlich stark und ver- einigen sich in der Regel o derselben zum Rückenknoten, die vorderen beiden laufen über die Seiten ziemlich radial, die an- deren aber mit starker Biegung nach vorn. In dieser Weise ge- staltet sich die Berippung zwar im Allgemeinen, jedoch treten an einzelnen Stücken stellenweise und nicht lange anhaltend mancherlei Abweichungen auf. So z. B. wird ein Rückenknoten nur von 1 oder 2 Rippen gebildet; entspringen im letzteren Falle beide aus einem Nahtknoten, so findet entweder, nachdem die hinteren stark nach rückwärts gebogen, eine Wiedervereinigung im Rückenknoten statt, oder es läuft die hintere Rippe nach dem gegenüberstehen- den und die andere nach dem nächst vorderen Rückenknoten, auf der Seite ein Zickzack bildend. Es ist dies der Verlauf der Rippen bei Äimn. BauHnianus d'Orb. (s. weiter unten). — Da von Gliedmarode nur wenige Fragmente und von keiner besonde- ren Erhaltung vorliegen ^ so sind in vorstehender Beschreibung, so weit nöthig, Stücke von Bodenstein zur Hülfe genommen. — d'Orbigny giebt als typische Form die hochmündige und zeichnet die Rippen etwas flach, sodass deren Vereinigung zu den Rücken- knoten undeutlich erscheint. In der Gliesraaröder Thongrube sind die Amni. auritus- Fragmente zunächst unter der festen Schicht gefunden. 4. Amm. Guersanti b'Okb., 1. c, t. 67, f. 1 — 4. Nur ein ziemlich gut erhaltenes Windungsstück mit einem Theile der Wohn- kammer und woran die vorhergehende Windung haftet , liegt vor; das vollständige Exemplar mag 65 mm im Durchmesser ge- habt haben. Die Mundöfinung hat da. wo die Wohnkammer be- ginnt, eine Breite an der Nahtkante von 20 mm und an der Rückenkante 12 mm und eine Höhe von 27 mm. Die Seiten sind flach. Der Rücken ist nicht concav sondern flach, jedoch macht sich darauf eine Verbindung der Rückenknoten der einen Seite mit den alternirenden der anderen Seite durch eine schwache Er- hebung bemerkbar. Die Rückenknoten, deren Anzahl die der Nahtknoten wenig übersteigt, sind hoch und liegen spiralförmig auf der Rückenkante, nur mit der vorderen Spitze nach dem Rücken geneigt. Aus den Nahtknoten entspringen je 2 flache Rippen. Von diesen Rippen verbindet sich entweder die eine mit dem gegenüberstehenden Rückenknoten und die andere mit dem nächst vorderen, oder es vereinigen sich die beiden Rippen, nach- dem sie sich auseinandergebogen haben, wieder in einem Rücken- knoten. Ausserdem entstehen auf der Seite noch einige Rippen, 565 die sich dem Rückenknoten anscWiessen, jedoch ist der Anschluss stellenweise undeutlich. Es dürfte nach vorstehender Darstellung nicht zweifelhaft sein, dass das Gliesmaröder Stück diejenige Form ist. die d'Orb., t. 67. f. 3 und Pictet, Gres verts, t. 5, f. 7. Ämm. Guersanti nennen. Da nun aber das Gehäuse des Amm. Guersanti von dem des Amm. auritus im Wesentlichen nicht ab- weicht, auch dieselbe Art der Berippung des Amm. Guersanti sich stellenweise am Amm. auritus findet, so treten wir der An- sicht von QuENST., Cephal., p. 15i und Pictet, St. Croix, p. 225, bei. dass beide Formen ein und derselben Species angehören. d'Orbigny fasst im Prodr. IL. p. 123 (No. 19, 16) seine beiden Species Amm. Guersanti und Amm. Baulinianus unter der letzten Benennung zusammen. Das Fragment hat sich in den unteren Schichten gefunden. 5. Ämm. Raulinianus u'Orb., T. cret., t. 68; Pictet, St. Croix, t. 29. FiS liegen 2 Stücke vor. No. 1 ist ein Stück der Wohnkammer, hinten mit der letzten Suturlinie. Hier hat die Mundöflfimng 22 mm Höhe und 23 mm Breite. Das vollständige Exemplar möchte einen Durchm. von 55 mm gehabt haben. No. 2 ist ein vollständiges Exemplar von 22 mm Durchmesser. Die vordere kreisförmige Mundöiinung ist 10 mm breit und eben so hoch und haftet vorn daran ein kurzer Theil der nächsten Win- dung. Dem Erhaltungszustande nach ist es nicht unwahrschein- lich, dass beide Stücke ein und demselben Individuum angehörten. An No. 1 ist die Nahtkante gerundet und zeigt dasselbe 4 Naht- knoten und gleich viel Rückenknoten und würden auf einen Um- gang je IS — 20 fallen. Die Nahtknoten beginnen als Rippen bereits an der Naht und verstärken sich dann in fast halber Ent- fernung zwischen der Naht und der Rückenkante zu einem länglichen hohen Höcker, dessen Spitze einen runden Knopf bildet. Aus jedem Nahtknoten entspringen 2 Rippen . von denen ohne Ausnahme die eine in den gegenüberstehen den Rückenknoten, die andere in den nächst vorderen verläuft, so den Seiten eine zickzackartige Verzierung gebend. Die langen und sehr hohen Rückenknoten biegen sich stark nach vorn und lassen auf dem wenig concaven Rücken gegen die anderseitigen Knoten nur einen schmalen freien Raum. Das Stück stimmt vollständig mit dem entsprechenden Theile der Abbildung bei d'Orb., t. 68. — An No. 2 hat das jugendliche Exemplar von 22 mm Durchmesser auf dem letzten Umgange (die jüngeren sind durch Gestein bedeckt) etwa 18 Naht- knoten, die anfänglich bereits ziemlich stark sind, und dann allmäh- lich wachsen, so dass die letzten 3 eine verhältnissmässig sehr grosse Höhe erreichen; die Spitzen sind knopfförmig gerundet. Aus den Nahtknoten entspringen auf der ersten Hälfte der Windung 3 starke 566 Rippen, die ohne Zunalnne der Stärke auf dem niclit concaven Rücken, alternirend mit denen der anderen Seite, endigen. Im dritten Viertheile der Windung verstärken sich die Rippen und werden sie im letzten Viertheil, welches durch das Fragment der nächsten Windung verdeckt ist, zu Rückenknoten heranwachsen, es mag sich daselbst auch die dritte Rippe der Nahtknoten verlieren und sich der zickzackartige Verlauf der beiden bleibenden Rippen bilden. An dem anhaftenden Fragment der nächsten Windung treten die Naht- und Rückenknoten, beide ungemein hoch, auf und verbinden sich die beiden Rippen der Nahtknoten im Zickzack mit den Rückenknoten gleich wie in No. 1. Da aber der Ver- lauf der Rippen im Zickzack stellenweise auch am Ämm. auritus vorkommt und letztere Species im aufgeblähten Zustande wie Ämm. Eaulinianus auftritt, so erscheint es nicht zulässig, beide Formen als verschiedene Species zu trennen. Allerdings hat Ämm. Baulinianns wie ihn d'Orbigny abbildet, ein aufl alliges und von dem typischen Ämm. auritus abweichendes Ansehen, jedoch kann dies unter den obwaltenden Umständen die specitische Trennung nicht rechtfertigen. Man wird ihn als Varietät zu be- handeln haben. Der Ämm. Banlinianus zeigt indessen mancherlei Verschiedenheiten, Pjctet giebt eine ganze Tafel voll. — Im Uebrigen machen wir noch darauf aufmerksam, dass die Varietät Ämm. BauJinianus bis zur Grösse von 18 mm Durchmesser eine grosse Aehnlichkeit mit Ämm. ititerruptus hat. Beide Stücke haben sich in den unteren Schichten gefunden. 6. Ämm. laufusVARK. Sow..M. C. t.309; d'Orb., T. cret., t. 64, f. 4 — 5; PicTET. Gres verts, t. 5, f. 6; Quenst., Cephal. t. 10, f. 14. Es haben sich nur 2 jedoch vollständige Exemplare ge- funden, das eine von 25 mm Durchmesser und mit fast flacher Seite, das andere von .3?) mm Durchmesser und an der Naht stark auf- gebläht. Beide sind ihrer geringen Grösse nach Jugendzustände. Der Rücken führt einen scharf durch senkrechte Wände begrenzten etwa 1 mm tiefen Canal. Die Rippen sind ziemlich erhaben. Es entspringen vorn je 3 aus einem Nahtknoten, jedoch schliess.t sich die vordere hin und wieder dem Knoten nur undeutlich an. Von 15 mm Durchmesser an pflegt die dritte Rippe zu fehlen. Der hohe und lange Rückenknoten, welcher spiralförmig ohne Biegung nach dem Rücken auf der Kante ruht, wird gleichfalls von 3 Rippen gebildet und zwar von den 2 vorderen des einen Naht- knoten und der anderen des nächst vorhergehenden Nahtknotens. Eine gleiche Vertheilung der Rippen, die in den Abbildungen nicht deutlich erscheint und au Ämm. Baulinianus erinnert, findet an vorliegenden Exemplaren von Folkstone statt. — An 2 anderen Exemplaren von 1 0 und 1 2 mm Durchmesser, die, da 567 der Rücken einen deutlichen Canal zeigt, als Amm. lautns anzu- sprechen sein dürfteil, sind zwar Xalitlcnoten aber keine Rücken- knoten vorhanden, auch die Xahtknoten verschwinden bei etwa 6 mm Durchmesser. Die Rippen verflachen sich immermehr und sind sie und der Canal bald selbst mit der Lupe nicht mehr zu erkennen. Aehnlich zeichnet den früheren Jugendzustand d'Orbigny bei Ahun. infernqjtns. t. 32. f. 6, und Aiuni. denarius. t. 62. f. 5, und PiCTET, Gres verts, bei Amin, lantns, t. 5, f. 6 c. — Amm. tuhercidatus Sow. (einschliesslich Amm. pruhoscidetis Sow.), der von Gliesmarode nicht bekannt ist, reiht sich an Amm. lautus ebenso wie Amm. Ranliniamis an Amm. unritiis und dürfte eine specifische Abtrennung zwischen jenen beiden nicht zulässig sein. — PiCTET und QuENSTEDT Vereinigen Amm. auritus und Amm. lautus zu einer Species und auch wir sind früher dieser An- schauung gefolgt (s. diese Zeitschrift. Jahrg. 1853, p. 506). In der That stehen beide was das Gehäuse, die Berippung etc. und was die Loben anbetrifft, sehr nahe, jedoch bleibt der alleinige Unterschied, der Canal am Rücken bei Amm. lautus. bestehen, wenn man auch andere als die Gliesmaröder Stücke in Betracht zieht. Mag die Concavität des Rückens bei Amm. auritus noch so stark sein, so haben wir doch nie einen üebergang der ge- rundeten Einbiegung zum Canal, der stets durch senkrechte Wände begrenzt ist, bemerkt. Es empflehlt sich daher einstweilen beide Formen als verschiedene Species aufzufassen. Bei Gliesmarode sind die wenigen Stücke von Amm. lautus in den unteren Schichten gefunden. Von glatten und gekielten Ammoniten hat sich bislang noch nichts gezeigt. Die Gliesmaröder Ammoniten gehören zur Familie der Den- taten von Buch's (zur formreichen Familie der Stephanoceratidae von ZiTTEL und in dieser zu der Gattung Hoplites Neumayr). Dem Obigen zufolge begrenzen sich die Species kurz zusammen- gefasst folgendermaassen : Amm. interruptus. Mundöifnung bis 1 Y2 mal so hoch als die Breite, jedoch letztere auch durch Aufblähung in den Naht- kanten mit der Höhe gleich, ja noch etwas grösser. Rücken mehr oder weniger concav. jedoch ohne Canal. 10 — 24 Xahtknoten, aus welchen in der Regel 2 — 3 Rippen entspringen. Neben die- sen Büscheln legt sich hin und wieder eine Rippe auf der Seite ein. Die Rippen biegen sich in der Nähe des Rückens nach vorn und bildet jede einzelne einen Rückenknoten. Letztere ver- flachen sich auf dem Rücken lassen hier mit denen von der an- deren Seite einen freien Zwischenraum und alterniren. 568 Die Species Ämm. BeneUiamis Sow., Ajmn. Chahreyanus PiCTET, Amm. Beluci Brongt., Amni. denarius Sow. und Amm. denfatus Sow. sind synonym mit Amm. interriiptHS. Amm. miritus. Der Unterschied von der vorigen Species besteht hauptsächlich darin, dass am Amui. miritus nicht jede Rippe einen besonderen Rüclienknoten bildet, sondern bei ihm mit seltener Ausnahme 2 — 3 Rippen in einen Rückenknoteii zusammenlaufen, der sehr hoch zu sein pflegt. Rücken concav ohne Canal. Involubilität etwa Y2, dies und die Mundöffnung wie bei Amin, interruptiis. Die Art der Berippung welchselt an ein und demselben Individuum nicht selten. Amm. Guersanti. Der Rücken ist niclit concav viel- mehr flach; im Uebrigen weicht die Form von der Species Amm. miritus nicht ab. Mit dieser zu vereinigen. Amm. Bmiliniamis. Meist aufgebläht und der Verlauf der Rippen zickzackförmig, jedoch an ein und demselben Individuum nicht ohne Wechsel. Vom Amin, miritus nicht spe- cifisch zu trennen. Atmn. lautus unterscheidet sich vom Amm. miritus . nur dadurch, dass ersterer auf dem Rücken mit einem Canal ver- sehen ist. — Amm. tuherculatus Sow. und Amm. prohoscideus Sow. sind aufgeblähte Amm. Imitus. Nächst den Ainmoniten mag hier erwähnt werden: 7. Hamites rotiindus Sow. bei d'Orb., T. cret.. t. lo2, f. 1 — 4 und bei Pictet. Gres verts, t. 14. f. 1, obgleich davon nur ein Stück aus den untersten Schichten vorliegt, die Species jedoch für den oberen Gault bezeichnend ist. Dasselbe ist 28 mm hoch, gerade und ohne jede Art der Krünunung. Durchschnitt oval, von 23 und 27 mm Durchmesser und führt ringförmige, hohe, einfache Rippen, die sich am Bauche verschwächen. Das Stück gehört ohne Zweifel der Species an, welche die obigen Abbildun- gen darstellen. Auch weicht dasselbe von Folkstoner Exemplaren nicht ab. die sich in unserer Sammlung befinden. Wenngleich nun die Identität feststeht, so fragt sich, ob die Benennung rich- tig ist. Pictet (St. Croix, p. 96 und 120) verneint diese Frage. SowBRBY bildet nämlich seinen Hmnites ro/undus, t. 61. f. 2 — 4, nicht nur mit hakenförmiger sondern auch mit seitlicher Krüm- mung ab, letztere so gering, dass sie kaum bemei^kbar, jedoch wird ihi-er im Texte ausdrücklich gedacht. Hiernach wäre, wie Pictet mit Recht behauptet. Sowerby's Hmnites rottindiis nicht ein Hamites sondern ein Helicoceras und dürften die obi- gen Abbildungen bei d'Orbigny und Pictet, die echte Harai- ten sind wie auch das Gliesmaröder Stück, nicht mit Ha- mites rotundus bezeichnet werden. Die vorliegende Form wurde 569 zur Vermeidung von Missverständnissen, als Hnmifcs »laxiiuns Sow. anzusprechen sein, welche Species mit Ausnahme der seitlichen Biegung mit Hamites rotundiis übereinstimmt. Da indessen diese Biegung sehr gering ist und sie füglich durch Yerdrückung ent- standen sein könnte, so verbleiben wir einstweilen bei der ur- sprünglichen Benennung. Von Bivalven sind in der Gliesmaröder Ziegelei-Thongrube z. Zt. nur wenige Species bemerkt. Ungemein häutig iindct sich aber: 8. Inocera inii s coi/cciifricnsVxKK. Goi^df., Petr. (t.. 1. 109, f. 8 a, b, c nicht d, e, f; j/Orb., T. cret., t. 404; Pictet, Gres verts, t. 42, f. 2. An einigen Stellen, so zunächst unter der festen Schicht und etwa 20 m darüber liegt er in Bänken von 1 — 2 ni Mächtigkeit, jedoch nach oben und unten nicht bestimmt begrenzt. An diesen Stellen liegt Stück an Stück zerbrochen, jedoch sodass man meistens die einzelnen Theile eines Individuum im Sinne zu- sammenfügen kann. Sie haben hier also gelebt. Gute Exem- plare, die sich für Sanunlungen eigneten, sind selten. Die Form stimmt im Allgemeinen mit den citirten Abbildungen überein, jedoch ist der Schlossrand mit der Ligamentgrube nicht so schief wie PiCTET zeichnet, sondern parallel der Längsaxe wie bei d'Orbigny. Die grösste Länge liegt ein wenig über der Hälfte der Höhe. Die Höhe der Gliesmaröder Exemplare ist gewöhn- lich 40 — 60 mm. selten bis 80 mm. Sie haben eine weisse fase- rige Schale von Papierdicke und blättert solche beim Uebergang der Stücke aus den grubenfeuchten in den trockenen Zustand ab. Bei dieser geringen Dicke der Schale und folgeweise ihrer ge- ringen Widerstandsfähigkeit muss man annehmen, dass die Mu- schel, vor Einbettung in den Schlamm mit der inneren Aus- kleidung der Perlenmtterschicht noch behaftet und mit Schlamm erfüllt gewesen war. Erst später, nachdem die Perlemutterschicht, von welcher jetzt keine Spur mehr zu bemerken ist, durch Auf- lösung entfernt war, wird die Schale in den zerbrochenen Zu- stand, wie sie sich jetzt vorfindet, versetzt sein. Nach Unter- suchung von Sachverständigen besteht bei Inoceramus die äussere, faserige Schalenschicht aus Kalkspath und die innere Perlenmtter- schicht aus Aragonit. und da das erstere Mineral sich in kohlen- säurehaltigem Wasser leichter auflöst als das letztere, so erklärt sich der Vorgang bei Gliesmarode. Die Oberfläche der weissen Schale lässt bei gutem E^rhaltungszustande zwischen den concen- trischen Kunzein feine, jedoch mit unbewaflnetem Auge noch er- kennbare Anwachsstreifen bemerken, die am Buckel sehr dicht liegen, nach den Rändern zu sich von einander entfernen; bei einem Exemplare von 50 nun Höhe folgen sie am Unterrande in Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 3. 3,>5 570 etwa 2 mm Eutfeniung aufeinander. Die Abbüdungen zeigen die Anwachsstreifen nicht, obgleich ihrer in der Beschreibung gedacht wird. Die Steinkerne geben die concentrischeu Runzeln der übrig gebliebenen Schale nicht abgeschwächt. Es möge im Folgenden noch erörtert werden, ob und inwie- fern der Gliesmaröder Inocerainns concentricns von den nächstste- henden Gault-Species anderer Oertlichkeiten abweicht, als I. Co- (ßtancli d'Orb.. T. cret.. t. 403, f. 6 — 8; Pictet, St.Croix, t. 160, f. 9_10 — I. Safowom d'Orb. Prodr. IL, p. 139 (No. 19, f. 274); Pictet, St. Croix, t. 160, f. 5 — 6 — I. E/valdi Scuwtizr. Kreide- Bivalv.. p. 7. Was zunächst den I. Coquandi anbetrifft, so steht dieser den Darstellungen zufolge, dem I. concentiicus sehr nahe, bleibt jedoch kleiner, bis 25 mm. hoch und unterscheidet sich vom letzteren durch flachere rechte Schale und gänzliches Fehlen der concentrischen Runzeln. Seit dem Aufsatze über den Bodensteiner Gault vom Jahre 1853 haben sich dort Versteine- rungen gefunden, die wir für I. concentricus halten. Es liegen 5 Stück vor, alle nur die linke Klappe zeigend, die grösste 23 mm hoch. Obgleich aus Thon herstammend, so bestehen die Stein- kerne doch wie die vorkommenden Concretionen aus dunkel • brau- nen, festen Gestein, die darauf haftende Schale ist aber heller. Der Erhaltungszustand ist gut. Das eine dieser Stücke zeigt keine Andeutung von concentrischen Runzeln, sondern führt nur nahe liegende feine Anwachsstreifen. Dasselbe würde als I. Co- quanäi anzusprechen sein. Zwei dergleichen haben die Runzeln vom Wirbel bis zum ünterrande regelmässig folgend, sie weichen von Gliesmaröder Formen nicht ab, und müssen für I. concen- tricus gehalten werden. Die beiden anderen Stücke führen einige wenige, mehr oder weniger von einander abstehende Runzeln und sind im Uebrigen glatt. Sie stehen offenbar zwischen I. concen- tricus und /. Coquandi, wie sie normal gedacht werden. Es könnte hiernach zweifelhaft erscheinen, ob die neuere Species /. Coquandi beizubehalten ist. Jedoch möchte das vorliegende Bodensteiner Material, zumal rechte Klappen fehlen, zu gering sein, um danach zu entscheiden. — Von der Species I. Salo- moni d'Orb., die sich vom I. concentricus durch weite Verlän- gerung nach hinten und durch eine Einbuchtung vom Wirbel bis zum Unterrand unterscheidet, findet sich bei Gliesmarode nichts. Die Species möchte eine gute sein; sie ist von Folkstone und Wissant nicht bekannt und scheint dem unteren Gault anzuge- hören. — I. Ewa! dl, den Schlüter an bezeichneter Stelle be- schrieben hat, unterscheidet sich danach von I. concentricus, dass an jener Species der Wirbel der linken Schale weniger hervortritt und dass sie sich nach hinten weiter ausdehnt. Es stinunt dies 571 mit einem gut erhalteüen Exemplare von Ahaus, das wir der Güte des Herrn von der Makk verdanken. Die linke Schale erhebt sich nicht mehr als die rechte des I. concentricus. Der gerade Schlosrand ist ziemlich lang. Der Hinterrand und der Unterrand sind kreisförmig gebogen. Eine Einbiegung ist weder an jenem noch an diesem vorhanden. Höhe und Länge sind fast gleich. Von I. SalomonL der gleichfalls hinten verlängert ist, unterscheidet sich I. Eivaldi vorzüglich dadurch, dass diesem die Depression fehlt, die zum Unterrande läuft und daselbst noch hervortritt. Der I. Eivaldi ist bis jetzt nur aus unterem Gault mit Anuii. Martini (Aptien) bekannt. — Die Gliesmaröder Yorkonnnen ver- anlassen diesen Verhältnissen zufolge zu keinen Einsprüchen gegen die Species /. Suluiiioni und I. EwaUli, dagegen dürfte die Species I. Coquandi zweifehaft erscheinen. L concentricus Park, kommt in der Gliesmaröder Ziegelei- Thongrube, wie schon erwähnt, in den oberen und unteren Schich- ten stellenweise ungemein häutig, dazwischen selten vor. /. snJ- catus Park, der gewöhnlich der Begleiter von jenem ist. hat sich noch nicht gezeigt. 9. Nufula xjectinafa Sow. d'Orbionv, T.cret., t. oOo, f. S bis 14; PiCTET, St. Croix. t. 139, f. 13. Es liegt nur ein Exemplar, jedoch in gutem Erhaltungszustande und zwar aus den tiefsten Schichten vor. Dasselbe hat 22 mm Länge und führt die Schale von weissem leicht zerreiblicheni Kalk, radiale breite Kippen mit gleich breiten Zwischenfurchen. Reuss beschreibt in den Ver- steinerungen der böhmischen Kreide H., p. 3, die Species aus höheren Schichten, jedoch möchte dies noch weiterer Untersuchung bedürfen. Piömer's Nuciila striatida. Nordd. Kreidegeb., p. 68, t. 8, f. 26. aus Pläner von Strehlen, hat denselben Umriss wie N. pectinaia, auch vorn deren grosse Lunula, aber feine radiale Streifen anstatt der breiten Rippen. 10. Kleine Austern sind nicht selten. Sie sind länglich oval, 20 — 25 mm lang, die Unterschale glatt ohne dass sich die Anwachsstreifen besonders bemerkbar machten. Bei den wenig auffälligen Merkmalen liegen indessen nicht genügsame gute Exem- plare vor, um die Species sicher zu bestimmen. Osfrea Ar- duenensis d'Orb., T.cret., t. 472, f. 1 — 4, die im unteren Gault selten, im oberen jedoch häufiger ist. steht nahe. 11. Es finden sich nicht selten Fragmente von Serpulen bis 30 mm Länge, die stielrund, 3 — 4 mm im Durchmesser, fast gerade und nur wenig gebogen sind, sodass sie leicht für Dentalien gehalten werden könnten, jedoch kommen Stücke von nicht regel- mässiger Biegung vor. In der frühesten Jugend scheinen sie kork- zieherartig gewunden und nur mit der Spitze angeheftet zu sein. 38* .72 Längsstreifen fehlen. Auffällig sind zum Theil auf der ganzen Oberfläche ziemlich dicht haftende Löcherchen. die mit unbewaff- netem Auge erkennbar sind und die Schale nicht durchdringen. Sie mögen von Parasiten herrühren. Die gleiche Species mit den- selben Löcherchen liegt von Folkstone vor. jedoch ist sie. soviel uns bekannt, noch nicht bestimmt. 12. Wir glauben noch eine Species Penfacrinus, die wie es scheint anderen Orts nicht bemerkt ist und deshalb zu Vergleichungen nicht dient, erwähnen zu sollen, weil sie bei Glies- marode in den oberen und unteren Schichten, wenn auch nicht häufig doch auch nicht selten vorkommt. Es liegt etwa ein Dutzend Stielstücke vor. das längste 14 mm hoch. Die Stiele sind spitz fünfkantig. Alle Glieder sind an demselben Stücke von gleicher Höhe und Breite, ein Wechsel von mehr oder weniger Höhe findet nicht statt; ein Kreis den man um die Kanten der breite- sten legt, hat reichlich 7 mm Durchmesser. Es bestehen die Stiel- stücke von 14: mm Länge, welche zugleich die dicksten sind, aus 8 Gliedern. Die äusseren Seiten der letzteren sind kaum be- merkbar gewölbt und pflegen überall mit kleinen Warzen verziert zu sein, welche sich selten in gerade Linien ordnen. Die Blumen von 5 Blättern auf den Gelenkflächen sind sehr deutlich; die nebeneinander liegenden Blätter treten mit ihren Zähnchen so zu- sammen, dass dazwischen keine dreieckige Fläche bleibt. Der innere flache Raum der Blätter ist in seiner Mitte am breitesten. An den höchsten Stielstücken von 8 Gliedern zeigen die unter- sten die Gelenkgruben für Hülfsarme und ist auf der oberen Ge- lenkfläche des obersten Gliedes die Blumenkrone kaum erkennbar. Ist dies nicht zufällig, so war das über diesem obersten Gliede folgende, aber nicht mehr anhaftende Glied mit Hülfsarmen ver- sehen. Diesenfalls liegen hier 7 Glieder zwischen denen mit Hülfs- armen. Von Pentncrinus annulatus Römer (Oolithengeb, t. 6, f. 2, und Kreidegeb.. p. 27 und Quensteht. Asteriden, p. 2(33, t. 99, f. loS — 142) aus Hilsthon. unserer Ellingserbrinker-Schicht, vom Ellingserbrink unterscheidet sich die Gliesmaröder Species da- durch, dass jene weit kleiner ist. dass die Glieder keine spitzige sondern gerundete Kanten haben, ihre Seiten stark gewölbt sind und in der Mitte einen Gürtel führen. Noch andere Encriniden sind aus dem norddeutschen Neocom und Gault nicht bekannt. In der folgenden Tabelle sind die organischen Reste im Minimus-GdiwM von Bodenstein und Gliesmarode einerseits und aus dem Flammenmergel andererseits zusammengestellt, auch dabei das Vorkommen in Folkstone bemerkt. Es bedeutet + das Vor- handensein und — das Fehlen. 573 Palaeocury-ste.v Stokesi Belemnites minimun Nautilus NecJcerianus Amnionife,s interruptv.s . . . . . fiKritus — — var. Giier.scmÜ . — — var. RauUnianus — laittus — — ^ var. tuberculatits — Benauxianus . . . . — varicosns . . . . . — inflatus — • splendeus — Maywianus . . . . TurriUtes Puzosiamus Hamites rotundus — intermedius — armatus Serpula sp Nucida pectinata Area carinata Avicula gryplmeoides Inoceramus concentricns . . . . — stdcatus Ostrea Arduennensis? Pentacrinus sp ^ .3 P5 + + + + + H 0, ? n ^ »7 "^^ )) )7 18 6. „ „ „ 2 „ 130 „ - „ 19 7. W. Pütz „ „ 3 „ 250 „ - „ 20 o. „ „ „ d „ ZwO „ „ 21 9. „ „ „ 2 „ 150 „ - „ 22 10. „ „ „ 5 „ 415 „ — „ 23 ^'■- n n )) J- n "" » )> 24 12. Eugen Duval Desgl. von 1 Tafel 71 „ 75 „ 25 13. Victor Wulff, Zeichnungen 4 „ — „ 26 14. „ „ 16 „ - „ 27 lo. „ „ 10 „ — „ 28 Iß q 29 17 F, 30 18. Edm. Gaillard, Zinkogra- phien 97 „ 40 „ 31 19. Ders. Desgl 200 „ — „ 32 20. E. A. Funcke in Leipzig Desg] 137 „ 15 „ 33 Seitenbetrag 2363 „ 30 „ 3811 15 2008 35 624 Ueb ertrag c. Desgl. zu 11000 M. pro April bis September 1889 Erlös aus dem Verkauf von 4proc. conso- lidirten Staatsanleihesclieineii : a. im Betrage von 1000 M. = 1082 M. 20 Pf. b. Desgl. von 1200 M. = 1290 „ 70 „ c. Desgl. von 1500 M. = 1620 „ 15 „ d. Desgl. von 2900 M. = 3116 „ 35 „ Summa Tit. III. Summa der Einnahmen 7/8 9/10 11/12 13/14 138 55 20559 220 358 55 7109 40 7467 95 28027 14 625 Ausgabe. o — Special- 1 Haupt Summe. Ji. I 4 JC. Uebertrag 2363 M. 30 Pf. 21. H.Hauschild, Holzschnitte 15 „ — „ 22. E. Strassberger in Leip- Tit. II. für sich. Zu Anschaffungen für die Bibliothek. 1. H. Wichmann, Buchbinderarbeiten . 2. Ders. Desgl. "• )) )j 4 Summa Tit. III Sonstige Ausgaben. An Bureau- und Verwaltungskosten 1. Dr. Ebert, Honorar für 2 Quartale „ pro 3. Quartal Dr. Tenne pro 4. Quartal 1- 3. 4. incl Portoauslagen 8. J. Winter, Honorar für Januar — April 9. R. Wernicke „ „ Mai — December 10. Beyer, desgl. pro 1. April 1889/90. 11. Schneider, desgl. pro 1889/90 . . Seitenbetrag 34 zig, Zeichnungen . . . 50 „ 11 35 23. Adolph Renaud, Lithogra- phie der Tafel 27 . . . 38 ,. 25 „ 36 24. Heinr. Riffarth, 2 Photo - Chemigraphien .... 10 „ — „ 37 25. Berliner Lithographisches Institut, Druck von 2 Ta- feln 626 „ 75 „ 38 26. Dies., desgl. von 3 Tafeln 582 „ 25 „ 39 ^ ' ■ n '5 !? ■^ 11 547 „ )7 40 28. „ „ Autographien 64 „ 41 S umma Tit. I. An Kosten für die allgemeine Ver- Sammlung. Schneider, Portoauslagen etc. 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 3811 15 4296 38 67 92 210 100 50 50 150 150 150 174 40 200 75 15 1154 41^ 55 2008 35 8107 19 70 45 409 15 10544 65 627 'S k ■Qß Special- Haupt- Ausgabe. 6^ r6 JC. Sur nme. M. 4 Uebertrag 1154 — 10544 65 12. Ed. Rölcke, 1 Palmenarrangement . . 13. „ „ . . zusammen 58 59 33 12 40 1199 40 2 Porto und Botenlöhne: 1. Prof. Dr. Dames, Portoauslagen 12 M. 50 Pf. 2. Derselbe, Desgl. . . . 12 „ 50 „ 3. Dr. Tenne „ ... 32 „ — „ 4. Dr. Ebert „ ... 35 „ 87 „ 5. J. Winter „ ... 15 „ 62 „ 6. Besser'sche Buchhand- lung, Desgl 408 „ 48 „ 7. Beyer, Desgl 13 „ 70 „ 8. Ed. Prüfer, Fracht . . 2 „ 15 „ 9. „ „ . . 8 „ 40 „ 60 61 62 63/67 68 69 70 71 72 541 22 zusammen 3 Ankauf von Staatspapieren: 1. Diskonto-Gesellsch., 4% Consols über 9000 M. = 9680 M. 40 Pf. 2. Dies., desgl. 1000 M. = 1088 „ 10 „ 3. Dies., desgl. 3000 M. = 3234 „ 10 „ 73/74 75/76 77/78 14002 60 15743 zusanunen Summa Tit. lY. 22 V Auf das Jahr 1890 zu übertragender Kassenbestand Summa 1739 27 28027 14 Berlin, den 1. August 1890. Der Schatzmeister der Deutschen geologischen Gesellschaft. Dr. LORETZ. Die der Jahresversammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft durch den HeriTi Schatzmeister vorgelegten Rechnungen des Jahres 1889 haben wir rechnerisch und nach den Belägen geprüft und richtig gefunden. Freiburg i./Br., den 12. August 1890. Eduard Koch. Alfred Jentzsch. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 4. Heft (October, November, December) 1890. A. Aufsätze. 1. Beiträge zur Kenntiiiss der fossilen Arachniden. Von Herrn Erich Haase in Königsberg i. Pr. Hierzu Tafel XXX u. XXXI. 1. Die „Afithraconiarti*^. Nachdem bereits 1834 in Cyclophthalmus (= Microlahis) CoRDA eine zu den Scorpiones gehörige Arachniden -Form der Steinkohlenformation entdeckt worden, wurde die erste Vertre- terin der übrigen Ordnungen der Arthrogastren erst 1868 von G. H. ScuDDER^) unter dem Namen Architarhus rotundatus be- schrieben. ScuDDER erkannte sofort die Aehnlichkeit der fossilen Form mit den „ Phalangiiden " und Phryniden, die sich besonders in der „Anordnung der Beine" zeigte und hob den „breiten An- satz des Thorax an das Abdomen" als einen an die „Phalan- giiden" erinnernden Charakter hervor, während er zugleich „die scharfe Umgrenzung, Grösse und Segmentzahl des Hinterleibes und die Wölbung der Mitte der Grundsegmente desselben" als Zeichen näherer Verwandtschaft mit den Phryniden anführte. Bald darauf erkannte H. Woodward ^j eine schon 1837 von Buckland in dem „ Bridge wat er Treatise" unter der Bezeichnung *) G. H. Scudder. Suppl. to the Descript. of Articulates etc. (Rep. Geol. Survey Illinois, III, 1868), p. 568. ^) H. Woodward. On the discovery of a new and very perfect Arachnide from the Ironstone of the Dudley Coal-Field (Geol. Maga- zine, VIII, 1871), p. 385—388, t. IX. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLU. 4. 42 ,v^ 630 „CurcuUoides Prestvidi"' als Rüsselkäfer gedeutete Arthropoden- Form der Steinkohle als arthrogastres Arachnid und stellte sie als Eophrymis Prestvicii zu den Cherneten (Psetidoscorpiones). Im nächsten Jahre beschrieb H. Woodward ^) aus der Kohle von Lancashire eine neue Arthrogastren - Form . welche er — nach ihrer anscheinenden Aehnlichkeit mit Scudder's Art — der Gattung Architarhus einreihte und A. suhovalis nannte. Ers 12 Jahre später wurde eine weitere Arthrogastren-Form von ausgezeichneter Erhaltung und bedeutender Grösse in der Steinkohle von Zwickau entdeckt, welche H. B. Geinttz^) als Kreischeria Wiedei ebenfalls zu den Cherneten und zwar näher zu Architarhus stellte. Im selben Jahrgange derselben Zeitschrift beschrieb auch F. Karsch^) eine neue Arthrogastren-Form als Anthracmnartus Voelkelianus und versuchte zugleich, eine systematische Uebersicht der bekannten Steinkohlen -Arachniden zu geben. So schloss er Kreischeria von den Pseudoscorpionen beson- ders wegen ihrer „immensen Körpergrösse" aus und stellte sie zu den Opilionen in die Familie der Troguliden. — Für Archi- tarhus, Antliracomartus und Eophrymis glaubte er dagegen eine neue Ordnung arthrogastrer Spinnen aufstellen zu müssen, welche er nach seiner neuen Form Anthracomarti benannte. Zwar unterschied er dieselbe „durch die von oben her sichtbaren Pal- pen und Kieferfühler " von der Familie der Troguliden, doch lässt sich seine Diagnose sowohl auf die Ordnung der Opiliones als auch auf die der Chernetes anwenden, da sie kein diese aus- schliessendes Merkmal enthält. Seine Anthracomarti theilte Karsch in die zwei Familien der Architarh(o)idae und der Eophryn(o)idae, von denen nur erstere eine gleiche Zahl der Dorsal- und Ventralplatten des Hinterleibes und ein glattes Integument besitzen sollte und aus den Gattungen Architarhus und Anthracomartus bestand. In der umfassenden Zusammenstellung der paläozoischen Arachniden, welche Scudder zwei Jahre später gab^), bezeichnete ^) H. Woodward, On a new Arachnide from the Coal-Measures of Lancashire (Geol. Mag., IX, 1872), p. 385—387, t. IX. ^) H. B. Geinitz. KreiscJieria Wiedei, ein fossiler Pseudoskorpion aus der Steinkohlenformation von Zwickau (diese Zeitschr., XXXIV, 1882), p. 288 — 242, t XIV. ^) F. Karsch. Ueber ein neues Spinnenthier aus der schlesi- schen Steinkohle und die Arachniden der Steinkohlenformation über- haupt (diese Zeitschr., 1882), p. 556—561, t. XXI. *) G. H. Scudder. A Contribution to our knowledge of Palaeo- zoic Arachnida (Proceed. Amei*. Ac. Arts and Sciences, XX, Boston 1885), p. 13 — 23. 631 Dieser zwar Karsch's Definitionen etwas scharf als „botb insuf- ficient and to some extent based on altogether subordinate cha- racteristics", fasste aber doch alle aus der Kohle bekannten Arachniden mit Ausnahme der bereits früher zu den echten Spin- nen gestellten Gattungen Protolycosa Römer und Palaranea Fritsch, weiter der als zu den Peclipalpi (i. sp. Tlielypho- nidae) gehörig erkannten Gattung Geralinura und endlich der echten Scorpione. in eine Ordnung zusammen, die er zwar ebenfalls „Anthracomarti Karsch" benannte, zu der er aber im Gegensatz zu Karsch auch die Kreischeria stellte^). Auch ScuDDER lässt etwaige Beziehungen seiner „Ordnung" zu den Chernetes und Opiliones unberührt. Die AntJiracODiafHi Scudd. zerfallen in 5 Familien, welche hauptsächlich durch den Körperumriss, die Einlenkung der Beine und die Zahl der Hinterleibsringe sich unterscheiden: 1. Arthrolycosidae Harger mit Arihrolycosa Karger und Rakovnicia Kusta ^) ; 2. Poliocheridae Scudd. mit PoUochera Scudd. ; 3. Architarhoidae Karsch mit Geraphrynus Scudd., Archi- tarhus Scudd. und Anthraconiartus Karsch; 4. Eophrynoidae (Scudder nee Karsch!) mit Kreischeria und Eophrynus. Endlich führte J. Kusta ^) in seiner Uebersichtstabelle der Rakonitzer carbon - permischen Fauna als zur Ordnung der An- thracomarti Karsch gehörig die Familie der Arthrolycosidae Harger mit llakovnicia und den drei neu aufgestellten, später zu behandelnden Gattungen Eolycosa, Geralycosa und Scudderia, und die Familie der Archifarbidae Karsch mit den Arten von Anthracomartus und einer neuen Form, Eoiarhus litoralis, auf, welche ebenfalls unten besprochen werden soll. Der grösseren Sicherheit der Resultate wegen wollen wir mit der Beurtheilung derjenigen P'ormen beginnen, von denen uns bisher allein die bisher gegebene Diagnose vorliegt, um zu denen überzugehen, von welchen auch Abbildungen cxistiren und mit denen zu schliessen. welche wir selbst untersuchen konnten. Scudder's PoliocJieridae (1. c, p. 16) werden von ihm gekennzeichnet durch den viereckigen Cephalothorax, das wahr- *") Dasselbe System der Arachniden übernahm Scudder auch für Zittel's „Paläozoologie", II, 1885, p. 734 — 737. *) Vergl. J. Kusta. Neue Arachniden aus der Steinkohlenforma- tion von Rakonitz (Sitzb. d. k. böhm. Ges. d. Wiss., Prag 1884 [1885]), p. 400, fig. 3. ä) Ebendaselbst, 1888 (1889), p. 207. 42* 632 scheinliche (apparent) Ausstrahlen der Hüften von einer „Mittel- linie" und die gerundete Form des aus vier Segmenten beste- henden Hinterleibes. Schon diese geringe Zahl der Abdominalringe dürfte darauf hinweisen, dass wir in Poliochera eine stark durch Reduction modificirte Form der Arthrogastren zu erblicken haben. — In der That findet sich nun auch bei einer recenten Gattung der Troguliden, Cryptostemma Guerin, ein ähnlicher Körperumriss, eine Längsfurche auf dem Cephalothorax und anscheinend vier Hinterleibssegmente, von denen ebenfalls wie bei Poliochera das basale nur ein Drittel der Länge der übrigen erreicht. Auch ist die „very indistinct or no" Längssculptur des Hinterleibes von Poliochera mit den „deux inipressions obliques ä la base de chaque segment " von Cryptostemma Wesfefmanni Guer. aus Guinea^) vergleichbar. Schliesslich beträgt, um auch das nach meiner Ansicht für die Bestimmung von Verwandtschafts - Bezie- hungen epimorpher Arthropoden ziemlich nebensächliche Criterium der Körperlänge heranzuziehen, dieselbe bei der Cryptosiemma- Art 10 mm und bei Poliochera punctnlata Scudd. 15 mm. So- mit dürften wir nach der blossen Diagnose Scudder's Poliochera zu den Troguliden stellen. Die von Scuddek zu der Familie der Archiiarhidae gestellte Gattung Gevaphrynus (1. c. , p. 16) hat ebenfalls von einer Mittellinie ausstrahlende Hüften, dagegen ein spindelförmiges, aus „neun" Segmenten bestehendes, an der Basis nicht eingeschnürtes, am Ende gerundetes Abdomen. Leider hat Scudder nicht er- wähnt, ob die „large triangulär post-thoracic plate, crowding the middle of the first five short segments out of a straight trans- verse line" der Bauch- oder Rückenseite angehört, doch lässt die entschiedene Angabe über die Insertion der Hüften annehmen, dass die Yentralseite des Abdruckes vorliegt. Dann entspricht die „ postthoracic plate", welche die 5 nächsten kurzen Segmente in der Mitte zusammendrängt, der stark vorgewölbten, bei geschlechtsreifen Thieren am mächtigsten ent- wickelten Genitaldeckplatte des zweiten Abdominalsegments der Phryniden (vergl. Taf. XXX, Fig. 1 gen. u. 2, E). Zwar besteht das Abdomen auch bei Phrynus (Taranhda) aus 12 Segmenten, doch sind dieselben erst bei genauerer Untersuchung erkennbar und hätte auch Geraphrymis, wenn unsere Deutung der „post- thoracic plate " richtig ist , mindestens zehn Hinterleibsringe besessen. ') Vergl. Walckenaer et Gervais. Hist. nat. Ins. Apteres, Paris 1844, III, p. 131, t 39, f. 4. 633 Weiter spricht die Angabe Scudder's über das mediane Zurückweichen der hinter dieser grossen Platte liegenden kurzen Segmente für die Zugehörigkeit von Geraphrt/nus zu den Pedi- 2)alpi. Denn auch bei Thelyphoniden und Phryniden springt die rückwärts gerichtete Vorwülbung der Genitaldeckplatte gegen die Mitte der beiden folgenden schmalen Ventralschienen vor. Diese schmalen Platten gehören dem III. und IV. Abdominal- segment an und tragen an ihrem Vorderrande die Lungen- stigraata. Auch „das Ausstrahlen der Hüften von einer Mittellinie" spricht nicht gegen die Zugehörigkeit zu den Pedipalpen, da sich bei den Thelyphoniden ebenfalls diese ursprünglichere Anordnung der Beine erhalten hat. während sie schon bei den Phryniden in die strahlige, um eine centrale Sternalplatte grup- pirte Insertion übergeht. Die Kiefertaster (maxillary palps, patte-mächoires) von Ge- rnpkrijmis carhonarius, sind „slender than the legs, longer than the cephalothorax and of uniform size throughout", was ebenfalls auf Pedipalpen-artige Formen hinweist. Ebenso lässt das an- scheinend sitzende, hinten abgerundete Abdomen auf die Ver- wandtschaft mit Pltrynus schliessen, welche auch im Gattungs- namen ausgesprochen ist. Um nun zu denjenigen Formen der Anthracamarti Scudd. überzugehen, von denen wir schon eine bildliche Darstellung be- sitzen, so zeichnet sich vorerst Arthrolycosa Harger durch den runden, das Abdomen an Breite übertreffenden Cephalothorax, das Ausstrahlen der Hüften von einer Mittelgrube und das schmälere ovale, aus 7 Segmenten bestehende anhangslose Abdomen aus, dem jede „Längssculptur" ^) fehlt. Nach Scudder's Prüfung (1. c, p. 15) der im Yale College Museum befindlichen Type enden die Taster nicht scheerenförmig, wie Harger es angegeben. Gestützt auf die Resultate einer neuerdings unternommenen Freilegung der Type vermochte auch Ch. E. Beecher^) die Anga- ben Scudder's über die Tasterform zu bestätigen. Seine weiteren Feststellungen, welche sich auf die Anordnung der Augen, die Gliederung und Pachtung der Mandibeln, den Besatz der Rücken- platten des 7gliedrigen Abdomens mit Knötchen beziehen, machen es sehr wahrscheinlich, dass engere Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Arthrolycosa und Protolycosa und ebenfalls der recenten ') Damit sind die später zu besprechenden Dorsopleuralnähte gemeint. *) Americ. Journ. of Science (3 S.), Vol. XXXVIII, p. 219 — 228 (nach Bertkau Ber. für 1889, p. 27). 634 Gattung Liplnstia (nach Bertkau, Beriebt für 1889, p. 27) bestehen. Hierher gehört wohl auch die von J. Kusta ^) entdeckte Qe- ralycosa Friciif deren Cepbalothoraxdecke durch die strahligen Intercoxaleindrücke und die centrale kleine Sternalplatte deutlich an Theraphosiden erinnert und deren Abdomen, obwohl nur 6 Segmente erhalten sind, wohl aus mindestens 7 Ringen bestand. Die von Kusta für generische Abtrennungen benutzte Verschie- denheit des Grössenverhältnisses von Cephalothorax und Abdomen dürfte oft nur ein sexuelles Merkmal sein. Die Gattung Mcikowiicia mit der auf ein unvollkommen erhaltenes Stück gegründeten R. antiqua wurde von J. Kusta ur- sprünglich wegen der anscheinend scheerenförmigen Taster als Pseudoscorpion angesprochen^), später jedoch von Scudder und endlich auch von Kusta ^) selbst zu den Arthrolycosiden gestellt. In der That zeigt aber EaJcovnicia manches typische Merk- mal der Chernetiden, auch wenn man von der zweifelhaften Scherenform der Taster absieht. So ist die Cepbalothoraxdecke breit und flach, überall mit grob eingestochenen Punkten bedeckt und es fehlen ihr die für die Araneae so charakteristisclien strahligen Intercoxaleindrücke. Weiter las st sich von dem Hinterrande der Cepbalothorax- decke auf der Abbildung (1. c, tig. KI), die sehr genau zu sein scheint, eine schmale Quernaht erkennen, welche bei Cher- neten häufig vorkommt. Ebenso lässt sich die feine Punktirung der stark chitinisirten , gewölbten Rückenplatten des lang eiför- migen Hinterleibes, die an ihrem Vorderrande deutliche Vorschilde (praescuta) zu besitzen scheinen, nur bei Cherneten wiederfinden. Auch die Gliedemng des einen besser erhaltenen Beines ent- spricht der von Pseudoscorpionen, denn man erkennt auch an ihm einen kurzen Trochanter, anscheinend auch die Andeu- tung eines Trochantinus am Femur, eine entwickelte Gelenkver- bindung am Ende des Oberschenkels und eine Zweitheilung des Tarsus. So scheint die Patella zu fehlen, wie es Simon*) als charakteristisch für die Cherneten angiebt. Die Arthrolycosiden würden sich von den Liphistiidae, die wohl die ursprüngliche Familie der recenten Tefrasfictoe (Tetraimeumones) darstellen, durch die vollständige durchlaufende ') Vergl. Sitzungsber. d. k. böhm. Ges. d. Wiss., Prag 1888 (1889), 203, fig. 1. ') Vergl. ebenda 1884 (1885), p. 403. ä) Vergl. ebenda 1888 (1889), p. 199. *) E. Simon. Les Arachnides de France, VII, Paris 1879, p. 7. 635 Gliederung des Hinterleibes unterscheiden, doch ist dazu noch nothwendig, dass letztere bei Ärthrolycosa und Geralycosa auch auf der Bauchseite nachgewiesen wird, auf der sie bei den Tetra- sticten schon zurücktritt. Denn nach der Abbildung Schiödte's^) besitzt die recente Lipldstia desuUor (vergl. Taf. XXX, Fig. 11) zwar noch neun Rücken-, aber nur mehr zwei entwickelte Bauchplatten, welche vor den Lungenstigmen liegen und dem II. und III. ^) Abdominalseg- ment angehören dürften. Diese Bauchplatten lassen sich auch noch bei Vertretern der Vogelspinnen (Avicularia) erkennen, bei denen die Rückenplatten verschwunden sind. Somit bedarf Karsch's Angabe (1. c, p. 559), dass das Abdomen der Araneae bauchwärts ungegliedert ist, der Einschränkung. Leider ist uns von der interessanten Protolycosa anthraco- pliila F. Römers^) kein die Ventralseite zeigendes Exemplar be- kannt. Somit empfiehlt es sich vorläufig, diese Gattung, statt sie mit Thorell zu den recenten Liphistiiden zu stellen, denen sie allerdings in der Behaarung und Form der Beine gleicht, von denen sie sich aber besonders durch die Kürze des zweiten Gliedes der Kieferfühler und die Abdominalstacheln nach Tho- rell^) unterscheidet, zum Typus einer besonderen Familie der Tetrasiictae, der Protolycosidae, zu erheben. Die erst nach Scudder's Arbeit beschriebene JEolycosd Lo- vetizi KusTA aus dem Schleifsteinschiefer von Rakonitz möchte ich dagegen eher für eine Liphistiide halten. Zwar giebt Kusta an, dass das Kopfbruststück deutliche Querfurchen zeigt und dass das Abdomen blos auf der Bauchseite sechs Glieder besitzt, doch glaube ich, dass er die Stellung der Beine irrthümlich aufgefasst hat, da sich diese bei todten Spinnen meist dorsalwärts über den Rücken zusammenschlagen. Somit entspricht wohl die „Gliede- rung des Cephalothorax" den Hüften der übrigens deutlich an Liphistia erinnernden Beine, sind die Platten dem Rücken zuzu- sprechen und findet auch die Richtung der Cheliceren ihre Er- klärung. Wahrscheinlicli zeigt Eolycosa noch nähere Beziehungen *) J. C. ScHiÖDTE. Om an afvigende Slaegt of Spindlemes Ornen (Naturhist. Tidsskrift II, 2, Kopenhagen 1846—49), p. 623, t. V, f. 6. "') Diese Bezeichnung der Abdominalsegmente mit römischen Zif- fern bedeutet ihre morphologische Zugehörigkeit. *) F. RÖMER. Protolycosa anthracophila etc. (Neues Jahrb. f. Min. etc., 1866, p. 136—143), t. III. *) Vergl. V. Zittel's Paläozoologie, 1. c, p. 742. *) J. Kusta. Neue fossile Arthropoden aus dem Noeggerathien- Schiefer von Rakonitz (Sitzunpsber. d. k. böhm. Ges. d. Wisp., Prag 1885 [1886]), p. 592—593. 636 zur Gattung Palaranea, die sich nach Scudder^) von Protoly- cosa durch das Fehlen der Hinterleibsstachehi entfernt und da- durch Lipliistia nähert, mit der sie sich in eine Familie ver- einigen Hesse. Vielleicht schliesst sich auch die von Kusta zu den Arthroly- cosiden gerechnete Seudderia earhonaria enger an die Li- phistiiden an. Wie schon ihr Autor angiebt^), ist die viereckige Form des Cephalothorax wahrscheinlich eine Folge ungünstiger Lage und Erhaltung. Da sich an einer Seite 7 Beine erkennen lassen, deren Gliederung und Form durchaus an Eolycosa erin- nert, gehören 3 Beinpaare der anderen Körperseite an und sind die auf dem Cephalothorax angegebenen drei Querstreifen somit nicht, wie bei der auf der Seite liegenden Eolycosa Lorenzi, auf Reste der freien Coxae selbst, sondern auf Vertiefungen zwischen den auf die Oberseite durchtretenden Hüften zurückzuführen, so- weit man nach der Abbildung schliessen darf. Dann würde das Thier die Oberseite zeigen, die in schiefer Richtung flach zusam- mengepresst wäre und es entspi'ächen die 6 nicht durchgehenden Abdominalsegmentgrenzen den Rückenplatten, die 2 anscheinend durchgehenden den Bauchplatten. Immerhin bleibt aber der breite Ansatz des Abdomens an die Kopf brüst eine Eigenthümlichkeit, welche der Stellung von Seudderia bei den Araneae zu widersprechen scheint, vielleicht aber durch eine erneute Prüfung des Abdruckes ihre Erklärung finden dürfte. Von der am längsten bekannten Gattung der Anthraco- marti ScvDV., Ai^chitarbiis Scudd., besitzen wir Abbildungen zweier Arten, die des A. rotimdatus Scudd., welche nach der Wiedergabe in Zittel's Paläozoologie, p. 736 auch von uns in Taf. XXX, Fig. 1 copirt wurde, und die von A. subovalis Westw. Wenn Geraphrynus, der sich nach Scudder von ArcJntarhus durch den vorgezogenen und eckigen Cephalothorax unterscheidet, in dem einzigen vorhandenen Stücke wahrscheinlich die Ventral- ansicht darbietet, lässt sich dies von der Abbildung des A. rotun- datus mit Bestimmtheit behaupten. Dieselbe zeigt nämlich vier Paare um eine centrale Sternal- platte strahlenförmig angeordneter Hüften und zwischen den ersten Paaren noch an einer Seite ein Anhangsrudiment, welches dem Reste eines hinter den Kiefertastern gelegenen sogen, „ersten Beinpaares" entspricht. Denn auch bei den recenten Phryniden *) In V. Zittel's „Paläozoologie", II, p. 742. 2) Vergl. Sitsungsb. d. k. böhm. Ges. d. Wiss., Prag 1888 (1 p. 204 u. fig. 2. 637 wird dies Anhangspaar durch die mäolitige Entwicklung der Coxae der Taster gegen die Rückcnfläche gedrängt. Somit geliöreu die acht erkennbaren Hüften (vergl. Taf. XXX, Fig. 1 u. 2) von Archi- farhus, denen des 2. und des 4. bis 6. Anhangspaares, d. i. den Kiefertastern und dem 2. bis 4. Beinpaare an. Die hinter den Hüften gelegene dreieckige Platte bei Archi- tarhiis dürfte der Sternalplatte zwischen den Hüften des letzten Beinpaares entsprechen, welche bei Thelyplwmis noch an erwach- senen Stücken scharf abgeschieden, bei Phrynus wenigstens an jüngeren Stücken durch entsprechende Furchen am Hinterrande der Sternalplatte angedeutet ist. Weiter würde ebenfalls die erste Bauchplatte verkümmert sein und so wäre die „large postthoracic plate", welche Scudder (1. c. , p. 17) offenbar mit Unrecht als ,, Rückenplatte " anspricht, als Genitaldeckplatte (H) zu betrachten. Dann lassen sich auch bei Arclntarhus hinter der Genital- deckplatte zwei in der Mitte durch das Vorspringen der letzteren stark eingeengte, schmale Bauchplatten als denen homolog erken- nen, an deren Vorderrande bei Phrynus die Lungenstigmen liegen. So erhalten wir bei Arckitarhus 11 deutliche Abdominal- segmente, an deren Hinterende, ein wenig ventralwärts, in einem besonderen Endsegment der After auftritt. Die sich bis zum Endsegment fein am Rande hinziehende schmale Falte (Taf. XXX, Fig. 1 , pl) dürfte der ventralen Ausbrei- tung der weichhäutigen Pleuren, die innere Furche dagegen ihrer dorsalen Grenze entsprechen und letztere somit zugleich die Aus- dehnung der Rückenplatten des Hinterleibes bezeichnen. Somit erkennen wir in Arrhi'frtrhus rohindaius eine Arthro- gastren-Form, die in manchen Beziehungen in der Mitte zwischen den recenten Unterordnungen der Pedipalpen steht (Sternum), und sicher dieser Ordnung beizurechnen ist, in der sie vorläufig die Familie der Architarhidae vertreten dürfte, deren Unter- schiede von den Phryniden auch eine genauere Untersuchung der Afterpartie festzustellen hat. Einer anderen Gattung und wohl auch Ordnung als A. rohm- äatus gehört dagegen der von H. Woodward beschriebene Arcki- tarhus suhovalis an. Nach der anscheinend etwas schematisirten, in unserer Fig. 3, Taf. XXX wiedergegebenen Darstellung Wood- ward's dürfte das Exemplar auf dem Bauche liegen und lässt sich der breite, den Cephalothorax umgebende Saum, welcher an- scheinend zwei Beinrudimente von den zu ihnen gehörigen Hüften trennt, nur als Dorsaldecke auffassen, die so zart war, dass sie die Ventralfläche durchtreten Hess. Wie die breite, vorn gerun- dete Form der Cephalothoracaldecke , erinnert auch die grosse 638 eckige Centrosternalplatte an Phynus, doch gruppiren sich um letztere nicht 4, sondern 5 Anhangspaare, deren schmales vor- derstes wohl als Cheliceren zu deuten ist. Die vier Hüftpaare entsprechen mit Berücksichtigung der einseitig erhaltenen Bein- reste wohl den vier Beinpaaren. So wäre denn das erste Bein- paar wieder in das Niveau der übrigen herabgedrückt, wie wir es bei allen Arachniden mit Ausnahme der erwachsenen Thely- phoniden und Phr3'niden finden, dagegen am Foetus auch der beiden letzteren wiederfinden. Auch in Zahl und Form der Hinterleibssegmente weicht Wood ward's Form von Scudder's Ärchitarhus ab. Das vorderste Segment ist bei Ä. suhovalis viel schmäler und springt nicht nach hinten vor; so sind auch die folgenden Bauchplatten in der Mitte des Vorderrandes nicht eingeengt, son- dern treten sämmtlich in flachem Bogen vor. Wegen der eigenthümlichen , die erste Bauchplatte durch- setzenden schiefen Längsfurchen, welche die Begrenzung eines weiten Canals anzudeuten scheinen, darf man dies Segment für das Genitalsegment (H) ansehen. Auf dasselbe folgen 5 schmale, regelmässige Bauchplatten, und diesen schliessen sich drei grös- sere Schilde an, welche durchaus denen mancher Opiliones glei- chen, und der letzte derselben trägt ebenfalls etwas ventral die kleine, von den Dorsalplatten überwallte Afteröffnung. Somit lassen sich 10 Abdominalsegmente nachweisen, also weniger als bei den Pedipalpen und mehr als bei irgend einer Form der Opilionen. Um noch die auffälligen, nach aussen concaven, vom Körper- ende bis zum Vn. Abdominalsegment verlaufenden, erhabenen Leisten („raised lines'^) zu erwähnen, so entsprechen dieselben wohl tieferen Furchen der Rückenseite, welche vielleicht die Grenze der Dorsal- und Pleuralplatten anzeigen uud den später zu erwäh- nenden Dorsopleuralnähten von Kreischeria etc. homolog sind. Somit dürfte die Gattung Phalangiotarbiis n. , welche wir für Ä. suhovalis aufstellen und durch ihre Körperform ge- kennzeichnet glauben, den Typus einer besonderen Unterordnung bilden, welche anscheinend zwischen den Ordnungen der Pedipalpi und der Opiliones steht, aber besser letzteren zugetheilt wird. Erinnert Phalangiotarbus an erstere Ordnung durch den Umriss und die anscheinend unausgesprochene Gliederung der Cephalothoracaldecke, durch das fast wie bei den Phryniden ent- wickelte centrale Sternum und die verhältnissmässig hohe Zahl der Abdominalringe, so nähert sie sich den Opilionen durch die Form der Bauchplatten und des Genitalsegments, dessen Oeffnung schon relativ höher gegen den Mund gerückt ist als bei 639 den Pedipalpen, durch die Lage des Afters und vor Allem durch die sich bei diesen wiederfindende Einlenkungsart der Beine, wäh- rend die Dorsopleuralnähte an Formen wie Kreischeria etc. den- ken lassen, deren nächste Verwandte wir ebenfalls unter den Opüiones zu suchen haben. Vielleicht gehört der sehr unvollkommen erhaltene Arach- nlden - Rest von 4 mm Länge, welchen Kusta ^) als Eotavhus litovalis bezeichnete und zu den Archifarbidae stellte, in die Nähe der Phalangiotarhidae. Wenigstens spricht die gleichmässig schmale Ausbildung der ersten 5 Hinterleibssegmente gegen die von KusTA betonte Verwandtschaft mit Pedipalpen (Geraphrynus i. sp.). Vielmehr erinnert Eotarhus durch die schmalen 5 vor- deren und breiten 4 hinteren Abdominalringe mehr an Phalan- gioiarhiis. Von dem typischen Vertreter der Gattung JEoxjhryniiSf welche bei Karsch allein, bei Scudder zusammen mit der von Karsch zu den Troguliden gestellten Kreischeria die Familie der Eophryn(o)idae bildet, von E. Prestvicii Buckl. , besitzen wir durch Woodw'ard Abbildungen eines ausgezeichnet erhaltenen Stückes, welche uns die sichere Ober- und Unterseite eines Lidividuums zeigen. Leider lässt die glatte Darstellung anscheinend etwas an Genauigkeit zu wünschen übrig, was um so bedauerlicher ist, als gerade dieses Stück den denkbar besten Aufschluss über die Stellung der Gattung geben dürfte. So bin in nicht im Stande, die Zahl der Rückenplatten des Abdomens mit Sicherheit zu erkennen. Zwar erwähnt Woodward ihrer neun, doch ohne sie auf der Abbildung, auf der anscheinend zehn derselben darge- stellt sind, zu bezeichnen. Die Grenzen zwischen den Pleuren und den Rückenplatten sind nicht angegeben, und auch die Form des Hinterrandes der Dorsalplatten dürfte ungenau wiederge- geben sein. Auf der Mitte des Cephalothorax liegen am Hinterrande 2 paarige und davor 2 unpaare Platten hinter einander, während die seitlich von diesen Dorsalplatten gelegenen Pleuren stark ent- wickelt und ebenfalls segmental in Schilde umgewandelt sind, welche den Epimeren entsprechen und deren sich jederseits drei besonders scharf abheben. Die hinter dieser Thoraxpartie gelegene, deutlich abgesetzte, vorn noch durch eine quere Einsenkung begrenzte Platte rechne ich ebenfalls zum Cephalothorax. Dieselbe entspricht durchaus 1) Vergl. Sitzungsber. d. k. böhm. Ges. d. AViss., Prag 1888 (1889), p. 204, Fig. 3. 640 der Hinterrandsplatte des Cephalothorax am Embryo der Pha- langiiden, welche von Balbiani^) als Rückenplatte (da) des vor- letzten Beinpaares angesehen wurde. Dieselbe ist aber eher als verschmolzene Decke der zwei letzten embryonalen Thoracal- segmente anzusehen, während Balbiani's „d4'' im Gegeutheil die erste Abdominalplatte darstellt, welche der „zweiten Dorsalplatte " Tulk's entspricht. Am Hinterleibe zählt man nach dieser Auf- fassung an der Figur von E. Prestvicii 9 Dorsalplatten, doch möchte ich glauben, dass deren in der That nur 8 vorhanden sind und dass die vier auch an der Oberseite dargestellten Rand- spitzen den Pleuren der beiden letzten dieser Segmente ange- hören. Die Bauchseite scheint genauer wiedergegeben zu sein. Man erkennt an ihr, dass die Hüften des 2. bis 6. Anhangspaares in einer Ebene schwach strahlig um eine centrale Vertiefung grup- pirt sind, in der sich kein Sternum unterscheiden lässt. Das letzte Hüftpaar ist auffallend stark abgeflacht und verbreitert und schmiegt sich innig an das Abdomen an, das mit seiner vor- dersten Bauchplatte, welche dem HI. Abdominalsegment angehören dürfte, stumpf zwischen die Hüften vorspringt und wohl die Stig- mata enthielt, während die Genitalöfl'nung am Vorderrande des Vorsprungs lag. Die IV. bis VHI. Bauchplatte trägt jederseits eine flache, mediane Vertiefung, welche von Woodward zu „about six pairs of stomata or tracheae" gerechnet wird und jederseits mit den übrigen eine etwas nach aussen convexe Reihe bildet. Ich möchte diese Eindrücke lieber für Muskelansatzpunkte halten, wie sie bei den Pedipalpen und Pseudoscorpionen in ähnlicher Lage und Grösse an der V. bis VIH. Bauchplatte auftreten. Solche Ansatz- punkte sind auch bei den Opiliones seit Treviranus besonders an den ersten Bauchplatten bekannt und wurden als „falsche Stigmata" bezeichnet. Somit fänden wir an der Bauchseite von Eopliryniis acht Hinterleibssegmente, deren zwei letzte sich in den Pleuren zu den erwähnten Hinterrandsspitzen ausziehen. Der After selbst liegt dann in einem besonderen neunten, rein ventralen Segment^). Von den Anhängen scheinen die Cheliceren klein und un- entwickelt, die Kiefertaster dagegen lang beinförmig und zugleich kräftig ausgebildet gewesen zu sein. Sie ragen frei hervor, sind ^) Balbiani. Memoire sur le developpement des Phalangides. (Ann. Sc. Nat., XVI, 1872, art. 1, t. 1, f. 6. *) Eine nochmalige Untersuchung hat herauszustellen, ob dieses Endsegment nicht noch ein besonderes Afterstück trägt, das den After umschliesst und auf der Zeichnung angedeutet erscheint. 641 fast so stark als die Beine und entsprechen vielleicht in ihrer Form den Tastern der Phalangiiden. — An den Beinen lässt sich feststellen, dass kein Trochautinus, aber eine kräftige Pa- tella entwickelt ist, wie bei den meisten Opiliones. Auch die Verbreiterung der letzten Hüften scheint nur bei den Opiliones, be- sonders aber bei den Mecostheti E. S. (Laniatores Thor.) vorzu- kommen, bei welchen auch der Quereindruck über der Basis sich wiederfindet, welchen die Darstellung von Eophrynus zeigt (vergl. Fig. 10, Taf. XXX). Ebenso lässt sich der eigenthümliche Besatz der Rückenseite mit Körnchenreichen nur mit der bei Opi Honen weiter verbrei- teten Sculptur vergleichen, und finden auch die am 7. und 8. Abdominalsegnient aufsitzenden Integumentaldornen und der Zerfall des Cephalothorax in einzelne Platten sich nur in dieser Ordnung der receuten Arachniden wieder (vergl. Fig. 7, Taf. XXX). Dagegen fehlen den recenten Formen meist die deutlichen Epimeren am Cephalothorax, die nach Simon allerdings bei Ischy- rop)S^'lis noch „affectent la forme d'etroites lanieres effilees en arriere"^). während sie am Embryo von Phalangium noch deut- Uch sind. Ebenso sind bei den recenten Formen die Cheliceren und die Beine meist stärker verlängert. So müssen wir immerhin den Eophrynus zu den Opiliones rechnen , mit denen er die Ausbildung der Anhänge , die Gliede- rung des Cephalothorax und die ungefähre Zahl der Hinterleibs- ringe gemeinsam hat. Sicher haben sich die Opiliones schon in früher Zeit in mehrere Familien gespalten, denn Vertreter der echten Phalan- giiden treten uns schon in Hasseltides primigenius^) im oberen Jura Solnhofens entgegen. Einen wichtigen Beitrag zur richtigen Deutung von Eophry- nus Prestvicii liefert die treffliche Darstellung Stur's^) von seinem Eophrynus Salmi, einer Form, von welcher ich durch die Güte des Herrn Autors einen ausgezeichneten Abdruck erhielt. Die Cephalothoraxdecke des die Rückenseite zeigenden Thieres gleicht der von E. Prestvicii bis in die Einzelheiten der Platten- bildung und Sculptur hinein. Wie schon Stur feststellte, besteht der Hinterleib aus acht 1) E. Simon, 1. c, Bd. VII, p. 117. ^) M. Weyenbergh. Sur les Ins. fossiles etc. Mus. Teyler, Harlem 1869, p. 7, f. 1. — Derselbe. Notes s. quelques Ins. du Calc. jurass. etc., Harlem 1878, p. 1 — 3. *) D. Stur. Die Culmflora der Ostrauer und Waldenburger Schichten. Abhandl. d. k. k. geolog. Reichsanstalt, VIII, 2, Wien 3877, p. V. 642 Segmenten, die sich besonders an ihren Rückenplatten durcli die an die Sculptur von E. Prestvicii erinnernden vier Reihen grober Granulationen unterscheiden lassen. Wie Stur weiter angiebt, finden sich anscheinend am un- teren Rande auch vier Dornen, von deren innerem Paar jederseits ein vertieft gebogener linearer Eindruck bis zu den zwei tiefsten Höckern der inneren beiden Höckerreihen verläuft, sodass das achte Segment in drei Felder getheilt wird. Diese Furchen, welche wir an der Darstellung des E. Prestvicii vermissten, trennen die Dorsalplatten von den ebenfalls segmentirten Pleuren ab und lassen uns dadurch die nahe Verwandtschaft von E. Sturi mit der Kreischeria erkennen, welche schon Scudder heraus- gefühlt hatte. Der Abdruck einer noch unbeschriebenen Art von Eophrynus, welchen ich ebenfalls der Güte des Herrn Hofrath Prof. D. Stur verdanke, vermittelt einen Uebergang von E. Prestvicii zu E. Salmi. So zeigt er eine nur undeutliche Ausbildung der Pleuralnaht, welche ebenfalls an der Hinterecke der Pleuren des 8. Abdomi- nalsegments beginnt, und lässt somit die beginnende Verschmel- zung der Pleuren mit den Rückenplatten erkennen. Somit ist auch bei E. Prestvicii die Grenze zwischen Dorsal- und Pleuralplatten am Aussenrande der inneren paarigen Tuber- kelreihe zu suchen und finden wir von E. Salmi zu E. Prestvicii eine allmähliche Zunahme der Erhärtung der Pleuren und ihrer Verschmelzung mit den Hauptplatten. Am Hinterrande des Cephalothorax liegt die hintere Deck- platte, welche ebenfalls mit zwei Höckern der inneren paarigen Reihe besetzt ist und am Vorderrande sich in einen breiten Rand- wulst verdickt, welcher vom vorderen grösseren Theil durch eine schmale Vertiefung geschieden ist. Am Hinterrande des letzteren lassen sich zwei scharfe, durch eine schmale Furche getrennte Querleisten erkennen, wie sie sich ebenfalls entsprechend bei re- centen Phalangiiden wiederfinden lassen. Schon durch das Fehlen der zierlichen, durch die regel- mässige Anordnmig der Tuberkeln entstehenden Sculptur der Rückenmitte unterscheidet sich von Eophrynus die Gattung Kvei- sclieria. Von der einzigen Art derselben, Kr. Wiedei Gein., verdan- ken wir der Geschicklichkeit J. Deichmüller' s eine vortreffliche Darstellung des günstig erhaltenen Abdruckes, den ich in Dresden durch die Güte des Herrn Prof. H. Geinitz damit vergleichen durfte. Ich gebe in Fig. 6, Taf. XXX eine halb schematische Dar- stellung der Oberseite der interessanten Form, welche aus den Abbildungen derselben combinirt und nur theilweise ergänzt ist, 643 Die Gliederung der Cephalothoraxdecke erinnert durchaus an Eophri/nus. Wie dort finden sich ähnlich angeordnete mediane Dorsalplatten, deren vorletzte durch eine tiefe Mittelgrube getheilt ist, und lassen sich jederseits vier Epimeralplatten erkennen, denn auch der von Geinitz als D bezeichnete, durch eine tiefe Quer- furche abgetheilte hinterste Abschnitt gehört, wie schon Geinitz erkannte, dem Cephalothorax an und entspricht, wie oben ge- zeigt, der hintersten Platte der Cephalothoracaldecke der Opi- lionen. Hinter dem Thorax liegen wie bei Eoplirynus acht mediane Rückenplatten, die nur ^5 der Gesammtbreite des Rückens ein- nehmen und an ihrem Aussenrande, im 4. und 5. Segment aber noch innen, je einen grösseren Höcker tragen, sodass auch hier vier Tuberkelreihen angelegt sind. An diese Rückenplatten schliesst sich seitlich je ein nach hinten zu allmählich breiter werdendes Randstück an, das den Pleuren angehört, auf welche sich die Segmentfurchen durch- gehend fortsetzten und so Halbschienen abschnitten, die durch stärkere Chitinisirung zu Randplatten erhärteten. Die Pleuren des 7. und 8. Abdominalsegments sind, eher dorsal als ventral, wie bei Eophrynus am Hinterwinkel in ge- zackte Fortsätze ausgezogen . wie der Gegendruck (fig. 2 bei Geinitz) zeigt, während die letzte Rückenplatte am Hinterrande stumpf abgeschnitten erscheint. Durch einen glücklichen Zufall bei der Spaltung zeigt das Original auch die Innenfläche der Bauchplatten zum Theil er- halten. Dieselben sind wenig breiter als die Rückenplatten, neh- men wie diese nach hinten an Grösse ab und lassen am hin- tersten Ende eine kleine rundliche Platte erkennen, welche dem Afterstück entspricht und uns gestattet, auch die Bauchseite des Hinterleibes zu construiren. Dieselbe zeigt 7 stark chitini- sirte Bauchplatten, welche in ihrer Lagerung besonders an Siro- niden (vergl. Fig. 5, Taf. XXX) erinnern, jedoch wie bei Phalan- giotarhus auch am zweiten Bauchsegment breit entwickelt sind, wie das bei den recenten Opiliones nicht mehr vorkommt. Die Ausbildung der Pleuralplatten nimmt mit der Verschmälerung der Bauchplatten von vorn nach hinten zu und ist somit am achten Segment am stärksten entwickelt. Hier stossen sie seitlich an das Afterstück, auf welches sich offenbar noch die Hinterrands- Verbindungshaut der 8. Dorsalplatte herunter neigt, um es von hinten zu begrenzen. So haben wir auch hier eine besonders an die Cherneten erinnernde Lage des Afterstückes, wie sie sich unter den recenten 644 OpiUones nur bei den Sironiden erhalten hat (vergl. Fig. 4 u. 5, Taf. XXX). Wie die meisten OpiUones scheint auch Kreischeria nur zwei Ocellen zu besitzen, welche jederseits eines schmalen, nasen- artigen Vorsprunges nahe dem Vorderrande des Cephalothorax liegen. Der auf Deichmüller' s tig. 1 von Kreischeria erkennbare, ebenfalls körnige Plattenrest am Vorderrande des Cephalothorax gehört offenbar den Pleuren des letzteren an und entspricht wohl dem auf Fig. 7 , Taf. XXX vor dem Augenschilde liegenden Randsaum. Besonders auffallende Uebereinstimmung zeigt KreiscJieria in vielen Punkten mit der recenten Gattung Trogulus, wie Karsch 1. c, p. 559 bereits treffend hervorgehoben hat. In der That weichen die Troguli den (vergl. beistehende Figur), von denen ich durch die Güte des Herrn Prof. Stein- Cephalothoracaldecke. I. Abdominalsegment. Dorsalpleuren. 1. Beinpaar (Femur). 2. Beinpaar (Trochanter). Mittelfurche d. Cephalothoracaldecke. 3. Beinpaar (Trochanter). 3. Beinpaar (Trochantiniis). 4. Beinpaar (Trochanter). Dorsaler Mittelkiel. Seitenpleuren. 4. Beinpaar (Femur). VI. Al)dominal.«egment. Trogulus lyyaeiformis (L.Koch, 3mal vergr.) DACHNER und C. KÖLBL in Wien den grossen Trogulus lygaei- formis C. L. Koch aus Griechenland untersuchen durfte, von Krei- scheria nur gradweise ab, sodass sie davon abgeleitet werden können. So finden sich auch noch bei Trogulus, wenngleich verwischt und undeutlich, die Epimeralstücke und Deckenfurchen am Ce- phalothorax erhalten, welche bei Kreischeria so stark entwickelt sind; ebenso treten an den Dorsalplatten noch schwache, undeut- lich gegliederte Dorsalpleuren auf, die sich nach unten an die den Körper umschliessenden Seitenpleuren anschmiegen. Jedoch sind die Segmentgrenzen des Hinterleides schon so verwischt, dass die 5 ersten Rückenplatten einen Dorsalschild darzustellen scheinen, dessen Segmente nur mehr durch schwache Wülste an- gedeutet sind. Während noch die VI. Rückenplatte gut ent- 645 wickelt ist. sind dagegen die VIT. und VITI. schmal ringförmig geworden und aul' die Bauchseite gerückt, während sie gerade bei den Anthracomartiden eine kräftige Ausbildung zeigen. An dem Vorderende des Kopfes ist bei Krcisdieria ebenfalls, wie bei Trogulus, eine Art Stirnschild entwickelt, von dem spä- tere Funde noch festzustellen haben, ob es Taster und Cheli- ceren frei Hess oder wie bei Trogulus kapuzenartig überwölbte. Grössere Unterschiede zeigt dagegen die Unterseite beider For- men, welche bei Krcischeria 7 deutliche Bauchplatten erkennen lässt, die zum IL bis VIII. Segment gehören und den After in einem rundlichen Aftersegment zeigt, wie bei den Sironiden, wäh- rend dagegen bei Trogulus die Bauchplatte des II. Segments ganz schmal und nur die 5 folgenden des IIL bis VII. Segments stark entwickelt und deutlich sind. Ebenso wenig stimmt die Lagerung des Afters bei beiden Formen überein, denn derselbe ist bei Trogulus von 4 Platten umgeben, während er bei den Anthracomartiden wie bei den Sironiden ^) in einem einfach ring- förmigen Segmente liegt. Die von Karsch und Scudder zu den Architarhidae ge- stellte Gattung Aiithracomartiis wurde auf Abdrücke von Ä- Voelkelianus aus Schatzlarer Schichten von Neurode in Schlesien gegründet, deren zwei bei Karsch von Generalmajor Quedenfeldt trefflich abgebildete Typen sich in der Sammlung der königl. geo- logischen Landesanstalt befinden und mir durch gütige Verwen- dung des Herrn Prof. Dames in Berlin zugängig gemacht wurden. Nach Karsch (1. c. p. 557) stellt seine fig. 1 die Bauch- und fig. 2 die Rückenseite dar. Wie schon der erste Eindruck der Typen wahrscheinlich macht, ergaben Positiv- und Negativausgüsse der über den Origi- nalen geformten Stanniol -Matrize, dass das Original von Karsch' s fig. 1 ein Hautrelief der Rückseite, das von Fig. 2 ein solches der Bauchseite darstellt. Somit kann ich, da Scudder nach seinen Definitionen zweier neuer Arten anscheinend ebenfalls nur Rückenansichten vor sich gehabt hat, seine Angabe: „coxae ra- diating from a broad triangulär sternal plate, the base of which forms the posterior margin '•• nur darauf zurückführen, dass er mit Karsch die Dorsalfläche für die ventrale angesehen hat. Der Cephalothorax des Originals von Karsch's fig. 1, wel- ches ich in Fig. 9, Taf. XXX noch einmal vergrössert darstelle, ^) Sicher werden wir noch recente Formen entdecken, welche die Kluft, die das System zwischen Sironiden und Troguliden lässt, aus- füllen, denn es sind diese beiden Familien der Opiliones zu nahe mit einander verwandt, als dass man sie in verschiedene Unterordnungen stellen dürfte. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 4. 43 646 zeigt am Vorderrande einen nasenartigen Vorsprung, welcher an den die Augen trennenden Grat von Tlielifphomis und Kreischeria erinnert, doch habe icli keine Ocellen finden können. Auf der Fläche erkennt man nur unregelmässige, wohl durch Druck ent- standene Einknickungen . aber am Hinterrande hebt sich, vorn wie bei Kreisclieria von einer flachen Einsenkung begrenzt, eine schärfer umschriebene, hintere Thoracalplatte hervor, die von Karsch offenbar als erste Abdominalplatte angesprochen wurde, hinter der aber erst der Hinterleib beginnt. So ist es auch die erste Rückenplatte, welche vorn stark über das Niveau der übrigen vorspringt, am Hinterrande dagegen gerundet erweitert ist, und von Karscfi als zweite Rückenplatte angesprochen wurde, wie seine Artdiagnose (p. 561) ergiebt. Hinter diesem Abdominalsegment finden sich noch sieben weitere, während Karsch und nach ihm Scudder deren nur im Ganzen so viel angeben. Schon vom zweiten Segment an beginnt die zunehmende Ausdehnung der Pleuren, welche von der Consistenz der Rücken- platten und ebenfalls durch die Segmentfurchen abgegliedert sind. Die Nähte, welche Pleural- und Dorsalplatten trennen, entsprechen somit in ihrem Verlauf durchaus den bei Palaeophrymis und Kreischeria nachgewiesenen Furchen und verlaufen auch hier in geschwungener Linie bis zum Körperende. Die letzte (VHI.) Rückenplatte- setzt sich durch ihre distale Verbindungshaut spangenförmig in allmählicher, unbedeutender Zu- spitzung auf die Bauchseite fort, um hier die hintere Grenze des Afterstückes zu bilden^) (vergl. Fig. 8, Taf. XXX). Entgegen Karsch's Angabe, dass das Integument von An- thracomartus „glatt" sei, welche zur späteren Aufstelhmg des mit A. Voelkelianus wohl zusammenfallenden A. minor und des wohl davon verschiedenen A. Krejcii führte, muss ich noch hervorheben . dass die Haut besonders der Rückenseite , mit schon dem unbewaffneten Auge erkennbaren Körnclungen bedeckt ist. Dieselben liegen meist zerstreut, bilden aber am Hinter- rande der „Vorschildchen" und Schilde eine regelmässige Reihe, gehen auch überall auf die Pleuren über und sind an dem Ge- gendruck zum Original von Karsch's fig. 1 , welcher sich im Dresdener mineralogischen Museum befindet, ebenso als Gruben zu erkennen, wie die Dorsopleuralfurchen als erhabene Leisten auftreten. ^) Es empfiehlt sich, um solche schwierigeren Verhältnisse bei Arthropoden etc. zu erkennen, Bauch- und Rückenseite auf durchsich- tiges Papier zu zeichnen, die beiden Seiten genau über einander zu legen und bei durchfallendem Licht zu vergleichen. 647 Somit steht auch Anthracomartus durch die Abschnürung des hinteren Cephalothoraxschildes, die Zahl der Hinterleibsseg- mente, die Begrenzung der Deckplatten, die Lage des Afters den Gattungen Kreisclieria und Eophrynus so nahe, dass wir ihn mit letzteren zu einer Unterordnung vereinigen müssen, für die wir den Namen AntJirncotnaHi nob. aufstellen. Ihre Stellung dürfte dieselbe wohl zweifellos in der Ordnung der Opilioncs finden, wohin sie schon die Zahl der Hinterleibssegmente und die Glie- derung des Cephalothorax weist, die sie sonst nur noch mit den mindestens 1 1 Segmente besitzenden Cherneten gemein hat. Somit dürfen wir wohl die Anthracomarti hinter die Pha- langiotarbi und nahe an den Anfang der Entwicklungsreihe der Opiliones setzen, deren Urform sie näher stehen dürften, als selbst die Sironiden. Denn während bei den Anthracomarti die Pleuren und der Dorsalschild des Cephalothorax noch deutliche Spuren der em- bryonalen Gliederung aufweisen, während die Rücken-, Bauch- und Weichenplatten noch scharf abgegrenzt und von fester Consistenz sind, wird bei den Sironiden die Zerlegung des Cephalothorax schon verwischt. Ebenso lassen sich, eine Folge der vermehrten Weiche des Integuments, keine scharfen Grenzen der Bauch- und Rückenplatten gegen einander, vor Allem aber keine Segmentirung der Pleuren mehr erkennen (vergl. Fig. 5, Taf. XXX), wie sie noch bei den Cherneten und in höchster Ausbildung wieder bei Kreischeria etc. auftritt. Aber gerade diese Unterschiede von den Sironiden, den Zerfall der Cephalothoracaldecke, die scharfe Abtrennung der Pleuren von der letzteren, die Lage der Ocellen, die eigenthüm- liche Skulptur des Integuments haben die Anthracomarti noch mit einer anderen Abtheilung der Opilionen. den Mccostheti E. S. (Laniatores Thor.) gemein, von denen einige Formen eine so grosse Aehnlichkeit mit Eophrynus zeigen (vergl. Fig. 7 und 8, Taf. XXX), dass sie auf engere Verwandtschaft hindeuten dürfte. Somit spricht Alles dafür, dass wir die „Anthracomarti''' als eine Unterordnung der Opiliones Snd. anzusehen haben. Sie enthält aber zugleich drei so verschiedenartige Gruppen, dass wir diese (s. u.) besser als Familien abgliedern, von denen die Kreischeriiden den Troguliden, die Anthracomartiden den Siro- niden, die Eophryniden den Opiliones mecostheti (= Laniatores) am nächsten stehen dürften. 43* 648 2. Uebersicht des Systems der Arachniden der Steinkohlen- formation. Ordnung I. Scorpioaes Thor. Cheliceren kurz, dreigliedrig, Kiefertaster kräftig und lang, beide scheerenförmig endigend. Augen zahlreich. Cephalothorax nur oberflächlich von Furchen durchzogen, ohne Nähte. Hüften der ersten zwei Beinpaare zu einer Kaulade umgewandelt. Eine hintere Sternalplatte. Hinterleib aus 12 Segmenten bestehend, deren letzte 5 schwanzartig verjüngt sind. Hinter dem After dorsal der zum Telson gehörende Giftstachel. Hinter der I. Bauch- platte die unpaare Genitalöffnung, an der H. die Kämme, auf der ni. bis VI. die paarigen Stigmen. 1. Unterordnung: Ayithracoscorpii^) Thor, mit der Familie der Eoscorpionidae Scudd. und den ünterfamilien der Eoscor- pionini und Oydophfhalmi. Ordnung II. Pedipalpi Latr. Cheliceren zweigliedrig, mit nach unten einschlagbarer Klaue; Kiefertaster mit mächtig entwickelten Hüften. Cephalothoracal- decke meist solid, nur bei den recenten Scliisonotus und Tri- peltis eine hintere Platte abgetheilt. Mehrere einzelne oder eine grössere centrale Sternalplatte. Erstes Beinpaar mehr oder we- niger dorsal exserirt und stark verlängert. Patella ausgebildet. Abdomen etwas gestielt, aus 10 — 12 Segmenten gebildet, deren letzte ca. 3 meist plötzlich stark verjüngt sind. Pleuren nur in Längsfalten gelegt, nicht segmentirt. Hinter dem After ein zum Telson gehöriger Anhang. 1. Unterordnung: Uropygi Thor.-). Mit gegliedertem Schwanzfaden. 1. Familie Thelyphonidae: Sternum stets zwischen den letzten Beinhüften entwickelt. Genitaldeckplatte gegen die schmalen folgenden Bauchplatten in der Mitte stark vorspringend. Schwanz- faden vielringelig. Geralinura (? Thelyphomis) carhonaria Scudd. ^) und G. bohemica, G. ?noctua, G. crassa, G. Sciidderi Kusta. ^) Wegen der Definition der Anthracoscorpii mit ihren Familien und Unterfamilien darf ich wohl auf die Diagnosen Scudder's (ZrrTEL's „Paläozoologie", II, p. 738—740) selbst verweisen. ') T. Thorell. Descrizione di alcuni Aracnidi infer. Archipel. Malese. Mus. Civico Genova, 1842, p. 35. *) ScuDDER giebt zwar an, dass der Cephalothorax wie bei den Tartariden in zwei Abschnitte getheilt sei, deren hinterer schmaler 649 2. Unterordnung: Amhlijpygi Thor. Mit kurzem, unge- gliedertem oder verkümmertem Scliwanzanhange. 1. Familie Architarhidae nob. Mit entwickelter Sternal- platte zwischen dem letzten Hüftenpaar. Ärchitarhus mit zwei verengten Baucliplatten (lU. und IV.); Ä. rotunclatus Scudd. Hierher: Geraphrynus Scudd. mit 5 in der Mitte verschmä- lerten Bauchplatten (HI. bis VII). G. carhonariiis Scudd. III. Ordnimg: Chemetes E. S. Die zweigliedrigen Cheliceren und Taster^) mit Scheeren, welche an die der Scorpione erinnern; keine, 2 oder 4 rückge- bildete Ocellen an den Seiten des Cephalothorax. Letzterer oft durch zwei Querfurchen zerlegt; Sternum höchstens zwischen dem letzten Hüftpaar entwickelt (Garypus). Hüften sonst in der Mittel- linie zusamraenstossend, kaum strahlig angeordnet, in keiner Be- ziehung zu der Nahrungsaufnahme stehend. Paarige Genital- öffnungen hinter der zweiton Bauchplatte; Stigmen vor den Pleu- ren des III. und IV. Hinterleibssegments. Beine ohne Patella. Abdomen sitzend, aus 10 bis 11 hinten recht regelmässigen Segmenten zusammengesetzt, deren letztes auf der Bauchseite das quere rundliche Afterstück umschliesst. After von einem Ringe umgeben. Pleuren oft segmentirt. 1. ?Racovnicia anfiqtia Kusta. IV. Ordnung: Opiliones Snd. Cheliceren scheerenförmig; Kiefertaster beinförmig, 6 -glie- derig. Mundöffnung mehr oder weniger nach hinten zurücktre- tend. An der Cephalothoraxdecke meist eine schmale Hinterrand- platte, seltener Epimeralstücke abgetrennt. Meist zwei Augen. Hüften der Taster schwächer, die der Beinpaare gleichmässig ent- wickelt, die ersten zwei Paare oft mit Kauladen. Sternum meist rückgebildet. Abdomen breit sitzend und undeutlich abgetrennt, wie bei den Cherneten , aus 8 bis 10 Segmenten bestehend. das letzte Beinpaar trage. Eine Zählung der Hinterleibssegmente der trefflichen Abbildung des Thehjphomts hohemicus bei Kusta (Sitzungsb. d. kgl. böhm. Ges. d. Wiss. ,'Prag 1884 [1885]) lässt aber erkennen, dass Zahl und Form der Segmente, wie Kusta p. 189 mit Recht her- vorhebt, durchaus den betreffenden Segmenten des Tltelyphwius ent- sprechen, flass also das schmale, von Scudder zum Cephalothorax ge- rechnete Segment der ersten Rückenplatte entspricht und das letzte Bein- paar vor ihr eingelenkt ist, wie die besser erhaltene eine Seite zeigt. ') Hiervon ausgenommen ist nur die von Thorell zu den Cher- neten gerechnete recente Gattung GihhoceUnm, für welche er die Unter- ordnung der Ha;plocholonethi aufstellt. 650 Genital Öffnung gegen den Mund hinaufgerückt, nianclmial mit einem Deckel. Meist zwei Stigmen hinter den letzten Hüften. Patella kräftig. Afterstück entwickelt oder verkümmert. 1. Unterordnung: Plialangiotarhi n. Mit 10 Hinter- leibssegmenten und centraler Sternalplatte. Genitalötfnung hinter den letzten Hüften. After am distalen Körperpol. 1. Familie: Phalangioturhidae n. Beine ohne Kauladen. Dahin die Gattung Phalangiotarhiis n. mit Ph. (A.) subovalis Westw. Hierher vielleicht auch Eotarhus litoralis Küsta. 2. Unterordnung: Anihracomarti woh. Integument kräftig, uneben. Abdomen breiter als der Cephalothorax, sitzend, mehr oder weniger flach gedrückt. Cephalothoracaldecke mit segment- artig abgetrennter Hinterrandplatte. Hüften auch oben über den Cephalothorax hervortretend. Acht Hinterleibssegmente mit stark entwickelten, den ganzen Hinterleib umziehenden Pleuren. 1. Familie: Anthracomartidae s. str. Cephalothoracal- decke in ihrem grossen Vordertheil nicht in Platten zerfallen, einheitlich. EpimeraljDlatten undeutlich. Taster frei hervorragend, beinartig. Dorsopleuralnäthe deutlich. Hierher Anthraconinrtus Karsch mit fein gekörntem Inte- gument ohne Abdominalwarzen und Pleuralzacken. Die zahlreichen, durch Skulptur und Grössenverhältnisse un- terschiedenen Formen von Anthracomartus dürften nur einigen wenigen Arten angehören. Die älteste derselben ist A. (Archi- tarhus) dlesincus Rom. ^) , deren Type ich durch die Güte des Herrn Geh. Rath Prof. Ferd. Römer in Breslau zur Unter- suchung erhielt. Das Stück zeigt die Bauchseite und lässt das Afterstück deut- lich innerhalb der Ventral- und Dorsopleuralplatten des VHI. Seg- ments hervortreten; auf der HI. Bauchplatte dürften die Respi- rationsöffnungen angedeutet sein. Die Hüften sind kaum etwas strahlig angeordnet, berühren sich fast in der Mittellinie und erinnern somit an Woodward' s Figur der Unterseite von Eophrynus. Von den zu dieser Gattung gerechneten Arten gehört wohl A. afßnis Kusta einer besonderen Gattung der Anthracomartiden ^) F. RÖMER. Auffinden und Vorlegung eines neuen GHederthieres in dem Steinkohlengebirge der Ferdinandsgrube bei Glatz. 56. Jah- resber. d. schles. Ges., Breslau 1878 (1879), p. 54 — 55. ^) Vergl. Sitzungsber. d. k. böhm. Ges. d. Wiss., Prag 1885 (1886), p. 399, f. IL 651 an, die sich von AnfJiracoivarfus durch die an Chernetiden erin- nernde Form des Halsschildes und der Rückenskulptur und durch das Fehlen der Dorsopleuralnähte unterscheidet. Noch weniger gehört zu Anthracomarfus der Ä. carhonis Scudder's '), welcher auf einen Arthropodenrest aus der Stein- kohle von Mons gegründet ist, den H. Woodward ^) ursprünglich Brachypyge carhonis genannt und als Hinterleib eines kurzschwän- zigen Dekapoden angesprochen hatte, was auch v. Zittel proble- matisch erschien. Es dürfte aber doch Woodward's Deutung der von Scudder vorzuziehen sein, trotzdem die Aehnlichkeit der Braehypyge mit Anthracomartiden schon von H B. Geinitz*) hervorgehoben wurde. Auch wenn man das bei Woodward mit a bezeichnete Stück als zum Cephalothorax gehörig ansehen würde, erhielte man nur 6 Segmente, während sich deren 8 bei Anthracomarten finden. Vielmehr aber dürfte der als I bezeichnete Theil. wie Westwood richtig annimmt, dem ersten Segment des Hinterleibes entsprechen, wobei a die vordere Gelenkfläche darstellte. Dann folgten 6 Ringe mit entwickelten Dorsal- und Ventralplatten und ebenfalls segmental abgesetzten Pleuren, und an diese schlösse sich endlich das Aftersegment an, das an der Basis den länglichen, an den der Macruren erinnernden After trägt, und in den Pleuren hinten in vier Felder zerlegt ist. Leider kenne ich keine recente Krabbenforra, derren Hinter- leib dem von Brachypyge gleicht. Am meisten Aehnlichkeit finde ich vielmehr unter dem nur geringen mir zur Verfügung stehenden Material noch mit Lithoäcs Latr., einer Gattung der Anomuren, sodass ich Brachypyge letzterwähnter Unterordnung der Dekapoden einzureihen vorschlage. 2. Familie: KreischervUlae s. str. Kopf vorn mit einem Stirnschild, das die Kiefertaster vielleicht noch frei Hess. Dahin die Gattung Krcisclteria Gein. mit in mehrere Schilde zerlegter Prothoracaldecke mit deutlich abgetrennten Epimeren und Pleuralzacken am 7. und 8. Hinterleibssegment. Rücken mit 2 bis 4 Tuberkelreihen. Dorsopleuralnaht deutlich; einzige Art: Kr. Wiedei Gein. 3. Familie: Eophrynidac s. str. Cephalothoraxdecke in Platten zerlegt und Epimeren deutlich wie bei Kreischeria. Kopf ') Comptes rendus d. 1. Soc. Entomol. de Belgique, XXIX, 1885, p. 84 — 85. ') Woodward. Remains of Fossil Grab in Goal - measures etc. Geol. Magazine, New Ser., Dec. II, Vol. V, 1878, p. 438—436, t. XI. ^) „Paläozoologie", II, p. 701. *) Vergl. diese Zeitschiift, XXXIV, 1882, p. 241. 652 vorn ohne Stirnschikl ; Kieferfühler und Kiefertaster frei, erstere kurz, letztere lang beinförmig. Mit undeutlichen oder verschwun- denen Dorsopleuralnähten. Beine ohne Trochantinus. Dahin Eoplirynus Woodw.. Mit 5 dorsalen Tuberkelreihen und 4 Pleuralzacken. Hierher E. Prestvicü Buckl. , E. Salmi und E. n. sp. (im Besitz des Herrn Prof. Stur). 3. Unterordnung: Plagiosthethi Simon. Hüften schief eingelenkt. Zweites Abdominalsegment bis zu dem ersten Bein- paar verlängert. Sternum sehr kurz, verborgen. Genitalötfnung nahe dem Munde. Epimeren schwach entwickelt. Abdominai- pleuren undeutlich. Höchstens 8 Hinterleibssegmente. 1. Familie: Trognlidae Snd. Cephalothoracalschild mit den ersten Rückenplatten verschmolzen. Cheliceren und oft auch Kiefertaster von einer kappenartigen Vorragung verdeckt. Meist nur die letzten Hinterleibsringe deutlich abgesetzt. Beine massig lang. Hierher \ielleicht ?Polioclicra Scudd. IV. Ordnung : Araneae Snd. Cephalothoracalschild ungegliedert, gewölbt; Abdomen ge- stielt, rundlich. Beine an einer centralen Sternalplatte gelenkend, mit Patella versehen. 1. Unterordnung: Ärthrarachnae nob. Abdomen in scharf getrennte 7 bis ? Ringe zerfallend. Cheliceren 2gliedrig, wie bei den Pedipalpi vertical beweglich. Hierher vielleicht die Ärthrolycosiclae mit Arthrolycosa Harg. und Geralycosa Kusta. 2. Unterordnung: Tetra sticta Bertkau ( Tetrapnemnones Latr). Cheliceren ebenfalls mit vertical beweglicher Giftklaue. Kiefertaster der Männchen zu Copulationszwecken umgewandelt. Höchstens 2 undeutliche Bauchplatten , an deren Hinterrande jederseits ein Stigma liegt. Genitalöifnung hinter der vorderen (H.) Bauchplatte. Meist mit Spinnwarzen. 1. Familie: Protolycosiflae noh.^). Mit Abdominalstacheln und kurzem Basalgliede der Cheliceren (Thorell). Rücken mit groben Knötchen geziert, deutlicli segmentirt. Dahin Protolycosa an*hracopldla Roemer. 2. Familie: Lipliistiidae Thor. Ohne Abdominalstacheln. Rückenplatten wie vorige. Dahin Eolycosa Fricii Kusta und Pn- laranea horassifolia Fritsch. ') Vielleiclit zu den Arthrolycosidae gehörig. 653 3. Eine neue Arthrogastren-Pamilie aus dem weissen Jura. Wie ich in einer früheren Arbeit bereits behauptete ') , ge- hört die merkwürdige von P. Oppenheim^) zur Orthopteren -Gat- tung CJiresmoda {= Halometva Opp.) gestellte Arthropoden-Form Halometra minor Opp. zu den Arachniden. was ich hiermit nach- zuweisen versuche. Im Ganzen lagen mir von derselben di-ei Gegendrucke und ein Hautrelief-Abdruck mit Gegenplatte vor. welche alle die Bauch- seite zeigen und, obwohl sie auf den ersten Blick bedeutende Unterschiede in der Körperform aufweisen, doch wohl einer Gattung angehören dürften. Das auch von Oppenheim auf seiner taf. 31. fig. 4 abgebildete, in der kgl. paläontologischen Staatssamralung zu München befind- liche, als No. 414 inventarisirte Stück, welches, wie die übrigen vorliegenden Stücke aus Eichstädt stammt, ist in Fig. 1, Taf. XXXI nach dem künstlichen Hautrelief in natürlicher Grösse, in Fig. 3 nach der Originalplatte 2 mal und in Fig. 2 nach dem Abguss etwas stärker vergrössert dargestellt, wobei die Beine an den beiden letzten Figuren nicht ausgezeichnet wurden. Die Körperlänge beträgt 15 mm. wovon der Cephalothorax 9, das Abdomen 6 nmi ausmacht; die grösste Breite des letz- teren beträgt 4,5 mm. Am Ende sitzt noch ein 6 nun langer, gekrümmter Schwanzfaden. Die deutlich erhaltenen drei Beinpaare gehören drei auf einander folgenden Thoracalsegmenten an und schliessen das an- hangslose Abdomen nach vorn ab. Letzteres besteht aus zum Theil undeutlichen. ?5 bis 7 weichhäutigen Ringen, deren letzter das Afterstück umgiebt, das ventral den längs gerichteten After trägt und dorsal sich in den undeutlich geringelten Schwanz- anhaug fortsetzt. Vor dem ersten der Beine tragenden liegen noch drei andere Segmente, an deren letztem sich deutlich die Inser- tionsstellen eines weiteren Beinpaares erkennen lassen. Vor die- sem Ringe liegt ein viel kürzeres, schmales Segment, das an der einen Seite deutliche Reste einer fadenförmigen Extremität trägt, und an das stumpf dreieckige, stark nach vorn und unten vor- springende Kopfsegment anstösst, an dem sich keine fühlerartige Bildungen erkennen lassen, das aber ein Kieferpaar trägt. ^) E. Haase. Bemerkungen zur Paläontologie der Insecten. N. Jahrb. f. Min. etc., 189(J, II, p. 11. ^) P. Oppenheim. Die Insectenfauna des lithographischen Schie- fers in Baiern. Palaeontographica , XXXIV, 1887 — 1888, p. 233, t. XXXI, f. 4. 654 So haben wir eine Arthropoden - Form mit hechs Anhangs- paaren, deren erstes zu Kiefern, deren drei letzte zu Beinen ent- wickelt sind. Zwischen den Hüften liegt in jedem Segment eine besondere viereckige, flach eingesenkte Sternalplatte, welche sich nach vorn hin verschmälert und vorn keilartig bis zur Kopfspitze voi-ragt. Die Beine sind durch ihre auffallende Länge, die 3 — 4 cm misst, und die peitschenförmige Verdünnung des Tarsus eigenthüm- lich, an dessen Ende sich nie eine Kralle nachweisen liess^). Das erste der erhaltenen Beinpaare hat kurze, etwas keulen- artig verdickte Hüften, an die sich das 9 mm lange Femur durch den undeutlichen Schenkelring anschliesst. Dann folgt ein kur- zes, wie die Hüften nur 2 mm langes Glied, das nach hinten vorspringt, um sich an die dem Femur ungefähr parallel laufende Tibia mit dem Tarsaltheil, die zusammen 13 mm lang sind, an- zuschliessen. Diese Knickung des Beines erinnert durchaus an die Beine der Phalangiiden und so müssen wir das Glied, wel- ches erstere bewirkt, denn auch als Patella bezeichnen, d. h. als ein Beinglied, welches den Insecten stets fehlt, dagegen bei den meisten Arachniden entwickelt ist. An dem mittelsten der erhaltenen Beine ^) fällt die Patella schon in die Richtung der Tibia hinein und ist somit nur un- deutlich zu erkennen. So messen wir am vorletzten Beinpaar bis zum Femur 2,5, bis zur Patella 15 mm, bis zum Tarsus 9 und an letzterem noch 7 mm. Am letzten Beinpaar ist Hüfte mit Trochanter 2,5, das Femur 14, die Patella 2, der fadenförmig auslaufende Tibio - Tarsaltheil 17 mm lang. Das zweite genügend erhaltene Stück gehört unter No. 413 ebenfalls der Münchener paläontol. Sammlung an. Es ist bedeu- tend schlanker und am Hinterleibe stärker zugespitzt als das vorher besprochene, dürfte aber doch derselben Gattung und viel- leicht derselben Art angehören. Die Abbildung in Fig. 5, Taf. XXXI zeigt das Thier in natürlicher Grösse nach dem künst- lichen Hautrelief- Abdruck, und in Fig. 6, Taf. XXXI den Leib nach demselben in zweifacher Vergrösserung. ^) Bei der in Solnhofen häufigen Macruren-Larve Phyllosoma pris- cum MÜNST. (vergl. Zittel's Paläozoologie, II, p. 681), von der ich das reiche Material des Berliner und Münchener Museums durchsehen durfte, ist meist eine scharf ausgeprägte Endkralle vorhanden. ') Ich Avill, um späteren Einwürfen zu begegnen, hier gleich er- wähnen , dass dies mittlere Bein auf der linken Körperseite an dem Original zwar anscheinend spaltfüssig ist, jedoch am Hautreliefausguss eher einfach erscheint, und dass man an scharfen Stanniolabdrücken die Unregelmässigkeit und Zufälligkeit der Vertiefung erkennt. 655 Dieser Abdruck iässt über die Arachnideiinatur der „HaJ. minor"- anscheinend keinen Zweifel aufkommen, denn er zeigt an jeder Seite ausser den drei bei dem ersten Stück vorhandenen Beinpaaren noch die Reste eines vorderen vierten, welches dem sogen, „ersten Beinpaar" der Arachnidcn entspricht. Vor diesem liegt ein schmaler Ring, an dem man bei ge- nauerer Untersuchung an Wachsabdrücken etc. die Insertion zweier feiner, über den Kopf nach vorn verlaufender Taster erkennen kann. Auch bei diesem Stück sind die Cheliceren undeutlich und scheinen hakenartig nach vorn und unten vorzuspringen^). Das sitzende Abdomen besteht hier aus 7 bis ? 9 Segmenten, deren letztes in einer schwachen Vorwölbung den After und hinten ebenfalls den Schwanzanhang trägt. Die Zahlenverliältnisse der einzelnen Beinglieder wiederholen ungefähr das bei der ersten Art angegebene A^erhältniss. nur sind die Beine wie das Thier selbst etwas länger. Am zweiten Beinpaar beträgt die Länge bis zur Patella 17 mm, die der letzteren 2, die des distalen Theils 13 nnn; die Länge des dritten Beinpaares beträgt im Ganzen ca. 42, die des vierten 40 mm. Aehnliche Längenzahlen der Beinglieder treffen wir auch an dem in Hautrelief und Gegenplatte erlialtenen Stück des Dres- dener mineralogischen Museum (Fig. 4. Taf. XXXI), welches an- scheinend auch das erste Beinpaar erhalten zeigt. Dies Beinpaar hat die gleiche Knickung der Patellargegend aufzuweisen wie das zweite und unterscheidet sich eigentlich nur durch die grössere Kürze (15 mm) des Feniur und des Tibio-Tarsus. Bei diesem Stücke ist der Schwanz besonders deutlich; er ist wurstförmig, gekrümmt, 8 ram lang und lässt mindestens ca. 9 undeutliche Ringel er- kennen. Somit dürfen wir schon wegen des Vorhandenseins von 6 Anhangspaaren, deren erstes als Kiefer, deren zweites taster- ähnlich, deren 4 letzte als Locomotionsorgane functioniren, die fragliche Arthropoden-Form, für welche ich den Namen Sternar- thron vorschlage, der Klasse der Arachniden beizählen. Ihre Stellung im System wird besonders bedingt durch die streng durchgeführte Segmentation der Sternalregion , welche wir bei keinem Arachnid so ausgesprochen wiederfinden, durch die Form und Stellung der Extremitäten und den Besitz des Schwanz- fadens. Durch die Gliederung der Sternalpartie in auf einander folgende, je ein Beinpaar tragende Segmente erinnert Sternarthron an Tartariden, an Solpugiden und am meisten an die Falpigraden, ') Wahrscheinlich endigten sie scheerenförmig. 656 deren Vertreterin die erst 1886 von B. Gkassi in Catania ent- deckte Gattung Koenenla (von 2 mm Länge) ist. Die zu der Ordnung der Pedipalpen gehörige Familie der Tartaridcs Cambr. (Scliizonotidae Thor.) besteht aus 2 Gat- tungen. Von diesen unterscheidet sich Schizonotus Thor. ^) (=r Nyctulops Cambr. ^)) von Sternarthron durch die mächtig entwickelten Hüften der Kiefertaster und die unvollkommene Aus- bildung der Sternalpartie, welche nur zwischen den Hüften der beiden ersten Beinpaare zu einer kräftigen, vorn schnabelförmig vorspringenden Platte entwickelt ist. durch die Form der kurzen Beine, die Verjüngung der letzten Abdominalsegmente und den eigenthümlich spateiförmigen Schwanz. Auch von der vor Kurzem von Thorell beschriebenen recenten Gattung Tripeltis^) aus Birma, welche entwickelte Brustplatten wie Telyphomis zwischen den Hüften des 2. und denen des 4. Laufbeinpaares besitzt, unterscheidet sich Sternarthron durch die noch gleichmässigere Ausbildung des Sternum, die fadenförmigen Kiefertaster und die eigenartige Beinform. Von den Solpugiden unterscheidet sich Sternarthron schon durch die Ausbildung der (bei ersteren durch die verbreiterten Hüften verdrängten) Sternalplatten, ferner durch die freie Gelen- kung der Hüften des 3. Anhangspaares (welche bei Solpiiga mit denen der Kiefertaster verwachsen sind), endlich durch die Form der Cheliceren, die Gestalt der Beine und den Besitz des Schwanz- anhanges. Mehr Aehnlichkeit zeigt Sternarthron in der Gliederung der Sternalpartie mit Koenenia (vergl. Fig. 7. Taf. XXXI). Bei dieser sitzen die letzteren drei Beinpaare (L bis 6. Anhangspaar) an eigenen Bauchplatten je eines Segments auf, wie bei Sternarthron, dagegen treten die Hüften des 2. bis 3. Anhangspaares nahe an einander und setzen sich an eine mehr weichhäutige, nicht zu Platten differenzirte Sternalpartie, die nur durch eine abgekürzte Querfurche ihre ingehörigkeit zu zwei (bei Sternarthron noch deutlich geschiedenen) Bauchsegmenten zeigt. Wenn Sternarthron auch in der eigenthümlichen Gliederung ^) T. Thorell. Scoipioni e Pedipalpi Malesi. Ann. Mus. Civico, Genova 1888, p. 340 if. ^) 0. P. Cambridge. Oh a new family and genus etc. of Thely- phonidae. Ann. Mag. Nat. Eist., IV, 1872, p. 410, t. XXIL ^) Th. Thorell. Aracnidi Arthrogastri Birmani. Ann. Mus. Ci- vico Genova, (2), VII, 1889, p. 521—729; vergl. t. V, f. 1—3. *) B. Grassi. Intorno ad un nuovo Aracnide arthrogastro (Koe- nenia mirabilifi) etc. Bull. Soc. Eni. Ital., Firenze 1886, p. 1 — 20, vergl. f. 27. 657 und Ausbildung der Beine sich an die Opiliones anschliesst, von denen es sich schon durch die Entwiclusio Wood: Monogr. of the Crag Moll., II, pag. 33, t. VI, f. 4, 1850. Es ist ein einziges Exemplar dieser Art von Cueva de Mata vorhanden, welches gegenüber recenten Individuen des Canarischen Archipels nur unbedeutende Unterschiede erkennen lässt ; der Kantenwinkel ist etwas stumpfer und die Gesammtt'orm ein wenig niedriger. Diese Unterschiede existiren gewöhnlich zwischen den miocänen und den recenten Individuen dieser Art. Dimensionen des uns vorliegenden Exemplares: Länge 10 mm, Höhe 12 mm. P. pusio (sensu lato) soll schon im Aquitanien vorkommen. 18. Pecten sp. ind. Von Horno del Rey, Cueva de Mata und Vista S. Roque stam- men 3 kleine Clamys-MXn'gi^^w. welche dem P. Blumi Mayer sehr ähnlich sind, sich aber durch die zahlreichen (26) Rippen und durch die Zwischenräume, welche nicht glatt, sondern mit con- centrischen Streifen bedeckt sind, davon unterscheiden. 19. Pecten pes- felis (L.). Pecten polymorphus Bronn: 1. c, p. 43 (pars) [teste Mayer], 1862. P. pes-felis Mayer: 1. c, p. 272, 1864. Zwei junge, unvollkonmien erhaltene Schalen von La Vista, welche wegen der kleinen Anzahl der Rippen (6), des sehr spitzen Kantenwinkels und der wenig ausgesprochenen Ungleichseitigkeit, eher mit dem P. pes- felis als mit dem allerdings auch sehr nahe stehenden P. Reussi Hörn, in Beziehung zu bringen sind. Von dem im Mittelmeer lebenden Typus des P. pes-felis unterscheiden sich die Canarischen Stücke nur durch die geringere Erhabenheit der Radialrippen, was aber auf Rechnung ihrer Jugend gestellt werden kann. P. pes-felis lebt noch an den Küsten der Canarischen Inseln und der Azoren, und kommt auch im Miocän der Azoren vor. 702 20. Pecten latissimus (Broc). Vecten latissimus Bronn in: Härtung, Die Azoren, p. 128, 1860. — Bronn: Sta Maria, p. 43, 1862. — Mayer: 1. c.,p. 224, 1864. Bei dem einzigen und unvollständig erhaltenen Exemplar sind die Knoten auf den Rippen der Apicalregion nur schwach, die Radialleisten in den Zwischenräumen aber wohl entwickelt. Durch diese Merkmale der Verzierung, sowie durch die nur wenig schräge Gesammtform. nähert sich unser Exemplar mehr dem Typus des Pliocän als der Varietät Restitutensis Font, des Mio- cän. Indessen kommen der Typus und diese Varietät im Leitha- kalk des Wiener Beckens zusammen vor. (Fuchs in: Fontannes, Sur une des causes de la variat. dans le temps de faunes malac. Bull, de la Soc. Geol. de Fr., 1884, p. 357.) Fundort: Gran Canaria, M. C. 21. Janira Rhegiensis Seg. J. Bhegiensis Seguenza: Form. terz. di Reggio, p. 188, t. XIV, f. "17, 1879. Das einzige vorhandene Fragment einer rechten Klappe trägt seitlich abgerundete Radialrippen, welche durch eine tiefe Median- furche längsgetheilt sind. Die glatten Zwischenräume sind nur ein Drittel schmäler als die Rippen. J. Rhegiensis, zuerst im Pliocän von Süd-Italien von Se- guenza gefunden, ward neuerlich von Parona und Mariani (Foss. tort. di Capo S. Mario, in Atti d. Soc. It. di Sc. Nat., vol. 30. p. 69. 1887) auch aus dem Tortonien Sardiniens an- gegeben. Fundort: Gran Canaria (M. C). 22. Janira sp. ind. Der Abruck einer kleinen linken Klappe (21 X 22 mm) ist von J. Rhegiensis insofern etwas verschieden, als das hintere Ohr mit dem Schlossrand einen stumpfen Winkel bildet. Die 12 Radialrippen zeigen theilweise Spuren von Mittelfurchen. In den Zwischenräumen liegt eine niedrige Medianleiste. Fundort: La Vista, Xord. 23. Pyxis pyxidatus (Broc). Ostrea pyxidata Brocchi: Conch. foss. subapp., vol. II, p. 579, t. 14, f. 12, 1814. Diese Art, welehe wir bisher nur aus dem oberen Neogen kannten, ist auch hier durch zwei Bruchstücke vertreten, von denen das eine zu einer linken, das andere zu einer rechten 703 Klappe gehört. Das erste Fragment zeigt die vordere Hälfte mit dem dazu gehöi'igen Obr. Danach war die linke Schale dünn und durchscheinend, fast kreisrund, höher als lang, massig con- vex, aber nicht gleichmässig gewölbt, sondern mit vielen Buckeln besetzt, wie bei dem lebenden Pecfen artriticus Reeve. Der mittlere Theil der Oberfläche ist glatt und glänzend, und nur von sehr feinen und nahe stehenden concentrischen Streifen und ein- zelnen stärkeren Anwachsrunzeln durchzogen. Am vorderen Rand treten drei oder vier wellig verlaufende Radialrippen auf, welche durch sehr enge und seichte Furchen von einander getrennt wer- den. Das einzige erhaltene und gut entwickelte Ohr ist fast halb so lang wie die ganze Schale und am vorderen Rand stark ausgebuchtet. Auf seiner Oberfläche zeigt er zwölf Radialrippen, über welche die Anwachstreifen weglaufen, sodass sie ein schup- piges Aussehen gewinnen. Dimensionen: Länge 20 mm (circa). Höhe 24 mm. Die rechte Schale ist kreisrund. Das vordere Ohr zeigt einen sehr tiefen Ausschnitt für den Byssus; unter dieser Bucht trägt der Rand eine Reihe von stark entwickelten Dornen. Das hintere Ohr scheint sehr lang und sehr hoch zu sein. Die Ober- fläche der Schale ist vollkommen glatt; nur die Ohren tragen radiale Strahlen, die von den Anwachsstreifen durchquert wurden. Die Dimensionen dieser rechten Klappe sind 16 mm in der Länge und fast ebensoviel in der Höhe. Fundort: La Vista. 24. Anomalocardia sp. ind. Ein unvollständiger Abdruck, welcher der A. dihwii Lk. angehören dürfte. Fundort: Insel Fuerteventura. 25. Pectunculus insolitus May. Taf. XXXV. Fig. 2. 2a. P. insolitus Mayer: Cat. syst, des foss. tert. du Mus. de Zürich, III, p. 117, 1868. Der unterscheidende Charakter dieser schönen Art liegt in der Sculptur der Oberfläche, welcher die Radialrippen gänzlich fehlen, und die nur von gedrängt stehenden, concentrischen, regel- mässigen Falten bedeckt ist. Unsere zwei Exemplare haben durchschnittlich eine Länge von 15 nun und eine Höhe von 13,7 — 21,6 mm. Fundorte: La Vista, Barranco de las Palmas. Das Oi'i- ginal-P^xeniplar des Museums von Zürich, welches Mayer- Eymar beschrieben hat, stammt gleichfalls von Gran Canaria. 704 26. Pectunculus stellatus Gmeun in Mayer. P. pilosus HöRNEs: Foss. Moll. d. Tert.-Beckens von Wien, II. Bd., p. 316, t. XL, f. 1, 2; t. XLI, f. 1—10, 1870. — Mayer: Ma- deira, p. 215, 1864. P. stellatus Mayer: Cat., p. 113, III, 1868. Die schon bei gut erhaltenen Stücken von Pectunculus schwierige Artbestimmung wird fast zur Unmöglichkeit, wenn nur Steinkerne vorliegen, und es ist deshalb die Zugehörigkeit der canarischen Exemplare zu P. stellatus nicht über allen Zweifel erhaben. Die grössten Steinkerne übersteigen mit einer Länge von 150 mm und einer Höhe von 130 mm die gewöhnlichen Di- mensionen dieser Art. Die Gestalt ist stets eher länglich als kreisrund, ziemlich ungleichseitig, etwas schief, und so stark ge- wölbt, dass ihre Dicke mehr als zwei Drittel des Längendurch- messers beträgt. Die Wirbel sind etwas nach vorn gerückt und schräg gestellt. Der obere Theil des Schlossrandes ist in der Mitte geradlinig, auf beiden Seiten nach unten gebogen. Die Zahl der Seitenzähne beträgt ungefähr 18; die mittleren Zähne sind nicht erhalten. Der Rand ist mit vielen Kerben besetzt, welche nach aussen in eine Spitze auslaufen, und auf beiden Enden des Randes undeutlich werden. Diese Art tritt schon im Mittelmiocän auf, lebt noch im Mittelmeere und im Atlantischen Ocean, von der Küste Norwe- gens bis zum Senegal. Fundorte: Vista S. Roque, Vista Nord. (Sehr häufig.) 27. Pectunculus sp. ind. Mehrere Steinkerne einer sehr quer verlängerten Form sind von den oben genannten Arten jedenfalls verschieden. Die Länge der Schale beträgt 33 mm, die Höhe nur 25 mm. Fundort: Vista S. Roque. 28. Venericardia sp. ind. Einige Fragmente gleichen zwar in der Sculptur der V. Partschi Goldf. sehr, sind jedoch nicht so bauchig. Fundort: Vista S. Roque. 29. Myfilicardia calyculata (L.) var. Cardita calyculata Mayer: Madeira, p. 212, 1864. Diese kleine Varietät lebt noch im canarischen Archipel und kommt sowohl in den pleistocänen Schichten von Santa Ca- talina, als auch im miocänen Sandstein von La Vista. doch sehr selten, vor. 705 30. Crassatella sp. ind. Dazu gehören einige grosse Steinkerne, welche in der Rich- tung vom Wirbel nacli hinten - unten stark gewölbt , vorn kurz und abgerundet, hinten verlängert und stark erweitert sind. Sie zeigen die Muskeleindrücke und die Mantellinie sehr deutlich. Der Eindruck des Fussinuskels ist schmal, tief und steht dicht über dem vorderen Schliessmuskeleindruck. Am Unterrand be- merkt man noch einige Spuren schwacher Kerben. Der unvoll- ständige Abdruck des Schlosses lässt sehen, dass die Zähne und die vorderen Grübchen sich leicht von hinten nach vorn senken, wie bei Crassatella, während dieselben bei Vener icardia, welche unserer Form etwas ähnlich ist, scharf von vorn nach hinten neigen. Dimensionen: Länge 60 — 68 nun , Höhe 40 — ^42 mm, Dicke 27 — 30 mm. 31. Gliania gryphoides L. Gh. gryphoides Mayer: Madeira, p. 206, 1864. — Hörnes: 1. c, II. Bd., p. 211, t. XXXI, f. 1, 1870. Wurde als Ausfüllung der rechten Klappe bei Cueva Baez (Gr. Canaria) gefunden. Clt. gryplioides lebt noch in der lusi- tanischen Provinz; ihre verticale Verbreitung fängt mit dem un- teren Miocän an. 32. Lucina (Jagonia) actinoi^hora nov. sp. Taf. XXXV, Fig. 1. Das Gehäuse ist fast kreisrund, ein wenig schief, beinahe gleichseitig, linsenförmig. Die Oberfläche ist mit breiten, abge- rundeten, nicht sehr hohen Radialrippen bedeckt, welche gegen den Rand hin in ungleichen Abständen durch Dichotomie sich vermehren und von starken concentrischen Furchen durchschnitten werden. Die Wirbel ragen wenig hervor; die Lunula ist lanzett- förmig. Das Schloss der rechten Klappe enthält nur einen drei- eckigen, in der Mitte gefurchten, hinteren Cardinalzahn ; der vordere Cardinalzahlzahn ist rudimentär. In der linken Klappe besteht das Schloss aus einem einzigen wohl ausgebildeten Zahn, welcher in dem vorderen Theile der Cardinalgrube liegt. Die vorderen und hinteren Seitenzähne sind in beiden Klappen wohl entwickelt. Dimensionen: Länge 15.2 mm, Höhe 15 mra, Dicke 8,5 mm. Bemerkungen: Diese hübsche Lucina steht der L. (Ja- gonia) exigua und der i. pecten Lk (1.. reficulafa Poli) sehr nahe. Von der ersten unterscheidet sie sich jedoch durch die weniger schiefe Gestalt, und durch die dreifache Grösse; von der letz- 706 teren durch die festere Sehale und die weniger zahkeichen, breiten Radiahippen. Fundort: Ein sehr gut erhaltenes Exemplar von Gr. Ca- naria, aber ohne genauere Angabe des Fundortes (M. C). 33. Lucina (Codokia) leonina Bast. L. tigerina Mayer: Madeira, p. 211, 1864. L. leonina Hörnes: 1. c, II. Bd., p. 221, t. XXXII, f. 1 a — c, 1870. Die grossen, kreisförmigen, fast gleichseitigen, linsenförmigen Steinkerne zeigen den Abdruck des breiten Schlosses wohl er- halten. In der rechten Klappe besteht es aus zwei Cardinal- zähnen mit einem grossen vorderen Seitenzahm, in der linken Klappe aus zwei Cardinal- und zwei Seitenzähnen. Der vordere Muskeleindruck ist so weit verlängert, dass er ein Drittel des Längsdurchmessers einnimmt. Er bildet mit der Palleallinie einen Winkel von 25 — 30 0. Die Exemplare zeigen eine Länge von 47 — 60 mm, eine Höhe von 4.5 — 50 mm bei einer Dicke von 18 — 27 mm. CudoJcia leonina. im Miocän und Pliocän der circummediter- ranen Provinz besonders verbreitet, befindet sich nach Mayer- Eymar bei S. Vincente und am Pico de Juliana (Helvetien). In Gran Canaria kommt diese Art, namentlich bei der Cueva de mata und Oueva Baez nicht selten vor. 34. Lucina sp. ind. Ein stark gewölbter Steinkern von der Cueva de mata, ohne Zweifel von der oben genannten Art unterschieden, lässt sich, da das Schloss nicht erhalten ist. nicht sicher bestimmen. 35. Lucina Bellardiana May. L. miocenica Michelotti: Descr. d. foss. des terr. mioc. de llt. Sept., P. 114 (partim), t. IV, f. 10 (f. 5 excl.), 1847. L. Bellardiana Mayer: Madeira, p. 207, 1864. Ein in Kalkspath umgewandeltes Fragment der Schale zeigt deutlich alle Charaktere von Mayer-Eymar's Beschreibung. L. Bellardiana kommt in der helvetischen Stufe von S. Vi- cente auf Madeira, sowie in der tortonischen Stufe von Süd- Eviropa vor. Fundort: Gran Canaria (M. C). 36. Cardium (Laevicardium) Hartungi May. C. Rartuncji Bronn: Azoren, p. 123, t. XIX, f. 1], 1860. — Broxn: Sta Maria, p. 40, 1862. — Mayer: Madeira, p. 203, t. III, f. 16, 1864. 707 Ein einziger eirunder, etwas schiefer, fast gleichseitiger, herzförmiger Steinkern mit hervorragenden, gewölbten eingerollten Wirbeln zeigt allerdings die randlichen Radialstreifen nicht mehr, und es ist deswegen die Uebereinstinnimng mit C. Hartmigi des Helvetien von Madeira und den Azoren unsicher. Dimensionen: Länge 35 mm, Höhe 36 mm, Dicke 12 mm. Fundort: Cueva Baez (M. C), 37. Tapes sp. ind. Mehrere Steinkerne dieser Gattung lassen eine specifische Bestimmung nicht zu. Fundort: Insel Fuerteventura (M. C). 38. Venus multilamella (Lam.). Veyius multilamella Hörnes: 1. c, II. Bd., p. 130, t. X\', f. 2, 3, 1870. Ein Stück, welches bei aufgelöster Schale sowohl den in- neren (Steinkern) als auch den äusseren Abdruck der Schalen zeigt, stimmt am besten mit den von M. Hörnes beschriebenen und abgebildeten Gehäusen von Gainfahren (t. XV, f. 3) überein. Diese Art tritt im Helvetien auf und wird in der Jetztzeit durch F, rugosn Gm. oder F. cygnus Lam. vertreten. Fundort: Gran Canaria (M. C) 39. Ervilia pusilla (Phil.). Erycina pusilla Philippi: Enum. Moll. Sic, Vol. I, p. 13, t. I, f. 5, 1844. Enyilia pusilla Bronn: Sta Maria, p. 38, 1862. — Mayer: Ma- deira, p. 195, 1864. Diese Ait, vom Aquitanien an bis in die Gegenwart bekannt, ist im Sandstein von La Vista sehr häufig. 40. Mactra ('^) sp. nov. Hierzu stelle ich sieben verlängert eiförmige, aufgeblasene, fast vollkommen gleichseitige, vorn und hinten abgerundete Stein- kerne, deren hervorragende, scharfe Wirbel nach vorn geneigt sind. Die Wölbung beider Klappen verflacht sich zu einem schwachen Sinus, welcher von der Schalenmitte gegen den un- teren Rand verläuft und wodurch diese Art an Eryciyia Laiochai erinnert. Bei einem Stück ist noch die Schale selbst erhalten, und zeigt eine mit sehr feinen concentrischen Streifen bedeckte Oberfläche. Der ganze Innenrand der Schale ist mit feinen Kerben versehen. Unter dem Wirbel befindet sich bei dem Stein- 708 kerne der Abdruck einer breiten, dreieckigen, schief gestellten Ligamentgrube, und von zwei dünnen, lamelleuartigen Seitenzäh- nen. Dagegen hat der Cardinalzahn keine Spur zurückgelassen. Auch die Muskeleindrücke sind nicht erhalten, und nur eine sehr kurze Mantelbucht scheint vorhanden zu sein. Dimensionen: Länge 2t — 26 mm. Höhe 12 — L5 mm, Dicke 8 — 15 mm. Bemerkungen: Wenn auch einige Merkmale der oben be- schriebenen Stücke sich denen von Mactra, besonders der Section Spisula zu nähern scheinen, so ist doch die Verschiedenheit der Gesammtform zu gross und die üebereinstimmung des Schlosses zu unsicher, um unsere Exemplare mit Sicherheit zu diesem Genus stellen zu können. Indessen darf man nicht vergessen, dass der V - förmige Cardinalzahn manchmal gänzlich fehlt, wie z. B. bei M. giganieu. oder imr rudimentär bleibt, wie bei M. striateUa. Fundorte: Cueva Baez, La Vista. 41. Eastonia niitis May. E. »litis Mayer: Cat., II, p. 48, 1867. Das Stück, das ich dieser Art zurechne, besteht nur aus einem Fragment der rechten Klappe. Der erhaltene Theil der Oberfläche ist mit groben, unregelmässigen, concentrischen Falten bedeckt, welche von feinen, zahlreichen Radialstreifen durchsetzt werden. Vorn und hinten fehlen die Radialstreifen. — Das vor- liegende Exemplar unterscheidet sich von den sehr nahestehenden Arten E. aegyptiaca Chmn. und E. riigosa Chmn. (die zweite lebt noch jetzt im Canarischen Archipel) durch die schwache Ent- wicklung der Verzierung. Diese Art kannte man bisher aus den aquitanischen Schichten von Bordeaux. St. Avit. Lausriey Saucats. aus dem Langhien von Gaudendorf und aus dem Helvetien von Paulmy , Manthelan, Hutthngen (tide Mayer-Eymar) . Fundort: Vista S. Roque (M. C.) Gaateropoda. 42. Fissurella graeca (Lin.) F. graeca Hörnes: 1. c, 1. Bd., p. 642, t. L, f. 27, 1856. Es liegen von La Vista (Nord) zwei kleine unvollständige Exemplare, mit allen Merkmalen der heute noch lebenden Art, vor. 709 43. Hnliotis tuberculafa L. H. tuberculata Lamarck: Anim. sans. vert. , t. 6, 2. pait., p. 215, No. 6, 1822. Einige wohl erhaltene, in den Barrancos de Las Palmas ge- fundene Steinkerne zeigen keinerlei Abweichung von recenten Individuen dieser Art. welche an den Küsten der canarischen Inseln sehr häufig ist. — Ein anderer, sehr grosser Steinkern von Fuerteventura mit einem Durchmesser von 95 mm unter- scheidet sich leicht von dieser Art durch den Mangel der Streifen auf seiner Oberfläche und durch die Lage der Lochlinie, welche dem Rande genähert liegt; er gehört wahrscheinlich einer an- deren Art an. 44. Fhasianella sp. ind. Ein sehr junges Exemplar von La Vista. 45. Trochus sp. ind. Zwei grosse Steinkerne erinnern in ihrer Gestalt und ihren Verhältnissen an Tr. Näoiicus L. . welchen Bronn und Mayer aus den Helvetischen Schichten von Ponta dos Mattos (Sta Maria) als unsicher erwähnt haben. Von dieser noch im indischen Ocean lebenden Art unterscheiden sich jedoch unsere Exemplare durch zwei auf der Basis entwickelte breite und tiefe Spiralfurchen. Dimensionen: Höhe 45 mm (circa). Breite 43 mm. Fundort: Insel Fuerteventura (M. C.) 46. Trochus (Gihhula) patulus Br. Tr. patulus BROCcm: 1. c, Vol. II, p. 356, t. V, f. 19, 1814. Diese Art liegt mir in Exemplaren vor, welche sich von typischen Individuen durch das flachere Gehäuse und durch das Fehlen des Kieles auf der Schlusswindung unterscheiden. Sie stehen aber einer Varietät des italienischen Pliocäns (Riluogo bei Siena etc.) sehr nahe. Tr. patulus hat eine sehr beträchtliche verticale Verbreitung; er tritt in der langhischen Stufe von Leognan etc. zuerst auf und stirbt in der astischen Stufe aus. Fundort: La Vista. 3 Stücke. 47. Nerita plutonis Bast. jV- plutonis Basterot: Bass. tert. du S. 0. de la Fr., p. 39, t. ]1, f. 14, 1825. — Bronn, Sta Maria, p. 33, 1862. — Mayer, Madeira, p. 243, 1864. Von Gran Canaria und Fuerteventura liegt diese Art in sehr Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 1. 47 710 wohl erhaltenen Exemplaren vor, welche mit dem Typus in jeder Hinsicht übereinstimmen. — N. plutonis tritt schon im Tongrien (Piemont) auf, und geht bis in's Helvetien hinauf. Sie kommt ausserdem im Untermiocän von Mutella (Portugal) und im Hel- vetien von Bocca do Cre (Sta Maria) nach Bronn. Ribeiro und Mayer-Eymar vor. 48. Nerita Grateloiipana (Fer.). Neritina Grateloupana Grateloup : Mein, sur la fam. des Neritaces, p. 19, t. VII, f. 6—8, 10—12, 1839. Von dieser Art, welche bisher besonders in brakischen Ab- lagerungen (Mandillot, Congerien- und Cerithien - Schichten des Wiener Beckens) gefunden worden ist, liegen zwei wohl erhaltene Exemplare mit noch deutlichen Spuren der Färbung aus den rein marinen Bildungen von La Vista, Nord vor. N. Grateloupana findet sich im Tongrien von Piemont und in der sarmatischen Stufe des Wiener Beckens. 49. Solarium sp. ind. Einige unbestimmbare Fragmente von Gr. Canaria (M. C). 50. Turritella sp. ind. Ein Steinkern von Cueva de Mata könnte möglicherweise der 2] turris Bast, angehören. 51. Mitrularia semicanalis (Br.). Dyspotea semicanalis Bronn, Azoren, p. 120. t. XIX, f 4, 1860. — Bronn, Sta Maria, p. 33, 1862. — Martin, Conch., I, t. XIII, f. 119, 120 (teste Mayer-Eymar). Mitrularia semicanalis Mayer, Madeira, p. 234, 1864. Diese interessante Art ist in der Sammlung des Museo Ca- nario in mehreren Exemplaren, zum Theil mit erhaltener Sehale. zum Theil nur als Steinkerne vertreten. Die letzteren sind un- regelmässig und bald mehr spitz, bald mehr stumpf kegelförmig, mehr oder weniger zusammengedrückt, und ihre Oberfläche meist glatt. Nur am Rand stellen sich grobe Runzeln ein. An der stets excentrischen Spitze liegt die abgerundete Oeffnung einer tiefen Höhle, die von unten herauf von einem halbkegelförmigen Körper, welcher seiner ganzen Länge nach und mit etwa Y4 seines Umfanges an der inneren Wandung der Höhle ange- heftet ist. zum grössten Theil ausgefüllt wird. Es ist dies die Spur derjenigen dütenförmigen Lamelle, welche in der inneren Höhle der Mitrularien vorkommt, die aber wie die übrige Schale zerstört ist und so diesen eigenthümlichen Hohlraum zurückge- lassen hat. 711 Diejenigen Exemplare, welche ihre dünne und sehr zerbrech- liche Schale noch erhalten haben, zeigen eine excentrische , ge- wölbte und dabei sehr .scharfe Spitze. Die Oberfläche wird überall mit grösseren Längs- und Querfalten und sehr feinen, dichten Streifen bedeckt, welche von der Spitze radial ausgehen. Dimensionen: Höhe 16-28 mm. Durchmesser 30 — 50 mm. Mitrularia seniicanalis, zuerst im Helvetien von Sta Maria gefunden, lebt noch in dem Antillenmeer und im stillen Ocean. Fundort: Barrancos. Cueva de mata (Gr. Canaria). 52. Ilotlipletzia rudista nov. gen. et nov. sp. Taf. XXXVI. Fig. 6. 6 a — d. Das Gehäuse ist röhrenförmig bis schwach kegelförmig, ziem- lich kurz, entweder nur unregelmässig gekrümmt oder schwach schraubenförmig gedreht. Die schwach ovale Oeti'nung hat einen geschlossenen dünnen, von innen heraus zugeschärften Rand, und ist zur Krümmungsaxe stark geneigt und zwar so, dass die con- cave Seite des Gehäuses um etwa ^3 kürzer als die convexe wird. Das der Oeffnung entgegengesetzte Ende ist gewöhnlich abgestumpft; bei einigen Exemplaren ist es auf einem Lithotham- wmm-KnoUen festgewachsen, und es scheint dies die Art gewesen zu sein, in welcher auch die übrigen jetzt stets abgebrochenen Gehäuse sich in der Menge der sie umgebenden Lühothamnmm- KnoUen lixirt hatten, denn auch sie zeigen gewöhnlich an ihrem abgebrochenen hinteren Ende eine schwache Verbreiterung oder un- regelmässige Eindrücke, wie von Ansatzstellen auf fremden Körpern hervorgebracht. Die Aussenseite ist von schuppenartig über- einander gelagerten Lamellen gebildet. Das Innere des Gehäuses ist selten ganz hohl, fast immer ist es durch nach hinten con- vexe Scheidewände in mehrere über einander liegende Kammern eingetheilt. Nahe der Oeffnung und zwar stets auf der con- vexen Seite der Gehäusekrümmung liegt ein grosser hufeisen- förmiger Muskeleindruck. Bei einem Exemplar ist die Oeffnung durch ein napfförraiges Operculum verschlossen, dessen Bänder so genau auf die Oeffnung des Gehäuses passen, dass ein zu- fälliger Verschluss durch eine fremde Schale ausgeschlossen er- scheint. Dieses Operculum ist innerlich concav und erhebt sich, von aussen betrachtet, mützenförmig. Auf seiner Oberfläche trägt es schwache, dicht gedrängt stehende Radialrippen, welche nahe dem Rande von feinen, concentrischen Streifen gekreuzt werden. Die Innenseite ist leider von kleinen Kalkspathkryställchen über- zogen und lässt keine Details mehr erkennen. 47* 712 Die Gehäuse sind sehr häufig und immer an das Vorkom- men der Lithothamnium -KnoWcn gebunden. Sie stammen haupt- sächlich von La Vista, Cueva de mata und Cueva Baez und kommen stets in grösseren Mengen zusammen vor. sodass auf demselben Gesteinshandstück gewöhnlich mehrere Gehäuse ange- troifen werden, was auf gesellschaftliche Lebensgewohnheiten dieser Thiere schliessen lässt. Die Form des Gehäuses und des Muskeleindruckes schei- nen für eine nahe Verwandtschaft dieses Thieres mit der Fa- milie der Capuliden Und insbesondere mit dem Genus Hipponyx zu sprechen, aber die unterscheidenden Eigenschaften sind doch so zahlreich und schwerwiegend, dass die Aufstellung eines neuen Genus für diese seltsame Form nicht ungerechtfertigt sein dürfte. Insbesondere ist zu beachten, dass die Kammerung des Gehäuses bei Hipponyx gänzlich unbekannt ist. Auffällig ist auch das stumpfe und angewachsene hintere Ende und der Umstand, dass der Muskeleindruck nicht, wie bei Hipponyx, auf der concaven, sondern uuf der convexen Seite liegt. Eine ganz besondere und ungewöhnliche Eigenthümlichkeit liegt aber darin, dass unser Thier ofl'enbar mit dem Apex festgewachsen war, also nicht wie bei Hipponyx mit der Mundöft'nung dem Fremdkörper oder dem Operculum aufsass. Hierdurch erinnert Bothpletzia an die Ver- metiden, bei denen eine ähnliche Anheftung häufig vorkommt; doch kann in dieser Uebereinstimraung keinesfalls ein Zeichen besonderer Verwandtschaft gesehen werden. 53. Hipponyx sulcatus (Bors.). H. sulcatus MiCHELOTTi: Descr. d. foss. mioc. de Fit. sept., p. 135, t. V, f. 7, 1847. — Mayer, Madeira p. 234, 1864. Die Gattung Hipponyx, welche auch Lyell in seinem kur- zen Verzeichniss der canarischen Fossilien aufführt, ist durch ein bei La Vista, Süd gefundenes Exemplar vertreten, welches in allen Punkten mit //. sulcatus übereinstimmt. — Diese Art tritt nach Mayer -Eymar zuerst im Aquitanien auf, kommt auch im Helvetien von Pico de Juliana (Porto Santo) vor und scheint in der tortonischen Stufe zu erlöschen. 54. Natica cf. he Hein a Broc. N. Micina Brocchi, 1. c, T. II, p. 297, t. I, f. 10, 1814. Ich bin nicht sicher, ob ich einige sehr kleine (4 — 9 mm grosse), schlecht erhaltene Exemplare zu dieser so bekannten Art rechnen darf. — Von der sehr nahe stehenden N. ntlantica, welche Mayer-Eymar in dem systematischen Verzeichniss der fos- 713 silen Reste von Madeira beschrieben hat, unterscheiden sie sich ohne Zweifel durch die geringere Höhe des Gewindes und durch die grössere Convexität der Umgänge. Fundort: La Vista. 55. Eissoina pusilla (Broc.) Turbo pusiUus Brocchi, 1. c, Vol. II, p. 381, t. VI, f. 5, 1814. Bissoina pusilla Mayer, Maedeira, p. 237, 1864. Ein gut erhaltenes Exemplar wurde bei La Vista gefunden. — Die Art, welche vom Helvetien bis in die Gegenwart reicht, ist auch aus dem Kalktuff von Feiteirinhas (Sta Maria) bekannt. 56. Pyramidella plicosa Bronn. P. plicosa HÖRNES, 1. c, I. Bd., p. 492, t. XL VI, f. 20, 1856. Wir haben nur ein Exemplar, welches aber sowohl von den recenten als auch von den fossilen Vertretern aus dem Langhien, Helvetien etc. in keinem Punkte abweicht. Fundort: La Vista. 57. Cerithium varicosum (Broc.) Murex varicosus Brocchi, 1. c, T. II, p. 440, t. X, f. 3, 1814. Das einzige Exemplar stimmt vollständig mit den pliocänen Lidividuen der oben genannten Art überein, desgleichen auch mit solchen des Tortonien von Stazzano. welche ich im Münchener paläontologischen Museum gesehen habe. Fundort: Barrancos de Las Palmas (M. C). 58. Cerithium sp. ind. Einige unvollkommen erhaltene und corrodirte Individuen der Gattung Cerifhimu sind ohne Zweifel verschieden von C. vari- cosum, gehören aber sicher der Gruppe des C. imlgatum an. Von C vulgatum selbst unterscheiden sie sich dadurch, dass der stumpfe Kiel, in welchem die Querrippen enden, in der vorderen und nicht wie bei C. vulgatum in der hinteren Hälfte jedes Um- ganges liegt. In Folge dieses Merkmals nähern sich unsere Exemplare mehr dem C. minutum Serr. , welches aber eine schlankere Form ist und kleinere Dimensionen hat. Sehr gut stimmen sie hingegen mit der (nur etwas kleineren) von Pereira DA Costa (Gasteropod. dös depositos terc. de Portugal) in t. 28. f. 15 gegebenen Abbildung überein. wclclie leider ohne Beschrei- bung geblieben ist. 714 59. Cerithiolum scahrum (Olivi). Cerithiopsis scabra Mayer, Madeira, p. 247, 1864. Von der genannten, der heutigen Fauna der Canarischen Inseln angehörigen Art liegt nur ein unvollständiges Exemplar von La Vista, Süd vor. 60. Triforis perversa (L.). Cerithium perversum Hörnes, 1. c. , I. Bd., p. 414, t. XLII, f. 20, 1856. Cerithiopsis perversa Mayer, Madeira, p. 247, 1864. Das einzige Fragment, welches kaum einen Millimeter im Durchmesser hat. besitzt nur noch die letzten Umgänge, an wel- chen man erkennt, dass alle drei Knotenreihen vorhanden waren. Wenn auch die Dimensionen sehr klein sind, so ist doch dieses Gehäuse vermöge seiner cylinderförmigen Gestalt den lebenden und fossilen Individuen der Art vollkommen gleich. T. perversa, in den neogenen Ablagerungen von ganz Europa verbreitet, kommt nach Mayer-Eymar auch im Helvetien von Ma- deira und den Azoren vor. Auch jetzt lebt diese Art noch im canarischen Archipel. Fundort: La Vista, Süd. 61. Chenopus cf. pes-pelecani (L.). Murex gracilis Brocchi, 1. c, t. 11, p. 437 u. 664, t. IX, f. 16, 1814. Von La Vista liegt mir nur ein unvollständiges Exemplar vor. 62. Strombus coronatus Defr. Str. cwonatus d'Ancona: Malac. plioc. ital. , p. 313, t. I, f. ], 2, 1871. Die zahlreichen Exemplare dieser Art besitzen alle mög- lichen Dimensionen bis zu der beträchtlichen Länge von 130 mm und 85 mm Breite. Obwohl fast alle nur schalenlose Steinkerne sind, so zeigen sie doch die der Art eigenthümliche Veränder- lichkeit in der Verzierung, der Höhe des Gewindes u. s. w., und mit Bezug darauf bleibt es uns sehr fraglich, ob der von Mayer- Eymar (Madeira, p. 253, t. VE, f. 54) von Sao Vicente be- schriebene und abgebildete Stroinhws italicus Duclos wirklich eine selbstständige Art ist. Der in der Gegenwart durch Str. htibonms Lam. , in der Quartärzeit durch Str. mediterranens vertretene Str. coronatus er- scheint zum ersten Mal in der zweiten langhischen Stufe Mayer' s. Fundorte: Insel Fuerteventura — Lomo Blanco. Barran- cos, La Vista (Gr. Canaria). 715 63. Trivia avellana (Wood.). Cypraea avellana Wood.: Monogr. of the Crag Moll., Vol. I, p. 15, t. II, f. 5 a — e, 1848. Sie ist durch mehrere Exemplare vertreten, welche in allen Punkten mit den Individuen des Pliocäns übereinstimmen. Die Gestalt ist bei einer Länge von 13 mm und einer Breite von 10 mm etwas weniger kugelförmig als bei dem Typus. Wood sagt, dass die Form dieser Art sehr veränderlich ist, und dass die Breite der Länge gleichkomme, oder nur ^/z derselben er- reichen kann. Tr. avellana findet sich im Crag von England und Anvers, sowie in den Faluns der Touraine (nach Wood und Nyst). Pe- REiRA DA Costa hat als C affmis eine Trivia von Cacella be- schrieben, welche aber wegen der ununterbrochenen Fortsetzung der Rippen über den Rücken der Schale wahrscheinlich als T. avellana anzusehen ist. Fundort: La Vista. 64. Trivia canariensis nov. sp. Tat". XXXVL Fig. 3. 3 a. Die eiförmig verlängerte Schale ist an dem vorderen Ende merklich verschmälert und oben stark, unten aber schwach ge- wölbt. Sie hat eine enge, fast gerade Mundöifnung; die wulstige, aussen gerundete Aussenlippe ist der ganzen Länge nach mit neun- zehn Zähnen bedeckt: die Innenlippe trägt deren fünfzehn. Die Oberfläche ist von Transversalrippen bedeckt, welche in der Mitte des Rückens durch eine gerade, sehr breite, von oben nach unten sich erstreckende Furche durchschnitten werden. Diese Rippen, welche gegen die Furche hin knotenförmig sich verbrei- tern, alterniren mit anderen kürzeren Rippen, welche nur über die Seite und über die Bauchfläche laufen, aber schon vor der Medianfurche des Rückens endigen. — Anzahl aller Rippen 20 — 26. Dimensionen: Höhe 5,7 — 6,6 mm. Grösster Durchmesser 5,7 — 6,6 mm. Diese Art steht der T. parcicosta Bronn (Reiss, Sta Maria, p. 24, 1. 1, f. 3, und Mayer in Härtung, Madeira, p. 265. t. VH, f. 64) ungemein nahe: ihre Rippen sind jedoch nicht ein oder zweimal gegabelt, sondern es wechseln kurze und lange mit ein- ander ab. Von der T. affinis Duj. (Mem. sur les couch. du sol en Tour., Mem. geol., t. II, p. 304. t. XIX, f. 12) unterscheidet sie sich dadurch, dass ihre Rippen nicht gekrümmt und deren knotenförmige Anschwellungen stärker sind. Auch ist die Muiid- öftnung enger. Von der mehr rundlichen Ir. Grayi Michli wird 716 unsere Art durch ihre oblonge Form getrennt; ausserdem hat sie einen fast geraden Mund, während derselbe bei jener Art sichel- förmig gestaltet ist. — T. radians Lam. der Westküste von Amerika (Mart. u. Chemn., Syst. Conch. Cat.; Weinkauff, Ovula und Cypraea, p. 136, t. XXXYIII, f. 14, 15) ist hinsichtlich der Gestalt und Sculptur sehr ähnlich, aber durch die grösseren Di- mensionen und die einfachen Aussenlippen deutlich unterschieden. Fundort: La Vista Nord und Süd. 65. Cassis (Semicassis) sulcosa Lam. C. sulcosa HÖRNES, 1. c, I. Bd., p. 179, t. XV, f. 8, 1856. Nur ein Steinkern mit Abdruck der Sculptur. Fundort: Gr. Canaria (M. C). 66. Cassis sp. ind. Unbestimmbarer Steinkern, welcher mit der lebenden C. cru- mena Lam. eine gewisse Aehnlichkeit zeigt. Fundorte: La Vista S. Roque (M. C). 67. Ranella (Lampas) scrohiculator (L.). i?. scrohiculator Tryon: Man. of Conchology, vol. III, p. 40, t. XX, f. 19, 20. Das Exemplar des Museo Canario weicht in keinem Punkte von der bekannten lebenden Art des Mittelmeeres ab. Das Stück, welches von seiner ursprünglichen Färbung noch deutliche Spuren erhalten hat. stammt vielleicht aus den jüngeren Schichten von S. Catalina. 68. Ranella (Aspa) marginata Mart.) E. mcmjinata Hörnes: 1. c, I. Bd., p. 214, t. XXI, f. 7 — 11, 1856. — Bronn, Sta Maria, p. 27, 1862. — Mayer, Madeira, p, 253, 1864. Von den zwei Exemplaren ist besonders das eine recht gut erhalten. Es hat 24 mm Länge zu 18 mm Breite. Der letzte Umgang zeigt nur sehr feine Querstreifen, es fehlen ihm aber die Knoten und die Spiralfurchen, welche auf den vorangehenden Umgängen wohl entwickelt sind. R. marginata lebt noch in der Nähe Gran Canarias und wurde auch im Helvetien von Pinheiros (Sta Maria) gefunden. Fundort: La Vista Süd. 69. Nassa atlantica (May.). Bucciniuin atlanticum Mayeii iii Bronn: Sta Maria, p. 26, t. I, f. 6, 1862. — Mayer: Madeira, p. 255, t. VII, f. 56, 1864. Mir liegt von dieser Art ein Exemplar vor. welches etwas 717 kleiner ist als die Individuen von Sta Maria; es hat nur 10 mm Länge und 5 mm Breite und besteht aus 7 Umgängen, von wel- chen der letzte die Hälfte der ganzen Schalenlänge einnimmt. Die Oberfläche der drei ersten Umgänge ist vollkommen glatt; auf dem 4. bis 6. Umgange sieht man Längs- und feine Quer- rippen: die Basis ist mit tiefen Spiralstreifen bedeckt. Spiral- winkel circa 42 ". — Die Exemplare aus dem Mittelmiocän von Turin (Bellardi. Moll, terziari d. Piemonte e Liguria, P. IIL p. 157. t. X, f. 4 fa, b]) sind hinsichtlich der Dimensionen sehr ähnlich, und unterscheiden sich nur durch das stumpfere und kürzere Gewinde. Fundort: La Vista S. Roque. 70. Cantharus variegatiis Gray? Purpura viverratmdes d'Orbigny: Mollusques rec. aux lies Canaries, p. 91, t. VI, f. 38. Cantharus variegatus Tryon, 1. c, Vol. III, pag. 165, t. LXXIV, f. 298—299, 188L Erhalten ist nur der letzte Umgang und gehört wahrschein- lich der bei den Canarischen Inseln, sowie an den Küsten von Senegal und Brasilien lebenden Art an. Fundort: La Vista Süd. 71. Perisfernia atlantica nov. sp. Taf. XXXVI. Fig. 4. 4 a. Das starke, spindelförmige Gehäuse besteht aus acht oder neun, durch eine deutliche, wellige Naht geschiedenen Umgängen, von denen der letzte fünf Achtel des Gehäuses ausmacht. Die vorhergehenden Umgänge bilden unter der Naht eine stumpfe Kante und tragen 10 abgerundete Qnerrippen, welche nicht ganz bis an die Naht heraufgehen und sehr viel breiter als die Zwi- schenräume sind. Der letzte Umgang wird in der Mitte convex, nach vorn regelmässig verschmälert und läuft in ein sehr kurzes Rostrum aus; er trägt auf seiner Oberfläche nur 4 bis 5 Quer- rippen. Die Spiralsculptur besteht aus breiten Leisten (2 bis 3 in den ersten Umgängen), zwischen denen 1 bis 3 feinere, aber schärfere Streifen liegen. Die ovale Mundöftnung ist vorn in einen kurzen, etwas nach links und hinten gerichteten Canal aus- gezogen, und trägt am hinteren Rand, auf der Grenze der beiden Lippen, eine seichte Rinne. Die mit starkem Callus belegte Spindel trägt ganz unten eine einzige und noch dazu sehr schwache, undeutliche Falte. Die Anssenlippe ist einfach, schnei- dend und im Innern glatt; der Nabel eng und linear. Dimensionen: Höhe 26 mm, Breite 10,7 mm. 718 Diese Art ist besonders durch die undeutlichen Rippen des letzten Umganges von allen mir bekannten fossilen und lebenden Arten unterschieden. Fundort: La Yista Süd. 72. Murex sp. indet. Bruchstücke von letzten Umgängen einer unbestimmbaren Art gehören wahrscheinlich zur Gruppe des M. hrandaris. Fundort: La Vista Nord (M. C). 73. Marginella angustiforis nov. sp. Tat. XXXVI, Fig. 5, 5 a. Die ei- bis kegelförmige und vorn abgerundete Schale besitzt ein sehr kurzes, breit kegelförmiges Gewinde mit einem stumpfen Apex. Die Umgänge sind vollkommen verschmolzen, und ihre Obei-fläche erscheint ganz glatt und polirt. Die Mundöffnung ist sehr schmal, fast linearisch, vorn etwas verbreitert. Die Aussenlippe ist gerade, sehr verdickt, aussen gerandet. nicht gezähnelt, die Innenlippe trägt vorn drei kräftige Falten, von denen die beiden vorderen schräger verlaufen als die hintere. Basalausschnitt fehlt. Dimensionen: Höhe 8,7 — 9 mm. Breite 5 mm. Diese Art erinnert etwas an die lebende M. olivaeformis Kiener (Mart. u. Gh., Syst. Conch. Cat. : Weinkaupf. d. Gatt. Marginella und Erato, p. 61. t. XI, f. 13 — 16) von Senegal. Sie unterscheidet sich jedoch durch die verschmolzenen Umgänge. Fundort: La Vista Süd. (Xicht selten. j 74. Marginella sp. ind. Von „La Vista S. Roque" liegen einige Exemplare vor, welche sich von der vorhergehenden Art leicht durch das birnförmige, mit kurzem Gewinde versehene Gehäuse und durch die sehr deut- lichen, geschiedenen Umgänge unterscheiden. Die Oberfläche er- scheint vollkommen glatt und polirt. Die Aussenlippe ist an allen Exemplaren abgebrochen; die Innenlippe besitzt vier Falten, von welchen die beiden hinteren undeutlicher sind. Dimensionen: Höhe 6 mm, Breite 3 mm, Höhe der Mund- öffnung 5 mm. Diese Form erinnert hinsichtlich der Gestalt und der Anord- nung der Falten an junge Individuen der Marginella Beshayesei MiCHL. (= Marginella Stephaniae Pereira da Costa, nach Sacco Bellardi, Moll. terz. d. Piem. e Lig., P. VI, p. 25). 719 75. Mitra Ba-Costai nob. M. scrobiciilata non Broc, Da Costa: Gast. d. dep. terc. d. Por- tugal, p. 68, t. XII, f. 13, 1866. Die Schale besitzt ein enges, verlängertes, fast spindelför- miges Gehäuse, an welchem der letzte Umgang mehr als die Hälfte der Gesammtlänge einnimmt. Das Gewinde hat einen Spiralwinkel von circa 27". und besteht aus sechs schwach con- vexen, treppenartigen Umgängen. Die Schlusswindung ist in der Mitte etwas bauchig, nach vorne regelmässig verschmälert. Die Oberfläche, mit Ausnahme der drei ersten Umgänge, ist mit her- vorragenden, gerundeten, durch tiefe und enge Furchen getrennten Spiralleisten bedeckt; auf der Basis werden sie ganz flach und sind von einigen unregelmässigen Längsfalten durchkreuzt. Die Zahl der Spiralleisten beträgt 5 bis 6 im vorletzten Umgang, 17 im letzten. Die Mündung ist eng, vorn kanalartig verlängert; die Spindellippe trägt vier grosse Zähne, von denen der hintere der grösste ist. Dimensionen: Höhe 11,5 mm, Breite 3.5 — 3,8 mm. Diese Art gehört zur Sect. 11 von Bellardi und besonders zu der Gruppe der Mitra scrohiculata Bk. Von M. scrobiciilata selbst unterscheidet sie sich nicht nur durch die Dimensionen, sondern auch durch die im Verhältniss längere Schlusswindung und durch die gut ausgesprochenen Spiralfurchen auf der ganzen Oberfläche: auch ist ihr Gehäuse stärker verlängert. Ohne Zweifel stimmt sie überein mit M. scrohiculata P. da Costa (des portu- gisischen Miocäns), welche sich von der echten M. scrobicülata Br. auch nach Bellardi" s Ansicht unterscheidet. Fundort: La Vista S. Roque. (3 Exempl.) 76. Uromitra recticostata Bell. U. recticontata Bellardi: Moll, dei terr. terz. del Piem. e della Lig., P. V (contin), p. 43, t. V, f. 46 a, b, 1887. Auf den zwei letzten Umgängen, welche allein an dem ein- zigen Exemplare erhalten sind, treten die Längsrippen wenig hervor und sind weniger schneidend als auf den Stücken dieser Art aus JSTord-Italien, während die Querverzierungen auf der Basis besser entwickelt sind als auf den von Bellardi abgebildeten Stücken. Dieser kleine Unterschied wird jedoch vollkommen auf- gewogen durch die genaue Uebereinstimmung der Grössen -Ver- hältnisse und der Windungen und durch die Art der Verzierung. U. recticosta geht nach Bellardi aus dem oberen Miocän (Colli tortonesi, Stazzano. Sta Agata) in das untere Pliocän (Albenga. Torsero) über. 720 77. Oliv eil a Chili nov. sp. Taf. XXXVI, Fig. 7, 7a. Das kleine, spindelförmige Gehäuse besitzt ein conisches, zugespitztes Gewinde, welches aus fünf ebenen, schiefen Um- gängen besteht, die durch eine tiefe und massig weite Naht- rinne getrennt werden. Der letzte Umgang, welcher sich vorn und hinten sehr regelmässig verschmälert, ist vorn von einem callösen Ueberzug bis zu ^ji der Länge bedeckt. Die Mündung ist oben eng, erweitert sich nach unten und nimmt % der Länge des Gehäuses ein. Die dünne Aussenlippe verläuft fast gerade, die Innenlippe ist mit einer Schwiele bedeckt, welche vorn drei grosse Falten trägt, von denen die erste durch eine Medianfurche zweigetheilt ist. Die Basalbucht ist weit. Dimensionen: Höhe 11 — 12.6 mm. Breite 4,5 — 5,5 mm. 0. hrevis Bellardi (1. c. P. III. p. 213, t. XH. f. 34) ähnelt der hier beschriebenen Art. unterscheidet sicji aber durch das stumpfere Gewinde, die weniger tiefen Nahtrinnen und durch den breiteren calösen Ueberzug des letzten Umganges. Auch steigen die Umgänge von 0. hrevis nicht so schräg an. Fundort: La Vista Süd. 78. Olivella stricta Bell. 0. stricta Bell., 1. c, P. HI, p. 213, 1882. Zu dieser zuerst aus dem Untermiocän von Dego beschrie- benen Art glaube ich ein Exemplar stellen zu dürfen, welches eine sehr enge, verlängerte, nahezu spindelförmige Schale mit einem Spiralwinkel von circa 33 *• besitzt. Die Schlusswindung, welche zwei Drittheile der ganzen Schalenlänge einnimmt, ist vorn sehr verschmälert und von einem callösen Ueberzug bis zu V* der Oberfläche bedeckt. Die Spindel ist mit sechs Falten ver- sehen, von denen die drei vorderen schärfer ausgeprägt erscheinen. Dimensionen: Länge 17 mm. Breite 6,5 mm. Die Unterschiede von 0. davula Lam. . mit welcher Bel- lardi's Art in einigen Merkmalen übereinstimmt, bestehen darin, dass die Schlusswindung an der Basis etwas mehr verschmälert, das Gewinde höher und der callöse Ueberzug weniger ausge- breitet ist. Fundort: La Vista S. Roque (M. C.) 79. Ancillaria f/landiformis Lam. A. fßandiformis Bellardi: 1. c, P. III, p. 22.5, t. XII, f. 41, 1882. Die zahlreichen Exemplare dieser Art sind fast alle als Steinkerne erhalten; nur eins besitzt noch die vollständige Schale, 721 zugleich mit deutlichen Spuren der Färbung. Die an beiden Enden zugespitzte Form des Gehäuses und die Höhe der Schluss- windung, welche ^/t der ganzen Schalenlänge einnimmt, sowie die Ausdehnung des callösen üeberzuges verweisen dieses Stück zu der Varietät G. von Bellardi {A. elongafa Desh. in Lamark, Anim. s. vert. , 2. Edit. , vol. X, p. 600, und Fuchs, Stud. tert. Bild. Ob.-Italiens, p. 49). Fundort: La Vista. 80. Terehra Basteroti Nyst. T. Basteroti Hörnes, 1. c, I. Bd., p. 132, t. XI, f. 2, 1856. Mir liegen von dieser bekannten Art einige Exemplare vor, welche mit denen des Wiener Beckens vollkommen übereinstim- men. Von den pliocänen Individuen (var. ])liocenica Font.) un- terscheiden sie sich durch die zahlreicheren und schärferen Rip- pen, sowie durch die tiefereu Spiralstreifen. Fundort: La Vista Süd. 81. Terehra (Hastula) cinereides. Hörnes u. Auinger: Gastr. d. Meeresablager. der 1. u. 2. Medit.- Stufe, p. 109, t. XII, f. 2Ü, 1879. Fundort: La Vista Süd. (2 Exempl.) 82. Haphitoma perturrita (Bronn). Fleurotoma perturrita Bronn: Sta Maria, p. 29, t. I, f. 9, 1862. — Mayer: Madeira, p. 248, t. VI, f. 47, 1864. Das einzige Exemplar besitzt eine nicht so runde Mund- öffnung wie in dem Individuum, welches Mayer abgebildet hat, auch sind die Rippen des letzten Umganges nicht so zahlreich. Der Habitus und die anderen Merkmale stimmen aber mit der Diagnose von Bronn und Mayer überein. Fundort: La Vista Süd. 83. Mangelia sp. ind. Es ist ein unvollständiges Exemplar mit ungekielten Um- gängen aus der Gruppe der M. costata (Penn.) Fundort: La Vista Süd. 84r. Conus (Leptoconus) Puschi Michti. C. Puschi Michelotti, 1. c , p. 340, t. XIV, f. 6, 1847. — Mayer: Madeira, p. 259, 1864. Der schlanke und verlängerte Steinkern besteht aus sechs Umgängen; das liolie. im Profil sehr convexe Gewinde nimmt mehr 722 als ein Drittheil der ganzen Schalenlänge ein; die Schlosswindung ist vorn beträchtlich verschmälert, mehr als in ben typischen Individuen dieser Art. Länge 35 mm, Breite des letzten Umganges 20 mm. C. PuscJii ist charakteristisch für die helvetische und tor- tonische Stufe, und findet sich nach Mayer -Eymar auch bei S. Vicente (Madeira). Fundort: Barrancos (M. C.) 85. Conus Eeissi May. C. Beissi Mayer: Madeira, p. 259, t, VII, f. 59, 1864. Ich rechne zu dieser Art einen Steinkern mit sehr stumpfem Gewinde und mit hinten bauchiger, vorn stark verschmälerter Schlusswindung. C. Beissi, welcher bis jetzt nur aus dem Hel- vetien von Ileo de Cima (Madeira) bekannt war. hat nach Mayer unter den fossilen Arten nur ein Analogon in C. Bredai Michti. Fundort: Insel Fuerteventura. 86. Comis papilionaceus Brug. C. papilionaceus Lamarck: 1. c, t. 7, p. 476, No. 71, 1822. Zwei Steinkerne, deren Form mit der Gestalt dieser im Canarischen Archipel lebenden Art übereinstimmt, kommen auf Fuerteventura vor. (M. C.) 87. Conus Esclitvegi P. da Costa. G Esclmeyi Per. da Costa, 1. c, p. 29, t. XIX, f. 18—23, 1866. Die vorliegenden Exemplare stimmen recht gut mit f. 23, t. XIX von P. DA Costa überein, indem auch bei ihnen das Gewinde massige Höhe besitzt und im Profil etwas convex er- scheint. Ausserdem ist auch die Schlusswindung unten sehr bauchig und gerundet. C. Eschwegi war bis jetzt nur aus dem Miocän von Cacella bekannt. Fundort: Gran Canaria (M. C.) 88. Conus (Ckeli/comis) mediterraneus Hwass. C. mediterraneus Hörnes u. Auinger, 1. c. , p. 51, t. VI. f. 9, lU, 11, 1879. Ein sehr junges Exemplar, das kaum 10 mm hoch und auf dem letzten Umgang hinten stark kantig ist, gehört zu dieser Art, welche noch jetzt an den Küsten der Canarischen Inseln, sowie im Mittelländischen Meere lebt und schon in der zweiten f23 mediterranen Stufe des Wiener Beckens (Vöslau und Gainfarten) vorkommt. Fundort: La Vista Süd. 89. Conus sp. ind. Ein Steinkern mit sehr hohem Gewinde, concavem Profil und mit an der Basis stark verschmälertem letzen Umgang, scheint mir zur Gruppe des Chelyconus zu gehören. Fundort: Cueva de mata. 90. Ringicula Hörnest Segza. It. Hörnesi Següenza : Ringicole italiane, p. 18, t. I, f. 4, 4 a, 4 b, 1881. Mir liegt ein ziemlich unvollständiges Exemplar vor, welches hinsichtlich seiner Form und seiner Sculptur sehr viel Aehnlich- keit mit dieser tortonischen Art hat. Die entscheidenden Spindel- falten sind indessen nicht wahrnehmbar, weshalb die Bestimmung dieses Exemplares etwas unsicher bleibt. Fundort: La Vista Süd. 91. Bulla micromphalus May. Bulla micromplmlus Mayer: Madeira, p. 240, t. VI, f. 38, 1864. Ein in Kalkspath umgewandeltes Exemplar stimmt in Form und Sculptur ganz gut mit den Individuen von Pinheiros überein. Fundort; La Vista Süd. 92. Bulla sp. ind. Diese Steinkerne ähneln am meisten der B. striata Lam. des atlantischen Oceans (incl. Canarischem Archipel), welche auch im Miocän Süd-Europas fossil vorkommt. Ch'ustacea, 93. Baianus cf. perforatus Brug. B. perforatus Següenza: Cin-ipedie terziari, P. I, p. 28, t. I, f. 2, 2a, 1873. Einige sehr frische Exemplare mit wohl erhaltenen Farben- resten, aber ohne opercula, scheinen mir sehr gut zu B. perfo- ratus aus dem Mittelmeer und von der westlichen Küste Afrikas zu passen. Sie sind nahezu kegelförmig, und die ziemlich kleine Oeffnung hat eine ovale Form; die Wände (parietes) sind durch- löchert und äusserlich mit zahlreichen Longitudinal- Furchen be- deckt. Die Kadii sind sehr schmal. 724 Dimensionen: Durchmesser der Basis 13 — 16 mm, Höhe 8 mm, Durchmesser der OetTnung 4 — 5 mm. Fossile Exemplare des B. perforatus kennt man aus den pliocänen Ablagerungen Süd -Italiens. 94. Chenolobia heniitiphaerica nov. sp. Taf. XXXVL Fig. 2, 2 a, 2 b. Es ist zum ersten Mal, dass dieses Genus der Balanideu in Schichten aufgefunden worden ist, welche älter als das Astien sind. Es liegt nur ein einziges, aber gut erhaltenes Schalenstück vor, welches aus dem mit zwei Rostro-lateralia fest verbundenen Rostrum besteht. Soweit ich es nach diesem Reste beurtheilen kann, besass die ganze Schale eine kugelig-gewölbte Form. Die Aussenseite wird von zur Basis parallelen Streifen und Furchen und auf ihrer unteren Hälfte von vielen feinen Radialstreifen be- deckt. Zwei leichte, nahezu parallele Furchen, welche vom oberen Rand aus eine Strecke weit herablaufen, bezeichnen die seitlichen Grenzen des Rostruras, welche noch deutlicher auf der Innenseite durch zwei von oben nach unten durchlaufende Nähte markirt sind. Die Rostra-lateralia sind doppelt so breit als das Rostrum. Zu beiden Seiten des Schalenstückes stehen die wohl entwickelten Radia, deren äussere Leisten von schräg und gedrängt stehenden, schwachen Fältchen verziert sind. Diese Leisten unterscheiden un- sere Art von der C. testudinaria, bei der dieselben stark ge- zähnelt sind. Auf der Unterseite der Schale strahlen von der äusseren Wandfläche zahlreiche wellig gebogene und auf dem Basalrande fein gezähnelte Vertical-Septen aus. Sie sind ab- wechselnd kürzer, und länger und nur die letzteren erreichen die innere Wandfläche. Dimensionen: Höhe 10mm. Breite an der Basis 23 mm, Breite am Apex 9 mm. Dicke des Rostrum an der Basis 7 mm. Wahrscheinlicher Durchmesser der ganzen Schale 35 — 40 mm. Bemerkungen: Von allen lebenden Formen unterscheidet sich die canarische fossile Art hinreichend, um die Aufstellung einer neuen Art zu rechtfertigen. Die halbkugelige und nicht conische Form, die nur zart gefältelten, aber nicht gezähnten Leisten und die im Verhältniss zum Rostrum sehr viel grös- seren Rostro - lateralia , sind durchgreifende Unterschiede von C. testudinaria (L.). Ebenso ist Ch. patula (Ranzani) durch ihre nach Darwin (Monogr. of „The Balanidae", pag. 396) steil conische Form und die grössere Breite der Radia aus- geschlossen. Auch Cli. caretta (Spengl.) kann damit nicht ver- wechselt werden, weil dort die Wand ganz solid ist und keine Hohlräume zwischen den Verticalsepten hat. Fossil kenneii wii' 725 nur die eine Ai't aus dem Pliocän von Messina, welche Seguenzä (Cirrip. terz. della prov. di Messina. P. II, p. 43) unter dem Namen Ch. depressa beschrieben hat und die ebenfalls coniscli, aber viel niedriger als Ch. festnäwnrin ist und zahlreiche, dicht stehende Sopten haben soll. Pisees. 95. Oxyrhina plicatilis Ag. (). plicatüis Agassiz: Rech, sur les Poiss. foss., Vol. III, p. 279, t. XXXYII, f. 14 u. 15, 1833 — 43. Ein grosser, bei Cueva Baez gefundener Zahn besitzt die für diese Art des europäischen Miocäns charakteristischen Falten auf der Vorderfläche und eine gleich geringe Dicke. 96. Oxyrhina sp. ind. Dreiseitige, lancettförmige , fast gleichseitige und nicht ge- krümmte Zähne. Die Dicke derselben beträgt nur V^ der Breite, die Aussenfläche ist fast glatt, die Inncnfiäclie sehr wenig cenvex Die Wurzel ist nicht erhalten. — Diese Zähne sind der (J. hnstalis kc. (Rech.. Vol. III. p. 277. t. XXXIV) sehr ähnlich. Ihr Erhaltungszustand ist aber zu ungünstig, um eine genaue Bestimmung zu erlauben. Fundort; La Vista, S. Roque und Cueva Baez. 97. (raleocerdo cf. Egcrtoni (Ag.) Cwax Egertoni Ag.\s.siz: Rech, etc., Vol. III, p. 228, t. 36, f. 6—7. Ein dreiseitiger, gekrümmter Zahn, von 13 mm Höhe. 13 mm Länge und 3 mm Dicke, vorn flach und hinten gewölbt, an den Rändern fein gezähnelt. Der untere Rand des Emails bildet vorn eine fast gerade, hinten eine stumpfwinkelig gebrochene Linie. Im Innern der Krone befindet sich ein dreiseitiger Hohlraum, welcher die Zugehörigkeit dieses Zahnes zum Genus Gnleocerdo beweist. Mit G. Ef/ertoni (Ag.) hat er die allergrösste Aehnlichkeit und an der Identificirung hindert uns nur der Umstand, dass die Ränder zu sehr corrodirt sind. Fundort: La Vista. 98. Chrysophrys sp. ind. Zahlreiche kegelförmige oder halbkugelige Zähne ähneln dem C. mioccnwa Bassani sehr. Fundort: La Vista. Cueva de mata. Zeitächr. d. D. geol. Ges. XL II. 4. 48 726 99. Nummopalatus africanus (Coccm). Pharyngodopüus Africanus Coccm: Monogr. dei Pharyngodopilidae, p. 68, t. IV, f. 7. 8, 8a, 1864. Von Ntimniopalatus liegt mir nur eine untere Dentalplatte vor, welche einen Längsdurchmesser von 6 und eine Breite von 11 mm hat. Der Apicalwinkel misst 10.5"; die obere und die vordere Fläche stossen unter einem Winkel von 92 '' zusammen. Die erstere ist in der Mitte etwas abgeplattet und seitwärts ab- schüssig. Die von rechts nach links gewölbte vordere Fläche besteht aus sieben Zahnreihen. Die drei mittleren Reihen be- stehen je aus 4, die zwei nächst liegenden aus je 3 Zähnen, während die äusserste linke nur 2, die äusserste rechte Reihe sogar nur 1 Zahn trägt. Die Zähne der mittleren Reihen haben bei gleicher Breite eine dreimal grössere I^änge als die seitlichen. Die hinteren Zähne der Dentalplatte gruppiren sich entsprechend der ungleichen Länge der vorderen Zähne bogenförmig um die- selben herum, in 11 etwas unregelmässig gestellten Reihen klei- ner, fast kreisrunder Zähne, deren Grösse von innen nach aussen abnimmt. Die zwei äussersten dieser Reihen springen nach rechts und links weiter vor als die Zahnreihen der vorderen Seite, so dass der grösstc Durchmesser der ganzen Zahnplatte durch diese und nicht durch die vordere Zahnreihe hindurchgeht. Die Originalstücke des N. africaiius; welche Cocchi abge- bildet hat, stammen von Grau Canaria und der Westküste Afrikas. Die kleinen Unterschiede, welche dieselben mit unserem Exemplar zeigen, rühren sicher nur von dem weniger vollkommenen Erhal- tungszustand her Fundort: La Vista. 100. Biodon sigma Martin. />. sigma Martin: Pal. Ergebnisse von Tiefbohrungen auf Java, d. 16, t. I, f. 5, 1887. Zu dieser Art stelle ich drei Dentalplatten von La Vista. Die vollständigste derselben hat eine Breite von 20 mm und einen Längsdurchmesser von 11 mm; die Höhe beträgt fast ebenso viel. Der Querschnitt erscheint als eine etwas verlängerte Ellipse, de- ren Axen das Verhältniss 55 : 100 zeigen. Die vordere Fläche, welche noch von Cäment umhüllt wird, ist in der Mitte schwach concav. Sie bildet mit der Kaufläche einen Winkel von 70''. Die Dicke der Lamellen, welche die Dentalplatte zusanmiensetzen, beträgt ^lo — Vio iiim, und das Email wiegt dabei gegenüber dem Doppelcäment vor. Die Zahl der Lamellen beträgt in der einen Hälfte 16, in der anderen 17, und sie sind so angeordnet, dass 727 die gleichen Lamellen der einen Hälfte mit denen der anderen alterniren, was auf der Trenimngsfläche deutlich sichtbar wird. Die Trennungslinie der Lamellen erscheint fein gezähnelt, was seinen Grund darin hat, dass die obere Fläche mit einem Netze von unregelmässigen tiefen Furchen bedeckt ist. Die Kaufläche besteht zur einen Hälfte aus sieben, zur anderen aus acht La- raellen, und wird von denselben unter einem Winkel von 20 "^ geschnitten. Li der Mitte ist sie schwach concav und bildet mit der hinteren Fläche des Zahnes einen \Yinkel von 130". Einige Spuren von Abreibung sind auch noch auf der Hinterfläche des Zahnes zu beobachten, wo sie eine mondsichelförraige Area hervor- gerufen haben. Hier sowohl als auf der Kaufläche laufen die Ränder der Lamellen in geschwungenen Bögen gegen die Tren- nungsfläche aus. Herr Prof. Portis ^) hat kürzlich eine Abhandlung über die fossilen Diodonten verötfentlicht, worin er drei Arten aus dem Mittelmiocän anführt: Biodon Scillae Kg. (Langhien?), B. Stenodus Portis (Langhien oder Helvetien) und B. corsicanus Locaud (Helvetien oder Tortonien), alle der Sectioii der Ortodiodonti oder Biodonti ortofdli angehörig. Zum Unterschied von unserer Art hat B. stenodus einen grösseren Längsdurchmesser, B. Scillae eine grössere Lamellenzahl und minder stark gebogene Trennungs- linien der Lamellen. Bei B. corsicanus geht die Kaufläche durch eine bogenförmige Krümmung in die hintere Zahnfläche über, setzt aber nicht wie bei unserem Exemplare unter stumpfem Winkel ab. Auch hat sie die Form eines gerundeten Trapezes von nahezu gleicher Breite und Länge, während sie bei unseren Stücken elliptisch oder herzförmig ist. Eine andere Art, welche H. Portis übersehen zu haben scheint, B. sigma Martin aus dem Miocän von Ngemback, weicht von den vorliegenden Stücken insofern etwas ab, als der Längs- durchmesser bei demselben kleiner ist. Bei den drei Stücken von La Vista Nord sind Kaufläche und Hinterfläche scharf von einander abgesetzt, während sie bei dem Original Martin' s an- scheinend in einander übergehen. Es dürften jedoch diese Unter- schiede schwerlich zur Aufstellung einer besonderen Species hin- reichen, weshalb ich es vorziehe, meine Exemplare mit dem Mar- tin'sehen B. sigm.a zu identificiren. Die Fischfauna von Ngemback hat ausserdem auch noch an- dere Beziehungen zur miocäncn Fischfauna Süd-Europas und Nord- Afrikas: z.B. Carcharedon mrgalodon Kg. \x\\A Heniiprislis serra Kg. ^) Di alcuni Gimnodonti fossili italiaiii. Boll. d. R. Com. Geol. dltal., Anno 1889, No. 11 e 12. 48* 728 Ergebnisse. Die von uns studirte Fauna besteht aus 100 Arten, die sieb auf 74 Genera vertbeilen. von denen nur 15 sieb nicht mehr in der westlusitaniscben Provinz lebend finden: Trochocyathus, Sphenotrochus, Clypeaster, Pyxis, Nerita, Müridaria, Bothpletzia, Hipponyx, Pyramidella, Aporrhais, Peristernia, Olivella, Ancillaria, Nummopalatns, Biodon ^). Von den Ai'ten sind 25 noch lebend. Sechszehn derselben bewohnen gegenwärtig die makarouesische Provinz, nämlich: Ci- daris trihuloides, Retipora celbdosa, Anomia ephippium, Pecten pusio, P. pes-felis, Mytilicaräia calycnlata, Chama gryphoides, Haliotis tuberculata, Cerithiolum scahrum, Triphoris perversus, Eanella marginata, It scrobicidator, Cantharus variegatus, 'Conus painlionaceus , C. mediterranen s, Baianus perforatus. Die 9 anderen lebenden, aber dieser Provinz jetzt fremden Arten sind : Ostrea hyotis, Ervilia pius'illa, Fissur ella graeca, Mitrularia semicanalis, liissoina 2-^^silla, PyramidelJa plicosa, Cerifhium varicosum, Aporrhais p)es-xKlecani, Cassis sulcosa. Von den ausgestobenen Arten sind 16 auf Makaronesien beschränkt : Sphenotrochus pharetra, Trochocyathus cuculliformis, Ostrea Chili, Lima atlantica, Pectimculus insolitus, Lucina flahellifera, Cardium Hartmigi, Bothpletzia rudista, Trivia canariensis, Peristernia atlantica, Marginella angustiforis, Olivella Chili, Pleiirotoma perturrita, Conus JReussi, Bulla micromphalus, Chenolobia hemisphaerica, Nummopalatus africanus. Die fossile marine Fauna Gran Canarias und des Mittel- meer-Gebietes zeigen dieselben Beziehungen zu einander wie die lebende Fauna der Canarischen Inseln und des Mittelmeeres. ^) Galeocenlo wird zwar von Günther als im Atlantischen Ocean vorkommend angegeben, ob er aber aucli im lusitanischen Theil des- selben lebt, bleibt ungewiss. 729 Denn ^/s der lebenden canarischeii Arten begegnen uns auch im Mittelmeer, gerade so wie ^3 tler fossilen canarischen Arten in dem Neogen des Mittelmeer-Gebietes angetroffen werden. Die verticale Verbreitung der fossilen Arten mit Bezug auf die bekannteren Fundorte ist in der umstehenden Tabelle (p. 730) zum Ausdruck gebracht. Die von Lyell ') ausgesprochene Meinung über das Alter dieser Schichten von Las Palmas wird durch unsere Untersu- chungen vollkommen bestätigt. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass es sich um Miocän handelt, wenn wir in dieser Fauna die für diese Periode charakteristischen Arten, wie Äncil- laria glandiformis, Conus Pusclii, Nerita plutonis, Hipponyx sulcatus etc., linden. Aber eine andere Frage ist es, welcher der fünf Etagen und der zehn Unteretagen, in welche die mo- derne Systematik das Miocän zerstückelt hat, die uns beschäfti- gende Ablagerung einzureihen sei. — Betrachten wir die um- stehende Tabelle, so sehen wir. dass die Mehrzahl der Arten unverändert aus dem Ilelvetien in das Pliocän übergehen, und viele derselben steigen sogar bis zum Anuitanien herab, einige sogar bis in's Tongrien, andere wieder haben bis in die Gegen- wart ausgedauert. Wenn wir die neuen und die unsicheren Arten, welche in der Tabelle ausgelassen sind, nicht berücksichtigen, so ergiebt sich allerdings ein kleines Uebergewicht für die Arten, welche nur bis zum Helvetien heraufgehen, gegenüber denjenigen, welche nur bis zum Pliocän oder Tortonien herabsteigen. Aber dieser Unterschied ist zu gering, um deshalb unsere Schichten in das Helvetien zu stellen. Eine breitere Basis für die Altersbestimmung bietet sich uns, wenn wir noch die miocänen Faunen von Madeira und von den Azoren, welche viel reicher als die canarische Fauna und ohne Zweifel gleichalterig mit dieser sind, mit in Betracht ziehen. Ungefähr die Hälfte der canarischen Arten kommen auch auf Madeira und den Azoren vor; unter diesen Formen sind einige, welche man als auf das Gebiet dieser Inseln beschränkt ansehen muss: Liina ailantica, Cardücm Hartungi, Mitndaria semica- nalis, Pleurotoma perfurrita, Conus Ueissi, Bulla micromphalus, Cidaris trihnloides; andere hingegen sind mehr oder weniger weit im Neogen Europas und Nord-Afrikas verbreitet: Clypeasier altus, 0 streu hyotis, Eschara lamellosa, Anomia ephippium, Ciipularia intermedia, Pecten pes-felis, ') Lyell. Th« student's Elements of Geology, 2 edit., 1874, p. 537. 730 ■ ä s •^ OJ ^ d o s O O .4^ 'S N CT-S s ^ O \^ ■aj <-:=i a w H Pl |-^ Olivdia stricta .... + — — — — Nerita Plutonis . . . + + + — — Eastonia mitis . . . + + + — — — Eschara lamellosa . . X + + + — Conus Puschi .... X + + + — Hipponyx sulcatus . . + + + + — Nerita Grateloupana . -f + + + — Venus multilamella . . + + + + + + Ervilia pusilla . . . + + + + + + Natica helieina . . . + + + + + + Ancillaria (jlandiformis + + + — Cerithium mricosum . — X + + + + Cupularia intermedia . — + + + + — Trochus patulus . . . — + + + + — Stromhus cormiatus . . — + + + + — Terebra Basteroti . . — + + + + — Pectunculus stellaius — + + + + + Cardita calymlata . — + + + + + Chama gryphoides . — + + + + + Cassis sulcosa . . . — + + 4- + + CJienopus pes-pelecani — + + + + + Cerithium scabrum . — + + + + + Cerithium, perversum — + + + + + Pyramidella plicosa . — + + + + + Cellepwa verrucosa . — — + — Nassa atlantica . . — — + — ~ — Conus Eschwegi . . — — + — — Lucina Bellardiana . — • — + + — Terebra cinereides — — + + — EscJutra monilifera . — — + + + — Lucina leonina . . — — + + + — Pecten latissimus — — + + + — • Triria avellana . — — + + + — Pecten pes-felis . — — + + + + Pecten pusio . . . — — + + + + Anomia epjhippium . — — + + + + Ostrea hyotis . . . — — + + + + Eetepora cdlidusa . — — + + + + Conus m editerraneus — — + + + + Eanella maryinata . — — + + + + Eissoina pusilla . . — ■ — + + + + Fissurella yraeca — — + + + + Baianus perforatus . — — + + + + Einyicula Härnesi . — — — + ■ — Mitra recticostata . — — — + + — Janira rhegiensis — — — + + — Pyxis pyxidatus . . — — — — + — Haliotis tubcrculata . ~ — — — + 731 Pccten laüssinius, Hipijonyx sulcatus, Pcctuncuhis steUatus, Jiissoina pusilla, Mitylicardia calyculatd Ceritliioluiu scabrum, Chama gryplioideii, IViphoris perversus, lAicina leonina, Stromhus coronatus, — Bellardiana, Ranella marginata, Ervilia pusilla, Nassa atlantica, Nerita Plutonis, Conus Puschi. In der Fauna von Madeii'a und den Azoren hat Mayer- Eymar „ein Vorherrschen der Bivalven über die Gastropoden, sowohl in Bezug auf die Zahl der Species (85 gegen 84) als, noch in höherem Grade, in Bezug auf diejenige der Individuen (421 gegen 248, oder 5 gegen 3)" ') beobachtet. Auf Gran Canaria ist gerade das Umgekehrte der Fall: es überwiegen die Gastro- poden mit 50 Arten, die Lamellibranchiaten mit 30. Dasselbe gilt für die Anzahl der Arten, denn die grosse Häufigkeit von Ervilia inisiUa, Peefunculas stellahis, Lucina sp. pl.. wird auf- gewogen durch die nicht minder grosse Häufigkeit von Strmnlms coronatus, Ancillaria glandiformis, Ceritldum, Tcrebra, Margi- nclla, Mifrularia, BotJipletzia etc. Merkwürdiger Weise finden wir in der Gegenwart das Zah- lenverhältniss beider Mollusken - Gruppen für Madeira gerade um- gekehrt. Nach Mac Andrew^ kommen auf nur 56 Lamelli- branchiaten 107 Gastropoden. Aber diese Umkehrung hat auf Gran Canaria nicht stattgefunden, woselbst auf 78 Acephalen gegenwärtig 179 Gastropoden kommen, also ein ähnliches Zahlen- verhältniss wie während der Miocänzeit existirt. Zu diesem Unterschied zwischen Gran Canaria und Madeira, welcher wahrscheinlich von der verschiedenen, dort mehr felsigen, hier mehr schlammigen Beschaffenheit des Meeresgrundes her- rührt, kommen noch andere. Auf Gran Canaria fehlen gewisse Typen, welche auf den Azoren und Madeira reich vertreten sind. So z. B. die Familie der Astraeiden und gewisse Gruppen der Mollusken Cardiurn, Venus, Area, Rissoa, Alvania, Fasdolaria) , welche auf den Azoren und Madeira sowohl nach Arten als nach Individuen reich, auf Gran Canaria aber gar nicht oder nur sehr dürftig vertreten sind. Während andererseits die ziemlich häu- figen Fische und die Olividen. Marginelliden , Crassatella, Sphe- nofrocJms, TrochoegatJius und die so seltsame Rothpletzia auf den Azoren und Madeira nicht nachgewiesen sind. ^) Mayer -Eymar, Madeira, p. 285. 732 Diese Thatsachen scheinen zu beweisen, dass hier früher in der Vertheilung der Lebensbedingungen eine grössere Mannich- faltigkeit als gegenwärtig geherrscht hat. denn gegenwärtig sind nacli den Angaben von Mac Andrew^ von den 169 Mollusken- Arten Madeiras nicht weniger als 139 den Canarischen Inseln gemeinsam. Die besprochenen fossilen Faunen der Azoren und Madeiras sind von Mayer-Eymar in das Helvetien gestellt worden, indem er das Tortonien auf Grund der lithologischen Ausbildung als ausgeschlossen betrachtet, da letzteres in ganz Europa aus blauen Mergeln bestehe. Er fügt hinzu, dass diese blauen Mergel „eine so constante, durch das starke VorheiTSchen gewisser Gattungen und Arten bezeichnete Fauna enthalten, dass auch sie von vorn herein als auf den atlantischen Inseln nicht vorhanden genannt werden können" ^). Es ist schwer verständlich, wie ein Meer in seiner ganzen Ausdehnung nur blaue Mergel abgesetzt haben soll; gewiss fehlten in der Nähe der Küste Sande, GeröUe und orga- nogener Kalk nicht, und entsprechen denselben besondere Faunen, gerade so wie wir es in den heteropischen Ablagerungen anderer Perioden sehen. In dem Verzeichniss der 208 Arten giebt Mayer -Eymar an, dass folgende 15 nicht über das Helvetien hinaus reichen: Escharu lamellosa Mich., Escliurina hiaperta Mich., — celleporacea Münst.. Ciqmlaria inier media Mich., Helinstraea Prevostana? M. E. u. H., — Bercssana M. E. u. H.. C/ytherea Heeri Ag., Cardinni comatidnm Br.. Plicatula niperella, Duj.. Ostrea lacerata Goldf., Nerita Plutonis Bast., Certthiopsts hilineata Hörn.. Fasciolaria nodifera Duj.. Mitra Hörnesi May., Clypeaster crassicosfatus Ag. Dies gilt aber in Wirklichkeit nur für 9 Arten, denn Eschara lamellosa und Escharina hiaperta finden sich auch im Crag von England, Cupulariu intermedia wird aus dem Astien ') Mayer-Evmar, Madeira, p. 277. 733 von Pieinoiit, Heliastraca Jiensö'ina im Tortonien von Calabria, Plicatula riijK'rella im Tortonien von Modena angeführt und Ce- rithwpsis hilineafa ist noch lebend. Andererseits giebt jenes Verzeichniss zusammen 32 Arten an, welche nicht im Helvetien, sondern im Tortonien, Pliocän oder in der Gegenwart vorkom- men. Die Wage neigt sich ebenso sehr auf die Seite des Tor- tonien als auf die des Helvetien, und es scheint mir die Frage hier am Ort, ob es nicht besser sei, anstatt unsere Schichten auf Grund numerischer Unterschiede, welche sich je nach Aufas- sung des Artbegrifs oder je nach Geschick des Sammlers von einem Tag zum andern verschieben können, in die engen und künstlichen Grenzen der einen oder anderen Etagen einzuzwängen, dieselben einfach in das mittlere Miocän zu stellen, welches der zweiten Mediterranstufe der österreichischen Geologen, oder den Schichten von Grund bis herauf zu dem oberen Leithakalk entspricht? Wenn auch die Unterscheidung des Helvetien und Tortonien in einigen besonders begünstigten Localitäten möglich ist, so wird sie doch in einer grossen Anzahl von Fällen zur reinen Unmög- lichkeit. Und sie scheint mir überhaupt nicht besser begründet als die Eintheilung, w^elche man in das Pliocän einführen wollte, indem man die Küstenablagerungen und diejenigen des tieferen Meeres als selbständige Unteretagen ansah. Deswegen glauben wir imsere Schlussfolgerungen darauf beschränken zu sollen, zu sagen, dass innerhalb der mittelmiocänen Ablagerungen solche in der Facies des Leithakalkes vorkommen, welche am besten den cana- rischen Schichten entsprechen. Die Häufigkeit der Lithoiham- nium-KnoWen in demselben, sowie die bathymetrische Verbreitung der Organismen sprechen ebenso wie die mächtigen Conglomerate und Sande, die sie begleiten, für eine Meerestiefe, welche 100 m ') nicht überschritten haben kann, und die wohl auch diejenige des Leithakalk-Meeres war. 2. Die Schichten von S. Catalina. Die Versteinerungen, welche mir aus diesen Schichten vor- liegen, sind viel weniger zahlreich als diejenigen der Hochterrasse. 1) Nach P. Fischer (Manuel de Conchyliologie, p. 184) reicht die untere Grenze der Nulliporen (Lithothamnium) an der französischen Küste nur bis zu einer Tiefe von 72 m herab. Wenn man diese Be- grenzun^ff auch für die Canarischen Insehi in der Miocänzeit gelten lassen will, so würde das Maximum der damaligen Meerestiefe von 100 auf 72 m zu setzen sein. Indessen ist hierauf deshalb ein beson- derer Werth nicht zu legen, weil wahrscheinlich diese miocänen Schich- ten sich in noch geringerer Tiefe gebildet haben. 734 Es sind nur 20 Arten, während Lyell ^) aus denselben Schichten der unteren Terrasse, aber wahrscheinlich von einem anderen Fund- ort, wie bereits weiter oben erläutert worden ist, über 50 Arten erhalten hat, deren Namen er aber nicht erwähnt hat, mit Aus- nahme des Strombus hubonius, Ceritliium procerum, Pecfen jaco- baeiis, P. polymorplms und der Cardita squamosa. Diese Versteine- rungen haben noch ein ungemein frisches Aussehen und machen in Folge dessen einen sehr jugendlichen Eindruck. Wenn nicht einige Formen darunter wären, welche in der gegenwärtigen Fauna dieses Archipels fehlen und die deswegen den Eintritt einer Veränderung in den Lebensbedingungen anzeigen, so könnte man sie für ebenso alt halten als die subfossilen Gehäuse des jetzigen Meeresstrandes. In der nachfolgenden Liste sind die Arten, welche noch jetzt den Canarischen Archipel bewohnen, mit einem * bezeichnet. 1 . * Toxopnenstes liviäus Lam. Nur isolirte Stacheln. 2. '^ Mytilieardia calyculata (L.) d'Orbigny. Moll., Echinod. etc. des iles Canaries, p. 105. Die zahlreichen Exemplare gehören jener kleinen Varietät an, welche noch an den Küsten Gran Canarias lebt, und fossil auch im miocänen Sandstein von La Vista gefunden worden ist. 3. '^Venns verrucosa L. d'Orbigny. 1. c, p. 106. 4. Tatella Loioei d'Orbigny, 1. c, p. 97, t. VH, f. 9, 10. Diese Art, welche nach Mac Andrew (Moll, on the N. E. Atlant., in Rep. of the twenty-sixth meet. of the Brit. Ass. for the Adv. of sc, p. 146, 1857) nur an den Küsten der Cana- rischen Inseln, von Madeira und Mogador lebt, wird von May^er- Eymar. Madeira, p. 234) auch aus den quartären Schichten von Prainha angegeben. 5. '^'Patella guttata d'Orbigny, 1. c, p. 98, t. VII, f, 13 u. 15. Ein grosses Exemplar, welches wie die ausgewachsen Indi- viduen von lebenden Arten eine auffallende Höhe besitzen. Ihre Höhe beträgt 30 mm, ihre Breite circa 60 mm. 6. "^ Fissurella gibba Phil. Mac Andrew, Moll, on the N. E. Atlantic, p. 147. Sehr häufig. 7. * PhasianeUa pulla Pay^r. d'Orbigny, 1. c, p. 81. 8. '^ Troclms turhinaius Born. Zahlreiche, in Form und Färbung sehr veränderliche Exem- plare. 1) Eiern, of Geology, 6. Edith., p. 668, 1865. 735 9. ''^Monodonia Bicliaräü Payr. d'Orbigny, 1. c, p. 82. 10. Vermdus glomeratas Biv. 1 1 . Vermetus suhcancellatus Biv. Diese und die erstgenannte Art sind aus der heutigen Fauna des Canarischen Archipels nicht bekannt. Sic leben jedoch im Mittelraeer. 12. '^ Littorina affinis d'Orbigny, 1. c, p. 79, t. VI, f. 11, 13. 1'6. '* Cyclostoma canariense d'Orbigny, 1. c. , p. 76, t. II, f. 31, t. VI, f. 34. 14. * Ceritimmi lacteum Phil. 15. * Colmubella rustwa Lam. d'Orbigny, 1. c, p, 90. 16. Purpura (Polytropa) lapälus (L.) Die nordische Art bewohnt gegenwärtig weder den Cana- rischen Archipel noch das Mittelmeer. 17. "^Purpura (Stramumta) liaemastoma Lam. d'Orbigny, 1. c, p. 91. 18. "^'Marginelln müiacea Lam. Mac Andrew, 1. c. , p. 151. 19. *M^m zchrina d'Orb., 1. c, p. 86. t. VI, f. 29, 31. 20. '-^Marinula Firminü (Payr.). Mac ANDREM^ 1. c, p. 145. 21. *Helix (Hemicyclus) malleata Fer. d'Orbigny, 1. c. , p, 54, t. I, f. 15, 17. Aus diesem Verzeichniss ersieht man, dass die Schichten von S. Catalina Strandbildungen sind und nicht wie Lyell (1. c.) glaubte, in einer Tiefe von über 30 m zum Absatz ka- men. Die Mischung von Landschnecken (Helix maUeata, Cyclo- Stoma canariense), Strandbewohnern (Marinula Firmini) und der Patella, Troclms etc. mit Arten, welche nur wie Cardita squa- ■mosa in einer gewissen Meerestiefe leben, weist deutlich darauf hin, dass die letzteren erst nach ihrem Tode auf den Strand ge- worfen wurden. Mit Bezug auf die Altersbestinnnung machen es die gegen- wärtig dem Archipel fremden Arten (Strombus huhonius, Pur- pura lapillus, Cerithium procerum, Cardita squamosa etc.) un- möglich, die Entstehung dieser Schichten in die Neuzeit zu ver- legen . und wir vermuthen , dass sie zum oberen Quartär gehören und mit dem Kalktuti von Prainha. welchen Mayer-Eymar eben- falls für diluvial hält, gleichaltrig sind. Die Vergesellschaftung von Arten, welche gegenwärtig nur noch in südlicheren und solchen, die nur noch in nördlicheren Meeren leben, lässt uns über die Ursache dieser Wohnungver- änderung im Ungewissen. 736 3. Die Sande und Mergel der Isleta. In diesen Schichten existirt ebenso wie in denjenigen von S. Catalina eine Mischung von Land- und Meeresbewohnern, welche die Strandablagerungen charakterisiren. Die Mollusken -Gehäuse, welche sie einschliessen, sind so vortrefflich erhalten und zeigen noch so viel von dem Glanz der Schale und den Farben, dass man sie nur als subfossil be- zeichnen kann. 1. Pectimculus glycimeris (L.). d'Orbigny, Moll. d. il. Can., p. 104 (P. püosiis). Mergel der Playa de Confital. 2. Vemis verrncosa L. d'Orb., 1. c. p. 106. In Sand der Playa de la Luz. 3. Cyclostoma canariense d'Orb., 1. c. p. 76. 4. Conus papilionaceus Brug. d'Orb., 1. c, p. 85. Playa de la Luz. 5. Helix })isana Müll. d'Orb.. 1. c, p. 58. Sehr junge Exemplare, immer mit Kiel versehen. La Luz. 6. Helix maUeata Fer. d'Orb.. 1. c, p. 54. Mergel der Playa de Confital. 7. Helix Sauhyi d'Orb.. 1. c. p. 56, t. XXXI. f. 9, 10, 11. Isleta. 8. Helix lactea Müll. d'Orb.. 1. c, p. 55. Im Mergel der Playa de Confital. — Von dieser Art sagt d'Orbigny. dass sie wahrscheinlich „a cte apportee aux Cana- ries comme comestible, et qu'elle s'y est parfaitement natu- ralisee". 9. Spinila Feronii Lam. d'Orb., 1. c, p. 24. Im Sande der Playa de Confital. Das ganz jugendliche Alter dieser Ablagerungen ist durch diese kleine Liste vollkommen bewiesen, da dieselbe nur Arten umfasst, welche noch heute den Strand der Canarischen Inseln bewohnen und von denen eine sogar wahrscheinlich erst vor einigen Jahrhunderten auf diesen Inseln eingeführt worden ist. 737 4. Zur mikrocheniischeii Untersuchung* einiger Minerale. Von Herrn J. Lemberc4 in Dorpat. Die gegenwärtigen mikrochemischen Untersuchungs-Methoden sind fast alle darauf gerichtet, nur die elementare chemische Zusammensetzung zu ermitteln, doch ist das Ergebniss dieses Verfahrens nicht immer eindeutig, weil dieselben Stoffe ja in ver- schiedenen Mineralen vorkommen können. Die Ermittelung von chemischen Reactionen, welche für ganz bestimmte Minerale be- zeichnend sind, ist daher wünschenswerth. Ferner darf die che- mische Reaction nur auf der Oberfläche des zu prüfenden Minerals verlaufen, die Reactionsproducte dürfen nur auf der Oberfläche niedergeschlagen werden , wodurch das Mineral kenntlich gemacht wird; dann eriiält man Einsicht in die mine- ralogische Gruppirung der chemischen Stoffe, während eine solche nicht immer geliefert wird, wenn die Niederschläge an einem be- liebigen Ort aus der Lösung sich ausscheiden. Besonders bei synthetischen Untersuchungen tritt innner die Frage heran: ist das gebildete Product ein chemisches Individuum? hier ist es wünschenswerth, die etwaigen fremden Beimengungen sichtbar machen zu können. Die folgenden Versuche sind alle an gröblich gepulverten Mineralen angestellt, nachdem der feine Staub durch Schlämmen entfernt war; bei sehr feinem Korn versagen die Untersuchungs- methoden. Zum Gelingen der Versuche ist es nöthig, dass die Oberfläche der Körner frei von fettigen Stoffen, überall benetzbar sei; besonders sei hervorgehoben, dass die Empfindlichkeit ein und desselben Minerals (auch von demselben Fundort) gegen chemische Agentien eine recht verschiedene ist, sodass die fol- genden Angaben über Concentration und Einwirkungsdauer der Lösungen durchaus nicht allgemeine Geltung beanspruchen; es ist sehr wünschenswerth, dass solche Versuche an Orten ausgeführt werden, wo umfangreiche Sammlungen der verschiedenen Abarten von Mineralen vorhanden sind, weil dann die Grenzen der Brauch- barkeit einer Methode eher festgestellt werden können. Die hier mitgetheilten Versuche konnten nur an einer recht begrenzten Zahl von Mineralabarten angestellt werden, doch glaube ich. dass 738 auch so die folgenden Mittheiluiigeu in manchen Fällen dem Geo- logen nicht unwillkommen sein dürften. Wo nicht besonders be- merkt, wurden die Versuche in flachen Uhrgläsern bei Zimmer- temperatur angestellt. 1. Sodalith kann dadurch kenntlich gemacht werden, dass das Chlor zunächst als AgCl auf den Körnern niedergeschlagen und dann das AgCl zu Ag reducirt wird: die Sodalithkörner sind durch den Ag-Üeberzug undurchsichtig gemacht. Das Verfahren ist folgendes : man lässt 1 0 Minuten lang eine wässerige Lösung, die gleichzeitig 4 pCt. HNO3 und 2 pCt. AgNOs enthält, auf den Sodalith einwirken, nach welcher Zeit sich ein zwar sehr dünner, aber recht gut haftender Ueberzug von AgCl abgelagert hat. Salpetersäure -reichere Lösungen sind nicht em- pfehlenswcrth , weil dann die AgCl-Bildung zu rasch erfolgt, und der Ueberzug nicht gut haftet. AgNOs muss immer in reich- licher Menge zugegen sein, damit die Lösung in unmittelbarer Berührung mit Sodalith nie Ag - frei wird, weil dann die abge- spaltene HCl- Säure nicht mehr auf der Oberfläche des Sodaliths gefällt wird, sondern in weiterer Entfernung. Nach genügender Einwirkung (meist 10 Minuten) wird die Lösung von den Kör- nern abgegossen, einmal mit etwas Wasser vorsichtig nachgespült und dann sofort das AgCl mit Pyrogallol zu Ag reducirt, was in folgender Weise geschieht: Ein Raumtheil der oben genannten Lösung wird mit dem 9 fachen Raumtheil Wasser verdünnt, und zu einem Kubikcentimcter dieser nun zehnfach verdünnten Lösung etwa ein Centigramm Pyrogallol zugesetzt (es kommt nicht be- sonders auf das Verhältniss an, auch ist 1 Centigr. Pyrogallol für jeden Versuch vollkommen genügend); der Pyrogallol-Zusatz erfolgt unmittelbar vor der Verwendung der Lösung zu Reduction des AgCl. Nach rasch (höchstens 1 — -2 Min.) erfolgender Re- duction spült man die Entwicklungsflüssigkeit mit wenig Wasser ab; bei längerer Einwirkung von Pyrogallol löst sich leicht etwas Ag von den Sodalithkörnern ab, auch wird etwas Ag aus dem AgNO.3 abgeschieden. Die Ei'gebnisse an Sodalithkörnern waren recht befriedigend. Auch an Dünnschliffen von Ditroit konnte der Sodalith dauernd sehr gut sichtbar gemacht werden. Zur Verwendung gelangten die Sodalithe von folgenden Fundorten: Ditro, Vesuv, Miask, Grönland. Man kann auch den Sodalith sichtbar machen, ohne das AgCl zu Metall zu reduciren, wenn man nur den AgCl-Ueberzug stärker werden lässt; nach 15 bis höchstens 30 Minuten langer Einwirkungsdauer der sauren Ag-Lösung ist das durchgehende Licht sehr stark geschwächt, die Sodalithkörner erscheinen gelb bis braun gefärbt, im auffallenden Licht erkennt man den weissen 739 AgCl-üeberzug sehr (deutlich. Die Reaction kann noch verstärkt werden, wenn man die saure Lösung abgiesst. etwas mit Wasser abspült und nun das Ganze belichtet; der AgCl-üeberzug nimmt auch im zerstreuten Tageslicht die bekannte Violettfärbung an. Dieses Verfahren empfiehlt sich in den Fällen, wo man bei der Reduction mit Pyrogallol eine etwaige stellenweise Ablösung der Ag-Schicht befürchtet. 2. Die Hauyn - Analj^sen weisen meist einen geringen Cl- Gehalt auf. was entweder auf eine mechanische Beimengung von Sodalith oder eine wirkliche Mischung beider Mineralsubstanzen zurückzuführen ist. Hauyn von Niedermendig (mit 0,74 pCt. NaCl analysirt; diese Zeitschrift 1888, p. 626) erweist sich, in oben beschrie- bener Weise behandelt, als kein mechanisches Gemenge. Nach 10 Minuten langer Einwirkungsdauer der sauren Ag - Lösung erscheint der Hauyn im durchfallenden Licht sehr viel blas- ser gelb als der Sodalith, und während, nach Zufügung der Entwicklungs - Flüssigkeit . der Sodalith ganz undurchsichtig wird, erscheint der Hauyn meist hell; nur stellenweise ist ein Korn von einem trüben, auch bisweilen dunkel gefärbten Schleier bedeckt, doch ist dieser Schleier sehr viel heller als beim So- dalith. Die dünne AgCl- Schicht auf dem Hauyn löst sich näm- lich ausserordentlich leicht ab, weil der Hauyn durch HNO3 viel stärker angegriffen wird als der Sodalith; hat die saure Ag- Lö- sung etwa . 20 Miimten eingewirkt, so beginnt der Ueberzug von wenig AgCl und viel Si02 sich von selbst abzulösen, was durch ein sehr schwaches Schwenken der Flüssigkeit beschleunigt wird. Die in der Flüssigkeit herumschwimmenden oder den Körnern an- haftenden Flocken von AgCl(Ag)-haltiger Kieselsäure trüben zwar die Schärfe der Reaction. aber bei zahlreich angestellten Ver- suchen mit Gemengen von Sodalith- und Hauynkörnern konnten letztere immer gut von ersteren unterschieden werden. Es wurde noch versucht, die Schwefelsäure im Hauyn als PbSOi niederzuschlagen; wenn auch die Versuche wenig befriedi- gend ausfielen, so sollen sie doch mitgetheilt werden, weil sie viel- leicht in manchen Fällen mit mehr Erfolg angestellt werden können. Salpetersäure von 15 pCt. (HNO3) wurde mit Pb2(N0.3) ge- sättigt; zu einem Raumtheil dieser Lösung wurden 3 Raum- theile Alkohol von 95 pCt. zugemischt, wobei sich Pb 2 (NO3) zum Theil ausschied; die rasch sich klärende Lösung wurde sofort ^) mit Hauynpulver (Niedermendig) zusammengebracht, und ') Auch nachträglich scheidet sich Pb2(N03) in Krystallen aus, man muss daher von Zeit zu Zeit die Lösung erneuern, weil sie sonst zu 740 das Uhrglas, in dem die Reaction vor sich ging, die ganze Zeit über bedeckt gehalten. Die Verdunstung der alkoholischen Lö- sung ist durchaus zu vermeiden, weil die rückständige alkohol- ärmere Flüssigkeit den Hauyn zu stark angreift. Die Hauyn- körner werden in Folge des sie bedeckenden PbSOi im durch- fallenden Licht trübe, im auffallenden sieht man deutlich den weissen Ueberzug. doch verläuft der Vorgang sehr langsam; erst nach 2 — 3 Stunden waren alle Körner trübe, wenn auch manche schon nach einer halben Stunde kenntlich gemacht waren. Ferner löst sich der PbSO- Ueberzug etwas leicht ab. Man kann mit dem PbSOi- Ueberzug noch folgende weitere Versuche anstellen. Fügt man basisch weinsaures Amnion hinzu, so löst sich PbSOi sofort und die trüben Hauyne werden wieder klar ; oder : nach sorgfältigem Abspülen der Pb - Lösung mit Wasser, giebt man Na2S-Lösung hinzu, was den weissen PbS04- Ueberzug in braunes PbS ^) verwandelt. Doch löst sich PbS etwas leicht vom Hauyn ab. Als der Versuch an Dünnscidilfen des Nüseanphonoliths von Olbrück angestellt wurde, waren die grösseren Noseane nach lYs Stunden fast ganz mit PbSOi bedeckt, was schon mit blossem Auge sichtbar war; die kleinen Krystalle zeigten jedoch erst eine theihveise Bedeckung, die vom Rande aus begann^); die Unterschiede in der Empfndlichkeit gegen chemische xVgen- tien sind somit sehr gross. Es wurde ferner Ittneritpulver (Kaiserstuhl) mit obiger Lö- sung behandelt, wobei sich dieselben Uebelstände einstellten Avie beim Hauyn: ein Theil der Körner war schon nach einer halben Stunde stark mit PbS04 bedeckt, während ein anderer kaum angegritfen war. auch löste sich PbSOi zum Theil ab. Uebrigens wird durch obige alkoholische Lösung auch PbCb gefällt, sodass man sich erst von der Abwesenheit des Chlors überzeugen muss, ehe man auf Schwefelsäure prüft. Pb-ann wird; nachdem die Pb - arme Lösung abgegossen, giebt man etwas Wasser zu, was die ausgeschiedeneu Pb 2 (NO3") - Krystalle löst, spült ab und fügt erst dann das frisch hergestellte alkoholisclie Ge- misch zu. *) Die Reaction mit XaäS-Lösung darf nur dann augestellt werden, wenn nicht andere Silicate zugegen sind, deren Oberfläche mit einer dünnen Kieselsäure - Gallertschicht bedeckt ist, in welche sich natür- lich etwas Pb - Lösung eingesogen hat. Die Reaction ist dann wenig deutlich. ^) Die alkohoHsche Lösung darf nicht mit dem Canadahalsam des Dünnschlift's in Berührung kommen; man umgieht den Dünnschlift' mit einem etwa ^'•2 cm hohen Rand von Bienenwachs, und giesst die alko- holische Lösung in diese Vertiefung. 741 3. Es wurde Skapolithpulver (St. Lawrence Cty, mit 3.69 pCt. NaCl; d. Zeitschr. , 1887, p. 572) mit einer Lösung behandelt, die 6 pCt. HF, 4 pCt. HN0,3 und 2 pCt. AgNOs enthielt i). Ent- sprechend dem geringeren Cl - Gehalt muss hier die Einwirkung der Lösung länger dauern als beim Sodalith, ehe der die Körner umgebende AgCl - Schleier deutlich wird. Nach 10 Minuten be- ginnt die Trübung merklich zu werden, die Körner erscheinen blass gelb im durchfallenden Licht, nach 30 — 35 Minuten aber schon braun; fügt man, nach vorheriger xibspülung, die frühere Pyrogallol-Lösung hinzu, so werden die Scapolithkörner durch ab- gelagertes Ag undurchsichtig. Man kann aber auch die Reduction zu Metall unterlassen und die Scapolithkörner an der blossen AgCl - Ablagerung (besonders nach vorheriger Violettfärbung im Tageslicht) recht gut erkennen. Da sich hierbei auch CaF2 bildet, so musste durch einen besonderen Versuch entschieden werden, ob nicht auch die Ablagerung dieses Stoffes zu einer Verwechselung mit AgCl Anlass geben könne. Das findet nicht statt: Scapolithpulver, mit einer Lösung, die 6 pCt. HF, aber nicht HNO3 und AgNO.-! enthielt, behandelt, wurde wohl trübe, aber nie zeigten die Körner im durchfallenden Licht den eigen- thümlichen gelb-braunen Farbenton, und im aufi'allenden Licht den weissen Schleier, wie er für AgCl bezeichnend ist. Mit Scapo- lithen anderer Zusammensetzung sind keine Versuche angestellt worden, bei den basischen, Cl- armen Arten wird die Methode vei'sagen. 4. Silicate, die rasch mit Salzen schwerer Metalle in Wechselwirkung treten, können dadurch kenntlich gemacht wer- den, dass man deren Metallsubstitutionen mit (NH4)2S behandelt: das dunkel gefärbte Schwefelmetall schlägt sich auf der Ober- fläche der Silicatkörner nieder"). Da der Chabasit sich ganz besonders rasch mit K-Salzen umsetzt, so war zu erwarten, dass er sich auch mit den ähnlich constituirten Silber- und Thallium- Salzen rasch umsetzen werde, was die Versuche bestätigen. Chabasitpulver einige Minuten in der Kälte mit TINO3- oder AgNOs -Lösung behandelt, lässt eine bedeutende Menge Kalk in Lösung gehen, unter Bildung von Tl- und Ag- Chabasit; letztere Verbindungen werden durch Schwefelammon sofort in Amnioniak- Chabasit und AgL>S oder TI2S zerlegt. Zu mikrochemischen Reactionen erwies sich die Tl-Lösung geeigneter als AgNOs. Es ') Die Uhrgläser waren zum Schutz gegen die Flusssäure mit einer Schicht Canadabalsam überzogen. ^) Es wird weiter unten dargethan, wie man das weisse ZnS und das sehr blasse MnS deutlich sichtbar macht. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 4. 49 742 wurde Chabasitpulver mit kalt gesättigter, säurefreier TINO3- Lösung (etwa 10 pCt. Salz führend) bei 70" C. im Wasserbade behandelt ^) ; in den allermeisten Fällen war eine 5 — 6 Minuten lange Einwirkung ausreichend, in ein paar Fällen eine 10 Min. lange, um gute Ergebnisse zu erhalten^). Es wurde nun durch Decantiren das TINO3 ausgewaschen, wobei natürlich heftiges Schütteln zu vermeiden ist, und dann nicht zu starkes Schwefel- ammon zugegeben; die Chabasitkörner wurden von braunem bis schwarz -braunem TI2S bedeckt. Das Schwefelammon darf nicht zu lange mit dem TI2S in Berührung bleiben^), sondern muss mit Wasser abgespült werden, weil sich sonst etwas TI2S ablöst; letzteres tritt auch nach einiger Zeit in reinem Wasser von selbst ein, weshalb die Beobachtung unter dem Mikroskop sofort vorge- nommen werden muss. Die untersuchten Chabasite stammen von folgenden Orten her: Faröer, Leitmeritz, Aussig, Lobositz, Anne- rode, Monzoni, Gerstfeld, Oberstein, Monastir (Sardinien), Irkutzk und Baikalsee (Sibirien), Nova Scotia (rother sogen. Acadiolith); ferner Gmelinit von Glenarm, Nova Scotia, Faröer; Herschelith von Aci reale ; Seebachit von Richmond. In allen diesen Fällen wurden befriedigende Ergebnisse erhalten, nur bei einem Chabasit von Nidda (Hessen) waren auch nach 10 Minuten langer Ein- wirkung von TINO3 einzelne Körner, und bei einem Chabasit von unbekanntem Fundort sogar die meisten unverändert geblieben. Leider reichte der Stoff dieser Chabasite nicht zur Ausführung einer quantitativen Analyse. Bei Dünnschliffen versagt diese Methode, weil die Färbung durch TI2S nicht dunkel genug ist. Mit Ag2S gefärbte Dünn- schliffe sind zwar dunkler, aber die Ag2S - Theilchen sind recht ungleichmässig auf der Oberfläche vertheilt. Folgende Silicate bleiben unverändert, auch wenn die Tl- Lösung Y4 Stunde lang bei 100" C. einwirkte: Thorasonit (Kil- patrik, Kaaden), Analcim (Fassa), Leonhardit (Schemnitz; diese Zeitschr., 1885, p. 984), Leucit (Vesuv), Skolecit (Island); mit Schwefelammon übergössen, bleiben die klaren Körner völlig farb- los, nur die trüben waren blass braun, was wohl auf stattgefun- ^) Zu jedem Versuch wurde etwa ein halbes Co Lösung ver- braucht; um das Eintrocknen der Lösung zu verhindern, wurde der Versuch in einem kurzen Probirrohr angestellt, in welches ein zweites Probirrohr hineingeschoben wurde. *) Zu lange Einwirkung muss vermieden werden, weil dann leichter eine Ablösung vom unveränderten Kern eintritt. ^) Das Schwefelammon muss frei von schwebenden Stoffen (Staub, Korkstücke) sein, weil sonst leichter eine Ablösung des TI2S vom Kern eintritt. 743 dene Verwitterung der Minerale deutet, zum Tlieil mochte auch die Tl-Lösung in die feinen Risse gedrungen sein und Hess sich dann schwer auswaschen. Neben diesen Mineralien konnte man den Chabasit gut kenntlich machen. Die folgenden Minerale, die sich mit KCl-Lösung langsamer als der Chabasit umsetzen, treten auch mit TINO3 viel langsamer in Wechselwirkung; da nur wenige Abarten zur Verfügung stan- den und dieselben nicht immer frei von Beimengungen waren, so wurden eingehendere Versuche aufgegeben, und es sind hier nur die Tastversuche mitgetheilt. Phillipsit von Aci reale wurde nach 5 Minuten langer Ein- wirkung von Tl - Lösung bei 70 " durch Schwefelammon ebenso gut schwarz-braun gefärbt wie der Chabasit. Die folgenden Minerale wurden alle 15 Min. bei 100^ C. mit Tl-Lösung behandelt und dann mit (NH4)2S. PhiUipsit von Aqua acetosa bei Rom: die Körner meist dunkel braun, einige heller braun. Phillipsit von Lauban: meist dunkel braun, einige hell und dunkel braun gesprenkelt, sehr wenige Körner noch unverändert farblos. Harmotom {Andreasberg): dieselbe Erscheinung wie beim Phillipsit von Lauban. Stilbit (Berufjord): wenige schwarzbraun, meist ganz farblos oder braun gesprenkelt. Desmin (Island) : mehr braun gefärbte Körner als beim Stil- bit, sonst gleich. Natrolit (Leipa) : sehr ungleichmässig gefärbt, braun-schwarze neben farblosen Stellen; zum Theil dürfte die Färbung durch Tl- Lösung, welche in die feinen Risse gedrungen, bewirkt sein. Mit anderen Metallsalzen sind keine Versuche angestellt. Barytharmotom (Andreasberg) mit kalt gesättigter Lösung von neutralem chromsaurem Kali Y2 Stunde dei lOO** behandelt, war oberflächlich mit einem sehr blass gelben Ueberzug von BaCrO-t bedeckt, der im auffallenden Licht etwas deutlicher hervortrat als im durchfallenden; bisweilen dürfte diese Reaction zur Erkennung von Harmotom verwerthbar sein. 5. Silicate, die rasch mit NH4C1-Lösung in "Wechselwirkung treten, können dadurch kenntlich gemacht werden, dass das Am- mon als roth- braunes Quecksilberoxyjodidamidid mit dem Ness- ler' sehen Reagenz auf den Körnern niedergeschlagen wird. Be- dingungen des Gelingens sind: dass die Menge des NH3- Silicats eine sehr geringe ist; bei viel NHs haftet der sich ausseiest reichlich abscheidende braun -rothe Niederschlag gar nicht mehr an den Körnern; dann muss die NESSLERSche Lösung eine sehr 49* 744 ettipfindliche sein, da der braune Niederschlag in JK löslich ist. Die Lösung wurde folgcndcrmaassen ^) hergestellt: 1,8 grm JK in in 25 cc H2O gelöst, mit überschüssigem HgJ2 gekocht, dann 3,5 grm KHO zugegeben, auf 50 cc verdünnt und wieder gekocht; die trübe Lösung klärte sich in einem verschlossenen Cylinder nach mehreren Stunden vollständig. Diese Lösung ist mit HgJ2 gesättigt und scheidet diesen Körper beim Verdünnen mit Wasser theilweise ab, was jedoch bei den Versuchen nicht weiter schadet. Es wurde Chabasitpulver (Faroer, Leitmeritz; Acadiolit von Nova Scotia), Herschelit (Aci reale), Seebachit (Richmond) 2 Min. mit kalt gesättigter NHiCl-Lösung in der Kälte behandelt^), dann durch Decantiren mit Wasser ausgewaschen, das feuchte Pulver mit dem NESSLER'schen Reagenz^) übergössen und etwas umge- rührt, um Concentrations-Unterschiede rasch aufzuheben ; die blass bis dunkel braune Färbung der Chabasitkörner beginnt sofort, und es ist diese Reaction eine befriedigende. Ueber die Ein- wirkungsdauer der NH4CI - Lösung lassen sich keine bestimmten Angaben machen, und es ist die Zeit durch Versuche zu ermit- teln. Gmelinitpulver hatte schon durch 2 Min. währende, Cha- basitdünnschliffe schon durch einige Secunden dauernde Einwir- kung von gesättigter NHtCl-Lösung so viel Amnion aufgenommen, dass der braune Niederschlag nicht mehr haftete. Folgende Minerale zeigten nach 2 Min. langer Einwirkung der NIIiCl-Lösung keine Veränderung: Thomsonit, Analcim, Leucit, Skolecit, Leonharcüt. Bei Stilbit und Desmin war dagegen die Färbung der Kör- ner eine sehr ungleiclmiässige. 6. Calcit scheidet aus FeCIs -Lösung rasch Fe203 ab, was mit Schwefelammon sichtbar gemacht werden kann (d. Zeitschr., 1887, p. 489); auch Witherit und Aragonit thun das, nur lang- samer, auch haftet der FeS-Niederschlag weniger stark und ist nicht gleichmässig auf der Oberfläche vertheilt. Besonders beim Aragonit findet man die grössten Unterschiede im Verhalten gegen obige Reagentien und es ist zu untersuchen, ob fremde Beimen- *) Doch ist damit nicht gesagt, dass nicht andere Lösungen noch zweckdienlicher sind. ^) Die Lösung muss vorsichtig geschwenkt werden , damit die Chabasitkörner immer mit dem genügenden NH4Cl-Ueberschuss in Be- rührung sind. ^) Das NESSLER'sche Reagens muss sofort nach dem Auswaschen, was einige Minuten dauert, zugegeben werden ; wird das Reagens etwa nach 20 Min zugegeben, so erscheint die Braunfäi'bung sehr blass; offenbar wird das Ammonsilicat durch Wasser allmählich etwas zerlegt. 745 gungeu (SrC03), oder ungleiche Härte des Krystalls dies be- wirlvcu ^). Ein stark abweichendes Verhalten zeigt Eisensulfat -Lösung. Mit Witherit zusammengebracht, findet anfangs eine sehr schwache COs-Entwicklung statt, die bald fast ganz aufhört, und wenn man nach 5 — 10 Minuten währender Einwirkung mit Schwefelaramon behandelt, so erscheint die Oberfläche durch Spuren FeS sehr blass grün gefärbt, während Calcit und Aragonit dunkel bis schwarz-grün gefärbt sind. Offenbar scheidet sich im ersten Augenblick auf der Oberfläche des Witherit eine sehr dünne BaSO^-Schicht ab, welche die weitere Einwirkung der Fe-Lösung hindert. Zur Verwendung gelangte Eisenoxydammoniakalaun -Lö- sung (1 Theil des krystallisirten Salzes in 15 Theilen H2O). Bei den grossen Unterschieden in der Angreifbarkeit lassen sich nähere Angaben über die Einwirkungsdauer nicht machen; bei Pulvern genügt meist eine Minute, bei Dünnschlift'en meist 10 Minuten. Man lässt letztere am besten in der Lösung liegen und zieht die Platte etwa nach jeder Minute für einen Augen- blick heraus, damit die oberflächlich anhaftenden CO2 -Bläschen sich loslösen. Leider haftet das FeS an den Körnern wenig, und bei Dünnschliffen erscheint die Oberfläche nicht gleichmässig schwarz oder dunkel grün, sondern gesprenkelt, auch weisse Stellen finden sich selbst nach 10 Minuten langer Einwirkung. Kleine Einlagerungen von Witherit im Aragonit können somit nicht mehr erkannt werden. Alstonit und Barytocalcit scheiden aus der Eisenalaun - Lö- sung sehr wenig mehr Fe203 ab als Witherit; nach Behandlung mit Schwefelammon erscheint die Oberfläche blass grün gefärbt. Aus einem Alstonit (Aiston), der zusammen mit Calcit auftritt, wurden Dünnschliffe hergestellt, und es treten nach Behandlung mit Eisenalaun und Schwefelammon die Grenzen beider Minerale gegen einander recht scharf hervor. Strontianit scheidet aus Eisenalaun - Lösung^) sehr wenig mehr Fe2 03 ab als Witherit, und nach Behandlung mit Schwefel- ammon erscheint die Obei'fläche sehr blass grün gefärbt. Dünn- schliffe, aus einem mit Calcit verwachsenen Strontianit herge- stellt, und dann wie früher behandelt, Hessen die Grenzen beider Minerale gegen einander recht scharf erkennen. Mit den Sulfaten von AI, Cr, Ur bei Gegenwart eines Farb- ^) Auch die Oberflächen-Beschaffenheit macht sich sehr geltend. ') Auch auf FeCls - Lösung wirkt Strontianit sehr viel langsamer als Aragonit. 746 Stoffs sind keine Versuche angestellt worden; vielleicht führen sie zu befriedigenderen Ergebnissen als Eisenalaun. 7. Da BaCrOi in Essigsäure sehr wenig löslich, CaCr04 und SrCr04 aber leicht löslich sind, wurde noch folgendes Unter- scheidungs-Verfahren geprüft. Es wurde eine Lösung hergestellt, die auf 130 Theile Wasser 12 Theile K2Cr207 und 3 Theile Eisessig enthielt. Witheritpulver 10 Min. mit dieser Lösung behandelt, erscheint sehr blass, aber deutlich gelb gefärbt, be- sonders im auffallenden Licht, während Strontianit und Calcit natürlich farblos bleiben. Eine längere Einwirkung verstärkt die gelbe Färbung des Witherit nur unbedeutend, auch ist eine solche durch gleichzeitige Gegenwart von SrCO.3 und CaCOs ausge- schlossen, weil letztere stark durch die Essigsäure gelöst werden. Barytocalcit und Alstonit verhalten sich beide gleich und werden nach 10 Min. dauernder Einwirkung durch einen stark citron- gelben Ueberzug von BaCrOi getrübt, und sind sehr deutlich von Witherit zu unterscheiden; in einzelnen Fällen musste die Ein- wirkungsdauer auf 20 Min. ausgedehnt werden, um alle Körner gleichmässig stark zu färben. Dieselben Versuche wurden an Dünnschliffen^) wiederholt. Die Färbung ist bei Witherit äusserst schwach gelb, und im durchfallenden Licht meist nicht wahrnehmbar, dagegen bei Alstonit und Barytocalcit stark citrongelb und sehr deutlich. Bei den Proben, die gleichzeitig Alstonit und Calcit enthielten, waren die Grenzen beider Minerale gegen einander sehr scharf zu erken- nen; diese Methode ergänzt also die im vorigen Abschnitt be- schriebene. 8. Manche Arten von Cerussit (z. B. wasserhelle von Ner- tschinsk) werden durch Schwefelammon in der Kälte sehr wenig verändert, ja selbst beim Kochen geht die Umwandlung in PbS sehr langsam vor sich. Wird dagegen Na2S- Lösung angewandt, so überziehen sich die Cerussitkörner in wenigen Minuten mit schwarzem PbS, was durch Erwärmen noch beschleunigt wird. Da in manchen Fällen die Gegenwart anderer Minerale die An- wendung von Schwefelnatrium ausschliesst, so ist es wünschens- werth, den Cerussit in anderer Weise kenntlich zu machen. Cerussitpulver , mit der im vorigen Abschnitt erwähnten chromsauren Lösung 10 Min. behandelt, war durch oberflächlich ') Man zieht den Dünnschliff von Zeit zu Zeit aus der Lösung für einen Augenblick heraus, damit die CO2 - Bläschen sich loslösen; wenn man mit Mineralpulver arbeitet, so genügt eine schwache Er- schütterung des Uhrglases, um denselben Zweck zu erreichen. 747 abgelagertes PbCr04 sehr blass, aber deutlich gelb gefärbt; län- gere Einwirkung oder Erwärmen verstärkt die Gelbfärbung^). In befriedigender Weise lassen sich die Cerussitkörner auch durch oberflächlich abgelagertes gelbes PbJs kenntlich machen, was durch Behandlung mit folgender Lösung geschieht. Salpeter- säure von 20 pCt HNO3 wurde etwas weniger als die der Säure äquivalente Menge JK - Pulver zugefügt und dann tüchtig ge- schüttelt; ein Theil des gebildeten KNO3 scheidet sich sofort aus, da dieses Salz in freien Säuren weniger löslich ist als in reinem Wasser. Man lässt absitzen und vermischt einen Raumtheil der klaren Lösung mit 9 Raumtheilen Alkohol von 95 pCt. , und schüttelt, wobei sich das meiste KNO3 abscheidet. Die klare Lösung-) wandelt Cerussitpulver in wenigen Augenblicken ober- flächlich in PbJ2 um; ist die Färbung genügend, so spült man mit Alkohol ab. Ist die Anwendung einer sauren Lösung ausgeschlossen, so empfiehlt sich folgendes Verfahren, bei welchem die Cerussit- körner durch oberflächlich abgelagertes Bleisuperoxyd kenntlich gemacht werden. Als Oxydationsmittel diente eine alkalische Br - Lösung , die durch Auflösen vor 2 grm KHO in 12 cc Br - Wasser (bei Zimmertemperatur mit Br gesättigt) erhalten wurde ^). Die Wirkung der Lauge auf Cerussit beginnt sofort sichtbar zu werden, nach 10 Min. sind die Körner orange bis braun gefärbt und sehr deutlich gekennzeichnet; bei stärkerem Erwärmen werden sie schwarz-braun, doch ist es nicht rathsam, die Färbung weiter zu trüben, als zum deutlichen Erkennen er- forderlich ist, weil sich der Pb02 - üeberzug um so leichter ab- löst, je dicker er ist. Na2S-Lösung wandelt den Pb02-Üeberzug in PbS um. Anglesitpulver (Pensylvanien) wird durch Einwirkung obiger Br - Lauge in der Kälte oberflächlich rasch zu Pb02 oxydirt; Gelbbleierz (Bleiberg) mit der Lösung gekocht, färbt sich schwarz- braun, und wahrscheinlich wird dieses Verfahren bei allen na- türlichen Sauerstoff- und Chlorverbindungen des Bleies anwend- bar sein. ') Da BiaOsCrOs in Essigsäure wenig löslich ist, so wird man dieses Verfahren vielleicht auch bei manchen Bi-Miueralien anwenden können. -) Eine Verdunstung des Alkohols während der Einwirkung ist zu verhindern, auch darf beim Zusatz der alkoholischen Lösung das Cerussitpulver nicht mit Wasser befeuchtet sein, sondern trocken oder mit Alkohol befeuchtet. ') Da die Lösung sehr veränderlich ist, so stellt man dieselbe kurz vor der Anwendung her, auch werden in manchen Fällen andere Verhältnisse von Br und Alkali besser sein. 748 Vielleicht auch bei manchen Schwefelverbindungen des Bleies, wenigstens führten Versuche an Bleiglanz zu ganz erträglichen Ergebnissen. Bleiglanz in der Kälte mit Br - Lauge behandelt, verliert rasch den Glanz und nach 15 Min ist die Obei-fläche mit einem hell gelben bis bräunlichen üeberzug^) bedeckt, der nach 30 Min. meist hell braun gefärbt ist. doch finden sich immer noch Stücke mit einem sehr dünnen üeberzug. durch welchen der schw^arze Untergrund hindurch schimmert. Die Flächen, auf welchen die Körner ruhen, werden begreiflich sehr viel langsamer umgewandelt, und bei dem hohen Eigengewicht der Körner wer- den diese durch schwaches Schwenken der Lösung nicht immer umgewendet. Die Br-Lauge erneuert man von 5 zu 5 Minuten. Zweckmässiger ist es. in folgender Weise zu verfahren. Man lässt die Br-Lauge etwa 10 Min. einwirken, spült dann mit Wasser ab, verdrängt das Wasser mit Alkohol und fügt die vorige alko- holische JH-Lösung hinzu, wodurch das oberflächlich abgelagerte Pb02 sofort zu PbJo umgewandelt wird. Alle Bleiglanzkörner sind oberflächlich gelb gefärbt, wenn auch in verschiedenem Grade, und bei manchen schimmert noch der schwarze Untergrund hin- durch, doch sind auch diese deutlich gekennzeichnet. Es ist nicht rathsam. den Pb02 - Üeberzug stärker werden zu lassen und ihn dann in PbJ2 überzuführen, weil dann leichter eine Ablösung des Ueberzuges eintritt, auch erscheinen die schar- fen Kanten und Ecken dann stark abgerundet. 9. Zinkspath kann dadurch sehr deutlich kenntlich ge- macht werden, dass man denselben zuerst oberflächlich in weisses, wenig deutlich wahrnehmbares ZnS verwandelt, was durch Be- handeln mit einer Na2S- Lösung (7 Theile Na2S 9 H2O in 10 Theilen Wasser gelöst), am besten unter schwachem Erwärmen, ausgeführt wird. Die Umwandlung geht rasch vor sich: eine halbe bis drei Minuten genügen; man spült die NaoS-Lösung ab und fügt AgNOs-Lösung hinzu, wonach ZnS sofort durch dunkel braunes oder schwarzes Ag2S ersetzt wird. Nach diesem Ver- fahren sind schon früher (d. Zeitsclir., 1876, p. 573) Kiesel- zinkerz und Zinkblende gekennzeichnet worden. 10. Nach genau demselben Verfahren kann Manganspath (Nagyag. Diez. Freiberg) gekennzeichnet werden, nur muss man mit Na2S-Lösung etwas länger (2 — -3 Min.) und viel stärker er- wärmen, namentlich die eisenreichen Varietäten; die Trübung der Körner durch MnS-Ablagerung ist meist schon mit blossem Auge wahrnehmbar, und bei starkem Fe -Gehalt ist die Färbung durch ^) Vielleicht ist derselbe nicht reines PbOj, sondern ein Gemenge von diesem und den zahlreichen Oxybromiden. 749 FeS- Bildung recht dunkel. Fügt man AgNOs- Lösung hinzu, so wird der MnS - Ueberzug durch AgoS ersetzt, die Manganspath- körner erscheinen braun bis schwarz gefärbt. — Oder man ver- wandelt Manganspath oberflächlich in braunes Manganhyperoxyd- hydrat; erwärmt man die Körner mit der früher erwähnten alka- lischen Br-Lösung bis fast zum Kochen, so werden sie alle blass braun gefärbt, sie sind deutlich zu erkennen, doch erfolgt die Einwirkung langsam. — Am besten ist folgendes Verfahren: man wandelt, wie oben angegeben, Manganspath in MnS um, spült die Na2S-Iiösung ab, und erwärmt stark mit der alkalischen Br-Lösung; der MnS -Ueberzug wandelt sich rasch in kastanien- braunes Mn02 um. Ist die Anwendung von NaaS anderweitig ausgeschlossen, so erwärmt man das Manganspathpulver mit einer Kalilösung (2 gr KHO in 12 CG H2O) bis fast zum Kochen, wobei CO2 dem Späth, entzogen wird, spült die Lösung ab und erhitzt nun mit der alkalischen Br-Lösung: es bildet sich ein stark brauner bis schwarzer Ueberzug von Mn02; doch ist dieses Verfahren weni- ger empfehlenswerth, weil der starke Ueberzug sich leicht ablöst. Wird nun der braun gefärbte Manganspath mit SchAvefel- ammon behandelt, so tritt ziemlich rasch eine Umwandlung des Mn02 zu MnS ein, die dunkle Färbung verschwindet (Unterschied von Pb02), und wenn gleichzeitig mit dem MnO^ auch Fe20.3 gebildet war. so wird dieses als grünes FeS sichtbar. 11. Wird Eisenspath mit Na2S- Lösung in der Wärme be- handelt, so haftet das sich bildende FeS fast gar nicht; erwärmt man mit Schwefelammon . so bildet sich eine blass grüne, haf- tende FeS -Schicht, die sich zwar mit AgNOs sofort zu Ag2S umsetzt, aber letztere Verbindung haftet nicht an der Unterlage. Es wurde nun folgendes Verfahren eingeschlagen: zuerst Eisenspath oberflächlich in Oxyd umgewandelt, und dieses dann mit Schwefelammon in FeS. Erwärmt man Eisenspathpulver mit der alkalischen Br-Lösung bis fast zum Kochen (2 — 3 Min. lang), so erscheinen alle Körner blass braun und dann, mit Schwefelam- mon versetzt, ziemlich dunkel grün gefärbt; die Reactionen sind recht deutlich. Oder man erhitzt das Eisenspathpulver mit Kalilauge (2 gr KHO in 12 CO H2O) 2 — 3 Min. lang bis fast zum Kochen; alle Körner erscheinen hell braun, nach Zusatz von Schwefelammon: schwarz ; oder man erhitzt erst mit obiger Kalilauge 2 — 3 Min. lang, spült ab und erwärmt schwach mit der alkalischen Br-Lö- sung: alle Körner sind mit schwarz - braunem Fe203 überzogen, was durch Schwefelammon in schwarzes FeS übergeführt wird. Die Versuche wurden an durchsichtigen Krystallen von Neu- 750 dorf (Anhalt) angestellt, und es enthielt das FeCOa etwas MnCOs beigemengt. Es wird nun die weitere Aufgabe sein, zu ermit- teln, wie sich Minerale, die gleiclizeitig verschiedene Carbonatc der allialischen Erden und schweren Metalle führen, gegen obige Keagentien (vom Absatz 6 an) verhalten; einige Tastversuche be- lehren, dass sich bisweilen abweichendes Verhalten einstellt, wäh- rend in anderen Fällen die beschriebenen Wege zum Ziele führen. So erleidet der ziemlich eisenreiche Dolomit von Traversella durch obige Kali- und alkalische Br-Lösung keine Veränderung, während der Eisenzinkspath von Altenberg, mit NasS-Lösung fast bis zum Kochen erhitzt, sich durch ausgeschiedenes FeS blass grün färbt; dann mit Br-Lauge gekocht, wandelt sich das FeS in blass brau- nes Fe203 um. Es wurden noch folgende Tastversuche über das Verhalten .der Schwefelverbindungen des Eisens gegen kalte alkalische Br- Lösung angestellt. Magnetkies (Bodenmais, Orijärwi in Finland) bedeckt sich rasch mit Fe^Oa, was jedoch nicht haftet, auch werden die einzelnen Körner sehr ungleichmässig geschwind an- gegriffen, besonders langsam die natürlichen Oberflächen. Pyrit färbt sich nach einigen Minuten brouce-gelb bis kupfer-roth und nur sehr allmählich tritt eine Oxydation zu Fe203 ein. Markasit wird rascher als Pyrit, aber sehr viel langsamer als Magnetkies angegriffen. Vielleicht lässt sich dieses verschiedene Verhalten in manchen Fällen zur Unterscheidung des Magnetkieses von den beiden anderen Kiesen verwerthen. 12. Pyromorphit (Braubach, Ems, Durham, Pennsylvanien) und Mimetesit (Erzgebirge , Cumberland) lassen sich dadurch kenntlich machen, dass man das Chlor als AgCl auf der Ober- fläche niederschlägt und dann das AgCl zu Metall reducirt. Das Verfahren ist genau dasselbe, wie im Abschnitt 1 beschrieben wurde. Uebrigens genügt es schon, den AgCl-Ueberzug (durch 20 — 40 Min. dauernde Einwirkung der sauren Silberlösung) dicker werden zu lassen, um die Mineralkörner kenntlich zu machen, besonders wenn man durch Belichtung eine Violettfärbung des AgCl bewirkt. Zum Nachweis des Bleies in beiden Mineralen dienen fol- gende Methoden : Schwefelammon ^) wirkt sehr langsam ein, während Na2S-Lösung (7 Theile Na2S. 9 H2O in 10 Theilen H2O) ^) Bevor die beiden Methoden aufgefunden waren, wurde folgendes Verfahren eingeschlagen. Das Pulver wurde in der Kälte mit einer wässerigen Schwefelsäurelösung (5 pCt. H2SO4) 15 Min. behandelt, wobei sich die Körner mit einem dünnen üeberzug von PbSOi be- deckten; dann abgespült und mit Schwefelammon übergössen. Das PbS04 wandelt sich in braunes PbS um. 751 in wenigen Minuten eine Sehwarzfärbung bewirkt; die früher ver- wendete allialische Br-Lösung wirkt in der Kälte auf Pyromorphit sehr langsam ein, auf Minietesit etwas rascher; beim Erhitzen der Lösung werden beide Minerale oberflächlich rasch in schwarz- braunes Pb02 verwandelt. Chlorapatit (Snarum und künstlich dargestellte Krystalle, erhalten durch Auflösen von Calciumtriphosphat in geschmolzenem CaCb oder NaCl) lässt sich genau nach demselben Verfahren wie Pyromorphit und Mimetisit durch Behandeln mit der sauren Ag-Lösung kenntlich machen, doch wird Apatit durch die 4pro- centige HNO3 - Säure stärker gelöst, als die beiden anderen Mi- nerale, man darf die Einwirkung nicht zu lange ausdehnen. Es ist durch Versuche festzustellen, bis zu welcher Grenze der Chlor- gehalt herabgehen darf, um noch in obiger Weise nachweisbar zu sein. Nachtrag. Nachdem obige Arbeit dem Druck übergeben war, fielen mir folgende mikrochemische Reactionen ein, durch welche einige früher mitgetheilte vervollkommnet werden. Witherit wird durch Behandlung mit der früher erwähnten Chromsäurelösung oberflächlich in gelbes BaCrOi verwandelt, doch ist die Gelbfärbung eine sehr blasse und bei Dünnschliffen, im durchfallenden Licht, meist nicht wahrnehmbar. Dieser hell gelbe BaCr04-Ueberzug wird nun in rothes Ag2Cr04 verwandelt, dessen Farbe so gesättigt ist, dass auch Dünnschliife von Witherit sehr deutlich gekennzeichnet sind; auch braucht die Chromsäure-Lösung jetzt nur 5 Minuten lang einzuwirken (früher waren 10 Minuten angegeben), was den weiteren Vortheil hat. dass beigemengte Carbonate von Strontium und Calcium nicht so stark gelöst wer- den. Nachdem die Chromsäure-Lösung vollkommen abgespült ist. übergiesst man die noch feuchten Körner oder den Dünnschliff mit neutraler AgNOs - Lösung: die Umsetzung erfolgt in einigen Minuten. Ein Trockenwerden der mit BaCrO^i überzogenen Kör- ner oder Schliffe ist zu vermeiden, weil dann die Umsetzung mit AgNOs langsamer erfolgt. Wirkt eine concentrirte Lösung von neutralem Kalichromat (K2Cr04) in der Kälte ^) 10 Minuten lang auf Witheritpulver ein, so bedecken sich die Körner mit einem sehr blass gelben, wenig deuthchen Ueberzug von BaCrOi; nach Zusatz von AgNOs-Lö- ') Da das sich bildende K2CO3 eine theilweise Rückbildung von BaCr04 bewirkt, so ist das Gemenge von Lösung und Pulver von Zeit zu Zeit umzurühren, um eine zu starke örtliche Anhäufung von KoCOs zu verhindern. Man kann übrigens die Lösung auch bei Siedehitze etwa 2 Min. lang einwirken lassen, und erhält ebenfalls gute Ergebnisse. 752 suiig färben sich jedoch die Körner lebhaft roth. Witherit kann also sehr gut so gekennzeichnet werden, vorausgesetzt, dass die Gegenwart anderer Minerale die Anwendung von neutralem Kali- cbromat nicht ausschliesst. Auch der BaCrOi-Ueberzug beim Harmotoni (Absatz 4) kann durch Behandeln mit AgNOs in Ag2Cr04 übergeführt werden. und wenn auch die Färbung der einzelnen Körner eine sehr un- gleichmässige ist, so wird sie doch in manchen Fällen eine Un- terscheidung des Barytharmotoms von anderen Mineralen er- möglichen. Cerussitpulver, mit der sauren Chromsäure-Lcisung behandelt, wird oberflächlich in PbCr04 umgewandelt; viel zweckmässiger ist es jedoch, statt des blass gelben neutralen Bleichromats, das gelb - rothe. basische Salz 2 PbO, CrOa (sogen. Chromroth) her- zustellen: die Reaction ist sehr viel empfindlicher, zudem verläuft sie nur in alkalischer Lösung, nicht in saurer, was unter Um- ständen ja ebenfalls erwünscht sein kann. Die einwirkende Lö- sung enthält auf S Theile H2O 2 Theile K2Cr04 und 0,07 Theile Kalihydrat (KHO). Cerussitpulver färbt sich in dieser Lösung nach einigen Minuten in der Kälte oberflächlich roth. bei sehr schwachem Erwärmen schon nach einigen Augenblicken. Blei- vitriol (Pensylvanien) und Chlorblei (Vesuv) färben sich in der Kälte ebenfalls rasch. Molybdänbleierz (Schwarzenbach) wird erst beim starken Erwärmen der Lösung und langsam umgewandelt, Pyromorphit und Mimetesit bleiben unverändert. Beimengungen von Bleivitriol und Cerussit im Pyromorphit köimen also so sichtbar gemacht werden, z. B. in den Pscudomorphoscn von Pyromorphit nach Cerussit (Blum, Pseudom., 1879, p. 96). 753 5. Oracaiithiis Bochuinensis n. sp., ein Trachyacanthide des deutschen Kohlen- gebirges. Von Herrn Otto Jaekel in Berlin. Hierzu Tafel XXXVII. Von Herrn Prof. Dames wurde ich kürzlich auf ein Fossil aufmerksam gemacht, welches aus der productiven Kohle des Hannibal-Schachtes bei Bochum in Westfalen stammt und bisher nur gelegentlich von Herrn Prof. von Kcenen ^) als keilförmiges Knochenstück erwähnt worden war. Die äussere Erhaltung des Fossils ist sehr ungünstig, indem dasselbe sehr abgerieben, an zwei Seiten des Umrisses mehrfach gebrochen und schliesslich so mit Kohle überzogen ist, dass weder die allgemeine Form noch die Oberfläche ohne Weiteres kenntlich sind. Auf Taf. XXXVII, Fig. 1 ist das Fossil in ^3 natürlicher Grösse abgebildet. Einigermaassen intact ist nur die linke Seite; die nach oben gerichtete Spitze war sehr abgerieben und musste überdies noch zur Anfertigung eines mikroskopischen Präparates z. Th. entfernt werden. Ganz abgebrochen ist die Unterseite und die untere Hälfte der rechten Seite. Die hier nicht abgebildete Rückseite des Fossils ist durch eine dicke Kohlenrinde verdeckt. Glücklicherweise war das Fossil zweimal bei m und n der Fig. 1 gebrochen, sodass sich an drei Stellen die Querschnitte feststellen Hessen. Dieselben sind in Fig. 2, 3 und 4 in natür- licher Grösse abgebildet. Fig. 2 stellt den Querschnitt bei n, Fig. 3 den bei m und Fig. 4 den am oberen Ende dar. Aus denselben ergiebt sich, dass das Fossil aus zwei nach unten und hinten (rechts der Fig. 1) geöffneten Flügeln besteht, welche oben verschmolzen sind und vorn (rechts der Fig. 2, 3 u. 4) einen verdickten Kiel bilden. Ferner zeigen Fig. 2 und 3. dass der nach unten gerundete Flügel am verdickten Vorderrand bei a eingebrochen und auf den Gegenflügel gedrückt ist. Dabei hat er noch in sicli selbst mehrere Brüche erfahren. Schliesslich ') Diese Zeitschrift, Bd. XVII, ISHo, p. 271. 754 erkennt, man an den Querschnitten schon mit blossem Auge zahl- reiche Kanäle bezw. Hohlräume in der Grundmasse, auf welche ich später bei Besprechung des histologischen Baues zurück- komme. Die Oberfläche erscheint unregelmässig längsgefurcht, aber diese Furchung entspricht nicht der urspünglichen Oberfläche des Fossils, sondern ist theils die Folge einer künstlichen Abreibung in der Längsrichtung, theils mag die Kohlenrinde selbst sich in Längswülsten an der rauhen Oberfläche angeheftet haben, wie dies auch z. B. an Stücken aus dem englischen Carbon häufig zu beobachten ist. Die ursprüngliche Oberflächen - Sculptur erkennt man an den Querschnitten, wo sich deutlich gerundete Höcker zeigen, und an stärker abgeriebenen Theilen der Oberfläche, wo sich diese Höcker durch ihre tief schwarze Farbe in den Wül- sten der heller gefärbten Kohle markiren. An dem Vorderrand stehen einige undeutliche Höcker, welche sehr stark abgerieben sind, aber die frühere Anwesenheit grösserer Dornen mehr als wahrscheinlich machen. Der histologische Bau des Fossils ist im Gegensatz zu dem ungünstigen Aussehen der Form vorzüglich erhalten und ermög- lichte eine sichere Bestimmung desselben, als Hartgebilde eines Placoiden oder Knorpelfisches. Die Grundmasse ist von zahl- reichen grossen, Gefässe führenden Kanälen durchzogen, von de- nen vereinzelte Dentinröhrchen ausgehen (vergl. Fig. 5 a). Die dünneren Ausläufer dieser Kanäle senden zahlreiche Dentinröhr- chen aus (vergl. Fig. 5 b) und zersplittern sich schliesslich in diese. Die Grundmasse ist um jene Kanäle concentrisch abge- sondert, sodass je nach dem Gehalt färbender Salze concentrische Streifung entsteht. Besonders auffällig und fast als Fluidalstructur tritt diese Erscheinung in einer horizontalen Zone auf, durch welche eine krönen- und eine wurzelartige Substanz unterschieden wird. Das in systematischer Hinsicht Ausschlag gebende ist der Mangel an Osteoblasten oder Knochenzellen. Das Hartgebilde ist also kein Knochen, sondern eine Placoidbildung aus Vasodentin, wie sie für die Knorpelfische charakteristisch ist. Unter diesen können nun zum Vergleich nur jene eigen- thümlichen Hartgebilde herangezogen werden, welche als Oracan- thus bezeichnet Averden und einer Ordnung von Knorpelfischen angehören, für welche ich a. a. 0. den Namen Trachyacanihidac vorgeschlagen habe^). Es sind dütenförmige Platten, welche seit- lich am Kopf befestigt waren. Da die äussere Form unserer Art ^) Jaekel. üeber fossile Ichthyodorulithen. Sitzungsber. d. Ges. naturf. Freunde, Berlin 1890, p. 130. '55 so ungünstig erhalten ist, und es mir bei der Seltenheit derar- tiger Objecte noch nicht möglich war, eine grössere Anzahl hierher gehöriger Gattungen histologisch zu untersuchen, so lassen sich für die genauere Stellung unserer Form wenig Anhalts- punkte gewinnen. Deshalb erscheint es zweckmässig, die Art zu Oracanflms im weiteren Sinne zu stellen, und da sie sich von den beschriebenen Arten in mehreren Punkten nicht unerheblich zu entfernen scheint, als Oracanthus Bochumensis n. sp. zu bezeichnen. Der Fund hat insofern einige Wichtigkeit, als er meines Wissens der erste Rest eines Trachyacanthiden ist, der aus dem deutschen Kohlengebirge bekannt wird. Man kannte die Formen bisher aus der Kohlenperiode namentlich von England. Nord- Amerika und Belgien. Es wäre in hohem Grade interessant, wenn neben jenen Hartgebilden nun auch die Gebisse in Gestalt CocMwäus-Sirüger Zahnplatten in Westfalen nachgewiesen werden könnten. 756 B. Briefliche Mittlieilimgeii. 1. Herr J. Siemiradski an Herrn G. Bekendt. lieber eine Endmoräne der ersten Vergletscherung unterhalb Krakau an der Weichsel und über die Natur der dortigen Lössbildung. Erstes Schreiben. Lemberg, den 13. October 1890. Ich beeile mich, ihnen eine Nachricht, mitzutheilen, welche Sie höchst erfreuen wird: Ansser der oberen Endmoräne der zweiten Gletscheroscillation in Polen, welche, wie aus meiner früheren Mittheilung ersichtlich ist, genau in der Verlängerung der von Ihnen beschriebenen südlichen l)altischen Endmoräne liegt, habe ich in diesem Sommer viel südlicher Reste einer ebenso schön ausgeprägten Endmoräne der ersten Vergletscherung gefunden, und zwar unter Bedingungen, welche das Alter derselben ausser jedem Zweifel lassen. Dicht an der russisch -galizischen Grenze, kaum 1 Kilom. vom linken Weichselufer entfernt, zwischen der Grenzwache Sierosiavice und dem Rittergute Kuchary. etwa 3 Meilen nördlich von Bochnia, ist der Punkt gelegen. Das beigefügte Profil mag die Verhältnisse des Ortes erklären: Das steile Weichselufer ist durchweg aus Löss gebildet, wel- cher auch das hohe Plateau nördlich davon ununterbrochen be- deckt und die höchsten Punkte der Gegend bildet. Schneiden wir diesen Lössstrcifen in S-N - Richtung bis zum Kamme der 757 Wasserscheide zwisclien der Weichsel und dem Flusse Szre- niawa durch, so erblicken wir, dass diese Wasserscheidelinie aus einer doppelten Hügelkette besteht. Der Löss bricht plötz- lich mit einer verticalen, etwa 3 m hohen Wand gegen Norden ab und weiter nördlich tritt nur brauner, unterer Geschiebemergel auf, welcher gegen das Szreniawa-Thal langsam abfällt. An der nördlichen Lössgrenze entsteht dadurch ein breiter Graben, dessen südliche, verticale Böschung Löss, dessen nördliche, weniger steile Geröllhügel bilden, welche sich wallartig in W-0- Rich- tung erstrecken, und einzelne, meist von Gebüsch bedeckte Gipfel darstellen, die jedoch das Höhenniveau der Lösshügel nicht erreichen. Der Löss umfasst diesen Hügelrücken mantelartig von der Südseite und bietet in geradezu seltener Reinheit das Bild einer von Süden her angehäuften aerischen Bildung Der Nordabfall des Geröllrückens, ebenso wie das ganze Gebiet des Geschiebe- mergels bis zum Szreniawa - Thal , sowie nordwärts desselben sind lössfrei, nur im Thale selbst finden wir wieder einen klei- nen Lössfleck an einem sehr niedrigen Punkte und ohne jeden Zusammenhang mit dem südlichen Lössmantel. Ich bemerke noch dazu, dass ich durchaus die allgemeine Ansicht über die aerische Lössbildung nicht theile, vielmehr die meisten als Löss in Ost- Galizien bezeichneten Gebilde glacialen Ursprungs halte, was auch durch ihre boreale Mollusken-Fauna bewiesen wird — hier aber ist aerische Natur der Gebilde ausser allem Zweifel. Die Geröllhügel, in denen durch mehrere Kiesgruben deutliche Aufschlüsse gegeben sind, gleichen in ihrer Structur vollkommen der- jenigen, welche ich von der Warthe beschrieben habe. Auffallend ist die Mächtigkeit des Diluviums in der Gegend, da Aufschlüsse von mio- cäneni Kalkstein nur im Szreniawa-Thale mit Mühe zu finden sind. Eine Verlängerung der eben besprochenen Endmoräne in östlicher Richtung wird nicht leicht zu finden sein, da sie in das alluviale Abrasionsgebiet der galizischen Niederung fallen würde. Allerdings giebt es autfallende Anhäufungen von nordischen Ge- schieben an mehreren Orten in der galizischen Niederung, so bei Mielec und bei Tarnobrzeg. Von dieser letzteren Gegend habe ich in Prof. Rehmann" s Sammlung geritzte Scheuersteine und ein Dreikantergeschiebe zu sehen bekommen. Zweites Schreiben. Lemberg, den 2. November 1890. Auf Ihr werthes Schreiben beeile ich mich zu ei'klären, dass die Bedingungen, welche, meiner Ansicht nach, die Zugehörigkeit der Endmoräne von SierosJawice zur ersten Vergletscherung be- weisen, folgende sind: Zeitschr. d. D. i,-eol. Ges. XLII. 4. ^0 758 1. Die zweite Vergletsclierung reicht in Polen nirgends so weit nach Süden hinab — die südlichste Grenze des oberen Oe- schiebelehms, welche sehr scharf ausgeprägt ist und zum grossen Theil von den Hügelzügen des polnischen Mittelgebirges gebildet wird, verläuft mindestens 15 geographische Meilen nördlich von dem beobachteten Punkte. 2. Die Moräne von Sieroslawicc liegt sehr nahe an der süd- lichen Grenze des unteren Geschiebemergels, welche auch zugleicli die südliche Grenze der Glacialgebilde überhaupt in Galizien bildet. 8. Spuren derselben Moräne sind nach neuerdings mir zu- gegangenen Nachrichten auch anderwärts auf der galizischen Nie- derung, so bei Mielec und weiter am Fusse der Lublin'schen Höhe als St ein fei der bekannt. Oberes Diluvium fehlt auch hier überall. Radomsk, Kielce, Radom. Lublin sind seine süd- lichstena Punkte. 4. Die Moräne von Sierostavice ist älter als Löss. wel- cher, ebenso wie andere Interglacialgebilde an der Warthe, unter dem oberen Geschiebelehm auftritt. Der subaerische Charakter des Lösses in der besprochenen Gegend ist durch seine orographische Yertheilung bestimmt — er ist überall nur an der Südseite der Hügel angelehnt und fehlt stets an den nördlichen Böschungen. Ausserdem ist gerade an dem Moränenkamm von Sieroslawice das dünenartige Auftreten des Lösses sehr charakteristisch ausgeprägt — die Gegend giebt genau längs des Moränenwalles den Charakter einer Düne wieder, welche sich längs einer früher vorhandenen Erhebung bildet. Der petrographische Charakter des Löss von Sierostawice ist gleich- falls vom sogen. Löss der Gegend von Lemberg verschieden und gleicht demjenigen von Podolien. welcher ebenfalls einseitig in den Dniester-Thälern angehäuft und subaerischer Bildung ist. 2. Herr Paul Oppenheim an Herrn C. A. Tenne. Die Geologie der Insel Capri, eine Entgegnung au Herrn Johannes Walther. Berlin, lu. December 1890. Meine in dieser Zeitschrift veröffentlichten „Beiträge zur Geologie der Insel Capri und der Halbinsel Sorrent" (1889, p. 442 — 490) haben Herrn Johannes Walther Gelegenheit zu einem Angriffe gegen mich und diese meine Publication gegeben, welcher den Lesern dieser Zeitschrift in dem letzten Hefte des vorigen Jahrganges vorgelegen hat. Ich war natürlich, als ich 759 den erwälmteii Aufsatz sclirieb und veröffentlichte, als der An- greifende auf eine Erwiderung des Herrn Walther vorbereitet, und erwartete eine objective Kritik, sachlichen Widerspruch gegen verschiedene, von mir mit dem vollen Bewustsein ihrer Anfecht- barkeit aufgestellte Punkte und Streitfragen; überrascht und ent- täuscht war ich, als ich statt einer im Interesse der Wissenschaft sehr wünschenswerthen und erspriesslichen Discussion dieser noch dunklen Punkte in der Entgegnung des Herrn Walther eine oft persönliche und rein subjective Beurtheilung und Verurtheilung meines ganzen Wirkens am Golfe von Neapel wahrnahm, zu wel- cher gerade dieser Herr keine Veranlassung und. wie ich glaube, auch keine Berechtigung besitzt. Jedenfalls ist Herr Walther von dem Vorwurfe nicht freizusprechen, die ihm vorliegenden Belege nicht mit der Sorgfalt und der peinlichen Gewissenhaftigkeit benutzt zu haben, welche meiner Ueberzeügung nach im Interesse der Sache wie seiner Theorien gelegen haben würde. Denn der Herr Ver- fasser kennt z. B. nicht die bereits seit den fünfziger Jahren vorliegende Literatur über den Neocomcharakter der Fischfauna von Capo d' Orlando wie über das Vorkommen von Patellina lenticularis; er giebt auch in seiner Entgegnung zu meiner freu- digen Ueberraschung zu, dass ihm die bis dahin nur aus Tithon- schichten bekannten Caprenscr Ellipsactinien bereits bei der Ver- öffentlichung seiner „Studien"' vorlagen und dass der von ihm consultirte Herr Magister Pratz den jurassischen Typus der Caprenser Korallen ausdrücklich betont hat. Indem ich mir vor- behalte, an anderer Stelle ausführliciier auf die Schrift des Herrn Walther einzugehen, will icli hier nur einige Punkte hervor- heben, welche mit den Ausführungen meines Herrn Gegners in innigstem Zusammenhange stehen. Herr Walther macht mir zuvörderst den Vorwurf, dass ich durch Einfügung des Wortes „entschieden'' den Sinn der Pratz" sehen Altersbestimmung der caprenser Korallenreste we- sentlich moditicirt habe; er meint dann ferner, dass ich mir vorerst hätte die Mühe nehmen können, mich nach diesen „Leit- fossilien" zu erkundigen. Mein geschätzter Herr Gegner möge sich nach dieser Richtung hin beruhigen! Ich habe mich bei Herrn Pratz seiner Zeit nicht nur erkundigt, sondern ihm auch zugleich mein ganzes, während meines zweimaligen Aufenthalts auf Capri gesammeltes Korallenmaterial zur Durchsicht vorgelegt. Das „ent- schieden" in der Bemerkung auf p. 446 meiner Beiträge, welche übrigens kein Citat ist und keins sein soll, bezieht sich auf diese letztere Untersuchung, welche vollkommen geeignet war, die schon bei Gelegeidieit des WALTHER'schen Materials geäusserte Ansicht des Herrn Pratz mit Entsrliiedeiiheit zu bestätigen! 50* 760 Bei der Besprechung einer weiteren persönlichen Bemerkung des Herrn Walthür bin ich in der angenehmen Lage, einfach ilin selbst citiren zu können und dabei nur gewisse Worte durch den Druck hervorzuheben. Walther schreibt p. 772 unten: „z. B. auf p. 488 polemisirt Herr Oppenheim gegen meinen Satz: Es findet sich der Macigno nur auf den gesunkenen Schollen des Apenninkalkes etc., dagegen sucht man auf den höher gele- genen immer vergeblich danach. Nachdem Herr Oppenheim behauptet, dass sich diese Beobachtung nicht bestätigt, sagt er p. 463 als Resultat seiner eigenen Beobachtungen: „Macigno ist nirgends auf den Bergspitzen zu finden"" — ? — Difficile est satü-am non scribere! Im Uebrigen spreche ich p. 463 von dem Macigno der Insel Capri und p. 48 8 von dem- jenigen der Halbinsel Sorrent und für beide nehme ich an ver- schiedenen Stellen meiner Arbeit, wie ich ausführlicher darlege, ob mit Recht oder Unrecht ist hier gleichgültig, ein gänzlich verschiedenes tektonisches Verhältniss zur Hauptmasse des Kalk- gesteines an! — Herr Walther sagt weiter p. 774: „Die An- nahme von Tithon auf Capri rührte von Steinmann her und Herr Oppenheim hatte nur ein formales Verdienst als er (s. u.) statt der etwas bedenklichen Leitfossilien Steinmann's „echte Neri- neen fand". — Ich nehme auch diese „formale" Verdienst für mich gar nicht in Anspruch! Es liegt darin meines Erachtens überhaupt kein Verdienst, dass Jemand, vom Glückszufall unter- stützt, eine sogenannte „Entdeckung" auf unserem Wissensgebiete macht. Diese bilden nur dann ein Verdienst, wenn sie die Er- folge lastlosen, zielbewussten Strebens sind, und dieses kam sicherlich bei der „Entdeckung" der ElKpsactinia durch Baldacci, Steinmann und mich nicht in Frage ! Wenn übrigens Herr Wal- ther in dem Auffinden der EUipsaciinia ein Verdienst sieht, so kann ich ihm factisch an der Hand der Thatsachen erklären, dass ich dieselbe lange bestimmt hatte, als mir durch Herrn Prof. Georg Bcehm. welchem ich sie zufällig zeigte, mitgetheilt wurde, dass Steinmann eben mit seiner Publication über diesen Gegen- stand beschäftigt sei, worauf ich demseiben mein ganzes Ma- terial sofort für seine Veröffentlichung eingesandt habe; im Uebri- gen gebührt die Priorität in dieser Hinsicht wahrscheinlich Bal- dacci, welcher schon vor Steinmann die Stücke aufgefunden und dem Comitato geologico übergeben hatte. Weiter sagte Herr Walther p. 775: „Und da finden wir, dass Herr Oppenheim auf der ganzen übrigen Insel nirgends eine Spur tithonischer Versteinerungen auf- gefunden hat." Dies ist ein Irrthum, an welchem ich vielleicht die Schuld trage, da ich die genauen Fundortsbestimmungen mei- 761 ner Fossilien nicht hinzugefügt habe. Auf p. 457 schreibe ich: „Wenn wir nach dieser prinzipiellen Abweichung wieder auf die Fauna des Obertithons des Caprikalkes zurückkommen, so erkannten wir in den meist recht schlecht erhaltenen Hexakorallen dieser Formation Arten von" Munflivaultia , EnaUolielia und Ca- lamophyllia etc.", und citire nun 13 dem Obertithon angehörige Species, welche neben der überall auftretenden EUipsactinia auf den verschiedensten Punkten der Insel, bei Anacapri, am Tiberio, an der Punta Tragara und an anderen Orten von mir gesammelt wurden! Herr Walther scheint übrigens zu meiner Genugthuung nicht immer den gleichen, unbedingt ablehnenden Standpunkt meinen Untersuchungen gegenüber einzunehmen. Nachdem er am Anfange wie auch am Schlüsse seines Briefes erklärt hat. dass ich den Arbeiten meiner Vorgänger „ fast nichts We- sentliches neu hinzugefügt" habe (pag. 771), fühlt er sich auf pag. 774, wo sein Zorn anscheinend von meiner Person auf Herrn Steinmann abgelenkt ist , mir gegenüber zu grossem Danke verpflichtet, weil ich „eine EUipscictinia mitten zwischen Rudisten beobachtet" hätte. „Ein zweites Verdienst, welches ich mir um die Geologie von Capri erworben", wäre das Auffinden von obereocänen Nummuliten im Macigno der Insel, und weiter unten wird dann als weiteres, allerdings „formales" Verdienst die Entdeckung von „echten Nerineen" (Herr Walthbr meint wohl „echten Tithon - Nerineen") anerkannt! — Wenn ich nun hier daran erinnere, dass diese „echten Tithon-Nerineen" wie die Ne- rinea pseiiäohrHntutamt, die Itieria austriaca und It. obtusiceps, der CrypiopJocus Zitteli u. A., zum ersten Male die genaue Pa- rallelisirung des im Mittelmeerbecken so ausserordentlich verbrei- teten, neuerdings, wie mir Prof. Canavari bei meinem diesjäh- rigen Aufenthalte in Pisa zeigte, auch in Sardinien aufgefundenen Ellipsactinien-Horizontes ermöglicht haben; wenn ich weiter darauf hinweise, dass das Auffinden dieser EUipsactinia. in den Rudisten- Schichten des Faro. wie dasjenige echter Kreide - Chamiden in den Nerineen - reichen Kalken der Grotta azurra gleichmässig für die innige Verbindung der Ellipsactinien-Kalke und ihrer Aequivalente. der Stramberger Tithonschichten, mit der unteren Kreide sprechen dürfte, wie andererseits die Hinzufügung des obereocänen Num- muliten-Horizontes in den Macignos zu den von Walther und Mayer-Eymar aufgefundenen Scutellen-Schichten die Unhaltbarkeit der tektonischen Anschauungen Walther' s hinsichtlich der Halb- insel Sorrent zu beweisen scheint — : so, denke ich, Avird jeder billig denkende Leser mir zugeben, dass das bereits oben citirte Urtheil des Herrn Walther, ich habe fast nichts Wesentliches der Geologie von Capri hinzuge- 762 fügt, zu scharf und parteiisch ausgefallen ist, 'vor Allem aber nicht in Einklang zu bringen ist mit dem, was er mir selbst an anderen Stellen seiner Streit- schrift als neue Resultate meiner Arbeit zuzuer- ken- nen sich gezwungen sieht! — Herr Walther tadelt mich weiter, weil ich seiner Bemer- kung, der ungeschichtete Caprikalk sei am Mt. Solaro von ge- schichteten Kalken überlagert und unterteuft, bei meiner Polemik zu wenig Berücksichtigung habe angedeihen lassen. Wenn ich nun darauf erwidere, dass Herr Walther von einer un ge- schichteten Masse von 600 m Höhe spricht (Studien, diese Zeitschr., 1886, p. 295), während die anscheinend ungeschichtete Ostseite der Insel in ihrer höchsten Erhebung, dem Mt. Tiberio, nur gegen 300 m erreicht, und die Westseite, das Solaromassiv, fast überall geschichtet ist. so wird mir wohl jeder Unbefangene zugeben, dass mit dieser Bemerkung meines geschätzten Herrn Gegners nicht viel anzufangen war. Herr Walther tindet es „höchst überraschend", dass in denselben Schichten von mir „echte" Tithon-Versteinerungen und „echte" Kreide-Chamiden gefunden wurden (p. 775). Hat er die gleichen Bedenken gegen alle die Fälle, in welchen gerade im Tithon Jura- und Kreide -Organismen vergesellschaftet beobachtet worden sind? Und weiss er nicht, dass eine Autorität wie Mel- chior Xeumayr in seinem „Geologischen Bau vom westlichen Mittel-Griechenland" (Denkschriften d. Wiener Akad., 1880) die Ansicht ausgesprochen hat, dass die Rudisten wahrscheinlich bis in den Jura zurückgehen, während die Gattung Diceras von Pirona und GEORCi BcEHM (vide diese Zeitschr., 1885 u. 1886) aus echt cretacischen Ablagerungen (Biancone) Yenetiens citirt wird? — Da Herr Walther es vorgezogen hat, sich ausschliesslich auf Capri zu beschränken, so will auch ich hier nicht auf die tektonischen Verhältnisse der Halbinsel Sorrent eingehen, zumal mein Herr Gegner mir ja seinerseits noch eine Erwiderung be- züglich ihrer tektonischen Verhältnisse und seiner diesbezüglichen Anschauungen in Aussicht gestellt hat. — Was nun Capri an- langt, so betrachtet es Walther in seinen „Studien" als eine Seichtwasserbildung der oberen Kreide, in dem gleichzeitig 1886 im Bolletino des R. Comitato geologico erschienenen Aufsatz: I volcani sottomarini del golfo di Napoli. spricht er allerdings von einer wesentlichen Verschiedenheit der Rudisten -Bevölkerung bei- der Territorien, so dass man vielleicht verschiedene Horizonte unterscheiden könnte (diversi piani). Doch kann er dabei jeden- falls nicht an die Zugehörigkeit zum subcretacischen System ge- dacht haben, da er wenige Zeilen später von einer in der Samm- 763 luug des Herrn Dr. Cekjü beiiudlicbeu Actaeonelle spricht; auch kann ich nirgends in seinen Arbeiten die Stelle auffinden, wo er von einer Neigung der Caprikalk - Schichten um 20 " N spricht; es wäre ja auch sonst die Annahme einer horizontalen Lagerung desselben, zu welcher Steinmann ') auf Grund der Wal- ther" sehen Angaben gelangt, eine völlig unbegreifliche. (Uebrigens ist die angegebene Zahl auch falsch, wie man aus den in meiner Arbeit p. 44 8 gegebenen Richtungsangaben ersehen kann.) Dem gegenüber habe ich behauptet und, wie ich glaube, auch bewiesen, dass die grosse Masse des Caprikalkes dem Obertithon (Stram- berger Schichten) angehört und von dort aus in allmählichem Uebergange in die untere Kreide verläuft, in welcher die Rudisten- reichen Bänke an der SW- Spitze der Insel dem Urgonien ange- hören dürften. Ich habe erklärt . dass eine petrographische Scheidung dieser habituell fast identischen Kalkmassen fast zur Unmöglichkeit wird, um so mehr als uns die sonst so charakte- ristischen Leitfossilieu für beide Horizonte hier im Stich lassen; denn Ellipsactinien fand ich in den Rudisten - Schichten und Pla- giopfyclms und Caprotina in echten 'ElUpsactinia - Kalken. Herr Walther folgert nun daraus, dass er mit seinen früheren An- gaben vollkommen Recht behalten habe, dass wir es wirklich mit Kreidebildungen (obere und untere wird nunmehr in suspenso gelassen) zu thun haben. Wenn Herr Walther nunmehr seine Anschauungen stillschweigend modificirt, wenn er nur die ..untere" Kreide, das subcretacische System, zugiebt, so stimmen wir in unseren diesbezüglichen Ansichten, wie ich mich freue consta- tiren zu können, nunmehr fast vollständig überein. Ich habe schon in meiner früheren Arbeit, welche Herrn Walther Gele- genheit zu seiner Streitschrift gegeben hat. angedeutet, dass die Ellipsactinien-Kalke und mit ihnen die Stramberger Schichten viel- leicht das unterste Neocom als corallogene Facies mit in sich einschliessen; diese Behauptung habe ich in der Novembersitzung der deutschen geologischen Gesellschaft nochmals ausgesprochen und durch eingehendere Ausführungen und Literaturbelege unter- stützt. Ich verweise daher hier auf das ausführliche Referat dieses meines Vortrages und spreche hier nur nochmals die Ueberzeugung aus, dass die Ellipsactinien-Kalke als corallogener Absatz die Grenze zwischen Jura und Kreide überbrücken und die untersten Glieder der letzteren (Valenginien und Avahrschein- lich auch Hauterivien) noch in sich einschliessen. Diese Auffas- sung scheint mir am besten zu entsprechen den stratigraphischen >) G. Steinmann. Uelier das Alter des Apenninkalkes von Caini. Berichte d. naturf. Ges. zu Freiburg i. Br., IV. Bd., III Heft, 1888. 764 und paläontologischeii Verhältnissen, welche an ihnen zur Beob- achtung gelangt sind. Nur widerstrebend habe ich niicli daher bei diesen meinen Anschauungen seiner Zeit entschlossen, auf Grund der interna- tionalen Vereinbarungen auf meiner Karte für Ellipsactinien-Kalk uud Rudisten-Schichten verschiedene Farben zu wählen und feste Grenze da zu ziehen, wo sie in Wirklichkeit in organischer und gleichmässiger Entwicklung nie vorhanden waren. — Herr Walther spricht von künftigen Untersuchungen, welche über die Verhältnisse der Insel Capri Licht zu verbreiten hätten. Auf diese bin ich im höchsten Maasse gespannt und werde jeder Zeit geneigt und bereit sein, auch die geringste Verbesserung in meinen Angaben neidlos und mit lebhafter Freude anzuerkennen. Bis dahin aber möge man sich gedulden, wenn man mich weiter anzugreifen gedenkt, und mich nicht mit Entgegnungen behelligen, welche, statt neue Thatsachen. auf welche es uns augenblicklich allein ankommt, herbeizubringen, schliesslich doch immer nur ein Austausch persönlicher Anschauungen und persönlicher Polemik bleiben und bleiben müssen; und diese halte ich für ebenso un- erspriesslich wie Herr Walther! 3. Herr Steinmann an Herra W. Dames. Einige Fossilreste aus Griechenland. Freiburg i. Br., im December 1890. Vor etwa zwei Jahren ersuchte mich der leider so zeitig heimgegangene Kollege Neumayr um eine Durchsicht der krystal- linen Kalke der Vorhügel des Hymettos in Bezug auf die mehr- fach daraus erwähnten Fossilreste; ebenso stellte mir auch Herr Prof. BücKiNG seine Aufsammlungen aus jener Gegend zur Ver- fügung. Sodann erhielt ich kürzlich von Herrn Dr. Philtppson eine Anzahl griechischer Gesteine zugeschickt mit der Bitte, eine Bestimmung der darin enthaltenen Fossilien vorzunehmen. Da die mesozoischen und alttertiären Bildungen Griechenlands gerade in jüngster Zeit ein erhöhtes Interesse gewonnen haben, so möchte ich über meine Untersuchungen hier kurz berichten. „Aus dem unteren Marmor des Hymettos, nahe der Pass- höhe zwischen Liopesi und Athen unterhalb des Glimmer- schiefers" stammt eine von Bücking gesammelte Koralle, deren zahlreiche, dicht gedrängte, aber sich nicht berührende Kelche ihre Septalstructur bis auf undeutliche Reste verloren haben. 765 Ihrem Habitus nach vermag ich sie nur mit der von der Trias bis in die Kreide reichenden Gattung Calamophyllia zu ver- gleichen. Der ungünstige Erhaltungszustand des Stückes dürfte wohl zum grössten Theil auf die mechanische Deformation zurück- zuführen sein, welche dasselbe erlitten hat. Die Kelche sind nicht einfach rund oder oval, sondern sie greifen längs zackiger Suturcn in einander, wie man solches an stark gepressten oder ausgewalzten Korallen häufig beobachtet. Erweist sich das Stück auch nicht als brauchbar zu einer scharfen Altersbestimmung der betreffenden Schichten — als mesozoisch dürfen wir sie wohl ansprechen — , so deutet es doch daraufhin, dass die fraglichen Schichten starke Veränderungen durch dynamische Vorgänge er- litten haben. Bittner (Denkschr. d. Wiener Ak., Bd. 40, p. 60) erwähnt eine, offenbar der unsrigen sehr ähnliche Koralle, eben- falls aus Kalken unter dem Schiefer zwisclien Käsariani und Athen. Die von Bittner (ibid.) und BücKiNCi (Sitzungsb. d. kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin, Bd. 39. p. 935 ft'.) beschriebenen Kalke der Vorhügel des Hymettos bei Käsariani liegen mir in einer grösseren Anzahl von Stücken vor. die sämmtlich mit HCl fast gar nicht brausen, also durchgängig stark dolomitisch und dabei ziemlich grobkrystallin sind. Sie ähneln auffallend gewissen weissen Triasdolomiten der Südalpen. Korallen sind häufig darin, aber durchgängig in einem so ungenügenden Erhaltungszustande, dass eine sichere Bestimmung der Gattung unmöglich wird; immer- hin glaube ich berechtigt zu sein, den Ausspruch der Wiener Autoren (Denkschr.. p. 397) zu bestätigen, dass die fraglichen Korallen einen paläozoischen Habitus nicht tragen. Ein Dui'chschnitt mit lagenartiger Structur an einem der Wiener Stücke lässt auf eine Rudistenschale oder ein Sfromafopora - ähnliches Fossil schliessen. Dem Dolomit von Käsariani recht ähnlich, aber als fast reine Kalke entwickelt, sind einige Stücke, welche ich als (?) „Rudisten- kalke" von Cheli und Stephani in der Argolis durch Herrn Philippson erliielt. Korallen und Zweischaler befinden sich in einem gleicli unzureichenden Erlialtungszustande und wittern in ähnlicher Weise aus dem Gestein heraus. In dem gleichen Kalk- massive, welches diese (?) ,,Rudistenkalke" enthält, sammelte nun Herr Philippson bei dem Dorfe H. Vasilios in der Argolis ein Stück einer sehr gut erlialtenen EUipsactinia, die mit den son- stigen Funden dieser Gattung aus den Mittelmeerländern überein- zustimmen scheint. Damit dürfte ein gewisser Anhalt für die Altersbestimmung der (?) „Rudistenkalke" von Cheli und Stephani und vielleicht auch der Dolomite von Käsariani gewonnen sein. Meine früheren Mittheilungen über die Verbreitung und das 766 Alter der Gattung Klhpsactinvt (Ber. d. iiaturf. (tcs. in Freiburg, Bd. IV. p. 130) haben durch Canavahi (Boll. Com. Geol.. 1889, p. 30) und Oppenheim (d. Zeitschr. , Bd. 41, p. 442) weitere Bestätigungen und Erweiterungen erfahren, sodass wir jetzt diese Hydrozoe von zalüreichen Punkten des jurassischen Mittelmeer- gebietes kennen, wie aus folgender Zusanmienstellung hervorgeht: Fundort. Auto r. Alter bezw. Lagerung. 1. Pur gel (Salz- Oppenheim. Tithon mit Itieria austriaca. 2. kammergut). Stramberg Steinmann. Unbezweifeltes Tithon. 3. (Mähren). A r g 6 n t e r a PORTIS. Unbezweifeltes Tithon. 4. (Seealpen). Mte Gargano Canavari u. In Begleitung von Diceras EscJieri. (Apennin). Cortese. 5. Mte Giano Canavari. In Begleitung von Terebraüda (Apennin). moravica. 6. Mte Tiriolo AicHiNO (Cor- Mit Korallen von Tithon-Habitus; (Calabrien). tese). über jurassischen Crinoiden- Kalken , unter cretacischen Rudisten-Kalkeii. 7. MteBulgheria Baldacci. Mit Corallen u. Crinoiden, über- (Calabrien). (Oppenheim). lagert von Kieselknollen-Kal- ken, letztere von Rudisten- Kalken. 8. Capri. Steinmann. Mit Korallen, tithonischen Neri- Oppenheim. neen etc., auch in den hangen- den Rudisten- Kalken. 9. Dormitor Baldacci. Angeblich Tithon, überlagert von 10. (Montenegro). Gebel Ersass Zoppi. Rudisten -Kalken. Ueberlagert v. Kalken mit Kreide- (Tunis). Cephalopoden. Fast an allen Punkten, wo Ellipsactinien sich gezeigt haben, hat man tithonische Fossilien als ihre Begleiter gefunden. Zudem zeichnen sich die betreffenden Schichten fast durchgängig durch das Fehlen der Schichtung und ihre koralligene Entstehung aus. Das Hangende wird fast überall von Kieselknollen - Kalken oder Rudisten-Kalken gebildet, die der Kreide zugerechnet werden und die sich zumeist in Folge' der deutlichen Schichtung und in Folge des Fehlens von Korallen deutlich von den liegenden, koralligenen Riifkalken abheben. Nun geht nach den Beobachtungen Oppen- heim's (1. c, p. 450) Ellipsactinia auf Capri auch noch bis in die hangenden Rudisten -Kalke hinauf. Was das genauere Alter der Kieselnieren - Kalke und Rudisten - Kalke betriftt. welche die tithonischen Riffkalkc an vielen Punkten überlagern, so wissen wir 767 darüber zur Zeit noch wenig Positives. Doch scheint es zweifellos, dass sie der unteren Kreide angehören; darauf deuten die Profile bei Positano und Castellamare. welche Oppenhejm mittheilt (1. c, p. 483 — 485) hin. Das Vorkommen von „Rudisten". deren ge- nauere Fixirung der Gattung und Art nach nicht möglich ist, bedeutet nur, dass die betreffenden Schichten jünger sind als Oxford; denn wir wissen durch die Arbeiten Douville's, dass der von Biceras abzweigende Rudistenstamm schon im Tithon ein Auseinandergehen in mehrere Zweige erkennen lässt, aus welchen sich die Kreideformen entwickeln. Es versteht sich daher von selbst, dass die Rudisten nur conventioneil von den übrigen Zwei- schalern, speciell von den Chamideen gesondert werden können. Das wesentliche gemeinsame Merkmal, die auf die eigentliche Schale aufgelegte Oberflächenschicht, die sich bei den jüngeren Formen beträchtlich verdickt, ist ja bereits bei Biceras vorhanden. Die Formen, welche Biceras mit den Chamiden und Rudisten (s. str.) der oberen Kreide verbinden, sind aber nur unvollkom- men bekannt. Erst neuerdings haben uns Seunes und Douville eine Rudisten - Facies des Gault kennen gelehrt, aber diese und die länger bekannte des ürgon sind fast die einzigen der unteren Kreide, wenn wir von den spärlichen Funden im Schweizer Neo- com absehen, die in den Materiaux pour la Paleontologie suisse beschrieben sind. Es ist also nicht nur niöglicli. sondern sogar wahrscheinlich, dass in den Mittelraeergebieten, welche täglich neue überraschende Funde liefern, sich Rudistenbildungen auch in der vorurgonen Kreide bis zum Titlion hinunter vorfinden werden. Andererseits haben wir jüngst durch Philippson erfahren (d. Zeitschr.. Bd. 42, p. 150). dass in Griechenland Rudisten mit eocänen Nummuliten vergesellschaftet auftreten, durch welche That- sache auch die Angabe der nordamerikanischen Geologen von dem Auftreten von Rudisten im Miocän Kaliforniens noch an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Es kann uns das mehrfach consta- tirte Auftreten der Rudisten in tertiären Schichten auch keines- wegs überraschen, wenn wir bedenken, dass sehr gewichtige Gründe dafür sprechen, dass die Rudisten nicht ausgestorben sind, son- dern dass sie sich unter Verwachsung der Mantelränder und Kie- men und Verlust der Kalkschale in die den Lamellibranchiaten so ausserordentlich nahestehenden Ascidien umgewandelt haben. Existirt doch in der heutigen Fauna noch eine Ascidie mit 2 klappigem Mantel und Schliessmuskeln (Ehoclosonia Ehrb.)! Da somit den Rudisten im weiteren Sinne des Wortes eine weite zeitliche Verbreitung zukommt und dieselben nur dann zur Altersbestimnmng brauchbar sind, wenn sie specifisch bestimmbar 768 vorliegeil, so bin ich auch der Ansicht, dass durch die Oppen- HEiM'schen Rudistenfuiide in altcretacischen oder gar tithonischen Ablagerungen die Bedeutung der Ellipsactinien als Leitfossil nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Soweit wir bis jetzt unterrichtet sind, kommt die Gattung im Mediterrangebiete fast überall im Tithon. auf Capri auch noch in den darüber folgenden „Rudisten- Kalken'' vor. Ich begreife wohl, dass für Walther die EUip- sactinien-Funde und das Auftreten anderer echt tithonischer Fos- silien auf Capri unbequeme Thatsachen sind, ich verstehe aber nicht, was ihn veranlasst (d. Zeitschiift, Bd. 41. p. 771). diese Thatsachen einfach abzuleugnen. Gewiss wäre es heutzutage unwissenschaftlich aus der „Ellipsactinien-Frage" eine „Corallien- Frage" zu machen und jeden Ellipsactinien-Fund als Beweis für das tithonische Alter der betreffenden Ablagerung zu verwerthen. Die Rudisten - Kalke auf Capri. welche die ungeschichteten und, soweit wir bis jetzt wissen, Rudisten - freien Ellipsactinien -Kalke des eingeschnürten Theiles der InseP) bedecken, und die hier wie an so vielen anderen Punkten des Mittelmeergebietes in Be- gleitung von Kieselknollen-Kalken auftreten, sind offenbar jünger als die eigentlichen Ellipsactinien - Kalke trotz des Vorkommens dieser Hydrozoe in denselben. Ich habe deshalb bei meiner frü- heren Mittheilung diese höheren Schichten des Caprikalkes aus- geschlossen, obwohl mir das Vorkommen unbestimmbarer Rudisten in denselben sowohl aus der Literatur als auch aus eigener An- schauung bekannt war. Aber die mehrfach betonte Thatsache. dass die Ellipsactinien im Tithon des Mittelmeergebietes (und so auch auf Capri) geradezu gesteinsbildend weit verbreitet sind, und dass sie bisher noch nii-gends über sicheren Kreideschichten, ins- besondere auch niclit in den Rudisten -Kalken der oberen Kreide gefunden wurden, ist hinreichend, um diese Hydrozoe in dem- selben Sinn als Leitfossil zu verwerthen, wie irgend ein anderes Fossil. Kehren wir imn nach dieser Abschweifung, zu der wir durch die allzu skeptische Anschauungsweise Walther' s gezwungen wur- ^) Ich könnte mehrfach, mit demselben Recht wie Walther, auf die Widersprüche hinweisen, in welclie sich Oppenheim in seiner Ar- beit über Capri namentlich dann verwickelt, wenn er polemisirt. Im Text (1. c, p. 446) behauptet Oppenheim, der mittlere, eingeschnürte Theil der Insel sei ausschliesslich von Macigno erfüllt, legt aber auf der Karte über die Hälfte dieses selben eingeschnürten Theils mit der Tithonfarbe an etc. etc. Die von Oppenheim als Triploporella caprio- tica beschriebene Diplopore gehört, falls die Zeichnung der Innenseite des Kalkcylinders richtig ist (t. 20, f. 1 1 c), dieser Gattung entschieden nicht an, was ich 7,ur Vermeidung unrichtiger Schlussfolgerungen nicht unerwähnt lassen darf. 769 den, zu den griechischen Funden zurück, so verdient vor Allem der Umstand hervorgehoben zu werden, dass die Rudisten-Kalke, welche mit Ellipsaciinia in dem gleiclien Kalkmassive auftreten, mit den obercretacischen Rudisten- Kalken nichts zu thun haben, dass sie vielmehr aller Wahrscheinlichkeit nach der unteren Kreide angehören. Ich neige auch nach Analogie der sonstigen Vorkommnisse der Ansicht zu. dass in den sogen, unteren Kalken Griechenlands oberer Jura, speciell Tithon mit vertreten ist und möchte in dem Vorkommen von FHii^sactinia eine gewichtige Stütze für diese Auffassung erblicken. Neumayr (1. c, p. 121) hat ja bereits betont, dass die unteren Kalke entschieden älter seien, als die von Bittner im Parnassgebiete gefundenen Gault- schichten; an die Besprechung dieser Thatsache knüpft derselbe folgende, mit meiner Auffassung sich sehr gut deckende Erörte- rung: „Die wahi'scheinlichste Deutung ist demnach die. dass die unteren Kalke dem unteren Theile der Kreideformation angehören. Bei diesem Schlüsse muss man jedoch im Auge behalten, wie klein das Terrain ist. aus dessen Beobachtung die Erfahrung ab- geleitet ist, dass die Rudisten auf die Kreideformation beschränkt sind, ja dass man sich in sehr vielen Fällen in einem circulus vitiosus bewegt, indem man aus ^^orkommen, die eben nur wegen des Auftretens von Rudisten der Kreide zugezählt werden, eine Bestätigung für das ausschliessliche Vorkommen derselben in dieser Formation ableitet. Absolut ausgeschlossen ist daher die Möglickeit nicht, dass die unteren Kalke schon dem obersten Jura angehören. Wenn ich von dieser Möglichkeit spreche, so habe ich das Vorkommen der von Deshayes aus dem Peloponnes aus der Gegend von Nauplia beschriebenen oberjurassischen Verstei- nerungen sowie die von Mousson gefundenen Jura - Ammoniten von Corfu im Auge, die vielleicht in den Bereich der unteren Kalke gehören mögen; vor Allem muss man auch sich gegen- wärtig halten, dass die Annahme, die unteren Kalke enthalten Aequivalente sowohl der untersten Kreide, als des obersten Jura, in keiner Weise ausgeschlossen, durch keinen Grund unwahr- scheinlich gemacht wird." Die obercretacischen Rudisten-Kalke Griechenlands, welche besonders fossilreich am Hörnerberg bei Livadia auftreten, sind von früheren Autoren mehrfach beschrieben. Eine verhältniss- mässig reiche und gut erhaltene Fauna ist von dort bekannt, sodass dieses Vorkommen wenigstens mit ziemlicher Sicherheit dem Provencien zugerechnet werden darf. Unter den von Herra Philipp.son dort gesanunelten Formen komite ich folgende, bereits von dort bekannte bestimmen: 770 Hippurites rornnvaccinmn Bh.. Sphaerulites cf. Desmoulmsi Math, sp., Plagiopjtyclms. Eine weitere Analogie mit den südfrauzösisclien Hippuriten- Kalken der Provencestufe tritt in dem Vorkommen der Forami- nifere Idalina (vntiyua M. Ch. u. Sohl, zu Tage, deren massen- haftes Auftreten Herrn Philippson veranlasste, Gesteinsproben von dort mitzunehmen und mir zur Durchsicht zu übersenden. Diese Foraminifere vrurde von Munier - Chalmas und Schlumberger zuerst von Martigues beschrieben; ich sannnelte sie sowohl dort, als auch in der Hippuriten- Kreide von Yalbonnet (Vaucluse) und Le Beausset (Var). In allen den Stücken, die mir vom Hörner- berge vorliegen, findet sie sich in grossen Mengen, wenn auch selten in so grossen Exemplaren wie in Süd-Frankreich. Aus den Kalken der Herkyna- Schlucht bei Livadia erwähnt BiTTNER (1. c, p. 41) zahlreiche Hippuriten - Durchschnitte von langcj'lindrischer Gestalt und mit Kammerung. Die Beschreibung erinnert auffallend an Hijypuriies organisans. Eine von Phi- lippson daselbst gesammelte Koralle ist von Cyathoseris rarisiel- lata Rss. (aus der Gosau) nicht zu unterscheiden. Dennoch dürften diese Kalke nach den Beobachtungen Bittner's und Phi- lippson's ein tieferes Niveau einnehmen als die Rudisten- Kalke des Hörnerberges. Nachdem Philippson (d. Zeits., Bd. 42, p. 150) das Alter der Hörn stein führenden Plattenkalke des Peloponnes als Ober- Eocän (im Rahmen der griechischen Local-Eintheilung) erkannt hat, gewinnt das Auftreten der Hornsteine in diesen Schichten eine grössere Bedeutung als bisher. Ich habe einige Proben dieser „ Olonoskalke " und der in denselben eingeschlossenen grünen und rothen Hornsteine. welche mit der P^tikette „Patras" in der Freiburger Sammlung liegen, sowie Originalstücke des Herrn Philippson untersucht. Die Plattenkalke sind reich an Globi- gerineu und Textularien und gleichen in dieser Beziehung faciell gewissen Kreidekalken, insbesondere der Scaglia; die Hornsteine bestehen , ebenso wie die Hornsteine der Aptyclien - Schichten des oberen Jura, ganz und gar aus Radiolarien, und der Ge- sammthabitus der Radiolarien-Fauna ist lücht derjenige der bisher bekannt gewordenen neogenen Fauna von Sicilien und Barbados, vielmehr derjenige der Hornsteine und Phosphorite aus Jura und Kreide. Nun hat zwar Pantanelli (I diaspri della Toscana; Real. Ac. d. Lincei, 1880) bereits vor längerer Zeit Radiolarien führende Hornsteine mit ähnlicher Fauna aus dem italienischen Eocän bekannt gemacht, aber das tertiäre Alter derselben ist bezweifelt worden, wofür z. Th. wohl der Charakter der Fauna, 771 z. Th. wohl der Umstand maassgebend gewesen sein mag, dass wir derartige Bildungen aus tertiären Schichten nocli von nirgends her sonst kainitcn. Da wir aber jetzt wissen, dass im älteren Tertiär des Mittelmeergebietes ßadiolarien führende Hornstein- Kalke vorkommen, so liegt, wie mir scheint, kein Grund vor, an der Richtigkeit der Pantanelli' sehen Altersbestimmung der tos- canischen Hornstein-Schichten zu zweifeln. Die Geschichte Griechenlands scheint während einer längeren Zeit (vom Jura bis in's Eocän) mit der der italienischen Halb- insel parallel verlaufen zu sein; denn es ergeben sich enge Be- ziehungen zur Zeit des oberen Jura und der älteren Kreide durch das gemeinsame Vorkommen der FJlipsactinia und der altcreta- cischen Rudisten - Kalke und zur eocänen Zeit durch die Radio- larien - Kieselkalke. Bemerkenswert]! in dieser Hinsicht ist auch das häufige Vorkommen von Diploporen in den cretacischeu, bez. oberjurassischen Ablagerungen beider Gebiete. Leider aber scheint der Erhaltungszustand derselben meistens ein sehr unzureichender zu sein. 4. Herr W. Müller an Herrn C. A. Tenne. Kalkspath von Rothenzechau im Kreise Hirschberg in Schlesien. Charlottenburg-, den 1.3. Januar 1891. Auf der Halde der Grube „Evelinensglück" bei Rothenzechau im Kreise Hirschberg in Schlesien, welche ein Lager von Arsen- kies im Glimmerschiefer abbaut, fand ich gelegentlich eines Fe- rien - Ausfluges im verflossenen Herbste eine Menge frisch geför- derter Blöcke grobspäthigen Kalkes, darunter eine Anzahl mehr oder weniger regelmässiger rhomboedrischer Spaltungsstücke. Letztere, Faustgrösse und darüber erreichend und von milch- weisser Farbe. Hessen auf sämmtlichen Flächen eine starke Strei- fung parallel der längeren Diagonale erkennen, weshalb ich zuerst eine Zwillingsbildung mit vielfacher Wiederholung parallel der Basis OR (0001) annehmen zu müssen glaubte. Allein bei nä- herem Betrachten der gesammelten Stücke gewahrte ich auf jeder Rhomboedcrfläche noch eine zweifache ganz feine Streifung pa- rallel den Rhomboederkanten. Daraus ergab sich, dass nicht eine polysynthetischo Zwillingsbildung nach OR (0001), sondern eine solche nach — Y^ ^ (0112), aber zugleich nach allen drei Flächen des ersten stumpferen Rhomboeders vorlag. Dies ist am 772 Kalkspath zwar keine bisher unbekannte, immerhin aber eine nicht allzu häufig zu beobachtende Erscheinung. Was jedoch an den vorliegenden Spaltungsstücken das In- teresse wesentlich erhöht, ist der Umstand, dass ausser den Spalt- flächen sämmtliche Gleitflächen nach — 72^(0112) klar und deutlich auftreten. Die Ablösung der Kalkspatlitheilchen nach den frleitflächen ist eine so autlallend leichte, dass es nicht gelang, ein reines Spaltungsrhomboeder herauszuschlagen; immer stellten sich gleichzeitig Abstumpfungen der Polkanten von R (1011) ein. Auch auf den Spaltungsflächen selbst setzt an zahlreichen Stellen die Spaltungsrichtung treppenaiiig in die Gleitfläche über, ein Beweis, dass die Trennung nach der Gleitfläche fast mit gleicher Vollkonnnenheit erfolgt wie diejenige nach der Spaltfläche. An einzelnen Stellen matt, erreichen die Gleitflächen jedoch zum Theil den Glanz der Spaltflächen. Deutlich sind auf jeder von ihnen die sich kreuzenden Streifungen der Zwillingssysteme nach den beiden übrigen Flächen von — Y2 R (0112) zu beob- achten. Beide Erscheinungen, das Auftreten der Gleitflächrn und die Zwillingsbildung, stehen in engster Beziehung zu einander, wie dies zuerst M. Bauer gelegentlich seiner Untersuchungen am Cyanit (d. Zeitschr., 1878. Bd. XXX. p. 32U) und dann 0. Mügge in seinen „Beiträgen zur Kenntniss der Structurflächen des Kalk- spathes etc." (N. Jahrb. f. Miner. etc.. 1883, I. p. 32) ausge- sprochen haben. Da die Ablösung der Kalkspaththeilchen nach der Gleitfläche auf der Einwirkung mechanischen Druckes, im vorliegenden Falle zweifellos des Gebirgsdruckes, beruht, so ist auch die starke Ver- zwillingung nur als Folge dieses intensiven Gebirgsdruckes zu erklären. Dass in dem Erzlager von Rothenzechau letzterer ausserordentlich wirksam gewesen sein muss, beweisen noch die stark glänzenden Rutschflächen, welche man an zahlreichen Stücken geförderten Arsenkieses zu beobachten Gelegenheit hat. Die chemische Analyse, welche ich der Freundlichkeit des Herrn Dr. von Knorre verdanke, ergab: CaO . . 54,65 MgO . 0,63 FeO . 0,52 CO2 . . 43,20 Si02 . 0,52 99.52. 773 5. Herr Otto Ja ekel an Herrn W. Dames. UebPT (Jorrostetis. Berlin, dpii 9. Fobniar 189J. In einer brieflichen Mittheilung ') tritt Herr Trautschoij) einem Referat entgegen, welches ich über seine Arbeit: „lieber Corcosteus niegalopteriix Trd. , C. obtusus und Clieliophorns Vcr- ncuili Ag."-). im Neuen Jahrbuch für Mineralogie. Geologie und Paläontologie veröffentlicht habe^). In dem genannten Aufsatze hatte Herr Trautschold eine fragmentarische Knochenplatte als Ruderorgan von Coccosteus be- schrieben und Coccosteus megalopteryx Trd. genannt. Ich be- merkte in meinem Referate hierzu das Folgende: „Obwohl es nicht mehr zweifelhaft sein kann, dass Coccosteus keine, bezw. keine verknöcherten vorderen Ruderorgane oder Arme besessen hat. deutet Verfasser immer noch einige Fragmente von Hautknochen als Ruderorgane eines Coccosteus, welchen er auf Grund dieser Stücke C. megaJopteryx genannt hat. Wenn man sich auf Grund der P'ragmeute und der Reschreibung des Verf. ein Urthoil über diese Reste erlauben darf, so scheint es nur sicher, dass Theile von paarigen Extremitäten eines Fisches vorliegen. Verf. beschreibt zwar die Mikrostructur. aber aus Beschreibung und Abbildung geht niclit einmal hervor, ob die Grundmasse Knochenkörperchen enthält. Im letzteren Falle wäre wenigstens die Zurechnung der Fragmente zu den Placodermen sicher gestellt.'' Diese meine Worte, und andere habe ich hierüber nie ge- äussert, citirt, wenn man so sagen darf. Herr Trautschold fol- gendermaassen : „Es wird getadelt, dass ich die dort beschriebenen Ruderorgane zur Gattung Coccosteus gestellt, während es doch nicht zweifelhaft sein könne, dass Coccosteus keine verknöcherten vorderen Ruderorgane gehabt habe. Letzteres ist betreffs der bekannten schottischen Coccosteus- Kvi^w zugegeben, dass sie aber gar keine Flossen gehabt haben, wird nicht behauptet. Im Gegentheil wird anerkannt, dass Flossen, wenn auch verwesbare, vorhanden gewesen sein müssen, um den mit verhältnissmässig dicken Platten bedeckten Körper des Fisches fortzubewegen." Das behauptet Herr Traut- schold in dem oben citirten Passus gelesen zu haben! — 1) Diese Zeitschrift, XLI. Bd., 1889, p. hlb. 2) Ibidem, p. 35, t. III — VI. ä) Jahrg. 1890, II. Bd., Ref., p. 145. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLiII. 4. 774 Was meine Stellung zur Sache anbetrifft, so glaube ich, dass ich meine Ansiclit nicht schärfer präcisiren konnte als durch obige Worte, „dass Coccosteus keine, bezw. keine verknöcherten Ruderorgane oder Arme besessen hat". Herr Trautschold sagt dann ferner; „Wenn aber Flossen und Panzerplatten bei CoecosUiis von verschiedener Beschalfenheit gewesen sind, so liegt doch nichts Widersinniges in der Annahme, dass auch die von mir beschriebenen Flossen, die keine eigent- lichen Knochenkörperchen enthalten, möglicher Weise der Gattung Coccosteus angehört haben und dass der Schluss in dem oben erwähnten Referat, diese Flossen könnten nicht den Placodermen zugeordnet werden, weil in ihnen keine Knochenkörperchen nach- gewiesen sind, ein Fehlschluss ist." Im Allgemeinen bemerke ich hierzu, dass wenn Herr Trautschold auch von meinen Unter- suchungen über derartige Fragen vielleicht keine Notiz genommen hat, er schon aus den umfassenden und gründlichen Arbeiten Pander's sich von der Unmöglichkeit hätte überzeugen können, dass homologe Hartgebilde desselben Fisches so verschieden histo- logisch organisirt gewesen seien. Im Besonderen enthalte ich mich nun nach der ergänzenden Bemerkung des Herrn Traut- schold, dass bewusstes Ruderorgan keine eigentlichen Kno- chenkörperchen besitze, jeder weiteren Meinungsäusserung über besagtes Stück, da mir der feine Unterschied, den Herr Traut- schold zwischen eigentlichen und nicht eigentlichen Knochen- körperchen zu machen scheint, bisher noch unbekannt ist. Während Herr Trautschold sich sonst im Wesentlichen meinen Vorschlägen aiischliesst. bemerkt er endlich; „AVas da- gegen den in dem erwähnten Referat ausgesprochenen Wunsch betrifft, auch für Coccosteus ohhisns eine neue Gattung aufzu- stellen, so muss ich mich dagegen vorläufig noch ablehnend ver- halten, da die verschiedene Form der Leisten auf der Unterseite der beschriebenen Platten mir noch nicht genügenden Beweis für die Abtrennung von Coccosteus zu liefern scheint." Letzterer Grund allein wäre vielleicht auch mir nicht ausreichend zur ge- nerischen Abtrennung jener Platte von Coccostens gewesen, ich sagte aber in meinem Referat ausdrücklich; „Da dieselbe sich durch den Mangel eines hinteren medianen Fortsatzes und anderen Verlauf der Leisten auf der Unterseite von der entsprechenden Platte bei Coccosteus scharf unterscheidet . so dürfte diesen Unterschieden durch Aufstellung einer neuen Art. Coccosteus obtusus Trd. n. sp. kaum genügend Rechnung getragen, sondern die Aufstellung einer neuen Gattung gerechtfertigt sein." Ich meine mit ,,CVff).s7e?/.s" selbstverständlich immer Coc- costeus Agass. 775 C. Verhaudluiijreii der Gesellschaft. 1 Protokoll der November -Sitzung. Verhandelt Berlin, den B. November 1890. A^orsitzender : Herr Hauchecorne. Der Vorsitzende theilte der Gesellschaft das Ableben ihres Mitgliedes E. Weiss mit und widmete dem Verstorbenen einen Nachruf. Die Gesellschaft erhob sich zu Ehren des Verstorbenen. Hierauf wui-de das Protokoll der Juli - Sitzung vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: Herr Dr. Gagel in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren Dathe, Ebert und Schröder; Herr Bergwerksdirector a. D. Temme in Berlin, vorgeschlagen durch die Herren Hauchecorne, Bey- RicH und Dames. Herr von Rein a ch , Frankfurt a. M. . legte Uebersichts- karten der Gegend von der Nahe bis zum Spessartrand vor und theilte die Resulate seiner vergleichenden Studien über das Rothliegende der Wetterau mit jenem an der Nahe und der Saar mit. Die Schichtbestinniiungen wurden nach der für Saar und Nahe von Weiss -Grebk aufgestellten Stufenfolge aufgenommen. Das Vorkommen von Rothliegendem am Taunusrande bei Hofheim gehört der Waderner Stufe der Nahe an. Oestlich des Lorsbacher Thals tritt Rothliegendes erst wieder bei Vilbel zu Tage, mög- 51* 776 lieber Weise gebt die iiördliclie Fortsetzung der Rbeintbalsenke zwischen beiden Vorkonniien durch. In Vilbel beginnt ein Hügel- rückea, die sogenannte Hohe Strasse, welcher das Main- vom Niddathale trennt. Unter Tertiär kommen am Nordwestrand der Hohen Strasse untei-rothliegende (Tholeyer) Schichten zu Tage, gleiches Vorkommen findet sicli am Röderspiess und an der Kaisei'lay im Main am Südwestrand des genannten Höhenzuges. Etwa 500 m östlich der Kaiserlay ist bei Offenbach das Neubecker- sche Bohrloch, welchem die Kaiser Friedrich -Mineralquelle ent- springt. In diesem Bohrloch zeigten sich unter Tertiär bei 105 m Tiefe Oberrothliegende Schichten, dann die Söterner Stufe und bei 220 m die Tholeyer Stufe des Rothliegenden. Die zwischen der Mainlay und dem Neubeckerschen Bohrloch durchgehende Ver- werfung wurde kurz erwähnt. Weiter im Südosten der Hohen Strasse tritt zwischen Rumpenheim und Mühlheim a. M. , ebenso bei Hochstadt Oberrothliegendes zu Tage. Gleiche Schichten finden sich wieder am Nordostrand dieser Höhe bei Oberdorfeiden und lassen sich über Kilianstedten, Windecken, Eichen, Alten- stadt bis an den Büdinger Wald verfolgen. Hier verschwindet das Rothliegende mit Zechstein - Ueberlagerung unter der Trias. Nördlich genannter Linie tritt Unterrothliegendes in einem Sattel, an vielen Orten durch Petrefacten gut charakterisirt. zu Tage. Bei Staminheim verschwinden die Tholeyer Schichten unter dem Basalt des Vogelsberges. Der Zusammenhang des Rothliegenden am Main mit dem Darmstädter Vorkommen ist durch Tertiär und Diluvium ver- deckt, doch treten bereits wieder in Isenburg ca. 4 Kilom. süd- lich des Mains Rothliegende Schichten auf, um dann von Sprend- lingen aus bis zum krystallinischen Odenwald fortzusetzen. Von Sprendlingen bis Messel sind es unterrothliegende Schichten (Tho- leyer und Söterner Stufe), durch die Fisch- und Stegocephalen- Reste der I'lattenkalke, die Pfianzenreste an der Götzenhainer Mühle, sowie durch die Melaphyrdecken gut gekennzeichnet. Süd- östlich schliessen sich dann Waderner und Kreuznacher Schichten in regelmässiger Ueberlagerung an. Die Linie Isenburg- Sprend- lingen-Darmstadt bildet in Fortsetzung der Bergstrasse die Ost- grenze der Rheinthalspalte. An der Westseite derselben finden sich bei Nierstein und Nackenheim wieder rothliegende Schichten, welche sich auch weiter nach Westen unter Tertiärbedeckung verfolgen lassen. Von Biebelnheim-Flonheim bilden dann unter- rothliegende Schichten den ununterbrochenen Zusammenhang mit dem Nahebecken. Als Resultat seiner Forschungen bezeichnete der Vortragende, dass der Zusammenhang des Rothliegenden der Saar und Nahe 777 mit demjenigen bei Darmstadt, am ]\Iaiii und in der Wetterau sowohl stratographisch als auch lithologisch und durch Petrc- factenfunde nachgewiesen sei. Herr Dames legte Geschiebe von cambrischem Sand- stein vor und bemerkte dazu Folgendes: Als ich im Jahre 1881 unter der lehrreichen Führung von Professor A. G. Nathorst Oelaiid besuchte, machte mich derselbe kurz, bevor wir von dem an der Westküste gelegenen kleinen Ort Alfvedsjöbodar aus die Insel verliessen. darauf aufmerksam, dass am dortigen Strande sehr zahlreich Gerolle liegen, welche durch eine merkwürdige, sogen, discordante Parallelstructur aus- gezeichnet sind. Es sind meist faustgrosse, bisweilen wohl auch kegelkugelgrosse E ollstücke eines matt i-öthlich grauen . auch schmutzig violetten, harten, fiuarzitischen Sandsteins, der eine der Schichtung parallele, sehr scharfe Färbungsstreifung zeigt, wo Schichtung überhaupt zu erkennen ist, wie namentlich bei ver- schiedener Korngrösse der einzelnen Schichten. Diese Streifuug wird nun fast immer von einer zweiten, ebenso scharfen im spitzen Wiidcel durchschnitten, ja hin und wieder tritt noch eine dritte, die beiden anderen wiederum spitz berührende oder durch- schneidende Streifungsrichtung hinzu. Die Streifen sind abwech- lelnd meist hell grau und roth oder violett. — Solche Gerolle hatte Nathorst schon ein paar Jahre früher auf der am Nordende des Kalmarsundes gelegenen Insel Jungfrun beobachtet und darüber in der Aprilsitzung der Geologiska Föreningen 1879 berichtet'). Ueber das Alter dieser Sandsteinblöckc hat er an der angege- benen Stelle nichts veröffentlicht, mir aber später brieflich mit- getheilt. man könne annehmen, dass sie dem Fucoiden-Sandstein entsprächen, da aber der echte. Wurmfährten-führende Fucoiden- Sandstein von Humlenäs ein anderes Aussehen habe, so sei es auch möglich, dass der Sandstein von Jungfrun älter sei; — Daraus geht jedenfalls hervor, dass Nathorst für die bewussten Gerolle ein cam])risches Alter annahm, und ich kann nunmehr den Beweis erbringen, dass diese Annahme durchaus zutreffend ist. Es musste auffallen, dass die durch ihre so grelle Streifung bemerkenswerthen Gerolle unter unseren Geschieben bisher nicht gefunden waren. Erst im vorigen Jahre gelang es Herrn Lieder, einem sehr eifrigen Geschiebe - Sammler, in der Umgegend von Berlin (namentlich bei Westend unweit Charlottenburg und bei Rixdorf) Geschiebe aufzufinden, welche in jeder Beziehung — durchschnittliche Grösse. Härte, Färbung, Streifung durch sich ') Geologiska Föreninffen's i Stockholm Förhandlingar, Bd. lY, 1879, p. 293. 778 kreuzende Systeme — mit den von mir bei Alfvedsjöbodar ge- sammelten übereinstimmen; und als erst die Aufmerksamkeit auf sie gerichtet war. mehrten sich die Funde schnell, sodass wohl 10 Stücke durch ihn in die Samndung des hiesigen Museums für Naturkunde gekommen sind. Einige davon zeigen die be- kannte Form der Kantengeschiebe sehr deutlich. Ein besonderes Interesse beansprucht eines von der Marienhöhe bei Lankwitz im Ki'eise Teltow, das mit grösster Deutlichkeit die als ScoUthes bekannten Röhren zeigt. Hierdurch ist das Alter als Scolithes- Sandstein und somit als untercambrisch festgestellt. — Da man nicht zweifeln kann, dass die Gerolle auf Oeland von in der Nähe anstehenden Schichten stammen und. wie erwähnt, die Uebereinstimmung derselben mit unseren märkischen Geschieben eine vollkommene ist, so kann die Heimath der letzteren auch nur in der Gegend des Kalmarsundes gesucht werden. Herr Oppenheim sprach über das Alter des Ellipsac- tinien-Kalkes im alpinen Europa. Die Veranlassung zu meiner heutigen Mittheilung über die Altersfrage der Ellipsactinicn - Kalke im alpinen Europa gab mir ein auf der diesjährigen allgemeinen Versammlung in Freiburg i. Br. gehaltener Vortrag des Herrn Jaekel. Der erwähnte Herr sprach dort über mesozoische Crinoideen und erwähnte in seiner Rede auch Formen aus dem Str am berger Neocom. Dieser Ausdruck, welcher meine lebhafte Aufmerksamkeit erregte, ver- anlasste mich, Herrn Jaekel zu interpelliren, was er unter dem- selben verstanden wissen wolle, worauf Herr Jaekel mir erwie- derte, dass diese Verhältnisse ja so bekannt wären, dass er des Näheren darauf nicht eingegangen sei. Ich bin nun heut nach nochmaligem eingehendem Studium der einschlägigen Fachliteratur in der Lage zu erklären, dass wenn Herr Jaekel mit dem be- sagten Ausdrucke Theile der Stramberger Kalkmasse bezeichnen wollte, Beweise für eine nähere Gliederung derselben uml für den ausschliesslich neocomen Charakter eines ihrer Theile noch nicht erbracht worden sind. Wenn Herr Jaekel. wie es mir schien, den rothen Kalk von Nesselsdorf im Auge hatte, so betrachtet auch V. Mojsisovics ^) denselben in seiner durch objective Belege nicht gestützten Eintheilung des Kalkmassivs, in welchem der rothe Kalk von Nesselsdorf nach der Ansicht dieses Autors das jüngste Schichtenglied bildet, noch als jurassisch und Hoheneüger^). ^) Verhandl. d. geol. Reichsanstalt, 1867 u. 1868. ^) Neue Steinbrüche in der Gegend zeigen, dass dieser rothe Kalk nur Flecken in dem weissen Kalk bildet, welche endlich nach allen Richtnnjreii T\ieder in den weissen Kalk fn=t unmerklich veHaufen. (^HoHENEutxER, Die geognost. Verhälinisse der Nordkarpathen, p. 15.) 779 Süss ^) , wie V. ZiTTEL -j uiul Georg Boehm ''i haben sich ein- stimmig gegen diese wie gegen jede weitere Auflösung der Stram- berger Kalke in Etagen und Zonen scharf ausgesprochen. Sollte Her Jaekel aber die neocomen Mergel des Karpathensandsteins haben erwähnen wollen, so scheint mir der von ihm. wie auch an einer Stelle von v. Zittel angewendete Ausdruck ,, Stramberger Neocom" deshalb nicht ganz zutreffend und verständlich zu sein, weil ja nach der von vielen Seiten, insbesondere auch von den französischen Fachgenossen betonten Auffassung der Stramberger Kalk und die niehier Ueberzeugung nach gleichalterigen Bildungen, die südeuropäischen EUipsactinien- Kalke, selbst Aequivalente des pelagischen Neocom in sich zu schliessen scheinen. Ich selbst habe in meiner im letzten Bande unserer Zeit- schrift veröffentlichten Monographie der Insel Capri'^) Gelegenheit gehabt, mich mit dieser Frage des Ausführlichen zu beschäf- tigen. Ich darf diesen meinen Aufsatz bei Ihnen, meine Heri-en, wohl ebenso als bekannt voraussetzen. Avie die abfällige Kritik, w'elche derselbe seitens des Herrn Johannes Walther ^) in einer an die Redaction unserer Zeitschrift gerichteten brieflichen Mit- theilung erfahren hat. Meine Antwort auf den stark persönlichen Ai'tikel des Herrn Walther liegt der letzteren seit dem Monat Juli vor^), und darf ich ihre Yeröffentlichung nunmehr wohl in Kürze erwarten. ') J"ai pris tonte peine pour essayer une division de ces calcaires blaues qui puisse concorder un peu mieux avec les vues emises dans CCS deiniers temps, mais je ii"eu vois pas la possibilite. En 1858 j'ai moutrc la predominence des Nerinecs dans quelques localites et celle des Ammonitcs dans d'autres, dans ce cas les couches ä Ammonites rei)resenteraient un facies (pas un etajre) plus inferieur et les Nerinees seraient en haut. Mais la plupart des brachiopodes sont identiques dans ces deux facies. (Stss in Pictet's Melanges paleontolojriques.) -) Siehe K. A. v. ZrrTEL : Die Cfphalopoden der Stramberger Schichten. Paläontologische Mittheihni,tren aus dem Museum des k. b. Staates, f'assel 1888. ^) „Die tektonischen Verhältnisse von Stramberg sind keineswegs .sicher gestellt, und allen möglichen Combinationen ist hier noch Thür und Thor ucitff'nct." GkorC4 Boehm: Die Bivalven der Stramberger Schichten. Paläont. Mittheilungen aus dem Museum des k. b. Staates, Cassel 1883. Eltendort: ..Uebrijjens sprechen alle directen Beobach- tungen in Stramberg gegen die Auffassung von Mojslsovics. " *) Beiträge zur Geologie der Insel C'apri luid der Halbinsel Sor- rent. Diese Zeitschrift, 1889. *) Johannes AValther: Ueber die Geologie von Capri. Diese Zeitschrift 1889. ®) [Bemerkung. Das von Herrn Dr. Oppenheim s.Z. eingesen- dete Manuscript hielt ich iiiclit für ffeeiguet, in der Form einer bnefl. Mittheiluug an mich unverändert zum Abdruck gebracht zu werden, auch nicht als Aufsatz, ohne vorherige Genehmigung des Vorstandes. Dies ist der Grund der verspäteten, erst in diesem Heft erfolgten Ver- öffentlichung. C. A. Tenne.] 780 Ich verweise sie daher, meine Herren, bezüglich aller Einzel- heiten der zwischen mir und Herrn Walther auszutragenden Po- lemik auf diese meine eben erwähnte nZeilen. und will hier nur einige Punkte hervorheben, welche mir ausschlaggebend zu sein scheinen und welche zugleich im innigen Connex stehen dürften mit der Frage, deren Beantwortung ich heute zu geben versuchen werde, mit der Altersbestimmung des südeuropäischen Elipsacti- nien- Kalkes. Die Insel Capri, von welcher ich ausgehen will, wird in ihrer grösseren Hälfte gebildet von einem überwiegend unge- schichteten, grauen, bläulichen, stellenweis sogar bräunlichen, klotzigen Kalke, der. an manchen Punkten oolithisch, die Reste von riffbildenden Korallen überall in so grosser Anzahl und typi- scher Entfaltung an den Bruchflächen hervortreten lässt, dass man wohl nicht fehl greift, wenn man die ganze Masse als Ko- rallenriff bezeichnet. Das Hauptleitfossil für diese ganze Bildung des Caprikalkes ist die von Steinmann 1878 aus den Strani- berger Kalken beschriebene EUipsactinia; es sind dies rundliche, knollige Körper, ähnlich den Stromatoporiden, aus vielen, einander umfassenden, durch Querbälkchen verbundenen und von Radial- röhren durchsetzten Lamellen zusammengesetzt, welche von Stein- mann, wie ich glaube, mit Fug und Recht den Hydroidpolypen zu- gesellt und mit der lebenden Gattung tlydradinia verglichen werden, die in unseren heutigen Meeren Schneckengehäuse, insbesondere Buccinum - kx\Q\\ zu iiicrustiren pflegt. Die EUipsactinia wurde, wie erwähnt, von Steinmann aus Stramberg^) beschrieben; sie fand sich dann später am Pürgl bei St. Wolfgang-) (Salzkammergut), im Centralapennin. am Monte Gargano. in Montenegro, in Tunis und in Calabrien-); neuerdings wurde sie von Canavari in Sar- dinien und von Philippson in Argolis aufgefunden; ich habe die von den beiden letzteren Fundpunkten stammenden Stücke in Pisa und hier in Berlin gesehen und verglichen und versichere Ihnen, dass die Bestinmiung eine unzweifelhafte und richtige ist. Ueberall scheint sie mit Korallen vergesellschaftet in typischem Riffkalke aus dem Niveau der Stramberger Kalke vorzukommen und für diesen Horizont sprechen auch die titiionischen Nerineen, welche ich mit ihr vereint in Capri auffand, insbesondere die von mir ^) Palaeontographica, XXV. Bd., 1878. ^) P. Oppenheim. Beiträge zur Geologie der Insel Capri und der Halbinsel Sorrent. Diese Zeitschr., 1889, p. 459. ^) Nähere Literatur - Notizen über alle diese Fmidpuukte giebt G. Steinmann: lieber das Alter des Apenninkalkes von Capri. Be- richte der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br., IV. Bd., III. Heft, 1888. 781 in moiiicni Aufsatze erwähnte und abgebildete Nfirinea pseiido- hrnnttitana Gem. und die Ificrüi austridca Zitt. Nun fanden sich aber in der zum grossen Theile ungeschiehteten Kalkmasse wunderbarer und andererseits natiirliolier Weise auch Reste echter Kreideorganismen. Eine den Kreide -('hamideu nahe stehende Bi- valve wurde von mir an der Grotta azurra zusammen mit den jurassischen Nerineen aufgefunden, Querschnitte von Flayioptychus waren nicht selten, und nach oben ging die Masse allmählich in echte Rudisten-Kalke über, welche an verschiedenen Punkten der Insel, am Mt. Tiberio und am Faro, entwickelt sind; petrogra- phisch ist kein Unterschied zu entdecken, und die Grenze zwi- schen corallogenem Ellipsactinien - Kalke und Rudisten - Schichten hier um so schwerer zu ziehen, als auch die Efhpsncfima durch- zugehen scheint und von mir am Faro in den Rudisten - Kalken aufgefunden wurde. Dieselben Verhältnisse bestehen nach Baldacci in der Um- gegend von Sapri in Calabrien. Auch dort werden am Mt. Bul- gheria die hier geschichteten Ellipsactinien-Kalke concordant über- lagert von Rudisten-Schichten. in welche sie mittelst einiger, wenig mächtiger, versteinerungsleerer Bänke allmählich übergehen. Aehu- lich scheinen nach den Mittheilungen des Herrn Dr. Phiuppsox die Verhältnisse in Argolis zu liegen. Dort, wo der Jura wie überall im Pelopones vollständig zu fehlen scheint ^) . finden wir in einheitlicher, ungeschichteter Kalkmasse Elipsactinien und Ru- distenrestc neben einander. Nicht anders scheint sich, nach dem Profile von Coquand^) zu urtheilen. die Sachlage in Sicilien am Mt. Pellegrino zu gestalten. Auch hier stossen Corallien und Rudisten-Kalke eng an einander und zwischen den letzteren liegen wie auf Capri eocäne Nummuliten - Schichten ; der französische Autor spricht allerdings von Corallien. Provencien und Angou- mien und zeichnet eine starke Verwerfung zwischen den beiden ersteren Gliedern seiner Profilserie; doch ist die Identität dieses Corallien mit den Tithonbildungen bereits von Gemmelaro imd V. ZiTTEL nachgewiesen, und die Rudisten-Kalke haben während ') Die von Bobeaye und Viklet angeblich bei Naui)lia aufgefun- denen und von Deshayes beschriebeiien Nerineen und Diceraten sind, zumal auch ihr Fundort bis heute unbekannt und auch durch Herrn Dr. Philippson nicht ermittelt werden konnte, sehr zweifelhafter Na- tur; sie könnten übrigens auch in das Niveau des Elipsactinien-Kalkes fallen. (Expedition scientitique en Moree. Sciences physiques. Vol. II, Geologie et Mineralogie, P. 146, Vol. III, Zoologie et Botanique, P. 183. ^) H. Coquand. Sur la formation cretacee de la Sicile. Bull. soc. geol. de Franse, II. serie, Vol. 23, 1865 — 66. 782 der ganzen Kleideperiode einen so vollständig gleichen Habitus'), wahrscheinlich auch identische Fossilien, dass mir gegen die Sicherheit der -schon ISöfi von Coquand vorgenoninicneneu Be- stimmung der Kudistem-estc starke Zweifel aufgestiegen sind; der Beweis für die Verwerfung endlich scheint mir erst zu führen zu sein. Dieselbe Ueberlagerung und innige Verbindung zwischen Ellipsactinien- und Rudisten- Schichten wurde am Grau-Sasso im Central- Apennin von Canavahi und Baldacci festgestellt; aus den mündlichen Mittheilungen beider Herren weiss ich. dass hier die Abgrenzung dieser Horizonte nur auf das Auftreten und Ver- schwinden der 'EUi'psactinia hin vorgenommen werden konnte. Analog sollen die Verhältnisse in der Basilicata und in Monte- negro liegen, während über die Ellipsactinien -Kalke in Sardinien noch nichts Näheres bekannt ist. Nach v. Zittel") werden die untertithonischen Ammoniten-Kalke im Central- Apennin concordant überlagert von plumpen Felsenkalken mit subcretacischen Fossi- lien; wenn man dici von diesem Autor und Neumayr durchge- führte Gliederung der Tithonbildungen in zwei Horizonte acceptirt, so vermag man die Aequivalente der Stramberger Schichten - hier nur in den subcretacischen Felsenkalken zu erblicken, welche übrigens wie schon Spada und Orsini^) betont haben, identisch zu sein scheinen mit den Fisch-Kalken von Castellamarc, für deren Neocom-Charakter neuerdings auch Bassani ^) eintritt. ' ') Siehe hierüber Peron: Craie ä Hippurites. Bull. soc. geol., 3. Serie, T. 13, 1884 — 85. (Ce que nous voyons aujourd'hui ä Font- froide demontre corapletenient cette verite que nous avons junioncee que les niveaux de Rudistes etaient iiisuffisants ä caracteriser un ho- rizont precis et ä servir de limite fixe et generale ä un etage geolo- gique. — Siehe auch G. Stäche: Die libuniische Stufe. Abhandl. d. k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien 1889. — Ebenso M. Neumayr: Der geologische Bau des westlichen Mittel - Griechenlands, p. Yl\. Denk- schriften der k. Akademie d. Wissensch., 40. Bd., 1880. „Bei diesem Schlüsse muss man jedoch im Auge behalten, wie klein das Terrain ist, aus dessen Beobachtung die Erfahrung abgeleitet ist, dass die Ru- disten auf die Kreideforniation beschränkt sind, ja dass man sich in vielen Fallen hier in einem Circnlus vitiosus bewegt, indem man aus Vorkommnissen, die nur wegen des Auftretens von Rudisten der Kreide zugezählt werden, eine Bestätigung für das ausschliessliche Vorkommen derselben in dieser Formation ableitet." ^) Dr. Karl Alfred Zittel. Geologische Beobachtungen aus dem Central-Apennin. Geognostisch-Palaeontologische Beiträge, herausge- geben von Benecke, 2. Bd., 1869. ^) Spada u. Orsini. Memoire sur l'apennin centrale. Bull. soc. geol. de France, T. XII, 2. serie, 1854 — 55. ') Francesco Bassani. II calcare a Nerinee di Pignatoro Mag- giore in provincia di Caserta. Rendiconti della R. Acadcmia delle Scienze üsiche e matcmatiche, Napoli 1890. 783 Nach Baldacci (Dccriziunc geologirii dell" Isola di Sicilia di L. Baldacci. nieniorie descrittive della carta geologica d'Italia, Roma 1886), auf dessen epocheiuachende. in Deutschland im All- gemeinen viel zu wenig gekannte Untersuchung mich Herr Prof. F. Bassani in Neapel auf mein Befragen wie innner freundlichst entgegenkonunend aufmerksam machte, ist das Tithon auf Sicilien sowohl in Cephalopoden-Facies (Malanoce, Mt. Barraco und Canipo- fiorito) als in corallogener Ausbildung als bläulicher oder schwar- zer, feinkörniger Kalk (Madonia. Pizzo x^ntenna, S. Giorgio. Termini und an vielen anderen Punkten) vorhanden; am Mt. Pel- legrino sind wunderbarer Weise wie in Stramberg beide Erschei- nungsformen vermischt uud in dem bläulichen Gestein sowohl Korallen und Nerineen als Cephalopoden vertreten. Das Tithoa ist meist geschichtet, wenn auch die Stratification in vielen Punkten, wie am Mt. Pellegrino stark verwischt ist. Als corallogener Ab- satz liegt das Tithon direct auf Lias; da es aber sehr mächtig ist, so kaim nach Bai.dacci in seinen tieferen Lagen noch dies oder jenes Glied des Ooliths in ihm vertreten sein. (Quando il Titonio ha (luesta forma litologica, assumc una grande potenza e poggia direttamente sugli strati del Lias; forse nei piani inferior! di questo calcare poträ pure esser rappresentato qualche membro del Oolite che non se ne puö sceverare per l'idcntitä della forma litologica; Baldacci, 1. c, p. 69. j Der oberste Malm (Zone des Aspkloceras acanthiciim Opp.) ist auf Sicilien als Unterlage der Titlionbildungen wohl entwickelt, überall da. wo die letzteren als Cephalopoden-Facies entwickelt sind: er felilt dagegen absolut, wenn es sich um corallogene Absätze handelt (. . . . si trova ge- neralmente in concordanza sotto al Titonio a facies di Cefalopodi; quando il calcare titonio e a facies corallina questa zona nianca assolutamente [p. 68]). Das Urgonien. welches auf Sicilien als Lumaclielle oder Rudisten-Kalk mit SphaeniUtcs Blumenhaclut Sti.d. . lieqm'enia Loin^dalei Sow. , Caprina Ver- iieuäü Bayl. u. A. entwickelt ist, liegt auf Sicilien wie auf Capri stets unmittelbar concordant über dem grau- blauen corallogenen Tithon-Kalk. So insbesondere am Mt. Pellegrino selbst, dessen Nordabhang es fast ausschliesslich zu- sammensetzt, am Capo Gallo, Mt. Colombrina und an anderen Punkten (Baldacci, p. 76). Das Neocom tritt auf der Insel stark zurück, ist bei Taormina schwer von dem darüber liegenden Tithoii zu trennen und immer als Cephalopoden-Facies entwickelt. Das Profil des Mt. Pellegrino, welches Baldacci giebt, stimmt vollständig mit den Verhältnissen auf Capri überein; die von CoQUAND in seinem bereits oben erwälinten Aufsatze angenom- mene Verwerfung ist nach Baldacci niclit vorlianden, das Corul- 784 lieii des französischen Autors ist zum grössten Theile Titlion, zum geringeren Lias, das Angoumien ist zum Urgonien ge- worden ! — Die Verhältnisse des Tithon in Sicilien. wie wir sie eben auf Grund des Baldacci' sehen Quellenwerkes zu entwickeln ver- sucht haben, stehen durchaus im Widerspruch zu den von Neu- MAYR und V. ZiTTEL iu der erwcähnten Frage vertretenen An- schauungen, stehen aber durchaus im Einklänge zu dem von dem letzteren Autor in seinen Bahn breclienden Untersuchungen im Central- Apennin erhaltenen Resultaten. Einmal scheinen in beiden Gebieten die beiden von v Zittel aufgestellten Altersstufen des Tithon, von denen die eine die Cephalopoden-. die andere die corallogene Entwicklung rcpräsentirt, sich gegenseitig auszuschlie- ssen: im Central -Apennin war zur Zeit der v. Zittel sehen Pu- blication das Obertithon überhaupt noch nicht aufgefunden, ist aber jetzt, wie wir gesehen haben, in der Form der Elipsacti- nien- Kalke bereits an vielen Punkten erkannt worden. Anderer- seits wurde von v. Zittel das Cephalopoden führende Tithon des Central -Apennin wie die corallogenen Kalke mit TerehraUda Ja- nih's im Norden von Sicilien als ein Glied seines Untertithon (der älteren Tithonbildungen) aufgefasst, beide sich gegenseitig ausschliessenden Bildungen liegen aber concordant unter der un- teren Kreide, welche in dem letzteren Falle schon die Urgon- Abtheilung rcpräsentirt ! Der Jamfor - Kalk liegt transgredirend auf älteren liiasbildungen. die Zone mit Äspüloceras acantJdcus fehlt nach Baldaw^i stets da, wo das Tithon in dieser Facies entwickelt ist. und findet sich überall da. wo reine Cephalopoden- Kalke auftreten. Wir haben also in dem einen Falle Trans- gression und litorale Ausbildung, iu dem anderen ungestörten Fortgang der pelagischen Entwicklung. Um die aus Italien vor- liegenden Thatsachen mit der von v. Zittel aufgestellten Theorie der Tithonbildungen zu vereinen, müssen wir also beständig zu grossartigen Unterbrechungen oder Vernichtungen der Sedimen- tation und des sedimentirten Materials unsere Zuflucht nehmen. Eine Lücke bestände auf Capri zwischen Elipsactinien-Kalk und Urgonien. eine Lücke am Mt. Pellegrino und an allen analogen Punkten Siciliens zwischen denselben Formationen, eine Lücke zwischen untertithonem Cephalopoden- und subcretacischem Felsen- kalk im Central-Apennin ! Wahrlich, diese Erklärung scheint mir keine ganz natürliche und einleuchtende zu sein! Nicht so leicht zu entwirren sind die stratigraphischen Ver- hältnisse in Strainberg selbst, leider ist dieses aber wieder der Ausgangspunkt und das Centrum für den Streit von Anschauungen und Theorien in der Tithonfrage geworden. Vor Allem wird die 785 Sachlage hier wie wahrscheinlicli auch in Sicilien, wenn man von den verwickelten und schwer zu entwirrenden Lagerungsverhält- nischen in der ganzen Klippenzone absieht, nocli complicirt durch das Auftreten von Annnoniten in der oorallogenen Grundniasse. Während die grosse Mehrzahl der Autoren, insbesondere Süss. Neumayr und v. ZrrxEL mit Nachdruck für die üntheilbarkeit und innere Zusammengehörigkeit des Stramberger Kalkmassivs eintreten, zerlegte Mojsisovics dasselbe in Zonen und lässt den Korallenkalk mit Nerineeu, Diceraten und Ellipsactinien durch echte Ammoniten-Schichten unterteufen, eine Anschauung, welche theoretisch so einleuchtend erscheint, dass man um so mehr be- dauern muss. dass die Belege für die Anschauungen des Verfas- sers, soweit mir wenigstens bekannt, bisher noch nicht veröffent- licht wurden ^). Ich möchte übrigens hier hervorheben, dass nach HoHENEGGER") die das Stramberger Rift überlagernden neocomen Kalke und Mergel dem Valanginien nicht zu entsprechen scheinen, dass andererseits von Concordanz und Discordanz zwischen un- geschichteten corallogenen Absätzen und Sedimentär-Gesteinen wohl nicht gesprochen werden kann. Auch die Frage der Schichtung dieser Kalkmassive spielt, sobald wir die Ellipsactinien -Kalke im Wesentlichen als Korallenrift'e betrachten, nicht mehr die Rolle, welche ihr von vielen Seiten, früher auch von mir, zugesprochen wurde. In der Rift'masse selbst fehlt natürlich die Schichtung, wo aber die Brandung arbeitet, auflöst und wieder absetzt, da können wir dieselben bankigen Kalklager erhalten, deren Bildung wir auch in der Jetztzeit in Westindien und an den Keys von Florida'^) zu beobachten im Stande sind. Es wäre nicht un- denkbar, dass die tieferen Lagen der Fisch -Kalke des Central- Apennins dieselbe Stellung gegenüber den Elipsacfinia - Riffen beanspruchen könnten, wie sie in der Jetztzeit die in der Bai von Florida abgesetzte Kalktafel zu den Rift'cn der Keys, der Tortugas und Marquensas einzunehmen scheint. Der Ausgang der Juraperiode ist bekanntlich gekennzeichnet durch einen grossartigen und umfassenden Rückzug des Meeres aus den nordischen Breiten unseres Continents. Wenn wir von ') 1870 hat V. Mojsisovics seine Ansichten bezüglich der strati- graphischen Verhältnisse von Stramberg in wesentlichen Punkten nio- dificirt. Siehe hierüber Verhandlungen der geologischen Reichsanstalt, Wien 1870. ^) HoHEXEGGEK. Die geognostischen Vei-hältnisse der Nord-Kar- pathen, Gotha 1861: „Eine üebereinstimniung dieser untersten Stufe mit dem Talanginien Desor der Schweiz, wie man es erwarten sollte, konnte ich daher bis jetzt nicht nachweisen. ') Si'ss. Antlitz der Erde, II, p. ;593 ff. 786 der grossen russischen Tafel absehen, wo sich in continuirlicher Folge ein mariner Absatz auf den anderen niederschlägt und die Grenze zwischen Jura und Kreide überbrückt, so können wir im ganzen übrigen Norden überall eine starke negative Strandver- schiebung beobachten und mächtige Süsswasserseeen sich dort ausdehnen sehen, wo früher die Brandung wogte. Ganz anders liegen, wie bekannt, die Verhältnisse im alpinen Gebiete; während aber im Norden dieses Verbreitungsbezirkes, in den Alpen und Karpathen das Meer im Wesentlichen seinen alten Stand innehält und pelagische Bildungen der Kreide auf die gleichartigen des Jura folgen, scheint im südlichen Europa eine gewisse Trans- gression stattzufinden, wie wir dieselbe ja auch zu gleicher Zeit in Ost - Afrika zu beobachten Gelegenheit haben ^). Dogger und Malm sind im ganzen Apennin-), wenn überhaupt vorhanden, jeden- falls sehr dürftig vertreten und auf der südlichen Balkan - Halb- insel wie auf dem Peloponnes fehlt wahrscheinlich die ganze Folge der Juraschichten. Der Schluss liegt nahe, dass hier alte Fest- landsmassen wieder überfluthet wurden, und das reiche Vorkom- men von Korallenrift'en wie später von Rudisten - Kalken spricht dafür, dass die positive Verschiebung der Strandlinie eine con- tinuirliche war. Wir betrachten also die südeuropäischen EUipsactinien- Kalke als eine corallogene Facies des alpinen Neocom, als eine Bildung, welche vom Obertithon beginnend und dasselbe mit einschliessend liinaufreicht bis etwa in die Hauterivestufe und welche jedenfalls das Valenginien noch mit zu umfassen scheint. Da Korallenriffe ausserordentlich conservativ sind und ihre Bewohner, wie die bis- herigen Forschungen in der Südsee beweisen, durch verschiedene Erdepochen hindurch sich ziemlich gleich zu bleiben scheinen, so begreift man leicht. Aveshalb in Stramberg Korallen, Brachiopoden, Lamellibranchiaten und Gastropoden einen so ausgezeichnet juras- sischen Habitus besitzen, während die pelagische und darum so variable An)moniten - Fauna bereits ein deutliches Neocomgepräge darbietet. Dazu kommt ausserdem, dass in der ganzen untersten Kreide echte Korallenbauten bisher noch nicht aufgefunden wor- den sind; im südlichen Frankreich wie in den Alpen ist das Neocom vom Valanginien an stets durch pelagische Absätze ver- ') Mombassa, Mosambique, Algoabai, vielleicht auch Madagascar. Siehe Neum.wr: Die geosraphische Verbreitung der Juraformation. Denkschriften d. Wiener Akad. d. Wissensch., 50. Bd., 1885, p. 129. ^) Nach V. ZiTTEL (Central- Apennin) sind im Dogger daselbst nur die untersten Glieder, vom Malm nur die Aptyoheu-Schiefer vertreten, welche doch jedenfalls bereits dem üntertitlion angehören. Es scheint hier also eine grosse Lücke in der Sedimentbildung vorhanden zu sein. 787 treten und die wenigen Seichtwasserbildungen, welche vorliegen, wie der Spatangen - Kalk haben jedenfalls mit corallogenen Bil- dungen nichts zu thun. Es ist mir daher durchaus nicht auffallend, dass v. Zittel in seinen Grund legenden Untersuchungen zu so ganz heterogenen Resultaten gekommen ist, dass er, während er den jurassischen Charakter der Gastropoden hervorhebt, welchen übrigens auch Georg Boehm mit Entschiedenheit für die Bivalven vindicirt, Hebert gegenüber die grosse Anzahl der Neocom - Typen unter den Ammonoideen zugiebt. Mir scheint, die aus der Unter- suchung der ersteren Formengruppe gewonnenen Schlüsse sind für die Frage der stratigraphischen Stellung der Stramberger Kalke nicht als maassgebend anzusehen, da, wie bereits erwähnt, das richtige tertium comparationis . die neocome Rift'fauna, zu fehlen scheint. Die Ammonoideen dagegen sprechen für den neocomen Charakter der Stramberger Rififkalke und mit diesem Resultate stimmen überein die stratigraphischen Verhältnisse, wie sie im südlichen Europa, im Mittelmeerbecken, zur Beobachtung gelangen^). Es dürfte hier in jedem einzelnen Falle aus den La- gerungsverhältnissen wohl am besten festzustellen sein, wie weit die corallogene Bildung hinauf reicht und welche an anderer Stelle heterogen entwickelte Stockwerke sie in sich umfasst. Herr KosMANN sprach übei" die Entstehung und Zu- sammensetzung der sogen, basischen Salze. Als „basische Salze" bezeichnet die Mineralchemie diejeni- gen Verbindungen , in welchen die Anzahl der Aequivalente der basischen Elemente grösser ist. als wie sie zur Sättigung der Säure erfordert wird. Die Mehrzahl dieser basischen Salze ist dadurch ausgezeichnet, dass sie oxydische Verbindungen sind, selbst diejenigen der Haloidsalze. Eine andere bemerkenswerthc Klasse bilden die Salze der Sulfosäuren. Die Entstehung der basischen Salze - und dies dürfte auch für die erwähnten Sulfoverbindungen gelten — ist wesentlich auf zwei Vorgänge zurückzuführen, denen aber dieselbe Ursache der ') Ich freue mich, nachträglich constatiren zu können, dass auch HauCt in seinen auf ganz verschiedenem Gebiete durchgeführten Unter- suchungen zu analogen Resultaten gekommen ist. Vergl. hierüber; Emil Hauu: Die geologischen Verhältnisse der Neocom-Ablagerungen der Puezalpe; Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt, 37. Bd., 1887, p. 240: „T)ie Zuziehung der Stramberger Schichten zum unteren Neo- com liat Hebert schon vor Jahren mit gewichtigen Argumenten ver- fochten, meine Beobachtungen in Südtirol und meine Kritik der Fauna von Rovere di Velo bestätigen auf's Glänzende die Annahme des Pa- riser (ielehrten.'- (Hinzufügung während der Correctur.) 788 cliemischen Erregung zu Grunde liegt, nämlich das durch die Wasserautuahnie der ursprünglichen ^'erbindung geschaffene che- mische Bindungsvermögen. Die Begründung dafür, dass wir uns gezwungen sehen, auf den liydratisirten Zustand der Verbindungen als den Ausgangspunkt unserer Beweisführung zurückzugehen, ist darin zu finden, dass die meisten der basischen Salze eben wasser- haltig sind und dass die wasserfreien basischen Salze eine den vorigen ganz analoge Zusammensetzung besitzen. Die bezeichneten chemischen Vorgänge bestehen nun in Fol- gendem: 1. Die Verbindung eines sogen, neutralen Salzes löst als Hydi'at ein oder mehrere Aequivalente des basischen Elements oder eines anderen der Substitution fähigen, verwandten Elements auf, was nur in der Weise bewirkt werden kann, dass das in die Verbindung aufzunehmende Element in eine lösbare, d. h. also hydratisirte Verbindung übergeführt und mit dem ursprünglichen Salze durch innere chemische Bindung zu einem einzigen Molekül vereinigt wird. Die chemische Verbindung der beiden verketteten Bestandtheile ist dadurch eine solche geworden, dass durch eine spätere Wasserentziehung in der gegenseitigen Stellung der Atom- gruppen keine Aenderung hervorgebracht wird. In diese Klasse gehören Salze wie der sogen. Bleiessig, indem 1 Mol. Bleizucker noch ca. 1 Mol. PbO aufninnnt. Ebenso lässt sich eine Verbin- dung erzeugen, indem man Dleiglätte mit Bleichlorid digerirt. Der gleiche Vorgang findet statt, wemi in einer erwärmten Lö- sung von Kupfervitriol metallisches Kupfer gelöst wird; beim Er- kalten scheidet sich ein basisches Sulphat als unlöslicher Nieder- schlag ab. 2. Aus der höhereu Hydratisationsstufe eines löslichen Salzes wird bei allmählich fortschreitender Wasserentziehung ein basi- scher Rückstand gebildet, indem unter gleichzeitigem Austritt von Wasser und Säure eine Polymerisation des basischen Bestand- theils eintritt. Es entsteheji auf diese Weise Verbindungen von anscheinend sehr verwickelter Beschafi'cnheit, in welchen die gegen- seitigen Autheile der urspiiingliclien Verbindungen und der sich bildenden Hydroxyde an den erzeugten Verbindungen unter den verschiedensten und sehr wechselnden rationalen Verhältnissen theilnehmen. Zu solchen Verbindungen gehört die verbreitete Gruppe der polymeren Oxychloride wie der Atakamit, ferner dei' Brochantit, Dihydrit, Boracit. Schütze berichtet (Pharm. Centr. H., 28, p. 293 — ^295) von einem aus einer Kupfersulphat- Lösung durch Kochen abgeschiedenen Niederschlage von der Zusammen- setzung 8 CuO . 3 SO3 . 8 H2O. Eine dritte Gruppe basischer Salze entsteht durch die Ver- bindung von Atomgruppen der Thonerde mit Kieselsäure. Phos- 789 pliorsäuro. Schwefelsäure. Atoiiiiinippoii. welche . ob wasserhalli,^' oder wasserfrei. Hydrate der 'JMiouerde von verschiedener Wer- thigkeil darstellen, oder denselben entspreclieii und sich im rich- tigen Verhältnisse der Neutralisation mit der entsprechenden Säure verbunden haben und daher nur scheinbar basischen f'iiarakters sind. Wir gehen auf diese zuvörderst nicht ein. Die bemerkenswerthe Eigenschaft aller basischen Salze ist die. dass sie sännntlich unlösliche Verbindungen darstellen, und dass diese Unauflöslichkeit besonders dann auffällig wird, wenn entweder das ursprüngliche Salz oder das in die sich erzeugende Verbindung aufgenounnene Salz ein lösliches gewesen ist. nun- mehr aber durch die Angliedcrung an das neutrale Salz seine Löslichkeit eingebüsst hat (s. Apatit, Boracit. Sodalith). Ein anderer, noch wichtigerer Unterschied ist der, dass durch die oben erwähnten ^"orgänge der Entstehung der basischen Salze aus deren hydratischen Verbindungen sich die Thatsache ergiebt, dass das sogen. Krystallwasser der Ursprungsverbindung nicht als solches zu erachten, sondern zur chemischen Constitution dersel- ben gehört und sogar grundlegend für die Atomgruppirung des basischen Salzes wird. Gehen wir daher nunmehr auf die in Formeln auszudrückende Zusammensetzung basischer Salze gemäss den oben dargelegten Vorgängen ein, so bieten sich für die 1. Art basischer Salze folgende Beispiele dar: der Lavrionit und der Matlockit leiten sich ab von dem Bleichlorid PbCb + 2H2O. Mag unsere Vor- stellung von der Einfügung der Wassernioleküle in die Structur des Chloridhydrats sein, welche sie wolle, so steht so viel fest, dass unter der Einwirkung einer chemischen Reaction, welche eine Wasseraustreibung zur Folge hat, die Wassermoleküle in ihre, der chemischen Zusannnensetzung des Wassers entsprechen- den Atomgruppen sich trennen: H2O = H — OH. Das Bleihvdro- PbCh Chlorid ninnnt denigemäss die Zusammensetzung: an H2-(0H> und werden bei Verlauf der Wasserejitziehung die beiden Wasser- stoffatome durch 1 Mol. Pb ersetzt; es entsteht denigemäss die Verbindung des I^ayrionits. nach vom Rath der Formel 2(PbOHCl) PbCl2 entsprechend, nach Vorstehendem tt^ i Aus solcher For- Pb(0H)2 mel wird die Structur und Averden die daraus sich ableitenden Eigenschaften der Verbindung erklärlich und verständlich. Bei PbCU weiterer Wasserentziehung entsteht min der Matlockit | . PbO In analoger Weise sind ähnliche Oxydsalze zu Stande kom- Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 4. 52 790 CuCOo niend zu denken, wie der Malachit i , das Kieselzinkerz Cu(0H)2 ZnSiOs I und das demselben entsprechende Anhydrid, der Willeniit Zn(OH)ä ZnSiOs I Es sind aber nicht blos Hydroxvde, welche Gegenstand ZnO der Angliederung , bezw. der Substitution der Wassermoleküle bilden, sondern es werden auch Chloride. Sulphate, Carbonate an Stelle des Wassers aufgenommen. Aus dem wasserhaltigen Car- PbCOs bonat des Bleis I entsteht durch Substitution von PbCb H2(OH)2 PbCOs der Phosgenit: l , und in ganz analoger Weise findet sich im PbClä Apatil das Molekül CaCb , im Sodalith NaCl bezw. dem Calcium- phosphat. dem Natriumaluminiumsilicat eingefügt in einer Weise, dass die Löslichkeit des Chlorids aufgehoben ist, weil es durch innere chemische Bindung mit dem Molekül der Grundverbindung verkettet ist. Im Boracit finden wir beide Arten von Molekülen, sowohl MgO wie MgCb dem Tetraborat des Magnesiums ange- 2MgO gliedert: 4MgB407. Diese Verkettung heterogener Verbindungen I MgClj ist durch die Stellung des Hydratwassers in dem Ursprungssalz vorbereitet. Für die 2. Abtheilung basischer Salze haben wir ein vor- treffliches Beispiel im Chlor magnesium, weil dessen Verände- rungen, welche im Verlaufe der Wasserentziehung eintreten, durch die Processe der chemischen Industrie nachgewiesen und von Prof. ÜEWAR eingehend studirt sind. Die Verbindung des Salzes mit 6 Mol. H2O ist in der Pteihe der Mutterlaugensalze der Kali- salzlagerstätten als Bischof it bekannt: MgCb . 6H2O. Durch Wärmezufuhr chemisch erregt, nimmt die Verbindung die Grup- MgCla pirung ihrer Atome zu i vor. Indem aus benachbarten H6-(0H)e. Molekülen mit dem Wasser auch zugleich Chlorwasserstoffsäure entweicht, werden aus den ersteren an Stelle der 6 Wasserstoff- atome 3 Mol. Mg eingefügt und es entsteht die Verbindung MgCU i und vermöge weiterer Wasseraustreibung das wasser- 3 Mg{0H)2 MgCU freie Oxychlorid | . Aus diesem Vorgange erst wird uns 3MgO klar, weshalb in den analogen Verbindungen sich immer 3 Mol. 791 Hydroxyd mit dem uisprüngliclien Chlorid, Sidpliat. Phosphat ver- CuCh CuSOi binden; also im Atacamit: i . im Brochantit; | 3 Cu(0H)2 S (;u(OHh CuPsOe CuNäOe im Tagilit; | , im Gerhardtit: | ; dem Tagilit 3 Cu(0H)2 3 Cii(0H)2 CusP.Os analog bildet sich der Dihvdrit: | . Das oben erwähnte 2 Cu(0H)2 basische Sulphat von Schütze 8 CuO . 3 SOs . 8 H2O erhält die 3 CuS03(OH)2 Formel | und damit einen die Polymerie seiner Be- 5 Cu(0H)2 standtheile leicht ersicbtlich machenden Formelausdruck. Aucb für diese Klasse von Salzen wird Jeder mir zuge- stehen, dass für die Bildung und damit für die molekulare Zu- sammensetzung (Constitution) derselben eine naturgemässe, den thatsächlichen Vorgängen Rechnung tragende Erklärung gegeben worden ist. Wenn wir nun fragen; Welches ist denn die Ursache, dass die Grundverbindungen der basischen Salze, die einfachen und als neuti'al angesehenen Chloride, Sulphate, Nitrate u. s. w. die Fä- higkeit zeigen und äussern, noch weitere Moleküle von Hydroxy- den. Chloriden u. s. w. in sich aufzunehmen und sich chemisch anzugliedern? so ist die Antwort darauf: die einfachen Salze der starken Mineralsäui'en sind wohl neutrale, d. h. gesättigte Ver- bindungen in dem Sinne, dass ihre Valenzen zwischen Base und Säuren gebunden sind und sie gegen Lakmuspapier neutral rea- giren, sie sind aber nicht gesättigt in der Hinsicht, dass jede weitere chemische Reactionsfähigkeit in ihnen vernichtet wäre. Im Gegentheil müssen sie sämmtlich als ungesättigte Verbin- dungen') angesehen werden, wie denn auch eine Betrachtung der thermochemischen Verhältnisse ihrer Verbindungswärme lehrt, dass über den bei der gegenseitigen Bindung von Base und Säure entstandenen Wärmeverlust (entbundene Wärme) hinaus der Ver- bindung noch Wärmeeinheiten innewohnen, mithin eine Wärme- töimng eigenthümlich ist, welche ehier gewissen chemischen Energie gleichkommt. Diese chemische Restenergie ^) ist es, welche die sogen, neutralen Salze befähigt, sich zu hydratisiren. d. h. Wasser in chemischer Bindung aufzunehmen, d. i. ihrer molekularen Con- stitution einzufügen und an Stelle dieses Wassers Oxyde, hydrisch wie anhydrisch. oder Salze aufzunehmen bezw. zu lösen. In der That haben die meisten der hier in Betracht kommenden wasser- *) Vergl. Kosmann, Dingl. polyt. Journ., 1888, Bd. 271, p. 138. '^) Vergl. Hagemann, Die chemische Energie, Berlin 1890, p. 32. 52* 792 freien Salze ätzende Eigenschaften, welche darin bestehen, dass sie namentlich organisclien Snbstanzen Wasser zu entziehen be- strebt sind und dadurch zerstörend wirken; also z. B. Kupfer- sulphat und Kupfervitriol. Kupferchlorid, Bleichlorid, corrosives Quecksilberchlorid. Magnesiumchlorid. -sulphat u. a. ni. Die Wir- kungsweise der chemischen Restenergie ist für beide hier unter- schiedene Arten basischer Salze dieselbe; der Unterschied liegt nur in dem Maasse der Wasseraufnahme. Letztere ist nun von der Wärmetönung des Avasserfreien Salzes als der Grundverbindung abhängig. Im ersteren Falle wie beim Bleichlorid werden nur 2 Mol. H2O verlangt; bei den Salzen der zweiten Art, den Vi- triolen und den gleich hoch sich wässernden Salzen der Salpeter-, Chlorwasserstoffsäure u. s. w^, werden 6 Mol. H2O und mehr auf- genommen (der Kupfervitriol in wässeriger Lösung muss, wie vorauszusetzen, 6 Mol. H2O chemisch binden), und äussert sich demgemäss auch eine grössere Bindekraft für die Angliederung der polymeren Molekülgruppen. Die Wichtigkeit der hier befolgten Darlegung und Deutung des molekularen Aufbaues der basischen Salze möchte ich noch an einem Beispiel darthun , am Kieselzinkerz. Dasselbe in der Formel nach Grotii = ZnäfOHjaSiOs leitet sich von dem Meta- ZnSiOa Silicat Zn(OH)ä . SiO(OH)2 = I ab, in welchem das Mol. H2(OH)2 Ha durch das Mol. Zu ersetzt worden. Durch diese Angliede- rung des Hydroxyds Zu(0H)2 kommt das Salz der Constitution eines Orthosilicats gleich, dessen Structurforniel zu schreiben ist: (H0)2 Dieser Formelausdruck kann durch einen wage- „. ^0 *^ rechten Strich in 2 unsymmetrische Hälften ge- \0 nr theilt werden, von denen die obere neben 1 Mol. 0 ^0 das Hydroxylpaar entliält. Diese Dissymmetrie giebt einen andeutenden Aufschluss über die stereochemische La- gerung der Atomgruppen des krystallisirten Minerals in Bezug auf seine heminiorphe Ausbildung; dieselbe rührt aus einer un- symmetrischen Anordnung der Atomgruppen her. Ich erachte dies als einen bedeutsamen Fingerzeig dafür, in welcher Richtung sich unsere Forschungen in der Herleitung richtiger Molekular- Formeln der Mineralverbindungen zu bewegen haben. Herr Berendt verlas einen Brief des Herrn Siemiradski. Löss und Geschiebelehm betreffend. (Vergl. briefliche Mit- theilungen pag. 756.) Hiez'auf wurde die Sitzung geschlossen. v. w. 0. Hauchecrne. Dambs. Koken. 793 2. Protokoll der December- Sitzung. Verhandelt Berlin, den 3. December 1890. Vorsitzender: Herr Beyrich. Das Protokoll der November- Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: Herr Sabbrsky in Berlin. vorgeschlagen durch die Herren Koken. Rinne und Romberg. Herr Remele sprach über P e n t a m e r e n aus den auf Oeland zurückzuführenden Geschieben von Macrourus-Kailk. Es sind dies Formen, welche ihres hohen Alters wegen, indem sie einem noch bedeutend unter der oberen Grenze des üntersilur liegenden Niveau entstammen, ein besonderes Interesse beanspruchen; indessen weist nicht nur ihre äussere Gestalt sofort auf Pentamerns, sondern auch die inneren Merkmale ihrer Schale zeigen eine völlige Uebereinstimniung mit echten, obersilurischen oder devonischen Pentameren. Folgende Arten wurden vom Redner mitgetheilt: 1. Fentamerus elegans nov. sp. . 2. P. semicostatus nov. sp. , 3. P. tenuis nov. sp., 4. P. gihhosus nov. sp. , 5. P. Borussicus Gagel sp. Letztere Art ist diejenige, für welche Herr Dr. Gagel kürzlich den neuen Gattungsnamen „Branconia"' vorgeschlagen hat. Der Vortragende zeigte zugleich zahlreiche Exemplare der genannten Brachiopoden, welche theilweise schon 1885 beim Geologen - Congress in Berlin als Pentameren ausge- stellt waren, sowie mehrere photographische Abbildungen der- selben vor^). Herr Frech sprach über die im Anschluss an die Frei- burger Versannnlung ausgeführten Excursionen in das Gebiet der Glarner Doppelfalte, nach Linththal und Elm. ferner in die Klippen- region des Iberg und Mythen und in das Gebiet der Bündener Schiefer. Von den geologisch interessanten Punkten wurden Pho- tographieen vorgelegt, die auf der Excursion aufgenommen waren. ') Dieser Vortrag wird den Gegenstand eines besonderen, dem- nächst erscheinenden Aufsatzes bilden. 794 Derselbe besprach ferner den letzten Ausbruch des Volcano-Krater und legte die von dem Ereigniss durch 0. Sil- vESTRi angefertigten photographischen Aufnahmen vor. Herr J AEKEL sprach über Oracanthas bochtimensis von Bochum. (Vergl. den Aufsatz pag. 753 in diesem Jahrgang.) Herr KoSMANN legte mehrere Mineralien aus den nie- derschlesischen Erzrevieren vor und zwar: 1. Chromeisenstein vom Schwarzen Berge bei Tampadel, Kr. Schweidnitz; 2. Eine Erzstufe mit Bournonit-Krystallen aus dem Bergwerk Bergmannstrost bei Altenberg. Kr. Schönau; 3. Mehrere Kupfererzstufen vom Neuen Adler - Schacht der Kupferberger Erzbergwerke bei Kupferberg. Kr. Hirschberg. Der Chromeisenstein stammt aus einem neuen Aufschluss her. welcher durch den Berg -Ingenieur A. Reitsch in einem am Schwarzen Berg bei Tampadel anstehenden Chromerzgange ge- macht worden ist. Dieser Aufschluss stellt sich den früheren Entdeckungen anstehender Chromerze zur Seite, welche dem ge- nannten Herrn in den Jahren 1886 und 1887 am Harteberg bei Grochau, westlich Frankenstein, gelungen sind und über welche der Vortragende in der Vaterl. Gesellsch. f. Schles. Cultur (vergl. Jahresbericht 1887. p. 288) Mittheilmig gemacht hat. Gleichwie die Chromerz führenden Gänge am Hartebei-g in dem Serpentin auftreten, dessen Schichten das Gabbrogebirge des Berges umgeben, so setzt auch am Schwarzeberg bei Tampadel das Chromei'z in Serpentin auf. Der Schwarzebeig bildet die westlichste Erhebung in der Bergkette, welche, einem Ringwalle vergleichbar, den südlichen Fuss des Zobten umgiebt. Nachdem am Abhänge des Schwarze- bergs auch das Vorkommen loser Findlinge von Chromerz beob- achtet worden, führte die aufmerksamere Beobachtung des Kreises ihrer Verbreitung zur Entdeckmig einer anstehenden Felsklippe, welche einen 7 m starken Gang von Chromerzen aufwies, und wurde derselbe in einem Tagebau auf 22 m Länge verfolgt. Zur Zeit ist eine tiefere unterirdische Lösung des Lagers im Gange. Die ausgedehnte Verbreitung des Cliromits als fast nie feh- lender Bestandtheil des Serpentins hat H. Traube in seinen „Bei- trägen zur Kenntniss der Gabbros. Amphibolite und Serpentine des niederschlesischen Gebirges" ^) nachgewiesen, indem er die in den mikroskopischen Dünnschliffen beobachteten braunen Partikel als Chromit deutete und beschrieb. Thatsächlich indessen hat ') Inaugural- Dissertation 1884, Greifswald. 795 man es. wie das mineralische Vorkommen im Grossen erweist, nicht mit reinem Chromit zu thun. sondern es enthält dieser Chromeisenstein, ganz analog dem vom Harteberg bekaimt gewor- denen, neben Chromeisen auch Magnetit und namentlich Magne- siumaluminal. Der Gehalt an Chromoxyd schwankt in den bes- seren Partiecn zwischen 35 — 42 pCt. Chromoxyd; der Magnesia- gehalt beträgt 14 — 16pCt. . Kieselsäure 4 — 6 pCt.. Eisenoxydul und Thonerde je 18 — 22 pCt. Bei der zunehmenden Wichtigkeit des Chromerzes für die Stahlindustrie wie für die keramische Industrie ist der vorliegende Fund von nicht zn unterschätzender Bedeutung. Die Erzstufe von der Grube Bergmannstrost ent- stammt einem neueren Aufschlüsse in der oberen Stollnsohle des Werks, indem ein bis dahin übersehenes Gangtrum des Haupt- ganges aufgefunden und verfolgt wurde. Die Stufe giebt einen Beleg für das dortige Zusammenvorkommen von Erzen, als Schwefelkies, Arsenikkies, Zinkblende, Fahlerz. durchwachsen mit dolomitischer Gangmasse. In einer Druse sind auf den Wan- dungen Krystalle von Bournonit aufgewachsen, verdeckt z. Th. durch Braunspath. dem wieder noch Schwerspath aufsitzt. Das Mitbrechen dieser späthigen Gangmineralien zeugt für den Adel der Erzbildung. Die Bournonitkrystalle sind in ausgezeichneten, charakteristischen Zwillingen vorhanden, Zwillingsebene eine Fläche des verticalen Prismas. Die Flächen dieses Prismas an dem aus- springen Winkel sind dadurch kenntlich und ausgezeichnet, dass sie wie Stahl glänzen, während alle anderen Flächen matt. z. Th. angelaufen sind. Der Vortragende verbreitete sich mit kurzen Worten über die durch die neueren Aufschlüsse bei Altenburg herausgestellten Gangverhältnisse. Die Erzstufen von Kupferberg gehören dem Ganggebiete der östlichen Gruppe von Gängen an, welche durch den Neuen Adler- Schacht zunächst in der Stollnsohle gelöst sind. Nachdem man im Jahre 1886 mit der Wiederaufwältigung der Baue begonnen hat. ist dieselbe vorzugsweise auf die Verfolgung dei- beiden Gänge Fröhlicher Anblick und Silberfirste gerichtet gewesen. Der erstere. südlicher gelegen, streicht nahezu in hör. 9 und führt mehrere Trümer derben Kupferkieses. Bei einigen 100 m vom Schacht fand man eine versetzte Strecke, welche querschlägig zur Gangrichtung verfolgt wurde. Nach wenigen Metern durchquerte man mehrere Gänge, von denen der erste. 0.75 — 1,00 m mächtig, ein derbes Buntkupfererz aufwies, welches, stellenweise mit Zink- blende verwachsen, in den reineren Partieen bis 70 pCt. Kupfer haltend sich zeigte. Weiterhin wurde ein 8 — 10 cm mächtiges 796 Trum VOM Kupferkies durchfahren, dadurch ausgezeichnet, dass zwi- schen den Gangschnüren die Räume mit Schwerspath. Flussspath und Kalkspath ausgefüllt sind. Die Auffindung derartiger, bisher unbekannter Gangmittel lassen darauf schliessen, dass dem Berg- bau an dieser Stelle noch ausreichende Erze für einen lohnenden Bergbau zu Gebote stehen. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. V. w. 0. Beyrich. Dames. Tenne. Protokoll einer gern einsamen Begehung des Gebietes der Glarner Doppelfalte unter der Leitung von A. Heim am 14., 15. und 16. August 1890 im Anschluss an die Ver- sammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft zu Freiburg i. Br. ^) Hierzu Tafel XXXVII bis XXXIX. (Nach photographischen Aufnahmen von F. Frkch.) 1. An der Lochseite unweit Schwanden sieht man Verru- cano. der unten grün und flaserig. oben mehr roth und conglo- meratisch ist. in fast schwebender Lagerung über steil Süd fallen- dem schwarzen Schiefer (Eocän). An der Grenze beider erstreckt sich ein 0.1 bis 1 ni mächtiges Band eines vielfach gefältelten, gekräuselten und gewellten Kalkes, des I.iOchseitenkalkes. welcher gelegentlich in Gestalt kleiner Säcke in sein Liegendes eingreift. Die Oberfläche des Liegenden schmiegt sich der Unterfläche des Lochseitenkalkes unter verworrenen Krümmungen an. Eine sehr deutliche, der unteren Grenze des Verrucano parallele Fuge ver- läuft theils an der Grenze von Verrucano und Lochseitenkalk, theils mitten in letzterem. 2. Die tief eingeschnittene Tschingelschlucht bietet sammt ihren Verzweigungen Profile dar. welche die concordante Einschal- tung dreier über einander folgenden. Nummuliten führenden Kalk- bänke in den Komplex der darum zweifellos eocänen. schwarzen Schiefer veranschaulichen. 3. Am Haus stocke streichen stark gefaltete, schwarze Schiefer mit eingeschalteten Kalkbänken (Eocän) unter der discordanten Ueberlagerung von nahezu horizontal liegendem Lochseitenkalk und Verrucano derart durch, dass beiderseits des Hausstock- Mätlistok-Grates. nämlich vom Eimer Thale und vom Durnachbach- thale. dieselben Falten sichtbar werden (Vergl. Taf. XXXVIII.} 4. Dieses nur aus der Entfernung gesehene Profil am Haus- stocke wiederholt sich genau am Kalkstocke. Der Gipfel besteht aus rothschiefrigem . vielfach deutlich in der Fallrichtung ge- r ') Obige Notiz wurde zu spät eingeliefert, sodass dieselbe dem" Protokoll der allgemeinen Versammlung nicht mehr beigefügt wer- Lden konnte. C. A. Tenne. 798 streckten! und senkrecht dazu zerrissenem Verrucano. Darunter erscheint ein gewellter und gekräuselter Kalk, der vollständig jenem der Lochseite gleicht, und als dessen Liegendes tritt dis- cordant schwarzer, steil Süd fallender Schiefer auf. Demselben ist unmittelbar unter dem Lochseitenkalk am Ostabfalle des Kalk- stockes eine Bank von Nunnnuliten - Kalk eingeschaltet , wodurch das eocäne Alter des Complexes der schwarzen Schiefer auch an dieser Stelle unzweifelhaft wird. "Wie an der Lochseite, mir in viel grösserem Maassstabe, greifen hier Lochseitenkalk und eocäne Schiefer in einander ein, sodass der Lochseitenkalk hier bald auf 20 m Mächtigkeit anschwillt, bald auf Null reducirt wird. Seine obere Fläche bildet die Höhe des Sattels zwischen Kalkstock und Hahnenstock. Sie ist völlig eben, fällt sanft gegen NNW und ist stellenweise mit dünnen Lagen von gelbem Dolomit (nach Heim Röthidolomit) überdeckt. Die Trace dieser ebenen Ober- fläche des Lochseitenkalkes ist, so weit die Aussicht reicht, im Süden unter dem Hausstocke und Nachbarn, im Norden im Kärpf- gebiete und im Osten bis an den grauen Hörnern vollkommen deutlich unter dem Verrucano verfolgbar. (Vergl. Taf. XXXIX.) 5. Südlich vom Hausstocke erblickt man vom Kalkstocke aus die Ansicht folgender Schichtfolge: Oben grünlichen Verru- cano in zackigen Felsen aufragend, darunter eine braune Schicht (Dogger), in deren Liegendem sehr mächtiger grauer Kalk (Hoch- gebirgskalk) erscheint. Unter letzterem treten, und zwar schräg von ihm abgeschnitten, schwarze, steil Süd fallende Schiefer (Eocän) auf. denen vielfach dicke Kalkbänke (Nummuliten- Kalke) eingebettet sind. Der unter 2. erwähnte Schiefercomplex der Tschingelschlucht gehört in das Bereich dieser schwarzen Schiefer. Nach Osten gegen die Tschingelhörner nimmt die Mächtigkeit des Hochgebirgskalkes sichtbar ab. unter den Tschingelhörnern sind demselben mächtige und ausgedehnte Keile des liegenden schwar- zen Schiefers eingetrieben. Das aus der in Rede stehenden Wand hervorspringende Zwölfihorn zeigt im Profile eine Aufkrümmung des Hochgebirgskalkes sammt seiner Unterlage, die convexe Seite dieser Aufkrümmung kehrt sich gegen Norden. 6. A'om Hahnenstock. 0,7 km nördlich vom Gipfel des Kalk- stockes bis zum 2 km weiter gegen NW gelegenen Bützistock, erstreckt sich ein Grat von Verrucano, dem mehrfach Dolomit- partieen eingebettet sind. Am Westfusse des Bützistockes liegt unter dem Verrucano zunächst gelb anwitternder Dolomit (Röthi- dolomit) . darunter rother Schiefer (Quartenschiefer) , Quarzit und schwarzer Schiefer (Lias), Echinodermen-Breccie und Eisenoolith mit Belemniten (Schiltkalk), welcher ausgezeichnet linear gestreckt ist und zwar in der Fallrichtung der Grenzfläche zwischen Verru- 799 cano und Eocän. Unter dem Schiltkalke taucht grobbankiger, hell grauer, gleichfalls gestreckter Kalk mit Belemniten (Hoch- gebirgskalk) auf, der sich iu stattliclier Mächtigkeit (100 — 200 m) fortzieht, den Saasberg bildend, während der ganze hangende Komplex bis zum Verrucano nur etwa IT-) m Mächtigkeit aufweist. Alle diese Glieder sind unter einander concordant gelagert, und dieselben konnten um das Westeck des Bützistockes herum, von dem Nordwestgehänge desselben bis zu dessen Südwestgehänge, also gewiss unter dem Verrucano durchstreichend, verfolgt wer- den. Weiterhin unter den Südwänden des Bützistockes er- scheint über der Heustatfelalpe eine dreimalige Wiederholung von Quartenschiefer . Lias , Dogger und Mahn in der genannten Reihenfolge von oben nach unten, unmittelbar darunter liegt im liegenden schwarzen Schiefer (Eocän!) eine Bank n)it Numnm- liten. Fortlaufende Entblössungen bis unter den Kalkstock hin zeigen, wie die reichhaltige Schichtfolge zwischen Verrucano und schwarzem Schiefer am Bützistock sich zum Lochseitenkalke des Kalkstockes ausdünnt. Im Kärpfgebiete zwischen Sei'nf- und Lintthal liegt also zu Unterst ein stark gefalteter, durchschnittlicli südlich fallender Complex schwarzer Schiefer, dem an zahlreichen Stellen Bänke von Nummuliten - Kalk concordant eingebettet sind, und welchem die Glarner Fisch-Schiefer angehören. Dafür, dass ausser diesen zum Eocän gehörigen Schiefern noch andere auftreten, wurden weder paläontologische, noch stratigraphische Anzeichen gefunden. Discordant über diesem Schiefer-Coniplexe und zwar stellen- weise dicht über Nummuliten-Kalkbänken lagert im Kärpf-Gebiete eine Verrucanoplatte . welche sanft gegen Nord fällt, während die Gipfel südlich von Elm von einer südlich fallenden Platte desselben Gesteins gebildet werden. Die von uns verfolgte Grenze zwischen der Nord fallenden Verrucano - Platte und den liegenden, steil Süd fallenden, gefalteten Eocän - Schiefern ist überall scharf entwickelt, und landschaftlich ungemein deutlich ausgesprochen. Längs iln- tritt in der Regel ein Band gefäl- telten und gekräuselten, förmlich gekneteten Kalkes, des Loch- seitenkalkes, auf. Dasselbe ist von sehr schwankender Mäch- tigkeit und in das liegende Eocän stellenweise sackförmig ein- getrieben. Am Bützistocke schwillt dieses Band des Lochseiten- kalkes an zu einem Complexe von gelbem Dolomit . rothem Schiefer, sclwarzem Schiefer und Quarzit, von Echinodermen- Breccie und Eisenoolith mit Belemniten. von grauen. Belem- niten führenden Kalken, welcher Complex sich durch seine pe- 800 trographische Beschaffenheit und Fossilführung als die umgekehrte Normalschichtfolge von Röthidolomit. Qiiarteiischiefer. Lias. Dog- ger, Malm, und zwar in stark reducirter Mächtigkeit erweist. Eine ähnliche umgekehrte Lagerung der Juragebilde zwi- schen dem liegenden Eocän und dem hangenden Verrucano be- sitzen augenscheinlich die Bergwände südlich von Elm unter der Südplatte des Verrucano. Diese Ergebnisse stimmen mit den von A. Heim mitgetheilten Beobachtungen völlig überein. Benecke. Hermann Credner. E. Fraas. Frech. Eugen Geinitz. Graeff. Alfred Jentzsch. E. Kayser. Konrad Keilhack. Penck. Steinmann. A. W. Stelzner. L. van Werveke. 801 Für die Bibliothek sind iin Jalire 1890 im Austausch uud als Geschenke eingegangen: A. Zeitschriften. Aarau. Aargauische naturforscliende Gesellschaft. Mittheilungen. V. Angers. Societe d'efudes sficnHfiques. Bulletin, Bd. XYII. XVIII. Bamberg. Naturforschende Gesellschaft. Berichte. Bd. XV. Berlin. Königl. preussische geologische Landesanstalt. Jahrbuch für 1888. — Abhandlungen, Bd. X. Heft 2. — Neue Folge. Heft 1. — Königl. Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte, 1889. Heft 39 — 53 und 1890, Heft 1—40. — Zeitschrift für Berg-, Hütten- u. Salinen-Wiesen in Preussen, Bd. XXXVHI. — Naturwissenschaftlicher Verein von Neuvorpommern u. Rügen. Mittheilungen. Bd. XXI. — Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg. Verhand- lungen. Bd. XXX. Bern. Naturforschende Gesellschaft. Mittheilungen. 1889. Bonn. Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande und Westfalens. Verhandlungen, Bd. XLVI, 2 u. XLVH, 1. Bordeaux. Societe Linneenne, Actes, Bd. XLI, 4 — 7; XLII. Boston. Society of nritiirol history. Proeeedings, Bd. XXIV, Heft 1—2. — Annual Report of tJie American Board of Commissioners for Foreign Missions, 1889. Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen, Bd. XI. Heft 1—2. Breslau. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Jahres- bericht, Bd. XLVII. Brunn. Naturforschender Verein. Verhandlungen, Bd. XXVII. Brüssel. Societe royale malacologique. Annales, Ser. IV, Bd. lU. — Proces verhaux, Bd. XVH, Bg. 7 — 12 u. Bd. XVHI, Bg. 1-9. Buenos Ayres. Academia nacional de dencias en Cordoba. Boletin, Bd. X,3 u. XI, 4. Caen. Societe Linneenne de Normandie. Bd. IV, 2. Calcutta. Geological survey of India. Becords, Bd. XXII, 4 und XXIII. 1 — 3. — Bihliqfraphy of Indian Geology. Cambridge. Museum of camparative zoology nt Harvard College. Annual report, 1888 — 89. Canada. (ieological and natural history survey of Canada. Contributioi^s to the Micro - Palaeontology on the Cambro- 802 Silidrian Bodcs of Canada,Vol. IL Montreal — Annual repot't. New series, Bd. III. Cassel. Geognostisclie Jahreshefte. Herausgegeben von der geo- gnostischen Abtheihmg des kgl. Bayerischen Oberbergamts m München, Bd. II. Christiania. Videnskahs Selskahef. Forhandlätgiir, 1889. Chur. Naturforschende Gesellschaft Graubündens. Jahresbericht, Bd. XXXIII. Darmstadt. Verein für Erdkunde. Notizblatt, 4. Folge, Bd. X. Dijon. Academie des sciences etc. Memoires, 4. Serie, Bd. I. Dorpat. Naturforscher - Gesellschaft. Sitzungsberichte, Bd. IX, Heft 1. — Schriften, herausgegeben v. d. naturf. Gesesellschaft bei der Universität Dorpat, V. Dresden. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis. Sitzungsbe- richte, 1889, Juli — December. Dublin. Royal Irisli academy. Tr ansäet i< ms, Bd. XXIX, 12 — 13. — Proeeedings, 3 ser., I, 1 — 3. Edinburgh. B. 2)]tysirnl soriefy. Proeeedings, 1888 — 1889. Emden. Naturforschende Gesellschaft. Jahresbericlite, IS'SS — 1889. Frankfurt a. M. Senkenbergische Gesellschaft. Abhandlungen, Bd. XVI, 1. - Berichte, 1889 u. 1890. Genf. Societe de physique et d'histoire untureUe. Memoires, Bd. XXX. 2. — SoeieHe helvetique des sciences naturelles. Compte rendn des travaiw. 1889. Giessen. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Berichte, Bd. XXVH. Görlitz. Neues Lausitzisclies Magazin. Bd. XLV, 2 u. XLVI, 1. Gotha. Petermann" s Mittheilungen. Bd. XXXVI. — Ergänzungs- hefte 97—99. Güstrow. Siehe Neubrandenburg. Halle. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, 4. Folge, Bd. VIH, 3—6 und 5- Folge. Bd. I. 1—5. Hannover. Zeitschrift des iVrchitecten - und Ingeniem- - Vereins. Bd. XXXVI. — Naturhistor. Gesellschaft. Jahresberichte Bd. 38 u. 39. Harlem. Ärchives Neerlandaises des sciences etc., Bd. XXIV, 1 — 3. -r' Ärchives du Musee Teyler, Ser. 2. Bd. III. 4. — Catalog der Bibliothek, II, Lief. 1—3. Harrisburg. Pensylvania c/eological stirvey. Annnnl Beport, 1887. 803 Helsingfors. Fennia. Sociefe de Geographie Finlandaise. Bulletin, 1 — 3. Hermaiinstadt. Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. Verhandlungen. Bd. XXXIX. Kiel. Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig - Holstein. Schriften. Bd. VIII, 1. Klagenfurt. Naturhistorisches Landesmuseum von Kärnten. Jahr- buch, Bd. XX. Königsberg i. Pr. Physikal.- ökonomische Gesellschaft. Schriften, Bd XXX. Krakau. Akademie der Wissenschaften. Anzeiger, 1889. Oct.- Dec; 1890, Jan.-Juli.. Lausanne. Soeiete Vaiidoise des scioices naturelles. Bulletin, No. 100 u. 101. Leipzig. Verein für Erdkunde. Mittheilungen, 1889. Liege. Soeiete geologique de Belgique. Annales, Bd. XVII. 1 — 3. Lille. Soeiete ffeologique du Nord. Annales, Bd. XVI, 6; XVII, 1—6. Lissabon. Communicagoes da Commissao dos Trahlialos geologicos du Portugal, Yol. I. 2; II, 1. London. Geoloyienl society. Quarterly Journal, Bd. XLVI. — Abstraets of the Proeeedings. No. 546- — 561. Lund. Acta Universttatis Lunden»is. Lunds Universitats Ars- Skrift, Bd. XXV. Lyon. Acad&mie des seieiiees. Memoires, Bd. LVIII u. LIX. — Soeiete d'agrieulture etc. Annales, ser. 5. Bd. IX u. X; ser. 6, Bd. I. Magdeburg. Naturwissenschaftlicher Verein. Jahresbericht 1888, 1889. Mailand. Societä italiana di scienze naturaU. Atti, Bd. XXXII. Manchester. Geological society. Transnctions, Bd. XX, 11 — 21. Maryland. Academie of sciences. Transactions, 1888 — 1890, S. 1 — 10. I\Ielbourne. Geological survey of Victwia. — Annual rep&rt of the secretary for mines, 1890. — The Gold fields of Vic- toria. BexMrts of the mining registrars, 1889, 3 — 4. Mexico. Sociedad eientifica A. Alzate. Memoirias. Bd. II, 12. Minncapolis. Siehe Minnesota. Minnesota. Geological and natural history survey of Minnesota. Annual Eepm-t, Bd. XVII. — Bulletin, 1889, 1 u. 5. Montreal. Ute Canadian record of science, Bd. III, 8 und IV, 1—3. Moscau. Soeiete imperiale des nafuralistes. Bulletin, 1889, 2 — 4; 1890. 1. 804 München. Kgi. baierische Akademie der Wissenschaften, inath.- physik. Klasse. Abhandlungen, Bd. XVII. 1. — Sitzungs- berichte, 1889, 2, 3; 1890. l~?y. Neubrandenburg. Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Arcliiv. Bd. XLIII. New Haven. The american Journal of science, No 227 — 236. New York. American museiim of natural history. Annual re port, 1889—90. — Bidletin, II. 3—4. — Acadeniie of sciences. Transactions , Bd. VIII, 5 — 8; IX, l._2. _ Annah, Bd. IV. 12; V, 1 — 3. Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft. Jahresbericht, 1889. Paris. Annales de mines, Ser. 8, Bd. XV, 4 — 6; XVI; XVII, 1—4. — Societe yeologique de France, Ser. 3, Bd. XVII, 7 — 9; XVIII. 1 — 5. Passau. Naturhistorischer Verein. Jahresbericht, XV. Pennsylvania. Second Geological Sitrvey. AA. Atlas Northern Anthracite field, V; AA. Eastern mtddle Anthracife field, III; D. 6. South Mountain sheets, C 1 — 4. I) 1 — 5. Pestli. Kgl. ungarische geologische Anstalt. Jahresbericht, 1888, (1889). — Mittheilungen aus dem Jahrbuch, Bd. IX, 1. — Földtany Közlöny. Bd. XIX, 7 — 12; XX, 1—3. Philadelphia. Acadewy of natural science. Proceedings, 1889, 2—3; 1890, 1.^ — American xjJtilosophical Society. Proceedings, No. 130 bis 133. Transactions, Bd. XVI, 3. — Wagner Free Institute of Science. Transactions, Bd. II, III. Pisa. Societä Toscana di scienze naturali. Memorie, X. — Processi verhali, Bd. VI, S. 255 — 302; VII. S. 1 — 78. Portland. Society of natural history. Proceedings, 1880 — 81. 9 — 12; 1881—82, 1 — 4, 8 — 11; 1888 — 89, 9. Prag. K. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. Abhand- lungen, 7. Folge, Bd. III. — Sitzungsberichte, Bd. LXXXIX, 2; XC, 1. — • Feistmantel: Tasmanien. Regensburg. Zoologisch -mineralogischer Verein. Berichte. 1888 bis 1889. Rom. Societä geologica italiana. Bolletino, Bd. VIII, 3. — Atti della B. accademia dei Lincei Memorie, 4. Ser., Bd. V. — Rendironti, Ser. 4. Bd. V. 2. Semester. Heft 5 bis 13; Bd. VI, 1. Semester. Heft 1—12; 2. Semester, Heft 1—6. — B. coniitato geologico d'Italia. Bolletino, Bd. XX (1889), 9—12; XXI (1890), 1 — 8. 805 Sacramento. California State Mining Bureau. Annual repart of the State llineralogist, Bd. IX. San Francisco. California Aeademy of scienees. Proceeäings, Ser. 2, Bd. II. St. Etienne. Soeiefe de l'industrie minerale. Bulletin, Ser. 3, Bd. III, 4; IV, 1 — 3. — Comptes remlus mensuels, 1889, Oct.-Dec; 1890, Jan.-Oct. St. Gallen. Naturwissenschaftl. Gesellschaft. Bericht, 1887 — 88. St. Paulo. Commissao geographica geotogica da Provincia de St. Paulo. Boletin, 1—3. St. Petersburg. Comite geologique. Bulletin, Bd. VIII, 6 — 10; IX, 1—6. — Memoires, Bd. IX, 1; XI, 1. — Academie imx)criale des scienees. — • Memoires, Bd. XXX'S^I. 2—13; XXXVm, 1. Stockholm. Sveriges offentliqa Bibliothek. Accessions - Catalog, 1889. — Kgl. svenslca vetensJcaps academiens handlingar , Bd. XX, XXI. — Öf versigt af förhandlingar, 1884 — 1888. — Bihang IX, 1—2; XI, 1—2; XII, 2—4; XIII, 2 — 4. — Sveriges geologisTca tmdersöktmig. Afhandlingar och upp- satser, No. 92 — 111. 113 — 115. — MisceÜana. 1. G. Löf Strand: Apatiten t Norbottens Länjemfwdt med dess üppträdande i Norge. 2. TÄste systematique des ^mbli- cations. — Geologiska föreningens förhandlingar, Bd. XI, 6 — 7; XII, 1 — 5. Stuttgart. Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Jahreshefte, Bd. XL VI. Tokyo. College of science. Imperial university. Journal, Bd. III, 3 — 4. — Seismological society of Japan. Transactions, Bd. XIV\ Topeka. Kansas Aeademy of scienees. Transactions, X, XI. Venedig. R. istituto veneto di scienze etc. Atti, Ser. 6, Bd. VII, 3 — 10. Washington. Smithsonian instittUion. Report, 1886, 2; 1887, 1 — 2. — Contributions, Bd. XXVI. — Bureau of Ethno- logie. Annual Report, V, VI und folgende Einzelhefte: 1. W. H. Holmes: Textile Fabrics of ancient Peru. 2. J. C. PiLLiNG : Bibliographie of the MusMogean languages. 3. — Bibliographie of the Iroquoian languages. 4. C. Thomas: The circular, Square and octogonal Earthworhers of Ohio. 5. — The Problem of the Ohio Mounds. Zeitschr. d. D. geol. Ges. XL IL L 53 806 Washington. United States geological siirvey. 1. Annual Reports, VII — IX. 2. Monographs: XIII. Geology of the Quiclsüver Deposits of the Pa- cific Slope, ivith Atlas, hy George F. Becker. 1888. 40. XIV. Fossil Fishes and Fossil Plants of the Triassic Hochs of Neiv Yersey and the Connecticut Valley, hy John S. Newherry. 1888. 4". XV. The Potamac or Younger Mesozoic Flora, hy William Morris Fotitaine. 1889. 4^. XVI. Palaeozoic Fishes of Nortli America, hy John Strong Newherry. 1889. 3. Bulletins, No. 48 — 57. Wien. Akademie der Wissenschaften, Sitzungsberichte der math.- naturw. Classe, I. Abth., Bd. XCVIU, 1—3. — U. Abth., A., Bd., XCVn, 8—10; XCVIII, 1—3; B., Bd. XCATI, 8 — 10; XCVni. 1 — 3. — III. Abth., XCVII, 7 — 10; XC\TII, 1—4. — K. k. geolog. Reichsanstalt. Jahrbuch. Bd. XXXIX, 3 — 4; XL. 1—2. — Verhandlungen. 1889. 4". — K. k. geographische Gesellschaft. Mittheilungen, Bd. XXXU. — K. k. naturhistorisches Hofrauseum. Annalen, Bd. IV^, 4; V, 1—3. Wisconsin. Academy of sciences etc. Transactions, Bd. VII. Zürich. Schweizerische naturforsch. Gesellschaft. Denkschriften, XXXn, 1. — Verhandlungen, 1889. B. Bücher und Abhandlungen. Berendt (G.). Die Soolbohrungen im Weichbilde der Stadt Berlin. 8^ 1890. (S.-A. Jahrb. preuss. geol. Landesanst. 1889.) Capellini (G.), Sul Coccodrilliano Garialoide (Tomistoma Cala- ritanas) scoperto nella collina di Cagliari. 4". Rom 1890. Carez (L.), 1. France, 2. lies Britanniques. Extraits de l'an- nuaire geol. universel, V. 8". Paris 1889. — Revue annuelle de Geologie. 8". Paris 1890. (S.-A. Revue generale des sciences etc., I, 18.) Clarke (J. M.), As Trilohitas do Grez de Erere e Maecurü Estado do Pard Brazil. 4". Rio de Janeiro 1890. CoNWENTz (H.), Monographie der baltischen Bernsteinbäume. Mit 18 Tafeln. 4». Danzig 1890. Dana (J. D.), On the crystalline limestone and the conformahly 807 associateä taromc and otlier schists of fhe Green Mountnin Itegion. 8". New Haven. 1873 — 1888. Dawson (W.). The QtiehecA- Group of JÄgan.- 8". Montreal 1890. (S.-A. Canaäian Becord.) Delgado (J. f. N.), llelatorio äcerca da decima sessäo do con- gresso internadonal de AntJiropologia e Areheologia pre- Justoricas. 4". Lissabon 1890. Dewalque (G.) , Campte rendu de la Session extraordinaire de la societe gpol de Belgique tenue ä Dinant, 1 — 4 Sept. 1888. 8^ Lüge 1890. (S.-A. Ann. soc. geol de Belg., XVL) Draghicenu (M.). Erläuterungen zur geologischen üebersichts- karte des Königreichs Rumänien. Gr. 8". Wien 1890. (S.-A. Jahrb. geol. Reichsanstalt XL.) Favre (E.) und Schardt (H.). Bevue geoloqique Siiisse. 1889 (XX).' Felix (J.) , Beitrag zur Kenntniss der Gattung Protosphyraena Leidy. 8". Berlin 1890. Felix (J.) und Lenk (H.), Beiträge zur Geologie und Paläonto- logie der Republik Mexico, Th. I. 4". Leipzig 1890. Fi-scHER (Th.), Zur Morphologie der Küsten. 8". Marburg 1885. (S.-A. Sitzungsber. d. Ges. z. Beförderung d. ges. Naturw. Marburg 1885, No. 1.) — Die Fortschritte und die Entwickelung der geographischen Wissenschaft in den letzten 50 Jahren. 8 ". Frankfurt a. M. 1887. - Küstenstudien aus Nord -Afrika. 4^ Gotha 1887. (S.-A. Petermann' s Mitth., 1887. 1 u. 2.) Gagel (C). Die Brachiopoden der cambrischen und silurischen Geschiebe im Diluvium der Provinzen Ost- und Westpreussen. 4". Königsberg 1890. (S.-A. Beitr. z. Naturk. Preussens. Königsberg. VI.) Gaudry (A.) , Discours prunonces snr la fomhe de M. Edmund Hebert. 8*^. Paris 1890. Genth (F. A.). On tioo minerals from Delaware county. Pa. 8^ Plnladelphia 1889. (S.-A. Proc. acad. nat. sc. 1889.) — Contribufions to mineralogy No. 44. 8". New Haven 1889. (S.-A. Americ. Journal, 38.) — Jarosite from Utah. 8". (Bml , Vol. 39.) — Coniributions to mineralogy , No. 46, 48 u. 49. 8 ". New Haren 1890. (S.-A. Bnd., Vol. 39 u. 40.) Genth (F. A.) und Penpield (S. L.), On Lansfor(lit, Nesque- honite, a new miner al and Pseudomorphs of Nesquehonite öfter Lansfordite. 8". New Haven 1890. (S. - A. Ibid., Vol. 39.) 53* 808 Green (W. L.), Notice of Prof. J. D. Dana's „Chamcferistics of Volcanoes''. 8". Honolulu 1890. GüMBEL (W. V.) . Geologische Bemerkungen über die warmen Quellen von Gastein und ihre Umgebung. 8 ". München 1890. (S.-A. Sitzber. bayr. Akad., XIX, 3.) — Die mineralisch -geologische Beschaffenheit der auf der For- schungsreise S. M. S. Gazelle gesammelten Meeresgrund -Ab- lagerungen. 4*^. Berlin. (S.-A. Forschungsreise S. M. S. Gazelle, Th. II, Phjsik u. Chemie.) Habenicht (H.), Der Abkühlungsprocess der Erde und Experi- mente zur Erklärung desselben. Gr. s^'. Stuttgart 1890. (Ausland, Jahrg. 63, No. 35.) Harada (T.), Die Japanischen Inseln. Eine topographisch -geo- logische Uebcrsicht, Lief. I mit 5 Kartenbeilagen. Heraus- gegeben von d. kais. japanischen geol. Reichsanstalt. 8 ". Berlin 1890. HiNDE (J. G.) , Notes on Radiolaria from the Loiver Palaeozoic Rocks (Llandeilo - Caradoc) of the South of Scotland. 8 ". London 1890. (S.-A. Ann. a. Mag. nat. hist. 1890.) Jentzsch (A.), Oxford in Ostpreussen. 8'^. Berlin 1889. (S.-A. Jahrb. geol. Landesanst. Berlin 1888.) — lieber die Bodenbeschatfenheit des Kreises Pillkallen. 8 ^. Pillkallen 1889. Kaiser (P.), Die fossilen Laubhölzer. I. Nachweise und Beläge. 8«. Leipzig 1890. Kilian (W.) , Bescription geologique de la Montagne de Luve (Basses- Alpes). 8^ Paris 1889. Kinkelin (F.). Hermann Theodor Geyler. Necrolog. (S.-A. Neues Jahrb. f. Min. 1889, II.) 8 *>. Stuttgart 1889. — Der Basalt in der Senke Luisa-Flörsheim bei Frankfurt a. M. 8". Wiesbaden. (S.-A. Jahrb. nassauisch. Ver. f. Naturk., Bd. 42.) — Beiträge zur Geologie der Umgebung von Hanau. 8 ". Ha- nau 1889. (S.-A. Abhandl. zu d. Ber. d. Wetterauer Ges., 1887 — 89.) — Erläuterungen zu den geologischen Uebersichtskarten der Gegend zwischen Taunus und Spessart. 8 '-. Frankfurt a. M. 1889. (Ber. Senkenberg. Ges.) Der Pliocänsee des Rhein- und Mainthaies und die ehema- ligen Mainläufe. 8''. Frankfurt a. M. 1889. (Ibid.) Laspeyres (H.), Heinrich von Dechen. ein Lebensbild, mit 1 Kupferstich. 8«. Bonn 1889. Leppla (A.), Zur Lössfrage. 8". Kassel 1889. (Geognostische Jahreshefte. H.) 809 Martin (K.j, Ein neues Telescopium und die Beziehungen dieser Gattung zu Nerinea. 8". Leiden 1889. (Samml. Geolog. Reichs-Mus., Ser. 1, Bd. IV.) Untersuchungen über den Bau von Orhihdina von Borneo. 8«. Leiden 1889. (S.-A. ibid.) Die Kei-Inseln und ihr Verhältniss zur Australisch- Asiatischen Grenzlinie, zugleich ein Beitrag zur Geologie von Timor u. Celebes. 8". Leiden 1890. (Tijdschr. v. k K Nederl Aardrijlcskundig Genootschap, 1890.) Merill (G. P.), On the San Emigdio Meteorite. 8^. Washington 1888. (Proc. U. S. Nat. Mus.) — On a Peridodile from Little Beer Isle, in Penobscof Ba//, Maine. 8^ Washington 1888. (S.-A. Ibid.) Moberg (J. Chr.) , Gm Lias i sydostra Slcane. 8 ". Stockholm 1888. (S.-A. Geol. För. Förhandl, Bd. XI, Heft 4.) Oehlert (D. P.), Sur le Devom'en des environs d' Angers. 8 ". Paris 1889. (S.-A. Bull. soc. geol. France, 3 ser., t. XVII. S. 742 ff.) — ■ Brachiopodes. Extrait de l'Annuaire gcologique universel, T. V. 8". Paris 1889. — Sur la Constitution du silurien dans la partie Orientale du departement de la Mayenne. 4''. Paris 1889. — Notes sur les terrains paleozoiques des environs d'Eaux- Bonnes. 8". Paml889. {^.-A. Bull. soc. geol France IS^^.) Oppenheim (P.), Die Land- und Süsswasserschnecken der Vicen- tiner Eocänbildungen. Mit 5 Tafeln. 8^ Wien 1890. (S.-A. Denkschr. Wiener Akad., Oct. 1889.) Penk (A.), Melchior Neumayr t- 8^ Wien 1890. Remele (A.), Beschreibung und Abbildung einiger gekrümmter Silur -Cephalopoden aus nordischen Diluvialgeschieben. Mit 6 Tafeln. (S.-A.) 4". Berlin 1889. Sacco (F.), I Molluschi dei terreni terziarii del Piemonte e della Liguria, Part. Ylln.YIII. 8^. Torrn 1890. (S.-A. Boll. nnts. zool. ed anat comp., Vol. V, No. 82 — 86.) Saint-Lager, Progres de la nomenclature hotanique et zoologique. 8". Paris 1886. Scheibe (R.) und Zimmermann (E.) . Ueber Aufnahmen auf den Blättern Ilmenau und Plane. 8 **. Berlin. Stapfe (F. M.), An die Direction der König Wilhelms -Felsen- quellen Bad Ems. 8*^. Ems 1890. Als Manuscript gedruckt. — Diluvialstudien in den Lappmarken. 8 ". — Zur MALLET'schen Methode der Bestimmung des Erdbeben- centrums. 8 ". Berlin 1 890. (S. - A. Himmel und Erde. 1890, IL) 810 Steinmann (G.) und Bücking, Zur Geologie des Cumberlandgolfes. 8 •*. (S. - A. Die Ergebnisse der deutschen Polarexpedition. Allgemeiner Theil, Bd. II. 6.) Steinmann (G.) und Graeff (Fr.), Geologischer Führer der Um- gebung von Freiburg. 8". Freiburg 1890. Strüver (G.), Sulla hrooJcite di Beura nelV Ossola. 8 ". Ttoma 1890. (S. - A. BencUconti B. Accaä. clei Lincei, ser. 4, Bd. VI, sem. 1.) — Contribnzioni alla mineralogia della Valle Yigezzo. 8 ^. Borna 1889. (S.-A. ihid., vol. V, 2 sem.) — Emaille dl Stromboli 8^. Borna 1889. (S.-A. ibid., Memoria.) — Confribuzioni allo studio dei graniii della Bassa Valsesia. 4^ Boma 1890. (Ibid., ser. i, Vol. YI.) VoLGER (0.), Leben und Leistungen des Naturforschers Karl SCHiMPER. 8". Frankfurt a. M. 1889. WüLFiNG (E. A.), Ueber einen Apparat zur Herstellung von Krystallschliffen in orientirter Lage 8^'. Leipzig 1890. (S.-A. Zeitschr. f. Krystallographie, XVII, 5.) — Ueber eine Vorrichtung zum raschen Wechsel der Beleuch- tung am Mikroskop. 8**. Stuttgart 1889. (S.-A. Neues Jahrb. f. Min., 1889, IL) — Berechnung der chemischen Formel der Turmaline nach den Analysen von R. B. Riggs. Fischereitag, Festgabe für die Theilnehmer des III. Fischerei- tages zu Danzig. 8 ''. Danzig 1890. Le Natur allste. Beviie üliistree des sciences naturelles, 2. ser.. No. 67. C. Karten und Kartentexte. Japan. Geol. Survey of Japan. Geologische Karte von Japan. 1 : 200000. Bl. Sado. Z. ^Vis- Col. XL Bl. Yokkaichi. Z. 8. Col. IX. Geol. Survey of Japan. Ja]ia,nese Islands. 1 : 300000. 1 . Systems of Mountains and Bivers. 2. Geological Map. Italien. B. üffieio geologico. 1. Memorie descrittive della carta geologica d'Italia, Vol. V. Descrizione geol. -min. d. zona argentifera del Sarrabus (Sardegna) di C. de Castro. 8 ". Rom 1890. 2. Carta geol-min. del Sarrabus (Sardegna). 1 : 50000. 811 Mexico. Bosquejo de una Carta geologica de la BepuhUca Mexicana del Antonio del Casfülo. 1 : 3000000. 1889. Preussen. 1. Geolog. Specialkarte von Preussen. 1 : 25000. Heraus- gegeben von der kgl. geol. Landesanstalt. Lief. 33 u. 43. 2. Runge. Flötzkarte des Ruhrkohlenbeckens. 1 : 50000. Dortmund 1888, in 3 Blättern nebst 1 Bl. Querpro- tilen und 1 Bl. Längsprofilen von F. Hünnebeck. Ungarn. K. ungarische geologische Anstalt. Geologische Specialkarte der Länder der ungarischen Krone. 1 : 75000. 1. Bl. Zilah, Z. 17. Col. XXVm, 2. Bl. Torda, Z. 19. „ XXIX. 3. Erläuterungen zu Bl. Alparet, Z. 17. Col. XXIX. Schweden. Smriges geologisha undersöhning. 1. Ser. Aa. mit Texten: No. 84. Askersund, No. 100. Penningby. No. 103. Bäckaskog. No. 104. Alunda. No. 105 — 107. Vidfsköfle samt Skanedelen af Karls- hamn och Sölvesborg. 2. Prdktisk - Geologisk Karta öfver Farsta och Gustaf s- herg med Utgardar, Torp och Lagenheter i Stockholms Län. Upprättad ät 1887 af J. Jönsson. 1 : 10000. Schweiz. Materiaux poiir la carte geologique Suisse , Lief. 16. Berne 1890. 812 I. Namenregister. hinter den Titeln bedeutet Aufsatz, B. briefliche Mittheilung, P. Protokoll der mündlichen Verhandlungen. Seite. Baltzer, A., Lössähnliche Bildungen im Canton Bern. B. . . 164 Berendt, G. , Erbohrung von mittlerem Lias bei Hermsdorf. P. 865 — Geschrammte Grauwacke von Magdeburg. P. 371 — Noch einmal die Lagerungsverhältnisse in den Kreidefelsen auf Rügen. B 583 Beushausen, Anodonta-ähnMche Zweischaler von Gräfrath. P. . 171 Blanckenhorn , M. , Das Eocän in Syrien, mit besonderer Be- rücksichtigung Nord-Syriens (Taf. XVII— XIX). A. . . .. 318 VAN Caxker, f. J. P. , Ueber ein Vorkommen von Kantenge- schieben und von HyoUthus- und Scolithus - fiandstem in Holland. B 577 Credner, Hermann, Die Stegocephaleu und Saurier aus dem Rotliliegenden des Plauen'schen Grundes bei Dresden. IX. (Taf. IX— XI). Ä 240 — Ueber die Genesis der archäischen Gneissformation. P. . . 602 Dames, W. , Anarosaurus pumilio nov. gen. nov. sp. (Taf. I). A. 74 — Ueber ein Schädelfragment von Cervus euryceros von Rixdorf bei Berlin. P • 171 — Ueber Geschiebe von cambrischem Sandstein. P . . . . 777 Dathe, Die Discordanz zwischen Culm und Obercarbon bei Salz- brunn in Schlesien. P. 174 Ebert, Ueber einen neuen Aufschluss in der Steinkohlenfonna- tion Oberschlesiens. P 178 Felix, J. , Beiträge zur Kenntniss der Gattung Protosphyraena Leidy (Taf. XII— XIV). A 278 Graeff, Studien am Montblanc -Massiv. P 601 Haase, E. , Beiträge zur Kenntniss der fossilen Arachniden (Taf. XXX u. XXXI). A 629 HoRNUNG, F., Zur Kenntniss des Gangsystems des Auerberges im Harz und der Füllung desselben. A 233 Jaekel, 0., Ueber die systematische Stellung und über fossile Reste der Gattung Piistiophovus (Taf. II — V). A. . . . 86 — Ueber tertiäre Trygoniden. P 365 — Ueber Coccostens. B 773 — Oracanthus Bochumensis n. sp., ein Trachyacanthide des deut- schen Kohlengebirges (Taf. XXXVII). "^ 753 Jentzsch, Ein neues Vorkommen von Interglacial zu Neudeck bei Freystadt, Kreis Rosenberg, Westpreussen. P . . . 597 813 Seite. Jentzsch, Ueber einige Züge in der Oberflächengestaltung West- preussens. P. 613 VON KcENEN, A. , Ueber Dislocationeii auf Rügen. Ä 58 Kosmann, Ueber die Entstehung und Zusammensetzung der sog. basischen Salze. P. . . " 787 — Ueber Mineralien aus den niederschlesischen Erzrevieren. P. 794 KuNisCH, H. , Labyrinthodonten-Reste des oberschlesischen Mu- schelkalks (Taf. XX). Ä 377 Lange, Th., Beiträge zur Kenntniss der Flora des Aachener Sandes (Taf. XXXII - XXXIV). A 658 Lemberg, J., Zur mikroskopischen Untersuchung einiger Mine- ralien. Ä 737 LoRETz, Verkieselter Zechsteinkalk von Schwarzburg in Thürin- gen. P. 870 LossEN, K. A. , Ueber den Dolerit von Rongstock im böhmischen Mittelgebirge. P. 366 Martin, A., Die phonolithischen Gesteine des Laachersee- Ge- biets und der Hohen Eifel. A 181 Milch, L., Ueber Hintzeit, ein neues Kalium - Magnesiumborat von Stassfurt. P. 600 MÜLLER, W. , Kalkspath von Rothenzechau im Kreise Hirsch- berg in Schlesien. B 771 Naumann, E. , Stegodon Mindanetisis, eine neue Art von Ueber- gangs-Mastodonten. B 166 OcHSENius, C. , Ueber das Alter einiger Theile der (südameri- kanischen) Anden. III. (Schluss.) A , . . . 121 Oppehneim, P. , Neue oder wenig gekannte Binnenschnecken des Neogen im Peloponnes und im südlichen Mittel - Grie- chenland. P. 588 — Faunistische Mittheilungen aus dem Vicentiner Tertiär. P. 607 ^— Die Geologie der Insel Capri, eine Entgegnung an Herrn J. Walther. B 758 — Das Alter des Ellipsactinien-Kalkes im alpinen Europa. P. 778 Pfaff, P. W. , Ueber Schwankungen in der Intensität der Erd- anziehung (Taf. XV u. XVI). A 303 — Ein prähistorisches Menschenskelet aus dem fränkischen Jura. P. 618 Philippson, A., Ueber die Altersfolge der Sedimentformationen in Griechenland. A 156 Platz, Ph. , Glaciale Bildungen des Schwarzwaldes. P. . . . 595 PocTA, Ph. , Ueber einige Spongien aus dem Cuvieri-Pläner von Paderborn (Taf VI— VHI). A 217 VON Reinach, Parallelisirung des südlichen Taunus mit den Ar- dennen und der Bretagne. P. 612 — Ueber den Zusammenhang des Rothliegenden des Saar-Nahe- Gebiets mit demjenigen der Wetterau. P 777 Remele, Ueber Pentameren aus den auf Oeland zurückzufüh- renden Geschieben von Macrourus -Ka\k. P. 793 Rinnt: , F., Ueber morphotropische Beziehungen zwischen anor- ganischen Sauerstoff- und Schwefelverbindungen. A. . . . 63 Rcemer , F., Playioteuthis , eine neue Gattung dibranchiater Ce- phalopoden aus dem Russischen Jura. B 360 Rothpletz, Quarzporphyre am Mont Chetif und de la Saxe. P. 602 814 Seite. RoTHPLETZ, A., und SiMONELLi, V., Die marinen Ablagerungen auf Gran Canaria (Taf. XXXV u. XXXVI). A. . . . . . 677 Salomon, W. , Geologische und petrographische Studien am Monte Aviölo, im italienischen Antheil der Adaraellogruppe ' (Taf. XXIX). A 450 Sapper, Ueber Erderschütterungen in der Alta Verapaz. B. . 160 Scheibe, Thierfährten und Pflanzenreste aus dem Rothliegenden von Tambach. P. 365 — ■ Krystalle von Magneteisen von Moriah Mine, N. Y., und Magnet Cove, Ark. P. 370 SCHENCK, A. , Ueber den Latent und seine Entstehung. P. . . 611 Schneider, A., Ueber zwei durch besondere Textur ausgezeich- nete Vorkommen von Zinkblende. P. 170 Schreiber, Geschrammte Grauwacke von Magdeburg. P. . . 178 ScHRODT, F., Beiträge zur Kenntniss der Pliocän- Fauna Süd- Spaniens (Taf. XXI u. XXII). A 386 Siemiradski, J., Ueber eine Endmoräne der ersten Vergietsche- rung unterhalb Krakau an der Weichsel und über die Natur der dortigen Ijössbildung. B 756 Stetnmann, Rede zur Eröifnung der 87. Versammlung der Deut- schen geologischen Gesellschaft zu Freiburg i. Breisgau. P. 593 — Einige Fossilreste aus Griechenland. B 764 VON Strombeck, A. , Ueber den oberen Gault mit Belemnites minimns bei Gliesmarode unweit Braunschweig A. . . .- 557 Trautschold, H., Ueber Megalopteryx und Pelecyphorns. B. . 575 Vogelsang, K., Beiträge zur Kenntniss der Trachyt- und Basalt- gesteine der hohen Eitel. A 1 Waiinschaffe , Geschrammte Grauwacke von Magdeburg. P. . 369 Walther, J. , Ueber eine Kohlenkalk-Fauna aus der ägyptisch- arabischen Wüste (Taf. XXIII— XXVIII). A. . /. . . 419 Zimmermann, Trematodiscus jugatori.odosus n. sp. aus dem un- teren Keuper von Thüringen. P. 174 — Ammonites (Ptychites) dux Gieb. von Jena. P. 178 815 II. Sachregister. Aachener Sand, Flora des Adamellogruppe, Geologien. Petrographie der . . Aegaea nov. gen. . . . Aegy]itisch-arabische Wüste, Kohlenkalk-Fauna der Alabandin Alveolina frumcntiformis SCHWAG Ammonites auritus Sow. — Guersanti d'Orb. — interruptus Brng. . — lautus Park. . . . — Rauliiiianus i/Orb. . — (Ptychites) dux Gieb. von Jena Amnigenia Catskillensis CONR Ananchytes orbicularis n. sp. Anarosaurus pumilio nov. gen. nov. sp Andalusit, Neubildung von, durch Contactmetanior- phose 489. Anden , südamerikanische, Alter der Anodonta Jukesi Forbes . Anthracomarti — Haase Anthracomartus Antimonglanz Antimonnickel Arachniden, fossile . . . — der Steinkolilenforma- tion, Uebersicht der . . Architarbus Arthrolycosa Ascidien , Abstammung der Aspidorhynchus . . . . . 658 450 592 419 67 338 563 564 559 566 565 178 171 347 74 519 121 171 629 647 645 63 70 629 648 636 983 767 300 Seite. Auerberg im Harz, Gang- systern des 233 Augit- bezw. Uralit-Porphy- rite des Monte Aviolo . 551 Auripigment 65 Aviculopecten aegyptiacus n. sp 437 Basalte der Hohen Eifel 1. 48 Basische Salze, Entstehung und Zusammensetzung der 787 Belemnites minimus Lister 558 Bellerophou Antonii n. sp. . 440 — carinatus n. sp. ... 439 Binnenschnecken des Neo- geu im Peloponnes und Mittel -Griechenland . . 588 Biotit, Neubildung von, durch Contactmetamorphose 489. 523 Bournonit von Altenberg . 794 Branconia 793 Braunschweig, oberer Gault von 557 Cadmiumoxyd 67 Camerospongia Schlüteri n. sp 225 — sp 226 — subrotunda Mant. sp. . 225 Canaria, die marinen Abla- gerungen auf Gran . . . 677 Capitosaurus silesiacus n. sp. 377 Capri, Geologie von . 758. 780 Carbon der ägyptisch-arabi- schen Wüste 419 Cardita aintabensis n. sp. . 354 Cardium acutum n. sp. . . 355 Cervus euryceros von Rix- dorf 171 816 Seite. Chenolobia hemisphaerica n. sp 724 Chonella sp 227 Chromeisensteiu vom Schwar- zen Berg bei Tampadel . 794 Claudedit 65 Cocardenerz 170 Coccosteus 773 Contact zwischen Diorit und Quarzphyllit am Monte Aviolo '. 469 — — Tonalit u. Schiefern am Monte Aviolo . . . 477 — zwischen Tonalit u. Sedi- menten am Monte Aviolo 456 Contactgesteine von Rong- stock im böhmischen Mit- telgebirge ... . . 367 — des Monte Aviolo 511. 528 , Mineralien der . . 511 Contactglimmerschiefer vom Monte Aviolo 523 Contactgneisse vom Monte Aviolo 528 Contactmetamorphose, Neu- bildung von Mineralien durch, am Monte Aviolo . 489 Contact- Zonen des Tonalit vom Monte Aviolo . . . 481 Cordierit vom Monte Aviolo 511 — , Neubildung von, durch Contactmetamorphole 489. 511 — - Contactfelse des Monte Aviolo 528 Coscinopora macropora GOLDF 219 — sp 220 Craticularia plicata n. sp. . 218 Cristellaria Moldenhaueri n. sp 411 Culm von Salzbrunn in Schle- sien 174 Culmgrauwacke, geschramm- te, von Magdeburg 173. 369. 371 Cunninghamites squamosus Heer 664 Cuvieri-Pläner v. Paderborn, Spongien aus dem . . . 217 Dewalquea aquisgranensis Sap. et Mar 671 — insignis Hos 671 Diorit des Monte A\iolo 465 466 469. 546 Seite. Dislocationen auf Rügen . 58 Discordanz zwischen Culm und Obercarbon bei Salz- bruun in Schlesien . . . 174 Discosaurus .... 258. 273 — permianus Credn. . . 258 Dolerit von Rongstock im böhmischen Mittelgebirge 366 Druckschieferung des Gra- nits 601 DiTophj'llum cretaceum Debey 665 Echinolampas aintabensis n. sp 346 Eifel, hohe, phonolithische Gesteine der 182 ■ Trachyt und Basalt- gesteine der 1 Einschlussartige Massen im Andesit des Bocksberges und am Rengersfeld . 25. 38 Eiskrystalle 70 Ellipsactinia aus Capri . . 780 — aus Griechenland . . 765 Ellipsactinien - Kalk , Alter des, im alpinen Europa . 778 Endmoräne unterhalb Kra- kau an der Weichsel . . 756 Eocän in Mittel - Griechen- land 156 — syrisches . . . 318. 335 Eolycosa 635 Eophrynus 639 Eotarbus 639 Epidot-Amphibolite . . . 535 Erdanziehung , Schwankun- gen in der Intensität der 303 Erderschütterungeu in der Alta Yerapaz 160 Erisichthe 296 Eruptivgesteine, porphyrisch struirte, am Monte Aviolo 504 Ficus gracilis Hos. 669 Gangsystem u. Füllung des- selben am Auerberg i. Harz 233 Garrucha- Mergel 386. 395. 397 geologisches Alter des 400 — — Tiefenverhältnisse des 397 Garrucha, Pliocän von . . 386 Gault, oberer, von Gliesma- rode bei Braunschweig 557 817 Seite. Gedinnien d. südlichen Tau- nus 612 Geralycosa Fricii Kusta . 634 Geraphrynus G32 Geschiebe, canibrische Sand- stein- 777 — heterogene, im vicenti- ner Tertiär 372 Glaciale Bildungen im Schwarzwald 595 Glacialerscheinungen am Monte Aviölo 457 — in Polen 758 Glarner Doppelfalte . . . 797 Gletscherschrammung auf d. Grauwacke von Magde- burg .... 173. 369. 371 Gliesmarode , oberer Gault von 557 Globigerinidae 415 Gneisse des Monte Aviölo, Mineralien der . . . 507 Gneissformation, archäische, Genesis der 602 Gneissph5'llit des Monte Aviölo 465. 507 Gran Ganaria, die marinen Ablagerungen auf . . . 677 Greenockit 67 Griechenland, Altersfolge der Sedimentformationen in . 150 — Eocän in 156 — Hornstein mit Radiola- rien aus dem Eocän von . 769 — Neogen von .... 588 — Rudistenkalke von . . 769 Halometra minor Opp. . . 653 Hamites rotundus Sow. . . 568 Harz, Gangsystem d. Auer- bergs im 233 Hebungen, säculare . . . 148 Heliastraea Livoniani n. sp. 344 Heterostegina assilinoides n. sp 342 Hintzeit 600 Hippocrepina n. sp. . . . 405 Hornblende - Andesite der Eifel 10 — -Porphyrite des Monte Aviölo 550 Hydrobia prisca Neum., TJebergänge zu Pyrgula incisa Fuchs .... 591 Seite. Hylonomus .... 240. 255 — (Hyloplesion) Geinitzi Credn 242 Hymettosmarmor, Fossilien aus 765 Hyolithus-Sandstein in Hol- land 577 Inoceramus concentricus Park 569 Interglacial zu Neudeck bei Freystadt (Westpreussen) 597 Isoraphiuia simplicissima n. sp 229 Jura, russischer, Plagioteu- this nov. gen. aus . . . 360 Kalkspath v. Rothenzechau, Kreis Hirschberg, Schle- sien 771 Kantengeschiebe in Holland 577 Kohlenkalk der ägyptisch- arabischen Wüste . . . 419 Kreischeria 642 Kupfererze von Kupferberg . 794 Kupfernickel 69 Laachersee - Gebiet , Basalte des — Leucitophyr des . . . — Phonolith des . . . . — phonolithische Gesteine des Labyi'inthodonten des ober- schlesischen Muschelkalks Lagerungsverhältnisse der Kreide auf Rügen . . Lariosaurus Latente, Eintheilung der — Entstehung der . . Laurophyllum aquisgranense n. sp Leucit- Basalt der Eifel . Leucit-Basanite der Eifel Leucitophyr des Laachersee Gebiets Leucitophyre , Eintheilung der niederrheinischen . — melanitfreie . . . — Melanit führende . . — ■ niederi'heinische , Alter der Lias, mittlerer, bei Herms dorf b. Berlin . . . 212 184 206 182 377 588 82 611 610 669 54 55 184 199 200 201 204 365 Seite. Licmosiiiioii folium Rq;m. sj). 22G Liugulina alata n. sp. . . 410 Lithothamuiumlager auf Gran Canaiia .... ü79 Löss, Entstehung desselben 758 Lössähnliche Bildungen im Canton Bern 16J4 Lüssbildung unterhalb Kra- kau a. d. Weichsel . . 756 Lucina (Jagonia) actinophora n. sp 705 Macrochilina aperta n. sp. . 441 Magdeburg , geschrammte Grauwacke von 173. 369. 371 Magneteisen von Moriah Mine, N. Y. , und Magnet Cove, Ark 370 Magnetkies 68 Manganosit 67 Marginella angustiforis n. sp. 718 Marginulina acuminata n. sp. 407 — curvata n. sp 408 — Pecketi u. sp 409 — problematica n. sp. . . 409 — ventricosa n. sp. . . . 408 Megalopteryx nov. gen. . . 575 Melanit in Leucitophyren . 199 Menschenskelet , prähistori- sches, aus d. fränkischen Jura 618 Mikrochemische Untersu- chung einiger Mineralien . 737 des Acadiolith . . 744 — — des Alstonit . 745. 746 des Anglesit . . . 747 des Aragonit . . . 745 — — des Barytocalcit 745. 746 des Bleiglanz ... 748 des Bleivitriol . . 752 des Calcit . . 744. 746 des Cerussit . 746. 752 — — des Chabasit . 741. 744 des Chlorapatit . . 751 des Desmin . . . 743 des Eisenspath . . 749 • des Gelbbleierz . . 747 — — des Harraotom 743. 752 — — des Hauyn .... 739 — des Herschelit . . 744 des Magnetkies . . 750 - — — des Manganspath . 748 des Mimetesit . . 750 • des Natrolith ... 743 Seite. Mikrochemische Untersuchung des Phillipsit 748 des Pyrit .... 750 des Pyromorphit 750. 752 des Seebachit . . 744 des Skapolith . . 741 des Sodalith ... 738 — — des Stilbit .... 743 — — des Strontianit . . 745 des Witherit 745. 746. 751 des Zinkspath . . 748 Miliolidae 402 Millerit 69 Mitra Da-Costai nov. nom. . 719 Mitteldevon (?) von Gräfrath 171 Mojadiorit 505. 546 Montblanc-Massiv, Petrogra- phie des 601 Monte Aviölo (Adamello- gruppe), geologische und petrographische Studien am 450 — — Mineralien vom 507. 511 Morphotropische Beziehun- gen zwischen anorgani- schen Sauerstoff- u. Schwe- felverbindungen .... 62 Muschelkalk , oberschlesi- scher , Labyrinthodonten im . . . ' 377 Myricophyllum asplenioides n. sp 667 — haldemianum Hos. . . 666 Naticopsis desertorum n. sp. 441 Neocom, alpines .... 786 Neogen im Peloponnes und Mittel-Griechenland. . . 588 Nephelinbasalt der Eifel . 52 Nepheliu-Basauite der Eifel 55 Nephelinit der Hannebacher Ley 2U Neubildung von Mineralien durch Contactmetamor- phose 489. 511 Nicolia aegyptiaca Ung. . 673 Niederschlesien, Erze von . 794 Nodosaridae 405 Nubischer Sandstein, Alter des ....... . 446 Nucula pectinata Sow. . . 571 Nummuliten - Kalk im Pelo- ponnes 151 Nummulites variolaria Lam. sp. 339 819 Seite. Niiiiiimilitidap 417 Obcrcarbon von Salzbrunn in Schlesien 174 Oberfiächengestaltung West- preussens 613 Oberschlesien, Muschelkalk von, Labyrinthodonten des 377 — Steinkohlenformation von 178 Olivella Chili n. sp. ... 720 Olonos-Kalk 1.51 Oolithe von Gran Canaria . 682 Oracanthus bochumensis n. sp 753 Orthoklas, Neubildung von, durch Contactnietaniorphose 489. 522 Ostrea Chili n. sp. , . . 699 Pachypoterion cupulare n. sp 228 Paderborn , Spongien aus dem Cuvieri-Pläner von . 217 Pecten Livoniani n. sp. . . 351 — quinquepartitus n. sji. . 352 Pelecopteridae 302 Pelecopterus 301 Pelecyphorus nov. gen. . . 570 Pcloponnes , Nummuliten- Kalke des 151 — Olonos-Kalk des . . . 151 — Pylos-Kalk des . . . 151 — Triplozita-Kalk des . . 151 Pelosina apiculata n. sp. . 402 Peutameren, neue, aus Ma- crourus-Kalk 793 Peristernia atlantica n. sp. . 717 Petrobates .... 240. 255 — truncatus Credn. . . 247 Pflanzen, fossile, aus dem Aachener Sande .... 658 Phalangiotarbus .... 638 Phonolith der Eifel (Seiberg) 47 — vom Seiberge b. Adenau 206 Phyllite, echte, vom Monte Aviölo 534 Phyllit - Gnoisse vom Monte Aviölo 534 Phyllites sinuatus n. sp. . . 671 Phymatella sp 230 Plagioklasbasalt der Eifel . 49 Plagioteuthis Moscoviensis nov. gen. nov. sp. . . . 360 Plauen"scher Grund, Stego- cephalen und Saurier aus dem Rothliegenden des . 240 Pliocänfauna Südspaniens . 386 Plocoscyphia arborescens n. sp 224 — cavernosa Rcem. sp. . 223 — labyrinthica Mant. . . 224 — pertusa Gein 224 — prostrata n. sp. . . . 223 — reticulata Hinde . . . 223 — sp 225 Poliocheridae 631 Polystomella iberica n. sp. . 417 Porites interminata n. sp. . 348 Porphyrisch struirte Eruptiv- gesteine am Monte Aviölo 504 548 Pristiophorus (Sclerorhyu- chus) atavus Sm. Woodw. 117 — ensifer Davis sp. . . 118 — suevicus n. sp. ... 116 — systematische Stellung und fossile Reste der Gat- tung 86 Productus semireticulatus Mart 433 Protogin und Porphyr des Montblanc 601 Protokoll einer gemeinsamen Begehung des Gebietes der Glarner Doppelfalte unter der Leitung von A. Heim 797 Protokolle der 37. Versamm- lung zu Freiburg i. Breis- gau 593 Protosphyraena Leidy, Bei- träge zur Kenntniss der Gattung ...... 278 M. Pulli b. Valdagno, Lignite des . 608 Pyloskalk 151 Quarz, Neubildung von, durch Contactmetamorphose 489. 521 Quarzite von Monte Aviölo . 534 Quarz - Glimmer - Poii^hyrite des Monte Aviölo . . . 548 Quarzphyllit des Monte Aviölo 465 466. 528. 534 Quarzphyllit - Complex des Monte Aviölo, Mineralien des 528 820 Seite. Quarzphyllit - Complex des Monte Aviölo , metamor- pMsche Gesteine des . . 535 — — Mineralien des . . 535 Racovnicia 634 Rechnungsabschluss für das Jahr 1889 622 Ronca-Tuff 607 Rongstock, Eruptiv- u. Con- tactgesteine von .... 367 Rotalidae 416 RotMiegendes des Plauen- schen Grundes, Stegoce- phalen u. Saurier aus dem 240 — von Tambach , Thier- fährten und Pflanzenreste aus 364 — der Wetterau und des Saar -Nahe -Gebietes . . 775 Rothpletzia rudista nov. gen. n. sp 711 Rudisten im Tertiär . . . 767 Rügen, Dislocationen auf . 58 — Lagerungsverhältnisse der Kreide auf .... 583 Saui'ocephalus lanciformis Harl 299 Schistite vom Monte Aviolo 535 Schlesien, Culm und Ober- carbon von 174 Schwarzwald, Glacialbildun- gen im 595 Scolithus - Sandstein , Alter des 778 in Holland .... 577 Scudderia carbonaria Kusta 636 Senon, unteres, von Aachen, Flora des ...... 658 Sequoia Reichenbachi Gein. sp 660 Septarienbildung durch Ver- steinerungen 435 Spanien, Süd-, Pliocänfauna von 386 Sphenotrochus pharetra n. sp 695 Spirigera ambigua Sow. 430 Spongien aus dem Cuvieri- Pläner von Paderborn 217 Stachella striata n. sp. . . 440 Stegocephalen und Saurier Seite. aus dem Rothliegenden d. Plauen'schen Grundes bei Dresden. IX. .... . 240 Stegodon nündanensis n. sp. 166 Steppenmergel u. -kalk auf Gran Canaria .... 687 Sternarthron 655 Syrien, Eocän von . . . 318 Taunus, ältere Gesteine des südlichen 612 — Gediunien des südl. . 612 Terrassen auf Gran Canaria 678 681 Tertiär des Vicentino, fau- nistische Mittheilungen aus dem 607 — vicentinei', heterope Ge- schiebe in den Tuffen des 372 Tetrapterus minor Ag. . . 299 Textilai'ia sphaerica n. sp. . 403 Thecosiphonia grandis R(em. sp 230 Tithon auf Capri . . 7G0. 780 Tonalit des Monte Aviolo 465 477. 542 Trachyacanthiden im west- fälischen Kohleugebirge . 753 Trachyte der Hohen Eifel . 1 Triplozita-Kalk 151 Trivia canariensis n. sp. . 715 Trochocyathus cuculliformis n. sp 695 Trygoniden, tertiäre . . . 365 Trygon thalassia fossilis Jaek 365 Tuffe, basaltische des Vi- centiner Tertiärs . . . 372 Turritella vittata Lam. . . 356 Vaginulina striatissima nov. sp 412 Valentinit 63 Ventriculites angustatus RcEM 221 — infundibuliformis WoODW 221 — multicostatus Rcem. . . 221 — radiatus Mant. . . . 220 — sp 222 — spissorugatus n. sp. . 221 Verruculina sp 227 Weichselthal, Bildung des Wirbelsäule der Selachier 612 111 821 Seite. Wismuthoxyd 64 Wismuthglanz 64 Wiirtzit 66 Xiphias Dixoni Leidy . . 298 Zechsteinkalk , verkieselter, Seite. von Schwarzburg, Thürin- gen 370 Zinkblende von Bensberg 170 — von Musen ..... 170 Zinkit 68 Zinkoxyd 66 Druckfehler- Verzeichniss für Band XLI. S. 686 letzte Zeilen muss stehen 176 M. 90 Pf. statt 176 M. — Pf. S. 587 am Schluss : 3273 M. 22 Pf. statt 3237 M. 22 Pf. S. 591 Zeile: b. Kupfertafeln, Lithographien etc. = 2636 M. 16 Pf. statt 1636 M. 16 Pf. Für Band XLII. Zusatz zu S. 143 Z. 11 v. o. beweise" — könnten vielleicht An- hänger des unregelmässigen Geoids gegenüber denen des regelmässigen (Erd-) Ellipsoids sagen. Ein solcher S. 171, Z. 11 v. 0. lies: .,Vanuxem" statt Conrad. Taf. XXI, Figur 2 ist etwas verzeichnet; so gehört die Palpe auf die andere »Seite. S. 433, Z. 3 v. 0. lies: „De Koninck" statt De Koningk. S. 433, Z. 5 V. u. lies: „ „ S. 435, Z. 3 V. 0. lies: „ „ S. 436, Z. 5 V. u. lies: „ „ S. 437, Z. 17 V. 0. lies: „ „ S. 439, Z. 8 V. 0. lies: Dmck von J. F. Starclce in Berlin. Erklärnug- der Tafel I. Anarosaurus pumilio Dames aus dem Muschelkalk von Remkers- leben unweit Magdeburg, Platte und Gegenplatte in natürlicher Grösse. Das Original befindet sich in der Sammlung des geologisch-paläon- tologischen Instituts der Kg). Univorsitiit zu Göttingen. / "^IZ YORK. ■„--.,;.-.,-»'^^ v^ -'-' Sä„MeiJl'^'«J*ifeK I Erklärung der Tafel II. Figur 1. Sderorhynchus atavus Sm. Woodw. Das Rostrum mit den Zähnen der Säge und der vordere Theil des Schädels mit den Nasenkapsehi (Na). Obere Kreide von Sahel Alma, Libanon. In na- türlicher Grösse. (Copie nach Smith Woodward.) Figur 2. Pristiophorus cirratus IuATR. Schliff durch einen Zahn des Oberkiefers. Die Ebene des Schliffes geht durch die Höhen- und Längenaxe des Zahnes. Die Spitze ist nach unten gerichtet. Die Höhlung des Zahnkeimes ist schwarz gezeichnet. Bei a sieht man die Störung der Dentinröhrchen beim Eintritt in den Placoinschraelz. Figur 3. Querschnitt (durch Höhen- und Queraxe) durch einen Zahn derselben Art. Die Spitze ist nach unten gerichtet, a bedeutet die Aussenseite, c die Innenseite des Kiefers. Die Höhlung des Zahn- keimes ist schwarz gezeichnet; die Dentinröhrchen sind nicht wieder- gegeben. Figur 4. Längsschliff durch einen grossen und einen kleinen Rostralzahn derselben Art. Bei a sieht man die unteren Grenzen der mit Placoinschraelz bedeckten Krone, der darunter liegende Theil ist als Wurzel aufzufassen. Dieselbe wird von der inkrustirten Haut des Rostrums umschlossen, welche bei b im Querschnitt getroffen ist. Das Original zu Taf II, Fig. 1 befindet sich im British Museum (Nat. Hist.), die übrigen Präparate und Exemplare dieser und der übrigen Tafeln in meiner Privatsammlung. Zeitsclir. (l.DeutscK.g'eol.Ges.l890. Tafel n. O.J aekel del. Berliner lilhogr.lnstitut. - NEW YORK. Erklärung- der Tafel III. Figur 1. Pristiophorns suevicus n. sp. Rostralzahn im Längs- schliff. Vergrösserung 20 : ] . Miocäne Molasse von Baltringen in Ober- Schwaben. Figur 2. Dieselbe Art in fünffacher Vergrösserung. Fig. 2 a von oben, Fig. 2 b von vorn gesehen. Ebendaher. Figur 3. Pristiophvriis emifer Davis sp. Aus alttertiären Schichten von Neu-Seeland. Fig. 3 a von oben. Fig. 3 b von vorn gesehen in doppelter Grösse. Fig. 3 c die Wurzel von der Unterseite in 6facher Grösse. Figur 4. Dieselbe Art im Längsschliff 8mal vesgrössert, eben- daher. ZeitscKr. d-Deutsckaeolfres. 1890. Tafel ni. 1. k. A 39. « f] 0. Jaekel del. B erlmer lithogr. Ir stitut. Erklärung der Tafel IV. Figur 1. Fristiophorus suevicus n. sp. Das obere Ende des Mittelkanals mit den ausstrahlenden Dentinröhrchen aus dem Taf. III, Fig.] abgebildeten Präparat in ca. 200facher Vergrösserung. Miocäne Molasse von Baltringen in Ober-Schwaben. Figur 2. Scymnus triarnjulus Probst. Das obere Ende eines Unterieferzahnes im Längsschnitt bei circa öOfacher Vergrösserung. Miocäne Molasse von Baltringen in Ober- Schwaben. Bei beiden Bildern sieht man in gleicher Weise die Störungen und Ausbuchtungen der Dentinröhrchen bei ihrem Eintritt in den Placoinschmelz. Zeitschr. d.DeulscK.ceol.Ges. 1890. Tafel W. OJaekel del B erliner litKo^r InstttiLt Erkläriine: der Tafel V. Pfistiophorus suevicus n. sj). Ein Stück aus dem Taf. III, Fig. 1 abgebildeten Präparat in circa HoOtacher Vergrösserung. Links unten sieht man ein Stück des Mittelkanals (m), von welchem die Dentin- röhrchen (d) nach rechts oben ausgehen. Bei x und bei y finden abnorme (?) Anastomosen dieser Dentinröhrchen statt. Der Mittel- kanal und die unteren Theile der Dentinröhrchen sind von einer hell durchscheinenden Zone, den HAVERS'schen Lamellen, (z) umgeben. In der Höhe zwischen a — ^ a treten die Dentinröhrchen in den Placoin- schmelz ein und bilden gelbe Hohlräume (h). Die von ihnen ausge- henden feinsten Röhrchen (r) sind in Wirklichkeit noch feiner als sie hier wiedergegeben werden konnten. Bei o sieht man die Oberfläche des Rostral Zahnes. Die schwarzen unregelmässigen Gänge (f) sind die Bohrgänge von Fadenpilzen (MtjceUtes ossifnujas Roux). Zeitschr. iDeutscli-geol.Ges. 1890. r y y -X I ///:<^. Tafel V. O.Jaekel del Erklärung- der Tafel VI. Figur 1. Isoraph'tniu simplicissima n. sp. Fi = Episternum; cl = Claviculae; sc =: sog. Scapulae, richtiger Coracoidea ; s := Sternal- Pflaster. Beckengürtel: i = Uea; is = Ischia; p = Pubica. Extremitäten: h = Humerus; r.n. = Kadius und Tjlna; c = Carpalia; m = Metacarpalia; /" = Femur ; ti.fi. = Tibia und Fibula; t = Tarsalia; nit = Metatarsalia ; 2)h = Phalangen. Abdominalskelet: ah = abdominale Ossificationen. Bauchpanzor: .so = Schuppen; (/" = Fadenscliicht, — « = Notzschiclit, — .V = solide Schicht). Erklärung- der Tafel IX. Hylonomus Gelnitzl Cred. P'igur 1 und 2 in Sfacher Vergrösserung. Figur 8, 4, 5 und 6 in 'Jfacher Yorgi'össerung. Figur 7. Schuppen des Bauchpanzers in Tifacher Yergrutserung. Figur S. Runipfripiten mit ('ai)ituluni und Tuberruluni in .'ifacher Vergrösserung. Figur 9. Das Episternuni und das Sternalpflaster (.s) des in Fig. 6 dargestellten Exemplars in öfacher Vergrösserung. Figur 1(1. Partie dieses mosaikai'tigen Sternalpflasters in rifadur Vergrösserung. Figur 11. Becken, Hinterextremita ten und die ersten Ixrijiptfn Schwanzwirbel in 2facher Vergrösserung. Zeits Taf.IX. Li&, Anst.v, E. A.Fimke , Leipzig. ' XiMjstjii-. il.DeiitKdi.Hful.üfsellsi'li. I!i90. Taf.K, Hvldiiiiimis (ii'iiiitzi l'KKD. Erklärung der Tafel X. Figur 1 bis 7. Petrobates truncatus Cred. Fig. 1, 2, 3 und 6 in 2 maliger A^ergrösserung. Fig. 4. Längs gespaltene Caudalwirbel aus der Mitte des Schwanzes des in Fig. 2 dargestellten Exemplars. In den Wirbelhülsen der Theil eines Steinkernes der Chorda (cA), — das Neuralrohr durch einen Cylindev von Kalkspath (n) ausgefüllt. In lOmaliger Ver[:r. Fig. 5. Die 4 letzten überlieferten Schwanzwirbel des in Fig. 2 dargestellten Exemplars, davon 2 im Längs- bruch mit einem quer liegenden unteren Bogen (74), — 2 im Querbruche. In lOmaliger Vergrösserung. Fig. 7. Fünf Kumpfrippen des in Fig. 6 dargestellten Exem- plars nebst den unter ihnen liegenden abdominalen Ossi- ficationssträhnen. In lOmaliger Vei'grösserung. Figur 8 bis 10. Discosaurus permianus Cred. Fig. 8. Hintere Hälfte der rhachitomen Rurapfwirbelsäule nebst den proximal gegabelten Rippen, — das fast vollständige Becken, — mehr oder weniger vollständig erhaltene Scheibenschuppen des Bauchpanzers. In 8- maliger Vergrösserung. Fig. 'J. Gruppe von Scheibenschuppeu zwischen 2 Kippen. In 12 maliger Vergrösserung Fig. 10. Zwei Wirbel der in Fig. 8 dargestellten Eumj)!- wirbelsäule. In nmaliger Vergrösserung. Zeit s dir. Taf. X. Lith.Aiixt.Y 1. A.TuiiVe, leipriff. zcitsdir. a jtoiUsHi. j|Poi.(;p.spn.siii. i8»o. N>S Fuj.C. TicjS. \ ^fc^ '; J i ll.lmlm.|u.Ki;i/,i)lil. Fiif. 1-7. Pptrobati's Inim .-.Ins CliKD. Ki|. (1-10. Di.>cci)s:nil'us iicniliniuLS ('RED l.ilhj\iis1,v E X Fuiilc, Lciproj Erkläruiiß- dor Tafel XT. Disvo.sciu ru.'< /)(' r Uli (I II IIS CitED. l''igiir 1. Vnllstäiidifrcs Kx('iii|il;ir in 'iiiialijicr ^'^■l•gri)ssol■ullf;•. Figur 2. Vier Rippen der voidcrcii üuinpftiälfte desselben in ö faclier Yergrösserung-. Figur H. Die Rippen der hinteren Runipfliälfte, i)roxiinal in Ca- Itituluni und Tuberculum gegabelt, — die zugehörigen oberen Bogen mit vorderem und hinterem Gelenkfortsatz (>^ und zp) , sowie mit dem Processus spinosus, — unter dem ersten Bogen ein Pleurocentruni und ein Interoentrum. In öfaciier Vergrösserung. Figur 4. Scheibenschujjpen des Bauchpanzers (von der. Unterseite des Schwanzes) in l'2facher Vergrösserung. Figur 5. Zusammensetzung der die Reifen der Scheibenschuppen bildenden Theilstückchen ; /' = unterste, Fadenschicht, — n = mitt- lere, Netzschiclit, y = oberste, solide Kalklamelle. In etwa loo- fa eher Vergrösserung. Figur (i. AVeniger vollständiges Fxemjilar: Schädel, Wirbelsäule, Brustgürtel, rechte Vorderextremität, rechte Sacralrii)])(>. Nach Platte und (iegenplatte. Die 8 zart conturirten Wirbel der mittleren Rumpf- region nach den übrigen Wirbeln reconstruirt. In 2fachcr Vergrösserung. Figur 7. Die 2 letzten praesacralen Wirbel und eine Sacralrippe. Die beiden symmetrischen Hälften des oberen Bogens und des Pro- cessus spinosus sind gegen einander versclioben. Unter denselben die Pleurocmtiä und Inteicentra. In öfacher Vergnisserunff. Taf.Xl. ilM-lir. (1. 1)culsrl[.i)pul. Gi-sellsrli. 1800. i-.11.l'nvlnpi'».r.Kl«i>li Disi-osaiinis permianus ("RED. Erklärung der Tafel XII. Figur ]. Protosphyraena nitida CovE, 's,^. Fragment des Maxillare, zeigt den Ersatz der Zähne in abwechselnder Folge. Trego County, Kansas. Figur 2. Desgl. In einigen Alveolen sind bereits die jungen Ersatzzähue sichtbar. Ebendaher. Fig. 2 a. Eine vergrösserte Partie von Fig. 2, um die äussere Zähnchenreihe zu verdeutlichen. Figur 3. Frotnspliyraena nitida Cope sp. Nahezu comjjleter Schädel. Ebendaher. AO = Anteorbitale, CUi/ = Ceratohyale, n = Dentale, Eth = Ethmoidale, Fr — Frontale, GHij — Glossohyale, HHy — Hypohyale, L = Lacrymale, Mx = Maxillare, iV = Nasenöffnung, I'D = Praedentale, BBr =z Radii branchiostegi, SbO = Suborbitalia, Spl = Spleniale, UHi/ = Urohyale. Die Original -Exemplare zu sännutlichen Figuren betinden sich in der Sammlung des Verfassers. I ( Zeitschr d D Taf.Xn. -RBp. C .Krap f , Mimc}iea,lit!i C. Leykura,impr Zeilschr d Deutsch geol Gcs 189U Taf Xli . C Krapf,Mimchen,lith ti i K Erklärung der Tafel XIII. Figur 1. Protosphyraena nitida Cope sp. Derselbe Schädel wie Taf. XII, Fig. 3, von der anderen Seite gesehen. Ang = Angulare, Br — Kiemenbogen, D — Dentale, Eth — Ethmoidale, Eth. l. — Ethmoidale laterale, Fr = P'rontale, HM — Hyoniandibulare (oder Squamosum), L = Lacrymale, Mx = Maxillare, 0 -- Orbita, OjyO =i Opisthoticuni, Pa — Parietale, PB = Praedentale, PMx = Praemaxillare, Ps2}h = Praesphenoid, Pt = Pterygoid, Spl. j). = Spleniale posterius. Figur 2a. Desgl. Querschliff durch das Taf. XIV, ¥ig. 5 ab- gebildete Rostruni. Figur 2 b. Desgl. Stärker vergrössert. Zeitsclir.d.D Taf.Xni. C.K-ajf.MüaA C.IeyTcuKijimpr. Zeitschr d Deutsch geol Ges 1890 C Leyltum,ünpr Erkläiang- der Tafel XIV. Figur 1. Prutosphi/raena pcnetrans Cope sp. Rostrum. Trego County, Kansas. Fig. 1 a. Dasselbe Exemplar von der Unterseite gesehen. psplt = Parasphenoid, infr — Praefrontale, ro = Vonier. Figur 2. Protosphijruenn nitida Cope sp. Vorderes linkes Sple- niale. Figur 3. Desgl. Der abpräparirte vorderste Theil des linken Unterkieferastes des auf Taf. XII, Fig. 3 dargestellten Schädels, von innen gesehen, um die Grenze zwischen Spleniale und Dentale zu zeigen. d = Dentale, spl z=. Spleniale. Figur 4. Desgl. Querschnitt durch einen Fangzahn. Figur 5. Desgl. Fragment des zu dem Taf. XII, Fig. 3 abge- bildeten Schädel gehörigen Rostrum. Figur 6. Desgl. Isolirtes Praedentale. Figur 7. Desgl. Vertical schliff durch das Ektopterygoid. Die Original -Exemplare zu sämmtlichen Figuren befinden sich in der Sammlung des Verfassers. Zeitschr. d Deutsc Taf.Xir. C.Kmpf,MüTicKeii,lith.iil Zeitschp. d. Dßufsch. geol. Ges. Tafel XV. ^.SfxjgAel 3C. ^factf) Mx^. Zeit seh TafelXVL nMUaqs -j^|— :}-;2axL A ' 1 ! 1 ' 1 ' 89- /A ! 1 ! T^^1\T^ "H " 7^ j 1 " 1 i/\ A \' ' — 1 — 1 "^ ^ y ' ■V\ '^ )~ 1 \ i^"^ 1 i '/i \ v/ ' 4^^-i^" \y^ i~ \ j / 1 \ i j-^ i/v' ! ! \ y V "~r+~r ! 5x: \ \ j^/^ \ i -^^ y\ ' ■ r \ . -pr ' ^ ^-^ ! ' 1 V n j V ! 1 ! •f ! i 1 1 1 1 j 1 1 i ' 1 1 1 ' -. 1 j all i i -iapat] ^ \M\3m 38. 1 ^^^_^' Xl 1 1 i ^L_' I 1 J. 1 i -^^^1 "Tt -^ ^-J /--J j -^ — 1 — 1 — 1 1 i/ 1 "" 4-Y r Y ^ M^-*"^ ^ 1 1 — j — 1 ] 1 1 _[ 1 1 1 1 1 T^-p- ^ :i: X _^ 1 ir^M ' ■ i ^^.Tr. ■ i-'4ii t\i.\ 1 , i L _ 1 i j " ~1 ^ [-^^ i ! ! ! /v ' 1— ' -^ i 1 u — y ^^ ., u-^^'-^-l / r=^ fiXn yj / 1 i "1 — H ! "^ ' 1 ?i?. = |r In ati'MX ichr d Deutsch fieol Ges 1890 Erklärungr der Tafel XVII. Fio'ur 1. Opcrcidinu sp. Von Tab nordwestlicli 'Ainti'ib in Nord- Syrien. Figur 2 — 3. OperculauL sp. Oestlich 'Aintäb. Fig. 3, viermal vergrössert. Figur 4 — 6. Heterosteyina assiUnoides Bi,a.kck. Oestlich 'Aintäb. Fig. 4 b ein Theil von Fig. 4 a viermal vergrössert. Fig. 5 fünfmal vergrössest. Fig. 6 dreimal vergrössert. Figur 7 — 8. Heliastraea Lirnnimii Blanok. Nordwestl. 'Aintäb. Dünnsclüiif in natürl. Grösse. Fig. 7. Querschnitt. Fig. 8. Längsschnitt, drei Zellen (z) durchschneidend, ohne deren Axe zu berühren. Figur !). Solcna.stracd S}). Von 'Arablar nordwestlich 'Aintäb. Querschliff '/2 mal vergrössert. P'igur 10. Stylophora cf. Dameai Felix. Aus dem Hornstein im Süden von 'Aintäb. Fig. 10b, ein Theil vergrössert. Figur 11. Thracid Bellardi May. Tab nordwestlich 'Aintäb. Die Originale zu den Abbildungen der Tafel XYII — XIX befinden sich in der Privatsammluna- des Verfassers. Zeitschr. d. Deutsch, ^eol Ges. 1890. Taf.X\qi. (T-) .'(-f) )(f) itf-) Autor gez. M.Pütz lith. Druck v.A.Renaud Erklärung der Tafel XVIII. Figur 1. Echlnolampas aintnbensis Blanck. Bei 'Aintäb in Nord- Syrien. Fig. 1 a. Umrisslinie der 01)erseite. Fig. 1 b. Desgl. der Seitenansicht. P'igur 2. Edunolampas sp. alf. Siiessi Laube. Bei 'Aintäb. Fig. 2a. Oberseite. Fig. 2 b. Umrisslinie der Seitenansicht. Figur 3. Schizaster cf. rimosus Ag. A'on 'Aintäb. Fig. 3 a. Unterseite. Fig. 3b. U^mrisslinie der Seitenansicht. Figur 4. Schizaster sp. cf. foreatus Ad. Steinkern aus der Um- gegend von 'Aintäb. Fig. 4 a. Oberseite. Fig. 4 b. Umrisslinie der Seitenansicht. Figur 5. Schizaster? sp. Von 'Aintäb. P'ig. .öa. Oberseite^). Fig. 5 b. Umrisslinie der Seitenansicht. Figur 6. Ditremaster sp. Steinkern aus der Umgegend von 'Aintäb. Oberseite. ') Die Warzen sind bei diesem Seeigel in Wirklichkeit viel feiner und relativ zahlreicher, als es die Zeichnung Fig. .öa erkennen lässt, besonders zwischen den Ambnlacralfurchen, wo sie formlich punkt- förmig und dicht gedrängt erscheinen. Auch in Fig. 2 a müssteii die Warzen dem Original entsprechend noch ein wenig kleiner und zahlreicher sein. Zeitschr. il. Deutsch. ;^eoI.C7es. Zr.lschr rl DpMlsrl, -,.„l (,ps l«.t)0 Erklärung der Tafel XIX. Figur 1. Pecten Livoniani Blanck. Aus dem Boden der Stadt 'Aintäb in Nord -Syrien. Fig 1 a. Rechte Schale. Fig. 1 b. Linke Schale. Figur 2 — 8. Pecten (nunquepartitus Blanck. Von Tab im Nord- westen von 'Aintäb. Abgüsse von Abdrücken. Fig. 2a. Linke Schale, bei Fig. 2b vergrössert. Pig. 3. I^ragment eines grösseren Exemplars. Figur 4^7. Cardita amtabensis Blanck. Kieselkalk im Süden von 'Aintäb. Abgüsse von Schalenabdrücken. Fig. 5 — 7. Bruchstücke. Fig. 4') und 5. Rechte Schale. Fig. 6 und 7. P'ragmente der linken Schale. Figur 8 — 10. Crassatella comjiressa Lam. Kieselkalk südlich 'Aintäb. Abgüsse von Schalenabdrücken. Fig. 8. Rechte Schale. Fig. 9 — 10. Linke Schale, auf Fig. 10 zusammen mit Tur- ritella imhricaturia Lam. Figur 11. Cardium acutum Blanck. Ebendaher. Abgüsse von Schaleuabdrücken. Fig. IIa. Linke Schale, zerbrochen, in natürl. Grösse. Fig. IIb. Oberfläche derselben vergrössert. ^) In der Zeichnung P"ig. 4 ist der Hinterrand links oben etwas mehr hinaus gerückt zu denken, sodass die beiden obersten Rippen etwas länger erscheinen. Auch tritt die breite, tiefe Furche der Hin- terseite nicht genügend hervor. Die zwei noch darüber befindlichen hintersten Rippen liegen wie bei Fig. 5 dichter zusammen; die tiefere derselben ist hinaufzurücken. Die nächste darunter befindliche Rippe ist niedrig und schmal und schliesst sich enger an die folgende brei- tere, welche zum Hintereck verläuft. /pitsrhr, J Deutsch, urol Gcs l8f)0 TafXIX *it^faiS^j^_^;^^m^, Hl^^C'^ Erklärung- der Tafel XX. Figur 1. Linko Hälfte äer Schädeldecke von Capitosaurtis Sile- siaeus Kiinisch im Abdruck. ' '2 natürliche Grösse. Fundort Go- golin. Figur 2. Stück der Schädeldecke von der Unterseite in natür- licher Grösse. Zeitschr. d. Deutsch. §eol.Ges 1890 . Taf.XX. Äfe- Ju Pr.r. X S.Temp \ ^ Pt Ort / ^" - / --^.„^ / Sq. A jptF,. '' -J *^-...| \ ^>-' E-Ohmann qez. u.lita. Druck V A.Renand . Erklärung- der Tafel XXI. Foramiiiiferen aus dem Pliocän von Garrucha (Süd-Spanien). Figur 1. 3Iariiimtlin(i PecJceti, Scnv.O'DT. Blaue Mergel. 2,3 mm. Figur 2. Maryimilina Pecketi ticnROBT. \a,v. spinosan.xav. Blaue Mergel. 2,8 mm. Figur 8a, b. MaryinuUna acuminata Schrodt. Gelbe Mergel. 0,4 mm. Figur 4a, b, c. Mar<ßtmUn'elnnii\Fuss der nördlirtien Oaläla. lOule der Cai-bomvaioi im Uadial Arabah G SelmTinl'iii-lli vi. WyUvei- iU.sstal- 1;:.0II00 Sun> i\ ^ V . l' '■ Erklärung der Tafel XXIT. Sämmtliche Figuren sind in natürlicher Grösse. Figur 1. Kalkstückchen durch Sanclgebl äse corrodirt, wobei das Armgerüst einer eingeschlossenen Spirigera entblösst wurde. Figur 2. Spirigera ambigua Sow., flache Form. a. von oben, b. von der Seite, c. von unten. Figur 3. Wirbel von Mycdina depvessa de Kon. , von innen. Rechte Schale von innen. Figur 4. Spirigera ambigua, gewölbte Form. a. von oben, b. von dejp Seite, c. von unten. Figur 5. Spirigera ambigua, langschnabelige Form. a. von oben, b. von der Seite, c. von unten. Figur 6. Wirbel xon Myalina depressa. Linke Schale von innen. Figur 7. Dielasma Imstatum Sow., schlanke Form. a. von oben, b. von der Seite, c. von unten. P'igur 8. Dielasma hastatnm , bauchige Form. Der Wirbel ist punktirt ergänzt. Figur 9. BhyncJionella pleurodon Phjll. a. von oben, b. von der Seite, c. von unten, d. ein zusammengedrücktes Exemplar aus den Bryozoen- Mergeln. Figur 10. Dielasma hastatum. a. von unten, b. von der Seite, c. von unten. Figur 11. Aviculopocteii aegypiticus n. sp. Die Ohren sind zum Theil abgebrochen. Zel^schl■ fl. Deulsch. geol. Ges. ]8!K) 1 Taf.XXlV. E Oamann ß,ez xi.hlh. Druck Y- Ä.Rer.aud. Erklärung: der Tafel XXV. Sämmtliche Figuren sind in natürlicher Grösse. P'igur ]. Strcptoiiiynchufi crenistriaPHUjh., grosse Form. a. von oben, 1) von unten. Figur 2 und 5. Stycptorhynclius creni-atria , kleine Form. Fig. 2 von oben, Fig. 5 von unten. Figur 3. Spirifer conf. lineatus Martin. Figur 4. Nuculana leioi-hynchus M' CoY. a. von aussen, b. von innen. Figur 6 nnd 8. Asseln von Ärchaeocidaris sp. Figur 7. Spirifer striatus Martin. Figur 9. Spirifer sp. (striatus var. multicostatus? Toula). Figur 10. Spirifer convolutus Phill. Figur 11 und 13. Zwei Bruchstücke eines Kelches von cf. Za- phrent'is Guerangeri M. E. u. H. Fig. 11 von oben, Fig. 18 von der Seite. Figur 12. Stachelkopf eines Echinidenstachels. Figur 14. Mehrere zusammenhängende Asseln mit Stachelwarzen von Ärchaeocidaris (?). ;^imIscIu- d Deulsrh ijtMil Os If!!)l1 l'iillXXV W Piiiz geE.u lith Drucl; v: A.Renaui. Erklärung der Tafel XXTI. Sämmtliche Figuren sind in natürlicher Grösse. Figur 1. Saguinulites variabilis M'Coy. , grosser, etv.-as abge- riebener Steinkern von der linken Seite. Figur 2. Smjiiimdites variabilis M' Cor., kleinere Form von oben. Figur 4. Edinondia ohlonga M" CoY. Steinkern von der linken Seite. Figur 3 und 7. Edmondia sp. Fig. 7 a von aussen, Fig. 7 b von innen, Fig. 3 das Schloss vergrössert. Figur 5 und G. Fioductus cf. longispinus de KoN. Figur 8, 9, lU. Schalen- und Stachelfragniente von Productus simireticulatus Martin. Figur 11. Frodv.ctiis setnireiicukitii.s Martin. a. Ansicht der grossen Schale, b. Ansicht der kleinen Schale und des Schlossrandes. Zoitscln- (1. Deutsch. üeol.Ges. l.'WO Taf.XXAl. Druck v.A.Renaud Erklärung- der Tafel XXVII. Sämmtliche Figuren sind in natürlicher Grösse. Figur 1, 2, 3, 5, 6, 7, 11, 12, 13. Stielglieder von Crinoiden. Figur 4. Kalkplatte mit einem Schalenfragraent von Strexdo- rhynchiis, einem runden und 3 fünfkantigen Stielgliedern von Crinoiden und einigen Fragmenten des Armes und der Pinnulae einer solchen. Figur 8, 9. Pleurotomaria sp. Figur 10. Kelchplatte einer Crinoide. Figur 14. Macrochllina conf. conspicua de Kon. Figur 15. Fistulix>(yra sp. Figur 16. Bellerophon conf. tenuifascia de Kon. Figur 17. Bellerophon carinatus?. Figur 18. Platyceras sp. Figur 19. Bellerophon Antonii n. sp. Figur 20. Bellerophon carinatus n. sp. Figur 21. Macrochilina aperta n. sp. Figur 22. Naticopsis desertwum u. sp. Figur 23. Bellerophon äff. cfOrUgnü Portlock. Figur 24. Stacliella striata n. sp. Zeitschr. d. Deutsch. geol.Ges.IS9ü, TafXXVU. jhmarni gez.u lith. Druck vA.Renaud. Erklärung der Tafel XXVni. Sämmtliche Figuren ungefähr 15 mal vergrössert. Figur 1, 2. Fenestella cnrhmta M' CoY. Fig. 1 von oben. Fig. 2 von unten. Figur 3. Fenestella conf. iiiidtipora M' Coy. Figur 4. Polypwa sp. Figur 5. Gonioeladia sp. Zpitschr 'i Dcnisrh 'jeiil lii's ;;!')() TafXXVUI Erklärniig- der Tafel XXIX. Die Photographie ist von der Thalsohle aufgenommen; die Contact- stelle liegt ungefähr 2üO m oberhalb des tiefsten hier wiedergegebenen Punktes. Yergl. p. 468. äitschrift d. DeutscLqeoI Ges. 1890. ■ •. f- ., • . - .».\>^ '■»!,. .-^ .- Ä ^^noioqravu'e $ch Süd. I EruptiDgesteinz . les UadL eZ Urabah bei, I ■l. 'Jm dunkeL an da> Kruste., mi TmUffiuv etc- =ZocaZitat 1885. J iten, ToechselncL, z. T7i. ooUer B Volk rmtI^octuctU8,Spiri/er eU •jeirv KalAstein. mii Sandstein, z i und. g rossen EdmnTuiiin. icoladen/hrhiffa-' Jiiiule . -gel. Hostel S^Antoiüua öS'y. nörcIIidicnGaJ al .1 Ideales Profil durch das Uadi erArabah von Nord nach Süd. l.iulijt-n AbiilsstabllüODOO. Höhe: L.-Ü1ÖC 10:1. Plateau (W siitllidu'n Gal.ila Schichtmaiinmu in ilo' Xord-Sud-Unif t dfT- ohrrsirn Kantf drr S'trtfmanil dn SudahfhiLs iler nördhcfun Gaiäla bis ■ 7tr/r tits Rt'rUiSala un l'adi rl 'Ar^ih.ifi hei drr Rjmuiruhuuf non Ilodei hanuil IrHior de.* ^jpa/\jiui ' ■ins 'lortiäAUn '} ' htm cfc^ ^rrm u u/iUrm Sfnonirn- ClOKf, Kontf tha .SOiia^sfuritJt dfs f'/nfr '^Abxturre uml SJiuUhaLifn drt . • " AtTihfeiiteii Ah.-,ttint drr uiiia-eji " .frhuUhaldm dit ithrr tim urtAlfJ • (^Ut Don Abu el Af^ad " thiinifier Knik oJrr- Och'Jfnr/^el mit StwdsOviMAichun., Ammomtm mthalttnd, untrnti Htnniurn " nifA/YJf Siu/en StnJit&jtur'X« oait rctfdifAfm^ Aviisc^ai Sandstnn. ' Sdfithtnnt Ai>h/trA/nar%r/i fäf/rtUwlx^n t>on j\muainaryliin füvt^ SehtnkJ KpAlaJudÄ ' '^ färte^' S'a/id.dn/t and^ OlteHlätitf sffu- ^r/tma/-/. msi Ma-gdn u z Th mit Spirüferv. .\dir fi4if/ii l'liiiiffratur fiafJtKtnnSeAtrM f Vff/fT'O-mo'n^njilulr , Pr-odutiti^. t opiruferiL \ A 2? j? B. «•!• C. /? 3V 3^ D. ■^m •i^ .i!- 5-r ■wr Si/ucfttm auf dan Grtmdt des Cadi cl \Arahak bei. dSy Euunu/iiitutij des Rod ei ktunai iester Sandxttm inHst in Plattm.sthf* // 2. i; liaas(M,lH. Erklärung der Tafel XXXII. P'igur 1 — 3. Sequoia ßeichenbachl Gein. sp. ' Jüngere Zweige. Figur 4. Desgl. Aelterer Zweig. Figur 5. Desgl. Fragment eines Zapfens. Figur 6. Desgl. Aelterer Zweig. Figur 7. Carpolithes- Itemlociims Schloth. Zapfen, vielleicht zu Sequoia gehörig. Figur 8. Sequoia Utichenhachi . Radialschliff. Fig. 1 — 3, 5, 6, 8. Yerkieselt in den Sandsteinknollen des Aachener Sandes. Altenberg und Salvatorberg. Ftg. 4 u. 7. In Eisenoxyd versteinert. Sande des Aache- ner Waldes Zeitschrift d. Deutsch ^eol.Ges.l83ö 3.W.- cMu Sanac- ci.e X. Äiffailft. -{i'tli. Erklärung der Tafel XXXIII. Figur 1 und 3. Cunninghamitcs squamosus Heer. Jüngere und ältere Zweige. Thone des Aachener Sandes. Spitalgarten (Win- gertsbei-g). Figur 2. Desgl. Aelterer blattloser Zweig. Nach einem Gyps- modell. Aachener Sand. Figur 4. Moricmüa cydotoxon Deb. u. Ettingh. Thon. Thurm- sti'asse in Aachen. Figur ä, 7, S. Dryophyllum cretaceum Debey. Sandsteine am Wege nach Gemnienich. Figur 6. Desgl. Altenberg. Zeitschrift d. Deutschte ^1 2\ ^ :i -Ml ^k. t aviaC' dC't Tafel XXXll! ;k 4y Erklärung der Tafel XXXIV. Figur 1 und 2. Myricophyllum asplenioides hx^a^^. Thon. Win- gertsberg. Figur 3. Myricophyllum haldemianum Hos. u. v. d. Mark sp. Sandstein am Wege nach (xonimenich. Figur 4. Lcmrophyllum (uiuisgrmiense Lajvjge. Ebendaher. Figur 5. Ficus gracilis Hos. Ebendaher. Figur 6. Dewalquea aqnisgranensts Sap. et Mar. Thon. Sand- grube vor dem Königsthor. Figur 7. Dosgl. Spitalgarten. Figur 8. Jbewalquea im'ujnis Hos. u. v. u. Mark. Sandstein, am Wege nach Gemmenich. Figur 9. Phyllites siniiatus Lange. Thon. Spitalgarten. Figur 10. Phyllites sp. Ebendaher. Zeitschrift d, Deutsch ^eol, Ges. 1890. Tafel XXXIV, Mi. i^aiiac iLe-C-. cCSivf^tri Ml. Erkläruugr der Tafel XXXY. Figur 1. Lucina (Jayonia) flahellifera ii. sp. Rechte Schale. Fig. ] a. Desgl. Linke Schale. Figui' 2. Pectuncnkis insiolitu.s Mayer. Linke Schale. Fig. 2 a. Desgl. Schloss derselben Schale. Figur 3. Sphenotrochus pharetru n. sp. 5mal vergr. Fig. 3 a. Desgl. Querschnitt. Figur 4 u. 4a. Trodtocyathufi cucuUiformis n. sp. Nat. Gr. Figur 5. Ostrea Chili n. sp. Linke Schale. Fig. .5 a. Desgl., von aussen. Zfilsi-hr. d.l)LMifscli.'ifol.Gt's.l8'.)0. TafXXXV .Ml. Lilh Anst .V.B.Keller i. München Erklärung der Tafel XXXVI. Figur 1. Diodon sigma Martin, von hinten. Fig. la. Desgl., von der Seite. Figur 2. Chenolohia hemisphaerica n. sp., von innen. Fig. 2 a von aussen. Fig. 2 b von der Seite. Figur 3 u. 3a. Trivia canariensis n. sp., vergrössert. Figur 4 u. 4 a. Peristernia atlantica n. sp. Figur 5 u. 5a. Marginella angusiiforis n. sp., vergrössert. Figur 6. Rothpletzia rudista nov. gen. et nov. sp. auf einem Litho- thamnium - Knollen festgewachsen. Fig. 6 a von der Seite. Fig. 6 b mit aufsitzendem Operculum. Fig. 6 c dasselbe von oben. Fig. 6d medianer Längsschnitt des Gehäuses mit den Septen. Figur 7 u. 7a. Olivella Chili n. sp., vergr. Zeitsclir. d.Btnitsch.'^eol. (H's. 18'.)l.l Tar.XXXYl. 8>. sa A. -BiT};ra£iiei qez.Li.litli. lith. Aiisi y.b^Reilor i. Muiuhe:\- Erkläruu^ der Tafel XXXVII. Figur 1. Oracanthus BochitineHsis Jkl. in -3 natürl. Grösse. Figur 2. Derselbe im Querschnitt bei n der vorigen Figur. Figur 8. Derselbe im Querschnitt bei in der Fig. 1. Figur 4. Derselbe im Querschnitt am oberen distalen Ende. Figur 5. Eine Partie aus dem Querschnitt oberhalb Fig. 4 in circa öOfacher Yergrösserung. a grössere Gefässkanäle. b deren Ausläufer mit zahlreichen Dentinröhrchen. c fremde , stark gefärbte Substanzen , wahrscheinlich Eisensalze. Zeitschr. d Deutsch. geol. (res. 1890. r;u;xx\vii. Pw I. U cv (l.lackel dcl Berliiier hthosr. Insutut . Erklärung der Tafel XXXVIII. Der Hausstock bei Elm. Stark gefalteter eocäiier Flysch mit Numniulitenbänken , über- schoben von Lochseitenkalk (durch eine Bergcoulisse unterbrochen) und Verrucano. UJ Li UJ Z-MisrhiMl riHil.srkgeol.Ges. 1890, Tai . ÄAXVUi. F. Frech phot. Phnfogrmiire d. HcpmrliieUon", ßerlin. Erklärung der Tafel XXXIX. Das Kalkstöckli zwischen Elm und Linththal. Stark gefalteter eocäner Plysch mit Nummulitenbänken,, über- schoben von dem in seiner Mächtigkeit wechselnden jurassischen Lochseitenkalk und Yerrucano. »r LL.fiurf-iivaurnon, nrrlin Zeitschr. d.JJeutsch geoi. lies. 1Ö9U. Tai; XXXIX. F Frrrh vIipI Fhotograväre d. ,Reprndurtton ''Berltn . Erkläruug der Tafel XL. Der Gläinich von Osten. Das Gehänge westlich des Linth - Thaies besteht zuunterst aus Eocän; im Hangenden folgt der überschobene Verrucano, Lias, Dogger (Eisenoolith am Ober-Bleggisee) und der Hochgebirgskalk des Malm. Der Abhang im Gebiete der Schneefelder besteht aus den durch hori- zontale Faltung wiederholten Schichten der unteren Kreide. ! Zeitschr d.Deutsch.geol.Ges. 1890. Taf. XL Frerh pkot. Photogravüre d.„Beproduciion",Jierlm . /^ '^"'central PARK/^\ V ',. NEW YORK. ^^.Jt Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. -S^i* XLH. Band. l Heft. Januar, Februar und März 1890. (Hierzu Tafel I— V.) Berlin, 1890. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). W. Behrcnstrasse 17. XJie Herren Mitglieder werden gebeten, bei Zusen- dungen an die Deutsche geologische Gesellschaft folgende Adressen benutzen zu wollen: 1. für Manuscripte zum Abdruck in der Zeitschrift und darauf bezügliche Correspoudenz : Herrn Dr. C. A. Tenne, Berlin N., Invaiiden- strasse 43, königl. Museum für Naturkunde; 2. für sämmtliche, die Bibliothek betreffenden Angele- genheiten, namentlich auch Einsendungen an dieselbe : Herrn Dr. Th. Ebert, Berlin N., Invalidenstrasse 44, königl. geologische Landesanstalt; 3. für die übrige geschäftliche Correspoudenz (Anmel- dung neuer Mitglieder, Wohnortsveränderimgen, Aus- trittserklärungen, Reclamationen nicht eingegangener Hefte etc. etc.): Herrn Professor Dr. W. Dames, Berlin N., Inva- lidenstrasse 43, königl. Museum für Naturkunde. Der Vorstand. InhaEt des I. Heftes. A. Aufsätze. Seite. 1. Beiträge zur Kenntniss der Trachjt- und Basaltgesteine der hohen Eifel. Von Herrn Karl Vogelsang in Bonn ... 1 2. Ueber Dislokationen auf Rügen. Von Herrn A. von Koenen in Göttingen 58 3. Ueber morphotropische Beziehungen z-«ischen anorganischen Sauerstoff- und Schwefelverbindungen. Von Herrn F. Rinne in Berlin 63 4. Anarosnurus immilio nov. gen. nov. sp. Von Herrn W. Dames in Berlin. (Hierzu Tafel I.) 74 5. Ueber die systematische Stellung nnd über fossile Reste der Gattung Pristioplionis. Von Herrn Otto Jaekel in Berlin. (Hierzu Tafel H— V.) • 86 6. Ueber das Alter einiger Theile der (südamerikanischen) Anden. HI. (Schluss). Von Herrn Carl Ochsenius in Marburg . 121 7. Ueber die Altersfolge der Sedimentformationen in Griechen- land. \o\-\ Herrn Alfred Philippson in Berlin .... 150 B. Briefliche Mittheilungen der Herren Sapper, Baltzer und Naumann ; 160 C. Verhandlungen der Gresellschaft. 1. Protokoll der Sitzung vom 8. Januar 1890 170 2. Protokoll der Sitzung vom 6. Februar 1890 171 3. Protokoll der Sitzung vom 6. März 1890 174 Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Die Autoren erhalten 50 Separatabzüge gratis; eine grössere Zahl nach AVunsch gegen Erstattiing der Herstellimgskosten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhand- lung (W. Behrenstrasse 17) einzureichen. Die Herren Mitglieder wer- den ersucht, diese Einzahlung nicht auf buchhändlerischem Wege, sondern durch directe Uebersendung an die Bessersche Buchhandlung zu bevirken. Dt.C 8 iB-'' Zeitschrift der Deiitsclieii Aeolo^ischen Gesellschaft. ^^xj3.yj^ XLII. Band. 2. Heft. April, Mai und Juni 1890. (Hierzu Tafel VI— XIX.) Berlin, 1890. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). W. Behrenstrasse 17. JLlie Herren Mitglieder werden gebeten, bei Zusen- dungen an die Deutsche geologische Gesellschaft folgende Adressen benutzen zu wollen: 1. für Manuscripte zum Abdruck in der Zeitschrift und darauf bezügliche Correspondenz : Herrn Dr. C. A. Tenne, Berlin N., Invaliden- strasse 43, königi. Museum für Naturkunde; 2. für sänuntliche. die Bibliothek betreifenden Angele- genheiten, namentlich auch Eüisendungen an dieselbe : Herrn Dr. Th. Ebert, Berlin N., invalidenstrasse 44, königi. geologische Landesanstalt; 3. für die übrige geschäftliche Correspondenz (Anmel- dung neuer Mitglieder, Wonnorts Veränderungen, Aus- trittserklärimgen, Reclamationen nicht eingegangener Hefte etc. etc.): Herrn Professor Dr. W. Dames, Berlin N., Inva- lidenstrasse 43, königi. Museum für Naturkunde. Der Vorstand. Inhalt des II. Heftes. A. Aufsätze. Seite. 1. Die phonolithischen Gesteine des Laacliersee-Gebiets und der Hohen Eifel, Von Herrn A. Martin in Bonn 181 2. Ueber einige Spongien aus dem Cuvieri-Pläner von Paderborn. Von Herrn Philipp Pocta in Prag. (Hierzu Tafel VI— "S^H.) 217 3. Zur Kenntniss des Gangsystems des Auerberges im Harze und der Füllung desselben. Von Herrn Ferdinand Hornung in Berlin 233 4. Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rothliegenden des Plauen'schen Grundes bei Dresden. IX. Von Herrn Her- mann Credner in Leipzig. (Hierzu Tafel IX — XI.) . . . 240 5. Beiträge zur Kenntniss der Gattung Protosphyraena Leidy. Von Herrn Johannes Felix in Leipzig. (Hierzu Tafel XII bis Xiy.) 278 6. Ueber Schwankungen in der Intensität der Erdanziehung. Von Herrn F. W. Pfaff in Erlangen. (Hierzu Tafel XV u. XVI.) 308 7. Das Eocän in Syrien, mit besonderer Berüksichtigung Nord- Syriens. Von Herrn Max Blanckenhorn in Cassel. (Hierzu Tafel XVII— XIX.) 318 B. Briefliche Mittheilung des Herrn Ferd. Rcemer 360 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Sitzung vom 2. April 1890 364 2. Protokoll der Sitzung vom 7. Mai 1890 369 3. Protokoll der Sitzung vom 4. Juni 1890 372 Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Die Autoren erhalten 50 Separatabzüge gratis ; eine grössere Zahl nach Wunsch gegen Erstattung der Herstellungskosten. Die Beiträge sind pränuinerando an die Besser sehe Buchhand- lung (W. Behrenstrasse 17) einzureichen. Die Herren Mitglieder wer- den ersucht, diese Einzahlung durch directe Uebersendung an die Bessersche Buchhandlung zu bewirken. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. ö^^-^^'& — ^f^»!^ XLII. Band. 3. Heft. Juli, August und September 1890. (Hierzu Tafel XX— XXIX.) Berlin, 1890. Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). W. Behrenetrasße 17. X-)ie Herren Mitglieder werden gebeten, bei Zusen- dungen an die Deutsche geologische Gesellschaft folgende Adressen benutzen zu wollen: 1. für Manuscripte zum Abdruck in der Zeitschrift und darauf bezügliche Correspondenz : Herrn Dr. C. A. Tenne, Berlin N., Invaliden- strasse 43, königi. fVSuseum für Naturkunde; 2. für sämmtliche . die Bibliothek betreffenden Angele- genheiten, namentlich auch Einsendungen an dieselbe : Herrn Dr. Th. Ebert, Berlin N., Invalidenstrasse 44, königi. geologische Landesanstait; 3. für die übrige geschäftliche Correspondenz (Anmel- dung neuer Mitglieder, Wohnortsveränderungen, Aus- trittserklärungen, Reclamationen nicht eingegangener Hefte etc. etc.): Herrn Professor Dr. W. Dames, Berlin N., Inva- lidenstrasse 43, königi. Museum für Naturkunde. Der Vorstand. Inhalt des III. Heftes. A. Aufsätze. Seite. 1. Labyrinthodonten-Reste des oberschlesischen Muschelkalkes. Von Herrn Hermann Kunisch in Breslau. (Hierzu Tafel XX.) 377 2. Beiträge zur Kenntniss der Pliocänfauna Süd-Spaniens. Von Herrn F. Schrodt in Heidelberg. (Hierzu Tafel XXI u. XXII.) 386 3. lieber eine Kohlenkalk -Fauna aus der ägyptisch-arabischen Wüste. Von Herrn Johannes Walther in Jena. (Hierzu Tafel XXIII— XXVm.) 419 4. Geologische und petro graphische Studien am Monte Aviölo im italienischen Antheil der Adamellogruppe. Von Herrn Wilhelm Salomon in Leipzig. (Hierzu Tafel XXIX.) . . 450 5. Ueber den oberen Gault mit Belemnites minimus bei Glies- marode unweit Braunschweig. Von Herrn A. von Strombeck in Braunschweig 557 B. Briefliche Mittheilungen der Herren H. Trautschold, F J. P. van Kalker und G. Berendt 575 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Sitzung vom 2. Juli 1890 588 2. Sieben und dreissigste Versammlung der Deutschen geolo- gischen Gesellschaft zu Freiburg i. Breisgau 593 Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Die Autoren von Aufsätzen und brieflichen Mittheilungen erhalten 50 Separatabzüge gratis; eine grössere Zahl oder auch solche von Protokollnotizen nach Wunsch gegen Erstattung der Herstellungs- kosten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhand- lung (W. Behrenstrasse 17) einzureichen. Die Herren Mitglieder wer- den ersucht, diese Einzahlung durch directe Uebersendung an die Bessersche Buchhandlung zu bewirken. der Deutschen seolo.uischen Gesellschaft. ^KjyjJLKJ^ — *l^l^- XLII. Band. 4. Heft. October, November und December 1890. (Hierzu Tafel XXX— XXXX.) Berlin, 1891. Bei "Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). W. BehrenstraRse 17. Jjie Herren Mitglieder werden gebeten, bei Zusen- dungen an die Deutsche geologische Gesellschaft folgende Adressen benutzen zu wollen: 1. für Manuscripte zum Abdi-uck in der Zeitschrift und darauf bezügliche Correspondenz : Herrn Dr. C. A. Tenne, Berlin N., Invaiiden- strasse 43, königl. Museum für Naturkunde; 2. füi' sämmtliche. die Bibliothek betreffenden Angele- genheiten, namentlich auch Einsendimgen an dieselbe : Herrn Dr. Th. Ebert, Berlin N., Invalidenstrasse 44, königi. geologische Landesanstalt; 3. für die übrige geschäftliche Correspondenz (Anmel- dung neuer Mitglieder, Wohnortsveränderungen, Aus- trittserklärungen, Reclamationen nicht eingegangener Hefte etc. etc.): Herrn Professor Dr. W. Dames, Berlin N., Inva- lidenstrasse 43, königi. Museum für Naturkunde. Der Vorstand. Enhait des IV. Heftes. A. Aufsätze. Seite. 1. Beiträge zur Kemitniss der fossilen Arachuiden. Von Herrn Erich Haase in Königsberg i.Pr. (Hierzu Tafel XXXu.XXXI.) 631 2. Beiträge zur Kenntniss der Flora des Aachener Sandes. Von Herrn Theodor Lange in Leipzig. (Hierzu Tafel XXXH bis XXXIV.) 658 3. Die marinen Ablagerungen auf Gran Canaria. Von Herren A. RoTPHLETz und V. Simokelx,! in München. (Hierzu Tafel XXV und XXXVL) 677 4. Zur mikrochemischen Untersuchung einiger Minerale. Von Hen-n J. Lemberg in Dorpat / . 737 5. OracantMis Bockumensis n. sp. des deutschen Kohlengebirges. Von Herrn Otto Jaekel in Berlin. (Hierzu Tafel XXXVII.) 753 B. Briefliche Mittheilungen der Hen-en Siemiradski, Paul Oppenheim, Steinmann, W. MÜLLER und Otto Jaekel 756 C. Verhandlungen der Gesellschaft. 1. Protokoll der Sitzung vom 5. November 1890 775 2. ProtekoU der Sitzung vom 3. December 1890 793 3. Protokoll einer gemeinsamen Begehung des Gebietes der Glar- . ner Doppelfalte unter der Leitung von Hei'rn A. Heim am 14., 15. und 16. August 1890 im Anschluss an die Versamm- lung der Deutschen geologischen Gesellschaft zu Freiburg i. Breisgau. (Hierzu Tafel XXXVHI bis XXXX.) .... 797 Die Autoren sind aflein verantwortlich für den Inhalt ihrer Abhandlungen. Die Autoren von Aufsätzen und brieflichen Mittheilungen erhalten 50 Separatabzüge gratis; eine grössere Zahl oder auch solche von Protokollnotizen nach Wunsch gegen Erstattung der Herstellungs- kosten. Die Beiträge sind pränumerando an die Bessersche Buchhand- lung (W. Behrenstrasse 17) einzureichen. Die Herren Mitglieder wer- den ersucht, diese Einzahlung durch direete üebersendung an die Besserselle Buchhandlung zu be-s\1rken. ( 1 1 j^ Ö n r o l n Du oo a ö t?J v£> • -P- O -r H ro (D THE "J^ BOUND TO '1-.. JAN. 65 '^^ N- MANCHESTER,